— EZ 8 A 2* F—— RK —* Yale ERBE & [#2] (0) 14 = oO %) [27 (©) ku ANZ =) O5 = 5 = r = X a (&) 6) u — THE AMERICAN MUSEUM NATURAL HISTORY a * TE * RE ee BT a Be nn ene Hotisen \ > — * ER Jojo — ER (en b —* — a $ j RR a, Kar} — TEN R ** m N HR, ET AU t Gebiete der Ylatur- und Geilkinde, R — & gefammelt und mitgetheitt, * von | ® Ludwig Friedrich v. Sroriep, des Ordens der Mirtembergifchen Krone und des Großherjogl. ©. Weimar. Falken Ordens Ritter, ET Y .Bociete d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturförfchenden Gefellfhaft zu Leipzig, der Senten- > bergifchen naturforſchenden Geſellſchaft zu Frankfurt am Main, der Societas physieo - medica zu Braunfdiweig, der Medical Society zu — zhia, des Wotheker-Vereins das noͤrdliche Deutſchland, des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins ‚für Blumiftit und Gartenbau in Weimar, der Geſellſchaft zur Beförderung der — Naturwiſſenſchaften in Marburg, der Schleſiſchen Geſcuſchaft für vaterländifche Gultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica Berolinensis, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Halle, des. Kunft = und Handwerkevereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zut Neapel, der naturforfchenben Geſellſchaft des Dfterlandes, der Gefellfchaft für Natur⸗ und Seifpirfenfchaft zu Heidelberg, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stodholm, ber medicinifhen Kacultät der K. U. Univerfität Pefth, ber Reformed Medical Society of the United States of America zu New- York, der Academie "Royale de Medecine. zu Paris, ber Gefellfchaft des vaterländifhen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societ& d’Agriculture. de Valachie zu Buchareft, der ‚mebdicinifchen Geſellſchaft au Warfchau, bes Vereins Großherzogl, Badiſcher Medicinal: Beamten für bie ung der Staats Arzneitunde,. der Kaiferl. Köntal. Befellfhaft.der Aerzte in Wien und. des naturwiſſenſchaftlichen Vereines des DR pe Mchiue und Ehrenmitgliches ———— und 5 Dr. Robert Sroriep, ; TE Bi a Koͤnigl. Preußiſchem Medicinalrathe und Mitgkiede der wiffenfchaftlichen Deputation für das Medieinalmefen im Minifterium der Geiſtlichen ⸗ I De ; ; Untertihfs = und. Medicinal Angelegenheiten; Y a feffor an der Friedrich - Wilhelms + Univerfität, Proſector an, der Charite -Heilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Kuͤgſte N liede der Königl, Ober» Eraminations+Commifjton, practiſchem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Corrifpondenten der "Königlichen Academie gemeinnüsiger Wiffenfchaften zu Erfurt, der Academie royale de Medeeine zu Paris, der Hufelandifdyen medienifdh- teurgifchen Gefellfchaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Geſellſchaft für Natuns und Heilfunde zu Berlin, der Gefelfchaft ENG für Erdkunde zu Berlin, ber Svenska "Läkare-Sällskapet zu Stodholm, der Societas plıysico-medica zu Moskau, der Kr J — = der Aerzte in Wien, des. Arztlichen Vereins zu Hamburg und der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu Sal, eu: rleans; Ehren: Mitgliebe des Vereins Großherzogl. Babifcher Medicinal-Bramten, für die Beförderung der Staats» Arzneitunde, " N des Apotheker⸗ Vereins im nördlichen Deutſchland und bes naturwiffenfihaftlichen Vereines des Hatzes. Sn Vierundswanzigfter Band, zwei und zwanzig Stüde (Nro. 507 bie 528), eine Zafel Abbildungen in Quarto, Umfchlag und N Regiſter enthaltend. Ä Dctober vis December 1842, * — — ern - runs en — er en nn — —— Im Verlage des Landes : Inbufttie » Gomptoirs zu Weimar. * EB 2, RR x nein Unter dem Titel „Neue Notizen aus dem. Gebiete der Natur: und Heilkunde” Laffen die . Henmägeber, — melde durch Neigung und Berhöltniffe ziemlich früh. von dem benachrichtigt find, was die Yufmerkfamkeit Sn % eins Freundes der Wiſſenſchaften uͤberhaupt und der Natur: und Heilkunde in’sbefondere verdienen möchte, — von Zeit * Zeit einige Bogen drucken, wo es noͤthig feine, von Bemerkungen begleitet und mit Abbildungen ausgeſtattet. 2 “ — RER Da man nicht vorher weiß, mie. viel des wirklich Wiſſenswerthen den Herausgeber vorfommt, auch nicht, iwie $ € ik viel fie Herren ihrer allerdings beſchrankten Zeit find, fo haben dieſelben ſich nicht. an Hefte von gewiſſem Umfang, ‚oder. an * — beſtimmite Zeit fuͤr deren Erſcheinung gebunden, Es iſt aber die Einrichtung gettoffen worden, daß, ſobald ein“ Bogen, in 3 f groß artformat auf ſchoͤnes Papier hedruckt vorhanden iſt — ſofort — wird und durch alle Ba : gem. und Poſtaͤmter zu erhalten ift. BE RE Drei und zwanzig ober. vier und zwanzig Tert machen einen Band aus. — — — von ben) dazu — RAR gen Asbildungen jede Quarttafel für einen. Bogen Text, eine ausgemalte für zwei Bogen gerechnet werden — und: Bolten, — ‚mit Titelblatt und Sachregiſter verfehen, für diejenigen, welche fih auf einen ganzen Band abomniren, 2 Thir. ober > 3 31.30 Kr. Rhein; außerdem aber wird jeber einzelne Bogen ohne Abbilbungen zu 8 gSr, mit — Abi. .4u6 g6r. un mit. colorirten Abbild. zu 9 gr. zu haben feyn. { . if x * — Mene Üotizen aus dem Gebiete der Hatnr- and Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt 5,86 (43) + Ludwig Friedrich v. Froriep, des Ordens der Würtembergiihen Krone und des Grofherzogl.G. Weimar. Falken» Ordens Ritter, der Philofophie, Mebdicin und Chirurgie Doctor und G. H. ©. Dber-Medicinalrathe zu Weimar; Director der Königl. Preuß. Academie gemeinnüsiger Wiffenfhaften zu Erfurt; deg Kaiferl. Leopoldinifch- Garolinifhen Academie der Nas turforfcher, der Ruff. Kaiferl. Academie der Naturforfher zu Moskwa, der Geſellſchaft naturforfchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Gefellihaft für die gefammte Naturkunde, der phyſicaliſch-mediciniſchen Societät zu Erlangen, der mineralogifhen Gefellfhaft zu Sena, der Niederrheinifhen Geſellſchaft der phyſiſchen und medicinifhen Wiſſenſchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Königreihe Würtemberg, der Societ€ d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturferfchenden Geſellſchaft zu Leipzig, der Senken- bergifchen naturforſchenden Gefellfhaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotbefer= Vereins für das nördliche Deutſchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiſtik und Gartenbau in Weimar, der Gefellfhyaft zur Beförderung der gefammten Naturwiffenfchaften in Marbura, der Schlefifchen Gejellihaft für vaterländifche Eultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica Berolinensis, der naturforfhenden Geſellſchaft zu Halle, des Kunft= und Handmwerfsvereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Geſellſchaft des Dfterlandes, der Gefellichaft für Natur: und Heilwiffenfchaft zu Heidelberg, der Svenska Läkare- Sällskapet zu Stockholm, der medicinifchen eultät der 8. U. Univerfität Peſth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New: Nor, der Academie oyale de Medecine zu Paris, der Geſellſchaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Buchareſt, der medicinifhen Gefellfhaft zu Warſchau, des Vereins Großberzogl. Badiſcher Mebicinal- Beamten für die Beförderung der Staats Arzneifunde, der Kaiferl. Königt. Gefellſchaft der Aerzte in Wien und des naturmillenfchaftlihen Vereines des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliede; und Dr. Robert Sroriep, Königl. Preußifhem Mebdicinalrathe und Mitgliede der wiſſenſchaftlichen Deputation für das Medicinalwefen im Minifterium der Geiftlidhen=, Unterrihts= und Medicinal - Angelegenbeiten; Drofeffor an ber Friedrich: Wilhelms -Univerfität, Profector an der Charite» Geilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober» Eraminations: Commifjion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Gorreipendenten der Königlichen Academie gemeinnügiger Wiſſenſchaften zu Erfurt, der Academie royale de Medecine zu Varis, der Hufelandiichen medicinifchen &iruraiihen Geſellſchaft, des Vereine für Heilkunde in Preußen, der Geſellſchaft für Natur» und Heilkunde zu Berlin, der Gefellfhaft für Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stedholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der KR. &. Gefellfhaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Hamburg und der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu NeusDrleans; Ehren Mitgliede des Vereins Großherzog. Badiſcher Medicinal- Beamten für die Beförderung der Staats-Arzneikunde, des Apothefers Vereins im nörblihen Deutfchland und des naturwiſſenſchaftlichen Vereines des Harzes. — ⸗ AN * Einundzwanzigſter Band, zwei und zwanzig Stücke (Nro. 441 bis 462), zwei Tafeln Abbildungen in Quarto, Umſchlag und Kegifter enthaltend. Sanuar bis März 1842, Im Verlage des Landes-Induftrie-Comptoi 184 2% AURHEID he “6 ENGEL IRA “a EN I en BE Min — * eirdaiar — ind = BR Kae ann Meran 112 BER TEST AAN A ara —2 J | iin a ” Si aaa yo DI SH BRUT 20 J Re Ir en El Ik ra iR ee y are Tara D — D——— ee et 7 —5 RATTEN MR 78, 0’ TH NR ie‘ akaie A NR, Bastian 2: De ea J Jia An a a ao 6 ' Eee Ms * Me) — * * REN Kt As nn 436 eh a — J eg I DEU. alsuto —* et en a has LEN M ak u ee. 30! ' / ; BE De, J Kr ua Th OF 99*0 Baht? J 9— an —6 BR sg z lu ala at Mer, 01ER EIG Aal ee Ka nn rn — —S—— 8 nr anne b ——— — TSER AED ET —— ———— AR v wi SE Kae 2) an aiiabann). 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(Bierzu die Figuren ı. bis 4. auf der mit biefer Nummer ausge: gebenen XZafel.) Manhe Weſpen der neuen Melt bauen ihre Nefter aus einer feften und ziemlich dien Pappe. Dergleichen hat man in Pennfplvanien *) getroffen, während fie in den heißern Gegenden America's bis Buenos Apres **) und wahrſcheinlich noch weiter nach Süden häufiger vorfommen. In feiner Beſchreibung der Landenge Darien ***) erwähnt MWafer der Vogelneftbiene, deren fhwarze und harte Ne: ſter an den Bäumen hängen. Am beften Eennt man dag des Chartergus nidu- lans +), welches aus einer fhönen, geglätteten, weißen *) Rymsdyk, Mus. Britannicum, Tab. 1. Fig. 2. *) Here Guming verfihert mir, dort Wefpennefter von wes nigftens vier Fuß Länge gefehen zu haben. In einem verlaf: fenen hatte eine Schwalbe ihr Neft gebaut. ***) Voyage and descoription of the Isthmus of America, 1704. p- 214 +) Abbildungen von der Vespa nidulans, Fab., findet man bei Coquebert (Ill. Icon. Tab. Fig. 3.), fo wie bei Guerin (Iconogr. pl.72. Fig.7.). In St. Farge au's Histoire natu- relle des Hymenopteres J., p. 546., bildet diefes Inſect, nebft einer andern ſchwarzen Art, die Gattung Char’ergus. Es ift, meiner Anfiht nach, der Typus von Ratreille's Epipone, Cuvier fcheint (Bull. des Sciences) im Sabr 1797 den Irre: tbum, weldien Reaumur beaing, als ex ein in diefen Ne— ſtern gefundenes Schmarogertbier für den wahren Erbauer derfelben hielt, aufgededt zu haben, Er betrachtete es als die Chalcis annulata, Fabr., ein in den Puppen der Nachtſchmet— terlinge vorfommendes Infect. Im Jahr 1798 beichrieb Fa— bricius dafjelbe als Chalcis conica (Suppl. Ent, Syst. 242.), nachdem er Eremplare aus dem Nefte erhalten. Den ſpecifiſchen Namen veränderte er fpäter in pyramidea (Syst, Piez. 167), da der frübere fchon befegt war. Herr Selle bat neuerdings diefes Schmarogerthier im Neſte gefunden, No. 1541, KR und feften Pappe gebaut ift, der Feine Witterung etwas anhaben Eann *). Réaumur hat dieß Inſect in dem fehsten Bande feine Memoires vollftindig beſchrieben. Sm Britifhen Mufeum befinden fih zwei Eremplare von deffen Nefte. Sie find am obern Ende an einem Baumaft dauerhaft befeftigt und bieten eine fehr verfchicdene Länge, von ein paar Zollen big zwei Fuß und darüber, dar. Die im Britifchen Mufeum find nur menige Zoll lang, ziemlich rund und befißen nur 4 — 5 Zellenfcheiben, während die großen Gremplare in der Geftalt einem langen Cylinder glei= chen und eine entfprechende Anzahl von Abtheilungen haben. Se mehr die Bevölkerung des Neſtes fteigt, deſto mehr Scheiben werden an dem untern Theile deffelben angebaut. Diefelben find horizontal, nad Unten zu gewölbt und an ihrem ganzen Um£reife an die Wandungen des Neftes befe= ftiget. Die Zellen find fechsedig und, wie bei den Neftern faft aller Vespidae, nad) Unten zu offen. Jede der Schei— ben bat in der Mitte ein Loch, welches einen Weg zu den obern Abtheilungen darbietet. Der Cingang von Außen bils det eine, bei der Mitte der untern Seite befindliche, Eleine, runde, mehr oder weniger trichterförmige Deffnung. Sm Mufeum. befindet fih ein graulichbraunes Neft aus Weſtindien; daffelbe ift glodenförmig und in derfelben Weis fe, wie die übrigen, an einem Baumzweig befeftigt. Die Bafis ift jedoch platt und der Eingang, ein Eleines Koch, be: findet ſich dicht am Rande. In jeder Etage der Scheiben ift ein ähnliches Loch, durch das die Mefpen in dag höhere Stockwerk gelangen. Es find bei dem fraglichen Nefte fünf gerade horizontale Zellfcheiben oder Waben vorhanden, mels che, wie bei dem früher befchriebenen Nefte, an dem ganzen Umfreife befoftige find. An der unterften bemerkt man (©. Journal of Proceedings of the Entomol, Soc. II. p. 30.) und Herr Weftmood hat eine beffere Abbildung als die Re: aumur’fche geliefert. (Ent. Soc. Transactions, II. pl. 20. Fig: 6.) ) Kirby and Spence, Introduction I, p. 506. 1 3 keine Zellen, an ber vierten cine Ereisrunde noch unvollendete, während an den drei oberjten die ſechsecktgen Scheiben auf die Mitte befgränkt find. Die Textur diefes Nejtes iſt grob und die Faſern find aufder Oderfläche, fo wie überhaupt, deutlich ſi ytbar. Es iſt fieben und einen halben ZoU lang, und die Baſis, wo der Durch— meſſer am größten ift, hat ziemlich dieſelbe Breite. Diefes Net ffimmt durchaus mit einem aus Cayenne überein, welches Cuvier *) abgebildet hat. Der Baumeifter deffeiben ijt eine Eleine Wefpe von glangendfchwarzer Farbe mit braunen Fluͤ— geln und geftteltem Dinterleide, welche der Franzöſiſche Naturforz ſcher Vespa Tatua **) genannt bat, da jie in ihrem Vaterlande Tatou heißt. Burmeifter giebt an ***), dieſe Weſpe baue ein Neſt, deſſen obere Fläche mit einer. Menge Eegelförmiger Hoͤcker bedeckt fey. Guvier’s Abbildung ftellt dajjelbe ganz glatt dar, Die Jaſecten, welche diefe merkwürdigen Wohnungen bauen, find von Lacordaire +) in ihrem Vaterlande beobachtet worden. Ihre Geſellſchaften löfen fi nicht, wie dieß bei den Europäijchen Wefpen der Fall ift, welche bei'm Eintritte des Winters faſt alle ferben, alljahrlich auf. Die Nefter finden fh in niedrigem Gehoͤlz, hauptfählich in der Nähe von Pilanzungen (wenigftens iſt dieß in Guyana der Tall) und hängen gemönnlid drei bis vier Fuß von der Erde. Während der Regenzeit, vom Januar bis Mitte Zuni, findet man nur vollftändige Nejter. Im Januar und Februar jind die mei: ften Zellen mit Larven gefüllt; im März und Aprit nimmt die Zahl der Iegtern ab, und zu Ende Mai findet man deren fait gar feine mehr, Man glaubt, daß diefelben zu Weibchen werden, wel: de in dem Mutterſtocke Feinen Plag mehr finden, deßhalb ausiwan- dern und neue Golonieen gründen; denn wenn um die Mitte Juni die ſchoͤne Jahreszeit wiederkehrt, findet man angefangene Weiter. Aber während bei ung nur cine einzige Wefpe das Neft zu bauen anfängt, hat Cacordaire deren wohl ein Dugend bei diefem Ges Thäfte beifammen getroffen. Sobald cine Reibe Zellen fertig ift, findet man auch in denfelben Zarven, und das Neft vergrößert fich nun allmälig durdy den Anbau neuer Waben. Im September ift es halb vollendet und gegen Ende November gewöhnlicdy ganz ferz tig. Die alten vorjährigen Nefter bleiben bevölkert; allein junge Larven bemerkte man nur im September und October in Menge in denfelben. Bon diefen glaubt man, daß fie fih in geſchlechts— loſe Wefpen verwandeln, Sit dieß der Kal, fo verhält fi die Sache gerade umgekehrt, wie in Europa, wo die gefchlechtslofen Weſpen fich zuerft bitden, Herr Walter Hawkins hat dem Naturaliencabinete des Bris tifhen Mufeums ein an den Ufern des Yancay (Uruguay?) gefun— denes Neft von ciner pappeähnlichen Gubftang zum Geſchenk ges macht, welches von den beiden früher befihricbenen fehr weſentlich abweicht. Es ſcheint von derfelben Bauart, wie dasjenige zu feyn, von welhem Burmeiiter redet, oder wie dasjenige, von dem Weſtwood angiebt ++), es befinde fich im Britifchen Mufeum. Meiner Anfiht nah, kommt es mit dem von Azara erwähn- ten +++) Neſte der Chiguana-Weſpe überein. Da die, von Herren Dinkel gezeichneten, beigegebenen Siguren (1. und 2) deffen Geftalt und Anfehen deutlicher darftellen, als es irgend eine Befchreidung zu thun vermag, fo brauchen wir bloß anzuführen, daß es, von der Seite geſehen, ſich länglich und an der Bafis abgerundet ausnimmt. Die an der Seite in der Nähe des Untertheils angebrachten Eingänge ftehen weit vor. Bon unten gefehen, bietet es eine ziemlich eiförmige Geitalt dar. Es ift fat über und über mit Eegelförmigen Erhöhungen von verfchiedener Größe bedeckt, deren Köpfe faft durchgehende mehr *) Bulletin des Sciences par la Societe philom. No. 8. ”) Der Polistes Morio des Fabricius, welcher Naturforfcher das Neft nah Cuvier's Mirtheilung befchreibt; bei Saint Zargeau heißt das Infect Epipona Tatua. **+) Handbuch der Entomologie, $. 296. +) Introduction à l’Entomologie, T. II., p. 508. ++) Introd. to Mod. Classific. II. p. 251. +tr) Voyages dans l’Amer. Merid. I. p. 171. 4 oder weniger abgeführt, an einigen geſchuͤtztern Stellen jedoch ſpitzig und oft 3 Zoll hoch ſind. Ganz oven, jo wie an der Seite über dem Eingange, ſieht man nur wenige diefer Hocker. An zwei bie deei Srellen ift die Oserflähe vertieft, und in diefen Vertiefungen ficht men Eeine hervorragenden Spigen. Die Höder feinen in unrrgelmäßigen, meiſt nah) der Queere ftreichenden Reiben zu liegen, Die Eingänge find , wie man bei Figur 2, bemerkt, durch Wetterdaͤcher fihr wirkſam ver dım in der Regenzeit oft ſehr fürs miſchen Wettir gefhugt. Auch gehen ſie nicht gerade, fondern in verfchiedenen Windungen in’s Nuft, fo daß es dadurd einem Feinde weit ſchwerer fallt, in daffelbe einzubringen. Wegen der Härte der ganzen Maſſe find die Bewohner vor den Angriffen vieler ho— nigliebenden Feinde fiher, und die Eingebornen halten dafür, daß fogar größere Thiere durch die fpigen Hoͤcker, mit denen das Neft bedeckt iſt, zurücdgefchrect werten. Won diefem Umftande ward Herr Hawkins durd feinen Correfpondenten in Buenos Ayres in Kenntniß geſetzt. Die Subftanz ift hart, die Tertur dicht und unter der Zupe betrachtet, zeigt ſie ſich in einer eigenthuͤmlichen Weife verfilgt *). Die Eingebornen behaupten, das Material zum Nefte werde vor— züglich von dem trocdnen Unratbe der Capincha genommen, wel— che, nach der mitgetheilten Befchreibung, dajjelbe wie das Meer: ſchweinchen (Cavia Cobaya) zu feyn ſcheint. Us ic) diefen fonderbaren Infectenbau der Länge nach mitten durchſchnitt, fand ich, außer einer oben befindlichen Fegelförmigen Maffe, die der Kern des Neftes zu feyn fchien und von den beiden gröpten Scheiben faft umgeben ift, darin vierzehn derjlegtern. Die zwölf übrigen liegen unter jenen, und ihre Wölbung nimmt nad Unten zu allmälig ab. Die verfchiedenen Stodwerke oder Schei— ben find an der gemeinfchaftlihen aͤußern Umhuͤllung des Neftes be— feftigt. Die Eingänge zu den verfhiedenen Stodwerken befinden fih an den Seiten, indem ziwifchen den Scheiben und der äußern Umhuͤllung bier und da Kleine unregelmäßige Lücken vorhanden find. Alle Scheiben find bis zum Rande felbft mit Zellen bedeckt, mit Ausnahme der diht an den Mündungen bes Neftes befindlichen Theile derfelben, wo jich feine Zellen befinden Eönnten, ohne den Eingang zu verfperren. Die oberiten Scheiben find die did ften, namlich durchaus fieben bis fünf Linien ſtark, während die untern nicht halb fo ſtark find, Die Zellen jind Elein, ſechs— eig, und die Oeffnung ift, wie bei andern Wefpenneftern, nad Unten gekehrt. Sie beftehen aus einer leichten papirrartigen Sub— ftang, welche in der Karbe mit der aͤußern Wand dis Neftes Aehne lichkeit hat. Diefe Wand ift, wie man ſich denken fann, oben am ftärfften, wofelbft fie au, weil dort mehrere Scheiben zufammen: treffen, ziemlich loder iſt; an der Bafis zeigt fie ſich am dünnften. Die Höcer find durchaus maſſiv und bejtehen, gleich der äußern Wandung, aus der fie entfpringen, aus zahlreihen Schichten von der papierähnlichen Subſtanz, die fo innig mit einander verbunden find, daß man die eine Eaum von der andern unterfcheiden Eann, Am Obertheile des Neftes ift die maffive Wand etwa 4 Zoll did. Das Neft ift etwa ſechszehn Zol lang. Die breitefte Stelle, wels he mit den Kluglöchern in dicfelbe horizontale Linie fällt, mißt über einen Fuß, die fchmalfte neun bis zehn Zoll. An der Bafis wuͤrde eine Linie, die von den Fluglöchern bis an die gegenuͤberlie— gende Seite reichte, ziemlich einen Fuß lang feyn. Das Neft fcheint ) Die Structur der von Infecten bereiteten papiers oder pap: peähnlichen Stoffe genauer zu kennen, würde von Intereſſe feyn. Bet verfchiedenen Proben, welche ich unter ftarfen Mie Erofcopen unterfuchte, bemerkte ich ſehr bedeutende Verſchie— denheiten, indem manche aus einfach aneinandergeleimten Theil hen holziger oder Erautartiger Pflanzen beftanden, während bei andern die Materialien in dem Körper der Inſecten oder irgend eines andern Thiers eine Veränderung erlitten und je des Außere Kennzeichen ihres vegetabitifchen Ursprungs einges büßt zu haben ſchienen. Bei noch andern, wie in dem gegenz mwärtigen, fcheinen Materialien beiderlei Art zur Anwendung gekommen zu feyn. 5 völlig ausgebaut zu feyn. Ucherhaupt läßt fich nicht einfehen, wie es vergrößert werden £önnte, wenn die Wefpen nicht die Wandung an der Bafis aufzulöfen vermögen, oder zum Abnagen derjelben ge= neigt wären. - Bei vielen der oberften Scheiben find die mittelften Zellen mit einem bräunfichrothben Honig aufüllt, welches in feinem gegenwärtis gen Zuftande kaum iraend einen Geruch oder Geſchmack bejigt, Das VBorfommen des Donigs in den Scheiben ift intereffant, weil es die Richtigkeit von Azara’s Angaben des Mehrern beftärigt, und weil es von einem wefpenartigen Inſecte bereitet wird, bei dem das li Segment (R.ng) des Hinterleibs in einen Stiel verlän: gert ift. Azara erwähnte in dem Berichte über feinen Aufenthalt in verfhiedenen Ländern Südamerica’s dis Umftandıs, daß dort meh— rere Wefpen Honig eintragen. Baron Walkenaer, mwelder tie Franzoͤſiſche Ueberfogung diefis Werkes 1809 brerausgab *), war der Meinuna, der mit der Entomologie wenig vertraute Spaniſche Reifende habe fich in Anfchung der Inſecten geirrt , und die ſoge— nannten Wefpen feyen eigentlih Bienen aus der Gattung, deren Typus die Apis Amalthea ift, alfo zu Melipona zu ftellen. Auch Latreille glaubte, fie feyen den Gattungen Melipona oder Tri- gona beizuzählen, welche in Südamerica die Rolle der Bienen ſpie— len. Allein beide Naturforfcher überzeugten ſich fpäter deutlich von der Richtigkiic von Azara's Beobachtungen, als Herr Aug. de SaintsHilaire in der Näbe des Flujfes Uruguay ein ovalıö graues Neft fand, welches, gleich dem der Europäifchen Welpen, aus einer papierähnlihen Maffe beftand und etwa einen Fuß über dem Boden an dem Zweige cines Elrinen Strauches hing. Daſ— felbe enthielt Honig, den er und feine Begleiter Eofteten und ange: nehm füß fchmeckend, fo wie frei von dem Arzneigeſchmacke fanden, den das Europäifche Honig fo oft bat **. Bon den Vergiftungs: zufällen, welche diefes Honig bei ihm und feinen Begleitern veran— laßte, giebt Saint-Dilaire a. a. D. umftändlide Nachricht. Später verfchaffte er fich Exemplare des Inſects, welches La: treille unter dem Namen Polistes Lecheguana befchrieb ***). Catreille tbeilte ziemlich umftändliche Nachrichten über de’= fen Lebensweiſe mit und berichtigte den Srrthum, in den er früber in Betreff deffelben geratben war F). Er mödjte annehmen, daß das Neft, welhes Hernandez unter dem Namen Yzaxalasmitl befchreidt ++’, der Lecheguana gehöre. Wenn dieß der Fall ift, fo muß der Name Chiguana oder Lecheguana für verfciedene Wefpenarten gebraucht werden++t), da Azara von der Chiguana ausdrücdiich faat, fie bewohne ein hartes Neft, deffen Oberfläche mit unregelmäßigen Hoͤckern bededt ſey. *) Voyages dans l’Amer. Merid. I., p. 165, Anm. **) Memoires du Museum XII. p. 295 etc. ©. auch Annales des Sc, nat, (1524) IV. p. 335 etc. ***) M&moires du Museum, XI. p. 13; XII, pl. 12 Fig. B. Herr Shudard faat (Lardner’s Cabinet Cyclopedia; Ins. p. 183): Brachygastra analis, Perty (Del, Anim. p. 146. Tab. 23. Fig 6) fcheint daffelbe Infect zu feyn ; wenigftens ftimmen die Befchreibunaen durchaus mit einander überein. Er ſchlug für Latreille's und Perty's Inſect den Namen Nectarinia vor, da Brachygastra in der Entomologie bereits befegt fey. Allein da Nectarinia ſchon in der DOrnitholooie befegt ift, To fhlägt nun Herr Shuckard ftatt deffen Me- lissaia vor und nennt die fragliche Art: Melissaia Leche- guana. +) Ueber die Eüdamericanifhen Bienen fann man Humboldt und Bonpland’s Rec, d’Obs. de Zoologie nadılefen. tt) Nov. Hist. etc., p. 333. 2atreille meint, das andere ſey, aller Wahrfcheinlichtit nach, das Neft der Lechegrana; allein diefe Meinung fcheint ſich auf ein falfches Gitat zu gründen. +rr) Saint: Hilaire berichter, die Eingebornen unterfchieden zwei Arten, von denen bie eine weißes, bie andere röthliches Honig bereite, 6 Bei Latreille's Infect ift der mesothorax am Enbe ftark abgeftugt und das scutellum ziemlich quadratifch und nah Dinten ausgebuchtet, während die obere Portion der Bafis des abdomen ſich an dafjelbe anlegt, da der Stiel des abdomen außerordentlich kurz ift. Bei dem Infecte, von weldyem ich bei'm Oeffnen des oben befchriebenen, mit Hoͤckern bedeckten Neftes Eremplare fand, find der mesothorax und deſſen scutellum farft abamuntet, und das erfte Segment des abdomen ift zu einem Stiele verlängert. Sch bin meiner Sache nicht fiyer, zu welcher der neuern Un: tergattungen ich diefes Infect rechnen fol, da es in manchen Bes ziehungen von allen abweicht. Es möchte der Saint:$argeau’ fhen Gattung Epipona am näcjften kommen, melde nicht mit Epipone in Yatreilles frübern Werken zu verwechſeln ift. Der Polybia deſſelben Scriftftellere ſcheint ı5 nit fern zu fteben. In Eeinem der von mir zu Rathe gezogenen Werke habe ic) indeß eine Beſchreibung findın Eönnen, welche auf daſſelbe paßte. Myrapetra *), nov. gen. Kopf breiter, als lang (transverse), breiter, als der tho- rax. Stemmata auf dem Scheitel in einem gleichfeitigen Dreicde geftellt. Antennae bei den Geſchlechtéloſen zwölfgliederig, in eine Verfenkung des Gefihtes über dem celypeus eingefegt, dem Rande der auegerandeten Augen etwas näher ftebend, als ihre aegenfeitige Entfernung beträgt. Torulus mit tiefen Narben. Mandibulae ziemlich lang und ftarf, mit faft parallelen Eriten, am äußern Rande mit einigen Haaren beſetzt, unten ausgehoͤhlt und oben mit einigen Rängsftreifen verfeben; am Ende ſchraͤg adgeftugt und mit 4 Zähnen beſetzt. Die innere nimmt fih im Profil breit odır ffumpf, von Unten gefeben ziemlih fcharf aus; fie ift von den übrigen dreien, weldye zugefpigt find und eine bie andere überra- aen, obwohl fie von der Wurzel bis zur Epige ziemlich einerlei Länge befigen, nicht weit entfernt. Ciypeus etwas länger, als breit, ziemlich herzförmig, vorn zugelpist und an den Rändern mit Eurzen, fteifen Daaren befeßt. Thorax. Das scutellum mesothoracicum ift weder befon= ders ſchroff abjesend, noch ausachöblt Die obern Flügel fo lang, als das aanze Inſect; die Randzelle derfelben zieht fich viel weiter bis zur Flügelfpige bin, als die dritte Eubmarginalzelle, welche an der Bafis nadı Außen zu breiter wird. Die zweite Submargi— nalzelle ift graen die Randzelle hin verengert; aber ein Theil des Radialnerven (Radialrippe) gehört beiden gemeinfhaftlih an. Die Beine find ziemlich lang; bei dem hinterſten Paare ift der tarsus länger, als die tibia, welche in zwei calcaria ausläuft, von denen der innere weit länger, als der äußere ift und oben breiter wird und jchräg abgeftugt ift (welche Structur jich bei vielen verwand— ten Gattungen findet, fo daß fie in Betreff der Lebensweife der Inſecten eine wichtige Rolle fpielen muß.) An den tibiae des er— ften Sußpaares find die Sporen von gleicher Länge. An der Spitze der bintern frmora und (tweniaftens) an der Baſis des verlänger: ten erſten Gliedes des tarsus befindet fih je ein Büfchel kurzer Haare. Abdomen ziemlich dünn; das erite Segment zu einem frei: felförmigen Stiele fich verengernd, der nicht ganz fo lang, wie die übrigen Segmente zufammengenommen, und an ber Baſis cylin— deifch ift **). Das zweite Scoment ift an der Bafis zufammengezo- gen und wird dann plöglich glockenfoͤrmig (oder eigentlich von der Geſtalt eines Eichelnäpfchens) ; eg ift weit größer, als die übrigen von demfelben umfpannten Segmente, Die Spigen deffelben find einfach ***). ) Ein Wort ohne alle Bedeutung, weldhes aus den Namen zweier alten Städte acbildet ift, von denen die eine in Klein— ajien, die andere in Arabien lag. *) Sn Herrn Shudard’s Sammlung befindet fich eine ſchwarze Miricanifhe Wespe, bei welcher diefer Theil tief eingedrüdt ift, was auch, wenigftens bei einer der von Saint: Zar: geau aufgeftcllten Gattungen der Fall ift. **) In dem Naturaliencabinette des Britifchen Mufeums befins det fich, ohme Ortsbeftimmung, ein Infect mit etwas länger 1 * . Ich theile nun die Beſchreibung der Species Myraptera scu- tellarıs, u. sp., mit: M, vrunneo tuliginosa, sericeo ubique pubescens, metatlo- racis praescuto flavescenlibus; alis hyasınis, stligmate nervisyue brunneis, Habitatio America Meridionalis. In Museo Britaunico. Die Wespe ijt glatt, auf der Mitte des scutellum ziehe jic) eine feine, vertiefte Eine Hinz die stemimata jind dernjteinfarbig. Die Figur des Inſects iſt nad einem von Heern Weſtwood auf meine Bitte geferngien Umriſſe lithographirt worden, welchen man jedoch ein Wenig abgeandert hat, da das Eremplar, als Dr. W. es abziichnere, ſich che in der gerigneren Scellung befand. Dir Durchſchnitt des Neſtes (Fig, 3.) wurde von Deren Bafire, jun, höchſt forgfaltig nad) dir Natur gezeichnet. In dem Gabı= nette des Mufeums befinden Jh zwei Eremplare, welche mic ven von mir aus dem Neſte genommenen, wie es ſcheint, ubereinjtim: men, und Derr Syuckaro hat mır ein größeres gezeigt, wel— ches hoͤhſt wahrſcheinlich das Weibchen ift. Daſſelbe hat dunkle stemmata. &s war mir nit möglih, eine Befhreibung der maxillae, palpi und Zunge mitzucheilen, welches Legrere Organ bei einem Honig eintragenden Sufecte von eigenthumlicher Beſchaffenheit ſeyn muß; allein ic) hoffe, noch Eremplare zu erhalten, nach denen ich die Beſchreibung in diefen Beziehungen ergangen Eann. Sn dem Weite fand id) die Ueberrefte von einem ſchwarzen In— fecte mit ebenfalls ſchwarzen Flugeln, weldyes mit Bibio verwandt ift, fo wie von einem aeuropteriſchen Infecte, welches in Große und Zeichnung der Flügel mit Hemerobius nervosus Aehnlichkeit, aber einen längern thorax hatte. Das befchriebene Neft iſt dasje— nige, deffen Gray in jeiner Synopsis of the British Museum, p. 27. gedentt. (Aunals and Mugaz. of Nat. Hist, Vol. VIL) Körper, aber kuͤrzern Slügeln, bei welchem das erſte Abdomi— nalfegment geſtielt, das zweite weit breiter, als bei Myrape- tra und am Gipfel mit einer Krone von dichtnebeneinander- ftehenden kurzen, plattgedrüdten Hervorragungen befest iſt, welche ſich falt wie das peristoma gewijjer Moofe ausnimmt. Dogs ziveite Segment verbirgt die übrigen beinahe; doch dürfs ten die Dervorragungen oder Kortfäße von einem der legtern entfpringen. ! Der elypeus ift bei diefem Eremplare vorn ziemlich qua: dratiſch; in der Mitte Eantig und mit mehreren kurzen fteifen Haaren beſetzt. Die Seiten find, nad) Vorn zu, ebenfalls Fantig. Die mandibulae find ziemlich geftre@t, an der Bafis etwas dicker, als oben, wo fie fchräg endigen und mit 4 Zähnen be— fest find, von denen der innere undeutlich iſt. Das seutellum metathoracicum ift in der Mitte in longitudinaler Richtung ausgehöhlt; an den vordern Flügeln ift die erſte Submargi— nalzelle ziemlich rautenförmig und nad) dem Radialnerven zu zwar wenig, aber doch deutlich, geftielt; der dritte Cubital— nero ift auf ber äußern Seite nach der Bafis zu ftärker wers dend. Sch ſchlage für diefe Untergattung den Namen Antlıre- neida vor. Bei der einzigen Species (A. coronata, n. sp.), dir mir vorgekommen ift, und welche ich foeben befchrieden habe, ift der thorax und dag abdomen mit tiefen Puncten beſetzt. Sie ift braͤunlichſchwarz und das erfte Segment rothbraun: der elypeus vorn gelblich, ziemlich glatt. Das ganze Inſect iſt mehr ober weniger, befonders aber auf dem zweiten großen glockenförmigen Segmente, mit bräunlichen feidenartigen Haas ren bededt. Die Flügel find, bis auf die braune Randzelle (die braune Farbe erjtreckt fih auf der aͤußern Seite der drit— ten Submarginalgelle etwas über den Radialnerven) und einen ſchmalen, ebenfalls braunen. nach dem stigma au breiter wer: denden Streifen unter dem Goftalnerven hellfarbig. Die platt: gebrückten Fortfäge am abdomen find gelblidh und an der Spige ausgerandet, 8 Anatomifche und phyſiologiſche Unterfuchungen über den Sntercoftalnerven. Darüber hat Dr, Prof. Mediciinden Annali universali di me- dieina wine ſehr ausfuprliche und fehr in’s Einzelne gehende Arbeit ge: liefert, wovon hier nur die Schlußfage uber die Natur und Func— tionen des Jatercoſtalnerven aufgenommen werden können. 1) Des Intercoſtalnerv ift ein ganz bıfonderer Nervenapparat, zu deffen Bildung aud) die Zweige oritragen, mictelft deren er mir dem Dirne und Rückenmarke communicirt, und über welche doch alle Anatomen zugejtehen, daß jie von dir Art von Nerven jeyen, wels che den übrigen Zheil des ſympathiſchen Nerven büden. 2) Der Intercoftalnerv, 10 zulammengefegt, herrſcht auss fhlieglih bei der Aeußerung des vegetativen oder inneren Le— bene vor, 3) Er erfüllt diefe wichtigen Zunctionen, nicht weil er feine Stärre aus der Cerebro⸗ſpinal-Axc, odır aus den Ganglien ablei= tet, fondern weil er in jedem jener Theile ſich feibft genügt, vers möge der Dazwiſchenkunft ves arteriellen Blutes. 4) Dir Intercoſtalnerv empfängt von der Gerebro:fpinal= Are feine thieriſche Eigenſchaft, und theilt ihm keine organiſche Eigen— ſchaft mit. Erſtere wurde ihm vollig unnuͤtz ſeyn, weil er nur fur die Functionen des vegetativen Lebens beſtimmt iſt; und die Beziehungen, welche noͤthig find zwiſchen dem organiſchen Leben und dem thieriſchen Leben, ſind ganz und gar von dem pneumo-gastri- cus (nervus vagus) abhängig. Die zweite Eigenſchaft iſt feiner Natur anhängig;z er erhält ſie von den Eirinen Arterien, von wels en er überall vurchdrungen ift, und deren Nerven gerade von or— ganiſcher Natur jind, obgieid) das Scalpeu des Anaromen fie nicht in ihrer Ramification durch den intercosta.is vırfolgen kann. 5) Der Sntercoftalnero ift der Einwirkung des Willens ente zogen, nicht weil, wie Einige ſich vorjtellen, fiine Ganglien eben fo viele Knoten find, weiche fi der Duryuicung der Eindrüde am Hirne widerfigen, fondern weil an ven Puncien, wo er Vers bindungen mit der Cerebro-ſpinal. Axe hat und in den andern Theis len feines Umfangs, er, Jeiner Natur nach, fo zufammengefegr ift, dag der Wille daſelbſt keinen Eindruck erwecken kann. 6) Die Ganglien find von derfelben Natur, wie die übrigen Sntercoftalnerven, und ihre Function beſteht nur darin, die bes nahbarten Nerven zu verjtärfen, wie es fehr gut die fecundäre Subſtanz, wovon jie umgeben ſind, andeutet. 7) Obwohl die Communicationsgweige, ſowohl mit dem Hirne, als mit dem Marke, vermöge ihrer age, die Injtrumente der conjenfuellen Bewegung zu feyn feinen, fo wircen fie doch ganz auf diefelbe Weile, wie die übrigen Zweige des ſympathiſchen Nerven. 8) Die ſympathiſchen Bewegungen und die confenfuellen Er— fcheinungen müffen alle auf die Wirkung dee pneumogastricus (va- gus) bezogen werden, 9) Die nervi pneumo-gastriei (vagi), obgleich fie die Inftru: mente der Eympatbieen und des consensus find, unterfcheiden ſich doch auf fehr merktiche Wiife von den Nerven des animalifchen Le— bens, jowohl weit fie nicht dem Willen gehorcdhen, als weil fie dem Hirne nur gewiffe heftige, mehr oder minder außerordentliche, Eindrüde überliefern. Es giebt jedoch Fälle, wo die doppelte Eigenihaft der Bewegungs: und Empfindunasnerven in dem n, vagus vereinigt erfcheint, aber immer innerhalb gewiffer Graͤnzen. 10) Verfchiedene Portionen des sympathicus magnus Fönnen ihre Functionen erfüllen, felsft unabhängig von der Eerebro: fpir nal-Axe, was der n. pneumogastrieus nicht kann. 11) Aus dem oben Auseinandergefegten gebt hervor, daß der Name sympathicus magnus, welchen Winslow zuerft dem n. in- tercostalis beilegte, gang und gar unpaffend ift. Es ſcheint vor— zuzichen, ihn einfach Nerv des organifchen oder vegetativen Lebens zu nennen und vielmehr mit den Namen sympathicus oder, beffer, pneumogastricus ben Nerven des achten Paares oder, nach der neuern Zählung, des zehnten Paares (den n. vagus) zu bezeichnen. Miscellen Hca Tsaon Taong Chung ift der Name einer Chine— fifhen Raupe, auf deren Nacken ein dünner fungus wädhf't, der zweimal fo lang ift, als der Körper des Thieres. Die auf diefe Weiſe mit der Schmarogerpflange befegten Infecten werden in China für Arzneiförper von großer Wirkfamteit gehalten, aber wegen ihrer großen Seltenheit nur von den Lribärzten des Karfırs angewendet. In Du Halde's Geſchichte von China werden bie Kräfte diefer Raupen ausführlich beſchrieben, wonach fie in Fällen von koörperlicher Schwäche vorzüglich dienlich feyn folen ganz bes fonters, wenn ein Eleines Stuͤckchen davon in dem Körper einer Ente gekocht wird. Sie werden, in Elcine Bündel von etwa zwoͤtf Stüd zufammengebunden, nach Ganton gebradt. In der Ento- mological Society zu London wurden einige Exemplare dieſer Raupen vorgezeigt. Die parajitifche Pflanze ift die Clavaria En- tomorhiza. 3u den naturbiftorifhen Reifenden, von denen Aus: beute zu erwarten ift, gehört au) Dr. Tſchudi, aus Glarus, welcher aus Suͤdamerica bereits werthvolfe Sammlungen aus Peru 10 zugefendet hat und von Neuem in’s Innere von Peru abgegane gen ilt. Ueber die Säugetbier =» Kauna des füdliden Africa’s hat Herr Geh, Rath Profeffor Liechtenſtein zu Ber: lin in den Vorlefungen eins dort zufammengetretenen wifjinfcaft: lichen Vereins für das größere Publicum einen Vortrag gehalten und mit der Eäugeihiere : Fauna der übrigen Erdtheile verglichen, zugleich aber die in der Nähe von Berlin anzulegende Menagerie der Theilnahme des Berliner Publicums empfohlen. Eine hoͤchſt auffallende Störung der Magnetna: del iſt am 25. Sept. 1841 zu Greenwich beobachtet worden und fo merkwürdig gewefen, daß Herr Airy, Aftronem der dortigen Stern: warte, fie zum Gegenftande einer befondern Abhandlung gemacht bat, welche, vom 26. October 1841 datirt, ausgegeben, aber nicht in den Buchhandel gekommen ift. Am Morgen des 25, hatte man, während der Morgenröthe, eine befondere Agitation der Magnet: nadeln bemerkt und dadurch befondere Beobachtungen veranlaßt, wonad fi ergab, daß die auffallendften Erſcheinungen zwiſchen 3 Uhr 36 Minuten und 3 Uhr 48 Minuren ſtatthatten: die Declis nationsnadel veränderte ihre Stellung um mehr als 2; Grad. — Ueber das molluscum contagiosum. Bon William Henderſon. (Aierzu die Figuren 5. bis 10, auf der mit dieſer Nummer aufge: gebenen Tafel). Das mollusecum contagiosum gehört zu den fel- tenften Hautkrankheiten; Bateman hat nur fünf Falle geſehen; Carswell hat über fünf andere Fälle, welche Thomfon beobadtet hat, den Herten Cazenave und Schedel Mirtheilungen gemadht; Dr. Jacobowies hat im vorigen Sahre eine Monographie darüber herausgegeben. Sm Suni 1854 babe ich vier Fülle bei Kindern armer Leute in der Samaica:Straße zu Edinburg gefehen. Drei diefer Kinder gebörten bderfelben Familie, und das vierte war ein Nachbarskind, welches gewöhnlidy mit den andern fpielte. Obwohl die Anſteckung wahrſcheinlich war, fo war dieß doc nicht ganz beſtimmt nachzuweiſen; das erfle Kind wurde ſechs Monate früher befallen; woher damaig die Krankheit Eanı, blieb unbekannt. Das zweite erkrankte einen Menat fpäter und das dritte erft vierzehn Lage, bevor ıch die Kinder fab. Das erfte Kind war achtzehn Monate alt, und die erften Tuberkeln zeigten fi auf dem linfen obern Augenlide, bier auf über den Augenlidern und im Gefiht. As ich hinzu— kam, fand ich etwa ein Dußend Knoten im Geſichte in vers fibiedenen Entwidelungsftadien und außerdem noch einen ein= zigen am rechten Fußgelenke Der Verlauf der Knoten war ſehr verfchieden ; zwei am obern Augenlide ſtanden bereits beinahe ſechs Monate, andere an den Händen hatten ihren Verlauf etwa in einem Monate durchgemacht. Dieß hing offenbar davon ab, daß die letztern leichter gereizt und in Eiterung verfeßt wurden. Die Knoten werden nicht nothwendig zahlreih; ein Jwillingsbruder des Kindes litt feit fünf Monaten und hatte doch nur zwei Zuberfeln, einen am Fuße, den andern an der Schulter; fie waren noch nicht entzündet. Die beiden übrigen Kinder hatten jedes nur einen Knoten; doch erfuhr id) nichts über den fernern Verlauf. Die ſchon erwähnten Zwillingskinder waren fehr ungefund, befonderg dag am mei: fen afficirte hatte einen dien Bauch, abgemagerte Beine, tik Birne; Diarrhöe und ein fahles Ausfehen; das andere war nicht fo krank; indeß dauerte die Kränflichfeit bei beiden fort, fie litten im darauffolgenden Jahre an psoriasis gyrata und ftarben beide fajt zu gleicher Zeit innerhalb wenigen Stun— den an acutem Waſſerkopfe. Bei beiden hatte die Haut krankheit zwölf bis dreisehn Monate gedauert; fie war neun Monate, nachdem ich fie zuerft gefehen hatte, wieder ver: fhwunden. Bateman’s Abbildung entfpridt vollkom— men den. Fällen, welche ich geſehen babe. Sn der legten Zeit babe ich noch einen fünften Fall in Erfahrung gebracht, welchen ich zu einer genauern Unter: fuhung benugt babe; außerdem bat mir Dr. Paterſon von drei Füllen aus feiner Praris geſprochen, fo daß jest im Ganzen zwanzig Fälle von diefer merkwürdigen Krankheit beobachtet find. Philipp Walter, acht Jahr alt, eine Waiſe, kam am 17. April 1841 aus dem Arbeitshaufe nach dem Ro- yal Infirmary; er fonnte nichts über die Entftehung ſei⸗ ner Krankheit mittheilen; auf ſeinem Kopfe fanden ſich meh— tere hervorragende Cruſten; am Unterleibe, an den Ge: fehfechtötheilen und an der innern Fläche der Schenfel fanden fich) drei bis vier Dusend Knoten von der Größe eines Hits ſekorns bis zu der einer Erbſe, meijtens rund, einige zufamz mengedrücdt. Meiſtens ift die Baſis etwas ſchmaler, als der Knoten; obwohl diefe nicht geftielt genannt werben fönnen. Auf der Spige jedes Knoteng findet fich ein Eleiner dunfelgefärb- ter Puner, eine in das Innere gehende Deffnung, durch welbe bei'm Drude eine milchaͤhnliche Flüffigkeit hervor: fömmt. An der linken Seite nah Hinten. etwa eine Sins gersbreite vom Nüdyrate, am untern Theile des thorax, findet fich eine elliptifche 14 Zoll lange Anfchmellung, auf welcher in der Mittenoch cine Eleinere Erhebung fich befindet von dunkels purpurrother Farbe mit Gefäßramificationen und in der Spitze mit einer Oeffnung, aus welcher eine dickliche Materie, wie feingekochter Reis, ausgedruͤckt werden kann. Die Geſchwulſt iſt nicht ſchmerzhaft, beſteht ſchon viele Monate und war fruͤher viel kleinet. Am rechten Arme fanden ſich vier Knoten, 11 ähnlich denen in der Shaamgegend, zehn ſaßen auf dem linken Urme auf. In der rechten Kniebeuge und auf dem linken innern Knoͤchel fand ſich eine Eleine Ulceration mit einer dunkelgefaͤrbten Erufte. Die Fiße find oͤdematoͤs, geröthet und empfindlich; der Kranke huſtet ſtark, befonders in der Nacht. Die Zunge ift belegt, dee Pals 100, dabei täglih mehrere gelbe Stühle, Percuſſion ift an den meilten Stellen der rechten Seite dampf. Das Nefpirationsgeräufh troden und hart, bisweilen mit einem pfeifenden Raſſeln gemifht. Die linke Bruſtſeite ift freier beweglich und hat um einen Zoll mehr Umfinz, als die rechte. Die Haut il im Ganzen hart und troden. Am 6. Mıi erfolgte nah) plößlichen Unterleibsſchmer— zen mit Auftreibung eine broncitifhe Affection, woran der Knabe fhon nah acht Stunden ſtarb. Bei der Sec— tion fand ſich peritonitis exsudativa mit eine Menge weißer Knoͤtchen in der feröfen Haut der Daͤrme und der Bauchdecken. Dis Ns war gegen den Dickdarm angezo: gen und mit Tuberkeimaterie gefüllt; die Mefenterialdrüfen waren vergrögert und meiftens tuberculös; die rechte Lunge tuberculö und mit But überfüllt, die linke frei. Sa eis nem alten Duͤnndarmgeſchwuͤre fand fih eine Perforation. Bateman fagt, die Deffnung auf den Knoten fey nicht zu bemerken. In allen von mir beobachteten Fällen waren indeß die Deffaungen auf den gröjern Knoten mit bloßem Auge leicht zu ſehen und bei einigen in der That von beträchtliher Größe. Mit einer gewöhnlichen Coupe waren fie indeß felbft auf den Eleinften und frifcheften Knoͤt— chen, welche Eleiner als ein Stecknadelkopf waren, zu bemer: ten, fo daß wir diefelben als einen -wefentlichen Theil ihrer Structure und nicht erft als eine fpätere Veränderung anſe— ben müffen. Nach diefer Deffaung vermuthete ich, daß die ganze Krankheitsform eine Krankheit der KHautfchmeerbälge feyn möge; bei genauerer Betrachtung des Hautſtuͤckes, mel: ches ich mit dem großen molluscum vom Rüden abgenom— men hatte, fah ich feine Haͤrchen aus Eleinen Erhabenheiten bervorfommen, aus denen mit einer Nadel ein wenig halb- duchfichtige Muffe hervorgeholt werden Eonnte, Es wur zweifelbaft, ob dieß die mollusca im erften Stadium wa: ven, oder nicht. Ich unterfuchte daher andere, etwas grö- Bere, chnracteriftifhe Knoͤtchen und fand ein feines Haar in molluscum-Knöthen von der Größe eines Stedinadelko- pfes; bei den gewöhnlichen größern Knoten fuchte ich ver: geblih nad einem Haare. Figure 5— 10 zeigen das gewöhnliche Ausfehen der Knoten ohne Loupe. Figur 5. Die gemöhnlihe Größe und Form eines vollſtaͤndig entwickelten Knoͤtchens. Figur 6 und 7 zeigen die freie Oberflaͤche und die Baſis eines Knotens, der aus drei mollusca, jedes mit ei— ner eigenen Oeffnung und durch Zellſchichten getrennt, bez ſteht. Die Knoten haben einen Ueberzug von epidermis, hierauf eine Außerft feine Gefaͤßſchicht, welhe mit dem rete mucosum zufammenhängte. Die Erankhafte Maffe inner halb des Knotens hängt mit der cutis und Zelfhicht lok— fer zufammen, außer an der Deffnung, wo die Adhaͤſion feſt ift. — 12 Figur 8, 9, 10 zeigen Eleine Knötchen von ihrer Haut: hülle befceit. Figur 8, von der Seite, die Theilung in meh— vere Laͤppchen zeigend, Figur 9, von der Bafis, Figur 10, von der Spige aus, wo man die Eleine Deffnung bemerkt. Alle Knoͤtchen find nicht gerade fo regelmäßig, wie die hier abgebildeten. Figur 11, 12, 13 und 14 zeigen die Structure und den Jahalt der Tuberkeln beträchtlich vergrößert. Figur I, Dierdurhihnitt der Wand eines Knotens; es zeigen ſich Parallelzellen, welhe von der feinen Balgmembran nad Innen gehen; innerhalb diefer zeigen ſich Eleine runde Zelfen ſehr reichlich; leßtere Mind Figur 12 und 13 abgebildet. Aus dieien Eugeligen Zellen befteht die atheromatsfe Muffe, welche herausgedrücdt werden Eann, deren Kügelchen oder Zellen Figuc 14, von verfihiedener Größe ſind und Kerne enthalten, weldhe in der Fluͤſſigkeit aub einzeln vorfommen. Diefe Zellen haben oo bis zoo eines Zolles im Durch— moffer. Figur 15 zeigt dag große molluscum auf dem Ruͤk— ken; Figur 16. die untere Seite diefes Körpers, wo fie mit den fubcutanen Geweben in Verbindung ſtand; dieſe untere Fliche zeigte AehnlichErit mit einer conglomerirten Druͤſe und war leiht in eine Menge Eleiner Laͤpochen zu bringen. Diefe wurden durch Zellgewebe untereinander ver— bunden und das Ganze war von einer dichten Zellhaut ums geben, unter welcher ein feines Gefaͤßnetz in die Snterlobus larräume eindrang. Figur 17 zeigt die Flähe diefer Maſſe von Laͤppchen und bei e finder fih die Deffnung. Unmittelbar auf die— ſer Slähe lag die Ccutis, welde gegen die Deffnung bin fehr fein wurde und daher an diefer Stelle eine größere Hervorragung bewirkte, Die Maffe wurde leicht im vier Abtheilungen getrennt, jede aus mehreren Laͤppchen beftehend, welche fämmtlih mit der Deffnung communicirten und von ihr aus mittelft des tubulus aufgeblafen werden Eonnten. Diefes molluseum zeigt daher in größerem Mafftabe die Bildung der Eleinern, welche aus mehreren einzelnen hohlen Fortſaͤtzen beſtehen, die an einer Stelle untereinander und mit der Außen Oeffnung communiciten, Figur 18. zeigt dag Ausfehen der in dem molluseum enthaltenen Materie; a, Kuͤgelchen oder Zellen, welche gez borften find, und die von der Seite dünn, wie bei w, auss ſehen. Der größte Theil des Inhaltes beftand aus Bruch: ftüden diefer Zellen und aus Zellenkernen. Figur 19 zeige einen dünnen Durchſchnitt der Wände des großen molluscum, durd) eine dreifache Loupe gefrhen. Die Paralletzellen erheben fih dabei von der gemeinfchaftlichen Hülle; drei derfelben fcheinen aufgeplagte Parallelzellen zu feyn. Profeffor Neid, welcher diefe Parallelzellen ebenfalls beobachtet hat, vermuthet, daß man darin das zu erkennen babe, was Henle Über die Art der Bildung der Secretio- nen gefagt hat, daß fie namlich in aufeinanderfolgenden Shihten von Zellen von der fecernirenden Haut fih erhe— ben. Bateman betrachtet die atheromatöfe Secretion als den Anftekungsftoff. Eine Fortpflanzung durch Im— pfung ift indeß weder mir noch Dr. Paterfon gelungen. 13 Betrachten wir die Krankheit als eigenthümliche Affection der Hautbälge, fo ift begreiflich, wie eine bloße Impfung, ohne daß man den Impfſtoff in einen Follikel bringt, fehle ſchlagen muß. Die Behandlung befteht in Befoͤrderung der Entzüns dung. Paterfon bewirkt dieß mit Kali causticum; zu demfelben Ende wird e8 genügen, eine feine Epike Hoͤllen— ftein in die Deffnung einzubringen, (Edinburgh med. and surg. Journ, Juny 1841.) * * * Unterfuchungen über das molluseum contagiosum. Bon Dr. Paterfon. (Bierzu die Figuren 20. — 29. auf der mit diefer Nummer ausge— geben.n Zafel ) Der Verfaſſer hält das molluscum für cine durchaus englifche Krantpeit, da fie biejegt noch nicht außerhalb England beobachtet worden fey; dieß iſt indeg nicht richtig, indem Sacobomwicz die Krankheit in Franfreih und Zilefius diefelbe in Deutfchland beobadıtet haben. Dr. Paterfon theilt drei neue Fälle dır Krank— beit mit. Der erfte Fam ihm in dem Dorfe Newkaven im Decem— ber 1840 vor. Ein Mädchen von 18 Monaten, fehr Eräftig und aus einer reinlihen Familie, hatte feit drei Monaten den Aus: ſchlag, zuerft in der Nähe am Munde und Nafe, fodann uuc an den unterm Augenlidern, an den Wangen und am Halſe. Die Knoten variiren don der Größe eines Stednadelkopfes bis zu der einer Pferdebohne; die kleinern perlfarbig, die größern mehr ge: röthetz die Eleinern rund, die größern länglih und unregelmäßig. Sie figen auf einer etwas zufammengezogenen, jedoch nicht geſtiel— ten Bajis auf. Aus den großen dringt, wenn fie gedrückt werden, eine mweißliche Flüffigkeit hervor. Das Kind fcheint dadurch durch— aus nicht zu leiden, und felbft bei rücfichtslofem Anfaſſen beklagte fih das Kind nicht über Schmerz. Diefes Kind theilte die Kranke beit der Bruft feiner Mutter mit, wo fie fich garz auf die folli- culi sebacei in der Umgegend der Bruflwarze der einen Eeite befhränfte, an welcher das Kind faugte. Die Geſchwuͤlſte auf der Bruft waren von verſchiedener Größe, von einer Erbfe bis zur Haſelnuß, wobei drei der größern zufammengehäuft waren. Wenn fie gedrüct werden, fo geben alle eine dide, weißliche Flüf- figkeit und fcheinen ebenfo unempfindlich gegen Berührung, wie die bei dem Kinde. Cie waren 14 Monat nad) denen auf dem Ges fihte dee Kindes auf der Bruft aufgetreten. Die größten dieſer Geſchwuͤlſte entzündeten fid) zulegt und wurden wegen der Reibung der Kleider außerordentlich läftia. Eine frühere Quelle der Ans ſteckung wer in dem Dorfe durdaus nicht aufzufindin. Die Behandlung bei der Mutter bıftand in Betupfen mit Kali causticum, woturd) ein Theil der Geſchwuͤlſte zerftört murde, und der übrige Balg durch Abftofung abging und eine gefundara> nulirende Oberfläche zuruͤckließ, welche leicht heilte, worauf die Geſchwulſt nicht wiederfihrte. Da das Kind dur die Kneten nicht beläftigt wurde, fo wurde nichts dagegen gethan, und die Ger ſchwuͤlſte geriethen von felbft in Eiterung, bildeten eine Grufte und fielen an ihrer Bafis ab, fo daß jegt nur noch wenige übrig find. Der zweite Fall kam in dem Leith-Dispensary am 2. April 1841 vor. Das Kind, Anna M'Queen, 2 Sabr alt, Eräftig und gefund, leidet feit zwei Monaten an dem Exanthem, mas die Mutter daber leitet, daß das Kind an feinem frübern Aufenthalte: orte Dundee mit einem Mädchen acfpielt babe, welches ähnliche Klıde auf dem Körper hatte. Der Ausſchlag nimmt vie linke Scite des Halfes und der Schulter ein, und einige Knoten verbreis ten ſich auch über diefelbe Eeite des Gefichtes und Rumpfes. Die Krankheit gleicht dem vorigen Falle. Die Kleinen Gefchwülfte fehen perlfarbig aus; die größern, etwas geröthet, exſudiren auf ber Oberfläche eine milchige Fluͤſſigkeit, die aus der Mündung an der Spise der Knoten bervordringt. Die Mutter giebt an, daf das primär kranke Mädchen zu Dundee ihr Kind gewoͤhnlich fo getra— gen babe, daß es mit ber angegebenen Halsfeite an ihrem Körper 14 anlag. Weber die Mutter, noch eins der übrigen Kinder hatte et- mas biefem Ausſchlage Aehnliches befommen, was indeß vielleicht dadurd zu erklären ift, daß das Kleid des Kindes body herauf am Halfe zugebunden ift und größtentheils eine Berührung des Aus: fhlagıs mit der Daut anderer Kinder verhindert, Mehrere der größten diefer Gufhwülfte wurden mit der Echeere abgetragen, worauf die Haut leicht zuheilte; andere wurden mit Kali causti- cum und Höllenftein betupft, Die Anzahl der Knoten ift indeß noch nicht fehr vermindert. Dritter Fall, Diefer betraf einen jungen verheiratheten Mann, deffen Frau ic) einige Wochen zuvor entbunden hatte, Das bei hatte ich wohl bemerkt, daß eine Menge Einer Gefhwülfte an der Scheidenmündung und in der Umgebung der Geſchlechtstheile vorhanden warın, hatte fie aber als Gondylome oder Warzen bes tradytet und nicht weiter beachtet. Der Mann zeigte mir indeg bald darauf cine Anzahl von Gefhwülften auf ven penis, melde die haracteriftifgen Merkmale dis molluscum contagiosum an ſich trugen. Er fagte, daß die Geihwülfte bei feiner Frau ganz von derfeiben Art feyen. Er beklagte ſich fehr über den Ausſchlag; die größern wurden mit der Scheere abgetragen, die Eleinern mit Hoͤl— lenftein betupft und find bald vollkommen befeitigt gemwefen. Da Bateman angegeben hatte, daß die wilchige Ausfchwiz« zung auf der Dberflähe der Knoten das medium der Anſteckung fey, fo fchien es mir von Intereſſe, die Ausfhwigung, fo wie die Structur der Geſchwülſte untir dem Mikrofcope zu unterfuchen. Zu diefem Zwecke benußgre ich die in dem zweiten und dritten Falle mit der Scheere abgerragenen Geſchwuͤlſte und mwurde von den Profifforen Reid und Allın Thomſon babei unterftügt. Die Structur der Gefhmwülfte befteht aus zahlreichen Zellen, melde eine weißliche milchige Fluͤſſigkeit ſecerniren. Dieſe gelangt aus den Zellen in eine Gentralböhle oder in einen unregelmäßig geftals teten Canal im Innern der Gefhmwulft, wodurch das Secret an die Mündung gelangt, aus welcher es filbft ausſchwitzt, oder durch Druck herausbifördert wird. Die Zellen feben, wenn fie nod in ihrer Dülle eingefchleffen find, wegen ihrer vier= und fünffeitigen Form, den Zellen einer Honigwabe ähnlich. Vergleiche Figur 28 und 235. Wird indeg ein feiner Durchſchnitt gemacht und unter das Mikroſcop gebradt, fo haben fie eine länglich unregelmäßige Geſtalt, indem ihr Auferes Ende mit der umkleidenden Hülle in Berührung ift, das Innere aber in eine nabelähnlidhe Hervorra— gung verlängert ift. Zu gleicher Zeit zeigt fid, daß fie mit den eigenthümlichen Kügelchen gefüllt find, aus melchen die milchige Fluͤſſigkeit beftcht. Gegen das Äußere Ende der Zellen find indefi (Sigur 27a) die Kügeldyen weniger deutlich, als gegen dag innere Ende (db). Bringt man die mildige Flüffiekeit unter das Mikro: fcop, fo findet man, daß fie gang und gar aus Eernbaltigen Zellen beftebt. Diefe find von unregelmäßiger Grftalt (Figur 27 und 28). Bei der legten Figur find die Zellen von mitticrer Größe mit 500mali: ger Durdmefjervergrößerung abgebildet. Ihre Größe beträgt zoo lines Zollesz fie find alfo 2 — 3 mal größer, als Eiterkügeldyen und 34 mal größer, als Blutkuͤgelchen. Diefelben beftehen aus ei: ner durchfihtigen feinen Hülle a, aus ‘einer dußern Blafe d, und aus einem Förnigen Inbalte c, bald die Blafe ganz ausfüllend, bald, wie bei Figur 29, von der innern Wand etwas zurücdmweis dend. Diefe kernhaltigen Körnden gleichen, in der That, denen des Epitheliums; einige befigen Eeine äußere Blafe, wie bei Figur 28, andere haben diefelbe von größerem Umfange; dieß ift Profefs for Thomſon dem mehr oder weniger reifen Zuflande der Gecretion zuzufchreiben geneigt; die äußere Blafe ift nicht ganz entwidelt, bis fie beinahe vollftändig die freie Oberfläche der fecernirenden Zellen er: reicht; dadurch erklärt fich die geringere Größe der Blafe an dem äußern, und der größere Umfang derfelben an dem innern Ende der fes cernirenden Zelle, indem die aͤußeren nicht zuerft entwickelt find, fontern erſt dann fich vergrößern, wenn fie zur Gntwidelung ge: eignet werden. Auf diefe Weife ift die Bildung der Eranfhaften Structur fihr ähnlich der Entwidelung thierifcher und vegetabili— fber Giwebe und nicht unähnlidy dem, maß bei der Entwicklung einiger Garcinome vorkömmt. Die Art, wie fi die Krankheit mittheilt, gleicht fehr dem, was Schleiden und Schwann über die Gntwidelung vegetabi— 15 liſcher und animalifcher Gewebe gelehrt haben. Die Kerne treiben junge Zellen hervor, welche ſich auf ihrer Oberfläche erheben und allmälig vergrößern, während der Kern in der Wand eingefchloffen bleibt; es bilden fich frifche Kerne in der Höhle der jungen Zellen, und durch Wiederholung diefes Proceffes entitehen mehrere aufeinz anderfolgende Generationen der Zellen. Die Wände der jungen Zellen find gang durchfichtig 5 aber die der Altern werden ver: dit und bei den animalifchen Geweben mehr oder weniger in eine fibröfe Structur umgewandelt, — Wenn eins diefer Kernen, mo: raus die milchige Flüffigkeir der Krankheitsform beftebt, in einen folliculus sebaceus eindrinat, fo beginnt ein ähnlicher Proceß. Das Äußere Bläshen der Primirivzellen nimmt bald eine fibröfe Structur an und bildet die Hülle der darauffolgenden Gefhmulft. Die eigenthümlichen Zellen, aus mwelchen die weiße Flüfjigkeit befteht, find bei einer mäßigen Vergrößerung zu unterfcheiden und fiheinen mir diefer Krankheit eigenthuͤmlich, wenigftens habe ic) durch mikrofcopifche Unterfuchung des Inhaltes von Atheromen und Meliceris und von gefunden und kranken Schmeerbälgen nichts Aehnliches acfunden. Figur 20 zeigt das Ausfehen des Kindes von dem erften Kalle, während zu gleicher Zeit am Halfe die Beränderungen bei’m zweiten Falle abgebildet find. Figur 21. Ein Hautftük von der Schulter bei'm zweiten Falle mit dem molluseum, in natürlicher Größe. Figur 2%, Geſchwuͤlſte im Profil. Figur 23. Die Gefhwülfte, wenn fie ihrer Haut und Zell» hauthülle beraubt find und nur noch die durchfichtige Hülle befigen, durch welche die Zellen durchſcheinen. Figur 24. Durchſchnitt einer der Geſchwuͤlſte. a, Zellen, welche die milchige Flüffigkeit gegen b, die Ganäle der Höhle, abs fondern, von wo fie zu der Deffnung c gelangen, Figur 25, Vergroͤßerte Anficht der Bafis der Zellen. Figur 26. Zellen zerquetfcht, fo daß die milchige Klüffigkeit bervorgedrungen ift. Figur 27. Bergrößerte Anfiht der Zellen: a, inneres Ende, mit nabelartiger Servorragung, b, Außeres Ende, c, die eigen- thuͤmlichen Kügelchen. Figur 23. Kügelhen des Secretes von unregelmäßiger Ge: ftatt, oblong und oval, £leine Kerne enthaltend. Figur 29. Ein Kernchen von mittlerer Größe, wie es bie milhige Zlüffigkeit bildet, bei 500 Diametralvergrößerung. Das Kernchen felbft hatte 1055 Zoll im Durchmeſſer; a, äußere Zelle, b. Bläschen, ec, gekörnter Kern. (Edinburgh med, and surg. Journ., July 1841.) Miscellen Ein neuer Pelvimeter und eine neue Methode der Bedenmeffung befchreibt Herr van Huevel in den Annales et Bulletin de la Societ€ de medecine de Gand. Wan ftelle fih einen Zafterzirkel vor, deffen beide Schenkel nicht eine be— ftimmte und unveränderliche Laͤnge haben, fondern frei queer über das Gelenk, wodurch fie vereinigt find, weggefcheben werben und 16 alfo jedes beliebige Maaß annehmen Eönnenz fo daß, wenn man fidy das Ende eines jeden der beiden Schentel an den zwei Enden einer zu mejfenden Linie firirt denkt, die Spitze des fo gedildeten Zriangels, die durch das Wereinigungsgelenk des Zirkeis gebildet wird, ſich nach Rechts und nach Links verfhicben kann, ohne daß die beiden Endfpigen den Punct verlaffen, an welchen fie anges bracht find. Das Gelenk fchließt fih dann mittelft einer Drucks fhraube, fo daß die Stellung der beiden Schenkel plöglich nad) dem Willen des Dperateurs firirt werden Eann. — Wenn man die Coyjugata meſſen will, fo bringt man den einen (Vaginal) Zir— Eelfchenfel in das Becken und ftüßt das Ende auf das promonto- rium; der andere Schenkel, mit einem Enieförmigen Endſtuͤcke verfehen, wird mit dem Ende äußerlich auf die Mitte der crista pubis (milieu de la crete du pubis) gelegt. Diefes Ende gelangt, vermoͤge der Gelenkeinrichtung, begreiflicher Weife genau an die aus— gewählte Stelle, ohne im Geringften die Richtung des Vaginal— ſchenkels zu verrüden. Wenn das Ende der Schenkel fo an den beiden Enden des Durchmeſſers, den man meffen will, firirt iſt, fo fließt ein Gehülfe die Gelenkfchrauben, und das Maaß iſt genoms men von dem von Vorn nad) Hinten gehenden Durchmeffer (con- jugata), mit Hinzunahme der Dice der Schoosbeine Herr van HueWel will nun nicht, daß man von dem Totalmaafe ein annäs berndes und unbeftimmtes Maaß abziehen foll, worüber die Ge— burtshelfer in Frankreich nicht einmal einig find (indem Belpeau von 4 bis 5 Linien, Maigrier aber von 8 bis 9 Linien fpricht); fondern er mißt direct die Dice der Schooßbeine, indem er den Baginalfchenfel des Zirkele binter und den äußern Schenkel vor der Symphyſis auffest. Wenn er dann dieß nun gefundene Eleinere Maaß von dem erfigefundenen Maaße abzieht, fo vermeidet er al- len Irrthum, der entfteben Eönnte, wenn, bei Abzug eines bloß annähernden Maaßes, eine außerordentliche Dide der Schooßbein- Vereinigung oder eine Rnochengefhwulft am Schooßbeine vorhan— den fenn follte. — Wenn e8 daraufanfommt, einen andern Durch— meffer zu meffen, % E, ven Queerdurchmefjer oder einen der fchräs gen, fo legt Dr. van Huevel den äußeren Zirkelſchenkel in einen zwifchen die Schenkel der Frau gebrachten und an einem Leib» gürtel unbeweglich befeftigten Halter. Der Vaginalfchenkel gleitet dann leicht an dem firieten Conductor und kann ſich nad) Willführ in dem Beden verlängern oder verkürzen und nad allen Richtuns gen neigen. (Die Einwürfe, die man gegen die anderen innern Beckenmeſſer gemacht hat, möchten auch hier nicht völlig zu befeiti= gen feyn.) Ein Zodesfall durch Uebertragung des Rotzes von einem Pferde aufeinen Menſchen iſt Eürzlich auch in Dublin vorgefommen, wo Sohn Deffian, ein Kärener zwifchen Dublin und Balinrobe, von feinem eigenen Pferde angefteckt wurde. Bor drei Wochen, wo der ungluͤckliche Eigenthuͤmer geglaubt hatte, daß er fein Erankes Pferd noch durch Ausfchneidung der geſchwolle— nen Drüfen unter dem Kiefer erhalten Eönne, mußte er fi ver— wundet haben, Fam am 18. December Erant nad) Dublin, wurde am 18. von Dr. Corrigan in's Hardwidshofpital aufgenommen und ſtarb am 26. mit allen fürchterlihen Symptomen der ſchreck— lihen Krankheit. Die Aerzte haben alle Bettftüde, die mit dem Roge in Berührung gekommen feyn mögen, verbrennen laffen. Mekrolog. — Der als Menfh und Gelehrter gleich hochgeachtete Profeffor zu Berlin, Geh. Rath Ofann, it am 11. Sanuar 1842 dafelbft plöglich geftorben. re u Ve TEE FEB EREE FB Bibliographische Florigraphia Britannica. 1841. 8. Popular Treatise on Agricultural Chemistry. London 1841, 8. By Dr. R, Deacon. Vol. I, London By €, Squaney. Heuigkeiten. Elements of materia medica and Pharmacy. By Dr. ©. Bel- lingham ; edited by Dr. A. Mitchell. Part. I. London 1841. 8. The means of promoting and preserving Health, By T. Hodgkin, MD. Second edition, with Additions. London 1841. 8. TTS RC —— (Hierzu eine Tafel Abbildungen in Quart,) Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefommelt und mitgetbeilt von dem ObersMebdieinalrothe FEroriep zum Weimar, und dem Medieinalrathe und Profeffor Frorier zu Berlin. N. 442. (Nr, 2. Gedrudt im Landes = Induftrie: Gamptoir zu Weimar. des XXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., Sanuar 1842, des einzelnen Stücdes 3 ar. Die Tafei ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. Uatur Ueber das Ganglienfpftem des uterus. Here Dr. Robert Lee hatte in einem der Royal Socie- ty am 12. December 1859 vorgelefenen Auffage vier große un— tec dem Peritonaͤum der Schwangeren liegende Geflechte be: fhrieben, die mit den nervi hypogastrici und sperma- tiei in ausgedehnter Verbindung ſtehen. Nach der in Ge: alt, Farbe, allgemeiner Vertheilung ftattfindenden Aehnliche £eit mit den Gangliengeflechten, fo wie nah dem Umftande, daß fie ſich wirklih mit denen der hypogastrici und sper- matici verbinden, ſchloß Hr. Dr. Eee, gleih als er fie zu: erft entdedte, e8 müßten Gangliennervengeflechte ſeyn, und diefelben bildeten ein dem uterus eigenthuͤmliches Nervenſy— ftem. In einem neueren Auffage giebt er nun an, daß er durch neuere anatomifche Unterfuhungen des nichtfchwangern, fowie des uterus im dritten, vierten, fechsten, fiebenten und neunten Monate der Schwangerfchaft, nicht nur feine frühern Beobachtungen vollfommen beftätigt gefunden, fon= dern auch den wichtigen Umftand ermittelt habe, daß fi ‚auf den Nerven des uterus, fo wie der vagina und Blafe, viele große Ganglien befinden, welche, gleih den Wan: dungen, DBlutgefüßen, Nerven und auffaugenden Gefäßen der Gebärmutter, während der Schwangerfhaft an Umfang gewinnen und nad dem Gebären wieder in den urfprünglis den, vor der Empfängniß ftattfindenden, Zuftand zurüd: ‚kehren, Zunächft befchreibt Hr. Dr. Lee die zwei großen, an den Seiten des Mutterhalfes liegenden Ganglien, in welche die nn. hypogastriei und mehrere von den Sacralnerven aufgehen. Er nennt fie ganglia hypogastrica seu ute- ro-cervicalia. Vor der Gonception find diefelben unregel⸗ mäßig dreiscig oder Länglich geftaltet, etwa 5 Zoll lang, und fie beitehen, gleich andern Ganglien, ftets aus einer weißen und einer grauen Subſtanz. Sie find von den Stämmen der art. und venae vaginales und vesicales bedeckt, und jedes Ganglion befitt eine Arterie von bedeu- tender Stärke, welche bei deffen Mitte hineintritt und fich NO. 1542, kunde in Aeſte zertheilt, welche die von deffen vorderm und une term Rande auslaufenden Nerven begleiten. Von der ins nern und hintern Oberfläche diefer beiden Ganglien geben Nerven aus, die mit den nn. haemorrhoidales anafte- mofiren und fi an den Seiten der vagina, fowie zwi— fihen der vagina und dem rectum, veräfteln. Von dem untern Rande jedes der Ganglien entfpringen mehrere Ner: venbündel, welche an den Seiten der Mutterfcheide hinab- ſtreichen und ‚in einige große abgeplattete Ganglien eindrine gen, die mitten zwifchen dem os uteri und dem ostium vaginae liegen: Won diefen ganglia vaginalia erſtrek— Een fich unzählige Nervenfäden, auf denen ſich £leine platte Ganglien befinden, nad) dem sphineter bin, wo fie fi) in eine weiße, derbe, membranenartige Schicht verlieren. Bon diefem großen Netze von Ganglien und Nerven gehen zahlreiche Zweige nach den Wänden der Blafe und dringen um die Ureteren her in diefelbe ein. Alle diefe Nerven der vagina werden von Arterien begleitet und bilden oft um die Stimme der großen Venen her volftändige Nerven— tinge. Hr. Dr. Lee befhreibt dann die von dem vordern Nande jedes der beiden ganglia hypogastriea ausgehen: den Nerven, von denen mandye an der Aufern, andere an der innern Seite der Ureteren binjtreichen, während fie ſich vor jedem Ureter zu einem anglion verbinden, das er dag sanglion vesicale medium nennt. Außerdem bemerkt man auf diefen Nerven noch zwei Ganglien, eines zwifchen dem uterus und dem Üreter, und das zweite zwifchen dem Ureter und der Mutterfcheide. Diefe nennt Hr. Dr. Lee ganglia vesicalia interna und externa. Der Ureter ift niht nur von einem großen Ninge von Necvenfubftanz umfchloffen, welcher mit den Sclundganglien mancher wirbellofen Thiere Achnlichkeit hat, fondern um den Stamm der arteria und vena uterina ber bemerft man ebenfalls einen ftarfen Ning von Nervenfubftanz, von welchem meb- rere dicke und dünne Aeſte nach dem ganglion hypoga- strieum ſtreichen. 2 19 Die ganglia vesiealia beſchreibt Hr. Dr. Lee fol: gendermaaßen: Das innere Blafenganglion, das mehren: theils eine abgeplattete oder laͤnglich knollige Form darbıeter, wird durchaus von den Nerven gebildet, die von dem gan- slion hypogastricum ausgehen und zwifhen dem ute- rus und dem Ureter flreihen. Es befist eine durch jeine Mitte gehende Arterie. Es giebt zuerft einen ſtarken Aft an den Merventin, oder dag Ganglion ab, welches die Blut— Gefäßftämme des uterus umgiebt; dann fendet ee dem vordern Theile der cervix uteri Zweige, fowie fpä= ter der bintern Wand der Blafe, wo ſich Ddiefe mit dem uterus in Berührung befindet, eine Menge ſchwacher Fa: den zu; hierauf giebt es einen ftarken Aſt nach Vorne ab, welcher in das ganglion vesicale medium ausgeht. Diefes Ganglion giebt vine große Anzahl ſtarker Nerven an die Blafe ab. Mehrere bderfelben begleiten die Arterien, und man kann fehen, wie fie fi mit den leßtern auf dem ganzen obern Theile des Organs, felbft bis zum fundus, verzweigen. Fäden diejer Nerven, welhe man mit unbe: waffneten Augen Eaum erkennen kann, veräjteln ſich bei manchen der Präparate auf den Muskelfaferbündeln und bil: den zumeilen Schlingen, weldye diefe Bündel umfaffen, oder flreihen zwifchen ihnen zu den tieferliegenden Faſerſchichten. Mehrere der Eleinern Zweige des mittlern Blafenganylion ſchweifen von den Arterien ab und vertheilen fih, ohne Mei: tereg, Über die dem Ureter benachbarten Stellen der Blaſe. Das äußere Blafenganglion bildet fih lediglich aus den Nerven, die vom ganglion hypogastrieum ausgehen und auf der Außern Seite des Ureter fireihen. Diefes Ganglion ift klein und dünn, und feine Zweige gehen die rect in die Muskelmembran der Blafe. Gewoͤhnlich ſtreicht von ihm ein langer Strang niederwärts, der mit den Merz ven anaftomofirt, welche von einem der ganglia vaginalia ausgehen. Von der innern Dberflähe jedes der hypogaſtriſchen Ganglien gehen zahlreihe dünne, weiße, weidhe Nerven nad) dem uterus. Manche derfelben verafteln fih auf der Mus: felmembran um die cervix uteri ber; andere verbreiten fi unter dem Peritonaum und gehen in die großen Gan— glien und Plerug über, welche auf der vordern und hintern Oberflaͤche dieſes Organs liegen. Starke Aeſte gehen ferner von der inneren Oberfläche des Ganglion nad) den die Blut: gefäße des uterus umgebenden Nerven und begleiten diefe Gefäße in allen ihren Verzweigungen duch die Muskelmems bran deffelben. Dem Aufſatze hat Hr. Dr. Lee zwei Abbildungen bei: gegeben, durch welche die ganglia hypogastrica, vagi- nalia, vesicalia und uterina, wie fie ſich im vierten Monate der Schwangerfhaft ausnehmen, ſowie auch die Nervengeflehte an der vordern Dberflähe des uterus er: läutert werden. Nach der mikroſcopiſchen Unterfuhung von Theilen der unter dem Peritontum eines im neunten Monate der Schwangerſchaft fiehenden uterus liegenden plexus, welche lange in MWeingeift aufbewahrt gewefen waren, fehloffen Pro- feffor Owen und Herr Kiernan, dag es keine Nerven: 20 geflehte, fontern Bänder eines elaftifchen, gallerthaltigen Gewebes oder von Zellmembran feyen. Am Schluſſe des Artikels theilt der Verfaſſer einen Brief des Herrn Sohn Dalrymple mit, in weldhem die Nefultate von mitrofcopifchen Unterfuhungen der frifchen uterus:Neiven mitgetheilt find. Fäden von den, den Ure— ter umgebenden Nerven, welche an dem Grunde (body) der Gebärmutter anlagen, wurden unter dem Mikrofcope unterjucht, Das angewandte Inſtrument beftand aus eis nem ſehr Eräftigen Objectivglafe, deffen Brennweite 4 Zoll und das von Deren Roß gefchliffen war, Herr Dalıyms ple fand es, ſelbſt bei’m forgfältigften Seciren, unmöglich, irgend einen Mervenfaden abzulöfen, ohne daß etwas von dem Zell- oder elaftiihen Gewebe daran hängen blieb, fo daß zwar die auf die Anmwefenheit eines Nerven hindrutende roͤhrige Portion ſich deutlich darftellte, aber mit unzähligen, ungemein feinen, zufammengewundenen Fäden umgeben war, welche denen glichen, aus denen das elaftifche Gewebe und die innerfte Tertur der Zellmembran befteht. Durch gelin= des Drüden lied ſich jedoch die Nöhre deutlich fihtbar dar— ftelten, und es zeigte fich dann, daß fie eine gefornte, nicht gleihmäfig vertheilte, fondern winzige abgefonderte Maffen bildende Subftanz enthielt. Auch bemerkte man hie und da Eleine Blutgefäße und in diefen Blurfcheibchen (Blutkuͤgel— hen), mittelft welcher fi die Nervenröhren von den Gefäß: roͤhren fehr beflimmt unterfheiden liefen. Da jedoch Herrn Dalrymple bekannt war, daß mehrere der ausgezeichnetz fien auswärtigen Mikrographen und Anatomen in Bezug auf die characteriftifhen Kigenfhaften der Nerven des ſym— pathiſchen Spftems anderer Meinung feyen und daher ſei⸗ nen eignen Beobachtungen weniger volle Beweiskraft zuzu— ſchreiben geneigt war, fo beſchloß er, die Nerven des ute- rus mit denen zu vergleichen, welche ganz unlaͤugbar zum Ganglienfpfteme gehören. Er verfolgte daher mehrere an der Oberfläche des Magens aufgefundene Nerven bis zu dem Hauptganglion, aus dem fie entfprangen und verfuhr mit einigen an den dünnen Därmen befindlichen ebenfo. Dann unterfuchte er dieſe Nerven mit derfelben Vergroͤßerungs— Eraft und unter ganz gleihartigen Umſtaͤnden in Betreff der Beleuhtung, des Drudes und des umgebenden Medium’s. Bei allen fand er den röhrigen Theil mit Eörniger, zu abe gefonderten Eleinen Maffen vereinigte Subftanz angefüllt. Auch beobachtete er, daß jede Roͤhre mit den winzigen ge» fihlängelten Fäden umgeben war, von denen oben die Rede gewefen ift, Kurz, diefe Nerven waren in jeder Beziehung den uterus- Nerven fo vollkommen ähnlib, daß er e8 uns möglich fand, irgend einen Unterfchied zwifchen beiden zu er— £ennen. (London, Edinburgh and Dublin philoso- phical Journal, No. 126, December 1841.) Ueber die foffilen Wögeltrittfpuren (Ornithichnites) im Staate Maffachufetts. Bei der erften Zufammenfunft der Gefellfhaft der Americanifhen Geologen in Philadelphia, die am 2. April 1840, unter dem Präfidium des Profeffors Hit hcod, ſtatt⸗ — 21 fand (Secretaͤr der Geſellſchaft war Profeſſor Bed), wur: den unter Anderm Eremplare von den Sandjteinen aus Mal: ſachuſetts mit den fogenannten Vögeltrittfpuren *) vorge— zeige und daruͤber discutirt. Der Gegenſtand erregte ein fo hohes Intereffe, daß die Geſellſchaft ſich bewogen fühlte, eine Commiffion zu ernennen, um die Kocalität in Augen: fein zu nehmen und die Ergebniffe der Unterfuchung der Sache an Drt und Stelle an die Gefellfchaft zu berichten. Diefer Bericht ward nun bei der nächfien Verfammlung am 7. April 1841 abgelegt und lautet, wie folgt: Die endesunterfchriebenen Mitglieder dir Commiſſion, welche mit der Erforſchung des eigentlichen Uriprungs der vom Profeffor Dithcod für Voͤgelſpuren erklaͤtten Ab— drüde beauftragt worden ift, beehren fich ihre Meinung in Folgendem auszuſprechen. Zuvoͤrderſt mag daran erinnert werden, daß die Ge— ſellſchaft bei Einſetzung der Commiſſion den Zweck hatte, die Zweifel mehrerer Mitglieder an der Richtigkeit der vom Pro— feſſer Hitchcock aufgeſtellten Erklärung hinſichtlich des Ur— ſprungs dieſer Abdruͤcke zu beſeitigen, oder uͤberhaupt, wo moͤglich, Einhelligkeit der Anſichten uͤber dieſe Erſcheinung herbeizufuͤhren. Der Gegenſtand hatte, wie billig, in ganz Nordamerika große Aufmerkſamkeit erregt, war in Europa mit gleichem Intereſſe aufgenommen worden, und bei der Wichtigkeit, den derſelbe hinſichtlich der vorweltlichen Zoolo— gie hat, ſollte der Verſuch einer vollſtaͤndigen Erledigung deſſelben gemacht werden; denn waren die Anſichten unſeres hochachtbaren Mitglieds richtig, ſo hatten ſchon in einer ſehr frühen geologiſchen Epoche zweifuͤßige There exiſtirt, deren Fußtapfen mit denen der jetzigen Voͤgel ziemlich ge— nau uͤbereinſtimmen; waren fie dagegen ungegruͤndet, ſo hat— ten wir in dieſem Falle nur ein neues. Beiſpiel gewonnen, daß die Vegetation Erfcheinungen veranlaffen Eann, welche eine täufchende Aehnlichfeit mit den von Thieren herrühren: den Spuren haben { Wir wollen nun eine Eurze Ueberfiht der Umftände ges ben, auf die fich die Anficht des Profeffor Hithcod, fo wie die feiner Gegner, zu gründen ſcheint. Auf den erften Blick muß Jedem, der diefe Eindruͤcke oder Spuren betrachtet, deren aug drei deutlichen Ninnen gebildete Form auffallen, welche mit den Fußtapfen der drei— zehigen Vögel, bei denen die vierte Zche rudimentär ift, fehr geoße Aehnlichkeit hat. Einer andern Art von Thieren koͤn— *) Vergl. Notiz. No. 1 und 2 des L. Bdes. Ueber des Herrn Gunninabam und Sir P. G. Egerton Mittheilung an die geologiſche Geſellſchaft rücfichtlich der Vogelfäbrten in den Steinbrüchen von Storeton oder Stourten= Hill bei Liverpool (Bergt: Niue Not. Nr 21 des IX. Bdes.) aͤußert fih Sit: liman’s Sournal im Juliheft 1839 p. 394 folgendermaa: ben: Es find uns unlängft durch Herrn Budland fchöne Proben diefer Abdrücke zunefandt worden, und über dag ein— ſtige Vorbandenfiyn der Thiere, von denen fie berrübren, kann nun fo wenia ein Zweifel beftehen, als über dasjenige eines Geſchoͤpfs, deffen frifche Spuren wir im Schlamm abgedruͤckt finden. Daffelbe gilt von den durch Herrn Dit cock entdod: ten Abdrücden, wenngleich manche Leute, die diefelben nie uns terfuchten, nicht daran glauben wellen, 22 nen dieſelben durchaus nicht zugefcheieben werden. Die Spus von oder Fußtapfen find an mehrern Stellen nach einer be: fiimmten Ordnung geftellt, mie wenn ein Vogel in geraz der Linie fortgefchritten wäre, und in allen diefen Fillen wech⸗ fein die Suftapfen oder Zehen mit einander ab, d. b., auf den rechten Fuß folgt immer der linke, auf diefen der rechte ꝛc., und dieſe Aufeinanderfolge wiederholt fich zumeilen oft: male. In andern Fallen bieten die Spuren keine regelmaͤ⸗ fige Anordnung dar, wie dieß natuͤrlich der Fall fern mußte, wenn der Vogel oder fonft ein Thier bei feinen Bewegun— gen fein beftimmtes Ziel im Auge hatte In allen Fällen, wo eine regelmäßige Aufrinanderfolge der Spuren zu bemerken war, fand ſich audy eine vollftän- Dige Uebereinftimmung in der Größe und eine ziemliche Gleich— foͤrmigkeit ruͤckſichtlich des gegenfeitigen Abſtands der Faͤhr— ten. Die in letzterer Beziehung vorhandenen Unterſchiede waren durchaus nicht bedeutender, als ſie bei Thieren, die ſich willkuͤrlich bewegen, vorkommen würden und müffen. Auf manchen Steinplatten zeigten fich zwei oder meh: tere Arten von Fußtapfen, die ſich billig verfchiedenen Spe- cies von Ornithichnites zufchreiben liefen, Bi der blätterigen Structur des Geſteins ließ fich oͤf— ter wahrnehmen, daß der Körper, welcher den Eindruck bera vorgebraht hatte, Kraft oder bedeutende Schwere befaf; denn die dünnen Blätter oder Schichten waren mandmal bis zu I Zoll Tiefe niedergebogen, daher der Schlamm, aus dem fih das Geflein gebildet hatte, von ſehr zaͤher Beſchaffen— heit ſeyn mußte. In allen Fllen war die eingedrüdte Spur der urfprüngliche, Theil des Geſteins, und die erhabene Spur ein niederwärts gekehrter Abguß des Eindruds, alfo eine Nachbildung der Fufzehen, Nirgends Eonnte man in den Vertiefungen eine Spur von organifhen Stoffen wahrneh— min, und der Abguß oder erhabene Theil beftand durchaus aus denfelben Materialien, wie dag übrige Geſtein. Das Geſtein, in meldes die Spuren eingedrüdt find, gehört unfkreitig, feiner ganzen Bildunysart nad, derfelben dormation an, wie der junge rothe Sandftein Europas und muß durchaus für folchen gelten. An virlen Orten trifft man in diefem Sandſteine dergleihen Spuren, wenn gleich man erſt vor wenigen Sabrın auf diefelben aufmerkſam ges worden if, Mehrere ausläindifche Proben find nad Mord: america gelangt, und Dr. Budland’s Zeugniß in deffen Bridgewaterfhen Abhandlung *) würde deren Vorhandenfeyn auch ohne uns zugefommene Eremplare beweifen, Die merk: würdigften Fußtapfen diefer Art find die des Chirotherium aus den Steinbrüchn von Heßberg bei Hildburghaufen, welhe dem Abdruck einer fleifchigen Menſchenhand fehr aͤh— nen. Auch bei diefen wechfeln linke und rechte Abdrüde mit einander ab. Here Linfe bat in derfeiben Sandſtein— art vier Arten von Spuren gefunden , welche man vier Spe— cies gigantifcher Batrachier zuzufchreiben geneigt ift. Bei Dumfries entdeckte man, ebenfalls im jungen rothen Sand» *) Geology and Mineralogy considered with reference to na- tural theology, 11. Vol. 2* 23 ſtein, Fußtapfen von Thieren, welhe Schildkröten geweſen zu ſeyn fiheinen; allein bis jest find in Europa noch Feine Spuren, wie die in Neuengland, entdeckt worden. Die Umftände, auf welhe die Gegner des Profeffor Hitchcock fih berufen, find folgende: Zuvoͤrderſt führen fie an, daß viele Zange Formen zeigen, welche thierifchen Formen ähneln, z. B. einem Habnenfhwanze, Thierklauen ı., fo wie denn fo eben der Geſellſchaft zwei Exemplare vorliegen, welche eine deutlich dreitheilig erhabene Geſtalt darbieten. Da dieſe alle weit Altern Gebirgsarten angehö— ven, als die in Neuengland entdeckten Abdruͤcke, fo koönne man füglih annehmen, daß auch die legtern nur Pflanzen— abdruͤcke oder Naturſpiele feyen, zumal da die vorgelegten dreitbeiligen Foffilin mit den Abdrüden in Maſſachuſetts Aehnlichkeit haben, Ferner weifen fie darauf hin, es laſſe fid mit unbe: waffnetem Auge in den meilten verfteinerten Fucoiden feine Spur von organifhem Stoffe entdeden. Bei manden, 3. B., den Harlani find £leine Kiestheile an deffen Stelle ge— treten, ohne daß fich nachweiſen lüßt, wie die organi- fhe Subſtanz durch diefes Material fo vollftändig verdrängt amd deren Korm, fo genau durch daffelbe dargeftellt werden konnte. Man koͤnne, ſagen fie ferner, recht wohl annehmen, daß der erhabene Abguß dadurch entſtanden ſey, daß eine Fucusart auf dem Schlamme gelegen und ſich mit dem dar— überabgefegten und fpäter zu Stein gewordenen Schlamm verbunden habe. Die am Hintern Theile mancher in Maf- fachufetts gefundenen Spuren bemerfbaren Abzeichen, welche man von einer Befiederung der Füße herleiten will, deuten, wie von ihnen behauptet wird, ganz befonders auf den ve— getabilifchen Urfprung dieſer Spuren bin, indem fie von Blättern, Wurzefblättern ꝛc. herrühren dürften. Nach einer vergleichenden Prüfung der von beiden Par: theien angeführten Gründe hat ſich die Commifiion einſtim— mig für Profeffoe Hithcods Anſicht entfebieden; ja fie würde beklagen, daß eine Meinungsverfhiedenheit überhaupt eriftiren Eonnte, wenn nicht dadurch eben eine vollftändigere Erledigung der Frage herbeigeführt worden wäre. Daß wir den Maafftab des Bekannten an das Neuentdeckte legen ift ſehr natürlich, und je weniger Jemand weiß, defto mehr wird er dabet einem Mifgriff ausgefest feyn. Wäre Je— mand mit allen erforderlichen Pramiffen befannt, fo würde er nie fehlfchließen. Profeffor Hitchcock machte feine Ent: defungen zu einer Zeit befannt, wo manche Geifter duch das Vorkommen vieler normalen Vegetationsformen in dem Siturifhen Gebirge des Staates Neuyork, die man vorläu- fig mit dem Namen Fucoides belegt hat, im Voraus gegen feine Auslegung der von ihm beobachteten Erfcheinungen eins genommen feyn mußten. Wegen der Aehnlichkeit diefer Bu: eoiden mit gewiſſen Thierformen, und weil man mehrere Eremplare darunter fand, die deutlich dreitheilig waren, hielt man es nicht nur für moͤglich, fondern fogar für wahrfcheins ih, daß die in Maſſachuſetts und Connecticut entdedten Eindrücke von Zucoiden herrührten, und daß Profeffor Hitch» eod’s Erklärung auf einem Irrthume beruhe. —_ ⸗ 24 Wir wollen hier daran erinnern, wie nöthig es fen, daß die Belege, auf die fich jede Annahme gründet, jeded« mal genau geprüft werden follten, bevor wir ung für dies felbe entfcheiden; und daß man den Eindrud, den die Zeugs niffe auf unjern Geiſt machen, vein und mit Verläugnung aller vorgefaßten Meinungen wirken laffen müffe. Denn hat einmal ein falfher Eindrud Platz gegriffen, fo hält e8 ungemein ſchwer, Ddenfelben zu verwifchen. In bdiefer Be: ziehung merden offenbar unfere Nachkommen vor uns und zumal vor unfern Vorfahren viel voraus haben. Das Forts [reiten der Wiſſenſchaft ift für alle Zeiten gefichert; und jeder Tag erweitert das Gebiet der Wahrheit auf Koften des— jenigen der Lüge und des Jrrthums. Bleibt der Menſch feinen heiligften Sntereffen treu, fo dürfte der Itrthum in der Wiffenfhaft endlich ziemlich ausgerottet werden, Unterzeihnet: Henry Dr. Rogers, Kardner, Va: nurem, Rihard C. Taylor, Ebenezer Emmons, X. U. Conrad, Nahfhrift des Herausgebers der Annals and Mag. nat. Hist. So eben ift mir die Abbildung einer unlängft von Herrn Cunningham in denfelben Stein: brücen von Storeton, wo man die Fußtapfen des Laby- rinthodon und Rhyncosaurus (Rynchosaurus?) ges funden hat, entdedten großen Sucoide zu Gefiht gefommen, aus der ſich ergiebt, daß eine wirkliche Fucoide mit Orni- thiehnites nur eine fehr entfernte Aehnlichkeit hat. (An- nals and Magazine of natur, History. No. L. No- vember’1841). Miscellen Ueber die electrifchen Verbhältniffe der Gefteine und metallfübrendenXdern der&rubenkongclofe und Roſewall-Hill in&ornwallhat Herr Will. Som Henwood, Secretair der Königlichen Geologifhen Geſellſchaft von Cornwall der Royal Society zu London eine Abhandtang überreicht, welche die Refultate neuer Verſuche enthält, Diefe Verfuche waren in der Abjicht unternommen, zu beftimmen, ob Unvollfommenheit der Galz vanometer und anderer Apparate die Urfache geweſen fey, daß Herr RW. For und andere Erperimentoren nicht im Stande gemwefen mwaren, das Vorhandenfeyn der Etrctricität in den Zinnadern von Cornwall ing Klare zu fegen. Die Art, zu erperimentiren, war dem Principe nach diefelbe, welche Herr Fox angewendet bat, näms lih Metallplatten mit den zu unterſuchenden Puncten in Beruͤh— rung zu bringen, Dräthe von einem zum andern zu führen und ein Galvanometer in die Kette zu bringen. Die angewendeten Platten waren Kupfer : und Zinkplatten, etwa 6 Zoll lang und 35 Zoll breit. Die Drähte waren von Kupfer, 3; Zoll im Durchmeſſer und diefelben, die Here Kor gebraudt hatte. — Die in eine Ta— belle gebrachten Refultate zeigen, daß fowohl der Granit, als die Zinnadern in der Rofewall-Hil-Grube und auch der Grünftein und die Rupferadern in der Kongelofe Grube unzweifelbafte Spuren von electrifchen Strömungen zeigen, es mochten nun verfchiedene Theile einer und derfelben Ader oder verfchiedene Portionen derfelben Ges fteine unterfucht werden. Es fcheint auch nad) diefen Verfuchen, daß die Natur und Stellung der angewendeten Eleinen metallifhen Plat- ten nicht allein die Sntenfität , Sondern auch in einigen Fällen die Richtung der Strömungen affieiren, und auch, daß es einen wefente lichen Unterfchied in den Refultaten macht, wenn diefelben Metallr platten auf verfchiedene Ingredienzen der Adern aufgefegt werden, felbit wenn diefe in unmittelbarem Gontacte mit einander find. Den Grund des verfhiedenen Colorits bei vew fhiedenen Malern findet Herr Rocamir be la Torre in 25 der verſchiedenen Farbe der Augen; eine Anficht, die zwar ſinnreich ift, aber gewiß nod weiterer Prüfung bedarf; obwohl er behaup— tet, daB fie fi mit dem Maaßſtabe der Erfahrung vollkommen beftätigen laſſe. „Die Reflexe“, fagt er in feinem, der Parifer Academie der Wiſſenſchaften am 10. Januar vorgetragenen Auffage, „verändern bekanntlich den Ton der Farben; das Auge iſt diefem allgemeinen Gefege unterworfen, und der Maler fegt die Farben der Gegenftände fo auf die Palette, wie fie fein Auge erkannt hat. Ein Maler mit grauen Augen hat daher ein graulicyes oder blaf» fes Golerit, wie man es an David, Greuze 2c, bemerkte. Bei 26 foren mit_grünlihen Augen, wie Robert und Girobet, bat auch das Golorit einen Stich in’s Grünlide. Bei hellbraunen Augen, wie Rigaut xc. fie hatten, zieht tas Golorit in’g Biegel- röthliche; bei nußbraunen, wie Pouffin, Bouvenet x, befaßen, in’s Gelblidye, Bleifarbene, Harte. Maler mit dunkelbraunen oder ſchwarzen Augen, wie Garavaagio, Valent. Ribera ıc, bar bın ftets ein dunkles und hartes Golorit.” Am Schluffe feincs Ar: tifels theilt der Verfaffer eine, nad der Karte der Augen zufam: mengeftellte, Tabelle über die Maler ſaͤmmtlicher Schulen mit, durch deren Refultate er feinen Sag vollends bewiefen zu haben glaubt." ——— m — — — ——— Minen. Mh u Mr Da Fortfchritte der Sanitätsmaaßregeln bei der Eng— lifchen Marine. Unter den Verbefferungen die man den SFortfchritten der Wiffenfchaft und der Civilifation verdankt, treten mans che faft unbemerkt in's eben, während andere großes Auf: fehen erregen und den Urbebern Ruhm und Lohn in reis chem Maaße gewähren. Der Unterfchied beruht meniger auf dem Berdienfte und Umfange des Fortfchrittee, als auf der Art und Weiſe, wie er flattfand, angekündigt und aufs genommen ward, Cine neue Grfindung, die plößlic auf: taucht, wird mit Enthufinsmus begrüßt, während Verbeſſe— tungen, die allmälig und in Folge an fich unfdyeinbarer Ent: dedungen eingeführt werden, wenig Beachtung finden. So erklärt e8 fich auch, warum die feit einem halben Sahrhun: dert im öffentlihen und Privatleben eingeführten Sat itäts: maafregeln felkft von Denen faft durchaus ignorirt werden, welchen fie täglib zu Gute fommen. Man fönnte fagen, die Fortfchritte der Gefundheitsiehre ſeyen diefer felbft ur— fprünglich fremd, fie mache ſich die Foriſchritte aller übrigen Miffenichaften zu Nuge und habe nah und nah von den glänzendften, wie befheidenften Entdeckungen fi alles dass jenige angeeignet, was zur Gefunderhaltung des Menfchen und zu deffen Lebeneverlängerung beitragen Eann. j Unfer Zweck ift, bier auf einige der Fortfchritte auf: merffam zu macden, welche feit funfzig Jahren in Anfehung der bei der Englifhen Marine angewandten Sanitaͤtsmaaß— regeln ftattgefunden haben. In diefer Beziehung ift eg von Belang, zu erfahren, wie e8 um dieſe Angelegenheit vor funfzig Satren ftand, und wir fehildern demnach zuerft die damalige Schiffskoſt. Fruͤher erhielt der Englifhe Matrofe auf Kriegefchiffen nur eingefalzenes Fleifch (Wökelfleifh) und lange vorher zu: bereiteten Zwieback, ferner Puddings (Klöfe), die aus einge: falzgenem Sped, Mehl und fauligem Waſſer bereitet wurden, in dem oft Gonferven gewacfen waren und das gewöhnlich fo ſtark nach faulen Eiern ro, daß Zunge und Nafe böcft miderlih davon afficire wurden. Das gefuchtefte und faft einzige Labſal des Matrofen waren damals geiftige Getränke, deren übermäfiiger Genuß, zu Maffer mie zu Lande, eine Haupturfache vieler Leiden und Krankheiten, der Infubordi- nation und Verbrechen jeder Art ward. Die Schiffe ſelbſt maren unreinlih, feuht und fehr unvollkommen gelüftet. Im unteren Sciffsraume war die Luft fo unrein , daß Fälle von Aſphyxie dort fehr häufig vorfamen. Um die Eörperliche Neinlichfeit der Matrofen befümmerte fih Nie- mand, und mit Kleidung waren diefelben nur zur höcften Mothdurft veıfehen. Man hielt darauf, daß fie befchäftigt und zerftreut, nicht aber darauf, daß fie unterrichtet wurden. Rechnet man zu allen diefen Uebelftänden noch die uͤbermaͤ— fig ſtrenge Mannszuht und die oft nur nach Reidenfchaft dietirten förperlihen und fonftigen Strafen, fo wird man ſich von der Beſchaffenheit des Englifchen Seedienftes wäh- tend des lestverfloffenen Jahrhunderts einen Begriff machen Eönnen, und dennoch bildeten diefe Entbehrungen und Leiden —IF geringen Theil des Ungemache, das der Engliſche Matkoſe zu erdulden hatte. - Zur Vervollftändigung des Ges mäldes feines Elendes gehören noch die Krankheiten, melde unter dem Sciffsvolfe fo häufig graffirten, der Ecorbut, die fauligen Gefa würe, die peftifenzialifhbe Ruhr, die bösar: tigen Fieber, welche fo oft den Character des Gefängniffie- bers und Typhus annahmen und oft den größten Theil der Schiffsmannſchaft ſchnell hinwegrafften. Dir Fall kam öf: ters vor, daß die ganze Mannfcaft eins Schiffes am Scorbut farb und daffelbe dann auf offener See ein Spiel der Wellen und Winde ward. Auf dem von Lord Anfon im Sabre 1742 befehligten Centurio araflitte der Scorbut in der Art, daß nur acht Leute Kräfte genug bebielten, um bei der Steuerung de8 Schiffes behuͤlflich zu ſeyn, und auch fie würden zu aller Arbeit unfähig geworden ſeyn, wenn das Schiff, bevor es bei Juan-Fernandez vor Anker ging, nod einige Zage hätte die See halten müffen. Es mürde dann mitten in's ftille Weltmeer getrieben worden fern, wie es unter denfelben Umftänden einem Spanifhen Schiffe erging. Die lediglich) dur den Scorbut unter den Öerleuten ver: anlaßte Sterblichkeit war fo furdtbar, daß ein Portugiefis fher EC chriftjteller, welcher die Geſchichte der erfien Entdek— fungsreifen feiner Nation, um die Fahrt um Africa herum nach Oſtindien zu bewirken, befchrieben hat, wenn auch ims mer etwas hnperpolifch, angiebt, daß, wenn alle zwifchen der Küfte von Guinea und dem Vorgebirge der guten Hoffnung, fowie zwifchen diefem und Mozambique in's Meer gemor- fenen Leichen durch einen Grabftein bezeichnet mären, diefer ganze Meerftrich fi) wie ein ungeheurer Gottesader aus; 27 nehmen würde. Auf großen Flotten war die Sterblichkeit nicht weniger gräßlih, ald auf den einzelnen Schiffen. Sir Richard Hawkins, ein berühmter Seefahrer unter den Regierungen der Elifabeth und Jacob's L. berichtet, er habe im Laufe von zwanzig Jahren über 10,000 Sees leute am Scorbut fterben fehen, während die ganze Bemans nung der Flotte, welche die berühmte Spanifche Armada vernichtete, nicht über 14,000 Mann betrug. Die Berichte über die damalige Sterblichkeit dev Seeleute find keineswe— ges als übertrieben zu betrachten; denn felbft in dem einzi— gen Sabre 1786 betrug, nah Sir Gilbert Blane's Be: obachtungen, die Sterblichkeit auf einer mit 7 bis 8,000 Mann befegten Flotte 1 pro Septem. Merfen wir, von diefem traurigen Gemälde ung ab: wendend, den Blick auf dasjenige, welches Dr. Wilfon in feinem Eürzlich erfhiennen Werke: „Ueber den gegenwaͤr— tigen Zuftand der Englichen Marine, aus dem Geficht3- puncte des Gefundheits;uftandes und der Sterblichkeit der Seeleute betrachtet‘, entworfen bat, fo bildet die Gegen: wart mit der noch gar nicht lange dubingefhwundenen Vergangenheit einen höchſt erfteulichen Gontraft. Wir wollen zuwörderft einige Worte Über die Quellen fagen, aus denen Dr. Wilfon fein reiches Material ges [höpft hat. Seine Arbeit bildet ein Gegenſtuͤck zu derjeni— gen, welhe Dr. Macculloch unlängft, auf Befehl des Krieggminifteriums, über die Krankheiten und Sterblichkeit der Englifhen Zruppen herausgegeben hat. Sie iſt, gleid) der legtern, nur eine flatiftifche ‚Ueberficht der zahlreichen Berichte, welche die Marine: und Militärärzte über den Gefundheitszuftand der ihnen anvertrauten Mannfchaften an die Admiralitat eingefchidt haben und deren Zufammen: ftellung Dr. Wilſon auf Befehl der Lords der Admirali: tät unternommen hat. Schon im Fahre 1836 war der Un: fang mit der Redaction diefer Arbeit gemacht worden; allein durch den Tod des damit beauftragten Beamten und meh: tere andere unvorhergefehene Schwierigkeiten war diefeibe damals in's Stoden gerathen. Der Shiffshirurg oder deffen Adjunct muß dem Ober: arzte der Marine folgende Documente in Betreff der ihm anvertrauten Mannſchaften zufertigen: 1. Ein Journal über die taͤglich vorgefommenen Krankheitsfälle; 2. einen monatlichen oder refpective dreimonatlichen Bericht. 3. Ein Tagebuch, in welchem er über feine medicinifche oder chirur— gifche Praris berichtet. In das erſte Buch find in befon: deren Spalten der Name, das Alter, der Nang des Patien: ten , die Urt der Krankheit oder Wunde, die Zeit, wo er von der Krankenlifte geftrihen ward, endlich die Beendi— gungsweife der Behandlung, durch Heilung, Abgabe an ein Hofpital, Entlaffung aus dem Dienfte oder durch den Tod, eingetragen. Ein folhes Buch wird alljährlih an die Ad— miralität eingefandt. Die Monats- oder Vierteljahrs : Be: richte werden einestheild monatlich) von den in großbritanni= fhen Häfen ftationirten Kriegsfhiffen, anderntheilg viertels jährlich) von den in der Fremde befindlichen, eingeſchickt. In außerordentlichen Fällen, 3 B., wenn eine bedenkliche Krank: heit herrſcht, wird auch öfter berichtet. Diefe Berichte find 28 tabellenartig zufammengeftellte, aus den Krankenliſten gefams melte Zhatfachen, und die Krankheiten find darin nad) der nofologifchen Glaffificattion von Cullen geordnet. Die Tas gebuͤcher über die medicinifche und chirurgiſche Praxis enthalr ten eine detaillirte Schilderung der Symptome, der Ber handlung und des Ausganges jedes einzelnen Krankheitsfalles, und die entfernten, fo wie nüchften Urſachen der Krankheit find darin “ebenfalls fo beftimmt, als möglich, angegeben. Der Chirurgus hat zugleich auf demfelben Blatte den Zus ftand der Armofphäre, den Temperaturgrad, Nachrichten über die auf dem Schiffe in Anwendung gebrachte Diaͤt und Lebensweiſe, Eur; Alles anzugeben, was auf Beurthei— lung. des Gefundheitgzujfandes und dev Beſchaffenheit der Krankheiten von Einfluß feyn Eann. Zu diefen, an Bord der Schiffe feibft aufgefegten Be: richten traten noch die aus den Civil-, Militaͤr-, See- und Colonial=Hofpitäler erhaltenen hinzu ). Es Läßt ſich den— Een, wie ſchwierig die Benugung dieſer fümmtlichen Berich— te, theil$ wegen der in der Claffification der Krankheiten eingetretenen Veränderungen, theils deshalb war, weil man zu der Zeit, wo man die Form der Beriihte feftitellte, noch keine Ahnung davon harte, welche Wichtigkeit diefelben einft erlangen würden, Bevor Dr. Wilfon die von ihm duch die Verglei— hung jener gewaltigen Muffe von Materialien gewonnenen Nefultate mittheilt, verbreitet er ſich umſtaͤndlich über die Koft, Kleidung, das Nachtlager ıc. des englifhen Seemanns, über die Ordnung, nach welcher derfelbe feine Arbeiten zu leiten hat, Die Zerftreuungen, die er fich verfchaffen kann, endlich über die ihm zu Gebote flehenden Unterrichtsmittel, Da wir diefe Nachrichten nicht nad) ihrem ganzen Umfange wiedergeben fonnen, fo befchränfen wir ung auf Hervorhe— bung einzelner Hauptpunkte, welche über die Zendenz der eingetretenen Veränderungen fowie über die davon zu ers wartenden Folgen, hinreichendes Licht verbreiten. Koft. Einer der wichtigſten Punkte in Betreff der Gefunderhaltung ausgefuht Erüftiger, im beſten Alter ſtehen— der, zugleich aber unſaͤglichen Mühen unterworfener und jes der Witterung Trotz bietender Leute ift eine Eräftige und aus— reichende Koft. iner der Huuptgründe der vielen Krank: heiten, welche fonft auf der Marine herifchten, lag offenbar in der theils quantitatio, theils qualitativ unzureichenden Koft der Matroſen ꝛc. Man begreift heut zu Tage kaum, wie eine fo handgreiflihe Wahrheit fo lange nicht erkannt worden ift. Bis zum Fahre 1796 hat der daraus noths wendig entfpringende Scorbut die Flotten unablaͤſſig heim— gefucht und deren Brauchbarkeit häufig, wegen der vielen *) Für die Englifhe Marine find nur 5 Hoſpitaͤler vorhanden: 1) zu Portsmouth, 2) zu Plymourh, 3) auf Malta, &) auf Samaica, 5) auf den Bermuden. Auferdem hat man zu Chatham und Woolwih Snvalidenhäufer für Seeleute, Uebri— gens werden die Franken Seeleute in allen Militär: und Cor lonialhofpitälern, ſowie in funfzig an verfchiedenen Stationen eingerichteten Quartieren aufgenommen, wo zugleih Chirurs gen angeftellt find, welche auf's Beſte für die Verpflegung der Kranken forgen. . 29 dienftunfähig gewordenen oder geftorbenen Matrofen, vorüber: gehend vernichtet. Won 1797 an ward die Nation für je— den Mann un wenigflens 1 Pfund täglich verftärft, und zugleich werden Jet alle Nahrungsftoffe von erfter Güte ge: nommen, fowie man denn aud fo viel Mannigfaltigkeit, als möglih, in die Koft des Matrofen zu bringen fucht. Wenn 12 Zage hintereinander eingefalzene Speifen gereicht worden find, theilt man Zitronenfaft mit Zuder, als antis feorbutifches Mittel, unter die Seeleute aus. Die tügliche Nation befteht in: 14 Engl. Pfd. Brod oder 1 Pfd. Zwirbad, 1 Pfo. friſches Zleifh und 4 Pfv. Hülfenfrüchte oder 3 Pf Poͤkelfleiſch und 3 Pfd. Meht oder 3 Pfd. Salzſchweine— fleiſch und Pinte Erbſen, 1 Gallone Bier oder 1 Pinte Wein, 4 Pinte Branntwein, 3 Unze Thee, 13 Unze Zuder, 1 Unze Gacao. Dazu wöchentlih I Pinte Hafergrüge und 4 Weineſſig. Vor 1825 erhielt jeder Matroſe nicht weniger als 4 Pinte Branntwein täglih. Damals ward diefe Nation auf die Hälfte herabgeſetzt, was die erwünfchteften Folgen hatte. Jene halbe Pinte wurde auf zweimal, die erfte Hälfte bei der Mittagsmahlzeit, die zweite im Laufe des Nachmittags vertheilt. Im Jahre 1825 erfeßte man die zweite Hälfte durch Thee, Kaffee oder Cacao. Diefe Veränderung, von der man große Unzufriedenheit, ja Meuterei unter don Ma— trofen befürchtete, ward nicht nur ohne Widerftand eingeführt, fondern fand bald felbft bei den Leuten großen Beifall, und die meiften darunter würden, wenn ihnen die Wahl freiftände, die neue Diät der alten vorziehen. Es find aug diefer Neue: tung die glüclichften Folgen theil® ſchon hervorgegangen, theils laffen ſich für die Zukunft noch beffere Reſultate hof— fon. Die vier Krankheiten, welhe vor 1797 auf der Flotte fo gewaltige Verheerungen anrichteten, der Scorbut, die Bieber, die Nuhr und die Gefchwiire, find jet dort, fo zu fagen, nur von Hörenfagen befannt. Waſſer. Nicht weniger wichtig, als die feften Nah— rungsmittel ift für die Seeleute das Waſſer. Als man daf: felbe noch in hölzernen Fäffern aufbewahrte, bot dafjelbe fhon nad wenigen Tagen einen unangenehmen Geruch dar, der von dem fich entbindenden Mafferftoffgafe herrührte, und nah 2 bis 3 Mocen war e8 fo ftinfend geworden, daß man e8, man mochte noch fo durftig ſeyn, nur mit Ekel genießen Eonnte. Die Zerfegung des Waſſers und deffen efelerregender Geruch machten um fo fchnellere Fortfchritte, je teiner das Waſſer, d. h., je weniger mineralifche Subftanzen es in Auflöfung enthielt, und je höher die Temperatur war. Damals, als die Schiffskoft hauptſaͤchlich in ftarfgefalzenem Rind = und Schweinefleifh, altem Zwieback und gefalzenen Mehlkiöfen beftand, wurden die Leute ſtets gemaltig vom Durfte geveinigt; in den Zropengegenden war derfelbe noch brennender, und er mußte mit greünlichem, flinfendem und Pinte 30 alle Zeihen der Zerfegung bdarbietendem Waſſer gelöfcht werden. , Alte diefe Uebelſtaͤnde und Keiden find gluͤcklicherweiſe verfhmwunden, feit eiferne Kübel an die Stelle der hölzernen Fäffer getreten find. So lange man das Waſſer auch darz in aufbewahren mag, fo erleidet es doc) darin feine Veraͤn— derung, wenigftens Eeine Zerjegung. Allerdings orydirt das Metall einigermaßen, und das Oxyd vermifcht fih zum Theil mit der Flüffigkeit; allein da es wegen feiner Unaufloͤslich— Eeit und Schwere bald zu Boden finft, fo ertheilt e8 dem Maffer nur, wenn die See fehr unruhig oder das Kübel faft leer ift, eine leichte bräunlice Färbung. Daffelbe hat aber weder eiren unangenehmen Geruch, noch einen mibderlichen Geſchmack, und jene Beimifhung ift der Gefundheit durch— aus nicht nachtheilig, ja fie kann derfelben nach Umftänden, ſogar förderlich feyn. Das Admiralitätsbüreau und der Oberarzt der Marine haben feit den legten 5 Jahren noch bedeutend für Verbeſ— ferung der Kranfenkoft auf der Flotte geforgt. Auf langen Seereifen Eönnen die Patienten allerdings an Bord, aufer Geflügel, Eein frifches Fleiſch erhalten; allein man giebt ihnen viel von dem in luftdicht verfchloffenen Blechkapſeln aufbe— wahrten gefochten Fleifh und Zugemüfe, mwodurd ihre Res convalegcenz fehr abgekürzt wird. Ganz neuerdings find die nötbigen Gelder bewilligt worden, damit es ihnen nie an friſchem Gemüfe, friſchgebackenem Brodte, Geflügel, Mil, Gewürz, Porterbier und vielen andern Artikeln fehle, welche die Schiffsärzte ihmen ſonſt gern verordnet hätten, wenn fie zu haben gemefen wären. Urbeit. Die Matrofen und Serfoldaten find, mit Ausnahme der zum Wachtdienfte verwendeten Leute, auf je: dem Schiffe in zwei Notten getheilt, welche den eigentli» hen Schiffedienft abwechfelnd zu verfehen haben. Dirfe Vertheilung der Arbeit ift gegenwärtig allgemein eingeführt, waͤhrend fonft auf den Kriegsfchiffen der Dienft faft immer von drei Motten beforgt wurde. Die Dauer des jedesma— ligen Dienftes oder jeder Schicht ift auf 4 Stunden fefls geſetzt, d. h jeder Matrofe ıc, befindet ſich immer 4 Stuns den über und 4 Etunden unter dem Verdecke, mit Ausnahme der 4 Stunden von 4 — 8 Uhr Nachmittags, weiche in zwei halbe Schichten. die fogenanntın Hundes machen, getheilt find. (Kortfesung folgt.) Miscellen Ucber das Verhalten der für die Menfhen ndthis gen Quantitäten von atmofpbärifder &uft und Spei- fen find vor Kurzem intereffante Thatfahen und Andeutungen vom chemiſch⸗phyſiologiſchen Gefichtepuncte in der Allgemeinen Zeis tung vom 20, December zufammengeftellt, wovon ich Einiges ause bibe. Die auegıfprodhenen Zablen find dem Verbraude von 856 Mann cafernirter Coltaten entnommen, deren Speifen (PBrodt, Kartoffeln, Fleifch, Linſen, Erbſen, Bohnen 2.) während eines Monatıs bie auf Pfeffer, Salz und Butter mit der größten Ge— nauigkeit gewogen und jedes einzelne der Glementaranalyfe unters mworfen worden war. Eine Ausnahme biervon machten brei Gar⸗ diften, welche, außer dem vorfchriftsmäßigen Brobtquantum (2pfb. 31 täglich) in jeber Löhnungsperiode I Laib — 21 Pfund mehr befa- men und ein Zambour, der I Kaib übrig behielt, Ungerechnet bierin ift der Kohlenftoffgehalt der frifchen Gemüfes, des Sauerkrau— tes, ſowie dasjenige, was die- Soldaten des Abends verzehren. Nach einem annähernden Ueberfchlage des Feldwebels verzehrt jeder Soldat durchſchnittlich Loth Wurft, 1! Loth Butter, 2 Schop: pen (+ Liter) Bier und „5 Shoppen Branntwein, deren Kohlens ftoffgehalt mehr, als das Doppelte beträgt von dem Kohlenſtoffge— halte der Fäces und des Urins zufammengenommen. Die Faces betragen bei einem Soldaten durchfchnittlich 114 Lothz fie enthals ten 75 Procent Waffer und der trodene Ruͤckſtand 45,24 Procent Koblenftoff und 13,15 Procent Afche. Einhundert Theile friſche Faͤces enthalten hiernach 11,31 Kohlenftoff, fehr nahe fo viel, wie ein gleiches Gewicht frifches Fleiſch. In obiger Rechnung iſt der Koblenftoff der Fäcesund der des Urins gleichgeiegt worden dem Koh— Lenftoffgehalte der friſchen Gemuͤſe und der Speifen, welche im Wirths: haufe verzehrt wurden. — Aus der genauen Beftimmung der Kohlen— ttoffmenge, welche durch die Speifen in dem Körper aufgenommen werden, fo wie durch die Ausmittelung derjenigen Quantität, wel: che durch die Fäces und den Urin unverbrannt oder, wenn man will, in einer andern Form, als in der Form einer Sauerftoffverbindung wieder austritt, ergiebt fih, daß ein erwacjfener Mann im Zus ftande mäßiger Bewegung täglich 27,8 Loth Koblenftoff verzehrt. Diefe 277%; Loth Kohlenftoff entweichen aus Haut und Lunge in der Form von Eohlenfaurem Gafe. Zur Verwandlung in kohlen— faures Gas bedürfen diefe 27,3 Loth Kohlenſtoff 74 Loth Sauer: ftoff. — Nah den analytifhen Beftimmungen von Bouffine gault (vergl. N. Not. No 334. XVI. Bd. ©. 61.) verzehrt ein Pferd in 24 Stunden 153} Roth Koblenftoff, eine milhgebende Kuh 141% Loth. Die hier angeführten Kohlenftoffmengen find als Koh— lenfäure aus ihrem Körper getreten; das Pferd bat in vierund- zwanzig Stunden für die Ueberführung des Koblenftoffes in Koh— lenfäure 135 Pfund und die Kuh 112 Pfo. Sauerftoff verbraucht. Da Eein Theil des aufgenommenen Sauerſtoffs in einer andern Form, als im der einer Kohlenftoff- und Wafferftoff- Verbindung wieder aus dem Körper tritt, da ferner bei normalem Gefund- beitszuftande der ausgetretene Kohlenſtoff und Waiferftoff wieder erfegt wird durch Koblenftoff und Walferftoff, den wir in den Speifen zuführen, fo ift Elar, daß die Menge von Nahrung, welche der thierifhe Organismus zu feiner Erhaltung bedarf, in geradem Berhältniffe fteht zu dem aufgenommenen Sauerftoffe. Zwei Thie— re, die in aleichen Zeiten ungleiche Mengen von Sauerftoff dur Haut und unge in fich aufnehmen, verzehren in einem ähnlichen Berhältniffe ein ungleihes Gewicht von der naͤmlichen Speiſe. Sn gleichen Zeiten it der Sauerſtoffverbrauch durd) die Anzahl der Ithemzuͤge; es ift Elar, daß bei einem und demfelben Thiere die Menge der zu genießenden Nahrung wechſelt, je nach der Stärte und Unzahl der Athemzuͤge. Ein Kind, deffen Refpirationswerk: zeuge fich in größerer Thätigkeit befinden, muß häufiger und ver: hältnigmäßig mehr Nahrung zu fich nehmen, als ein Erwachſener; es kann den Hunger weniger leicht ertragen. Ein Vogel fticht bei Mangel an Nahrung den dritten Tag; eine Schlange, die in einer Stunde, unter einer Glasglode athmend , kaum fo viel Sauerftoff verzehrt, daß die davon erzeuate Rohlenfäure wahrnehmbar ift, Lebt drei Monate und länger ohne Nahrung. Im Zuftande der Ruhe beträgt die Anzahl der Athemzuͤge weniger, als im Zuftan: de der Bewegung und Arbeit. Die Menge der in beiden Zuftän: 32 ben nöthigen Nahrung muß in dem nämlichen Verhaͤltniſſe ftehen. Ein Ueberflug von Nahrung und Mangel an eingeathbmetem Sauer: ftoff (an Bewegung), fo wie zu ftarfe Bewegung (die zu einem größeren Maaße von Nahrung zwingt) und ſchwache Verdauungs— oraane, find unverträglich mit einander. Die Menge des Sauer: fioffs, welche ein Thier durd) die Lunge aufnimmt, ift aber nicht allein abhängig von der Anzahl der Arhemzüne, fondern auch von der Zemperatur der eingeathmeten Luft. Die Bruftböhle eines Thieres hat eine unveränderliche Größe, mit jedem Athemzuge tritt eine gewijje Menge Luft ein, die in Beziehung auf ihr Volumen als gleichbleibend angefehen werden Fann. Aber ihr Gewicht und damit das Gewicht des darin enthaltenen Gauerftoffes bleibt fich nicht gleich, In der Wärme dehnt ſich die Luft aus, in der Kälte zieht jie fich zufammen. Sn einem gleichen Volumen Ealter und warmer &uft haben wir ein ungleiches Gewicht Sauerſtoff. Wenn ein erwahlener Menfh bei 25° 46,037 Kubikzoll Sauerſtoff aufnimmt, fo beträat dirfes dem Gewichte nach 65 Roth. Wenn das nämliche Volum Sauerftoff bei O° eingeathmet wird, fo werden in der naͤmlichen Zeit 70 Loth davon aufgenommen. Sm Sommer und Winter, am Pol und am Aequator, athmen wir ein gleiches Luftvo— lumen ein, und wenn wir in einer gleichen Anzahl von Athemzügen im Sommer 63 Roth in uns aufnehmen, fo beträgt das einaefaugre Sauerftoffguantum bei 0° 70 Loth in Eicilien (bei 35°) 57 Loth, bei 10° 72 Loth. Das aufgenommene Sauerftoffgas tritt im Sommer und Winter in ähnliher Weiſe verändert wieder auf; wir athmen in niederer Temperatur mehr Koblenftoff aus, wie in höherer, und wir müffen in dem nämlichen VBerbältniffe mehr oder weniger Kohlenftoff in den Speifen genießen, in Schweden mehr, wie in Sicilien, in unferen Gegenden im Winter ein ganzes Achtel mehr, als im Sommer. Selbſt wenn wir, dem Gewichte nad), gleiche Quantitäten Speifen in Falten und warmen Gegenden ge— nießen, fo hat eine unendfihe Weisheit die Einrichtung getroffen, daß diefe Speifen höchft ungleich in ihrem Kohlenftoffe gehalten find. Die Früchte, welche der Südländer genießt, enthalten im fri— Then Zuftande nicht über 12 Procent Kohlenftoff , während ber Speed und Thran des Wolarländers 66 bis SO Procent Kohlen: ftoff enthalten. Es ift Eeine ſchwere Aufgabe, fi) in warmen Ge— genden der Maͤßigkeit zu befleißigen, oder lange Zeit Hunger unter dem Aequator zu ertragen; allein Kälte und Hunger reiben in kurzer Zeit den Körper auf. Die Wechfelwirkung der Beftand- theile der Speifen und der durdy die Blutcirculation im Körper verbreitete Sauerftoff ift die Quelle der thierifhen Wärme. Um das Hervorragen der Knoden aus Amputas tionsftumpfen zu verhüten, giebt Herr Bellini ein neues Verfahren an, wodurch man, ohne Zerrung der Weichtheile, die Knochen weit höher oben durchfchneiden Fann, als es aewöhnlich gefhieht. Sein Inftrument befteht aus einer Art von Cirkelfäge, die aus zwei Hälften befteht, welche durch ein Schloß mit einanz der vereinigt werden Eönnen. Die Säge wirft von dem Knochen— cylinder nach Außen, muß daher in verfchiedener Größe vorhanden fiyn (auf die dabei nothwendige Compreffion des Knochenmarkes fcheint nicht weiter Rüdjiht genommen zu feyn). (Nach dem Rac- coglitore med. in Gaz. med., 10. Juill. 1841.) ecup log, — Der bohverdiente, gefchidte und gelehrte Chirurg, Dr. U. G. van Dnfenoort, ift, 59 Jahr alt, zu Utredht geftorben. Bibliographische M&moires de la société ethnologique. “ ties, Paris 1842. 8 M. 18. Trait& el&mentaire d’anatomie generale descriptive et physiolo- _ gique, Par Clemens Rambaud. Paris 1842. 8, Tome I. 1. et 2. par- neuigkeiten. Lettres sur quelques phlegmasies muqueuses épidémiques qui ont regne depuis deux siecles dans le nord-est de la France, à Littre, membre de l’Institut, Par E. A. Begincete. Metz 1842. 8. N Agenda medical et pharmaceutique ou tablettes de poche a l’usage des medecins et pharmaciens 1842, Paris 1842. 18, — — — — — Mae Notizen aus dem Gebiete der Nakur- und Beilkunde, gefaommelt un? mitgerheilt von dem Ober =» Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Mixdieinalratbe und Profefior Froriep zu Berlin, No. 443. Gedrudt im Landes -Induftrie- Somptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr. (Nr. 3. des XXI. Bandes.) Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Sanuar 1842. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 Fl. 30 Kr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 3 en Alarm Al Aa ei REED Ueber eınen im achtzehnten Lebensjahre operirten Blindgebornen. Bon Dr, 3, E. Aug. Franz Herr 5.3. ift der Sohn eines Arztes, von ferophulöfer Dia= thefe, fonft aber von Eräftiger Gonftitution, irritabeln Tempera: ments, jedoch zufriedener und glücklicher Gemütbeftimmung, und mit einem trefflichen Verftande, fchneller Faffungskraft und gurem Gedaͤchtniſſe begabt. An beiden Augen feines Vaters hat ſich in den legten vier Jahren, in Folge eines ſtarken Influenzaanfalle, cata- racta (vermuthlich mit gleichzeitigem Glaucom) ausgebildet. Seine Berwandten väterlicherfeits find zu Augerfrankheiten dieponirt; aber bei der Mutter und den Verwandten ibrer Seite läßt fich eine Dispofition der Art nicht auffinden. In Bezug auf das urfäcli: he Berhältnig der uns befchäftigenden Augenaffectienen fcheint die Mutter auf folgenden Umftand ein zu großes Gewicht zu lesen. Sie ſagt nämlih, daß fie im achten Monate ihrer bis dahin ner- malen Schwanaerfchaft von ihrem jüngiten Rinde, das fie auf dem Arme batte, einen beftigen Schlag in’s Auge bekam. Dadurch ent— fand eine Augenentzündung., welche von einer eigenthümlichen Ge— fihtstäufhung begleitet war, indem der Frau alle Gegenftände, befonders die auf dem Boden lagen, in einer tief concaven Form erfchienen; eine Taͤuſchung, welche mehrere Monate anhielt. Außers dem hatte der Schreck, in den fie bei diefem Ercigniffe gerietb, Con— vulfionen zur Kolge, die, fich einige Mal wiederholend, felvft auf den Fötus überagingen. Die Wiederholung diefer Gonvulfionen er: zeugte in dem Gemüthe der Mutter fortdauernde Aneſt und Furcht für die Gefundheit des Letztern, während der durch die Entzündung veranlaßte Augenfchmerg, fo wie die erwähnte Geſichtstaͤuſchung, ihren Befürchtungen gang vorzüglich die Richtung nach den Augen deffelben gaben. Nachdem die Entbindung zu aehöriger Zeit ftatt: gefunden, bemerkte man an den Augen dis Kindes, dag fonft ae: fund und wohlaebildet war, einen doppilten Orgarifationsfebler, Der Vater, auf deffen Angabe man, wegen feiner Fachkenntnif, ein größeres Gewicht legen muß, berichtete. daß beide Augen fo ſtark nadı Innen gekehrt waren, daß ein Theil der cornea vom innern Augenwinkel bedeckt wurde, und daf man außerdem in bei: den Pupillen einen gelblichweigen Fleck bemerkte, der, hinter der iris gelegen, von der membrana pupillaris nicht berrühren konnte. — Auch die Amme des Kindes aab an, daß fie, ale das Kind einige Monate alt war, demfelben ein Licht vor die Augen aehalten habe, wovon es eine Notiz nahm; ferner, daß die Augoͤpfel nicht jene raftlofe Bewegung zeigten, die man gewöhnlich bei Blindgeborenen wahrnimmt, daß' vielmehr beide Augen ftets nach Innen gekehrt waren und nur felten das eine oder das andere vom innern Augens winkel fich abwendete. No. 1543, Gegen Ende des zweiten Lebensjahres war am rechten Auge die keratonyxis gemacht worden und diefer eine heftige iritis ge— folgt, weldye mit Atrophie des Augapfıls endigte. Iunerbalb der nädjften vier Sahre waren zwei ähnliche Operationen am linken Auge verrichtet worden, die zwar bie Zerftörung dieſes Organs nicht zur Folge hatten, aber aud die Verdunklung in der Pupille nicht entfernten. Jedoch nahm dieſe Verdunklung mit der Zeit cin etwas helleres Weiß an, und der Kranke erlangte einen gewilfen Grad von Lihtempfintung, den er vor der Operation nicht gebabt zu haben fchien. Beide Augen behielten übrigens lange Zeit eine Diepofition zur Entzündung und litten wiederholentlich an conjun- etivitis; weshalb denn auch die Gefäße der Conjunctiva an Zahl und Umfang fo bedeutend zunahmen, daß ihre Excifion mehrere Mal raͤthlich wurde. Ausganas Juni 1840 jtellte mir mein Freund, Dr. Swaine, den damals firbenichnjährigen Kranten zu dem Zwecke vor, um mid; wiegen feines angeborenen doppelten strabismus zu confultiren und zu gleicher Zeit meine Anſicht über die ernftere Augenaffection, die bis dahin für unhilbar gehalten wurde, und für die dır Kranke felbft Feine Hoffnung mehr hegte, ‚zu hören. ine genaue und ferafältige Unterfuchung ergab nun Folgendes: An der rechten € cite erfchienen die Augenlider und die angrenzenden Zheile zufammen: gezogen; Erftere waren Eleiner, und das Auge felbft lag tiefer in der orbita, als an der linken Seite. Bei jedem Blinzeln entftan= den Spasmen in den Augenlidern, und wenn das linfe Auge nad) auswärts gerichtet wurde, verbreiteten ſich diefe ſpaſtiſchen Bewe— gungen über die aanze Gefichtshälfte der betreffenden Seite. Beide Augen waren fo ftarf nach Innen arfehrt, daß beinahe die Hälfte der cornea ven dem innern Augenwinkel bedeckt wurde. Das linke Auge Eonnte der Kranfe willfürlich nach Außen oder in jeder andern Richtung bis zu einem aewiffen Grade, jedoch nicht obne Anſtren— gung, bewegen: es wendete ſich aber fofert wieder nad Innen, ſo— bald der Einfluß des Willens aufbörte. Am rechten Auae hatte er nur die Bewegungen nad) Oben und Unten in feiner Gewalt, nicht aber die nach dem aͤußern Winkel hin, deren Ausführung ibm erſt nach vielen Verfuchen aelana. Der linke bulbus hatte den norma= (en Umfang und die natürliche Elafticitätz der rechte dagegen war wenigſtens um ein Drittel Eleiner und fühlte fib weich, wie Zeig, an; auch war derfelbe in der Nähe des rectus internus abgeflacht, oder vielmehr nach Innen eingedrüdt. Die cornea diefes Auges war weniger conver und etwas Eleiner, jedoch nicht im Verhaͤltniſſe zur Verkleinerung des bulbus felbft; fie war übrigens durchſichtig und von Verdunklung frei, mit Ausnahme des Mittelpunctt, mo bie keratonyxis cinen dunkeln Fleck zurücdgelaffen batte.. Die far ferige Structur der iris war unregelmäßia, und die Farbe derfelben, die braun war, etwas heller, als die des linken Auges. Verſcie— dene Fichtgrade hatten auf die Bewegungen der iris Feinen Eins 35 fluß; jedoch, wern das Auge in horizontaler Richtung nach Außen bewegt wurde, zog ſich die Pupille, wenn fie den Mittelpunct der orbita pafjirte, etwas zufammen, und wenn fie fi dem äußern Winkel näherte, erweiterte fie fich wieder zu dem Umfange, ven fie bei der gewöhnlichen Richtung des Auges nad) Innen hatte. Wenn man von der Schläfenfiite aus durch die Pupille ſah, fo be= merkte man in der hintern Uugenfammer einen großen Theil der verdunkelten Kapfel; das Innere des Auges überhaupt bot ein braͤunlichſchwarzes Anfıhen dar. Der Kranke hatte in diefem Auge nicht die geringfte Lichrempfindung; es war vollfommen amaurotiſch. Das linke Auge zeigte in der conjunctiva, befenders am in- nern Augenmwinkel, eine große Anzahl varicöfer Gefäße und in der sclerotiva rund um die Außere Hälfte der cornea ein feines Gefäß: netz. Diefe legtere Membran war regelmäßig conver, hell und voll: kommen durchjichtig. Die Fafern der iris waren etwas unregelmäßig, die braune Farbe derfeiben nicht gleichmäßig verbreitet; die unge— woͤhnlich weite Pupille war nicht rund, fondern winklich nad) Ab: und Einwärts verzogen, und veränderte ihre Dimenjionen weder bei den Bewegungen des Auges, noch in Folge eines Lichtreizes. Wenn man gerade durch die Pupille in das Innere des Auges fah, fo bemerkte man, daß die vordere Capſelwand ungerftört, aber in ihrer ganzen Ausdehnung verdunkelt, an einigen Stellen hyper: trophiſch und von perlmutterartiger Farbe und Glanz war. Sah man in einer fchrägen Richtung von der Schläfenfeite aus durch die Pupille, fo wurde in der vordern Gapfeliwand eine fehr ſchmale perpendiculäre Spalte, von ungefähr 14 Linie Ränge, ſichtbar. Diefe Spalte lag vom Mittelpuncte der Pnpille fo weit entfernt, daß fie von der iris ganz bedeckt wurde; und da der untere Rand mit der uvea verwachſen war, fo wurde fie cin Wenig offen erz halten, fo daß der humor aqueus frei in die Capſelhoͤhle eintreten tonnte. Mit Ausnahme ver Stelle, wo die Verwachfung der Caps fel mit der uvea ftatthatte (die Urfache der winklichen Form der Pupille), fanden diefe beiden Membranen in Eriner Berührung mit einander, Der Kranke Elagte nur über ein gelegentlich ein= tretendes Gefühl von Druck im Innern des Auges. In diefem Auge hatte der Kranke eine Eichtempfindung und war felbft im Stande, Farben von intenfivem und entfhievenem Zone zu erken— nen, Er felbjt glaubte fogar fähig zu feyn, von jedem hellen Ge: genftande, wenn derfelde in der Entfernung von einem halben oder ganzen Zoll vom Auge und fchräg in ſolcher Richtung gehalten Surde, daß er das Licht gerade gegen die Pupille hin reflecticte, ungefähr 2 Quadratzoll zu unterfcheiden. Sedody war diefes, wie ich überzeugt bin, eine Taͤuſchung; denn nad) dem eben befchriebe: nen Zuftande im Innern des Auges ift es Elar, dag alle Lichtſtrah— len, welche in der Richtung der Sehaxe in die Yupille fielen, tvon der verdunkelten Gapfel aufgefangen und reflectirt werden mußten, fo daß durch diefe Strahlen wohl eine Lichtempfindung mitgetheilt iwerben Eonnte, aber Eeine Wahrnehmung von Gegenftänden möglich) war, Andererſeits fcheint es wahrfceinlich, daß die feitlihe Spalte in der Capſel den Lichtffrahlen einen Durchgang im Innern des Auges gejtattete; da jedoch diefe ſchmale Deffnung ganz hinter der iris verſteckt lag, fo würden nur folde Strahlen haben durchgehen konnen, welche in einer ganz ſchraͤgen Richtung von der Schläfen: fette her einfielen. Wenn nun aber auch diefe Lichtſtrahlen durch die Spalte eindringen Eonnten, fo mußten fie wegen ihrer ſchiefen Richtung auf einen Punct fallen, welcher ungefähr in der Mitte zwiſchen dem ligamentum eiliare und dem Mittelpuncte der bins tern Hemiſphaͤre lag, wo fie, nach ben Geſetzen der Optik, nur ein fehe unvollfommenes Bild hervorbringen koͤnnten; und bei diefer Unvolllommenbeit des Bildes war ces unmöglic), daß derjenige Theil der retina, auf welchen diefe Strahlen fielen, eine folche Schärfe der Empfindung erhalten follte, wie fie erforderlich ift, wenn in der Seele von dem durch einen Gegenftand erzeugten Bilde eine Vorftellung entftehen fol. Man Eönnte indeffen annehz men, daß die Spalte in der Gapfel bier in derfelben Beziehung zum Auge fand, wie ein Eleines Loch in einem unmittelbar vor eis nem gefunden Auge gehaltenen Kartenblatte; allein in diefem Falle würde der Kranke nicht nur auf einen halben oder ganzen Zoll weit, fondern auch in einer weit größern Entfernung die Gegen: ftände erkannt haben. Daß er dieß nicht im Stande war, davon 36 habe ich mich durch wiederholte Verfuche überzeugt, welche mich eben zu dem Schlujfe geführt haben, daß fein Glaube, wirklich Gegenſtande zu fehen, bloß aus feiner Einbildung, verbunden mit feinem Vermögen, Sclüffe zu madyen, entfprungen fey, Indem er einen Gegenftand befühlte und während er denfelben dicht vor dem Auge hielt, mit feinen Augenlidern und Wangen in Berühs zung brachte, erhielt er durch feinen verfeinerten Zaftjinn eine Sdee von demſelben, die er, der Erfahrung gemäß, durch ftete Uebung bereits erlangt hatte, ausbildete und vervollftändigte, Diefe Anz fiht wird durch die Beobachtungen derjenigen bejtärigt, welche ihn Sahre lang gekannt und beaufjihtigt harten, fo wie durch eine Thatſache, die ich felbft Häufig beobachtet habe, daß naͤmlich alle blinde Perfonen gebildeten Standes, die nicht vollflommen amauro= tiſch find, theils um fo viel wie möglid) ihren Mangel an dem edels ften der Sinne zu verbergen, theils weil es ihrem Gefühle wider: firebt, als Gegenftände des Mitleids betrachtet zu werden, Andere zu überreden fuchen, daß fie mehr fehen, als wirklich der Fall ift. Am Ende diefer Unterfuhung über die Beichaffenheit des Seh— organs und des wirklich vorhandenen Sehvermoͤgens mag «6 mir erlaubt feyn, zu erwähnen, daß der Zaftjinn des Kranken einen außerordentlihen Grad von Vollkommenheit erlangt hatte, fo daß er, um feinere Gegenftände zu erkennen, dieſelben an die Lippen brachte. Das Gefühl, welches feidene Stoffe hervorbrachten, war ihm böchft angenehm. Man behauptete, daß er felbft Farben durd) das Gefühl unterfcheiden Eönnez jedoch iſt diefe Angabe durd) fein eigenes Zeugniß nicht beftätigt. Sch gab nun meine Anficht dahin ab, daß der Fehler des rech— ten Auges unheilbar fey, daß am linken Auge mittelft einer Ope— ration das Sehvermögen herzuftellen feyn dürfte, und daß die durch die Einwärtstehrung der Augen veranlaßte Entftillung ebenfalls durch eine Operation befeitigt werden koͤnne. Obgleich das linke Auge bis dahin für eben fo unheilbar, als das erfte gehalten wurs de, Schienen mir doch Gründe vorhanden zu ſeyn, eine Heilung hoffen zu dürfen, vorausgefegt, daß es mir gelänge, eine Entzüns dung zu verhüten, welches bei einem beriits mehrere Mal operir⸗ ten Auge und beſonders bei einem jungen, plethoriſchen Subjecte keine leichte Aufgabe war. Cs wurde hierauf die Operation be: ſchloſſen, und diefelbe am 10. Juli 1840, in Gegenwart des Dr. Swaine und unter Afliftenz der Herren F. Fowke und 8. Steinhäufer, auf folgende Weife vollzogen: Ih machte im obern Theile der cornea einen Einfhnitt und indem ich eine fein gefrümmte, gezähnte Zunge in die hintere Augenfammer cinführte , faßte ich die vordere Wand der Gap: ſel auf die Weife, daß ich eins der Zangenblärter auf die ſchmale Deffnung derfelben brachte, und verfuchte nun diefelbe durch langs fames Anziehen von ihrer Verwachſung mit der uvea und ihrer peripherifchen Verbindung zu trennen, welches mir denn aud), ohne einen Borfall des Glaskörpers oder eine Zerreißung der apfel zu veranlaffen, gelang, worauf ich legtere entfernte, Nach diefem VBorgange zeigte fich ein großes, dunkelgefärbtes Stück der Linfe, wahrf&heinfih der nucleus, in der Pupille, welches mittelft des Daviel’fchen Löffels ohne Mühe aus dem Auge entfernt wurde, Die Pupillenöffnung erſchien hierauf vollfommen klar und ſchwarz. Der Kranke wurde nun mit dem Rücken gegen das Licht geftellt, um einige Sehverfuche mit feinem Auge vorzunehmen; ih war jes body wegen des Schmerzes, den das Licht in diefem Organe hers vorrief, genöthigt, von demfelben abzuftehen. Hierauf wurden beide Augen mittelft ſchmaler Streifen englifhen Pflafters gefchlof- fen und der Kranke zu Bette gebracht. Durch eine Venäfection, Örtliche Blutentziehung, eiskalte Umfchläge, welche 43 Stunden un: unterbrochen fortgefegt wurden, verbunden mit der gewiffenhaften Beobahtung eines böchft ftrengen Regimens gelang es, die Entzündung zu mäßigen, deren Wirkungen in diefem Falle, wo nur nod ein Auge Hoffnung gewährte, fehr zu fürchten waren. Die Vernarbung der Hornhautwände verlief und endigte fo guͤn— ftig, daß die dicht an der sclerotica gelegene Narbe jegt faum noch zu feben ift. Der Kranke litt anfangs an mouches volantes und an großer Cichtfcheu, indem felbft ein gelinder Grad von Licht, das auf die gefchloffenen Augenlider fiel, Schmerzen verurfadhte. Die mouches volautes wurden bedeutend gemildert und die Lichtſcheu 37 verſchwand nach einigen Wochen in Folge bes Gebrauches geeigne— ter pharmaceutifher Mittel, örtlicher Blutentziehung, Luftveraͤnde— rung 2c,, fo wie der Anwendung des Augenwaſſers vom Profeſſor Sünden. Um die Entwicelung des Schvermögens zu be'ördern, wurde der Gebrauch des Waffers anfangs der Pyrmonter Quelle, fpä= ter des einfachen Quellwaſſers drei Monate lang fortgefegt, mußre aber dann, da es das Auge zu reizen begann, weggelaffen werden. Bevor ich fortfahre, muß ich) noch einmal auf den Gefichtezus fand vor der Operation zurüdtommen. Das redyte Auge war vollftändig amaurotifh; im linken war das SGehvermögen zwar vorhanden, aber wegen eines mechaniſchen Fehlers im Sehappa— rate nur auf eine fehr geringe Lichtempfindung befdränft, jede Wahrnehmung von Gegenftänden unmöglich machend. Es ſchien mir daber vom höchiten Intereffe, die allmälige Entwidelung der Senfibilität der retina in Bezua auf gerade, gebrochene, reflsctirte und farbige Lichtftrehlen, fowie die Fortfchritte in der Wahrnche mung von Gegenftänven in Bezug auf Form, Dimenfion und Ent: fernung derfelben, genau zu beobadıten. Sch bin zu diefen phyſio— logiihen Beobachtungen um fo mehr veranlaßt worden, als ich die= felben an einem Individuum zu machen Gelegenheit hatte, das, vermöge feines Alters, feiner Geiftesgaben und feiner Erziehung, für derartige Unterfuchungen befondere Vortheile darbot. — As ich am dritten Tage nad) der Operation das Auge zum erften Male öffnete, fragte ich den Kranken, was er wohl feben koͤnne; er antiwortete, daß er ein weites Kichtfeld fehe, in welchem ihm Alles unbejtimmt, verworren und in Bewegung erfcheine. Er Eonnte feinen Gegenftand unterfcheiden. Der Schmerz, welden ihm das Licht verurfachte, nöthigte ihn, das Auge fogleich wieder zu ſchließen. Zwei Zage fpäter wurde daffelbe von Neuem geöff: net. Er beſchrieb nun das, was er fah, als eine Anzahl dunkler MWafferkreife, die bei den Bewegungen des Auges fich ebenfalls bes mwegten, aber während der Ruhe deffelben ftill finden und dann theilweiſe einander bedeckten. Zwei Tage nachher wurde das Auge wieder geöffnet; auch diefes Mal wurden diefelben Phänomene wahr: genommen; aber die Kreife waren weniger dunkel und etwas durch— fihtig, ihre Bewegungen mehr ftetig, fie fchienen einander mehr zu bededen, als vorher. Er war nun, wie er fagte, zum erften Male im Stande, duch die Kreife hindurch zu fehen und eine Berfchiedenheit, aber auch nur dirfe, in den umgebenden Gegenftän: den wahrzunehmen. Wenn er das Auge anhaltend auf einen Gegen: ftand richtete, fo war der Gefichtseindrud, den diefer hervorbradhte, fchmerzlih und unvolllommen, weil das Auge wegen der Lichtſcheu nicht lange genug offen erhalten werden Eonnte, um es ihm mög: lid zu machen, fi von der empfangenen Gefichtsempfindung eine Idee zu bilden, — Die Erfcyeinung der Kreife verminderte fi) nun täglich; fie wurden Eleiner, heller und durchſichtiger, ließen die Gegenftände deutlicher wahrnehmen und verfhwanden nad) vierzehn Tagen gänzlih. Die mouches volantes, weldhe die Form von ſchwarzen, unbeweglichen und horizontalen Streifen hatten, erfcies nen jedes Mal, wenn das Auge geöffnet wurde, in der Richtung von Dben nad Innen; war aber das Auge gefhloffen, fo bre merkte er diefelben befonders des Abends in einer äußern und obern Richtung und zwar in fchwarzblauen, violetten und rothen Farben. Diefe Farben nahmen allmälig an Sntenfität ab, feat: tirten ſich in's Dellorange, Gelbe und Gruͤne; fpäter blieben dicfe letztern Farben nur nody allein zurüd, und im Berlaufe von fünf Wochen verloren ſich auch diefe gänzlich). Sobald die Lichtfcheu in fo weit abgenommen hatte, daß ber Kranke einen Gegenftand ohne Schmerz und hinreichend lange ans ſchauen Eonnte, um von demfelben eine Vorftelluna zu erlangen, wurden, in Gegenwart des Dr. Smwaine, folgende Verfuche anges ftelt, von denen die erften folche waren, in welchen die Vorftels lung eines fihtbaren Gegenftandes bloß aus der Geſichtsempfin— dung abgeleitet wird; die folaenden aber folche, in welchen die Vor: ftelung in gewöhnlichen Fällen von dem Gefichts: und Zaftfinne zugleich abhängt und durch Reflection über die Eindrüde, melde die refpectiven Sinnesorgane empfangen haben, gewonnen wird. Es war nothwendig, diefe Verſuche an verfchiedenen Tagen anzu: ftellen, da fie fonft das Auge zu fehr angegriffen haben würden, 38 Erfter Berfuh. Seidene Bänder von verfchiedener Karbe, auf fhwarzem Grunde befeftigt, wurden zum Zeigen benußt; zus erjt die primitiven und dann die gemifchten Farben. Der Kranke kannte die verfchiedenen Zarben, mit Ausnahme der gelben und grünen, die er häufig mit dinander verwechſelte; jedoch unterfchicd er auch diefe, wenn fie ihm beide zu gleicher Zeit gezeigt wurden. Eben fo Eonnte er aus vielen Karben, die man ibm zu gleicher Zeit zeigte, jede einzeine genau herausfinden. Grau gefiel ihm am bes jten, weit diefe Farbe, mie er fagte, einen angenehmen, mwohlthäs tigen Eindruck auf ihn machte; die Wirkung des Rothen, Orange und Gelben war ſchmerzlich, aber nicht unangenchm; die des Vio- letten und Braunen dagegen nicht fchmerzlih, aber unangenehm; legtere Farbe nannte er haͤblich. Schwarz brachte fubjective Far: ben hervor, und Weiß veranlaßte das Wirdererfheinen der mou- ches volautes in einem fehr heftigen Grade. Zweiter Verſuch. Der Kranke faß mitdem Rüden gegen das Licht und bielt das Auge gefchloffen.e In der Entfernung von ungefähr drei Fuß wurde cin Bogen Papier, auf welchem zwei dide ſchwarze Einien, eine horizontale und cine verficale, gezogen waren, vor ihn hingelegt. Nun ließ man ihm dos Auge Öffnen, und nach einer genauen Prüfung nannte er die Linien bei ihren richtigen Namen. Als ich ihm aufgab, die horizentale Linie mit feinem Finger zu zeigen, bewegte er die Hand langfam, als wenn er et— was fühlen wollte, vorwärts und zeigte auf die verticale Linie; jedoch bald feinen Irrthum gewabrend, berichtiate er denfelben. Den ſchwarzen Umriß eines Quadrates von ſechs Zoll Durchmeſſer, innerhalb welches ein Kreis und innerhalb mwelden legteren ein Dreieck beſchrieben war, erkannte er und befchrieb ihn ganz genau. Als man ihm aufgab, jede diefer Figuren zu zeigen, bewegte er feine Hand nie gerade aus und beftimmt, fondern ftets als wenn er etwas fühlen wollte und mit der größten Vorfiht. Eine aus Winkeln beftehende Linie, d. h., ein Zickzack und eine Spirallinie, beide auf einem Bogen Papier gezogen, unterihied er zwar, konnte fie jedoch nicht anders befchreiben, als indem er ihre Form mit dem Ringer in der Luft nahahmte. Er fagte, daß cr von diefen Figuren Erinen Begriff babe. Dritter Berfudh. Die Fenfter des Zimmers wurden vers dunfelt, mit Ausnabme eines einzigen, gegen weldyes der Kranke, die Augen gefhloffin, den Rüden wandte. In der Entfernung von drei Fuß und in gleicher Höhe mit dem Auge wurden ein ſo— lider Würfel und eine Kugel, beide von 4“ Durchmeffer, vor ihm niedergelegt. Nachdem ich ihn den Kopf nad) der Seite hatte bewegen laffen, jedoch nicht weiter, als nöthig war, um den Ge— fiihtspunct des rechten, amaurotifhen Auges zu compenfiren,, ließ ih ihn das Auge öffnen und bat ihn, mir genau zu berichten, was er bemerke. Nach einer forgfältigen Unterfuhung diefer Körper fagte er, daß er eine viereckige und eine Ereisrunde Figur febe, und nad) einigem Nachdenken nannte er die eine ein Quadrat, die andere einen discus, Nun wurde das Auge gefchloffen, der cu- bus entfirnt und an deſſen Stelle eine Scheibe von gleihem Um« fange neben die Kugel gelegt. As er das Auge wieder öffnete, bemerkte er an dieſen Gegenftänden keine Verſchiedenheit, fondern biett fie beide für Sceiben. Der folide Würfel wurde nun in einer etwas ſchraͤgen Rage vor das Auge gebracht und dicht neben demfelben eine aus Pappendedel gıfchnittene Figur, welde den Umriß des in diefer Lage befindlichen cubus darſtellte; er bielt bei— de Gegenftände für flahe Quadrate. Eine Pyramide, die man, mit einer ihrer Seiten argen fein Auge gewendet, ibm hinftellte, ſah er für ein ebenes Dreick an. Man drehte diefelbe nun fo, daß fie zwei Seiten, jedoch von der einen etwas mehr, als von der andern, dem Gefichte darbot; nachdem er dieſelbe eine lange Zeit betrachtet und unterfucht hatte, fagte er, daß dieß eine ganz außers ordentliche Figur und weder ein Dreieck, noch ein Viereck, noch auch ein Kreis fey; er babe Feine Idee davon und Eönne fie nicht befchreiben. „In der That,” faate er, „ih muß es aufgeben.‘ Am Schluſſe diefer Verſuche bat ich ihn, mir die Gefühle zu be— fhreiben, welche diefe Gegenftände in ihm bervorgebradt haben; worauf er erwiberre, daß er fogleih, wie er das Auge geöffnet, die Verfchiedenheit der beiden vor ihm liegenden Gegenftände, des Würfels und der Kugel, entdeckt, und bemerkt habe, daß fie feine 3 * 39 Zeichnungen feyen, daß er aber nicht eher im Stande geweſen fey, jih von innen die Idee eines Quadrates und eines discus zu bils den, bis er in den Zingerfpigen von dem, was er fah, ein Gefuhl wahrgenommen habe, als wenn er die Gegenftände wirklich be— ruͤhrte. Als id) ihm die drei Körper (die Kugel, den cubus und die Pyramide) in die Hand gab, erjtaunte er fehr darüber, daß er jie als ſolche durch das Geſicht nidyt erkannt habe, da er mit diefen foliden mathematifchen Figuren durch den Zaftjinn wohl bee kannt ſey. Diefe Verſuche beweilen übrigens bie Richtigkeit der Hypotheſe, die id) anderwärts über die woht bekannte Frage auf: geftelt habe, welche Herr Molyneur an ode gerichtet hat und, von diefen beiden Herren verneinend beantwortet, jeitvem viel— fad) befprochen worden iſt. Vierter Verſuch. In ein Gefäß, welches ungefähr bis zur Höhe eines Fußes Waffer enthielt, wurde eine Flintenkugel und auf die Oberflache des Wallers ein Stuck Pappe von derjel: ben Form, Größe und Farbe gelegt. Der Kranke konnte die vers ſchiedene Lage diefer beiden Körper nicht unterſcheiden, und glaubte, daß jich beide auf der Oberfläche des Waſſers befänden. Auf die Kugel zeigend,, bat ih ihn, dieſen Gegenftand aufzunehmen; er machte einen Verſuch, diefeloe von der Wajferfläche aufzunchmen; da er aber fand, daß er fie bier nicht greifen Eonnte, fü fagte er, daß er ſich getäufhe habe, die Gegenftande lägen im Waſſer; worauf ich ihn mit ihrer wahren Lage befannt madıte. un bat ich ihn, die im Wajfer liegende Kugel mit einem Eleinen Stabe zu berühren 5 er verfugpte dieß mehrere Mal, verfehlte aber tummer fein Ziel; er Eonnte den Gegenftand nie bei der erften Bez mwegung der Hand gegen denfelben, fondern erſt dann berüh: ren, wenn er mit dem Stabe umbergeflihlt hatte, Ueber re: flectirtes Licht befragt, fagte er, dag er ſich fiers habe in’s Ger daͤchtniß rufen muſſen, daß der Spiegel an der Wand befeftigt ſey, um jeine Vorftellung don der ſcheinbaren Lage der Gegenftände hinter demfelben zu berichtigen. As der Kranke zuerft das Sehvermögen erhielt, erfchienen ihm alle Gegenftände fo nahe, daß er oft mit ihnen in Berührung zu fommen fürdptete, obgleich fie Jich in der That in weiter Ent: fernung von ihm befanden, Er fah Alles viel größer, als er nad) der Vorftellung, die er durch den Zaftjinn davon erhalten, vermus thet hatte; vorzüglich groß erfhienen ihm bewegliche und befonz ders lebende Gogenftände, wie Menfchen, Pferde 2 Wenn er die Entfernung von Grgenjtänden ven feiner eigenen Perfon oder zweier Gegenftände von einander fchägen wollte, ohne ſich von feis ner Stelle zu biwegen, fo prüfte er die Gegenſtände von verfcie: denen Gefichtspuncten aus, indem er den Kopf bald rechts bald lines wendete. Won der Perfpective in den Gemälden hatte er daher Feine Idee; er Eonnte die einzelnen Gegenftände in einer Materei wohl unterfiheiden, niht aber den Sinn des ganzen Ge: mäldes verftehen. Es erfchien ihm, zum Beilpiele, unnatürlich, daß eine im Vordergrunde eines Gemäldes dargeftellte menſchliche Fir gur größer ſeyn follte, ale ein Haus oder Berg im Hinter: grunde. Alle Gegenftände erfchienen ihm flach; fo ſah er, obgleich ihm durch das Gefühl wohl befannt war, daß die Nafe promini: zend fey, die Augen dagegen tiefer in den Kopf zurüdtreten, das menſchliche Anaeficht für eine bloße Ebene an. Ungeachtet er ein vortreffiihes Gedaͤchtniß beſaß, war diefes Vermögen anfangs in Bezug auf ſichtbare Gegenftände dennoch hoͤchſt mangelhaft, fo taf er, z. B., nit im Stande war, die Befuchenden wieder zu erken— nen, wenn er jie nicht fprechen hörte, und dieſes ihm erft gelang, nachdem er fie fehr häufig gefehen hatte. Gelbft wenn er einen Gegenftand wiederholentlich gefehen hatte, Eonnte er fich in feiner Einbildung von den ſichtbaren Eigenfhaften deffelben durchaus feine Idee machen, wenn er ihn nicht wirklich vor fic hatte, Srüher, wenn er von Perfonen träumte, z. B., von feinen Ele tern, fühlte ev fie und hörte ihre Stimmen, aber ſah fie niemals; jegt aber, nachdem er fie wachend häufig gefehen, ficht er fic auch in feinen Zräumen. Das menfchliche Antlig gefiel ihm mehr, ale jeder andere ihm zu Gefichte gefommene Gegenftand; die Augen bielt ev für überaus fchön, befonders während ihrer Bewegung; die Nafe war ihm, wegen ihrer Form und ftarfen Prominenz, une angenehm; die Bewegung des Unterkiefers bei'm Effen erfchien 40 ihm fehr haͤßlich. Obgleich ihm der neuerlangte Sinn viel Vers gnügen gewährte, war ihm doc die große Anzahl fremder, unges wohnter Geſichtseindrucke oft unangeneym und beſchwerlich; er fagte, daß er zu viel Neues ſehe, um Alles fallen zu Eönnen. Auch wollte er, obgleich er ſtwohl nahe, als entfeinte Gegenftände ſehr gut fehen konnte, nichtsdeſtoweniger immer noch zum Gebrau— che des Taſtſinnes feine Zuflucht nehmen. Am 21. September operirte ich, in Gegenwart mehrerer Aerz— te, an beiden Augen, und zwar in Einer Gigung, den angeborez nen strabismus. Die Augenliver wurden von den Fingern eines Afjiftenten, der bulbus mictelft einer Zange firirt und die Muskel: fahne mit einer gefrummten Scheere durchſchnitten. Der rectus internus des rechten Auges war, wie diejes felbit, atrophiſch. Die conjunetiva des linken Auges war am innern Winkl verdickt, der Muskel ungewöhnlidy breit und dick; die Sehne dejjetben hatte eine fehr breite Sufertion an den bulbus und hinter diefer war noc ein befonderes Muskelbündel an die sclerotica befeftigt. Une mittelbar nad; der Operation nahmen die Pupillen beider Augen ihre natürliche Stellung in ver orbita ein. Es folgte feine Ente zundung, ſelbſt nicht am linken Auge, welches von der frühern Dperation her noch etwas empfindlid) war. Die muuches volan- tes wurden weniger läftig, und die heftigen Spasmen, welche früs ber nicht nur die Augenlider, fondern auch die ganze Linke Geſichts— feite affictet hatten, verſchwanden gänzlih. Das rechte amaurotis fhe Auge erlangte durd) diefe Operation das Vermögen der Licht: empfindung, jo daß, wenn das linke Auge geſchloſſen war, der Kranke jegt, indem er die Hand vor dem rechten Auge hielt, Licht und Schalten unterfheiden Fonnte, Auch das Seyvermögen des linken Auges hatte an Schärfe und Klarheit, bei ver Betrachtung fowohl naher, als entfernter Gegenjtände, bejfonders aber der letz— tern, bedeutend gewonnen, Indeſſen erfchienen die Gegenftande jegt in einer Lage, welche von der, die fie wirklich hatten , verfchies den war: wenn der Kranke, zum Beijpiele, fein Auge auf einen uns mittelbar vor ihm liegenden Gegenftand richtete, fo ſah er denſel— ben mehr zu feiner Rechten, und wenu er ihn zu greifen verfuchte, bewegte er feine Hand nach diefer falſchen Richtung hin’). Aus diefem Grunde nahm er jtets, wenn er quer durch das Zimmer ging , die Richtung nad) Rechts und Fam daher oft underfehens mit den Möbeln 2c. in Berührung. Dieſe falfche Lageanſicht von den Gegenftänden dauerte zwei Monate lang, nad) deren Verlauf er auch in gerader Richtung vorwärts zu ſchreiten im Stande war. Das rechte atrophiiche Auge, welches vor der Operation tief in der Augenhöhle lag, iſt jegt prominivend, und erſcheint daher voller und größer, fo daß die Verfchiedenhrit beider Augen weniger aufs fält. Der Kranke hat demnach in feinem Ausfehen bedeutend ger mwonnen. In der Mitte des Detobers ließ ic) ihn mehrere Brillen ver: fuchen. Mit einer doppelt converen Linſe von 5! Zoll focus fahe er fowohl nahe, als entfernte Gegenftände von größerm Umfange klar und deutlich; für Eleinere Gegenftände jedoch Eonnte er Eeine Glaͤſer finden, die fein Geſicht verbeffert hätten. Er Eonnte die Anfangsbucjftaben eines großen Drudes mit unbewaffnetem Auge erkennen, und wenn er durch ein Eleines, in einer dicht vor dem Auge gehaltenen Karte befindliches, Cody ſah, Eonnte er felbft Eleis nere Buchftaben eines ſehr feinen Druckes unterfcheiden. Leſen hatte er noch nicht gelernt. Der Grund für die Beſchaffenheit feie nes Geſichts in Bezug auf Eleinere Gegenftände, fowie davon, daß er an trüben Tagen beffer fah, ift unftreitig in der erweiterten Pupille und in der Unbeweglichkeit der Iris zu fuchen. In der Mitte des Novembers war er im Stande, die Namen über den Fenſtern der Kaufläden in den Straßen zu lefen und die Zeit an der St. Paul's-Uhr auf die Minute anzugeben. Das Ge— *) Diefes Phänomen habe ich an allen Augen beobachtet, melde wegen eines strabismus operirt wurden , der im bedeutenden Grade und lange Zeit beftanden hatte, wenn man das andere Auge ſchloß. Sch habe diefes in der Medical Gazette, Juny 1840, vol. XXVI. p. 540, erwähnt und bdafelbft auch eine phyſiologiſche Erklärting des Phänomens gegeben. 4 hen längs ber fehr belebten Straßen, befonders in ber Gity, war ihm högft unangenehm und verdrießlich. Er jagte, daß Dura) den Anblick fo vieler verfchiedener Dinge und durd die ſchnelle Bewe— gung der Volfsmenge, der Wagen u. |. w. fein Geſicht fo ver: wiert werde, daß er zulegt gar nichts mehr ſehe; daß der Eindruck, den der zulegt geichene Gegenjtand auf die retina gemacht, noch nit verſchwuͤnden ſey, wenn ſchon der nädjite Gegeuſtand eine neue Empfindung erzeugte, wodurd Verwirrung der Ideen, große Angſt und ſelbn Schwindel entftandın, von denen er ſich nur das durch habe befreien £önnen, daß ır die Augen einige Minuten lang geſchroſſen bielt. Sn der Mitte des Decembers wurde ein neuer Verſuch mit Brillen gemacht Eine Linfe von 7 ZoU focus leiſtete jetzt denſel⸗ ben Dienjt, wie zwei Monate vorher eine von 5} Zoll. ad) der Operation des strabismus hatte er die Gewohnheit, wenn er mit Semandem fprady, fein Auge von dem Angeſichte deſſelben wegzuwen— den, weil er fonft, wie er fagte, durch den Anblic der Perjon verwirrt wurde; jegt hatte er längft diejenigen in die Augen zu finen gelernt, mit denen er fich unterhielt. Die aite Gewohrheit jedoch, ſich bei der Unterſuchung der Gegenſtande des Taſtſinns zu bedienen, hatte er noch nicht gang abgelegt In der Mitte des Februars wurd cin dritter Verſuch mit Brillen gemacht. Eine Linſe von 10 Zoll focus war jıgr von ders ſelben Wirkung, wie wine von 7” bei dem legten Verſuche und eine von 54 vier Monate früher. Diefis beweiſ't eine langfame, aber gewiſſe VBervolfommnung des Sehvermögens und berechtigt ung zu der Erwartung, daß eine noch größere Vervollkommnung erfolgen werde, um fo mehr, als der Kranke die Pubertäts. Periode nod nicht überfchritten hat. Wenn man jıgt, obgleidy bereits ſie— ben Monate feit der Operation verfloſſen waren, die Anwendung einer Brille geſtattet hätte, fo wäre Erin weiterer Fortichritt im Sehen erfolgt; die Entwicdelung des Sehapparats wäre geb mmt worden. Sc bin daher der Anjicht, daß man den Gebraud) einer Brille nicht eher geftatten dürfe, bis durch ähnliche Verſuche mir Zins fen gleihfam mathematiſch bewiefen ift, daß keine Geſichtsverbeſſe— rung mebr eintritt; dadurch Könnte vielleicht das Schvermögen einen ſolchen Grad von Vollkommenheit erlangen, daß für entfirnte Gegenſtaͤnde gar feine Linſe nöthig wäre. — Diefis ift, meines Willens, der einzige veröffentlichte Fall, in welchem mit einer blindgeborenen und dann zu einer bereits fo weit vorgrücten Lebensperiode glücklich operirten Werfen folche Verſuche angeftillt worden find. Sn dem wohlbekannten Kalle von Cheſelden (veröffentlicht in den Philosophica! Transactions vom Sabre 1728, p. 447) war der Kranke erft vierzehn Sabre alt, und obgleich diefer Fall viele hoͤchſt intereffante phoſiolegiſche Beobachtungen ınthält, fo war doch nicht, wie bier, cine Reihe von ſyſtematiſchen Verſuchen angeftellt worden. Beer bat eben— faus einige intereſſante Beobachtungen gemachth, welche jedoch, wie die mehr oberflächtihen von Sanin und Daviel, vorzüglich die Beihreibung der Eindrüde zum Zwede hatten, melde der neuere lanate Einn auf dag Gemüth der operirten Perfon gemacht hatte. In Ware’: Fall war der Kranke nicht blind geboren, fondern die erft in einer fpätern Lebensperiode geworden. — In diefem Auffage babe ich bloß die einfache Geſchichte dee Falles befchrieben, ohne irgend eine Bemerkung über fo mande, 42 dem SPathologen und Phyſiologen intereffante, Puncte zu machen, da ich auf diefe Puncte bei einer künftigen Gelegenheit zurüdkom: men will, — (Philosophical Transact,, Part I. 1841.) BI ve £8 1. eon, Eine neue Berbefferung feines metaftatifhen oder Differentialtbermometers bat Herr Walferdin am 10. Sanuar diefes Jahres der Parifer Academie der Willen: ſchaften vorgelegt. Er bedient fih zur Anfertigung deffelben einer Röhre von fo winzigem Galiber, daß es ji mit Queckſitber nit fullen läßt, Uber wenn es mit der thermofcopifhen Fluͤſſigkeit (Alcohol) gefüllt und die innere Wand der Röhre davon feucht ift, laͤßt ſich ein Kleines Queckſilberkuͤgelchen bineinbringen, welches als Zeiger dient und mit dem Alcohol ſteigt und fallt. Wenn man auf diefe Weife dem Gefäße des Thermometers ine cylindrifche Form und bi 4 — 5 Millimeter Weite eine Länge von 8 — 10 Millimiter giebt, fo erhält man ein Inſtrument, an welchem ſich, bet 2 — 3 Decimeter Ränge deffelben, eine Ecale anbringen läßt, bei der jeder Grad „ol Grade des hunderrgrädigen Thermometers entfpridiet und man die Grade nach dem Augenmaaße noch unter— abtheilen kann. Auf diefe Weife hat man das Mittel, die feinſten Zimperaturunterfchicde genau zu meſſen, und bei Anwendung des Aicohols kann der räumlike Inhalt des Gefäßes oder der Kugel bedeutend geringer feyn, als bei dem Quedjilber:Differentiatthermoz meter vom wingigftzmöelichen Röbrıncalibır. Walferdin's mes taſtatiſches Thermometer wird das Leslie'ſche Differentiaithermo: meter und das Thermoſcop in vielen Fällen mit Nutzen erfegen Eönnen, mo die legtern Inftrumente fih nicht bequem anwenden lajlen oder unzuverläflige Refultate geben. Ueber den Einfluß des Clima's auf die Seiden— würmer find in den Antillen einige merkwürdige Beobachtungen gemacht worden. Herr Perrottet war von dem Kranzöfifchen Souvernement mit dem Auftrage nach dın Antillen geſchickt wor— den, zu ermitteln, inwiefern Seidenbau dert mit Erfolg betrieben mwerden Eönne. Er fand, daß die Dauptichwirrigkeir, welche der Ausbreitung diefes Induſtriezweiges auf den Antillen entgegenſteht, darin liegt, daß die Räupchen dort fehr unrıgelmäßig auskriechen und die Eier oft unfrudtbar bleiben. Die Eier der von Frank: reich nach den Antillen gebrachten Eridenwürmer, melde dert fon 7 — 8 Sabre einheimiſch find, Eriechen, ungtachtet einer beſtändig auf 22 — 23° Gentigr. ſich baltenden Temperatur, erſt nad 8—9 Monaten auge, und wenn das Ausfrichen begennen bat, dauert daſſelbe von Tag zu Zage 8 — 9 Monate bintereinander fort, Die aus den Eiern gekrochenen Würmır ſterben faft alle während der vierten Höutuna, wenngleich jie Eräftig an's Togeslicht gekem— men find, und die werigen diefe Haͤutung übarftchenden bilden nur unvollfommene Gecone. Herr Perrottet erinnert bei diefer Ge— legenkeit an die Salzbaͤder in welche man in Gbina die Grains bringt, und fragt, ob diefe Behandlung virlleidt mit Nugen anger wendet werden fönne? Necrolog. — Der um mehrere Gapitel der Pflanzen: pbyſiologie verdiente Botaniker, Guillemin, Aide- Naturaliste am Mufeum der Naturgefchichte zu Paris, ift zu Montpellier geftorben. 6 eh mon: DEU, Fortfchritte der Sanitätömaßregeln bei der Eng: lifhen Marine. (Fortſetzung.) Dieſe Vertheilung der Schichtſtunden trägt wahrſchein— lich zur Erzeugung mancher Krankheiten, denen die See— leute fehr unterworfen find, z. B., des Katarıhs und Nheu- matismus, bei. Um Mitternacht und um 4 Uhr Morgens fahren die zum Dienfte gerufenen Matrofen aus den Hän: gematten, häufig fehr feicht bekleidet oder ſtark tranfpirivend, an die freie Luft und gehen fo aus einer immer bedeutend hohen in eine kühle, ja oft fehr Ealte Temperatur über. Dies gilt Übrigens nur von den in See befindlichen Schif— fon. Auf den in einem Hafen liegenden ift der Dienft weit weniger mübfelig. Auf den Schiffen erffen Ranges ſchlafen die Matrofen auf dem Mittel» und Unterded, auf letzterm vorzüglich die, welche im Range am tiefftenftehen. Die Linienfchiffe beſi— 43 gen ein Zwiſchendeck zwiſchen dem untern Schifffraum und dem erften (unterften) Verdecke, während fich bei den Fregat— ten und allen Eleinern Fahrzeugen das erfte Verde unmit— telbar über dem untern Schiffsraume befindet. Die Lüftung laͤßt fih alfo auf Linienſchiffen leichter bewirken, als auf Schiffen geringeren Ranges. Denn auf den erftern Eann man bei nicht zu unruhiger See die Stüdpforten offen laf: fen, während bei den lestern die Luft nur durch Eleine, hart über dem MWafferfpiegel liegende Luken eindringen Eann, die man, felbft wenn das Schiff vor Anker liegt, nur bei ganz windftillem und fhönem Wetter öffnen darf. Nothwendig find auf allen Kriegsfhiffen die Räume zwifihen den Verdecken mit Menſchen überhäuft, weil die Mannſchaft ftets im Ver— bältniffe des Raumes ungemein bedeutend ift, und in dieſer Beziehung ift die Einrihtung der Linienfchiffe, wegen der erfolgreichern Lüftung mittelft der Stüdpforten, beffer als auf Eleinern Kriegsfhiffen. Won der Weberfüllung kann man fih einen Begriff machen, wenn man erfährt, daß die Ha— Een, an weldyen zwei nebeneinander befindliche Hängematten befeftigt find, nur 15 — 18 Zoll von einander abfteben, fo daß, wenn die Leute darin liegen, ihre Körper aneinander— flogen Auf der See, wo immer die Hälfte der Manns ſchaft den Dienft verrichtet, ift allerdings die Ueberfüllung nicht fo bedeutend; allein auf der Rhede fchlafen auf dem— felben Dede bis zu 500 Leute, von denen jeder eben nur fo viel Raum hat, daß er ausgeftrecft Liegen ann. Unter gewöhnlichen Umftänden fheint jedoch diefe Zufammendräns gung von Menfchen Eeinen befonders nachtheiligen Einfluß auf die Gefundheit auszuüben. Reinlichkeit. Ruͤckſichtlich der Neinlichkeit der Schiffe und Leute wird gegenwärtig eine vielleicht zu weit getriebene Sorgfalt an den Zag gelegt; wir haben hier die Gewohn— heit im Auge, die Verdecke häufig mit vielem Waſſer abzu: fpülen, wodurch eine der Gefundheit nachtheilige Feuchtigkeit unterhalten wird, Die Neinlichkeit am Bord eines Schif— fes wird gemwohnlich ducch drei verfchiedene Mittel erreicht: duch einfaches Scheuern, durch feuchtes Abreiben mit Stei: nen und durch trocknes Abreiben mit Steinen. Das erfte geſchieht mittelft großer Quantitäten Seewaſſers und Buͤr— ften; das zweite, indem man ein wenig Waffer auf die Ber: decke gießt und diefe mit einer Art feinen Sandfteing abs teibt, welcher alle Flede wegnimmt; bei'm dritten wird Fein Waiſſer, fonder feiner Sand auf die Verdecke gebracht und das Ubreiben mittelft derfelben Steine, wie bei'm zweiten, vollzogen in viertes Verfahren befteht darin, dag mın die zu reinigenden Stellen leiht mit Waffer befeuchtet, fie dann bürftet und endlich mit trodenen Lappen abreibt. Die Wahl zwifchen diefen vier Methoden bleibt dem Befehlsha— ber des Schiffes anheimgeftellt. So fehr fi auch der Ge— fundheitszuftand der Schiffamannfchaften ſchon verbeffert hat, fo laſſen ſich doh in Anfehung diefes Punktes noch viele zwedmäßige Sanitaͤtsmaßregeln einführen, da man Alles, mas auf Abmwehrung der Feuchtigkeit von diefen ohnehin ſchon derfelben allzufehr ausgefesten Aufenthaltsorten hinwir— Een kann, berüdfichtigen follte, In der Erzählung von Par— ry's Entdeckungsreiſen find mehrere File angeführt, in 44 denen fich die nachtheilige Wirkung der Feuchtigkeit durch Erzeugung des Scorbuts hoͤchſt auffallend zeigte. Die Schwierigkeit der gehörigen Lüftung bildet eine der übelften Eigenfchaften der jest uͤblichen Gonftruction der Shife. Das Kühlfegel, welches mehrentheils zu diefem Zwede in Anwendung gebracht wird, entfpricht diefem aller= dings bei ziemlih ſtarkem Winde und trodner Witterung, infofern nicht übel, als es eine große Maffe reiner Luft in die untern Raͤume einführt; allein e8 fehlt an der gehörigen’ Vertheilung derſelben an alle Punkte, wo diefelbe nöthig ift. Bei windftillem oder vegnerifhem Wetter ift es jedoch voͤl— ig unbrauchbar, und an die entlegenften Stellen kann e8 die friſche Luft unter Eeinerlei Umftänden bringen, und dort nimmt die Luft alfo bald eine verderbliche Befchaffenheit an. Mittelft des vom Gapitan Warrington erfundenen Ap- parats läßt fich allerdings allen Stellen des Schiffes frifche Luft zuführen; allein er veranlaßt einen fo heftigen Zug, daß die Leute, welche von dieſem getroffen werden, leicht Schaden an ihrer Gefundheit leiden, und. wenn man die Thätigkeit des Apparates hemmt, fo fehleihen die zuruͤck— Echrenden Strömungen verdorbener Luft fo langfam, daß fie den ihnen anhaltend ausgefegten Leuten ebenfalls ſehr ſchaͤd— lic) werden Eönnen. Menn fih in Eleineen Schiffen die Kühe auf dem Dede befindet, wo die Mannfchaft fihläft, fo trägt daß brennende Feuer, zumal in der Ealten Jahreszeit, zur Luͤf— tung wefentlich bei. Welchen Einfluß Zufriedenheit und Heiterkeit auf die Geſundheit üben, weiß Jedermann; bis auf die neuelte Zeit fanden dem englifhen Matrofen jedoch, außer Zanzen, Sin: gen und gymnaſtiſchen Uebungen, Eeine Zerſtreuungen zu Gebote. Der Geift der Zeit ift aber felbft durch die dicken Planken der Linienfhiffe hindurchgedrungen. Man fieht jegt im Seemann nicht mehr nur eine Maſchine, fondern bringt auch feinen Werth als Menfh einigermaßen in Anfchlag. Manchen Schiffen waren ein Kaplan und ein Schulmeifter zugetbeilt; allein auf die Entwidelung der Geiftesbildung der Mannfhaft übten diefelben faft nicht den mindeften Eins fluß. Bibeln, Gebetbuͤcher und fonftige religiofe Schriften waren die einzigen Bücher, die man dem Matrofen in die Hand gab Diek paßte recht gut zu der auf den Schiffen in Anwendung gebradhten Mannszucht, welche den Dienfts eifer viel mehr durch Furcht vor Strafe, ald durch Hoffnung auf Lohn anzuregen fucht; allein wie bei andern Menſchen, fo kommt die Ueberzeugung auch bei'm Matrofen erſt nach der Erkenntniß. Hier kehrte man aber die Ordnung um. Endlich befahl im Auguft 1838 die Admiralität, daß auf jedem englifhen Kriegsfchiffe eine Bibliothek zum Gebrauche der Mannfchaft eingerichtet und unter die Auffiht des Schul: meifters geftellt werden ſolle. Die Bücher, deren Zahl ſich, außer den Bibeln, auf den großen Schiffen auf 270 und auf den Eleinern auf 100 beläuft, find im Allgemeinen gut gewählt und darauf berechnet, daß fie in einer unterhalten- den MWeife belehren. in anderer Admiralitätsbefehl hatte bereits im Jahre 1837 vorgefchrieben, daß außer den wiſ— fenfchaftlicy gebildeten Männern, welche den Unterricht der 45 ! jungen Dfficiere beforgen, fi) am Bord jedes Schiffes ein Lehrer befinden folle, der den Matrofen, die deffen bedürfs ten, den Elementarunterricht im Leſen, Nechnen und Schrei— ben ertheilen. Diefe Maßregein werden auch in Betreff des Gefundheitszuftandes gewiß die erfreulichften Wirkungen äußern. Die Gefundheit der Seeleute ift indeß nicht nur von Umftänden abhängig, die zu Ändern in der Macht des Men— fen fteht; e8 giebt deren auch, denen der Menfch, fo weit fein Wiffen und Vermögen jeßt reichen, höchftens einige auf die Erkenntniß der Wirkungsart jener Umftände oder Potens zen berechnete Vorbeugungsmittel entgegenftellen ann. In diefer Beziehung find die climatiichen Verhältniffe vorzüglich wichtig, und ift das Schidifal des Sremannes von dem des Menfhen, der unter demfelben Himmeläftriche zur Welt kommt, lebt und flirbt, außerordentlich verſchieden. Wie die Bedingungen einer beftimmten Localitat audy immer bes f&haffen feyn mögen, fo gewöhnt fi der Menſch, voraus: gefeßt, daß fie nicht allzuverderblich auf die Gefundheit ein» wirken, doch nach und nach daran, und er erreicht unter allen geographifchen Breiten ziemlich daffelbe Alter, Mit dem Matrofen verhält es fich anders; er kann ſich nicht ace climatifiren, denn felten bleibt ev mehrere Jahre binterein: ander auf demfelben Meere, und oft befindet er fich binnen wenigen Monaten an den von einander entlegenften Punks ten der Erde, Die Unterfuhungen des Dr. Wilfon in Betreff des Einfluffes der verfchiedenen Climate auf die Gefundheit des englifhen Matroſen erftreden fich bis jegt erſt auf drei der Diftricte der Eöniglihen englifhen Marine und berechtigen daher noch nicht zu allgemein gültigen Schlüffen; allein die Refultate find, wenn man die große Ausdehnung diefer Ma: tinedifiricte und die lange Dauer der Beobachtungen, auf welche jene Unterfuhungen ſich gründen, in Anfchlag bringt, dennoch ungemein wichtig. Die drei Marinediftricte oder Commandos, deren offi= cielle Berichte Dr. Wilfon zu feiner Arbeit benugt bat, find der Diftrict des Mittelmeers und der pyrendifchen Halb— infel, der weftindifch = nordamericanifche und der ſuͤdameri— canifche. Der erfte von Dr. Wilfon vorgenommene Diftrict, der MWeftindifch-Mordamericanifche, ift der ausgedehntefte und reiht vom Aequator bis zum jechgzigften Breitegrade, von Guyana bis zum Charles-Cap oder Labrador. Bei einem, fo höchft verfchiedene Climate umfaffenden Striche hält e8 freilich fehr fchwer, der wahren Urſache der verfchiedenen Krankheiten auf die Spur zu kommen. &o viel ift jedod) gewiß, daß der häufige Uebergang aus einer hohen zu einer niedrigen Breite, aus einem ungefunden in ein gefundes Clima auf die Gefundheit und Dienftfähigkeit der Schiffe: mannfchaften den gluͤcklichſten Einfluß aͤußert. So fteht, z. B., felt, daß, wenn ein Matrofe eine gewiffe Reihe von Jahren in Meftindien gedient hat, feine phufifche Kraft meh— tentheils fo erfchöpft ift, daß er die ſchweren Arbeiten feines Berufs nicht mehr mit demfelben Erfolge verrichten Eann, mie zur Zeit feiner Ankunft dafelbft, und daß er dann acu= 46 ten, wie chronifchen Krankheiten weit mehr ausgeſetzt ift, als früher. In dergleichen Fällen, oder wenn nad) einer ſchweren Krankheit die Neconvalesconz langfam von Statten gebt, wirkt eine Ueberfahrt nad) Halifar oder nach dem St. Lorenzmeerbufen Wunder. Gefundbeit, Kraft und Muth Eehren dann mit einer Gefchwindigkeit zurüd, an die man kaum glauben kann, wenn man nicht felbft Zeuge davon geweſen iſt. Die Mittelzahl der in dieſem Diſtricte in den ſieben Jahren von 1830 — 1836 gedient habenden Seeleute bes läuft ſich nur auf 5,326 Mann, und die Zahl der Schiffe aller Gattungen, welche dort ftationirt und meift von ge: tinger Größe waren, betrug 47. Die jaͤhrliche Mittelzahl der Sterblichkeit während deffelben Zeitraums betrug 19,6 pro mille, wenn man die durch Unglüdsfälte herbeigeführten To— desfälle mit zu den durch Krankheiten veranlaften hinzurechnet. An Krankheiten ftarben 18,1 pro mille. Die Mittelzahl der Verabſchiedeten betrug jaͤhrlich 40 pro mille, fo daß ſich der jährliche Abgang durch Urſachen aller Art ungefähr auf 59 pro mille belief. Uebrigens find bierunter nicht nur die an Bord und auf den verfchirdenen Stationen des Di: ftricts geftorbenen, fondern auch diejenigen Serleute begrif: fon, die nach Europäifchen Hofpitälern trangportirt wurden und dort an der Krankheit flarben, wegen deren fie dahin gebracht wurden, Die Krankheiten, durch welche jene allerdings bedeu: tende Sterblichkeit veranlaßt ward, find hauptſaͤchlich: Fieber 209 Kranke und 11,2 Sterbefälle pro mille. Zungenents jindtung 22 — — 9 = — = Phihiſis EB Ar An RT a 2] Muhr». 287 — — 6 mährend der 7 Sabre und unter den Mannfchaften alter Art, Leberkrankheiten — — 1 auf 5000. Nheumatismus 699 — — + u. 5,1 Verabſchiedete pro mille. Betrachten wir die Tabelle, in welcher die in den drei Marinediftricten erlangten Nefultate zufammen= und einan- der gegenüber geftellt find, fo erkennen wir, daß die durch Ruhr und Leberfrankheiten in dem erſten Diſtricte verans Infte Sterblichkeit Außerft gering mar, wenngleich dieſe Krankheiten ſich gerade unter den heißen Himmelsſtrichen fonft fo verderblich zeigen, während dagegen die Fieber dort eine auferft große Zahl (11 pro mille) von Opfern for: derten. Südamericanifher Diftrict. Diefer Diftrict ift zwar weniger umfangsreich (2), al$ der vorige, umfaßt aber dennoch eine gewaltige Menge von Küftenftrichen und Kreuzrevieren. Er erfiredt fih auf der Dftfeite von der Halbinfel Para bis zum Cap Horn und auf der Meftfeite Südamerica’8 vom Cap Horn bi8 Panama und von da bis Californien, und umfaßt das ſtille Meltmeer von 36° n. Br. bis 58° ſ. Br., den atlantifhen Ocean aber vom Aequator bis 58° f. Br., während er vom St. Rochuscap, unter 350 der Ränge, bis Galifornien, unter dem 120ften 47 Lingengrade, reiht. Diefer Diſtrict bietet demnach faft alle überhaupt eriftirenden climatifhen Umſtaͤnde in feinem Bes reihe dar. Die meijten darin liegenden Häven und Rhe— den, ſowie diefe benadhbarten Gegenden, find von einander in faft allen Beziehungen verſchieden. Die von den Englis ſchen Kriegsfhiffen am meiften befuchten Häven dieſes Di: firiet3 find: Rio-Janeiro, Buenos + Apres, Bahia, Dernam: baco, Para, Balparaifo, Callao, Coguimbo, Panıma und San Blas. Ale diefe Städte, von denen manche von ans gebauten Ländereien, andere dagegen von Sümpfen oder un= fruhtbaren Steppen umgeben find, liegen, wit Ausnahme von dzeien, innerhalb der Wendekteiſe, einige faft unter dem Aequatot, die übrigen mehr oder weniger nah den Wende: kreiſen zu, und bei folher Verſchiedenheit der geographifchen Beeite, des Bodens, des Clima's geniefen dennoch die tem: porären oder beftindigen Bewohner jenes gewaltigen Erd: ſtrichs eines fo guten Gejundheitszuffandes, wie man ihn kaum fonft auf der Erde findet. Epidemifhe Krankheiten find in jener Region nidyt nur feltenr, fondern auch weit weniger mörderifch, als anderswo, Die in Weſtindien fo bedeutende Verheerungen anrichtenden Fieber find dafelbjl unbekannt, und die, welche in Africa, Aften, Nordamerica und im Mittelländifhen Meere fo viele Opfer fordern, £reten dort nie in epidemifher Farm auf. Selbft die aſiatiſche Cholera fol noch nie in Südamerica vorge: fommen ſeyn. (Schluß folgt.) Mister Bon allgemeinen Folgerungen aus Parhappe’s Kranfenbeobahtungen und Leichenöffnungen, in Be ziebung auf Geiftesfranfheiten (Traite theorique et pra- tique de la folie. Observations particulieres et documens ne- cropsiques), find folgende von befonderem Intereſſe: — „Acute Rarrheit, Manie, Melandolie: Wider der eine noch der andere dieſer Zuftände Eann- als mwefentlih und ausſchließlich von einer beionderen Dirnalteration abhängig angefehen werden. Es beſteht eine große, wo nicht vollfommene Analogie zwifchen den er⸗ mittelten Dirnalterationen in dieſen beiden Zuftänden unter dem doppelten Gejihtspuncte der Natur und relativen Frequenz. Die Unterfdeidung der acuten Narrheit, in müthende und melandolis ſche, ift alio nicht duch die pathologifhe Anatomie gerechtfertigt. Zür die acute Narrheit im Allgemeinen und unabhängig von der 48 Form des Deliriums betrachtet, giebt es Eeine in ihrer Art einzige, beitändige und wefentlihe Pirnalteration. Es ift ein Fall vorges kommen, wo gar Feine Hirna!teration irgend einer Art vorhanden war und mehrere Fälle, wo die ermittelten Alterationen chne fpecicllen Werth waren. Indeſſen und als gerechtfertigte Induction beobz achteter Thatfahen muß man fagen, daß im Allgemeinen wäbrend des Lebens Coexiſtenz einer activen Blutcongeition an der Ober: flähe des Dirns, mit fompfomatifhen Erfheinungen der acuten Narrheit, obwaltet. — Chroniſche Narrbeit: Auch für tiefe exiſtirt Eeine wefentlihe und characteriftiihe Hirnalteration, welche als materielle organifhe Bedingung dicfer Form, oder vielmehr diefes Grades der Krankheit, angeiehen werden koͤnnte. Es ift mögzlih, daß nah dem Zode auch nicht cine Spur diefes Zuftans des zuruͤckbleibt. Die vorherrfchenden Alterationen in der chroni= Then Narrheit bezeichnen einen Zuftand von verminderter plaſtiſcher Activität; ein Zuftand, der demjenigen aerade entgegengeſetzt ift, welchen die vorberrfchenden Alterationen in der acuten Narrheit ausprüden. — Zuiammengeiegte Narrbeit, paralpti- ſchez Sn allen Fällen, fey es nun, daß die Symptome der Par rayſe ſich zu gleicher Zeit, wie die geiftige Störung, vom Ausbruche der Krankheit an gezeigt haben, fey es, daß fle die einfahe Narr- heit in ciner mehr oder meniger vorgerüdten Periode ihrer Dauer complicirt haben, iit es gewiß, daß von dem Augenblide, wo die Symptome der Paralyfe deutlih oder dauernd geworden jind, auch aleihzeitig im Gehirn eine beftimmte und beftändige Alteration = Dirnes eingetreten ift, nämlich die Erweihung der Eorticals age. Neues Gegengift der Blaufäure (acide eyanhydri- que). — Nahdem der Dr. Robinfon auf die Oberflähe der Zunge zweier Kaninchen vier Tropfen bfaufaures Oryd (d’oxyde eyaahvılrique) hatte fallen laffen, jo empfanden diefe Thiere au— genblicklich die giftige Wirkung diefer furhtbaren Zuſammenſetzung und fielen unmittelbar bin, wie vom Zode getroffen. -Dierauf bes werfitelligte der — “ von kaltem Waſſer auf die Hinterhauptsgegend und auf die ganze Länge des Rüdgras tes, indem er die Flüfjigkeit perpendiculär auffallen ließ, um jo eine directe Erſchuͤtterung bervorzubringen. Das zu diefer Begies Sung verwendete Waſſer war nicht reines Waller, fondern enthieit in Auflöfung eine Mifhung von efligfaurem Kali und Chlornatrium. Unterdem Einfluffe diefer, einige Minuten fortgefesten, jo einfachen Behandlung, Eehrten die Kaninchen bald wieder in’s Leben zurüd, und liefen und fprangen, als wenn ihnen nichts begeanet wäre. — Diefe Verſuche, welche von Hrn. Louyat wiederholt wurden. haben diefem zweiten Beobachter voͤllia gleiche R.fultate gegeben, wie die eben befchriebenen. — Die Einfachheit des Mittels, die Leichtigkeit, ſich die beiden Salze, welche zu der Zufammenfegung der angemwendeten Auflöfungen gehören, zu verihaffen und befonders die Schnelligkeit ibrer Gegenaift= Kraft, ſcheint es den Practifern zur Pflicht zu machen, die Anwendung berfelben in allen Fälen zu verfuhen, wo es fih davon handelt, die Zufälle einer Veraiftung durch Blaufäure oder durch blaufaure Verbindung zu befämpfen. Sibliographische Natural History of Man. By James Cowles Prickard, MD. No. 1. London 1842. 8 Mit &. Remarques sur divers phenomönes de la vie organique qui per- sistent pendant quelque temps apres la mort. Par H. Ri- pault, 184. 8. Neuigkeiten. Annuaire de Therapeutique de Matiere M&dicale et de Phar- macie, et suivi d’une Monographie du Diabetes sucre. Par A. Bouchardat. Paris 1841. 32. Compendium de chirurgie pratique, ou trait€ complet des ma- ladies chirurgicales et des operations que ces maladies r&- clament. Par M. A, Berard etc. et C. Denowvilliers etc, Paris 1842. Livr. 1-3. 8. Mit K. — —— 0. Üceune Notizen audß dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefommelt und mitgetbeilt von dem ObersMebdicinafratbe $roriep zn Weimar, und dem Medicinalratbe und Prefeſſer Froriep zu Berlin. N°- 444. (Nr. 4 des XXI. Bandes.) Sanuar 1842, Gedbrudt im Landes =» Snduftrie- Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Drartbe Tr Ueber den relativen Werth der Organe bei den Snfecten in Bezug auf eine darauf zu gründende Glafjification diefer Ihiere hat Herr U. Perheron der Academie der Wiffenfchaften eine Abhandlung überreicht, worüber ein Bericht der Com: miffüre Dumeril und Milne Edwards erflattet wor: 2% - A — » err Perheron geht bei diefer Arbeit von dem Ge: fihtspuncte aus, daß in Betreff der Wichtigkeit der Cha— ractere eine gewiffe Rangordnung beftebe, und unterfucht, wie diefer Grundfag rüdfichtlih der Infecten in Anwendung zu bringen ſey. Zuerſt erinnert er an die Anfiht mandıer Entomologen, melde, weil viele Arten den vollfommenen Zuftand lediglih Behufs der Fortpflanzung erlangen und nad Erfüllung diefes Zweckes ſterben, die Reproduction für die Hauptfunction des Lebens erklären und defhalb die Ge: ſchlechtsergane der Caſſification zu Grunde legen wollen. Herr Percheron bekämpft diefe Anfiht und beweift, daß die Ernährungsorgane vor allen Übrigen zu berüdfichtigen find. Er richtet demnach fein Hauptaugenmerk auf die ver: fhiedenen Xheile des Mundes oder auf die Freßwerkzeuge, deren Structur mit der des Verdauungsapparats nothwendig in enger Beziehung ſteht und demnah die Art der Nah— tung, fowie die Lebensweife, auf eine faft untrügliche Meife anzeigt. Dagegen, bemerkt Herr Percheron, haben Eeinesmegs alle Theile des Mundes einen gleihen Werth. Den erften Rang nehmen die Kinnladen (maxillae), ſowohl in Be: tracht der Verfchiedenartigkeit in Geftalt und der fonftigen Beſchaffenheit, als wegen der daran befindlichen Anhängfel (Zafter, palpi), welche wahrſcheinlich irgend ein Sinnesor: gan find, Über deffen Functionen ung jedoch noch nichts Be— ſtimmtes bekannt if. Aus denfelben Gründen Eommt zu: nächft die Lippe (labium), dann die in ihrer Beſchaffen— No. 154. a A A heit wenig veränderlihe Lefze (labrum) und endlih, ge- gen die hergebradhten Anſichten, die Mandibeln (man- dibulae), theils wegen ihrer hornartigen Subſtanz, welde alles Empfindungsvermögen ausſchließt, theils wegen ihrer wirklihen Sunctionen, da fie eben fo oft zum Kauen die: nen, als diefer Function ganz fremd find. So dienen fir, z. B., bei den Männchen, wo fie eine befonders ftarfe Ent= widelung zeigen, zum Ergreifen des Meibhens (Longicor- nes, Lucanus). Bei gemiffen Weibchen dagegen (Hyme- noptera) werden fie zu einem Arbeitsinftrumente, während fie fih bei den Maͤnnchen rudimentär zeigen. Bei den fleifch: freffenden Inſecten dienen fie im buchſtaͤblichen Sinne als Neißzähne, zugleih aber ald Greiforgane, mit denen die Beute erfaßt und feffgehalten wird, indem dann die Kiefer ebenfalld zum Zerreißen gefchidt werden. Bei andern lei: ften die Mandibeln nur einen vorübergehenden Dienſt, näm- lih wenn ſich das Inſect aus der Hülle befreit, im der es feinen Larven» und Puppen = Zuftand zugebraht bat (die meiften Arten von Buprestis und Curculio). Endlich fehlen fie bei den Dipteren häufiger, als die Marillen, fo wie bei den Lepidopteren gänzlich. Naͤchſt den Theilen des Mundes, führt der Verfaſſer fort, haben wir diejenigen Organe zu berüdiichtigen, welche zur Auffindung der Nahrung dienen. Es find deren vier; zwei eigentliche Sinnesorgane und zwei zur Locomotion die— nende; die Augen und Fühler; die Füße und Flügel. Alle Inſecten, einige wenige Ausnahmen abgerechnet, fönnen feben; die An- oder Abwefenheit der Dcellen begründet an fich nur eine Verſchiedenheit in der Zahl der Organe, ohne deßhalb eine entfprechende Verſchiedenheit in der Fähigkeit zu feben anzuzeigen. Die ſtets anzutreffenden Fühler ſchei— nen in der Deconomie der Infecten eine weit wichtigere Role zu fpielen. Die außerordentliche Mannigfaltigkeit in den Formen deutet auf eine außerordentlibe Verſchiedenartigkeit in den Mitteln bin, vermöge deren fie ihre Sunctionen er 4 51 füllen. Allein worin beftihen dieſe Functionen? Dieß ift noch nicht genügend ermittelt. Es läßt fih nur behaupten, daß fie das Drgan eines fehr thätigen Sinnes find und daß fie dem Sehoryane als Complement zu dienen feinen. Da fie bei den Männchen ſtaͤrker entwidelt find, als bei den Weibchen, fo ſchließt man daraus, daß fie jenem zur Auf: findung des Letztern behülflich feyen. Bei den Inſecten, wo die Sehorgane ſtark entwidelt find, wie bei den Libellen, Gicaden, Dipteren, find die Fühler fehr verfümmert. Bei manden Snfecten, wo die Männchen ein zirpendes Geraͤuſch bervorbringen, wie bei den Heufchreden, der zweiten Abthei— lung der Dcthopteren, zeigen fie ſich bei den Weibchen fehr Elein oder weniyftens nicht größer, als bei den Männchen, was Zweifel gegen die Meinung erwedt, als ob fie zum Auf: fangen der von den Letztern ausgehenden Töne beftimmt feyen. Endlich haben mehrere Verfuche zu beweifen gefchienen, daß der Verluft der Kühler die Infecten gleichfam unfähig macht, fib zu orientiren; allein Ddiefe Experimente find nicht mit genügender Beharrlichkeit fortgefest worden. Ohne bier mehr in's Einzelne einzugehen, kann man fhon aus dem eben Gefagten folgern, daß die Kühler zu den wichtigiten Orga: nen gehören und in Anfehung des MWerthes für die Claſſi— cation gleidy nach den Freßwerfjeugen und vor die Sehor— gane kommen müljen. Asdann folgen die Bewegungsorgane, naͤmlich bie Beine und die Flügel. Hier ift es nicht nöthig, die Prio- vität zw unterfuhen, die Natur felbft zeigt Diefelbe an. In allen möglichen Filen haben die Inſecten Füße, während ihnen die Flügel häufig abgehen. Wir finden bei den Ca- rabici, den Melafomen, Curculionen und einigen Ortho— pteren viele Männdyen und Weibchen, die halbgeflügelt find. Bei den Hymenopteren und den letzten Gattungen der Dis pteren finden wir in’sbefondere die Weibchen duchaus un- gefluͤgelt. So mitffen denn unftreitig die Füße unter den Bewergungsorganen den Rang vor den Flügeln behaupten; denn wenn gleid) man bei den leßtern die fogenannten Adern oder Nippon feit Furine mit großem Vortheile behufs der Claſſification benutzt bat und dieſelben hoffentlich in noch größerer Ausdehnung benugen wird, fo haben diefelben doch mit den Functionen dee Organe wenig zu fhaffen. Auch der Rumpf dee Snfecten bietet in Anfehung der Drganifation Verfchiedenheiten dar, welche fehr zu bes achten find. Hierher gehört zuvörderft bie velative und vers gleihungsweife Lage der Theile bes thorax und des ab- domen, dann die Hülfsorgane ber Fortpflanzung, z. B., die Zangen der Maͤnnchen, der ovidnetus, Zeges bohrer und Legeſtachel der Weibchen Diefe Theile laffen fih immer, wenigſtens im Allgemeinen, auf einen faft iden= tifchen Typus zurüdführen, und ihre Abweichungen mehr zur Bogründung von fpecififchen, als von generifchen Untere ſchieden benugen. Zum Schlufe diefes Artikels werden die darin aufges ftellten Anſichten auf die fieben Hauptordnungen der In— fecten angewendet. Bei drei derfelben, den Coleoptera, Orthoptera und Neuroptera, iff der Mund aus benfel- 52 ben, in der nämlichen relativen Stellung befindlichen Stüf: Een zufammengefeßt. Die Trennung derfelben ift alfo mit— teift Kennzeichen niedrigern Nanges zu bewirken, und biefe finden fih, indem man die Ordnung der Organe abwärts verfolgt, erſt in den. Flügeln, Die vierte Ordnung müßten, meiner Anfiht nach, die Hymenoptera bilden. Der Mund befigt bei ihnen, wie bei den drei vorhergehenden Ordnungen, Mandibeln ; allein die untern Theile verlängern fih, wie bei den folgenden Drdnungen, zu einem Nüffel, Die Kinnladentafter (palpi maxillares) find immer ſehr deutlih; die Kippentafter (palpi labiales) weniger, In diefer Ordnung fommen, in Uebereinftimmung mit diefer Organifation der Freßwerk— zeuge, Kau- und Saug-Inſecten vor, und fie muß alfo ihre Stelle zwiſchen diefen beiden Hauptabtheilungen der Claſſe finden. Asdann kommen die Sauginfecten, wo die Mundor: gane die urſpruͤngliche Geflalt durchaus verlieren und fic, dev Sunction des Saugens wegen, ſtark verlängern, Bei den Hemiptera find die Mandibeln und Marillen zwar vorhanden, aber nur nod) von der nah Dben zufammenge= collten Unterlippe bedeckte Borſten. Die Naht bededt die Lefze tbeilweife. Bei den Diptera dienen diefe Theile mit zur Bildung des Nüffele, wo man immer die Kippe, haufig die Maxillen, felten die Mandibeln, alle diefe Theile aber gemeinigli in eine Höhlung des Kopfes zurücgezogen fine det. Endlich Eommen die Lepidoptera, wo die noch) dienfts thuenden Theile der Freßwerkzeuge fih auf die Marillen be— fhränfen, während, die palpi labiales ausgenommen, alle übrigen Theile beinahe atropbifc find. Diefe Ordnungen wären al’o in nachſtehender Aufeinans derfolge aufzuführen. \ Neuroptera, alle Flügel dienftfähig. Kauinfecten< Orthoptera, obere Flügel ziemlid unbrauchbar. | Coleoptera, obere Flügel ganz ungeſchickt zum Fliegen. Kau: Sauginfecten, Hyınenoptera. Diefe drei Ordnungen find durd Hemiptera — die Zuſammenſetzung des Mundor— Sauginſecten Er aang gehörig von einander ger epidoptera fehieden. Mach der bei der Glaffification der höhern Thiere beob- achteten Methode, mußten auch bei den Inſecten die Fleiſch— freffer die erfte Stelle einnehmen; dann diejenigen fommen, welche von in Zerfegung begriffenen thierifchen Stoffen le— ben; hierauf die, welche harte Subſtanzen, z. B, Holz, ans gehen ; alsdann die, welche fich von Blättern oder vegetabie tifhen Abfällen nähren, endlich die, welche ſich mit dem Pol: len der Blumen begnügen, und diefe Eintheilung ffimmt mit bereit® beſſehenden Gruppen oder Familien überein. Uebri— gens wiirde felbft ein kurzer Abriß dieſer Zufammenftellung der Inſecten mich weit Über die Graͤnzen hinausfuͤhren, die ih mir bei diefer Mittheilung geftedt babe. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Se. T, XUL No. 24. 13. Dec. 1841.) 53 Ueber eine neue Methode, Waffer zu reinigen, bat Profeffor Clark, von Aberdeen, in dem Laboratorium der Londoner Univerfität vor Kurzem vielfahe Verſuche an— geftellt, woruͤber Folgendes allgemeines Intereſſe erregen möchte. Bisher beftanden alle Methoden, um dag zum Ge: tränke und andern häuslichen Bedürfniffen beſtimmte Wafz fer zu reinigen, nur in einer mehr oder minder vollftündigen Glarification, welche, alles erwogen, nur eine einfache me— hanifche Operation ift und auf die im Waſſer in Auflöfung enthaltenen Subflanzen gar Eeinen Einfluß übt. Das Ver: fahren, welches Dr. Clark vorfhlägt, beruht auf einer chemiſchen Reinigung, welche dem Waffer zu gleicher Zeit die fremde Subftan;, welche es in größerer Quantität in Auflöfung enthält, entziehen und zugleich die andern Sub: ftanzen, die nur darin ſchwimmen, fortnehmen fann. Diele Dperation beruht gänzlidy auf der verfchirdenen Weife, wie fid) das Waſſer in Beziehung auf verfhiedene Zuſammen— feßungen des Kalfs verhält. Diefe Subftanz findet fih in fo großer Quantität auf allen Puncten der Erd£ugel, daß alle Waffer, welche mit dem Boden in Berührung gewefen find, davon mehr cder weniger beladen find. Im Waſſer ift der Kalk beinahe oder felbft gänzlich unauflöslih; aber er kann darin durch zivei ganz entgegen- geſetzte Methoden löslih gemacht werden. Wenn man ihn brennen läßt, wie in einem Kalkofen, verliert ev von feinem Gerichte. Wenn er troden und rein ift, verliert ev 7 Un— zen auf 16 und nach dem Brennen bleiben nur 9 Unzen; diefe 8 Unzen find dann im Waffer auflöslicy; aber um vollkommen auf: gelöft zu werden, bedürfen fie 40 Gallonen Waffer. Diefen Kalk nennt man aͤtzenden Kalk, wenn er gebrannt worden, und das Maffer, was damit gefättigt ift, bildet das, mas man Kalkwaffer nennt. Wie man fieht, find die 7 Unzen, welche auf 16 mahrend des Brennens eines Pfund Kalks verfhwinden, nichts Anderes, als Kohlenfäure in Gasform. Die zweite Procedur, wodurch man dahin gelangt, den Kalt in Waffer auflöstih zu machen, befolgt einen gerade entgegengefegten Weg. Wir fahen, daß auf dem erften ein Pfund Kalk in Waſſer löslih wird, nachdem es 7 Unzen Kohlenfäure verloren bat; damit es nun durd) die zweite Procedur in benfelben Zuftand gelange, muß das Pfund Kalk nicht allein die 7 Unzen Koblenfäure, mit welchen e8 verbunden ift, nicht verlieren. fondern e8 muß ſich noch mit 7 neuen Unzen Koblenfiure verbinden. In diefem Zuftande der Verbindung befindet fi der Kalk, in den Londoner Waſ— fern aufgelöft, unfichtbar und farblos. Ein Pfund Kalk, in 500 Gallonen Waffer aufgelöft mittelft fieben Unzen Kohlenfäure, bildet eine Auflöfung, die, unter dem von uns jest gewählten Gefichtspuncte, dem filteirten Themſewaſſer, wie 08 gemöhnlich ift, gleich ift; der Kalk, oder vielmehr der kohlenſaure Kalk, wenn er durch die zweite Methode auftöslih geworden, d. h, indem er fich mit einem neuen Verhaͤltniſſe Kohlenfäure verbindet, geht in den Zuftand von Bicarbonat uͤber. 54 Das Kalkwaffer kann mit Kalkwaffer gemifcht werden und eine Auflöfung des Vicarbonats mit einer Auflöfung von Bicarbonat, ohne daß fid) die geringfte Veränderung oder Trübung in der Mifhung wahrnehmen läit; aber fo wie man Kalfwaffer und eine Auflöfung von Bicarbonat zufammenmifcht, fo trübt fich die Mifhung, wird weiß, und eine weiße Subftanz ſchlaͤgt fid) zu Boden und laͤßt das oberhalb bleibende Waſſer völlig helldurchſichtig: der Nieder: ſchlag ift nichts Anderes, als Kalt, Es ift leicht zu begreis fon, was gefhicht, wenn mir annehmen, daß ein Pfund Kalk, durch Brennen auf 9 Unzen äßenden Kalks reducirt, in 40 Gallonen Waffer aufgelöf’t wird, und daf ein ande: res Pfund Kalk mittelft binzugefügter 7 Unzen Koblenfäure in 500 Gallonen Waffer aufgelöfft wird, welches zuſam— men 540 Gallonen madt. Die 9 Unzen äßender Kalk verbinden fih dann mit den 7 Unzen binzugefommener Koblenfäure, weldye das andere Pfund Kalk aufgelöft hiel— ten und bilden ein Pfund Kalk, der, da er im Waffer uns auflögtich ift, fichtbar wird und fich niederfchlägt in derſel— ben Zeit, wie dag andere Pfund Kalk, welches der 7 Un- zen Koblenfäure beraubt worden ift, mittilft welder es auf: (ö8lih war, fo daß ſich alfo 2 Pfund Kalk niederfchlagen auf den Boden der Flüffigkeit, welche helldurchſichtig und farblos wird und nicht die geringfte Quantität Kalk, weder Abenden, noch kohlenſauren, enthält. Herr Clarf nimmt an, daß der tägliche Verbrauch an Trinkwaffer zu London 574 Millionen Gallonen beträgt, welche durch die von ihm angegebene Procedur nicht weniger, ale 24 Tonnen (a 2,000 Pf.) feften Kalk niederfchlagen würden, welches eine Mafle von 8,000 Tonnen jährlich be: tragen würde, wovon fein Filtrirapparat nur das Geringite mit weggenommen haben würde, während bier mit dem Kalke natürlich auch alle andere fremde Korper niedergefchla: gen werden mürden. Außer der glüdlihen Wirkung , welche dieſes gereinigte Waſſer auf die Gefundheit aller Einwohner haben würde, find auch noch einige öconomifche Vortheile nicht zu vera: ten, und worauf Herr Chark ganz vorzüglich Gewicht legt. Es waren, z. E., 52 Unzen von der beflen Seife sr: forderlihb. um mit 100 Gallonen Rondoner Waſſer einen Schaum von folwer Zähigkeit zu bilden, daf er 5 Minus ten auf der Oberfläche blieb, mährend diefelbe Menge na dem Verfahren des Profefjor Clark gereinigten Waſſers feine 11 Unzen Seife erheifhte. Dabei wurden Berech— nungen vorgelegt, aus denen ſich ergiebt, daß der Seifen: confumtion bei Anwendung von dem gewoͤhnlichen, fo wie dem nach der neuen Methode gereinigten Waſſer fich in der Praxis wie 27:9 ſtellt. Die Seifenconfumtion beträgt in London, Herrn Hamwes’s Angaben zufolge, alljährlich 12,000 Tonnen, A 50 Pfd. St., folglihb im Gefammt: werthe von 600,000 Pfd. St.; dazu fommen nody 40,000 Pfund St. Mertb an Lauge, fo daß eine Totalausgabe von 640,000 Pfd. St. berausfommt. Aus den vor ci: ner Commiſſion des Parlaments im Jahre 1854 angeftell: ten Unterfuhungen ergab ſich, daß das Londoner Publicum den Wafferlieferungsgefellfihaften jährlich für circa 270,000 4 * 85 Pr. St. zinspflihtig war, und da die Wafferconfumtion feitdem bedeutend zugenommen hat, fo fchließt Profeffor Clark, daß der Werth der verbrauchten Seife und Lauge ungefähr das Doppelte von Dem beträgt, was das Waſſer Eoftet. Wenn man daher an diefen beiden Artikeln nur 10° erfpare, fo würde man 20% weniger für Waffer aus: zugeben brauchen. Dazu kommt noch, daß die in gereinigtem Waffer ge: waſchenen Kleidungsftüde viel weniger in der Waͤſche leiden; dag man in den Kochgefchirren keinen fleinartigen Nieder» fhlag mehr finden wird; daß man in jeder Jamilie das Fahr über eine ziemliche Quantität Thee eriparen wird, weil bartes Waſſer den Thee viel weniger vollſtaͤndig auszieht, als gereinigtes. In den Dampfkeffeln wird ſich wenig oder Eein Pfannenſtein niederfihlagen, folglich wird man weniger Brennmaterial brauchen und die Koften, Zeit und Abnub: ung bei'm öftern Ausklopfen vermeiden. Die Inſecten und Infuſionsthierchen, fo wie die grüne Pflanzenmaterie, werden fih in dem gereinigten Waſſer im Sommer weniger leicht ausbilden, *) Wenn man bedenkt, daß in London täglich nicht weni: ger, als 40,000,000 Gallonen Waffer verbrauht werden, in denen ſich ungefähr 24 Tonnen Kreide befinden, fo leuch— tet die Nothwendigkeit ein, daß die legtere durch eine voll: Fommnere Filtrirmethode, oder durch eine angemeffene chemis fhe Behandlung befeitigt werde, damit das erfte Lebensbe— dürfnig weniger fremdartige und, in der That, fhäbliche Beftandtheile enthalte. Mir können dem Profeffor in feinen detaillirten, jedoch einleuchtenden Angaben nicht weiter folgen, müffen aber noch bemerken, daß der Aufwand bei der Weihmadhung des Waſſers durd Natron täglid 1,000 Pfd. St., d. h. 998 mehr betragen würde, als bei Anwendung des neuen Ver— fahrens. Ueberhaupt läßt fih fagen, daß, abgefehen von der Neuheit und dem Intereſſe der von Profeffor Clark *) Diefer letztere Vorzug ift zu bezweifeln; benn fein Waffır geht bekanntlich fehneller in Faͤulniß über und wimmelt eher von Snfecten und Snfufionsthierhen, als das Regenwaſſer, und bei der Marine hat man allgemein die Erfahrung ge— madıt, daß das härtefte, d. h. mit mineralogifchen Zheilen am ftärkften angefchwängerte, Waffer fih am längften trinkbar erhält. D. Ueberſ. 56 angeftellten Erperimente, bie fich daraus ergebenden praktis [hen Refultate alle Beachtung verdienen. Niscellen Die Jagd des Straußes foll von den Bebuinen mit dem günftigften Erfolge zur Zeit des Eierlvgens folgendermaaßen betries ben werden. Nachdem das Weibchen feine Eier in den Sand vers borgen hat, nimmt es feine Stellung in einiger Entfernung und halt ſich dort ruhig, den Blick auf das Eierlager geheftet, bis das Männchen, welches der Hunger gezwungen harte, feiner Nahrung nachzugehen, zurückommt, um es auf dem Wachtpoſten abzuloͤſen und ihm erlaubt, den Hunger zu ſtillen. So wie ein wandernder Beduine nun eins der Neſter ausfindig macht, iſt ſein erſtes Ge— ſchaft, in der Nähe einen kleinen Steinwall aufzuwerfen, hinter welchem er fih verbirgt und wo er, den Lauf des Gewehre in gehöriger Richtung auflegend, wartet, bis das Männchen von dem Weibchen ſich entfernt hat; wenn er dann vermuthet, daß. der Schal des Schuffes nicht bis zu erfferm dringen kann, drüdt er los, läuft zu dem von der Kugel getödreten Vogel, richtet ihn auf, bringt ihn in diefelbe Stellung, in welcher er ſich vorher be= fand, ftillt das Blur, befeitigt alle Spuren deffelben auf dem Sande und begiebt ſich wieder in feinen Hinterhalt, Nach ein oder zwei Stunden koͤmmt das Männdyen zurud, nähert fich ohne Scheu. Der Jaͤger thut feinen ſichern Schuß und geht mit der Beute davon. Die Reproduction mander mathbematifhen und phyficalifhen Snftrumente auf galvanoplaftifhem Wege ift von Herrn Peyre, der der Academie der Wiſſenſchaf— ten in Paris am 10. Januar d. 3. einen auf diefe Weife ange— fertigten Zransporteur vorlgte, mit Erfolg verfuht worden, Es leuchtet ein daß dieß Verfahren, wenn «8 darauf ankommt, eine gerwiffe Anzahl Inſtrumente mit vollfommen gleicher Gradeinthei— lung 2c. zu erlangen, hoͤchſt bequem und zuverläflig iſt. Der Peyre’fhe Apparat ift ungemein einfah; er befteht aus einem gewöhnlichen Blumenafche, deſſen Lob er mit Wachs verftopft, Sn diefen wird die fchwefelfaure Kupferlöfung gethan, während fich in einem andern Gefäße das fäuerlihe Waffer mit einem Zinfftrei- fen befindet. An dieſem ift das eine Ende des £upfernen Vers bindungsdrahts befeftigt, mährend an das andere hafenförmig ge= bogene , das in die fchwefelfaure Kupferlöfung eintaucht, die präs parirte Scale 2c. gehängt wird, auf weldyer ſich der Rupfernieder- ſchlag bilden fol. Nachdem diefer die gehörige Stärke erlangt bat, läßt er ſich von dem Originale leicht ablöfen. Das legtere bleibt vollig unverfehrt. Zu den andern großen Vortheilen, welche diefes Verfahren darbietet, Eommt noch die außerordentlihe Wohl— feilheit, fo daß, z. B., der der Academie voraelegte Transporteur für 25 Gentimes (etwa 2 Silbergrofchen) geliefert werden Eann. Nefrolog. — Der berühmte Englifhe Naturforfcher, Don, Profeffor der Botanit am Kings College zu London, Ber: faffer des Prodromus Klorae Nepalensis, ift geftorben. He ner der Sanitätömaaßregeln bei der Eng- lifchen Marine. . Shcluß.) Wie geht es zu, daß Schiffe Monate, ja Jahre lang in jenem Welttheile in Haͤven verweilen, welche tief in von a Be a © Moräften umgebene, mit uͤppiger Vegetation bewachfene und von ber tropifhen Sonne befchienene Küften einfchneir den, ohne daß auf ihnen ein einziger Fall von jenen bösarti- gen Fiebern vorkommt, melde in andern Negionen, unter anfcheinend ganz ähnlihen Umftänden, namentlid in Africa, 57 Aſien, Nordamerica und vor Allem Weſtindien, fo mörberifch wüthen? Man hat verfchiedene Vermuthungen zur Eiklaͤ— vung diefer entgegengefegten Nefultate aufgeftellt; allein Eeine diefer Hypotheſen ift wirklich befriedigend, und nur durch) neue Beobachtungen kann dieſe wichtige Frage der allgemeiz nen Geſundheitslehre und medicinifhen Zopographie zur Erz ledigung gebracht werden. Diefer Marinediftrict bietet die Eigenthuͤmlichkeit dar, daß in Friedengzeiten die dazu gehörenden Schiffe beftändig an fremden Küften Ereuzen; denn, mit Ausnahme der uns lingit auf den Falklandeinfeln gegründeten unbedeutenden Niederlaffung, befigt England in diefem ganzen Gebicte kein Territorialeigenthum. Die durchſchnittliche Stärke der Manns ſchaft in diefem Diftricte war während dir fraglichen fieben Sahre 2.464, und die Mittelzahl der Sterbefälle berrug nur 89 pro mille, und wenn man die durd Zufälligkeiten veranlaften Xodesfälle abrechnet, nur fieben pro mille. Diefe Zahl enthält, wie dieß Überhaupt in den Berichten der Fall ift, nicht nur die an Bord und auf allen Statio= nen des Diſtriets vorgefommeren Sterbefälle, fondern auch die, melde ſich an Leuten ereigneten, die an die Europaͤi— ſchen Hofpitäler abgegeben worden und dort geftorben wa— ten. Diefe Sterblichkeit ift ungemein gering und bleibt felbft unter derjenigen von Perfonen deffelben Alters in Englaud zuruͤck. Die Mittelzahl der jährlich in diefem Diftricte dienft: thuenden Schiffe war 25, und fie beftanden in einem fis nienfchiffe. fünf bis ſechs Fregatten von verfchiedener Größe und außerdem in Briggs und Schaluppen. Zu den Krankheiten, welche zu diefer ſchwachen Sterb— lichfeit am Meiften beitragen, gehören vorzüglich folgende: Sieber, welche 1,3 pro mille dahinrafften; Lungenſchwind— fucht, an der 1,5 pro mille ftarben; Leberkrankheiten, durch welche ein Mann von 5000 dag Leben einbüßte; Ruhr, an der einer pro mille ftarb. Die Mittelzahl der Werabichicdeten belief ſich auf 28 fürs Jahr, und deren Höhe ift zum Theil dem Umftande zuzufchreiben, daß in diefem ganzen Marinediftricte Eein einziges Hofpital für Englifhe Seeleute vorhanden ift, wodurd viel: leicht die Sterblichkeit nicht merklich, wohl aber die Zahl der Verabſchiedeten bedeutend vermehrt wird. Marinediftrict des Mittelländifhen Mee: res und der pyrendifhen Halbinfel. Diefer Die firicet, welcher die Küften des Mittelmeeres und Gibraltar umfaßt, ift einer der Eleinern, indem er ſich nicht Uber 12 Breitegrade (vom 329 bis 44° n. Br.) erftredt. Er fällt zwar ganz in die fogenannte gemäßigte Zone, allein e8 fin: det doch in Anfehung der nördlichen und füdlichen Küften des Mittelmerrs, zumal im Minter, ein fehr bedeutender Unterz fbied in der Zemperatur ftatt. An der Mordküfte treten die Mechfel in dem Zuftande der Atmofphäre ungemein fchleunig ein, und fie find oft ungewöhnlich far; daher man den günftigen Einfluß, den der Aufenthalt an jenen Küften auf gewiſſe Krankheiten, namentlich Rungenübel, äußern foll, 58 gewiß fehr übertrieben hat. Der von dem africanifchen Tefilande herüberwehende Eirocco (Suͤdoſtwind) veranlaßt eine plösliche außerordentliche Mattigkeit , die fo meit gebt, daß die Temperatur und die Übrigen phyſicaliſchen Eigen: ſchaften dieſes Windes diefe Erfheinung nicht genügend ers Elären. Selten wert ır mehrere Tage hintereinander, fo daß fih nicht beurtheilen laͤßt, welhe Wirkungen derfelbe, wenn er lange anbielt, endlich auf die menfchliche Gonftitution herz vorbringen würde, obwohl fi) wohl denken läßt, daß Ddiefel- ben ſehr unheilvoll feyn würden. Binnen der £urzen Zeit feiner Dauer fcheint er jedody Feine bleibenden nachtheiligen Folgen zu veranlaffen. Am ftärkften wird fein Einfluß in der Nähe dev africaniſchen Küfte verfpürt; allein auch Malta und Sicilien, ja zuweilen felbft die Mortküfte des Mittel: meeres, werden von dem irocco erreicht. Malta ift, we— gen feiner centralen Lage, feiner guten Häven und Feſtig— feit die Hauptmarincftation des Diffricets. Neun Monate des Jahres hindurch genießen die Seeleute dort, wegen der gemäßigten Temperatur, des meift beitern Wetters und der aus frifchem Fleiſche und grünem Gemüfe beftehenden Koft, eines guten Gefundheits-uftandee. Die drei übrigen Mo— nate find ſehr heiß, zuweilen gluͤbend heiß; allein diefe Hiße wird, fey es nun, weil fie nicht fehr lange anhält, oder weil fie Eeine fhädlihen Stoffe (Miasmen) zu entwideln findet, der Gefundheit fehr felten nachtheilig. Die verfchiedenen Localitaͤ— ten diefeg Marinediftricts weichen in Anſehung der Rage und zumal des Grades der Hite fehr von einander ab und wir: fen demnah auf die Gefundheit der Mannſchaften, deren Schiffe dafelbft längere oder kuͤrzere Zeit ftationirt find, fehr verfchiedenartig ein. Im Ganzen genommen, zeigt fich jedoch der Einfluß jener Rocalitäten in feiner Wechſelwirkung mit dem des Meeres, wenn man einige vorgefemmene bösartige Seuchen abrechnet, ſehr beilfam. Die an den fpanifchen und portugiefifchen Küften verwendeten Kriegsjciffe ftehen uns ter dem Befehle des Commandeurs des fraglichen Diſtricts. Die Zahl der in diefem Diftricte virwendeten Kriege= fbiffe bat fi in dem fraglichen fiebenjähtigen Zeitraume auf 44 — 56 belaufen, und unter d’efen befanden fich viele Linienfhiffe und Fregatten. Die Stärfe der Bemannung belief ih im Durchſchnitte jährlih auf 7,958 Seeleute und die der Sterblichkeit auf 11,1 pro mille, oder wenn man die durch Unglücksfälle abrechnet, auf nur 9,3 pro mille, Die durch Fieber veranlaften Todesfälle beliefen ſich auf nur 2 pro mille. Die Ziffer der Leberkrankheiten ift ungemein niedrig und die durch diefelben herbeigeführten Sterbefälle nur 0,5 pro mille. Mit den Lungenkrankhei— ten verhält es ſich anders, da diefelben eine Sterblichkeit von 5,1 pro mille veranlaften. Die Krankheit, von welcher die meiften Fälle vorfamen, waren catarrhalifche Leiden, von melden 201 pro mille heimgeſucht wurden, an denen aber nur fehr wenige Leute ftarben, da von ben in den Sahren 1850 — 1836 bamit behafteten 11,237 Individuen nur 12 dem Tode verficlen. 59 60 Krankheiten und Sterblichkeit der Seeleute von 1830 — 1836 in den drei Marinediftricten Suͤdamerica, Weſtindien— Nordamerica und Mittelländifches Meer. Südamericanifher Marinebiitrict. Mittlere jährlihe Durchſchnitts— zahl der Mannſchaften 2,464. Krankheiten. — — Kranke Todte ER pro mille. |pro mille. —— Fieber . q E 5 115,0 1,3 — Phthiſis 3,2 1,5 07 Entzündliche Sungenfranfpeiten 23,0 20 — Leberkrankheiten . 16,0 04 3,0 Ruder - —D 21,0 1,0 ‚0 Gehirnkrankeiten ä — — — Entzündungen an den Exuemi täten R h 166,9 — — Rheumatismus . 72,3 0,2 2,5 Catarrh * 139,0 — 1,5 Krankheiten des Magens und Darmcanald 80,6 = 0.4 Syphilis . A = in 08 Ungluͤcksfaͤlle 238,9 1,2 — Andere Krankheiten . e 429,8 1,3 19.1 Zotalfumme Ö ker 2 Aus diefer Tabelle erfieht man ohne Meiteres, welche Krankheiten den Sreleuten am verderblichften waren, welche die meiften dienfiunfähig machten, und welche die dienftfähige Mannfchaft nur vorübergehend ſchwaͤchten. Einer der merfwürdigften Umftände, bie fih aus diefer Tabelle ergeben, ift ferner, daß die Sterblichkeit in zweien diefer Marinedifkricte fo Außerft gering, ja fogar geringer war, al3 unter Perſonen des namlihen Alters in England. Sn dem weitindifhenordamericanifchen Difteicte find die Verhaͤltniſſe allerdings weit weniger guͤnſtig, indem dort jaͤhr— ih 59 pro mille durh den Tod oder Verabſchiedung ver: loren geben; allein diefe Verbältnißzahl erfcheint noch immer al3 fehr gering, wenn man die ſchwierigen Umftände bedenkt, unter denen die dort ftationirten Seeleute ihr Leben zu: bringen. Obwohl die Verbältnißzahl der Sterblichkeit nicht be— fonders hoch ift, erſieht man doc aus der Tabelle, daß je- der Matrofe das Jahr Über mehr als einmal erkrankt, was dem Dienfte bedeutenden Eintrag thut. Gehen wir das Derzeihniß ber Krankheiten, welche dieß Unheil veranlaffen, duch, fo erkennen wir, daß manche darunter zu den unver: meidlichen Uebeln gehören; die abzuftellen wenigftens vor dor Hand kaum irgend eine Ausſicht ift. Hierher gehöeen die zufälligen Befhädigungen, durch welche jährlich faft £ der Minnfchaften auf längere oder Eürzere Zeit dienſtunt auglich gemacht wird, die rheumatifhen Leiden, Lungenentzün: dungen, Rungenfchwindfucht; denn diefe Krankheiten mül: fen durch die Meühfeligkeiten, die der Mutrofe nothwen- dig zu ertragen hat, durch den Kampf, den er beftündig ges gen die Elemente befteht,' veranlaßt werden. Dagegen läßt fi hoffen, daß durch aufgeklaͤrte digciplinarifche Verfügun: gen, eine noch angemeffenere Diät und zumal durch eine bef- fer zu den Arbeiten paffende Kleidung die Zahl der duch fppHititifche und Magen: Darmz Krankheiten, Catarrhe und Eulte MWeftindifch : nordamericanifcher Mittelländifches- Meer-Marinedi: Marinediftrict. Mictlere jährliche | ſtrict. Mitttere jährliche Durchs Durchſchnittszahl der Mannfhaf: | fchnittezahl der Mannfcaften ten 3,526. 7,958. Kranke Zotte Be Kranke Todte —— pro mille, |pro mille. pro mille. 1 mille. |pro mille. pro mille. 209,6 11.2 2:9 84,0 1,5 — 4,8 1,9 2,4 5a 1,9 1,3 22 1,0 al 37,3 1,0 6,0 iR 0,2 100 0,3 05 12 0,3 0,9 133 03 0,3 en 47, = 17,0 0,9 0,3 228,3 — — 71 0,1 — 69 0,1 5,1 63 0,14 = 181,8 — 0,4 201 0,2 110 * 0,9 15528 ,11,.0,9 — — — — 75,9 | — — 1,5 — 2229 1,8 — 648 8 3.4 263 347,3 20,6 10,6 | 1:486,3777719,67°]| 740,0" 71,395 00919 117,177 1270 Fieber vorübergehend dienflunfähig gemachten Matrofen, wel: che fich jest jährlich auf faſt 3 der Mannfchaften beläuft, bedeutend vermindert werden koͤnne. Höchft merkwürdig ift auch der Umftand, daß in dies fer Tabelle der Scorbut, welcher fonft fo furchtbare Verhee— rungen unter den Seeleuten anrichtete, unter den Krankhei— ten, welche befonders häufig vorfommen und deßhalb nament— lid) angeführt find, ganz und gar fehlt; ja daß felbft in den zahlreihen Berichten, welche bei der Zufammenftellung dies fer Tabelle benugt wurden, von demfelben Eaum die Mode ift. Außer dem Einfluffe des Clima’s und den zum Theil durch denfelben veranlaßten Krankheiten, wirken noch fpe= cielle Agentien auf die Gefundheit des Seemannes ein, und namentlich f&heinen die Form, der Nang und die fonftige Beſchaffenheit der Schiffe in diefer Beziehung Feine ganz unmwichtige Rolle zu fpielen. Die über diefen Punct angeftellten Unterfuchungen find noch zu wenig umfaffend, als daß ſich der Gegenftand als erledigt betrachten ließe; fie haben jedoch Ergebniffe gelie- fert, die alle Aufmerffamkeit verdienen. Wegen der erft neuerdings mehr in Gebrauh gefommenen Kriegsdampfſchiffe bat man diefe Unterfuchung nicht bis über das Jahr 1834 zurück ausdehnen Fönnen, weil bis dahin die Zahl diefer Art von Schiffen äußerft gering war. Sie erſtrecken ſich alſo nur über drei Jahre, während deren die ganze englifche Flotte sufammen mit 28,903 Seeleuten bemannt war, Um diefe Forfehung anzuftellen, theilte Dr. Wilfon die fimmtlichen Schiffe der englifchen Marine in vier Caf— fon, wovon die exfte alle Linienfhiffe, ſowohl Zwei- als Drvideder, die zveite alle Fregatten, von welchem Tonnen— gebalte fie auch feyen, die dritte die Schaluppen, Briggs und Schooner unter der allgemeinen Benennung Corvet: ten, Die vierte endlih die hauptfählih durch Dampfkraft bewegten Schiffe enthält, 61 REN Das Verhaͤltniß der Sterblichkeit in Betreff diefer vier Claſſen von Schiffen war nun binnen ber drei fraglichen Sahre folgendes : Auf den Fregatten . : 9 — — Corvetten 8,1 — — — Linienſchiffen A 228 — — — Dapmpfſchiffen 3,4 — ’ In diefen Zahlen find nicht nur die an Bord felbft Geftorbenen, fondern auch die Leute begriffen, welche in den Spitälern, an die fie abgegeben worden, mit Zode abgingen, und diefer Umfland Eann fchon, wenn man, was jedoch zwei— felhaft ift, annimmt, daß die Kranken in den Spitälern beffer abgewartet worden feyen, als wenn fie auf den Schiffen geblieben wären, die geringere Sterblichkeit auf den Dampffohiffen gewiffermaaßen erklären: denn es ergiebt fich aus den Berichten, daß von den Dampffciffen verhältniß: mäßig dreimal fo viel Patienten an die Hofpitäler abgege: ben wurden, als von den Fregatten. Denn da die erftern faſt beftändig Direct von einem Haven zum andern fahren und diefe Ueberfahrten binnen verhältnißmäßig kurzer Zeit vollbringen *), fo haben fie weit öfter Gelegenheit, ihre Kranken an's Land zu fegen, von weldıer Gelegenheit fie um fo lieber Gebrauch machen, weil fie an Bord feine zu Kranz Eenzimmern fich eignenden Näumlichkeiten haben. Dir Ver: hältnißzahl ihrer Kranken iſt uͤberdem bedeutender, als bei den beiden andern Glaffen und fteht der der Gorvetten ziem: lich gleich, während doch auf diefen die Sterblichkeit faft noch einmal fo bedeutend mar, Die Zahl der von den Schiffen der verfchiedenen Glafz fen verabfchiedeten Matrofen ftellt fich ebenfalls als fehr abs weichend heraus und betrug: Auf den Linienſchiffen . 22,1 pro mille — — SFregatten 17,5 — — — Corvetten 20 — — — Dampfſchiffen 15,0 — Auch der Vorzug, den die Dampfſchiffe in dieſer Be: ziehung darboten, fcheint nicht direct in deren Beſchaffenheit zu ſuchen zu ſeyn. Denn 08 zeigten fih, 3. B., die ents zündlichen Krankheiten auf ihnen weit häufiger und bösarti— ger, als auf den Schiffen der Übrigen Glaffen, was aus fol« gender, fich Lediglih auf die entzündlichen Krankheiten bezies henden Zabelle erfichtlich wird. pro mille pro mille Dampffciffe Geftorbene 2,2 DBerabfchiedete 8,7 Linienſchiffe . — 1,8 — 4,9 Fregatten — 1,8 — 6,4 Corvetten — 12 — 6,8 In den ſchnellen Wechſeln der Temperatur, welchen die Mannſchaft und in'sbeſondere die Heizer und Maſchinen— meiſter auf den Dampfſchiffen ausgeſetzt find, liegt wahr— ſcheinlich der Grund, weßhalb die entzuͤndlichen Krankheiten auf den Schiffen dieſer Art vorzüglich haͤufig und gefaͤhr— lich find, *) Auch überhaupt, weil fie von Zeit zu Zeit friſche Kohlen ein: nehmen müffen, die Ser daher nicht lange hintereinander halten Eönnen. D. Ueberf. 62 Aus einigen Daten fcheint fih auch zu ergeben, daß die epidemifchen Krankheiten, welche auf den Schiffen der drei übrigen Klaffen eine abgegränzte Dauer von drei Wo— hen oder einem bis zwei Monaten baben, auf den Dampf: fchiffen das ganze Jahr hindurch fporadifh erfcheinen, ohne daß deßhalb auf den lektern die Gefammtzahl der Fälle oder die Gefährlichkeit der Krankheiten merklich bedeutender wäre. Mehrere Dampfichiffe, die in den Sahren 1835 und 1836 die Dftindifhen Meere befuhren, haben dergleichen Anomalieen dargeboten, während fi) auf den Schiffen der drei andern Claffen in denfelben Gegenden nichts Aehnliches zeigte, und dieſe Abweichungen waren fo auffallend, daß man zu deren Erklärung verfchiedene Hypotheſen aufftellte, unter denen uns folgende die fcharffinnigite fcheint. Dr. Wilfon nimmt on, die zur Erzeugung des Dampfes noͤ— thige Waͤrme wirke auf das zum Bau der Dampficiffe verwandte Holz ein und erzeuge Miasmen, melde in Vers bindung mit gewiffen atmofphärifchen oder anderen Agentien Krankheiten erzeugen fönnen, welche ohne die auf den Dampfſchiffen fpeciell vorhandene Potenz nicht zur Entwik— felung gekemmen feyn würden. Diefe Erklärung würde, wenn fie fih nicht auf noch fehr zweifelbafte Annahmen ftügte, von hohem practifchen Belange finn; denn man hätte nad) derfelben Mittel ausfindig zu mahın, durch welche man dem Holze, bevor man e8 zum Schiffsbaue vırmendete, divjenigen der Gefundheit nachtheiliaen Eigenſchaften beneh— men Eönn.e, welche viele Seefahrer beobachtet haben mollen, und die fich von felbft nur langfam und auf Koften deu Geſundheit der Mannfchaft verlieren. Die Beobachtungen, welche ſich auf die verhältnifmäs fig geringe Sterblichkeit auf den Dampffciffen brzichen, bes ‚ dürfen allerdings noch der Beſtaͤtigung durch die Erfahrung eines längeren Zeitraumes, würden aber, wenn fie fich con: ſtant zeigten, fehr wichtig feyn. Denn die Verminderung der Sterblichkeit unter den Matrofen würde gewiß als einer der Hauptvortheile betrachtet werden müffen, der ſich durch die Einführung der Dampfichiffe in die Marine erreichen ließe *). Menn es wahr ift (und nad den beigebradten Be— mweismitteln ift wohl faum daran zu zweifeln), daß die in *), Dr. Renault, Chirurg des Franzoͤſiſchen Poſtdampfſchiffes Minos, hat gang neuerli (Revue mecicale, Aodt 1841) in Betreff der Krankheiten, denen die Heiger, Unterheizer und Loͤther (soutiers?! auf den zwifchen Frankreich und der Le— vante fahrenden Dampffchiffen ausgefest find, fowie über die auf die Gefundheit Einfluß uͤbenden Umftände, unter denen diefe Leute leben, intereffante Nachrichten mitgetheilt. Was er über ihre Sterblichkeit faat, dient der Anficht von der nachtheiligen Wirfung der fchnellen und ftarfen Temperatur— wechſel fehr zur Beftätigung. Aus feinen Beobahtungen er: giebt ſich nämlich, daß, cbmwohl dirfe Leute ſehr häufig durch andere erfegt werden, und obwohl fie, nad Abrechnung der Dffigiere, nur ein Viertel der ganzen Schiffsmannfcaft bilden, doc zwei Fünftel der Zotalfterbefälle unter der Mannfcaft auf ihre Rechnung kommen. Ueberdem find von den zu den übrigen drei Fünfteln aebörenden Matrofen manche Loͤther ge, wefen, und die chiruraifchen (durch Äußere Befchädigungen vers anlaßten) Krankheitsfälle find auf dem Werdede der oft: dampffchiffe häufiger, als bei den Maſchinen derfelben, Anm. der Revue britannique. 63 den legten fünfzig Jahren eingeführten Verbeſſerungen ber Sanitätsmaafregeln auf der Englifhen Marine die Stärke diefer Hauptftüge der Nationalmacht verdoppelt haben, wenn fie bewirkt haben, daß gegenwärtig ein Schiff fo viel lei— ftet, als vor gar nicht Langer Zeit zwei oder drei; wenn es wahr ift, daß bei der fonft auf der “Flotte graflirenden Sterblichkeit ganz Europa nicht die zur Bemannung der Englifhen Marine während des großen Seekriegs nah) der Franzoͤſiſchen Nevolution nöthigen Matrofen hätte liefern £önnen, fo dürfen wir gewiß von fernern Fortfchritten in diefee Beziehung noch die erfreulichften Folgen erwarten. Schon aus dem Gofihtspuncte der Koftenerfparniß dürfte die Megierung Eeine Sorgfalt, feine unmittelbaren Auslagen fheuen, um die Gefundheit der Matrofen in allen möglie chen Beziehungen zu fihern Denn wenn man es dahin bringt, daß ein Matrofe fo viel leiftet, wie vordem zwei, fo erfpart man den einen, und wenn dieß einfache Erempel auf die ganze Englifhe Marine anwendet, fo ergiebt fich ein höchft bedeutender Gewinn. Allein dieß wäre Eeineswegs der einzige Vortheil, den die Nation von der Werbefferung des Gefundheitszuftandes der Mutrofen ziehen würde; denn es würden dann auch die gewaltigen Koften, welche die Aus— hebung der Erfasmannfchaften, wegen der Verftorbenen oder Verabſchiedeten, fortwährend nöthig macht, großentheild weg: fallen. Ueberdem würde jeder einzelne Matrofe einen weit höhern Werth haben, weil er bei Eräftiger Gefundheit ein weit zuverläfiigerer Urbeiter und weil er, länger zum Dienfte brauchbar, ein geübterer Matrofe feyn oder werden würde. Mir hoffen, daß diein Betreff der Marine bereits erlangs ten guten Erfolge die Negierung anfpornen werden, in allen Zweigen des öffentlichen Dienftes diefelbe Sorgfalt für Ver— befferung des Grfundheitszuftandes zu entfalten. Wenn die früher auf der Flotte herrfchende fehaudererregende Sterb— lichEeit dem Rande ungeheure Summen £ojtete, fo wird das Vermoͤgen der Nation gewiß nicht weniger durch die pefti- lentialifhen Fieber und andere Krankheiten heimgefucht, mel: che in mehreren unferer größten Städte an der Tagesord— nung find. Glaubt man etwa, daß das Spitalfieber, die Urberfüllung der Spitäler unferer Armenhaͤuſer, die Leichen— beftattungen, welche die AUrmencaffe zu tragen hat, die Witt: wen, Waifen und Prefhaften, kurz alle die Dpfer von Krankheiten, die ſich nicht heilen, wohl aber oft verhüten laffen, das Land nichts koſten? Waͤre nur ein geringer Theil der Summen, welche für dergleichen Zwecke verwendet werden müffen, für das Untegen von AUbzugsgräben, für die Erweiterung der Gaffen, Anlegung von öffentlichen Spazier— 64 gängen, Erhellung und Lüftung der ſchmutzigen, duͤſteren Mohnungen der Armen ıc. verausgabt worden, fo brauchten wir nicht über die Jammerſcenen zu erröthen, melde neuers dings in Mancheſter zur öffentlichen Kenntnig gekommen find. + Sorge für den öffentlihen Gefundheitezujtand ift di Mittel, wodurch der Staat am ficherften und nad alle Richtungen hin Erfparniffe machen kann. Er fihont da— duch nicht nur feine Hülfsquellen, fondern er fchafft fich damit neue; er gewinnt daduch Männer für Schwaͤchlinge, tüchtige Producenten füc Confumenten, und dag Land ers halt daducch feinen fiherften Reichthum und feine feftefte Stuͤtze, eine gluͤckliche, Eräftige und arbeitfame Pevö!kerung. (Quarterly Review; Bibliotheque britannique, Oc- tobre 1841.) Miscellen. Ueber Berfhiedenheit zwifhen der Sodfalivas tion und der Quedfilberfalivation bat Herr Smith Beobachtungen in dem Medico-ehirurgical Reyjew mitgetheilt, nah welchen der hauptfächlichfte und am meiften bemerfbare Un— terfchied zwiſchen diefen beiden Salivationen in dem übelriechenden Geruche beftehen, welcher faft beftändig, aber in verfchiedenen Gra= den, die Qureckfilberfalivation begleitet und die Urſachen diefer Ver— fhiedenheit davon abhängen, daß bei der von dem Mercur auf den Mund ausgeubten Wirkung nicht bloß die Speicheldruͤſen afficirt find, fondern auch die Schleimmembran Alterationen zeigt, welche zu dem übeln Geruche Veranlaſſung geben. Wenn man mit einer ftarken Roupe die Shleimmembran der Eppen, der Wangen, des Zahnfleifhes in der Zeitperiode unterfucht, wo die Wirkuno des Mercurs fih zu dußern anfängt, fo Fann man die Kortfchritre eis ner ulcerativen Abforption wahrnehmen, welche, wenn fie fort: dauert, die Entitehung von mehr oder weniger großen und dem bloßen Auge fibtbaren Gefhwüren veranlaßt, während im Gegens theile, bei der SZodfalivation die Haupt-, wenn nicht einzige, Wire Eung des Mittels auf die Speicheldrüfen hingeht. Eine eigenthbümlihe Wirkung auf das Zahnfleiſch durch Abforption von bleihaltigen Auspünftungen wird von Dr, Henry Burton fignalifirt. Sie befteht, nach ihm, aus einem am oberen Rande des Zahnfleifches, da wo bdaffelbe den Hals der Zähne umſchließt, vorfommenden ſchmalen Saum, wels cher fih bei allen der Einwirkung des Bleies ausgeſetzten Perfonen wahrnehmen läßt, während das Zahnfleiih an allen übrigen Theis len feiner Oberflaͤche die aewöhnliche rothe Farbe behält. — Herr B. hält das Erfcheinen diefer Färbung für fo beftändig, daß es als ein Hauptzeichen, als haracteriftifcher Ausdrud der Wirkung des DBleies auf den menfchlichen Organismus angefehen werden koͤnne; und da er beobadhtet hat, daß es gewöhnlich allen andern krankhaften Erfcheinungen, wozu diefes Metall Veranlaffung giebt, vorangehe und es alfo ein fiheree Anzeichen der erjten Einwirkung des Bleies abgebe, fo fiebt er in ihm ein vortreffliches Mittel, um diefem ſchaͤdlichen Einfluffe des Metalls,mag er nun aus anhala *endem therapeutifchen Gebrauche deffelben, oder aus verfchiedenen Verwendungen diefes Metalle für Zwecke der Induſtrie hervorgehen, frühzeitig entgegen zu wirken, Bibliographische Carte göologique de la France sous la direction de M. Bro- chant de Villiers; par MM, Dufrenoy et Elie de Beaumont. 6 fenilles colorices, et un tableau d’assemblage &galement colorie. Paris 1841. Fol, Explication de la carte geologique de la France, redigde sous la direction de M. Brochant de Villiers par MM. Dufrenoy et Elie de Beaumont, Paris 1841, 4 Te wtgikter Dein Traité des maladies des femmes, qui determinent des flueurs- blanches, les leucorrhees ou tout autre &coulement utero - va- ‘ginal. Par Henry Blatin et V. Nivet. Paris 1341. 8. Precis sur le redressement des dents, ou Expos€ des moyens rationnels de pre&venir et de corriger les deviations des dents, suivi de quelques reflexions sur les obturateurs du palais. Par J. M. A, Schange. Paris 1842, 3. Mit 8 K. Menue Notizen ausdem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefommelt und mitgetheilt von den Ober = Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Mevieinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. N. 445. (Nr, 5. des XXI. Bandes.) Sanuar 1842. Gedrudt im Landes-Fnduftrie- Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. + si ale aa Tl Ueber den rlaftifchen Wirbelbeinsapparat, oder über den Haupthebel des Steyens auf zwei Füßen hat Herr Deschamps der Parifer Ucademie der Wiffen- fhaften eine Abhandlung überreiht, aus welcher folgender, von dem Verfaſſer felbjt gefertigter, Auszug in den Com- ptes rendus vom 13. December 1841 mitgerheilt ift. Es find namlidy die ligamenta intervertebralia flava zufammengenommen, welchen hier der Name elaftifher Wirbelbeinsapparat beigelegt if. Wollſtaͤndig an der MWirbelfäule des Menſchen ift der elaftifche Apparat,” faat Hr. Deshamps, „von einer uns unterbrochenen Reihe ligamenta flava gebildet, welde die MWirbelbeinplatten im Innern des Rüdgratscanalg vereinigen. Er fängt mit dem atlas und epistrophaeus an und en: bigt, indem er das legte Lendenwirbeibein mit dem Kreuz— beine verbindet. „Unter den Wirbelthieren befigt allein der Menfch ei: nen vollftändigen elaftifchen MWirbelbeinsapparat. Bei den übrigen Saͤugethieren und Vögeln erſcheint derfelbe nur bruch— ſtuͤcksweiſe und auf einzelne Negionen der Wirbelfäule befchräntt, Bei fehr vielen Mirbelthieren verändert er feine Natur. „Wenn der elaftiihe Apparat fih aus einfach weißen, perlmutteraͤhnlichen faferigen Organen jufammenfest, fo ift die horizontale Stellung der MWirbelfäule beſtaͤndig. Jedes fo organificte Thier wird nothwendig weſentlich vierfüßig ſeyn. Die reißenden Thiere, die Pachndermen und die Miederkiuer find die Beifpiele zur Unterffügung diefes all- gemeinen Princips der Drganifation. Ich muß hinzufügen, daß die Reptilien und Fifhe eine beftändig horizontale Stel: lung haben, weil ihrer MWirbelfäule ebenfalls die ligamenta flava intervertebralia febten. So wie eine Region der MWirbelfäufe eine fortgeſetzte Reihe von elaftiihen Ligamenten befist, fo erhebt fie fich auch in perpendiculärer Michtung gegen die horizontale Ebene. Jedermann weiß, mit welcher Vorliebe die Nage— thiere ſich in einer figenden Stellung halten, den Körper vorwärts geneigt, zum Freffen. In der Lendengegend, mel: Ge in verticaler Stellung ift, findet man die Reihe der gel No. 1545, ad 27 er he A ben Bänder, mährend die Rüden: und Halsgegend, welche eine Krümmung nah Vorn befhreiben, nur mit weißen fa— ferigen Ligamenten verforgt find. „Wenn das Pferd, unter den Cinhufern, den Kopf beftändig hoch hält, verdankt es unbezweifelt diefe Faͤhig— keit den Eleinen elaftifhen Medianbändern, weldhe die Hals— gegend von dem ligamentum cervicale erhält. Die ans dern mit diefem Ligamente verfehenen Saͤugethiere haben den Kopf unterhalb geneigt, weil fie des fupplementären elas ſtiſchen Apparats entbehren. „Der Vogel, welcher. mit. gelben Nadenbändern zwi— fhen den Dornfortfäsen ausgeftattet ift, bringt feinen Hals in fortwährend verticale Stellung; aber feine Nüden= und Lontengegend, der elaftifhen Apparate beraubt, behalten die horizontale Strllung. „Der elaftifhe Apparat hat zum offenbaren Iwede, die verfchiedenen Gegenden der MWirbelfäule der Wögel und Saͤugethiere in fortwaͤhrende verticale Stellung zu bringen: Gegenden, wo er bruchftüdartig und begränzt vorhanden ift. Die menſchliche Wirbelbeinfäule, mit einer fortgefigten Neibe gelber Bänder verfehen, richtet fid) ganz in die Höhe, und der Menfch allein erfreut fi) der verticalen Stellung volle fländig, zu welcher er Übrigens erft allmälig gelangt. Sm foetus find die ligamenta flava noch nicht gebildet, und die trangsitorifchen weißen Membranen laffen die Wirbelfäute ſich gegen fich felbft kruͤmmen, ohne elaftifche verticate Meacz tion. Zur Reife gelangt und noch lange nach der Geburt behätt das Kind die weißen perlmutterähnlichen Interverte— bralbänder, welche unfähig find, die Wirbelfäule in aufredh> ter Stellung zu erhalten. Der Körp r legt ſich in eine ho— tizontale Krümmung, weil er fi in der organifhen Bes dingung der Vierfüßer befindet. Wenn man aufmerffam der Entwidelung des elaftifchen Apparates folgt, fo wird man bemerken, daß die ligamenta flava zuerst zwifchen den Lendenmwirbeln erfcheinen Diefe Gegend der Wirbelfäufe, welche ein neues Drgan erlangt hat, vollbringt nun aud eine neue Function; die aufrechte Stellung fingt an und das Kind hat, wie man ſich gewoͤhnlich ausdruͤckt, ein Eräfs tiges Kreuz. 5 67 Die Entwidelung der ligamenta flava fest fih nun in aufjteigender Linie vom Kreuzbeine gegen den atlas fort und in ganz entgegengefegter Richtung von der der Verfnöche: tung der Wirbelfäule, welhe von den Halswirbeln nad) den Lendenwirbeln hingeht. Man wird aber bemerken, daß die Aufrichtung der Wirbelfäule immer in der Nichtung der Entwidelung des elaftifhen Apparats vor fid) geht. Man kann auch noch bemerken, daß die Knohen und Muskeln ohnmaͤchtig bleiben, die Wirbelfäule aufrecht zu richten, fo lange diefer Apparat nicht gebildet ift. Die natürlihen Kruͤmmungen der MWirbelfäule bilden ſich almälig und folgen, fo zu fagen, ganz der Entwicke— lung des elaftifhen Apparate. Die MWirbelfäule des foetus ift fähig, im gerader Linie geftreckt zu werden. Diefe ges tadlinige, an der menſchlichen Wirbelfäule vorübergehende, be= ftändig in dem Ruͤckgrate der Reptilien, Ophidiern und Fiſchen vorkommende Richtung verändert ſich im Augenblide unferer Geburt, obgleih Albinas das Gegentheil behauptet, in eine ſehr deutliche Krümmung nad) Born. Barthez, diefe nur eine Zeitlang dauernde Krümmung mit der normalen Kruͤm— mung der Wirbelfüule der Säugethiere vergleichend, hat das junge Kind, nad) den Geſetzen der Natur, urſpruͤnglich ald einen Vierfuͤßer betrachtet.’ Befchreibung der Euplectella Aspergillum, einer neuen Spongie. Bon Profiffor Owen. Diefe der Londoner zoologifhen Gefellfhaft am 26ften Januar v. 3. von Profeffor Owen mitgetbeilte Beſchrei— bung hatte derfelbe im Auftrage des Herrn Cuming auf: gefeßt, welcher dieſes Außerft ſchoͤne und feltene Seeproduct auf den Philippinen fand und nach England fandte. „Es ſteht,“ fagt Profeffor Owen, „auf der Stufenleiter der Zhiere fo niedrig, daß ich faſt zweifelhaft bin, ob es in die- ſes Reich der organificten Natur gehört, oder niht. Mac wiederho ten Unterfuhungen und Betrachtungen Eann id) zu feinem andern Schluffe gelangen, als daß der bier zu befchreibende Gegenftand das Skelett oder Gerippe einer fo: genannten bornigen Spongie fey und in die Yamilie der Aleyonoidea geböre. Er ift ein hohles, cylindriſches, et= was conifh geftaltetes und ſchwach gekruͤmmtes Gehaͤuſe, welches einem zarten Füllhorne gleicht, von dem die Spike abgebrochen if, Er ift 8 Zoll lang, und an der Baſis 2 Zoll, fo wie an der abgeftusten Spige 14 Zoll breit. Die Baſis oder meitere Deffnung diefer Nöhre ift ziemlich ellip— tifh und mit einer Kappe von grobem und eben nicht ves gelmäßigem Netzwerke verfchloffen, die eine gelinde Convexi— tät nach Außen darbietet und deren Umkreis von der Wand des Gehäufes durch eine dünne Platte getrennt iſt, welche, wie eine Manfchette, in die Höbe ſteht. Die Breite diefer Randplatte beträgt 1 — 3 Linien und ift alfo an verfchie: denen Stellen verfchieden. Die Wandungen des Gehäufes beftehen ebenfalls aus einem Netzwerke von groben Fafern, die aber ungemein regelmäßig angeordnet find und einander nad) der ganzen Ausdehnung des Kegels in ziemlich gleichen 68 Abfländen kreuzen. Sie beftehen in Rings», Queer- und fhräglaufenden Faſern, und von den legtern find zwei Ar— ten vorhanden; Die einen winden fich links, Die andern rechts fpiralfürmig um den Kegel. Die Längs= und Quer: fafern find die ſtaͤrkſten. Sie ftehen etwa 14 Linien weit voneinander ab und bilden regelmäßige quadratifhe Mafchen von derfelben Größe, und zwar find fie am ganzen Kegel ziemlich gleich groß, weil die Längsfafern, fo wie der Kegel fih verjüngt, an Zahl abnehmen. Es hört jedoch nie eine Faſer plöglidy auf, fondern es nähern ſich zwei benachbart liegende einander und gehen in eine einzige über. An den Stellen, wo dieß der Fall ift, find die Maſchen natürlich weniger regelmäßig geftaltet. Aus zwei fi miteinander vers bindenden Faſern entjteht dann eine, welche die übrigen an Stärke übertrifft. Die Belchaffenheit des Materials, aus dem die Faſern bejtehen, zeigt ſich an der abgeftugten Spige des Kegels, woſelbſt ſich diefelben in die ſich bildenden Faͤd— hen auflöfin, welche dort ein etwa 3 Zoll langes Buͤſchel bilden und fich bei ihrer Feinheit, Steifheit, Elafticitär und ihrem Glanze, wie gefponnene®s Glas ausnehmen. Die Dueerfafern trennen fih ebenfalls an dem abgeftugten Gi: pfel des Kegels in ihre Elementarfäden, welche ſich dort mit den Buͤſchein der Laͤngs- und fihräglaufenden Faſern kreu— zen, fo daß ein unregelmäßiger Schopf entſteht, der die Deffnung an der Spitze des Kegels beinahe fhlieft. Die Längsfafern flreihen außerhalb der Dueerfafern und find mit denfelben theils durch ſpiralfoͤrmig gewunde— ne, theils durch dünnere und weniger regelmäßige Fafern verbunden, die die Quadrate an deren Eden berühren, fo daß der leere Raum jedes urſpruͤnglichen Quadrats fich der Kreisform einigermanßen nähert. Einen bis zwei Zoll von der Spitze des Kegels fangen dieſe Verbindungsfafern an, in Geftalt fhmaler Nippen über das allgemeine Netzwerk bervorzutreten, und dieß gejchiebt auf der converen Seite des ſchwach gebogenen Kegels früher, als auf der concaven. Diefe Nippen find anfangs kurz und unterbrochen, und werden dann länger, haben jedoch Eeine regelmäßige Rich: tung, indem manche nach der Queere fireichen, andere ſchlan— genartig gebogen, oder krumm find. Indem fie jich aber der Baſis des Kegeld nähern, werden fie breiter, und folgen mehr oder weniger regelmäßig dem Kaufe der ſchraͤgen, fpiralfürz miggewundenen Faſern. Da, wo diefe Rippen am breiteiten find, meffen fie an 24 Linien. Ihre innere Structur bier tet ein Außerft feines und unregelmaͤßiges Netzwerk dar, welches mebrentheils aus zwei Schichten beſteht, welche, in— dem fie ſich von der allgemeinen Wandung des Kegels ent— fernen, convergiren und da, wo fie zufammenftoßen, einen fharfen, fchroffabfegenden Nand bilden. Die Elementarfafern diefer Nippen trennen fi, wie die dev andern Faſern, in Büfhel. Die Fafern des groben, unregelmäßigen Netzwerks (dev Kappe), welches das weite Ende des Kegels fchließt und der characteriftifchfte Theil diefer Alcyonoide ift, ſchei⸗— nen die Fortſetzung der jämmtlichen Arten von Fafern zu ſeyn, welche die Mandungen des Kegels bilden. Der obens erwähnte manfchettens oder Eraufenartige Rand bildet die Uebergangslinie der einen Fafern zu den andern. Die in— 69 nere Oberfläche der nesartigen Wand des Kegels ift glatt, und nirgends bemerft man auf derfelben eine Wippe oder einen Höder, wie an der äußern Oberfläche. Längsfafern beträgt an der Bafis des Kegeld 60, an der Spige, da, mo fie fib in Buͤſchel auflöfen, 50. Der Durhmeffer der Längsfalern it etwa 5 Boll, der der Dueerfafern etwas geringer. Die fchrägen Fafern find ba, wo fie fi) am regelmäßigften zeigen, im Durchſchnitte etwa 35 Zoll ſtark. Da, wo die Längsfafern ſich in Buͤſchel auflöfen, nehmen fie eine Nihtung an, die der Ure des Kegeld etwas zugewandt ift, fo daß fie nicht parallel mit der allgemeinen Richtung der Wand fortitreihen, aber bei dem Niveau der Wand bis zu ihrer völligen Zertrennung ziemlich diefelbe Breite beibehalten, während fie, nah In— nen gemeffen, vor ihrer völligen Zerfplitterung 1 Linie ſtark werden. An einigen Stellen der innern Oberfläche fanden ſich Eleine Fragmente einer aus einem feinen Netze gebildeten Platte locker angeheftet. Die Fafern dieſer Fragmente be: ftanden aus ungemein feinen Fäden, die einen unregelmäßiz gen Verlauf darboten, ſich verzweigren, anaftomofirten und dornenartige Ausläufer bildeten. Die Elementarfibern der Mandfafern find zweierlei Art; die einen find einfach, cylin— driſch und glatt, die andern nach ihrer ganzen Länge in ziemlich regelmäßigen Abftänden mit Widerhafen verfehen, wie man fie an den Haaren mancher Raupen trifft. Ich babe auch ein langes Filament getroffen, das an dem ei— nen Ende einfach und nach dem andern zu mit Widerhafen verfehen war. Sie beftehen aus einem Stoffe, welcher dem des erhärteten Gluten mancher Seepflanzen aͤhnlich ift, eine geringe Menge Stiditoff enthalt und bei'm Verbrennen eis nen bolzfohl’nartigen Rüdftand giebt. Waͤre die Oeffnung an der Baſis des Kegels nicht verfchloffen, fo würde diefes Seeproduct mit vielen der ſchoͤ— nen, neßartig gebildeten alcponoideifhen Spongirn eine ſehr große Aehnlichkeit haben. Der Verſchluß diefer Deffnung mittelft einer netzartig gebildeten converen Kappe conftituirt die generifche DVerfchiedenheit diefes Gefchöpfes, und in Bes tracht der ſchoͤnen und regelmäßigen Textur des Gehäufes übertrifft daffelbe alle mit ihm verwandte Serproducte, die mir bis jest vorgekommen find. (Annals and Magazine of nat. History. No. L. Nov. 1841.) Ueber den galvanifihen Proce zum Stechen da= guerrotypirter Platten (Aus einem Briefe des Herrn W. R. Grove an Herrn Jacobi der Petersburger Academie der MWiffenfchaften vorgelefen am 8. Dctober 1841.) Dr, Berres in Wien, war, wie ich glaube, der Erfte, wel: her ein Verfahren bekannt machte, Daauerrotypplatten zu äßen. Seine Methode beftand darin, die Platten mit einer Auftöfung von Gummi-Arabicum zu bedecken, und dann in Salpeterfäure von verfchiedener Stärke zu tauchen. Ich babe Feine fo zubereiteten Platten geſehenz aber die wenigen Verfuche, die ich mit Salpeter— fäure gemacht, aaben mir untergrabene und unvolltommene Eon: turen; auch ift die Manipulation mit bedeutenden Schwierigkeiten verknüpft, die von dem Umftande herrühren, daß die Säure die Platte nicht aleichförmig angreift. Ich beabfichtige indeß durch diefe Bemerkung Eeinesweges, einen Proceß in einem nadıtheiligen Die Zahl der- 70 Lichte zu zeigen, den ich felbft nie recht gründlich verfucht, oder duch geſchickte Hände habe ausführen fehen. Der Erfinder vers dient ohne allen Zweifel den Dank aller Derer, die ſich für phyſica— liſche Wiffenfchaften intereffiren. Jedoch will idy eine andere Me— thode befannt machen, welche den Vorzug großer Einfahheit für fi) hat, die ein Seder, wie wenig er auch in chemiſchen Manipus lationen geübt feyn möge, mit Erfolg ausüben Fann, und wodurd) das Originalbild fo volllommen geägt wird, daß man cine fo ber arbeitete Platte kaum von dem wirklichen Daguerrotyp unterfcheis den kann. Die mifrofcopifche Zartheit der feinften Theile des Bil— des wird dabei volllommen erhalten. Ein einziger Satz wird das Geheimniß diefes Proceffes aufs klaͤrenz man made die Daguerrotyp- Platte zur Anode einer vol— taifben Gombination, in einer Xufiöfung, welche für fi ſelbſt weder Silber nod) Quedfilber angreift, aber, wenn fie electroiyfirt wird, durd) die an der Anode vorgebende Zerfegung diefe Metalle ungleich angreift. Diefer Gedanke fiel mir ein, kurz nach der Be— fanntmadbung von Daguerre’s Verfahren; aber da ich mich da= mals auf dem Continente befand und feine folhe Platten erhalten konnte, fo ließ ich den Geaenftand für einige Zeit liegen und wur— de fpäter durd) andere Befchäftigungen abgıhalten, darauf wieder zurüczufommen. Da neuerdings über die Ausführbarfeit oder Nichtausfuͤhrbarkeit Daguerrotypiſcher Kupferftice viel geftritten worden ift, fo wuͤnſchte ich fehr, einige Berfuhe zu maden, um meine urfprünglie Idee zu verfolgen, Sch bemühte mid an mehreren Orten Daguerrotypen zu erbalten, aber Dank fiy «8 der Ausſchließlichkeit des Daguerrefhen Patents, ich fand es rein unmöglich, mir Platten in fo genügender Anzabl zu vers fhaffen, um vernünftiger Weife auf irgend einen Erfolg meiner Unterfuchungen rechnen zu Eönnen, Wollte ich den Gegenſtand weiter verfolgen, fo hätte ich viel Mühe und Koften gehabt, mir eine iceng zu erwerben, um unter dem Patente arbeiten zu £öns nen. Obgleich, aus verfchiedenen Gründen, mir dieß jehr wenig zu— fagte, fo war ich dennoch im Begriffe, es zu thun, als ich mit Heren Gaffiot über den Gegenftand ſprach, der mit gewohntem Eifer und gewohnter Eiberauirät erbötig war, mir cine hinreichen— de Anzahl Daguerrotypen zu verfchaffen. einer eifrigen und werthvollen Mitwirkung verdante ich es, daß ich fo entichiedene Reſuitate erhielt, welche einer weiteren Bekanntmachung werih zu feyn fcheinen, Es find befonders fünf Puncte, welche der Erperimentator bei diefem Geaenftande zu betrachten hats 1) die Quantität des voltaifchen Stromes, 2) feine Intenſitaͤt, 3) der Abftand zwifchen der Anode und Kathode, 4) die Zeitdauer des Procefjes und 5) die angewandte Flüfligkeit. Was den erften Punct, die Quantität, betrifft, fo haben viele vorläufige Verſuche mich überzeugt, daß man, um durch ir⸗ aend eine voltaiihe Combination die größte und aleihförmiafte quantitative Action *) zu erhalten, den Electroden diefilbe Größe geben muͤſſe, als die erregenden Platten baben ; oder in andern Morten: daß der Queerfhnitt des Electrolyren in allen Zbeilen der voltaifchen Kette derfelbe feyn müffe. Es ift fondırbar, dag diefer Punct fo allaemein überfeben worden ift, als «8 in dır That der Rall zu feyn fcheint. Kein Electriker wird eine Batterie con— ftruiren, bei der ein Plattenpaar kleiner ift, als die übrigen, und dennoch hat man arwöhnlich in den Zerfegurgsapparaten die Elec— troden immer viel kleiner gemacht, als die erregenden Flächen. Das aber ift um fo fehlerhafter, als der Ucbergangswiderftand bei der Anode, wenn fie aus einem nicht orydirbaren Metalle befteht, in demfelben VBerbältniffe größer wird, als man die Oberfläche verringert. Ohne daher weitere Verfuche hierüber anzuftellen, wandte ich diefes Princip bei dem in Rede ſtehenden Proceſſe an. 2) Die Intenfität des voltaiihen Stromes, Hier ſchien es mir, daß es wie bei der Galvanoplaſtik ſeyn müſſe, wo die ſicht⸗ bare Wirkung an der Kathode ftattfindet. Bei einem gemilfen *) Sch fage quantitative Action, denn wo, tie es z. B., bei ber Zerfigung der Alfalien der Fall ift, eine große Intenfität er fordert wird, ift es ratbfam, die Oberfläche der Electroden zu verkleinern, um der Zerfegung un größere Energie zu geben * 71 Stade von Intenfität wird das Metall cryftalfinifch gefällt , bei einem ftärferen, in malleablem Zuftande und bei einer nod) größeren Sntenfität als eine pulverförmige Maffe. Der Grad von Sntenjität al: fo, welcher an ver Kathode die feinften Züge wiedergiebr, wird daher an der Anode auch die zarteften Vertiefungen hervorbringen, und folglich wird eine Inteniität, welche fhon dem Puncte nahe fteht, wo fih Oxygen an der zu ägenden Platte entwidelt, den guͤnſtig⸗ ften Erfolg darbieten. Dieſer Punct iſt jedoch nicht ohne die ſorg⸗ faͤltigſten Experimente ermittelt worden, um ſo mehr, da es mei— nem Freunde Gaſſiot gelang, durch zehn Elemente meiner Sal— peterfaure-Batterie eine ſehr ſchoͤn geaͤtzte Platte hervorzubringen. Die Reſultate der wiederholten Verſuche jedoch, bei denen die Su: tenfität von 10 bie zu 1 Elemente der Batterie geändert wurde, beftärften durchaus meine obige Anfiht und zeigten auf die ent: fchiedenſte Weife, daß für den vorliegenden Zweck ein Element den wirkſamſten Grad von Intenſitaͤt erzeugt. 3) Der Abſtand zwifchen den Platten. De la Rive hat bewiefen, daß, wenn die Glecrroden in einer electrolytifhen Flüfs igkeit zu weit entfernt jind, die Thätigkeit fih ein Wenig über ie paralleten Linien hinaus ausbreitet, welche die Umfangslinien der Electroden verbinden. Es ſchien daher rathfam, die Electro— den fo nahe, wie moͤglich, aneinander zu bringen, um die Tyätig: keit fo viel, wie möglich, über die ganze Platte zu verbreiten. Borausgefegt, daß man eine Zlüfigkeit anwendet, weiche Erin Gas an der Kathode entwickelt, fo bin ich der Meinung, daß es vor» tbeilhaft ift, die Platten, mit einem Minimum von Zwiſchenraum, einander zu nähern. Da dieſes aber, bei der von mir gewählten Fluͤſſigkeit, nicht der Fall war, fo feste ich bei dem größten Theile meiner Verfuche 0,2 Zoll als den geringften Abftand feit. Bei diefer Entfernung konnte das Gas, welches fih an der Kathode entwicelt, nicht an der Anode adhäriren und fo die galvanifche Thätigkeit hemmen. 4) Die Zeitdauer der Operation. Diefe konnte nur durch Berfuche beffimmt werden und iſt natuͤrlich von der voltaifchen Gombination abhängig, deren man fid) bedient. Bei Anmendung eines einfachen, mit Salpeterfäure geladenen Plattenpaares, ergab die größte Anzahl der Verfuhe 25 bis 30 Secunden, als die ges eignetite Zeit. Da man die Platte zu jeder Zeit aus der Fluͤſſig⸗ keit herausnehmen und unterfuchen kann, fo darf man zuerft die Wirkung nit länger als 25 Secunven anhalten laffen. Sit die Platte nicht hinlänglich geägt, To fann man fie der electrolytifchen Action einige Secunden länger ausſetzen. 5) Die anzumendende Flüffigkeit, Hier bietet fid) ein weites Feld dar, das noch lange nicht ausgebeutet ift. Nimmt man die gewöhnliche Erklärung des Daguerrotypifchen Proceffes an, wonach die lichten Theile Queckſilber und vie dunklen Silber find, fo kommt «8 darauf an, ſich eine Fluͤſſigkeit zu verfchaffen, welche das eine von diefen Metallen angreift, ohne auf das andere zu wirken. Griffe diefe Flüfigkeit nur das Silber und nicht das Queciilber an, fo wäre es um fo beffer, da man fo eine pofitive Gravirung erhalten würde, oder eine, bei welcher die Lichter und die Schatten wie in der Natur ausfallen; während man be’m Ge— gentheile eine negative Gravirung erhielte. Ungluͤcklicherweiſe ſte— hen Silber und Queckſilber in ihrem electriſchen Verhalten ſehr nahe aneinander. Ich machte mehrere Verſache mit reinem Sile ber und Qurdjilber, indem ich beide als Anode brauchte, fand aber, daß jede Flüffigkeit, welche auf das eine Metall wirkt, auch das andere angreift. Alles was man erwarten durfte, war daher nur, eine Differenz in der Wirkung zu erhalten. Bei den Danuerro: tnp=Dlatten gebrauchte ich folgende Flüfjigkeiten : verdünnte Schwe: felfäure, verdünnte Salzſaͤure, eine Auflöfung von Kupfervitriol, von Pottafhe und von efjigfaurem Blei. Die Urfache, warum ic) legtere Auflöfung anwandte, war folgende: es wird naͤmlich hier: bei Bleihyperoryd an ber Anode veducirt, und da diefe Subftanz in Salpeterfäure unauflösfich ift, fo hoffe ich, daß, da die reinen &ilberpartieen des Bildes mit einer dickern Schicht diefes Hyper— oxyds bedeckt werden, al& die amalgamirten Partieen, diefe letzte— ren bei der Behandlung mit Salpeterfäure ftärfer angegriffen und fo ein negativ geäßtes Bild hervorbringen würden. Zugleich hegte ich aud) die Hoffnung, durch diefe bünnen Ueberzüge befondere Far: 72 benerſchelnungen entſtehen zu ſehen. Hierin wurde ich jedoch ge— täufgr, indem die Farben ſich beinahe auf eben die Weiſe abſtüf— ten, wie bei den Staylplatten, welche man zur Mitallchromie an— wendet, indeffen mit viel geringerem Glanze. Bei der Behandlung mit Salpeterfäure von verfchiedener Starke wurden die Platten ungleichfoͤrmig angegriffen und die Sonturen gehadt und unvolle konımen. Von den andern Flüfjigkeiten ftellte fih nad vielen Verſuchen Salzfäure entſchieden als die befte heraus, wie es denn aud bei der ftarfen Berwandtfchaft des Chlors zum Silber ſchon vorher erwartet werden Eonnte., Das Verfahren, dejfen wir, Herr Gaffiot und ich, ung im Laboratorio der London: Univerfität bes dienten, war nun folgendes; Man fertige einen hölzernen Rahmen an, der zwei Furchen bat, dic 0,2 Zoll von einander abjtchen, und worin die zu äßende Platte und cine eben fo große Platinplatte eingeſchoben werden können. Diefe legtere muß nad) der Methode des Herrn Smee platinilirt feyn, damit eine fchnelle und gleihförmige Entwidelung von Hydrogen ftattfinden Fönne, denn wınn dirfes Gas an einigen Stellen der Karhode adyärirt, fo wird die Wirkung auf die gegen— überliegenden Theile der Anode verhältnismäßig geſchwaͤcht. Die Hinterfeite und die Kanten der Daguerrotypplatte werden mit ine Auflöfung von Schellack überzogen, an einer Stelle aber ent: bioßt, um den Leiter anbringen zu Eönnen. Der hölzerne Rahmen mit den beiden Platten wird nun in ein Glas oder Porzellangefäß gebängt, das mit verdünnter Salzfäure angefüllt if. Man nimmt auf 2 Maastheile Säure I Maaßcheil deftillirtes Waffer, fo daß die Flüljigkeit ein fprcififches Gewicht von 1,1 hat. 8wei ftarke Platindrahte, die von einem, mit Galpeierfäure geladenen, Platin: Zinkelemente ausgeben, werden nun an die Kanten der Platten ans gedruͤckt, während ein Gehülfe die Zeit zählt. Wie oben erwähnt worden, darf die Operation 30“ nicht überfchreitin; wird die Platte aus der Flüffigkeic gehoben, fo wird fie gut mit deſtillirtem Waſ— fer abgefpült, und bietet dann, wenn das Metall homogen war, eine fhöne Zeichnung von Zerra de Eiena= Farbe dar, die von einer dünnen Schicht des gebildeten Oxychlorids herrührt. Die Platte wird nun, mit der Zeichnung nad) Oben, in einen flahen Kaften gelegt, der eine außerſt ſchwache Aufiöfung von Ammoniak enthält, und mit fehr weicher Buaummolle fanft fo lange gerieben, bis der ganze Niederfchlag aufgelöft ift. So mie diefes geſchehen, wird fie fogleich wieder herausgenommen, mit deftilirtem Waffer abgefpült und forgfältig getro@net. Der Proceß iſt nun beendigt und Liefert die Driginal Jeihnung vollfommen geäst. in Ab: druck einer folhen Platte würde ein pofitives Bild liefern, wobei Licht und Schatten wie in der Natur fallen, und welches infofern correcter wäre, wie das Daguerrotypbild, als die Grgenftände nicht von der verkehrten Seite erfheinen, Man würde daher die Schrift lefen Eönnen, und bei, auf dieſe Weile erhaltenen, Porträts wuͤr— den die rechte und linke Seite des Gefihts ſich in der natürlichen Lage bejinden. Aus ber Natur der Sadye ergiebt fich indeffen bei Abdrücen von Daguerrotypbildern folgende Schwierigkeit: wird nämlich die Platte fo tief geägt, wie es nötbig it, um gute Ab— drüce zu licfern, fo ift es undermeidlich, daß manche von den feiz neren Zügen des Originals ineinanderlaufen, wodurch aber die Hauptſchoͤnheit diefer wunderbaren Bilder zerftört wird, Wenn man aber auf der andern Seite den Proceß nur fo lange fortfegt, bis die Original-Jeichnung genau geägt it, was in der höchften Vollkommenheit gefchihen kann, fo zerftört fchon der Graveur durdy das bloße Poliren der Platte ihre Schönheit; wie denn überdieß, da die Molecuten der feinften Drucerfchwärze größer find, als die durd das Aegen erzeugten Vertiefungen, immer nur ein fehr unvollfommener Kupferſtich erhalten werden kann. Aus diefem Grunde fiheint mir bis jegt die wichtigſte Seite diefis Pro— ceffes darin zu beſtehen, daß er ung die Mitrel bietet, die Daguer— rotypen durch die Galvanoplaftit unendlich vervielfältigen zu koͤn— nen. Unterwirft man die Daguerrotypplatten, ohne diefe Vorbe— reitung dem galvanoplaftifhen Proceffe, fo erhält man einen über- aus ſchwachen Abdruck, der nicht vervielfältigt werten Tann, und zerftört zugleich das Originalbild. ine, als voltaiſche Anode ges äste Platte aber erlaubt, eine beliebige Anzahl Copieen davon zu nehmen, Um nun eine Sdee von der vollftommenen Genauigkeit 73 biefer Gopicen zu geben, will ich erwähnen, daß fich auf cine die— fer Kupferplatten die Copie eines Aushängefhildes befindet, welde 5 Boll lang und „55 Zoll breit ift, und auf welcher die aus 5 Zei— len beftchende Infgrift mit dem Mikrofcope deutlich gelefen wer: den kann. Die Vorzüge, welche der voltaifhe Proceß vor dem chemiſchen bei'm Aetzen diefer Platten voraus hat, ſcheint nun vor— züglih darin zu beftchen:: 1) Bei dem erften fann man fehr verfchiedene Flüffigkeiten anmwenden, z. B., Auflöfungen von Säuren, Alkalien, Salzen, und unter diefen vorzüglich die Haloid-, Schwefel: und Gyanfalze u. f. w., fobald diefe Salze nur zugleich leicht zerfegbar find. 2) Die Einwirkung ift gleihförmig, und es werden locale voltaifhe Ströme vermieden. 3) Die Zeit der Operation kann genau beftimmt werden, und man kann die Platte bis auf jebe beliebige Tiefe ägen. 4) Der Proce$ kann zu jeder beliebigen Zeit aufgehoben und, erforderlichen Falls, wieder erneuert werden. Die Zeit, welche ich angegeben habe, bezicht ſich auf die Vers fuche, welche ich mit einem Plattenpaare der Salpeterbattirie anz geftellt habe; indeffen Fönnen wahrſcheinlich auch beliebige andere voltaifhe Gombinationen angewendet werden; nur wäre es anzus rathen, ſich einer Batterie mit Diaphragmen, oder überhaupt von conitanter Wirkung zu bedienen, weil auf andere Weife die Zeit nicht genau beftimmt werden Eann. Es ift ferner nothwendig, daß das zu den Driginalplatten verwandte Silber fehr homogen fey. Streifen, welche in der Original : Dagurrrotypplatte kaum wahr- nehmbar find, Eommen durdy die Wirkung des entwide’ten Anions zum Vorſcheine; wahrfcheinlich wird es am vortheilhafteften feyn, hierzu Silber zu gebrauchen, das auf voltaifhem Wege niederge— ſchlagen ift. Zum Schluffe erlaube ich mir diefen erwähnten Procf als ein Beifpiel der Wirfung der Smponderabilien anzuführen, im Bergleihe mit den Ponderabilien. Statt nämlich fünftig auf eine Platte zu Schreiben: ‚gezeichnet von Landſeer und gravirt von Couſins“, wird es heißen müffen: „‚gezeichnet von Licht und gravirt von Electricität.” 74 Miscellen. Ueber den Kat oder Gat, Celastrus edulis, findet ſich in der Reife von Botta (Vergl. N. Not.No. 422, [Bd. XX.] ©. 63.) folgende Angabe: „Ein anderes Product, wegen defjen Mount Sa- ber berühmt ift, find die Zweige eincs Baumes (Celastrus edulis), welcher, urfprünglih aus Abyfjinien ftammend, jest in Yemen mit großer Sorgfalt gezogen wird. Die weichen Spisen der Zweige und die zarten Blätter werden gegeffen und bewirken eine anges nehme, behagliche Aufregung, welche nah Ermüdung ftärkt, den Schlaf verfheuht und zu anaenchmer Unterhaltung disponirt. Wenn er ganz frifh genoffen wird, ift der Kat fähig, Berauſchung bervorzubringen. Sein Gebrauch ift in Yemen ganz allgemein, und die erfte Handlung der Gaftfreundfchaft ift, Rat anzubieten. Das ber fchlafen die MYemeniten weniger, als irgend ein anderes Volk, und ohne daß ihre Gefundheit dadurd zu leiden ſcheint. Sheik Haſſan, fagt Herr 3., Eonnte in den vier und zwanzig Stunden nicht mehr als drei Stunden aefchlafen haben: während er bei Zaaz gelagert war, empfing er Befuche und beforgte Gefchäfte eben fo aut bei Nacht, als bei Tage. Die täglichen Koften des unter feine Befucer und fein Gefolge ausgetbeilten Kat ſtieg auf faft vier Pfund Sterling. — — — Es ift das Gefchäft des weiblichen Geſchlechts, den Rat auf den Höhen zu fammeln, und da fie gegen Abend zu den Felfen herabfamen , jo pflegte Herr B. mit feinem treuen Gefährten Ezze fie oberhalb des Dorfes zu treffen, um feinen Vorrath jenes füßen Nepenthe von ihnen zu kaufen (Der Kat und feine Eigenihaften find übrigens nicht erft jegt entdeckt. Forskäl hat ſchon Meldung davon gethan. F.) Ueber den Bau ber Fruchtgehaͤuſe der Lycopo— dineen hat Herr Gch. Rath Link in Berlin, am 18. Januar, anatomifhe Bemerkungen vorgetragen, aus melden hervorging, daß die zweillappigen Kruchtgehäufe, welche ſich an allen Arten finden, die wahren Fruͤchte find, daß die vierfach zufammengefegten aber (Sporangia tetraoeca) einiger Arten derfelben Gattung, die man aud unter dem Namen Selaginella getrennt hat, vielmehr den Antheren analoge Theile darftellen, Hierdurch wird die ges mwöhnlic) angenommene, Meinung umgekehrt. J Dom Ueber die Anordnung der Intermediat-Gefaͤße auf Eiter abſondernden Flaͤchen, nebſt Bemerkungen uͤber das Vorhandenſeyn der Gefaͤße in Gelenk— knorpeln. Von Rob. Liston. Die Art, wie ſich Granulationen bilden und Gefaͤße in ihnen entſtehen, ein Proceß, der zur Regeneration in Eiterhoͤhlen und bei oberflaͤchlichem Subſtanzverluſte, ſey die— ſer durch Verletzung oder andere Urſachen entſtanden, ſo nothwendig iſt, iſt ein Gegenſtand, der unſtreitig die Auf— merkſamkeit aller Derer, die ſich der Medicin widmen, auf fih zu ziehen in hohem Grade geeignet ift. Beſonders aber wird der gluͤckliche Erfolg eines Chirurgen fehr von forgfäls tiger Beachtung der verfchiedenen Erfcheinungen auf den Granulationsflaͤchen, fowie von der Behandlung abhängen, melche ihr verfchiedener Zuftand von Zeit zu Zeit erfordern möchte; denn es ift jedem Practiker wohl bekannt, daß man aus feinem andern Umftande fo fiher auf den Eörperlichen Zuftand des Kranken ſchließen kann, als aus dem Anblicke einer eiternden Fläche und des Secrets, welches fie liefert. Daß die Eörnige Lymphablagerung auf freiliegenden, von der Hautbedefurg nicht gefhüsten Flächen fehr fchnell mit Blutgefüßen, Nerven und abforbirenden Gefäßen verfe: ben wird, erleidet Eeinen Zweifel und kann bei der Unter: fuhung und Behandlung jedes heilenden Geſchwuͤrs leicht beobachtet werden. Sch beabfichtige, die intermediären Ge: füße in den Öranulationen, wie folbe in Abſceßhoͤhlen und in offenen Geſchwuͤren erſcheinen, hier kurz zu beſchreiben. Hunter, der noch immer die groͤßte Autoritaͤt hierin ift, fagt » daß die Granulationen auf der innern Flaͤche ber Adfceffe nicht eher erfcheinen, als bis diefe geöffnet und ihre Höhlen fo dem Einfluffe der atmofphärifchen Luft ausgefegt find. In diefer Anfibt wird er von Dr. Sohn Thom: fon, in feinem ausgezeichneten Werke über die Entzündung, unterftüst. Bei einer forgfältigen Unterfuhung wird man finden, daß jeder Abſceß an feiner innern, freien Oberfläche von eis ner Lymphſchicht von größerer oder geringerer Dide, in der Negel, von ungefaͤhr 5 Zoll, ausgekleidet if, Diefe Schicht wird zuerft in einem flüffigen Zuftande abgelagert und befteht aus dem liquor sanguinis oder dem Fibrin 75 im aufgelöften Zuftande, wie es fih vom Blute ausſcheidet. Sie wird in der Form Eleiner, durhfichtiger Tropfen aus: gefhwist, welhe, indem fie von felbft coayuliven, nah und nach milchig und confiltent werden. Dieſe Koͤrnchen ſchei— nen zuerſt an der Oberflaͤche zu coaguliren, waͤhrend das In— nere des Tropfens noch eine Zeit lang fluͤſſig und durchſich— tig bleibt. Es wird auf dieſe Weiſe aͤußerlich eine Art fein&örniger oder höderiger, innerlich aber zelliger Fläche ges bildet. Nah und nah wird diefe Schicht, welche mit der eiterigen Ablagerung in unmittelbarer Berührung fleht, im— mer feſter und nimmt eine gelblichweiße Farbe an. Sie liegt auf einer ſehr gefäßreihen Membran, mit welcher fie, je nad) der Dauer des Proceffes, mehr oder weniger innig zufammenhängt. Die Gefäße in diefem Gewebe find eigen: thuͤmlich verflochten und anaftomojiren frei miteinander, fo daß fie ein fehr feines und zartes Netzwerk bilden. Sn diefer Lymphe ſcheint vom Anfange an gleichfam ein innerer Impuls zu liegen, ſich zu organifiren,; denn f[hon nach fehr Eurzer Zeit wird fie von feinen Blutgefaͤßen durchzogen, welche feine Injectionen zulaſſen. Der Durch— meſſer dieſer Gefäße betrug meiſtens 5 Zoll; die Extreme waren os und 73353 von den dazwiſchenliegenden Durch— meſſern beobachtete man die von — 50001 18065 und 1300 Boll. Diefe Capillargefüße dringen aus der darunterliegenden Membran in die neue ein, oft in geraden parallelen Linien; ihre Anordnung in den Granulationen auf der freien Ober— flaͤche ift jedoch deutlih eine mafhige und gemundene, Diefe Maſchen communiciren miteinander, wie eine fehr fhöne Zeihnung, welche mein Freund, John Dalrymple, mit vieler Mühe unter dem Mikrofcope für mid) entworfen bat, zeigt und welde nach einem ungefähr um 400 Durch— meffer vergrößerten Maaßſtabe ausgeführt iſt. — Wilches ift die Eiter bildende Membran der Autoren, von der fo häufig gefprochen wird? Sit dieß die eigentliche gefägreihe Haut, auf welcher die Lymphe liegt, oder ift es die neuentftandene falihe Membran ? Die Ablagerung von Lymphe geht in der Mehrzahl der File der Eiterabfonderung voran, und fobald die Lymph— fhicht organifict wird und die Gefaͤße die oben angegebene eigenthümlich verflochtene und maſchige Anordnung erhalten, kann Eein Zweifel darüber obwalten, daß das Secretionsge— fhäft bier vor ſich geht. Die Aehnlichkeit diefer Gefaͤßan— ordnung mit den Gefaͤßmaſchen auf gefunden Secretions— flihen kann Denjenigen nicht entgehen, die ſich mit feinern anatomifhen Unterfuhungen befchäftigt haben; die Ober— fläche der Haut, der Shleimmembranen, der Synovialfcheis den u. ſ. tw. bieten diefe Art der Geräßverbreitung reichlich genug dar. Man kann daher vernünftiger Weiſe annehmen, daß Erankhafte Secretionen ebenfalls von Gapillargefäßen ges liefert werden, die auf eine Ahnlibe Weiſe angeordnet find. Eine andere Frage ift die, auf welhe Weiſe diefe ma: fchigen Gefäße entftehen. Es laͤßt fih nicht gut denken, daß fie bloße Verlängerungen der urfprünglichen Gapillarge: füße des betreffenden Theis feyn follen, welche erweitert 76 und relaxirt worden find; vielmehr fcheint, wie bereits eva wähnt, die Ablagerung felbft einen innern Impuls zur Or— ganifation zu befißen, Hunter hat die Vermuthung aufgeftellt, daß neue Theile, unabhängig von der urfprünglichen Girculation, dag Vermögen befißen, Gefäße und rothes Blut zu bilden; und dieſe Anſicht ift duch die Verſuche Kaltenbrunner’g und anderer Brobachter an Ealtblütigen Thieren, dem Frofche und der Duappe, beftätigt worden. Fernere Unterfuchungen müffen über diefen Gegenfland in Bezug auf Menfchen und andere warmblütige Thiere noch nähern Aufſchluß geben. Bei Trennungen der Gantinuität findet der Miederer- faß, wie dieß bereits feit Hunter’s Zeit wohl befannt ift, durch Ablagerung plaftıfhen Stoffes ftatt; und diefe Abla— gerung wird, wie jener ausgezeichnete Patholog gezeigt hat, ſehr fchnell mit Blutgefäßen verfehen. Bei einer genauen Unterfuhung eines Theiles von einem injicivten Geſchwuͤr, und noch beffer, eines Durchſchnitts deffelben, wird man finden, daß die fecernirenden Gefäße genau in derfelben Meife angeordnet find, wie diejenigen in den Förnigen Lomph— ablagerungen, Dieſe Gefäße auf entblößten Oberflächen haben genau diefelbe Anordnung, aber fie find auch fehr ſtark und unregelmäßig erweitert und wirklich varicös. Diefes ift, obne Zweifel, dem Mangel des Schußes der natüclichen, elaftifchen Bedeckung zuzufhreiben, und gro= ßentheils aud dem Umftande, daß der afficirte Theil oft in einer Lage erhalten wird, welche der leichten Ruͤckkehr des Blutes ungünftig if. Rt In vernachläffigten Gefchwüren find die Gefäße der Sranulationen oft, in der That, fo ſtark ausgedehnt, daß fie berften, in Folge deffen häufig aus den Dberflächen ſol— cher Geſchwuͤre große Duantitäten Blutes ſich ergießen. Die ſchwarze Farbe des Gofhwürs, der blutige und jaus ige Ausfluß zeigen dem in der Hofpitalpraris erfahrenen Chirurgen ſehr bald, daß der Kranke die Vorſchrift, dem Schenkel in einer erhöhten Stellung zu erhalten, nicht bes folgt habe. Ebenſo wird er leicht entdeden, ob irgend eine nachtheilige Einwirfung von Seiten der Ligatur oder auf eine andere Weiſe ftnttgefunden, um das Fortfchreiten der Cur zu unterbrechen. Die eiterige Abfonderung Eann nicht aus offenen Münz dungen ergoffen werden, da folhe Mündungen nicht exiſti— ren; vielmehr ift es wahrſcheinlich, daß fie durch die Haute der mafchigen, gewundenen und erweiterten Haargefaͤße durch— fhwigt und fpäter in ihrem Anſehen eine Veränderung ers feidet, in derfelben Meife, wie die Lymphe zuerft aus dem Blute ausgefbieden wird und durch die Gefüßhäute des ent— zündeten Theils hindurchſchwitzt. Zu dieſen Bemerkungen habe ich mich um ſo mehr veranlaßt gefuͤhlt, als ich gefunden habe, daß ſo viele vage und unrichtige Begriffe über die Natur der Eiter abſondern— den Membran allyemein verbreitet, und als auch bisjegt noch Eeine genaue Abbildungen der Gefäße in den Lymph— ablagerungen oder Granulationen erfchienen find, Aus der Abbildung von Pauli erhält man nur eine fehr undeutliche 77 BVorftellung von dem eigenthuͤmlichen Anfehen biefer Gefäße; fie ftellt eine flache tuberculöfe Oberfläche mit einer Art Netzwerk dar, welches auf derfelben verbreitet ift. Diejeni: gen, welche ich vorzuzeigen gewagt habe, find genau nad) Durchſchnitten einer Abcefhöhle und eines Gefhwüres entz worfen. Sch hätte noch mehrere Anſichten von meinen eig: nen Snjectionen und, duch die Güte meines Gollegen, des Dr. Sharpey, aud) von einer fehr glücklichen Injection des Profeſſor Pockels in Braunfchweig zeigen Eönnen. Diefe Ießtere Aobildung ift von Dr. Allen Thomfon, in feiner vortrefflichen Schrift Über die Bildung neuer Blutge— füße, befchrieben worden. Sie ſtellt gleichfalls einen flachen Abſchnitt einer gefhwürigen Fläche dar, aber fie zeigt die eigenthümliche Gefäßanordnung weit beffer, als die von Pauli gegebene, In Bezug auf Narben mag bier noch bemerkt werden, daß die Gefäße fih fihnell zufammenziehen; fie find darin neßförmig angeordnet, aber nach einiger Zeit ift das Meg: were nicht mehr ganz fo vollftändig, wie in der umgeben— den Haut. Zuweilen fcheint auch eine Annäherung an die Papil- larform vorzufommen, wie man in guten Durchſchnitten nach glüdlichen Injectionen fehen kann. Hoffend, daß man mid) entfhuldigen wird, wenn id) vorftehenden Bemerkungen einige practifhe Schlüffe folgen laffe, will ih vor Allem die nachtheiligen Wirkungen er: wähnen, welche aus dem Zufammendrüden der Wände der Eiterhöhlen entftehen. Durd) diefes Verfahren, das man in blinder, gedan— Eonlofer Nahahmung der fehlechten Praxis Anderer angenoms men hat, wird die Inmphatifche Auskleidung der Höhle von ihrer Gefüßbafis losgetrennt; die Girculation des Theile wird unnötbigerweife aufgeregt; es ergieft ſich eine blutige und oft putride Secretion, und eine Störung der allgemei— nen Gefundheit ift die Folge davon. Wenn nıan an einer abhängigen Stelle eine hinreichend große Deffnung makht, fo fließt das angebäufte Secret fehnell genug ab, die Winde der Höhle legen fich aneinander und wachfen durch die na— türliche Elafticität und Thaͤtigkeit der Theile zufammen. Was die Gefchwüre betrifft, fo muß der große Vor: theil einer erhöheten Lage des afficirten Theils von felbft einleuchten; das fehnelle WVerfehwinden der congeftiven Ge— ſchwulſt und der Entzündung, dag man in vielen Füllen bloß durch die Befolyung dieſer Praxis beobachtet, ift ein augenz fcheinlicher Beweis von den .guten Wirkungen, welche die Begünftigung der Ruͤckkehr des Blutes bat. Die früher varicöfen, ſtark ausgedehnten Venen fallen zufammen und verfchwinden faft ganz. Diefelbe Wirkung erfolgt nothmens dig in Trennungen der Gontinuität auf die varicöfen Ca— pillargefiße; das Geſchwuͤr erhält ſchnell ein befferes An— feben, die fchmerzlichen Empfindungen verfchwinden, und die Befchaffenheit dee Secrets verbeffert fih. Bis diefes der Ball und fo lange noch irgend ein Grad von Hyperſthenie vorhanden ift, find befänftigende und relarirende Applicatios nen vortheilhaft, indem dadurch die Erfudation von Lymphe und reichliche Eiterabfonderung befördert wird. Auf diefe 4 78 Upplicationen müffen Teicht adftringirende und ftimulirende Mittel folgen, durdy melde man den ermeiterten und er— fhlafften Zuftand der Gefäkhäute zu verbeffern hoffen Eann. Auf diefe Weife wird der Ausflug gemäßigt und gewiffer: maaßen eine zu reichlihe MWucherung der Granulationen ver: hindert. Die wohlthätige Wirkung einer gleihmäßigen Uns terftügung wird ebenfalld Seder leicht einfehen. Die trefflihen Schriften unferes ausgezeichneten Praͤſi— denten, des Sir B. Brodie und der Herren Mayo und Key Über die Krankheiten der Gelenke laffen, wie man leicht vorausfegen kann, nur noch fehr wenig über diefen Gegen: ftand zu fagen übrig. Da es mir jedoch gelungen ift, eine feine injection einiger weyen Gelenffranfheiten amputitten Schenkel zu bewerfftelligen, fo wage ich es, einige Beobach— tungen, die Mefultate einer genauen mifrofcopifchen Unterfu: hung einzelner Theile derfelben, bier mitzutheilen. Bekanntlich ift die Frage vielfach erörtert worden, ob die Gelenkknorpel mit Gefäßen verfehen ſeyen, oder nicht. Gruveilbier, DBelpeau und Key haben fi für die legtere Anficht entichieden, indem fie behaupten, daß diefe Knorpel nur epidermisartige Gruften feyen, mit feinem or— ganifhen Leben begabt und folglih auch für Krankheiten unempfänglic. Brodie und Herr Mayo find der entgegengefesten Anfiht. Erſterer unterſtuͤtzt diefelbe vorzüglich ducch Argus mente und dur) eine Beobachtung, wo Gefäße, die rothes Blut führten, aus einem kranken Knochen in den diefen be— deckenden Knorpel fich fortgefegt haben. Herr Mayo er: wähnt denfelben Umftand und beruft ſich auf Präparate, welche fich gegenwärtig im King’s College-Museum zu London befinden, und von denen er im neunzehnten Bande der Transactions Abbildungen geliefert bat. Diefe Ab: bildungen habe ich mit großer Sorgfalt unterfucht; aber, ſo— viel ich beobachten kann, bieten fie durchaus nichts Befrie— digendes über diefen Gegenftand dar. Man fieht da in eis nem Präparate am Rande des Knorpels eines condylus femoris eine unbedeutende Injection und einen Fetzen von Lymphe, der anſcheinend nur an einem Puncte an der Ober: fläche des Knorpels Elebt; ob wirklich mit der Injections— maſſe gefüllte Gefäße im Sinorpel exriftiren, bleibt dahinge— ftelt; jedenfalls aber kann dieß nur an dünnen Scheiben und unter einem guten Mikrofcope nachgeriefen werden, Sch bin im Stande gewefen, auf eine unmiderlegliche Meife die Eriftenz der Gefäße in den Gelenffnorpeln eini— ger Eranfen Gelenke nachzuweifen, und befiße Präparate eines ſolchen Anorpeltheils, woran man fiebt, wie die Gefäße gerade in parallelen Linien aus der injicirten Knochenhaut ihren Lauf nehmen. Viele von ihnen find an ihrem, im Knorpel fich befins denden Ende verbunden und bilden fo lange Schlingen. Es muß demnach die Möglichkeit, daß ein Knorpel durch feine eigenen Gefäße ernährt, entzündet, reſorbirt und regenerirt twerde, zugegeben werden. In mehreren meiner Präparaten iſt, in der That, auf der Dberfliche des ulcerirten Knoroels Lympbe abgelagert, und die injicirten Gefäße Eönnen bis in diefe Lymphe hinein verfolgt werden. 79 ⸗ Unter beguͤnſtigenden Umſtaͤnden ſcheint der Knorpel auch nach Subſtanzverluſt wieder erſetzt zu werden, ohne daß ſich jedoch ſein eigenthuͤmliches Gewebe dabei ſonderlich regenerire. Es ſcheint, daß die ulcerative Abſorption des Knorpels in drei verſchiedenen Formen vorkommt: Erſtens in Folge einer Krankheit der Synovialhaut, wenn dieſe ſehr ſtark anſchwillt und an derfelben Fortſaͤtze eines neuen Gewebes entſtehen; der Knorpel ſchwindet dann da, wo er angegriffen und gedruͤckt wird. Die Verlaͤnge— rungen der Membran paſſen in einem ſtark injicirten Zu— ſtande ganz genau in die Spalten und Luͤcken auf der Ober— fläche des Knorpels. Anfangs beſteht unter den beiden Flaͤ— hen feine Verwachfung, die Haut ift bloß genau der ges ſchwuͤrigen Oberfläche de3 Knorpels angepaßt und dicht an diefelbe gelegt. Häufig jedoch, menn die Krankheit fort: fhreitet, bilden fich zwifchen den Gefäßen der Spnovialhaut und denen, welche aus dem Mebdullargemebe hervortreten, Adhaͤſionen, fo daß oft hierdurch zwifchen der Spnovialober: flähe und dem Gelenkende des Knochens Verwachſungen von beträchtlibem Umfange entftehen. Zweitens fiheint eine Abforption des Knorpels oft aus einer Anfchwellung und großem Gefäßreichthume desje— nigen Gewebes zu entftehen, welches denfelben mit dem Knochen verbindet Dieſes Zellgewebe ift in gefundem Zu: ftande der Theile kaum oder doch nur in geringem Grade leichter erweisbar, als die Gefäßeriftenz; in den Gelenkknor— peln, wird aber im kranken Zuſtande auf eine hödiftmmerkiöiirdige Weiſe entwickelt. Der Knorpel wird in Folge deffen loder und dünn, Anfangs, wie e8 fcheint, durch Verſchwinden der Snterftitien. Hierauf wird er durchlöchert, und es zeigt fich ein Geſchwuͤr von größerer oder geringerer Ausdehnung, mit unterminicten Raͤndern. In Folge einer Krankheit des Iwiz fhengewebes wird der Knorpel zuweilen verdünnt und zu: legt in Flocken losgelöft. Drittens endlich, wenn dur den noch mit dem dar: unterliegenden Knochen feft zufammenhängenden Knorpel Gefäße gehen, welche mit denen des Knochens communiciren und die Ulceration von der freien Oberfläche ausgeht. Der Knorpel, häufig fchon früher gefhmwollen und weich, wird dann nach und nach unregelmäßig verdünnt; der Knochen wird bloßge— legt und zuletzt ebenfall3 durch eine ufcerative Abforption zerftört. Die geſchwuͤrige Knorpeloberfliche ift gewöhnlich mit einer Schicht organifirter Lymphe bededt. Zumeilen dürfte man wohl in einem und demfelben Gelenke mehrere Formen de3 Ulcerationsproceffes zuyleich beobachten. (Me- dico-chirurgical Transactions, second series, vol. V.) 80 a Miscellen - „Das vorläufige Herabführen. und Anfdhlingen beider Händein Wendungsfällen wird feit 1832 von X. Godefroy, Profefor der Geburtspülfe an der Sccondärfchule zu ‚ Rennes, angewendet und, jegt in dem Novemberhefte 1841 des Journal-des connaissances medico-chirurgicales, pag. 198 und 199 empfohlen. Das Manöver befchreibt er folgendermaaßenz ‚Man bringt die Hand, deren Name mit der nad) Hinten oder Unten gelagerten Seite des Kindes übereinftimmt, an die vordere Gegend des Kindes, wo man bald den Arm findet; man ergreift die Haud, welde oben liegt und zieht das Glied in der Richtung feiner Beugung herab; wenn die Dand in der vulva iſt, legt man eine Schlinge um das Handgelenk, um das Glied zuruͤckzuhalten. — Diefelbe Hand wird von Neuem eingeführt, um den andern Arm zu fuchen, der bald gefaßt und auf dieſelbe Weife berabgeführt und angefchlungen wird, Dann fchreiter diefelde Hand zur Wendung und Löfung der Füße auf gewöhnliche Meile. Während dieſes Theiles der Operation fteigen die beiden Bruftalieder wieder in den uterus hinauf; allein nachdem die Füße herausgeführt find, bringen leichte, an den Schlingen gemachte Züge die Arme an die Seiten« theile des Rumpfes. Dann fördert man den foetus nad) den ger wöhnlihen Regeln heraus. Die Bruftglieder, an den Rumpf ane gelegt, gehen zualeich mit ihm durd, die Hände mit der Hüfte etc.“ Sit 1832 hat Dr. G das Manöver in einundziwanzig Fällen ans gewendet, nämlich in acht Schulterlagen und dreizehn Kopflagen. Bei keiner diefer Wendungen hat er große Schwicrigkeiten getroffen, alle find bald beendigt; funfzehn Kinder find lebend erlangt wor— den, und alle Frauen find am Leben geblieben. Mehrere Zöglinge der Schule von Rennes baben Gelegenheit gehabt, die Merhode in Anwendung zu bringen und find fehr damit zufrieden 2c Ueber die Eünftlihe Anlegung einer Fiſtel zur Entleerung der Wafferanhäufungen in feröfen Höh— te: u: te Baudeng der Varifer Academie der Wilfenjchafz ten ittheilung gemacht. Er hat das Verfahren funfzig Mal in Fillen von hydrocele tunicae vaginalis angewendet umd nur ein Mal ohne Erfolg; und felbft in dieſem legten Falle hat die Heilung no erlangt werden koͤnnen, indem er diefelbe vergeblich verſuchte Behandlung zum ziveiten Male in Anmendung brashte. Es ift ihm das Verfahren aud) ziwei Maul bei hydrops ascites gelungen. Das Inftrument, dejfen er fih in den letztern Füllen bes diente, iſt ein halbmondförmig gebogener Feiner Troikart, deſſen Röhre in ihrem mittleren Theile von einer Deffnung durchbohrt iftz er führt unmittelbar über dem Nabel ein und 3 bis 4 Gentimeter oberhalb in der weißen Linie wieder heraus. Man entfernt den Steber und die Flüfiigkeir fließt durch die in der Mitte der Röhre bofindlihe Deffnung aue ; dann verftopft er die Röhre, welche lies aen bleibt. Den andern und die fo'genden Tage läßt er neue Quantitäten Fluͤſſigkeit abfließen. Bald aber dringt Iestere auch zrifchen der Röhre und dem Stichcanale durch, und der Abflug dauert ununterbrohen fort, die Röhre wird entfernt und die Fis ftein find etablirt. Die Fluͤſſigkeit fließt ab, fo wie fie abgeſondert wird. Und nad) einigen Monaten fjließen fih die Kifteln von fetbft, und die Warferfucht it verfchwunden Herr B. erinnert, wie es ſich von ſelbſt verftehe, daß dife Art von B handiung cons traindicirt Fey, in dem Falle, wo die Waflırfutt von einer or— ganifhen Verlegung abhängig fey. — Die Academie hat die Ders ren Rour, Serres und Brefhet zu Gommilfariın ernannt, um über diefe Mittheilung weiteren Bericht zu erftatten. I —— — — — Bibliographische Dictionnaire élé mentaire d’histoire naturelle, contenant etc. Pubii& sons la direction’de Mr. Victor Meynier. son. Paris 1842. 12. Palestine: the — Geography and natural History of the Holy Land. By John Kitto. London 1841. 8. lre Livrai- Neuigkeiten. On Diseases of the Hip-jointz; with observations on Affections of the joints in the puerperal State, By William Coulson etc. London 1341. 3. Mit Kupf. A Manual of practical midwifery; containing a description of natural and difhcult labours with their Management etc. By James Reid, M. D. London 1841. 24. ——RRLIIHIERE DE — Vene Motizen audDdem Gebiete der Hatur- und Veilkunde, gefommelt und mitgerheilt von dem ObersMedieinalrathe Froriepn zu Weimar, und dem Medieinalrarhe und Vrofefor Froriep zu Berlin. N. 446. Nr. 6. des XXI. Bandes.) Sanuar 1842. Gebrudt im Landes » Induftrie- Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr, Die Zafel colorirıe Abbildungen 6 gGr. ee SR Ueber Lamna comubica , Cav. Bon Prof, Mayer. Sch hatte das Glüd, diefer Tage einen ganzen frifchen Haififh (Squalus cornmubicus) männlihen Geſchlechts von der See für unfer anatomifhes Mufeum zu erhalten. Die Länge des Fifches betrug über 8 Fuß Rheiniſch. Die einzelnen Maaße find, wie folgt: a) Von der Schnauge bis zu den Nafen: — Löchern . k 3 Zoll 6 Rinien b) Bon den Pafenlöchern zum Manier ec) Vom Maule zum After . , 96 — 4 — g) Diftanz der Nafenlöher . — .83 — Breite des Mau . R 1 Die Schnautze iſt —— die Naſenoͤffnung klein, das Auge groß, die Pupille queer. Die Nickhaut fehlt. Bon der Spike der Schnauße bis zum Auge viele Schleims hoͤhlen. Das Spritzloch fo fein, daß nur eine Stridinadel barin Platz bat. Die fünf Kiemerfpalten faft gleih groß. Der Penis ift walzenförmig und endet zugefpigt. Der Sad an der Murzel deffelben ift fehr groß. ine Eleine Klaue befindet fich nahe dem Ende des Penis neben deffen Rinne. Der Kiel ift mäßig entwidelt. Die Schuppen find ſehr Elein und breilappig. N. 1546, d) Bom After zur Afterflofe - .1 — 2 — e) Baſis der Afterfloſſe 3—2 — f) Von der Afterfloſſe zur Schwanzfloſſe — — — 8) Länge des obern Lappens der Schwanz: flfe . 2 R . 18-2 — h) Länge des Intern Lappens . 10 — i) Vonden Bruft = bis zu den Baudfloffen 21 — 2 — k) Bafis der erften Nüdenfloffe ——3 — I) Höhe derfelben ; . 12: — 1 — m) Bafis der zweiten Rüdenfloffe . 35-3 — n) Höhe derfelben ; i 5 2 — — — 0) Fänge der Bruftfloffen 2 . 14 —9 — D Breite berfelben i ö . 9I— — — Der mit ſechs Reihen von feften Zähnen, deren Zahl zufammen 312 betrug, befeßte Rachen und das große Auge geben dem Thiere ein impofante® Anfehen. Die ftarke, meiftens dunfelbraunrothbe Muskelmahle und die Klafticität des Knochengeruͤſtes machen die diefem Thiere eigene außer: ordentliche Kraft, Schnelligkeit und Gewandtheit der Bewe— gungen möglich. Vermoͤge jener Elafticität der MWirbelfäule vermag der Hai feinen Kopf und Naden felbft rüdwärts uͤberzubeugen und fo mit aufgeſperrtem Rachen die" Fifche, feine Beute, aufzufangen, welche vielleicht, wie bei der Klap— perfchlange die Vögel über ihrem Nahen, durh den Zau— ber des Schreckens, in denfelben ftürzen. Resupinati vo- rant, fagt auh Plinius. Der Rachen fist nun bei dem Haififh unmittelbar auf dem Magen auf, fo daf die Höhle des Magens durch ein weites Thor nah Außen ftets offen fteht. Bei den Walen ift befanntlicy ein enger oesopha- gus vorhanden, und die Sage von Jonas: Verfärlingung durch einen Seefiſch Fönnte fomit nur auf den Hai bezogen werden. Es Eann der Eingang in bdenfelben bei unferem Hai leicht den Kopf eines Kindes durchlaſſen. So geräu: mig nun auc der Nahen und der Magen des Haies find, um fo Eteiner ift dagegen der Ausgang aus dem Mayen, der untere Magenmund oder Pförtner. Es ift diefe Oeff— nung bei unferm Haie fo fein, daß nur eine Taubenfeder oder ein Hirfenforn frei durchpaffiren fann. Es müffen daher die Speifen, welche der Hai zu fi nimmt, nicht blos zu Brei, fondern eigentlich zu Fleiſchbruͤhe aufgelöft und verbaut werden, um jenen Wförtner paffiren zu koͤnnen. Alles Unverdauliche und Unauflöslihe muß alfo der Hai dur) wieder Erbrechen auswerfen. — Und fo finden wir merf- würdiger Weiſe auch bier wieder, daß einer biblifchen Sage eine naturhiftorifhe Thatſache zur Seite fteht; obwohl diefe Thatfache ſelbſt Ariftoteles und den neuern Naturfor= fern unbekannt geblieben zu ſeyn feheint, welcher erftere übrigens den Hai des Mittelmeeres (Galeus) fehr gut be: fhrieb. Auch der Dünndarm des Haies ift fehr eng und der Dickdarm zwar weit, aber durch eine Mendeltreppe von 6 85 Spiralflappen fo verklaufulirt, daß ſelbſt ſenkrecht in denſel— ben eingefloͤßtes Waſſer nur muͤhſam ſeinen Ausweg findet und auch hier nur Fluͤſſiges durchgehen kann. Der ganze Darmcanal ift aber überhaupt fehr Eurz, ohne Windung und Anhänge. Der fange Gallengang mündet, wie bei den übrigen Haien, erft in den Blindſack des Dickdarmes ein, fo daß erft in diefem die eigentliche Speifefaftbereitung zu geſchehen fheint. Der Mayen war ganz leer. Er ift fehr ausdehnbar vermöge einer befondern Haut, welche aus einem fibröfen Mafchengewebe befteht. Am merkwürdigften find die fhönen Wundernege, welche fich bei diefem Haie vorfinden: Ein großes rete mirabile frei auf dem Gebirne, ein an: deres im Grunde der Augenhohle, ein fehr großes rings um den Schlund herum und am Magen. Sehr fchön ift aud) das feine Haarfädengewebe in dem liquor Morgagni der Kapfel der Genftalllinfe, worüber, fowie Über das Nähere der Anatomie dieſes Haies, meine Analecten für vergleichende Anatomie II. Lief. das Weitere enthalten follen, Ueber die Phosphorescenz der Zoophuten. Vom Pfarrer David Landsborough zu Stevenfton in Ayıfhire. Sn Dr. Johnſton's Gefhichte der Britifhen Zoo— phyten ift bei der Beſchreibung der Sertularia pumila folgende Stelle aus Stewart angeführt: „Dieſe und wahr: ſcheinlich mehrere andere Arten leuchten bei einem gemwiffen Zuftande der Atmofphäre im Dunfen. Wenn man im Dunkeln mit,tinem Stode [harf an das Stuͤck Laub von Fucus serratus fchlägt, auf welchem die Sertularia fist, fo leuchtet die ganze Coralline plößlih wie im fchönften Feuer und jedes Zähnchen feheint zu brennen.‘ Sch babe unlängft ermittelt, daß die Phosphorescenz vieler andern Arz ten nicht nur wahrfcheinlich, fondern gewiß ift. Auch hatte ich geglaubt, daß man, um obiges Srperiment zu machen, den Tang mit der Sertularia in ein Gefäß mit See: waffer bringen muͤſſe; allein daffelbe läßt ſich noch beque— mer anftellen. Bor etwa zwei Monaten brachte ich in einer Blech: büchfe einige an Zangen fißende Zoophyten von dem Mee— tesufer mit nah Haufe und legte die Büchfe in einen Tiſchkaſten, um die Unterfuchung der Zoophyten gelegentlich vorzunehmen. In der Abenddämmerung griff ich in die Buͤchſe, um einige der Zoophyten herauszunehmen, und als ich diefelben bewegte, fand ich zu meiner Verwunderung und Sreude, daß fie zu funfeln begannen. Ich erinnerte mid) alsbald der oben mitgetheilten Stelle Stewart’s, um fhüttelte die Zoophyten Eräftig, worauf fie augenblidiich fo glänzend wurden, daß ich die Hand voll Eleiner Sterne oder Diamanten zu haben ſchien. Um die phosphorescirenden Arten zu ermitteln, mußte ich jedes Exemplar einzeln bei Kerzenlicht erkennen und dann im Dunkeln probiren. Zu- erft that ich dieß mit der Valckeria cuscuta, welche im Dunfeln leuchtete. Sertularia polyzonias und Cel- lularia reptans phosphorescirten nur fhwah; dagegen Laomedea genieulata fehr ſtark, indem jede ihrer Zellen Eurze Zeit wie ein Stern funfelte, und da jeder der Poly: 84 pen eine unabhängige Willenskraft befißt, fo fanden Leuch— ten und Grlöfchen nicht gleichzeitig, fondern in fchneller Auf— einanderfolge lauffeuerartig ftatt. Flustra membranacea nahm ſich auch ungemein fon, aber yanz anders als die zuleßt genannte Art aus; denn bei der dichten und regel— mäßigen Anordnung ihrer Zellen flammte das ganze Exem— plar, wenn man e8 fchüttelte, gleichzeitig auf, Mit der Flustra pilosa gelang der Verſuch ebenfalls ſehr ſchoͤn. Wenn man diejenige Warietät derfelben, die fih auf einer ebenen Oberfläche ausbreitet und die Thompfon, wegen der Geftalt, die ihr Polypenſtamm annimmt, Membrani- pora stellata genannt hat, bog oder ſchuͤttelte, fo paßte das Epitheton stellata in doppelter Hinfiht auf fie; denn in jeder Zelle des Polypen leuchtete ein Eleiner glänz zender Stern auf, und der ganze Polypenftamm nahm fich einen Augenblick wie eine £leine illuminirte Stadt aus, Einige Zuge fpäter wiederholte ich den Verſuch mit äbnlihem Erfolge mit mehrern andern Zoophyten. Ein drittes Mal brachte ich meine Buͤchſe wohlgefüllt nach) Haufe; da ich aber anderweit befchäftigt war, fo blieb fie fünf big ſechs Tage lang uneröffnet liegen, und da ich glaubte, daß die Zoophyten todt feven, fo fchüttete ich fie fammt den Tangfragmenten, an denen fie hingen, heraus. Sie lagen 24 Stunden an der freica Luft, und da es die ganze Zeit über ſtark regnete, fo blieben fie fortwährend naf. Als die Nacht zum zweiten Mal einbrach, fiel e8 mir ein, zu probiz ten, ob etwa noch eben in ihnen fey. Sch fehüttelte die Laomedea geniculata, aber fie leuchtete nicht. In der Membranipora stellata entzündete fih nur ein einziger Stern, und die Flustra membranacea phosphorescitte nur einmal ſchwach, worauf alles fernere Schütteln ohne Erfolg blieb. Etwa eine Woche darauf trug ich einen neuen Vor— rath ein, und dießmal leuchteten nicht nur die Zoophyten fetbjt, fondern meine Finger wurden fogar, als ich jene bes taftete mit Eleinen Sternen geziert. Zu Ende October, ald ein fehr fonniger Tag auf ei: nen Ealten Morgen folgte, machte ich abermals einen Ver: fuh mit diefen Thiechen. Bei diefer Gelegenheit Eonnte ich Sertularia polyzonias, Cellularia reptans, Flustra membranacea und Membranipora stellata niht zum Leuchten bringen. Da die Sremplare viele Stunden auf dem Zrodnen gelegen hatten, fo waren fie wahrfcheinlic duch den Froft des Morgens und den darauf folgenden hei— en Sonnenfchein getödtet worden. Die Laomedea ge- nieulata hatte unter Tangen gelegen, mo fie ganz feucht und frifch geblieben war, und fie leuchtete nicht nur. Abende im Dunfeln, fondern verbreitete auch einen ftarken Phos— phorgeruh. Ließ man fie ruhig legen, fo hörte das Leuch— ten auf, und daffelbe trat zwar, wenn man fie fchüttelte oder zwifchen Fingern druͤckte, wieder ein, wurde aber alls mälig ſchwaͤcher. Bei diefer Gelegenheit machte ich einen Verſuch mit einem Gefchöpfe aug einer andern Claſſe. Sch hatte nim: lich ein feht großes Eremplar des Botryllus Schlosseri, einer häutigen Molluske, gefunden. Diefes fchüttelte ich 85 Eräftig im Dunkeln, und alsbald wurde feine ganze Maffe leuchtend; doch war das Licht matt und duͤſter. Das legte Experiment diefer Art nahm ich zu Anfang Novembers 1841 mit der Sertularia pumila, dem von Stewart erwähnten Zoophpten, vor. Allein fo Eräftig ich das Thier auch fchütteln modte, fo blieb es doch dunkel, Eben fo wenig glüdte es mir mit mehreren andern Arten; allein die Thierchen hatten ftundenlang an einem Ealten No: vembertage auf der Küfte gelegen und waren wahrfcheinlich todt. Ein Gremplar der Laomedea geniculata war je: doch unter einem Haufen von Zangen gefbügt worden, und zeigte ſich fo leuchtend, wie gewoͤhnlich, verbreitete auch, wie früher, einen Phosphorgeruch. Ich probirte bei diefer Ge: legenheit zum erſten Male die zierlihe Plumularia cri- stata, und obwohl diefelbe der rauhen Luft zu lange aus— gefeßt geweien war, fo entwidelte fie doch bei'm Schütteln ein wenig Licht. An nur wenigen Zaͤhnchen bderfelben zeig: ten ſich Eleine Sternchen, deren Licht jedoch mehr in's No: the ftach. Nach diefen Verſuchen möchte es feheinen, daß die Fähigkeit, zu phosphoresciren, ten ©eethieren in weit ausgedehnterem Maafe inmwohnt, als bisher angenom: men wurde, Allerdings laßt fih noch nicht behaupten, daß alle See-Zoophyten diefelbe befißen ; aber viele derfelben find doch gewiß damit begabt. Auch darf fie bis jegt eis neswegs allen Mollusca tunicata zugefirieben werden; aber wir wiffen dob nun beftimmt (und fo viel mir bes kannt, batte man darüber bis jeßt Erine Gewißbeit), daß eine Art derfelben fie bejißt, und hiernach läßt fich anneh— men, daß die fraglihe Eigenſchaft auch andern Thieren derr felben Familie inwohne. Daß alle die Eleinen Medufen, wels che aus einem durchfichtigen Gallertftoffe beftehen und von denen das Meer wimmelt, im Dunkeln leuchten, ift nit mit Sicherheit anzunehmen ; allein da einige darunter dieſe Fähigkeit befigen, fo fpricht doch die Wahrſcheinlichkeit da= für, daß alle, wenn man fie fnüttelt, phosphoresciren. Das Leuchten der See zu gewiffen Sahreszeiten dürfte ihnen und den Sceinfuforien, von denen das Seewaffer ebenfalld wim: melt, zuzufchreiben feyn. Endlich möchten auch mande Fi: fche die fragliche Eigenfchaft befiken. Das erfte Mal, wo id) eine Sommernaht auf der See zubrachte, geſchah dick zur Zeit der Häringgfifcherei, und die Matroſen zeigten mit, woran fie erkennen, ob Häringszüge in der Nähe find. ie verfegten dem Fahrzeuge einen ftarfen Stoß, der fichb dem Waſſer in der Tiefe mittheilte, und alsbald zeigte fid in bes trächtlicher Tiefe ein Kichtfchein, der, mach der WVerficherung der Matrofen, von den Häringen ausging. Iſt dieß eine Erfcheinung der Phosphorescenz, fo befißen alfo nicht nur Zoophyten, Medufen und häutige Mollusken, fondern auch Fiſche die Fähigkeit, zu leuchten. (Annals and Maga- zine of nat. hist. No. LI., Dec. 1841.) Ueber das Eargafum oder den Golftang (ieft man in W. 5. Harvey’s Manual of the Bri- tish Algae, p. 15., nachſtehende intereffante Notiz: 86 „Ich habe die Seereife über den atlantifchen Ocean dreimal gemacht, aber nur einmal eine befondere Aufmerk— fam£eit erregende Anhäufung von dem Seetange getroffen. Er kam aber nicht in Geftalt eines weiten Feldes, fondern in Streifen von 50—60 Fuß Breite vor, die ſich unabfehs bar weit durch den Ocean erſtreckten. Diejenige Species, welhe man in bdiefen Streifen ohne Ausnahme fand, war Sargassum baceiferum. Unter einer gewaltigen Menge, welche wir während mehrerer aufeinanderfolgenden Tage mit dem Schleppnes in die Höhe zogen, war aud) nicht ein eins ziges Eremplar von Sargassum vulgare, und ich bin überzeugt, daß faft alle Berichte, welche verfchiedene Reis fende über das S. vulgare mittheilen, auf 8. bacecife- rum zu beziehen find, da man dieſe Species nie anders als auf dem offenen Meere umbertreibend gefunden hat, waͤh— rend S. vulgare (dev Fucus natans, Turner) in vies len Gegenden zwiſchen den Wendefreifen, gleich) andern Tan—⸗ gen, an von der Fluth befpülten Klippen wachfend getrof— fen wird. Demnach ift zu beklagen, daß man den fpecifi= fen Namen natans nicht vielmehr für dag Sargassum bacciferum gewäblt hat, da derfelbe für diefes ficher und vielleicht ausſchließlich paßt. Die Naturforfcher, welche über diefen Tang berichtet haben, find fowohl rüdfichtlich des Ur: fprungs deffelben, als in Betreff des Umftandes, ob eg, während e8 auf der See umbertreibt, zu wachſen fortfahre, verfehiedener Anſicht. Ruͤckſichtlich des erftern Punctes ift durchaus nichts Zuverläffiges befannt; denn obgleih e8 an den Küften tropifcher Länder durchaus nicht.an Sargassum- rten fehlt, bat man doch bis jegt dort noch feine ge: funden, welhe dem Sargassum bacciferum durdaus entfpricht. Daß die Ureltern der gegenwärtig jene Streifen bildenden Zange fi von irgend einem Ufer abgelöft haben, ift allerdings wahrfcheinlich ; mehr läßt ſich aber darüber nicht fagen. Daß fie in ihrer jegigen Lage fortieben und fort— wachfen, ift als ausgemadt zu betrachten. Wer Eremplare von diefen Zangen aufgrfiiht und irgend genau unterfucht bat, dem fann nicht entgangen ſeyn, daß diefelben nicht nur voller Vegrtationskraft find, fondern dag auch aus dem alten Laube beftündig neues hervortreibt, indem der Unter: ſchied zwifchen beiden fich ungemein deutlich durch die Farbe £und giebt, welche bei dem alten Raube rothbraun, bei dem jungen aber blaß und durchfcheinend olivengrün if, Uber wie pflanzt es fich fort? Won einer Fructification ift nire gende eine Spur zu bemerken. Mir feheint «8 glaubhaft, daß die Fortpflanzung dadurd zu Wege gebracht wird, daß Theile von den alten Pflanzen abbrechen und zu neuen were den. Das ungemein fpröde alte Laub bricht zufällig ab, und die Zweige, welche ihre Lebenskraft behalten, treiben nad) allen Seiten neue Sproffen. Diele Eleine Fragmente, die ich unterfuchte, ſchienen durchaus eben fo Iebensthätig, wie die großen Exemplare; allein e8 waren offenbar keine Sim: linge, fondern abgebrochene Zweige, und an jedem derfelben bemerkte man ein Stuͤck alten Laubes, aus welchem die juns gen Triebe hervorfproßten. Wenn die Pflanze zu wachfen fortfaͤhrt, nimmt fie eine Fugelartige Geftalt an, indem Zweige aus einem Mittelpuncte nach allen Richtungen fig 6 * 87 erftreden. An den englifchen Küften findet man zwei Spe— cies, welche in Betreff der Art ihres Wachſens dem Sar- sassum bacceiferum gleihen, naͤmlich Fucus Mackayi und die Varietät A subcostatus des Fucus vesieulo- sus (F. baltieus, Ag.). Keines derfelben hat man je feftjisend gefunden, obwohl fie häufig zu gewaltigen Feloern angehäuft angetroffen werden, das eine an ſchlammigen See: £üften, das andere in Salzmarfhen, in melden Xagen jie Iuftig fortvegetiren und wachſen Merkwürdigerweife hat man an feinem von beiden je Spuren von Fructification ent: decken Eönnen, fo daß ſie auch in diefer Beziehung mit dem Sargassum bacciferum vollkommen übereinftimmen. Und wenn, den neueften Beobachtungen zufolge, der Fucus Ma- ckayi nichts weiter als eine unter eigenthuͤmlichen Umjtäns den entftehende Abart des Fucus nmodosus ift, jo hat man binlinglihen Grund zu der Vermuthung, daß das Sargassum bacciferum, weldes fi zum Sargassum vulgare ungefähr verhält, wie Fucus Mackayi zu Fu- eus nodosus, nur eine VBarietät des Sargassum vul- sare ſey. (Annals and Magazine of natural histo- ry. No. L. Nov. 1841.) Ars cellen In Beziehung auf den von Goldfuß zuerft be Eannten Cupressocrinites elongatus hat Herr Leo— 88 pold v. Buch am 13. Januar in der Gefellfehaft naturforfchens der Freunde, in Berlin, an einem ſchönen Exemplare gezeigt, wie diefe Are der Crinoideen den Ucbergang vom armlofen Sphaero— nit zu den arm- und fingerreihen Erinoideen-Arten fpaterır For: mationen vermittelt. In Sphaeronites testudinarius von Goth: land iſt die ſphariſche Form nur noch im mittleren Theile enthale ten und die merkwürdige, mit fünf Valven bededte, Deffnung. des Sphäroniten liegt oderhald dieſes ſphatiſchen Theiles. Der zu eis nem Cylinder verläng.rie Mund ließ duch funf hervorſtehende Kanten die ih aoſcheidenden Arme vermutyen, Im Cupresso- erinites find nun diefe Arme wirklich getreunt, aber ganz einfach, ohne Finger, und an ihrer Baſis findet Jih auch wirklich noch die mit funf Balven bedeckte Orffnung der Sphäroniten. In Grinois deen mit weiter getheitten Armen verfchwinoet diefe Deffnung, Ueber die Tendenz der Electricität, das Wade: thbum der Pflanzen zu begünftigen, bat Serr Pine eine Reihe Beobachtungen angeftillt und der London electrical Socie- ty mitgecheüt. Was die allgemeinen Bedingungen anlangt, fo hebt er befonders den pojitiven Zuftand der Luft und den negativen des Bodens hervor und führt eine Menge Beiſpiele an, wo Uep— pigkeit der Vegetation in VBerhältniß mit diefem Zuftande iſt. Eine ſchon binfällige Narcifje, welche in ein Zimmer gebracht wurde, deſſen Atmofphäre von einer zu medicinifchen Zwecken gebraudjten Electriſirmaſchine ftets mit Electricität überladen war, erholte ſich wieder und erreichte die riefige Höhe von 36 Zollın. Senfſaamen in einem Topfe, dejfen Erde negativ electrijirt wurde, vegetirte mit größerer Kräftigkeit, als Saamen in pojitiv electrijicrtem Boden und noch weit kraftiger, als Saamın unter feinn natürlichen Bedin— gungen. Nekrolog. — Der ausgezeichnete Engliſche Botaniker Aymer Bourke Lambert, iſt zu Kew, 81 Jahr alt, geftorben. nn een en ne nee Here lt —— Bemerkungen über die Erkennung der fremden ‚ Körper im larynx, Von Caͤſar 9. Hawkins. Es find bereits fo viele Fälle veröffentlicht worden, in welchen fremde Körper in die Euftröhre gelangt waren, und das Verfahren, fie duch Operation zu entfernen, ftcht bereits fo feft, daß jede weitere Bemerkung über diefen Gegenftand überflüfiig erfcheinen könnte. Judeſſean find fo viele jener Faͤlle chronifher Art, in wel— hen die Operation erft mehrere Wochen oder Monate nad) dem Eintritte des übeln Ereigniffes vollzogen worden, oder in welchen ein tödtlicher Ausgang erfolgt ift, weil gar Eeine Operation fatt: gefunden, daß daraus der Beweis hervorgeht, daß entweder die Diagnofe von großen Schwierigkeiten begleitet iſt, oder daß die Chirurgen eine ungebührlihe Scheu hatten, zu dem einzigen Mit: tel ihre Zuflucht zu nehmen, das hier erfolgreid feyn Eaun, mit Ausnahme einiger feltener Källe, die man als bloße Ausnahmen von der allgemeinen Regel betrahten muß. Sn der That ſagt Herr Porter, daß viele Kinder wahrfcheintih durch ein ſolches Ereigniß zu Grunde geaangen find, deren Tod man dum Group zu— aefhrieben bat, und daß daher die Schwierigkeit, die Natur eines folhen Falles zu erkennen, das Vorkommen diefes Ereigniffes viel feltener eufcheinen läßt, als es wirktih if. Und man kann diefe Bemerkung nicht für ungegründet balten, wenn man findet, daß felbft ein fo erfahrener Chirurg wie Deffault unter den allge: meinen Symptomen dieſes Zufalls cine mehr oder weniger bes traͤchtliche Schwierigkeit bei'm Schlingen, das zuweilen fehr ſchmerz— ich ift, und eine merktiche Veränderung der Stimme welche ges woͤhnlich heifer, zuweilen aber vollftindig erloſchen ift, auf: führt, während doch das Ießtere Symptom, den vorliegenden Fälz len gemäß, keineswegs häufig ift, das erftere aber, in der That, mehr als ein Zeichen gelten muß, daß der fremde Körper nicht in der Luftroͤhre, fondern wahrſcheinlicher hinter derfelben im oeso- phagus ſich befinde. Zu den Puncten, deren Erkenntnis in zweifelhaften Fällen wünfdyenswerth ift, gehört der wahrſcheinliche Sig des eingedrun— genen Körpers, in fofern derfelbe durch die Symptome, welche dies fer in den verfihiedenen Theilen der Luftwege veranlaßt, angezeigt wird. Ic glaube daher, daß folgenzer Fall in diefer Beziehung nicht ohne Intereſſe ſeyn wird. An 18. November wurde ih zu Miß. ©., einem zwölfjährie gen Mädchen, gerufen, welches ungefähr acht Stunden vorher plögs lich, während fie etwas Suppe zu ſich nahm, von heftigem Exbrez hen und erftictendem Huften befallen worden war, die Eurze Zeit anhielten und fie dann, mit Dinterlaffung eines eigenthümlichen Ge: raͤuſches beitm Athmen, das etwas erfchmwert war, fo wie eines Schmerzgefühle unter der cartilago ericoidea, wieder verließen. Die Kleine glaubte, daß fie zu der Zeit ein Knochenftüc im Munde gefühlt und daffelbe verfchlunaen habe. Etwa zvei Stunden nad) dem Unfalle war ihr von Deren Davis, dem Afliftenten eines Arztıs, in der Nachbarſchaft ein emeticum gereicht worden, wels ches die Ausleerung einiges feſten Fleifhes zur Folge hatte und ihr einige Erleichterung verſchafft zu haben ſchien. As ich fie fah, war ihr Athem bei jeder Snfpiration von dem eigenthümlihen Grouptone begleitet, aber ohne fonderlihe Bes fhwerden, und fie Elagte über einigen Schmerz und Empfindliche keit im Kehlkopfe, befonders in der Gegend der cartilago cricoi- dea. Das Schlingen war durchaus mit keiner Schwierigkeit vers bunden und duch eine Unterfuhung mittelft einer gefrümmten Zange Eonnte man ſich überzeugen, daß im oesophagus an der dem Sitze des Schmerzes entiprechenden Stelle nichts vorhanden 89 war; eben fo konnte der hinter die epiglottis gebrachte Finger an diefer Stelle nichts fühlen, was einem fremden Körper ahnlich gı= wefen wäre. Die Stimme war natürlig, Huſten war weder jegt zugegen, noch hatte er feit dem Errignijfe ftactgefunden, obwohl ve unter gewöhnlichen Umftänden gewiß die Aufmertfamkuir auf ſich gelentt haben würde. Die Zunge war etwas belegt, das Ge: fügt roch und zeigte einige Aengſtlichkeit im Ausdrude; die Augen waren unteriaufen, der Puls beſchleunigt. Die Kranke hatte ſich vor dieſem Unfalle ganz wohl befundın, mit Ausnahme eines leich— ten Froſtes, den fie, verbunden mit einem Gerühle von Brengung über dem epigastrium, Tags vorher verfpürt hatte. Die Lungen ſchienen gefuno, und es war für den Groupton und die Reſpira— tionsbefchwerden keine andere wahrnehmbare Urfadye vorhandın, als eine ziemlich ftarke Anſchwellung und Köche der Zonfillun, des Gaumens und Rachens, die fi) bis über den larynx erſtrecken mochten, aber auch eine Kolge des durch den Zufall und das eme- ticum veraniaßten Erbrechens feyn Eonnten. Es war nun im Ganzen kaum zu bezweifeln, daß die Vermu— . thung der Kranken die richtige und daß in der Thar ein Knogens ſtuck den unrechten Weg paflirt ſey; da indeffen augenblicid) feine dringenden Symptome vorhanden warınz da feir dem Errigniffe, jegt bereits acht Stunden, kein Erftidung drohender Huſten ein— getreten, die Athmungsnoth nicht groß, ja nod) geringer war, als tie früher gewefen, der fremde Körper dayır, wenn ein foldyer vorhanden , fixiert feyn mußte und feinen großen Umfang has ben konnte; da ferner ftarke Anſchwellung der fauces vorhanden, welche eine geringe Verengerung der Stimmrige veranlaffen konn— te, auch dir Groupton, wie bei'm gemöbnlidyen Group, nur wähz rend der Infpiration gehört wurde, fo wurde beſchloſſen, dir Kranke bis zum andern Morgen in diefem Zuftande zu laſſen, ihr einſtwei— len etwas Galomel mit Antimonium zu geben, in der Kehlkoptge— gend ein Senfpflafter anzulegen, und wenn dann keine Beſſerung einträte, die Operation zu machen, Am folgenden Morgen war die entzündliche Roͤthe und Ges ſchwulſt der fauces faft verfchwunden; das Senfpflajter hatıe die Kranke von allen Athmungsbefchwerden befreit, und ſie zeigte jetzt weder Fieber noch Geſichtsroͤthez allein der eigenthuͤmliche Ton bei der Infpiration war noch fo conftant, wie vorher, und etwas Schmerz und Empfindlichkeit unterhalb der cartilago cricuidea war auch zurücgeblieben. Es war alſo vollfonimen tlar, daß das Hindernif rein mechaniſcher Natur und zugleich zu bedeutend ſey, um die Erwartung einer fpontanen Entfernung deſſelben zu recht: fertigen. Herr Babington war fo freundlih, die Kranke mit mir zu bifirchen, und war derfelben Anficht, fo wie cr auch darin mir beiftimmte, daß der Raum zwifchen dem Schild- und Rings Enorpel zu Elein ſey, um nicht die Trackeotomie der Laryngotemie bier vorzuziehen. Sch machte daber die gewoͤhnliche Oeffnung in der Luftroͤbre, gerade unter der Schilddrüfe, wobei durchaus Eine Blutung entftand; hierauf fehnitt ich ein kleines Stoͤck von zwei Ringen der trachea, in dır Mitte der Inciſion, dann noch von drei andern ab. und verfuchte nun das Knochenſtuͤck dadurch berauss zubefoͤrdern, daß ich die Kranke wiederholentlich huſten ließ; jedoch ohne Erfolgs da ich den fremden Körper mit der Sonde gerade über der Oeffnung fühlte, fo ging ih nun mit einer Zarge ein und #08 ihn beraus, jedoch nicht chne einige Gewalt, wegen der Art, in ber er fich firirt hatte. Cs war, wie es ſchien, ein Knodın» fü aus der Wirbelfäule, indem es die concave Fläche des Gar nald einer vertebra colli eines Schaafes zeigte, ungefähr einen 3oll lang und 1 Zoll breit und an der außern Fläche fehr rauh und unregelmäßig, fo daß fich hieraus fein Feftfigen unterhalb der glottis erklären läßt. Unmittelbar nad) der Operation war das Athmen von jedem fremdartigen Tone frei und die Kranke hatte weder Huſten, noch irgend ein anderes ungünftiges Eymptom. Die Wundränder wur: den Anfangs nur bis zu einer geringen Entfernung einander ger nähert; jedoch ging die Euft, nachdem die Kranke zu Bette ger bracht war, kaum durch die Oeffnung hindurch, und die Stimme mar durch die Vereinigung der Flächen nad etwa drei Etunden vollkommen wiederhergeftellt. Die Ränder wurden daher am naͤch— ſten Tage vollftändiger zufammengebradht, und die Heilung hatte 90 hierauf einen günftigen Fortgang, ohne daß irgend etwas Bemers tenewerthes dazwiſchen gekommen märe, Bemerfungen. 1) In der bei weitem größern Anzahl der Fälle bleibt ber fremde Körper, welcher in die kuftwege gelangt ift, innerhalb ber trachea beweglihd. — Die Hauptmomente, welche die Diagnofe dirfes Zufalls beftimmen, werden in dem jehr nüglidien Werke des Herrn Ryland, dem neueften über die Krankheiten des larynx, auf folgende Weife angegeben: „Yon der laryngitis oder dem Group’, fagt Herr Ryland, „kann man diefen Zufau vor Allem durch die Abmwefenheit des Fies bers im Anfange unterfcheiden; dann durch das ganz plögliche Auf: treten der Symptome; durch die Intermiffion in den Reſpi— rationsbefdhwerden, welche zumeilen eine oder zwei Stunden an— halt; durch das Geräufch, das man zumeilen hört, wenn der _ fremde Körper gegen die Stimmbänder getrieben wird; durch die außerordentliche Heftigkeit des Huſtens nad) dieſem Zu— falle; und gang befonders dadurch, daß hier vorzüglich die Erfpiration erfchwert ift, während in der laryngitis die Haupt: ſchwierigkeit im Acte der Inſpiration Liegt. Ohne Zweifel find diefe Angaben im Allgemeinen richtig, wenn der eingedrungene Körper innerhalb der trachea ſich befindet, feibft wenn derſelbe von zähem Schleime umgeben wird, fo daß er zur Zeit der Operation mit der Schleimhaut der Luftröhre zufam- menhängt und daher nicht ſogleich ausgeitoßen wird, wie in einem von Eharlıs Bell beobachteten Falle ); oder wenn derfelbe durch irgend eine Rauhigkeit feftgehalten wird, wie dieß bei einem Kies ferftücde von einer Mafrele der Kau war, das von Pelletan **) ausgezogen wurde. Allein man wird bemerken, daß in dem vor⸗ ftchenden Falle kaum ein "einziges Symptom mit den bier angeges benen übereinftimmte. Der Anfall gefhah freitich plöglicy, fo daß hierdurch allein der Fau kaum zweifelhaft feyn konnte; aber es war eine ziemlich ftarfe fieberhafte Aufregung zugegen, als ich die Kranke zum erſten Male ſah; es war in den Reſpirationsbeſchwer— den Eeine Sntermiffion irgend einer Art zugeaen, und eben deswegen Fonnte man au) Fein Geräufch von Anfchlagen des fremden Körpers gegen die Stimmbänder bemerken; es war durch— aus fein Huften nad den erften wenigen Gecunden vorhanden, und anftatt daß man den Ton beim Arhmen bauptfädlic wäh rend der Snfpiration bören follte, börte men ihn am erften Tage nur bei der Erfpiration und in den foloenden Tagen gleich: mäßig in beiden Acten des refpiratorüchen Proceſſes. 2) Wenn der fremde Körper innerhalb der trachea beweglich ift, fo dringt er häufig in den rechten brenchus ein; mie Herr Key, Dr. Houfton und Herr Lifton vinige intercffante Fälle diefer Art befannt gemadır haben, welche die Abweſenheit der oben angeführten Symptome, wenn der Körpır fortdauernd in dirfer Rage blieb, zeigten, fo wie die neuen ftetbofcopifchen Zeichn feine Anwefenbeit im bronchus bewiefen, nämlich das Freiſeyn des la- rynx von der Krankheit und das aelenentlihe oder permanente Aufbören der Rıfpiration in der Lunge der afficirten Seite. 3) Wenn der fremde Körper wirklich zwifchen den Stimmbaͤn⸗ dern feftgehalten wurde, fo war gewöhnlidy augenblicklicher und plögliher Tod die unmittelbare Folge; er war in diefen Fällen entweder auf einmal in diefe Boge hineingezwängt worden, oder batte fich erft in der trachea frei bewegt und fpäter während ei: nes Huftenanfalles in der glottis firirt, wie in einem von Herrn Porter mitgeteilten intereffanten Kalle, 4) Wenn fi der fremde Körper an irgend einer andern Stille des larynx, wie z. B., in den Bentrifeln firirr, fo fol er zwar nicht unmittelbaren Tod, jedoch gewöhnlich fehr ſchwere Zus fälle und aroße Gefahr herbeiführen. „Er wird, fagt Dr. Sto: kes, „mehr oder weniger befrige und unaufbörlide Ans fälle von Huften und Dyspnd veranlaffen, mährend welder man bei der Auscultation in den Zungen pfeifendes Geräufch wahr: *) Medical Gazette Vol. V. p. 74. **) Clinique chirurgicale, Vol. I. p. 6. 9 nimmt und den larynx als den Sitz der Conſtriction erfennt, die, wenn fie permanent ift, in Verbindung mit der Gefhichte der Krankheit über die Natur des Falles Auffchluß giebt.” „Es Eann ſich ereignen,’ fagt Here Porter, „daß, wenn der fremde Körper rund, glatt und Elein ift, derfelbe, außer dem Huften und er: Thwertem Athmen, feine gefahrlihen Symptome veranlaßt, und der Kranke kann eine lange Zeit Icben, ohne daß ſolche Wir— kungen eintreten, welche viefen Zufall abfolur tödtlich machen.“ Man fieht, daß die Anmefenheit des Huftens und der Refpirationgs befhmwerden felbft in dieſen relativ gelinden Fällen vorausgeſetzt wird. Solche gefährliche Erftidung drohende Symptome waren in einem Falle zugegen, in welhem Peltetan fehs Wochen nad dem Ereigniffe die Operation machte und genöthigt war, bie car- tilago ericoidea zu fpalten, um einen Knopf, der bier feinen Sitz batte, zu entfernen, und in einem andern von Deffault beobach— teten Zalle, wo ein Kirfhkern zwei Sabre lang in einem der Benz trifel gelegen hatte, der ähnliche Erftitungsanfälle veranlaßte und endlich den Zod herbeiführte. Deffault rath übrigens die Tren— nung der cartilago thyreoidea an, wenn der fremde Körper in dies fr Gegend fixirt ift. 5) Daß cin fremder Körper im larynx unter der glottis fi— riet, und daß die Symptome durch dieſen Sitz bedeutend modifis cirt feyn follten ſcheint von den Schriftftellern über diefen Gegen: ftand nicht bemerkt worden zu feyn; nur das ift bemerkt worden, das der Huften in den Fällen, wo fich fremde Körper in der Luft— röhre befinden, duch eine directe Reizung der glottis entftehen, und daß die Abivefenheit diefes Symptoms als ein Beweis ange— fehen werden Eann, daß der fremde Körper irgendwo in der Tra- chea firirt fey. Jedoch felbit diefe Bemerkung bedarf einiger Ber rihtigung, da man fih erinnern muß, daß die nachtheiligen Wir— kungen auf die Lungen ebenfalls Duften veranlaffen Eönnen, wenn auch nicht mit fo bedeutenden Befhwerden, als eine directe Reis zung der glottis. Der Theil des larynx, unmittelbar unter der glottis ift, wie bereits erwähnt, von feinem Schriftfteller als der Siß eines fremden Körpers angeführt worden, obgleich man einige Unterschiede in den Symptomen von den verfhiedenen Stellen, an denen ſich der Körper firiren Eann, abzuleiten verfuht hat. SH habe neulich die Berichte von 70 — 80 Fällen biefer Art, die in den verfchiedenen Werken mitgetheilt find, durchgeſehen und daruns ter nur zwei gefunden, welche in ihren Symptomen mit dem vor— bergehenden Fälle übereinftimmen, Der eine ift von Herrn De 8- eure im 5. Bd. der Memoiren der Academie der Chirurgie mitgetheilt, und fcheint in derfelben ein Theil eines Aprikoſenkerns genau an derfelben Stelle, gerade unter der cartilago cricoiden, firir& gewefen zu feyn. Cr weicht zwar von meinem Kalle darın ab, daß er, da die Operation nicht verrichtet wurde, in 60 Stun den, in Folge von Emphyſem und Congeftionen der Lungen, einen tödtlichen Ausgang hatte: jedoh entfprah er ihm: in der gänz: lihen Wbwefenheit des Huftens, dem conftanten pfeifenden Zone, dem unveränderten Zuftfande der Stimme, dem firen Schmerze an dem betreffenden Theile, fo wie endlih darin, daß das Kind am andern Zage lachen, ſprechen und effen konnte, wie gewöhnlid. Der zweite Fall wird von Herrn Bullod im 18, Bde. der Medical Gazette, p. 981, mitgetheilt; in diefem batte ein Kiefelz ftein ebenfalls, „theils innerhalb der cartilago cricoidea, theils in der trachea’ feinen Sitz, und waren die Symptome fo mild, daß fie den Arzt irre leiteten, unaeachtet der fortdauernden Be— hauptung des Kindes, daß der Stein in diefem Theile fich befinde, obgleich fie doch viel bedeutender waren, als bei meiner Kranfen, indem vier Tage lang „ein Gefühl von Shmerzhaftigfeit in der Kehle, und Ekel vorhanden waren, die zuweilen noch von leich— ten Parorysmen von Huſten, mit reihlihem ſchleimi— gen Auswurfe, fowie von HBeiferkeit der Stimme begleitet waren,’ Man bemerkt, daß in diefem letztern Kalle, abweichend von den beiden andern, einiger Huften zugegen war. Cs war am fünften Tage eine acute Entzündung der Schleimhaut vorhanden, nah welcher eine gängliche Ubwefenheit des Huſtens umd keine Rüdkehr des Schmerzgefühle in der Kehle be: 92 merkt wurde, bis zum Tode, der acht Wochen nad) dem Ereigs niffe, in Folge einer acuren Entzündung beider Zungen, eintrat, Der Sein war duch eine dide Schicht organifirter Lymphe in feiner Lage erhalten worden, und das lumen der Luftröhre war fo verengt, daß es fchwer war, eine Sonde von gewöhnlicher Dicke hindurchzufuͤhren. Es ergiebt ſich demnach, daß von den drei Faͤllen, in welchen der fremde Körper in der Gegend der cartilago cricoidea untere halb der glottis firirt war, die heftigen Duftenanfälle, die man ftets als Beweis für die Gegenwart eines fremden Körpers ans ſieht, in zweien ganz abwefend und im dritten fo milde waren, daß der Arzt, trog der Verfiherung des Kindes, fie nicht von der Gegenwart eines Steines herleiten zu Fönnen glaubte, und fie auch fpäter, im legten Monate des Lebens, ganz verſchwanden; — daß die Stimme in zwei Fällen gang unafficivt geblieben und bloß im dritten heifee war; — daß aber in allen drei Fällen Schmerz und EmpfindlidyEeit in dem Theile, wo der Körper fich fi: xirt hatte, ein eigenthümliher Eon während der Sn = oder Ex— fpiration, oder während beider Acte, zugegen waren, und daß in allen die Kranken Etwas verfhlungen zu haben ber baupteten Urberall, wo Umitände, mie diefe, gegenwärtig find, um den Chirurgen zu leiten, bin ich der Meinung, daß es eine gebieterifche Pflicht ſey, ohne Verzug zur Operation zu fchreiten, zumal bloß von den drei derartigen Faͤllen, die mir bekannt geworden find, zwei tödtlich abliefen, einer ſchon nad) 60 Stunden, der andere zu einer fpätern Zeitz während bei meiner Kranken, wie nicht be— zweifelt werden kann, durch die frühzeitige Entfernung des frem— den Körpers ein glücliheres Reſultat erzielt wurde, und zwar duch eine Operation, deren Ausführung felten und nur bei ſehr jungen Kindern fihwierig und vielleicht nie von irgend einer ernſt— lihen Gefahr begleitet if. (Medico-chirurgiecal Transactions, vol. V. Series II.) Ein Fall von Vergiftung durch Fleifch von einem von Garbunfel befallenen Ihiere ift von De. Eofta in den Annali universali di medicina befannt gemadht worden, Am Abende des 27. Aprils wurde in das Civil— hofpical von Pommatone die 43 Jahr alte Bauerfrau Geronima Bisca aufgenommen, welde.ein Ganzes von fo eigenthümlichen Symptomen darbot, daß einer der Primärärzte der Anitalt, Derr Dr. Torre, eine genuglame Diagnoftit nicht daraus folgern und eine Behandlung nicht anfangen zu Eönnen glaubte. Nachdem man erfahren hatte, daß die Zufalle ſich nach dem Genuffe von Fleiſch ei— nes an einer Krankheit gefallenen Thieres eingeftellt hatte, und daß diefe Frau nicht die Einzige war, welche darüber klagte, ſondern daß alle übrigen Dorfbewohner, die von demfelben Nahrungsmittel zu fih genommen hatten, in einem ähnlichen Zuftande ſich befans den, fo fendete man eine aus den DD. Eofta, Marne, Cavo ſz— za, Canepa, Protto und Negrotto nebft dem Apotheker Lertora gebildete Commiſſion nady dem Dorfe (St, Sir de Strutta), um noch zu erforfhen, ob die Krankheit der Wirkung eines feptifchen Giftes oder iraend einer andern Urſache zugefchries ben werden müffe, An dem Orte angefommen, wurden die Herren von dem Pfarrer in mehrere Hätten geführt, wo fie etwa fechzig Perſonen fanden, welche feit acht Tagen, nachdem fie von dem ers wähnten $leifche genoffen hatten, von einer Reihe von bedenklichen Zufällen befallen worden waren, z. B., Schwindel, Zittern im gans zen Körper, Keöftein, heftigem Krampf im Unterleibe und den Er: tremitäten, Erbrechen einer grünen und bittern Subſtanz, Stuhl— entleerungen ähnlicher Art, mehr oder minder heftigen Schmerzen im Hypogaſtrium, brennendem Durſt, Störung der Geſichtszuͤge, eingefallenen und mit blauen Ringen umgebenen Augen , befonders unter den untern Augenlidern; Srrereden, fieberhaftem Puls, Zunge an der Spige roth und an der Bafis mit einem weißen Beleg überzogen. — Es ift übrigens zu bemerken, daß dieſe Zufälle nicht bei allen Subjecten einen gleihen Grad von Jatenſiaͤt zeigten, daß aber ihre Heftigkeit im Ganzen in Verhältniß ftand mit der 93 Quantität von verbächtigem Fleiſch, welches genoffen worden war. Auch wichen fie im Allgemeinen bald der Anwendung einiger wınis gen einfachen Mittel, Die Frau, welche den Gegenftand "diefer Beobachtung aus: madıt, war, nachdem fie von diefem Fleifche und ven Reis, der in davon zubereiteter Fleifhbrübe gekocht war, gegeſſen hatte, plößs lid) befallen worden von Fröfteln, Uebelſeyn und Erbrechen (wodurch zuerſt die Epeifen und hernach grüne und bittere Subſtanzen ausge: leert worden waren), von Schwere dis Kopfes, Störung dis Seh— vermögens, häufigen Ohnmachten, Schmerz in der Herzgrube und im Unrerleibe, ſchmerzhaften Krämpfen in den untern Ertrimitäten, bald hernach außerordentlich übelriechenden und diarrhöcartigen Stüh— ten, von Kollern begleitet, aber ohne Tenesmus; zu dieſem allen gefills ten fich eine reichliche Urinentleerung, Trockenheit der Kehle und ein unauslöfchlicher Durft. Bor ihrem Eintritte in’s Hofpital hat— ten ſich mebrere diefer Zufälle gebilder, andere verfchwanden völlig, allein das Erbrehen und die Diarrhöe blieben. As Dr. Torre fie zum erftenmale ſah, fand er ein hippocratiiches Geſicht, die Augen waren eingefallen, mit dunkeln Ringen umgıben, die Haut war troden, die Ertremitäten Ealt, der Puls langfam und Elein, die Stimme ſchwach, die Geiftesfäbigkeiten unverlegt. Die Herz— grube war der Gig einer Empfindung von Schwere und Schmerz; die Empfindung des Magens war mäßig; die Zunge war roth, nicht troden, aber faft kalt; der Durft war fehr heftig und auf den Genuß von Getränken jeder Art folgte bald Erbrechen; Stuhl⸗ ausleerungen waren ſehr häufig, und der Geſtank derfelben hatte nocd zugenommen. Das Ganze der Symptome und die fpeciclle Urfache, welche die Veranlafung dazu gemwefen war, ließen alfo die Krankheit wie eine feptifche Vergiftung anfehen, urd da der giftige Steff nicht mehr in den Verdauungswegen vorhanden war, fo hatte man Feine andere Abficht mehr, als die nachfolgenden Wirkungen zu be: fänftigen. Man verordnete zuerft die potio Riveri und das Auf— legen von mit Genf reizend gemachten Gataplasmen auf den Un: terleib; den Gebrauch einer Kohlenfäure entwicelnden Limonade, trocne Schröpftöpfe auf die Herzgrube, Senfteiae und Blafenpfla= ſter an die Extremitäten. Aber alle Bemühungen der Kunft wa: ren vergeblich; es ftellte fich foporöfer Zuftand cin, das Sinken der Kräfte nahm zu, und die Kranke ftarb am 26., zwei Tage nach ihrer Aufnahme in’e Spital. Bei der Reichenöffnung, 42 Stunden nah dem Zode, ber merkte man eine allgemeine Magerleit des Körpers und blaue Flek— Een in der Haut, befonders an den Extremitaͤten. Die Venen der dura mater waren von Blut ftvogend, die Bluteiter mit venöfem Blute gefüllt; die Blutgefäße der pia mater gefüllt; das Ruͤcken— mark war etwas ermeicht, auch die Leber batte eine Neigung zur Erweihung; die Milz war Elein. Eine unter der Schleimhaut bes findliche Ecchymoſe nabm zwei Dritttbeile der großen Krümmung des Magens ein; eben fo war cine ähnliche in der Nähe der car- dia vorbanden. In dem ganzen übrigen Darmcanale, beſonders aber im duodenum und jejunum, war die membrana mucosa mit Eleinen, iſolirten oder mehr oder weniger voneinander abftchenden Flecken befäet. Nach den von Dr. Co fta mühfam eingefammelten Nachrich: ten fcheint es, daß das Fleifh, welches die Urſache der Zufälle war und, nach der Ausfage Aller, die davon gegeffen ha— ben, auch nicht die geringfte Spur von anfangender Fäulniß zeigte, von einer einjährigen Kuh gefommen war, welche zwei Pu— fteln in den Weichen gehabt hatte, wovon die Geſchwulſt fich ſchon bis zu dem Euter erftrecte, als das Thier noch ausgefchlachtet murde. Die Pufteln aber hatten, nach Ausfage eines aefchieten Veterinaͤrarztes, alles Gharacteriftifche des wahren Carbunkels. Die Beobachtung, wenn fie auch nicht die Anficht von der ſchaͤdlichen Befchaffenheit des Fleifches eines an Garbunkel erkrank— ten Thieres entfcheidet und beftätigt, fcheint* doch fehr zu Gun— ften derfelben zu ſprechen; denn die beträcdtliche Zahl der Per: fonen, welde an Vergiftungszufällen erkrankten, geftattete nicht mohl anzunehmen, daß Berührung mit dem injieirten Thiere bei ihnen allen ftattgefunden babe, wenn man aud) zugeben wollte, daß diefe Berührung bei einigen von ihnen ftattachabt hätte. 94 Fall einer großen Knochengefhwulft im uterus. Bon James M. Arnott, Wundarzt am MiddlefersDofpitale, Diefe ungewöhnlich große Geſchwulſt, welche fünf Pfund wog, hatte während des Lebens gar feine Etörungen veranlaßt, führte aber mittelbar auf eine etwas eigenibümlihe Weife den Tod der Kranken herbei. Eine unverheiratbete Dame von 72 Jahren wurde am 18. Februar 1840 in der Regent Street von einem großen Bunde umgerannt, fo daf fie vorwärts auf das Steinpflaſter fiel. Sie fühlte heftigen Schmerz im Unterleibe, war aber doch im Stande, nod eine Strecke weiter zu gehen. Als ich fie fünf Stunden nad dem Unfall, im Beifiyn des Herrn Vickers, der ihr Arzt war, ſah, Elagte fie über fehr heftigen Schmerz im Unterleibe, weldyer Außerlich keine Spur einer Verlegung zeigte, abır gefpannt, bei der Berührung ſehr empfindlih und in Folge einer harten, den uns tern Theil deffelben einncehmendin Geſchwulſt prominirend war. Ihr Geſicht war blaß und zeigte einen aͤngſtlichen, ja felbft wilden Ausdruckz die Haut war warm, die Pulsbifchaffenheit faft normal; weder Uebelkeit noch Erbreden vorhanden; der Urin wurde ohne Schwierigkeit entleert, aber unter zunehmenden Leibichmerzen, Man fuͤrchtete eine bedeutende innere Verlegung, ließ Blutegel ſez— zen, Fomentationen maden, Opiate reichen, eine firenge Diät, vollfommen rubiges Verhalten beobadhten ; aber die Kranke ftarb nad) 34 Stunden. Die Section wurde in Gegenwart des Dr. Elliotfon und des Herrn Vickers gemadt und ergab Folgendes: Beim Zurüdfchlagen der Haut des Abdomen bemerkte man am linken m. rectus abdominis eine Quetfhung mit einer Ecdyy: mofe. Es zeigte ſich eine allgemeine und intenfive Entzündung des peritonaeum, in deſſen Höhle Fäcal-Materie eingetreten war, welcher eine Eleine runde Oeffnung am untern Theile des ileum den Durchgang geftattet hatte; an den Häuten dieſes Eingeweides und am angrängenden Theile des mesenterium fanden ſich Ecchy— moſen. Das verletzte Darmſtuͤck bildete einen Theil einer Schlinge, welche an der Vorderſeite der convexen Oberflaͤche jener Geſchwulſt lag, welche ich, wie bereits erwähnt, während des Lebens durch die Bauchwandungen bindurch gefühlt hatte. Dieſe Geſchwulſt war hart, knoͤchern und von dem Umfange eines im fuͤnften Mo— nate ſchwangeren uterus, welchem letztern fie auch in der Form aͤhnlich war, indem fie ebenfalls aus dem Becken in die Bauch— böble emporftieg und mit dem peritonaeum brdedt war. Die Oeffnung in dem an der Vorderſeite verfelben liegenden Darme entfprah genau der Stelle, wo fi am rectus abdominis die Quetfchung befand, und beide waren offenbar dur die Gemalt entftanden, der die refp. Theile bei'm Kalle ausarfegt waren, in: dem fie zwiſchen der converen Enödernen Geſchwulſt von hinten und dem Etcinpflafter von vorn zufarnmengebrüct wurden. Bei der Entfirnung der Gefhwulft, welches, da fie ſehr feft in die Beckenhoͤhle eingefeilt war, mit einiger Sckwierigkeit ge— ſchah, fand man an ihrer vordern Eeite, weit unten, die Harn— blafe befeftigt; den uterus jedoch konnte man nicht fo leicht aus findig machen. Als man indejfen die vagina nach Oben verfolgte, entdeefte man die Uterushöhle in der Form eines langen fehr fhmalen Ganaleg, der fi längs der bintern Oberfläche der Ge: ſchwulſt erſtreckte, über weldhe auch die Fallopifchen Röhren aus— acbreitet waren. Die Form des uterus war ganz und die Sub— ſtanz großentbeils verſchwunden; denn während die hintere Wand deffelben, die hintere Seite des langen Ganals bildend, aufeinen Zus ftand der Außerften Atrophie reducirt war, fo daß fie einer Meme bran alich, wer die vordere ausgedehnt und über die Oberflaͤche der Geſchwulſt verbreitet, welche, offenbar urfprünglich von der Subſtanz deffeiben umgeben, jest von einer fehr dünnen, jedoch mehr oder weniger deutlichen, Rage des Uteringewebes bededt war. Die Geſchwulſt batte eine unregelmäßig ovale Korm, indem fie am obern Ende breiter war; ihre Laͤnge betrug fieben Zoll, ihr Umfang in der Richtung des Dvald neungehn Zoll, n der Runde ein Zoll, unter dem obern Ende vierzehn, in berfelben Diftanz vom unteren Ende dreizehn Zoll. Die Farbe war gelb: 95 lich⸗ weiß, die Oberfläche leicht hoͤckerig oder traubenartig. Ihr Gewicht betrug, wie erwähnt, fünf Pfund. Vei'm Durchfägen zeigte fie fih fo bart wie Marmor und durchaus mafjio; jedoch hatte der Durchſchnitt das Anfehen, als wenn die Maſſe aus meh— reren einzelnen feft zufammengewachfenen Theilen gebildet würde; ein Unfehen jedoch, das von den feinen Spuren eines fibröfen Ge: webes, die man bier und da wahrnahm, herruͤhrte. Am obern Ende der großen Geſchwulſt und deutlich von diefer zu unterſchei— den waren mehrere Eleinere befeftigt, weiche in ihrem Umfange von der Größe einer Erbfe bis zu der einer Kaftanie variirten und ges nau diefelbe Structur zeigten. Profefor Daniell, welcher fo gütig war, die Analyfe der Geſchwulſt zu unternehmen, theilte mir folgende Detail über ihre 3ufammenfegung mit: Thieriſcher Stoff, mit Einfhluß des Waſſers und der AUmmoniacalfalze . 0 & s h 5 > 35 Phosphorfaurer Kalk nebft einer geringen Quantität phosphorfaurer Magnefia s E — —— Kohlenſaurer Kalk 0 . . . . B 5 Schwefelſaure, phosphorfaure und falzfaure Alkalien 4 } 100 As ich bei meinem erften Befuhe die Aufmerkfamkeit der Kranken auf diefe Geſchwulſt leitete, legte fie derfelben Erin großes Gewicht bei und bemerkte, daß diefe fchon feit langer Zeit beftan: den und Eeine Störungen verurfaht habe. Und in der That war biefes fo genau der Fall gemefen, daß einige ihrer nächiten Ver— wandten, welche während der legten 30 Jahre beftändig mit ibr zufammentebten, von dem Dafeyn derfelben nihts wußten. Eine von ihnen, welche zur Zeit des Unfalles bei ihr wohnte, Äuferte fih über diefe Dame folgendermaasen: „Sie war unermüdlid) thätig, machte weite Gaͤnge, und war bei jeder Arbeit, felbit fol: her, die langes Stehen oder eine gebuͤckte Stellung erforderte, die erfte. Bis zu den legten zehn Jahren pflegte fie auch zu reiten.‘ Als ich jedoh die Shwefter der Dame befcagte, ertbeilte fie mir folgenden Bericht: in Es war im Herbfte 1803 oder im Frühling des folgenden Jahres, daß ich, in Folge einer Aeußerung der Miß — gegen den Herrn —, daB jie etwas Fremdartiges unterhalb des Magens fühle, das in feinem Umfange einem Gänfeeie glihe, und weil ich der Anficht jenes Deren, die er mir fpäter mittheilte, daß das Ue— bel nämlic, Erebsartiger Natur fey und leicht Folgen haben koͤnn— te, welche die Angehörigen der Miß veranlafen möchten, für ihr Leben zu beten, Eeinen unbedingten Glauben fchenkte, oder vielmehr diefen nicht zu ſchenken wünfchte, die Miß — dazu bewog, den Dr. Denman, den jie oft bei mir gefehen hatte und genau Fannte, zu befuchen. Ich begleitete fie zu demfelbenz fie unter: warf ſich einer Unterfuhung, und Dr. D, vermochte jie auch, dem Heren Eroit, der im Haufe war, eine Wiederholung derfelben zu geitatten. Sie gaben ihnhierauf einige unbedeutende Verhaltungss maaßregeln und ſprachen ihr ermunternd zu; und aus diefem Um: ftande fchöpfte ich die Hoffnung, daß fie über den Zuftand eine an: dere Anficht hegten, als der Here —; jedoh nahmen fie Gelegen= heit, mir ihre Meinung dahin abzugeben, daß hier Krebs der Ge: baͤrmutter vorhanden fey, und zwar fomohlanderinnern, als an der äußern Fläche; indeffen befinde ſich derfelbe in einem pafjiven Zu: ftande, und je weniger fie daran denke oder davon fpreche, defto befjer fey es. Und von diefer Zeit an ift der Gegenftand nie wie der unter uns erwähnt worden, obgleich ich mich von dem allmäli: 96 gen Wachfen des Uebels überzeugt halten mußte. (Medico-chirur- gical 'Transactions, vol. V. Ser, II,) Miscellen Ueber den Kaffee, als Gegengift bei Bergiftung durd Morphiumbat Dr.B. Fosgate einc an fich felbft gemachte Erfahrung in dem American Journal of the medical science mitge« theilt. Um ſich bei einem fehr heftigen Anfalle von Zahnſchmerz Erleichterung zu verfhaffen, nahm Dr, Fosgate 11 Gran ſchwe— frlfaures Morphinm, weldyes erwa 75 Gran beftem Dpium gleich- kommt. In etwa einer halben Stunde trat ein Gefühl von Ver— didung und Rigidität der Muskeln des hintern Theiles des Nadens ein und verbreitete ſich allmälig auf ale Brugemuskeln der Ertres mitäten. In etwa fünf Stunden ftellte ſich heftiger Ekel ein, von Anftrengung zum Erbrechen beglvitet. Thee und faurer Obftwein fteigerten die Anftrengung zum Erbrechen fo fehr, daß der Magen Stüffigkeiten den Augenblict wieder ausmwarf, wo fie in ihn gelang— ten, und daß ein zweiter Mundvoll nicht eher verſchluckt werden Eonnte, als bis der erite ausgeworfen war. Abgefchlagenheit und Apathie mit vollem, langfamem Pulfe, pricdelnde Empfindung in der Haut traten zu den übrigen Symptomen, die immer an Deftigkeit zunahmen, noch hinzu, als Kaffee vorgefchlagen wurde, Eine Taſſevoll kalten, ftarken Kaffeeaufguß wurde genommen und etwa fünf Minuten bei fih bebalten; die quälenden Symptome wurden dadurch gemindert, der Ekel ließ zum Theil nad), und fo war «6 auch mit dem Gefühle der Muökelfteifigkeit, und die von Zeit zu Zeit wiederholte Darreihung diefes einfahen Mittels während der Naht, befeitigte alle bedenklihe Zufäle. Dr. Kosgate giebt an, daß, während er an dem heftigen Uebelfeyn litt, aber vor der Darreihung des Kaffees, er fehr entmuthigt war, eine beträchtliche Aengftlichkeit empfand und gar Feine angenehmen Empfindungen oder Zräume hatte. Aber nach dem Genuffe des Kaffees verlor fih die Heradftimmung des Gemuüths, und alle Aengftlichkeit ver— ſhwand, und es folgte jene lebendige Aufregung der Einbildungs— Eraft, welcher die Opiumeſſer fo fehr nachgeben. Dieſer Zuftand dauerte bier oder fünf Stunden, worauf gefunder Shlaf folate, und bei'm Erwachen aus diefem empfand er einige Stunden Mate tigkeit. Das Morphium war na adjtzehnftündigem Faſten genoms men worden. Bon einer periodifhen Epilepfie, diedurdh Arfes nie geheilt wurde, hat Dr. Macdonald in dem New York Journal of Medicine and Surgery einen Fall mitgetheilt. Ein Seemann, 21 Jahr alt, war epileptifchen Anfällen unterworfen gewefen, welche vegelmäßig zweimal des Zages miederkehrten und allen gewöhnlichen Brhandlungsmweifen widerftanden hatten. his nin war ebenfalls angewendet worden, der Periodicität wegen, aber ohne Erfolg. Darauf war Fowler's Arſenikaufloͤſung zu vier Tropfen, täglich dreimal, gereicht worden. Nad) drei Tagen ftelle ten die Anfälle fih etwas fpäter ein und waren auch leichter: nad) weiteren drei Zagen hatte der Menfch einen fehr heftigen Anfall, nah) welhem aber die Anfälle für eine ganze Woche ausblieben,. Das Ausziehen eines Zahnes, welches in diefer Zeit vorgenommen wurde, brachte wieder einen leichten Parorysmus herbei, dann aber hatte er neun Zage lang keinen Anfall, bis das Mittel ausgefegt wurde, wo fie zurückehrten; aber fie hörten wieder auf, als das Mittel wieder gereicht wurde. Sn DD Sg mE Basen en nern Bibliographische Neuigkeiten. An Essai on single Vision, Cambridge 1841. 8, Arcana entomologica or Illustrations of new rare and interesting exotic Insects, By J. O, Westwood. London 1841. 8. (No. 1—4.) By John Thomas Woodhouse. The principles of theory indispensable to sound observation in the Practice of Medicine: a lecture introductory to a Course on Materia medica. By William Seller. Edinburg 1841. 8. Spinal and Nervous Diseases, Rheumatism and Paralysis, or Cases and Observations illustrating an improved Treatment. By John Hey Robertson, MD, Glasgow 1841. 8. THE | Menue Wotizen ausdem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, gefanrmelt und mitgerheift von dem Dber = Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalratbe und Profeffor Froriep zu Berlin. No. 44%. (Nr. 7. des XXI. Bandes.) Januar 1842. Gedrudt im Landes -Induftrie- Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 F1.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. ern ande nd Ueber die Theorie der Sturmwinde, mit Berüd: fihtigung der Nedfield’fchen Theorie. Von Robert Hare, Profeffor der Chemie an der Univerfität von Pennfylvanien. 1) Herrn Redfield's Anfiht, dag Sturmwinde und Orkane ohne Ausnahme Wirbelwinde fenen, *) feßt mehrere unwahrfcheinliche Umftände als wahr voraus. 2) Nah ihr müßten mährend jedes Sturmes Wind: föße von ziemlich gleicher Kraft in der Nichtung der Tanz gente eines Kreifes ftattfinden, Wenn fi) 32 Echiffergleich: weit von der Are des Wirbels, fo wie voneinander befänden, fo müßte jedes den Wind aus einem andern Puncte der Windroſe mit ziemlich gleicher Kraft erhalten. Nur infofern wirde dieß Berhältniß einigermaaßen modificirt werden, als der ganze Orkan oder Wirbel auch fortruͤckt, wodurch die Gefchwindigkeit des Mindes auf der Seite des Wirbels, wo das Fortrüden des letztern mit der Nichtung des erftern zufammenfällt, be: ſchleunigt und auf der andern Seite verzögert werden müßte. Ferner läßt fich nicht mohl abfehen, mie «in und derfelbe Drt während deffeiben Dikang den Wind zweimal aus der: felben Himmelsgegend erhalten könnte; vielmehr müßte ders felbe jeden Ort nacheinander ziemlich aus allen Himmelsge— genden treffen. 3) Herr Nedfield führt an, daß er in den Wir— Eungen des Neubraunfhmeigfchen Orkans Beweife von der wirbelnden Bewegung gefunden habe; allein aus Bache's und Espy's Unterfuhung der betroffenen Gegend ſcheint fi) mir zu ergeben, daß die Thatfachen gegen die Bewer gung im Kreiſe fprechen, und daß die Erfchrinungen, welche dafür zeugen, nur zufällige Ausnahmen feyen und recht wohl daher rühren £önnen, daß die Windftöge nad der Are des Orkanes zu wehten. 4) Herr Redfield ift der Meinung, daß die Stroͤ— mung des Windes nach dem Arquator zu fi nicht durd) die Ausdehnung der Luft duch die Wärme erklären laſſe, *) Vergl. Nr, 399 und 400 der Neuen Notizen, N0. 1547, Ba und behauptet, daß dur die centrifugale Thaͤtigkeit, welche die Drehung der Erde veranlaft, ſtets neue Luft aus den höhern Breiten nah den Aequator gezogen werde und den binter dem Winde entftehenden leeren Naum wieder ausfülle, 5) Der Sinn diefer Stelle feheint mir zu feyn, daß bie durch die Drehung der Erde um ihre Are erzeugte cen— trifugale Bewegung der Luft am Aequator die Wirkung der Schwerkraft auf diefe Luft vermindert, weßhalb fie in die Höhe fteigt und denjenigen Portionen der Atmofphäre Platz macht, welche ſich Über den Stellen Der Erde befinden, wo die Breitegrade Eleinere Kreife darſtellen, und wo die centri- fugale Bewegung folglih geringer if. Menn man nun auch zugiebt, daß auf diefe MWeife ein Zuftrömen von Luft bewirkt werben Eönne, fo ſcheint das Endrefultat deffelben doch nur darin beftehen zu Eönnen, daß über dem Aequator eine hoͤhere Luftfäule fich aufthuͤrmt, als Über den andern Theiten der Erdoberfläche, weil dort bei verminderter Schwere der Luft durch die Gentrifugalkraft, das Gleichgewicht der Säulen durch größere Menge oder Höhe der Luft hergeſtellt werden muß. Wenn wir dagegen das Aufſteigen der Luft über dem Acquator der Erhitzung derfelben zufchreiben, fo erklärt fidy der Fortgang des Girculationsproceffes auf die natürlichfte Weiſe. 6) Inſofern Here Nedfield das Vorherrſchen der Meflwinde in den oben Negionen der Atmofphäre der Ab: biegung der Paffatwinde dur unfere Gebirge zufchreibt, ſtimmt deffen Erklärung mit Halley's Theorie überein. Hat man nicht billigerweife anzunehmen, daf, wie dag durch diefe Winde in dem Mericanifhen Meerbufen zufammenge- drängte Waſſer den fogenannten Golfſtrom erzeugt, cbenfo: wohl eine Anhäufung und Strömung der Luft durd die: felbe Urfache entftehe? 7) Herr Nedfield, der nicht einfieht, daß die Er: fbeinungen der Paffatwinde nicht ohne die Wirkung der Waͤrme erkiärt werden Eönnen, verwirft diefe Wirkung in nachftehender Stelle, - / 99 8) Es fiheint mir, als ob fich das große Gefeg ber Gireufation der Atmofphäre mit der größten Beſtimmtheit aus den Urſachen der großen Sturmwinde ergebe, und als 06 die lange beliebte, auf die Verdünnung der Luft durch Erwärmung fih gruͤndende Theorie einer natürlihern Erklaͤ— rungsweife Plag machen müßte, nach welcher die Urfachen aller Winde und Stürme ſich auf die einfachen Gefege der Schwerkraft zurückführen laſſen. 9) Nach dieſer und andern Stellen möchte es fcheis nen, ald ob Here Medfield außer der Schwerkraft durch— aus Eeine Urfache von Strömungen in der Luft ftatuire, Menn aber die Wirme und Electricitaͤt nicht gegen die Schwerkraft reagirten, fo koͤnnte diefe doc wohl nichts weis ter, als einen ruhenden Zuitand der Luft herbeiführen. 10) Merkwürdigerweife ſchreibt Herr Redfield die Paſſatwinde erft deren, im Gegenfaße zu der Schwerkraft erlangten Moment zu und uͤberſieht dieß ſpaͤter ganz, wo er die Urſachen der Strömungen in der Atmoſphaͤre zuſam— menfaßt. 11) Wenn, nach Heren Redfield's Behauptung, die geringe Höhe der Atmofphäre, in Vergleih mit deren feitlis cher Ausdehnung, dagegen fpriht, daß durch die Verduͤn⸗ nung der Luft mittelſt Erwaͤrmung irgend erhebliche Stroͤ⸗ mungen veranlaßt werden koͤnnen, ſo laͤßt ſich gewiß derſelbe Umſtand ebenſowohl gegen das Moment oder irgend eine andere Urſache geltend machen, welche den Einfluß ſeines Lieblingsagens, der Schwerkraft, hemmen oder ihm entge— genwirken foll. 12) Nachdem Here Nedfield als ausgemaht ange: nommen hat, daß fich die Luft in Drfanen jtets im Kreife bes wege, betrachtet er eben diefe Kreisbewegung als eine der Urfahen diefer fuchtbaren Naturerfheinung. Inwiefern er über diefen Gegenftand Logifh oder confequent urtheilt, wird man aus nachftehender Stelle erſehen koͤnnen, die fich in einem feiner Artikel (Silliman’s Journal, 1834, Vol. XXV. pag. 125) findet: 13) „Zcoß dieſer allgemeinen und nad) einer feiten Richtung ftattfindenden horizontalen Bewegungen, wirkt die, duch die Schwerkraft veranlafte, gleihförmige Vertheilung der Luft Uber die Erdoberflüche auf Verhinderung aller fehr fhnellen oder ftoßweifen Bewegung nad) irgend einer bee ffimmten NRihtung und folglich heftiger oder verheerender Winde hin. Allein weit alle Slüfjigkeiten, wenn ungleiche und einander widerfirebende Kräfte auf diefelben einwirken, eine Neigung zu wirbeln haben, fo entiteht zu: weilen eine drehende Bewegung von maaßlofer Heftigkeit. Diefe eigenthümliche Bewegung, welche in ihrer aͤuzerſten Heftigkeit einen Ockan bildet, kann in Anfehung der Rich— tung, der Gefhrwindigkeit und der Ausdehnung die größten Berfchiedenheiten durbieten und ift die einzige befinnte Ur— fache von heftigen und verheerenden Winden oder Stürmen.” 14) Diefer Stelle zufolge, ift die Schwerkeaft nicht, wie früher behauptet worden, die Haupturfahe der Winde und Stürme, fondern wirkt fie vielmehr, wie ih annehme, auf die gleihformige Vertheilung der AUtmofphäre über der Erdoberfläche hin. 100 15) Wonn aber weder die Schwerkraft, noch die duch Erwärmung zu Wege gebrachte Ausdehnung, nod) die Elec— tricitaͤt, die Urfachen der Winde find, fo möchten wir doch die eigentlichen Urfachen derfelben Eennen. 10) Herr Red field meint, Fluͤſſigkeiten hätten eine Nei gung, in wirbelnde Bewegung zu gerathen, wenn ungleiche und einander widerſtrebende Kräfte auf dieſelben einwirken, und auf diefe Weiſe entjtehe zuweilen cine Kreis— bewegung von maaßlofer Heftigkeit. 17) Wäre dieß wahr, fo müßten offenbar Strudel im Ocean ebenfo häufig vorfommen, als dieß, Herrn Red— field’8 Anſicht nach, in der Luft der Fall ift. Der durch die Paffatwinde erzeugte Golfſtrom müßte im Meere eben: fo viel Strudel erzeugen, als die aus derjelben Duelle ffammenden Strömungen in der Luft es in diefer thun, zu: mal da im Deceane die allgemeinen Gefege der Schwerkraft weit ungeftörter wirken Eönnen, meil die Temperaturwechſel geringer find, denen bei nicht elaftifhen (tropfbaren) Flüffige £eiten felbft Diejenigen wenig Wirkſamkeit zufchreiben wer— den, welche diefen Wechfeln in Betreff der Erzeugung von Winden eine Hauptrolle zuerfennen. 18) Im Dkceane findet man wenig Wirbel oder Strus del, weil nur in feltenen Fällen niederwärtsgerichtete Strö- mungen vorhanden find, nach welhen das umgebende Wafs fer hingezogen wird. Senkrecht aufwärtsgehende Strös mungen Eönnen aber durch Eeine denkbare Urfache erzeugt werden *). 19, Der Conflict „ungleiher oder einander widerſtre— bender Kräfte” kann nur dann eine Ereisformige Bewegung veranlaffen, wenn eine Aufeinanderfolge von Richtungsver— anderungen ſtattfindet, wie fie fih aus dem Zufammenwir: Een der Gentrifugalz und Centripetalkraft in Betreff eines Wurfgeſchoſſes ıc. ergiebt. Iſt dagegen von zwei einander völlig entgegengefeßten Kräften die eine geringer, ald die ans dere, fo entfteht eine Verzögerung der Bewegung, und der Ueberfchuß des Moments erzeugt feitliche Strömungen. Tref— fen Strömungen fihief aufeinander, fo muß eine Strömung in der Richtung der Diagonale des Parallelogramms der Kräfte entftehen. Sch bezweifle, daß fich je ein Strudel ohne eine Gentripetalfraft bildet , die durch einen leeren Raum (in weldhen das Waſſer hinunterftürzt) hervorgerus fen wird, 20) Der Verfaſſer ſagt uns aber nicht, wie dieſe uns gleichen oder einander widerſtrebenden Krüfte in der Atmo— fphäre erzeugt werden, Ohne irgend eine beftimmte Urfache nahzumeifen, beruft er ſich auf gewiffe entgegengefegte und ungleiche Kräfte, durch weiche eine drehente Bewegung von maaßlofer Heftigkeit erzeugt wurde; und diefe eben noch als eine Wirkung betrachtete drehende Bewegung wird her— nach für „die einzige bekannte Urfache heftiger und vers heerender Winde und Stürme‘ erklärt **). *) Außer etwa durch heftig hervorfprudelnde Quellen auf dem Seegrunde bei geringer Tiefe. D. Ueberſ. *) Dieß iſt an ſich nicht fo unlogiſch, als Profeſſor Hare es darſtellen will; denn jede Wirkung wird zur Urſache ande 101 21) Sn mehrern in ben Transactions of the Anıe- rican Philosophical Society und fpäter in Sälliman’s Journal abgediudten Artikeln über die Urfacdyen der Orkane und Wafferhofen waren verfchisdene Thatſachen und Gründe mitgerheilt, welche bemeifen ſollten, daß die unmittelbare Ur: face diefer Naturerſcheinungen in einer aufwärts gerichteten Luftftrömung liege, welche ringsumber ein Zuſtrömen der Luft zur Ausfüllung des fich bildenden Vacuums veranlaffe, 22) In diefer Beziehung flimmt meine Anficdyt von der Natur des Phänomens durchaus mit der von Bache und Espy überemn, während wir rücfichtlich der Urfache der Vers minderung des atmofphärifhen Druds innerhalb des Be: reichs des Orkans, durch welche VBerni.nderung eben tie auf: waͤrts gerichtete Stroͤmung entſteht, verſchiedener Meinung ſeyn duͤrften. 25) Ich ſtellte mehrere, auf die geſchickte topographis [he Unterfuhung jener beiden Herren ſich grümdende Um: finde auf, weldye bewiefen, daß die Wirkungen in manden Puncten mit der Annahme, daß ein Wırbelwind ſtatt— gefunden habe, unvereinbar feyen, fowie ich aud eines Um— ftandes gedachte, der ſich ohne die Annahme einer kreiſen— den Bewegung nicht erfiären lajje. So gelangte id) zu dem Schluſſe, daß die Kreisbewegung ein zufällig binzutretendeg, fein wefentliches Element der fraglihen Meteore fey. 24) Es ſchien vernunftgemäß, anzunehmen, daß der Zu: ſammenſtoß verſchiedener, nad) einer fi fortbemegenden Are gerichteter Luftfiröme eine wirbelnde Bewegung erzeugen koͤnne. Die ſechs Fuß hohe obere Portion eines Schornſteins von Badfleinren war auf der untern fo gedreht worden, daß die Eden der beiden Portionen über deren Seiten hervorragten, und dieß Eonnte nur durdy eine drehende Kraft bewirkt mwo:= den ſeyn. Später fiel mir jedod) bei, daß diefe Wirkung wohl eher einem localen, al8 einem allgemeinen Wirbelwinde zugefchrieben werden müffe, indem im letztern Falle der Schorn— flein nicht in der befchriebenen Weife hätte gedreht werden £önnen, wenn er ſich nicht genau in der Mitte des ganzen Mirbelwindes befundın hätte. Daß diefes aber der Fall ges wefen ſey, ſchien mir durchaus unglaubhaft ; denn wenn ber Schornſtein ſich in der Mitte des Wirbelwindes befunden hätte, fo würde er, da die Are des Orkans mit einer Ge: ſchwindigkeit von 17 engl. Meilen auf die Stunde in hori— zontaler Nichtung fortrücdte, nothwendig, während er fich drehte, herabgefchleudert worden feyn. Denn die Bewegung des Orkans wäre eine zufammengefeßte, eine drehende und eine geradlinige zugleich geweſen; jene hätte den obern Theil des Schornfteing gewendet, diefe fortgeführt. Ich wies auf diefen, fowie auf andere Umftände hin, um zu beweifen, daß fid) in den Orkanen locale Wirbel befinden, durd) wel: che in’sbefondere ſolche Körper betroffen werden, welche elec— trifche Entladungen begünftigen. Cine Thatſache, welche Herr Nedfield zugiebt, wurde von Herin Bache und rer Wirkungen, Aber um Redfield's Erklärung der Ur: fache der drohenden Bewegung der Luft ſcheint es aller dings fehr ſchlimm zu ftehen, da der Ausdruck „gewiſſe ent— gegengefegte und ungleiche Kräfte’ über die Natur diefer Kräfte uns fehr wenig lehrt. D. U.berf. 102 Espy, fo wie von mir, als unvereinbar mit der Anficht, betrachtet, daß eine allgemeine wirbelnde Bewegung ein we: fentliches Element der Orkane fey. Sch fpiele bier auf den Umftand an, daß, wenn mehrere Bäume übereinander ge: ſtuͤrzt waren, der Gipfel des eberſten in der Richtung lag, nad) welcher fi) das Meteor bewegt hatte, mährend die Richtung der unterften bewies, daß fie durch eine nad) ber entgegengefesten Seite eingewirft habende Kraft niederge: ſtreckt worden waren. 25) Herr Redfield hat ſich durchaus nicht bemüht, zu erklaͤren, wie die Baͤume in der eben beſchriebenen Weiſe haben uͤbereinandergeſchichtet werden koͤnnen, ſondern giebt vielmehr zu, daß ein Wirbelwind an feinen entgegengeſctzten andern aus entgegengefegten Richtungen wehen würde, Da dich auch völlig Elar ift, fo kann ich nicht begreifen, wie die, den entgegengefegten Seiten des MWirbelwindes angebörenden, nah entgegengefegten Richtungen wirkenden Kräfte nacheinander fo auf diefelbe Kocalität einwirken Eön: nen, daß dort Bäume in diametriſch entgegengefeßten Rich— tungen niedergeworfen werden, 26) Die Herren Bahe und Espy haben nod einen Umftand gegen tas Vorhandenſeyn einer allgemeinen wirbeln: ten Bewegung geltend gemadht. Einer der vier Pfoften, auf welchen ein Schoppen tuhte, ward erſt, während der Orkan auf das Gebäude zuruͤckte, nah dem Orkane zu: dann, als der Orkan weiter rücte, nach einer andern Seite geftogen, fo daß er zwei Vertiefungen in dem Boden be: wirkte. In der Bwifchenzeit war der Schoppen durch ein größeres Gebäude gefchügt gewefen. Nun ift mir ganz un: begreiflib, wie die vorübergehend in der Richtung der ver: fbiedenen Tangenten wirkenden Kräfte eines Wirbelwindes, welche an deffen entgegengefegten Nändern von enfgegenge: feßten Puncten des Horizonts ſtoßen, den fraglichen Pfoften hätten bewegen fönnen, daß er zwei, auf zwei nacheinander fo erfolgte Stöße deutende Vertiefungen betvorbrachte , die eine rechtwinkelige Richtung zu einander hatten. Herr Nedfield giebt zu, daß Alle, welche ſich mit der Unterfuhung diefer Naturerſcheinung befaßt haben, daruͤber einig feyen, daß die niedergeworfenen Gegenftände bald nach diefer, bald nad) je: ner Richtung gefallen find. Zugegeben nun, er babe in: mitten diefer Verwirrung nachweiſen Eönnen, daß die Rich: tungen, in weldyen manche der Bäume lagen, mit der An: fibt, daß legtere durd einen Wirbelwind niedergewor— fon worden, vereinbar feyen, fo ift dadurdy doch noch nicht bewiefen, daß die mwirbelnde Bewegung ein mwefentliches Ele: ment der Drfane fey. Eine folhe Bewegung läßt fih eben: ſowohl als die zufällig eintretende Folge des Zuſtroͤmens ber Luft von allen Seiten nah der Are eines Drkans erklären, in deffen Mitte eine aufwaͤrtsgehende Strömung und folg- lich ein Saugen ftattfindet. 27) Herr Nedfield fpriht von den unüberfteiglichen Schwierigkeiten, welche die von ihm befämpfte Hypotheſe darbiete. Die Vertheidiger derfelben fehen aber nirgends ſolche Schwierigkeiten, und finden es durchaus nicht recht, daß er davon redet, ohne diefelben näher zu bezeichnen und die Gründe anzugeben, weßhalb feine Bedenken unwiderleglich 7 103 ſeyen. Ohne hier die Zeugniſſe und bie Kolgerungen zu tie: derholen, welche ich über den Gegenftand bereits befannt ge— macht babe, will ich nur einen Umftand anführen, der mit Herrn Redfield's Notationstheorie durchaus unvereinbar iſt, naͤmlich die durch die Ausſage eines durchaus zuverlaͤſſi— gen Augenzeugen beglaubigte Thatſache, daß, waͤhrend der Orkan von Providence uͤber den Fluß fuhr, das Waſſer, welches in einem etwa 500 Fuß im Durchmeſſer haltenden Kreife hoch aufkochte, bei jedem Blitze ſich niederfegte und beruhigte, Angenommen nun, das Steigen des Waffers habe in Folge der durch die Gentrifugalfraft eines Wirbels windes ftattfindenden Verminderung des Drudes ftattgefuns den, wie hätte eine electrifche Entladung deſſen Sinken vers anlaffen koͤnnen? 23) Sch glaube bereits hinlanglich dargethan zu haben, daß die mißlungene Erkiärung, welche Here Nedfield feine „Theorie der rotirenden Stürme‘ zu nennen beliebt, eigent: ih darauf hinausläuft: daß gewiffe eingebildete, nicht näher qualificiete, ungleiche und einander widerffrebende Krüfte eine Ereisförmige Bewegung der atmofpharifhen Luft bewirken folen; und daß Ddiefe rotirenden Bewegungen durch ihre Gentrifugalkraft um die Are der Bewegung eine Vermindes tung des Drudes und dadurch die aufmärtsgerichtete Kraft der Orkane veranlaffen. Ich Eann aber dieſer fogenann: 104 ten Theorie nicht bie geringſte Wichtigkeit zuerfennen, da die Natur der ungleihen und einander entgegenwirfenden Kräfte, auf denen fie beruht, durchaus nicht erklärlic er: fheint, indem der Verfaffer den Einfluß der Electricität umd Wärme nicht fintuirt, (Schluß folgt.) Miscellen. Ueber die angeblihe Brütwärme der Schlangen (vergl. Valenciennes Angaben in den N. Notizen ꝛc. Nr. 397. [8d. XIX.] ©. 8) hat jest Dr. Dumeril eine Reihe directer Verſu— che angeftellt, aus weldyen hervorgeht, daß die Eier des Python zuerft die fie überhaupt umgebende Eünftlihe Wärme erhalten haben, zweis tens, daß jedes Ei ein klein Wenig Wärme in ſich entwickelt hat, und drittens, daß die Mutter und ihre Eier paffiv und gleichförmig mit der Zemperatur in’s Gleichgewicht gefegt wurden, daß aber der Py- thon nit mehr thierifche Wärme, hat entwickeln fünnen, als die Reptilien überhaupt. Eine am 31. Januar der Academie der Wif- fenfchaften zu Paris darüber verlefene Abhandlung befagt das Nähere. Sn Beziehung aufdie Blutegel hat Herr Dr, Runge mann zu Berlin die Bemerkung gemacht, daß die Zahnreihen des Ungarifchen Blutegels ungleich größer find, als die des Deutfchen, aud) die Zähne länger und fpiger find, daher deffen Schnitt eine tiefere Wunde, fo wie aud bei feinem ftärkern Muskelbau eine vermehrte Blutung veranlajfe und zu bedeutenderer Nachbfutung Gelegenheit gebe. ei Lkunde. Gangraͤn des uterus und der Scheide. Bon Eruvdeilhier. Eine Frau von 40 Sahren wurde in den erften Tagen des Mai 1840 in die Charite gebracht, mit heftigem Erbre— hen, eisfalten Ertremitäten, Pulsloſigkeit, Veränderung der Züge; fie ſtarb am folgenden Morgen. Die über die Kran: ke gemachten Mittbeilungen ließen eine Erebshafte Degene— ration des uterus, die Erfcheinungen dagegen Gangraͤn dies ſes Drganes vermutben. Bei der Leihenöffnung fand ſich vom uterus nur noch der Körper; der Spalt dieſes Drganed war vollfommen durch Gangraͤn zerſtoͤrt, ebenfo der obere Theil der hintern Wand der Scheide, wodurch ein brandiger Abſceß unter oder vielleicht in dem Peritondum, aber durch Adhärenzen begrangt, entftanden war. Dieſer Abſceß liegt an der vordern Fläche des Maſtdarms, welcher indeß an der Deforganifation nicht Xheil genommen hat. Die tuba und dag ovarium find nach vorn zwifchen Blafe und uterus eingedrängt, mit den Umgebungen genau verwache fen und tragen dazu bei, den brandigen Abfceß nach oben zu begränzen. Die gangränöfe Zerftörung des Uterushalfes und des obern Theiles der vordern Scheidenhaut hat fich auf den untern Theil der Harnblafe fortgepflanzt, und eine große Deffnung zwifhen Scheide und Blafe hergeftellt. Die innere Flaͤche der Blaſe ift ſchwarz und faltig; die ſchwarze Farbe hangt nicht bloß von der Gangrän ab, fondern fist in dem Gewebe der Schleimhaut felbft, während diefe noch von einer zarten Pfeudomembran bededt if. Der rechte Harnleiter ift weiter, als gewöhnlich und hat außerordentlich verdidte Winde. Die Schleimhaut in dem Harnleiter ift der ganzen Laͤnge nach gefaltet, bildet aber außerdem noch zwei auffallende Querfalten. Die rechte Niere ift mit einer fehr dichten Fertfhicht umgeben, die mit der fibröfen Capſel innig zufammenhängt, was von der fibröfen Umwandlung der Lamellen herrührt, welche durch diefes Fettgewebe durchgehen. Schon aus die fer Feftigkeit des Fettgewebes laßt fich fohließen, daß die Niere von einer chronifchen Entzündung befallen war, und in der That fand fich auch die fibröfe Haut der Niere mit der Rindenſubſtanz fo innig vereinigt, daß bei dem vorfiche tigften Abpräpariren dennoch hie und da einige oberflächlis che Laͤppchen des Nierengemwebes mit abgingen. Die auf diefe Weiſe präparirte Niere zeigt gelblihweiße Hoͤcker, welche aus einem fehr dichten, gelblihen und flreifigen Gewebe bes jtehen. An der Durcfchnittsfläche der Niere fieht man deute lich die Art, wie dag Gewebe diefes Ocganes mit gelblicher Subftanz infilteirt wurde, Man fieht, daß fich die Veraͤn— derung fowohl auf die Röhrenfubftanz als auf die Rindene fubftang verbreitet, und daß mehrere der Papillen zerftört find; im Grunde mehrerer Nierenkelche bemerkt man die geftreifte, 105 gelblichweiße Sıfkftanz, von der bereits gefprochen worden ift. Die Nebenniere ift ſehr auffallend entwidelt und bes fieht aus einer auf ſich ſelbſt zufanmengefalteten Membran. Es bieten fih bier fowohl in Nüdfiht auf die Krank: heit der Niere, und Harnwege, als in Ruͤckſicht auf die Erankhafıe Veränderung des uterus und der Scheide mehres re Betrachtungen bar. 1) Die Niere, der Harnleiter und die Blaſe waren von einer chroniſchen Entziindung befallen. Dies zeigt ſich in der Blafe durch die fchiefergraue Farbe, im Harnleiter, durch die Verdickung der Wände und in der Niere durc) die Eiterinfiltration. Die fhiefergraue Färbung der Schleimhäute, fo wie der feröfen Häute ift das unfehlbarfte Zeichen einer chroniſchen Entzündung, die ſich auf diefe Membran und ihre Umgebung beichränft. Sie ift das Reſultat einer Ver: bindung der fürbenden Beltandtheile des Blutes mit dem Gewebe. Bisweilen trifft fie mit einer noch beftehenden Ent— zuͤndung zufammen, bisweilen beweif’t fie nur, daß früher ein entzuͤndlicher Proceß vorhanden vor, welcher Feine andere Spur zuruͤckgelaſſen hat und fehr wohl mit Integrität aller Bunctionen vereinbar ift. Der Zuftand der Niere fcheint mir beachtensmwerth; ich babe Gelegenheit gehabt, mehrmals und in verſchiedenen Or— ganen diefe gelbliche, jaspisartig geftreifte, Induration zu beobachten, ohne im Stande zu feyn, mir die Bedeutung berfelben zu erklären. Im vorliegenden Falle fhien es mir nun flar, daß diefe Veränderung nicht als fpecififche Ent» artung oder als Tuberkelaffection, fondern als eine eigens thuͤmliche Heilung vielfacher Nierenabfceffe zu betrachten fen. Der flüffige Beſtandtheil des Eiters iſt reforbirt. Feſte Ruͤck— fände und die gelblich färbende Subſtanz haben fich mit dem fibröfen Zellgewebe verbunden, und daher kommt die gelbliche Induration. Hier haben wir nun einen Fall von Heilung zahlreicher Tierenabfceffe, und es ift dies nicht das erfte Mat, daß ich Gelegenheit gehabt habe, gewiffe Gemwebsveränderungen, die man auf den erften Blick für fpecififhe Entartungen. halten könnte, nur ald Product der Wiederherftellung zu bezeichnen. So habe ih an einer andern Stelfe gezeigt, daß häufig Anos ten in den Lungen vorfommen, welche nicht fowohl desor— ganifirte Knoten, als vielmehr geheilte Tuberkeln find. Die Unterfudyung der Lungen von Greifen zeigt häufig Tuber— felnarben von glänzend fchwarzer oder grauer Farbe, bald In Eleinen Körnern, bald in unregelmäßigen Maffen, bald von phosphorfaurem Kalt durchdrungen,, welcher in einzels nen Körnern darin abgelagert ift; dieſe Tuberkelnarben fin— den fich übrigens in ganz vollfommen gefunden Rungenges weben. Was die Gangrän des uterus betrifft, fo habe ich fhon Gelegenheit gehabt, davon, als von einem häufigen Ausgange des Krebfes diefes Organe, zu ſprechen. Die Gans grän zerftört bald allmälig und fihichrweife die von dem Krebfe befallenen Theile, bald ergreift fih em masse auf einmal alles Degenerirte, fo daß kaum eine Spur der ur: fprünglichen Veränderung zuruͤckbleibt. In vielen Sillen ers kennt man nur an einigen der Gangrän entgangenen Res 106 ſten der krebsartigen Entartung oder an einigen carcinoma= töfen Lymphdruͤſen im Becken oder in der Kendengegend den wahren Character der Krankheit. Uebrigens kann die eine und die andere Urt der Endigung durch Gangrän am Kran: £enbette erkannt werden. Bei der fchichtmweifen Gangrän fin: det ſich beftiges Fieber, uͤbelriechender jauciger Ausflug, und bei der Unterfuhung mit dem speculum Subftanz- verfuft mit grauſchwaͤrzlichen Fetzen; bei der Gangrän en masse zeigen ſich plötzlich die bedenklichſten Symptome in einem Zuſtande, weldıer nody ein längeres Leben zu verfpres hen ſchien; die Kälte der Extremitäten, die Veränderung der Gefihtszüge zeigen hinreichend den bevorftehenden Aus— gang an. Diefe Gangrän des uterus in Folge feirrhöfer Degeneration ift nicht auffallender, als die Gangrän der Bruftdrüfe oder des Magens, wenn diefelben von Krebs bes fallen warn Man Eann felbft die Anſicht aufftellen, daß, wenn dieſer Ausgang in einer frühern Zeit flattfand und alle degenerirten heile betraf, febr wohl eine wenigſtens temporäre Heilung zu Stande fommen fönne, wie man «8 bisweilen bei'm Bruftfrebfe becbachtet hat. Es giebt eine Gangrän des uterus nah Entbindun- gen, welche gewiffermaßen das Organ mitten in feiner Wie- derherftellung nad) den bedeutenden Veränderungen ber Schwangerfhaft und Entbindung unterbrechen, oder uͤberra— fben. Diefe Gangrän habe ich mehrmals in der Mater- nite gefehen; es zeigt ſich alsdann ein fchwarzer fchleimiger, feft anhängender Schorf, welcher die innere Flähe des ute- rus einnimmt, und zwar auf Koften der innern Schichten diefe8 Drganed. Giebt e8 außer der Schwangerichaft eine Gangrän, melde von vorausgehender Degeneration unab— bängig iſt? Und iſt der erwähnte Fall wohl als ſolche felbft: ſtaͤndige Gangrän zu betrachten? Sch wage nicht, mid) hier: über auszu’prechen, da Nachrichten Uber den vorausgeganges nen Zuftand fehlen. Wenn einestheils die Spuren chroni— fher Entzündung der linken Niere, des Harnleiters und der Blaſe für eine vorangegangene Krankheit jprechen, womit fid) diefe Entzündung nur complicirt habe, fo frricht auf der andern Seite der volltommene Mangel einer Erebshaften Degeneration an den Gränzen der Gangraͤn zu Gunften der Annahme einer primären Gangrän. Die folgende Beobahtung liefert ein Beifpiel von Sangrän durch Erofion der Scheide in Folge einer Erebsars tigen Induration des Zellgewebes des Beckens. Der Fall ift merkwürdig, weil er während des Lebens verfannt und zuerſt für eine neuralgia ischiadica und hierauf für eine phlegmaeia alba dolens genommen worden ift. Eine Näberin, Dubois, 36 Jahr alt, big dahin von einer guten Gefundheit erfreut, wurde in den erſten Tagen des Septembers 1840 wegen eines ifchiadifhen Schmerzes der linfen Seite in die Charite aufgenommen. Die Kranke bezeichnete genau den Verlauf des n. ischiadieus von ber Austrittsftelle big in die Mitte des Schenkel. Sie er— zählt, daß diefe Schmerzen, welde feit zwei Monaten uns gefähr beftanden, durch das Gehen hervorgerufen oder geiteis gert würden, fo daß fie bisweilen feinen Schritt thun Eonnte und mehrmals fogar genöthigt war, plöglih mit einem x 107 S hrei ftill zu ſtehen, ſich auf den Boden zu legen (felbft in den Shmıß der Straße) und abzuwarten, bis der Shmerzanfall vorüber war. Ih diagnofticirte eine neuralgia ischiadica. Es wurde fein Symptom einer Störung der Menſtruation oder der Verdauung angegeben; der allgemeine Zuſtand ichien vor— treffiih, und duch Bintegel längs des Verlaufs des Schmerz zes, duch trodene und blutige Shröpfiözfe, durch Einrei— bungen mit Opodeldoc und endlih durch Schwefelbaͤder bef: ferte fi) der Zutand fo, daß die Kranke im Begriff war, das Spital zu verlaffen. Eines Morgens jedoch ſprach die Kranke bei der Vifite von einer Contuſion, welche fie am li sEen UnterfchenEet erlitten babe, und zeigte eine kleine blaͤu— liche Beule. Mehrere fehr ahnlihe Blutbeulen zeigten ſich indeß in der Umgebung der erften; neue entftanden allmd: li an beiden untern Ertremitäten: man zählte deren big zu 50. Ih erkannte darin eine Wekung der Polebitis (phle- bitis haemorrhagica) ; c8 waren Eleine apoplectifche Blut: Ablagerungen in und unter der Haut, deren Loͤſung bald zu Stande kam. Wis war die Urfache diefer Phlebitis? Ich war nicht im Stande, mit meiner Diagnofe bis zur wah— ten Urſache durchzudringen Am 30. October zeigte ſich ein ſchmerzhaftes Oedem der linken untern Gliedmuaße; dieſes Oedem iſt nur in der Leiſtengegend und im Verlaufe der Vene ſchmerzhaft, und ich ſchloß auf eine in der regio inguinalis beſchraͤnkte Phle— bitis. Was war aber die Urſache derſelben? Ih wage kaum, zu geſtehen, daß ich nicht daran dachte, den Zuſtand des uterus zu unterſuchen. Mit diefem ſchmerzhaften Dedem, welches ich für fpon= tan hielt, verband ſich eine Gangraͤn des Zahnfleifhes und der Wangen. Das Zahnfleifh der untern Schneidezähne murde durch einen dem Hospitalbrand aͤhnlichen Proceß zer— ftört, und mehrere brandige Stellen, wie fie bisweilen nad) Calomel-Gebrauch vorkommen, zeigten fih an der innern Sache der Wangen, Seit dem Einteitte des Dedems und der Gangraͤn bes Zahnfleifhes hatte fih auch der allgemeine Zuftand ver: fhlimmert; das Gefiht mar gelb geworden, dabei Fieber, Appetitloſi hkeit, Shlaflofigkeit. Die angewendeten Mittel beftanden in Blutegeln, Gurgelwaffern aus China, Opiaten, um etwas Schlaf zu verfhaffen, und vegetabilifchen Saͤu— ten. Die Kranke ftarb fhon in der dritten Woche nah Er— fheinung des fchmer;haften Dedems und der Gangrän des Zahnfleifches. Leihenöffnung. Die vena iliaca externa und die v. eruralis waren der ausfhließlihe Sitz der Phlebi- tis, deren Mittelpunct fich gerade in der Leiftengegend bes fand. An diefer Stelle war die Vene etwa zwei Boll weit vollkommen feft; ein perpendiculärer Durchſchnitt zeigte eine dichte, weißliche Flaͤche. Der verftopfende Blutpfropf, mel: her fehr feft anhing, endigte fih auf einmal an beiden En= den in einen ftumpfen Kegel und beftand aus uͤbereinander— liegenden und leicht zu trennenden Blättchen, welhe nad) beiden Seiten hin die Form einer Hippe (cornet d’ou- 108 'blies) darftelften. Diefe Anordnung der Enden be coa- gulum erklärt, warum bei eitriger Phlebitis der Eiter ims mer oder faſt immer von dem circulirenden Blute durch eine Art von Balg ausgefhloffen ift, welcher eine bisweilen ſehr zarte, dichte und farblofe Schidht des coagulum dar- ſtellt Zwei Zoll unter dieſem coagulum fand ſich ein zwei— ter feſter Pfropf von 3 oder 4 Linien Länge, welchem ein dritter, gang friiher Blutpfropf folgte, Nur durdy eine umfchriebene Phlebitis läßt fih die Bildung dieſes Eleinen, iſolirten Blutpfropfes erklären; zwifchen beiden war die Des ne von friſch coagulirtem, adbärirendem Blute ausgefüllt. Die v. cava inferior und die Stämme der vv. iliacae waren durchaus normal Sch mollte nun die v. hypogastrica unterfuchen; wie groß war aber mein Er: ftaunen, als ich ſah, daß die linke Hälfte des Beckens von einer indurirten Maffe ausgefüllt war, melche feine Zerglie: derung weiter geſtattete. Die symphysis wurde durch zwei feitlihe Schnitte abgetrennt und mit ihr der ganze Suhalt des Beckens, weldyer forgfaltig ausgefchält wurde, entfernt. Das Bedenzellgewebe auf der linken Seite war fo ftar& verhä-tet, daß es nicht möglich war, durch Zerglies derung die Aefte des plexus sacralis und die vasa hy- pogastrica zu ifoliren. Réctum, Scheide und ein Xheil des uterus waren dutch diefe indurirte Maſſe eingefchloffen ; die genannten Organe wurden vertical durchfchnitten, und ich habe dabei gefehen, daß diefelben der Degeneration fremd geblieben waren; die beiden Lippen des Muttermundes was ten livid, von einer grauen Pfeudomembran bedeckt, Übrigens aber ohne Degeneration. Indeß fchien mir das untere hin— tere Theil des Gebärmutterbalfes dicht und weißer, als die benadhbarten Theile, und es fcheint, daß das Gewebe im Begriff war, diefeibe Enorpelige Verhärtung zu erleiden, welche ſich im Bedenzellgewebe vorfand. Die Veränderung betraf vorzugemeife den obern Theil der Scheide, welche eine fehe beträchtliche Erofion mit gangränöfen Flecken zeigte, eine Eroſion, welhe genau dem Zuftande des Zahnfleifches entfprah. Ih bin überzeugt, daß bereits die ganze Dide der Scheide zerftört war, und daß der Grund des Geſchwuͤ— tes bereitd das indurirte Zellgewebe erreicht hatte. Was die Induration betraf, fo zeigte fie die Nefiftenz eines Knorpels und entbielt durchaus Feine Art von Flüfiigkeit. Die Lymphdruͤſen hinter dem Gruralbogen und die Lumbaldrüfen waren angefchmwollen, vöthlih und mürbe; eine Spur von Kreböflüffigkeit Fand fih nicht darin vor. Die linke Niere zeigte auf ihrer Oberfläche farblofe Stellen, wie bei einer Doforganifation in vereinzelte Krebsmaffen; aber das Ges webe des Drganes felbft zeigte Feine deutliche Entartung. Ft diefe Enorpelartige Verhaͤrtung des Beckenzellgewe— be8 als Scirrhus zu betrachten? Ih wage nicht, mich dar: über augzufprechen, da die Veränderung Aehnlichkeit mit gutartiger Snduration, der Folge chronifcher Entzündung, zeigte. Der Zuftand der benachbarten Lymphdrüfen, welcher fo häufig den wahren Character einer zweifelhaften Entartung nachweiſ't, war mir hier von keinem Nutzen; ebenfo war bie 109 Veränderung der Niere bier gewiffermaaßen rubimentär und konnte nichts zur Aufklärung der Frage beitragen. Der Erebehafte Character der Entartung ift daher nicht pofitiv nachgewiefen; ich glaube, aus analogen Falten fließen zu koͤnnen, daß er in bohem Grade wahrfcheinlih ift. Der Hauptfig der Entartung in dem Beckenzellgewebe ift damit feinesweges in Widerſpruch, und es ift nicht das crfte Mal, daß ich Krebsdegenerationen von dem Beckenzellgewebe aus— gehen, oder diefes ausſchließlich befallen ſah. Die gangrinöfe Erofion ift ein fo haufig vorfommens der Ausgang des Krebfes und fo felten bei gutarriger In— duration, daß ihr Worhandenfeyn im vorliegenden Falle ein gewichtiger Beweis für die Bösartigkeit der Entartung if. Die Phieditis der untern Extremitaͤt ift eine der haͤu— figften Folgen des Gebärmurterkrebfes, und diefe Phlebitis, welche fih in Form einer phlegmacia alba dolens. ganz wie bei einer Wöchnerin, äußert, ift faft immer die Folge von Entzindung der Venen des Beckens und pflanzt fich auf die iliaca externa, iliaca communis und felbjt auf den untern Xheil der v. cava fort. Sch mache bei diefer Gelegenheit darauf aufmerkfam, daß das fchmerzhafte Oedem auffallende Verſchiedenheiten zeigt, je nachdem die Phlebitis bloß die großen Wenenftims me einnimmt, oder fi auch auf ihre Wertheilung ausbreis tet. Iſt die Phlebitis auf die Venenftimme befchränkt, fo geht der Schmerz nicht Über den Verlauf diefer Gefäße hin— aus und ift an andern Puncten des Umfanges des Gliedes nicht zu bemerken; verbreitet fih dagegen die Phlebitis auf die Venendfte, fo nimmt der Schmerz auch fämmtlihe Ubris gen Puncte ein. "Sch habe bereits angeführt, daß die fpor= tanen DBlutergiefungen, welche im Verlaufe der Krankheit vor dem Dedem vorfamen, ebenfalls Effect der Phlebitis wa— ren und die Form darftellten, welcher ich den Namen phle- bitis haemorrhagica gegeben habe. (Dietionnaire de med. et de chirurg. pratiques. Art. Phlebite. T. 12. p. 637.) Die brandige Erofion des Zahnfleifches, gleichzeitig mit der brandigen Zerflörung in der Scheide und mit der Phle— bitis, beweif’t eine tiefgehende Veränderung des Blutes und fpricht für die Anficht der Alten und Neuen Uber ſcorbuti— ſche Veränderungen, welche fie als eine Wirkung fehlerhafs ter Befchaffenheit des Blutes betrachten. Endlich ift zu bemerken, daß die Krankheit mit einem ganz felbftftändigen ifchiadifchen Schmerze begann, welcher einem gewöhnlichen cheumatifhen Schmerz aͤhnlich war und bei dem Mangel aller Uterus- und Menftruationsbefchwers den nicht auf eine organifche Veränderung des uterus oder der Scheide bezogen wurde. Man muß fi daher am Krankenbette immer daran erinnern daß ed eine primäre und eine fumptomatifche ischias giebt, und daß eine Des generation des Beckenzellgewebes zu den haͤufigſten Urfachen diefeg Schmerzes gehört, deffen Ausgangspunct der plexus ie ift, (Oruveilhier, Anat. pathologique, 37. ivr. 110 Ueber die Diagnoſtik der Entzuͤndung der grauen Subſtanz und der weißen Subſtanz des Hirns und des Ruͤckenmarks bat Profeffor Bellingeri in dem Giornale delle seienc. med. di Torino einen intereffanten Aufſatz mitgetheilt, Nachdem er die Verfchiedenheit der Structur, welche in der grauen, amorphen, ſehr gefäßreihen Subſtanz und in ber faferigen weißen Subſtanz wahrzunehmen ift, dargethan und auf die Werfchiedenheit des Sitzes, welche beide einnehmen, aufmer&fam gemacht hat, meiiet er nach, daß, je nad) dem Alter des Individuums, bald die eine, bald die andere vorberrfcht, und daß die weiße Subftanz den Bewe⸗ gungen dient, die graue Subſtanz aber den Empfindungen und geiſtigen Thaͤtigkeiten. Er flieht dann daraus a prio- ri, daß die Spmptomatologie verfchieden fenn müffe, je nachdem die eine oder die andere diefer Subſtanzen der Sig einer Krankheit ift. — Wenn die graue Subitanz irritirt oder entzuͤndet ifl, fo ift Störung der geiftigen Fähigkeiten, Geſchwaͤtzigkeit, delirium vorhanden; die Sinne, befonders der Taſtſinn, ftumpfen ſich ab; die Hirncongeſtion bringt durch die Wirkung des Druds, den fie auf diefe Subftanz ausubt, vielmehr Betäubung und Somnolenz hervor, — Wenn die weiße Subftanz krank ift, fo ift Störung ber Bewegungen, Krampf, Laͤhmung vorhanden, befonders wenn die Schnervenhligel, die geftreiften Körper und das kleine Gehirn angegriffen find. Wenn die Krankheit wenig bedeus tend ift, fo ift Krampf vorhanden; Paralyſe, wenn fie bes deutend ift. Die Krämpfe, melde in der Nichtung der Beugung ſtatthaben, oder der emprosthotonos, meifen auf Affection der Hirnhemifphären; die, welche in ber Kit: tung der Ertenfion ftatthaben, oter opisthotonus, weiſen auf Affection des kleinen Gehims bin. Wenn zugleich Störung der Sinne und der Bewegung vorhanden find, fo darf man fließen, daß beide Subſtanzen Eranf find. Die Krankheiten des Ruͤckenmarks bewirken leicht Stös rung der Bewegungen, weil die weiße Eubftanz die am meiften außerhalb befindliche ift und am ſchnellſten die frank: hafte Einwirkung erhält. Um diefe Thatſache zu beweifen, ſtuͤzt Here Bellingeri fih auf einige Beobachtungen von Rover:Collard, Bayle und Rullier Durch zwei ans dere analoge Beobachtungen ſucht er zu bemeifen, daß die beiden hinteren Stränge des Marks nur für die Bewegung und nicht für die Empfindung dienftbar find, was mit den Kehren Bell's und Magendie’s im Widerfpruche ſtehen wuͤrde: woraus er folgert, deß die weiße Subſtanz des Marks, möge fie zur Zuſammenſebung der vordern Stränge oder der bintern Stränge beitragen, einzig der Bewegung dienen; während einige Verſuche ihn glauben zu machen feinen, daß in den Fällen, wo die graue Subftanz vers letzt ift, auch Störung des Taſtſinns vorhanden fen. Wenn endlich gleichzeitig Störung der Empfindung und der Bewegung vorhanden ijt, fo kann man daraus fchließen, daß beide Suͤbſtanzen des Ruͤckenmarks krank find; Her Bellingeri beweifet dieß durch verfchiedene anatomifch = pa> thotogifhe Beobachtungen von J. Frand, Serres und Magendie, 1il Unter den Elinifchen Corollarien, welhe Herr B ellin: geri aus den oben auseinandergefegten Thatfachen. folgert, bemerkt man folgende, Bei dem einfachen Kopfichmerze find bloß die Mombras nen, die dura mater, die pia mater und arachnoidea interefjirt, befonders wenn der Schmerz heftig und nicht mit delirium , Betäubung oder Krämpfen verbunden ift. Die encephalitis, von delirium begleitet, zeigt an, daß die Entzündung ihren Siß in der grauen Subftanz hat, und befonders im’ der peripherifchen oder Gorticalfubftanz des Hirns. Es ift wahr, daß in der delirirenden encephali- tis, ſey fie acut oder chronifch, die Leichenöffnung die Ents zundung in den Membranen nachweiſet; aber Herr Bellins geri glaube, daß es nicht rationell fen, das acute oder chroniſche, fieberhafte oder fieberiofe delirium der einfachen Entzündung der Membranen zuzufcheeiben, fondern der Fort: pflanzung derfelben auf die ihnen nahegelegene graue Sub— ftanz. Die encephalitis mit delirium indicirt alfo die Phlogofe der Membranen und der grauen Subftanz, und man Eönnte ihr, nah Herrn B., den Namen meningo- eineritis beilegen. Da die ganze innere und Außere Oberfläche der Hirn: hemifphären von der pia mater begleitet ift, fo kann man ſich eigentlih nicht vorftellen, daß eine Entzündung auf die toeiße oder graue Subjtanz befihränkt fen, ohne daß fie fi auf diefe Membran fortfege, welche ihnen ihre Gefäße lies fert. Es kann daher Eeine Phlogofe der Hirnſubſtanz ge: ben, ohne daß auch meningitis vorhanden fen. In der mit sopor oder Apoplerie verbundenen encephalitis greift die Krankheit, jey es nun eine Phlogofe oder eine Conge— ffion, tiefer die graue Subſtanz an; wenn fie von einer Phlogofe herkommt, fo weiſet ihre Intenſitaͤt auf die Be: deutendheit des Uebels und auf die Nothwendigkeit bin, noch beharrlicher die entleerende Methode anzumenden ; es müßte denn feyn, daß fie von einer feröfen Ausſchwitzung herruͤhrte, die an ihren Symptomen zu erkennen ift und eine paffende Behandlung erfordert. Die mit Convulfionen, Krämpfen oder Paralnfis ver: bundene encephalitis ift ein Zeihen, daß die Krankheit ganz in’sbefondere die Markfubftan; des Hirns afficirt und ift eine medullitis encephalica. Es wäre überflüffig, diefelben Grundfäge auf die Ents zuͤndung des Ruͤckenmarks anzuwenden. Miscellem ‚Von Euration des äußern Endes des Schlüffels beins hat Herr Claudius Barbier (von yon) in dem Exami- nateurmedicaleinen Fall und die von Hrn. Petregquin angewendefe » 112 Behandlungsweiſe befannt gemacht. Es handelt ſich von einem 51jähe tigen Manne, welcher 30 Fuß hoch herab und auf die Linke Schule ter geftürgt war, „Die linke Schulter ift dem Rumpfe mehr ges nähert und tiefer ftehend, als die rechte. Die articulatio acromio- clavicularis ift beweglich; wenn man dag Ende des Schlüffelbeing faßt, Tann man es nad) Belieben von Hinten nach Born hin und her rücken loffen. Der Krante kann mit feinem Arme feine Bewegung außs führen, Eann die Hand nicht auf den Kopf bringen, und die Schuls ter ift der Sig heftiger Schmerzen ; das Äußere Ende des Schlüfe fetbeins ift nad) Dben und Hinten gewichen. Zwiſchen ihm und dem acromion ift ein Zwifhenraum von einigen Linien. Die Schul: ter ift zugleih durch die mm. pectoralis und latissimus dorsi abwärts gezogen. Bei diefen Symptomen legt Hr. Petrequin einen Verband an, welcher zugleich auf die Schulter und aufdas Schlüffelbein druͤckt, fo daß 1) die Schulter nach Außen, Dben und Hinten, 2) dag Schluͤſſelbein nach Außen und etwas nad) Hinten gedrängt wird. — Ein Leinwandfiffen wird auf das linke Schlüffelbein fo aufaelegt, daß es demfelben zum Stüßpuncte dient. Der Ellenbogen derſelben Seite, mit gefrempelter Baummolle belegt, wird duch die Touren einer Binde gehoben, welche von Hinten nad) Born gehen und ges gen das Schlüffelbein auffteigen, in der Weife, daß durch die in Wirkung gefegte Kraft zugleich die Erhebung des Ellboaens, das Herabdrüden und das Aneinanderpaffen des Schlüffelbeins mit dem acromion beforat werden, Herr Petrequin bedient fi des Oberarms als Hebel, führt ihn leicht nah Vorn, drüdt ihn an den thorax und hebt ihn, fo daß die Schulter nad) Außen, nach Oben und etwas nach Hinten gebracht wird. Ein Gehülfe erhält das Glied in diefer Stellung, während er mit der andern Hand das Schluͤſſelbein abwärts drüdt. Ein Kiffen unter der Achfel eve leichtert die Erhaltung der Reduction. Nah diefem Manoeuver legt Herr Petrequin die cbenerwähnten Bindentouren, die er dann mit Stärkemehl tränkt, um den linfen Ellenbogen, während Alles durch andere in horizontaler Richtung um den Leib geführte Bindentouren zufammengebalten wird. Alle Kreuzungen der Bün« del werden geftärft, und der trocken gewordene Apparat bildet ein feftes Ganze, welches aht Tage gar nicht angerührt wird.’ Ans derthalb Monate nachher verläßt der Kranke das Dofpital. „Die Reduction ift vollftändig, nur feheint das Scapularende auf der verlegten Seite etwas beweglicher zu ſeyn, als das auf der andern. Die Bewegungen des Arms find erhalten, mit Ausnahme der Erhebung, was wahrfcheinlih von der erften Gontufion herruͤhrt und von der fortgefesten Unthätigfeit deö m. deltoideus, während der ganzın Zeit der Anlegung des Apparats.“ Die Luration if geheilt, Sn Beziehung auf die oft ſehr ſchwer gu erken— nende Fractur des Wadenbeins hat Herr Larrey auf ein Zeichen aufmerffam gemacht, welches, wenn er es auch nicht für pathognomoniſch untrüglich ausgeben will, ihm doc in den Icsten zwei Sahren oft vortreffiihe Dienfte geleiftet hat. Es hat, um fie zu erkennen, bingereicht, das Bein mit der einen Hand oder auch mit beiden Händen unterhalb des capitulum fibulae zu umfaffen, und auf diefen Theil einen ziemlich ftarfen, doch aber nicht fchmers zenden Druck auszuüben. Wenn wirklih Fractur vorhanden war, fo folgte das ganze obere Bruchfragment der fibula dem Drude, und da die fo veranlaßte Bewegung daffelbe Fragment mit feinem untern Ende der tibia etwas näherte, fo wurde fie die Urfache ei— nes Schmerzes, welcher fich gerade an der Stelle zeigt, wo man den Bruch vermuthen Eann, die aber während des ganzen Manoeuvers von allem Drud freigeblieben ift. Bibliographische The book of Geology, being an Elementary Treatise on that Science. To which is added an Accoyınt of the Geology of the English Watering Places, By W. M. Higgins ete, London 1342. 8. M. col, K. Der Magnetismus im Verhaͤltniß zur Natur und Religion. Dr 3 Ennemofer, Stuttgard und Tübingen 1842. 8. Bon Neuigkeiten On Rheumatism in its various forms and on the Affections of Internal Organs, more especially the Heart and Brain to which it gives riss. By R. Macleod, M, D., Physician to St. George’s Hospital. London 1842. 8. Fragmens de philosophie medicale.. Examen des doctrines de Cabanis, Gall et Broussais. Par E. Frederic Dubois (d’Awiens). 1. Livraison. Paris 1842. 8. En —— Menue Motizen aud dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, geſommelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinafratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalratbe und Profeffer Froriep zu Berlin, NV. 448, Nr. 8. des XXI. Bandes.) Sanuar 1842. Gedruckt im Landes = Snduftrie- Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel colorırıe Abbildungen 6 gGr. 223,27 fe 1 A ln m 3A ap Unterfuchungen und Verfuche über die nothwendi- gen Bedingungen zur Unterhaltung und Aeuße- vung der Musfelivritabilität hat Herr 3. A. Longet angeftellt und zum Gegenftande einer der Ucademie dir Wiffenfchaften zu Paris Überreichten Abhandlung gemaht, wovon er die Nefultate in folgenden Süßen ausgefprocen hat. 1) Bon der Gerebral:-Spinalare getrennt, verliert ein motorifher Bewegungsnerv vom vierten Tage an alle Greitabilität; wenn man alsdann an den freien Enden dieſes Nerves oder feiner Zeräftelungen mechanifche, chemiſche oder galvanifche Meizmittel anbringt, fo bleibt die Muskel— fafer unbemweglich. 2) Dagegen ein Muskel, deffen motorifcher Nerv nicht mehr erregbar ift, felbft feit länger alg zwölf Wo— hen, auf eine fehr in die Augen fallende Meife oscillirt, wenn man an ihm irgend ein unmittelbares Neizmittel an« bringt. 3) Weil, wenn lange nah der Austöfchung aller mo— torifchen Nervenkraft, die Muskelfafer noch ihre Srritabilität zeigt, felbft ohne einen bloß mecanifchen Einfluß, die Ent: ladbung eined von den: Beweyungsnerven ausgehenden in: ponderabelen Agens alfo zur Manifeftation diefer Eigenfchaft nicht nöthig ift und der fpecielle Stimulus, welcher durch die Nerven diefer Art an die Muskelorgane Übertragen wird, 2 nur eine von den zahlreichen Urſachen ihrer Srritabilis tät ift. 4 ) Es ift nicht nöthia, wie man behauptet hatte, daß eine unmittelbare Greitation der Muskeln, ueeignet, um fie zur Gontraction zu bringen, zuerft auf die Nerven einwirkt, und die Gontraction ift nicht die Folge Liefer primitiven Einwirkung. 5) Weil die Srritabilitit der Muskeln ohne die Bei— wirkung der motorischen Nerven beftcht, fo Eann man davon doch nicht fagen, daß eine Nerveneinwirkung einer andren Ordnung zu ihrer Unterhaltung nicht nötbig fen: eine Ein— mwirfung der Empfindungsnerven (oder vielleicht der organis No. 1548, fhen Nerven) ift nöthig zur Erholung der Irritabilitaͤt, wie ich e8 in meiner Abhandlung dargethan habe. 6) Wenn unter den Pathologen einige behaupten, daß die Srritabilität in den binfichtlich der willfürlichen Bewe— gung paralyfirten Muskeln fortdauere, mährend andere die entgegengefegte Meinung aufftellen: fo bemeifen meine Un: terfuchungen (indem fie darthun, daß die Srritabilität allein durch die Unterdrüdung der Empfindungs- oder organis [hen Nerven ziemlich fchnell vermindert oder vernichtet wird), daß diefe Widerfprüce abhängig find a. von den vers fhiedenen Epochen, wo man direct auf die paralyfirte Mus— Eelfafer eingerirft hat; b. davon, daß man nicht die Fälle, wo die willfürlihe Bewegung allein aufgehoben war, unter- fhieden hat von denen, wo die willfürlihe Bewegung ſich ſpaͤter wieder einſtellte. 7) Die Ligaturen, welche id an der aorta abdomi- nalis der Thiere angelegt hatte, haben mich erfennen laffen, daß in den Muskeln, welche arterielles Blut nicht mehr erhalten, die wilffürlihen Bewegungen nicht über die Dauer einer Viertelftunde hinaus ſich erhalten hat, während die Srritabilität im Allgemeinen wenigſtens wäh rend zweier Stunden beftand; und daß, wenn men den Zutritt des arteriellen Blutes von Neuem geltattet, die Stritabilität in wenigen Minuten wieder erfcheint und die willkuͤrliche Bewegung fpäter ſich wieder einftellt. 8) Bei Hunden ift, febs und zwanzig Stun— den nad der Yigatur der vena cava inferior, die Sri: tabilität der unteren Extremitäten nicht merklich modificiet, und ihre willkuͤrlichen Bewegungen haben eine nur mäßige Verminderung erlitten. Die Srritabilität ift eine den lebenden Mus: Eeln anhängende Kraft: wenn, obgleih ſicherlich unabbän- big von den Bewegungsnerven, die Muskel = Srritabilität zu ihrer Unterhaltung die Mit: und Beihuͤlfe einer andern Drdnung von Nerven (der Empfindungs = oder organiichen Nerven) und des arteriellen Blutes verlangt, fo hoffe ic) dargethan zu haben, daß diefe beiden Bedingungen notbwens dig find, nicht um den Muskeln die Kraft oder Eigenſchaft, 8 115 movon e3 fich handelt, zu geben oder mitzutheilen, fondern blog um in ihnen die Ernährung zu ‚unterhalten, ohne wel: che jede lebende Eigenfhaft in jedem Drgane verfchwindet, welches ed auch fey. Ueber die Theorie der Sturmwinde, mit Berid- fihtigung der Redfield’fchen Theorie. Bon Robert Hare, Profeffor der Chemie an der Lniverfität von Pennfylvanien. (Schluß.) 29) Nimmt man dagegen an, die Wirbelwinde entftän: den nicht duch Werninderung des Druds in der Gegend ber Are, fondern dadurch, daß die ungleihen und einander widerfirebenden Kräfte von Außen in irgend einer ein folches Refultat herbeiführenden Weife wirkten, fo liegt auf der Hand, daß jede, durdy die entftehende Gentrifugalkraft in der Gegend der Are veranlaßte, Verminderung des Drudes nur eine abfteigende Luftftrömung verurfahen, folglich flüffige oder fefte Körper durchaus nicht in die Höhe führen Eönnte. 50) Offenbar muf die unmittelbar über der Erdober— flähe befindliche Luftſchicht, welche au der Kreisbewegung Theil nimmt, aud dag centrifugale Moment befigen und alfo natürlich einen ganz andern Zug verfpüren, als den nach der Are, während fehwerere Körper, die von der in Folge des Wirbels verdünnten Luft umgeben find, derfelben vermöge der Schwerkraft einen noch wirkfamern MWiderftand leiften würden, als gewöhnlih. Meines Erachtens ift der Erfinder der fogenannten Notationstheorie durch diefe Ein- würfe ad absurdum geführt. 51) Herr Redfield folgert, daß die Wirbelwinde, der ten Eriftenz er behauptet, eine Eigenfchaft befigen, die ſich, feinem Vorgeben nah, an allen heftigen Wirbelwinden von geringem Umfange leicht beobachten läßt, nämlich daß fie ſich in einer einwärtd gewundenen Spirale bewegen, und daß die Bewegung an der Are des Wirbelwindes am heftigſten ift. 32) Allein liege eg nicht auf der Hand, daß, wenn irgend eine Maffe von Stoffen durch ungleiche oder entge— gengefegte Kräfte oder irgend eine andere Kraft, als die durch eine auffteigende Stromung veranlaßte Gentrifugalfraft, in drehende Bewegung gefeßt wird, die Drehung nicht in dem Verhältniffe gefchwinder feyn kann, in welhem der Stoff fid näher an dee Are befindet, fondern daß fie vielmehr in dem— felben VBerhäftniffe Langfamer von Statten gehen muß? Der einzige Fall, wo fi) die Stoffe um fo fchneller drehen wer— den, je näher an der Are fie fic befinden, ſcheint mir der zu feyn, wo das Zuftrömen durch eine aufwärts oder ab» wärts gerichtete concentrifhe Strömung verurfaht wird. Inſofern alfo Heren Redfield's Beobachtungen der An> ficht günftig find, daß wirbelnde Bewegung nad der Mitte zu gefhwinder ift, als an der Peripherie, wird dadurch die von ihm beftrittene Meinung unterflügt und bie von ihm vertheidigte widerlegt. 53) Mögen nun meine Bemühungen, um zu beweifen, daß die bei den Orkanen ftattfindenden Erfcheinungen von fogenannten convehirenden electrifchen Entladungen herrühten, ein befriedigendes Nefultat herbeigeführt haben, oder nicht, fo 116 muß doch, meiner Anficht nach, fiher zugegeben werden, daß jede Theorie der Orkane, welche den Einfluß der Electricität unberuͤckſichtigt läßt, außerordentlich mangelhaft if. 34) Der Einfluß dieſes Agens auf das fraglihe Na— turphänomen wird fowohl von Herrn Espy, ald von Herrn Nedfield durchaus niht in Anfchlag gebracht, wiemohl bei den von ihnen fpeciell unterfuchten Drkanen Donner, Blitz und Anziehungskraft ausübende Entladungen eine fo hervorftechende Rolle fpielten. 35) Ich ſchließe mit Anführung folgender Lehrfäge und Folgerungen, deren Nichtigkeit mir fo fehr einleuchtet, daß id) mic) darüber wundern muß, daß fi ihre Beweiskraft nicht allen denen aufgedrungen hat, die mit der Natur der Electricität irgend bekannt find. 36) Aus unfern Erperimenten lernen wir zweierlei ceffe Eennen, vermöge deren die electrifchen Entladungen ſchehen. Bei dem einen geht die Electricıtät in Geftalt v Funken oder Blißen über; bei dem andern gefchieht dieß ohne Lichtentwidelung duch abmechfelnde Berührung von Zwi— ſchenkoͤrpern mit den erregenden Oberflächen, z. B., Kork: kuͤgelchen, Pendeln, Luftſtroͤmen ıc. Den erftern Proceß nennt Faraday die Dirumpirende, den legtern die conve: hirende Entladung. 57) Während fich der dirumpirende Procef in der Na— tur durch den Blitz Eundgiebt, läßt fi) annehmen, daß der großartige natürlihe Apparat, mittelft deffen dieſe furchtbar— ſchoͤne Erfcheinung hervorgebraht wird, im Stande fey, die convebirende Entladung in einem verhältnißmäfig eben fo großartigen Maaßſtabe zu erzeugen , wie er fih in Stürmen und Orkanen £undgeben würde. 38) Da ungleihnamig electriiirte Körper einander ans ziehen, fo muß natürlidy zwifchen zwei Körpern, die fo ſtark electrifiet find, daß vine Entladung von dem einen zum an: dern ſtattfindet, eine fehr bedeutende gegenfeitige Anziehung vorhanden ſeyn. Diefes Geſetz laͤßt ſich mittelft des ſoge— nannten Cuthbertſon'ſchen Electrometers erlaͤutern. Daß alſo bei der Stadt Providence in Rhode-Island, wie Herr Al—⸗ len beobachtete, das Waſſer des Stromes auf der Bahn des Orkans emporftieg und, fobald ein Blig überfuhr, wie: der fiel, laͤßt fich erklären, indem man annimmt, daß die dirumpirende mit der convehirenden Entladung abwechfelte *). *) „Die intereffantefte Erfheinung zeigte fih, als der Orkan vom Ufer auf die Wafferoberfläche des Fluſſes überging. Da ich mid) nur wenige Schritte von diefer Stelle befand, fo hatte ich Gelegenheit, die auf der Dberfliche des Waffers hervorges brachte Wirkung genau zu beobadıten. „Der durch das fchäumende Waffer bezeichnete Kreis des Orkavbs hatte eẽtwa 300 Fuß im Durchmeffer. Innerhalb deffelben ſchien daffelbe wie in cinem gewaltigen Keffel aufzukochen, und von feiner Oberfläche erhoben fich in Menge nebelartige Dämpfe, welhe in den wirbelnden Strudel des Orkans hineingezogen wurden umd die Mitte des Kreifes, fowie das untere Ende des aus dunkelm Dampfe beftehenden obern Kegeld, von Zeit zu Beit dem Blicke verhüllten. Zrog der heftigen Bewegung des Waſſers und der umgebenden Luft, behielt diefer Kegel feine feften Umriſſe, wenngleich er, etwa wie der Rüffel eines Elxpbanten, wenn das Zhier ihn aufftemmt, um einen winzi— gen Gegenftand vom Boden aufzuheben, wiegende und dre— hende Bewegungen ausführte. Ueberhaupt hatte diefer Dunft« _ 117 39) Aus dieſer Beobaxhtung des Heren Allen ergiebt fih, daß zwiſchen einer mit Wolken belegten electrifch erregs ten Luftfhiht und dem ungleichnamig electrifirten Waſſer eines darunter befindlichen Fluffes Anziehung ftattfand. Man hat vernünftigermeife anzunehmen, daß die aus derfelben Quelle entfpringende Anziehung, wenn fie auf eine dichtere untere Luftfhicht in entgegengefegter Richtung wie die Schwerz fraft einwirkt, diejenige Verdünnung hervorbringt, durch welz he Häufer berften und abgededt werden, fo wie cine auf: wärtsgehende Strömung von maaflofer Kraft erzeugt wird. Es läßt ſich auch annehmen, daß Körper durch die vereinigte Thätigkeit der electriſchen Anziehung und deg durch fie herz vorgebrachten ſenkrecht in die Höhe gehenden Xuftzugs em: porgehoben werden, 40) Die von mir nah dem Orkane in Neubrauns eig im Jahre 1835 beobachteten MWirfungen auf die lätter der Bäume, und noch mehr die, welche Peltier im Sahre 1839 nah) dem Drfane von Obatenage wahr: nahm, laffen fih nur duch die Annahme erklären, daß eine electrifche Entladung ftattgefunden habe *). 41) Wenn eine convehirende Entladung von einer in der Nähe der Eidoberfläche befindlichen zu einer in der Mol: Eenregion ſchwebenden Luftfhicht ftattfinder, fo wird wegen Eegel rücfichtlich feiner allmälig verjüngten Geftalt und ſchwin⸗ — Bewegungen mit einem Elephantenrüffel große Aehn: ichkeit. „Als ſich der Orkan uͤber das Waſſer weiterbewegte, ließ ſich die Wolke, von Ferne geſehen, mit einem gewaltigen Regen— ſchirme vergleichen, indem die Dampfſaͤule den Stiel darftellte, der fih in den Schaum der Wogen hinabfenkte. Die Wellen fliegen an der Stelle, wo die Spige diefes Kegels gerade über ihnen ftand, jedesmal body in die Luft, als ob fie durch eine Zauberfraft angezogen würden. Zweimal fah ich einen Blitz durch die Dampffäule fahren, die ihm aus dem Waſſer in die Wolke als Leiter diente. Unmittelbar nach diefen Entladuns gen ſchien das Schäumen des Waſſers einen Augenblid lang nadjzulaffen, und man mußte daher annehmen, daß durch bie Entladung des electrifchen Fluidums die Aufregung feiner unrus higen Oberfläche vermindert worden ſey.“ S. Transactions of the American philosophical Society. Vol. VI, ) In bdiefer Eurzen Ueberficht habe ich der Wirkungen auf die Bäume nicht im Detail erwähnt, da ich auf diefen Gegen: ftand eigens zurüdzufommen gedenke. Alle Bäume, auf wel: he der Orkan eingewirkt hatte, boten daffelbe Anfehen dar. Ihr Saft war verdunftet, und die Holzfafer fo troden, als ob fie ſich 48 Stunden lang in einem auf 90 Grad über den Siedepuncte erhitzten Trodenofen befunden hätte. Dffenbar hatte ſich augenblidlich eine große Maffe von Dämpfen gebil: det, die nur entweichen fonnte, indem der Baum überall Riffe bekam, und da das Holz in der Längsrichtung der Kafern mehr Sohäfion darbictet, als in der Queerrichtung, fo waren diefe Bäume fämmtlicdy in einem Theile ihres Stammes in Schin: dein zerfpalten. Der Zuftand vieler Bäume fpricht deutlich dafür, daß fie einer fortdauernden Entladung von Electricität als Reiter dienten, und daß die durch den Durchgang der Elecz tricität durch diefelben erzeugte bohe Temperatur die fämmt: liche darin enthaltene Feuchtiakeit fofort zur Verdunſtung brachte, ſowie daß diefe plögliche Verwandlung bed Eaftes in Dampf alle Bäume in der Richtung der Rängsfafern zum Berſten brachte, fo daß das vertrodnete und zerfplitterte Holz nicht mehr Kraft genug hatte, um dem den Drkan begleiten den Winde Widerftand zu leiſt en. — — 118 der größern Dichtigkeit der untern Schicht und des groͤßern Drucks auf diefelbe ein Luftzug in verticaler Richtung auf: waͤrts entfichen. 42) Die Erfahrung beweif’t, daß die eine Seite eines Electricitäterzeugerd nicht erregt feyn Fann, ohne daß es bie andere ebenfalls iſt. Wenn die innere Wand eines hohlen Fugelförmigen Nichtleiter8 neutral ift, fo ift es die aͤußere ebenfalls. Iſt dagegen die innere Wand deffelben entweder pofitiv oder negatıv electrifh, fo ift die äußere Wand ent: gegengefegt electrifch. 43) Die Armofphäre ift ein folcher Electricitätserzeu: ger von hohler Eugelförmiger Geftalt, und da defien Höh: fung mit einem Glectricitätsleiter, dem Erdball, ausgefüllt ift, fo muß die Electricität des legteın auch Über den Raum hinaus, wo die Atmofphäre hinreichend dicht ift, um ihn zu ifoliren und die Rolle eines Electricitätserzeugers. zu fpielen, ihren Einfluß aͤußern. 44) So haben wir drei gewaltige concentrifche Megio- nen, von denen die mittlere dur einen Electricitätderzeuger (Nichtleiter), die innere und Aufere aber von einem Elecz tricitätgleiter eingenommen wird. Die beiden letztern Eönnen als Oceane der Electricität betrachtet werden, von denen der eine der Himmels-, der andere der Erd-Ocean genannt wers den kann. 45) Wenn einer diefer Oceane pofitiv electrifirt ift, fo ift e8 der andere negativ, und zugleih muß jede dazmifchen- liegende Schicht der Atmofphäre oder Wolfen durch Indu— ction geladen werden. 46) Zmifchen den concentrifhen Luftfchichten, melde tefpective den electriichen Himmels» und Erd»Dcean begräns jen, muß eine electrifhe Anziehung ftattfinden, welche der Schwerkraft entgegenmwirkt und auf diefe Weife die Dichtig: £eit und den Drud der unten Schicht der Atmofphäre modificirt. 47) Die Nähe einer vom Himmelsocean aus electriz firten Wolkenſchicht muß in dem fenfrecht darunter befindlis chen Theile der Erdoberflähe eine Anhäufung der Electrici tät zur Folge haben und, indem fie der Schwerkraft entge: genwirft, eine locale Verminderung des atmofphärifhen Druds veranlaffen, welche Verminderung befanntlih ein Vorläufer und mahrfcheinlih eine der Urfahen von Wind und Re: gen ift. 48) Die während eines Orkanes fo häufig vorkommen: den Entladungen der Clectricität laffen fich leicht erflären, wenn man annimmt, daß fie durch das Ueberfpringen der Electricität von einem der beiden electrifhen Dceane zum ans dern erfolgen. 49) Die Gewitterwolfen Eönnen vom Himmelgoceane aus fowohl durdy Induction, ald durch Leitung geladen wers den. Nordlichter koͤnnen aus der Entladung von einem Theile der Atmofphäre zum andern durdy das, fich zwifchen beiden befindende, dünne Vehikel des Himmelsoceans entftes ben, oder auch ihren Grund in Entladungen nad andern Planeten oder noch fo entfernten Theilen des Univerfums haben. Denn da die Electricität, nah Wheatftone’s Vers ſuchen, wenigftens eben bdiefelbe Geſchwindigkeit befigt, wie 8 * 119 das Licht, fo Eann der Weltraum ihr Erin Hinderniß in den Meg legen. (The London , Edinburgh and Dublin philosophical Magazine, No. 126. December 1841.) Gigenthümliches Organ an der Gefchlehtsöffnung bei'm weiblichen Casuarius Novae Hollandiae. Bon Prof, Mayer in Bonn. Die gemeinfhaftliche Deffnung des Maſtdarms, der Ge: ſchlechtstheile und Urinwerkzeuge oder die der Gloafe bei dem weiblichen Caſuar befigt eine ganz eigenthümliche und merfiwürdige Dryanifation, welche ich nod) —— erwaͤhnt finde. Es hat naͤmlich dieſe gemeinſchaftliche Oeffnung die Form eines Kelches oder einer Blumenkrone (corona ra- diata) von beträdhtliber Größe. Der Längendurchmefler dieſes Kelches beträgt, bei einem noch ganz jungen Eremplar von 33 Zus Höhe, 3 Zoll, der Queerdurchmeſſer ebenfalls 3 Zoll und die Ziefe 14 Zoll, 8 find fehsundzwanzig Falten oder Strahlen zu zählen, weldye von der mitleren Deffnung des gemeinfchaftlihen Afters, wie Nadien gegen die Peripherie, laufen und an derfelben eben fo viele Säde oder Zellen bilden, in denen fich eine weiße fettähnliche Sub: ftanz abfondert. Die Form des ganzen Organes, von den Federn umkränzt, ift fo frappant, daß man glaubt, ein ſchoͤ— nes Vogelneſt vor fich zu ſehen. Zu welchem Zwecke diefes Drgan oder diefe corolla pudendalis vorhanden feyn mag, ob e8 zur Ernährung der Kuͤchelchen diene oder zur Formi⸗ tung der Eiſchaale oder ob es Bruͤtorgan ſey, mögen fünf: tige Beobahtungen entſcheiden. Bei den verwandten Ge— fhlehtern Casuarius indieus, Struthie und Rhea fin: der. fih nichts Aehnliches. Merkmürdig ift e$ immer, daß auch bei einem Vogel Neuholland's in der Goſchechlegegem eın beutelfoͤrmiges Organ zu Tage tritt, als Auedruck, fo zu ſagen, defjelben genius endemicus der Bildung, wel— cher über den typus der Säugethiere in diefem Erdtheile herrſchend ſich zeigt. Miscellen. Ueber anatomiſche Zeichnungenund den Gebrauch des Mikroſcops fuͤr die Pflanzenanatomie ſind mir folgende Bemerkungen des Hrn. Prof. Schleiden, zu Jena, in einer Recenſion der Neuen Senaifchen Allgem, Literaturzeitung No. 17. wichtig er— ſchienen. „Zwei Anforderungen muß man turdaus an anatemis 120 fe Zeichnungen machen; einmal, daß fie nicht fchematifch entwors fen, fondern nach der Natur copirt find und treu Alles wiederge— ben, was in der Natur vorhanden iſt“ zweitens (Was dem vorie gen faſt zu widerſprechen fcheint); daß es nicht dem Refer über: laffen bieiben muß, ſich aus vielen verunglücdten, aber treu copirten Schnitten das richtige Bild zu combiniren, fondern daß eine Zeichnung alle Verhältniffe völlig Elar und deutlich wiederger ben muß. Bei'm Unterfuden wird ſich nämlich jıder Beobachter faſt unwillkuͤrlich aus den einzelnen abgeriſſenen Anſchauungen, wie fie ihm werden, ein Bild des Zuſammenhanges derſelben conſtruiren. Danach ſind jetzt meiſt die Zeichnungen entworfen und dadurch iſt ſo vieles Falſche in die Wiſſenſchaft gekommen, wobei ſich die Urhe— ber immer, obwohl in Folge einer Selbſttaͤuſchung, auf Anſchauung beriefen. Man darf aber, wenn man ſtreng gewiſſenhaft in ſeinen Mittheilungen ſeyn will, nicht auf dieſe Weiſe einzelne Anſchauun— gen in der Zeichnung combiniren (was geradezu die unwahre Bes bauptung, ee fo gefehen zu haben, involvirt), fondern man muß Nejigrarion genug haben jo lange zu praͤpariren, bis ein 9a vollkommenes Präparat in einer wirklichen und gan ungmei tigen Anſchauung alle einzelnen allmälig aufgefaßten Momente v einige. Gelingt cin ſelches Präparat nicht, fo muß man ſtets ger gen die Nichtigkeit der eigenen Auffajfung mißtrauifh ſeyn und darf lie nur vermuthungsweile vortragen. Go will es der Ernft der Wilfenfchaft. Daß auf diefe Weife die Unterfuhung, z. B., des Hol: zes von P. sylvestris, allein mehrere Wochen in Anfprucd nehmen kann, weiß Ref. aus eigener Erfahrung; dadurch wird allerdings die Ertenfität der Arbeit ſehr beſchraͤnkt, man gewinnt aber auch Refultate, die nicht von jeder folgenden Unterſuchung wieder über den Haufen geworfen werden, fondern als brauchbare Grundlagen in der Wiffenfhaft dauernden Werth behalten. Der Dauptfehler unferer 3eit, der noch überwunden werden muß, ift die Nichtkennt— niß oder Vernachlaͤſſigung einer richtigen Methodif. Dieß macht ſich in’sbefondere bei'm Gebraudhe des Mikrofcops geltend, Die wenigften Korfcher willen , ein wie ſchwer zu behandelndes Inſtru⸗ ment daſſelbe iſt, worin die Schwierigkeiten licgen. wie fie zu über- winden jind. Sie wilfen nicht, wie überhaupt der Geſichtsſinn der Ermeiterung unferer Weltfenntnig dient, und in welchem BVerhälts niß das Mikrofcop zum inne ſteht. Die Wenigften haben ae: nügende optifche Vorkenntnijfe, um das, was das Inftrument zeigt, richtig beurtheilen zu Fönnen, und endlich Fa.n man nch hinzus fügen, die Wenigften haben die Geduld und reiignirende Ausdauer, ohne welche ein mifrofcopifher Beobachter nie etwas Züchtiges, die Wiſſenſchaft weſentlich Förderndes zu Stande bringen wird.‘ Ueber Einwirkung der verdünnten Schwefelfäure auf das Wahsthum des Weinftods hat Meyriac cinige Berfuche angeftellt, die in dem Echo du monde savant mitgetbeilt worden find und Wiederholung und weit.re Ausdehnung verdienen mödtın. Er hatte 15 Grammen Shwefilfäure mit 15 Pfund Waſſer verdünnt, zum Begießen eines Weinftocts verwendet, und eine au: ßerordentlich üppige Vegetation war die Folge oewefen. Sm fol: aenden Sabre hat er 8 Grammen Schwefelfäure, mit 8 Pfund Waſſer verdünnt, zur Begießung eines Stocks verwendet und ähn: liche Refultate erhalten. Wenn fih das Verfahren beftätigt, To würde es ſich auch durch Koftenerfparniß binfichtlich des Düngers empfeblen. En. Wirkungen eines Harnfteins bei einem Fleinen Mädchen. U Reese. Ruth Mole, vier Jahre alt, wurde wegen Harnvers haltung zu mir gebracht, indem die Mutter ausfagte, daß das Kind bereits in zwei Tagen und zwei Nächten Eeinen Bon George L’R Bron De Tropfen Waffer gelaffen habe und eben fo lange auch nicht zu Stuhle gewefen fep. Den 12, Juli. Es ift bedeutendes Fieber vorhanden, großer Schmerz, beftändiges Wimmern des Kindes; der Kopf ift heiß und wird von einer Seite zur andern geworfen; der Puls Elein und frequent, die Zunge troden und mit einem braunen Ueberzuge bededt; leichtes Delirium; Unterleib heiß 121 und gefpannt, die Harnblafe fehr ausgedehnt, bis zum Na— bei hinaufreichend ; die Aufern Gefchlechtstheile entzündet, die celitoris vergrößert, die Nymphen etwas oͤdematoͤs. Da der gefährliche Zuftand des Kindes augenblidliche Huͤlfe erheifchte, fo wurde ein biegfamer Gatheter eingeführt und zwölf Unzen eines trüben Urins entleert, außerdem eine draftifche Purganz verordnet, Den 13. Gleich nah der Entleerung des Urins trat Erleichterung ein, und das Kind ſchlief darauf vier Stunden, Zwei Darmausleerungen waren von felbft erfolgt ; es ift fort— dauernder Drang zum Stuhlgange vorhanden, und das Preffen dabei veranlaßt den Vorfall des Maſtdarms. Urin ift feit geftern nicht wieder entleert worden, die Blaſe ift wieder ausgedehnt und der Zuftand der äußern Geſchlechts— derfelbe; das Fieber hat jedoch nachgelaffen. Der prolapsus ani und der Zuftand der außern Ge: ſchlechtstheile, Erfcheinungen, die dem, was man bei Kna— ben, welhe an von Harnfteinen herrührender retentio uri- nae leiden (deren Hauptfpmptome in erectio penis und oedema der Integumente deffeiben beitehen) beobachtet, fo analog waren, leiteten auf den Verdacht, daB die Urfache der Urinverhaltung auh in diefem Falle in der Gegenwart eines Steines liegen dürfte; ein Verdacht, der durch die Ein— führung einer Steinfonde in die urethra zur Gewißheit erhoben wurde. Es wurde daher befchloffen, die Blafe, wenn nicht dringende Symptome binzuträten, unberührt zu laffen, in der Hoffnung, daß der Drud des Harns die Ausftoßung des Steines bewirken werde. Den 14. Das Kind befindet fi in jeder Hinficht in demfelben Zuftande, nur daß feit geftern riniye Dale geringe Quantititen Uring tropfenweife abgegangen find. Daß der Stein fib noch in der urethra befinde, kann man mit der Sonde fühlen. Nach einiger Mühe wurde derfelbe nun mit e’'ner Eleinen, gewöhnlichen Zange gefaßt und bis in das orifi- cium urethrae geleitet, durch welches er, feines Umfanges wegen, wern man nicht eine gewaltfame Zerreifung verans laffen wollte, nicht hindurchgeführt werden konnte. Es wurde daher ein Eleiner Einſchnitt gemabt, fo daß es Meniger mwahrfheintich war, daß Incontinentia urinae darauf fols gen werde; durch diefen wurde der Stein ausgezogen. Den 16. Alte Symptome haben nachgelafen; aber es ift incontinentia urinae eingetreten. Den 22. Das Kind ift von allen Symptomen frei, nachdem die incontinentia urinae feit den legten vier Tagen aufjehört hat. Der Stein hat einen Durdymeffer von fünf Linien, wiegt eilf Gran und ift volllommen rund. Sch glaube, daß ein Stein von irgend anderer Form kaum foldhe Symptome bei dem Mädchen hätte hervorbringen fönnen. — (The Lancet, 7. August 1841.) Ueber den Krebs des Magens und des Bauchfells. Bon Eruveilbier, An einer Leiche, über welche etwas Genaueres nicht befannt war, fand fich eine Erebshafte Entartung, melde Cruveilhier in feiner Anatomie pathologique, 37. Livr, abgebildet hat, haupt: 122 fächlih, um zu zeigen, wie gleichzeitig mit dem Magen auch das peritonaeum (das Neg) entartet wird und mie in einem ſoichen Falle ebenfo, wie bei Peritordalentzündung, der heil des peri- tonaeum, welcher eine Rageveranderung erleidet, ganz auf aleiche Weiſe entartet iſt, wie ver, welcher fi nody innerhalb der Bauch— böhle befindet. Bei der Leichenoͤffnung fand jih Folgendes: Der ganze Magen, nur mit Ausnahıne des pylorus und des untern Endes der Speifiröhre, harte die Entartung eines cancer gela- tiniforme erlitten; der Magen ift außen böderig oder gleichſam warzia, innen an vielen Stellen erodirt und übırall fehr beträchtlich verdict, von zelligem Gefüge, welches bald durchicheinend ift, und fioröfe Zwiſchenwaͤnde hat, während die Zwifchenräume mit einer Art von durchſichtigem Gelee gefüllt find; in diefem lestern fanden ſich hie und da unregelmäßige, weiße Goncretionen aus phosphor— faurem oder kohlenſaurem Kalke. Gefäße waren in der Dicke die— ſes Gewebes nicht zu bemerken; fie verbreiteten fih bloß auf der Oberflaͤche. Diefelbe Entartung zeigt ſich auch am untern Ende dı8 vesophagus, welcher dadurch verenat war; eine Erweiterung findet ſich indeß Über dirfer entarteten Stille nicht; es ift daher wabrfcheinlih, daß eine Hemmung der Speifen im vesophagus durch bie Entartung nicht betingt war. Das große und Eleine Netz und die epiploifhen Anhänge. find mit einer unzaͤhlbaren Menge von G$ranulationen und vericiedenartigen Knoten angefüllt, weiche theils zerftreut, erbfenförmig, tbeils in unregelmaͤßige Maf: fen zufommengebaltt find und mit Fettflecken durchzogen werden, die meiftins längs der Gefäße abgelagert find; das Ganze jicht aus, als wenn die Knoten hie und da in ein gefundes Fettgewebe eingeftreut wären. Dieß wiederholt jich häufiger, und man findet nicht felten in der Bruft oder in der Achfelhöhle zwiſchen einer Erebsartigen Maffe Flecken eines durdyaus normal auefehenden Fet: tee. Von dem Knoten im großen Nege nehmen einige den Zwi— fbenraum zwifchen den vordern Blättern, andere den Zwiſchen— raum zwifchen den hintern Blättern ein. Mehrere diefer Knoten find geftielt und an einer häutigen Verftülpung aufgehängt, welche außerft zart und durchaus gefund ift. Alle diefe Knoten haben auf der Dberfläche eine große Menge von Gefäßen, Venen; dagegen in der Dicke der Knoten findet ſich feine Spur eines Blurgefäßes. Die Eleinften Granulationen eben— ſowohl, wie die dickften Maffen, zeigen diefelbe Textur, wie der entartete Magen und der oesophagus, d. h. cin finröfes Gewebe, deſſen Mafchen mit gelatinöfer Subſtanz gefüllt find. Dieſe fibröfe Grundlage, welche, wegen ihrer Feinheit, häufig nur mit der Lupe er&annt werden kann, unterfheidet ſich durch ihre weiße Farbe von der durchfcheinenden gallertartigen Subſtanz. Man fann übrigens die legtere nicht, wie bei einem Martſchwamme, ausdrüf: Eon; verfiiht man dich, fo zerreißt das Gewebe, und die Finger bieiben mit einer zähen Maffe bededt. Bei diefem Gubjecte fand fih aud eine Nabelbruchgeſchwulſtz bei diefer fanden fich folgende Gigentbümlichkeiten: die eine Partbie der Geſchwulſt von der Größe einer Wallnuß, geht wirklich durch den Nabelring bindurd und wird von dem Nege gebildet, welches in gejtielten Maffen eine aetatiniforme Degeneration erlitten hat. Dieſes Ne bängt zum Theil mit dem Bruchfade zufammen, welcher felbft ähnliche Kno— ten zeiat, und es iſt fehr bemerkenswerth, dag nicht ein einziges Beifpiel von Krebsfnoten in dem übrigen, die Bauchwand über« ziebenden peritonaeum ſich vorfindet,, und daß dennoch der Bruch: fa, welder von diefem Theile des peritonaeum gebildet war, mehrere derfelben enthielt. Sch kann dieß nicht auf andere Weiſe erklären, als dadurch, daß ich annehme, die Verwachſungen des Bruchſacks mit dem entarteten Nege haben den erftern zur Entars tung beftimmt. Der andere Bruchtheil lag etwas weiter nad) Oben und nach Rechts, ging durdy eine Spalte in der linea alba durch und fein Inbalt war ebenfalls durch das entartete Net ges bildet. Es war kaum eine Spur eines Bruchfades zu bemerken, welcher gewilfermaafen durch die Degeneration abforbirt zu feyn ſchien Allgemeine Bemerkungen über den Krebs bes Bauchfells. Der Krebs des Peritoniums ift bald primär, uns abhängia von jeder andern Erankhaften Veränderung, bald ift er confecutiv, mit einem Krebfe des Magens, der Leber oder des 123 Darms verbunden. Der primäre Krebs des Netzes giebt fih nur buch ascites zu erkennen, welcher die unvermeidliche Folge deifel« ben zu feyn ſcheint; der confecutive Krebs ift aber von verfchiedes nen andern Zufäilen begleitet, je nachdem der Magen, die Leber oder der Darm den urfprünglihen Gig der Krankheit ausmachen; der confecutive Krebs zeigt jih immer unter der Form von Kno: ten, unter welcher Form auch der primäre vorfömmt, obwohl er fih auch unter der Geftalt einer enormen Vegetation zeigen Eann, welche an irgend einer mehr oder minder befchränkten Stelle des peritonaeum aufligt. Die Krebsdegeneration des peritonaeum ift faft immer von der Natur des Markfhivammes ; dennoch findet man auch bier die fäherige und gelatinöfe Form. Endlich habe ich den Krebs des peritonaeum aud unter der Geftalt fefter, Enorpeliger Plättchen, wie Wachstropfen, gefehen, wie fie auch bei'm Krebfe der pleura dorfommen. Folgende Beobachtungen mögen dazu dienen, diefe bisjegt nur wenig beachtete Veränderung zu erklären. Der erfte hier folgende Full fam mir 1814 im Hötel-Dieu vor; er gleicht, was die Ente artung betrifft, ganz dem bereits befhriebenen Präparate und mag dadurch, daß Einiges über das Befinden des Kranken beigefügt ift, zue Ergänzung deſſen dienen, was bei der vorhin angeführten Beobachtung fehlte. Ein Mann von 60 Jahren, welcher feit einiger Zeit etwas an Verdauungsbefihiwerde litt, ohne dadurch betraͤchtliche Störuns gen in feinem Allgemeinbefinden zu erleiden, bemerkte, daß fein Unterleib allmälig ſich auftrieb, und entſchloß fih, nachdem er eis nige unbedeutende Mittel gebraucht hatte, ji) in dem Hoötel-Dieu aufnehmen zu laffen. Das Allgemeinbefinden war gut, das Ger ſicht nicht auffallend verändert. Nachdem man ohne Erfolg meh— rere Mittel, die Compreſſion des Unterleibs, Specacuanha, diu- retica verfchiedener Art angewendet hatte, machte man die Puncz tion, wodurch eine dunkelgefärbte Flüfjigkeit abgelaffen wurde. Zrog der beträhtlihen Compreffion, welche unmittelbar nach ber Punction, nah Recamier’s Methode, auf den Unterleib angewendet wurde, fammelte fich die. Klüfjigkeit vafch wieder an; es kam Erbredyen hinzu, und der Kranke nahm fichtlicy ab und ftarb plöglih, zehn Zage nach der Operation. Leihenöffnung. Bräurlihe Serofität im Unterleibe; im Nege und Gefröfe finden fih eine Menge traubenförmige Mailen von carcinomatöfen Knoten und Granulationen, welde an allen Stellen der Oberflähe hervorragten, Diefe zufammengehäuften teaubenförmigen Gefhwülfte gaben den verfchiedenen Falten des eritoneaum eine fehr große Dice. Diefe Knoten waren helldurch: tig, grau und mürb. Alle vagten an der freien Flaͤche des pe- r'tonaeum bervor, fo daß man mit diefer Haut immer zugleich eine Parthie diefer Gefhmülfte abzog. Das Bauchfell war nicht allein ausfhliegtih der Sie der Knoten, fondern diefe Degeneration zeigte fogar cine gang befondere Vorliebe für die in Falten gebildeten Theile diefeer Membran, während diejenigen Theile des perito- naeum, welche die Bauchwand und die Eingeweide überzogen, von Entartungen frei waren; befonders längs des Duͤnndarms war dad mesenterium ergriffen, und ohne beftimmte Grängen nahm die Entartung einen Streifen ein, welcher etwa 2 Boll von der Con: verität deffelben entfernt hinliefz befonders auch längs der großen und dir Eleinen Curvatur des Magens waren reichlich traubenförs mige Knoten entwickelt. Der Magen felbft hatte in feiner ganzen Ausdehnung eine cars einomatöfe Entartung erlitten, außer in der Nähe des pylorus, Die Veränderung hörte einen Zoll von diefer Mündung plößs ih aufs der Magen war befonders an der hintern Wand fehr verdickt. Wir haben es den Kortichritten der pathologifchen Anatomie zu verdanken, daß die Diagnofe beim ascites fih nicht mehr da— zauf beihränft, die Gegenwart der Flüffigkeit in der Bauchhöhle feftzuftellen; ift dieß geſchehen, fo bleibt immer noch die meiftens ſchwierigere Frage nat der Urfache der Ergiefung. Es fragt fi, ob wir es mit einer reinen Wafferfuht, oder mit einem hydrops zu thun haben, welcher ald Symptom einer organischen Veraͤnde— rung des peritonaeum auftritt, wie bei der hronifch tuberculöfen 124 peritonitis, bei'm Krebfe dcs peritonaeum, ober bei einer Entars tung irgend eines der Baucheingeweide. Ich Eenne Fein Bauchein— geweide, welches nicht eine Peritondalwaflerfuht zur Folge haben önnte; Leber, Milz, Magen, uterus, Eierſtock, Nieren, können die Urfache feyn; es folgt daraus, daß die Behandlung des ascites einer Menge von Umftänden unterworfen ift, und daß eine gleich: formige Methode der Behandlung aller Fälle von ascites ein Unjinn ift, Man muß indeß zugeftehben, daß ber Empirismus hier fehr häufig den Sieg über die Throrie davonträgt. Viele Fälle von ascites, welche fomptomatifch find!, weichen der Behandlung durch derivirende Mittel, weldye man auf die VBerdauungs = und Harn— wege anwendet. Die ergoffenen Flüffigkeiten werden dabei gemifs fermaaßen nach ungewöhnlich ſtark fecernirenden Flächen bingezos gen; dennoch ift es in folhen Fillen felten, daß die Abforprion der Fluͤſſigkeit vollftändig ift. Die organifche Urſache des ascites wird früher oder fpäter mächtiger, als die derivirnden Mittel; die Flüͤſſigkeit reproducirt fi, und häufig ift man in den kurzen Zwi— fhenräumen, während welcher die Zlüfjigkeit reforbirt ift, im Stande, durch forgfältiges Zufühlen die organifche Urſache der Ausihwisung zu erkennen. Die Krankheitsgefhichte, welche foeben mitgetheilt wurde, ift ziemlidy diefelbe, wie fie bei allen Fällen von Krebs des perito- naeum, er mag primitiv oder confecutiv feyn, fich wiederholt; die Kranken halten fi nicht für Frank und wenden fich erft in dem Momente an den Arzt, wo der Unterleib an Volumen zunimmt. Ascites in Folge eines Krebfes des Neges und des Peritonäums. Als ih im Juni 1835 für einen meiner Gollegen in der Salpetriere die Viſite machte beobachtete ich eine ungefähr 5ojährige Frau, welche einen Beginn von ascites hatte, und bei welcher idy nichtsdeftoweniger eine Gefhmwulft am hypo- gastrium erkennen Eonnte. Diefe Kranke ftarb am 22. Auguſt in Tolge der Fortſchritte des ascites, welder die Gefhmwulft bald vollkommen verftedte; die Punction war nicht gemacht worden. SH war bei der Leichenöffnung zugegen, und wir fanden das große Neg in einen 2 Zoll breiten und 1 3ZoU dien Gürtel umges wandelt; auf der Durchſchnittsflaͤche zeigt fich eine ſchwammig gel: lige Flaͤche, aus welcher durch einen leichten Druck an vielen Punc— ten Krebsflüfiigkeit hervordringt, welche an einigen Stellen confi- ftent genug ift, um in $orm eines gewundenen Wurms bervorzur dringen. Bei forgfältiger Unterfuhung diefes ausgedrüdten Ge— webes bemerfte ich eine Anwendung, welche dem erectifen Gewebe mit feinen glatten Höhlen und Klappen genau glich. An einigen Puncten befand ſich der Krebsfaft in Eleinen Ampullen oder tafchene förmigen Ausdehnungen, welche nichts, als ausgedehnte Venen zu feyn fchienen. Das peritonaeum zeigte in feiner ganzen Ausdeh— nung Knoten, welche in die Höhle hineinragten, und zwar fo, als wenn fie nur auf der inneren Kläche diefer Membran entftanden wären; aber mit ein Wenig Aufmerffamkeit habe ich nachweiſen Eönnen, daß diefe Knoten durch den unter dem peritonaeum ergofz fenen Krebsfaft gebildet waren. Diefer war fo reichlich vorhanden, daß man von Abfceffen der Krebsflüffigkeit fprechen Eonnte, welche fih auch nad) Art eines Abſceſſes entleerten, wenn man in das Peritonäum einfchnitt. Sm Becken zwifchen rectum und uterus fand ſich eine beträchtliche Krebsmaffe, die Gefhwulft, welche ich bereits während des Rebens erkannt hatte. Das Uterusgervebe war volltommen gefund. Die Ovarien fchienen verſchwunden zu feyn, und die Gebärmuttertrompeten waren krankhaft verändert. Uebrigens waren alle Bruft» und Baudeingeweide vollfommen normal. Der Ausgangspunct biefer Eranfhaften Veränderungen fcheint mir die Krebsmaffe zu feyn, welche fih in der Excavation des Bedens fand. Es ift ſchwierig, zu fagen, ob dieſe Rrebsmaffe fih primär auf Koften der Dvarien, oder auf Koften des Peritos näums gebildet hatte, Der folgende Fall, welhen ich gang kuͤrz⸗ lich beobachtet habe, bietet diefelben Unficherheiten ruͤckſichtlich feis nes Ausgangspunctes. Die Dvarien liegen ſich in der großen Markſchwammmaſſe, welche den größten Theil der Unterleibshöhle ausfüllte, nicht wiederfinden. 125 Ascitesin Folge eines Markſchwammes, ber bie Bauckhöhle größtentheils ausfüllt. Antoinette Soupe, 50 Jahr alt, Fam zu Buß zu den Gonfultationen im Hoöpital de la Charite am 5. December 1840, Sie war von 2 Perfonen uns terftügt; das blaßgelbe Gefiht und der Äußerfte Grad der Abmas gerung bezeichneten eine chroniſche Krankheit, welche ihren legten Punct erreiht hat. Ich nahm fie fogleih auf meine Abtheilung auf. Tags darauf, am 6. December, lag fie bereits im Sterben; der Puls war fehr Elein und ſehr frequent; die Zunge troden. Die Kranke ift bei vollem Bewußtſeyn, ahnt aber die Gefahr ih: res Zuftandes nicht. Sie war früher nie Erankz feit 34 Jahr find die Regeln nicht zum Vorſcheine gefommenz die Kranke leitet aber ihre Erkrankung erft vom Monate April her, wo fie durch ben plöglihen Tod ihres Bruders einen heftigen Schred hatte, Seit diefer Zeit hat fie im Unterleibe ein Gefühl von Belaftigung, obs wohl derfelbe nicht an Umfang zunimmt; deswegen ijt fie auch erſt frit einem Monate darauf aufmerffam. Sie hatte fo wenig Sorge über ihren Zuftand, daß fie ihren Arzt, Herrn Naude, nur zwei Mal, vor 14 und vor 5 Tagen, confultirte, wobei fie immer nod) felbft zu ihm ging. Sch fand den Unterleib ausgedehnt, wie bei einem ascites von mittlerem Umfange;z die Fluctuation ift nicht fehr deutlich: es fcheint, daß die Klüfiigkeit, deren Gegenwart übrigens hinreis chend deutlich ift, in einzelnen Zellen oder Iwifchenpfeudomembra= nen enthalten fey. Ein Eräftiger, auf verfchiedere Puncte ausges übter Drud gab das Gefühl eines harten, tiefjigenden Körpers; übrigens beklagt fi die Kranke über keinen Schmerz, fie hat im— mer nur ein Gefühl von Beläftigung und Spannung im Unter: leibe gehabt; niemals zeigte ſich Diarrhöe, niemals Erbredyen; der Urin ift nicht veichlih. Ich diagnofticire eine chroniſche periteni- tis, wahrſcheinlich mit Knotenbildung. Die Kranke ftarb am fols genden Morgen. Leihenöffnung. In der Unterleibshöhle fanden ſich meh: rere Liter einer blutigen Serofität, ohne eine Spur von perito- nitisz eine große Encephaloidmaffe in mehrere Rappen getheitt und durch Blut gefledt, füllte das hypogastrium, die fossae iliacae, die regio umbilicalis und beide regiones lumbales aus. Die Dünndärme waren ungewöhnlich zufammengezogen und glichen ruͤckſichtlich des Volumens den Därmen eines neugebornen Kindee; ebenfo verhielt es fi) mit dem Dickdarme. Die Encrpbaloitmaffe nahm ihren Urfprung offenbar aus dem Eleinen Becken; das große Netz war damit verwachfen und hatte in feiner untern Hälfte dies felbe Degeneration erlitten; in der obern Hälfte war es geſund; diefe Maffe war fo weich, daß fie faft bei jeder Berührung zerriß, Ich ließ fie mit den im Becken enthaltenen Organen vermittelt eis nes Durchſchnittes ven beiden Seiten des Schaambogens heraus: nehmen und ſah, daß die Blafe vollfommen aefund war, und daß der uterus ebenfalls Feine Veränderung erlitten hatte. Die Ge— fhmulft entitand zwifchen uterus und rectum, gewiſſermaaßen aus dem heile dis peritonaeum, welcher die bintere Fläche des ute- zus und die vordere des Maſtdarms üÜderzieht. Das große Nep, welches am Uterusgrunde angewachfin war, hatte diefelbe Entar— tung in allen den Theilen erlitten, welche der Gefchmwulft ent: fprachen. In der Mitte diefer Maffe war es nicht möglich, die Ovarien und Zuben wiederzufinden, es fey nun, daß diefe Drgane der Ausgangspunct der Krankheit gewefen, oder daß fie erft nachher ergriffen worden feyen; das Uterusgewebe war übrigens im Zu: ftande der vollfommenften Integrität. Man fah die Encephaloid: maffe von der freien Oberfläche des Peritonaͤums entfprinaen, wel: he die hintere Fläche des uterus überkleidet, fo daß es leicht war, mirtelft Abfchaben die ganze Geſchwulſt zu entfernen, ohne im mins deften das Uterusgewebe zu dern, welches durchaus nicht hy— pertropbifch war. j Die Gefchwulft war von ungewöhnlicher MWeichheitz ein Teich. ter Druck genüate, um fie zu zerreißen. Gin Durdfchnitt in vers ſchiedenen Richtungen zeigte, daß das Gewebe der Gefchwulft weiß und rahmaͤhnlich war, oder vielmehr dem Gebirne eines Kleinen Kindes glich, Es war fehr reich an Blutgefäßen , welche ein ver noͤſes Ausſehen hatten, und großentheils der Sitz einer phlebitis waren, die ſich durch Coagulation des mit den Venenwaͤnden zu— 126 ſammenhaͤngenden Blutes characteriſirten. Dieſe gehirnartige Maſſe war überdieß von vielen Blutablagerungen hie und da durchſaͤgt, welde dein Gewebe das Ausfehen eines apoplectiſchen Gehirns gas ben. Bon diefen Blutablagerungen, welche, dem Volumen nach, ziems lich. die Hälfte oder 2 der Geſchwulſt auemachten, waren einige ganz friſch, antere Älter, mas man an ter Beränderurg, welche das Gehirn erlitten hatte, feben konnte. Ucbrigens fand ſich Erine Ge: fhwulft im ganzen Reſte des peritonaeum; die Leber war nad) Oben zurücdgedrängt und Eein, wie auch die Milz, dagegen voll: kommen unverändert, eben fo mie der Magen und die in der Brufihöhle enthaltenen Organe. Diefe Krankheit mag nun von den Ovarien oder vom peri=- tonaeum ausgegangen fenn, fie ftellt jedenfalls einen Markſchwamm dar, mweldyer nad) Art cines Champignons von der innern Fläche des peritonaeum hervorragt und daher ebenfalld zu den Krebsde— generationen des peritonaeum gehört. Das Auffallende diefer Peritondalgefhwulft war die große An- zahl von Blutablagerungen, von welchen fie durchdrungen war und mevon mehrere den Umfang einer Fauft hatten Nichts ift gewoͤhn— licher ald Blutausleerungen in Encephaloidgeihwülften, und dieß kann nicht auffallen, wenn man die Menge der fie durchzichenden Gefäße, die venenähnlichen Gefäße und die Brüchigkeit der Wände derfeiben beruͤckſichtigt. Vielleicht kommt es uud) vor, daß ſich die phlebitis haemorıhagieca, welche fo häufig zu fpontanen Bluter— gießungen Verlaſſung giebt, innerhalb diefer Geſchwuͤlſte entwickelt; id) bin überzeugt, daß in vorliegendem Falle die größte Anzahl der Blutaustretungen die Folge von phlebitis waren; denn es fand fi), wie erwähnt, eine große Anzahl der Gefaße mit coagulirtem und anhängendem Blute gefüllt. Sch muß darauf aufmerlfam machen, wie vorfichtig man bei Exacerbation diefer Gefchwülfte jeden beträchtlicheren Druck vers meiden muß; es ift gewiß, daß man ohne die Gegenwart einer in ter Unterleibsböhle enthaltenen Flüffigkeit mittelft eines gewoͤhnli— den Drucdes, zur Unterfuhung der Gefhwulft, Zerreißungen herz beiführen koͤnnte, deren Folgen leicht vorauszufehen jind, Der bluthaltige ascites in Ddiefem Falle war offenbar das Product der Zerreißung einer folhen Blutanfammlung, und es ift böchft wahrſcheinlich, daß dieſe Zerreißung und die darauf folgende Blutung den Tod befd;leunigt habın. Uebrigens gehört der blutige ascites weit mehr zu der knoti— gen (fungöfen) peritonitis, als zu den Erebshaften Krankheiten des Bauchfells, wie ich dieß nod) fpäter nachweiſen werde. Die folgende Beobachtung liefert ein Beifpiel von Knoten frebs des peritonaeum, unabhängig von jeder Art entfpres chender Entartung in den Baucheingeweiden. Die 77jährige Frau Chatenay wurde am 1. Auguft 1838 auf der Kranfenabtbeilung der Salpetriere aufaenommenz fie litt an Durchfall, Meteoriemus von beträchtlihem Umfange, dumpfem Schmerz in der Unterleibehöhle, welcher auch durch den jtärfften Druc nicht vermehrt wurde, hatte etwas Fieber und eine Spur von Fluͤſſigkeit in der Unterleibshöhle. Ueber den frühern Zuftand erfuhr ih, daß die Frau niemals krank aeweien: daß die Unters leibefymptome erft feit vierzehn Tagen und der Durchfall erft feit acht Zagen vorhanden waren, und daß fie vor dieſer Zeit vollloms men gefund gewefen fey. Ungewiß war, ob ein Stoß auf den Un- terleib, den fie drei Monate zuvor befommen hatte, mit der gegen- wärtiaen Krankheit in Zufammenbange ftand. Der Durchfall, welcher übrigens bald wieder aufbörte, mar nicht hinreichend, um den übrigen Zuftand des Unterleibes zu ers Elären. Die aufmerffamfte Unterfuhung ließ feine Störung in ber Function der Baucheingeweide entdeden. Ich blieb daher bei der Anjicht ftehen, daß hier eine jener chronifchen und fhmerzlofen Entzündunaen des peritonaeum vorhanden ſey, melde fo bäufig verkannt werde. Ein Meteorismus und eine Art von bleibender Auftreibung des Unterleibes find bei der Diagnofe von Unterleibs« krankheiten nicmalg zu Üüberfchen. Am 6. Auguft befand ſich die Kranke durchaus nicht übeler, als am Zage ihrer Aufnahme; am andern Morgen war fie tobt, Man berichtete mir, daß fie fi den ganzen Tag wohl befunden habe, und daß fie in der Nacht der MWärterin gefagt, fie molle ſich auf die Seite legen; in diefer Lage war fie geftorben. 127 Es fand ſich ungefähr ein Liter Flüffigkeit in der Peritonäal: höhle; das große Neß war zufammengezogen und auf einen Streis fen von 3 Queerfingern Breite und 1 3oll Dicke reducirt, welcher an der großen Gurvatur des Magens hing und den Bogen des Colons bedeckte. Drüdte man das Neg zwiſchen den Fingern, fo veranlaßte man, daß durch eine Menge Puncte reiner rahmähnli: her Saft der Krebsgefhwulft hervordrang. An einem Durchſchnitte des Neges fah ich, daß cs, wie gewöhnlih, aus einer Fettmaffe be: ftand, und daß der Krebsfaft an einzelnen Puncten hervorjickerte, welche mir wie die Deffnungen getrennter Gefäße vorfamen. Der Krebsfaft war in die Blutgefäße eingefchloffen, Das Kleine Neg war verdickt und mit Eredsartigen Flecken und Sranulationen durchzogen. Die verfchiedenen Theile des perito- naeım und befonders das mesenterium zeigten eine Menge von Zuberkeln von fehr ungleiher Größe, welde an der freien Ober: fläche des peritonaeum hervorragten und jih wegnehmen ließen, ohne daß dadurch das Gewebe des peritonaeum felbft angegriffen worden wäre. Hie und da zeigten jih auch einige Slede von wahsähnlihem Ausfehen. Won diefen Flecken und Knoten hatten einige einen offenbar Erebsartigen Character; andere ließen fi, nad der Analogie, ale Krebsgeſchwuͤlſte betrachten. Sm Eeinen Beden, deffen peritonaeum ebenfalls mit Tuber— Eeln befest war, fand fi ein Balg hinter dem uterus, mit wels chem derfelbe zuſammenhing. Diefe Balagefchwulft wurde durch eine der Dvarien gebildet und enthielt eine fefte, bräunliche Materie. Uebrigens waren alle Unterleibsringaweide im Zuftande der volllommenften Integrität. Die Schleimhaut des Dickdarms zeigte eine leichte Röthbung. Durch den linken Gruralring drangen zwei Bruhfäde hervor, wovon der vordere eine enge Deffnung hatte. Auch an diefen Bruhfäten fanden fih, wie am übrigen perito- naeım, Krebsfnoten. Beide Lungen waren in ihrer größten Ausdehnung ödematög, und diefem plöslich eingetretenen Dedem ift der Tod zuzufihreiben. Die Wärterin hatte auch in der Naht das Röcheln der Kranken bemerkt. Dies ift alfo wirderum ein Beifpiel eines primitiven Krebfes des peritonaeum, unabhängig von jeder andern Veränderung in den Unterleibseingeweiden. Krebsgefhwütfte in Organen von fo elementärer Zertur, wie das peritonaeum, mit einer fo einfachen Bunction, wie die feröfe und adipöfe Erhalation, fcheint mir in hohem Grade geeignet, die pathologifche Anatomie der Zertur von Krebsdegeneration aufzuklären, ee ne Ueber Anwendung der electro:hemifhen Theo: rie auf gerihtlih medicinifhe Unterfuhung hat Hr. Dr. 9. Kaure eine Reihe von Verſuchen angeftellt und der Paz virer Societe d’&mulation pour les sciences pharmaceutiques mit: getheitt. — In den meilten Fällen, wo ein Chemiker die Anwe— ſenheit einer giftigen Subitang darzuthun hat, ift es vielleicht we: ger eine wiſſenſchaftlich wahrnehmbare Procedur, als cin wirklich Sedermann in die Augen fallendes Mittel, welches er in Anwen: dung bringen follte. Es ift daher Leicht beareiflih, von wie gro: Gem Werthe es feyn würde, eine einfache und immer aleichförmiae Methode zu defisen, mittels deren man im Schooße fehr verfhie- dener Stoffe oder fehr dünner Fluͤſſigkeiten, ohne fie vorher einer vorläufigen Veränderung zu unterwerfen, die Subſtanz felbft oder 128 die Baſis des Giftes auffinden koͤnnte. Der Apparat, deffen fich Herr Saure meiftens zu feinen Verfuchen bedient hat, beftebt aus einer Klafche mit weiter Mündung von 150 bis 200 Srammen (etwa 5 bis 7 Ungen) Gapacität, worin eine Auflöfung von Ehlors nateium enthalten if. Durch den Stöpfel der Flaſche geht ein ziemlich weites Rohe, welches unten mit einer poröfen Gubftang verfchloffen ift, damit die Flüffiakeit, welche fie enthalten und wels che man unterfuchen foll, fi) nit mit dem Chlornatrium vermi— fhen Eönne. Man nimmt, um die Röhre zu fchließen, etwas Gold» fhlägerhäutchen , oder etwas Thon, oder felbft Gyps. Man läßt nun die beiden Flüfjigkeiten mittels eines metalliſchen Bogens com— municiren, der von einer Zinkplatte, welche in eine Flaſche einge: ſenkt ift, von einem Platinadrathe und von einem Plättchen in die Köhre eingefenkten Metalls gebildet wird. Die einfahe Beruͤh— rung der zwei Flüffigkeiten von verſchiedener Natur ift hinreichend, um eine electrifche Strömung zu veranlaffen. Man Eann die Stärke der Strömung erhöhen, wenn man zu der Auflöfung des Chlorna= triums einen oder zwei Tropfen verdünnte Salzfäure zufest. Wenn man in die Röhre eine Auflöfung von Gold, von Eilber, von Kupfer, von Quedfilber, von Blei, von Spießglang thut, fo hängt fih das reducirte Metall an die Platinaplatten, und man kann es erkennen entiveder unmittelbar an feinem Ausſehen, oder durch weis tere Verſuche. Wenn die electrifhe Strömung zu energiſch ift, fo fälle das Metall, ſtatt fih an die Platina zu hängen, auf den Boden der Röhre. Herr, Faure hat auf viefe Weife die Na— tur diefer metallifchen Auflöfungen darthun Fönnen, felbft wenn fie verdünnt, oder mit fremden Subftangen, z. B., mit Zuckerwaſſer, mit Milh, mit Bouillon, vermengt waren. — Nicht ſo gluͤcklich ift er gemwefen, indem er auf Auflöfungen von arfeniger Säure ein— wirkte. Diefe haben ihm auf der Platinaplatte nie etwas Anderes gegeben, als eine braune, regenbogenartig fchillernde Färbung, welche ihn wenig entfcheidend vorgefommen if. Mean tit berech— tigt zu glauben, fagt er, daß die zumeilen zu lebhafte Wirkung der Strömung ein wenig Wafferitoff frei gemacht hat, welder, bei feiner Entwicelung mit dem Arſenik in Berührung , eines Zheils dieſes Metalls ſich hat bemächtigen und ſich mit ihm hat zerftreuen- müfen. Bere F. meint jedoch, daß, nachdem er nody größere Vor— kehrungen getroffen haben werde, es ihm möglich feyn werde, zu beffern Refultaten zu gelangen, wenn er feine, jegt unterbrocpenen, Unterfuhungen wieder werde vornehmen können. Bon Berengerung der Luftröhre hat Herr Wor—⸗ thington der mebdinifch = hirurgifhen Geſellſchaft, zu London, einen Fall mitgetheilt. Der Kranke, 49 Jahre alt, Tageloͤhner, war früber fophilitifh gewefen und mit Mercurialpräparaten in großen Dofen behandelt worden. Bald nachher war feine Geſund— beit geſtoͤrt; er bemerkte befonders cine große Befchwerlichkeit der Snfpiration, welche jedes Mal 10 Secunden dauerte und mit einem ſolchen fchnaufenden Geräufche verbunden war, daß man nothwen— digerweife an eine Verengerung der Euftröhre denfen mußte. Die Auscultation that dar, daß die Lungen aefund waren. Die Zufälle dauerten drei Sahre hindurch, bis der Kranke an einigen Tropfen Milch und einigen Brodkruͤmchen, welche in den Ruftröhren : Kopf gelanat waren, ftarb. — Bei der Leichenöffnuna ergab fih, daß die Luftröhre, in der Gegend der cartilago cricoidea, cine Vers engerung zeigte, welche kaum eine Gänfefeder durchgelaffen hätte; unterha!b war dagegen die Luftröhre erweitert, aber alle, der Ber: engerung nahe liegenden, Knorpeleinge waren verſchwunden. Bibliographische Anatomie el&mentaire. Par Bourgery et Jacob. Paris 1842, 8, Zwanzig Hefte, Mit 20 K. Div Säugetbiere, Vögel und Amphibien nad) ihrer geographifchen Verbreitung tabellarifh zufammengeftellt, Von Dr. 8. Pomp: per, Leipzig 1841. 4, Traite des sections tendineuses et musculaires dans le Stra- bisme, la disposition et la fatigue des yeux, le b&egaiement et les pieds-bots, les difformites de genou, le torticollis, le Nein rg ke nahen. reserrement des machoires, les fractures etc. ; suivi d’un M&moire su® la Neurotomie sous cout „ avec Atlas. Par A. Bon- net, Chirurgien en chef de l’Hötel-Dieu de Lyon. Lyon 1841. 8. De la Prostitution et de ses Consequences dans les grandes villes, dans la ville de Lyon en partieulier; de son enfluence sur la sante, le bien-etre et les habitudes de travail de la population, des moyens d’y remedier. Par A. Potton, Mede- ein de l’hospice de l’Antiquance, Lyon 1842. 8, A me — .. Henne Uotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde gefammelt und mitgerheilt von dem Ober-Medicinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Mebditinafrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, er No. 449. (Nr. 9. de8 XXL. Bandes.) Februar 1842. Gedrudt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. bes einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel Shwarze Abbildungen 3 gBr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 51.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. rat or Bemerkungen über den gegenwärtigen Stand der Wifenfhaft in Betreff der Sternfchnuppen, ſowie über die Beftimmung von Unterfchieden in der geographifchen Länge nah Beobachtungen diefer Meteore. Bon Deren Galloway, vorgetragen der aftronomifchen Grfell: fhaft zu London. Nachdem der Berfaffer an mehrere, vor Alters Über die Natur der Feuerfugeln, Sternfhnuppen und anderer leuchtenden Meteore gehegte Anfichten erinnert hatte, bemerkte er, daß erft zu Ende-des vorigen Sahrhunderts eine einiger: maaßen begründete Theorie Über diefelben aufgeftellt worden - fen; denn wiewohl man den Eosmifchen Urfprung der merk— mwürbigften Meteorfteine und Feuerfugeln vermuthet hatte, fo betrachtite man doc die Sternfhnuppen allgemein als atmofphärifche Ericheinungen, welche Manche der Electricis tät, Andere der Entzündung des in den höhern Regionen der Atmofphäre angehäuften Wafferftoffgafes zufchrieben. Sm Sabre 1794 gab Chladni fein berühmtes Merk herz aus, in weldem er ein Verzeihnig ſaͤmmtlicher Beobadı- tungen von Feuerkugeln, über die Nachrichten vorhanden waren, bekannt machte und aus einer Vergleihung der verfchiebenen Befchreibungen ſchloß, daß diefe Meteore nicht in unferer Atmofphäre entftehen, fondern kosmiſche Maffen feyen, die fih im Planetenraume mit einer Geſchwindigkeit bewegen, die denen der Planeten gleihfommt, und wenn fie in die Atmoſphaͤre gerathen, ſich durch den Miderftand und die Friction erhigen, und glühend merden, dann aber zuweilen plagen und ihre fleinartigen, eifenhaltigen Frag: mente auf die Erdoberfläche fallen laſſen. Diefe Anficht ward anfangs fehr verfpottetz allein das öftere, ja häufige Herabfallen von Meteorfteinen, fowie Howard's Entdek— tung, daß fie fämmtlich ziemlich eine und diefelbe Zuſam⸗ menfegung befigen, welche von der aller bekannten, auf der Erde gefundenen Körper fehr abweicht, brachte zuletzt felbft die Ungläubigften zu derfelben Ueberzeugung. Da die Feu— No. 1549, 0 Be Sr u 7 erkugeln mit den Sternfchnuppen fo große Aehnlichkeit has ben und, in der That, in vielen Fällen das eine Meteor vom andern nicht genau unterfchieden werden Fann, fo ſchrieb Chladni auch den Sternfhnuppen einen kosmiſchen Urfprung zu. Damals fehlte es jedoh noch an Beobach— tungen,‘ nach denen man rüdfihtlidy der Höhe, Geſchwin— digkeit und Bahn der Sternichnuppen, d. h. der Elemente, mittelft deren fih die Frage Uber deren Vorhandenſeyn in: nerhalb oder außerhalb der Atmofphäre erledigen läßt, fichere Schluͤſſe hätte ziehen können. Im Jahre 1798 ward die erfte Reihe von Beodahtungen zur Beftimmung dieſer Puncte in Deutfcyland von Brandes und Benzenberg angeftellt. Sie maafen eine Standlinie von etwa 9 engl. Meilen Länge, poftirten fih an deren beiden Enden und beobachteten an vorher verabredeten Abenden. So wie fi eine Sternfchnuppe fehen ließ, verzeichneten fie deren ſchein— bare Bahn auf einer Himmelskarte, indem fie die Zeit ihres Erſcheinens und Verſchwindens, nebft vielen andern Nebenums ftänden, durch welche die Sdentität des beobachteten Metes ors mehr oder weniger zuverläffig feftgeftellt werden Eonnte, genau anmerkten. Auf diefe Meife ward die Sdentität mander an beiden Stationen zugleih beobachteten Stern- ſchnuppen mit ziemlicher Sicherheit beftimmt, und die Ver— gleihung der Bahnen auf beiden Karten gewährte Elemente zur Beftimmung der Parallare und Höhe. Die Refuls tate waren folgende: Dom 11. September bis 4. Novem— ber 1798 wurden nur 22 übereinftimmende Beobachtungen erlangt, nad) denen ſich die Höhe berechnen ließ. Die der niedrigften war etwa 6 engl. Meilen; vier waren unter 45 Meilen bob; neun zwifchen 45 und 90 Meilen; ſechs über 90 Meilen, und eine befaß die Höhe von 140 Meilen. Nur nah zwei Beobachtungen ließ ſich die Geſchwindigkeit berechnen; die erfte ergab 25 Meilen, die zweite 17 — 21 Meilen auf die Secunde. Das merkwürdigfte Refultat war, daß wenigſtens eine Sternſchnuppe ſich aufmärts, d. bh. von der Erde weg, bewegte. Durch diefe Beobachtungen ward die vollftändige Uehnlichkeit der Sternſchnuppen mit 9 131 ben Feuerkugeln in Betreff der Gefhwindigkeit und Höhe vollkommen feftgeftellt. Ein zweiter Verfuh im allen Maafftabe, um die Höhe und Gefbwindigkeit der Sternſchnuppen durch gleich zeitige Beobachtungen zu beftimmen, ward im Jahre 1823 von Brandes, unter Mitwirkung einiger in Breslau und anderen benahbarten Städten wohnenden Gehülfen, unters nommen. Die Beobahrungen währten vom April big zum Detober,) und es wurden binnen dieſer Zeit etwa 1890 Sternſchnuppen auf den verfihiedenen Stationen beobachtet. Unter diefen wurden 98 ermittelt, die auf mehreren Statio- nen zugleich geſehen worden waren Bei vier darunter be— trug die Höhe unter 15 engl. Meilen, bei funfzehn zwiſchen 15 und 30 Meilen; bei zweiundzwanzig zwiſchen 30 und 45 Meiten, bei fünfunddreißig zwifsen 45 und 70 Meilen, bei dreizehn zwifhen 70 und 90 Meilen und bei eilf über 9) Meilen. Zwei von diefen lesten hatten eine Höhe von 140 Meilen, eine eine folhe von 220 Meilen, eine die von 2380 M. und eine fogar eine Höhe von mehr als 450 M. Man berechnete 30 Bahnen, und bei 26 darun: ter ging die Bewegung niederwärtd bei einer horizontal und bei den übrigen 9 mehr oder weniger aufwärts. Nur in drei Füllen waren die Beobachtungen fo vollftändig , daß fie die zur Beftimmung der Gefhwindigkeit nöthigen Data enthielten. Die Nefultate waren refp. 23, 28 und 37 engl. Meilen auf die Secunde, und die legte diefer Ge: fhwindigkeiten iſt ungefähr noch einmal fo bedeutend, als die, mit der fi die Erde um die Sonne bewegt. Die Bahnen waren oft nicht geradlinig, fondern Erummlinig, bald horizontal, bald verticat, bald gefhlängelt. Die vor: berrfchende Richtung der Bewegung ging von NMordoften ges gen Südweften, alfo derjenigen der Bewegung der Erde in ihrer Bahn entgegengefegr, ein Umftand, der allgemein beob— achtet worden und in Betreff der phyſiſchen Theorie deg Meteord von Wichtigkeit ift. Eine ähnlihe Rihe von Beobachtungen —— im $. 1824 in Belgien, unter der Leitung des Herin Quetelet, angeftellt, welcher die Nefultate derfelben in dem Annuaire de Bruxelles vom Jahre 1837 bekannt madte. Herren Durtelet lag bauptfahlih an der Beftimmung der Ge— ſchwindigkeit der Sternſchnuppen. Er erlangte ſechs über- einftimmende Beobachtungen, nad denen ſich dieſes Ele: ment birehnen ließ, und die Nefultate waren 10 bie 25 engl. Meilen in der Secunde, was etwas unter der Ges ſchwindigkeit zurudbleibt, mit der fib die Erde um die Sonne bewegt. Die legte Reihe von gleichzeitigen Beobachtungen, beren im Artikel des Herrn Galloway Erwähnung geſchieht, ward am 10. Auguft 1838 in der Schweiz angeftellt. Wartmann bat darüber in der von Quetelet heraus: gegebenen Correspondance mathematique, Juillet 1839, umftändlich berichtet. Herr Wartmann und fünf andere Perfonen befanden fich, jede mit einer Himmelskarte ver: fehen, auf der Genfer Sternwarte, und die gleichzeitigen Beobachtungen wurden von Heren Neynier und einem Gebülfen zu Planchettes, einem nordöftlih won Genf gele: 132 genen und etwa 60 engliſche Meilen davon entfernten Dorfe, angeftellt. Binnen 74 Stunde beobachteten die 6 Pers fonen zu Genf 381 Sternfchnuppen, und während 54 Stunde wurden von den. beiden Perfonen zu Planchettes deren. 104 wahrgenommen. Alle Nebenerfcheinungen, die Stelle, wo das Meteor fichtbar mar und verfhmand, die Zeit, wähs tend deren es fichtbar blieb, deffen Helligkeit im Vergleiche mit dem Fixſtern, ob ihm ein Schweif radzog oder nicht, u. f. w. wurden forgfältig bemeitt. Die Bahnen wurden alsdann im eine große Planifphäre eingetragen. Die Länge derfelben war bei verfchiedenen Sternfchnuppen fehr verfchie= den und bot Winkrlipannungen von 8° bis 70° dar; cbenfo fhienen auch die Geſchwindigkeiten ungemein verfchieden; indeß betrugen fie, nah Wartmann’s Berechnungen, im Durchſchnitte 25° auf die Secunde. Aus der Vergleihung der gleichzeitigen Beobachtungen ergab fih, daß die Höhe über der Erdoberflähe durchfchnittlic etwa 550 engl. Mei: len betrug, und danach ward die relative Gefhwindigkeit zu etwa 240 engl. M auf die Secunde berechnet. Da aber die meiften Sternfchnuppen fich in der, der Bewegung der Erde entgegengefegten Rihtung bewegten, fo muß die Gefhwindigkeit der Erde (etwa 19 engl. M. auf die Se: cunde) von der relativen Gefchwindigfeit abgezogen werden. So bleiben aber für die abjolute Geihwindigkeit des Me: teors noch immer 220 engl. M. in der Secunde, was die der Erde um mehr als das 11fache übertrifft, dem 74fas chen der Gefhwindigkeit des Mercurs gleichfteht und wahrs f&heinlich bedeutender ift. als die der Gometen, wenn fie fi in ihrer Sennennaͤhe (perihelium) befinden. , Aus vorftehenden Nejultaten eryiebt fich deutlich, daß die Höhe und Gefhmwindigkeit der Sternfhnuppen ausneh— mend verfchieden und unficher find; wenn indeß die Beob— ahtungen irgend Vertrauen verdienen, fo beweifen fie, daß viele diefer Meteore (nab Wartmann's Beobachtungen bei Weitem die meiften) jih während ihrer Sichtbarkeit weit oberhalb der Gränze befinden, bis zu welcdyer man ans nimmt, daß fich die Atmofphäre erjtrede, und daß deren Geſchwindigkeit um ein Bedeutendes diejenige der Meltförz per übertrifft, die fih im derfelben Entfernung von der Sonne unter dem Einfluffe der von diefer ausgehenden Graz vitationgeraft bewegen. Es ift vielleicht unmöglich, die wirkliche Größe der Sternfhnuppen irgend annähernd zu beftimmen. Ihre ſcheinbare Größe ift fehr verſchieden; die meiften gleichen Sternen dritter oder vierter Größe, während viele denen ers fter Größe gleichkommen und manche fogar den Jupiter und die Venus an Glanz übertreffen. Merkwürdigerweife find die höchften die größten, und nur bie Eleinern fcheinen ſich der Erde bis auf 20, oder felbft 40 englifhe Meilen zu näbern. Rüdfihtlih der gelegentlichen Beobachtungen dieſer Mer teore, Über die man ſehr zahlreiche Berichte hat, ift das merfwürdigfte fich daraus ergebende Refultat, daß zu gewiſ— fin Zeiten jedes Jahres ſich die Sternfchnuppen in unges wöhnlicher Menge ‚zeigen. Unter diefen Zeiten fällt die bes merkenswerthefte in den Movember, und zu berfelben hat 133 man bie Sternfhnuppen zuweilen in unglaublicher Zahl wahrgenommen, namentlih in den Jahren 1799, 1832, 1833 und 1834. Am 11. November 1799 beobachteten Humboldt und Bonpland zu Cumana binnen wenis gen Stunden deren Zaufende, und in derfelben Nacht ges fhah dieß von Seiten verſchiedener Beobachter auf dem ganzen Americanifhen Feſtlande von Brafilien bis Labrador, fo wie in Grönland und Deurfhland. Am 12. November 1852 wurden fie in ganz Nordeuropa in berfelben Weiſe beobachtet, und am 12. November 1833 zeigten fie fih in Nordamerica in der jtupenden Art, wie wir fie durch viel— fache Befchreibungen Eennen. Nach den von Profeffor D Imz ſtedt gefammelten Nachrichten berechnete Arago, daß in jener Nacht wenigſtens 240,000 Sternſchnuppen fichtbar gewefen feyen. Sm Sahre 1834 trat in der Nacht des 13. Novembers eine ähnliche Erfcheinung ein; allein in dies fem Falle waren die Meteore Eleiner. In den Jahren 1855, 1836 und 1838 beobachtete man in der Nacht des 13. Novembers in verfchiedenen MWelttheilen Sternſchnup— pen; allein obwohl man in den legten Jahren diefer Erſchei— nung befondere Aufmerkſamkeit gewidmet hat, fo fcheint fie doh in der fraglichen Nacht eben nicht häufiger vorgekom— men zu feyn, als in andern Nächten derfelben Sahreszeit, und diefer Umftand hat bei Vielen den Glauben an deren periodifche Wiederkehr wankend gemacht. Die zweite Zeit des periodifchen Miedererfcheineng der Sternfihnuppen ift der 10. Auguft, und auf diefe hat Hr. Duetelet zuerft aufmerffam gemacht. Allerdings haben fie fih in der Nacht diefes Datums nie in fo ungeheurer Zahl, wie im November, aber doch verhaͤltnißmaͤßig fehr häufig, gezeigt. In den legten Jahren hat man fowohl am 9,, als am 10. Auguft fehr viele Sternfehnuppen mahr: genommen, allein fie fheinen überhaupt in den erſten zmei MWohen des Auguſt's in großer Zahl vorzufommen. Die Übrigen Perioden, die man bemerflich gemacht bat, find der 18. October, der 23. und 24, April, der 6. und 7. Des cember, die Zeit vom 15. — 20. Juni und der 2. Ja— nuar. Wahrſcheinlich werden durch fernere fleißige Beobach— tungen dieſer Lifte noch mehr folder Zeiten hinzugefügt werden. Hierauf werben die verfchiedenen Theorieen mitgetheilt, die man zur Erklärung des Urfprungs und der Erfcheinuns gen des Meteors aufgeftellt hat, und unter denen folgende die bemerfenswertheften find: 1: Daß die Sternfhnuppen und Feuerkugeln Sub: ftanzen feyen „ die von den Vulkanen im Monde ausgewor: fen worden. Bekanntlih würde ein fenfrebt vom Monde mit einer Gefhwindigkeit von 8,500 Fuß in der Secunde emporgettiebener Körper nicht wieder auf die Oberfläche je nes Zrabanten niederfallen, fondern von bderfelben unbegrängt weit fid) entfernen, und, um auf die Erde zu gelangen brauchte ein ſolcher Körper, unter den günftigften Umftän: ben, nur mit einer Gefchwindigfeit von 8,500 F. in ber Secunde emporzufteigen. Eine ſolche Geſchwindigkeit, die nur & — 5 Mal fo groß ift, als die einer Kanonenfugel, iſt durchaus nicht unbegreiflich; allein die auferordentlichen 134 Sternfhnuppenfälle in den Jahren 1799 und 18533 laſſen ſich, felbft abgefehen von der periodifhen Wiederkehr aͤhnli— cher Erfcheinungen, mit dieſer Theorie durchaus nicht vrreiz nigen. DBenzenberg ſpricht fib indeß für diefelbe aus und hält die Sternfchnuppen für kleine Steinmaffen von 1 — 5 Fur Durchmeſſer, weldhe aus Mondvulfanen em- porgefchleudert worden find und, wenn ihre Gefchwindigkeit eine gewiffe Gränze überfteigt, fib um die Erde oder um die Sonne dreben, 2, Dr. Olbers und einige andere Aſtronomen verz ' muthen, die Sternfchnuppen feyen die Truͤmmer eines durch irgend eine Erplofion von Innen zeufprengten Planeten, aus deffen größten Fragmenten fid) die Planeten Gereg, Pallas, Junod und Veſta arbildet haben Die Eleineren Trümmer fahren fort, in fehr ercentrifben Bahnen fihb um die Sonne zu drehen, und wenn fie ſich der Regionen de& MWeltraumes nähern, durch welche fich die Erde bewegt, fo fahren fie mit großer Gefchwindigfeit in die Atmofphäre und werden vermöge des Miderftandes und der Friction glü= bend, daher fie, fo lange fie in derfelben bleiben, ein lebhafs tes Licht verbreiten. 24 3. Biot hat die Anficht aufgeftellt, die im Novem— ber wahrzunehmenden außerordentlihen Sternfhnuppenfälle ließen fich dadurch erklären, daß die Entftehung des Meteore ihren Grund im Zodiafallichte habe. Die Ausdehnung dieſes linfenförmigen leuchtenden Mebels ift nicht gehörig ermittelt; da aber die Ebene feines großten Durchſchnitts nicht, mit der Ekliptik parallel ftreicht, fo muß er, wenn die Erde in einer Jahreszeit durch denfelben ftreiht, in einer andern von derfelben entfernt feyn. Indeß zeigen ſich Sternſchnup— pen zu allen Sahregzeiten, und die im November erfcheinene den unterf&eiden ſich von den Übrigen lediglich durch ihre verhältnigmäßige Häufigkeit. 4. Die zuerft von Chladni aufgeftellte Hypotheſe ift diejenige, welche die günftigfte Aufnahme gefunden ‚zu haben feheint, indem ihr Arago und andere Afttonomen erften Nanges zur Erklärung der im November vorfommen: den Erfcheinungen beigetreten find. Sie beftebt in der Anz nahme, daß, außer den großen Planeten im Planetenraume, Myriaden von £leinen, um die Sonne Ereifenden Himmels— £örpern vorhanden feyen, die ſich gewöhnlid Gruppen = oder Sürtelweife beifammenfinden, und daß einer diefer Gürtel die Ekliptik in der Gegend fehneide, durdy welche die Erde im November geht. Die Haupteinwände gegen diefe Theo— tie find folgende. Zuvörderft müffen ſich ſolche, unter den angenommenen Umftinden gruppenweife Ereifende Körper notbwendig in derfelben Nichtung bewegen und folglich, wenn fie von der Erde aus fichtbar werden, fümmtlid von demfelben Puncte zu fommen und ſich nad dem entgegens sefegten zu bewegen feheinen. Obwohl ſich nun aus den Beobachtungen zu ergeben ſcheint, daß die vorherrfchende Nihtung die von Mordoft gegen Südweft ift, fo bemerkt man doch an einem und bdemfelben Abend Sternfchnuppen, die an allen Puncten deſſelben Himmelsgewölbes zum Vor— ſcheine kommen und fi) nach allen möglichen Richtungen bes wegen, Zweitens ift ihre Durchſchnittsgeſchwindigkeit (zur 9 * 135 mal, wie fi Wartmann beftimmt hat) weit bebeutenber, als fie irgend ein um die Sonne freifender Körper bei dem Abftande der Erde von der Sonne bejigen fann. Drittens geht aus ihrem Anfehen und dem leuchtenden Schweife, den fie gewöhnlich binter ſich zurüdlaffen, und der oft mehrere Secunden, zuweilen gar Minuten lang fihtbar bleibt, fo wie auch daraus, daß fie fih in dem Scatten der Erde und weit höher befinden, al® daß dort die Atmoſphaͤre einen Verbrennungsproceß unterhalten koͤnnte, offenbar hervor, daß ihre Licht nicht das Zurüdgeftrahlte der Sonne feyn Eann. Sie müffen alfo felbftieuchtend feyn, und dagegen fpricht, infofern main jie für Eieine Planeten ausgiebt, die ganze Analogie des Sonnenſyſtems. Viertens, wenn fefte Maffen fi der Ecde in dem Grade näherten, wie dieß bei vielen Sternfhnuppen der Fall ift, fo würden manche darunter fiherlib von derfelben angezogen werden. Allein von den vielen Zaufenden, welche man beobachtet hat, iſt Eeine er: wiefenermaßen auf die Erde gefallen. Fünfteng bemerkt man gerade im Gegentheil, daß manche Sternfhhnuppen ſich von der Erde entfernen und Bahnen beſchreiben, deren Converis tät der Erde zugefehrt ift, ein Umftand, der, nah Chlad: ni’s Hppothefe, feine rationelle Erklärung zuläßt. (Schluß folgt.) Miscellen. Isaura cycladoides, eine neue Gattung von Cruſtaceen mit zweillappiger Schaale, ift von Herrn Joly in der Umgegend - 136 von Zouloufe entdeckt worden. Sie fteht ben Gattungen Apus, Limnadia und der Gattung Cyzicus von Audouin fehr nahe, Durd Form, Structure und Art des Wahsthums der Schaale bilder dieſe Gattung einen natürlichen Uebergang von den Grufta« ceen zu den Eopflofen Mollusfen; durch die übrige Organifation näe bert fie fich den Girrbipoden. Sie crlangt ihre zweiflappige Schaale und ihre legte Form erft nach einer Reihe von Metamor— phofen, während welcher fie, fehr jung, an die Form der Arte- mia, Branchipes und Apus, und fpäter an die der Daphnia, Lyn- cea, Cypris, Limnadia und Cyzicus erinnert. Obgleich dieſe Brandiopode öftere Häutungen erleidet, fo bleibt doch die zwei— Elappige Schaale während des ganzen Lebens des Thieres und gleicht auch in diefer Beziehung die der Mollusfen. Cie vergrös Bert jih nach Art der Perimutterportion der Schaale der Malas cogoaren, d. h., durch Hinzufügung von immer größern und mehr innern Lagen, deren dicker Rand an ihrer Außeren Oberflähe wahre Wahstyumsftreifen bildet. (Diefe Lagen können leicht eine von der andern ifolirt werden, durch ein vierundzwanzigſtuͤndiges Eins legen in Aetzkali.) Isanra eycladoides hat getrennte Geſchlechter. Das Männchen unterfcheidet fi von dem Weibchen zunädft durch Anweſenheit zweier Paare von Anhängfeln, die vor den Kiemenfüz gen liegen und an ihren freien Enden mit dreifingerigen Klauen verfeben find, womit das Weibchen während der Begattung gehals ten wird. Das Thier ſchwimmt fortwährend auf der Bauchfeite, db. h., entgegengefegt von den übrigen Fiemenfüsigen Brandiopos den und befonders.von Apus und Limnadia, denen fie nahe fteht. Shre Eier, wie die von Apus, Limnadia, Branchipes, feinen eine lange Trockenheit ertragen zu fönnen, ohne die Fähigkeit, ausges brütet zu werden, zu verlieren. Die große Mammouthhöhle im County Edmon— fon (Kentudy) in Nordamerica, ift jegt für Naturfreunde bequem zu unterfuhen, da der Eigenthümer, Dr. Sohn Croyham, ein Safthaus, etwa eine engl. Meile vom Eingange, angelegt hat, und alfo die Befucher diefer Naturmerkwürdiafeit nicht nur Speife und Getränke, fondern auch Nachtlager dafeldit finden koͤnnen. nn nn nnd Re Ba BE ud he Ueber dad Zahnen der Säuglinge und die Zufälle, die es begleiten, findet fich eine Abhandlung von Trouffeau in dem Journ. des connaiss. medieico-chirurgicales. Es möhte feinen, daß eine fo gewöhnliche Thatfache, wie das Zahnen, kaum noch DVorurtheile oder Zweifel zulafs fen Eönnen. Und doch iſt e8 nicht ganz fo, wenn man die in der Abhandlung des Herren Trouffeau enthaltenen ftati: fifhen Refultate in Anfchlag bringt. So befolgt, z B., die Zahnentwidelung niht einen fo regelmäßigen Gang. wie man gewoͤhnlich annimmt, und die fie begleitende Diar- rhoͤe ift weder fo beftändig, noch fo heilfam, als manche Schriftſteller fie fhildern. Statt vor Convulſionen zu bes wahren, würde diefe Diarrhöe fie vielmehr hervorrufen. Nah dem, was ald allgemein bekannt angenommen wird, Eommen gegen den achten Monat zuerft die zwei ums fern mittleren Schneidezähne hervor, dann die zwei mittlern obern Schneidezähne, dann die zwei untern feitlihen Schnei: bezähne und hernach die zwei obern feitlihen Schneidezähne. Diefe erfte Zahnarbeit ift mit einem Jahre beendet. Gegen den vierzehnten oder funfzehnten Monat und in unbeftimmter Ordnung erfcheinen die vier Eck- und bie vier erften Backzaͤhne. Dieß dauert bis zu zwanzig Monat. Mit zwei Jahren ericheinen die zwei letzten Badzähne, und mit ihnen ift die erfte Dentition brendigt. Die Beobahtungen von Trouſſeau erfireden ſich über 65 Kinder; die Zahl hätte virl größer ſeyn Eönnen, aber er hat nur diejenigen verzeichnet, wo die Thatfachen völlig garantirt waren, und in diefer Hinſicht ift es fehr ſchwer, ſich folhe zu verfhaffen, gegen die man Eeinen Eins wurf machen Eann. Folgendes hat er genau feftgeftelt. Bei 15 Knaben kam der Ausbruc des erften Zahns vom zweiten bis viere zehnten Monate zu Stande, bietet alfo ein Mittel von fies ben Monaten: bei 12 Mädchen von 1 bis 14 Monat, Mittel: fehs Monat. Woraus man ein allgemeines Mit: tel von 65 Monat erhält. So daß, wenn die Zotale dev allgemeinen Statiftiften das Zotal diefer fpeciellen Statiftit bejtätigten, die gewöhnliche Annahme um 11 Monat zu hoc) angenommen wäre. Der erfte Milchzahn iſt gewoͤhnlich ein mittlerer, uns terer Schneidezahn. Don 28 Kindern waren 25 in diefem Falle. Bei zweien iſt ein mittlerer oberer Schneidezahn zu⸗ 137 erfl hervorgefommen; bei einem Beinen Mädchen ging der Austritt der erften Backzaͤhne allen übrigen vorher, Meh: teremale habe ich Gelegenheit gehabt, Ahnlihe Beobachtun⸗ gen zu machen. Ausbrud des zweiten Zahns. Die gewöhnliche Meinung ift, daß er faft zu gleicher Zeit mit dem erften bervorfomme. Die ift im Allgemeinen wahr. Bei 25 Kindern bat feine Erfheinung vom erften bis neunzigften —* ſtattgehabt und im mittlern Termine am dreizehnten age. Ausbruch der übrigen Schneidezaͤhne. 1) Obere mittlere. Unter 18 Kindern haben 15 dieſe zwei Zähne nad) den unteren erhalten; eins hat vier uns tere Schneidezähne gehabt, ehe noch ein einziger oberer kam, ein zweites, einen obern feitlichen Schneidezahn ; ein drittes bat abmwechfelnd erft einen untern mittlern Schneidezahn, dann einen oberen, dann einen unteren und dann einen oberen. In Bezug auf die Zmwifchenzeit, welche diefe zwei Zahn- ordnungen trennt, ift ſchwer, etwas feftzufegen, weil fie bloß bei 15 Subjecten fhon von 8 Tagen bis 10 Monaten vas riirt hat. 2) Seitlihber Schneidezahn, Man glaubt, daß die unteren unmittelbar nach den oberen Mittelzähnen erfcheis nen; aber von 11 Kindern haben 9 die oberen ſeitlichen Zähne vor den unteren gehabt; ein einziges hat zuerft die unteren bekommen und ein anderes abwechſelnd die oberen und die unteren. Bei 7 Kindern hat das Vorkommen der oberen feitlis hen Schneidezähne von 8 Tagen bis 150 Tagen nad) den andern ftattgefunden: im Mittel fieben und dreißig Zage. Menn die ſechs erften Zähne hervorgefommen find, fo hat ein Stillftand ftatt. Aber welche Zähne kommen als— dann? Bon 9 Kindern find nur zweimal die untern feitlis hen Zähne zuerft erfchienen; dieſen ift dagegen zweimal der Ausbruch von-zwei Badzähnen vorangegangen, zweimal der Ausbruch von drei Badzähnen, zmeimal der von vier Bad- zähnen und einmal der Ausbruch von vier Edzähnen. Aber wenn oft die Badzähne vor den feitlichen Schnei= dezähnen erfcheinen, fo find e8 gewöhnlich die Eckzaͤhne, wel: he zuleßt hervorfommen und zwifchen diefen und den vier zweiten Badzähnen, welde vom zwanzigften bie dreißigften Monat erfcheinen, ift eine auffallende Stillftandszeit. Bufammengefaßt erfcheinen alfo, nah Herrn Zrouf: feau’8 Tabelle, die Zähne in folgender Didnung: zwei mitt: lere Schneidezähne, vier obere Schneidezaͤhne, vier erfte Backzaͤhne und zwei untere feitliche Schneidizähne von einem Fahre bis zwanzig Monaten, vier Edzähne vom achtzehn: ten bis fünf und zwanzigſten Monate und endlich die vier legten Bad;äbne. Sn Beziehung auf die das Bahnen begleitenden Zu: fälle Hält fib Herr Trouffeau vorzüglich bei der Diar— tboͤe und den Gonvulionen auf. Won 24 Kindern haben 17 dor oder während des Ausbruchs Diarıhöe gehabt, 14 für jeden Zahn, 1 für die zwei erften allein; 7 find ganz — — — 188 davon frei geblieben; 1 hat dagegen Verſtopfung gehabt; 4 haben an Convulſionen gelitten und ein einziges von dieſen hatte keine Diarrhoͤe. Unterdeſſen hatten vor und ohne Zahn: arbeit von 37 Kindern ein Viertheil die Diarrhoͤe, und ein einziges wurde von Gonvulfionen befallen. Der Einfluß die: fer balbpathologifhen Function auf die Hervorbringung die: fer beiden Affectionen ift alfo augenfüllig. Menn die Zähne in regelmäßigen Zwifchenrdumen her: vorfommen und wenn die Diarrhde nur vorübergehend ift, fo fann man das Kind der Naturthätigkeit Überlaffen ; aber wenn durch die Schnelligkeit der Entwidelung die Diarchöe chroniſch wird und Marasmus herbeizuführen droht, fo em: pfiehlt Herr Trouffeau, Alles aufiubieten, um fie bei Zei: ten zu heben. Er fügt fih auf die Thatſachen, daß die Kinder, welche ohne Diarrhö: zahnen, außer Vergleich Eräfs tiger und mohler find, als die anderen; 2) daß Convulfigs nen vorzugsmeife diefe Kinder befallen; 3) daß die Unter drüdung der Diarıhöe, der Erfahrung gemäß, weit entfernt, ſchaͤdlich zu feyn, vielmehr vortheilhaft ift, und daß, im Ges gentbeil, ihr Beſtehen nadıtheilige Folgen hat. Nah Herrn Trouffeau wäre der einzige Fall, wo die Unterdrüdung der Diarrhoͤe Nachtheil bringen woͤchte, der, wo die Diarrhde mit einer catarrhaliihen Bruftentzün- dung zufammentraf, wo letztere ducch die Unterdrüdung vers mehrt werden fünnte : und vielleicht wäre das auch noch die Frage. Schlechte Nahrung, ein vorzeitiges Entwoͤhnen ſind nicht weniger haͤuſige Urſachen der Diarrhoͤe zur Zeit der Dentition, als die krankhafte Zahnarbeit ſelbſt. Auch kann man alsdann die Kinder nicht zu ſorgfaͤltig hinſichtlich der Geſundheitspflege behandeln. Convulſionen bemerkte man faſt immer nur nach Indigeſtionen oder nach dem Anfange einer Irritation der Verdauungswerkzeuge ꝛc. Toͤdtliche Entzuͤndung der hintern Wand des oe- sophagus, die für eine angina laryngea oedema- tosa gehalten wurde. Bon Dr. Ballot, Arzt im pöpital de Gien. NRingeard, ungefähr 40 Jahr alt, von einer nicht ſehr feften und durch Exceſſe in Baccho zerrütteten Gefund« beit, ein Landreiter und daher dem Kinfluffe der Witte tungaveränderungen fehr auzgefegt, litt, als er am 27. September 1837 in’s Hofpital aufgenommen wurde, feit einigen Tagen am Halfe. Die Unterfuhung ergab folgen» den Zuftand: Roͤthe und Trodenheit de8 pharynx, ohne wahrnehm- bare Geſchwulſt an irgend einem dem Auge zugänglichen Theile des Rachens; entwidelter Puls von 100 Schlaͤgen; Schlingbeſchwerden, geſtoͤrte Refpiration, welche bei der In— fpiration einen etwas pfeifenden Zon wahrnehmen ließ; dum⸗ pfe Stimme; Klagen des Kranken über eine unangenehme Empfindung in der Gegend dee larynx, indem er fagte, daß er an diefer Stille das Gefühl eines fremden Körpers habe, 139 welcher ihn bei'm Schlingen und Reſpiriren, beſonders bei’m Einathmen, hindere. Der tief in den Schlund eingebrachte dinger ftieß im der Höhe des obern Theils des larynx auf eine refitivende, elaftifhe Gefchwulft, welche mit den Raͤn— dern der glottis felbft verbunden zu feyn ſchien und die Deffnung dieſer legtern merklich verſchloß. Won Zeit zu Zeit ließ der Kranke einen leichten, trockenen und pfeifenden Huſten vernehmen; er war, obgleich fonft ein muthiger und entfchloffener Mann, traurig, unruhig; fein Gefiht war blaß und drüdte Uengftlichkeit aus. Ein Aderlaß am Arme von 500 Grammen (1 Pfund), erweichende Gataplasmen auf den vordern Zheil des Halfes, befünftigende Gargarismen, Sußbäder mit vielem Senf, ſtreng antiphlogiftiihe Diät; Abende, da im Zuftande des Kranken Eeine Veränderung eingefreten, ein zweiter Aderlaß von 500 Grammen. Den 238. Keine Befferung, bloß der Puls etwas we— niger entwidelt: 30 Blutegel an die vordern und die feitlis hen Theile des Halſes; Senffußbäder; des Abends ein gro- Ber Veficator in den Nacken. Den 29. Die Refpirationsbefchwerden nahmen bedeuz tend zu, und der Kranke befam von Zeit zu Zeit wahre Erftikungsanfälle; jedoh, was beſonders bemerkt zu werden verdient, war dad Schlingen nicht merklich befchmerlicher, als bei'm Eintritte des Kranken in's Hofpital. ine potio emetico-cathartica, eßlöffelweife genommen, bewirkte reiche liche Entleerungen von Dben und Unten. Eine neue Uns terfuchung des pharynx ließ in der vermeintlichen Geſchwulſt des Kehlkopfes ducchaus Feine Veränderung wahrnehmen; der allgemeine Zuftand berfelbe, Den 30. 20 Blutegel an den vordern Theil des Hal: fes, ein Purgirtrant, Senffußbäder. Die folgenden vier Tage wurden emetica in großen Dofen angewendet, und diefe Mittel fchienen die big dahin ftets zunehmende Inten— fität der Zufälle zu vermindern und die Exftidungsanfälle, während welcher die Snfpiration mit außerordentliher Schwie— tigkeit, nur unvolljtändig und von einem merklihen Pfeifen begleitet von Statten ging, feltener zu mahen. Da jedoch diefe geringe Befferung nur von furzer Dauer war, fo ließ ih am 6. und 7. Detober an jeder Seite des larynx eine große Mora abbrennen. Da jedoh, troß der Anwendung diefer Mittel, die Verfchließung der glottis fi mit jedem Tage deutlicher zu erkennen gab, und der Kranke ſich in ei— nem Erftidung drohenden Zuftande befand, fo entfhloß ich mich am 8. Abends, nach einer Confultation mit einem Col— legen, der den Zuftand des Schlundes und Kehlfopfes genau unterfucht hatte und meine Anſicht über die Affection diez. fe8 legtern theilte, die Laryngotomie zu verrichten. Diefe Operation bot das eigenthuͤmliche Phänomen dar, daß fih die Reſpiration duch die kuͤnſtliche Deffnung nur hoͤchſt unvollkommen einftellte, obgleich das lig. ericothy- reoideum weit ducchfchnitten war, und der Kranke nicht eher eine merkliche Erleichterung empfand, als nah Ein: bringung einer Röhre, durch welche die Luft frei hindurch— ging. Jedoch zeigte dieſelbe fortwährend Neigung, fich zu verruͤcken und fo geſchah es denn, daß, troß der Vorſichts— 140 maaßtegeln, bie ich angewendet hatte, um fie in ihrer Lage feftzubalten, und ungeachtet ich die ſtrengſte Wachſamkeit anempfohlen hatte, fie doch während der Nacht aus ihrer Lage wich und man den Kranken erftickt fand. As ih 24 Stunden nah dem Tode den larynx an feiner vorderen Wand und im feiner ganzen Höhe öffnete, fand ich, daß die Schleimhaut und die Knorpel ganz gefund waren und an den Raͤndern der glottis durchaus Erine Ges fhwulft eriffirte; dagegen war die Stimmtige faft vollftäne dig duch eine fluctuirende Geſchwulſt verfhloffen, die den Umfang einer großen Hafelnuß hatte und einen Vorfprung nah Dben bildete. Mach Unten erftredte fich diefe Ger ſchwulſt bis oberhalb der cartilago cricoidea und drüdte den larynx ftarf zufammen. Sie ging von einem Abe feeffe voll weißen, ziemlich zaͤhen Eiters aus, welcher mit der vordern Flaͤche der MWirbelfäule und der Hintern Wand de8 oesophagus in Berührung ftand, Don hier aus hatte fih die purulente Flüffigkeit Über die Wände des larynx verbreitet, fo zwar, daß fie an der linken Seite nur 9—10 Millimeter von dem obern Winkel des in der Mitte des lig. ericothyreoideum gemachten Einfchnitts entfernt war. Hieraus erklärt fih nun die Hervorragung , weldhe man bei der Unterfuchung des larynx einer Gefhmulft an den Raͤn— dern der glottis felbft zugeichrieben hatte; die Schwierigkeit de8 Durchganges der Luft durch die im lig. cricothyreoi- deum gemachte Deffnung und die ftete Neigung der in dieſe Deffnung eingebrahten Ganüle, daraus zu entweichen. — Da es mir befondere Umjtände unmöglih machten, der Ob— duction Die erforderliche Zeit zu widmen, fo befchränfte ich mid darauf, nuc noch den Zuftand der Rungen zu unterfu- hen, und fand an der hintern Parthie derfelben eine hypo— ftatifche Congeſtion und faft die ganze Oberfläche des Or— gans emphyſematoͤs. Diefer Fall, fo verfhieden er auch von der angina laryngea oedematosa fegn mag, muß doch die Anfiht Bayle’s, in diefer Krankheit der Refpiration frühzeitig einen fünjtlihen Weg zu ere öffnen, unterftügen; denn felbft in dem Falle, daß man in der Dias gnofe einen ähnlichen Iretbum begeht, wie der war, in welchen ic) verfallen bin, würde die Operation für den Kranken doch noch vom größten Nusen feyn Eönnen. Nur wird es zwecmäßig feyn, ans ftatt, wie der eben angeführte geiftreiche Beobachter es anräth, die Laryngotomie zu machen, in allen Fällen die Tracheotomie vorzus ziehen. Bemerkungen. Geſchwuͤlſte diefer Art find nicht häufias; jedoch kommen fie von Zeit zu Zeit in der Praris vor. Mande ftören die Refpiration und Deglutition nur vorübergehend und nur bei bedeutendem Volumen; diefes find die Eiteranfammlungen, wels che fih hinter der tiefern aponeurosis cervicalis bilden; fie verbreis ten fich meiftentheil$ gegen den thorax bin, wie ein von Herrn ©. F. MeandresDaffit berichteter Fall ein Beifpiel davon liefert. (Thöses de Montpellier 1836 No. 73.) Andere, die mehr oberflächlic) in dem Zellgemebe,, welches die Wirbelfäule von dem pharynx und oesophagus rennt, ihren Sitz haben, Eönnen einen ſehr beträchtlichen Umfang erreichen und Guffocationszufälle here beiführen. Man hat davon, unter dem Namen eines Abfceffes der Hintern Wand des pharynx oder des oesophagus, mehrere Beobahtungen mitgetheilt. Von diefer Art ift die von Herrn Prion gefammelte und in den Bulletins de l’Aca- demie de medecine von 1830 und den Archives 1. serie, XXI. p. 413, Mars 1830 mitgetheilte Beobahhtung. Sn diefem legtern Falle bewirkte die Punction der Gefhwulft des pharyaz 141 den Ausflug ungefähr eines Schoppens gutartigen Eiters; ein zweiter Einſchnitt hatte den Ausfluß einer gleichen Quantität eines wie Weinhefen gefärbten Eiters zur Folge, und der Kranke genas in kurzer Zeit. Der bier mitgerheilte Fall hatte wegen bes urfprünglichen Siges des Eiterheerdes zwiſchen der Wirbelfäule und dem cbern Theile des oesophagus mit den andern diefer Art Aehmlichkeit; aber durch die fpatern Ergießungen über die Wände dieſes letztern Drgans und durch ihre Verbreitung bis gegen die trachea und den obern Theil des larynx hin bietet er einige Analogie mit dın von Default befchriebenen Abfceffen vor, die ſich zwifchen dem oesophagus und der trachea entivicelt hatten. (Oeuvres chi- rurgicales, par Bichat, 2. partie, 1798, p. 256.) Herr Ver: nois bar ein Beifpiel von einer Geſchwulſt der Iegtern Art mit: gerheiltz; aber die Krankheit verlief dort langfamer, als in dem von Herrn Ballor berichteten Kalle, obgleich fie ebenfalls mit dem Tode endigte, nachdem Symptome eingetreten waren, melde mit einigen von denen, die das oedema glottidis zeigt, Aehn— lichkeit hatten. (Traite de la phthisie laryngee, par Trous- seau et Belloc, p. 73.) Enblid bat Dr. Garmidhael einen Fall bekannt gemacht, der dem hier von uns mitgetbeilten ähn— li if. (Kdinb. Med. chir, trans. 1820.) ine $rau wurde von Halsſchmerz, Dysphagie und Dyspnöe befallen; es drohte Suffocation; man machte die Trachcotemie; nichtsdeftoweniger ftarb die Kranke. Der Abſceß erftredte ſich vom dritten bis zum ſiebenten Halswirbel, er hatte den oesophagus, den obern Theil der trachea comprimirt und ſich durch eine kleine Erofion über den obern Theil des larynx verbreitet. Wenn es in dım Kalle, den uns Herr Ballot mitgetheilt bat, möglich gemwefen wäre, die Urſache der Krankheit zu erkennen, und man ftatt der Laryngoto— mie die Zracheotomie verrichtet hätte, fo würde. diefe Operation ohne allen Zweifel den Zufällen abaeholfen haben und wahrfcein: lich auch von einem dauerndern Erfolge begleitet geweſen fiyn. (Archives generales de medeecine, Octobre 1841.) Ueber das Opiumrauchen in China und deffen Wirkungen auf den Naucher, enthalten bie Times einen Auszug bes Tagebuchs des Dr. Hill, Arztes der Fregatte Sunda, welhe an der Küfte der Infel Hainan fcheiterte und wovon die Equipage unter dem Schuge des dinefifchen Souvernements nad) Ganten geführt wurde. ‚Am Abend unferer An— £unft in der Etadt Hainan, ſechs engl. Meilen vom nördlichen Ende der Inſel gleichen Namens gelegen, bat einer der Soldaten unſe— rer Escorte um die Erlaubriß, fein Opium in dem Raume zu rau: den, wo dir Gapitän, der Commandant und ich felbft uns befan= den. Da wir noch nidt Geleginheit gehabt hatten, Zeuge aller Eingelnheiten der Operation zu feyn, fo willigten wir mit Ver: gnügen ein. Der Apparat, welcher in einem Iedernen Gade enthalten war, beftand aus einer Eleinen Opiumbücfe, einer Pfeife von einer be: fondern Einrichtung, einer Campe und einem Eleinen, etwa fechs Zoll langen ftählernen Stitet. Das Opium, in einer hölzernen Buͤchſe, nicht größer als ein Fingerbut, enthalten, beftand aus einer halbflüffigen, völlig ſchwar— sen Gubftanz, dem Eyrupe aͤhnlich, nur etwas confiftenter und, foviel ich habe verftehen können, fo zubereitet, daß man das rohe "Opium kochen, durcfeihen und abdampfın läßt. Die Pfeife, bon Ebenhotz, hatte 18 Zoll Ränge, warvon drei: viertel Zoll Durchmeſſer und trug an ihrem freien Ende, weldes ver: f&loffen war einen Eupfernen Kopf. Dieſer Kopf batte die Ge— ftalt einer Birne, deren oberer, alatter und abgıplatteter Theil in der Mitte eine Eleine Oeffnung ztiate, welche groß genug war, um ein mäßig große Nadel durchzuloſſen Indem er nun einen Zifch mit feinem Apparate der @eite ci: nes Bottes von Bambus näherte, auf welches er ſich wie ein Türfe mit gekreuzten Beinen fegte, fira unfer Held an, feine Lampe ans jugünden, die er mit einem Glafe verfab, um die Flamme fiark 142 und anhaltend zu machtn und Rauch zu verhüten. Dann that er eine Eteine Quantität feines Mittels (erbfengroß) auf die Spitze des Etilets, fıgte es einige Ercunden der Flamme der Lampe aus, bis fie fi aufgeblähet und Feuer gefangen hatte, indem jie einen dicken, aromatiſchen Rauch von nicht unangenehmem Geruch aus: gab. Er biies dann darauf, rollte es kurze Zeit auf dem Kopfe der Pfeife (indem er das Erilett ſchnell zwiſchen Daumen und Zei: gefinger drehte), näherte es der Flamme dır Lampe und wiederholte diefe Procedur drei- oder viermal, Nachdem er das Opium hin— laͤnglich gebrannt harte, brachte er das Stitett in dir Orffnung dis Kopfes, bdrebte es fanft, fo daß er mit der Epige vas Opium, weiches an den Rändern der Deffnung hängen geblivben war, los— machte. Endlich, nakdem er cine ftarke Erfpiration gemacht hat: te, um die Luft ſeviel wie möglich aus feinen Lungen zu treiben, brachte er die Pfeife in dın Mund, näherte den Kopf der Pfeife der Flamme der Lampe und machte eine lange Infpiration, durch melde das Opium fajt völlig confumirt und in diden Raud ver: wandelt wurde, den er cinige Zeit in der Bruft behielt und dann durch die Nafe herausließ. Dieſelbe Operation wurde in Zrit von dreifig Minuten achtmal wiederholt. Nun ftredte der Raucher fi auf fin Lager und fiel in einen tiefen Schlaf, welcher drei Stun- den dauerte. Als er aufwachte, was von felbft geſchab, ſchien un: fir Mann dumm und confus und fehr überrafht, fi in Ge: genwart ven Fremden zu bifindenz endlich wieder zur Befinnung Eommend, brad) er in ein unmäßiges Gelächter aus. Sn einem andern Falle, bei einem jungen Manne von 24 Jah: ren, wurden, nad) der zweiten Einatbmung von Opium, die Augen alogend und funkelnd, das Antlig roth, der Puls nahm an Häus figkeit und Wölfe zu. Auch die Refpiration wurde häufiger, und der ganze Körper fchien beträchtlich aufaeregt. Diefe Symptome nahmen fortwährend zu bis zur fiebenten Dofis (melde eine Vier— telftunde nach der erften genommen wurde); in diefem Augenblicke war ber Puls voll und ſchlug 120 Mal in der Minute. Nach den zwei folgenden Dofen, die fünf Minuten fpäter genommen wur: den, ſchien der Menfch ganz und gar betäubt und, indem er auf fein Lager zurücfiel, ſchlief er alfobald cin. Da wir uns zu über: zeugen wünfchten, wie lange er in diefim Zuftande bleiben würde, fo ftörten wir ibn durchaus nicht und ließen ihn von felbft aufwa— den, was nad drei Stundın geſchah. Nun ſchien eine biträdht> liche Mattigkeir an die Stelle des aufaereaten Zuftandes getreten zu ſeyn; die Augen, obalcih aufaetrieben und vorragend, warın matt und trüb, und die ganze Phyfiognomie hatte einen Ausdruck von Erfhöpfung und Stumpfheit. Die Refpiration war lang: fam, und dır Puls ſchlug kaum 60 Mal in der Minute, Die unmittelbare Wirkung des Opiums in diefem und in einem andern Kalle, welche ich ſeitdem zu beobachten Gelegenheit batre, mar die ıinrg ſehr Eräftigen Reizmittels; aber fie wurde bald er: fist durch eine nech mächligere beruhiaende Wirkung, welde früher oder fpäter eintritt, je nad den individurllen Diepofiticnen. Ein alter Opiumrauder wird zumeilen ſtundenlang rauchen, ehe er die aanze Wirkung verfpürt, während ein Neuling nad) zwei oder drei Zuͤgen betäubt finn wird. Bei den Ehinefen ift der Gebrauch des Opiums faft allgemein, wenigſtens unter dem männlichen Zreife der Bevölkerung, und weit entfernt, auf die böbern und reihern Stände beſchraͤnkt zu ſeyn, ift er eben fo fihr unter den untern Claſſen verbreitet, wo man ſieht, mie die Individuen cher ihrem Mittagsıffen entfagen, als auf ihr Lieblingegift verzichten. Ohngeachtet ver ſchweren Strafen, denen diejeniaen unterliegen, welche über dem Grbrauce ertoppt wers den, ſcheint es doc faum, daß man ein Geheimniß daraus mache ; denn man rauchte in vielen Buden in der Stadt und in Dörfern, durch welche wir paffirten. Außer der Zabadepfeife, welche Jedermann immer mit fich fübrte, batten unfere Ebrengarden faft alle meb: rere Opiumpfeifen, wevon fie gewoͤhnlich im Laufe des Tages Ge: braub machtın. Indeſſen bidienten fie fib im Allgemeinen dee Zabads unter Tage, und das Opium war in Referve für den Abend, mo fie, gleich nach, dem Abendtffen anfangend, fie, rauchten, bis es ihnen uumdalich war, die Pfeife zwifchen den Lippen zu balten. Ein. eioentbümlicher Ausdruck von Mattiakeit und Läffigkeit, ein blaßaraucs, faltenreiches Antlig, trübe und tiefliegende Augen 143 und ein allgemeiner Ausdrud von Abmagerung und Hinfäligkeit laffen ſich bei einem eingefleiſchten Opiumraucher leicht wahrnehs men. Der Geift nimmt bald an den Verwüftungen des Körpers Theil, und der unglüdiihe Raucher, Gefeufchaft fliehend, verbleibt in eis nem Zuftande von dummer Sndiffereng für Alles, was ihn umgiebt, ausgenommen für das ungluͤckliche Mittel, feinen einzigen Zroft, wel- her etwas früher oder etwas fpäter fein Opfer einem vorzeitigen Ende überliefert. Der vollendetfte Opiumrauder , der mir während eines fehsmonatlichen Aufenthalts im Lande vorgefommen ift, war ein Polizeimeifter (head police man), unter deffen Aufiicht wir uns don der Snfel Hainan bis zum chineſiſchen Feftlande befan: den. Diefer war offenbar ein alter Sünder und vollbradhte die Ope— ration des Rauchens mit viel Eleganz und Derteritär. Er fing an von dem Augenblide, wo er an Bord war (fünf Uhr Nachmit- tags), fuhr ohne Unterlaß fort bis Mitternaht, wo ich, von der Beobachtung ermuͤdet einſchlief. Auch der Ueberreſt in der Pfeife iſt ſehr geſchaͤtzt, beſonders wenn er von einer beſſern Qualitaͤt Opium herruͤhrt, und iſt ge— woͤhnlich der Vortheil eines der Diener, welcher ihn in Pillen formt, indem er ihn mit etwas Del mengt und ſich damit regalirt, wenn der Herr befinnungstos ift. Miscellen Bon der Anwendung einer galvanifhen Geburt& zange, welche Herr Profeffor Kilian zu Bonn in der Abfiht, deren Wirkung auf den uterus zu erproben, durch den dortigen Inſtrumentmacher Gorck habe machen laffen, hat Herr Dr. Schöne feld in den Annales de Gand eine Nachricht mitgetheilt. Die Löffel des Inftrumentes find aus Kupfer und Zink zufammenge: ſetzt, und diefe Metalle find von der Hand des Geburtshelfers auf paffende Weife ifolirt. — Der erfte Verfuh wurde bei einer 27 Zahr alten Frau, von trodner Gonftitution, cholerifhem Zempes ramente und gelbfüchtiger Farbe, angeftellt. Der Zuftand diefer Perfon indicirte entfchieden die Anwendung der Geburtsgange, Der Kopf des Kindes in der erften Lage ftand am Ausgange des Bedens, und die Unthätigkeit des uterus war fo, daß der foetus feit drittehalb Stunden unverrüdt geblieben war. Die Kopfge: fhwulft hatte fchon den Umfang einer Kauft (acquis le volume d’un poing ordinaire). or Unlegung der Zange wurde ein Aderlaf von 14 Unzen angeftellt, was aber den Mangel an Muskelthätig: keit des uterus in Nichts modificirte. — Die Einführung der 144 Zangenblätter gefchah Leicht und ohne Aufregung; aber in dem Augenblide, wo man die Löffel der Zange vereinigte, welche wegen der Stellung des Kopfes nicht in die Höhle des uterus hatten eine deingen können, hatte die Frau eine neue fehr heftige, aber nicht unerträgliche Wehe; es hatte zugleich eine Bewegung im ganzen uterus ftatt. Diefes Organ wurde fteinhart und verlor die krank— hafte Empfindlichkeit, weldye es bis dabin bei jeder Berührung ge— zeigt hatte, — Diefer Zuftand der Dinge dauerte vom Anfange der Zractionen bis zulegt, und ohngeachtet der Härte des uterus hatten die Wehen gar Eeine austreibende Kraft, der uterus war zufammengezogen, aber trieb nicht vorwärts. Uebrigens deutete nichts auf einen Krampfzuftand des inneren G:fchledhtsfyitems. Nach vier Zractionen trat der Kopf durd den Beckenausgang, und nun, fo wie auch vorher, erlitten die Schenkel eine Erampfartige Bewegung, ein eigenthümliches Zittern, was man fonft niemals bemerkt. Herr Profeffor Kilian entfernte nun die Hände von dem Snftrumente, um zu fehen, ob nicht der fortwährend contra— birte uterus die völlige Austreibung des Kopfes und Kindes bee wirken werde; aber dieß erfolgte nicht. Einige leichte Zractionen waren dann hinreichend, um den Kopf aus den Geſchlechtstheilen bervorzufördern. — Das Kind athmete fogleich, obgleich es fo lange im Ausgange geftanden Hatte. Kaum waren die Schultern bervoraetreten, als das fehr robufte Kind zu fchreien anfing; die Pulſation der Nabelfchnur hörte jchnell auf. Der uterus contra= birte fich bald, und ſchon nad fünf Minuten fand ſich die placenta in der Scheide. — Nachwehen traten nicht ein, und das Wochen bett verlief normal. Die Wirkung der Blaufäure auf das Auge hat Dr. Turnbult feit einigen Jahren mit gutem Erfolg bei beainnens dem Gataract, Zrübung der Hornhaut, Entzündung, Amaurofe, iritis etc., verſucht. Er hält ein Glas, welches etwas Blaufäure entbält, dicht vor das geöffnete Auge und läßt die Dämpfe etwa Z Minute einwirken. Die Wirkung befteht in einem Gefühle von Wärme, beträchtliher Erweiterung der Pupille und Injection der Blutgefäße, jedoch ohne Schmerz. Auf gleiche Weife wirkt das Bittermandelöl, mit gleihen Theilen Waffer verdünnt; doch mehr beunruhigend, ohne merklihe Erweiterung der Pupille oder bes trächtlihe Röthung des Auges. Es befeitigt alle Schmerzen, felbft die von Tic douloureux. (London med, Oct. 1841.) Nekrolog — Der in frühern Jahren um Gefundheitse pflege vielfach verdiente Dr. Bernd. Chrſtph. Kauft, Leibarzt des Fürften von Schaumburg:Eippe, ift am 25. Sanuar in Büdeburg veritorben. Bibliographische 3. Henle. Allgemeine Anatomie. Lehre von den Mifchungs: und Kormbeftandtheilen des menfchlihen Körpers mit 5 (vors trefflihen) Stahltafeln. Leipzig 184. 4 1048 ©. (Bildet aud den fechsten Band ber neuen Ausgabe von Sömmering’s Werke vom Baue des menfhlihen Körpers. Diefe allgemeine Anatomie, reih an neuen Zhatfahen, zuverläffig in Hinficht auf Beobachtung und volftändig in Berug auf literarifche Bearbei: tung, ift befonders auch für den wilfenfchaftlichen Arzt als Be: gründung einer phyfiologifchen Krankheitstehre von Wichtigkeit.) The Scientific Miscellany, an occasional publication of Treati- ses relating to Chemistry and the other Kxperimental Scien- ces. Edited by John J. Griffin. London 1841. 8. Handbuh der Pharmacologie ober fuftematifche Darftellung ber Heilmittel, enthaltend: die Pharmacognofie (d. i., Phyfiographie der Arzneimittel, Droguenlehre, Waarenfunde, Pharmacochemie), Neuigkeiten Pharmacie, Pharmacodynamik, fpecielle Arznei-Verordnungslehre, und ein Repertorium von Receptformeln der berühmteften Aerzte, Kür Aerzte, Wundärzte und Apotheker. Von Friedr. Moll zc. I. Bd. Wien 1839. II. Bd. Wien 1841. 8. (Die Mittel find von dem, indeß verftorbenen, Verfaffer in folgender Ordnung abgetheilt: I. Reizend erregende Mittel. II. Starkende Mittel. II, Relativ-ſchwaͤchende Mittel IV. Abſolut-ſchwaͤchende Mittel.— Bon den einzelnen Mitteln findet man Beſchreibung oder Er— klaͤrung: Eigenfhaften. Wirkung und Anwendung. Verbindung (mit andern Mitteln). Dofis und Form. Formeln. — Zur Bequemlihfeit des ſehr brauchbaren Werkes dient ein ausführlis ches Regifter. Repertoire universel de clinique medico-chirurgicale, ou resume de tout ce que les journaux de medecine frangais et etran- gers renferment de neuf et d’interessant sous le rapport pra- tique etc. redigé par P. L. Cutterel. Montpellier 1842. 8. (Befteht jest feit ſechs Sahren.) — — — —— Ueue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und BDeilkunde, gefommelt und mitgetheilt von dem Ober⸗Medicinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Mediciualrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. N 459. Gedrudt im Landes = Induftrie: Somptoir zu Weimar. des einzelnen Srüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. (Nr. 10. deö XXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bantes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 1. 30 &r., Februar 1842. Die Tafel coloritte Abbildungen 6 gÖr. aaa ab ur °F Ueber die durch Eeepflanzen entwidelten Gafe. Bon Herrn Aime, Profeffor der Phyſik zu Algier, Herr Aime, der oft Gelegenheit hatte, in der See wachfende Pflanzen zu beobachten, b:merfte, daß fie gewoͤbn— lih mit einer großen Menge von Luftblafen bedeckt find, und diefe Erſcheinung zeigte fih um fo deutlicher, je ruhi— ger das MWoffer war. An manden Stellen bildet fih an der Oberfläche des MWaflers eine Art Echaum, mie man ihn auch häufig auf Süßwafferfümpfen bemerkt, und Herr Aime vermuthete Anfangs, beide Arten von Schaum boͤ— ten diefelbe Art von Zufammenfekung dar, wogegen die ches miſche Analvfe ganz verfchiedene Refultate gab, Die Blafenbildung findet zu allen Jahreszeiten ftatt, hängt aber jederzeit von der Einwirkung des Lichts ab. Bei Sonnenaufgang hält es ſchwer, fid) genug Gas zur chemiſchen Analyſe zu verfchaffen, während fich daffelbe an heitern Abenden in Menge auffangen läßt. Daß das Ficht die einzige Urfache feiner Bildung fen, ergab fih aus dem Umftande,, daß Pflanzen, wenn man deren Wurzeln in feifhem Seewaſſer nur wenig Minuten lang einem lebs haften Lichte ausfegte, alsbald auf ihren Blättern Luftblas fen entwidelten, während diefe im Dunkel nah und nad) wieder verfhwanden. Die Pflanzen behielten ihre Vegeta— tiond= und Öagerzeugungsfraft zwei Monate lang. Um zu noch bündigeren Nefultaten zu gelangen, wurden einige an der Seefüfte wachfende Pflanzen mehrere Tage hinter— einander beobachtet. Nach Eonnenuntergang befeitigte man alle Blafen durch Schütteln von ihnen, und anı nächiten Morgen waren deren wieder vorhanden (kamen fie wieder zum Vorfcheine?),. Waͤhrend der Macht bildete fich Feine mahrnehmbare Menge Gas, oder wenn dieß der Fall war, fo wurde daffelbe wenigftens alsbald vom Waffer abforbirt, während fich fogleich Kuftblafen bildeten, wenn die Richt: ſtrahlen einigermaafen Eräftig auf die Pflanzen einwirkten. Alle von Herrn Aimé beobachteten Pflanzenarten bes deckten fih an der Oberfläche mit Luftblafen; einige jedoch NO. 1550, Bi ar Di daß fi deren in ih— in der Regel, ſolche als Ulvae, befigen noch außerdem die Cigenfchaft, tem Sinnen entwideln. Dieß find, mit weichen Blättern cder weichem Laube, Confervae etc. Durdy die Einwirkung des Lichts wurde das Volum diefer Bläschen oft fo bedeutend vermehrt, daf das fie ein— fließende Laub zerriß. In der Dunketheit wurden fie be— teächtlich Eleiner, obwohl fie nie ganz verfchwanden. Die Safe der äußern und innern Bläshen murden Abends und Morgens aufgefangen und jede Urt befonders analyfirt, wobei ſich folgende Nefultate ergaben: Eauerftoff: Stick⸗ gas. gas. — — — Innere Bläschen, vor Sonnenaufgang gefammelt 1 8 _ _ nad) Sonnenuntergang — 36 64 Aeußere Bläschen, vor Eonnenaufaang — 21 79 — — in der Sonne um 1I0 Uhr M. — 55 45 Das letztere Gas bildet den Schaum auf der Waſſerober— fläche, wenn diefe ruhig ift, und zwar in fo großer Menge, daf, wenn Herr Aimé die Blafın ven den 5 — 6 Q. 3. Areal einnehmenden Pflanzen abſchuͤttelte, er fich oft ein Litre Schaum verfchaffte. Der DVerfaffer bemerft, daß auf die Quantität der er= zeugten Gafe offenbar die Tageszeit, die Witterung, die Sabreszeit und mwahrfcheinlicd auch die geographifche Breite Einfiuß haben. Er nahm feine Analyfen im Juli und Auguft vor, welche in Algier die heißeften Monate find. Da das Seewaffer, gleih dem ſuͤßen Waſſer, die Kraft beſitzt, Koblenfäuregas aufzulöfen, fo war der Vers faffer der Meinung, daß dieſes Gas bei'm Aus» und Ein: athmen der Seepflanzen eine Wolle fpiele, aber eben wegen der Auflöfunggkraft des Waffers bei der Analyfe nicht zu entdecken ſey. Um dieſen Punct zu ermitteln, wurden friſche Pflan—⸗ zen in Seewaſſer gebracht, welches ſich in einer ſpaͤter her: metiſch verſchloſſenen Flaſche befand. Nachdem dieſelbe 12 Stunden lang im Schatten geſtanden, fand ſich, daß die 10 147 — Luft in ber Flaſche eine merkliche Quantitaͤt Kohlenſaͤure— gas enthielt, Auch der umgekehrte Verſuch ward angeftellt, indem man den Kohlenfüurega® enthaltenden Apparat in die Sonne ftellte. Die Blafenentwidelung nahm bedeutend zu, und ein Theil der Kohlenfüure wurde zerlegt. Um zu ermittein, ob die innern und aͤußern Blaſen von den im Maffer oder den in der Pflanze befindlichen Gafen herruͤh— ven, ward ein Stud Laub von einer Ulva, in welchem ſich eine innere Blafe befand, in eine Flaſche mit abgekoch— tem Seewaffer gethan, nachdem dag Laub vorher mit Eal: tem abgekochten Waſſer abgemwafhen worden. Die Flaſche ward ſorgfaͤltig verſtoͤpſelt und einige Stunden lang dem zerſtreuten Tageslichte ausgefest, Aeußerlich bildeten ſich keine Blaſen am Blatte; allein die innere Blafe wurde 25 mal fo groß, als fie vor dem Anfange des Experiments gewefen. Derſelbe Verſuch wurde mit andern Blättern wieder: bolt und aͤußere Blafen aufgefangen; aber dazu waren Dis rect auffallende Sonnenftrahlen unumgänglich nöthig; denn wenn die Entbindung nicht fihleunig von Statten geht, fo abforbirt das feiner Luft beraubte Waller dag Gig, fowie es ſich entwickelt, und es werden feine Blafen fichtbar. Bei den vorftehenden WVerfuhen wurde auch auf die Temperatur Nüdjicht genommen und darauf gefeben, daß diefelbe fib im Schatten uud in der Sonne gleichblieb, (Annales de Chimie et de Physique, Aoüt 1841. London, Edinb. and Dublin philos. Magazine, Ja- nuary 1842.) Der Vulcan von Szalco ift von Heren John 8. Stephens in feinen „Incidents of Travel in Central America, Chiapas and Juca- tan, London 1841* fotgendermaaßen befihrieben: „Die Senfter meines Zimmers zu Zonzonate (in einem der reich ften Difteicte des reichen Staates San Salvador) öffneten fih gegen den Vulcan von Jzalco. Den ganzen Tag hörte ih, mit kurzen Zwiſchenraͤumen, die Ausbrüche des bren— nenden Berges und fah des Abends und Nahts die Flame menfäule, welche aus dem Grater bervorbricht und die Feuer: ſtroͤme, welhe an feinen Seiten herabrollten. Glüdlicher MWiife langte Herr Blackburn, ein feit vielen Jahren in Peru fih aufhaltender Schottifher Kaufmann, an und kam mit mir überein, mich zu begleiten. Am naͤchſten Morgen vor 5 Uhr waren wir im Sattel. In der Entfernung eis ner Stunde durchwateten wir den Rio Grande, der hier ein milder Strom ift, und indem wir duch eine reiche Gegend titten, gelangten wir in das Indiſche Dorf Naquizal, eis nen reizenden Fleck und buhftäblih ein Wald von Früchten und Blumen. Große Biume waren ganz und gar bededt mit rother Farbe, und auf jedem Schritte Eonnten wir Früchte pfläden. Untermengt mit diefen fhönen Biumen waren die elenden Hütten der Indianer, und auf dem Boden lies gend oder bei irgend einer Müffiggangsarbeit befanden ſich die Fndiiner ſelbſt. Nachdem wir in der reihen Landſchaft eine Stunde weiter fortgezogen waren, erjliegen wir eine 148 Hochebene, von welcher wir, ruͤckwaͤrts blickend, eine uners mesliche mit Hol; bededte Ebene, welche fich bis zum Ufer des Stillen Meeres erftrodie, vor Augen harten. Vor ung und am außerften Ende einer langen Strafe war die Kirche von Jzalco, wie ein ſtarkes Melief vor der Baſis des Vulkans ftehend, welcher in dem Augenblicke unter einem lauten Krachen, wie das Rollen des Donners, eine Säule von ſchwarzem Nauhe und Aſche in die Luft warf, von einem einzigen Aufleuchten von Flamme erhellt. Bon einem Führer geleitet, brachen wir auf. Bald kamen wir auf eine offene Ebene, wo fein Buſch die Aus: ſicht behinderte und fahen nun zu unierer Linken den gane zen Vulcan, von der Baſis bis zum Gipfel. Er jtieg faſt von dem Fuße eines Berges bis zu einer Höhe von etwa dreitaufend Fuß; feine Seiten waren braun und wüft, und ftundenweit umher war die Erde mit Lava bededt. Da der Berg eben in einem Ausbruche begriffen war, fo war es unmoͤglich, ihn zu erſteigen; aber hinter ihm ift cin hoͤ— herer Berg, von welchem man den brennenden Grater über: fieht. Der ganze Vulcan ftellte fih dem Auge dar, eine Säule von ſchwarzem Rauche und eine unermeßlihe Maffe von Steinen auswerfend, während der Boden unter unfern Füßen fhwanfte Nachdem wir queer über die Ebene weg— gegangen waren, begannen wir den Berg zu beſteigen. Um 11 Uhr ſetzten wir ung an dem Ufer eines fihönen Baches zum Freühftücde nieder; mein Geführte hatte mehr als hinrei— ende Vorräthe mit, und zum erftenmale, feit ih Guati— mala verlaffen hatte, fühlte ih, wie fih fcharfer Appetit wicder einftellte. ine halbe Stunde lang fliegen wir und bald nah 12 Uhr traten wir in ein Gebölz und hatten einen fteiten Aufgang und ſchwach betretenen Pfad, den wir bald wieder ganz verloren. Unfer Führer veränderte mehrmals feine Richtung, verirete fich zulest, band fein Pferd an und ließ und das Meitere erwartend, während er felbft nad dem Wege juhte. Wir mußten, daß mir dem Bulcane nahe waren; denn die Erplofionen ſchallten, wie das tiefe Rollen eines furhtbaren Donners, ingefchloffen in dem Gehölze war diefer Shall Schrecken einflößend. Unſere Roſſe ſchnaubten, und der Berg krachte unter unfern Füßen. Unfer Führer kam zurüd, und nach wenigen Minuten ka— men wir plöglid) an einen offenen Purct, höher, als der Gipfel des Vulcans, das Innere des Craters überblidend und fo nahe, daß wir fahen, wie die ungeheuren Steine fih in der Luft voneinander trennten und raffelnd an den Seiten des Vulcans herabſtuͤrzten. In wenig Minuten waren unfere Kleider weiß von der Afche, welche rund hers um herabfiel, mit einem Geräufhe, wie das Sprenkeln von Regen. Der Crater hatte drei Deffnungen, von welchen eine unthätig war; die zweite Drffnung gab unaufhörlich einen reihen blauen Rauch; und nah einem Knalle tief in dem ungeheuern Schlunde des dritten Vulcans, erfhien ein hells blauer Dunft und dann eine Maffe von diem fhwarzen Rauche, der im ungeheueren wirbeinden Rauchſtraͤngen ſich bewegte, oder in dunklen, majeftitifchen Säulen in die Höhe ftrömte, erleuchtet für einen Augenblick durch eimen 149 flammenden Streif; und als der Rauch fich vertheilte, fo war die Atmofphäre von einem Schauer von Öteinen und Aſche erfüllt. Nachdem dieß vorüber war, erfolgte eine augenbliclihe Stille und dann ein anderer Knall und Ausbruch, und dieß dauerte fo fort, wie der Führer fagte, regelmäßig alle fünf Minuten, und, in der That, irrte er ſich auch nit viel. Der Anblid war furchtbar groß. Mir erfrifchten uns durch etwas Cocosnußmilch, ftellten ung vor, wie die Größe gefteigert werden müffe, wenn die Stille und Dunkelheit der Naht durch dag Geräufh und die Flammen unterbrochen würde, und beſchloſſen deßhalb, auf dem Berge zu Übernachten. Der Pfarrer von Zonzonat, noch in der Kraft des Le: bens, erzählte mir, wie er ſich der Zeit erinnere, wo der Grund, wo der Vulcan ftebt, noch nichts zeigte, was ihn von irgend einer andern Stelle unterfhieden hätte. Im Sahre 1798 wurde eine Eleine Deffnung entdedt, welche Eleine Quantitäten von Staub und Steinen ausftieß. Er lebte damals zu Izalco und pflegte ald Knabe auszugehen, um danach zu fehen; und er hatte cs im Auge behalten und die Zunahme von Jahr zu Jahr wahrgenommen, bis e3 zu dem erwachfen war, was es jest it. — Kapt. de Nouvelle erzählte mir, ev koͤnne von der See bemerfen, daß er in den leuten zwei Jahren beträchtlich gewachfen fey. Zwei Sabre früher Eonnte das Leuchten deffelben im der Nachtzeit auf der andern Seite ded Berges, wo ich ftand, nicht wahrgenommen werden, Nacht und Tag wirft er Steine aus dem Innern der Erde, firleudert fie in die Luft und fängt fie auf feinen Seiten auf. Jeden Tag nimmt er an Bröße zu und wird wahrfcheinlih fo fortfah: von, bis die inneren Feuer erloͤſchen, oder durch irgend eine heftige Convulfion das Ganze zu Atomen zertrümmert wird. Alle Reiſende find nicht ausgefchloffen von jezumeiliz gen Ausbrüchen von Enthuſiasmus; aber fie £önnen ihn nicht lange lebhaft erhalten. In ungefähr einer Stunde fingen wir an, zu E£ritifiren und felbft zu mäfeln. „Einige Ausbrüche waren ſchoͤner, als andere und einige waren vers bältnifmäfig Kleinigkeiten.” In diefer Stimmung des Gei: fies erwogen wir unfern Mangel an Bequemlichkeiten, um die Nacht auf dem Berge zuzubringen und befcloffen, ums zufehren. Herr Blackburn und ich dachten, daß wir den Ummeg des Berges vermeiden fönnten, wenn wir gerade zu der Bafis des Vulcans herabftiegen und dann queer das rüber die Heerſtraße erreichten; allein unfer Führer fagte, das heiße Gott verfuchen und weigerte fic) ung zu begleiten. Mir hatten einen fehr fteilen Meg, um zu Fuß herabzuſtei— gen, und an einigen Stellen rutſchten unfere Pferde auf den Haden in ungebeures Betr von Lava, in ihrem Kaufe durch die Seite des Berges aufgebalten, füllte den weiten Naum zwifchen uns und der Baſis des Vulcans. Wir fohritten fofort auf diefes fehwarze und furchtbare Bett, aber wir hatten große Mühe, unfere Pferde zum Folgen zu be: regen. Die Lava lag, in Aufwürfen, fo untegelmäfig, wie die Wellen der See, ſcharf, rauh und mit großen Ktüften, welche für ung beſchwerlich und für unfere Pferde gefährlich waren, Mit großer Anſtrengung zogen wir diefe bis zur 150 Baſis und um die Seite des Vulcans herum. Große Steine, welde in die Luft gefchleudert waren, rollten die Seiten herab, fo daß wir uns nicht weiter getraueten. Wir fuͤrchteten, daß unfere Pferde in den Löchern, in wels he fie beftändig fielen, die Beine brechen möchten und Echrs ten um An der hohen Epite, von welcher wir auf den Qulcan binabgefeben hatten, faß unfer Führer und ftarıte uns an und, wie mir ung einbilteten, lachte Über ung, Wir arbeiteten ung wieder durch das Kavabett und die Seite des Berges hinauf, und als wir oben anlangten, war fos wohl mein Pferd, als ich ſelbſt, faſt erſchöpft. Glüdlicyers weife ging der Weg bergab. Spät eıft, nachdem es dun- fel geworden, erreichten wir den Fuß des Berges und fa: men auf die Ebene. Feder Ausbruch des Vulcans bob eine Feuerfäule empor; an vier Diten waren anhaltende Feuer und an einem rollie ein Feuerftrom die Seite hinab. Um 11 Uhr erreichten wir Zonzonate, nachdem wir, ungeredy= net die Abmühung an der Bafis des Vulkans, an 50 engl. Meilen geritten waren; und fo groß war dag Intereſſe des Tageswerks gewefen, daß ich von der Anftrengung durchaus nicht litt. Bemerkungen über den gegenwärtigen Stand der Wiſſenſchaft in Betreff der Sternſchnuppen, fowie über die Beflimmung von Unterfchieden in der geographiichen Länge nad) Beobachtungen diefer Meteore, Von Herrn Galloway, vorgetragen der aftronomifchen Gefell: fchaft zu London, (Schluß.) 5. Die neueſte Hypotheſe iſt die von Capocci in Neapel aufgeſtellte, welcher zufolge das Nordlicht, die Sternſchnuppen, Meteorfteine und Cometen ſaͤmmtlich einen und denſelben Urſprung haben, und durch eine, durch mag⸗ netiſche Anziehung bewirkte Anhaͤufung kosmiſcher Atome entſtehen. Er nimmt an, es ſeyen im Planetenraume Streifen oder Guͤrtel von mehr oder weniger winzigen ne— belartig zertheilten Partikelchen vorhanden, die magnetiſche Kraft beſaͤßen und welche die Erde bei ihrem jährlichen Laufe um die Sonne durdifchneide; die Eleinften diefer Par: tikelchen würden zuweilen nach den magnetifchen Polen unfe« ver Erde gefüllt und bildeten Mord» und Suͤdlichter; die um einen Grad größern, bei denen die Schwerkraft ihre Wirkung zu Aufern beginnt, würden von der Erde angezogen und veranlaßten die Erfheinungen der Stern— fhnuppen; die zu noch größeren Maffen angehäuften Theilhen träten als Feuerkugeln, Meteorfteine ıc. auf; die Cometen endlich, deren Kern bekanntlich fehr Elein ift, ſeyen nichts weiter, als große Meteorfteine oder vielmehr Uran os lithen, welche im Laufe der Zeit fo viel kosmiſchen Stoff um ſich anhäufen, daf fie von der Erde aus fichtbar find. Diefe Capocci’fche Theorie unterfcheidet fib von der Chladnifhen nur infofen, als fie magnetifche Kräfte vorauöfegt, die auf die Partitelchen einwirken, und es liegt 10% 151 auf der Hand, das alle gegen die letzteten aufgeſtellten Ein: würfe auch auf die erfteren paſſen. Uedrigens muß zuge— fanden werden, dag man [hen feüher eine gewiffe Verbin: dung zwiſchen dem Nordlichte und den Sternfhnuppen vers muthet hatte, und die von Hrn. Quetelet beigebrachten Beobachtungen deuten darauf bin, daß auch das erſtere Dies fer beiden Phänomene periodiſch wiederkehrt. Da alle bisjegt aufgeſtellten Hypotheſen gewichtigen Einwuͤcfen unterliegen, fo muͤſſen wir eingeftehen, daß Das— jenige, was wir Über die Natur der Sternſchnuppen mit Sicherheit wien, fih dermalen noch auf fehr wenig tedus eirt. So viel iſt gewiß, daß fir in ſehr bedeutenden Höhen über der Erdoberfläche erfceinen und ſich mit enormer Ges ibwindigkeit bewegen; aber übrigens iſt Alles, was fie bes teiffe, noch in geheimnißvolles Dunkel gehuͤllt. Nach allen Umſtaͤnden haͤlt es Wartmann uoch für das Wahrſchein— lichſte, daß dieſe Meteore der Entbindung von Electricitaͤt oder irgend einer aͤhnlichen Materie ihre Entſtehung ver— danken, welche Entbindung in den Planetenräumen jedesmal fattfindet, wenn fih die zur Erzeugung der Erſcheinung nothwendigen Bedingungen erneuern. Das Schlufcapitel des Artikels enthält einen Bericht ‘über die verſchiedenen Verfuhe, die man gemacht hat, um nach den Beobachtungen von Sternfhnuppen Längenunters fhiede zu beftinmen. Der Gedanke, daB Meteore, welche fo plöglich erfcheinen und wieder verſchwinden, und wegen ihrer bedeutenden Höhe und Leuchtkraft innerhalb eines weis ten Areals der Erdoberfläche fichtbar find, trefflihe Natur— fignale abgeben würden, wenn ſich deren Identitaͤt mit Si— cerheit feſtſtellen ließe, liegt ſehr nahe; allein fo lange man ſie nur als zufaͤllige Erſcheinungen betrachtete, ließ ſich von deren Nutzen für die practiſche Aſtronomie nur fehr wenig hoffen. Sobald man deren Erjcheinen aber für periodifch wiederkehrend ausgab, erlangte die Beobachtung des Meteors ein neues Satereffe. Wenn man daffelbe zu diefem Zwede beobachtet, fo nimmt man an, daß diefelben Sternjhnuppen von zwei entfernt von einander befindlichen Perfonen gleichzei⸗ tig gefehen werden, und daß die von diefen verſchiedenen Perſo⸗ nen geſehenen Sternſchnuppen identiſch feyen. Dieſe beiden Puncte ſind jedoch nicht mit voller Sicherheit zu erledigen gewe— fen, obwohl die Reſultate der bisher angeſtellten Verſuche guͤnſtig erſcheinen und dafuͤt ſprechen, daß neben den übrigen Huͤlfsmitteln zur Beſtimmung aftronomifcher Lagen, auch die Sternſchnuppen nicht zu vernachlaͤſſigen ſeyen. Als une fere Gefelfhaft im November 1839 ſich verfammelte, ward ihr ein Beriht über Prof. Schumacher's zu Altona Beobahtung in der Naht des 10. Auguft 1838 vorgele= fen. Sn derfelben Naht wurden auf verjchiedenen Stern: warten Deutfhland’s gleichzeitige Beobachtungen angeftellt, unter denen die Breglaufben den beften Erfolg gehabt zu baben feinen. Nach zwölf gleichzeitig zu Altona und Breslau beobahteten Sternfhnuppen berechnete Profeſſor Boguslhaws ki den Längenunterfchied der beiden Städte zu 28 Min. 22,07 Sec.*), was um nicht eine ganze Se— *) Hier find offenbar die Grade (7) ausgelaffen. D. Ueberf. 152 cunde von dem abweiht, moflw er vorher galt, In Sil- liman’s American. Journal, Oct. 1840, findet ſich ein Bericht über gleichzeitige Beobachtungen, die am 25,/ November 1835 zu Philadelphia und auf dem Collegium von New-Jer ey zu Princetomn angeftellt waren. Es wur: den fi.ben übereinffimmende ermittelt, und das mittlere Re— fultat ergab einen Laͤngenunterſchied, der von dem auf ans dere Weiſe beftimmten nur um 1,2 Secunden abwich, wähe rend er im Ganzen 2 Minuten beträgt. Dieß feheint dag erfte Beiſpiel zu feyn, daß der Längenunterfchied wire: ih nah der Beobachtung eines Meteord berechnet wore den if. Bei den gleich;eitigen Beobachtungen Wartz mann’s zu Genf und Reynier's zu Planchettes ward der Laͤngenunterſchied nach drei Sternfchnuppen, die ſolche Befonderheiten darboten, daß Über deren Identitaͤt fein Zweifel obwalten Eonnte, zu 2 Min, 2 Min, 3 Sec. und 2 M. 5 Sec berechnet, woraus fich zu ergeben fcheint, daß man fih bei einer einzigen Beobachtung um mehrere Se: cunden irren Eann. Im Auguſthefte 1340 der Bibliothe- que universelle de Geneve wird daruͤber berichtet, wie auf diefem Wege der Länginunterfchied von Kom und Nea- pel beftimmt worden iſt. Die entfprechenden Beobachtun— gen wurden im November 1338 begonnen und mit Unter— brechungen fortgefeßt Sie fanden unter der Leitung des Paters Vico zu Nom und der Profefforen Capocci und Mobili zu Neapel ftatt. Die ſcheinbaren Bahnen der Steinfhnuppen wurden auf einer Himmelscharte verzeichnet und die Zeiten des Erſcheinens und Verſchwindens mittelft der boften Chrenometer, die nah aftronomifhen Beobach— tungen geftellt waren, beflimmt. Die Zeiten des Ber: ſchwindens der Sternfhnuppen flimmten in einer fehr beftie- digenden Weiſe mit einander Überein, indem im Allgemeinen nur ein Unterfchied von einigen Zehntelfecunden in der Zeit bei einem Längenunterfhiede von 7 Minuten 5,7 Secunden ftattfand, Die Ehre, die Anwendung der Sternſchnuppen und Feuerfugein Behufs der Längenbeftimmungen zuerft in Vor— ſchlag gebracht zu haben, nehmen Dr. Dibers und bie Deutfhen Aftronomen überhaupt für Benzenberg in Anfpruch, welcher im Jahre 1802 eine Schrift Uber dieſen Gegenſtand herausgab. Indeß hat Herr Baily nahge wiefen, daß Dr. Masfelyne zwanzig Jahre früher eine Abhandlung hat druden laffen, in welher diefer ausgezeich— nete Aftronom auf diefe Anwendung der Feuerfugeln deuts lich aufmerffam macht. Die Abhandlung, welche auf einem befondern Bogen abgebrudt ift führt den Titel: A Plan for observing the Meteor called Fire-balls (Vor— fehlag in Betreff der Beobahtung der Feuerfugeln), by Nevil Maskeline, D.D., F. R. S. and Astronomer Royal, und trägt das Datum: Greenwich den 6. Nopbr. 1785. Nachdem mehrere Bemerkungen beigebraht worden find, aus denen gefolgert wird, daß dergleihen Phänomene öfter vorfommen, als man gemeinhin glaubt, und verſchiede— ne Umftinde angeführt worden find, die man bei der Beob— achtung diefer Meteore zu beruͤckſichtigen habe, heißt es das tin: „Es würde rathfam feyn, daß Dirjenigen, welche zus 1353 fällig eine Feuerkugel wahrnehmen, nad ihrer Taſchenuhr die Zeiten anmerften, wo fie zuerjt fih:bar geworden, ihre größte Höhe erreichte, plaßte und verſchwand, fo wie, mo der Schall der Erplofion zum Ohre gelangte; und da ge: woͤhnliche Taſchenuhren binnen wenigen Stunden leicht be: deutend variiven, fo wuͤrden folhe Perfonen wohl thun, wenn fie binnen möglih kurzer Zeit die Abweichung des Standes ihrer Uhr von der wahren Zeit ermittelten; denn wenn man die wahren Zeiten in Betreff eines folhen Me: teors an verfchiedenen Drten erlangte, fo liegen ſich danach die abfolute Gefhwindigfeit der Feuerkugel, die Geſchwindig— keit des aus den höheren Regionen zu uns gelangenden Schalles und die geographiſchen Lingen der Drte beftimmen. (Londen, Edinburgh and Dublin philosophical Magazine. Third series, No. 127, Supplement, January 1842.) I ira, Ueber Photographie find der Parifer Academie der Wif- fenfchaften am 7. Februar wiederum intereffante Mittbeilungen ges macht worden. Um nämlich die durh Herrn Dumoutier von der Entdeckungsreiſe auf den Schiffen l’Astrolabe und Zelde mite 154 gebrachte Sammlung von Nationa'köpfer (verg’cihe N. Notizen: No.401. [Bd. KIX.] ©. 72) völlig treu in verkleinerten Zeichnuns gen zu erhalten und dem anthropologiſchen Etudium jede Eigen— thümlichkeit zu bewahren, hat man ſich der photographiichen Proce: duren bedient. Herr Dumoutier, in Berbintung mit Deren Buiffon, hat mirtelft des Daguerrotyps alle Eigenthümlichkeiten der Schädel wiedergegeben fo daß die Zeichner, indem fie fih an diefe Aobilder bieten, völlig genaue Lithographieen haben liefern fönnen.. Was davon der Academie vorgelegt worden ift, hat fich deren Beifalls zu erfreuen gebabt, — Herr Buiffon hat bei diefer Gelegenheit der Academie Daguerrotypendilder voraelegt, welche auch Karben wiedergaben. Das von Hrn, B. befolgte Verfahe ren ift, daß man dem Queckſilber, weiches man verflüchtiat, einige Tropfen einer mit Alcobol zubereiteten Jodaufloſung zufgt. Die von Herrn B. erhaltenen Bilder werden für das Vollkommenſte, was man bisjegt erhalten babe, erklärt, Unter Anderm wird ein Portrait außerordentlich gelobt, Bon der Pennatula verfihert Herr Eofta, nad) eiges nen Unterfuchungen, daß fie nicht im Meere berumfchmwime me, ie die Naturforfcyer geglaubt haben, fondern fie bleibt in dem Schlamme auf dem Grunde des Meeres firrt, von einer durch den von ihr abaefonderten Schleim gebildeten Scheide bekleidet. Kur wern Wellen oder die Netze der Fiſcher die Pennatula loßrei« gen, flottirt fie im Waffer, Die angeblihen Polypen der Penna- tula find nichts Anderes, als eiaenthümlide Organe deffelben Thies res. Diefe Thatfahe und das Vorhandenſeyn rines Nervenfpftems führen dahin, die Pennatula ganz nahe zu dem Enerinus zu ſtel— len, alfo zu den Echinodermen. ERONET FRESSEN TEN VERTRETERIN Sn an Zn a Ha aa Bemerfungen über die Dermalgieen, befonders über die dermalgia rheumatica, oder den Rheu— matismus der Haut. Don 5 9 6©. Beau Es ift befannt, daß die Haut zumeilen der Sitz eines mehr oder weniger heftigen Schmerzes ift, ohne daß fie in ihrem Gewebe irgend eine bemerkbare Veränderung darböte, und mit Recht betrachtet man diefe Affection als eine wahre Meuralgie der Haut. Der Schmerz, welder diefe Neuralgie conftituirt, kann unter mannichfachen Formen erfcheinen, als Kitzel, Kriebeln, Erftarren, Pridein, Stehen, Bohren u. f. w. Er fann ſowohl continuirlich, als intermittirend ſeyn; zuweilen wird er bei der leifeften Beruͤhrung vermehrt oder hervorgerufen, zumweilen bei einem ſtarken Drude merklich verringert. Die Neuralgie der Haut erfcheint theils als eine idio- pathifhe Affection, theild und vorzüglich ald Symptom eis ner andern Krankheit. Sie kommt ziemlich häufig vor, was ſehr leicht begreiflihb ift; denn, wenn man neuralgifche Schmerzen häufig in den Merven und felbft in den Einge— meiden firirt findet, fo muß man folche in der Haut, bei ihrer beträchtlichen Ausdehnung, ihrer großen Empfindlich— Beit und der Menge von Nerven, die fih in ihr Gewebe verflecbten, nicht minder häufig beobachten. Die Neuralgieen der Haut find bisher mit den Schmers zen der Nervenſtaͤmme, der Muskeln ıc, verwechfelt worden, und erft Piorry (Traite du diagnostic, t. AI. p. 137) bat fie, unter dem Namen der Dermalgieen. als febftftändige Krankheiten abgehandelt. Er jtellt folgende Darietäten auf: 1) Die, welche gleichzeitig mit den Neu: talgieen der Mervenftränge vorfommt; 2) die, melche die Gebirnerweihung begleitet und ſich an verfchiedenen Punc- ten der Hautbedefungen fund giebt, wie dieß bereitd Ro— ſtan *) und Senn nachgewiefen haben. Außerdem er: wähnt Piorry noch die Dermalgie, welche in der Haut des Beckens und der Schenkel vorfommt, wenn der uterus von einem lebhaften Schmerze ergriffen if; ferner die Derm- algie, weldye der zona folgt; die Dermalgie der Extremitaͤ— ten, welche unter dem Namen Acrodynie bekannt ift; das Gifühl von Prickeln, welches in der Haut nach dem Ger brauche des Morpbium entfteht, fo wie endlich das lebhafte Suden in der Eichel, dem After, der Naſe, in denjenigen Fällen, wo Blafenfteine, Hämorrhoiden oder Eingeweidewuͤr—⸗ mer vorhanden find, Es giebt noch andere fhmerzhafte Affectionen, die man, wie die vorhergehenden, zu ben Dermalgieen zählen muß. Mir wollen zuerft jene lebhaften, reifenden Schmerzen ers mwähnen, welche in gewiffen Fällen von Bleivergiftungen an der Oberfläche des Körpers empfunden werden, melde von Sauvayes mit dem Nanıen „rheumatismus metalli- *) Recherches sur le ramollissement du cerveau, p. 18. 155 cus‘ bezeichnet worden find und bie, nah Zanquerel *), zum Thu ihren ©: in der Haut haben fallen. Man muß ferner zu den Dermalgieen jene heftigen Schmerzen sählen, die in manchen Faͤllen von myelitis die untern Ertremitäten befallen und bei ber leifeften Berügrung, welche dir Haut diefer Zheile erleidet, den Kranken laut aufichreien machen. Diefe in Folge der myelitis entftehenden Shmer: zen find bisjegt von Herrn Dlivier d'Angers **) den Maskeln oder auch den Nervenfchyeiden der untern Extremi— täten zugefchrieben worden. Der clavus hysteri- cus if in den meiſten Füllen nichts weiter, als eine fehr begeänzte Dormalgie; man muß jedoch nicht glauben, daß die durch die Hpfterie erzeugten Neuralgieen der Haut flets auf eine fo Eeine Stelle beſchraͤnkt find; ich babe bereits deeimal eine dermalgia hysterica beobachtet, die faft die ganze Hautdede afficirte und die fih von Zeit zu Zeit nah den eigentlihen fogenannten hyſteriſchen Anfällen ein: ftellen. Eadlich muß ih noch zu den Dermalgieen jene Schmerzen rechnen, die man in der Syphilis beobachtet, und welhe unter dem Namen der fypbhilitifhen Schmerzen oder des ſyphilitiſchen Rheumatis— mus befinnt find. Ih will damit nit fagen, daß diefe Shmerzen ihren Sitz ſtets in dee Haut haben: allein ich glaube, daß e3 oft unmöglich it, ihnen eine andere Stelle anzu veifen. Ih habe dergleihen mehrere Male bei den Conſultationen im Gontral-Bireau und in den Hafpitälern beobachtet; fie waren gewoͤhnlich in der behnarten Kopfhaut oder in den untern Extremitäten fixiert, ohne daß die Haut oder die darunterliegenden Theile irgend eine Veränderung gezeigt hatten, und nihtsdeftoweniger waren fie mit andern fpphilitifhen Symptomen verbunden Sie waren intenfiv, oberflählih, traten vorzüglich des Nichts auf und foluten nicht dem Laufe irgend eines Nerven; fie nahmen zu, wenn man die Hıut leife berührte, verringerten fich dagegen bei einem fehr ſtarken Drude. Eine Dermaälgie ift es vorzüglich, die bisjetzt unbeach— tet geblieben, obgleich fie unſtreitig die haͤufigſte von allen ift, namlich die cheumatifhe Dermalgie, mit der wir ung bier fpeciell befchiftigen wollen. Diefe Affection it ebenfo eine wahre Neuralgie, wie die vorhergehenden, da die Haut nicht die geringſte Texturveraͤnderung dabei zeigt, und dieſe Neuralgie ift offenbar rheumatifiher Natur, da man fie gewöhntih bei mit Nheumatismug behafteten Per— foren beobachtet, und da fie von diefen mit den andern Arten des Nheumatismus, unter der vagen Benennung Verfältung oder Schmerz, verwechielt werben. Die theumatifche Dermalgie kommt häufiger bei Maͤn— nern, als bei Frauen vor und befällt vorzüglich Erwachfene. Sie wird durch alle jene Umftände veranlaßt, welche die anderen Arten des rheumatischen Schmerzes zu erzeugen im Stande find; daher fie denn auch in der bei weitem geößern Mehrzahl der Fälle eine Folge der Einwirkung der Kälte *) Trait& des maladies de plomb, T. I. p. 510. ) Traite de la mo£lle Epiniere. T. Il, p. 651, 18.7. 156 ift, befonders der feuchten Kälte, wenn diefe Einwirkung ges rade zu einer Zeit ſtatt hat, wo die Haut fich im Schweiße befindet, Aus diefem Grunde ift auch die theumatifche Dermalgie die gewöhnliche Begleiterin des Frühlingsanfangs, einer Jahreszeit, wo man nicht leicht aus der fihon war: men freien Luft in die noch Ealten Wohnungen freten kann, ohne fib einer mehr oder weniger ftarken Erkältung auszu— figen. Auch bei den Mitterungsveränderungen pflegt der Rheumatismus der Haut feine ungewöhnlibe Erſcheinung zu ſeyn. Es ift zwar fehwer, Ddiefen meteorologifchen Eins fluß zu erfiären; aber fein Dafeyn ift eben fo gewiß, als der Einfluß des Wetters auf die Froftbeuten. Endlich ers ſcheint die rheumatiſche Dermalgie zuweilen auch, obne daß fid) ivgend eine Veranlaffung für dieſelbe auffinden ließe, Diefe Affection kann an allen Puncten der Haut, des Kopfes, des Stammes und der Glieder ihren Sie haben; jedoh kommt fie an den untern Öliedmaafen und am Kopfe häufiger, als an andern Stellen vor Zuweilen, jes doch felten, ift die ganze Haut davon ergriffen ; am haͤu— figften nimmt die Dermalgie einen Raum ein, welder von 2 Gentimeter big zu 1 Decimeter im Duadrate varlirt. Was den Schmerz diefer Dermalgie betrifft, fo kann man fagen, daß er zweifacher Natur ifi: anhaltend und ins termittirend. Diefe beiden Arten koͤnnen einzeln vorfommen, häufig jedoch exiſtiren fie zu gleicher Zeit. Der anhaltende Schmerz bietet mehrere Varietäten in Bezug auf Intenfität und Form dar: in feinem ſchwaͤchſten Grade befteht er im einer geringen Steigerung der normalen Senſibilitaͤtz es fhrint dem Kranken, als erleide die Haut die unangenehme Berührung von Spinngewebe; oder der Schmerz gleicht, wenn das Uebel bedeutender ift, demjenigen, welcher nach der Woynahme der Epidermis und der Bloflegung des Wa: pilfarförpers entſteht. Der intermittivende Schmerz tritt jedes Mal um Mitternacht einz er ift vicl heftiger, als ber vochergehende, denn er fteigert fib oft bis zu dem Grade, daß er die Bewegungen der ergriffenen Theite hindert und dem Kranken den Schlaf raubt. Der Kranke vergleiht ihn mit demjenigen, welcher durch einen electriihen Sunfen, eiz nen Nadelſtich erzeugt wird, oder wohl aud demjenigen, der dadurch entftcht, daß man einen Nagel zu wiederholten Malen in die Haut eingräbt. Der anhaltende Schmerz wird dur die Neibung der Kleidungsftide vermehrt. Wenn man mit den Fingern, ſelbſt leife, Über die Haut wegführt, fo erzeugt man ein’ Gefühl, welches demjenigen Abnlich ift, daß man mit einer barten Bürfte hervorrufen würde; und zwar ift es, um bie: feg Nefultat zu erlangen, nicht nöthig, daf die Epidermis fehr dünn und zart fen, denn man kann daffelbe felbft an ſolchen Puncten beobachten, wo diefe Haut fehr dick fft, wie, 3. B., an der Ferſe. Wenn die afficirte Parthie mit Körpers oder Kopfhaaren bededt ift, fo ift es hinreichend, mit der Hand über legtere, entfernt von ber Haut, hinweg— zugleiten, um dieſer eine ſchmerzhafte Empfindung mit: zutheilen. Diefe verfchiedenen Neibungen fteigern nicht nur den anhaltenden Schmerz , fondern fie veranlaffen auch oft, und 157 zwar augenblicklich, die Ruͤckkehr der intermittirenden, Menn man ftatt der Neibung oder einfachen Berührung, mit der Hand einen ſtarken Druck auf den ſchmerzhaften Theil ausübt, fo gelingt e8 wohl, den anhaltenden Schmirz zu unterdruͤcken, aber keineswegs die Ruͤckkehr des intermits tirenden Schmerzes zu verhindern. Endlich muß ich noch erwähnen, daß die rheumatifhe Dermalgie während der Naht bedeutend eracerbiet. Diefe Epacerbation tritt vor: züglih bei'm intermitticenden Schmerze ftark hervor. Mihrend der ganzen Dauer felbft der lebhafteſten Schmerzen zeige die Haut, binfihtlih ihrer Dide, Farbe und Wirme durchaus Eeine Veränderung. Zuweilen ift fie treden, zuweilen mit Schweiß bededt. Die Dauer diefer Affection variirt von einem Tage bis zu zwei Wochen. Ihr Ende, wie ihr Anfang, tritt nicht plöglih ein, fondern der Schmerz entwidelt ſich und verfhwindet in unmerklichen Abftufungen. Oft wechfelt die Dermalgie ihren Sitz; aber diefe Wanderung geſchieht nicht auf cine ſtuͤrmiſche Meife durch plösliche® Ueberfpringen nad ganz entfernten Gegenden, wie dieß bei'm Nheumatis: mus der Gelenke der Fall ift, fondern die Ortsveraͤnderung geſchieht allmaͤlig und gleiht mehr den Wanderungen des erysipelas repens. Die rheumatifhe Dermalgie wiederholt ſich öfter bei einem und demfelben Individuum; der Sitz derfelben Eann jedesmal ein anderer feyn, jedoch bleibt fie ſtets auf eine einzige Stelle beſchraͤnkt; ich habe fie nur einmal an zwei verfchiedenen Stellen zugleih beobachtet. Der Nheumatismus der Haut wechfelt gewöhnlich, nach mehr oder weniger beftimmten Intervallen, mit demje: nigen ab, welder die Muskeln, das fibröfe Syſtem, die Eingeweide oder die Nervenſtraͤnge ergreift. Was fein gleichzeitiges Vorkommen mit dem einen oder dem andern diefer Nheumatismen betrifft, fo ift daffelte nicht fehr ge: wöhnlih; mit den rheumatifchen Neuralgieen der Nerven: ftränge findet man ihn häufiger complicirt, als mit den übrigen Arten des Nheumatismus. Diefe Complication der Dermalgie mit einer Neuralgie der Nervenftämme wird vor: züglicd) in den untern Ertremitäten beobachtet, und zwar in den Fällen von ischias. Es ift kaum nötbig, hinzu— zufügen, daß unter dieren Umftinden, außer dem lebhaften Schmerze, welher fih in der Richtung der afficirten Merz ven kund giebt, auch die Haut der betreffenden Ertremitüt eine ſchmerzhafte Empfindlichkeit zeigt. Drei Mal habe ich den Nheumatismus der Haut von einem fieberhaften Zuftante begleitet gefehen. Der erſte Tall kam mir im Jahre 1836 bei einem jungen Manne von etwa 30 Jahren vor, der, rheumatiſchen Affectionen fehr unterworfen, die Unvorfichtigkeit begangen hatte, an einem fchattigen, fehr kühlen Orte in leichter Bekleidung fpaßieren zu gehen. In der nächften Nacht empfand er in der Haut der beiden untern Gliedmaßen heftiges Stechen; der leiſeſte Drud, den er darauf ausübte, war böchft ſchmerz⸗ haft, fo daß cr Eein Auge zuthun konnte. Hierzu gefellte fib Fieber, etwas Durft und Anorerie. Die Haut, Ans fangs troden, bedeckte fich bald mit Schweiß, jedoch chne 158 merkliche Erleichterung für den Kranken. Diefe Symptome bieten fo in ihrer ganzen Intenfität zwei Tage und zmei Naͤchte an, Hierauf nahmen fie ab, und am fechsten Tage waren das Fieber und der Hautfchmerz gänzlich vers fhwunden. Der Kranfe hatte nichts weiter, al® eine Ins fufion von Borago offieinalis gebraucht. Den zweiten Fall einer Dermalgia rheumatica fe- brilis habe ih vor einigen Jahren bei einem Studiosus juris beobachtet, der, zu Fuß von St. Cloud nad Paris zurücfehrend, gegen das Ende feiner Wanderung einem kal— ten, obgleich feinen und leichten, Regen ausgefegt war, Ein unvorhergefrbener Umftand verhinderte ibn, fogleich in feine Wohnung einzutreten, um feine etwas naffen Kleider zu wecfeln; er war genöthigt, dieſelben während des ganz zen Abends anzubehalten. Er ging mit Fröfteln zu Bette, Eonnte fih die ganze Nacht hindurch nicht erwärmen und fhlief fehr ſchlecht. Am andern Morgen fand ich ihn mit Fieber, Kopfichmerz, etwas Durft, Anorerie und fortdauern— dem Fröjteln. Die Haut war troden und uͤberdieß in ihs ver ganzen Ausdehnung ſchmerzhaft, befonders an der Bruſt und den Gliedmaßen. Dir Schmerz war lancinirend und nahm bei'm leifeften Drude, fowie bei der Reibung der Bertdede, zu. Man hätte Anfangs glauben können, das diefer Schmerz von einem in den oberflihlihen Muskeln firieten Nheumatismus herrühre; jedoch mußte man von diefer Anficht bald zuruͤckkommen, wenn man bemerkte, daß die Körperbewegungen mit derfelben Leichtigkeit, wie gemöhns ih, vollführt wurden, und daß fie nur dann fehmerzhaft waren, wenn die Haut irgend eine Berührung oder Rei— bung erlitt. — Der Kranke erhielt einen Aufguß von Fin: denbluͤthen und Boretſch; es ftellte ich fofort Zranfpiration ein, der Hautſchmerz und das Fieber verfhranden aber erjt am fünften Tage. Ich muß noc hinzufügen, daß der junge Mann vor diefer Krankheit nie an theumatiſchen Schmerzen gelitten hatte Der dritte Fall von rheumatismus febrilis der Haut kam mir im Jahre 1839 in der Charite vor, waͤh— rend ich dafelbft als Stellvertreter des Herrn Kouquier den Dienft verfab. Der Fall war folgender: Anne Garat, 24 Jahre alt, Köchin, Fam am 7. October in’s Hofpital. Sie war feit 2 Jahren in Paris, hatte ſich früher ftets wohlbefunden und nur feit den legten drei Monaten an rheumatifchen Schmerzen gelitten, Vor einem Monate war fie von einem Kinde glüdlich entbunden worden, welches fie zu einer Amme that. Act Zage nad diefer Entbindung war fie wirder vollfommen gefund. Am 30. September ging fie zum erften Maie wieder in ihre ſeht feuchte Küche und «rfältete fi. Noch an demfelben Tage hörte der Kochierfluß, der bis dabin fehr gut im Gange war, ganz auf. Es ſtellte ſich ein allgemeines Gefuͤhl von Kälte und Unwohlfenn ein, welches bis zum andern Tage anhielt; hierzu gefellte ſich Kopfſchmerz, Froſtſchauer und ein allyemeiner Schmerz auf der ganzen Oberfläche des Körpers, fo daß die Entbundene genoͤthigt wınde, ſich zu Bette zu begeben. Am Zage ihres Eintritts in’s Hofrital bemerkte man an ihe Durst, Anorerie, heftigen oberflächlichen Kopf 159 ſchmerz, ber bei einem Drude auf die behaarte Kopfhaut zunahm; unruhigen Schlaf; weißlichen ſehr dicken Beleg der Zunge, bittern Geſchmack im Munde, Uebelkeit, Verſtopfung, leichten Huſten mit etwas ſchleimigem Auswurf (die Aus feultation und Percufiion ergaben nichts Befonderes) 84 Pulsſchlaͤge; ziemlich heiße und feuchte Haut, Die überall fchmerzhaft war. Die Kranke berishtete uns, daß die In— tenfität diefes Schmerzes feit drei Tagen abgenommen habe; fie verglib ihn mit Zaufenden von Nadeljtiben, die fie im der ganzen Ausbreitung der Haut fühle. Dieſer Schmerz nahm bei Beruͤhrung zu, erlitt aber durchaus feine Steigerung, wenn ſich die Muskeln contrahirten. In ihrer Tertur bot die Haut nichts VB fonderes dar. (Ipecacuanha 20 Gran, Borago, Looch). Den 8. Die Kranke hatte drei Mal galligtes Erbre— hen und zwei Stühle von derfeiben Befhaffenbeit; der Durft und die Anorerie hatten fih vermindert, die Haut war we— niger ſchmerzhaft. (Borago, Looch, Suppe.) Den 10. Gänzlihes Aufhoͤren der Dermalgie und des fieberhaften Zuftandes; die Kranke wurde auf }, dann auf eine halbe Portion gefegt und am 14. geheilt entlaffen. Man wird bemerkt haben, daß die Dermalgie in diefen drei Fällen mit einem Umjtande auftrat, den man nicht leicht da beobachtet, wo diefe Hautaffection ohne Fieber vers läuft, naͤmlich: daß fie eine fo beträchtliche Ausdehnung hatte, indem fie in dem erften Falle die beiden untern Extre⸗ mitaͤten einnahm, in den zwei andern Faͤllen aber ganz allge— mein war. Dieſer Umſtand hing hoͤchſt wahrſcheinlich mit der Intenſitaͤt der Erkaͤltung zuſammen, welche den Rheu— matismus der Haut veranlaßt und zu gleicher Zeit Fieber hervorgerufen hatte. (Schluß folgt.) Niscellen. Von fpontanem Priapismus hat Dr. Demeaur cin merfiwürdiges Beifpiel beobachtet und in den Annales de ehirur- gie frangaise et etrangere befannt gemacht. Ein junger Menfch von 20 Sahren, von guter Gonftitution, mit blonden Haaren, mit fehr entwickelten Generationsorganen, und der mit Weibern, jedoch nicht unmäßig, zu thun achabt hatte, Fam im September 1841 nad Paris. Er hatte ſich Eeinem Erceffe der Tafel hingegeben und Eeine Abweichung von gewöhnlicher Lebensweife erlaubt, als 156 in dir Naht von 10. bis 11., in Folge eines coitus, die Ere: ction mit einer lebhaften Dige an perinaeum und einem heftigen Brennen lin,s der urethra fortdausıte, Er blieb in diefem Zu: ftande den übrigen Theil der Naht und bis um drei Ubr Morgens in einem Zuftande von fortwährendem Leiden; bon Zeit zu Zeit hats ten noch Excerbationen ftart, welche durd) einen allgemeinen Krampf haracterijirt waren, während deſſen wine Art von Sjaculation ers folgte. Herr Demeaur, welcher um drei Uhr zu dem Kranken gerufen wurde, fand ihn in großer Murhlojigteit, mir ängſtlich zus ſammengezogenem Geſicht, blaffer Geſichtsfarbe, brennender, Schweiß bedeckter Haut und hartem und vollem Pu.fe (110 Pulſationen). Der Krampf zeigte ih nod) von Zeit zu Zeit, ebenfo wie die Ejaculation. Dir penis, fehr aufgetrieben und an den Unterleib gelegt, hatte eine ſolche Spannung, daß er hart wie Holz ſchien; die Eichel violett z die Hoden an den Bautring gezogen, waren gegen den geringften Druck empfindlib, Dir bu bus war geſchwollen, jo daß er vine barte eigroße Geſchwuiſt bildete. Es fand fortwährend heftiger Drang zum Uriniren ftatt, aber Ausleerung des Harns war un— mögligd. (Die Behandlung: Man legte din Kranken auf cine Dferdenaarmatrage;z Aderlaß von vier Taſſen; faltes Sitzbad; ein Kiyftir von eirer geringfügigen Quantität Fuͤſſigkeit mit 2Quent⸗ hen Kampfer. Zwiſchen den Scheukeln sine Blaſe mit Eis zu halten). -— Um 5 Uhr Abends: Die Ejaculetionn haben nad einem Bade aufgehört; aber der Localzulland iſt unverändert ders ſelbe. — Um 11 Uber Abends: Eine Dorion mit 50 Gentigrame men Kampfer; 15 Blutegel an’s perinassım; die Biſſe der Blut— eael haben die Krämpfe und Ejaculationen von Neuem herbeige— führt; der Kranke hat keinen Harn gelaffen; die Blaſe bilder in der Unterbauchg:gend eine gegen Druck empfindliche Geſchwulſt. Die Anaft ift groß; die Abgeſchlagenheit des Körpers und die mo— raliſche Hinfälligkeit haben den hoͤchſten Grad erreicht. (Biutegel an das Mittelfleify wiederholt, um einen fortwährenden Blutvers Luft herbeizuführen. — Man legte bis auf 60 Blutegel, und nun erft, gegen 2 Uhr Morgens, erfhlaffte der penis ın Etwas, Man bradte dann den Kranken in cin Sigbad von der Temperatur der Luft, wo cr ein undefchreibliches Wohlbehagen empfand und nad Berfluß von 10 Minuten uriniren konnte. Nachdem er das Bad virlaffen hatte, fchlief er faft unmittelkar cin. — Bon da an ha: ben die Zufälle fid) immer mehr vermindert, und obgleiih man noch zum Gauterijiven fchreiten mußte, ift die Befferuna doch fo fortgeſchritten, daß der Kranke nach vier Tagen Paris verlaffen Eonntez doch hat er noch eine große Empfindlichkeit des linken Te— ftifeis behalten). Ein neuer Fünftlider $uß wird in dem Bulletin de l’Acad. roy. de med. Aoüt. 1841 erwahnt, welden ein Eteinmeß zu Paris, Cepage, für ſich felbit anfertigte., Nachdem ihm der Fuß abgenommen war, war er Schuhmacher geworden; das ges wöbnlihe Stelzbein war ihm dabei hinderlih. Er machte jid) da- her einen Fuß mit einem Kniegelenk 2c. und mittelft einer ange: Enüpften Feder war es ihm leicht, die verfchiedenen Stellungen bei'm Sigen und bei'm Aufiteben zu ſichern. Die Vorrichtung wird als einfach und zwedmäßig, das Ganze als woHlfeil gerühmt, Bibliographische Annales des sciences geologiques; ou Archives de geologie, de mineralogie, de palaeontologie et de toutes les parties de geographie, d’astronomie, de met&orologie, de physique gene- rale etc. qui se rattachent directement a la geologie pure et appliquée. Publiees par M. A. Riviere. Paris 1842. 8. No. 1. Nouvelles instructions sur l’usage du Daguerrotype. — Descr'p- tion d’un nouveau Photographe et d’un Apparat tres-simple Te ui.g nee. Lien. destine à la reproduction des &preuves au moyen de la Gal- vanoplastie. Par M. Ch. Chevalier; suivie d’un Memoire sur l’application du Brome. Paris 1841. 8. La clinique des maladies des enfans de la faculté de Stras- bourg. Par le Docteur V. Stoeber. Strasbourg 1842. 3. La nouvelle Agnodice, ou Précis de medecine comparative, J. L. Fabre Terreneuve, Paris 1842. 3. Par — — — — Menue lotizen ausdem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober - Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Piedieinafratbe und Profeffor Froriep zu Berlin, N°. 451. (Nr. 11. de& XXI. Bandes.) Februar 1842. Gedrudt im Landes-Induftrie- Comvtoir zu Weimar, bes einzelnen Stüdes 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr ca ge A Rh Ueber die Reproductionsorgane und Entwidelung der Taufendfüße. Bon George Newport, fa. Ueber eine von Herrn Newport in Betreff des obigen Gegenftandes abgefaßte Abhandlung berichtete Herr PM. Roget der Royal Society zu Edinburgh am 17. Suni 1841, mie folgt: Der Verfaſſer legt zu Anfange feiner Abhandlung dar, welches bedeutende Intereffe dag Studium der Myriapoda duch den Umitand erhalte, daß deren Entwidelungsmweife durch Entftehung immer neuer Körperringe fo ſehr von der der Achten Inſecten abweicht, bei denen die Auzbildung des vollkommenen Gefchöpfs gerade von einer Verminderung der Zahl diefer Theile begleitet if. Cr bemerkt, daß, obwohl die Entwidelung der Taufendfüße bereit$ von mehrern aus: gezeichneten Naturforſchern, als Degeer, Savi, Ger: vais und Waga, ftudirt worden ift, dennoch mehrere der wichtigften Umftände der Beobahtung bis jest entgangen feyen, und fchläge demnad vor, daß die Royal Society von den Ergebniffen feiner Unterfuchungen über diefen Ge: genftand, fo wie über die Meproductionsorgane diefer IThiere, Kenntniß nehmen möge. Die Abhandlung zerfällt in vier Abſchnitte. Sm er= fen. befchreibt der Werfaffer die MNeproductionsorgane und mweif’t nah, daß die von Treviranus als folhe befchries benen Organe des männlihen und weiblichen Julus, bei’m erftern nur die vasa efferentia, bei’m leßtern nur der oviductus feyen; daß ſich die eigentlihen Zeugungsorgane bei jenem an den Seiten der vasa eflerentia in Geſtalt einer großen Anzahl von Beuteln entwideln, deren Strucz tur befchrieben wird, und die, nad dem Verfaſſer, die ei: gentlihen Secretiongorgane des Männcheng find, obmohl er zugiebt, daß er nicht im Stande geweſen fen, diefelben nach) ihrer ganzen Ausdehnung zu verfolgen. Bei'm Weibchen mweift er nach, daß der von Treviranus befcriebene oviductus mit einer Unzahl von Eiſaͤcken bedeckt ift, von denen jeder nur ein einziges Eichen fecernirt; daß unter dies No. 1551. ra fen Hunderten von Eifäden eine große Anzahl nie zur Reife gedeiben, indem fie durch die fih in ihrer Nachbarfchaft ent— widelnden unterdrückt werden, und daß die gezeitigten Eichen aus den Cifäden in den oviduetus übergehen und dann alle auf einmal gelegt werden. Er macht befonders auf den merfwürdigen Umftand aufmerffam, daß der oviductus des MWeibchens nad dem größten Theile feiner Ausdehnung ein einfaches Organ ift, aber eine doppelte Ausmuͤndung be= fist, und weif’t nad, daß die innere Structur dieſes Or— gang ganz aͤhnlich befchaffen ift, mie bei manchen nfecten, während es die doppelte Ausmündung mit den Crustacea und Arachnida gemein hat. Auch ſtellt er eine Verglei— hung zwifchen der Structur der männlichen und meiblichen Gefchlechtsorgane diefes Myriapoden an, melche bei ihrer Einfachheit die Gleihartigkeit des Urfprungs diefer Structus ten Auferft deutlich erkennen laffen, und bei der fich in’sbe- fondere die Analogie zwifhen den Eifäden des Weibchens und den blinden Beuteln des Männchens berausftellt, die fih unter Anderm dadurch Fundgiebt, daß bei den leßtern befondere vesiculae seminales und bei den erftern die spermathecae fehlen. Der zweite Abfchnitt enthält eine Eurze Darftellung der Structur des Eies, an welchem der DVerfaffer das Keim bläshen und die macula wahrgenommen hat. Er hat aud) die Anweſenheit des Dotters in den erften Stadien der Ent» widelung, fo wie des Bläschens und der Membranen des Eies in einem fpätern Stadium, beobachtet und macht dar— auf aufmerffam, wie in diefer Beziehung bei diefer niedern Thierform diefelben Gefege obmwalten, wie bei den höhern Thierclaffen. Sm dritten Abfchnitte handelt der DVerfaffer von dem Legen der Eier und der Lebensweife diefer Arten, wie er beiz des an den von ihm in Gefangenſchaft gehaltenen Exempla— ren beobachtet bat. Dabei hat er denn ganz befonders merk⸗ wuͤrdige Umftände wahrgenommen. Das Weibchen gräbt fih eine Höhle, indem es mit den Mandibeln in die Erbe wühlt, welche fie vorher mit einer Fluͤſſigkeit erweicht, Die, des DVerfaffers Meinung nad, aus feinen gewaltigen Spei— 11 163 cheldrüfen ftammt. Sa bildet es ein weiches Kluͤmpchen, welches e8 mit den Mandibeln und den Vorderfißen aus der Höhle herausfchafft und, fobald es an den Rand der— ſelben gelangt ift, einem Fußpaare nad) dem andern über: liefert und fo aus dem Wege fhaffe, worauf e8 feine Eier in die Hihle legt und deren Mündung mit der feuchten Erde verfhließt. Bei der Aufbewahrung der Eier während der Beobachtungen fand der Verfuffer viel Schwierigkeit, weil die Schaale derfelben weich ift und an der Luft leicht vertrodnet. Um dieß zu verhindern, brachte er fie in eine mit feuhtem Thone gefüllte und mit einem Korfftöpfel ge: fhloffene Gtastöhre, wo ſich die Eier in einer von der Wan— dung begränzten Bucht befanden, Der vierte und wichtigfte Abſchnitt des Artikels ent— hält die Gefhichte der Entwidelung des Embryo. Der Proceß zerfällt in verfchiedene Stadien. Nach einigen Be merfungen über die früheften Veränderungen des Eies und nachdem er nachgewiefen, daß dieſe in einer Abänderung in Anſehung der Größe und des Anſehens der Zellen befteben, aus denen der Embryo ſich entwickelt, giebt der DVerfaffer an, er habe beobahtet, daß das Ei nah 25 Tagen mittelft eines Spalts auf der Nüdkenoberfläche plaße, wie Savi und Waga die angeben, und daß, abweichend von De: geers, aber übereinftimmnd mit Savi’s Angabe, der eben ausgeftochene Julus vollkommen fußlos fey. Der Verfaſſer hat auch einen fonderbaren Umftand entdedt, welcher von al— len frühern Beobachtern überfehen worden ift, nämlich daß der junge Julus zu diefer Zeit eigentlich noch ein Embryo und in einem gef&loffenen Sade befindlih ift, der am Koͤr— perende in einen deutlichen funis (umbiliealis), fo wie ein aͤchtes amnion oder eine Fötalhülle, übergeht *). Der funis tritt an der Ruͤckenflaͤche des vorlesten bintern Kör: perringes ein, wie dieß Mathe bei den Crustacea fand. Der Embryo bleibt zwiſchen den beiden Hälften der Eier: fhaale 17 Tage lang mit diefer mittelft des funis in Ver: bindung, der fih in die zweite oder aͤußere Foͤtalhuͤlle, das ehorion, fortfegt, welches dag SSnnere der Schaale ausklei— bet. Das Freiwerden deg Embryo von der Schaale wird nicht durch eine felbftftändige Kraftentwicelung deffelben, fondern durch die in Folge des Wachsthums des Körpers ausgeübte Ausdehnung bewirkt. Der Verfaſſer beſchreibt nod einen, von feinen Vorgängern nicht beachteten Umftund, nämlich wie und wo fich die neuen Körperringe bei den Ju- lidae entwideln. Die neuen Ninge oder Segmente entftes ben jederzeit in eine Keimmembran, die fih unmittel: bar vor dem vorleßten Ringe befindet, der ſich, wie der Af— terring, waͤhrend der ganzen Lebenszeit des Zhieres erhält. Die Erzeugung neuer Segmente beginnt, noch ehe der Em: bryo aus dem amnion herausgetreten if. Nachdem dieß gefcheben, befißt der junge Julus ſechs Fußpaare, wie Savi und Waga richtig bemerken; allein dev Verfaffer fügt noch hinzu, daß er demungeachtet noch in einer andern tunica, *) Dieß ift etwas unbeutlich und ohne Wiederholung der Unter: ſuchung nicht wohl ganz aufzuklären. Der Ueberf. — — 164 der tunica propria des Embryo, eingefchloffen iſt, unter welcher die Entwidelung der neuen Segmente von Ötatten geben foll und die fich ſchon, während der Embryo noch im amnion ift, von dem Körper deſſelben abzulöfen beginnt. Der Verfaffer fpricht die unmaafgeblihe Meinung aus, dieß fey die tunica propria des Keimbläschens. Nachdem er den Smbryo genau befchrieben und gezeigt hat, daß deffen Körper noch aus Zellen beftebt, giebt er an, daß ſich unter diefer tunica 4 (6°) neue Fußpaare bilden, und daß das junge Thier diefe Hülle am fehsundzwanzigjten Zage (nad) dem Auskriechen) abftreift, da fich denn die Füße, ſowie auch die 6 neuen Ninge, vollftandiger entwickeln. Das Xhier frißt nun; die Ninge. bilden fich zu demfelben Grade aus, wie die urfprünglicy vorhandenen, und am fiebenundvierzig: ften Tage findet eine neue Haͤutung ſtatt, und es entftehen abermals neue Ninge und an diefen neue Füße. Auf biefe MWeife durchläuft das Thier verfchiedene Stadien, indem im— mer erſt Segmente und dann Füße ſich entwideln. Merkwürdig ift der Umftand, daß die Segmente bei den Julidae immer zu Sechfen entfiehen, welche Regel aber auf genera, wo fie fi zu Vieren oder Zweien bilden, nicht paßt. Jede Gattung fiheint in dieſer Beziehung eine eir genthümliche Entwicelungsart zu beſitzen. Schließlich befla> tigt der Verfaffer die bereits von Gervais befannt ges machte Beobachtung, daß fi im Laufe der Entwidelung des Thieres die Zahl ſeiner Augen vermehrt. Auch giebt er feinen Vorſatz, diefen Beobachtungen über die Myria- poda weitere Folge zu geben, zu erkennen. Die Abhandlung war von Abbildungen begleitet , wels he die verfchiedenen befchriebenen Zheile und Entwidelungss ftadien des fraglihen Thieres erläuterten. (The London, - Edinburgh and Dublin philosophical Magazine, Third Series No. 127, Supplement, January 1842.) Ueber die Beflimmung der fogenannten Beutel- Enochen. Bon Prof. Mayer in Bonn. Die Beftimmung oder der Nutzen ber fogenannten Beutelfnohen der Beutelthiere zunaͤchſt ift noch nicht von den Anatomen feftgeftellt. Ich gebe hier darüber meine Anfiht, welche ſich auf die anatomifche Unterfuhung diefer Drgane ftüßt. 1) Die Beutelfnohen haben Eeine directe Beziehung zum uterus, ober find feine fogenannten Draͤngknochen (Ritgen), a, weil fie aub dem Männchen in demfelben Grade der Entwidelung zufommen; b, weil ihr Drud auf den foetus im utero wohl für diefen gefährlich werden Eönnte. Frage: Iſt hierin der Grund zu fuchen, daß bei den Beutelthieren die vagina in zwei feitliche Hörner oder Ganäle fi) theilt, und daß die Beutelthiere ihre Jungen 165 fehr frühe werfen — um nämlich jenem Drude durch bie Beutelfnochen auszuweichen und ihm zuvorzufommen ? 2) Die Beutelfnohen dienen nicht als integrivende Organe des Beutels der Beutelthiere, a, weil diefe Knochen bei einigen Arten derfelben ohne Beutel vorkommen; b, weil fie auch bei den Monotremen ſich vorfinden ; c, weil fie anatomifhy mit dem Beutel in Feiner or— ganifchen Verbindung ſtehen und mit ihm nur durch Zell: ftoff verbunden find. 3) Die Beutelfnochen’ dienen dazu, die Harnblafe der mit ihnen verfehenen Thiere zufammenzupreffen und den Harn aus derfelben in einem langen Strahle auszutreiben, a, weil diefe Knochen durch einen eignen Muskel (muse. pyramidalis) (der als Rudiment des ganzen Apparas tes bei den Übrigen Säugetbieren und dem Menfhen nod) übrig bleibt) nach Einwärts und Aufwärts gezogen werden ; b, meil diefelben nach Einwärts (gegen die Mittellinie des Bauches) concav find und fo die Harnblafe wie eine Zange umfaffen und zwifchen ſich nehmen fönnen ; c, weil die Harnblafe bei den Thieren mit Beutelfnos chen fehr hoch oben im Unterleibe und viel höher, als bei andern Säugetbieren liegt; d, weil die Harnröhre im Unterleibe fehr lang ift und die Excretion deg Uring durch die Gontraction der Harnz blafe allein, wegen Mangels an Stüspunct für die hochlies gende Blafe, faft unmöglich wäre, wenn fih nicht ein außer: ordentlicher Stüßpunct in den Beutelknochen finde; e, weil alle Beutelthiere die Eigenfchaft haben, ihren ftinfenden Urin in weitem Strahle gegen ihre Feinde und zu ihrer Vertheidigung zu fpriken ; f, weil aud die Monotremen (mit Beutelfnochen) diefe Fähigkeit haben. Sch ſah neulich einen lebenden Tachy- glossus aculeatus. Ic legte ihn auf den Rüden. Er fixirte mic mit den Augen und fprigte in drei Fuß langem Strahle den Urin auf mich!! f Aus diefen Gründen möchte ich die fogenannten Beu— telEnochen, oder beffer diefe beweglichen Ueber: Schaamfnos hen, als Zreibbeine des Hans der Harnblafe bezeichnen, Ueber die Synapta Duvernaea ift der Pariſer Academie der MWiffenfchaften von A. de Duatrefages eine Abhandlung überreicht worden, aus welcher er ſelbſt folgenden Auszug für die Comptes ren- dus mitgetheilt hat. „Eſchholtz ftellte zuerft die Gattung Synapta auf, welche feitdem von allen Naturforfchern angenommen ift, für mwurmförmige Holothurien mit fehr zarten Bedeckungen, “welche die Eigenfchaft haben, nach Art der Kletten, an frem: den Körpern anzuhängen und des Reſpirationskammes entbeh= von, Alle bisjegt bekannten Arten diefee Gattung kamen aus Meeren Afien’s oder America's. Während eines ziem— lih langen Aufenthalts, den ich auf den Chauſey-Inſeln und an den Küften des Canals gemacht habe, habe ich eine 166 neue Art derfelben entdeckt, welche ib Herrn Dupernoy dedicirt habe und folgendermaaßen characterifire: Synap- ta Duvernaea corpore molli, vermiformi, hie et illie modo turgido modo constrieto, et transversim plicato: cuti roseata,. hyalina, adhaerente; vittis quinque fibrosis, opacis, albis, longitudinalibus in- structa; ori plano, duodecim tentaculis pinnafidis eircumdato: ano rotundo, nudo, terminali. Long. 10 — 18 poll. Die Synapta Duvernaea bewohnt den Granitfand des Canals und lebt darin nad Art der einzelnlebenden Anneliden. Sch habe fie zuerft an den Chaufey:Snfeln, dann an der Inſel Gefambre und in der Nähe von Saint: Malo gefunden. Indem ich fie in ein mit Sand und Meer waffer gefülltes Gefäß that, konnte id) fie lebend nad) Paris bringen, wo fie von Herrn Milne Edwards und Doyere beobachtet und unterfuht wurden. Diefes Etrahlenthier ift merkwürdig wegen der Zartheit und völligen Durchfichtigkeit faft aller Theile feines Körpers; eine Durchfichtigkeit, die fo groß ift, daß man ohne Mühe die geringften Rauhigkeiten der Granitfandförner unterfcheis det, melde feinen Verdauungscanal ausfüllen. Die Lebens— weife diefes Thieres ift für mich der Gegenftand eines auf: merkfamen Studiums gewefen, deffen Refultate ich hier nies derlege. So habe ih, z. E., die Fähigkeit beobachtet, mel: che diefe Synapta befißt, durch freiwillige aufeinanderfolgende Theilungen den größten Theil feines Körpers in dem Maaße und Berhältniffe abzuftoßen, als ein zu langfortgefeßtes Fa— ften fie unvermögend macht, der Unterhaltung des Ganzen zu genügen. Die fo ifolirten, abgeftoßenen Stüde koͤnnen noch ziemlich lange leben, und vielleicht würden fie ſich ganzs lich vervollftändigen, wenn fie in dazu günftige Umftände verfegt würden. Merkwürdig ift die Analogie, welche diefe Thatſachen mit denen darbieten, weldhe Herr Peltier an Snfuforien beobachtet, die unter ähnliche Verhältniffe ges bracht wurden. Mas die Anatomie anlangt, fo unterfuche ich nacheine ander und mit dem größten Detail die allgemeinen Bedek— Eungen, den Rumpf, den Verdauungsapparat, die Organe der Circulation, der Nefpiration und der Generation. 1) Allgemeine Bedeckungen. Sch gebe diefen Namen nur den Schichten, welche man auf dem ganzen Körper findet und welche, in der That, dadurh die Haut der höhern Thiere darftellen. Sch unterfcheide zwei Schich— ten: ein duferes Epithelium oder Oberhaͤutchen und eine wahre Haut. Diefe beiden Schichten gehen in eine einzige über, um in den Verdauungscanal und die Bauchhöhle eins zudeingen, welche fie in ihrem ganzen Umfange aus£leiden. Un der Oberfläche der letztern findet ſich das farbige Pig— ment, welchem die Synapta ihre rofenäbnliche Farbe ver: dankt. Aub ift e8 in der Dide derfelben, daß ſich die Maffen der Synapta entwideln, nämlich hornige, ftachliche Spisen, in zufammenziehbaren Röhrchen (veines contrac- tiles) eingeſchloſſen, denen ahnlich, welche die Tentakeln der Actinien ftahlihb machen, alsdann die bereit von Eſch— hol gefehenen Haͤkchen. Letztere find auf einer Art von ıı) Uns 167 ovalen, mit unregelmäßigen gezähnelten Deffnungen verfehe: nen Schildchen eingelenet, welche bisher den Brobachtern entgangen waren. Diefe Productionen, aus Eohlenfaurem Kalk in ein thierifches Gewebe abgefegt, finden fih nur bei der Synapta und fehlen fonft überall. 2) Stamm, Unter den Bedeckungsſchichten findet man in dem Stamme ein ziemlid) feſtes, elaftifches, faferiges Gewebe, von ziemlich großer Conſiſtenz, und welches die tiefergelegenen musculöfen Schichten umgiebt. Letztere beftehen aus fünf Longirudinalmusfeln, denen analog, welhe man in allen Holotburien antrifft und aus einer musculöfen Lage mit tingartigen Queerfafern. Sch made auf die merfwürdige BVerfchiedenheit aufmerffam, welche die Elementarfafern dies fer beiden Muskeln darbieten, In der erjteren find fie did, deutlich, leicht ifolivbar, während der Gontraction Queerftreis fen bildend und in der Erfchlaffung glatt. In der zweiten find fie viel feiner, in einem duchjichtigen Filz verfenkt und wie verloren, und ziehen ſich in der Art der Muskeln der Spftoliden zufammen, ohne Queerfalten zu zeigen, vielmehr durch eine einfahe Zufammenziehung der Subftunz, aus der fie zufammengefest ift. 3) Verdauungsapparat. Um der Mundöffnung der Synapta findet fih, wie bei den übrigen Holothurien, ein Kranz von feften Stüden, weſentlich verfchieden von den kalkartigen Goncretionen der Haut und Zentafeln. Ich made auf die merfwürdigen Beziehungen aufmerffam, mels he fie mit den Knochen der Säugethiere darbietet, durch ihre Structur, die Eriftenz einer Art von Articulationsknor— pel, ihre Articulationsart und befonders durch ihre Stellung inmitten der Muskelmaffen, welhe, von allen Seiten her: kommend, dafelbft einen Stüßpunct fuhen, wodurd fie ſich von allen feften Theilen unterfcheiden, die die meiften wir— bellofen Thiere darbieten. An fie befeftigen fih die Mus: keln des Stammes, die Muskeln der Tentakeln und die Aufpebemuskeln der Mundmaffe. Letzterer, aug einem ziem— lich complicirten Muskelſyſteme beftehend, umgiebt einen Mund oder Schlundhöhle und führt in einen Verdauungs— canal, der fi) von einem Ende des Thieres zum andern erftredt und, innerlich und Außerlic von dem obengedachten Epithelium ausgekleidet, überdem von einer mugculöfen Scheide von Queerfafern und vier longitudinaln Muskel— ftreifen gebildet iſt. Der Verdauungscanal ift in der Ab: dominalböhle durch Gekroͤsſtraͤnge befeftigt, welche, ohne die geringfte Spur von Fafern zu zeigen, fih nicht weniger in allen Nichtungen zufammenziehen. 4) Drgane der Circulation. Ein großer Gen= tralting umgiebt den Mund und communicirt breit mit den Zentakeln vorn. Hinten giebt er ein einziges Gefaͤß an jeden der Fongitudinalmusteln des Stammes. Der Ver: dauungscanal ſcheint völlig von Gefäßen entblößt- Die etz nährende Flüffigeeit, welche fih in diefen Arten von Lüden bewegt, ift farblog und führt Kügelchen von öligtem Anſe— ben, welche geftatten, ihre Richtung zu verfolgen. Ich babe in den Zentafeln eine wegführende Strömung längs der ganzen Peripherie der Höhle wahrgenommen, und eine 168 entgegengefeßte Strömung im Centrum, welche das ber Ne: [piration unterworfen gewefene Blut gegen den Körper zus ruͤckfuͤhrt. 5) Organe der Reſpiration. Ih halte fuͤr ſolche die Tentakeln und die Hoͤhle, welche zwiſchen den all— gemeinen Bedeckungen und dem Nahrungscanale vorhanden iſt. Diefe fcheint den fogenannten Reſpirationsbaum der mahren Holothurien zu erfegen und communicirt nad Aus fen durch vier oder fünf Canaͤle, welche durch die Enöchernen Stüde des Mundes hindurchgehen. Die Tentakeln find außerdem Drgane des Zaftens und befonders der Bewegung. Die acht Saugnäpfchen, womit fie ausgeftattet find, beför= dern ſehr das Kriechen des Thieres und geftatten ihm, ſich längs der verticalen Winde eines Glasgefüßes zu erheben. 6) Drgane der Generation. Die Synapta Duvernaea zeigt ein DBeifpiel des vollſtaͤndigſten Herma— pbroditismus: An der Bafis der Mundmaffe find gelbliche Stränge befeftigt, in welchen man Eier findet, die ſich in Luͤcken entwideln, welche auf den innern Wänden diefer Stränge fisende, mit Scheidewaͤnden verfehene, zikenförmige Körper zwifchen fih laſſen. Diefe Zisen find das männli- he Drgan, und ich habe fie mit Zoofpermen gefüllt anges troffen. Die Wände diefer Neproductiongorgane zeigen übers dem eine allmälige Entwidelung von laͤnglichen und quee= ten Mus£elfafern, die mit der Entwidelung der Eier coinci= diren, an das erinnernd, was man bei den Wirbelthies ten und felbft der Menfchenfpecies zur Zeit der Schwanger: [haft beobachtet. Sch unterfuhe in der Abhandlung, zum Schluffe, die zoologifchen Affinitäten der Gattung Synapta und made darauf aufmerkſam, wie fehr fie fih von den eigentlichen Holothurien entfernt und den Actinien nähert ıc. Miscellen Eine topographifhe und naturfundige Unterfus bung der Battak-Lande auf Sumatra ijt jest von dem General:Gommiffär von Sumatra, Mercus, dem Herrn Fungs huhn übertragen worden. Seine Inftruction überträgt ihm zu— naͤchſt die Artikel Statiſtik, Topographie, Geognofie, Meteorologie, befonderse aber Höhenmeffungen und Zemperaturbeobachtungenz dann Beobachtung der beftehenden Gulturzweige und Unterfuhung folder Vegetabilien, von welchen nüßliche Producte gewonnen werden Eönnen und der für gewiſſe Gulturen geeigneten Bodenbe— fchaffenbeit. Was Herr Junghuhn außer diefen feinen Berufs— aufgaben beobachtet und fammelt, bleibt feiner freien Dispofition überlaffen. In Beziehung auf Naturgefhichte der Kifche ift ein nad) dem Journal de Bayonne an der Küfte von Boucan in Frankreich jest vorgefommene Erſcheinung zu bemerken, während die älteften Fifcher von Biarrits nichts Aehnliches gefehen haben. Eine dichte Bank von Sardellen umlagert das Ufer auf eine große Strede bin, ohne Zweifel durch große Fifhe, unter weldhen man eine große Zahl Merluches (Gadus merluccius) und auch Meers ſchweine (Delphinus phocaena) unterfceidet, dahin arjagt. Die Frangöftihen Fiſcher hatten nur erft den Sonntag in’s Waffer ger worfen und gleich zwei Barken voll erlangt, fo daß men den Ertrag auf hundert Gentner diefes delicaten Fiſches ſchaͤtzte. Nekrolog. — Der dur mehrere fhägbare Arbeiten ber fannte Guillemin, Aide-Naturaliste am Mufeum der Naturs geihichte zu Montpellier, ift dafılbft, 42 Jahr alt, geftorben. 169 170 — — Bemerkungen uͤber die Dermalgieen, beſonders uͤber die dermalgia rheumatica, oder den Rheu— matismus der Haut. Bon 3. 9.6 Beau. a ESchlus.) Diagnoſe. Die rheumatiſche Dermalgie kann mit dem Rheumatismus der Muskeln, der Nerven und des fibroͤſen Syſtems ſowohl in den Gelenken, als außerhalb derſel— ben, verwechſelt werden. Folgende Charactere werden dazu dienen, die Dermalgie von den genannten Rheumatismen zu unterſcheiden: In dem rheumatismus muscularis iſt der Schmerz mehr oder weniger tief, anhaltend und heftig; er erfehmwert die Bewegung der afficirten Muskeln, oder macht fie ganz unmöglid. In der Dirmalgie ift der Schmerz ganz ober» flaͤchlich, wird durch den feifeften Druck und felbft dann ge= fleigert, wenn man mit einem Federbarte über die Haut hinwegftreicht, oder wenn man die Körper: oder Kopfhaare an den leidenden Partbieen berührt. Er ift überdieß fehr oft intermittirend und lancinirend und wird durch die Action der unter der afficirten Haut liegenden Muskeln nicht vermehrt. Die rheumatifhe Neuralgie der Nervenzweige hat mit ber Dermalgie durch die intermittirenden Stiche Aehnlichkeit, welche auch diefe leßtere Affection gewöhnlich begleiten; aber in der Dermalgie wird ihre Ruͤckkehr gewoͤhnlich durch die leifefte Berührung veranlaßt, mährend man in der Neural: gie der Nerven einen ftarfen big zu dem afficirten Strange dringenden Drud anbringen muf, um den Schmerz hervor: zurufen. Berner bebaupten die Stiche in der Neuralgie der Nervenſtraͤnge den Lauf und die Nichtung diefer Stränge felbft, während fie in der Dermalgie gar Eeine beftimmte Richtung haben und oft auf einen fehr Eleinen Naum bes ſchraͤnkt find. Endlih wird man den Nheumatismus der Haut von demjenigen, welcher das fibröfe Gewebe in und außer den Gelenken affieirt, durdy die eben erwähnten Merkmale unter: fheiden; daß nämlich bei'm erftern der Schmerz ganz ober: flaͤhlich iſt und durch Muskelaction nicht gefleigert wird; außerdem ift es characteriftifch, daß derfelbe niemals von Ge: ſchwulſt begleitet ift, die man doc) fo oft bei'm Gelenfrheus matismus beobachtet. Man Eönnte die cheumatifche Dermalgie auch noch mit ben übrigen Varietäten des Hautſchmerzes verwechſeln, wel he wir im Cingange dieſer Betrahtungen erwähnt haben; allein man wird diefe Werwechfelung fehr leicht vermeiden, 'wenn man von vorne herein die Abweſenheit der verfchie= denen Umftände conftatirt, welche jene Neuralgieen erzeugen. Berner wird man beobachten, daß die Dermalgie von rheu— matifcher Natur, in der Regel, bei folhen Perfonen vorkommt, die dem NRheumatismus’ überhaupt unterworfen find, und daß Diefelbe bei ihnen mit den andern Arten des rheumatis fhen Schmerzes abwechfelt. Ueberdieß wird man bemerken, daß diefe Affection in den meiften Fällen nad einer ftarken Erkältung und Unterdrückung der Hauttranfpiration eintritt, Die Prognofe dieſer Affection ifi nicht ſchlimm; fie nöthigt die Kranfen, nur dann das Bett zu hüten, wenn fie von Fieber begleitet ift, oder wenn die Schmerzen fehr be: deutend find, was in der Megel nicht der Fall ift. Derges ringen Bedeutung der Affection ift es zuzufchreiben, daß man in den Hofpitälern nur felten Gelegenheit hat, fie zu beobach—⸗ ten, während fie in der Privatpraris ſehr häufig vorkommt. Man trifft felten rheumatifchen Krankheiten unterworfene Perfonen, die nicht von Zeit zu Zeit die verfchiedenen Sym⸗— ptome, durch welde wir die dermalgia rheumatica cha— racterifirt haben, darböten. Ich muß hinzufügen, daß id) den Rheumatismus der Haut bei mehreren Aerzten gefunden habe, ohne daß diefe eine Ahnung davon gehabt hätten, ins dem fie den Sitz ihrer Schmerzen in den Muskeln den Ner— ven, oder dem fibröfen Syſteme fuchten. Bei der Behandlung des rheumatifhen Hautfhmers zes ftellen ſich keine Sndicationen heraus, die von denjenigen verfchieden wären, welche die übrigen Varietäten des Rheuma— tismus ergeben. Da diefe Affection häufig Necidive macht, fo muß man auf jede möglihe Weiſe ihnen vorzubeugen fuchen. Diefen Zwed erreiht man dadurch, daß man wol: fene Kleider, Flanell auf dem bloßen Leibe trägt und ſorg— fültig jede, ſelbſt die geringfte Erkältung vermeidet, vorzüge lich, wenn fih die Haut in Zranfpiration befindet. Was die eigentlihen Heilmittel betrifft, fo beftehen fie in der los calen Anwendung der Wärme, Verabreihung warmer Ges traͤnke, Hervorrufung de Schweißes ꝛc. In einem Falle, wo der Schmerz fehr lebhaft und circumſcript war, bewirkte die Application eines Eleinen flüchtigen Blafenpflafters auf die ſchmerzhafte Stelle das faft auyenblidlihe Verſchwinden deffelben. Diefes find die vorzüglichften Momente, welche die Ge— fhbihte des Nheumatismus der Haut conftituiren. Ih mußte die Aufmerkfamkeit auf diefe Affection lenken, weil fie noch nirgend befchrieben ift. In der That habe ich diefelbe in den verfchiedenen Abhandlungen, namentlich in der der Herren Chomel und Nequin, melde unftreitig die voll fländigfte Monographie ift, die wir über den Rheumatismus befißen, vergebens gefucht. Das Stillſchweigen, welches alle Autoren über den Rheumatismus der Haut beobachten, ift Eaum begreiflic, Uns fcheint e8, daß man denfelben an die Spige aller Rheu— matismen hätte ftellen follen; denn die Haut ift faft ganz fibrös, und es iſt bekannt, daß, nach einigen Autoren, der Rheumatismus eine dem fibröfen Spfteme eigenthümliche Affection it. Ferner ift gerade die Haut unter allen Drs ganen oder unter allen Geweben bei Erkältungen zuerft af: ficirt, und es iſt ebenfo befannt, daß die Erkältungen auf Erzeugung des Rheumatismus einen wefentlichen Einfluf haben. Jedoch darf ih nicht unerwähnt laffen, daß ich ein Merk gefunden habe, in welchem eine dunfele Andeutung des Hautiheumatismus enthalten ift, nämlich das von Lazerme (eurationes morborum), in welchem (T. 11.) foigende Stelle vorfeommt: „‚Ratione sedis (rheuma- on 171 tismus) externus dieitur, quando partes externas, ut teumgenta, membranam musculorum aut perio- steum afficit.“ Es beſchraͤnkt ſich aber Alles, was Lazerme über den Hautrheumatismus mittheilt, auf das einzige Wort „tegumenta‘; fonft geht er in feine Details uͤber diefen Gegenftand ein und ftellt auch einen Unterſchied auf zwi— [hen dem Nheumatismus der Außern Haut, der Muse kelſcheiden und des periostenm. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß die Gicht, welche eine fo große Verwandtfchaft mit dem Nheumatismus hat und, wie Ddiefer, die Hauptorgane oder Gewebe des Organismus afficirt, ebenfalls in der Haut firirt vorkommt; jedoch Eann ih zu Gunften diefer Anſicht Eein Beifpiel anführen. Sch ftelle fie daher auch nur als eine einfache Folgerung hin, die fih aus der Erfheinung des Rheumatismus der Haut zie- hen läßt. (Archives generales de medecine, Sep- tembre 1841.) Fall eines aneurysma diffusum der arteria poplitea. Von Samuel Cooper. Seremiahb Tomkins, 35 Sabre alt, Arbeiter in eis nem Kohlengefchäfte und den Trunke ergeben, wurde am 15. October 1840 von Herrn Quain in's Univerfits-Hofpital aufgenommen, Ungefähr fünf Wochen vorher hatte er zum erſten Male an der innern hintern Seite des Oberſchenkels unge— faͤhr da, wo ſich das mittlere mit dem untern Drittel deſ— ſelben vereinigt, eine pulſirende, weiche Geſchwulſt bemerkt. Nichtsdeſtoweniger hatte er ſeine Arbeit bis 14 Tage vor ſeiner Aufnahme in's Hoſpital fortgeſetzt. Die Geſchwulſt wurde allmaͤlig groͤßer; Patient bekam Schmerzen im Knie, welche ſich abwaͤrts laͤngs der hintern Seite des Schenkels bis zu den Knoͤcheln und dem Fuße, und nach Oben bis zur Hüfte erſtreckten Drei Tage vor feinem Eintritte in's Ho— fpital bemerkte er größere Anfchmwellung der Theile um das Knie, befonders in der Kniefehlengegend,, die aber auch big zum Knoͤchel und Fuße hinab fich erftredite und von Taub— heit des Schenkels und Unfähigkeit, diefen zu bewegen, be- gleitet war. Bei der Aufnahme des Kranken war der Zuftand fol: gender: In der Kniefehlengegend oder vielmehr gerade über derfelben und über dem Verlaufe der art. eruralis fand fich eine harte, fefte, bewegliche Maffe, die über einem Theile ihrer Oberfläche mißfarbig und von erweiterten oberflächlichen Venen durchzogen war. Der Kranke fühlte in derſelben ei- nen Elopfenden Schmerz; der Schenfel war beteächtlih an: gefhmwollen, der Fuß erſtarrt und das fteife Knie der Sig eines ftechenden Gefühls. Der Kranke hatte vor feinem Eintritte in's Hofpital faliviren müffen, weil man glaubte, daß er an Nheumatismus leide. Er lag Anfangs, weil feine Krankheit für Nheumatismus gehalten wurde, auf der Ab- theilung des Dr. Williams, wurde aber am 17., nach— dem man den Fall für ein fecundäreg aneurysma diffu- sum erkannt hatte, auf die Abtheilung des Herrn Quain verlegt. Das urfprünglihe aneurysma circumseriptum hatte feinen Sig am Anfange der art. poplitea, und die 172 Geſchwulſt des Schenkels unterhalb diefer Stelle, befonders in dem Kniefehlenraume, hatte fidy während der legten zwei Zage bedeutend vergrößert. In diefer Gefhwulft, melde weih und bei'm Drude ſchmerzhaft war, fonnte man mit der Hand eine ſchwache Pulfation wahrnehmen ; auf ibrer Dberflihe bemerkte ich einige livide Flecke. Wenn man den Schenkel befühlte oder Eneipte, fo bemerkte dieß der Kranke kaum, einen fo hohen Grad hatte die Zaubheit in demſelben erreicht. Sogleih, wie ich meine Hände auf die Gefhmwulft ges legt hatte, fagte ih zu dem Dr. Taylor und Herrn Morton, wrlde gerade zugegen waren, als ih den Fall zuerft ſah, daß die fefte Befchaffenheit derfelben mich über- zeuge, daß diefer Krankbeitszuftand Eein Abſceß fey, und daß die Unficht, die man über die wahre Natur deffelben bereits angenommen hatte, die richtige war, eine Annahme, Die, hätte noch ein Schatten von Zweifel hierbei obmwalten koͤn— nen, in der Gefhwulft ihre vollkommene Beftätigung ges funden haben würde. Das Pulſiren derfelben in dem fruͤ— bern Stadium; ihre plößlicdye Zunahme, als fie diffus wurde, fo wie die Abnahme in der Stärke der Pulfationen, als diefe letztere höchft wichtige Veränderung eintrat, laffen über die aneurysmatifhe Natur derfelben einen Zweifel zu. Aus Berdem mar noch ein anderes Zeichen vorhanden, worauf bes fonders Herr. Morton aufmerffam machte, namlich das eigenthümtiche Gofühl, das der Hand des Chirurgen mitges theilt wurde, wenn er diefelbe in dem Augenblide auf die Geſchwulſt legte, wo man den auf die Arterie in der Lei- ftengegend angebrachten Druck aufhob; denn dann konnte man das erneuete und plößliche in ſtroͤmen des Blutes in die Geſchwulſt deutlich wahrnehmen, fo daß fein Zweifel übrig blieb, daß diefe von der Arterie herrühre und mit derfelben communicire. Dieſes iſt ein characteriftifches Zei— hen, weldhes, wenn die Pulfation fhwad und dunkel ift, ſehr beachtet zu werden verdient, obgleich ich mich nicht erinnere, daß in den Merken der Chirurgie irgend eine bes fimmte und deutliche Erwähnung deſſelben in Bezug auf ſolche Aneurysmen, die mit Blutertravafat verbunden find, geſchehen ift Aus Gründen, die ic) fpäter auseinanderfegen werde, gez hört ein aneurysma ber art. poplitea zu denjenigen, welche Eeinen Verzug geftatten, und daher wurde die Ope— vation der Unterbindung der art. eruralis, nach einer kur— zen Beratbung, um 1 Uhr von Herin QDuain vollzogen. Der erfte Einfhnitt begann ungefähr 2 Zoll unters halb des Poupartifhen Bandes und wurde abwaͤrts bis zu einer Länge von 3 Zoll fortgeführt. Da der untere heil der Wunde Einiges von dem ergoffenen Blute wahrnehmen lief, fo wurde die Urterie in dem oberen Theile derfelben bloßgelegt, und nachdem die fascia lata und die Arterienſcheide geöffs net waren, die Ligatur gemacht. Hierauf wurde der Kranke zu Bette gebracht und der Schenkel auf ein planum in- clinatum gelegt, um den Nüdlauf des venöfen Blutes zu erleichtern, außerdem mit wollenen Tüchern bededt, um die Zemperaturbdeffelben zu erhalten und die Girculation zu befördern. Sobald der Ausflug des Blutes aufgehört hatte, wurde die Wunde mittelft der Naht und Heftpflafterftreifen gefchloffen. 173 Den 18. Die Zemperatur des Schenkels unterhalb der aneurpsmatifchen Geſchwulſt ift höher, als die des andern Schenkels oder als fie vor der Operation war, Puls 1355 Eein Appetit; der Leib offen; Schmerz in der Leiſtengegend, nah dem Verlaufe der Arterie und in der Kniefehle, dabei ein ftehendes Gefühl im Schenkel. Die Geſchwulſt min: der weich. Den 19. Der Kranke hat gut gefchlafen; Puls 120; die Gefhwulft im Allgemeinen geringer. Den 20. Die Wundränder fuft vereinigt; aber in den tiefern die Arterie umgebenden Theilen ift Eiterung eins getreten, indem eine geringe Menge einer eiterförmigen Fluͤſ— figkeit herausgedrüdt wurde, Die Temperatur des Scens £els ift unmittelbar unter der Wunde 889; an der Fuffohle 86° ; im andern Schenkel 90° F. Um Stuhlgang zu verfhaffen, wurde etwas Ricinusoͤl verfchrieben und folgende Medicin, die der Kranke bereits genommen hatte, fortgefeßt. Bu. Kali carb. acid. Ziv. Acid. tart. 5jjß. Vini stib. 58. Ag. 5xjj; M. Ds. alternis horis Cochl. maj. jj. sumend. Den 21. Puls 102; das Gefühl im Schenkel etwas beffer ; kein Schmerz, nicht einmal Druck; die Geſchwulſt Eleiner, Den 22. Das Dedem des Schenfels ift verfhmunden, und der Umfung der Hüfte, mo dag aneurysma feinen Sig hat, ift um einen Zoll geringer, als am Zaye der Operation; die Zemperatur und die Zaubheit des Glicdes haben ſich feit dem legten Berichte nicht geändert; der Aug: fluß aus der Wunde vermindert fich. Den. 3. November. Die Ligatur ift abgenommen. Den 15. Der Schenkel wurde mit einer Binde um: geben, und über die Gefhmulft eine Gompreffe gelegt. Die Anſchwellung nimmt allmälig ab; das Gefuͤhl im Schenkel ift volllommen wiederhergeftellt; die Wunde geheilt; das Allgemeinbefinden fehr gut. Den 25. Die Bandage wurde noch ferner für nüglich gehalten, um dieReforption des ergoffenen Blutes zu befördern. Den 30. Bei der Abnahme de3 Verbandes bemerkte man über der Spanne eine geringe Miffarbigkeit, ungefähr von der Größe eines (Enal.) Schillings, auch zwei oder drei Eleinere Flecke Über dem obern Theile der tibia, twie berichtet wird, wahrfcheinlich durch den Drud der Girkels binde entftanden. Der Schenkel mußte höher gelegt und jeder Drud auf die mißfarbigen Stellen vermindert werden, indem man wohls geordnete Charpiepolfter darauf legte. Den 5, December, Die mißfarbigen Flede find jegt offene Geſchwuͤre geworden, auf welche Kaltwaffer:Umfchläge applicirt wurden; die Bandage wurde nicht wieder angelegt. Den 25. Die Gefhmwulft ift, ohne fernern Gebrauch der Bandage, faft ganz verfehwunden; die Geſchwuͤre find geheilt. Den 51. Die Bandage ift während der legten zwei Tage wieder angelegt werden; der Kranke fißt täglich zwei bis drei Stunden auf; eine geringe Härte ift die einzige Spur der shemaligen Krankheit. Den 13. Januar 1841. » Seit dem legten Berichte haben fich an der großen Zehe zwei Schorfe gezeigt, ber Diefe find, 174 eine am obern Theile derfelben, ber andere Uber dem Tarſo— Metatarfal-Öelenke; fie find vielleicht der ftrengen Witte— tung zujufchreiben,, da fie ſich gebildet haben, nachdem der Verband bereits einige Zeit weggelaffen worden war. Es wurden Waflerumfchläge gemacht. Den 30. Der Schorf in der Nähe der Zehenfpige hat ſich gelöft, und ein oberflächlihes Gefhmwür ift zuruͤck— geblieben; auc ein Theil des andern hat fich losgeftoßen. Bemerkungen. Diefer Fall bietet uns manche wichtige Belehrung dar: 1) Ueber die Symptome eined aneurysma diffusum der art. poplitea: Das plöslihe Wachſen der Geſchwulſt, wenn der aneurpsmatifhe Sad ſich öffnet; die Mißfarbig— £eit der Haut; die Feftigkeit der durch das Blut veranlaßs ten Geſchwulſt; die Taubheit und der Schmerz im Schen— kel und im Fuße; das Dedem; die ſchwachen und dunkeln Pulfationen; dag der Hand des Chirurgen mitgetheilte vi- brivende Gefühl bei der Aufhebung des Drudes auf bie Schenkelarterie in der Leiftengegend: alle diefe Puncte find bier deutlich bemerkt worden. 2) Ueber die Zwedmäßigkeit, die Operation unter fol chen Umftänden ohn: Verzug zu verricht:n: Wenn man, nad) der alten, laͤngſt verworfenen Anfiht, die Erweiterung der anaftomofirenden Gefäße abzuwarten, Zeit verloren hätte, fo würde die Quantität des in das Zellgewebe des Schenkels ergoffenen Blutes fehr bald bedeutend zugenommen haben, und die Girculation dadurch in dem Grade verhindert wor: den feyn, daß Brand, mit Verluft des Gliedes oder felbft des Lebens, die nothwendige Folge davon geweſen wäre. Ueberhaupt kann man als Thatfahe annehmen, daß die Gefahe der Entwidelung des Brandes mit der Quantität des in das Zellgemebe ergoffenen Blutes in geradem Vers bältniffe ftebt, ein Umftand, der, in Verbindung mit dem durd) dag aneurysma felbjt veranlaßten Hinderniffe, dem Schen: kel den nötbigen Blutvorrath zuzuführen, in jeder Ruͤckſicht böchft nachtheilig und gefährlih feyn muß. In einem in der Privatpraris von mir beobachteten Falle, wo der Blut« erguß in's Zellgemwebe aus einem ſehr ausgedehnten aneu- rysma der art. poplitea vier Mal fo reichlich war, als in unferm Beifpiele, wurde der Schenkel fehr fchnell vom Brande ergriffen, und das Leben des Kranken Eonnte nur durch die Amputation des Gliedes gerettet werden, Der aneurpsmatifche Sad hatte fich hier an der Seite gegen die Kniekehle hin geöffnetz das Blut ergoß ſich ploͤtzlich in gros Fer Menge in's Zellgewebe, fo daß es bdaffelbe faft in der ganzen Strede vom untern Theile des Oberſchenkels big zur Ferfe erfüllte und ausdehnte. In der That fand man eine große Quantität des ertravaficten Blutes zu beiden Seiten der Achillesfehne. 3) Endlich lehrt ung diefer Fall auch, daß man nad) der Operation den Drud auf den Schenkel mittelft einer Binde vermeiden müffe, weil diefe, wie alles Andere, was darauf hinzielt, den freien Rüdlauf des Blutes, bei dem nad der Operation ohnehin erfolgenden Schwaͤchezuſtande in der Circulation des Schenkels, zu hemmen, Eiterung und Verſchwaͤrung zu veranlaffen geeignet iſt. Gluͤcklicherweiſe 175 waren dieſe Uebel in unferm Falle nur oberflächlich und von Eeinen ernftlichen Folgen. Die Binde wurde wegen der fehr langfam erfolgenden Reſorption des ergoffenen Blutes anges legt; die Ulceration, die dadurch Über der tibia und dem tarsus entftand, war jedoch nur ſehr beſchraͤnkt und von geringer Bedeutung. Die beunruhigendfte war die, welche am vordern Gliede der großen Zehe vorfam; da diefelbe je— doch megen der ſtrengen Kälte des legten Januar und erſt dann eintrat, nachdem der Verband ſchon einige Zeit ent: fernt war, fo hat leßterer wahrfheinlich an der Erzeugung derfelben gar keinen Antheil. Das Berfahren, den Schenfel in einer angemeffenen Temperatur und in einer abhängigen Stellung auf einem planum inclinatum zu erhalten, um fo den Nüdlauf des Venenblutes zu begünftigen, war in jes dem Betracht zwedmäßig und umjihtig. (Medical Ga- zette, April 1841.) Ueber die in Folge des Scharladhfiebers eintre= tende Waſſerſucht findet fih in dem London and Edinburgh monthly Journal of medical Science ein Auffaß des Dr. Ro— bert Will (No. 2), „Nah vielen Nachforſchungen über diefen Gegenftand, fagt der DBerfaffer, glaube ich, daß die nad dem Scharlach eintretende Wafferfucht bei den an dies fer Krankheit geftorbenen Subjecten mit fehr verſchiedenen Urfachen verbunden ift. Sehe häufig habe ich eine fubacute pleuritis, nad Erguß eiterartiger Serofität, vorgefunden; zuweilen eine Entzündung des pericardium, fowohl der Mandportion, als der Visceralportion; von Zeit zu Zeit Spuren von endocarditis; zuweilen eine Verdickung der Klappen des Herzens, eine Erweichung feiner fleifhigen Saͤu— len und jedesmal fibrinöfe Goncretionen von verfchiedener Farbe in feinen Höhlen. Im Unterleibe habe ich fehr häufig einen Erguß von Serofität angetroffen, mit Portionen von coagulabler Lymphe, die entweder in der Fluͤſſigkeit fehwebten, oder fledweife an dem Bauchfelle Elebten Megelmäßiger als alle andere Verlegungen, habe ich eine gewiffe Störung in den Nieren angetroffen, wahrfcheinlich fehr wichtig in Bezug auf ihre Wirkungen. Die Subftanz diefes Organs ift im— mer äußerlich blaͤſſer, als gewöhnlich, von einer matten Far: be, aber nicht von dem dunfleren oder helleren Rothbraun, wie das, was ihre im normalen Zuftande eigen if. Sie find auch derber und zumeilen dicker, ald man fie bei gefuns den Subjecten deffelben Alters antrifft. Durchſchnitten zeis gen fie zwifchen dem Zuftande der Nindenfubftanz und dem der Nöhrenfubftang einen fehr merkwürdigen Unterfhied. Die Corticalfubftang nämlich ift von bräunlichgelber Farbe und nimmt duch Zutritt der Luft eine entfchiedene Nanquinfarbe 176 an; die Nöhrenfubftanzg dagegen ift von fehr entfchiedener vörhlicher Farbe. Das ganze Organ zeigt eine fonderbare Vermengung des andmifhen und hyperaͤmiſchen Zuftandes. Das drüfige Gewebe ift fefter, bläffer, dichter al im Nor— malzuftande, von vergrößerten und ausgedehnten Blutgefäs fen durchlaufen. in anderer wichtiger Punct ift, daß in allen Fällen von, nach Scharlach eingetretener, tödtlicher Waſ— ferfucht, welche ich Gelegenheit hatte, zu unterfuchen, die er— goffene Flüffigkeit eine merklihe Quantität urea enthielt. Ich habe fie in den Hirnventrikein, im Herzbeutel, in den Pleuren, in dem Bauchfelle dargethan; Überall war dag Nez fultat der Analyſe daſſelbe. Sa, was mehr ift, das Blut feibft enthielt in ſechs Fällen, welche ich unterfucht habe, eine fehr große Quantität diefes Stoffes. — Es Eünnen alfo in diefer Krankheit andere Drgane intereffirt feyn, aber in allen Füllen, welche id) beobachtet hatte, wovon die Zahl doh auf 40 — 50 fleigt, war die Niere beftündig afficiet, wenn die Anmefenheit von Blut- oder Eiterförperchen im Urine, Spärlich£eit und eiweißreiher Zuftand diefer Fluͤſſig— Eeit Zeichen einer begleitenden Störung des abfondernden Drgans find. — Der Berfaffer fügt weiter unten nod) binzu, daß in diefen Fällen der Urin, einem gewiffen Grade von Wärme ausgefeßt, zuweilen eine coagulable Maffe ge— worden fey, und daß der Zuſatz von Salpeterfäure ihn uns mittelbar in eine halbbreiartige Maffe verwandelt habe. Miscellen. Die Luxation des Oberſchenkels nah Oben und Außen in die fossa iliaca richtet Colombat auf die Weile ein, daß er den Kranken aufrecht ftellt, den Rumpf etwas nah Vorne beugt, die Bruft gegen einen Tiſch drüdt, auf deffen entgegenges gefegte Ränder der Kranke feine Hände aufftüßt. Der Wundarzt ftebt an der äußern Seite des lurirten Gliedes, beugt den Unter— ſchenkel im rechten Winkel gegen den Oberfchenfel, umfaßt den Fuß— rücden mit der einen und den hintern obern Theil des Unterfchene fels mit der andern Hand, druͤckt Iangfam und anhaltend, und macht dadurch eine Ausdehnung nach Unten, was durch einen Ges bülfen unterftügt wird; zugleich verfuhht der Wundarzt den Schen— kelkopf aus feiner Cage zu bringen, indem ev den Schenkel etwas nad) Born und Innen richtet. Iſt nun allmälig der Schenkelkopf bis zum Niveau der Pfanne berabgeftiegen, fo macht man plöglic) eine ftarfe Rotation nad) Außen, wodurch der Gelenkkopf in die Pfanne eintritt. Zur Behandlung rheumatifher Gelenfanfhwel- lungen empfiehlt Herr Dr. Anthony Todd Thomfon in feinem Bude On the Siek-Room heiße Douchen mit Percuffion, welche er dadurch ausführen läßt, daß er heißes Waffer von 60—65° R. mit einer Theefanne hinreichend body auf das Gelenk hinabgießt, daß es Eräftig auf die Haut auffällt, während er zugleich das Ge— lenk Elopfen läßt, was am zwectmäßigften mit einer an einem Stabe angebundenen und mit Wolle ausgeftopften Gautfchucflafche gefchieht. Die Anwendung wird 4 bis 3 Stunden fortgefest, wor— auf man den Kranken im Bette den Schweiß abwarten läßt. nn Bibliographische Neuigkeiten. Review of Berkeley’s Theory of vision. don 1842. 8, Naturgefchichte der Vögel Mecklenburg'ꝛ. Wismar 1841. 8. (Es find 4 Lieferungen des I, Bandes erfchienen.) By S. Bailey. Lon- Original Anecdotes of British Quadrupeds. London 1842, 18. Cyclopedia of Popular Medicine. By Dr, Imray. London 1842, On the Treatment of Stone in the Bladder.: By Dr, R, Millis. London 1842. 8. TEE Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Delkunde, geſommelt und mitgetheilt von dem Ober⸗Medicinalratbe Froriep zum Weimar, und dem Medicinalrarhe und Profeffior Froriep au Berlin. N? 4532. (Nr. 12. des XXI. Bandes.) Februar 1842, Gedrudt im Landes » Induftrie- Comptoir zu Weimar. reis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Shh. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Srüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 Gr. Die Tafel colorıric Abbildungen 6 gÖr. 1 Bea BR : U Neue Beobachtungen in Betreff der Entwidelung der Pflanzen. Bon Herrn Payen (Bericht der Gommiffäre Herren Dumas, Dutrodet, Adol— phe Bronaniart und von Mirbel an die Academie der Wil: fenfchaften; Herr von Mirbel Berichterftatter.) Herr Payen fludirt feit langer Zeit mit unermübdlie hem Eifer die Pflanzen Anatomie, Phofiologie und Chemie, um die Erfcheinungen der Ernährung aufzuklären. Nach— dem er ſich davon überzeugt hatte, daß die fehr jungen Theile dev Pflanzen viel ftidftoffhaltige Subftanzen enthal: ten *), wiege er auf die überzeugendfte Art nah, daß unter allen Düngftoffen, ohne Vergleich, derjenige der Eräftigfte ift, welcher aus thierifchen Abfällen gewonnen wird **), daher jeder Landwirth es fich angelegen ſeyn laffen follte, von diefem nicht das Geringfte einzubüfien. Bald darauf ent: deckte er einen unmittelbaren Beftandtheil, die fogenannte Gellulofe, aus weldem der vegetabilifche Organismus dem größern Theile nad) zufammengefegt ift, und wies nad), daß dieſer Boftardebeil, der Eeinesweges mit dem Stärke: mehle identifch ift, dennoch diefelbe chemiſche Zufammenfez: zung darbietet und ebenfalls Eeinen Stidftoff enthält ***). Zuleßt bat Payen, um auch die Theorie der nachhaltigen Bodenverbefferung zu vervollfommnen, wie es durch ihn be: reits in Betreff der Theorie des Düngers gefchehen mar, dem Urfprunge, der Befchaffenheit und der Wertheilung der mineralifchen Stoffe in dem Gewebe der Pflanzen eifrig nachgeforfcht +), und über die legte Arbeit diefer Art in's— befondere hat die Commiffion bier zu berichten. Mir mollen in diefer Beziehung bemerken, daß fehon vor Herrn Payen ein Phyſiolog erften Nanges, Herr Meyen, welder, leider! zu früh für die Wiſſenſchaft, un— „N. Notizen, No. 235, ©. 227 und 228. N, Notizen, Nr. 273., ©. 134 und 135, N, Notizen, Nr. 307., ©. 321 und 322, T) Beral. auch N. Notizen, Nr, 225, ©. 257 und 258; desgl, Nr. 335., 8.65 — 69. No. 1552, Se le © längft geftorben ift, unter der epidermis der Blätter mehs rer Fieus: Aıten Maſſen von cepftallifirten mincralifchen Stoffen beobachtet hatte, welde im Innern großer Schlͤu— de (utrieuli) an Schnuren von Zellſubſtanz hingen *). Allein es laͤßt ſich nicht läugnen, daß Meyen in eine op: tifche Taͤuſchung verfiel. Er bebauptete, die cryftallifirte Maffe enthalte einen undurchfichtigen Gummiferr, über wel: ben ſich die mineralifchen Cryſtalle abgelagert hätten, und in diefen Irrthum wuͤrde er wohl nicht gerathen ſeyn, wenn er die Chemie zu Hülfe genommen bätte. Uebrigeng wa— ren dieſe legten Arbeiten Meyen's der Miffenfchaft nichte= deftoweniger förderlich, indem dadurch Herr Payen auf den glüdtichen Gedanken geleitet wurde, feine Unterfuhungss methode zur Loͤſung der Schwierigkeiten anzuwenden, mit denen der gelehrte Preufifche Phytolog feit drei Jahren ge: £ämpft hatte. Unferm andemanne ift eg, mie wir fehen merden, ge= lungen, die Natur, Lage und Bildungeweife der cryſtallini— ſchen Subftanzen nidt nur in der Gattung Ficus, fon= dern auch bei andern Urticeae und vielen Pflanzen aus andern Familien nachzumeifen, mit denen ſich fein Vorgaͤn— ger nicht befchäftigt hatte. Die fraglichen Producte bejteben nicht lediglich aus ei— ner cryſtalliſirten mineralifhen Eubftanz, fondern bieten aus ßerdem ein organifhrs Gewebe dar, welches die aufgelöf'te mineraliſche Subftanz fecernirt und gleidfam die Gangart (matrix) ift, in der diefe Subſtanz cryſtalliſirt. Wir ha— ben alfo zuvoͤrderſt als ausgemacht anzunehmen, daß der Apparat vorhanden ift, bevor ſich die Cryſtalle zeigen Diefer im Mittelruncte eines großen Schlauchs (utri- culus) befindliche Apparat bifteht aus zwei Theilen, welche in Bezug auf ihre Structur und Functionen verfchieden find. Der eine ift ein Gewebe, weldhes dem ihn umgebenden Ge— webe durchaus gleicht, und bildet die Zellfchnur, welde mit ihrem obern Ende an der inneren Oberflaͤche der Epidermis— fehichten befeftige ift. Der andere ift ein feines Gemebe aus Zellen, die fo Elein find, daß fie wie Puncte ausfehen, e Vergl. das legte Citat. Y = 179 und deren Zahl fo groß iſt, daß fie zufammen eine ziemlich voluminöfe Maffe bilden, weldye, wie ein Kronleuchter, am Ende der Schnur in der Höhlung des großen Schlauches hängt. Die Vegetation bringt an der Schnur durchaus Eeine bemerkenswerthe Modification zu Wege. Mit dem feinen Gewebe, d h. dem Drgane, welches den Fohlenfau: ven Kalk fecernivt, verhält es fich anders. Die leeren Räume oder Lüden in diefem Drgane füllen ſich nad) und nach mit einer Auflöfung Ddiefes Salzes, weldyes bald die erpftallinifhe Form annimmt. Man unterfceidet dann auf der aͤuern Zellenſchicht die zumeilen ſcharfkantigen Erhöhun: gen, welche Meyen, der von der Anweſenheit des feinen Gewebes nichts wußte, für eine Hülle von nadten Cryftals len hielt, welche fih an der Oberfläche einer, feiner Meinung nah, im Mittelpuncte befindlichen Gummimaffe abgelagert hätten. Die Blätter vieler Arten aus der Familie der Urticeen haben Herin Payen, bald an der obern, bald an der un: tern Fläche, bald an beiden Flächen, ähnliche Producte, wie die eben von ung befchriebenen, dargeboten, Uebrigens darf man nicht glauben, daß der Proceß bei allen Pflanzen, wo man Gryftalle findet, ganz in derſelben Art von Statten geht. Bei Cannabis sativa und Broussonetia papy- rifera hängen die Cryſtalle an der innern Wand der Schläu: che, aus denen die Haare diefer beiden Urticeen beftehen *). Un einem einzigen großen Blatte dev Broussonetia zählte Herr Payen an 154,000 Apparate, welche Eohlenfauren Kalk fecerniren. Es verſteht fih, daß die fämmtlichen cryſtalliniſchen Stoffe mittelft verſchiedener Neagentien geprüft und, fo oft es nöthig ſchien, auch chemifch analyfirt worden find. Herr Payen ift nicht bei der bloßen Beſchreibung ber Erſcheinungen ftehen geblieben, fondern hat letztere auch duch treffliche colorivte Abbildungen erläutert, Auf biefe Meife finden wir die bereits vollendete oder bis zu verſchie— denen Entwidelungsftufen fortgefhrittene Cryſtalliſation dar— geftelt. Er macht uns zu Uugenzeugen der vollftändigen oder theilweifen Auftöfung des Ealkigen Stoffes und zeigt uns das feine Gewebe des Secretionsorganed in verfchiedes nen Stadien der Entwidelung, wie es fid) ftufenweife der feine Zellen füllenden Cryſtalle entledigt, oder in Anfehung feiner Aufhängefhnur die merkwürdige Umbildung der Cellu— lofe in die durch Jodine blaumwerdende Zwifchenform und farblofe Dertrine erleidet, während ſich feine, den Stickſtoff hartnaͤckig feſthaltende Maſſe in orangefarbene Fragmente zertheilt. Die mikroſcopiſche Unterſuchung laͤßt uͤber alle dieſe Thatſachen nicht den geringſten Zweifel uͤbrig. „Vorſtehendes“, fagt Herr Payen, „laͤßt ſich in fol— genden allgemeinen Satz zuſammenfaſſen, welcher in nachſte— henden Unterſuchungen feine fernere Beſtaͤtigung findet. ) Soll wohl ſtatt „beſtehen“ heißen „entſtehen“ oder „bervorwadfen’; wenigſtens giebt Payen (N. Notizen Nr. 325., Seite 257) an, die Ealfartigen Concretionen bilder ten fich bei Broussonetia papyrifera, Cannabis sativa und Humulus Lupulus in der Nähe der Bafis der Haare. D. Ueber]. 180 Die in den Pflanzen enthaltenen mineralis [hen Subftanzen find, felbft wenn fie die pos lyödriſchen cryftallinifhen Formen angenom: men haben, nicht ifolirt oder auf’s Gerathes wohl zerftreut, fondern lagern fich jederzeit in den Zellen eines organifhen Gewebes ab, wel: ches deren Agglomeration bedingt und be ſchraͤnkt. Herr Payen hat die Kreide-Incruſtationen des Cha- ra:Siaftes befhrieben und abgebildet. Cie liegen in ei= nem oberflächlichen Zellgewebe, welches viel Stickftoff ent hält, der die röhrenförmigen Schläuche bedeckt, welche in eis ner Ereisfürmigen Reihe um die großen mittleren Höhlen geordnet find. Er macht darauf aufmerffam, daß in der— felben Wafferart manche Species Eohlenfauren Kalk in gro— fer Menge, andere dagegen in kaum bemertbarer Quantis tät, enthalten. Die ſehr abweichenden Formen, welche man an den Cryſtallen von kleeſaurem Kalke beobachtet und die Lage, welche diefelben in einer fehr großen Anzahl von Stängeln und Blättern behaupten, find befonderer Beachtung werth. Man findet den Eleefauren KalE in geringen Anbäufuns gen von fpigen Cryftallen, die ſich von einem gemeinfchafte lihen Mittelpuncte aus ftrahlenartig in dag Parenchym und um die Rippen der Blätter vieler Pflanzen verbreiten. Man hat denfelben auch in dem Parenhym der Blätter und unter der epidermis von Citrus Limonia und Ju- glans regia in Geftait chomboedrifcher Cryſtalle Yon eis nem gewiffen Umfange angetroffen. Im lestern Falle reicht das Gewebe des fecernivenden Organes ziemlich weit über die Cryſtalle hinaus. Daffelbe Salz tritt in den Gacteen in Geftalt volumi— nöfer Agglomerationen auf, die aus Eryſtallen beftehen, wel— che die Form zugefpigter ſchmaler Streifen, oder mehr oder weniger langgesogner Prismen befißen und in ihrer Vereini— gung Sphäroide bilden, deren Dberfläche bald mit Spitzen bedeckt, bald ohne Rauhigkeiten ift. Herr Payen bemerkt in diefer Brziehung, daß die Cryſtalle nahe miteinander verwandter Species immer eine große gegenfeitige Aehnlichkeit darbieten. Als Beifpiele führt er Cactus Opuntia, Echinocactus, Cereus, Bhipsa- lis etc. an. Keinem Phytologen koͤnnen die Eleinen nadelfürmigen Gryftalle entgangen feyn, welchen man den Namen Naphis den beigelegt hat. Sie find fo dünn, daf fie ſich bei 800— facher Vergrößerung dem Auge als linienformige Streifen darftellen. Herr Payen hat bdiefelben theils in den Bifo— tinen, jenen von Turpin entdedten Scyläuchen mit dop— pelter Deffnung, zu Bündeln gruppirt, theils in dem Au: genblide, wo fie, gleich Pfeilen, aus den DBiforinen herauss gefchnellt werden, theils frei und ifolivt ohne befondere Um— büllung beobachtet Feine, durch mikrofcopifhe Beobachtun— gen unterftügte Verfuche haben den finnreichen Chemiker das von überzeugt, daß der Eleefaure Kalk, aus dem jeder dieſer nadelförmigen Cryſtalle beſſeht, in ganz Eleinen Zellen abges fegt wird, die an den fehmalen Enden reihenweis aneinans 181 dergefügt find, fo daß, wenn man das Salz auflöft, die membrandfe Scheide, von welcher daffelde umhüllt ift, bieg— fam, wie ein Faden wird. Es liegt alfo auf der Hand, daß eine crftallifnriong: faͤhige Subftanz , der Eleefaure Kalk, unter der Einwirkung der DVegetationskraft, vermöge der verfchiedenen Anordnung ihrer conftituirenden Theilchen ſehr verfchiedenartige Formen annehmen kann. As Herr Payen das Drgan, welches den Eleefauren Kalk fecernirt, zu Aſche verbrannte, erhielt er ein ebenfalls höchft bemerfenswerthes Nefultat. Die ald Gangart fun— girenden Zellen, welche durch die Verbrennung zerflört wor— den, Lefen auf Ölasplatten ein Eiefigeg Skelett zurück, das unter dem Mikrofcope an die Formen des organifchen Ges webes erinnerte. Diefe Beobachtung führte auf andere ins tereffante Wahrnehmungen. Fragmente von den Stängeln mehrerer Gramineen, von Schafthalmen, Gacteen ꝛc., Blätz ter, Blumenblaͤtter, Pollenkörner z2c., welche man mit ſchwa— hen Säuren gewaſchen und eingeäfchert hatte, boten dem Beobachter diefelbe Erfcheinung dar. Die feinen Linien der Kiefelerde deuteten, wie eine leichte Skizze, die Eleinften Des taild der Organifation an. Außer diefen Linien von Kiefelerde findet man, ben Beobahtungen unferes Verfaffers zufolge, in den Ganälen häufig unregelmäßige Maffen von derfelben Subitan;. Die Beftimmung der Verbältnißtbeile an Eohlenfaurem Kalt und Kiefelerde in Pflanzen derfeiben Gatturg, aber verfchiedener Arten, welche unter dem Einfluffe ähnlicher aͤu— ßerer Umftände vegetiren, mittelft der directen chemifchen Analyfe, fbeint, in Verbindung mit den vorftehenden Beobs tungen über die Secretion der unorganifchen Stoffe, gegen die Meinung mancer Phytologen, zu bemeifen, daß die Pflanzen nicht auf's Gerathewohl alle mit ihren Wurzeln in Berührung tretende auflögliche mineralifhe Subftanzen aus dem Erdboden auffaugen. Diefe Bemerkung giebt Herrn Payen Gelegenheit, einige neue Anfichten über die Ver— befferung der Bodenarten, die Mechfelwirtbfehaft und die Anwendung des Gründüngers aufiuftellen. In Betreff die: fer Art von Dünger macht er darauf aufmerffam, daß bei der Trennung feiner organifchen Theile nothwendig die von denfelben umhüllten wenig auflöslichen organifchen compo- sita in einen, ihrer Affimilieung fehr günftigen, fein zertheilz ten Zuftand verfegt werden. Bei der Unterfuhung der Blätter ergab fih, daß de: ten epidermis den chemiſchen Agentien mehr Widerftand leiftete, als die durch die darunterliegenten Zellen gebildeten Membranen. Der BVerfaffer fchreibt wohl mit Necht diefe verhältnigmäßige Dauerhaftigkeit der ftickftoffhaltigen Mate: tie zu, von welcher die epidermis durchdrungen ift. Die Prüfung der von Payen erlangten Nefultate war durchaus nöthig, und diefelbe gefhah mit der größten Genauigkeit bei den Verſuchen, fowie unter gruͤndlicher Be— ſprechung über den jedeemaligen Gegenftand, wobei wir von der Nichtigkeit der Thatſachen die vollfte Ueberzeugung ges wannen. Bei den von Herrn Payen und dem Berichter: ſt atter gemeinſchaftlich unternommenen Unterfuhungen ward 182 ermittelt, daß die Organe, welche bie eryſtalliſirbare Subſtanz ſecerniren, in kleinen Maſſen von, theils aus Kuͤgelchen, theils aus Zellen gebildetem Cambium beſtehen, deren Wahsthum alsbald zum Stiliftande gelangt, ſowie ſich die cryſtalliſir— bare Subftanz in deren Zellen einfindet, und bie ihre ur: fprünglichen Formen wieder annehmen, fobald man dag ihre Höhlungen füllende Salz mittelft eines Reagens aufgelöft hat. Aus diefem Gefichtspuncte betrachtet, gewinnen die Entdedungen des Herin Payen noch mehr ntereffe. Er hatte gleich von Anfang an vermuthet, daß der die Cryſtalle enthaltende organifhe Apparat ein von Stidjtoff durchdrun— genes Zellgewebe ſey, was anomal ſchien, weil ſich aus ſei— nen Analyſen zugleich ergab, daß die Celluloſe, welche, wie wir durch ihn erfahren haben, der weſentliche Bildungsſtoff der Zellen iſt, keinen Stickſtoff enthaͤlt. Er hatte jedoch auch erkannt, daß das Cambium eine ſtark azothaltige Subſtanz iſt; nun iſt aber das Gewebe, welches die Gang— gart oder Matrix der Eryſtalle bildet, nichts Anderes als Cambium. Demnach dient dasjenige, was anfangs eine Ausnahme von der allgemeinen Regel zu bilden ſchien, ge— rade zur Beſtaͤtigung derſelben. Wir haben noch Einiges uͤber die fluͤſſigen Secretionen zu bemerken: Nachdem Herr Payen ermittelt hatte, daß der neutrale oder alkaliniſche Zuſtand gewiſſer Theile des unter der epidermis liegenden Gewebes von der Anweſenheit der Ereidigen Goncremente herruͤhre, bezweifelte er keineswegs, daß daffelbe Nefultat fi auch bei denjenigen Arten ergeben werde, in denen ſich auflögliche oder in Auflöfung gehaltene Salze finden, und dieſe Vorausfiht ward bald durch die Erfahrung betätigt. Der farblofe, durchfcheinende Saft, wel: cher die blafenförmigen Zellen füllt, mit denen dag Mesem- bryanthemum erystallinum bededt ift, macht die geroͤ— thete Lackmustinctur wieder blau, und wenn er von felbft verdunftet, fo bleiben Ervftalle von Eleefaurem Kali zurüd. Die diefe Secretion umtüllenden Membranen enthalten auch Concremente von Elerfaurem Kalk, welche in den Zellen des aus Kügelchen und Zellen beftehenden Cambium abgelagert find. Es liegt alfo auf der Hend, daß die ganze oberflüch- lihe Schicht in einem deutlich alfalinifchen Zuftand erhalten wird, wogegen e8 ſich mit den tiefen Schichten anders ver: hält, welche unzmweideutige Kennzeichen der Saͤuerung dar— bieten. As wir die Prüfung der Panen’fchen Arbeit beinahe vollendet hatten, beobachteten wir, daß an der epidermis eines Cactus unter dem Mifrofcope eine auffallende Ver— ſchiedenheit zwiſchen deren oberflächlichem und innerm Theile wahrzunehmen ifl, und wir fanden, daß man biefes Organ durch eine hoͤchſt einfache und unfchuldige chemifche Behand lung in zwei Schichten zerlegen und demnädft beide beſon— ders analpfiren fann, um deren Grundbeftandtbeile in Er— fahrung zu bringen. Herr Payen wird dag MNefultat dies fer Zerlegung, welches die Verſchiedenheit der beiden Schich— ten weiter beftätigt, der Academie fpäter vorlegen. Hier wollen wir nur bemerken, daß diefe Art von chemifcher Ana- tomie, welche dir Phnficlogie ungemein förderlich ſeyn wuͤr— de, wenn fie nicht nur in ſehr feltenen Fällen anwendbar 12% 183 wäre, in manchen Beziehungen vor dem Seciten mit ſchar— fen Inſtrumenten entfchiedene Vorzüge beißt. Shon lange haben feharfiinnige Phyſiologen die Anficht gehegt, daß die Pflanzenphyſiologie dur h Eeine Wiffenfhaft fo ſehr gefördert werden koͤnne, als duch die Chemie. Meh⸗ tere ſchoͤne Entdeckungen haben dieſe M inung beftätigt. Die Abhandlungen des Herrn Payen, namentlich diejenige, uͤber welche wir ſo eben berichtet haben, beweiſen neuerdings in der entſchiedenſten Art, daß zur Enthuͤllung der Geheim— niffe des Pilanzenlebens die Chemie durchaus nicht entbehrt werden Eann, daß fie aber dabei höhft umfichtig und ge: ſchickt gehandhabt werden muß. Mit ihr allein reiht man nicht aus; fondern dem Beodachter mus auch, wie Heren Payen, Uebung in mikrofcopifchen Unterfuchungen und die ausdauerndfte Aufmerkjamkeit auf alle vorkommenden Natur: erfheinungen zur Seite ftehen. Unter der Bedingung der gluͤcklichen Vereinigung aller diefer Kenntnisfe und Eigen: fchaften darf der Phnfiotog hoffen, die Planzenphyiologie einft zum ficherften Leitfaden der Landwirthſchaft zu erheben. Herr Payen hat dieß zum Theil ſchon practiſch bewiefen, und die Folgezeit wird es des Mehreren beweiſen. Die Commiſſion iſt der Meinung, daß Herrn Payen's Arbeit der Aufnahme in die Memoiren der Savants étran- gers vorzüglihb würdig ſey. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sciences, Tome XIII., No. 16, 18. Oct. 1841.) Miscellen Die Art und Weife, wie die Blutegel ihre Eier ober Eifapfeln formiren, bat Herr Hofrath Wedede ın Berlin beobachtet und in feiner intereffanten Eleinen Schrift: „Der medicinifhe Blutegel in naturbiftorifcher und dconomiſcher Hinſicht, nebſt Anweiſung uͤber die zweck maͤßigſte Einrichtung der Blutrgels Fortpflanzung‘, folgendermaaßen befhricben: , Dat ber Blutegel feinen Naturteieb hinfihtlih der Begattung völlig befriedigt, fo fucht er ſich ein bequemes Lager in feuchter, lock.rer Erde, am lieb: ften in Moor: oder Zorferde, auf, welche hoͤher, als der Waffer: fpiegel liegt und geht diefer oft mehrere Ellen vom Waſſer ente fernt nah, indem er ſich bis dahin einen Gang unter der Ober: flahe der Erde bilder, der im Kleinen den Maulwurfsgängen gang ähnlih if. Denn aud bier findet man die Erde etwas aufgewor: fen, und diefer Wurm zeigt eine außerordentliche Muskelkraft, wenn er mit feinem Kopfe die Erde durchbohrt. Wenn unter der Dber: Aläche dis Waffers loderere Ervfhichten find, als Uber dem Waſſer, fo fangen fie auch von bier ihre Gänge an, um fo ein Lager über der Dderflihe des Waffers im Erdboden zu finden; in diefem Kalle bemerkt man ihre Gänge felten:r durch aufgeworfene Erde. — In den Lagern finden fi mehrere beifammen, um dafelbft Eier zu legen oder vielmehr zu formen. Man findet daher an den Ufern der Zeihe und Sümpfe, in denen viele Blutegel ſind, oft mehrere Hunderte auf dieſe Weiſe beiſammen, kaum einige Zoll un: 184 ter der Dderfläche der Erbe liegend, wo fie die wärmenden Sonnens ſtrahlen genießen und zu ſchlafen ſcheinen. — Sie bereiten fich eis nige Tage nad der legten Begattung fogleih ihr Lager; daher dieß bei einigen früher, bei andern ſpaͤter gefchücht, je nachdem jie ihren Naturtrieb befriedigt haben. Man kann alfo von den lesten Wochen des Mai’s ab rıchnen, daß fie diefem Gifräfte nachgehen, welches wohl bis Anfangs Juli dauert. Ungıfähr 7 bis 8 Wochen nah der Begattung, alfo zu Ende des Monats Juni, fangen die Blutege! an, ihre Eier zu formen, welche die Größe und Ges ftalt einer Eichel haben, welche aber nach dem Volumen des Egels auch größer und Eleiner find, und man findıt dann ıäglich bis ge— gen Eude Auguft’s frifhe Eier, — &s möchte Staunen erregen, vom Blutegel cin Ei zu fihen, welches dicker, als das Thier felbft it; und doch geht dieß ganz natürlich zu. — Er läbt zu diefem Ende eine fchleimige, zufammenhängende, grüne Feuchtigkeit aus feinem Maule, welches zu diefer Zeit ungewöhnlich größer und gleihfam übergeworfen ift, fahren und zicht fi bis an feine Ges ſchlechtstheile durch diefe Hülle duch, die nun fo lang ift, als das Ei werden fol. Nun laßt er aus feinen weiblichen Geſchlechts— theilen in die Hülle oder Schale einen fhmugiggrünen oder bräunlis Ken Schleim ftrömen, in welhem mehrere, gewöhnlich zehn, bis— weilen aber auch ſechszehn Eine, mit bloßen Augen nicht bemerfe bare Dotterchen oder Laiche enthalten find. Zu gleicher Zeit macht er mit dem von der Schaale befreiten Maule um jene herum eis nen weißen, dem Speichel ähnlichen Schaum , der gewöhnlich den Umfang eines kleinen Huͤhnereies einnimmt. Hierauf zieht er fich rückwärts in die Schaule hinein, dreht die verlaffene Deffnung inwendig fürmlid) zufammen und zieht fih gang aus dem Eie oder Gocon heraus, wonach er wieder das eben verlajfene Löchel- hen von Außen zudreht. Er bleibt hierauf noch einige Tage bei dem Eie liegen, um nad) vollbrachter Arbeit ausjuruben und geht alsdann in’s Waffer zurüd, Die übrigen neben ihm liegenden Blutegel verhalten ſich während diefem Geſchaͤfte gang ruhig, wo— fern ſie nicht ebenfalls ihre Eier formen. — Der Schaum, wel- cher das Ei dem Auge vorerft verhüllt, 18f’t fi in einigen Zagen theils auf, theils vertrociner er an der Hülle zu einem ſchwammi— gen Urberzuge, der mit der inneren Haut, die nun pergamentartig und fefter geworden, zuſammengewachſen zu feyn fcheint und auch fhwer von diefer getrennt werden Tann. Die außere Dede ift dem gewöhnlihen Waſchſchwamme ähnlih, der Anfangs blaßröthlich it, nach einigen Tagen aber weißgrau wird. — Das Ei hat nun die Geftalt einer Eichel; aber nicht immer find die Eierchen gleich: aeftaltet, was von dem Raume abhängt, den der Biutegel bei’m Bereiten deffelben dazu hat, und wenn daher ein Ei während ber Formirung ih an Etwas drüdt (ſey ee aub an einem andern Blutegel), fo formirt es ſich danach und befommt an diefer Stelle auch den ſchwammartigen Ueberzug nicht. So finder es fich fehr häufig, daß zwei Eierchen mit dem ſchwammarigen Ueberzuge zu— fammengewacdfen find, wenn nämlih zwei Blutegel zu einer und derfelben Zeit nebeneinander ihre Cocons bilden. Sm Ganzen daus ert das Eierlegen oder Formiren der Eier gegen 24 Stunden." Ein baumartiges Lycopodium hat Dr, Sunghuhn auf Sumatra angetroffen. Es war an der Bajis I Fuß did, Hr. I. fagt darüder in einem Briefe an Prof, Nees von Eſen— bed: „Die bat mic über alle Maaßen entzuͤckt. Da haben wir ja am hellen Zageslihte die epidodendren der verfteinerten und vergrabenen Urwelt! Sch dachte lebhaft an Humboldt’s Worte: „Sollte man nicht einmal ein Land finden, wo Mooje hohe Bäume bilden 2’ ——— Hei PER ur ey Gine Vorlefung über Cheloid-Gefchmülfte. Bon Cäaſ. Hawkins. Sch habe vor Kurzem eine Perſon vorgeſtellt, bei welcher Nar— ben in Krebs übergegangen waren, und bin dabei gefragt worden, ob zwei andere zur Zeit im Hofpitale befindliche Fälle von Haute krankheit ebenfalls Erebsartiger Natur feyen. In der That aber find diefes Bäſpiele einer feltenen Krankbeit mit einem vom Krebfe ganz verfchiedenen Character, ihrem Wefen nach, unfchuldig, aber in vielen Puncten hoͤchſt intereffant und überdieg gewöhnlich uns 185 heilbar. Sie wurde zuerft, wie ich alaube, von Alibert unter dem Namen „Cancroides* in feinem Werke beſchrieben; die bufte Befchreibung derfelben hat Rayer in feinem auegezeichneren Werke über die Haut, geliefert, der den griechifchen Ausdrud Che: loid-Geſchwulſt, von ynAn, gewählt hat, Beide Benennuns gen haben denſelben Sinn, und find von den kleinen Verlängıruns gen der Geſchwulſt entlehnt, welche den Krebsfcheeren ähnlich ſe— ben; jedoch fcheine der Ausdruck „ancroid‘sGefhmulft jehr zu tadeln zu feyn, indem er zu Mipverftandnijfen in Bezug auf die Natur der Krankheit führen kann, da wir den Namen Cancer für eine anſcheinend Ahnliche, aber, wie bereits erwähnt, ihrem Wefen nad) ganz verfchiedene Krankheit bereits bejigen. In der That find die in Rede ftehenden unregelmäßigen Vers längerungen, die zu dem Namen Veranlaſſung gegeben, keineswe— ges allgemein, ja vielleicht nicht cinmat fo gewöhnlich, als die ovale oder viereckige Figur, die man in den beiden Fällen bemerkt, die ſich jest im Hoſpitale befinden. Ich babe diefelben fehr ftark ent— wicelt in Einem Falle, bei einem Kinde von fünf Sahren, beob— achtet. Daffelbe hatte die Pocken gehabt, und einige Wochen nad: bir wurden zwei oder drei Narben der Sitz eines nıuen Kranke heiteprocejjes, der mit großer Dige und Schmerz verkunden war. In Folge deffen bildete ſich an jeder betreffenden Hautſtelle ein roͤthlicher Auswuchs, ver etwas über 4 Zoll hoch, in der Mitte erwa 3 Zoll breit war und von bier aus drei oder vier Verlänge: zungen, von ungefähr einem halben Zoll Länge, ausſchickte, die ſich allmälig in die gefunde Haut verloren. Düfes war ein Beifpiel von der Krankheit in einem mehr acuten Zujtande, mit einem weit größern Gefäßreihthume in dem neuen Gebilde, als in dın beiden uns vorliegenden Fällen, welche den gewöhnlichern chroniſchen Cha— tacter zeigen. Der eine dieſer Fälle betrifft die jährige Mary Mordy, welche in der vergangenen Woche, am 19. Mai, in meine Adthei« lung aufgenommen wurde. Diefe junge Frau hat einige flache Er— böhungen auf der Haut der linken Bruft, welche zufammen faft die ganze obere Hälfte diefer Drüfe bedecken; fie find fchmerzhaft, befonders wenn fie betaftet werden, fowir auch die ganze Oberfläche der mamma bei der Berührung empfindlih ift. Die Gefhmülfte find von einer etwas ovalen Form und haben einen Durchmeffer von einem halben bis 1! Zoll, Es find deren fünf bis ſechs vor: banden. Die Frau berichtet, daß diefelben zuerft vor zwei Jahren als „kleine Knuddeln“ in der Daut erſchienen, welche nach einiger Zeit in Verfhwärung übergingen ; feitdem waren fir öfter in ae= ringerem Grade ulcerirt, zulegt vor 3 oder 4 Monaten. Cie find von weißerer Farbe, als die übrige Haut, von fefterer Textur und nur ungefähr cine Linie Über der allgemeinen Oberfläche erha— ben Der Schmerz in denfelben ift fo groß, daß er der Kranfen ſchlafloſe Nächte verurſacht. Dieſe bat cin blaffes Anfıben, ſcheint aber fonft aefund zu ſeyn; ihr Monatefluß ift reaelmäßig, aber fehr reichlich, und gewöhnlich vermindert fich der Schmerz zur Zeit feines Erſcheinens; fie ift hyſteriſchen Anfällen fehr unterwerfen, wie denn überhaupt ibre aanze Gonftitution nervös if. - Es wurde verordnet: jchmerzftillende Kotionen von Goulard’ihem Maf- fer mit Opium, täglich ein Sprigbad und eine Mirtur aus einem Be Aloes, Spir, Sal. ammon, und Asa foetida, drei Mal täglich, Der andere Fall betrifft einen Kranken aus Herrn Gutler's Abtheilung von dem ich darüber folgende Notizen erkalten babe: Thomas Cradod, 21 Jahr alt, ift am 12. diefes Monats wegen einer ungefähr in der Mitte des sternum figenden Gefchwulft aufs genommen, weldye von runder ober vierediger Form, etwas groͤ— Ser, als ein Kronenftick ift und bloß von der Haut dee Theils ger bildet zu werden fcheint. Sie ift etwa 4 über die Oberfläche er: baben und bat einen unregelmäßigen Rand, eine etwas rötkliche Dache, wobei jedoch einige Parthieen etwas weißer find, als der brige Theil und ift auf der Oberfläche leicht gerungelt und unre— gelmäßig vingedrüct, obaleih im Ganzen faft flach. Neben diefer befindet fich eine anoere Kleine Gefchmwulft von derfelben Befchaffen- beit, welche eine ovale Hervorragung bildet, von der Länge eines balben Zolles und über welcher die Haut aerunzelt if. Der Kranke klagt fehe über ftechenden Schmerz in diefen Theilen und berichtet, 186 baß die größere dieſer Gefhmwülfte bereits vor 10 Jahren eriftirt, und daß er furz vor ihrem Erfceinen einen Schlag von einem Pferde auf diefen Theil erhalten babe. Diefeibe war bereits zwei Mal entfernt worden, zuerft mittelft einer Ligatur und dann durch ein causticum, war aber früher nicht fo groß, wie jugt. Sie ha— ben fie in der vergangenen Woche von Herrn Eutler abtragen gefehen, indem er eine Inciſion machte, welche ein ovales Stud der Haut mit beiden Gefhmülften einfhloß, und dann die Rändır mittelft der Nath vereinigre. Ein Durchſchnitt diefee Theils liegt Ihnen vor, Einige anmefende Herren werden fich vielleicht eines andern Falles von einem Kleinen Mädchen erinnern, die von Herrn Bar bington vor zwei Sabren, wie ich glaube, operirt wurde. Sie war 12 Sahre alt und batte fich in ibrer frühefien Jugend am abdomen verbrannt. Ein Jahr vor ihrer Aufnahme in’s Hofpital begannen zwei ungefähr 4 Zol von einander getrennte Puncte in der Haut der Narbe zu wachen, und bildeten zulegt zwei Ge: ſchwuͤlſte von 14 Länge und 4” Breite, welche glatt, faft von natürlicher Farbe, hoͤchſtens etwas roͤther, als die übrige Haut, ungefähr drei Einien über diefe erbaben und empfindlich waren und fidy ſehr heiß anfühlten. Herr Babington entfernte jie mittelſt des Schnittes. Ob fie wieder erfchienen find, weiß ich nicht, da man nicht immer daraus, daß der Kranke fich unferer Beobachtung nicht wieder darftellt, mit Sicherheit ſchließen kann, dag auch die Krankheit nichr zuruͤckgekehrt ift. Rayer behauptet, daß die Cheloid-Geſchwulſt nicht in Ver: ſchwaͤrung übergehez; jedoch bar Alibert das Gegentheil beobach— tet, und Sie fehen, daß bei meiner Kranken eine oberflächliche Ul— ceration ftattgefunden bat, obgleich fie jest geheilt iſt; auch ift mir ein anderer Fall bekannt, wo die Verſchwaͤrung eine lange Zeit be= ftanden hatte. Es war dieß bei einer ZOjährigen Frau, welche mir von einem entfernten Orte in der Provinz wegen weit verbreiteter Ulcerationen zugeſchickt wurde, die fich auf der Haut einer Bruft und des thorax über derfiiben befanden, und die großentheils, mie ic) glaube, der ©ig folder flahen Hautgeſchwuͤlſte gemefen waren. Sie waren achtzebn Monate vorher nad) einem Schlage entftanden z man batte ein Fontanell angelegt, weil fie in ausgebreitete Ulceras tionen übergegangen waren. Im vergangenen Herbſte, beinabe drei Sabre nach ihrer Anwefenheit im Hoſpitale, ſah ich diefe Frau in dır Provinz wieder, und obgleich fie ſich viel beffer befand, was ren doch einige Ulcerationen und mehrere jegt vernarbte Geſchwülſte zuaegen. Diefe Frau hatte dirfelbe hyſteriſche Gonftitution und große Empfindlichkiit der Haut, die meine gegenwärtige Kranke befigt, und litt an fo heftigen Schmerzen, daß fie bat, man möchte ibr die Bruft abnehmen; ein Verlangen, dem ich jedoch nicht will: fahrte. Die Reizung der Gefhwüre batte damals eine Anſchwel— lung der Achſeldruͤſen veranlaßt; jedoch hatte die Krankheit mit dem Krebfe, wofür die Frau felbft fie bielt, in keinem andern Puncte Achnlichkeit, als in dem heftigen Schmerze. Die Gefhmwüre frlbft boten mehr den Anblick der rauhen Oberfläche erulcerirter Condylomen bar. Diefes ift die Geſchichte der fünf Fälle diefer Krankheit, die ich aefehen und ich alaube, daß mir früher einige andere vorge— Eommen find, die ich nicht genau erkannt habe. Einige von Ihs nen baben drei, Alle aber zwei Beifpiele diefer feltenen Krankheit gefehen, von der Alibert, als er diefelbe befchrich, nur acht Fälle geſehen zu haben fcheint; und zu diefen hat Rayer noch fünf aus feiner eigenen Beobachtung birzugefügt. Ich will Shnen nun, um Ihnen den Gegenftand klar zu machen, eine Eurze allgemeine Bes f&reibung der Cheloid-Geſchwulſt geben, indem ich dabei ſowohl die Beobachtungen jener Autoren, ald meine eigenen benugen werde, Das Anſehen dieſer Geſchwulſt ift das ciner einfachen Ers babenheit auf der Haut, von blaßroͤthlicher, zumeilen lebbafterer Farbe, als in den beiden von Ihnen gefehenen Fällen. Die Ges faße auf der Oberfläche derfeiben find etwas weiter, als die in der benachbarten Haut, und durch die Ulceration, die jie zuweilen durch Hige oder irgend einen andern Reiz erleiden, nimmt die Geſchwulſt von Zeit zu Zeit ein verfcicdenes Anfehen an. Zumeilen fieht man meiße Rinien diefe Erbabenbeit durchkreuzen, die ihr ein ges runzeltes Anfehen geben; und wenn fie an Umfang abgenommen 137 hat, ficht fie einer harten Narbe nicht unähnlich, wie in der Ab: bildung von Rayer’s Falle, wo die Gefhwulft in einer Narbe entſtand. — Die Gefhmwuljt iſt unbeweglich und fejt und wider: ſteht dem Fingerdructe, befonders wenn fie im Wachsthume begrif: fen ift: die Oberfläche ift eben oder in der Mitte etwas eingedrückt, wenn jie ftill fteht und mehr erhaben und rund, wenn jie waͤchſ't; wenn mehrere zugegen find, ſieht man oft die eine erhaben und glatt, währen» die andere runzlig iſt; zuweilen bieten auch die entgegengefegten Enden einer und derfelben Geſchwulſt dieſes ver— fchiedene Anfehen dar. Die Form der Cheloid-Geſchwulſt ann rund, oder oval, oder dvieredig, oder gang unregelmäßig feyn, und die aus der Mitte oder den Enden derfelben hervorfommenden Verlängerungen, denen fie ihren Namen verdankt und deren Anzahl ſich auf zwei oder drei beläuft, find gang unregelmäßig, haben einen geraden oder gekruͤmm— ten Verlauf und endigen entweder allmälig in einen »Punct, oder bören mehr plöglicy auf mit einem runden, glatten Ende. Dieſe Sceeren oder Zweige liegen zumeilen tief in der Dicke der cutis und haben das Anfehen eines Guinea: Wurmes oder eines anderen foliden Körpers unter der Haut, wie Sie die in dem Eleinern und feifhern von den beiden, welche Herr Cutler ausgefhnitten bat, gefehen haben; die epidermis auf der Oberflaͤche einer fo be: fhaffenen Geſchwulſt beſteht zuweilen in Eleinen Schuppen. Die Zahl ift verfchieden: oft ift nur eine, oft zwei, oft meh: tere an einer Perfon vorhanden; wenn mehrere zugegen find, find fie zuweilen, obgleich dicht zufammenftehind, doc genau von eine ander getrennt; zuweilen theilweife zufammenfließend, wie bit ei— ner Kranken; fie Eönnen aber auch mehrere Zoll von einander ent: fernt feyn, wie bei Herrn Babington’s Eleinem Mädchen. Die Symptome, weldye fie veranlaffen, variicen von einem Gefühle von Hige und Jucken bis zum intenfiven Schmerze, welder legtere als ein brennender befihrieben wird; und biefer Eann fo heftig feyn, daß er die Gefundheit ftört, befonders wenn gleichzeitig der byfterifhe Hautſchmerz zugegen ift, wie bei meinen beiden Kranz Een, bei welchen die Bruft dir Gig des Ucbels war. Bei der hier Anweſenden Eönnen Sie häufige convulfivifche Unfälle und eine aus Gerordentliche Empfindlichkeit in den Gefhwülften und ihren Um: gebungen bemerken. Divfer Schmerz wird durd erhöhte Thätige keit in der Girculation des Blutes geiteigert, daher nach jeder An: frengung, Reibung, Gemuͤthsbewegung und gewöhnlich auch wäh: rend der Menftruation, obgleich derfelbe bei unferer Kranken bier gerade während diefer Perioden gelinder wird, Bei dem junaen Manne it der Schmerz nicht ganz fo heftig, und zuweilen ift die Geſchwulſt ganz indolent. Das Geflecht der Kranken ift, nah Alibert, in der Res gel weiblich, daher er denn die Krankheit eine Störung des reforz birenden Syſtems nennt (wie die Thatfahe, wenn fie wahr ift, diefes beweiſen foll, weiß ich nicht). Rayer dagegen fah die Che: loid-Geſchwulſt bei vier Männern und nur bei Einem Weibe; id) fetbft habe diefelbe bei zwei Krauen, einem weiblihen Kinde, einem Manne und einem Kinde beobachtet, deffen Gefchlechts ich mich nicht erinnere. Wahrfcheinlich find daher beide Gefchlechter derfelben ziem⸗ lich gleihmäßig unterworfen; nah Rayer vorzüglich ſolche Per: fonen, die eine lymphatiſche Conftitution haben. In Bezug auf das Alter der Kranken faat Rayer, daß er diefe Affıction vor der zweiten Dentition nicht beobachtet habe, und daß die meiften Kranken, deren Fälle veröffentlicht worden find, er: wachfene oder bejahrte Perfonen gewefen feyen. Sch babe diefelbe in dem Alter von 12 und 5 Jahren beobachtet, folglich bevor die zweite Dentition noch vorüber war, wenn fie überhaupt fchon be: gonnen hatte. Der bier befindliche junge Mann ift 21, die Frau 25 und die andere Kranke 30 Jahre alt; die Krankheit kann ſich daher vielleicht in jedem Alter ausbilden, Was den Gig diefer Geſchwuͤlſte betrifft, fo fagt Alibert, daß fie faft immer auf dem sternum vorkommen, indem diefelben auch in fechs von feinen acht Fällen an diefer Stelle fich gebildet hätten; auch Rayer hatte drei Fälle, in denen fich die Gefhwulft an dieſer Stelle befand, während in den beiden andern das Gefäß und das Geficht und in den beiden von Alibert das Geficht und der Hals der Gig derfelben war, Von den fünf von mir beobach— : 188 teten Gefhmwülften war eine am Gefiht und Vorderhaupte, eine andere am abdomen, zwei an der Bruft und nur eine am sternum; eine derfeiben hatte an der Bruft begonnen und ſich dann fpäter etwas hinter diefelbe längs des thorax verbreitet. Urfachen. Bei unferm jungen Manne ſchreibt man die Ent: ftehung der Geſchwulſt dem Schlage des Pferdes, bei der Frau ei: nım Schlage und bei der andern derfelben Urfache zu; jedoch fehen wir in den beiden andern Fällen, daß die Gefchwulft auc in Pok— Een: und Brandnarben entjtehet, und wahrfcheinlich wird diefelbe auch durch jede ercitirende Urſache, welche die Haut altırirt, vers anlaßt; zuweilen dürfte man fie aber auch ohne irgend eine be= merkbare Beranlaffung entftehen fehen. Der Verlauf ift ſehr verfchieden; zuweilen wachſen diefe Geſchwuͤlſte langfam, aber ununterbrochen fort und ändern ihre Form durch unregelmäßiges Wachsthum oder durch Ausfendung ih— rer characteriftiihen Zweige; zumeilen nehmen fie bis zu einer ges wiſſen Größe zu und ftehen dann ftill; in manchen Fällen ſchrum— pfen fie wohl auch zufammen und verkleinern ſich, oder verſchwin— den faſt ganz, indem an der Stille bloß das Anfehen einer Narbe zurüdbleibt.e Im Allgemeinen ftören fie das Gemeinbefinden gar nit, wie Sie dich aud) bei dem jungen Manne gefehen haben; bei der weiblichen Kranken wird daffelbe zwar durch hyfterifche Ber ſchwerden fehr beeinträchtigt, jedoch Fann id) nicht beftimmen, ob die Geſchwuͤlſte hieran directen Antbeil haben. Bei der auswärti- gen Frau indeffen wurde die Gefundheit offenbar durch den Schmerz und den Reiz der Gefhwuülfte, wenn fie fich im ulcerativen Zus ftande befanden, fehr angegriffen; denn als ich fie Tpäter, beinah drei Sahre nachher, wiederſah, hatte fie fi von diefin Wirkungen ganz erholt, nachdem die Gefhmülfte, im Vergleich zu früher, faft indolent geworden waren, Wie dem aber auch ſeyn mag, von jez nem tiefen Leiden des ganzen Organismus, das man beim Krebfe wahrnimmt, war felbft in diefem Kalle nichts zu bemerken, obgleid) — geglaubt hatten, daß die Geſchwuͤlſte krebsartiger Natur eyen. Wenig iſt nur uͤber die Diagnoſe zu ſagen noͤthig, da dieſe Geſchwulſt ein zu eigenthuͤmliches Anſehen hat, um ſie zu ver— kennen. In einen frühern Stadium kann dieſelbe zwar mit einem feirrhöfen Zuberfel der Haut einige Aehnlichkeit haben; jedoch ift fie röther, unregelmäßiger und weniger erhaben; überdieß wird der weitere Verlauf bald die Verfchiedenheit beider Affectionen zeigen, da hier niemals das neue Gewaͤchs warzig wird, wie der Daut: krebs, noch auch fungös, wenn es in Ulceration übergeht; ebenfo wird der gewöhnliche Sig diefer Gefhmulft, den der Krebs nur feiten einnimmt , fowie die Jugend vieler Kranken der Diaunofe zu Hülfe Eommen, trog Alibert’s finnverwirrender Namens: Aehnlichkeit. Textur und Anſehen der Geſchwulſt in einem Durch— Thnitte. Weder Alibert noch Rayer hat dieſen wichtigen Theil der Geſchichte der Cheloid-Geſchwulſt erwaͤhnt. Bevor ich Rayer's Werk geſehen, hatte ich einige Zeichnunaen von der Anficht der Gefchmülfte entworfen, welche Herr Babington ent— fernt hatte. Diefe Tchienen mir von der ganzen Dicke der verdick— ten und aufgetriebenen eutis gebildet worden und mit dem Gewebe derfelben gleihfam verftrickt zu feyn, indem faferige Streifen netz— artig durch die Gefchwulft verliefen, zwiichen den Mafchen das ge= wöhnfiche zellige Anfehen der Haut, aber feine neue Ablagerung irgend einer Art in der Structur zu bemerken war. Sn diefen Präparaten hier, die Herr Cutler ausgefhnitten hat, fehen Sie genau diefelbe Structur; fie find aber etwas fefter und härterz je: doch in dem Eleinern von beiden, von dem man annehmen fann, daß es fich noch in einem fehr frühen Stadium befinde, koͤnnen Sie eine Eleine ovale Subftang bemerken, welche von der äußern Schicht der cutis bedeckt ift, während die epidermis ihre natürliche Beſchaffenheit zeigt und auch der tiefere Theil der cutis unveränz dert ift, fo daß die Geſchwuiſt felbft, weiche kaum größer ift, als ein großer Stecinadelfopf, in dem mittlern Theile der cutis ſich befindet und aus den intermediären Schichten derfelben befteht, von den übrigen Theilen nad der Maceration Faum anders, ala duch eine etwas größere Härte zu unterfcheiden. 189 Eine mikroſcopiſche Unterfuhung hat gezeigt, daß diefer Theil diefelbe Structur bejist, als das gewöhnliche Gewebe der Haut in ihrem normalen Zuftande, Sc hatte Deren Toynbee, der mit dem Mikrofcope beſſer Beſcheid weiß, als id), gebeten, die Durch— ſchnitte jeder dieſer Geſchwulſte an dem Tage, an welchem ſie abs genommen wurden, zu unterſuchen, ohne daß ich ihm fagte, von welcher Art jie ſeyen; und fein Antwortſchreiben lautet: Ich habe die Präpazate, vie Eie mir gebracht haben, forgfältig unterfucht, furchte ader, daß das Mikrofcop für jugt nicht viel Licht uber die Natur diefer Eranfhaften Gebilde verbreiten wird. 1) Die zwei Eleinen (von der größern Geſchwulſt genommenen) Durchſchnitte feinen von einem ‚celluldssfibröfen Gewebe zufammengefigt zu feyn, in welchem ſich nur fehr wenige Zellen auffinden lafjen. 2) Die Durchſchnitte von dem Gewächfe in der Haut (der kleinern, neueren Geſchwulſt) zeigen ebenfalls ein fehr feines, larıs Guwebe, in weldhem bier und da mit einem Korne verfehene Zellen einge= fireut ſind.“ Ich fürchte, daß Sie »diefes nicht ſehr aufklären wird, In der That, fihrint das Mikrofcop bisjegt nicht viel mehr gezeigt zu habın, als jich mit bloßem Auge wahrnehmen lapt; ja zuweilen zeigte dafjelbe fogar einen geringern Unterfchied zwiſchen natürlichen und Erankhaften Geweben, indım «6 fie alle, ohne Un— terfchied, faft auf diefelben Elementarbeftandtheile reducirte., Dies fes iſt wenigjtens der Eindruck, welcher das Durchleſen von Muͤl— Ler’s neuern Unterfuhungen über den innern Bau der Gefchmwülite zuruͤcklaͤßt. Die Natur dieſer Geſchwuͤlſte ſcheint mir daher wenig mehr zu ſeyn, als eine einfache Hypertrophie der Haut, in welcher die Textur gleichſam verwirrt ift, wie man dieß in mandyen Fällen von anasarca jicht; nur daß hier, ftatt des bloßen Serums, eine mehr organifche Ablagerung zwifchen den filamentöfen heilen vor— handen ift. Wenn man die harten Bänder und- Gewaͤchſe von Brandjtellen für analog mit der Cheloid-Geſchwulſt, nur in einem mehr acuten Zuftande, angenommen hat, fo Fann bdiefes einiger: maaßen als Beftätigung diefer Anjicht dienen, da diefe Subftanzen nicht bloße zufammengezogene Narben find, wie man, einigen Bez ſchreibungen nach, glauben Eönnte, fondern wirkliche Erankhafte Ge: bilde, welche auf der Oberflähe ohne alle Zufammenziehung vor: kommen und zu einer bedeutenden Die anwachſen, und welche doch nichts anders find, als ein hypertrophifcher Zuftand der Haut. Die Cheloidgefhwurft ift vielleicht nodd) am meiften chronifchen und verhärteten Condylomen ähnlich; nur afficiren diefe mehr die Dberfläche der Haut und find, in der Regel, der epidermis be— raubt und feucht, weil fie immer da vorfommen, wo die DOberfläs hen feucht und in Berührung miteinander erhalten werden; wie man dieß vor einiger Zeit im Hofpitale bei einem Mädchen beob— achtet bat, weiche nicht nur an den gewöhnlichen Stellen, den La— bien und ven Schenkeln, fondern auch in den Achfelhöhlen und dem Nabel, wo die Hautfecretion zurücgehalten wurde, große Maſſen von Gondylomen hatte. Man könnte faft annehmen, daß Warzen, condylomata und Cheloidgeſchwuͤlſte verfchiedene Grade eines und deffelben hypertro— phiſchen Zuftandes find, der, je nachdem mehr die papillae, oder die Außere Oberfläche, oder die ganze Dice der cutis der Gig der Hypertrophie ift, wohl auch je nach dem verfchiedenen Grade der Feuchtigkeit und der Schnelligkeit des Wachsthums, bald in der einen, bald in der andern Mobification erfcheint. Man Eönnte ferner hierber rechnen die elephantiasis am Schenkel und die Ge: fhwülfte dee scrotum und der Labien von derfelben Krankheit, in welcher das Unterhautzellgemebe ebenfalls erkrankt iſtz mährend die Gebilde an Brandnarben eine analoge Hypertrophie des neuen Gewebes der Narben in einem mehr entzündlichen Zuftande dar: bieten. Es würde demnach feinen, daß die Cheloid:Gefchwulft, wie alle einfachen Gewächfe von natürlichem Gewebe, ihrem Weſen nad, unſchuldig und bloß eine chronifhe Anfchwellung der cutis it. Alibert nimmt an, daß fie in der Mitte ſtehen zwifdyen dartre und cancer, indem fie das Schuppige der einen und den Schmerz der andern Affection befist. Diefe beiden Kranfbeitezus ftände jedoch wenn man fich überhaupt eines fo nichtsfagenden Ausdrudes, wie dartre, für cine beſondere Krankheitsform bedie: 190 nen till) haben nichts miteinander, noch bat die Cheloid-⸗Ge— ſchwulſt mit einem von ihnen etwas gemein; wenn man nicht etwa einige Fälle von gelindem oberflädhligen cancer der Haut mit der Cheloid⸗ Geſchwulſt verwechfelt hat, wie denn allerdings eine Ab— bildung einem ulcerirten Hautkrebſe ganz ähnlich ſieht. Nachdem wir fo eine Schilderung diefts feltenen und ſonder— baren Gebildes zu entwerfen verfucht haben, laffen Sie uns nun die Behandlung deſſelben betrachten. Wenn dajjelbe unfdyuldiger Natur ift, wie ic allerdings glaube, jo iſt feine Gefahr dabei, wenn man zur Linderung oder Heilung dieſes Uebels den einen und den anderen Berfuh macht; man hat hier nicht, wie bei’'m Krebfe, zu fürchten, daß man auf diefe Weife die Zeit unnüg vers tandle, bis die Gelegenheit zur Operation vorübergegangen iſt. a) Die Entfernung der Gefhmwulft mittelft des Meffers ift häufig chne Erfolg. Das Refultat von Herrn Babingtons Tale iſt mir nicht bekannt, und wir wollen aifo hoffen, daß ber: felbe geheilt worden, da das betreffende Mädchen nicht wiederge: kommen iſt. Die Geſchulſſt im Deren Eutler’s Falle war von bedeutendem Umfange und daher fehr zu diefer Entfernungsmeife gecignet; umfomehr, als bereits früher die Ligatur und das cau- sticum fruchtlos angewendet worden waren. Da jedoh Alibert und Rayer übereinftimmend erklären, daß die Gefchwulit nad der Ausfchneidung, in der Regel, wiederkehre, fo ift es möglich, daß ſie aud) jegt wiedererfcheine, mie dieß bereits früher zweimal der Fall gewefen ift. In einem von Dr. Warren veröffentlichten alle ift der feltfame Umftand vorgekommen, daß nad) der Entfer: nung einer derartigen Geſchwulſt ſichen neue zum WBorfcheine ges kommen find, nämlid) eine größere in der Mittellinie der Sntifion und fechs andere von Eleinerm Umfange in den Deffnungen, weldye durch die Eigaturnadeln entftanden waren, deren man ſich bei der frühern Operation bedient hatte, Es kann ung nicht fehr überrafchen, daß eine Krankheit, ob— gleich fie nicht bösartig ift, dennoch öfters zuruͤckkehrt, da wir feben, daß Warzen eben fo ſchwer auszurotten find und ſogar ihre eigene Secretion die Fähigkeit zu bejigen fcheint, ihre Ausbildung weiter zu verbreiten. Es muß in der Zertur der Haut oder in der Körperconftitution eine eigene Dispofition vorhanden feyn, ver: möge welcher jie öfter und in greßer Anzahl wieder wachen, und am Ende verfhwinder fie vielleidıt doch ganz auf irgend eine uns unerklärbare Weile. Diefe Neigung zur Repreduction in der Che: loid-Geſchwulſt lehrt uns indeffen, daß, wenn wir operiren, wir dabei freigebig zu Werke gehen und einen großen Theil der umge— benden Haut mit hinwegnehmen müfın. Dr. Warren beric: tet, daß in einem Falle, in weldyem man bei der Operation diefe Vorſicht forgfältig beachtet hatte, die endliche Ausrottung der Ger ſchwulſt gelang, obgleich diefelbe verher, als man weniger Haut mit abgetragen hatte, wiederholentlich zurückgekehrt war. b) Natürlich Eann man auch bier, wie im cancer, ftatt des Meffers, das causticum wählen; indeffen feben Sie, daß diefes in Herrn Eutler’s Falle erfolglos angewendet wurde, ebenſo mie die Ligatur, welche überhaupt eine ſchlechte Operarionsweife zu feyn Scheint, Ob man das Meffer oder das Aetzmittel vorziehen foll, müffen in jedem befondern Falle dic Umftände eytſcheidenz wenn man jedoch das causticum anwendet, muß cs natürlich, wegen der Etructur der Franken Theile, fo angewendet werden, daß fich die Zerftöorung durch die ganze Dicke der Haut und etwas über die Ge— ſchwulſt hinaus erftrede. c) Indeſſen ift die Entfernung des ganzen Eranfhaften Ger webes, fin es durch die Operation oder das Aetzmittel, nicht im: mer ausführbar; bei meiner aegenwärtigen Kranken, z. B., To wie bei der früberen, wo die Haut der Bruft afficirt war, war das Eranfhafte Gewebe zu ausgedehnt, um entfernt werden zu Fön: nen, obgleich fich diefes bei einer fchlimmen Krankheit, wie, z. B-, im cancer, wohl bätte rechtfertigen laſſen. In einiaen feltenen Fällen bat man beobachtet, daß das neue Gebilde von felbft zu wachſen aufbörte, zufammenfchrumpfte und fait ganz verfchwand. Es ift vielleicht moͤglich, daß mir zumeilen diefe Naturbeilung nachahmen fönnen, indem wir adftringirende Applicationen machen, welche die Oberfläche aleichfam auftrodnen, obne Verſchwaͤrung oder Verjauchung herbeizuführen. Bei dem Kinde, bei welchem diefe 191 Geſchwulſt nach den Pocken fich ausgebildet hatte, wurde, wie ich glaube, durch eine ftarke Solution von Höllenftein, viel Gutes bewirkt; vielleicht dürften Salpeterfäure, ſchwefelſaures Kupfer, Jodine, Jodkalium in ftarker Auflöfung in derfeiben Weife wirken, wenn man fie mit einem Pinfel aufträgt und unmittelbar darauf wieder abtrodnet, wobei fie dann die Oberfläche gerunzelt zuruͤcklaſſen; oder Höllenftein in Subſtanz, fo angewendet, daß er vinen trocke— nen, dünnen Schorf erzeugt, dürfte vielleicht demfelsen Zweck ent: fprehen. In den acuten Geſchwülſten bei Verbrennungen habe ich oft erfahren, daß durch die fortgefeste, mitteljt eines Laͤppchens bewirkte, Application des Oels auf die Dberflähe, der Schmerz augenblicklich gemildert und das Wachsthum der neuen Gebilde ge— hemmt wurde; vielleicht möchte diefe Behandlungsweiſe auch bei dem anfcheinend analogen Gebilde der Cheloid-Geſchwulſt einige Wirkung haben. — Jenes Verfahren lernte ich zuerft von einem Kranken, der mehrere derartige ſchmerzhafte Geſchwuͤlſte am Halfe und an der Bruft hatte, und dem ein Freund Ohfenpfoten = Kett oder Del angerathen hatte. Ih dachte, daß jedes andere Oel dies felbe Wirkung haben werde, welde ich, in der That, als eine ſehr wohlthätige erkannt habe; und wenn id) recht berichtet bin, fo baben feitdem auch einige meiner Collegen das Del angewendet, wenn die Narben fhmerzhaft wurden und zu wachen anfingen. d) Im fhmerzbaften und ulcerirten Zuftande der Geſchwulſt werden, wie ich glaube, die gewöhnlichen Appiicationen, die fi in Geſchwuͤren nüglich erweifen, ale sedantia wirken und die Ver: narbung befördern. Bei meiner gegenwärtigen Kranken habe ich eine ftarfe Mifhung von Goulard’fhem Waller mit Opium ver: ordnet, welche in den wenigen Tagen, die jie don derſelben Ge: brauch macht, Thon einige Linderung verfchafft! Wahrſcheinlich würde eine Lotion von Blaufäure daffe‘be gethan haben. Cbenfo kann man die Jod-, Blei-, oder Mercurial:Salbe, oder Lotionen von Mineralfäuren, oder Sublimatwaffer, oder cinfahem Kalkwaffer oder die Zinfpräparate 2c. verſuchen. — Bei unferer Kranken ift übrigens die Ulceration einige Male wieder erfihienen, nachdem die Dberflähe bereits ganz heil war *1; daffelbe Nefultat trat auch in dem anderen Folle ein, wo die Gefhmulft erulcerirt war. e) Bon inneren Mitteln ſcheint man bei diefer Local Affection nicht viel zu erwarten zu haben. Rayer hat, wie es fcheint, über: haupt nicht viel Verſuche zur Heilung diefer Krankheit, weder mit örtlichen noch allgemeinen Mitteln, gemacht; dagegen hat Ali— bert deren viele gemacht, und er berichtet uns, daß er alle inne: ron Mittel wirkungslos gefunden habe. Bei meiner Kranken habe ih, in Beruͤckſihtigung ihrer außerordentlich nervöfen Gonftitution und ihrer hyſteriſchen Anfälle, Asa foetida, Schauerbaͤder und Purgirmittel verordnet, und in der That ift, in Bezug auf die legteren Rrankheiteerfheinungen, bereits eine Beſſerung eingetres ten. Bei der anderen Frau hat ihr gewöhnlicher Arzt, theils auf mein Anrathen, verfhiedene Mittel verfuht, und zwar ſowohl vor *) Seitdem diefe Vorlefung gehalten worden ift, bat man Del und Opium, fo wie eine ftarfe Sodauflölung vrrfuht, ans fangs, wie es ſchien, jedes mit Nutzen, da fih die Geſchwuͤlſte etwas verfleinseten ; legtere mußte jedoch, da fie der Kranken bei ihrem hyſteriſchen Zuftande viel Schmerz verurfachte, aus: gefest werden und ift durch eine Auflöfung von Cupr. sulphur. erſetzt worden. 192 der kurzen Zeit, in welcher ich fie behandelt habe, als nachher; als: Sarsaparilla und andere tonica, alterantia und purgantia, Chlor, Mercurialpräparate, Jod in verfchiedenen Formen 2.5 a nach beinahe vier Sahren beftand die Krankheit noch, obgleich das Gemeinbefinden viel beffir war und aus) die Ulcwration und der. oͤrtliche Schmerz verhältnismäßig. ſich vermindert hatten, 8 ift demnach wahrſcheinlich, daß es für diefes Uebel Fein ſpecifiſches Mittel giebt, weder ein örtlihes noch ein allgemeines, und daß die gewöhnlichen Verhaltungeregeln, in Bezug auf die Gefundpeit, wohl einigen Nugen gewähren mögen, die Heilung aber nicht bes wirken £önnen. F f) Es bleibt uns alſo nichts uͤbrig, als ein palliatives Vers fahren einzuleiten, den Schmerz zu lindern, vielleicht auc) einiger— maaßen den Krankheitsproceß aufzuhalten und das allgemeine Bee finden durch einige der erwähnten Mittel zu verheffern zu fuchen. Zur Operation follten wir nur felten ſchreiten, da fie einerfeits bei diefer nicht bösartigen Krankheit oft nicht nöthig, andererfeits, wie die Erfahrung lehrt, gewöhnlich ohne Erfolg ift. Endlich, wenn wir zur Anwendung des Meſſers oder des Argmittels unfere Zus flubt nehmen, müffen diefelben fo gehandhabt werden, daß man allgemeine Krankheiten vollftändig zerftört. (Medical Gazette.) IA tige ealileern. Eine 3erreifung des rectus femoris beider Schenkel wird von Dr. W, England, im Dctoberhefte der London med. Gaz., angeführt. Ein rüftig ausfehender Herr von 73 Sahren, welcher zwei Fahre zuvor einen Anfall von Lähmung erlitten hatte, wendete fi wegen VBerdauungsbefchwerden an dies fen Arzt Er Eonnte nur auf Krüden gehen und die Beine durch aus nicht ſtrecken, weil er an jedem Schenfel den rectus femoris zerriffen hatte; es blieb eine Grube von der Breite eines Fingers über jeder Kniefcheibe. Vierzehn Jahre vorher war er bei'm Lau— fen gefallen; als er aufftehen wollte, bemerkte er, daß er das Knie verletzt habe; es fand fih, daß die Sehne bes rechten rectus fe- moris abgeriffen war. Die Bereinigung gelang nit, weil der Kranke ſich nicht zu einer Behandlung duch unbewrgliche Lagerung verftand. Er ging auf Krüden und fiel vier Jahre fpäter aber— mals, wobei er den rectus femoris des linken Schenkels zerriß. Den Feuerſchwamm empfiehlt Herr Wetherfield für alle Fälle, wo es darauf anfommt, eine empfindliche Hautftelle ver einem Drude zu ſchuͤtzen. Er gebrauht dieſes Material in Form graduirter Gompreffen bei Nahelbrühen neugeborener Kinder, als Sompreffen bei filtulöfen Sefhmwüren. Er legt Shwamm, mit Seifenpflafter beftriben, über das Deiligendsein, um das Aufliegen zu verhüten, und legt daffelbe bei Bruhbändern unter, wenn Dies fetben wunddrücden, Daffelbe Material ift am aceianetften bei Hühneraugen, wozu man ein ©tüd mit einer Deffnung in der Mitte und mit einer fihmerzftillenden Salbe beftrichen, auflegt. Bei Einwidelung varicöfer Venen legt man ein Stuͤck Feuer— ſchwamm mit Seifenpflafter über und maht die Ummicelung dar— über. (London med. Gaz., Nov. 1841.) Nekrolhog. — Der um das Apothelermefen im Großher— zogtbum Baden fehr verdiente Profeffor der Pharmacie, Dr, M, Probft zu Heidelberg, ift am 15. Februar geftorben, Bibliographische Entretiens sur la physique et sur ses applications les plus cu- rieuses. Par M. Ducoin-Girardin. Paris 1842. 8. Transactions of the Entomological Society. Vol. II. 1842. 8. London Trait& th&orique et pratique des maladies des enfans, speciale- ment consid&r&es depuis la fin de la premiere dentition jusqu’a Neuigkeiten la puberte (2 — 15 ans). Par Al. Becquerel etc. ire Li- vraison. Paris 1842. 8. (Das ganze Werk wird, in 5 bis 6 Lieferungen, zwei Octavbände bilden.) Recherches relatives à la determination de l’äge des l&sions des pleures et des poumons du cheval, au point de vue medico - legal. Par A. Leblanc ete, Paris 1841. 8. HE — ñ Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und BDeilkunde, gefammelt und mitgerbeilt von dem Ober: Medicihalrarhe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalratbe und Profeſſor Froriep zu Berlin. No. 453. (Nr, 13. des XXI. Bandes.) Februar 1842. Gedrudt im Landes -»Induftrie: Sompteir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 51.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 aGr. ee er Ueber die Beflimmung der Temperatur der orga= nifchen Gewebe verfchiedener Säugethiere, namentlich des Kaninchens, deren Haare man abrafirt und deren Haut man mit einem Ueberzuge von Leim, Talg und Harz bedeckt hatte, und über die Verfchiedenheit der Tem— peratur des Arterien» und Venenblutes, im Centralorgane der Girculation unterfuht, haben die Herren Becquerel und Brefchet der K. Academie der Wiffenfchaften folgende Mittheilung gemacht: In mehreren, der Academie früher von ung vorgetra= genen Artikeln haben wir bereits die Zemperatur deg Mens ſchen und mehrerer warmblütigen Thiere nad) den Ergeb— niffen neuer Erperimente und BVerfahrungsarten feftzuftellen gefucht, fowie auch die Temperatur der verfchiedenen organi> fhen Gewebe und die des Blutes, melches mittelft der Ars terien in die verfchiedenen Theile des Thierkörpers vertheilt worden, oder in den Venen nach dem Herzen zuruͤckfließt, zu ermitteln getrachtet. Mir haben diefe Verfuche, jedoch unter Anwendung anderer Inſtrumente, fortgefegt, um uns davon zu uͤber— zeugen, ob die Nefultate diefelben fenn würden, und ob bei unfern erften Forſchungen nicht irgend ein Fehler unters gelaufen ſey. Endlih haben wir zu ergründen verfucht, weßhalb bei den von Dr. Fourcault angeftellten Verſu— hen der Tod mehr oder weniger ſchnell erfolgt. Dieſet Arzt hat gefunden, daß, wenn man bei Hunden, Kaninden, Schaafen und Pferden das Haar kahl abrafirt und die Haut mit einer die Ausdünftung verbindenden Maffe be: ſtreicht, die Thiere bald fterben. E8 war bier von Wich— tigkeit, die von dem Zeitpuncte des Ueberziehens der Haut bis zum Ableben eintretenden Temperaturveränderungen genau zu ermitteln. Man betrachtet die Hautausdünftung und das Ausath: men aus den Lungen als Abzugswege, durch welche ein gro: No. 1553, Be Ber Theil der ercrementiellen Stoffe aus dem Körper ab— geht und der Ießtere zugleich abgekühlt wird? Dieſe letztere Bunction fchreibt man in’sbefondere der Verdunſtung der duch die Haut austretenden Sruchtigkeit zu, und man er= Eennt darin eines der Mittel, wodurch es dem Menſchen moͤglich wird, fehr verfhiedene Temperaturen zu vertragen, namentlich in einer fehr heißen Atmofphäre zu leben. Die Annahme fhien alfo ganz natürlih, daß, wenn man diefe Evaporation der Ausdünftung hemmte, die Tem— peratur der thierifhen Gewebe fih merklich firigern müffe, und daß fih durch diefe Erhöhung der Temperatur des ganz zen Körpers eine Art von Fieber entwideln werde, welchem das Thier zulegt unterliegen muͤſſe. Man wird fehen, wie irrig dieſer Schluß ift und mie fehr man ſich in der Wiſ— fenfhaft, namentlid in der Phnfiologie, vor Folgerungen a priori zu hüten hat. Sind Gonjecturen auch erlaubt, fo darf man fie dennoch, bevor die Erfahrung fie beftätigt bat, nie mit Zuverficht aufftellen; der Phyſiolog würde fonft haͤu— fig in die größten Serthümer verfallen. Zu unfern Verfuchen wandten mir Anfangs Thiere aus ſehr verfcbiedenen Gattungen an, nimlib Hunde und Ka— nindhen, blieben jedoch fpäter bei den leßtern allein ſtehen, weil fie viel früher fterben, alg die erftern, und man folgs lich bei ihnen die Beobachtung ohne Schwierigkeit Über die ganze Dauer des Erperiments ausjudehnen vermag. Bevor man die Kaninchen rafirte und beftrich, ward die Temperatur der Muskeln des Schenkels und der Vor— derbeine mittelft der tbermoelectrifchen Nadeln und dere Mul— tiplicatorg ermittelt, deren wir ung früher zur Beſtimmung der Temperatur der innern Theile des Menfden und der Thiere bedienten *). Wir verwahrten uns auch gegen die thermoelectrifhen Wirkungen, welche von der Erwaͤrmung *) Vergl. Nr, 150., beziehungemweife auch Nr. 343. der Nrucn Notizen, 15 135 der Berührungspunete der Stahlnadeln mit dem fie verbin: denden Stapldrabte herruͤhrten. Wiewohl diefe beiden Na: dein und deren Verbindungsdraht aus demelben Stable anz gefertigte und von derfelben Stärke waren, fo ift doch die Gleihartigkeit, zumal bei der Art und Weiſe der Commu: nication, welche Iediglih duch das AUneinanderliegen der Metalle bewirkt ift, nicht fo vollſtaͤndig, daß keine thermo: electeifihen Wirkungen ftattfänden, wenn die miteinander in Berührung befindlichen beiden Metalle (nicht?) ziemlich genau diefelbe Temperatur beiigen. Deßhalb hat man diefelben mittel? zweckmaͤßig angebrahter Schirme vor dem Cinfluffe der aͤußern Waͤrmeſtrahlen zu bewahren, fowie auserdem eine, bisher von den Erperimentatoren öfters vernachläffigte Vorſichtsmaaßregel anzuwenden, naͤmlich ſich durch vorlaͤu— fige Verſuche Gewißheit daruͤber zu verſchaffen, daß die beiden Nadeln genau dieſelbe thermoelectriſche Kraft beſitzen. Zu die⸗ ſem Ende reicht hin, daß man die beiden Loͤthſtellen in den Mund zweier Perſonen einfuͤhrt, deren Temperatur man fruͤher auf's Genaueſte ermittelt hat. Iſt die Temperatur beider dieſelbe, und haben beide, bekanntlich aus einem ei— fernen und einem kupfernen Theile beſtehende Nadeln dieſelbe thermoelectriſche Kraft, ſo bleibt die Magnetnadel auf dem Nullpuncte ſtehen; iſt jene Kraft dagegen verſchieden, ſo verhaͤlt ſich die Sache anders. Eine ſolche Verſchiedenheit muß aber bei der Berechnung und Vergleichung der Reſul— tate der Verfuche gehörig in Anſchlag gebracht werden. Wir haben, 3. B., gefunden, daß, wenn man zwei ganz gleihartig fheinende Nudeln in den Mund zweier ver— fbiedenen Perfonen brachte, deren Mund genau Diefelbe Temperatur hatte, die Magnetnadel jedesmal um 5° ab: wihb Wir waren daher bei unfern Verſuchen genöthigt, in Betreff der bedeutendern thermoelectrifhen Kraft der einen der beiden Nadeln eine Correction eintreten zu laffen. Der erwähnte Unterfchied ſtellt fih aber, je nach der Tempera— tur, bei welher man erperimentirt, wiederum verjchieden dar, worauf jedoh nur in dem Kalle Nüdfiht zu nehmen ift, wo die Temperaturen wenig (bedeutend 2) von derjenigen abs weisen, bei welcher man urjprünglich erperimentivte Bei der Beſtimmung der Temperatur mittelft thermoelectrifcher Apparate hat man alle Vorſichtsmaaßregeln mit ängftlicher Genauigkeit zu beobahten, wenn man nicht in große JIrr— thuͤmer verfallen will. Mir theilen nun die Reſultate der an zwei Kaninchen angeftellten Verſuche mit: Das erfte Kaninchen ward auf die oben angegebene Weiſe praͤparirt; indeg war das Haar nicht ganz kahl ab— talict worden. Man hatte die Zemperatur des Thieres vorz ber zu etwa 33° Grad ermittelt. Sobald der Ueberzug troden geworden, was nad etwa 5 Stunde der Fall war, fand man die Muskeln des Schenkels und der Bruft nur noch zu 32° temperirt. Mac Verlauf einer Stunde war bie Temperatur diefer Theile auf 24,60 gefunfen, worauf die Beobachtung nicht weiter fortgefeßt werden Eonnte. Mir ftellten denfelben Verfuh an einem andern, höchft forgfältig präparirten Kaninhen an, bei welchem das Haar ganz glatt abrafirt worden war. Man lief den, den gan— 196 zen Körper bedeckenden Anftrih binnen 1 Stunde abtrod: nen, und nach Verlauf diefer Zeit fand fih, daß die Tem— peratur der Schenfelmuskeln nur um 3° höher war, ale die der umgebenden Luft, welche damals 179 betrug. So hatte fid) alfo die Zemperatur des Thieres um 18° vers mindert. Anderthalb Stunden fpäter war es todt. Hat man niht nad) diefen Berfuhen zu fhliefen, daß ein raſirtes und mit einem foldhen Anftriche überzogenes Kas ninhen wegen des fchnellen Sinkens feiner Temperatur fterbe ? Mir theilen diefe Beobachtung nur vorläufig mit, um die erften Nefultate von bereits zahlreichen Verſuchen anzu— zeigen, die wir weiter fortzufeßen gedenfen, indem ung diefe Ergebnijfe für die practifbe Heilkunde, fowohl in pathologis fer, als in therapeutifher Beziehung, beachtungswerth fcheinen. Wir menden uns nun zu den Unterfuchungen in Bes treff der verfihiedenen Temperatur des Arterien: und Venen— biutes im Gentralorgane der Girculation. Unfere erffen mit dem bereits angedeuteten thermoelec— teifhen Apparate, behufs der Ermittlung der abfoluten und zumal relativen Zemperatur des Arterien: und Venenblutes, angeftellten Verſuche haben ftets dieſelben Reſultate gegeben, und wir fanden das Arterienblut durchgehends höher tempe— tirt, als da3 Venenblut. Da jedoch ſelbſt einige Mitglies der der Academie rüdjichtlih der Genauigkeit und Beweis: Eraft unferer Verſuche oder vielmehr Inſtrumente Zweifel gehegt haben, fo hielten wir für nöthig, nicht nur unfere Verſuche zu wiederholen, fondern auch nach dem thermoelec: trifchen Apparate noch das Thermometer in Anwendung zu bringen. { Wir ftudirten demnach die Temperatur des Arterien fowohl, als des Venenblutes mit Hülfe von aͤußerſt em— pfindlichen Thermometern mit ganz win igen Kugeln. Zu dieſem Ende fuͤhrten wir unſer Inſtrument in die Herzoh— ven, d. h. in die Behälter ein, in welche das Blut, nach— dem es feinen gungen Kreislauf duch den Körper vollendet bat, ſich einerfeits zuletzt ergießt (das rechte Herzohr), und in welche es andrerfeits direct aus den Lungen gelangt (das linke Herzohr), nachdem es nur den Eurzen Weg durch die Lungenvenen zurüdgelegt hat. Diefe an Hunden angeſtell— ten und öfters wiederholten Verfuche haben ung gleichartige Nefultate, d b zu Guniten des Arterienblutes ftets eine um den Bruchtheil eines Grades höhere Temperatur ges geben So ermittelten wir, z. B., bei dem legten Verſuche: 1) Die Zemperatur des Blutes im rechten Herzohre eines Hundes zu ⸗ 37,50° 2) In dem linken Herzohre deffelben Thieres zu 38,15° Unterfchied zu Gunften des leßtern + 0,65° Aus diefem Nefultate ergiebt fh nicht nur, dag das Urterienblut etwas wärmer iſt, als das Venenblut, fondern wir werden dadurch auch auf die Anficht geleitet, daß das Blut feine Wärme in den Lungen erhält, was bereits meh: 197 rere Phyfiofogen angenommen haben, während andere diefe Meinung beftritten. Nah Laplace und Haffenfras findet nämlich die Erhöhung dev Temperatur des Blutes in den Lungen, jedoch auch während deffen ganzen Laufes durch das Arterienfyftem, ftatt. Joſſe wollte die Erzeugung der thierifhen Wärme von der Grnährung abhängig machen, während, nab Paris *), die Entbindung jener Wärme von den Secretionsproceffen berrübren fol und Williams behauptete, diefe Erzeugung fen der Entwidelung derjenigen Waͤrme analog, welche bei der Gährung frei wird, weil die organiſchen Stoffe dadurch in einfachere, d. h., aus einer geringern Anzahl von Atomen zufammengefegte Materialien verwandelt werden. Zreviranug *) meinte, das Blut erleide bei der Verwandlung aus Arterien- in Wenenblut eine Bolumverminderung und verliere bei diefer Verdichtung an Gapacität für die Wärme; hieraus müffe eine Tempera— turerhöhung entftehen und deßhalb das Venenblut wärmer ſeyn, als das Arterienblut. Man wird einichen, daß alle diefe Theorieen mehr auf einer Gedanfenfpielerei, als auf Beobahhtungen beruhen, daß, z. B., die Theorie des Tre— viranus mit unfern Erfahrungen durchaus im Wider: fpruche fteht und, da fie jeder gehörigen Begruͤndung ent— behrt, durchaus auf Eeine Beachtung Anfprucd machen kann. Was die Art und Weiſe betrifft, wie fib die Wärme bei'm Athemholen entwidelt und wie diefe Wärme dem Urterienblute überliefert wird, fo gehört die Ergründung die: fer Erfcheinungen einer andern Reihe von Unterfuchungen an, während wir bier lediglich darthun wellten, daß das rothe Blut im linken Herzohre wirklich eine höhere Tempe: ratur befist, als das Venenblut im rechten Herzohre. Als lerdings dürfte man ung entgeinen, daß diefe höhere Tem: peratur des Arterienblutes vielleicht nur ſcheinbar fey und von der mehr oder weniger tiefen age der Arterien im Thierkörper herruͤhre. Wir ſelbſt haben bei Gelegenheit un: ferer erften Verſuche ermittelt, daß das unter der Haut lies gende Zellgewebe weniger hoch temperirt ift, als das Herz und die Muskeln oder die tieferlienenden Organe. Da nun die Venen im Durchſchnitte oberflächlicher ſtrei— den, als die Urterien, fo muf das Venenblut ſchon aus diefem Grunde eine niedrigere Xemperatur haben, als das Arterienblut, fowie das im Winter tief aus der Erde quellende Waſſer wärmer ift, als dasjenige, welches län: gere Zeit an der Erdoberfläche hingefloffen ift. Nach den von Herin Martin ein Sabre lang ange: ftellten Beobachtungen ift die Zemperatur der Oberfläche des menfchlichen Körpers an dem Unterleibe 28,30° N, ander Bruft 26,4 bie 29,60, an der Hard 23,2 big 29,6°, am Fuße 26 — 27°. J. Davy hat unter dem Nabel 28°, an ber Bruft 27,1 bis 27,5°, an dem Schenkel 27,5°, am Unterfchenfet 26,2 bis 27,1°, mittın an der Fuffoble 25,7° gefunden. Am böchften zeigt fi die Temperatur in ben Organen, welche fi) in der unmittelbaren Nähe des *) Deutfches Archiv, Bd. II., ©. 340. **) Biologie, Bd, V., ©. 61. 198 Zwerchfells befinden. So war fie, nah Hunter's Beob— achtungen *), bei einem Hunde im Maftdarme 30,4°, in der Subftan; der Keber 30,50%, im Magen und rechten Herzventrikel 30,60%; bei einer erftarrten Hafelmaus mitten in der Abdominalböhle 19°, unter dem Zwerchfelle 21° und in der Leber 22°, J. Davy **) fand die Zemperatur des mittlern Theils des Gehirns bei einem vor einer Viertelfiunde ges fhlachteten Lamme zu 52°, im Maftdarme zu 32,2°, an der untern Seite der Leber und im rechten Herzventrikel zu 32,40, in der Subftanz der Leber und der Lunge zu 33%, im linken Herjventrikel zu 33,5° ***). Sollte es fih mit dem Blute ebenfo verhalten und daſſelbe im linken Ventrikel nur defhalb wärmer ſeyn, weil 8 aus tieferliegenden, vor der Einwirkung der aͤußern Agen— tin mehr geſchuͤtzten Theilen fommt, da dann das im tech= ten Herzohre befindliche Wenenblut defhalb niedriger tempe— rirt feyn wuͤrde, meil e8 in dem oberflächlicher liegenden Ge— fäßen der Einwirkung jener Aufern abfühlenden Agentien unterworfen geweſen ift? Wir werden uns über diefen Punct in einem andern Artikel ausfprecen. Mir haben erkannt, daß das Blut des linken Ventrikels wärmer if, als das des rechten WVentrifelg, und befchränfen uns vor der Hand darauf, diefe Thatſache anzufündigen, ohne deren Urfache ergründen, oder Folgerungen aus derfelben herleiten zu wollen. Wir haben dieſelbe mittelft des thermoelectri= ſchen Apparats, ſowie mittelft des Thermometers fiftgeftellt. Unfer Zweck iſt fomit erreicht und dieſe Thatfache für Die Miffenfchaft gewonnen. (Comptes rendus des seances de l’Academie des Sciences, T. Xlil., No. 16, 18. Oct. 1841.) Ueber den Rootsmann. (Brief des Dr. M. Edward Moore zu Plymouth an den Her: ausgeber der Annals and Mag, nat. hist.) Sch berichte Ihnen beifolgend über einen Lootsmann (Naucrates s. Gasterosteus ductor), din id mir cm 8. November vrrfchaffte und der infofern noch beſonders merkwuͤrdig it, als er in füßem Waffer gefangen werden if. Der Mann, von dem ich dieſen Fifch erhielt, ging gerade Bei Pinmpten über die Et. Mary's Brüde, als er mehrere Leute mit dem Fange eines fonderbaren Fiſches an einer feichten Stelle des Fluffes Tory-brook (eines Armes des Plym) beſchaͤftigt ſah. Er fam ihnen mit einem ſpiz— zen Stode, den er fich ſchnell von einer Hede gefchnitten, zu Hülfe, und es gelang ibm, den Fiſch anzufpießen. Ich erhielt denſelben noch am naͤmlichen Tage ganz friſch, und fand, daß er in manchen Stuͤcken von Herin Varrell's Befchreibung (British Fishes, Vol. I.) abwich, obwohl *) Observations on certain parts of animal economy, p. 9% **+) Deutfches Archiv für Penfiolegie, Bd I. **) ©, Burdach, Phyficlogie, Bd IX. ©, 644. 15* 199 die Verfchiedenheit nicht bedeutend genug war, um einen ſpecifiſchen Unterfhied zu begründen. So gingen die Streis fen nicht um den ganzen Körper deffelben, fondern was ten an dem fihön dunkelpurpurroth gefächten Rüden nicht wihtzunehmen. Von der Seite gefehen, ſchienen fie kaum bis an die Seitenlinie zu reihen. Die iris war nicht goldgelb, fondern dunkelbraun, und die Außerften Spitzen der Beuftloffen, Bauhflofen und Schwanzfloſſe waren weiß und durchichlinend. Der Fiſch war 12 Zoll lang, 1 Zoll bo), hielt am After (vent) 7 Zoll (2) im Umfange und wog 114 Unzen Us nah einigen Tagen die Farben ver: blihen, verwandelte ſich das ſchoͤne metallifhglänzende Stahl: blau am Lnterleibe in ein mattes Eiſengrau; die Streifen zeigten ſich nun rings um den Körper des Fiſches, und das braune Pigment der iris zog fih zufammen, fo daß da: unter ein glänzendgelber Kreis fihtbar ward, Ich muß daher annehmen, daß Herrn Yarrell's Befchreibung nad) einem nicht ganz frifhen Exemplare aufgefest worden fey. Nah der Angabe der meiften Schriftfteller ift der Kootsmann bei uns felten; doch halte ih ihn unter allen eigentlid) im Mittelländifhen Meere vorfommenden Fifchen für den häufigen Here Yarrell führt in feinem oben: genannten Werke Fälle an, wo man, 1831 und 1833, an den enzlifhen Küflen eine ziemliche Anzahl Exemplare auf einmal gefangen hat, und mic find noch mehrere ähnliche befannt. So wurden im Juli 1835 zwei Eremplare ges fangen, von denen fih eins im biefigen Inſtitute befindet. Im Ditober 1333 folgten zwei einem Schiffe in unfern Hafen, und eins derfelben fing ich felbft. Noch eins, wels ches im Jahre 1359 erlangt wurde, ift im Mufeum der biefigen naturforfchenden Gefellfhaft zu feben, Ich habe bemerkt, daß fih der Lootsmann gemeinig: lich zugleih mit den Makrelen, Häringen oder Sardellen an unfern Küften einfindet, wo fich auch verfchiedene Arten von Haien in Gofellfhaft des Lootsmanns mit einftellen. Dies iſt jedoh der erfte mir befannt gewordene Fall, wo man ihn in füßem Waſſer angetroffen hat und zwar in eis nem Eleinen $lüßben, 14 englifhe Meilen über der hoͤch— ften Stelle des Piym, bis zu welcher die Fluth reicht. Der Fiſch war dorthin wohl nur zufällig aus dem ihm zu: fagenden Elemente gerathen, und würde unfkreitig dort nicht lange am Leben geblieben feyn, da ich in deffen Magen, außer etwas dünnem Schleime, nichts fand *). (Annals and Mag. of nat. hist. No. LI. Dec. 1841.) *) Die uns mit überfandte Abbildung ſtimmt mit den beften Abbildungen des Lootsmanns überein. Der Herausgeber der Annals etc. Miscellen Von augeblih ganz neuen mifrofcopifhben Ents deckungen, welche mit einem neuen Inftrumente von Ploͤßl ger macht worden find, fpricht eine Mittheilung der Wiener Zeitung am 200 Schluſſe folgendermaagen: „Das Erfte, was mit biefem herrlichen Jiſtrumente beobachtet wurde, war ein Draht von Uranmetall, mic plarinenen Endjpigen bewaffnet, durch weldyen ein magnetozelecz trifger Strom geleitet wurde, Schon mittlere Vergrößerungen ließen bei greller Beleuchtung die eleckrifhe, ſtets Shwankende At— moſphaͤre veutlih ertenaen. Als aber die acht ftärkiten Oculare angewendet wurden, Löj’te ſich dieſelbe in deutlich wahrnehmbare unzählige Kuͤgelchen auf, die in raſcher Bewegung jpiralförmig um den Deaht Ereifend, ein Außerft merkwuͤrdiges Schauſpiel boten. Mannigfah waren die Erfheinungen, welche das Deffnen und Schließen der magneto galvanifhen Kette hervorbrachten, befonders mean der pofitive Pol abwärts gekehrt war”. (Ausfuͤhrliches über diefe auffalenden Angaben ift verſprochen und alfo zu erwarten !) Ueber die Shlauhhaut:Shwämme (Hymenomy- cetes), welche die vollfommenjten Gebilde der Pilze ausmachen und duch eine Fruchthaut yaracterijirt werden, die den mannigfaltig ge= formten Fruchtboden überzicht, gab Herr Dr. Klotzſch am 15. Fee bruar, in der Sigung der Geſellſchaft naturforichender Freunde zu Berlin, einige Erläuterungen. Die Schlauchhaut-Schwamme zerfallen in zwei Claſſen, nämlih in Außenſporen (Exosporae), an den auf der Oberflaͤche der Fruchthaut ſich frei entwickelnden Sporen Eenntiih, und in Innerfporen (Kndosporae), mwenn die Sporen innerhalb der längsweife neben einander liegenden Zellen, welche die Fruchthaut bilden, in beftimmter Anzahl vorkommen. In beiden Blajfen wies der Dr. Klogjd Organe nad), weldye ihm mit den Antheren der phanerogamifgen Gewächie analog zu feyn fhienen, was er dadurch zu beweilen fuchte, daß die in Ddiefen Saden hangenden Sporen ohne Ausnahme binnen vierundzwanzig Stunden auf einer Glasplatre Erimten, während diefes mit den Sporen, welche nit mit diefen Säden in Berührung kommen, nicht der Fall ift. (B. N.) Ueber die Frage, ob die Bewegungen des Ma: ensvomn. vagus oder vom n. sympathieus magnus ee intercostalıs) abhängen? hat Derr Longet der Acade- ınie des sciences zu Paris cine Mi theilung gemasht, da bekanntlich die Anſichten der Naturforfcher getheilt ind. Herr L. bat Hunde ge: öffnet und dargethan, daß bei ten meiſten derfelben div Reizung des n, vagus deutlihe Contractionen im Magen zu Wege bringt. Oft fchien, während des Verſuchs, das Eingeweide wie in der Mitte zufammengefhnürt. Bei andern Hunden war die Erfchei: nung weniger deutlih und zumeiler kaum bemerkiih. — Nachdem er dieſe Verfuhe an mehr als 40 Dunden wiederholt harte, erz Eannte Derr &., daß die Urfahe von der Berfhiedenheit in den Refultaten von der Epoche abhängt, wo man operirt. Wenn das Thier im Zeitpuncte der Magenverdauung geöffnet wird, fo find die durh die Reizung der nn, vagi hervorgebradhten Bewegungen boͤchſt deutlich; dagegen find jie um fo ſchwaͤcher, je weiter man von dem Zeitpuncte der Chymification entfernt und jemehr der Magen zufammengezogen ift. Diele verfäiedenen Zujtinde find völlig geeignet, die Verfhiedenheit der Meinungen über einen, als lem Anicheine nad, fo Leicht in’8 Klare zu ſetzenden Gegenftand zu erflären, und man ſieht leicht ein, wie das Erperimentiven unter verfchiedenen Bedingungen entgegengefegte Refultate liefern Eönnte. — Auch hat Herr 8. gefunden, daß man die Höbe, wo man an dem n, vagus die Reizung anbringt, mit in Anfchlag bringen muß. Ze näber am Magen man den Nerven reizt, deſto deutlicher zei— gen fich die Sontractionen jeneg Eingeweides. — Enblih, wenn Herr L. die Fäden des n, intercostalis und die ganglia se- milunaria reigte oder galvanifirte, bat er niemals die geringfte Bewegung in den Wänden des Magens wahrnehmen Eönnen, Das Mufeum der Naturgefhihte zu Paris hat wieder eine bedeutende Bereiherung erhalten, indem ihm Herr von Gaftelnau die Eoftbare naturbiftorifche Ausbeute feiner fünfe jährigen wiffenfchaftlihen Reifen in Nordamerica geſchenkt hat und ſich felbft zu einer neuen Reife nad) dem füdlichen America vor: bereitet. 201 202 RB 2 + Jung Ak Se wohl > Ausweichung der Sehne des langen Kopfes des biceps brachii aus ihrer Synovial-Scheide. Bon Herrn Partridge, Erfte Beobahtung. — Ein alter Mann hatte fih, in Folge eines Falles aufden Elbogen, eine (nicht nd= her bezeichnete) Verlegung der Schulter zugezogen. Sechs Monate nachher erlitt er einen neuen Unfall, der feinen Tod herbeiführte. Man hatte beitm Leben die Natur der Schulterver— legung nicht erkannt; die Schulter zeigte eine eigenthüms liche Deformität, welche eher von einer unvollftändigen us ration, als von einer Fractur berzurähren fchien. Das Schultergelenk war an der Aufern und binteren Seite abs geflacht, und der Kopf des humerus (eine Hrrvorragung nah Born und Oben bildend) ftand mit der untern Fläche des acromion in Berührung, gegen welches dag tuberculum minus bei den Bewegungen der Abduction fi fügte. Die Contractionen de8 biceps waren fo ſchmerzhaft, daß es dem Verletzten unmöglid war, irgend etiwas von der Er: de aufzuheben. Die anatomifche Unterfuchhung der Theile ergab, daß bie Sehne des caput longum bicipitis aus der Furche des humerus herausgetreten war; außerdem zeigte das Schultergelenk Spuren von Entzündung. Zweite Beobahtung — Ein Mann Iurirte jich den Oberarm nah Vorn. Die Nepofition ging fehr fchwer von Statten; da der Verwundete noch andere Verletzungen erlitten hatte, fo ftarb er einige Tage nachher. Man fand die Sehne des biceps ausgewihen und an der hintern Seite des Schultergelenks liegend. Durch diefen Umftand erklärt der Verfaffer die Schwie- rigkeiten, welche die Neduction in diefem Falle dargeboten hatte, eben fo in dem erften Falle die Ausweichung des humerus dur die der Sehne des biceps. In der That mußte jener Knochen, da er von der Sehne nicht mehr feft gehalten wurde, duch die Muskel: Action nad) Oben gezogen werden, Nach dem Berfaffer wird diefe Art Verlegung oft mit denen des Schultergelenkes verwechfelt. Sieben Fälle, welche diefe Anſicht unterftüßen und in denen diefe Sehne entweder zerriffen, oder aus ihrer Lage gewichen war, find von Heren Gregory Smith (London Medical gazette, tom. XIV.) mitgetheilt worden. Nur der Zufall hatte bei der Section der Cadaver dieſe Dislocation entdeden laffen. Herr Partridge meint auch, daß die fogenannten unvollftändigen Luxationen des Oberarms mit diefer Art der Sehnenausweihbung in Verbindung ſtehen. „Man Eennt, fagt er, „nur drei Beobachtungen derartiger Rurationen, von melden eine ausführliche Befchreibung der bei der Obduction gefundenen Verletzungen mitaetheilt worden ift, und die von Herrn Hargrave in einer intereffanten Abhandlung zu= fammengeftellt worden find? Im erften Falle war die Sch: ne zerriffen; in dem zweiten, in den hirurgifhen Wers fen von U. Cooper veröffentlichten Falle hatte daſſelbe ftattgefunden; die dritte, in den Lecons orales von Dupuptren erwähnte, Beobachtung fhmeizt über diefen befondern Umftand.” (Aus Lond. Med. and Chir. Transact. Juny 1841 in Archives gen. de med., Octobre 1841.) Ueber die Wirkung des Bleies auf das Zahnfleifch. Bon Dr. Henry Burton. Es giebt vielleicht feinen Zweig der Medicin, ber wichtiger wäre, als der, welcher die Unterfuhung der zur Verhütung und Heilung der Krankheiten angewantten Mittel zum Gegenftande hat. Allein, trog der zahlreichen Beobachtungen, welche in Bezug auf die mediciniiche Wirkung verfhiedener Subſtanzen gemacht, trog der vielen wohlgeleiteten Verſuche, die zu diefem Behufe an- geftellt worden find, ift dennoch die Summe der Erfahrungen, die man durch diefe Unterfuhungen gewann, nur gering im Verhält- niffe zu der Arbeit, die man darauf verwendet hat, um zu benfel ben zu gelangen, und unfere Kenntnig von den Wirkungen der Arzneimittel iſt noch immer fehr mangelhaft. Nichtsdeſtoweniger liefert die Gefchichte der Chinarinde, der Sodine, des Mercurs und Ammoniums den Beweis, wie viele Vortheile man bereits der Entdedung neuer Mittel zu verdanken bat, und berechtigt zu ber Erwartung, daß die Therapie durch künftige Entdedungen weitere Vervollkommnungen erfahren werde. Indeſſen weichen die Meinungen der Therapeuten oft über die Wirkungen eines und deffelben Mittels fehr voneinander ab, und bei einer ähnlichen Veranlaffung, während ich nämlidy damit bee fchäftigt war, durd eigene Unterfuhungen die in den Werfen ent— haltenen Angaben über vie Wirkung des Bleies auf den Menfchen zu beftätigen oder zu widerlegen, war es, daß ich ein interefjans tes Phänomen beobachtete, welches, fo viel mir bekannt ift, bis— jegt noch nirgend erwähnt worden und für die practifche Mebicin von Nugen zu ſeyn feheint. Mehrere medicinifhe Schriftftellee haben behauptet, daß zu: meilen in Folge der Einwirkung des Bleies, wenn dieſes in einem fehr fein vertheilten Zuftande in den menschlichen Körper gelangt ift, Salivation entftche. So berihtet Dr. Warren (Med, Trans. vol. I. p. 87), daß unter 32 von Bleicolit ergriffenen Perfonen vier waren bei denen jich täglidy eine mebrere Stunden anhaltente Salivation einftellte, und daß in Kolge diefes Speichels fluſſes die Colikſchmerzen aufhören. Ebenfo fagt Dr. Chriſt i— fon, indem er von der Wirkung des Bleies auf den Menſchen und von den Symptomen, durd melde fie ſich äußert, ſpricht: „Der Speichel wird in größerer Quantität abgıfondert und erhält eine bläuliche Färbuna’. (Abhandlung über die Gifte, 1829 und 1836). In gleicher Weile fagt Dr. A. T. Thomſon: „Der Eprichet nimmt eine bläulihe Farbe an”, Allein diefen berühmten Autoritäten ift, wie ich glaube, die eigenthuͤmliche Entfärbung am Zabnfleifche, welche in Koige der Reforption des Bleies entftebt, und deren nähere Befchreibung der Hauptzweck diefes Auffages ift, entgangen. Meine Autmerkfamkeit wurde zuerft im Jahre 1834 auf diefes Phänomen gelenkt, als man von einem unter der Ber bandlung meins Freundes, Dr. Roots, ſich befindenden Kranken berichtete, daß er während des innern Gebrauds des Plumbum ace- tieum falivirt babe. Seit jener Zeit babe ich es mir zur Ge wohnbeit gemacht, die Mundhöhle aller derjenigen meiner Leitung anvertrauten Kranken zu unferfuchen, die entweder im Verfolge ihrer aewehnlichen Beſchaͤftigungen der Einwirkung des Bleies aus: geſetzt waren, oder den Bliizuder als Mebdicin genommen hatten. Das Refultar diefer Unterfudhungen war bödft wichtig, denn fie haben zu der Uebergeuaung geführt, daß eine Galivation im ge— wöhnlichen Sinne des Wortes unter 86 Fällen von Bleicolif (der 203 von mir unterfuhten Anzahl) nicht ein einziges Mal vorkommt, eben fo wenig, wie diefelbe in den 14 Fällen von Lungenkrankhei— ten, die ich mit Plumbum aceticum behandelte, eingetreten ift. Dagegen zeigte ſich in fämmtlichen 50 Kranken eine eigenthümlice Färbung am Zahnfleifhe, welche ich an dem Zahnfleifche mehrerer hundert Kranken, die nicht unter dem Einfluffe des Bleies ftan- den, nicht wahrnehmen Eonnte, und welche, wie ich glaube, durch ein anderes inneres Mittel erzeugt werden Fann, Diefes Zeichen wird, meiner Anſicht nach, die Aerz’e in den Stand fegen, in denjenigen Krankheiten, welche von der unzwei⸗ felhaften Gegenwart des Bleies abhängen, mit größerer Leichtig— keit, als bisher, eine genaue Diaanojis zu ftellen, fowie in man— ben Faͤllen das Eintreten der Bleicolit im Verlaufe anderer Krankheiten, die mit Bleipraparaten behandelt werden, zu ver: hüten. Die in Rede ftehende eigenthümliche Färbung wurde bei allen 50 Kranken genau unterfuht, und obgleich fie in Bezug auf Ina und Ertenfität etwas variirte, wird doch folgende Beihreibung auf bie Mehrzahl der Fälle, in welchen fie beobachtet wurde, ge— nau paffın. Die übrigen auf den Zuftand der Mundhöhle bezuͤgli— Ken Erſcheinungen, die man bei diefen Kranken noch außerdem wahrgenommen hat, boten weder etwas Cigenthümliches dar, noch waren fie immer zugegen. — Die Ränder des Zahnfleifhes zweier oder mehrerer Zähne jedes Kiefirs waren genau von einem ſchmalen, ungefähr 5 Zoll breiten, bieifarbnen Rande begrängt, während die Subſtanz des Zahnfleifches ihre gewoͤhnliche Farbe und Befchaffenheit zeigte, Toweit fich dieſes durch eine Veraleichurg mit dem Zahnfleiſche anderer, in derfelben Abrheilung des Dofpiz tals befindticher Kranken beftimmen ließ. Es war weder eine con= ftante Anſchwellung, Weichheit oder Empfindlichkeit deffelben, noch auch ein eigenthümlichee Geruch des Athems zugegen; ebenfowenrig Eonnte man bei irgend einem von den 50 Kranken einen vermehr: ten Speichelfluß bemerken; auch bei dreizehn von denjenigen Kranz Een, welche mit Plumbum aceticum behandelt wurden, behielten die Subftang des Zahnfleifches, der Geruch des Athems, fomwie die Menge und Farbe des Epeichels nach der Erfcheinung der blauen Linie diefelben Charactere bei, die fie dor der Anwendung des Bleipräparats zeigten; bloß bei’m viergehnten Kranken, der in Folge von haemoptysis ftarb, wurde das Zahnfleifh, welches vor dem Gebrauche des Bleies aefchwollen und aufgelocdert war, nad) dem Erſcheinen der blauen Linie zufammengezogen und feſt. Bei der Unterfuhung der Mundhöhle in Bezug auf die Wir— tungen des Bleies muß man fich erinnern, daß das Zahnfleiich und der Athem folcher Kranken, die Hofpitäler befuchen (und die gewöhnlich die Reinigung der Zähne vernachlaͤſſigen), fehr oft et= was Ungefundes darbieten, das von der conftitutionellen Krankheit, die vom Bleie entfteht, gang unabhangig iſt; fowie denn auch das Zahnfleiſch bei vielen der von mir unterfuchten Kranken, fie moch— ten unter dem Einflufe jenes Metalle ftehen oder nicht, entweder ulcerirt, arfchwollen, oder durch Incruſtationen theilweife von den Zähnen aclöf’t war; jedoch auch bei den Kranfen mit ulcerirtem Zahnfleifche war die eigenthümtliche bleifarbene Linie deutlich aus: gefprochen. Ich erinnere mich nicht eines einzigen Beilpiels, mo nah dem innern Gebrauche des Bleies jenes bfutige, aufgelok: Eerte Zahnfleifch bemerkt worden wäre, das dem Scorbut fo eiaens thuͤmlich ift; auch, alaube ich, ftimmt e8 weder mit der Erfah: runa, noch mit der Vernunft überein, daß ein fo Eräftiges uud in Hämorrhagiven fo wirffames Adſtringens zu aleicher Zeit eine hae- moptysis ftillen und ein biutendes aufgelodertes Zahnfleifch erzeu— aen fol. Auch derjenige Zuftand des Zahnfleifches und der Speicheldrüfen, welcher duch Mercurial:Präparate herbeigefuͤhrt wird, hat mit den von Bleimitteln erzeugten Beine Aehnlichkeit, denn in ven 14 Fällen von mit Bleizucker behandelten Lungenkrank— beiten hat man weder Schmerz noch Hitze, noch Roͤtbe oder Ans ſchwellung des Zahnfleiſches, die characteriftifchen Merkmale der Morcurial-Einwirfurg. bemerkt; ebenſowenig mar die gerinafte Vermehrung der Speichelfecretion oder ein Lockerwerden der Zähne vorhanden, obgleich die blaue Einie bei allen 14 Kranken zu fehen war; ja diefe verlor fich gerade bei denjenigen wenigen Kranken, 204 denen man Calomel in folder Quantität gegeben hatte, die bins reiht, um den Organismus zu afficiren, Ih muß jedoch, um ganz aufrichtig zu feyn, berichten, daß, nah Dr. Thomfon’s Behauptung, auf große Dofen von Plum- bum aceticum „Turgeſcenz dis Zahnfleifchee folgen fol; ſowie auh, daß mein Freund, Here Moyle von Chacewater, der Wirkung deffelben Salzes eine geringe Anfchwellung der Subma— rillar-Drüfen und eine Empfindlicgkeit in denfelben, wenn fie ges drückt werden, zuſchreibt; aber in keinem Falle Eonnte er irgend eine Vermehrung der Speichelfecretion entdecken; ferner bemerkt er, daß in einem Falle das Zahnfleiſch feſt, troden und etwas blaß war, mit Ausnahme der Ränder, wo er die bfaue Linie beobach— tete. Ich will nun keineswegs behaupten, daß Salivation und Anſchwellung des Zahnfleifches durch die innere Wirkung des Bleies niemals entftehen; aber die Behauptung wage ich, daß fie nur felten und keine characteriſtiſchen Erſcheinungen feines Einfluffes find. Dagegen ift die blaue Färbung ein ganz conftantes Sym— ptom, das allen übrigen unzweifelhaften Symp!omen der Bleiein= wirkung vorangeht und bleibend ift, fo daß man es Monate lang und bis zum Zode des Kranken beobachtet hat; ja bei manden Individuen erfchien dalfelbe einige Etunden nad) dem Zode und bevor die Faͤulniß eintrat, noch deutlicher, als während des Le— bens. -- Der patbognomonifhe Werth diefes Zrichens wird um fo mehr fteigen, je regelmäßiger daffeibe unter ähniichen Umffänden erfcbeinen wird; und wenn in einigen Fällen, wegen der Schwies rigkeit, die umdeuttich ausgefprochenen Farbennuͤancen voncinander zu unterfiheiden, einiger Zweifel über die Gegenwart deſſelben ent— ſtehen follte, fo wird diefer baid fchwinden, wenn man fortfährt, den Kranken der Wirkung neuer Gaben Bleies auszulegen. In allen Fällen aber wird diefes Phänomen einige Wichtigkeit haben, wenn man es in Verbindung mit den gemöhnlicdhen Symptomen, durd) welche die Gegenwart des Bleies fi) Eund giebt, beobachten wird. Bon der Wihtigfeit der Unterfuhung des Zahnfleifhes viel— fach überzeugt, babe ich abſichtlich, Behufs der Entdeckung der blauen Faͤrbung, 54 Kranke, fowohl Männer, als Krauen und Kinder, an einem und demfelben Tage unterſucht; bei 52 derſel— ben iſt nichts Befonderes bemerkt worden; bei den übrigen beiden jedoh zeigte fih unerwartet die blaue Linie, und in beiden Fällen feste jie mid in den Stand, eine genaue Diagnofe zu ftellen. Der Eine diefer Kranken hatte vor feiner Aufnahme in’s Ho— fpital drei Monate in einer Bleiweiß: Fabrik, der Andere in einer Glashütte gearbeitet, und bei Beiden war eine leichte Lähmung der Dandgelenke zugegen, welche ich bei der erften Unterſuchung überfeben hatte und von den Kranken felbft nicht beobachtet wor— den war. Später behandelte ich zwei andere Kranke, bei denen die blaue Linie ungewöhnlich ftarf entwidelt war; deſſenungeachtet Eonnten. fie mir Feine befriedigende Auskunft darüber geben, ob fie je der Einwirkung des Bleies ausgefegt waren, obgleich fie. außer der blauen inte, auch noch die gewöhnlichen Erfheinungen, die man dem Einflufe diefes Metalls zufchreibt, darbieten: in beiden Faͤl— len aber zeigte jih der diagnoftifche Werth unfıres Phänomens recht deutlih, und fie verdienen daher einer ausführligern Er— wähnung. Der erftere diefer beiden Kranken war ein Zimmermann. Er batte nie in Blei gearbeitet und Eonnte fich auch nicht erinnern, je dem Einflufe deffelben ausgefegt geweſen zu feyn; aber unge: fähr 4 Sabre vor feinem Eintritte in's Hofpital war er von einer fhweren Krankheit beimgefuht worden, in Folge deren eine par— tielle Lähmung der Finger feiner linken Hand zurücblich. In jes der andern Hinfiht war feine Gefundheit vollfommen wiederherge— ſtellt und blieb auch fpäter unaeftört, bis einige Wochen vor dem Zeitpuncte, wo er in meine Behandlung Fam. Es ftellte fich da allgemeine Mattigkeit und das Gefühl von Schwere in den Scene fein ein; fein Appetit verlor fih, und fpäter litt er an einem Schmerze im Maaen, ber fid von hier aus über beide Bruftfeis ten bis zu den Schultern binauf und dann abwärts in die Arme verbreitete; der Leib war feit den legten acht Tagen vor feiner 205 Aufnahme in's Hofpital verftopft geweſen, und mährend dieſes Zeitraums hatte ſich Öfteres Erbrechen eingeftellt. Seine Näachte verbrachte er ſchlaflos; fin Puls zeigte 96 Schläge und war weich und regelmäßig, die Haut warm, feine Gefidytszüge blaß. Außer diefen Symptomin bemerkte man nody, wenn der Kranke die Arme ausſtreckte, Zittern in den Händen, fowie am Zahnfleifche ganz deutlich die bieifarbene Randlinie. Alte diefe Eymptome zufam- mengenommen, wirfen auf die Gegenwart einer colica saturnina und einer paralysis der Dandgelenke hin; auf weiche Weiſe aber das Blei in den Körper gelangt fey, konnte nicht ermittelt werden. Der zweite Kranke war ein Corduanmacher, der bis zu feiner Aufnahme in’s Hofpital in der Provinz gebt hatte, Er war blaß, mager, von einer Lahmung der willtührligen Muskeln gänzlid) frei, hatte aber mehrere Jahre hindurch in Zwifchenräumen wieder— bolte Solifanfälle gehabt, durch welche er ſiebenzehn Mal das Bert zu hüten genöthigt worden war. Während dieſer Anfälle batte cr heftige Schmerzen im Unterleibe, bäufiges Erbrechen, bartnädige Verftopfung, ſchlafloſe Nächte und Erinen Appetit. — Sein Zabnfleifhy war elwas angeſchwollen, obgleich nicht ftärker, als man es bei ‚5 aller Kranken wahrnimmt , die in dın Hofpitäs lern Hülfe ſuchen; auch war dafjelbe ganz deutlich von der blauen Linie begränztz; aber ein anderer Beweis, daß der Kranke der Einwirkung des Bleies ausgeſetzt geweſen fey, konnte nicht aufge- funden werden. Ich glaube jedoh, daß, troß der Abweſenheit überzeugender Beweiſe, diefer Kranke ſowohl, als der erſtere, un— ter dem verderbliden Einfluffe jenes Meralls geitanten habe. Denn obaleidy Keiner von ihnen die Urſache feiner Krankheit anzu— geben wußte, fo ergibt ſich doch aus einer Vergleihung der Ge: fammtheir der Symptome, die man bei beiden beobachtet hat, mit denjenigen Thatſachen, welche in den zablreihen Berichten als Kol: gen der Einwirkung des Bleies auf den Menſchen angeführt find, mit der arößten Wahrfcheintichkeit, daß fie unwiſſentlich dem Ein: fluffe diefes Metalls ausgefegt geweſen feyen, ta es fo viele Ver: anlaffungen giebt, bei welchen dafjelbe „unbemerkt und unvermu— tbet in den menſchlichen Körper Eingang finden kann’. Diefe bei— den Kranken mögen daffılbe, z. B. mit Waffer mitgetrunfen ha— ben, weiches durch bleierne Röhren aus von Blei gebauten Gifternen geleitet, oder durch bleiernes Pumpwerk aus Quellen in die Höhe ges boben war, welches beide gethan zu haben zugeſtanden; oder dafs ſelbe mag mir ihren Epeifen dadurdy eingeführt worden ſeyn, daß es fih von dem damit glafirten Kochgeſchirre losgetrennt hatte; oder endlich fie mögen bei ihrem täglichen Gefhäfte den Dämpfen von Bleifarben ausgefegt gewefen feyn, die von ihren Nebengefellen benugt wurden. Durh fremde ſowohl, als durch eigene Erfahrung belehrt, glaube ich die Ucherzeugung ausſprechen zu dürfen, daß die unbes merkte Einführung des Bleies in den menschlichen Körper fortwähz rend in einer weit größeren Ausdehnung ftattfinder, als man ges wöhnlich alaubt, und daß es oft einen Cemplex zweifelhafter Sym— ptome erzeugt, fo daß man feine Gegenwart nur ſchwer erkennt. Denn, wenn audy der Einfluß des Bleies auf den Körper dann leicht zu entdecken ift, wenn die Eymptome beftig find und in der erwarteten Reibenfolge nach einander eintreten, fo ift dieß doch keineswege der Fall, wenn fie mild find, oder nicht in der gewoͤhn— lichen beftimmten Reibefolge eintreten, In Bezug auf die Unregelmäßigkcit, die man in der Reihefolge der Erficheinungen in der Bleicolit beobachtet, bemerkt Sir Gcorge Baker: „In diefer Kranfbeit giebt es gewiſſe nicht weſentliche Varietäten; die verfchiedene Art, in welcher fie verfchietene Perſo— nen ergreift, ift cine von diefen Varietäten‘ (Med. Trans. vol, III), und zur Erläuterung diefer Behauptung giebt Dr. Warren einen Bericht über 32 Perfonen, welche zu gleicher Zeit von Blei» colik befallen wurden, und worin er fagt: „Eine von diefen Per: fonen befam cinen epileptifchen Anfall, drei hatten vom Anfang an Fieber, eine delirirte und vier befamen Speichelfluß“. Dieſe Zur fälle find in der Bleicolik nicht gewöhnlich; „und“, fügt Dr. War: ren binzu, „da die Krankheit bei ihrem erjten Erſcheinen nie cr: 206 kannt wurde, fo wurde fie unzweckmaͤßig behandelt, und jedes Symptom fteigerte fig”. Die Bleicolik hat aud) „viele Symptome mit der Dysenterie” und anderen Unterleibekrankheilen gemein, und fo lange ihre res fpectiven Urſachen unbekannt find, wird der Arzt große Schwierig: keiten haben, um eine genaue Diagnofe zu ftellen und diejenige Colik, die aus der Einwirkung des Bleies entfteht, von derjenigen zu Unterfcheiden, die durch harte faeces, fharfe Stoffe, vegetabi— iiſche oder andere mineraliihe Gifte, Würmer 2c, erzeugt wird, „Die Verbindung der culica pictorum mit anderen Urfadyen, aus Ber dım Bleigifte”, fagt Dr. Chriftifon, „wird durd fo viele Thatſachen eriwiefen und von fo vielen Autoritäten anerkannt, daß diefe Krankheit, ſelbſt in ihrer characteriftifchften Form, nicht als ungmweifelhafter Beweis, daß Blei in den Körper gelangt fey, gels ten kann“. Aber ich behaupte, daß ſowohl in Unterleibsfrankheiten, welche der Bleicolik ahnlich jind, als auch in ſeltnern Formen dieſer letz— teren, über weiche irgend ein Zweifel obwaltet, eine Unterſuchung des Zahnfleifes die Frage fofort entfcheiden wird, ob wir es mit einer Bleikrankheit zu thun haben, oder nit. In der Hofpitals praxis fommen mir oft Falle vor, in weldyen das Gehirn und die Gehirnnerven durch Blei gelähmt und coma, vertigo, amaurosis und zuweilen Erftarrung die hervorftehendften Symptome jind; in anderen Fällen Elagen die Kranken über Gelenkſchmerzen, welche deren des hroniiken Nheumatismug, der periostitis und ſecunda— ren syphilis äͤhnlich find und oft genug dafür gehalten werden. So ırmähnt Andral (pag. 236, tom. Il., Mal. de l’abdomen) eines Falles von einem Malır, dır, von Bleicolik nie befallen, vier oder fünf Monate bindurh an heftigen Schmerzen in den Kepfbäuten litt, die man Anfangs für Rheumatismus gehalten und mir Aderläffen und Dampfbädern erfolglos behandelt hatte; als man aber fpäter Grund hatte zu glauben, daß die Schmerzen durch Bleieinwirtung entftanden feyen, wurde das Ucbel wie cine gewöhnlihe Bleicelit bebantelt und der Kranke gebeilt. Um in aͤhnlichen Fällen die Gefährdung des Arztiichen Rufes zu vermeiden, welche auf eine, aus ıimer irrthuͤmlichen Diagnofe entiprinsende, mala praxis folgt, wiederhole ich, daß eine jorgfältige Beſichti— gung des Zahnfleifchhes in den meiſten Kranfheitsfällen, die von der Gegenwart des Bleies abhängen, hinreidyend feyn wird, um den Urfprung des Uebels fofort zu entdeden. Sn der Vorausfegung, daß die angeführten Gründe uͤherzeu— gend genug feyn werden, um eine Anficht zu Gunften eins Sym: ptomes zu beitätiaen, das bei allen, unter dem vollen Einfluffe des Bleies ftehenden Kranken wahrnehmbar ift und in der Reihe der Erfkeinungen der Colik und dir Paralyſe vorangebt, ift nun zu: naͤchſt die Frage zu löfen, ob diefes Phänomen auch a's ein Mit: tel benugt werden fann, vermöge deſſen man den Eintritt der Bleicolif, während ter Bebandiung andırır Krankheiten mit Blei— pröparaten, zu verbüten im Stande wäre. Um eine gründliche Loͤſung diefes Probtems liefern zu Fönnen, würde es cine größere An— zahl geeianıtir Data erfordern, als ich bis jest zu fammeln Ges Ivgenbeit hatte; indeffen find in meinen Kranfentiften von den letz— ten paar Sahren fiebenundzwanzig Kranke aufgeführt, welche mit Plumbum aceticum und Opium behantelt worden find, und unter diefer Zahl befinden fi) wenigftens zwanzig, bei denen diefes Mit: tel weder Colik noch irgend eine andere wefentlice Störung, außer Obſtruction, veranlaßt bat; in zwei oder drei Fällen fraten zwar heftige Golif: Symptome ein, aber in dieſen war eine ſehr profufe Hämorrbanie zugegen und die virabreichte Dofis daber verhaͤltniß— mäßig aroß. Bei der gewöhnlichen Vorſicht aber tritt während des medicinifhen Gebrauchs des Bleies keine beftige Golik ein. Sch babe oft den Gebrauch diefes Salzes noch einige Zeit nad dem Erſcheinen der blauen Linie fortgefegt, und es entitand entz weder gar Feine oder do nur eine höckft unbedeutende Eolif. Die Quantität, wilde verfchiedene Kranke nehmen mußten, bevor das Zahnfleiſch affieirr wurde, war, ebenfo wie die Zeit, fehr verſchie⸗ den, wie man aus folgender Tabelle erfehen wird: 207 Duantität des | Quantität dee aenommenen |nad dem Cr Plumb. acel,| fcheinen der Namen und Zeit der| blauen Linie der Gebrauches, genommenen Kranken. | bevor die blaue | blumb. aceı,, Linie erfhien. |und Zeit der Gebrauches. Geſammt⸗ zahl der Bemerkungen. Gran | Tage. | öran, | Tau. JS ron | Tage EN 4E Bryan. 15 4 — 112 | 14 208 | 26 Bevan. 9 | 12 4 |Heftige Rolik. Leichte Leibfchmer: zen, durch ein erz öffnendes Mittel befeitigt. } Geringer vorüber: gehender Schmirz. Keine Wirkung; un: beilbare phthisis. Geringer vorüber: gehender Schmerz. Keine Colik; ftarb an einer profufen Hämorrbagie, Peaſey. 7 | 42 | 14 |Reine Colik. Road. 3|.42 7 Keine Gotik, 3. Bryan.| 56 7 |112 | 14 |Keine Colik. Carter, 66 Hamilton. | 70 Ricketts. 30 Godſell. 160 Die blaue Linie war zu einer unbekannten Zeit erſchienen. Geſammt zahl. Sran, | Tage. Dean. 156 | 17 Igeine Colik. Norton, |116 | 13 .Keine CGolik. Caſey. 223 | 25 Keine Colik. Price. 56 7 Keine Colik. Bemerkungen, SH enthalte mid) jedes Commentars zu dieſer Tabelle und bemerke nur, daß die darin bemerkte Verfchiedenheit in der Quan— tität des Salzes, die erforderlih war, um bei verfchiedenen KRran- Een eine und diefelbe Wirkung hervorzubringen, wahrfcheinlich von einer Idioſyncraſie abhing; denn unter anfcheinend gleichen Ver: bältniffen waren einige meiner Rranfen dem Einfluffe deffelben viel ftärker unterworfen, als andere, Die Zeit, welche erforderlich ift, um die blaue inie zu ers zeugen, bariirt im Allgemeinen, jedoch nicht immer, nach der Größe der Dofis, fo daß, caeteris paribus, größere Dofen das Zahnfleifh ſchneller afficiren, als kleinere. Sch habe bereits bemerkt, daß in manchen Fällen die blaue Färbung nach dem Tode deutlicher wahrzunehmen ift, als während 208 des Lebens; ich glaube daher, daß eine Befichtigung des Zahnfleis fches fih zuweilen in medicinifch » forenfifchen Unterfuhungen nügs lich erweifen werde, wenn man vermuthet, daß der Zod durdy ein irriticendes Gift veranlaßt worden fey. Denn einerfiits wird die Anmefenheit der blauen Linie in folhen Faͤllen den beftimmten Bee weis liefern, daß der Körper Blei aufgenommen habe; andererfeits mird die Abwefenheit derfelben als negativer Beweis gelten fönnen, daß die Symptome während des Lebens von irgend einem anderen Gifte bervorgebradht worden fenen. Mas den prophylactifhen Nugen der blauen Einie betrifft, fo wage ic; die Ueberzeugnng auszufprechen, daß, wenn das Publis cum im Allgemeinen und die Handwerker, welche öfter der Einwir— fung des Bleics ausgeſetzt find, in’sbefondere, «8 fi zur Gewohn⸗ heit machten, den Zuftand ihres Zahnfleifches zu unterfuchen, fie oft, bei der Abmwefenheit jedes anderen Symptoms, die blaue Linie daran bemerfen würden, und das Erfcheinen derfelben würde ihnen dann ein warnender Wink feyn, daß wahrſcheinlich ernftere Wir— tungen des Bleies auf das Nervenfyftem im Anzuge fenen. (Me- dico-chirurgical Transactions, second series, vol. V.) Miscellen Eine Schenfelamputation bei einer fhwangeren Grau, ohne daß abortus oder fonftige uͤbele Folgen eingetreten wären, hat Herr Zarleton voraenommen und den Fall in dem Provincial medical and surgical Journal, September 1841, bes fchrieben. Eine jiebenundzwanzigjährige Frau litt an einer Ne— crofe der tibia, der Angabe nah duch Wirkung der Kälte hers beigeführt. Ein fünf Zoll langer Sequefter, der ſich vom oberen Theile der tibia bis zur Inſertionsſtelle des Kniefcheibenbandes erftreckte und dreizehn Monate lang bloßgelegen hatte, war ſchon ausgeftoßen. Darauf hatte fih das Gefhwür verkleinert; das Befinden der Kranken hatte ſich immer verfdlimmert, indem die Necrofe fih bis in's KniegelenE ausgebreitet hatte. Im Suni 1540 hatte die Kranke Sir Aftley Cooper um Rath gefragt, "der ihr acfagt hatte, daß fie fi binnen Kurzem das Bein abs nchmen lajfen ſolle. — Bei ihrem Eintritt in’s Spital zeigte eine genaue Unterfuhung, daß das Gelenk ergriffen war; die Amputation erfchien unerläßlih; aber die Frau war im vickten Monate ſchwanger, und es war doc) Feine Zeit zu verlieren, Fünf Monate noch zu warten, um fie dann zu operiren, hätte das Leben der Kranken in Gefahr gaefegt. Sie wurde daher alfobald operirt. Sie ift völlig hergeftellt worden; der Stumpf ift ohne weitere Zufälle vernarbt. Die Schwangerſchaft bat ihren Verlauf gehabt; die Geburt ift am Ende derfelben gluͤcklich erfolgt, und bie Frau naͤhrt felbft ihr Kind fehr gut. Eine merfwürdiae Wirkung der Asa foetida=s Pflafter bat Herr Dr. Boas, in Büren, mehrmals beobachtet und in Gafper’s Wocenfarift bekannt gemacht. Auf den Uns terleib gelegt, bewirkt es nämlich bei'm Manne eine beträchtliche Geſchwuͤlſt der Teſtikel, bei Frauen eine Entzündung der äußeren Geſchlechtstheile, und zwar ein Mal in einem folchen Grade, daß eine antiphlogiftifche Behandlung eintreten mußte, Bibliographische Neuigkeiten. Dr. ©, G. Lehmann, (zu Leipzig), Lehrbuch der phyfiologifchen Chemie. I. Band. ‚Leipzig 1842. 8. (Zeichnet ſich unter an— deren Beftrebungen in derfelben Doctrin auf eine vortheilhafte Weife durch befondere Beachtung des phnfiologifhen Elementes der Aufgabe aus.) Cours de Chimie organique appliquée, professe par M. Payen. Description des appareils de chimie appliquee, legende des lithographies du cours; par MM. Knab et Leblanc. Ire Li- vraison. Paris 1842. 8. Maladies de la matrice. Par F. Duparcque. Tome second. Paris 1842. 8. (Der erfte Theil erfchien 1838.) Nouveau trait& des vices redhibitoires et de la garantie dans les ventes d’animaux, d’apres les principes du code civil etc. Par Galliset, Advocat, et Mignon, Veterinaire. Paris 1842. 8. LT — — — | Menue UÜotizen auß dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mirgerbeilt don dem ObersMedieinafratbe $roriep zum Weimar, und dem Medicınalrarbe und Prefeſſor Froriep zu Berlin. N. 454. (Nr. 14. des XXI. Bandes.) Februar 1842. Gebdrudt im Landes » Induftrie- Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel fchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlı. oder 3 FI. 80 Kr,, Die Tafel colorirıe Abbildungen 6 gGr. Brian eur Neue Unterfuhungen hir fichtlic) des electrifchen Organs des Malapterurus electricus, Laccp., (Silurus electricus, Linn.) Der Academie der Wiſſenſchaften vorgeleſen von Herrn A. Valen— ciennes. (Bierzu die Figur auf ber mit dieſer Nummer Tafel.) Eine der merkwürdigiten phyficalifchen Eigenſchaften gewiffer Thiere ift die electrifche Kraft, mit welcher die Na— tur einige Fiſche ausgerüftet hat. Nur fehr wenige, befigen diefe Eigenfchaft; denn unter der zahllofen Menge von an Seftalt und Einzelnheiten der Drganifation fo bedeutend voneinander abweichenden Arten haben die Naturforſcher erft 12 — 15 entdedt, welche die Fähigkeit, electrifhe Schläge zu ertheilen, beſitzen. Mehrentheils gehören diefelben zu der großen Familie der Rajae. Sie werden in den Mee— ten der gemäßigten Zone eben fo häufig angetroffen, als zwifchen den MWendefreifen; allein bis zu den Ealten Zonen fteigt £eine biefer Arten hinauf. inne fannte nur eine einzige Species darunter, der er, nebft mehreren Varietaͤ⸗ ten, den Namen Zitterrochen (Raja torpedo) beilegte. Dumeril trennte fie von Raja und bildete daraus tie Gattung Torpedo, welche fpäter in die Untergattungen Temera (Gray). Astrape, (Müll. et H.), Narecine, (Henle) und Torpedo. (Dum.), zerfiel, welche zuſam⸗ men die Unterfamilie Torpedini des Prinzen Charles Buonaparte von Ganino bilden. Diefe lesten (2) find in den europäifchen Meeren nicht anzutreffen, während Zitters tochen im ganzen mittellindifchen Meere, fowie an den eu— ropdifchen Küften des atlantifchen Dceans big in den Big: eajifhen Meerbufen hinauf gefunden wurden. Wei biefer geographifchen Stellung waren die Zitterroden ſchon den Alten bekannt, und manche damalige Aerzte wandten deren electrifche Kräfte gegen gewiſſe Krankheiten an, was fib, 3. B., aus einer Stelle im Scribonius Largus ergiebt, der zur Zeit der Kaifer des erſten Jahrhunderts unferer No. 1554. auögegebenen RE re ai N Zeitrechnung lebte. Man muß fich wundern, daß der Zit: terrochen, bei feiner bekannten außerordentlihen Cigenfchaft, nie auf alten Münzen abgebildet worden ift, mas dech in Betreff mancher andern Fiſche, 3. B., des Stachelrochene, der fih auf allen Münzen der Familie Proculeja finder, febr naturgetreu geſchehen ift. Der Stachetoben murde wahrſcheinlich nur deßhalb abgebi’der, um vor den gefaͤhrli— chen Reißwunden zu warnen, welche der in feinem Schwanze befindliche. asp genikt Dom Zitterrohen wußte man damals nur, daß, mer ihn berübtte, einen ftarfen Schlag befam; allein die Penfif war zu jerer Zeit noch nicht weit genug fortgefchritten, als daß man die Wirkungen dieſer le— bendigen voltaifhen Saͤulen auf ihre wahre Urfache, die unter dem Einfluffe der vom Gebirne ausgehenden Nerven: frömungen erregte Clectricitaͤt, hätte bezichen koͤnnen. Alte bekannten Arten der Familie der Zitterrochen be- figen diefe electrifche Kraft, und ib kann nicht finden, daß die zwifchen den Wendekreiſen lebenden Species in dieſer Beziehung ſtaͤrker ausgeruͤſtet waͤren, als die in der gemaͤ— ßigten Zone hauſenden. Saͤmmtliche reiſende Naturforfcher, die das Cap beſucht haben, erwaͤbnen des dortigen Zitter rochens (Astrape capensis, Müll..) als einer Species, die vorzüglich kraͤftige elcctrifhe Schläge verfege, wihrend Here v. Humboldt an einem ihm zu Gumana lebend gebrachten Zitterrochen , der ſich uͤbrigens auferordentlich leb— haft zeigte, eine nur fehr geringe electrifche Kraft wahrneh— men konnte. Sch glaube, nachgewieſen zu haben, daß der, nächıft den Zitterrohen, am längften befannte electrifche Fiſch der Africaniſche Wels, Silurus electrieus , Linn. (Mala pterurus electrieus, Lacep.), if, wenn man nämlich, meiner Anfiht nah, ganz richtig, die in dis J. Nunnez Baretug, des Atbiopifhen Miffionär:- Patriarchen, ſowie in deffen Nachfolgers, Andrea Dviedo, Schriften e' thai: tenen Etellen auf diefen Fiſch bezieht, indem jener vom Sabre 1554 datirten Stellen in der Purchaß'ſchen Samm lung von Neifebefchreibungen gedacht wird. Uebrizene war 14 211 dieſer im Nile haͤufige Fiſch hoͤchſtwahrſcheinlich ſchon den Alten bekannt; allein aus den big auf unſere Zeit gelangten Schriften derfelben läßt fih dieß nicht nahweifen. Man hat ihn noch nicht, gleich dem-Mormyrus oxyrhynchus und Barbus Bynni, in den ägpptifhen Katakomden eins balfamiet, noch auf feinem dortigen Denkmale abgebildet gefunden, und in Eeinem griechifchen oder roͤmiſchen Autor habe ic) eine Stelle entdecken £önnen, die ſich mit Sicher: heit auf ihn beziehen liege. Hr. Geoffrey Saint:Hilaire meint, daß die von Athenaͤus erwähnte zupAm wohl der fragliche Fifh feyn koͤnne; allein ich wüßte niht, nad) welhem Kennzeihen ſich diefe Behauptung einigermaaßen begründen ließe. Der griehifhe Schriftfteller führt (Athen. Deipn. Lib. VIL p. 312) *) verihiedene Nifiibe aus dem Gedähhtniffe an: „Dahin gehören, wenn ic) mid) recht erinnere, da es ſchon viele Sahre her ift, feit ich dort war, Torpedo (vapın) (melde er ſehr ſchmackhaft, 7övsn, nennt), Poreus (yoıpos), Simus, Phagrus, Öxyrrinchus, Allabes, Silurus, Synodontis, Eleo- tris, Angnilla (eyyeAvs), Thrissa, Abramis, Ty- phla, Lepidotus, Physa, Cestreus und viele andre.“ Laͤßt ſich aus dieſer einfahen Aufzählung irgend eine nähere Andeutung des mit dem Namen Typhla bezeichne: ten Fifches herausfinden? Here Sfidore Geoffroy fügt (Poissons du Nil, p. 149): „Das Auge des Silurus electrieus ift Elein und mit einer diden conjunetiva be— deckt; zwei Umftände, welche den Alten auffielen, und we— gen deren le&tere diefen Sifh (wenn man die von meinem Dater aufgeftellte Anſicht gelten läßt) Typhlinus (von zupAos, blind) nannten. Sit wohl anzunehmen , daß, wenn die Ulten den hier in Rede ftehenden Silurus hätten bezeichnen wollen, fie fih an ein fo wenig auffallendes und vielen andern Fifchen zufommendes Kennzeichen gehalten und die electrifche Kraft unberücfichtigt gelaffen haben würden, da fie doch die Wirkungen des Zitterrohens fo gut Eannz ten, welcher, ihren Angaben zufolge, die Hände Derer, die ihm berühren, betäubt und feine Kraft durch Holz und Dreizade hindurch dem Menfchen fühlbar macht. Ließe ſich nicht der Name AAAa@ßns: (dev Ungreifbare), welcher dem Fifche eben wegen der Eigenfchaft, daß er Denen, bie ihn fangen wollen, Schläge verfißt, beigelegt worden feyn kann, mit mehr Mahrfcheinlichkeit auf den Silurus elec- tricus beziehen? Mir müffen demnach unfere Unwiffenheit über diefen Punct eingeftehen. Erſt feit Adanfon und Forskäl, welche die Wirkungen des Silurus electricus mit denen der Leydner Flafche oder überhaupt der Electrici— tät verglichen, ift diefer Malacopterygier eigentlich den Na: turforfchern bekannt geworden. . Die dritte mit electrifcher Kraft begabte Fiſchart, wel— he zur Kenntniß der europäifhen Gelehrten gelangte, ift der americanifche Zitteraal (Gymnotus electrieus). Er ift, gleih dem africanifchen Silurus, ein Suͤßwaſſerfiſch. ) Nämlich die Lyoner Ausgabe vom Jahre 1612 mit der Da= lechamp’fchen Ueberfegung. Die Stelle bildet den Schluß des 17, Gapitels, D, Ueberſ. } 212 Seine Wirkungen wurden zuerft im Sahre 1671 von dem Aſtronomen Nicher, der Cayenne beſuchte, befannt ges macht, allein erft duch den von Hın. v. Humboldt here ausgegebenen Artikel Über diefen Fiſch gehörig verftändlich. Der letzte electrifhe Fiſch, mit welchem wir übrigens noch nicht fehr genau bekannt find, gehört einer ganz ans dern Gattung und Familie, wie die vorerwähnten, an. Es ift,der Tetrodon electrieus, Gn., welder von dem Lieutenant Patterſon entdedt und in einem aus Saint— Sean des Comorres datirten Briefe an Sir Joſeph Banks befchrieben wurde, den der berühmte Präfident der Royal Society in die Philosophical Transactions vem J. 4786 einrüden lie. Lieutenant Patterfon hatte zwei Eremp!are von dieſem Fiſche gefangen und wollte diefelben in einen leinenen Sad thun, um fie nah Haufe zu tragen; allein er erhielt dabei folhe Schläge, daß er fie fahren laffen mußte. Auch andere Perfonen, die die Fifche berührten, verfpürten die electrifhen Erfhütterungen. Un andern Beobahtungen über dieſen Fiſch fehlt es und durhaus, und ebenfowenig ift ung über den Sig feiner Batterie Etwas bekannt. Sch will hier im Vorbeigeben bemerken, daß diefer Tetrodon eine glatte Haut ohne alle Stacheln hat, welchen Characz ter er mit allen übrigen electrifchen Fifchen gemein hat, de: ten Körper durchgaͤngig mit einer glatten fchleimigen Haut ohne Schuppen und Stacheln überzogen ift. Zu den electrifhen Fifhen ließe ſich auh noch Marc- grave's Starrfiih (Rhinobatus electrieus, Bl. Schn.), rechnen (Bras., pag. 151). Er drüdt ſich über denfelben zwar ſehr deutlich aus; allein uns find mehrere brafilianiz fhe Rhinobati zugefommen, unter denen einer ber von Marcgrave gelieferten Abbildung fehr nahe fommt, und dennoch hat, meines Wiffens, fein neuerer Naturforſcher an irgend einem dieſer Fifche galvanifche Krüfte beobachtet. Die wären die einzigen bekannten electrifchen Fifche, zu denen man den Trichiurus indieus, Gm., den Lace— pede ohne MWeitereg Trichiurus electricus genannt hat, nicht rehnen darf. Wir haben, in der Hist. nat. des poissons, Tom. VII. chap. VI. p. 247, nadıgewie- fen, daß dieſer vorgeblihe Trichiurus eleetrieus dur: aus noch nicht genügend conſtatirt ift, indem der Xert Nieuhoff's mit der darauf bezogenen und von Wil— loughby wiedergegebenen Figur durchaus nicht übereinftimmt. Aus dem Zerte läßt fib aber entnehmen, daß von einem Trichiurus dort nicht die Nede ſeyn kann, da man von einem Fifhe aus diefer Gattung nicht fagen kann: Ante- rior corporis pars tenuior, posterior duplo cras- sior; dentes acutissimi, non tamen facile conspi- eui. Hieraus ergiebt fi, daß Nieuhoff diefe Befchreis bung nad) £einem Triehiurus aufgefegt haben Eann, und folglich bezieht fich die Abbildung, die offenbar einen Tri- ehiurus darftellt, nicht auf diefen Text, zumal da bei der: felben dag Maul mit langen, fpigen, fehr leicht wahrzu— nehmenden Zähnen befegt ifl. Sch glaube,. für gewiß ans nehmen zu müffen, daß in den indifchen Meeren eine elec— teifhen Trichiuren zu finden ſeyen. Patrick Nuffel fagt 213 ausdruͤcklich, die von ihm gefehenen Trichiuri beſitzen diefe Kraft nicht. Forskäl, melder diefer Eigenfchaft rege Aufmerkfamkeit widmete, da er die Wirkungen des im Nite vorkommenden Silurus eleetricus mit denen der Leydner Flaſche verglichen hatte, beobachtete im Rothen Meere Tri: diuren, die ev Clupea Haumela nannte, an denen er aber keine electriichen Kräfte endeten Eonnte. Auch konnte ih bei meinen anatomifd)en Forſchungen in Betreff dieſer Fiſche durchaus kein Organ wahrnehmen, welches ſich mit dem galvaniſchen Apparate der electriſchen Fiſche haͤtte ver— gleichen laffen. In Obigem habe ich einen kurzen Abriß von Demje— nigen mitgetheilt, was die Ichthyologen bisjetzt über die electriſchen Fiſche in Erfahrung gebracht haben. Was die Phyſiologen uͤber dieſelben wiſſen, beſchraͤnkt ſich noch auf Wenig, ‚und es muͤſſen noch zahlreiche Verſuche angeſtellt werden, um Dasjenige zu vervollſtaͤndigen, was Gay-Luſ⸗ fac, Humboldt und neuerdings Matteucci uͤber die Electricität der Fifche ermittelt haben. Herr v. Humboldt hat in feinen gefammelten 300= togifhen Schriften eine ungemein gelchrte Abhandlung uͤber die Electricität des americanifchen Zitteraals und die mit demfelben an Ort und Stelle felbft angeftellten verſchieden— artigen Verſuche befannt gemadht. Ueber den Silurus eleetrieus ift bisjeßt noch Eeine Ähnliche Arbeit zur Ausführung gekommen. Es märe eine hoͤchſt intereffante Aufgabe für die vergleichende Phyſiologie, wodurch die in drei fo verfchieden geftalteten und ganz vers fhiedenen Drdnungen angehörenden Fiſchen erzeugten electris fen Wirkungen gegeneinandergehalten würden. Uebrigens ift durch die Forſchungen der genannten berühmten Phnfiker und die in Betreff der electrifhen Fiſche angeftellten anato- mifchen Unterfuchungen befannt, daß die electrifchen Organe diefer Thiere wefentlich nervöfer Art find, und daß in allen Faͤllen dem achten Nervenpaare die zahlreihen Aefte ange hören, weldye ſich in die Batterien verlieren. Da mir in den Sammlungen des Königl. Gartens nur feit langer Zeit todte Eremplare zu Gebote ſtehen, fo babe ich aus meiner vortheilhaften Stellung nur infofern Nugen ziehen Eönnen, daß ich die noch unbekannten Puncte in der Drganifation diefer Fiſche durch anatomifche Untere fuhungen aufzuklären mich beftrebte. As ic an die Abfaffung der Naturgefhichte des Ma- lapterurus electrieus ging, fand ich durch die Section der dieponibeln Eremplare die vor mir von Herrn Geoffroy Saint:Hilaire und Herin Ru dolphi gemadten Ent— deckungen betätigt, und ich war fo glüdlich, in Erfahrung zu bringen, daß der electrifche Apparat des Malapterurus noch zufammengefegter ift, als er, nach Nudolpbi’s Uns terfuchungen, e8 zu ſeyn fehien. In diefer Abhandlung will ih nun dag Reſultat meiner Unterfuchungen mittheilen ; dorber aber wird es zweckmaͤßig fern, an das bereits über die Naturgefchichte diefes Fifhes Bekannte zu erinnern. Der Malapterurus bewohnt den Nil und, wie «8 fheint, ziemlich "ganz Africa. In der oben erwähnten 214 Sammlung der Reifcbefchreibungen von Purchaß finden fid) folgende drei Angaben. Eine vom Fahre 1554 ſtammt aus dem Berichte des äthiopifhen Miffiondr: Patriarchtn 3. Nunnez Baretus und feines Nacfolgers U. Dviedo. Dort heift es, es finde fih im Nite ein Fiſch, Torpedo genannt, der, fo lange man ihn unbeweglih halte, durchaus keine Wirkung aͤußere; fobald man aber die geringfte Bewegung mache, fühle man fofort in den Arterien, Gelenken, Nerven und durch den ganzen Körper einen lebhaften Schmerz und ein Taubwerden, melde Wirkungen, fowie man den Fiſch los— laffe, augenblicklich aufhören. Zweitens erzählt Meifter Robert Jobſon, er habe bei'm Fifhen mit dem Netze aus dem Fluffe Gambia uns ter andern Fifchen einen diden Fiſch gefangen, der mit einer Englifhen Breme(?) Achnlichfeit gebabt habe (one like an english Breme), aber dicker gewefen fir. Ein Matrofe habe ihn faffen wollen, aber gefchrieen, er habe den Gebrauh feiner Hände und Arme verloren. in anderer Matrofe berührte den Fifh mit dem Kufe, und alebald wurde ihm dich Glied wie taub. Diefe Beobahtung ward im Jahre 1620 angeftellt und im Jahr 1625 bekannt ge— macht. Nach der Befchreibung der Geſtalt des Thieres kann man «8 für feinen Zitterrochen halten, während fie mit dem, was Adbanfon fpäter berichtete, fehr gut über: einftimmt, Drittens lief’tt man, daß der Pater Joao dos Sane- tos in dem an fetten und ſchmackhaften Fiſchen reiben Fluſſe Sofala einen fonderbaren Fifh getroffen babe, den die Portugiefen Tremador und die Eingebornen (Kaffern) Thinta nennen. Er bat die Eigenfhaft, daß man ihn les bend nicht greifen Fann, ohne daß man in den Händen und Armen Schmerz fühlt. Todt kann er dagegen, wie andere Fifche, ohne üble Wirkung betaftet werden. Er fhmedt übrigens gut, und fein Fleiſch wird gefhäst. Da fir gegenwärtig wiffen, daß die Clatien und Heterobran- hen durch ganz Africa anzutreffen find, daß das Nilkroko— dil auch in den Flüffen Madagaskar's vorkommt, fo dür: fon wir uns nicht darüber wurdern, wenn der Silurus eleetrieus fib in jenem Welttheile durchgebends findet. Nah diefen aus Purchaß entichnten Gitaten wol: len wir anführen, daß Adanſon den Silurus eleetricus im Jahr 1756 im Senegal beobachtete, obwohl er denfelz ben weder befchrieben noch abgebildet hat. Später, im Jahr 1775, machten die Herausgeber des literariſchen Nachlaffes von Forskäl, die von diefem be: rübmten Naturforfcher aufgefegte höchft genaue Beſchreibung diefes Fifches befannt, der dort fälfchlich Raja Torpedo genannt wird, welcher Sehler aber Erineswegs Forskäl zur Laft gelegt werden darf. ö Uebrigens theilte erft Brouffonnet im Jahre 1782, in den Memoires de l’Academie des sciences, eine Abbildung des bier in Rede ftehenden Fifches mit, den er der Gattung Silurus beizählte. Diefe Abbildung ward in der Eneyclopedie wiedergegeben, und nach diefen und andern 14 * 215 duch Geoffroy von Cairo aus an feinen Collegen Las cepede überfandten Materialien handelte dieſer gelebrte Schthyolog von dem Silurus eleetrieus. Da er die Abs mefenheit der vordern Mücenfloffe als etwas Beſonderes anfah, fo bildete er aus diefem Fiſch eine eigne Gattung, die er Malapterurus nannte, um die ſehr hervorſtechende Eigenthimlichkeit diefes Siluroiden hervorzuheben, daß er auf dem Rüden nur eine Fettfloſſe trägt, Here Geoffroy flellte, wie man ſich vorftellen Eann, in Aegypten Forfhungen rüdfihtlid des Silurus eleetri- cus an und machte feine erften anatomifhen Unterfuhun: gen in Betreff des Organs bekannt, dem er feine merfwür: digfte Eigenfchaft verdankt. Seine Beobadtungen jind theils in dem großen Werke Über Aegypten, theils in einer Abhandlung in den Annales du Musenm d’histoire naturelle enthalten, Sie weifen das als den Sitz ber electrifchen Kraft zu betrahtende Drgan nur nad, erwaͤh⸗ nen aber feines einzigen phyſikaliſchen Experiments, welches Herr Geoffroy angeſtellt hätte, um die am Silurus eleetrieus zu beobachtenden Erfiheinungen mit den am Zitterrohen mwahrzunehmenden zu vergleichen. Mehrere Jahre fpäter, im Jahr 1824, ſtellte Herr Rudolphi in Berlin neue anatomifhe Unterfuchungen über den Silurus eleetrieus an. Er beobachtete manche Umftände, die Herrn Geoffroy Saint: Hilaire entgans gen waren und deren Darlegung man in den Deutfchen Denkfchriften der Berliner Academie abgedrudt findet. Seine Befhreibung wird duch fchöne und große Abbilbuns gen erläutert, welde das electrifche Organ des Fiſches in allen feinen, damals bekannten Details, darftellen. Durch diefe Arbeit wurde die Structure des verwidelten Ocgans, welches zwiichen der Haut und den feitlidhen Muskeln des Rumpfes des Malapterurus liegt, und deſſen einzelne Theile durh Zweige von den Merven des achten und fünf ten Paares belebt werden, um Vieles vollftändiger bekannt. Der Malapterurns electricus, Lacep. (Silurus eleetricus, Linn.), iſt ein dider kurzer Fiſch mit ziemlich rundem Numpfe, niedergedrüdter Schnauge und zufammen- gedruͤcktem Schwanze, deffen Dide, je nah der Beſchaffen⸗ beit der Exemplare, fehr verfchieden ift. eine, bem Queer: durchmeffer gleihfommende, Höhe iſt in feiner Länge im Durchſchnitt 54 Mal enthalten, Der Kopf ift, gleih dem übrigen Koͤrper, von einer weihen, fehr lodern Haut umhuͤlt. Bis zum Ende ber Kiemendeckel gemeffen, beträgt feine Fänge niht ganz ein Fünftel der Totallänge des Körpers. Seine Breite kommt fünf Sechstel feiner Ränge, feine Höhe nur der Hälfte der felben gleih. Seine obere Flache ift beinahe eben und er— ſcheint vieredig oder vielmehr trapegoidifh, indem fie nach Vorne zu fhmä'er und dort von einem, durch die Dberlippe gebildeten, fehr flahen Bogen begränst wird. Die Mund: fpalte hat nach den Seiten zu nur eine geringe Ausdeh— nung; aud) bemerkt man oben vor der Schnauge die beiden Deffnungen jeder Naſenhoͤhte. Sie ſtehen ziemlich weit von einander ab, und die vordere hat einen breiteren membrand: fen Rand, als die hintere, Die Bafis des Marilfar-Bart: 216 fadens entfpeicht ziemlich ihrem Zwifchenraume und befindet fib vor dem Winkel der Commiſſur. Diefer Bartfaden ift zwei Deittel fo lang wie der Kopf; der äußere Submandibular-Bartz faden ift eben fo lang, der innere) fürzer. Um den Mund her ftehen nur 6 Bartfüden. Nur die Kiefer find mit feinen fümmetartigen Zähnen befegt; der Gaumen ift nicht mit dergleichen verfehen. Die Kiemenfpalten ftehen fchräg und erſtrecken fich nicht bis unter die Kehle. Die jehs Strahlen der membrana branchiostega liegen unter der dien, die Kiemenjpalten verjchließenden Membran verborgen. Ein Knochenguͤrtel der Bruft ift Eaum fühlbar. Die unter der Linie dee untern Profils angefegte Bruftfloffe befißt Eeinen ſtachligen Strahl. Alle Strahlen find weich; der eriie, weldyer dem Dorne der Übrigen Siluroiden ent: fpriht, iſt nur halb fo lang als die andern. In dieſer Einrihtung erkennt man ein auffallendes Beifpiel jener Vorjorge der Natur, alle vorfpringenden Spitzen an dem Körper der electrifchen Fifche zu vermeiden, Der harte, fefte Dorn, welcher den eriten Strahl der Bruftfloffe der Silu— roiden bilder, ift ein Kennzeichen, welches feinem der übtis gen Arten fehlt, und dient ihnen zur Vertheidigung. Bei den electrifchen Fiſchen fehlt er aber, gleich als wenn die Spiße diefes feften Organs der Concentrirung der Electricität in ihrer Batterie Eintrag thun Eönnte, oder als wenn der Fifch in feiner electeifchen Kraft ein noch wirkfameres VBertheidigungsmittel bejigt, als ihm der Stachel gewähren würde. Die Bauchfloſſen, welche den Bruftfloffen ungefähr an Größe gleihfommen, find bei der Mitte des Körpers unten angefest, rundlih und von ſechs Strahlen geftüst. Die weniger hohe als lange Afterfloffe befigt zwoͤlf Strahlen. Die Fettfloſſe entfpribt den drei lesten Strahlen der Afterfloſſe. Sie ift niedrig und länglich = eirund. Die Schwanzfloffe ift abgerundet und mit fiebenzehn Strahlen verfehen. *) Die Seitenlinie iſt gerade, in Geſtalt eines dünnen Fadens vorjpringend, und es firhen von ihr, in unregelma= Eigen Abſtaͤnden, Eleine Borften hervor. Man bemerkt an ihr die Köcher ziemlich zahlreicher Schleimporen. Die Haut ift glatt, ohne Schuppen, ſchleimig, gleiche fam fammetartig oder filjig. Unter dem Mikrofcope find an ihr die zahireiben Faͤden zu bemerken, welde ihre Ober: fläche fammetartig machen. Diefe Haut ift übrigens an Haargefaͤßen fehr reich. Der ganze Fifh ift von olivengrüner Narbe, die auf dem Ruͤcken dunkel und auf dem Bauche weißlih if. An den Seiten bemerkt man ſchwarze, wolfinartige Abzeichnuns gen verfchiedener Geftalt, die mebrentheils rundlich, zumeilen auch ftreifig, aber nirgends regelmäßig find. Auch zeigt fi diefe Marmorirung bei dem einen Eremplar anders, als bei dem andern. *) Nembrana branchiostega 7; Rüdenflojfe, Kiemendedel, Af— al 12; Schmwanzfloffe 175 Bruftflofe 9, Bauchfloſſe 6 trahlen. 217 Bei'm Auffchneiden des abdomen ſcheint die Leber Elein; fie ift aber in der That ziemlich umfangsreich. Sie liegt faft durhaus im rechten Hypochondrium, wo fie fich in mehrere Rappen theilt, von denen die obern in den feit liben Sinug des abdomen verborgen liegen. Diefe Si: nus, welche man auch bei andern Siluroiden , zumal bei den Arten der Gattung Plotosus antrifft, find Höhlen, welche fi) in der Stärke der mm. abdominales und la- terales befinden. Sie find von dem peritonaeum auss gekleidet, und ein von dieſem ausgehendes Band hält fie oben feſt, indem es zugleich ibre Meite befchrintt. Im diefe Höhle ift der obere Kappen der Leber eingelagert. Die Gallenblafe ift länglihb und ziemlih groß, der Magen Elein und in einen rundlihen Sad endigend, deffen Grund den aufjteigenden Aft diefes Eingeweides bildet. Derfelbe ift eng, und nachdem er der linfen Seite entlang geſtrichen ift, gebt ev unter der Krümmung der Reber hin, um in die rechte Seite des abdomen einzutreten. Der Darm macht dort zahlreiche und Eurze Krümmungen, modurd er fich fal— tig und gewellt wie eine Kraufe ausnimmt, und nadydem er bis zu zwei Dritttheilen der Bauchhoͤhle hinabgeftiegen ift, geht er in eine gerade Möhre aus, die, ohne ihren Durchs ‚meffer zu verändern, bis zum After läuft. Die Geftöfe diefes Nahrungsfchlauhs find umfangsreih und, zumal in der Nähe des Magens und Maſtdarms, ſtark mit Fett be: legt. Die Schwimmblafe ift länglih oder fpindelförmig und endigt vorne in zwei Eugelrunde Kappen, welcher zu bei: den Seiten des großen Wirbelbeins (grande vertebre) vor den Webberſchen Knöchelchen liegen. Won ihren Membranen ift die innere dünn und faferig, die aͤußere dik— fer, aber ſchwammig. Die Harnblafe ift, wie bei den übris gen Siluren, mit zwei Höwnern verſehen. Dis Skelet zeigt ein zwifchen den orbitae enges und nah den regiones mastoideae und oceipitales breiter werdendes eranium. An den bintern Stirnbeinen befindet fih ein langer, cylindrifcher Fortſatz, an den die Kette der Suborbital: Knöchelben auf der einen Seite angefest it, während fich das andere Ende zwifchen dem os palatinum und maxillare einfügt. Die Suborbital» Knöcelhen find dünn und fadenförmig. Der processus mastoideus (le mastoidien) entfpriht dem hinten Winkel des Nect: eds (rectangle) des eranium. Das dimne und faft cy— lindrifhe supratemporale (surtemporal) erftredt fich von 218 biefem Winkel bis zum Ende ber apophysis des vorderen Stirnbeins. Vorne zeigt fih das eranium durch ein ho— tizontales Blatt (ame) der vordern Stirnbeine erweitert, wels ches ſich abwärts längs de$ os sphenoideum anterior fertfest. Der Knochen, welder den beiden ossa (apo- physes) pterygoidea entipriht, artieulirt mit dem vor— dern Stirnbeine. Dieß ift ein zweiter Punct, binfichtlidy deffen diefe Gattung mit den Plotofen übereinftimmt Das os suprascapulare ift nit mit dem eranium verwachfen, fondern zwifchen dem Winkel des processus mastoideus und einer crista des os occipitale ex- ternum gelenfartig und bemeglich angefügt. (Schluß folgt.) E33 a dh Einevergleihende Darftellungbes inneren Baues der Haare bat Herr Profeffor Erdl, Arjunct des anatomifchen Theaters zu Münden, zum Gegenftande feiner Arbeiten gemacht, melde in der zweiten Abrheilung des dritten Bandes der Dent: fchriften und Abhandlungen der koͤniglich Baieriſchen Academir der Wiffenfhaften mitgerbeilt find. Der Verfaſſer bar die Haare bei'm Menfchen an den verfhicdenen Körpertheilen und bei allen Säuge— thier= Gattungen, welche in den Sammlungen Baiern's und Ber: lin’ aufbewahrt werden, unterfucht und in dieſer Abhandlung, welche nur als Prodromus fpecieller Unterſuchung aller Haare gel: ten foll, die Hauptformın überfichtlich zufammengeftellt. Als Res fultat ergiebt ji, daß die Haare der verfchiedenen Thiere an Aus Gerer Form und Structur von einander eben fo verſchieden find, wie die Thiere felbft, fo dag man aus ein Paar Haaren nicht allein eine Thiergattung, fondırn gar oft auch die Zhierart genau beftimmen kann. Lebende Individuen eines, kuͤrzlich von dem practi= ſchen Arzte Dr. G. Simon, in Berlin, als Bewohner der menfd)« lihen Haut entdedten mitrofcopifhen Thierchens, legte Dr. Erichſon der Geſellſchaft naturforfhender Freunde zu Ber— lin am 15. Februar vor. Es lebt in den fogenannten Mitefjern (Comedones, Acne punctata, franfen Daarbälgen), indefjen nicht bei allen Perfonen. Unter zehn, hatte Herr Dr. Simon es nur bei drei aufgefunden. Auch nicht in allen Gomedonen, ge: wöhnlih aber in der Mehrzahl (bie zu dreizehn Individuen) lebt es in einem Haarſoͤckgen zufammen. Von diefim Thierchen find bisher drei Formen beobachtet worden, welche ale Zugendzuftände einer Milbe erkannt wurden. Die beiden erjten Formen haben einen fchmalen, linienförmigen Leib, die erfte mit drei, die zweite mit vier Paar furzen Füßen Bei der dritten Form fängt der lange Hinterleib an fich zu verkürzen. Die fernere Entwickelung und das vollfommene Thier find zur Zeit noch unbekannt, (B, N.) Heid k: 1: Bes Ueber die Anwendung des Gerbftoffs bei Gebärmutter = Blutflüffen find fehr günftige Erfahrungen von Herrn Dumars, in dem Journal de la Societe de medecine pratique de Montpellier, mitgetheilt worden. Dev Gerbftoff, leicht auflöstich im den gewöhnlich gebräudhlis hen Vehikeln, laßt ſich auf beliebige Weife manipuliren, und ift in der Darreihung bequem und frei von jeder ernftlichen Gefahr. Da überdem diefes Mittel, aller Wahrfcheinlichkeit nah, der ei— gentlich wirffame Gtoff der meiften adftringirenden Pflanzen ift, fo darf man hoffen, in ibm die Kräfte der legtern gefteigert und ohne beigemifchte Unreinigkeiten und wirkungslofe Subftanzen zu befigen. Warum follte ſonach der Gerbftoff (Zannin) nicht die ger benden Subſtanzen erfigen, wie das Chinin die Chinarinde erſetzt? Es würden aledann auch gewiffe ausländifhe adftringirende Mittel weniger nothwendig und zu dem Vortheile größerer Sichere 219 heit und einer großen Vereinfachung, in Bezug auf das Recept⸗ fhreiden, würde ſich wahrſcheinlich auch der gefellen, daß wir über ein wirkfameres Mittel disponiren koͤnnten. Allerdings waltet noch ein Hindernig der Allgemeinverbreitung des Gerbſtoffs vor, nämlich die Verſchiedenheit des Ertractiongs verfahrens, wodurch die fo benannten Producte nit immer dies felden find; allein die Chemiker würden nicht zögern, ſich darüber zu vereindaren und den Aerzten eine, in Zufammenfegung und Ei: genjchaften identifche Subftang zu liefern. Bis dahin kann man fi fon mit dem in guten Officinen bereiteten Tannin befriedigen. Der Gerbftoff, deffen ich mich bediente, war nad) dem Vers fahren des Herren Pelouze bereitet; er ift leicht, wie cryftallinifch, oft farblos, öfter aber etwas gelblich. Zunaͤchſt handelt es fich nur von der Anwendung des Gerb⸗ ftoffs bei der Behandlung fehr gefährlicher Krankheiten, gegen wels de man niemals genug heroifche Mittel haben ann. Schon in dem Memorial des Höpitaux du Midi, tom. I. pag. 50, hat Herr Cavalier zwei Beobachtungen von hartnädigen gefährlichen Me- trorrhagieen bekannt gemacht, welche durch Anwendung eines fehr unvollfommen bereiteten Tannins geheilt waren. Auch Herr Chan: farel, von Bordeaur, bat von Fällen diefer Art gefprochen in einer Brofhüre, worin er die Eigenfchaften diefes Mittels, nad einem von ihm nicht befannt gemadhten Verfahren, beſchrieben hat. Seßt werde auch ich meinen Herren Collegen die gluͤcklichen Refuls tate mittheilen, welche ich in meiner Praxis gefammelt habe, Erfte Beobachtung. — Ein junges Mäddhn, mit ſechszehn Sahren menfteuirt, hat das einundzwanzigfte Sahr erreicht, ohne daß die Menftruation in Unordnung gefommen wäre, Ihr Cha— racter ijt lebhaft, heftig; ihr Temperament nervös »fanguinifh; und ihre Sitten untadelig. Auf einmal ift der Monatsfluß ungewöhn- Lich ſtark und ftellt fih zwei Mal im Monat ein; dieß dauerte feit aht Monaten, und da die letzte Hämorrhagie fie in einen Zu— fand von aͤußerſter Schwaͤche verfegt hatte, fo lich fie mich rufen. Ih erfuhr, daß die Blutung feit zehn Stunden dauerte; die Kranke empfand heftige Schmerzen in den Lenden und ein läftiges Gefühl von Zufammenfhnurung im Unterleibe. Spannung und Geſchwulſt der Hypochondern, häufiger Puls, blaffes Antlig, eis— alte Extremitäten und die Shwäde fo groß, daß die Perfon kaum reden Eonnte. Berordnung: Gerbftoff 7 Eentigr., Extr. gummosum Opii 5 Centigr. und Rofen «Gonferve fo viel, als hinreicht zu 30 Pillen. Bon diefen Pillen wurde alle Stunden eine, in einem Glafe Limonade, gegeben, da die Kranke fie nicht anders nehmen konnte; mit der fiebenten hörte die Damorrhagie auf. Man fuhr mit dem Gebrauche fort, gab aber drei Pillen alle drei Stunden, fpäter vier alle vier Stunden, bis fie verbraucht waren. — Seitdem ift bie Perſon volllommen menftruirt. 8 Zweite Beobahtung. — Ich wurde zu einer, im dritten Monate fhiwangern, Frau von fünfundzwanzig Jahren gerufen, welche, auf einem Karren reifend, von einer heftigen Colik befallen wurde, in deren Folge fich ein fo ſtarker Blutverluft einftellte, daß man jeden Augenblick den Tod der Frau erwartete. Ungeachtet der Kräftigkeit ihrer Gonftitution , war fie ohnmäd): tig geworden. Eine Hebamme tamponnirte die vagina und fomene tirte Unterleib und Oberſchenkel mit in Effig und Waſſer getauchter Leinwand, aber vergebens. Bei meiner Ankunft dauerte die Ohn— macht noch fort und war tief, und ich bemerkte alle Zeichen eines herannahenden Todes, Eine tontfche Potion, warme Servietten auf den ganzen Körs per, belebte fie wieder etwas, ohne daß jedoc) die Kranke ihre Um— gebung erkannt hätte; unterdeffen dauerte die Hämorrhagie fort, und der Zampon wurde ausgetrieben. j Verordnung: Gerbftoff 2 Grammen, Extr. Opii gummosum 5 Eentigr., Rofen= Conferve genug, um 22 Pillen zu verfertigen. Die Kranke nahm alle Stimden ein Stüd. Mit der ſechs— ten verfiel fie in Schlaf, und als fie zwei Stunden hernach er— wahte, mar die Blutung unterbrochen, Den Tag darauf Feine 220 Blutung mehr. Die Pillen wurden aufgebraucht in der Dofis von einem Stüc alle drei Stunden, Jetzt ift diefe Frau ſechs Monate fhwanger und empfindet fehr gut die Bewegungen des Kindes. Dritte Beobahtung. — Eine Frau von ſiebenundzwanzig Sahren confultirte einen Arzt wegen eines heftigen Juckens in der Haut, von bochrothen Flecken über den ganzen Körper, befons ders an den Schenkeln und Unterleibe, begleitet; fie glaubte fi) zwei Monate ſchwanger. Ungeachtet diefer Erklärung, nahm man alfobald einen ftarfen Aderlaß am Arme vor, durch welchen das Subject in Ohnmacht fiel. Am Abend traten furchtbare Coliten ein, und eine frühzeitige Niederkunft Terfolgte. Zwei Stunden nah Ausſtoßung des Eies floß das Blut in großem Ueberfluſſe; die gewöhnlichen Mittel, mir Einfhluß des Zamponnirens, vermochten nicht, ihm Einhalt zu thun. Diefelbe Verordnung, wie im vorigen Balle, hörte nicht eher, als mit dev zwölften Pille auf, Vierte Beobahtung. — N.N., ſechs Monate Schwanger, hat eine zarte Conftitution; in Folge einer lebhaften Gemüthsbewegung ftelt ih eine ftarfe Blutung ein, und fie fällt in Ohnmacht. Bei meiner Ankunft finde ich fie in betrübendem Zuftande: Uns terleib hart, zufammengceballt, eiskalte Haut, blaffes Gefidyt, Elaf- fender Mund, Puls mit ſchwachen und feltenen Pulfationen. Nies derkunft unmittelbar bevorftehend, und da das Blut in Menge floß, war Eeine Zeit zu verlieren, und ich verſuchte zunaͤchſt fols gende Injection: Sn ein’halbes Litre (1 Pfund) Eochendes Waffer thue man ein Quentchen Gerbftoff und laſſe es zehn Minuten ſtehen. Diefe Injection wurde mit einer eigenen Sprige fehr langlam eingefprist. Sch legte die Schenkel aneinander und band eine Ser— viette mäßig feft um fie. in paffend angebrachtes Kiffen erhielt die unteren Ertremitäten in der Flerion. Ich ließ warme Servietten auf den ganzen Körper legen und verordnete folgende Potion: Schwarzer Kirſchen-Waſſer 96 Bram: men, Drangenblürh :Waffer 16 Grammen, Lindenbluͤth-Waſſer 48 Grammen, reiner Gerbftoff 60 Sentigr., Diacodiumiyrup 48 Grams men. Alle halbe Stunden einen Eplöffel voll zu nehmen. Man war genötbigt, fich eines Trichters zu bedienen, um das Schlucken zu erleichtern. Nach drei Uhr öffnete die Kranke die Augen. Fleiſchbouillon löffelweife zu nehmen, Nachdem die Wärme zurückgekehrt und der Puls fühlbar ge: worben war, ließ man die heißen Servietten weg. Als ich darauf die Schenkel vorlichtig von einander entfernte, fah ich, daß die Blutung faft ganz aufachört hatte; die Potion wurde aufgebrauht. Die Kranke erhielt erft vierundzwanzig Stun—⸗ den nad) dem Unfalle ihre ganze Befinnung wieder, beklagte fich über große Mattigkeit und Elagte über heftige Schmerzen am Hin— torkopfe. Die Behandlung wurde fortgefest und durch Ruhe und eine paffende Diät unterftüßt. Ich überzeugte mich, daß der Mut: termund gefchloffen war und nidyt ein Tropfen Blut daraus vers loren ging. Bald darauf wurden die Bewegungen des Kindes empfunbel, was dann wegen der Zukunft berubigte. In der That erreichkt die Schwangerfchaft ihr ordentlihes Ende, und die Geburt war gluͤcklich. Fünfte Beobachtung. — Madame &., von nervoͤs⸗ſanguini— ſchem Temperamente und heftigem Character, wurde von einem Blutverluſte befallen, der ſie bald in einen ſolchen Zuſtand ver— ſetzte, wie ich Gelegenheit gehabt habe, zu beſchreiben. Eine antiſpasmodiſche Potion, Sinapismen, Umſchlaͤge mit Eſſigwaſſer. Nach vierſtuͤndiger Ohnmacht kommt die Kranke plög- lich, wie durch Zauberei, wieder zu fich. Vierzehn Tage fpäter ftellt fi) eine neue Metrorrhagie eim: während der Nacht iſt die Kranke buchftäblich gebadet wie in Blutz dießmal fchlagen die Mittel, die einen doppelten glücklichen Erfolg gehabt hatten, fehl; man mußte zu den Gerbftoffz Pillen, nad) Die Blutung 221 der erwähnten Formel, feine Zuflucht nehmen, Nach der achten Pille floß das Blut nit mehr, Jetzt find vier Monate verflofen, und Madame &. hat Eeine Blutung mehr. — Sie hat ihre Regeln, aber ſchwach, und hat vier Tage lang einen weißen Abgang, was übrigens bei ihr ges woͤhnlich ift. Ihre Gefundheit, weldye durch die bedenklihen Zu: fälle fehr angegriffen war, erholt ſich alle Tage mehr, Sechste Beobachtung. — Die folgende Thatſache ift der vors hergehenden nicht ähnlich in Beziehung auf den Gig der Haͤmor— rhagie, ſchließt jih aber an fie an durdy Anmwefenheit eines Bluts fluffes und das Princip der medicinifchen Heilung. Eine Frau, welche ein fieberreiches Land bewohnt und ſechs Monate ſchwanger ift, erleidet alle vier Tage Fröfteln, welchem ein Blutfluß aus der Nafe folgt. Die Ratanhia wird, in Verbin: dung mit ſchwefelſaurem Chinin, angewendet, aber ohne Erfolg; ein Aderiaß am Arme hatte keine weiteren Folgen. Die Frau harte während drei Jahre und zu derfelven Zeit Fieberanfälle gehabt. Ueberzeugt, daß das periodifche Element fehr viel bei dem Vors gange betheiligt fey, folgte ich dev Indication, welche man bereits beruͤckſichtigt hatte, als man fchwefilfaures Chinin mit Ratanhia reichte, nur daß jest legtere durch den Gerbftoff erfegt wurde, SH ließ der Kranken von drei zu drei Stunden Pillen nad folgender Formel reihen: Man nimmt Gerbftof 1 Gramme, ſchwefelſaures Chinin 75 Gentigr. (zu 18 Willen.) Die Heilung ift fchnell und ohne Recidiv erfolgt, Siebente Beobachtung. — Eine Frau von fünfundvierzig Jah— zen wurde plöglicdh von einem fo ftarfen Blutſturze befallen, daß fie im Verlaufe einer Stunde wenigftens 10 Nöfel Blut verlor. 10 Pillen, jede aus 1 Gran Gerbftoff und „; Gran Opium, von Viertelftunde zu Viertelftunde 1 Pille gegeben, waren hinreichend, die Hämorrhagie zu ftilen. Alle übelen Zufälle verſchwanden, und die Frau konnte am anderen Tage das Bett verlaffen. Die aufaeführten Fälle fprehen gewiß fehr zu Gunften des Mittels, welches ich empfehle. (Bere Dumars hat dem Mittel meiftens etwas Opium zugefegt, obgleich ihm nicht unbekannt war, daß einige neuere hemifche Unterfuhhungen bewiefen zu haben fcheir nen, dev Gerbftoff, indem er ſich mit den Alkaloiden des Opiums verbindet, laffe fie in den Zuftand unaufiöslicher Salze übergehen, und gerbende Subftanzen feyen Gegengifte der Opiate. Herr Dus mars glaubte ficy mehr an bie clinifhe, als an die chemifche Erz fabrung halten zu dürfen. Er ift der Anficht, daß das Opium, wenn es nicht contraindicirt fey, fich vorzüglich empfehle, indem es bewirke, daß das Tannin beffer ertragen werde und nicht reize, während, wenn es nach der Gottereau’fhen Formel ohne Opium gereicht wurde, die Kranken am Magen litten und über brennende Hige im Halſe Elagten.) Ueber die Verwundungen der vena cruralis bei Aneurysma-Dperationen. Von Jam. Habwen. Es ift für die befriedigende und glückliche Ausführung aller bebeutenderen chirurgifhen Operationen von fo großer Wichtigkeit, daß der Operateur auf alle möglichen Ereigniffe während derfelben im Voraus gefaßt und vorbereitet und dadurch im Befige aller der Mittel fey, welche die vorfommenden Schwierigkeiten zu befeitigen im Stande find, daß ich hoffe, folgende kurze Bemerkungen über ein trauriges Ereigniß diefer Art, das felbft dem .gefchicteften Chi: zurgen begegnen kann, werden nicht ganz unmwilltommen feyn. — Es kann dem Chirurgen vielleicht nichts Unglüclicheres begeg- nen, als eine Verlegung der Schenkelvene in dem Momente, mo er um bie art. cruralis eine Ligatur legt. Co ruhig und wenig davon afficirt der Kranke zur Zeit des Ereianiffes auch erfcheinen mag, wird der erfahrene Chirurg dennoch in diefem feheinbar ges eingfügigen Umftande ein ſchweres Unglück erbliden, das den ges wiffen, wenn auch nicht augenblicklichen, Untergang feines bekia— 222 genswerthen Kranken in -fic) trägt. Da die gefchidteften und ge: übtejten Haͤnde dieſem unglüdlicyen Fehlgriffe ebenfogut ausgeſetzt ſind, als die ungeſchickten, und da „es kaum ein Beiſpiel giebt, wo der Kranfe wiederhergeſtellt worden wäre”, *) fo iſt es die Pflicht des Chirurgen, wenn ihm ein ſolches Unglüc begegnet, woa möglich, einige Mittel zu erfinnen, durch welche er feinen Kranken aus friner Gefahr zu retten im Stande ſeyn möchte, in die er ihn ſelbſt durch eine Verlegung geftürgt hat, die ihn ficherer dem Tode weihet, als die Krankheit, von der er ihn heiten wollte. In je: dem Beifpiele diefer Art, das ich erwähnt gefunden, war der Ausgang unglüdlic gewefen. In Zeit weniger Monate habe ich diefes Ereignig unter den Händen verfhicdener Wundärzte zwei Mal eintreten ſehen. Der erfte Kranke ftarb in Folge deſſen; der zweite wurde durch ein Verfahren gerettet, das hier mitgetheiit werden foll. Das einfache Venenwunden, ſowohl oberflaͤchliche, als tiefe, zweckmaͤhßig behandelt, im Allgemeinen von feiner Gefahr begleitet ind, wird, wie ich vorausfegen darf, von Jedem anerkannt wers den: die Nefultate der oberflächlichen und tiefen Verwundungen in der Phlebotomie und Amputation beweifen dieß zur Genüge. Ich babe gefehen, daß bei der Entfernung einer tiefiigenden Geſchwulſt am Halſe die vena jug. interna verwundet wurde und bis zu Ende der Operation ſtark blutete; fobald aber die Theile wieder in ihre natürliche Lage gebracht werden fonnten, die Blutung fogleid) aufhörte, und auch weiter Fein Nachrheil daraus entitand. Sch bin daher der Anficht, daß ein einfacher Einfchnitt in eine Vene, von mäßiger Ausdehnung und parallel mir ihrem Verlaufe, felten Nachtheil mit fich führen werde, vorausgefegt, dag das Gefäß uns geftört bleibt, vie angrängenden Theile mit demfelben in Beruͤh— rung gebracht werden und das Glicd in eine unbewegliche und güns ftige Lage verfegt wird. Selbſt eine Queerwunde wird, ich zweifle nicht daran, wenn die Oeffnung nicht fehr groß ift, am beften fich ſelbſt überlaffen bleiben. Die Gewohnheit, verwundete Venen zu unterbinden, bat eine berühmte Autorität für fib, und ift biefes auch gelegentlih an Stumpfflähen ohne Nachtbeil ausgeführt wor— den, wie ich mehrere Mal gefehen habe; jedoch folte dieſes, mei— ner Urberzeugung nad), ftets vermieden werden, bis alle andere Mittel zur Blutftillung vergeblich angewendet worden find, was jedoch felten der Fall ſeyn wird, da man faft immer durch Geduld und umfictiges Verfahren feinen Zweck erreiht. Cine Verwun— dung der Schenfelvene, welche bei der Umführung der Aneurys— manadel um die Arterie entftcht, bat kaum, wie ich dieß bei zwei Gelegenheiten gefehen babe, eine bemerkbare Blutung zur Folge, wenn nicht die Oeffnungen durch das Erheben der Nadel oder der Ligatur erweitert werden. Hiervon habe ich in den bereits er— wähnten Operationen wiederholte Beweife gehabt. So oft die Theile durch die Nadel oder die Ligatur in die Höhe gehoben wur: den, floß das Blur ungebindert, ftand aber augenblicklich ftill, ſo— bald fie wieder niederfielen., Man muß bebenten, daß in einem derartigen Falle eine doppelte Wunde in den Häuten der Vene exi— ftirt, denn diefe wird von der Nabel durchbohrt; und wenn die Cigatur durchaegangen ift und dann über der Arterie zugebunden wird, fo ift ein Segment des Venenkreifes mit in die Schlinge ger faßt. Diefer Umftand ſcheint mir die Urfache des unglüdlichen Ausgangs diefes Ereigniffes zu feyn. Die Verlegung der Bene bat zuerft eine adhäfive Entzündung zur Folge, welche die Deff: nungen ſchnell ſchließt und, wäre die Figatur nicht da, zu ihrer Heilung binreichen würde, Sn einigen Tagen jedoch verbreitet ſich diefer Entzüundungsproceß , durch den fortdauernden Reiz des frem— ben Körpere, weiter, geht über die für die Heilung günftigen Gränzen hinaus, fchreitet längs der innern Venenhaut in der Rich— tung zum Herzen fort und veranlaßt fo die erften Symptome ci- ner allgemeinen Störung. Hierauf beginnt der Ulcerationsproceß: die unmittelbar von der Schlinge umgebenden Theile vereitern, das in bderfelben befindliche Wenenfegment wird losgeftoßen, in dem Ge: fäße eine Deffnung zurüctaffend, durch welde ein dunkles, unge: fundes, mit Eiter gemifchtes Blut ausfließt: der Kranke acht ſchnell in einen unheilbaren Zuftand von typhoͤſer phlebitis über. *) Hargvave's Operative Surgery, p. 9%. 223 Aus dem, was wir bei andern Venenwunden beobachten, fi1d wir berechtigt, zu fchließen, daß die Ligatur die alleinige Urfache diefer tödrlihen phlebitis fey; und ich bin der Meinung, daß, wenn in jedem Falle diefer Art die Kigatur nicht angelegt, fondern die Theile einander genahert und übrigens wie eine gewöhnliche Wunde behandelt worden wären, der Tod, den man der Verlegung ſelbſt zufchrieb, niemals erfolgt wäre. Ein derartiger Fall an ſich bictet, zweckmaͤßig behandelt, nichts abfolut Gefährliches dar, und nur die durch die Ligatur erzeugte Venenentzündung ift die Urſache des Todes, Nichts Eann daher, meiner Anjiht nah, das Verfahren entfchuldigen, die Eigatur um die Arterie da anzulegen, wo die Bene verlegt worden iſt, und wenn dieſes Unglük unter meinen Händen fich ereignen follte, würde ich mich einer hoͤchſt ftrafbaren Dfufcherei für fcyuldig erachten, wenn ich die Ligatur an diefer Stelle anlegte und fie dafelbjt liegen ließe. Das Verfahren, wels ches ich in einem ſolchen Falle einfchlagen würde, ift dieß: die Ge: fäße einen Zoll oberhalb der Venenverlegung bloßzulegen und die Urterie dort zu unterbinden, vorausgefegt, daß der Raum zwiſchen der Wunde und der tiefen Schenfelarterie hinreichend erfchiene, um die Application der Ligatur zu geftatten, und wäre diefeg nicht der Tal, die Verbindung in derfelben Entfernung oder noch weiter abwärts vorzunehmen. Wenn das Aneurysma fih in einem Zus ftande befände, der den nötbigen Aufihub geitartete, fo ift die Trage, ob man nicht beffer thäte, die Wunde ganz zuheilen zu laffen, bevor man die Urterie zum zweiten Mate bloßlegt. Diefes Berfahren fcheint das für fich zu haben, daß cs das gänzliche Auf: bören des Entzündungsproceffes in der Vene zuließe, bevor die Möglichkeit einer neuen Störung aus der Unterbindung entitehen könnte, Andererfeits muß man wider die Wirkung bedenke, die eine verunglücte und eine ziveite Opsration auf den Kranken ha: ben müffen. Diefes find jedoch Umftände, über welche jeder indiviz duelle Fall und jede einzelne Operation enticeiden müffen. Eine fpätere Erfahrung mag lehren, ob es nicht am ficherften feyn dürfte, das Verfahren nachzuahmen, das ich fogleih erwähnen werde; für jest bin ich noch nicht im Stande, daſſelbe unbedingt zu empfehlen Beim zweiten oben erwähnten Falle von Venenverlegung dachte ih zwar an den von mir vorgefchlagenen Plan; allein, theils aus Delicateffe, um ihn meinem Freunde, der bie Operation gemacht hatte, nicht aufzudrangen, theils, weil ich glaubte, daß diefer, um einen fo neuen Vorfchlag beurtheilen zu Eönnen, in der That Zeit haben müffe, denfelben genau zu erwägen, war ich mit der Mittheilung deffelben zur Zeit noch zurüdhaltend. Darin timmten alle Anweſenden überein, daß die Scenfelvene verlegt und folglich aud) darin, dag der Kranke in die größte Gefahr vers ſetzt ſey. Bei diefer Ueberzeugung glaubte ich, daß ich nicht zu entfchuldigen feyn wärde, wenn ich meinem Freunde nicht eröffnete, daß, wenn dieß mein eigener Kal wäre, ich die Ligatur nur fo lange liegen laffen würde, daß man mit Wahrfcheintichfeit voraus— fegen dürfte, die Obliterirung der Urterie fey bereits erfolgt, und daß ich dann diefelbe vorfichtig entfernen würde. Denn ich hielt dafür, daß innerhalb diefer Zeit die Entzündung einen heilfamen Grad noch nicht überfihritten haben würde; und die günftigen Re— fultate dev Unterfuhungen von X. Cooper, Travers und Ro: berts über die temporäre Ligarur ließen auh in Bezug auf das 224 Aneurpsma von dieſem Verfahren einen glücklichen Erfolg erwar⸗ ten. Der Rath wurde befolgt, In vierzehn Tagen war die Wunde gang geheilt und der Kranke vollfommen hergeftellt. Da mein Freund diefen Fall zu veröffentlichen beabfichtigt, fo Eann ich bier in weitere Detaus dejfelben nicht eingehen. Es würde ſchwer, vielleicht unmöglich feyn, aus einem einzi⸗ gen Beifpiele einen ftärkern Beweis für die Zweckmaͤßigkeit des von mir angegebenen Verfahren zu ziehen, als ihn diefer Fall dar— bietet. Her Hodgfon führt in feinem Werke über die Kranke beiten ber Arterien und Venen einen intereffanten und lehrrei— hen, von Hra. Freer mitgetheilten, Fall an, der dieß gleichfalls’ zu beftärigen fcheint. Die heftigſte Reaction, die auf die Anle— aung einer Liyatur um eine varicdfe Vene gefolgt war, hörte for fort auf, als man diefelbe entfernte; und obgleih bei jeder neuen’ Unferbindung und augenblicklicher Entfernung der Ligatur ähnliche ffürmifhe Eymptome nicht ausblieben, welche eine energiſche Be: handlung zu ihrer Befeitigung evforderten (die auch vollftändig ge— lang), fo wird dody Niemand, wie ich glaube, daran zweifeln, daß, mären die Ligaturen livgen geblieben, ein gang anderes Refultat erfolgt feyn würde. (Medical Gazette, April 1841.) Miscellen. Zur Localbehandlung der Augenblennorrhoöͤe der Kinder empfiehlt Herr W. Cooper eine lauwarme Alaunaufloͤ— fung, 4 Gran auf I Unze, zur Reinigung der eiternden Augen. Diefe Injection fol halbſtuͤndſich Tag und Naht fortgefegt werden, bis die Gefahr ganz vorüber iſt; nur die Zuverläfiigkeit der Waͤrterin ift in diefen Fällen im Stande, die Augen des Kindes vor Zevftds tung durch den ſich anfammelnden Eiter zu retten. (London ned. Gazette.) Die Bereitung von Lifton’s durhfihtigem Hau: fenbtafen: Pflafter acfihieht auf folgende Weife: Man be: feuttet I Unze Daufenblafe mit 2 Unzen Waffer und fest nah zwei Stunden langem Einweihen 3% Unze rectifieirten Weingeiſt, mit 1; Unge Waffer, zu und laßt das Ganze einige Minutin in kochendem Waffer fteben. Der Wachstaffet wird nun aufaefpannt und mit der Haufenblafen = Auflöfung mittelſt eines Pinfels gleiche mäßig überftrihen. Nach vollkommenem Trocenwerden ftreicht man eine zweite Schicht in ſich Ereuzender Richtung über, Dieß aefchieht vier bis fünf Mal; die legte Schicht überftreicht man mit einer, mit Waffer und Weingeift verdünnten Maſſe. Diefcs Pflas fter hat man in neuerer Zeit, ftatt mit Wachstaffet, mit einer Haut bereitet, die man dadurd erlangt, daß das peritonaeum vom coecum des Ochſen abgezogen und nach Art der Goldſchlaͤgerhaͤut— en bereitet war. Diefes legte Pflafter bat Vorzüge vor dem ZTaffetpflafter und ift chen fo wenig reizend, als Goldſchlaͤgerhaͤutchen; es Elebt fefter, als iraend ein anderes und ift das beite Klebepfla— fter, welches je vorgefhlagen worden ift. Die andere Seite diefes Hautpflafters überftreiht man mit einem trocnenden Delfirnig und erlanat dadurch den Vortheil, daß Keuchtigteiten von Außen auf die Hauſenblaſe nicht einwirken Fönnen, (Pharmaceutical Transactions, Oct. 1841.) Bibliographische Neuigkeiten. Notes on the United States of North America during a phre- nological Visit in 1838, 1839, 1840. By George Combe. Vol. I. and If. Philadelphia 1841. 8. Physiology for the Publie; comprising Plain Principles for the Preservation of the functions both of Body and Mind in a State of Health. In a series of Lectures. Nr. 1. and 2. Dublin and London 1841. 8. By @. Hayden. Anatomy of the urinary Bladder and the Perinaeum of the Male. By A. Monro. Wdinburgh 1842. 8. Principles of Surgery. By J. Syme. With plates and wood- euts. Edinburgh 1842. 8. —ñ— t— —i —— —— (Hierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Menue Notizen a u s dem Gebiete der Nakur- und Heilkunde, gefammelt und mitgerheift von dem Ober s Medicinalratbe Froriep gu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, N. 459. (Nr. 15. ded XXI. Bandes.) Februar 1842. Gedrudt im Landes-Induftrie- Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, ? Thlr. oder 3 FI. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Maar“ t wir Neue Unterfuchungen binfichtlic des electrifchen Organs des Malapterurus electricus, Lacep., (Silurus electricus, Linn.) Der Ucademie der Wiffenfchaften vorgelefen von Herrn X. Valens ciennes, (Hierzu bie erfte Figur auf der mit Nummer 454. [Nr. 14. biefes Bandes] ausgegebenen Tafel.) (Schluß.) Das eben ſo breite als lange os interparietale trägt eine nach der Queere laufende crista, melde in der Mitte ausgebuctet ift und nah Hinten zu eine Eleine zufammengedrüdte Spitze darbietet, welcher in die Aus: buchtung des Gipfel® der crista anterior des grofen Mirbelbeing eingefügt iſt. Diefes befigt drei Queerfortſaͤtze, von denen der erſte fi) gegen dag os suprascapulare ftügt und ſich dann zu einer dünnen fenfrechten Platte er— meitert, an welcher die Schwimmblafe befeftigt if. Man erkennt bier eine bereit3 durch die Anatomie dee Schals (Synodontis clarias nob. Silurus clarias, Hasselg.) bekannte Drganifationsweife wieder, obwohl mit dem Unter— fhiede, daß vom os suprascapulare des Malapterurus feine ähnliche Knochenplatte ausgeht. Der Knochenbau der Schulter bietet durchaus nichts fehe Abnormes dar. Mir wollen jedoch bemerken, daß der Knochenfaden, in welbem Herr Geoffron den Repraͤſen— tanten des processus coracoideus erfennt, bier, wie bei allen übrigen Siluroiden, vorhanden ift, wiewohl dem Ma- lapterurus der dornige Strahl der Bruftfloffe abgeht. Nach dem großen MWirbelbeine zahlt man 16 Abs dominalwirbelbeine, deren Apophyſen zufammengedrüdt und nicht hoc find und deren niedergedrüdte horizontale Queers fortfäge am ihren Enden die Rippen tragen. No. 1555, kunde. Unter den Schwanzwirbeln, deren 22 find, befindet ſich ein Ring; der letzte, fächerförmige, ift mit den untern Apo— phyſen des vorlegten und vorvorlgten verwachfen. Die Rippen find ziemlich ſtark und von mittelmäßiger Laͤnge. Diefe Befchreibung des Innern und Aeußern des Ma- lapterurus ift nah Eremplaren aufgefeßt worden, die 0,19 bis 0,60 Meter lang waren und theils aus dem Nil, theils aus dem Senegal ftammten. Sch habe nun noch das electrifhe Organ, durch wels ches der Fifch fo beruͤhmt geworden, zu befchreiben. Herr Geoffroy, der daffelbe zuerft unterfuht hat, befchreibt e8 als eine Anhäufung von dichtem und didem Zellgewebe, welches aus wahren fehnigen Faſern beftebe, die ſich nad) verfchiedenen Richtungen kreuzen, fo daß ein Netz entfteht , deffen Mafchen nur unter der Lupe zu erkennen und deffen winzige Zellen mit einer eiweiß = gallertartigen Maffe angefüllt find. Auf der innern Seite ift es mit einer fehr ftarfen Aponeurofe bedrdt, die fih von ihm nicht, obne zu zerreißen, trennen läßt und durch ein loderes, mür= bes Zellgewebe mir den Muskeln zufammenhängt. Ein Aft des achten NMervenpaares fteigt nad) dem Untertheile der Bruft hinab und begiebt fich unter die aponeurotifhe Tu— nica, durch die er fich hinzieht, indem er rechts und links Nerven abgiebt, welche die Tunica durchbrechen, in das Zells gewebe des Drganes eindringen und fich in dieſem ver= breiten. Diefe Beſchreibung giebt und nur von dem Aeufern ded Organs einen Begriff. Da Herr Geoffroy daffelbe mit den Batterieen des Zitterrochens vergleichen wollte, ließ er in den Annales du Museum, T. I. pl. XXVI. einen Zitterrochen neben dem Malapterurus abbilden. Die Fis gur des letztern, die wir hier allein zu berüdfichtigen haben, fiellt die Haut zurüdgefchlagen und das electtifhe Organ vom Körper abgelöftt dar. Der Verfaffer hat ung den Ner— 15 227 y venaft und beffen Vorzmweisungen unter dem eleetrifhen Dr: gane vor die Augen geftellt, und aus der Befchreibung er— giebt fih, daß er in mm, m die feitlihen Muskeln des Num: pfes zu erkennen geglaubt hat. Wiewohl diefe Abbildung viel zu wuͤnſchen uͤbrig laͤßt, fo ift fie doch weit beffer, a!S die in dem Werke über Ae— gypten Taf. XIL Fig. 5 gegebene. Auf diefer großen Ta— fel ift daS electeifhe Dryan in die Hoͤhe geichlagen, aber fo dargeftellt, ald 06 c8 eine der Wandungen der Abdominal: böhle bildete, indem die Rippen und MWirbelbeine fo gezeichs net find, daß man zwifchen ihnen und dem electtifchen Dr: gane den Ducchfihnitt der mm. abdominales, die doc befeitigt werden mußten, nicht erblickt. Der New nm n, welcher fih nach dem electrifhen Apparate begiebt, ift in der Befhreibung erwähnt, allein von dem Gefäße 0, deffen Lauf von dem Zeichner obenhin angedeutet, und welches die Vene des electrifihen Drganes iſt, wird nichts gefagt, waͤh— end die Arterie ganz fehlt. Ein anderer erheblicher Fehler diefer Abbildung befteht darin, daß auf der Haut des Silurus electrieus Schup— pen dargeftellt find. Dieß ift nicht nur in Betreff des ſpe— cififhen Characters des Fiſches wahrheitswidrig, fondern ſteht auch mit dem oben erwähnten, für alle bigjeßt be: Eannte electrifhe Fiſche gültigen galvanifch = phyjiologifchen Gefege in Widerſpruch, daß fie naͤmlich ſaͤmmtlich eine nadte f&hleimige Haut ohne Schuppen und Dornen befigen, fo daß bei unferem Silurus felbft der Dorn des erften Strahles der BruftfloTe weggefallen ift und fogar, was das auffal: lendſte Beifpiel wäre, der Tetrodon eleetricus eine fhup: penlofe Haut darzubieten fcheint. Herr Nudolphi hat die von Geoffroy befchriebene tunica aponeurotica richtig erkannt, indem fih der bes ruͤhmte Berliner Anatom folgendermaafen über diefelbe aus: fpricht. Hart unter der Haut liegt eine tunica propria, wel: che aus rhomboidiſchen Zellen befteht, deren Wandungen in Geſtalt kleiner Blätter dicht aneinandergedrängt find, wei aponeurotifche Laͤngs-Raphen, melche zwifchen der Haut und den Muskeln liegen und fidy fowohl auf dem Nüden, als dem Bauche binziehen, theilen die tumica propria in zwei feitlihe Hälften. Ihre ganze innere Oberfläche ift mit einer filberglängenden. AUponeurofe ausgekleidet, welhe aus einanderkreugenden Fafern zufammengefeßt ift. Diefe tuni- ca erſtreckt fih bis an's Auge und befigt nur unten eine Luͤcke für die Bruftfloffe. Sie reiht nicht über die Ohren» fpalten. Nah Hinten zu erſtreckt fich ihre zellige Structur nicht über die Afterfloffe hinaus. Der nervus vagus ftreicht unter diefer Aponeurofe hin und giebt viele Zweige ab, die in ihr Gewebe eindringen. Ihn begleitet eine Ar— terie, welche aus dem -vordern Theile der aorta kommt, fo wie eine Vene, die fih unweit des Herzohrs in die Hohl: vene begiebt. Bis hierher hat Rudolphi nur eine vollftändigere Befchreibung der von Geoffroy beobachteten tunica ae: geben; allein er fügt hinzu, daß noch eine tunica propria . 228 vorhanden ſey, welche mit fpärlihen Zellgewebe bedeckt ſey und aus einem flodigen, unregelmäßigen, ganz eigenthlimlich geatteten Gewebe beftche. Daſſelbe bilder fehlaffe Bündel weicher Faſern, die keine regelmäßige Richtung einhalten; darunter: bemerkt man einen Nervenaſt, fo wie dem die Intercoſtalnerven Eleine Faden an daffelbe abgeben. Fett hat er an demfelben nicht finden Eönnen. Zu Rudolphi’s Abhandlung gehören vier Tafeln. Auf der erften ſieht man eine fehr treue Abbildung diefeg, bereit8 von Geoffroy auf einer der Prachtkupfertafeln des Aegyptiſchen Werkes gut abgebildeten, Siluroiden. Auf der zweiten hat der deutihe Anatom die tunica externa des electriſchen Drganes, die einzige, deren Geoffroy erwähnt, dargeftelt. Man fieht diefelbe zurüdgefhlagen und von dem Nerven des achten Paares, fo wie deffen Zweigen, durch— ſchlaͤngelt, die Außerft treu gezeichnet find; deßgleichen die aus der aorta entfpringende Arterie und die in die vena cava mündende Bene. Das Drgan, welhes Rudolphi das flodige Drgan nennt, ift auf der dritten Tafel abgebils det. Man fieht die fih darin vertheilenden Nerven, und die unter diefer age befindlichen mm. laterales des Rums pfes find bloßgelegt. Endlich erblidt man auf ber. vierten Zafel das geöffnete eranium, fo daß man den Urfprung der Nerven erkennt, deren Lauf der Zeichner bdargeftellt hat. Bei meinen anatomifhen Unterfuhungen erkannte ich, gleich den beiden vorgenannten Forſchern, eine tunica ex- terna unmittelbar unter der Haut, mit der fie ſehr feſt verbunden iſt. Sie befteht aus einem zelligen, faft ſchwam— migen Gewebe, welches aus dünnen, einander durchEreuzenz den Blätthen zuſammengeſetzt ift, die Maſchen bilden, wels che mit einer gallertartigen Fluͤſſigkeit getränft find, mit. des nen es ſich alfo ganz ähnlich verhält, wie bei dem Zitterro— chen. Diele tunica ift an der Innenſeite mit einer ſilber— glänzenden Aponeurofe gefüttert, welche aus fehr ftarfen ein: anderkreugenden Fafern befteht, die fi von der Stirn und den Kiemenfpalten bis zur Einfügeftelle der Afterfloffe erſtrecken, wofelbft fi diefes Gewebe verliert. Unter diefer Aponeu— roſe zieben fi die großen Gefäßftämme und Nervenftränge bin, welhe Rudolphi fo treu abgebildet hat. Der Nerv des achten Paares ift der Nerv der Seitenlinie der Fiſche. Er giebt auf jeder Seite 10 bis 12 ſtarke Aeſte ab, welche durch die Aponeurofe hindurch in das electrifhe Organ eins dringen und fich dafelbft in unzählige Zweige theilen. Co forgfültig ich auch unmittelbar unter der Haut nad einem andern, dem anderer Fifche analogen Nervenaſte fuchte, Eonnte ich doch nicht die geringfle Spur von einem ſolchen entdeden. Ebenfowenig ließ fich der MWobberfche Nerv aufs finden, welcher bei dem europäfhen Silurus glanis eine fo bedeutende Stärke befißt und fih laͤngs der Median— linie deg Ruͤckens hinzieht. Man hat demnach dem Herren Geoffroy darin beizupflichten, dat der Nerv des electrifchen Dryans des Malapterurus derjenige fen, welz cher bei den andern Fifchen fih an der innern Haut— fbiht, bald, wie bei Cyprinus, unmittelbar unter ders feiben , bald ziemlich tief in die Schitt der ſeitlichen 229 Muskeln des Numpfes eindringend und unter ben Eleinen Muskelbändern binziebt, welche bei vielen Fifchen ebenfalls die Seitenlinie begleiten. Bei den meiften Arten der Gat— tung Scomber findet man eine Organifation der zuletzt er: wähnten Urt. . Unter diefer erften tunica habe ich die Membranen gefunden, melche den Hauptgegenftand diefes Artikels bilden. Diejenige zweite tunica, welhe Rudolphi als eine einz fache beichrieben hat, befteht aus menigftens ſechs Blättern, die Übereimanderliegen, einander durchaus gleichen und leicht von einander und den darunter liegenden Muskeln zu trens nen find. Das legte Blatt iſt mit diefen Muskeln nur durch ein lockeres und ſpaͤrliches Zellgewebe verbunden, Diefe aponeurotiſchen Blaͤtter erſtrecken fich bis über die Schwanzmusfeln und gehen bei der Bafis der Strahlen der Schwanzfloffe zu Ende. Sie find bei aller Dünne ziemlich fefl; in Waffer macerirt wird ihre Oberfläche flodig. Dieſe tunicae nehmen Nervenfüden auf, welche aus dem Haupt: afte des achten Paares entfpringen, fo wie andere Füden, die den Intercoſtalnerven angehören, Die Iesten Nerven: zweige, die fich in diefen Membranen, fo wie in der tunica externa des electrifchen Drganeg, verlieren, find fo dünn wie die feinften Menfchenhaare. Daß ihre Enden eine aͤhn— liche Anfchwellung darböten, wie die der Nervenfaͤden, die ſich in der Menfchenhaut verlieren, habe ich nicht wahrneh: men fünnen. Aus Obigem ſcheint fich zu ergeben, daß bei dem Ma- lapterurus eleetrieus zwifhen der Haut und den Muss keln wenigftens fieben übereinanderliegende Membranen vor: handen ſeyen. Die erfte bat Geoffroy entdedr; und die fechs andern hat Mupdolpbi für eine einfache tu- nica gehalten. Ferner, daß der Merv des electrifhen Or— ganes derjenige der Seitenlinie ſey; daß er, wie bei'm Zit— terrochen, dem achten Paare angehöre; daß folglich das Ner— venſyſtem, weldes das electrifche Organ des Malapterurus vervollftindigt, nicht, wie behauptet worden, mitden bei dem Zitterrochen und Zitteraale unterluchten Nervenäften eben fo wenig Aehnlichkeit babe, als die Möhren der letztern mit der eigenthümlichen Umhuͤllung des Zitterwelfes. Das Vorhandenſeyn diefer beiden übereinanderliegenden Schichten, von denen die eine einfach, die andre aus 6-7 Membranen zufammengefet ift, beweif’t auch, daß das elecz trifche Organ der Fifhe auf jeder Seite ſtets doppelt vorz banden ift. Bei'm Zitterrochen findet man auf jeder Seite zwei Bündel fechsediger Nöhren, von denen das eine dem Nüden, das andere dem Bauche entfpriht. Schon Herr vd. Humboldt bat bei'm Zitteranle auf jeder Seite des Körpers einen großen und Kleinen electrifchen Apparat unter- ſchieden. Bei'm Silurus electricus finde ih eine auffal- lende Analogie. Bei allen drei Fifchen durchfegt der Merv des achten Paares, welcher das Organ belebt, beide Schich— ten. Laͤßt fich nicht annehmen, daß diefe beiden in ihrer Natur verfchiedenen Schichten, welche unter dem Einfluffe der Nervenſtroͤmungen, je nach ihrer Organifation, eine ver: ſchiedene electrifche Spannung haben, zur Bildung der die 230 Electricitaͤt entwickelnden Saͤule ſeyen? Die electriſche Kraft des Silurus iſt bisjetzt noch von feinem gefhidten und mit den geeigneten Snftrumenten ver— febenen Phyſiker unterfukt worden. Adanfon befchräntt fi auf die Angabe, daß die Wirkung dieſes Fiſches ihm durchaus diefelbe gefchienen habe, wie die einer Leydner Fla— fhe. Ich mache auf diefe Bemerkung aufmerkfam, weil diefer geſchickte Beobachter allerdings einige Umftände wahr— nahm, die einen Unterichied zwifchen der Wirkung des Fi: ſches und der einer Leydner Flafche begründen würden, wag ganz mit dem Übereinftimmt, was Humboldt am Gym- notus electrieus beobadtete. Die Schläge des Zitter— welfes theilten fich vermittelft der einfachen Berührung mit einem 5 bis 6 Fuß langen Stode oder Eifenftange mit. Forsfäl erkennt die Aebnlichkeit mit der Electricität ebenz fall an, ftelt diefe Wirkungen aber als fehr ſchwach dar, und als ob diejelben durchaus Eeinen wirklichen Schmerz veranlaffen fönnten. Allein vielleicht hatte er nur ein mat— te8 Ermplar; denn Le Prieur verfichert, daß ein nur 0,20 Meter langes Eräftige Schläge verfeßt habe. Fors: EAl hat beobachtet, daß der Schlag ftattfindet, wenn man den Fiſch am Kopfe berührt und daß der Fiſch dabei den Schwanz bewegt. Beruͤhrt man ihn oder ergreift man ihn felbft am Schwanze, fo tritt Erine Wirkung ein. Diefe Erſcheinung läßt ſich erflären, wenn man bedenkt, daß die tunica externa des Fifhes hinter der Afterfloffe endigt und nicht bie über den Schwanz reicht, daher ſich die voll: ftändige Batterie nicht Über die Afterfloffe hinaus erſtrecken Eann. Uebrigens würde dann der Zitterwels feine electrifche Thätigkeit in einer andern Weiſe äußern, als der Zitteraal von Guyana. Das. Studium der clectrifhen Phnfiologie des Fifches ift demnach Allen Denen, die dazu Gelegenheit haben, recht fehr zu empfehlen, zumal da die Befchaffenheit der jest gebrauchlichen Jaſtrumente die erlangten Nefultate weit mehr verbürgt, als dieß früher der Fall war. voltaifchen nothwendig Erklärung der Abbildung (Fig. 1. auf der erwähnten Tafel). a, Dbere tunica des electrifhen Organes, zurüdgefchlagen und von ihrer unterm oder aponeurotifhen Oberflaͤche aus gefehen. b, bi, DIE, pur, pw, zv. bes, von einander getrennt. c. Aft des Nerven des achten Paares, d. Arterie des electrifchen Organes, welche ſich hauptfächlic) in die aͤußere tunica «@ vertheilt, e. Bene des electrifchen Organes. f. Die Stränge der Intercoftalnerven, welche fid nach den flodigen Blättern 6, 61., DIL, ıc. begeben. 9. Zuruͤckgeſchlagene Haut des Körpers. h. Museuli laterales und abdominales des NRumpfes. (Archives du Musee d’Histoire naturelle, T. IL, Livr. 1. et 2. 1841.) Blätter des flodigen Gewe— 19° 231 Schädel eines Neuholländers mit den Spuren der zahlreichen Erfoliationen an denjenigen Stellen, welche den Keulenfchlägen bei ihrer Art zu kaͤm— pfen ausgeſetzt find. (Bierzu Figur 2. auf der mit Nr. 454. [Mr 14. diefes Banbeö] ausgegebenen Zafel.) Sir George Ballingal, Profeffor der Militaͤrchi— rurgie auf der Univerfitit zu Edinburgh, hat in dem neue: ften Hefte des Edinburgh medical and surgical Jour- nal (No. CL.) eine Abbildung eines Schaͤdels mitgetheilt, (welcher eine Zeitlang in feinem Beſitze war und wovon er einen genauen Gypsabguß behalten bat), der ihm von dem Haın Drummond, Chirurg in der K. Marine und vor: maliger Keibarzt des General-Öouverneucs von Indien, Lord Auckland, war überfchidt worden. Das denfelben bes gleitende Schreiben lautet folgendermaapen : „Dieß ift der Schädel eines fehr befannten Eingebore— nen von Neu: Sud: Wallis, des Haͤuptlings eines bedeutens den Stammes im Norden von Sydney, eines Mannes von unerfhrodenem Muthe — eines großen Kriegers, mit einem Worte Kampf liebend. Bei'm erjten Anblide werden fie geneigt feyn, zu glauben, daß die verfchiedenen Unebenheiz ten eine Folge von irgend einer fpecifiichen Krankheit find. Das ift aber nicht der Fall, indem der Herr, welcher mir den Schaͤdel ſchenkte, mir verfiherte, daß er faft jede Ge: legenheit Eenne, wo die verichiedenen Beſchaͤdigungen erhals ten worden waren. Und Sie werde nicht anftehen, biefer Angabe Glauben zu ſchenken, wenn id Ihnen erzähle, daß die Gingeborenen von Neuholland folhe Schläge auf den Kopf geben und empfangen, welche für einen Europäer ſi— chetlich toͤdtlich ſeyn würden, bei ihnen aber nur einen fehr vorübergehenden Grad von Erfhütterung bewirken. Die fih fo weit erftredenden Zeihen an dem Kopfe rühren vielleicht ebenfoviel von Erfoliation, Ulceration oder Abforption bei Vernachläffigung und Schmuß ber (indem in ſolchen Fällen nie die geringfte Sorge oder Verband ange wendet wird), als von der Heftigkeit des Schlages. Ihre Art, zu Eimpfen, ift mit Waddies oder Keulen von fehr hartem Holze, womit fie einander abwechſelnd tüchtige Schläge vorzüglih auf den Kopf geben; wovon ich fie oft für einige Zeit befinnungslos geſehen habe, wovon fie jedoch bernach weiter Eeine nachtheiligen Folgen zu empfinden ſchie— nen, obgleich bei Unterfuhung der Wunden die Knochen ſehr verfegt gefunden wurden. Diefelbe Gleichguͤltigkeit wird in Beziehung auf ein gebrochenes Glied gezeigt, wenn es nicht ein Bein oder Schenkel ift, und demzufolge findet man auch nicht, daß Kinochenvereinigung in ſolchen allen einges treten ift; und fo find auch gegenwärtig beide dunkle Ma: jeftiten der Sydney: Schwarzen mit fünftlihen Gelenken am Vorderarme ausgeftattet. 2 „Haben Sie die Güte, auh die Bildung der. Zähne zu beachten, welche, leider! nicht vollzählig find. Sie wer— den bemerken, daß die Kronen derfelben fümmtlic platt find; und ic bin geneigt, zu glauben, daß bdiefe eis 232 nung nicht zufällig ift, fondern urfprüngliche Bildung, ins dem ich mehr als 200 Individuen unterfucht und bei Eeie nem einige Aehnlichkeit mit unfern Hundszähnen oder Schnei: dezähnen gefunden habe, Sc) erwähne dieß nur als einen fonderbaren Umftand , der weitere Aufmerffamkeit vers dient, Miscellen ‚ Snbdifhe Zubereitung wohlriehender Dele. Die Eingevornen Dftindien’s machen nie Gebraudy von der Deftillation, fondern ertrahiren die Eſſenz dadurch, daß fie felbige von irgend einem reinen ölbaltigen Saamen abforbiren und dann diefe in einer gewöhnlichen Mühle auspreffen lajfen, wo das Del, was man ers hält, den vollen Geruch der Blume hat, die man gebraudt hat. Das Verfahren ift, daß man unter eine etwa 4 Zoll dicke und 2 Quadratfuß große Schicht Blumen legt; darüber fommt der anz gefeuchtete Zel: oder Seſam-Saamen, etwa 2 Zoll die und 2 Quadratfuß groß; darüber wieder ein 4 Zoll die Schicht Blur men, wie die erite; das Ganze wird mit einem Zuche bedeckt, welches an den Zipfeln und Seiten duch Gewichte gehalten wird, In diefem Zuftande bleibt es 12 oder 18 Stunden. Dann wer— den die Blumen weggenommen und andere Schichten derfelben in gieiher Weife ausgebreitet. Die wird auch ein Drittesmal wie- derholt, wenn man den Geruch fehr ſtark wuͤnſcht. Nach der legten Procedur wird der Saamen in feinem geſchwollenen Zuftande in eine Mühle gebracht; das Del wird dann ausgepreßt und bes figt ven’ Geruch der Blume aufs Vollfommenfte. Das Del wird in Häuten (Schläuchen), die man dubbers nennt, aufbewahrt und fo und fo viel der „‚seer‘* verkauft. Sasmin und Bela find die beiden Blumen, aus welhen die Eingebornen vorzüglich das wohlriechende Del bereiten; die Chumbul ift eine andere. Won Deitillation wird nie Gebraudy gemacht zu diefem Zwecke, wie es mit Rofen der Fall ift; die außerordentliche Dige (da das Blühen in der Mitte der Regenzeit erfolgt) würde wahrſcheinlich allen Gerud mit fortnehmen. Sasmin oder, wie es dort genannt wird, Chymbele wird unter den Frauen fehr reichlih verbraudt, indem das Kopfhaar und der Körper täglich mit etwas davon eingerieben wird. (Asia- die Journal.) Gegen die Arteriae helicinae in dem erectilen Kamme des Truthans bemerft Herr Valentin in feinem Repert. 1841 bei Gelegenheit eines Berichtes über Hyrtl’s Unterſu— ungen diefer Arterien, daß die Angaben darüber auf einer wahrs ſcheinlich durch getrodnete injicirte Praparate verurſachten Taͤuſchung beruhen. Bei getroctneten Präparaten gut eingefprigter Stellen des Kamınes nämlih, ſieht man an der freien KRammoberflädhe eine Menge verhältnigmägig ftarker gefichlängelter Gefäße, welche ſich nah einigem Verlaufe an beiden Seiten in der Tiefe verlieren. Zwiſchen ihnen zeigen ſich Kolben, die Allerdings auf den erften Bli den Anfchein von Blindfolben annehmen. Allein ſchon die daneben eriftirenden aefchlängelten Gefäße müffen hier felbft die Vermuthung rege machen, daß auch diefe Kolben ſolchen angehören und nur Kleinere fihtbare Stellen folher Schlängelungsgefaäße find. Sft weniger Injectionsmaſſe eingedrungen, fo erſcheinen die Kolben mehr ifolirt. Iſt mehr Maffe vorhanden, fo drängen ſich die aus— gedehnten Gefäße fehr an einander und Eönnen fich bier felbft, wie Hyrtl richtig bemerkt, gegenfeitig abplatten. Daß die Kolben aber feine blindendigenden Arterien find, lehrt ſchon der einfache Umstand daß jie V. vollfkändig von den Venen aus füllen Eonnte. Hier— gegen Eönnte noch eingewendet werden, daß die Injectionsmaffe von den Venen durch die Gapillaren des Kammes in die Arterien und von da in die Kolben gedrungen ſey. Allein noch ficherer, als die Eünftliche Injection, widerlegt die mikroſcopiſche Unterſuchung frifcher, biutreicher, nicht injicirter Kämme die Annahme hier vors bandener blinder Arterienenden. Macht man mittelft des Doppels meſſers einen feinen, die Oberfläche ſenkrecht treffenden Longitudi— nalfchnitt durch eine noch blauroth gefärbte-Zace des Kammes, fo 233 fieht man bie fubeutanen Blutgefäße oft ftrogend mit Blut gefüllt. Auf den erften Bli glaubt man aud) hier häufig auf der ganzen Oberfläche Kolben zu erkennen. Allein bei genauerer Betrachtung bes merkt man fon hier oft, das es fenkrechte gefchlängelte Schlingen ſind. Drüdt man das Präparat unter dem Gomprefjorium oder übers haupt nur zwifchen zwei Glasplatten, fo ficht man meift ſehr ſchoͤn die Blutkörperchen durd) die ganze gewundene Schlingenformation bindurchftrömen. Oft bleibt auc kein einziges Gefäß auf einem fogar mehrere Linien langen Schnitte gefüllt. Oft erhalten ſich einzeine vothe Flede, die man noch am leichteften für Kolben hal: ten könnte, Allein abgefehen davon, daß ihre Zahl immer fehr 234 gering ift, überzeugt man fi, daß in diefen Gefäßen das Blut geronnen und Überhaupt nicht herauszupreffen iſt. Oft genug kann man in ihnen nicht einmal Blutkörperchen erkennen; die fubcutane Gefäßformation des Hahnenkammes beruht alfo auf einer erhöhten Ausbildung von Hautgefäßfhlingen. Bis zur Formation venöfer Mafchenräume wie in den cavernöfen Körpern und der Milk kommt es bier nicht. Dagegen erfcheint bisweilen etwas Achnlidyes in Zelangiektaficen, wie es V., z. B., gerate bii einer, die angeboren war, in der Haut über der großen Fontanelle vorfam, die fo auch ihrem Orte nach gemwiffermaaßen eine Analogie mit dem Hahnen— famme hatte. (Valentin's Repert. Bd. VI.) Men toi sch rd © Eine hoͤchſt merkwürdige Verwundung (Bierzu die Figuren 3. — 5. auf der mit Nummer 454. [Nr. 14. diefe& Bandes] ausgegebenen Tafel.) hat Sir George Ballingall, Profeffor der Militaͤrchi— turgie zu Gdinburgh in Wr. CL. des Edinb. medical and surgical Journal beſchrieben. Im December 1827 oder: Januar 1828 befehligte Lieutenant Frig, vom Negiment Geylon, ein Det, chement des Corps in Fort M’Donald, etwa zwanzig Engl.“ Meilen füdöftlidh von Kandy. Er ging eines Tages mit feiner Sagdflinte aus und wurde Eurz nachher, auf der Erde lies gend, in einem Zuftande von Bemußtlofigkeit gefunden. Die Flinte war geborften und er hatte eine Wunde am Vorderkopfe befommen. Da fein Medicinalbeamteter in Fort M’Donald war, fo wurde Herr Fritz nah Badula gefhafft, welches etwa neunzehn Engl. Meilen entfernt ift, wo er von dem Affiftent » Stabshirurg Imley behandelt wurde, % Munde befand fih am Worderkopfe oder den Augenbrauen, unmittelbar zwifchen und etwas Weniges oberhalb der Augen. Es war bekannt, daß das Stirnbein verlegt war; aber die Perſon, die mir den Fall erzählte, war außer Stande, mir einen genauen Bericht über die Natur der Verlegung zu geben. Herr Fritz blieb einige Wochen in Badula, während welcher Zeit die Wunde an dem Vorderkopfe fait geheilt und „die Wirkung der Verlegung auf die Gonftitution ver: ſchwunden war.” Gegen das Ende des Jahres 1828 ragte ein metallifcher Körper dur den Gaumen in den Mund hinein, welcher Körper feit diefer Periode fehr allmälig, aber merklich, vorrücdte. Here Fritz hatte den Geruchsſinn ver— loren, amd eine reichliche iterabfonderung floß aus der Nafe. Im Mai 1835 war der metallifche Körper in der erwähnten MWeife im Gaumengemwölbe ftedend und war nur etwas locerer geworden, als vorher. Keiner der Medicinal: Perfonen will fich damit befaffen Unterdeffen ift und trinft Herr Fritz mit Behagen und thut feinen Dienft, wie feine Nahbaren. Er gehörte niemals der Maͤßigkeits-Geſellſchaft anz aber wegen der Abfonderung aus der Naſe nahm er dag Privilogium in Anfpruc, etwas mehr zu trinken, als gewöhnlich, indem er geltend machte, daß er die Kräfte uns terftügen müffe. Wegen der ihn umgebenden übelriechenden Armofphäre ift er dispenfict, die gemeinfchaftlihe Tafel zu bejuchen. Auszug eines Schreibens, dbatirt Colombo 3. Mai 1836. Sch erwähnte in einem frühern Briefe die Umftände von Gapt. Fritz's Tod, Seitdem habe ich das aus feinem Schädel herausgenommene Stud Eiſen ge: fehen, und es ift faft über allem Glauben, daß eine foldhye Maffe nur einen Tag lang in dem Kopfe eines Menfchen hatte verweilen fönnen, ohne ihn zu tödten. Sch glaube, es herrfchen fehr verfchiedene Meinungen über die Wirkung der Megnahme deffelben, wenn Gapt. Fritz Herm Dr. Elliot die Operation vorzunehmen geftattet hätte, Figur 3. zeigt die Wunde an der Stirn des Kieutn. Fritz und einen Theil des fremden Körpers durch den Gau: men vorragend. Figur 4. giebt eine Werticalfection des Kopfes und zeigt, in welcher Stellung der fremde Körper gelagert war. Figur 5. ftellt die Schwanzfchraube der Flinte in na- türlicher Größe dar, Unterfuhungen über die contagiöfen Gigenfchaften der Ausflüffe in der Gonorrhöe und Augen: Blennorrhöe. Von M. Deconde, Chirurgus in der Belgifchen Armee. I. Gegenwärtige Arbeit fchließt fich ergänzend an eine fruͤhere Abhandlung an, in welcher ich, von der Gonorrhöe fprechend, nachgewiefen habe, daß das durch Letztere erzeugte Fluidum, in welcher Quantität e8 auch fen, und zu welcher Krankheitsperiode es auch von der Harnröhre entnommen feyn mag, ob friſch oder alt, fich ſtets contagiös zeige und die Fähigkeit befige, bei Hunden eine granulirende Augen: entzündung bervorzubringen. Ich fagte dort, daß, wenn die Gonofthöe mit reizenden Snjectionen von falpeterfaurem Silber behandelt worden, das von der entzündeten urethra abgefonderte Fluidum eine Modification erleide; daß daffelbe, wenn es unmittelbar nach der injection gefammelt worden, die Augen nicht ferner inficire; und endlich, daß es feine 233 anſteckende Kraft nicht wieder gewinne, außer in denjenigen Füllen, in welchen, nahdem die Injectionen eingeftellt wors den, der Ausflug wieder erfcheint und fortbefteht. Herr Baumes hat in einem von ihm herausgegebenen Werke meine Behauptung zum Theil beftätigt, und bezeichnet ale ſolche Biennorihagieen, die zuweilen contagiös find, Ddiejenis gen, welche lange Zeit beftehen, bei denen der Ausflug nur ‚ fehe gering ift, und welche von deu Kranken Zipper ges nannt werden. Da der zweite Theil meiner Behauptung, fowohl um feiner felbft willen, al8 auch wegen der Folgerungen, die daraus in Bezug auf die Gonorrhöe und die ophthalmia militaris abgeleitet werden Eönnten, die Aufmerkſamkeit meiner Vorgefeßten erregt hat, fo will ich die über dieſen Gegenftand angeftellten Verſuche mittheilen. 1. Am 15. December 1839 wurde die Materie eines feit vierzehn Tagen beftehenden gonorrhoifhen Ausfluffes, nachdem an demfelben Tage eine Einfprigung von falpeterz faurem Silber gemacht worden war, aus der urethra ent— nommen und auf die gefunde Palpebral: conjunctiva eines Hundes gebraht,. Am 1. Januar 1840 hatte diefe Mem— bran nicht die geringfte organifhe Veränderung erlitten. 2. Gonorrhoifhe Materie von einem feit 14 Zagen beftehenden Falle wurde am 15. December 1839, an dem— felben Zage, an welhem Cinfprißungen von falpeterfaurem Silber gemacht worden waren, aus derurethra entnommen, und am 10. Februar 1840 auf die conjunctiva bulbi einer ſtarken Kage gebraht. Im April wurde dieſe getoͤd— tet, und es ließ fich auch nicht eine Spur von Ophthalmie oder Granulationen wahrnehmen, 3. Am 8. Juni 1840 murde etwas Materie von einer zwei Monate beftandenen Gonorrhoͤe, die am 9. No> vember 1839, nachdem Tages vorher njectionen von fals peterfaurem Silber gemacht worden, gefammelt war, auf die conjunetiva einer vollfommen gefunden jungen Katze ge— bracht. Die Augenlider wurden am 9., 10., 11. und 12, Juni unterfuht; die conjunctiva blieb blaß und zeigte nicht das Eörnige Anfehen von entwidelten Papillarförpern. 4. Am 9. November 1839 fammelte ih eine Quan— tieät Fluidum von einer Gonorrhoͤe, die einen Monat lang beftand. Der Kranfe war mit Cinfprigungen und Copaiv— Balfam behandelt worden, hatte aber in den letzten zehn Zagen nicht8 weiter, als antiphlogistica erhalten: der Ausflug war weiß und batte auf Lackmuspapier Feine Wir: tung. Am 8. Juli 1840 mifchten wir das Secret mit etwas Regenwaſſer und brachten daffelbe auf die Palpebrals conjunetiva eines jungen Hundes, deffen Augenlider volls kommen gefund waren. Am 23. befanden fih auf jeder Seite mehrere entzündliche Oranulationen auf der con- junctiva, die von einem ftarfmarfirten Gefüßnege umge: ben waren. 5. Am 4. Januar 1840 brachte ich auf die con- junetiva bulbi eines Hundes mit gefunden Augenlidern etwas Secret von einer Gonorchöe, die zwanzig Tage. be: 256 ftanden hatte und nur innerlich mit Gopaiv : Balfam bes handelt worden war. Am 8. war die conjunctiva in beis den Augen ſtark entzündet, und auf der innern Fläche eines Augenlides zeigten ſich deutlich entzündliche Granulationen. Ich begnügte mich indeffen nicht mit diefen Verfuchen an Thieren, fondern wiederholte diefelben unzählige Male an mir ſelbſt. Ohne allen Nachtheil brachte ich gonorrhoifches Se— eret, welches an dem Tage gefammelt worden, an welden in die urethra der Kranfen reisende Einiprisungen gemacht waren, fowohl in dag Innere meiner urethra, als auch auf die innere Fläche meiner Augenlider Es verurſachte momentan das Gefühl eines leichten Stechens, das jedoch bald wieder verſchwand. Herr Baumes führt in dem oben erwähnten Werke Refultate an, die den meinigen faft anaiog find. „Es muß bemerft werden‘, fagt er, „duß, wenn das Secret limpid, farblos, durchſichtig, mehr oder weniger zabe und klebrig ift, daffelbe im Allgemeinen diefe contagtöfe Eigenſchaft nicht bes fist. Und diefe Veränderung Eann durch fucceffive Cauteri— fationen der Urethra bewirkt werden, in derfelben Weife, mie wir zuweilen durch Gauterifiren eines Chanfergefhwüres die Oberfläche deffelben in einen folhen Zuftand verfeßen, daß fie nur noch eine fhleimartige, aller contagiöfen Eigenſchaf— ten entbehrende Flüffigkeit fecernirt.” Jedoch von diefer Unterfcheidung der Secrete, je nachdem fie virulent find, oder niht — eine Unterfcheidung, die ich Feinesweges zus gebe, abgefehen, ift diefes genau die Anficht, die ich felbft gewonnen habe. U. Ich bemübete mich auch zu beweiſen, daß flüffie ger Chlorkalk, wenn er mit dem gonorrhoifehen und dem entzündlichen Augenfchleime vermifcht wird, die Anſteckungs— Eraft deffelben aufhebe. Jedoch, e8 genügte nicht, zu wiffen, daß der Chlorkalk die contagiöfen Eigenfchaften der Secrete in der Aegpptifchen Augenentzündung oder in der Gonorrhöe aufbebt, es war auch nöthig, zu beftimmen, ob dirfe Neu— tealifation mehr als eine momentane ſey, d. b., ob, menn jene Stoffe getrod'net werden und das Chlor fich verflüchtigt, Erftere nicht wieder ihre giftige Natur annehmen. Die Frage war von der hoͤchſten Wichtigkeit, und ich ftellte, um fie zu entfcheiden, folgende Verſuche an: 6. Ein Soldat hatte außerordentlich große Granula— tionen, verbunden mit einer ſehr profufen eiterartigen Se— cretion. Ich nahm daß leinene Tuch, mit welchem er die Materie aufwiſchte, und welches fehr ſtark mit derfelben imprägnirt war, und weichte e8 in reinen flüffigen „ Chlor- kalk ein, fo jedoh, daß die Materie noch daran bleiben Eonnte, und in diefem Zuftande ließ ich es trodnen. An acht hintereinanderfolgenden Tagen befeuchtete ich dann Eleine Stüde dieſes Tuches und brachte fie mit der innern Fläche meiner Augenlider in Berlihrung, indem ich dabei die Slüf- ſigkeit, welche fie enthielten, ausdruͤckte; allein ich fühlte wee der Prickeln, noh Schmerz, und meine Augenlider blieben gefund, wie zuvor. } 7) Dafelbe Experiment wurde im März mit bem Secrete einer chronifhen Gonorchöe gemacht, welche neun 257 Wochen beftanden hatte und nicht behandelt worden war; das Nefultat war daffelbe. 8) Am 7. Januar 1841 mifhte id) Einiges von dem Augenfhleim , deffen ih mic zu dem I4ten Grperimente bediente, mit gleihen Theilen Chlorkalk und ließ die Mi: fhung trednen. Am 15., 17., 19. und 21. März brachte id) etwas davon auf meine Augenlider. In dem Momente, als ih die Materie einbrachte, fühlte ich ein leichtes Ste— den in der conjunctiva ; weiter aber erftredte ſich ihr Einfluß nicht 9) Am 10, April 1841 wurde gonorrhoiſches Secret von einer acuten virulenten Sceidenentzüundung, welches eine grünliche Farbe hatte und in großer Menge abgefondert wurde, gefammelt, und unmittelbar darauf mit flüfigem Chlorkalke gemifht. Die Mifbung wurde zum XTrodnen der Luft ausgefeßt, und am andern Morgen war nicht der geringfte Chlorgeruh daran wahrzunehmen. Am 18. und den ſechs folgenden Tagen feuchtete ich Eleine Quantitäten diefer Muffe an und brachte einige Tropfen mit einem Haarpinfel auf meine Palpebralconjunctiva. Nach jeder Application fühlte ich einige Spannung und Ungemaͤchlichkeit um das Augenlid; aber außer diefem Gefühle, das unges fähr eine Stunde dauerte, verfpürte ich nichts weiter davon. 10) Eine Quantität eines Secrets von einem Falle einer acuten purulenten Ophthalmie, deffen contagiöfe Na— tur in mehreren meiner Erperimente erprobt worden war, wurde am 10. April 1841 mit einer geringen Quantität teinen, flüffigen Chlorkalls gemiſcht und an der Luft ges trodnet. Am elften und an den ſechs folgenden Tagen feuchtete ich kleine Quantitäten mit ein Wenig Waffer an und brachte an jedem Tage Einiges davon auf die innere Fläche meiner Augenlider; allein dieß hatte Fein anderes Refultat zur Folge, als das in den vorhergehenden Erpe: timenten. Man muß nicht etwa glauben, daß ich hierbei Vor: fihtsmaafregeln anwendete, um den Wirkungen der Inocu— lation zu entgehen; im Gegentheile machte ich die Verſuche, wenn meine Augen vom Lefen ermüdet waren, und hei ftürmifhem Wetter, wo viel Staub vorhanden war, dem ih mid mehrere Stunden lang nach der SJmoculation ausfeste. j Aus vorftehenden Thatfachen Eönnen wir, wie ich glaube, den Schluß ziehen, daß der Chlorkalk nicht bloß durch feine Gegenwart, oder nur für einen Augenblick, die virulente Wirkung der contagiöfen Flüffigkeiten, mit denen ich erperimentirte, aufhebt, fondern durch eine neue Verbin— dung, welche er mit dem fecernirten Schleime eingeht — eine Verbindung, die felbft dann nicht aufgehoben wird, wenn die Mifhung nicht die geringfte wahrnebmbare Quan— tität Chlor mehr entwidelt. Und diefes, glaube ich, ift ein Umftand, der für die organifche Chemie nicht ohne Michtigkeit iſt. III. Durch Thatfachen, die mir einer meiner Gollegen, der Dr. Detrooz, mitgetheilt hat, bin ich zu der Anſicht 238 geleitet worden, daß Waſchungen mit einer Mifhung von einer Unze Chlorkalk und einer Drachme Eiſenoxyd, mit et: was Waffer verdünnt, wenn fie unmittelbar nad einem unreinen Beiſchlafe vorgenommen werden, die Entwidelung der Spphilis verhüten würden. Jedoch will ich hier nur die Verſuche erwähnen, die ich an mir felbft gemacht habe, und die jich befonders auf die Ophthalmie in unferer Armee beziehen. 11) Bei mehreren Gelegenheiten träufelte ich etwas Secret von einer Gonorrhöe oder einer Opbthalmie ziwifchen die Augenlider eines gefunden Hundes und dann zwifchen meine eigenen. Jedes Mal, wenn unmittelbar darauf etwas flüffiger Chlorkalk eingeträufelt wurde, war die An: ftedung verhütet worden. Diefes war jedoch keineswegs ber Fall, wenn das Einträufeln des Chlors einen Augenblick vor der Smoculation fattgefunden hatte. Es wirde dem: nad fiheinen, daß bier die Neizung, welche das Chlor in der conjunetiva veranlafte, diefe nur für den Augen: blid der Einwirkung des contagiöfen Stoffes unzugaͤng— li madıte, IV. Jedoch war dieſes dann nicht mehr der Fall, wenn das Chlor nicht unmittelbar nad) dem Anftedungs- ftoffe eingeträufelt wurde; fo daß, wenn eine Zwifchenzeit von nur einigen Minuten zwifchen beiden Applicationen lag, das Chlor, trog der Verinderung, melde fein Reiz in der conjunetiva hervorbrachte, Eeinen neutralilirenden oder praͤ— fervativen Einfluß batte und die Snoculation ibre volle Wirkung aͤußerte. Diefe Nefultate wurden aus folgenden Verſuchen gezogen. 12) Am 21. April brachte ich etwas virufenten Augen: ſchleim von dem im Erperimente 6 erwähnten Kranken auf die conjunetiva palpebralis eines Hundes, und zwei Minuten fpäter wurden einige Tropfen flüffigen Chlorkalks zwifchen die Augenlider ergoffen. Der Hund ſchien weder Schmerz noch Unbehaglichkeit zu empfinden; denn gleich da— rauf fprang er ganz luftig umher. Auch blieben feine Au: genlider fpäter vollfommen gejund. 13) Am 21. April brachte ich etwas genorrhoifche Materie von einem acuten, erft feit vier Tagen beftchenden, Fall auf die Augenlider eines Hundes; zwei Minuten nach— her ließ ich einige Tropfen aufgelöften Chlorkalks zwifchen diefelben fallen, und wiederholte diefes an demfelben Tage noch zweimal. Am 27. war die conjunetiva durhaus nicht affteirt. 14) Am 20. April 1841 brachte ich etwas Augen: ſchleim, welcher frifh von den entzüundeten Augen des bereits erwähnten Soldaten genommen war, auf meine conjunc- tiva palpebralis und zwei Minuten fpäter einige Tropfen Chlotkalk; ich fühlte einige Minuten lang etwas Unbehag: lichkeit und Schmerz, aber dann war Alles wieder gut. Am 25. wurde diefes Erperiment wiederholt und hatte dafs felbe Nefultat. Diefe Verſuche zeigen, daß gonorrheifhes und entzünd: liches Augenfecret auf die Augen oder Augenlider nicht als 239 Reiz wirken; denn fonft. müßte bei der Berührung eine Nei- zung ftattgefunden haben, welches nicht der Fall war. In Verbindung mit folgenden Verfuchen zeigen fie ferner, daß, wenn der Anfteungsftoff feine eigenthümtichen Wirkungen äußern fol, er die Schleimhaut der Augenlider durchdruns gen haben muß, gerade fo, wie das venerifhe Gift zur Manifeftation feiner Wirkung die Schleimhaut des penis durchdringen muß. 15) und 16) a) Am Morgen des 25. Aprils brachte ich auf die conjunetiva palpebralis eines gefunden Hun— des etwas gonorrhoifches Secret, weldhes dem im Erp. 13 benugten aͤhnlich war; vier Minuten fpäter applicirte ich eben dahin einige Zropfen aufgelöften Chlorkalks. b) Ei: nen Augenblid nachher machte ich daffelbe Erperiment an mir felbft; am andern Tage zeigte der Hund £leine Entzün: dungs-Granulationen; ich aber litt feit diefer Zeit an einem faft beftändigen Stechen in den Auyenlidern, wobei ich dag Gefühl hatte, als wenn fich fremde Körber unter denfelben befänden; und diefes war eine Folge der Entwidelung klei— ner friefelartiger Granulationen, die man bei der Beſichti— gung deutlih wahrnahm. Aus diefen Thatfachen folgt: 1) Daß das Chlor und feine Präparate für dag con- tagium der Gonorehöe und der Ophthalmie entfchieden des— infteirende igenfchaften befigen, und daß fie allen übrigen Desinfectiong- Mitteln, felbft dem falpeterfauren Mittel von Carmichael Smith, dem ich bisher den Vorzug gegeben habe, vorzuziehen find, 2) Daß, um die Soldaten vor der Anſteckung ber aͤgyptiſchen Augenentzundung zu bewahren, e8 nicht bins reicht, häufige Chlorwafhungen vornehmen zu laffen,, ſon— dern die Atmofphäre felbft, durch welche die Webertragung vermittelt wird, muß durch Räucerungen mit Chlor im: prägnirt werden, das man dadurch erlangt, daß man taͤg— ih die GuytonsMorveau’fhen Fumigationen ans wendet, 3) Daß der Arzt, fo oft er die Augenlider folcher Derfonen cauterifirt, die an der Ophthalmie oder an den Granulationen leiden, feine Finger in Chlor tauchen muß, um zu verhüten, daß der Anftedungsftoff von einem Auge auf das andere, oder von einer Perfon auf die andere über: 210 tragen werde; denn ich habe bei einer andern Gelegenheit gezeigt, daß, obgleih ein Individuum mit Granulationen an die Gegenwart der Materie, die von feinen eigenen Aus gen abgefondert wird, fih gleihfam gewöhnen kann und vor einer Anſteckung bewahrt wird, daffelbe doch nicht ges gen die Anftekungefraft des von den Augen einer andern Perfon abgefonderten Stoffes geſchuͤtzt ift. Diefelbe Vor— fiht muß Denjenigen empfohlen werden, welche mit Theilen in Berührung fommen, die von der Gonorrboͤe afficiet find. (Lond, Medical Gazette, November 1841.) Miscellen. Zur Heilung des Veitstanges empfichlt Herr 3. Sou— than die Anwendung der Schienen. Die erfte Urfahe der Ent— wicelung des Veitstanzes liegt theild in einer Störung des Mar gens und Darmcanals, oder in einer von zu großer Erregbarkeit abhängigen Prädiepofition, daher gemöhnlih in Verbindung mit einem gefhwächten Zuftande. Zur Fortdauer der Krankheit trägt am meiften die Gewohnheit bei; deßwegen find beitimmte Uebune gen und tactmäßige Bervegungen förderlich zur Unterbrehung ber bereits anaewöhnren automatifchen Bewegungen. Der Wille ift indeß meiftens nicht‘ zureihend, um binreichend lange die convul— fioifh bewegten Muskeln zu beberrfchen, und deßwegen hat ber Verfaffer zu den Schienen feine Zufluht genommen, um die Mus: keln gewiffermaaßen gewaltfam an den Zuftand der Ruhe zu ges wöhnen. In vier Fällen wurde dadurch die Heilung in weniger als einem Monat zu Stande gebracht. Diefe Behandlung läßt lich natürlich nur anwenden, wo ſich die Convulfionen auf die Ertre= mitäten befchränften; indeß ift auch bei allgemeinen Krämpfen das Ligen des Kranken in der Zwangsjacke von augenfcheinlihem Nugen geweſen. Eine neue Behandlung der Hydrocele beſteht, nach Herrn Jobert, darin, daß er an der vorderen Flaͤche der Ge— ſchwulſt ein ſehr ſchmales Biſtouri einſticht und es, mit nach In— nen gerichteter Schneide, bis zum oberen Rande der tunica va- ginalis fortführt, die Schneide nach Vorn wendet und die tunica vaginalis von Oben bis zu dem Einftiche fpaltet, ohne die dars überliegenden Gewebe zu trennen. Cbenfo wird die untere Hälfte der tunica vaginalis fubcutan gefpalten. Nach Entleerung der Flüffigkeit werden Gompreffen mit einer Auflöfung von Salmiak übergelegt. In einem fpäteren Falle machte Jobert aud) noch einen Queerfchnitt. Die Heilung erfolgte in drei Wochen, ohne irgend einen Zufall. Eine neue Eiterprobe empfiehlt Herr Prof. Hünefeld; durch Galle oder die Auflöfung von Pikromel naͤmlich, wird Schleim nicht gelöf’t, während Eiter dadurch aufgelöfrt wird, Bibliographische Osservazioni anatomiche sull’ occhjo umano; fatte da Stefano Delle Chiaje. Napoli 1841. Fol. C. tav. Spftematifhe Befchreibung der Plagioftomen. ler und Dr. 3. Henle. Berlin 1841. Fol. Kupfern. Bon Dr. 3. Müls Mit 60 color. Neuigkeiten Traite pratique des maladies de l’Enfance, fond& sur de nom- breuses Observations cliniques. Par F. Barrier etc. Lyon 1842. 8. Elementi di medicina legali, Di Domenico Presulti etc. Vol. I. Napoli 1841. 8, — | — — Mene ÜMotizen au dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefanımelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalrathe Eroriep zu-Weimar , und dem Medieinalrathe und Profefer Froriep zu Berlin. N 456. (Nr. 16. des XXI. Bandes.) Februar 1842. Gedrudt im Landes » Induftrie- Gomptoir zu Weimar. reis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 FI. 30 Kr,, des einzelnen Stücdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirı Abbildungen 6 gGr. Hang tu mr t Der Lebensproceß im Thiere und die Atmofphäre. Bon Liebig. Die Subftang feiner Vorlefungen über Thierphyfiologie hat der Verfaffer, um ſich das Eigenthum derfelben zu fichern, vorläus fig bekannt gemacht. Wir theilen jie aus den Annalen der Che: mie und Pharmacie, Februarheft 1342, mit. Lebenskraft heißt jene merkwuͤrdige Thätigkeit im Thiere und in dem Saamen der Pflanze, welche die Urfache der Zunahme an Maffe, des Erfages bei'm Verbrauche von Stoff ift. Dieſe Kraft geht aus dem Zuftande der Ruhe durch die Begattung oder buch Gegenwart von Feuchtigkeit und Luft zur Thätigkeit über und dußert fich durch eine Reihe von Kormbildungen, welche von den geometrifchen Kryftallifationeformen verfchieden find. In der Pflanze ift die Zunahme an Maffe durch eine Zerſez— zung bedingt, welde nur anorganifche Materien betrifft Gewiſſe Beftandtheile der Nahrung werden zu Beſtandtheilen des Pflanzen: koͤrpers, und durch Vergleichung der chemifchen Zufammenfesung beider läßt ſich mit Eicherheit beftimmen, welche von den Beſtand— theilen der Nahrung ausgetreten, und welche affimilirt find. Die Pflanzenpbyfiolegen haben nachgewieſen, daß das Wadsthum und die Entwicelung der Pflanze von ciner Ausfdieidung von Sauer: ftoff aus den Beftandtbeilen der Nahrungsmittel abhängt. Im Gegenfage zu dem Pflanzenleben äußert fih das T hier: leben in einer nie aufbörenden Einfaugung und Verbindung deg Sauerftoffs der Luft mit gemiffen Beftandtheilen des Thierkörpers, Während die Pflanze nur anoraanifche oder durch Käulnig anor: ganifc gewordene Körper zur Nahrung aufnimmt, find die Nah: rungsmittel aller Thiere, unter allen Umftänden, Theile von Or: ganismen. Der Unterfchied des Thieres von der Pflanze licat in der Orig: bewegung und den Ginnesthätigkeiten des erftern; die Organe dar zu, welche den Pflanzen fehlen, vereinigen ſich in einem gemeine fchaftlichen Gentrum, find aber fonft getrennt; chemifch find fie mwefentlich von der übrigen Subſtanz der Zellen, Häute und Mus: keln unterfchieden. Bewegung bei'm Thiere aeht von den Nerven aus, Bewegung in den nervenlofen Pflanzen von phoficalifchen Urs ſachen. Die Pflanze ift deßhalb auch in ihrer Affimilation der Nahrungsmittel von aͤußern Urfachen abhängig, das Thier dagegen davon unabhängig, weil es in ſich felbft durch befondere Apparate die zu dem Lebengproceffe unentbehrliche Kraft der Bewegung erzeugt. Der Bildungsprocef, die Affimitation, d. b., der Ueber: gang des in Bewegung befindlichen Stoffs in den Zuftand der Ruhe, geht bei Pflanzen und Thieren in einerlei Weife vor ſich; es iſt bie nämliche Urfache, die in beiden die Zunahme an Maffe N. 1556, Kinn bedingt, es ift das cigentliche vegetative Leben, welches fich ohne Bewußtſeyn äußert. In der Pflanze giebt fich die vrgetative Lebensthätigkeit un« ter Mitwirkung von aͤußern Kräften, in den Thieren durch Thäs tigfeiten Eund, die fi in ihrem Organiemus erzrugen. Verdau— ung, Blutumlauf, Abfenderung der Eäfte, fichen jedenfells unter der Herrfchaft des Nervenſyſtems; allein es ift diefelbe Kraft, wel— he die Thätigkeit im Keime, im Blatte und in der Wurzelfaicr, ſowie in der fecernirenden Haut und in der Drüfe, bedinatz nur die Urſache der Bewegungen find in beiden verſchieden. Pathologiſch ift es nachzumweifen, daß dag vegetative Erben an das Vorhanden— feyn der Organe des Gefühle und des Bewußtfcyns nicht geknüpft iſt; denn gelähmte Körpertbeile werden auf normale Weife er— nährt, und der fräftigfte Wille hat auf die Bewegung der Einges weide und die Sceretiongproceffe Erinen Einfluß. Die Erſcheinun— gen des hoͤhern geiftigen Lebens find uns nur durd ihr Daſcyn befanntz ihre Urfachen find ung durchaus verborgen; wir fchreiben fie ciner Kraft zu, welche von der Lebenskraft verfchieden ift. Dies felbe wirft zwar auf die veaetativen ebensthätigkeiten zuruͤck, jer doch nit als Bedingung, fondern nur als Förderung oder Stoͤ— rung; umgekehrt hat auch die vegetative Lebensthätigkeit einige Einwirkung auf das geiftige Reben. Das Streben, die Beziehungen des geiftigen Lebens zu dem animalifchen Leben ermitteln zu wollen, hat die Kortfchritte der Phrfiolonie gehemmt; man verlich dabei das Gebiet der reinen Naturforikuna und trat in das Reich der Phantaſie. Man wollte die phyſiſchen Erfcheinunaen erklären, chne eine Vorſtellung über Entwickelungs- und Ernährungsproce und über die Urſache des Todes zu haben. In Bezug cuf die Gefege der Bewegung im Thierkoͤrper war nur die Kenntnig der Bewrgungsapparate erforſchtz die Gubftang der Drgane aber, die Veränderungen, welche die Nahrungsmittel erfahren, ihr Ucbergang zu den Beftandtbeilen der Organe und wiederum zu leblofen Verbindungen, der Antheil, den die Atmo= fphäre an dem Lebeneproceg nimmt, alle diefe Grundlagen zu weie tern Schlüffen waren noch nicht gegeben. Laffen wir die Lebenskraft als eine eigenthümliche, für fich bes ftehende Kraft gelten, fo haben wir in den Erfcheinungen des or— ganifchen Lebens, wie in allen andern Erfheinungen, welde Kräfs ten zuaefchrieben werden müffen, eine Statik (Gleichgewicht durch Widerftand) und eine Dynamik der Lebenskraft. Alle Theile des Thierkförpers bilden fich aus einer in ihm cirs eulirenden Fluͤſſigkeit, in Folge einer jedem Drgantbeile inwohnen— den Thaͤtigkeit. Alle Körperbeftandtheile waren Blut, oder wurden menigftens den entftchenden Organen durch diefe Flüffigkeit zuger führt. Es findet ferner fortdauernder Stoffwechfel ftatt, indem 16 245 ein Theil der Gebilde ſich zu formloſen S:offen umfegt und er: neuert werden muß. Die Poyfiologie hat entfiheidende Gründe dafie, daß jede Bewegung, jede Kraftäußerung die Folge einer Umfegung der Gebilde oder der Subſtanz derſelben ift, und daß jeder Gedanke, jede Empjindung Veränderungen in der chemifhen Beſchaffenheit der abgefonderten Säfte, fowie in der Zufammenfezs zung der Gihienfubftang, zur Folge hat. Zur Unterhaltung der Lebenserfheinungen im Thiere gehören Nahrungsmittel, welde entweder zur Vermehrung der Majfe (Ernährung), oder zum Erfage verbrauchten Stoffs (Reproduction), oder zur Hervorbringung von Kraft dienen. Eine Bedingung des Lebens ift alfo Aufnahme von Nahrungsmitteln; die andere dagegen ift fortdauernde Einfaugung von Sauerftoff aus der atmofphäri= Then Luft. Für den Naturforfher ift das Zhierleben eine Reihe von Erfheinungen, abhängig von ciner Veränderung, welche die Nahrunasmittel und der eingefaugte atmofphärifge Sauerftoff un: 1er der Mitwirkung der Lebenskraft erleiden, Alle viralen Thätig: Eeiten entfpringen aus der Wechſelwirkung des Sauerftoffs der Luft und der BeftandtHeile der Nahrungsmittel, Sn der Ernährung und Reproduction erkennen wir den Uchere gang des Stoffs aus dem Zuftande der Bewegung in den Zuftand der Ruhe (des flatifhen Gleihgewihtr); duch Nerveneinfluß ges langt diefer Stoff in den Zuftand der Bewegung. Diefe Zuftände der Lebenskraft werden durch chemifhe Kräfte bedingt. Die Urs ſache des Zustandes der Ruhe ift ein Widerſtand, bedingt durch die Kraft der Anziehung, Verbindung oder Affinität. Die Ber dingung des Zuftandes der Bewegung liegt in den Zerfegungspror ceffen, welche die Nahrungsmittel oder die Beltandtheile der Dr: gane erleiden. Der Hauptcharacter des vegetatiwen Lebens ift der fortdauernde Uebergang des in Bewegung gelegten Stoffs in den Zuftand des ftatifhen Gleichgewichts. Der Verbrauh im Thiere ift eine Aenderung des Zuftandes und der Zufammenfegung gewife fer Beftandtheile;z er geht mithin vor ſich in Folge chemifher Acs tionen, und an dem Einfluffe der Gifte und Arzneimittel 2c. fehen wir, daß der Act chemifher Zerfegungen im Thierkoͤrper (Lebens- erfcheinungen) durch aͤhnlich wirkende chemiſche Kräfte gefteigert, durch entgegengefegt wirkende verlangfamt und aufgehoben wer: den Eönne. Ebenfo, wie in der gefchloffenen galvanifchen Säule durch ge: wife Veränderung, welche ein Metall bei Berührung einer Säure erleidet, ein gewilfes Etwas für unfere Sinne wahrnehmbar wird, was wir einen Strom electrifcher Materie nennen, entftehen in Kolge von Umfegungen und Veränderungen von Materien, die früher Theile von Organismen waren, gewiffe Bewegungs» und Tchätigkeitsäußerungen, die wir Leben nennen. Der electrifche Strom giebt fih uns zu erkennen durch gewiffe Erfcheinungen der Anziehung und Abftoßung, welche andere an und für ſich bewe— gungslofe Materien dur ihm empfangen, durdy Erfheinung der Bildung und Zerfesung chemiſcher Verbindungen, die fi überall äußern, wo der Widerftand die Bewegungen nicht aufhebt. Bon diefem Standpuncte allein darf die Chemie die Lebenser- Theinungen ftudiren. Wunder finden wir überall; die Bildung eis nes Kıyftalls, eines Octaëders ift nicht minder unbegreiflih, wie die Entftehung eines Blattes oder einer Muskelfafer, und bie Entftehung des Zinnobers aus Duedfilber und Schwefel ift ein ebenfo großes Raͤthſel, wie die Bildung eines Auges aus der Sub: ftanz des Blutes, r Xufnahme von Nahrungsmitteln und Sauerftoff find die er: ften Bedingungen zur Unterhaltung des thierifchen Lebens; im der Aufnahme des Sauerftoffs (in der Refpiration) ift, folange ein Thier lebt, nie ein Stillftand bemerklih. Die Beobachtung der Phyfiologen zeigt am Körper eines erwachlenen Menfchen nach 24 Stunden bei hinlängliher Nahrung keine Veränderung des Ge: wichts; dennodh hat er in der Zeit eine ſehr beträchtliche Menge Sauerftoff aufgenommen, nah Zavoifier im Jahre 746 Pfund, nah Menzies, 837 Pfund, und dennoch variirt am Ende des Sahres fein Gewicht höhftens um wenige Pfund; der Sauerftoff bleibt nicht im Körper, fondern tritt in Korm einer Koblenftoff = oder einer Wafferftoffverbindung wieder aus. Der Kohlenftoff und Wafferftoff gewiſſer Beftandtheile des Thierförpers haben ſich mit 244 bem duch Haut und Eunge aufgenommenen Sauerftoffe verbunden; fie find als Kohlenfäure und Waſſerdampf wieder ausgetreten. Mir jevem Athemzuge Lrennen fid) vom Drganismus gewilfe Mens gen feiner Beltandtheile, nachdem fie mit dem Eauerftoffe der atz mofphärifchen Luft eine Werbindung mit dem Körper felbft einger gangen jind. Nimmt man mit Cavoifier und Seauin an, daß der ere wachſene Menfc täglich 65 Loth Sauerftof = 45037 Eub.:3oll = 15651 Gran in jid aufnimmt, und daß feine Blutmajfe 24 Pfund, bei 80 Procent Waffergehalt, betrage, fo find zu einer voͤl⸗ ligen Verwandlung des Kohlenftoffs und Wafferitoffs im Blute (in Koblenfäure und Waffer) 66040 Gran Gaueritoff nöthig, die in 4 Zagen 5 Stunden aufgenommen werden. Es ijt hiernach der Schluß unumjtöglih, daß dem menſchlichen Körper in 4 Tagen 5 Stunden fo viel an Kohlenſtoff und Wafferftoff in feinen Nahrungsmite teln wieder zugeführt werden muß, als nöthig wäre, um 24 Pfund Blut mit dieien Beftandtheilen zu verfchen. Diefe Zufuhr geſchieht durch die Speifen. Aus der genauen Beltimmung der Koblenftoffmenge, welche durch die Speifen in den Körper aufgenommen wird, fowie durdy die Ausmittelung derjenigen Quantität, welhe durch die faeces und den Urin unverbrannt, d. h. in einer andern Form, als in ber einer Sauerftoffserbindung, wieder austritt, ergiebt ſich, daß ein erwachfener Mann, im Zuftande mäßiger Bewegung, täglich 27,5 Loth Kohlenftoff verzehrt *). Diefe 27,5 Loth; Kohlenftoff entweichen aus Haut und Lunge in der Korm von Eohlenfaurem Gaſe. Zur Berwandlung von Eohlenfaurem Gafe bedürfen diefe 27,8 Loth Kohlenftoff 74 Lord Sauerftoff. Nach den analytifhen Beltimmungen von Bouffingault (Annales de chim, et de phys. LXX. I. p. 136) verzehrt ein Pferd in 24 Stunden 153} Loth Kohlenftoff, eine milchgebende Kuh 1411 Loth. Die hier angeführten Kohlenftoffmengen find als Kohlenfäure aus ihrem Körper getreten; das Pferd hat in 24 Stunden für die Ueberführung des Kohlenftoffs in Kohlenfäure 1375 Pfd. und die Kuh 113 Pfd. Sauerftoff verbraucht. Da kein Theil des aufgenommenen Sauerftoffs in eine andere Form, als in der einer Kohlenitoff = oder Wafleritoffverbindung wieder aus dem Körper tritt, da ferner bei normalem Gefunds beitszuftande der ausgetretene Kohlenftoff und Wafferftofj wieder erfegt wird duch Kohlenftoff und Waflerftoff, den wir in den Speifen zuführen, fo ift Elar, daß die Menge von Nahrung, wels he der thierifhe Organismus zu feiner Erhaltung bedarf, in ges radem Berhältniffe fteht zu dem aufgenommenen Sauerftoffe. Zwei Thiere, die in gleihen Zeiten ungleihe Mengen von Sauerftoff durch Haut und Zunge in fi) aufnehmen, verzehren in einem ähnlichen Verhältniffe ein ungleiches Gewicht von der nämlie den Speife. In gleihen Zeiten ift der Sauerftoffverbrauh ausdrüdbar duch die Anzahl der Athemzüge; es ift allo Elar, daß bei einem und demfelben Thiere die Menge der zu genießenden Nahrung wech—⸗ felt, je nad) der Stärke und Anzahl der Athemzüge, Ein Kind, deffen Refpirationswerkzeuge fich in größerer Thäs tigkeit befinden, muß häufiger und verhältnigmäßig mehr Nahrung zu fih nehmen, als ein Erwachfenerz es kann den Dunger weniger leicht ertragen. Ein Vogel ftirbt bei Mangel an Nahrung den dritten Tag; eine Schlange, die in einer Stunde, unter einer Glasglode athmend, kaum fo viel Sauerftoff verzehrt, daß die dar von erzeugte Rohlenfäure wahrnehmbar ift, lebt drei Monate und länger ohne Nahrung. Im Zuftande der Ruhe beträgt die Anzahl der Athemzüge weniger, als im Zuftande der Bewegung und Ar: beit. Die Menge der in beiden Zuftänden nothwendigen Nahrung muß in dem nämlichen Verhältniffe ftehen. Ein Ueberflug von Nahrung und Mangel an eingearhmetem Sauerftoff (an Bewegung), fo wie ftarfe Bewegung (die zu einem *) Ucber die eben angeführten Zahlen fehe man N. Notizen Nr. 443, ©. 31. 245 größeren Maafe von Nahrung zwingt) und ſchwache Verbaungss organe, find unverträglid miteinander. Die Menge des Sauerftoffs, weiche ein Thier durch die Lun— ge aufnimmt, ift aber nicht allein abhängig von ber Anzahl der Athemzüge, fondern auch von der Temperatur der eingeathmeten Luft, Die Brufthöhle eines Thieres hat eine unveränderliche Größe; mit jedem Athemzuge tritt eine gewiſſe Menge Luft ein, die in Beziehung auf ihr Volumen als gleichbleibend angefehen werben kann. Aber ihr Gewicht und damit das Gewicht des darin entr baltenen Sauerftoffs bleibt fich nicht aleih. In der Wärme dehnt ſich die Euft aus, in der Kälte zieht fie fi zufammen. In einem aleihen Volumen kalter und warmer Luft haben mir ein ungleis ches Volumen Sauerftof. Wenn ein erwacfener Menſch bei 25 Grad 46037 Cubikzoll Sauerfteff aufnimmt, fo beträgt diefes dem Gewichte nad) 65 Roth; wenn das nämliche Volum EC auerftoff bei 0° eingeathmet wird, fo werden in der nämlichen Zeit 70 Loth davon aufgenommen. Im Sommer und Winter, am Pole und Aequator athmen wir ein gleiches Luftvolumen ein, und wenn wir in einer gleichen Anzahl von Athemzügen im Sommer 63 Loth in uns aufnehmen, fo beträgt das eingefeugte Sauerftoffquantum bei 0° 70 Loth, in Sicilien (bei 35°) 57 Lotb, bei — 10° dagegen 72 Loth. Das aufgenommene Sauerftoffgas tritt im Sommer und Wins ter in ähnlicher Weile verändert wieder ein; wir athmen in nicdes rer Temperatur mehr Kohlenftoff aus, wie in höherer, und wir müffen in dem naͤmlichen Verbältniffe mehr oder weniger Kohlens ftoff in den Speifen genießen, in Schweden mehr, wie in Sicilien, in unferee Gegend im Winter ein ganzes Achtel mehr wie im Sommer. Selbſt wenn wir dem Gewichte nach gleiche Quantitäten Speife in Falten und warmen Gegenden genichen, fo bat eine uns endliche Weisheit die Einrichtung getroffen, daß diefe Speifen höͤchſt ungleih in ihrem KRobtenftoffgehalte find. Die Früchte, welche der Südländer genießt, enthalten im frifchen Zuftande nicht über 12 Procent Kohlenftoff, während der Speck und Thran des Polarlänz ders 66 bis 80 Procent Kohlenftoff enthalten. Es ift Feine fchwere Aufgabe, fih in warmen Gegenden der Mäfigkeit zu befleißigen, oder lange Zeit den Hunger unter dem Aequator zu ertragen; allein Kälte und Hunger reiben den Körper in kurzer Zeit auf. Die Wechfelwirkung der Beftandtheile der Speiſen und bes durd die Blutcirculation im Körper verbreiteten Sauerftoffs ift die Quelle der thierifhen Wärme, Alle lebenden Wefen, deren Exiſtenz auf einer Einfaugung von Sauerftoff beruht, befigen eine von der Umgebung unabhängi: ge Wärmequelle, Diele Wahrheit bezieht ſich auf alle Thiere; fie erſtreckt fich auf den Eeimenden Saamen, auf die Blüthe der Pflanze und auf bie reifende Frucht. Nur in den Theilen des Thieres, zu welchen arterielles Blut und durch biefes der in dem Athmungsproccffe aufgenommene Sauerftoff gelangen kann, wird Waͤrme erzeugt. Haare, Wolle, Federn bifigen Feine eigenthuͤmliche Zemperatur. Diefe höhere Temperatur des Thierkörpers, oder wenn man will, Wärmeausfheidung ift überall und unter allen Umftänden die Folge der Verbindung einer brennbaren Subftanz mit Sauer: 0) * In welcher Form ſich auch der Kohlenſtoff mit Sauerſtoff vers binden mag, der Act der Verbindung kann nicht vor ſich gehen, ohne von Entwickelung von Waͤrme begleitet zu ſeyn; gleichguͤltig, ob ſie langſam oder raſch erfolgt, ob ſie in boͤherer oder niederer Temperatur vor ſich gebt, ſtets bleibt die freigewordene Wärmemens ge eine unveraͤnderliche Größe. Der Kohlenftoff der Speifen, der ſich im Thierkoͤrper in Koh— tenfäure verwandelt, muß ebenfoviel Wärme entwideln, ald wenn er in der Luft oder im Sauerftoffe direct verbrannt werden wäre; ber einzige Unterfchied ift der, daß die erzeugte Wärmemenge fich auf ungleiche Zeiten vertheitt. In reinem Sauerftoffgas geht die 246 Berbrennung fchneller vor fi, die Temperatur ift höher; in der Luft langfamer, die Temperatur ift niedriger, fie hält aber län: ger an. Es ift Elar, daß mit der Menge des in gleichen Zeiten durch den Athmungsproceß zugeführten Gauerftoffs die Anzahl der freis gewordenen Wärmegrade zus oder abnehmen muß. Thiere, melde raſch und ſchnell athmen, und demzufolae viel Sauerftoff verzehren, befigen eine höhere Temperatur, als andere, die in berfelben Zeit bei gleihem Volum des zu erwärmenden Körpers weniger in ſich aufnehmen; ein Kind mehr (39°), als ein erwachſener Menſch (37,5°), ein Vogel mehr (40—41°), mie ein vierfüßiges Thier (37— 38°), wie ein Fiſch oder Amphibium, deffen Eigentimperatur ſich 14 — 2° über das umgebende Medium erhebt. Ale Thiere find warmbtütig; allein nur bei denen, welche durch Lungen athz men, ift die Eigenwärme ganz unabhängig von der Temperatur der Umgebung. Die zuverläffiaften Beobachtungen beweifen, daß in allen Kli— maten, in der gemäßigten Zone fowohl, wie am Aequator oder an den Polen, die Temperatur des Menfhen, fo wie die aller foges nannten warmblütigen Thiere, niemals wechſelt; allein wie ver— ſchieden find die Zuftände, in denen fie leben. Der Thierförper ift ein erwärmter Körper, der fich zu feiner Umgebung verhält, wie alle warmen Körper; er empfängt Wärme, wenn die äußere Zemperatur hoͤher, er giebt Wärme ab, wenn fie niedriger ift, als frine eigene Zemperatur. Wir wiſſen, daß die Schnelligkeit der Abkühlung eines wars men Körpers waͤchſ't mit der Differenz feiner eigenen Temperatur und der des Mediums, worin er fich befindet, d. b., je kälter die Umgebung ift, in defto Fürzerer Zeit Eühlt fi) der warme Körs er ab. ! Wie ungleich ift aber der Wärmeverluft, den ein Menfch in Palermo erleidet, wo die Außere Temperatur nahe gleich ift der Temperatur des Körpers, und der eines Menfchen, der am Pole lebt, wo die Temperatur 40—50° nicdriaer ift. j Trog diefem, fo hoͤchſt ungleichen Wärmeverlufte zeigt die Er: fahrung, daß das Blut des Polarlänters feine niedrigere Tempe— ratur befigt, als das des Südlaͤnders, der in einer fo verfchiedenen Umgebung lebt. Diefe Thatfache, ihrer wahren Bedeutung nad) anerkannt, bes weißt, daß der Wärmeverluft in dem Thierkörper eben fo Schnell erneuert wird; im Winter erfolgt diefe Erneuerung fchneller, wie im Sommer, am %ole rafher, wie am Arquator. Su verfchiedenen Glimaten wechfelt nun die Menge des durch die Refpiration in den Körper tretenden Sauerſtoffs nad der Temperatur der äußeren Luft; mit dem Wärmeverlufte durch Abs Eühlung fteigt die Menge des eingeathmeten Eauerftoffs; die zur Verbindung mit diefem Sauerftoffe nöthige Menge Kohlenftoff oder Wafferftoff muß in einem aͤhnlichen Verhältniffe zunchmen. Es ift klar, daß der MWärmeerfag bewirkt wird durch bie Wechfelwirkung der Beftandtheile der Speifen, die ſich mit dem eingeatbmeten Sauerftoffe verbinden. Um einen trivialen, aber deswegen nicht minder richtigen, Vergleih anzuwenden, verhält fib in diefer Beziehung der Thierkörper wie ein Ofen, den wir mit Brennmaterialien verfehen. Gleichguͤltig, welche Formen die Speifen nad) und nad) im Körper annchmen, welche VBeränderun« gen fie auch erleiden mögen, die legte Veränderung, die fie erfahs ven, ift eine Verwandlung ihres Kohlenftoffs in Koblenfäure, ihres Waſſerſtoffs in Waſſer; der Stickſtoff und der unverbrannte Koh— lenftoff werden im Urin und in den feften Ererementen abgefchite den. Um eine conftante Temperatur im Ofen zu haben, müffen wir, je nach ber äußern Temperatur wechfelnd, eine ungleiche Mens ge von Brennmaterial einfchieben, In Beziehung auf den Thierkörper find die Gpeifen das Brennmaterialz; bei gebörigem Cauerftoffzutritt erhalten wir die durch die Oxydation freiwerbende Wärme. Im Winter, bei Bes weaung in Ealter Luft, wo die Menge des eingeathmeten Gauers ftoffs zunimmt, wächf’t in dem naͤmlichen Verhältniffe das Beduͤrf⸗ niß nach kohlen- und waſſerſtoffreichen Nahrungsmitteln, und_ in Befriedigung diefes Berürfniffes erhalten wir den wirkfamften Schutz gegen die grimmigfte Kälte. Ein Hungernder friert, und 16* 247 jedermann weiß, daß die. Raubthiere der noͤrdlichen Glimate an Gefraͤßigkeit weit den in ſuͤdlichen Climaten voranjtchen, Sn der falten und temperirten Zone treibt uns die Luft, die ohne Aufpören den Körper zu verzehren ſtrebt, zur Aroeit und Anſtrengung, um uns die Mirtel zum Wioerjtande gegen dieje Eins wirkung zu ſchaffen, wahrend in heißen Climaten div Anforderungen zur Herbeiſchaffung an Speife bei Weitem nicht jo dringend jind. Unfere Kleider jind nur Aequivalente für die Speiſen; je wärz mer wir uns Eleiven, deſto meyr vermindert ih das Beduͤrfniß zu ejjen, eben weil der Warmeverluff, die Aokuhlung und damit der Erjag durch Speifen Eleiner wied; Deswegen können die In den falten Zonen lebenden Samojeven odır die nicht befleideren Jadianer fo große Quantitäten Nahrungsmittel zu ſich nehmen, deren Koh— lenftoff = und Waſſerſtoffgehalt ein Gleichgewicht mit der aͤußern Temperatur hervororingt. Die Menge der zu genießenden Speife richtet fich alfo nad) der Anzahl der Athemzuge, nad) dev Temperatur der Luft, Die wir einathmen und nad) dem Warmequantum, welches wieder nah Au: Ben abgeht. Ohne Nachtheil für die Gefundheit kann der Neapolitaner nicht mehr Kohlenſtoff und Waſſerſtoff in den Speifen zu ſich neh— men, als er ausacpmet, und kein Nordländer kann mehr KRohlene ftoff und. Wajferjtoff ausarymen, als er in den Speifen zu ſich genommen hat, wenn nicht im Zujtande der Krankheit, oder wenn er hHungert, Der Appetit des Engländers ſchwindet in „Jamaica z durch Reizmittel fegt er fih in den Stand, die früheren Mengen Speifen zu lic zu nehmen. Der Koplenjtoff diefer Speiſen wird nicht verbraucht; die Zemperatur der Luft iſt zu hoch, ſie geſtattet ihm überdieg nicht, die Anzahl der Athemzuͤge durch Bewegung zu fteigern; es folgen Leberkrankheiten. England ſendet feine an den Berdauungsorganen leidenden Patienten, welche die Speijen nicht zur Verbindung mit Sauerſtoff geeignet zu machen vermögen, nach dem Süden, wo die Menge des eingeachmeten Sauerſtoffs ſich vermindert; die kranken Verdauungsorgane, haben alsdann Kraft genug, die geringere Menge von Speiſen mit dem verbrauchten Sauerftoff in Verhältniß zu feßen; in dem Eälteren Glima würden die Refpivgtionsorgane zu diefem Widerſtande dienen müjfen. Sm Sommer find bei uns die Eeberfrankheiten (Kohlenitoff- Erankpeiten), im Winter die Eungenkrankheiten (Sauerſtoffkrankhei⸗— ten) vorherrfchend. Abkühlung des Körpers bedingt ein größeres Maaß von Spei— fe; alfo Aufenthatt in freier Luft, das Zrinfen großer Quantitäs ten Kalten Waffers, feuchte Luft bedingt mehr Speife. Daß der Wafferfloff der Speifen ebenfo wichtig ift, als der Kohlenftoff, zur Verbindung mir Sauerftoff und zur Derporbrins gung der animaliihen Wärme, zeigen die einfachften Beobachtun— gen, Bei Enthaltung aller Speife wird dennoch durch die Arhems bewegung aus der atmolphärifchen Luft Sauerftoff aufgenommen und Kohlenfäure und Walferdampf ausgeathmet; aber mit der Dauer des Dungers vermindert fi der Kohlenftof und Waſſerſtoff des Körpers, Zuerft verfchwindet das Fett, aber diefes iſt weder in den faeces noch im Urine nachweisbar; fein Kohlenftoff und Waſ— ferftoff Haben zur Refpiration gedieng und find als Gauerftoffver: bindung durch Haut und Lunge ausgetreten. Jeden Tag treten 65 Loth Sauerktoff ein und nehmen einen heil des Körpers des Hungernden wieder mit. Ein Kranker, der nicht jchlingen Eonnte, verlor, nah Currie, in einem Monat über 100 Pfund feines Ger wichts; ein 160 Tage verfhürteres Schwein verlor 120 Pfund; das Fett der Winterfchläfer verfchiwindet, ohne eine Spur zu binterlaffen; Alles beweif’t, daß der Sauerftoff in dem Re: fpirationsproceffe fih mit Allem verbindet, was dargeboten wird, und daß nur Mangel an Wafferftoff der Grund fy, war um fi Kohlenfäure bildet, eben weil bei der Temperatur des Körpers die Verwandtihaft des Wafferftoffs zum Saueritoffe die des Kohlenftoffs übertrifft. Grasfreſſende Thiere atmen ein dem 248 eingeathmeten Sauerftoffe gleiches Volumen Kohlenfäure wieder aus; Fleiſchfreſſer, welche Fett genießen, nehmen mehr Sauerſtoff auf, als dem ausgeathmeten Kohlenjfaurevolumen (bisweilen nur die Hälfte) entſpricht. Dieſe Beobachtungen find überzeugender, als entbehrliche Eünftiiche fogenannte Berjuche, Bei Hungernden verſchwindet aber nicht allein das Fett, fonz dern nach und nad) alter lösliche feſte Scoff. In dem völlig ab— gezehrten Körper der Verhungerten find die Muskeln dünn und murbe der Contractibilitat beraubt; alle loͤslichen Theile haben ger dient, den Reit der Gebilde vor der Alles zerftörenten Wirkung der Atmoſphäre zu ſchuͤtzen; zuletzt nehmen vie Beltandtheile des Gehirns Ancheil an dem Drydationsprocejje, es erfolgt Wahnfinn und der Zod, d. h. aller Widerjtand hört völlig auf, es tritt der chemiſche Proceß der Verweſung ein, ale heile des Körpers vers binden jih mit dem Sauerftoffe der Luft, Das Verhungern erfolgt in verjchiedener Zeit, je nad) Zettleibigkeit, Bewegung, Lufttempes ratur und Waffermongel. Bu ungefhmälertem Waſſergenuſſe erz 1, der Zod erſt nad) zwanzig, in einem Sale erft nach fechszig agen, Sn allen hronifhen Krankheiten erfolgt der Tod ebenfalls durch die Einwirkung der Atmofphäre. Wenn die Stoffe zur Uns terhaltung des Refptrationsprocejjes im Organismus fehlen, und wenn die Organe die Fähigkeit verlieren, die Speifen zur Verbin— dung mit dem Sauerftoffe der Luft vorzubereiten, fo wird ihre eige- ne Subftang, das Fett, das Gehirn, die Subftanz der Muskeln und Nerven dazu verwendet. Die eigentliche Urſache des Zodes ift bier der Refpirationsproceh, Mangel an Nahrung oder an Faͤ— bigkeit, fie zu Beftanotheilen des Drganismus zu maden, ift die negative Urſache des Aufhörens der Lebensthätigkeit, (Schluß folgt.) Niscellen. Die an ben Zehen von Triton beobachtete Con: fervenbildung, nah Hannover, ilt Achlya prolifera und kehrt, nah VBaıentin, an thierifhen Theilen ſehr oft wieder, Bei Fiſcheiern bilder fie ein thätiges Hemmungsmittel der Ent: widelung und pflanzt ſich fo ſchnell fort, daß ein einziges vers fdhimmeltes Ei binnen wenigen Tagen Hunderte von gefunden Eiern anjteden und vernihten kann. Dafjelbe hat Valentin auh an den Eiern von Alytes obstetricans wahrgenommen. Bei Mollusfeneiern, wo fie fhon von Laurent (jiehe Rep. V. 44,). beobachtet worden ift, ſcheint fie langſamer einzuwirken. Wenig: ftens fab Valentin ſie bei Eiern, wahrfheintich von Limnaeus stagnalis, mehrere Zuge lebhaft wuchern, während der Embryo fih noch gang munter Eriehend herumbewegte und erft fpäter ſtarb. Bei Fiſchen, % 3. Cyprinus nasıs, ſah Valentin fie, wenn diefe in engen, nicht gang reinen Behältien gehalten wurden, an allen gefundenen Hautftellen, z.B. am Kopfe und dem Schwanze, entftehen. (Balentin’s Rıpırt., 3». VI.) Ueber die Einwirkung des Zinks aufbdas Gerin: nen der Mitch wird in der Nisgaer Zeitung, aus dem Reper- torio di Agricoltura, als ein Kactum mitgetheitt, daß die Milch in Zinkgefaͤßen nicht bloß vier bis fünf Stunden fpäter, als in innernem und anderem Geräthe, gerinne, fondern auch, in Folge diefes Umftandıs, den Rahm vollitändiger auffteigen laſſe. Anz geblih wurde die Probe mit moͤglichſter Genauigkeit angeftellt, und fechs Gefäße, ‚drei aus Zinn und drei aus Zink, zu gleicher Zeit mit gleichartiger Milch gefüllt. Nach fünfundvierzig Stunden war die in den zinnernen Gefäßen volfommen geronnen; man nahm den Rahm ab, und biefer ergab 1 Kilogramm 165 Butter. Den Rahm aus den Gefäßen von Zink Eonnte man erft fünf Stunden fpäter abnehmen, und er ergab 1 Kilogramm 650 Butter, alfo faft ein Dritttheil mehr. Auch fol die Butter von angenehmerem Ger ſchmacke gewefen feyn. ——— 249 — 2 De on ee 250 ve. Verbrennung der glottis. Bon Dr. John Chrifie Am 12. December 1839 wurde ih in großer Eile zu einem Knaben von 6 Fahren gerufen, der, wie berichtet murde, bei'm Fruͤhſtuͤcke deffelben Tages einen Theil des £odyendheißen Inhalts der Iheefanne verfchlucdt hatte. Bei meiner Ankunft fand ich den Eleinen Kranken ſchwer Leidend unter den Symptomen einer Verbrennung der glottis. Es waren außerordentlihe Athmungsnoth, blaffe Gefihtefarbe, biäuliche Lippen und andere Gefahr drohende Erſcheinungen der laryngitis vorhanden. Da mir in der Nähe kein Aſ— fütent zu Gebote ftand und der Knabe ſich offenbar in Er: ſtickungsgefahr befand, fo entſchloß ich mid, den larynx zu öffnen, indem diefes, meiner Anfiht nad, das einzige Mittel ift, von dem man die Miederherftellung des Kranz fen oder die Errettung von nahem Untergange erwarten kann. Diefer Anfiht gemäß machte ich mit einem einzigen Zuge eines Eleinen Scalpels durch das lig. erico-thyroi- deum eine Deffnung in den larynx, mas fofort einen Nach— laß der Dyspnoe zur Folge hatte; und da der Kranfe den übrigen Theil des Tages und die naͤchſte Nacht hindurch duch die Deffnung frei zu athmen fortfuhr, fo ſchien es nicht nöthig, im diefelbe eine Nöhre zu legen, um fie offen zu erhalten. Indem auf diefe MWeife zur Anwendung von Heilmitteln Zeit gewonnen war, mußte der nüchfte Zweck nun der feyn, wo möglich der Entzündung der verbrannten Theile vorzubeugen. Du diefem Behufe verordnete id) Beine Dofen Ealomel, alle zwei Stunden zu nehmen; allein die Geſchwulſt des Mundes und Rachens war fo groß und, in Folge derfelben, das Schlingen fo erſchwert, daß ih nicht beftimmt wiffen fonnte, ob auch nur der geringfte Theil von dem Galomel verfchludt worden war, Unter diefen Umjtänden nahm ich zu der Mercurialfalbe meine Zuflucht, die ich folange fleißig einreiben lief, bis das Zahnfleiſch entfchieden davon afficirt wurde, welches am fünften Tage geſchah. In der Zwifchenzeit wurden zwei Blutegel an dem vorlegten Organe angelegt. Das Quedfilber fing nicht eher an, den Mund zu afficiren, als bis die heftigen Symptome nachzulaffen begannen, und am fünften Tage athmete der Kranke wieder zum erften Male durch die Glottisoffnung. Am neunten Tage war die Wunde am Halfe geheilt, und am zehnten nahm der Eleine Keidende zuerft Speife zu fich, nachdem er bis zu diefem Tage durch nährende Injectionen von Fleifchbrühe, arrow-root und andere Ähnliche Zuberei: tungen erhalten worden war. Um diefe Zeit löf'ten ſich, da der Mund und die Nachbartheile ebenfalls ſtark verbrannt worden waren, einige Scorfe los; jedoch vernarbten die zurüdbleibenden Gefhwüre bald unter dem Gebrauce befänf: tigender Mundwaffer, unterftügt von einer ſchwachen Aufloͤ— fung des Zine. sulphuricum. welche als Gurgeiwaffer benußt wurde. Der Knabe befferte ſich ſchnell und erlangte bald feine frühere Gefundheit und Stärke wieder, Micht unerwähnt darf ich laffen, daß ich ihn während ber Recon— valefcenz einen Jeffrey'ſchen Nefpirator tragen ließ, und, fo jung Patient auch war, fo fühlte und ruͤhmte er bod) die Nüglichkeit deffelben in der Modificirung der Tempera: tur der Luft. 4 Bemerkungen. Vorſtehender Fall zeigt, wie hoͤchſt wichtig es fen, in dringenden Fällen von Verbrennungen der glottis, wo es zumächft vorzüglich darauf ankommt, den gefährlicheren Symptomen vorzubeugen, frühzeitig zur La— ryngotomie zu fihreiten, fo daß man zur Anwendung ber Mittel, welche die Entzündung zu beherrſchen geeignet find, Zeit gewinnt. Obgleich Ddiefelbe zur folgenden Cur ber Krankheit wenig oder gar nichts beigetragen hat, fo war fie doch als ein Mittel von unfbägbarem Werthe, durch welches die bedeutende Dyspnoͤe gehoben und drohende Erftidungs- noth abgewendet wurde, Gewoͤhnlich raͤth man an, die Tracheotomie der hier vollgogenen Operation vorzuziehen, und zwar mit Recht in den Fällen, wo man Grund hat, zu glauben, daß der larynx und bie ihn umgebenden Theile, entweder durdy unmittelbare Berührung der verbrennenden Fluͤſſigkeit, oder durch Verbreitung der Entzündung von ber glottis aus abwärts duch den larynx in Mitleidenfchaft gezogen find. In diefem Falle Eonnte ich mid natuͤrlich nicht beſtimmt davon überzeugen, daß der larynx unter halb der glottis mit verlegt ſey; indem ich jedoch von ber Anſicht ausging, daß die Berührung des heißen Thees mit der epiglottis und dem Rachen eine augenblidlihe fpaftis ſche Verſchließung der Karpnröffnung zur Folge gehabt has ben, und daß diefer auf folhe Weiſe vor unmittelbarer Ver— letzung geſchuͤtzt geweſen feyn dürfte, und da ferner feit dem Unfalle nur wenig mehr, als zwei Stunden verfloffen wa: ven, fo gab ich der Larpngotomie den Vorzug, und der Er: folg vechtfertigte meinen Entfhluß. (Lond. Medical Ga- zette, November 1841.) Ueber die im Weften der Vereinigten Staaten herrſchende Milchkrankheit. Von Dr. Graff. Mit der Bencnnung „milk disease‘ bezeichnet der Verfaſſer eine ganz eigenthümliche Krankheit, die in den Vereinigten Staa: ten verfemmt und bvorgüglich mittelft der Mitch übertragen wird, obaleich audy mehrere andere Eubftanzen die Ucbertragung vermit— tein Eönnen. In den weftliben Etaaten, vom Miffiffipi bis zu den noͤrdlichen Gränzen, ift fie fehr verbreitet; dagegen fommt fic jenfeits des Alleohani-Grbiras nur felten vor. . Das Gefchichtliche diefer Krankheit reicht bis zu den früheften Niederlaſſungen in diefen Gegenden hinauf, unter deren erſten Be: wobnern fie greße Verheerungen angerichtet, woven fih das Ans denfen bisjetzt erbaften bat. Viele wurten deßhalb in den erſten Zeiten von den Bewohnern wirder verlaffen, indem fie fih in Ge— genden zuroͤckzogen, wo die Krankheit weniger zu fürditen war; aroße Landſtrecken, deren Glima und arograpbifche Lage die gün: fiiaften Bedingungen darboten, dlicben deßbalb eine lange Zeit uns bewohnt, und diejenigen Perfonen, die ſich endlich dort anficdelten, 251 waren genöthigt, auf den ‘Genuß der Milch und der daraus bereis teten Speiien, fowie des Fleifches ihrer Deerden, zu verzichten. Diefe Krankheit ift an keine Tahreszeit, an Eeine Temperatur und an Eeine Witrerung gebunden. Zu den Zhieren, bei denen man fie beobachtet, gehört das Rind, Pferd, Schaaf und die Ziege, Man glaubt, daß die veranz laſſende Urſache in den Nahrungsmitteln diefer Thiere liege, Bei'm Menſchen hat man fie bisjegt nur nach Uerbertragungen von Thies ren wahrgenommen, und zwar befigen legtere die Mittheilungsfäs bigfeit, nod bevor fich bei ihnen felbft irgend ein Symptom der Krankheit gezeigt hat. Man kann jedoch diefen latenten Zuftand der Krankheit dadurch zur Manifeftation bringen, daß man die verdaͤchtigen Thiere einer ftarken Anftrengung ausfegt, die dann ſo— fort, je nad) der Intenfität der unbekannten Urſache, 3ittern, Con— vuljionen und felbfi den Zod zur Kolge hat. Die Schlädhter in jenen Gegenden beobachten diefe Vorficht ſtets, bevor fie ein Thier ſchlachten, bei dem fie einigen Grund haben, die Krankheit zu verz mutben. Wenn die Symptome bei den Thieren erſcheinen, fo folgt, in der Regel, auch fchnell der Zod. Man jieht fie dann zwecklos hin und her laufen, jede Nahrung verfchmähend und eine auffallende Gefichtsftörung zeigend. Die Augen nehmen einen eis genthuͤmlichen Glanz und eine nach und nad) immer intenfiver werdende Röthe an, bis das Thier binfällt, oder von einem fo beftigen Zittern ergriffen wird, daß es fih nicht länger auf den Beinen halten kann. Gewöhnlich ftirbt es nach einigen convulfivis ſchen Anfällen; oft flürzt es auch ploͤtzlich, wie von einem heftigen Schlage auf den Kopf getroffen, nieder und ftirbt fchon nach ei: nigen Minuten. Die eigenthümlihe Muskelbewegung, die ſich bei den Thieren während Ddiefer Krankheit Eund giebt, hat ihr den Namen des „Zitterns” verfhafft. In einem Kalle, wo der Verf. kurz nad) dem Tode die Section zu machen Gelegenheit hatte, fand er das Gehirn mit Blut überfüllt, welches einen ſtarken Drud auf diefes Drgan ausgeübt zu haben ſchien. Bei'm Menfhen zeigen fich andere und zahlreihere Symptome, Die Zeit des Ausbrudyes der Krankheit nach erfolgter Infection ift verfchieden und hängt von einer Menge von Umftänden ab, wie, 3. B., vom Alter, Geichlechte und der Gonftitution deg Kranken von der Heftigkeit des Giftes u. f. w.; fie variirt hiernach von 3 bis 10 Zagen. Unter den Vorboten ift das bervorftechendfte Sym: ptom ein außerordentlicher , ganz eigenthümlicher Geſtank, den die ausgeathmete Luft verbreitet, den man, ähnlich wie bei'm Blatz terngeruche, einmal wahrgenommen, nie wieder verfennen und als ein pathognomonifches Zeichen der beginnenden Krankheit bes traten Fann. Diefer Geruh, den man in allen Fällen mehrere Zage vor dem Erfcheinen der übrigen Symptome bemertt, nimmt folange zu, als die Krankheit ihre größte Intenfität noch nicht er— reicht hat, und verfchwindet mit dem vierten oder. fünften Tage; der Kranke felbft nimmt ihn nicht wahr, Die übrigen Symptome find: Verluft des Appetits, Schmerzen in der epinaftrifchen Ges gend mit einer außerordentlichen Reizbarkeit des Magens, harte naͤckige Verftopfung, allgemeine Fieberbewegungen und auffallende Kälte der Ertremitäten. In andern Fällen wird der Kranke von einer Unruhe und Unbehaglichkeit ergriffen, die er nicht zu befchreiben vermag; es ift ihm nicht möglich, feine Ideen auf einen einzelnen Gegenftand zu fixiren; düftere Gedanken, eine unbeſtimmte Unrube bemächtigen fich feiner, bei'm leifeften Geräufche fährt er erfchrof: Een zufammen; er ift ſehr reizbar; bei'm Sprechen zittern ihm die Lippen, feine Begriffe verwircen jich öfter, er findet für die aus— zubrücenden Gedanken nicht die Worte: er Elagt über Kopfſchmerz, Shrenfaufen , Lichtſcheu. Erbrechen von mit Schleim gemenaten und zuweilen von Blut gefärbten Magencontentis kündigt den Ausbruch der Krankheit an; der Puls wird frequentz es tritt barte nädige Verftopfung ein, die am Ende. des fünften oder fechsten Zages mit einer höchft übelriechenden, eine allgemeine Diffolution ankündigenden Diarrhoͤe wechſelt. Die Zunge, welche in den er: ften Zagen mit einem weißlichen Ueberzuge bedeckt iſt fchwillt nach und nad fo bedeutend an, daß fie zulegt die ganze Mundböhle ausfüllt und Abdruͤcke der Zähne annimmt, die fie auch dann bee hält, wenn man fie aus dem Munde hervorftreden läßt. Diefer Zuftand der Zunge ift eines der characteriftifchten Symptome der 252 Krankheit, das jedoch bei einer ziwecmäßigen Behandlung fehr bald verfhwindet, während das Erbreden das zulegt verfchwindende Symptom ift. — Ein Anvdermat befindet fich der Kranke in einem Zuftande von volllommenem delirium und Schlafſucht; gleichzeitig bemerft man an ihm nervöfe Aufregung und alle jene Hirnſym— ptome, die einen typhöfen Zuftand characterifiren. Diefe legtere Form bildet ſich häufig in einer fpätern Periode der Krankheit aus, wenn dieſe ſich felbft überlaffen blieb, oder die Krankheit nit mit der erforderlihen Energie durchgeführt wurde. Die Urinfecretion ift verringert, zuweilen ganz unterdrüdt;z der Urin anfangs, ftark gefärbt und einen reichlichen Bodenſatz bils dend, wird fpäter hell und enthält etwas Schleim. Das Blut bies tet, je nachdem es in einer frühern oder fpätern Krankheitsperiode entzogen wird, große Verfchiedenheiten dar. Anfangs ift es dune Eel, die mit einer Speckhaut verfehen, leicht gerinnbar, zieht ſich aber nicht zufammen; fpäter vergrößert fich die Menge des Se: rums bedeutend, und in demfelben Verhältniffe verkleinert fich der Blutkuchen, der ein gelatinöfes Anfehen gewinnt und wenig Cohaͤ— fion zeigt. Häufig treten Anfälle von außerordentiicher Angft ein, die ſich immer mehr fteigert und erft nach dem Erbrechen einiger Ungen einer fchwarzen, dem Kaffeefage ähnlichen Fluſſigkeit wieder ver— ſchwindet, worauf dann der Kranke wieder in feine frübere Betaͤu— bung oder Gefühltofigkeit zuruͤckfaͤlt. Diefe Phänomene beobachs tet man jedody nie in denjenigen Fällen, die in Genefung übers chen. 3 Die Reconvalescenz nah ſchwereren Fällen gebt außerordentz li langfam vor ſich; es vergehen mehrere Jahre, bevor der Kranz fe feine vollfommene Gefundbeit und feine frühere Kraft wieder: erlangt, ja man hat es fogar bezweifelt, ob diejenigen, welche von den höheren Graden diefer Krankheit befallen waren, je wieder volls ftändig davon genefen. Da wo die Krankheit einen ungluͤcklichen Ausgang hat, variirt ihre Dauer, je nach der Intenſitaͤt derfelben, und nad) der mehr oder weniger energifhen Behandlung 2. von acht bis dreißig Tagen. Während des Sommers fcheint die Kranke beit den entzündlichen Character anzunehmen; im Winter herrfcht die aftgenifche Form vor; im Herbſte zeigt das fecundäre Fieber meift die remittivende Korm, nimmt aber zumeilen auch einen entfchieben intermittirenden Typus an. — Nach der Genefung hat der Kranz ke nicht die geringfte Erinnerung von dem, was während der Krankheit, zuweilen felbft während der drei bis vier naͤchſt vorher— gehenden Tage, mit ihm vorgegangen iſt; der VBerfaffer fah einen weniger fchweren Fall mit einer leichten ©eelenftorung endigen. — Aetiologie. Die Urfadhe diefer Krankheit bei den Thieren ift noch in tiefes Dunkel gebüllt. Die Gränzen, innerhald deren man fie beobachtet, find nicht fehr ausacdehnt und von Gegenden umgeben, wo fie fih nie gezeigt hat. Man kennt Eein Beifpiel einer fpontanen Erzeugung derfelden in einem Gebiete, wo fie früber nicht geherrfcht hatte, fo daß fie noch immer auf diejeniaen Sandftriche befchränfe ift, in denen man fie vom Anfange der Co— lonifation an beobachtet hat. Dieſe Gegenden bilden gewöhnlich einen Landftreifen von verſchiedener Breite, der das Sand weithin durchs fhneidet, fo daß man ein Beifpiel anführt, wo berfelbe, parallel mit dem Laufe des Kluffes Waſhbach im Staate Indiana, fi in einer Strede von beinahe 100 Meilen hinzog. Man hat in allen drei Reihen der Natur nachgeforfcht und eine Menge von Unterfuhungen angeftellt, um die Urſache bier fer wichtigen Krankheit aufzufinden, hat aber nichts Pojitives auffinden Eönnen. Befonders ſcheint auch der Verfaſſer zahls reihe Erperimente mit giftigen mineralifchen und vegetabilifchen Subftanzen gemacht zu haben, aber ohne ein Refultat, Der Milh und dem Käfe von folhen Kühben, bie von ber Krankheit ergriffen find, fehreibt man befonders hoͤchſt ſchaͤdliche Eigenfhaften zu, indem fie das Gift in der concentrirteften Korn entbalten follen. Dabei find diefe Subftangen von anderen, nicht mit dem Gifte imprägnirten, durch nichts zu unterfcheiden, weder durch Geruch, noch durch Gefhmad. Zur Infieirung eines Mens ſchen ift eine ganz geringe Quantität berfelben hinreichend, Man verfichert, daß die Quantität Rahm, die man zu einer einzigen Portion Kaffee nimmt, zur Entwidelung der Krankheit genügt 253 babe. Iſolirt befigen die Elementar: Beftandtheile der Milch Keine giftigen Eigenfhaften, fondern nur in ihrer Combination. — Eben fo reicht der Genuß einiger Unzen inficirten Rindfleifches bin, um die Krankheit zu erzeugen, und zwar glaubt man allgemein, daß tiefe dann in viner viel heftigeren Form auftritt und einen viel unglücliheren Ausgang bat, als wenn fie nach dem Genuffe der Milh und der daraus bereiteten Speifen entfteht. Der Verfaffer har die Beobachtung gemacht, daß, wenn die Thiere fterben, die Milch ihre giftige Natur nicht langfam und allmälig, fondern plöglich verliert, Zahlreiche Erperimente, die er an Hunden angeftellt hat, haben ihm gezeigt, daß man fon innerhalb eines Zeitraums von 48 Stunden, nachdem man bie Fütterung mit Butter, Käfe oder Fleifh von vergifteten Thies ren begonnen hat, unzweifelhafte Phänomene ihrer Wirkung wahr: nehmen könne. Eine Unze Butter oder Käfe, oder vier Unzen ges kochten oder rohen Fleifches, drei Mal des Tages verabreicht, hat: ten nad) fehs Tagen, zumeiten ſchon früher, den Tod zur Foige. Einer Hündin, die fünf Junge fäugte, hatte man inficirtes Fleiſch gegeben; am Ende des vierten Zages waren alle fünf Junge todt und die Mutter zwei Zage fpäter. — Man hält das Musfelge: webe für weit anftecdender, als das Zelle und Kettgewebe.. Man bat es verfuht, das Kleifh der an diefer Krankheit gefallenen Thiere, bevor man es anderen Thieren verabreichte, mit Schwefel— fäure, oder mit anderen mineralifhen oder vegetabilifhen Säuren, mit Chlorpräparaten, Alkalien und anderen Desinfections:Stoffen zu behandeln ; aber vergebens, es behielt feine aiftigen Eigenſchaf— ten nad, wie vor. in einziges Verfahren fchien dem Berfaffer dieſe giftiae Eigenfhaft zu vermindern, naͤmlich langes Kochen in einem Galläpfel-Decoct ; das diefer Operation unterworfene Fleifch war weit weniger fchädlich, als vorher. Die wiederholten Verſuche jedoch, die Dr. Graff machte, in der Hoffnung, durch die Anwen: dung des Gerbeftoffs den giftigen Wirkungen des Fleifches bei den mit demfelben gefütterten Thieren vorzubeugen, waren durchaus erfolglos. Eben fo wenig verliert die Butter dadurch etwas von ihrer giftigen Natur, daß man fie einer fo hohen Hitze ausfegt, daß fie fich entzündet. Das kochende Fleifh fcheint der Bouillon feine giftige Eigenfchaft nicht mitzutheilen; auch hat man die Eins impfung der Krankheit mittelft Fleifh oder Secretions-Fluida von kranken Thieren vergebens verſucht. — Das einzige Thier, wels ches ſich bisiegt für diefe Krankheit unempfänglicd gezeigt bat, ift das Schwein; Here Graff bat mehrere derfelben ausschließlich mit Ueberreften von inficirten gefallenen Thieren gefüttert, und fie haben durdaus fein Zeichen irgend einer Beſchwerde Fund gegeben. Menfhen werden nicht nur an denjenigen Orten inficirt, wo die Krankheit habituell herrſcht, fondern au da, wo man fie nie— male beobachtet hat, und zwar rührt diefes von einer Gewohnheit ber, die Herr Graff eine mörderifche nennt und der das Geſetz fuͤglich Einhalt thun folte. Die Bewohner der inficirten Ge— genden nämlich, die die Butter und den Käfe, welche fie von ihren verdächtigen Heerden gewinnen, nicht felbft verbrauhen, machen fih fein Gemiffen daraus, diefelben nah den weftlichen Städten, namentlich nad) Couisville, Ky, St. Louis und Miffouri auszufuͤh— ren. Diefe weit bergebradhten Artikel nun übertragen das Gift, von dem fie felbft gefchwängert find, auf mehrere Perſonen einer Familie zugleich und find auf diefe Weife für diefelben die Urfachen ſchwerer Krankheiten und zuweilen felbft des Todes, Krankheiten, die, da fie fich nicht weiter verbreiten, den mit ihnen unbefannten Aerzten als Anomalicen erfcheinen. Der Verfaffer führt Thatſa— hen an, die Eeinen Zweifel über die Genauigkeit diefer Angabe zulaffen. Einige vom Verfaſſer mitgetheilten Details über das patholos giſch⸗ anatomiſche Verbältniß , dag er bei mehreren Thieren und einer Frau in Folge diefer Krankheit beobachtet hat, haben zu wes nig Characteriftifches, um fie hier anzuführen. Was die Behandlung betrifft, fo Fann fie nur rein empirifc) feyn, da das Wefen der Krankpeit durchaus unbekannt ift. Die allgemeine Blutentziehung fcheint dasjenige Mittel zu ſeyn, zu dem alle Practiker zunäcft ihre Zuflucht nehmen; jedoch muß biefe gleich Anfangs unternommen werden ‚ fpäter vermehrt fie nur die Schwäche; auch darf fie nicht his zuc Ohnmacht fortgefest werden, 254 denn die Reaction erfolgt nur langfam, und wenn man biefe Cau— telen vernachlaͤſſigt, bilden ſich häufig paffive Gongeftionen. Au— ßerdem erwähnt der Verfaffer noch örtliche Biutentziehungen und andere bei acuten Gehirnaffectionen gebräuchliche Mittel. Die zweite Indication ift, die VBerftopfung durch Purgirmittel zu bes fämpfen, wenn anders die Reigbarfeit des Magens ihre Anmen: dung geftattet. Das Galomel, in Verbindung mit Dlivendl, pflegt in diefen Källen gute Dienfte zu leiften. — (Gazette medicale, Juillet 1841.) Ueber die Ruration des Sternalendes des Schlüffelbeins nah Hinten. Son Morel. Bei Gelegenheit einer Luxation diefer Art, welche im Höpital de la Pitie, während Herr Leno ir, in Abweſenheit des Profeffor Sanfon, den Dienft verfab, vorgekommen ift, hat Herr Morel alle bekannten Fälle diefer feltenen Verlegung gefammelt und eine parhologifche Gefhichte derfelben zu entwerfen verfucht. Bier zu: erft die Beobachtung, welche zu diefer Arbeit Veranlaſſung gege: ben hat. Ein Fuhrmann von achtundzwanzig Jahren, unterfegtem, ſtar— kem Körperbaue, hatte bei'm Beſchlagen feines Pferdes das rechte Hinterbein deffelben gefaßt, um dem Schmidte den Huf entgegen zu halten. Das Thier beftrebte jih, fein Glied zu befreien, und daffelbe mit Gewalt ausftredend, warf es den Yuhrmann zu Bo: den. Man weiß nun nicht, ob die Ruration die unmittelbare Wir: kung dieſer heftigen Bewegung gewefen, oder ob fie erft in Folge der Körpererfhütterung, bei'm Falle auf den Boden, entftanden fey. Gewiß ift jedoch, daß in diefem Vorfalle die Ausweichung der inneren Ertremität der elavicula nach Hinten erfolgt ift, und daß der Verwundete bei feinem Eintritte in’s Hofpital fo deutlich ausgefprochene Symptome darbot, bag Herr Lenoir, der, wie die meiften Chirurgen, einen ſolchen Fall noch nicht beobachtet batte, diefen gleich auf den erften Blick diagnofticiren konnte. Diefe Symptome waren folgende: 1) Annäberuna der betreffenden Schul- ter gegen die Mittellinie des Körpers; 2) Hervorragen des Schuls terftumpfes nah Vorn; 3) Mangel der Borragung, welche die innere Krümmung des Schlüffelbeins fonft bildet; 4) eine Deprefr fion an der superficies articularis sterni; 5) Mangel der Vers tiefungen unter = und oberhalb der elavicula; 6, leichte Anſchwel— lung der vena jugularis ext. Uebrigens wurden die Bewegungen des Armes ohne große Schwierigkeit und mit unbedeutendem Schmerze vollführt; die Refpiration war nur wenig Und nur dann genivt, wenn das Ende des GSchlüffelbeins nad) Hinten gedrüdt wurde, Die Repofition wurde auf folgende Weife vollzogen: Der Kranke wurde auf einen Stuhl gefest, die Gontra= Ertenfion mit: teift eines leinenen Zuces bewirkt, das man um den Stamm legte und an einem Ringe in der Maucr ftark befeftigte, während zu gleicher Zeit der lurirte Arm von einem Eräftigen Gehülfen an der Eeite des Körpers gehalten wurde. Die Ertenfion wurde mittelft eines zweiten, wie ein Halstuch aefalteten und in der Achfelböble um den Arm gelegten, Tuches bewirkt. Das andem Stamm firirte Glied wurde nun zuerft in gerader Richtung nad Außen gezogen, und fobald man ſich verfichert hatte, daß das Köpfchen der cla- vicula bis zum Niveau der Gelenffläche des manubrium sterni ges langt war, feßte der, binter dem Kranken ftehende, Wunbdarzt das Knie zwifchen die beiden Schultern deffelben und zog mit bei: den Händen die rechte Schulter nad) Hinten. Auf diefe Weife ge: lang die Repofition ohne große Schwierigkeit und wurde dann dag Schluͤſſelbein mittelft einer Binde in feiner Rage erbalten, die in Achter-Touren um beide Schultern geführt wurde, und deren Kreu—⸗ zungen auf cin bartes Kiffen zu liegen kamen, das in der Mitte des Rüdens angebracht war. Diefe einfache Bandage bat den Vortheil, daß fie zu aleicher Zeit die Schultern nah Hinten zieht und fie in diefer Stellung feftbält; auch hatte fie in diefem Falle den vollftändigften Erfolg, denn nachdem der Kranke diefelbe 12 255 Bene hatte, wurde er am viergehnten, vollkommen geheilt entlajjen, Nachdem nun Herr Morel die in den wilfenfchaftlihen Wer: Een vereinzelt vorkommenden Beobachtungen von X. Cooper, Dellieur, Macfarlane u. A. erwähnt hat, theilt er zwei neue Fälle diefer Art mit, die er unter Herrn Velpeau beobad): tet hat, und die wir bier im Auszuge folgen laffen, 1. Ein junger Mann von 17 Sahren wurde in einer engen Straße von einem Wagen überrafcht, der im ſchnellen Laufe auf ihn zukam. Da er zum Ausmweichen Eeine Zeit mehr hatte, fo drängte er fih dicht an ein Haus der linken Straßenfrite, und während er den Körper zuruͤckzog, um inftinctmäßig die Bruft zu ſchuͤtzen, die Arme nah Vorn ausftredte, fuhr der Wagen vorüber und preßte ihn gegen die Mauer, indem er ihm die rechte Schuls ter heftig nah Vorn und Innen ſtieß. Es entftand augenblicklich ein ſtarker Schmerz unterhalb des Halfes und ein heftiger Suffo— cations-Anfall, der über 1 Stunde dauerte. Am fiebenten Tage nad) dem Unfalle wurde der Kranke in das Cpital aufgenommen, wo man folgende Erfiheinung an ihm wahrnahm: 1) ftand die rechte Schulter der Mittellinie des Körpers näher, als die andere; 2) war die entfprechende Gelenkflaͤche am manub. sterni leer und bei'm Fingerdrucke fchmerzhaft; 3) war die Extremität der clavi- eula, welche an diefer Stelle im Normal:3uftande eine Erhaben: beit bildet, auf die hintere Fläche dis sternum- ausgewichen und bildete oberhalb des jugulum sterni eine runde, felte und un fhmerzhafte Gefhmwulft, welche bei den Beweaungen der Schulter ihre Stelle veränderte. Uebrigens Eonnte der Arm ohne befonderen Schmerz nad) dem Kopfe geführt werten, und war weder cine —— der Halsvenen, nach Dyspnoͤe, nach Dysphagie vor— anden. Die Repofition wurde Leicht bewerkftelligt und das Schlüffels bein mittelft des Default’fchen Verbandes in feiner age erhale ten. Da der Kranke jedoch am dritten Tage von den Pocken be— fallen wurde, fo ging er in eine andere Station des Spitals über und war feitoem der fernern Beobachtung entzogen. U. Ein Maurer, 39 Jahr alt, half an einem Wagen, ben man auf die Weife zurüdichob, daß man abwechfelnd bald nach der einen, bald nad) der andern Seite lenkte. Er befand fi an der linken Seite und hatte eben den Keil untergefhoben, als ihm in dem Augenblide, wo er fich wieder aufrichtete, durch eine Be: wegung des Pferdes die Deichfel mit Deftigkeit gegen den aͤußern Theil der linken Schulter fuhr und diefe zerfchmettert haben würde, wenn fie nicht durch eine zweite Bewegung des Thieres nach der entgegengefesten Richtung wieder losgemaht worden wäre. Er batte Bruftbeflemmung und die Empfindung, als wäre an der Balis des Halfes Etwas zerrijfen worden. In das Spital ge: bracht, hielt der Kranke den Borderarm halbgebonen vor der Bruft und unterftügte ihn mit der rechten Hand; die betreffende Schulter war niedriger, als die andere, und ihre Annäherung an die Mittels linie fiel fogleich in die Augen. Die Erhabenheit, welche das Ster— nalende der clavicula bildet, ragte oberhalb und etwas vor dem jugulum sterni hervor und berührte das innere Ende des rechten Schluͤſſelbeins. Bei'm unmittelbar darauf angebrachten Drude = 256 v oder bei einer Bewegung der Schulter gleitete dieſes Ende des Knochens leicht vom jugulum sterni auf deſſen vordere Fläche, aber ‚nie hinter daſſelbe. Wegen dieſer bedeutenden Dislocation, wo beide Schlüffelbeine beinahe übereinander lagen, fühlte Herr Velpeau ſich verfuht, eine Euration nad) Vorn anzunehmen. — Der Kranke wurde mie im vorhergehenden Kalle behandelt und ges gen den fünfzigften Zag hin, wo man den Verband abnahm, ger heilt entlaffen. Diefe Beobachtungen, fieben an der Zahl, hat Herr Morel feiner pathologifhen Gefhichte der Zuration der innern Extremität des Schlüffelbeins zu Grunde gelegt; eine Arbeit, die allerdings noch zu früh erfcheint, die jedoch mit Nugen von Denjenigen wird zu Nathe gezogen werden, die fich fpäter derfelben unterziehen. (Ar- chives generales de Medecine, 1841.) Miscellen Bon einer eigentbümlihen Krankheit des Mun- des fäugender Frauen berichtet Dr. Badus in dem Ame- rican Journal of med, science. 1841. Die Krankheit beginnt bis: weilen fhon in der Schwangerfhaft, am häufigften im erften hal— ben Sahre nad) der Entbindung. Die Kinder folder Frauen leis den nicht mit, wenn nicht etwa die Milchabfonderung vermindert ift. Die Kranken Elagen zuerft über einen Schmerz an der Zunge, wie von einer Verbrennung; Zunge und innere Mundfläche find geröthetz die abgefonderte waͤſſerige Flüffigkeit erregt, wenn fie über die Rippe abfließt, ein Gefühl von Brennen; der Appetit ift ungeftört, bisweilen verftärft bis zur Gefräßigkeit; aber die Stei— gerung des Schmerzes geftattet nur den Genuß fehr milder Nah— rungemittel. Nach einigen Wochen zeigen ſich Gefhmwüre auf der Spige der Zunge, auf ihren Rändern, am Gaumengewölbe und im Schlunde. Bisweilen find diefe Gefhmwüre von Anfang an da; zugleich beobachtet man Verſtopfung, Fieber, Aufregung und Shlaflofigkeit durh den Schmerz. Der Berfaffer hat fih auf derivantia durch den Darmcanal und auf Waſchungen mit einer Höllenfteinauflöfung beſchraͤnkt, ift jedoch nicht fehr befriedigt von diefer Behandlung, Sniection verdünnter Zodinetinctur bei Hybrocele ift in dem Calcutta-Native-Hospital, von 1832 bis 1839, durch Herrn Martin in 2,393 Fällen angewendet worden; in allen dies fen Fällen ift kein Rüdfall eingetreten. Erfolglofe Fälle waren nur 1 Procent, und eine Gefahr hat fih bei der Operation nie gezeigt. Die Mifhung, welhe er anmwandte, iſt ein Theil Sodines tinctur auf drei Theile Waffer; die Quantität, melde eingefprigt wurde, betrug nur eine halbe bis eine Unze, (London med, Gaz., Nov. 1841.) Nekrolhog. — Der verdiente Bremer Arzt, Dr. d'Oleire, Hofrath und Brunnenarzt zu Nenndorf, ift am 24. Februar ges ſtorben. Bibliographische Catalogue of the Preparations illustrative of Normal, Abnor- mal and Morbid Structure, Human and comparative, consti- tuting the Anatomical Museum of George Langstaff. Lon- don 1842, 8. Report on the invertebral animals of the State of Massachu- setts etc. By M, A. Gould. Cambridge 1341. 8, M. KR. Ne wiughkesten An Inquiry into the Nature and Pathology of Granular Disease of the Kidney and its mode of action in producing Albumi- nous Urine. By George Robinson. London 1842. 8, The Transactions of the Veterinary Medical Association. Edited by W. J. T. Morton etc. Vol, I. No. 1. London 1842, 8. —— ——— ——— — — — Menue Üotizen auddem Gebicte der Hatur- und Heilkunde, gefammielt und mitgerbeift von den Ober » Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, N°. 45%. (Nr, 17. des XXI. Bandes.) März 1842. Gedrudt im Landes» Snduftries Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 $1. 30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 aGr. Natur Zur Naturgefchichte des Lachſes. — practiſche Anweiſung zur kuͤnſtlichen Zucht des Lachſes und anderer Fifche. Von Sir Francis AU. Madenzie Im Herbfte des Jahres 1840 ſuchte ich mir behufg der Lachszucht einen Bach aus, weldher mit reißender Ge: fhwindigfeit dem Fluſſe Ewe zuftromt und ließ nicht weit davon eine gegen 70 Fuß lange und 12 — 18 Fuß breite Vertiefung ausraͤumen, und nachdem alle große Steine bes feitigt worden waren, den Boden derfelben 1 Fuß hoch mit Sand und Kies befhütten. Die größten unter den Kiefels fteinen hatten etwa das Volumen einer Malnuf. Sn diefe Dertiefung ward dann ein Theil des Waſſers des Bachs gelenkt, fo daß ein Teich entftand, der am obern Ende et— wa 8 Boll und am untern 3 Fuß tief war und in dem durchaus eine gelinde Strömung ftattfand. Der Zufluß wurde mittelft einer Schleufe fo geregelt, daß die Tiefe des Teichs ſich immer gleihblieb, und durch eine ſtarke Stein: mauer ward den aller Fifchbrut fo gefährlichen Aalen und Borellen der Zugang vermehrt. - Am 15. November wurden im Fluffe Ewe vier Paar Lachſe, Männchen und Weibchen, mit Neben gefangen und vorfichtig in den Teich gefeßt. Am 18. zeigten fie Nei— gung zum Laichen; allein am 20. wurden fie fümmtlid von boshaften Menfchen aus dem Teiche genommen, und als ich denfelben unterfuchte, fand ich, daß nur eine geringe Menge von Eiern gelegt worden war. Am 23. November wurden abermals vier Kachspaare eingefangen und in den Teich gebracht, wo fie fehon am folgenden Tage zu laichen begannen. Sch fing fie vorfichtig wieder, drüdte aus einem Weibchen etwa 1200 Eier in ein mit Waffer gefülltes Becken und befruchtete fie mit einem etwa eben fo großen Volumen an Milh, die aus einem Minnden gedbruͤckt wurde, Die Eier und die Milch wurden mit din Fingern No. 1557, kunde fanft durcheinander gerührt, morauf man fie eine Stunde lang ftehen ließ und dann in einen folhen aus MWeidenrus then geflochtenen Korb brachte und darin auseinanderbreitete, wie ihn Profeffor Agaffiz empfiehlt, fo daß unter ihnen eine etwa 4 Zoll ftarfe und über ihnen eine 2 — 3 Zoll ftarfe Kiesfhicht fih befand. Kine gleihe Menge eben fo behandelter Gier ward in einen Shamfhen Korb aus Kupferdraht gethban, und beide Körbe wurden fofort in den Teich eingefegt. Außerdem legte man auch eine Parthie Gier offen in den Teich und bededte fie 3 Zoll hoch mit Kies. Zwei andere Körbe, einer von Meidenrutben und einer von Kupferdraht, wurden ebenfalls in den Teich ges ſetzt, nachdem deren Böden 3 Zoll ſtark mit Kies belegt worden waren, und das Waſſer ftand etwa 4 Zoll body dar= über. Dann drüdte man in jeden die Eier und die Milch eines Lachspaares aus, breitete diefelben mit der Hand gleihförmig aus, ließ fie fo einige Minuten und bededte fie dann 2 — 3 Zoll bob mit Kies. Die vier Lachspaare laichten nun im Teiche noch freiwillig ein Wenig und wur— den am 1. December fämmtlih wieder in den Fluß ges bradt. Am 3. December fing ih im Fluffe Ewe aber: mals drei Lachspaare, die fchon theilmeife gelaicht hatten, und verfab mittelft derſelben auf die früher befchriebene Meife noch einen Weiden» und Kupferdrabtforb mit Laich. Auch diefe Fifhe ließ man dann nody im Teiche laidyen und brachte fie dann ebenfalls in den Fluß zuruͤck. Am 19 Februar unterfuchte ich die Eier und fand fie ſaͤmmtlich, ſowohl in den Körben beiderlei Art, als im offes nen Zeiche in der Embryonen: Entwidelung begriffen. Um 19. März waren die Embryonen bedeutend in ber Entwidelung vorgefchritten, und diefer Proceß hatte, je nach der Temperatur der Luft und des Waſſers, einen rafchern oder langfameren Fortgang Am 22. März Eonnte man die Augen beutlich unter: fheiden; einige Eier waren geplagt, und an der Kehle 17 259 der jungen Brut zeigte fih ein Eleiner, mit einer waſſerar— tigen Feuchtigkeit gefüllter, blafenähnliher Sud hängen. Am 18. April wurden die ſaͤmmtlichen Körbe unter» ſucht und geöffnet. Die Side hatten fih von den Kehlen abgelöft. Die jungen Fiſche waren etwa $ Zoll lang, hat: ten dieſelbe Zeichnung wie der Par und ſchwammen behend umher. Die von Herrn Agafſiz empfohlenen Körbe was ten offenbar beffer, als die Shawihen Drahtkörbe. In den letztern kamen nur etwa 20 Procent von den Eiern zur Entwidelung, während dieß in den erftern mit wenigftens 90 Procent der Fall war. Ja in den am 5. (dritten ?) December angewandten Körben waren nur etwa 5 Procent der Eier taub geblieben ). Db unter den im offenen Xeis che befindlichen Eiern die Eünftlich gelegten und befruchteten oder die auf natürlihem Wege gelaichten am beften gedies ben feyen, Eonnte nicht ermittelt werden; allein, allem Ans fcheine nach, hatten die in den Körben befindlichen in diefer Beziehung nichts vor ihnen voraus. Die Körbe dürften fi indeß infofern empfehlen, als fie dem Laiche während des Winters einen wünfhenswerthen Schutz gewähren, und die zuletzt befibriebene Methode, die Eier und die Milch in die Körbe zu bringen, fehien vor dee zuerſt beſchriebenen den Borzug zu haben. Nach dem guten Erfolge diefes Vers ſuchs ift anzunehmen, daß diefe Art, fih auf kuͤnſtlichem Wege Fiſchbrut zu verichaffen, feinen Schwierigkeiten unter: liegt, und daß man fic auf diefe Art Millionen von junz gen Fifhen verfhaffen Eann, die vor allen Gefahren ge: fhüst bleiben und, wenn fie das geeignete Alter erreicht haben, welches, nach Hrn. Shamw’s wiederholt im Eleinen Maaßſtabe angeftellten Berfuchen, bei'm Lachſe das von zwei Sahren feyn würde, in den Fluß gefegt werden Eönnen. Wenn die Ubzeichen des Pars verfhwinden, erhalten die jungen Lachfe die filberglängenden Schuppen der alten, und zugleich. beftres ben fie fih, aus der Gefangenfhaft zu entwifchen, um ffromabwärts nad) der See zu ziehen. Profefor Agaſſiz behauptet, meiner Anfiht nad, vollfommen wahrheitsgemäß, daß die gehörig befruchteten Eier aller Fiſche in Waſſer von der gehörigen Temperatur völlig wohlbehalten ſich felbft Über den atlantifhen Dcean transportiren ließen, fo daß man, 3. B., Eünftlid befruch: teten Lachslaich in noch fo entfernte Fluͤſſe bringen Eönnte, wo e8 Eeine Lachſe giebt, die fih aber zum Fortkommen des Fiſches eignen. Da übrigens die Brut zwei Jahre lang in den Brutteichen bleiben muß, fo muß jedes Jahr ein neuer Teich zum Anſetzen des Laiches eingerichtet wer— den, weil felbft einjährige Lachſe fhon Laich und ganz junge Fiſchbrut feffen, fowie denn aud die alten Lachſe ihren eig— nen Laich und ihre eigne Brut nicht verfchonen, *) Da auch an diefem Tage ein Weiden: und ein Drahtkorb zur Anwendung gekommen waren, fo hätten, nad) Obigem, in diefem Falle beide Arten von Körben ein gleihgutis Refultat gegeben, Wahrfcheinlich hat fi in dem Texte eine Unrichtig: keit eingefchlichen, und man hat, um den vom PVerfaffer bes haupteten Vorzug der Weidenkörbe vor den Drahtkörben zu rechtfertigen, anzunehmen, nur in dem Weidenkorbe ſeyen 95 Procent der Eier zur Entwidelung gelangt. £2£0 Nir die Erfahrung kann daruͤber entfcheiden, melche Art von Futter und welche Menge deffelben der Lachsbrut nöthig if. Wenn man, nah Prof. Agaffiz’s und Hrn. Sham’s PVorfhlage, oben über dem Brutteiche Aas aufs bängte, fo würden von demfelben Maden in den Teich hin— abfallen und die jungen Lachſe mit Nahrung verfehen. Als lein, als ich dieß Verfahren diefes Fahr anwandte, fand ich um das Aas ber öfters todte Fiſchchen. Kuhmift, den man halbtroden hat werden laffen, und der mit nfectene Maden und Eiern angefüht ift, fcheint der Brut am Bes ſten zugufagen. Auf einer im September v. 5. von mir unternommenen Reife durch Belgien befuchte ich das neu— eingerichtete Eöniglihe Schloß in den Ardennen, wo man feit deei Fahren die Eünftlihe Forellenzucht in fehr ausge: dehntem Muafftabe, jedoch bisjetzt mit nur geringem Er— folge, betreibt. Won der 1859 — 40 gezogenen Brut war nur fehr wenig durchgekommen. Sm Jahre 1841 war aber, wahrfcheinlih weil man ben Kaich nicht gehörig mit Kies bedeckt hatte, die ganze Brut mifrathen. Brodt, aus gleichen Theilen Waizen- und Noggenmehl bereitet, ſchien den jungen Forellen dort am Beſten zuzufagen, und diefe befanden fi, na) ihrer Größe und Behendigkeit im Schwims men zu urtheilen, volllommen wohl. Uebrigens hat man in der Brutanftalt in den Ardennen die Erfahrung gemadht, daß, wenn man den Forelfenlaich in derfelben Weiſe behan— delt, die wir oben in Bezug auf den Lachslaich angegeben haben. das Reſultat durchaus ebenfo günftig ift, und Se: ber, der einen paffenden Zeih und Bach befist, kann den= felben auf diefe Art binnen zwei Jahren mit den beften $o= rellen oder andern Fiſchen befegen und diefe durch angemeſ— fene Fütterung zu vorzügliher Schmadhaftigkeit bringen. Mo bereitd Eleine und wenig f[hmadbafte Forellen vorhans den find, würde ic rathen, die ganze Race dadurch zu ver— tilgen, daß man das Waſſer ſtark mit ungelöfhtem Kalte oder irgend einer vielleicht paffenderen Subitanz verfekt *), worauf man fih dann Laich oder Brut aus Seeen oder Baͤchen zu verfhaffen hätte, in denen fid die vorzüglichften Varietäten der Forellen finden. Daffelbe gilt von der Aeſche, dem Hechte und überhaupt allen Suͤßwaſſerfiſchen, für die der Eigenthuͤmer von paffenden Zeichen oder Büchen eine Vorliebe haben mag, und die hier daryelegte Meife, wie man Fifche Eünftlich aufziehen kann, empfiehlt fi dem— nad nicht nur den Cigenthümern von Lachswaſſern, fons dern überhaupt allen Fifchereibefigern, zumal da das Vers fahren durchaus nicht £oftfpielig ift. Es ſteht demnach zu erwarten, daß die obige, alle weſentliche Momente befpre= chende Mittheilung vecht Viele veranlaffen möge, ähnliche Verſuche anzuftellen und die Reſultate, ſowie ihre Erfahs rungen in Betreff möglicher Vervolllommnungen im Anfez= zen der Brut, der beften Fütterungsmeife ıc,, dem Publicum *) Das in vielen Fabriken, wo mit Chlor aebleicht wird, megs gefhüttete Waffer hat ſich der Fifcherei in laufenden Gewaͤſ— fern fo böchft verderblicy gezeiat, daß nicht daran zu zweifeln ift, daß man mit Chlorwaffer den vom Verfaſſer anaedeuteten- Zweck gang ficher erreichen würde, wenn man die Quelle ei— nes Baches ftark damit verfegte. D, Ueberf. 261 mitzutheiten. (Annals and Magazine of nat. history, No. L., Nov. 1841) Ohne die fanguinifden Hoffnungen, welche der Verfaffer obis gen Artikels rüdjichtlid der Naturalifirung wünfdenswerther Fifharten in Fließwaſſern 2c. hegt, wo diefelben urſprünglich nicht einheimifch find, herabftimmen zu wollen, muß der Urberfeger, der ſich in diefer Beziehung auf vielfache eigne Beobachtungen berufen kann, doc fehr bezweifeln, daß fic eine vorzüglich ſchmackhafte Korellenvarietät in irgend einem Waffer ziehen laſſe, in welchem die einheimiſche von geringem Werthe ift. Diefelbe Forellenvarie— tät, weldhe in einem futterreihen und Elaren Gebirgswaffer höchft ſchmackhaft ift, büßt, wenn fie in Waffer von weniger guien Eis genfhaften, 3. B., aus dem ZTreibwafler in das wüfte Gerinne eis ner Müble, oder den fogenannten Kolk eines Webres, geräth, ihre Schmadhaftigkeit ſehr bald cin. Man würde alfo nur den Ertrag der Fifcherei auf Jahre hin verlieren, wenn man eine geringe Fo— rellenforte in einem Bache vertilgte und denfelben mit einer an fih guten Varietät befigte, die aber ihre vorzuͤglichern Eigenfhafs ten dort fehr fchnell einvüßen würde, Der Entftehungsgrund der verfchiedenen Forellenvarietäten ift wohl lediglich in der Verſchie⸗ denartigkeit der von dieſem Fiſche bewohnten Waſſer zu ſuchen, wie denn uͤberhaupt Jedem, der mit der Fiſcherei nur einigermaaßen vertraut iſt, hinlaͤnglich bekannt ſeyn wird, daß ſich in ſchlechtem Waſſer kein guter Fiſch ziehen laͤßt, von welcher Species derſelbe auch ſey. Wo das Waſſer aber von vorzuͤglicher Beſchaffenheit iſt, wird es ebenſo unmoͤglich ſeyn, einen relativ uͤbelſchmeckenden oder verkuͤmmerten Fiſch darin aufzufinden. O. Ueberſ. Der Lebensproceß im Thiere und die Atmoſphaͤre. Don Liebig. (chluß.) In manchen Krankheitszuſtaͤnden erzeugen ſich nicht aſſimilir— bare Stoffe; durch bloße Enthaltung von Speiſen werden ſie (mit Sauerſtoff verbunden) aus dem Koͤrper entfernt. So wie die Function der Haut und Lunge geſtoͤrt wird, erſcheinen kohlenſtoff— reihere Stoffe im Urin, welcher braun wird, Die Refpiration ift das Gewicht, welches das Uhrwerk in Bewegung erhält; die Athems züge find die Pendelfchläge, die es reauliren; mit mathematifcher Schärfe Eennen wir den Einfluß der Vendellänge und der dußeren Temperaturen auf den regelmäßigen Gang der Uhr; wenig befannt ift der Einfluß, den die Ruft und Zemperatur auf den Gefund: heitszuftand des menſchlichen Körpers ausüben. Der Mangel einer richtigen Anfiht von Kraft und Wirkung und dem Zufammenbange der Naturerfcheinungen hat die Chemi— ter dahin geführt. einen Theil der thieriſchen Wärme den Wirkuns gen des Nervenfpftems zuzuſchreiben. Schließt man dabei einen Stoffwechfel als Bedingung der Nervenwirkung aus, fo behauptet man, das Vorbandenfiyn einer Bewegung ache aus nichts hervor; allein aus nichts Eann keine Kraft, Erine Thätigkeit entjtehen. Niemand wird läugnen, daß die Nervenapparate Antheil am Refpirationsproccß nebmen; Feine Zuftandeänderung im Thierkoͤr— per geht ohne die Nerven vor fih. Durd die Nervenwirkung produciren die Gingeweide die Stoffe, welche als Mittel zum Mir derftande gegen die Einwirkung des Eaucrftoffs, zur Dervorbringung der animalifchen Wärme dienen, und mit dem Aufbören der Re— fpiration muß der aanze Act der Sauerftoffaufnatme cine andere Form annehmen. Beim Durcfchneiden des Gehirns von Unten am pons Varolii, bei Gontufionen gegen Scheitel und Hinterbaupt fährt das Thier eine Zeitlang fort zu athmen, oft rafcher, als im gefunden Zuftande; die Schnelligkeit des Blutumlaufs nimmt in der erſten Zeit cher au, als ab; allein das Thier erfaltet, wie wenn ein plöglicher Zod eingetreten wäre, der dann auch uͤnab— wendbar erfolgt; aͤhnlich bei Durchſchneidung des Ruͤckenmarks und des vagus. Die Athembewegungen dauern eine Zeitlang fort; allein der Sauerſtoff findet die Stoffe auf ſeinem Wege nicht vor, mit denen er ſich im normalen Zuftande verbunden haben würde, 262 weil fie itm von den gelähmten Unterleibsorganen nicht geliefert werden Eönnen. Die fenderbare Anſicht über die Erzeugung der thieriſchen Wärme durdy die Nerven ift aus der Vorſtellung her— vorgegangen, daß das ceingefaugte Sauerſtoffgas in dem Blute ſelbſt zu Kohlenſaͤure werde, in welhem Falle in obigen Verſuchen freitidy die Temperatur dis Körpers nicht abnehmen dürfte. Als lein es kann, was noch entwickelt werdın fol, Eeinen größırın Irr— thum geben, Aehnlichen Einfluß bat die Lähmung der Bewegungs: organe des Unterleibes auf die Verdauung und die Rıfpiration; beide ſtehen im enaften Zufammenhange, jede Störung des Nerven= foftenis der Verdauungsnerven mirkt auf den Refpirationsproces urüd, ; Man hat zuletzt die Beobachtung gemacht, daß durch die Gon- tracticn der Muskeln Wärme erzeugt wird, aͤhnlich, wie in einem Stuͤcke Cautſchuck, was man, rafd) auseinandergezogen, ſich raſch contrahiren laͤßt. Man iſt ſoweit gegangen, einen Theil der thie— riſchen Waͤrme den mechaniſchen Bewegungen im Koͤrper zuzu— ſchreiben, als ob die Bewegungen ſelbſt entſtehen koͤnnten, ohne einen gewiſſen Aufwand von Kraft, welche durch dieſe Bewegungen verzehrt wird. Durch was aber, kann man hier fragen, wird diefe Kraft erzeugt? Durch verbrennenden Kohlenſtoff, durch Auftöfung eines Me: talls in ciner Säure, durch die Vereinigung der beiden Electricitäs ten, durch Einſaugung von Ficht entfteht Wärme. Gleichermaßen entfteht fie, wenn wir zwei Stüde eines feſten Körpers mit einer gewiffen Gefchwindigfeit aufeinanderreiben. Durch eine Menge in ihren Acußerungen hoͤchſt verfchiedener Urfachen £önnen wir einen gewiſſen Effect bervorbringen. Wir haben in der Verbrennung und in der Electricitätserzeugung einen Steffwechſel, oder, wie in dem Lichte und der Reibungswärme, bie Verwandlung einer vorhandenen Bewegung in eine neue, die auf eine andere Weife auf unfere Sinne wirkt. Wir haben ein Sub— firat, etwas Geacbenes, was die Korm eines anderen Gubftrates annimmt , in allen Fällen eine Kraft und eine Wirkung. Wir können dur Feuer unter einer Dampfmafcine alle mögliche Arten von Bewegungen und durch cin gegebenes Maaß von Bewegung Teuer hervorbringen. Ein Stuͤck Zucker, das wir auf einem Reibeifen reiben, erlei: det an den Berührungsflädhen des Eifens die rämliche Veraͤnde— rung, wie durd eine hohe Temperatur, und zwei Stüde Eis ſchmelzen an den Puncten, wo fie ſich reibend berühren. Man muß ſich nur erinnern, das dic ausgezeichnetften Phnfi: fer die Erfcheinungen der Wärme nur als Bewegungserfcheinungen gelten laffen, eben, weil der Begriff der Erzeugung einer Mar terie, wenn auch einer gewichtslofen, ſchlechterdings nit vereinbar ift mit ihrer Entſtehung durch medanifhe Urfachen, wie durch Reibung und Bewegung. Alles zugegeben, was von electrifchen und magnetifhen Stroͤ— mungen in dem Thierkoͤrper an den Functionen feiner Organe Anz tbeil nehmen mag, die legte Urfache aller dirfer Thärigkeiten ift ein Steffwechſel, ausdruͤckbar durch einen in einer gewiſſen Zeit ftatt- findenden Uebergang der Beftandtbeile der Epeifin in Gauerftoff: verbindungen Diejenigen unter ihnen, welche diefen allmäligen Verbrennungeproceß nicht erfahren, werden unverbrannt oder uns verbrennlih in der Korm von Ererementen ausarftofen. Eine gegebene Menge Kohlenſtoff cder Wafferftoff kann bei jeder Art von Verbrennung nie mehr Wärme hervorbringen, als bei directer Verbrennung in Saucrftoffgas oder in der Luft. Bringen wir Feuer unter cine Dampfmaſchine und benugen die erhaltene Kraft, um durd Reibung Wärme bervorzubringen, fo Eann dieſe in Feiner Weife jemals größer feyn, als die Wärme, die zum Heizen des Dampfkeſſels noͤthig war. Ebenſo ift die durch den Strom einer galvanifhen Säule hervorgebrachte Wärme nie größer, als die zur Verbrennung des Zinks, das fich in der Säure auftöf’t, erforderlihe Wärme. Die Gontraction der Muskeln erzeugt Wärme; die hierzu noͤ— thige Kraft äußert ſich durch die Organe der Bewegung, die fie durh einen Stoffwechſel empfangen. Die letzte Urſache der ers zeugten Wärme Eann natuͤrlich nur diefer Stoffwechſel feyn, Ad, 263 Durch die Auflöfung eines Metall in einer Säure entftcht ein electriiher Strom; durch einen Draht geleitet, wird diefer zu einem Magneten, durch den wir verfchiedene Effecte bervorzu: bringen vermögen. Die Urfache der magnetifhen Wirkungen fu: hen wir in dem electrifhen Strome, und die Iegte Urſache des electriſchen Stromes finden wir in einem Stoffwechſel, in einer hemifchen Action. ü Es giebt verfchiedene Urfahen der Krafterzeugung; cine ge: fpannte Feder, ein Luftftrom, eine gewiffe Geſchwindigkeit, eine fallende Waffermaffe, Feuer unter einem Dampfkeffil, Metall, weile ches ſich in einer Saͤure loͤſ't, durch alle dieſe verſchiedenen Urſa— chen der Bewegung laͤßt ſich einerlei Effect hervorbringen. In dem thieriſchen Koͤrper erkennen wir als die letzte Urfache aller Kraftäugerung nur eine, und dieſe iſt die Wechſelwirkung, welche die Beitandtheile der Speiſen und der Sauerftoff der Luft auf ein: ander ausüben, Die einzige bekannte und legte Urſache der Le— bengthätigkeit im Zhlere fowohl, wie in der Pflanze, ift ein chemis ſcher Proceß; fliegen wir ihn aus fo ftellen ſich die Lebensaͤuße— rungen nicht ein, oder fie hören auf, wahrnehmbar zu ſeyn; bins dern wir die hemifche Action, fo nehmen die Lebenserfcheinungen andere $ormen an, Nach den Verfuhen von Despreg entwidelt 1 Loth Rohr tenftoff bei feiner Verbrennung foviel Wärme, dab damit 105 Loth Waller auf 75° erhöht werden fönnen, im Ganzen alfo 105 Mal 79=7375° Wärme. Die 27,3 Loth Kohlenftoff, welche jih in dem Körper eines Soldaten in Konlenfäure verwandeln, entwickeln mit: bin 27,8 Mat 7875° Wärme — 2188250 Wärme. Mit diefer Wärmemenge Fann man 63,5 Pfund Waffer zum Sieden, oder 185 Pfund auf 37° erhigen, oder 12 Pfund bei 37° in Dampf verwandeln, Wenn wir nun annehmen, daß die Yusdünftung durch Haut und Lunge in 24 Stunden 43 Unzen (3 Pfund) betrage, fo bleis ben, die hierzu nörhige Menge Wärme abarzogen, 162093 Grad Wärme, welche durch Strahlung, durh Erwärmung der ausgeathe meten Luft, durd) faeces und Urin aus dem Körper treten, Es ift in diefer Rechnung die durch den verbrennenden Waſ— ferftoff, durch feinen Uebergang in Waffer erzeugte Wärmemenge nicht in Anfchlaz gebracht. Man muß fih nur erinnern, daß die fpecis fifche Wärme der Knochen, bes Fettes, der Subftang der Organe weit geringer ift, als die des Waſſers, daß fie alfo, um auf 37° erwärmt zu werden, weit weniger Wärme bedürfen, als ein gleie ches Gewicht Waifer, und es kann fein Zweifel feyn, daß, alle diefe Verbältniffe mit in Rechnung gezogen, die durch den Verbrennungss proceß erzeugte Wärme vollkommen binveiht, um »ie conftante Zempergrur des Körpers und die Verdunſtung zu erklären, Ale Verſuche der Phyäker über die Sauerftoffmenge, vie ein Thier in einer gegebenen Zeit verzehrt, ſowie die Schlüffe, die man daraus auf die Entftehung der animalifhen Wärme gezogen hat, find völlig bedeutungslos; denn diefe Saucrftoffmengen mwechfeln nad der Temperatur der Luft, nad) dem Zuftande der Bewegung, Ars beit und Anftrengung; fie ändern fi nach der Menge und Quali: tät der genoffenen Nahrung, mit der mehr oder weniger warmen Kleidung nah ber Zeit, in welcher die Speife verzehrt wurde. Die Gefangenen in dem Arbeitshauſe zu Martenfchloß verzehren nicht über 21 Loth Kohlenſtoff, die in dem Arrefthaufe zu Gießen, denen alle Bewegung mangelt, niht über 19 Loth, und in einer mir bekannten Haushaltung verzehren 9 Perfonen (4 Rinder, 5 Er: wachſene) durchſchnittlich nicht über 17 Loth Kohlenſtoff. Annaͤhe— rungsweiſe kann angenommen werden, daß die aufgenommenen Sauerftoffmengen fih wie diefe Zahlen verhalten; allein durch Fleiſch, Wein und Kettgenuß ändern fich diefe Verbältniffe in Kolge des ausgetretenen Warferftoffs diefer Nahrungsmittel, der in feiner Verwandlung in Waffer bei gleichzeitigem Gewichte eine weit grö- Gere Wärmemenge hervorbringt. Die Verfuche über die Beftimmung der Wärmemenge, bie fich für einen gegebenen Sauerftoffverbraud aus einem Thiere entivicelt, find 264 nicht minder bedeutungslos. Man hat Thiere in gefchloffenen, mit kaltem Waffer umgebenen, Räumen athmen laffen, die Wärmezunahme der Umgebung durch das Thermometer gemefjen und die Menge des verfhwundenen Sauerftoffgafes, fowie die erzeugte Kohlenfäure, durch die Analyſe der ein» und ausgetretenen Luft beftimmt. Sn biefen Berfuchen hat man aefunden, daß das Thier mehr Wärme verlor, als dem verzehrten Sauerftoffe entfprach, und zwar „; mehr, und wenn man dem Thiere die Luftröhre zugebunden haben würs be, fo wäre das merkwürdige Verhältnig eingetreten, daß dag ums gebende Waſſer dur das erkaltende Thier Wärme empfangen hätte, ohne allın Verbrauch von Sauerftoff. Die Temperatur des Thieres war 33°, die des umgebenden Waffers in den Verfuchen von Despreg 8,5°. Diefe Verfuche beweifen alfo, daß bei einer großen Differenz der Temperatur des Körpers und der Umgebung, bei'm Mangel aller Bewegung, mehr Wärme entweiht, als dem eingeathmeten Saucerftoffe entfprict, als wie in gleichen Zeiten bei ‚Freier, ungehinderter Bewegung probucirt wird. Diefer Zuftand tritt bei Menfchen und Thieren gu gewilfen Jahreszeiten ein, und wir fagen in biefem Falle, daß wir frieren. Es iſt Elar, daß, wenn wir einen Menfchen mit einem metallifchen Kleide umgeben, fo wird der Wärmeverluft, wenn wir ihm Hände und Füße binden, bei gleichem Sauerftoffverbrauche weit größer feyn, als wenn wir ihn in Pelz und Wolle ftecken, ja wir finden fogar, daß er in dem stern Kalle fogar anfängt zu fchwigen, daß warmes Waffer quels lenmweife aus den feinen Schweißloͤchern feiner Haut tritt, Wenn man binzunimmt, das aan beftimmte Beobachtungen vors liegen, nach weldyen bei Thieren, die gebunden in einer unnatürlichen Stellung, z. B., auf dem Rüden liegend, athmeten, die Temperatur ihres Körpers, durh das Thermometer mefbar, abnımmt, fo Eann man wohl ſchwerlich über die Schlüjfe, die man aus dieſen Verſu— chen gezogen hat, in Zweifel feyn. Diefe Schlüffe haben für die Meinung, daß eine andere undefannte Quelle der Wärme in dem thierifhen Körper eriftire, nicht den allergeringften Werth. Miscellen Die americanifche wiffenfhaftlihe Erpedition, welche vor zwei Fahren die Vereinigten Staaten von Nordamerica in zwei Corvetten und vier Schocnern verließ, hatte Herr W. ©. Mac Leay auf feinen Reifen von Enaland nad) Sydney ges troffen. Sie hatte bis dahin befucht die Inſeln des grünen Vor— aebirges, Brafilien, Patagonien, Keuerland, Chile, Peru und die Suͤdſeeinſeln und hatten in allen Abrheilungen der Naturaefchichte bedeutende Sammlungen gemacht. Mitglieder der Erpedition find: Titiin Peale, für Säuaethiere und Vögel; Dr. Pickering, für Inſecten, Reptilien und Siihe; Coulter, für Mollusten, und Dana für Eruftaceen, Zoophyten und Geologie; Herr Rich für Botanik; zwei Gärtner und zwei Künftler vervollftändigen das wiffenfchaftlihe Corps. Die Erpedition gereicht den Wereinigten Staaten zur Ehre und wird, ohne Zweifel, der Wilfenfchaft fehr förderlich feyn. (Calcutta Journal of natural History.) Den Branchiostoma lumbricus bat Hr. Coſta anas tomifch zu unterfuhhen in Neapel Gelegenheit gehabt und einige der merfwürdigften Eigentbümlichkeiten dieſes fonderbaren Fiſches bes kannt gemacht. Er hat, z. E., eine regelmäßige Wirbelfäule ges funden, aber ftatt des Schädels, nur unvollftändige Ringe. So bat auch der Branchiostoma ein Ruͤckenmark, wie die gewoͤhnli— chen Fifhe, aber keine hirnartige Auftreibung. Herr Cofta hat nur zwei Auftreibungen gefunden, welche vor und außerhalb der den Schädel repräfentivenden Stüden lagen. Nefrolog — Der verdiente Profeffor der Mineralogie zu Dorpat, Staatsrath v. Engelhardt, it am 10, Februar verfcicden. 265 266 I Br ch Br DR, Luration des Vorderarms nad) Hinten und Außen. Bon Dr. Vignolo. Herr Dupleffy, ehemaliger UntersPräfect im Aisne— Departement, 60 Sabre alt, von gefunder, robufter Conſti— tution, in Paris wohnhaft, fiel im März 1830, als er durch das Gehoͤlz von Migriat ging, auf dem Eiſe nieder, fo daß zuerft die Hand, dann der linke Ellbogen allein die ganze Laſt des Körpers trug. In Folge diefes Falles was ten die beiden Knochen des Vorderarmes gegen ihre Mitte bin gebrochen. und diefe doppelte Fractur war noch von einer Luration des Humero s cubital= Gelenfes nach Hin— ten begleitet. Die Eurz nah dem Unfalle herbeigerufenen Herren Boudin und Rendu verrihteten ohne Schwie— tigkeit die Nepofition des Ellbogens und erlangten mittelft eines zweckmaͤßigen Verbandes die vollftindige, feine Defor— mität zurückhaffende, Heilung der Fractur des radius und der ulna, ohne daß fie irgend eine confecutive entzündliche Reaction zu befimpfen gehabt hätten. Schon waren alle Folgen diefes doppelten Unfalls ganz: lid) verfbmwunden, und Her Dupleffy Eonnte fih des verlegt gewefenen Gliedes frei und vollftändig bedienen, als er am 5. Mai 1841, indem er die Paffage St. Claude durchſchritt, über Eifenftangen, welche auf dem Pflafter aus: gebreitet lagen, wiederum einen Fall that, in der Art, daß die ganze Körperlaft ausſchließlich auf dem rechten Ellbogen ruhete, der fih vom Körper entfernt befand, Herr Du— pleffy fühlte fogleih im Eübogengelenfe einen fehr hefti— gen Schmerz und Eonnte mit dem Gliede Eeine Art von Bewegung ausführen. Sofort in feine Wohnung gebraht, wurde der Wer: wundete mit der möglichften Schonung entkleidet, und zeigte uns dann fein rechter Arm folgende Erfheinungen: Eine beträchtlihe Deformität des leicht gebogenen Ell: bogengelenfes; Schmerz und große Empfindlichkeit an diefer Stelle, welche eine ziemlich bedeutende, jedoch nicht fehr harte, Gefchwulft zeigte; die verfchiedenen Bewegungen der Flexion, Ertenfion, Pronation und Supination waren uns möglich und verurfachten dem Kranken, wenn er fie zu voll: führen verfuchte, Außerft heftige Schmerzen ; der gerade und queere Durchmeffer des Gelenfes waren bedeutend vergrößert, vorzüglich der leßtere, welcher um ein Drittel länger war, als der der andern Seite, Diefe Verlängerung des Durch meffers rührte offenbar von einer Verfchiebung der Gelenk: flähen der Knochen, fo wie von einer Vorragung der Weich: theile her, welche man an der aͤußern Seite des Gelenkes bemerkte und von einer Parthie oberflächlicher Muskeln der vordern Gegend des Worderarmes gebildet wurde, welche fich an dem condylus externus humeri inferiren und ſtark nah Außen gedrängt waren. Unterhalb diefer Vorragung konnte man, wenn man die Gewebe leife drückte, eine andere Härte wahrnehmen, welhe vom capitulum radii gebildet wurde, dag die rotula des humerus verlaffen hatte und nad) Außen und etwas nad) Vorn gewihen war. Die Verbindungen zwifhen radius und ulna ſchienen übrigens toenig verändert zu feyn, mit Ausnahme jedoch der obern Ertremität des Erflern, welche weiter vorn zu liegen fchien, ald die der Letztern. An der hintern Auferen Seite des Ellbogens, jedoch in— nerhalb des obenerwähnten Muskelbündels, bemerkte man eine harte, Enochige, von dem oleeranon gebildete Vorra— gung, welches, aus feiner Höhle gewichen, hinter der rotula gelagert war. Diefer Vorfprung, der ſich der rotula näher, al3 der trochlea und höher, als die beiden Quberofitäten befand, war fo ſtark ausgefprochen, daß, wenn man beide Gelenke mit einander verglich, man die Apophyſe der Eranz Een Seite wenigftens 12 Linien weiter nad Hinten liegen fah, als die der gefunden Seite. An der innern Seite des olecranon fühlte man, wenn man den Ellbogen mit Aufmerkfamkeit betaftete, eine Depreſſion, welche von dem ftar& gefpannten, hart am Knochen liegenden m. triceps ausgefüllt war und von der fovea posterior major hu- meri herrührte. Diefen Umftand beobachtet man nur dann, wenn eine Luration des Worderarmes zugegen ij. An der inneren Seite des Armes bildete der condylus internus humeri einen ſtarken Vorfprung, der durch einen Zwiſchen— raum von ungeführ 15 Linien vom innern Rande des ole- eranon getrennt war, Die vordere Gelenfgegend bot Eeine fo in die Augen fallende Formveränderung darz indeffen Eonnte man bei einer genauen Unterfuchung der transverfellen Vertiefung der Ell— bogenfalte, troß der fie einnehmenden Geſchwulſt, fehr deutlich einen runden, von der untern Extremitaͤt deg hu- merus gebildeten und von der Sehne des biceps bedeckten Vorfprung unterfcheiden. Uebrigens ließ die Ellbogenge— gend während der Bewegungen, die man ihr mitzutheilen ſuchte, felbft bei der genaueften Unterfuhung , Eeine Grepita= tion wahrnehmen; eben fo wenig war eine Verlegung der äußern Haut, noch aud) eine merkliche Verfürzung des Glie— des vorhanden. Da nun die von uns conftatirten Symptome keinen Zweifel über die Art der Verlegung, mit welcher wir es zu thun hatten, zuließen, da fie namlich alle für die Gegen» wart einer Ruration des DVorderarmes nach Hinten und nach der Seite fprachen, fo wurde Here Chaffaignac, Hofpis tal= Chirurg, herbeigerufen, um die Nepofition zu verrichten. Bon uns unterftüßt und in Gegenwart des Dr. Trouf: fel, Hausarztes der Familie, vollzog er diefelbe auf folgende Meife: 267 Der Kranke wurde auf einen Stuhl gefegt, die Ertens fion und Contra-Extenſion in der Richtung, in welcher fi das luxirte Glied befand, ausgeübt, theils direct auf den Arm, theils auf das Handgelene, und zwar hier mittelft eined von der Palmarflähe her um bdaffelbe gewundenen Tuches. Un der äußeren Seite des Gliedes ſtehend, faßte Herr Chaffaignac daffelbe auf die Weife, daß die vier Finger jeder Hand auf die AUrmbeuge, die Daumen dagegen auf den Vorfprung des olecranon zu liegen kamen; hier— auf ließ er, nahdem die nach entgegengefesten Richtungen geübte Traction fo weit gewirkt hatte, daß jene Apophyſe fich unterhalb der Zuberofitäten de8 humerus befand, den Vorderarm ſtark gegen den Oberarm flectiven, waͤhrend er zu gleicher Zeit dag olecranon mit beiden Daumen nad Innen drüdte. Sn diefem Moment ging die Repofition von Statten, indem fierfich durch ein eigenthuͤmliches, von den Afüftenten wahrgenommenes, Geräufh fund gab. Diefes Nepofitionsgefhäft, welches ungefähr drei Stunden nad dem Unfalle verrichtet wurde, mar für den Kranken Außerjt ſchmerzhaft, der unter den vereinten Wirkungen der Erten: fion und Contra:Ertenfion ohnmaͤchtig wurde; jedoch hatte daſſelbe fofort den günftigen Erfolg, daß die Bewegungen der Flerion und Ertenfion, die früher unmöglich waren, wies der vollzogen werden Eonnten. Die fernere, gemeinfhaftlic von den Herren Troufs fel und Chaſſaignac angeordnete und von dem Krane Een ftreng befolgte, Brhandlungsweife beftand in Falten Af— fufionen auf dag in der Flerion erhaltene Glied, die 48 Stunden lang ununterbrochen fortgefegt wurden. Durch dieſe locale Behandlung, welche durch eine antiphlogiſtiſche Diaͤt waͤhrend der erſten Tage, durch einen am andern Mor— gen gemachten Aderlaß, ſo wie durch ein leichtes, einige Tage ſpaͤter gereichtes Purgicmittel unterſtuͤtzt wurde, gelang es, der Entwickelung confecutiver entzundlicher Zufälle vor zubeugen. Der Anwendung des Waffers folgte die metho— difhe Anlegung eines Compreffioverbandes über die ganze Länge des Gliedes, welcher während eines Zeitraums von vierzehn Lagen unterhalten wurde. Ungefähr acht Tage nah der Neduction wurden, um eine Steifheit des ©elenkes zu verhüten, leichte Flexions— and Ertenfionge:Bewegungen angerathen. Diefe Bewegungen, anfangs ſchmerzhaft und unvollftändig, wurden nach und nad) immer leichter und volllommener, und nach einem Zeitraume von 35 bis 40 Tagen wurden fie ganz vollffändig und mit Keichtigkeit ausgeführt. Die Behandlung wurde duch keinen uͤbeln Zufall ie» gend einer Art unterbrochen; bloß ein Ecchymom zeigte ſich gegen da8 Ende der erften Woche, welches einen großen Theil des Vorder: und Dberarmes einnahm, und das man einem Bluterguffe zufehreiben mußte, der in der Nähe des lurirten Gelenkes, in Folge der heftigen Contufion, die diefe Darthie im Momente des Falles erlitten, fattgefunden hatte, Diefe in mehr als einer Beziehung intereffante Beob⸗ achtung ift geeignet, unfere Aufmerkfamkeit auf jene Varie— tät der Lurationen des Vorderarmes zu lenken, die man 258 mit dem Namen der feitlihen Verrenkungen bezeichnet, über deren Eriftenz einige Schriftfteller Zweifel erhoben has ben. Es ift wahr, daß, obgleich die Werrenfungen des Ells bogengelenfes ziemlich häufig find, Diejenigen, um die es fih bier handelt, nur felten vorkommen; in der großen Mehrzahl der Fälle hat die Verrenkung, in der That, geras be nah Hinten und Oben ftatı. Die Seltenheit derjenigen, welche in einer feitlihen Richtung, nach Innen oder Außen, erfolgen, hat nicht nur, wie Boyer fcharffinnig bemerkt, in der transverfellen Richtung und age der Gelenfflähen, ſon— dern auch darin ihren Grund, daß das Gelenk felten der Einwirkung folher Gewalten ausgefegt ift, welche diefe Art der Verrenkungen zu erzeugen im Stande find. Wenn eine Ruration des Worderarmes nach der Seite erfolgen fol, ift e8 nothmwendig, daß die Gewalt, welche die Gelenkflaͤchen zu verrüden tendirt, mehr oder weniger ſenk— recht auf die Direction des Gliedes und in entgegengefegter Nichtung auf den Vorderarm und auf den Oberarm ein— wirke. Es ift unnuͤtz, hinzuzufügen, daß diefe Luration nah der Seite ftet3 unvollftändig ift, und daß fie fowohl von Innen nah Außen, ale von Außen nah Sinnen ftatt= finden kann. Bon diefen beiden Varietäten muß die erjtere, wie ich glaube, häufiger vorkommen, und fie erfolgt vorzüge lih dann, wenn ein Sndividuum von einer geringern oder größeren Höhe heratfällt, und felbft auf gerader Fläche, wie in dem bier erwähnten Falle, wenn ber Ellbogen vom Stamme entfernt fich befindet und die Körperfchwere fo auf die innere Seife des olecranon oder des Vorderarmes als Gewalt einwirft. In diefem Falle kann es ſich ereigs nen, daß der Stoß die trochlea trifft, und man begreift, daß e8 dann der humerus ift, welcher über den als firiet angenommenen Vorderarm hinweggetrieben wird, ſtets von Sinnen nah Außen. Auch andere Urfachen Eönnen eine Luxation nah der Seite veranlaffen; jedoch ıft e8 ftets nöthig, daß eine ftarke Gewalt auf die eine Gelenfertremität einwirke, während die andere unbeweglich bleibt, oder auch, daß eine doppelte Ge» walt von der Seite ber den Ober- und Vorderarm in ent— gegengefegter Richtung trifft. Diefe Umftände treffin nur felten im Momente des Unfalles zufammen, und daraus ers Elärt fi, wie bereit8 erwähnt, die Seltenheit diefer Art Lurationen. Sn den meiften Fällen find die Verrenkungen des Ellbogengelenks die. Folge eines Bulls, und dann ſtrecken wir, wie von einer Art automatifchen Inftincts geleitet, der uns antreibt, unfern Körper vor dem Stofe zu fhüz« zen, den Arm und die Hand vor, melde einerfeit3 vom Boden einen ſtarken Widerftand erfahren, andererfeits, je nad) der Höhe und der Schnelligkeit des Falles, eine mehr oder weniger ſtarke Gewalt von der ganzen Körperlaft zu erleiden haben. Diefe doppelte Gewalt, welche auf den Arm, während er fih in Abduction befindet, in der Rich— tung feiner Are plöslih und ftürmifh einwirkt, ift häufig die Urfache einer Luxation deffelben, theils am Schulter-, theils am Ellbogengelenke; im letzteren Falle jedoch erfolgt fie ftets gerade nah Hinten und Oben, 269 Die Lurationen des Ellbogengelenks, beſonders bie nach der Seite, können leicht für Sracturen, und umgekehrt, diefe für jene gehalten werden. Die Diaynofe Ddiefer beiden Verlegungen, die nicht zu verwechfeln fo wichtig iſt, und auf weldhe Sir Aſtley Cooper und Dupuptren fo oft die Aufmerkfamfeit ihrer Zuhörer hingelenkt haben, erfordert in vielen Fällen einen großen chirurgifhen Scharfblick und eine um fo genauere Unterfuchung, als die Anftellung ders felben nicht immer fehr leicht ift, und als die Mißgriffe in derartigen Fällen flets hoͤchſt wichtige Folgen nach ſich zie— ben. Man wird jedod) einen bier fo nachtheiligen Irrthum vermeiden, wenn man folgende unterfcheidende Zeichen, die wir dem „Traité de pathologie externe‘ des Heren Bidal de Gaffis entnommen haben, beachten wird. 1) Die Fractur entfteht nach einem Falle auf den Elle bogen; die Luration ift die Wirfung eines Sales auf die Hand, wobei der Vorderarm ausgeftredt ift. 2) Bei der Luxation hat das olecranon feine nor: malen Beziehungen zu den QTuberofitäten, welche die untern Gelenkflaͤchen des humerus nad) Innen und Außen über: tagen, verloren, und diefe Zuberofitäten bleiben in der Liz nie, weldye der Are des humerus entſpricht; bei der Fracz tur liegen diefe Enochigen Vorfprünge hinter der Are des humerus und baben ihre natürlichen Beziehungen zum olecranon beibehalten. 3) Bei der Luration wird der leicht gegen den Ober: arm flectirre Worderarm in feiner abnormen Stellung feitge: halten; wenn man ihn ſtaͤrker flectiren oder ganz gerade ausftreden will, muß man Gewalt anwenden, und erreicht diefe Zwecke nur unter Erregung lebhafter Schmerzen. Bei der Fractur dagegen kann man dem Vorderarme, obgleich die Bruchenden weniger beweglich find, als wenn die Tren— nung der Gontinuität gegen die Mitte der Knochen ihren Sitz hätte, dennoch Bewegungen mittheilen, welche fich auf das untere Bruchende fortpflanzen, und bei diefem Manoeu— ver hört man gewöhnlich Grepitationz wobei wir jedoch beis läufig bemerken wollen, daß man diefe Crepitation von ders jenigen unterfcheiden muß, die zumeilen aus der Reibung der Getenkflächen untereinander entfteht. 4) Endlich ift die Reduction bei der Fractur leicht auszuführen; aber die Verſchiebung der Theile tritt wieder ein, wenn man ihr nicht durch einen feften Verband vorzus beugen fucht; bei der Ruration dagegen erfordert die Repo— fition große Anjtrengung, aber einmal vollzogen, zeigen die Theile Eeine Neigung, ſich wieder zu verfchieben, wofern nicht eine Gompfication mit einer Sractur an der Baſis des processus coronoideus zugegen if. Schließlich wollen wir noch bemerken, daß mande In— dividuen eine befondere Dispofition zu Gelenkverrenkungen haben. Diefe Dispofition ift vorzüglih in Schlaffheit der Gelenkbänder, welhe die Knochenflaͤchen zufammenhalten, begründet; und mahrfcheintih war die Urſache der beiden aufeinandergefolgten Xurationen in den beiden Ellbogenge: lenfen in dem hier erwähnten Falle von ähnlicher Art, (Revue medicale, Septembre 1841.) 270 Ancurysma der art. subelavia und Unterbindung derjelben an der innern Seite der mm. scaleni. Bom Hrn. Partridge, im Kings: College in London. Gin Mann von 38 Fahren, ſtarker Conftitution, aber blaß und dem Trunke ergeben, deffen Profefiion ftaıfe Muss felanftrengungen der obern Gliedmaßen nöthig madte, und der früher einige leichte rheumatifhe Anfälle gehabt hatte, wurde im Kaufe des vorigen Jahres von einem lebhaften Schmerz; am obern Theile der Bruft und zugleid von Hus ften und wiederholten Fieberbewegungen ergriffen. Diefe Uns päßlichFeit dauerte ungefähr fehs Wochen. Nachher ftellten ſich, fobald der Kranke fhmrre Arbeit verrichtete, unter dem rechten Schlüffelbeine Schmerzen ein. Fünf Monate vor feiner Aufnahme in's Spital wurden die Schmerzen an ber rechten Seite des Halfes und in der entfpredienden Schule ter heftiger, der Arm wurde allmälig taub, die Muskelkraft nahm ab, und nah Verlaufe eines Monats ragte hinter der clavicula eine pulfirende Gefhwulft hervor. As diefer Mann in’s Spital aufgenommen wurde (den 1. Februar 1841) bemerkte man binter dem rechten Schlüffelbein eine aneurpsmatifhe Geſchwulſt, welche ſich vom äufern Rande des scalenus anticus bis in die Ach— felhöhle erſtreckte; ein auf diefelbe angebrachter Drud vers drängte fie zum Zheil. Genauere Unterfuhung ergab, daß der innere Theil der art. subelavia, fo wie die carotis communis gefund waren, und daß der truncus anony- mus und der arcus aortae, obgleih in ihrem Volumen etwas vergrößert, Eeine Veränderung erlitten hatten. Der Kranke wurde durch einige beruhigende Mittel und Aderläffe zur Operation vorbereitet, und am 20. Februar unterband Herr Partridge die art. subelavia an der innern Seite der scaleni. Dperation. Ein Einfhnitt von 3 — 4” Länge welcher längs der clavicula big zur Mitte des obern Randes des sternum geführt wurde, trennte die Haut und den platysmamyoides. Hierauf wurden die beiden Portionen des sterno-cleido-mastoideus blofgelegt und durchfchnit: ten, eine kleine vena jugularis anterior, welche bier ver— lief, ebenfalls durhfihnitten und eben fo die m.m. Ster- nohyoideus und sternothyroideus. Durch eine ſorg— fältige Präparation wurde die Arterie bloßgelegt, welche zwar ausgedehnt, aber gefund war. Man zog nun die vena jug. int. und den nervus vagus nad Au: fen und brachte mittelft einer gewöhnlichen Nadel eine ftarke aus mehreren Fäden gebildete Ligatur unter die sub- clavia,. wobei man forgfältig eine Verlegung der pleura, die unmittelbar darunter liegt, zu vermeiden ſuchte. Abends. in Blutausfluß von ungefäbr vier Uns zen durd die vena jugul. ant. minor, welhe mit durch— fhnitten worden war. Des Nadıts ſtellte ſich Schmerz im epigastrium ein, der nad einem beruhigenden Mittel zwar verfhwand, aber am andern Morgen wiederkchrte; außerdem war ſtarker Durft vorhanden. ine Bendfeetion brachte nur auf einige Stunden Linderung; die Nefpiration murde 271 befchleunigt und auh die Girculation lebhaft; am 24. trat der Zod ein. Bis zum legten Augenblid Eonnte man an den Fingrrarterien der operirten Seite, wenn auch ſchwach, jedoch deutlich, Pulsſchlaͤge fühlen. Leihenöffnung. Die aneumsmatifhe Gefhwulft erfirecte fih vom innern Nande des scalenus anticus bis zum pectoralis minor; jie enthielt coagulirtes Blut, aber £eine Fibrin » Ablagerung; an verfchiedenen Stellen waren die Häute derfelben fehr dünn. Es war nit möglich ges wefen, die Ligatur an der aͤußern Seite der Scalenen oder in dem Zwiſchenraume, welcher fie von einander trennt, ans zulegen; die Unterbindung hatte zwifchen diefen Muskeln und dem Urfprunge der Arterie fattgefunden. Der vagus, der n. recurrens und die pleura waren nicht verleßt. Es fanden fih alte Adhäfionen in den beiden Pleurafäden und ein feröfer Erguß ; eine frifch aebildete plaftifche Abla= gerung bededte die rechte Lunge. Das Herz, der arcus aortae, der truncus anonymus und die carotides com- munes waren erweitert, aber gefund. Indem, dem Schnitte nahe gelegenen Zellgemebe und mediastinum anterius fand man drei Eleine Eiterdeports. Weder im cavum des unterbundenen Arterienftammes, noch in feinen Aeften fand man Blutcoaqula. Keine phlebitis. Der Magen gefund. (Aus Lond. Med. and Chir. Journal. July 1841. — Archives generales de Medecine, Octobre 1841.) Miscellen Berwehfelung eines Aneurysma der carotis mit einem Abfceffe. Sn dem University College Hospital, auf der Abtheilung des Herrn Liſton, Fam anı 20. October 1841 ein Kind von 9 Sahren vor, welches von einem Arzte, als an einem Aneu— rysma der carotis leidend, nach dem Hofpitale geſchickt worden war. An der rechten Seite des Halfes, über dem Verlaufe der carotis lag eine große Geſchwulſt, weiche ungefähr einen Zoll oberhalb des Shlüffelbeined begann und bis zum Unterkiefermwinkel reichte. Die Geſchwulſt ragte überdieß in die Mundhöhle hinein, und wenn man auf die äußere Fläche drückte, fo entftand heftige Dyspnöe. Die Stimme war verändert; das Kind erzählte, daß die Gefhmulft feit zwei Monaten vorhanden und nach einem heftigen Fieberanfalle entftanden fey. Die Eleven des Spitals erkannten deutlich die Pulfationen und hörten mit dem Stethofcope das aneurysmatiſche ſchnurrende Geräufh. Dieß wurde Herrn Liſton bei feiner Ankunft mitgetheiltz diefer verwarf indeß die Diagnofe, weil ein Aneurysma 272 bei einem Kinde nicht vorfomme, und ftieß ohne Weiteres die Abſceßlan⸗ cette in die Geſchwulſt ein. Ein ungeheurer arterieller Blurftrahl übers ftrömte den Operateur; das Kind wurde obnmädtig; die Blutung dauerte fort, Herr Lifton ſchloß die Wunde mit zwei umwundenen Näthen. Tags darauf wurde dır Stamm der carotis von Herr Lie fton unterbunden, was febr ſchwierig war, weil fi) das Blut in das Zellgewebe infiltrirt hatte. Vierzehn Tage nachher ftarb das Kind an einer fecundären Haͤmorrhagie. Bei der Section fand fich, daß die Ligatur ein Viertel Zoll über dem Urſprunge angelegt war, und daß die Geſchwulſt wirklich aneuryematifcher Natur war. (Provincial medical and surgical Journal T. I No. 7.) 3ur Behandlung der cynanche tonsillaris ift daß Guajakharz, in Dofen von einer halben Drachme, befonders eme pfoblen als das beſte Mittel, um diefes oft wiederkehrende Leiden raſch abzuſchneiden. Das Verfahren ift von Dr. Hannay, in Glasgow, anargeben und von Herrn Bell (N. Notizen Nr. 424, [Nr. 6. des XX. Bandes] Seite 96) und Collier nuͤtzlich 06 funden worden. (Lond. med. Gaz., 6. Aug. 1841.) Ein nicht Hefe:-haltiges und doch loderes Brodt für Kranke empfiehlt Hodgkin in der neuen Ausgabe feines Werkchens, The Means of promoting and preserving Health, p- 182. Diefes Brodt ift frei von aller nachtheiligen Fıftigkeit ungegebrner Bäckereien, während es doch eben fo frei von den durch das Bähren erfolgenden Veränderungen ijt, wie Zwieback und %. Es if befonders für ſolche geeignet, welhe aus Ruͤckſichten auf ihre Gefundheit ficy des Brodtes enthalten müffen, weldes durch Sauerteig oder Hefen lodır gemadjt worden ift. Das Vers fahren ift überdieß oconomiſch; die Beftandtheile find wohlfeil, und es geht kein Theil des zur Koblenfäurebildung zerfegten Mehls verloren. Das Verfahren hat überdieß den Vortheil, daß das Brodt längere Zeit frifh und ſchmackhaft bleibt, als es bei ge— mwöhnlihem Brodte der Fall ift. Die Eigenthümlichkrit des neuen Proceſſes beftebt darin, daß man auf fynthetifhem Wege während des Badens gewöhnliches Kochſalz producirt, indem man das Mehl mit fohlenfaurem Natron milht und mit ſchwacher Galzfäure ans feuchtet. Die Kohlenfäure, welche hierbei frei wird, bewirkt ebene fo eine Aufloderung des Brodtes, wie die Entwidelung der Koh— lenfäure durch den Sährungsproceß. Sechzig Gran Natron sub- carbonicum reichen bin für ein Pfund Mebi; 72 Gran Galzfäure aenügen zur Zerfegungz; da jedoch die Galzfäure von verfchirdener Stärke ift, fo iſt es am beften, die Kraft derfelben durch Satura= tion zu prüfen, bevor man fie anwendet. Das fein gepulverte Natron muß auf das Vollfommenfte mit dem Mehle gemiſcht wers ben, und die Säure mifht man mit einer halben Pinte Waffer, eine Quantität, welde zur Befeuchtung des Mehles gerade hins reiht. Die Quantität des auf diefe Weife gebildeten Salzes reicht niht bin, um das Brodt ſchmackhaft zu machen; es it daher noch, ein Theelöffel voll Kochſalz hinzuzufegen. Es ift weſentlich noth— wendig, daß das Brodt gemifcht werde, unmittelbar che es in den Dfen gefhoben wird, da es unvermeidlich ſchwer werden würde, wenn die Zerfegung fchon vorher zu Stande gekommen wäre. Bibliographische Zoologie classique, ou Histoire naturelle du regne animal. Par M. Ponchet. 2, edit. Vol. 1 et 2. Paris 1841. 8, Journals of two Expeditions of Discovery in Northwest and Western Australia, during the years 1837, 38 — 59, By George Grey, Esg. etc. London 1841. 8, Ne ni gukee.i ie, Memorie di anatomia, chirurgia ed ostetricia. Del Professore Eusebio Reina. Catania 1841. 8. Treatise on the Uses of Cod Liver Oil, MD. London 1841, 8. B. v. SihBeReN, Ueber den Tetanus. SInaug. = Differt. 1842, 8. By J. H. Bennet, Bern — — — ae ss, — — auß Üene Üotizen dem Gebiete der Hatur- und Delkunde, gefommelt und mitgetheilt von dem Ober Medicinafratie $roriep zu Weimar, und dem Medicınalratbe und Profeffor Froriep zn Berlin. N. 458. (Nr. 18. des XXI. Bandes.) Gebrudt im Landes = Induftries Somotoir zu Weimar. März 1842, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirre Abbildungen 6 gÖr. 1 ar aa A | Laura Bridgman, des Geſichts-, Gehörs- und Geruchſinnes beraubt. (Aus Combe’s Notes on the United States of North America during a phrenological Visit in 1333 — 39 — 40.) Das Intereffantefte war in dem Blinden: Afyle des Staates Mafs fachufetts für mich das Mädchen Laura Brid gman, jegt etwa 9 oder 10 Jahr alt. Sie ift von Kein auf taub, ftumm und blind gewefen und iſt auch des Geruchsſinns beraubt. Sie ift feit verflojfenem Zahre be: trächtlich größer geworden, und ich bemerkte eine deutliche Zunahme in dem Umfange ihres Gehirns. Die ‚Kronen = oder Moralregion' (nah der phrenologifhen Bezeichnung) in’sbefondere ift größer ge— worden, nicht allein abfolut, fondern auch im Verhältniffe zu der „animalifhen Region““. Ihr Zemperament ift „nervös und etz was „ſanguiniſch““. Der Kopf überhaupt ift von voller Größe und gut gebildet. Die Organe der „‚bäuslichen Affectionen‘ find ſehr entwickelt und in den beften „weiblichen Proportionen", „Selbits achtung, Beirellstiete Umfiht, Feſtigkeit und Gewiffenbaftigkeir’ find alle groß. Der vordere Hirnlappen überhaupt ift groß und fowohl die „Wiſſens-, als reflectirenden Abtheitungen”, find aut entwickelt. Die „Organe der Ordnung‘ find groß, und fie zeigt eine große Gewandtheit in allen ihren Einrictungen. Die Phrenologie leiter ung zu der Einficht, daß in dieſem Kinde die moralifhen und intellectuellen Kräfte in großer Stärke und Activität vorhanden find, und daß für feine erfolgreiche Erzie— bung es nur an ten Mitteln manaelt, ibm die Kenntniffe mitzu— theilen. Dr. Howe und fein Gehuͤlfe, durch diefe Wiffenfchaft gez leitet, baben in ihren Erziehungsbemühungen cinen wunderbar luͤcklichen Erfolg gehabt. Sch nehme fiir vorigem Sabre eine deut: iche und wwefentliche VBervolllommnung wahr. Sn Beziehung auf Geſchlecht zeigt fie die empfindlichfte Zartbrit. Wenn ich meine Hand auf ihren Kopf legte, fo war fie beunrubigt und fchob die- felbe weg; eine weibliche Hand lieg fie ungeftört. Die natürliche Sprache ihres Antlitzes zeigte Intelligenz und Gluͤckſeligkeitz und man erzählte uns, daß fie fehr alücklich it Sie hat das Finger: Alpbaber gelernt und unterhält ſich leicht mit den Eebrern und Schuͤlern. Sie bet auch Unterricht im Schreiben erhalten; und nachdem fie unfere Namen erfahren hatte, fo brfühlte fie C.'s Anzug und den meinigen, erfennte uns als alte Bekannte, erins nerte ſich unferes Befuchs von vorigem Jahre und ſchrieb mit Blei— ftift die Worte: Laura froh sehen Combe, Zwei Zöglinge, Namens Baker, welchen fie fehr zugethan war, waren abwıfend auf einen Befuch bei ihren Verwandten, und fie hatte einen Beutel verfertigt, welchen fie ibnen zu fenden wuͤnſchte. Sie hatte ſoeben einen Brief an fie beendigt, mit ders NO. 1558, Bi felben Schriftart, wie das Ebenerwähnte, welchen fie freundlich mir erlaubte, mitzunehmen, als eine Probe ibrer Hendſchrift, und fie fagte, fie wolle cinen andern fohreiben. Er lautet folgender: maaßen: „„Luise und Elisabeth Baker. — Laura ist wohl. Laura will geben Baker Beutel. M:;n will tragen Beutel zu Baker — Laura will weinen — Buker will kommen zu sehen Laura. Drew (eine andere Schülerin) ist wohl. Drew giebt Liebe an Baker, Laura Bridgman,‘** Sch fragte Dr. Howe, durch welche Mittel es ihm gelungen ſey, ibe die Verbindung zwiſchen den Briefen „uͤberbracht“ und den Act des Ueberbringens u. f. w. zu lehren. Er faate, daß die Bedeutung aller folher Worte einzig durch ſehr häufiae Wieder— bolung des Actes und durc Schreiben von Briefen mitaetheilt wor— den fiy, und daß cs ihm auch fo gelungen fey, die geiftiae Auf— fafjung mit den Worten zu verbinden. Sie hat fehr große Organe der Kinderliebe und hat eine Eleine Puppe, melde fie zierlich an= Eleidet, und liebkeſet. Sie bat eine große Bewunderung für Schmuck und war über C's. Armbänder und Broſchen entzüct. Für ihren Hut bat fie einen befondern Kaften und einen andern für die übrigen Theile ihres Anzugs und bält fie alle in größter Ordnung. — Eie hat gegenwärtig Eeine Vorftellungen von Relir sion. Dr. Howe wartet auf fernere Reife ihrer Organiſatien und größere Entwidelung ihrer Fäbiakeiten, ehe er den Verſuch macht, ihr diefe Art Kenntniffe mirzutheilenz; und zugleich ift jedım Andern zur Pflicht gewacht, auf dieſen Geaenftand nicht anzufpir= len, damit fie nicht Eindrücde erbalte, welche fie ungluͤcklich mas hen Eönnte und welche wider auszuretten vergeblich . finn koͤnnte. Ich füge folgende Einzelnheiten aus dem Jahresberichte der Aufſeher des Inſtituts für 1840 bei. „Eine der Schuͤlerinnen iſt, deren Lage fo eigenthuͤmlich und wel— ce fo intereffant ift vom pbilofopbifchen Geficktepuncte, daß wir nicht umbin können, ihrer befondere Erwähnung zu thun: wir meinen die Laura Bridgman, das in den zwei legten Berichten erwähnte taube, ſtumme und blinde Mädchen. „Die geiftige Vervollkommnung biefis intereffanten Wefens und die Fortfchritte, melde fie gemacht bat in dem Ausdrude ihrer Ideen, ift, in der That, erfreulid). „Sie wendet das Finarralphabet der Taubfiummen mit großer Leichtigkeit und Schnelligkeit anz fie bat ihr Wörterbuch fo ver- mehrt, daß es die Namen aller gewöhnlichen Gegenſtände beareiftz fie gebraucht Adjſctiva, welche pofitive Eigenſchaften ausdrüden, wie bart, weich, füß, fauer 20.5 Verba, welche Tätigkeiten aus— drüden, 3. E., acben, nehmen, fahren, laufen ꝛc. in der gegen— mwärtiaen, vergangenen und fünftigen Zeitz fie verbintet Adjectiva mit Namen, um ihre Eigenfhaften auezudrucden; fie bringt 18 275 Verba in Säge und verbindet fie durch Conjunct'onen; z. E., nach— dem ein Here ihr einen Apfel gegeben hatte, fagte fie: Mann geben Laura süsser Apfel. „Sie kann bis in hohe Zahlen zählen; fie Fann Eleine Zahlen addiren und fubtrahiven. „Aber die angenchmfte Fertigkeit, welche fie erlangt und ihr das größte Vergnügen gewährt hat, ift das Vermögen, eine lefer: liche Dand zu fchreiben und ihre Gedanken auf Papier auszudrüf: ken; jie fchreibt mit einem Bleiftifte in einer vertieften Linie und macht ihre Buchſtaben getrennt und deutlich. „Sie war anfangs in unbehaglicher Verlegenheit, die Bedeutung der Procedur zu begreifen, welcher jie fich unterziehen mußte; aber als die Idee in ihrer Seele aufftivg, daß durch diefes Mittel jie ihrer Mutter Mittheilungen machen Eönne, war ihr Entzücten ohne Graͤnzen. Sie bemühte ſich mit großem Fleige, und in wenig Monaten fchrieb fie wirklich einen leferlihen Brief an ihre Mutter, in welchem fie ihe meldete, daß fie wohl fey und in zehn Wochen nah Haufe komme. Es war allerdings nur ein Brief-Skelett, drüdte aber doch in lesbaren Zeichen cine unbeftimmte Schilderung der Ideen aus, weldhe in ihrer Seele vorgingen. Sie war fehr ungeduldig, daß der Mann den Brief forttrage; denn fie fegte voraus, das Arußerfte, was dus Poftamt thun Eönne, fey, einen Mann zu vers wenden, der zwifchen unferer Anftalt und den verichiedenen Staͤd— ten, wo Zöglinge wohnen, hin und zurücdgehe, um Briefe zu holen und zu bringen. Die Hand ift ihr nicht geführt und ihr auch über den Inhalt nicht geholfen: der Brief ift ganz original und die Handſchrift gang ihr eigen. „Sie hat ſich Sehr vervolfommnet, ſowohl in ihrem äußeren Ans fehen, als hinfihtlih des Verftandes; ihr Antlig zeigt Intelli— genz. Sie ift immer aufmerkfam, bei'm Studiren, bei der Arbeit und bei'm Spiele; fie ift niemals verdrießlih, vielmehr in der meiften Zeit munter und Luftig, „Sie iſt nun fehr gefchickt mit ihrer Nadel; fie ſtrickt mit Leich— tigkeit, kann Beutel und verfhiedene Modeartiket fehr artig ma— den Sie ift fehr gelehrig, bat einen fehnellen Sinn für Schi: lichkeit, zieht fih mit Nettigkeit an, und ihr Benehmen ift immer paffend. Kurz, es würde ſchwer feyn, ein mit allen Sinnen bes gabtes Kind im Befige der Vortheile von Wohlitand und älterli= cher Eiche zu finden, welches zufriedener und heiterer wäre und welcher die Exiſtenz eine größıre Segnung zu feyn fchiene, als diefom armen Gefchöpf, für welches die Sonne fein Licht, die Luft feinen Schall und die Blumen keine Farben oder Geruch haben. " Ueber die Art, fie zu unterrichten, giebt das Tagebuch des Lehrers einige Vorftellung: „Ich verwandte eine Stunde, um Laura die Bedeutung der Worte links und rechts zu erläutern Sie begriff leicht, daß lin— fer Hand ihre linke Hand meine, aber fie generalifirte den Aus: druck mit Schwierigkeit; zulegt aber begriff fie die Idee und buch: ftabirte nun eifrig die Namen ihrer Arme, Hände, Finger, Füße, Ohren 2c., fowie fie berührt wurden, und nannte fie recht oder link, wie es fih traf; plöglih aber hielt fie inne, und verlegen ausfehend, legte fie ihren Finger an ihre Nafe und fragte, ob das recht oder lin fey. So macht fie einen täglich ftugen: aber ihr Eifer, einen zu verftehen, und ihr Bemühen, mitzubelfen, ift fo groß, daß es ein Vergnügen ift, fie zu unterrichten. „Gebraucht heute zu frei die Propofition in und auf: fte fagt: Lehrer jigend in Sopha, und ich wage nicht, fie zu corrigiven in folhem Falle von ungewoͤhnlichem Gebrauche der Propofition, fons dern ziehe vor, jie im Irrthume zu laffen, als daß ich ihr Ver: trauen auf eine gegebene Regel erſchuͤtterte. Die Berichtigungen müffen mit der Zeit gemacht werden: da das Sopha Eehnen und Seiten hat, fo fagt fie natürlicherweife in”, Bei ihrem Eifer, in der Kenntniß der Worte fortzufchreiten und ihre Ideen mitzutheilen,, bildet fie Worte und wird immer durch Analogieen geleitet. Zumeiten ift ihre Proceß der Wortbils dung fehr intereffant. 3. E., nachdem id) einige Zeit gebraucht hatte, um ihr eine Idee von der abftracten Meinung von allein (alone) zu geben, fchien fie felbiges zu fallen und verftand, daß bei fi ſeibſt zu feyn heiße allein zu feyn oder all—einerz; es murde ihr gefagt, in ihr Zimmer, in die Schule oder fonftwohin 276 zu gehen und allein zuruͤckzukommen; dieß that fie, aber bald hernach, als fie mit einem von den Eleinen Mädchen zu gehen wünfchte, bemühte jte fich, ihre Meinung fo auszudrüden: Laura gehen all— zwei. Derſelbe Eifer zeigt fih in ihren Verſuchen, zu definiren, behufs der Eiafjification: als ihr, 3. E., Jemand das Wort Jungs gefelle (batcheior) gab, wandte fie fih an ihre Lehrer wegen einer Definition, und es wurde ihr gefagt, daß Männer, welche Frauen hätten, Ehemänner, die ohne Frauen Iunggefellen wären. Als jie nun gefragt wurde, ob fie verftehe, fagte fie: „Mann niht haben $rau, Sunggefelle — Zenny Junggeſel— Le‘, indem fie es auf einen alten $reund von ſich bezog. Als fie aufgefordert wurde, Zunggejelle zu definiren, fagte fie: „Sungger felle niht Haben Weib und rauden Pfeife.” So ber trachtete fie die individuelle Eigenthümlichkeit des Rauchens bei einer Perſon ald ein fpecififiches Zeichen der Species Zunggefelle, Darauf wurde, um ihre Kenntnig des Worts auf die Probe zu ftelen, von ihrem Lehrer gefagt: „Lenny hat keine Frau ge— nommen, was ift Tenny?“ Sie hielt etwas inne und fagte dann: „Lenny ift unrecht.” Nahdem ihr das Wort Wittwe erklärt worden, cine Frau, der ren Ehemann geftorben ift, und fie nun aufgefordert wurde, zu des finiren, fagte fie: Wittwe ift $rau, Mann todt und Ealt, und erläuterte ihre Meinung, indem jie niederjinkend ihre Hand herabfallen ließ, um zu bezeichnen: in den Boden. Die zwei legten Worte fügte fie felbft hinzu, während fie nicht in der Definition gewefen waren: aber fie verbindet augene blicklich die Idee von Kälte und Begräbnig mit Tod, Daß fie eine Vorjtelluna von Zod erhalten hatte, war nicht nadı dem Wunfche des Lehrers gefchehen, da deffen Abficht gewe— fen war, diefen Gegenitand vorzubehalten, bis fie eine ſolche Aus— bildung ihrer Vernunft erlangt haben werde, wodurd er in den Stand gefegt war, eine genaue Idee davon zu geben. Er hofft noch, mit Hülfe der Analogie vom Keimen und Wach— fen der Pflanzen ihr eine tröftlihe Hoffnung auf Auferftehung zu aeben und dadurch ein Gegengewicht gegen die faſt inftinctarfige Zodesfurdht zu erlangen. Sie hatte einen todten Körper berührt, che fie in die Anftalt fam. Sie erlangte leicht eine Kenntnig und den Gebrauch activer 3eitwörrer (verba), befonders derjenigen, welche eine taſtbare Wir: fung ausdrücken, wie geben, laufen, fchütteln zc. Zuerft Eonnte natürlich Eeine Unterfcheidung in der Sprechart (modus) und der Zeit (tempus) gemacht werden; fie gebraucht die Worte wie im allgemeinen Sinne und nad der Ordnung ihres Sinnes von Fdeen: fo, indem fie Semand aufforderte, ihr Brod zu geben, gebrauchte fie dag Wort, welches die leitende Idee aus— drückt und fagte: „Laura Brod geben”. Wenn fie Wajfer bedurfte, pflegte fie zu fagen: „Waffer trinken Laura.“ Bald aber lernte fie den Gebraudy der Hülfszeitwörter, des Unterfchiedes von vergangen, gegenwärtig und zukünftig: z. Eu bier ift ein früherer Sag, Keller ift krank — wenn wird Keller wohl; den Gebrauch des „ſeyn“ hatte fie noch nicht erlangt. Nachdem fie den Gebraud von Subftantiven, Adjectiven und Zeitwörtern, Präpofitionen und Conjunctionen fih zu eigen gee macht hatte, hielt man es für Zeit, den Verſuch zu machen, fie ſchreiben zu Lehren und ihr Elar zu machen, daß jie ihre been au Perfonen mittheilen Eönne, die nie mit ihr in Berührung wären, Es war ergöglid, das ftumme Erftaunen zu beobachten, mit welchem fie ſich der Procedur unterwarf, die Gelehrigkeit, mit welcher fie jede Bewegung nahahmte, und die Ausdauer, mit wel: her fie ihren Bleiftift immer wieder über denfelben Zug führte, bis fie den Buchftaben bilden Eonnte. Aber als zuleht ihr die Idee dämmerte, daß bermittelft diefer myfteriöfen Procedur fie anderen Menſchen verſtaͤndlich machen Eönne, was fie dachte, war ihre Freu: de gränzenlos. Niemals befchäftigte fich ein Kind eifriger und freudiger mit einer Aufgabe, als fie mit diefer, und in wenigen Monaten Eonnte 277 fie jedweden Buchitaben deutlich, machen und Worte von einander trennen. Folgende Anekdote wird eine Vorftellung geben von ihrer Neir gung zu unfhuldiger Nederei und Scherz. As ihr Lehrer einfte mals unbemerkt in das Spielzimmer für Mädchen biidte, fah er, wie drei blinde Mädchen mit dem Schaukelpferde fpielten Laura faß auf der Kruppe, eine zweite auf dem Sattel und eine dritte bing an dem Halſe, und fie waren alle in großem Vergnügen, rüc: wärts und vorwärts fchaufelnd, fo weit als die Schaufel geben wollte. In Laura's Geficht war ein eigenthümlich fehlauer Zug bemerkbar, die natürliche Sprache von nedender Luft. Sie fhien auf einen Sprung vorbereitet und ploͤtzlich, als das Ende, wo jie ſich befand, am tiefften war und die andern hoch in der Luft ſchweb— ten, glitt fie von der Seite auf den Boden, worauf das andere Ende fo fchnell herabfuhr, daß die Mädchen von dem Pferde ges worfen wurden. Dieß erwartete Laura ganz offenbar, denn fie ftand einen Au: genblick von Lachen erfchüttertz; dann lief fie vorwärts mir ausge— ſtreckten Händen, um die Mädchen zu finden und fchrie faft vor Freude. Als fie aber, nachdem fie eines derfelben ergriffen hatte, bemerkte, daß es fich weh gethan hatte, veränderten ſich ihre Ges ſichtszuͤge augenblicklich; fie fehien unzufrieden und betrübt, und nachdem fie ihre Spielgefellin geliebkofet und geftreichelt hatte, fand fie auch die andere und fchien es wieder gut machen zu wols Ien, indem fie das Wort Unrecht budjftabirte und fie liebkofete, Wenn fie ihren Lehrer neden kann, fo macht ihr das Vergnügen, und oft buchftabirt fie cin Wort falfh mit laͤchelndem Geſicht; und wenn fie ihren Eehrer auf einem Srrthume ertappen kann, fo ges räth fie außer ſich vor Lachen. As der Lehrer befhäftigt war, ihr eine Vorftellung von den Morten Zimmermann, Stuhlmadher, Maler 2c. im Allgemeinen zu geben und ihr erzählte, daß der Nagelfchmidt Nägel made, bielt fie augenblicklich ihre Finger in die Höhe und fragte, ob der Na: gelſchmidt fie gemacht habe, obwohl fie recht gut wußte, daß er fie nicht gemacht hatte. Mit Eleinen Kindern ihres Alters ift fie voll von Nederei und Scherz, und keine ergögt fi) mehr am Balgen= Spiel (game of romps), als Laura, Sie hat diefelbe Vorliebe für einen Anzug, für Bänder und Putz, als andere Mädchen ihres Alters, und zum Beweife, daß dieß don demfelben Wunfche, Anderen zu gefallen, herrübrt, ijt bemerkens— werth, daß immer, wenn fie einen neuen Put oder irgend ein neues Kleidungsftüc bat, fie befonders wünfcht, die Verfammlung zu bes ſuchen, oder mit derfelben auszugehen. Wenn die Leute es nicht bemerken, fo richtet fie deren Aufmerkfamteit darauf, indem jie deren Sand darauf legt. Im Allgemeinen zeiat fie eine Vorliebe für die Befucher, wels he am beiten gekleidet find. Sie ift fo viel mit blinden Perfonen zufammen, daß fie Blind: beit für gewöhnlich hält, und wenn fie mit einer Perfon zum erften Male zufammen ift, fo fragt fie, ob fie blind ſey oder fühlt nach deren Augen. Dffenbar weiß fie, daß blinde Perfonen von fehenden untere ſchieden find, denn wenn fie blinden Perfonen etwas zeigt, fo legt fie jedesmal deren Hand darauf. Sie Scheint eine Vorjtellung von Character zu haben und Feine Achtung vor denen, welche wenig Verftand haben. Die folgende Anekdote ift bedeutend für ihre Auffaffung des Character und zeigt, daß fie von ihren Freunden etwas mehr verlangt, als wohls wollende Nachſicht. Es fam eine neue Schülerin in die Schule, ein kleines Maͤd— hen etiwa von Laura’ Alter. Sie war ſehr bülflos, unbehülfe lich, und Laura gab fich viel Mühe und tbat fich etwas darauf zu Gute, fie im Haufe zurechtzuweiſen, ihr bei'm Auss und An: ziehen zu helfen und Manches für fie zu thun, was jene nicht thun konnte. — Nach einigen Wochen aber ergab ſich, felbft für Laura, daß das Kind nicht allein unbehuͤlflich, ſondern von Natur fehr dumm und faft sin Idiot war. Nun gab Laura fie in Verzweifs — ñ7 — 278 lung auf und vermied ſie und hat ſeitdem immer eine Abneigung gezeigt, mit ihr zuſammen zu ſeyn und iſt bei ihr gleichſam mit Verachtung vorbeigegangen. Durch eine natürliche Ideen-Aſſocia— ‚tion ſchreibt fie dieſem Kinde alle die zahllofen Thaten zu, welde in jedem Haufe Hr. Niemand thut, — wenn ein Stuhl gebrochen oder irgend etwas verlegt oder verftellt ift, und Niemand es gethan haben will, fchreibt es Laura alfobald diefem Kinde zu. Es ift angegeben worden, daß fie mit Addition und Gubtracs tion in Eleinern Zahlen bekannt if. ine Zahl von der andern abzuziehen, war ihr eine Zeitlang unbegreiflih; aber mit Huͤlfe von Gegenftänden vollbradjte fie ee. Sie kann zählen und Gegens ftände auffaffen bis auf etwa hundert an der Zahl; — um cine unbeftimmt große Zahl auszudrüden oder mehr zu bezeichnen, als fie zählen Eann, fagt fie hundert, Wenn fie dachte, daß ein Freund viele Jahre abmwefend feyn werde, fo fagte fie — wird tommen hundert Sonntage, follte heißen Wochen. Sie iſt ziem— lich richtig in Abmeffung der Zeit und ſcheint eine intuitive Ten— denz zu haben, dieß zu thun, Ohne durch Abmwechfelung von Tag und Nacht, durch das Licht, oder durch den Ton von irgend einer Uhr unterftügt zu werden, theilt fie die Zeit genau ein, Mit den Tagen der Woche und der Woche felbft als Ganzes ift fie vollfommen vertraut; zum Beifpiel, wenn fie gefragt wird, welcher Zag wird es heut über vierzehn Zage feyn, fo nennt fie fofort den Zag der Woche. Den Zag theilt fie cin durch den Anz fang und das Ende der Schule, durch die Freiftunden und nad) dem Anfange der Mahlzeiten. Sie geht punct fieben Uhr zu Bett und zwar nad) ihrer eignen Beftimmung. Nachdem fie in unfere Anftalt gekommen war, war Semand beftellt, der fie alle Abende zurecht brachte; bald aber hielt man es für’s Befte, fie allein gehen zu laffen, und damit fie nicht auf irgend Jemand warten möge, wurde fie nun Abends allein gelaſſen; fie faß nun bis fehr fpät in die Naht, während eine Porz fon fie bewachte; zulegt fchien fie plöglih ihren Entſchluß zu faſ— fen, fie fprang auf und fühlte fih ihren Weg bis zum Bette. Seit der Zeit bis zum heutigen Tag ift es bie wieder nöthig geweſen, —— Zu⸗Bettegehen zu erinnern. Zu gehoͤriger Zeit geht ſie von elbſt. Diejenigen Perſonen, welche dafuͤr halten, daß die Faͤhigkeit, Zeitabſchnitte wahrzunehmen und zu meſſen, einem angeboren wird und ein unterjchiedenes Seelenvermögen ift, koͤnnen es für eine wichtige Thatſache halten, daß Laura die Zeit fo genau meffen Tann, um zmwifchen einer halben und einer ganzen Muſiknote zu unterscheiden. , Am Pianoforte figend, wird 'fie die Noten in einem Maaße, wie die folgenden, völlig correct angeben, Nun fpringt aber in die Augen, daß fie einen fehr Elaren Be: griff vom Zeitverlaufe haben muß, um die zwei Achtel richtig ans zugeben ; denn in dem erften Tacte kommen fie bei der zweiten Note, im zweiten Zacte mit der dritten Note vor. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Uebung fie in Stand fegen mird, die Zeit noch mehr in’s Einzelne hin abzutheilen. Es wäre möglich, daß Manche auf das Vermögen, Zeit zu meffen, vom me: taphyſiſchen Standpuncte aus doch zu großes Gewicht legten; denn jedermann fann das Erperiment an ſich felbft machen, und wenn er die Augen verfchließt und die Ohren verftopft, finden, daß er dennod; Zeit oder die Dauer feiner Empfindung mefjen und wiſſen Tann, welche von zwei Perioden die längfte ift; doch werden wir deffenungeacdhtet fortfahren, die Erfcheinungen in dem Falle diefer Laura zum Nugen Derer, die es betreffen kann, zu notiren. Es ift aus einem phyſiologiſchen Gefichtspuncte intereffant, zu wiffen, welhe Wirkung das Entbehren dreier Sinne auf die übri: gen zwei hat. 15 * 279 Da der Sinn bes Geruchs vernichtet ift, fo ſcheint es eine merkwürdige Frage, ob die Einwirkung dieſes Umftandes auf den Geſchmacksſinn allgemein oder partikulär ift, das heißt, ob der Geſchmack überhaupt und für alle Dinge ftumpfer wird, oder ob eine Art des Geſchmackes mehr afficirt ift, als die andere? Um hierüber in’& Klare zu fommen, find einige Verfuche gemacht wor: den, aber bisjegt nody nicht genug, um in den Stand gefegt zu feyn, die Nefultate einzelner Unterfchiede mit vollem Vertrauen auszufprechen. Die allgemeinen Folgerungen jind diefe: Säuren feinen einen lebhaften und abgefonderten deutlichen (diftincten) Eindru& auf den Geſchmack zu machen. Sie unter- ‘fcheidet, wie es ſcheint, die verfchiedenen Grade des Sauerſeyns beffer, als Süsigkeit oder Bitterkeit. Sie Tann Wein, Aepfel— wein und Efjig beſſer unterſcheiden, als Subjtangen wie Manna, Suͤßholz (Liyuoritia) und Zucker. Für Bitterkeit fiheint ſie we: niger oder kaum irgend eine Empfindlichkeit zu baben; denn, als ihr pulverijieter Nhabarber in den Mund gebracht wurde, nannte fie es Thee, und als Einer nein fagte und ihr empfahl, genau zu fhmeden, fo bemühte jie fih offenbar, zu Shmeden, nannte es aber doch Thee und fpucdte es weg, — aber ohne irgend eine Gefichtsverziehung oder Andeutung, daß es befonders unange: nehm ſey. i Natürlicherweife hat fie eine Abneigung gegen diefe Art von Berfuhen, und es Scheint faft ihre Gutmuͤthigkeit zu mißbraudhen, wenn man fie fehr weit triebe. Wir werden indeß dody bald im Stande feyn, auszumitteln, wie weit fie verfchiedene ſchmackhafte Körper unterfcheiven Fann. Wer ſich mit der Poyfiologie des Ges ſchmacks befchäftige hat, weiß, daß der hödıfte Grad der Ges ihmadsempfindung, oder die acme des Genuffes, nicht cher er— halten wird, als bis der Bijfen gerade über den Kehidedel wegges glitten ift und von feinem Wege, den oesophagus hinab, nicht zurüdgeholt werden kann: dieß fcheint eine weiſe Vorſicht der Natur, um zu verhindern, daß der Magen niht um das gebracht werde, was ihm zufommt. Denn wenn der hödhjfte Grad des Ges nuffes bei'm Eſſen erlangt werden Fönnte, ohne den Bilfen wirks lid) hinabzuſchlucken, fo würde der Epicuräer einen unerfchöpflis en Quell von Genuß haben Eönnen, ohne jemals nöthig zu haben, in einen Gourmand auszuarten. Einige Phyfiologen, weldye biefen Gegenftand ihren Nachfor— fhungen unterzogen haben, find der Anfiht, daß diefer endliche elimax des Vergnügens des Geſchmackes durch ein feines aroma hervorgebracht werde, welches, von dem Biffen ausgehend und in die fauces aufiteigend, die Zeräftelungen der Geruchsnerven anges nehm figeln. Die Thatfahe, daß, wenn wir einen Schnupfen haben und die fauces verftopft find, der Gefchmadsfinn abgeftumpft ift, Scheint für diefe Anficht zu ſprechen; aber nad) einigen Beob— achtungen bei Laura muß man geneigt werden, zu glauben, daß irgend eine andere Urfahe zu der Wirkung beitragın müſſe. Sie ſcheint weniger für das Kaucn, als für das Schlucken beforgt, und wahrſcheinlich ift «8 nur die Nothwendigfeit von mer dyanifher Zerkleinerung dee Nahrung, welche fie vrranlaßt, fie auch vorzunehmen, ehe fie zu dem anaenehmen Zheile, zu dem Schlucken, ſchreitet. Da nun die UnvollEommenheit des Geruches den Geſchmack in der Zunge und dım Gaumen, während des Kauens, ſchwächt, fo follte jie auch dieſelbe Wirkung bei'm Schluk⸗— Een baben, wenn jene Theorie richtig wäre: aber bieß ſcheint nicht fo zu feyn, fonft würde Laura wenig Unreizung zu ſchlucken has ben, ausgenommen, um eine &eere des Magens auszufüllen. Es fcheint jeboh zweifelhaft, ob das Gefühl der Leere des Magens, beftimmt gefprohen, einem Kinde den Weg für die Nahrung zei: gen würde, oder ob es nicht eben fo wahrfcheinlich vergnlaßt wers den würde, Brod in’s Dhr zu ftopfen, als in ben Mund, wenn es nicht eine angenehme Empfindung bei'm Schmecken hätte; und ferner, wenn die angenehme Empfindung nicht zunäbme und zum Schlucken verleitete, fo ift zweifelhaft, ob Hunger und Magenleere allein ein Kind Ichren würden, den gefauten Biffen zu verfchlucen. Sm Ganzen fcheint Laura weniger aufs Effen erpicht, ale bie meiften Kinder ihres Alters, , 280 Was ihren Taſtſinn anlangt, fo ift er fehr fcharf, felbft für eine Blinde, Es zeige ſich dieß befonders in der Leichtigkeit, mit welcher fie Perfonen unterſcheidet: in dem weiblichen Flügel der Anſtalt befinden ji vierzig Bewohner, mit welchen alen Laura naturlicherweiſe befannt iſt; wenn fie durch einen Gang geht, fo erkennt fie aus dem Schalle des Bodens, oder aus der Bewegung der Luft, daß Jemand in ihrer Näye ift, und es ift fchwer, bei ihre vorbeizufommen, ohne von ihr erkannt zu werden, Ihre Eltie nen Arme find ausgejtrickt und in dem Augenblicke, wo fie eine Hand faßt, oder nur einen Theil des Anzuges, kennt fie die Pers fon und laßt jie mit irgend einem Erkennungszeichen vorbeipaſſiren. Der eingeborne Trieb nad) Kenntniffen und die inftinctartigen Anfteengungen, welche die menfchlihen Fähigkeiten machen, um ihre Sunctionen auszuüben, zeigt ſich höchft mertwürdig bei Laura. Ihre Eleinen Finger jind für jie daffelbe, was Augen, Ohren und Naſe, und fie hat fie ſehr gewandt und unaufhörlid) in Bewe— gung; wie die Fühlhörner einiger Infecten, welche fortwährend in Bewegung find und jeves Sandkörnchen im Wege berühren, fo jind Laura's Arme und Hände fortwährend im Spiel, und wenn fie mit Jemandem geht, erfennt jie nicht allein Alles, wo fie in Berührungs- Entfernung vorbeigeht, fondern, indem fie beftändig die Hände ihres Geſelſſchafters berührt, unterrichtet fie ſich, was diefer thut. Eine Perſon, welche durch's Zimmer geht, während fie an ihrem linken Arme hängt, würde Muhe haben, einen Bleiftift mit der rechten Dand aus der Weftentafche zu nehmen, ohne daß jie es bemerkte, Ihr Urtheil über Entfernungen und Drtsbeziehungen ift ſehr genau; jie wird von ihren Sitze aufitehen, geradewegs nad) einer Thür geben, gerade zu rechter Zeit ihre Hand ausſtrecken und die Klinke mit Genauigkeit ergreifen. Wenn fie gegen eine Thür läuft, die zugemacht ift, während fie diefelbe offen zu finden erwartete, fo Elagt fie nicht, ſondern reibt ihren Kopf und lacht, gleich als wenn jie die lächerliche Stel⸗ lung begriffe, in welcher cine Perfon gegen eine Thür anftößt, bei dem Verſuche, hindurchzugehen. Die fortwaͤhrende und unermuͤdliche Uebung ihrer Fuͤhler giebt ihr eine ſehr genaue Kenntniß von Allem im Hauſe; ſo daß, wenn etwas Neues, ein Paquet, eine Bandſchachtel, oder ſelbſt ein neues Buch, irgendwo in den Zimmern liegt, die ſie beſucht, in ſehr kurzer Zeit es bei ihrem unaufhoͤrlichen Herumwandeln bemerkt wer— den wird, und an irgend etwas, was daran iſt, wird fie gewöhne lich erkennen, wem «8 gehört, Sie nimmt dad Herannahen von Perfonen durch die Wellen» bewegung der Luft, gegen ihre Antlig, wahr, und fie fann den Shritt Derer erkennen, die hart auftreten und den Boden ers füttern. Bei Tiſche, wenn ihr geboten ift, ruhig zu feyn, figt und be- nimmt jie fih mir Schi@tichkeit, bewegt ihre Zaffe, ihren Löffel und ihre Gabel wie andere Rinder; fo daß ein Fremder, der jie ſieht, fie für ein fehe hübſches Kind mit einem grünen Bande über den Augen halten wird. Allein wenn ihr freiſteht, zu (hun, was fie will, fo wird fie fortwährend nach Gegenftänden fühlen, ſich über deren Größe, Dichtigkeit und Gebrauch unterrichten, nach ihren Namen und Nugen fragen, und fo mit einer unerfättlidyen Neugierde, Schritt vor Schritt, nach Kenntniffen geben. So bringt ihr thätiger Geift, obgleich Alles dunkel und ftill in ihr iſt, Sich, mittelft ihres einzigen Sinnes, mit allen Außeren Dingen in Verbindung und befriedigt inren angebornen Heißhun— ger nach Kenntpiffen durch genaue und raftlofe Aufmerkſamkeit. Eigenfhaften und Erſcheinungen, welche von Anderen nicht wahraenommen ober nicht beachtet werben, find für fie von großer Bedeutung und Werth; und durch Hülfe derfelben wird ihre Kennt: niß von der äußeren Natur und phyficallichen Beziehungen bei Zeis ten ausgebreitet werben. - Wenn derfeltbe glückliche Erfolg die Ausbildung ihrer moralis Shen Natur begeitet, welche der ihres Verftandes und Auffaffungss 281 vermögens zu Theil geworden ift, fo wird ihr Lohn fehr groß und das Refultat für Andere fehr intereffant ſeyn. Miscellen. Ueber den Einfluß des Schnees ruückſichtlich der Verhinderung des Ausftrahleng der Wärme von der Erdoberfläche, bat Herr Bouffingautt Verſuche angejteltt, deren Reſultate er der Academie der Wiſſenſchaften mittheilte. Mit Dulfe des Thermometers ermittelte er, daß, wenn der Boden aud nur mit einer ganz dünnen Schneelage bedeckt war, die das zunter befindlichen Stellen ſich felbft bei der ftrengften Kälte nicht mit der Zemperatur der Luft in’s Gleichgewicht festen. Er theilte eine große Anzahl von Beobachtungen mit, weldye fämmtlidy diefe bereits von Deren Arago aufgeftellte Anſicht bejtätigen. — Un: ter den von ihm angeführten Thatſachen heben wir folgende her— vor. Je einer Winternaht ftand - ein Über der Erde befindliches Thermometer auf — 12° Centigr., während ein anderes unmittels bar unter einer dünnen Schnerlage mit dem Boden in Berührung befindliches Thermometer nur — 39 zeigte, ' Auf den zufammengefegten mifrofcopifhen Bau gewiffer Anſchwellungen der Nervenfafern des nervus opticus im Auge des Flußkrebſes, machte der Profeffor Müller in ‚ber Geſellſchaft naturforschender Freunde zu Berlin, am 15. Fer bruar, aufmerffam. Die länglidye Anſchwellung befindet ſich am unteren Theile der Kafer, weit vor den Kıyftalllörpern, und ift röthlih. Die Fafer fcheint ſich innerhalb diefes röthlidyen Schlau: ches zu winden, und der Schlauch felbft hat ein geringeltes oder fchraubenförmiges Anfehen. (B. N.) Nefrolog. — Conftantin ©. Rafinesque-Shmaly, in Sicilien geboren, ging zuerft 1802 nad America, wo er drei 282 Sahre blieb, Eehrie in fein Vaterland zuruͤck, und verließ es im Jahre 1815, um in den Vereinigten Etaaten bis zu feinem, im Sept. 1040 erfolgten, Zode zu verbleiben. Der Name diefis excentriſchen, aber gewiß fehr begabten Mannes ift in den Annalen der Naturges ſchichte America’s oft erwähnt. «ein Intereffe war nicht bloß auf Naturforfhung befchräntt, indem Werke über Alterthümer, Geſchichte, Philologie, politiſche Diconemie, Phitofophie und felbit ein Gedicht von fait fehhstaufend Berfen aus ſeiner Feder gefommen find. Botanik aber war feine Lieblingsbeicyäftigung und der Ges genftand eines großen Theils feiner Schriften. Sein Bicgraph jagt von ihm: „Meine Aufgabe ift nicht fehr angenehm , denn während ich fehr gern einem Schriftſteller Gerechtigkeit widerfahs ren laffe, welcher in früherer Zeit in vielen Rüdjichten anderen bo= tanifcyen Schriftftelleen America’ voraus war, und deffen Arbeiten wegen feinee Eigenthuͤmlichkeiten unterfchägt oder nicht beachtet worden jind , fo bin ich doc) gezwungen, gegen alle feine fpäteren botaniſchen Schriften und cine feiner frühern zu proteftiren.” — „Man wird von 1819 aneine allmälige VBerfchlehhterung von Rafines qu e's botanischen Schriften wahrnehmen, bis etwa 1330, wo die Neigung zur Bildung von neuen Gattungen und Arten faft zur Monomanie geworden ift. Es ift dich die günftigite Vorausfegung und fie wird beftätigt durch die Anficht feiner naͤchſten Bekannten, die ihn am beten kannten.“ — Es war im Jahre 1819, bemerkt Dr. Sitliman, daß ih durdy cine Fluth von Mittheilungen beunruhigt ward, wodurch neue Entdictungen von Rafiness que angekündigt wurden, und da ich vom XAuslande her und in America gegen feine Anſpruͤche mißtrauiſch gemacht wurde, fo fendete ih ihm ein dides Bündel Manuſcripte zurüd. — Wenn dieß nicht gefchehen wäre, fo würde bald das ganze Journal ledig— lich von feinen Auffägen gefüllt gewefen foyn. Wir müffen auf Silliman’s Fournal verweifen, wo im Aprilftücde 1841 über ihn berichtet und ein Verzeichniß feiner Schriften geliefert ift. Be 64 bh rer Dr be Ueber die Ungefundheit der Nordamericanifchen Frauen. Im Februarheft 1839 des Southern literary Mes- senger theilt Dr, Harvey Lindsley zu Wafhington über obigen Gegenftand folgende Bemerfurgen mit, welche ‚Here Combe unverändert aufgenommen hat, weil dieſelben ihm mohlbegründet fcheinen, und von einem Amerikaner herruͤhren. „Shen oft, ſagt Dr. Harve y, haben Europaͤer, wels che unfer Rand befuchten, die auch von Americanern, welche Europa bereif’ten, vielfach beftätigte Bemerkung gemacht, daß die nordamericanifchen Frauen, im Ganzen genommen, weit weniger gefund find, als die anderer Ränder, Ich habe ſchon feit geraumer Zeit diefem Gegenftande befondere Beach» tung geſchenkt, und mich daven überzeugt, daß die Behaup: tung in einem höchft beunruhigenden Grade gegründet ift und den Aorzten die Verpflichtung auflegt, die Urfachen dies fer betrlibenden Erſcheinung gründlich zu prüfen und, wo möglich, geeignete Mittel dagegen in Vorſchlag zu bringen. „Die Gefundheit der Frauen unferes Landes ift nicht nur weit ſchwaͤchlicher, als die der Frauen der entfprechens den Glaffen Europa’s, namentlich Großbritanniens, fondern auch weit weniger dauerhaft, als die des miünnlichen Ge- f&hlechts in Mordamerica felbft, d. h, wenn man rüdfictlich der die Maͤnner, wegen der ihnen obliegenden Gefchäfte und Muͤhſeligkeiten, befenders treffenden Krankheiten die gehötis gen Zugeftändniffe macht. „Daß die nordamericanifchen Frauen den Englifchen, fo wie überhaupt den Europäifhen, an Gefuntheitsfülle und Körperkraft bedeutend nachftehen, darüber herrſcht wohl un— ter Denen, welche Gelegenheit zu umfaffenden Vergleichun: gen gehabt und dem Gegenftande Aufmerkſemkeit gewidmet haben, nur Eine Stimme. Die Europaͤerin bat eine weit friſchere, bluͤhendere Geſichtsfarbe, einen weit Eräftigeren Kör: peıbau und kann harte Arbeit und Mühfeligkeiten weit bef- fer ertragen, als die Nordamrricanerin. Die zarten und zerbrechlichen Körperbildungen, die blaffen, ungefunden, wachs⸗ artigen Gefichter, die man bei ung fo häufig ficht, kommen im Auslande felten vor. Die gewaltigen Fußtouren, welche tagtäglich in England, felbft von Frauen von Stand und Vermögen, ausgeführt werden, müffen unſern ſchwaͤchlichen, an eine fißende Lebensart gewöhnten Damen faft unglaubs lich erſcheinen. So fchreibt, 3. B., ein in England reifens der Americaner: während er fich dort einige Tage lang bei einem Freunde aufgehalten, habe die ganze Familie beffels 283 ben, bet der fich mehrere Damen befunden, zu Fuße einen Morgenbefuh bei einem fünf engl. Meilen entferntwohnenden Bekannten abgeftattet, den Hin = und Ruͤckweg ohne alle Un: ſtrengung zurüdgelegt und bei'm Nahhaufegehen noch einen Adftecher von 2— 3 engl. Meilen gemacht, um einer ſchoͤnen Ausfiht zu genießen, von der fie geglaubt, fie werde dem Gaſte intereffant fern. Won ſolch' einer Fußreife, die dort für etwas ganz Gewoͤhnliches galt, würde eine Nordameri- canifhe Dame ihr Lebelang ald wie von einer Heldenthat reden. „Daß unſere Frauen ferner weit oͤfter wirklich kraͤnkeln, als unſere Maͤnner, wird durch die allgemeine Erfahrung der Aerzte zur Genuͤge beſtaͤtigt, und eine Claſſe von Krankhei— ten, welche jene am haͤufigſten heimſucht, ſind diejenigen, zu denen ſie, vermoͤge der auf ſie einwirkenden beſondern Po— tenzen, auch am meiſten praͤdisponirt ſeyn muͤſſen, naͤmlich Stoͤrungen des Verdauungs- und Nervenſyſtems. Jedem erfahrenen Arzte muß es auffallend ſeyn, in welcher furcht— baren Ausdehnung und in welchen hartnaͤckigen Formen dieſe Krankheiten unſere Frauen heimſuchen. Stets hat die Be— ſeitigung, haͤufig ſogar die Linderung derſelben Schwierigkeit, und ſie ſcheinen faſt ausſchließlich Frauen, ſo wie Maͤnner, die eine ſitzende Lebensart fuͤhren, zu treffen, waͤhrend ſie ſtets große und anhaltende Leiden veranlaſſen. „Die Americaniſchen Damen ſchreiben ihre Kraͤnklich— keit gewoͤhnlich dem ſehr veraͤnderlichen Clima ihres Vater— landes zu. Daſſelbe kann allerdings einen gewiſſen Einfluß darauf haben; allein die Lebensweiſe der Damen ſcheint mir dennoch einen weit bedeutenderen auszuuͤben. Sie gehen ſelten der Bewegung wegen in's Freie *). Im Allgemei— nen wohnen und ſchlafen ſie in ungenuͤgend geluͤfteten Zim— mern. Sie denken beſtaͤndig mit mehr oder weniger Un— muth an ihre Geſchaͤfte und beſtreben ſich nicht, denſelben Mannigfaltigkeit zu geben, oder ſie ſich durch gelegentliche Zerſtreuungen zu erleichtern, wodurch doch die Geſundheit ſo ſehr befoͤrdert wird *). In Betreff der Diät leben fie ſehr ungeregelt. Pafteten, Backwerk und Fleiſch genießen fie, in Betraht ihrer figenden Lebensmweife, in zu großer Menge, während fie fich zu felten baden und waſchen. Faſt in je dem feit den legten funfzehn Jahren zu Philadelphia erbaus ten Samilienhaufe befindet fich eine Badeftube; allein viele Damen benugen biefelbe entweder nicht, oder bleiben aus DVorurtheil nicht lange genug im Bade, fo daß ihnen deffen wohlthätiger Einfluß nicht in hinreihendem Grade zu Gute fommt. Sch traf einft in einer der groͤßern Americanifchen Städte eine verheirathete Dame, deren gefunde, blühende *) Des Verfaſſers Meinung ift offenbar, daß fie ſich nicht, um der Gefundheitspflege willen, täglich im Freien Bewegung mas den, was man ihnen zur Gewilfenspflicht machen follte, da von der Erfüllung diefer Pflicht die gehörige Erfüllung vieler anderen moralifchen Dbliegenheiten abhängt. **) Wie denn überhaupt das gemüthliche Element bei den Nord: americanern faft noch mehr fehlt, als bei den Juden. D. Ueberſ. 284 Geſichtsfarbe mir auffiel, und als ich letztere zur Sprache brachte, bemerkte ſie mir, daß ſie Jahr aus Jahr ein ihr Kammerfenſter ein Wenig geoͤffnet laſſe. Ich thue daſſelbe ſeitdem fortwaͤhrend und mache mir auch taͤglich Bewegung im Freien, wobei ich mich ungleich wohler fuͤhle, als früher. „Unvoiffenheit ift durchaus nicht der Grund, meßhalb die americanifhen Damen fo Eränklich find. Die höchft practifchen Schriften des Dr. Sohn Bell werden alle gemein gelefen, und daffelbe gilt von Dr. U. Com— be’s „Phnfiologie in ihrer Anmendung auf die Gefund- heit und Erziehung‘, fowie vielen andern Büchern. Ja man lehrt nach denfelben in weiblichen Erziehungsanftalten. Allein zwifhen Theorie und Praris liegt eine weite Kluft. In einer Töchterfhule, wo Combe’s Phnfiologie (mit den Gapiteln angehängten Fragen), als Claſſen-Lehrbuch dient, ſah ich, mie die Vorfchriften des Werks bei'm Un: terrichte felbft ganz aus den Augen gefegt wurden, indem man das Gehirn der Mädchen übermäßig anftrengte und deren Metteifer ungebührlih anfporntee Der Unterfchied zwifhen Unterricht und Erziehung wird fowohl in Nords america, als in England, noch nidyt gehörig gewürdigt. Die Mädchen Iernten bisher die Negeln der Gefundheitss Ichre, wurden aber nicht zu deren Befolgung angehalten. Es fhien bei dem Unterrichte lediglid) auf einen glänzenden Effect bei den öffentlihen Prüfungen, auf Gewinnung von Preifen, auf die Erwerbung des Rufs ausgezeichneter Ta— lente abgefeben zu fern. Die Schülerinnen eines ausge— zeichneten Lehrers zu Edinburgh pfleuten bei den Prüfungen das Publicum durch ihre ausyebreiteten, genauen und ihnen flets. zu Gebote ſtehenden Kenntniffe in der Geſchichte in Staunen zu verfegen; allein, al8 man hinter dag Geheim— niß der Lehrmethode Fam, hatte dag Staunen ein Ende. Hinter jedes Gapitel des Lehrbuchs waren Fragen gedrudt, und bei'm Leſen de3 Buches mußten die Schülerinnen ge— wife Worte mit dem Bleiftifte unterftreichen, welche die Antworten auf die Fragen enthielten. Beide, Fragen und Antworten, wurden auswendig gelernt und tüchtig einges übt. Auf diefe Weiſe ward aber feine zuſammenhaͤngende Bekanntſchaft mit den hiftorifhen Creigniffen, fondern nur eine papageiartige Fertigkeit erworben, die fih bei Mangel an Uebung bald wieder verlor. In den Vereinigten Staas ten, foheint e8 mir, werden die Regeln der Gefundheitslehre in Eeiner beffern Weiſe gelehrt. „Sin allgemeines Gebrehen in dem geiffigen Zuftande der meiften Menfchen ift, daß fie in neun Fällen unter zehn nad Impuls oder Gewohnheit und nicht mit Ueberlegung handeln. Dieß entfpringt aus mangelhafter Antreibung in der Jugend. Unfere Triebe entwideln ſich frühzeitig, und da fie eine große natürliche Kraft befigen, fo reißen fie ung fortwährend auf Abwege fort, wenn fie nicht durch den Ver: ftand gezügelt und geleitet werben. Bei der Führung der Sugend hat man nicht nur auf Belbringung von Kenntnifs fen, fondern auch darauf zu fehen, daß die Zriebe und Ems pfindungen der Leitung des Verftandes gehorchen Lernen. Der Iegtere Zweig der Erziehung wird, leider! noch fehr 285 vernachlaͤſſigt und findet nur in den, nach Herrn Wilders fpin’s Syſtem eingerichteten Kleinkinderſchulen die gehörige Beruͤckſichtigung. In den Bereinigten Staaten ift die Zucht der Jugend nöthiger, als irgendwo anders; denn in den öffentlichen Schulen wird dem Geifte der Unabhängigkeit, der Willkuͤhr auf jede Weife Vorſchub geleiftet, d. b., das rauf hingewirkt, daß die Schuͤler mehr nach Impuls, als nad Ueberlegung handeln. Iſt die Ueberlegung auf richtige Erfenntniß gegründet, fo erzeugt fie eine zur Gewohnheit werdende Selbftverliugnung und Selbftzügelung. Der Mans gel an dieſer practifhen Zucht zeigt fih bei den Manns: perfonen in der Unbedachtfamkeit, mit welcher fie ſich auf Speculationen und tollfühne Unternehmungen einlaffen, inz dem fie ihren vorberrfchenden Smpulfen auf jede Gefahr hin folgen; bei den Frauen in der Starrföpfigkeit, mit melcher fie an Gewohnheiten hängen, von denen fie wiffen, daß fie der Gefundheit nactbeilig find, ſowie in dem Mangel an einem feften Willen, fi den zeitweiligen Unannehmlichfeiten zu unterwerfin, ohne die fid nie eine übele Angewoͤhnung ausrotten laͤßt. „Hielten die Vorfteherinnen der Mädchen: Penfionen ihre Schülerinnen einige Jahre unnadfihtlidh. dazu an, nad) den Vorſchriften der Gefundheitslehre zu handeln, fo würden die Sungfrauen Gewohnheiten annehmen, denen fie ihr ganzes Leben anhängen würden, und fo würde der Unterricht in ber Gefundheitslehre erſt wahrhaft fruchtbringend feyn. (No- tes on the united States of North-America, during a phrenological visit in 1838 — 40. By George ‚Combe. Vol. I.) Zur Behandlung der Darmaffectionen. Von Edwin Ellis. Es ift mir oft fo vorgefommen, als wenn £eine Glaffe von Krankheiten häufiger unrichtig behandelt merde, als Darmaffectionen und befonders lange anhaltende Diarrhöeen. Sch finde immer wieder, daß die HDauptmittel, welche man dagegen anwendet, alterantia, sedativa, adstringentia und absorbentia feyen; welchen Erfolg diefe haben, ift den Practikern felbft am beften befannt. Ich kann nur aus mei: ner Erfahrung fagen, daß die fogenannte befänftigende Mes thode durchaus nicht befriedigend ift, und daß ich dicfelbe, nachdem ich fo häufig dadurch getäufcht worden bin, ganz aufgegeben habe. Fern fen e8 von mir, fie ganz und gar zu verwerfen; denn e8 giebt Umftände, unter welchen Eein vorfichtiger Arzt ein anderes Verfahren anwenden fann; auch glaube ih, daß in niedrigen, feuchten Gegenden, melde zu einer Schlaffheit des Syſtems disponiren, für gewöhnliche Diarrhören sedativa und adstringentia fehr hülfreich ſeyen, obwohl meine eigene Erfahrung diefem widerfpricht, wobei ich indeß bemerken muß, daß meine Umgebungen im Gan— zen eine fcharfe und gefpannte Luft haben; als allgemeine Regel muß ich wiederholen, daß ich glaube, daß hartnädige 236 und lange dauernde Diarrhoͤen nur zu haufig unrichtig bes handelt werden; denn was man von folhen Fallen hört oder lieſ't, bemeiftt immer, daß die Patienten Wochen, wo nicht Monate, lang krank bleiben und nit felten zu Grunde gehen; die Behandlung beruht aber im Allgemeinen immer in befänftigenden Mitten Der Kranfe ift einen Zag etz was beffer, den andern etwas fchlechter, und zulest hört man, daß er entweder durchkoͤmmt, oder daß er ftirbt. Ich will nun nicht anfangen, über die Urſache der Diarrhören zu fprechen, worüber die Anſichten nidyt getheilt find; Störung der Secretionen, oder der Nachlaß irgend einer Obftruction der Leber fcheint mir die Haupturfahe; von welcher Bes handlung ift nun dabei am meiften zu erwarten? Iſt nicht das Abführen ſelbſt ein Naturheilbeftreben, um etwas Schäd- lidyes zu entfernen? Wenn dic der Fall ift, können mir etwas von der befänftigenden oder calmirenden Behandlung erwarten? Meine Anfiht und meine Erfahrung ift die, daß wir für den Patienten am meiflen forgen, wenn mir die Natur in ihren Beftrebungen unterftügen und nicht et= was geben, was im jtrengften Sinne die Diarrhoͤe anhält, fondern etwas, welches die Urſache des Durdfalls befeitigt. Co wie die Urfahe aufhört, hört auc die Wirkung auf, und deßwegen gebe ich bei diefen Diarrhöen am liebften Ab: führmittel, entweder blaue Pillen oder Nhabarber, Magnefia und befonders Ricinusoͤl. Das Legtere halte ich für ein un= ſchaͤtzbares Mittel; einmal hörte eine Diarrhöe eine halbe Stunde nach der Darreihung diefes Mittels auf; ein anderes Mat heilte ih mit blauen Pillen und Ricinusoͤl eine Diar- rhöe, welche 6 Monate lang allen anderen gepriefinen Mit: teln widerftanden hatte. Sch gebe daffelbe mit voillommen= ftem Erfolge bei der Diarrhoe der Phthiſiſchen. Jetzt habe id) eine Dame in Behandlung, welche ich feit 14 Monaten an diefer Krankheit behandele, und deren Tod ich täglich er— warten muß; diefe nimmt, fowie bei ihr Neizdiarrhöe ein— tritt, etwas Ricinusöl und hat dieß nie ohne temporäre Erz leihterung getban, obwohl nad den Symptomen nicht zu zweifeln ift, daß ihr Darmcanal mit Tuberkeln ſehr reichlich befegt ift. In der legten Zeit ließ ich mid) durch ihre große Schwaͤche beftimmen , eine adftringirende Mirtur zu geben; jedesmal aber wünfchte fie, zu dem Abführmittel zurüczufeh: ven, denn obwohl die Diarrhie für einige Stunden angehal: ten wurde, fo fühlte die Kranke doch jedes Mal Uebelfeit, Kopfſchmerz und eine allgemeine Steigerung der Reizbar— £eit, wodurch der gute Effect der Arznei uͤberwogen wurde. Ebenfo babe ih das Nicinusöl von wefentlihem Nugen bei Darmreigungen nach einer Mercurialcur gefunden, wenn die gemöhnlihen Mittel ganz und gar fehlfchlugen; und bierbei ift noch zu bemerken, daß gerade in ſolchen Fällen die Urfache fpecieller von einem Meiszuftande der Schleimhaut und nicht von einer Secretionsftörung abzuhängen fiheint, fo daß sedativa und adstringentia befonders viel zu verfprechen fcheinen Man glaube indeß nicht, daß ich nies mals Dpiate anmende; denn es giebt Fälle, in welchen es ſehr gewagt feyn würde, fi) ohne diefelben zu behelfen. Sie find bisweilen erforderlich, um eine übermäßige Thaͤtig— Eeit fobald, als möglich, zu unterbrechen und den begleitenden 287 Schmerz zu heben. mals ganz auf dieſes Mittel, indem ich aus Erkahrung weiß, wie häufig Nüdfälle danach eintreten, felbft wenn die Wirkung für den Moment günftig ift; hauptfächlic würde ih auch dann Ausleerungen des Darmcanald vermittelt Ricinusoͤls in Anwendung ziehen. IH finde nicht, daß dies fes Mittel alsdann mehr Ausleerungen bewirkt, als wenn man daffelbe unter den gewöhnlichen Umftäinden giebt. Ich habe es oft mit einigen Tropfen Laudanum gegeben, welche das Kneifen verhüten und die Schmerzen befänftigen. Wagte ih nicht, Nicinusöl zu geben, fo benutzte ich Dlivenöl, wels ches außerordentlich mild ift, und ich glaube, daß es wenige Fälle giebt, wo der Kranke nicht ſtark genug wäre, das Mit: tel zu ertragen, wenn der Mayen daffelbe nicht wieder aus— wirft, und ich bin überzeugt, daß viele von den Fällen, wel che man täglich mit befänftigenden, abdftringirenden und als terirenden Mitteln behandelte, damit in wenigen Zagen ge: heilt werden würden, ftatt daß fie jetzt Wochen und Mo: nate lang anhalten. Sch febe wohl ein, daß zu Zeiten diefe Behandlungs: weife fehr bedenklich erfcheint, und daß der Kranke oft fehr dadurch erfchredt wird; aber verzweifelte Krankheiten erfor dern verzweifelte Mittel; die chemifchen Proceffe der Ver: dauungsorgane find uns noch ein Geheimniß; und wenn ich von einer hartnädigen Diarrhöe befallen würde, fo würde ich weit eher auf eine oder zwei Drachmen Nicinusöl, als auf andere Mittel vertrauen, welche fo vielfach empfohlen worden find. in alterans zur Verbefferung der Secretion, ein sedativum zur Linderung des Schmerzes und ein we: nig KalE zur Hemmung des Abführens und zum Neutras liſiren der Säure ſcheint eine vortrefflihe Zufammenfegung ; aber foviel ich gefehen habe, fo thut dieß entweder nicht ge— nug, oder fchlügt ganz fehl, und es ift mir nicht genug, wenn ich höre, daß der Kranke endlich auch gebeilt wird. Sch liebe, ebenfowohl raſch als ficher geheilt zu werden, und gebe dabei immer der Behandlung den Vorzug, welche mir die baldigfte Herftellung verfpricht. Indem ich diefe Bemerkungen fchließe, fo möchte ich nur noch hinzufügen, daß ich diefelben nicht wegen ihrer Neuheit mitgetheilt habe, fondern nur, um meine Collegen auf eine Behandlungsweife aufmerkfam zu machen, welche Ich verlaſſe mich jedoch felten ober nies 288 mir eine größere Beachtung zu verdienen fcheint, als ihr bis jest geworden ift. (Lond. med. Gaz., Dec. 1841.) Niscellen Die Operation der Hybdatidengefhwülfte der Le— ber, nad) Recamier (fhon 1825), it, nad der Differtation des Hrn. Barbier (Paris 1840), wiederum mehrmals von Ré— camier und Jobert mit glüclihem Erfolge ausgeführt worden. Die Erkennung ftüst fid) auf die allgemeinen Leberfomptome und auf das fogenannte Hydatidengeraͤuſch, welches bei combinirter Percuſſion und Aufeultation vernommen toird. Die Diagnofe wird außerdem durd) eine Erplorativpunction mittelft eines außerordent— lich feinen Zroicarts feftgejtellt. Iſt dadurch der flüfige Inhalt conftatirt, fo bildet man auf dem bervorragendfien Theile der Ge— ſchwulſt einen Schorf mit Aegkali;z nach Abftofung des Schorfs wird das Argmittel auf's Neue applicirt, bis die Bauchwandungen an derfelben Stelle nad) und nach ganz zerftört find, wobei Ver: wachſungen der venöfen Flächen unter der Aesftelle mit Sicherheit erfolgen. Das Wegnehmen des Scorfes nach der erften Applis cation des Aetzkali's ift gefährlich, wie fih aus einem von Bar- bier fetbft mitgetheilten alle ergiebt, wobei die nach der erften Application mit Gewalt vorgenommene Entfernung des Aesihorfs tetanus herbeiführte. Wenn endlich die Cyſte bloßgelegt ift, fo öffnet man fie mit dem Meſſer, entleert den Sad und füllt ihn dagegen mit einer täglich) verminderten Quantität von lauwarmem Waſſer an. Ueber bie nährende Kraft der Fleifhbrühen hat Dr. Edwards beiehrende Verſuche angeftellt. Wenn man recht Eräftige Fleiſchbruͤhe vollkommen abdampft, fo findet man cine ſo Eleine Quantität fefter Maffe, daß es fehrinen kann, als ſey fie durchaus nicht aeeignet, die Körperkraft zu unterftüsen; dennoch haben ftarte Fleifchbrühen auf eine merkwürdige Weiſe die Eigen— ſchaft, nad Erfhöpfung oder Ermüdung die Muskelkraͤfte wiederz berzuftellen. Dr Edwards ift durch Verſuche mit dem Dyna— mometer zu dem Schluſſe gefommen, daß folche Brühen alle ans deren Mittel zur Wiederherftellung der erfchöpften Kraft bei Wei— tem übertreffen, und dag Wein oder Weingeift, auf welche man in diefer Beziehung fo allgemein fein Vertrauen fest, von unter: geordnetem Werthe find. Es iſt daraus indeß nicht zu folgern, daß aufeinanderfolgende Gaben im Stande ſeyen, die Wirkung immer noch zu fleigern; im Geaentheile ift es wahrſcheinlich dag große Mengen diefer, chenfo wie anderer Fluͤſſigkeiten, beläftigen. Die Thatfahe, welche Dr, Edwards ermittelt hat, ift jedoch von großer Wichtigkeit und Tpricht fehr argen den Mißbrauch von Bier oder Spirituofen, welche gewöhnlich von Leuten, die ſehr ſchwere Arbeit haben, für unentbehrlich gehalten werden. (Hod- gkin, Means of preserving health. Lond. 1841.) Nefrolog. — Dr. Zean Pierre Colladon, der äftefte Arzt zu Genf, vorzüglid um die erfte Einführung der Vaccine in Frankreich verdient, ift, 73 Sahr alt, verfchieden. Bibliographische Florigraphia Britannica, don 1841. 8. Geologifhe Beobachtungen über die vulcanifchen Erfcheinungen und Bildungen in Unter: und Mittelitalien. Von H. Abih. Er: ften Bandes erfte Lieferung: Ueber die Natur und den Zuſam— menhang der vulcanifhen Bildungen. Braunfhweig. Gr. Quart. 1841. Nebft 3 Karten und 2 lithog. Tafeln, By R. Deakin, MD. Vol. I, Lon- Neuigkeiten Practical obseryations on nervous diseases originating from mor- bid Derangement of the Liver, Stomach ete., occasioning low spirits and Indigestion, Also on Disorders produced by Tropical Climates upon European Constitutions ete, By Ge- orge Robert Rowe, MD. etc. 4. Edition, London 1842. 8. The military and naval medical Reference Book. By W. Bre- wer, MD. London 1841. 12. — — —— — Menue Notizen auß dem Gebiete der Hatur - und Heilkunde, gefaommelt und mitgerheilt von dem Ober = M Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Mepdieinalrathe und Profeffior Froriep zu Berlin. No. 459. (Nr. 19. des XXL. Bandes.) März 1842. Gebrudt im Landes »Induftrie- Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Mat: 8X Ueber die Schädelfammlung des Dr. Warren zu Bofton. „Heute, am 26. Detober 1833 (erzählt Dr. George Gombe in feinen Notes on the united States of North-America, during a phrenological visit in 1835 — 40, Vol. 1. p. di ff.), „beſuchte ih die Schaͤ— delfammlung des Dr. Warren, die fi) in der Medicinals ſchule zu Bofton befinde. Sie ift groß und werthvoll und enthält Schädel von vielen Voͤlkerſchaften, die id mit den chaͤdeln derfelben Nationen, welche man in der phrenolo= gifchen Sammlung in Edinburgh fieht, rüdfichtlih der all— gemeinen Form und Größe übereinftimmend fand, Dr. Warren zeigte mir drei Stuͤcke, die einer ausgeftorbenen Nation angehören und im Miffifippithale gefunden murden. Sie gleihen den in der Edinburgher Sammlung befindli— chen Chineſenſchaͤdeln auffallend. Der ehrwürdige Dr. S. D. Lang, der gründliche Forſchungen diefer Art betrieben hat, hält e8 für ausgemacht, daß America von den Suͤd— feeinfeln aus bevölfert worden ſey, während Dr. Morton die einheimifchen Americanifchen Indianer als eine befondere Menfchenrace anfieht , deren Urfprung fih von keiner der übrigen anerkannten Menfchenracen herleiten laffe. Sollte man fpäter viele alte Schädel finden, welche diefen dreien gleichen, fo würde dieß fehr für Dr. Lang's Anficht ſpre— den, während die Befchaffenheit der Schädel der lebenden Voͤlkerſchaften Dr. Morton’s Meinung günftig. ift. Dr. Warren befigt ebenfalls eine Anzahl Gypsab— güffe von Schädeln, die einer alten Peruanifchen Nace, wels che vor der gegenwärtigen Incarace lebte, angehören follen. Sie haben eine ungemein ſchmale, niedergedrüdte Stirn und vom Ihre rüdwärts eine gewaltige Ausdehnung. Mit dies fer Drganifation fteht die Behauptung, daß dieſes Volk hohe intelfectuelle Fähigkeiten befeffen habe, civilifirt, maͤch— tig und in dee Baukunft fehr geſchickt geweſen ſey, wovon prachtvolle Nuinen noch jegt Zeugniß ablegen, in einem merkwürdigen Widerſpruche. Es ift öfters die Frage auf: No. 1559 Bet ——— geworfen worden, wie die Phrenologen dieſe Thatſachen mit ihren Lehren in Einklang bringen koͤnnen? Vor der Hand laͤßt ſich darauf nichts erwidern, als daß die Richtigkeit der Angaben ſehr zweifelhaft erſcheint. Große Ruinen und ei— nige merkwuͤrdige Schaͤdel haben ſich an derſelben Stelle vorgefunden, und man hat ſofort angenommen, daß jene Schaͤdel, von denen nur wenige bis auf unſere Zeit ge— langt ſind, die Normalform der Erbauer jener architectoni— ſchen Werke repraͤſentiren, woraus man denn einen der Phrenologie unguͤnſtigen Schluß zieht. Indeß iſt die Zahl der bisjetzt dort aufgefundenen Schaͤdel ſo gering, daß es moͤglicherweiſe abnorme Schaͤdel ſeyn koͤnnen, die wegen ihres ſonderbaren Anſehens als Curioſitaͤten geſammelt wor— den find ); und ſelbſt wenn ſolche Schädel in Menge vor— handen wären, fo ließe fi nicht behaupten, daß fie dem Volke angehörten, welches die Baudenfmale entworfen und deren Ausführung vorgeftanden hat. Eine tieferftehende, uns terjochte Race Eann dort unter der Leitung einfichtsvollerer Geiſter gearbeitet haben. In der Naturforfchung gilt, wie in der Jurisprudenz, die Negel, daß der Thatbeftand mit möglichfter Zuverläffig- Eeit ausgemittelt werden muß, bevor mir aus demfelben Folgerungen ableiten. Co finden wir in allen bigjeßt erforfch- ten Ländern, daß jeder lebende Menfch, deffen Kopf, ein Wenig *) Diefe Annahme ſcheint doch etwas gezwungen; weit nafürli- der ift die, auch alsbald vom Verf. mitgetheilte, daß bie aufgefundenen Schädel einem andern Volke angehören, als dem, unter deffen Oberleitung die alten peruanifhen Baus denfmale entftanden find, etwa einem unterjocdhten Sklaven volfe, deffen Schädel der Zerfegung widerftanden haben, waͤh— rend die des herefchenden, mehr verweichlichten Volkes un— tergegangen find. Kand doch, z. B., Derodot (’Isogiwr, Barsıa, Cap. 12) die Verweſung der Schädel der Perfer und Arapptier, welche auf dem Schlachtfelde von Pelufium abge— fondert lagen, in ganz verfhiedenem Grade vorgefchritten. Die der weichlihen, ihren Kopf ſtets warmhaltenden Perſer waren fehr mürbe, die der Argyptier außerordentlid hart. Der Ueberf. 19 291 s über den orbitae gemeffen, nicht Uber 13 Zoll im Umfange hat und bei dem die Nafenwurzel vom Hinterhauptsbeine, über den Scheitel hin gemeſſen, Eeine volle 9 Zoll abfteht, ohne Ausnahme biödfinnig iſt; daß ferner die in den ftols zen Baudenfmalen Aegypten's entdedten Schädel der alten Aegyptier zur caucafiihen Menſchenrace gehören und diefelbe Eatwidelung der Drgane darbieten, wie man fie an den jesigen civilificten Europäern, welde mit jenen an Kunft wetteifern, bemerkt; daß bei den alten Griechen und Ro: mern, deren Gefhichte auf fihern Nachrichten beruht, und von denen Büften und Statuen bis auf unfere Zeit ge— langt find, intellectuelle Größe ſtets mit einer ſtark entwik— kelten Stirn Hand in Hand ging; daß die Schädel der jetzt lebenden einheimifchen Americanifhen Indianer rüdfichte lih der intellectuellen Entwidelung unter denen der angels ſaͤchſiſchen Nace ftehen, und daß jene Indianer in geijtiger Beziehung dem eingewanderten Volke, vor dem jie zuruͤck— weichen, nicht gleihEommen. Alle diefe Thatfachen find au: thentifd) und handgreiflih, ftehen miteinander in Einklang und beftätigen fümmtlihd den Schluß, daß eine geringe Größe des vordern Gehienlappens von ſchwachen, fowie eine bedeutende Größe ftets von ſtarken intellectuellen Kräften begleitet ift. Stellen wir diefe Zeugniffe auf die eine, fowie die in Betreff der alten Peruaner behaupteten Umftände auf die andere Seite, fo find Logifcherweife nur zwei Annahmen möylih, entweder daß die letztern Umſtaͤnde auf irriger Beobahtung oder Auslegung beruhen, oder daß bei den als ten Peruanern die Natur nicht demfelben Gefege treu ges blieben iſt, welhem fie in allen übrigen Fällen, wo man deren Wirken mit der größten Gemiffenhaftigkeit erforſcht bat, gefolgt ift. Bei dem gegenwärtigen Stande unferes Miffens entfheide ih mich für die erftere Annahme. Der wahre Worth des durch diefe alten peruanifhen Schädel ab: gelegten Zeugniffes wird fi) am Beſten ermeffen Laffen, wenn man den Lehrfag der Phrenologen, daß der Umfang das Maaß der Kraft fen, umkehrt und behauptet, je Eleie ner der vordere Gehirnfappen fen, deſto größer fey die In: telligenz. Wie würden unfere Gegner alsdann triumphiren ! Mie würden fie unfere Theorie durch handgreiflihe That: fahen über den Haufen werfen und ung wegen unferer Thorheit bemitleiden ! Uebrigens darf hierbei ein Umftand nicht überfehen werden, nämlih, daß, wenn diefe Schädel kuͤnſtlich zuſam— mengedrüdt worden find, eine Verſchiebung der intellectuel len Organe flattgefunden bat und diefelben recht wohl in mittelmäßigee Größe im Gehirne vorhanden gemefen ſeyn Eönnen, fowie, 3. B., das Ruͤckenmark bei budlichen Perſo— nen aus der natürlichen Lage gerüdt ift und dennoch feine Functionen erfüllt, Diefer Punet läßt ſich jedoch ohne eine Befihtigung des Gehirns nicht zur Erledigung bringen, Ueber Urzeugung enthält ber 6. Band von Valentin’8 Repertorium (1841) einen Bericht, durch welchen der jegige Standpunct dirfer Trage auf 292 eine Elare Weife feftgeftelt wird; wir theilen denfelben hier ohne Abkürzung mit. „Die Unterfuhungen von Eſchricht über Bothriocephalus latus und punctatus und von Mieſcher über Entozoen der Tri⸗ glen füpren wiederum einen Schritt weitery um den Entftehung hergang diefer Schmarotzer kennen zu lernen, obgleich, wie wir bald fehen werden, ſich gerade hier neue, faſt größere Räthfel Betreff der Urzeugung darjtellen. Daß die in fo großer Zahl bei manchen Entozoen, vorzüglih der Bandwürmer, vorkommenden Eier ihre beftimmte Function haben und nicht, wie man bei Ans nahme der generatio aequivoca behaupten müßte, der bloßen Conſequenz wegen gefhaffen feyen, leuchtet von felbft ein. Nun liege ji) noch annehmen, daß diefe vielen Eier nur dazu dienten, die Species in demjinigen Thiere oder Menfchen, in welchem die Mutter niftet, fortzupflangen. Das erfte Individuum aber ents ftunde durch Urzeugung. Dann müßte, z. B., in dem menſchlichen Darme, wie diefes, in der That, bei Fiſchen ftattfindet, große Zahs len von Bandiwürmern vorgefunden werden, was jedoch nicht der- Fall ift. Daß aber Millionen von Eiern geihaffen würden, damit in demfilpen Darme,, wo ein Bandwurm fon länger haufer und wählt, nur cin oder linige Thiere ſich entwickeln, die übrigen das gegen zu Grunde gehen, ijt gewiß ebenfaus ſehr unwahrſcheinlich. Es ſtellt ſich daher ſchon aus diefen rein theoretifchen Gründen, welche auch Eſchricht (anatomifd:phyfiolog. Unterſ. über die Bothriocephalen, Breslau und Bonn 1841) klar entwickelt hat, die Vermuthung, daß die Entogoäneier oder die aus ih: nen fih entwidelnden Zungen und Embryonen auß dem Thiere, inwelhem fie zuerft parafytifh wohne ten, in das Freie gelangen und dort kürzere oder längere Zeit verweilen, bis fie entweder zu Grunde gehen, oder cin anderes geeignetes Thier derfelben, oder einer andern Art treffen, um in diefem zu nis ffen und fih zur VoLltftändigfeit zu vergrößern. Sit diefes aber der Fall, fo trirt natürlich die Wurmkrankheit in die Reihe der durch materielle Inficirung oder Con— tagion fi fortpflangenden Leiden. Diefe einfache Schluß— folgerung wäre ſchon längft allgemein gemacht und angenommen worden, wenn nit das Vorkommen der Entozoen im Innern tiefe verborgener Drgane Schwierigkeiten in den Weg legte. Bekannt: lich ſuchte man dieß früher durch die Annahme zu erklären, daß die Eier und Keime im Blute kreiſ'ten und fo in die einzelnen Or— gane abgefegt würden. In abstracto aufgeftellt ift die Annahme, wenn aud) nicht für die mit keinen Waffen verfehenen Eier, doch für die bewaffneten jüngeren und älteren Eingeweidewürmer, welche im Blute wahrgenommen worden, richtig. Abgefehen von Poly- stoma venarum, T'reutler, weiches befanntlih von Andern für eine Planarie angefehen wırd, und anderen Älteren Angaben über dag Vorkommen von Würmern in dem Blute und den Blutgefäßen, ift die Exiſtenz von Schmarogern, welche fonft in Zheilen eines Thie— res erfhrinen, im Blute in einzelnen Fällen Feine Seltenheit. So fand jih noch im Kaufe des legten Winters auf der Anatomie zu - Bern ein Strongylus armatus in dem Blute der ſcheinbar unver— legten Pfortader des Pferdes, wie diefer Wurm überhaupt, nad) feinem Eeinesweges feltenen Vorkommen in den Blutgefäßen zu fliegen, wahrſcheinlich vermittelſt feiner Bewaffnung cin Gefäß durchdringt und nun mit dem Blute mehr oder minder fortbewegt wird. Das Lıstere iſt fogar bei lebenden Froͤſchen fhon, foviel fh weiß, zweimal wahrgenommen worden. Denn Schmitz fah in den Gapilların von Rana bombina Helmintben und ich in denen des Fußes des gemeinen Frohes Errmplare don Anguillula inte- stinalis fortgetrichen werden. Wahrfcheinlich gehören auch die von mir cinmal im Blute der Forelle gefundenen, zur alten Gattung Proteus oder gu Amoeba, Ehrb., zu ſtellenden Zhiere hierher, Es ließe fih nun denken, daß dieſe Gefhöpfe eine Strede weit mit dem Blute herumgetrieben würden und dann inftinctiv in das— jenige Organ, welches zu ihrem Wohnfise am! Geeignetften ift, duch die Gefäßwandung. hindurdtreten. Das Durchboh ren ſelbſt würde an und für fich feine großen Schwierigkeiten darbieten, da einerfeits die Mundbewaffnung und die Form und Elafticität ber Thiere, andererfeits die Nachgiebigkeit der Gefäßwandungen hier: 293 bei wefentliche Dienfte leiten würden. Denn wir werden bald fes ben, daß-felbft da, wo verfchiedene junge Entogoen durd Gewebe durdydringen, die von ihnen erzeugten Lüden bald faum, bis gar nicht Eenntlidy find, ihre ungen daher aud in ihrem Wanderungs: ftadium nur zu einer beftimmten Jahreszeit exiſtiren, und da uͤherdieß das Kreifen derfelben im Blute nicht lange zu dauern braudıte, um fie an ihren neuen Beftimmungsort zu bringen, fo würde es fi) Hieraus erfehen laffen, weßhalb im bewegten Blute Entozoön fo äußerft felten und eben nur zufällig wabrgenommen werden, Allein dieſe ganze Bluthypotheſe würde böchftens anſchaulicher mas den, wie Parafiten ihren Ort in dem Innen eines Thieres vers ändern und, fobaid fie von Außen, 3. B., in die Mundhöhle ges langt find, bis zu innern Organen vordringen könnten, obgleich cine unmittelbare Durdybohrung der innern Theile überhaupt, ohne Zweifel, der einfachere und hoͤchſt wahrſcheinlich in den meiften Fäls ten gewählte Weg feyn dürfte. Für die Ueberpflanzung ven Sdma: retzern von einem Zhiere auf das andere ift fo Erin weſentlicher Aufſchluß zu gewinnen. Einen beffern Weg ſcheinen aber cine Reihe von Sägen anzudeuten, welche aus den Erfahrungen von Eſchricht, Miefber, Stredeifen und dem Verfaſſer folgen dürften und die wir hier reihenweife aufſtellen. 1) Wahrſcheinlicher Weife find, wie Efhridht zu: erit, auf Erfahrung aeftügt, ausfprad, und Gtrid: eifen beftätigte, die Eingeweidewürmer, wenigftens die vier böbern Ordnungen der Nematoideen, der Ucanthocepbalen, der Trematoden und der Geftois deen jährige Thiere, welde, fie mögen nun ein eins jäbriges oder mehrjähriges Leben befigen, fih zu verfhiedenen Jahreszeiten in verfhiedenen Größen und Entwidelungszuftänden befinden. Bei einigen Zrematoden und Geftoideen fcheinen ſich bieweilen, fo weit wenige ſtens die noch wenig ausgedehnten Beobadtungen reichen, im Fruͤhjahre junge Thiere darzuftıllen dann (und im Eommer?) ibre Wanderungsmweife durchzumachen, im Semmer und Herbſte fich im— mer mehr zu verarößern und geaen den Winter gänzlidy oder zu einem großen Theile abzufterben oder, wie es viclleicht bei den Bo— tbriocephalen der Fall ift, ihre Glicderfette abzuftogen und als opf mit einigen Gliedern zurücdzubleiben. Das Schidfal der Eier während des Winters bleibt noch ganz räthfelbaft. Findet aber ein ſolcher jaͤhrlicher Wechſel ſtatt, fo muß es eine Zeit geben, wo die Würmer am Größten und zum Theil am Häufigften find, wie fi diefes oft im Sommer darftellt, während fie im Winter ente weder wahrhaft feltener vorfommen, oder nur feltener zu eriftiren fcheinen, weil ihre dann vorbandene Kleinbeit ihre Wahrnehmung hindert. Findet aber ein foldbes jährlihes Abftofen der Gtiederketten bei den Bandwürmern ftatt, fo folgt bieraue, wie Efhriht mit Recht vermuthet, daß die aüunftigfte Zeit, um folche Ketten ab zutrei- ben, die feyn muß, welche der natürlihen Abſtoßung am Nädhften Liegt. Die Cur muß dann infofern eriprießtich feyn, als hierdurch die indeffen gebildeten reifen Glieder zugleich aus dem Körper entfernt werden. Da jedoch aus dem bleß zurück bleibenden Kopfe eine ganze Gliederkette dadurch nachgebildet were den kann, daß die Glieder fich fortaefegt theilen. fo neue erzeugen, und daß auf die Art die älteften Glieder am Weiteften nad Din: ten rücen , ba fo die Abtreibung des Kopfes bei unferer Unkennt— niß der Lebensdauer deffelben ebenfo wichtig wird, als die der Eier, fo bleibt es Eünftigen Unterſuchungen beimgeftellt, ob Bandwurn- mittel leichter das nanze Thier entfernen, wenn c8 aus Kopf und Sliederkette oder aus dem bloßen Kopfe befteht. 2) Diean den böbern Entogoön anaeftellten Be: obachtungen weifennadb, daß während ihrer Ent— wicelung ſehr bedeutende Metamorpbofenzuftände eintreten, und daß fo Embryonen und Junge vorbans den find, welche von dem ausgebildeten Thiere im böchften Grade abweichen, daaenen bisweilenan En: toxzoen anderer Ordnungen oder gar an niedere Ins fufionstbiere erinnern. Schon durch Siebold (f. Ba: lentin's Rep, III. 211.) iſt es bekannt, daß die Jungen des 294 Minostoma mutabile in ihren Kormen von den Geftalten des Mut— terthieres ſehr abweidyen und infuforienähnlih ausfehen. Ganz dafjeibe ift, nah Mieſcher, anfangs bei Distoma cygnoides der Fall. Achnliche Erfahrungen haben auch frübır fhon Mebe lis und Nordmann gemadıt. Später befisen dann, wie wir fehen werden, die Jungen cine noch andıre Gıftolt. Eie find wie: der von den Mutterthieven auffallend verfhieden und mit Orga— nen, welche ihnen wahrſcheinlich behufs ihrer Wanderung dienen, verſehen. Nach den von Miefcher bei Zriglen angeftellten Beob— achtungen zeigen fib bier zuerft gefchlechtelofe filaricnartige Wefen, die Später chryfalidenäbnliih werden, ſich gleichſam vepuppen. In ihnen bilder fih ein neuer Wurm, mwöhrend fi das Mutter- tbier bis auf feine Hülle aufzehrt. In diefim zweiten Thiere ent— fteht dann ein drittes, ein Teetrarhynchus (f. Rep. V. 310), mit defz fen Entwidelung das Mutterthier wieder zu Grunde acht. Das neue Thier wird frei und beginnt die bald zu ermöhnenee Wandes rung *). Aus Liefen Geftaltverfchiedenheiten der jüngern und ältes *) Bei Cyprinns tinca fand ich aͤußerlich am Darme zahlreiche größere und Eleinere Erimplare von Echinorbynchus ncdulo- sus von verfchiedener Größe, von denen ein Theil freier lag, ein Theil in der Richtung von Außen nad) Innen in die Darmbäute mehr oder minder eingebohrt war. Im Innern des Darmes war feine Epur eins Echinorhynchus mwahrzus nehmen ; bdageacn wimmelte bier Alles von verhältnigmäßig kleinen und nur milrofcepifchen Exemplaren ven Distoma, wabhıfcheintih D. globiporum. Wurde aber das Mefenterium mikroſcepiſch unterfucht, fo zeigten ſich neben Eleinen Krasern zahlreiche größere und Elcinere Chryfaliden, weide innerhalb einer doppelten Hülle länglidy,runde Körper oder Gebilde, die zwei rundliche, durch einen gewundenen Strang verbundene, Theile befaßen, hattın. Neben diefen regungslofen Chryſali— den eriftirten zahlreiche, ficy Lebhoft bewegende Filarien. Miele leicht gehören auch hierher Lie, fhon dem freien Auge auffalz lenden rundlichen bis länglichrunden, braunen Körper, welche zwifchen der Muskelhaut und der Schleimhaut des Maceng und vorzüglich dıs vorderften Theiles dis Darmıs von Rana esculenta vorfemmen. Sie erfheinen unter dem Mikrofcope als eiförmige, rundliche oder länglichrunde Körper, welche einen braunen, koͤrnigen, grumdfen Inkalt, eine diefin eng um: ſchließende Hülle und um dieſe eine zweite faferige Hülle be— fisen In den meiften derſelben Eonnte ich nur eine grumöfe, unregelmäßige, orobkörnige Maffe erfınnen. "In einer ſah ich tine eingefchleffine xcentriſche, viel kleinere Blafe, welche ein thierartiges Wefen zu enthalten ſchien. Brei Exemplaren, wel: ce ich im Juni unterfucte, war es mir auffallend, daß bei einem Froſche befenderg, faft immer in der Nähe eines folchen Yuppenkörpers, cin filarienartiger Wurm, ver fich lebhaft krummte und bieweilen fpiralig zufammenrollte, exiftirte. In einzelnen Fällen fab ich das Enkezoon innerhalb der aͤußern Huͤlle; bieweilun fchien es innerbalb der inrern eingerollt zu figen. Bei einem andern Froſche, den ich Anfangs Juli bier- auf erforfchte, waren, wie gemöbntih, die braunen Puppens körper im Innern der Häute dis Magens und dis vorderen Darmtheiles verkanden. Läras des Übrigen Darmtbeiles bis zu dem After bin hafteten, theil® nach Außen hin hervorragend, theils im Jynern der Darmboͤute, zahlreiche, mehr aelbliche Körper ähnticher Art. Ihre Größe wechfelte von der eines fchr geringen Steckhadelkopfes bis zu microfcopifher Kleine beit. Bei den garößern ftellten ſich die Verhältniſſe wie bei den früberen Froͤſchen dar. Im mittleren und Eleineren zeigte ſich tbeils im frifchen Zuftande, tbeils nah Befruchtung mit Calzfäure, daß filarienartige. Entoxoen in den Puppenbülfen lagen. Mance von diefen hatten eine ſenkrechte Scheidemwand, welche fo die Hülfe in zwei Kammern theilte. In jeder von dieſen faß ein filarienartiger Eingeweidewurm, Bisweilen fand dieſer fih an einer Scite, während an der andırn eine Kugel von koͤrniger Maffe eriftirte. Bei allen, diefe Gebilde darbietenden,, Froͤſchen fanden fih im Darme fich oft lebhaft 19* 295 ren Individuen ergiebt fich aber, da nur felten, ja wahrfcheintich nie, volljtändig ale Entwicelungsformen nebeneinander exiſtiren, eine bedeutende Zahl faſt unuberwindlicher Schwierigkeiten fur die ſpecifiſche und ſelbſt generiſche Beſtimmung, weit man oft faſt kein einziges ſicheres Kriterion zur Erkenntniß ſelbſt der Famtlie hat. Abgeſehen von den früher befannten und den oben angeführten Beobacptungen erinnere ich nur an die Gercarien, welche, wie ic) aud aus eigener Prüfung glauben muß, Zremaroden voer jüngere trematodenähnlidye Zuftande darſtellen. h 3) 3u einer gewifien Zeit ihres Lebens beginnen die hierzu auf die eine oder die andere Art organijirs ten Zungen gemwiffer Eingeweidewüurmer Wanderun: gen dur die Körperorgane und befolgen bierbei Wege, auf denen fie wahrſcheinlich zuhetzt nach Aus Gen gelangen, oder durch die jie von Außen her in das Innere des Körpers dringen. Ein folder, vielleihr haͤu— fig vorfommmender Wanderungsiweg der Zungen der Entogo&n der Fiſche und Reptilien ift längs des Baugyfeus, am Herzen oder duch das Herz und gegen die Rachenſchleimhaut. Eine Eleine Dijtanz weiter und jie jino in der Mundhöhle, um don da in das Freie zu fommen. Deuclidye Spuren diefes Wanderungsweges, dur offenhar ein ſehr leichter, ja bei ſtarkſchuppigen Fiſchen und der zahen Eederhaut diefer Thiere und der Reptilien ein nochiwendig zu erwählender ilt, haben Mieſcher bei feinem Tetrarhynchus der Triglen und ich bei den wahrfcheinlichen Zungen des Distoma cy- guoides wahrgenommen. Merkivürdig feine es (wenn ſich bei den jenigen vorliegenden Erfahrungen etwas ſchließen läßt), daß noch Keine Anzeige vines Ausganges dur den After, fondern bloß durd) die Munds und Kiemenhöhle hin beobachtet worden. Bei diefen Berhältniffen geräth man umwillführlid) auf den Gedanken, ba vielleicht als feloftitändige Parajiten gefannte (geſchlechtsloſe) Thie— re junge ducchtretende Entogoen find. Den umgekehrten Weg hat wahrſcheinlich Eſchricht bei Gadus callarius beobachtet, da er dort Würmer in den Muskeln (nad) Innen bin gerichtet) gefunden. Eupplict man nur das Mittelglied, daß wahrſcheinlich die Eier oder Zungen der Eingeweidewuͤrmer nad) Außen gelangen , dort eine Zeitlang frei verweilen und endlich die günftige Gelegenheit erreichen, jih in einem andern Individuum cinzuniften, fo wird bei der Schwierigkeit, ein anders paffendes Individuum aufzufin den, leichter erfichtlich, -weßhalb die Natur gerade die Entozoen mit fo zahlreicher Ei- und Embryonenbildung verfehen, damit Zaufende und abermals Zaufende zu Grunde gehen Eönnen, ohne daß die Eriiteng der Species in Gefahr fommt. Außer diefen, wie mir fubjectiv gewiß ift, activen Wanderungen der Entozo@n fommen aber auch pafjive vor. Hierzu gehören, z, B., die bekannten Ver: bältniffe der Ligula, welche zuerft in den Fiſchen geſchlechtsles ift, dadurch, daß dieje legtern von den Vögeln gegeffen werden, in die Eingeweide diefer Thiere gelangt und hier ihren Geſchlechtsapparat entwidelt. Die Efer oder Jungen erreihen dann wahrſcheinlich wieder bei ihren Wanderfchaften die Fiſchorganismen. Daß die Zungen der Eingeweidewürmer anfangs geſchlechtslos find, läßt fich, foweit die bisherigen Erfahrungen reichen, behaupten. Viel⸗ leicht iſt aber auch der Sag richtig, daß keine oder wenigſtens Feine höhere gefhlechtlihe Entwidelung vor der Vollendung ihrer Wanderfchaft eintrifft. 4) Obwohl bei dem Reihthume an Eiern, wels her bei den höhern Entozoen vorkommt, und bei den bei einigen wenigftens andeutungsmweife bis jetzt be= obadhteten Wanderfhaftsverhältniffen der jüngern Thiere, bei der für eingelne durch Beobadhtung feft: geftellten Leichtigkeit derfelben, Die Gewebe ohne Hinterlaffung bedeutender Spuren von®erlegungen bewegende, mifrofeopifche Distomata von fehr verfchiebener Größe und Entwidelung, von denen fich befonders die jüngern lebhaft regten. Im den Lungen aller unterfuchten Individuen eriftirten größere und Eleinere Distomata cylindrica, von der nen ſelbſt die Eleinften, faft mikroſcopiſchen eine ungeheure Menge von Eiern enthielten, Balentin. 296 zu durhdringen, im gewöhnliden Sinne des Wortes cine generatio aequivoca derfelben ebenfo unwahrs ſcheinmich, als eine foLdhe der Infujorien ift, fo tres ten dodh bei den Eingemweidewurmern Zeugungsvers hbältnijfe auf, welche weder auf die geſchlechtliche Zeugung nod) auf die vorigen Kortpflangungsarten durch Kuojpenbildung, dur Zheilung u. ſ. w. zurüds gefügrt werden fönnen, von denen nur entfernte Unaloga bei Snfuforien und Saamenthierhen vors tommen und die man mit dem befonderen Namen Ins nenzeugung (generatiointerna) belegen fann. Es wurde ſchon ooen erwähnt, daß bei den Binnenwürmern der Tri— glen mindejtens zwei Mul Zpiere, die ineinander eingeſchachtelt ind, entftehen, daß, wahrend das neue eingefhachtelte Thier ſich ferner ausbildet, der mütterliche Organismus aufgelöf’t wird und zu Grunde geht. Daß diefe Phänomene feine ifolirten feyen, leh— ren die früheren befannten Beobachtungen von Bojanus, Carus und ©iebold, Denn chne Zweifel ıjr wogl Carus merfwürdis ges Lencochloridium cin foldyes, mit Leben noch begabtes Muttere gebilde. Es wäre nun denfdar, daß die Mutterthiere felbjt Her— maphroditen feyen und fo die jungen Zhiere erzeugten, dann ab= ftürden und durdy Maceration zu Grunde gingın. Allein abgefehen von allem Andern , Jind einerjeits die Mutterwürmer , foweit die bisherigen Beobachtungen reichen, geſchlechtslos geweſen, und andes rerjeits enrjtanden die neuen Thiere in neuen Körperhöhlungen, welche mit innern Eingeweiden in feiner Verbindung zu ſtehen fhienen. Allein wenn auch felbit alle diefe Gegenmomente nice vorhanden wären, müßte hier eine Species Eur für eine andere Species adlegen, diefe dann Eier viner nod andern Species erzeu— gen u. f. f., bis endlid nad) einer gewilfen Reihe die Species, welche die erften Eier oder Keime hervorbringt, wiederkehrte, eine Annahme, welche ebenfoviel Paradorie enthielte, als der einfache Ausfpruh, daß hier auf die rärpielhaftefte Zeugungsweiſe ſich durd) uns unbekannte Kräfte gefegmäßige Verhältniſſe bilden. Oft wird dann das junge Thier durch Dehiscenz frei. Dieſe Erzeu— gung innerer Thiere und ihr Drraustreten aus der beritenden Mus terhülle finden wir unter den Infuſorien, z. B. bei Gonium und zum Theil in den zuerjt in Cyſten enthaltenen und fpäter freien Spermatozoen, welche legteren durch die Aehnlichkeit mancher ihrer Formen mit den Gercarien und ihrer in einzelnen Fällen beobach— teten Saugmundformation den Zrematoden gewiß nahe ftehen. Diefe Analogie deutet darauf bin, daß die Innenzeugung ficher Eein ifolirtes Phänomen iſt. Das junge Thier verhält ſich hier, wie eine Tochterzille, welche in einer Murterzelle entjteht. Diefe wird aud) um fo mehr in ihrem Inhalte reforbirt, ja ſchwindet oft gang (oder berftet, wie bei dem befruchteten Follikel), jemehr jih die Tochterzelle der Reife nähert. Der widhtigfte Sag, daß ſich die Eingeweidewürmer durch ein materielles (duch ihre Eier oder Jungen erzeugtes) Contagium fortpflingen, it zwar in den Anfichren der Gelehrten wegen ‚der Annahme der generatio aeyuivoca bis auf die neuefte Zeit ſehr in den Hintergrund getreten, ja nur von Einzelnen auszuſprechen ge— wagt worden, bat ſich aber in VBolfsanjichten bier und da erhalten. Weniaftens in der Schweiz, wo befanntlih der Bothriocephalus latus fchr verbreitet (ft, wo er jedoch fo wenig Beſchwerde madıt, daß die meiften Menfchen diefen ihren Parajitın nur durch zufällige Entleerung von Gliedern deffelden fernen Lernen, herrfcht an vielen Drten der Glaube, daß einzelne beftimmte Quellen oder Brunnen den Bandwurm erzeugen und felbft ganze Landſchaften und Städte anfteten Eönnen. Ob diefer Meinung Wahrheit zu Grunde Liege, bleibt noch ſehr dahingeftellt.’’ Miscellem Um die Richtigkeit der von Dumas und Bouffin: gault gegebenen Analyfe der Euft zu prüfen, bat fi eine Anzahl Chemiker verabredet, an verfchiedenen Orten an bes ftimmten Tagen, fowie unter gewiffen meteorologifchen Umſtaͤnden, Verſuche anzuftellen. Zu Genf hat Herr v. Marignac Analys 297 fen vorgenommen, beren Refultat mit den zu Paris veranftalteten faft genau übersinftimmt, indem er in 10,000 Gewichtstheilen Luft 2,299 Gewichtstheile Sauerftoffgas fand. In Kopenhagen hat Herr Levy, welder den Verfuchen des Herrn Dumas in Paris beigewohnt, Ana'yjen angejtelle und gefunden, daß in Betriff der uber dem Kante und der über dem Meere gefammelten Luft ein weſentlicher Unterſchied beſteht. In „Kopenhagen bietet die Luft dieſelbe Zufammenfrgung dar, mie in Paris; allein die Sceluft enthait weniger Sauerftcffgas, und dir Unterſchied ift fo bedeu— tend und fo conjtant, daß hier von einem Irrthume nicht die Ride ſeyn kann. Uebrigens ſcheint dieſe Verfgierenbeit auf eine ſehr niedrige Luftſchicht, die ſich mit der Meereeoberflähe in uns mittelbarer Berührung befindet, bef'yränkt zu fiynz denn als man auf der Kufte, wahrend der Wind vom Meere her wehte, Luft bis 35 Fuß über dem Boden fammelte, fand man, daß diefelbe die nämlihe Zufammenfigung darbor, wie die Landluft. Die Faferung des uterus it von Purkfinje und Kasper unterſucht worden; die Faſern im nicht ſchwangern ute- 298 rus find ben unentwickelten Muekclfafern des Embryo zu verglei en; fie verbinden fidy negförmig; es find feine concentrifchen Schichten zu trennen. In der Nähe des Mutterhalfes laufen die Faſern meiſt ftrahlig nad) Innen, biegen fid) um und laufen wie: der nad) Außen, ebenfo am Mutterförper; an den Zuben laufen die innern Fafern longirubinal und jind ven queeren umgeben. Der mittlere Theil des uterus beftcht größtenthrils aus queeren und ges gen die Seite hin aus ſchiefen Fafeınz jeder größere Gefäpftamm ift von Langen-⸗ und Queerfaſern umgebin. Die außerfte Schicht beſteht aus ſtarken, mannichfach verflodhtenen Faſern mit Zellge— webs zwiſchenraͤumen ; vom ligamentum rotundum geht eine Faſer— ſchicht gegen den Muttergrund, eine andere gegen den Mutterhals; die Fafern der Tuben vertheilen ſich am ſtaͤrkſten in der Außen—⸗ ſchicht der Gebärmutter. Am Mutterhalſe gehen die Faſern in die VBaginalfafern über, Die Musfelfafern find von einer Förnigen dünnen Schicht umgeben, welde wahrfcheinih das Blaſtem zur Ausbildung neuer Faſern ift. (Kasper. De structura fibrosa uteri non gravidi, Breslau 1840.) I ee ———— Ueber den Zuftand des Harnes der Schmwangern (und die im Harne vorhandene Grapidine als Zeichen der Schwangerfdaft). Vom Dr, James Stark zu Edinburgh. Hierzu die Figuren6. bis 20. auf der mit Nummer 454. [Nr. 14 dieſes Bandes) aufgegebenen Zafel). Die Veränderungen, welche der Harn durch den Zuftand ber Schwangerſcha,t erleidet, waren von den neuern Aerzten durchaus nicht beachtet worden, bis Nauche diefelben in einer im Juli 1351 der Parifer Gefellfchaft für practiſche Medicin mitgetheilten Artikel fehr fchlagend darlegte *). Die älteren Arzte kannten dies felben jedoch nicht nur, fondern nahmen auch in ihrer Praris auf diefelben Ruͤckſicht. Vor der Mitte des Legtverfloffenen Jahrhun— derts widmeten die Aerzte aller Zeitalter dim Zuftande des Harns in Krankbeitefällen febr viel Beachtuna, und wiewehl ihnen zur Erkenntniß der eigentlichen Natur der in jenen zufammengefegten Zlüffigkeiten vorgehenden Veränderungen die Chemie Feine Dienfte leiftere, fo unterfuchten fie doch die pbyficalifchen Eigenſchaften des Harns mit einer ſehr nachahmungswerthen Genauigkeit. Kaum eine dem Hippocrateg, Avicenna, Galenug, Dribafius, Aetius x. befannte Krankheit ift in Betreff der durch dieſelbe verurfachten Veränderungen des Harns unbeobadjtit geblieben, und ſelbſt über die durch die Schwangerſchaft veranlaßten find Bemer— tungen vorbanden. Ja mande jener Schriftfteller gehen in ihren Beichreibungen mit folder Genauigkeit zu Werke, daß ſich im Avicenna“) die Edilverung Nauche's faft Wort für Wort fins det, natürlich mit dem Unterfchiede, das dem Lesteren bei feiner vorgeblichen Entdedung die neuere Chemie zur Seite ftand. Da «6 mir nicht gelungen ift, mir Herrn Nauche's Origi— nalartikel zu verfchaffen, fo muß ich deffen Beobachtungen rück ſichtlich des eigenthümlichen Stoffes, der ſich im Harne der ſchwan— geren rauen findet , aus der zweiten Hand entlehnen **"). Cs gebt daraus hervor, daß, wenn man den Harn einige Zeit fteben ließ, ſich aus demfelben eine weiße, flodige, pulverartige oder *) Bergl. Notizen 1831, No. 4. des XXXII. Bds. ©. 64. **) Liber Canonis de Medicinis cordialiis ete, fol. Venetiis 1555. Lib. III. fen. XXI. Traet. I, Cap. II. F. p. 385. **") Medico-Chirurg. Review, Vol. XXI. p. 228. Lancet, Vol. VIM. p. 496. L’Experience, Vol. III. part. 2. p. 61. Etümperige Subſtanz ausſchied und ein Häutchen auf der Oberflaͤ— che der Fluͤſſigkeit bildete, welche Eubftang er für das caseucı oder ven eigenthümlichen Beftandtheil der während der Schwanger: fhaft in den Brüften fecernirten Mitch bielt und die er Kie— ftein (#) nannte. Auf weiche Gründe er ſich bei ver Annahme, daß diefe pulverartige Ablagerung caseum fin, ftügte, finde ich nirgends angegeben, und fo viel ich weiß, haben Pereira *) und, nad demjelben, Dr. Kennedy und Kane’) die Richtigkeit dies fer Meinung in Zweifel gezogen. Allein während Dr. Kennedy und deſſen Freund, ihrer Anficht nad), einen Fehler berichtigten, feinen fie felbft in einen noch größern verfallen zu fiyn, indem fie ein pbosphorfaures Salz für Albumen erklärten. Sm Jahr 1839 gaben jedoch die Artikel des Herrn Eguifier in der Gazette des Höpitaux, weldye im Julibefte tes Journals L’Experience, fo wie mit Anmerkungen von Tandyon in dem Zunibefte der Lancette frangeise nochmals abgedrucdt wurden ***), diefen Unterfuhungen einın neuen Antrieb. Herr Eguifier bes fhrich die Veränderungen, die fib im Harne der Schwangern wahrnehmen laffen, und die eigenthümliche Subſtanz, der man den Namen, Kieftein beigelegt harte, fihr grnau. Er beobach— tete, dab der des Morgens zuerft gelaffene Urin von blaffer Farbe und leichtem mildigten Anfeten war, Ladmuspapier röthete und weder durch Erhigung, noch durd die gewoͤhnlichen Reagen— tion, melde man zur GEntdrdung des Albumens anwendet, zum Goaguliren gebracht werden Fonnte. Wenn man die Fluͤſ⸗ figkeit ftchen läßt, jo erſcheint mitten in derſelben cine mit fars daͤtſchter Wolle Aehnlichkeit habende flodige Subftan;, und es bitdet fich ein weißer flodiger Niederſchlag. Nach zwei bis ſechs Tagen fteigen kleine undurcfichtige Körper vom Boden bis an die Oberflaͤche der Flüffigkeit und werden zulest fo zahlreich, daß fie die ganze Dberfläce bededden. Diele Subftanz hat man Kieftein genannt, und fie befigt cine ſolche Gonjiftenz, daß, wenn man fie an ıinem ihrer Ränder foßt, die ganze Haut fid) abheben läßt. Sie firht weiß, opaltscirend und etwas geförnt aus, etwa wie das geronnene Fett, welches Kalte Fleiſchbruͤhe bedeckt. Noch drei bie vier Tage fpäter wird der Harn trübe und das Häutchen zerreißt Es löfen ſich kleine Stüde von demfelben ab und fallen zu Boden, bis es zulegt auf diefe Weife ganz verfchwindet. » *) Waller’s Ausgabe von Denman’g Midwifery, p. 171. *) On obstetrie auscultation, p. 56. Notizen 1834 Nr, 16. des XXXIX, Bdose., ©. 256. **4) Auszüge aus bdenfelben findet man auch im Medico-Chirur- gical Review, 1839, p. 229, fo wie in unferm Journal, Vol. LVI. p. 586. 239 Unter dem Mikroſcope niment ih dieß Häutihen: angeblich fo aus, als 05 es aus kleinen gallertartigen Majfen von unbeftiminter Geſtalt beſtehe. Auch hat man, nah deſſen Verderbniß, Kleine Eus bifhe Croſtalle darin encdeckt, diefeiben jedoch nicht für mefentlicye Beftandtheile des Häutchens gehalten. Das Haͤutchen bildete fh in allen, von Herren Eguifier beobachteten Fällen von Schwangerſchaft, und feiner Angabe nad). findet man es von den eriten Monaten an bis an's Ende derfelben. Er führt aud an, Herr E. Rouffeay babe diefelbe Subſtanz in dem Harne mancher traͤchtigen Tyierwershen gefunden. Dr. Golding Bird*) ijt der einzige andere mir bekannte SHriftfteller, welcher diefen eigenthuͤmlichen Beftandtheil des Dar: nes der Schwangern nah eignen Beobachtungen befhrieben hat. Das einzige Neue, was er den von ihm meist beftätigten Bemer— Eungen feiner Vorgänger binzugefügt bat, ift, daß, wenn man dem Harne Alkalien zufegt, ſich phospborfaure Erden in Menge aus demfelben niederfchlagen, und daß die eigenthuͤmliche opalescirende Farbe des Häuthens hauptjächlich von der Anweſenheit feiner drei— feitig prismatifcher Eryitalle von dem phosphorfauren Zripelfalze herrührt. Diefe Eryftalle hatte der zulegt genannte Schriftiteller als vierfeitig befchrichen, was jedoch ficher nur der flüchtigen Uns terfuchung zugufchreiben war. Beide Verfaſſer fanden diefelben aber in größter Menge, wenn das Haͤutchen in Verderbniß über: gegangen war. Dr. Bird Fonnte über die Natur des im Häutchen enthaltenen eigenthümlichen thierifchen Stoffes Eeine beſtimmte Meinung abges ben, glaubte jedoch, er fomme dem casenm näher, als irgend einer andern Subſtanz, zumal wenn man in Anfhlag bringe, daß wäh rend der Bildung und Zerfegung jenes Stoffes fi häufig ein ſtar— ter Käfegeruh aus dem Urine entwidelt, * Hiermit habe ich alle mir bekannte Bemerkungen uͤber dieſe angeblich nur im Harne der Schwangeren anzutreffende Subſtanz zuſammengeſtellt. Nauche, Eguifier und Rouſſeau behaup— ten einſtimmig, fie finde fi) im Urine aller Schwangern. Dr. Bird, der in dreißig Faͤllen beobachtete, Eonnte fie in dreien nicht entdecken; allein dieß mochte von Eigenthümlichkeiten in dem der: maligen Zuftande der Patientinnen herrübren, da er diefelde fpäter im Harne derfelden Perfonen noch entdeckt zu haben ſcheint. Kein einziger Beobahter diefes eigenthümlichen Haͤutchens hat die Anficht, das daffelbe aus caseum beftehe, mit einem haltbarern runde bewiefen, als daß es in einem gewiſſen Gtadium der Zer— ſetzung ſtark nach altem Käfe riedt. Im Verlaufe einer Reihe von Erperimenten habe ich an faulis gem Harne, der Übrigens Eeinen der hier in Rede ftehenden Cha— ractere darbot, öfters ganz benfelben Geruch wahrgenommen. Durd) den Geruch läßt fi der Harn der Schwangern von dem anderer Perſonen durhaus nicht unterfcheiden, und dennoch haben beide rücjichtlich der chemiſchen Eigenthümlichkeiten Eaum ein ein: ziges Kennzeichen mit einander gemein. Das Refultat meiner Beobachtungen über die Zufammenfeze zung des Harns der Schwangeren läuft darauf hinaus, daß das eigentbümliche Haͤutchen faft in jedem Falle zu einer oder der ans dern Zeit zu finden iſt; daß es in den frübern Monaten fich deut: licher zeigt, als in den beiden legten; daß fich die relative Menae deffelben ftets nad) der Quantität des während des Kühlwerdeng und Stehens des Harns zu Boden fallenden Präcipitats beurthei— len läßt, und dab auch die Quantität der vorhandenen Erdfalze fih im Allgemeinen ziemlich fo verhält, wie die des ſich von fetbft bildenden Niederfchlags und des Haͤutchens. Wie bald nach der Goncevtion der Kieftein ſich zeigt, habe ich nicht ermitteln koͤnnen. Eguifier behauptet, ihn in vier Tälfen zwifchen dem erften und vierten Monat aefunden zu haben, und Dr. Bird traf ihn bei einer Frau, die fih am Ende des zweiten Monats ihrer Schwangerſchaft zu befinden glaubte. Sch *) Guy’s Hospital Reports, No. X. p. 15, April 1840. Bes obachtungen in Betreff gewiffer Milchbeſtandtheile, die fich im Harne der Schwmangern finden, fo mie über die Anwendung diefes Umftandes auf die Diagnofe der Schwangerfchaft, 300 habe nie Gelegenheit gehabt, den Harn einer fhwangern Frau früher, als muthmaßlich ſechs Wochen nach der Empfängnig zw unterfucdyen; damals zeigte aber das Haͤutchen ſich hoͤchſt deutlich. Noch reihliher ift es, gleih den Erdfalzen, zu Ende des zweiten Monats vorhanden, und meines Willens trifft man weder jenes. noch diefe je in größerer Menge, als während des dritten Monatdı der Schwangerfchaft. * Wiewohl ich geſagt, daß ih das eigenthuͤmliche Haͤutchen faſt in jedem Falle von Schwangerſchaft angetroffen, will ich doch Eeis neswegs behaupten, daß es in jedem Falle in jedem Stadium wahrzunchmen fey. Im Laufe der legten drei Sahre find mir eine namhafte Zahl von Ausnahmen vorgefommen, und no gang neu= lic befaß ich gleichzeitig zwei Proben von Harn Schwangerer, auf denen ſi h binnen acht Zagen fein Häutchen bildete, obwohl fie einen unerträglichen Geruch verbreiteten. Ich Eonnte mir dieß in einem der beiden Fälle nicht erfiären, weil der Harn in chemiſcher Bes ziehung durchaus von derjelben Beſchaffenheit war, wie folder, auf welchem ſich das Häutchen bildete. In dem andern Kalle zeiate es fich, daß der Harn vorübergehend feine chemifhe Zufams menfegung geändert hatte. Der von denfelben beiden Patientinnen inige Tage fpäter gelaſſene Harn zeigte jedoch das Kieftein = Häutchen. Die größten Abweichungen rüdfichtlich des Erfcheinens des Häutchens fcheinen indeß bei demjenigen Harne vorzufommen, wels her während der beiden legten Monate der Schwangerfcaft ſecer— nirt wird. Der in den frühern Monaten gelaffene lieferte das Haͤutchen nicht nur conftanter, fondern aud) reichlicher, als der in den ſpaͤtern Monaten gelaffene ”) Ih babe den Harn in vielen Krankheiten unterfucht, und zu: mal in folchen, wo fi auf der Oberfläche deffelben ein Haͤutchen bildet; aber ces ijt mir Feine einzige vorgekommen, in welcher der Harn, neben den alsbald näher zu befchreibenden hemifchen Eigens fhaften, ein dem Kieftein aͤhnliches Häutchen geliefert hätte. Wenn man den Harn einer Schwangern eine Zeitlang ftchen läßt, fo Schlägt fich aus demfelben faft immer ein reichliches Sedi— ment von weiglicher Farbe nieder, welches, da daſſelbe fehr Leichter Natur ift, locker über dem Boden des Gefäges ſchwebt und mehr oder weniger lange zacige Ausläufer aufmärıs fendet. Diefen Niederfchlag veralib Apicenna fehr paffend mit Baumwollen— fegen, und Walläus, Fernelius, Rofinus, Lentulug, NRega u. f. w. geben an, er fey „instar carptae lanae“. Am ſchnellſten bildet fich diefes Audiment in dem Harne derjenigen Frauensperſonen, welche fih im erften bis vierten Monate der Schwangerſchaft befinden, indem es fich in ſolchem Urine gemeinigs lich gleit nad) dem Verkuͤhlen oder doc) binnen wenigen Stun—⸗ den zeigt, Nach dem vierten Monate’ verlaufen gewöhnlid) eine namhafte Anzahl von Stunden, bevor der Niederfchlag eintritt, und in den legten Monaten der Schhwangerfhaft find mir Fälle vorge— kommen, wo 24 Stunden verftrichen, che eine irgend beträchtliche Menge niedergefallen war. i Nachdem fih das Sediment einige Stunden oder Tage an dem Boden der Flüffigkvit verhalten hat, ſieht man in den meiften Fällen Eleine unregelmäßige rundlihe Theilchen über deffin Ober— fläche, aber noch mit diefer verbunden, und diefe ſteigen fpäter in die Höhe und bilden das Häutchen, welches man Kieſtein genannt bat, und welches bald zerreißt und beffen Zheilchen dann wieder in der Flüffigkeit zu Boden ſinken. Diefe eigenthümliche Erſchei— nuna bat auch Avicenna richtig befäjrieben: „sicut grana as- cendentia et descendentia“, fo wie Walläus: „parvae parti- ceulae paulo mins quam dimidium pisi“*). Dieß Sediment ſcheint in den festen Monaten der Schwangerfchaft in weit geringerer Menge vorhanden zu feyn, und fn mehrern Fällen, die mir unz längft vorgekommen, ift der im Harne zu Boden gefallene Nieders ſchlag böchft unbedeutend, fo daß der Abſtich gegen das im Harne der im dritten oder vierten Monate ftenenden Schwangern ſich bile dende reichlihe Präcipitat ungemein auffallend ift. Das Sediment hat auch eine entfchieden röthere Farbe, Auch in diefer Beziehung *) Institutiones, Lib. IL, Cap, 6. 501 ift der gefehrte Avicenna ung zuvorgekommen, indem er berich— tet, gegen das Ende der Schwangeifhaft hin nehme das Sedi— ment cine röthlihe Farbe an, während deffen Farbe in den früs bern Monaten graugrünlih fey. _ Da Dr. Bird (fo wie auch Eguifier) das eigenthümtiche Haͤutchen, welches ſich auf der Oberfläche bildet, ungemein genau befchricben Hat, fo ift in diefer Hinſicht nichts mehr zu thun übrig; Dir Harn der Schwangern fcheidet ſich alfo in zwei Portio— nen, ein Sediment und eine Flüffigkeit, ab, und zunächft will id) von der chemiſchen Befchaffenheit der erftern, hierauf von der der kegtern, endlich) von der des ganzen Harnes handeln. Bon dem fih von ſelbſt bildenden Sedimente de Harnsder Schwangern Wenn man bie flüflige Portion abgefchieden hat, fo zeigt ſich das Sediment von ſchmutzig weißlich— gelber Farbe und fettigem Förnigen oder Elümperigen Anfehen, fo daß es fich ziemlih fo ausnimmt, wie manche Arten von Eiter, Es fühle ſich nicht fertig, fondern einigermaßen fandig oder griefig an. In Eohendem Waſſer Löf’t es ſich völlig zu einer Elaren So— lution auf, die einen Stich in's Gelbe hat, und durchaus fo aus— fiebt, wie ſehr biaffer wäfferiger Harn Bei'm VBertühlen dis Malers ſetzt fich faft das fammtliche Sediment wieder zu Boden. War davon im Verhältniffe zum Waller nur fehr wenig in legs 9— aufgelöf’t, fo bildet ſich nach dem Verkuͤhlen kein Nieders lau. Nachdem ſich das Sediment im Waffer wiedergebildet hatte, ward die ganze Maffe umgefchürtelt und aqua ammoniae zugefegt da denn die Löfung augenblicklich vollftändig und die Flüfjig: keit durchaus Kar wurde. Trug man in dirfe ammeniakatifche Solution Salzfäure ein, fo zeigte ſich alsbald ein reichliches Praͤ— cipitat, und die Flüffigkeit erhielt die vorige trübe Befchaffenheit wieder. Eine andere Portion des in Waſſer ſchwebenden Sediments ward ebenfalls mit Ammonium behandelt, worauf behufs der Neu— traliſirung des letztern Schwefelſaͤure zugeſetzt wurde. Es zeigte ſich kein Niederfchlag ; ale man aber die Säure in Ueberſchuß ein— trug, entftand eine fehr geringe Truͤbung, deren Grad jedoch ein ſchwaches Opalesciren nicht überftieg. Wenn man zu dem in Waffer fchwebenden Sediment Schwe— ferfäure fegte, loͤfſte fich daffelbe faft vollftändig auf, fo daß nur, wie bei'm legten Verfuche, ein ſchwaches Opalesciren der Flüffigs keit zu bemerken war. Setzte man zu dem in Waffer fchwebenden Sedimente Salpe— terfäure, fo entſtand eine völlig Elare Auflöfung. Salz = und Efinfäure äußerten auf das in Waſſer fchwebende Sediment Feine merkliche Wirkung, Aquae potassae löf’te das in Waffer fchwebende Sediment auf, welches dann mittelft Salzfäure, aber nicht mit Schwefel— fäure, wieder gefällt werden Eonnte. Man löftte das Sediment in kochendem Waſſer auf und fegte, während des Kochens, Alcohol in der Abficht zu, das etwa vor: bandene caseum und albumen nieberzufchlagen; allein es trat wer der ein Nicderichlag, noch fonft die geringfte Veränderung cin. ( Wirkung des Aethers auf das Sediment. Das dom Harne getrennte noch feuchte Gediment ward mit dem gleis ‚ en Bolum von Schwefeläther zufammengefchüttelt. Als man die Miſchung ftehen ließ, fchied fie fi in zwei Portionen, von denen die oberfte, aͤtheriſche, ſchmutzigweiß und, wegen ber vielen anſchei— nend darin nur fchwebenden feſten Theilchen, völlig undurdfichtig, die untere wälferige aber viel blaffer gefärbt war. Das in diefer fi) bildende Präcipitat hatte cin loceres, flodiges Anſehen. Wenn man die ätherifhe Portion abſchied und eine Zeitlang ſtehen ließ, fo fammelte fich der Aether, anfcheinend ganz rein, an der Oberfläche, während fich eine dide, gummiartig ausfchende glöftgteit zu Boden fepte., Man goß etwas von diefer auf &hreibpapier, wodurd jedoch Fein fettiger Fleck veranlaßt ward. Den Reft Eochte man mit etwas Waſſer, und es bildete ſich fo all- mälig eine homogene Auflöfung. Während der Aether verdunftete und die gummiartiae Subſtanz ſich auflöfte, fiel ein ſchwerer grell: roter, cryſtalliniſcher Sand auf den Boden dis Gefäßes. Bei einem ber Verfuche bildeten ſich während des Kochens der Flüffig: 302 keit nur wenige Eryftalle; allein ald man jene eine Stunde lang ruhig ftehen gelaffen, fielen noch eine ziemlihe Menge grellrother Gryjtalle zu Boden (Fig. 15. und 16.) Nah dem Verkuͤhlen nahm die Flüffigkeit eine völlig milhartige Farbe an, da fich ein teichlicger heißer Niederfchlag bildete, und als man etwas davon auf eine Glastafel goß, nahm fie fid) ganz fo aus, wie ein Tro— pfen wäfferiger Milch. Wenn nun das fih im Harne der Schwangern niederfchlas gende Präcipitat keines der im gewoͤhnlichen Harne, vorfommens den Sedimente ſeyn Eann, fo bleibt deffen eigentliche Beſchaffenheit weiter zu unterfuchen. Auf die Anwendung des Aethers verfiel ich zuerft, um bie fragliche Subftanz vollftändiger von den übrigen Ingredienzien des Harnes zu trennen, da cs mir moͤglich ſchien, daß diefe in chemi— fher Bezichung von allen gewoͤhnlichen Darnfedimenten abweichende Subftanz animalifirter Stoff fiy. Das Rıfultat entfprady meinen Erwartungen. Der Aether ſchied diefe Subſtanz von allen übrigen Beftandthrilen des Harns, und der von den Eigenfhaften aller mir früher befannten Ingredienzien des Darns fo abmeichende GSharacter derfelben trat nun fehr auffallend hervor. Da jedodh der Harn der Schwangern einen fehr ftarfen übeln Geruch verbreitet, welchen mehrere Schriftfteller mit dem des alten Käfe verglichen haben, fo verfiel ich darauf, Harn, deffen chemifche Eigenſchaften ermittelt worden, mit einer gewiffen Menge Milk zu vermifchen und dann zu unterfuchen, ob fich bei der chemiſchen Analyfe diefelben Refulrate ergeben würden, wie bei der Unterfus hung des Harnes der Schwangern. Bei dem erſten Verſuche diefer Art tröpfelte ih Milch in Harn, in welchem weder Säuren nody Alfalien irgend einen bes merkbaren Nicderfhlag zu Wege brachten, bis die Mifihung dies filbe Farbe angenommen hatte, wie fie der Harn der Schwangern befigt, wenn man ihn mit feinem Sedimente umgefcüttelt hat. Die Achnlichkeit warfo täufchend, daß man die eine Fluͤſſigkeit Leicht mit der andern hätte verwecfeln können. Als man etwas von diefim mit Mitch verfegten Harne kochte, zeigte fih feine Veränderung, und wenn man während des Kos chens Alcohol zufcgte, entftand Erin Niederſchlag. Die Salpeter: fäure erzeugte ein Präcipitat, welches durch gelinde Erwärmung der Flüfjigkeit nicht berheiligt, aber durch Kochen theilweife aufge— loͤſ't ward. Dieß rührte wahrfcheinlich daher, daß die Theilchen des Präcipitats durch die Hitze fefter mit cinander verbunden wur— ten. Als man zu bdiefer noch heißen Flüffigkeit aqua potassae zufeste, zeigte fich eine Veränderung. Als zu einer Portion des mir Milch vermifchten Harnes Eſ— figfäure zugefegt wurde, trat keine fehr bemerkfbare Veränderung ein, wiewohl man, als man die Flüffigkeit bei durchfallendem Lichte unterfuchte, Kleine fledige Theilſchen deutlich in derfelben ſchwim— men fab. Durch das Kochen der Klüffigkeit ward Feine weitere Veränderung bewirkt. Als fie Fühler wurde, zeigte ſich der Nie: derfchlag weit deutlicher. As man zu dem falten mit Milch verfegten Harne Ealzfäure zufegte, zeigte ſich Feine merfliche Veränderung; als man ihn aber bis zur Siedetemperatur erhitzte, ſchlug ſich ein geringes kaͤſemat— tenartiges Präcipitat nieder. S Sciwefelfäure erzeugte daffelbe, aus.feinen Theilchen beftehende Präcipitat wie Salzſaͤure, und nachdem man die Flüffigkeit ſtark umaejhüttelt hatte, ſchied es ſich in Geftalt flociger geronnener Miih ab und ſchwamm auf der Oberfläche. As man Pflanzen: kali zufegte, zeigte ſich Feine Veränderung. Ammonium £onnteim Anfeben des mit Milch vermifchten Harns, ſelbſt wenn diefer gekocht wurde, Feine Veränderung zu Wege bringen. : Diefer Verſuch wurde mit verfchiedenen Milchquantitäten mebrs mals wiederholt. Setzte man nur ſehr wenig Mitch zu, fo ließ fi durdy fein Neagens die geringfte- Veränderung bewirken. Sch vermiſchte hierauf etwas Milch mit dem Harne von tie ner Schwangern, von dem deffen Sediment ‚getrennt worten war, da das Icgtere, wie es ſchien, den fämmtlichen oder faft ſaͤmmtli— chen eigerthümlichen Stoff enthielt , deffen Beſchaffenheit ich näher zu unterfuchen wünfchte. 503 } Durch Kohen wurde diefe Mifhung in keiner Weile ver: ndert. Ammonium befeitigte ſehr vorübergehend, doch nicht gänzlich, die Truͤbung der Flüfjizkeit, in der ſich bald darauf ein reichliches flociges Präcipitat bildete, welches durch zugefegte Schwefelfäure nicht aufgelöf’t, fondern in ein flociges Präcipitat verwandelt ward, weiches an die Oberfläche der Flüfjigkeit ftieg, To daß diefe voll kommen hell wurde. Diefes legtere Präcipitat war in Ammonium nicht auflöslich. Pflanzenkali hatte in jeder Beziehung diefelbe Wirkung auf den mit Mitch verfegten Harn der Schwangern, Salpeter:, Schwefel», Salz: und Efiigfäure erzeugten einen reihlihen flodigen Niederſchlag, welcher in Ammonium nicht auf: löslich war; allein wenn Ammonium in Ueberfchuß zugelegt wurde, bildete fi zu dem vorigen noch ein neues Präcipitat. Diefer Verfuh wurde oft und ſtets mit demfelben Erfolge wiederholt; nur wenn die Milch in fehr geringer Menge vorhan— den war, aͤußerte Erines der Neagentien irgend eine Wirkung darauf. So ſieht man denn, daß fich das in Waffer fchwebende ca- seum ber Milch durch Säuren, melde deffen Coagulation bewir— Een, entdecken läßt, daß er aber durch Alkalien nicht afficirt wird, Ich behandelte nun den mit Mildy verfegten Harn mit Arther auf diefelbe Weife, wie id) mit dem Harne der Schwangern felbft verfahren war, und fand, daß der Aether den fämmtlidhen anima— lifirten Stoff, d. h., das caseum der Milh, aus dem Harne in derfelben Weife auszog, wie es in Bezug auf den eigenthümlihen Stoff des Harnes der Schwangern der Fall gewefen war. Die Auflöfungen beider Stoffe in Aether waren nicht von eins ander zu unterfheiden. Die aus dem mit Mitch verfegten Harne gewonnene war Elebrig, undurhfichtig, von gummiartigem Anfehen und wurde, wenn man fie erhigte, zuerft etwas heller, ſowie aber der Aether verdunftete und die Zemperatur ſich erhöhte, in Folge eines fich bildenden weißen flodigen Präcipitats, wieder weniger duchfichtig. Rothe Cryftalle, wie fie ſich bei dem animalifirten Stoffe im Harne der Schwangern gezeigt hatten, famen nicht zum Vorſcheine. Als dieſer Theil der aͤtheriſchen Aufloͤſung ſich abkuͤhlte, theilte der Niederſchlag der Fluͤſſigkeit ein truͤbes Anſehen mit, und als Ammonium zugeſetzt ward, wurde die Fluͤſſigkeit etwas heller, da ein Theil des Praͤcipitats ſich aufloͤſ'te, und hierauf fiel ein neues Praͤcipitat zu Boden, welches ſich durch Salpeterſaͤure zum Ver: fhwinden bringen ließ, worauf die Fluͤfſigkeit in ihrer urfprüng: lihen Zrübung erfcien. Schwefelſaͤure veranlaßte in der ätherifchen Auflöfung eine ftärfere Truͤbung, indem ſich ein neues Präcipitat bildete, welches duch Ammonium befeitigt ward, wenn man bavon nur bis zur Sättigung der Säure zufegte, worauf die Flüffigkeit wieder in ihr rer frühern Trübung erfchien. Da ſich auf diefe Weife mittelft chemifcher Agentien die Zur fammenfegung des natürlichen Sediments nicht genau ermitteln ließ, fo nahm ich die mikcofcopifche Unterfuhung zu Hülfe. Aus meinen Verſuchen hatte ich die Ucberzeugung gewonnen, daß die eigenthümliche Subftanz des Harnes fi) von den übrigen 304 Sngrediengien dadurch trennen laffe, daß man einen Theil des Harz nes oder feines Sedimentes mit einem gleichen Theile Aether zus fammenfchüttelte. Dieb Verfahren wandte ich alfo zuvörderft an. Die Auftöfung in Aether wurde bereitet, ein Wenig davon auf einer Slasplatte ausgebreitet und mit dem Mikrofcope unterſucht. Ueber 60 Proben vom Harne verfchiedener Schwangern wur— den auf diefe Weife unterfucht, und in allen erfaunte man deutlich Kuͤgelchen, welche denjenigen der Mitch ziemlich ähnlich waren. Die ganze ätherifhe Portion fchien in der That aus Kügelhen zu beftehen, die in einer zäben, gummiartig ausfehenden Feuchtigkeit fhwammen, melde vollflommen durdfichrig war. Die Kügelchen dagegen waren meißlich, und wenn das Licht fie von der Geite traf, fo opalefeirten fie in der Weife, daß fie fehr deutlich zu erkennen waren. Die Kügelhyen waren in allen Fällen rund, und ihr Faͤr— beitoff ſchien fih in deren Außern Hülle zu befinden, da bei durch— fallendem Lichte deren Mittelpunct durchſichtig und eine Schwache opalescivende Färbung an deren Umkreis erſchien. Diefe Kügelchen bildeten auf dem Glafe zerftreufe Gruppen, die fich, je nachdem die Maffe dicker oder dünner aufgetragen wor— den, verfhiedentlich aeftaltet hatten. Wo nur cine dünne Lage ges wefen war, zeigten ſich die Kügelchen vereinzelt, wie in Figur 16, Zumeilen lagen drei oder mehr dicht aneinander, oder fie waren zu Eleinen Eugelförmigen Körpern verbunden, bei denen man jedoch leicht erkannte, daß fie aus denfelben winzigen Kuͤgelchen zufams mengefegt waren. ©. Figur 9. GSchluß folgt.) Miscellen Sn Beziehung auf luxatio spontanea wird in dem eben erftatteten fechsten zweijährigen Berichte der orthopädifchen Anftalt zu Kanftadt von Herrn Dr. Heine gefagt: „Verkürzung der unteren Ertremitäten in Folge von Hüftgelenksfrankheit (luxa- tio spontanen) fünf Patienten; bei zweien hatte der unternom» mene Gurverfud den unerwartet glücklichen Erfolg, daß der aus» gereckt gewefene Schenfelkopf in die Gelenkhöhle dauernd zuruͤck— geführt wurde und die Patienten ohne Hinken Eräftig und weit zu gehen vermochten. Aehnliche Gurverfuhe wurden in vier Fällen von angeborener Ausrenfung bes Schenfelfopfes (luxatio congenita) gemacht, die aber nicht denfelben Erfolg hatten.” (X. 3.) Matias-Rinde von einer fübamericanifhen Pflanze, wahr: fcheintih von dem genus Wintersunia, wird, nad Dr. M'Kay in Edinburgh, in Südamerica häufig ftatt der China bei intermit- tirenden Fiebern gebraucht. Sie enthält hauptſaͤchtich einen bittern harzigen Stoff; ein Alkaloid ift nicht gefunden worden; außerdem enthält fie zwei wefentliche Dele; die Wirkung ift tonifh, aromas tiſch, adftringirend. Die in Edinburgh angeftellten Verſuche ber wäbhrten das Mittel hei Dyspepfie mit Appetitlofigkeit, bei Phthi— fig zur Unterftügung der Kräfte, bei Wafferfuchten neben den diu- reticis, fowie bei den Fällen von Migräne, welche den Gebrauch des Chinins zulaffen. Bibliographische Considerations sur les caracteres de la vie dans l’enfance. Par le Docteur F, Barrier. Paris 1342, 8. Chimie agricole. Du Solarable, de ses varietes et des moyens d’en apprecier les qualites. Fragmens de lecons faites à ecole d’agriculture et d’economie rurale du Dpt. de la Seine inferieure. Par M. J. Girerdin. Paris 1842, 8. Neuigkeiten. Memoire sur la ligature souscoutande des arteres, Par F, L. Tavignot. Paris 1842. 8. Clinique chirurgicale de l’höpital de la Pitie. Par J. Lisfranc, Tome I. Paris 1842. 8. — — — — — — Menue Notizen auß dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefommelt und mitgetheilt von dem DhersMedieinalratheFroriep zu Weimar , und dem Mediemalrathe umd Profeſſer Froriep zu Berlin. N. 460. (Nr. 20. des XXI Bandes.) März 1842, Gebrudt im Landes » Induftrie- Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. kunde 1 1 HER een ARTE | BER « Ueber das Verhaͤltniß des nervus sympathicus zu dem übrigen Nervenfufteme bei'm Frofche, gegrün- det auf eine Verfolgung des Weges, den die, durch das Mifrofcop unterfcheidbaren, Nervenfa— fern des fympathifchen Nerven in den Stämmen anderer Nerven nehmen. Ein Echreiben von Volkmann in Derpat, an E. 9, Weber in Leipzig*). — Dorpat, den 3./15. Februar 1842. Ich bin in den legten Wochen befchäftigt gewefen, die Unterfuhungen, welche ich gemeinfhaftlih mit Bidder *) Wenn die großen Schwierigkeiten überwunden werden koͤnn— ten, melche der Verfolgung der Nervenfafern durd eine mi crofcopifche Zergliederung der Nerven entgegenftehen: fo würde die Nervenlehre für die Phyfiologie und Pathologie erft recht fruchtbar werdin, Allein es darf Niemand hoffen, das ihm diefe Schwierige Arbeit aclingen werde, wenn er lich nicht fehr lange und mit der arößten Bebarrlichkeit damit befchäftigt. Daß diefes bei Volkmann und Bidder der Fall gewe— fen ift, weiß ich aus einem langen literärifchen Verfehre mit ihnen; es weiß es audy das aelehrte Publicum durch die ſchö— nen von Volkmann in Müller’s Archiv für die Phyſiolo— gie vor längerer Zeit niedergelegten Refultate aͤhnlicher For— fhunaen. Ich babe Urfadhe, ein arofes Vertrauen in die Vorſicht und ftrenae Wahrheitsliche meiner beiden Freunde zu fegen, lege daher auf die in diefem Briefe enthaltenen Unter: fuchungen cin aroßes Gewicht und glaube der Wifferfchaft einen Dienft zu leiften, wenn ich dafür forge, daß fie öffentlich bes kannt erden. Daß die Nervenfafern des fompathifchen Nerven bei dem Menfchen und auch bei dem Froſche im Mittel ungefähr halb fo die find, als die der Nerven der Haut und der willkuͤhrlichen Muskeln, und daß fie fih auch durch ihr Ausſehen fonft von legteren unterfcheiden, ffimmt mit memen eianen Beobachtun— gen und Meffungen überein. Man darf dieſe Faſern nicht mit denjenigen Enotiaen Kafern verwechſeln, welche Herr Dr. Remabk chemals als organiſche Nervenfafern befchrieben und von welchen Valentin mir Recht zuerfb behauptet hat, daß fie nicht den Nerven, fondern den Hüllen derfelben angehörten. Bei alten Fröfchen find, wie Volkmann und Bidbder be: merken und wie ich aus eiancr Erfahrung beftätigen Eann, die Zweige des Tympathifchen Nerven zwar auch von ſchr dicken Hüllen umgeben, aber diefe Hüllen befteben faft aanz aus den gewöhnlichen wellenförmig gebogenen Zellgewebsfaſern. No. 1560, über den sympathieus gemacht, in Ordnung zufammenzus ftelfen, wobei id) zu meiner angenehmen Ueberraͤſchung ge: funden habe, daß wir dem Ziele nicht mehr fo fern find, als ich fürchtete. Bei dem freundlichen Antheil, den Sie an meinem bieherigen neurologifhen Arbeiten genommen haben, zu deren Fortfesung Sie mib ja ausdrüdlih auf: gefordert, drängt e8 mich, Ihnen vorläufig einige Mitthei: lungen zu machen. — Bidder und ic haben den Un— terfuhungen des sympathicus faft alle Mufeftunden des Issten Sahres gewidmet. Wir haben ibn bei'm Froſche nicht nur mit der Lupe, fondern mit dem zufammengefesten Mikrofcope Überall hin verfolgt und glauben nun den voll: ftändigen anatemifhen Beweis in den Händen zu haben, daß der sympathicus ein felbftftändiges Spyftem von Ner— ven ausmacht, welches vornehmlih in den Ganglien ent= fpringt. Die Beweiſe find in der Hauptfache folgende: Die ſympathiſchen Fafern unterfcheiden fih von den cerebrofpinalen oder MedullarsFafern in Folgendem: fie find bläffer, zeigen gewöhnlich Eeine doppelten Gonture, bilden, Die Fröfche eignen fich zu Unterfuchungen, wie die vorlier gende, gut, weil fie fo Elein find: denn bei größeren Thieren würde eine mifrofeopifche Zerglicderung der Nerpen wegen des größeren Umfangs derfeliben Faum ausführbar feyn. Um die Wiederholurg der Beobachtungen zu erleichtern, die— ne folgende Bemerkung: Es reicht nicht aus, die Nerven zwi— fchen Glaeplatten breit zu drüden, fondern man muß fie von ihren Hüllen forgfältig befreien und fich der von mirangegebenen Methode betienen, ihre Buͤndet durdy feine Haken auseinander zu ziehen. Man beugt zu diefem Zwecke die dünnften Nähnar dein an ihrem fpisen Ende an einer Lichtflamme zu einem fehr Eleinen äußerft fpigen Häfchen um, und klebt an das andere, dickere Ende eine Wachskugel, um den Haken auf der Glass platte, auf der der Nerv ausgebreitet werden foll, befeftigen zu Eönnen, Mittelft ſolcher Hafen babe ich cine Zeraliederung der Bündel des Gehirns, Ruͤckenmarks und der Nerven unter- nommen, die zu mancen bemerfenewerthen Reſultaten geführt hat. Diefe und die Ergebniffe einer fehr Schönen, mit andern Hülfemitteln gemachten, Unterfuchung meines Bruders über den Bau des Gehirns, werden wir in der, von uns aemeinfcaft: !ich bearbeiteten, neuen Auflage der Hildebrandt/fhen Ana: tomie, welche nun bald erfcheinen wird, befannt machen. E 9 Beben. 20 307 wenn fie eine Zeit lang gelegen, ungleih weniger einen Erumlichen Inhalt, zeigen, in Buͤndelchen beifammen liegend, eine gelbgraue Färbung, welche nicht von frembdartigen Ele: menten abhängt, und find beträhtlih dünner Die Differenz der Größen muß von entfchiedener Bedeutung feinen, weil troß der fchwanfenden Durchmeffer der dünnen ſympathiſchen Faſern einerfeit8 und der dien Medullarfas fern andererfeits, die Uebergangsgrößen in den meiften Merven, und bei'm Frofhe und Menfchen in allen Nerven, gänzlich fehlen. Daher Eönnen felbft in folhen Nerven, wo beide Arten von Fafern ſich mifchen, was beiläufig in allen Hirn» und Nüdenmarksnerven gefchieht, gedachte Faſern mittelſt des Mikroſcops unterſchieden werden. Daß hierbei keine Taͤuſchung ſtattfinde, lehrt die mikroſcopiſche Betrach— tung ſolcher Stellen, wo ſompathiſche Aeſte mit Spinalner— ven ſich verbinden. Unter dem Mikroſcope erkennt man in gut zubereiteten Präparaten nicht nur eintretende ſympathi— ſche Bündel, fondern felbft einzelne Fafern, und man ann bier die unmittelbar nebeneinander liegenden Faferarten ver: gleihen und leicht unterfheiden. — Was Remak als ſym— pathifche Faſern befchrieben, find Faͤden eines auf einer nie— deren Entwidelungsftufe ftehen gebliebenen Zellgewebes. Altes Zellgewebe der Embryonen fieht den Remakſchen Fa— fern hoͤchſt ähnlih. Die Enotigen Faͤdchen, welhe Remak für fompathifhe gebalten, finden fih faft nur bei den Marmblütigen, bei welchen das Zellgewebe vorherrfcht; fie finden fih überaus felten bei den Kaltblütigen. Auch findet man diefelben nicht fowohl im Innern der fpmpathifchen Zweige, als in deren Umhuͤllung. Reinigt man cinen ſym— pathifhen Zweig vollftändig von allem Zellgewebe, wozu bie Benusung ftarker Lupen nöthig, fo erhält man einen Strang, der lediglich die Fafern enthält, welche vorher als ſympathi— fe befchrieben wurden. — Die Wurzeln, mit welchen der sympathicus aus den Spinalnerven, nach der herrſchenden Anſicht, entfpringt, nennen wir Verbindungsftcänge. Unter: ſucht man die Stelle, wo ſich ein folder Verbindungsſtrang mit einem Spinalnerven verbindet, fo fieht man (mie ich {bon 1838 in Muͤller's Archiv gezeigt habe), daß die fompathifchen Faſern fih im Spinalnerven nicht bloß nad dem Centrum wenden, wie dod feyn müßte, wenn fie dort entfprängen , fondern zum Theil auch nach der Peripherie. Hier bliebe. folgende Möglichkeit übrig: Das Bündel a, welches aus dem Spinal: Spinalnerv. nerven herkommt und in den ſympathiſchen Verbin: Cenzrum — — — —— Peripherie dungsajt eintritt, Eönnte ZA, E in den Stamm des Sym- pathicus gelangen, in die⸗ Symp: \ NieUS. fem nah Abwärts lau: fen, Eönnte dann in einen Verbindungsast. tiefer unten liegenden Berbindungsaft eintreten und aus diefem nach der peripherifchen Seite des Spinalnerven ſich binwenden. Dann wäre ein peripherifches Buͤndel, wie b, die Fortfegung eines centralen, wie @, und ber sympathi- cus wäre, wenn diefe Hppothefe fih beftätigte, wirklich nur aus Elementen zufammengefest, welhe aus dem Nüden- 308 marke herſtammten. Dem ift aber nicht ſo. Oft tiebers holte Beobachtungen am Fcofche überzeugten ung, daß bie Summe der peripherifch verlaufenden Büns del der Verbindungsäfte ohne Ausnahme bes trähtlih größer ift, als die Summe der central verlaufenden. Hieruͤber haben wir forgfältige Meflun« gen angeftellt. Diefe Meffungen geben zuverläffigere Reſul— tate, als es auf den erften Anblict fcheinen Eönnte. Der Froſch hat nur zehn Spinalnerven, alfo höchfteng zehn Verbin: dungsäfte. Bei den Meffungen kann von den zwei erften und von dem zehnten VBerbindungsafte abstrahirt werden, theils weil fie unverhältnifmäßig dünn find, fo daß fie fchon aus diefem Grunde in der Nechnung wenig ändern, theils weil in ihnen fowohl centrale als peripherifhe Buͤndel vor— kommen, welche fib ungefähr die Waage halten. Ferner der “ dritte, fünfte und fehste WVerbindungsaft ſchicken ebenfalls in der Mehrzahl der Falle ungefähr gleichviel Faſern ſowohl central, alg peripherifh. Iſt dieß der Fall, fo Eönnen auch diefe aus dem Rechnungsexempel geftrihen werden ; dann bleiben der vierte, fiebente, achte und neunte Verbindungsaft übrig, an welchen dag Erempel zu löfen if. Der vierte Verbindungsaſt ſchickt ungleich) mehr Faſern gegen das Cen— trum, der fiebente ungleich mehr gegen die Peripherie. Beide Aeſte find ziemlich gleich ftark, fo daß abermals die centras len und peripherifhen Bündel ungefähr fih heben. Nun bleiben der achte und neunte Verbindungsaft übrig, unter allen die ftärfften; diefe gehen ausfhließlih zur Peripherie (wenige vereinzelte Fafern ausgenommen), und folglich ift die Summe der aus den Verbindungsäften gegen die Peri: pherie laufenden Fafern viel zu groß, als daß fie von den Bündeln abgeleitet werden Eönnte, welhe aus den Verbins dungsäften gegen das Centrum laufen Dieß heißt mit ans dern Worten, der sympathicus giebt mehr Fafern ab, als er empfüngt und muß demnach in fi eine Quelle für Fa— fern enthalten. Diefe Wahrheit wird noch viel einleuchten— der, wenn man erwägt, daß in dem vorftehenden Rechnen: erempel, die Zweige gar nicht in Anfchlag gebracht find, die derfelbe an die Cingeweide abgiebt. Könnte das Gefagte einem Zweifel unterliegen, fo hät: ten wir dafür noch eine Meihe der wichtigften Beweife. Wir haben die Möglichkeit erkannt, die fympatbifchen Fafern von den Medullarfafern zu unterfcheiden. Entfpringt der sympathicus vom Ruͤckenmark, fo müffen die ſympathiſchen Fafern in den Wurzeln der Spinalnerven fih finden. Unterfuht man dieje, fo findet man unter funfzig Medullarfafern kaum eine ſympa— thifhe; dieß reicht im Entfernteften nicht aus, die Fafermaffe des sympathicus begreiflib zu machen. Am Einleuchtend- fien wird dieß am vierten Nerven des Froſches. Diefer ift nicht fo die, al der zu ihm ſtoßende und faſt ausichließlich zum Gentrum verlaufende DWerbindungsaft. Sollte diefer vom Ruͤckenmarke entfpringen, fo müßten ſich in der Wurzel des vierten Nerven ebenfoviel fympathifhe Faſern als Me: dullarfafern finden, oder richtiger drei Mal mehr, weil die fompathifchen Fafern drei Mal dünner find, als die Medullars fafern, Nun finden fi aber im der Wurzel des vierten 509 Nerven mindefteng 50 Mal mehr Medullarfafern als ſym— pathiſche, ein vollgültiger Beweis, daß der vierte Verbindung: aft nicht vom Ruͤckenmarke entfprungen ift. Die feinen Fafern des centralen Bündels diefrs Verbindungsaſtes laſſen ſich nur bi8 zum ganglion spinale verfolgen; fie entſtehen alfo in diefem. Ueberhaupt find die Ganglien, fomwohl der Epinalnerven, ald des sympathicus, die Hauptquellen, wo die ſympathiſchen Fafern entftehen. Sm Ruͤckenmarke ent: fpringen nur Außerft wenige, mit Ausnahme der Säuges tbiere. Die Spinalganglien erzeugen vorzugsweife die ſym— pathifhen Fäden, welche für die Hintern Aefte der Spi: nalnerven beftimmt find, womit Shre frühere ſchoͤne Hypo— thefe, über die Beftimmung diefer Ganglien, eine wichtige anatomifche Stüße erhält. In dem erwähnten hintern Afte der Spinalnerven ift die Zahl der fompathifchen und Me: dullarfafern ungefähr gleih. In den vordern Aeften finden ſich ebenfalls ſympathiſche Safern; aber diefe Faſern entfprins gen nicht von den Spinalganglien, fondern von den Ganz glin de8 sympathicus. Der Beweis für diefe Anſicht liegt darin, daß die Zahl der ſympathiſchen Fafern in den vordern Xeften proportional ift der Sum— me von $afern, welhe aus dem ſympathiſchen Berbindungsafte in diefe Aeſte eingetreten find. Sn dem vierten Spinalnerven de8 Frofches, wo der Berbindungsaft des sympathicus fid faſt ausſchließlich ge— gen das Gentrum wendet, finden fich die ſympathiſchen Fa— fern von der WVerbindungsftelle gegen das Centrum bin in größter Menge, dagegen von der Verbindungsftelle gegen die Peripherie in Eleinfter Anzahl. In dem neunten Merven dagegen, wo der ſympathiſche Verbindungsaft ausfchlieflich gegen die Peripherie geht, finden ſich ſympathiſche Faſern unterhalb der WVerbindungsftelle in enormer Zahl; oberhalb derfelben fehlen fie ganz. Wir haben die Verhältniffe durch) Zaͤhlungen an hinreichend durchſichtigen Präparaten gefunden und find ficher, uns nicht zu irren. Die ſympathiſchen Faſern, welche aus einem Verbindungsafte in einen Spinal: nerven eintreten, liegen anfangs in ftarfen Bündeln beifam: men Meitir nach der Peripherie bin löfen ſich diefe Bün- del in feinere auf; die feineren Bündel löfen fich zulegt in einzelne Fafern auf, womit eine vollftändige Vermifchung eintritt. Spaltet ſich endlich der Spinalnerw in Muskel: und Hautäfte, fo treten fehr wenige ſympathiſche Faſern in erftere und überwiegend viele in leßtere. In den Musfelr nerven der Froͤſche verhält ficb die Zahl der Medullarfafern zu den fompathifchen etwa wie 7 : 1, in den Hautnerven wie 1:1. Bei dem Menſchen und den Saͤugethieren iſt es ziemlich cben fo; anders aber bei den Voͤgeln, wo in den Hautnerven die Zahl der feinen Fafern fo enorm ift, daß wir nicht wiffen, was aus ihnen zu madıen. — Die forgfältigften microfcopifchen Unterfuhungen haben uns aud) gelehrt, daß die von Valentin aufgeftellte lex progres- sus unhaltbar if. Nach ihm foll das Gefeg beftehen, daß die vom Nüdenmarke entfpringenden ſympathiſchen Fafern, wenn fie durch den Verbindungsaft in den Stamm gelangt, in diefem ein Stüd nad Unten verlaufen und dann erſt nach den Eingeweiden feitlich austreten, Dieß Verhaͤltniß 810 iſt nicht gefeglih. Vielmehr geben die Fafern, welche aus dem Verbindungsafte in den Stamm des sympathicus eintreten, immer nad) beiden Seiten, ein Theil nach Unten, aber ein Theil nad) Oben, und bisweilen ift die Faferpars thie, welche gegen den Kopf hinläuft, ftärfer, als die, wels che ſich gegen das Becken verbreitet. Auch auf diefes Vers haͤltniß batte ich in meiner Abhandlung in Müller’& Ars chiv ſchon hingedeutet. Dieß find die Hauptpuncte aus unfern Unterfuhungen, welche wir hoffentlih nody im Laufe dies ſes Sommers publiciren und durdy Abbildungen erläutern werden. Ueber Verwandlung der Entozoen hat Here Mieſcher in den Verhandlungen der naturfors ſchenden Geſellſchaft zu Baſel 1840 intereffante Beobach— tungen mitgetheilt. In mehreren Triglen, ſowie in Tra- chinus draco und Gadus merlangus kommen häufig Filarien theils frei in der Bauchhoͤhle, theils unter dem Bauchfellüberzuge der verſchiedenen Eingeweite und zwifcen den Blättern des Gefröfes einzeln und haufenweife vor; fie bewegen fid noch mehrere Tage nad) dem Tode des Fifches und leben 6 bis 7 Tage im Maffer fort; fie find cnlins drifch, 3 Zoll lang, an beiden Enden zugefpikt; am vordern Ende habın fie eine rundlihe Mundöffnung, unter der durch— fihtigen aͤußern Haut eine ſtarke Musfelbaut, die innere Flaͤche ift warzig oder zottig. Der Schlund beträgt 3 der Körperlänge; der Daım füllt die ganze Feibeshöhle aus; die Geſchlechtstheile find fehr fein, auf jeder Seite des Darmes ein Eileiter, die ſich zu einem fpiralföımigen uterus verei— nigen, welcher in eine furze vagina umgebogen if. Der uterus enthält Eeine Eier, fondern nur in einer Flüffigkeit ſchwimmende Körnden. Die Thiere feheinen ſich zu häuten. Außer den Filarien finden ſich in denfelben Bälgen, welche diefe umfchlicßen, eigenthümliche ftarre chryfalidenähnliche Koͤr— per, Eugelförmig mit einem cplindrifhen Schwanze ; der Kol: ben, 1 Linie lang, 3 Linien breit, ift vorn in einen deutlich abgefegten Nabel ausgezogen; der Schwanz fehrumpft ein und binterläßt fpäter nur ein Knötchen; der Kolben dehnt fih aledann um das Zweifache aus, wobei die innere Or— ganifation diefelbe bleibt, nämlich unter ciner dicken, aͤußern, braͤunlichen Hülle liegt eine zweite, durchfichtige Hülle, in de— ten Höhlung ein anderer Wurm in einer geringen Menge von Flüffigkeit lobt. Dieſer ahmt mit feinem Halfe und Körper gewiffermaafen die Geftalt des Schwanzes und des Kolbens nad, v rliert dann, wenn der Schwanz der Aufern Hülle ſchwindet, auch feinen Hals und hat vorn eine als Mund zu deutende Einferbung Der Körper beftehbt aus durchfichtiger Hyalinſubſtanz mit eingeftreuten Körnern, obne befondere Verdauungs- und Gefchlehtsorgane; durch mans nigfache, obwohl träge, thierifche Bewegungen ift die Thier- natur außer Zweifel. Bei verfchiedenen Fifchen zeigen auch die Filarien Speciedunterfchiede, und dann find auch folche Unterſchiede an den chrnfalidenähnlichen Körperchen zu bemer: fen. Der in dem chenfalidenähnlichen Körper enthaltene Wurm entfteht wahrſcheinlich nicht dur) unmittelbare Me: 2U® 311 tamorphofe aus ber Filarie, fondern dadurch, daß er parafis tifh in dieſer ſich bildet und von diefer alles big auf die doppelte Hülle verfluͤſſigt. Nun entwicelt fih conftant in dem bhintern Leibestheile des trematodenaͤhnlichen Wurmes innerhalb einer in der Koͤrperſubſtanz eingegrabenen tundlis chen, von feiner befondern Wandung umgebenen Höhlung ein Tetrarhynchus, bei deſſen faſt vollſtaͤndiger Ausbil— dung der Muͤtterwurm fortlebt. Die 4 Ruͤſſel, mit Haken beſetzt, die 4 Canaͤle und Blindſchlaͤuche im hintern Theile des Leibes ſind deutlich zu unterſcheiden. Das Thier iſt ringfoͤrmig zuſammengebogen, bewegt Ruͤſſel und Koͤrper ſelbſtſtaͤndig und iſt mit dem Mutterwurme nicht organiſch verbunden. Das umgebende Mutterthier wird allmaͤlig auf— gezehrt, bildet zuletzt einen Balg und aus dieſem ſchluͤpft der Tetrarhynchus aus, erſt in die Bauchhoͤhle, dann in die Beufthöhle und das Herz; in letzterem zeichneten fi die Thiere nur durch etwas größere Köcrperverhältniffe und einen bandwurmgliedartigen Anhang aus; mit dem Haken: ruͤſſel bohren fie leicht durch die Eingeweide, ohne Deffnun: gen zu binterlaffen. Die in der Bauchhöhle befindlichen Thiere befanden fich offenbar auf der Wanderung, um durch die häutige hintere Wand der Kiemenhöhle, wo fie in Menge vorhanden waren, ducchzutteten und dann in das Freie zu gelangen. Daß fie hiernach eine Zeitlang in Seewaſſer le ben fönnen, gewinnt dadurch an MWahrfcheinlichkeit, daß Miefher in dem mit Waſſer gefülsten Mantet von Lo- 312 ligo sagittata folhe Tetrarhynchi beobachtete. diefe Thiere noch nicht vollendet find, an Geſchlechtsapparaten. Wahrſcheinlich entftehen an ihnen bandwurmgliedrige Leiber mit männtichen und weiblichen Zeugungsorganen, Dieß wird dadurch mwahrfcheinlicher, daß Miefcher in dem Spinaldarme von Notidanus griseus neben ausgebildeten Eremplaren von Bothriocephalus corollatus einen in einem Balge eingefchloffenen, mit einis gen Zäniengliedern verfehenen Tetrarhynehus antraf. Daß beweiſ't der Mangel Miscellen. Ein neues Cruſtaceum hat Capt. Roß in Kerguelen's Zand gefunden, weiches ſich von allen bisjetzt bekannten Cruſtaceen am nächſten an Die untergegangene Gruppe ber Zrilobiten ans fliegt. Bon der legten Riger-Erpedition hat bie Zoologifche Sefeufhaft zu London durch den Naturforfher der Erpebdition, Herrn Fraſer, aus der Mündung des Fluffes Run, in Weit: africa, Nachrichten erhalten d.d. 14 Auguft 1841. Im eriten Theile diefes Sıhreibens erwähnt Here Frafer einer Sammlung von Raturalien, als Ausbeute der Reife bis dahin, die er bereits nad) England gefendet habe, nämlich 3 Säugethiere, 23 Reptilien, 50 Vögel, etwa 30 Fifhe und etwa vierzig Kaften, Schachtein, Beutel ꝛc., worin Snfecten und Conchylien. Der Brief enthält einige intereffante Facta über die Lebensweiſe und den Fundort verfchiedener Arten, und der Schreiber drüdt die Hoffnung aus, daß die fernere Sendung eigentliche africaniſche Gegenftände betreffen und bedeurender ſeyn würde. ‘ fo See nen er2 non len nn De — a RE, a Weber den Zuftand des Harnes der Schwangern (und die im Harne vorhandene Gravidine als Zeichen der Schwangerfchaft). Vom Dr. Jamıs Stark zu Edinburgh. (Bierzu bie Figuren 6.bie 20. auf der mit Nummer 454. [Rr. 14. dieſes Bandes] ausgegebenen Zafel,) (Schluß.) Wo die Lage dicker geweſen war, zeigten ſich die Kuͤgelchen gu ſehr unregelmäßigen Maſſen gruppirt, an denen jedoch die ein⸗ einen Kügelhen ebenfalls deutlich wahrzunehmen iparen, während * Zwiſchenxaͤume zwiſchen jenen Gruppen mit ſehr zahlreichen einzeln liegenden Kuͤgelchen ausgefuͤllt waren, wie man es in Fi: gur 8 ſieht. Da die Kügelhen, wenn man fie mittslft Aethers von dem uͤbrigen Harne getrennt hatte, in folher Menge und Deutlichkeit vorhanden waren, fühlte ich mich bewogen, das auf Glas trocken gewordene natürliche Sediment zu unterfuhen. Ihh fand, daß es im friſchen Zuftande ganz aus Kügelhen beſtand, die in keiner Bes giehung, weder im allgemeinen Anſehen, noch in der Art der Grup⸗ pirung, von den in Figur 8 dargeſtellten verſchieden waren, Menn man aber das Sediment einen Tag lang mit dem Harne bedeckt hatte ftehen laffen, bevor man es der Unterfuhung wegen abfchied, fe bildeten die Kügelchen, wenn fie in einer ſehr dünnen Schicht auf dem Glaſe ausgebreitet waren, gewöhnlich Linien, die unter rechten Winkeln aufeinandertrafen, oder Maffen, die mit fol hen Linien in Verbindung ſtanden und deren Zwiichenräume ebene falls mit vereingelten Kügelhen ausgefüllt waren, wie Figur 9 es barftellt. Zunaͤchſt unterfuchte ich den gefammten Urin, bevor fi ber Niederfchlag in demfelben gebildet hatte, um dem Einwurfe zu bes gegnen, daß die bejchriebenen Erfcheinungen von chemiſchen Verän: derungen herruͤhrten. Jede von mir unterfuchte Probe vom Harne Shmangerer enthielt dieſelben Kuͤgelchen in größerer oder geringes rer Menge, je nach dem Stadium der Schmangerfhaft. Die meir ffen Kügeihen fhwimmen einzeln umher; hier und da hängen fie aber zu zwei, drei oder mebr Stücden zufammen , oder fie bilden zumeilen auch größere Majfen, die aber deutlich aus winzigen Kür gelhen von gleicher Größe beftegen. Vergl. Figur 10, Sie find auch weit durhlichtiger, als fie ſich fpäter im Sedimente zeigen, und gleichen den Albumen:Kügelhen weit mehr, die man in eis weißftoffhaltigem Harne findet. Vergl. Figur 6. Der gefammte Harn, mit welchem deffen Sediment durch Shütteln vermengt worden war, wurde ebenfalls unter dem Mi— kroſcope unterfucht, und man fand, daß es aus Kügelchen beftehe, die im Anfehen durchaus nicht von den im frifchen, noch Elaren Harne befindlichen verfchieden waren, außer daß fie etwas mehr opalescirten und in diefer Beziehung den Achten Milchkügelchen mehr alihen. Man bemerkte fie in allen den verfchiedenen Formen gruppiet, die in Figur 6, 7 und 8 dargeftellt jind, Zur Vergleihung derfelben mit den Achten Mitchkügelchen, has ben wir bdiefe, d. h., die caseum- Kügelchen in Figur 12 abbilden Lıffen. Im Anſehen unterſcheiden fie fich in keiner Beziehung von den Kügelhen des Sediments des Harns der Schmangern, mögen fie nun von felbft niedergefallen oder mittelft Aethers abgeſchieden worden feyn. Webrigens ift das Milchkuͤgelchen, wie man es in der unverdorbenen Milch antrifft, weit undurdfichtiger, als das Kuͤgelchen im Harne der Schwangern, ehe baffelbe im Sedimente zu Boden gefallen iſt. Wie fih die Milchkuͤgelchen ansnehmen, nahıdem durch Zufegen von Efligfäure zur kochenden Mitch Coa— gulation eingetreten it, ſieht man in Kiaur 13; die Eiaenfchaften bes cıseum werden bei diefem Proceffe verändert, die Geftalt der Kügelchen bleibt aber dieſelbe. Cie erfcheinen inde& nach dem Ges rinnen der Mitch noch undurchſichtiger. In diefer Beziehung ver: balt lich das Milchfügelchen, was die weniger bedeutenden Veraͤn— derungen anbetrifft, gang aͤhnlich, wie dag Kügelchen im Harne der 313 Schwangern. Beide werden, wenn fie aus ihren Eolutionen nie: dergefchlagen werden, weniger durchſichtig. Wenn die ihrer öligen Theile beraubte Milh mit Acther ums gefhütrett wird, fo werden faft fämmtlicye Kaͤſeſtoffkuͤgelchen befeis fiat, und wenn man diefelben auf Glas ausbreitet und mit dem Mikroſcope unterfucht, fo bieten fie in jeder Beziehung daffelbe Anſe— ben mie die Figur 13 abgebildeten dar. In der aus dem mit Milch verfegten Harne erhaltenen äthes rifhen Solution zeigten ſich ebenfalls die Kügelhen unverändert uud entweder einzeln oder in unregelmäßigen Gruppen oder Mafs fen über das Glas vercheilt. ©. Figur 14. Diefe Erxfcheinungen bietet der fedimentäre Theil des Harns ber Schwangern, ſowohl im frifchen Zuftande, noch im Harne aufs gelöf’t, als bereits in Form eines Sediments niedırgefchlagen oder mictelft Aethers abgefchieden, dar. In allen diefen Zuftanden bes ſteht er aus deutlichen durchlichtigen “oder durchſcheinenden Kügel: den, welche im durchſcheinenden Zuftande eine auffallende Aehnlich— keit mit den KRügelchen des Serums, aber in ihrem fedimentären Zuſtande eben fo täufchende Aehnlichkeit mit friſchen Milchkügel— chen haben. Die Frage in Betreff der cigentlihen Natur diefer Sub— ftanz ift ſomit auf ein fehr enges Feld verwiefen. Die chemi: Then Eigenfhaften und Details der Structur bemeifen deut— lich, daß fie von albumen und caseum, den beiden ihr aͤhnlich— ſten animalifhen Stoffen, weſentlich verſchieden iſt. Vom Eiweiß: ftoffe weicht ſie darin ab, daß fie ſich in heibßem Waſſer aufloͤſ't, in welchem albumen coagulirt, und vom Kaͤſeſtoffe darin, daß fie durch Schwefele und Salpeterfäure, welche das caseum verdichten, auflöslich gemacht wird. Der einzige andere animalifhe Beftand- heil, mit dem die Subſtanz Achntichkeit hat, der aber nur als eine Modification von albumen und caseum betrachtet wird, ift die Fibrine; aber von diefer unterfcheidet fie fid) noch bedeutender, als von jenen beiden, Uebrigeng müffen wir unter den animalifchen Stoffen auch die Charactere der Gelatine in's Auge faſſen, bevor wir in Bezug auf die Natur des fraglichen Stoffes uns entfcheiden. Die weſentlichen Eigenſchaften der Gelatine find, daß fie in fochendem Waſſer aufs ldelich iſt und mit dirfem nach dem Erkalten cine zitternde Gal— terre bildet. Sie ift aud) in Säuren und Alkalien auflöslicy und wird aus ihren Golutionen mittelſt Gerbeſtoffs niedergefchlagen. Unterfukt man einen Tropfen von der Auflöfung der Gelatine in Waffır unter dem Mikrofcope, fo bemerkt man darin ebenfalls deutliche durcfichtige runde Kügeldien von der Größe der Milch— kuͤgelchen. Vergl. Figur 20. Schuͤttelt man Aether mit diefer Solut'on zufammen, jo nimmt derfelbe auch diefe thierifhe Sub— ftanz in ſich auf, wie er es mit caseum, albumen und dem eigens thuͤmlichen Steffe des Harns der Schwangern thut;z und wenn . man die ätherifche Auflöfung unter dem Mikrofcope unterfuht, fo zeigen fich die Kuͤgelchen darin unverändert. Die Gelatine gleicht demnady dım eigenthümlichen Stoffe des Harnes der Schwangern infofern, als beide aus gleichartig ges ftalteten Kügıtchen befteben und in Säuren und Alkalien, fo wie in heißem Waffır, auflösiich find, Die eigenthuͤmliche Eubftanz des Harnes wurde nun mit Gerbeftoff geprüft, um zu ermitteln, ob diefelbe fich gegen diefes Reagens anders verhalte, als die Ges latine. Man fammelte etwas noch vom Harne feuchtes natürliches Sediment und ſetzte demfelben, nachdem man es in kochendem Waffer aufgelöft und wieder bie zur Blutwärme hatte verfühlen laffen, etwas Galläpfelsrtract zu. Es entftand cin geringer flodiger Nie— derfchlan, der an die Oberfläche der Flüffigkeit flieg. Als derfeibe mit der Flüffigkeit aufammengefchüttett und bis zur Siedetemperas tur erbigt wurde, loͤſ'te er jich ganz auf, fo daß die Flüffigkeit völlig Klar ward. Hier laffen fib demnach zwei Befonderheiten wahrnehmen, in Anfehung welcher ſich die fragliche eigenthuͤmiche Subſtanz von der Gelatine zu untirfcheiden fcheint: 1) Sie wurde bei der Ver: kuͤhlung aus ibrer Auflöfung in Waffer nicdergefhlagen; 2) obs wohl der Gerbeſteff einen theilmeifen Nicherfchlag bewirkt batte, war das Präcipitat in Eochendem Waffer auflöslich. Dagegen wird 314 bie durch Gerbeftoff gefällte Gelatine durdy Kochen nur fefter und von der Fluͤſſigkeit leichter trennbar. Der Schluß, zu weldem ich gelangte, ift demnach: daß biefe Subjtang ein Stoff sui generis, ein Elemen: tarftofffey,dergewiffermaaßenalsdasWVerbindungs: glied zwifhen Eiweißftoff und Gelatine gelten Pön:- ne. Ich ſchlage demnad vor, denfilben Gravidine zu nennen, was zugleich auf deffen Vcrfommen im Harne der Schwangern und auf deffen Schwere hindeutet, vermöge deren er fich bei'm Verkühlen des Darnes zu Boden feßt. Den Namen Kieftein behalte ich zur Bezeichnung des Häut— chens bei, welches ſich durch die Zerfrgung diefes eigenthümlidhen animalifyen Stoffs bildet. Vogel fagt in feiner gehaltvollen Abhandlung über thierifche Shemie: „Drei Stoffe, albumen, Fibrine und caseum, bieten in ihren Eigenf&haften viel Aehnlichkeit miteinander dar. Cie Eönnen fämmtlich in zwei Formen, aufgelöf’t oder coagulirt, vorkommen, mobei jedod der Unterfcicd ftattfindet, daß die Fibrine, nachdem fie aus dem lebenden Körper getreten, von filbft, das caseum ver: mittelft dis fogenannten Labes, das albumen aber durch Erhigung coagulirt.‘ Durch die Entdedung diefer vierten animalifchen Elementar: fubftang lernen wir alfo einen neuen Etoff Eennen, der unter zwei Formen vorkommt; nämlich unter der flüffigen in dem noch ware men Darne, und unter der feften oder coagulirten, wenn er ſich bei'm Verkuͤblen des Harns von felbft nivderfchlägt oder aus einer alkaliniſchen Auflöfung durch Ealzfäure gefällt wind. Uebrigens kann auch die Gelatine und vielleicht jeder thieriſche Elementarftoff in dieſen zwei Zuftänden oder Koımen auftreten, Durch die Zerfegung der in dem Harne der Schwangern bes findlihen Kügelchen entftehen jene Weränderungen , die mit der Bildung des Kieſtein-Häutchens endigen. Go wie die Zers fegung der Kuͤgelchen ftatthat, entwiceln fih im Harne harn— faure und purpurfaure Salze, und fobald diefe größtentbeils wie— der zerfent worden und neue Verbindungen eingegangen find, ſtellt ſich das phospberfaure Tripelſalz ein, da wir denn die fchönen eryftallinifchen Erfcyeinungen bemerken, weldhe Dr. Bird als dem Kieſtein-Haͤutchen characteriftifch befchreibr. Die Gravidinekuͤgelchen durchlaufen jedoch mehrfache Veraͤnde— tungen, bevor fie in dasjenige Stadium treten, in welchem das phosphorfaure Tripelfalz der vorherrſchende Beftandtheil wird. Wenn das natürliche Sediment, nachdem es im Winter 3 bis 4, im Eommer 2 Zage auf dem Grunde des Harnes gelegen, mit Aether bebandelt und die ätherifche Portion mit ein Wer nig Waffer verfegt und in's Kochen gebrakt wurde, fo fiel ein ſchweres rothes cryftallinifches Schiment in Menge zu Boden, indem man, mit Hülfe des Mikroſcops, bei durchfallendem Lichte deutliche cubifche Cryſtalle von dunkelbrauner Farbe erkannte, wel— che offenbar cryſtalliſirte Lithifche (acidum lithieum) oder Purpurs fäure oder ammoniacalifche composita waren. Vergl. Fiaur 15 a. Sn andern Fällen zeigten die Eryftalle verfhiedene rhomboedrifche Formen, wie Figur 16, allein auch tann war ihre Farbe purpurs röthlid) oder braun. Einige große ovale Kügelchen mit durchfichti« gem Kerne und farbigem Umfreife wurden cbenfalls wahrgenom: men; indeß babe ic) deren Natur bis jegt noch nicht näher er= mittelt. Die wöäfferige Portion beffelben Sediments ließ, nachdem fie mit Aether behandelt worden war uno dann bis zur Giederempes ratur erhigt wurde, einen grellrothen cryftallinifhen Sand in be— trächtlicber Menge zu Boden fallen, Derfelbe beftand aus Cry— ftallen von verfchicdenen Kormen, unter denen der Würfel, das Nhomboeder und rhombeẽdriſche Prisma am Häufigften vorka— men. Auch einige dreicdige Prismen des phosphorfauren Zripel: falzes waren deutlich zu erkennen; dann einige der von Wolla— fton als die gewoͤhnliche Form des Elcefauren Kalks befchriebenen platten Octaeder, endlich ein paar Gryftalle, deren Natur mir durchaus rärbfeihaft blieb. Ferner fah man ziemlich viele Kleine Kuͤgelchen über die Oberfläche zerftreut und gruppenmweife oder eins *) Journal de Pharmacie, 1839, p. 590. 315 zeln größere dunkelgeränderte ovale Kügelhen mit durchſichtigen Kernen. Die Würfel, Rhomboëder und rhomboebdrifchen Prismen hatten fämmtlich die früher erwähnte tiefbraune oder purpurröths lie Farbe und waren offenbar cryftallijiete lithifche oder Purpur— fäure oder composita dieſer Säuren, Ale diefe Formen find in Figur 17 abgebildet. Bei einem der angewandten Proceffe wurden Cryſtalle, die dem Oxidum cysticum fehr ähnlicd; waren, in großer Menge erzeugt. Eine Portion Harn, von welcher ter größte Theil des Sediments abgefchieden worden, wurde bei gelinder Wärme bis zur Trocniß abgeraudht; gegen das Ende des Proceffes ward jedoch die Tem: peratur in dem Grade gefteigert, daß der legte Reft von Feuchtig— feit ausgetrieben wurde. Dann feste man Waffer zu und er— mwärmte die Miſchung von Neuem, Als man ein Wenig von diejer Feuchtigkeit unter dem Mikrofcope unterfuchte, fand man zahlreiche ſchoͤne, große, mehr oder weniger durchſichtige ſechsſeitige Cryſtalle von oxidum ceysticum, 91 vielen Fällen waren diefelben unges a fo daß fie fechsfeitigen Blättchen glihen. ©. Fir gur — Wenn das Kieſtein-Haͤutchen zu Boden gefallen iſt und der ganze Harn einen unerträglihen Geruch verbreitet, bemerkt man faft durchaus Eeine Gryftalle, außer den farblofen dreiedigen des phosphorfauren Zripelfalges, und dabei find der Kuͤgelchen offenbar viel weniger. Es fcheint in der That, ald ob alle bei der Zerjegung des Harnes vorkommenden wichtigen Veränderungen von der Auf: Löfung diefer Küzelhen herrühren, deren Beftandtheile dann neue Verbindungen eingehen. As man zu dieſer Flüfiigkeit, in welcher, nachdem man fie umgefchüttelt hatte, deren Sediment ſchwebte, aqua ammoniae feste, löf’te fi Alles auf, fo daß fie Elar und durchfichtig wurde ; und als man fpäter Salzfäure zufegte, entftand nur eine ſchwache opalescivende Färbung, Nachdem die Flüffigkeit einige Minuten lang geftanden hatte, zeigte fich ein unbedeutender, aber doch deut— lich erkennbarer Niederſchlag, der ſich durch Kochen wieder zum Verſchwinden bringen ließ. Der Zufaß von aqua potassae zu der Flüfjigkeit, in weicher deren Sediment ſchwebte, bewirkte ebenfalls deffen Auflöfung, und als fpäter Schwefelfäure eingetragen wurde, entftand eine ſchwache Dpalescenz, die ſich ebenfalls durch Kochen befeittgen ließ. Menn man zu der Flüfiigkeit, in welcher das Sediment ſchwebte, Satpeterfäure feste, fo entftand vollftändige Auflöfung. Durch Salpeterfäure ward anfangs Faum irgend eine Veraͤn— derung bewirkt; aber allmälig Iöf’te fi das Sediment auf, und nad) geraumer Zeit war die Fluͤſſigkeit ziemlich, aber doch nicht völlig, hell und durchſichtig. Schwefelfäure brahte ebenfalls anfangs kaum irgend eine Vers Anderung im Anfehen der Flüffigkeit zu Wege Nah einiger Zeit loͤſ'te fich jedoch das Sediment auf, obwohl die Flüfjigkeit eine ſchwache opalescirende Farbe beibehielt. MWiewohl die chemifhe Unterfuhung der ätherifchen Portion des Sediments im Allgemeinen obiges Refultat gab, fo war ich doch in mehreren Fällen, wo die gewoͤhnlich vorkommenden vothen Eryftalle in vorzüglih großer Menge zu Boden gefallen waren, nicht im Stande, mit Säuren oder Alfalien irgend eine Reaction in der zurücgebliebenen Klüffigkeit zu bewirken; allein in diefen Fällen zeigte ſich auch bei'm Verkuͤhlen der mit Waſſer abgekoch— ten Fluͤſſigkeit nie ein weißer flockiger Niederſchlag. Die ſaͤmmtli— de gummiartige Subſtanz ſchien in die rothen eryſtalliniſch ausſe— henden Partikelchen uͤbergegangen zu ſeyn. Dieß ließ ſich nur wahrnehmen, wenn das Sediment uͤber 24 Stunden lang mit dem Harne bedeckt geftanden hatte, bevor man daſſelbe unterfuchte, Als die unterfte wafferige Portion genau unterfucht wurde, bes merkte man am Boden des Gefäßes einige große grellvothe cryftals linifche Theilchen, und als man die Flüffigkeit Eochte, fielen, indem der Aether allmälig entwich und das Sediment ſich auflöf’te, mehr von den ſchweren grellrothen Gryftallen zu Boden. So lange die Fluͤſſigkeit heiß war, hatte fie eine blaffe Farbe, gerade wie wälle: tiger Harn, und war ganz hell und durchfichtig; nad) dem Vers fühlen zeigte fih jedoch wieder ein weißes flodiges Präcipitat, welches der Fluͤſſigkeit ein milchartiges Anſehen ertheilte. 816 Zu einem Theile dieſer Solution ward, waͤhrend ſie noch warm war, Ammonium zugeſetzt, wodurch keine bemerkbare Veraͤnde— rung bewirkt ward, Beum Verkuͤhlen bildete ſich indeß ein Nies derfchlag. Die nachſtehenden Verfucdye wurden mit diefer Flüfjigkeit im falten Zuftande angeftellt, nachdem fie umgefchüttelt und dag Se— diment dadurch mechaniſch in ihr vertheilt worden war. j Man fegte zu einem Theile diefer Flüfjigkeit Ammonium, wo— durch das fammtlicye darin ſchwebende Sediment augenblicklich aufs geloͤf't und diefelbe völlig Elar wurde; nachdem fie aber wenige Secunden geftanden, Fam ein veihliher flockiger Niederfchlag zum Vorſcheine, welcher fi in der bis zum Giedepuncte erhigten Flüf- figkeit nicht wieder auflöf’te, woraus hervorgeht, daß das von dem Ammonium gefällte Sediment ganz anderer Art war, als dasje- nige, welches dadurch aufgelöf’t worden war. Denn das leptere löf'te fih in der kochenden Flüfjigkeit auf, und das erftere nicht. As man zu der Flüffigkeit, in welcher fih durch Zufegen von Ammonium ein Nicderfhlag gebildet hatte, Salzfäure hinzufügte, löf’te fih Alles, unter reichliher Entbindung weißer Dämpfe, auf, fo daß die Fluͤſſigkeit vollkommen Elar und durchſichtig wurde, Daffelbe gefhah, ale man Saipeterfäure zufeste, wobei fi ungefähr eine gleiche Menge weißer Dünfte entwicelte. Schwefel— und Effigfäure löf'ten das ammoniacalifhe Präcipitat ebenfalls auf; allein von den weißen Dämpfen bildete fih dabei nur eben fo viel, daß man fie deutlich erkennen Eonnte. Zu einer andern Portion derfelben Klüfiigkeit, in welcher ſich das Sediment fchwebend befand, ward Schwefelfäure gefegt, aber dadurch Eeine Veränderung bewirkt. Als aber fpäter Ammonium hinzugefügt wurde, Löf’te fidy Alles auf; und als die Auflöfung ein Wenig geftanden hatte, erfchien ein neuer Niederfchlag, welcher n = der bis zum Siedepuncte erhigten Flüffigkeit nicht wieder auflöf'te, Ganz das Nämliche ereignete fih, als Salz: oder Effigfäure zugefegt wurde. Wenn die Flüffigkeit in höherm Grade verdünnt war, ober aud) aus andern Gründen, löfen Salpeter⸗ un» Efiigfäure das in ihr ſchwebende Präcipitat auf, und Schwefel: und Galzfäure thaten daffelbe, indem fie nur eine geringe opalefcirende Zrübung zuruͤckließen. Etwas von dem von ſelbſt erfolgten Praͤcipitate wurde auf einem Glimmerplaͤttchen der Rothgluͤhhitze unterworfen; es entwik— kelte dabei einen ſtarken ammoniakaliſchen Geruch und verwandelte ſich in eine harte ſchwaͤrzliche Aſche. Hiermit hätten wir nun die chemiſchen Charactere des natuͤr— lihen Sediments des Harnes der Schwangern mitgetheilt. Es ift unter Mitwirkung der Wärme im Waſſer löslich, wird Ealt von Ammonium, Schwefel: und Salpeterfäure aufgelöf’t, widerfteht aber der Salz: und Effigfäure. Zunaͤchſt haben wir nun die chemifchen Kennzeichen des von feinem Sedimente getrennten Harnes zu unterfuchen. Harn, von feinem Sedimente getrennt. Erhitzt man die Flüffigkeit bis zum Siedepuncte und fegt man dann Alcos hol zu, fo tritt Feine Veränderung ein. Sest man dem von feinem Sedimente getrennten Harne Am— monium zu, fo erfolat ein reichlicher Niederfchlag, welcher durch Salz- und Salpeterfäure, unter Entbindung vieler weißer Dams pfe, aufgelöf’t wird, welche das Gefäß, in dem man den Verſuch anftellt, füllen. Auch durch Schwefel: und Efligfäure wird ders felbe, do ohne Entwidelung von Dämpfen, aufgelöf't. Durch das Zufegen von Salze, Effige, Salpeter: oder Schwes felfäure ward Fein Niederfchlag oder überhaupt Feine bemerkbare Veränderung bewirkt. Säuerte man aber diefen Theil des Har— nes ſchwach mittelft Salpeterfiure und fegte man dann Eleefaures Ammonium zu, fo erfolgte ein Niederfchlag. Setzt man zu diefem Theile des Harns eine Auflöfung von Aetzſublimat, fo entfteht ein reichliher Niederfchlag, welcher fowohl in Salpeterz als in Salzfäure ungemein auflöslich ift. Diefes Präcipitat ſcheint Dr. Kennedy für albumen angefehen und deß— halb behauptet zu haben, daß dieſe animalifche Subſtanz jederzeit 817 in dem Harne d’r Schwangern anzutreffen fey. *) Das Achfubliz mat ift, im Vorbeigehen gefagt, in einer fo zufammengefegten Flüffigkeit, wie der Harn, nicht das befte Reagens auf albumen, da ſowohl die Phosphate, als die Lithate, mir demfelben einen Niederfchlag bilden. Lie man etwas von bdiefem Harne bis zur Zrocdniß verdam— pfen und goß man dann, zur Auflöfung der löslichen Stoffe, ein Wenig Waſſer darauf, fo erhielt man eine dunkelgefärbte Fluͤſſig⸗ keit, welche durch Zufegen eines Tropfens Salpeterfäure in eine fefte Maffe von den fhuppenförmigen Gryftallen des falpeterfauren Harnftoffs verwandelt wurde. Nachdem wir fo die chemifchen Charactere der beiden Portio— nen, ‚in welche fi der Harn der Schwangern von felbft fcheidet, angegeben haben, bleiben noch die des gefammten Harnes zu ber ſchreiben übrig. Der aefammte Harn der Shwangern. Der Harn ift bei'm Laffen deffeiben gewöhnlich ſchwach fäuerlich, was von der Anmefenheit von Mitchfäure herzurühren ſcheint. Erhist man den Harn, fo wird das Sediment aufgeloͤſ't; als lein durch die Erhöhung der Temperatur bis zum Siedepuncte wird feine Zrübung zu Wege gebracht. Wenn der Harn fid) ver fühlt, fo ſchlaͤgt ſich das Sediment anfcheinend durchaus unveräne dert nieder, Wenn man zu dem kalten und durch Schütteln mit feinem Sedimente vermengten Harne aqua ammoniae zufeste, fo löf’te fih Alles auf; nad) wenigen Secunvden tieß fich jedody wieder Truͤ— bung wahrnehmen, welche allmälig zunahm, bis ein reichlicher flociger Niederfchlag eintrat. Diefes Präcipitat Löf’te ſich in der bie zum Giedepuncte erhigten Flüfjigkeit nit wohl aber bei Zufeßung von Salz-, Schwefel-, Salpeter- und Effigfäure auf. Wenn man Salz: und Salpeterfäure eintrug, fo entwicelten ſich reichliche meiße Dämpfe, welche das Gefäß, in dem der Verſuch angeftellt wurde, erfüllten; wogegen ficy bei Anwendung von Schwefel: und Effigfäure nur wenige falfche Dämpfe entbanden. Die fo entfte- henden Auflöfungen waren, wenn man Salpeter:, Salz» oder Ef- fiafäure angewandt hatte, fehr durchfichtig; wenn jedoh Schwefel: fäure zur Auflöfung des ammoniacalifchen Niederſchlags benugt worden war, fo nahm die Solution durd) das Stehen eine ſchwach öpalefeirende Farbe an. Wenn man, nadydem man das Sebiment durch Umfchütteln im Harne vertheilt hatte, aqua potassae in denfelben tröpfelte, fo wurde die Flüffigkeit heil, und fpäter zeigte ſich, wie bei'm legten Experimente, ein Präcipitat, welches fomohl durch Salz-, als durch Schwefel:, Salpeter: und Effigfäure aufaelöf’t wurde. Us zu dem Harne, in welchem deſſen Sediment ſchwebte, Schweretfäure zugefegt wurde, Löf’te ſich Allıs auf, und daffelbe geſchah bei der Anwendung der Salpeterfäure. Salz- und Eifjig- fäure hatten jedoch, wie e8 fchien, Eeine Wirkung auf dag Sedi— ment, indem der Harn, nad) deren Zufegung, fo trübe blieb, wie zuvor. Behandelte man den ganzen Harn in derfelben Weiſe mit Aether, wie es früher mit dem Sedimente geſchehen war, fo batte die Solution daffelbe Anfehen, und die Refultate waren überhaupt dieſelben. Aus dieſen Verſuchen ging deutlich hervor, daß das natürliche Sediment des Harns von demjenigen ſehr verfchieden ift, welches fi bei'm Zufegen eines Alkali bildet; denn das natürliche Sedi« ment ift in der Flüffigkeit, wenn biefelbe erhigt wird, fomwie in Alkalien, nicht aber in Salz- oder Effigfäure auflöslih; während das letztere Präcipitat ſich in der heißen Flüffigkeit nicht, dagegen aber in Salz- und Effigfäure auflöfte, welche Agentien gerade re das natürliche Sediment die entgegengefegte Wirkung geäußert atten, Um die Anweſenheit von albumen oder caseum zu crmitteln, kochte man einen Theil des gefammten Urins und goß, als er noch heiß war, Alcohol hinein; allein «8 trat feine Veränderung ein. Zu tiner andern ebenfalls erbigten Portion fegte man Eſſigſaͤure, wobei fich jedoch die Gegenwart eines jener Beftandtheile ebenfo- wenig fund gab. *) Obstetrie auscultation, p. 57. 318 Die vornehmlichften Schimente, die fih aus dem Harne nie⸗ derſchlagen, oder als feinartige Concretionen vorkommen, find Harnfäure, harnfaures Ammonium, kleeſaurer Kalk, phosphorfaus rer Kalt, pboephorfaurer AmmoniakTalk, Eohlenfaurer Kalt, oxidum cysticum und oxidum xanthieum. Zu welchem von allen diefen iſt nun aber das natürlihe Gediment des Harnes der Schwangern zu rechnen ? Harnfäure kann es nicht feyn, da jede Säure daſſelbe aus ei: ner alkatinifchen Solution fällt, während das natürliche Sediment zwar von Alkalien aufgelöf’t, aber durch Schwefelfäure nicht nies dergefchlagen wird; da es ferner in Säuren aufloͤslich ift, was mit der Harnıäure nicht der Fall ift. Ganz diefelben Gründe beweifen, daß es kein harnfaures Am: monium ilt. Kleefaurer Kalk kann es nicht feyn; denn Galpeterfäure, wel— he auf das Eleefaure Salz feine Wirkung äußert, löfte das Sedi— ment augenbliclich auf. Phosphorfaurer Kalk kann es nicht feyn, da Galzfäure, wel: che denfelben auflöf’t, auf das Sediment keine Wirkung Äußert. Phosphorfaurer Ammoniak:Zalk kann es nicht ſeyn, weil alle Säuren diefes Salz auflöfen, während Salz- und Effigfäure auf das natürliche Sediment feine Wirkung Außern. Kohlenfaurer Kalk ift es nicht: denn die denfelben leicht auf: Löfende Salzfäure äußert auf das Sediment keine Wirkung, und Alkalien, welche den Eohlenfauren Kalk nicht angreifen, loͤſen dag Scediment auf. Oxidum eystieum ift e8 niht; denn alle Säuren Löfen diefe Subftanz auf, während das Sediment der Salz: und Effigfäure widerfteht. Und aus eben dem Grunde Eann es auch fein oxydum xanthicum feyn. Dieß zeigte fich in einer ungemein deutlichen Weife bei einer, am 16. November von einer im Eöniglichen Kranfenhaufe befind: lichen Patientin, welche 43 Stunden vorher abortirt hatte, erhals tenen Sarnprobe. Der Harn befaß, als er gelaffen wurde, fämmt= liche Charactere des Urins der Schwangern und war uͤberdieß beir nabe mit Harnftoff gefättigt. Wenn man cinen Tropfen davon auf einer Glaeplatte trocden werben ließ, fo bemerkte man, daß ſich dafelbft lange Darnftoffernftalle in allen Richtungen kreitzten. (Bergl. Fig. 18.) Am folgenden Zage beobadtete ich jedoch, daß das bei'm Verkuͤhlen abgefigte reichliche Sediment fat gänzlic) aufgelöf’t worden war; daß die Flüffigkeit des Harns eine weit dunflere Farbe angenommen hatte, und daß, wenn man einen Tro— pfen auf Glas trocdnen ließ und mit dem Mikrofcope unterfuchte, der Harnftoff faft ganz verſchwunden, die Kügelchen meit weniger zahlreich und ftatt des Harnftoffs zahlreiche cubifche und rhomboez driſche Eroftalle von lithifcher und Harnfäure vorhanden waren. (Vergl. Fig. 19.) Ueber die wahrfcheinlihe Entftehungsmweife diefer im Harne während der Schwangerſchaft anzutreffenden Subſtanz wage ich feine beftimmte Meinung zu Außern. Seit der Belanntwerdung der Naucefchen Abhandlung hat man diefelbe ftets als eine Ab— art des Käfeftoffs betrachtet und als im Harne vorhandene Mil befchrieben. Auf diefe Weife ließ jich leicht die Vermuthung aufs ftellen, eg werde in den Brüften Milch fecernirt; da fie aber dort feinen Ausweg finde, fo werde diefelbe reforbirt und durd die Nies ren aus dem Körper geleitet. Da jedoch die fragliche Subſtanz weder Mitch noch caseum, fondern «in eigenthümlidher Stoff ift, fo ift diefe Erklärung nicht ftattbaft, und Dr. Bird hat, wenns gleich er der Mitch Dypotbefe augerban ift, mehrere Umftände ans geführt, welche diefelbe umzuſtoßen fcheinen. Im Obigen bätte ich fomit die Umftände angegeben, die, mei- nen Beobachtungen zufolge, das Vorhandenfeyn der Schwangerſchaft in den erften drei Monaten characterijiren, und wiewohl dieß ges gen die Anficht Mancher feyn dürfte, bin ich doch der Meinung, daß fich nach diefem Kennzeichen die Schwangerfchaft, wo nicht fhon zu Ende des zweiten, doch in der Mitte des dritten Mond: Monats, d. b. zehn Wochen nad der Empfängnif, mit Sicherheit beftimmen lajfe. Zu dieſer Zeit find alle die Schwangerfhaft das racterifivenden Symptome bereits eingetreten, und wenn die areo- la, die Vergrößerung des uterus, das Mutterfuchengeräufch (souflle 519 placentaire) und die Gravidine im Harne vorhanden find, fo kann fein Zweifel über die Anweſenheit eines Foͤtus im Uterus beſtehen. Sn vielen Fällen werden diefe Zeichen, wenn fie gehörig beachtet werden und fich deutlich genug darftellen, den mit Beobachtungs— gabe ausgeftatteten Arzt in den Stand fegen, die Schwangerfchaft fehs Wochen nad) der Gonception genügend zu conftatiren, wies wohl der Fall aͤuserſt feltn vorfommt, daß der Arzt fo früh um eine beftimmte Meinung befragt wird. Sn einem gerichtlich medi— cinifhen Falle aber, wo die Ausfage eidlich erhärtet werden muß, würde man, wenn nicht die übrigen Kennzeichen dur ibr Zuſam— mentreffen eine zuoerfichtliche Anficht rechtfertigen, wohl daran thun, das Ende der zehnten Woche abzuwarten, da denn die Ver: größerung des Uterus und das Muttertuchen « Blafe- Geräufch (souffle placentaire) alle Zweifel verbannen werden. Erklärung der Figuren, Figur 6. Grapidinefügelhen, die mittelft Aethers von dem natürlichen Sedimente abgeſchieden worden find. Figur 7. Eine der Aagregationsformen, welche die auf Glas getrocneten Gravivinefügelchen annehmen. Figur 8. Die gewöhnlichfte Aggregationsform der Gravidine— fügelhen im natürlichen Sedimente oder nad deren Abfdyeidung mittelft Aethers. Figur 9, Das Anfehen, welches die Gravidinefügelhen häus fig darbieten, wenn das natürliche Sediment auf Glas getrodnet worden ift. Dr, Prout hat in feinem Werfe über Harnkrankhei— ten Kügelchen, die diefer Form fich nähern, als Eleefauren Kalk abbilden laſſen. Figur 10. Gravidinekügelhen, wie fie fi im frifhen Harne ausnehmen. Figur 11. a Albumenkuͤgelchen, mie fie ſich in eiweißſtoffhaltigem Harne im flüffigen Zuftande ausnehmen; b ditto, auf Glas getrodnet, von Dr. Prout als eine der For— men gefchildert, welche das phosphorfaure Tripelſalz annimmt. Figur 12. Caſeumkuͤgelchen, wie man fie in abgerahmter Milk findet. Figur 13. Cafeumkügelhen, wie fie ſich in der mittelft Ef: figfäure coagulirten Mitch zeigen. Figur 14. Caſeumkuͤgelchen, welche mittelft Aethers aus mit Milk vermifchtem Harne ertrahirt worden find. Figur 15. a Rothe cubifche Eryftalle von Lithifcher oder Purpurfäure, welche fih aus Eechender Auflöfung von Grapidine in Aether niederger fhlagen haben; b fechsfeitige durchſichtige Gryftalle, welche man aus dem waͤſſeri— gen Ertracte des Harnes der Schwangern erhalten, von welchem der größte Theil des Sediments getrennt worden war. Sn Be: tracht ihrer Geftalt und Durchfichtigkeit haben fie mit den Cry: ftallen von Oxidum cysticum viel Aehnlichkeit. Figur 16. Formen von cubifchen und rhomboebrifhen Pris- men, die fich aus der Fochenden ätherifchen Aufloͤſung der Gravi: dine niedergefchlagen haben und mwahrfcheinlih aus lithifcher oder Purpurfäure oder deren Compofita beftchen, 520 Figur 17. Cryſtalle verfchiebenartiger Korm, melde ſich aus der ätherifchen Auflöfung von Gravidine piedergefchlagen haben, die einige Zage lang mit dem Harne in Berührung geblieben und theilweife zerfegt war. Die dreiedigen Prismen ſcheinen phosphor= faures Zripelfalz und die platten Octaeder Eleefaurer Kalk zu feyn, ba dieſe Form dem lestern Salze gewöhnlidy zugefchrieben wird. Die übrigen, welche bei durchfallendem Lichte fih durcyfichtig, aber tiefbraun, bei zurücdgeftrahltem Lichte dagegen dunkelroth ausnahs men, feinen aus lithifher oder Purpurfäure, oder deren Compo— fita zu beftehen. Siaur 18. Harnftoffernftalle und Gravidinefügelhen in dem Harne einer Frau, die 48 Stunden zuvor abortirt hatte, Figur 19. Cubiſche und rhomboẽdriſche Cryſtalle von lithis fer Säure, welhe an die Stelle des größten Theile des Harn— ftoffs und der Kuͤgelchen in derfelben Urinart getreten find, nach— dem der Harn in einem warmen Zimmer 24 Stunden lang gts ftanden. Figur 20, Gelatinekügeihen, wie fie fi frifh, ober auf Glas getro@net in Haufenblafengallerte ausnehmen. (Kdiab. med. and surg. Journal. No, CL. 1, Jan. 1842.) Miscellen. Die Behandluna der Kräge geſchieht in der Charite zu Berlin mittelft eines Schwefel-Seifenliniments in erhöhter Toms peratur der Kranfenzimmer. Ein Theil Echwefelblumen und zwei Theile ſchwarze Seife werden mit Waffer zu einem Linimente ans gemadt. Die Behandlung befteht nah einem Geifenbade: darin, dag die Krankın in einem Zimmer von 28° R. ſich unbekleidet auf: halten und drei Mal täglich überall, wo Ausſchlag zu fehen ift, einreiben, zwifchen wollene Decten legen und ſtark ſchwitzen. Die wird drei Zage und drei Nächte fortgefest; hierauf folat ein Sei— fenbad, und es Fann nun der Kranke meiltens geheilt entlaffen were den; außerdem befommt er reine Wäfche und Eommt in einen Saal von gewöhnlidyer Temperatur, reibt verdächtige Stellen noch mit der Salbe ein und befommt einen Tag um den andern ein wars mes Bad. Die Durchfihnittszeit der Cur beträgt acht Zage. Ruͤckfaͤlle kamen unter beinahe 2.000 Kranken nur acht vor, alfo nicht Z Procent. Bei diefer Zahl mußte die Cur nur acht Mal, wegen Gongeftionen, unterbrohen werden. Die Einwirkung der Eur ift weder ſchwaͤchend, nody für die Kranken laͤſtig. (Mediz. Bereinszeit. 1841. Nr. 6) Moxen, mithromfaurem Kali bereitet, find von Sa: cobfon in Copenhagen angegeben, Es werben 3 Dradjmen neu— trales hromfaures Kali in 2 Unzen deftillirtem Waffer aufgelöft und damit Streifen weißen Löfchpapiers getraͤnkt. Diefe werden getrocnet, aufgerollt und mit etwas Gummi feftgeftebt. (Hol— fher’s Annalen 1841, I.) Nekrolog. — Der verdiente Dr. A. Wawruch, Profej: for der Medicin an der Univerfität zu Wien, ift am 20. März geftorben. Bibliographische History of British Sponges and Lithophytes. By Dr. Johnston. London 1842. 8. Michaelis Medici Disquisitiones anatomicae et physiologicae de nervo intercostali. Bononiae 1840, nem ren. Dei fondamenti della medicina clinica. Prolusione alle lezione di Clinica del Professore F. Puccinotti Urbinate. Pisa 1841. 8. Practical Essays, By Sir Ch. Bell. Part. I, London 1842. 8. m —— — —ñ⸗ Menue Motizen a u s dem Gebiete der Nalur- und Heilkunde, gefammielt und mirgerbrilt von den Ober s Medieinafrathe Froriey zu Weimar, und dem Medicinalraſhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N°. 461. (Nr. 21. des XXI. Bandes.) März 1842. A nn Gedrudt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 51.30 Kr., des einzelnen Srüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Dt eh sb Ueber die Ernährung der Pflanzen. Bon Theod. de Sauffure, vorgelefen dem wiffenfchaftlichen Gons greffe Frankreich's in deffen neunter Gigung zu Lyon im Septem— ber 1841. Unter den vom wiſſenſchaftlichen Kongreß aufgeftellten Fragen befindet fich folgende: „Können die ternären und quaternären organifchen Pro: ducte, nachdem fie durch die Wurzeln aufyefogen worden find, von den Pflanzen affimilirt werden?’ Indem man bier nur die ternären und quaternären Stoffe in Betracht z0g, feste man mit Recht als ausge: macht voraus, daß die Firirung der Grundbeftandtheile dee Maffers und die Zerfegung der Kohlenfäure durch die Pflan: jen ftatthabe. Von den ternären oder quaternären organifchen Sub— ſtanzen, welche zur Ernährurg der Pflanzen dienen fünnen. bat man rücfichtlich der Theorie de8 Düngeng den Humus und die in Waſſer auflöglihen organifhen Stoffe, welche in einem fruchtbaren Erdreiche enthalten find, für die wich— tigften zu halten, und mit diefen werde ich mich hier bes ſchaͤftigen. Der reine Humus iſt in Waſſer nicht aufloͤslich, und wenn ich demſelben in Betreff der Pflanzen Nahrungsfähig- keit zufchreibe, fo gilt dieß von deffen Auflöfungen in alfa- liniſchen Stoffen. Der Humusg ift fein fich in feiner Zufammenfegung gleichbtleibender Stoff, fondern feine Beſchaffenbeit Ändert je nach der Natur der Subftanzen,, aus denen er entftanden ift, mehr oder weniger ab. Er kann Stidftoff enthalten oder nicht; allein leßterer ift darin gemeiniglich in demfelben Zuftande wie im Torfe vorhanden. Man bält im Allae— meinen dafür, er Fönne fich in reinem Waſſer bilden, allein die Mitwirkung des Sauerlioffgafes und gewiffer zufam: mengeſetzter Körper, als Sulphate und Sulphure, ift zu deffen Entwidelung erforderlich. Ich habe Weißtannen-Saͤge— fpäne in einem feiner Luft beraubten Waffer mehrere Zahre NO. 1561, rn Pa lang unter einem mit Quedfilber luftdicht verfchloffenen Re— cipienten ftehen laffen, und das Holz hat nicht die gering: fte Farbenveränderung erlitten, während daſſelbe unter ges möhnlichen Umftänden feine weiße Farbe kefanntlih fo ſchnell einbüßt. Die Hauptfennzeichen des Humus find deffen ſchwarze Farbe, feine leichte Lösbarfeit durch Eohlenfaure Alkalien, und die Fällung deffelben in Geftalt eines braunen, flodigen Pulvers durch verdünnte Ealzfäure. Ehe ih von der Affimilation des Humus durdy die Pflanzen handle, will ich darauf aufmerkſam machen, daß die aufgeftellte Frage eine Worausfetung invelvirt, deren Nichtigkeit zuvor eine nähere Prüfung erheifht. Es wird nämlich darin angenemmien, daß die im Erdboden enthalte: nen organifhen Stceffe von den Wurzeln aufgefogen wer— den; daß dieß gefchehe, ift aber nicht erwiefen; vielmehr läugnen es mehrere Phyſiologen, namentlib Hartig (ver: gleihe Liebig’s Drganifche Chemie), ganz entſchieden. Durch die mit farbigen Flüffigkeiten angeftellten Wer: fuhe, um den Lauf des Saftes in den Pflanzen zu beſtim— men, hatte man jedoch in Erfahrung gebracht, daß der Saft in den Holzgefaͤßen bie in die Knofren und Blätter in die Höhe ſteigt; allein die meiften diefer Wirkungen find an Pflanzen beobachtet worden, die man ihrer Wurzeln beraubt hatte, fo wie mit Auflöfungen, die zur Ernährung der Ge: wächfe nicht geeignet waren, da man dieſen legten Punct dabei durchaus nicht beruͤckſichtigte. Um zu unterfuchen, ob die Pflanzen die Ertracte des Erdreichs und die Humus-Solutionen als Nahrungsftoffe abforbiren Eönnen, hat Hetr Hartig folgende Verſuche an— geftellt. Er naͤhrte junge Pferdebohnenpflaͤnzchen (feves) mit einer ſtark gefärbten Auftöfung von bumusfaurem Kali, die fich in Glasroͤhren von 9 Millim. Durdimeffer und 81 Millim. Höhe befand, welche 54 Grammen biefer Fluͤſſig— £eit fahten. Die 185 Millim, hoben Pflaͤnzchen trichen darin Wurzeln und abforbirten haufig binnen vierundzwan— zig Stunden das Doppelte ihres Gewichts an Fluͤſſigkeit. 21 323 Taͤglich wurde bie aufgefogene Fluͤſſigkeit durch deſtillirtes Waſſer erſetzt, und nah Verlauf eines Monates bemerkte man nicht die geringſte Verminderung der Intenſitaͤt der Farbe des humusſauren Kali. Folglich, ſagt Hartig, has ben die Pfläͤnzchen nur Waſſer und keinen Humus abſor— bir. Bei der chemiſchen Analyſe der ruͤckſtaͤndigen Flüfs figkeit fand man das Gewicht des Humus nur um 14 Millie gramm vermindert, und Ddiefer geringe Abgang läßt fih, wie Hartig meint, fehr wohl auf Rechnung der Humusflöd=s chen fegen, die fi) an den Würzelcyen niedergefhlagen hatten, Hierauf füllte man Ddiefelben Glasröhren mit einem filtrirten Decocte von reiner Dammerde und fr&te ähnliche Pferdebohnenpflänzchen hinein. Die Fluͤſſigkeit ward durch die Vegetation felbft nah drei Wochen nicht hell. Hartig fand auch durchaus Feine Verminderung in dem Gewichte der aufgelöftten Stoffe, fo wie aud Feine Entfaͤrbung der ruͤckſtaͤndigen Fluͤſſigkeit, als er denſelben Verſuch mit hu— musſaurem Ammonium und humusſaurem Natron an— ſtellte. Die Reſultate der in Betreff des Vegetationsproceſſes angeſtellten Verſuche find übrigens zu veraͤnderlich, als daß man fie ohne ſtrenge Prüfung gelten laffen dürfte. Aus den Umftänden, unter denen Hartig feine Erperimente vornahm, Läßt fih fließen, daß die Wurzeln feiner Pflan: zen krank gewefen ſeyen: 1) weil er die Wurzeln von Plan: zen mit 135 Millimeter (5 Zoll bein.) hohen Stängeln in Glasröhren von nur I Millim. (4 Linien) Durchmeſſer und 81 Millim. (3 Zoll) Höhe einzwängte; 2) weil die Wurzeln, nahdem fie die in jenen Möhren enthaltene Flüf: figeit großentheils abforbirt hatten, der Einwirkung der Luft bloßgeftelt waren; 5) weil die fhwarze Färbung ihrer Spisen darauf hindeutete, daß fie ſich im Zuftande der Zer— fegung befanden. Ich habe diefe Verfuche in ähnlicher Weiſe, doch mit Vermeidung der eben angedeuteten Uebelftände, wied:rholt. Abforption des humusfauren Kali dur Pferdebohnene pflanzen (feves). Die Gläfer, in welche die Wurzeln eingeführt wur- den, hatten im Lichten 22 Millimeter (gegen 10 Linien Rhein.) Durhmeffer und 150 Millim. (53 Zoll) Tiefe. Sie enthielten 50 Grammen einer Solution von humus: kohlenſaurem Kali, die eine dunfelbraune Farbe hatte, oder 7 Gentigrammen von dem trodnen humusfauren Salze *), *) Der Kürze wegen habe ich bier einen zufammengefegtern Körper ſchlechthin Humusfaures Kalt genannt. Er iſt eigentlich das Refultat einer Verbindung des Eohlenfauren Kali’s mit Humus, der mit vegetabilifchen Stoffen vermengt war, bie duch den Gährungsproceß in einem minder hohen Grade ange— griffen worden. Dieß Eohlenfaure Salz wurde bereitet , indem man gefiebte Dammerde von Meudon nebft der Hälfte ihres Ger wichts an Eohlenfaurem Kali: Deutoryd und dem vierzigfadhen Gewichte des Icgtern an Waffer einige Minuten lang kochen ließ. Die Solution ward dann in hinreichendem Grade mit Waifer verdünnt, um eine fräftige Vegetation zu unterhalten, Die Men: ge des zuzufegenden Waffers war nad) dem Alter und der Art der angewandten Pflanzen verfchieden. — e —— 324 worin die Analyfe 18 Milligrammen Humus nachwies. Neben der fo behandelten Pflanze hatte man in einem Ges füße von ganz derfelben Beſchaffenheit, wie dag befchriebene eine Portion von der Auflöfung des hHumusfauren Kali's hin— geftelt, um die Veränderungen zu beobachten, melde dieſe Auflöfung lediglih in Folge der Verdunftung und der Eins wirkung der atmofphärifchen Luft erleiden würde, Nach vierzehn Tagen hatte fi) das Gewicht der ur— fprünglid) 11 Grammen ſchweren Pflanze um 6 Grammen vermehrt und diefelbe 135 Grammen von der Flüfjigkeit abforbirt. Das abjorbirte Waſſer wurde taͤglich durch des. ſtillirtes erſetzt. Die Pflanze hatte Wurzein getrieben, die nah ihrer ganzen Länge weiß waren; weder auf ihnen, noch auf dem Boden des Gefüßes hatte ſich der geringfte Nies derſchlag gebildet. Die Fiüffigkeit zeigte fib um Wieles weniger intenfiv gefärbt und ungefähr fo blaß, als wenn man fie mit dem Doppeiten ihres VBolums an Waſſer vers dünnt haͤtte. Diefe Wefultate find fo auffallend und fo leicht zu erhalten, daß fih Jedermann ohne Weiteres von deren Wichtigkeit überzeugen Eann. As man die rüdftändige Fluͤſſigkeit, in welcher bie Pfertebohnenpflanze vegetirt hatte im Marienbade abraudıte, erhielt man 2 Gentigrammen humusſauren Kali's, welches 9 Milligrammen Humus entbielt. Die Pflanze hatte alfo eben fo viel Humus abforbirt, als fih davon in der rüds ftändigen Ftüfjigkeit noch vorfand. Abforption des humusfauren Kali’s durch) Polygonum Persicaria, L. Ih benkte die Wurzeln einer 20 Grammen ſchweren Pflanze von Polygonum Persicaria in 430 Cubikcenti— meter humuskohlenſaurer Kalifolution ein. Diefe Epecies eignet ih, da fie an fumpfigen Orten waͤchſt, zu diefer Are von Verſuchen weit befjer, als die Pferdebohne. Die 430 Gubikcentimeter Solution enthielten 0,72. Grammen von dem trodnen humusfauren Salze. Die abforbirte Flüffigkeit wurde nicht durch andere erfegt. Nach zehn Tagen hatte ſich die rucftändige Flüffigkeit bis auf 65 Cubifcentimeter vermindert; ihre Farbe war dunkler, als die urfprünglihe Solution, weil gefunde Pflanzen von dem Waſſer eine verhaͤltnißmaͤßig größere Menge abforbiren, als von den darin aufgelöftten Stoffen. Das Gewicht der Pflanze hatte fih um 343 Gram— men vermehrt. Das von ihr abforbirte, trodne, humus: faure Kali mußte, dem Gewichte des Ruͤckſtandes zufolge, 0,3552 Grammen betragen, und barin befanden fih 43 Miligrammen Humus; ebenfoviel hatte dag humusfaure Kali vor ftattgefundener Abforption enthalten; denn die Zu: fammenfegung der humusfauren Salze findet nicht nad) conftanten Verhältnißtheilen ftatt. Abforption des Dammerde-Ertracts*) durch Polygonum Persicaria. Ich ließ gefiebte Haideerde von Meudon in dem Dop— pelten ihres Gewichts an Negenwaffer zwei Tage lang = Die fruchtbare Dammerde, von welcher hier die Rede ift, brauf’t mit Säuren nicht auf; nach dem Verbrennen läßt fie 325 weichen. Bon 100 Grammen ber filtrirten Fluͤſſigkeit erbictt man, nachdem man fie im Marienbade abgerauht hatte, einen fchwärzlichbraunen, niht fauren NRüdftand, der, noch warm, 0,588 Grammen wog, weldes Gewicht jedoch feine volle Zuverläfiigkeit darbieter. Diefe Eubftanz ent: bält, wie die meiften aus Pflungenerden gezogenen Extracte, feinen völlig ausgebildeten Humus; allein aus der Kung ſchlaͤgt fib bei'm Abrauchen ein unauflösliches Apothem nie: der, welches nichts Anderes als eine Art von Humus ift. Deßhalb hat man fie mehr als eine zur Erzeugung von Hu— mus fähige Auflöfung, als eine neue Auflöfung von Humus felbft zu betrachten. Diefe Ertracte find gemeiniglich ſtark mit Stidftoff gefhwängert, und der hier in Rede ftehende war e8 in vorzüglich hohem Grade, Zwölf Gentigrammen von dieſem Ertracte wurden mit 100 Grammen Waffer verdünnt, und mit der Hälfte diefer Solution ernährte man, nahdem man fie filtrirt hatte zwei Eremptare von Polygonum Persicaria. Die andere Hälfte wurde in ein ähnliches Gefaͤß gebracht und ohne Dflanze daneben geftelt. Nah den Tagen, während deren man die abforbirte Flüffigkeit durh Waſſer erfekte, nahm man die noch) völlig gefunden Pflanzen heraus, die 7 Gen: timeter höber gemorden waren und Wurzeln getrichen hat: ten, welche nad) ihrer ganzen Ränge weiß waren. Durch die DVerdampfung der Probehälfte der Solutien erhielt man einen trednen Ertract, welcher 39 Milligreammen wog, wäh: rend der von der Flüffigkeit, in der die Pflanzen geftanden, erhaltene Ertract nur 33 Milligrammen wog. Diefer Verſuch bot Übrigens das Merkwürdige dar, daß 1) die Flüffigkeit, welche zur Unterhaltung der Vege— tation gedient batte, ihre Farbe zum Theil einbüßte; 2) diefe Fluͤſſigkeit völlig Elar ward, während die daneben ſte— bende Probe fehr trübe wurde; 3) die Pflanzen eine gewaltige Menge Feuchtigkeit aushauchten, die zuweilen binnen 24 Stunden das 35fache des Gewichts der Pflanzen betrug, waͤh⸗ rend die außere Temperatur eine Höhe von etwa 229 Gel: fius hatte. Bei meinen Verfuchen in Betreff der Abforption der organifchen Ertracte durd) die Pflanzen litten die Wurzeln 22 Procent erdige Beftandtheile und Metalleryde zurück, wel che mit verfchiedenen Salzen innig vermengt find, Mit einer geringen Quantität Woſſer aäbre fie, felbft wenn die Luft durch Queckſilber davon abgefperrt ift, und tabei werden Koh— len= und Effiafäure frei, welche letztere vor der Gährung nicht darin vorhanden ift, während ſich zugleich cin vorber in Waffer unauflöglicher Theil der Dammerde in einen auflösli: chen organifhen Etoff umbildet. Diefer Ertract enthielt nad der erften Maceration, wie es bei dem aus den meiften Dammerden der Fall ift, ſehr ftarkgefärbten Zraubenzuder, welcher bier etwa ein Viertel bildete; außerdem viel Dertrine, eine ftickftoffhaltiae Eubftang mit Apotbem uud einige Spuren von falpererfaurem Ammonium , falzfaurem Kalt und Kati, Er entbielt 14} Procent feines Gewichts an Afche, von wel— der 3 Procent aus in Waffer östlichen Calzen beftanden, während der Verbältnißtheit des Fohlenfauren Kali's 10 Pros cent war, Auch fanden fich mit Kali verfegter phosphorfaurer Kalk und andere alkalinifhe Salze darin. Der in Waffer nicht ideliche Theil der Arche beftand arößtentheild aus phose phorfaurem Kalle, Metalloryden und Kiefelerde, 326 der letztern zumeilen, und dieß verriethb fich durch das Schwarzwerden der Wurzeln, zumal an den Spiken. Sn diefen Fällen verlor die Faͤrbung der Flüffigkeit, während man den Abgang derfelben durch Waſſer erfegte, nicht an Intenfität, und der trodne Nücfland weg zuweilen mehr, als der, welchen tie Flüffigkeit befeffen hatte, ehe fie von dem Vegetationeproceſſe afficirt worden mar. Man wird bemerken, dafi bei diefem Proceffe zwei ent: gegenaefette Einflüffe thätig waren: 1. Die Abforption des Nahrungsftoffes; 2. deffen Erfesung durch die orgas nifche Subſtanz, welche fi) aus der Zerfegung der Wurzeln bildete. Wenn der letztere Einfluß das Uebergewicht über den erftern hatte oder demfelben nur völlig das leichge: wicht hielt, ließ ſich die durch die Ernährung confumirte Menge der Materie nicht ermitteln. Hierauf beruhen die von Hartig erlangten irrigen Nefultate, Nachdem ich dargetban habe, daß die Wurzeln Hu— abforbiren, babe ich noch deffen Affimilirung durch) die mit jenem Beftandtheile angefchwängerte Pflanze zu betradbten. Gin Merkmal diefer Affimilation beſteht dar— in, daß man im Innern der Pflanzen, welche eine fehr ins tenfiv gefärbte Auflöfung von bumusfaurem Kali abforbirt baben, die dem Humus eigenthümliche Farbe in weit gerin- germ Grade bemerkt, ald wenn fie eine nicht zur Ernährung taugliche Fluͤſſigkeit, DB, Zinte, abforbirt haben. Die letztern Fluͤſſikeiten laffen nad ihrer inführung im die Pflanzen deutliche Epuren von Färbung erkennen, während die nährenden Flüffigkeiten, indem fie theilweife zur Affimis lation gelanyen, ihre Farbe einbüßen. Cine 15 Zoll hohe Dferdebobnenpflanze, deren Wurzeln in ein filtrirtes Decoct von Braſilienholze, welches man mit etwas Alaun vers ſchaͤrft hatte *), eintauchten, konnte nur ein Fünftel ihres Gewichts von diefer Flüffigkeit abforbiren,, ohne zu verwel— Een, und vier Fünftel des Stängels fürbten ſich durch dieſe Abforption roth. Cine Pflanze von Polygonum Persi- caria, welche in derfelben Flüffigkeit fehr gut vegetirte und den Faͤrbeſtoff derfelben abforbirte, ließ Eeine Spuren des logtern in ihrem Etängel wahrnehmen, während dieſer ſich durch die Abforption von verdünnter Zinte fürbte und ab— ſtarb. Der Färbeftoff des Brafilienholzes ward offenbar, indem er tbeilweife von dem Polygonum affimilirt wurde, zerſetzt, während dieß in der Pferdebohne nicht der Fall war, weil diefer die fragliche Flüffigkeit als Nahrungsftoff nicht zuſagte. Niemand bezweifelt, daß der Eiweißſtoff oder das flär: Ermehlhaltine Endofpermum des Waizens in dem fic ent: wicelnden Pflaͤnzchen fich erfchöpft und demfelben zur Nahr rung dient. Solange die Emulſion diefes Vorraths nicht confumirt ift, wird diefelbe durch Sodine blau gefärbt; fo: bald fie aber ganz oder theilweiſe in das Pflänzchen überges gangen ift, entartet fie, und der Saft des Pflänzchens zeigt die Anmwefenheit der Stärfe, wenn man ihn mit Jo— dine prüft, nicht mehr an. Die Zerfegung der Kohlenfäure mus *) Aus 100 Grammen dieſes Decocts erhielt man, mittelft Ab» rauchens im Marienbade, einen Rüdftand von 0,47 Grammen. 2) Ka 827 und die Fixirung des Waſſers fheinen aber zur erften Ent: wickelung des Pflänzchens nicht weſentlich beigetragen zu ha— ben; denn daS Gewicht der Pflanze wird dadurch) nicht ver: mehrt, felöft wenn man den Koblenftoff, din fie verloren hat, beredinet und hinzuaddirt. Ihre Ernährung ift dem— nach faft lediglih der Affimiation der Örundbeitandtheile des Mehls zuzufchreiben. Diefes Stärkemehl wird allerdings nicht durch die Wurz zeln in die Pflanze eingeführt; allein es iſt auch zur Vege— tation des Waizens nicht durchaus nothwendig, denn wenn man das Endofpermum von dem gekeimten Waizen faft gänzlich ablöj’t und die Würzelchen deffelben in Dammerde einfegt, fo macht derfeibe zwar anfangs in der Vrgetation langfamere Fortſchritte, als gekeimter Wuizen, den man uns verſehrt gelaffen hat, allein fpäter entwidelt er ſich ebenfo gedeihlih, fo daß hieraus erſichtlich wird, daß der durch die Wurzeln eingefogene Ertract die ſtaͤrkemehlhaltige Emulfion erfegt hat. Uebriger8 hat die Unterfuchung der jungen Ge: traidetricbe, in denen das Albumen häufig durch Faͤulniß oder Inſecten zerftört wird, die Nefultate der obigen Verſuche beftätigt. Da die Ajfimilation der Grundbeftandtheile des Endefpermum ermiefen ift, fo ift die des Extracts aus der Dammerde, welcher jenes, vermöge feiner Einführung durch die Wurzeln, erfegen Eann, es ebenfalls. Sch babe in dem von Polygonum Persicaria und Veronica Beecabunga (Veronique cressonnee), wel: che ich, entweder mit Dammerde-Extract, oder mit humues faurem Kali ernährt hatte, tranfpirirten Waſſer die von ih: nen abſorbirten Ertractivftoffe aufzufinden mid) bemüht. Diefe unter gewöhnlichen Umftänden ganz farblos erſchei— nende Ausdünftung ließ, wenn man deren niedergefhlagene Tropfen durch Abrauchen eindickte, vermöge der gelblichen Farbe, die fie alsdann annahm, einige Spuren von orga:= nifchen Stoffen erkennen, melde aber nicht „6 von ber Menge betrugen, welche die Pflanzen abferbirt hatten. Das von den auf die angegebene Weiſe ernährten Pflanzen aus: gedunftete Waſſer enthielt überdem ammoniafalifhe und Kalk: Salze; allein das Totalgewicht diefer fammtlichen Sub» ſtanzen betrug in 69 Grammen tranſpirirter Fluͤſſigkeit nur 3 Willigrammen. Die Pflanzen von Polygonum Persicaria, melde m:brere Wochen lang in einem verfchloffenen Gefüge mit Hülfe von Waffer und unter der wecfelnden Einwirkung von Tag und Nacht vegetirt hatten, änderten an der Bez fhaffenheit der mit ihnen eingeſchloſſenen Xuft weder quan— titativ, noch qualitativ, das Geringſte. Sie abforbirten demnach Eeinen Stickſtoff aus derfelben. Sch erwaͤhne die: fes Nefultates (welches fih nach dem Keimen conftant zeigt), um daran zu erinnern, daß die Firirung des im der atmo= ſphaͤriſpen Luft enthaltenen Stidigafes durd) den Vegeta— tionsproceß keineswegs erwiefen ift, wiewohl die von Herrn Bouffingault vorgenommene Analyfe einiger todten Pflanzen für das Gegentheil zu fprechen fcheint *). Man *) Annales de Chimie et de Physique, T. 67. p. 5, und T. 69, p. 358. 328 hat fih in bdiefer Beziehung an die unmittelbare Beobach⸗ tung zu halten; denn die Analyfe der todten Pflanzen zeigt fid) mit der Phyſiologie der lebenden felten in Uebereinftims mung. Dieje Analyfe ift trügerifch, weil fie über die waͤh— rend des Vertrodnens dev Pflanzen ſtattgefundenen Verändes rungen E£einen Aufſchluß giebt und von der Vorausfeßung ausgeht, daß die trockene Pflanze diefelben Elementarftoffe enthalte, wie die grüne, Die Vertrodnung vermindert, zus mal wenn die Luft freien Zu.ritt hat, die abfolute Menge der Grundftoffe der Pflanze und verändert auch die Verhälts nißtheile diefer Stoffe. Die Luft entzieht ihr Kohlenftoff; Sauerftoffgas wird oft abfoıbirt, der Eiweißftoff gefchwärzt, das Elementarwaffer vermindert und die Efjigfäure des Safe tes verdunftet. Während der anbaltenden Vegetation der diefen Unterfuhungen untirworfenen Pflanzen flerben manche ihrer Theile ab, treten in Gährung und konnen dann Stid- gas firiren. Diefe Veränderungen hängen von der Natur des Gewächfes und mehreren Umſtaͤnden ab, deren nähere Ergruͤndung unmöglich feyn dürfte, Wenn Herr Liebig behauptet, die Ernährung der Pflanzen gehe, felbft auf dem fruchtbarſten Boden, lediglich durch Firirung des Waſſers, Zerfegung der Kohlenfäure und Abforprion der Salze von Siatten, fo flüßt er diefe Theorie auf die Annahme, daß die ım Boden enthaltenen auflöslis hen organiſchen Stoffe zur Bewirkung der Ernährung uns fähig feyen. Bevor wir die von ihm bei diefer Gelegenheit angeführten Thatſachen keleuchten, wollen wir bemer£en, daß die. Pflanzen allerdings Ihren organifihen Stoff vermehs ven fönnen, ohne daß ihnen eine andere Nahrung, als Wafs fer und atmofphärifhe Luft zugänglich iſt; allein wir finden zugleich, daß die aus diejer Ernährung bervorgehenden ves getabilifchen Producte für die Landwirthſchaft faft ganz werth⸗ 108 find. Die für die entgegengefeste Anficht angeführten Reſul— tate waren bereit8 unter andern Formen befannt und wegen ihres Mangels an Bündigkeit verworfen worden. So mül: fen, 3. B., Diejenigen ausgefihloffen werden, welde man mit Pflänzchen erlangt bat, die ſich zuerſt in Dammerde entwidelt und dann in Quellwaffer (ohne Dammerde) neue Triebe gebildet haben. Menn man dergleihen Pflänzhen anwendet, fo rührt deren Ernaͤhrung, abgefehen von den im Quellwaffer ent— haltenen fremdartigen Beſtandtheilen, großentheild von dem Uebergange der im ihnen bereits enthaltenen organifchen Stoffe in die neuen Triebe her. Man erhält durchaus ver: fhiedene Nefultate, wenn man den Verfuh mit Saamen macht, deren Intwidelung man lediglich unter dem Ein— flufe von Waffer und atmofphärifcher Luft don. Statten gehen laͤßt. Pferdebohnen, welche ih auf diefe Meife bes handelte, indem ich fie in mit reinem Quarzſande gefüllte gläferne Gefäße legte, Eonnten nur das dopnelte Gewicht der Bohne an trodenen vegetabilifhen Stoffen fich aneignen. Aus Erbfen, welche ich in derfeiben Weiſe behandelte, ent» ftanden Pflanzen, die im frocdenen Zuftande nur 31 mal fo ſchwer wogen, wie die Saamen, aus denen fie hervorgegans gen waren, während ſich bei den Erbfenpflanzen, die man 829 in Dammerde gelegt hatte, das Gewicht zu dem des Saas mens verhielt, wie 60 : 1. Dennody befanden ſich die mit deſtillirtem Waſſer ernährten Saamen in gleiher Höhe mit der Bodenoberflähe in einem Garten, wo ihnen alfo die Ausflüffe der Dammerde zu Gute famen. Ungenommen, die eben angeführten DBeifpiele feyen auch nicht erfchöpfend, fo ift doch die verhaͤltnißmaͤßige Winzigkeit der mit bloßem Waſſer und atmojphärifher Luft ernährten Pflaͤnzchen, moͤ— gen dieſelben es nun bis zur Fructification gebracht haben, oder nicht, eine unlaͤugbare Thatſache. (Schluß folgt.) MNMiscellen. Ueber den fogenannten Acarus galvanicus(2?? !!!) oder Acarus Crossii (Meue Notizen Nr. 20. [Rr. 20, d. 1. Bde.]) enthaͤlt die Englifche Zeitung Times fo gende Mitteilung : „Unſere Leſer erinnern fich wohl noch des Aufſehens, welches im Sabre 1337 die Nachricht erregte, daß Dr. Eroffe in Broomfield die Ausbil— dung gewiſſer Infecten, in Folge einer langen Einwirkung voltaifcher Platten, beobachtet habe. Bisher ift nur wenig mehr über diefen arheimnıgvollen Gegenftand bekannt geworden, bis am 15. März ein Auffag von Herrn Weekes, aus Sandıwid, in einer Verſamm— lung des electrifhen Vereins in London veriefin wurde, worin eine Wiederholung der Verfuhe des Deren Eroffe befchrieben ift. Unter den Bedenken, welche in Bezug auf urfprünglicdye Erfahrung erhoben wırden, ward auch die Möglichkeit angeführt, daß die Eier des Infects ſich in der Luft befinden fönnten, Herrn Wee: kes's Erperimente find fo angeitellr worden, daß diefer Einwurf kaum haltbar feyn dürfte. in gutverkohlter Buchenklog, mit einer treisförmigen Aushoͤhlung zur Aufnahme eines Glodenglafes, bildete die Bafis des Inftruments. Die Aushöblung war mit Quediilber gefüllt. Unter dem Glodenglafe befand ſich ein Becher mit Yotts aſchenſilicat. Die Kiefelerde ward dadurch gewonnen, daß ein Stück ſchoͤnen fhmwarzen Flintſteins aus der Mitte eines Kiefels, tie fie an der Küfle von Sandwid liegen, in einen Glühofen ge— bracht worden. Die Kieſelerde wurde in einem Glühofen mit der Pottaſche verbunden und das Product in firdendem Waffer zers 330 ftampft. Diefe Auflöfung wurde ſogleich bedeckt und bedeckt filtrirt. Nachdem Alles vorbereitet worden, ließ man den voltaifchen Strom am 3. Decbr. 1840 durch dicfe Auflöfung ftrömen, und von dem Augenblicke an bis jegt, ift der Apparat ungeftört geblieben. Ende Dcrober 1541 ward das erfte Inſect beobachtet; am 16. November bımerkte man fünf. Seitdem jind zu wiederholten Malen Infecten bemerkt worden. Es darf nicht unbdemerkt bleiben, daß das Glok— kenglas in völlige Dunkelheit gebracht und die Dede nur wegge— nommen wurde, um den Fortgang zu beobachten Herr Weekes erwähnt, daß er nody einen andern Apparat in Zhätigkeit babe, der dem erwähnten ganz Ähnlich, deffen Glockenglas aber mit Sau- erftoff gefüllt fey. Früher oder fpäter, fagte er, erwarte er auch darin lebende Infecten zu fehen. Die Erwartung verwirklichte ſich vor einigen Zagen. In einem Anhange zu feinem Auffage, ber vom 27, Februar 1842 datirt ift, berichter er, am vorigen Mor: gen „habe er 8 — 10 ausgewachfene Acari in Eräftiger Bewegung an der innern Oberfläche der Luftglode bemerkt," Das Vorkommen befonderer Ganglien am nervus accessor. Willis., weldye bereits J Müller und Andere gefunden und befcrieben haben, beobadtete aud Dr. Fleiſch— mann, zu Erlangen, in den Leichen mehrerer Perfonen, wobei aber das Eigene ftatt hatte, daß diefe bei Lebenszeit geftottert hat— ten. So bildete bei einem im Wahnſinne geftorbenen Weibe, das geſtottert hatte, ein Arftchen des n. access., weldes rechter Seits zur hinteren Wurzel des zweiten Dalsnerven ging, vor feinem Zus fammıntritte mit dieſer, drei Eleine Anfchwellungen. Ein 53jähris ger Mann, der ſich erhängt hatte, und bei dım fich der n. access. W. gleichſam als eine Ganglienkette darftellie, hatte ebenfalls ges ftortert. Derſelbe Fall war bei einem 74jährigen, an Lungenents zundung verftorbenen, Weibe. Bei einem ftotternden Kinde, wels es an Scropheln geftorben war, fanden fich, außer einigen incons ftanten Ganglien am n. access. W., zugleih auch am ramus cochl-ae nervi acustici innerhalb des meat. audit, internus zwei ziemlich große ganglidfe Anfchwellungen, die faft den ganzen ins nern Gehörgang ausfüllten und den fehr zarten ramus vestibuli und nery. facial. zum Theil umgürtet batten. — Die Uebrigen, bei denen ebenfalls dergleichen Ganglien gefunden wurden, waren an phthisis pulmonum geftorben; über diefe Eonnte Verfaſſer je⸗ doch hinſichtlich ihres frühern Lebens keine nähere Nachricht erhal: ten. (Dufeland’s Journ, St. 1. 1840). — — 8 Hei Ueber die Gegenwart von Schwefeleyan im Spei- el in verfihiedenen Krankheiten. Von Dr. W. Davidfon, Arzt im Glasgow Royal Infirmary. Ich babe mich mehrere Sahre hindurch, nad längeren Zwi— ſchenraͤumen, damit befchäftige, Unterfuchungen mit dem Speichel anzuftellen, bifonders in Bezug auf die Gegenwart des Schwefel: Eyan’s in diefer Flüfjigkeit; und nun haben mid) die fhägbaren Auffäge des Dr. Bird in der Medical Gazette dazu veranlaßt, eine Anzahl jener Verfuche zu wiederholen, und das Ganze zur Veröffentlichung zu ordnen. Die pathologiſche Beſchaffenheit des Speichels hat bisher als diagnoftifches Moment die Aufmerffam: keit der Aerzte nur in geringem Grade erreat; und obgleich die ge⸗ genwaͤrtigen Unterſuchungen meift zu negativen Reſultaten führen, jo dürften fie vielleicht doc dazu dienen, zu ausgedehntern und entfcheidenden Verfuchen den Weg zu bahnen, oder diefelben zu ers läutern, oder auch Andere zu veranlaffen, dickes Feld der Unterfu- Kung weiter anzubauen. Ich werde bier keinen Beweis für die wirkliche Gegenwart des SchwefelsCyan’s im Speichel anführen, L’R Bi... 8 da diefer Punct von Dr. Bird erfchöpfend abgehandelt if, fon: dern werde zeigen, daß die gewöhnliche Anſicht, nach welcher die rothe Farbe, die im Speichel durch einen Zufag von Sesquichlo- retum Ferri entfteht, von der Gegenwart jener Subſtanz abhänge, die richtige fen. Das Reagens, was zu biefen Verſuchen vorzüg« lich angewendet wurde, war der Liqu. Sesquichloreti Ferri, wel: der in den meiften Verfuchen neutral oder faft neutral war, und von dem zwei bis vier Tropfen zu dem Speichel zugelegt wurden, wobei die Quantität des Kegtern in den verſchiedenen Erperimenten von zwei bis zu vier Dradmen varürte. Ic balte cs für allge mein anerkannt, daß das Schweſel-Cyan in dem Speichel eines vollkommen gefunden Individuums nur felten fehlt. Während meis ner Vorlefunaen über Materia medica hatte ih, es mir in den Icsten zehn Jahren zur Gewohnheit gemacht, die Reaction des falgfauren Eiſenexyds auf den Speichel zu zeigen, und zwar: er— ftens, die Färbung, die in diefem entftand, mit der von meconfaus rem Eifen zu vergleicen, wie fie durd einen Zuſatz deffelben Rea⸗ gens zu einer Opiumauflöfung erzeugt wird; zweitens, zu zeigen, daß diefe Färbuna niemals in folhem Speichel entftehe, der von einer unter dem Einfluffe des Mercure ftchenden Perfon abgefon: 531 dert worden iſt. Der zu biefen Verfuchen gefammelte Speichel wurde von einer Menge verfchiedener, durchgehende anjcheinend ge- funder, Individuen genommen, und, mit einer einzigen Ausnahme, nämlich bei dem Portier der medicinifhen Schule, an welcher ich angeftellt war, nahmen alle diefe Speichelproben bei dem Zufage von falzfaurem Eijenoryd eine blutrothe Farbe an. Der Speichel jenes Portiers wurde bei zwei oder drei verjchiedenen Gelegenheiten nad einer Zwiſchenzeit von ſechs Monaten geprüft, aber nie bot er auch nur die geringfte Spur einer Färbung dar, mit Ausnahme jenes blaßgelben Anſtrichs, welcher zumeilen entfteht, wenn man dad Reagens in Ueberfhuß zuſetzt. Obgleich aber diefe Farbe ziemlich conftant in dem Speichel jedes vollkommen gefunden In— dividuums hervortritt, fo ift diefes doch Feineswegs bei Perfonen der Fall, die an gewiſſen Krankheiten leiden, und zwar ift diefes am auffallendften bei Mercurial-Salivation. Dr. Ure ſcheint zus erft, in einem Auffage über das Opium, welder in Brande's Sournal vom Zuli 1830 mitgetbeitt ift, auf diefe Eigenthümlichkeit des Mercurial: Speichels aufmerffam gemacht zu haben, wobei er bemerkt, „daß diefelbe den Practikern in zweifelhaften Faͤllen ein ſchaͤtzbares diagnoftifches Zeichen darbieten dürfte.” Indeſſen fcheint diefe Thatſache, als eine von den Symptomen, welde die Wir— tung des Quedjilbers auf die Speicheifecretion characterifiren, die Aufmerffamkeit der Autoren über gerichtliche Medicin nur wenig oder gar nicht auf fich gezogen zu haben. SH habe eine große Anzahl derartiger Secretionsproben unterfuht und da, wo die Salivation beftimmt (mercuriell) war, nicht eine einzige Ausnah— me gefunden; ja in manden Fällen war ich geneigt, zu glauben, daß auch das falzfaure Eifenoryd entfärbt wurde; denn felbft dann, wenn daffelbe in großem Meberfluffe zugefegt wurde, nahm der Speichel nicht einmal einen gelben Anftrih an, Die reichlihe Abfonderung und die dadurch bedingte Verdüns nung des Speichels fheint nicht die Urfache zu ſeyn, daß der Mer— curialfpeichel vom falzfaurem Eifenoryd nicht roh gefärbt wird; wenigftens machen die beiden folgenden Erperimente dich wahr: ſcheinlich. 1. D. Logan litt, als er in das Krankenhaus zu Glasgow aufgenommen wurde, an Waſſerſucht, welhe in Folge einer Hy— pertrophie des Herzens mit Klappenfehlern entftanden war, und wurde duch den Gebrauch von Galomel mit Opium am 3. Auguft 1841 in reichliche Salivation verfegt. Es wurden fieben Unzen eines zäben, leicht alkalifchen Speichels gefammelt und mit Liquor SesquichloretiFerri behandelt; «8 trat eine leichte Goagulation ein, aber nicht die geringfte Farbenveränderung. Diefe Quantität wurde fpäter bei gelinder Dise bis zu zwei Ungen abgedampft; aber fie wurde auch jetzt durch das falzfaure Eifenoryd nicht roth ge— färbt und war noch alkaliſch. II. Frau M' Donald wurde wegen ſecundaͤrer ſyphiliti— ſcher Geſchwuͤre (Sibbens) in's Hoſpital aufgenommen. Sie hatte weit verbreitete Geſchwuͤre im Rachen und wurde am 9. Auguſt 1841 durch Mercurialpillen zum Speichelfluſſe gebracht. Der Speichel war uͤbelriechend, faſt neutral, und der Zuſatz von Sesqui- chloretum Ferri bewirkte keine Farbenveraͤnderung. Es wurden hierauf vier Unzen ihres Speichels bei gelinder Hitze bis zu einer Unze abgedampft, und der durchſichtige Theil derſelben mit demſel— ben Reagens geprüft; es trat jedoch, mit Ausnahme einer leichten Goagulation, nicht die gerinafte Veränderung ein. Aus der fo conftanten Abmwefenheit des Schwefel: Cyan’s im MercurialeSpeihel Eönnte man mit Recht fchließen, daß diefes der Einmwirfung des Mercurs auf den Organismus zuzu— ſchreiben ſey; jedoh um diefen Punct außer allen Zweifel zu fegen, und dem Einwurfe zu begegnen, daß jene Subftanz ja aud in einigen Krankheiten fehle, ftellte ich folgende Verfuhe an. I. 3. Hunter wurde am 30. Suni 1841 wegen eines chro= nifchen, bereits acht Monate dauernden, Rheumatismus aufgenom: men. Puls 80. Der Speichel diefes Kranken nahm bei'm Zufage von falzfaurem Eifenoryd eine tiefe rothe Farbe an. Am 10. des folgenden Monats wurde cr zum Saliviren gebradt, und nun 832 wurde fein Speichel, der neutral war, durch ben Zufaß jenes Rea= gene zwar coagulirt, font aber im Anfehen durchaus nicht vers ndert. II. James Daily wurde am 9, Auguft 1841 wegen Ana- sarca und Ascites mit gleichzeitigem albuminöfen Urin aufgenoms men. Sein Speichel der, wie im erftern Falle, bei feiner Aufnahs me unterfucht wurde, ergab fi) als neutral, und mit falzfaurem E:fenoryd behandelt, zeigte er eine entfchieden, wenn auch nicht tief, vothe Farbe, jedoch Feine Coagulation. Am 16. defjelben Monats wurde er in Salivation verfegt, und dafjelbe Reagens brachte nun Eeine Spur von rother Farbe im Speicyel hervor; das’ gegen war diefer leicht coagulirt. Obgleich nun hieraus hervorgeht, daß durd die Wirkung des Mercurs auf den Organismus die Gegenwart dis Schwefelcyan’s im Speichel getilgt wird, fo fcheint dir doch nicht für immer zu gefhehen, oder nachdem jene Wirkung ganz aufgehört hat, weldes zumeilen eine beträchtliche Zeit erfordert. Sc kann zur Unterftüzs zung diefer Anſicht eine ganz entfcheidende Thatſache anführen; allein mehrere von den Kranken, deren Epeichel ich unterſucht und ſchwefelchanhaltig gefunden habe, fpradyen von früheren Salivatio— nen; befonders war eine Perfon darunter, die wegen eines acuten Kheumatismus oft falivirt hatte, und deren Speichel bei'm Zufage von falzfaurem Eifenoryd eine tief rothe Farbe annahm. Dagıgın babe ih Mercurialfpeichel unterfucht, der vor ſechs, zwölf und acht— zehn Monaten gefammelt war, aber niemald die geringfte Spur von Schwefel-Cyan darin entdecken Eönnen. Auf der andern Seite bin ich geneigt, zu glauben, daß diefe Subftang in manchen Spei— chelarten exiſtiren kann, ohne daß fie fich gerade durch falzfaures Eifenoryd entdeden ließe, Ic hade den Speichel von vier Kran« ten unterſucht, die an Diabetes mellitus litten (zwei ven ihnen befinden fi) gegenwärtig im Dofpitale), und Feine diefer Speichel— arten gab das geringfte Zcihen von der Gegenwart des Schwefel— Cyan's. Sch hielt jedod den Speichel des einen Kranken drei Mo: nate lang aufbewahrt, und nachdem die ZBerfegung ftattgefunden hatte, brachte der Zuſatz von falzfaurem Eiieneryde die characteri— ftifche rothe Farbe hervor, neben welcher ſich nody ein weißlicher Niederfhlag bemerkbar machte. Kann der Zuder, der, wie jest allgemein angenommen wird, in dem Speichel folder Kranken entbaiten ift, die Wirkung des Reagens, aͤhnlich wie im diabetifchen Harne in Bezug auf andere Reagentien, hindern? Neben dem obigen Falle dürfte c& angemejfen feyn, zu berichten, daß ich das Schwefel-Cyan in dem Speichel des Kranken Levi (deffen Kall in der Medical Gazette mitgetheilt ift), der an Diabetes in- sipidus litt, wobei der Urin etwas überfchüffigen Harnſtoff ents hielt, nicht entdeckt habe. Bor ungefähr drei Jahren, ale id im Glasgow Fever-Hospi- tal a!s Arzt wirkte, ftellte ich mit dem Speichel der dort behans delten Kranken eine Reihe von Verſuchen an, und zivar hauptfäche li in der Abficht, um zu erfahren, ob aus diefer Quelle iraend ein characteriftifches Merkmal des Typhus zu gewinnen wäre. Wegen der bedeutenden Verminderung der Speichelfecretion in dies fer Krankheit war es ſchwer, eine hinlänalihe Quantität dieſes Fluidum von Typhuskranken zu erlangen; jedoch erhielt ich von vier Individuen, bei. denen das charackeriſtiſche Typhus-Exanthem deutlich ausgefproden war, eine genügende Menge, und in feinem diefer Fälle brachte das falzfaure Eifenoryd irgend eine Farbenver— änderung in der Speichelflüffigkeit hervor. ine Unterfuhung des Speichels in zwei Fällen von Febrieula und einem Falle von Pneumonie ergab daffelbe Refultat. Um jedoch die Refultate mei— ner Verfuche mit dem Speichel an verfchiedenen Affectionen leiden— der Kranken leichter überblidden zu Eönnen, habe ich folgende Zar belle entworfen, in welcher die Krankheit, das Gefchlecht, die Puls— frequeng, Behandlung, Reaction des falzfauren Eifenoryds ꝛc. angegeben find; jedoch find darin auch foldhe Fälle aufgenommen, die bereits befchrieben worden find, da fie einige befontere Bemer: kungen erforderten. 333 334 PR de Ge " cha Wirkung der Reagentien. rankheit. er. uls. Behandlung. ſchlecht. 0 Ladmus Sesquichloretum Ferri. Chorea 8 MW. 72 | Cupr. ammon. Keine Färbung, Porrige 7 W. 72 Laxantia Blutroth. Aneurysma M. 68 Plumb. acet. Blafroth. Kczema M. Kali sulphur. Ziemlich tief roth. do. Ball 2 25 W. 72 do. Entfhieden roth. Diarrhoea 25 W. 68 Opium, Catechu Schr blaßroth. Hydrops 37 M. | 100 MercurialeSalivation Keine Färbung, Coagulation. do. Fall 2 30 W. 76 0. Keine Färbung. do, — 3 53 "=. | 100 Pulv. diuret. Blafroth. do, — 4 50 W. 80 do. Blaßgelb. do. —5 M. 72 Mercur. Neutral Blaßroth. do. — 6 M. 88 Sauer Keine Färbung, do. —7 20 W. 96 Keine Behandl. im Hoſp. Neutral; Keine Färbung, Coagulation. Rheumat. ac. 17 W. 90 Colchicum Keine Färbung. do. Fall? 21 M. 80 MercurialsSalivation Keine Färbung, Icterus von kranker &eber|) 64 NM. Gentiana Pape BUCH buch T. Ferri oder cid. nitr, Furunculi 40 W. 68 Ol. ricin. Keine Färbung. Bronchitis 29 U. 90 Keine Behandlung Keine Färbung. do. Fall 2 23 M. 68 do, Blutroth. Herzkrankheit 24 W. | 100 do, Keine Färbung. do. Fall 2 20 M. | 112 do. Blaßroth. Rheum. chr. 35 M. 80 do, Sauer Entfdjieden roth. do, Fall 2 29 M. 76 Blaßroth. do, —3 50 M. 63 Keine Behandlung Sauer Entſchieden roth. Arthritis 18 W. | 100 Neutral Roͤthlich. Secundaͤre Syphilis M. 72 Mercurial : Salivation Keine Färbung, Coagulation. Dyepepfie 58 M. | 78 Keine Behandlung Neutral Blafroth. astitis 18 W. 84 Keine Behandlung Neutral Keine Färbung, Coagulation. Secundäre Syphilis 20 ®. | 9% Keine Behandl. im Hofpit.| Sauer do. do. Erysipelas W. 90 Purgantia Keine Faͤrbung. Paralysis M. 84 Keine Behandlung Keine Färbung, Coagulation. Br Fall’2 M. | 68 Mercurial= Salivation Keine Färbung. do. — 3 50 Proto-carb. Ferri Blafroth. do. = 4 35 Purgantia Keine Färbung. Lepra und Psoriasis 35 M. 72 Ung. lod. sulph. Blaßroth. o. Fall 2 10 M. Blutroth. do. 3 27 ®. | 68 Keine Behandlung Keine Färbung, Coagulation. do. — 4 26 M. 65 Keine Behandlung Neutral Blaßroth, Coagulation. Phthisis 100 China Keine Färbung. do. Ball 2 16 ® | 7 Natr. carb. acid. Ziemlich tief voth. Diabetes mellit. M. 68 Opium Keine Färbung. do. Fall 2 M. Opium Keine Färbung. do. Fall 3 16 | mM. 72 T. Ferri et T. Opii Keine Färbung. do. — 4 28 m. | 68 do. do. Keine Färbung. . Diabetes insip. Opium Keine Färbung. do. Fall 2 Opium Blutrorh. Typhus Diaphoretica Keine Färbung. do. Zal2 Diaphoretica Keine Färbung. do, — 3 Wein Keine Färbung. do. rail Wein Keine Färbung. Febricula Diaphoretica Keine Färbung. do. Fall 2 t | Diaphoretica Keine Färbung. Pneumonia I | Blutentziehung ꝛtc. | Keine Färbung, Wenn wir das, was aus den obigen ausführlich befchriebenen und ben in der Tabelle enthaltenen Verſuchen refultirt, mit dem zufammenfaffen, was bereits über diefen Gegenftand veröffentlicht worden ift, fo find wir zu folgenden approrimativen Schlüſſen bes rechtigt, die, aller Wahrfcheinlichkeit nad), durch Eünftige Beobach⸗ tungen mande Mopdificationen erleiden werden: 1) Das Schwefel-Cyan ift häufig in dem Speichel an gewif: fen Affectionen leidender Kranken nicht zugegen , wenigftens läßt es fih durch die Anwendung des Sesquichloretum Ferri nicht nachweiſen. ar Daffelbe fehle ſehr häufig in fieberhaften und in andern Krankheiten, in denen bie Pulsfrequenz fortdbauernd den normalen Stand überfteigt, 3. Daffelbe fehlt ftets in der entfchieden vom Mercur erzeugs ten Salivation, und das Nicht:Reagiren des Speichels bei der Be— handlung mit falzfaurem Eifenoryde fcheint nicht von der größern Verdünnung des erftern abzuhängen; denn felbft, wenn vr durd) Abdampfung concentrirt wird, find die hervorgebrachten Erfceis nungen diefelben. 4. Die Gegenwart gewiffer, fremder Beftandtheile im Spei: chel, wie 4. B. des Zuders im Diabetes, kann wahrfcheinlich die Wirkung des Reagens bindern, oder in einigen Fällen die rothe Farbe verfchwinden machen. 5. Obgleich die Gegenwart des Schwefel-Cyan's im Speichel nicht für ein beftimmtes Criterium einer guten Gefundheit gelten 535 kann, fo muß doch die Xbwefenheit deffelben zur Nahforfhung über diefen Punct anregen. 6. Die Abwefenheit des Schwefel-Cyan's im Epeichel, an ſich allein, it Eein Beweis für die Einwirkung des Mircurs auf den Drganismus, obgleich dann, wenn diefe Secretion copids, übelries hend, von leichtem fpecifiihen Gewichte ift, von [hwammigem oder ulcerirtem Zahnfleifche bealeitet wird, und aud) jenss chemifche Characteristicum zeigt, die triftigften Gründe zu der Annahme vorhanden find, daß jenes Mineral verabreicht fey. (London Medical Gazette. November 1841.) Blutfhwammgefchwulft der tibia. Ein Sreländer, 33 Jahr alt, Arbeiter in einer Pulverfabrik, von robufter Gefundheit, ficl vor etwa zwanzig Monaten und fticß fih mit einem Steine an dem Zwifchenraume zwifchen dem condy- lus extern tibiae und dem Köpfchen der fibula. Es entitand kei— ne Blutunterlaufung; aber etwa drei Stunden nad) dem Falle zeigte fih eine Eleine Anſchwellung, welche nad vier Monaten den Une fang eines Hühnereies hatte und die Bewegung des Kniees fo er: ſchwerte, daß der Kranke feine Stelle aufgeben mußte. Er kam in dad Pennsylvania-Hospital, wo nach aufmerffamer Unterfuchung eine aneurysmatifche Geſchwulſt diagnofticirt wurde, Sm Septem— per 1833 wurde die cruralis unterbunden, in der Hoffnung, die Geſchwulſt zu heilen. Fünf oder ſechs Wochen fihien die Opera— tion von günftigem Erfolge; nah diefer 3 it verlicß der Kranke das Spital. Er beobachtete nicht die Vorſi btsmaaßregeln, welche ihm empfohlen worden waren; und nach kurzer Zeit bildete fich die Geſchwulſt wieder uud nahm bie zum Mai 1839 langfan zu. Da bemer£te er bei'm Ausſtrecken des Fußes, wie er ſich ausdrücte, als wenn etwas in der Umgebung feines Kniees krachte. Die Ge— fhwulft nahm raih zu. Der Kranfe mußte fich wegen des Schmerzes und der Schwere des Gliedes zu Bette legen und Fam im October 1839 wiederum nad) dem Spital. Die Gefhmwulft hatte beträchtlich zugenommen, und das Glied mußte amputirt wer: den. Am Tage vor der Operation war der Zuftand folgender : Der Unterfchenkel war gegen den Oberſchenkel in einem Winkel von 90° bis 100° gebeugt;z in diefer Ausdehnung Eonnte man ihn bes wegen, verurfachte aber dem Kranken lebhafte Schmerzen. Die Muss keln des Gliedes waren atropbifchz; am Rufe war. etwas Oedem vor— handen. Der Gefundheitszuftand war im Allgemeinen aut, außer einiger Schwäche, weldye vom langen Aufenthalte im Bette her— rührte. Eine Drüfe der linken Leiftengegend war ein Wenig ver: arößert und fchmerzhaft. Die Geſchwulſt war rund, begann 81 3oll über dem untern Ende der tibia und reichte bis zur Knie— fcheibe; fie war von rother, glängender Haut bedeckt und mit er= weiterten, gewundenen Venen durchzogen. Die Oberfläche war aleichmäßia und nah Vorn ftärfer aewölbt, als nad) Innen umd Hinten. Der Umfang betrug 18 Zoll, und die Fläche erfchien hei— Ber, als der übrige Schenkel. Nah Außen war die Geſchwulſt von Enöcherner Conſiſtenz, jedoch etwas elaftifch bei dem, übrigens fchmerzbaften, Drude. Genen die Mitte der Gefchwulft bin war fie weniger hart, dagegen fehr elaftifch, aber ohne Kluctuation. In der Kniebeuge war dagegen die Geſchwulſt weich und weniger ela— ſtiſch; bei cinem leihten Drude bemerkte man ein undeutliches Klopfen, fühlte überdieß die Pulfationen der poplitea, melde fih durch ein Blafegeräufb bemerfvar machten. Da, wo der Kör- per der tibia fi mit der Gefhmwulft vereinigte, war ein Winkel gebildet, welcher theilweiſe von der Converität der G Thmulft, theilweife von der veränderten Richtung der hinter die Condylen 356 des Dberfchenkelfnochens gehenden Achfe ber tibia gebildet wars Jeder Verfuh zur Bewegung des Unterfchenkels erregte die heftige fien Schmerzen. Am 16. Octob. wurde die Umputarion am untern Dritttheil des DOberfchenkeis von dem Dr. Norris ausgeführt. Das Knochenmark war hellgeib, von breiiger Gonfiftung; der Knochen war ein Wenig erweicht. Neunzehn Arterien warın während der Ope— ration unterbunden worden; zehn Gtunden danach mußten nod) fünf Ligaturen angelegt werden. Die Unterfuhung der Gefhwulft ergab Folgendes: Der Umfang betrug nun 13! Zoll; die Knorpel des Kniegelenkes waren normal, außer auf der äußern Gelenfgrube der tibia, wo der Knorpel verdünnt und mißfarbig war. Die Po— pliteatgefäße und Nerven lagen über dem bintern Theile der Ges ſchwulſt, von welcher fie durch ihre gemeinfchaftliche Sceide ges trennt waren. Ein Aft der Poplitcalgefäße ging in das Innere der Geſchwulſt. Sie waren überdieß von normaler Größe und Structur. Die Gefhwulft hatte mehrere Hüllen: 1) aus verdichte— tem Zellgewebe; 2) aus der fascia superficialis’des Unterfchenkels, welche verdickt war und fcheindar mit dem Periofte zufammenbingz 3) eine Art von Knochenſchale, welche den obern und untırn Theil der Geſchwulſt vollfommen umgab, in dem mittleren Zwiſchenrau— me jedod nur durch einige Enöcherne Verlängerungen bdargeftellt wurden dieſe Knochenfhaale hatte nah Oben und Unten eine Dide von etwa 6 Einien, in der Mitte dagegen nur von 2 bis 3 Linien; fie fchien durch cine Eugelige Ausbreitung der äußeren Kno— cenfhicht gebildet, während die innere Knochenplatte, das fpon= giöfe Gewebe und das Mark mir der Höhle der Geſchwulſt und mit der darin eingefchloffenen Subitanz zufammenhing. Diefe Sub— ftanz war weich, folid der zerquetfchten Gehirnfubftang eines Kin— des ähnlich, von rothhbrauner Farbe und fie umgab mehrere Maſ— fen, welche halbdurchſichtige Kerne bildeten. In der Mitte eines diefer Kerne fand man einige Spuren einer Ralkablanerung. Obere halb der Stelle, wo man eine aneurysmatifche Geſchwulſt hatte erkennen wollen, fand jich ein Blutcoagulum von 21 Zoll Länge, 3 Zoll Dide, gelbliher fabler Farbe, und ziemlicher Refiltenz. Sm Sınern der Sefhwulft fand ſich Eein Gefäß, dagegen hier und da Eleine Blutcoagula. Es fanden ſich eine große Anzahl Bälge wel— de eine zäbe, gelbliche und durchfichtige Flüffigkeit enthielten. (Aus den Verhandlungen der pathologiichen Gefelfchaft zu Philadelphia in dem North American chir. and med, Journ, May 1841.) Miscellen 3ur Behandlung des fogenannten laryngismus stridulus, weldher von Druck angefünwollener Halsdrüfen auf die Nerven des larynx abhängt, bat in einem Kalle der Dr. Detmold, zu Hannover, mit günftigem Erfolge zwei Indicatio— nen verfolgt; nämlich er bat die gefchwollenen Halsdrüfen durch den innerliden Gebrauch des Kali hydroiodicum verkleinert und befeitigt und die abnorme Thätigkeit der Rarpngalnerven durch Asa foetida in Pillen und Lavements zur Norm zurüdgeführt. (Hol: ſcher's Annal. Bd. 5. Hft. 1). Ein gutes Hautröthungsmittel von längerer Dauer if, nah Anthony Todd Thomfon, ein Geifenpflafter, auf welches man geftoßenen Salmiak aufgeftreut hat. Das Alkali der Seife zrrfegt den Salmiak allmälia, verbindet fih mit der Salzfäure und macht das Ammonium frei, welches nun reizend auf die Haut einwirkt, fo lange die Zerfegung vor fich acht. Nekrolog. — Die gelehrte und gefchidte Anna Märia Dolle:-Donne, Doctor und Profeffor der Geburtshülfe zu Bos logna, ift aeftorben. Bra or erg Keen. Erd: und Süßwafer:Gafteropoden. Befchrieben und abgebildet von J. D. W. Hartmann, vormaligem Naturalienmaler ©. D. de8 Prinzen Mar v. Wied. Heft 1 und 2, Et. Gallen 1840. 8. (6 ſchoͤn col. Kupfer das Heft.) Reciprocal Influence of Body and Mind considered, By W. Newnham, London 1842. 8. An Investigition of the present unsatisfactory and defective state of Vaccination, and the several Expedients proposed for remosing the now-acknowledged Defects of the Jennerian' Practice: in a series of letters addressed to Dr. George Gre- gory etc. By Thomas Brown, formerly Medical Practitioner in Musselburghs. Edinburgh 1842, 8. Nouvelle methode des amputations. Par le Docteur Baudens. 1er m&moire, Amputation tibio-tarsieune. Paris 1842, Mit 3 Kupf. - ÜUene Motizen audß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefonmelt und mitgetbeilt von dem Obere Medieinalratbe Froriep zu Weimar , und dem Medicinalrathe und Profeffior FEroriep zu Berlin. N°- 462. (Nr. 22. des XXI. Bandes.) März 1842. Gebrudt im Landes = Snduftrie- Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 FI. 80 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gGr. IB: du Ueber die Ernährung der Pflanzen. Bon Theod. de Sauffure, vorgelefen dem wiffenfchaftlichen ons greffe Frankreich's in deſſen neunten Sisung zu yon im Septem— er . (Schluß. Die beinahe unfrudytbaren Dammerden, welche durch Regenwaſſer ausgelaugt und erfhöpft find, Eönnen Eeine be— trächtlihe Menge Ertractivftoffe liefen; indeß enthalten fie doc jletd eine geringe Menge davon, welche man an ber gelben Farbe und dem Gefhmade erkennt, wenn dag MWaf: fer, in dem fie macerirt worden, durch Abrauchen eingedict worden ift. Diefe Materie, welche Stidftoff enthält und nad) dem Auftrocknen in Waffer fehr aufiöglich ift, aͤußert auf die Ernährung der Pflanzen einen ſehr mächtigen Ein- flug, indem fie denfelden Stidftoff zuführt, welchen weſent— lihen Nahrungsbeftandtbeil fie zwar nur in geringer Menge befigen, aber durch Waſſer und Luft allein nicht in hinrei— chender Quantität erhalten. Sie liefert ihnen auch phos— phorfauren KalE und einen Theil der falinifchhen Beftand: theile, welhe man in der Afche findet. Allein die Ernaͤh— rungsfähigfeit eines Erdreichs ift nicht gerade hauptſaͤchlich dem auflöslihen Ertracte zuzufchreiben, den man unmittels bar aus jenem ziehen Bann; es enthält in weit größerer Quantität einen in Waffer unaufloͤslichen erganifchen Stoff, welcher fidy dem Gefichtefinne verbergen kann; aber fih, vers möge feiner Auflöslichkeit duch Alkalien, fowie durch feine Derbeennbarkeit Eund giebt. Diefer Etoff ift nach feiner Befruchtung in einer fortwährenden ftillen Gährung begrifs fen, welche darin einen im Waſſer ſehr leicht loͤslichen Er: fractivftoff entwidelt. Diefer Proceß bietet alfo der Weges tation eine lange ausreichende Quelle von Nahrungeftoff dar. Die legten Macerationen liefern, wenigſtens wenn der Gaͤhrungsproceß durch den Zutritt der Luft unterhalten wird, intenfiver gefärbte Ertracte, als die erften *). *) Es kann ſich durch die Gaͤhrung, auch ohne daß die Luft Zu: tritt hat, neuer Extractivſtoff entwiceln; allein in diefem Falle erneuert fich derfelbe langfamer und nicht in gleicher N. 1562, a Unter den von Liebig zu Gunften der alleinigen Ers nährung der Pflanzen durch Luft, Waffer und Salze ange: führten Thatfachen befinden ſich auch die von Herrn Ed. Lucas mit reinem oder mit Pflanzenerde vermiſchtem Koh: lenftaube erlangten Nefultate. Sch werde mid mit dem mwohlthätigen Einfluffe diefer Mifhung nid;t befchäftigen *), weil nur die mit dem reinen Kohlenftaube erlangten Reſul— tate, die höchft befriedigend ausfielen, indem der Kohlen: ffaub, gleidy der Dammerde, eine fräftige Vegetation zu un: terhalten im Etande war, für bündig gelten £önnen. Sc habe pulverifirte und gefiebte Tannen- und Bu: chenkohle einige Tage lang durch Fliefwaffer auslaugen laſ— fen, dann aber mit derfelben Gefäße gefüllt, in die ich unter freiem Himmel Erbfen, Pferdebohnen, Waizen, Ma- dia sativa (Madi), Mohn, Athanasia annua und or: chisblaͤttrige Linaria ſaͤete, melde ich), mit Ausnahme der Dferdebohnen, die bdeftillirtes Waſſer erhielten, mit Quell: waffer begoß, Neben diefen auf Bretern ftehenden Gefaͤ— fen wurden in mit nie gedüngt gewefener, ausgewafchener, Menge. Ein Uebelftand bei nicht nenügendem Luftzutritte ift, daß die Verdunftung der Effigfäure nicht ftattfinden Eann, welche, wenn fie feine Bafen findet, mit denen fie ſich verbin— den Fann, der Vegetation ſchadet. Eine der merkmwürdigften Wirkungen der Gährung der be: feuchteten Pflangenerden befteht darin, daß fie ohne fühlbare Wärme die Verbindung des Mafferftoffgafes mit dem Sauer— ftoffgafe zu Wege bringt. In geringem Grabe findet dieg auch bei den faft weißen Thonerden (3 B. der von Morat), ftatt, in denen fich feine organiſchen Ucberrefte vorfinden und welche auf diefe Meife das Beifpiel einer Gährung barbieten, deren Grund nicht deutlich vorliegt. Die Wirkfamfeit der in acringer Menge auf den Boden ges fprengten Miſtjauche oder Gülle beruht ebenfowohl auf dem unmittelbar durch fie gelieferten Nahrungẽſtoffe, als auf ihrer Eigenfchaft, die Zerſezung der in dem Erdreiche entkaltenen unauflöslihen organifhen Materie als Ferment zu befchleu: nigen. *) Als ich Obiges niederfchrieb, war mir noch nicht bekannt, dag Herr Jaume Saint:Dilaire ermittelt harte, daß Mi: ſchungen von Kohle mit guter Dammerde der Vegetation eher nachtheilig, als förderlich find. Memoir. encyel. Octob. 1841. 22 539 graulichgelber und Außerft mager ausfehender Erde gefüllte Aeſche die nämlihen Saͤmereien gelegt. Ale diefe Pflanzen gediehen in der erwähnten Erde beffer, al8 in dem Kohlenſtaube Uebrigens brachte jede im legtern wachfende Pferdebohnenpflanze eine volllommene und fruchtbare Bohne zur Neife, während dieß in reinem Quarzfande oder Kiefe nicht der Fall war. Bei den Erb: fen Eamen, fowohl im Sande, als in der Kohle, eine ges ringe Anzahl Saamen zur Volllommenheit. Die Stängel waren ſchwach und nur mit Eleinen Blättern befeßt; doch hatte der Kohlenftaub vor dem Sande einigermaaßen den Vorzuge Nachdem ich erkannt hatte, daß bie Kohle zumeilen eis nen geringen Vorzug vor dem reinen Quarzfande hat, ließ ich pulverificte Kohle lange in deſtillirtem Waſſer Eochen. Als diefes alsdann abgerauht wurde, nahm es zulegt eine gelblihe Farbe an, weldye darauf hindeutete, daß es aus der Kohle organifche Materie ausgezogen hatte. Außerdem enthielt es falinifhe Beftandtheile und befonders Ammonium, welches fih, ohne Zweifel, nad) dem VBerbrennungsprocefje in der Kohle firirt hatte. Diefen Stoffen und zumal der Eigenfhaft, daß bie Kohle Kohlenfäure firiet, verdankt jene, ohne Zweifel, den Borzug, den fie in Betreff der Unterhaltung des Vegeta— tionsproceffes vor dem reinen Quarzfande befigt. Herr Liebig, welcher die Einführung des Stidftoffes in die Pflanzen Lediglih auf Rechnung des Ammoniums und der ammoniacalifhen Salze fegt, bemerkt, diefes Alkali finde fich, ohne Ausnahme, in deftillirtem Waffer. Er be— ruft ſich in diefer Beziehung auf die Wirkung des effigfaus ven Bleies, welches, ihm zufolge, das deſtillirte Waffer, wer gen des darin enthaltenen Eohlenfauren Ammoniums, trübt, während diefe Wirkung nit eintritt, wenn man vor der Deftilation irgend eine Mineralfüure in das Waffer ein: trägt. Allein diefe Bemerkungen ermangeln der Bündigkeitz denn das Präcipitat, welches nicht aus £ohlenfaurem Bleie befteht, bildet fih ebenfalls in deſtillirtem Waſſer, welches man aus Waffer bereitet hat, in das man vorher Schwe— felſaͤure eintrug. Wir beftceiten übrigens Eeineswegs den Nusen, welchen das im Duͤnger, Maͤrgel, gebranntem Thone und andern die Vegetation begünftigenden Subftan: zen enthaltene Ammonium haben foll; allein wir find der AUnfiht, daß es nicht daducch vorzugsweife die Ernährung der Pflanzen befördert, daß es fich ſelbſtſtaͤndig mit denfel: ben verbindet, fondern mehr dadurch, daß e8 dem Humus und den in dem Boden und in der Luft enthaltenen unauf- löslihen organifhen Stoffen als Vehikel oder Auflöfungs: mittel dient. Sch rede hier von der Luft, weil die in derfelben ſchwe— benden Körperchen bei Ernährung der Pflanzen eine Rolle fpielen. Diefen Körperchen hat man den Ueberfhuß an Er: den und Salzen zuzuſchreiben, den man, im Vergleiche mit den in den Saamen enthaltenen Stoffen, in den mit deftil: lirtem Waſſer ernährten Pflanzen findet, wie ich dieß bi Pferdebohnenpflanzen beobachtet habe *). *) Recherches chimiques sur la vegetation, p. 304. 340 Wem dieſe zum Theil organifhen Kö.perchen den Pflanzen Erden und Satze liefern, fo muß durch diefelben auch Kohlenftoff, Sauerftoff, Waffertoff und Stidftoff in die Pflanze gelangen. Das Waffer, duch welches man die den Pflanzen zugehende Luft ftreichen laffen Eann, vers ſchluckt dieſe Körperhen nur zum Theil, was fhon daraus hervorgeht, daß, wenn man bei gewiffen Deftillationsprocefs fon die Gaſe duch Waffer flreihen läßt, der Rauch mit übergeht. Schlußfolgerungen Aus den vorftehenden Beobachtungen ergiebt ſich: 1) Daß die fruchtbaren Erdarten eine Mifchung von auflöslihen und unauflösliben Stoffen darbieten, und daß die Einführung der erftern durch die Wurzeln in die Plane zen, außer dem Cinflufe des Waſſers und der Luft, die Ernährung fehr wefentlich befördert; 2) daß die Abſorption der unauflöslichen organifchen Stoffe den in den Pflanzen enthaltenen Stickſtoff faft durchs aus liefert; denn aus directen Verſuchen geht hervor, daß fie ſich dieſen Beftandtheil nicht in merklichem Grade in Gasform aneignen, und daß er ſich in dem ihnen zur Abs forption dargebotenen Waffer nicht in Form von Ammo— nium vorfindet ; 3) daß zwifchen den der Ernährung der Pflanzen diens lihen und den nicht dazu tauglichen farbigen Fluͤſſigkeiten der Unterfchied ftattfinder, daß die erftern, nachdem fie ab— forbirt worden, ihre Farbe verindern und in die Subftanz der Pflanze felbft übergehen, während die lestern auch nach ihrer Abforption nicht die geringfte Veränderung erleiden. Nachdem ih dargetban habe, daß die farbigen Ertrace tioftoffe, welche fi zur Ernährung eignen, von den Pflanzen abjorbirt werden und fich, weder in der ruͤckſtaͤndigen Fluͤſ— figkeit. noh in der Zranfpiration der Pflanzen, noch in der Atmofphäre derfelben, noch als Das, was fie vorher waren, in der Pflanze felbft nah ihrem Gefammtbetrage twiederfinden, muß zugegeben werden, daß ihr Verſchwinden einer theilmeifen Afjimilation derfelben in der Pflanze zuzus ſchreiben ift. Nachträglihe Bemerkungen. Der in den, zur Ernährung der Pflanzen fo weſentlich nothwendigen Ertractivftoffen enthaltene Stidftoff entweicht zumeilen in Gasform, theild während des Vegetationsprocef= ſes, teils duch die ſchnelle Gährung, die in poröfen Koͤr— pen in einer aus Kohlenfäuregas und Stidgas (und Saus erftoffgas) beftehenden Atmofphäre von Statten geht *). Wenn man nahforfht, wie diefer Verluſt fpäter fuͤr die nachfolgende Vegetation erfegt wird, fo findet man, daß man die Firirung des in der Atmofphäre enthaltenen Stid- gaſes einräumen muß **). Diefe Wirkung findet Statt: 1) Wenn die poröfen organifhen Körper langfam unter Umftänden gähren, welhe der Bildung des Wafferftoffgafes *) PVerderbnig der Luft duch das Keimen und die Gährung: Mem. de la Societe de Phys. et d’Hist, nat. de Geneve. T. VL, p. 571, **) Ebendafelbft; p. 562%, 567 u. ff. 541 günftig find; 2) vermöge der in den Dammerden enthalte: nen Eifens und Mangan: Opydule *); 5) dur die in den Gewitterregen enthaltene Electricität **) (das darin ent= haltene Ammonium und die Salpeterfäure 2). Das Ammo— nium und die Salpeterfäure find die einzigen biejegt in die— ſem Niederfchlage aufgefundenen Producte; allein um diefe verfchiedenen Quellen des Stidftoffs zur Erklärung der Be: förderung des Vegetationsproceſſes anzumenden, Eönnen wir uns auf Eeine Erfahrungen berufen; denn e8 ift noch durch feine Beobachtung dargethan, daß die Pflanzen ſich das Um: monium und die Salpeterfäure unmittelbar zu affimiliren vermögen, und man hat daher anzunehmen, daß tiefe Stoffe ſich mit abgeftorbenen vegetabilifhen Subſtanzen verbinden und mit ihnen Gompofita bilden, die mit den Eprrractivftoffen, welche die Pflanzen aus dem Erdboden ab- forbiren, große Aehnlichkeit Haben ***), Ueber die mikrofcopifhen Ihierchen des rothen Schnees. Von Dr. C. Bogt. Die in der Bibliotheque universelle 1840 von Hrn. Shut: tleworth mitgetheilten Beobachtungen über den Färbıftoff des ro— tben Schnees +) beweifen, daß der rothe Schnee der Alpen nicht lediglich vegetabilifcher Natur ift, fondern daß er eine Menge Thier— chen enthält. Die Forſchungen diefes Botanikers befundıten zwar eine große Genauigkeit, Eonnten aber bieher in ihrer Vereinzelung nur als ein erfter Schritt zur Erkenntniß dieſes Theile der mikro— feopiften Fauna gelten und bedurften der Wirderholung in andern gocalitäten und von andern Beobadktern, fowie denn auch manche Umftände der Beachtung des Hırın Shuttleworth entgangen waren. Bei Gelegenheit unſeres längern Aufenthalts mit Herrn Agaſſiz auf dem Aargleticher benugten wir alfo das große Eh: renberg’fhe Werk über die Snfuforien und zwei Milrofcope zur Unterfuchung des rothen Schnees im frifhen Zuftande und zur Vergleihung deffelben in Hinſicht auf die verfchiedenen Fundorte. Die von ung erlangten Refultate find keineswegs unwichtig, indem wir neue und merfwürdiae Formen entdeckten und über die Lebens— weife der fraglichen Thiercben, fowie über die mit deren Entwicke— lung in Verbindung ftehenden Umftände, mande intireffante Beob— achtung anftellten, we denn Tchon die Eriftenz des Thierlebens mitz ten in ewigem Schnere gewilfermaaßen mit den allgemeingeltenden Anfihten von den Bedingungen des organifchen Lebens überhaupt in Widerfpruch zu fteben fcheint. Was uns am Meiften in Vers wunderung feste, waren die abweichenden Formen, weldhe Exem— plare darboten, bie in verſchiedenen ocalitäten gefammelt worden waren. Wahrfcheintich befigt jeder Fundort feine eigenthümlichen *) Nach den Beobachtungen Sprengel’s. Journal für pracz tifche Chımie, Bd. I. ©. 151. *) Campadius (Sournal für pract. Chemie, 33. XIV. ©, 161) bat nur in Gewitterregen Salpeterfäure gefunden. Sch babe nur in dieſem das von Liebig im Regenwaſſer über: baupt entdeckte Ammonium direct auffinden können (Vergleiche Liebig ’s organiiche Chemie). **) Ich habe unter freiem Himmel Erbfen in Quarzfand fich entwickeln laffen, welchen ich mit Waffer begoß, dag mit sanr falpeterfaurem Ammonium verfegt war. Auf diefe Weife gediehen fie weniger gut, als wenn ich den Sand mit reinem Waffer befeuchtete. +) S. Nr. 348., 349. und 350, (Nr. 18., 19., und 20. d. XVI. Bds.) der N, Notizen, D. Uebirf. 342 Thierchen in Geſellſchaft gewiffer anderer mehr allgemein verbreis teter Typen. Der rothe Schnee wurde heuer (im Auguft 1840) in großer Menge auf den in das Aarthal niederfteigenden Gletſchern gefun: den. Wir bemerkten davon auch an der Epige tes Oberaarglets fhers, auf dem Finſteraargletſcher, auf den Echnerfeldern am mwefilihen Rande ver Wand des Sicdelherns, fowie an viren Stellen des Unteraargletfchers, namentlih in der Nähe des fege: nannten Abfhwungs, nicht weit von dem Gafthofe von Neuchate- lois, in ter Nähe der Gryftallgrorten, auf dem untern Grindel: mwaldgtetfcher u. f. w. Wir werden num die Organiemen beſchrei— ben, die wir in diefen verfchiedenen Kecalitäten antrafen. 1) Die Astasia nivalis, Shuttleworth *), unterſcheidet fich deut— lich durd ihre birmförmige Geſtalt und die Geſchwindigkeit ihrer Bewegungen. SHinfictlic ihrer Structur gedenit Shuttleworth nur der ſehr Eleinen weißen Bläschen, die fi im Innern dee Kör- pers befinden und fich wie Mägen ausnchmen. Vielfache Beobach— tungen haben mich völlig davon überzeugt, daß das Thierchen durchaus von einer feften Scaale umhuͤllt ift, die nur an dem vordern Ende offen iſt. Diefe Deffnung ift mit zahlreichen kleinen Wimpern befegt, welde fowohl Fortbewegungse als Greiforgane find. Sicherlich befindet fih an diefer Stelle der Mund, beffen Lage durch einen orangefarbenen Fleck angezeigt wird, ber heller nefärbt ift, als der Reſt des Thieres. Die Anmefenbeit einer Schaale oder eines Panzers und der Wimpern geftatten nidjt, daß man dieſes Thierchen, nab Shuttlewort h’s Vorgange, zu Astasia ftellt; es gehört vielmehr in die Kamilie Peridinia, welche Ehrenberg folgendermaaßen dharacterifirt: „Die Thierchen find deutlich, oder, allem Anſcheine nah, polygaftrifch, obne Darmca= nal, mit einem Panzer verfehen; Haare oder Wimpern ftehen auf dem Körpır oder dem Panzer zerftreut, oft in Korm eines Gür- tels, oder einer Krene; der Panzer hat eine einzige Oeffnung, die mit Schwingorganen befegt iſt“. Uebrigens müßte unfer Thierchen für den Typus einer neuen Gattung gelten, die durch die Abwe— fenbeit einer Furche im Panzer, fowie dadurdy cdharacterifirt wird, daß die fteifen Haare durd weiche Wimpern erfegt find, was bei Feiner andern Gattung derfelben Familie der Fall ift. 2) Am Gyges sanguineus, Shultleworth **), ven Shuttle: worth bloß im todten Zuftande beobachtet haben Eann, babe ich häufig in den ſich bewegenden Eremplaren orangefarbene Organe bemerkt, welche ſich zwifchen dem Panzer und dem Körper befan= den und die ich für zurüdziehbare Rippen halte. Das Thierchen bewegt ſich langfam , aber immer in einer beabfichtigten Richtung. Am Merkwuͤrdigſten ift jedoch fiine Reproductionsweifes es bilden fit) an verfchiedenen Stellen feines Körpers Eleine, durchfichtige, an— ſcheinend blafenförmige und meift mit einer ariefigen Subſtanz ge- füllte Kneepen. Sowie diefeiben fich vergrößern, Löfen fie fich alle mälig von dem Körper des Zhieree ab. Zumeilen bängen zwei Körperchen von derfelben Größe, von denen das cine roth und gepan— zert, das andere gang farblos ift, an einer und derfelben winzigen Befeftigungefielle. Allmälig trennt fich die Knospe gänzlich von dem Mutrterkörper und erfcheint num unter der Korm eines farblofen Snfufionsthiercbens, wie Shuttleworth deren abgebildet hat *'"), und das der Pandovina hyalina, Zhrenb., nabe fommt. Der von Shuttlemwortb mitgetbeilten Befcreibuna diefer Ableger wüßte ich nichts Neues hinzuzufügen. Sie find völlig bewrgunae- les; der im Innern enthaltene feheinbar ariefiae oder Förnige Stoff färbt fich allmaͤlig aelb, orange, ja felbft dunfelrotb während tie Schaale farbios bleibt und ſich allmälig in einen Panzer verwan- delt. Nur auf diefer Entwicelungsftufe werden die Bewegungen des Thierchens bemerkbar. Ich war glüdlich genua, die verfcie- denen Stufen diefer Art von Fortpflanzung beobacdten und durch *) ©. Figur 13. der mit Nr, 331. (Nr. 1. d. XVI. Bde.) der N. Notizen ausgegebenen Zafel. D. Ueberf. **) ©. Figur 14. der angegebenen Tafel der Neuen Notizen. D. Ueberf. ++) ©, Figur 17. und 18. der erwähnten Tafel der N. Notizen. D, Ueberſ. 22* 22 343 Zeichnungen erläutern zu Tonnen, und ic bin überzeugt, daB das Thier keineswegs zu der Gattung Gyges genört, jondern vielmehr für den Typus einer neuen Gattung, ja Familie geiten mup wos zu es die eiyenthümliche Fortpflanzungs— und Entwicelungsweife vollfommen zu berechtigen ſcheint. —* 3) In die Gattung Gyges, Ehrenberg, fege ich ein Infu— ſionsthierchen von ebenfalls ſehr mertwurdiger Geſtalt, welches Dr. Shuttleworth nicht bemerkt zu haben ſcheint. Man finder im rethen Schnee dann und wann tugelförmige Organismen, in deren Innern vier bis fünf Individuen ic befinden, welche einen glas» artigen Panzer befigen. Diefe in demjelben Gehauſe Lebenden Thierchen find dunkelroth gefärbt; ſie bangen häufig aneinander und gruppiren fih in Gejtalt eines Kreuzes zuſammen; häufig find fie auch voneinander getrennt. Die Eleinen Eremplare, wahr: fheinfih die Zungen, waren hellgelb gefärbt, Ich konnte an ih: wen nicht die geringfte Bewegung wahrnehmen. j 4) Ein Infufionsthiechen aus der Familie Bacillaria kommt im rothen Schnee fehr Häufig vor und ift das Eleinjte, welches ich darin angetroffen habe, Wir fahen öfters zwei derjelben zuſam⸗ menhaͤngen und im Begriff, ſich voneinander zu trennen. Ihre Farbe ijt gelblichbraun. Mit Ausnahme einiger braunen Suede am VBordertheile konnte ich an der Structur verfelben nichts Be⸗— merkenswerthes erkennen, fowie jie mir aud nicht die geringite Beweglichkeit offenbarten. : ‘ 5) Eine Species von Aretiscon ift an den Füßen mit zwei Haken verfehen. Diefes unter dem Namen Macrobiotus bekannte Thierchen enthäit in feinem Darme gewoͤhnlich mehrere der im ro— then Schnee anzutpeffenden Organismen und verdankt diefem Um: ftande feine rorhe Farbe, während es von Natur hellbraun ges färbt ift. 6) Das interejfantefte Thierchen des rothen Schnees ift ein Rotifer, eine Varierät der Philodina roseola, Ehrenb. Wir tra: fen daffelbe in Menge in dem Schnee des Untergargletſchers. Da ich bemerkt hatte, daß das Dvarium weit dunkler gefärbt war, als die übrigen Körpertheile, fo richtete id meine Aufmerkſamkeit gang befonders auf diefis Drgan, und bald gelang es mir, Eier in verfchiedenen Graden von Entwidelung zu entdecken. Die jun: gen Eier waren vollfommen rund, dunkelroth und den Kügelchen von Protococeus, wie fie Shuttleworth abgebildet hat*), voll kommen ähnlih. Ich fand auch Eier mit einer dünnen, durchſich— tigen Hülle, die überall mit fleinen fpigigen Dervorragungen bez deckt waren. Nach einiger Zeit wurden auch andere größere be— merkt, die in der Geftalt mit den von Ehrenberg abgebildeten viel Aehnlichkeit hatten und zum Legen reif waren. Die große Aehntichkeit der unreifen Eier mit den von Shuttleworth ab— gebildeten Kügelhen des Protococeus zog unfere Aufmerkſamkeit in dem Grade auf ſich, daß wir alsbald auf den Gedanken gerie— then, dieſe Kuͤgelchen verdankten ihren Urſprung der Philodina und ſeyen in den druͤſenformigen Anhaͤngſeln des Darmcana:g ent⸗ halten. Um mich hiervon näher zu überzeugen, fütterte id) einige Philodinae mit Indigo, und fo gelang es mir, mid, vollitändig davon zu überzeugen, daß dic fraglichen Kügelhen außerhalb des Darmcanrals fih befinden. Da aber fehr viele ſolcher Kuͤgelchen vereinzelt im Schnee vorkommen, fo fhien es dennoch zweifelhaft, 05 diefelben wirklih die Eier von Philodina oder die Brutkörner von Protococeus ſeyen. Bald wurde mir diefe Frage erledigt, da ich beobadhtete, wie eine Philodina fidy dieſer Art von Eiern entle— digte, fo daß nunmehr außer Zweifel geftellt ift, daß dieſe Kuͤgel— chen, welche man bieher als die Brutkoͤrner des Protococeus ber trachtete, in der That thierifche Organismen, die Eier ber Philo- dina, find. Bieten bdiefelbe eine rofenrothe Färbung dar, fo be— trachte ich fie als Wintereier, wie man deren bei vielen Rotiferae findet, welhe Ehrenberg im Etadium ihrer völligen Entwick: lung abgebildet hat. Ich traf fpäter alle jene Formen der Eier neben der Philedina in den Spalten eines polirten, d. h. vom Gletfchereis glatt abgeführten Kelfens unter dem KRofenlauin: letz fher in der Nahbarfchaft von Gurtannen, ja felbft am Ufer des *) Bergl, Figur 11. a und b der öfters erwähnten Tafel ber N, Notizen, D. Ueberſ. 344 Neufchateler See's, wo die Philodina roseola mit farbigen Augen feye haufig vortommt, "Wenn alfo, unabhängig von dieſen Eiern, wirklich ein Proto- coccus*) exiſtirt, was mir, wenigjtens in Betreff des rochen Schnees der Alpen, nicht wahrſcheinlich ift, fo ſind diefe beiden Dryanismen einander dod) fo ahnlich, daß ſie jich nicht voneinan— der uncerfcheiden laſſen. Vielleicht werden dura) fpätere Unterfus dungen noch halcbare unterfcheidende Merkmale erimitrelt; denn Herr Soli betrachtet in feinem Werke über die Cagunen des füde lichen Frankreichs jene mikroſcopiſchen Körper, welche Zurpin zur Gattung Protococeus rechnet, ebenfalls als Snfuforien. Herr V. hat die Philodina rosea des rothen Schnees mit den verſchiedenen Eiern derſelben in 360facher Wergrößerung des Durchmeſſers unterfuht und abgebildet. Das Thier ijt von oben gefchen dargeftellt und der Korper jo gedehnt, wie er ſich gewoͤhn— lid zeigte, wenn das Thierchen jih an der Wand des Gefäßes, in den es ſich bifand, fortbewegte. Die drei Dauptregionen des Körpers ſtellen ſich ſehr deutlich dar: 1) der Kopf und Hals mit den verfchiedenen Sinnesorganen und dem Anfange des Ver— daungsapparatıs; 2) der falt cylindrifche Rumpf, welcher von einem gefurchten, häutigen Panzer umhüllt iſt; 3) die articulirten üße. . Das vordere Ende nebft deffen Wimpern ift fo ausgebreitet, wie es ſich darftellt, wenn das Zyier damit taftet, Die rotiren= den Organe find eingezogen; ein Wenig hinter denfelben bemerkt man in der Medianlinie die Aufpirationsröhre, welche ebenfalls eingezogen iſtz; vorgeftreckt erfcheint fie weit langer und am Ende mit jteifen Wimpern befegt. Hinter dieſer Roͤhre finden ſich die Augen, welche ſchraͤg ſtehen und bei der Varietat der Alpen farb- 108, dagegen bei der gewöhnlichen Abart roch oder gelb jind. Dann kommt der Pharynx mit feinen beiden Zähnen, von welchem der Darmcanal ausgeht, welcher bei der von Dr, Vogt mitges theilten Figur blau ift, da das Thier mit Indigo gefüttert wore den war. Die Darmanhängfel unterfcheiden jid vom Ovarium durch ihre dunkelrothe Farbe. Der der Ausdehnung und Zufams menziehung fähige Fuß it ebenfalls deutlich zu fehın, Er befteht aus jieben Ringen; der fünfte und ſechste ſind mit zwei Spitzen bewaffnet; der jicbente trägt zwei Klauen, fo daß vie Einrichtung mit den ‚Dinterfüßen der Raupen viel Achnlichkeit darbietet. Zu beiden Seiten des Körpers bemerkt man an vier verfchiedenen Stellen die Organe, welhe Ehrenberg für fhiwingende Kiemen erklärt, die aber eigentlich nichts weiter ſind, als Ausläufer zweier von der Refpivationsröhre ausgehenden und mit Wimpern befegten ſeitlichen Gefäße. Aehnliche Ausläufer oder Fortfäge fieht man an der Verbindungsftelle des Halfes mit dem Rumpfe, an zwei Stel: len mitten am Rumpfe, jo wie einen an der Seite des Afters. Kopf und Hals, fo wie der Fuß, lajfen ſich in den lederartigen Panzer des Körpers hineinziehen, der einer beträchtlichen Ausdehs nung und Zufammenziehung fähig if. Die unreifen Eier hat man bisher für Protococcos- Körner gehalten; unvollitändig entwicelte Wintereier, deren Schaale oder Hülle die Geftalt einer Rofette barbieret, werden, ebenſowohl wie die vorhergehende Art von Eiern, in dem rothen Schnee angetroffen, Der rothe Schnee vom Dderaarglerfcher uno vom Giebelhorn enthielt Philodinae, fo wie prorococcosartige Eier von verfchiede- nen $ormen. Am Unteraargleticher und Finfteraargletfcher fanden ſich alle in obigem Artikel befchriebenen Organismen beifammen. {Edinburgh new philosophieal Journal, July — Octob. 1841.) *) Nämlich cin Protococcus nivalis, Der Ueberf. AUT elL en. Ueber bie Lebensweife x. der Schlangen hat Herr v. Saftelnau der Parifer Academie dev Wilfenfchaften mehrfache Beobahtungen mitgetheilt, die er auf einer Reife in Norbamerica gemacht. Es befindet ſich darunter eine, die zu beweiſen fcheint, daß gewiſſe Arten die Eigenfhaft, Vögel zu bezaubern oder an 345 eine Stelle zu bannen, wirklich befigen. An hoben, trodnen und felfigen Orken find die Klapperfhlangen ſehr häufig, und fie ver— mehren fidy dert in einer furchtbaren Weife. Go müffen auf dem Berge Eaiskill und in der Nähe des Sees Georges die Einwohner oft wahre Zreibjagden anftellen. Auf einer derfelben wurden an einm Zage drei bis vierbundert Eremplare erlegt. Der Verfaf- fer gedenkt eines fehr merkwürdigen Verfahrens, welches man bes bufe der Heilung der durch Klapperfchlangen gebiffenen Thiere ans wendet. Sobaid ein Thier gebijfen worden, verfällt es in Gonvuls fionen, welche /mımer heftiger werden und den Zod fchnell herbei— fübren. Um dieß zu verhindern, legt man unter der Wunde cine ſtarke Ligatur an. Zuckungen treten auch dann ein; allein jie ers reihen feinen bedeutenden Grad, weil nur wenig von dem Gifte in den allgemeinen Organismus hat übergehen Eönnen. Sebald dir erfte Anfall vorüber ift, lüftet man die Ligatur ein Wenig, worauf wieder etwas Gift asjorbirt wird und neue ſchwache Convulſionen entftehen. So fährt man fort, bis die Anfälle aufvören und das Thier, welches unfehlbar geftorben wäre, wenn das ſaͤmmtliche Gift — — — 346 auf einmal in ben Organismus aufgenommen worben wäre, wird auf ſolche Weife gerettet. Der Verfaffer behauptet Augenzeuge des Gelingen tiefer Gurmethode bei mehren Thieren und felbjt bei einem jungen Manne gewefen zu feyn. Uebrigens fcheint das Fleiſch der Klapperfchlange in jenen Gegenden ſehr aefhägt, und Herr v. Saftelnau verfichert, «8 werde auf den Zafein der reichſten Pflanzer gefehen. Shleimbeutel unter der Zunge finden ſich zu beiden Seiten des Zungenbändchens hinter den Ausführungsgängen der Speicheldrüfen unter der Schleimhaut. Diefe cvalen Schleimbeus tel find von Dr. Fleiſchmann in Erlangen aufgefunden worden und werden, nad) feiner Anfiht, daducd von Wichtigkeit, daß fie dir Sitz der ranula find. Im den Ausführungsgängen ber Spei— cheldrufen Fommen nur &teine vor, die ranula ift eine Anfamm: lung des Secretes in den Schleimbeuteln; man findet daher in der ranula Eeinen Speichel, fondern eine eiweißſtoffreiche Abfonderungss flüfjigkeit. (Fleischmann, de noyis sub lingua bursis, Nürn- berg 1841.) er rn Be Ueber Lungenfrebs. Von Dr. H. Marfhball Hughes. Die Diagnofe des Rungenfrebfes ift bisjegt, troß ans derer Fortfchritte der Percuſſion und Aufcultation, wenig ges fördert worden. Dr. Stofes bezeichnet zwei Formen der Krankheit: bei der einen wird die Lunge felbft in eine krebs— artige Maffe verwandelt; bei der andern bildet fich eine Ge: ſchwulſt außerhalb der Lungen und drängt diefes Organ all maͤlig aus feiner Lage; eine dritte Form fcheint mir weit gewöhnlicher: rundliche Maffen, vom Umfenge bis zu dem einer Eleinen Orange, weiß oder röthlich, feſt und halb durchfichtig, oder zerreiblich, undurchfichtig, find in einer oder beiden ungen zerftreut, und man findet ähnlihe Schwamm: gefhmwülfte au in anderen Theilen, in der Bruftdrüfe, dem Uterus, Hoden und Nieren, Leber, Knochen und Weich— theilen. Der Lungenkrebs ift allerdings unheilbar; dagegen ift die Diagnofe deffelben um fo wichtiger, damit man nicht andere heilbare Krankheitsformen damit verwechfele. Im diefer Beziehung find folgende Fälle nicht ohne practiiche Wichtigkeit Erfter Fall. Krebs in der Lungenfpige. Marie Bourbon, 50 Jahre alt, wurde am 19, Auguft 1841 in Guy’s Hospital, auf der Abtheilung des Herrn Bright, aufgenommen. Bis auf die legten beiden Jahre war fie volllommen gefund geweſen; ihre Eltern waren fehr alt geſtorben; mehrere Gefchwifter lebten in volllommener Sefundheit. Sie hatte zwölf Kinder gehabt, von denen neun in zartem Alter geftorben waren; fie war robuft, von geordnetem Lebenswandel, hatte ihren Mann bei feinen Kelds zuͤgen begleitet und war jest MWifcherin. Vor zwei Jah— ten bekam fie eine Bronchitis, welche fie zwei Monate an’s Bert feffelte; feitdem hat fie mehrmals Bluthuften. Seit ih: ter Aufnahme in das Epital bemerkte man eine blaffe, erdi— ge Gefichtsfarbe mit Röthung der Baden; die Beine waren angefhwollen; übrigens Elagte fie weder über Schmerz noch war fie befonders abgemagert. Cie Eonnte auf dem Rüden und auf beiden Seiten liegen , 309 aber die Lage auf der rechten Seite vor und hatte Huften und Dyspunöe mit blu: tigem Auswurfe. Die Zunge war feucht, der Stuhlgang tegelmäßig, die Haut weich, der Puls frequent und ſchwach; der Auswurf beftand aus einem fhaumigen, weißlichen Schleim mit einigen hellrothen Puncten; eine Drüfe in der rechten Achfelhöhle und eine andere unter dem Sclüffelbeine waren geſchwollen. Die oberflächlichen Eubeutanvenen der rechten Seite der Bauch = und Bruftflibe waren etwas aufgetrie— ben und gefchlängelt, Phyficalifche Zeichen: Auffals lende Eindruͤckung der Bruftflähe vom rechten Schlüffelbeine bis zur Bruftdrüfe; die Rippen bewegen fih an diefer Stelle wenig und nur in Maffe bei der Nefpiration. Die Percus: fion ift vellfommen dumpf in dicfer Stelle, fo wie in der echten Schulterblattgegend; das Reſpirationsgeraͤuſch fehlt; Tuben: und Tracealrefpiration, ift fehr deutlich in Zwifchenräus men mit etwas Schleimraffeln verbunden ; ftarfe Nefonnanz der Stimme; die Vibration für dag Gefühl offenbar ftärfer. Diefe pathologifchen Zeichen ſchienen ſich genau an einer Liz nie zu begränger, welche über der Bruſtdruͤſe um die rechte Seite des Thorox herumging. Der untere Theil der rechten Lunge und die ganze linfe Runge waren gefund. Die Be— handlung war palliativ; die Symptome veränderten ſich we— nig, und nur die Dyspnoͤe und das Dedem nahmen zu. Die phyficalifchen Zeichen fihritten nach Unten weiter, und die Kranke ftarb ungefähr zwei Monate nach ihrer Aufnah— me an Erfchöpfung. Section. Der Kopf wurde nicht geöffnet. Die linke Peura war nicht verwachſen; die linke Lunge überall erepitivend , ein Wenig emphyſematoͤs; die rechte Pleura durbaus ſtark verwachfen, nch Oben in ein meißlicheg, krebsartiges Gewebe verwandelt; der ganze obere Theil der rechten unge war in eine Markſchwammmaſſe verwandelt, ähnlidy einer Maffe von Käfe mit bäutigen Streifen. Durch Drud kam eine rahmaͤhnliche Ftüffigkeit aus den Zellen des 347 Gewebes hervor. Der mittlere Lappen enthielt mitten in gefundem Gewebe Erebshafte Maffen, gleihfam Verlaͤngerun— gen der Hauptmaffe.e Im untern Rappen fanden fich einige ifolirte Geſchwuͤlſte mit Blutuͤberfuͤllung der hinteren Parthie de8 Pungengewebes. In der rechten Lungenarterie, und zwar in dem Aſte, welcher fih zum obern Lappen begab, fund fich eine Eleine geftielte Medullarmaffe und eine andere auf der Außern Fläche. Herz und Herzbeutel waren gefund; an der Leber fand fich äußerlich eine Erebshafte Ablagerung. Die allenblafe war voll Steine; beide Nieren und die rechte Mebenniere enthielten Eleine Markſchwammmaſſen, und in der Nähe des Meutterhalfes fanden fih drei erbsgro— fe feirehöfe Knoten. Die Achfeldrüfen zeigten eine ähnliche Entartung. Die übrigen Organe fchienen nicht verändert. Zweiter Fall. Krebsander Lungenbaſis. — Sohn Hetherly, 43 Jahre alt, wurde am 19. Februar 1840 in Guy’s-Hospital, auf der Abtheilung des Heren Bright, aufgenommen. Es war ein Kärener, robuft, ein großer Portertrinker; er hatte fih immer wohlbefunden, aber fehs Monate zuvor, ohne befannte Urfachen, eine Harnver— haltung und nachher Dedem der Füße befommen. Urin war fpärlih, aber normal. Der Kranke legte ſich; das Dedem verfhwand, Fam aber bald darauf wieder und zeigte fih auh im Gefihte. Sechs Wochen vor feiner Aufnahme in das Spital wurde er von einem lebhaften Schmerze in der rechten Bauchfeite befallen, welcher duch Huften und tiefes Cinathmen zunahm. Der Auswurf war fhaumig, zuerft weiß und in den legten zwei bis drei Tagen blutig. Bon feiner Uufnahme an litt der Kranke an Dedem der Deine, fowie an Dedem des rechten Armes und der rechten Bruftfeite, mit leichter Auftreibung des Gefihtes und der Augenlider; der Seitenfchmerz war lebhaft, anhaltend, der Huſten häufig, mit zähem, vöthlihem Auswurfe, gemiſcht mit einigen Luftblafen. Der Urin war nicht coayulabel. Der Kranke war genöthigt, auf der rechten Seite zu Liegen ; die Zunge war blaß und feucht, die Haut troden, der Puls befchleunigt und [hwah. Phnficalifhe Zeichen. Die ganze rechte Bruftfeite, mit Ausnahme eines Eleinen Rau— mes unter dem Schlüfelbeine, gab vollkommen matte Per: cuſſion; fie war erweitert, aber die SSnfiltration der Bruſt— wandungen binderte, feftiuftellen, ob die Intercoſtalraͤume hbervorragen, Mach Unten war fein Reſpirationsgeraͤuſch zu hören; in der Bruftdrüfengegend aber war daffelbe ein entferntes Tubengeraͤuſch, und unter dem Schlüffelbeine war es fehr ſtark, nad) Hinten matter Ton und Mangel des Nefpirationsgeräufhes in der Subfcapulargegend, Tuben— vefpiration und Bronchophonie in der Scapularaegend. Die Bruffwandung vibrivte nirgends, weder bei'm Huften, noch beim Spredyen. Die linke Seite fchien normal, jedoch war die Wefpiration etwas pueril. Am 3. Mai nahm das De: dem des Armes, der Bruftfeite und des Gefichtes, eben fo wie die Dypnöe, zu; der Auswurf blieb gevöthet, die phy: fiealifchen Zeichen unverändert. Es wurde noch die Pun— ction mit dem Zroicart in der rechten Seite gemacht; es floß aber feine Slüffigkeit ab. Der Tod erfolgte einice Tage darauf, Section, — Gehirn normal; die rechte Pleura 48 war Überall feft verwachfen ; die ganze rechte unge, mit Ausnahme eines Eleinen Stüdes der Spike, war von einer fungusähnlihen Maffe eingenommen. Der fungus war weiß, breiartig, in der Mitte geröthet und zerfliehend, ebenfo an der hintern Fläche in der Gegend des Saulterblattes, wo fich eine unregelmäßige, faft leere Höhle fand, Die Bronhien waren mit zaͤhem Schleime angefüllt, und die Schleimhaut war etwas geröthetz die linfe Lunge war, mit Ausnahme einiger alten Adbäjionen, normal. Mehrere Brons hialdrüfen waren angefchwollen, aber ohne organifhe Ver— Anderung; der rechte Vorhof des Herzens mar fehr plattges deut und enthielt wenig Blut, Das ganze Herz war durh den Drud der Lungengefhwulft auf die linke Seite gedrängt; die Unterleibsorgane waren normal. In diefem Falle fprachen eigentlih alle Symptome für da8 Vorhandenſeyn einer pleuritifhen Erfudation. Der lebhafte Schmerz ſechs Wochen zuvor fihien eine acute pleu- ritis anzuzeigen. Dyspnoe, Rage auf der Eranfen Seite, Auftreibung Ddiefer Seite, dumpfer Ton und Mangel des Refpirationsgeraufches mit gleichzeitiger Bronchophonie im obern Theile, Alles fprach für diefe Diagnofe. Ueberdieß hatte der dumpfe Zon allmälig von Unten nach Oben zu: genommen, und die Dyspnöe hatte fich ebenfalls allmälig ge: fleigert, wie es fchien, mit der Zunahme der ergoffenen Fluͤſ— figkeit. Das Herz war beträchtlih nach Links gedrängt. Nur Vergrößerung und Hervorragung dev Intercoſtalraͤume und Senkung der Lage des Herzens, Zeichen, melche über: dieß nicht nothwendig das Empyem begleiten und bier noch dazu duch dag Dedem der Bruftfläche masfirt waren, fehl: ten noch zu dem Bilde einer Pleurenergießung. Deffen un: geachtet kamen zwei Umftände vor, welche aewöhnlich nicht mit Empyem verbunden find, nämlich das Dedem des Ar— mes und der Brufffeite, welhes zu früh und in zu großer Ausdehnung vorhanden war, al8 daß man daffelbe von einer Ergießung in die pleura hätte herleiten fönnen und fodarn diefer zaͤhe, rothe Auswurf, wie ich ihn früher nie beobach- tet hatte, außer bei Fallen von Rungenfrebs, fo daß ich dies ſem Zeichen einen großen diagnoftifhen Werth beilegen möchte. Dritter Fall. Krebs der Runge und des Schenkels. — Sarah Swaisland, 14 Sabre alt, wurde am 6. Januar 1841 in Guy’s-Hospital aufgenom- men. Sie befam etiva vor einem Jahre einen Stoß an das Knie, und Eurze Zeit vor ihrer Aufnabme war das Gelenk angefhwollen und fehmerzhaft geworden. Als man die Kranke im Spitale beobachtete, war das Knie entzündet, fhmerzbaft, jedoch nicht fehr angefchwollen. Die Zunahme an Umfang trat indeß bald ein, und der Tod erfolgte am 1. Suni 184. Die Bruft war während des Lebens nicht unterfucht worden, weil weder Huftennodh Dyspnoͤe, noch Blut- ausmwurf, noch irgend-ein anderes Symptom einer Lungenfranf: heit vorhanden war. Bei der Section fand fi) am Dber- fehenfel ein fungus von fleifhig = vazculärer Maffe, weich, jedoch nicht gehirnaͤhnlich. Die Lungen enthielten zahlreiche Maffen von der Größe einer Erbfe bis zu der einer Kaftas 349 nie, feft, rund, halb cartilaginds und cin Wenig durchfceis nend; einige waren mit erdiger Maffe incruftirt. Der vierte Fall ift dem Listen ähnlich). Vergleiht man die beiten erften Fülle mit ben von Stokes als Lungenkrebs aufgeführten, fo bemerkt man, daß bei allen der Lungenkrebs dierechte Seite einnahm, daß alle reichlihen Bluthuften hatten, daf bei dreien die Expec— toration einen eigenthümlihen Character hat, am meilten mit verdiinnter Sohannisbeer = Gelee zu vergleichen. Bei allen bemerkte man auf der Eranfen Seite Spuren der Vers ffopfung der oberflählihen Venen, weldye bei dreien durch Auftreibung der Venen, bei dem vierten durch Dedem der peripheriihen Parthieen angedeutet war; bei zweien endlich beobachtete man an andern Körpertheilen ähnliche Geſchwuͤl— fie. Es ift zu bemerken, daß die Percuffion immer einen vollfommen matten Ton gab, daß das normale Reſpira— tionsgeraͤuſch fehlte, und daß die Tuben- und Zrachealtefpis ration von feinem Naffeln oder wenigftens nur von Bron— &ialraffein begleitet war. Pathognomonifche Zeichen des Lun— genkrebfes giebt es daher bisjegt nicht; dennody kann man diefe Lungenktankheit vermuthen, wenn die Zeichen der Ver: dihtung an der Lunge ohne vorausgegangene Pneumonie und obne die Zeichen von Erweichung zufälliger Afterpro: ductionen vorhanden find; wenn ber Kranke Bluthuften ge— habt hat; wenn die Gefammtheit der Symptome und der Berlauf von den Erfcheinungen der Zuberfelfrankheit vers fhieden find; wenn der bisweilen blutige Auswurf verduͤnn— tem Sohannisbeergelee ähnlich iflz wenn die Venen des Hal: ſes, des Armes, der Bruft und des Unterleibes auf der Eranfen Seite ausgedehnt find, oder wenn locales Dedem mit Anzeichen eines Hinderniffes in der DVenencirculation vorhanden ift; diefer Verdacht auf Lungenkrebs ift noch ges gründeter, wenn die Krankheit auf der rechten Seite ihren Sitz hat, und befonders, wenn ähnliche Gefhmülfte in ande: ten Körpertheilen entwidelt find. (Guy’s Hospital Re- ports, Oct. 1841.) Nichtvereinigung von Knochenbrücen bei fyphili- tifher Dyscrafie. Bon Dr. James B. Thompfon. Sohn Meiklan, 47 Jahr alt, Soldat, ein verheis ratheter Mann von robuftem Auefehen und ſcheinbar gutem Allgemeinbefinden, erlitt durch einen Zufall am untern Dritttheile des DOberfchenkelbeins einen Queerbruch. Nach— dem die bdarauffolgende Entzündung durch die gewöhnliche Behandlung befeitigt war, wurde die Einrichtung auf die gewöhnliche Weife und vollſtaͤndig gemacht; Alles fhien gut zu gehen; als jedoch zu Ende der dritten Moche der Ver: band geöffnet wurde, fand ſich noch crepitirendes Geräufch, und es war fein callus vorhanden. Ich war dadurch fehr überrafcht, da Übrigens Alles fo gut zu geben ſchien, als man nur wünfchen konnte. Bei weiterer Ueberlegung kam es mir fo vor, als müffe bier irgend etwas Nachtheiliges 350 zu Grunde liegen, und e8 Fam mir der Verdacht, daß der Krante wohl an Syphilis gelitten haben Eönne, fo daß ent: weder die Conſtitution noch von dieſer Dyecraſie verändert fey, oder durch den ruͤckſichtsloſen Gebraud) des Queckſilbers gelitten habe, Mit einiger Schwierigkeit erfuhr ich dann, daß etwa fieben Jahre zuvor eine fuphilitifche Infection ftattgefunden habe, und daß er damals in fehr beträchtlicher Menge Mercurialpillien genommen hatte. Mit Nüdficht darauf und auf das angeitrengte Leben eines Soldaten, war ih) nun überzeugt, daß die Nichtvereinigung des Obetſchen— kelbruchs bei diefem Manne von einer fophilitifhen oder mercuriellen Umaͤnderung der Gonftitution des Mannes her— rührte. Sch verband das Glied aufs Neue und wendete folgende Behandlung an: Ich gab eine Verbindung von Chinin mit Alterantien, feste dieß 14 — 18 Tage fort, unterfuchte alsdann das Glied aufs Neue und fand zu meinem Vergnügen, daß der DVereinigungsproceß begonnen hatte. Ich feßte die Behandlung etwa zehn Tage länger fort, gab fodann Porter und die gewöhnliche Diät; dabei ging Alles gut. Nach der fechsten Mode gab ich die Bes handlung auf und feitdem babe ih den Mann oft gefehen ; das Glied ift vollkommen vereinigt und der Mann ift im Stande, feinen gewöhnlichen Pflihten nachzukommen. Diefer Fall fheint mir ein guter Beweis, für Die fange Zeit, in welcher eine Umftimmung durch ſyphilitiſche oder mercurielle Einwirkung zurüdbleiben kann. in zwei— ter Beweis für diefelbe Thatſache ift folgender Fall: Eine junge Weibeperfon wurde im zweiundzwanzigften Sabre fophilitifch; fie wurde damals behandelt und, allem Anſcheine nach, vollfommen geheilt. Achtzehn Monate nad: ber verbeiratbete fie ſich und befam in der richtigen Zeit danach einen Knaben, welcher alle Symptome der Syphilis an fidy trug, welche gewöhnlich in folhen Fällen vorkom— men. Das Kind wurde mit Pulvern aus Quedfilber und Kreide behandelt und nad) einiger Zeit geheilt. Die Frau befam nun zur richtigen Zeit ein zweites Kind, welches nicht die geringfte Spur der Krankheit zeigte und im Ges gentheile ein auffallend gefundes Kind war; fehr merfwürdiger Weiſe dagegen b.fam diefe Frau zwei Sahre darauf aber: mals ein Kind, welches weit ftärfer von der Krankheit ers griffen war, als das erfte Kind. Und obwohl daffelbe mit der größten Sorgfalt und Aufmerkfamkeit Über die erften Wirkungen der Krankheit hinweggebracht wurde, fo konnte es doch auch nach Fahren noch nidyt als ein gefundes Kind betrachtet werden und war, namentlic jedes Frühjahr, einem Puftelausfchlage auf der Haut unterworfen, welcher befon= ders die Gegend um die Genitalien einnahm; dabei waren die Lymphdruͤſen angefhwollen und indurirt. Sch möchte mich über diefe durchaus anomale Affection nicht mit Beftimmtbeit ausfprechen; aber es fcheint mir doch wahrſcheinlich, daß diefe der Syphilis ähnlichen Krank: heitsformen fange Zeit im Organismus fhlummern fonnen. Auch fcheint 8, daß man daraus ſchließen fönne, Eltern, welche auf diefe Weiſe inficirt fenen, theilen ihren Kindern zwar nicht gerade die fppbilitifche Krankheit, woran fie feibft 351 vor längerer Zeit gelitten haben, aber gewiffermanßen eine andere Krankheit mit, welhe auf eine merfwürdige Weiſe eine Abänderung der ſyphilitiſchen Affection darftellt. Dieß ſcheint namentlich bei dem dritten Kinde der Fall geweſen zu feyn, welches nicht die gewöhnliche Form der Syphilis, fondern, wie e8 ſchien, eine complicirte und modificirte Af- fection hatte, wobei vorzugsweife die Drüfen litten, welche der Einwirkung des fophilitifhen Giftes am Meiften unters worfen find. Was die Nichtvereinigung der Fractur im er— ften Falle betrifft, fo kann ich anführen, daß Herr Lam: rence, welhem ich den Fall mittheilte, ſich zwar nicht eis nes ganz gleihen Falles erinnerte, aber doch auch der Ans fiht war, daß Syphilis wohl den angegebenen Effect haben koͤnne. Wollen wir uns eine Folgerung aus der Analogie ge— ſtatten, was mir ein ſehr ſicheres Verfahren zu ſeyn ſcheint, ſo liegt in den vorſtehenden Angaben durchaus nichts ſo ganz Fremdartiges: z. B., wie manche vegetabiliſche und mineraliſche Arzeneimittel bleiben eine unbeſtimmte laͤngere Zeit in dem Koͤrper, ohne eine bemerkbare Wirkung hervor— zubringen, und treten alsdann ploͤtzlich, zu einer Zeit, wo weder der Kranke, noch der Arzt, vorbereitet iſt, oder nur noch an das Mittel denkt, mit kraͤftiger oder vergiftender Wirkung hervor und bringen den Kranken fogar an den Rand des Grabes. Hierher gehören Tabak, Disitalis, Colchieum und mehrere andere ftarfwirfende Agentien, na: mentlih Cicuta, Conium und Belladonna, Elate- rium etc. Hier mögen einige Bemerkungen über bie Darreihung des Mercurs nicht am unrechten Orte feyn, und ich will auf die große Vorfiht aufmerffam machen, welche der Arzt Anwenden muß, wenn er zum erften Male zu Perfonen ges rufen wird, deren frühere Gefchichte oder Gonftitution ihm nicht bekannt ift. Dieß ift befonders nothwendig in Fällen, wo die Darreihung des Mercurs in irgend einer Form em— pfehlenswerth ſcheint. Denn der rüdfichtslofe und unvor— fihtige Gebrauch diefes Mittels und deſſen Nachwirkungen auf die Gonftitution find, ohne Zweifel, eine veichliche Quelle anomaler Kranfheitsformen der Haut und felbft wichtigerer Lebensorgane, namentlih allee Organe, die zur Verdau— ung gehören. 352 Eine der wichtigften Thatfachen in Berug auf die Dars teihung des Mercurs ift, daß manche Gonftitutionen fchon durch eine einzige Dofis afficirt werden und einen vollftän: digen, obwohl milden, Ptyalismus veranlaffen. Sch habe gefeben, daß eine junge Dame von zwei Gran Calomel mit 27 Famespulver falivirte;s in andern Fällen giebt man 8 bis 10 Gran eine ganze Woche lang, ohne diefe Wirkung. DPerfonen, welche eine Zeitlang in warmen Glimaten zuge— bracht haben, erfordern immer den reichlichern und häufigern Gebrauch des Mittels. Ich Eannte die Frau eines Officiers, welche drei oder vier Tage lang 1 Scrupel Galomel täglich nahm, bevor dieß den gemwünfchten Effect hatte. Rechnet man zur localen Wirkung diefes mächtigen Mitteld die da- duch veranlaßte Schwäde und die nachfolgende Werändes rung in der Gallenabfonderung, fo ift es leicht, ſich zu ere klaͤten, warum durch einen unvorfichtigen Gebrauch diefes Mittels fo leicht Schaden angerichtet wird. MNiscellen Morphium muriaticum gegen eingeflemmte Brü: he, empfiehlt Dr. Bell aus Carlisie behufs der Erfchlaffung des Muskelfyftems. Bei der Einflemmung eines feit mehreren Jahren beftehenden Schenkelbruchs einer Dame von 53 Jahren fand Dr. Bell den Bruch ſehr fchmerzhaft, weil bereits 2 Stunden lang vergebliche Zarisverfuhe gemadyt waren, Er gab 1 Gran Mor: phium-Hydrochlorat in einer Unze deftillivtten Waſſers mit Zu: fa eines Zropfens Galzfäure. Die Kranke nahm zuerft die eine Hälfte und I Stunde darauf die andere Hälfte diefer Solution. Sm PBerlaufe einer Stunde ftellte fih Schwaͤche, reihliher Schweiß, Erſchlaffung ein, und nun genügte ein geringer Drud zur Reduc— tion der Gefhmwulft, Diefelbe Erfahrung machte der Verfaffer noch zwei Mal, Bon dem Pterygium nimmt Petrequin drei Varietäs ten an: das cellulöfe oder haͤutige, das vasculöfe oder fleifchige und das adipöfe oder fettartige Pterygiumz; alle drei beruhen auf einer hypertrophiſchen Entwidelung entweder des Zellgemebes unter der Bindehaut, oder der Bindehautgefäße, oder endlich auf einer Ver: wandlung des fleifhigen Pterygium durch Fettablagerungen. Die dreiedige Form hängt von dem ftrahligen Verlaufe fämmtlicher Bindehautaefäße ab, und die häufigere Entwidelung im inneren Aus genwinfel fcheint von dem größern Gefäßreichthume diefes Theils der Bindehaut, vielleicht audy von einem hier vorhandenen Rudi: mente der membrana semilunaris, herzurühren. Bibliographische Statistique mineralogique et geologique du departement des Ardennes. Par MM. S. Sauvage et A. Buvignier. Mezie- res 1842, 8 Mit 5 Zafeln. Plantae novae vel minus notae opusculis diversis olim descriptae generibus quibusdam speciebusque novis adjectis iterum re- cognitae. Auctore Philippo Parlatore. Paris 1842, 8. Neuigkeiten Discourse on the enlarged and pendulous Abdomen, with a Dissertation on Gout. By R. Frankum. London 1842. 12, By J. P. Holmes. On Consumption,, Asthma etc. London 1842, 8. a ——— — Re „ae Er ANE zu dem einundzwanzigften Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, (Die Roͤmiſchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabiſchen die Seiten.) U. Acarus, ber fogenannte A, galvanicus, CCCCLAXT. 329. Aimé, über die durch Seepflanzen entwik⸗ kelten Gaſe. CCCCL. 145. Amputationsſtumpf, wie Hervorragung des Knochens an demſelben zu verhuͤten. CCCCXLII. 32. Analyſe der Luft. CCCELIX, 296. Aneurysma der a, carotis mit einem Abfcefje verwedjfelt. CCCCLVI. 271. Aneurysma der a. subclavia und Unter: bindung derfelben an ber innern ©eite der mm. scaleni, CCCCLVII. 270. Aneurysma diffusum arteriae popliteae. CCCCLI. ızı. Aneurysma Operation, Verwundung ber vena poplitea. CCCCLIV. 221. Arnott, über eine große Knochengeſchwulſt im uterus. CCCCXLVI. 94. Arteriae helicinae in dem erectilen Kamme des Zruthahns, Bemerkungen gegen bie: felben. CCCCLV. 232. Art. popliter, Aneurysma derſelben. CCCCLI. ıyı. Afafötida-Pflafter, CCCCLIII, 208. Atmoſphaͤriſche Luft und Nahrungsmittel in ihrem VBerhältniffe zue Lebenswärme:Er: haltung des Menſchen. CCCCXLII, 30. Augenblennorrhde der Kinder mit warmer Alaunauftöfung zu behandeln. CCCCLIV, 224. Ausflüffe in der Gonorrhöde und Augenblen= norchöe, contagiöfe Eigenſchaften derſ. CCCCLV. 234 B. Ballot, uͤber eine tödtlihe Entzündung ber bintern Wand bes oesophagus, bie für angina laryngea oedematosa gehalten worden, CCCCXLIX, 138. BattacsLande auf Sumatra, naturkundig unterfudt. CCCCLI. 168. Bauchfell, Krebs deſſelben. CCCCXLVIII. 121. Beau, I. H. S., uͤber die Dermalgieen, befonders über die dermalgia rheuma- tica oder den Rheumatismus der Haut. CCCCL, 153. 'CCCCLI. 169, Berquerel und Brefchet, über die Beftim- mung ber Temperatur der organiſchen Gewebe verſchiedener Saͤugethiere. CCCCLIII. 193. Bellingeri, uͤber die Diagnoſtik der Ent— zuͤndung der grauen Subſtanz und der weißen Subſtanz des Hirns und des Ruͤk— kenmarks. CCCCXLVII. 1I0. Beutelknochen (ossa marsupialia), deren Beſtimmung. CCCCLI. 164. Blaufäure, neues Gegenzift berfelben, CCCCKLIM. 48. Blaufaure-Dämpfe gegen mehrere Augen— krankheiten angewendet. CCCCXLIX, 144. Bleiausdünftungen, in ihrer Wirkung auf das Zahnfleiſch. CCCCAXLIV, 64. CCCCLIII. 202, Blindgeborner, ein im achtzehnten Lebens— jahre Operirter. CCCCXLIII. 33. Blutegel, wie fie ihre Eiercapfel formiren. CCCCLI. 183. Blutegelzähne. CCCCXLVII. 104. Blutſchwammgeſchwulſt d.tibia. CCCCLXI. 335. Branchiostoma lumbricus, CCCCLVII. 264. 354 Beidgman, Laura, dis Geſichts-, Gehörs: und Geruchsſinnes beraubt. GC CLVIIL, 273. , Brodt für Kranke, nicht hefehaltig und doch loder. CCCCLVII. 272. v. Bud), über Cupressocrinites elonga- tus. CCCCXLVI. 87- Burton, über die Wirkung des Bleies auf das Bahnfleifd. CCCCLIII. 202. C. Coffee, als Gegengift des Morphium. CCCCXLVI. 96. Carbunkelkrankheit verleiht dem Kleifche der Thiere giftige Eigenfchaften. CCCCXLVI. 92. Gheloid:Gefhwülfte. CCCCLII, 183. Ehriftie, Sohn, über Verbrennung der glot- tis. CCCCLVI. 239. Clark's neue Methode, Waffer zu reinigen. CCCCKXLIV. 53. Glafiification der Infecten nad) ben Orga— nen derf. CCCOXLIV. 49. Glima, Einfluß deffelben auf die Seiden— würmer, CCCCKXLIII. 42. Golorit, Urfahe der Verſchiedenheit deſſ. bei verſchiedenen Malern. CCCCXLII. 24 Gombe, über die nur zweifinnige Laura Bridgman. CCCCLVIII, 273. Gonfervenbildung on den Zehen von Tri- ton: Achlya prolifera, CCCLVI. 248- Gooper, Sam., über einen Fall eines aneu- rysma diffusum der art, poplitea. CCCCLI. 171. Coſta, über Vergiftung durch Fleiſch von einem. von Carbunfel befallenen Zhiere. CCCCXLVI. 92. Crustaceum, ein neues. CCCCLX. 312. Gruveilhier, über Gangrän des uterus und der Scheide. CCCCÄLVII, 103, Cruveilhier, über Krebs des Magens, und des Bauchfells. CCCCXLVIIL 121, Cynanche tonsillaris, mit Guajacharz bes handelt. CCCGCLVII. 272. D. Darmaffectionen, zur Behandlung derfelben, CCCCLVIIl, 285. geh % Davidfon, Dr. W., über bie Gegenwart von Schwefeleyan im Speichel in vers fchiedenen Krankheiten. CCCCLXI. 329. Deconde, Unterfudungen über bie contagid- fen Eigenfhaften der Ausflüffe in der Go— norchde u. Augenblennorrhöe. CCCCLV. 224. Dermalgien, befonders dermalgia rheu- matica (Rheumatismus der Haut). CCCCL. 153. CCCCLI. 169. Deshampe, uͤber den elaftifchen Wirbelbeins- apparat oder den Haupihebel des Ste— hens auf zwei Füßen., CCCCXLV. 65. Differentialthermometer. JCCCCXLIIL 42. Dumars über die Anwendung des Gerbſtoffs bei Gebärmutterbiutflüffen. CCCCLIV. 217. Dumeril's Berfuhe, über “die ‚angebliche Brütwärme ber Schlangen. CCCCXLVII. 104. Dyscrafie, pphilitifhe, in ihrem Einfluffe auf Nichtvereinigung von Knocenbrüd)en. CCCCLÄI, 349. €. Eiterabfondernde Flächen, Intermebiatgefä- fe und Anordnung der letztern auf er: ftere. CCCCXLV. 73. Eiterprobe, neue. CCCCLV. 240. Elaftifcher Wirbelbeinsapparat (ligamenta intervertebralia flava), CCCCXLV. 65. Electricität, Pflanzenwachsthum beguͤnſti— gend. CCCCXLVI. 88. Electriſche Verhaͤltniſſe metallführender Ge- ftein. CCCCXLII. 24 Euis, Edw., zur Bebandlung der Darmaf- fectionen. CGCCLVIII. 285. Entozoen, Verwandlung derf. 310. Epilepfie, periodiſche, durch Arſenik geheilt. CCCCXLVI: 96. Ernährung der Pflanzen. 321. CCCCLXI. 347. Euplectella Aspergillım, eine neue Spon: gie. CCCCXLV. 07. CCCCLX, CCCCLXI. F. Faure, uͤber Anwendung ber electro-chemi— ſchen Theorie auf gerichtlich-mediciniſche toricolog. Unterfuhung. CCCCXLVIIT, 127. Feuerſchwamm als djirurg. Verbandftüd. CCCCLII, 192, Fiſche, zur Naturgeſchichte derſ. CCCCLI. 168. Fiſteln, Eünftlid) anzulegende, zur Entlee— rung der Wafferanhäufungen in feröjen Höhlen. CCCCÄLV, 80. Fleifhorühe, Verfuhe über bie nährende Kraft derfelb. CCCCLVIII, 288. Kractur des Wadenbeins, Zeichen berf. CCCCXLVII. 112. Franz, Dr. 3. €. Aug., über einen im acht⸗ zehnten Lebensjahre operieten Blindger bornen. CCCCXLIII, 33. Fuß, Eünftliher. CCCCL. 160. ©. Golloway, über die Gternfchnuppen, CGCCCXLIX. ı29. CCCCL, 150. Balvanifher Proceg zum Stehen baguer: rotypirter Platten: Brief von Grove an Sacobi. CCCCXLV. 69. Ganglienfyftem des uterus. CCCCXLII. 17. Gangraͤn des Uterus und ber Scheibe. CCCCXLVII, 103. Gafe durch Seepflanzen entwidelt. COGCL. 145- Gebärmutterblutflüffe durch Gerbftoff bes handelt. CCCCLIV. 217. Geburtszange, galvanifhe, CCCCXLIX. 143. { Gelenfanfhwellungen, rheumatifdye, mit heis Sen Douchen behandelt. CCCCLI. 176. Gerbftoff gegen Gebaͤrmutterblutfluͤſſe. CCCCLIV. 217. Geſchlechtstheile des weiblichen Caſuars, eigenthuͤmliche Organe an ber Deffnung derſ. CCCCXLVIII. 119. Glottis, Verbrennung derſ. CCCCLVI. 249. Golftang oder Sargaſſum. CCCCXLVI. 85. Graff, über die im Weſten ber Bereinigt. "NR. X. Staaten herrfchend Milchkrankheit. CCCCLVI. 250, Gravidine als Zeichen der Schwangerfchaft. CCCCLIX. 297. CCCCLX. 311. 9. Haare, Erdl's vergleihende Darftellung bes innern Baues derf. CCCCLIV, 218. Hadwen, über Verwundung ber vena cru- ralis bei Operation des aneurysma art. popliteae. CCCGLIV. 221. Hare, über die Zheorie der Sturmwinde, mit: - Berädfihtigung der Redfieldſchen Z:horie. CCCCXLVII. 97. CCCCXLVIII. 115. Harnſtein, Wirkung eines ſolchen bei einem kleinen Mädchen. CGCCCXLVIII. 119. Harvey, uͤber das Sargaſſum oder ben G©olftang. CCCCXLVI. 85. Haufenblafen = Pflafter, durchſichtiges. CCCCLIV. 224. Hautrötbungsmirttel , laͤngerdauerndes. CCCCLXI. 336. Hawkins, Caͤſar, Über Cheloid-Beſchwuͤlſte. ECCCELIIN, 183. Hawkins, Eaͤſar, über Erkennung frem: der Körper im Larynx. CCCCXLVI. 87. Hca Tsaon Taong Chung, Chineſiſche Raupe, auf welder ein fungus wädjf't. CCCCXLI. 9. Henderfon, über das Molluscum conta- giosum. CCCCXLIL 9 und 13 Ban Huevel's Pelvimeter. CCCCXLI. 15 Hybatidengefhwülfte der Leber CCCCLVIII, 288. Hydrocele, neue Behandlung derſ. CCCCLV. 240. Hymenomyces, neue Unterſuchung über dief. CCCCLIII. 200, operirt. 3. Sntercoftalnerve, anatom. und phyſiolog. Unterfudung über denf. CCCCXLI. 8. Sntermediatgefäße und deren Anordnung auf Eiter abfondernden Flächen. CCCCALV. 73. Jod⸗Salivation. CCCCXLIV, 64- Sotine : Zinctur: Injection bei Hydrocele. GCCCLVI. 256, Isaura cycladoides. CCCCXLIX. 135. Szalco-Bulcan. CCCCL, 147. Kat oder Gat CCCCKLV. 74. Knochenbruͤche, Nidytvereinigung berf. bei fpphititifcher Dyserafie. CCCCLAII. 349. Kräge, Behandlung berf. in der Berliner Charite. CCCCLX, 320, Krebs des Magens und des Baudjfells. CCCCÄXLVIII, 121. (Celastrus edulis). — ß, Lachs, zur Naturgeſchichte deſſ. CCCCLVII. 257 · Lamna cornubicea. CCCCXLVI. gr, Landsborough, uͤber Phosphorescenz der Zoophyten. CCCCXLVI. 83. Laryngismus stridulus mit Kalihydroio- bicum behandelt. CCCCLÄI. 336. Larynx, fremde Körper in bdemfelben. CCCCXLVI. 87. Lebensproceh im Thiere und die Atmofph. CCCCLVI. 241. CCCCLVII, 261. Lee, Rob, über das Ganglienfyftem des uterus. CCCCXLII. 17. Liebig, der Lebensproceg im Zhiere und bie Atmofph. CCCCLVI. 241. CCCCLVII. 261. Lindsley, über bie Ungefundbeit der Norbs americ Frauen. CCCCLVIII. 281. Lifton, über die Anordnung der Interme— diatgefäße auf Eiter abfondernden Flaͤ— hen und über das Vorhandenſeyn ber Gefäße in GelenkEnorpeln. CCCCXLV. 73 · Longet's Unterſuchungen und Verſuche uͤber die nothwendigen Bedingungen zur Un— terhaltung und Aeußerung ber Muskel— irritabilität. CCCCXLVIII. II3. Lootsmann, der (Gasterosteus ductor), CEGELIM. 198. Luft, chemiſche Prüfung derf. CCCCXLIX, 296. Luftröhre, Verengerung berf. CCCCXLVIII. 128. Lungenkrebs. CCCCLXII. 335. Luxatio spontanea durch orthopäbifche Behandlung geheilt. CCCCLIX. 304. 355 Luxation des äußern Endes bes Sqluͤſſel⸗ beins. CCCCXLVII. III. Euration des Oberſchenkels nad) Oben und Außen, Colombar’s Einrihtungsmethobe. CCCCLI 1764 Euration dee Gternalendre des Schluͤſſel⸗ being nad) Dinten, GOCCLVL 254. Luration des Vorderarms nad) Hinten und Außen. CGCCLVII. .z65. Eycopodium, ein baumartiges. CCCCLII. 184; Eycopodineen, Fruchtgehäufe derſelben. CCECKLY. 74 M. Madenzie, Sir Francis, zur Naturgefchichte des Lachſes. CCCCLVII. 257. Magen, Krebs beffelben. CCCCXLVIII, 121. Magen, über die Bewegungen beffelben und deren Abhängigkeit vom n. vagus oder bom n. intercostalis. CCCCLUL, 200. Magnetnadel, auffallend Störung dirfelb. zu Greenwid. CCCCÄLT., 10. Malapterurus electricus, Structur des electrifhen Organs. CCCCLIV. 209. CCCCLV. 225, j Mammouthöhöhle in Etmonfon Kounty (Kentucky). CCCCXLIX. 136. Marine, Sanitaͤtsmaaßregeln der Engli: fen. CCCCXLII. 25. CCCCXLIII. 42. CCCCXLIV. 55. Marfpal Hughes , CCCCLXII. 345. Maffahufetts, foffile Vogeltrittsfpuren in diefem Staat. CCCCXLII. 20. Mathematifh phyſicaliſche Inſtrumen— te, reproducirt buch Galvanoplaſtik. CCCCXLIV. 56. Matias = Ninde gegen infermittirende Fie— ber. CCCCLIX. 304. Mayer, Profeffor, über die Beftimmung der fogenannten Beutelknochen. GCCCLI. 164. Mayer, Profeffor, über ein eigenthuͤmliches Organ an ber Gefchlehtööffnung beim weiblichen Casuarius novae Hollan- diae. CCCCXLVIII. 119. Mayer, über Lamna cornudica, Cav. CCCCXLVI. 8ı, über Lungenkrebs, 356 Medici, über den Sntercoftalnerven. CCCCÄLI. 8. Metallführende Gefteine, electrifhe Ber: hältniffe derf. CCCCXLII. 24: Miefcher, über Verwandlung der Entozoen. CCCCLX: 310. Mikrofcop , Gebraud) beifelben bei ber Pflanzenanatomie. CCOCCXLVIII. 119. Mikrofcopiihe, anneblid ganz neue Ent- dedungen. CCCCLIII. 200. Mil, das Einwirfen des Zinks auf das @erinnen derſ. CCCCLVI, 248. Milchkrankheit im Weften der N. X. ver: einigten Staaten. CCCCLVI. 250. Molluscunı contagiosum. CGCCÄLI, 9. Morphium inuriaticum gegen eingeklemm- te Prüdie, CCCCLÄIL, :52. Morpbiumvergiftung durch Gaffee gehoben. CCCCXLVI. 96. Moren mit hromfaurem Kali. CCCCLX. 320. Musculus rectus femoris, Zerreißung bef- felben. CCCCLII. 192. Myrapetra. CCCCXLI. 6, N. Naturforfcher bei der wiffenfchaftlihen Er: pedition der Nordamericanifhen Verei— nigten Staaten, CCCCLVII. 264. Nekrolog: Oſann. CCCCXLI. 16. — van Onſenoort. CCCCXLII. 32 Guillemin. CCCGCLIU. 42. — Don. CCCCKLIV, 56. Lambert. CCCOXLVI. 88. 8. Ch. Fauft. CCCCXLIX 144. Guillemin. CGCCCLI. 168. — M. Probft. CCCCLII, 192. — d’Dleire. CCCCLVI. 256. v. Engelhardt. GGCCLVI. 264, Rafinesque. CCCCLVIII. 281. Eolladon. 3. P. CCCCLVIII, 288. Wawruch. CCCCLX, 320, Nervus accessorius, Will., Vorkom— men befonderer Ganglien an demfelben. CCCCLXI. 330, Nervus _ opticus CGCCCLVII. 281. Nervus sympathicus, Structur defi, im Berhältniffe zu dem übrigen Nervenfyfteme im Froſche. CCCCLIX, 305. Newport, über die Reprobuctionsorgane und Entwidelung der Zaufendfüße. GCCECLI. 161. des Flußkrebſes. 6 Nigerexpedition, zoologiſche Ausbeute berf. CCCCLX. 312. Nordamericaniſche CCCCLVIII. 281. Frauen ſchwaͤchlich. Oele, wohlriechende, nad Indiſcher Zube reitung. CCCCLV. 232. Oesophagus , toͤdtliche Entzündung ber bintern Wand def. CCCCXLIX, 138. Opiumrauden (in China), das, und deffen Wirkungen aufden Raucher. CCCCXLIX. Tate Organe der Inſecten, Werth berfelben in Beziehung auf Glaffification. CCCCXLIV. 49. Ornitihniten im Staate CCCCXLII. 20, Dwen’s Beihreibung der Euplectella As- pergillum, CCCCXLV, 67. Maſſachuſetts. P. Parchappe, uͤber Leichenoͤffnungen geiſtes— krank geweſener Perfonen. CCCCXLIII. 47. Partridge, über aneurysma der arteria subelavia und Unterbindung derfelben an der innern Seite der mm. scaleni, CCCCLVII. 270. Partriöge, über eine Ausweichung des lan= gen Kopfes des m, biceps brachii aus der Synovialfcheide. CCCCLIII, 201. Paterfon, über das molluscum contagio- sum. CCCCÄLI, 13. Payen, neue Beobadhtungen in Betreff ber Entwidelung der Pflanzen. CCCCLII. 177. Pelvimeter, neuer. CCCCXLI. 15. Pennatula. CCCCL. 154. Percheron, über den relativen Werth der Drgane bei den Infecten in Bezug auf Glaffification diefer Thiere. CCCCXLIV. 49: Pflanzen, Ernährung derſ. CCCCLXI. 321. — CCCCLAXII. 337. Pflanzen, neue Beobachtungen über Ent: twidelung derfelben, CCCCLII, 177. Photographie. CCCCL. 153. Phosphorescenz d. Zoophyten. GCCOXLVI. 83. Priapismus, fpontaner. CCCCL, 159. Pterygium, Varietäten def. CCCCLXII. 352. Q. Quatrefages, A. de, über die Synapta Duvernaea. CCCCLI. 164. Quedfilberfalivation und Sobdfalivation. CCCCLIV. 64. N. Rees, über die Wirkungen eines Harnfteins bei einem Eleinen Mädchen. CCCCXLVIII. 119. Reproductionsorgane und Entwicdelung der Zaufendfüße (Julus). CCCCLI]. 161. Rotz, bei'm Menſchen tödtlid, CGCCCÄLI, 16. S. Saͤugende Frauen, eigene Mundkrankheit derfelb. CCCCLVI, 256. Säugethiere, Temperatur der organifhen Gewebe derf. CCCCLIII, 193. Säugethierfauna des füdlihen Africa's. CCCCXLI. 10. Säuglinge, Zahnen derſ. 135. Sanitätsmaaßregeln ber Englifhen Ma: rin. CCCCXLII. 25. CCCCXLIII, 42. CCCCXLIV. 55. Sargafum oder Golftang. 35- de Sauffure, Theod. , über bie Ernährung der Pflanzen. CCCCLXI. 321. CCCCLÄIU. 337. Schädel eines Neubolländers mit den Spu—⸗ ren der durch die Keulenſchlaͤge verans laßten Erfoliation. CCCCLV. 231. Shäbelfammlung der Dr. Warren zu Bo— fton. CCCCLVIIL 289, Scharlachfieber und nadfolgende Waffer- ſucht CCCCLI. 175. Schenkelamputation bei einer Schwangern. CCCCLIII. 208. CCCCXLIX. CCCCXLVI. Shlangen, zur Lebensweife berfelben. CCCCLXII. 346. Schleimbeutel unter der Zunge. CCCCLXII. 344 · Schluͤſſelbein, Sternalende deſſelben nach Hinten luxirt. CCOCCLVI. 254. Sanee, ruͤckſichtlich Verhinderung bes Ausſtrahlens der Wärme von der Erd— oberflähe. CCCCLVIII. 281. Scwangerfchaftszeihen, neues in der Gras vidine, CCCCLIX, 297. CCCCLX, 311. Schwefelcyan in verſchiedenen Krankheiten im Speichel. CCCCLXI. 329. Seepflanzen und die durch ſelbige entwickel⸗ ten Gaſe. CCCCL, 145. Speichel in verſchiedenen Krankheiten, Schwefelchan enthaltend. CCCCLXI. 329. Starck, James, uͤber den Zuſtand des Harns ter Schwangern (und die im Harne vote handene Gravidine). CCCCLIX. 297. CCCCLAÄ, 311. Sternfhnuppen. GCCCXLIX.129. CCCCL. 150, Strauß, Jagd deſſelben bei den Bebuinen, CCCCXLIV, 56. Sturmwinde, Theorie der. CCCCXLVII. 97. CCCCAXLVIIL. 115. Synapta Duvernaea, CCCCLI. 165. T. Tauſendfuͤße, Reproductionsorgane derſelb. CCCCLI. 161. Temperatur der organiſchen Gewebe der Saͤugethiere. CCCCLIII, 193. Thier, das, der Lebensproceß deſſ. und bie Atmofphäre. CCCCLVI, 241, Thierchen in den fogenannten Miteffern (in acne punctata), CCCCLIV. 218. Thierchen, mitrofcopifche, des rothen Schnees. CCCCLXII. 341. Bd i A. Abi, H. CCCCLVIII. 287. Agenda med. CCCCXLII. 303. Rreligiipfıe Thompfon, Dr. James B., über Nichtver⸗ einigung von Knodenbrüden bei fophir litiſcher Dyscrafie. CCCCCXII. 349. Tibia, Blutfywammgefhmwulft derfelben. CCCCLXI. 335. Zrouffeau, über das Zahnen der Säuglinge und die Zufäle, die es begleiten. CCCCXLIX. 135. Tſchudi, naturhiftorifcher Reifender in Suͤd⸗ america. CCCCXLI. 9. r. u. Urzeugung. CCCCLIX. 291. Uterus, Faſern deſſelben. 297. Uterus, Ganglienfyftem deſſ. CCCCXLII, 17. CCCCLIX, Uterus, Gangrän def. CCCCXLVII. 103. Uterus, Knochengeſchwulſt in demfelben. CCCCÄXLVI, 94. V. Valenciennes, neue Unterſuchung, hinſicht— lich des electriſchen Organs des Malapte- rurus electricus. CCCCLIV. 209. CCCCLV. 225. Valentin’s Bericht Über die Urzeugung, CCCCLIX. 29r. Veitstanz, zur Heilung Anwendung von Schienen empfohlen. CCCCLV. 240. Verbrennung der glottis,. CCCCLVI, 249. Vergiftung durdy Fleifch eines von Gar: buntel befallenen Thieres. CCCCXLVI, 92. Verwundung einziger Art. CCCCLV. 233. Vignolo, Über Luxation des Vorderarms nach Hinten und Außen. 265. CCCCLVII, DIEB 5 2:2 DB B. Bailey, S. CCCCLI, 1735. Barrier, F, CCCCLV. 240, 303. CCCCLIX, 8357 Bogeltrittöfpuren, foffile, im Staate Maſ⸗ ſachuſetts. CCCCXLII, 20, Vogt, über die mikroſcopiſchen Thierchen bes rotben Schnees. CCCCLÄII, 341, Volkmann in Dorpat an Weber in Leipzig, über das Verhaͤltniß des nervus sym- pathicus zu dem übrigen Nervenfyfteme im $rofhe ꝛc. CCCCLIX. 305. Vorderarm nad Hinten und Außen lurirt. CCCCLVII. 265. Vulcan von Szalco, CCCCL, 147. U, Warren's Scäbelfammlung zu Boſton. CCCCXLVIII. 289. Waffer zu reinigen, nah Clark's neuer Methode. CCCCKLIV, 53- Waſſerſucht, die, in Folge von Scharlad: fieber. CCCCLI. 175. White, Ad., Befhreibung einer Eüdame: ricanifhen, Honig einfammelnden Wefpe. CCCCÄLI, ı. Weinftod, Wachsthum deff. durch verbünnte Schmwefelfäure befördert. CCCCXLVIII. 120. Wendungsfälle mit vorläufigem Herabfüh: ven und Anfchlingen beider Hände. CCCCXLV. 80. Weſpe, Sübamericanifhe, Honig einfam: melnde.e. CCCCXLI. ı. Wirbelbeinsapparat, elaftifher, CCCCXLV. 65. 3. Zahnen der Säuglinge und Zufälle dabei. CCCCXLAX, 135. Zoophyten, Phosphorescenz derſelben. CCCCXLVI. 33. Zunge, Schleimbeutel unter CCCCLXI. 346. derfelben. 2% Baudens, D. CCCCLXI. 336. Beaumont, Elie de, CCCCXLIV. 63. Becquerel, A, CCCCLII 102. Begin, E, A. CCCCÄLII. 32. 358 Bell, Sir'C. CCCCLX. 320. Bennet, J. H, CCOCLVII. 272. Berard, A. CCCCXLIII. 48. Blatin, H. CCCCXLIV. 64. Bonnet, A. CCCCXLVIII. 128. Bouchardat, A, CCCCXLIII, 48, Bourgery. CCCCXLVIII. 127. Brewer, :W.. GCCCLVIII. 288. Brochant de Villiers. GCGCXLIV. 63. Brown, Thom, COCCLXI. 336. Buvignier, A. CCCCLXII. 35r. C. Chevalier, Ch. CCCCL. 159. Chisje, Steph. delle, CCCCLV. 239. Combe, G. CCCCLIV. 223. Coulson, Will, CCOCXLV, 80. Cutterel, P. L. GCCCXLIX. 144. D. Deacon, R. CCECÄLI. 15. CCCCOLVIII. 257. Denouvilliers, GC CCCCXLIII. 48. Dubois, Fr. CCCCXLVII. 112. Ducoin-Girardin. CCCCLII, 194. Dufrenoy. CCCCXLIV. 63. Duparcque, F. GCCCLIII, 208. E. Gnnemofer, 3. GCCCXLVII. TIL. Entomological Transact, GCCCLII, ıgr. F. Fabre Terreneuve. GCCCL. 160, Frankum, R. CCGCLXII. 352. G. Galliset et Mignon. CCCCLIII. 208. Gerardin, J. CCCCLIX. 303, Gould, M. A, GCGCLVI. 355. Roengiipftze m Grey, G. CCCCLVII. 271. Griffin, John. GCCCXLIX, 143. H. Hartmann, 3. D. W. CCCCLAXL. 335. Hayden, G. CCCCLIV. 224. Henle, J. CCCCXLIX. 143. Higgins, W. M. CCCCXLVII. ıır. Hodgkin, T. CCCCXLI, 16. Holmes, J. P. CCCCLXII. 352. J. Jacob, CCCCXLVIII. 127. Imray, D, CCCCLI. 176. Johnston, Dr. CCCCLX, 319. K. Kitto, John, CCCCXLV. 79. L. Langstaff, :Geo. CCCCLVI. 255. Leblane, A. CCCCLII, 192. Lehmann, C. G. CCCCLIII, 207. Lisfranc, J, CCCCLIX. 304. M. Macleod, B. GCCCXLVII, 112. Memoires ethnologiques CCCCXLII. 31. Meynier, Vict. CCCCXLV. 79. Mitchell, A. CCCCXLI. 16. Mol, $r. CCCCXLIX. 144. Monro, A. CCCCLIV. 224. Morton, W, J. T. GCCCLVI. 256, Müller, 3. u. Henle, S. CCCCLV, 239. N. Newnham, W. CCCCLXI. 335, Nivet, V. CCCCXLIV. 64, B: 1b Parlatore, Phil. CCCCLCXII. 35r, Payen. CCCCLIII. 207. Pomper, 9. CCCCÄLVIII. 127: Ponchet. CCOCOLVII. 27r. Potton, A. CCCCXLVIII. 128. Presulti, Domenico, CCCCLV. 240. Pritchard, Jam. Cowl. CCCCXLII. 47. Puceinctti Urbinate. CCCCLX. 320. R. Rambaud, Clem, CCCCXLII. 31 Reid, Jam. CCCCXLV. 80. Reina, Euseb. CCCCLVII. 272. Ripault, H. CCCCXLIII. 47. Riviere, A. CCCCL. 159. 2 Robertson, J. H. CCCCXLVI. 96, j Robinson, G. CCCCLVI, 256, Rowe, Rob. CCCCLVIII, 238. S. Sauvage, $S. CGCCLXII. 351, Schange,;J,. M. A. CCCCXLIV. 64. Seller. Will. CCCCXLVI. 96, Squaney, C. CCCCXLI. 15. Stoeber, V. CCCCL. 160, Syme,J. CCCCLIV. 224. T. Tavignot, F. L, CCCCLIX. 304. Tſcharner, B. v. CCCCLVI. 272. W. Westwood, J. O. CCCCXLVI. 95. Willis, R. CCCCLI. 176. Woodhouse, J, Ti. CCCCXLVI. 95. Vene Üotizen aus dem Gebiete der Hatır- und Deilkunde, gefammelt und mitgetheilt von Ludwig Friedrich v. Froriep, des Ordens der Würtembergifhen Krone und des Grofherzogl.S. Weimar. Falken s Ordens Ritter, der Philofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. ©. Ober : Mebdicinalrathe zu Weimar ; Director der Königl. Preuß, Academic gemeinnügiger Wiffenfhaften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldinifch: Carolinifchen Acabemie der Na— turforfher, der Ruff. Kaiſerl. Academie der Naturforfcher zu Moskwa, der Gefellfchaft naturforfchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Geſellſchaft für die gefammte Naturkunde, der phyficalifch- medicinifhen Societät zu Erlangen, der mineralogifchen Gefellfchaft zu Jena, der Niederrheinifchen Gefellfchaft der phyfifchen und medicinifhen Wiffenfchaften, des landwirthfchaftlichen Vereins im Königreihe Würtemberg, der Societe d’Agrieulture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfchenden Gefellfchaft zu Leipzig, der Senken— bergifchen naturforfchenden Gefellfhaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunfdweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker: Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiſtik und Gartenbau in Weimar, der Gefellfchaft zur Beförderung der gefammten Naturwiffenfhaften in Marburg, der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländifche Gultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica Berolinensis, der naturforfdyenden Geſellſchaft zu Halle, des Kunſt- und Handwerkevereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Gefellfchaft des Dfterlandes, der Gefellfhaft für Natur: und Heilwiffenfhaftzu Heidelberg, der Svenska Läkare- Sällskapet zu Stodholm, der medicinifchen Facultät der K. U. Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New: York, der Academie Royale de Medecine zu Paris, der Gefellfhaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Buchareſt, der medicinifhen Gefeufhaft zu Warfhau, des Vereins Großherzogl. Badiſcher Medicinal - Beamten für die Beförderung der Staats=Arzneitunde, der Kaiferl. Königl. Gefellfhaft der Aerzte in Wien und des naturwiſſenſchaftlichen Vereines des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliebe; und Dr. Mobs Std t.nep, Königl. Preußifhem Medicinalrathe und Mitgliede der wijfenfchaftlichen Deputation für das Medicinalweſen im Minifterium der Geiftlichen =, Unterrichts- und Medicinal= Angelegenheiten; Profeffor an der Friedrich: Wilhelms -Univerfität, Profector an der Charite Heilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober - Eraminations- Commiffion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Gorrefpondenten der Königlichen Academie gemeinnügiger Wiffenfchaften zu Erfurt, der Academie royale de Medecine zu Paris, der Hufelandifchen mebicinifchen chirurgiſchen Gefellfhaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Gefellfhaft für Natur: und Heiltunde zu Berlin, der Gefellfchaft für_ Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stockholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der K. N. Geſellſchaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Hamburg und der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu Neus Orleans; Ehren: Mitgliede des Vereins Großherzogl. Badifcher Medicinal: Beamten für die Beförderung der Staats-Arzneikunde, des Apothefers Vereins im nördlihen Deutfchland und des naturwiffenfhaftlichen Vereines des Harzes. Ave ndgmüuanzgtiaiter Band, zwei und zwanzig Stüde (Nro. 463 bis 484), eine Tafel Abbildungen in Quarto, Umſchlag und Regiſter enthaltend. April vis Suni 1842, 8-Induftrie-Gomptoirs zu Weimar. 1. BAR, Ay. ed anıarar BÜHRF oe Au nei » je Ra ur —— ch * 2 4 re * A Dur — u N —— — ng Ruhe 5 — das wear — — — * — raw? Ton —— | Ba xi 7 cr Sun — Kaas i le Meuellotizen a u s dem Gebiete der Nalur- und Beilkunde, gefaommelt und mitgetheilt von dem Ober = Medicinalraihe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. NV. 463. (Nr. 1. des XXII. Bandes.) April 1842. Gedrudt im Landes-Induftrie- Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 1.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 aGr. Meat: $ Anatomifhe Bemerkungen über verfchiedene Drgane der Balaenoptera. Don F. P. Rapvin, Doctor der Medicin der Parifer Facultät, correfpondirendem Mitgliede der medicinifchen Academie, (Hierzu die Figuren 1. biö 8. auf ber mit biefer Nummer auöges gebenen Zafel.) Sn einer dem Maibefte 1836 der Annales des Sciences naturelles einverleibten Abhandlung habe ich die Abbildung einer Balaenoptera mitgetheilt, welche im Sabre 1829 an der Mündung der Somme firandete. Sch habe die Drgane ihres Mundes, die Geftalt und Dimenfios nen ihrer Kiefer, Zunge, die Munds und Gaumenmembran, Barten ıc. beſchrieben *). In diefer zweiten Abhandlung werde ih die Beobach— tungen mittheilen, welche ich rüdjichtlih anderer Drgane zu fammeln, Gelegenheit hatte, während das Thier von hab: gierigen ‚Leuten zerfhroten ward, deren Intereſſe Eeinen Zeit- verluft geftattete. Dbgleich ſich diefelben gegen mich nicht gerade ungefällig benahmen, wird man doch einfchen, daß mir unter foldyen Umfländen wenig Zeit blieb, Alles genau zu unterfuhen. Die Eilfertigkeit meiner Befichtigung mußte natürlich auf deren Nefultat ihren Einfluß üben; aber ob— gleih meine Bemerkungen nicht vollftändig find, fo find fie deßhalb doch nicht unrichtig. Auch ein anderer Umftand war der Unterfuhung nichts weniger als günftig, nämlich daß die Faͤulniß der Eingeweide bereits bedeutende Fort: fhritte gemacht hatte. So unvollftändig meine Beobach— tungen über diefe Balaenoptera aber auch find, fo glaube ic) doch, daß fie mit Intereſſe aufgenommen werden, weil fie fih auf einen bisher noch fo wenig befannten Gegen= ftand beziehen. 1) Was die Haut betrifft, fo habe ich der gründlis hen Beſchreibung, welche uns die Herren Brefhet und *) Vergl. Neue Notizen No, 2, ©. 17 u. ff. No. 1563, kunde. Roufſel uͤber dieſelbe geliefert haben, nichts hinzuzufügen, und ich übergehe diefelbe alfo mit Stillfehweigen. *) 2) a. Das Zellgewebe unter der Haut bot ein merk: würdiges Anfeben dar; es war offenbar faferig. Die größs ten Mafchen beftanden aus compacten, glänzenden und mit Linien durchzogenen (lineamenteuses) Blättern, melde fid) ungefähr wie Aponeurofen ausnahmen. Der Glanz der mäßig großen Mafchen ließ über deren faferige Beſchaffen⸗ heit nicht den geringſten Zweifel; aber für die feinſten Uns terabtheilungen des Netzes läßt fi eine aͤhnliche Structur ſchwer begreifen. Diente diefes aponeurotifche Gewebe einem anderen Ge— webe zur Grundlage? Maren deffen faferige Mafchen mit einer verfchiedenartigen Membran ausgekleidet, der die Se— eretion der thranigen Flüffigkeit obliegt? Ich habe die Un— terfuchung nicht genau genug vornehmen fönnen, um dieß zu behaupten; allein es läßt fih vermuthen. Tritt man der Anfiht 3. Hunters und Béclard's in Betreff des adipöfen Gewebes bei, fo erfcheint diefe Drganifationeweife weniger befremdend. Nach diefen Anatomen findet ſich eine ganz gleiche oder wenigftens ähnliche in dem unter der Haut befindlichen Zellgewebe der Landfaugerhiere und des Men fhen. Die mitrofcopifhen Bläschen, aus denen, ihren, fo wie Monro’s und Wolff's Beobachtungen zufolge, das adipöfe Gewebe befteht, würden dünne, durchſichtige, aber von dem in ihnen enthaltenen Fette deutlich unterfcheidbare Waͤnde befigen. „Ein ſehr feines Zellgewebe fheint zw ir ſchen diefen Bläschen und um diefelben ber vorhanden zu feyn. Diefes Gewebe ſtellt fib in den Zwifhenräumen der mit bloßen Augen erkennbaren Partikelhen, welche es mit einander verbindet, deutlicher dar. Die auf diefe Weiſe entftehenden Klümpchen werden mittelft eines dichteren Ge— webes, welches an manchen Theilen faft faferig und an *) Annales des Sciences naturelles. Recherches sur l’appa- reil tegumentaire des animaux. Sept., Oct. et Decembre 1834. Notizen Nr. 969 und 970. Juni 1835. 1 5 den inneren Handflähen deutlich ligamentartig auftritt, mit einander verbunden, *) b. Diefes ganze faferig=adipöfe Neg war beit unferer Balaenoptera mit thranigem Bert gefüllt. Zwifchen der Haut und einer den ganzen Körper einhüllenden gewaltigen Aponeuroſe gelagert, bildete, e8 um diefelbe her eine dichte . fefte Schicht, deren Stärke an verfhiedenen Stellen verſchie— den war. Da die Lippen unbeweglih und demgemäß nicht mit Muskeln verfehen feyn follten, fo beftanden fie nur aus einer Schicht diefes Gewebes, das aber dafelbft eine unge: meine Dichtigkeit befaß. ES bildete dort eine compacte, harte, fehr wenig elaftifhe Maffe und nahm von den Com: miffuren bis zu der Spige der Kiefer an Dide ab. Auf der Gonverität des Dberkiefers mar die adipöfe Schicht Eeinen Zoll ſtark; um den Hals und Schwanz herz um betrug deren Dicke einen Fuß, über dem Nüden und den Lenden 3 bis 4 Zoll, gegen die Rippen bin etwa 3 Zoll und unter der Bruft und dem Abdomen nur 2 Zoll. c. Es bildete mehrere merkwürdige Ausläufer. Der erfte darunter war der Eleine Budel vor den Spritzloͤchern; ein zweiter die Mücdenfloffe, beide bloße mit Haut überzoges ne Erhöhungen des faferig adipöfen Gewebes. Diefes zeigte dort die nämliche Anordnung, wie an den andern Theilen des Körpers, Die Rüdenfloffe begann bei dem legten Lendenmwirbel und erſtreckte fih von da horizontal Über (an) den Schwanz, indem fie ein Wenig anftieg und eine faſt dreiedige Geftalt annahm. Die Bafis deg Dreieds war dem Schwanze zu: gekehrt. Sie war nur 5 Fuß hoch, fehr dünn und in Geftalt eines fehr tief gefchweiften Bogens ausgebuchtet. Der Gipfel oder die Spige des Dreiecks verlief ſich in den Rüden, und die freie Seite, melde den obern Rand ber Floſſe bildete, war 3 Fuß 8 Zoll lang. Nicht an allen Stellen der Floffe zeigte die Haut ihre allgemeine ſchwarze Färbung; denn es befand fich dafelbft ein länglicher roͤthlich— weißer Flecken, der die Farbe einer ausgeglihenen Narbe auf der Haut eines Europaͤers darbot. Der Gipfel der Flofe befand ſich dem After gegenüber, Zwei andere ähnliche, aber bedeutendere Ausiäufer bil— deten dag Schwanzende, nämlih die Schwanzfloffen. Auch fie hatten die Geftalt eines Erummlinigen Dreieds und was ren mit ihrer Baſis an die legten Wirbel des Kukuksbeins befeftigt. ine ihrer Seiten war did und conver, die anz dere dagegen dünn concav; diefe begränzte das hintere Ende des Thieres, Die beiden Floffen lagen an der Stelle, wo fie einander begegneten, ein Wenig im Uehergriffe und bil: deten dafelbft eine nur etwa 3 Zoll tiefe Ausbuchtung. Nur um dieſe Fänge erftredten fih die Schwanzfloffen über den legten Knochen des Ruͤckgrats hinaus, Ihre Richtung war horizontal. Ihre Bafis hatte eine Länge von 2 Fuß 9 Zoll, Der Abftand des Gipfels der einen Floffe von dem der andern betrug 8 Fuß 4 Zoll. ) P. A, Beclard; Additions a l’anatomie generale de Xav. Bichat. 8. Paris 1821. p. 14. 4 i $ Ihre gabelfürmige Epaltung bot Eeine regelmäßige Kruͤm— mung dar; e8 war fein Halbmond, fondern, wie Herr von Fleurieu ganz richtig bemerkt ( Marchand's Reife, I. Band, ©. 598), eine Art von Liebeskuß, wie ein Paar Autoren ihn einander geben *). An diefen Stoffen war dag adipöfe Gewebe etwas dichter, als fonft irgendwo; feine Mafhen waren klein und beftanden aus fehr ftarken, dicken und glänzenden Faſern. Die Haut zeigte ſich an ihren dien Rändern blaß gefärbt, und man bemerkte dafelbft einen langen weißen Flecken, wie auf dem obern Rande der Rüdenfloffe **). d. Unter der vordern Körperhälfte, an der Bruft, Kehle und dem Unterkiefer war das adipöfe Gewebe mit paralles len, der Länge nad) laufenden Streifen oder Furchen durchs zogen, deren Abftand von einander 2 Zoll und deren Tiefe 6 Linien betrug. Sie Eonnten fich eben fo weit öffnen. Die Haut fchlug ſich dafelbft um und Eleidete diefelben aus, war aber dort fehr dünn und nicht, wie übrigens am gan— zen Unterförper, perlmutterartig, fondern ſchwarz gefärbt. Diefe dehnbaren Falten oder Furchen geftatteten der dichten und wenig ausdehnungsfähigen Fetthülle ſich gehörig zu er= weitern, wenn das Zhier athmete oder feinen Unterkiefer ſack fuͤllte. 3. Mehrere Schriftſteller haben an der Exiſtenz dieſes Sackes gezweifelt; andere diefelbe anerkannt. Die HHrn. Bald und Souty berichten, daß fie denfelben gefehen ha= ben. Nah Herrn Souty hatte derfelbe bei einem von ihm befichtigten Rorqual eine laͤngliche Geftalt und eine Länge von etwa 8 Fuß ***), Bon Lacépéde ift derfelbe nad ihm durh Sir Joſeph Banks mitgetheilten Angaben des Naturforfhers Bahftröm befchrieben worden ****), Ich glaube ebenfalls an das Worhandenfenn dieſes Sackes. Allerdings Fann ich nicht behaupten, daß ich den— ſelben wirklich gefehen, geöffnet, in die Höhe gehoben, fecirt und gemeffen habe. Die Gefhwindigkeit, mit welcher das Eremplar zerlegt wurde, geftattete mir dieß nicht. Allein ih will die Gründe angeben, welche mid zu diefer Anficht beftimmen. a. As unfere Balaenoptera firandete, bemerkte man an ihr alsbald, daß der Unterkiefer nach der linken Seite abgewihen und das Maul halb geöffnet geblieben war, weil die Schleimhaut der Mundhöhle rechts zwifchen den Lippen einen gewaltigen Vorfall von fait cylindrifcher Geftalt bildete. Die ſchwache bläulihrothe Farbe diefer Membran machte diefelbe zwifchen den fehwarzen Lippen des Thieres eben fo bemerkbar, als ihr Volumen. Sie war fehr ſtraff und gab, wenn man darauf fehlug, einen ſtarken Ton von fid. | Das Meer hatte, indem es zurücdgewichen war, das Thier halb auf der linken Seite auf dem Strande liegen *) Diefe Metapher muß in einer naturhiftorifchen Befchreibung befremdlich erfcheinen. D. Ueberf. **) Vergl. die mit Nr, 1 der Neuen Notizen ausgegebenen Ta— fel, Fig. 16. ++") Lesson, Cetaces, p. 253. Frederie Cuvier, Histoire des Cetaces, p. 323. *++*) Lacepede, Histoire naturelle des Cetaces, T. I., p, 203. 5 1 laffen. Dadurch war die untere, Seite des Unterkieferd auf diefer Seite in der Weife zufammengedrüdt worden, daß die unter der Schleimmembran des Mundes befindliche Feuch— tigkeit rechts gedrängt wurde. Figur 1 flellt dieß deutz lid) dar. Hierdurch wird zuvörbderft die Angabe mancher Schrift- ſteller betätigt, derzufolge nad) dem Zode der Norquals eine große Blafe in deren Maul in die Höhe fleigt und die Kies fer augeinandertreibt *). Dann findet man darin die Er— £lärung des fonderbaren Anfeheng des Gefihts der Balae- noptera rostrata, wie diefelbe von Lacepede nah Bahftröm’s Zeichnungen mitgetheilt worden ift, fo wie den Beweis, daß diefe allerdings in andern Beziehungen uns genaue Abbildung doc in dieſem Puncte treu iſt. b. Als die Arbeiter allen Sped befeitigt hatten, wel— her den Nüden und die rechte Seite bedeckte, machten fie ſich zu demfelben Zwecke über die Unterfeite des Bauches und der Bruft ber, und als fie die Spedlappen an ber Kehle ablöften, fiel der große, durch die Schleimhaut des Maules zwifchen den Kiefern gebildete Wulſt erſt zuſam— men und verfehwand dann ganz. Die Flüffigkeit, welche er enthielt, hatte an der Kehle einen Ausfluß gefunden. e. Endlih mard der mit feinem fämmtlichen Fleiſche belegte Unterkiefer von den Kopfe abgelöf’t und in dem Zu— ſtande, wie ich ihn in meiner erften Abhandlung abgebildet babe (©. die mit Mr. 1. der Neuen Notizen ausgegebene Tafel, Fig. 17), auf dem Boden gelaffen. Nur zeigte fich fein Grund oder feine untere Wandung nicht etwa hohl oder hängend, fondern, weil er von dem Boden, auf dem ex lag, gedrüdt wurde, vollfommen platt. Die Membran der Mundhöhle zeigte nun weder einen Vorfall, noch an irgend einer Stelle Nunzeln ; fie war nun über den ganzen großen Raum, den fie bededte, gleichformig ausgefpannt. Menn man darüber binfchritt, fo mußte man auf feiner Hut ſeyn, um nicht zu fallen, und zwar nicht wegen. ihrer Glätte und Feuchtigkeit, fondern wegen der eigenthüumlic) lodern Schichten des darunterliegenden Zellgewebes, welche über einander binglitten und den auf fie tretenden Fuß zum Meihen brachten. Wenn man auf diefe Meife die Mem— bran Eräftig vorwärts trieb, fo liefen die gezerrten Schichten des Zellgewebes binterwärts ihre großen Mafchen erkennen, indem dieſe auseinandertraten, und mitten unter diefen Ma— fehen konnte ih eine Queeröffnung, wie die eines Sackes, welcher die ganze Breite des Kiefers einnahm, unterfcheiden, Da die Arbeiter mich vertrieben, fo Eonnte ich die Uns terfuhung diefes Theils nicht weiter fortſetzen, und id) mußte mich entfernen, bevor ich mir die volle Ueberzeugung verfchafft hatte. Meines Erachtens ergiebt fi) aber aus dem Borfallen der Mundmembran zwiſchen den Lippen von deren Commiſſur bis zu ihrer Spite, fo wie aus dem Zurüdtre: ten diefes Vorfalls bei'm Deffnen der Kehle, mit ziemlicher Gemifheit, daß dort ein großer Sad vorhanden war, wel *) Fröderic Guvier in der Einleitung zu feiner Histoire na- turelle des Cetaces. Paris 1836. 8. p. XV. 6 cher wenigſtens das ganze Untertheil des Unterkiefers. ein: nahm. Man Eönnte die bereits von Dtto Fabricius aufge: ftellte Frage wiederhofen: fuͤllt ſich dieſer Sad mit Luft oder Waffer? Ich kann in diefer Beziehung nur angeben, daß er bei dem mir vorgefommenen Thiere eine gasförmige Slüffigkeit enthielt. Nührte dieſes Gas von der bereit8 bedeutend vorge: f&hrittenen Faͤulniß des Thieres her? Als ich die fo Außerft loderen Schichten Zellgewebe unter der Mundmembran fah, glaubte ich Anfangs, die Luft, welche diefelbe gehoben hatte, koͤnne fi mohl in den Mafchen des Zellgewebes ange: fammelt haben und in duch Faͤulniß entwidelten Gaſen befteben, die in dem Gewebe feibft entftanden ſeyen. Allein offenbar war gerade diefes Gewebe unter allen am wenig— ften von Faͤulniß ersriffen; es ließ ſich daran durchaus eine Spur von tirfgebender Verderbniß erkennen, und es hatte feine natürliche Farbe und Feftigkeit. An mehrern weit von einander gelegenen Körpertheilen, wie zwifchen den Muskeln, bot daffelbe durchgehends ein gefundes Anfehen dar und nir— gends zeigte es ſich durch Gafe aufgebläht. „Keiner der Schriftfteller, fagt Wan Breda, welde dem Norqual einen Sad unter der Kehle zuerfennen, hat bedacht, daf, wenn derfelbe ſich mit Luft füllte, das Thier augenblidiihb mit dem Bauche nach Oben gekehrt werden würde. Der Einwurf fcheint plaufibel, beruht aber den- noch nicht auf folidem Grunde, felbft wenn der Sad nur Luft zu enthalten beftimmt wäre. Sein Hauptzweck befteht vielleicht nicht in der Verminderung des fpecififchen Gewichts des Vordertheils des Körpers durch Volumenvergroͤßerung; obwohl er, indem er diefe Wirkung je nah dem Millen des Thieres in größerem oder geringerm Grade hervorbrachte, daffelbe in den Stand feßen würde, ſich in einer mehr oder weniger fenfrechten Stellung zu erhalten. Diefe Blafe fell nicht das Gleichgewicht mit dem Nüden, fondern dag mit dem Schwanze zu Wege bringen; denn fie befindet fich nicht unter dem Bauche, fondern unter dem Kopfe. Die Falten in der Haut und dem darunter liegenden Bellgewebe find nicht auf dag Untertheil der Kehle be= ſchraͤnkt. Sie erfireden fih vielmehr unter dem Körper des Thieres von der Spike des Kiefers bis zum Nabel. Dieß beweif’t, daß fie nicht nur die Beftimmung haben, die Ausdehnung der Kehle und des Unterkieferſockes zu ermöglis chen, fondern denfelben Zweck auch in Betreff der Bruft und des Baudes erfüllen. Mehrere Schriftfteller find mit Fabricius und La: cepede der Meinung gewefen, daß diefe Falten der Zu: fammenziebuna des Unterkieferſackes ihre Entftebung verdans Een, daß die Haut zur Bildung deffelben beitrage, und daß er bei der Ausdehnung der Kehle feine Falten verliere; ins deß läßt fich leicht: einfeben, daß ſich dieß nicht fo verhält. Hunter und Dan Breda haben eine richtige Anficht aufgeftellt , indem fie diefe Falten für bleibend erklärten. Menn fie fih aber auch nicht ganz verwifchen, fo treten fie doch nad Art der Nadiem eines Faͤchers auseinander (vergl. 1 * 7 die mit Nr, 1 der Neun Notizen aussigebene Tafel, Fig. 17. g, h.). Die fie trennenden Furchen bleiben fich nad) ihrer Spige zu gleih, während ſich ihre Breite nah der Bafis zu Ändert. Sie find, wie gefagt, 6 Linien tief und können ſich eben fo weit öffnen, wovon idy mich auf's Ger nauefte überzeugt habe. Die Haut des Rorqual ift übrigens fo glatt, daß fie nirgends Runzeln bildet, ausgenommen an den AUugenlidern, und fo fraff, daß es nicht möglich iſt, fie färfer aus zudeh— nen. Da das unter der Haut liegende Gewebe, an welches fie befeftigt ift, faferiger Natur ift, fo kann es ebenfalls nicht ſehr dehnbar feyn. Deßhalb machte «8 fih wahrs ſcheinlich nöthig, daß der Körper an den Stellen, welche fich bedeutend ausdehnen mußten, mit Laͤngs-Falten und Furchen verfehen wurde; damit auf der einen Seite die Thaͤtigkeit der innern Drgane nicht gehemmt werde, und auf der ans deren die Haut den Bewegungen diefer Dryane nachgeben Eönne, ohne zu plagen. Allerdings ift bei den Walfifchen und andern Getaceen die Haut eben foftraff, wie bei ben Rorqual's; allein die Ausdehnungsbewegungen find wahr: febeinlih bei jenen weniger umfangsreih. Man hat bei ihnen noch feinen Unterfieferbrutel gefunden *), und da übers dieß ihr adipöfes Gewebe ftärker iſt, fo dürfte daffelbe zu: gleich weniger falerig und mehr elaftifh feyn. 4) Allgemeine Aponeurofe oder Körper: umbüllung. Die faferigen Schichten des adipöfen Ge— webes der Balaenoptera nahmen fih wie Ausläufer einer gewaltigen Aponeurofe aus, mit der fie zufammenhingen und welde den ganzen Körper des Thieres umhüllte. Diefe Aponeurofe oder enorme fascia lata beftand aus zwei Ar— ten von Fafern; Die einen waren transverfal und ſtrichen von dem Ruͤckgrate fchräg nach der Medianlinie der untern Körperfläche, die andern longitudinal und ſich gerade vom Kopfe bis zum Schwanze erftredend. Die erſtern befaßen, im DVeryleihe mit den legtern, eine bedeutende Dide. Sie lagen, in einiger Entfernung voneinander, ziemlich parallel und bildeten fo zahlreihe Stränge von der Stärke eines Schwa— nenkiels. Zwiſchen diefen befanden fih die Faſern der zwei— ten Art, welche von einer Faſer der erften Art zur andern überftrihen, an dieſelben angeheftet waren und fich abges plattet, duͤnn und dabei fo ſchwach zeigten, daß fie zerriffen, wenn man die Queerfafern auseinanderzog. Diefe dünnen Safern berührten einander nicht, fondern es befanden ſich zwifchen ihnen ieere Räume, ſchmale Spalten von unglei: cher Fänge. Diefe beiden Arten von Fafern bildeten alfo zufammen E£ein compactes Gewebe, wie das unferer Aponeu- ofen, fondern eine Art gefenfterten und gerippten Zeuchs, auf welchem die Queerfafern die Rippen darftellten. 5) Blätteriges Gewebe. Die Farbe der Muse Eeln war grelleoth, weit Tebhafter, al8 bei den Phofen und Landfäugethieren. Die Faferbündel, aus denen fie beftanden, f&hienen mir weiter voneinander entfernt, als bei unfern Muskeln. *) Lacepede hat davon, jedoch gang problematifh, in Heiner Hitoire naturelle des Cetaces, T, I,, p. 92 geredet, 8 Zwiſchen den Buͤndeln der Muskelfaſern, zwiſchen den Muskeln ſelbſt und um die innern Organe her fand ſich ein Zellgewebe von ganz anderm Anſehen, wie das, aus welchem die Fettmuskelhaut (das adipoͤſe Gewebe?) beftand. Es war, nach ſeinem Anſehen und ſeinen Producten zu ſchließen, ein aͤchtes Blaͤttergewebe und beſtand aus graus lichweißen, halbdurchſichtigen, thranigen Blaͤttern, welche überall lockere, mit Serofität gefuͤllte Zellen bildeten. An_ den Stellen, wo diefes Gewebe ſtark entwidelt war, hatten feine Blätter eine fehr erhebliche Dicke und Feftigkeit. 6) Die Augen. Die Augen ftanden in bderfelben Richtung, wie die Lippen und fehr nahe an den Commife furen (f. Fig. 1. c.). Mit den Augentidern bedeckt, bildeten fie eine convere und elliptifhe Hervorragung, deren größter Durchmeſſer 6 — 7 Zoll betrug. Die Augenlider Eonnten ſich falten und 1 Zoll weit voneinander entfernen. Der fie trens nende Spalt war 4—5 Zoll lang. Wimperhaare waren an denfelben durchaus nicht au finden. Die Augenkugeln boten einen Durchmeffer von faft 4 Zoll, die Hernhäute einen folhen von 1 Zoll dar. Die erfchlaffte und gefchloffene Regenbogenhaut fchien fehr breit, die Pupille war ungemein Elein und bildete eine ſchmale, länglibe, nad der Queere gerichtete Spalte. Der Sehnerve befaß eine außerordente lihe Dide. Da ih diefe Drgane fir das Mufeum aufbewahrt babe, fo find diefelben nicht weiter fecirt worden. Auen Anwefenden erſchienen fie, im Vergleiche mit der Größe des Thieres, klein. Alten Denen, weldhe Cetaceen zu feben Gelegenheit haben, fällt diefer Umftand auf, und man findet deffelben auch in den betreffenden Schriften gedacht; weßhalb, noch mehr als wegen der Stellung der Augen und der geringen Deffnung der Yugentider, die Angabe der Walz fifchjäger, als ob die Getaceen aͤußerſt fcharf ſaͤhen, oftmals in Zweifel gezogen worden ift. Allein, meines Erachtens, muß zur Entjcheidung diefer Frage mehr die Empfindlich- Eeit, als die Größe des Organs, berüdjichtigt werden. Ue— brigens jind Augen, deren Kugeln 10 — 12 Zoll im Um: fange haben und deren Sehnerven einen Zoll ſtark find, ab» folut betrachtet, keineswegs Eleine Sehorgan. Was die Augentider betrifft, fo Eönnen fie fich fo weit öffnen, daß die Hornhaut ganz entblößt wird, und ein ftärferes Klaffen würde zum ſcharfen Sehen nichts nüßen. - Da die Walfis fhe Eeine Wimpern befigen, fo ift eine weitere Deffnung der Augenlider um fo weniger nöthig, um alle dem Auge zu= ſtroͤmenden Lichtſtrahlen in daffelbe einzulaffen. (Schluß folgt.) Miscellen. Eine befondere Borliebedernadten Schneden (Limax rufusundagrestis) für Shwämme hat dr. Re— chuz Apotheker in Vaugirard, beobachtet; befonders find es die feſten Schwaͤmme, welche fie angreifen. Sie machen eine Deffnung in den Stiel, verzehren die Eubftanz in verticaler Richtung und fegen ihre Verzehrungsarbeit des Innern durch den ganzen Hut fort, fo daß * 9 bie äußere Haut allein unberührt bleibt. Herr Reclug bemerkte, daß nicht bloß Boletus edulis, fondern auch Agaricus muscarius (ein febr giftiger Schwamm) und felbft der Agaricus phalloides, der bekanntlich noch ſchneller giftig zu wirken pflegt, von den Schnek⸗ Een ohne Nachtheil angegriffen werden. Dagıgen gehen fie ſehr felten an Boletus luridus. Bünf Lebende Drang Dutangs aus Borneo find im vorigen Jahre von Singapore nach England abgefendet und fonady fin Eondon zu erwarten. 10 Von dem Zufa (Ascomys mexicanus Licht.) hat Herr Charlesworth der zoolegifhen Gefellfkaft Haut und Schädel übergeben und eine fonderbare Thatſache über die Lebensweiſe dies fes Nagıtbieres mitgetheiltz daß nämlich die Backentaſchen deffels ben, fid) nad Außen öffnend, von dem Thiere gebraucht werden, um die Erde aus feinen unterirdifhen Höhlen an die Oberfläche des Bodens zu Schaffen, wo fie in Haufen, ben Maulmwurfshaufen analog, aufgefhüttet wird. i er ne a Betrachtungen über die Ungefundheit der Luft in den Maremmen. Von Paul Savi, Profeſſor an der Univerfität zu Pifa *). Profeffor Daniell's wichtige Abhandlung **) hat die Aufmerkfamkeit der Naturforfcher auf die Erzeugung von Schwefelwaſſerſtoffgas durd die Einwirfung von ſchwefel— fauren Salzen auf organifhe Stoffe gelenft, und fo halten wir einen MWiederabdrud von Profeffor Savi's menig bes kannt gewordenem Artikel, in welchem auf daffelbe Ageng, als auf eine der Haupturfahen der Entitehung der mala- ria, hingewiefen wird, für fehr zeitgemäß. Bekanntlich find in Toskana und Suͤditalien verſchie— bene Gegenden mit der fogenannten cattiv’ aria oder mal- aria (böfer Luft) behaftet, und fehon in diefen Benennun- gen liegt der Beweis, daß das Volk die Ungefundheit diefer Localitäten der Befchaffenheit der dortigen Luft beimift. Den Grund diefer Üübeln Befchaffenheit haben ſchon verſchie— dene Zoscanifhe Naturforfcher zu ermitteln getrachtet, und ber Verfaſſer diefes Artikels hat feine Bemühungen diefem Gegenftande um fo eifriger zugewandt, da der Landesfürft bie edle Abfiht begt, den Gefundheitszujtand jener Gegen: den um jeden Preis zu verbeffern. Profeffor Savi giebt, ohne Weiteres, zu, daß er niht im Stande fey, ein Heilmittel gegen dieſe Landplage vorzufchlagen ; feine ſich meift auf dem Felde der Geologie bewegende Arbeit bat den Zweck, eine Ueberfiht der vers fhiedenen ungefunden Focalitäten zu geben, die Beſchaffen— heit des Bodens forgfältig zu unterfuchen und zumal diejes nigen Diſtricte zu befchreiben, wo die malaria nicht aus *) Diefe Abhandlung warb bei Gelegenheit der Verfammlung des wiffenfchaftlichen Vereins zu Pifa im October 1839 der geologifchen Section vorgetragen und in Nr. 106 und 107 des Nuovo Giornale dei Litterati abgedrudt. Wir haben diefelbe aus dem legten Novemberhefte der Annales de Chimie et de Physique entlehnt und die Bemerkungen bes Franzoͤſiſchen Herausgebers mit aufgenommen. Der Herausgeber des Philos. Magazine. **) Bergl. Nr. 363. (Nr. 11 des 17. Bds.), ©, 167 der Neuen Notizen, den gemeinhin angeflagten Urfachen zu entftchen ſcheint, um auf diefe Weiſe in den, folhen Localitäten eigenthuͤmlichen Verhältniffen den Grund ihrer Ungefundbeit zu entdeden, da man durch die in diefen befondern Fällen ermittelten Auffhlüffe leiht auf die allgemeine Urſache der malaria, die man bisher fehr verfchicdenen Umftänden Schuld gegeben, geleitet werden dürfte. Mir wollen dem Verf. durch die verfchiedenen Gapitel feiner Abhandlung folgen. (Der Herausgeber der Annales de Chimie et de Physique.) Ungefundheit der Umgegend von Volterra. Zuvörderft unterſuchte Profeffor Savi die niedrigen Thäler in der Nähe von Volterra, wo die Abmwefenheit von Moräften die nad) der gemöhnlichften Anficht der mala- ria zu Grunde liegende Urfache ausfchlieft. Der Boden befteht aus fehr ausgedehnten Seeablageruugen der tertiären Epoche, und zwar meift in grauem Ihonmärgel (matta- jone); an vielen Stellen ift der Boden durch vulcanifche Gebilde gehoben, an andern durch unterirdifhe Ausfluͤſſe verändert, und häufig findet man in demfelben felenitartige Maffen, welche mit Schwefel, fowie oft mit Kuͤchenſalz, ge: ſchwaͤngert find. Die vulcanifhen Producte bilden die Kup— pen der Berge, während die Wände der legtern aus dem gehobenen, veränderten und mit Gyps und Küchenfalz vers mifhten mattajone beſtehen, welcher auch die Thaͤler uͤberzieht. Auf der Sohle dieſer Thaͤler, nicht nur in der Naͤhe der Fließwaſſer, ſondern auch am Fuße der Berge und felbft bis auf eine gewiffe Höhe an den Wänden der legtern hin— auf ift die malaria in fol’ einem Grade vorhanden, daf ein großer Theil der Bewohner alljübrlih nicht nur von Mecfelfiebern, fondern auch von weit bösartigen Fiebern befallen wird. Die Annahme, vermöge deren die Ungefundheit ſchnel— len Zemperaturwechfeln, der Feuchtigkeit 2c. ſchuld gegeben wird, verwirft der DVerfaffer durchaus, indem andere Locali— täten, wo diefe Einflüffe im höchften Grade vorhanden find, doch von der malaria frei blieben. Er gedenkt einer andern in Zoscana herrfchenden Mei: nung, die auf den erften Blid abgefhmadt erſcheint, ihm 11 ——— aber doc gewiſſermaaßen haltbar duͤnkt. Man behauptet namlich), der Boden jener Gegenden trete, nachdem er von der Sonnenhiße ausgetrodnet und dann von Wegen durchs näßt worden, in eine gewiffe Gährung; oder, wie man fich auszudrücden pflegt, er Eoche: und in Folge diefes Kochens entwidelten fich ſchaͤdliche Dünfte, welche verſchiedene Krank: heiten, namentlich MWechfelfieber, veranlaßten. So viel ift gewiß, daß die Krankheiten nur nad) Negengüffen oder Ue— berfchwemmungen entftehen, oder wenigftens nur dann ſtark graffiren. Se öfter Trockniß und Näffe das Sahr uͤber miteinander abwechſeln, defto zahlreicher treten die Fieber— fälle auf. Dieß ift eine, allen Bewohnern der Maremma binlänglich bekannte Thatſache, welche von vielen Schrift: fiellern, namentlich dem berühmten Brocdhi*), erwähnt wird. Man behauptet ferner, daß diefe Umſtaͤnde nit nur in moraftigen Gegenden, fondern auch in gewiffen Diftric- ten, wo ſich keine Sümpfe vorfinden, wie die in der Naͤhe von Volterrn, Fieber erzeugen, Statt alſo, wie dieß oft gefchieht, zu fagen, die Krankheiten entftänden, wenn ſich Regen- mit Sumpfwaffer mifcht, follte man vielmehr ans führen, fie würden durch die Einwirkung des Maffers auf ausgettodinet gewefenen Boden veranlaft. Unterfuchung des Untergrundes peftilentialifher Suͤmpfe. Zuvorderft bemerft Savi, daß fih nicht aus allen Moräften ungefunde Luft zu entwideln ſcheine, und daß man folglich zwifchen peftilentialifchen und unfhädlihen Mo- raͤſten zu unterfcheiden habe. Es ift übrigens hinlänglich bes Eannt, daß die legten fall gar Eeine Salze in Auflöfung halten, und daß fih in dem Untergrunde £eine mineralifche Meerproducte vorfinden. Von dieſer Befchaffenheit ift der Moraft von Bientina, fowie auch der von Maciuccoli. Dagegen find in den fchädlihen Moräften bedeutend viel Salze aufgelöft, und fie laffen fih in drei Glaffen theilen: 1) folhe, die Mineralmwaffer enthalten (dev See von Nie migliano ꝛc.); 2) folche, die Seewaffer haben; 3) folche, die fih über einer Gegend befinden, die früher Meeresgrund war (dee Moraft von Gaftiglion della Pescaja, der von Scarlino 2c.). In der Zoscanifchen Maremma gehören die ungefunden Sümpfe den beiden letzten Glaffen an. ie find mehrentheils Eleine ehemalige Seebuchten, die erft duch Flußanſchwemmungen trocken gelegt und dann durch aufge— haͤuften Duͤnenſand mehr oder weniger von der See ge⸗ trennt worden find. Die dritte Claſſe befist, wenngleich fie durchaus nicht mit dem Meere communicitt, einen Boden von Seeſchlamm, deffen Urfprung duch; die darin enthaltenen Mufcheln gez nugfam bewiefen wird; namentlich findet man darin Car- dium edule, fowie auch das Laub verfchiedener Tange. Im Sommer teodnen diefe Sümpfe aus, und es fihießen an deren Oberfläche verfchiedene Salze an. *) De l’etat physique du sol romain, p. 276. ‚32 Unlängft ausgefrodnete Sumpfländerei. Savi beftätigt die früher vom Grafen Foffombront erwähnte (vergl. deffen Differtation über das Val di Chiana, forie deffen, dem Großherzoge vorgelegte Denkſchrift über die Zoscanifchen Maremmen, welche man in Zaftini’8 Werke über die Verbefferung der Zoscanifhen Niederungen abgedrudt findet) Thatfache, daß durch Abzugsgräben trofs Een gelegte und mit einer Eünftlichen Bodenfrume (colmate) bedeckte Suͤmpfe lange Zeit fehr nachtheilig auf die Ge— fundheit zu wirken fortfahren. Erft nah Jahren wird die Luft über denfelben allmälig weniger fhädlih. Es ſcheint, als müffe die gefunde Erdfchicht über dem Meoraftboden erſt eine gewiffe Dice und Conſiſtenz gewinnen, bevor die ſchaͤd— liche Wechſelwirkung zwiſchen der Sumpferde und der At⸗ moſphaͤre aufhört. Daß der ungeſunde Boden Kuͤchenſalz enthaͤlt, iſt dem Grafen Foſſombroni nicht entgangen, indem er des ſchaͤdlichen Einfluffes diefes Beftandtbeils erwähnt und die trodengelegten Ländereien, an. deren Oberfläche Salze an— ſchießen, salmastraje nennt. Auf diefen salmastraje gedeihen die meiften Pflanzen, welche auf gefundem Boden gut vegetiren, nicht. Haben diefelben eine bedeutende Aus— dehnung, fo üben fie fogar auf die Vegetation der angränz zenden Laͤndereien einen fehr nachtheiligen Einfluß aus, inz dem die Pflanzen dort Eränfeln und zuleßt abfterben. Alls mälig ſchießt indeß eine neue Vegetation auf, und zwar nur von folhen Pflanzen, welchen diefer Boden zufagt, nämlib Atriplex, Salsola. Statice etc. Savi vergleicht den Boden bei Volterra diefen salma- straje, indem er Stoffe enthält, welche ähnlichen Veraͤnde— tungen unterworfen find, wie diejenigen, die man an fol chen salmastraje beobachtet. Der aus mit vulcanifchen Fragmenten vermifchtem und unterirdifchen Ausflüffen ausgefegtem mattajone beftehende Boden enthält Gyps, Schwefel und Kuͤchenſalz, nebft ſchwe— felfaurem und Eohlenfaurem Natron ꝛc., und zu diefen kommt noch eine öligebituminöfe (bergölartige) Subftanz, aus der fih bei heißem Wetter offenbar Ausflüffe entwideln, zumal wenn friſche Portionen des mattajone mit der Luft in Berührung gebracht werden. Troß feiner Unfruchtbarkeit zeigt diefer Boden Spuren von Vegetation, fo daß er, aus Ber den angeführten Beftandtheilen, in Zerfegung begriffene Nflanzenftoffe enthalten muß. Diefe Ländereien gleichen alfo in vielen Beziehungen dem Sumpfboden, welcher durch Negen ungefund gemacht wird. Das Waſſer wirft auf diefe Art von Boden leicht ein, theils wegen deffen Befchaffenheit an fich, theils wegen der Abweſenheit der Vegetation, und da er durch daffelbe in allen Nichtungen duchfurcht und zereiffen wird, fo werden beftändig neue Portionen deffelben mit der Atmofphäre in Berührung gebracht. Auch unterliegt es Eeinem Zweifel, daß ſich aus dieſem Boden irrefpirable Gafe entbinden. Die Luͤftung der durch mattajone getriebenen Brunnen und Stollen hält aͤußerſt ſchwer und macht zuweilen die Anlegung von Defen nöthig, um den gehörigen Luftzug zu bewirken, Laſſen fi aus 13 diefem Umftande die fhädlichen Mirkungen erklären, oder nicht? Der Berfaffer läßt diefe Frage unentfchieden, Ungefundheit, durch Mineralwaffer veranlaßt. Man hat lange gewuft, und das Zeugniß der Natur: forfcher bat es beftätigt, daß Gegenden, wo ſich Salzwaſſer mit Sumpfwaffer vermifht, ungefund find, und mancher peflitentialifhe Moraft ift lediglich dadurch unfhädlich ge: macht worden, daß man dem Salzwaffer den Zutritt vers wehrt hat. Das auffallendfte Beifpiel diefer Art findet fich in der Denffchrift von Giorgini über die Suͤmpfe von Pietrafantino und Montignofino (Ann. de Chimie etc. XXIX). Savi hat Beifpiele von Ähnlichen Wirkungen entdeckt, wo Mineralwaffer die Nolle des Salzwaffers ſpiel— ten. Die war bei’'m See von Rimigliano der Fall, wel: her zwifchen Torre Sanz Vincenzo und deren Vorgebirge Populonia liegt. Diefer See ward im Jahre 1832 troden gelegt. Früher floffen ihm durch die fogenannte fossa calda die Mineralwaffer von der Quelle Caldana bei Campiglia zu. Dieß Waffer enthält Eohlenfaures Kalkdeut: oxyd und Talkdeutoryd, Kalk: und Talkchlorid, ſchwefelſau— res Natron, fchwefelfauren Kalt und fehwefelfauren Talk, Das Meerwaffer hatte zu dem See feinen Zutritt. Der Boden des Sees, welder über einem fchwarzen, vom Meere gebildeten Untergrund lag, beftand aus einer gelblichweißen Subftanz, war von teigiger, zuweilen gallerts artiger Gonfiften; und mit Stängeln der Chara hispida (der einzigen in diefem See vegetirenden Pflanze) gefüllt, die in Zerfegung begriffen waren. Nührte man in dem Schlamme, fo entwidelte ſich ein unerträglicher Geſtank. Nach der Analyfe des Verfaffers rührte diefer üble Geruch von Schwefelmafferftoffgas und einer eigenthümlichen orga= nifhen Subſtanz (puterine) her; die feſten Stoffe des Schlammes beftanden aus einer Mifhung von organifcher Subſtanz, Eohlenfaurem und fhmwefelfaurem Kalk ıc, Als das durch die fossa ealda fließende Mineralwaffer abgeleitet und dem Waffer des Sees ein Abfluß in’s Meer verfchafft worden war, bedecte fich der Boden des Moraftes bald mit üppigem Pflanzenwuchſe. Nührten nun die fehädlichen Aus: flüffe des Sers von NRimigliano von andern Urſachen ber, als die, welche bei den gewöhnlichen von der See gefpeif’ten Moräften thätig find? Man wird bemerken, daß diefe Lo: calität zwei ihr ganz eigenthlimliche Umftände darbietet, naͤm— lih daß darin kein anderes Gewaͤchs als die Chara vege: tirt, und daß der See mit dem warmem Mineralwaffer ges fpeift ward. Der Verfaſſer veranftaltete mehrere Verſuche, aus denen fich ergab, daß in einer nicht bedeutenden Luft— mafje die ſich aus der in Zerfegung begriffenen Chara ent: bindenden Gafe nachtheilig auf die Gefundheit wirkten *). Sie können alfo an der fchädlihen Wirfung des Waſſers dieſes Sees theilweile fhuld fern. Da aber die Chara in vielen andern ungeſunden Moräften nicht vorfommt und *) Recherches physiques et chimiques sur le Chara ou Pu- tera, 1882. 14 auf der andern Seite an vielen gefunden Orten vegetict, fo laͤßt fi die üble Beſchaffenheit der Luft ihre nicht in allen Fällen aufbürden, Aus einer von Savi vorgenommenen Unterfuhung er- giebt fih, daß fih viel Gas aus dem Grunde des Sees enttwidelte, welches großentheils aus Kohlenmwafferftoffgas und Schwefelwafferftoffgas beftand. Der Verfaſſer ſchreibt, aus hinreichend bekannten chemiſchen Gründen, das Vor: handenfeyn des Schmwefelmwafferftoffgafes der Meduction der Sulphate in Eulphurete, und zwar unter dem Ein: fluffe der fich zerfegenden organifhen Stoffe, zu. Aus der Analpfe ergab fih, daß fih in dem Waſſer des Sees bie Sulphurete in geringerer Menge befanden, als in dem in den See fließenden Mineralwaffer. Indeß wagt der Ver: faffer doh nicht zu behaupten, daß die Ungefundheit der Luft von dem Kohlenwafferftoffgafe und Schwefelwafferftoff: gafe oder fauligen Miasmen herrühte, deren Erzeugung der— jenigen der beiden genannten Safe genau proportional fen. Er beanügt fih damit, die in diefen Localitaͤten hervorſte— hend obmaltenden Umftände nachgewieſen zu haben, nämlich daß fih Mineralwaffer mit einem Boden, welcher faulende degetabilifhe Stoffe enthält, in Berührung befindet, und daß diefes Waſſer fchwefelfaure Salze enthält. Ungefundheit, durch faulende Algen veranlaßt. Der Verfaffer giebt an, daß eine Faͤulniß diefer Art an Orten ftattfinde, an welche Maffen von Algen durch eine Mifhung von füßem und falzigem Waſſer geſchwemmt werden. Die fich zerfegenden Pflanzenftoffe erzeugen deutlich den Geruch der faulen Eier, und dergleichen Orte werden zu Heerden der Ungefundheit. Es herrfchen dort Wechfelfieber und andere bösartigere Fieber. Als Beifpiele führt er den Hafen von Vada, den Porto nuovo von Piombino, den alten Hafen von Zalamone u. f. w. an. Daß in den Producten der Faͤulniß Schwefelwafferftoffgas enthalten ift, ward durch directe DVerfuche dargethan. Aus mehrern Erz perimenten ergab fich, daß in reinem Waſſer die Algen nicht in der Art faulen, daß Schwefelwaſſerſtoffgas erzeugt wird, indem dazu die Anmefenheit von fchwefelfauren Salzen erz fordertich ift. Diefe Art der Faͤulniß ift Übrigens nicht nur den Algen, fondern vielen in das Meerwaffer hineingeſchwemm⸗ ten Pflanzenftoffen eigen. Können Schwefelwafferftoffgag und Koh: lenwafferftoffgas die Kuft entweder direct oder indirect ungefund maden? Man hat die Schädlichkeit der Luft feit langer Zeit diefen Gafen zur Laft gelegt. Ruͤckſichtlich des Schwefels twafferftoffgafes haben viele Naturforſcher diefe Annahme in Zweifel gezogen, weil die Ausflüffe der im Sienefifchen und bei Volterra befindlichen Solfataras und Lagoni, welche eine bedeutende Menge diefes Gafes enthalten, dort feine Sumpf: fieber erzeugen. Daſſelbe gilt von der Luft der venetiani- fen Lagunen. Diefe unläugbaren Thatſachen beweifen, daß das Schmwefelmafferftoffgas nicht immer fähig ift, Fieber zu erzeugen; da aber in allen fumpfigen Gegenden, wo mal- 15 aria vorfommt, Schwefelwaſſerſtoffzas und Kohlenwaffers ftoffgas, befonders das erftere, entbunden werden, fo kann man mit Recht deren Bildung als mwenigfteng mit der Ur: fahe der Ungefundheit der Luft im enger Beziehung ftehend betrachten. Der Berfaffer getraut fih indeß nicht, zu behaupten, daß die Ungefundheit dev Luft Iediglih auf diefer Urfache berube. Es Eönnen mehrere Umftände zur Erzeugung dies fer nachtheiligen Einflüffe zufammenmirfen oder deren Boͤs— artigkeit bedeutend erhöhen. So fchreiben mehrere Naturs forfcher dem Südwinde und dem Sirocco eine fehr üble Mirkung zu. Diefelben brechen fih an der Appeninenkette und machen die Luft um Vieles ungefunder, während die Nordwinde einen mwohlthätigen Einfluß äußern. Folgerungen. Folgende Localitäten fcheinen dem nachtheiligen Einfluß ungefunder Luft unterworfen zu feyn: 1) Landſtriche, über denen ſich ſtockendes ſuͤßes Waſſer mit Salzwaſſer vermiſcht befindet, oder ſolche, welche nicht unter Waſſer ſtehen, aber ſaliniſche und organiſche Stoffe enthalten, ſo oft dieſelben von Sommerregen befeuchtet werden. 2) Bodenarten, welchen Mineralwaſſer zugehen, die Sulphate und Chloride enthalten, und deren Untergrund aus in Zerſetzung begriffenen organiſchen Stoffen beſteht. 3) Meereskuͤſten, auf denen ſich Maſſen von Zangen anhäufen, melde dann. von füßem oder einer Mifhung von füßem und falzigem Waſſer befeuchtet werden. Us eine fih aus obigen Umftänden ergebende Hypo— thefe führt der DVerfaffer an, daß Schwerelwafferftoffgas und Kohlenwafferftoffgas, menn fie den fchädlichen Einfluß der Luft auch nicht direct bewirken, doc zur Erzeugung der malaria beitragen, kurz, daß die Entftehung der leßtern mit der Entbindung jener Gafe in einem gewiffen Zufam: menhange ftehe. (London, Edinburgh and Dublin Philosophical Magazine, March 1842.) Miscellen. Ueber die Paracentefe der Bruft und bes Herz beutels hat Dr. Schuh feine Erfahrungen im allgemeinen Kran« 15 Eenhaufe zu Wien bekannt gemacht. Die Operation wird durch richtige Anwendung der Aufcultation und Percuffion mit Sichere heit angezeigt und durch Anwendung eines Apparatıs zur Abhal— tung der Luft während des Abfluffes der Erfudate mit geringerer Gefahr ausgeführt. Der Apparat befteht aus einem fiinen Zrois cart, in deffen Röhre ſich ein Hahn befindet, welcher nach gänzlis her Ausziehung des Stiletts gefcloffen wird. An der Troicarte röhre wird nun ein Eleiner filberner Zrog angebracht, deſſen Abs flußöffnung höher fteht, als die Einflußöffnung aus der Zroicarts röhre, fo daß Icktere fortwährend von Fluͤſſigkeit bedeckt bleibt und überdieß nody durch eine Lederkiappe gefchloffen wird. Zu dem Apparate gehört noch eine Sprige, welche 3 Cubikzoll Flüffigkeit bält und ein feitliches Ausflußrohr, 2 Zoll vom vordern Ende ents fernt, hat, welches durch einen Hahn verfchloffen werden kann. Dieß bedingt, daß niemals die in der Sprige enthaltene Flüfjigkeit zu dem feitlihen Abflußrohre gang ausgetrieben wird, und Flocken, welche fich bei'm Ausziehen der Flüffiakeit aus der Bruſthoͤhle vor die Ganülenöffnungen legen, zurückgetrieben werben, bevor die Spige auf's Neue zieht. Die Sprige findet bloß Anwendung, wenn der Abflug wegen der flodigen Befchaffenbeit der Fluͤſſigkeit nicht von felbft vor fich geht. Die Quantität des zu Entleerenden bes ftimmt fih nad) der Ausdehnung der Bruftwandungen und ver Lageveränderung des Zwerchfells. Man läßt folange abfliegen, bis Zwerchfell, Herz 2c. ihre normale Cage wieder haben; ift dieß er— reicht, fo muß man mit der Entleerung vorjichtig feyn, damit durch Ausdehnung der Zungen in dem entftehenden Vacuum nicht übermäßige Gongeftion erfolge. In Fällen, wo das Erfudat zehn bis vierzig Tage alt und die Lunge gefund ift, läßt man foviel abe fließen, als von ſelbſt ausfließt. Unter ungünftigern Verhaͤltniſſen läßt man nur wenig lüfiigkeit auf einmal abgehen, etwa 5 — 4 Seidel. Nah der Punction werden kalte Umfchläge gemacht und man entfernt die Zroicartröhre. Füllt fich der thorax wieder, fo wiederholt man die Punction, was indeß nicht gefcheben fol, wenn nach der erften Punction nicht volftändige Abforption erfolgte, Bon der Punction des Herzbeutils träat Verfaſſer einen Fall vor, der feinen Zweifel übrig läßt daß die Patientin ihr Leben genann« ter Operation verdankt. Werfaffer ſenkte den Zroicart diht am sternum im vierten Zwifchenrippenraume ein, worauf fich in vols lem Strable, aber langfam, mehr, als ein Seidel, feröfer, röthe lihgefärbter Flüfiigkeit entleerte. Patientin fchlief bierauf und fonnte liegen; die Dyepnöe verlor fih und nach drei bis vier Wo— chen war der Reft des Erfudates im pericardium, wie aud) der hy- drops pectoris, befeitigt. (Med. Jahrbb. Bd, XXIV, 2 und 3,) Eine neue medicinifhe Anftalt: Reifende Aerzte, welche beauftragt würden, die Krankheiten fremder Cänder zum Gegenftande ihrer Unterfudhungen zu machen, ift der Acad. roy. de Medecine zu Paris durch Herren Eouis vorgefchlagen und zur Unterftüsung des Vorfchlags bei dem Gouvernement empfohlen worden. Es foll dadurd) die Heilkunde in ähnlicher Weife aefördert werden, wie die Naturkunde durch die reifenden Naturforfcher. Die Academie hat, nad) einer vorläufigen Difeuffion und durch Abftimmung, befchloffen, den Vorſchlag in weitere Ueberlegung zu nehmen, —— 0 nn Bibliographische Neuigkeiten. The Tasmanian Journal, No, I. Van Dienen’s Land, Lon- don 1842. Du Diluvium: recherches sur les depöts auxquels on doit don- ner ce nom et sur la cause qui les a produits. Par M, Malleville. Paris 1842, 8. Essai sur les fievres et les empoisonnements miasmatiques. Par F. Pratbernon, D.M. à Vesoul. Publié par le congres scien- tifique de Besancon. Paris 1842. 8. Elements of the Pratice of Physic, By Richard Bright, MD., and Thomas Addison, MD. Vol. I. London 1841. 8. — — — — — — (Dierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, orfammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalratfe Froriep zu Weimar, und dem Medieinalrathe und Profeffor Eroriep zu Berlin. ” N? 464. (Nr. 2. des XXII. Bandes.) April 1842. Gedrudt im Landes » Induftries Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 FI. 30 Kr,, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. n Anatomiſche Bemerkungen uͤber verſchiedene Organe der Balaenoptera. Von J. P. Rouin, Doctor der Medicin der Pariſer Facultaͤt, correſpondirendem Mitgliede der mediciniſchen Academie. (Bierzu die Figuren 1. bis 8. auf der mit der vorhergehenden Num— mer audgegebenen Xafel.) (Schluß.) 7) Die Ohren. Hätte ich die aͤußere Ohrenoͤff— nung nicht mit der groͤßten Sorgfalt aufgeſucht, ſo wuͤrde ſie mir ganz entgangen ſeyn. Sie iſt kaum zu bemerken, von keinem aͤußern Apparate umgeben und befindet ſich am ſeitlichen und hintern Theile des Kopfs, 2 Fuß hinter dem Auge, aber hoͤher, als dieſes. Die ungemein kleine Muͤn— dung ſetzte ſich in einen ſehr langen und wahrſcheinlich be— deutend weiten Gehoͤrgang fort. Der Ohrenknochen war von den uͤbrigen Kopfknochen deutlich zu unterſcheiden. Don dem Scädelfnodhen her— vortretend, beruͤhrte er dieſen nur an deſſen Baſis, indem er ſich in einer eigens zu dieſem Zwecke zwiſchen dem Hin— terhaupts⸗ und Schlaͤfenbeine befindlichen Furche entwickelte, welche letzteren Knochen weiter unten miteinander verwachſen waren. (Fig. 2. und 7.) Der Knochen ließ ſich bewegen und wurde durch ſchmale Gelenkflaͤchen locker an ſeiner Stelle gehalten. Uebrigens wuͤrde es nicht ohne Auseinandertreibung der uͤbrigen Kno— chen moͤglich geweſen ſeyn, ihn von ſeinem Platze zu ent— fernen. Er beſtand aus zwei Theilen, dem Felſenbeine und dem Trommelhoͤhlenbeine. In der Lage, in welcher er ſich befand, war der Felſentheil nicht ſichtbar, ſondern man be— merkte nur deſſen beide Apophyſen, die aͤußere und die in— nere. Die aͤußere bot eine pyramidale und kantige Geſtalt bar; fie war dünn, ſpitz auslaufend, lag horizontal in der Hinterhaupts-Schläfenbein:Ninne und half den Aufern Ge: hörgang bilden. Ihre Ränge betrug 9, ibre Die 1 Zoll. Die innere Apophyſe war weit dicker, breiter und kürzer und faft vertical nach Sinnen gerichtet, woſelbſt fie nach eis nem Theile ihrer Ausdehnung unbefeftigt war, Diefe beis No. 1564. una Be den Aeſte des Felſenbeins haften eine runzelige Oberfläche, zumal der innere, welcher fi) ganz gefurcht ausnahm. Sins deß ſchien ihr Gewebe nicht dichter, als das der übrigen Knochen zu ſeyn. (Vergl. Fig. 2. und 3. c, d.) Das Trommelhöhlenbein hatte ein ganz anderes Anfes ben. Nach der Glätte feiner Oberflihe und der Weiße und Feinheit feiner Körnung zu urtheilen, mußte es aus einer compacten, harten Subftanz beftehen. Seine Geftalt war ellipfoidifch; es bildete eine von allen Seiten gefchloffene Höhle, die nur nach Oben und Vorn zu in der Mitte eine Deffnung darbot. Die Ränder diefer letztern nahmen ſich faltig aus. Ich Eonnte ohne Mühe einen Finger in dies felbe ziemlich tief einführen. Der dufere und innere Ges hörgang mündeten dafelbft ein. (Fig. 7. 7, Fig, 2, und 3.7, a, b.) Der innere Gehörgang, db, ftellte fich unter der Korm einer ziemlich engen, membranenartigen Röhre dar. Er ent» fprang am Rande der Zrommelhöhle, bog ſich dann nad) Born und ſtrich horizontal nach dem und durch den im Schläfenbeine befindlichen Knochencanal (Fig. 2. db.) Weis ter war er nicht zu verfolgen. Der äußere Gehoͤrgang mufte im frifchen Zuffande aus einer häutigen oder Enorpeligen Röhre beftanden haben, die lang genug war, um von der auferen Gehöröffnung bis an den Eingang der Trommelhöhle zu reihen. Da der Kopf aber, als ich deffen Unterſuchung begann, bereits als ler fleifchigen Theile beraubt war, fo konnte ich weder diefe Roͤhre, noch das Trommelfell auffinden. Sch bemerkte nur am Sfelette eine tiefe Ninne, die 1 Fuß lang, 18 Linien breit und vor der längern oder aͤußern Apophnfe des Felfenz being in die Subſtanz des Schlaͤfenbeins ausgetieft war. (Fig.2.a.) Diefe Rinne führte zu der Trommelböhle und hatte offenbar ein Gewölbe über dem häutigen Gehörgange gebildet, welches deffen obere und vordere Wand ſchuͤtzte, während die lange Apophyſe des Felſenbeins wahrſcheinlich deffen hintern Theil ftügte, der Neft feiner Peripherie aber frei war, 2 19 nn Es ſcheint mir zweifelhaft, daß diefe Roͤhre Luft entz halte; die aͤußere Deffnung ift nicht geeignet, fie damit zu verforgen. Sie ijt vielleicht, gleich der Trommelhoͤhle, nur mit einer gallertartigen Feuchtigkeit gefüllt, welche den Schall beffer, als die Luft fortpflanzt. Die Schallwellen dringen bekanntlich mit mehr Kraft und Geihwindigkeit duch War: fer, als durch Luft (Franklin, Biot), und die Erfah: rung Scoresby’8, nach welcher ausgemacht ijt, daB die MWalfifhe das durd) die Bewegung des Schiffes oder die Ruder hervorgebrahte Plätfchern fogar deutlicher vernehmen, als einen Kanonenfhus, fheint darauf hinzudeuten, daß das Waſſer ein dem Gehöre der Walfifche wo nicht unumgang: lich nöthiges, doch fehr erfprießliches Vehikel fey *), da dies ſes Organ darauf eingerichtet ift, in diefer Flüffigkeit zu fungiten. Der Kopf der Balaenoptera war vom Numpfe ge: trennt und auf die Seite geworfen worden; da er den Ar: beitern im Wege mar, fo mußte er an eine andere Stelle gefhafft werden. Um diefe 9 Fuß lange und 3 Fuß hohe Knochenmaſſe zu heben, mußten mehrere Männer mit He: bein arbeiten. Man rollte ihn fo fort und ließ ihn auf der rechten Seite liegen. In diefer age Eonnte ich die Bafis des cranium noch fehr gut fehen, und mit Verwunderung bemerkte ich dafelbft ein Organ, welches einige Augenblide früher noch nicht fichtbar gewefen war, Durch die bei'm Fortwälzen dem Kopfe ertheilten Stöße war aus dem Grunde des Ohres ein Beutel oder eine Blafe von ziemlich bedeus tender Größe herausgetrieben worden. SH fage: aus dem Grunde des Ohres, denn ich hatte mehrmald den Finger in die Deffnung eingeführt und Nichts gefühlt. Diefer, mitten aus der Mündung der Trommelhöhle heraushängende Beutel war 3 Zoll lang und 1 Zoll weit und hatte eine eiförmige Geftalt. Er war ſchlaff, aber nicht abgeplattet, obwohl er durchaus Eeine Flüffigkeit enthielt. Seine Wan- dungen waren glatt, di, compact und feft, ungeführ wie Pergament. Sie waren grau gefärbt und metalliſch glaͤn— zend, wie die Haut der Blindſchleiche. Er endigte in einer Art von Hals, der nad Hinten zu duch einen Riß geöff: net war, (Sig. 2. und 3. e.) As ih an dem Grunde biefes Beuteld drüdte, um zu fehen, was darin ſey, drängten ſich zwei fefte mweißliche unducchfihtige Körper heraus, die mit einer zahen, gelblichen, fhmierigen Subftanz, welche daranffebte, umhüllt waren. Einer dieſer Eleinen Körper war würfelformig mit abge— ftumpften Eden und Kanten, fowie leicht concaven und fall gleih großen, etwa 2 Linien breiten, Oberflächen, Die Form ded andern war weniger regelmäßig und hielt ſich zwifchen dem Prisma und der Pyramide. Er war mehr breit, als die, und feine Dide blieb fich an verfchiedenen Stellen feiner Länge nicht gleih. Er maaß 9 Linien in der Känge, 2 Linien in der Breite und 1 — 2 Linien in der Dide. ) &, u. %. auch des Profeffor Colladon's Verſuche über die Eigenfhaft des Waflers, Töne zu leiten, in No, 407. (Nr. 11. des 19, Bds.) der N, Notizen. D. Ueberf. 20 Da es bereits fpät geworden war, mußte ich auf den Ruͤckweg nah Saint:Valery denken. Sch ließ die Blaſe an Ort und Stelle, indem ich fie nicht eher abzulöfen wuͤnſchte, als bis ich ihre Verbindung genau ermittelt hätte. Als ich aber am folgenden Morgen zu der Balaenoptera zuruͤck— Eehrte, war die Blafe weg, und aller Mühe ungeachtet, fonnte ich nicht in Erfahrung bringen, was daraus gewor— den ſey. Was hatte es aber mit dieſem Beutel und deſſen In— halte für eine Bewandtnig? War e8 die umgeftüpte Mem- bran der Trommelhöhle mit ihren Knoͤchelchen? Dieß ift mir nicht glaubhaft. War 18 der häutige Sad des Labyz rinths mit feiren Gehoͤrſteinen? Sch wage dieß nicht zu behaupten und bezweifle es ebenfalls, Allerdings hatte der Beutel eine Geftalt, wie man fie dem Ohrenſacke zuerken— nen möshte, und feine Membran bot allerdings die eigens thbümliche Befchaffenheit und Steifheit dar, welche Profeffor Brefhet an den Geweben des Labyrinths erkannt hat *); allein diejenige, welche die Trommelhoͤhle auskleidet, Eonnte, meiner Anfiht nach, eine ähnliche Befchaffenheit darbieten. Ich habe diefen Beutel nicht vollftändig entleert und kann daher feinen fämmtlichen Inhalt nicht angeben. Mög licherweife enthielt derfelbe, außer den befchriebenen feſten Körpern, noch mehr dergleichen. Diefe boten allerdings in der Geftalt Aehnlichkeit mit den Steinen dar, welche man in den Ohren der Knochenfifche trifft (dem Microlithen und Paralithen); allein fie waren den Gehörfnöchelhen auch niht unaͤhnlich. Was die fhmierige und gallertartige Subſtanz betrifft, mit welder fie überzogen waren, fo Eonnte diefelbe ebenfowohl dem Innern der Trommelhoͤhle, als dem des Labyrinth angehören. Ich bedaure fehr, dad ich nicht im Stande bin, biefe Frage zu erledigen, an welche ſich eine andere, hoͤchſt wich— tige, anfnüpft, nämlich, ob die Gehörfteine bei den Meer— fäugethieren größer find, als bei den Randfäugethieren **), 8. Spritzloͤcher. Es waren deren zwei vorhanden, die, gleich den Nafenlöchern, durch eine dicke Scheidewand voneinander» getrennt waren und in einer Vertiefung hinter dem Eleinen Budel des Dberfiefers lagen. Die Scheide: wand war doppelt und in der Mitte mit einer Laͤngsfurche verfehen, welche die Graͤnze der beiden Theile,. aus denen fie zufammengefegt war, andeutete. Sie war durch Die Spriglöcher felbft gebildet, deren Mandungen dort aneinan- derftießen, indem fie ſich gegen die Naſenknochen ftügten. Jedes Srrigloh war 1 Fuß breit, im Innern cylindriſch und frümmte ſich hinterwärts, um fidy nach der Gurgel zu begeben. Der obere Theil derfelben war inwendig mit einer ſchwarzen, ſehr glatten Haut ausgekleidet. Ihre Muͤndun— gen ftellten fih auf dem Kopfe als zwei Erumme, halbmonb- förmige Linien dar, deren convere Seiten einander zu beiden Seiten der Scheidewand entgegengekehrt waren. (S. die *) Vergl, die Arbeit, von welcher focben eine neue Auflage in den M&moires de l’Academie roya!e de medecine, T. V., p- 237, 239, 803, 304 et 347 erfihienen ift. ) Brefheta.a.D. ©. 55. 21 mie Ne. 1. der N Notizen ausgegebene Zafel, Fig. 1.) Die Deffnungen waren durch felte, firaff aneinander anlie= gende Lefzen gefchloffen. Die äußere Lefze mußte die ein= zige bewegliche, d. b. diejenige feyn, welche ſich allein öff: nete oder von der andern entfernte, um die Mafferfäule, welche das Thier austreiben wollte, durchzulaffen, während die Bewegungen an der feften innern Lefze ihren Stuͤtzvunct fanden. Der Umkreis beider Lefzen war mit einem £leinen vorfpringenden mulftigen Nande eingefaßt. Fig. 1. e. 9) Brufteingemweide. Sch felbft konnte mid am Morgen des Tages, wo die Bruft geöffnet ward, nicht nad) Gayeur begeben; allein Herr Baillon war dabei gegen= wärtig. Er fammelte einige Stämme der Hauptarterien für das Parifer Mufeum, mit welchem diefer eben fo ges lehrte, als thätige Mann correfpondirtt Er bat mir ver: fihert, daß alles Uebrige bereits durch die Faͤulniß zerflört gewefen fey. 10) Bauheingeweide. Ein fehr großes Gefröfe ohne Inmphatifhe Drüfen, wie bei den Phoken. Im Ge: fröfe, da, wo es an die MWirbeliäule befeftigt ift, greße abgeplattete, breite und lange Nervenganglien, von denen gewaltig ſtarke Nervenitränge ausgingen. Der Magen ift vielfädig; der Dünndarm von aufer: ordentlicher Ränge; ein Blinddarm ift vorhanden, der Did: darm fehr £urz. Der Umfang des Dünndarms betrug 8 Zoll 8 Rinien, der des Diddarms 15 Zoll 3 Linien, alfo faft doppeit fo viel. Dir After war offen geblieben und fbien febr weit. Es lief aus demielben eine röthlichgelbe Materie, welche fid) wie Safran ausnahm. Die ganze Gedirmmaffe wurde unterbunden, gewaltfam herausgeriffen und alsbald in's Meer gemorfen, aus dem es mir unmöglich fiel, fie wieder herauszubringen, da die Wels len fie fogleich fortfpüften. So Eonnte ich alſo das Innere der Därme nicht befihtigen. Die Milz, Leber, Nieren und Teſtikeln Eonnte ich nicht finden; fie waren theild verfault, theils mit den großen Feßen, welche die Arbeiter von dem Thiere abiöften, befeitigt worden. Der mehrere Fuß lange Nutbenpenfel lag in einer Scheide. Die Eichel war etwa 1 Fuß lang und hatte die Geftalt einer dünnen Spindel, die an der Bafis 12 — 16 Linien ſtark war und in eine abgeftuste Spige auslief, an beren Ende man eine kleine Queerfpalte, die Mündung der Harnroͤhre, bemerkte. Sn einer dritten Abhandlung werde ich das Skelett befchreiben und mich bemühen, zu zeigen, worin daſſelbe von denen der andern Rorquals, die wir Eennen, abweicht, Diefe Unterfchiede wird man zum Theil bereit8 aus den Abbildungen der Kopfknochen entnehmen fönnen, die ich ſchon jest mitzutheilen für paffend gehalten habe. (Fig. 4., 5, 6., 7. und 8.) Erklärung der Figuren 1. — 8. Figur 1. Kopf der Balaenoptera oder des Nor: qual, mit feinem Fleiſche bededt und zwiſchen den Lippen einen Wulft, a. a’, darbietend, welcher duch die Schleim: membran des Maules und den Unterkieferfad gebildet wird; 22 b, die Barten, welhe am voidern Viertel der Lippe bie «’ ſchwarz, weiter rudwärts aber ſchwaͤrzlichblau find; c, Auge; d. der faferigsadipöfe Buckel auf dem Oberkiefer; e, Min: dung des rechten Spritzloches; f, der dem humerus ents fprechende Theil ber vordern Ertremität; 99, Falten ober Furchen der Kehle, welche bis unter das Auge hinauf reichen. Figur 2. Ohr: a, Rinne im Echläfenbeine, welche das Gewölbe des aͤußern Gehörgangs bildet; db, Mündung eines Knochencanals, durch melden der innere Gehörgang ftreiht; C, lange oder aͤußere Apophyſe des Felfenbeins; d, innere Apophyſe des Felfenbeins; e, häutiger Sad, welder aus der Trommelhoͤhle, 7°, vorgequollen ift und Gehoͤrknoͤ— chelchen oder Otolithen enthältz Ah, Theile des Hinterhaupt⸗ being; m, ein Theil des Ecläfenbeins; 7, Trommelhoͤhle. Figur 3. Knochen des Ohres für fih: 7, Trommel- höble; D, innerer Gehörgang; c, Äußere Apophyfe des Fel: fenbeing; d, innere Apophyſe des Felfenbeins; e, häutiger, aus der Trommelhoͤhle vorgefallener Beutel. Figur 4. Knochenffelett des Kopfs der Balaenopte- ra, im Profil von der rechten Seite aus gefehen; a, Ober— £ieferfnohen; A, apophysis zygomatica des Oberkiefer— knochens; f, Stirnbein; g, Seitenwandbein; h, Hinter hauptbein; k, Sochbein; m, Scläfenbein; 0, Thraͤnenbein. Figur 5. Linker Aft des Unterkieferknochens, von der äußern Seite gefehen. Figur 6. Derfelbe Aft, ſehen. Figur 7. Knochenſkelett des Kopfes, von Unten geſe— ben. a, a, a, a’, Oberkieferknochen, melde kielfoͤrmig ausgehöhlt find: A, A, apophyses zygomaticae der Oberkieferknochen; b, vomer; f, f. Stirnbein; g, 9, Sei: tenmwandbeine; ö, foramen oceipitale mit den Condylen; k, Sochbeine; m, m. Schlaͤfenbeine, deren Gelenkfläden; m', m’, deren apophyses zygomaticae; p, p, Gau- menbeine; 9. os basilare: 7, 7, Knochen des Ohres; 5, 5, 05sa pterygoidea; t, os sphenoideum. Figur 8. Derfelbe Kopf, ven Oben gefehen; a. a. Dherkieferfnohen; a”, a’, deren auffteigende Apophyſe; C, C, Zwiſchenkieferknochen; d. Nafenlöcher; e, e, Nafen: fnochen; /, f. Stirnbeine; 0, 0, Thränenbeine; A, Hinter bauptebein, deffen cerista bei A und deffen Gondylen bei ö; m, m, Schläfenbeine; n, n. Aeſte des Unterkiefers. (An- nales des Sciences naturelles, Juin 1841.) von der innern Seite ger Ueber den Neftbau ꝛc. der Alectura Lathami theilt Herr Gould in der Fürzlich bei Murran in London ausgegebenen Nr. I des Tasmanian Journal folgende in: tereffante Nachrichten mit: Das Eigenthuͤmlichſte in der Lebengweife dieſes Vogels ift die Art, wie er niftet. Zu Anſange des Frübjahrs beginnt er an den einfamften Orten, durch Zufammenfcharren verwitterter Kräuter, von Stöden und Laub aus einem großen Umkreiſe, einen gewaltigen ke— gelförmigen Haufen zu bilden, der mandmal 30 Fuß im 2* 23 Umfang und 3 bi8 4 $. in ber Höhe mißt. Er bedient ſich dabei lediglich der Füße, mit welchen er Alles rüdwärts nad dem Mittelpuncte des Kreifes wirft und dabei den Boden fo rein fegt, daß er dadurch zu feinem eignen Ver— räther wird, indem fo die Gingebornen, welche deſſen Eier fehr gern effen, das Neſt leicht auffinden. Diefer Vo— gel brütet feine Eier nicht felbft aus, fondern die gewaltis ge Maffe vegetabilifcher Stoffe tritt bald in Gährung und erzeugt cine zur Ausbrütung hinreichende Wärme. Alsdann legt das Weibchen die Eier auf eine hoͤchſt fonderbare Weife in den Haufen, nicht nebeneinander, fondern jedes 9 — 10 Zoll von dem andern und etwa eine Armslaͤnge von der Außenfeite des Haufens entfernt. Die Eier haben darin eine aufrechte Stellung, fo daß das fpiße Ende nies dermwärts gekehrt if. — Daß mehrere Weibchen ihre Eier in denfelben Haufen legen, ergiebt fid) aus dem Ume ftande, daß, nad) der Ausfage der Eingebornen, manchmal ein ganzer Eimer Eier darin enthalten if. Das Ei ift ſchneeweiß, laͤnglich geftaltet und faft fo groß wie ein Gäns feei. Ih felbft habe mehrere diefer Brutpläge gefunden und die Eier herausgenommen. Während der Brutzeit bals ten fih die Vögel beftändig in der Nachbarfchaft des Haus fens auf und ſtolziren dafelbft herum, namentlich der Habn, deffen prächtig gefärbte Wamme (Halsdrüfen) alsdann fehr ſtark angefhwollen if. So fihreitet er ſtolz auf und nie— der und zeigt fich bei.der Annäherung eines Feindes fehr Eampfbegierig. Die ingeborenen behaupten auh, das Meibchen beforge die Eier beftändig, indem es bdiefelben entweder lüfte oder mit mehr Krautwerk bedecke, je nachdem fein Inſtinet ihm das Paffende eingiebt. Ich habe nicht fiher ermitteln Eönnen, ob die Jungen, fobald fie ausgekro— hen find, den Alten folgen, oder fich ohne diefe behelfen. Sch halte das Lestere für wahrfcheinlicher, und daß fie in der erhisten Maffe hinreichend viel Inſecten finden, die ih: nen zuc Nahrung dienen, bis fie fich ihren Bedarf weiter fuchen Eönnen. Für diefe Anſicht fpricht der Umftand, daß man die Sungen oft ſchon halb befiedert noch unter dem Laube des Haufens findet. Bei der Unterfuchung eines foihen Haufens fand ich die Ueberrefte eines todten Jungen von bedeutender Größe. Herr Macleay zu Sydney hatte ein ganz zahmes Exemplar diefes Vogels, welches mit den Hühnern umherſtrich. Es war ein Männchen, und alljährlich ſcharrte daffelbe feinen Haufen zuſammen. Dffenbar hilft alfo der Hahn auh im milden Zuftande bei diefer Arbeit, an der wahrfcheinlic beide Alte Theil nehmen, Ueber das Ueberwachfen (Ueberwallen) abgehaue- ner Baumftämme (Hierzu bie Figuren 33. bis 35, auf der mit voriger Nummer aus— gegebenen Tafel.) hat Here Prof. Göppert der Academie der Wiffenfchaften zu Berlin Präparate eingefendet, an welchen diefes Ueber: 24 wachſen deutlich wahrzunehmen if. Herr Göppert hat diefes Ueberwallen auf eine ausgezeichnete Weiſe in dem Hochmalde von Sprottau beobachtet. Wird ein Meißtane nenbaum (Pinus Picea, L.), der fid in der Nähe andes ver Bäume dieſer Art befinder, abgehauen, fo ftirbt der Stod, in der Negel, nicht ab, wie diefes unter ähnlichen Um— ftänden bei den übrigen Goniferen gefchieht, fondern er waͤchſ't weiter, aber ohne Zweige und Blatt: Entwides- lung, indem fih um den Stod neue Holzlagen bilden, d’e ſich wellenförmig Über einander legen, bis fie die Höhe des abgehauenen Stumpfes erreihen, auf welchem fie fich ales dann vereinigen und allmälig eine rundliche Eopfförmige Knolle bilden. Als Herr Goͤppert der Urfache diefer fonz derbaren Erfheinung, die die Forfimänner mit dem nicht ganz unzwedmäßigen Namen „das Ueberwallen“ bezeichnen, nachforfchte, fand er, daß die Wurzeln des abgehauenen Stodes mit den Wurzeln benahbarter Weißtannenftämme verwachfen waren , und durch diefe alfo die Ernährung und das Meiterwachfen jenes Stumpfes bewirkt ward; welches niht felten 60 — 80 Sahre währen kann. Wenn ein Meißtannenftod ifolirt fand, oder die gefellig bei einander ftehenden, mit ihren Wurzeln unter einander verwachfenen Stämme gleichzeitig abgebauen wurden, fand kein Weiters wachſen, alfo auch Eeine Ueberwallung ſtatt. Drei diefer Praparate zeigen die Ueberwallung in ihren verfchiedenen Stadien; C das alte Holz oder dag des abge— hauenen Stumpfes, d das neuerzeugte Holz, e die neue und alte Rinde. Bei dem erften ſieht man den Anfang der Ueberwallung, bei’m zweiten das weitere Fortfchreiten derfelben; das dritte ift die Hälfte eines vollig überwallten Stumpfs, welcher vertical durchfchnitten worden if. Man fieht daran deutlih, daß die erften Sahresringe fich nicht vereinigt haben, und daß erft die fpäteren, als die Ueberwals lung fi) bis an die Spige des Stumpfes erſtreckte, zufams menhangend ſich bildeten. Miscellen Bon einem wahren Ibex auf dem Neilgherries— Gebirge in Afien hat Lieutenant Beagin dem Herren Blyth Nachricht gegeben. die diefer der Londoner zoologifhen Gefellfchaft mitgetheilt hat. Diefer Steinbod in dem Neilgherries-Gebirge hat lange, Enotige, nah Hinten gekruͤmmte Hörner und einen großen Bart, in welchen Characteren er von dem Himalaya-Ibex abweicht. Er hält fi auf den höchften und unzugänglichften Felſen auf, wie die übrigen Ibices.. Herr Beagin hat zu wiederholten Malen Trupps von zwölf und mehr Stüd zufammen gefehen und oft verfucht, eines zu erlegen, aber ohne Erfolg. Eine neue Getratideart hat Herr George Grey. Gou— verneur des füdlichen Auftralien’s, auf feiner Entdeckungsreiſe nach und an der Nordweſt- und Weftfüfte Auftralien’s bemerkt und wilder Hafer genannt, Er wählt fehs Fuß body und in Ueberfluß. Einige Körner, melde man nad) Isle de France ges on hat, haben fi fehr vervielfältigt und liefern eine gute endte. 26 Hei hann dee Ueber die Wirkung der comprimirten Luft auf den Menfchen. Hr. Triger hatte auf dem Boden bes Loire-Thales in der Nähe von Chalonnes in den Steinkohlenbergmwerfen Sud: arbeiten auszuführen; er Eonnte nicht daran denken, auf die gewöhnlihe Weiſe durch Ausfchöpfen oder Auspumpen dieje— nigen Puncte troden zu legen, auf welhen die Arbeiter weiter bauen follten, wegen der eigenthümlichen Lage ber Stelle, die unter der Loire lag. Er hatte nun die dee, die Luft des Schachtes vermittelt einer Pumpe zuruͤckzu— brüden. Herr De las Cafes und er wollten indeß, ehe fie ihre Leute der Wirkung der comprimirten Luft ausfesten, an fich felbft verfuchen, welche Wirkung diefe Vermehrung des Drudes auf die Gefundheit habe. Sie machten ihren erften Verſuch mit den Apparaten, welche feit einiger Zeit zu Paris und Lyon ıc. angewendet werden und über deren therapeutifchen Nugen die Herrn Junod, Ravard und Gabarier mehrmals intereffante Mittheilungen gemacht haben. Die Herrn Triger und Las Cafes mußten auf diefe Apparate verzichten, meil fie nur geringe Kraft hatten und das Manometer nicht mehr, als 14 Atmofphäres Drud zeigte und nichtsdeftoweniger bei einem Verſuche be— reits eins der Spiegelgläfer zerbrah, wodurch das Innere der Glocke beleuchtet werden fol. Sie entfchieden fich daher, mit ihrem eigenen Apparate zu erperimentiren, welcher einen Drud von drei Atmofphären gab. Mar die Unfchädlichkeit diefer Steigerung des Drudes einmal nachgewieſen, fo konn— ten fie alsdann auch die Arbeiter der Einwirkung diefes Apparates ausfegen. Folgendes find die erhaltenen phufiologifhen Nefultate: Bon den erften Pumpenzügen an zeigte fih ein mehr oder minder lebhafter Schmerz in den Ohren; diefer hört in der Regel auf, wenn fi) das Quedfilber in dem Manometer um einige Gentimeter gehoben hatte; eine Schludbewegung macht, daß diefes Gefühl auf der Stelle verſchwindet. Die: fes Gefühl tritt nicht ein, wenn man die Luft comprimirt, zeigt fich im Gegentheile wieder, wenn man zu dem gewöhns tihen Luftdrucke zuruͤckkehrt; diefes Gefühl ift um fo weni: ger bemerkbar, je größer die Dimenfionen des Apparates find. Es ergiebt ſich aus diefen Thatfachen, daß diefer bis— weilen unerträgliche Schmerz von einer Verfchiedenheit der Luftelafticität in der Trommelhöhle und im aͤußern Gehör: gange abhängt; die Miederherftellung des Gleihgewichtes zwiſchen diefen beiden Stellen hebt fogleich diefen geringen Zufall. Man Eann glauben, daß die Hämatofe verändert feyn müffe, denn die Verbrennung in comprimirter Luft ges ſchieht fo raſch daß Kichter mit baummollenen Dochten kaum eine Viertelftunde dauerten. Die Temperatur des Schachtes, wenn er mit comprimirter Luft gefüllt war, var tüirte zwifchen + 15 und + 17°; ftatt Ealter Luft wurde daher warme Luft eingepumpt. Es wurde ermittelt, daß während der Arbeit die Nöhren in der Nähe der Pumpen + 70 bis 4 759 zeigten. Diefe Luft mußte ſich daher beträchts lich abfühlen, ehe fie in den Schacht gelangt. Bei den Aps paraten zur therapeutifchen Anwendung comprimirter Luft if die Xemperaturerhöhung unter der Glode, wie man weiß, häufig ſehr unbequem. Eine andere phnficalifhe Folge ift die Kälte, welche durch Ausdehnung der comprimirten Luft entftieht. In dem Momente, wo der Hahn geöffnet wird, um die Communis cation mit der aͤußern Luft herzuftellen, erfheint eine mehr oder minder dichte Wolke, je nah der Gefchwindigkeit der Dilatation. Man empfindet eine Eisfälte und befindet ſich mitten in einem Mebel, welcher fidy durch Nichts von dem dichteften Herbftnebel unterfcheidet, indem er fogar den Thon— geruch deffelben hat. Diefer Umftand ift von Wichtigkeit, befonders da es fih um Arbeiter handelt, welche durch ſchwere Arbeit bei einer Temperatur von 15—17° ſtark er: hist find. Einige andere bemerfenswerthe Eigenthümlichkeiten find folgende: Das Vermögen zu pfeifen hört auf, fobald man bis zu einem Drude von drei Atmofphären gelanat; in der comprimirten Luft fpricht Jedermann duch die Nafe, und die Arbeiter gerathen bei’m Auffteigen an den Leitern weni— ger außer Athem, als in freier Luft. Herr Triger führt noch eine Beobachtung an, wels che zu merkwürdig ift, um fie nicht ebenfalls mitzutheilen. Einer der Grubenarbeiter, welcher feit der Belagerung von Antwerpen taub war, hörte in der comprimirten Luft ims mer deutlicher, ald feine Gameraden. Dieß erinnert an bie Beobachtung bei einem berühmten Chemiker, welcher ducch eine Erplofion auf einem Ohre taub geworden war, und verficherte, daß er vortrefflicb höre, wenn ihm Luft durd die Euſtachiſche Röhre eingeblafen werde. (Arch. gen. De- cembre 1841.) Ueber Gehoͤrſchwaͤche. Bon Dr. Hodgfin. Obwohl Taubheit in ftärkerem oder geringerem Grabe eine der gemöhnlichften Infirmitäten ift, welche an unferen Sinnen vorkommt, fo thut man doch, in der Kegel, fehr we— nig, um das Gehörorgan vor den verfchiedenen ſchaͤdlichen Einfluͤſſen zu ſichern, welche auf daſſelbe eindringen. Dieß iſt zum Theil den großen Schwierigkeiten zuzuſchreiben, wel— che in der Sache liegen, zum Theil der Mannigfaltigkeit der zu bekaͤmpfenden Schaͤdlichkeiten und zum Theil der Gleichguͤltigkeit, welche wir gegen lange anhaltende Uebel bekommen. In Fabrikſtaͤdten giebt es zahlreiche Geſchaͤfts— zweige, welche laute, ſcharfe, widerwaͤrtige und auf andere Weife nachtheilige Töne hervorbringen. Die faſt allgemeine Einfuͤhrung der Dampfkraft hat neben den Vortheilen, die fie gewaͤhrt, nicht allein den Lärm mancher Manufactur— zweige vermehrt, fondern hat aud gemacht, daß wir faſt beftändig bei unferen Reifen zu Waſſer und zu Lande von 27 Firm begleitet find. Der Zon hat mandhe Eigenfchaften, welche denen des Lichtes ahnlich find, darunter namentlich die, daß er Übertragen, teflectirt, concentrirt und zerftreut werden Eann, aber durch ein Zufammentreffen tonhervorbrin: gender Urfachen mehr eine Verminderung, felbft Aufhebung, als eine Vermehrung des Tones zu Stande kommen. XUlle diefe Eigenfchaften des Tones fönnte man mwahrfheinlich be: nugen, um ungünftige Hervorbringungen des Tones weniger nashtheilig oder unangenehm zu machen. Würde dieß Ge: genftand allgemeinerer Beachtung, fo würde ſich wohl auch der wiffenfhaftliche Geift auf eine vortheilhafte Weiſe da= mit befchäftigen. Viel wäre fhon zu gewinnen, wenn tir auf die Bedingungen achteten, welche zur Abftumpfung des Tones dienen und uns vor denen hüteten, welche die nach— theiligen und unangenehmen Einflüffe durch Zurüdftrahlung oder Echo verſtaͤrken. Nüdfichtlih des Gehoͤrorgans iſt auch noch eine andere Betrahtung nicht zu überfehen. Während die Hervorbrin- gungen verfchiedener Gerüche, die mit mehreren wichtigen Kabricationgzweigen nothwendig verbunden find, als eine Shivlichkeit, welche die Rechte Anderer bekraͤnkt, der Ge: genftand der Einmifhung der Geſetze geworden ift, bat man diefelbe Ruͤckſicht in Beziehung auf Tone ganz überfehen, Vollkommene Stille ift oft wünfchenswerth und häufig von Wichtigkeit für das Leben. Mac dem Laͤrme und Getreibe eines gefhäftsreihen Zages muß es Manchem eine ebenfo wefentliche Erholung feyn, Stille zu genießen, als viele an— dere durch Geräufh erfreut werden; wie ift dieß aber möglich, wenn unzählige Straßenmuficanten von einzelnen Perfonen ohne Beachtung fämmtlicher herummohnenden Nachbarn zum Muficiren veranlaßt werden, nur wegen eined ganz nußlos fen Vergnügens, während daffelbe allen Uebrigen eine Qual iſt. Warum follen diefe Liebhaber der Mufit nicht eben— falls auf ihre Zimmer und auf öffentliche Orte befchränft werden, da doch andere Schädlichkeiten ebenfalls durch die Geſetze verboten find. Da Schwerhörigkeit in ihren verfchiedenen Graden ein fo allgemeines Leiden ift, fo follte man die Erleichterungs— mittel für ſolche Leidende auch für wichtiger halten. Die mannigfaltigen öffentlihen Anzeigen und gehaltlofen Wer: fprehungen, durch welde ein Beiftand diefer Art angebo— ten wird, zeigen auch, daß das Pablicum in diefer Bezie— bung gar nicht gleichgültig iſt; nichtsdeftoweniger ift dies fem Gegenftande nur wenig miffenfchaftliche Aufmerkſamkeit von den Leidenden felbft oder von den Aerzten gefchenkt worden; eine gut angelegte Verbindung erperimenteller und twiffenfchaftlicher Unterfuhung wäre wohl im Stande, bie Inſtrumente zu verbeffern, wodurch Schwerhörige unterſtuͤtzt werden follen; man würde wahrſcheinlich entdeden, daß ver— fchiedene Arten von Taubheit am beften durch Snftrumente von verfchiedener Form erleichtert werden Eönnten, und ftatt der empirifhen Anwendung derfelben würde man ihren Ge: braud mit ziemlicher Sicherheit beftimmen koͤnnen. Würde man ber Mittheilung der Töne größere Aufmerkfamkeit bei'm Bauen der Wohnzimmer fchenfen und noch mehr bei ber Anlegung öffentliher Verfammlungslocale, fo würden viele 28 Perſonen, welche jegt von gefelligem Verkehr, von einer Pre: digt oder WVorlefung 2%. ausgefchloffen find, an den Genüffen und Vortheilen Antheil haben Eönnen, welche Andere durd) den Sinn dee Gehörs haben. Bei'm Beſuche eines griechi— fhen Theaters fiel mir befonders auf, wie bewundernswuͤr— dig der Ton von der früher ald Bühne gebrauchten Stelle bis zu den entfernteften Eigen verbreitet wurde, wenn felbft mit leifer Stimme gefprochen wurde; fogar das Knittern eines Blatt Papieres war deutlich hörbar. (Dr. Hodgkin, The means of preserving health. Lond. 2. edit. 1841.) Beobahtungen über die Behandlung des aneurysma, Bon Dr. Robert Dickſon. Sn der Lond. Medical Gazette vom 26, Februar wird be= richtet, daß „am 20. diefes Monats Herr Partridge am King’s College Hospital die art. subelavia am erften Theile ihres Ver— laufes wegen eines aneurysma dieſes Gefäßes unterbunden habe, welches feit ungefähr zwölf Monaten beftanden hatte.- Nach der Dperation wurde in der Geſchwulſt Eeine Pulfation mehr wahrge— nommen, und in den erften zwei Tagen war das Befinden des Krane fen, der die Operation fehr gut ertragen hatte, fo wohl, wie man nur erwarten fonnte, Wir glauben, daß diefes das fehste Mal fey, daß diefe Operation vollzogen worden ift, und in Eeinem einzi— gen Falle ift das betreffende Indiviouum zulegt davon geneſen; denn wir bedauern, berichten zu müffen, daß Herren Partridge’s Kranker am 24. geftorben iſt.“ Der unglüdliche Ausgang fo vieler Aneurnsma : Operationen, tief mir einige Betrahtungen in’s Gedaͤchtniß zurüf, die ih vor Sahren über tiefen Gigenftand angeftellt hatte. Im Sabre 1825 war ein Individuum im Edinburger Kranz Eenhaufe wegen eines aneurysma der art, cruralis von Herrn Al— lan durch die Unterbindung der iliaca externa operirt worden, Einige Tage nach der Operation ftarb der Kranke, und bei ber Section fand man weder eine Entzündung der benachbarten Thei— le, noch irgend eine andere Veränderung, die man als die Urfache des Todes hätte betrachten Eönnen. Ich Fam daher auf den Ge— danken, daß der Tod, aller WahrfcheinlichFeit nad, durch das plöß- lihe Zurücdtreiben einer großen Menge Blutes zum Herzen veranz laßt worden fey, indem dadurch nicht nur die Thätigkeit diefes Or— gang zerftört, fondern auch im Gehirne ein ähnlicher Zuftand er— zeugt wird, wie er in manchen Fällen von Apoplerie vorfommt. Entfhloffen, den Gegenftand weiter zu verfolgen, zog ich die Werke vieler chirurgiſchen Schriftfteller zu Rathe, um zu erfahren, ob in ihnen eine folhe Todesurfache und die Mittel, ihr zu begegnen, erwähnt worden ſeyen. Sch fand, daß Niemand direct etwas der Urt bemerkt und nur Richerand in feiner „„Nosozraphie Chi- rurg'cale“ eines alles erwähnt hatte (er wird weiter unten mit- getheilt), der genau darauf hinzielte. Ich erwog, daß, wenn Ins dividuen, die der Amputation eines Gliedes unterworfen worden find, nah dir Operation, obgleich dabei eine beträchtliche Quantität Blut verloren gegangen ift, dennoch an plethora und den daraus entftehenden Krankheiten leiden, namentlich auch von Apoplerie bes fallen werden; wenn ferner felbft die langfame Unterdrüdung mans cher habituell gewordenen Blutflüfe einen Gongeftivguftand im Ge: fäßfyfteme und Drud auf dag Gehirn erzeugt, um wie viel mehr dieß mit folhen Perfonen der Fall feyn muͤſſe, die Geaenftand ei» ner Aneurpsma:Dperation gewefen find, bei denen das Blut, wels ches ſich fonft vieleiht über den vierten Theil des Körpers vers breitet hat, jest ebenfalls auf die übrigen drei Viertel beſchraͤnkt ift. In den meiſten Operationen bes aneurysma gebt kaum eine Unze Blut verloren, wie denn auch in Herren Allan's Falle nicht ein Theelöffel vol Bluts aus der Wunde gefloffen war. Schon 29 tiefer Umftand allein muß in dem übrigen Theile tes Gi fäßiyftems Störungen erzeugen, abgefehen davon, daß eine um eine größere Arterie liegen bleibende Ligatur, wie jedes andere mechaniſche Hin— derniß, das Herz in fiinem Beftreben, den Widerftand zu uͤberwin— den, ftets zu größern Anftrenaungen anregen muß, Wcdurd eine noch größere Blutmenge zum Gehirne getrieben wird. in kurzer Ucberblic® der unglücklich verlaufenen Fälle von Aneurysma-Opera— tionen, welche man in Cooper’s chirurgifchenn Wörterbuche vers zeichnet findet, wird Jeden überzeugen, wie viele-von den Gym: ptomen, die dem Zode gewöhnlich vorangingen, auf dieſes Vers haͤltniß der Girculation hinweiſen. Die bedeutende Alteration in der Herzbewegung und, in Folge derfelben, im Zuftande des Gehirns und des ganzen Nervenfyftems, welche unmittelbar auf die Appli— cation einer Ligatur um ein größeres Glied oder auf einen direct auf eine größere Arterie angebrachten Druck folgt, fann man aus folgenden Thatſachen entnehmen: Sn Duncan’s „Mediciniſchen Abhandlungen * vom Jahre 1795, vol. XIX, p. 271, findet fi eine Mitthritung vom Dr, Keltie, betviffend cine leichte, einfache und wirkſame Methode, das Falte Stadium eines intermittirenden Ficbers zu unterdrücken und das Stadium der Hitze herbeizuführen. Diefe Methode befteht in der Applicirung eines Tourniquets auf die art. brachialis des rechten Arme und eines zweiten auf die art, cruralis des linken Schenkels. In dem erften, vom Dr, Kellie erwähnten Kalle, be— gann der zweite paroxysmus eines Tertianfiebers um cilf Uhr des Morgens. „Als ich den Patienten ſah“, berichtete Dr. Kellie, „hatte er beftigen Schüttelfroft und Elagte über Kopfweh und Kreuzſchmerzen. Bevor ich die Tourniquets zufchraubte, fühlte ich feinen Puls, welcher Elein und hart war und gerade 100 Schläge in der Minute machte. Sch hemmte nun, wie früher, die Gircula- tion in beiden Extremitäten, Ich benuste eine zum Anhalten eine gerichtete Secunderubr und fand, daß innerhalb dreier Minuten nad) der Hemmung der Girculation in den Extremitäten das kalte Stadium ganz aufgehört hatte, das Kopfivch geringer und ber Kreuzſchmerz ganz verfchmwunden war. Sch ließ die Zourniquets 10 Minuten liegen und fühlte dann wieder den Puls, welchen ich weich und voll fand, mit 120 Schlägen in der Minute, Düfelben Wirkungen folgten der Application der Zourniquets in einigen andern Fällen von Intermittens. Dr. Keltie entſchloß fih nun, ihre Wirkung bei einem Gefunden zu erproben, und aus den Verfuchen, die er an fich felbft gemacht, ergab fich, wie er bes richtet, Folgendes. Cie veranlaffen: 1) Große Befchleunigung der Girculation, wie man aus den Pulfationen des Herzens und der Arterien entnehmen Eannz 2) Steigerung der Wärme und Röthe des Geſichts; 3) Unruhe und befchleunigte Refpiration: 4) wenn man die Zourniquets länger als ſechs Minuten lie gen läßt, Neigung zur Ohnmacht; 5) nad) ter Wegnabme der Tourniquets und Wiederherftellung der Girculation, fofortiges Sinken des Pulfes auf feinen Normal— zuftand und häufig fogar weit unter denfelben. „Bor der Application der Tourniquets war der Puls 70, Elcin und etwas hart; nach der Anlegung 90, voll und groß. Nachdem die Girculation in beiden Extremitäten vier Minuten lang gebemmt war, trat Hise und Unruhe einz ich entfernte nun die Zourniquetg; der Puls ſank auf 84 und mar voll und weich.“ In Hrn. Ward rop’s im Jahre 1837 erfcbienener Abhandlung über die Herzkrankheiten, Appendix F., befindet ſich ein Bericht von dem verftorbenen Chirurgen Hyslop über die Wiederbele— bung einer Dame aus einer ſchweren Ohnmacht durd) die zufällige Comprefiion der Brachialarterie in beiden Armen, nachdem vorher ein reichlicyer Aderlaß gemacht worden war, fo wie über einen Vor— fchlag, den er der Royal Humane Society vorgelegt, zur Wieder— berftelung der Lebenskraͤfte ertrunfener oder ohnmaͤchtiger Perfo: nen auf die art. brachialis mittelft eincs Zourniquets einen Druck anzubringen. Hyslop war bie frühere Entdedung des Dr. Kels lie gänzlich unbekannt, und der Gebrauch, den er davon machte, war cin verfchiedener; jedoch ift bei Beiden das Princip daffelbe, nämlich durch die mechanifche Hemmung des Kreislaufs in iracnd einer groͤßern Arterie die Herzrbätigkeit zu fleigern. In biefen 30 Fällen war die Wirkung cine wohltkätige; nicht fo bei'm ancu- rysma, wo ber Operationszweck es erheifcht, daß die Ligatur liegen bleibe und alfo die Obftruction des Gefäßes deuernd if. Man mußte daher zu antern Mitteln feine Zuflucht netmen, um den Ue— bein, die aus diefom Zuftande der Dinge refultiren, vorzubeugen. Das einfahe Mittel, weiches ich vorzufchlagen wage, ift, das Ges faͤbſyſtem durch wiederholte Venäfectienen von einem Theile des uͤberflüſſigen Blutes zu befreien. Hoffend, daß die Geſchichte einiger Fälle von aneurysma hin: reichend fegn wird, um die Zweckmaͤßigkeit meines Vorfdylages dar— zuthun, will ich mit einem gluͤcklichen Operationsfalle beginnen, nämlich mit dem des Herrn Liſton, welcher die Unterbindung der art. subelavia betrifft und im „Edinburgh Medical and Surgical Journal“, vo'. XVI. p. 348 mitgetheitt if. Die Operation hat am 3. Aprit 1320 ftattgefunden, „Der Kranke mußte eine Zeitlang eine Forizentale Lage beob— achten, öfters Blut laffen, purgiren und hungern, ganz nad) der Methode des Valſalva.“ Won der Operation felbft ift weiter nichts u erwähnen nöthig, als daß die äußere Jugularvene durchſchnitten und nur das untere Ende mit einer Ligatur verſehen wurde, wäh rerd das obere unterbunden blieb, ein Umftand, dem, wie ich glau= be, der Mann fein &ıben verdanfte, wie man fidy bei einer ge— nauen Erwägung des Falles wohl überzeugen wird. „Die Stö— rung des Allgemeinbifindens nach der Operation war nur geringz der Puls ließ in allen Theilen des Körpers nie viel mehr ald 100 Schlaͤge wahrnehmen ; auch ſchien die Thaͤtigkeit des Herzens oder der greßen Gefäße überhaupt nicht geftört. Am vierten Tagçe verband ich die Wunde und fand dieſelbe vollftändig ge— fhloffen, bloß nıben der Ligatur war eine geringe Menge Fluͤſſig— keit ausgefloffen, mit einigen Eteinen Blutcoagulis vermifkt. Am nächften Morgen, zwifchen 12 und 1 Ubr, wurde ich wegen einer eingetretenen heftigen Hämorrkagie zu dom Kranken gerufen. Bei meiner Ankunft fand ich ihn fehr erfchöpft und den Verband von anfcheinend venöfem Blute durddrungen, Als ich die Wunde öffe nete, fah ich, daß der Blutftrom aus der obern Mündung der vena jug. externa komme, welche in Folge einer geringen Anſtren— gung ſich geöffnet hatte, nachdem die Blutcoagula durch die Eite— rung entfernt worden waren. Außer diefem trat fein anderes übe: les Ereigniß ein.’ Weit entfernt, dieſe Hämorrhagie als einen übeln Zufall zu betrachten, bin ich viermehr der Arfiht, daß diefelbe ein höchft glüdliches Ereigniß, eine heilfame Entleerung geweſen fey , welde das Gehirn und das ganze Syſtem von einer Menge überflüfjigen re befreite, das, zurücdgebalten, nur nachtheilig hätte feyn hnen, Ein anderer, aber urglüdlidher Fall, ven demfelben Opera: teur, Scheint diefe Anficht zu beftätigen. Diefer Fall, in demfelben Sournale vol. XXVII. p. 4 erwähnt, betrifft einen gewiſſen John M’Intyre, der wegen eines aneurysma der art. subclavia ope⸗ rirt worden ift. „Einige Tage’ fagt Liſton, „ging Alles ſehr aut; am fünfs ten Abende nach der Operation trat aber eine bedeutende Aufres gung ein; der Puls, welcher die Zahl 9O nicht überftiegen hatte, war nun J20, überdieß voll und ſtark und dürfe Pulsfrequenz von einer Steigerung des Schmerzes in der Geſchwulſt und im Arme bealeitet. Es wurden 8 Unzen Blut aus dem Arme gelaffen und fpäter ein fehmerzftillendes Mittel gereikt, zur großen Ers leicyterung des Kranken; mit Ausnahme cines gelegentlich verab— reichten Rarirmittels wurde fein anderes Medicament weiter ange— wendet, Am Morgen des breizehnten Tages wurde der Dr. Gar: ders, welder fo gefällig war, während meiner Unpäßlichkeit den Kranken zu beſuchen, zu diefem gerufen, weil ein geringer Auefluß aus der Wunde eingetreten war. Abends floß etwas mehr Blut aus, unter großem Nachlaß des Schmerzes und Kle— pfens ander Bafis des Halfes, welche [hon immer ſehr bedeutend gewefen waren, aber feit einigen Ta— gen fih zu einer außerordentlihen Heftigkeit ge: fteigert hatten. Auch die Geſchwulſt fiel nad) dem Ausfluffe des Blutes beträchtlich zufammen. Am naͤchſten Morgen, dem vier» zebnten nad) der Operation, trat wider ein geringer Ausfluß eines 81 ſehr ſchwarzen, putriden Blutes ein, der ſich Abends zu einem bes deutenden Erguffe fteigerte. Diefer wurde zwar durch Gomprei: fen 2c. gejtille, aber der Kranke erholte ſich nicht wieder. Indem id) die Umftände dieſes Falles noch einmal überblide, gelange ich zu der feften Ueberzeugung, daß der tödtlidhe Ausgang einer uns günftigen Veränderung der Arterienhäute und dem bedeutenden Um— fange zugufchreiben fey, welchen die Gefhmwulft durch ihre lange Dauer erlangt hatte.‘ Sch bin weit davon entfernt, in Abrede zu ftellen, daß biefe Momente mit dazu beigetragen haben mögen, das unglüdliche Re: fultat herbeizuführen; aber ich halte es für gewiß, daß der Ueber: flug des Blutes im Körper die Haupturfahe war. Wir fehen, daß die Natur vergebliche Anftrengungen gemacht hat, um ſich die= fes Ueberfluffes zu entledigen, jedes Mal zur Erleichterung des Kranken, und ich habe abfichtlicy eine Stelle durch den Unterfchied der Schrift bezeichnet, um auf den aufgeregten Zuftand des Herr zens und der großen Gefäße aufmerffam zu maden. Hätte man damals, oder noch beffer, gleich bei der erften Steigerung der Pulsfrequenz. eine Vendfection von 30 oder 40 Unzen Blutes ge= macht, fo dürfte das Refultat ein ganz anderes gewefen feyn. Ich will nody einen Fall Eurg erwähnen, der in demfelben Sournale, vol. I. p. 372, mitgetheilt wird, wobei Herr Syme die art, iliaca communis unterbunden hatte. „Im Laufe des Ta: ges (dee Operation) wurde die Geſchwulſt Eleiner und weicher; die Kälte und die Entfärbung erſtreckten fi bis über das Knie, und der Kranke Elagte, daß er unfähig fey, irgend etwas im Mas gen zu behalten, Am neunten befand er fich faft in demfelben Zus ftande; am zwölften war er tobt. Das peritonaeum zeigte Spuren einer ftarken, jedoch nicht allgemeinen oder fehr ausgebreiteten Ent: zündung.’” Sn diefem Falle zeigten die Kälte und die Entfärbung des Schenkels, wie vollftändig die Circulation in demfelben gehemmt war, ſowie die Unfähigkeit des Magens, irgend etwas Beigebrach- tes zu vertragen, den Beweis lieferte, daß das G>hirn bereits durch das Zurüdfhießen des Blutes aus der gefchloffenen Arterie einen Dru zu erleiden begonnen habe. Die befchränfte Entzündung des peritonaeum fann kaum für die Todesurfache gehalten werden, obgleich fie wohl mit dazu beigetragen haben mag, das traurige Refultat herbeizuführen. — Jedoch der bereits oben angedeutete, vom Profeffor Riherand mitgetheilte, Fall ift der entfcheidendfte, und die Aufrichtigkeit, mit welcher er erzählt wird, ift eben fo in— ftructiv und nachahmungswerth, als has Ereigniß, auf welches er ſich bezieht, vermieden zu werden verdient. „Ein ftarker, robufter Mann kam wegen eines aneurysma der art. poplitea in's St. Louig- Hofpital. Nachdem er durch dünne, Fühlende Getränke und dann durch ein Purgivmittelvorbereitet war, operirte ich ihn nah Hunter’s Methode, wobei er nicht eine Unze Brutes verlor. Er war in eis nem Alter von 40 bis 45 Sahren, ein musculöfer, corpulenter Mann mit rothem Gefihte; und ich würde ihm daher zur Ader gelaffen haben, wenn ich nicht darauf gerechnet hätte, daß die Ope— ration ihn einer ziemlichen Quantität Bluts berauben werde, Nun hätte ich das Verſaͤumte durch einen Aderlaß nad) der Operation noch nachholen Eönnen; ih unterließ aber diefe Vorſichts— maaßregel, und meine Nadläffigkeit, ich geftene es mit Schmerzen, war ohne Zweifel die Urfadhe feines Todes, Kurz, Alles ging nach meinem Wunfche, bis eines Abends, nach einem heißen, ftürmifhen Tage (denn es war im Monat Zul, 52 und der Thermometer ftand auf 249 R.), der Kranke einen Anfall von Apoplexie erlitt; in einem Augenblicke befam das Geſicht, die behaarte Kopfhaut und der Hals eine blaurothe Farbe , die Augen füllten fi mit Thränen, der Mund fhäumte und troß der ſechs aufeinanderfolgenden Aderläffe, die gemacht wurden, Fam der Kranke doch nicht wieder zur Befinnungz auch erhielt er das Bewegungss vermögen nicht wieder. Am naͤchſten Zage war er nicht mehr.” Ich unterwerfe diefe Fälle und das von mir empfohlene Vers fahren der Erwägung der Hofpitals und anderer Chirurgen, da fie allein geeignet find, über die Zweckmaͤßigkeit deſſelben zu ents fcheiden, oder, falls fie es billigen, die Gelegenheit haben, es in's Werk zu fegen. (Medical Gazette, April 1841.) Miscellen. Daß Spirituofa nicht geeignet find, der Wirkung der Kälte entgegenzumirfen, ergiebt ſich aus folgender Anecbote: Vor mehreren Fahren madhten zwei Viehmäfter, welche ihr Gefhäft fehr im Großen treiben, in der Grafikaft Galway, um zu entfcheiden, auf welche Weife die Heerdentreiber am Beften in den Stand gefest würden, Kälte, Wachen und Anftrengungen zu erz tragen, eine Wette, wonad) der eine feinen Leuten reihlihe und gute Nahrungsmittel, jedod nur Waffer zum Getränke gab, waͤh⸗ rend der andere feine Leute reichlid mit Branntwein verfah. Beide Züge gingen gleichzeitig nach Ballinaslee zur Dctobermeffe ab. Sämmtlihe Treiber waren Eräftige junge Leute von gleicher Gewöhnung und Lebensweiſe; beide hatten gleiche Anftrengungen. Das Wetter war naß und fehr unfreundlih; Alle wurden durch« näßt und "waren genöthigt, in der Nacht in durchnäßten Klei— dern zu wachen. Bei einer gewilfenhaften Veraleichung der Waſſertrinker mit den Branntweintrinkern fiel das Refultut ents fhieden zu Gunften der erftern aus; denn diefe hielten bis zulegt aus: fie waren in voller Kraft und hatten ihre Poſten Fein ein= ziaes Mal verlaffen, während die Anderen fo vollfommen er— fhöpft waren, daß fie während der Dauer des Viehmarktes ganz unbrauhbar waren und bei der Heimreife ſich nur mühfam fort= f&hleppten. (Hodgkin: Means of preserving health. 2. Ausg. 1841.) Ein neues Verfahren zur Operation der Harnfi- ft el bat Dr. Segalas der Parifer Academie der Wiſſenſchaften mitgetbeilt. Der Patient war feit feinem fechsten Jahre mit ei: nee Harnfiftel behaftet gewefen und bis dahin ftets ohne Er: folg behandelt worden. Dr. Segalas wandte nun eine fchon früher einmal von ihm mit Glüd unternommene Heilmethode an. Er füllte die an der Mündung der Fiftel befindliche Lücke durch Herbeiziehen der benakbarten Hauttheile aus und rähte die Deff: nung zu. Damit aber die Vernarbung nicht durch die fortwähs rende Berührung mit dem Harne verhindert werde, leitete er dieſe Flüfftigkeit mittelft eines in den Blaſenhals gemachten Einfchnitts ab. Auf diefe Weife fand die Vernarbung ftatt, und der Kranfe ward, wie der frühere, geheilt. Auch Here Ricord hat diefe Me« thode in einem Falle mit dem beften Erfolge angewandt, und fie bat daher nunmehr in der Chirurgie volle Geltung. Dr. Séga— las maht Anfprüche auf die Priorität der Erfindung. Die Com— mifjion wird über diefen Punct zu entfcheiden haben, —— Bibliographische Loix physiologiques. Par B. Mojon. Traduites de /’Italien, avec des additions et des notes, Par le Baron Michel. 2. edit. Paris 1842. 8. Sketch of the Geology of Moray. By P. Duff. London 1842. 8. “ Neuigkeiten Elements of General Pathology. London 1842. 12. Recherches sur l’operation du Strabisme, memoire presente à l’Academie R. des Sciences. Par Lucien A. H. Boyer, Pa- ris 1842. 8 M. 10 8. By the late J. Fletcher. —— — | Menue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgetheit von dem Ober = Medicinalratbe Froriepzu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffior Froriep zu Berlin. N. 465. (Nr, 3. des XXI. Bandes.) April 1842. Gedrudt im Landes -Induftrie- Somptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. eat ur Ueber das Urari (Wurali), das Pfeilgift der Sndianer von Guiana, nebft einer Befchreibung der Pflanze, aus welcher es bereitet wird, Bon Robert H. Schomburgf, Eſq. (Dlerzu bie Figuren 29. bis 32. auf der mit Nr. 463. [Nr. 1. dies ſes Bandes] audgegebenen Tafel.) Schon feit länger ald zwei Sahrhunderten haben die Europäer nad) der Pflanze geforscht, aus deren Gaft die Indianer ihr bes rühmtes Urarigift bereiten; allein, da die Anfertigung deffelben fehr geheim betrieben wird, fo bat alles biejegt darüber Bekanntgewor— dene den Wunfh der Europäifchen Gelchrten, das Wahre in den Berichten vom Fabelhaften getrennt zu ſehen, nur fteigern koͤnnen. " Raleigh fcheint der erfte Schriftfteller zu fiyn, der von diefer Subſtanz gehört hat, mit weldyer die Ureinwohner Güdame- rica’s die Pfeile, deren fie fi) im Kriege und auf der Jagd bedie: nen, vergiften, und der Pater Gumilla bemerkt, „daß das Hauptingrediens beffelben von einer unter dem Boden wachfenden Pflanze, einer Knolle, herrübre, die nie Blätter treibe und zarcdo- np, die Wurzel, genannt werde (raiz de si misma); durch die giftigen Dünfte, welche aus den Zöpfen auffteigen, in denen das Gift gekocht wird, würden die alten Weiber. welchen dieß Geſchaͤft obliege, aetödtet; endlich betrachte man diefe Pflanzenfäfte immer erft dann als hinlänglich concentrirt, wenn das Blut fehon in eini— ger Entfernung vor denfelben zuruͤckweiche. Der Indianer vers wunde fich leicht, tauche einen Pfeil in die Flüffigteit (Curare) und halte denfelben in die Nähe der Wunde; werde dann das Blut in die Gefäße zurückgetrieben , ohne daß das Gift mit dem— felben in Berührung gekommen, fo halte man letzteres für hinrei— hend concentrirt.“ Eben fo wunderbar ift der Beribt Harte zind’s*), weldem weiß gemacht wurde, daß man, um die Etärke des Giftes zu prüfen, einen vergifteten Pfeil in einen jungen Baum ſchieße und das Gift für Eräftig aenug balte, wenn die Blätter des Baumes binnen drei Tagen abfallen. Er bemerft fer: ner, daß bei dem legten Aufruhre der Neger in Berbice eine Frau, welche ihr Kind auf dem Rücken getragen, mit einem vergifteten Pfeile verwundet worden, und das Kind, obwohl es nicht verlegt worden, angefchwollen und bald darauf arflorben fey. Zu Anfange des laufenden Sabrhunderts theilte Hr. v. Hume boldt zuverlaͤſſige Nachrichten über die Bereitung diefes Giftes *) Beschryving van Guiana, door J. J. Hartzinck etc. Am- sterdam, 1770, Vol, I, p, 18. NO. 1565, kunde. und deſſen Wirkungen mit; allein ſpaͤteren Reiſenden genuͤgte dieſe einfache Bereitungsart nicht; ſie warfen von Neuem den Schleier des Geheimniſſes darüber und behaupteten, der vecetabilifhe Ex— tract fey lediglich das Vehikel, durch welches das Gift übertragen werde, indem das gewöhnliche Wurali feine giftigen Eigenfchaften hauptfächlich der Snfufion auf die große Ameiſe, Muneery genannt, und die ftärkere Sorte dem Gifte aus den Episzähnen verfchiede- ner Echlangen, hauptfächlich der Coony Coochy, der aiftiaften al= ler Schlangen, verdanfe*), Der Verfaffer der Wanderungen in Südamerica (Wanderings in South- America), Herr Charles Waterton, theilt rücfichtlich der Bereitung des Giftes ähnliche Nachrichten mitz „das befte Wurali, fagt er, wird von den Ma: Eufchis bereitet; einige Zage zuvor fammelt der Indianer die Ins gredienzien im Walde. Das Hauptfächlichfte wird von einem wil— den Weinftocke, dem fogenannten Wurali, erhalten. Wenn er von diefem die gehoͤrige Menge beifammen hat, graͤbt er nad) einer ſehr bittern Wurzel; alsdann fammelt er das Kraut zweier Zwie— belgewächfe, die einen grünen Elebrigen Saft enthalten; hierauf zwei Arten Ameifen, von denen die eine groß und ſchwarz und fo giftig ift, daß ihr Stich Fieber verurfadht; man findet fie meift auf dem Erdboden; die andere ift Elein, roth und fticht wie eine Neſſel; fie figt meift unter den Blättern verfchiedener Stauden. Außerdem braucht der Indianer noch eine Quantität vom ftärkften Sndianifchen Pfeffer, mit dem feine Hütte umpflanzt ift, und die aepülverten Giftzähne zweier Schlangen, Labarri und Couna-Con- chi, die ex meift vorrätbig hat, da jeder getödteten Echlange die Giftzähne ausgezogen werben *).“ In diefen Berichten über die Ingredienzien des Wurali, wels che fiber nur von Hoͤrenſagen und nicht aus eigner Erfahrung berrübren, finden fih Wahrheit und Dichtung vermiſcht. Die Wir derfprüce in denfelben regten mich um fo mehr an, der Sache auf den Grund zu fommen, und bei Geleaenheit meiner erften Expedi— tion in das Innere des Britiſchen Guiana war ic fo alüdlic, meinen Zweck zu erreichen. Sch verfchaffte mir zu Pirara, dem arößten aller von mir befuchten Dörfer der Macufi: Indianer, alle den Gegenftand betreffende Auskunft und erfuhr, daß die Pflanze ) Montgomery Martin’s History of the British Colonies, Vol. Il. , p. 47. **) Wanderingsin South America. By Charles Waterton, Esq., p- 55. Notizen Nr. 261. ©. 239 und 290. Der Bequem: lichkeit vieler Lefer wegen, denen jener Band der Notizen v. 3. 1826 nicht gleich zur Hand feyn möchte, hat es angemeffen erfcheinen wollen, obige Stelle aus dem Artikel Waterton’s bier zu wiederholen. D, Ueber]. 3 35 auf dem Conocon- oder Canuku-Gebirge wachſe. Bei meiner Rück: ehr von dem Wafferfalle des Rupununi erfuhr ich in einer Nieders laſſung der Wapifiana Indianer am oͤſtlichen Ufer des genannten Zluffes, unter 3° n, Br., daß ich nur anderthalbe Zagereife von jener Rocalität entfernt fey. SH brad) in Geſellſchaft des Lieutenant Haining vom 6öften Regiment am Morgen des25. Decembers 1835 mit einigen Führern auf, um die merkwürdige Pflanze zu fuchen. Unfer Weg führte ung erjt füdlich über pfadlofe Savannahs, bis wir an eine Furth des Rupununi gelangten. Da die Berge bis hart an den Fluß berantraten, fo glaubten wir, daß wir fie jenfeits _fofort erklet— tern müßten Unfere Führer geleiteten uns jedoch durch eine Schlucht auf eine weite, dürre Savannah. Wir wendeten ung nun nördlich und trafen Ebenen, die, mit Waldung oder mit niedrigem Geſtraͤuche und grobem Grafe bewachſen, ſich zwifchen zwei Bergket— ten hinzogen. Die Gegend war wild und von vielen Baͤchen durch: fhnitten, die zumeilen vertrocinet waren, zumeilen reißend durch ihre felfigen Betten brauf’ten. Die Ufer waren mit Kletters und Schlingpflanzen aus den großen Familien der Convolyulaceae, Bignoniaceae und Eupatoriae bewadjfen, über welche eine fchöne Rohrart, Gynerium saccharoides, aus der die Indianer ihre Pfeile machen, ihre Rispen hinausſtreckte. Nachdem wir etwa fünf Meilen in diefem Thale fortgewans dert waren, begann das Steigen. Dieß war keineswegs bequem; der ganz ſchmale Pfad ging über umgefallene Bäume und zwiſchen Granitblöden hin, und war oft fo ſteil, daß wir die Hände zu Hülfe nehmen mußten. Sch eritaunte darüber, daß die Indianer, welche unfer Gepäck trugen, darauf fortlommen konnten. Die über die Granitfelfen herabftürzenden Bergftröme bildeten vielfache MWaferfälle, die ſich in der Regenzeit fehr großartig ausnehmen muͤſſen; gegenwärtig tröpfelte das Waffer mehrentheils nur an den fhroffen Felswaͤnden hinab, und verlor ſich unter der üppigen Ve— getation von Pothos, Heliconia, Gesneria, Peperoma und Canna. Auch eine Justicia mit ſcharlachrothen Blüthen, die fhöne Petrea macrostachya (ß) und die violettblühende Duranta gereihten der Stelle zur größten Zierde, Um drei Uhr Nachmittags, nach einem hoͤchſt anftrengenden Marfhe von 81 Stunde, erreichten wir einige Hütten auf dem Berge Mamefua, welche von Wapifianas bewohnt waren und wo wir zu übernachten gedachten. Wir forfhten nad weiterer Aus— Eunft und erfuhren von unferem Wirthe, Oronappi, einem alten Bekannten, den wir einige Wochen früher im Niederlande getrofe fen hatten, daß er felbft ji auf die Bereitung des Giftes verſte— be, und daß er unfern Kührer gern begleiten, die Pflanze fuchen und uns zur Anfiht vorlegen wolle. Diefer Vorfchlag ftimmte mit meiner Abſicht nicht überein. Mir lag daran, die Pflanze an ihrem natürlihen Standorte zu fehen, und als wir ihm bemerkten, wir wünfchten ihn zu begleiten, fo gab er ung durch Zeichen zu verftehen, baß ihm dieß unanges nehm feyn würde. Er fagte ung, der Weg fey ſehr ſchlecht und der Ort fo fern, daß er ihn erſt nach Mittag erreihen würde, da— ber wir die Nacht in den Wäldern würden zubringen müffen. Diefelbe Gefhihte wiederholte er am folgenden Morgen; da er aber fah, daß wir entfchloffen feyen, unfere Abfiht zu erreichen, machte er ein mürrifches Gefiht und blieb eine Zeitlang ftumm, Ob er glaubte, wir würden die Mühfeligfeiten des Wegs nicht cre tragen Eönnen, oder ob er den Fundort der Pflanze vor uns vers heimlichen wollte, weiß ich nicht. Genug, er milligte endlid ein, uns an Ort und Stelle zu führen. Wir fanden den Weg allerdings fürchterlich; oft war jebe Spur davon verloren, fo daß fih nur ein Indianer, der ſich nach abgebrochenen Zweigen, in Bäume gehauenen Zeichen zc. zu ride ten verftand, zurecht finden Eonnte, und felbft unfer Führer ftand oft ftil und war über die Richtung, welche er eingufchlagen hatte, in Ungemwißheit, Es ging bergauf und bergab, meift gegen N. N. W. und NR. W.; die Gegend ward immer wilder; mir mußten über mehrere Bergftröme fegen, welche in tiefen Betten dahinbraus ſſten und an ihren Ufern eine eifenfhüfiige Subſtanz abfegten. Der Niederwald wurde feltener, und es ſchien, als ob fich die Na— tue nur noch in Hervorbringung riefiger Formen gefalle. Unſere 36 Indianer glaubten irre gegangen zu feyn; als wir aber an ein über tafelförmige Granitfelfen hinabftürzendes Fluͤßchen gelangtın, bemer£ten wir, daß dort mehrere Pfade zufammenftießen, und als wir das Fluͤßchen durchwatet hatten, fanden unfere Zührer ftill, zeigten auf ein holziges Schlinggewaͤchs, das fehlangenartig von einem Baume zum andern rankte, und riefen: Urari; fo fprds hen unfere Kührer den Namen der Pflanze *). So war denn mein Wunfd in Erfüllung gegangen, und bie Pflanze, welche Humboldt nicht hatte zu Geſicht befommen Eöns nen und nad) der Waterton vergeblich umhergewandert war, ftand mir vor Yugen. Humboldt bemerkt, in feiner Reifebes fhreibung, mit feinem gewoͤhnlichen Scharffinne: „Die Giftigkeit des Curare beruht, wie die der meiften andern Strychneae (denn wir beharren bei der Anjicht, daß das Mavacure zu einer benad)s barten Familie gehöre) Lediglich auf der Art, wie es auf das Ge— fäßfyftem wirft, Wiewohl die Pflanze gerade nicht blühte, fo war fie doch mit Früchte verfehen, und durch deren Belichtigung überzeugte ic) mich von der Richtigkeit, der Vermuthung HumboLd’s, daß fie zu der Gattung Strychnos gehöre**). Sie ift No. 155 meiner Flora Suiana’s und wird von Heren Bentham folgendermaßen charac— *) Sir Walter Raleigh gedenkt ſchon in feiner Lifte der Nas men von auf feiner zweiten Reife in Guiana entdecten Flüfs fen und anderen Gegenftänden (©. Hakeluyts Voyages, II,, 692) unter den, von den am Drenofo haufenden Indianern angewandten Giften des Durari, und fo wird es von den Indianern Guiana’s fat durchgehends genannt. Die Carai— ben verwechſeln den Buchftaben r jehr häufig mit dem I, und und fo mag fich der Name Wurali eingefhlihen haben. Die Macufis, welche fich anerkannter Weife am Beiten auf die Bereitung diefer merkwürdigen Subſtanz verftehen, nennen fie entfchieden Urari, Denfelben Namen führt fie bei den Zus rama's, Wapifiana’s, Aricuna’s, Woyawai's, Atorai’s und vers fhiedenen andern von mir beſuchten Indianerſtaͤmmen des Binnenlandes. Die Unterftellung des corrumpirten Ausdruds Wurali ift demnach nicht zu rechtfertigen. Bon Martiue und Spir bemerken, daß jie am Amazonenftrom, Yupura, Rio Negro ꝛc. durchgehende Urari und nie Wurali hörten (S, Reife in Brafilien, Münden 1331, Bd. III. ©. 1155). Die Zufammenfrgungen Uraricapara und Uraricuera (Parima), Namen zweier Klüffe, von denen erfterer in den legtern fällt, und welche man auf den älteften Karten, die ınan von jenen Gegenden befist, fo verzeichnet findet, beweifen ebenfalls für die Ausſprache Urari. In England ift indeß der Ausdruck Wurali (oder eigentlih Waurali, da Waterton Wouraly ſchreibt) ziemlich allgemein geworden, da Waterton in feis nen „Wanderungen“ ſich defjelben bedient; allein fo huͤbſch fich fein Buch lieſſt, und fo anziehend er feine verfchiedenen Heldenthaten zu erzählen weiß, fo kann es doc über wiljens ſchaftliche Dinge nirgends als Autorität gelten. **) Das Hauptingrediens des Pfeilgiftes der am Yuppura wohs nenden Indianer ift, nad Von Martiug, die Rinde eines ſchmaͤchtigen Baumes, welder in der Zupi:Sprade Urari- Jwa genannt wird und ber Ronhamon gujanensis, Aublet, ift. Eine Pflanze, welche zu den Ingrediengien des Pfeilgiftes der Macujis gehört und in vielen Beziehungen mit der Aublet— fhen Abbildung übereinftimmt, ift von Hrn. Bentham in der Aufzählung der von mir in Guiana gefammelten Pflanzen Strychnos cogens genannt worden, Jedoch {ft die Urari— Pflanze der Macufis, wenngleich fie derfelben Gattung anges hört, doch in mehreren Puncten ſpecifiſch verfchieden (Vergl. Von Martius nnd Spir Reife in Brafilien, Bd. III. ©. 1237). Ich bezweifle Ecineswegs, daß die Pflanze, aus wel: cher die Indianer bei Esmeralda ihr Pfeilgift bereiten, der Ronhamon Aublet's ſey, und in diefer Anficht ward ich durch eine Unterridung mit Dr. Kunth in Berlin beftärkt, von wel: chem bekanntlich die fyftematifhe Beftimmung der von Hum— boldt gefammelten Pflanzen herruͤhrt. 87 teriiet: „Strychnos toxifera, Schomb.; Hook. Ic. Pl, T, 864 et 265; ramis scandentibus cirrhisque pilis longis patenti- bus rufis dense obtectis, foliis sessilibus ovali-oblongis acumi- natis membranaceis trinerviis utringue pilis longis rufis hirsu- tis, floribus (vacat), fructibus maximis globosis. Folia 3 — 4 pollicaria.‘* Die Strychnos toxifera, das Urari ber Macufi» und Wapi: fiana Indianer, waͤchſ't fporadifch in Südamerica und zivar, foviel bisjegt befannt, lediglich auf dem Granitgebirge Ganufu oder Co— nocon, unter 3° 10° n. Br,, einer Beragruppe, welche an die aus— gedehnten Savannahs der Flüfe Rupununi, Mahu und Zakutu ftößt. Es ift ein holziges Schlinggewaͤchs, an der Wurzel fo ftark wie ein Mannsarm und mit einer rauhen, riffigen, aſchgrauen Rinde bedeckt. Die Pflanze ſchlingt fih um die benachbarten Bäume und erreicht oft eine Höhe von 30 — 40 Fuß, ehe fie fih in Zweige theilt. Die lestern find rundlich und einander entgegengefegt, die Eleinen Zweige dicht mit roftbraunen Haa— ren dedeckt. Zwiſchen den Zweigen, fo wie auch zwiſchen den Blättern, ftehen fpiralförmige Ranken, die mehrentheils einfach, zu: weilen aber auch gabelförmig gefpalten find. Die Eleinen Zweige ſchlagen mandymal auf der einen Seite fehl und werden dann durch eine Ranke erfegt, die in diefem Falle Blätter trägt, Or— gane von befonderer Structur, Knoͤspchen wie es fcheint, zeigen ſich unter der Bafis der Eleinen Zweige, fo wie auch auf den Ae— ften ſelbſt; fie find an ber Außenfeite dicht mit Haaren befegt, an der Innenfeite nadt und lederartig; fie find fpatelförmig. Nicht auf allen Aeſten werden fie getroffen, fondern meift an dem endftändigen Zweige. Die Blätter ftehen entgegengefegt, find länglichzeiförmig, zugefpist, Eurzftielig, gang, dreis bis fünfrippig gewimpert, hautartig uud mit roftbraunen Haaren befigt, welche zwifchen jedem Paare Blattftielen am Dichteften ftehen. Die Gros Be der Blätter wechfelt zwifchen 11 Zoll bis 41 Zoll Länge und 1 bis 3 Zoll Breite. Der Blattftiel ift nur 2 Linien lang. Die Pflanze blühte, wie gefagt, im December nicht, und die Früchte, welche an langen Stielen faßen, fingen eben an, abzufals len. Die Rudimente eines fünffpaltigen Kelches und einer unters ftändigen Blumenkrone waren leicht zu erkennen, Die Frucht ift eine Beere von dem Umfange eines großen Apfels und hat oft einen Fuß im Umfange. Sie ift Eugelfürmig, mit einer harten bläulicharünen Schaale bededt und mit einem weichen, gallertartigen Fleiſche gefüllt, in welchem bie Saamen, 10 bis 15 an der Zahl, eingelagert find. Dieſe find rund, concav⸗ conver, etwa einen Zoll lang und 5 — 6 Rinien did. Bon der Pes ripherie laufen fünf Strahlen nah der in der Mitte befindlichen Hervorragung. Sie find graugefärbt und rauh; der innere Kern ift gelblihweiß und zäh, wie Horn. Diefe Subſtanz bejist, nad) ber Angabe der Indianer, Eräftige medicinishe Eigenſchaften und ſchmeckt fehr bitter. Die Eingebornen wenden fie als tonifches Mittel gegen Magenmweh und Ruhr an. Wir bemerkten viele mit Palmenblättern bededte Haufen von dem abgefchnittenen Holze des Urari, welche, wie man ung fagte, von den Macufis zurücdgelaffen worden waren, die aus großer Ferne bierhergefommen, da die Pflanze auf dem Ganuku = Gebirge nur an zwei bis drei Stellen waͤchſt, welche daher von den India— nern aller umliegenden Diftricte befucht werden. Die Wapiſianas und Macufis gelten allgemein für die kun— diaften Bereiter des Giftes, und nach den übereinftimmenden Aus— fagen biefer beiden Volksſtaͤmme habe ich über das dabei beobad): tete Verfahren Folgendes zu Papiere gebracht: Nur die Rinde und der Baft der holzigen Theile befigen, der Meinung der Sndianer nad, bie giftigen Eigenſchaften im hoͤchſten Grade. Man hadt daher den Stängel der Pflanze in etwa 3 Fuß lange Stöde, ftreift die Rinde davon ab, ftößt diefelbe und weicht fie in einem neuen irdenen Gefäße in Maffer ein. Dort bleibt fie eine Zeitlang wohl bedeckt, bis das Waffer eine gelbliche Karbe angenommen hat, worauf man es durch eine, mit Pifangblättern ausgelegte, trichterförmige Matappa filtrirt. Mittlerweile hat man ſich mehrere andere Pflanzen verfchafft, und nachdem man deren Saft auf diefelbe Weiſe ertrahirt hat, wird diefer letztere Ertract in Bereitfchaft gehalten, um zu dem erftern 38 in bem Augenblide zugefcgt zu werben, wo derfelbe bei gelins dem Heuer bis zur Syrupconfiftenz eingedidt if. Durch biefen Zufag erhält das Urari eine dunklere Farbe, und fobald Alles ges hoͤrig eingekocht ift, nimmt es fi) wie Theer aus. Man füllt 28 nun in Eleine Kalabaffen, welhe man mit Blättern bedeckt, damit der Zutritt der Luft zu dem Gifte verhindert werde. Die India— ner behaupten, es behalte, gehörig verwahrt, feine Kraft mehrere Sahre lange, Wenn man davon Gebrauch madyen will, tbut man die benöthigte Quantität in eine befondere Kalabaffe und fest ein Wenig von dem Gafte der Gaffada hinzu, um das Gift geſaͤmei— diger zu machen. Man fagte mir, durch diefen Zufag von Eaſſa— da:Wafler (mie man den ausgedrüdten Satt der giftigen Wurzel der Jatropha Manihot nennt) würden die fchlummernden Kräfte des Gifts wieder erwedt. Nachdem der Caſſada-Saft hinzugethan worden, gräbt man die Kalabafje mit dem Gifte auf einige Tage in den Erdboden, So verhält es fih, nach Abfcheidung der poctifchen Zufäge mit der Bereitung des Urari durch die Macufis in der Gegend von Pirara und die Wapifiana’s des Ganufus Gebirges, wo die Pflanze einheimifch ift. Das Gefchäft ſelbſt ſcheint durchaus gefahrlos und die ſich entwicelnden Dämpfe völlig unſchaͤdlich zu feynz; allein da der Zopf mehrere Zage hintereinander bei gelindem Feuer beſchickt und die Flüffigkeit oft gefchäumt werden muß, bevor fie concentrirt genug iſt; da ferner dabei eine Menge abergläubifcher Gebräude vollzogen werden, fo kocht der Indianer, bei feiner natürlichen Traͤgheit, jährlich nur 1 bis 2 Mal Gift, Sm Sahr 1837 unternahm ich einen zweiten Ausflug in's Ins nere, bei welcher Gelegenheit ich die Gegend, welche mid das vos rige Mal wegen des Pfeilgiftes intereffirt hatte, abermals befuchte. Meine Intereffe für diefe Angelegenheit hatte fi indeß nicht vermindert, fondern verſtärkt. Die Coloniften in Demarara ließen fih in ihrem Glauben nicht irre machen, daß die giftigften Be— ftandtheile des Urari Schlangenzähne und giftige Ameifen feyen, und meine Behauptung , daß der Saft der angewandten Pflanzen die toͤdtliche Wirkung äußere, und daß das Urari feinen thierifchen Stoff enthalte, wurde in Zweifel gezogen. Offenbar waren bie wunderbaren Berichte früherer Schriftfteler zu ticf eingewurzelt, als daß man meine fhlichte Erzählung irgend glaubwürdig hätte finden Eönnen. Allerdings war ic, bei der Bereitung des Giftes felbft nicht gegenwärtig gewefen, und wiewohl ich felbft nicht im Geringften an der Richtigkeit der Ausfagen der Indianer zweifelte, Eonnte ich dody meinen Glauben nit Andern aufdränaen. Wähs rend unferes Aufenthaltes zu Pirara, einem Macufiihen Dorfe in der claffifchen Gegend von Raleigh’s und Keymis’s Eldo— rabo, erfuhr ich, daß in der Nachbarſchaft ein Indianer lebe, der wegen der Bereitung des Urari weit und breit berühmt fey. Ich bewog ihn durch ziemlich anfehnliche Gefchenke dazu, es in meiner Gegenwart zu kochen, und begleitete ibn zu diefem Zwecke nach den GanufusBergen, theils um bei'm Einfammeln des Hauptingrediens zugegen, theils um vielleicht fo gluͤcklich zu ſeyn, die Urari::Pflanze blühend zu finden, In letzterer Hinfiht ſah ich mich getäufcht; fie war, wie das erfte Mal, mit Früchten bededt. Der Berg Ilamidipang war mir als der am Wenigften von Pirara entlegene Ort bezeichnet worden, wo die Pflanze wachfe und ift von dem Plage, wo wir fie im Jahre 1835 einfammelten, in füdöftlicher Richtung 18 Meilen weit entfernt. Wir fliegen etz ma 1500 Fuß body an dem Berge hinan, und wiewohl wir ſchon tiefer viele UrarisPflanzen fanden, fo erklärte doch mein in der Chemie tief gelahrter Indianer nad) der Beſichtigung des Staͤn— geld, daß fie zur Bereitung des Pfeilgiftes untauglich feyen. Nach— dem wir ein Plateau des Berges erreicht batten, ward eine Etelle ausgewählt, wo wir mit Hülfe der Indianer eine Hütte von Palmblättern errichteten und von wo aus wir Fleine Ausflüge nad) verfchiedenen Richtungen machten, um foldhe Eremplare zu ſam— meln, in denen der Saft die rechte Kraft befaß. Sie ftanden mehrentheils an filfigen Etellen und in Schluchten, zwifchen Gra— nitgerölle, fo daß fich die Localität gut zu den giftigen Eigenſchaf⸗ ten der Pflanze ſchickte. Die Aeſte und bolzigen Etängel, weiche nicht ganz die Dice wie das Kauftgelent eines Mannes batten, wurden ausgewählt und in die Hütte gebracht, wo man fie abfchabte 3 * 39 und die Rinde in Eleinen, zu diefem Zwecke angefertigten Koͤrben aufbewahrt. Als drei berfelben voll waren, glaubte der Giftkoch genug zu haben; bie Körbe wurden mir übergeben, und wir tra: ten den Ruͤckweg nah Pirara an. Die Bereitung des Giftes warb jedoch um einige Tage hinausgefhoben, da der Chemiker be bauptete, er müffe erft fireng faften, um ſich auf das wichtige Ge⸗ [bäft vorzubereiten. Mittlerweile langte Kanaima, ein mädtie aer Häuptling der Macufis vom Fluffe Rupununi, in Pirara zum Beſuch an. Was er dabei für einen Zweck hafte, weiß ich nicht; indeß vermochte er den Giftkoch dahin, daS er feine Zufage brach und fich weigerte, dag Urari in meinem Beiſeyn zu bereiten. Ins deß war ich im Beige der Rinde, und da ic) diefelbe bezahlt hat— te, fo betrachtete ich jie ald mein Eigenthum. Cr verlangte fie zwar zurüd; allein nun war die Reihe des Abſchlagens an mir, Unfere Abreife ſtand damals fo nahe bevor, daß ich Eeinen willi» gern Koch auffuchen konnte, und id nahm alfo die rohe Rinde mit. Mährend der Regenzeit hatte ich Muße genug, weitere Forz ſchungen hinſichtlich diefes Giftes anzuftellen, und ich befchloß eini⸗ ge Verſuche zu machen, inwiefern die bloße Rinde der Urarie Pflanze (Strychnos toxifera) dem thierifhen Leben gefährlich) werden fönne. Sch nahm alfo 2 Pfund von den Rindenfpähnen, übergoß fie mit einer Gallone Waffer und ließ fie fo 24 Stunden maceriren. Die Hälfte des Extracts wurde filtriert und bei einem ftätigen,, aber gelinden Steinfohlenfeuer in einem neuen irdenen Zopfe gekocht, indem von Zeit zu Zeit etwas von dem Nefte des Ertracts zugegoffen wurde. Nachdem die Flüfiigkeit bis zur Con— fifteng eines dünnen Syrops abgeraucht war, ließ ich fie verkühlen, vergiftete zwei Pfeile damit und verwundete mit diefen- zwei Huͤh— ner, das eine in den Schenkel, das andere in den Hals. Die Wirkung zeigte fih nach fünf Minuten; das erfte ftarb ſiebenund— zwanzig Minuten, und das andere, welches am Halſe verwundet worden war, adhtundzwanzig Minuten nah der Verlegung. Der Herr, welcher mich auf meinem Ausfluge begleitet hatte, und Gen: bor Pedro Ayres, welcher vom Diftrictscommandanten abgefandt worden war, um ung an der Brafilianifchen Gränge zu bewillkomm— nen, waren bei diefen Verſuchen zugegen, und es ſteht alfo unber zweifelt feſt, daß die Urari: Pflanze an und für fi und ohne al: les Zuthun von indianifchem Charlataniemus ober andern Stoffen, die die Wirkjamkeit jener nicht verftärken dürften, die tödtlichen Folgen veranlaßt. Der Siedeproceß dauerte Eeine volle fieben Stunden, während die Indianer über achtundvierzig Stunden da— zu brauchen, und obwohl die Hühner allerdings fpäter ftarben, als dieß bei Anwendung guten Macufifhen Giftes der Fall gewefen feyn würde, ſo liegt der Grund doch wahrfheinlich nur darin, daB unfer Decoct nicht hinreichend concentrirt war. Das von mir be— veitete Gift war von bräunlicher Farbe; gutes Macuji:Gift ift das gegen pechſchwarz, und ich bin überzeugt, daß ihm diefe Farbe durch geriffe Zufäge ertheilt wird. Als ih Pirara, getäufht in meiner Hoffnung, das Gift von einem Macufi bereitet zu fehen, verließ, verabredete id) mit dem damals als Miſſionaͤr der biſchoͤflichen Kirche in jenem Dorfe wir: kenden Herrn Thomas Mond, er möge doch irgend einen der dor— tigen Giftföche dahin vermögen, das Urarigift in feiner Gegenwart zu bereiten, und mwiewohl ich, als ich im Jahre 1839 nach Pirara zuruͤckkehrte, Gelegenheit hatte, das Pfeitgift von meinem frühern abtrünnigen Chemiker bereiten zu fehen, fo ziehe ich doch vor, hier Hrn. Yond’s Brief mitzutheilen, ba derfelbe als ein Beweis mehr dienen kann, daß man Fünftig nicht mehr Schlangenzähne und Stechameifen für Beftandtheile des Uvarigiftes halten dürfte, „Pirara, 4. October 1838. Lieber Freund! „Da Ihr Zweck bei'm Bereifen dieſer unmirthlichen Länder darin befteht, die Gränzen des menfchlichen Willens in jeder moͤg— lichen Beziehung zu erweitern, fo benuge id) eine ſich mir darbie— tende Gelegenheit, um Ihnen die gewünfchte Auskunft vücfichtlic der Ingredienzien und Bereitungsart des berühmten Urarigiftes, über welches fo viel hin und. her geredet und gefabelt worden tt, zugehen zu laffen. 40 „Seit ich als Mifftonär unter den Macufis Lebe, habe ich mich es ctwas Foften laffen, um einen Sndianer aus dem Canuku-Ge— birge, welcher wegen feiner Geſchicklichkeit in der Bereitung des pfeilgiftes großen Ruf hat, dahin zu bringen, eine Quantität dar von im Miffionshaufe zu Eochen. Sch war fo glitelid, einen Korb‘ Urarieinde, fo wie aud) eine Quantität Arimäru, Tarireng und Tararemu, zu kaufen; das Uebrige verfchaffte fih der Giftkoch binnen drei Tagen. Als die Ingredienzien bereits zufammen was ren, mußte ich mein Zelt auffchlagen laffen und drei Viertheile deffelben mit Palmblättern rings verfchlagen, welcher Raum nun— mehr den Namen: „das Urari⸗Haus des Indianers ’ erhielt. Das Zelt ward in dem Gehäge vor dem Miffionshaufe, der Thür ges genüber, aufgefchlagen, damit ich Alles, was der Indianer vor— nahm, beobachten könnte. Der Rothwild:Topf *), welcher etwas über eine Gallone faßte, und der früher noch nie gebraucht worden war, ward nun, nebft vier flahen ZTellern, beigeholt. Sn dem erfteren follten die Ingredienzien gekocht, in den legtern die Urarie Slüffigkeit nah) dem Sieden in die Sonne geftellt werden, um fie in Gallerte zu verwandeln, " „Ein großer Guby **), welcher an der Mündung oder dem Stielende mit lofer Baumwolle verjtopft war, wurde am Kopf: ende fo weit aufgefchnitten, dab der Inhalt des Uraritopfes bes quem bineingefchütter werden Eonnte. Ein zweiter, Eleiner Guby ward trichterförmig ausgehöhlt und mit Seidengras zugeftopft, und durch diefen follte die Flüfiigkeit, wenn man fie aus einem Trok— Eenteller auf den andern übertrug, gefeiht werden, damit der bei'm Trocknen auffteigende Schaum darin zurücdbleibe. Das Ieste Ge: fäß war eine Eleine Kalabaffe ***), welche 4 Pinte faßte und in welche das fämmtliche Urari nach und nach duͤrch den Eleinen Trich— ter gegoffen wird, nachdem es die Gonfiftenz dünner Stärke (düns nen Kleifters?) angenommen hat. Nachdem alle Gerätbfchaften bereit und das zum Kochen nöthige Dolz gefpalten war, juchte der Mann nad einem mir nicht befannten Gegenftande, daher ich einen der anmefenden Indianer fragte, weßhalb jener abfeits gee gangen fey. Diefer fagte: „Er ſucht fein Feuerzeug, um Feuer zu machen; denn er darf fein Holz an feinem fremden Feuer ans zünden ; Sie werden fehen, er macht ſich fein Feuer felbft.” Ich wertete ein Wenig, und er Fam wirklich mit feinem Feuerzeuge in der Hand zurücd. Sc betrachtete daffelbe, um zu feben, ob etwas Befonderes daran fey; allein es beftand bloß aus einer, etz wa l 3oll ftarken und 7 Zoll langen, cylindrifchen mit Zwirn ums wickelten Baumwollenlunte, die in einem Bambusrohre von gleie der Länge ſteckte, welches Futteral zugleich die Baummolle vor Naͤſſe ſchuͤtzt und das Weiterbrennen derſelben verhindert, indem fie mit dem glimmenden Ende niederwaͤrts hineingeſteckt wird. Mulatto nahm dann feinen rothen Feuerftein, wie ihn die In— dianer gewöhnlich führen, und der auf einem fernen Gebirge ges funden wird, auch zum Feuerfchlagen durchaus ebenfo gut fcheint, als unfere grauen Feuerfteine 4), und flug mehreremale Feuer; allein da die Baumwolle etwas feucht war, fo fing fie nicht; weß— halb der Menſch in meine Kücdje ging und feine Lunte dort an— zündete. Ich glaubte nun, er werde ſein Feuer unmittelbar mit derſelben in Brand bringen; allein ſtatt deſſen ſteckte er die Lunte *), Buck-pot. Die irdenen Toͤpfe, in welchen die Indianer ihr Effen kochen und welche fie felbft anzufertigen verftehen, wer— den von den Goloniften Buck-pots (eigentlich Rothwild:Zöpfe) genannt, da die Indianer felbjt in der Golonie den Beinamen Buck (Rothwild) führen. Schomburgf. *) Gooby (fprid) Guby) ift die Frucht einer Kürbisart und kann, nachdem man das Fleifc) herausgenommen hat, als Flaſche dienen. Schomburgf. +++) Näpfe, welche man aus der Frucht der Crescentia Cujete oder des Kalabaffenbaums bereitet. Schomburgk. +) Der bier erwähnte rothe Feuerftein ift derber Quarz oder Saspis, welchen man in der Nahbarfchaft des Berges Rorate ma, fowie an den Ufern der Fluͤſſe Coko und Gufenam, findet, Schomburgk. al in fein Bambusfutteral und wartete, bis fie völlig erlofchen war. Alsdann ſchlug er nochmals Feuer, und da die Lunte nun fing, fo zündete er damit das Holz an. Unter das Dad) des Urari- Haus fes darf fein anderes Feuer Fommen, als folhes, das der Urari— Koch felbft gemacht hat, fonft ift der ganze Proceß unwirkfam, Aud) darf zum Auslaugen und Kochen durchaus fein anderes Wafz fer verwender werden, als ſolches, das der Urari-Koch ſich ſelbſt geholt hat, und felbft diefes darf in Fein anderes Gefäß, als die von ihm geweihten Gefchiere, gefchüittet werben. „Das Kochen begann Freitags den 9. Sept. 1838, etwa um 11 Uhr Morgens. Die angewandten Ingredienzien waren folgende: Urari:Rinde von einem E chlinggewächfe * — .2Pfund. Arimãru⸗Rinde, desgleichen **) 1 — Tarireng 0 — Yakkee . . > « . . N 3 1 Wokarimo 2 . . . . . . — — Tararemu, von der Wurzel des Schlinggewaͤchſes Ta- rireng , 5 Z Unze. R . 3 = : . 2 nA Muramu, ***) eine Enollige Wurzel, die nicht gefotten, fon= dern in dem halbgaren Urari eingeweidyt wird, wo— rauf man ben fchleimigen Saft ausdrüdt, um der ganz zen Maffe mehr Gonfiftenz zugeben . - 2 1! Pfund. on Manuca+), der Rinde eines großen Baumes, vier Stüdcden. *) Urari oder Strychnos toxifera, Schomb, Schomburgk. ) Arimaru, Strychnos cogens. Bentham. Schomburgf, **+*) Muramu, eine Art Cissus. Ich brachte einige diefer Knol— len mit nad Europa, melde fowohl bei den Herren Loddi— ges und Söhnen, zu London, als im Berliner botanifchen Garten fortgefommen find. Schomb. 7) Manuca oder Manica, die fehr bittere Rinde eines Baumes, melden ich für eine Species der Kamilie Xanthoxylaceae halte. Innerlich gebraucht, fol fie Speichelfluß veranlaffen und die Anwohner des Rio Negro und Amazonenftroms bedie- nen fich derfelben daher bei fopbilitiichen Krankheiten. Merk: würbdigerweife befigen alle Sngredienzien des Macufifchen Pfeile giftes eine ſtarke Bitterkeit, daher es auch als tonifches Arze— 42 Miscellem Ueber die Phyfiologie der Menftruation koͤmmt Herr Radziborsfy in einer längern Abhandlung zu folgen: den Sägen: 1) die Menftruation ift eine Kolge der vollens deten Entwicdelung der Eierſtoͤckez 2) fie iſt die directe Folge der Mittel, welche die Natur anwendet, um die Enden der Fal— topifhen Röhren und die Dvarien in das gegenfeitige Werhält niß zu bringen, welches zue Befruchtung und zum Durdgange befruchteter Eier erforderlich iſtz 3) die Blutcongeftion, wels de unerläßlih ift, um bei'm Menfchen diefe Bedingunaen ber: beizuführen, fheint an und für ſich binreikend, das Vorkommen der Blutung zu erklären, welche die Menftruation darftellt; man braucht zu einer Zufammenhangstrennung dabei nicht die Zuflucht zu nehmen; 4) daß die aufrechte Stellung, welche den Blutandrang zu den Gefchlechrstbeilen begünftiat, ein Hauptgrund feyn möge für die Reichlichkeit des Menftruationsfluffes bei'm Weibe und bei einigen Arten von Affen; 5) daß aus Mangel einer richtigen Theo— rie über die Menftruation bis jest auch Feine rationelle Behande lung der Menftruationsftörung möglih war; 6) daß es nicht be= wiefen ift, daß die ovula allmälig in jeder Menftruationsperiode zur Reife Eommen, oder daß die reifften ovula fich alsdann der Ober: fläche des Dvariums nähern, um dort zu zerreißen und einem Kei: me Ausgang zu geftatten. Eine dritte Zabnentwidelung bei einer neungige jährigen rau beobaditete Dr. Podracca zu Venedig bei einer Nonne. Die erfte Zahnung war fchwierig gewefen; die zweite war leicht und regelmäßig; fie verlor aber ſaͤmmtliche Zähne im fünfundvierzigften Jahre durch caries, Atrophie ꝛc. Seitdem Eaute fie nur unvolltommen mit den Kieferrändernz; im neungigften Sabre empfand fie ein unbequemes Juden im Zahnfleifche, dieſes wurde roth, es ftellte ſich Salivation ein, es bildete ſich Diarrhoͤe und e8 kamen neue Zahnfeime zur Entwicdelung. Nach und nad famen vier Schneidezähne und zwei Edzähne im Unterkiefer zum Vorſcheine. Einige Alveolen am Untere und am Oberkiefer was ren mit freiliegenden Gapfeln gefüllt, die eine aelatinöfe Flüfiigkeit enthielten, und es ift wahrfcheinlih, daß die Frau, wenn fie nicht im dreiundneungigften Zahre plöslid an Schlaafluß geſtorben waͤ— re, noch mehrere Zähne bekommen hätte. (Revue med. Janv. neimittel angewandt wird. Die Pflanzen Tarireng, Yakkee 1842.) aut ie Nekrolog. — Der verdiente Chemiker Bergcommif- Schluß folgt.) Konzatg, Profeffor Campadius zu Freiberg, ift 13. April ges ftorben. — —— ———— — = Bee elick u ned om Ucber Behandlung der Proftatafrankheiten. Don R. X. Stafford. Erfter Fall. James Farrel, 70 Jahre alt, wur: de am 18. September 1840 wegen Harnverhaltung, in Folge von Proftataanfchwellung, in das Spital aufgenom- men. Die Proftata war von der Größe eines Huͤhnereies und ragte gegen das rectum hervor. Der Mann litt feit einem Jahre an Befchwerden bei'm Urinlaffen, an einem Gefühle, daß er die Blafe nie ganz leere und einem dumpfen, drüf: kenden Schmerz im perinaeum; der Urin war Übeltiechend und in hohem Grade alalinifh. Ich verordnete ein Sup: pofitorium mit 3 Gran Kali hydroiodicum, 5 Gran Extr. Hyoseyami und 5 Gran Extr. Conii, Abends und Morgens. Zwei Mal des Tages follte man catheteris firen, und tälic follten Bougies mit Kali hydroiodicum eingebracht werden. Diefe Behandlung dauerte einen Mo— nat, als er anfing, aus eigenem Antriebe fein Maffer zu laffen, wobei indeß zuerft die Blafe nur theilweife entleert wurde. Die Arzneimittel wurden allmälig gefteigert bis zu 10 Gran Jodkali. Die Proftata nahm allmälig an Um— fang ab, und in demfelben Maafe nahmen die Kräfte der DBlafe zu. In fehs Monaten wurde die Druͤſe bis zum Umfange einer mäßigen Wallnuß verkleinert; der Mann hatte nun feine Schwierigkeit bei'm Wafferlaffen mehr und 43 Eonnte die Blaſe bis auf ein oder zwei Unzen entleeren. Sn diefem befriedigenden Zuftande verließ er die Anftalt und blieb feitdem in demfelben Zuftande. Zweiter Fall. Her ©. G., 44 Sahre alt, hatte feit mehr, als feh8 Monaten große Beſchwerden bei'm Ent: leeren des Urins; und obwohl er eine gewiſſe Menge laffen Eonnte, fo war er doch nie im Stande, die ganze Blafe zu entleeren. Diefe Beſchwerden nahmen allmälig bis zur'volls ſtaͤndigen Netention zu. Er wendete fih an einen Wund- arzt; es wurde täglich zwei Mal catheterifirt, es erfolgte aber Eeine Befferung. In der Furcht, an DBlafenftein zu leiden, Eam der Mann nad) London in meine Behandlung. Sch fand eine Vergrößerung der Proftata, deren beide Sei— tenlappen die Größe einer Wallnuß hatten, während der mittlere Zappen deutlich zu fühlen war, fowie der Gatheter in die Blafe eindrang. Der Kranke beklagte ſich über ein Gefühl von Fülle in der Gegend des Blafenhalfes und von Schmerz; im perinaeum; außerdem waren feine Sympto— me vorhanden; der Urin war alkalifch. Am 13, November verordnete ich ein Blafenpflafter in der Lendengegend, ein Suppofitorium mit 3 Gran od» Eali Abends und Morgens und die Einlegung von Jodbou— gied (Kali hydroiodiei 5 Gran zu Ung. cetac. 3). Der Urin wurde Abends und Morgens mit dem Catheter tweggenommen. Am 15. ziemlich berfelbe Zuftand. Am 17. ebenfo, jedoh weniger Schmerz; am 18.: er ließ drei Mal ein Wenig MWaffer, jedoch blieb nody jedesmal eine Pinte Waſſer in der Harnblafe zurüd. Diefelbe Behandlung. Am 21. November der Kranke beffert ſich; er läßt zwei oder drei Mal täglich vier Unzen Waffe. Supposi- toria aus 4 Gr. Kali hydroiodicum mit 6 Gr. Extr. Hyo- seyami und ebenfoviel Extr. Conii dreimal täglih. Die mit Jodkali überzogenen Bougies wurden fortgefegt; fie ver: anlaßten jedes Mal einen veizenden Schmerz; am dritten Lappen. Am 23. Die Befferung fchreitet fort; der Kranke laͤßt auf einmal eine halbe Pinte Waffer. Am 25. November war der Zuftand um foviel beffer, die Proftata beträchlich vermindert; ich entließ daher den Kranken nah) feiner Heimath, wo diefelbe Behandlung fort= gefegt wurde. Am 3. December erhielt id) von feinem Urzte folgenden Beriht: „Herr G. befindet fich beffer, als bei feiner Abreife von London; geftern ließ er fo viel Wal: fer, wie gewöhnlich vor feiner Krankheit. Die Behandlung wird forfgefeßt. Der gelaffene Urin ift normal; die Pro- ftata ift noch vergrößert, jedoch nicht fo ftark, als zu ber Zeit, wo er nach Haufe zuruͤckkehrte. Sein Allgemeinbes finden beffert fih." Da ih feitbem von dem Kranken nichts gehört habe, fo vermuthe ich, daß er hergeftellt ift. Dritter Fall. Herr M., 57 Jahre alt, leidet feit feinem funfzigften Sahre an dem Gefühle, wie von einer Duetfhung im perinaeum. Dieß breitete ſich fpäter an der inneren und hinteren Seite der Schenkel herab aus, Er leidet beträchtlidd an Schmerz; im Kreuzbeine und in den Sigbeinfnohen. Diefe Schmerzen haben ſich mehr oder 44 weniger verfchlimmert und befonders das Gefühl von Quets fhung, welches fih bis zu einem Gefühle von Wundſeyn (wie nach einem Schlage) fteigerte. Er litt dabei an ftars ker Neizbarkeit der Blafe, häufigem Urindrange und allges meinem Kranfheitsgefühle in den Harnwerkzeugen. Sch un: terfuchte die Proflata, und fand den rechten lobus viel größer, als den linken, indem diefe Seite fo groß war, wie die ganze Drüfe im normalen Zuftande. Am 1. April 1841 verordnete ich ein Gran Jodkali, zehn Gran Extr. Hyosc. zu einem Suppofitorium , wel: des jeden Abend eingelegt werden follte, Am 6. April. Er fühlt ſich etwas beffer; es wurde noch ein Gran Jodkali zu dem Suppofitorium hinzugefeßt ; von da an wurde das Jodkali granweife vermehrt, in dem Maaße, ale der Kranke es ertragen Eonnte. Um 26. April. Sch unterfuhte die Proftata und fand fie um ein Drittel verkleinert; das Jodkali wurde noch fortgefeßt und bis zu zehn Gran gefteigert. Am 20. Mai war die Proftata ziemlih auf ihr nor- males Volumen zurüdgebraht; nur an der rechten Seite fühlte ih noch eine Auftreibung von der Größe einer Has ſelnuß; der Schmerz; im perinaeum mar ziemlid vers ſchwunden und das Gefühl von Quetfhung im Kreuzbeine und an den Schenkeln fehr vermindert. Am 10. uni. Die Hervorragung im rechten lobus war beträchtlich vermindert ; die Behandlung dauerte fort. Um 8. Juli. Die Proftata zeigte ihr normales Vo— lumen. In diefem Falle war ich bisweilen genöthigt, bie Quantität des Jodkali zu vermindern, weil e8 teizte. Vierter Fall, Herr W. befragte mich wegen fols gender Symptome: Starker Schmerz im Verlaufe des rech— ten Saamenftranges bis zum Hoden; Schmerz und ein Ges fühl von Fülle im Blafenhalfe; beftändiger Reiz und Drang zum Urinlaffen. Er batte früher zweimal Gonorrhöe ges habt und eine Strictur, was aber jegt gut war. Als ich eine Bougie einführte, fo ging fie leicht durch, bis zur Pros ftata, wo fie wie an einem feften Körper anftieß und nicht in die Blafe einzubringen war. Diefer Miderftand befand fih genau in der Stelle des dritten Lappens der Proftata, und nah dem Erfolge der Behandlung fehließe ich, daß dies fer Theil der Drüfe vergrößert war. Sch legte Jodbougies ein ; dieß wurde zwei oder drei Monate fortgefest, der Theil wurde allmälig abforbirt, und ich Eonnte mit Leichtigkeit einen ftarken Gatheter einführen, ohne ein Hinderniß zu be— merken. Es verloren ſich alle unangenehmen Symptome, und der Kranke befindet fih nun volllommen mohl. Fünfter Fall. Ein Herr von 71 Jahren mendete fih im vergangenen Mai an mih. Cr batte einige Zeit an ftarker Reizung des Blafenbalfes und häufigem Drange zum Ueinlaffeu gelitten; er klagte über einen dumpfen Schmerz; im perinaeum. Wegen des häufigen Urinlaffens ſchlaͤft er ſehr wenig, wodurch fein Allgemeinbefinden fehr 45 verfchlimmert ift. Ich fand die Proftata im Ganzen aufs getrieben und verhärtet, befonders aber den linken Lappen. Sch empfahl Suppofitorien aus Jodkali ale Abend und 5 Gran Extr. Hyosc. mit Soda zwei Mal taͤglich. Er befolgte diefen Natb auf dem Lande und fam nad fünf Wochen wieder. Er befand fid) beffer, und die Drüfe war beträchtlich verkleinert. Patient ſetzte diefelbe Behandlung fort und kam nady einem Monate wieder; dad Allgemeinbe: finden war beträchtlich beffer; die Symptome von Reizung des DBlafenhalfes und von Schmerz; im perinaeum waren verfhmwunden. Im Auguft fand ich die Drüfe normal, die Symptome befeitigt und das Allgemeinbefinden vollfommen hergeſtellt. Sechster Fall. Michael Hines, 71 Jahre alt, wurde am 7. Juni 1841 wegen Harnverhaltung in das Spital aufgenommen. Er litt an einer Vergroͤßerung der prostata. Zwei Jahre zuvor war er wegen deſſelben Lei— dens in einem Londoner Spitale behandelt und etwas ge— beffert worden. Dennoch leidet er feitdem an Harnbeſchwer— den und fann namentlih nie den Urin ganz ausleeren. Die prostata tagte in der Größe eines Hühnereies in das rectum berein; die Harnblafe war wegen mehrjlündiger Verhaltung uͤbermaͤßig ausgedehnt; e8 wurden mit dem Ca— theter 13 Pinte übelriechenden alkalifchen Urins weggenom— men, Der Gatheter blieb liegen; der Kranfe erhielt ein Ab— führmittel und ein Suppofitorium aus 4 Gran Jodkali mit 4 Gran Extr. Hyosc. Der Gatheter blieb vierzehn Tage liegen. Die Suppofitorien wurden fortgefegt, und nachher wurde beides Abends und Morgens eingelegt. Fünf Wochen nah feiner Aufnahme konnte er den Urin normal laffen; dieß dauerte auch noch‘ drei Monate nach feiner Auf: nahme. Das Jodkali in den Suppofitorien ift auf 10 Gran gefteigert; die prostata verminderte ſich bis auf ih: ten normalen Umfang, und der Kranke verließ am 3. Sept. 1841 das Spital vollfommen hergeftellt. Diefe Fälle fprechen für ſich ſelbſt; es ift nur zu bes merken, daß der erfte umd legte Kranke an der Proſtata— Vergrößerung der alten Leute litten, wo man gewöhnlich annimmt, daß die Kranken vollends das ganze Leben hin— durch einen Gatheter brauchen müffen, an beftändigem Urin: drange leiden und durch nachfolgende Blaſen- und Nierens krankheit einen elenden Tod flerben. Der zweite Fall, obs wohl bei einem Manne von 44 Jahren, ift ebendahin zu rechnen. Die Symptome waren diefelben, und die Drüfe war ebenfo vergrößert, fie bildete ein mechanifhes Hinder— niß für die Austreibung des Urins; die Übrigen Fälle wa— ten Proftataanfchmwellungen in den verfchiedenen Stadien, bevor volllommene SHarnverhaltung eintritt. Sie würden ohne Zweifel allmälig bis zu vollfommener Verhaltung fich gefteigert haben. Die empfohlenen Mittel hatten jedes Mal das günftigfte Nefultat, und ich habe bisjetzt feinen Fall ge: habt, wo fie nicht von gutem rfolge gemefen wären, (London med. Gaz. Oct. 1841.) 46 Folgen des Pönitentiarfyftems *) Unter dieſem Zittel hat unlängft Herr v. Larodefous caulds:Liancourt ein Schriftchen herausgegeben, in welchem er über die Nachtheile, die das einfame Einfperren in einer dunfeln Zelle und andere in dem Kinderzuchthaufe zu Rouen üblichen Stra— fen herbeigeführt haben, Folgendes mittheilt, wobei wir vorläufig bemerfen, daß die in jener Befjerungsanftalt befindlihen Kinder 8 — 12, zuweilen bis 15 Jahre, alt find. „Der Artikel, welder fid) auf die Einfperrung in dem buns keln Kerker bezieht, fchreibt vor, daß diefelbe höchftens vierzehn Tage dauern darf, wenn nicht die Oberauffichts-Gommiffion dars über anders befchließt, welche jedoch keinesfalls diefe Strafe über einen Monat hinaus verlängern darf, Dreißig Tage find alfo der längfte Termin für diefe Strafart; allein dennod hat fie ein Kna— be, Namens Mouffon, einundfunfzig Tage lang beftchen müjfen. Ueberdem hat ein Mitglied der Sommifjion, welche das Reglement entworfen hat, eingeftanden, daß es drei Kinder auf vierzig Tage zu diefir Strafe verurtheilt habe. Ta, es hat fogar ausgefagt, der Snftructionsrihter und Gubftitut des Königl. Procurators hätten fi bei dem Ausfprude auf ihn bezogen. Die Strafe ift alfo jedenfalls in ihrer Gegenwart und mit ihrer Bewilligung dic— tirt worden. Ohne Zweifel haben diefe Magiftratsperfonen , als fie das Urtheil einer adminiftrativen Behörde, die nicht dazu be= fugt ift, überließen, gemeint, das fey fo hergebracht; allein gerade gegen diefes Herkommen proteftire ich aus allen Kräften. Weshalb wurden aber diefe Kinder zu vierzigtägiger Einfper: rung bei Waffer und Brodt, ohne Licht und Luft, im Monate Ds tober in einem feuchten, Ealten, mit Steinplatten ausgelegten Pars terrezimmer, nur mit einem leinenen Kittel, aber weder mit Holz: ſchuhen, noch mit einem Bette, noch felbft mit Strob verfehen, verurtheilt? Weil fie fi, wie man es in einer Schule nennen würde, balsftarrig betragen, weil fie Möbeln in ihrer Zelle befchäs digt hatten. As Monnier zu vierzehntägiger Einfperrung im Schilderhäuschen**) verurtheilt wurde, an welcher Strafe er ftarb, hatte cr eine Thür zertrümmert, Als er früber zu vierzehntägiger Einfperrung im bunfeln Kerker verurtbeilt ward, hatte er in den Lebrftunden mehrmals gelacht oder geplaudert. Man fieht ohne Weiteres die übertriebene Härte diefer Strafen ein. Wer follte es für möglich halten, daß in einer Anftalt, die in einem väterlis chen Geifte verwaltet werden follte, das Reglement vorfchreibt, daß Kinder mit achttägiger einfamer Einfprengung geftraft werden, wenn fie öfters gelacht oder ſich unrubig betragen haben. Wir wollen die Refultate diefes Reglemente etwas näher in’s Auge faffen. Am 1. October befanden fich neunundzwanzig Kinder bei Wafe fer und Brodt, im leinenen Anzuge, ohne Bett und Streh, in der dunfıln Zelle. Der Oberarzt machte deshalb bei feiner Bifitation eine für den Director und die Atminijtration beftimmte Bemers kung auf der Lifte, von der aber nicht die geringfte Notiz genoms men wurde, fo daß fie ber Arzt nad) einiger Zeit wiederholen zu müffın glaubte, Am 17. Sanuar 1840 trug er folgende Bemerkung in bie Li: fte ein: „An dreißig Kindern werden Strafen vollzogen; zwölf find in der Zelle, ohne Bett, ohne Dede, im leinenen Kittel. Sie fommen den ganzen Tag nicht an die Luft. Die Temperatur bält fi feit einigen Zagen auf 5 bis 8 Grad unter dem Gefrierpuncte. Bei diefer Bekleidung, ohne fi Bewegung machen zu Eönnen und bei unzureichender Nahrung, leidet die Gefundheit der Kinder, und *) Consequences du systeme penitentiaire, Brochure in 80, *) Das Schilderhaͤuschen ift eine Art von Ubrkaften, ein auf allen Seiten aefchloffener hoher Käfig, der 50 Gentimeter (1 F. 104 3. Rhein.) breit und 30 Gentim. (1 F. 14 3.) tief ift, fo daß, wenn man zivifchen diefen vier hölzernen Wänden eingefchleffen ift, man ſich weder fegen, noch felbft umwenden kann, fontern beftändig ſtehen muß. Begreiflicherweife kann dieg Niemand, am allerwenigften ein Kind, lange aushalten, obne todtmübde zu werben. 47 es ftcht zu fürchten, daß daraus bie bebenklichften Zufälle entſte— ben. Sc glaube den Herrn Director hiervon amtlich in Kenntniß fegen zu müffen, und verlange, daß die gegebenen Befehle in einer angemejfenen Weile abgeändert werden.’ Diefe zweite Warnung blieb ebenfalls unbeachtet, und einen Monat fpäter brach der Scorbut unter den jungen Sträflingen aus. Die Aerzte der Anftalt fchrieben deffen Urfprung den über: mäßtg harten, ja unmenfchlichen Strafen zu. Dr. Desbois, der gewöhnliche Gefängnißarzt, unterſuchte die Sache näher und ermit— telte, daß unter den fünfundzwanzig Scorbutifchen vierundzwanzig länz gere oder kürzere Zeit in der dunkeln Zelle eingefperrt gewelen waren. Er bezeugte dieß officiell in folgenden Worten: „Ich erkläre auf Seele und Gemilfen, daß unter den im Sabre 1840 von Scorbut ergriffenen fünfundzwanzig Sträflingen vierundgwangig nad) über= ftandenem Strafarreft davon befallen worden find.‘ Dr. Bingtrinier, der Oberarzt, hat die Richtigkeit diefer Erklärung anerkannt und fortgefahren, die Behörde durdy Erinne= rungen auf diefen Grgenftand aufmerkfam zu machen Am 6, Sept. 1840 fchrieb er in das Viſitations-Protocoll: „Oreizehn Kinder find in der Strafzelle und fieben im Kerker bei teodnem Brodte und Waffer, ohne Suppe. Sollten fie lange dars in bleiben, fo mäßte ich darauf dringen, daß ihnen Suppe bewils ligt werde; denn ich fürchte, daß bei jener Diät der Scorbut von Neuem ausbrehe. Im Monat Mai hatten wir fünfundzwanzig Scorbutifhe, und unter diefen waren vierundzwanzig aus dem Strafarrefte entlaffen worden. Dieß ift fehr zu beachten.‘ Diefe fo erheblihe und traurige Thatſache war demnad in dem Vilitationsprotocolle angezeigt, welches der Director und die Adminiftratoren zu Lefen und aufmerffam zu prüfen verpflichtet waren. Es gab Eein gefeglicheres, milderes, weiferes Mittel, durch welches die Graufamkeit diefer tyrannifchen Strafen hätte abgeftellt werden Eönnen. Bei Gelegenheit feines Beſuchs am 15. October ſchrieb der Oberarzt abermals in’s Bifitarions-Protocoll: „Der Eleine neun— jährige Michel Not hat in Folge der im Kerfer erlittenen Er— Faltung ſehr böfe Füße. Er hat darin mehrere Tage ohne Schus be verweilt. Cine Zußbekleidung irgend einer Art muß aber den eingefperrten Kindern geftattet werden.’ Alſo ein neunjähriges Kind wurde fo araufam beftraft! Wäre es denn möglih, daß in einem fo zarten Alter Feine gelindere Strafe mehr anfchlüge? Hat doh der Unterftaatsfecretär erklärt: „Ss giebt in Frankreih Feine Kerker mehr!’ Selbſt für neunjäh: rige Kinder giebt es deren! Am 26. Dctober 1340 trug der Oberarzt ferner Folgendes ein: „Der Eleine zwölfjährige Monnter hat vierzehn Tage in der Zelle und meitere vierzehn Tage im Shitderhäuschen zuge: bracht; noch länger hat man ihm nur Waffer und Brost gereicht. Das Kind ift Äußerft Schwach; es Elagt über Unwohlfiyn, und id) glaube es ihm. Könnte man ihm nicht Suppe bewilligen ?“ Es it auffallend, daß der Arzt nicht befugt war, ein Kind aus dem Strafarrefte zu entlajfen, wenn e8 nicht bedenklich krank war; ja daß er nicht einmal das Recht hatte, ihm Suppe zu vers ordnen! Und dennoh hat der Arzt, % B, in Betreff Mon: nier’s, ald er ihn zwei Tage fpäter wiederfah, erklärt, fein Zu: 43 ftand fey um Vieles fchlimmer, und. er leide an völliger Kraftlofigs keit, Er verordnete, daß er in die Krankenftube gebracht werde, wo der Knabe einige Wochen fpäter ftarb, Am 4. November 1840 trug der Oberarzt Folgendes in's Dis fitationsprotocoll ein: „Dir Knabe Mouffon ift feit 51 Zagen im Kerker, und zwar in einer der feuchteften Parterrezellen. Koͤnn— te er nicht in eine der obern Zeilen gebracht werden? Er Elagt über Schmerzen und Steifheit in den Knieen. Sein Zahnfleifh zeigt rothbraune Fleden, die ich für fcorbutifh halte, Werden die Kins der länger als acht Zage eingeferkert, fo muß ihre Gefundbeit zus mal leiden, wenn fie fih Parterre auf dem Zahlen Fußboden ohne Strobfad, Dede und Schuhe befinden.’ Dr. Desbois, der gewöhnlihe Gefängnißarzt, hat beftändig ähntihe Erinnerungen an die Adminiftration ergehen laſſen. Rüde fihtlich deffelben Eträflings fehrieb er am 6. November 1840 Fols gendes in die Lifte: ,,Der Knabe Mouffon, der fidy jegt im Kerker befindet, leidet ftarE am Scorbut. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diefe Krankheit bei ihm von der langen Einfperrung herrührt; die Kälte, Feuchtigkeit, lange Entbehrung der Reibesbes megung werden Kindern, die bereits zu Scropheln und allen Drü- fenfranfheiten Anlage haben, höchft gefährlich.’ Dieß find ausgemachte Thatſachen, die unläugbar ber einfamen Einfperrung zur Laft gelegt werden müffen. Zu den bereits aners Eannten Gefahren der Geiftesperwirrung, Geiftesfhrwächung, allges meinen Hinfälligkeit, des Ueberhandnehmens der heimlichen Sünden gefellt fi nun auch noch die des Scorbuts, Miscellen. Ueber den Gebraud großer Dofen von Kali nr- trieum bei acutem Gelenfrheumatismus hat Herr Ar: ran in ber Gaz, med, 12 Beobachtungen befannt gemacht, wos dei die Kranken von Anfang ihrer Krankheit an in irgend einem angenehmen GetränE große Dofen von Kali nitricum zu ſich nah— men. Es waren 10—20 Gran in einer Pinte aufgelöf’t. Alte Fälle waren 8 Tage nah Beginn der Behandlung und 14 Zage nad) Beginn der Krankheit geheilt. Zweimal Fam ein Rüdfal vor, und dreimal zeigten ſich Spuren einer Affection des Herzens, Die mittlere Quantität in 24 Stunden betrug 33 Gran, in 3 Pin: ten (Getränk aufgelöft. Im Allgemeinen veranlaßte das Mittel reihlihen Schweiß, einigemat ftarke Darmauslerrung, feltener reiche liche Urinausleerungz; der Puls wurde fehon einen Tag nad) Anz fang der Behandlung von geringerer Frequenz und Härte. Die einzige ontraindication ift, wenn mit dem Rheumatismug eine entzündliche Affection des Magens oder Darmcana's complicirt ift. Bei einer Luration des Daumens nad Dinten wurde die Einrichtuna von Herrn Adams mittelft der gewöhnlichen Extenſion vergeblich verfucht: fie gelang aber, als die erfte Pha— lanr des Daumens in der Richtung der Stredbewequng auf den Rücken des Metacarpallnochens bintenübergebogen wurde. So rücte das hintere Ende der erften Phalanx in die Nähe des vore dern Endes des Metacarpalknochens, wurde hier fiftgehalten, wor— auf der Daumen wie ein Hebel in feine normale Lage zuruͤckge— bracht werden Eonnte. Bibliographiscde Neuigkeiten. The Philosophy of the Eye etc.; being a familiar Exposition of its mechanism and of the Phenomena of vision, with a view to the Evidence of design. By John Walker, with nume- rous illustrations, London 1842. 8. Outlines of Botany for the use of families and schools. By Thomas Graham ete, London 1841, 8. M. K. en Archief or vgeneeskunde; onder medeverking van eenige vader- landsche Geleerden uitgegeven door Dr. J. P. Heije. Eer- ste Deel, Amsterdam 1841. 8. (Die Fortfegung der früher unter dem Zitel „„Wenken en Meeningen“ erſchienenen Zeits ſchrift.) Dell umano febbricitare Nuovo saggio pratico della medieina misontologica. Del Dott, J. G. Geromini. Milano 1841. 8. ur aus Menue Notizen dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinafratbe Froriep zu Weimar , und dem Mebieinafrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, IN 466. Gedrudt im Landes » Induftrie- Comptoir zu Weimar. (Nr, 4. des XXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., April 1842, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. 1121 1 Ueber das Urari (Wurali), das Pfeilgift der Sndianer von Guiana, nebft einer Befchreibung der Pflanze, aus welcher fie bereitet wird. Bon Robert H. Schomburgk, Eſq. (Bierzu die Figuren 29. bis 32. auf ber mit Nr. 463. INr. 1. bies i . fed Bandes] audgegebenen Tafel.) Schluß.) „Dieſelben wurden jedoch in zwei beſondern Parthieen gekocht, weil der Topf nicht groß genug war, um die ganze Maſſe Rinde auf einmal zu faſſen. Zu jedem Sude brauchte er einen Tag; zu dem erſten ziemlich den ganzen Freitag und zu dem zweiten den Sonnabend. Das Urari ward zuerſt in den Topf gethan, und die uͤbrigen Incredienzien ſetzte er dann nach und nach zu. Waͤhrend des ganzen Siedeproceſſes ließ er das Feuer ſehr gelinde brennen, ſo daß die Fluͤſſigkeit eben nur im Kochen erhalten wurde, und die ‚Rinde ſchien dadurch ſehr vollſtaͤndig ausgelaugt zu werden. Se: desmal, wenn er eine friſche Hand voll Rinde in den Topf warf, fachte er das Feuer von Neuem an, und dabei verſicherte er mir, daß das Urari dadurch an Kraft gewinne. Natuͤrlich wäre dieß ‚eine fehr unpaffende Zeit zu Gegenbemerfungen von meiner Seite gewelen; denn wenn ich ihm im Geringſten widerſprochen hätte, würde er, ohne Weiteres, Alles im Stiche gelaffen haben, und ich bätte bei meinen ungekochten Urari:Ingrediengien meine Thorheit bereuen müffen. Ic ließ ibn alfo völlig gewähren und fagte ihm, ich wünfche nur, das ganze Verfahren gründlich Eennen zu lernen, und daß der Urari ſtark, oder, wie jie fich ausdrüden, ſchmer z— baft werde. Der ganze Freitag und Sonnabend war auf das Ausziehen des Giftes aus den verfchiedenen Ingredienzien verwen— det worden, und die fo gewonnene Urariflüffigfeit nabm fich unge: fähr wie ftarker Kaffee aus. Die bei'm erften Auszichen etwa 11 ‚Gallone betragende Menge derfelben war mittlerweile bis auf 1 Quart eingekocht, und wurde nun in den Guby gefchüttet, der „oben ausgefchnitten und am Stielende fo feft mit Baumwolle ver: ftopft war, daß der die Bodenfag zuruͤckgehalten ward. Aus die: fem Seiber floß fie in einen der großen flachen Zeller und den zum Kochen angewandten Zopf, in welden Gefchirren fie den Sonnenftrablen ausaefegt werden follte. Dieß aefchab am Morgen des Montags. Nachdern das Urari zwei bis drei Stunden lang ‚an der Sonne geftanden, bemerkte ich, wie fräftig der Echleim der Knolle Muramu auf dag Gerinnen oder Gteifwerden der Fluͤſ— figkeit hinwirkte. Am Dienstag fhüttere Mulatto das Urari in noch flachere Teller, in denen es der Sonne wieder ausgeſetzt ward, bis es, wie bereits oben angegeben, die Gonfiftenz dünner Stärke (dünnen Kleifter6?) erlangt hatte, und alsdann ward es N. 1566. ee er ee in das legte Gefäß, eine Eleine Kalabaſſe, gebracht, welche faft £ Pinte faßte, bis zu welcher geringen Menge die ganze Maffe eins gedickt worden war. „Der Trodenproceß dauerte vom Montage bis zum folgenden Donnerstage, wo Mulatto mir das Gift zuftellte und mich zu— gleich einlud, die Kraft deffelben zu probiren. Er fagte mir, das Gefhöpf, an welhem der Verſuch zuerft angeftellt werden müffe, fey die Täpuya (eine im Grafe der Savannahs lebende Eidecyfens art); und wenn diefe fchnell fterbe, fo fiy das Urari ftark, weil jenes Thier wenig Blut habe und alfo ſchwer zu tödten fiy. Wie er ein fo geſchwindes Thier auf der weiten Savannah fangen oder überhaupt finden Eönne, war mir ein Rätbfel; allein bald fam id) darüber in's Klare; er zündete das trockene Gras mit einer Fak— fel an, und da fich das Feuer fchnell verbreitete, fo Eamen die Täpuyas alsbald aus ihren Schlupfwinkeln hervor und fuchten das Weite. Mulatto beobachtete genau die Stelle, wo fie fich unter Gras und Stauden verbargen, ſchlich fidy an biefelbe und fehrte bald mit einigen lebenden Eremplaren zurüd, Er nahm dann ein Stüdchen Holz, von der Stärfe einer Stridnadel, ſchnitt es fpiß zu, vergiftete die Spige mit Etwas von dem eben bereiteten Urari und ftad fie dann in das Hinterbein einer Eidehfe. Er ließ das Thier hierauf los; aber es war kaum einige Schritte weit gelaufen, fo fing es an, zu keuchen, Icate ſich nieder und ftarb. Eine zweite und dritte Eidechfe vermundete er in den Schwanz, und der Erfolg war ziemlich derfelbe; fie farben beide binnen we— nigen Minuten. Hierauf brachte einer der Indianer eine Ratte und durchſtach deren einen Schenkel mit einer vergifteten Nähnadel, was auf dag arme Thier eine folhe Wirfung äußerte, daß es ver— redete, che es volle zehn Fuß weit gelaufen war, Da id cin Hubn für den Mittag fchlachten laffen wollte, fo machte ich den Vorſchlag, demfelben etwas Urari in’s Bein zu bringen. Hierge— gen madhte Mulatto Einwendungen und behauptete, er hätte fein Urari nie an Hübnern probirt, und wenn er es tbäte, würde die ganze Maffe verderben; als ich aber darauf beftand, faate er: „So mag’ drum ſeyn“. Mulatto fchnigte nun zu dieſem Zwecke einen befondern Pfeil und trednete das daran gebradte Urari über dem Feuer; „denn“, fagte er, „das Urari ift noch weich, und würde ſich, ſowie c8 mit der Haut in Berührung kaͤme, vom Pfeile abftreifenz wenn es aber aufaetrodnet ift, fo geſchieht dieß nicht, fondern es gelangt bis in’s Blut“. Ein Habn ward nun in den Schenkel gefhoffen, worauf er 10 — 12 Schritte weit lief, dann über den etwa 25 Schritte breiten Weg gina und ſich in's Gras dudte, da er dann den Kopf finken ließ, als hätte er den Hals gebrodyen und gleich darauf ftarb. Ich wuͤnſchte, das Urari an einem Hirfche oder irgend cinem jagdbaren Thiere zu probiren, habe aber dazu biejegt roch Feine Gelegenheit gehabt; indeß bezweifle ich, nad) den bisherigen Er— - 51 fahrungen über die Wirkungen bes Giftes, keineswegs, daß jedes Thier demſelben ſchnell unterliegen muſſe. Da icy fruher oft ge⸗ port habe, daß Schlangenzahne ein nothwendiger Beſtandtheil des Pfeilgiftes ſeyen, fo befraͤgte ich Mulatto in dieſer Beziehung, zumal da ich gerade ein Paar Giftzähne von. einer großen Klap⸗ derſchlange hatte, die wenige Tage vorher getodtet worden war. 3H bor ihm diejelben an; allein ec fagte, jie ſehen durwaus nicht nöthig; ev thate dergleichen nie unter das Gift und glaube nicht, daß es davon jtärker werde; denn es ſey an ſich ſhon wirtjam ges nug, und er wende bei deſſen Bereitung nie Schlangenzähne oder Stehameifen an. Mulatto beobachtete Übrigens dabei alle aoırz giäubifchen Gebraͤuche; er enthieit ſich des Genuſſes von Fleiſch und bat mich auch, ich möge, wenn id) zu ihm Fame, keinen uf: ker effen und Eein zucerhaltiges Getränk zu mir nehmen *). Fer— ner möge ich dafür forgen, daß feine Srauensperfon in die Nahe des Ucari-Haufis komme; au ließ er das Feuer, obwohl ih, ihm fagte, er ourfe am Sonntage nicht arbeiten, dennoch wäprınd diefes Tages unter dem UrarisZopfe nie ganz ausgehin. Er ging nicht, wie fonft, in die Gapelle, ſondera ſetzte ſi vor diefeibe hin, indem er vermuthlich glauore, es würde durch das Beifammenjeyn nit der Gemeinde fein Zuuber enteräftet und das Urari verborben werden, Ich muß nun fließen 2c. —— ſien Stets der Ihrige T. Vond“. Bancroft theilt in ſeiner Naturgeſchichte Guiana's **) eine Befchreibung von dem Verfahren mit, weldyes die Acawais bei der ‚Bercitung der „Wurara‘, wie er es nennt, befolgen, und diefe ſtimmt im Weſentliche mir Hrn. Yond’s und meinen Beobachtungen uberein. Er ſagt ausdruͤcklich, daß die Ingredienzien ſammtlich „Nibbees‘‘ ***) verfigiedener Art ſeyen. Unſtreitig bereiten ver⸗ ſchiedene Sndianerftämme ihr Pfeilgift auf verſchiedene Weiſe; al⸗ iein der wirkſamſte Beſtandtheil iſt jederzeit die eine oder die an— ‚dere Strychnos-Speciee. ? Ih babe bereits der Befchreibung gedacht, die Humboldt, in Bereeff der zu Esmeralda üblihen Bereitungsart mittheilt, welcher Drt damals derjenige war, wo das beite Pfeilgift am obern Drenofo gemacht wurde. Das Humboldt'ſche Werk iſt zu be- Zannt, als daß ich die betreffende Stelle aus demfelben bier mit⸗ zutheilen brauchte. Indeß ift Esmeralda jegt nicht mehr, was es vor 40 Fahren war, und als ich diefen Det im Jahre 1839 be= ſuchte, fand ich es nur von einem Indianiſchen Patriarchen und deffen Familie bewohnt, der mir mittheilte, er kaufe fein Sift von ven an den Ufern des Paramu und Ventuari wohnenden India— nern, nämlich den Guinaus und Maiongkongs. Diefe Stämme, welche den Spaniern unter dem Namen Maquiritarıs bıfannt was ren, nennen das Pfeilgift Cumarava und Markuri, und machen einen wefentlihen Unterſchied zwifchen diefem und dem Urari, dem fie, als viel wirkſamer, den Vorzug geben und das fie ſich tauſch⸗ weiſe von den Macuſis und Arecunas verſchaffen, indem ſie ihnen dagegen von dem Curata, jenem herrlichen Rohre, ablaffen, welches oft von einem Knoten zum andern 16 Fuß lang waͤchſ't und aus welchem die berühmten Blaferöhre oder Sarbacans angefertigt wers den +). Nach den von mir während meines Aufenthalts unter ) Diefer Aberglaube hat feinen Grund offenbar barin, daß Zuder für ein Gegenmittel gegen das Urari gilt. Schomburgf. **«) Natural History of Guinea. *Ê*) Die Lianen oder bolzigen Schlinggewaͤchſe werden von den Coloniſten nibbees oder bushropes (Buſchſeile) genannt. Schomburgk. +) ©. Annales of Nat. History, Vol. V. p. 44 und Linnaenn Transactions, XVII. p. 557. Merkwiürdig ift der Umftand, daß die Pflanze, aus welcher das Pfeilgift bereitet wird, und diejenige, welche fo wefentlich zur Anfertigung der Blaſeroͤhre nöthig iſt, aus denen man die vergifteten Pfeile abfchießt, in jenen Rändern nicht fporadifch wachen, fondern nur an befon« —— 52 biefen Völkerfchaften eingezogenen Nachrichten, ift das Hauptingres diens ihres Pfeilgiftes entweder Strychuos Ronhamon oder Strych- n03 cugens, Benth., und wiewohl xs im Anſehen dem Urari gleicht, fo übergrugten wir uns dod bald von deſſen geringerer Kraft. Das Curare von Esmaramda wurde von Indianern bereiter, welche denjelven Stämmen, wie die Guinaus uno Waiongkongs, angehörs /ten, oder doch mic diefen nahe verwandt waren, und als ich ihnen ein Eremplar der Strychnos toxifera aus meinem Derbarium zeigte, ſchienen jie die Pflanze durchaus nicht zu Eennen, während lie das Eremplar von Sirychnos cogens alsbald für dasjenige Gewächs erklärten, aus dem jie das Camarava bereiten. Sch habe bereits bemerkt, daß Strychnos Ronhamon der Strychnos cogens ſehr aͤhnlich ſieht, und es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß das Curare und Cumarava in einer ahnlichen Weiſe bereitet werden. Bon Martius berichtet über die bei den Juris, Paſſes, Miranyas und Ticunas, Indianerftämmen, weldye am Amazonen« ftrome und Yupura haufen, übliche Bereitungsart des Urari (©, Reife in Brajiiien, Bo. III. ©, 1155 und 1235), und va er ale Augenzeuge redıt, indem er während feines Aufenthaltes unter den Zuri-Indianern am Yupura das Verfahren mit anfah, fo theile ich feine Bemerkungen hier mit: „Das Daupringrediens des Pfeilgiftes der am Yupura haufenden Indianer kommt von einem ſchmachtigen Baume, dem Ronhamon Guianensis, dubl., (einer Strychnos, L.), welcher in der Tupi-Sprache Urariiwa heißt. Nachdem man die Rinde in Waſſer eingeweiht hat, drüdt fie der Juri-Taboca mit den Händen aus und läßt die gelbliche Brühe dern Stellen gefunden werden. Die Arundinaria (Arundina- ria Schomburgkii, Bennett,) welche dieſes interejjante Rohe liefert, Scheint nur auf der Sandſteinbergkette vorzukommen, welche fid) zwifcyen dem zweiten und dritten Grade nördlidyer Breite hinzieht. Ih fand diefe Pflanze nirgends anders, als auf den Bergen Mafhiatti, Marawacca und Wanaya an den Flüffen Ventuari, Paramu und Drenofo. Aus dem Originale. Ueber diefis Rohr und die daraus gefertigten Blaferöhre, fowie über die Befhaffenheit der aus diefen gejhoffenen Pfeile, giebt der in Nr. 261 der Neuen Notizen aus Waterlon's Werke mitgetheilte Artikel ausführliche Austunft. Uebrigent ift diefes Rohr felbft wilden Völkern zur Anfertigung trefflicher Blaſeroͤhre nicht gerade unumgänglidy nöryig, wie oben bes hauptet wird, So bidienen ſich die Ureinwohner Borneo’s der Blaferöhre aus einer ſehr harten ſchwarzen Holzart. Dasjenige, welches wir vor vielen Jahren zu Gorha in det Sammlung des Generals v. Anting, ehemaligen Generale gouverneurs von Batavia, zu fehen Gelegenheit hatten, war 6 - 7 Fuß lang, aus einem Stüde gearbeiter und vorn mit einer Urt Bajonet verfehen, fo das es zugleich als Spieß diente. Auf welche Weife die Wilden ein fo langes, hartes Stud Holz ſchnurgerade durchbohren, bleibt freilich ein Raͤth— fel, da wohl kaum ein Europäifher Dredsler gefunden wer— den möchte, der dieß zu leiten im Stande wäre. Auch find die Blaferoprpfeile der Borneſen weit Eünftlicher angefertigt, als die der Indianer von Guiana. Statt des Baͤuſchchent Baummolle, welches diefe am hintern Ende befeftigen, um den Hauch aufzufangen, ift an den mit einer Meſſingſpitze verfer benen Pfeilen der Bornefen ein hoͤchſt fauber gearbeiteter Trichter von einer elajtifchen Eorfartigen Holzart befeftiat, wels her ringsum leicht gegen die innere Wanduna des Blaferohrs federt und bei fehr geringer Reibung do die faͤmmtliche aus den ungen geftoßene Luft auffängt und zur nüslichen Ver⸗ wendung gelangen läßt. Die Bornefen follen ihre Pfeile eben« falls vergiften, was auch höoͤchſt wahrſcheinlich ift, da doch fonft das Blaferohr, im Kriege wie auf der Jagd, eine fehr machtlofe Waffe ſeyn würde. Indeß ift, unferes Wiffens, über die Zufammenfegung und Wirkungsart des Bornefifchen Pfeitaiftes noch nichts Näheres bekannt geworden. Der ueberſ. 53 bei gelindem Feuer in einem flachen Napfe einkochen. Andere auf gleiche Weife von der Wurzel der Pfefferftaude (Piper genicula- tum), von einem mir nicht befannten Baume, Taraira-Moira, d. b. Baum des Fifhes, Taraira, genannt, von der Rinde eines Coc- culus (Coceulus Juime, M..) und einem Kletter: Kicuß bereitete Ertracte werden in gleichen Quantitdten zugefest. Diefer zufam- mengefegte Ertract, welcher die Gonfiftenz eines dien Syrups hat, war über dem Feuer dunkelbraun geworden, worauf man ihn in Eleine Gefäße goß, von denen jedes etwa 2 Ungen faßte und ihn in dem Schatten der Hütte Eübl werden ließ. Vorher that der Snbianer in jedes Gefäß eine Eleine Capsieum-$rudt (Kiynha- Avi), und fomit war die Bereitung des Urari beendigt. Wenn daſſelbe Eraftlos geworden ift, fo beleben die Indianer dıffen Wirk: ſamkeit von Neuem hauptſächlich durch Zufegen von Capsicum- Früchten und der Wurzel des Piper geniculatum. Hoͤchſt wahr: ſcheinlich ift der Ertract der vier genannten Pflanzen nur cin min— ber wichtiger Zuſatz, und es könnten cbenfowohl andere an deren Stelle treten. Den mir von mehrern Brafilianern ertheilten Nach— richten zufolge, werden aud andere Ingredienzien beigemiſcht, naͤm⸗ lih die Milch von Euphorbia cotinifolia, Hura crepitans oder die adftringirenden Früchte der Guatteria veneficiorum, M. Aber: aläubifche Indianer thun den erften Froſch, welden fie an jenem Zage quaken hören, die große ſchwarze Ameife oder Zähne giftiger Schlangen hinzu. Was hier über die Schlangenzähne und Amei— fen gefagt it, beruht wiederum nicht auf eigener Erfahrung, fon: dern auf den Berichten der Braiilianer, nach deren Gefhmad es wohl cben fo fehr ift, wie nad) dem unferer Goloniften , die Sache mit einem gebeimnißvollen Schleier zu bedecken. Dr. Pöppig bemerft in feiner Reife in Chili und Peru und auf dem Amazo— nenftrome, Leipzig 1836, Vol. II., p. 456, rüdfichtlich des Pfeil: giftes der Peruaner: „Die in Peru zumeilen aufgeſtellte Vermu— thung, daß ſich thierifche Gifte mit in der Mifchung befänden, fcheint durchaus grundlos.“ Herr Orfila in ſeiner allgemeinen Toxicologie, Herr Em— mer, in feiner Schrift: De Eſfſectu Venenorum veget. Americ., und Andere haben werthvolle Arbeiten über die Wirkungen dirfes Siftes geliefert. Es ergiebt fi daraus, daß cs, wenn es aufge= trocnet iſt, ſich durch Erwaͤrmung flüffig machen läßt, fo wie, daß Waffer, Alcohol, Salzfäure und Salmiafgeift cs auflöfen. Es ver: bindet fi mit Saͤure ohne Aufbraufen odır Veränderung feiner Farbe. Setzt man ihm Alkalien zu, fo findet ebenfalls Erin Auf: brauſen ftart, allein die Farbe wird aus Dunkelbraun aelblihbraun. „Miſcht man einige Gran davon mit vielen Unzen frifh aus den Venen gelaffenen Menfchenbluts, fo wird die Trennung des Blut— wafjers vom Blutfiumpen durchaus verhindert. und die ganze Maffe bleibt vollkommen flüffig, bis fie nadı einigen Zaaen in Faͤulniß übergeht (Bancroft).” Das Gift wirft hauptfächlich auf das Nervenſyſtem und bebt die Lebenethätigkeit am fehnellften auf, wenn es in's DVenenblut gebracht wird, wovon ich mich dur Verſuche überzeugt habe. Bis jegt ift, meines Wiffent, kein Gegenmittel befannt, infofern nämlich eine hinreichende Quantität von dem Gifte in's Blut gelangt if. Sch babe aefrben, wie der mit cinem vergifteten Pfeile verwundete Hirſch im flüctiaften Loufe zum Etillftande gebrabt ward ; mie ein dur den Fluß Rupununi fhwimmender Tapir, kaum durch feine dicke Haut verwundet, das Leben aushauchte, und unzäbliae Eleine und große Vögel wurden vor meinen Augen auf diefe Weife erlegt. So viel ih auch von diefem tödtlichen Gifte aehört hatte, fo erftaunte ich doch, als ich deffen Wirkungen zum erften Male mit anfab. Wir reif’ten über die von den PacaraimasBergen begränz- ten Savannabs, als wir vor ung einen Hirfch erblickten, der fich im Grafe ägte. Lieutenant Hainina, mein treuer Reifegefährte, befand fich mit feiner Flinte zu weit hinter une, als daß wir auf ihn hätten warten koͤnnen. Einer der Macufi:Indianer nahm alfo eine vergiftete Pfeilfpige aus feiner Sarima '), befeftigte fie an *) Die Sarima ift ein Eleines mit Tapir- oder Wildleder übers sogenes Bamhusfutteral. in welchem ber Indianer feine ver: gifteten Pfeilfpigen bei fich führt, um fie erſt, wenn er deren 54 einen Pfeil, ſchlich fih an das Wild und ſchoß ihm den Pfeil In ben Hals. Er ıhat einen Sprung in die Luft, floh dann pfeilger ſchwind über die Savannah, hatte aber faum 40—50 Gänge zue rüdgelegt, als er Eeuchend zufammenbrad) und verendete. Hum— boldt hat bereits bemerkt, daß das Gift bei manchen Thieren ſchneller, bei andern langfanıır wirft, Iſt es von guter Qualität und der Pfeil tief geı.ug eingedrungen, fo wird der ftärtfir Ochſe binnen 4—5 Minuten dadurch gefallt, während ein Huhn vielleicht erft nad) noch einmal fo langer Zeit ftirbt. Nach den Ausfagen der Indianer wirkt 18 bei Affen und Jaguaren am rafkeften. Das Gift behält feine Kraft lange Zeit bei. Als ich im Jahre 1839 nad) Europa zurückihrte, nabm ich eine kleine Ralabaffe voll Urari mit, welches im Mai deffelben Schres in meinem Beiſcyn bereitet worden war, Im Auguft 1840 ftellte icy mihrere Verſuche damit an, und fand, daß fih, z. B., ein Kaninden domit in 4 bis 5 Minuten tödten ließ. Herr Sewell, Veterinärarzt zu Lone don, der tas Urari öfters mit Nusgen bei'm Starrframpfe der Pferde angewandt Fat, erhielt von mir etwas ven dem Gifte und fand «8 wirkſam. Als ich mid) zu Potedam aufbielt, theilte ich dem Herrn Defenis eine Eine Quantität mit, welcher es mehr reren Thieren einimpfte und ein Kaninchen damit binnen 8, rine Kage in 41, eine Taube in 6 Minuten tödtete '). Wenn man die’ mit Urari getödteten Thiere fecirt, findet man, in der Regel, weder in der Lunge, noch im Magen oder in iraerd einem andern Or— gane, Spuren von Entzündung, weßhalb in gerichtlich-mediciniſcher Biziehung diefes Gift vorzuͤglich gefährlich ift, indem, wenn Ser mand «5 zur Hinmegräumung eines Menſchen anmwendete der Lei— chenbefund ſchwerlich Auskunft darüber cebın würde, woran das Opfer fremder Boeheit geftorben fiy. Bei mandın der Kaninchen, mit denen ich erperimentirt hatte, fand Dr. Kranz das Hirn und Rücenmark ſtark von Blut ftrogend. Sch babe bereits der Verfudhe des Herrn Sewell gedacht, der die Maulklemme bei den Pferden als die Folge der Ueberrei— zung betrachtet und demnach fchloß, „daß, wenn man cin von tetn- nus befallenes Pferd turch ein Gift tödte, welches dur Unter: trüdung der Nervenfraft wirkt und es dann durch fünftliches Ath— men wieder zum Lebın zurücbrirge, das Nervenſyſtem vielleicht bei der Wiederbelebung von dır vorigen Frankhaftın R:izung frei bleiben würde.’ Auf dirfes Raifornement gründete Herr Sewell folgendes originelle Heilverfahren. Einem mit keftigem tetarus und der Maulkiemme bebafteten Pferte, dem man weder Futter noch Arznei beibringen Fonnte, ward mittelft einer mit Wuraligift versehenen Pfeitfpige diefes Gift on dem fleiſchigen Theile dir Ed ul: fer einacimpft. Binnen 10 Minuten war das Pferd, wie es ſchier, todt. Sogleich lic man das Fünftliche Attmen beginnen und une terhielt daffelbe 4 Stunden lang, worauf das Leben zurückehrte. Das Thier fand wie völlig genefen auf und fiel ſogleich über Hae fer und Heu ber. rider ward es im Laufe der Nackt überfüttıt und fein Magen daturd dermaßen aufgedehnt, daß es am folgen: den Zaae Erepirte, okne daß jedoch die Leififte Spur von Starr: frampf fich wieder eingeftellt hätte.’ (Outlines of Human Patho- logy). Dieſem, Später wiederholten, Verſuche nad, ſchloß men, daß es bei der Hundswuth mit Nusen angewandt werden Fönne, und als der Infpictor Phelps zu Nottinaham von diefer ſchreck⸗ lien Kranfbeit bifallen wurde, erfuchte man Herrn Waterton von Walton-Hall, diefen Verſuch anzuftellen. Allein Herr Water: ton langte erft nach dem Tode des Vatienten an; cr erklärte fich jedoch mit feiner aewohnten Freundlichkeit bereit, den Verfud an Thieren anzuftellen. Die Experimente, melde in Anmefenbeit der Nottingkamfchen Aerzte und Chirurgen anarftellt wurden, find im Nottingham Journal vom 12. April 1839 befannt aemadt werten und von dort in andere Zeitfchriften übergegangen ""). Man impfte bedarf, an dem Pfeile zu befeftigen, und das gewöhnlich vom Halſe herabhängt. *) Die Kalabaffe mit dem Refte des Giftes verehrte ich dem Berliner Mufeum. ») Vergl. Neue Notizen, No. 220 (No. 22. des X, Bds.) ©. 343 u. ff. 4* 55 das Urarigift zwei Gfeln ein und verfuhte, diefelben durch kuͤnſtliche Refpiration wieder in's Leben zurücdzurufen. Der zuerjt operirte Eſel ftarb, wiewohl er fid völlig erholt zu haben fchien, 4 Zage nah dem Berfuche an allgemeiner Schwaͤche. Was aus dem an- dern geworden ift, habe ich nicht in Erfahrung bringen fönnen ). Wie dem auch ſey, jo leuchtet doch cin, daß bei dem gegenwärtis gen Stande unferer Bekanntſchaft mit den Wirkungen diejes Gifts daffelbe nur in der aͤußerſten Noth gegen die Waflerfiheu anges wandte werden dürfte. Bisher Eonnte das Urari nur ſchwer erlangt werden, ba fid) die Indianer, welche daffelbe berriten, nur ſchwer dazu entſchließen, es abzulaffen. Da id) jedoch mic Sicherheit ermictelt habe, daß der wirkfamfte Beitandtheil deffetben die Rinde der Strychnos to- xifera ift, und daß die andern Zufäge wenig bedeuten, ja wohl nur dazu dienen, deffen Bereitungsart zu verheimlihen, fo kann fi jeder, der die fragliche Rinde ſich zu verfchaffen weiß, daffelbe leicht felbft machen. Es wäre wohl der Mühe werth, daß die Chemiker die Eigen= fhaften der Gattung Strychnos näher unterſuchten. Nah Eher vreul befteht Strychnos Nux vomica aus bafifh apfelfaurem Kalke, Gummi, vegrtosanimalifher Subftanz, einem bittern Stoffe, firem Oele, Farbeftoff (der gelb und wahrſcheinlich Staͤrkemehl war und fih wegen feiner Austrocknung nicht direct ausziehen ließ), erdigen und alkalinifchen Salzen, Holzfäferhen und Wachs, wels ches legtere das perispermum vor Feuchtigkeit zu ſchuͤtzen beſtimmt Icheint **). Die Herren Pelletier und Caventou haben fpär ter darin zwei vegetabilifche Alkalien , das Strychain und Brucin, entdeckt, Bekanntlich veranlaßt das Urari, wenn es nicht alsbald den Tod herbeifährt, Anfälle von Erftarrung und Lähmung und wenn es die gehörige Wirkung thut, ftirbt das Geſchoͤpf unter Convul— fionen. Wenn es mit dem Blute in B.rührung kommt, fcheint es eine unmitteldare Wirkung auf das Ruͤckenmark hervorgubringen. Janerlich gebraucht, wirkt die Nux vomica ebenfo. Herr Orfila bemerkt; Jemand verfchlucke des Morgens 1 Scrupel gepülverte Brechnuß und trank ein paar Gläfer kaltes Walfer nah, um den bittern Gefhmad im Munde loszuwerden. Nach einer Stunde Thien er betrunken; feine Ertremitäten, befanderg die Kniee, waren ſteif und ftraff, der Gang fhwankend und unfiher. Er nahm et: was Speife zu fih, und die Symptome legten ſich. Eine Frau, die am Wechfelfieber litt, ward, nachdem fie Brechnuß und Enzian eingenommen, von Sonvulfionen, Kälte und Stumpfiinn befallen, und faft jeder Theil des Körpers wurde taub. [Scutter’s Dis- sert. *** Merkvürdigerweife wirkt das Urari innerlich nicht giftig, ſon— dern fogar bei gaftrifchen Leiden wohlthätig. Auf meinem legten Ausfluge in’s Sanere Guiana's litt ih an einem fehr bösartigen Zertianficber, und dı uns die China ausgegangen war, nahm id) bäufia das Urari mefferfpigemveife ein, Ic befam danach ſchwa— ches Kopfweh, aber das Fieber blieb nicht aus, und da meine Ber leiter fürchteten, daß ic an der Zunge ober im Gaumen eine wunde Stelle haben und mic vergiften Eönne, fo veranlaßten fie mid, von dem Gebrauche diefes gefährlichen Mittels abzuftehen. Wenn der Indianer von dem Gifte Eauft, fo Eoftet er es, um fich von deffen Aechtheit zu überzeugen. Man weiß auch, daß die durch Urari getödteten Thiere ſchmackhafter find, als andere, und daß der Genuß ihres Fleifches durchaus Eeinen Nachtheil bringt. Faſt alles Wild, weldes wir von den Indianern erhielten, war mit vergifteten Pfeilen erlegt, und wir ftanden nie an, daffelben zu ger niegen. Wenn ein Gefhöpf mit Nux vomica vergiftet worden ift, *) Waterton hatte fchon früher zu London ähnliche Verſuche mit Efeln angeftellt, von denen einer (eine Stute) ſich erft zwei Jahre nad) dem Erperimente wieder vollftändig erholte, das heißt, erft dann wieder wohlbeleibt und muthwillig wurde. Berge. N. Notizen, No. 261. (No. 19, des XII. Bde. 1826), . ©. 294. D. Ueberf. **) Medical Botany, London 1831, Vol. II. p. 52, ) Ebendafelbit. Bi 56 fo weifrt die Scetion keine Veränderungen an der Leiche nach, und‘ dieg ijt auh der Kal, wenn jemand durch in's Blut gelangte Urari getödtet worden. Das Erjte ergiebt ſich aus zahlreihen, von Drfila gemachten Verfuhen, das Letzte aus den von Was terton in England, fo wie von mehrern Aerzten in Demerara angeftellten Erperimenten, Der Saft der Gaffada wird durch Kor hen unſchaͤdlich; der des Urari durch Eindiden über dem Feuer giftig. Sollte etwa das Gift der Jatropha Manihot durchaus flüchtig feyn? Das Eajfaripe ift der concentricte Saft der Jatro- pha Manihot, und man genießt daffelbe als Fiſchſauce und in vies len Speifen, während man ſich mit dem friſchen Safte derfelben- Knolle vergiftet, Was ift der Grund diefes Unterſchieds? Ob fhon Verfuhe mit Einimpfung des frifhen und eingefochten Saf— — der Brechnuß an Thieren angeſtellt worden ſind, iſt mir nicht ekannt. Sir Walter Raleigh fuͤhrt in ſeiner zweiten Reiſe nach Guiana an: „An Nichts lag mir mehr, als an Auffindung des Ge— genmittels gegen die vergifreten Pfeile; und merfwürdigermweife hat bisher no Fein Spanier durch Gefhenke oder Martern den In— dianern das Geheimniß der Cur abgenöthigt, obwohl unzählige Eingeborne deghalb auf die Folter geipannt worden find.’ Ra— Leigh empfiehlt, wenn die Wunde von einem mit dem gewöhnlichen Gifte bejtrichenen Pfeile herrübrt, als Gegermittel Knoblaudy und das man jih des Trinkens enthalte; ‚‚denn wenn man, bevor die Wunde verbunden ift, den durch fie veranlaßten brennenden Durft irgend Löfcht, fo erfolgt der Zod auf der Stelle.’ Jrai, ein Häuptling der Garaiben am Rupununi, der legte Abkoͤmmling in gerader Linie vom Kaziten Mahanarava, beftätigt Raleigh’s Angabe infofern, als er gleichfalls den nach der Verwundung mit einem vergifteten Pfeile entitehenden Durft als unerträglich ſchil— dert. Er behauptete, die Infuſion auf die Wurzel einer Art Wallaba (Dimorpha, #.), mit Zuder verfegt, fowie aud) der Saft des Zuckerrohrs für ſich, ſey ein Gegenmittel, Allein daffelbe ſcheint wenig Zuverläfjigkeit darzubieten. Als ich mich im Sahre 1838 zu Gurafawate befand, fingen wir mehrere Königsgeier (Sarco- rhamphus Papa) Iebend. Einem Weibcyen, welches wir mehrere: Woͤchen gefangen gehalten, gelang es, zu entlommen, und es flog’ auf einen benachbarten Baum, Ich hätte es gern wiedergehabt und beſchloß, es mir verdünntem Urarigifte zu ſchießen. Dieß ge: lang, und der Vogel fiel vom Baum. Wir gaben demfelben ſo— gieich Zuckerrohrſaft ein, aber ohne allen Erfolg; denn nachdem er eine halbe Stunde lang bingehalten worden war, farb er unter Eonvulfionen ). Humboldt erwähnt, der innerliche und Außer: lihe Gebraud) vom Salze fey fehr zu empfehlen, und Waterton, ein mit Wurali vergifteter Efel fey dadurdy wieder vom Zode er« weckt worden, daß man ihm mit einem Blafebalge Luft in die Zunge eingeblafen habe **). In den Annals of Philosophy, Vol, XV., p. 339 liefft man, daß Herr Drapiez durch zahlreiche Ver: fuche ermittelt hat, daß die Frucht der Feuillea corditolia ein Eräf: tiges Grgenmittel gegen Pflanzengifte fey. Die Gattung Feuillea ift in Süpdamerica gemein, und der Gegenftand intereffant genug, um zur weitern Prüfung empfohlen zu werden. Erflärung der Figuren. : Figur 29. Ein Aft der Uraripflanze, Schomb., verkleinert. Figur 30. Frucht der Strychnos toxifera, 2 der Größe. Figur 31. QDueerdurchfchnitt derfelben, deögl. Figur 32, Saamen berfelben, desgl. i (The Annals and Magazine of Natural History, No. XLV., July 1841.) Strychnos toxifera, *) ShomburgE gedenkt diefes Verſuchs in feinem (in No., 195. der Neuen Notizen mitgetheilten) Artikel über den Königs: geier, giebt aber dort an, das Gift fey nicht verdünnt ges“ weſen. D. Ueberſ. **) Waterton’s Wanderings, p. 83. Notizen No. 261., ©. 294. 57 Miscellen. ueber ben mit Luftſäcken zum Athmen auf dem Cande verfehenen Fifh Cuchia hat Herr Walker in Bengalen einige Beobachtungen angeftellt und in einem Schreiben an Herrn Prof. I. Müller zu Berlin gemeldet, welches Legterer der Geſellſchaft naturforfchender Freunde mitgerheilt hat. Das hier ift jedenfalls ein Fiſch, entfernt fid) aber in einigen Bezie— hungen von ihren allgemeinen Characteren, noch mehr als die Le- pidosiren, In den Gelenkverbindungen der Wirbel gleicht es den Batrachiern; in der Haut ſitzen rudimentaͤre Schuppen, und die Haut des Kopfes hat bie den Fiſchen eigenen Schleimporen. Herr W. hat auch Gehien, Ohr und Zufammenfegung des Schädels un: terfucht, worüber noch Mittheilung zu erwarten ift, m 58 Ueber die Fortpflanzuna der Suͤßwaſſer-Poly— pen hat Herr Prof. Ehrenberg am 19, April der Geſellſchaft naturforfchender Freunde zu Berlin zahireihe Iıbende Exemplare von Hydra viridis mit Eibildung bei doppeltem vereintin Ge: ſchlechte vorgezeigt, während andere nur männlide Organe ent- wickelt zeigten. Zu andern Seiten hat Derfelbe auch rein weibliche Sndivivuen beobachtet, wie ſchon früher bei Hydra vulgaris. Daguerrotypbilder auf galvanifhem Wege zu vergolden oder zu verfilbern, ift Herrn Biffon geluns, gen. Die Bilder find dadurd) dem Verwiſcht- oder Oxydirtwerden weniger ausgeſetzt; auch wird dadurch die läftige Spiegelung bedeu— tend vermindert. Nekrolog — Dir Dr. Vogel, Privatdeeent zu Bonn, als Naturforfcher die N’ger-Erpedition begleitend, ift leider derfels ben erlegen und auf der Infel Fernando Po geftorben. Int hen alle dt Einige Anfichten über torpide Verdauung, Bon Dr, Zonathan Osborne. Nachdem ich früher bereits meine Anfichten über die Reizung der Drüfen und der Schleimhaut des Magens bekannt gemacht babe, komme ic) nun zu denjenigen, welche auf einer Zorpidität in der Uction diefes Organs beruhen. Wenn mir die Bearbeitung einer Glajfe von Krankheiten, in Betreff deren in der Praxis ſo viele Mißgriffe gefhehen, auch nur unvollfommen geluns gen feyn ſollte, ſo hoffe ich doch von Seiten meiner Leſer mit Nachſicht beurtheilt zu werden, wenn ſie erwaͤgen, daß der Werth ſolcher Saͤtze nicht nad ihrer aͤußern Wahrſcheinlichkeit, ſondern duch unermuͤdliche Beobachtung verſchiedener Fälle feſtgeſtellt wer: den muß wozu Zeit erforderlich iſt. Erſter Satz. — Torpide Digeſtion giebt ſi durch folgende Erſcheinung — Ar ein 5a fühl von Spannung im Hypodondbrium, verbunden mit einer elaftifhen Unfhmwellung, welde durch das Entweihen von Gafen aus dem Magen, die entweder geihmadlos, oder fauer, oder ſchwefelig find, etwas geringer wird; 2) durd) Palpitationen, welche mit Langſamkeit oder Unregelmäßigkeit des Pulfes verz bunden find; 3) durch gelegentlihe DOppreffion der Bruft; 4) durch einen dumpfen Schmerz oder viels mehr Schwere im Kopfe; 5) durch Fleden vor den Augen und unwillführlihe Bewegungen der Augen: lider; 6) größere oder geringere Zaubheit; 7) durd eine eigenthümliche Niedergefhlagenheit des Gei— ftes und Neigung, über die von der Krankheit erzeug— ten innern Empfindungen nadhzugrübeln und zu brüten, A. Gefühblvon Spannung im Hypochondrium. — Diefes ift Häufig die Befchwerde, worüber der Kranke klagt, aber eine ſolche, deren Hartnädigkeit große Noth verurſacht. Cs entſteht in Folge einer Ausdehnnng des Magens oder Colons durch Gas, und diefe elaftifche Anfchwellung veranlaßt einen beftändigen Drud, der borzüglidy das Zwerchfell afficirt. Die Nothwendigkeit, bei jedem Ein— athmen, wegen des verhinderten Herabſteigens des diaphragma, mittelft der Intercoftalmuskeln die Rippen zu erheben, veranlaßt eine Ermüdung der linken Seite, welche, wenn fie fih auch nicht bis zum Schmerze fteigert, doch höchft unangenehm ift. Oft habe ich geſehen, daß Practiter (wahrſcheinlich von der Ungeduld der Kranken gedrängt) nach ciner nuslofen Anmendung von Purgir: An zu Blutegeln und Blafenpflaftern ihre Zuflucht nehmen; aber, ich brauche kaum hinzuzufügen, ohne allen Erfolg. Die meir fte wahrnehmbare Erleihterung verfhafft die Austreibung von Gas nad beiden Richtungen, und zwar ift es dabei ganz gleich, ob dag colon oder der Magen der Sig der Ausdehnung ift, da im beiden Fällen eine Verminderung der Spannung eintritt. Wenn der Magen das Gas austreibt, fo ift diefes entweder geſchmacklos, oder es hat den Geſchmack wie der Dampf in einem abgeſchoſſenen Flintenlauf und befteht aus Kohlenfäure und Schwefelwaſſerſtoff. Diefes Iegtere Gas hat ſtets, wenn es irgend längere Zeit im Ma— gen vorhanden ift, die Symptome einer beginnenden gaftrifchen Reizung zur Folge, während das gefhmadlofe Gas nit north: wendig von andern Eymptomen, als denen der Zorpidität, begleiz tet zu feyn braucht. Die Bildung von Schwefelwafferftoffgas im Magen laͤßt fi, wenn es nicht auch im gefunden Zuftande vorkommt, durch das längere Verweilen der Speifen im unverdauten Zuftande in diefem Drgan und durch das Uebergehen derfelben in Faͤulniß erklären. Ein Beifpiel diefer durch einen chemiſchen Proceß herceigeführten Gas— erzeugung ficht man in der Entwicelung von Schwefelwaſſerſtoff⸗ gas, welche ftattfindet, wenn irgend ein Eifenpräparat in den Ma: gen aufgenommen wird, das einen, wenn auch nod) fo geringen, Theil Eifen im metallifdyen Zuftande enthält; woraus hervorgeht, daß, wenn durch die Einwirkung der freien Galzfäure des Mas aens auf das Eifen Wafferjtoff gebildet wird, der Schwefel vor: banden feyn muß, um ſich mit diefem zu verbinden; und man hat in der That gefunden, daß der größere Theil der Subſtanzen, die gewoͤhnlich in den Magen gelangen, mehr oder weniger Schwefel in ihrer Zufammenfegung enthalten. B. Palpitationen mit Langſamkeit oder Unregel: mäßigleit des Pulfes. — Der consensus zwiſchen dem Ma: gen und dem Herzen ift nie in irgend einem pathologifhen Sy: fteme geboͤrig befchrieben worden, eben fo wenig, wie man div Wichtigkeit deffelben bei den von den Wirkungen der Gifte gegebe: nen Erklärungen gebührend gewürdigt hat. Und dennody kann derfelde auf die einfachfte Weiſe dadurd) nachgewieſen werden, daß man bei einem Individuum, das durdy frühere Einwirkungen erz ſchoͤpft iſt, vor und nach dem Eſſen oder Trinken den Puls fühlt, und zwar fo bald, daß man die Veränderung im Pulfe der Res forption noch nicht zuſchreiben Fann. Der deprimivende Einfluß, den feldft geringere Grade von Flatulenz auf das Herz ausüben, zeigt ſich deutlich in dem intermittirenden Pulſe, der diefelte fo häufig begleitet; und felbft der auf das Verſchlucken eines corro⸗ direnden mineraliſchen Giftes ſicher erfolgende Tod kann nur dem Einfluſſe des Magens auf das Herz zugeſchrieben werden; woraus denn hervorgeht, daß die Oberflaͤche des Einen nicht plöglic irri— tirt oder desorganifirt werden Kann, ohne daß auch das Andere zu) einer abnorm erhoͤhten Thaͤtigkeit ereitirt wird, worauf ‚dann 59 Stwähe und endlich gänzliches Aufhören der Bewegungen beffel: ben folgt. Mag nun dirfer enge Zuſammenhang zwifchen den bei« den Drganen durd) die Nervenverbindung zu erklären feyn, oder nicht, genug man kann cs als Thatfache annehmen, daß eine Stös rung des Magens auch eine Störung der Function des Herzens zur Folge hat, die fih unter Umftänden felbft bis zu dem Grade ftrigern Fann, daß die Action deffelben gang aufbhörte, in den gewöhnlichen Fällen aber fich durch verfhiedene abnorme Buftände Außert, als größere Frequenz, Rangfamkeit, Snter: miſſion und Unregelmäßigkeit der Herzſchlaͤge. Dieſe letztern zwei Zuſtaͤnde find die häufigften Begleiter der durch Fliatu— leng bewirkten Ausdehnung des Magens, und fcheinen von der narcotifhen Wirkung der Kohlenfäure und des Schwefehwajferftoff: gafes abzuhängen, welches um fo wahrfcheinlicher wird, wenn wir a erwägen, bie fich dabei gleichzeitig im Gehirne aßern. ©. Dppreffion der Bruft. — Diefe tritt gewöhnlich nad) dem Freühftüc ein und ift mit dem Gefühle von Spannung verbunden. In den gewöhnlichen Fallen ift fie eine Folge des ver: hinderten Herabfteigens des diaphragma; bei Perſonen jedoch), welche zum asthma spasmodicum geneigt find, geht fie in die Par- orysmen diefer Krankheit über, die fib durch eine Erampfhafte Zhätigkeit des larynx characterifiren. Diefer Umftand madjte den Dr. Bree auf die wichtige Beziehung aufmerkfam, in welcher das asthma mit dem Zuftande des Magens fteht; und jest, wo die Diagnofe zwifhen chroniſcher bronchitis und asthma spasmodicum genauer feftgefteult ift, als zu der Zeit, wo er fein Werk fchrieb, erhalten die von ihm befchriebenen Fälle neues Licht. So oft in einem afthbmatifhen Kalle träger Stuhlgang vorhanden it, tritt eine bedeutende Verfihlimmerung deffelben ein; und dennoch ift anz dererjeits die Adminiftration von gewöhnliben Purgirmittein, we: gen der darauffolgenden Reizung des Magens, häufig nachteilig. Unter folhen Umitänden ift es dann am zwedmäßigften, den Leib durch Eiyftire oder ſolche Purgirmittel offen zu erhalten, die ausfchließlich auf das rectum wirken, D. Flecken vor den Yugen. — Diefes find gewöhnlich ſchwarze, von Eichtringen umgebene Flecken, die unter verfchiedenen unregelmäßigen Formen zufammengeftellt find, jedod fo, daß fie unter einander diefelbe relative Stellung behalten. Sie erfcheinen alle, als wenn fie von Dben herabfielen, wenn auch das Auge ab— fihtlid vorwärts gerichtet wird. Es ift diefes ein niederer Grad von der Amauroſe, welche duch die Gegenwart der narcotifchen Gafe im Magen bedingt ift. UnmwillEührlihe Bewegung der Augenlider. — Dieſe beftcht in einer zirternden Bewegung des obern Augenlides, welche zu ungewiffen Zeiten eintritt, von unbeftimmter Dauer ift und von dem Kranken nidyt beherrfcht werden kann. Sie ift von derfelben Urfache adzuleiten, wie das vorhergehende Symptom. F. Größere oder geringere Taubheit. — Dieje: nigen Perfonen, die an Schwerhoͤrigkeit leiden, find mit dem Umſtan— de wohlbekannt, daß Reibesverftopfung ftets eine Verftärkfung ihrer Zaubheit erzeugt. In manden Fällen treten verfchiedene Geräus Ste im Ohre als das hervorftchendfte Symptom einer torpiden Digeftion auf. Alle diefe Störungen des Gehoͤrſinnes kann man entweder einer unregelmäßigen Circulation im Gehirne, oder der Anmefenheit der ermähnten narcotiihen Gaſe im Magen und Darmcanale zufchreiben. G. Eigenthümlihe Niedergefhlagenheitdeg Gei— ftes und Neigung, über die von der Krankheit ergeug: ten Empfindunaen nahzugrübeln. — Der Geift kann durc äußere Gegenftände zu verfchiedenen Zeiten verfchieden affiz cirt werden, und derfelbe Umftand, welcher zu einer Zeit verdrieß: lich oder unerträglich erſcheint, Fann zu einer andern als etwas ganz Bleichaültiges und Unbedeutendes erfceinen. Wenn wir, 3 B. in ber ftillen, dunfeln Nacht wachend auf unferm Lager ru: ben, welche Schrecken, weldye Angſt koͤnnen ung nicht da Dinge einflößen, bie, fobald das Zagesliht durch die Kenfterladen ein: deingt, uns nicht im Gerinaften beunruhigen! Diefeg Fönnte man jedoh mehr als einen Beweis von dem erheiternden Einfluffe des Lichtes betrachten; wir wollen daher ein anderes Beifpiel anführen, 60 in welchem die Außeren Umftände genau biefelben find. Es ift eine alte Erfahrung, daß wir, wenn wir unter dem Einfluffe des Hun— gers oder irgend einer andern Srritation des Magens ftehen, wer niger mild und den Bitten unferer Mitmenfchen weniger zugänge lich find, als fonft. Daher die alte Lehre, wenn wir eine Gunft nachſuchen wollen, die mollia tempora fandi zu wählen, d. h. bie Zeit, wo die Perfon, von der wir die Gunft erbitten, weder hune grig, noch ſchlaͤfrig iſt. Diefer verfchiedene Zuftand unferer Em— pfindung in Bezug auf die Außenwelt ftcht in genauer Verbindung mit dem Stande der Senfibilität der Oberflächen unferes Körpers, beſonders derjenigen, welche, wie die Schleimhäute, mit den dußern Gegenſtaͤnden in Berührung zu kommen, beftimmt find. Um zu zeigen, wie die Genfibilität eines Theils durch Veränderungen, die in ihm felbft vorgehen, modificirt wird, wollen wir das perito- naeum als Beifpiel wählen, Diefes ift im gefunden Zuftande fo unempfindlich, daß wir ung feiner Eriftenz nur durdy das Zeugniß der Anatomie bewußt werden; fonft erfährt Niemand, daß er ein peritonaeum hat, da er daffelbe nie fühlt. Ganz anders aber vers hält fi die Sache, wenn diefes entzündet ift. Da erfahren wir auf einmal durd) den Schmerz, den es uns mittheilt, wenn es gedrückt oder auch nur auf die Leifefte Weife berührt wird, feine Gegenwart und feine Lage. — Einige organifhe Krankheiten entftchen und fehreiten bis zu einer unheilbaren Höhe fort , ohne daß fie das Gefühl afficiren, oder irgend einen Schmerz verurfadhenz der Kranke hat feine Ahnung von feinem Leiden und behauptet nicht nur feine gewöhnliche Ruhe, fondern genießt auch feines Lebens in eben dem Grade, wie in feir nem vollfommen gefunden Zuftande. Unter den fo beichaffenen Krankheiten liefert die Gontraction der Aortenklappen eins der pafe fendften Beiſpiele; jedoch ift die Tuberfel-Phrhilis, wegen der gros Ben Ausdehnung der dabei ftartfindenden organifchen Zerftörung, in diefer Beziehung noch merfwürdiger. Ohne hier viele Fälle von Privatperfonen anzuführen, welche durch alle Stadien der Krank— heit vom erften kurzen Huften bis zur Außerften Abzehrung und endlichen Aufiöfung bindurcharganaen find, ohne irgend eine trübe Gemuͤthsſtimmung oder Kleinmuth an den Tag zu legen, wollen wir nur die Faͤlle zweier berühmten Aerzte unferer Zeit erwähnen, die ohne Zweifel in ihren Vorleſungen und ihren Schriften ihre Schüler oft über die Verblendung derartiger Kranken belehrt hate ten, und die dennoch, als fie feibft die Opfer diefer Krankheit wurs den, in denfelben Irrthum verfieten und fo den Beweis lieferten, daß in Krankheiten die Wiffenfhaft ihrem Befiger nichts fruchte, fondern der Weile ebenfo, wie der Thor ſterbe. Laennec ſpricht auf den legten Seiten feines unfterblihen Werkes von der Palpitas tion des Herzens, welche, offenbar von feiner Phthijis herruͤhrend, fih damals bei ihm eingeftellt hatte, wie von einem vorübergehens den Zufalle, und bemühet fi, feine Lefer zu Überzeugen, wie er unftreitig felbft überzeugt war, daß diefelbe durch Flatulenz here vorgebraht fey, und ahnete nicht, wie bald er feine glänzende Laufbahn beſchließen ſollte. Eben fo konnte der Dr. Armftrong, der die ausgedehnteſte Praxis in London hatte, felbft dann kaum mit Gewalt von feinen Kranken hinweg und auf's Land gebracht werden, als feine ärztlichen Freunde ſich überzeuat hatten, daß die Gonfumtion bei ihm bereits weit vorgefhritten fey. Er flarb im December mit einer ungewöhnlich großen Gaverne in einer feie ner ungen, und am 30. Zuli, wo er von Sir James Clarke und Dr. Davis befucht worden war, fagte er noch nachdem diefe ihn verlaffen hatten, daß er überzeugt fin, daß fie feinen Zuftand für hoffnungstos hielten, weil fie feinen Fragen über dieſen Punct ausaewichen wären, daß ihre Anficht aber keineswegs durch die Symptome und Umftände feines Falles beftätigt würde, und Dr. Booth fünt in feinem Briefe hinzu: „Kurz, er fcheint entfchloffen, wieder gefund zır werden, um Euch Beide Lügen zu ſtrafen“ Am 12. Auguft fchrieb er an Dr. Davis: „Sch werde Euch und Clarke für Euren Mangel an Zack cine Lec— tion geben.’ Sn directem Gegenfage ſteht hiermit der Zuftand des Gemein— gefühles bei den Affectionen des Darmcanala und der unmittelbar mit demfelben verbundenen Organe, Die Griechen hatten die Bes obachtung gemacht, daß Niedergefhlagenheit des Geiſtes mit der 61 Bildung ſchwarzer Galle in Verbindung ſtehe, daher die Ablei— tung des Wortes Melancholie. Die Beftätigung dieſer Beob— adhtung fehen wir in allen Formen der Geſchwulſt und in allen denjenigen Krankheiten, in welchen eine Retention der Gallınab: fonderung ftattfindet. Auf weiche Weife die Gegenwart jenes Flui— dums ein Gefühl von Zrauriateit und Berzagtheit, welches das Leben eleno macht, zu erzeugen im Stande fey, ift eine Frage, des ren Löfung wir nice zu verfudyen wagen. Die nädjfte Urfache der Freude oder des Schmerzes liege außer dem Bereiche unferer Er: tenntnißz felbft der Zufammenhang zwifchen diefen innern Empfins dungen und der Manifejtation derfelben durch Außere Erfcheinune gen ijt noch nie erklärt werden, Niemand hat es gewagt, zu er: elären, warum die Thränendrüfen in der Wehmuth Thranen ers gießen, warum dire Infpirationg « Muskeln ihre Wirkung in kurzen ÖInfpirationen, die man Schluchzen nennt, äußern; oder warum bei heiterer Gemüthsftimmung der Mund fich in eine ſeitliche Rich— tung ausdehnt und lange Sufpirationen eintreten, auf welche wie— der kurze folgen, die man Lachen nennt; oder warum gewilfe Gr: müthsbewegungen einige Muskeln des Gefichte contrahiven, einige dagegen erfchlaffen. Die Thatſache, daß Gelbſucht mit Traurigkeit und Niedergeſchlagenheit des Geiſtes verbunden üt, it fo allgemein befannt, daß ein Lächeln im Geſichte eines Gelbfüchtigen faft für etwas Unmögliches gehalten wird, und wenn es in einem Bild: niffe dargeftellt werden foute, es der arößten Geſchicklichkeit des Künftters kaum gelingen würde, zu verhüten, daß der Befchauer dajfelbe nicht für einen Ausdruck der Verzweiflung hielte. Ganz verfchieden von dem bei der Gelbſucht beobachteten Zrübfinn äußert fih die Gemuͤthsſtimmung bei den Srritationen der Schleimhaut dis Magens und Darmcanals. Hier ift der Zrübfinn mir mürrifhem Wefen verbunden. Man bemerkt oft, daß fid) das Temperament einer Perfon plögli zum Schlimmen verändert, daß fie ohne erfichtliche Urfache grämlidy und zänfifch wird, daß aber diefem Zuftande früber oder fpäter der Ausbruch eines gaftrifchen Fieber folgt, nach deffen Befeitigung ihre ger wohnte Sanftmuth wieder zuruͤckkehrt. in auffallındes Beiſpiel der gaſtriſchen Verftiimmung Fam einmal innerhalb der Mauern unferes Gollegiums vor, welches fo inftructiv ift, daß ich mid) nicht enthalten fann, es hier zu erwähnen, Ein gewiſſer Arzt, Mitglied des Senats (ſeitdem geftorben), dußerte ſich einmal, während einer Sitzung, gegen ein anderes Mitglied, welches ibm nicht die gerinafte Veranlaſſung dazu gegeben hatte, in einer fo befeidigenden und unverzeihlichen Art, dag nur die Dazwiſchenkunft bes Präfidenten einen Zweikampf verhinderte. Das Kollegium, welches die Enticheidung in der Angelegenheit übernommen hatte, ftand auf dem Puncte, zu ernſtlichen Maafregein zu fchreiten, als der Belcidiger von einem Mitaliede der Gorporation beſucht wurde, in der Abficht, ihn wegen feines ungebübrlidhen Betragens zur Rede zu ftellen. Er fand ihn in einem Zuftante, der ihn der Ver: zeihung und des Mitleids feiner Collegen würdig machte. Er ges ftand feinen Fehler vollfommen ein, führte aber zu feiner Entfchuls digung den Zuftand feines Magens an. Dirfem (oder vielmehr, der Pathologie jener Zeit gemäß, der Keber) ſchrieb er den trau— rigen Umftand zu, daß er ein Mifanthrop der fchlimmften Art ſey, indem er gegen ſich felbit eben fo feindlich geftimmt ſey, wie gegen Andere, Mit rührenden Wortenerzählte er, daß, wenn er des Mors gens ausging, er ſich öfter verfucht gefühlt, einen Gelbftmord zu begehen, und daß ihn nur der Gedanke davon zurüdgehalten babe, daß er gewiſſen Perfonen dadurch einen Gefallen tbun würde, des ren Munfche er hierin nicht babe entſprechen wollen, Gluͤcklicher Weiſe befand er fich mit diefen Angaben einem mediciniſchen Ge: tichtehofe gegenüber, der, vermöge feiner Sachkenntniß und Erfab: zung, von der Wahrheit derfelben uͤberzeugt war, und fo wurte denn der uriprüng'iche Befchluß gegen ibn zuruͤckgenemmen. — Biele Derfonen leiden an Irritationen tes Macens, obne daß fie es wiffen und fchreiben ihre Beſchwerden aͤußern Urfacen, oft, ob: ne allen Grund, den Verdrüßtichkeiten zu, die fie von Geiten ihrer Bamilie oder ihres Haushaltes zu erfahren glauben. Wenn diefer Zuftand in vorgerüchtem Altır vorkommt, fo führt er die betrefz fende Perfon oft zu unvortheilhaften Vergleichungen zwiſchen der Bergangenbeit und Gegenwart und verwirklicht fo den laudator 62 temporis se juvene exacti. Es würde uns zu weit fühe ren, wenn wir alle die Formen angeben wollten, unter weldyen das verftimmte Gemeingefühl in diefer Krankheit erfcheint; in allen aber macht ſich das eine Princip geltend, daß die Kranken fich elend fühlen, und zwar in Folge einer inneren Urfadhe, deren Na— tur, ja felbft deren Dafeyn ihnen unbekannt bleibt, fo daß fie den Grund in äußeren Dingen ſuchen. Bei der torpiden Digeftion tritt diefe Täufhung und Webers fhägung der Beihwerden von Seiten dıs Kranken noch ftärfer hervor. Die Ausdennung des Magens oder colon, fo bedeutungs— 108 fie auch dem Arzte erfcheinen, wirkt hier nicht nur ſpecifiſch auf das Zemperament ein, fondern erinnert auch den Kranken fortdauernd an ihre Gegenwart und bat in einigen Faͤllen wirklich zu Greiftesftörungen geführt. Man fühlt hier eine elaftifche, in Bezug auf ihren Sig unbeftimmte Geſchwulſt, die zuweilen beweg⸗ lich, zumeiten fir ft, zu verfchiedenen Zeiten des Tages waächf't und abnimmt, aber nie ganz verfchwindet und gewoͤhnlich von den bereits befchriebenen Symptomen der Reisung der Drüfen oder der Schleimhaut des Magens begleitet ift. Die Aufmerkfamteit des Kranken ift hier ſtets nah Innen gerichtet, und, in der Regel, bält er ſich feſt davon überzeugt, daß er an einer oraanijchen Krankheit der Leber oder des Derzens leide, Die VBerftimmung und Niedergejchlagenheit des Geiftes nimmt hier eine neue Rich— tung. Indem dır Kranke hier wirklich einen Gegenftand der Klage hat, fixirt er auf denfeiben, als die Urfache alles deffen, was er empfindet, feine Gedanken, und fo entfteht die unter dem Namen hypochonuriasis befannte Krankheit. Durch das Gefühl der elas ftifhen Geſchwulſt ftets an fein Eeiden erinnert, fucht der Unglück— liche überall Hülfe, wo er foldbe nur erlangen zu können glaubt, und befigt felten binreichende Enırgie oder Ausdauer, um das aus— zuführen, was zu feiner Heilung nothwendig ift. Reichter, als jes der andere Kranke, vertraut er fi einem Quadfalber an. — Ge: woͤhnlich quält er feine Freunde mit weitläufigen Befchreibungen feiner Empfindungen und wacht über diefe mit foldyer Aengfttich« keit, daß er oft für nickts weiter Sinn zu haben foheint: Der ges ringfügiafte diätetifche Umftand wird bei ibm eine Angelegenheit von ber größten Wichtigkeit, und wir feben oft das von einem franzöfifhen Scaufpistdichter entworfene Gemälde eircs Monsieur Argan verwirklicht, welcher darüber in der peinlichften Ungewißbeit ſchwebte, ob er bei'm Auf- und Abgehen in feinm Zimmer dieſes dır Länge ober der Qurere nach durdfchreiten follte, nicht minder in Bezug auf die Zahl der Salzkörner, die er zu feinem Ei neh— men folle. Man muß jedoch nicht glauben , daf die Leiden ſolcher Perſo— nen feine wirklichen Leiden find; fie haben für fie eine eben fo gro= Be Bedeutung, als wenn fie durch die evidentefte und fühlbarfte organifche Krankheit hervorgebracht würden; und wärend wir uns aus allen Kräften beftreben müffen, fie aus ihrer Unthätiafeit, wels che ihre Leiden ſtets am meiften fteigert und oft die alleinige Urfas che derfvlben ift. zu reißen, müffın wir uns zu gleicher Zeit erins nern, daß diefer krankhafte Zuftand ein ſolcher it, zu dem alfe Perſonen, die bloß geiftige Befchäftigungen haben, mebr oder went: ger dieponirt find, und daß wir zu einer oder der andern Zeit für uns felbft daffelbe Mitaefübl in Anfpruh zu nebmen haben duͤrf— ten, welches wir jegt Andern zu ſchenken Beranlaffung haben. Zweiter Satz. — Zu obigen Symptomen fom: mennod bei dazu dieponirten Perfonen die der Reis zung der gaftrifhen Drüfen (nämlich: faures Aufftos Ben und Erbrechen einer fauren Fluͤſſigkeit, Gefühl von Spannung in der Magengegend, weldes unge fähr vier Stunden nad dem Effen eintritt); oder die der Irritation der Schleimhaut des Magens (ndm: tich Eranfhafte Abfonderung auf der Zunge, übeler Geſchmack, übeler Geruh aus dem Munde, Kopf: ſchmerz in der Stirngegend, zuweilen Schluchzen und in ben böheren Graden Durft, Appetitlofigkeit, Hige an Händen und Füßen). Da mein Hauptzweck bei dieſen Mittbeilungen tie Feſtſtellurg der Diaanofe derjenigen deutlich geſchiedenen Affectionen geweſen ift, weldye gewößnlidy unter bem Namen Dpeprpfie zufommunges 63 worfen werben, und da meine Behandlung ganz auf diefe Diagnofe baſirt ift, fo kann ich nur dann erwarten, daß der Leſer diefes Ars tikels feine Richtigkeit oder practifche Wichtigkeit gehörig würdigen werde, wenn er ſich die Unterfcheidungen in’s Gedädtniß zurücrus fen Eann, ‚die ich darin mache. Für jede einzelne Affection ift eine befondere Reihe von Sympromen aufzuftellen, und es ift einzuräus men, daß das gleichzeitige Vorkommen ‚der Symptome verfchtedener Affectionen durch das gleichzeitige Vorhandenſeyn der Affectionen felbft bedingt werde. So ift die torpide Digeftion im kindlichen und Knabenalter jtets von Irritation des Magens begleitet, wäh: rend diefelbe bei Erwachfenen meift von Säure und andern Sym— ptomen der Srritation der gaftrifhen Drüfen begleitet ift; und ſo giebt es wieder Fälle, in welchen die torpide Digeftion nur für ſich befteht und die in diefem Artikel beſchriebenen Symptome hervorz bringt, ohne von irgend einem andern begleitet zu feyn. Dritter Satz. — Die Anwefenheit der torpiden Digeftion kann häufig aus dem Anblicke der Schleim— haut des Mundes erfannt und aus Berüdfihtigung der allgemeinen Zorpiditätdes Gapillargefäßfy: ſtems vorhergefagt werden. In erfterer Beziehung ift eine merkwürdige Bläffe der Zunge und des Innern des Mundes characteriſtiſch, von welcher ſich in den Kupfertafeln zu Dr. M. Hall's Werke über Frauenfrankheiten eine gute Abdildung findet. Den zweiten Umftand bemerit man mehr in den fpätern ebensperioden und zeichnet ſich derfelbe durch eine tiefe Shattirung der Farbe aus, die an's Livide gränzt. In beiden Fällen bemerkt man Kälte der Extremitäten, daͤufig Ame— norrhöe und alle andern Zeichen des Zorpers in der Gapillarcir eulation, felbft dann, wenn die Thätigkeit in der Girculation deg Herzens abnorm erhöhet ift. Diefer Zorpor in den zum allgemeiz nen Kreislaufe gehörenden Gapillargefäßen ift ftets von einem noch größeren Zorpor in der Circulation der Leber und, in Folge deffen, von einer Störung in der Thätigkeit des Magens und Darmca= nals begleitet. Hieraus geht hervor, daß in der großen Mehrzahl der Fälle feine Behandlungsweiſe erfolgreih feyn Eann, die nicht ercitivend auf die Reber einwirkt. (Schluß folgt.) Miscellen Ueber den Einfluß des Klima’s von Bandiemens land aufdie menfhlihe Sonftitution und die Kranke heiten enthält No. 1. des bei Murray in London erfcheinenden Tas- manian Journal Folgendes: Bekanntlich übt das Klima fowohl auf den Körper, als den Geift, einen fehr bedeutenden Einfluß aus. Zede Aufklärung in Betreff des eigenthuͤmlichen Characters des Auftrals aftatifhen Klima's in Beziehung auf die Leibesbefchaffenheit des Menfchen würde demnach für die Förperlihe und geiftige Erziehung der heranwachfenden Generation, fowie für dag Studium und die Behandlung der Krankheiten, von hoher Wichtigkeit feyn. Allge: mein wird anerkannt, daß das Klima Wandiemensland’s, fen es nun wegen feiner Trockenheit oder höhern Temperatur oder aug irgend einem andern Grunde, weit aufregender und veizender wirft und daher die Eörperlihen und geiltigen Kräfte weit früher zur Entwidelung bringt, als das Klima Großbritannien’. Die Kin: 64 ber der Eingebornen, fowie die in der Colonie gebornen der Euro= päifhen Anjiedier, haben vor denen von gleichem Alter im Mutters lande gewöhnlich rücfichtlih der Entwicelung einen entfchiedenen Vorfprung, und jeder Einwanderer erftaunt über deren Eörperliche und geiftige Fruͤhreife um fo mehr, da diefelbe keineswegs mit Symptomen von Kränklicykeir oder von Mangel an Thaͤtigkeit und Kraft gepaart it. Diefe gewöhnlichen Begleiter der Frühreife feinen jedoch, wenngleich fie in der Jugend fehlen, fpäter als hinkende Boten nachzukommen. Schon der Füngling der Colonie fcheint nidyt mehr ganz die wohlproportionirten Körperformen und die Körperkraft zu befigen, die dem Knaben eigen waren. ein Bruftkaften iſt oft eng und der ganze Körper fo ſchmaͤchtig, daß die Eebenskraft in ihm offenbar an Kraft abgenommen hat, Bier bietet ſich alsbald eine wichtige practifche Frage dar, ob nämlich) die Lebensmweife, in’sbefondere die fehr reichtiche thierifche Koft, welche die Coloniften eingeführt oder vielmehr von England her beibehalten baben, fo ſehr fie fich für das legtere Land eignen mag, nicht etwa dem Auftralafiatifchen Klima durchaus nit entipredye ? und ob nicht eine für die Natur und die Verhältnife der Eolos nie paffendere Diät fehr darauf hinwirken würde, die Tendenz zur Trühreife oder wenigftens zur fchnellen Aufreibung ver Lebenskraft zu vermindern, welche ftets eine Folge der Frühreife feyn muß und auf die fpätern Lebensperioden einen fo nachtheiligen Einfluß Aus Bert? Auch auf die Krankheiten übt das Klima einen fehr wefents lihen Einfluß, und in diefer Beziehung hat befonders die Veraͤn— derung des Characters und der Häufigkeit einer und derfelben Krank— beit nach den verfchiedenen Rändern viel Intereſſe. Die daligen Aerzte fcheinen ziemlich allgemein der Anficht zu ſeyn, daß die Erijis der Krankheiten in Vandiemensland ſchneller eintrute, als in Europa, welher Umftand von denfelben Urſachen herrühren dürfte, wie die fchnelle Körperentwidelung im Zuftande der Gefundbeit. Dperationsverfahren zur Stredung und Verläns gerung des penis von Dr. Joſ. Engel. — Verfaſſer eme pfiehlt diefe Methode für folgende zwei Fälle und hauptiächlich für den letztern derfelben. 1) Die angeborene oder erworbene Kürze des penis ift fo arg, daß nicht nur der coitus nicht vollzogen wer» den fann, fondern auh, daß das Harnen Sehr behindert und ers fhmwert ift. 2) Es giebt Fälle, in welchen es wünfchenswerth ift, die vordere Krümmung der Harnroͤhre in eine gerade Linie auszu— gleichen, wie es, z. B., behufs der Einführung eines geraden Ca— theters, Dilatoriums u. f. m. nothwendig wäre. — Dbengenann= tes Verfahren befteht in Kolgendem: Die Schaamhaare werden abrajirt, und in der Höhe des obern RanYes der Symphyfe wird in den Schaamberg ein horizontaler Hautfchnitt gemacht, der nach abwärts leicht concav ift und beiderfeits bis zum Saamenftrange reihen Eann, Das ligam, suspensor. penis und alle Theile, welche bei der Abwaͤrtsziehung des penis ſich anfpannen, werden mit einer ftumpffpigigen und gekruͤmmten Schwere durchſchnitten, aber nicht weiter, als bis die Schaambeinvereinigung fihtbar wird. So wird der penis don ebengenannter Vereinigung abgeloͤſ't und je höher diefe ift, um fo mehr an Ränge, meiftentheils 1, gewinnen; die Krümmungen der männlichen Harnröhre aber werden dadurch völs lig verfchwinden. Indem man dadurch die Hautränder fo an— einanderfügt, daß aus der transverfalen Wunde eine fentrechte wird, wird auch die benöthigte Dautlänge gewonnen. (Dejterr. Medic. Wochenſchr. 1841, No. 4.) Torre Bibliographische neuigkeiten. A Grammar and Synopsis of natural history; containing Ta- bles on vertebrated, molluscuous, articulated and radiated EN a an enumerating fossil organic Remains, fos- si ells an oncho!ogy in general etc. By James Wade. “ London 1842. Kol. a8 I * Observations on the Growth of Plants in Glazed cases, By ' N. B. Ward, London 1842, Cyclopaedia of Domestic Surgery. By T. Andrews. London 1842, 8. Esame dello stato attuale della materia medica e principal- mente delle dottrine farmacologiche de’ signori Semmola, Giacomini, Trousseaux et Pidoux, Di Marino Turchi. Na- poli 1841. 8. — —— _ Menue Mlotizen ausdem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober s Medicinalraibe FEroriepzu Weimar, und dem Medieinalratbe und Profeſſor FGroriep zu Berlin. N. 46%. (Nr. 5. des XXI. Bandes.) April 1842. Gedrudt im Landes» Induftrie- Somptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, ? Thlr. oder 3 1.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 11 LT he A 1 = Ueber die Hirudo geometra, Linn., und einige andere Arten von Suͤßwaſſer-Egeln. Bon T. Brightwell zu Norwid. (Hierzu die Figuren 9. bis 28. auf der mit Nr. 463. [Nr. I. die⸗ ſes Bandes] ausgegebenen Xafel.) Zu Anfang März 1841 fand ich an der Nüdenfloffe eines im Fluffe Wenfum gefangenen Rochen etwa 20 Exem— plare eines Eleinen Egels, deren generifhe Charactere mit den von Savigny feiner Gattung Haemocharis zuer: fannten übereinftimmten, nämlich: ein cylindrifcher, undeut— lih gegliederter Körper, der in große, ziemlich flache, kreis— runde *) Scheiben oder Saugnäpfe endigt; Kopf ohne ge: zähnelte Höcker; vier Augen. Diefe Egel waren 1— 2 Zoll lang und nahmen vom Schwanze nad dem Kopfe zu an Stärfe ab; der vordere Saugnapf war Eleiner, als der hintere; die Färbung hell: braun, mit unterbrochenen, dunklern Ringen; die hintere Scheibe mit 8—9 Eteinen, dunfeln Fleden und braunen Längsftreifen. Diefe Charactere find ziemlich diefelben, tie die von Hirudo piscium oder geometra autor., der eins jigen bis jeßt befchriebenen Art diefer Gattung. Als man diefe Egel zu einem Gründling in's Waſſer that, festen fie fib augenblidliih an den Rand der Floffen oder Lippen feft und verharrten mebrere Tage lang dafelbft. That man fie ohne einen Fifh in cin Glargefäh, welches man jeden Tag mit frifchem verforgte, fo erfolgte mehr: mals gleih, nachdem fie friſches Waſſer erhalten hatten, der Paarungsproceh, indem fich ein Egel dem andern um den Hals wand und an eine Längsöffnung dicht anlegte, welche man alsdann am Halfe beider Gremplare fehr deutlich wahr: nehmen konnte. Waͤhrend diefer Umarmung bemerkte man auf jeder Seite des Theils, wo die Körper ihre Vereinigung bewirkten, eine weiße Subſtanz. So blieben die Thiere ges woͤhnlich mehrere Stunden, in einem Falle fogar den gan: zen Tag Über verbunden. Als fie fi) von einander trenn= *) Savigny bedient ſich des Ausdrudes: [hräggeftellte, N0. 1567, Mio BAR | aa 1 2 ten, loͤſ'te fi von den Stellen, mit denen fie aneinander: gehangen hatten, eine weiße, fpinnewebenartige Subſtanz ab, melche fich in einem Falle wie ein Ei ausnahm, ſich aber bei fernern Beobachtungen als ein Theil des Häutcens herz ausftellte, von welchem die Eier umhuͤllt find. Innerhalb 24 Stunden nah dem Begattungsacte wur— den Eier gelegt und an den MWandungen des Glasgefäßes feftfigend gefunden, Bei einem Verſuche, welcher mit einem zu diefem Zwede abgefondert gehaltenen Paare gemacht wur— de, erlangte man von diefem 12 Eier. Diefe waren halb durchſichtig, länglichoval, an dem einen Ende abgeftugt, von rörhlihbrauner Farbe, mit einer weißen, fpinnewebenartigen Subftanz überzogen und an den Seiten mit erhabenen Laͤnge— ftreifen verfehben. Beim Eeciren derfelben fand man die Schaale derfelben auferordentlich hart Am dreizehnten Zage, nachdem die Eier gelegt worden, zeigte fih dag erfte ausgefrochene unge. Aus jedem Cie fam nur ein Egel, was man in Erfahrung brachte, indem man ein Ei ablöfte und in ein befonderes Gefäß that; da denn nur ein Junges aus demfelben froh. Die jungen Egel waren fo ſtark, wie dünner Iwirn, + Zoll lang und ſchienen vollftändig. ausgebildet. Die braunen, ringformigen Abzeihen am Körper, die Laͤngslinien am hintern Saugna— pfe und die vier Augen am vordern maren deutlich zu fe ben. Die netten Thierchen zeigten fid ungemein munter und feäftig. . Man that eines derfelben in ein Glas Maffer zu ci» ner Froſchlarve; es faugte fich fogleih an dem Rande des Schwanzes derfelben feft und blieb daran mehrere Stunden lang figen; als man aber mehrere Froſchlarven in das Ges faͤß that, in welchem ſich die jungen Egel befanden, waren diefe am folgenden Morgen fämmtlich verfihwunden, indem jene fie wahrſcheinlich verfhlungen hatten. Die alten Blute— gel wurden fämmtlih, wenige Tage nachdem fie ihre Eier gelegt, ſchwach und ftarben. Es liefen ſich an diefen Egeln nur felten oder kaum die geomerrifchen Bewegungen beobachten, melde inne und Andere befchrieben haben und denen fie ihren ſpecifiſchen ö 67 Namen geometra verdanken. Unfere fämmtlichen Erems plare bewegten ſich ganz auf diefelbe Meife, wie der offici- nelle Blutegel und ſchwammen häufig, wie diefer, ſich ſchlaͤn⸗ gelnd umher. Sowohl die Jungen, als die Alten, wurden oft, nachdem fir fih nur mit der hintern Scheibe feitgefaugt, wie fteif und ſchwenkten ſich umber, als ob fie eifrig nach ei= nem Gegenſtande fuchten, an welchem fie fid feftfesen koͤnn— ten, wa3, fobald fich ein folder vorfand, augenblidlidy ges ſchah, fo daß fie ſich nur ſchwer ablöfen ließen. Guvier oder vielmehr Latreille befchreibt (Regne animal, Vol. V. p. 215) die Gattung Haemocharis als nie fhwimmend; allein wenn unfere Art diefer Gut: tung angebört, fo ift die Angabe unrichtig. Herr v. Blain— ville fcbeint zu glauben, die Hirudo cephalotes, Ca- rena, gehöre zu diefer Gattung; allein diefe Urt wird nicht nur als ‚nie ſchwimmend“, fondern auch als „lebendige unge gebaͤhrend“ beichrieben, welche Charactere auf unfere Art durchaus niht paffen und vielleicht von Cuvier und andern Naturforfchern als allgemein gültig angenommen wor: den find. Die in der Eneyclopedie methodique mitgetheilte Abbildung der Hirudo geometra (Tafel 51, Figur 12 bis 19), welche angeblih nah Möfel copirt ift, unterfcheis bet fih von unferer Art bedeutend, fowohl in der Geftalt der Scheiben oder Sauynapfe, als in der Lage der Augen und Abzeihnungen. Mir fügen emige Bemerkungen in Betreff der in un: ſerer Nachbaiſchaft einheimiſchen Suͤßwaſſeregel bei. Haemopsis sanguisorba, Sa»., der gemeine Pfer— beegel, wird in Zeihen und Gräben häufig gefunden, Ob er Eier legt oder nicht, haben wir aus eigner Erfahrung nicht ermittelt; allein es unterliegt wohl kaum einem Zwei— fol, daß er dieß thut. Wir haben ganz junge Eremplare diefer Art an denfelben Drten wie die Alten, aber nie an diefen fefthängend, gefunden. ine fonderbare Warietät dies fer Art befindet fih in unferer Sammlung, nämlich ein Gremplar, bei welchem dag Hintertheil, fowie ein großer Fleck am abdomen, fleiſchfarben ift. Sanguisuga medieinalis, Sav., der officinelle Blutes gel, wird auch zuweilen, doch felten, im biefiger Gegend ges funden. in Blutegelhändier zu Norwich haͤlt deren gegen 50,000 in zwei großen mit Thon ausgefchlagenen Baffing, in welchen die Thiere fih fortpflanzen. Mir fanden dort eine Menge Cocons, "von denen der Eigenthuͤmer gar nicht mwuäte, was fie feyen, daher ev diefelben bisher immer zere ftört hatte Die öfterreichifche Varietaͤt hält er in einem befondern Baſſin, da er behauptet, fie tödte die andern Blutegel. Nephelis vulgaris, Sav. Diefe Art fommt in al ien unfern füßen Gewaffern in Menge vor, und man fann die braunen Cocons, welche deren Eier enthalten, beftündig an der untern Seite der Blätter von Waſſerpflanſen unter denen der Suͤßwaſſerſchnecken antreffen. Wir haben meh— tere Exemplare diefer Art den Sommer über gehalten und in Hinſicht des Eierlegens und der Entwidelung der Jungen Nachſtehendes beobachtet. Am 2. Juni legte eine Ne- 68 phelis vulgaris einen Gocon, am 5. einen zweiten, am 10, noch) einen, am 15. wieder zwei, und jeder dies fee Cocons enthielt 7 — 10 Eier. Am 22. zeigten ſich in dem am 2. gelegten Gocon Sunge, und am 13, Suli Eamen fie aus dem Gocon hervor, fo daß fhon drei Wochen nad dem Legen lebende Junge in dem Cocon zu bemerfen waren und diefelben fich binnen 6 Wochen vollftändig entz micelten und den Gocon verließen. Als ic) die Jungen bei 60faher Vergrößerung nah einer Dimenfion unterfuchte, entdeckte ich eine Uypris, fowie 4 Eremplare eines gemeinen Rotifer = Snfufionsthierhens (von denen eines noch lebte) im Magen eines derfelben. Nephelis tesselata? Im letztverfloſſenen Juli fin: gen wir bei Gojtejjey in unferer Graffchaft im Fluffe einen Blutegel, auf welchen die Befchreibung der ebengenannten Urt ziemlih genau paßte. Blainville befcreibt diefe folgendermaßen: „Körper länglic) oder oval, 18 Linien lang, mit 8 Augen in zwei Längsreihen; Farbe aſchgrau, mit oran- gefarbenen oder weißlichen Sleden oben, mit weißen oder theilweife grauen, tbeilweife orangefarbenen Sleden an den Seiten; Unterleib grau, mit zwei runden Flecken bei der Mitte. Unſer Eremplar ift beinahe cylindrifh, etwa 1 Zoll lang, der hintere Saugnapf größer, als der vordere; 8 Aus gen, die in zwei Reihen ftehen, von denen jede 4 enthält; Farbe grün, mit zwei Laͤngsreihen von undeutlichen weißli— chen Flecken oben, und zwei Fleden unten; der ganze Kür: per zeigt fih unter dem DVergrößerungsglafe Uber und über mit £leinen, dunfeln, unregelmäßigen Flecken bededt. Müller bemerkt, daß man in einem Weibchen zumei- ien 300 Sunge finde. Der Unterleib unferes Eremplares war, als es gefangen wurde, mit Jungen bedeckt, welche je doch Lediglib mit dem hinteren Saugnapfe feſtſaßen. Wir hielten dieß Gremplar vom 24. Juni bis zum 28. Auguft, an welbem Zuge e8 ſtarb. Die Jungen blieben die ganze Zeit Über an der Mutter figen, und wir bemühten une, de: ven Zahl genau zu ermitteln. Es waren deren 143. Wir Eonnten nie bemerfen, daß die Alten oder die Jungen Nah— tung zu fih genommen hätten. Die Jungen waren ganz anders gefärbt, wie die Alte, indem die leßtere dunkelgrün, die eritern hellaſchgrau waren; die Augen der lestern ließen fi) mit der Lupe Eaum erkennen, wogegen die der Jungen febr deutlich und mit unbewaffnetem Auge zu erfennen wa— von, Die Beweyung diefer Art ift eine geometrifihe, und fie fbwimmt nie. Am abdomen befand fih fein Sad; allein diefer Theil zeigte wegen des Daranbängens fo zahlreicher Zungen eine ganz andere Geftalt, wie bei den legten. Clepsina, Sav. Diefe Gattung oder Familie ber Hirudinae (welche die Blutegel mit zuruͤckziehbarem Rüffel enthält) ſcheint noch nicht gehörig bekannt zu fen. Man findet diefe Thiere an der untern Seite der Blätter größe ter Wafferpflanzgen, wo auch die Eleinen Schnecken, von be nen fie fi nähren, in Menge vorkommen; auch fißen fie in Fliegwaffer an Steinen. Man findet den Nüffel felten vor: geſtreckt. Clepsina complanata. Viele Exemplare dieſer Art wurden von uns den ganzen Sommer uͤber gehalten, ohne 69 daß mir je deren Ruͤſſel zu fehen befommen hätten, wenn wir die Thiere nidyt zwangen, denſelben hervorzuftreden. Mir fahen, wie ein Eremplar davon cine gemeine Planor- bis verfchlang, was das Thier ausführte, indem es die Schnecke aus ihrem Haufe berausfaugte. Der fünflappige Magen des Eyels, fowie mehrerer an diefem hängender Junz gen war, al$ der Egel dag Schnedenhaus verließ, mit einer Elaren, dunkelrothen Flüffigkeit gefüllt, welche gegen die durch- fihtige ftrohgelbe Farbe des Übrigen Tieres abſtach und dies fem ein boͤchſt eigenthuͤmliches fhönes Anfehen gab. Die Eier diefer Art freihen zuerfi aus dem Dvarium in zwei Laͤngsreihen na) dem abdomen, welches zu deren Aufnah: me erweitert und fadartig aufgebläht if. Die Jungen ent- wiceln ſich allmälig und bleiben, nachdım fie aus dem abdo- men gekrochen find, viele Wochen lang nach ihrer ganzen Länge an den Körper der Mutter angeklebt. Clepsina stagnalis. Diefe kleine Art foll bei ung häufig ſeyn; ich felbft babe fie aber nie gefunden ; denn alle zu diefer Familie gehörenden Eyel, die mir vorgefommen, hatten 6 Augen, während fie deren nur 2 befißen fol. Die Clepsina complanata ift weit größer, obwohl wir ein mit Eiern gefülltes Exemplar aefunden haben, dag nicht größer war, als die Clepsina stagnalis, der Beſchreibung nach, ift. Clepsina hyalina? Nur ein einziges Eremplar aus diefer Familie ift uns vorgefommen, auf weldes die Be— fhreibung der eben genannten Art paßte. Es war mehr als noch einmal fo groß, als irgend ein anderes uns zu Ges fiht gekommenes derfelben Familie. Es war etwa I Zell lang, gelbbraun gefärbt und auf dem Nüden mit zwei Rei— ben dunkler Längelinien gezeichnet. Der ganze Körper mt auffallend hart und zaͤh. Wir ſahen den Nüffel diefes Thies res völlig vorgeftrect, Eonnten aber weder Eier darin, noch unge daran entdeden. Erklärung der Figuren. Figur 9. Ein in der Begattung begriffenes Paar der Hirudo geometra, in natürlicher Größe. Figur 10. Der vordere Theil deſſelben; man ficht die weiße Subſtanz. Figur 11. Gier in natürlicher Größe. Figur 12. Die Sungen bdesgleiben, Figur 13. Gier, ſtark vergrößert, etwa 150fadh nah einer Dimenfion. Figur 13.0. Das Kid des Eies, durch welches das Junge auskriecht. Figur 14, Die vordere Scheibe oder der vordere EC augnapf des Suns gen, frei, ſtark vergrößert. Figur 15. Derfelbe, wenn fich der Egel angefauat bat. Figur 16. Der hintere Eaug: napf, wenn fich der Eyel damit feftgefaugt hat Figur 17, 18, 19. Gier oder Cocons mit Eiern der Nephelis vul- garis. Figur 17. Sn natürlicher Größe. Figur 18 und 19. Vergroͤßert. Figur 20. Divfelben, wenn die Jungen dem Ausbrüten nahe find. Fiaur 21 und 22, Diefelben mit den Sungen im Eie unmittelbar vor dem Auskriechen. Figur23. Nephelis tesselata ? in Naturgröße mit den an ihe hängenden Jungen. Figur 24. Diefelbe, von oben ge: fehen. Figur 25. Eines der Jungen, ſtark vergrößert. Figur 26 und 27. Clepsina complanata, in natürlicher Größe, mit den daranhängenden Eiern, Figur 28. Clep- 70 sina hyalina ? in natürlicher Größe. (Annals and Ma- gazine of Nat. Hist. No. LV., March 1842.) Ueber das Nerfahren, die Farbe gewiffer Pflanzen durd Eintauchen in heißes Waller zu erhalten, wurden der botanifchen Gefellfehaft in Edinburgh am 153. Sanuar d. 3. folgende Bemerkungen des Herrn Evang vorgetragen. Jedem im Einlegen von Pflanzen Erfahrnen ift bin: teichend bekannt, daß viele Species ſich bei gehörig ſtarkem Preffen und öfterem Wechſeln des Papiers obne Echwieriy- Eeit zwiſchen Loͤſchpapier trodnen laffen, während dich bei andern nicht der Fall if. Manche werden beim Irodnen auf die gewöhnliche Art jedesmal ſchwarz. Nun ift das Frühen mit heißem Waſſer den Sammlern, als ein Zrofs kenproceß befchleunigendes Mittel, zwar fchon lange befannt, allein dem Herrn Evans ift nicht bewuft, daß diefes Ver— fahren in Bezug auf die Erhaltung der Naturfarbe der eins gelegten Gremplare in Anwendung gebracht worden waͤre. Dem Herrn Peter Henderfon, Gaͤrtner zu Melville Gaftle, verdankt man die gelungene Einführung deffelben, indem er es veraangenes Jahr dahingebracht bat, Lathraea squamaria und andere bei'm Zrodnen ſonſt ſchwarz wers dende Pflanzen, namentlih Asperula odorata. Melam- pyrum pratense, Agraphis nutans, Rhinanthus Cri4 sta galli und mebrere Orchideae fo einzulegen, daß fie ihre Naturfarbe behalten haben. Im Laufe der Semmers und Herbftes verfuchte Herr Evans diefelbe Metbede und fand, daß die fo behandelten Pflanzen nicht nur weit ſchö— ner, fondern in der Hälfte der fonft erforderlichen Zeit trofs Een wurden. Ueberdem wird durch das Cintaucen der Pflanzen in heißes Waffer deren Steifheit befeitigt, fo daß fie fihb auf dem Papiere weit Leichter ausbreiten laffen. Mährend Herr Evans und fein Freund die Verfahren ausübten und vervollfommneten, fanden fie, daf, 5. B, Or- chideae nnd andere die und faftige Pflanzen im Durch— fehnitte 20 bis 30 Secunden in dem beftändig im Kocen zu erbaltenden Waſſer gelaffen werden müffen, während bei jarteren Gemwächfen einmaliges Eintauchen hinreichend iſt. Uebrigeng ift er der Anficht, daß das Gelingen dis Proceffes nicht nur von der Temperatur des angemandten Waſſers oder der Zeit, während deren das letztere einwirft, fondern großentheils von dem öfteren Wechfel des Papieres, in das man die Pflan’en eingelegt bat, abhängt, welcher Mechfel namentlich zu Anfang des Trodenproceffes recht häufig vors zunchmen ift. Geſchieht dieß nidt, fo faulen die Pflanzen leicht wegen der großen in ihnen enthaltenen Waſſermenge. Man bat auch, um die Pflanzen ſchnell von der uͤberwaͤßi— gen Feuchtigkeit zu befreien, empfohlen, fie vor dem Einle— gen in Papier gelinde zwifchen Tuͤchern zu preſſen, was als lerdings bei Pflanzen von ſtarkem Baue angeht, aber bei folcben von zarter Örganifation nicht zu empfehlen ift. Diefe dürfen nur vorfictig abaefchüttelt werden, und man hat bei denfelben defhalb den Papierwechfel um fo früher 5 * 71 zu bewirken. Schlieflih bemerft Herr Evans noch, daß auch die blaue Farbe der Blumenkrone der Campanula- ceae ıc. bei Anwendung des Brühens beffer ſtehe, während bei'm Trocknen nad) der gewöhnlichen Weiſe diefe Blumen bekanntlich fafl immer weiß werden. Herr Evans zeigte, als Belege zu dem Werthe des von ihm befchriebenen Proceffes, mehrere eingelegte Pflanzen vor, die wirfli) ungemein fhön waren und ihre Naturfar: be faft unverfehrt behalten hatten. Um zu beweifen, daß diefes Nefultat Lediglich dem Bruͤhen zuzuſchreiben fey, hatte er bei manchen abſichtlich einzelne Theile derfelben nicht mit in das heiße Waffer eingetauht, und in diefem Falle wa— ren diefe Stellen durchgehende mißfarbig, die Cremplare übrigens aber fchön. MNMiscellen. Sn Beziehung auf Anatomie und Phyfiologie der decidua hat Dr. Rob, Eee der Royal Society in London eine Abhandluug überreiht, worin er einige Erfcheinungen befchreibt, 72 welche er in der Structur der menfchlihen decidua beobachtet hat, und melde zu beweifen fcheinen, daß die Girculation des mütterli= hen Bluts im Eie, während der erſten Monate der Schwanger: fchaft, vorzüglid) vermittelft der verfchiedenen Blätter diefer Mem— bran und der Zellen des Chorions bewerkſtelligt wird. Er ift buch feine Beobachtungen zu dem Glauben gebradyt worden, daß die Venen der mütterlichen decidua Blut von der Höhle der deci- dua in die Venen des uterus führen; und daß, aller Wahrſchein— lichkeit zufolae, ein Strom mütterlihen Biuts fertwährend von den Bellen des Chorion durch die decidua reflexa in die Höhle der decidua fließe. Die hemifhe Societät zu London, welde im vorigen Sahre zufammengetreten war, hat am 30. März ihr erftes Jah— resftiftungsfeft gefeiert. Sie beftcht jegr Ion aus 127 Mitglier dern und hat bereits zwei Theile ihrer Verhandlungen herausgeges ben (14 vollitändige Ubhandiungen und ausführliche Auszüge von 13 anderen). Prälident ift für das laufende Sabr Thomas Gras ham; PVice-Präfivdenten: W. Th. Brande, I. Th. Cooper, Mich. Faraday und R. Phillips. Auswärtiger Gecretär: E. F. Teſchemacher. Die Berathungsbehörde der Gefellfchaft wird gebildet von Dr. Th. Clark, Prof. 5. Daniell, Dr. €. Daubeny, Th. Everitt, W, R. Grove, P. N. Sohnfon, Prof. Tas F. W. Sohnfton, Geo. Lowe, Prof. W. H. Mil: ler, Rob. Porrett, Dr. G. D. Rees und Ober: kieutn. P. Yorke, de Zur Verhütung der Lungenfchwindfucht giebt Dr. Antony Zodd Thomfon in feinem guten Buche: The domestic management of the Sick - Room, London 1841, folgende Neyeln für Laien: Die Exblichkeit diefer Krankheit ſteht erfahrungsmaͤßig feftz dennoch Eann man natürlich nicht hoffen, daß Verheirathbungen in ſchwind— füchtigen Familien nicht vorfommen follten; unterbleibt ja nicht einmal die weitere Ausbreitung von Geifteskrankheiten auf diefem felben Wege Ehen zwifchen ſchwindſuͤchtigen und gefunden Familien werden, felbft wenn fie geeignet waͤ— ten, daS Uebel zu vermindern, doc das Uebel nicht befeitiz gen: denn es ift eine hinreichend bekannte Thatſache, daß eine fhwindfühtige Mutter die Kinder eines gefunden Va: ters anzufteden im Stande ift. Obwohl aber die Bemuͤ— bungen, eine Ausbreitung der Schwindfucht dadurch zu verhüs ten, daß man die Gefundheit der Familie, in welche hinein— gebeirathet werden foll, zu erforſchen fucht, nicht leicht von Mirkung feyn werden, fo ift es doc die Pflicht, darauf auf: merkfam zu machen, daß Verheirathungen zwifhen den Ne— benzweigen derfelben Familie mehr, als irgend etwas Andes ces geeignet ift, die erbliche Anlage zu befeftigen, zu verviels fältigen und flärker zu machen. Da es hiernach unvermeidlich ift, daß Kinder mit der Anlage zur Schwindfucht geboren werden, fo ift die Aufga= be, fothe Conftitutionen möglichft zu verbeffern und die Kin- der in ſolche Verhältniffe zu bringen, daß die Krankheit, wo möglich, niht aus ihrem Schlummer geweckt werde. SIE die Mutter von ſchwindſuͤchtiger Anlage, fo forget man für eine junge, gefunde Amme, welche indeß in der Familie le: ben und fich fo halten muß, wie e8 für ihre eigene und für des Kindes Gefundheit zweckmaͤßig iſt. Nichts ift nach: k.sik YA S Wan theiliger für ein folches Kind, als ein Verfuch, es aufzupäp- peln; im Gegentheile, man muß das Nähren an der Bruft zwölf bis achtzehn Monate lang fortfegen. In diefer Zeit giebt man, wenn die Amme fräftig und gefund ift, keinen Zufhuß anderer Nahrung, bis erft vier oder ſechs Zähne vorhanden find, und auc nad diefer Zeit muß die Diät faft ganz aus Milch und mehligen Stoffen beftehen. Die Duantität darf nie das Maaf überfchreiten, welches der Magen unbeläftigt verdauen Fann, was man aus der nor— malen Befchaffenheit dev Darmausleerungen erkennt. Die Amme erfordert faft ebenfoviel Sorgfalt, als das Kind ; ihre Diät muß nährend, aber nicht reizend feyn; ift eine Amme zu reichlich genaͤhrt, fo leidet die Verdauung, befonders wenn fie nicht täglich Bewegung in freier Luft hat, oder wenn man geftattet, daß fie ein träges Leben führt, wie bei den jich vermiethenden Ammen fo gewoͤhnlich if. Alle Kinder, befonders diejenigen, welche zu Schwind- ſucht disponict find, müffen warm an den Extremitaͤten und an den Schultern und der Bruft gekleidet werden; die Fun— ction der Haut muß durch Bäder in gefundem Zuftande ge= halten werden. Die Bäder für junge Kinder muͤſſen warm feyn und in dem Maaße, als fie Alter werden, allmälig kuͤh— ler gemaht werden. Sm Sommer follte man die Kinder in Ealtes Waffer eintauchen, nahdem man den Körper vor= ber tüchtig mit einem rauhen Flanellbandfhuh gerieben bat. Kein Kind, welches Anlaye zur Schwindſucht bat, follte je= mals in einem Bette mit Vorhaͤngen oder in Eleinen, nicht hinreichend ventilitten Zimmern fchlafen; im Sommer follte das Kind vor dem Frühftüde ausgetragen werden, oder, wenn es bereits geben kann, fih Bewegung in freier Luft machen. Wenn das Kind wähft, fo muß die Befchaffen: 73 beit und Quantität der Nahrung entfprechend ber Vers dauungekraft regulirt werden. Fleiſch giebt man nicht fruͤ— ber, als bis das Kind Zähne hat, um es gut zu fauen, und dann muß man darauf fehen, daß dieß vollftändig geſchehe. Menn Körperbewegung von größtem Vortheile für alle Kinder ift, fo ift fie im hoͤchſten Grade für die Kinder ſchwindſuͤchtiger Eltern wichtig, und bis zum zehnten oder zwölften Lebensjahre follte man in der Art der Körperübuns gen feinen Unterfchied bei beiden Gefchlechtern machen; man follte junge Mädchen zu ebenfo unbefchränfter Freiheit im Spielen veranlaffen, wie fie den Knaben zugeftanden wird, Bei beiden Geſchlechtern follte man in diefer Zeit des Le— beng die Erziehung noch nicht mit Anfteengung verbinden, oder den Geift auch nur in der ganzen Ausdehnung feiner Kräfte anfpannen. Bei fhwindfüchtigen Kindern ift der Geift oft vorzeitig ausgebildet, aber gerade defwegen muß er alsdann zurücdgehalten werden, Die fisende Kebensweife bei der Erziehung junger Mid: chen ift vorzugsweife nachtheilig: die Ertremitäten werden dabei Ealt, es erfolge Gongeftion nach der Bruſt, und die Keime der Schwindfucht werden gelegt, felbft wenn Eeine erbliche Anlage vorhanden if. Man verwendet bei der jetzi— gen Urt der weibliben Erziehung zu viel Zeit auf die Ent— widelung ber fogenannten Talente, befonders in Bezug auf Muſik. Ein jeder Erceß veranlaßt in diefer Beziehung eis nen Mangel in Bezug auf Körperbewegung, welcher in dies fer Lebensperiode nicht bloß WVortheil hat, fondern fogar we— ſentlich iſ. Uber abgefehen von dem Einfluffe des Ueber: maafes im Lernen auf Abkürzung der nothwendigen Koͤr— perbewegung bei jungen Mädchen, fo kommen auch Einwir— £ungen bei dem Anzuge vor, welche ebenfalls der Freiheit der Muskelthätigkeit entgegenfteben, die doch zur Erhal: tung der Gefundheit und zur Verhütung der Schwindfucht fo wichtig iſt. Feſtes Schnüren und jede Art von fleifer und gezwungener gerader Haltung find von gleihem Nachtheile; die Folgen find leicht zu bemerken : die Kinder werden nicht kraͤf⸗ tig und von feftem Körper, fondern fie find zur Zeit der Pubertät blaß umd mager ; der Puls ift ſchwach; die Zunge belegt; der Werdauungscanal iſt terpid und unregelmäßig in feiner Thätigkeitz die Haut troden und raub; und das Ath— men befchleunigt und bei der geringften Anſtrengung beengt. Bei folcher Kebensweife muß, wenn nur div leichtefte Anlage vorhanden ift, die Krankheit durch jede Erkältung oder Uns firengung, oder irgend eine andere der bekannten Gelegenheits— urſachen veranlaßt werden. Dieß find die auffallendften Um: fände, welche bei der phyfifchen Erziehung der zur Schwind— fucht prädisponirten Kinder erforderlich find. Man achte auf diefe und vermeide die Einwirkungen, welche geeignet find, latente Tuberkeln zu einem activen Reactiongzuftande zu ers weden; dieß find die einzigen Mittel zur Verhütung der Krankheit Es it ierig, daß man annimmt, öffentlich fprechen oder laut leſen ſey für diejenigen nachtbeilig, welche Anlage zur Schwindſucht haben; im Gegentheile, duch Bewegung und Uebung der Lungen verbütet man den Ausbruch, Mur wenn die Schwindſucht bereits bis zu einem gewiſſen Grade or— ganiſche Veraͤnderungen in der Subſtanz der Lungen her— 74 vorgebracht hat, zeigt ſich, daß Sprechen und Recitiren nach— thei ig werden kann. Fuͤr ſolche Perſonen mit Anlage zu Schwindſucht iſt der haͤufige Gebrauch eines Emeticums aus Zinkſulphat am Morgen immer da ſehr vortheilhaft, wo die Krankheit ſich bes reits meldet, fo ſchwach auch die Symptome noch jeyn mögen. Ueber Sectionswunden. Bon Herbert Mary eo Tr Es ift Grund anzunehmen, daß mindeftens zwei thierifche Gifte in dem Körper nad) dem Tode erzeugt werden. Gebe es nur eines, fo wiirde unter verfchiedenen Umftänden die Heftigkeit deffelben nicht eine gleihe feyn. Die Umjtände, welche zu der Verfchiedenheit Veranlaſſung geben, laffen fich ermitteln. Das Gift, welches ſich durch einen hohen Grad von Faͤulniß im Koͤr— per erzeugt, veranlaßt eine Reihe milder Erfheinungen; aber das— jenige, welches ſich auf die Secretion entzündeter feröfer Haͤute bezieht, finder fi Schon wenige Stunden nad dem Tode und er— zeugt gefährliche, ja bisweilen tödtlihe Zufälle. Man hat daher auf den anatomiſchen Präparirfälen weniger ven Verlegungen zu fürchten, als bei den pathologifhen Leihenöffnungen. Aber auch bei diefen, wie bei andern Fällen von Anſteckung leiden nicht Alle auf gleiche Weife. Cs muß nicht allein das Gift einwirken, fondern es muß auch eine gewiffe Empfänglichkeit dafür vorhanden feyn. Die mildere Form umfaßt folgende Varietäten: Eiterung der Munde mit Entzündung der Lymphgefaͤße, phlegmondſe Entzuͤn⸗ dung des verwundeten Theils, phiegmonoſes Eryſipelas und um— ſchriebener Brand. — Die heftigeren Faͤlle umfaſſen zwei Reihen von Symptomen, von denen ſich die erſte bisweilen allein zeigt; fie beſteht in großer, allgemeiner Depreſſion mit nerwöfem Fieber; die zweite Reibe umfaßt diffufe Infiltration des Zellgewebes mit einer ſcharfen Flüfjigkiit, worauf Entzündung, Abſceß und ſelbſt Brand folgen, Ehe wir auf die Befchreibung diefer Fälle eingehen, kann man fragen, ob eg Vorbauungsmittel gebe. Menn ein Studirender in dem Präparationsfaale fi) in ben Finger ftiht, fo follte er jedesmal die Wunde vollfommen auswa— ſchen, fie ſtark mit den Lippen ausfaugen und dann mit einem zollbreiten Heftpflafterftreifen doppelt ummiceln und biefen drei Zage lang nicht abnehmen. Bei Reihenöffnungen von Fällen von Kindhettfieber, Phlebitis, Peritonitis und aͤhnlichen follte Niemand befdäftigt werden, wal— her an der Hand eine frifhe Wunde, einen Rig ober ein Ge⸗ fchwürcen bat, und der, welcher die Section vorrimmt, thuf am beften, fich die Hände zu Öfen. Verletzt er ſich, fo ift es am bes ften, er reinigt die Wunde, faugt fie aus und touſchirt fie aledann mit der Spige einer Sonde, welche in Galpeterfäure getaucht wor— den ift. Es iſt außerdem zu bemerken, daß alle Gontaaien, wenn man fie auf der unverlegten Oberhaut läßt, fi ihren Weg durch diefe hindurch bahnen können und alsdann die gewöhnlichen Sym— ptome zu veranlajfen vermögen. 1. Eiterung der Wunde mit Entzündung der Lyumpbgefäße. Am zweiten oder dritten Tage erbist fich die Munde, fie brennt und juckt; beftand fie in einem Stiche, fo bildet ſich ein Tropfen Eiter unter der Epidermis; beftand fie in einem Schnitte, fo bricht fie auf und erfudirt zuerft Serum und fodann Eiter. Zu gleicher Zeit ſieht man rothe Linien im Verlaufe der Lymphgefaͤße, am Vorderarm und Arme; bisweilen entzündet fich eine Arillardrüfe. Die Entzündung der Lymphgefaͤße erreicht ihr Marimum in vierundzwanzig Stunden und verfchwindet in zwei oder drei Tagen. Die Munde vergrößert ſich etwas durch Ulceras tion, zieht ſich bierauf zufammen und heilt, wobei ſich die zunäcft umgebende Epidermis ablöft. Oft entwidelt ſich zu diefer Zeit eine Hautrofe in der Umgebung der Winde und verbreitet ficb flüchtig über die Finger und Hand, wobei fie 2 — 3 Quadratzell Fläche einnimmt und mehrere Tage unter Brennen und Suden der Haut fortdauert, Es ift fein Fieber vorhanden, ja foaar nur felten Apperitlofigkeit. Das Allgemeinbefinden ift nicht geftört. Die Mittel der Behandlung bei diefem Anfange find ein großer Breiumfchlag über die Wunde, wobei die Hand in einer hohen 75 Lage unterſtuͤtzt wird. Die entzuͤndeten Lymphgefaͤße werden mit warmen Fomentationen eines Mohnkopfdecoctes bedeckt. Man giebt am Abend 2 bis 3 Gran Calomel mit 5 bis 10 Gran Do: verspulver, wenn ſich Schlaflofigkeit einfinder; am andern Morgen ein Abführmittel. Daſſelbe wird am folgenden Tage micderholt;z dabei leihte Diät und Enthaltung von Wein, Spirituofen und orter. 7 Im zweiten Stadium nimmt man von der eilernden Wunde die lockere Oberhaut mit der Scheere weg und verbindet mit Di: geſtivſalbez das Erylipelas bedeckt man mit Fomentationen oder Breiumfhlägen aus Bleiwalfer. Die Diät iſt jegt die gewöhnliche mit Wein oder Porter; der Kranke macht jih mäßige Bewegung im Freien und trägt den Arm in einer Schlinge. 2. Phlegmonöfe Entzündung Nah zwei oder drei Tagen ftellt fi Anſchwellung des verwundeten Fingers ein, mit Hitze, Röthe und heftigem Schmerz, welcher Elopfend und brens nend tft. Das Entzündungsfieber ftellt fi mit Froͤſteln ein; es ift die Zunge beleat, der Appetit ſchwindet; der Kranke Elagt über Unruhe, Kopfſchmerz; bisweilen iſt Delirium vorhanden. Nach mehrtägiger Dauer des Schmerzes bildet fich endlih Eiter in der Tiefe auf den Sehnen; der Knorpel des VPhalangealgelents Tann abforbirt werden, und wenn das acute Reiden vorüber ijt, fo findet man, daß Anchylofe des Gelenkes fich gebildet hat. Bisweilen bil: det fich eine zweite, oder ſelbſt eine dritte Zellgewebsentzundung, welche in Eiterung übergeht, oder fish zertheilt; diefe Entzündun: gen zeigen fih an der Dand oder oberhalb der Handivurzel im Ver: laufe der Flexoren. Zur Behandlung ift Anfangs eine Venäfection am andern Arm erforderlihh; Abends Calomel mit Samespulver, dın Tag über Antimonialien; Fieherdiätz ruhige Lage im Bette, Hand und Arm werden auf einem Kiffen höher gelegt und über den entzündeten Theil werden eiskalte Bleiwaſſerumſchläge gemacht. Wenn fih Eiter acbildet hat, fo ift ein großer Rängeneinfchnitt, duch welchen der Eiter abgeht, obwohl er aͤußerſt ſchmerzhaft zu feyn pflegt, doch das Mittel, um den Nachlaß aller Symptome herbeizuführen. in folder Einfchnitt, wenn er vorzeitig gemacht wird und den Abſceß nicht öffnet, verfchiimmert immer die Ent: zündung. Nah zwei oder drei Tagen, wenn die Entzündung und das Fieber durch die erwähnten Mittel vermindert find, kann man Abends Doverspulver geben, Die weitere Behandlung eines ſolchen Falles verſteht fich von feleft. 3. Phlegmonöfes Eryfipelas an der Hand und am Arme kann wenige Tage nach der Verlegung ebenfogut, wie nach einem Rigen mit einem roftigen Nagel oder nach einer andern uns bedeutenden Verlegung, eintreten, Es daracterifirt fi durch die befannten Symptome und den ihm eigenthümlichen Verlauf, begin: nend mit ausgebreiteter Geſchwulſt und Roͤthe der Hand, die ſich ‚allmälig auf den Vorderarm und Arın ausbreitet; die Haut ift beiß, gefpannt, glänzend und roth; die Röthe endigt ſich entweder plöglich, oder verliert ſich, was gewöhnlicher ift, ganz allmälig. Der Shmerz beſteht in einem heftigen Gefühle von Brennen, Schwere des Gliedes, Reigen, dabei ift das Fieber heftig; die Ausgänge, welche bevorfteben, find, abgefehen von dem tödtlichen Ausaange, ausgebreitete Eiterung, Unterminirung großer Hautflaͤchen, Bran- digiverden der Haut, der Aponeurofen und der Sehnen. Wir verdanken Camwrence die richtigen Principien für die Ber handlung diefer Falle. Sie befteht in allgemeiner und localer ans tiphlogiftifh ausleerender Methode: Calomel mit Samespulver ab— führende und Antimonialfalze, Fieberdiät und ruhige Lage im Bett find die allgemeinen Mittel; die localen Mittel beitehen in einem oder mehreren großen Einfchnitten durch die Haut und das anger ſchwollene Unterhautzellgewebe, Schnitten von mehreren Zoll Ränge, ar den Stellen, wo die größte Hise und Roͤthe und Spannung ftattfindetz hierauf wendet man MohnkopfrFomentationen an. Hat man auf diefe Weife die Entzündung in ihrer MWeiterentwicelung gehemmt, fo ift die Urt der Weiterbehandlung bekannt. Das Wihtigte ift, daß man die Eiterheerde unter der Haut oder den Fascien auffindet, und daß man fie in großer Ausdehnung öffnet, fobald man jie bemerkt ; überfieht man bdiefen Punct fo erleidet der Kranke einen Rückfall, das Eryſipelas tritt auf's Neue auf, und es Fann ein Finger durch brandige Zerftörung verloren gehen, 76 Es ift unnöthig, alle Berfihiedenheiten des phlegmonöfen Erys fipelas hier aufzuführen und die Mopificationen der Behandlung anzugeben; ſtatt deffen will ich lieber folgenden lehrreichen Fall bier anführen: „Ein Studirender verwundere ſich bei'm Präparis ren; es folgte brandige Abſtoßung der dritten Phalanr, heftige Entzündung der Hand des Vorderarms und des Arms und bie ernftlichften allgemeinen Entzündungsfymptomesz diefer Verlauf fand ftart, trog einer fehr Eräftigen antiphlogiftifhen Behandlung mit allgemeinen und localen Blurentziehungen, welche in den erften acht Zagen angewendet wurden. Sest fchien der Kranke in einem hoff: nungslofen Zuftande zu feyn: der Puls, ſehr ſchwach und fihnell, das Geſicht, mit dem Ausdrude großer Anaft, eine gewiſſe Schärfe der Gelichtözüge und überhaupt das allgemeine Ausfehen deuteten auf große Gefahr; der Kranke hatte mehrere Nächte Eeinen Aus genblict Ruhe gehabt, Vorderarm und Arm waren aefchmollen und von lebhaft rother Karbe bis zu der Schulter. Sn einer Con— fultation mit Deren Earle wurde folgende Behandlung befchlofs fen: Es wurde ein Einfchnitt nach der Länge des ganzen Ober: arme, ein gleicher längs des radius und einer durch das Geſchwuͤr an der entzündeten Haut und Zellfcicht des Worderarms gemacht; danach wurde der Arm in warme Tücher gehüllt, und der Kranke im Bette fich felbft überlaffen, ohne daß eine Eurze Zeit lang befen= dere Aufmerffamkeit feinem Zuftande gefihenkt wurde. Die Herren Lawrence und Earle hatten indeß noch nit lange das Kaus verlaffen, als die Umgebungen des Kranken durch cine Verſchlim— merung feines Zuftandes beunrubigt wurden; er befam eine Obn— macht. Es fand fich, daß er aus der Inciſion eine beträchtliche Menge Blut verloren hatte, Der Vater des Kranken meinte, es feyen mehr als drei Pfund ausgeflofen; diefe wurden mit einer Taſſe aufgefchöpft und in einem Waſchbecken gefammelt. Dieſer große Blutverluft, auf welchen eine Ohnmacht folgte, war indeß nicht fchädlich, im Gegentheile hatte der Kranke den größten Nuz— zen davon; er erholte jich fehr fchnell und wurde endlich vollkom— men hergeſtellt.“ 4. Brand. Wenn der vermwundete Theil von Brand arges griffen wird, fo iſt diefer ftets umfchrieben ; ich habe niemals forts fchreitenden Brand oder Sphacelug nach diefer Veranlaffung aefeten, oder etwas davon gehört. Wenn der verwundete Finger brandig wird, fo gefchiebt dieß, in der Regel, in Folge der Seftigkeit der begleitenden Entzündung, fie mag phlegmonoͤs oder ernfipelatös ger weſen feyn. Nichtsdeftoweniger kommen auch Fälle vor, in wels chen das Brandigmwerden eines Theils des Fingers aleich Anfanas auftritt und offenbar von dem unmittelbar zerftörenden Einflufje des Giftes abhänat. Doc) ſcheint diefe Einwirkung nur bii der Einwirkung des Giftes der Schlangen und nicht nah) Sectionsver⸗ mwundunaen vorzufommen. x 5. Depreffion mit nervöfer Reigbarfeit oder ners vöfes Fieber. In Herrn Travers's Werk über conftitutionelle Meizung find alle Züge diefer wichtigen Fälle vollftändig auseinanz dergefeßt. Es genuͤgt bier vollfommen, die Krankheitszeſchichte zweier Patienten aufzunehmen, welche die Gefährlichkeit diefer Ans fälle beweifen. Bei dem erften Falle ift das Gtaracteriftifche die neroöfe Aufregung, im zweiten die Depreffion mit nevvöfem Fie— ber, wobei noch einige locale Symptome befonders auftreten, „Herr Elcocd, ein Studirender, verlegte fich bei einer Leichen— Öffnung eines noch nicht lange geftorbenen Hofpitalfrankın durch einen leichten Stich am Finger; dieß geſchah um zwölf Uhr Mits tage. Da er am Abend Schmerz fühlte, fo legte er einen Brei— umſchlag über und nahm cin Eräftiges Abführmittel. Während der Nacht ſteigerte fi) der Schmerz zum Aeußerſten, und bereits am folaenden Morgen waren die Sumptome heftiner conftitutioneller Reizung vorhanden. Es fand fich inder Feine Spur von Entzüns dung, außer einer leichten Roͤthung an der Stelle, an welcher die VBerwundung gefchehen war, die indeg in einem punctförmiaen Stiche beftand. Auch am Abend deffe'ben Tages war Eeine locale Veränderung zu entdedenz das Nervenfyftem dagegen war im hef— tigften und bedenktichften Grade erregt; die Symptome glichen fehr der allzemeinen Aufregung bei Hydrophobie. Der Kranke ftarb um drei Uhr des folgenden Morgens in dem Eurzen Zeitraume von vier zig Stunden nad) der Verlegung.’ 77 „Dr. Bett hatte um acht Uhr Morgens die Leichenöffuung einer an Puerperalperitonitis verftorbenen Frau .verridyrer. Um zehn oder eilf Uhr Abends Elagt er über ein Gefühl von Hitze und Schmerz an der Außern Seite der dritten Phalanx des Mittelfin— gers; in der Umgebung einer dußerft Eleinen Deffnung in der Oberhaut zeigte ſich eine leichte Roͤthung; die Stelle wurde mit Höllenftein berührt. Dieß war nicht ſchmerzhaft, wurde aber bei einer Wiederholung, etwas fpäter in der Nacht, fehr empfindlich. Der auf diefe Weife entftandene Schmerz wurde bald ganz uner— träglih. Der Kranke ging zu Berte und hatte einen Froſtſchauer, auf welchen Hitze folgte. Um neun Uhr am nädjften Morgen war der Finger ſehr gefchwollen und entzündet; das Aetzmittel hatte einen großen Schorf gebildet; das Geſicht ſah fpis und deprimirt aus; Puls 90. Er erhielt 10 Gran Galomel, ein Abführmittel und Blutegel an den Finger und die Hand, Um ein Uhr wurde das Gefiht roth, die Augen hohl, unftät, das Athmen kurz und uns regelmäßig bisweilen feufzend; Gangrän der beiden legten Phalan— gen; beträchtliche Deprefjion; das Ausfehen von torpor und Nach— mittags fchwerer Schlaf. Am dritten Tage war Dand und Arm noch ftärker geſchwollen; die allgemeinen Symptome waren dirfels ben. Am vierten Tage war das Ausfehen und die Kraft no) mebr gefunfen; an der Stelle des torpor zeigte ſich Angſt; die Haut der Achſelhoͤhle und der Seite der Wange zeigten cine erpjipelatöfe Färbung und fchmerzten bei'm Drucke, Am fünften Zage war der Kranfe rubiger, aber fein allgemeines Ausfeben mar zuſammenge— fallen und bager, der Puls 110, unregelmäßig und fhwadh. Der Tod erfolgte gegen Abend.“ Die Gefahr diefer Anfälle trogt unfern Kunftmitteln; Allee, was man bisjegt zu thun im Stande geweſen ift, beftand in Be— handlung der Symptome; man giebt stimulantia, um das Ein- ken der Kräfte zu verhüten, Campher und Opium, um die nervöfe Neizung zu erleichtern, Galomel verfuhsweife. Der einzige Schim— mer von Hoffnung auf eine wirkfame Behandlungsweife berubt bisjest in der Möglichkeit, daß Arfenik eine günftige Einwirkung baben möchte, und dieß beruht nod dazu auf einer ſehr ungenuͤ— genden Analogie, x Die fecundären Störungen, welche bisweilen bei vereifteten Wunden vorkommen, beftehen in Snfiltrationen des Zellgewebes des Gliedes und diefer oder jener Gegend des Rumpfes, worauf mehr oder minder beftige Entzündung, brandige Abſtoßung odır Eiterung folgt. Die localen Veränderungen koͤnnen eine ſehr ber trächtliche Ausdihnung haben; fie erlangen Wichtigkeit und entwik— kein fich, nachdem die erite Gefahr bereits vorüber ift. In diefen Fällen vermindern fie die Ausfibt auf Heilung ſehr weſentlich. Da fie indeß Feine fpecielle Behandlung erfordern, fo will ich mich dabei auch nicht aufhalten, fondern will mid damit begnügen, die Hauptzüge der merfwürdigften Fälle der Art, die mir vorgekem— men find, anzugeben. Herr Dearfe, Afiiftent bei einem Infirmary, vermundete fich bei der Deffnung der Leiche einer Frau, welche im Winter 1831 an Kindbettficber arftorben war. Ich fah ihn einige Taae fpde ter; er litt damals an fecundären Zufällen von diefer Verlegung. Er laa bifchwerlich atbmend, mit Änaftlihem Geſichte und Elagte über Edimerz in der rechten Seite. In diefer Gegend fand jich eine große, fefte, teigige oder vielmehr derbe Gefchmulft, welche durch Infiltration des Zellgewebes gebildet war; die Haut war dunfelrotb In Uebereinftimmung mit einigen andern Xerzten, welche bei dem Kranfen waren, machte ich einen tiefen, 5 3oll langen Schnitt durch die Geſchwulſt; cs floffen etwa 6 Unzen Blut aus; die Haut wurde biäffer und die Spannung verlor ſich; der Kranke füblte fi in wenigen Minuten erleichtert. Am fole aenden Tage fand er fich viel beffers diefe Befferuna dauerte zwei bis drei Wochen, bierauf trat neue Gefahr ein. Ich wurde auf's Neue erſucht, den Kranken zu fehen und fand ihn in folgendem Suftande: Gr war durch hectifches Fieber abarmagert, feine Haut mit colliguativem Schweiße bededt; die Haut war an mehreren Stellen fumpfia anzufühlen: es bildeten ſich große Saͤcke zähen, eimeißöbnlichen Eiters, welche an einigen Stellen tbeilmweife fich Ausaana verfhafften. Drei Künftel des fubcutanen Zellgewebes feines Körpers waren in Giterung übergegangen; «8 fanden fich aber auch noch einige nichtcommunicirende Abfceffe, einer an jeder 78 Eeite der Leiften, einer in der Weihe, ein anderer in der Bruft. Diefe verfchiedenen Abfceffe wurden an mehreren Puncten geöffnet, um zu verhüten, daß fi der Eiter nicht weiter fenkte. China mit Mineralfäuren und nährende Diät mit Porter und Wein führ: ten unmittelbar Befferung herbei, fo daß der Kranke allmälig fi ganz wieder erholte. Ih muß nody erwähnen, daß bisweilen eine eigenthümliche Cachexie auf foldye bei Sectionen inficirre Wunden folgt. Diefe Cachexie gleicht mehreren Kormen des Rheumatismus; ein Gelenk nad) dem andern füllt fi) mit synovia und wird durch fubacute Entzündung ſchmerzhaft; hierbei ift Eeine fpecifiihe Behandlung anmwendbarz es gelten diefelben Regeln für den Gebraud der Diät und der alternirenden Mittel, wie bei der Krankbeitsform, welche diefer Gacherie gleicht. Diefe Folgen treten ein, wenn die primäs ren Eymptome nicht heftig find. Durch dieſes Leiden kann übris gens auch eine fchlummernde Krankheit zum Ausbruche gebracht werden, oder es wird der Körper für zufällige Krankheiten [cms pfängliher. (London med. Gaz., Dec. 1841.) Ginige Anfichten über torpide Verdauung. Bon Dr, Sonatban Osborne. ’ (Schluß.) Vierter Satz. — Die Schaͤdlichkeiten, welche die torpide Digeſtion erzeugen und, wenn fie vorhan— den, vermehren, find figende Lebensweiſe, ungenüs gender Luftwechfel und unverdaulihe Speifen. Die Dispofition dazu findet fih am bäufigaften im ab: nebmenden Alter; jedoch) baben die Gewohnheiten der Gefellfhaft fie bei uns zu einem allgemeinen Leiden jedes Alters gemacht. Fünfter Sat. — Wenn diefelbe auch urfprüng» li aus mangelnder Thätigkeit und verminderter Eenfibilität der Schleimhaut entftcht, fo führt fie doch oft in Folge der Retention der Käcalmaffen, weldhe bei dem ftattfindenden Zerfegungsproceffe ale hemifkeirritantia wirken, zu örtlidber Reizung und Entzündung; und hieraus entftebt dann große Verwirrung nibt nur in Betreff der Beurtheilung der Symptome, fondern auch über Juvantia und no- centia, Sowie über die Heilmittel, Schöter Sab.— Die Behandlung wird in dem Maafe erfolgreih feyn, als es ihr gelingt, die Schleimbautoberflähe wieder zu dem Gradevon Senfibilität zu bringen, welder zu einer zeitigen Entfernung der Fäcalmaffen erforderlich ift; und der Srfola ift vollftändig, wenn diefes für die Dauer bewirkt wird, obne dadurh andere Krankheitszu— ftände berbeizufübren. Diefer letztere Zufag bezieht fich vorzlalih auf den Mißbrauch dır Prirairpillen, welche in England cin Hankelsartikel aemerden find. Außer den im Handel wohlbes kannten Pillen von Hunt, Cockles, Anderſon 2c., bejigt jedes Etabliſſement feine „antibiliöfen‘‘ Pillen, deren Betrieb aan; enorm ift. Der Zweck bei allen diefen Pillenmaffen ift, ihre Wirkung mit Sicherheit verfpreden zu fönnen. Wenn fie in dies fom Puncte fehlfchlagen, wuͤrde der Käufer fein Geld als wegge— werfen betrachten und nicht mwicberfommen: daher enthalten fie faft alle die beftiaften drastica. Wenn man Morrifon’s Pillen in warmem Waſſer auflöf’t, kann man ficb ſogleich ven der Ger aenwart des Gummi guttae und der Aloe Überzeugen; und obgleich der verftorbene Eigenthuͤmer diefer Villen, wenn es wahr ift, daß er feinen Slouben an diefelben mit dem unter ihrem Gebrauch er: littenen Märtyrertode befiegelt bat, unfere Achtung verdient, fo können doch feine Agenten, die in fo vielen Beifpielen eines uns vorfeglicen Todtſchlages überführt worden find, fich kaum mit dem Vorgeben entſchuldigen, daß fie ihre wahrſcheinliche Wirkung nicht fennen. Wenn man fie als Purgans benugt, ift ihre Wirfuna, in der Regel, mit Ausnahme eines leichten Kopfſchmerzes in der Stirn: araend, günſtigz wenn jie aber, wie die Vorfchrift lautet, taͤglich in großen Deſen eine lange Zeit fortgebraucht werden, ſo verurſa⸗ chen fie eine chroniſche Entzündung des Magens und Darmcanals, 79 wie dieß durch Fälle, welche den meiften Practikern in England vorgefommen find, zur Genüge bekannt ift. Siebenter Satz. — Die Mittel, welde den hier zu erfüllenden Indicationen entfpredhen, find: Mer: cur, Purgirmittel, tonica, Ganthariden, Gampber; die Diät beftebt in wenigen, Lleihtverdaulihen Speis fen. Unterffügungsmittel der Cur find: falte Bär der, Frictionen, frühes Aufftehen, viele Bewegung, und die Gewöhnung an beftimmte Zeiten für die Mahlzeiten und Stuhlausleerungen, Der Grbrauh des Mercurs ift angezeigt: 1) wenn das Anfehen der Excremente einen Mangel an Gallenfecretion verräth, und 2) wenn der Zuftand des Gapillarfreistaufes, mit andern Gym: ptomen in Verbindung gebraht, auf eine torpide Girculation in der Leber hinweiſ't. In einigen diefer Fälle wird ein freierer Gebrauch des Mercurg, fo dag die Mundhöhle davon afficirt wird, erforderlich feyn; und die vortheilhafte Wirfung einiger des Abends genommenen Dofen Galomel, denen am andern Morgen eröffnende Mittel folgen, giebt ſich gewöhnlich Felbft in den Sefühlen des Kranken Eund. Purgirmittel. — In Bezug auf diefe Claſſe von Mit: teln find die Spdiofyncrafieen der Kranken fo mannichfach verſchie— den, daß diefe aus dem Gebrauche diefer Mittel nur wenig Nusen ziehen würden, wenn der Arzt fie nicht lange genug beobachtet bat, um alle ihre individuellen Eigenthümlichkeiten zu Eennen,. Bei einer alten Dame, die ich behandelte, fand ich, Daß das Dovers— fhe Pulver zu gr. x in der Doſis als das befte Purgirmittel wirt: te, während die erprobteften purgantia eher eine adftringirende Wirkung hatten. Ber einer andern leiſteten gefochte Stedrüben in diefer Beziehung das Meiſte Viele purgiren nad) Porter oder Shinarinde, Einige auch nad) Kaffee. Biel Eommt hierbei darauf an, daß man mit den Purgirmitteln häufig wechfelt, um auf verfchiedene Theile des Darmcanals befonders zu wirken. Wenn fih in demfelben unregelmäßige Zufammenziehungen verbunden mit Ausdehnung des colon durch flatus, Eundgeben, fo wirkt befonders die Asa foetida, gr. ß. p. d., mit Seife verbunden, fehr vortheil: baft. E'ner un derfelde Kranke kann zu verfchiedenen Zeiten bie Anwendung ganz verfähiedener Mittel nöthig machen, als: Ol. Cro- tonis (gtt. I p. d.) mit venctianifhem Terpentine vermifcht, vers fhiedene Gompofitionen der Aloe, Auflöfungen der Neutralfalge in Campher, Waffer oder mit Shwefelfäure, Zufammenfegungen von Shrvefel und Scammonium, C!ysmata, von Seifenauflöfunaen, Asa foetida, Zerpentin 26. Hierbei muß man jedoch nie außer Acht laifen, daß Purgirmittel nur zur Befeitiaung temporärer Gym: ptome angewendet werden dürfen, das HDauptleiden aber andere Mittel erheiſcht. Tonica. — Da die Behandlung hauptfählihb auf die Ans wendung diefer Claſſe von Mitteln berubet, fo paffen bier vorzuͤg— lich aloetica, infofern diefe ein bitteres Princip, welches den tor— piden Zuſtand des Magens verbeffert, mit einem naufröfen verbin— den, welches die Gontraction und Entleerung des Dickdarmes ber wirkt. Oft hat mir folgende Compofition gute Dienfte geleiitet, namlich: fieben Ungen eines Aloe-Decocts und eine Unge Huͤxhams— Zinctur, früh Morgens ein Weinglas voll genommen, nachdem Abends vorher vor dem Schlafengehen eine Pille aus Asa foetida genommen worden war. Campher, Santhariden. — Der Gampher unterftügt die Asa foetida in der Bemwirkung aleichmäßiger Gontractionen in allen Theilen des Darmcanals; jedoh macht die Gewohnheit, die Gampherpillen in Schadhteln den Kranken zuxufenden, die Admins ftration deſſelben, wie aller andern flüchtigen Subftanzen, fehr un: fiher. Um diefen Uebelitand zu vermeiden, verordne man folgende Pillen, in wohl verfchloffenen Gläfern aufzubewahren: 80 B. As. foet, gr. vı. Campbhor. gr. ıv. Ammon. carb. gr, VIII. Alves gr. xxxvi. M. f. pil. xır. Was die Santhariden betrifft, fo it ihre Wirkung auf den Hals der Blafe und die darauf folgende Strangurie nur ein Theil ihrer Wirkung auf den Gapillarkreislauf und befonders auf die Girculation in den Schleimhauten. Sie find daher, wenn nit eine gaftrifhe Reizung ihre Anwendung verbietet, in dem uns bier vorliegenden torpor von aroßem Nusen, befonders bei Weibern, wenn derfelbe mit Amenorrhöe verbunden ift. Man kann die Tin— ctur zu 3j ß der eben angegebenen aloetifhen Mirtur zufegen. Srübes Aufftehen, fleißige Bewegung 2. Die vers derhliche Gewohnheit, lange im Bette zu liegen, hat cine allgemeine Erſchlaffung und Zorpidität zur Folge; waͤhrend die entgegenges feste Gewohnheit bei zarten Verfonen oft Diarrhöe erzeugt. — Ich fchließe diefe Mittbeilung mit der Bemerkung, daß die Heilung der torpiden Digeltion in der Theorie jich leicht denken läßt, aber in der Praxis fchwer auszuführen iſt; nicht wegen der Unmwirffamfeit der anzumwendenden Mittel, fondern wegen der Ver— ffimmung und Ungeduld, welche nothiwendige Begleiter diefer Krank— heit find, und vermöge deren es dem Kranken an Willen gebrict, während cines fo langen Zeitraums, als zur Befeitigung derfelben erforderlich it, den angeordneten Gurplan, ber viele Anftrengung und Scloftüberwindung nöthia madıt, zu befo/gen. (The Dublin Journal, November 1841) — ring che Auer ınz Die fypbilitifche Musfelretraction und ihre Be handlung. — Es giebt eine außerordentlich feltene und e:ft feit Kurzem herausgehobene Affection, auf welche es wichtia iſt, die Aufmerkfamfeit zu lenken: das ift die fopbititifihe Muskelre— traction. Sie zeigt ih am bäufiaften an den Beugemuskeln dis Vorderarms, wenigſtens hat fie fich fo in mehrern Källen in dem Höpital des veneriens zu Paris i Die Muskeln diefes Theils fchienen verkürzt unter dem influffe einer permanenten Gontraction, welge nicht erlaubt, den Arm zu ftreden; ihr Ge: wibe aber, obgleich hart und fteif, zeigt keine befondere Al— teration. Ein bemerkenswerthes Symptom ift ein eiaenthümlie der Schmerz in dem contractirten Theile; diefer Schmerz ſteigert fib in der Nacht und ift im Ganzen den Knochenichmerzen zu ver— gleichen. Die Kranken wurden der Behandlung mit Jodkali un= terworfen, mit welhem Ricord viele Deilungen bei der don ihm fogenannten tertiären Syphilis erzielt hat, und welche auch hier bald Heilung herbeiführte. Die Echmerzen hörten aegen den fünften oder festen Tag auf. Die Bewegungen des Gliedes befferten ſich und wurden bald vollftändig. Glossitis in Abfceßbildung endigend ift Außerft felten. Dr Graves führt folgenden Kal an: Robert Under: fon, 30 Sahre alt, wurde in das Meath-Hosp. aufgenommen, mit Schmerz in der Zunge, Beſchwerde bei'm Schluden und un: deutlicher Articulation. Die Zunge war vergrößert, befonders auf der linken Seite, in deren Mitte eine umfchriebene,, harte und aus Berordentlich fchmerzhafte Geſchwulſt zu bemerken war. Der Puls war hart, vol, 90. Der Kranfe hatte Eeine Arznei genommen, welhe zur Entftehung dieſer Entzündung Veranlafjung gegeben haben Eonnte. Am folgenden Tage fand ſich cin weicher Fled an der untern Fläche diefer Härte, welcher angeftochen wurde und ei— nen $ingerhut voll eines dicken, gelben und fehr übelriechenden Ei— ters ausfließen ließ. Es folgte unmittelbare Erleichterung darauf, fo daß der Kranke noch an demfelhen Abend das Spital geheilt verlaffen Eonnte. (Dublin Journ., Jan. 1842, Bibliographische Principles of Human Physiology, with their chief applications By Will, B. Lecturer on Physiology in the Bristol me- 8 to Pathology Hygiene and forensic Medicine Carpenter, MD., dical School. London 1342 Practical Chemistry of Farmers and Landowners. Trimmer. London 1842. 8 By Joshua Neuigkeiten. Synopsis of the Course of Lectures on Medical Jurisprudence at the Dublin Law Institute. By Thomas Brady ete. Du- blin 1842 8, Transactions of the Cornwall medical Association for the year ending the Sth of February 1842, London 1842. 8. —r —— — — —— Hene Üotizen aud dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, orfammelt und mitgetbrilt von dem Ober Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin NO 468. (Nr. 6. des XXI. Bandes.) April 1842, Gebrudt im Landes =» Induftrie: Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 I. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. DE Ude £ Ueber die Fafer Von Martin Barry, M.D.*) Der Berfaffer bemerkt, daß man in dem völlig reifen Blutkügelchen oft ein bereit8 auggebildetes plattes Faͤſerchen finde. Bei den Säugethieren, mit Einfhluß des Menfcen, ift diefes Faͤbchen häufig ringförmig. Zumeilen ift der Ning an einer gewiffen Stelle getrennt, und in andern Fällen greift das eine Ende deffelben Über das andere. Dieß ift bei Vögeln, Amphibien und Fiſchen noch mehr der Kalt, indem bei ihnen der Faden eine ſolche Ränge befißt, daß er ein Knäuel **) bildet. Er entwidelt ſich aus den Scheib— hen im Blutkuͤgelchen. Bei den Cäugethieren tragen fo wenig Scheiben zur Bildung des Fadens bei, daß diefer nur in einem einfachen Ringe beftcht, daher das Kügelden bei dieſer Xhierclaffe biconcav ift und gemöhnlih nur ein tingförmiges Faͤdchen erzeugt. Bei den Übrigen Wirbelthie: ten enthalten die Blutfügelben fo zahlreiche Scheiben, daß deren zu einem einfachen Ringe zu viele find und ein Knäuel entfteht. Am aͤußern Theile dieſes Knaͤuels zeigt dag, wie bereit8 gefagt, platte Faͤdchen oft feinen ſchmalen Rand, woraus eine größere Dide des Kügeldyens und das Unfehen entfteht, als fen es an diefer Stelle abgeftugt, waͤh— trend man im Mittelpuncte häufig den noch unverarbeiteten Theil eines Kerns findet, daher man an den Blutkuͤgelchen, deren Rand aus dem erwähnten Grunde verdidt ift, in der Mitte eine von einer Vertiefung umgebene Erhoͤhung bes merkt. Der Kern des Blutkuͤgelchens gleiht in manchen Faͤllen einem Zwirnknaͤuel, indem er in der That an feiner Außenfeite aus einem zufammengewidelten Faden befteht. Dei denjenigen twirbellofen Thieren, melde der Verfaffer uns terfucht hat, bemerkt man ebenfalld , wie das DBlutkügelchen in einen Knaͤuel Übergeht. *) Vorgetragen der Royal Society am 16. Dec 1841. und 6. San. 1842, **) Mit dem Ausdrucde Rnäuel bezeichnen wir hier einen Faden, der einige Touren befchreibt. D. Ueberf, N. 1568, Käfer Der fo in dem Blutfügelhen gebildete Faden bietet eine merkwürdige Structur dar; denn er ift nicht nur platt, fondern auf beiden Therflähen tief gefurcht, und folglich in der Mitte dünner, als an den beiden rundlichen ändern, fo daß der Faden, wenn man ihn in der Nichtung des Randes fieht, auf den erften Blif aus Segmenten zu bes fteben fcheint. Die Linie, welche die fcheinbaren Segmente von einander trennt, läuft jedoch nicht gerade nach der Queere, fondern fchräg. f Theile von dem Blutklumpen geronnenen Bluts beſte— hen zumeilen aus Fäden, deren Structur genau diefelbe ift, wie bei den in den Blutkügeldhen gebildeten Fäden. Der in dem Blutfügelhen des Menfchen entjiehende Wing und der in den Blutkuͤgelchen der Vögel und Reptilien ſich ent= widelnde Knäuel geben ſich, wie der Verfaffer beobachtet hat, auseinander und bilden die geraden und häufig parallel laus fenden Fäden des Blutflumpens, und diefe Veränderungen laffen fih unter Anderm wahrnehmen, wenn man Blut, be= vor es geronnen ijl, unter das Mikrofcop bringt. Aehnliche Knäuel ſieht man über das Gefichtsfeld zerſtreut, und dieſe erfcheinen als in Zerfegung begriffene Blutkuͤgelchen, deren Fäden ſich auseinanderlegen oder geradeftreden. Fäden, welche diefelbe Structur haben, wie die eben erwähnten, fin= det man aber auch, wie es fcheint, in jedem Gewebe des Körpers. Der Verfaffer zählt eine große Anzahl verfciedes ner Körperorgane auf, in welchen er dergleichen Fäden wahrs genommen hat. Unter den vegetabilifchen Structuren bat er die Wur— zel, den Stängel, den Wlattftiel und das Blatt, fo wie au mehrere Theile der Bluͤthe, mikroſcopiſch unterſucht, und bei allen phanerogamifchen Pflanzen fand er in allen faferigen Geweben derfelben dergleichen Fäden. Als er fpäter Theile irgend einer Art von Farrnfräutern, Moofen, Schwimmen, Flechten und mehren Seealgen zur Hand nahm, fand er auch in diefen überall Fäden der erwähnten Art. Das platte Fädchen, welches der Verfaffer in allen diefen Strucz turen, ſowohl thierifchen als — Urſprungs, traf, 83 — ift, feiner Angabe nach, daffelbe, mas man gewöhnlich mit dem Ausdruck „Faſer“ bezeichnet. Es fieht genau fo aus, wie dasjenige, welches fih in dem Blutkügelchen bildet. Es ift, fagt er, bekannt, daß feheibenförmige Körperchen in den Pflanzen circuliren, und wir haben nun zu erforfchen, ob jie fih auch in diefen Fäden bilden, oder nicht. Indem der Verfaffer das oben erwähnte Fadchen bis zu deffen Ausbildung zu größern Gegenftünden derfelben Art verfolgt, bemüht er fich, nachzuweiſen, daß ſich durchaus Fei- ne fefte Grenzlinie zwifchen dem winzigften Faͤſerchen und einem Gegenftande ziehen laffe, welcher, allem Anfcheine nad), aus zwei in entgegengefegten Richtungen laufenden Spivalen befteht, welche einander in beftimmten Abftänden begegnen, dur melche Anordnung der ganze Gegenftand eine abgeplattete Geftalt und ein gefurchtes Anfehen erhält. Die ift, in der That, die Structur, weldye er, in Erman— gelung eines brzeichnendern Ausdruds, einen platten Ba: den genannt hat. Der Rand diefes Fadens bietet auf den erften Blick Segmente dar, welche aber eigentlich nichts An— dereg find, ald die Krümmungen eines fpiralförmigen Fa—⸗ dens. Der Queerdurchſchnitt eines folhen Körpers iſt in Fig. 8*), fo gut es ging, abgebildet. Dieß ift aud genau das Anfehen des winzigften Südens, dag man eine Safer nennt, und der Verfaſſer macht befonders auf die fchräge Richtung der Linie, welche die ſcheinbaren Segmente der Eleinen Faͤdchen trennt, fo wie der Raͤume zwifchen den Curven der fpiralformigen Faͤdchen der größeın Faͤden auf: merkſam. Die Spiralform, welche bisher in thieriſchen Geweben ganz oder beinahe zu fehlen ſchien, iſt, nach des Verfaſſers Beobachtungen, dort fo häufig anzutreffen, wie bei den ve— getabilifhen Geweben, Er führt die Nerven, Muskeln, winzigen Blutgefäße und die Cryſtalllinſe als Belege an, und wenn des Verfaſſers Anficht in Betreff der Sdentität der Structur der größern und Eleineen Faſern gegründet ift, fo ergiebt fi) daraus, daß felbft in den Pflanzen die Spital: form weit allgemeiner ift, als man bisher angenommen hat. Sie wuͤrde, in der That, ebenfo durchgreifend verbreitit feyn, als die Faferform feibft. Die Hinneigung zur Spiralform giebt ſich fehr früh £und. Das wichtigfte Beiipiel derfelben bietet fih, wie oben dargelegt worden ift, im Blutkügeldhen dar, Einen intereffanten Beleg dazu hat der Verfaffer auch im Ohren— Enorpel des Kaninchens gefunden, wo der oder in feiner Zelle liegende Kern ſich wie ein Zwirnfnäuel ausnahm, da fein äußerer Theil aus einem zufammengewidelten Faden beftand , der fih zur Bildung der Zellenwand abwidelte, welche felbft nichts Anderes ift, als der zulegt gebildete Theil der fogenannten Zwifchenzellenfubftan;, des weſentlichſten Theils des Knorpels, Diefe Kerne im Knorpel, fowie in andern Geweben, fiheinen fih aus den Blutkuͤgelchen durch fiffipare Zeugung zu bilden. *) Diefe Figur ift in unferm Originale nicht zu finden. D. Ueberſ. 84 Der Verfaſſer befchrieb hierauf die Entftehungsart des platten Fädchens oder der Kafer und deren Neproduction in verfchiedenen thierifchen und vegetabilifchen Geweben, melde er nacheinander aufzahlte. Seiner Anfibt nah, iſt jedes Faͤdchen ein zufammengefeßter Körper, welcher fich vergrößert und, nach der Analogie zu fihließen, die Elemente Eünftiger, durch Iheilung und abermalige Theilung, der feine Gränzen geſteckt werden Eönnen, fich bildender Structuren enthals ten dürfte, Er verfolgt dann die Bildung der Muskeln aus Zelz len, welche, feinen Beobachtungen zufolge, aus den Blutkuͤ— gelchen ftammen, bis zu dem Stadium, mo die fogenannte Fibrihle entfteht. Bei diefem Proceffe bemerft man die Bildung einer zweiten Ordnung von Möhren innerhalb der urfprünglichen Roͤhre; eine vorzüglich regelmäßige Aneinan= derreihung von Scheiben innerhalb diefer zweiten Möhren; die Bildung von Ringen und hierauf von Spiralen aus den fo geordneten Scheibchen, und innerhalb des von dieſen begränzten Raumes die Entftehung Eleinerer Spiralen, wels che noch winzigere umfchlingen ꝛc. Die aͤußern Spiralen tragen mehrentheils zur Bildung der von Schwann ents deckten umhüllenden Membran bei, deren vollftändige Bes fhreibung in ihrem völlig entwicelten Zuftande wir jedoch) Herrn Bomman verdanken. Die innern Spiralen bilden die fogenannten fibrillae. Die Fibrille halt der Werfaffer für nichts Anderes, als eine befondere Form des von ihm fogenannten platten Faͤdchens, wildes, mie er gezrigf, eine zufammengefeßte Structur darbietet. Die Fibrille iff, ihm zufoige, nicht rund und von rofenkranzartiger Structur, wie man behauptet, fondern ein plattes, gefurchtes Faͤdchen, und die oben in Betreff der Faͤdchen mitgetheilte Befchreis bung paßt ganz befonders auf die Fibrille. Diefes platte Faͤdchen har in dem Bündelchen des willführlih beweglichen Muskels eine folche Page, daß fein Rand vorwärts gekehrt it. Das durch den Rand diefes Faͤdchens, d. h. durch die Kruͤmmungen eines fpiralförmig gedrehten Filaments, entfte= bende Anfehen ſcheint zuerft auf die Anficht geführt zu ha— ben, daß die Fibrillen in ihrer Laͤnzsrichtung tofenfranzfürs mige Anfchwellungen darböten, weldye das geftreifte Anfehen der Bündelhen der willführlich beweglichen Muskeln verans Inften. Des DVerfaffers Anfiht zufolge, find die dunkeln Laͤngsſtreifen Raͤume zwifchen den Mündern der Füden (welhe Räume wahrfheinlih mit einer fehlüpfrigmachenden Feuchtigkeit gefüllt find) und die dunkeln Queerſtreifen Rei— hen von Räumen zwifchen den Krlmmungen diefer Spital: füden. Die eben erwähnten Fäden oder deren Ränder fchei- nen daffelbe zu fern, was Fontana die geftreiften Urfäden oder Cylinder, Valentin nd Schwann die Urfafern, Skey die geflreiften Fafern, Mandl die Elementarfafern, Shwann, Müller, Lauth und Bowman die rofenfranzförmigen Fafern und Gerber die granulirten Fafern nennen. Die Veränderungen, welche, wie man jegt weiß, durch die ab» wechfelnde Verkürzung und Verlängerung einer einfachen Spirale erzeugt werden, zeigen fich unter dem Mikroſcope bei einem Epiralenbündel nit nur an deffen Ränge und 85 Dide, fondern auch an der Weite der Niume oder Streifen zwifchen den Kruͤmmungen der Spirale; und da ein Mus kel nichts Anderes, als ein ſtarkes Bündel von Spiralen ift, fo zeigt er fih im Zuftande der Gontraction kurz und did, im Zuftande der Erfhlaffung aber lang und dünn, und defhalb tritt bei der Gontraction Eeine Abplattung rofens Eranzperlenförmiger Segmente ein. Der Verfaffer hat keine Segmente aufgefunden, welche ein? ſolchen Formveraͤnde— rung fähig wären. Diefe Beobachtungen Über die Goeftalt der Urfafer bei willkührlih beweglihen Muskeln wurden zuerft an der Larve eines Batrachiers angeftellt und zeigten fi bei der Unterfuhung diefer Structur in jeder Glaffe von MWirbeltbieren, fo wie an den Gruftenthieren, Weichthie: ten, Ningelthieren und Inſecten, beſtaͤtigt. Der Verfaſſer findet, dak die von Sir David Brems fer in der Genftalllinfe entdeckte gezähnelte Faſer aus einem breit gewordenen Faden beftebt, an welchem die vorfpringen= den Portionen der Spiralfädchen, naͤmlich die fcheinbaren Segmente, die Zähne der Faſer darftellen. De zufammengefegten Fäden ftellen fih an den Blut— gefüßen der Spinnewebenhaut vorzüglich deutlib dar. Nes ben der fpiralförmigen Richtung des aͤußern Fadens diefer Gefäße, macht der Verfaffer auf die Nollen aufmerkfam, zu denen fih, wie man mit Hülfe des Mikrofcops fieht, die tothen Blutſcheibchen gruppiren, was auf eine Neigung zur Bildung von Spiralfäden hindeute. Zur Bildung diefer Rollen fügen ſich Blutkügelhen an Blutkuͤgelchen, d. b., Ninge an Ringe, und vie Ninge geben in Knaͤuel (mehrfa— he Windungen) Über. Indem ſich nun die Enden dicfer Knäuel aneinander fügten, würden Spiralen entftehen. Als lein die Entftehung folder Rollen aus Blutkügelben ge: winnt vorzüglid in Verbindung mit einigen, vom Verfaffer in einer frühern Abhandlung erwähnten Umftänden Sntereffe, daß nämlich viele Structuren und auc die Blutgefühe aus Reihen von Zellen entftehen, die fib aus Blutfügelchen bil— den. Das Saamentbierchen des Menfchen bot eine Scheibe mit einer turchfcheinenden Vertiefung dar, und der periphe: riſche Theil war zu beiden Seiten in einen Faden ausgezo— gen; diefe beiden Fäden waren zufammengedreht und, bildeten den fogenannten Schwanz. Dasvon Wagner beobadhtite Vorkommen zweier Schwänze erklärt der Verfaffer durch die Auseinanderwidelung diefer beiden Fäden. Der Berf. hat in der Dammerde fehr merkwürdige Kormähnlichkeiten (welche ihren Grund in der Verweſung organifcher Stoffe haben) mit den erften Stadien der aus— gebilderften thierifchen Gewebe, namentlich der Nerven und Muskeln, entdedt. Der Flache bot ihm ein fchlagendes Beifpiel der Gleichheit in der Structur und der Meproduc- tionsweife der thierifchen und vegetabilifchen Fafern dar. Balentin hatte fhon früher ausgeſprochen, daß in den Pflanzen alle fecundären Ablagerungen in Spira!linien ftattfinden. In der innern Structur der Thiere hatte man die Spiralform bisher ganz oder beinahe ganz vermißt. Sollten jedoch die hier beigebrachten Anfichten des Verfafs ſers durch andere Beobachter beftätigt werden, fo würde es künftig eine Aufgabe feyn, in den thierifchen Steucturen ir: 85 gend eine fecundäre Ablagerung nachzuweiſen, welcher die Spiralform nicht zukaͤme. Uebrigens glaubt der Verfaſſer nachgewiefen zu haben, daß die Spiralform bei den Thieren, ſtreng genommen, feine fecundäre, fondern die allen übrigen zu Grunde liegende Form fen, und es fraͤgt fih nun, ob daffelbe nicht auch bei den Pflanzen der Fall fen. In einer Nachſchrift bemerkt der WVerfaffer, daß bei ges wiſſen Zuftänden der willführlih bewegiihen Muskeln die Laͤngsfaͤden (fibrillae) an der Bildung der Queerftreifen feinen Antheil haben, indem diefe Streifen durch die Wins dungen der Spiralen erzeugt würden, innerhalb deren fehr winzige Bündel von Längsfüden entftehen und enthalten find. Die Spiralen verſchlingen fid) miteinander. Sm reis fen Zuftande find fie abgeplattete und gefurchte Fäden, wel— die obenbeichriebene zufammiengefegte Etructur bdarbieten. Bei der Verkürzung der Laͤngsfaͤden (fibrillae) durd die Muskelcontraction werden die umgebenden Epiralen und na— türlicherweife auh die Streifen langgezogen und ſchmal, während bei der Erſchlaffung des Muskels die entgegenge- festen Erfcheinungen ftattfinden. *) Später bat Dr. Barry dem Herausgeber Ddiefeg Sournals noch folgenden Nachtrag zur Mirtheilung in fei: ner Zeitfchrift zugefandt. Die weiße Subftanz der Nervenfafer, welhe Nemaf’s „bandförmige Axe“ umgiebt, befteht aus Fäden, melche die früher befchriebene merfwürdige Structur darbieten und oft in einer eigenthümlichen Weife mit einander verfchlungen find, fo daß es fcheint, als ob jeder derfelben fpiralformig gedreht fen. As Dr. Barry die Subſtanz des Sehner— ven, Geruchenerven und Gehörnerven, fewie die des Ge— bins und Ruͤckenmarks, unterfuchte, wandte er meift ſolche an, die in Meingeift aufbewahrt worden war, und aufer daß er fich fehr winziger Portionen bediente, vermied er gemöhnzs ih, diefe irgend zu bededen, da fhen das Gewicht eines Glimmerplättchens oft hinreichte, dieſe aͤußerſt zarte Sub: ftan; platt zu drücken oder zu zerreißen, fo daß deren Struc— tur ganz unfenntlid) ward. In den zulegt genannten Thei— len fand er rothe Scheibchen, melde erft in Ringe und dann in Sp'ralen übergehen. In Bündeln, von dem Ruͤk— fenmarfe und von Spiralfäden umgeber, fand er eine „bands förmige Are”, welde vielleicht der von Remak in den Nerven getcoffenen entfpricht; allein, wenn dieß der Fall ift, fo geben Dr, Barrys Beobachtungen über die von N es maf hinaus. Die von diefem Beobachter befchriebene Are ließ fih in Fäden zerlegen; dieß ift auch bei der von Dr. Barry unterfuhten der Fall; allein diefer fügt hinzu, daf jeder Faden ein zufammengefester Körper fen, welcher fich vergrößert und, der Analogie zufolge, die Elemente künftiger, durch Theilung in's Unendliche gebildeter Structuren ent: halten dürfte. Die oben erwähnten Saamenthierchen ftamm: ten aus der Epididymig eines plöglich geftorbenen Mannee. *) Wir erfahren, daß der Verfaffer, feit der Mittheitung diefer Abhandlung, dem Prof. Owen und andern Kennern bie Richtigkeit der darin befchricbenen Umftände befricdigend nad: gewieſen habe, 6 * 87 Die Vertiefung, welche fih am fheibenformigen Ende ber: felben befand und welche, wie es fheint, der Saugoͤff— nung mander Autoren entfpriht, iſt mwahrfheinlih der Duelle neuer Subſtanz in andern Scheibchen analog. Bei diefen Unterfuhungen benetzte Dr. Barry die Gegenſtaͤnde mehrentheilg mit verdünntem Alcohol (ungefähr von der fpecifiihen Schwere von 0,940), in welhem etwa 1/200 Aetzſublimat aufgelöf’t war. Spiralen aus dem Blattitiele der Erdbeere theilten fi) nach dem Zuſetzen dieſes Reagens in parallele Faͤdchen, welche diefelbe Structur, wie die oben befibriebenen, darboten. Flachs bot vierfahe Windungen fotcher Fidhen dar. Sn den Anfungsftadien der Bildung der willführli beweglihen Muskeln waren ebenfall$ dop> pelte und vierfahe Windungen vorhanden, welche offenbar auf diefelbe Weife, nämlib durch Theilung, entſtanden waren. Dr. Barry vergleiht das Anfehen des vegetabili« ſchen ‚„punctirten Canals“ in defjen verſchiedenen Stadien mit dem von Gegenſtaͤnden, welche man in der Dammerde, in der Hornhaut, der Cryſtalllinſe und den willkuͤhrlich be— weglichen Muskeln findet, und welche ſaͤmmtlich durch die Verbindung winziger ſpiralfoͤrmiger Faͤden hervorgebracht werden. Die Vertheilung der oben beſchriebenen merkwuͤr— digen Faͤdchen iſt ſo allgemein, daß ſie ſich in der Seide, den Anfängen der Federn, den Haaren, den federartigen Ans bängfeln der Flügel der Schmetterlinge und der Müden und in dem Gewebe der Spinnen wiederfinden. Dr. Barry theilt ung mit, daß er die in dem obenz mitgetheilten Artikel enthaltenen hauptſaͤchlichſten Erſcheinun— gen mehreren Phofiologen zur Anſchauung gebraht hate, und Profefor Dwen hat ibm ausdrüdlih erlaubt, bes kannt zu machen, daß er ihn Spiralen in dem willführlich beweglichen Muskeln; Muskelfibrillen von abgeplatteter, ges furchter und zufammengefeßter Geftaltz; die filamentöfe Structure der weißen Subftanz der Morvenfafer; die fich durch Theilung verdoppelnde vegetabilifihe Spirale; das zus 88 ſammengewundene Faͤdchen in rothen Blutſcheibchen und das beginnende Auseinanderwinden des Faͤdchenknaͤuels in coagulirtem Blute babe ſehen laſſen. (Annals and Ma- gazine of nat. history, No. LIV, March 1842.) Miscellen. Die Anſicht Budland's, daß die in den Höhlen von Devonſhire 2c. gefundenen benagten Knochen bon Hyänen borthin gefchleppt worden feyen, ift unse länaft von Herrn R. X. C. Auften aus dem Grunde beftritten worden, Daß die Hyänen Eeine Höhlen bewohnten und ihren Fraß nie wegfchleppten, fondern auf der Stelle gierig verihlängen. Herr Auſten nimmt an, die Knochen feyen von Löwen in die Höhlen gebracht worden. Dagegen führt Herr Budland das Zeugniß des Busbequiug (Reliquiae di- luvianae, p. 22, erjte Ausgabe): „Kxtrahitque cadavera, por- tatıue ad speluncam suaın,“* fo wie das des Oberſten Sykes an, welcher die im DOrford’fchen Mufeum befindlichen benagten Knochen, bei einer Ziefe von 18 Fuß, in einer Höhle fand, an deren Eingang cr das dieſelbe beivohnende Hyänen= Paar erlegt hatte, und bei'm Herabſteigen mit dem Kopfe gegen die in Fäuls niß übergegangenen Reſte eines Efels flieg. Herr Budland giebt zu, daß in den Knochenhoͤhlen cbenfalls die Knochen einer Kagenart vorfommen , welche noch größer als unfer jegiger Loͤwe war, und daß ein Theil der benagten Knochen von diefem Raub tbiere in die Höhlen geſchleppt worden feyn Fönne; allein, da diefe Katzenknochen überall viel feltener find, als die Hyaͤnenknochen, tie denn, z. B., nah dem Verhältniffe der Zähne in der Kirkda— lev Höhle, dort auf hundert Hyänen erſt ein Loͤwe kommen würde, fo muß Herr Budland auf feiner Unfiht beharren, daß, wo nicht alle, doch bei weitem die meiften beraaten Knochen von ber Hyine in die Höhlen gefhleppt worden feyen. (Ann. et Mag. nat. Hist., No. LVI. April 1842.) Bon der mertwürdigen Erhebung ber Weftküfte von America bat General Miller, am 14. März, der Geo- graphical Society zu London mehrere Beweife mitgetheilt. Unter andern die Thatſache, daß bei Valdivia 1320 nur eine Waffertiefe von zwei Fuß vorhanden war, wo ſechszig oder fiebenzig Zahre vorher fechs Holländifche Linienfhiffe vor Anker gelegen hatten. (EEE TESTS EENESTSTCH EINTRETEN 1 Dre, Da ze ‚De Bemerfungen über die Anwendung der Mathematik auf die Arzneiwiffenfchaft. Bon den Dr. Dr. William und Daniel Griffin. Man muß geftehen, daß die Arzneiwilfenfchaft, mögen wir die Zeit ihres Beftebens oder die hohe Stellung, auf welche fie, vers möge ihres Einfluffes auf das Wohl des Menfchengefhlehts, Ans fprüche zu machen berechtigt ift, oder endlich den regen Korfchungss geift unferer Zeit in Betracht ziehen, noch eine fehr niedrige Stufe in der Reihe ber Wilfenfchaften einnimmt. Viele Gegenftände von unendlich geringerer Wichtigkeit find mit weit größerem Eifer angebaut, und ſelbſt diejenigen, welche ſich mit beharrlihem Fleiße der Vervolls fommnung jener Wiffenfchaft gewidmet haben, haben verfäumt, ſich derjenigen Unterfuhungsmethoden zu bedienen, mittelft deren andere Wiffenfhaften, von denen manche erſt der neueften Zeit angehö= ren, entjtanden und zu einem Grade der Bervolllommnung gelanat find, daß fie die Medicin in troftlofer Berne hinter ſich zuruͤck— lajfen. Wenn wir auf diejenigen Wiffenfchaften einen Blick werfen, welche wir jegt wegen der großen Wahrheiten, die fie uns offen= baren, oder wegen ber fchönen und glänzenden Entdeckungen, zu denen fie ung geführt, bewundern, fo finden toir, daß auch fie, gleich der Medicin, ihre Zage ber Finfternig, der Ungemwißheit und bes Irrthums gehabt haben. Die Aftronomie, die reinfte und glän- zendfte unter ihnen, war mit dem niedrigen Aberglauben und trü= gerifchen Geifte der Aftrologie vermifht und befudelt, die dem Mens fchen nichts fagte, was ihm nüglich fenn, nur wenig, was ibn ins terefliren konnte, außer dag, wenn er unter einer befondern Anficht des Himmels geboren worden, fein Geſchick unabänderlih beftimmt fey und er gegen den Einfluß einer böfen Konftellation vergebens anfämpfen würde. Die neuere Aftronomie bat ſich von biefem nies drigen Truggewebe losgemacht und fpricht von Thatſachen, die ſich beweifen laffen und, obgleich nicht minder wunderbar, in jeder Ber ziehung practifch und nüglih find. Sie ftellt die Erdkugel nur als einen Fleck in dem ungeheuren Weltgebäude dar, von allen Sciten von einem unermeßliben Raume umgeben, durch welchen fie jedoch ihren Kauf mit einer fo erftaunlichen NRegelmäßigkeit und Beftändigkeit bewerkftelligt, daß der Seefahrer, auf dem ſchwanken⸗ 89 ben Ded eines Schiffes ftehendb und mittelſt eines Inſtruments bie Stellung der Himmelskörper beobadytend, mit Hulfe einer oder zweier mit Zahlen gefüllten Seiten eines Schiffskalenders nicht nur ihre Stellung im Raume, fondern auch den Punct, den er auf ih— rer Oberflaͤche einnimmt, beftimmen kann. Wenden wir uns nun zur Chemie. Wer hat nit von den leeren Zräumen der Alchymiſten, von ihrem Suden nad dem Steine der Weifen, den edeln Metallen und dem Lebengelirir, von ihren täglichen und nächtlichen Arbeiten, von ihrer zerrütteten Gez fundpeit, ihrer Armuth und gänzlihem Ruine und endlich von ihe ren verziveifelnden und rührenden Klagen über unnüg verfhiwenz bete Zeit gehört? Und dennoch ift die Chemie aus folhen Anfäns gen hervorgegangen und indem fie die Bahn verfolgte, welche ihr Bacon's Philofopbie in den Werken Newtom's fo glänzend vor: gezeichnet hatte, hat fie fich zu einer ſolchen Höhe emporgefhwuns gen, daß fie die Königin der Wilfenfhaften genannt wird. 1 Daffelbe kann von der Optik bemerkt werden; und menn diefe Wiſſenſchaft in ihrer früheften Epoche nicht durch eitle Taͤuſchun— gen den Geift des Menfchen gereizt bat, fo iſt diefis vielleicht merk: würdiger, als alle die glänzenden Reſultate, welche den Unterfus ungen derfelben in neuern Zeiten gefolgt Jind, Refultate, die den Menfhen, indem fie ibm das Zelefcop und das Mikrofcop vers ſchafft, gleihfam mit neuen Sinnen begabt haben. Jedoch bilden diefe nur einen Theil “ihrer reichen Geſchenke; neue Entdedungen werden täglich in ihr gemacht, alle von ausgezeichneter Schönheit mb dem hoͤchſten Iutereffe, viele von ausgedehntem practifchen utzen. Dieſe Beiſpiele koͤnnten wir durch Anfuͤhrung noch anderer Wiſſenſchaften vervielfältigen. Wohin wir uns auch wenden mögen, überall müffen wir, und diefes ift betrübend, den Gontraft wahr: nebmen, der zwifchen der fyftematifhen und befriedigenden Anord— nung der in diefen Zweigen erlangten Erfenntniß, der confequen= ten Beſtimmtheit, mit welcher diefe Erfenntniß auf die inihnen ent— ftchenden Fragen angewendet werden und der Unregelmäßigkeit, Ungewißbeit und Verwirrung herrfcht, durch welche lich groͤßten— tbeils die Thatſachen, Unterfuhungen und Schlüffe der Arzneiwiſ— ſenſchaft auszeichnen. Man wähle irgend eine Krankheit, wie z. B., das Nervenfieber, fo fragen wir, welcher Arzt, fo groß fein Ruhm und feine Erfahrung auch feyn mögen , wäre wohl anzuger ben im Stande, wie viele Kranke unter 10,000 oder 100,000 der⸗ artigen Fieberfällen an unmillführlichen Ausleerungen, subsultus tendinum, singultus, Schlingbefchwerten oder irgend einer von den verfchiedenen Combinationen diefer Symptome leiden, und wie viele von diefen genefen oder fterben ? oder mie viele Kranke unter derz felben Anzahl von Geyiens, Bruft: oder Unterleibsaffeetionen ergriffen werden, und wie fich das Mortalitäteverhältnig in Folge diefer Goms plicationen herausgeſtellt? Nicht cin einziger Ar,t wird wagen, diefe Fragen auch nur approrimativ zu löfen; und dennody würde ibm vielleicht die Beantwortung derfelben in Bezug auf den wahr ſcheinlichen Ausgang der Fälle, dem er mit ängftliber Spannung entgegenjieht, eine Menge unnüser Beforaniffe eriparen. Ein ans deres Beifpiel ſey die Krage über diejenigen Zuftände, welche die Anwendung von Reizmitteln im Nervenfieber erheifchen und nüg: lich maden. Vor etwa 25 Jahren wurde der Wein in diefem Fieber freigebig verordnet; innerhalb der legten 10 Jahre dagegen bat man nicht jo viele Unzen gegeben, wie damals Pinten; in der neueften Zeit ſehen wir ihn wider von Dr. Stokes in Dublin reihlih anwenden, und zwar anfcheinend, unter befondern Umftän: den, mit großem Bortheile. Die Anfichten über die für die Anz wendung deifelben gerigneten Fälle find ebenfo verfhieden, und bes rühmte Autoren fteben einander gerade greaenüber. Nun aber erinz nere man fih daran, daß mir das Nervenfieber bereits feit den Zeiten des Dippocrates behandelt haben, daß wir ferner durch ein gleichförmiges Beobachtungsſyſtem ſchon in einem Sabre die Symptome von ungefähr 100,000 *) Typhusfällen hätten aufzeich« *) Da, in der Regel, nur die fhlimmften Ficberfälle in's Hofpie tal gebracht werden und die Sterblichkeit in dieſem ungefähr 5 p&t. der Aufgenommenen beträgt, fo kann man vielleicht 50 nen koͤnnen; und dann frage man ſich, ob ein ſolcher Zuſtand der Dinge eriftiren ſollte? Dieſe Erſcheinungen der Natur genen an uns vorüber, und wir verfäumen es, fie aufzuzeichnen, wie fie in anz dern Wiſſenſchaften aufgezeichnet worden find, wovon wir den Lohn dafür cingeerntet haben. Es ift Eeineswegs unfer Wunſch oder unfere Abjicht, irgend eine der fchäßbaren Bereicherungen, die une fere Kenntniß von der Behandiung fo mancher bedenküchen Krank: heit in dem jegigen Jahrhundert erfahren hat, herabzufegen; als lein es ift gewiß ein bedauernswerther Umftand daß jıch unter dies fen Berbefferungen kaum eine befindıt, die nicht Gegenftand bes Streites unter Männern gewefen wäre, die gerade zu den erften Autoritäten des Faces gehören. So, z. B., in Bezug auf die ſpecifiſche Werkung des Mercur’s, die Entzündung in der fubacuten oder chroniſchen Form zu bemmen. Es find jegt über ſechszig Sahre her, feitdem diefe Eigenfhaft des Queckſilbers nit nur in Bezug auf die fubacute Entzündung der Leber beſtimmt nachgewie⸗ fen, Sondern auch die Allgımeinbeit diefer Wirkung und die Ans wendbarkeit des Mittels in denfelben Entzundungsformen in faft allen Organen des Körpers von dem Dr. Robert Hamilton auf's Kräftigfte vertheidigt worden if. Wir wagen es, zu behaupten, daß es in Großbritannien kaum eine Stadt giebt, in der man nicht einige hoͤchſt achtbare Practiker finden möchte, die fhon den Ge— danken an die Unwirkſamkeit des Mittels unter ſolchen Umftänden für lächerlich halten würden. In einem vortreffliben Artikel übır Entzündung von den Dr. Dr. A. Crawford und Tweedie, mwelcher in der Encyclopädie der practiichen Medicin entbalten ift, wird verfichert, „daß fpätere Erfahrungen die practifhen Schluß: folgerungen des Dr. Hamilton in Bezug auf die Wirkfamkeit des Calomels mit Opium bei der Behandlung entzündlicher Krank— beiten vollkommen beftätigt bätten;'” und dennody fagt Dr. Ali: fon, daß „nach der Anficht vieler der beftunterrichteten Fachaenof- fen in allen jenen Angaben und Behauptungen viel Uebertreibung enthalten ſey,“ und fpricht Überhaupt von dem Mittel fo verächt: lich, daß der angehende Practiker, der ſtets auf die Autoritäten als feine Leiter binfehen muß, in die Wirkungen deffeiben gewiß nur wenig Vertrauen fegen wird. Aebnliches fehen wir in Bezug auf die fpecififibe Wirkung des in großen Dofen und öftern Witz derbolungen angewendeten Tart. stibiatus. — Diefe ilt in man— chen Fällen von acutem Rhbeumatiemus fo auffallend, daß fein an: deres Mittel an Wirkfamkeit diefem gleichzufommen ſcheintz und fo weit unfere Erfahrung hierüber acht, Fönnte nichts gewiſſer feyn, a!s der Umjtand, daß, wenn der Brechweinftein in folchen Fällen Ekel oder Diarrhde erregt, er, in der Regel, nicht vortheilbaft wir- fe; während da, wo die Verabreichung deffelben von dieſen Sym— ptomen nicht begleitet it, die einzige Wirkung, die bemertt wirt, in einer fchnellen Befritigung jeder rheumarifchen Neaction befteht. Und dennoch ſcheint Dr. Alifon *) zu glauben , daß diefes Medi— cament in entzündlichen Krankheiten nur dann wirkſam feyn Eönne, wenn (6 nausea erzeugt. mit Sicherheit annehmen, daß biefelben nicht über 21 pGt. aller in und außer dem Hofpitale vorfommenden Fälle aus— macht, oder I Sterbefall auf 40 Krankheitsfälle fommt. Da nun die durch Nervenfieber berbeigeführten Todesfälle in Eng: land und Wales nach den Registrar - General-Berichten ſich jährlich auf ungefähr 18.000 beläuft, fo erbalten wir 40><18,000 oder 720,000 als die Zahl für diejenigen Nervenfieberfälle, welche jäbrli unter der Bevölkerung von England und War leg vorkommen. Rechnet man hierzu noch die Bevölkerung von Irland und Schottland, fo dürften wir wahrſcheinlich nicht weniger als 1,200,000 Faͤlle erhalten; und wenn von diefen nur Ein Zwoͤlftel in die Hoipitäler aufgenommen wird, fo hätten wir im dieſen Reichen jährlich ungefähr 100,000 Fälle zur Beobadytung, ein Zahlenverhaͤltniß, welches, wenn die Symptome dirfer Fälle nach einem aleihförmgen Spfteme taͤg⸗ lich aufgezeichnet worden wären, bereits vor vielen Jahren die reihften Refultate für Prognofe und Behandlung geliefert ba: ben würden. *) Encyclopädie der pract, Med. Vol, I. p. 96, Artikel: Ge: [dichte d. Mebicin. 91 — — Gewiß laſſen dieſe Feagen cine beftimm‘e Loͤſung zu; gewiß wuͤrde es durch zahlreiche, nah einem gleich naͤßigen Syſteme ans geſtellte, Werfuhe moͤglich ſeyn, die Frage definitiv zu entfcheiven, wel he epidemifhe Eynftitution, oder welche Co nhination von Syn: ptomen die Anwendung des W:ines im Nerven ieber nüglih maht; 05 der Mercur gegen die ſubacute oder chro niiſche Entzündung in iegend einem befondern Drgane eine fpecifiihe Wirknng hat, oder nicht; oder wie hoch der Nugen des Tart. stib. im Rheumatismus acutus und in andern entzündlichen Krankheiten anzufhlagen it, und ob die behauptete fpecifiihe Wirkung deffelben durch den Ein— tritt von Diarrhoͤe, Ekel, oder Erbrechen befördert oder geftört wird, — Indeſſen bilden die von uns aufgeworfenen Kragen nod) niht den hundertiten Theil von denjenigen, die man in ähnlicher Urt über den Einfluß gewiffer Behandlungsweifen in gemiljen Krankheiten erheben Eönnte, und auf welche alle die Antworten eben fo uabefriedigend ausfallen wärden. Daher geſchieht es denn, daß der angehende Arzt durch die Widerfprüche, in welche er jeden Au— genblick eine Autorirät mit der andern gerathen fieht, in einem Meere von Ungewißheit und Zweifeln umhergefchleudert wird; und wenn das Publicum den harten Stand, den er im Beginne feiner Laufbahn hat und das unfihere und unbeftimmte Abwägen der Argumente für oder wider eine gewiffe Brhandlungsmweife zu wel— cher er wider feinen Willen in manchen Eritifhen und gefährlichen Krankpeitszuftänden getrieben wird, nur Eennen möchte, jo würde er vielleiht eher geneigt feyn, den Mangel an Erfolg, der zuweilen feine Bemühungen zu begleiten fheint, zu entf&huldigen, als zu rügen, . Außerden ftoßen wir in den mebicin’jchen Werfen auf fo Au: ßerſt uagewijfe und vage Ausdrüde, daß es dem Studirenden oder angehenden Prackiker bei der Betrahtuny irgend eines befondern Keankgeitsfalles unmöglich feyn möhte, zu errathen, welche übele Wendung diefer während feines weitern Verlaufes böhft wahr: fheinlih nehmen werde, oder gegen weldhe Gomplication deffelben er vorzüglich auf feiner Hut feyn muͤſſe. Ausbrücde wie „fehr häufig,’ „ſehr felten, „im Allgemeinen,” „nicht ſelten,“ „‚zumeis len,‘ fo nüglih un) nothwendig fie in allgemeinen Befhreibungen au h ſeyn mögen, haben das Unangenehme, daß ihr Sinn mit dem Zemperamente derjenign Perfon, an welche fie gerichtet werden, wechſelt; fie follten daher nie ganz die Stelle von Ausdrüden ver: treten, durch weldhe ein beftimmtes Maaß bezeichnet wird. Die Abfurdität eines folhen Verfahrens wird ſich vielleiht am. beften herausſtellen, wenn man fich daffelbe in andern Wilfenfchaften, 4 B., in der Atronomie, angewendet denkt. Die Theorie der Mondbewegungen ift eine der fchwierigften und verwickeltſten in der ganzen Aftronomie, und die Zurüdführung bdevfelben in allen ihren Details auf das allgemeine Geſetz der Gravitation hat den Mathematilern mehr Mühe gemacht, als irgend eine andere Frage in diefer Wilfenfihaft. Nun, was würde man von dem Aftronom'n denken, der fich bei der Befhreibung der Mondbewegungen mit allgemeinen Ausdruͤcken begnügen und etwa fo äußern würde: „Die Bewegung des Mondes iſt einer großen Unregelmäßigkeit un: terworfen; zuweilen fommt er in feinem Laufe nah Oſten hin dem Planeten Benus gang nahe, jedoch weit häufiger geht er in berrächtliher Entfernung vor diefem vorbei; mandmal aber geht er über denfelben hinweg, und dann ilt die Wirkung fehr frap: pant. Diefes Phänomen wird die Bedeckung genannt und kommt bei Firternen fehr oft vor, wird aber bei den entferntern Pla: neten feltener beobachtet x. 20.” Diefe Beſchreibung, die eines Sternguders würdig wäre, ift jedoch von der wahren aftro= nomifchen Wiffenfhaft nicht weiter entfernt, als die Arzneimiffene Thaft in ihrem gegenwärtigen Zuftande von dem entfernt ift, was fie unftreitig werden würde, wenn fie überall nach zweckmaͤßigen Principien angebaut würde. Es ift in der That äußerft betrübend, wenn wir die unbeftimm: ten, bypothetifhen und widerfprehenden Antworten, die wir tägs lich auf fo manhe Fragen in der Arzneiwiſſenſchaft erhalten, den- jenigen entgegenftellen, die wir auf ähnliche Fragen in Wilfenfchafz ten erhalten, die Gegenftände von nur untergeordnetem Sntereffe behandeln und dabei die Beftimmtheit, Genauigkeit und Schärfe bemerken, durch welche fich die legtern, in der Regel, auszeichnen, 92 Die bezeichnendſte Verfhiedenheit "unter ihnen dürften wir jedoch darin finden, daß in den erftern die gefragte Perfon bei faft allen Fragen, die eine frühere Beobachtung betreffen, ſich gewöhnlich), um uns Auskunft zu geben, auf ihr Gedaͤchtniß beruft, und wenn wir duch diefe nicht befriedigt find, haben wie Eeine beffere zu ers warten; in den leßtern dagegen vermeif’t uns der Gefragte auf feine Zabellen, durch die wir uns nothgedrungen befriedigt fühlen mäffen, wenn wir auf die Richtigkeit derfelben vertrauen können, d. h., wenn wir glauben Eönnen, daß die in ihnen enthaltenen Anz gaben wirklihe Thatfahen und diefe mit Genauigkeit aufgezeichnet worden find. Aus diefen, wie aus den vorhergehenden Betradytungen wird man erfehen, daß wir in der Medicin diejenigen Unterfuhungsme: thoden übergangen haben, welche andern Wilfenfhaften ihr Ueber: gewicht über diefe verfchafft haben, nämlicdy die Unterwerfung aller ' Dinge, die fih uns in der Korm von Thatſachen varftellen, einer firengen Zählung uad die gänzliche Ausſchließung bloßer Meinuns gen oder Schägungen in allen denjenigen Gegenftänden, die eine Meffung zulaffen, fey diefe in Bezug auf Größe, oder Häufigkeit, oder irgend eine Veränderung, die eine genaue Definition geftatter, mit andern Worten: die Annahme der „numerifhen Methode.‘ Aber, wird man uns von allen Seiten entgegenrufen, der Vergleich paßt bier nicht; es it ein bedeutender Unterfchied zwifchen der Mannich- faltigkeit, Verwicklung und Ungewißheit, welche die meiften Phaͤ— nomene der Naturmiffenfhaften auszeichnen und der Einfachheit und Gleichmaͤßigkeit, die fich ftets in den phyſicaliſchen Wiſſenſchaf— ten gezeigt haben; die Schwankungen in den Eebensactionen find un: endlich; fo äußern ſich dieſelben, z. B., bei verfchiedenen Individuen, die ſich anfıheinend unter denfelben Umftänden befinden, ſowohl im ges funden als kranken Zuftande, mögen wir fie in ihrem Anfange, oder in ihrem Fortfihreiten, oder in ihrem Ende betrachten, auf eine ganz vers fhiedene Weile; dieſes bildet aber einen jhroffen Gegenfag zu der Si— cherheit und Beftimmtheit, mit welcher wir, wegen der außerordentli= hen Einfachheit ihrer Gefege, die Veränderungen vorherzufagen im Stande find, welche im Raume oder in der Korm bei den anorganis fhen Dingen eintreten. Allein man muß jich erinnern, daß thies riſche Körper fehr complicirte Mafchinen find, in melden viele verfhiedenartige Proceffe zu gleicher Zeit vorgehen, und zwar uns ter dem Einfluffe von mwenigftens drei großen Principien, dem vie talen, mechanifchen und chemifchen, die einander entgegenwirken und gegenfeitig ihre Action modificiren; fo daß es daher nicht auffals lend erfheinen kann, menn die daraus bervorgebenden Refultare eine aroße Mannichfaltigkeit darbieten; ja, es würde fehr auffalz lend feyn, wenn fie diefes nicht thäten, und es ift keineswegs noth— wendig, um diefe Mannichfaltigkeit zu erklären, einen Mangel an Steihmäßigkeit in der Action der Nıturkräfte anzunehmen. Wenn das Sonnenfyftem , anftatt daß es aus einer gewiffen Anzahl von Körpern befteht, deren Bahnen nicht viel von einer Ebene abwei— chen, aus einer weit größern Anzahl von Körpern beftände, die in jeder möglichen Entfernung angeordnet und deren Babnen in jedem möglichen Winkel gegeneinander geneigt wären, fo läßt es fich wohl denken, daß die Körper diefes Syſtems fih in ihren Bahnen nad denfelben Gefegen bewegen würden, bie in unferm jesigen Syiteme herrſchen. Jedoch aber, wenn fie gang dicht aneinander gereihet wären, läßt jih da wohl mit WabrfiheinlichEeit annehmen, daß ir: gend einer von ihnen eine Bahn verfolgen würde, die irgend einer befannten Curve anzupaffen wäre? und wenn biefes der Fall wär re, würde fi in ihren Bahnen unter der Menge von Störungen, denen fie unterworfen ſeyn würden, der Character der EElipticität entdecken laffen? Nichtsdeftowenizer Eann Eein Zweifel darüber ob⸗ walten, daß die Bahnen folher Körper, unter den von ung fuppos nirten Umftänden, inmitten der allgemeinen Verwirrung einige bes merfbare Analogieen darbieten würden, und daß man durch eine lange, bebarrliche und ausdauernde Beobahtung, fowie durd) ges naue M:ffungen ein aleihmäßiges Princip in ihnen wahrzunehmen im Stande feyn möchte und eventuell auch das Gravitationsgefeg adleiten Eönnte, obgleich viel langlamer, als die unter den weniger complicirten Unftänden der Fall war, bie fih der Beobabtung Ners ton’s dargeboten haben, Abgefehen biervon, fo hat man bei der Geltendmachung der oben berührten Muannichfaltigkeiten und Unge— 95 wißheiten die vielen ſchlagenden Beweife von dem Vorherrſchen eis nes gleihmäßigen Principe in den Naturproceffen zu ſehr überfes ben, Man betradhte, z. B., die Verbreitung der Cholera und fehe, welch’ eine geringe Varietät der Enmpteme.durd eine fo bedeutende Berfchiedenheit der Umftände, wie fie Klima, Geſchlecht und Gons ftitution darboten, hervorgebracht wurde. ferner, wenn ein Heil mittel in einem ande oder in einem Beitalter eine befondere Wir: fung auf den Organismus zeigt, fo wird man finden, daß es in jedem andern Lande oder Alter dieſelbe Wirkung hervorbiingt, wenn dieß auch manche befondere Fälle ſchwer oder ganz unmöglid) ma= chen dürften. Wir zweifeln nicht daran, daß Galomel ſowohl in den heißeften als kaͤlteſten Rändern, in den fpäteften wie in den frü— heften Jahrhunderten Ealivatien erzeugen würde; und wenn wir einmal auf ein Individuum ftoßen, in welchem dieſe fpecififche Wir: kung ſchwer zu erzielen ift, fo fließen wir nicht gleich dar— aus, daß das allgemeine Geſetz falſch ſey, Tondern daß die Mir: tung bier durch irgend eine unbekannte Urſache, die fich durch eine forgfättige Beobachtung vielleicht noch entdecken läßt, verhindert werde, — Die mag genügen, um zu zeigen, daß in den Naturs wie in den ptyſikaliſchen Wilfenfchaften die Gifege, welche die Na— turprocefie beherrſchen, allgemein und conftant find; daß der Mans gel an einer volftändigen Kenntniß aller Umftände jedes einzelnen Falles die Urfarhe unferer Unficherheit in den erftern Wiſſenſchaften it, und daß diefe, wie complicirt die Geſetze derfelben auch fiyn moͤ— gen, diefelben Unterfuhungemethoden zulaffen wie die andern Wiſ— ſenſchaften. In der That fann Niemand bezweifeln, daß, wenn wir uns von allen Umftänden jedes einzelnen Falles, von der Zahl und Stärke der Einflüffe, die jedın Proceß zu Ente führen, ge— naue Kenntniß verfhaffen Fönnten, wir im Stande ſeyn würden, den Ausaang jeder Krankheit mit eben folcher Sicherbeit verber zu beftimmen, als wir jest die Stellung jedes Himmelstörpers zu einer beftimmten Stunde, oder das chemiſche Rıfultat irgend einer beftimmten Mifhung vorberfagen können, Man kann jedoch, aus leicht einzufehenden Gründen, dieſe Sir cherheit oder auch nur eine Annäherung an dieſelbe nur dann zu erlangen boffen, wenn man alle Phänomene ber einzelnen Kranke breiten genau aufzeichnet und claffificirt. Es ift ganz unnuͤt, für diefen Zweck irgend Semands Gedächtniſſe zu vertrauen und fait ebenfo unnüg, ſich auf das unregelmäßige, unmerhedifhe Verfah— ren zu vırlaffen, deffen man fich bisher zur Aufzeichnung derfelbin bediente, ein Verfahren, das ee jest ebenfo Leit erichtinen läßt, von Neuem mit der Sammlung von Thatfachen zu beginnen und fie unter eine foftematifche, allgemein durdgeführte Glaflification zu bringen, als zu verfuchen, die enormen, chaotifchen und in den meiften Beziehungen unvolllommenen Maffen von Materialien wilde in der großen Menge unferer Medicinalberichte aufgebäuft find, zu einer gewiffen Ordnung zurücdzuführen. Die „numerifche Methode ift demnach die einzige, von welcher die Medicin, als Miffenfcaft, Sicherheit und Beftimmtheit zu erlangen beffen darf; und wenn wir die großen Fortfchritte, welche diefelbe in den letzten zwanzig Sabren gemacht bat, die Art und Weife, in weicher dieſe aufner gefaßt worten find, die fteigende Neigung, jeder Hypotheſe zu mißs frauen und ſich nur auf wohlbearüntete Thatfachen zu verlaffen, und beſenders die überaus practiſchen und fchäsbaren Schlußfolge— tungen, bie in verfchiedenen Zweigen unferer Wiſſenſchaft aus ei— ner, wenn auch nur befchränkten, Anwendung dirfer Methode gezo— gen worden find: wenn wir diefes Alles erwägen, fo kann nicht bezweifelt werden, daß die Arzneiwiſſenſchaft am Vorabende eircr aroßen und mächtigen Ummälzung fich befindet, Mas uns betrifft, fo waren wir bereits vor Jahren der Anfiht, daß das Syſtem, nach einem gleichmaͤßigen Plane ftatiftifche Tabellen über die Sym— ptome und Behandlung der Krankheiten anzulegen, in kurzer Zeit alle übrigen Eyfteme verdrängen würde und wir tragen nicht das aeringfte Bedenken, unfere Ucberzeuguna auszuſprechen, daß biefe Methode ein Keld für Entdeckungen in der Medicin eröffnet, wel— bes die reichften Krüchte tragen würde und bis jest faft noch aan un= berührt lleat. Wir find überzeugt, daß bdiefelbe in der Proanoftik der acuten Krankheiten eine fo erfolareihe Anwendung ber Wahr— ſcheinlichkeits-Theorie gewährt, daß man in fpätern Zeiten über uns fere Vernachlaͤſſigung derfelben erftaunen wird; und daß fie bei der 94 Behandlung zu fo aͤußerſt beftimmten und wichtigen Schluͤſſen fuͤh— ren wird, daß, wenn dieſe zur Entwidlung fommen werden, gewiß feine Entf&uldigung mehr für die Oppofition gegen biefelbe ange: nommen werden wird, Es ift eine der characteriftifhen Erfheinungen, melde die glücklichen Fortſchritte jeder Wiffenfchaft begleiten, daß die Refuls tate ung uͤberraſchen, daß fie aus Thatſachen hervorgehen, welche mit ihnen nur in geringer Beziehung zu ſtehen fcheinen und, in der Regel, von ganz anderer Natur find, als wir fie zu erwarten ung veranlaßt gefühlt baben. Daher wird es nicht auffallend erſchei⸗ nen, wenn wir für jegt noch unfähig find, die Natur oder Wich— tigkeit der Folgerungen, zu denen ung eine genaue Unterſuchungs— methode in der Medicin Veranlaffung geben würde, genau vorher zu beftimmen, und der Beweis in Bezug auf diejenigen Anwendungs: weifen, für die wir aus der Medicin Ecine Beifpiele anzuführen haben, aus der Analogie entnommen werden müffen. Dieſes ift befenders der Fall in Bezug auf die Anwendung der Wahrſchein— lichkeits-Theorie bei der Prognofe in einzelnen Krankbeitsfällen; ein töchft wichtiger Gegenftand, in Betreff deffen faft noch nichts ge— ſchehen ift, und deffen forgfältige Beruͤckſichtigung den Arzt oft in zweifelhaftın Fällen vieler Eorge überheben würde. Wir werden da— ber einige befondere Beifpiele von den Refultaten anführen, welche durch diefe Theorie zumeilen in andern Wiffenfhaften auwonnen werden, um zu zeigen daß ihre Anwendung auf die Mebicin nicht fruchtlos fiyn würde. Mir werten demnad) zunaͤchſt eirige Bei: fpiele anführen, welche darthun, daß die wichtigften Entdedungen in ondern Wiffenfchaften, je nakdım man die „numerifche Me: tbode’’ beachtet, oder vernacdläffigt hatte, gemacht worden, oder ver— lorengegangen find; dann sinige der wichtigen Gonfiquenzen fols sen laffen, welche daraus in Betreff diefer Methode für die Medi— cin felbft gezogen werden koͤrnten; und endlidy uns bemühen, «iz nige Ecjeineinwürfe zu befeitigen, welche nur von arrirger Bedeu: turg feyn würden, wenn fie nit von achtbarer Seite herfömen. Die Berechnungen in Bezug auf die wahrfceinlide Lebens: bauer eines gegebenen Individuums zerfallen in zwei natürliche Haupt: claſſen: erftens in ſolche, bei wılden nur einige perſoͤnliche Um: fände in Betreff der Evintualitit in Betracht gıuzogen werden; zweitens in folche, bei denen cs nothwendig ift, auf alle Umftände Rücfiht zu nelmen. Erftere beziehen fi auf Perforen im ge— funden Zuftande, letztere cuf folche, die an irgend einer Krankheit leiden ; erftere bilden ıinen Gegenftand Lır Progrofe für Verfice: rungegefelfchaften, wilde bei dır Fällurg ihres Urtheiis im All: gemeinen von der Anficht ausgeben, daß, mit Ausnahme des Al: tıre, alle übrigen Umftände überall dieſelben find; letztere bilden eis nen Graenftand der Progrofe für Aerzte, die bei der Faͤllung ib» res Urtheils alle Umſtaͤnde des vorliegenden Falles in Anfchlag brin= gen und dieſelben mit itrer Erfahrung von äbnliken Umſtaͤnden bei andern Perforen, ſowie mit dem veraleichen müffen, was ihnen ihr Gedädtnig über den Ausgang berichtet, den diefe Umftände her— beiführen. — Gıfıgt auch, es wären 1,060,000 Perfonen von eir nım aegeberen Alter da, und es handelte ſich um die Frage: wils die Wahrſcheinlichkeit vorbanden fon, daß irgend ein gegibenes In— dividuum aus diefer Zohl nah Verlauf von dreißig Togen tott finn werde? fo würde ſich diefe Wahrſcheinlichkeit, nad der ge— wöhnlichen Regel, aus einem Bruce ergeben, deſſen Zähler derjes niacn Anzahl von Perfonen gleihfäme, weldye, der Erfahrung ge— mäß, unter einer Million innerbalb des gegebenen Zeitabfchnittis fterben, und deffin Nenner aus der ganzen aegebenen Zahl beftän= de; und der Werth diefes Bruchts würde die Eumme beftimmer, welche jedes einzelne Individuum unter ihnen für die Verſicherung ſeines Lebens auf dreißig Tage bezahlen müßte. Gefegt nun aber, die ganze gegebene Anzahl von Perfonen würde vom Fieber er— griffen, und es handelte ſich um diefelbe Frage, fo ift es Elar, daß der Zähler des Bruches weit arößer werden müde, weil eine arößere Anzahl fieberfranker Perfonen innerbalb dreißig Tagen fterben wird, als geſunder Individuen. Jedoch kann der Bruch niemals cine inheit überfteigen, weil die Anzahl derer, die unter einer gegebenen Zabl in irgend einer beftimmten Zeit fter: ben, nicmals biefe Zabl überfteinen Fann , ober mit andern Worten, ber Zähler niemals größer feyn Eann, als der Nen— 95 ner, obgleih es möglich ift, daß er ihm gleihfomme. Auch ift es einleuchtend, daß hier der Werth des Bruches die Summe be— ftimmen würde, welche jedes diefer Individuen an eine Geſellſchaft — wenn man fih das Vorhandenſeyn einer ſolchen als möalich denkt — für die Verficherung feines Lebens während des Fiebers zu entrichten hätte, und diefe Summe folglich viel höher feyn würz de, als die andere. Gehen wir jedoch weiter. Gefegt, unter der obigen Anzahl von Fieberfällen fände fidy eine gewijfe Menge, welz che während ihres ganzen Verlaufes folhe Symptome zeigen, die, der Erfahrung gemäß, felten oder nie einen unglücklichen Ausgang zur Folge haben, und der Bruch, den diefe Fälle ergäben, wäre in feinem Werthe nicht fehr von dem verfhieden, der ſich durch die Beobahtung bei gefunden Perfonen herausftellt; während eine ans dere beftimmte Anzahl jener Fälle von folhen Symptomen beglei: tet wäre, Die nur feiten eine Geneſung geftatten und daher cinen Brud) ergeben würden, deffen Werth nur wenig von der Einheit oder einer totalen Mortalität verfchieden wäre. Demnach ift der einfahe Umitand, daß eine Perſon vom Fieber befallen ift, noch nicht hinreichend, um die Wahrfcheintichkeit ihres Todes oder ihrer Genefung zu beftimmen, und wenn es fih um feine Lebensverſi— cherung mährend diefer Krankheit handelte, würden wir ihm ents weder eine zu lange oder eine zu kurze Lebensdauer zumeffen, je nachdem im Verlaufe feiner Krankheit gefährliche oder milde Symptome einträten. Die Miilion Fieberfälle müßten daher in mehrere Claſſen eingetbeilt werden, von denen jede durch eine ge: wiffe Sombination von Symptomen characterifirt feyn und einen Bruch ergeben würde, welcher den Grad von Gefahr, der eine fol: che Combination begleitet, anzeigte. Wir würden auf diefe Weife eine Anzahl in ihrem Werthe verfchiedener Brüche erhalten, von dem Bruce, der ſich bei Gefunden ergiebt, bis zu dem, welcher ber Einheit nahe kommt, oder die hoͤchſte Sterblichkeit anzeigt; und wenn unfere Glaffification fo genau gewefen, daß die Indivi— duen jeder einzelnen Claffe der Zahl und dem Grade nach identi: The Symptome darböten, fo würde der Werth jener verfchiedenen Brüche unveränderlich und zuverläflig feyn. Wenn wir erivägen, wie hoͤchſt unwiſſend wir in Betreff des Werthes jedes diefer Brüs he no ſind — Brühe, deren wirkliher Werth bis auf eine fehr geringe Befchränfung beftimmt werden Eönnte, und das durch That— fachen, weldye fi) unferer Aufmerkſamkeit täglich von felbft aufs drängen; und wenn man diefe Umwilfenheit mit allen dem ver: aleicht, was gefchehen ift, um das Mortalitäts: Verhältniß bei zur Zeit noch gefunden Menfhen zu erfahren, fo muß man darüber erftaunen, daß fo viel um Geldaemwinnes halber und fo wenig für die Erhaltung des Lebens unternommen wird. Und dennod ift es Elar, daß, wenn der Werth jener ver: fchiedenen Brühe befannt wäre, diefelben Principien, die man tärz ih in der bygienifhen Medicin anwendet, auch zu dem Behufe angewendet werden Eönnten, um die Urfachen einer höhern Sterb— lichkeit unter den diefe begleitenden Eymptomen und Umftänden zu erforfchen; und daß der foftematifche Verſuch, dieſe legtere zu bes feitigen oder zu vermindern, aller Wahrfcheintichkeit nach, von eben fo glücklichen Erfolgen begleitet feyn würde, gewiß aber von une endlich gluͤcklichern, als man unter den vagen und unvollfommenen Unterfuhungsarten, deren wir ung jeßt bedienen, je zu erlangen 95 hoffen darf. Auch würde es in Bezug auf die perfönliche Be— quemlichkeit des Arztes nicht von geringem Nugen feyn, daß die Gefahr feines Kranken fib in den meiften Faͤllen deutlich durch Zahlen würde ausdrüden laffen, anftatt, daß er jest unaufhörlich gleihfam auf der geiftigen Folter geſpannt ift und fich vielleicht oft wegen Umftänden beunruhigt, in tenen die Gefahr mehr fcheins bar, als wirklich liegt. 3 (Fortſetzung folgt.) Niscellen Zwei Fälle von Ercifion des Gallus bei [hledt- geheilten Fracturen erwähnt Profeffor Portal in der Gaz. med. 18. Sept. 1841» Ein 32jäbriger Mann hatte den Untere fchenfel in der Mitte gebrochen; es folgte Eiterung; der Kranke war ſehr unruhig, und zuleßt zeigte fich, daß die Knochen winflig unter einander vereinigt waren. Das Wiederabbrechen gelang nicht > deswegen wurde der Knochen bloßgelegt nnd mit der Kertenfäge etwa 1 Zoll des Knodyens wigaenommen. Die Wunde heilte durch prima intentio, und nad 43 Zagen wurde der Kranke mit einer ſehr geringen Verkürzung geheilt entlaffen. Der zweite Fall bee trifft eine Frau mit compflicirter Fractur des obern Dritttheils des Schenkels. Bei der Heftigkeit der Entzündung wurde zuerſt Halb— beugung, fpäter Streckung des Echenfels gewaͤhlt. Nah 28 Ta— gen fand fih, daß die Knochen ſich unter einem Winkel vereiniat batten. Die Ruptur des Gallus gelang nit. Deßmwegen wurden die Knochenenden bloßgelegt und mittelft der Kettenfäge vom obern Stüd 12 Zoll, vom untern 4 Zoll abaetragen. Das Glied wurde darauf in permanente Ertenfion gebraht; die Wunde eiterte, aber nad 55 Tagen konnte die Kranke geheilt entlaffen werden. Die Verkürzung war 2 Finger breit, jedody der Function nicht bins derlich. Kalkmoxa von Dr. Osborne. Dieſe gruͤndet fi) darauf, dag ſich bei'm Abloͤſchen des Kalkes eine fehr hohe Temperatur entwickelt. Ein hohler Kartencylinder wird auf die Hautſtelle aufs arfegt und 4 Zoll hoch mit gepulvertem ungelöfchten Kalke gefüllt. Diefer wird nun befeuchtet, fchwillt etwas an, trodnet und ent= widelt dabei eine Dige von 500° F., welche durch Vermehrung der Quantität des Kalkes bis zur Dige des Glüheifens geſteigert werden Eann. Bei geringerer Quantität des Kalks und bei kürzer rer Dauer der Einwirkung wird ein dünner Schorf aebildet, wel— &er fih abftößt, fowie fih neue Haut darunter gebildet hat. Um die Tiefe der Wirkung diefer Mora zu prüfen, Iegte fie Dr. Ds: borne auf einem Ei an und unterfuchte die Dice des daturc ats bildeten Coagulums, melches bewies, bis zu welder Tiefe die Hitze eingewirkt hatte. Wird der cauftifche Kalk aus Kalkfpath oder Marienglas bereitet, fo ift die Hitzeentwicklung bei der Befeuchtung um fo plößlicher und heftiger. Für den gewöhnlichen Gebrauch genügt indeß frifch aebrannter Kalk aus einem gewöhnlichen Kalk: ofen; do ift er nur brauchbar, wenn er ganz feifch iſt. Nekrolog. — Der Englifche Geburtsyelfer, Dr. D. D. Davis, vorzüglich dur Erfindung von fcharfen Snftrumenten bes Eannt, ift im December 1841 zu London geftorben, Bibliographische Neuigkeiten. Entretiens sur la Phrenologie. Par le Docteur Gervais de Fres- ville. Cherbourg 1842. 8 M. K. Dictiounaire abréêögé d’Histoire naturelle presentant le tableau des pbAnpmenes de la nature. Par MM. Charles d’Orbieny et Wegman {re Livrais, Paris 1842. 8. (Wird aus 80 Lie: ferungen in zwei Bänden beftehen.) Introduction à un cours de chimie chirurgicale, Par A. Thier- ry. Paris 1342. 12. Conseils aux meres sur la maniere d’elever les enfans nouveau- nes, ou de l’Education physique des Enfans du premier äge, Par Al. Donne ete. Paris 1842. 18, Em — Vene Notizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, aefammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalratbe Eroriep zu Weimar, und dem Mebisinalrarbe und Profeffior Eroriep zu Berlin N 469. (Nr. 7. des XXII. Bandes.) April 1842, Gedrudt im Landes » Induftries Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 $1. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. Ihr ng & ct € Ueber die Knochen des Seitencanales der Fifche, Bon Prof. Dr. Stannius in Roftod, Mit dem Scädelgerüfte vieler Knochenfifche ift befannt- lidy eine Reihe von Knochen verbunden, welhe Cuvier als MNafenbeine, Suborbitalfnohen und Supra temporalfnodhen bezeichnet. Mit ihrer Deutung has ben Oken, Spir, Bojanus, Medel, Bakker, Ca: tus, Geoffroy ſich befchäftigt, ohne dag Einem der ges nannten Naturforfcher diefelbe auf überzeugende Weiſe ges lungen wäre. Alle gingen von der Anfiht aus, daß die genannten Knochen der Fifche gewiffe Knochen des Geſichtes oder der Sinneswerkzeuge der hoͤhern MWirbelthiere repräfen: tiren. So erblidte man in ihnen Wiederholungen des Jochbeines, des Thraͤnenbeines, des Mafenbeines, der Mu- ſchelknochen, des knoͤchernen Augenringes der Voͤgel u. ſ. w. Gegen dieſe Deutungen aͤußerte fhon Cuvier Bedenken, ohne daß er indeß von eigenthuͤmlichen Geſichtspuncten aus eine eigene Anſicht entwickelt hatte. „Ce qui me fait considerer cet appareil comme different de ceux des autres vertebres, c’est qu’il recouvre les mus- eles, au lieu de leur donner attache.““ In der That gehören diefe Knochen dem Hautfkelet der Fiſche an, find Knochen ihres Seitencanales, Träger des Kopftheiles der Seitenröhre und ihrer Aus— breitungen. Bald find fie Fortfegungen und Miederho: lungen ähnlicher Knodenftücde, die ſchon am Rumpftheile des Seitencanales vorfommen; bald erhält der bisher mems brandfe Seitencanal erſt am Kopfe dergleichen Enöcherne Umgebungen. Mit einer ausführlicheren Arbeit über diefe Theile bes ſchaͤftigt, ift es für jegt nur meine Abficht, Gründe für die eben mitgetheilte Anſchauungsweiſe derfelben kurz darzulegen, 1. Der Seitencanal der Fifche fegt fich bekanntlich, mehrfach getheilt, längs des Kopfes fort. Man. vergl. die Abbildungen, welhe Monro vom Kopftheile de8 Seiten: canales des Rochen und Gadus Morrhua gegeben (Tab. IV. und V, der Schneid erſchen Ueberfegung. ) No. 1569, ae BE les 2. Dft ift der ganze Rumpftheil des Seitencanales oder wenigftens feine vordere Hälfte von gefchloffenen oder halbgefchloffenen, durch häutige Zwiſchenraͤume unterbrochenen Knocencanälen oder Knodyenrinnen umgeben. Dieß ift, z. B., der Fall bei'm Dorfh, bei den Scollen, bei Cot- tus scorpio u. A. 3. Bieweilen enthält der Seitencanal, meldyer längs des Numpfes bloß haͤutig war, erft in der Gegend der An: beftung der Schulterfnodhen an den Schädel eine knoͤcherne Umgebung, wie 5. B. bei'm Heringe, wo er an der bezeich- neten Stelle von dünnen Knochencylindern umgeben wird. 4. In der Regel erhält wenigſtens der Kopf: theil des Seitencanales eine feftere Umgebung, wenn biefe nicht fchon dem Rumpftheile zukam. Selbſt bei Knorpelfi fen, 3. B. bei Chimaera monstrosa und Callorhynchus antarcticus find die vorberften Ausbreitungen feines Kopf: theils in flärferen und eigenthümlid gebildeten Enorpeligen Halbcandien eingefhloffen. Bei den Knochenfifhen verläuft der Seitencanal wenigftens ftellenweife bald in oberflächlis hen, durch Lamellen oder Vorfprünge gebildeten Rinnen ein- zelner Schädelfnocen, bald in wirflihen Ganälen derfelben. Außerdem find die ossa supratemporalia, infraorbita- lia und nasalia zur Aufnahme von Ausbreitungen deſſel— ben beftimmt. 5. In den legtgenannten Knochen erhält ſich oft ges nau der Bildungstypus der Enöchernen Umgebungen des Numpftheiles des Seitencanales, wie dieß, 3. B., bei'm Dorſche fehr deutlich ift. 6. Die genannten Knochen bieten rüdfichtlih ihrer Zahl und Form große Verſchiedenheiten dar: Bald erfcheir nen fie als Nöhren, bald als Halbröhren, bald als Platten, in denen verzweigte Canäle vorkommen, bald haben fie eine deutlihe Schuppenform. 7. Sobald diefe Knochen fehlen, geht der Seitencanal in derjenigen Richtung fort, welche fonft jene zu haben pflegen. Beim Dorfche (Gadus Callarias) finden ſich längs des ganzen Rumpftheiles des Seitencanales von Stelle zu 7 99 Stelle Eleine laͤngliche Enöcherne Halbcanaͤle oder Rinnen z.eifhen der Übrigens häutigen Roͤhre. Jede folhe Rinne ift bis auf eine äußere Mündung duch haͤutige Maffe ges fhloffen. Diefe Enöchernen Rinnen, welde in der Gegend der binterften Rüdenfloffe noch ſehr Elein und zurt find, wer— den mehr nad) Vorn allmaͤlig deutlicher und größer, ruͤcken einander auch allmälig näher. An der hinteren Gränze des Kopfes find die Enöhernen Ninnen nicht mehr durch häutige Roͤhren gefchieden, fondern liegen unmittelbar nebeneinander und werden duch. ſchmale Zellgewebsbrüden verbunden. Die an der Anheftungsftelle des surscapulaire an den Schaͤdel liegenden Enöhernen Ninnen, welche an trodenen Schaͤdeln gewöhnlich erhalten werden, hat Bakker als ossa supratemporalia bezeichnet. — An der Gränze von Cuvier’s os mastoideum und os parietale geht ein Fortfag des Seitencanales, in einer Knochenrinne einges fohloffen, zum os parietale; gleidy darauf tritt nad Unten dev At für das praeoperculum ab. — Der Stamm des Seitencanales fest ih aber nah Vorne fort, unter einer oberflächlichen Knochenleifte ded os mastoideum und 05 frontale posterius und gelangt zur hintern Graͤnze des Auges. Hier theilt er ſich in einen obern und einen untern Arm Der obere verläuft unter einer Knochen: teifte des os frontale, tritt durch eine Brüde, dann duch einen Canal diefes Knochens und fest fich fort auf die Snnenfeite von Guvier’3 Mafendein, wo ev aus— mündet. Der untere Arm tritt unterhalb des Auges duch ſaͤmmtliche ossa infraorbitalia, von denen die vier hintes ten genau die Form der Knochenrinnen des Rumpftheiles beibehalten haben, und endet endlich vorn auf der Außen: feite vom Nafenbeine. Sehr inftructiv ift auch das Verhalten des Seitenca— nales bei'm Aale. Hier wird der Rumpftheil des Seiten— canales, wenigfleng in feinem vordern Xheile von äußerft zarten und fpröden Knochenröhren umgeben, welche ebenfalls von häutigen Röhren unterbrohen werden. Am Hinter: baupte ftehen die Ganäle beider Seiten duch eine Queer— Commiffur in Verbindung. Nah Vorn erſtrecken fie ſich anfangs durch die Schaͤd Inohen. Am hintern Rande der Uugenhöhle aber ericheint der Seitencanal wiedir frei, von denfelben Möhren umgeben, wie am Rumpfe. Hier theilt er fih auch in zwei Aeſte: einen r. supraorbitalis, ber, frei auf den Schaͤdelknochen liegend, oberhalb des Auges bis zum Kiefer verläuft und einen r. infraorbitalis, der am unteren Augenrande eben dahin ſich erfiredt. Die beis den Aeſte befteben aus mehreren aͤußerſt zarten Knochenroͤh— ten, welche durch Zellgewebsbrüden an einander geheftet ſind. Bei'm Aale nimmt alfo der von cylindeifh n Knocenröhren umgebene Seitencanal denfelben Verlauf, welcher fonft den ossibus infraorbitalibus zukommt, und endet da, wo _ fonft das fogenannte Nafenbein liegen follte. Sch beſchraͤnke mich vorläufig auf diefe Mitıheilungen und bemerfe nur noch), daß zu dem Theile des Seitencanas les, welcher in den fogenannten ossibus supratemporalibus eingefchloffen ift, bei'm Dorfh ein eigener Aft des vagus tritt. Es ift evident, daß diefer Aft fein Analogon in dem 100 ramus auricularis vagi der Säugethiere finder. Auch die vorderen Enden des Seitencanales erhalten bei vielen Fiſchen eigene Nervenſtaͤmme aus dem Ganglion des tri- geminus, nicht etwa blos Zweige aus dem r. ophthal- micus oder maxillaris, \ Ob das praeoperculum der Fiſche ebenfalls dem Spfteme der Knochen des Seitencanales angehört, oder ob ihm blos dergleihen Knochen aufgelegt find, muß ich vore laufig unentſchieden laffen. ’ Ueber die Veränderungen des Blutes während der Nejpiration. Von Dr, & Mandl, Es ift befannt, daß das hellrothe Arterienblut in den Capils largefäßen des Körpers dunkelbraunroth wird und bei'm Durche gange durch die Yungen ſich wiederum roͤthet. Diefe Farbenveräne derung des Blutes in den Lungen der in der Luft lebenden Thiere it von einem andern Phänomen begleitet. Die ausgeathmete Luft enthält weniger Sauerftoff und mehr Kohlenfäure, als die eingeatbs mete Luft. Deffenungeadhtet ift die Zunahme an Kohlenfäure nicht in directem Verhältnijfe zu dem Verlufte an Sauerftoff, von welchem mehr abforbirt wird, als zur Bildung der Kohlenfäure erforderlich wäre. Es verſchwindet zugleich ein Theil des eingeathmeten Stide ftoffs, und auf der andern Seite befindet fih auch Stickſtoff in der ausgearhmeren Luft; aber die Verhältnijfe, welche zwifchen biefen beiden Quantitäten Stickſtoff bejtehen, jind noch nicht bekannt. Davy glaubte beobachtet zu haben, daß der Stickſtoff der Atmo— ſphaͤre beftändig abnehme; Allen und Pepys fahen weder Ver— mehrung noch Verminderung, während Barthollet, Nyften, Dulong und Despreg in der ausgeathmeten Luft mehr Stid- ftoff fanden. t Dieß iſt der jesige Zuſtand unferer Kenntniſſe über die Vor— gänge bei der Refpiration. Die Erklärung der Urfachen diefer Vor— gänge giebt eine Theorie der Refpirarion. Che wir unfere Anjicht ausıinanderfegen, wollen wir fehen, was in diefer Beziehung früher geſagt worden ift. 1. Geſchichtlich es. 1) Das Blut exhalirt beftändig, nah Lavoiſier, Caplace und Prout, eine Fluͤſſigkeit, welche hauptfählih aus Kohlenſtoff und Waſſerſtoff zufammengefegt ift. Diefe Elemente bilden mit dem Saueritoffe der Luft Kohlenfäure und Waller, welche bei der Ex— fpiration ausgetrieben werden. Diefe Oxydation hat die Kolge, daß das Blut feine hellrothe Farbe wieder annimmt. Lavoi— fier leitete davon auch die Urfache der Wärme her, und feitdem bat man die Refpiration als die Hauptquelle der Wärme betradı- ter; aber diefe Theorie Fann nicht zugegeben werden, weil das Bes nenblut, wenn man daſſelbe unter der Zuftpumpe von allem koh— lenfauren Gafe befreit, darum nicht röther wird, und weil die Lun= nen nicht wärmer find, als irgend cin anderer Theil des Körpers. Endiih kann auch die Bildung dıs Waſſers in den Lungen durch die Verbindung des Sauerſtoffs und Wafferftoffs jegt nicht mebr in der Phyfiologie angenommen werden, weil wir willen, daß das Waller des Organismus an allen freien Flaͤchen verdunftet. Es folgt außerdem aus den Grperimenten von Gollard de Martigny, daß die Thiere duch Wafferdunft in Waffırftoffgas ausathmen, und Magenodie führt an, daß warmes Wajfer, in die Venen injicirt, die Quantität ded ausgeathmeten Waſſers vermebrt. 2) Die Mehrzahl der Chemiker tbeilen die Anfiht von Dapy, wonach die Luft durch die Rungenzellen zu dem Blute der Gapils largefäße gelangt und der Sauerftoff ſich durch chemifche Attraction mit den Blutkuͤgelchen verbindet, wonad die Kohlenfäure frei wird und zugleich ein Theil des Stickſtoffs ausgeathmet wird. Aber Davy gab, nachdem er Erperimente über das Athmen in Waffers ſtoffgas angeſtellt hatte, ſelbſt zu, daß cin Theil der KRohlenfäure ji in den Venen bildet. Seine Theorie kann daher nicht crack finm 101 3) Einige Autoren gehen von der Thatfahe aus, daß mehr Sauerftoff verfhmwindet, als zur Bildung der ausgeathmeten Koh— lenfäure nothwendig ift und verwerfen die Bildung des Waffers in den Zungen aus feinen Elementen; aber jie geben zu, daß der Sauerftoff der Luft fi in diefem Organe mit der Kohle des Blu: tes verbinde und auf diefe Weife Kohlenfäure bilde. Der Ueber: ſchuß an Sauerftoff verbindet fi mit dem Blute, bewirkt deffen hellrothe Färbung und unterftügt die Vitalität der organifchen Theile. Es ift nicht zu läugnen, daß der Sauerftoff fi mit dem Blute verbinde und die hellrotbe Farbe hervorbringe; denn leitet man Sauerftoff durh Beut, welches feines Faferftoffs beraubt ift, fo wird es aanz und gar roth. Schuͤttelt man Blut mit Luft, fo wird mehr Sauerftoff abforbirt, als man in dem entweichenden kehlenſauren Gafe findet. Endlich Sprechen die Erfahrungen von Nyſten für diefe Anficht; denn diefer hat gefunden, daß durd) Einfprigen von Koblenfäure in die Venen das Blut bellvorh wer: de, ohne daß £ohlenfaures Gas entwicelt werde. Aber aus weiter unten auseinanderzufegenden Gründen können wir die behauptete Verbindung dis Kohlenftoffs mit dem Sauerftoffe innerhalb dir Zungen nicht zugeben. 4) Der Sauerftoff der Atmofphäre ift, nah Cagrange und Haffenfrag, mic dem Blute nur leicht verbunden, es fiy als Auflöfung im Serum, oder als Verbindung mit den Kügelden. Das Eohienfaure Gas bildet ſich erit während der Girculation durd Verbindung des Gauerftoffs mit der Kohle des Bluts; es bleibt darin abforbirt , bis es ſich in den Zungen entwidelt. Las grange gründete feine Anfiht darauf, das das Artırienblur, wenn es in verfchloffenen Gefäßen aufbewahrt wird, nad) einigen Tagen fhwärzlich werde; aber diefe Erfahrung beweif’t nichts, weil fie mit Blut außerhalb des Körpers gemacht worden ift, wo fich Feine Kohle bilden fann, wie in dem lebenden Körper. Man muß nad) diefer Theorie annehmen, daß die Kohle fich erft in ven Gapillar: gefäßen bilde, weil das Blut während feines ganzen Bere laufis durch die Arterien roth bleibt. Dieſe Theorie war immer unter den Phyſiologen ſehr verbreitet und ftüste fih auf die Er— fahrungen von Bogel, Home, Brande, Scudamore, Col— lard de Martigny, welche bewiefen haben, daß das Venenblut in der That Eohlenfaures Gas enthält, und auf die Erfahrungen von Davy, welder Sauerftoff in dem Arterienblute gefunden hatte. Man begreift bei diefer Theorie, warum die Lungen nicht wärmer find, als der übrige Körper. Die legten Erfahrungen von Ste: vens, Hoffmann, Bifhof, Bertuch über die Quantität des Eohlenfauren Gafes in dem Venenblute und endlich diejenigen ven Magnus, von denen aleich weiter die Rede feyn foll, über die Quantität der Gafe im Blute, haben diefe Theorie hoͤchſt wahr: ſcheinlich gemacht. 5) Stevens hat in der letzten Zeit eine geiſtreiche Anſicht über die chemiſchen Veränderungen des Blutes bei der Reſpiration bekannt gemacht bat; er fagt, daß die natürliche Farbe der Blut: kuͤgelchen dunkel fey, aber daß diefe Kügelchen von hellrother Faͤr— buna werden, durch die Einwirkung des Serums, welches in der That Salze aufgelöf’t enthält, welche dem Blute feine belle Faͤr— bung geben. Die Farbe der Blutkügelhben in dem Blutferum ift alfo hellroth, fo lange fie von Serum umgeben find; fobald man aber, 4. B, ein rothes coagulum mit Waſſer auswäfcht, fo wird es ſchwaͤrzlich, weil man daffelbe des Serums beraubt. Eine ähn: Lche Wirkung hat das Eohlenfaure Gas: e8 macht das Blut ſchwaͤrz⸗ lich. Diefes Gas, welches ſich bei der Girculation in den Gapile Targefäßen bildet, entweicht bei der Refpiration, und feine Abweſen⸗ beit allein reicht fchon bin, daß das Blut roth mird, und es ift nicht nöthig, alsdann zur Einwirkung des Sauerftoffs feine Zus Flucht zu nehmen, Diefe Theorie wird aber durch die einzige That⸗ ſache umgeftoßen, daß das unter der Fuftpumpe des Eohlenfauren Gaſes beraubte Blut darum nicht hellrotb wird; der Sauerftoff muß daher einen großen Einfluß auf die Kärbung des Blutes ba: ben. Dr. Maak (De ratione, quae colorem sanguinis inter et respirationis functionem intercedit, Kiel 1834) hat ebenfo wie Berzelius gefunden, daß das Serum nur fehr wenig Sauerftoff abforbirt und gar Fein koblenſaures Gas erhalirt. Aber 2} Theil einer Auflöfung des Färbeftoffs des Blutes abforbiren nur 1} heil 102 Sauerftoff und werden hellroth durch den Gontact mit einer falki« gen Hüfjigkeir. Dieſer Schriftſteller glaubt, daß der Eoblenftoff: haltige eruor durch den Sauerftoff zerfegt werde, fo dag ſich kob— lenſaures Gas entwickele, waͤhrend ſich der cruor oxydirt, ebenfo wie ſich das Ferrum subcarbonicum in einer feuchten Atmofphäre in Hydrat verwandle. 6) Eine davon verſchiedene Anſicht iſt folgende: Das kohlen⸗ ſaure Gas bilde ſich nicht durch die Verbindung des Sauerſtoffs der Luft und der Kohle des Blutes, ſondern es ſey ein Secretions— product, welches, wie alle andere Gecretionen, aus den Beftandtheie len des Blutes hervorgebe. Diefe Theorie ftügt fi darauf, dag die Erhatation von Eohlenfaurem Gas audy bei der Refpiration in fauerftofffreien Luftarten fortdaure, und auf die Secretion von Ga in der Schwimmblaſe der Fiſche. Es wird fi fpäter zeigen, bis au weldem Puncte ich diefer Anficht beiftimme: wenn aber biefe Schriftſteller hinzufügen, daß man in Folge diefer Ideen das koh⸗ lenſaure Gas nicht als praͤcxiſtirend im Venenblute ſich denken duͤrfe, ſondern daß es ſich erſt bilde, wenn das Blut zu den Lun— gen gelange, jedoch immerhin ehne Einwirkung des atmoſphaͤriſchen Eauerftoffe, fo iſt dieſe Aaſicht ſchon bier zuruͤckzuweiſen. Man hat in der That die Gegenwart von Kehlenſaͤure im Blute nach— auiefen; die Erfahrungen von Spallanzani, Edwards und Müller fpreden nicht für digfe Anfiht; wenn aber dieſelben geſe⸗ ben haben, daß auch in ſauerſtofffreien Gaſen kohlenſeures Gas ausgeathmet wird, fo kann dieß ebenſowohl für eine Entwickelung von Kohlenſaͤure, mit welchem das Biut irprögnirt iſt, als für die Bildung des Gafes in den Zungen fpreden Im Gegentheil, wenn das Gas aus den Beftandtheilen des Blutes in den ungen fecernirt würde, fo müßte diefe Secretion aud) fortdauern, im Wef: ferftoffe ebenfo gut, wie in der Luftz aber wir fehen, daß die Thiere in dieſem doch allmalig ſcheintodt werden. 7) Mitſcherlich, Gmelin und Tiedemann haben in der letzten Zeit eine eigenthuͤmliche Theorie entwickelt. Man weiß, daß Eſſig- und Milchſaͤure fid frei oder gebunden in faft allen orga= nifchen Flüffigkeiten finden; fie müffen fi im Körper finden, weil fie in größerer Quantität fecernirt werden, als fie in den Nahe tungsmitteln vorhanden find. Das Venenblut enthält mehr Na- trum subcarbonicum, als das Arterienblut, Diefe Schriftfteller glauben daher, daß während der Refpiration ſich Eſſigſaͤure bilde, welche das Natrum subcarbonicum zerfige und auf diefe Weife Eoblenfaures Gas entwidele. Der Sauerftoff verbindet ſich mit der Koble und mit dem Wafferftoffe des Blutes, um cine neue Quantität kohlenſaures Gas und Waffer zu bilden, oder er vers bindet fi direct mit dem Blute, um dafelbft organiſche, für das Leben nothbwendige, Beringunaen zu bewerfftelligen. -Diefe Theo— vie it theilweife auf ältere Anfichten gegründet, welche ich bereits oben abgemwiefen habe, theils ift fie überhaupt nicht hinreichend be— gründet. Gmelin bat übrigens ſpaͤter felbft diefe Theorie ver: lafjen und anerfannt, daß die Gafe im Blute vorhanden feyen. Dieß find bie verſchiedenen Theorieen, welche man biejegt aufs acftelt hat, um den Chemismus der Refpiration zu erklären, Wir wollen nun fehen, wie die chemifchen Veränderungen des Bius tes in den Zungen aufzufaffen find, wenn man die Frage vom phyſiologiſchen Geſichtspuncte aus auffaßt. $ 2. Unterfuchungen einiger auf die Refpiration bezüglis chen Fragen, Eine genaue Kenntnig der chemifchen Functionen im menſch— lihen Körper ift obne innige Verbindung ber organifchen Chemie, Anatomie und Phyfiologie nicht zu erlangen; desivegen muß man auch bei den Unterfuchunaen über die Theorie der Refpiration die Structur der Lunge und ihre Functionen in’s Auge faffen und fol gende Fragen beantworten: 1) Welches ift die Structur der Lungen? 2) Welche Function fann man ihnen hiernach zuſchreiben? 3) Eriftiren Gafe im Blute und woldye? 4) Welches ift der chemifche Character der in fauerftofffreien Luftarten ausgeathmeten Gafe ? 7 * 103 5) Welches find die Geſetze, erfolgt? Hierdurch hoffe ich zu einer Theorie der Refpiration zu kom— men, welche fo befriedigend ift, wie es überhaupt bei dem jetzigen Stande der Wiffenfchaft moͤglich ift. wonah die Gasentwickelung 1. Welches ift die Structur der Rungen? Alle Welt weiß, daß bei den Gäugethieren und namentlich bei'm Menfchen der Refpirationsapparat aus zwei in Rappen ges theilten Zungen mit einer Röhre beſtehen; letztere theilt fich, ſowie fie in den Thorax eindringt. in zwei Brondien, die fich vielfach) veräfteln, worauf die feinften WVertheilungen ſich blind enbigen, ohne eine merfbare Ausdehnung zu erleiden. Diefe blinden Endi— gungen jind voneinander gefihieden, und communiciren nur durch die Bronchialcanaͤlchen, deren Endigungen fie find, untereinander, Die Brondien bewahren noch cinige Zeit dieſelbe Structur, wie der Hauptſtamm; hierauf verfchwinden die Knorpelringe alle mälig, es fegen fich nur die Muskel- und elaftifhen Faſern fort; die erftern verfchiwinden früher, als die legteren. Alle diefe Theile find durch ein reichliches lockeres Zellgewebe unter einander ver: bunden, und die innere Flaͤche der Bronchien ift mit einer Schleim— baut ausgekleidet. Selbft in den Bronchialendigungen erkennt man vermittelft des Mikroſcops noch Epithelium, elaftifhe Faſer und Zellgewebe. Alſo die Schleimhaut ift noch in den legten Ramifi— cationen bewiefen. Die Vereinigung einer gemwiffen Anzahl von Bronchialäftchen, welche von einem gemeinichaftlihen Zweige herfommen, bildet Lun— genläppchen, deren Verbindung zu größeren Maffen die Lungenlap— pen bildet, woraus das Rejpirationsorgan zufammengejegt ift, wel— des vom vagus und sympathicus Nerven erbält und eigene Ernaͤh— tungsgefäße, Brondjialarterien und Lymphgefaͤße und Drüfen bejigt. Die Veräftelungen der Lungenarterie begleiten die Brondien in allen ihren Vertheilungen. Reifeifen glaubte, daß die legten KRamificationen der ungenarterie ſich durch zahlreiche Exhalations— Öffnungen in die Bronchien öffnen, mie es aus feinen Injectionen bervorzugehen ſchien. Aber es findet hier offenbar ein Irrthum ftatt; denn fonft müßte fih immer Blut in den Brondien finden, Es fanden bei feinen Unterfuhungen gewiß Zerreißungen der Gas pillargefäße ftatt,. Die Lungenarterie umgiebt mit ihren Endver— äftelungen die legten Endigungen der Kuftröhre und fegt fish end: Lich in die Cungenvenen fort, welche immer oberflächlicher liegen, als die Arterien und gegen die Wurzel der Lunge jich in 4 Haupt: ftämme vereinigen. Jede blinde Brondialendigung (jede Euftzelle) befist ihre Eleine Arterie und Vene, nebft einem intermediären Ca— pillaeneg, welches fo eng ift, daß die Zwiſchenraͤume Feiner find, als der Durchmeffer der Gefäße, welcher zwanzigmal Eleiner ift, als der Durchmeſſer einer Luftzelle. Berres hat verfchiedene Dimenftonen gefunden: Er fagt, daß die Größe der Zellen jich zu der der Venen und Arterien verhalte, wie 5 zu 3 und zu 2; eg handelte fich aber nicht darum, zu wiſſen, bis zu welchem Puncte diefe Gefäße durch Injection ausgedehnt find. Das Blut vieler Gefäße ift während der Refpiration der Einwirfung der Luft aus: gelegt. Die Brondjialarterien umgeben beftändig die Bronchien mit ihren zahlreichen Veräftelungen, dringen durch deren Häute und verbreiten fih auf ihrer Schleimhaut. Nach Abgabe von Xejtchen an die umgebenden Parthieen vereinigen fie fich wiederum auf der Oberfläche der Lungen und bilden unter der pleura ein verworre— nes Capillargefäßneg, welches mit den Venen communicirt. Man. fieht nad) dem, was bereits gefagt wurde, daß die Lun— gen ſich durch die in Aeſtchen vertheilte trachea characterijiren, wel— che fi immer im Durchmeſſer verkleinern und zahlreicher werden, bis zum legten Aeſtchen, welches in ein abgerundetes Ende aus— läuft. In das Innere diefer hohlen Röhre dringt die Luft ein, welche fi aus dem in ben Eungenarterien und Venen enthaltenen Blute entwidelt. Die Lunge wird daher durd einen auf’s Aeu— Berfte vertheilten Stamm und duch Gefäße, welche über alle Theile der Oberfläche diefes Stammes ausgebreitet find, gebildet, 104 Giebt man dieſe Structur zu, fo Fann Fein Zweifel feyn, daß man die Lungen unter die Drüfen zu vecynen habe, denn es tom— men ihr ale Eigenſchaften zu, melde die Structure einer Drüfe &haracterijiren; ja diefe Structur ift fo auffallend daracteriftifch, daß man in den Lungen den Typus der Drüfenform anerkennen muß, und diefe Anſicht wird noch dadurch beftätigt, daß die Ente wicelungsweife diefer Organe ebenfalls dieſelbe ift, wie die der Drüfen. Man weiß, daß alle Drüfen unter der Form einer Knofpe, einer Dervorragung auf der Oberfläche der Schleimhaut, entftehen. Diefe Dervorragungen, aus einem blaffen, fehr zarten Blaftem gebile bet, theilen fi fpäter in mehrere Lappchen (die Fünftigen Blind« fäde), und diefe werden dann auch mit der Zeit hohl und durch noch mehr innere Wände getheilt. Auf diefe Weife entfteht die Grunde lage der Drüfen, d. h., der Ausführungsgang, die Laͤppchen thei— len fidy immer mehr, es bilden fih immer neue Blindfäce gleich den Veräftelungen eines Baumes, nirgends aber findet cine Some munication der Blindfäce untereinander ftatt, Nrgends vielleicht iſt diefe Bildungsweife deutlicher ausgedrückt, als bei den Lungen : man ſieht zuerit Knoſpen oder Hervorragungen auf dem oesopha- gus; diefe theilen ſih immer mehr, fo daß Bündel entftehen, welche an einem Gtiele auf jeder Seite des oesophagus aufgehängt find. Dieſe Stiele find die künftigen Bronchien, und bald zeigen fic num die Lungen unter der Form einer Zufammenhäufung von Blindfäcen, die an den Bronchien hängen. So fpriht alfo Structur und Entwidelung durchaus für die Anfiht, dag die Lungen Drüfen fiyen, und es ift auffallend, daß die Phyfiologen diefelbe noch nicht angenommen haben, während fie do von einigen Anatomen bereits angedeutet worden ift. 2. Ueber die Zunction der Zungen. Wir haben fo eben gefehen, daß die Lungen als Drüfen zu bes tradhten find, wir fönnen alfo mit Grund denfelben eine analoge Bunction zufchreiben. Die Hauptfunction der Drüfen ift Secre— tion; es fragt fih, ob nicht eine ähnliche Erfcheinung aud) in den Lungen vorgeht. | Die Sapillargefäße in den Wänden der Endigungen der Ercres tionscanäle geben ©ecretiongflüffigkeiten auf die innere Fläche dies fer Canaͤle ab; dieſe Flüffigkeiten dringen durch die feinen Gefaͤß— haͤute dur), und die alte Anfiht von offenen Mündungen der Blute gefäße iſt ſowohl durd die Kenntniß der Endosmofe und Exosmo— fe, als durch die einfache Betrahtung widerlegt, daß bei offes nen Mündungen das Blut im Ganzen und nicht bloß in einzelnen Parthieen hervordringen müffe. Ein durchaus unbefannter Ume ftand ift indeß immer noch der Grund, warum in einzelnen Orga: nen bloß eine beftimmte Secretion zu Stande komme, z. B, Urin in den Nieren, Galle in der Reber , Die verfchiedene Geſchwin— bigfeit der Girculation in den Gefäßen follte die Urfache feyn; aber diefe Verſchiedenheit ift durchaus nicht bewiefen; die eigenthümliche Vertheilung der Blutgefäße beweif’t nichts; uͤberdieß vertheilen fie fih in den Nieren ziemlich ebenfo, wie in den Hoden zc. Ebenſo wenig Fann man die verfchiedenen Durchmeffer oder die Verfchies denheit der Structur ald Grund anführen; denn in der Thierreihe wechſeln die Durchmeffer im höchften Grade; überdieß find Drüfen von gleicher Structur häufig für verfchiedene Secretionen beftimmt. Dennoh muß ich hier einfchieben, daß ich bei meinen Unterfus Hungen über die Textur der Drüfen in dem Parenchym einige befondere Beftandtheile gefunden habe, weldye characteriftifch find und ganz am Ende des Gecretionscanals liegen. Auf diefe Weife habe ich Bläschen mit einer Flüffigkeit und mit Mollecüten, die ſich fehr lebendig bewegen, in der Außerften Gränze der Gorticalfube ftanz der Nieren gefunden. Ich werde naͤchſtens etwas Ausführe liheres darüber mittheilen. j Was den Einfluß der Nerven betrifft, fo weiß man darüber nod nichts Genaues, } Wie es fih aber auch mit dem Einfluffe des Parenchyms vers halten möge, man Eann immerhin fragen, ob die Flüffigkeiten bereits ganz bereitet im Blute vorhanden feyen, oder ob fie fich erſt in den Drüfen bilden. Sm erften Falle könnten Parenchym und Ner— 105 ven als die Urfache betrachtet werben, warum ber Urin, z. B., ges rade zu den Nieren geht, wie die Säure ſich am pojitiven Pole fammett, obwohl fie in der falzigen Aufiöfung der galvanifchen Säule bereit gang vordereitet vorhanden ifts im zweiten Kalle, im Gegentbeil, würden die Gecretionen durd die Drüfe erſt bereitet. Diele Anficht wird von Müller vertheidigt, während fi Dus mas, Ehevreuil u, X. für die erftere erklären, Sch glaube, daß es kaum mehr bezweifelt werden kann, daß ſaͤmmtliche Subftanzen ſich fhon in dem Blute vorbereitet finden, In der That hat Ghevreuil in demfelben die Fette des Ger birns, Boudet die Cholefterine, Ziedemann den Speichelſtoff acfunden: man weiß, daß das Blut Färbeftoffe, Fett, Darnz ftoff enthält; der legtere Stoff findet fi in dem Blute der Thies re, denen die Nieren exſtirpirt find, oder der Menfchen, welche eine Retention des Urins erlitten haben, z. B., in der Cholera; in dies fem Falle enthalten fogar die ausgebrochenen Stoffe Urin. Meine Unterfuhungen haben mir bewiefen, daß der Schleim nichts iſt, als Blut ohne Blutkuͤgelchen; endlich ift es aud gelungen, die Gegen— wart von Sarnftoff im normalen Blute nachzuweiſen. Obne daher Ärgend etwas gegen die Veränderungen zu fagen, welche diefe chemi— fen Beftandtheile noch in den Drüfen erleiden Eönnen und wahre ſcheinlich erleiden und gegen die eigenthümtiche Alteration, welche in jeder Drüfe die Auswahi der fecernirten Fluͤſſigkeit trifft, fo läßt fi doch behaupten, daß die fecernirten Stoffe ſaͤmmtlich bereits vorbereitet im Blute vorhanden feyen. Nun babe ich vorausgeſchickt, daß die ausgeathmete Luft koh— Lenfaures Gas und Stidftoff enthalte. Da aber die Lungen gang die Structur der Drüfen haben,‘ fo Eönnen wir diefe Gafe als das Product der Zungenfecretion betrachten; wir haben aber eben bes merkt, daß die Secretionsftoffe ſchon bereitet im Blute ſich vorfins ben; es wäre daher nöthig, zu erweifen, daß das kohlenſaure Gas und der Sticditoff fi fchon in dem vendfen Blute vorfinde, Die Gegenwart diefer Gafe in dem Blute würde vollfommen mit unferen Kenntniffen Über die Secretionen übereinflimmen und zu gleicher Zeit beweifen, daß die Theoricen, daß das kohlenſaure Gas und der Sticftoff fi) in den Endigungen der Brondien bils den, unzuläffig ſeyen. Es wäre intereffant, zu mwiffen, bis zu weldem Puncte die Durchſchneidung der einen oder der andern Art der Nerven, welche zu den Lungen gehen, die Refpiration verändere., Verhindert die Durchſchneidung des vagus die Secretion des Stidftoffs? Sicher ift es, daß fie nicht die des Eohlenfauren Gafes verbindert, da das Venenblut nach wie vor roth wird, wenn es durch die ungen durch— gegangen ift. Dieß ift indeß nur eine neaative Erfahrung, welche nicht viel beweiſ't. Wir befisen Feine Erfahrung über die Quan— tität des Stiditoffs, welche von Thieren ausgeathmet wird, denen der vagus durchſchnitten worden iſt; es ift auch die Luft nicht un: 106 terſucht worden, welhe ausgeathmet wird, nachdem bie zu ben Lungın gehenden Fafırn des sympathicus zerftört jind. (Schluß folgt.) Miscellen. Ueber die Luftröhredes in Nord» und Weftafrica einheimifhen Anser gambensis (Chenalopex gambensis autor.) hat Yarrell an einem unlängft im Garten der Zoologie ſchen Geſellſchaft zu London, wo es faft zwölf Jahre gelebt, geftorz benen Maͤnnchen Unterſuchungen angeftellt und der genannten Ges feufchaft mitgetheilt. Auch bei diefer Species aus der Familie der Anatidae bietet jenes Organ merkwürdige Form:Eigenthümlichkeis ten tar. Es iſt etwa 16 Zoll lang und durdigehends plattge— drüdt, ausgenommen am untern Ende, wo es ziemlich cylindriſch ift. Der dort befindliche Knochen, aus welchem die uftröhrenäfte entfpringen, ift jedoch ebenfalls abgeplattet und hat auf der linken Seite einen etwa 3 Zoll breiten, 3 Zoll hohen und $ Zoll ftarken knochigen Köder, der an jeder feiner Flächen mehrere Deffnungen darbietet, welche im natürlichen Zuftande mit einer zarten halb— ducchfichtigen Membran überfpannt find. Diefer Hoͤcker ift hohl und bildet eine Art Sabyrinth. (Ann. and Mag. nat. hist. No, LVI. April 1842.) Ueber die Entwidelung des Blüthenftieles der weiblihen Blüthe der Vallisneria spiralis, L. et Poll., tbeilte Here Profeffor Dr. Göppert, am 5. November 1841, der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländifche Cultur, zu Breslau, eine Beobahtung mit: „In einem Napfe, der in einer mit Waffer erfüllten Glasglocke ſich befindet, cultivire ih ſchon feit einiger Zeit verschiedene, in anatomifcher und phyſiologiſcher Berichung intereffante Wafferpflangen (Vallisneria, Lemnae, Hy- drocharis, Chara, Myriophyllum, Confervae, Oscillatoriae u. a. Algen), um fie bei Demonftrationen gleich zur Hand zu haben. — Anfangs Auguft 1541 entwicelte ſich eine weibliche Blüthe der Vallisneria, deren Stiel am 4. Auguft 3 Zoll Preuß. lang war. Am 6. Auguft um acht Uhr Morgens, um welche Zeit ich immer zu meffen pflegte, hatte er die Länge von 85 Zoll, am Sten fchon 18, am 9ten 22, am 1Oten 27 und am Iiten 30 Zoll erreicht; war alfo innerhalb fieben Tagen 27 Zcl in der Länge gewachſen. Nun öffnete fi die Blüthe. Der Stiel zeigte aber noch Feine Neiaung, fi) fpivalförmig zu rollen, was erſt am 22ften deffilben Monats eintrat. Am Soften fiel die Bluͤthe ab. Leider entwickel— ten fich Feine neuen Blüthen mehr, was ich um fo mehr bedauerte, als e8 wohl fehr intereffant gewefen wäre, das überaus ſchnelle Wachsthum diefer, bekanntlich aud) in vieler anderer Hinſicht, To merkwürdigen Pflanze in den einzelnen Zageszeiten zu meſſen.“ Der Vortragende verſprach, dieſe Tüde feiner Beobachtung im fünftigen Jahre auszufüllen. Hei Bemerkungen über die Anwendung der Mathematik auf die Arzneiwiffenfchaft. Bon ben Dr, Dr. William und Daniel Griffin. (Bortfesung.) Wir wollen nun einige Beifpiele von ber Anwendung ber Wahrfcheinlichkeits-Theorie in andern Wiffenfchaften anführen, um zu zeigen, welchen Grab von Wahrfcheintichkeit man unter Umftäns den erlanaen fann, die eine Gewißheit unmöglich machen. Folgen— de Stelle ift aus einen intereffanten Artikel über die Wahrfcheins (ichkeits » Theorie in dem Dublin Review vom Juli 1837 ente nommen: „In jedem Zweige der Unterfuchung, welcher den wirklichen Bes brauch unferer phyſifchen Sinne involvirt, wird die Wiederholung nam ale Mc Dar ’nes eines Proceffes ftets eine Reihe von Abweichungen barbieten, die, je nach der angewendeten Methode, der Gefchidlichkeit des Beob: achters und der Natur der Beobachtung, bald größer, bald gerin— ger feyn werben. Wenn diefe Abweichungen eine gewiffe Gleich— förmigfeit zeigen, fo werden wir zu dem natürlihen Schluffe gelei⸗ tet, daß fie, genau genommen, nicht die Reſultate irrthuͤmlicher Beobahtungen find, fondern die eines unbekannten Gefeses, durch welches das vorhergefagte oder erwartete Refultat mobificirt wird. Wenn die Abweichung bloß aus Irrthuͤmern bei der Beobadhtung entftehbt, fo müffen wir vorausfegen, daß diefelbe bald von der einen, bald von der andern Art ſeyn und bald ein größeres, bald ein geringeres Nefultat herbeiführen werde, als wir vielleicht er— wartet haben. Wenn man nun eine Reihe von Beobachtungen auf: gezeichnet hat, die nicht übereinftimmen, fo ift es der naͤchſte Zweck der Theorie, zu beftimmen, ob anzunehmen ſey, daß die Abwei— 107 chungen zukaͤllig (d. h. weder von einem bekannten, not von einem entdeckbaren Gefege geregelt) ſeyen, oder 05 fie irgend einem Ge: fege folgen, weldyes dann Gegenftand der Unterfuhung wird. Das Beiſpiel, welhes Caplace zur Erläuterung gewählt hat, wird auch hier zu diefem Zwecke paffen. Man hat vermuthet, daß der Barometer, unabhängig von Localſchwankungen, ftets des Vor— mittags etwas höher ftche, als des Nachmittag. Um diefes in’s Klare zu bringen, wählte man 400 Zage, an weldhen der Barome— ter eine auffallende Beftändigkeit zeigte, indem er an feinem Tage um dier Millimeter variirte. Dieſes gefchah deßhalb, um die gro: Ben Schwankungen zu vermeiden, weldye die fraglihen Abweichun— gen, wenn dergleichen wirklich vorhanden wären, wahrzunehmen nicht aeitattet haben würden, Man fand, daß die Summe der Barometer: Höhen um neun Uhr des Morgens um 400 Millimeter größer war, als die der Höhen um vier Uhr Nachmittags, oder dag die Höhen täglih zu diefen verfchiedenen Tageszeiten um l Millimeter variirten. Was Fonnte man aber aus einem folchen Umftande ſchließen? Ein Millimeter oder ungefähr der 25ite Theil eines Zolles ift eine fo böchft geringfügige Differenz, daß, wenn man die Natur der Beobachtung und die Unvolllommenheiten des Snftrumentes in Betratt zieht, die Annahme vollfommen zuläffig fheint, daß bdiefe Abweichung bloß durch die Mangelhaftigkeit des Snfteuments veranlaßt worden feyn Eönnte, Allein die Wahr: ſcheinlichkeits-Theorie belehrt uns eines Beſſern; fie beweif’t, daß Millionen gegen eins für die Unftarthaftigkeit der Annahme fpre: hen, als wäre jenes Phaͤnomen nur durch die zufälligen Unvoll fommenheiten des Jaſtruments herbeigeführt worden. Es ergab ſich daher eine ſehr große Wahrſcheinlichkeit für die Annahme, daß wirklich eine täglich: Differenz des Barometers ftattfinde, vermö- ge welcher derfelbe, unter fonft gleichen Umftänden, zu einer gewif: fen Zageszeit etwas höher fteht, als zu einer andern. Das zweite von uns anzuführende Beifpiel ift faft eben fo merkwuͤrdig. Es betrifft die Anwendung der in Ride ftehenden Theorie von demfelben Mathematiker Caplace, um die Wahr: ſcheinlichkeit der Identität zweier (zu verfchiedener Zeit beobachte ter) Kometen aus ihrer genauen Uebereinftimmung in folgenden fünf Elementen zu zeigen, naͤmlich: dem Abftande der Sonnennähe, der Stellung der Sonnennähe, der Stellung des Knotens, der Neigung der Bahn und der Bewegung, welde direct oder res trograd if. Es war angenommen worden, daß die Anzahl der verfchiedenen Kometen eine Million nicht überfteige. Die Wahrfiheinlichkeit, daß zwei von diefen Kometen, die zu ver— ſchiedenen Zeiten erfcheinen, in allen jenen fünf Elementen über: einftimmen, kann bis auf gewiffe Graͤnzen berechnet werden; und fo hat man denn gefunden, daß biefelbe wie 1200 gegen 1 dafür fey, daß die Kometen von den Sahren 1607 und 1632 feine verfchiedene waren. Halley hatte die Wieder: kehr bdeffelben im Jahre 1759 mit Zuverläfjigkeit vorausgefagt ; und da damals Niemand eine dee davon hatte, daß die Wahr: fheinlichfeit hiervon fo hoch fey, wie wir eben angegeben, fo wur: de die Frage wegen des Wiedererfcheineng diefes Kometen in ganz Europa mit dem hoͤchſten Intereſſe erörtert, und Glairant uns terzog ſich der ſchwierigen und mübevollen Berechnung der Ein: flüfe, denen derfelbe in feinem Laufe unterworfen feyn würde. Er fand, daß die Wirfung des Saturn feine Rüdkehr um 100 Tage, und die des Jupiter um nicht weniger, als 518 Tage, zufammen alfo um 613 Zuge, verzögern würden. Es wurde bemnach ange: nommen, daß derfelbe ungefähr in der Mitte des April 1759 die Sonnennähe pafficen würde; daß diefes aber auch einen Monat früher oder Später gefchehen koͤnne. In der That gefchah diefes am 12. März deffelben Jahres. Die Entdedung der Gefchwindigkeit des Lichts durch bie Ektipfen der Trabanten des Jupiters ift eine höchft glänzende und überrafchende und war eine Folge der Anwendung der numerifchen Mthode, um die Zeiten der künftigen EElipfen jener Zrabanten zu beftimmen. Römer, ein Dänifcher Aftronom, hatte, anfheinend nur in dieſer Abfiht, die aufgereichneten Eflipfen jedes Trabanten von vielen Jahren zufammengeftellt, und durch Addiren der beob: achteten Intervallen” die mittlere Zwiſchenzeit für jeden Zraban= ten erhalten, und glaubte nun, daß biefe ziemlich annähernd die 108 Zeit feiner fünftigen Eklipſe ergeben wuͤrde. Er erftaunte aber als er fand, daß die vorhergefagten Zeiten und die wirklich beobe, achteten betraͤ htlich differirten. Die Refultate waren folgende: — So oft die Erde in ihrem mittleren Abftande vom Jupiter ſich befand wurden die Eflipfen genau in der mirtlern Zeit beobachtet; befand fie fid in einem aeringern, als dem mittlern Abftande, ber obadhtete man diefelben früher; befand fie fih dagegen in einem größern. als dem mittlern Abftande, fab man fie fpäterz dabei wurde jedoch beobachtet, daß fie nie um ein Intervall von mehr als acht Minuten vor oder nad) der mittlern Zeit eintraten, und Römer fand in der That, daß er, mit Berüdfichtigung der einen oder der andern Art der Abweichung des Standpunctes ter Erde von dem mittlern Abftande, die Zeiten der Eflipfen bie auf einige Secunden vorherfagen Eonnte, Hieraus folgte nun offenbar, daß das Licht mehr Zeit gebrauche, um einen größern Raum, um) weniger, um einen Eleinen zu durchwandern; allein die demfelben in Folae jener Beobachtungen beigelegte Geſchwindigkeit war fo groß (192,000 Meiien in der Secunde), das die Richtigkeit der Beob— ahtungen von Vielen bezweifelt wurde, bis Bradley, in Folge von Beobachtungen über die Firfterne,, die Aderration des Lichtes entdeckte, welche diefelben volllommen und hoͤchſt überzeugend bes ſtaͤtigte.“ Es würde leicht ſeyn, dieſe Beiſpiele zu vervielfältigen, allein dieſer Aufſatz iſt bereits zu einem ſolchen Umfange angeſchwollen, daß wir uns mit den anzefuͤhrten begnuͤgen muͤſſen. Um den Bortheil, weldher der Medicin aus der numerifchen Methode erwahfen würde, Elarer einzufehen, wollen wir einen Aus genblick unterfuchen, worin legtere von der individuellen Erfahrung, auf welche die Aerzte in ihrer Praxis ſich gewöhnlich verlaffın, abweicht; ob die Einwürfe, die man gegen jene erheben Eönnte, nicht eben fo gut gegen diefe aeltend gemacht werden fönntenz und ob jene nicht zuweilen zu Refultaten von fo hoher Wichtigkeit führt, wie fie die individuelle Erfahrung nie zur Folge gehabt has ben würde, Wenn ein Arzt in denjenigen Krankheiten, deren nächfte Urfas he oder Wefen unbekannt it, eine befondere Medicin verordnet, um irgend ein Erankyaftes Symptom zu mildern oder irgend eing abnorme Thaͤtigkeit des Organismus zu unterdrüden, und er fin— det, daß diefelbe den erwuͤnſchten Zweck erfüllt hat, fo greift er bei der Behandlung einer Aähnlihen Krankheit bei einer andern Prrfon zu einem ähnlichen Mittel, und ungeachtet er die Möge lichkeit des Vorhandenſeyns einer Sdiofgncrafie oder eiaenthümlie hen Gewohnheit zugeben muß, bält er doch an feiner vorgefaßten Meinung von einem günftigen Refultate feft, und zwar in dem Berhältniffe, als feine frühere Erfahrung dafür fpricht. Wenn er daſſelbe Mittel unter denfelben Umftänden fünfzehn oder zwanzig Mul mit gleich aünftigem Erfolge angewendet hat, fo bildet er ſich zu Gunften deffelben ein feftes Urtheil. Wenn ihm auf der andern Seite das Mittel die gewünichte Wirkung verfagt hat, oder Andere in feiner Nähe daffelbe erfolgs los angewendet haben: fo bemüht er fich, feine Verfuche zu vers vielfältigen, und das Mittel durch Zahlen zu erproben. Diefes ift, wenn man dabei richtig zu Werke geht, die Annahme ber nu— merifhen Methode in der individuellen Erfahrung; in der That ein unvollfommener Verſuch, die Allgemeinheit eines Factums feft zuftellen. Wenn er nun durch feine ausgedehnte perfönliche Erfahrung findet, daß das Kehlfchlagen des Mittels unter je acht oder zehn Fällen ein Mal vorkommt, fo gebt feine näcfte Bemühung dahin, zu erforfchen, ob ſich in den mißlungenen Faͤllen irgend etwas Ei: genthümliches, irgend ein in den andern Fällın nicht wahrnehmba res Symptom vorfinde, und ob in diefen eigenthümlichen Fällen niht eine andere Behandlungsweiſe von Erfolg feyn möchte. Und wenn er auf irgend ein Symptom geftoßen iſt, das er für eigens thämtich halten zu Eönnen glaubt und demnach eine neue Behand: lungsmweife inftituirt hat, fo wartet er Monate oder Jahre ab, bis ihm eine hinlängliche Anzahl ähnlicher Källe vorgefommen find, um die Richtigkeit feiner Annahme und feiner neuen Behandlungs» weife zu prüfen. Hier haben wir wieder eine unvollkommene An: 109 wendung der numerifhen Methode, ein Bemühen, durch sine Ues berſicht der Praxis von mehreren Jahren zu einem richtigen Schluſſe zu gelangın, Mit Ausnahme der wenigen Fälle in der mebdicinifchen Pras xis, in wilder der Arzt die nachſte Urfache der Krankheit vollftäns dig kennt und aus diefer das entſprechende Mittel herleitet, iſt feis ne ganze Kranthricsbehandiung auf eine unvollkommene Erinne— rung aus der früheren Erfahrung oder auf vinige Schluͤſſe, tie ſich von Zeit zu Zeit als Refultar dieſer Letztern birauegeftelt haben, gegründet. Da aber Thatfachen, welche mährınd einer Reihe von Monaten odır Zahren gefammelt worden jind und aus einer uns endiihen Manunigfachheit von Details beftehen, von keinem Ges dächeniffe feſtgehaiten und ihre complicirren Bezichungen von kei— nem Geifte umfaßt werden können, fo haben wir, ais nochwens dige Folge davon, in der Erfahrung der Individuen in Bes treff derfelben Gegenftände unendliche Werfciedenheitin und Wis terfprüde. Bei der numerifchen Methode wird ebınfalls tie Ers fahrung dir Vergangenheit in’s Gedachtniß zurückgerufen, aber dies fes Zurüdrufen ijt genau, weil alle Tharfachen, auf welde es ſich biziept, bei ihrer Aufzeichnung claſſificirt find; die Zahl aller indi— vidullen CThatſachen Eann berechnet, ihre relative Häufigkeit in den Faͤllen jeder befonderen Claſſe verglichen und ihr relativer Werth durch eine Vergleichung mir den Thatfachen anderer Glaffen bes ſtimmt werden. Der Arzt, der das numerifhe Syſtem adoptirt, laßt nichts außer Acht, was die Aufmerkjamk:it disjenigen Arztes auf ſich ziehen koͤnnte, der jenes Syſtem verwirft; er zicht judes einzeine Symptom, ob günftig odır nicht, in Erwägung und ſchaͤtzt es genau nach ſeinem Wertbe ab; weil er dabei feine Zabıllen, welche die Thatſachen volftäntig enthalten, und nicht fiin Gedaͤcht— niß, welches diefetbin nicht treu aufbewahrt, zu Rathe zieht; und wenn er, geliitet von irgend einem aufgıfundenen allgemeinen Ge— fege oder einer allgemeinen Thatſache, ich für irgend eine Behand— lungeweife entſcheidet, fo wird cr tiefe nach jeter offenbaren oder fupponirten Eigenthümtichkeit des Falles, jeder Idiofyncraſie, Ge— wehnheit, nah jedır erkannten Krankheitsconftirution eben fo gut modificiren, als wenn er feine ftatiftifhın Tabellen zur Richt: ſchnur hätte, Um den Werth des von ung vertheidigten Syſtems noch Elas ter berauezuftellen, wollen wir in einem concreten Kalle, z. B., in einem Nirvenfieber bei einer jungen Frau, am funfzchnten Tage feines Beftshens, den Unterſchied betrachten, wilder zwifchen der ſchwankenden, unfigern Prognofe, die cin Arzt in der gewöhnlichen Praxis ſtellt, und derjenigen herrſcht, welche fih der Statiſtiker ableitet. Der Erftere zicht aus feiner Erinnerung ven äbnliden Krankbeitsfällin und ihren Refultaten einige unfichere Folgerungen, Eann aber zu Eeinem Schluſſe fommen, auf den er mit Zuverläfiig: keit fi ftügen könnte; der Arzt dagegen, der mit der Etatiftit ſolcher Falle, ſelbſt ſo unvollfemmen, wie unfere dürftigen Regiſter e8 ihm geftatten, fich vertraut gemacht bat, Fann feine Preognofe auf eine fefte Regel zurücführen und nach gewiffen Proportionen genau berechnen, Er fieht, daß die Kranke einundzwanzig Jahre alt ift, und findet, daß die Wahrfcheinlichkiit der Geneſung in diefem Alter faft zwei Mal fo groß ift, wie im einundvierzigiten Jahre. Er firht ferner, daß die erkrankte Perfon cin weibliches Indiz viduum ift, und findet, daß bei ibm um «in Fall in drei Fällın die Wahrfchrinlichkeit mehr für die Geneſung vorbanden ift, als bei einem männlichen. Daß fie ferner beriits den vierzchnten Zag oder die zweite Woche, welche die gefährlichfte im Nervenficber iſt, uͤberſchrit⸗ ten bat: _ Er kann eine Menge anderer Umftände in Betradt ziehen, über deren Verkaͤltniß zum ungtüctichen cder glüdliden Auegange feine Tabellen ihm eine cben fo neraue Ueberſicht darbieten, wie d> B., die Gegenwart von Betäubung, die Abweſenbeit von sub- sultus tend'num, die mäßige Frequenz und Etärke des Pulfee in biefer Periote, den Zuftand der fenforicien Functionen 2c.; alle diefe Moments Lienen mehr oder weniger dazu, auf feine Folge: „werde, 110 tung zu influiren und feiner Prognofe mehr Zuverläffigkeit zu vers leihen. Die fhlagendften Beweife jedoch von dem Einfluffe der nume— rifhen Methode auf die practifhe Medicin liefern jene Beifpiele, in weldyen dieſe Methode augenblicklich die algemein angenommes nın Ehren eines Jahrhunderts in Berriff gewilfer Krankheiten umgeftürgt Fat, — ehren, weiche aus den unermüdlichen Unters fud ungen eines Hunter hervorgegangen und durch die Beobadıs tungen und Erfahrung eines Abernethy unterftügt worden find, Es ift kaum nörhie, anzuführen, daß das Quedjilber bis auf die neuefte Zeit bei der Behandlung der Eyphilis als nothwendig bes tradjtet wurde, und man ſolche Kranthritszuftände, welche ohne Mercur geheilt wurden, fo wenig fie fonft aud) von der lues zu unterf&eiden waren, nicht für Mypbititifch hielt, Es waren diefes die pfeudo = fppkititifchen Krankheiten dis Abernethy. Diefe Lehre von der Syphilis und Pſeudo-Syphilis ſchien jo wohlbe— grüntet, daß fie die Entdeckung der Wahıheit durch Folgerungen aus der individuellen Erfahrung verhinderte, Sobald jedoch Eir James Macregor mittelft der numerifhen Methode eine Unters ſuchung über dirfen Gegenftand bei der Armee angıftellt hatte, war mit sinem Male vine Umwälzung der medicinifchen Doctrinen dis Tages bewirkt. Man fund, daß in 1940 Fällen von Gypkis lie, tie ohne Mercur behandelt worden, die Heilung des primären Chankers im Durchſchnitte in einundzwanzig Tagen bewirkt wurde, wenn er von keinem Bubo begleiter war, und in fünfuntvierzig Tagen, wern dieſe Gemplication zugegen war, während in den 2327 mit Mercur behandılten Fällen die Gurzeit fih da, wo die Com— plication mit einm Bubo fihlte, auf dreiunddreißig Tage, und wo jie vorbandın war, auf funfzig Tage ausdehnte. Man überzeugte jich, in der That, daß jide Form der fopbilitifchen Geſchwuͤre chne Mercur geheilt werden koͤnne, und daß die primären Gefhmwüre tiefer Art ohre denfeibin fogar fehneller beiten, Diefe Refuitate würden nottwendig din Gebrauch dis Mircurs in der Syphilis gang verdrängt habın, wenn die Unterfudung nicht weiter gegans gen wäre und jich nicht ergeben Fätte, daß untır den 1940 ohne Mercur geheilten Fällen in Y6fecundäre Syphilis eintrat, während diefis unter den 2827 mit Mercur bebandelten rur in 5l Fällen geſchah. Es geht aifo daraus hervor, daf, wenn aud die primäs ren fopbilitifhen Geſchwuͤre bei einer nicht mercuriellen Beband— lung ſchneller Feilen, dabei doch die Sicherkeit vor dem Ausbruche der fecundären Syphilis geringer fey, ald wenn Mercur angewen⸗ det wird, Die practiichen Schluͤſſe, die fi aus dieſen Thatſachen ziehen laffen, find vinfeuchtend, naͤmlich: 1) daß die Anwendung des Mercurs bei der Behandlung pris mär fppeilitifcher Geſchwuͤre, wenn die Heilung auch langfamer von C tatten gebt, ziwedmäßiger iſt, da derfelbe gesen den Ausbruch ficundarer Eymptome mehr Schug gewaͤhrt; 2) daß, da dieſe Krankheit ganz ohne Mercur geheilt werden fann, es weder nothwendig, noch zweckmäßig it, den Gebrauch derfeiben auch dann noch fortzuſetzen, wenn er bercits die Mund— boͤhle Licht afficirt bat. 3) daß aus demfelben Grunde in Fällen, wo die Anwentung des Mercurs, wegen Zartheit der allgemeinen Körpırconftitution oder irgend einre widtigen Organıs , mit Gefahr verbunden ſeyn koͤnnte, es nicht rathſam ift, denſelben überhaupt in Gebrauch zu zuben, Der geringe Kortferitt zu ciner auf wiſſenſchaftlichen Princi- pien gegründeten Behand!ung des Typhus, oder jeder andern epis demifchen, nicht aus einem oͤrtlichen Feiden entftihenden Krankbeit, weicher feit der früheften Zeit des mediciniſchen Studiums bis zu dieſer Stunde gemacht worden ift, Liefert den urmiderleglichen Bes mweig, daß unfere Methode, das Wefen diffelben zu ırforfchen oder dın Werth der Behandlung zu prüfen, cine mongelhafte und «6 chen fo winig wahrſcheinlich fin, daß fie in der Zukunft zu einer wahren Erkenntniß diefer Krankheit eder ihrer Behandlung führen wie fie dieß bither getban hat. Daffelbe gilt auch, und swar in ned böherım Grade, von dir Gkelcra, jener furchtbaren Krankheit, tie während ihrer Verbreitung über den Erdkreis cine 111 Verheerung unter dem Meenfchengefchlechte angerichtet hat, die ſchrecklich genug war, um die ganze Energie der civilifirten Welt zur Auffuhung irgend eines wirkfamen Mittels zu wecken. Alle Nationen wurden von ihr heimgeſucht, die Aerzte hatten überall reihlihe Praxis, und der Scharflinn des Genies, die Kühnheit der Speculation und die Verwegenheit der Unmiffenheit haben fih in ‚ihren Bemühungen, irgend ein paffendes Heilverfahren zu erfinnen, erihöpft. Was ift jedoch das Refultat gewefen? Daß wir durch— aus zu Eeinem beftimmten Schluffe in Betreff einer angemeffenen Behandlung gekommen find, wenn man das Wenige ausnimmt, was mittelft der numerifchen Methode geleiftet worden ift, und daß die Fragen Über die Vorzüge des Galomels, oder Opiums, oder Branntieins, oder der Blutentziehungen, oder Brechmittelzc. jetzt noch eben fo weit von einer befriedigenden Beantwortung von Geis ten der Facultät entfernt find, als damals, wo jene Krankheit un: fere Grängen zuerft überfchritt. Nichtsdeftoweniger wird man aus Folgendem erfehen, was unter diefen Umftänden felbft eine ganz unvollfommene und befchränfte Anwendung der numerifhen Mes thode geleiftet hat, infofern «8 fid) dabei um die Wirkung eines Mittels handelt, welches ung von Indien her hoͤchlich angepriefen wurde, aber ſchon in einer fehr frühen Periode der Epidemie in den meiften Orten feinen Ruf verlor und zulegt faft gang aus der Praris verbannt wurde, (Schluß folgt.) Merkwürdige Falle von hernia. Bon M. Demeaur, In einer Verſammlung der anatomifhen Geſellſchaft von Pa— ris zeigte Herr Demeaur neulich zwei merkwürdige Präparate vor. Das erfte war von einem alten Manne, über deſſen Krans Tengefhichte man nichts erfahren hatte, Als Herr Demeaur die Bruhgefhwulft, welche vor dem rechten Reiftenringe lag und den Umfang einer mäßig großen Drange hatte, vorjichtig öffnete, ſtieß er auf einige Muskelfafern, obne daß er Anfangs wußte, wober diefe Fämen, denn der Bruchfad war noch nicht geöffnet. Er fand jedoch bald, daß fie einem Darme angehörten, und als er darauf das abdomen öffnete, fah er, daß dag coecum hinabgefchlüpft fey, fo zwar, daß die hintere Wand deffelben mit der Mündung des Leiftencanals in Berührung Fam, durch diefen hindurchging und eiz nen Bruch bildete; was alfo aͤußerlich vorlag, war die hintere Wand. Innerhalb diefes Bruchfades bildete eine Abtheilung der vordern Wand einen vom peritoneum ausgefleideten Beutel, in welchen eine Schlinge des Dünndarms ſich eingefenkt hatte. Wenn man in das untere Ende diefes legtern in der Richtung nad Oben hineinblies, fo trat der vorgedrungene Theil der vordern Wand des coecum ſchnell in die Bauchhoͤhle zurüd und mit ihm auch die Dünndarmfalte, die er enthielt. Um zu diefer letztern bei einer Operation zu gelangen, hätte man folgende Theile durchichneiden 112 müffen: 1) die Haut und bie Fascien; 2) die hintere Wand des coecum; 3) die vordere Wand defjelben und dad peritoneum. Im zweiten Falle war der Kranke ein 56jähriger Mann, der lange einen Leiſtenbruch an der linken Seite gehabt hatte. Eine Zeitlang batte er ein Bruchband getragen; da aber der Bruch nicht mehr vorfiel, hatte er daffelbe wieder abgelegt , worauf dann nad einem langen Spagiergange die hernia plöglich wieder zum Vor— ſcheine fam und zulegt nicht mehr reponirt werden Eonnte. Es wurde die gewöhnliche Operation vollzogen, wobei es Faum nöthig war, den Bauchring zu trennen, da ein vorgefallenes Netzſtuͤck we— gen Adhaͤſionen gar nicht zuruͤckgebracht werden Eonnte, eine Elcine Darmſchlinge aber, welche hinter demfelben lag, fih ohne Schwie— tigkeit reponiren lieh. Nach drei Tagen ftarb der Kranke an pe- ritonitis. — Die hintere Mündung des Leiftencanals ftellte eine ziemlich weite trichterförmige Anfhmwellung darz der Ganat felbft theilte fi bald in zwei Gänge. Der eine, weldher nah Born und Innen verlief, erſtreckte fih bis zum Hoden hinab und enthielt nod das Netzſtuͤck; diefes war demnad eine angeborene hernia, und hier hatte die Einklemmung ftattgefunden. Der andere, nad) Hinten und Außen verlaufend, war zwar auch etwas tief, aber enthielt nichts; die Mündung deffelben war weiter, als die des vordern Sades, fo daß man wohl mit einem Finger hätte einge— ben Eönnen. (L’Examinateur Medical, Juillet 1841.) Miscellen. Eine Statiſtik der Stotternden hat Colombat in der neueſten Ausgabe ſeines Werkes uͤber die Fehler der Sprach— organe verſucht. Nach ihm kommen auf zwoͤlf Millionen Maͤnner ein Stotterer unter 2,500; unter eilf Millionen Frauen eine Stot— ternde auf 20,000, und in Frankreich nimmt er, ohne Berüdfichtis gung des Geſchlechtes und Alters, an, daß ein Ctotternder auf 5 397 Einwohner fonıme. Mit Beibehaltung diefes Verhältniffes, meint er, müffen fi in Europa 33,349 Stotternde finden, und nad) demfelben DVerhältniffe berechnet er die Zahl der Gtotterer auf der ganzen Erde zu 174,000. Die Entwidelung deö Herpes exedens audy auf einerdurh Zransplantation neugebildeten Nafe be Schreibt der Medic. Ratb Müller in Pforzheim in den Med. Annal. Bd. 6. Ein Mädchen hatte durch den genannten Aus— fhlag die Nafe verloren; es wurde von Bed in Freiburg die Rhinoplaſtik ausgeführt; die angefegte Nafenfpise ſah, als ſich auf's Neue der Flechtenausfchlag ausgebildet hatte, blaß aus, als wenn fie abfallen würde. Der Flechtenausſchlag wurde erft durd) den Gebrauch des Leberthrans befeitigt. Nekrolog. — Der berühmte Sir Charles Bell, Profefr for der Ehiruraie an der Univerfität zu Edinburgh, ift 28. April zu Hatton Park bei Worcefter geftorben. Bibliographische Chemistry of the four ancient Elements — Fire, Air, Earth and Water; an Essay founded upon Lectuers, delivered be- fore her most gracious Majesty, the Queen etc. By "Thomas Griffiths, Professor of Chemistry and medical Physics at St. Bartholomew’s Hospital. London 1842. 8. Trait& de chimie organique. Par Jules Rossignon. äme partie, Chimie vegetale. Tome 3. Paris 1842. 18. Neuigkeiten Pensieri sulla dotinenteria. Del Cav. Lorenzo Ghiglini, Dottore in medicina. Genova 1841. 8. Des gencives et des dents, de leurs maladies, des differens moyens therapeutiques et hygieniques propres à les en pre- server ou älesen guerir. Par E. Visinet. Rouen 1842. 12. — — — ——— Ze Leue Notizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober s Medicinalratbe Froriepzu Weimar, und dem Medieinalrasbe und Profeffer Froriep zu Berlin, No. 410. (Nr, 8. des XXI. Bandes.) April 1842. Gedrudt im Landes» Induftries Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder 3 F1.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbilvungen 6 aGr. a Tr Ueber die Art und Weife, wie die nordamerica= nifhen Indianer die Büffelkälber und wilden Pferde zähmen, theilt U. J. Eltis in feinem neulich erfchienenen Schrift: hen über das Abrichten der Pferde (Horse-training) fol gende aus Catlin's Werke über die Sitten und Gebräus che der nordamericanifchen Indianer *) entlehnten Nachrich— ten mit. „Sa habe oft, wie die Indianer zu thun pflegen, ei- nem Büffelfalbe mit der Hand die Augen zugehalten und ihm ein Paarmal ſtark in die Mafenlöcher geblafen, worauf ich mit meinen Jagdgefaͤhrten mehrere Meilen weit big zu unferm Lagerplage ritt und der Eleine Gefangene meinm Pferde fo eifrig auf den Ferfen folgte, als ob «8 feine Mut- ter gewefen wäre Dieß ift einer der auferordentlichften Umftände, die mir in diefen Wildniffen vorgefommen find. Ih batte zwar oft davon gehört, die Sache aber fo un— glaublich gefunden, daß ich fie für ein Mähren hielt. Sept aber kann ich deren Wahrheit nach mehrfachen eignen Erfahrungen verbürgen. Waͤhrend ich auf diefem Poften fand, wohnte ih im Frühjahre vielen Büffeljagden bei, welche die Leute der Pelzwerkgeſellſchaft anftellten, und bei diefen Gelegenheiten brachte ib auf die oben angegebene Meife aus Entfernungen von 5—6 Meilen wohl ein Dusend Buͤffelkaͤbber in's Lager, ja felbft in das Fort der Pelzwerk: gefellfhaft und in den Pferdeftall. „Auf ähnliche Weife werden die wilden Pferde gezähmt. Wenn der Indianer ein folches mit dem Laffo eingefangen und ihm die Fuͤße aefeffelt hat, gebt er ſachte auf daffelbe zu, bis er ihm die Hand auf die Nafe und dann Über die Augen legen und ihm endlich in die Naſenloͤcher atbmen kann, worauf das Thier bald fo fügfam und unterwürfig wird, daß ihm die Feffeln genommen werden können und es ſich in's Lager führen oder reiten läßt.’ *) Manners and customs of the North American Indians, NO. 1570, kunde Herr Ehlis 118 diefen Bericht zufällig, als er in Vork: fhire auf Beſuch war, und beſchloß, das Mittel alsbald zu probiren. Er und feine Freunde bezweifelten die Wirkſam— feit deffelben gleich flark, und letztere vechneten mehr darauf, Heren Ellis wegen des Fehlfchlagens deffelben auszulachen, ald um eine Erfahrung reicher zu werden. Allein bei den beiden DVerfuhen, welche angeftellt wurden, bewährte fich daffelbe volltommen. Die nähern Umftände waren bei dem einen wie folgt. ; „Sonnabendg, den 12. Februar 1842. Zu der Zeit, ald das Erperiment an einem Jabresfüllen angeftellt ward, ſah W. den B., einen Landwirth und Pachter, nebſt meh— rern Leuten, ſich auf einem benachbarten Felde erfolglos ab— muͤhen, ein Pferd nach der alten Methode gehorſam zu ma— chen. W. machte den Vorſchlag, den Leuten zu erzaͤhlen, mit welchem guten Erfolge das früher erwähnte Mittel bei dem Joh— resfülfen angewandt worden fey. Als fie an Ort und Stelle ge: langten, fanden fie, daß B. fein Füllen in dem Winkel eines, theil8 mit einer Mauer, theils mit einer Hecke beftiedeten Feldes fehr kurz an einen Baum gebunden hatte. MW. machte nun dem B. den Vorſchlag, das Pferd nach der neuen Me— thode unterwürfig zu machen. DB, welcher die Gemüthsart feines Pferdes Fannte, warnte ihn nachdruͤcklich, demfelben nicht zu nahe zu fommen und fich zumal vor deffen Vor: derfüßen in Acht zu nehmen, indem er verficherte, e8 würde ſich Bäumen und mit den Vorderfüfen nach ihm bauen, wie er (B.) ſelbſt fo eben auf diefe Weife am Schenkel bedeu: tend verlegt worden fin. MW. ging alfo mit der Außerften Vorfiht zu Werke. Er Elerterte auf die Mauer und ges langte vom Baume aus zu dem Pferde, an deffen Stamme er ſich fo feſthielt, daß er nöthigenfalls feinen Ruͤckzug be: werkſtelligen konnte. So wie er die Halfter beruͤhrte, ge: behrdete fich das Pferd unbändig und zog zuleßt mit aller Macht ruͤckwaͤrts, wobei es W. wild und herausfordernd an: fab. Diefen Augenblid machte ſich W. zu Nuge und bog ficb, indem ev mit der Nechten den Baum fortwährend feit: biete, fo weit als möglid hinüber, fo daß es ihm gelang, ö 115 in die Nafenlöcher des Pferdes zu blafen, ohne jedoch im Stande gewefen zu feyn, dem Thiere die linfe Hand über die Augen zu legen. Bon dem Augenblide an hatte er leichtes Spiel. W., der in der Behandlung der Pferde ſehr erfahren ift, ſchmeichelte dem Thiere, Eraute ihm dag Gefiht und hauchte ihm von Zeit zu Zeit in die Naſenloͤ— her, was fi das Pferd Alles ruhig gefallen ließ. Nach etwa 10 Minuten erklärte W., die Widerfpenftigkeit des Thieres fen, feiner Meinung nah, nunmehr vollftändig ges brochen. Er band es los und führte es zu größtem Stau: nen B's, der fich den ganzen Morgen erfolglos mit dem Pferde geplagt hatte, an der bloßen Halfter weg. Mitten auf dem Felde machte er Halt, trat an das Thier heran, legte den einen Arm über das eine und die Hand über das andere Auge und blies ihm in die Naſenloͤcher. Es war intereffant, mit anzufehen, welhen Wohlgefallen das Pferd daran zu finden fehien, indem es die Naſe in die Höbe bielt, um den Haud) aufzunehmen. Dann führte W. das Pferd durch die fümmtlihen Grundftüde in den Stall, wo er deffen Vorder» und Hinterfüße aufheb und befichtigte, ohne daß das Thier den geringften Widerftand geleifter hätte. As W. die Hinterfüße befihtigte, bog das Pferd den Hals nach ihm zuruͤck und berody ihn. Dann fchnallte W. dem Pferde einen Obergurt um, fattelte es und legte ihm end- (ih einen Strid als Gebiß in’s Maul. Alles dieß ließ es ſich ganz ruhig gefallen.‘ Herr Ellis hatte nur zweimal Gelegenheit, den Ver: fuch in Anwendung gebraht zu fehen. Da derfelbe jedod) in beiden Füllen fo vollflommen gelang und er felbft nicht in dem Falle ift, denfelben weiter zu prüfen fo beeilt er fich, die Sache zur Kenntniß der Deconomen, Bereiter ıc. zu bringen, damit diefe ein fo einfaches und wirffames Mittel einer ferneren Prüfung unterwerfen mögen. Er ift über: zeugt, daß hierin das Geheimniß der berühmten Iriſchen Pferdebeherer liege, und wir erinnern uns, daß dieſe in meh— tern Fällen, wo ihre Kunft den beften Erfolg hatte, vorga- ben, fie müßten dem Thiere etwas in's Ohr fagen, und daß fie fih Überhaupt mit dem Kopfe deffelben viel zu fhaffen madıten, wobei fie ibm wahrſcheinlich in die Nafenlöcher bauten. (The Athenaeum,) Ueber die Veränderungen des Blutes während der Refpiration. ESchluß.) 3. Ueber die Gegenwart der Gaſe im Blute, Die Erfahrungen von Maanus * und Bifchoff **) laffen jest Erinen Zweifel darüber, daß fowohl das Arteriene, als das Venenblut Eohlenfaures Gas, Sauerftoff und Stidftoff enthält, jedoch in verfchiedener Quantität. Das Venenblur nämlich enthält mebr Eohlenfaures Gas, ald das Arterienblut, während das legtere *) Poggendorf, Annal. Vol. XL. p. 602. **) Commentatio de novis quibusdam experimentis chemico- physiologieis ad illustrandam theoriam de respiratione in- stitutis. Heidelberg 1837, 116 reicher an Sauerftoff ift. Das Verbältnig des Stickſtoffs ift nicht conftant. Diefes Reſultat verdanken wir befonders den genauen Unterfuhungen von Magnus, weldhe im Einzelnen folgende Res fultate' gaben. — sE|e:|s2|s8ıre s7|25|:35|=95 | a SS =, — Blut von einem Pferde 125 9,3 5,4 1,9 2,5 Benenblut des Pferdes 205 12.2 8,3 2,3 1,1 — — 195 14,2 10,0 2,5 1,7 Arterienblut des Pferdes 130 16,3 | 10,7 4,1 1,3 = = 122 |102 | 70°| 232 | 10 Benenblut des Pferdes 170 13,9 12,4 2,5 4,0 Arterienblut des Kalbes 123 14,5 9,4 3,5 1,6 er = 108 |1236 | 70 | 30 | 36 Venenblut deſſelben 153 ..| 13,8 | 10,2 1,8 1,3 —— 140 7,71 Es ergicbt ſich aus diefer Tabelle, daß das Blut im Allgemei- nen 75, bisweilen 4 Volumtheile Gas enthält, weßwegen bei’m Goaguliren das Blut an Volumen abnimmt. Die Quantität des Sauerftoffs im Venenblute beträgt höchftens 1, bisweilen 4 der Quane tität des Fohlenfauren Gafıs, während das Arterienblut davon Z oder mindefteng enthält. Diefe Gafe find übrigens nicht gasförmig im Blute enthalten, fondern darin aufgelöf’t, wie dieß der Fall ift bei dem Sauerftoffe und Sridftoffe im Flußwaſſer. Müller hält es für wahrfcheinlich, daß die Safe mit den Blutkügelchen verbun— ben fiyen, deren Farbe bei'm Kreisiaufe vorzugemeife verändert wird. Diefe Anſicht kann ich nicht theilen, da die Farbeverände- rung nicht bloß an den Kügeldhen, fondern auch an der im Blute aufgelöf’ten Haͤmatine vor ji) geht. Wenn aber überhaupt das Blut Eohlenfaures Gas vollfommen gebilder enthält, fo muß dafs felbe fowohl im Wafferftoff- ale im Stickſtoffgaſe, als auch in_jes dem Sauerftoff entbehrenden Gafe die Kohlenfäure ebenſo, wie in der Luft, erhaliren. Darüber find fchon früher Verfuhe an Thies ren angejtellt worden, welche frit Spallangani vielfady wieders holt worden find, wonad) Faltblütige Thiere in Euftarten, die Eei- nen Sauerftoff enthalten, fortfahren, fohleniaures Gas auszuathe men, und zwar in kaum geringerer Quantität, als in der atmo— fpärifhen Luft. Diefe Erhalarion geht, wie Bifchoff gezeigt bat, aud nad Unterbindung oder Ercifion der Lungen durch die Haut vor fidy geht. Diefe Reſultate haben erft durch die Erfah— rungen von Magnus ihre Erklärung gefunden. Es bleibt nun aber zu unterfuden, warum die Gafe fich bei der Refpiration aus dem Blute entwideln. 4. Urfahen der Gasentwidlung während der Nefpiration. Das Blut vertheilt fich in einer unzählbaren Menge Äußerft feiner Gapillargefäßchen in den Wänden ber Luftzellen. Es wirb auf diefer unmeßbaren Oberfläche mit der atmofphärifhen Luft in Berührung gebracht; wir finden alfo in den ungen einerfeits Blut, welches Gafe in Auflöfung enrhält, andererſeits Gaſe; beide find burch eine feuchte thierifhe Haut von einander getrennt. Die Ges fege ber Endogmofe und Eroemofe müffen alfo aud) hier einwirs fen. Es ergiebt fich aber aus den Erperimenten über diefen Ges genftand, daß ein Gas in eine befeuchtete Blaſe eindrinat und das ſelbſt von der darin enthaltenen Flüffigkeit abforbiet wird , ebenfo wie zwei verfchiedene Gafe, welche von einer Membran getrennt werden, ſich mit einander mifhen. Man begreift daher, daß bie Gaſe in das Blut eindringen können, ohne daß offene Mündungen in den Gapillargefäßen enthalten find. Daffelbe Phänomen muß fih mit Modificationen im Einzelnen wiederholen, wenn auf ber einen Scite einer Membran freie Gafe, auf der andern in Flüffig: Eeit aufgelöf'te Gafe befindtich find. Man weiß übrigene, daß das ſchwarze Blut innerhalb einer befeuchteten Blafe ſich hellroth färbt, was nur durch Austaufchen der Gafe erfolgen kann. Hiernach wären wir alfo in der Kenntniß der Refpiration bereits weiter, als in der aller andern Sccretionen, denn wir begreifen in der That nad) Vorftehen: 117 dem, wie die in dem Blute enthaltenen Euftarten gegen bie Be— ftandtheile der atmofphärifchen Luft ausgetaufcht werden; denn das Blut in der Lunge enthält hauptſaͤchlich kohlenſaures Gas und außer: dem Stieftoff und Sauerftoff; die armofphärifche Luft enthält Sauer⸗ ftoff und Stidftofl. Die Gafe fegen ſich durch die thierifhe Haut hindurch in's Gleichgewicht; die ausgeathmete Luft enthält daher Eohlenfaures Gas, während das Blut, indem es von den Eungen wegfteömt, Sauerftoff der äußern Luft mit ſich nimmt. Diefer natürliche Austauſch zwifchen zwei Gafen oder Flüffigs keiten erfolgt nicht plöglich, fondern fordert immer eine gewiſſe Zeit. Es wird alfo nicht alles Eohlenfaure Gas des Venenblutes derſchwinden, fondern es werden ſich nod Spuren davon im Arte rienblute finden. ine genauere Kenntniß der Erſcheinungen ber Endosmofe und Erosmofe zwifchen der Euft und Blut, weldes in einer Blafe eingefchloffen ift, Könnte uns über die Quantität des abforbirten Sauerftoffs der Luft und des exhalirten Eohlenfauren Gafes belehren. Ohne Zweifel find die Dicke der Wände der Gas pillargefäße, die verfchiedene Dichtigkeit des Blutes und der Luft 2c. von Einfluß auf die Einzeinheiten diefer Erſcheinungen. Das eben Grfagte gilt nicht bloß für den Austauſch des Gauers ftoffs der Luft und des fohlenfauren Gafes der Blutes, fondern für alle Beftandtheile der Luft und für alle Gafe des Blutes, Nachdem die Anatomie, Phyfiologie und Chemie tes Athmens durdygegangen ift, Eönnen wir den Verſuch machen, eine Theorie der Refpirotion aufzuftellen, welde dem jegigen Stande der Wil: fenfhaft entſpricht. 5. Theorie der Refpiration, Die Lungen find Drüfen und haben daher Functionen wie ans dere Drüfen, d. b., fie fecerniven Stoffe, weldye bereits in dem Blute vorhanden find. Diefe Stoffe find Gafe und zwar kohlens faures Gas und Stickſtoffaas. Beide müffen bereits in dem zu den Lungen gelangenden Blute befindlich feyn, was wirklich nad: aewielen ift. Die Eripivation ift daher nichts, als Secretion der in dem Blute enthaltenen Gafe. . Um aber die Refpivation gang zu verftehen, genügt es nicht, die Secretion diefer Gafe allein zu fennen, es ift auch nöthig, die Urfahen der Bildung diefer Gafe im Blute zu verftchen. Die Erklärung davon ift aber nach dem, was wir vorausgefchidt has ben, leicht zu geben, Der Sauerftoff und Stidftoff der atmofphärifchen Luft werden nad) den Gefegen der Endosmofe und Exosmoſe abforbirt, man findet fie im Arterienblute; das Venenblut jedoch ift viel reiher an koh— lenfaurem Gafe und ärmer an Gauerftoff, und es folgt daraus na= türlich, daß ein Theil des Sauerftoffs mit der Kohle fich verbunden haben muß, um kohlenſaures Gas zu bilden. Diefe Verbindung muß zu Stande kommen während des Durdiganges des Blutes duch die Gapillargefäße, weil der Unterfchied an Gasgehalt zwi: fhen dem Arterien» und Wenenblute ftattfindet, d. h., nachdem das Blut durch die Gefäße durchgegangen ift, in welchen «5 mit dem Parenhym der Draane in Berührung kommt. Wir wiffen noch nichts Genaues darüber, was in den Gapil: largefäßen vorgeht; aber es ift fehr wahrſcheinlich, nad dem, was wir wiffen, daß dafelbft ähnliche Erſcheinungen ftattfinden, wie die der Endosmofe und Exosmoſe. Der Koblenftoff des Parenchyms wird abforbirr, um das Eohlenfaure Gas des Blutes zu bilden; dieß ift bewiefen, aber giebt nun das Blut zu aleiber Zeit auch Sauerftoff und Stiditoff an das Parenhym ab? Man darf es glauben, aber es fehle noch an beftimmten Thatſachen oder Bewei— fen über diefen Gegenſtand. Müller glaubt, daß der Sauerftoff nötbig fey, um bie Vis talität der Organe zu unterhalten, und er ftügt feine Anficht dars auf, daf Froͤſche bald in Scheintod verfallen, wenn man fie in Wafferftoffgas oder in Stickſtoff athmen läßt. Wielleicht könnte man indeß die Urſache davon nur in der Verſchiedenheit der En— dosmofe und Erosmofe fuchen, welche ftattfindet, wenn das Blut ber Berührung des Wajferftoffgafes oder Stickſtoffgaſes, anftatt der atmofpbärifchen Luft, ausgefegt ift. Es ift ungmeifelbaft, daß ein heil diefer Gafe alsdann in das Blut übergebt; wie groß ift aber diefe Quantität? Genügt diefelbe, um die Kohle aus dem Paren: 118 chym ber Organe aufzutreiben? Iſt es die Gegenwart des Waſ— feritoffgafes oder des Sticftoffgafes in dem Blure, ift es die Wire fung diefer Gafe auf das Parenchym, ift es die ungenügende Des carbonifation des Blutes, was die Gefahr bedingt? Wir wilfen nichts darüber, Diefe Fragen verdienen aber weiter unterfucht zu werden, fie könnten die Ernährungsmweife des Körpers in hohem Grade erklären. Eauerftoff und Stidftoff fcheinen in der That eine bemerfenes wertbe Rolle bei der Ernährung zu fpielen. Wir willen, daß das Fleiſch durdy die Verdauung in Stoffe umgewandelt wird, welce weniger reih, als Saucrftoff und Stickſtoff find, daß diefe Stoffe in das Blut übergehen, wo fie auf’s Neue in Kaferftoff umgewan— delt werden, welcher an Sauerftoff und Stiditeff reiher if. Es ift daher nothwendig, daß fie diefe Elemente irgendwo hernehmenz ift es nun zu gewagt, anzunehmen, daß der Sauerfioff, welcher fich nicht mit der Kohle verbindet, und welder in dem Blute frei bleibt, ebenfo wie der Stickſtoff zu diefim Gebrauche beftimmt fen. Der Sauerftoff übrigens, welder immer in arößerer Quantität abſor— birt wird, als er fid) in dem ausgeathmeten Eoblenfauren Gafe bes findet, muß immer irgendwo bleiben, und wenn er nicht allmälig Kat würde, fo würde das Blut zulegt nur Sauerftoff inte alten. ‚Was aber das Sticftoffgas betrifft, fo find unfere Kenntniffe darüber noch fehr unvollfommen. Die Erfahrunaen von Davy und Pfaff fiimmen mit dem eben G fagten gut überein; fie haben eine Verminderung des Stickſtoffs der Atmofphäre gefunden, aber Allen und Pepys haben weder eine Verminderung, ncd eine Vermehrung beobadıtet und Bertholfet, Nyſten, Dulong und Despreg fagen im Gegentheil, daß nad) ihrer Beebachtung die ausgeathmete Luft mehr Sticftoff enthalte, als die zum Einath:« men dienende atmofphärifche Luft. Es ift um fo auffallender,, vaß diefe Vermehrung befonders bei den Herbivoren beträchtlich war, deren Nahrungsmittel doch an Stickſtoff arm find. Ich habe mich bei einem der genannten Phyſiker, welcher die ausgedehnteften Uns terſuchungen über diefen Gegenftand angeftellt hat, um weitere Auf— Elärung bemüht. Man weiß, daß die Thiere, mit welden bier erperimentirt wurde, mehrere Stunden lang in Käften eingefcloffen waren, welche kaum eine freie Bewegung geftatteten. Hatte man fie nun vor dem Erperimente ſtark gefüttert, wurde durch den Aus fenthalt in dem Apparat die Verdauung der Thiere aeftört, und fand cine Eruption von Gafen aus dem Magen und din Därmen ftatt, welche ſich mit der ausgeathmeten Luft mifchen mußten ? Da diefe Gafe hauptfächlich aus Stickſtoff beftehen, fo fragt ſich, ob der Reihthum an Stickſtoff nicht diefem zufälligen Umftande zugefchrieben werden muͤſſe? Auf diefe Erklärung war man lei— der bei'm Anftellen der Experimente nicht aufmerffam gemefen. Dapy, im Gegentbeil unterfuchte die von ihm felbft ausgeathmete Luft, indem er den Mund eine Minute lang an einen Apparat ans legte. Ich „wäre daher mehr geneigt, nur die NRefultate diefer legten Experimente anzunehmen, Es bleibt noch Einiges über den Nefpirationsact und über die Warbeveränderung des Blutes zu erörtern. Man würde fich eine falfche Idee von der Function der Refpiration machen, wenn man glaubte, der Sauerftoff gelange bei der Inipiration bis zum Blute und das Eohlenfaure Gas entwicele fih während der Erfpiration. Das Eindringen des Gaucrftoffs und die Entwidelung der Kohlen— fäure gehen im Gegentheil ohne Unterbrebung vor fi, fowohl bei'm Eins als bei'm Ausathmen; ebenfo wie die Endogmofe und Erosmofe nicht nacheinander folgen, fondern glwichzeitig und ans haltend ftattfinden. Die Bewegungen der Infpiration und Exſpi— ration beftehen in abwechfelnder Erweiterung und Verengerung der Bruft und der Lungen, aber diefe Organe entleeren fi nie volle ftändig von Luft und enthalten fortwährend Luft und Koblenfäure, wöhrend der Sauerftoff abforbirt und die Kohlenfäure erbalirt wird. Man entfernt nur die umnewandelte Luft durch die Erfpiration und erfegt fie durch neue Luft bei der Snfpiration. s Man weiß, daß die Haut ebenfalls zur Entwidelung der Gafe beiträgt, z. B, bei den Fiſchen und Rıptilien, und daß Saͤuge⸗ thiere, welche man mit einem Firniß uͤberzieht, aleidhfam an Ass phyrie fterben. Man kann daher den Lungen die Secretion der in 8 * 119 dem Blute enthaltenen Gafe nicht allein zuſchrriben, um fo weni: ger, als Fröfhe nad) Ercifion der Lungen noch 24 Stunden. leben koͤnnen. Es iſt aber nicht zu läugnen, daß die Lungen nach ihrer Drganifation und nad) der Zartheit der Haͤute und der Euftzels len 2c. dasjenige Drgan feyen, welches für die chemifche Function der Refpiration am geeignetften ift. Die Quantität des Eohlenfauren Gafıs, welches man in dem Blute findet, genügt, um die Quantität deffelben Gafes zu erklaͤ— ren, welche ausgeathmet wird, Was die Farbe des Blutes betrifft, fo ift es gewiß, daß ber - Saueritoff das dunkelſte Blut zinnoberroth macht, und daß von der andern Seite das Eohlenfaure Gas in dem heilften Blut eine dun= kele Farbe hervorbringt. Ich glaube jedoch, daß man die Farbe des Arterienblutes nicht ausſchließlich dem abgegebenen Eohlenfau: ren Gafe oder dem abforbirten Sauerftoffe zuſchreiben dürfe, fons dern vielmehr gleichzeitig von beiden Umftänden ableiten muͤſſe. Dieß ift meine Anſicht über die Function der Lungen, Diefe Organe unterfcheiden fich alfo von andern Drüfen dadurch, daß ſich in denfelben nicht bloß eine Secretion, fondern gleichzeitig ein Eins dringen von Gafen in das Blut der Gapillargefäße nachmweifen läßt. Diefer Umftand fcheint mir indeß Eein hinreichender Grund, um die drüfenartige Natur der Lungen und die Erklärung der Gass entwicelung als Secretion abzuweifen. Die Leber, 3. B., Eönnre recht wohl noch andere Functionen haben , als die der Gallenfecres tion, ohne dadurch aufzuhören, eine Drüfe zu ſeyn und zur Gals lenfecretion zu gehören. (Arch. gen. Fevr. 1842.) Bon einem Anencephalus, welcher achtzehn Stunden lebte, erzählt Panizza in den Annali universali: Eine Evräftige, ges funde Frau gebar am 12. Juni 1840 erft einen gut entwidelten, etwas apoplectifhen Knaben und eine Piertelftunde danach ein zweites männliches Kind, lebend, etwas asphyctiſch und mit der Misbildung des anencephalus behaftet; durch Kunftgülfe wurde diefes Kind zu ſich gebrachtz es war, mit Ausnahme der Anen— ceppalie, vollfommen gut gebildet. Der Kopf endigte fi unmit— telbar über den Augen durch eine Fläche, welche dircet zum Nacken zurüdlicf. In der Mitte diefer Kläche war die Haut fehr weich, röthlich. Die Reſpiration war regelmäßig und nur in langen Zwilchenräumen durch singultus geftört; cs war Aphonie vorhan— den; die Derzaeräufhhe waren normal. Saugen, Schlucken, Fun: ctionen des Rectums und der Blafe, Gefühl und Muskelbewegung waren vorhanden; nur zuweilen bemerkte man vorübergehende con— vulfivifhe Gontractionen, befonders der Nackenmuskeln, fowie eine, mit dem Athmen ſynchroniſche Hebung und Senkung des hinteren Theiles der Erhöhung in der Mitte der Schädelflähe. Die Augen waren unbeweglich; die Augenliver hatten langfame und regelmäs Bige Bewegung. Zwei Stunden nad) der Geburt machte man folgende Erxpee rimente: 1) Den frifh ausgepreßten Saft aus dem Stängel von Pe- largonium tomentosum brachte man in den Mund des Neugehorz nen, weldyer ihn fogleich wieder auswarf und durd die Bewegun— gen der Zunge und Verziehungen feines Geſichts, während einiger Zeit, Zeichen von Efel zu erkennen gab. 2) Eine angezündete Wachskerze wurde den Augen genähertz fie folgten langfam der Richtung, welche man dem Lichte gab. Ließ man das lebhafte Licht einer Aftrallampe plöglicd auf die Aus sen fallen, fo fchloffen ſich die Augenlider ſogleich. 3) Kniff man die Haut des Gefihts ein Wenig und berührte fie leicht mit einem Ealten Schlüffel, fo unterfhied man deutliche Bewegungen des Gejichte. 4) Starke Töne, ein Krachen, regten die willfürlicyen Be— mwegungen des Kindes an; blies man ihm aber in’s Ohr, fo blieb es unbemweglid). 120 Zwei Stunden nad) ber Geburt faugte es ein Wenig und Iebte noch achtzehn Stunden, während welchen man zu verfcicdenen Malen die Symptome eines apoplectifhen Zuftandes an ihm bes merkte. Der Tod war von cinigen convuljiviichen Bewegungen begleitet. Section. — Die Refpirationg» und Verdauungswerfzeuge waren normal befhaffen; beide Nieren waren in eine einzige vers einigt, und es fand fi) auch nur eine Nierenarterie und ein Uree ter. Die basis cranii, welde allein vorhanden war, zeigte in der Mitte eine Eleine, weiche, röthlihe, von verdünnter Haut bes deckte Geſchwulſt, welche in zwei feitlihe und einen mittleren Caps pen getheilt war; der übrige Theil der Bafis war mit einer weis den, von einem fpongiöfen, aus Zellgewebe und Gefäßen beftes henden, Gewebe gebildeten Subſtanz bedeckt, mit häutigen Erhe— bungen von verfchiedener Größe, mehr oder minder mir Blut gefüllt, welche nichts Anderes waren, als alten der pia mater. Es zeigte ſich feine Spur von Hemiſphären oder Eleinem Gehirne. Das verlängerte Mark war auf eine etwas ungewöhnliche Weife gebildet; am oberen freign Ende hatte es bie Geftalt einer Dlive, nad) Unten fegte es fi in das Ruͤckenmark fort, welches normal befchaffen war; es waren an dem verlängerten Marke weder Queer= noch Eängsftreifen, noch Erhöhungen der corpora olivaria, pyra- midalia oder restiformia vorhanden; mit einem Worte, die Ober: fläche deffelben war gleichfoͤrmig. Deffenungeachtet entfprangen daraus fämmtliche Hirnnerven vom fünften bis zum zwölften Paare mit normalem Urfprunge, Verlauf und Vertheilung. Was bie eriten Nervenpaare betrifft, fo beobachtete man Folgendes: Die Geruchönerven fehlten; die Schnerven endigten ſich zu beiden Sei— ten der sella turcica mit einem gefranzten atrophifcdyen Ende, mweldyes frei zwifchen den Hautfalten der basis cranii lag. Die Atrophie war auf der rechten Seite auffallender. Vom dritten und vierten Nervenpaare fand ſich Eeine Spur, nur einige Xeftchen des dritten Paares wurden in der orbita und deren Nähe gefuns ben. Das Auge und die dazu gehörigen Theile waren ‚gut entwils kelt; die Ciliarnerven und das ganglion ciliare waren vorhanden. Mund, Zunge, pharynx und larynx waren gut gebildet, und das Nervenpaar war fehr entwidelt. Das Gefaͤßſyſtem wich bloß am Kopf von der normalen Befhaffenbeit ab, indem die innern Caroti— den ſehr Elein waren, während die Außern fich ſtark entwickelt zeigs ten. Die beiden vertebrales waren Elein, aber regelmäßig, ſie bildeten die basilaris und vertheilten fih am verlängerten Mark und an den häutigen Falten der basis cranii. Es ergiebt ſich aus diefer Unterfuhung Folaendes: Der Ure fprungspunct des fünften Nervenpaares befindet fich, wie es von den Anatomen auch jegt angenommen wird, nicht an den Schenkeln des Eleinen Gehirns und an der protuberans, fondern an den emi- nentiae pyramidales posteriores. \ Großes und Eleines Gehirn fehlten, aber das Ruͤckenmark und das verlängerte Mark eriftirten und ebenfo fämmtliche Spinal= und Gerebralnerven vom fünften an, alfo der ganze motoriiche Ner— venapparat. Deßmwegen waren auch die Kunctionen des Allgemein- gefühls, des Saugens, Schludens, Athmens 2c. vorhanden. Und diefe Cebensäußerungen zeigen recht, wie die Sunctionen, welche fih auf das organische Leben beziehen, von dem Willen unabhän— gig find, deffen Einfluß zu ihrer Ausführung weder nothiwendig tft, nod) feyn durfte, obwohl er fich auf diefelben ausdehnen Eonnte. Es ift Schwer, zu erklären, wie es möglicd war, daß der Foͤ— tus feine Augen nach dem Licht wendete, das obere Augentid ſenkte und hob, da die nn. optici atrophiſch waren und ihr binteres En— de frei neben der sella turcica lag; eben fo fehlten das dritte und vierte Paar, und eg war nur das ſechste vorhanden, welches für den m. rectus externus beftimmt ift; fo wie der ramus ophthalmicus quinti, welche beide mit dem verlängerten Marke in Verbindung ftanden. Die einzige Erklärung , welche bier mit dem anatomi= fhen Befunde und mit der Phyſiologie zu vereinigen ift, beruht in der Annahme, daß das Licht als Reiz auf den Grund des Auges, auf die retina wirkte, welche ihre Erregung den Giliarnerven mit— theilte, die von dem ramus ophthalmicus entfpringen und in das Auge eindringen, fo wie den übrigen Giliarnerven, welche vom 121 ganglion ciliare entfpringen und fi mit dem n. opticus vereinis gun; es leitete daher das fünfte Nervenpaar den Eindruc zum verlängerten Mark; hier reflectirte er fid) auf das ſechste und ſie— bente, und durch diefe kamen die Bewegungen des aͤußern Augen: muskeis und die Gontraction des orbicularis palpebrarum zu Stande. Was die Erhebung des Augenlids und die andern gerin— gen Bewegungen des Augapfels betrifft, welche man beobachtete, fo glaubt Panizza, daß das ganglion ciliare dazu diente, wie ein Gentrum von motorifhen Nerven, zufammengefegt aus dem dritten und fünften Nervenpaar und dem syınpathicus, zu fungiren, Nur dadurd ift man im Stande, alle Erſcheinungen zu erklären, welche an den Augen zum Vorſcheine kamen, Erfcheinungen, welche von einer Reihe von Actionen und Reactionen der motorifdhen Nerven abhingen. Miscellen Ueber Snfuforienbildung und über die Natur der Doscillatorien theilte Herr Profefor Dr. Purkinje der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländifhe Gultur, zu Breslau, am 4, Auguft 1841 feine neueften Beobachtungen mit. Er bat im Verlaufe der warmen Jahreszeit von Zeit zu Zeit Regenwaſſer aufgefangen und zur Infuforienbildung hingeftelt. Bei länger an— haltendem feuchten Wetter ging die Bildung febr ſpaͤrlich vor ſich, defto rafcher und mannichfaltiger bei trocener Witterung. Gewiſſe Formen (zum Beifpiel Gonien, Volvoces, Proteus u. f. w.) er: ſchienen nur zu gewiffen Zeiten und in allen Snfufionen zugleic), 122 fo daß biefe Umftände entweder für beſonderen Einfluß ber Ars mofphäre, oder für Mittheilung von Keimen aus verfelben fprechen möchten, Es drang ſich hierbei der Gedanke auf, daß es Epide- micen, vielleiht aud) Endemieen der SInfuforienbilvung geben möchte. — Die Bewegung der Dscillatorien ift deine bioße Wachs— thumsbewegung, nody Zurgescenz, fondern beruht auf Gontractios nen der Subſtanz, fowohl in der Hülle als in den Zwifchenwänden. Nur fo lädt fi die einfeitige Gontraction, die Biugung der Os— cillatorienfäden erklären. Nie jieht man ifolirte Faden ſich bewe— gen, jie müffen einen Anhalt haben; das eine Ende muß in Ver— wicdelung mit andern begriffen fiyn, wenn das andere freie Ende fi bewegen foll. Die abgeftorbenen Fäden verwideln ſich auf's Snnigfte und bilden Kiumpen, die in ihrem Innern meift abge— ttorbene Snfuforien einfließen. Immer haben die Fäden das Streben, fid) an foliden Oberflächen zu verbreiten, wo fie mitunter ſehr zierliche gewellte Geflechte bilden. Wenn man die Fäden, um Präparate davon zu maden, zwiſchen Glasplatten einfperrt, fo fterben ſie bald ab, entfärben ji und werden fchlaff, zerfnittern ſich, und bie freien Enden werden broͤcklich. Aehnliches Abbrödeln der freien Enden giebt bei lebendigen Dscillatorien Veranlaſſung zur Bildung nıuer Individuen. Characteriſtiſch ift cin fpecififcher modriger Geruch, der immer in Begleitung der Dscillatorienbildung fi) findet, Behandlung mit Alcohol giebt eine fhöne dunkle, gelb: lichgruͤne Farbe. Das Herbarium bes verftorbenen DavidDon, kiss gleihen eine Sammlung von trodnen Früchten und Durchſchnit— ten von Baumftämmen und Holz, ift, durch teftamentarifhe Ver: ordnung, in den Befig der Linnean Society zu London gefommen. ME ne DE Bemerkungen über die Anwendung der Mathematik auf die Arzneiwiffenfchaft. Bon ben Dr. Dr. William und Daniel Griffin. (Schlub.) Während die Cholera in Limerick herrſchte, war einer der Berfaffer diefes Auffages anfangs am St. Mundin’s Hoſpitale angejtellt, wo er jede von den Runftgenoffen nur irgend angerathene Behandliunasweife mit fo geringem Erfolge verfudhte, dab er zur legt alles Vertrauen zu der Medicin verlor. In diefer Gemüther ffimmung wurde er in das St. Michaels Hofpital verfegt, wo cine roße Anzahl von Kranken aufgenommen wurde, und die Sterb— lichkeit eine fchrediiche Höhe erreichte. Er fand, daß das Galos mel dafelbft mit viel größerer Dreiftigkeit und Entſchloſſenheit angewendet wurde, als ihm alle NRefultate, die ergefehen, je einzu: Mögen vermocht hätten *). Da daſſelbe nur felten mit Opium oder irgend einer andern Arznei, die feine Wirkung wefentlich bes ſchraͤnken Fonnte, verbunden wurde, fo entfchloß er fi, einen Mos nat lang ſich bloß auf die Beobachtung der Nefultate deffelben zu befchränfen, um dadurch gewiſſermaßen einen numerifhen Beweis von dem Vortbeile oder Nachrbeil zu erlangen, welchen wenigftens Ein maͤchtiges Mittel zu bewirken im Stande feyn dürfte. Um zu genauern Schlülfen zu gelangen, notirte er fich in jedem Kalle bei der Aufnahme des Kranken die Anz oder Abwefenbeit des Pulſes am Handgelene und trug auch Sorge dafür, daß dieſes während feiner jebesmaligen Abwefenbeit von dem Regiftrator oder Apothes ker gefchehe. Auch bemühete er fich, in Verbindung mit den übrie *) Es wurde alle halbe Stunden Yj — Yil gegeben, bis ent: weder die Symptome verfhwanden, oder der Tod eintrat! gen Xerzten, fo viel wie möglich, die Aufnahme von Kranken zu verhindern , die fih noch im stadium prodromorum befanden, was jedoch nicht immer zu bewerkjtelligen war. Am Ende dee Monats fand er, daß die Summe dir Todesfälle unter 165 Kranken ſich auf 47 oder etwas weniger, als ein Drittel betief, eine Summe, die mit dem allgemeinen Meortalitäts -Verbältniffe in den meiften von diefer Krankheit heimgefuchten ändern nicht fehr differirti. Er hatte bier einen Beweis, daß die numerifche Methode, wenn ihre Anwendung bloß auf die Aufnahmen, allgemeine Behandlung und Gefammtrefultate beſchränkt wird, zu Erinen practifchen Gons fiquenzen führen fönne; denn da das Mortalitäts- Verhältnig in diefem Hoſpitale beinabe daffelbe war, wie in jedem andern Dofpis tale dis Königreichs, fo Eonnte er aus ciner Vergleichung weder etwas Günftiges, noch Ungünftiges für die Behandlung folgern. Sndeffen Eonnte er feine Unterfuhung auch auf eine genauere Ans wendung der numerifhen Methode ausdehnen, infofern, als die Kranken bei ihrer Aufnahme claffificirt worden waren, in ſolche, die fich noch nicht im collapsus befanden, oder die noch einen fühl: baren Puls am Handgelenke hatten, und foldye, die bereits im col- Japsus keinen fühlbaren Puls mehr zeigten. Als er tie Zabellen auffchlug und dag Mortalitäts-Verbältnig in diefen beiden geſon— derten Glaffen nachfah, erftaunte er nicht wenig, als er fand, daß in der erftern Glaffe, wo die bervorftechendften Symptome Erbrer dyen einer Reiswaſſer Ähnlichen Maffe, Purgiren und Unterdrüfs tung der Sarnfecretion waren, unter 119 Kranken nur 5 Todes: fälle, während unter den 46 im Zuftande von collapsus aufgenem: menen Kranken 42 Todesfälle vorgefommen waren. Hieraus lie: fen ſich nun die zuverläffigften und ficherfien Schlüffe ziehen. Es ergab fich, daß die Cholera, weit entfernt, eine fchwer zu beilente Krankheit zu feyn, offenbar leichter und ficherer durch Eräftige Mit« tet überwältigt werden Eönne, als irgend eine andere befannte, un: ter fo fürdhterliben Symptomen auftretende Krankheit, und das Mißlingen der Cur lediglich darin feinen Grund hatte, daß man es verfäumt, im erften Stadium, dem einzigen, in weldyem ber 123 Drganismus für die Einwirkung von Heilmitteln empfänglich ift, eine hinlaͤnglich Eräftige Behandlung einzuleiten. So lange der Puls am Handgelenke noch zu fühlen war, war das Ealomel in wes nigiteng neun Zehnteln der Fälle offenbar die Krankheit zu hemmen im Stande gewefen; nad dem Berfchwinden des Pulfes aber Leis ftete es nichts, oder brachte noch Nachtheil, indem die alüclichen Ausgänge vielleicht häufiger gewefen wären, wenn man die Fälle bis zur Periode der Reaction gang der Natur überlaffen hätte, Diefe Schlüffe werden fpäter durdy die Berichte aus andern Dofpiz tälern, wo man bdiefelben Bemerkungen über die Befchaffenheit jes des einzelnen Falles bei der Aufnahme der Kranken niedergefchries ben und auch diefelbe Behandlung eingeleitet hatte, vollkommen beftätigt. Die betreffenden Berichte find folgende: Strand Hospital vom 8. — 22. Juni 1832. Verhaͤltn. der @ in collapsus S |Sterblich: |Zotalfterb: | Aufgenomme= Aufgenommen. 3 keit. lichkeit. |nen zu denGe⸗ = fammtauf: | nahmen. % : Sm erften Stadium | 24) 4117 ——— Procent| 45 Procent 20| 17135 Procent 44| 21 Sn collapsus . St. Michael’s Hospital vom 14. Juni — 1. Zuli 1832, Berhältniß d. @ Sterbich Total⸗ in collapsus = terblich «| Aufgenonme= Aufgenommen. 3 | Eeit, Dow nen zu den Ge⸗ = 4 fammtauf: nahmen. | Sm erften Stadium; 74] 12|16 Procent In collapsus 80| 67!84 Procent 51 Procent|52 Procent 154| 79 Nunnery Hospital vom 8. — 21 Juni 1832, = Verhältnißd. € . Zotalz tm collapsus a | Sterblidh- A Aufgenomme« Aufgenommen. 5 | lichkeit. ———— nen zu ben 53 r Sefammtaufs nahmen, Im erften Stadium 3 7| 52 Proc, } &n collapsus . |1541117|76- proc. [44 procent / 54 Procent 232|124 | i ı St. John’s Hospital vom 8. — 18. Suni 1832. 5 | | —— dv. S 2 | Total⸗ ın co apsus = |Sterblid: | : Aufgenomme: Aufgenommen. 5 | Eeit. ee nen zu den 3| Geſammtauf⸗ nahmen. Sm erſten Stadium|419| 29| 7 Procent Sn collapsus 264|185|74 Procent 33 Procent| 39 Procent 683|214 | 124 St. John’s Hospital von der Eröffnung deffelben am 21. Auguft bis zur Schließung, am 13. September 1832. Verhältniß d. . in collapsus Saustid, hen au dem Sterblich⸗ Aufgenommen. Lichkeit. 3 nen zu den keit. Geſammtauf⸗ | nahmen. udqao o Im erſten Stadium| 59] 8|137 Proc, Sn collapsus . 61| 43170 Fig ren Proc. |51 Procent, 120| 51 Barrington’s Hospital vom 23, Sept. 1832 — 17. April 1833. s Verhältniß d. | s in collapsus S : Totals p = Gterblide | . | Aufgenommes Aufgenommen. | &| keit, iR nen zu den | = | Geſaͤmmtauf⸗ nahmen. Sm erften Stadium|114 In collapsus . [108 121 Sk 55 Procent|471 Procent 217 Mit Ausfchluß des Barrington’s Hospital, in welchem die im erften Stadium und in collapsıs PVerftorbenen nicht unterfchieden worden waren, giebt folgende Zabelle eine fummarifche Ueberſicht des Ganzen: Allgemeine Ueberfidt. Verhaͤltniß d. @ Zotal- |in collapsus = |Sterbliche | Sterbtichs Aufgenomme⸗ Aufgenommen — ee ee S Gefammtauf: nahmen. Im erften Stadium| 704| 60| 81 Proc. In collapaus . 579489176” ee Procent |) 5" Puuzene 1283|499 ı Die allgemeine Uebereinftimmung diefer Berichte ift ein fchlas gender Beweis von der Richtigkeit der Schlüffe, zu denen fie fühe ren. Die Sterblichkeit im erften Stadium der Cholera hat nirgend 17 Proc. überftiegen, und im collapsus war diefelbe zuweilen 85 Proc., aber nie weniger, als 70 Procent. Diefes legtere niedrigfte Mortali— tätssVerhältnig wurde da beobadhıtet, wo das Galomel, wie jedıs andere energifche Mittel, während des collapsus, ale unnüg und fhädlih in diefem Stadium, ganz fuspendirt war, d. b. wo man nichts weiter that, als daß man den Kranken ab und zu ein mils des cardiacum verabreichte und ihren Durft dur den reichlichen Genuß des Falten Waffers ftillen ließ. Da diefe Unterfuhungss Methode nur in Bezug auf das Calo— mel, deffen Gebrauch damals in der Praxis vorherrfchend war, an— gewendet wurde, fo ließ fich nicht ermitteln, ob andere Fräftige Mittel, wie Opium, Tart. emet. ete,, die von einzelnen Practikern fehr gerühmt wurden, mit demfelben gleihen Werth haben. Es war daher von größerer Wichtigkeit, zu erfahren, ob die Saliva— tion, welche das Calomel herbeiführte (an fich eine ſehr unange— nehme Wirkung), nothwendig war, oder vermieden werden Fonnte, Da die meiften Perfonen, welche falivirt hatten, hergeftellt wurden, fo hielt man allgemein dafür, daß die Salivation eine Bedingung zur Eur fey, und das Hervorrufen derfelben war daher überall Zweck der Behandlung. Ohne uns hier mit der Unterfuhung aufs zuhalten, welche behufs der Entfcheidung diefer Frage angeftellt wurde, wollen wir einfach berichten, dag die Salivation zur Hei— 125 lung ber Krankfeit als durchaus unnöthig fi ergab und ſtets darin ihren Grund hatte, daß man das Galomel auch dann noch fortgebrauchen ließ, nachdem die cigentlihen Choleras Symptome bereits verſchwunden waren, da fie nie eintrat, fo groß die Quan— tirät des verabreichten Galomels auch feyn mochte, wenn man den Gebrauch deffeiben ausfegte, fobald das Erbredien , Purgiren, die Krämpfe oder das Fortichreiten zum collapsus aufhörte. Es fand fid) in der That, dag die Kranken nicht bergeftelt wurden, weil fie ſalivirt hatten, fondern fie falivieten, weil fie hergeſtellt wurden und lebten, um von dem längern unnöthigen Gebraud) des Calos mels afficirt zu werden. — Diefes mag genügen, um zu zeigen, was durd) eine vollfom- mene und mwohlerwogene Amvendung der numerifhen Methode bei der Unterfuhung von Krankheiten geleiftet werden könnte. Wenn es wahr ift, wie man behauptet hat, daß die epidemiſchen Kranke heiten, wie der Typhus oder die Cholera, von einem Zeitalter zum andern, ja von Jahr zu Jahr ihren Character Ändern, und daß Schluͤſſe, welche man aus den Refultaten der Behandlung früberer Epidemien gezogen bat, ſich felten oder nie auf die fpätern anwen— den laffen, fo iſt es Elar, daß diefe Character- Veränderungen dem— jenigen Arzt mehr Schwierigkeiten bereiten müffen, der ſich durch die vagen Eindrüde feiner perſoͤnlichen Erfahrung leiten Läßt, als dem, der fich auf die allgemeinen Gefege, welche bei dem Ver— laufe früherer Epidemieen vorgewalter haben, fügen und in weni— gen Augenblicten den Zuſammenhang jener Gefege mit den Erſchei— nungen der gegenwärtigen Epidemie prüfen Fann. Allein die Ans nahme einer fteten Veränderung im Character der ſich wiederho— Ienden Epidemicen ſchließt zugleich die Annahme in fi, daß diefe Veränderungen unbegränzt feyen, was nicht wahrfcheintich ift; find fie aber begrangt, fo müjfen jie in einem gewiſſen Cyclus wiederfihren und werden dann fofort von dem Gtatiftifer wieder erfannt wer: den. Es könnte fogar im Verlaufe der Zeit aus der Statiſtik fol: er Epidemieen ſich herausftellen, daß diefelben einem allgemeinen Gefege unterworfen feyen, in beftimmten Intervallen und in einer aewilfen Reihenfolge mit andern Epidemieen fich wiederholen, und fo verfhwinden und wiederfommen, gleih den Eklipſen des Mons des, deren regelmäßige Wiederkehr man viele Jahrhunderte vorher entdeckt hatte, bevor man mußte, daß fie durch das Durchgehen des Mondes durch den Schatten der Erde veranlaßt werden, ja bevor man noch wußte, daß die Erde fpärifch it. Einer der allgemeinften und mictigften Einmwürfe gegen die Annabme der numerifhen Methode ift der, daß Folgerungen, die aus Beobachtungen über die Wirkung der Mittel im Allgemeinen, oder aus Durchfihnittsrefultaten einer Krankheit, die bei jedem In— dioiduum mebr oder weniger differirt, hergeleitet werden, fib nie genau auf beitimmte Individuen anwenden laffen, cben fo wenig, wie man aus- dem durchfchnittiichen Werth des Lebens oder aus dem allgemeinen Gefundheitszuftande der Gefammtbevölferung auf den Lebenswerth und die Gefundbeit eines beftimmten Individuums Folgerungen ableiten fann. Diefer Einwand würde richtig ſeyn, wenn die Statiftif bei der numerifhen Metbote bloß auf Alter und Durdyfchnitts :Refultate in dem einen, cder auf Zahlen und allgemeinen &efundbeitszuftand in dem andern Kalle befchränkt wäre; allein diefes ift keineswegs der Fall, fondern fie dehnt ſich auch auf jedes mögliche Symptom ober jeden Umftand aus, der von MWichtiakeir ſeyn Eönnte, oder fi unter eine tabellarifte Claſ— fification bringen läßt, Es würde daber bei der Abfchäsung des Rebenswertbes eines beftimmten Individuums durdy die numerifche Methode nicht nur der durchfchnittliche Werth des Lebens in feis nem Alter in Betracht aezogen, fondern auch die Beſchaffenheit feines Pulfes , feiner Refpiration, Haut, Verdauungsorgane, ja ſelbſt fein Temperament genau erwogen werben und ibr ftatiftiicher Wertb bei dem zu ziebenden Schluffe in Anfchlag kommen. Hier: mit fol nicht aefagt werden, daß alles diefes eine genaue Annähes rung an den wirklichen Werth eines individuellen Lebens, d. b. die wabrfcheinliche Dauer des Lebens, nicht den durchſchnittlichen oder commerciellen Werth, ergeben würde; allein der Schluß, zu dem man auf diefe Weife gelangt, würde mit der Richtigkeit, Genauig⸗ keit und Zahl der Thatfachen oder Beobadtungen, aus denen er 126 hergeleitet wird, In genauem Berbältniffe ftehen und der Wahrheit unendlich näber kommen, als jede bloß auf perfönlihe Erfahrung gegründete Meinung. Auch muß man ſich erinnern, daß der Bes fig eines genauen Berichtes über Wefen, Verlauf und Behandlung einer Krankbeit den Arzt durchaus nicht verhindert, jeden eigen» thümlichen oder auferordentlichen Umftand, der in feinen Zabellen nicht vermerkt ift, in vollem Betracht zu ziehen, oder von jenem Tacte Gebrauch zu machen, der für eine glüclihe Praris in ber Heilkunft fo weſentlich ift. Alles genau erwogen, geben wir gern zu, daß biejenigen Ents deckungen und PVervolltommnungen in der Sranfenbehandlung, welche aus der Grfenntnig der Urfahen oder des Wefens der Krankheiten hervorgehen, infofern wir fie beffer einfehen, viel mehr Ueberzeugenderes für uns haben, als alle von allgemeinen Gefegen durch numerifhe Berechnungen oder Vergleichungen abgeleitete. Wenn man uns, 3. B., fagt, daß, menn Jemand über Klopfen in den Schläten, Obrenfaufen, Slimmern vor den Augen, Kopfs weh ꝛc. klagt, dieſe Eymptome auf einem plethoriſchen Zuftans de oder auf einer erhoͤheten Gefaͤßthätigkeit im Gehirne beru— ben, fo überzeugt uns dieſes von dem Vortheile einer Blut— entleerung weit mehr, als wenn man uns berichtet, daß in neunz undneungig Fällen unter hundert, wo dergleichen Symptome eriftirten, zu ihrer DBefeitigung eine Depletion ſich erfolgreid) erwiefen habe. Eben fo, wenn wir von Dr. Bateman un: terrichtet werden, daß der Wein im Typhus dann angewendet werden Fönne, wenn die Zunge nicht pergamentartig, die Haut weich und feucht, und der Puls frei und wellenförmig ift, daß ders felbe dagegen unzuläffig fey, wenn die Zunge pergamentartig, die Haut trocken und dir Puls bei einer Frequenz von mehr als 120 Schlägen, die mindefte Spur von Ecyärfe des Anſchlags zeigt, befrivdigt dieſes, als das Refultat einer bloß individuellen Erfah⸗ rung, den Practiker weit weniger, als wenn er vom Dr. Stokes belehrt wird, daß die große Schwaͤche im Nervenfieber gewoͤhnlich von einer Ermweihung der Herzfafern herrübre, die fi durd cine Verminderung der Stärke feiner Impulſe und Geräufche oder aänzliches Verſchwinden derfelben Fund adbe, und „daß daber der geringere oder ganzlich unterdrücte Impuls des Herzens, die Schwäche oder gänzlihe Abwefenheit des erſten und die überwie- gende Staͤrke des zweiten Geräufhes, oder die verhältnigmäßige Stärkeverminderung beider eine deuriiche und beftimmte Indication für den Gebrauch des Weines im Nervenfieber ſey.“ Sndeffen muß man fich daran erinnern, daß die Richtigkeit der Anfict über Urfohe und Wirkung in cken dirfen Fällen, fo wie ihr practifher Werth, am Ende auch nur durch Schluͤſſe daraetban wird zu denen man auf dem Wege der numerifchen Berechnungen aelanat; und Profeffor Stofes war hiervon fo ſehr überzeugt, daß er, trc& der merfwürdigen Fälle, die er zur Unterftügung feie ner Anficht anführt, in ächt philoſophiſchem Geiſte bemerkt, daß er bei dem argenwärtigen Stande der Unterfuhung darauf „au’ merkfam machen müffe, daß ſeine Bemerkungen ſich vorzöglich ouf die Epidemieen des vorhergehenden Jahres bezieben, und das fers nere Unterfucunaen entfceiten müffen, inwiefern diefelben auf den Thpkus im Allaemeinen anwendbar feinen.” Bei der Behand: (una des Typhus ift keine Frage von fo großer Wichtigkeit, als die über die Angemeffenbeit des Gebrauches der Stimulantia, und wir tragen Fein Bedenken, zu bebaupten, daß, wenn die allgemeine Erfahrung die Cchlüffe, zu welchen Dr. Stokes in Bezug auf den Zufammenbang zwifden den pbyficalifchen Zuichen der Schwaͤ⸗ che im Nervenfieber und der Erweichung der Muskelfaſern des Herzens urs geleitet bat beftätigen follte, er nicht nur die wich tiafte, fondern auch die einzige wirkliche Vervollkommnung herbei: geführt Faben würde, welche in der Behandlung dieſer Krankheit je bewirkt worden ift. Dabei muß jedoch bemerkt werben, daß in der numerifcen Unterfucunger Metbode nichts liegt, was den Dr. Stokes oder irgend einen andern Arzt von gleicher Geſchicklich⸗ keit bätte verbindern koͤnnen, jene fcharflinnigen Vermuthungen aufzuftellen; im Gegentbeil würde diefelbe, zweckmoͤßig argemwendet, eins der mächtigften Hülfsmittel finn, die zur Entdedung von Krankheitsurſachen nur erdacht werden Eönnen. Der einzige Uns 127 terſchied ift der, daß ein fharfiinniger Arzt, vermöge feines Tac⸗ tıs in Aufjindung der Urfachen gewilfer Phänomene einige Arbeit erfparen, während der minder begabte diefe Urfahen nur durch eine vorjihtige Ableitung von großen Zahlen aufzufinden im Stans de feyn würde, Abgeſehen hiervon, mülfen die Beobachtungen und Schluͤſſe desDr. Stokes, fo lange fie nicht in verfchiedenen Epides mieen vielfältig geprüft und durch numerifche Berechnungen fejtges ſtellt find, gleich andern ingeniöfen Doctrinen der Medicin, vielem Zweifel unterworfen bleiben, und als ſolche betrachtet werden, die möglicherweife eine große Befchränfung erleiden dürften. Es giebt Erine Theorieen, die fo viel Werth hätten, als die auf Anatomie oder pathologifche Anatomie gejtüsten Krankheitstheorieen, meil ie zu einfadhen und in vielen Källen anwendbaren Principien der Behandlung führen; allein ihre Nichtigkeit, der wirkliche Zus fammenbang zwifchen den Außern phyfitalifchen Zeichen und der inneren Verlegung, fo wie die Anwendbarkeit irgend eines hierauf gegründeten Deilplans, muß erft durch die numerifhe Methode ges prüft werden, bevor jie irgend einen beftimmten Werth erhalten fönnen. Es ift am Ende nicht zu verwundern, wenn der wifjenfchaft: tihe Arzt, geblendet von einigen glänzenden Entdeckungen, in Be: zug auf Urſache und Wirkung in Krankheiten und die faft unmit— telbar daraus refultirende Vervollkommnung der Behandlung, es vorzieht, alle feine Kräfte auf die Auffindung der Urfahen in an— dern Krankbeiten, deren Urfprung und Wefen dunkler, vielleicht uns erforfchlich ift, zu verwenden, als fih einem muͤhſamen Auffuchen von allgemeinen Gefegen zu unterziehen, die ſich genauer bei ganzen Maffın von Menfhen, als bei einzelnen Individuen beftimmen laſ— Sen, und felbft, wenn jiefih aufdas Beftimmtefte nachweisen laffen und zu den glücklichiten Refultaten der Praris führen, dem Geifte Feine beftiedigende Erklärung gewähren, Allein der hierbei begangene Fehler Liegt nicht darin, daß man fi überhaupt bemuͤhet, die nädjte Urfache oder das Weſen der Krankheiten zu entdecken, denn diefes an ſich ift ein wahrbaft philoſophiſches Streben, fondern nur darin. daß man dieß ausfchiießlich und in der Vorausfegung thut, daß jene Urfache jich wirkiih überall auffinden laſſe. Nirgends zeige fich der wahre phitofophifche Geift fo deutlich, als indem er, bevor er fich für irgend eine befondere Unterfuchungsmethode ent— fiheidet, die Schwierigkeiten, auf die er dabei ftoßen könnte, genau abwägt, und diefe Methode zu Gunſten einer andern, zwecmäßis geren aufaiebt, fobald ſich Eein gluͤcklicher Erfolg von derfelben vr: warten läßt. Niht fowohl dag, was wünfchenswerth , als das, was ausführbar ift, muß die Richtung unferer Bejtrebungen bes ftimmen, und wenn der unmittelbare Zufammenhang zwiſchen Ur— fache und Wirkung in einer Krankheit zu dunfel fcheint, um durch die Experimente des Phylioiogen oder die Unterfuchungen des Paz tbologen aufgefunden werden zu fönnen, wenn das Auffinden def: felben, in der That, bereits Sahrhunderte lang von den Aerzten vergeblich verfucht worden iſt, dann follte man fich damit begnuͤ— gen, die Aufmerkfamkeit auf die Gefege zu richten, welche in dem Krankheitsproceffe obwalten, fowohl unter dem Einfluffe von Beil: mitteln, als auch, wenn er fich felbft überlaffen bleibt. Diefe Ge— 128 fege find ftetö durch die numeriſche Methode, wenn fie ſyſtematiſch angewendet wird, aufzufinden, und wenn die dadurd) erlangte Ers kenntniß nicht alles iſt, mas wir wuͤnſchen könnten, fo And die Folgerungen, die ſich daraus ziehen laffın, in jedem Falle fo practifch und eben fo genau in der Wahrheit gegründet, als wenn das ins nere Wefen der Krankheit mehr befannt wäre, (Dublin Journal, November 1541.) ; . Miscellen Ueber eine cryptogamifhe Pflanze, weldhe den Soor, den Shwämmcdhen der Kinder, bildet, hat Herr Grubi mifrofcopifhe Beobachtungen angeflellt und diefe der Parifer Academie der Wilfenfchaften mitgerheilt. Wie man bereits von ges willen Slechtenausichlägen weiß, daß fie von Schmarogergewädjlen herrühren, fo bat Herr Grubi dieß num auch in Betreff obenges nannter, ziemlich häufig vorfonmender, Krankheit dargethan, wel— che die Schleimmembran der Verdauungswege, in’sbefondere des Mundes, angreift und in Geftalt einer weißen Ausfchwisung oder fogenannten falfchen Membran auftritt, Von diefer Eubftang uns tenfuchte Herr Grubi ein Stückchen unter dem Mikrofcope und fand, daß fie Lediglich aus einer Anhäufung von cryptogamifcyen Pflanzen beftand. Der Verfaſſer befchreibt diefe genau und führt an, daß fie mit dem Sporotriichium dır Botaniker, fo wie aud) mit dem Mycodermus des Wachsgrindes, viel Aehnlichkeit haben. Die Operation des falſchen Gelenks mittelfi des setaceum ift befanntlih im Sabre 1802 von Phyſſick zuerft ausgeführt worden. In einer Biographie des Dr. Phyſick er: wähnt nun Dr. Randolph, daß cr im Jahre 1830 den Dr. Phyſick erfuhr babe, mit ihm einen fihweren Fieberfranten zu fehen. Bei'm Eintritte in das Zimmer erfannte Derſelbe fogleich den Patienten als den vor achtundzwanzig Schren opericten Ma— trofen. Diefer erzählte nun, daß fein operirter Arm eben fo Eräfs tig fey, wie der andere Arm, und daß er nie die mindefte Ber ſhwerde von der Dperation gebabt babe, Der Mann ftarb, und es fand fih nun an dem Oberarm: Knochen die Fractur „vollkom— men vereinigt” durch eine beträdhtlihe Knochenmaffe, durch deren Mitte an dır Stelle, wo das setaceum früher durdigefübrt war, eine Höbluug durchaing. (A Memoir on ıhe Life and Character of Ph. Physick. By J. Randolph. Philad. p. 114.) Ein neues Mittel gegen Störung oder Unter— drückung der Menftruarion wird von Herrn Andrieux (aus Brioude) in dem neueften Hefte der Annales d’obstetrique, des maladies des femmes et des enfans befannt aemadt. Eine von ihm, unter dem Namen speculum Pompe ou Ventouse ute- rine, ausgefonnene Saugfprige wird an den Mutterhals angelegt. Herr Andrieurx verjichert, ganz ausgezeichnete Reſultate erhals ten zu haben, und zwar in mehreren Fällen, bei welchen die aus deren, gewoͤhnlich angewendeten Mittel ganz erfolglos geblieben waren. EREHTTIERTISTTTITEESTITETEE — Bibliographische Neuigkeiten Icones plantarum; or figures with brief descriptive Characters and Remarks of new or rare Plants, selected from the au- thors Herbarium. By Sir W. Jackson Hooker etc. Vol. I. Part 1. London 1842. 8. Mit 50 Kupf. Reponse aux principales objections dirigees contre les proc&des suivis dans les analyses du sang et contre l’exactitude de leursresultats. Par MM. Andral et Gavarret. Paris 1842. 8. Memoire sur la Grossesse, consideree sous le rapport physio- logico-pathologique dans l’etat actuel de la science. Par Aurele Finizio. Paris 1842, 8. The Cause and Treatment of Curvature of the Spine and Dis- eases of vertebral Column. By W. Tuson. London 1841. 8 Mit 26 Kupf. mn — 0 Üene Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem ObersMebdieinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Mebdicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. N 471. (Nr. 9. des XXI. Bandes.) Mai 1842. Gebrudt im Landes» Induftrie- Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 FI. 30 Kr,, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 311500: Ma a TB = Ueber die Drang: Utangs auf Borneo. (Brief von Herrn Sames Brooke an Herrn Waterhoufe, das tirt: Singapore d. 25. März 1841, vorgelefen der Rondoner 200: logifhen Gefeufhaft am 13. Suli 1841.) Es freut mih, Ihnen die Abreife fünf lebendiger Drang: Utangs auf dem Schiffe Martin Luther, Capitain Swan, anzeigen zu Eönnen, und ich hoffe, fie werden tie Fahrt nad) England gluͤcklich Üüberftehen. Sollten fie fterben, fo ift der Capitän angewiefen, fie in Spiritus zu feßen, fo daß fie diefelben auch in diefem Falle erhalten werden. Cie ftammen alle fünf von Borneo, ein großes erwachſenes Meibchen von Sambag, zwei mit Eleinen Backenſchwielen von Pontiana, ein Eleinee Männchen, dem diefe Schwielen durchaus fehlen, ebenfalle von Pontiana, und das Eleinfte von allen, ein ganz junges Männden mit Schwielen, von Sadung. Ich werde ihnen naͤchſtens eine fehr ſchoͤne Schä- del- und Sfeletfammlung von der Nordweſtkuͤſte Borneo’s übermahen. Die darin enthaltenen Cremplare habe ich theils felbft gefchoffen, theils find fie mir von den Eingebor— nen geliefert worden, und ich erſuche ie, ſowohl die lebens digen Orange, als die erwähnte Sammlung, der zoologifchen Gefeltfhaft als ein Geſchenk von mir zu uͤberreichen. Ich babe ruͤckſichtlich dieſer Gefchöpfe viele Nachforfhungen anz geftellt und kann das Worhandenfeyn von zwei, wo nicht drei befondern Species ‚auf Borneo ganz beftimmt nad: weifen. Zuvörderft will ih Ihnen melden, was die Eingebor: nen berichten ; dann, was ich felbft beobachtet habe und end: lich eine kurze Schilderung der fpäter zu uͤberſendenden Sammlung mittheilen. 1. Die Einyebornen auf der Nordweſtkuͤſte von Borneo behaupten alle einftimmig die Exiſtenz zweier verfchiedener Arten. welche ich Ihnen früher unter den Namen Mias Pappan und Mias Rambi angeführt babe; unlängft ha— be ich jeboch von einigen gefcheidten Eingebornen erfahren, daß es drei Arten gäbe, und daß die gemeinhin Mias N°. 1571. Ne Rambi genannte eigentliiy Mias Kassar heiße, da der Rambi eine befondere und dritte Species fy. Der Mias Pappan ift die Simia Wurmbii, Owen, und hat anden Baden Schwielen. Die Eingebornen machen ſich über die Meinung luftig, daß der Mias Kassar oder die Simia Morio dag Weibchen des Mias Pappan oder der Simia Wurmbii fey, und daß diefelbe auf Jerthum beruhe, läßt fih fo Elar nadweifen, daß ih Sie mit Dem, was die Ein: gebornen darüber anführen, nicht beläftigen will, Sowohl Malaien, als Dyaks fagen mit Beftimmtheit aus, das Meibhen des Mias Pappan befige ebenfowohl Backen— fhwiclen, als das Männchen, und wenn ſich dieſe Behaup— tung als richtig bewährt, fo ift die Eriftenz von drei (zwei?) verfchiedenen Species auf Borneo als ausgemacht zu bes tradıten. Für die fpecififche Befonderheit des Mias Ram- bi fpriht nur das Zeugniß meniger Eingebornen; allein diefe waren vorzüglich intelligent und mit den wilden Thieren des Landes befonders genau befannt. Sie fhildern den Mias Rambi als fo groß, wo nicht größer, wie der Mias Pappan; doch foll er nicht fo ftämmig feyn, längeres Haar, ein Eleineres Gefiht und weder dag Maͤnnchen, noch das MWeibhen Schwielen haben. Vorzuͤglich beftanden fie darauf, daß er nicht das Weibchen des Pappan fey. Der Mias Kassar (Simia Morio) hat diefelbe Far— be wie der Mias Pappan, ift aber bedeutend Kleiner, und weder das Männchen, noch das Weibchen, beſitzt Schwielen. Nach den Berichten der Eingebornen, wären alfo drei verfchiedene Species, der Mias Pappan (Simia Wurm- bii), der Mias Kassar (Simia Morio) und der Mias Rambi vorhanden, welche legte entweder die Simia Abelii oder eine vierte Species if. Daß der Drang Sumatra’s auch auf Borneo vorfomme, ift keineswegs unmöglih, und id) habe bereits fo viele Ausfagen der Eingebornen mit eins ander verglichen, daß ich denfelben mehr Vertrauen fchente, als früher, beforders da diefe Ausfagen durch die in meie nem Beſitze befindlichen Schädel großentheils ihre Beftätis gung finden. Sc hatte Gelegenheit, den Mias Pappah 9 131 und Mias Kassar in den Wäldern, to biefelben hau: fen, felbit zu fehen und ein Eremplar der erftern, fo wie mehrere Eremplare der legten Species, zu erlegen. Die geographifhe Vertheilung diefer Thiere ift bemerfenswerth, da fie fowohl zu Pontiana als zu Sambas, fo wie zu Sa— dung auf der Mordweftküfte, in Menge vorkommen, wahrend fie in dem Zwwifchendiftricte, wo fih die Flüfe Sarawak und Samarahan befinden, nicht angetroffen werden. Weß— balb fie an den Ufern diefer ebengenannten Fluͤſſe fehlen, wo 08 Obſt in Menge giebt und die Waldungen die größte Aehnlichkeit mit denen haben, welche man an den Ufern des Sadung Linga und anderer Ströme findet, weiß ich nicht zu erklären. Die Entfernung des Samarahan vom Sadung be: trägt nicht über 25 engl. Meilen, und dennoch find jene Affen: arten am legtgenannten Fluſſe häufig, wahrend man jie am er: ſtern nicht findet. Noͤrdlich und öftlih von Sadung trifft man fie etwa 100 englifhe Meilen weit; weiterhin giebt es auh Wildungen, aber feine Drang:Utangs. Der Mias Pappan und Mias Kassar bewohnen dieſelben Wilder; allein ich traf beide Species nie an demfelben Lage. Nach den Ausfagen der Eingebornen find beide gleih häufig, ich ſelbſt habe jedoch den Mias Kassar am häufigften gefun— den. Der Mias Rambi wird als felten vorfommend ge: ſchildert. Der Mias Pappan führt den Namen Satyrus, wegen feines häßlichen Geſichts und feiner efelhaften Schwie— len, mit Recht. Das erwahfene Männchen, welches ich ſchoß, ſaß träge auf einem Baume, und als ih mich ihm näherte, ſuchte es nicht zu entfliehen, fondern nur den Stamm zwifchen mich und fic zu bringen, während es nad) mir lugte und feine Stelle veränderte, je nachdem ich von einer zur andern ging, Ich traf e8 am Handgelenke, und e3 wurde dann getödtet. Es mar, wie fih aus den meiter unten mitgetheilten Maaßen ergiebt, ein gewaltiges Xhier, deffen Höhe ich, bevor ich diefelbe genau gemeffen, über 6 Fuß ſchaͤtzte. Ich gebe hier einen Auszug aus dem Ber zichte, den ich gleih, nahdem ich das Thier erlegt hatte, über daffelbe auffegte. „Groß war mein Subel, als wir dag enorme Thier todt zu unfern Füßen fahen, und ich war ſtolz darauf, den erften Drang, den ich gefehen, in feiner angeftammten Wild: niß, in einem Urwalde Borneo’s, erlegt zu haben, den big dahin noch fein Europäer betreten hatte. Das Thier war völlig ausgewachfen, hatte in jedem Kiefer vier Schneide =, zwei Spitz- und zehn Badenzähne und ſchien im Ecäftig: ſten Alter zu ſtehen. Die Länge feiner Arme, wie des Halfes und die Größe des Gefihts, waren auffallend ; das Haar war lang, röthlih und dünnftehend, das Geſicht au: Berordentlich breit und fleifchig, und auf beiden Seiten beffels ben befanden fich an den dem Badenbarte des Menfchen ent: fprehenden Stellen die Schwielen oder vielmehr Fleiſchbal— len, auf deren Unterfuhung ich fo begierig gemwefen, und welche faft zwei Zoll Stärke befaßen. Die Ohren waren Elein und gut geformt; die Naſe ganz platt, der Mund vorragend, die Lippen dic, die Zähne groß und mißfarbig, die Augen Flein und rundlih, das Gefiht und die Hände ſchwarz, die leßtern ungemein Eräftig. 132 Die Dimenfionen waren wie folgt: Höhe vom Kopf bis an die Fefe . 4 Fuß 1 Bolt. Länge des Fußes £ s 6 . 1-09 — Länge der Hand . 0 — 105 — Länge des Armes von dem Säulterblatte bis zur Fingerfpiße 3 3 53 — Vom Schulterblatte bis zum Gltenbogen 1-6 — Bom Ellenbogen bis zum Handgelenfe 1 — 177 Bon der Hüfte bis zur Ferſe. 5 1— 9 — Vom Kopfe bis zum Kudufsbeine . — 51 — Queer über die Schultern 2 R 1— 55 — Umfang des Halfs .» A e . 2 — 4 — Umfang unter den Rippen & S 3— 31 — Umfang unter den Armen . * .3 — 0 — Von der Stirn bis zum Kinn 0 — 9 — Breite des Geſichts unter den Augen, mit Einſchluß der Backenſchwielen . a I 0 Me Bon einem Ohre big zum andern, über den Kopfwirbel hin gemeifen ; 0— 9 — Von einem Ohre bis zum andern, über. dag Hinterhaupt hin gemeffen . ° 0 — %— Die Eingebornen erklaͤrten das Exemplar für ein klei— nes; indeß bezweifle ich doch, daß dieſe Species je die Grö- fe eines hochwuͤchſigen Mannes erreiche, obwohl allerdings rüdfihtlih der Größe ausgewachfener Thiere bedeutende Abweihungen vorkommen *). Einige Tage fpäter erlegte ich an einer, etwa 30 Eng» liſche Meilen weiter entfernten Stelle zwei alte Weibchen (da8 eine hatte fein Junges bei fih) und ein beinahe etz wachfenes Männchen, fänmtlich der Urt Mias Kassar an gehörend, Das junge Männchen wurde nicht gemeffen, da ich bei deffen Verfolgung bis an den Hals in's Waſſer ge: gangen war und dabei mein Papiermaaf eingebüßt hatte; allein e8 war fiber nicht über 3 Fuß hoch, während Die Meibchen refpective 3 Fuß 1 Zoll und 3 Fuß 2 Zoll Höhe befaßen. Bei dem Männchen bradyen gerade die beiden bins tern Badenzähne duch. In der Farbe glichen alle drei Eremplare dem Mias Pappan ; allein die Verſchiedenheit beider Thierarten leuchtete felbft unfern Matrofen ein. Beim Kassar findet man weder am Männchen, noh am Weibchen Badenfhwielen, während fie an den auf dem Martin Luther abgegangenen jungen Pappan (von denen der eine noch Eein ganzes Fahr alt und erſt mit den beiden erſten Badenzähnen verſehen ift) fehr deutlich fichtbar find, Auch der bedeutende Unterfchied in der Größe des Pappan und Kassar beweif’t ohne Weiteres für die Befonderheit beider Species. Letzterer ift ein Eleines, ſchmaͤchtiges Thier von keineswegs furchtbarem Anfehen, deſſen Hände und Fü: Be fib mit dem Körper im Ebenmaaße befinden und fi) weder in Größe, noch in Kraft mit den tiefigen Crtremitäs *) Sn Bezug auf die Größe des Mias Pappan (Simia Wurm- bii) hat alfo der Verfaffer, welcher in feiner Mittheilung von Singapore v, 12. Dct. 1839, deffen Höhe zu 6—7 Fuß ergab (Vergl. Neue Notizen No. 230, S. 250), feine Anficht bes deutend herabgeftimmt. D, Ueberf, 133 ten des Pappan meffen können. Kurz, ein mäßig Eräftis ger Mann würde wohl unfhwer einen Kassar Überwältis gen, wogegen er es mit einem Pappan durchaus nicht aufnehmen könnte. Außer dieſen enticeidenden Verſchieden— heiten läßt fih das abweichende Anfehen des Gefichts in Anſchlag bringen, deffen Untertbeil bei'm Mias Kassar ſtaͤrker bervorragt, während die Augen, im DVerhältniffe zum ganzen Körper, Außerlich groͤßer erfcheinen, als bem Pap- pan. Die Farbe der Haut ift bei'm erwadhfenen Pappan ſchwarz, während der Kassar an Gefiht und Händen die den Jungen beider Species eigene Schmußfarbe dag ganze Leben Über behält. Mären fernere Beweife nötbig, fo wür: ben fih diefe von den Scäbdeln entnehmen laffen; denn wenn man die von erwachjenen Erimplaren beider Arten mit einander vergleicht, fo giebt fhon die Größenverfchiedens heit einen fhlagenden Grund für die fpecififche Verſchieden— beit ab. Was Herr Owen über diefen Gegenftand gefagt hat, ift indeh fo bündig, daß ich denſelben nicht weiter zu befprechen brauche, und die Meibenfolge von Schaͤdeln des Kassar (ſowohl von Männhen als von Weibchen, und von Cremplaren jeden Alters), welche ich näcftens nach England fhiden werde, wird über diefen Punct alle Zweifel heben. Sch will übrigens doh noch hier anführen, daß ſich auch) bei zwei jungen Exemplaten, das eine vom Pappan, das andere vom Kassar, die ich lebend beſaß, diefe Groͤ— Benverfchiedenheit fehr deutlih herausftellte. An dem mit zwei Badenzähnen verfehenen Pappan zeigten ſich die Bak— Eenfchiwieleu deutlib, und er war weit Eräftiger gebaut, als der ſchon mit drei Badenzähnen verfehene Kassar, bei dem überdieß die Schwielen fehlten. Auch mar der Gang beider Thiere verfchieden: der Kassar ballte dabei die Fäufte und fhleppte das Hintertheil nad, während der Pappan ſich auf die auswärts auf den Boden aufgefegten Handflächen ftügte und in der aufrecht figenden Attitüde ein Bein Über das andere legte. Diefe Beobachtungen beziehen ſich jedoch nur auf junge Eremplare, und es fragt fi, ob es fich bei den alten eben fo verhält. Nücdfichtlich der Lebensweiſe ꝛc. der Drangs, fo weit ich diefelbe zu beobachten Gelegenheit hatte, darf ich fagen, daß ih in ihnen ungemein dumme und träge Thiere er: Eannte, indem fie fi mir, wenn der Wald nur einigermaa: Ben licht war, nie dur die Flucht entziehen Eonnten; und wenn ich bei'm DBerfolgen, 5. B., durch tiefe Gemäffer, eine Zeitlang aufgehalten wurde, fo machten auch die Drangs Halt, fo daß ich fie nah Ueberwindung des Hinderniffes einholen Eonnte. Sie machten nie die geringfte Miene, fich zu vertheidigen, und das Holz, welches uns zuweilen um die Köpfe raffelte, wurde durch ihre Schwere abgebrochen, nicht von ihnen nady ung geworfen, wie man wohl behauptet hat. Auf's Aeußerfte getrieben, wuͤrde fib der Pappan indef fehr furchtbar erweifen, und einem Manne, der mit mehre: ten Jagdgefährten ein großes Exemplar Iebendig fangen wollte, wurden zwei Finger abgebiffen, und er erhielt auch eine gefährliche Bißwunde in’s Gefiht. Das Thier fehlug fih durch feine Verfolger durch und entwifchte. Wenn man ein altes Eremplar fangen will, fo haut man die Bäume 134 in einem weiten Kteife um denjenigen um, auf welchem der Drang fist; dann wird auch diefer Baum gefällt und ver Drang, ebe er fib von dem Sturz erholt hat, umzingelt und, mo möglich, gepadt und gefnebelt. In einem 1838 unter dem Zitel: die Menages tieen (The Menageries) erfdienenen Schriftchen befin— det fi eine gute Beichreibung des Bornefifchen Drangs, nebft einem Eurzen Auszuge aus Herrn Owen's trefflider Abbandiung Über die Simia Morio; allein nahdem ven dem trägen und apatbifchen Weſen diefes Affen die Rede gewefen ift, findet man auf derfelben Seite angegeben, er fpringe mit bewunderungsmwürdiger Behendigkeit von einem Afte zum andern, während er doch der langfam- fte und verdroffenfte aller Affen ift und feine Bewegungen erſtaunlich Linfifh und plump find. Die Eingebornen auf der Nordweſtkuͤſte fürchten fib vor den Drangs nicht im Geringften und fchildern fie durdgehends als harmloſe und den Menfhen nie zuerft angreifende Thiere. Auch nad meinen Erfahrungen muß id) annehmen, daß fie fich ledig— lich zur Mehr fegen, wenn man ihnen hart auf den Leib geht. Die rohe Hütte, welde fie fih angeblich auf Baus men bauen, verdient eher den Namen eines Sitzes oder Neſtes; denn e8 fehlt ibr durchaus an einem Dache. Die Reichtigfeit, mit woelder fie fib einen Sitz bereiten, iſt merkwürdig, und ich hatte Gelegenheit, zu fehen, wie ein verwundetes Meibchen binnen einer Minute die Zweige in: einanderfloht und fich zwiſchen diefelben feste. Alsdann ließ e8 nad ſich ſchießen, ohne fib zu rühren und veren— dete auf feinem heben Sitze, von wo wir große Mühe bats ten, e8 herabzubolen. Mir find einige Eremplare mit Naͤ— geln an den Daumen der Hinterhände vorgekommen; indeß fehlen die Nägel an denfelben mehrentheils; bei einem war der Nagel gut ausgebildet, bei einem andern nur rudimens tär. Um meinen Brief nicht zu fehr auszudehnen, übergebe ich viele Puncte, die, da mir die neueften Schriften über diefen Gegenftand nicht zu Geſicht gekommen find, auf bloße Wiederholungen hinauslaufen dürften, indem ich mich ledig— lic) auf eine kurze Befchreibung der in meinem Beſitze be= findlihen Schädel beſchraͤnke. ine neulih von mir ge— machte traurige Erfahrung veranlaft mid bierzu, damit, wenn etwa die Sammlung feldft durh Schiffbruch verloren gehen follte, wenigftens eine Eurze Befchreibung derfelben vor: banden ſey. Die Schädel zerfallen in drei Abtheilungen: Die der erften bieten zwei cristae dar, melde auf den beiden Stirnbeinen entfpringen,, auf dem Wirbel zufammenftofen und eine hobe erista bilden, welche nach der hintern Pors tion des Schaͤdels ftreicht. Die zweite gehört der Simia Morio an, und ich has be der Dwenfchen Befchreibung nur hinzuzufügen, daß man daran über die Stimbeingegend des Schädels hinaus Eeine Spur von einer erista bemerkt. No. 9. der Sammlung ift der Schädel eines erwachſenen Maͤnnchens; Ne. 2 der des von mir felbjt erfegten beinahe erwachſenen Männdens; No. 11. und 3 folbe von mir felbft erlegter eumachfener Weibchen; No, 12 der eines jungen Maͤnnchens mit drei 9 * 12% Badenzähnen, das ich ebenfalls ſelbſt gefhoffen habe; No. 21 der eines an Bord geftorbenen jungen Männchens mit drei Badenzähnen; No. 19 der eines ebenfalls an Bord ges ftorbenen jungen Männdens mit zwei Badenzihnen. Au: ßerdem find noch viele Schädel der Simia Morio vorhan= den, welche mit diefer Suite genau übereinftimmen, und diefe Suite ſteht durch die verfchiedenen Lebensalter hindurch fo ſehr mit fich felbft im Einfiange, daß die fpecififhe Bez fonderheit der Simia Morio dadurch außer allen Zweifel geftelt wird, Der eigenthümlihe Character des ganzen Schädels, die geringe Größe deffelben, die Kleinheit der Zähs ne beweifen dieſelbe fchlagend und ftellen Prof. Owen's auf die Unterfuchung eines einzigen Schaͤdels gegruͤndetes fharffinniges Naifonnement vollfommen feft. Die Schädel der dritten Abtheilung bieten als Beſon— derheiten dar, daß die auf den Stirnbeinen anhebenden eristae nicht zufammenftoßen, fondern nachdem fie gegen den Wirbel hin fid einander genäbert haben, nach dem Hinz terfopfe zu fich wieder von einander entfernen. Sie find dabei weniger boch, als bei den Schaͤdeln der erſten Abthei— lung ; allein die Schädel der erwachfenen Exemplare find in diefen beiden Abtheilungen gleih groß, und in beiden find fothe von fehr alten Thieren vorhanden. Lange war ic) geneigt zu glauben, die Schädel mit den doppelten cristae gehörten den Weibchen der Species mit der einfachen, aber ftärker hervorragenden erista an; allein aus No. 1, deren Erlegung durch mich bereits oben befchrieben worden, ergiebt fih), daß die doppelte erista einem erwachfenen (keinem jungen) Männchen und zwar der Simia Wurmbii mit den gewaltigen Schwielen angehört. Der Unterfihied Eann alfo nicht auf dem Geſchlechte beruhen, wenn wir nicht die Der: muthung aufftellen wollen, daß der Schädel mit der ftärkern Entwiclung der einfachen erista dem Weibchen angehoͤre, mas im höchften Grade unwahrfcheinlih if. Die Schaͤdel mit den doppelten weniger hoben eristae gehören, wie duch No. 1 bewiefen wird, der Simia Wurmbii an, und ih bin der Meinung, daß die mit der einfachen hohen cri- sta einer andern bejondern Species zugefchrieben werden müffen, wenn nicht etwa das Alter in diefer Beziehung einen Unterfchied macht. Dieß kann indeß, meiner Anſicht nad, kaum der Fall feyn, da die Eremplare Nr. 7 und Nr. 20, welche der Nr. 1 in Anfehung der doppelten und weniger hohen erista durchaus ähnlich find, entfchieden alten Thieren angehören, während Nr. 4. und Nr. 5, bei denen ſich die einfache hohe erista vorfindet , ebenfalls beftimmt von alten Thieren berrühren. Diefe drei Charactere an den Schädeln ſtimmen mit den Ausfagen der Eingebornen, daß es auf Borneo drei bes fondere Drang:Arten gebe, überein, und die dritte Species dürfte diefeibe feyn, wie die auf Sumatra einheimifhe Si- mia Abelü. Diefe Annahme erhält durch dag eben nad) England abgefandte erwachſene Weibchen noch mehr Wahr: fheintichEeit, deffen Haar dunkelbraun und deffen Geficht und Hände ſchwarz find. In Anfehung der Haarfarbe, Körperumriffe und des ganzen Ausdruckes untericheidet es fih von den männlihen Drangs mit Backenſchwielen in dem Grade, daß ich an feiner fpecififchen Sdentität mit den 135 legten ziveifeln möchte. Ich bemerke dieß, weil irgend ein Unfall eintreten koͤnnte; follten aber die uͤbermachten Exem— plate lebendig oder todt nad) England gelangen, fo werden fie zu neuen Forfhungen anregen, und bei meinem nächften Ausfluge nad) Borneo werde ich mwahrfcheinlid im Stande fepn, die Frage, ob auf jener Inſel zwei cder drei befons dere Drang= Arten leben, vollftändig zu erledigen. (Annals and Magazine of nat. history. No. LV., March 1842.) Histetrteon Pathologifh anatomifhe Beobahtungen über parafitifhe Bildungen haben die Herren Müller und Rez— zius angeftelt und der K. Academie der Wiffenfchaften zu Berlin am 3 März diefes Jahres mitgetheitt Im Auguft 1841 unters fuchten jie einen Dorſch mit magerem Schwarze, der ſich, nad) der Ausfage der Fifcher, wegen Krankheit nicht zum Effen eignen follte. Der Sitz der Krankheit war die Schwimmblafe, in der ſich eine anfehniihe Menge einer gelblichen, fhmierigen, geruchloſen Materie fand. Unter dem Mikrofcope zeigte ſich diefe Materie fehr eigen» thuͤmlich, fie enthält naͤmlich Koͤrperchen von 0,00053 — 0,00063 Länge, welche in der Geftalt einer rippenlofen Navieula oder Agardh's Frustulia coffeaeformis gleihen. Sie beftanden aus zwei Schäl- den, welche in der Mitte durch eine Eörnige Subſtanz verbunden waren. Die Körperchen find anfangs ungefpalten, fpalten ſich dann der Länge nad) und find nun von einander abftehend und durch die granulöfe Subſtanz zufammengehalten: zulest ſcheinen fie fich ganz zu trennen. Sie bilden fih in Zellen, in denen mehrere zu= gleich angetroffen werden. Dadurch und durh den Mangel an Kiefelerde in ven Schälhen unterfcheiden fie fich vollends von den Naviculae und ähnlichen Snfuforien. Sie fcheinen mit den Pſoro— fpermien der Fiſche in eine eigene Abtheilung parafitifher, bloß vegetirender, organiſcher Bildungen von fpecififher Structur zu gehören. Ueber Snfuforienbildung hat Herr Profeffor Pur: Einje zu Breslau feine neueften Beobahtungen der Schleſiſchen Geſellſchaft mitgetheilt. Er hat im Verlaufe der warmen Jahres— zeit von Zeit zu Zeit Regenwaſſer aufgefangen und zur Snfuforienz bildung hingeſtellt. Bei länger anhaltendem feuchten Wetter ging die Bildung fehr fparlich vor ſich defto rafıher und mannidhfalti: ger bei trodener Witterung. Gewiffe Formen (zum Beifpiet Go— nien, Volvoces, Proteus u. |. w.) erfchienen nur zu gewiſ— fen Zeiten und in allen Infufionen zugleich, fo daß diefe Umftände entweder für befonderen Einfluß der Atmofphäre oder für Mittheis lung von Keimen aus bdenfelben fprechen möchten. Es drang Jich hierbei der Gedanke auf, daß es Epidemicen, vielleicht auch Ende: mieen ber Safuforienbildung geben möchte, Nefrolog. — Der durch feine für die Beförderung der Naturgefchichte jo ergiebigen Reifen bekannte fr. Admiral Dumont d'urville ift unter den Opfern des am 9. Mai erfolgten Uns glüds auf der Eifenbahn von Verſailles, fo vollftändig entftellt durch das Feuer, daß man nicht einmal feine Leiche hatte identificiren koͤnnen. Die Geographiſche Gefellfchaft zu Paris, deren Präfident Herr dV’Urville war, hatte mehrere ihrer Mitglieder beauftragt, Nachforſchungen anzuftellen, und unter diefen dachte Herr Dumouss tier, Profeffor der Pbrenologie, und der legten Expedition des Schiffes l’Astrolabe, unter Commando bes berühmten Seefahrers, für anthropologifhe Forfhungen beigegeben, daß es ihm möglich feyn werde, unter den auf dem Kirchhofe des Mont Parnaffe nies dergelegten Leichnamüberbteibfein die Refte des Herrn Dumont d'Urville an der gang eigenthämfichen Bildung feines Kopfes, den er mehrere Male abzuforımen Gelegenheit gehabt hatte, wicders zuerfennen, Und wirklich hat er unter den durch das Feuer gang entftellten Reften einen Schädel erkannt, an welchem faum nody einige Rappen hingen, und welcher, mit dem in feinem Beige bes findtichen Gypsabgufe verglichen, nicht den geringften Zweifel über die Identitaͤt diefer trauerhervorrufenden Ueberbleibfel geftattete, wodurch vachher aud noch die Erkennung der einen der Leichen herbeigeführt wurde, 187 138 Ge Ueber den Zuftand der Organe der auf der Ver: failler Eijenbahn am 7. Mai Verunglüdten. (Auszug aus einer von Magendie am 11. Mai im Collöge de France gehaltenen Vorlefung.) Herr Magendie hatte ſich im laufenden Halbjahre damit befhäftigt, den Einfluß der Hige auf die thierifche Deconomie darzuthun, und noch am 6. Mai hatte er, indem er den Wunſch zu erkennen gab, die Wirkungen verfolgen zu können, welche eine fo hohe Xemperatur, wie man fie durch die Dampfmafchine erhalten Eann, auf die Xhiere äußern Eönne, feine Abneigung ausgefprochen, Thiere einem fo traurigen Erperimente zu unterwerfen: als durch das fchred= lichſte Unglück diefe furhtbare Erfahrung an 60 bis 70 Menfhen gemacht wird! » Diefe Cataftrophe hat Herrn Magendie die traurige Beftätigung eines Theiles der Mefultate geliefert, zu welchen er gelangt war, indem er die Thiere in trodnen Wannen oder im Dampfe einer Temperatur von 1000 bis 120° ausſetzte. Der gelehrte Profeffor hat ſich felbft auf den Kirchhof Mont: Parnaffe begeben, um bafelbft einige vers kohlte Nefte der unglüdlichen Opfer zu holen und diefe feis nen Zuhörern vorzulegen. Während der ganzen Vorleſung waren Profeffor und Auditorium fihtlich fehr bewegt, fo daß Herr Magendie nicht einmal feine Unterfuhungen weiter verfolgen Eonnte, nachdem er die fhredlihen Wirkuns gen des Unglüdsfalles auseinandergefegt hatte. Um eine Vorftellung von der zerftörenden Veränderung zu geben, welche das Feuer auf die Gadaver ausgeübt hats te, wird die Angabe genügen, daß ein Chirurg, der fie fo in Stüden zufammengehäuft ſah, fich lebhaft darüber befchwer: te, daß man die Gadaver von Thieren mit denen der Men— ſchen confundirt habe; aber ein genaueres Eramen erwies ihm, daß dem nicht fo fen, und daß die Flamme auf diefe Weife alles menfhliche Anfehen vernichtet habe. Bon 31 Cadavern hatten nur 2 ihre untern Ertremis täten behalten, und bei diefen Individuen erhob ſich die Haut der Fußfohle als eine große Blaſe, welche fih in einem eins zigen Stüde losmahte. Diefe Wirkung hatte Herr Mar gendie fhon bei Thieren eintreten fehen, welche einer Tem⸗ peratur von 110° ausgefegt worden waren. Bon diefen 51 Gadavern hatten nur zwei ihre Schaͤ— del behalten; unter diefer Zahl mar der unglüdlibe Du—⸗ mont D’Urville; nur die Äußere Tafel feines Schädels war calcinirt: die diplo& und die innere Tafel waren un: verlegt. Bemerkenswerth ift die ungeheure Hirte des Schaͤ— dels diefes unglüdlihen Meltumfeglers. Bon allen übrigen Köpfen erifticte der Schädel nit mehr; die harte Hirnhaut zeigte eine der merkwuͤrdigſten Er— fheinungen; fie war zufammengefhnürt, der hornartigen Bes ſchaffenheit nahe kommend, auf die Baſis des Schaͤdels an— gelegt und die Maffe des Hirns auf eine fauſtgroße Wulſt teducirt. Die Haut zeigte diefelbe Erſcheinung; überall, mo fie nicht caleinirt war, mar fie ebenfalls zufammengefhnürt, bornartige und drüdt dicht auf bie Organe. Die Abdomis nalwandungen, durch die Gewalt der Spannung geplagt, ließ die Verdauungsorgane nah Außen treten; die Brufte wandungen, bei den meiften Individuen entfernt, ließen ebens falls Lunge und Herz bloß, welche alfo mit der Flamme in unmittelbare Berührung kamen. Der Körper eines prächtig gebauten Srauenzimmers, fo weit man dieß an den noch vorhandenen unförmlichen Reiten beurtheilen kann, war in feiner Haut fo zufammengefchnütt, wie es nie ein Gorfet hätte thun Eönnen. Die Haut, welde die unmittelbare Wirkung der Hige empfangen hatte, war ſchwarz und fhallte wie das Knochengewebe. Herr Ma: gendie hat die Bemerkung gemacht, daß alle mit Slanell bededte Theile faſt Feine Spur von Verbrennung an ſich frus gen; fie waren nur gehärtet. Bon den Frauen waren drei Schwangere, aber nur wenige Tage; andere waren in ihrer Menftrualperiode: man hat es erkannt an der Quantität Blut, weldes in dem Uteringemebe ftodte. Alte Cadaver zeigten die Eigenbeit, daß ihre untere Kinn— lade vollftändig verfohlt war; der Oberkiefer hatte viel wenis ger gelitten, die Zähne waren meiftens nur vorn verbrannt: das Email war im Allgemeinen weit beffer erhalten, als die Murzel. Die Zunge war duch ihre zufammengezogene Hülle etwas zuruͤckgezogen, gewefen und in Folge dieſer Zuruͤckzie⸗ hung war das Ocgan auf einen Eleinen im Hintergrunde des Mundes zufammengedrängten Hoͤcker reducirt; im Ins nern war das Drgan völlig gebaden. Bon den Knochen der Ertremitäten hat man faum eis nige erkennbare wiedergefunden. Die Ertremität eines femur war von Herrn Magendie mitgebracht; feine Gelenkflaͤche war unverlest, und die diaphysis des Knochens war, wie durch eine Eünftliche Arbeit, von dem Gelenkkopfe losgetrennt. Die innern Organe waren, je nachdem fie in unmit= telbarer oder mittelbarer Berührung mit der Flamme gewes fen, entweder verkohlt oder gebaden. Ein Stud verfohlter Runge, welches der Profeffor vorz (egte, war ſchwarz, hart wie Holz; ein Stuͤck einer andern Lunge, nur dur die mittelbare Wirkung ber Hitze aebafz Een, war ganz (ratatine) und glid dem Gewebe der Leber, mit Ausnahme der rothen Farbe, welche von dem in den Zellen ergoffenen Blute herrührte, wie man durd das Mi— Erofcop bemerken konnte. Sn allen Cadavern waren bie Lungen fammt dem Herie dicht am die hintere Wand der Bruft gelegt, in Folge der Mes traction der pleura und der eigenen Membron diefer Drgane. Das Herz war gebaden, zu einem fehr Kleinen Volum reducirt und mit nicht coagulirtem Blute gefüllt, aber wahr— haft gekocht, mie es in einer Wurſt ift; bie Farbe diefes Blutes und deffen, was in den Gefäßen gefammelt worden, war diefelbe, wie die der Lunge. Die Leber zeigt eine aͤußere trodene, harte und ſchal— lende Schicht ; das Innere war gekocht, und man nahm das 139 ran zwei Arten von Granulation wahr, Die Winde der vers bornten Daͤrme waren eine an die andere geklebt; die ganze Inteftinalmaffe war auf ein fehr Eleines Volum reducirt; bei einigen Subjecten enthielten die Därme unverfehrten Darmkoth. Das Hirn war von allen Organen dasjenige, welches am wenigiten von feiner Feuchtigkeit verloren hatte. Das Wenige, was man von Musfeifleifh wiedergefun— den hat, war zum Theil in duͤnne Fafernfäden reducirt wie Hanf und ifolirt durch Verſchwinden des Zellgewebes, zum Theil caleiniet und faſt unkenntlich. Die Zwiſchengelenk— Enorpel warın zufammengefhnürt, (ratatine) und troden. Herr Magendie zeigte einen tendo Achillis, durch) feinen obern Theil am Muskellappen befeftigt; oben war er noch von einer gewiffen Dide, unten war er auf die Di- menfion einer Nabenfeder reducirt; zeigte das Anfehen von durchſichtiger gelatina, in eine große Scheide eingefhloffen. Bei fait allen Männern waren die Geſchlechtstheile fo vollſtaͤndig verſchwunden daß es der genauften Nachforſchun— gen der Herren Amuſſat und Magendie bedurfte, um das Geſchlecht zu beftimmen. Bei einigen Sadavern hat man penis und die Hoden gefunden; dieſe leßteren, wie alle von einer faferigen Haut umEleidete Organe, waren in: nerlich nur gekocht, aͤußerlich verhornt, (ratatine) und zu: rücgezogen. Ebenſo verhielt e8 fih mit dem penis. Das Blut der corp. cavernosa hatte feine röthlibe Farbe be- halten; die Saamenbläschen waren leer; die prostata ge: kocht; bei den Frauen dagegen hatte der uterus, von dem Becken geſchuͤtzt, fein natürliches Anſehen behalten. Afo alle Störungen reduciren fih auf zwei Hauptab— theilungen und bilden eine Art von allgemeiner patholoyifcher Anatomie diefer verfchiedenen Gewebe, die einer übermäßigen Hise ausgefegt waren: 1) Retraction der fibröfen Membra: nen, Verhornung, (ratatinement) und zugleih Beſchuͤtzung der eingeichloffenen Organe; 2) Verfohlung unmittelbar mit der Flamme in Berührung gemefener Theile, Kochung und völlige Austrocknung der tiefer gelegenen Theile, Man kann fagen, daß niemals fo furchtbare Verletzun— gen fo plögli und in fo großem Maaße hervorgebracht wor— den find; die fhredlichiten Feuersbrünfte, alle Scheiterhaufen des Alterthums und der neuern Zeit bieten Fein analoges Beifpiel As Augenzeuge müffen wir zu allen ſchrecklichen Ein: zelnheiten, welche der Profeffor mitgetheilt hat, noch hinzu: fügen, daß man gewiffermafen die verfchiedenen Grade der Todesqualen, welche die Opfer haben ertragen müffen, an den verfchiedenen Graben der pathologifchen Veränderungen, welche ihre Organe darboten und an den furdtbaren Stel: lungen, welche ihre Glieder angenommen und behalten hat— ten, verfolgen Fann. Herr Magendie hat fih vorgenommen, auh bie Verlegungen an den in der Morgue befindlichen Individuen, von melden man Annimmt, daß fie durch Aſphyxie umge: kommen find, und an den noch lebenden Individuen, welche den Wirkungen der trodnen oder naffen Hitze ausgeſetzt ge: weſen find, ebenfalls zu fudiren, Was er darüber vortra— gen wird, foll mitgetheilt erden. 140 Ueber albuminuria oder die Brightfhe Krankheit. Von Dr. Graves. Es fcheint mir ſehr zweifelhaft, daß die Theorie diefer Krankheit, wie fie von Bright, Chriftifon, Rayer und Anderen gegeben worden, mit der täglichen Erfahrung übereinftimmt. Die leßte, vollftändigfte Abhandlung, mit einer großen Anzahl von Fällen, ift von Rayer, ſcheint mir aber nicht immer richtig. Ohne die Genauigkeit der Beobahtungen bezweifeln zu wollen, muß ich doch gegen einige Schlüffe protcftiren: Der eigentliche Zweck feines Werkes ift, nachzuweiſen, daß manche Symptome von einer Veränderung der Nierenftructur herruͤhren, welche er als albuminofe Nephritis bezeichnet. Die Nefultate der patholos gifhen Anatomie follten immer beftimmt und £lar feyn. Der Nutzen wird ſehr zweifelhaft, wenn wir die Erſcheinungen in einem Organe richt durch den Sectionsbefund, fondern durch die Symptome mährend des Lebens beweifen wollen. Es ift verkehrt, die Structurveränderungen durch die Sym— ptome, anftatt die Symptome durdy die Structurverändes tungen erklären zu wollen. Mayer ift in diefen Fehler vers fallen, indem er fagt: „Es giebt mehrere auffallende Aehn— lichEeiten zwifchen der gewöhnlichen Nephritis und ber albu— minöfen Nephritis; beide weeden auf gleiche Weiſe durch Kälte und Feuchtigkeit veranlaft. In dem acuten Stadium find fie in jeder Beziehung einander gleich, mit Ausnahme der Eiterung, welche bei der albuminöfen Nephritis faft nie= mals vorkommt. Es find beide von Injection, Anſchwel— lung, gelber Färbung der Subftanz ıc. begleitet. Bei der chroniſchen Form find die Veränderungen fo aͤhnlich, daß ohne befondere Umftände, die man während des Verlaufs der Krankheit bemerkt, ohne Worhandenfenn oder Mangel der hydropiſchen Ergiefung und des Eiweißgehaltes des Urins, es unmöglidy feyn würde, eine Krankheit von der andern zu unterfcheiden”. ine andere Stelle fiheint einen ganz anderen Schluß zuzulaffen, als den Raper zieht, wenn er fagt: „Aber auf der anderen Seite giebt e8 zwei ſehr unähnlihe Puncte, wodurch beide Krankheitszuftände von einander unterfchieden werden; einer der bemerkenswer— theften ift ohne Zweifel der auffallende Einfluß, welchen Krankheiten der Harnröhre, der Harnblafe, der prostata, des Ureters und des Nierenbeckens auf Entwickelung einfa= cher Mephritis haben, während fie für die Entftchung der albuminöfen Nephritis wenig oder gar Feine Bedeutung zu haben ſcheinen.“ Hiernach fcheint es, als wenn dad ana— tomifhe Meffer eigentlich Feine Unterfchiede zwifchen der ges wöhnlichen und der albuminöfen Nephritis nachweifen Eönne, fo daß der Unterfchied ganz zweifelhaft wird, um fo mehr, ald Rayer auch angiebt, daß, menn diefe Nierenverändes rung aus localen Urfahen entitehe, diefelbe ohne Veraͤnde— tung vorkomme. Führt eine gefunde Logik hierdurch nicht zu dem Schluffe: daß, wenn folche Veränderungen im Urine ffattfinden, Ddiefelben jedenfalls eine andere Urfache haben müffen, als die Nierenentartung? Diefe Vermuthung fin: det ihre Beſtaͤtigung darin, daß Bright und Andere ala Urfache der Veränderungen im Urine (welche Veränderungen 141 bei acuter und chronifcher Albuminurie faft identifh find) Mierenentartungen aufgeführt haben, welche ſich fehr ftare von einander unterfcheiden. Bei acuter Albuminurie ift im Allgemeinen der Urin nicht fehr verändert; aber er ift mit Eiweiß Üüberladen und bisweilen durch die fürbenden Beftandtheile des Blutes tin— girt, während bei chronifcher Albuminurie die albuminöfe Beimiihung fortdauert, während fein fpecififihes Gewicht vermindert wird und die Quantität des Harnfloffes und der Salze fi) verändert. Bei beiden ift indeß die Hauptvers fhirdenheit die Gegenwart des Eiweißes; diefe foll conftant ſeyn, und dennoch finder fih, daß, wenn wir die Veraͤnde— tungen der Nieren vom Anfange bis zum Ende der Krank: beit betrachten, dieſelben fo auffallend voneinander vers ſchieden find, daß es aͤußerſt fchwierig, wo nicht unmöglich wird, diefelbe Veränderung des Secretes den verfchidenften, ja den widerfprechendjten Veränderungen in den Secretions— organen zuzufchreiben. Rayer befchreibt ſechs Formen; bei der erften ift Umfang und Gewicht der Niere beträchtlich vermehrt, von 4 bis zu 8 oder 12 Ungen; fie find con— filtenter, jedoch nicht verhaͤrtet; die Oberfläche ift geröthet und roch gefledt; die Anfchwellung rührt von Anſchwellung der Rindenſubſtanz her, mit einer Menge rother Flede, welche, nah Mayer, von den ſtark injicirten Malpighifchen Körperchen herruͤhren. Die Nöhrenfubftanz ift dunkler und weniger auffallend geftreift, als im gefunden Zuſtande; die Schleimhaut des Nierenbedens und der Nierenkelche ift bis: weilen injicirt und zeigt Gefäßveräftelungen. Die fechste Form entfpriht der dritten von Bright, und dabei ift das Organ bisweilen länger, aber oft Eleiner, als im gefunden Zuftande, hart und mehr oder weniger unregelmäßig fnotig; e8 find wenig oder gar feine Flecke oder Granulationen auf der Dberfliche zu bemerken; eine gewiffe Anzahl derfelben findet man jedob auf der Durchſchnittsflaͤche der Gorticale ſubſtanz. Die Oberflaͤche der Nieren ift verhärtet, zufams mengezogen, höderig und zeigt, obwohl gefprenfelt und mit Eleinen Erhabenheiten verfehen, doch nicht die urfprüngliche Brighli'ſche Granulation. In mandben Fällen muß man gefteben, daß die anatomifhe Form der Krankheit fo außerordentlih aͤhnlich derjeni: gen ift, welbe man nah einfaher hronifher Nephritis beobachtet, daf es kaum möglich ift, die Unterfcheidung zu machen, wenn man nidt auf die Erfheinungen während des Lebens Ruͤckſicht nimmt! Bei diefem vorgefbrittenen Stadium der Krankheit ift die umhüllende Haut der Nieren faſt immer verdickt, menigftens ftellenweife, auch hängt fie feft an. Mer aber irgend Nieren von fo verſchiedenen Structurs verhältniffen forgfältig unterfuht, wird immer große Schwie: tigkeit haben zu glauben, daß beide ein und diefelbe Wir— fung haben und beide zur Erfcheinung des Eiweißes im Urine Veranlaffung geben. Ich Eann bier auf mehrere Puncte, im denen ich von Rayer abweichen muß, nicht eingehen; aber eine Behaup— tung iſt zu auffallend in Miderfpruch mit den Thatfachen, als daß ich fie mit Stillfhweigen übergehen Eönnte. Indem 142 er verfucht, die Diagnofe zwiſchen Wafferfucht von Herz: Eranfheit und von albuminöfer Nephritis feftzuftellen, fagt er, daß die Wafferergießung bei Herzerankheiten gewöhnlich in den unteren Ertremitäten beginne und fi nah Oben ausbreite, mwährend die Wafferfuht von Nierenkrankheit oft äuerft im Gefichte bemerkt werde, Meine eigene Erfahrung, fo wie die von Adams und von Corvifart, lehrt, daß bei Wafferfuht von Herzkrankheit der gewoͤhnlichſte Sitz der erften Ödematöfen Anſchwellung Gefiht, Hals und Oberer: tremitäten fen. Aber die Lehre von Mayer, melde fich aus allgemeinen Gründen widerlegen läßt, hält ſich auch nicht gegen die Erfahrung, da die ganze Baſis feiner Theorie fält, wenn wir in einem einzigen alle finden, daß die Nisrenftructur auf die von ihm befchriebene MWeife auffallend verändert ift bei einem Patienten, welder während des Le— bens Eeing der Merkmale, welche er für die Krankheit an— führt, gezeigt hat. Solche Zälle find aber von mir und von Anderen bereits befchrieben; der folgende, vor Kurzem im Meath - Hospital vorgefommene, Fall ift aber zu merkwürdig, als daß er nicht angeführt werden müßte. Es fand fich bei der auffallendften Structurveränderung, welche der albuminöfen Nephritis entſprach, der Urin normal, oder wenigftens ganz frei von albuminöfer Beimiſchung. Gonnell, funfjig Jahre alt, wurde im Juni 1841, wegen einer Herzkrankheit und Phthiſis, begleitit von as- cites und oedema pedum, aufgenommen. Der Urin wurde ſechs Mal bis zu dem, einen Monat fpäter erfol— genden Tod unterfucht. Niemals zeigte ſich die mindefte Spur von Eiweiß, und denned) fand fich bei der Section folgender Zuftand der Nieren: Die rechte Niere war von normaler Größe, blaß, und ihre einzelnen Theile ſchienen zu einer Structur von blaffem, förnigem Auefehen gemiſcht; die linke Niere war außerordentlich klein und in der Mitte, in Form einer Sanduhr, zufammengezogen, hart, leicht aus der Gapfel zu löfen, mit einer rauhen, unregelmäßigen und fnotigen Oberflähe; ein vortrefflihes Beifpiel von Bright's Isgtem Stadium, — Ich habe diefe Nieren der pathologi: fhen Gefellfchaft vorgelegt. Im derfelben Sitzung zeigte Dr. Cathcart Lees die Nieren eines Kindes von ferophus löfem Ausfehen, deffen Urin in hohem Grade albuminds gewefen war, während die Nieren in jeder Beziehung nor: mal erfchienen. Findet man nun biernah, daß Bright'ſche Nieren ohne albuminöfen Urin und albuminöfer Urin ohne Bright: fhe Nieren vorkommen, fo wird die Hypotheſe fehr Schwan kend, ‚daß die Mierenyeränderung mit dem Vorkommen des Eiweißes im Urin verbunden ſey. Diefer Streitpunct ift aber nicht bloß von theoretifcher, fondern auch von practifcher Wichtigkeit. Dr. Bright fagt nämlih, Seite 70 im er: ften Bande feinee Medical Cases. daß bei Wafferfuht mit eimweißhaltigem Urine kein Duedfilber gegeben werden dürfe, Dieß widerfpricht meiner Erfahrung, indem ich meb: tere ſolche Fülle erfolgeeib mit Mercur behandelt hade. (Dublin Journal. Jan. 1842.) 143 Ueber neuralgia facialis fagt Dr. Allnatt in einer Eleinen Brochuͤre, daß er das Leiden zwar für ein locales halte, welches an jeder Stelle des Körpers, wo graue oder Ganglienfafern hingelangen, entitehen Eönne, deffen Selegenheitsurfahe aber, eine entfernte, gewöhnlich in einer Vers änderung der VBerdauungsthätigkeit liege, fo daß diefe locale Krank: beit nicht durch topiiche, fondern duch allgemeine Mittel bekämpft werden mülle. Er fagt: L „Die Sadicationen, welche bei der Behandlung des tic dou- ureux zu erfüllen find, beftehen darin, daß die Reizung der Bauheingeweide und, bei langdauernden Fällen, die dadurch her— beigeführte Hyperämie gehoben werde. Dazu habe ich den reiche lihen Gebraug von Abführmitteln von unfehlbarer Wirkfamkeit gefunden, Und vor allen andern Mitteln gebe ich einer Eleinen Quantität Crotonöl, mit einem ſtoma hhiſchen Abführmittel in Pils tenform, den Vorzug. „Bei plethorifhen Anlagen, und wenn das Allgemeinbefinden noch nicht durch langdauernde Leiden beeinträchtigt ift, muß man ruhig bei diefem Gebrauche der Abführmittel beharren; es muß au Ende geführt werden, das heißt, der Kranke muß unter dem Erler der Abführmittel bleiben, bis der Schmerz gang befei= tigt i „Die Diät muß auf das Sorgfältiafte regulirt werden; fie beftehe aus leichter, nahrhafter Koit; alles ſchwer Verdauliche ift zu vermeiden, und alle erregenden fpiricuöfen und gegohrenen Ger tränfe find volliommen zu unterfagen. „Bewegung in freier Luft ift vor Allem münfchenswerth, da fie die Girculation in's Gleichgewicht fest, und zwar nicht die Ber wegung eines gleihmäßig fertrollenden Wagens, fondern ein tüd- tiger Spaziergang bis zum Warmwerden, oder noch beffer, ein Ritt. „Durch diefe Mittel, und durdy diefe allein, ift es mir ge— lungen, veraltere Fälle von tie douloureux in acht Zagen zu bes ben, welde Monate und Jahre lang jeder anderen Behandlungs: weife mwiderftanden hatten. „Nimmt man aber an, daß ein fchwaches und zartes Frauens zimmer mit Anämie an tie douloureux leide, bei welcher die Ute: rusthätigkeit unregelmäßig und die Krankheit mit Hpfterie und ans dern Reiszuftänden verbunden ift, fo muß das Purgiren nur fehr vorfihtig und mit einfachen Eleinen Dofen angewendet werden, und man muß, nad Bedürfnig, mit ammonium, Eifen, £ittern und beruhigenden Mitteln 2c. abwechfeln. In diefen Fällen ift das Chis nin und Eifenorydul vom beften Erfolge. „Die Frage: ob tie douloureux bleibend geheilt werden koͤnne? beantworte ih, im Widerfpruche mit unferen eriten Autoritäten: ja! eben fo fiher und bleibend, als irgend eine andere Krankheit des menfhlihen Körpers. Ich möchte Diejenigen, welche bieran zweifeln, fragen: ob fie dabei an Hyſterie, anhaltende Fieber, chroniſche Hepatitis, Convulfionen oder irgend eine andere Kranke beit denken. welche wir heilen, ohne dadurch die Patienten big zu ihrem Lebensende hin vor neuen Anfällen derfelben Krankheit voll— kommen zu fihern. Gleiche Urſachen werden die Krankheit, mie das erfte Mal, fo auch fpäter hervorrufen Fönnen; wirft man aber gegen die Wurzel des Uebels und verliert man nit die Zeit durh unnüße topifhe Behandlungen, fo ift der tic douloureux eine Krankheit, welche fogar ungewöhnlich fchnell geheilt wers den Fann. 144 Miscellen Die Erfhütterung, welde die Perfonen im In nern der Wagen durch das plöglidhe Anhalten dere felben bei dem Unfalle auf der Berfailler Eifenbahn erlitten baben, war natürlich fehr groß und hatte die verſchie— denften Wirkungen zur Folge. Abgefehen von der kürzere oder längere Zeit anhaltenden Bejinnungslofigkeit, wodurch fie meift ats Ber Stand gefegt waren, über das, was mit ihnen vorgegangen, Rechenſchaft zu geben, traten einige ſehr fonderbare Erſcheinungen ein. Die auffallendfte war ein dringendes Bedürfniß, zu uriniren und das Vermögen, dicß zu vollbringen. Herr Berard hat auf dem Bahnhofe einen Bleffirten gefehen, der aljobald nad) Paris gefhafft war. Kaum war er in dem Wartefaale angelangt, als er ſich über das Beduͤrfniß, den Urin zu laffen, beklagte, als das allergrößte Leiden. Und doch litt diefer Menſch, der nach dem Höpital Necker gebracht wurde, an Kractur des Unterfiefers, hatte 8 bis 10 Vorberzähne eingebüßt, mehrere Rippen gebrochen; am rehten Beine iſt eine fractura cemminutiva mit einer entfpree chenden Wunde der aͤußern Bedeckungen, und Schenkel und Bein derfelben Seite, fowie der untere Fuß und der linfe Dinterbaden, find furchtbar verbrannt. — Dicfelbe Empfindung des Harndräns gens hat ſich bei mehrern andern Verwunderen aczeigt, unter ans deren bei zwei Schweftern, weiche in den Saal Sainte Marie aufs genommen find: bei der einen war der Drang fo heftig, daß fie Herrn Nelaton bat, den Gatheter anzuwenden, um ihr Erleich— terung zu verfhaffen. Inzwiſchen hatte der Gatheterismus nur einige Tropfen Urin zur Folge. Einen Sallvon Mollusceum contagiosum, melder zu den im vorigen Bande No. 441 ©. 9 mitgetheilten Fällen hin— zuzufügen ift, bat Herr W. TZurnbull in dem Edinburgh med. and surg. Journ. Oct. 1841 befchrieben. Bei einem großen, ma— aern, brünetten Manne war der größte Theil des Körpers mit Knötdjen von allen Größen bededt, unter denen 3 oder 4 fogar die Größe einer Drange hatten. Die übrige Haut fchien normal, außer in den Handflaͤchen und Fußfohlen, wo fie troden und brüs big war. Die Gefhmülfte waren fämmtlich dunkel mabagonibraun, einige mit dünnen Gruften bedeckt, was immer der Vorläufer der Ulceration war; fie waren teft, meiftens rund oder etwas länglich; einiae ragten 1 bis 2 Zoll über der Hautflache hervor; fie faßen oberflächlich, beweglich, nur 3 oder 4 tiefer unter der Haut. Eis nige waren an der Bafis entzündet und wurden abaeftoßen, ane dere ulcerirten, und am rechten Schenkel waren 2 große Geſchwüre. Nach Abftogung der Knoten blieb Eein Eindrud zurüd. Schmerz war nicht zugegen, das Juden aber fehr Läftig. Seit 4 Monaten batten fie die Zahl von 200 erreicht 53 e8 brachen aber immer neue bervor, während die Oberlippe bereit wieder frei war, Die Vers dauung war etwas geftört, Seit feiner Kindheit hatte Patient Flehten, und diefe waren im Sommer nad) dem Gebraude des Seebads verfhmwunden, morauf im Herbfte diefe Gefhwülfte her⸗ vorbradhen. Die verfchiedenften Arzneimittel blieben ohne Erfolg. Durch caustica und durch die Ligatur wurden fie leicht entfernt, und das causticum veranlaßte Eeinen Schmerz, fondern nur ein Gefühl von Wärme. Die Gefhwüre am Beine breiteten fich ime mer mehr aus, fonderten fehr ſtark ab und das Allgemeinbefinden wurde immer übler, bis der Zod ctwa im neunten Monate des Uebels eintrat. Eine erbliche Krankheitsanlage war nicht nachzu— weiſen. Bibliographische Neuigkeiten Rudiments of Physiology in three Parts. Part I. On Orga- nism, Part Il, On Life as manifested in Irritation. Part III. On Life as manifested in Sensation and in Thought. By the late John Fletcher., With Biographical Memoir of the Au- thor. By Robert Lewins, MD. London 1842., 8. Wüthering’s British Plants; corrected and condensed; preceded by Instructions adapted for Persons commencing the Study of Botany. By W. Macgillivray etc. 5. Edition. London 1842. 12. Histoire medico-legale des cicatrices, ouvrage couronn& etc. Par M. Malle, Chirurgien-Major, Professeur etc. a ’Hopi- tal militaire d’instruction de Strasbourg etc. Paris 1842. 8. Pathology, founded upon Anatomy and Physiology. By Alexan- der Walker. 24 edition. London 1842. 8. — — | Menue Notizen auddem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, sefammelt und mitgerheilt von dem Ober» Medicinalramhe Froriepgzu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. Ne. 412. (Nr. 10. des XXII. Bandes.) Mai 1842. Gedrudt im Landes -Induftries Somptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. BR Sfizze von dem gegenwärtigen Zuftande der An: thropologie oder Naturgejchichte des Menfchen. Von W. F. Edwarde, Mitglied des Inſtituts. Wenn die Naturgefhichte des Menfhen feit Sahrhunderten als eine eigene Wiſſenſchaft ftudirt worden wäre, fo würde fie ſich bereits auf einer weit hoͤhern Stufe befinden. Jenes ift jedoch erft feit Kurzem gefchehen, indem man fie bis dahin unter dem Namen Anthropologie als einen Zweig der Phyfiologie behandelte. Ihren araenwärtigen Zuftand zu bezeichnen, ift nun der Zweck dieſer Zeilen. Die Anthropologie umfaßt die Kenntniß des Menſchen, ſowohl in phyſiſcher als geiſtiger Beziehung. Auf der einen Seite graͤnzt fie an die Phyſik, auf der andern an die Metaphyſik. Daß fie in erfterer Beziehung erft unlängft felbitftändig auftreten Fonnte, er: klaͤrt fich fchon daraus, daß fie mit der Phyſiologie, die felbft eine ganz neue Wiſſenſchaft ift, fo innig zufammenbängt. Die Naturgefchichte des Menfchen zerfällt in zwei Haupttheile, den allgemeinen, welcher die ganze Menſchheit, und den befons dern, welcher die Varietäten des Menfchengefchlehts zum Gegen: ftande hat. Der erfte Theil ift zuerft ftudirt worden, und dieß geht ganz natürlicy zu, da man überall, wo fih Menfchen vorfinden, Kor« ſchungen über fie anftellen kann, während man, um die Varietäten zu ftudiren, große Reifen machen muß. An den Propyläen diefer Wiſſenſchaft ftehen zwei berühmte Männer, Buffon und Kant: von dem Einen befigen wir eine Naturgefhichre des Menfchen, von dem Andern eine Anthropologie. Beide Werke geben von ge= meinfcaftlichen Grundlagen aus, behandeln aber ihren Gegenftand in verfchiedenen Richtungen, indem ſich das eine mehr der phyfi: fen, das andere mehr der aciffigen Seite zuwendet. Buffon mußte, als Naturforscher, das Körperliche vorzugsweiſe beruͤckſich— tigen, wiewohl er das Geiltige keineswegs ganz zurückſtehen lich. Er überfab nicht, daß der Menfch eine Zufammenfegung aus Mar terie und Geift ift, und daß bei Vernahläffiaung des letztern Be— ftandtheild gerade der characteriftifchfte Theil des Menfchen, dem er feine aroße Weberlenenbeit verdanft, leer ausgehen würde, Zur vörderft fehilderte er alfo den Menfchen nach feinen phyſiſchen Kenn— zeichen und Eigenthümlichkeiten und entwarf bierauf von deffen Seelenkraͤften ein fo gründlich und geiftreich aufgefaßtes Bild, wie es dor ihm noch Erin Naturforfcher gefcbaffen hatte. Ein bemerfensmwertber Umftand ift, daß diefer geniale und tiefe, dabei auch fo kuͤhne Korfcher, welcher in feinen Eonceptionen N°. 1572, — un de— das Gebiet des poſitiven Wiſſens oftmals uͤberſchritt, in jenem Werke die hoͤchſte Maͤßigung und Nuͤchternheit an den Zag legte, ſich von allem Syitematifiren fern hielt und nirgends den Pfad der Erfahrung verließ, während er zugleich die ausgefprodenen That— ſachen in einer hoͤchſt poetiſchen Sprade vortrug, fo daß fein Wirt für alle Zeiten als ein Mufterbild daftıhen wird. Shm folgte ein nicht weniger hohbigabter Mann: Kant, wel: chem kein Gebiet des menschlichen Wiſſens fremd war, der ſich je— doch durch fein vorherrfchendes Abftractionevermögen auf die Scite der Metophyſik neigte, ſchuf eine Antbrepologie, in der die Ver: ftandsichre die Hauptrolle fpielt. Indeß berücdfichtigte er auch das Körperliche, da er von den äußern und irrern Einnen, fo wie den Temperamenten handelt und fogar vom Ptyſiſchen auf das Gei— ftige fließt; wobei jedoh Alles, was ſich auf die Neigungen, Sympathieen, Leidenfhaften, Intelligenz und feleft die krankhaften Veränderungen der Affecte und ariftigen Kräfte bezieht, von ikm mit entfchiedener Vorliebe und vorzüglidem Zalente behandelt ward. : Alsdann verfuchten fich faft aleichzeitig zwei fehr hervorragende Geifter auf diefem Felde und brachen in der Antbrepologie eine ganz neue Bahn. Beide ftrebten demfelben Ziele zu, indem fie die Beziehungen des Phyfifhen zum Geiſtigen zu erforfchen bemüht waren ; allein es befolate dabei jeder feine befondere Methode. Cabanis, Mitglied der Academie der moralifen und politifchen Wiffenfhaften, widmete fi diefem Studium mit Entbufiasmus und erregte durch feine erften Arbeiten dirfer Art große Auimerks famEeit. Er forfchte dem Verhättniffe zwiſchen Körper und Geift in der ganzen Organifation des Menfchen, in allen feinen Functio= nen nach; Gall dagegen unterfuchte denfelben Gegenftand aus ei— nem andern Gefihtepuncte und von weniger umfafjenden Grundla— gen ausgehend. Er nahm an, unfere Affecte und aeiftiaen Thätig— feiten feyen ledigiih vom Nervenſyſteme abhängig; und da tag Gehirn der Mittelpunct ift, dem unfere Empfindursen zuftrömen und von welchem alle willfübrliche Beftimmunaen ausgeben, fo be: bauptete er, die Empfindungen und Intelliaenz ftänden zu diefem Organe in einem feften Verbältniffe. Es ſchien ihm wahrſcheinlich, daß diefe Eigenfchaften je nad der Entwicdelung und den Modifi— cationen des Gehirns, Verſchiedenheiten darböten, und dafi das era- nium, deffen Form durch die des Gehirns bedinat fey, die Abwei— ungen in der Geftalt und dem Umfange des legtern Außerlich ers fennbar madje. Er unterfuchte demnach die Unterfciede, melde die Köpfe der Menſchen, je nach den darin vorberrfchenden geiftiaen Kräften oder Anlagen darboten, mit der arößten Genouigkeit und widmete fein ganzes Leben der mweitern Prüfung und Richtung der von ihm in diefer Beziehung ermittelten Refultate. 10 147 An Spurzheim fand er bald einen tüchtigen Schüler unb Gehülfen, der die Anatomie des Gehirns um cin Bedeutendes weis ter förderte. Um unfere geiftigen Anlagen und Kräfte genau dar— zulegen, mußte er eine Philofophie ſchaffen, und die feinige hat mit der der ſchottiſchen Schule die größte Aehnlichkeit. Sein Sy— ftem verräth unftreitig viel Talent; indeß haben fidy bie jegt erſt wenige Geifter eriten Ranges günftig über daſſelbe ausgefprochen, und zwar aus folgenden Gründen, Es fehle dem Syiteme, wie richtig dajfelbe auch fonft feyn mag, nod immer an der gehörigen will.nfhaftlihen Begründung. Die Beweismittel, welye Spurzheim und dejfen Anyanger für tie Wahrheit ihrer Lehre vorbringen, find keineswegs ausreichend. Um ſich von deren Werth zu überzeugen, muß Seder immer wieder von vorn anfangen und Alles feloft prüfen, mas langmierig und ſchwierig iſt; denn an die Abweichungen in der Form des Schädels und in den geiftigen Anlagen läßt jih Fein fefter Maaßſtab legen, daher auch das Urtheil darüber oft ſchwankend und unjicher aus: fallen muß. Zur Begründung einer vollen Ueberzeugung waren weitläuftige ſtatiſtiſche Arbeiten nöthig, an denen es bisjegt gebrach. Dagegen verlange man von einer ächten Wiſſenſchaft, daß fie ſich fo demonfteiren laffe, daß aud der Ungläudigite ſich von deren Wahrheit überzeugen, oder nöchigenfalls durch Wiederhoiung ber Verſuche, auf die jie ſich gründer, diefe fihere Ueberzeuaung im volen Maaße veriihaffen Eonne. Das hier Gefagte beweiſ't übri: gens nicht gegen die Wahrh:it des fraglihen Syſtems, fondern nur, daß daffeibe ſich noch nicht zu dem Range einer Wiffenfchaft erhoben hat. Demungeahtet haben Gall und Spurzheim unfer Wiffen in Betreff des Menſchen wefentiih erweitert, indem fie theils die Anatomie des Gehiras in vielfaher Beziehung weiter ausgebildet, theils über die Kormen und die Bedeutung des Gehirns und Schaͤ— dels viel neues Licht verbreitet haben. Kerner ift durch ihre Ber muhungen und populäre Darftellungsiweife die Erfenntniß der vers fhiedenen aciftigen Kräfte des Menfchen bedeutend weiter gefördert und dem Publicum in den weiteiten Kreifen zugänglid geworden. Somit hätten wir der ausgezeichnetften Forſcher gedacht, wel- che fih nur mit dem allgemeinen Theil der Anthropologie, namlich oem, der fih auf die ganze Menſchenſpecies bezieht, beſchaͤftigt ba= ben. Sind ihrer audy nur wenige, fo ift doch deren Berühmtheit um deſto größer. Wir wollen nun den Menſchen nah feinen Varietäten bes traten. Auch derjenige Gelehrte, welcher das Studium diefes Theile zuerft angeregt hat, gehört zu den hochbegabten Geiftern. Blu: menbad maächte ſich's zur Aufgabe, die Hauptvaristäten der Men: ſchenſpecies zu ermitteln und deren Kennzeichen auf feſte Grundla— aen zurüfzuführen Er fand dielelben in den ofteologifchen Cha— racteren des Kopfes. Auf dieſe Weile unterfchied er fünf Haupt: menfcenracen. Die erfte bewohnt ganz Europa und Weſtaſien; er nannte fie die caucafifhe, Die zweite ift über den ganzen Theil von Ajien verbreitet, der öftlih von einer Linie Liegt, die man jich mitten zwiſchen den beiden oftindifchen Dalbinfeln gegen Norden durch den Welttheil gezogen denkt. Diefer ganzen Bevoͤl— terung lind gemeinfchaftliche Charactere eigen, wel te im Mongelen ihren Hoͤhepunct erreichen, und deghalk nannte Blumenbad dire Race die mongoliſche. Die dritte wird durdy die Malaien repräfentirt, welche einen Theil von Dinterindien und faft alle afiar tiſchen Infeln einnehmen. Die vierte oder die Negerrace ber wohnt den arößten Theil von Africa, und die fünfte umfaßt die americanifhen Menfchenftämme. Faſt alle dieſe Varietäten könnte man auch nach der Hautfarbe &aracterifiren, und die erfte die weiße, die zweite und dritte die gelben, die vierte die ſchwarze und die fünfte die rothe nennen. Blumenbac bat fih darauf befchränkt die genauen phyſi— Shen Kennzeichen diefer fünf Hawvtracen darzulegen, fo dag man fie daran fo genau erfenren Eonnte, wie verfchiedenartige Thier— fpecies. Dieß war eine Hauprbedingung; denn eine Befchreibung und Glafiificatien, welche nicht genau genug gewefen wäre, um die Varietaͤten unter allen Umftänden feftzuftellen, hätte Feinen miffen: 148 ſchaftlichen Werth gehabt, würde unfere Kenntniffe in keiner gedies genen Weife erweitert haben. Dieß Leuchter von felbft ein; wir mujfen aber dennoch befonders darauf hinmeifen, weil die ung hier bejgäftigende Wiſſenſchaft fait lediglich darauf beruht. Herr Laurence hat in feinen Vorlefungen über die-Naturs geſchichte des Menfhen die von Blumenbacd eröffnete Bahn vers folgt und die Wiffenfchaft mit vielen intereffanten Thatſachen in Betreff der menfchlichen Anatomie und Phyfiologie bereichert. Meh— tere, übrigens fehr ichägbare, deutſche Forſcher, welhein Blumens bach's Zußtapfen traten, aber unfırn Kenntniffen nicht viel Neues binzufügten, übergehe ich mit Stillſchweigen. Sie fallen mit in die erfte Epoche diefer Wilfenfhaft, wo diefe fidy mit der Kennt= niß der Hauptvarietäten der Menfchenfpecies begnügte. Aus dem obigen Furgen Abriffe von Blumenbadh’s Lehre erfieht man, daß cr nur wenige Menfchenracen annahm, von denen jede gewilfermaßen ihren eignen Welttheil bewohne, fo daß «8 eben foviel HDauptvarietäten der Menſchenſpecies als Welttheile gäbe. Dieß wurden die größten Abtbeilungen feyn, in die ſich die Species zerfällen liege, und wenn man bei denfelben ftehen bleiben müßte, würde damit wenig gewonnen fiyn. Die jeder diefer Varietäten angehörınden Nationen jind fo zahlreich, daß eine weitere Theilung unumgaͤnglich nöthig ift. Cuvier fah ein, daß die meiften Varietäten Blumenbach's ale Gruppen verfchiedener, aber einander nahe ftehender Racen zu betrachten feyen. Was folte der große Naturforfcher aber thun? Die phyſiſchen Charactere diefer Racen waren nicht bekannt; es fehlte an Materialien, die er nicht hervorzaubern Eonnte. Er ſelbſt nennt die Nachlaͤſſigkeit der Reifenden in diefer Be— ziehung unbegreiflih. Kein anderer Zweig der Naturgefchichte, weder die Zoologie, noch die Botanik, Mineralogie, Geologie 2c. ift unbeachtet geblieben. Alle Winkel des bekannten Theils der Erdoberfläche find duckhforfcht worden, und man hat alle Producte der drei Naturreiche forafältig befchrieben und abgebildet, mit Aus: nahme desjenigen, das alle übrige beherrſcht. Der Menfch ift fait ganz unbeachtet geblieben, gleichfam als gb er das unwichtigite aller Weſen fey und auf unfere Aufmerkfamkeit Eeinen Anfprudy habe. Kaum daß man es dann und wann der Mühe werth hielt, Por— trät3 von den Eingebornen verfhiedener Ränder zu nchmen. Diefe Fahrlaͤſſigkeit ift ſchwer zu erklären, und noch viel ſchwerer zu be: klagen. Da nun Cuvier die phyſiſchen Charactere der Racen, in welche die Dauptgruppen oder Wenfchenfpecies zerfallen, nicht zu bifchreiben vermochte, mußte er zu andern Auskunftemitteln feine Zufluht nehmen. Man kann die Racen aus dem Förperlichen oder geiftigen Gefichtspuncte betrahten. Der erftere bildet bie Grundlage der Wiſſenſchaft, während der legtere ebenfalls für ei: nen weſentlichen Beſtandtheil derfilben gelten muß. Aus dem oben angegebenen Grunde Fonnte Cuvier fih nuran die geiftigen Ver: fbievenbeiten der Racen balten, und er benugte dazu die Spra— hen und zum Theil auch die Geſchichte derfelben. Auf dieſe Weife gelang es ihm, im den b.iden erften Varietäten Blumenbady's, den Caucaſiern und Mongolen, weihe ganz Europa und fait das ganze aſiatiſche Feſtland einnehmen, eine ziemliche Anzahl von Ra: can zu unterfcheiden. Ueber die Malaien bat er fih nur wenia verbreitet und mas bie Neger und Americaner anbetrifft, fo übergeht er diefelben, weil deren Sprache und Gefhichte faft durdaus unbefannt waren, mit Stillſchweigen. Cuvier hat alſo das Verdienſt, gefühlt zu baben, daß nach Blumenbach's Arbeiten noch ſehr viel zu thun uͤbrig ſey, und er bat feine Anſicht mittelſt der ibm zu Gebote ſtehenden Materialien fo viel moͤrlich durdgeführt. Seine unmittelbaren Nachfolger ftießen auf dieſelben Schwierigkeiten, wie er; mir vermweifen in biefer Bes ziehung auf die Arbeiten eines Birey, Bory Saint-Vincent und Dumoulin. Virey bat eine Naturgefchichte des Menfchen gefchricben, in welcher ev fih Uber beide Theile der Anthropologie verbreitet, alfo ben Menfchen als Species und nach feinen Varietäten betrachtet. Im erften mit einem großen Aufwande von Fleiß und Gelehrſam— 149 keit gefchriebenen Theile hat er bie Wiſſenſchaft weſentlich berei— chert. Der zweite Theil ift weit dürftiger ausgefallen, und wies wohl er denfelben durd Abbildungen erläutert, fo hat er den Ge— genftand in graphifcher Beziehung nur wenig über Blumenbad)'s Reiftungen hinaus gefördert. Bory de Saint:Bincent bat ung eine Glafjification bes Menſchengeſchlechts geliefert, in welcher wir eine viel größere Ans zahl von Racen aufgeführt finden , wie früher *). Divß läßt ſich alferdinas rechtfertigen;, allein an Materialien ftand ihm nur wer nig mehr zu Gebote, als Guvier. Es waren nur einige Abbil— dungen von den Eingebornen Auftralien’s und Polnnejien’s hinzu— gekommen. Die genaue Befcreibung der Körperformen der von ihm als Unterabtheilungen der Hauptvarietäten aufgeftellten Racen war nod immer unmoͤglich. Daffelbe gilt von Dumoulin’s Elafjification und Arbeiten; allein wenn damals die phyſiſchen Cha— ractere der Racen nicht beffer bekannt wurden, fo gilt ruͤckſichtlich der von den Sprahen und der Gefdichte ahzuleitenden geiftigen Kennzeichen nicht cin Gleiches. Die Linguiſtik, deren Name eben fo neu iſt, wie die fo benannte Wiſſenſchaft, ift deutfhen Urfprungs; dort bat das Studium der Spraden feine eigentlihe Heimath; dort bar man deren unter: ſcheidende Charactere am Klarften erfaßt und zugleich deren Aeknz lichkeiten und Herkunft am Gründlichften erkannt. Adelung’s, von Vater fortgefegter, Mithridates ift in die— jer Bezichung das Hauptwerk; es it das Product der gründlich: ften und gelehrteften Forſchung auf einem bis dahin nody nicht aus— gebeuteten Felde. Obwohl es erft vor Kurzem erichienen ift, fo muß es doch ſchon als beinahe veraltet gelten, indem Balbi feit- dem eine beffere und vollfiändigere Giaffification der Sprachen be— kannt gemadt hat. Nächſt den von der KRörpergeftait hergeleiteten Kennzeichen giebt es behufs der Unterfcheidung der Racen Fine fiherern, als die, welche man aus der Linguiſtik ſchoͤpft. Allein man darf fich auf lestere keineswegs blind virlaffen; denn die Voͤl— ter können ihre Urfprache mit einer antern vertaufcht haben, und fo fann man leicht in den großen Irrthum geratben, zwei Völker von ganz verfhiedener, Abftammung als derſelben Race angehörig zu betradjten, Auch in der Geſchichte der Völker finden fih Momente, die man mit Vertrauen benugen kann, obwehl dich im Allgemeinen nur felten der Kal if. Denn die Gefchichtsfchreiber haben den Einfluß, den die Raceverfchiedenheit der Menſchen auf deren Les bensverhältniffe ausüben, für gewöhnlich unberüdfichtigt gelaffen. Erft in neueſter Zeit bat einer derfelben dicfes Element in einer eben fo originellen als tafentvollen Weile aeltend gemacht, naͤmlich Auguftin Thierry in feiner Gefdidste der Eroberung England’e **) durd die Normänner. Sn diefem clafjifhen und zugleich trefflich fiylifirten Werke ift das Verhaͤltniß der beiden beficgten Völker zu dem erobernden durchgehende in einer großes Sntereffe einflößenden Weife berücfichtigt und dargelegt. Thierry’ Bruder hat dagegen die andere Korfchungsme: thode, nämlidy die Racen, aus denen ſich eine Nation acbildet bat, durch die Geſchichte der Linguiſtik aenau zu beftimmen, mit gleichem Güde durchgeführt. Beider Methoden find cben fo fehr ven ein: ‚ander abweichend, als an fich originell, und fo Faben zwei Brüder zwei für die Geſchichtsforſchung hoͤchſt erfpriegtiche neue Bahnen eröffnet. Um ber Sheenverbindung willen erlaube ich mir eine Abwii- dung von der chronologiihen Reihenfolge und bemerfe aleich bier, daß zwei unferer grachtetften Hiſtoriker auf denfelben Pfaden weis ter fortgefchritten find. Der eine bat in feiner trefflihen Geſchichte Frankreich's dargelegt, wie fich der natuͤrliche Character des Volks ‚von den älteften bis auf die ncueften Zeiten erbalten habe, wäb: vend fich zugleich) unter dem Einfluffe neuer Umftände neue Ele— mente entwidelten. Der andere bat in einem fchönen Werke über *) ©. No. 284—286 ber Notizen im XIII. Bande. * — de la conquôte de l’Angleterre par les Normands, ol, 150 die fpanifche Erbfolge die außerordentliche Wichtigkeit der Miſchung der Racen auseinandergejegt, fo wie in einem unlängft der Acades mie vorgelefenen Artikel die Urſache der im mictelalterlihen Eur ropa flattgefundenen großen Bölferbündniffe in einer aracteriftis fhen Naturanlage der germanifcyen Race gefunden. Herr Courtet von Lille hat ein Werk über die Beziehun. gen der Menſchenracen zur PolitiE veröffentlicht. Der Stoff ift fehr veich, indem, z. B., wie oben bemerkt, ein ausgezeichneter Dis ftorifer ihn bei Echilderung eines Zeitraums dır Geſchichte Eng« land’s mit großem Nugen verarbeitet bat, Herr Gourtet ift der Feder mächtig, und fin Wurf ift von bedeutendem Intereſſe; als lein er ift, wie dieß oft vorfommt, wenn Jemand fehr für cinen Grgenftand eingenommen ift, in feinen Behauptungen zu weit ges gangen, Unter dem Zitel: Esquisse generale de l’Afriyue bat Herr D’Avezac einen Abriß der ebenfo gründlichen als umfalfendın Forfhungen berausgegeten, die er in Berriff Africa’ angeſtellt hat. Er hat nadyrinanter von der Climatologie, Vegıtation, geo— graphifchen Vertbeilung der Thiere, etbnolcgifcken Glafjification, den Epraden, Religionen, der C'vilifation und der Geſchichte je: nes Welttheils gehandelt. Diefe an neuen Thatſachen und Fin— gerzeigen reihe Skizze madt die Bekanntmachung des Hauptwerks hoͤchſt wünfchenswerth. Der gelehrte Dr. Prichard gab im Jahre 1836 den erjten Band feiner Unterfuhungen über die phyſiſche Geſchichte der Mens ſchenſpecies heraus. Es iſt die dritte Auflage eines zuerſt im Zabre 1813 erſchienenen Werkes, Eann aber für eine ganz neue Arbeit gelten, da fie die beiden frübern Auflagen an Werth weit übertrifft *). Da wir in diefer Bezichung durch hiftorifche Korfchungen Kris nen Auffchluß erlangen Eöunen, fo hat der Verfaffer das Verfah— ren der Natur bei der Bildung von Arten und Varietäten in der organifhen Welt unterfuchen, ſowie dadurch feftitellin wollen, ob das Menſchengeſchlecht von einem einzigen odır von mebrern Ur— älternpaaren abftammt, ferner, ob die unterfcheidenden pbyſiſchen Sharactere einer Species nur von einem oder mehrern Urtypen abftammen fönnen. Er gebt bei der Betrachtung diefer Frage ſehr in’s Einzelne ein, unterfucht alle Theile der organischen Welt, und gelangt zu dem Schluſſe, daß alle Species je aus einem cins zigen Stemme entfproffen feyen. Diefe Korfchungen bildın den Gegenftand des erften Theils. Hierauf fucht er zu erforfchen, ob fämmtlike Menfcenracen eine oder mehrere zoologiſche Species bilden, und behandelt zuerſt die Vorfrage, worein die Identität und Verſchiedenheit der Species wefintlid) zu fegen feyın. Er nimmt biervon Gelegenbeit, cine Menge Fragen, z. B., die Gefeße des thieriihen Organigmus, fo wie die Lebensdauer bei den verfchiedenen Menfchenracer, die Fort— pflanzungsart bei der Kreuzung verfchiedener Racen, die patbolo- aifchen Erfcheinungen bei anftectenden, epidemiſchen ober endemiſchen Krankheiten 2c. zu erörtern. Hierauf befchäftiat er ſich mit der pſychologiſchen Vergleibung der Menfcerracen, urd dich führt ibn auf die Unterfuhung der zum Leben nöthinen Künfte, der menſchli— en Gefühle, der Begriffe, die fi der Menſch von Gott und fi felber macht zc. Alsdann wendet er fich zur Unterfuchung der äußern Verſchie— denheiten und zupörderft zu der der Hautfarbe der Menfchenracen, und erörtert die Frage, ob dieſe Verſchiedenheiten ſpecififche Unter: fchiede begründen Eönnen. Er gebt bierbei die Abweichungen in der äußern Geftalt, fowie in der Structur überhaupt der Reite nad durh, und ſtellt dabei zumal eine genaue Vergleichung der Schädel an, die er durch 12 fehr gelungene Abbildungen von Gra- nien verſchiedener Menfchenracen erläutert, worauf er ſich aud) über andere Verfchicdenheiten des Skelets verbreitet. Der Verfaf- fer befundet bei diefen Unterſuchungen die ausgebreitetften Kennt- piffe urd viel Talent, und gelangt zu folgenden Schlüffen. Zuvör- derſt unterfcheiden fih Species, wenngliich fie einander noch fo *) Ueber Prich ard's Korfhungen vergl. No. 834 und 935 im 3sften Bande der Notizen. Z0.7 151 nahe ftehen, vüdjichtlich der drei Hauptgeſetze des organifchen Les bens, naͤmlich der Lebensdauer, der Dauer der Trächtigkeit und der Reproduction; wogegen die Menfchenracen in diefen Beziehun— gen durchaus miteinander übereinftimmen. Dann find verſchiedene Thierſpecies verfchiedenen Krankheiten oder pathologifchen Geſetzen unterworfen, während alle Menfchenracen von denfelben Krankhei— ten befallen werden können. Verſchiedene Thierfpecies laſſen ſich nicht oder doch ſchwer mit einander Ereuzen *). Die denfelben Gattungen angehörenden und miteinander große Achnlichkeit haben— den Thierſpecies find dennody mir ſehr abweichenden phyſiſchen Ei— genfchaften begabt, und jede Species bejigt ihre eigenthumliche Ark von Inſtinct. Dagegen bejigt die Menfchenfpec'es, mögen immer Zeit und Ort große Verſchiedenheiten in ihre zu Wege gebracht has ben, dennoch durchgehends diefelben Zriebe, welche nicht weniger conftant find, als die Snftincte der Thiere. Endlich find alle Mens Ichenracen denfelben Gefegen des Gefuͤhls und der Thätigkeit uns terworfen und fönnen deßhalb nur einer Species angehören. Der zweite Band enthält die Naturgefhichte der africanifchen Racın, welche der Verfaffer ſehr genau beſchreibt. Er hat jie nicht nur in Betreff ihrer phyliihen Sharactere, fondern auch ruͤck— fihrlih der linguiſtiſchen Verfihiedenheiten unterfuht und nach ihe rer Intelligenz, ihren Leidenfchaften, ihren Sitten und Gebräuchen geichildert. Der gelehrte Verfaffer hat eine Menge von Geſchichts— werfen und alten, wie neuen Reifebefihreibungen zu Rathe gezos gen, um ung ein recht volljtändiges Bild von jenen Völkern zu ent— werfen. Der Verfaffer des im Sahre 1829 unter dem Titel: Phyſio— logifche Kennzeichen der Menfchenracen, in ihren Beziehungen zur Geſchichte betrachtet **), in Paris erfchienenen Werkes hat fich mit einem hoͤchſt wichtigen Gegenftande befhäftigt. Zuerft findet man darin mehrere Hauptfragen in Betreff der Naturgefchichte des Menz ſchen befprohen. Von Ethnologie koͤnnte gar nicht die Rede feyen, wenn die Racen nicht die Fähigkeit befäßen, ſich unbegraͤnzt lange Zeit zu erhalten, Dffenbar wird diefer Grundfag bei allen ethno— togifhen Werfen als richtig vorausgefegt; allein es ift von Wich— tigkeit, dab deffen Wahrheit ftreng nachgemwiefen werde. Der Ver— faffer zeigt nun, wie während einer langen Reihe von Jahrhun— derten, welche faft die ganze hiftorifhe 3.it umfaffen, Völkerfhaf: ten denfelben Typus beibehalten Eonnten. Wenn man aber ber denft, daß in demfelben Lande verschiedene Racen leben, welde ſich miteinander freugen, fo muß unterfucht werden, ob aud in diefem Falle die Urracen Beftand haben. Der PBerfaffer erwägt diefen Gegenftand nach allen Seiten; zuvörderft die Wirkungen der verhältnigmäßigen Anzahl der Individuen einer Race, wo er nachweif’t, daß, wenn eine Race zahlreich vorhanden und in dem: felben ande vereinigt ift, dieſelbe nie verfchwinden Ffann, Sind zwei fich mit einander kreuzende Racen einander nicht fehr unähnz lich und gehören fie derfelben Hauptabtheilung oder Kımilie an, fo entftehen dadurch Sprößlinge von drei verfchiedenen Arten; nämlich eine Zwifchenrace und die beiden urfprünglich vorhandenen Rucen, fo daß aud in diefem Kalle diefe Iegtern nicht verfchiwinden. Hier— auf wird gezeigt, daß unterjochte Völker neben der crobernden Race fat immer fortbeftehen. Asdann unterfucht er die Wirkungen der Sclaverei und fchließt aus dem Vorhergehenden, daß die Defcendenten in gerader Linie von allen im Alterthume bekannten großen Völkern noch heutzus tage vorhanden feyen. In Betreff der phyſiſchen Charactere der Racen ſtellt er ale oberften Grundfag auf: „daß die von der Geftalt und den Ver: hältniffen des Kopfes, fowie von den Gefichtsxügen hergeleiteten Kennzeichen fiher den erften Rang behaupten. Und woran er— fennt man denn eigentlich die Spentität des Menfchen? Weder an feiner Größe oder Dide, noch an feiner Hautfarbe oder Ber *) Auh in diefer Beziehung verhalten fih ale Menfchenracen wie eine und diefelbe Species, D. Ueberf. **) Characteres physiologiques des races humaines considerees dans leurs rapports avec l’histoire, 152 haaru.g, fondern an feinem Gefichte, d. h., an der Geftalt feines Kopfes und den Verbältnifen feiner Gejihtszüge. Der Bildhauer fertige die Büte eines Individuums an, und Sedermann erkennt fie für das, was jie feyn fol,“ Das Studium des Schädels kann nicht an die Stelle desjenigen des ganzen Kopfes und der Phyſio— gnomie treten. Man Eann ſich nach dem Schädel nie eine richtige Vorftellung von der Phyfiognomie bilden, weder von den Augen, noch den Augenwimpern und Augenbrauen, nody von den Rippen und Dans ren, und was die Nafe anbetrifft, fo figen uns deren Knochen nicht in den Stand, deren Umfang oder Krümmung zu beurthei- Ion. Der Schädel kann mit Nugen ftudirt werden, giebt ung aber über die Geſichtsbildung keinen (binlänglihen) Aufihluß. Der Verfaſſer weiſ't auf die Nothiwendigkeit einer genauen und volle ftändigen Befchreidung der generifhen Charactere hin. Diefe leuch— tet ein, denn bevor diefe Chavactere fejtgeftelle find, laſſen fich die der Racen nicht bejtimmen. Demnädhft bemüht er fi eine gewiffe Anzahl von Typen aufs zuftellen und entlehnt diefelbın aus den Europäifchen Völkern, was von Wichtigkeit ift, da man bisher denfelben Eeine Aufmerkſamkeit geſchenkt und fie folglich auch nicht befchrieben hatte. Er bat mehrere Linder Europa’s bereif’t und die Unterfchiede der meiften Racen diefes Weltthrils angemerkt, Er befchreibt dee ren phyſiſche Charactıre genau, erläutert diefelben aber abſichtlich nicht durch Abbiidungen, damit man den Werth feiner Befchreiz bungen felbftitändig biurtbeilen Fönne. Mit Vergnügen hat er ers fahren, daß cs ibm auch fo gelungen ift, Andern einen richtigen Begriff von den Typen beizubringen. Der ausgezeichnete Gelchrte, welcher gegenwärtig lebenslängs liher Seeretär der Academie der Wilfenfchaften ift, hat ſich mit der Unterfuhung der Drganifation der Menfhenhaut befaßt und darin die zur Unterfheidung der Racen geeigneten Charactere aufs zufinden geglaubt. Diefe Sdee ift hoͤchſt glücklich und Eann für das Studium der Menfchenfpecies fehr fruchtbringend feyn *). Wir befigen übrigens rükfichtlid der Bewohner verfihiedener americanifchen Länder Monographieen von verfchiedenen Gelehrten. So haben ih, z B., die Nordamericaner des Studiums der Ureinwohner jenes Landes befonders beflilfen, und es erfcheinen zwei diefen Gegenstand behandeinde Werke mit colorirten Abbile dungen, welche von dem Typus der nordamericanifchen Indianer einen hinreichend genauen Begriff geben Fönnen. Außerdem ift dort ein Werk über die Schädel der Ureinwohner Nordamerica’s hers ausgefommen. Die Wiffenfhaft muß ihnen dafür verpflichtet fenn, daß fie uns wenigſtens treue Abbildungen der Indianiſchen Racen erhals ten, während diefe felbft vor der anglo-americanifhen Nation allz mälig gang zu verfchwinden fcheinen. Noch darf man jedoch die Hoffnung nicht aufgeben, daß eine fo große Nation, wie die der Vereinigten Staaten, dag Vernichtungswerf nicht bis zum Aeußer: ften treiben werde, Kein Volk der Erde hat fi noch einer glei— chen Graufamkeit ſchuldig gemacht, und während die Engländer neuerdings den humanen Grundfaß der Schonung der Eingebornen ihrer Golonien haben in's Leben treten laffen, darf man erwarten, daß dieß Beifpiel an den Vereinigten Staaten nicht ganz verloren gehen werde, Ein deutfcher Gelehrter, der Prinz von Wied - Neuwied, hat ung über diefen Gegenftand ebenfalls höchft intereffante Nachrichten und treffliche colorirte Abbildungen mitgetheilt. Während man in Nordamerica ſich thätig um Zufammentras gung von Materialien zur Naturgefcichte der dortigen Indianer bemüht, hat fo eben ein franzöfiiher Gelehrter, Herr Alcide vor: biony, ein fehr gehaltreiches Werk über die Naturgefhichte der *) Andeutungen bierin findet man in Brefchet’s Artikel, wels her in No, 969 und 970 der Notizen, Bob. XLV. mitge: theilt iſt. 158 fübamericanifchen Indianer herausgegeben *). Cr hat cine fange Reihe von Jahren in Südamerica verlebt und dieies Gontinent von Columbia bis zu den Araucaniern und Patagoniern, fo wie von Chili bis Brafitien, nad alten Richtungen durchftreift. Das Clima und die Geographie Diefes gewaltigen Ländergebiets müſſen ibm volftandig bekannt feyn. As Narurforfcher bat er fih mit allen Eigenfchaften dis Bodens und feiner Producte, fomie mit den zwifchen beiden beftehenden Verhältniffen gründticy vertraut machen können, und durch das forgfältigfte Studium des Menfchen, den er aus allen Gefihtepuncten erforfht, bat er feinen Unterfuhungen die Krone aufgeſetzt. Zuvoͤrderſt beſchreibt er die verfchiedenen Racen, welche diefe Hälfte America’ bewohnen, mit aroßer Genauigkeit, indem er, nad) der gegenwärtig üblihen Methode, die phyſiſchen Charactere der Kenntnig diefes Zweiges der Wiffenfhaft zu Grunde legt. Dann forfcht er aber auch den aus der Ringuiftit und Gefchichte bergeleiteten unterfcheidenden Kennzeihen nah. Cr hat die intels lectuellen und moralifhen Eigenſchaften der Völker, ſowie deren Anlagen zu Künften und Gewerben, nicht unbeadhtet gelaſſen und der Gefchichte jedes Volkes von der Entdeckung America's bis auf unfere Zeiten nachgeforſcht, fowie auch die Korticdhritte der Givili- fation unter den verichiedenen Völkerfchaften verfolgt. Den durch die Kreuzung derfelben mit den Spaniern und Negern herborges brachten Veränderungen hat er ebenfalls Aufmerkffamkeit gefchenkt und alle ihm zugänglichen ftatiftifchen Nachrichten forgfältig zus fammengeftellt. Der Auffhwung, den das Studium der Naturgefhichte des Menſchen in neuerer Zeit genommen bat, it durch die Unterftüßung der franzöfifhen Regierung wefentlich gefordert worden. Die Vers waltung des Mufeums trägt das Ihrige dazu bei. Jeder Erpes bition, weldye in neuerer Zeit zur Erweiterung der Erdfunde uns ternommen worden, bat man nicht nur gelehrte Naturkundige, fon= bern auch Zeichner beigegeben, welche namentlich beauftragt worden find, Porträts und Abbildungen von den ihnen aufftoßenden Voͤl— fern anzufertigen. Selbſt in Betreff der felbftftändigen Bemühungen der Künft: ler haben ſich die Sachen, im Vergleich mit der frühern Zeit, ganz anders geftaltet. ine nicht unbedeutende Anzahl von Malern reiſ't gegenwärtig auf eigne Koſten in fernen ändern, in Gries chenland, Paläftina, Syrien, Aegypten 2c., wo fie nicht nur in Bee zug auf landfchaftlihe Schönheit, fondern aud) in Betreff der phy— fifhen Charactere der Völker Studien maden. So hat, z. B., ein ausgezeichneter Maler unlängft die Polar— gegenden, namentlich Lappland, befucht und von dort eine Menge Porträts der Eingebornen, in Naturgröße gemalt, mit nad) Haufe gebradıt. So ſteht zu hoffen, daß wir uns binnen nicht fehr ferner Zeit im Befige aller zur Abfaffung einer genauen Naturgefhichte der *) Vergl. Neue Notizen, No. 168, ©. 212 u. ff. 154 fämmtlihen Varietäten des Menfchengefhlechts noͤthigen Materias lien befinden werden. (Mémoires de la Suciete ethnologique, T. l. Paris 1841.) Die Notizen und Neuen Notizen enthalten zahlreiche, von dem Verfaffer obiger Abhandlung nicht erwähnte größere und Eleinere Beiträge zur Naturgefchichte dis Menfdyens mweldye in diefer Zeit⸗ ſchrift frets die acbübrende Beräckſichtigung gefunden hat, Wir verweifen in diefer Beziehung namentlid auf Jſidore Geof— froy Saint: Hilaire’s Abhandlungen Über die Körpergröße der verfhiedenen Menfchenracen im 36ſten Bande der Notizen (No. 775 u. 778), fowie im 17ten Bande der Neuen Notizen No. 367 u. 368) und auf Banderhoven's Beiträge in No. 459, Y60 und 1025 der Notizen und No. 32 und 33 der Neuen Notizen. N a I Die Bewegung der Dfcillatorien ift, nach Profiffer Purkinje's Beobachtungen, feine bloße Wachsthumsbewegung, noch Turgeſcenz, ſondern beruht auf Contractionen der Subſtanz, ſowohl in der Hülle als in ben Zwiſchenwaͤnden. Nur fo läßt ſich die einfeitige Gontraction, die Beugung der Dfeillatorienfäden ers Elären. Nie ſieht man ifolirte Fäden ſich bewegen, fie müſſen eis nen Anha't haben, das eine Ende muß in Verwicelung mit andern begriffen feyn, wenn das andere freie Ende ſich bewegen foll. Die abgeftorbenen Fäden verwickeln ſich auf's Innigfte und bilden Klum⸗ pen, die in ihrem Innern meift abgeftorbene Infuforien einfchlie= fen. Immer haben die Fäden das Streben, ſich an foliden Ober— flächen zu verbreiten, wo fie mitunter fehr zierliche gewellte Ge— flehte bilden. Wenn man die Käden, um Präparate davon zu madıen, zwiſchen Glasplatten einfperrt, fo fterben fie bald ab, entfärben -fich und werden fchlaff, zerfnittern ſich und bie freien Enden werden brödtid. Aehnliches Abbrödeln der freien Enz den giebt bei lebendigen Dfeillatorien Veranlıffung zur Bildung neuer Sndividuen. Characteriſtiſch ift ein ſpecifiſcher modriger Geruch, der immer in Bealeitung der Dfcillatorienbildung jich fine det. Behandlung mit Alcopol giebt eine ſchoͤne dunkle, gelbliche grüne Farbe. Einen außerordentlich zahlreichen Klug von Vor (ar:Seefhmwalben (Sterna arctica) hat man vor Kurzem in Briftot beobachtet. Die Vögel Famen in fo großer Zahl, das zwei- oder dreihundert mit Steinen und andern Wurfförpern gez tödtet und mehrere lebend ergriffen wurden. Cie waren fo wenig fcheu, daß mehrere fich auf Worbeigehende niederließen. Dieſe Art Seeſchwalbe findet fib in den arctiſchen Gegenden und ift auf allen Polarreifen angetroffen worden. Cie ift ein Sommerbefuber der Küften von Schottland und des Nordens von England; felten aber wird fie füblicher angetroffen, und von ihrem Vorkommen bei Briftol war bisher Eein Beifpiel beobachtet. TEE i b uk Damp, Beobachtungen über das erfte Stadium des Gebarmurterfrebfes. Bon Profefor W. T. Montgomery. Der Gebärmuttertrebs ift eins der fürchterlichften Uebel; er muß genau ftudirt werden; denn wenn er fich erft vollfommen ausgebildet hat, fo läßt jich mit Recht der Ausfpruch wiederbolen: daß Linderung nur durch Opium, und Ruhe nur durch das Grab zu erlangen ſey. Nach vieljähriger Beobachtung bin ich aber übere zeugt, daß, gleih an der Quelle, der Strom diefer Leiden aufge halten, ja in vielen Fällen ganz abgelenkt werden Fönnte. Es giebt ein Stadium des Gebärmutterkrebfes, welches den beiden gewöhnlich befchrichenen vorausgeht; ein Stadium, in wels chem die Krankheit erkannt, aufgehalten und im Keim erſtickt were den ann. Der Grund, warum diefes Stadium nicht allgemeiner anerkannt ift, liegt darin, daß die begleitenden Eymptome häufig fo Leicht find, daß die Kranken kaum darauf achten, fo daß fie ohne Behandlung bleiben, bis endlich eine profufe Blutung oder ein heftiger Anfall von Echmerzen die Aufmerkfamkeit erwedt ; une 155 terfuht man alsdann, fo- ift die Krankheit bereits in das zweite Stadium übergegangen, die umgebenden Gewebe jind verhärtet und mit dem Organe verwacfen, und nichts ift mehr zu thun, als die Empfindlichkeit der Schmerzen abzuftumpfen. In andern Fällen liegt die Schuld auch an dem Arzte, weldyer von der Kranz fen einen Bericht über Symptome hört, melde in ihrem Alter häufig vorkommen, fo daß er für diefis, durchaus nicht ungewöhn: liche Ucbel, ohne Unterfuhung des uterus, einige Mittel verord: net; fo fihreitet alsdann die Krankheit ungehemmt vorwärts, unbe— fürchtet und unentdedt. Der Grad, bis zu welchem diefe Nachläfiigkeit geht, graͤnzt an’s Unglaubliche, Mir jind Beweife für diefe Behauptung feit Jahren fo häufig vorgefommen, daß ich es in allen Fällen mit irgend unbeftimmten Symptomen als unabänderlihe Regel bes trachte, immer erjt eine Vaginalunterfuhung vorzunehmen, che ich eine Meinung ausfpreche oder etwas verordne. Bor einigen Jahren wurde ich zu einer rau gerufen, welche, weil ihr Mann ein leichtfinniges Leben führte, und weil fie an Dysurie, mit eiterigem Vaginalfluffe, litt, an Gonorrhöe Leiden follte und, in der Thar, bereits Eubeben nahm, obwohl ich bei der Unterfuchung ein vorgefchrittenes Stadium des cancer uteri fand. Ein anderer Fall madte vor einigen Sahren großes Auffehen, weil eine Dame, nad) dem Ausfpruche eines ſehr erfahrenen Arz— tes, an Gebärmutterfrebs leiden follte, obwohl ſich bald nachher zeigte, daß die Symptome von Blafenftein herrührten und der uterus vollfommen gefund war. In einem anderen Falle wendete ſich an mic) eine Frau mit einem fehr großen Gebärmutter: Polypen, gegen welchen feit vier Sabren eine große Menge von Mitteln gegeben worden waren, ohne daß ein einziger ihrır Aerzte die Unterfuhung vorgenommen und die Krankpeit erkannt hätte. Eine Quelle des Irrthums ift die allgemein angenommene Anficht, daß regelmäßige Menftruation mit der Gegenwart einer fo ernſtlichen organiſchen Krankheit, wie dag carcinoma uteri, nicht befteben Eönne; dieß ift aber nicht der Fall, denn ich habe mehrere Fälle beobachtet, in welchen, bei einem bereits hoffnungse lofen Zuftande des uterus, die Menftruation vice Monate lang ungeftört fortdauerte; dieß zeigt fi) auch in dem unten mitzutheis enden Falle von Dr. White. Häufig kommt der Irrthum auch von der nur zu verbreiteten Meinung, daß unter einem gewiffen Alter der Gebärmutterkrebs nicht vorkomme; dennoch verhält es fich ganz anders : ich habe ei— nen Fall befannt gemacht, wo eine Kranfe im 30ften Jahre an Gebärmutterkrebs geftorben war; Brefchet fah die Kranfbeit im 22ften Jahr, und unter 409 Frauen mit Gebärmutterkrebs fanden Boivin und Duges 12 unter 20 Jahren und 83 unter 30 Sahren. Sch will nun die Symptome, die pathologifihen Veränderuns gen, die Diagnofe und die Behandlung diefer Krankheitsform fchile dern und alsdann noch einige befehrende Fälle beifügen. Symptome, Scharfe, aber verhältnigmäßig flüchtige, lan— einirende Schmerzen in- der Rücken» und Eendengegend, durch die regio hypogastriea oder längs der Vorderfläche des Schenkels, bis— weilen auch längs des n. ischiadicus durchſchießend, mit Taubheit und nicht felten mit Schwäche des ganzen Gliedes. In der gro: Ben Mehrzahl der Fälle findet fich eine unverfennbare Fülle oder deutliche Gefchwulft in einer oder der andern fossa iliaca, mit firem Schmerz und Empfindlichkeit, welche bis zum Bauchringe zu verfolgen ift, als wenn fie von diefem ausginge; gewöhnlich zeigt lich mehr oder minder Reizung der Blafe mit Dyzurie, und häufig bes klagt fih die Kranke über ein Gefühl am untern Theile des re- ctum, welches zu dem Glauben veranlaßt, daß fie an Haͤmorrhoi— dalfnoten leide Die Menftruation ift, obwohl in manchen Fäden aeftört, doch häufiger aanz regelmäßig in ihren Perioden, doch kom— men leicht plößliche Blutungen mit dem Menitruarionsflujfe oder in ben 3mifchenzeiten; es findet fich wenig, häufig gar ein, weißer oder feröfer Fluß; erft nah länaerer Dauer zeigt fi, daß der Ap⸗ petit vermindert, der Schlaf geftört ift, daß das Fleiſch fchlaffer wird und abgemagert, und daß fih Bläffe des Grfichtes und leiden— der Ausdruck einftellt. 156 _ Unterfuhung durch die Scheide. Der Rand des Muts termunds findet jich hart und oft leicht eingeriffen; er ragt mehr als gewöhntih hervor, oder ift von unregelmäßiger Korm. In der Lage der glandulae muciparae fanden ſich mehrere Eleine, harte, umſchriebene Hirvorragungen, wie Schrotförner unter der Schleims haut; ein Druck auf diefelben mit der Fingerfpige ift jchmerzhaft, und die Kranke Flagt dabei oft, daß fie Uebelkeit befomme. Der cervix uteri ift in den meiften Fällen etiwas aufgetrieben und härter, als er feyn follte. Der ganze Umfang des os uteri, befonders zwifchen den hervorragenden Drüschen, ift aufgetricben, turgescirend und von einer dunkeln Scharlahröthe, während die hervorragenden Puncte bisweilen eine bläuliche Kärbung haben. Bei zwei Fällen, wo Frauen, die eine an Fieber, die andere an Pneumonie in vorgefhrittenem Stadium tiefes Zuftendes des os uteri gejtorben waren, fand ſich die Uterusfubftang vergrößert, vers dickt und ſehr gefäßreih; in ter Scheide und im Scheidengrunte fintet ſich feine Verdickung oder Structurviranderung ; dir cervix uteri bewegt jich frei; aucd findet Eeine Vermachfung des uterus mit den benachbarten Bedentheilen ftatt. Die krankhaften organi— fhen Veränderungen fcheinen fi) in der Zhat anfangs ganz und aar auf das os uteri und den untern Theil des cervix zu bes ſchraͤnken. Dieſes Stadium verläuft in vielen Fällen ſehr langſam und dauert bisweilen Jahre lang, ehe das zweite boffnungslofe Stadium eintritt; während diefer Zeit hat die Kranke nur verhältnigmäßig leichte und vorübergehende Schmerzanfälle, bisweilen nur ein Gefühl von Unbehagen, welches bald auf dieſe, bald auf jene Stelle, bald auf einen der Eierftöce oder auf den Muttermund bezogen wird und mit einem unregelmäßigen Kricbeln an der vorderen und innern Seite der Schenkel verbunden ift. Diefe Anfälle dauern einige Stunden, ein oder zvei Tage, verichwinden hierauf vielleicht für Wochen, Eehren aber immer an derfelben Stelle wieder und nehmen lange Zeit nicht an Heftigkeit zu; die Kranke findet, daß der coitus ihr jest bieweilen Schmerz verurfadhe; es ift ihr, als wenn in der Tiefe etwas berührt würde, und es folgt etwas Blut; es geſellt fich häufig eine leichte NReigbarkeit der Blafe hinzu; Appetit, Verdauung und Schlaf bleiben lange Zeit gut, und der Puls giebt, in der Regel, eine Andeutung der vorhandenen Krankheit oder ihrer Veraͤnde— rungen was übrigens bei vielen bedenklichen Uteruskrankheiten der Fall iſt; kurz das Allgemeinbefinden Fann lange Zeit ganz unge— ftört bleiben, die Patientin hat oft nicht den mindeften Verdacht, daß fie fich in einem bedenklichen Zuftande befinde, fie denkt nit daran, aͤrztliche Hülfe zu fuchen, bis endlich ihr Mann darauf dringt, oder irgend eine ihr unnoͤthig aͤngſtlich erſcheinende Freun— din es verlangt. Sn nicht wenigen Källen habe ich geſehen, daß bie erfte Ans deutung des Uebelbefindens Schmerz war, welder die Muskeln des Ruͤckens oder der Ertremitäten befiel und auf das Genauefte dem Rheumatismus ähnlich fab. In einem folben Kalle fand Herr Smyly, nahdem fein Gedanke an Uterusfranfheit geweſen war und durch einen Blutfluß zuerft die Aufmerkſamkeit darauf gelenkt wurde, das Garcinom vollkommen ausgebildet. In einem andern Falle wurde die Frau zwei Sahre lang „wegen Iſchias“ bebartelr, bis endlich ein Mutterfrebs vermuthet und alsdann fihon weit vorgefähritten aefunden wurde, Sehr häufig treten die mit Uteruscarcinom verbundenen Schmers zen periodifch, und zwar genau zu derfelben Stunde des Tages, ein; fie nehmen auf diefe Weife den Character eines bloß nervoͤ— fen, neuralgifchen und von einer organifchen Krankheit unabhaͤngi— gen Affection an, die Zeit wird verfäumt, und die geeignete Ber handlung unterbleibt; und alles dieß nur, weil gleidy zu Anfange nicht die geeignete. Unterfuchung vorgenommen wurde, Bisweilen wird fowohl die Patientin, als der Arzt über bie wirkliche Urfache der Symptome getäufht, weil diefe nur in der Functiongftörung anderer, bisweilen entfernter, Organe fich bes merkbar macht. &o ift, z B., nichts gewoͤhnlicher, a!s daß Kranz ke fich wegen einem Reizzuftande der Blaſe, oder wie fie es nen— nen, wegen Harngries an den Arzt wenden, während das Leiden nur fompathifch mit einer Uterusfrankheit vorfommt; fo zeigt fich oedema pedum oder Anſchwellung der Leiftendrüfen als erſtes 157 Symptom, und wenn man alsbann Monate lang diefen Zuftand behandelt hat, fo findet man den Uterus in großer Ausdehnung und hoffnungs‘os erkrankt und felbft mit den umgebenden Theilen bereits unbeweglich verwachlen. . Wenn foldye Kranke ſich endlid an den Arzt wenden, fo muß man es nur zu fehr beklagen, daß gewöhnlidy ihre Angabe allein einer rein palliativen Behandlung zu Grunde gelegt wird, und daß man etwas gegen ihre Sympiome verordnet, ohne eine ger nauere Diagnofe zu machen. Würde man umgekehrt verfahren und eine forgfältige WVaginalunterfuhung in allen foldıen Fällen zuerft vornehmen, würde man eine beftimmte Behandlung gegen die organiſche Krankheit einleiten, fo würde gewiß manches Opfer vor den Schreden eines Zuftandes bewahrt feyn, deſſen Leiden ſich nah Zahren meffen, und bei welchen dee Tod unter ben fürchters lichſten Qualen herannaht. Pathologie. Dinreihende Beobachtung bat mich übers zeugt, daß bei der großen Mehrzahl der Fälle die crfte aufzufins dende krankhafte Veränderung, weldhe der Vorläufer der Srebsafs fection des uterus ijt, in den Schleimbläschen, welche man ovula Nabothi nennt, und in deren Umgebung am Muttermunde vor: fommt; diefe werden verhärtet durch Ablagerung feirrhöfer Maffe in ihrer Umgebung und durdy Verdickung ihrer Häute. Deßwegen fühlen fie ſich meiftens wie Schrotförner unter der Schleimhaut az fpäter, wenn fie größer geworden find, bedingen fie den knoti— gen Zuftand der Vaginalportion, aͤhnlich, wie wenn jemand die Fingerfpigen dicht aneinanderlegt. Wenn diefes zweite Stadium Cwelches gewöhnlich als das erfte befchriehen wird) einmal einge— treten ift, fchlagen alle bis jegt empfohlenen Mittel fehl. Es moͤchte auf den erften Bid als ein MWiderfpruch gegen die obige Behauptung erſcheinen, daß der Mutterfrebs bisweilen aud im obern Theile des Organes, und felbit in deffen Anhängen, ſich entwidele, wo ſolche ova Nabothi gemwöhnlid nicht angenom: men werden; ich babe fie aber in allen diefen Lagen häufig geſe— ben, und daſſelbe ift auch von Anderen beobachtet worden (Morgagni, Epist,. 47. No. 20, seq.). Rüdjichtli des Schmerzes und der Auftreibung, bisweilen mit einer umfchriebenen Gefhmulft in der fossa iliaca, möchte ich bemerken, daß diefe Affection der Ovarien oder der Drüfen zur Seite des uterus bei verfchiedenen Formen und Stadien der carcinomatöfen Leiden des Organes weit häufiger vorkommt, als man acwöhnlich annimmt, und nach wiederholter Brobadıtung bin ich geneigt, zu glauben, daß dieß oft die Quelle it, von welcher die krankhafte Reizung urfprünalicd ausgeht und ſich dem uterus mittheiltz es wird fih zeigen, daß dich bei drei Fällen unter vier von den unten anzuführenden der Fall war; ich fand es bei vier Fällen unter fünf, welche ich in einem vorge: fbrittenen Stadium der Krankheit zu feben befam, und bei zwölf Präparaten meines Muſeums ift es jedesmal der Fall. Ich Eann birzufünen, daß ich nicht zweifle, daß frübe Aufmerkiamfeit auf diefes Symptom und die Annahme von beftimmten Maafreaeln gegen daffelbe in vielen Fällen, bei weichen nach den jegigen Anz fihten noch Eein beſtimmtes Zeichen von Uteruskrankheit aufzufine den ift, die Kranke vor der Entwidelung des drohenden Uebels achütet werden Fönnte; es ift dieß einer von den Fällen, in wels en, wenn der Funke nicht gelöfcht wird, fpäter die Flamme nicht gedämpft werden fann. Diaanofe. Die einzige Uterusaffection, für welche man diefe Krankheit nehmen Fönnte, und zwar nur bei nadjläffiger Uns terſuchung, ift Reixbarkeit dee uterus, wovon die Krankheit we— fentlich verfbicden ift, da fie mit Structurveränderungen verbuns den iſt, oder zu ibnen führt; der uterus ift dabei unaemöhnlich empfindlich, jedoch keinesweges in dem Grade, wie bei „‚reizbarem uterus,” von welchem fichb der Fall aud durh Wolumenzunahme und andere deutliche oraanifhe Veränderungen, fowie durch den ganz verfchiedenen Verlauf unterfcheidet. Die Unterfcheidtung vom Zweiten ausgebildeten Stadium des Mutterfrebfes ift für jeden geuͤbten Unterfucher ohne Schwierigkeit. Bebandlung. Diefe fellte faſt immer mit Jeiner localen Blutentziebung durch Schröpftöpfe oder dur an den Muttermund ober demſelben möglichft nabe angeſetzte Blutegel begonnen wers benz; dieſes Mittel ift meiftens öfter zu wiederhofen und mit 158 fhmerzftillenden Komentationen zu begleiten. Venaͤſection ift bis— weiten wünfchenswerth, jedoch nicht im Allgemeinen erforderlich; es ift ein Mittel, welches man mehr als Ausnahme zu betrachten bat. Außer bei einer fpeciellen Dinderungsurfahe giebt man im: mer Mercur, fo dag der Organismus allmälig, aber ficher, unter feinen Einfluß kommt; deßwegen verbindet man denfelben mit fehr Eleinen Gaben von Zod, Gampher, Opium oder Hyoscyamus; bis⸗ weilen wendet man ihn als Einreibung an, befonders, wo die bes reits erwähnte Andeutung entzündlicher Thätigkeit in der Darm: beingrube ftattfindet. Später giebt man Job oder Kali hydroiodieum innerlidy und äußerlich; und das Eifen ift von der beften Wirkung, befonders in der Form des mit Zucker gemiſchten Garbonats. Das Jobeifen, welches bis zu einem gewilfen Grade die Kraft beider Mittel vercis niat. kann in den meiften Fällen mit Vortheil gebraucht werden, am beftın in der Korm von Dupasquier’s Syrup. Arfenik ift von vielen Practitern als cin günftiges Mittel ans geführt worden; ich kann daffelbe aus meiner Erfahrung beftätis gen, befonders wenn man ihn mit anodynis verbindet, felbft bei einem vorgefchrittenen Stadium ber Krankheit. Vom Jodarſenik kann ich aus Erfahrung nicht fprechen; doc läßt ſich erwarten, daß er aünftig wirfe, befonders nach dem Erfolge, welchen Dr. U. T. Thompſon und Dr. Crane damit gehabt haben. Srgenreize find von großem Nusen. ine befonders wirkfas me Art beftebt darin, daß man Eleine Blafenprlafter nach einander an verfchiedenen Stellen legt und jie einige Zage reichlich abſon— dern läßt, vermittelft des jogenannten franzöjifchen Verbandes oder tes Albeſpeyerſchen Papiers. Das warme Bad und das warme Hüftbad find von großem Merthe, während der ganzen Behandlung diefer Krankbeit. Ihre Wirkung zur Milderung der Uterusteizung ift zu befördern, wenn man das warme Waffer mit der innern Fläche der Scheide und des Muttermundes in Berührung kommen läßt, indem man in die Scheide ein Speculum einbringt. (Das von Laſſaigne, aus Drahtaaze, mit Kautſchuck überzogen, oder ein kleines Metallfpecu: lum mit Deffnungen an der Seite). Die Kranfe kann dos Spe— culum felbft einleaen. Auch bei Anwendung der warmen Bädır gegen Amennorrbhöe ift tiefes Verfahren das geeignetſte. Nach Befeitigung der Gongeftion und der organiſchen Veroͤn— derungen vom Muttermunde bleibt bieweilen eine Empfindlichkeit des Theiles, welche der Kranken fehr !äftig wird und am beiten durch die befchriebenen Bäder zu befeitigen ift; in Verbindung da: mit wendet man anodyna und Höllenfteinauflöfung an, am beiten mittelft einer etwa zollmeiten gebogenen Glasröhre, welche nad einer Länge von 4 Zol unter einem rechten Winkel gebogen ift und nach Oben in ein trichterförmiaes Ende ſich ausweitet. Die Kranke kann in der Rüdenlaae die Röhre felbit einführen (bis zur Krümmung) und hierauf die Arzneiauflöfung in das trichterförmige Ende eingießen;z die Röhre ift weit genug, um die Scheide ganz aufzufüllen und die Flüffigkeit au verhindern, daß fie nicht von ſelbſt wieder berausflicht. (Will man Flüffigkeiten von heber Temperatur anwenden, fo ift es beffer, Röhren von Metall zu ge— brauchen, weil die gläfernen zerfpringen koͤnnten.) ü Patientin mu$ auf das Strenafte vermeiden, was eine Reis zung des uterus bewirken Eönnte, z. B. Neiten 2c,, beionders aber geſchlechtliche Beiwohnung. Die Diät ift forgfältig zu ordnen, Mein nur fehr fpärlich und von mildefter Art, wenn überhaupt weldyer genoffen werden foll. Daffelbe gilt vom Biere. Nichts erfordert größere Aufmerffamkeit, als die Regulirung der Lebensweiſe, indem ohne diefe Vorſicht alle anderen Mittel nuglos find, Dieß ift vielleicht unter allen noch am meiften als der Fall zu betrachten, in welchem die Erftirpation erfolgreich ſeyn Eönnte; ich kann fie indeß nicht empfehlen, da die Operation ſehr arfähr: ich ift und die Krankheit auch ohne dicfelbe geheilt werden kann; überdieß giebt es fein Mittel, genau zu beftimmen, ob die Infer: tion wirklich ifolirt ift, oder ob nicht audy andere Theile bereits angeftcckt find; fo daß wir in Gefahr find, nur jenen zweidrutigen Triumph zu fiiern, bei welchem man ſich eines glänzenden Erfolge 159 ber Operation rühmt, während der Kranke an berfelben Krankheit ftirbt, gegen welche die Operation dergenommen wurde, Hier mögen nun noch einige Fälle folgen: Erfter Fall. — Ich ſah aufErfuchen des Herrn Burke eine Madam S. am 24. Auguft 1833. Sie war in ihrem ſiehenund— vierziaften Sabre, hat ſechs Kinder und hatte viel häuslichen Kum: mer gehabt. Sie litt feit neun Monaten in der Gehärmutterge: gend, im Rücken und längs der Schenkel, an heftigen Schmerzen, bisweilen mit profufen Blutungen, welche mit einem ferdg:fchleimie ger Abfloſſe wecfelten. Die Baginalunterfuhung zeigte den Muttermund unregelmäßig knotig, aufgetrieben und mit mehreren hervorragenden Knoͤtchen von feirrhöfer Haͤrte; der hintere Theil des Mutterhalfes war fo verdickt, daß man ihn durch dag rectum hindurch fehr deutlich hervorragend fühlte, wobei große Empfinde lichkeit bemerkbar wurde; die Kranke hatte den Appetit verloren, war abgemagert, hatte fait feinen Schlaf und war wegen ihres Gefundpeitszuftandes im größten Kummer, Die Behandlung wurde mit Blutegeln und dem innern und äußern Gebraud) des Kali hydrodicum, des Jods und der anody- vr begonnen; da hierauf die Symptome nicht nadjließen, wurde ine Mercurialbebandlung einige Zeit durchgeführt. Zuletzt nahm fie Eohlenfaures Eifen mit Hyoseyamus und Conium; es wurden Aleitungen gemacht, Blutegel öfter ‚wiederholt; Hüftbäder ver— ſchlimmerten jedes Mal ihren Zuftand fo unverkennbar, daß fie aufgegeben wurden. Nach mebrmonatliher ununterbrodhener Be: bandlung war die Kranke von ihrer Uterusaffection volllommen bes freit, und fie befindet fi nun länger, a!s fieben Zahre wohl. Einmal während des frühern Theiles der Behandlung litt die Kranke beträchtlich dadurch, das ihre Brüfte anſchwollen, äußerft empfindlich wurden und eine auffallende Veränderung der areola zeigten. Herr Burke hat im November 1841 durch Unterfuchung er: mittelt, daß jest der uterus ganz normal befchaffen it. Zweiter Fall, — Mes. B. 35 Jahre alt, aus einer zu Krebsaffection fehr disponirten Familie, hat drei Kinder gehabt, wobei eine Entbindung ſehr ſchwer war, Im Mai 1837 fab ich die Kranke zum erften Maſe. Sie Elagte über lancinirende Schmer— zen im Rüden, in den Leiſten und in den Stenkeln, Dysurie, Drängen nah) Unten mit unreaelmäßiaem blutigen und anderem Ausfluffe. Der Muttermund fand ſich angefhwollen, uneben, mit unregelmäßig Enotigen Nändern und an einer Stelle mit einem tiefen Spalte, als wenn der Theil eingeriffen fey; es ließ fich eine Bolumenzunahme des uterus oder eine Verwachſung defjelben mit den benachbarten heilen nicht auffinden. Die Kranke wurde nun einer. leichten Mercurialcur unterworfen und fpäter mit Jod und Eifen, mit Bädern ꝛc. behandelt und dadurch für mehrere Monate von allen Symptomen befreit. Sm September 1833 wurde ich aber wieder zu ihr gerufen und fand alle früheren Symptome mit vermehrter Seftigkeit wieder. Der Zuftand des Muttermundes war unglinftiger, als zuvor, die Kinötchen waren härter und ber: vorragender geworden, der ganze untere Theil dis cervix war an: gefd wollen und mit Blut arfüllt; eine Geſchwulſt, wie es fchien, ein Ovarium, lag in der rechten Darmbeinhöhle und war fehr em— pfindlich 5 es wurden nun Blutegel an den Muttermund gefest, die Kranke erhielt Quedfilber in alterirenden Gaben, jedody nicht bie zu fpecififcher allgemeiner Wirkung; die Blutegel wurden: innerlich 160 und aͤußerlich wiederholt; nachher erhielt die Kranke Jod, und fpäs ter mehrere Wochen lang Eifen, ab und zu mit Application von Hautreizen. Am 23, October war die Eierſtocksgeſchwulſt betraͤchtlich ver— mindert, die Empfindlichkeit ganz befeitigt, der Gebärmutterhalg weniger angeſchwollen, die Knötchen noch hart und hervorragend, aber nicht fo empfindlich; die Kranke hat weniger Schmerz; fie hat einmal ganz regelmäßig menftruirt, während fie kleine Gaben Mereur nahm; die Tpecififche Wirkung diefes Mittels wurde nun durch blaue Pillen mit Jod und Opiumcextract hervorgerufen und einige Wochen unterhalten. Zugleich wurden Blutegel, Bäder 2% angewendet, und endlich wurde mit dem Gebrauche des Eifens, der Sodine und anderer Mittel der Schluß gemacht; das Nefultat war vollitändige Befeitigung des Ucbels, und ich babe jegt von dem Arzte der Frau auf dem Lande erfahren, daß fie ſich fortwährend ganz wohl befinde, (Schluß folgt.) Miscellen Ueber die Unmwendung großer Gaben von Mine ralfermes, bei der Behandlung entzündlider Bruft: franfheiten, bat Dr. Cresci eine Abhandlung in den Annali universali de medicina, Sanuar 1842, bekannt gemadt. Er fagt: daß er, wenn nicht ganz befondere Gontraindicationen vor— handen waren, bei der Behandlung der entzündlichen Bruſtkrank— heiten immer die antiphlogiftifche Methode angewendet habe, nams lich hauptſaͤchlich Aderläffe und Spießglanz in der Form von Mi— neralkermes. Sobald er bemerkte, daß eine Congeſtion nach den Lungen oder Bronchien drohte, nahm er einen reichlichen Aderlaß vor, und alsdann reichte er gleich Kermes in der Doſe von 12 Gran zum erſten Male; dann in ſteigenden Doſen, bis zu 60, 70, 90, 100, 110, und ſelbſt 114 Gran, in vierundzwanzig Stunden. Die erfte Dofe war ftärker, wenn bei dem erſten Veſuche des Arztes die Krankheit jich bereits in einer. mehr vorgerücdten Periode befand. Durch diefe Methode hat Dr. Eresci in 366 Fällen von verfchiedenen Entzündungen der Refpirationsorgane nur cilf mit tödtlihem Ausaanae achabt. Er bat beobadhtet, daß der Kermes nicht allein die Wirkung hatte, die Erpectoration zu erleichtern, fondern auch einen reichliden Schweiß hervorzubringen, der bie Eymptome der Krankheit ſehr minderte. Selten hatte das Mittel im Anfange Erbrecen zur Folge; häufiger fteilte dieß ſich gegen das Ende der Krankheit ein und war dann das Zeichen einer günz fiigen Krife. Frictionen bei Krankheiten des Nüdgrats em: pfichlt Herr Sawyer nicht allein bei Nbeumatizmus und Mus« kelſchwaͤche, fondern auch bei frampfhaften Affectionen, bei Krampf— buften 2c. Einem Knaben, welcher an Reizung der Bronchial— Schleimhaut, Reizhuften, großer Schwäche und leichter Ruͤckgrats— verfrümmung litt, wurde der Nücken jeden Abend eine balbe Stunde mit einer Quedfilber- Salbe, jeden Morgen mit Chinins falbe eingerieben. Schon nah einer Woche mar der Huften vers fhwunden, und nach ſechs Wochen war jede Spur von Krankheit befeitigt. (Wobei indeß zu bemerken, daß die Affection Folge des Scharlachs war.) (Londen med. Gaz., March 1342.) Bibliographische Le corps de l’homme, ou l’Anatomie et la Physiologie humaines mises ä la portée de toutes les classes de la societe, avec grand nombre de planches lithographiees. Par le docteur Galet. Tome I—IV. Paris 1341. (Die erften 3 Bände find bereitö im Sahre 1836 und 1837 gedruckt.) Neuigkeiten The Horse, By William Youatt. With numerous additions and corrections and illustrated etc. No. I, London 1842. 8. La medecine en mer, ou Guide medical pratique des capitaines au long cours. Par M. Dutouquet. Paris 1842. 8. Trait& pratique de l’art des Accouchemens. Par Honor& Chail- Iy etc. Paris 1842, 8. ST —— — — — Mene Motizen audsdem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgetbeilt von dem Ober Medieinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medieinalrarhe und Profeffor Froriep zu Berlin, NV 473. Ar. 11. des XXII. Bandes.) Mai 1842. Gedruckt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 2 Lu. Ueber die Temperaturwechfel, welche zu verfchie- denen Tageözeiten periodifc in den unteren Luft- fhichten eintreten. Bom Profefor Marcet*), Es ergiebt fih aus früheren, mehrentheild aus den legten Sahrzehenden des 18ten Sahrhunderts herrührenden Verſuchen, daß das Zemperaturverhältniß der unterften Luft: ſchichten fih je nach dem Zuftande des Himmels, fo wie nad) den Zageszeiten Ändert. Unſer Landemann, Herr Marc Augufte Pictet, war der erfte, welher, im Sabre 1770, die Unterfchiede an zwei XTihermometern beobachtete, von denen das eine fih 5, das andere 75 Fuß über dem Erdboden befand. Er bemerkte, daß, wenn das Metter windftill und heiter war, der Stand diefer beiden Thermo— meter etwa zwei Stunden nad) Sonnenaufgang derfelbe war, von da an aber den ganzen Zag Über das 5 Fuß über dem Boden befindliche fortwährend höher fand, als das andere; daß dann beide Inſtrumente kurz nad) Sonnenuntergang wieder mit einander üÜbereinftimmten, worauf das untere Thermometer bis 11 Uhr Abends um etwa 249 Gentigr. tiefer ſank, als das obere **), Pictet fügt hinzu, daf, wenn der Himmel durhaus bewölkt gewefen fey oder ein ftarker Wind geweht habe, der Unterfchied in dem Stande ber beiden Thermometer fehr unerheblich gewefen fey. Diefe Berfuhe wurden im Jahre 1784 von dem englifhen Na: turforſcher Sir wiederholt. Derfelbe verglich lange Zeit den Stand dreier Thermometer, von denen das eine fih am Fuße, das zweite an der 200 Fuß boben Thurmfpige und das dritte an einer 110 Fuß hohen Stelle der Gathedrale von Canterbury befand. Zwiſchen dem Stande der beiden zuerſt erwähnten Inſtrumente bemerkte Sir in heiteren und ) Memoires de la Societ€ de Physique et d’Histoire natu- relle de Geneve. T. VIII. 2me partie. **) Die fämmtlichen in diefem Artikel enthaltenen Temperatur: angaben find, wenn nicht das Gegentheil ausdrüdlich bemerkt worden, nach dem hundertgrädigen Thermometer beftimmt, N. 1573, Be: a RENr" aree ftillen Nächten oft einen Unterfchied von 5 bis 6 Grad, während das Thermometer auf der Mittelftation einen zwi— ſchen diefen beiten Ertremen liegenden Stand zeigte. Bei bededtem Himmel fchien ihm die Xemperatur auf den drei Stationen ziemlich diefelbe zu feyn, oder wenn ein Unterfchied ftatıfand, fo war dieß in der entgegengeſetzten Richtung, im Vergleih mit dem bei heiter tm Himmel zu beobacdhtenden, der Fall, d. b. das in der Nähe des Erdbodens befindlihe Thermometer zeigte einen höhern Stand, ald das 200 Fuß hoch angebrahte. — White führt in feiner Naturgefchichte von Selbourne an, daf er zwifchen der Temperatur in der Ebene und der auf einem benachbarten, etwa 200 Fuß hohen Hügel ebenfalls einen Unterfchied von 5 bis 6, ja einmal fogar von 10 Grad beobachtet habe. Leslie fagt *), er habe beobachtet, daß in England der Boden etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang diefels be Zemperatur befige, wie die mit demfelben in Berührung befindliche Luftfhicht **). Won diefer Zeit an bis 2 Uhr Nachm. fey der Boden wärmer, als die benachbarte Luft. Macher nehme der Temperaturunterſchied bis etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang ab, und von dieſer Zeit an werde der Boden wieder kaͤlter, als die uͤber ihm ſtehende Luft, und während der Nacht werde der Temperaturunter— fhied immer bedeutender. Endlih hat Wells in feiner Schrift über den Thau, weldhe 1814 erfhien, angeführt, daß in windftillen und heitern Nächten die Luft bei 4 Fuß Höhe häufig um 5 bis 4 Grad, ja zuweilen um 5 bis 6 Grad wärmer fen, als der Erdboden, Aus allen diefen Wahrnehmungen zufammengenommen fheinen ſich folgende zwei Thatfahen zu ergeben: 1) In heitern und windftillen Nächten ift die Luft 4 bie 5 Fuß über den Erdboden bedeutend wirmer, als der Erdboden *) Transactions of the Royal Society of Edinburgh, VII. On Impressions of Cold etc. *) Die Bemerkung ift ganz allgemein gehalten, ohne daß fie auf files und heiteres Wetter befchränkt worden wäre, 11 Vol, 153 ſelbſt ); 2) in heitern und windftillen Nächten wird fie, von der Höhe von 4 — 5 Fuß aufwärts, bis zu einer noch nicht ermittelten Grenzregion und in einer nod nicht be: Eannten Progrefjion immer wärmer. Bevor ih die nähern Umftinde der Verſuche darlege, welche ih in der Abficht anſtellte, die nod nicht genügend aufgeflärten Puncte des Gegenftandes zu erforfchen , Eehre ih zu den Sir’fhen Beobachtungen zurüd, weil diefe die einzigen find, welche ziemlich anhaltend und bei ziemlid) be: traͤchtlich verſchiedenen Höhen angeftelt wurden, Ih mil unterfuchen, ob fie unter Umſtaͤnden vorgenommen worden, welche die Richtigkeit der Nefultate einigermaßen verbürgen, Folgende beide Betrachtungen veranlaffen mich zu ber Anſicht, daß die Reſultate der Sirfhen Grperimente fehr häufig truͤgeriſch ſeyen; 1. Diefe Verſuche wurden mit- ten in einer volfreihen Stadt angeftellt, wo die Lem: peratur der umgebenden Atmolphäre beſtimmt häufig von dem fortwährend freimerdenden Waͤrmeſtoff afficirt wurde. Der Einffuß diefer durch die Anwefenheit der Menſchen bee Dingten Wirme muste ſich in’sbefondere während der nächt: lihen Ausftrahlung füblbar machen, indem dadurch die Ab: Eühlung der dem Erdboden nähften Luftfhichten verhindert ward Demnah hat die Steigerung der Temperatur nad) Oben Heren Sir oft verhältnifmäßig geringer erfcheinen muͤſſen, als fie es wirklich ift. 2) Die von den Mauern der Kirche, während fie den Tag über von der Sonne ber ſchienen wurde, verfhludte Wärme mußte offenbar auf die Refultate der Verſuche einen bedeutenden Einfluß äußern. Federmann weiß, wie ſtark fteinerne und baditeinerne Mauern, wenn fie, zumal im Sommer, direct von den Sonnenftrahlen getroffen werden, ſich erhitzen Eönnen; und wer bätte noch nicht die Bemerkung gemacht, daß man die von fo erhigten Mauern ausgehende Waͤrme deutlich gewahr wird, wenn man Abends nur an denfelben hingebt. Die den Thurm der Gathedrale von Canterbury umgebende Luft wurde alfo, befenders während des erften Theils der Nacht, von der Nachbarſchaft einer fo erwärmten Steinmaffe affi— ciet, zumal, da die Materinlien, aus denen das Gebäude befteht , ziemlich gute Waͤrmeleiter find und folglid) die Dberfläche derfelben fih in Folge der naͤchtlichen Ausftrah- fung nicht fo fchnell abfühlte, Hieraus folge, das Die Steigerung der Temperatur der Atmofphäre nah Oben oͤf— ters bedeutender erfchienen ſeyn dürfte, als fie in der Wirk⸗ lichkeit ift**),, Aus diefen Gründen Fann man den Sir: fhen Beobachtungen, fo intereffant fie auch damals, als fie gemaht wurden, erfchienen feyn mögen, doch diejenige Bündigs keit nicht zuerfennen, die ihnen bei dem gegenwärtigen Stande der Wiffenfchaft einen bedeutenden Werth verleihen Eönnte,***) *) Nah Wells oft um 4 bis 5 Grad, Wilfon bat biefen Unterfchted, während der Boden mit Schnee bededt war, zu 3 Brad beobadıtct, *) Oder vielmehr, daß bie Refultate überhaupt trügerifch waren, da ja auch ber untere Theil der Mauern die bei Zage abſor— birte Wärme des Nachts ausftrömen lich. D. Ueberf, **) Daffelbe ailt auh von den zu Selbourne angeftellten Berfuchen White's, bei denen er vergleichende Beobachtuns — 1J— 164 Auch in dem jetzt bekannten Umſtande, daß die Aus— ſtrahlung der Erdoberflaͤche auf die Temperatur der untern Luftſchichten einenbedeutenden Einfluß ausübt, fand ich eine Deranlaffung zur Anftellung neuer Unterfuhungen über die Veränderungen diefer Zemperatur. Die Erfindung des Le8- Lie’fhen Aethriofeope, mit dem fid) die Sntenfität diefer Ausftrahlung meffen läßt, fegt uns in den Stand, diefe beiden Factoren gleichzeitig zu fludiren und zu ermitteln, inwiefern fie auf einander Einfluß haben. Der hygrometri= [he Zuftand der Luft muß ebenfalls, zumal Abends, auf die Temperatur der untern Luftfchichten einen gewiffen Ein— fluß äußern. Bekanntlich ift die Niederfchlagung des Thaues ſtets von einer Erhöhung der Zemperatur begleitet *). Deß— halb muß, unter übrigens gleihen Umftänden, die Verkuͤh— lung der untern Luftfhichten um fo langfamer fkattfinden, jemehr Feuchtigkeit fie enthalten oder, mit andern Worten, je mehr Thau ſich aus denfelben niederfchlägt. Zur Bewerfftelligung diefer Forſchungen ließ ich einen 114 Fuß hohen Maſtbaum auftichten, der aus zwei dauer— haft an einander befeftigten Fichtenftämmen beftand. Der: felbe ward 6 — 7 Buß tief in den Boden eingefenft und übrigens vor dem Ummerfen durch den Wind mittelft paf- fender Vorrichtungen gefhügt. Der Drt, wo er aufgeftellt war, hatte eine für deryleihen Verſuche bödyjt vortheilhafte Befchaffenheit, d. h, er befand fich mitten auf einer großen Wieſe, in ziemlicher Entfernung von Häufern irgend einer Art, ja feibjt von irgend großen Bäumen. Länge des Maftes find in Abſtaͤnden von je 10 Fuß horizontale fid)s tene Qurerhölger von 2 Fuß Länge angebracht, und jedes derfelben trägt an beiden Enden eine Nolle, mitteljt deren Thermometer hinaufgezogen und herabgelaffen werden koͤn— nen, Die außerjt empfindlichen und bedeutend großen Ther— mometer felbft find an den Kugeln mit einer ziemlich flarz fen Schicht einer die Waͤrme fchlecht leitenden Subflanz, 3 B., Baumwachs, robe Baumwolle zc., bededt, damit ſich deren Stand während des Herablaffens aus einer beträchtlis hen Höhe nicht ändern koͤnne *). Jedesmal, wenn ich die Thermometer befihtigte, merkte ic aud den Zuftand der Atmofphäre in den verfchiedenen meteorologifhen Be— jiehungen an, und in den meiften Fällen wurden zugleich) Beobachtungen mit Leslie's Aethrioſcop und Sauffu: re's Hpgrometer angeftellt. gen in Betreff der Temperatur in ber Ebene unb auf einem Hügel machte; denn es laſſen ſich eine Menge Umftände, 3: B., die Nähe gewilfer einflußreicher Gegenftände oder felbft die verſchiedene Befchaffenheit des Boden, als möglich denken, welche die Temperatur der Luft auf den beiden Gtationen modificivt haben dürften. Uebrigens mangelt den Angaben White’s in Betreff vieler wefentliher Umftände die gehörige Genauigkeit. *) Vergleiche meine Beobachtungen über diefen Gegenftand in Nr. 34. ©, 353 der neuen Folge der Bibliotheque universelle. **) Das Herablaffen dauerte nie über drei Viertel Minuten. Die Kugeln der Thermometer waren in der Art geſchuͤtzt, daß ein Zemperaturunterfehied von 5 Grad etwa eine Minute lang Eeinen Einfluß auf dirfelben äußerte. 165 Bei'm Unternehmen biefer Forfhungen hatte ich hauptſaͤchlich die Erledigung folgender vier Kragen zum Zwede. 1) Inwiefern haben der Zujtand des Himmels und der Wind auf Erhöbung der zu gewiffen Zageszeiten nach Oben zu ſich ftei= gernden Zemperatur Einfluß? 2) Zu weldyen Zeiten des Tages beginnt diefe Erhöhung der Ziemperatur, und bleibt fie während der Nacht ſich gleich, oder ift fie dann zum Steigen geneigt ? 3) Wo ift die Gränge des Niveau’s, wo die Erhöhung ber Temperatur aufhört? Und ift diefe Gränze conftant, oder verändert fie ih, je nad) dem meteorologifhen Zuftande der Atmeſ— haͤre? 4) Bleibt die Steigerung der Temperatur, ebenfowohl, als deren Gränze in Betreff des Nivcau’s, fich gleich, oder verändern fi beide, je nad) den verfchiedenen Sahreszeiten ? Wir wollen alle diefe Fragen nady einander unterfuchen. 1. Snwiefern baben der Zuftand des Himmel und der Wind auf Erhöhung der zu gemwiffen Tages— zeiten nah Oben zu fih fteigernden Temperatur Einfluß? Es geht aus meinen Verfuchen hervor, daß der Grad diefer Erhöhung, wie man bereits früher beobachtet hat, dem Einfluffe beider in Rede ftehenden Umftände unterworfen ift. Se ftiler und heiterer das Wetter ift und je weniger Wafferdunft die Luft entz bält, defto bedeutender finden wir, wenn wir uns erheben, den Zemperaturunterfcied. Derfelbe ſchien in der fhönften Jahreszeit 2 und 3 Grad zu betragen. Nie fam mir der all vor, daß ır fi) bis auf 4 Grad erhoben hätte, fo heiter das Wetter im Som: mer und Herbſte audy ſeyn mochte, und fo günftig alle übrigen das Phänomen wahrfcheintich betheiligenden, metecrologifchen Umftände auch feyn mochten. Sind die von mir während des Semmers in diefer Beziehung beobachteten Unterfchiede weniger bedeutend, als die von Sir erwähnten, fo weiche ich von diefem Beobachter doch nod) vielmehr in dem Puncte ab, daß, während er die Zunahme der Temperatur nach Oben auf den Ball befhränft , wo das Wet— ter windftill und beiter ift, ich diefelbe fortwährend, wenigftene in der fchönften Jahreszeit und bei Sonnenuntergang, ja felbft bi völlig bewölftem Himmel beobachtet habe, wenn nur der Wind nicht ftark ging. Bei faft hundert zu den bereits erwähnten Ztis ten und unter den angeführten limftänden angeftellten Beobach— tungen war ftets eine Erhöhung der Temperatur nad Oben zu zu beobadıten, außer wenn der Wind fcharf wehete. Allerdings be: ſchraͤnkte fich diefe Erhöhung oft auch einige HDundertelarade, und fie zeigte fih haufig in der allerniedriaften uftfchicht, indem fie zumeilen bei der Höhe von 40, ja felbft 30 Fuß aufbörte*). Ich babe fogar bei mehr, als einer Gelegenheit zwei big drei Stun- den nach Gonnenuntergang einen völlia gleihen Stand der ver: fchiedenen Thermometer beobachtet. Dieß war, z. B., am 20. Sept. um 10 Uhr Abende, bei bewölftem Himmel der Kal. Bei diefer Beobachtung zeigte dad 4 Fuß vom Erdboden entfernte Thermometer 13,85% und das 108 Fuß hoch hängende 18 80°. Der mittlere Stand der erften 50 Fuß war 13,81%, der der lißs tern 50 Fuß 13,76°, fo daß die Verfchiedenheit böcyft unbedeutend war. Zu bemerken ift, daß zur Zeit der Beobachtung das Aetbrio- fcop auf Null ftand, daher damals die Erde von den obern Luft— ſchichten eben fo viel Wärmeftrablen zurüdempfina, als fie denfelz ben zuſchickte. Gleiches war bei meinen, am 21. und 22. Septem⸗ ber um 9 Uhr Abends angeftellten Beobahtungen der Fall Dar mals zeigte fid) die Temperatur nad) der ganzın Höhe des Maftes als biefelbe, und das Aetbriofcop mittelft der im Brennpuncte bes findlichen Kugel refp, 05° und 1° Kälte. Wir finden alfo, daß bei bewoͤlktem Himmel die verfchiedenen Luftfchichten zuweilen eini— *) Am 1. September um 7 Ubr Abends, bei bewölftem Simmel und ziemlich ſtarkem Südweftwinde, ftand das 5 Fuß über dem Erdboden hängende Thermometer auf 12,7° und das 40 Fuß hoch bängende auf 12,5%. Von 40 — 108 Fuß aufwärts igte fich Feine merkliche Veränderung des Thermometerſtan⸗ ed. Daffelbe mar bei den au derfelben Stunde am 6. Sept. und 4, Ociober angeftellten Beobachtungen der Fall, 166 ge Stunden nach Sonnenuntergang biefelbe Temperatur befisen; allein ich wicberhole, daß ich, wenigftens bei fhönem Wetter, wenn die Beobadjtung genau bei Sonnenuntergang gemacht wurde, auss genommen, wenn ein heftiger Wind, zumal Nortoftwind wehete, ftets einen wahrnehmbaren Unterfhieo gefunden habe. Bei ſtar— kem Nordojtwind beobachtete ich Öftere, felbft bei ziemlich heiterem Himmel, nad) der ganzen Döhe des Maftes eine und diefelbe Tem— peratur, 2. Zu welchen Zeiten bes Tages beginnt biefe Erhöhung der Temperatur? Bleibt fie während der Nacht fih gleih, oder ift fie dann zum Steigen ge neigt? Das durch meine Beobachtungen über diefen Gegenftand er: langte Refultat ift, daß, wenn das Wetter heiter und windſtill ift, die Erhöhung der Temperatur etwa eine halbe bis eine Stunde vor Sonnenuntergang wahrnehmbar zu werden beginnt. Bei bewölf: tem Himmel wird es meift erft im Augenblide des Gonnenunters ganges bemerkbar. Iſt der Himmel heiter, fo erreicht die Erbös bung gewoͤhnlich ihr Marimum bei Eonnenuntergang oder etwas fpäter, und bleibt dann, wenn ſich das Wetter nicht Ändert, ziem— lich ftationär. Faͤllt dagegen reichlicher Thau, fo habe ich zumei: Ion bemerkt, daß der Zemperaturunterfhied abnimmt, So zeigte fih, 3. B., am 17. Sept. um 7 Uhr Abende die Erhöbung der Zemperatur von 5 — 108 Fuß über dem Ertboren zu 2°. Um 10 Ubr, wo ein ftarfer Thau gefallen war, betrug der Unterfchied, obwohl der Himmel fortwährend durchaus Feiter geblieben, nur noch 1,6°. Die Erhöhung der Temperatur nah Oben zu wird bei Sonnenaufgang nicht bedeutender ; im Gegentbeile war der Unterfchied zwiſchen der Temperatur der Luftfhichten am Beden und bei 105 Fuß Hoͤhe offenbar bei Sonnenaufgang acringer, alsbei Sonnenuntergang. Diegrührt wahrſcheinlich vondem Thau ber, der befanntlich gewöhnlich bei Eonnenaufaang ftärfer fällt; und ich habe fegar bemerkt, daß etwas vor Sonnenaufgang und nad) reihlihem Niederfchlage von Thau die Erfcheinung in umgekehrter Richtung eintrat, d. h., die Zemperatur fchien im Verbältniffe zur Höhe des Nivcau’s abzunch« men, zumal wenn fich der Himmel plöglich überwölfte. Im letz— tern Sale ift die Temperatur der Erde faft immer böber, als die der umgebenden Luft. Dieß war am 5. Octeber um talb ſieben Uhr Morgens bei windftillem Wetter und bewölftem Himmel und reihlihen Thau der Fall. Dos Thermometer zeigte auf dem Grafe 12310, bei der Höhe von 5 Ruß 12° und bei 105 Fuß Höhe 11,7°. Dieſelbe Erſcheinung war am 7. October zu brob= achten, wo um 6 Uhr Mergene das Thermometer bei 5 $. 10,1% bei 105 Fuß aber nur 975° zeigte, während die Temperatur de Erdbodens etwa 10.3° betrug. Wir werden fpäter feben, daß bei bartem Winterfrofte und wenn das Wetter zugleich düfter ift, die Zemperatur der zunächft auf dem Boden rubenden Luftſchicht, in der Regel, böber ift, als die der Atmofphäre bei 50 oder 100 Fuß Höhe, und zwar fowohl bei Sonnenauf = als Untergang. 3. Wo ift die Gränze des Niveau’, wo die Erhoͤ— bung der Zemperatur aufbört? Und ift diefe Gränze conftant, oder verändert fie fih jenadh dem meteoror logifhen Zuftande der Atmofphäre? Wenn bei Eonnenuntergang der Himmel vollkommen rein und heiter war, fo kam es bäufia vor, daß die Gränze der Erhöhung der Zemperatur nach dem SDimmelsraume zu höher laa, als ber Gipfel dee Mafter, alfo höher, als 108 Auf. Im Allgemeinen ſchien fie mir jedech zwifchen 90 und 105 Fuß zu liegen; d. h. über das letztere Niveau hinaus war cine Erboͤhung der Tempera— tur mehrentheils kaum wahrzunchmen, fo heiter das Wetter auch ſeyn mochte. Ich könnte zur Beftätigung diefer Behauptung eine große Anzahl von Beobakhtungen geltend machen, u. A. die vom 1. und 2. Auguft, vom 8. und 18. September und 3. und 4. De tober 2c., wo die Graͤnze der Erhöhung der Temperatur durchge⸗ bends unter 100 Ruß gefunden wurde. Wir werden fpäter ſehen, dag im Winter, zumal bei nicht befonders heiterem Wetter, die Erhöhung der Temperatur bei Sonnen: Xufs und Untcraang meh rentheils nur von der Grooberflähe bie zu 5 bie 6 Fuß ‚Höhe wahrzunehmen iſt; von da an bis 100 Fuß zeigt fi dann die r 21° 167 Temperatur als birfelbe, und manchmal nimmt fie fogar aufs wärts ab. 4) Bleibt die Steigerung der Temperatur, ebens ſowohl als deren Granze in Betreff des Nivcaus, ſich glei, oder verändern fi beide je nad den ver: fhietenen Jahreszeiten? Die Steigerung der Zemperatur verändert ſich allerdings nach den Jahreszeiten. Zwar habe ih zwifchen Sommer und Herbft Feine auffallenden Verfchiedenheiten wahrnehmen koͤnnen; allein der Winter hat mir in diefer Bezichung einige merkwürdige Abwei— dungen dargeboten, zumal wenn die Erdoberfläche mit Schnee bes deckt war. Diefe Abweichungen zeigten fi in folgenden beiden Bezie— bungen: 1) Der Unterfhied in der Temperatur der unterften Luftfchiche ten ijt weit ‚bedeutender, als zu irgend einer andern Jahreszeit, was ſich wenigftens aus der Reihe von Beobachtungen ergiebt, die ih diefen Winter im December und Januar angeftelt habe, Das Marimum des Unterfihievg ward am 29. Januar um balb neun Uhr Abends, bei völlig windftillem und heiterm Wetter, beobachtet. Der Schnee lag etwa 1 Fuß hoch. Der Unterfchied belief fich bei einer Veränderung des Niveau’s um 50 Fuß auf etwa 8°, indem das bei 2 Zus Höhe befindliche Thermometer — 16,2° und das bei 52 Fuß Höhe befindlihe — 8,4 zeigte. Bei 105 Fuß Höhe war die Temperatur — 7,4°, fo daß bei einer Veränderung des Niveau’s um 105 (103°) Fuß der ganze Unterfchied der Temperas tur 8,8° betrug. Am Morgen des 2Ziften Januar, der noch Fälter als der vor- bergehende war, ftand um 6 Uhr das Thermometer 2 Fuß über dem Erdboden auf — 21,29; bei 52 Fuß Höhe auf — 15,5° uno bei 105 Fuß Höhe auf — 13,7°. Die Steigerung der Temperatur der hobern Luftfhichten war alfo weniger beträhtlih, ale am vor rigen Zage, was ohne Zweifel daher rührte, daß die Kälte der Ervoberflähe Zeit gehabt hatte, ſich weiter aufwärts zu verbreis ten. Sie belief fih indeß für eine Höhe von 50 Fuß auf 5,7 und für eine folhe von 100 Fuß auf 7,5°, und diefer Unterfchie) ift um Vieles bedeutender, als das während der warmen Jahres— zeit beodahtete Marimum. Das Mittel von 12, ſowohl bei Sonnenauf:, als bei Sonnenuntergang angeftellten Beobachtungen, während deren das Wetter völlig heiter und der Erdboden mit Schnee bevedt war, gab einen Unterfhied von 5,49 zwiichen der Zemperatur der Luft bei 2 und bei 52 Fuß Höhe über dem Bos den, fowie von 6,42 zwifchen der Z:mperatur der Luft bei 2 und bei 105 Fuß Höhe. Wenn im Winter der Boden Feine Shneedede befaß, erfhien die Temperatur der untern Euftfhichten weniger verfchieden, ob— wohl der Unterfchied ſtets bedeutender war, als das an heitern Sommer: und Herbftabenten beobahtete Marimum. Den größe ten Temperaturunterfhied, während der Boden nicht mit Schnee bedeckt war, beobachtete ih am Liten December. Das 2 Fuß über der Erdoberfläche befindliche Thermometer zeigte — 4,7?5 das bei 52 Fuß Höhe angebrachte + 0,9° und das bei 105 Fuß + 1,4°, fo daß der Zemperaturunterfchied bei den 50 Fuß von einander abitehenden Luftſchichten 5,6° und bei den 100 Fuß von einander abſtehenden 6,1° betrug. Die mittlere Steigerung der Tempera— tur betrug bei einer, theils im December, theils im Februar ger wonnenen Reihe von 20 Beobachtungen für den Niveauunterfcied von 50 Fuß 3,3° und für den Niveauunterfhird von 100 Fuß 3,45°. Wir fehen alfo, daß unter den oben bemerkten Umftänden die Steigerung der Temperatur in den höhern Luftſchichten felbit bei völlig heiterm Wetter jenfeits des Niveau’s von 50 Fuß fehr gering ift, und wir glauben annehmen zu dürfen, daß die Außerfte Graͤnze diefer Steigerung im Winter unter 100 Fuß Höhe liege, obwohl letztere gleichzeitig in der Nähe der Bobenoberfläche fehr bedeutend feyn kann. Wenn im Winter der Himmel bewölkt ift, fo findet man den Unterfchied zwifchen den Temperaturen der höhern und der unmite telbar auf dem Erdboden ruhenden Luftfchichten ungemein gering, 168 felöft wenn der Boden eine Schneedecke beſitzt; und über 100 Fuß hinaus fcheint die Temperatur der Luft fih mehrentheils in umges kehrter Richtung, im Vergleich mit der bei heiterm Wetter ftatte findenden Modification, zu verändern; d. h., fie nimmt dann nad): oben zu ab. Water 11, unter den angegebenen Umftänden, ſowohl bei Sonnenauf:, als bei Sonnenuntergang gemachten Beobad)tuns gen find zwei, wo das Thermometer bei der Höhe von 5 Fuß über dem Erdboden um einige Dundertelgrade niedriger ftand, ale bei 2 Fuß über dem Boden, Das Mittel des Temperaturunters ſchieds zwifhen der Höhe von 2 und der von 50 Fuß war nur 0,4° zu Gunſten des höbern Nivcau’s, während dagegen dag Mit— tel des Unterfchiede zwifhen 52 und 105 Fuß 0,23° zu Gunften der niedrigeren Station betrug. 2) Der Winter unterfcheidet ſich ferner von den Übrigen Jah— reszeiten infofern, als zu gewiffen Zageszeiten die Erdoberfläche, im Vergleich mit der gleich darüber, d. h., bei 2 Fuß Hoͤhe ber findtihen Luftſchicht, außerordentlich niedrig temperirt ift. Dieſe Verſchiedenheit fhien mir während der fchönften Jahreszeit kaum wahrnehmbar, felbjt wenn das Wetter noch fo windftill und heiter war. Das aus einer großen Anzahl von im Sommer und Herbſt 1337 angeftelten Beobachtungen abgeleitete Mittel betrug für die Zeiten des Sonnenaufgangs und Untergangs, wo es fonft am bes deutendften ift, nur 0,54%. Im Winter wird die in Rede ftehende Abweihung weit bedeutender, und jie betrug einmal, als der Bo— den mit Schnee bedeckt war, 6°. Das von 12, bei heiterm Wet— ter und fowohl bei Sonnenaufgang, als Sonnenuntergang ange— ftellten Beobachtungen abgeleitete Mittel betrug für den Unterfchied in der Temperatur der Schneeoberflädhe und der 6 Fuß über dem Boden befindlichen Luftſchicht, 3°, während fich der Unterfchied für die Höhe von 2 Fuß über dem Boden nur auf 1,5° beticf. Sh babe im Sommer und Herbit mehr als einmal beobadıtet, daß die Erdoberfläche vorübergehend etwas wärmer ſchien, alö die 5 Fuß hohe Luftſchicht, felbft wenn von diefer an aufwärts die Er« hoͤhung der Temperatur bereits ftufenmweife ftattfand. Co zeigte am 3. October um halb fehs Uhr Abends, wenige Augenblicke vor Sonnenuntergang, bei heiterm Wetter, ein am Erdboden befindlie des Thermometer 13,3? und ein anderes, 5 Fuß höher angebrach— tes nur 13°, während die Atmofphäre bei SO Fuß Höhe die Tem— peratur von 14,55° bifaß. Aehnliches ward am 5. Auguft um 7 Uhr Abends bei wenig bewoͤlktem Himmel und nad) einem regneris Then Nachmittage beobadtet, wo ich die Temperatur des Rafens zu 172, die der 5 Fur über demfelben befindlichen Luftfchicht dages gen nur zu 16? fand. Sie ftieg jedoch bis zur Höhe von 105 Fuß allmälig auf 17,1°. Meine Beobachtungen vom 6. — 3. Septem⸗ ber boten diefelben Nefultate dar. In ausnahmsmweifen Fällen die— fer Art hält es fchwer, die Erniedrigung der Temperatur der uns terften, im Vergleich mit den höhern Ruftfchichten, zu erklären. Nach der Theorie der Ausftrahlung ift jie der Verkühlung des Bo— dens, in Folge der nächtlichen Ausftrahlung, zusufchreiben, welche Verkühlung ſich den unterjten Luftſchichten mittheilt und ſich alle mälig, aber in ftets abnebmendem Grade, nad) den höhern Luft: Thichten verbreitet, Wenn aber der Erdboden felbft wärmer, als die über ihm lagernde Ruftmaffe iſt, fo wird obige Erklärung, wenn fie nit gewilfermaaßen mobificirt wird, unhaltbar. Vielleicht ift die fraglihe Anomalie, welche überdem nur fehr felten vorkommt, eis nem fo plöglichen und reichlichen Niederfchlage von Thau zuzufchreis ben, daß die Erdoberflähe vorübergehend eine etwas höhere Zemperatur erhält, ſich aber fchnell wieder durch die nächtliche Ausftrahlung abEühlt, bevor die geringe Erhöhung der Tempera— tur, die ihr zu Theil geworden war, fi den nädjten Luftſchichten hat mittheilen fönnen *). Ich erwähnte früher, daß einer der Puncte, die ich bei Wieder: aufnahme der Pictetfhen und Sixſchen Verfuche im Auge hatte, *) Im Laufe von mehr als einjährigen Beobachtungen ift mir obige Anomalie nur vier Mal, und zwar jedesmal kurz nad Sonnenuntergang, wo der Thau am reichlichften fällt, vorges fommen. . 169 darin beftche, daß ich das Verhältnis der durch Leslie’: Aethrio⸗ fcop ermittelten Intenfität der Ausftrahlung zu der Steigerung der Temperatur, die wir unter gewiffen Umftänden in den böhern Lufts ſchichten beobachten, zu erforfhen gedaͤchte. Ich werde indeß das Nähere über die von mir in diefer Bezichung angeftellten Verſuche bier nicht mittheilen, weil es mir bisjegt noch nicht gelungen ift, zu irgend einem ſichern Nefultate zu gelangen. Nur foviel kann ich im Allgemeinen fagen, daß die in der Steigerung der Zemperas tur nach dem Dimmelsraume zu, in Übrigens gleich heitern verſchie— denen Nächten, wahrzunchmenden Berfchiedenheiten, keineswegs deut⸗ li mit den durch das Aethriofcop angezeigten Abweihungen in der Intenfität der von der Erdoberflähe ftattfindenden Ausſtrah— lung übereinzuftimmen fibienen. So habe ich oft gefunden, daß der flüffige Zeiger dieſes Inftrumentes in einer heitern Sommernadt auf diefelbe Intenficät der Ausftrahlung bindeutete, wenn die Ers böbung der Temperatur der höhern Luftſchichten nur 2 bis 3° bes trug, wie bei derſelben Befchaffenheit des Himmels im Winter, wo jene Zemperaturerhöbung 4—5° betrug. Ja felbft die weniger bedeutenden Verfchiedenheiten, die fih im Sommer von einem Zage zum andern, bei fcheinbar gleich ftillem und heiterm Wetter, funds gaben, waren nicht jederzeit von einer entfprehenden Veraͤnderung in dem Stande des Acthriofcops begleitet. Wahrfcheintih haben noch andere Umjtände, als die Ausftrahlung, auf die fragliche Er: fheinung Einfluß, und nur wenn diefe confequent ſtudirt worden — wird ſich eine feſte Anſicht uͤber dieſen Gegenſtand faſſen aſſen. Die Reſultate der in obigem Artikel dargelegten Beobadjtuns gen ſcheinen zu nachſtehenden Folgerungen zu berechtigen: 1) Die Erhöhung der Temperatur in den nad) oben zu auf: einanderfolgenden Luftfhichten, welche fih bei Sonnenuntergang wahrnehmen läßt, ift, fo veränderlich fie auch in Betreff ihrer Stärke oder rücjichtlic der Gränze, bis zu welder fie nad) dem Himmelsraume jtattfindet, feyn mag, eine conftante, bei jedem Zus ftande des Himmels eintretende Erfheinung, die nur durch hefti— gen Wind verhindert wird. 2) Der Zeitpunct des Marimums biefer Zemperaturerhöhung tritt gleich nach Sonnenuntergang, ein; dann bleibt fie ftationär oder vermindert fich fogar häufig, wenn reichliher Thau fällt. Bei Sonnenaufgang ift die Temperaturerhöhung meift nicht fo bes deutend, als bei Sonnenuntergang. 3) Die Gränze des Nivcau’s, bis zu welcher ſich diefe Steiger rung der Temperatur erftredt, fcheint felten über 100 bis 110 Fuß zu liegen, felbft wenn das Wetter völlig windftill und heiter ift. Iſt es dagegen wolkig und windig, fo ſcheint jene Gränze weniger hoch zu liegen, was auch im Winter felbjt bei winbdftillem und hei: term Wetter der Kal ift. 4) Die Erhöhung der Temperatur nah tem Himmelsraume zu ändert, je nach den Jahreszeiten, fowohl in Betreff ihrer In⸗ tenfität, als des Nivcau’s, bis zu welchem fie ſich erftrectt, ab, Im 170 Winter, befonderd wenn der Boden mit Schnee belcgt ift, bietet ſich dieſe Erfcheinung in ihrer auffallendften Stärke dar. (Edin- bu:gh New Philosophical Journal, Oct, 1841—January 1842.) Miscellen Ueber die Lebensmweife und Wohnung einiger Af— ricanifhen Thiere enthält ein Schreiben des Herrn Fra— fer, Naturforfchers der Nigererpedition, mehrere interejlante That— fahen. Unter den überfendeten Säugethierbälgen, bemerkt er, be; findet fih au ein Galago, welcher in der Nähe von Cape Coaſt auf einem Zamarindenbaume gefchoffen wurde, wo Herr Fraſer aud) fein Neſt fand, welches in einer von den Aeften gebildeten Gabel aus loderen Blättern angelegt war. Das Thier gli dem Loris gracilis, aber feine Glieder waren ftärkır. — In der Nähe von Sierra Eeone hat Here Fraſer folgende Affen einheimiſch ges funden: Troglodytes niger, Colobus ursinus, Cercopithecus fuli- ginosus (fehr Häufig), Cercopithecus Sabaeus und Cynocepha- jus Papio. — Die Ufer der Bai waren allenthalben mit großen, runden Höhlen durchbohrt, wovon die Eingebornen Deren Fraſer erzähiten, daß fie von einem Zhiere bewohnt feyen, welches fie Erdſchwein (Ground pig) nennen, und welches der Aulacodus Swinderianus Temminck’s ift. — Zu Baffa ſah Herr Fraſer einige Häute don Cercopithecus Diana, melde in dem Diftricte häufig fegn follen; auch eine Antelopenbaut fah er, dem Anfceine nad) Antilope Ogilbyi, Waterh. — In Cape Goaft wird Cer- copithecus petaurista gefunden, und cbenfo Colobus leucomeros, Häute des legterwähnten Thieres und des Cercopithecus Diana waren auferordentlih häufig in Accra. Ueber Pao Pereira und mehrere auf diefer Rinde wachfende cryptogamifche Pflanzen haben die Herrn Jul. v. Flotow, WProfejfor Dr. Göppert und Profeffor Dr N ees v. Efenbed ihre Unterfuhungen, und Bemerkungen als Anhang eines Gluͤckwuͤnſchungsſchreibens, druden laffen, welches fie, datirt Breslau und Dirfchberg den 22. Sanuar 1842, an Herrn Dr. Ernft Wild. Martius, bei deffen goldnen Hochzeitsfeier, gerichtet haben. Die allgemeine Einladung zuder Berfammlung deutfher Naturforfher und Aerzte in Mainz it von den diegjährigen Gefbaftsführern, Herren Medicinalrath Grö- fer und Notar Bruch dafelbft, in allen bedeutenderen Zeitungen erfhienen. Die erfte allgemeine Sigung wird Montag 19. Sep: tember ftattfinden. Behufs der im vorigen Jahre in Braunſchweig befchloffenen, die Jahr vorzunehbmenden Revifion der Statuten wird aebeten, Bemerkungen und Vorträge an die genannten Her: ren Gefchäftsführer einzufenden, zu haltende Vorträge und ben per: fönlihen Beſuch aber gefälligft bis zum 1. September anzeigen zu wollen, en Zur Prognofe bei Affectionen des fiebenten Nervenpaares. Von Dr. Graves. Sir Charles Bell und Herbert Mayo maren bie Erften, welche mit Beftimmtheit die Symptome der Laͤh— mungen der portio dura aufzählten und darauf aufmerk: fam machten, daß die Gefichtsparalpfe, welche man jegt ges woͤhnlich als Bel’fhe Paraiyſe bezeichnet, häufig unabhaͤn— gig von Gehirnkrankheit vorfommen könne, Deswegen wird Lk Acn Dose von den practifchen Aerzten dieſes Leiden jegt gewöhnlich als gefahrlos und ald von einem Eindrude auf die Nerven- endigung herrührend, angefehen. Diefe Anſicht ift im All: gemeinen richtig, erleidet aber dennoch ihre Ausnahmen. Mir jind zwei Fälle vorgefommen, bei denen ein offenbar apoplectifcher Anfall nichts als eine Lähmung der portio dura zurüdließ. Diefe Paralyfe wich bei beiden Patienten im Verlaufe von 10 bis 14 Tagen einer geeigneten allge meinen Behandlung mit nachfolgender Application Eleiner Blafenpflafter hinter dem Ohre, über der orbita und auf 171 der Wange. Es iſt ſchwer zu begreifen, wie eg möglich ift daß eine Hirnaffection zu einer Lähmung Veranlaffung giebt, welche fih auf einen einzelnen Theil des Nervenſyſtems bes ſchraͤnkt; dieß kommt jedoch bisweilen vor, nicht bloß an dem angegebenen Theile, fondern auch in der Zunge und in der obern Ertremität. Diefe Sfolation des paralytifchen Leidens ift Übrigens in folhen Fällen auch Eeineswegs der Beweis eines günftigen Ausgangs; denn gewöhnlich kommt im Verlaufe der Zeit ein zweiter apoplectifcher Anfall und giebt Veranlaſſung zw allgemeiner Hemiplegie. Der Arzt muß daher den Grad der Gefahr bei der Bell'ſchen Para— Infe und bei andern abgegraͤnzten paralytiſchen Affectionen nicht nad ber Ausdehnung der afftcirten heile, fondern nach der veranlaffenden Urſache beurtheilen. Bei faft allen bisjegt bekannt gemachten Fällen der Bellfhen Paralyfe ift die Urſache local und äußerlich; fie wurde daher für eine oberfläcliche und nicht gefährliche Krankheitsform erklärt. Daß dieß indeß nicht immer fo ifl, beweifen die Fälle von Abercrombie und John Hamil: ton; denn bei beiden entffand die Krankheit durch Zerfto- tung der portio dura, veranlaßt durch eine caries der pars petrosa ossis temporum, welche nothwendig tödt: lich ausging. Der folgende Fall ift ähnlich und befonders inftructiv, da er beweif’t, daß caries des Felfenbeins, in &haracteriftifher Form mit Otorrhoͤe verbunden. ohne bedenk— liche Symptome lange Zeit fortdauern kann, bis endlich die portio dura zerftort ift und die Bell'ſche Paralyfe erfolgt. Bei aufmerkffamer Betrahtung der Gefhichte des fol: genden Falles ſcheint es, daß die Krankheit zuerft die mem- brana tympani, das innere Obr, die Gehoͤrknoͤchelchen, den nervus facialis im aquaeductus Fallopiae und ei: nen beträchtlihen Theil der pars petrosa auf der Seite gegen das tympanum hin zerftört habe. Während diejes Verlaufs entftand die Bell'ſche Paralyfe, und es war pro— fufe Dtorchoe ohne Hirnfpmptome vorhanden; fobald aber die Krankheit nah Innen vollends ihren Weg gefunden und die dura mater perforiet hatte, fand der Eiter einen leich- ten Ausgang in die Höhle der arachnoidea, und es bes gann nun eine neue Reihe von Symptomen einer Dirn= und Ruͤckenmarkskrankheit. Das Aufhören oder die Ver: minderung des Eiterfluffes aus dem Außern Ohr zu diefem Zeitpuncte Eann daher nicht als das Nefultat einer vicarii= tenden Eiterung in dem tiefer gelegenen Theile betrachtet merden; fie ift einfach die Folge davon, daß fih nach In— nen eine Deffnung gebildet hat, durch welche der Eiter ra= ſcher abfließt. Erfter Fall. — Paralyfe der rehten Wange von Zerfiörung des nervus facialis durch caries des Schläfenbeins. Ein zehnjähriger Knabe murde mit allgemeiner MWafferfucht in dag Meath - Hospi- tal aufgenommen; er fchien ferophulös und war durch lang= dauernde Diarrhöe fehr heruntergefommen. Unter geeigne: ter Behandlung verfhtwanden die Symptome allmälig und er wurde verhältnißmäßig wohl, nur bemerkte man, daß die rechte Seite des Gefichtes paralytifch war, und bei meiterer Nachfrage ergab fih, daß er feit fieben Fahren an einem 172 Ausflufe aus dem rechten Ohre leide. Bald darauf ents widelte fid) ein heftiger Schmerz in dem Ohre und in der linken Kopffeite; 14 Tage darauf traten Gonvulfionen ein, der Schmerz ging von der Seite zur hintern Flüche des Kos pfes, hierauf zum hintern Theile des Halfes und endlich auf das ganze Ruͤckgrat Über, während gleichzeitig die DOtorrhöe abnahm. Wenige Tage vor dem Tode wurde er von Kraͤm— pfen, ähnlich denen des tetanus befallen, und die Koͤrper— oberflähe wurde ungewöhnlich empfindlich gegen Berührung. Die Bewegungsfühigkeit, ebenfo wie das Bewußtſeyn, blieb ungeflört. Vom Beyinne des Schmerzes bis zum Tode wie- derholten fich die Convulfionen fehs Mal. Section. — Der n. facialis wurde im Geſichte präparirt und gefund befunden. Der Nerv war vom Urs fprunge im Gebirne bis zum Eintritt in den meatus au- ditorius internus gefund. Unmittelbar über diefer Oeff— nung war die dura mater grünlich gefärbt, vom Knochen abgelöf’t und mit einer runden Oeffnung von der Dide eis nes Rabenfederkiels durchbohrt. Als diefer Theil der Haut eingefhnitten wurde, fand ſich zwifchen ihr und dem Kno— hen ein dicker, grünlicher, Übeltiechender Eiter und die Deff- nung in der dura mater lag genau der Mündung des aquaeductus vestibuli gegenüber. Diefer felbft war er— meitert, und der ihn umgebende Knochen carios. Die Ners ven an den basis cerebri waren von einem dien grüne lihen Eiter umgeben; das Drgan felbft war aber überall normal und ohne ungewöhnlibe Gefäßentwidelung. Die arachnoidea war nirgends verdickt oder getrübt, und die pia mater nirgends flärfer injieirt, als gewöhnlich; die Hirnventrifel waren nicht ausgedehnt. Zunaͤchſt wurde nun die Aufmerkfamkeit auf dag Ruͤckenmark gerichtet; die dura mater deffelben war von dem grünen Eiter beträchtlich aus— gedehnt; der Eiter war in der Höhle der arachnoidea enthalten, diefe Haut felbft war aber ganz gefund, hatte ihre gewöhnliche glänzende Dberflähe, auch war nirgends eine Verdickung oder Trübung zu bemerfen, die pia mater war nicht krankhaft verändert. Sämmtliche Befeftigungspuncte des ligam. dentatum maren unverfebrt. Das Rüden: mark zeigte Eeine krankhafte Veränderung. Saͤmmtliche Nervenwurzeln vom Gehirn big zur cauda equina waren von Eiter umgeben, durch deffen Gegenwart ohne Zweifel Reizung des Gehirns und Nüdenmarks, tetanifhe Sym— ptome und die HautempfindlichEeit veranlaßt wurden. Von Herrn M’Donell wurde der facialis in den canalis Fallopii hinein verfolgt; etwa 4 Zell vor feinem Eintritte war der Nerv vollfommen getrennt, die pons petrosa war in beträchtliche Ausdehnung zerftört und ftellte eine bloße Kaohenfhale darz die membrana tympani und das ganze innere Ohr war zerftört. Zweiter Fall. — Krampfbafte Thätigkeit der Muskeln, welhe von demfacialis verforgt werden. Diefer Fall contraftirt mit dem vorigen, indem die Muskeln nicht gelähmt, fondern krampfhaft erregt was ten, was mehrere Monate anhielt und während der ſchlimm— fton Zeit alle 4 Secunden wiederkehrte. Es iſt mir nicht bekannt, daß diefe Krankheit bisjegt befchrieben wäre, und 173 id) bin daher berechtigt, ihr einen Namen zu geben; id ſchlage deswegen den Namen Bells Gefihtsframpf vor. Eine Frau, Namens Queen, 40 Fahre alt, mager, wurde im Juni 1841 in dag Meath-Hospital aufgenoms men. Sie fagte, daß ihr Yeiden vor 43 Jahren begonnen babe, und zwar auf folgende Weife: Das untere Augenlid des rechten Auges wurde von einem Erampfhaften Zwinkern befallen; allmälig ging dieß auf die Übrigen Gejihtsmucfeln über, welche ihre Nervenaͤſte von dem facialis erhalten. E3 gingen weder Kopffhmerzen noch ein Leiden des Ohrs oder Symptome eines Geſichtsleidens voraus; das Allgemeinz befinden war gut. Bei der Aufnahme waren fümmtliche vom facialis verforgte Geſichtsmuskeln von krankhaften Gontractionen befallen, welche mehrmals in einer Minute wiederkehrten; dir Mundwinfel und Mafenflügel der reiten Seite waren gegen das Ohr gezogen, und das untere Ans genlid war auf eine eigenthümlihe Weife gefchloffen, wo— duch eine ganz Eomifche Art von Zwinkern veranlapt wurde. Außerdem wurde bemerkt, daß der platysmamyoides an jeder Erampfbaften Gontraction Theil nabm, fo daß feine einzelnen Faſerbuͤndel jedesmal ſtark hervortraten. Die Kranke Elagte aud), daß das Zungenbein bisweilen gegen das rechte bingezogen werde. Diefe Erfheinungen kamen aud wäh» tend des Schlafeg vor und wurden durch jede Art von Aufregung beträchtlich gefteigert. Die Kranke beklagte ſich über ein fortdauerndes Geräufh im rechten Ohre, chne Schmerz; aber das Gehör war nicht verändert. Auf der affieirten Seite war Gefühl und Temperatur normal. Das Altgemeinbefinden war yut. Sämmtliche bier vorfommende Symptome rührten von irgend einer unbekannten Affection des facialis ber; nur Muskeln, melde von diefem Nerven mit Aeſten verfehen werden, waren afficirt. Es ift befannt, daß der Mervens ftamm, fobald er das foramen stylomastoideum verläßt, einen Aft zu dem m. stylohyoideus und zu dem diga- stricus abgiebt, duch diren Krampf dag Zungenbein nad dem Ohre herübergezogen werden kann; in der parotis theilt fi der Stamm in zwei Hauptäfte, wovon der untere cer- vico -facialis zu den Muskeln des Geſichts und Kinnes gebt und einige ungewoͤhnlich lange Aefte zu dem platys- mamyoides abgiebt. Laͤßt ſich nun das beftändige Ge: raͤuſch in dem Ohre, ohne Schmerz oder Gehörftörung, von einer frampfhaften Thätigkeit der innern Ohrmuskeln ableiz ten, welche ebenfalls vom facialis verforgt werden? (Du- blin Journ.. Jan. 1842. Beobachtungen über das erſte Etadium des Gebärmutterfrebfes. Bon Profefor W. I. Montaomern, (Schtuf.) Dritter Ball — Mre. ©., 35 Jahr alt, verbeirathet, ohne Kinder, fam im November 1838 nad der Stadt, um mich au con- fultiren. Sie beffaate fich über heftige Tarcinirende Schmerzen, welche von der Mitte dee Beckens nad der Lendengegend hinauf 174 und nach vorn, beſonders in bie Iinke Eeiftengegend, durchfuhren; die letztere Stelle war fehr empfindlich gegen Drud, und es ſchien, als wenn der Schmerz mit dem runden Gebärmutterbande heraustrete und am Schenkel und Beine herunterfahbre. Das Bein war taub, unvolltommen gelähmt, und es fanden fich unregelmäßige blutige und andere Ausflüffe mit einem Reizzuftande der Blafe. Der Ap⸗ petit war fehr vermindert, fie magerte ab, und der Schlaf war thıils durch die Echmerzen, theils durch ihre Beforgniffe unterbrochen. Bei der Unterfuhung fand ich eine Fülle in der linken Hüfte beingrube, mit beträchtlicher Empfindlichkeit gegen Drud; aber ich konnte Eeine umfchriebene Geſchwulſt entdecken; der Muttermund war unregelmäßig geformt mit harten Rändern, uneben durch mehr rere hervorragende Knoͤtchen von der Feftigkeit des Scirrhus und fehr empfindlich gegen Drud, welcher, wie fie fagte, ven Schmerz durd den Rüden nad) der linken Seite und dem Schenkel und dem Magen trieb, fo daß fie das Gefühl des Erbrechens oder Würgens bıfam. Der untere Theil des Gebärmutterhalfes war wenig vers arößert und zeigte jich durch dad speculum faft purpurrorh durch Gefäßcongeftion ; die Temperatur des Theils war offenbar erhöht. Die Behandlung war fat diefelbe, wie in dem vorigen Falle. Es wurden Blutegil an den Muttermund und über der linken Seite angefegt, an diefer Stelle ein Blafenpflafter mehrere Zage offen gehalten ; zwei oder drei Mal wurden aud andere Gegenreize angewendet; kinige Wochen lang wurde eine Mercurialbehandlung unterhalten, fpäter aber Eifen und Jod (innerlich und aͤußerlich), mit warmen Bädern, tonifhen Mitteln zc. angewendet. Nach zivei Monatın, im Januar, war die Befferung fo auffallend, daß die Kranke nad) Haufe zurücdkehrte und die fernere Behandlung ſchrift— lich bis zum April geleitet wurde, Nun Eam jie wieder nach der Stadt, und id fand den Muttermund faft vellflommen normal, Nah 6 Monaten fand ich ihn ganz normal und jegt im Novem— ber 1841 babe ich mich überzeugt, daß dieß noch der Fall ift. Einen andern Fall mit deutlich ausgebildeten Eymptomen will id) nur anführen, um zu bemerken, daß feit der Beftitigung des Leidens die Frau wiederum 3 Kinder geboren hat, Da ich mehrmals beobachtet habe, daß Krebsaffectionen des uterus die Gonception nicht verhindere, melde doch nur das Ki: den verfchlimmert, fo glaube ih, daß man vollfommene Abflinenz von ehelichem Verkehr gar nicht zu ftreng unterfagen Fann, wenig— ftens ſolange, bis hinreichende Zeit verfloffen ijt, in welcher dur thärige Behandlung nicht allein tie krankhafte Beſchaffenheit des Organes, fondern auch die Reizempfäng.ichkeit deſſelben befeitigt ift, welche nad) einer ſolchen Veränderung nothwendig zurüdbleiz ben muß. Zu Anfang des Jahres 1859 fah ich eine Dame von etwa 40 Sabren, welche mebr als 2 Jahre larg an diefer Krankheit litt und in diefer Zeit bereits einmal zu früh nicdergefommen und nun ſchon wieder fchwanger war und nad der Stadt fam, um mich zu cons fultiren. Jedesmal war die Schwangefchaft mit beträctlider Zus rabme ihrer &eiden verbunden, und zu der Zeit, wo die Ausdehnung der untern Hälfte des cervix begann, wurde die Neizung fo groß, daß jie vorzeitige Webenthätigkeit erregte. Ich habe erfahren, daß fie ein drittes Mal mit gleichem Refultate Schwanger geweſen ift. Im October deifeiben Jahres fab ich mit dem Dr. Apjobn eine andere Dame vom Rande, welche bercit& feit einigen Monaten in demfelben Zuftande war und, naddem fie die Behantlung eine Zeit lang in der Etadt fortgefegt hatte, ſchwanger wurde, als fie nach Haufe auf das Land zurüdfchrte; die Geburt erfolgte zur rechten 3eit. Dr. White, ihr Arzt in ihrer Heimath, hat mir folgenden Bericht über den Fall arfendet, welcher nit uninterefz fant ift: „1. December 1841. Als Mrs. N. Dublin vor etwa 2 Jahren verlich, dauerte der Zuftand noch ungefähr fo fort, wie Sie ihn gefchen batten; bierauf wurde fie fhwanger. Während der erften Zeit ihrer Schwangerfchaft fchien ſich ihre Gufundbeit zu verbeffern, außer daß die lancinirenden Schmerzen fortdauerten. In den legten 2 Monaten wurden ihre Füße taub, und fie war nicht im Erande, zu gehen. Bei der Entbindung Eonnte ich das rechte Ovarium vergrößert und uncben fühlen; der Muttermund mar verdickt, bart, uneben, es erfolgte eine beträchtliche Blutung, welche mehrere Stunten lana ferttaucrte, weil fi der uterus un: 173 volllommen zufammenzog; feitbem (jeßt etwa ein Zahr) ift ihr Zuſtand allmälig ſchlimmer geworden; die menses find regelmäßig eingetreten, jedoch regelmäßiger, als im normalen Zuftand; es war fortwährend fluor albus zugegen. Mit dem legten Monate ift nun der Abflug bisweilen fenr reichlich, jauchig und übelriechend, zu andern Zeiten ichorös, gelblich; der Murtsrmund ift offen, uns eben und hart; es zeigt lich beträchtliche Empfindlichkeit im hypo- gistrium, befonders auf der rechten Seite. Die Beine jind gang paralyjietz ſie muß liegen, und der Schmerz ift außerordentlich hef— tig; feit den legten 2 Monaten hat fie nun auch fortwährend einen dien, ſchleimigen Auswurf, welcher ſehr Läftig ift; das rechte Ova—⸗ rium ift dur die Bauchdecken hindurch zu fühlen, hat fih aber im legten Jahre nicht vergrößert, was indeß bei'm uterus der Fall ift. Die Beyandlung ift in der Legten Zeit nur ſchmerzſtillend; keine Behandiung irgend einer Art hat aber während ihres ganzen Leidens irgend einen guten Erfolg gehabt.’ Mit folder Erfahrung vor ung brauche ih Faum zu bemers ten, daß mährend uns auf der einen Seite die Erfahrung lehrt, wie das Vorhandenfeyn einer Krebsaffection des uterus die Schwan— gerfhaft nie verhindere, wir auf der andern Seite nicht vergef: fen dürfen, daß das Vorhandenjeyn der Schwangerfhaft ung nicht berechtigt, die Möglichkeit einer organifchen Krankheit neben derfel: ben in Abrede zu ftellen. Ich Eann noch 2 andere Fälle anführen, welche eine folche Combination beweifen. Sn dem einen, welchen ich im October 1337 mit Dr. Walker fah, abortirte die 4Ojährige Frau zwei Mal im vierten oder fünften Monate innerhalb dreier Jahre; der legte abortus hatte 3 Monate, nadydem ich fie gefehen batte, ftattgefunden , und bei der Unterfuchung fand id) einen voll» ſtaͤndig ausgebildeten Gebärmutterfrebse. In dem andern Falle, welchen ih mit Herrn Lynch in einer Gonfultation fah, war die Sgjährige Patientin erft kurz zuvor dur ftarfe und übelriechende Abflüfe auf ihren Gefundheitszuftand aufmerkfam geworden; von diejen Abfluͤſſen Auferte fie, daß ſie nicht unzufrieden darüber fey, weil fonft das Kind, welches fie fäugte, davon Schaden leiden könn: te; in der legten Zeit harte fie aud) etwas Schmerz. Bei der Unterfuhung fand fit der Muctermund und ein Theil des cervix duch Ulceration vollkommen zerftört. In diefem Kalle erleichterte der Arſenik die Schmerzen, obwohl er die Krankheit nicht hemmte, Dieß ift dasjenige, was ich meinen Collegen über eine Kranks heitsform vorlegen zu müffen glaubte, welche nad) meiner volliten Ueberzeugung das erfte Stadium des Mutterfrebfes ift, fo daß fie fiher in die unheilbare Form diefer hoffnungsiofen Krankheit uͤber— gebt, wenn ſie nicht durch geeignete Bihandlung in ihrem Vers laufe aufgehalten wird, was nad) meiner Erfahrung oft moͤalich ift, wenn wir auf die Erforfhung der Symptome diefes erſten Stadiums hinreichende Aufmerkfamkeir verwenden. Ih füge hinzu, daß ich mit diefem Gegenftande mehr als 10 Sahre auf das Sorafältigfte befchäftigt geweſen bin, und daß ich in dieſer Zeit mehrere folhe Fälle geſehen und behandelt habe. Bon diefen, deren ich mehrere hier fpecieller erwähnt habe, geht es mit einem jet 7 Jahre, mit einem andern 5 Sahre, mit einem andern 3 und mit einem andern 21 Fahre vollkommen qut. Schließlich muß ich noch bemerken, daß, welche Anfiht man auch über meine Theorie haben möge, jedenfalls das Eine ſicher ift, dad es eine Affeckion von dem verdädhtigften Character giebt, welche große unmittelbare Leiden verurſacht, noch Schlimmeres befürdhten läßt und dur die von mir angegebenen Mittel ohne Schaden für das Allgemeinbefinden der Kranken und ohne eine ſchmerzhafte Operation befeitigt werden kann. 176 Ich bin von der Richtigkeit folgender Säge volllommen übers zeugt und glaube, daß fie duch die Erfahrung Anderer beftätigt werden werde: 1) Daß die hier befchriebene Krankheitsform das erfte Star dium des Mutterkrebfes fey. 2) Das die Exiſtenz deffelben durch Symptome und organis fhe Veränderungen bezeichnet wird, welche auffallend genug find, um unfere Aufmerkſamkeit auf fi) zu ziehen und bei ber Unterfus hung zur Entdeckung der Krankheit zu führen. 3) Daß fie, wenn fie nicht in ihrem Berlaufe gehemmt wirt, raſch und fiher in einen unheilbaren Zuftand übergeht. 4) Daß jie gehemmt und geheilt worden ift, und daß fie auch ferner durch geeignete Behandlung geheilt werden Fann, fo daß die Kranke von einem langdauernden Leiden gerettet wird, welchem fie auf andere Weife nothwendig unterlicgen muß. (Dublin Journ,, Jan, 1342.) Miscellenm Drei tieffigende Abfceffe am Halfe und Athem: befhmwerdben und Zudungen der Geſichtsmuskeln. Ein 18jähriger Knabe litt feit drei Tagen an Schmerz am untern Theile des Halfes, gerade über dem sternum, der ſich nach Außen unter beiden sterno-cleido mastoideis weiter verbreitete und durch Druc ſehr vermehrt wurde. Die Geſchwulſt war unbedeutend, nur der Zwifchenraum zwifchen beiden Muskeln war ausgefüllt, ohne Röthung und Dedem. Gerade über dem sternum fand ſich entzündliche Snduration, in weldyer Eein weicher Punct zu bemers fen war. Das Kinn war gegen die Bruft herabgezogen und jeder Verſuch, den Kopf rüd.värts zu bewegen, machte heftigen Schmerz. Patient Elagte über lancinirende Schmerzen, welche nad Oben und Unten durch den untern Theil des Halfes durdyfuhren, und wenn dieß am heftigften war, fo ftellte fich ein Krampf der Geſichtsmus— fein ein, ähnlich dem tetanus. Das Athmen war befhleunigt und muͤhſam, es war fein Schleimraffeln zugegen, dagegen Elaate das Kind über Dyspbagie. Anfchwellung der Mandeln oder Dedem der epiglottis und der ovula war nicht zugegen. Die Haut war beiß, der Puls 112, ſehr Elein, Erin Huften. Um folgenden Mors gen ftarb das Kind, nach einem Anfalle von Gonvulfionen. Bei der Section war die Schilddruͤſe nah Vorn getrieben, übrigens normal. Bei Einfchneidung der Fascie derfelben neben der Drüfe drana eine beträchtliche Menge fehr übelrischenden Eiters von dik— ker Gonfiftenz und grünliher Farbe hervor. Als die Scilddrüfe durcfihnitten war, fand ſich auf der WVorderfläche der trachea ein Abfces von der Größe eines Hühnereies. Diefer communicirte mit zwei andern zu jeder Seite der trachea; der auf der rechten Seite reicht big zwifchen die trachea und den oesophagus hinein, der auf der linken reichte weiter nach Oben. Beide enthielten den ſchon befchriebenen Eiter. Im Abfceffe der linken Seite lag der recurrens-vollflommen frei, wie präparirt, ſcheinbar angefchwollen und von röthlicher Farbe. (Dublin Journ. Jan. 1842.) Das Infusum Chiraytae empfiehlt Herr Houlton als das vorzuͤglichſte einfach bittere Mittel von befter Wirkung bei chroniſcher Bronditis alter Leute; Z Dradyme Herbae Chiraytae wird mit Eochendem Waffer 16 Unzen zıvei Stunden macerirt und colirt; das Infusum hält fi) Monate lang, ohne zu verderben. (London Med, Gaz, March 1842.) Bibliographiscd Theorie positive de la f&condation des mammiferes, basde sur l’observation de toute la serie animale. Par F. A. Pouchet. Paris 1842. 8. Description d’un uterus bilob& et considerations physiologiques qui s’y rattachent. ParM. F, M. P. Isidore Dumas. Mont- pellier 1342. 8. e Dewig KH ER Cours complet de-Pharmacie, Par L, R. le Canu, Tome I. et II. Paris 1842, 8. Premier Secours à donner aux Malades en attendant l’arrivee du medeein, Par G. Grandelement. Bourg 1842. 8, LE ———— — — Menue Motizen audsdem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober » Mediecinalratbe Froriepzu Weimar, und den Medieinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. Ne. 474. (Nr, 12. des XXII. Bandes.) Mai 1842. Gedrudt im Landes-Induftrie: Somptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 80 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. kunde. sank ar is ot Ueber den Mechanismus des Stehen. Bon Harn Maiffiat, Die Abhandlung, welche ich der Beurtheilung der Aca—⸗ demie unterwerfe, befchäftigt ſich mit der phuficalifchen Theo— tie des Stehens bei dem Menſchen und den Xhieren, Beleuchtet man die Art und Weife, mie bisher in Schriften der Mechanismus des Stehens erklärt ward, fo überzeugt man ſich davon, daß die Frage nicht gründlich erörtert worden ift. Sch muß mich jedoch auf die Anzeige ber Haupteinwürfe gegen die bisherige Erklaͤrungsweiſe be— ſchraͤnken. 1) Man nimmt eine unaufhoͤrlich ſtattfindende Mus— kelcontraction an, durch welche aber das Stehen auf die Länge fo unerträglich werden würde, als das Ausftreden des Arms in waagrechter Linie. Die allgemeine Erfahrung lehrt indeß das Geyentheil 2) Die Phofiologen behaupten einftimmig, die natür- lihe Haltung des aufrecht ftebenden Menfchen fey ſich mit beiden Füßen zu flügen. Maler und Bildhauer haben je= doch fehr richtig beobachtet (und Leonardo da Vinci bemerkt es ausdrüdtich), daß die habituelle Stellung des Menſchen die fen, fich mit einem Beine zu ftüßen. Diefe einfeitige Stellung bemerft man nicht nur bei'm Menfchen, fondern auch bei vielen Thieren, welche: dies fer Pofitur bei'm Stehen fähig find. Sie ift alfo die na— türlihe, Weßhalb ift fie es? Meine Aufgabe befteht im Grunde darin, zu bewrifen, daß die bisher ruͤckſichtlich des Stehens des Menfchen gels tende Anſicht nur auf die Thiere paffe, welche vorüberges hend ficy der ihnen nicht natürlichen aufrechten Stellung auf zwei Beinen anmafen; wogegen der Menſch fuͤr diefe aufrechte Stellung mit einem befondern, fehr zierlihen Me— hanismus ausgerüftet fen (weßhalb eben diefe Stellung für den Menfchen zur natürlichen wird), welcher ihn in den Stand feßt, in gewiffen Pofituren längere Zeit im Gleich: gewichte zu verharren, obne daß es dazu der fortwährenden Thaͤtigkeit irgend eines Muskels bedürfte, No. 1574, Es findet bei ihm dann einer jener Zuftände von Gleich: gewicht ftatt, welche die Phyſiker mit dem Ausdrude: be: weglihes Gleichgewicht bezeichnen, weil es beftändig Störungen unterworfen ift und ſich unaufhörlid) durch die Bewegung felbft wiederherftellt, fobald die Bewegung be— ginnt. Zur Erkenntnig diefes Mechanismus gelangt man durch die Betrahtung der Drehungen, melde während dee Stehens in gewiffen Gelenken ftattfinden; d. b., es wird dann auf gewiffe befannte und befchriebene Bänder ein Zug ausgeübt. Der Schlüffel des Ganzen iſt indeß ein faferis ges Band, welches bisjegt nur als der feſteſte Theil der fascia lata befannt war, aber auf diefe Weife eigentlich ein während des Stehens angefpanntes Gelenfband wäre. Diefes faferige Band, welches an feinen Rändern nicht f&harf begrängt ift, hat eine Breite von 4—8 Centimetern. Es entfpringt an dem hervorftehenditen Puncte der crista iliaca und an deren Auferer Seite. Don da fleigt es ſenk— recht unter der Haut hinab, berührt den großen Trochan— ter, an dem es loder befefligt ift, und läuft dann längs die Oberſchenkels bis zur tibia, am welche es an der aͤußern Seite des Knies angefügt if. Man fönnte e8 ligamen- tum ilio-trochantero-tibiale nennen , indem durch diefen Namen ſowohl feine beiden Außerften Befeftigungspuncte, als fein mittlerer Stüßpunct bezeichnet würde, welcher leßtere in dem Namen nicht fehlen darf, da von ihm die ganze Wirf- ſamkeit des Mechaniemus abhängt. Die zur Erleichterung meiner Unterfuhung von mir angewandte Methode beftcht darin, daß ich nacheinander von Dben nad) Unten die verfciedenen Gruppen der zugleidy in Bewegung tretenden Körpertheile betrachte. Deßhalb habe ich zuvörderft Einiges über das Gleichgewicht des Kopfes auf der als unbeweglich betrachteten Wirbelſaͤule bemerkt; hierauf den Kopf, den Rumpf und die obern Gliedmaßen zufammen als eine einzige Gruppe betrachtet und die Ve— dingungen ihres Gleichgewichts in Betreff ihres Schwerpuns ctes auf den Schenfelbeinen, die ebenfalls als unbeweglich angenommen werden, zu ermitteln verfucht, So habe id 12 179 nach und nach die Oberfchenkel, bie Unterfchenkel und end: lich die Füße hinzugefügt. Eben diefes merhodifhen Vers fahrens wegen habe ich für alle partiellen Schwerpuncte die möglichen Bewegungen abgefondert in zwei einander coordis nirten Daupteichtungen, nämlih der von Vorn nad) Hinten und der nach der Seite, betrachtet. Allein da die Geberden in diefen verfchiedenen partiel: len Schwerpuncten Verfhiebungen herbeiführen, fo habe ich für jede derfelben die Gränzen unterfucht, innerhalb welcher diefe Verfhiebung ohne Aufhebung des allgemeinen Gleich— gewichts flattfinden koͤnne. Aus dieſer Unterfuhung ergiebt fich, daß das Stehen auf beiden Beinen, fo lange es währt, noch außerdem die Thaͤtigkeit mwenigftens zweier Muskeln in Anfpruh nimmt, und daß, fobald diefe Thätigkeit aufhört, diefe fymmetrifche Stellung fih in die nihtfpmmetrifhe auf einem Beine zu verwandeln ſtrebt, welhe Stellung die natürliche ift, weil fie ohne die fortwährende Thätigkeit irgend eines Mus: kels hinreichende Staͤtigkeit darbietet. Asdann habe ich den allgemeinen Fall des Stehens in feiner Zotalität zu betrachten gehabt; d. h., denjenigen der Mirklihkeit angebörenden Fall, wo die anfangs abftract für fih und nach zwei einander coordinirten Nichtungen ſtudirten Bewegungen in ihrem Zufammenmwirfen auftreten. Um der Ucademie eine Eurzgefaßte Weberficht der De: tail® zu geben, bemerfe ich, daß während des Stehens in natürliher Stellung auf einem Beine 1) in der Richtung von Vorne nah Hinten bas Gleihgewiht im Hüft =» Schenfelbeingelenke ftäfig ift, weil der Schwerpunct der obern Körpertheile hinter eine durch die dort vorhandene Queerare der Drehung gelegte fenkrechte Ebene füllt, woraus folgt, daß diefer Schwerpunct fich wer der vorwärts, weil er in diefem Falle zugleich fteigen müßte, noch rüdwirts bewegen kann, indem ſich der Widerſtand gegen die Drehung dem entgegenfegt. Im Kniegelenke ift das Gleihgemicht ebenfalls ftätig, weil der Schwerpunet der hoͤher befindlichen Körpertbeile vor eine durch deffen Dres bungsare gelegte ſenkrechte Ebene fallen würde, woraus folgt, daß diefer Schwerpunet fih weder rüdtwärts bewegen Eönnte, ohne zu fleigen, noch vorwärts, ohne die gekreuzten Baͤn— der 2c, zu zerren, welche fchon an fih einen hinreichenden Miderftand Leiften. Auf der Are des Gelenks, das die ti- bia mit dem tarsus bildet, ift dag Gleichgewicht nur un: fiher feftgeftelt, und dort werden einige fparfame und mit einander durchfchnittlich abwechfelnde Muskelcontractionen zur Erhaltung deffelben nöthig. 2) Sn der Richtung nah den Seiten ift das Gleich: gewicht, fo lange der Menfc auf beiden Beinen fteht, obne die fortwährende Thaͤtigkeit gewiffer Muskeln nur unſicher. Da fih das Knie nicht nach der Seite biegen Eann, fo laſ— fen fih nad diefer Richtung das femur und die tibia als ein Ganzes, als eine einzige ffarre Säule, betrachten. Beide untere Extremitäten bilden in dieſer Beziehung alfo zwei ſenkrechte, parallele Säulen, die oben nad) der Queere durch das Becken mit einander verbunden find. Das Becken würde alfo mit dem Fußboden die beiden Eurzen Seiten eines recht: P 180 winkeligen Nahmens barftellen, der die Maffe des Rumpfes ſtuͤtzt. Aber an den vier Eden diefes gedachten Rahmens, d. h., an den beiden Hüft-Schenfelbeingelenfen und an den Füßen, ift noch eine bei dem Stehen auf beiden Beinen zu bedeutende Beweglichkeit vorhanden: folglich ift das paffive Gleichgewicht nur für die genau ſymmetriſche Stellung ded ganzen Körpers möglih und folglich offenbar nur unſtaͤt. Dei der geringften Verſchiebung der Maffen zur Rechten oder Linken, würde, wenn die Winkel fi uneingeſchraͤnkt verändern fönnten, die Bewegung mit fleigender Beſchleuni— gung fortfahren und etſt dann aufhören, wenn der Körper, feitlidy auf den Boden gelangt wäre, Allein derjenige der obern Winkel, welcher fpig wird, d. h., der auf derfelben Seite des Körpers liegende, wie die Ertremität, auf welche der Schwerpunct des Körpers übergeht, wird nur durch eine Drehung fpis. Sein Spigerwerden wird in der That bald durd) den MWiderftand des gleichfeitigen Jigamentum ilia- eo-trochantero-tibiale, fowie anderer Bänder, deren Span: nung fich ftufenweife vermehrt, verhindert werden. Diefer Miderftand gegen die Drehung wird zulegt in der Nähe der Stellung, wo eine vom Scwerpuncte des Rumpfes fenke echt herabfteigende Linie duch den ftüßenden Fuß geht, uns befiegbar werden, und es läßt fich leicht nachweifen, daß als— bald ein ffätiger Zuftand beweglichen Gleichge— wichts flattfindet. Altes dieß Eann Jedermann leicht durch Verfuhe an fih felbit vergewiffern. Wenn man fich in die ruhende Stellung auf beiden Füßen begiebt, fo tritt bald eine Be— wegung zur techten oder linken Seite ein, welche anfangs wie durch einen Fall auf die Seite befchleunigt wird, bald aber im Körper felbft auf einen Widerftand ftoßt, worauf eine leichte rüdgängige Bewegung und zulegt ein neuer Zus ftand der Ruhe eintritt. Bon nun an ift aber Alles anders; man erfcheint nicht mehr fo hoch als früher; man fteht nicht mehr auf zwei Beinen, fondern ijt in eine andere Stellung gerathen. Diefe ift nicht mehr fommetrifh, fondern in der That die eigent- lich natürlihe Stellung des Menfhen auf einem Beine, während das andere fhlaff und leicht gebogen ift, wie man 68, z. B, bei'm Apoll von Belvedere bemerkt. Man fühlt nun zwar noch einige leichte Schwanfungen der einzelnen Gruppen des Spyftems aufeinander; allein diefe Schwankun— gen neutralifiren einander, ohne daß wir ung deffen bewußt werden, und find, innerhalb gewiffer Gränzen, eine Folge der Urt von Gleichgewicht, die eben vorhanden if. Schon Leos nardo da Vinci erklärt, wie gefagt, die Stellung auf einem Beine für die natürliche Pofitur des Menfchen. Bei diefer natürlichen Stellung bleibt die Ebene ber Epmmetrie des Rumpfes ſenkrecht und ftreicht offenbar mit— ten durch den ftüßenden Fuß. Auch diefer Umftand wird von Leonardo da Vinci hervorgehoben, und Überhaupt ffimmen alle feine Bemerkungen mit der bier bargelegten Theorie überein. Meines Erachtens, ift diefelbe auch in Wetreff der Ae— tiologie und Behandlung gewiffer chirurgifchen Krankheiten, 3. B-, des Plattfußes, der angebornen Luration dee femur, 181 fowie der zufälligen Luration und des Bruchs dieſes Kno— chens, nit ohne Bedeutung. Sie hängt ferner mit naturhiftorifchen Fragen von der höchften Art zufammen; da durch diefelbe der Menfch eines neuen, wie es fcheint ausfchlieflihen Kennzeichens theilhaftig wird. Sa e8 läßt ſich nach derfelben behaupten, daß der Mehanismus des Stehens bei den damit be gabten Gefhöpfen die Snmmetrie der Theile innerhalb der an ihnen zu beobadbtenden Grän- jen zur nothwendigen Folge haben müffe. Die Michtigkeit dieſer Folgerung leuchtet ein, da fomit das Princip des Bichatſchen Geſetzes gegeben wäre. Allein noch firenger wird diefe Symmetrie durch den mit dem Mechanismus des Stehen in der engften Beziehung ftehenden Mechanismus des Gehens gefordert, und von Dies fem Gefichtspuncte aus betrachtet, Eommt fie allen mit dem legtern begabten Thieren zu. Der Mechanismus des Ge— hens bildet alfo das nothwendige Gomplement desjenigen des Stehens, und über den erftern gedenke ich demnächft meine Unterfuhungen auszudehnen, indem ich meine Anjichten über den letztern nur der feftzuftellenden Priorität wegen ſchon jest der Ucademie vorlege. (Comptes rendus des se- ances de l’Academie des sciences, No. 10, 7. Mars 1842.) Ueber gewiffe Fifhe und Reptilien, von denen ſich nicht ficher beftimmen läßt, ob fie in füßem oder falzigem Waffer gelebt haben. Brief des Herrn Balenciennes an Deren Elie de Beau mont”). Allerdings begründen die Form der Schwanzfloffe und die Befchaffenheit der die Bafis derfelben bedeckenden Schup= pen eine Verwandtfchaft zwifchen Palaeoniscus und den Stören, allein noch eine viel nähere und auffallendere zwi— fhen Palaeoniscus und andern, nicht zu der Familie der Störe gehörenden und die Mitte zwifhen dem Hechte und dem Häringe haltenden Fifchen, oder, um mid) der Aus: drucksweiſe der Ichthyologen zu bedienen, zwiſchen Lucioi- des und Clupeoides; und dieß find Fifche, welche theilg, wie die Störe, in füßem Waſſer leben (Lucioides), theils fih bald in fühem, bald in falzigem Waſſer aufhalten (Clu- peoides). Hiernach läßt fi) der Wohnort von Palaeo- niscus. beurtbeilen. Wir müffen die Trage in Betreff des Mohnorts dies fer Thiere von einem allgemeinern Standpuncte aus betrach- ten, indem wir fowohl die durch Rungen, als die durch Kies men (was in phnfiologifher Beziehung der wichtigere Fall ) Bei der Unterfuhung, ob gemwiffe Steinkohlenbecken, welche man gemeinhin als GSüßwafferformationen gelten läßt, wirk⸗ lich dergleichen feyen , fhien mir die Anmwefenheit einee Spes cies von Palaeoniscus dagegen zu fpredhen, da Fiſche diefer Gattung ſehr häufig im Zechfteine vorfommen, den man als eine Meerformation betrachtet. Als ich Herrn Valenciens nes über diefen Punct zu Rathe zog, erhielt ich obigen Brief zur Antwort, welcher, meines Erachtens, jedem Paldons tologen von Intereffe feyn muß. Elie de Beaumont. 182 iſt) athmenden Wafferthiere, gleichviel, ob fie ſich im füßen oder falzigen Waffer aufhalten, zufanmenfaffen. Was die erften betrifft, fo kann nicht leicht ein Thier die dem Meere entfprediende Form in höherem Grade dar: bieten, als die Getacea, Die Walfifhe und Delphine ges hören im Allgemeinen der See an; allein die Platanista des Plinius *) bewohnt den Ganges über Benares bis wo— bin das Meermwaffer nie dringt. Meerfchmweine oder Tumms ler (fogen. Toninas) findet man im Drenoco über den Cataracten von Atures und Maypures, und die Beluga Steller's kommt in Seen und andern füßen Gewäf- fern vor. Unter den Säugethieren bieten ung mieder die Sees hunde ein Beifpiel dar, daß Gefchöpfe, die mehrentheils in der See leben, aud in fühen Gemäffern vorkommen Eön= nen. Man trifft fie im Baikalfee, im Aralfee und im Caspifhen Meere, welches weniger falzig ift, als andere Meere und eigentlich als ein Mittelglied zwifchen füßen und falzigen Gewäffern gelten muß, Die MWaffervögel dürfen wir hier Übergehen; allein un= ter den Reptilien kann feine Form dem füßen Waffer beffer angepaßt feyn, als die der Grocodile, und befanntlidy find fie in allen großen Flüffen der warmen Regionen Africa’s, Aſien's und America's zu finden. Allein der Crocodilus biporcatus bewohnt bei den Sefchellen und andern Inſeln Molynefien’s, als Timor, Ceram ıc. dag Meer und holt ſich aus demfelben feinen Fraß. Wir dürfen bei diefer Unterfus hung die fpecififhen Unterfchiede nicht in Anſchlag bringen ; denn diefe geringen Sormabweichungen, welhe zwar conftant find und, wie billig, zur Zrennung der Arten benußt wer— den, betheiligen die Grundlage der Organifation nit. Es hat wenig auf fih, daß fih auf der Schnautze des Crocodilus biporcatus zwei Hervorragungen befinden, während derfelbe Theil bei'm Nilerocodile glatt ift. Beide bleiben dody nad) demfelben Typus der Drganifation, der Nefpiration, der Bewegung und Gmpfindung gefchaffene Crocodile. Wenn wir alfo den Crocodilus biporcatus an der Küfte Coromandel da antreffen, wo viel füßes Wale fer zufammenfließt, lebt er in Fluͤſſen. Mir ift Eeine einzige Fifhgattung befannt, deren Form, ſtreng genommen, dem Meere angehörte. So bewohnen die Nocen, eine ausgedehnte Seefamilie, in America füße Ge: wäffer, Eine Raja pastinaca aus diefer Familie wird im Magdalenenficome bei einer Höhe gefunden, zu der das Seewaffer nie gelangt, und man füngt denfelben auch in den benachbarten Teichen. Die Pleuronectes (Limandia und Solea) geben in die Fluͤſſe, z. B., die Loire und felbft deren Nebenflüffe hinauf, fo daß man auf dem Markte von Roanne deren findet. Mit Pleuronectes He- sus ift dieß aud) der all. Die Limandia babe ich bei der Inſel St. Denis unfern Paris in der eine gefangen. Die Zunge (Pleuronectes Solea) geht den Rhein bis Neuwied und Goblenz binauf, wo man fie fo gut auf den Wirthstafeln findet, als in Seeſtaͤdten. Die Clupea Alosa ſteigt zu gewiſſen Jahreszeiten aus dem Meere in die Flüffe, und in der Seine findet man jie bis Provins *) Mehrere Schriftfteller halten die Platanista des Plinius für den Delphinus gangeticus der neueuern Zoologen. 12'* 185 hinauf. Manche Arten leben im Garda See, und die dort haufenz fenden Eremplare verlaffen die fügen Gewäjler nie. Dieß iſt der Fall mir dem Agone der Jtaliener, der übrigens auch im mittels Ländifchen Meere vorkommt. Erwachſene Aale wandern aus deu Flüffen in die See und Eehren, wenn fie gelaicht haben, nad) jenen zurüc. Mit den Wofen und dem kachſe verhält es ſich umgelcher, Der See Biferte und andere Screen längs der Africanifchen Küfte bis Zunis wimmeln von Spari, Sciaenae ete., von denen ebens falls große Züge im Meere angetroffen worden. So kommen auch in den Teichen bei Arcachon Meeraͤſchen vor. Hiermit glaube ich eine hinreichende Anzahl von Faͤllen angefuͤhrt zu haben. Die Mollusken find Ihnen in der fraglichen Beziehung wohl fo bes tannt, als mir. In Schweden und Norwegen fand Nilfon uns fere Anodonten an der Meeresfüfte, wo nirgends füßes Waller anzutreffen war*), und bie merfwürdigen Berfuhe Maccul: loch's *), welche ich, fobald fih eine Gelegenheit dazu darbieret, in einer andern Form wiederholen werde, wurden fpäter ebenfalls *) Der umgekehrte Fall, daß Seemollusken Iebend in füßen Waller gefunden worden find, ift cbenfalls beobachtet wor— den, wie dieß, 7. B., mit Cardium edule in einem weit von der See cntlegenen Zorfmoore Horkfhire’s der Fall war. Vergl. Notizen No. 297 (Bd. XIV. Sahrg. 1826.) D. Ueberf. *) Merche in No, 237, 292 und 439 (Bb. XL, XIV. und XX. der Sahrgänge 1825, 1826 und 1323) mitgetheilt find. D. Ueberf. 164 mit Mollusken angeftellt, Alle Thiere, die durch Kiemen athmen, finden im Waſſer genug Sauerftofj, wenngleich das füße und falzige Waſſer nicht gleich ſtark mit Luft geſchwaͤngert find. (Bdin- burgh new philosoph. Journal, Oct. 1841 — Jan. 1842, nad) den Annales des Sciences naturelles, T. XVI. p. 110.) Miscellen. Eine fonderbare Vorforge für die Nahfommens haft bei einem Kaninchenweibchen bat Herr Dr. Aug. Burckardt beobachtet und der naturforfhenden Gefelfchaft zu Bafel ein Paar halbgewachjene Kaninchen vorgezeigt, die von ihrer Mutter, weldhe zur warmen Bekleidung des Neſtes, für einen neuen Wurf von Jungen, der Haare bedurft hatte, beinahe bis zur Nacktheit ihres Pelzes beraubt worden waren, Ueber Eingeweidewürmer hat Herr Dr. Stredei fen derfelben naturforfchenden Geſellſchaft mirgetheilt, daß er bei Unterfuhyung des Darmcanals verfchiedener Thiere mit Eins tritt des Winters die Zahl der Eingeweidemürmer beveutend habe abnehmen fehen, was befonders im Sanuar auffallend war, da ſich in einer großen Zahl von Darmcanälen Feine oder nur einzelne und dann fehr entwickelte und ausgebildete Individuen vorfanden, Er fhöpft daraus die VWermutbung, daß die meiften Eingeweides twürmer zu den einjährigen Thieren zu zählen feyen, die gegen den Winter hin abfterben und hernach durd) Eier zur Production neuer Individuen Urſache geben, nn a a a A Neue Unterfuchungen über den diabetes mellitus. Von Bouhardat, Bei meinen früheren Unterfuhungen habe ich die Verhältniffe feftgeftellt, welche bei dem diabetes mellitus zwiſchen der Aufnahme ftarkemehlbaltiger und der Zudererzeugung beſtehen; dennoch waren noch alle Schwierigkeiten, ruͤckſichtlich der Heilung diefer, allen Bemühungen trogenden, Krankheit, bei Weitem nicht befeitigt. Man mäßige allerdings willkürlich die bedenklichſten Zufälle, aber die Heilung felbjt ift fehr felten. Es ift ſehr peinlich, fid auf längere Zeit das Brod zu verfagen; dieß iſt jo wahr, daß, troß der deingendften Empfehlung, trog der aufmerkfamften Brwachung, irotz der Ueberzeugung, dab dieſes erfehnte Nahrungsmittel ihnen endlich den Zod bringt, die Kranken zulegt duch Nichts mehr zu: rücdgehalten werden; früber oder fpäter werden fie der Behandlung überdrüffig und gehen wieder zu mebligen Speifen über, die Krank— peitszufälle treten wieder auf, es entwickeln fih Knoten in den Lun— gen, und der Tod tritt endlich ein. Merkwürdig ift es, daß einen oder zwei Zage vor diefem Ende der Zuder aus dem Urine vers ſchwindet. Man Eönnte glauben, daß die Unglüdlihen von der Harn— ruͤhr geheilt fterben, wenn man nicht bedächte, daß fie jich einige Tage vor dem tödtlichen Ausgange, weil fie Eeine feſte Nahrung mehr vertragen koͤnnen, aller mehlhaltigen Speifen enthalten. Unter Beachtung der von mir vorgefchriebenen Diät waren meine Kranken am eben erhalten worden, und ich Eonnte in mei: ner früheren Arbeit fagen, daß ich noch keiner Section eines Dia— betifhen beigewohnt habe. Die Kranken haben aber cbenfalls die Probe nicht ausgehalten, und der Tod von dreien derfelben hat mich überzeugt, daß neue Unterfuchungen über die Behandlung dies, fer fchredlihen Krankheit noch unerläglid, feyen. Sch muß geftehen, daß diefe drei ziemlich raſch aufeinander folgenden Zodesfälle mich ganz entmuthigt hatten, und daß idy einem Gluͤcklichern die Fortfegung meiner Unterfuchungen überlaffen wollte, als Biot befannt machte, wie man mit feinem Polarifa= tionsapparate mit der größten Leichtigkeit die Fortſchritte der Be— bandlung eines Diabetifchen verfolgen könne. Er hat felbft im Hötel Dieu einen ſolchen Polarifationsapparat eingerichtet, und dies veranlaßte mich, auch meinerfeits wieder an die Arbeit zu gehen, Zwei Aufgaben haben mich vorzugsweife befchäftigt: 1) Ein Nahrungsmittel zu finden, welches das Brod erfegen koͤnnte, ohne Nachtheil für die Diabetifchen zu haben; 2) die Gonftiftution des Diabetifhen zum Normalzuftande zuruͤckzufuͤhren. Nach den Erfahrungen der ſogenannten Gelatine-Commiſſion uͤber die weſentlichen naͤhrenden Eigenſchaften des Gluten, nahm ich mir ſogleich vor, mit dieſem Stoffe ein Nahrungsmittel zu— ſammenzuſetzen, welches im Stande ſey, das Brod zu erſetzen. Dieß iſt gerade das Entgegengeſetzte von dem, was ich vor zehn Jahren gemeinſchaftlich mik dem Herzoge von Luynes, in einer Abhandlung, mir zur Aufgabe gemacht hatte; nämlich) damals wollten wir möglichft viel Mehl in das Brod aufnehmenz jegt das gegen fuchte ich das möylichft geringfte Verhältniß diefes Beſtand— theils. Die Schwierigkeit, den Gluten zum täglihen Gebrauche zu bereiten, war ein Hinderniß für meine Projecte, als ich mic erinnerte, daß Herr Martin einen Preis von der Societe d’en- couragement erhalten habe, weil er bei einer Zubereitung des Stärkemehls den Kleber abgefchieden hatte, Sc wendete mid) da— her an diefen ausgezeichneten Fabricanten, und diefer beftrebte ſich, mir ein Brod aus Kleber zu bereiten; was er aber auch machen mochte, der Zufas eines Fünftel Mehls war immer noͤthig. Man kann auf diefe Weife ein fehr leichtes und angenehm ſchmeckendes Brod erlangen. Dieß ift indeß noch Fein befriedigendes Refultat, denn unfer Brod enthält ungefähr noch ein Schstel Sagmehlz es ift aber eine große Verbejferung, denn 200 Grammes dicfes Brodes, mit guter animalifher Nahrung, genügen, und die Quans tität des täglichen, in den Körper aufgenommenen, Satzmehls be— trägt nur ungefähr 35 Grammes, was für die Aufgabe fehr uns u ift und die Ernährung der Diabetifhen aͤußerſt leicht madıt. Die zweite Frage, welche ich zu löfen hatte, war weit ſchwie— tiger; denn, um die diabetifhe Gonftitution zum Normalftande zurücdzuführen, muß man entweder eine jener feltenen glücklichen Snfpirationen, oder eine fehr genaue Kenntniß von der Natur der Krankheit haben, In diefem befonderen Falle kann diefe Kenntniß genügen, denn es handelt fich bier niht um cine von den Kranke heiten, welche in ihrem Gefolge unverbefferliche Beränderungen 185 haben; kein zum Leben erforberlihes Orzan ift- primär afficirt; es ift vielmehr eine Verirrung der Functionenz diefe aber iſt fehr widerfpenftigz die Bungentuberkiin, z. B., oder andere organıfhe Veränderungen jind hier nur confecu:iv; die primäre Krankheits⸗ form ift zu beiten, und wenn dieß bisjegt nicht gelungen war, ſo rührt dieß daher, daß ſich die wahre Urſaͤche dir Krantheit unferen Unterfudyungen bisjegt entzogen bat. Folgende Betrachtungen haben mich bei meiner Arbeit geleitet: Die faure Abfonderung der Haut wird plöglic) und vouftändig bei'm diabetes unterbrodhen; dieß ift eine tiefgehende Urfache der Störung; die Schleimhaut und die Drüfen des Verdauungsappas rates liefern Flüfjigkeiten, deren Zufammenfegung durch diefe Uns terdrücung der Hautfecretion rectificirt iſtz das alkalifche Product ift faft ganz und gar durd) ein ſaures erfegt. Kann man hieraus ſchliehen, daß die Säuren, welche ſich in größerer Quantität in dem Verbauungsapparate finden, auf das Sagmehl einwirken, um daffelbe in Zuder umgumandein? Gewiß nicht, denn ich habe ſchon lange nadygewiefen, daß mineralifche oder organiſche Säuren durch⸗ aus feinen Einfluß haben, um das Satzmehl bei der Zemperatur, bei welcher die Verdauung vor ſich geht, in Zuder umzuwandeln, Hier ift nun aber eine Bemerkung, weldye wir nicht. überfeben dürfen: Ueberall, wo wir diefe organifhen Säuren in hinreichen: der Menge bemerken, da finden wir aud) die Modification des Eis weißftoffes, weiche eine Umwandlung des Gagmehls in Zucker bes wirkt; dieß beobachtet man bei dem Reifen aller Fruͤchte; daſſelbe muß auch in dem Körper des Diabetifchen der Fall feyn, und ber Ausgangspunct der Krankheit wäre hiernach die Unterdrüdung des Schweißes und die Störung der Abfonderung der Schleimhäute und Drüfen des Verdauungsapparates. Giebt man diefe Hypotheſe zu, wie fie mie durch Beobachtung und Erfahrung ermiefen fheint, fo handelt es fidy darum, die Hautfunction wiederherzuftellen; es find in diefer Beziehung allers dings viele vergebliche Verſuche angeftellt worden: Die Dampf: bädır, welche Ribafius, Burdolei und fo viele Andere ges rühmt haben, haben niemals eine deutliche Heilwirkung gehabt. 186 Daſſelbe gilt von ben Schwefelbaͤdern, welche won Altomare und fo vielen Anderen geratben wurdın; ebenſo das Ammoniat- Hydroſulphat, welches von Rollo gerühmt und von fo Vielen verfucht worden ift. Die Mittel zur Herſtellung der Hautthätigs keit, weldhe mir wirkfam erf&ienen jind bei der Behandlung ter zuderigen Harnruhr, find: 1) wollene Kleider in hinreichender Menge, um fortvauernde Diurefe zu erhalten; 2). die innere Dor— reihung fchweißtreibender Mittel, z. B. der Ammoeniafalien und Opiate Ich will nun vier, nad diefim Princip behandelte Fälle mittheilen. Erfter Fall. — Gobert, jest achtzehn Jahre alt, leidet feit ungefähr drei Sahren an diabetes. Der Anfang fiiner Krank— beit trifft mit der Unterdrüdung eines Hautausſchlags zuſammen. Dir junge Mann iſt ſchon mehrmals im Epitale geweſen, und id babe ihn auch bei meinen früheren Auffägen bereits erwaͤhnt. Bei feiner Aufnabme beftcht die Krankheit in voller Heftigkeit; fein Appetit ift far; der Durſt brennend; er läßt 10 bis 15 Litres durdjfichtigen Urin, von dem Geruche der Molfen, von füßem Ge⸗ fhmade, einer Dicytigkeit von 10.8 bis 1035, mit beinahe einem Kilogramme Zuder. Dir Speicel ift ſauer; bie Zähne ſchwarz, oder Schon zerftörtz der ausgedehnte Darm bewirkt Hervorragung des Unterleibes; übrigens ift der Kranke abgemagert; indeß, durch Enthaltſamkeit ſatzmeblhaltiger Speiſen und gute Nahrung kehren feine Kräfte wieder; fein Körperumfang nimmt zu; die Kräfte bes ben ſich; der Aufenthalt in dem Spitate langweilt ibn, und jedee⸗ mal verläßt er das Spital mit dem Glauben, daf er geheilt ſey. Er wurde am 22. Mai auf der Abtheilung tes Herrn Rour auf: genommen. Er war blaß und mager. folgendes iſt eine Tabelle übır das Verhäftnig feiner Nahrung und Quantität des Zuders in feinem Urine, zu verfchiedenen Zeiten feiner Behandlung, vom 9. Zuni 1841 bis zum 11. September deffelben Jahres. Diele Tabelle enthält die Rotationskraft des Urins, die Fänge der Beob⸗ achtunasröhre, die Proportion des Zuders in einem Litre Urin, die Quantität des Uring von vierundzwanzig Stunden, die Menge des Zuckers in diefer Quantirät, endlich die Art des Nahrungemittile, Daum | Art meihune asicne | ui, | %tre | Mans - Grammen, eitree. | Grammen. ” 9 Selniragen us ine 8,5 I 01,76 | Gewöhntices Brod, 630 Gr. 4 une — 5: 65 0 15000 | 450 | 225,00 |Brod aus Klıber, 680 * 14:-Suni wre 7,5 53,27 5,00 266,35 Gewoͤhmches Brod, 40 e a a — 11,5 — 1 5,00 408,00 . » 40 » 0: ya Tan m 5 12,0 "9052 | 56 | 51243 : 680 : 33, Sul , om gen 115 86,00 | 600 | 516,00 : 680 =» —— ——— 10,5 80.0 | 5s0 | 448,00 ‚ » 680 * 2 SU 2000. 9,0 — 33 | 350 | 807,47. \Brod aus Kieber, 600 = —— —— 9,0 —oesss | 600 | 409,98 |Gewöhntices Brod, 40 = En one ad e 9.0 67,40 4,00 | 269,60 |Brod aus Kleber, 500 + 2. u - .» 9,0 68,353 3,75 Tg 000 — ——— 9,0 68,10. 3,50 238,35 Per : 500. = TERN 10,5 0 | 410 | 240,50 [Gewöhntiches Brod, 440 + 2, Auguft 4 9,01 67,70 4,00 | 270,80 Brod aus Kieber, 500 — 5. Auguft — 10,0 77,70 3,00 "233,10 — «500 : _16. Auguſt 10,0 j 74.71 3,00 224,13 4 HannoMeyidn HOME a. Wulf u | 7,0 52,65 30 N ET Te 1. September 3) 1100 74,34 275 Bons | 60 11. September FTIR —— sr | AT 187 Unterfucht man dieſe Tabelle aufmerkſam, fo fiebt man, daß bie Quantität des Urins und des Zuckers immer raſch abnahm, wenn das gewöhnliche Brod durch Kleberbrod erfegt wurde; fo, % B., ließ Gobert am 9. Suni 9,25 Litres Urin mit 601,76 Grammes Juder; am 11. uni dagegen nur noch 4,50 Litres Urin mit 225 Grammes Zucker. Diefe Regel hat feine Ausnahme er: litten. Am 11. September, den Tag vor feiner Entlaffung aus dem Spitale, ließ er, da er fich von Kleberbrod nährte, nur noch 2,25 Litres Urin, mit 153,22 Grammes Zuder; fein Rörperumfang —_ 188 hatte zugenommen, er hielt fi für geheilt; verließ aber das Spis tal noch mit diabetes, Ih, Boiduzet, einundvierzig Sabre alt, ein Schmidt, wurde am 25. Juni 1841 in das Hotel Dieu aufgenommen; er war uns gefähr feit einem Sabre diabetiſch, und ift bereits im Hopital St. Louis behandelt worden. Er ift abgemagert, ſchwach; fein Apper tit und Durft find fehr entwidelt; er- läßt 4 bis 5 Litres Urin, von einer Dichtigkeit 1000,29 bis zu 1000,86. Folgendes ift eine ' Ueberficht derfelben Puncte, wie bei der vorigen Tabelle: 1 Datum, vegane Tmunbeiuunge:| Betätuß | Rune | mem. | Sabre M. M. Grammen. Litres. Grammen. 13 316,5 99,50 4,20 | 217,90 |&ewöhntihes Brod, 680 Gr. 3. Zuli RETTET 8ſ «680 =.” 15.J50ll 123,5 309 96,50 | 450 | 434% : =» 680 = 17. ui . x 12,5 309 96,50 4,30 414,95 : e 680 = TOR TEE 110 315 82,19 4.50 328,76 B :..680 = 22. ui - .o. 13 512 908 | 420 | 421, ; » 680 + — aan u 13 505 4400 sarstind. RE = E = 680 « BEN Su ——— 13 SErTgIg . 680 5. Rulen — 11 In Bu 83 4,25 352,75 B = 680 » ET —77 12 303 46 | 325 | 307,9 B = 680 » 28. Zul aller 11 0 N rm | 8 | 951,48 |Brod aus Kleber, 600 = 30 Sup? ma „aaa 10 308 76,41 2,75 210,83 ——— 600 = BO en 12,5 309 96,50 4 386 |Gewöhntihes Brod, 680 « . IE ER 10,5 308 so 5,45 436 : = 680 * 2. Auauft — 11 317 81,7 3 245,10 Brod aus Kleber, 500 = 2 DENT.) oo 11,5 318,5 80,10 2.50 200,25 — ——— 500 + 9, Auguft . » — 13,5 809,5 106 — — — — Gewoͤhnliches Brod, 680 = 12. Auguft . = & 11,5 317 80,12 2,25 181,37 Brod aus Kleber, 500 = 15. Aut» . . 13,5 309 106 3,80 402,50 |Gewöhnliches Brod, 680 «= 36. Auuft. - . 10,5 309 50 3 240 Brod aus Kieber, 500 « “29, Augufe» .. 9 312,5 68,355 | 3,50 255,22 — 500 =. Diefe Refultate beweifen ebenfalld, daß der Erfaß des ge— wöhnlihen Brodes durch Kieberbrod den conftanten Effect ‚hatte, das Verhältniß des Zuders und die Quantität des Urins zu ver: mindern. Co nahm am 31. Juli der Kranke 630 Grammen ge— wöhnliches Brod zu fih, und fein Urin enthielt 436 Grammen Zuder; am 4 Auguft betrug, bei 600 Grammen Kleberbrod, die Proportion des Zuders 200 Grammen; ebenfo, wie bei Gobert, verließ auch diefer Kranfe das Hötel Dieu mit fehr geringen dia= betifchen Symptomen, aber fein Urin enthielt dody noch Zucker, und er hatte noch immer eine Dichtiafeit von 1030; er ift nicht geheilt, ill aber in feine Familie zurückkehren. Ich muß bemerken, daß bei diefen beiden Beobachtungen bie Quantität des Zuckers beträchtlicher ift, als der Theorie nad) an— zunehmen wäre; denn 600 Grammen Kleberbrod enthalten nicht fo viel Sasmehl, als zur Bildung von 200 Grammen Zuder er: forderlich ift: ich muß aber bemerken, daß beide Kranke fehr uns folafam find: mo fie irgend die Aufſicht hintergehen und fi Brod, Kartoffeln oder Bohnen verihaffen koͤnnen, da thun fie es. Ihre te und ihre Willenskraft find denen der Dpiumeffer zu vere leichen. 8 SH mus, um bdiefe beiden Beobachtungen vollftändiger zu machen, binzufügen, daß mehrere Mittel erfolglos bei Beiden ver: fuht worden find: So hat Gobert Opium genommen, von 5 bis 40 Centigrammen, ebenfo Ehinin in großer Dofis einen ganzen Monat lang. Boiduzet hat ebenfolange Eifenmittel gebraucht, und Beide haben zehn Zage lang eine Mirtur mit 1 big 6 Gram— men Ammonium carbonicum genommen. Der Urin der beiden Kranken war gewöhnlich fauer. Die beiden erften Tage, welche der Darreihung des Eohlenfauren Ammoniums folgten, zeiaten Feine Veränderung des Urins; nac dem dritten Tage aber wurde ber Urin alkatifh, und dieß fiel mit einer leichten Zunahme an Urin und Zuder zufammen. Ich Eomme auf die wichtige Bemerkung zus ruͤck, nachdem ich zwei andere Beobadytungen mitgetbeilt haben werde, welche für die Uerzte beachtensmwerth find, weil fie Beilpiele von Diabetifhen geben, deren Urin gang zum normalen Zuftande zurückgekehrt ift. Diefe Fälle find fo felten, daß Dr. Prout, welcher eine vortreffliche Arbeit über den diabetes geliefert hat, fagt: daß er in feiner ganzen Praris kaum ein einziges Mal den diabetifchen Urin zum Normalzuftande hat zurückehren fehen. Daf- ſelbe ift die Anfiht Rayer’s, welcher ein competentes Urtheil über diefe Krankheit bat. Herr %., Landbeftger in Louiſiana, im Eräftigften Alter, hat feit etiwa ſechs Monaten bemerft, daß er von fehr lebhaftem Durft gequält wurde, daß die Quantität feines Urins beträchtlich wurbe, und daß täglich fein Körperumfang und feine Kräfte abnahmen, fowie daß fein Beſicht fehr raſch ſchwaͤcher wurde. Erſchreckt 189 durch dieſe Symptome, kam er nad) Paris, und wendete fid an Herrn Fauconneau, welcher eine Zuckerharnruhr diagnefticirte und den Kranken mir zufhidte, da er von meinen früheren Arbeis ten wußte, Am 16. Auguft 1841 lebte Patient wie früber: die Menge des im Tage confumirten Brodes betrug etwa 500 Gran, cr ließ ungefähre 3,20 Lit. zudrigen Harn von einer leicht bräunlicen Färbung, molfenartigem Gerud und einer Dichtigkeit von 1032. bei einer Ränge der Röhre von 313 Mm. Das Notationsvermds gen berrug 7. Ich ſchloß hieraus, daß der Urin im Liter 52.63 ($ramm Zuder enthielt, und daß die Gefammtmenge dieſes Ber ſtandtheils in 24 Stunden 168,42 Gr, betrug, Ic verordnete: 1) PBertaufhung des gewöhnlichen Brodes mit Kieberbrod; 2) vollftändige Kleidung in Flanell; 3) Gebraudy einer Mixtur mit einem Grammen Eohlenfaurem Ammonium, 10 Gr. Weingeift, 20 Gr. Eyrup und 100 Gr, Waffer, Abends einen Bolus mit 2 Gr, Theriak und 25 Milligr. Opiumertract, Unter der Einwirkung dieſer Mittel ftellte fich der feit Langer Zeit unterdrücdte Schweiß reiblih wieder ein, der Durft verminderte ſich und damit aud) die Menge des Urins. Diefes Regim wurde bis zum 13. fortges fegt; der Urin war immer noch fauer, ftärfer gefärbt, Geruch und Geſchmack vom normalen Urin. Die Quantität betrug 1,25 Liter, die Dichtigkeit 1019, das NRotationsvermögen O, alfo Harnzucker nicht eine Spur. Die hemifche Anatyfe beitätigte diefe Angaben und bewies, daß die Zufammenfegung des Urins vollfommen die ines gefunden Menfchen war. Sch verordnete die Fortfesung des vorgefchriebenen Regims, ließ aber das Kleberbrodt ausfegen und den Kranken zum gewöhns lichen Brod zurückebren. Die Unterfuhung des Urins am 21. ergab normalen Geruch und Gefhmad, Quantität 1,25 Lit., aber eine Dichtigkeit von 10235 mit dem Biotfhen Apparate ergab fi) ein Rotationsvermögen von 5,5 bei einer Länge der Röhre 309 Millim. Es enthält alfo das Liter 45,90 Gr., und die ganze Menge diefes Beftandtheils ift 62,86. Ohne mich durch diefes Wiedererfcheinen des Zuders im Urine beunrubigen zu laffen, verordnete ich die Fortfegung des gemwöhnlis Ken Brodes, ließ aber den Kranken fich wärmer bededen und die Dofis des Eohlenfauren Ammoniums, fowie des Opiumertractes, v.rdoppeln. Der Urin wurde am 25, Auguft unterfuht; das Ro: tationsvermögen war O, Dichtigkeit 1020, Quantität 2,25 Liter, Zufammenfigung und Befchaffenheit wie bei'm normalen Urin. Am 27. diefelben Reſultate. Dichtigkeit 1018, Rotationsvermögen 0, Zufammenfegung und übrige Beichaffenheit normal, fauer. Herr %. ift nicht mehr diabetifh, zehn Zage der Behandlung haben genügt, um die $unction der Haut berzuftellen, den Zuder aus dem Urine verſchwinden zu laffen, die Kräfte und die Energie wiederherzuftellen, und, was fehr bemerkenswerth iſt, das Geſicht wieder zu dem Grade der Vollkommenheit wieder zuruͤckzufuͤhren, welhen es vor dem Anfange der Krankheit hatte. Da Watient feinen Diabetes von einer Verkaͤltung berleitete, fo empfahl ich ihm eine Reife nah dem Suͤden und den Gebrauh der Schwefel— waffer in den Pyrenaͤen. Er bat mir veriprohen, daß er, fowie die Dichtigkeit des Urins 1028 überfteige, er mir fogleich Schreiben werde. Ich habe nichts wieder erfahren und fchliehe daraus auf die Volllommenbeit feiner Heilung. Dr, H., Chirurgien major, a, D. leidet feit mehr, als zwei Jahren an Zuderbarnrubr; fein Appetit ift beträchtlich, fein Durft lebhaft; feine Kräfte nehmen allmälig ab. Er litt außerdem an einer Sataract, welche cr fih von Hrn. Pine Grandhamp operiren laffen wollte, welcder ihm jedoch gerathen bat, feinen Diabetes vor der Operation befeitigen zu laffen; er wies ihn deß— wegen an mich. Der Kranfe war von Dr. Plante begleitet, welcher mit der größten Gefälligkeit alle meine Verordnungen uns terflügte. Am 1. September lebte Patient, wie gewöhnlich” und verbrauchte etwa 500 Gr. Brod im Zage. Sein Urin war leicht bräunlich, wenig riechend, zuderbaltig, von einer Dictigfeit von 1036, das NRotationevermögen 13, die Länge der Röhre 314,5 Millim., alfo das Verbältnig des Zuders in einem Liter Urin 97,30, Quantität des Urins 3,507 Liter, die Gefammtmaffe des Zuders in 24 Stunden 340,55, 190 Ich verordnete den Gebrauch des Kleberbrodes, Flanellklei⸗ dung und den Gebraudy einer Mirtur mit 50: Eentigr. kohlenſau— rem Ammonium, einem Bolus von 2 Gr, Theriaf mit 25 Milligr. Extr. Opii gummosum, Der Urin wurde am 11. September un: terſucht. Er war von bräunlider Färbung, Dichtigkeit 1030, Gerudy normal, Geſchmack falzig, ein wenig füßlih, NRotationsvers vermögen 8, Länge der Röhre 310 Millim., alfo Verhaͤltniß des Zuckers in einem Liter Urin 10,76 Gr., Quantität des Urins 2 Ris ter, Geſammtmenge des Zuders 121,48, Diefelbe Behandlung wurde fortgefegt, und der Urin am 23, September unterſucht. Dichtigkeit 1032, bräunliche Färbung, nors maler Geruch, nit zudriger Gefhmad, Rotationsvermoͤgen 5, Länge der Röhre 309, alfo 33,10 Gr. Zucder in einem Liter, u. des Urins ungefähr 2 Liter, Gefammtmenge des Zuders ‚80. : Diefelben Mittel wurden bis zum 4. October fortgefest. Die Dichtigkeit des Urins betrug alsdann 1017, der Geruch, Geſchmack und die Färbung waren die des normalen Urins, Rotationsvermös gen O, Quantität 1,50, Zufammenfegung des Urins, wie bei'm ges funden Menſchen. Eine einmonatlihe Behandlung bat genügt, um den Urin zu normaler Zufammenfegung und Quantität zurüdzuführen, und zwar in einem fehr ungänftigen Kalle; denn die Krankbeit hatte bei einem mebr, ald 60 Jahre alten Mann tiber zwei Jahre ges dauert: Die Heilung war indeg noch nicht volllommen erreicht. Sch lich diefelbe Behandlung fortfigen und nur das aewöhnlie che Brod an die Stelle des Kleberbrods tveten. Der Urin wurde am 13. October unterfudht. Die Dichtigkeit betrug wieder 1030 kein übles Zeichen); Geruch und Gefchmad waren die des normalen Urins, Quantität 1,50 Liter, Rotationsvirmögen 4,5, alfo 34,15 Gr. Zuder im Liter, Gefammtmenae 51,22, Es wurde ihm eine wärmere Kleidung empfohlen und bafjeibe Regimen fortgefegt. «Der Urin wurde am 22. Oct, unterfucht, Die Dichtigkeit deffelben brtrug 1021, das Rotationsvermögen 0, Geruch, Farbe und Zufammenfegung des Urins waren normal. Die war indef noch feine definitive Deilung, denn am 5. Novem: ber zeigte der Urin eine Dichtigfeit von 1042, zwar immer noch den normalen Geruch, nerma'e Farbe und Quantität. aber ein Nca tationerermögen von 7,5, bei einer Länge der Röhre von 312. Das Kiter enthielt daher 56,30 Gr. Sch verordnete nun ein Fanellbemd und fteigerte bie Dofis des Eohlenfauren Ammoniaks auf 2 Gr. täglih, die des Opiumer: tractes auf 5 Gentigr. Der Urin wurde am 8. Nov. wieder uns terfuht; Geruh, Farbe und Quantität waren normal. Bei'm Abkühlen fegt ſich Harnſaͤure ab ; die Dichtiakrit detrug 1034, das Rotationsvermögen 4 bei einer Fänge der Röhre von 303. Es war alfo 31,07 Zuder im kiter Urin. Das voraefchriebene Regimen wurde fortgeſetzt, und am 10. November betrug die Dichtigkeit des Urins nur 1019, das Notas tionsvermoͤgen O; Geruch, Farbe und Zufammenfegung des Urin waren normal. Sch verordnete immer noch die Kortfegung der Mittel, welche eine fo günftigen Erfolg gehabt hatten und hoffe, daß die Heilung bleibend feyn wird, obwohl mehrmals fich wieder: um etwas Zuder eingeftellt hat. Die Proportion deffelben ift fo gering, die begleitenden Symptome, Schwäche, Abmagerung, Durft find fo vollftändig verfchwunden, daß ich glaube, diefen Fall unter die Heilungen aufnehmen zu Eönnen. Merfen wir nun noch einen allgemeinen Blid auf die vier Bez obaktungen, welche mitgetheilt worden find, fo wird, wie ich glau— be, einige neue Belchrung aus diefer Vergleihung bervorgeben. Auf den erſten Blick koͤnnte man glauben, daß unfere vier Kranke fämnitlich denfelben Einflüffen ausgefest worden fenen: es wurde gleichmäßig Kieberbrod verordnet nebft Opium und Amme⸗ nium, und doch ift nur bei den beiden legten Kranken der Urin zum normalen Zuſtande zurüdarführt. Die Urfahe diefer Verſchieden— beit ergiebt fih nur aus der Vergleichung der Thatfahen. Bei den beiden erften wurden feine Klanellkleider angewendet; bei den beiden legten wurde auf diefes Mittel gedrungen. Der Urin der beiden erften Kranken wurde unter dem Einfluffe dcs kohlenſauren 191 Ammoniums alkaliſch. Diefes Salz wurde mit dem Urine ausge ſchieden, und fein Einfluß als Diaphoreticum blieb gleich O; bei ben beiden Ic&ten dagegen war die Haut dur die wollene Klei⸗ dung erregt und zu einer activen $unction gefteigertz das Eohlene faure Ammonium ging nicht in den Urin über, welcher conftant fauer blieb. Als bei den beiden legten Kranken ber Zuder wieder in dem Urine zum VBorfcheine kam, fo mwurben nun aufs Neue hinreichend warme wollene Kleider empfohlen, um eine anhaltende Diaphorefe zu unterhalten, und der Erfolg hat unfere Erwartung befriedigt. Die Thatſachen fiheinen hiernach die von mir aufgeitellte Theorie bes Diabetes vollfommen zu beftätigen; der Arzt hat da— duch ein rationelles Ziel, worauf er bei der Behandlung einer fo widerſpenſtigen und bisjegt als unheilbar betradyteten Krankheit loszugehen hat. (Comptes rendus de l’Acad, des sciences XIII, 15. Nov. 1841.) Merfwürdige Fälle von paralysis. Sn dem Memoriale della Medicina Contemporanea vom Fe— bruar, find zwei ungewöhnliche Varietäten diefer Krankheitsform be= fchrieben. In ber einen, welche Herr Gaddi eine paralysis at- ternata nennt, nahm die paralysis nur fehr befchränfte Oberfläs wen an der rechten Körperfeite ein, welche durch Zheile der Haut voneinander getrennt waren, die ihre normale Senfibilität befas fen. So war am Gefihte und Ovarium kaum eine Spur von (Sefühl vorhanden, und am hintern Theile des Halfes und in der rechten Schulter war daffelbe gaͤnzlich erlofhen; dagegen war es vom hintern Rande des sterno-cleido-mastoideus vorwärts bis zur Mittellinie vollftändig erhalten. Ebenfo war in der Achſelhoͤhle und über dem deltoideus vollkommene Gefühllofigkeit zugegen, die aber am untern Rande diefes Muskels aufhörte; von hier bis auf einen Zoll vom Radio =carpal: Gelenke entfernt war das Gefühl ganz normal, von da abwärts wieder Alles gefühllos. Die ganze rechte Geite des Stammes bis zur Schaamgegend war gefuͤhllos; m der untern Extremität diefer Seite dagegen war dieß nicht der Tal. Diefe paralysis kam bei einem Mädchen von 17 Sakren vor, in Kolge einer suppressio mensium, und zur Zeit, als diefes gefchrieben wurde, hatte fie aller Behandlung widerftanden. Der zweite Fall, von S. Fario beföricben, betraf einen jun— gen Mann, der eine lange Zeit an amaurosis, strabismus des rech— ten Auges und hartnäcdiger Verftopfung gelitten hatte. Sein Arzt, der feinen Unterleib unterfuchen wollte, wurde nicht wenig übers raſcht, als er fand, daß die Haut deffelben ganz gefühllos fen, ob— gleich Fein anderes Zeichen von paralysis vorhanden war. Bei'm Durchſtechen mit einer Stecdnadel fand fich’s, daß aud die darunter liegenden Bauchmuskeln des Gefühle beraubt waren, Es wurden baufig Blutegel über der Wirbelfäule angelegt und reizende Fußbaͤ— der und Yurganzen angewendet; jedoch hatten fie nur eine aeringe Berbefferung des Zuftandes zur Folge. Hierauf wurde Strych— 192 nin gegeben und mit den Dofen deffelben allmälig bis zu gr, jß p. diem geftiegen, Es traten aber Gonvulfionen ein; der Gebrauch des Mittels wurde ausgefeßt und nichts meiter angewendet, als Mercurialeinreibungen am untern Theile der spina und um bie orbita, Unter dem Einfluffe diefer Behandlung verſchwand bie Anaͤſtheſie und mit dieſer auch dieamaurosis und die Verftopfungss Erantheiten, welche wahrfcheinlich alle von einer und derfelben Urs fache abhingen. (Medical Gazette, November 1841.) ? Miscellen Mangel des corpus cavernosum penis ift von Hrn. Hild an einer Leiche gefunden werden, von der Leider fonft nichts zu erfahren war. Folgendes ift der Befund: Der penis ſchlen dur Berft fchlaff die glans, von normaler Form; und Farbe, ſchien bloß durch Haut mit dem übrigen Theile des penis in Verbindung zu feyn. Unmittelbar über und hinter berfelben fand fich eine fiftulöfe Deffnung, von welder über die ganze Ränge des Rüdens des Ors gans ſich eine Iinienförmige Narbe von 21 Zoll Länge erſtreckte. Am andern Ende diefer Narbe, jedoch an der entſprechenden Stelle der untern Fläche, fand fich eine zweite Fiftelöffnung, welche in die urethra eindrang. Wenn eine Sonde durch die normale Mündung der urethra eingeführt wurde, fo drang fie durch die obere Fiſtel— Öffnung an der Baſis der glans wieder hervor; von da bie zur untern Fiftelöffnung war die urethra nicht permeabel; von der letz— tern Deffnung aber drang die Sonde leicht in die Blafe ein. Bii einer genauen Zergliederung fand fih, daß das corpus caverno- sum 21 3oll von der glans entfernt, plöglich endete; der fponaiöfe Theil reichte allein bis nach Vorn, hatte aber feine fpongiöfe Stru— ctur verloren und hatte nur den Umfang einer Rabenfeder. Der Berfaffer vermuthet, daß eine gangränöfe Entzündung einen Theil des corpus cavernosum zerftört habe, (Dublin Journ., July 1841.) Zur Erleihterung und Sicherung der Vaccina— tion, in ben bei Armen nicht felten vorfommenden Fällen, wo die Haut eine trocene und fchlaffe Beſchaffenheit zeiat, bedient ſich Hulard zu Rouen des Hülfsmittels, an der Vaccinationsſtelle vorher ein oder zwei trockne Echröpfföpfe aufzufegen, um fo die Bitalität zu ftimuliren. Er verfichert, daß diefes Verfahren ihm die beiten Erfolge gewährt habe. Bei einfeitiger Lähmuna der Gefihtsmusfeln nah Erfältung empfiehlt Here Bartley den innern und du: gern Gebrauch des Jods. Bei einem aegen andere Mittel hart— nädigen all wurden 5 Gran Kali hydriodieum. in einem Weine alafe voll Waſſer drei Mal täglich innerlich und zweimaliges Ein— reiben des Unguentum kali hydriodiei hinfer dem Ohre, über dem Stamme des facialis verordnet. Schon nad) fünf Taaen war eine auffallende Befferung zu bemerken, und nad einem Monate war die Bemeglichkeit fämmtlicher Muskeln im Geſichte vollfommen bergeftellt. i Bibliographische Meuigkeitenm Legons sur 1’Histoire naturellle des corps organises, professdes au Collöge de France, Par M, Divernoy. 2. fascicles. Pa- ris 1842. 8. The Introductory Letter to the Course of Chemistry and the Coneluding Lecture on the Theory and Phenomena of Heat, delivered by Professor Draper, Session 1841 —1842 in the university of New-York. New-York 1842, 8. A Dispensatory or Commentary on the Pharmacopoias of Great Bütain, comprising the Natural History, Description, Chemi- stry, Pharmacy , Actions, Uses and Doses of the Articles of the Materia medica. By Rob. Christison ete. Edinburgh 1842. 8, Anatomie pathologique du corps humain, ou Description et fign- res lithographiees et coloriees des diverses alt&rations morbi- des dont le corps humain est susceptible. Par J. Crweil- hier etc. 41. et derniere livraison. Paris 1842, Fol, — — — — — — Menue Notizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfommelt und mitgetbeilt von dem Ober Medieinalratbe Froriep zu Weimar , und dem Mebdicınalrathe und Profeſſor Froriep zu Berlin, N. 475. (Nr. 13. ded XXI. Bandes.) Mai 1842. Gedrudt im Landes » Induftrie- Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Zhir. oder 3 Fl. 30 Kr, des einzelnen Stüdes 3 gr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel coloririe Abbildungen 6 gÖr. le SAL. a Die Gletfcher: Theorie (Theorie der Eiszeit) *). Die theoretifche Geologie felbft ift aͤhnlichen Umwaͤl— jungen unterworfen, wie die, mit deren Ergruͤndung ſich diefe Wiſſenſchaft beſchaͤftigt. Die Anfihten wechſeln darin fo haus fig, als die Gebirgsfhichten, und von Zeit zu Zeit madt fic) eine ganz neue Theorie zur Erklärung der oder jener Haupts claffe von Eıfcheinungen geltend. Einmal gebt e8 in der Geologie gewaltig ftürmifh zu, und des Erdbebens und Brandes ift fein Ende; ein andermal erblidt man in den Erfcheinungen, die auf eine frühere Veränderung hindeuten, überall nur Beweife der langen Fortdauer eines vergleichungs— mweife ruhigen Zuftandes. Zur Zeit, wo der Plutoniemus triumpbirte, wollte man Alles durdy die fich Fräftig kundge— bende oder verborgene Thätigkeit der Hitze erfiären; und als die Neptuniften florirten, glaubte man hinſichtlich aller, niht nur chemiſchen, fondern auch mechaniſchen Veränderuns ‚gen auf der Erdoberfläche mit dem Waſſer oder einem allges meinen Auflöfungsmittel, welches Berg und That überflus thet babe, fertig werden zu £önnen. Eine umfihtigere Anfhauung dee Gegebenen hat diefe beiden einander fchroff entgegenftehenden Xiheorieen mitein= ander zu verfhmeljen und dem Feuer, wie dem Waſſer, je: dem feine befondere Rolle bei den Proceffen zuzutheilen ges mußt, durch melde die einft chaotifhe Mae der Erdrinde allmälig in den fich für die Eriftenz und Erhaltung organifcer Geſchoͤpfe geeigneten Zuftand gelangte. Allein diefer modificirte Huttonianismus, zu dem fich bei Weitem die meiften Geologen unferer Zeit befennen, feste als einen unumftößlicien Glaubens— artikel voraus , daß es in der Vorwelt heißer gewefen fen, *) DObiger Artikel wird in gegenmwärtiger Zeit, wo der Ärgerliche Streit zwifhen Aaaffiz und Schimper die Öffentliche Aufmerkfamkeit des Publicums in Anſpruch nimmt, mit be: fonderm Intereſſe gelefen werden, indem er, aud ohne daß ber Eegtere darin genannt wird, manches diefen Etreit Betrefs fende zurechtlegen dürfte, da der Verfaffer im Geifte völliger Unpartheilichkeit fchreibt. D. Ueberf. N9. 1575, . —V — Pikty A als zu unſerer Zeit; daß Tropenleben die gemaͤßigten und ſelbſt die Polarregionen unſeres Erdballs bevoͤlkert habe, und daß jene Landſtriche, mo jettt höchſtens Zwergbirken und Krummholzkiefern fortkommen, einſt Palmen und Baumfarın erzeugt haben. Die foſſilen Pflanzen der Kohlenformation, fomwie die Mufcheln aller Formationen bis faft zu den neues ften tertiaͤren Schichten hinauf, deuten ebenfalls auf einen weit höhern, jedoch unbeſtimmbaren Waͤrmegrad hin, als der gegenwärtige *). Diefer fo lange für unantaftbar gehaltene Glaubensartikel wird nun aber durch gewichtige und einander gegenfeitig unterftügende Zeugniffe angefechten, deren gruͤndli— cher Erwägung man fid) nicht länger entziehen fann. Ein Agens, das ruͤckſichtlich der Ausdehnung, in der es gewirkt haben ſoll, neu genannt werden muß, wird der Geologie aufgedrungen, und wie ſich einſt der Plutonismus, dann der Neptunismus allgemein geltend machte, ſo will man jetzt der in der Schweiz aufgekommenen neuen Lehre einer allge— meinen Eiszeit, eineg fi) von den Polen bis zum Arquas tor erfiredenden Eismeeres, die Herrſchaft erfimpfen. Ohne die mechaniſche Einwirkung diefes Rieſengletſchers glaubt man gegenwärtig die neuern und oberflädlichern Ver— änderungen auf unferer Erdrinde nicht erklären zu koͤnnen. Selbft die Fragen erften Ranges, 3. B., ob Granit und Trapp durch Feuer oder Maffer entftanden feyen, und die Lehre von den Univerfalformationen haben bei den Geologen keine hartnädigere Polemik veranlaßt, ald die Beſchaf— fenheit und Dauer jener Proceffe, durch welche die neuern ggologifchen Veränderungen benitft worden find, die Erd— tinde ihre gegenwärtigen Umſriſſe erhielt und große, fowie Eleine Felfenmaffen weit von ihrer urfprünglichen Lagerftätte an Drte fortbewegt wurden, wo fie nun mächtige Geſchiebe bilden oder als fcharffantige Bloͤcke vereinzelt liegen geblie— ben find. Proceffen der Art verdanken die Gefchiebe im füd- öftlihen England (der fogenannte drift), im Great Glen Schottland’ und die Uferbänke von Glen Roy ihre Entſte— *) ©. Lyell’s Elements of Geology 1841, I. 285, II. 125. 13 195 bung; eben daher rühren bie aus der ſcandinaviſchen Halbinfel ftammenden Granitblöde, die man in den Ländern füdlich von der Oſtſee, fowie in Eſthland, Rußland, Dänemark, zerjtreut finder; endlich die fcharffantigen Blöcke, welche auf den Kalkvergen des Jura abgefegt worden find, und deren Gebirgsarten man an ihrer urfprünglicen Lagerftätte erft in einer Entfernung von 80 — 100 engl. Meilen auf den höchſten Alpen finder. Mandye Geologen ha: ben diefe und ähnliche Erſcheinungen mitielft der Kortbewegunges kraft einer gewaltigen Wafferfluch erklären wollen, welche in der Vorzeit über die Erdoberfläche geſtromt fey; andere haben ſich er: dreiftet, zu behaupten, es feyen noch jetzt Urſachen thätig, die hins zeichend Eräftig wirkten, um im £aufe der Zeit jene ſcheinbar ge⸗ waltfamen Foͤlgen herbeizuführen. Wir werden in dieſem Ar— tikel die Gründe mittheilen, welche diefen beiden Theorieen ents gegenftehen, und wollen bier in Betreff legtecer nur erwähnen, daß man fi, um ihe Geltung zu verfiyaffen, hauptfädhlid der apa= gogifhen Merhode bediente, d. h., die Unzulaſſigkeit oder Unmoͤg⸗ lichkeit der entgegengefegten Theorie zu beweifen ſuchte, ohne die Gültigkeit der vertheidigten Anſicht direct darzulegen. Die neue geologifhe Schule der Schweiz behauptet nun aber nicht nur die Unvichtigkeit jener beiden Hypotheſen, fondern will zugleich die mes chaniſchen Veränderungen, welche ſich in der wichtigen und interefz fanten Periode, die zwiihen dem gegenwärtigen und dem vorwelte lichen Zuſtande der Dinge liegt, zugetragen haben, durd eine das mals vorhanden gewefene außerordentlihe Ausdehnung der let: ſcher erklären, vermöge deren die noch gegenwärtig durch die Glets ſcher bewirkte Abreibung der Felfen (Glättung 2.) und Fortbewe— gung von Blöden 2c., jedoch in einem weit geößern Maaßſtabe, zu Wege gebracht worden fey. Durch die Erfahrung belehrt, daß fhon früher geologifhe Dys pothefen begierig angenommen und fpäter fehr modificirt wurden, fühlen wie uns aufgefordert, zuoorderft in der Anerkennung der ausgedehnten Einwirkung eines zwar fhon bekannten, aber bisher ruͤckſichtiich der Veränderung der Erdoberfläche für ſehr unerheblich gehaltenen Agens mit aller Behutfamkeit zu Werke zu gehen; dann aber befonders auf die Nothwendigkeit hinzumeifen, daß Nichts, was biejegt in der Geologie für wiſſenſchaftlich feſtgeſtellt gegolten bat, der neuen Theorie voreilig geopfert werden dürfe, fo plauſi— bel fie audy übrigens fcheinen mag. Die Sucht, ohne Weiteres zu generalifiven, if in Feiner Wiſſenſchaft fo gefährlich, wie in der Geologie, wo eine Erfeinung fo häufig mit einer andern im Wis derfpruche zu ftchen fheint, und wo die Conflicte ſich häufen, je mehr man in's Einzelne eingeht. Die Verbannung aller überflüf- figen Urſachen aus der Willenfhaft ift ficher eine der erften Res geln; allein bei der Geologie verfällt man nur zu oft in den ente gegengefegten Fehler, d, b., man zwackt von ben Zeugniſſen ſoviel ab, daß fie in das Prokuſtesbett einer Haupttheorie paſſen. Se: denfalls hat man fih an die Newtonfche Regel zu halten, daß man neue allgemeine Urfachen nur behutfam aufnehmen und denfelben nicht fofort ale Wirkungen, die eine verſchiedene Erklärungsart zulajfen, beimeffen dürfe, Diefe Neuerung in der Geologie hat bereits eine Reihe von Shriften zu Tage gefördert *). Denn als zur Geologie gehörig *) Nämlich: Me&moire sur la variation de la temperature dans les Alpes de la Suisse, par M. Venetz (Dentfchriften der allgemeinen fhweizerifhen Geſellſchaft, Bd. J., 2. Abtheil.); vorgetragen 1821, gebrucdt 1833. — Naturhiftorifhe Alpenz eife, von F. 3 Dugi, 8. Solothurn 1330. — Notice sür la cause probable du transport des blocs erratiques de la Suisse, par M. J. de Charpentier 8. Paris 1835. (Ex- trait du Tome VIII, des Annales des mines). — Discours, prononce à l’ouverture des seancer de la Societe Helveti- que des sciences naturelles Neufehatel, le 24 Juillet 1837. Par L. Agassiz, 8. 1837. — Ktudes sur les glaciers. Par L. Agassiz, 8. mit einem Kupferheft in Folio. Neuf- chatel 1840. — Theorie des glaciers de la Savoie. Par Mr, le Chanoine Rendu, 8. Chambery 1840. — Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique du bassin du Rhone, Par Jean de Charpentier, 8, Jausanne 1841, — 196 betrachten wir Alles, was fic auf Veränderungen in ber Befchafs fenheit der Erdoberfläche bezieht, wenngleich ſich dergleichen Veräns derungen feibft innerhalb der hiftorifchen Zeiten ereignet haben. Aus der Zeit des Erſcheinens jener Schriften erſieht man, daß die Anregung der Frage ſchon vor mehr als 20 Sahren ftattfand, und wir hätten Schriften von noch älterem Datum anführen koͤnnenz indeß bezeichnet die Venetzſche den Zeitpunct, wo die fragliche Hy— pothefe zum erften Male in einer wiſſenſchaftlichen Form ausges fprodyen wurde, und die noch ſaͤmmtlich Ichenden Verfajfer der une tengenannten Schriften haben den Gegenftand vom ftreng geologis fhen Geſichtspuncte aus betrachtet und don den ihm zu Grunde liegenden Hauptthatſachen (von denen viele natürlich fehon von Ans dern erkannt und befprochen worden waren) bis zu deſſen gegen— wärtigem Standpuncte geführt, daher wir dieſe Schriften vorzugss weife berüdjichtigen werden, obwohl wir, der hiftorifchen Treue we+ gen, hin und wieder der Leiftungen anderer verdienftvoller Männer zu gedenken haben. Dffendar muß ſich jeder Verſuch eines Beweifes der früher weit auegedehntern Bewirkung von geologiichen Veränderungen durch Gletſcher auf das Studium der gegenwärtigen Gleticher grün den. So entitand die fragliche Theorie gang natürlich in der Schweiz, und fie ging dort von Perfonen aus, deren Aufmerkfame keit duch locale oder andere Umftande nahdrüdlic auf die Wir— fungsart des Eifes in den Alpen hingelenkt worden war. Bevor wir die Wirkungsweife der jegigen Gletfher ftreng ermittelt has ben, entbehren die angeblichen Beweife ihres frühern Vorkommens an andern Orten alles feiten Haltes, und erft wenn es uns geluns gen it, den Urſprung der Gletſcher, die Urfachen ihres Fortbe— fiehens und die Bedingungen ihres innern Verhaltens gehörig dar— zulegen, Können wir hoffen, jichere Beweife über deren einjtiges Borhandenfeyn an andern Orten und unter verfchiedenen Umftäns den aufzufinden. Das Studium der Gletfcher in phyſiſch-geo— graphiſcher Beziehung datirt von fehr alter Zeit her, und wenn wir bedenken, was für ausgezeichnete Männer die Gletſcher be— Thrieben und wie viele wilfenfchaftlich gebildete Leute viefelben be— ſucht haben, fo muß es ung faſt Wunder nehmen, daß jich noch etwas Neues darüber fagen läßt. Der Mechanismus eines Glet— ſchers ift aber ein naturhiftorifches oder phylicaliihes Problem, weldyes weit ſchwieriger und verwidelter ift, als man gemeinhin annimmt, und da die zweite Krage, nämlich: inwiefern compactes fi fortbewegendes Eis die Oberfläche des Erdbodens verändert, durchaus in's Gebiet der Geologie gehört und vergleihungsweife erſt in neuerer Zeit angeregt worden ift, fo haben die Geologen ganz paffend tamit angefangen, die Gefege der Bewegung der Gletſcher zu unterfuhen, um auf diefelben ihre Speculationen zu gründen; weniger, um allgemeine phyficaliiche Gefege auf einen befondern Fall anzuwenden. Die Deconomie der Gletfher unddie Hypothefe ih: res frühern weit beträdhtligern Umfangs find demnach zwei durchaus verfchiedene Kragen, die beide in mehrern der ges nannten Schriften ziemlich weitläufig befprochen werden. Wir werden jede derfelben befonders betrachten, vorher aber dem £efer ein deutliches Bild von der Belhuffenheit und dem Verhalten der Gletſcher zu geben fuchen. Wenn die Ruppen eines Gebirges mit ewigem Schnee bedeckt find, während deffen Abhang weiter unten grün und deffen Fuß mit Holzung bewachfen ift, fo follte man natürtidy erwarten, daß eine ziemlidy fefte Linie vorhanden feyn werde, welche die Höhe beftimmt, wo der Schnee nie ſchmilzt. Indeß ift dieß doch nur ſehr ſelten, ja vielleicht nie der Fall. Die durch das Wachsthum gewiſſer Pflans zen characterifirten Zonen, z. B., die Gränglinie, bis zu welcher hinauf man die Kaftanie, Buche, Fichte ꝛc. trifft, find gewöhnlich) beftimmter, als die Grängen des ewigen Echneed, Man überzeugt ſich bald davon, daß dieß großentheils von der Geftalt der Berg: wände herrührt, in deren Schluchten der Winterfchnee ſich anhäuft und der Sommerwärme wiberftebt, durch die er‘, wenn er nur die mittlere Ziefe befeffen, unfehlbar aufgethaut worden wäre. Der: Etudes geologiques dans les Alpes. Par M, L.A. Necker. Tome I, 8. Paris 1841. 197 gleichen Fälle Bommen felbft in Gegenden vor, wo von eigentlichen Gletſchern nicht die Rede feyn kann. So bleibt auf den hoͤchſten Bergen Großbritannien’s, z. B., denen auf der Gränge von Abers deenfhire und Inverneßfhive, haufig auf der Nordfeite den ganzen Sommer etwas Schnee liegen, obne daß man an biefem irgend eine gletfcherartige Structur bemerft. Ein Stetfher, im üblichen Sinne des Worts, ift eine Maffe Eis, weldye unter die gewöhnlibe Schneelinie hinabfteigt und ſich in einer jener weiten Schluchten berabzieht, melche jich an den Wänden der meiften großen Berge finden. Er gleicht eher einem gefrornen Strome, als einem gefrornen See. Wer einen Gletſcher in feinem Zufammenhange mit dem Gipfel, von dem er ſich hinabs geſenkt hat, überfchaut, der wird ihn ohne Weiteres für einen Ab⸗ fenker des weiter oben befindlichen ewigen Schnees halten. Nie— mand wird daran zweifeln, daß er von den ewigen Eisquellen je: ner Öden Regionen herrühre und gefpeif’t werde. Wer je einen La— vaftrom gefehen und aebörig begriffen hat, dem Fann deffen Aehn— lichkeit mit einem Gletſcher nicht entgangen ſeyn. So fteif und ftarr jenec aud) ausjicht, fo wird doch Niemand daran zweifeln, daß er entweder fliege oder cinft gefloffen babe. Wäre der Glet— fer, gleich dem Etrome von geihmolzenen Eteinmaffen, das Re: fultat eines einzigen Ausbruchs, fo mwürte deſſen Dinabreichen bis unter die Gränze des ewigen Schnees unerklärlich feyn. Er fchymükt, er muß ſchmelzen; er liegt auf warmem Boden, auf dem vielleicht 100 Schritt vom untern Ende des Gletfhers Ernten gedeihen; die Eonne beſtrahlt defjen Eiszapfen beftändig, die zwar die meiſte Warme ——— aber doch einen Theil derfelben abforbiven. und an ommertagen fehen wir daher den Gletſcher aus allen Poren, oben unten und im Janern, feine Subſtanz ausfchwigen. Dennod vers ſchwindet der Gletſcher nicht; trotz bejtandiger Verluſte befteht er fort. Schon aus diefem Grunde leuchtet ein, daß der Gletfcher im Thale binabgleitet, abaefehen von jeder directen Mefjung der Geſchwindigkeit feiner Bewegung, durdy welche überdem diefes Re: fultat beftätigt worden ift, wie wir weiter unten fehen werden. Der Gletſcher rüct allmälig weiter oder fließt, wenn wir fo fagen dürfen. Die Rhone ſchießt fo preilfchnell, daß Einem ſchwin— delt, wenn man die Blafen auf derfelben mit den Blicken verfolgt, und den Cavaftrom muß man einige Gecunden, Minuten, ja Stun: den anblicken, um fich davon zu überzeugen, daß er wirklic) fließt; das ftatarifhe Vorruͤcken des Gletſchers iſt um noch einige Grade langfamer; es laßr fih nur nad Monaten und Sahren bes meffen. Wo ift aber die Scala zu finden, an der man das Kortfchreis ten des Gletfchers erkennt? Zur Beantwortung diefer Frage mül: fen wir die Geftattung feines Eifes befchreiben, weiches ſich in dies fer Bezichung von gemöhnlichem Eife bedeutend unterfcheidet. Das untere Ende des Gletſchers, wo er im Thale ausgeht, ift faft im— mer ftumpf abgeftugt und zumeilen fo fteil, daß man kaum daron binauftlimmen kann, und daß es einen ununterbrochen fortlaufenden Wall bildet, aus defjen Sohle durch ein tief in das Eis reichendes Gewölbe, von deffen grüner Dede balbverwitterte Eiszacken herab— hängen, ein trüber Bach hervorftrömt, welcher theils von dem ſchmelzenden Eife, theils ohne Zweifel von den Quellen berrührt, die unter dem Gletfcher, wie an andern Orten, entfpringen und den Bach felbft mitten im Winter fpeifen. Zumeilen erhebt fich der Gletſcher auch von der Bafis aus in Geftalt einzelner zadiger Thuͤrmchen, die nadı allen Richtungen Spalten darbieten und völ- lig unzugänglich find. Dieß ift mehrentbeils der Ball, wenn der Gletfher an der Mündung einer Schlucht ausgeht, wo er eine fehr fteile Böfchung darbietet. Die erftere Geftaltung ift mehr denjeni— gen Gletfchern eigen, welche ſich allmälig in die waͤrmern Negior nen eines fanft geböfchten Thales hinabfenfen. Das Gletſcherende kann noch eine dritte Art von Form darbieten, welche dem beob— adtenden Reifenden vorzüglich auffallend erfceint. Wenn der Bor den unter der jähen Eiswand mit den von der obern und untern Fläche des Gletſchers ausgeftoßenen Steinen bebedt, wenn die Ver aetation dort fparfam und kuͤmmerlich ift, und die Oberfläche des Bodens meift mit nacktem, weder mit Erde, nody mit Flechten bee decktem Geftein überzogen ift, als ob irgend eine quetſchende Maffe darüber hingerutſcht ſey; dann ift der Gletfcher im Zuruͤckweichen 198 begriffen; er verliert von unten mehr Subſtanz, ald von oben nach— ruͤckt und wird ſich fo weit zurücdziehen, bis Gewinn und Verluſt fi) wieder das Gleichgewicht halten. Reicht dagegen das Ende des Gletfchers bis an’s Gras oder cultivirte Land, obne daß viele Steine dazwiſchen liegen; feben wir an deſſen Rändern entwurzelte oder zerfnicte Bäume liegen; ift der Rafen nit nur durch die, durch ihr gewaltiges Gewicht ftets in inniger Berührung mit dem Felſen gehaltene Pflugihar von Eis zerriſſen, fondern aud bis weit über das Ende des Gletſchers hinaus in mächtige Falten ge— legt, dann Fann mon mit Sicherheit wijfen, daß der Gletſcher an Maſſe gewinnt, daß er im Vorrücden begriffen ift *). Geſetzt nun, wir bätcen die obere Fläche des Eiſes erreicht, indem wir entweder an der am wenigften fteilen Stelle des Endes, oder auf dem von den herabfteigenden Steinen vorgezeichneten Wege (dieſe Steine bilden einen fid) ver dem ganzen Gleiſcher hinziehen— den Gürtel), oder audy an einer der Wände des Thales felbft, in dem jicy der Gletſcher befindet, hinaufgeklettert wären; dann fehen wir, was fo Vielen vom Montanvert dei Chamouni aus zu Theil geworden, ein fanft geboͤſchtes Eisfeld von 4 bis 3 engl. Meilen Breite, deffen Oberflähe mehr oder weniger wellenförmig und ven Spalten durdygogen ift, welche melrentheils ſenkrecht uud wenige 3oll bis viele Fuß weit find, während fie ſich manchmal von einer Seite des Gletſchers bis zur andern eıjtreden. In allen diefen Puncten unterjcheidet fih der Gletſcher von einer rubend gefrornen Mafermaffe. Die Oberfläche ift nicht nur uneben, fondern rauh, und die Zertur des Eifes ift bei Weitem nicht fo gleichföimia, wie bei dem eines gefrornen Sees. Die Vertiefungen, welche, aus ei— ner gewiffen Höhe gefeben, fowie im Vergleich mit der Ausdehnung des Eifes, nur unbeveutend erfcheinen, find in der Wirklichkeit jo groß, daß fie dem Wanderer, feibft abgefehen von den Epalten, un— gemein beſchwerlich follen; und er zieht es deßhalb oft vor, an den fteinigen Seiten des Gletſchers binaufzuftertern. Bei heißem Sonnenſcheine oder warmem Negen erklärt es fich leicht, wie ſolche Vertiefungen und rüdenförnige Erhöhungen entftchen. Jede Vers tiefung gebt in eine Rinne aus, die mit dem weit verzweigten Sy— fieme von Abzuaeconälen zufammenhängt, durch weiches das aus dem thauenden Eife gebildete Waffer abziebt, welches nah unten zu öfters Baͤche bildet, die in der Stärke eines Müblaerinnes hin— abſchießen. Das Waſſer wuͤhlt fid) feine Betten im Eife ſelbſt und ift aͤußerſt klac und erfrifchend, nicht, wie das unter dem Glet— fher hervorkommende, trübe. Selten kann es jedoch feinen Lauf ohne Unterbrehung weit vrrfolgen; denn fowie es an eine dır auf mechanische Weife in dem Gletſcher durch deſſen Bewegung entſtan— denen Spalten oder Höhlen gelangt, ſtuͤrzt es als cin jäber Waſ— ferfau in diefe und vereinigt ſich dort höchftwahrfcheintich mit dem unter dem Gletſcher bersorfommenden Waſſer. Höcft auffallend ift der Unterfchied in der Waffermenge, welche des Tags und des Nachts oben vom Gletſcher abläuft. Kaum ift die Sonne unterges gangen ſo druͤckt die ſchnell eintverende Abendfühle die Temperatur der Luft bis auf den Gefrierpunct hinab, die Oberfläche des Glet— fhers erkaltet zugleich durch die näctiihe Ausftrahlung,, und nun hört die Bewegung auf derfelben allmälig auf. Die Feinen Bade nehmen ab und Fommen zum Stehen: ibr Murmeln urd das Getöfe der Wafferfälle verftummen, und fobald das Adendrotb an den Berggipfeln erbleicht, herrfcht auf dem Gletſcher die Stille des Todes. Der Winter gleicht auf den Gfletfchern einer fortwährenden Nacht. Die Sonnenftrablen haben kaum Kraft genug, um etwas von der Schneedete, die dann auf dem Gletſcher liegt, wegzulecken; der Abgang von der Dverflähe redveirt fi beinahe auf Null, und der unter dem Gleifcher hervorquellende Bach verliert bedeutend an Stärfe. Indem wir in unferer Beſchreibung fortfahren, betrachten wir zunöchft die Streifen von Feifenfragmenten, weiche ſich in faft pas valfelen Linien nad) der Laͤnge des Gletichers erſtrecken, zuweilen auf deffen Seiten beſchraͤnkt find, zumeilen ihn aber nad) feiner *) Im Jahre 1818 rüdte das vordere Ende des Rhone-Glet⸗ fhers um 150 Fuß vor. Charpentier, Essai, p. 302, 15” 199 Breite in zwei fo deutlich getrennte Felder theilen, daß wir zwei, durch eine gewaltige, von der Sohle des Thales in die Höhe ſtei— gende Brodenmauer von einander gejchiedene Gletfcher vor ung zu fehen glauben. Ein ſchoͤnes Beifpiel der Urt bietet der Unteraarz gletfher auf der vierzehnten Tafel des Agaſſiz'ſchen Werkes dar. Bei nur geringer Aufmerkffamfeit finder man jedoch, daß diefe Ans bäufungen von Trümmern oder Gerölle (die fogenannten Moränen) nur auf der Doerflähe des Gletſchers liegen und der Geitaltung derſelben fo genau folgen, daß auf vielen Gletfhern kaum ein Stein über dem andern, fonyern alle unmittelbar auf dem Eife liegen. ©» findet man auf dem eben erwähnten Unteraargleifiher, wo der Steinrüden einen oder vielmehr zwei parallele Haufen auf der Doerjlähe des Eifes zu bilden Icheint, dag das Eis felbft unter den Steinen in die Höhe ragt und auf diefe Weife die Geftalt des Steinrädens bedingt, der an manchen Stellen eine Höhe von SO Zug Uber der allgemeinen Oberflaͤche des Gletſchers bejigt. Die Zhatfahen ftehen alfo mit der früber hinfihtlih diefer Moränen geltenden Theorie durchaus im Widerfpruh, indem man annahm, die Moränen entftänden durch auf die Seiten der Gletfher herab— gefallene Steine, die ih nad) und nah in die Mitte, als den nied— rigften Theil deffelben, begaͤben *). (Fortfegung folgt.) *) Saussure, Voyages daus les Alpes, $ 537. Miscellen. Ueber die Färbung ber Eierfhaalen, welde von Hühnern gelegt werden, die man mit Krapp gefüte tert hat, find von Herrn Marc Paolini Beobachtungen ge: macht und der Königl. Acadenie der Wiffenfchaften zu Parie mit— getheilt worden. Mehrere diefer Hühner hörten auf zu legen, nachdem fie zwei oder drei Eier von natürlihem Anſehen geliefert hatten; andere fuhren einige Tage lang mit dem Legen fort und lieferten Eier, deren Schaale bald mehr bald weniger rofenfard, 200 immer aber gleihförmig, war. Die Färbung mar nicht bloß ober= flachlich, fie erſtreckte fh in’ Innere der Schaale, deren innere Dperfläche diefelbe Karben: Nüance darbot, während die Haut der Saale, das Eiweiß und das Eigelb ihre gewöhnlihen phyſiſchen Charactere behalten hatten. In Beziehung auf die Zauberfraft der Schlan— gen hat Here 5. de Eaftelnau in einem, der Parifer Academie der Wiffenfhaften überreichten, Auflage: „über die Kebensweiſe einis ger Reptilien,‘ folgende Beobahtung mitgetheilt, die er während feiz ner Reifen in Nordamerica gemacht hat, nady welcher eine joldye Ei— genſchaft, die er bis dahin durchaus nicht zugegeben hatte, wirk— lih vorhanden wäre: „Im Herbſte 1536 war ich eben in ein dichtes Gehoͤlz, an dee Gränze von Georgia und Florida, einger derungen, als meine Aufmertfamkeit durdy ein Durhrinanderfhreien einer Menge Vögel rege gemacht wurde. Ih unterfhied fehr bald eine zahlreihe und aus verfchiedenen Arten zufammengefommene Menge, welche ein auf einem, etwa 20 Fuß von der Erde ent: fernten, Afte figendes Eihhörnchen umgaben. Letzteres ſchien uns beweglich, hielt fiinen Schweif aufrecht über feinen Kopf; bald darauf fah ich, wie es auf einen niedrigeren Zweig hüpfte oder vielmehr ſich herabſenkte, arfolgt von feiner geflügelten Escorte, welche es fortwährend mit feinem verfchiedenen Gefchreie begleitere. Ein anderer Sprung brachte das Eihhörnhen der Erde noch näher. Erftaunt über dieß fonderbare Manöver, näherte id midy ohne Geräufh und unterſchied bald eine große ſchwarze Schlange, Co— luber constrietor (sic!), welche fpiralartia zufammengelegt und, den Kopf in die Höhe haltend, in der Richtung ihres Opfers, welches bald darauf durch einen legten Sprung, etwa 1 Fuß breit entfernt von dem Reptile, niederfiel. Alfobald drüdte ic mein, mit Schroten aeladenes Gewehr los und ſchoß fie in Stüde. Die Vögel flogen davon und ich nahm das arme Eichhörnchen auf, wel— es, unbeweglich und ftarr, mir Anfangs todt ſchien, aber bald wieder zu fih Fam und, in weniger als zehn Minuten, mit Luft wieder in die Zweige flog.’ Hei Ueber Obliteration der Aorta unter dem Worten: bogen. Bon David Craigie— Sarah Lyon, ein Mädchen von fieben Jahren, die Tochter einer unverheiratheten S4jährigen Perfon, wurde am 12, October 1840 in dem Fieberfpitat aufgenommen. Sie litt an Froſtſchauer, Schmerzen im Kopfe, Rüden und Gliedern, Halsſchmerz, Huſten, befchleunigter und befhwerlicher Nefpiration und etwas Schmerz in der linken Bruiffeite. Zur Zeit der Aufnahme Elagte fie auch noch über Schmerz im Unterleibe, befonders in der regio epigastrica und umbilicalis, Die Haut war heiß und troden, es war beträcdhtliher Durft vor— handen, die Schmerzhaftigkeit des Halfes dauerte fort, und es Fam ein blaffer Ausſchlag auf der Bruft zum Vorſcheine. Das Kind litt an Verftopfung; die Zunge war ‘mit einem dünnen weißen Be: Lege bedeckt, der Puls 140, die Refpiration zwifchen 30 und 40. Sie erhielt eine Golloquintenpille und alle Stunden einen Eßlöffel einer Salmiakmirtur. Das Haar wurde abaefchoren. Am folgenden Tage wenige Veränderungen in den Symptoe men; es war reichliche Deffnung erfolgt, aber die Haut war heiß und troden, die Refpiration befhleunigt und mühfam, der Puls an Frequenz nicht vermindert. Die Behandlung wurde in gleicher MWeife drei Zage fortgefegt, in der Abfiht, das Fieber zu mäßie gen und die Gongeftion nach den Zungen zu mildern. Diefe nah— men jedody zu; am 17. war die Refpiration über 40 geftiegenz der Puls betrug 140 und war hart, die Haut fehr heiß, die Bruſt— wandung und die Nafenflügel waren in fortwährender Bewegung, und die Herzſchlaͤge wurden mit einem ftarken, heftigen Anſchlag l: >; 0: GR ausgeführt, welcher die ganze Bruft erfchütterte und einen eigen= thuͤmlich ſchrillenden Zon gab, welcher zwifchen einem Glodenton und dem kurzen Anfchlag eines barten Körpers an die innere Geite der Bruft mitteninne ftand. Cs wurden 6 Unzen Blut aus dem Arme gelaffen, ohne eine Ohnmacht zu bewirken, Der Tod er= folgte am 18. October. Die Section ergab am 20. Detbr. Folgendes: In der Brufte höhle fanden fich zwei Unzen Klüfjigkeit; die Brondialdrüfen wa— ren beträchtlich vergrößert, feit und fleifhartig ; eine beträchtliche Menge fchleimigzeiteriger Flüffigkeit füllte die Bronchialroͤhren der rechten Zunge aus, und als diefe entfernt war, fand ſich die Schleimhaut roth und aufgelodertz die rechte Lunge felbft war beträchtlich mit Blut angefüllt, etwas fefter, aber nicht eigentlich hepatiſirt, denn fie fanE nicht in Waffer unter; jie war frei von Zuberkeln. An einer Stelle gegen den untern Rand des untern Lappens der rechten Zunge zeigte eine Eleine Stelle die dunkele apoplectifhe Depatifation, während der vordere Theil emphyſema— tös war. Die Brond)ialröhren der linken Zunge waren mit fehleimig eiteriger Flüffigkeit gefüllt und die Schleimhaut ebenfalls geröthet und aufgelodert; die linke Lunge war fplenificirt und von bläulis her Färbung, fan aber nicht im Waffer unter. Am untern Theite fand fich ebenfalls ein dunkeler, durch Blut gefärbter Fleck, welcher etwas verhärtet und mürb war, Der vordere Theil der Lunge war weiß und emphyfematös. £ Der Herzbeutel enthielt etwa zwei Unzen feröfe Flüffigkeit, das Herz war in allen feinen Dimenfionen beträchtlich vergrößert und wog zehn Unzen. Die Wände des rechten Ventrikel waren beträchtlich verdichtet 5; fie collabirten nicht. Das septum ragte als eine convere Fläche in den rechten Ventrikel hinein; die Waͤn— 201 be de3 linken Ventrikel waren feft, indurirt und im mittleren Theile 10 Linien dick; die innere Haut war blaß oder weißlich, dick, fer fter als gemöhnlid und unregelmäßig warjig. Die innere Haut der Aorta war dich, unregelmäßig gerunzelt, undurchſichtig; die Klappen waren viel fefter, als im normalen Zuftandez der Uortenbogen war beträdjtlich erweitert, und dem Urfprung der innominata gegenüber verdict und fehr hart, in eine ziemlich große Knocdenfchate umgewandelt; der übrige Theil der Arterie war verdickt, unregelmäßig, vunzlig, aber nicht oflificirt. Als die aorta descendens verfolgt wurde, fand fih, daß fie fi plöglich ftarf zufammenzog; und etwa drei Viertheile eines Zolles unterhalb des Urfprungs der linken subsclavia war fie vollfommen verfchloffen. Die Verſchließung nahm nicht mehr, als etwa 4 bis % Zoll ein, und unmittelbar unterhalb zeigte die Arterie ihre nor: male Weite; die Haut war fhlaff und nicht fo dick und feft, wie die des Bogens. Die Lungenarterie lag auf der rechten Seite bes Aortenbogens und hing an der Verfchliegungsftelle oder ein wenig oberhalb ders felben ganz feft mit ihr zufammen. Der contrahirte und unweg— fame Theil der aorta zeigte auf der Außenfeite cine ligamentöfe Structur, und die äußere Fläche des Gefaͤßes fah runzlig und zus fammengedrüct aus. Der ductus arteriosus war deutlich, aber virfchlojfen, nur bandartigz er hing ein Wenig oberhalb des Oblis terationspunctes mit ber aorta zufammen. Alle Drüfen in dem umgebenden Zellgewebe waren beträchtlich angefhwollen. Obwohl auf den erften Blick die Entftehung einer folden Verſchließung der Hauptarterie des Körpers ſchwer erklaͤrlich ſcheint, fo zeigt etwas Nachdenken doch, daß in dieſem Falle nur eine ge: ringe Abweichung von den normalen Entwidelungsproceffen dazu aehört bat. Die Verſchließungsſtelle entfpricht genau der Verbin— dung mit dem ductus arteriosus, und der contrahirte Theil der aorta war, obwohl ein Wenig tiefer, mit dem Stamme der uns genarterie nody in Verbindung. Dieß und das ligamentöfe Ausſe— ben der äußeren Fläche der aorta fpridht dafür, daß diefe Oblite— ration an der Stelle erfolgt ift, an weldyer der ductus arteriosus ſich mit der aorta verbindet. Es Scheint daher, daß der DObliteras tionsprocef des ductus arteriosus ſich aus irgend einer befondern Urfache in die Aorta fortgefegt babe. Die Schwierigkeit ift, zu bes ftinımen, was dieß für eine befondere Urfache war. Wir wilfen, daß die Dbliteration deg duetus arteriosus dadurd erfolgt, daß das Blut nicht mehr durchfließt und einen andern Lauf nimmt; aber warum dieß gerade auch in der aorta der Fall gewefen feyn fol, iſt ſchwer zu beftimmen, wenn wir nicht einen andern Weg finden, auf welchem das Blut zu den Baucheingeweiden und zu den untern Ertremitäs ten gelangen Eonnte. Obwohl nun wegen verfcicdener Umftände der Lauf des Gollateralfreisiaufs nicht unterfuht wurde, fo ift doch kaum zu zweifeln, daß das Blut durch die mammaria interna und transversa cervicis zu den untern Intercoftale und Rumbals arterien gelangen mußte; denn durch die verfchloffene Stelle Eonnte nicht ein Tropfen Blut bindurddringen, und dennod war die une tere Körperhälfte des Kindes ebenfowohl genährt, als die obere, Bemerkenswert ift auch der verdicte Zuftand des endocar- dium im linfen Ventrikel, an den Uortenklappen und in der aor- ta. Diefe war Folge einer endocarditis; vielleicht ift auch durch diefe coagulable Lymphe ausgefhwigt und zur Begraͤnzung der Entzündung verwendet worden. Auffallend war es, daß die innere Fläche der Arterie unterhalb der Verſchließung ſehr verfchieden ausfab von der oberhalb. Es ift bier noch zu bemerken, daß die fteatomatöfe Verdickung der Wortenhäute in fo zartem Alter nicht, wie bei Erwachfenen, Folge chroniſch entzündlicher Zhätigkeit in Folge von Mercur oder Branntweingebrauch feyn Eonnte, fondern von einer gewöhnlichen endocarditis und arteriitis herruͤhren mußte, wie fie zu jeder Zeit des Lebens vorkommen kann. Sch babe eine endocarditis bei einem achtzehn Monate alten Kinde gefehen, bei welchem die ins nere Haut des Ventrikeld weiß, verdickt und fehr Enorpelig war. , Die Verdictung und Hppertropbie des linken Ventrikels kann hier Folge der endocarditis, der Verdidung und des ungenügen: den Zuftandes der Klappen, der Rauhigkeit der innern Wortenfläche 202 ober der DObiiteration dieſes Gefäßes feyn, wodurch das aus dem Ventrikel bervordringende Blut fortwährend eine Hemmung erfuhr, Obwohl Fälle von vollkommener Verſchließung des Aortencaz nals nicht zahlreich find, fo giebt es doch manche Beifpiele von Verengung und felbft von Verſtopfung. Stenzel (de steatoma- tibus aortae 1723: Haller's Dissert. Tom. 1].) erwähnt einen Fell, wo zwei fteatomatöfe Ablagerungen die aorta beträchtlich verengten. Meckel (der Großvater) erwähnt in der Geſchichte der Berliner Academie, 11. und 12, Band, den Kall einer hydropis fhen Frau, bei welder die aorta um ein Drittel verengt war. Sandifort(Observationes anatomico-pathologicae, Lib. 4, Cap. 10) erwähnt eines Mannes, bei weldyem eine neue Wucherung das lumen der Arterie auf ähnliche Weife contrahirte. I) Wahre Verfchließungen der aorta find dieß indeffen nicht. Der erfte authentifhe Fall diefer Art ift von Herrn Paris, Pro— fector im Hötel Dieu zu Paris in Deffault's Journal de chi- rurgie 1791 (T. III. pag. 107) mitgetheilt. Die Leiche einer abe gemagerten 5Ojährigen Frau follte für die Demonftrationen injicirt werden. Dieß gelang leicht, aber die Arterien des thorax zeigten fi ausgedehnt und gewunden, und bieß veranlafte zur genaueren 3ergliederung. Es fand fidy nun, daß die Stelle der aorta zwi— fchen dem ductus arteriosus und ber untern erften Intercoftalars terie fo contrahirt war, daß fie nicht mehr eine Schreibfeder durdhlaffen Eonnte, Der Theil der Arterie oberhalb der Gontracz tion war faum erweitert, und ber unterhalb zeigte das normale lumen. Eine Urſache diefer Verengung war durch die genauefte Zergliederung nicht zu entdecken. Die Arfte des Aortenbogens war ren normal, jedoch waren beide subelaviae weiter, als gewöhnlich. Auch die von den beiden subelaviae abgehenden Gefäße waren er— weitert und befchricben vielfahe Windungen. Die mammariae in- ternae hatten 2 Linien Durchmeffer und die obere Zwerchfellsarte— rie 14 inien, indem fie fehr gewunden verlief. Auch die transver- sae cervicis harten das Doppelte ihrer normalen Größe, und alle Aeſtchen derfelben zeigten einen fehr gewundenen Verlauf, bevor ſie fid) mit den intereostales verbanden. Ebenſo waren die thoraci- cae und die Hauptäfte, weldye von der axillaris zum thorax geben, um das Zweifache erweitertz auch die intercostales, die von ber aorta thoracica unterhalb ter Verengung entfprangen , waren er— weitert, bis auf 3 Linien Durdymeffer. Die vorderen Aeſte diefer Arterie zeigten ziemlich die normale Befchaffenbeit; die hinteren aber waren fo erweitert und vielfach gewunden, daß fie einem pa- ternoster glihen. Die Aeſte der Bauchaorta zeigten nichts Abe normeg, außer der untern Zwerchfellsarterie und der epigastrica, weldye beide erweitert waren und mit ter obern Zwerchfellsarterie, fo wie mit der mammaria interna, anaftomofirten. 2) Der zweite Fall ifi im 5ten Bande der Medico-chirurgi- cal Transactions, p. 257. London 181+ von Dr. Graham bı= fchrieben. Ein 14jähriger Burfche war an einer Pneumonie bee handelt und geheilt worden, Fam aber drei Monate fpäter wieder in das Spital mit Dyspnöde, Herzklopfen, Schmerz in der linken Bruftfeite und betraͤchtlichem Pulfiven der Garotiden und Tempo— ralarterien. Die Behandlung blieb erfolglos, und der Tod trat zwei Monate darauf, im Januar 1814, ein. Es fand fih Vers arößerung des ganzen Herzens, Hypertrophie des linken Ventri— kels, Erweiterung der aorta ascendens, Verengerung der descen- dens und volllommene Verfchliefung unmittelbar nad) der Verbins dung mit dem ductus arteriosus, Die Arterienhäute waren nicht verdickt oder krankhaft verändert, nur F Zoll unter der Gtructur fand fich ein bohnengroßer, leicht erbabener, glatter Fleck; es ſah ans, als wenn die Arterie durch eine Ligatur gefchloffen wäre. Die Verwachſung war eine Linie breit. Unterhalb erbielt fie ſechs Gefäße, von der Größe einer Rabenfeder, einige intercostales mit fehr verdiünnten Häuten. Durch den ductus arteriosus ging zwar noch eine Sonde hindurch; er erfchien aber fo verdickt, daß cs nicht wabrfcheinlich ift, daß durch ihn eine Communication ftattgefunden habe. Die Aeſte des Aortenbogens, die oberen intercostales und die mammariae waren beträchtlich erweitert; die epigastricae zeig- ten das normale Jumen, und das Blut fchien zu den untern Ex— tremitäten nicht durd) die mammariae und epigastriene, fondern durch die Verbindung der mammariae und intercostales mit der 203 aorta thoracica gelangt zu feyn. (Derfelbe Fall ift in dem Sour: nate von Gorvifart XXX, ©. 377, 1815. von Seren Henry Rainy mitgetheilt.) 3) Der dritte Fall wurde von Deren Winftone bei einem 57jährigen Herren gefunden, welcher immer gefund gemwefen war, außer daß er an einem heftigen Winterhuften litt. Im April 1809 befiel ihn eines Abends heftigerer Huſten mit Athemsnoth, Schmerz unter dem sternum, falten Extremitäten, ſchwachem und ſehr bejchleunigtem Pulfe; als er zu Bette gehen wollte, fiel er todt auf das Bette nieder. Der Herzbeutel war mit Blut ange: füllt, weldhes durch eine Ruptur des rechten Ventrikels hervorge— derungen war. Als der Finger durch die aorta descendens einge= führt wurde, fand ji unter dem ductus arteriosus cine Veren« gung, welche Eaum den Eleinen Finger durchließ und duch Verdik— tung der fibröfen Haut mit einigen Dfiificationen bewirkt war. (Cooper und Travers’s Abhandlung ©. 396. Weimar 1821.) 4) Der vierte Fall findet fich in U. W. Dtto’s Neuen, fel: tenen Beobachtungen. Berlin 1324. 4. ©. 66. Ein gefund aus— fehendes 17jähriges Mädchen fhien immer gefund, obwohl fie in der Nacht öfters Anfälle von Aufjchreien und Angft hatte. Einmal in einer Nacht, im Januar, war fie bei der Pflege eines Kranken barfuß aufgeitanden, befam heftige Schmerzen in der Beuft, Anaft, Bemwußtlofigkeit; am folgenden Morgen fühlte fie jich beſſer, ftarb aber bald darauf plöglid. Die Bruftorgane waren normal, der Herzbeutel von Blut ausgedehnt; der Aertenbogen, von normaler Meite, war an der Stelle, wo fi der Strang des ductus arte- riosus anheftet, verengt, fo daß er nur die Weite einer Schreibfe— der hatte. Die Arterienhäute waren nicht verändert, nur in der Nähe fand fih aͤußerlich auf der aorta eine kleine Falfartige Abla— gerung, unter welcher die Gefäßhäuce normal erfhienen. Unter der innern Arterienhaut zeigten fich indeg mehrere Eleine weiße Flecke, wie fie der Dfiification vorauszugehen pflegen. Der Aor— tenbogen war erweitert und dicht über der Semilunarklappe frifh zerriffen. An der aorta fanden fich, ftatt drei, nur zwei Semilu— narklappen, Das Herz war normal. 5) Ein fünfter Fall findet fih in Meckel's Arhiv 1827 ven dem Bruder Alexander Mecdel aus Bern, von welchem zuerft der Gollateralfreislauf vollfommen unterfuht worden ift. "Am 18. Sanuar 1827 kam bei einem fehr Falten Nordiwinde ein Ssjähriger robufter Bauer, nachdem er bei'm Heben einer beträchtiichen Laft plöglih ohnmächtig geworden war, in das Spital. Die Schwaͤche ließ nach, es folgte Schmerz im Magen, Bruftbeflemmung, Anore= rie, galliaes und fchleimiges Erbrehen, auffallende Unregelmäßige keit im Pulſe; am fechsten Zage fchien der Kranfe gefund, ftand auf, aß mit Appetit, feste fich bequem an den Dfen und firl todt nieder. Es fand ſich Ruptur des ehren Vorhofs. Es wurde behufs der Injection der Arterien eine Injection durch den trun- cus anonymus gemacht; Ddiefe drang aber fo leicht ein, daß ſie mißrathen zu feyn ſchien. Bei der Deffnung des linterleibes fans den ſich indeß alle Gefäße gefüllt; die aorta war unmittelbar uns ter dem Strange des ductus arteriosus zu Strohhalmsdicke verengt. 3wifchen den Xeften des Wortenbogens und den hintern Aeften der aorta descendens fand ſich ein eigenthümliches rele mirabile von Arterien. Alle Unaftomofen zwifchen den mammariae internae und den vordern Aeſten der intercostales waren beträchtlich erweitert und vielfach gewunden; die obern SIntercoftalarterien, welche aus den subclaviae entfpringen, waren # Zoll weit und ftar£ gewun— ben; die transversae cervieis erweitert, die linke fo weit als bie subelavia felbft. Sämmttiche intercostales unterhalb der Veren— aung waren fehr erweitert; die oberfte 1 Zoll weit. Es fanden fih auffallend weite Anaftomofen zwifchen der transversa cervicis und thyreoidea inferior und den intereostales. Unterhalb des achten Rückenwirbels waren die intercostales von normaler Größe. An der dritten, vierten und fünften Rippe der rechten Seite war ren durch die Auftreibung der Intercoftalarterie tiefe Furchen durch Reforption gebildet, 6) Reynaubd befchreibt eine beinahe vollftändige Obliteras tion der aorta im erften Bande des Journal hebdomadaire de med, 1828. p. 161. Ein 92jähriger Mann tam im Suni 18327 in 204 die Charite, Elein, abgemagert, bie rechte Hand durch eine frühere Apoplerie etwas contract, der Kopf heiß, die Zemporalarterien heftig fchlagend, der Puls hart, befchlennigt und regelmäßig, bie Haut heiß und troden, die Zunge pergamentartig und geriffen, Verftopfung, Später Durchfall, Refpiration normal. Er hatte ſich auf dem sacrum mund gelegen. Der Zod erfolgte nach einiger Zeit ohne auffallende Erfcheinungen. Sm Gebirne fanden fi die Spuren älterer Apoplerieen von geringer Ausdehnung; am der Dberflähe des Gehirns waren mehrere Stellen durch Erweichung vertieft, ochergelb; das Herz war von normalem Volumen; bie innere Haut des linken Ventrikels war etwas verdickt, milchweiß, und an den Klappen waren einige kalkige Ineruftationen. Die aorta war an ihrem Urfprunge von normalsm Volumen, die inno- minata eriveitert; hierauf war die aorta verengt und flieg fich raſch umbiegend herab, bis zu der Verbindungsitelle mit dem duc- tus arteriosus. An diefer Stelle ging noch die linke subelavia beträchtlich erweitert ab, und unmittelbar darunter zeigte die aorta eine Ereisförmige Zuſammenſchnuͤrung, als wenn jie durch eine Liga— tur feft zufammengebunden wäre; der untere Theil der aorta fchien enger, als gewoͤhnlich, und die iliacae fchienen mit der Größe der untern Extremitäten nicht mehr im DVerhältniffe zu ftehen. Von der rechten subelavia, welche fehr ftarf war, gingen, ebenfalls ſehr beträchtlich erweitert und vielfach gewunden, die transversa cervi- cis und cervicalis profunda ab, Die erftere verband fi von der vierten und fünften Rippe mit den Sntercoftalarterien und ftand endlich mittelft eines Intercoſtalſtammes wiederum mit der aorta in Verbindung. Der Stamm der cervicalis profunda bildete drei ftarke Aeſte am hintern Theile des Ruͤckens, welche durch die drei obern Intercoftalraume eindrangen , hier die intercostales bildeten und durch eine gleiche Anzahl großer Deffnungen in der aorta ein= münderen, Eine gleiche Anordnung fand fid) auf der linken Geite. Beide mammariae internae hatten die Weite dev art. braehialisz gegen den untern Theil der Bruft wurden fie etwas enger, febr vielfach gemunden und verbanden fich durch die epigastricae mit der eruralis, welche ebenfalls erweitert war. Dberhal$ der pro- funda femoris ging nod) ein ftaıfer Aft ab, welcher ſich in dem obturator externus vertheilte. Die Aortenhäute waren in ihrer Textur nicht verändert; es zeigten ſich nur einzelne, leicht verdickte Stellen. Auch an der verengten Stelle erfchienen die Hänte nors mal, und die Verengung ließ nur eine Deffnung von der Weite eines Rabenfederkiels übrig; obwohl die aorta hier nicht ganz vers fchloffen war, fo hatte fi dennoch ein vollfommener Anaftomofen= franz gebildet, und zwar durch die transversa cervicis mit ben intercostales und durch die mammaria interna mit der epigastrica, 7) Diefen Fall veröffentlichte Here Cegrand zu Paris 1832 in einem befonderen Schriften (Du retrecissement de l’aorte). Mächel, ein Mann von 48 Jahren, ftarb am 2. Dct. 1832. An dev Leiche zeigte fich Dedem der Füße, Spuren einer ältern und einer frifhern Punction des Unterleibes, cin setaceum in der Herzgeaend. Die Unterleibsorgane waren normal, nur hie und da durch Preudomembranen verwachſen. Das Herz füllte zur Hälfte die Brufthöhle aus; die Lungen waren zufammengedrüct, hie und da mit der Goftalpleura verwahren, für Luft permeabel. Sm pericardium fand fich eine Pinte Waffer; die Wände des rechten Vorhofs waren verdickt, die der rechten Kammer etwas erweitert und ſtark verdickt, der linie Vorhof normal, die linfe Kammer bes trächtlich erweitert und verdickt. Unmittelbar hinter dem Urfpruns ge der subclavia, wo fich der Bogen der aorta nad) Unten wens det, fand ſich eine geringe Gontraction, hierauf eine Erweiterung und 8 Einien tiefer eine viel ftärfere Verengung, unter welcher ſich die aorta wieder. erwas erweiterte und mit beinahe normalem lu- men vollends nad) Unten verlief. An der verengten Stelle blich nur eine etwa 14 Linien weite Deffnung. Die Haut, welche diefe Verengung bildete, war von der Textur der Arterienbäute, aber gegen den innern Rand verdünnt und halb durchſichtigz in dem Maaße, als diefe Haut dicker wurde, wurde die aorta ftärfer con⸗ trahivt und in große Falten zufammengezogen, welche bei Anfüls Yung der Arterie fih wiederum verftrihen. Sie reichten bis zur erften Gontraction hinauf und fanden ſich auch noch unterhalb der verengten Stelle. 205 Das Leiden de Mädel war Anfangs entzündlich plethorifch, Blutentziehungen erleichterten nur fehr kurze Zeit; das Klopfen der Garotiden und des Herzens traten wiederum ein; die Gymptos me ſprachen für actives Herzaneurysma mit Pericarditis, Ein se- taceum, Zleine Blutentziehungen und Alogpillen mit Enapper Diät bewirkten eine Beſſerungz nach ſechs Monaten aber traten die früs heren Symptome wieder aufz das Klopfen der Arterien fand ſich aud) am Raude der scapula auf dem Rüden. Die Balfalvas ſche Behandluagsweiſe wurde mit Vorſicht angewendet; es entwil- Zelte ſich Waſſerſucht, und ſechs Monate fpäter, nad) zweijähriger Dauer der Krankheit, erfolgte der Tod. Merkwürdig war in diefem Falle, daß die Verengung durd) eine Neubildung, wahrſcheinlich ein Product der innern Fläche der Arterienhäute, gebildet war, und daß die Gontraction jich nicht, wie gewöhnlich, auf eine einzige Stelle befchränfte, fondern einen etiwag größern Raum einnahm; dennoch findet fi auch hier die Verengung unmittelbar unter der Anfügung des ligamentöfen duc- tus arteriosus, 8) Der folgende Fall findet fich in dem North of England me- dical and surgical Journal, Vol. I. p. 101, London 1330, mit- getgeilt von Herrn Joſeph Jordan von Mancheſter. Ein Schlaͤch⸗ ter, einundzwanzig Jahre alt, robuft, gefund ausfehend, fchien ſchwachen Verftandes, hatte ein Hindernig im Spreden und war Ohnmachten unterworfen; er lebte unordentlih, liebte den Trunk und fiel einmal nad dem Trinken auf der Straße ploͤtzlich leblos nieder, Das pericardium war mit Blut ausgedehnt; die aorta zeigte den doppelten Umfang und verdünnte, durchfcheinende Häute im ganzen Verlaufe innerhalb des pericardium. Es fand fid) eine kleine Seffnung an der hinteren Suite derfelben, ohne Andeutung einer Ulceration oder Entzündung. Als nun die dünne Haut der aorta aufgefchnitten wurde, fand ſich, daß dieß erft in eine Höhle führte, durd deren Mitte die aorta von normalem Umfange bins durchging. Die Haut der Höhle wurde durch das pericardium und die Zelgewebshaut der aorta gebildet; in der Mitte der, von ber fibröfen und innerften Haut gebildeten, aorta fand ſich eine bohnengroße Deffnung. Unmittelbar unter dem ductus arteriosus fand fi eine volllommene Obliteration der aorta. Der Kreislauf war durch die drei Gefäßftämme des Aortenbogens, welche jehr erweitert waren, und namentlich die intercostalis superior und mammaria interna, welche aus den subclayiae entfprungen und bis zur Weite der cruralis ausgedehnt und vielfach gewunden war ren, vermittelt. Die größten Aeſte derfelben araftomofirten vor den Rippen mit der erften und ziveiten intercostalis aortae. Die Rippen waren, durd den Druck diefer Gefäße, ftellenweife abſor— birt. Die mammaria interna war ebenfalls erweitert, vielfach ges wunden, aber nicht mit ber epigastrica auf eine befondere Weife anaftomofirend, Auch die aus der axillaris entfpringende infra- scapularis war beträchtlich erweitert und communicirte mit der fiebenten und achten intercostalis. Durch die drei genannten er— weiterten Aeſte gelanate das Blut in die acht oberen intercostales der aorta descendens, Die Baucheingeweide und unteren Ertre: mitäten waren offenbar nicht mangelhaft ernährt. 9) Der neunte Fall, von Deren Robert Niron zu Dublin, findet ſich im fünften Bande des Dublin medical Journal, Dr. B., fiebenundzwanzig Jahre alt, kam im Juli 1833, wegen ftarker dyspeptiſcher Symptome, in Behandlung. Purgantia und alteran- tia bewirkten Befferung. Nach einem Monate traten diefelben Symptome wieder auf. Die Leber war vergrößert, hart und ſchmerzhaft; etwa vierzehn Tage ſpäter fühlte man eine Eltine puls firende Geſchwulſt unter den falfchen Rippen; es entwickelte fich die eigenthümliche fchnurrende Erfhütterung eines aneurysmatifchen varix; die Garotiden und die rechte subclavia Elopften ſehr heftig; die aorta gab in ihrem ganzen Verlaufe einen ſtarken Ton, und ber Kranke Elagte Uber Dysphagie. Im November, nad einer Erkältung, entwickelte ſich eine bronchitis; die am Halſe angeſetz— ten Blutegelbiffe bluteten vierzig Stunden, bevor Herr Niron ges rufen wurde. Obwohl der Kranke dadurch fehr gefchwächt war, hatte das Klopfen der Gefäße am Halfe body kaum nachgelaſſen; die Gefhmwulft am Unterleibe war verkleinert, und nach ftärfender Behandlung von einigen Tagen nahm die Gefhmwulft noch mehr 206 ab, wurde feft und war nad) einem Monate ganz verſchwunden. Am 1. Sanuar 1834 trat wiederum ein Anfall von Athemsnoth und Schmerz an der rechten scapula ein. Spaͤrliche Diät und Ter: pentineinreibungen bewirkten wiederum Befferung; fpäter entwickelte fih Waſſerſucht, die sputa wurden blutig, und nady vielen Leiden erfolgte der Tod am 12 April 1834. Die Section ergab bes trachtliche Abmagerung, Vergrößerung und höderige Beſchaffenheit der Leber, Hypertrophie des linken Herzventrikels, mit Dilatationz der rechte Ventrifel war Elviner, als im normalen Zuftande, das septum verdidt und nad) Rechts herüberragend, der rechte Vorhof weit, der line normal. In der Muskelfubftang des Derzens fand ſich in der Nähe der aorta ein Kleiner, bohnengroßer Abſceß. An der VBerbindungsftelle mit dem ductus arteriosus fand fih an der aorta eine Gonftriction, als wenn mit einem fcharfen Rande auf die obere Zläche gedrücdt wäre, bis zur Berminderung des Cali— bers um die Hälfte, Kalkablagerungen fanden ſich nicht, und der ductus aıteriosus war offen; die aorta war ferner ein Wenig vers engt, fonft normal, außer daß an der inneren Fläche einige weiß: liche ächeromatöfe Flecke zu bemerken waren. Die Aortenklappen waren in eine unregelmäßige fleifhige Maffe umgewandelt, die die Höhle vollkommen ausfüllte und einige Kalkablagerungen enthickt. Die Communication zwifchen dem Herzen und der aorta war das durd fo verengt, daß eine gewöhnliche Sonde nicht ohne Schwie— tigkeit durchzubringen war. 10) Der legte Fall in diefer Reihe ift derjenige, welcher gleich zu Anfange dieſes Auffages mitgetheilt worden ift. Alle diefe Falle tommen darin überein, daß die Obliteration an der Ans beftungsftelle des ligamentöfen ductus arteriosus ftarthat, daß fie mit einiger Veränderung der Arterienhäute felbft verbunden ift, und daß fie ſich auf einen einzelnen, gewöhnlich bloß linienbreiten, Punct befchränft. Bei einer zweiten Glaffe von Fällen, welche gewöhnlich mit diefer erften vermifcht worden ift, kann Gontraction oder Oblitera— tion vorhanden ſeyn; aber fie findet nicht immer an derſelben Stelle ftatt. Gewöhnlih hat man fie in der Baucyaorta bemerkt. Diefe Verſchließung kann mit Veränderung der Häute verbunden feyn, bängt aber auch von Äußeren Urfadyen ab, als welche felbft die Veränderungen der Arterienhaute bisweilen wirken Eönnen. Ges woͤhnlich befchränkt fich die Obliteration auch nicht auf eine einzige linienbreite Stelle, fondern nimmt einen Raum von 4 bis 2 Zoll ein. Die Urſache ift gewöhnlich eine Gefhwulft oder auch ein aneurysma, welches von Außen drück. 1) Einer der erften Fälle diefer Art ift von Marcus Aures lius Severinus mirgetbeilt, welcher die Unterfuchung einer drei: unddreigigjährigen Frauenleiche zu Rom, im December 1635, ers mähnt. Die Frau war den Freuden der Zafel und dem Genuffe des Weines fehr ergeben geweſen; fie befam ein Fieber; «8 ent— wicelte jih Yulfation in der Magengegend; man erkannte ein ins nereg aneurysmaz der Tod erfolate nach wenigen Zagen. Bei der Section fanden fi über der Bifurcation drei Maffen coagulirter Fibrine, welche den Canal der aorta feit zufammendrüdten, fo daß nicht einmal Luft durchging. (De recondita natura abscessuum. Lib. IV. Appendix.) Cs fcheint ein aneurysma der art. coeliaca auf die aorta gedrüdt und dadurch die Bildung der coagula und Verſchließung begünftigt zu haben. 2) FBantoni unterfuchte die Leiche einer Frau, melde häu: fig Ohnmachten gehabt und an berumziebenden Schmerzen im Uns terteibe gelitten hatte. Sie war in einev Ohnmacht geftorben. Es fand fih, außer cinem beträchtlichen Blutertravafate zwifchen den Falten des mesenterium und in der Umgegend der Nieren, ein aneurysma der Bauchaorta, kurz oberhalb des Urfprungs der ilia- cae, und an diefer Stelle dicke „polypoͤſe“ Maffen, welche den Blutlauf gegen die iliacae hin verhinderten. Einen Fall von Stengel habe ich oben ermähntz drei finden fi von Medel in den Memoiren der Berliner Academie; mebe rere finden fi auch in anderen Werken. Störf fand in der Leiche einer vierundfechszigjährigen Frau, welche an Athemönoth und Palpitationen gelitten hatte und in einer Ohnmacht geblieben war, den Xortenbogen verknoͤchert und verdict, jedoch fo eng, daß nicht der Eleine Finger in dag lumen eingebracht werden Eonnte, 207 (Aanus medicus, II., Wien 1762, p. 262.) Ein Fall foll von Brasdor in dem Recueil periodique mitgetheilt ſeyn. Dr. Boodiffon ſah 18318 in Paris folgenden, in Dublin Hospital Reports, Vol. If., von Crampton mitgetheilten Fall: In der Leiche einer Frau fand er, bei einer anatomifchen Prapa— ration, auf dem unteren Theile der Bauchaorta eine harte Ge— ſchwulſt; es ergab ſich, daß das krankhaft veränderte Gefäß von der meseraica inferior bis zur Mitte der iliacae volllommen ob: literirt war. Die Arterie lag feft an dem Rüdgrate, die vena cava war damit verwachfen, und beide waren von einer großen Maffe gallertartig = Enorpeliger Subftanz umgeben. Die Knötcyen der Aortenklappen waren verdickt und geröthetz die Mitrals und Zricuspidals Klappen waren mit Granulationen bedeckt; der Aor—⸗ tenbogen um das Doppelte erweitert, mit Knochenplättchen befeht, Diefe Kalkablagerungen wurden immer ftärker gegen die Verenges rung bin und Eonnten an der DObliteration nur ſchwer durchichnits ten werden. Bon Außen fchien es, als wenn die Arterie erweitert fey; fie war von einer Knochenſchaale eingefchloffen und mit einer feften fleifhigen Subftang ganz ausgefüllt, welche mit der inneren Urterienhaut feft zufammenhbing. Die unteren Sntercoftalarterien bildeten erweiterte und gewundene Anaftomofen mit den arteriae mammariae; auch die spermaticae waren fehr erweitert und ge— wunden; die linke eircumflexa ilii glih an Weite der iliaca ex- terna, die rechte hatte die gewöhnliche Größe, beide verliefen fpis ralförmig. Die iliaca externa beider Seiten war vollfommen ob— literirt. — Dr. Grampton betrachtet dieß als einen Fall von fpontaner Heilung eines aneurysma, was ji) auch bei genauerer Unterfuhung beftätigte, indem, nad) Entfernung der feften fibrinds fen Maäjfen, drei unregelmäßige aneurysmatifche Ausdehnungen zum Vorfheine kamen. Dadurch ift von Crampton zuerft nachgewie— fen worden, daß es zwei Arten von Verſchließung der aorta giebt. Ein fehr ähnlicher Fall ift im dritten Bande des Edinburgh Journal ef med. Science von Dr. Monro mitgetheilt. Sn der Leiche eines Schwindfüdhtigen fand ſich auf dem zweiten und drits ten Lendenwirbel eine umfchriebene .Gefhmulft, von der Größe „einer Orange, wodurch die Wirbelförper erodirt waren. Die Häute diefer Geſchwulſt waren dick, weiß, nicht Enöchern, noch gefchichtet. Die Höhle war mit feften Fibrinefchichten ausaefüllt, zwiſchen denen fi fandartige Körnchen befanden. Unmittelbar darüber war die aorta contrahirt und mit einem noch gerötheten Blutpfropfe gefüllt; das aneurysma war durchaus impermeabel. Die Aeſte der Bauchaorta waren nicht erweitert. Die aorta Eann indeß noch auf cine andere Weife von Außen comprimirt oder obliterirt werden; entweder durch Ruͤckgratsver— frümmungen, wie in einem alle von Mecdel, oder durch eine äußere Gefhmulft in der Nähe der aorta, z. B. in einem Falle von Belpeau, wo eine Frau von fechsunddreißig Jahren, durch Operation, von einer Krebsgefhwulft am Arme befreit worden war; nad) geraumer Zeit farb fie an pseudoerysipelas eines Beines, worauf fich zahlreiche Krebegefhwülfte in der Lunge und in den Brondialdrüfen, ſowie im Magen, Leber, pancreas und Gekrösdrüfen fanden, wodurch die aorta obliterirt war. (Revue med., T. XIX., 1825.) Die Unterfheidung der aufgeftellten beiden Glaffen ift voll- fommen gegründet und von practifcher Wichtigkeit; in allen Fällen 208 aber ift der Gollateral: Kreislauf durch Erweiterung benachbarter Gefäße vermittelt worden, Schr bemerfenswerth ift, daß bei den volllommenen Berfchliegungen der aorta, immer nod eine Erfäls tung oder eine andere Schädlichkeit hinzugetreten war, weldye den Tod herbeiführte, nachdem das Leben mit der Verſchließung der aorta bereits längere Zeit angedauert hatte. Das ketztere ift allers dings ſchwer nachzuweiſen; berücjicttigt man indeß den Zuftand der Fotalcirculation, fo muß es fcheinen, als wenn diefe Veraͤnde— rung ſehr bald nach der Geburt entftanden feyn müßte, Bei der Sarah Lyon, z. B., ſcheint es, als wenn die Oblireration der aorta don derfelben Urſache abgebangen habe, weldye die Obliteras tion des ductus arteriosus bewerkitelligt, und? Reynaud hat, in der That, bemerkt, daß bei faft allen Erwachſenen die aorta an derfelben Stelle einen gewiffen Grad von Gonftriction zeigt der Legtere weif't auch darauf hin, daß eine aͤhnliche Gefäßanorde nung bei den Batrachiern das ganze Leben hindurd normal bleibe, und daß bei den Fifchen etwas Aehntiches fich findet. Aus dem im Eingange mitgerheitten Falle fcheint fich jedenfalls zu ergeben, daß die Krankheit eine Hemmungsbildung und nicht ein krankhaf— ter Proceg fey. Ein einzelner Theil der Arterie, unterhalb des ductus arteriosus, hört durd irgend cine befondere Urfadye auf, ſich zu erweitern, wie es die übrige Arterie oberhalb und unterha'b diefes Punctes thut, oder die obliterirende Contraction in dem Aortenende des ductus arteriosus reiht in die aorta hinein und derengt auf eine ungehörige Weife die Wände diefes Gefaͤßes. Die Conſtriction bleibt ftationär, mährend die Übrigen Theile des Ge— füßes fih weiter entwideln; das Blut ftodt an der Stelle und findet neue Gandle durch die oberen und unteren intercostales, die transversae cervicis, die mammariae, epigastricae und circum- flexae ilium. (Kdinburgh med. and surg. Journ. , Octb. 1841.) Miscellen Bon Hirurgifhen Inftrumenten, die durch gal— vanoplaftifhe Proceduren vergoldet worden find, hat der bekannte Snftrumentenmadher Eharriere verfchievene der Aca— demie der Wiffenfhaften zu Paris vorgelegt und berichtet: „Die fchneidenden Snitrumente, welche ich wiederholten Proben am Gas daver unterworfen babe, find weder in Beziehung auf die Schnei— de, noch auf die Vergoldung, befchädigt worden, und die Druckin— ftrumente baben den vollen Widerftand behalten, der ihnen durch die Härtung gegeben worden war. Sch babe mid, überzeugt, daß durch diefe Procedur die vergoldeten Inſtrumente dem Roften nicht unterworfen find, welches, wie Sedermann einfieht, ein großer Vor— theil ift 20. Als Erleihterungsmittel bei erftidenden Huſten— anfällen empfiehlt Herr Robinfon, die Nafenlöcher des Kranken während der Erfpiration mit Daumen und Zeigefinger zu fließen und während der Snfpiration fie frei offen zu laffer. Sn der Lon- don Medical Gazette heißt es, daß diefe einfache Procedur in der Regel fehr bald Erleichterung ſchaffe und felten oder nie feine Dienfte verfage. Bibliographisch Du Diluvium; donner ce nom, et sur la cause qui les a produits. Melleville. Paris 1842, 8. Mit 1 Karte in Fol. Nouvelles recherches sur les mouvements du Camphre et de quelques autres corps places a la surface de l’eau et du mer- cure. Par MM, Joly et Boisgirard aine. Paris 1842. 8. Recherches sur les Depöts auxquels on doit Par M. N enickheiten Precis de matiere medicale et de therapeutique experimentale au niveau de la science. Par N. X. Givaudan, Lyon 1342. 8. Du bonheur en chirurgie, recueil de faits cliniques, Par M. Moulinie, Exchirugien en chef de l’höpital de Bordeaux, Pro- fesseur de clinique chirurgicale,. Paris 1842. 8, — — — — — Menue Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefanımelt und mitgerheilt von dem Ober = Medicinalratbe Frorie pzu Weimar, und dem Medieinafrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. Ne. 476. (Nr. 14. des XXII. Bandes.) Mai 1842. Gedrudt im Landes» Induftries Somptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 F1.30 Kr., des einzelnen Stückes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Der aaa Die Gletjcher= Theorie (Theorie der Eiszeit). (Sortfegung.) Sm Allgemeinen läßt ſich fagen, daß jeder Gletfcher wenige ftens zwei Moränen befist , welche aus den Maffen beftehen, die ſich durch die vereinigte Wirkung der Schwerkraft, der Feuchtig« keit und des Gefrierens des MWaffers in den Spalten von den ber nachbarten Felfengipfeln ablöfen, auf die Nänder des Gletſchers berabjtürzen und zwei Borden oder Nabatten bilden, welche den Gletſcher gemöhnlicdy nach feiner ganzen Ränge begleiten. Dieß find die fogenannten Seitenmeränen. Außer biefen findet man parallelftreichende Geröltftreifen, welche den Gletfcher in der Rich— tung feiner Laͤnge theilen, und von denen fo eben die Mede gewe— fen ift. Unftreitig ijt die Entſtehungsweiſe diefer Iegtern zuerft in Charpentier’s und Agafffix’s genannten Schriften richtig angegeben worden. Allein dieß führt uns auf die Bewegung dı8 Gletſchers zurück; denn diefe Moränen laffen ſich als die Gradein- theilung der Scala betrachten, von welcher fich die Chronologie der Geſchichte des Gletſchers ablefen läßt. Die einfache Darle— Bu der Thatfahen wird dieß chne Weiteres erläutern und bes weiſen. Die hoͤhern Theile der Gletſcher befinden ſich ſtets in Thaͤlern, welche uͤber die Graͤnze der Vegetation hinausliegen, und in der That find, aus fpäter zu beleuchtenden Gründen, die Wände die— fer Schluchten in den meiften Källen ungemein fteil, fo daß felbft ber Schnee fie nur unvollftändig bededt. Die zu Tage liegenden Felſen find fehr bedeutenden Temperaturwechſeln ausgefest, da die Sonnenftrablen in fo großen Höhen aͤußerſt intenfio wirken. Der mit ihrer Oberfläche in Berührung befindlihe Schnee ſchmilzt an faft jedem Sommertage, und die Feuchtigkeit wird in die winzigen Spalten bes Steins eingefogen. Durch die Nachtfröfte gefriert diefes Waffer, und bie fo veranlaßte Fräftige Ausdehnung wirkt auf die Auflocderung und Spaltung der bärteften Steinarten in einer verhältnißmäßig fehbr ausgedehnten Weife hin. Die atmos ſphaͤriſchen Wechfel üben alfo ihr Zerftörungewert nirgends in hös herem Grade, ale in der Nachbarfchaft der Gletfher, und natürs licher Weife fehlagen die abgelöf’'ten Blöde bei'm Herabfallen häu« fig an andere Felſen an, bis fie in Eleinere Fragmente zjertrume mert auf der Oberfläche des Eifes anlangen. in folher Sturz giebt fein Dafeyn durch den Haufen von Fragmenten, die auf dem Eife liegen bleiben, fehr deutlich zu erkennen, Ruͤckte dieſes nun nicht fort, fo würde der Haufe unter dem Kelfen beharren, von dem er herabgefallen, und da im Laufe der Zeit an derfelben Stelle vielfache Stürze ſich ereignen, fo würde fih an den bie« fem Ereigniffe befonders günftigen Cocalitäten zulegt eine fehr be⸗ No. 1576, ine 1 ra deutende Anfammlung von Gerölle bilden. Bewegt ſich dagegen dir Gletſcher in der Zeit zwifchen einem ©turze und dem andern fort, fo wird die vorher herabgeſtürzte Gerölmaffe, wınn die nach— folgende herabfällt, ſchon eine gewiffe Strede weitergeruͤckt ſeyn, und wenn alle Jahre nur ein Eturz vorkäme, fo müıden die Zwi— fhenräume zwiſchen zwei benadibarten Geröllbaufen die Gtrede anzeigen, um melde ſich der Gletſcher binnen. Zahresfrift fortbe— wegt hat. Man bat in Frankreich ein zur Meffung winziger Zeiträume dienendes Inftrument erfunden, bei welchem fich nidyt der Zeiger auf dem Zifferblatte, fondern das lestere unter dem Zeiger dreht. Der feftftehende Zeiger ift mit einem Eteinen Punctirapparate ver- fehen, fo daß, wenn man gelinde mit dem Finger darauf drüdt, ein Eleiner ſchwarzer Punct auf der Oberfläche des weißen Ziffer blattes entjteht, fo daß der Augenblid, wo der Drud ftattaefuns den, durch die damalige Stellung des Zifferblattes zum Zeiger dauernd bezeichnet wird, und da man diefe Procedur mährend ber Drehung des Zifferblattcs fo oft wiederholen Fann, als man mill, fo laffen ſich viele folher Puncte auf demfelben anbringen, deren Abftände den zwifchen der Entftehung der Puncte verfloffenen Zeite räumen entfprecyen. Gerade fo befigen wir an der Oberfläde des Gletſchers ein durch berabgefallene Bloͤcke mit einer ungleichen Sradeintheilung verfebenes Zifferblatt, indem der Theil der Obere fläche, auf welchen die Blöde eines und deffelben Felfenvorgebirges oder eines und deffelben Wafferriffes und Gießbachs gelangt find, durch die zwifchen den verfciedenen Bloͤcken befindlicken Abftände anzeigen, daß und mie weit der Gletſcher binnen der von einem Steinfturge zum andern verftrihenen Zeit fortgerüdt if. Nun wird es uns einleuchten, wie fi die Moränen bilden; fie entfte« ben, indem ſich Gerölle mit gelegentliden Unterbrekungen längs einer Linie anhäuft, deren Länge, von einem beftimmten Puncte aus gerechnet, fich im Allgemeinen als der feit dem Herabftürzen des (erften?) Gerölles verftrichenen Zeit proportional betracten läßt. Zur Entftehung eines ſolchen ununterbrodenen Steinwalles, wie er fich zu beiden Geiten vieler Gletfcher nach deren ganzer Ränge hinzieht, ift demnach nicht, wie wir auf den erften Blick alauben möchten, nöthig, daß die Steine von allen Puncten der Thalwaͤnde herabgefallen fiyen, fondern ein einziger Felfen am obern Ende des Gletſchers kann die ganze Seitenmoräne acliefert haben, deren Broden theils auf dem Rande des Eifes, theils auf dem bdaranftoßenden Saume der Bergwand, theils zwifchen biefer und dem Eife eingekeilt liegen, So oft zwei Gletfcher fih mit einander vereinigen , müffen auch die mit einander zufammentreffenden beiden Geitenmoränen berfelben zu einer einzigen werden. Diefe durch das allmälige 1 2i1 Vorruͤcken des Eifes, auf welchem fie liegen, fortgefchobenen Mo: ränen werden aber, fobald fie fidy mit einander vereinigt haben, nicht zum Stilljtand gelangen, auch nicht durch die bei der Ver: fhmelzung zweier Gletfher zumeilen ftattfindende Störung unter das Eis begraben werden, weil, wie wir fpäter zu erflären verfus chen werden, der Gletſcher alle in feine Maſſe eingelagerten frem— den Körper auf feine Oberfläche treibt. Deßhalb merden die bei— den Moränen ſich mit einander verbinden und vereinigt in der Mitte der zu einem einzigen verſchmolzenen beiden Gletfherftröme vorrüden. ine ſolche Moräne nennt man eine Mittelmo- räne, und das vollfommenfte Eremplar einer folchen finder ſich in den Alpen, wie gefagt, auf dem Unteraargletfcher. Die beiden urfprüng!ichen Moranen vermengen fich übrigens nie vollftändig mit einander, und die verfchiedenartige Färbung der von jeder ger lieferten Steine laßt fi viele Meilen weit auf dem Doppelglete fher hin verfolgen. Wenn nun irgend ein Nebengletfher fih auf der einen oder der andern Seite in den Hauptgletſcher einmündet, führt derfelbe dem legtern jederzeit feine Nebenmoräne mit zu. Berbindet er fih, % B., an der linken Seite des Hauptglet— ſchers mit diefem, fo vereinigt fih feine rechte Seitenmoräne mit ber linken Seitenmoräne des Hauptgletfhers und bildet mit diefer eine Mittelmoräne, während. feine linfe Geitenmoräne zur Seitenmoräne des ganzen Sletfchers wird. Die Umftände, unter denen fid) diefe mehrfahen Moränen bilden, werden durd) die auf Taf. 1. und 2. des Agaſſiz Ichen Atlas gang unmiderleglich dar— gelegt. Dort ficht man, wie die zahlreichen Nebengleticher des ge— waltigen Gletfhers auf der Nordfeite des Monte Roſa jeder eine abgefonderte Mittelmoräne erzeugen, und die Materialien diefer Mittelmoränen jih erft am untern Ende des Hauptgletfhers mit einander vermengen, was daher rührt, daß er dort eine Verſchie— bung erleidet und zugleich aͤußerſt fteil ift. Aus dem Vorbemerften geht hervor, daß fich an der Oberflä- che des Gletfchers hinreichend zahlreiche directe Beweife von deffen Bewegung werden erkennen laffen. Jeden Blod, der ſich an ir: gend einem Zeichen beftimmet erkennen läßt, und deſſen age zu einer gewiffen Stelle an der benachbarten Bergwand man fidy ger merkt hat, findet man nach Verlauf eines Jahres an einer tiefern Stelle. Die Fragmente der Leiter, welhe Sauffure im Jahre 1788 auf dem Glacier du Géant aelaffen hatte, fand man vor wenigen Jahren auf dem untern Theile diefes Gletſchers hart über dem Montanvert, daher fie fich in der Zwifchenzeit mehrere Stun: den weit fortbewegt hatten. Die intereffantefte Beobachtung über die Gefhwindigkeit der Bewegung wollen wir jedoch in des Pro: fefors Agaffiz Worten mittheilen: ‚ Der unmwiderlealichite Beweis in Betreff der abwärts gehenz den Bewegung der Gletiher ward durd die Beobachtungen gelies fert, die ich vergangenes Sahr (1839) auf dem Unteraargletfcher anftellte. Ic wuͤnſchte die Verrinigungsitelle des Finſteraar- und des Rauteraargletfihers zu befuchen, woſelbſt Hugi im Fahr 1827 eine Hütte zum Urbernachten hatte bauen laffen. Wir waren faft vier Stunden lang auf der großen Mittelmoräne hingegangen, als wir plöglich eine ſehr feftgebaute Hütte erblicten. Für die Hu: gifche Eonnten wir diefelbe nicht halten, denn biefe war, wie wir wußten, am Fuße des Felfens im Abſchwunge errichtet worden, welcher die Ede des die beiden genannten Gleticher trennenden Bergs bildet, und von diefer Stelle waren wir nody weit entfernt. Auch ſchienen die Wände zu aut erhalten, ale daß wir hätten an— nehmen Eönnen, fie feyen 12 Sahre lang den Stürmen dieſer bo: ben Gegenden ausgeſezt gewefen. Dennoh war es wirklich die von Hugi errichtete Hütte. nter einem Kleinen Gteinhaufen fanden wir eine zerbrochene Flaſche. Dieſer Steinhaufen diente dazu, eine lange Stange auf einem gewaltigen Felsbloc zu befeſti— gen, welcher auf einer Seite ber Hütte lag. In der Flafche waren mehrere Papiere, aus denen fih erfehen ließ, dag Hugi diefe Hütte im Sabre 1827 am Kuße des Abfchwungs errichtet hatte. Eine andere Niederichrift von Hugi's Hand befagte, daß er 1830 nad) der Hütte zuruͤckgekehrt fey und bdiefelbe mehrere hun: dert Fuß unter ihrem vorigen Standort gefunden habe; daß er fie ſechs Jahr fpäter (1836) 2200 Fuß vom Fuße des Felſens ange: 212 treffen *). Wir beeilten ung, die dermalige Entfernung ber Hütte vom Zelfen mit einer fangen Schnur zu mefjen und fanden, daß dieſelbe 4400 Fuß betrug. Heuer (1840) habe ich fie fehr befchäs digt und 200 Fuß tiefer, als im vergangenen Jahre angetroffen.‘ (Etudes sur les glaciers, p. 149 — 151.) ar Aus diefer Stelle erſieht man, daß die Geſchwindigkeit der Bewegung der Gletfcher ſich keineswegs gleich bleibt; denn neun Jahre lang, von 1827 bis 1836, Eonnte fie jährlich nicht über 250 Tuß auf's Jahr betragen haben; in den drei Sahren 1836 bis 1839 war die Hütte wenigftens ebenfoweit fortgerüdt, als in den vorhergehenden neun Sahren, und die mittlere jäbrlihe Geſchwin— digkeit hatte über 730 Fuß befragen. Die Gefchmwindigkeit der Gletſcher in verfhiedehen Epochen, zu verfchiedenen Jahreszeiten und an verfchiedenen Stellen ihrer Maffe zu ermitteln, wäre von hohem wiſſenſchaftlichen Intereſſe; bisjegt find jedoch diefe Puncte erft wenig beachtet worden. **) Welche hoͤchſt intereffante Chronik bildet auf diefe Weife ber Gletſcher in Berreff der Ereigniffe, welche auf die Geftaltung ſei— ner Oberflädye Einfluß gehabt haben. Er Eann für eine Per— gamentrolle ohne Ende, einen fogenannten Strom ber Zeiten gelten, auf deffen ftarrer Oberfläche die Begebenheiten in chronos logifcher Reihenfolge von Alters ber ihre treuen Spuren zurücges laſſen haben. Wir wollen beifpielsweife die Länge eines Gletſchers zu 20 engl. Meilen (viele befigen diefe Länge wirklich) und die inittlere Gefhwindigfeit, mit der er fich fortbewegt, zu einer Zehn⸗ tel= Meile oder 500 Fuß pro Fahr annehmen, fo kann der Bloc, welcher heute am untern Ende des Gletſchers herabrollt, fich vor 200 Sabren bei dejfen Gipfel von einem Felfen abgelöf’t haben. Der Geetſcher würde alfo auf feiner Oberflache Begebenheiten aus zwei Sahrhunderten darftellen, und ein Block, der zehnmal fo groß ift, als der arößte aͤgyptiſche Monolith, und der feine Wanderschaft heute antritt, würde während der Dauer ſechs menfchlicher Generationen in Bewegung bleiben und erft dann wieder zur Nuhe gelangen, Bei aufmerffamerer Unterfuhung der Anordnung der auf der Oberflaͤche des Gletfchers liegenden fteinigen und erdigen Materia— lien gelangen wir zur Kenntniß vielfacher intereffanter Einzelnheis ten, Eine der merkwürdigften darunter find die foaenannten Gletz Schertafeln oder Gletfhertifhe. ES find dieß mehrentbeils mit einer Moräne in Verbindung ftchende auf der flachen Seite liegende und durch ein Piedeftal von Eis über die allgemeine Dherfläche des Gletſchers emporgehobene Felfenmaffen. Sie neh— men fih auf diefe Weife nicht nur höchft malerifch aus, fondern leiten auch unfere Aufmerkſamkeit auf einen für die Deconomie der Gletſcher fehr wichtigen Umftand hin, daß nämlid) deren Dberfläs he beftändig Eis verliert, und daß der Fels, welcher diefen Verluſt unter fich verhindert, als eine Art von Pegel gelten kann, welcher die einftige Höhe des Eifes anzeiat. Wiewohl manche Schriftftel: ler behauptet haben, die Gletfchertifche wüchfen wie Pilze aus dem Eife hervor, fo unterliegt es doc Eeinem Zweifel, daß es fich mit ihnen in der angegebenen Weiſe verhält. Man hat dieg durch ein *) Nach dem in der Hugifchen Schrift mitgetheilten Plane des Gletſchers zu urtheilen, befand ſich die Hütte nie hart am Buße des Kelfens. =) Das progreffio fchnellere Vorrüden der Hugifhen Hütte erklärt fich fehe natürlich aus deren Standorte auf einer Mit: telmoräne, welche offenbar in der Richtung der Diagonale des Parallelogramms der Kräfte beider zufammentreffenden Gletſcher und, da der Winkel diefes Parallelogramms im: mer fpiger wird, folglich beide Kräfte einander immer wer niger neutralifiren, mit ftets befchleunigter Geſchwindigkeit vorrücden muß. Die Gefammtbewegung jedes der beiden Gletſcher für ſich betrachtet, Fann demnach, troß des ungleiche förnigen Vorruͤckens der Hütte, in den Sahren 1827—1840 eine durchaus gleichformige aewefen feyn, und jene Beobach— tung berechtigt wenigſtens keineswegs zu dem Schluſſe, daß in unferer Zeitepoche eine fo bedeutende Werfchiedenheit in der Gefhwindigkeit der Beweaung der Gletſcher ftattfinden koͤnne, als der Verf, aus diefer Beobachtung folgert. D. Ueberf. 213 fehr einfadyes Erperiment direct bewiefen. Bohrt man ein fenks rechtes Loch in Eis und ſenkt man eine Stange hinein, welche die Sohle bes Lochs bei 10 oder 20 Fuß evreiht, fo bemerkt man, daß im Laufe des Sommers der obere Theil der Stange von Eis entblößt wird, da daffelbe um diefelbe her wegthaut und verdunftet. So bat man in einem Falle gefunden, daß ein Gletfcher binnen drei Wochen ebenfoviele Fuße von feiner Stärke einbuͤßte. Wie der Gterfhertifch wirkt, leuchtet ohne Weiteres ein. eine ganze, mit dem Eife in unmittelbarer Berührung befindliche Fläche behält eine Temperatur, die ſich nicht über den Gefrierpunce erhebt, Iſt er bedeutend dick, fo bildet er einen fehr wirkffamen Schug gegen die Einwirkung der Sonnenftrahlen, fo wie der warmen Regen und Winde ). So wird das unmittelbar unter dem Felfenblode befindliche Eis verhältnigmäßig vor Auflöfung bewahrt, Er dient demfelben als Sonnen- und Regenfhirm. Dennod finden wir oft, wo das Eis eine bedeutende Feſtig— keit darbictet, fo daß ſich Waffertümpfel bilden koͤnnen, gerade die entgegengefehte Wirkung. Dort fehen wir unzählige napfförmige Höhlungen, in deren jeder ein Stuͤckchen Schiefer, ein todtes Ins fect oder oft auch ein Blatt liegt, welches legtere ficher nicht von der völlig baumlofen Thalwand des Gletſchers herabgefallen feyn kann. Allein dergleihen Blätter, felbft foiche von der Buche und Kaftanie, werden von den Sturmwinden fogar über die mit ewigem Schnee bedeckten Kuppen hinweagefübrt *"). Hier ift alfo unter dem Einfluffe eines fremden Körpers das Eis mweggethaut und nicht erhalten worden. Dieß rührt ledialidy von der aeringen Stärke diefer Körper ber, deren dunkle Oberfläche die Sonnens märme auffaugt und fchnell ihrer untern Fläche, fo wie durch dicfe dem Eife mittheilt, welches alsbald ſchmilzt. Sn fo entftandenen Höhlen findet man auch bäufig lebende Thiere, Eleine ſchwarze Ins fecten, welche fid) im Schnee und Eiswaffer aufhalten und dort fortpflanzen. Zumweilen bat das Eis fo viele folder Vertiefungen, daß es fih wie eine Wachsſcheibe ausnimmt. Diefelben geben aud in einander über, oder die fchon erwähnten Baͤchelchen fchwemmen Sand und Kies von der Moräne in diefelben. Sobald fich diefe aber darin bis zu einer gewiffen Dicke angehäuft haben, tritt eine merkwürdige Veränderung ein. Die Sonnenwärme dringt in die Maffe ein, aber nicht mehr durch diefelbe, und die fremden Stoffe wirken nunmehr erbaltend und nicht mehr zerftörend auf das Eis, welches rings um biefelben her ſchneller ſchmilzt, als unter denfelz ben, fo daß nach einiger Zeit die Oberfläche des Gletfchers fich ge: rade umgefchrt ausnimmt, wie früher und Erhöhungen an die Stelle der Vertiefungen treten. Ein mit Sand gefüllter Spalt wird mit der Zeit ein mit Sand belegter Eisrücden, und bie früs ber bervortretenden Stellen find nunmehr zu Epalten, Gerinven und Vertiefungen geworden. Nach dem bereits über die Staͤrke der auf der Oberfläche des Gletfchers fließenden Walferftröme Ber merkten läßt fich denken, daf fie viel fremde Subſtanzen mit fich fortführen und in den tiefern Höhlen abſetzen. Allein das Endre— fultat würde fich ſchwer vorherſehen laffen und, um es gehörig zu verftchen, muß man die Erfcheinung in ihren verſchiedenen Stadien beobachtet haben. So wie die gefchligte Stelle ſich nach und nach über die allgemeine Oberflaͤche erhebt, böfchen fid) der Sand und Kies ab und fehügen die Seiten des fich unter ihnen bildenden Eis— kegels, an welden fie, wenngleich ftets von Feuchtigkeit triefend, unbegreiftich feft anbaden. Ein durch die allgemeine Ausgeglichen: beit feiner Oberfläche, fo wie durch zahlreiche Baͤchelchen fich zu diefer Erfcheinung eignender Gletſcher wird auf diefe Weiſe nach und nad) mit einer Menge von Kieskeaeln bedeckt, die durch Reaelmäßigkeit und Größe den Beobachter in Verwunderuna fegen. Man findet deren von 15 — 20 Fuß Höhe und 70 — 80 Fuß Umfana. Auf den erften Blick zweifelt man durdaus nicht daran, daß diefelben ihrer ganzen Stärke nad) aus Kies beſtehen; allein dieſer bildet ) Schon Sauffure bat die Erfcheinung der Gletfchertifche ganz richtig erklärt. Voyages, p. 630. **) Man findet, z. ®., auf dem Oberaargletfcher Blätter, die nur aus dem untern Rhonethale herrühren Eönnen, 214 jederzeit nur die äußere Umhuͤllung; der Kern befteht aus reinem mafjiven Eis, welches, wenn man ben Gipfel mit der Art befeitigt bat, weil kein Licht von der Geite einfallen kann, wie ſchwarzes Glas ausfieht. Diefe ungemein merkwürdige Erfcheinung ift von Heren Agaffiz im zehnten Gapitel feiner Schrift fehr gründlidy erklärt worden. Diefe Erſcheinungen find wichtig, indem fih daraus ergiebt, daß die Ablagerung fremder Stoffe (auf die Dauer, d. Ueberf.) im Gletſcher beinahe unmoͤglich iſt. Sobald deren Maffe irgend ber deutend geworden, verhindern fie das Schmelzen des Eiſes unter ihnen, und fo gelangen jie an die Oberfläche, nicht indem fie aus derfelben herausgejtoßen werden, wie manche Echriftfteller und faft fämmtliche gemeine Leute glauben, welche dem Gletfchereife eine Art von organifcher Kraft zufchreiben, vermöge deren «8 alle Une reinigfeiten ercernire, fondern weil diefe fremden Stoffe ihre Stelle im Eife behaupten, welches um fie her beftändig wegthaut und verdunftet; und find fie einmal an die Oberfläche gelangt, fo blei— ben fie auch, aus den bereits erwähnten Gründen, über derfelben, ja fie fcheinen fogar aus derfelben herauszuwachſen. Die hier befprochenen Erfcheinungen find indeß nicht auf allen Gletſchern zu beobachten ; zumal fommen die Kiesfegel nur felten vor, und ihre Erzeugung beruht wahrſcheinlich großentheils auf zwei Umftänden; einer mäßigen Böfhung des Eiſes, welches zu= gleich nicht fehr viffig feyn darf, fo daß fich bedeutende Waſſer— ftröme bilden Eönnen, und zahlreichen Moränen, welche zu den Kies: bügeln die erforderliche Menge von abgefhmwemmten Materialien liefern koͤnnen. Won diefer Befchaffenbeit ift ter Unteraargleticher. Der Aletſch-Gletſcher (Vergl. die XII. Tafel bei Agaffiz) ift zwar ziemlich platt, befigt aber Feine bedeutenden Mittelmoränenz die Gletfcher des Chamouni⸗Thales find mehrentheils zu fteil. Wenn ein Gletſcher an einer jähen Bergſchlucht herabfteigt, wie die in der Allee Blanche, wo die majeftätifchen geftornen Ströme in den furchtbaren Schluchten an der Güdfeite des Monte blanc jäh abfallen, oder wie der untere Theil des Vieſch-Gletſchers (Agaffiz Taf. X.) in Oberwallis, oder auch wie der NRofenlaut und der Dber: Grindelwald» Gletfcher im Canton Bern, zeigt fich das Eis von aanz anderer Beichaffenheit, als die, welche wir fruͤ— her beſchrieben haben. Auf den abfchüfjigen Kelfenbetten bewegt ſich das Eis raſcher hinab; jähe Felfenwände zwingen es zuweilen zum fenkrechten Niederfteigen, und fo zeiat die ftarre Maffe nad allen Richtungen Spalten, die bei der Ungleichheit der Unterlage wieder: um ihre Richtung beftündig verändern und die ganze Eiswaſſe in gewoltige Priemen theilen, deren Höhe der Staͤrke des Gletfchers aleihfommt und deren Grundfläche fih nad) der Richtung und Entfernung der Spalten richtet. Diefe Prismen werden durch die Einwirkung der Luft und des Regens, duͤrch die Verdunftung und Eonnenwärme in mehr oder weniger volllommne Pyramiden ver: wandelt, deren Epigen fid) in den phantaftifchften Geftalten erbeben, während deren bier und da durch die Gletfcherftröme unregelmäßig ausgewafchenen Untertbeile, die gewöhnlich aus drin reinften blaue lichen Eife beftehen, eben fo phantaftifche Labyrinthe kilden, Wenn fie ftärker ausgewafchen und daher am Fuße ebenfalls fehr dünn werden, fo brechen fie zufammen und vermehren dadurch die wilde Verworrenheit der Scene. Die chemals auf der Dberflöce des Gletſchers befindlichen Moränen find natürlich länaft in die Epal- ten bineingeftürgt, und die fo herabgefallenen und durch die Kaft des Eifes zermolmten Maffen vollen von Zeit zu Zeit an der ſtei— len Felswand berab und werden zulekt durch den reißenden Strom, der unter dem Gletfcher bervorbricht, bis auf eine acwiffe Strecke fortgeriffen. Auf folten Gletfcern irgend weit vorzudringen, ift offenbar rein unmoͤglich. Der erfahrne Führer wird entweder, wenn dieß unumgänglich) nötbig ift, auf dem möglich Eürzeften Wege queer über denfelben achen ſwie, z. B., bei'm Boſſons-Glet⸗ fher bei der Erftrigung des Montblanc*)], oder lieber an den Fels: *) Here Auldjo befchreibt dieſen Gletfcher in feinem Berichte über die Befteigung des Montblanc im Sabre 1827 ©. 15 folgendermaßen: Wir waren von zu Bergen aufgetbürmtem Eife umgeben; bei jedem Schritte ftiegen wir auf Spalten 14 * 215 wänden des Thales hinanklimmen, als daß er dem Laufe des Gletſchers zu folgen verfuhte. Dergleihen Terrain ift, felbft wenn man von Gefahr wenig zn beforgen hat, am allerbeſchwerlichſten zu erklettern. Der Wanderer muß bald an den die Spalten bes Ichließenden zackigen Rändern des Eifes von einer Spige zur ans dern fpringen, bald einen langen Umweg im Zickzack machen, um über die Spalten hinauszufommen , die er nicht geradezu über: fhreiten Eannz bald wieder an den Wandungen der weniger fteilen und tiefen Spalten hinab» und an der andern Seite wieder hinauf Eleftern. Oder wenn eine Moräne vorhanden ift und er diefe dem Eife vorzieht, fo muß er über dieſe eigenthuͤmlich zufammengehäufs ten Steine von einer Spige zur andern hinfcyreiten, wobei er die größte Gefahr läuft, zu fallen und hinabzurutfchen, weil diefe auf dem Eife runenden Steine oft niht gehörig feit Liegen, fondern we— gen der in ihrer Unterlage bejtändig vorgehenden Veränderungen eine ſolche Lage haben, daß ihr Schwerpunct kaum geftügt iſt und fih daher, wenn der Bergwandrer darauf tritt, überfchlagen und auch die Nebenfteine zum Perabrollen bringen. Nachdem man zu: weilen alle diefe Wege vergebens verfuht hat, fieht man Fein ans deres Mittel, als die den Gletſcher einfchliegenden Felſen zu er— Elimmen, welche mehrentheils fo ſchroff und von Wafferriffen durch— föhnitten find, daß, wenn der Wanderer ſich bis auf einen Vor: fprung emporgearbeitet hat, er fih gezwungen ſieht, mit noch groͤ⸗ hßerer Muͤhe und Gefahr wieder dahin hinabzuklettern, wo er ſich früher befunden. Mit folhen Schwierigkeiten hat der Gletſcherwan— derer alfo nicht felten zu Eämpfen. Indeß giebt es doch viele Gletfcher, deren Befteigung weniger Muͤhfeligkeiten und Gefahren darbietet, wenngleich man auch dort, mag man nun auf dem Eife oder der Moräne hingehen, mit vie— len Unbequemlichkeiten zu Fämpfen hat. Uebrigens geben die Kühle des Bodeng und die erfrifhende Bergluft dem Körper eine Ela: fticität und dem Geiſte eine Kühnheit, die fie in niedrigern Gegen— den nicht befigen.. Das Auge gewöhnt fid) an ben Anbli€ von Abgründen, fo daß man der Schrecden vergißt, und Leute, bie Ans ftand nehmen würden auf der Firjte einer fchmalen Mauer hinzu— gehen, lernen, ohne Schwindel zu verfpüren, in die Ziefe bodenlofer Abgründe hinabblicken. Sit jedoch das Untertheil eines Stetfchers fteil und verfchoben oder audy nur fanft geböfcht, fo findet man dagegen das Dbertheil deſſelben gewoͤhnlich verbältnißmäßig eben und horizontal. Der Gletfher grängt dort an die Einie des ewi— gen Schnee’s, von wo aus, nad) allen darüber aufgeflellten Theo— rien, feine Maffe erfegt und vermehrt wird, und diefer Theil des Eisfeldes nimmt unfere Aufmerkſamkeit vorgugsweife in Anſpruch, indem er wichtige Modificationen darbietet, weßhalb ihm auch die Bergbewohner einen befonderen Namen, im Franzoͤſiſchen neve, im Deutfhen Firn, beigelegt haben. Der neye oder irn ift der noch nicht zu fefter Eismaſſe ger wordne Gletſcher. Wenn man fih dem irn nähert, werden die Spalten im Gletfher gewöhnlich feltner und immer fchmäler. Die Höhe über der Meeresflaͤche ift bereits bedeutend, 8,000 — 9,000 Engl. Fuß, und der im Winter gefallene Schnee bleibt daher den ganzen Sommer über auf der Oberfläche des Eifes lirgen und ver— birgt die Riffe, fo wie auch theilweife die Structur der Gletſcher— maffe ſelbſt, die man nur erkennt, wenn man den Schnee beſeitigt. Der Uebergang des eigentlichen Gletfhers zum Firne ift, wo nicht und in tiefe Abgründe halbverfunfene Maffen, während bie übrigen hochemporftanden und unferem Vorrüden unüberwinds liche Hinderniffe in den Weg zu legen fchienen. Doc fand fih immer irgendwo eine Stelle, wo fih mit der Art Stufen einbauen liegen, und über dieſe Brüden gingen wir, indem wir ung oft mit ber einen Hand am Eife anhielten und mit der andern, in ber wir die Stange hielten, unfern Körper über einem Abgrund fhwebend erhielten, deffen Grund das Auge nirgends erblickte, Zumeilen mußten wir von einer Eis: Elippe auf die andre Elettern, zumeilen auf Händen und Knieen an einem Vorfprunge hinrutfhen und oft auf der einen Seite eines ſchluͤpfrigen Abgrundes hinab und an der andern wieder hinauf Elettern. 216 immer, doch, in ber Regel, dadurch chararacterifirt, daß der. erftere conver, der legtere aber concav ift und ſich allmälig in die mit ewigem Schnee bekleideten Wände der obern Gletſcherbecken verliert. Der Firn gewaͤhrt oft einen prachtvollen Anblick; die Oberflaͤche ift glatt und faſt horizontal und nimmt ſich wie ein queer durch das Thal gelegter kuͤnſtlicher Zußboden aus, unter den ſich die Thalwaͤnde offenbar bis zu einer bedeutenden Ziefe erftreks fen. Er ift eine wahre Plattform und nimmt fid ungefähr wie das Parterre eines prächtigen Theaters aus. Um diefen ebenen blendend weißen Schneeteppich her fteigen rechts und links hundert Gipfel zu dem tiefblauen Himmel empor, deſſen Farbe ſich nur mit der unfern der Gletfcher blühenden Gentiana vergleichen läßt, Die vom Blige verfengten, von den Lavinen zerrijfenen Wände bieten dem Schnee nur wenige Stüßpuncte dar, welcher ſich nur bandartig in den Spalten und Schluchten hinaufzieht. Nur wer nige dieſer prächtigen Kuppen führen einen befondern Namen, und ſelbſt dieſe findet man auf den beſten Karten nur ſelten angegege— ben*). Zuweilen gränzt das Eisfeld unmittelbar an Felswände, die beinahe ſenkrecht von demſelben emporſteigen, wie, z. B., das Finſteraarhorn ſich ploͤtzlich aus dem Firne des Aargletſchers erhebt, der dort eine beinahe horizontale Fläche von vielen (Engl.) Qua⸗ dratmeilen, mitten zwifchen den hödyften Gipfeln der Alpen, bildet. h Die Structure und Gonjifteng des Firns ift ungemein merk— würdig und in Betreff der Bewegung der Gletſcher hoͤchſt wichtig. Der Schnee ift dort offenbar im Uebergange zum Eife begriffen und bat eine förnige Gtructur, welche daher rührt, daB das von den Sonnenftrahlen erzeugte Waſſer durch deſſen Maffe fidert, Die Spalten im Kirn unterfcheiden fi von denen im Gletſcher dur) ihre bedeufendere Weite und Unregelmäßigkeit, durch ihre ſchoͤngruͤne Farbe und die horizontale Schichtung der ihre Wände bildenden Materialien, welche in Streifen von mehr oder weniger ausgebildetem Eife zerfallen, die vielleicht den verfchiebenen Jah— reszeiten entſprechen oder zum Theil ungewoͤhnlich ſtarke Schnee— fälle bezeichnen **). Es verſteht ſich ziemlich von ſelbſt, daß der Uebergang vom eigentlichen Gletſcher zum Firn allmälig und nicht plöglich ſtattfindet, Diefe Erſcheinung fcheint mit dem Umftande innig zufammenzuhängen , daß der Winterfchnee auf dem Firne dauernd Liegen bleibt, während er inn Sommer auf der Oberfläche des eigentlichen Gletſchers gang wegthaut und mit biefem ſich nicht innig verbindet, außer wenn hier und da ein Epalt zugeſchneit ift, wo dann der Schnee durch abwechfelndes Thauen und Frieren nach und nad) erhärtet ***). Die Firnregion ift völlig und immermähe rend verödet. Selbſt wo ein Fels zu Tage jteht, kann Feine ) Es ift ein allgemein verbreiteter, wiewohl irriger Glaube, daß man über die Schweiz beffere Karten befige, als über irgend ein anderes europäifhes Land. NRüdjichtlih der dem Reiſen— den als Führer dienenden Karten mag dieß wahr feyn, allein wenn man legtere gegen bie Natur bält und die wirkliche Ber ſchaffenheit der Gebirgszüge damit vergleicht, fo findet man fie hoͤchſt fehlerhaft, und felbft Keller’s Karte macht in diefer Beziehung Feine Ausnahme. Auch ift, wenngleich ſich der Schweizer Bundestag lebhaft für diefe Angelegenheit ins terefjirt, wenig Ausficht vorhanden, daß diefem Webelftande bald abgeholfen werde. **) Diefer fich auf den erften Blick darftellenden Structur, wels che bis zu gewaltig hohen Niveau’s hinauf wahrzunehmen it, gedenfen Sauffure, Zumftein und andere Alpenreifens de. Charpentier fagt darüber (Essai, p. 3): „Das unvollkommene Schmelzen des jaͤhrlich auf dem hohen Firn fallenden Schnee’s veranlaßt diefe Stratification, welche aber immer weniger deutlich wird und zulegt gang verfchwindet, indem der Firn in den Gletfcher übergeht.‘ ***) Die Firnen befinden fich bei einer Höhe, wo die im Laufe eines Jahres gefallnen Schneemaffen im folgenden Jahre nicht ganz verfchwinden, während der auf den Gletfcher gefallene Schnee faft alle Sommer vollftändig wegthaut. Charpentier, Essai, p. 3. 217 ‘ Pflanze von höherer Organifation, als eine Klechte oder ein Moos wachſen. Kaum daß fid) dann und wann ein Inſect in diefe Hö— be verirrt. Selbft die Gemfe flüchtet fi) nur vor ihren Vers folgern dahin, und fein Thier ift vor den Spalten und Abgründen mehr beforgt, welche unter ihrer trügerifhen Schneedecke den Wanderer zu verfclingen drohen, fo daß er zuweilen die Größe der Gefahr, in der er gefchwebt har, erjt mit Schreden entdedt, wenn er derfelben entgangen iſt. (Fortfegung folgt.) Miss cellem Ueber die weite Verbreitung gemwiffer Geethiere hat Herr Hinds merkwürdige Beobachtungen in feinem Tagebuche aufgezeichnet. — „24. Suni 36° 9' n. Br. und 164° wiftl. Läns ge flottiren einige braun ausfehende Maffen um das Schiff; ſie find zahlreidy und erfcheinen wie Fragmente von Seegras. Als wir etwas davon auffingen, ergab fich, daß es eine Art Anatifa war. Gie hängen in Baͤſcheln zufammen, und als ich jie in Be: ziehung auf die Zeichen ihres Anhängens an fremde Körper unters fuchte, glaudte ich, daß ich jie in zwei der Eleinern Maffen erkennen Eönne, aber bei'm Durchfuchen der größeren waren jie nicht fihtbar. — Am 25. Wir haben feit geftern 120 Meilen zuruͤckgelegt und die Anatifa dauert noch fort; die Meerestemperatur war von6l — 65°, während ber vierundzwanzig Stunden. Wir fingen heute mehrere und au fhönere Exemplare; fie find unbezweifelt ohne eine Stelle zum Unfage an fremde Körper, denn ich habe fie von Neuem ſorgfaͤltig durchſucht. Das Warfer ift auch noch voll von Eleinen Thieren in lebbafteften Bewegungen — Am 27ften 43° 3’ n.8. und 164° 9' weft. & Die Anatifa ift fortwährend vorhanden, und feit dem 24. find wir ununterbrochen durch feldige paſſirt. Tag und Nacht zeigen fie fich fo und find zum Verwundern zabls reih. Nach dem Log haben wir nun 332 Meilen zwifchen ibnen zurücdgelegt. Nach Sonnenaufgang war diefen Morgen das Meer mit einer Menge Velella bededt. Die legten aht Stunden, die wir mit einer Geſchwindigkeit von drei und einer halben Meile auf die Stunde zurüctegten, find fie gleich zahlreich geblichen. Die fonderbaren und Schönen Fortfäge an ihrer Baſis haben zmwifchen ſich eine große Anzahl gallertartiger Thierchen, aber dem Anſcheine 218 nad chne Bewegung. ine derfelben hatte eine Maffe von klei⸗ nen Anatifa umfaßt. Unfer Lauf ift, feit wir unter diefen Thie— ren gewefen, nördlich gewefen, mit einer Zickzackabweichung. Ich bin ziemlich ſicher, daß dieß eine große Anhäufung von Anatifa ift, weldye, aller Wahrfcheintichkeit nad, hier eine betraͤchtliche Zeit ge— lebt haben und, während fie an der Oberfläche flottiven, zu wachen und an Zahl zuzunchmen fortfahren. Und nad dir Richtung une ferer Fahrt ift anzunehmen, dag wir die Maffe noch in ihrem Eleineren Durchmeſſer durchſchneiden; es ift daher leicht zu be— greifen, welchen weiten Umfang von Oberfläche fie bedecken, und wie zahllos die Menge der Individuen feyn müffe. Die Zemperas tur des Waffers iſt heute 599 und die der Luft 65%. — Am 28, Die Anatifa hörte nun auf, aber die Velella dauert noch fort: feit gejtern Mittag habın wir achtzig Meilen zurücgelegt und haben fie immer gehabt. Einige Bero& find unter ihnen; die Ana- tifa ift zwar auch wieder erfchienen, aber felten. Sch habe auch eine Gruppe derfelben an einer Vellella:Ctüge befeftigt gefunden: fie waren offenbar lange bier gewefen, da einige ein gutes Alter erreicht hatten. — Am 29. Die Vellella bat vergangene Nacht aufgehört, nachdem fie 101 Meilen lang um uns gewefen war, Geftern find wir durch ein dichtes Bett derfelben gekommen, wel— ches in einiger Entfernung eine fchöne grasgrüne Farbe batte, — Am 27. Juli auf unferem Laufe füdlich, in 270 54° n. Br. und 127° 1° Länge, paflirten wir wieder mehrere Meilen lang durch feihe Velella; fie waren aber nicht fo zahlreich, als früher. (An- nals and Mag, of Nat. Hist. May 1842. Ein fehr fonderbarer Lauf des electrifhen Flui— dums ift bei dem Gewitter am 24. Mai beobachtet worden, wo des Abends der Blig in die Windmühle des Peter Heylen, zu Gbeel, einfhlug und den Sohn Victor Heylen, 24 Jahre alt, traf. Das Fluidum drang durdy den untern Zheil des VDantalon und vers brannte deffen Hemd, das Fleiſch des rechten Beins und die Ober» baut einiger andern Theile des Körpers, ohne die übrigen Kleider im Gerinaften zu befchätiaen; es vrang am Halſe wieder hervor, zerbrad) dann die Drehbank der Mühle und einen Balken, verletzte die Mauer an zwei Stellen und fuhr zum Dache hinaus. Die Brandftellen des Victor Heylen find wenig bedeutend; es ift unmoͤg— Lich, zu erklären, wie er einem augenbliclihen Tode hat entgehen eönnen, indem er den Druck einer Klüffiafeit aushielt , weldye Ei— fen zerbricht und das härtefte Holz zermalmt, I ei Ueber ein fihyeres Zeichen des noch vorhandenen Lebens bei fcheinbar todfgebornen Kindern. Bon Dr. Loͤwenhardt, pr. Arzt in Prenzlau. Zu den 3eichen des erlofchenen Lebens bei Neugebornen red: net man bekanntlich: die welke Befchaffenheit des Nabelftranges und die fehlende Pulfation deffelben; das Abgehen des meconiiz das Fehlen der Refpiration und der Bewegung felbft auf ange: brachte Reize; fowie das Aufhören des Herz- und Pulsfchlages, befonders der carotis, und als deffen Folge: die allmälige Abnah— me der Temperatur, zuerft an den Ertremitäten und im Gefichte, und fodann auch an den übrigen Körpertheilen, fowie den collapsus der ganzen Oberfläche Indeß mußte ich die Haltbarkeit diefer Zeichen um fo mehr in Zweifel ziehen, ala es mir in einigen Fällen gelang: Neugeborne, bei denen fie ſich fämmtlich vorfanden, unter fortaefegten Bele— bungsverfuchen, dennoch wieder in's Leben zurüczurufen. In irgend einem Drgane oder Syſteme, dachte ich, mußte da= ber das Leben doch wohl noch latent gewefen feyn, von welchem aus es, wieder angefacht, über die andern Theile des Körpers ver— breitet werden konnte. Diefen Ort nun ausfindig zu machen, ftellte ich meiner For— fung zur Aufgabe, und indem ich, den Fötalzuftand überhaupt mehr würdigend, jene Phänomene genauer prüfte, gelang es mir, Lk wer Dong, denfelben auch bald ausfindig zu machen, und ich hatte die Kreube, meine Vermutbungen auf das Glänzendfte durch mehrere Beobach— tungen beftätigt zu fchen. Bei Löfung diefer Aufgabe ging ich von folgenden einfachen Prämiffen aus: wenn im felbftftändigen (bereits geathmeten) Or— ganismus der große Blutumlauf und die denfelben unterhaltende Refpirationsthätigkeit, mithin deren Gentra: Herz und Lunge, naͤchſt dem Nervenſyſteme, ale Quelle alles vegetativen Lebens be= trachtet werden muß, fo wiffen wir, daß diefe Organe für dem Fötus, fo lange er ein Placentarleben führt, nicht diefelbe Wich— tiakeit habenz bier vertritt bekanntlich vielmehr die Leber — wor— auf fchon deren Größe deutet — mit ihren Kortfägen, den darin wurzelnden Nabelgefäßen zunäcdft jene Function, während dieſe durch die Placenta erfegt wird, und jenes Draan muß daher audy für den, zum felbftftändigen Leben tendirenden, Fötus, ſelbſt bei aufbörender Wirkfamkeit der Placenta noch eine mweit hoͤ— bere Bedeutung, als das Herz und befonders als die Lunge haben, weßhalb au das Aufbören des Herz» und des, aus demfelben bervorgebenden, Pulsſchlages nebft der fehlenden Refpiration, — die ja ohnehin hier Feine Rolle fpielt — noch Feineswegs bei dems felben nothwendig aud das, in dem hier wichtigern Organe, crios fhene Leben anzuzeigen vermögen. Ebendefbalb aber war es mir auch einleuchtend, daß bei'm Ableben des Fötus die Reizempfänalichkeit länger in der Leber und deren Gefäßen, als in den vom Herzen ausgehenden und im Her— 219 zen felbft verbleiben muͤſſe; oder vielmehr auch; daß das in der Leber fich befindende entkohlte Blut auf dieß Eingeweide noch für einige Zeit eine größere Incitationskraft auszuüben vers mag, als auf das Herz und daher eine Reaction in der Leber gar wohl noch ftattfinden Eönne, während fie im Herzen und in den Übrigen Organen bes Körpers bereits erlofchen ift. Diefe Betrachtung führte mich nun auch zu der Entdeckung: „daß bei fheintodt zur Welt gekommenen Rindern ein Pulfiren in der Leber wirflih noch einige Zeit vorhanden ift, wenn auch bei dberallergrößten Auf merkſamkeit fonft fein Zeichen mehr das vorhandene Leben Eund giebt.“ Um diefe Pulfation in der Leber deutlich zu fühlen, darf man nur den, mit den Bauchdecken befleideten, Nabel des Foͤtus — mithin unter der Snfertion des Nabelftranges — zwiſchen Daus men und Zeigefinger etwas tief faffen, und allenfalls fo, daß bie Volarflähe der Hand fanft auf dem Unterleibe der Frucht über der Leber ruht, wo man alsdann — je nach der Sntenfität des vorhandenen Lebens — bald ein fehwaches und langfa= mes, bald ein jtärferes und fchnelleres Klopfen noch dann wahr: nehmen wird, wenn auch bereits, wie gefagt, die obenerwähnten Zeichen des Todes fich alle ausgefprochen finden. In den Fällen hinaegen, wo bei Neugebornen auch dieß Klo— pfen — das ich einige Mal, wenn die Grtremitäten und das Ger ſicht fih fhon faft eine Halbe Stunde Lang Ealt anfühlten und die Lippen, Handteller und Fußſohlen bereits eine blaue Farbe angenommen hatten , dennoch vorfand — nicht mehr anzutreffen mar, ift es mir auch niemals gelungen, den Fötus wieder in’s Les ben zurücdzubringen, mochte ich auch die Verſuche dazu noch fo lange fortfegen. Wohl aber fah ich zuweilen: wie jenes ſchwache und langfame Pulfiven allmälig ftarker und häufiger wurde und fih nad und nad) auch auf das Herz und die übrigen Gefäße des Körpers verbreitete, die Wärme und Bewegung zurückkehrten und das Kind zu athmen und fchreien begann; indeß freilich öfterer noch: wie das noch ziemlich ftarfe Schlagen allgemach wieder fels tener und fchwächer wurde, endlich gänzlidy aufhörte und fomit die legte Lebensfpur erlofch. Sn diefen Fällen bemerkte ich auch — wie ſich dieß wohl ers warten ließ. — daß die dem Körper innewohnende Wärme in dies fer Gegend ebenfalls am längften verblieb. Zur Erflärung jenes Phänomens darf man nur an das Klo— pfen einer einzelnen Arterie, z. B., im Unterleibe, bei Congeſtion und Orgasmus des Bluts denken: denn auch bei dem, ein ſelbſt— ftändiges Leben anzutreten behinderten, Foͤtus vermuthe id), daß die AUnhäufung des Vlacentarbluts in den Kebergefäßen, welche fo= wohl durch den behinderten Rückflug in dem collabirten Nabels ftrange auf der einen, als durch die nicht eintretende Refpiration auf der andern Seite herbeigeführt wird, das Klopfen in der Le— ber bedinge. * * x Diefe Entdeckung ſcheint mir fehr wichtig zu feyn: denn wenn es ſich durch fernere Beobachtungen herausftellt, daß die vorhan— dene Pulfation in der Leber conftant als die legte Aeußerung des dem foͤtalen Organismus noch innewohnenden Lebens betrach— tet werden darf, fo wäre den Geburtshelfern, wie den Hebammen auch ein ficheres Zeichen gegeben, bis wie lange fie dur die Ber lebungsverfuhe — bei denen man ja ohnehin nur gar zu leicht ermüdet — eine Ruͤckkehr in’ Leben der ſcheintodt Gebornen zu erhoffen hätten, Aus diefem Grunde, und damit meine Seren Kunftgenoffen im Stande wären, meine Entdedung durch ihre deffallfigen Beob— achtungen zu bejtätigen oder zu widerlegen, nahm ich auch Eeinen Anftand, fie jest ſchon zur öffentlihen Kenntniß zu bringen, Denn wiewohl fi mir innerhalb dreier Jahre fechs Fälle darboe ten wo ich jenes Klopfen bei fcheintodt Gebornen — von denen auch zwei wieder in’s Leben zurüdgebraht wurden — wahrge— nommen habe, fo erachte ich diefe Zahl dennod lange nicht groß genug, um zu entſcheiden: ob diefes Phänomen auch in alten 220 Fällen vorhanden ſey; hingegen dürfte fi) einem Einzelnen, felbft bei längeren Warten, nicht oft genug die Gelegenheit bieten, dieß mit voller Evidenz zu ermitteln, Um nun die Richtigkeit meiner Angabe rüdfichtlich obigen Kennzeichen zu prüfen, möchte man, meiner Anficht nad), auf zwei Merkmale bei fcheintodt zur Welt gekommenen Kindern fein Augenmerk zu richten und Folgendes zu erforfchen haben; nämlich x a) ob es vorkäme, daß bei einem ſcheintodt gebornen Kinde fid) wohl noch ein leifer Herz- oder Garotidenfchlag oder auch ein Zuden in irgend einem Theile, kurz, irgend e’ne Lebensäußerung wahrnehmen, dagegen jenes Klopfen in der Leber fih gar nicht entdecken ließe. Hierdurch würde das Zeichen pofitiv an Werth einbügen, und, wenn es fidy öfters fo zeigte, ihn gänzlich verlieren. b) 0b es gelingen möchte: cin fcheintott gebornes Kind, bei welchem felbft jene Pulfation in der Leber nicht mehr vorhanden wäre, unter fortgefesten Belebungsverfuchen den— noch wieder in’s Leben zuruͤckzubringen. Auch hierdburd würde conftatirt, daß jenes Pulfiren keines— wegs, wie ich behauptet, als das legte Indicium des noch vorhan— denen Lebens angefehen werden Eönne. * * * Schließlich erlaube ich mir noch, um etwaigen Mißverſtaͤnd— niſſen vorzubeugen, folgende Bemerkungen zur gefaͤlligen Beach— tung anzufnüpfen. 1) Entftent, wie bemerkt, jene Pulfation in der Leber nur, wenn das neugeborne Kind im Fotalgujtande verblieben, d. b., wenn die Refpivation noch gar nicht eingetreten war; die welke Beichaffenheit des Nabelftranges und das Aufhören der Gefaͤßthaͤ— tigkeit in demfelben ift hierzu natürlich) Fein noͤthiges Erfordernig. Nur jenes fcheint, nad) der ebenausgefprochenen Anficht, unbedingt nothiwendig ; diefes hingegen wurde nur erwähnt, weil fidy bei der Anweſenheit diefes Phänomens Niemand mehr nad) einem andern Lebenszeichen umfehen wird, auch überhaupt dann noch der ganze Kreislauf im Gange ift und das Verhandenfeyn jenes Klopfens fih von felbft verſteht. 2) Beabfihtige ich Eeineswegs, daß bei denjenigen Neugebor— nen, wo aud) die Pulfation in der Leber nicht mehr ang'troffen wird, die Belebungsverfuhe unterbleiben oder bald aufhören ſol— len; vielmehr möge man auch dann noch, fo lange bis der Werth) des Zeichens entfchirden ift, ganz fo, als habe man davon Eeine Kunde, verfahren. 3) Endlich füge ich noch die Bitte hinzu: daß, wenn man mit den von mir aufgeftellten theoretiichen Anſichten zur Erklärung jener Erſcheinung auh nicht einverftanden feyn follte, dieß nicht a priori auf die Thatſache ausdehnen zu wollen; denn die ange— gebenen theoretifchen Gründe koͤnnen gar wohl fallen, ohne daß dieß von irgend einem Einfluffe auf die Beobahtung felbft zu feyn braucht. Vorfihtsmaaßregeln bei der Operation des strabismus. Bevor man zur Operation fchreitet, ſuche man fich über die gefunde oder ungefunde Befhaffenbeit der Gewebe des Auges, befonders über den Zuftand ber conjunctiva und cor- nea, zu vergewilfern. Die Operation ift in der Ausführung fehmieriger, wenn ber Augapfel Elein und tief in die orbita zurücgefunfen, als wenn er groß und prominirend ift. Wenn der Augapfel groß ift, werden die innern Faſern des levator und depressor, wenn ihre Sehnen nicht verhältnigmäßig breit find, — was jedvoh, nah Eliiott’s Beobahtungen, nicht der Fall iſt, — weniger auf ibn einwirken; und unter folhen Ums ftänden ift dann der Parallelismus der Augen durch die Trennung eines abductor leicht herzuftellen, 221 Wenn das Auge zu irgend einer Zeit bedeutendern Entzüns dungen ausgefegt geweſen ift, welches man zumeilen aus Flecken auf der cornea oder auch der conjunctiva, befonders am innern Augenwinkel, — die dann dicer, trodner, dunkler und weniger bewealich ericheint, als im normalen Zuftande — erfchen Eann, fo ift es wahrſcheinlich, daß die conjunctiva und die zwifchen ihr und der sclerotica befindlihen Gewebe unnatürlich feft zufammens hängen, und diefer Umftand Eann die Operation erfchweren und ihr ren Erfolg zweifelhaft machen. Ein ſchielendes Kind, das von eis ner ferophulöfen Augenentzundung befallen wird, behält das Auge fehr leicht, in Folge entftandener Adhäfionen der unter der conjun- etiva befindlichen Gewebe, in dem innern Winkel firirt, bis dieſe unnatürlihden Verbindungen, nachdem die Entzündung gehoben ift und das Auge wieder gebraucht werden kann, ſich allmälig durch die Wirkung des abduetor in cellulöfe Bänder verlängern. Ein Flet auf der cornea iſt fein Hinderniß für die Operas tion, vorausgefegt jedoch, da das andere Auge das beffere von beis den ſey; denn, wenn dag fchielende Auge dasjenige ift, auf welchem der Kranke am meiften fieht, fo kann die Berdrehung dis Auges eine inftinetmäßige Vorkehrung von Seiten des Kranken feyn, wo: durch er beffer ficht, ald es der Fall ſeyn würde, wenn die Augen gerade wären. In einem folden Falle den strabismus durch eine Operation heilen zu wollen, wäre din Mittel, den Grad des Seh— vermögens wefentlic zu vermindern, und man muß daher von eis nem folhen Verſuche abftehen. Der wechfelnde strabismus *) kann zuweilen, wenn nämlid) beide corneae theilweife verdunkelt jind, ein Mittel ſeyn, den Licht: firahlen den Durchgang dur die Elaren Theile der corneae und fo das Erreichen der retina zu geftatten. Wollte man in diefem Falle den strabismus mitteljt der Operation heilen, fo Lönnte es nöthig werden, an jedem Auge eine Eünftliche Pupille zu bilden, um den früheren Grad des Sehvermögens wieder zu erlangen, Vor der Operation muß man die Weite und Schärfe des Gefichts jedes einzelnen Auges und beider Augen zufammen forgfältig unterfuchen, damit man nachher im Stande ift, die Wir: tungen der Operation richtig zu würdigen. Das Sehvermögen cines fchielenden Auges ift, in der Negel, mangelhaft, fo daß der Kranke felten gewöhnliche Drudfchrift le: fen Eann. In manten Fällen Eann er auch eine größere Schrift nicht Iefen, ja nicht einmal eine Perfon von der andern unterfcheis den. Man bat Grund, anzunehmen, daß diefe bedeutende Vermin- derung des Schvermögens des einen Auges oft dadurch entfteht, daß der Kranke diefes Auge befchattet. Bei nicht wechfelndem strabismus ift es, in der Regel, möglich, das Schielen von dem beffern Auge auf das fchledhtere zu über: tragen, und zwar dadurch, daß man das erftere verbindet und fo durch bäufigern Gebraud) die Sehkraft des letztern verbeffert. In manchen feltenen Fällen befigt ein Theil der retina zur Seite des Mittelpuncts eine größere Kichtempfindung als der Mitz telpunct felbft. Wenn diefes der Kal ift, fo bleibt das verdrehte Auge in diefer Stellung, wenn aud) das andere Auge gefihloffen wird, und der Kranke fieht einen Gegenftand fchielend an, wenn er gerade vor ibm befindlich iftz wird diefer aber nach der Seite ge: richtet, fo wird das verdrebte Auge gerade. Zuweilen ift das fchielende Auge vollfommen amaurotiſch; und in diefem Falle muß die Operation bloß als ein Mittel betrachtet werden, durch welches das entftellte Anfehen des Kranken verbefz fert wird. Beim wechfelnden strabismus ift das Sehvermoͤgen beider Augen ziemlich aleich; bei'm nicht wechfelnden ift gewöhnlich der Grad des Schieleng der Verminderung der Sehkraft des ſchlechtern Auges proportionirt. Das Auge, deffen Sehvermögen am unvoll fommenften ift, muß ftets zur Operation gewählt werden. Wenn das Schvermögen beider Augen gut, die Convergenz aber ſtark ift, find zwei Operationen nötbig; if aber die Gonvers genz gering, fo wird, wenn aud das Sehvermögen des ſchlechtern *) D. b., wo der Kranke bald mit dem einen, bald mit dem ans dern Auge fchielt, 222 Auges fehr unvolllommen ift, eine Operation hinreichend feyn. Eine befhränfe Abductionstraft und Kleinheit der Augäpfel können die Trennung des zweiten abduetor eher nöthig machen, als ir: gend ein Zuftand des Schvermögens,. Es ift notbwendig, den Beginn, die Dauer und die ver— anlaffende Urſache des strabismus vor der Operation genau zu erforſchen. Es giebt Kinder und felbft Erwachſene, welche dann und wann fielen, diefes aber vermeiden Fonnen, wenn fie auf ihrer Hut find. Ein vorübergehender strabismus ift nicht felten eine Folge zu großer Anftrengung der Augen, tiner Gemüthsbewegung oder einer Reizung eines Abdominaleingeweides, die ſich dem Ge: bien mittheilt. Solche Fälle muß man durd Ruhe, Purgirmittel, tonica und eine angemeffene Uebung der Augen behandeln; nur dann, wenn der strabismus eine lange Zeit beftanden hat und bes reits babituell geworden ift, dürfen wir an die Befeitigung deſſel— ben mittelft der Operation denken, (The Cure of strabismus by surgical Operation.) Ueber die Maafe des Herzens bei Erwachfenen. Bon Dr. Ranking. Bei den zu einer genauen Kenntnig der normalen Beichaffen: beit des Herzens vorgenommenen Meſſungen wurden mehr als hun— dert Herzen auf das Genauefte unterſuchtz es wurden aber alle verworfen, welche nur eine Spur von Krankheit zeigten. So kommt 08, daß die gewonnenen Refuftate fich auf 15 männliche und 17 weiblihe normale Herzen befchränten. Das mittlere Alter der Männer betrug 394 Jahr, Marimum 65, Mintinum 26; das mittlere Alter der Weiber 343, Marimum 62, Minimum 18. Alle waren von gewöhnlicyer Körpergröße. Das Ergebniß der Meffun: gen war nun folgendes: Marimum. Minimum. Mittel. WMaͤnnlich 114% 848 32 Umfang an der Bafis (Weiblih 10:8 724 gi8 Männlih 433 33 as EURE ad are u BiE a Ai , \ Männiih HF $s * Dicke des rechten Ventrikels —— Rn Ei \ E i Mannlich 3% zı z Dide des linken Ventrikels Weiblih 22 1 23 , { Männlih 31 = 2: Die des Scptums . ° Weiblich 22 Fe iy Männlih 377 21% 231 Umfang der aorta „ . Weiblich 2:4 2% 232 Männlich 312 233 238 R ıF 17 Umfang der Lungenarterie Weiblih 3 Umfang der rechten Auriculos | Männlih 538 dar 43: Ventricularmündung Weibih 518 343 4 Umfang der linken Auriculo: (Männtih 42% 313 — Ventricularmuͤndung Weiblich 418 237 333 % Es ergiebt fid aus Vorftchendem Folgendes: 1) Das männlihe Herz ift in allen feinen Proportionen gröz Ber, als das weibliche. 2) Die Länge des gefunden Herzens zu feinem Umfange ver: hält fi) etwas weniger, wie 1:2. 3) Die Dicke der Wände des rechten Ventrikels verhalten jid) zu denen des linken beinahe wie 1:3. 4) Die Lungenarterie ift ein wenig weiter, als die aorta. 5) Die rechre Auriculo-Ventricularmuͤndung beträgt beträchtlich mehr, als die der linken, indem der Unterfchied beinahe 1 Zoll bei beiden Gefhlechtern beträgt. Was nun krankhafte Veränderungen des Herzens betrifft, fo hat ſich Folgendes ergeben: der Umfang des Herzens ift oft vers 225 arößert, felten verkleinert; ſelbſt bei Phthiſis fand ſich in 7 Fällen nicht ein einziges Mal das Maaß unter dem Marimum der normalen Maafe. Die größte Zunahme findet ſich bei Hypertrophie mit Dilatation der Ventrikel, wobei ſich einmal ein Umfana von 12} Zoll fand. Die Länge des Herzens nimmt bei allen Fällen von Dilas tation der Ventrikel zu; fie betrug mehrmals über 5, einmal fogar 57 Zoll. Die Dicke des rechten Ventrifels Fann zunehmen; häufiger fins det fih eine Abnahme; doc fanden ſich Fälle von Hypertrophie einmal bis zu 4% eines Zolls, ein andermal bie zu 37 und einmal fonar 3%, in welchem Falle indeß die aorta aus beiden Ventrikeln entfprang und der linke Ventrikel dünner war, als der rechte. Der linke Ventrikel erleidet ebenfalls Veränderungen; am häus figften Verdickung, felbft bis zu einem Zoll, feltener Verdünnung, Ebenfo it das septum der Hypertrophie und Atrophie unterworz fen, bis zu 3% und herab bis zu 4}. Die Pulmonarmündung ift aus nicht angugebenden Urfachen nur felten einer Veränderung unterworfen; bei angebornen Miße bildungen findet man bisweilen eine Verengung. Die Aortenmüne dung findet ſich ebenfall® bei angebornen Mißbildungen bisweilen verengtz; häufiger finden fih Erweiterungen, z. B., im erſten Stadium der endocarditis, wonach ih einem fpätern Stadium durch Ausſchwitzung an den Klappen Berengerung folgt. So fand ji einmal der Umfang nur 17°; Zoll. Die hauptfächlichfte Erankhafte Veränderung der rechten Auri— ceulo-Ventricularmündung ift Dilatation; am häufigften aleichzeitig mit Dilatation der Höhlen, welche die häufigfte Krankheit des Her— zens ausmacht. Die größte Erweiterung betrug 65 Zoll. Con: traction diefer Mündung ift ebenfo, wie jede andere Folge von Herzentzündung , auf der rechten Herzſeite felten. An der linfen Auriculo = Ventricularmündung kommt Zur und Abnahme vor; die erftere ift nicht fehr häufig und findet fich als— dann verbunden mit Dilatation der Höhlen der linken Seite, Ein- mal ma$ die Mündung 5! Zoll, während die der rechten Eeite nur 4U Zoll maß. Gontraction diefer Mündung ift, wie an der Xortenmündung, Folge entzündlicher Verdickung des endocardium. Mill man die Wirkung der Krankheit an diefer Mündung unter: fuhen, fo muß man unterfcheiden, ob eine wirkliche Gontraction, oder Verkürzung und Verwachſung der Mitralklappen vorhanden ift, welche Iegtere die Muͤndung bisweilen bis auf einen engen Schlitz reducirt, während die eigentliche Auriculo » Bentricularöffnung nie: mals unter 21 Zoll betrug. (London Med. Gaz., March 1842.) Miscellen Ueber die Diät bei diabetes mellitus hat Herr Bravais cine Beobahtung bekannt gemacht, welche den Nutzen 224 der vonBouchardat vorgeſchlagenen rein animaliichen Diät auf’s Neue beweiſ't. Ein 67jähriaer, ſehr dicker Mann, litt ſeit längerer Zeit an Dyfurie, welche fich beträchtlich fteigerte, fo daß er im October 1840 drei Wochen lang catheterifirt werden mußte. Er erhielt ein decoctum Gentianae. Am 16. November Eonnte ce etwas Urin laffen, aber es zeigten ji die Symptome des diabe- tes, brennender Durft, dünner, reichlicher Urin, Vuls 130 bis 140. Am 18. war die Quantität des Urins bereits 8 Litres; er war zuckerhaltig. Es wurde fogleich die animalifche Diät angefangen z aber erft nach 13 Tagen ſank die Quantität des Urins allmalig auf 7,6 4 und 3. Trotz der guten Quantität der Gerichte er— trug der Kranke doch die Entziehung des Brodes fehr fchwer. Am 12. December erlaubte fih der Kranke eine Abweichung; ſogleich nahmen die Zufälle zu. Ruͤckkehr zu der ftrengen Diätverordnung brachte alles wieder in Ordnung. Die Quantität des Zucere war von Zag zu Tag geringer. Zuerit 20 Grammes in 3 Litres Urin. Um 18. December dagegen 22 Grammes in 6 Eitter, wobei Harn ftoff nicht fehlte. Am 24. Sanuar ließ der Kranke nur noch 2 Lie tres Urins ein leichtes Dedem am Fußgelenke wurde durch Einreis bungen mit Digitalietinctur befeitigt, Man geftattere nun etwas Brod, hierauf Reis und Kartoffeln; die Körperfülle Eehrte wieder, und am 1. April Eonnte der Kranke feine gewöhnliche Lebensweife wieder beginnen; er erlitt keinen Rückfall. (Revue med,, Dec. 1841.) Ueberdie Wirkung der digitalis bei Epilepfie bat Dr. Sharfey im vorigen Sabre in London ein Schriftchen herausgegeben, welches feines Vaters und feine Erfahrungen (von 1807 bis 1831 zu 50 fteigend) bauptfächlid zu Grunde legt. Die Nefultate diefes Schriftchens find folgende: 1) die digitalis ift, in der Regel, nur bei der einfachen und idiopathifhen Korm der Krank— beit anzuwenden; 2) bei diefin Fällen zahlt die.digitalis eben fo viele Erfolge, wie die Behandlung mit_Höllenftein und die mit Zirpentinöl und fie hat namentlich in allen den Fallen einen guten Erfolg ergeben, in welchen die genannten Arzneimittel nichts gelei— ftet hatten; 3) die befte Korm zur Darreichung der digitalis iſt folgende: 34 Unze frifche Blätter der digitalis purpurea werden in einem Mörfer zerquetfcht, mit einem Pfunde ftarfem Biere digerirt und hierauf ausgepreßt und colirt. Der Kranke nimmt 4 Ungen der Sollatur mit 10 Gran gepulverten trocdnen Blättern; 4) die Wirkfamkeit der digitalis hängt von einer befondern Eigenschaft der Pflanze und nicht bloß von ihrer Wirkung auf die Girculation ab; 5) was man die Gumulationswirkung der digitalis genannt bat, ift nichts Anderes, als das, daß man erft eine gewiſſe Quanti— tät gegeben haben muß, ehe die Wirkung eintritt, welche immer nur das Refultat der gebrochenen Gaben ift, wodurch die Gefah— ren, die mit großen Gaben der digitalis verbunden find ganz wege fallen; 6) das Mittel bewirkt einen Zuftand von Uebelfeyn, wie emetica und einige andere Mittel; 7) die Behandlung der Epi— lepfie mit der Jdigitalis muß immer unmittelbar nad) einem Anfalle beginnen und demfelben niemals vorausgehen. (An inquiry into the eflicacy of digitalis in the treatment of idiopathic epilepsy; by E. Sharkey. London 1841.) Bibliographische Recherches sur l’anatomie et physiologie des mollusques. Par F. A. Pouchet. 1. Livr. Paris 1842. 4& Mit 1 K. Dr. G. T. Hayden’s Physiology for the Public, in a Series of Lectures, No. 1, London 1842. 8. Neuigkeiten Recherches medico-chirurgicales, pour servir a l’histoire 1. de Vasphyxie etc, Par F, M. Ph. Levrat aine. Lyon 1342. 8, Annales de la Societe veterinaire du departement du Finistere. Davon ift jegt der dritte Sahrgang erfcienen. Herne Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, geſommelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalrathe Froriep zu Weinar , und dem Medicinalrathe und Profeſſor Eroriep zu Berlin. N. 47%. (Nr. 15. des XXI. Bandes.) Mai 1842, Gedrudt im Landes = Induftrie- Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Zhlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. rang ute ps? Die Gletfcher- Theorie (Theorie der Eiszeit). (Gortſetzung.) Auf dieſen Theil der Gletſcher, welcher, wie geſagt, die hohen Becken oder Vertiefungen einnimmt, die ſich tief in den oberſten Gebirgsſtock hineinziehen, folgt dann das letzte Glied des Gletſcher— ſyſtems, welches die Waͤnde und Gipfel der Bergkette, ſammt de— ren zahlreichen Auslaͤufern, einnimmt. Der Firn, deſſen fanft con— cave Geſtalt wir zu beſchreiben verſucht haben, wird gewoͤhnlich ziemlich ploͤtzlich von einer Felſenwand oder Eiswand unterbrochen, die erklettert werden muß, wenn wan den eigentlichen Berggipfel erreichen will. Dieſe ſteile Wand, welche faſt allen Gletſchern ei— gen iſt, nennt man in der teutſchen Schweiz Bergſchrund, und die Erſteigung derſelben iſt oft bei der Reife auf irgend einen Hauptberg der Alpen der fchwierigfte Theil des Unternehmens. Sft der Berafhrund überwunden, fo gewinnt die Oberfläche wieder ein gletfcherartiges Anfeben. An den Wänden und felbft auf dem hoͤch— ften Gipfel bietet nun der Schnee cine derbe eisartige Structur dar, bie jedoch an den mehr gefchügten Stellen mit Förnigem Schnee abwechſelt, welder, wie bei'm eigentliben Firn, die mehr eisartigen Schichten von einander fcheidet. Daß man auf den koͤch— ften Gipfeln wirkliches Eis findet, muß Einen gewiffermaßen wun— dern, wenn man bedenkt, daß die Eonnenftrahlen in diefen Höhen mit weit mehr Kraft wirken, als in den niedrigen Regienen, und wiewohl die fortgcehende Anhäufung des Schnees unftreitia groͤß— tentbeils durch den Wind, der öfters Wolken des feinften Schnees, der fi wie Dunft ausnimmt, von den Berggipfeln wegweht, fo wie durch die unmittelbare Verdunftung des Schnees, ohne daf diefer zuvor in die Waffırform übergeht, verhindert wird, fo une terliegt es doc) feinem Zweifel, daß an jedem heißen Sommertage ein eigentliches Aufthauen und in jeder darauf folgenden Nacht cin Gefrieren ftattfindet, fo daß die höchften Kuppen, auf denen ber Schnee überhaupt Stüßpuncte findet, mit einer aͤchten Eisrinde überzogen worden. Sauffure wollte hieran nicht cher glauben, als bis er den Montblanc erftiegen hatte *), von deffen früher vom Gramont aus mit der größten Sorgfalt befichtigtem Gipfel er angenommen hatte **), er beftehe nur aus Schnee. Uebri: gens giebt es Bergſpitzen, denen man es ſchon in der Kerne deut: lich anfieht, daß fie mit Eis bededt find. Mehrere der prächtigen mit Eis überzogenen Pyramiden in der Nähe der Orteles:Spige *) Voyages dans les Alpes, $ 1981. Montblanc. ”*) Ebendafelbft, $$ 530 und 940. No. 1577, ©. auch Auldjo’s kunde in Zyrol beftehen oben offenbar aus maffivem Eife, welches bei gewiffen Stellungen der Gonne fein caractıriftifhes grünes Licht in einer wahrhaft magifchen Weife durdjfallen lößt *). Auch bier ten fehr viele über 10,000 Fuß hohe Berge, die auf der Nord und Oſtſeite jähe Felſenwaͤnde befigen, folgende merkwürdige Erfchei- nung dar: Eiscruften von bedeutender Feftigkeit ragen viele Fuß meit über die Wände hervor und laffen, wenn die Sonne günftig auf dieſelben einfällt, ihre eigenthuͤmliche Färbung in großer Zart— heit wahrnehmen. Diefe Hervorragungen bilden fi durdy daran aewehten Schnee, der von Zeit zu Zeit aufthaut und fich mit eis ner Eiscrufte überzieht, Man Fann, wenn man auf biefelbe tritt und fie weit, in die gefäßrlichfte Lage, ja um’s Leben fommen. Hugi beſchreibt einen ſolchen Sal, wo er ſelbſt in eine der ſchau— derbafteften Lagen gerieth, in der fich der Menfch irgend befinden fann. Bei der Erfteigung des Finfteraarborrs brach cr durd eine der eben beſchriebenen Eisleiften durch, die nur 2 Fuß die war und 5—6 Fuß über eine Felswand von 4,000 Fuß Höhe hinaus- tagte. Zum Glüde hielt einer feiner Begleiter den langen Stab, den Hugi führte, am andern Ende, und indem er auf diefes mit aller Macht drüdte, hielt er Hugi fehwibend, bis andere Hülfe geleiftet werden Eonnte, (Alpenreiſe, ©, 193.) Nachdem wir fo einen Ueberblick der Gletfher von deren un— term Ende bis zu deren Gipfel mitgetheitt und im Vorbeigehen die Entftehungsart vieler der merfwürdigern Erfcheinungen dargelegt haben, wollen wir die zur Erflörung der mechaniſchen $unctionen der Gletſcher, d. h., ihrer Reproductiorsfraft, durch die deren DVerlufte beftändig erfegt werden, und folglich ibrer Bımegung auf» geftellten Theorieen betrochten. Dech erlauben ung die Grängen diefes Artifels nie, in alle Einzelnheiten diefer Theorieen einzu— geben, und wir haben ung auf eine kurzgefaßte Darlegung der beis den Haupttheorieen, der vorzüglichften Thatfachen, die zur Untere ftüßung beider angeführt werden, fowie derjenigen Bedenken zu be— ſchraͤnken, welche der unbedinaten Annakme einer jeden derfelben entgenenzufteben ſcheinen. Zugleich werden wir einige Verſuche an die Hand geben, durch welche die endliche Löfung dieſes Problems erreicht werden dürfte. Die Theorie Sauffure’s (welche zwar fhon lange vor Sauf- fure’s Zeit aufgeftellt worden ift, aber feinen Namen trägt, meil er fie zuerft Far ausſprach) befteht einfach darin, daß die Anhaͤu— fung des Schnees auf den hoͤhern Eisfeldern während des Win- ) Davon fchreibt ſich hoͤchſt mwarfcheinlich der italienifche Name des Drteles, „Monte Cristallo‘“ her. Gapitän Gerard führt an, auf dem Himalaya ſchmelze der Schnee im Sommer deut: lich bei Höhen von mehr als 20,000 Fuß, / 15 227 ters niht nur den Gletfcher fpeife, ſondern ben Gletfiher-feibft bilde; indem durch das Schmelzen des Schnees, ſowie das Einſik— fern und Gefrieren des Schneewaſſers das geförnte Eis entftehe, aus dem der eigentliche Gletſcher und der untere Theil des Firns beftehen *). Die Bewegung des Gtetihers fol duch den Drud des angehäuften Shnees entftehen und diefer Druck nicht nur von der mittlern Höhe des gefallenen Schnees, fondern auch durch den Sturz von Lavinen aus bedeutenden Höhen veranlaßt werden, und der Gletſcher würde fo von oben nady unten gedrängt, während er an feinem untern Ende wegthaut. Nah diefer Theorie findet nicht nur an der obern, fondern auch an der untern, mit dem über 32° Fahrenheit temperirten Boden in Berührung befindlihen Fläche des Gletfchers ein Wegthauen des Eifes ftatt. Diefes Schmelzen des Eiſes don unten, welches dadurch bewiefen wird, daß felbft im Winter die unter den Gletſchern hervorftrömenden Giegbäche nicht verjiegen, muß die Bervegung der Gletfiher auf ihren ſchiefen Betz ten ſehr begünftigen, und es erklärt ſich daraus ebenfalls, warum fich der Gletſcher an den Seiten ſchneller bewegt, als in der Mitte, weil jih dort das Eis von ber Mulde, in der der Gletfcher Liegt, vollitändiger (ſchneller ?) abloͤſſt. Die Spalten entitchen dadurch, daß ſich verfhiedene Stellen des Gletichers mit ungleiher Geſchwin— digkeit bewegen, fowie durch die Unebenheit des Bodens, Über wels chen die ffarre und ſchwere Maſſe des Gletfhers fortrüden muß. Die zweite, ebenfalls febr alte Theorie, welhe von Scheud): zer fhon vor mehr als hundert Jahren aufgefteilt ward, ſchreibt den Gietſchern diefelbe Entftehungsart zu, d. h., durch die Ver: wandlung des Firns in Eis, giebt aber für bie Bewegung der Gletfcher gang antere-Gründe an. Da das Eis der Gleticher nicht mafjiv, fondern porös oder, den DVerthridigern diefer Theo⸗ vie zufolge, vielmehr nad) allen Richtungen von winzigen Spal—⸗ ten durchfegt ilt, fo wird das auf deren Oberfläche ſich bildende Waſſer duch Haarröhrchenangiehung in diefe Riſſe gefaugt, und bei dem unmittelbar darauffolgenden Gefrieren dehnt ſich alsbald bie Gietfchermafe aus. Diefe Ausdehnung gefhieht in der Rich— tung, nad welcher zu der Widerftand am Geringſten iff, alfo fent« recht aufwärts oder nach der Dide des Gletfhers, ſowie in der Längsrichtung des Gletſchers vor⸗ oder niederwärts. Diefe in neues ver Zeit von Zouffaint und Charpentier wieder aufgenoms mene Theorie wird von Zean de Charpentier, Agaffiz und Andern mit vielem Scharffinne vertheidigt. Bei der lebhaften Polemik, welche über dieſen Gegenftand noch jest fortgeführt wird, ifE ung öfters der auffallende Mangel an rich⸗ tigen phyſicaliſchen Anſichten, bei der einen, wie bei der andern Parthei, aufgefallen. Wir wollen die uns wohlbegruͤndet ſcheinen⸗ den Einwuͤrfe gegen jede der beiden Theorieen angeben und dem Leſer überlaffen, zu beurtheilen, inwiefern er fich bei dem gegenz wärtigen Stande der Frage für die eine oder die andere entfheiden möchte. fi Was zuerſt die Gravitstionstheorie anbetrifft, fo paffen Sauffure’s Anfihten vorzüglich auf Gletfher, welche auf einer ſtark geböfchten Sohle, Sowie durch Thäler von ziemlich gleicher Breite ohne bedeutende Vorgebirge herabfteigen, zumal wenn bie Zbäler nad unten zu allmälig weiter werden. So verhäft es ſich bei mehrern &letfchern des Chamouni:Thales, welche juner ausge zeichnete Korfcher befonders ſtudirt hat, 3. B., mit dem Glacier du Bois theilweife, mit dem Boſſons-Gletſcher und dem Miager und Brenva-Gletſcher auf der ftalienifchen Seite des Montblanc, Allein anders geftsltet fi die Sache, wenn das Gefälle fehr ge: ring, die Maffe des Gletfchers fehr ausgedehnt und das Thal, ftatt fih nad unten gu erweitern, daſelbſt verengt ift, wie es lich, % B., bei dem merkwuͤrdigen Aletſch-Gletſcher verhält, der von den Firmen der Zungfrau, des Mönche, des Eigerd und ber Berge des obern Loͤtſchthales gefpeil’t wird, während er in einer engen Schlubt ausgeht, bie bei Brieg In das obere Rhonethal einmüns det. Die Oberfläche diefes Gletſchers bietet faft durchgehende eine Boͤſchung von nur 3° dar *), Es läßt fih gewiß ſchwer begreis *) De Sauffure, $ 536. ) Plie de Beaumont, M&moires etc,, Tome LV., p. 215, 223; i 228 fen, wie die bloße Schwerkraft bei einer fo gelinden Boͤſchung die gewaltige Reibung des Eifes auf einem fo ausgedehnten Bette überwinden Fönnte. Uebrigens ift in Anfchlag zu bringen, daß der Boden wahrfcheinlich weit ftärker geneigt ift, als die Oberfläche an derjenigen Stelle, wo die Anhäufung des Eifes am Bedeutendften ift. Denn der Niveauunterfcied zwiſchen dem Anfange des Firns des Alerfchgletfhers am Abhange der Jungfrau und dem unter Ende des Gletſchers beträgt 6,000 — 7,000 Parifer Fuß. Die Länge des Gletfhers mit feinen Krümmungen fcheint, nad der Weißfchen Karte, etwa 4 Schmweizerfiunden oder 72,000 Fuß zu betragen, daher der Boden fid) im Durchſchnitt auf 10 Fuß um 1 Fuß fenkt, was eine fehr bedeutende Boͤſchung ift, die, 4. Br auf der Simplonftraßge nirgends überfhritten ift (5°42'). Allein felbft diefe Neigung ift, im Vergleih mit der gewaltigen Friction und Adhaͤſion einer folchen zwifchen Felſen eingelagerten Eismaffe, fehr unerheblich, und wir halten diefen Einwurf gegen die Saufs furefche Hypotheſe für einen der ftärfften. Der entgegengefegte Einwurf, den Charpentier (E. 32) gegen die Sauffurefihe Theorie vorbringt, fcheint uns weniger erheblich. „‚Durd) welchen Widerftand, fragt er, kann ein Gletſcher abgehalten werden, an einem zu 45° geböfchten Abhange hinabzus gleiten, wie es bei den von dem Dent du Midi herabfteigenden Glets fhern der Kal it?’ Wir antworten: „Durd die Reibung.“ Wo die Reibung der Schwerkraft das Gleichgewicht hält, was kei— neswegs felten der Fall ift, ift 45° der Winkel, bei welchem ein Körper fih in Ruhe befindet. Herr &, Rennie fand, daß die polirten Gewölbfteine der Londoner Brüde, welche von Granit find, erft bei einem Winkel von 33—34° auf einander hinglitten *). Auh dem Einmwurfe dejfelben fcharflinnigen Forſchers, daß fich der Gletfher im Sommer am ftärkfteu bewegt, während er im Winter, wo der Drud des Schnees am ftärkften ift, ruht, können wir fein großes Gewicht zufchreiben. Im Winter ift der Sletfcher an feinen Rändern fo feſt angefroren, daß er dann, wenn feine uns tere Flaͤche auch theilweife abgelöf’t bleibt, unmöglich bedeutend vorrüden kann. L 2 Bei der Grapitatienstheorie liegt eine Hauptſchwierigkeit in tem Umitande, do$ die Bewegung der Gletſcher nicht plöglich oder ruckweiſe einzutreten |cheint, wie wir es doch erwarten müßten, wenn diefelbe daher rührte, daß die Schwerkraft das Uebergewicht über die Reibung hätte. Die Angaben, dag Gletfcher zumeilen mehrere Fuß auf einmal vorgerücdt fegen, betrachtet man allgemein für erdihtet (Dugi, ©. 368 und Agaffiz). ; Ein widhtiger, obwohl unferes Wiffens noch nicht unummunden vorgebradjter Einwurf gegen die Sauffurefhe Theorie fcheint uns folgender zu fenn: Wenn fih die Maffe des Gletfchers nicht nad) ihrer ganzen Stärke erfegt und dabei der ganzen Einwirkung der Verdunftung und des Thauens ausgefegt ift, wodurch befannte lich deffen Die zuweilen binnen einer Woche um I Fuß dermins dert wird, wie kommt es da, dag deffen Oberfläche im Allgemeinen fo fanft geböfiht ift und derſelbe fich fo tief in die Thäler herab erftredt? Wenn der Gletfher abwärts ruͤckt und zugleih von feir ner Oberfläche aus dünner wird, fo muß cr jtets geneigt fenn, die Keilform anzunehmen und unten in eine fcharfe Kante auszugchen. Das Marimum des Wegthauens d. h., 1 Fuß wöchentlich, dürfte etwa 4 Monate des Jahre über ftattfinden und während ber übris gen 8 Monate der Abgang unmerktich feyn. So würde denn der Gletſcher jedes Fahr etwa 16 Fuß an Dide verlieren. Wenn der- *) Philosophica! Transactionse, 1829. Das Eie, wenn es nicht angefroren, fondern durch darunter hinriefelndes Waffer ge« glättet ift, auf einem felfigen Boden von 45° Boͤſchung eine das Herabrutfchen verbindernde Reibung darbieten follte, ift kaum anzunehmen. Allein ein ſolcher Gletfiher wird eines« theits oben an dem Kirn, mit dem er verwachfen ift, einen Halt, und anderntheils unten, an feiner eianen Fortſetzung auf weniger geböfchten Gründen eine feinen Sturz verbindernde Stüge finden, während die Cohaͤſion feiner Majfe ihm aller: dings auch die Unebenheiten der zu 45° geböfhten Wand zu Bute kommen läßt, D. Ueberſ. 229 felbe nun binnen der. nämlihen Zeit nad) feiner Laͤngsrichtung 320 Fuß weit vorgerüdt wäre, fo würde bie von dem Wegthauen herz zührende und von der Sohle des Gletſchers unabhängige Boͤſchung nur 1 Fuß auf 20 Fuß betragen. Hierzu kommt aber noch der an der unteren Flädye ftattfindende Abgang. Wir haben bemerkt, daß man als einen wefentlihen Theil der Sauffurefhen Theorie den Umftand betrachtet bat, daß das Un tertheil des Gletſchers beftändig durdy die Erdwärme angegriffen und auf bdiefe Weife das Gleiten des Gletſchers in feinem Wette erleichtert werde. Einer der fhwierigften Puncte der ganzen Frage ift nun aber: in welcher Beziehung der Gletſcher zu den ihn ftüz: zenden Gebirgsarten fteht. Allerdings haben Charpentier und Agaffiz mehrere Gründe angeführt, die dafür ſprechen, daß die fih berührenden Oberflächen des Gletfchers und Bodens nie höher, als der Gefrierpunct und bei einer gewiffen Höhe über der Mee— resoberfläche ftets niedriger, als der Gefrierpunct temperirt feyen, und fie haben ihre Anficht durdy die fehr achtbare Autorität Bir Thoff’s zu beftätigen aefucht. Sie haben ſich aud) zu dem Schluffe berechtigt geglaubt, daß das Eis bis auf feine Sohle feft gefroren fey, was Agaffiz (©. 161) anzunehmen für durchaus nötbig bält, um zu erklären, wie der Gletfcher mit feinen tiefen Epa'ten fortbeftehen Eönne, wenn die Eispyramiden voneinander beinabe getrennt ſtehenz und Gharpentier (©. 95) folgert dieß aus den von Herrn Bene am Gietrox » Glerfker wiederholt angeftellten directen Beobachtungen. Dennoch ſcheint diefen Herren nie beige: fallen zu feyn, daß, wenn der Gletfdyer, wie jie annehmen, forte während bis zu feiner Sohle hinab gefroren wäre, derſelbe nie auf irgend eine Weife wirklich vorrücen Fönnte, während fie doch alle zugeben, daß ein ſolches Vorruͤcken ftattfinde, ‚Ein foldes Feſtgefrorenſeyn,“ ſagt Ugaffiz (©. 162), „ſchließt ohne Weiteres jeden Gedanken an ein Fortgleiten aus, und wenn dennoch der Gletſcher vorwärtsfällt, fo kann dieß nur gefchehen, wenn das Gewicht der auf einer geneigten Ebene liegenden Mafs fen deren Adhäfion an die Bafis überwindet. Aber wie, wird man fragen, Eann ein Gletfcher fortrücden, wennaleih er fortwährend an feiner Unterlage feft hängen bleibt? Dieg will ich mich darzu— thun bemühen.’ Uns fcheint jedoh Herr Agaſſiz dieß Feineswegs dargethan zu haben. Die Frage bleibt unbeantwortet und läßt fi) auch gar nicht beantworten. Der Gletfher kann durch eine andere Kraft als die Schwerkraft in Bewegung gefegt werden, und diefe Kraft kann die von jenen FKorfchern angenommene Erpanfion ſeyn; allein fey dem, wie ihm wolle, diefer Kraft gelinat es, den Gletſcher forte zubewegen, während der Felfenboden, an dem er liegt, an Ort und Stelle bleibt. Kann dieß aber geſchehen, ohne daß ſich die eine Oberfläche von der andern abloͤſ't? Wir halten dieß für un: moͤglich. Die groͤßte Inconſequenz liegt aber darin, daß die Schuͤler Charpentier's die Bewegung der Gletſcher auf ihrer Felſen— fohle fo ausdrüdtlich behaupten und ihrer zur Erklaͤrung der Ers fcheinungen eben fo nothwendig bedürfen, wie die Anhänger S aufr fure's. Charpentier befämpft (©. 105) die Anſicht, daß die Reibung zwifchen dem Eife und deffen Unterlage ftärker feyn Eönne, als die von ihm dem Gletſcher heigemeffene Erpanfionstraft. An einer andern Stelle fagt er: „die der ganzen Maffe des Gletfchers durch deffen Ausdehnung mitgetheilte Bewegung erzeugt eine fo beträchtliche Reibung an den Felfen (welche deffen Bett bilden und ihn ftügen), daß deren Oberfläche abgenugt, ausgehöhlt, geglättet, ja faft wie polirt wird, wenn der Stein die zur Annahme einer Politur erforderliche Härte befigt‘’ (©. 42); und Agaffiz fpricht noch beftimmter von „der Schlamm: und Kiesſchicht, die ſich zwifchen dem Gletſcher und der Thalfohle befinde” (S. 194), fowie von „‚abgerımdeten Steinen, auf denen ſich die Gletfcher in ibrem untern Theile bewegen” (©. 197). Wir fürdpten, dieſe Herren beweifen zu viel. 2) Wir menden uns nun zu den Gründen, die man gegen bie Ausdehnungstheorie aufgeftellt bat oder aufftellen Kann, bei welcher angenommen wird, ber Gletfcher nehme bei Tage Waffer in alle feine feinften Ritzen auf, daffelbe gefriere des Nachts, dehne den Gletſcher aus und treibe ihn abwärts: 230 Den erften Einwurf, deffen wir gedenken wollen, brachte N ek: ter bei Gelegenheit feiner eifrigen VBertheidigung der Theorie Sauffure’s, feines Verwandten, und zwar in der oben citirten Schrift vor. Er behauptet, die angenommene Verlängerung bes Gletſchers könnte nicht auf Rechnung der ganzen Ausdehnung bes gefrierenden eingeficerten Waſſers gefegt werden, da der mafe five Eisflumpen ſich ebenfowohl ſenkrecht aufwärts und nach den Seiten zu ausdehnen würde, als in der Längsrichtung *). Anges nommen, das Volumen des Waffers vermehre ſich bei'm Gefrieren um cin Sicbentel, fo dürfen wir de&halb nicht fliehen, der Glet⸗ ſcher werde, wenn deffen Maſſe aufthauete und wieder gefrörc, um ein Eiebentel länger werden; „denn, fagt Herr Necker, man würde eine fehr irrige Anficht von der Natur und Stärke der Mo: leculärkräfte haben, wenn man glauben könnte, die Schwerkraft koͤnne denfelben ein wirtfames Hinderniß entgegenfegen, fo daß fich der Gletfcher nur thalabwärts ausdehnen müßte. In ihrer Thaͤ— tigkeit auf fehr winzige Räume befhränkt, wirft die Ausdehnungs- fraft, wie die Giyftallifation, mit gaͤnzlicher Hintanfegung der Schwerkraft, da bekanntlich in’sbefondere die Ausdehnungskraft ins nerhalb Eieiner Räume eine faſt unmiderftehliche Macht ausübt," Neder, ©. 153. Dieß ift vollfommen richtig; allein daraus läßt fich nicht folz gern, daß, weil die Ausdehnung unmiderftehlich wirkt, die Korm der Maffe diefelbe bleiben und ven dem Zune, den ihr die Schwer: fraft ertheilt, gar nicht betheiligt werden müfe. Wenn wir den Gletſcher für einen völlig ftarren Körper erklären (was cinen eis genthümlichen Zuftand der Molecülen vorausfegen würde, der von der Eigenfcyaft der Ausdehnungsfähigkeit ganz unabhängig ift), fo muß er alleıdings während der Ausdehnung eine Geftalt annch« men, bie feiner vorigen ähnlich.ift, d. b., er muß fi nad der Länge, Breite und Dicke verbaltnigmäßig gleich ftarf ausdehnen. Diefe abfolute Starrheit kann jedoch, wenn wir auch im Uebrigen die Theorie einen Augenblick gelten laffen wollen, dem Gierſcher nicht zugefchricben werden; denn feine Structur befigt eine gewiffe Nachgiebigkeit, ohne welche in der That, wegen der Uncbenheiten und Verengerungen des Bettes, in dem er liegt, ein Vorrüden def: felben nicht ftattfinden koͤnnte. Vermoͤge dirfer geringen Geſchmei— digkeit der ganzen Maffe dürfte alfo die Ausdehnung derfelben hauptfäclich abwärts wirken. Allein felbft wenn wir zugäben, fie finde nady allen Richtungen gleichförmig ftatt, würden wir der Tolgerung des Herrn Necker nit beipflichten fönnen, daß bie Ausdehnung des ganzen Glacier du Bois Feine 6,83 Fuß nad) jer der Nichtung betragen würde. Zuvörderft würde die Ausdehnung in der Laͤngsrichtung, weil der Gletfcher eine weit größere Ränge, als Breite und Dice befigt, weit bedeutender feyn, als nad) den andern beiden Dimenfionen, und die Ausdehnung mürde ziemlich ein Drittel des cubifhen Inhalts oder genauer ein Zweiund— awanziaftel jeder Cincardimenfion betragen. Wenn wir nun mit Herrn Neder die Länge des Glacier du Bois zur 4,000 Foifen annehmen, fo würde die Ausdehnung in der Länge 182 Toiſen oder 1092 Franzoͤſiſche Fuß betragen, wenn das fämmtliche Eis des Sletfhers von Neuem gefröre. Wir wiſſen durchaus nicht anzus geben, wie Necker zu feinem, offenbar irrigen Refultate ges langt ift- Wenn der Raum e8 ung geftattete, fo Eönnten wir auch dars thun, weßhalb die auf den jährliben Regen: und Schneefall ges gründete Berechnung beffelben Verfaffers ung nichts gegen die Aus» dehnungstbeorie zu beweifen fcheint, bei weldyer nicht nur von aus der Atmofphäre ftammenden, fendern auch von dem aus der Maffe des Gletſchers entſtandenen Waffer die Rede ift, welches die Pro: *) Herr Agaffiz hatte die Sache folgendermaaßen dargelegt: „Da der Gletfher auf beiden Seiten von ben Thalwänden, fowie nach oben zu von dem Gewichte der obern Eismaffen begränzt wird. fo äußert fich natürlich die ganze Wirkung der Ausdehnung in der Richtung der Böfhung des Thalg, weil dieß die einzige Seite ift, nach welcher ein freier Ausweg ftatt« findet, und wohin fie überdieß vermöge der Schwerkraft fich zu äußern vorzugeweife Neigung haben muß.” ©, 165 —165. 1017 231 ceffe des Gefrierens und Wiederaufthauens fort und fort abwech⸗ felnd erleidet. BR Das Vorhandenfeyn weiter Spalten, weldje das Eis in ſenk⸗ rechte Abſchnitte theilen, bildet einen Haupteinwurf gegen die Aus— dehnungstheorie, weil es mit der von Charpentier (©. 12) als die unmittelbare Urfache der Bewegung dargeftellten allgemeinen Spannung unvereinbar ift. Dagegen liege ſich mit einigem Sceine von Wahrheit einwenden (Eharpentier, ©. 108), dieſe Spal: ten erftrecten fidy nie bis auf die Sohle des Gletſchers, fondern eriftirten nur theilweife und mit Unterbrechungen, fo daß fie der Starrheit des ganzen Gletfhers einen Eintrag thun könnten, Auf der andern Seite haben wir nad der Sauffurefchen und, nad) dem früher Bemerkten, wohl nad) jeder Theorie nur anzuneh— men, daß die unterfte Schicht des Gletfchers nirgends getrennt fey (mas denn aud), aller Wahrfcheinlichkeit nach, der Fall it), um def: jen Abwärtsrutfchen zu begreifen *). *) Der Sinn diefer Stelle des Driginald leuchtet nicht deutlich ein; denn gerade nach der Saujfurefchen Theorie, nad) wels cher die Bewegung des Gletfchers von der Schwerkraft ab: bängig gemacht wird, würde das Abwärtsrutfchen deffelben ebenſowohl ftattfinden, wenn er aus einer gewiffen Anzahl aneinanderliegender mächtiger Schollen beftände, als wenn die unterjte Schicht deffelben ein nirgends unterbrochenes ausge— 232 MNiscellen Ueber die Function der Eryftalllinfe im Auge hat Herr Adda an die Academie der Wilfenfchaften zu Paris cine Mittheilung gelangen laffen, in welcher er verfichert, erkannt zu haben, daß die Einfe immer denfelben focus behalte, es mögen die Eichtftrahlen parallel oder Ddivergirend oder convergivend auf fie einfallen. Um dieſe Thatfahe zu conftatiren, hat er in ein ges ſchwaͤrztes Rohr eine Eryftalllinfe von einem Dchfen fo angebracht, daf fie das Objectiv eines Sehrohrs wurde und er hat gefunden, daß der focus immer derfelbe blieb, man mochte die Gegens ftände nahe oder entfernt gebracht betrachten. — Herr Arago bemerkt bei diefer Gelegenheit, wie man wohl gewußt, daß die Eryftalllinfe nicht in ihrem ganzen Umfange von derfelben Dichtig— feit fey und gedacht habe, daß dieſe Dispolition zum Zwecke habe, die Ubweihung der Sphäricität, die aus der zu beträchtlichen Res fraction dee im Umfange der Gircumfereng durchgehenden Strah— len entſtehe, zu corrigirenz daß aber die Erperimente des Hrn. Adda nicht mehr geftatten würden, dieſe Erklärung beizubehalten. Die Unterfuhung foffiler Stämme holzartiger Gewächſe hat Heren Profefor Unger in Gräg feit einiger Zeit befchäftigt, er hat audy die Berfuche Nicol’s, And. Pritchard’s und Witham’s wiederholt und weitergeführt, und die Refultate dehntes Eisfeld bildete. D. Ueberf. in dem Neuen Jahrbuche für Mineralogie, Geognofie, Geologie (Sortfegung folgt.) und Petrefactentunde von v. Leonhard und F. Bronn, 1842, _— 2. Heft ©, 149, mitgetheilt. ' * ——————— VEREEN Hei Eck Ban — Ueber Gichteoneremente nebft einer neuen Gur- methode. Von Dr, Alexander Ure. Es ift bekannt, daß bei gichtkranken Perfonen in vers fhiedenen Höhlen des Körpers häufig die Ausſchwitzung ei- ner weißen Flüffigkeit ſtattfindet. Dieſe Fluͤſſigkeit befteht aus Serum und harnfaurem Natron, denen zuweilen noch eine geringe Quantität harnfauren Kalks beigemifht iſt. Im Verlaufe der Zeit werden die waͤſſerigen Theile reſor— birt, mit Hinterlaffung eines weichen, thonigen Ruͤckſtandes, welcher fpäter hart und zerbrechlich wird und die fogenann= ten tophi oder Kreideſteine bildet. Die Gicht kann als eine fpecififche Entzündung betrach— tet werden, welche die feröfen und fibröfen Gewebe zu afft- citen fcheint. Wir finden daher obige Ablagerungen meifteng in den Gelenkhöhlen, den Scleimbeuteln, den Ligamenten in der Nähe der Aponeurofen und des Zellgewebes und in dem periosteum. Zuweilen hat man fie felbjt zwifchen der cutis und epidermis angetroffen. Ein merkwürdiges Beifpiel von tophis in den um ein Gelenk befindlichen Ligamenten, Sehnen und Aponeuro= fen ift von Lobftein *) beobachtet worden, und ein ande: res von Ban der Boon Meſch ). ) Compte Rendu sur les Travaux Anatomiques. Strasbourg *) Eene scheidkunde ontleding van der Jichtkalk in Bydra- gen tot de naturkundige Wetenschappen. Amsterdam 1826. D. I. No. 2, p. 127. Die Ausfhwisung, in Folge deren dieſe Concremente entftehen, findet nicht nur während der Anfälle der Gicht, fondern auch in den ZImwifchenzeiten ftatt; und da die Ex— tremitäten des Körpers, befonders die Hände und Füße, vore züglih der Sig der Krankheit find, fo kommen in ihnen die bedeutendften Ablagerungen vor. Zuweilen jedoch erfcheinen fie audy in der Gegend des Kiefergelenkes und der Articulas tionen des NRüdgrats *). Eine merkwürdige Thatfache, welche in Mr. Moore’s im erften Bande der Transactions enthaltenem, [häßbaren Auffage über Gichtconeremente deutlich nachgemiefen ift, ift diefe, daß, obgleich der hier flattfindende Proceß gemöhnlich nad) einer Entzündung eintritt und von diefer auch beglei- tet wird, dennoch Feine Ergiefung von congulabler Lym— phe oder die Bildung einer neuen Hülle oder Cyſte um den Ablagerungsſtoff — wie dieß bei'm Eiter in einem XAbfceffe der Fall ift — flatefindet. Es ijt diefes ein Umftand, der deutlich zeigt, daß die Entzündung hier Eeinen phlegmonöfen Character habe, und daß das Nichtreforbirtwerden der abges lagerten Materien phyficalifhen Urſachen zuzufchreiben ſey. Die Bildung der Gihtstophi ift nicht auf den Men: fhen allein befchränkt; diefe Eommen auch, wenngleich feltes ner, bei Thieren vor, wenn fie in ein ähnliches Verhaͤltniß verfegt, d. h., wenn fie eine längere Zeit hindurch vorzugs— weife mit ſtickſtoffhaltigen Subftanzen gefüttert werden. Als ) Dtto, Pathologifhe Anatomie, 235 drovanbi, ein fehr berühmter Autor des fiebenzehnten Sahrhunderts, hat die Wirkungen einer foldien Nahrung auf Raubvoͤgel, befonders Falken, genau befchrieben: „Quae quidem nihil aliud est, quam tumor durus, ac gypso similis, circa digitorum articulos, estque malum maximi in rapacibus momenti. Impedit enim, quo minus praedam captare possint, et in- eurabile plerumque est, quiequid dicant alii‘* *). Gichtfteine erreichen zumeilen einen ſehr bedeutenden Um: fang; Otto berichtet, daß er fie größer als eine Wall: nuß gefehen habe. Sie verurfahen daher eine größere oder geringere Deformität, ſchwere Beweglichkeit der betreffenden Gelenke und Schmerzen; in manchen Fällen geben fie zu eis ner fpontanen Luxation, in andern wieder zu einer vollſtaͤn— digen anchylosis Veranlaſſung. Wenn fie groß find, fo drüden und fpannen fie die umgebenden Theile und verans laffen nicht felten eine Ufceration der Hautbedeckungen. Es find mir mehrere Falle von Perfonen bekannt geworden, bei denen diefe Erankhafte Formation eine Reihe von Fahren ununterbrochen fortgedauert hat, fo daß fie endlich an jedem Gelenke gelähmt und zur Erfüllung ihrer Berufspflichten gänzlid) unfähig waren. Da ein Theil harnfaures Natron ungefähr 4,000 Theile Waffer zu feiner Auflöfung erfordert, fo kann man mit Grund annehmen, daß die Hartnädigkeit der obigen Ablagerungen dem Umftande zuzufchreiben fey, daß fie in den Slüffigkeiten, mit denen fie in Berührung fommen, fo wenig löslich find. Sch bin daher, in Folge einiger Unters fuhungen über die chemifchen Beftandtheile der Nierenfecre tion gewiffer niederer Thiere auf den Gedanken gefommen, daß man einige Mittel ausfindig machen Eönnte, die ung in den Stand festen, jene Secretion bei'm Menfhen auf dem Mege der Girculation fo zu modificiren, daß die harnfauren Salze für eine Zeitlang ganz daraus verfhmänden. Die grasfreffenden Thiere, wie das Pferd, das Nind ıc., fondern in den Nieren eine eigenthuͤmliche Säure (Hippur: fäure) ab, welche im Harne mit Natron verbunden vors kommt. Nun ift das hippurfaure Natron, welches man als ein Analogon der Bafis der Gichtſteine anfehen kann,“ ein fehr leicht Lösliches Satz (ed Löft ſich ſchon in zwei Theis len bis zu 60° Fahr. erwärmten Waſſers auf), wie dieß auch andere bippurfaure Salze find, die Kali oder Am- monium oder Kalk zur Bafis haben. Es ſchien daher mwahrfcheinlich, daf, wenn wir im Stande wären, folche the: rapeutifhe Mittel in Anwendung zu bringen, durch welche die menfchliche Niere beftimmt würde, Statt der Harnfäure diefe Säure zu fecerniren, wir dadurch die in Rede ftehenden Ablagerungen beherrſchen und verhindern würden. Im Laufe des vergangenen Sommers habe ih mid durch wiederholte Verfuche, die ich zuerft an mir felbft und dann an gichtkranken Perfonen angeftellt habe, überzeugt, daß die obige Subftitution, ohne die geringfte Gefahr, das *) Ornithologia, vol, L, p. 456, 234 Allgemeinbefinden zu flören ober die Harnwerkzeuge zu reis zen, vollftändig erreicht werden Eönne. Die zu diefem Iwede angewendete Subſtanz war die Benzoejäure. Wenn man eine Stunde nad) der Mahlzeit einen Scrupel diefer Säure zu fih nimmt, fo wird man finden, daß der nach einigen Stunden entleerte, fünf bis ſechs Unzen betragende Urin, wenn man eine geringe Quantität Salzfäure zufest, einen reichliben Niederſchlag ſehr ſchoͤner, rofenrorh glänzender, na— delfoͤrmiger Cryſtalle ergiebt, welche, wenn man ſie einen Tag ſtehen läßt, ungefähr 15 Gran wiegen, Mikroſcopiſch unterfucht, ftellen diefe Groftalle die cha— racteriftifche Sorm der Hippurfäure dar, naͤmlich vierfeitige Prismen mit biedrifhen Spigen *). Dagegen wird man in diefem Urine nicht die geringite Spur von Harnfäure oder irgend einem Salze derfelben, oder von Benzoẽſaͤure entdeden fönnen, Saft daffelbe Nefultat erhält man, wenn benzoefaures Ammonium oder Kali angewendet wird, und unter befondern Umftäinden dürfte dag eine oder das andere diefer Salze der einfachen Säure noch vorzuziehen fen. Man giebt die: felben entweder im neutralen Zuftande, oder wenn in den erften Wegen die Dispofition zur Süurebildung vorhanden ift, mit überfhüffiger Bafis, indem man die Dofis in jedem einzelnen Falle der Beſchaffenheit der Harnfecretion, von der man fi vorher durch die analysis Gewißheit verfchafft, anzupaffen fucht. Durch diefen wunderbaren Stoffiwechfel, der nur mit- telft eines biochemifchen Proceffes bewirkt werden kann, fe- hen wir alfo eine organifche Säure, welche 8 Atome Stid- ſtoff und 10 Atome Koblenftoff enthält, durch eine andere erleßt werden, welche nicht weniger, ald 18 Atome Kohlen— ftoff und nur 2 Atome Stidjtoff enthält, und man fann daher die Wirkung leicht einfehen, die dieſes in einer Krank: beit haben muß, welche viele ausgezeichnete Pathologen alg eine Folge des Ueberfluffes an Stidftoff im Organismus betrachten. Es leuchtet von felbft ein, daß diefe neue Behand: lungsweife, die übrigens andern Heilverfuhen feinen Eintrag thut, beharrlich eine längere Zeit fortgefegt werden muß, be: vor irgend ein entfprechender Erfolg eintreten Eann, Inwie— fern diefelbe bei den verfchiedenen mit der gichtiſchen Dia: thefe verbundenen Steinfrankheiten anwendbar ſeyn dürfte, muß eine £ünftige Unterfuchung entſcheiden. Bereits habe ih) die ungmeideutigften Beweife von ihrer Wirkfamkeit in gewiffen Frankhaften Zuftänden des Harns bei Perfonen, die zur Griegerzeugung Dispofition haben, erhalten, indem fie diefe Zuftände theils verbefferte, theild ganz befeitigte. *) Die Benzoefäure ceryftallifirt in ſechseckigen Nadeln oder perl: mutterglängenden Schuppen und loͤſſt fi in 2 Theilen Schwe- feläther auf, während die Dippurfäure in diefem Menftruum nur ſchwer löslich ift. 235 Bemerkungen tiber die Behandlung der Metrorrha- gieen, mit befonderer Hinweifung auf die Anwen— dung des Tourniquets in folden Fällen. Don W®. Pretty Bei Gelegenheit eines Gefpräches, das ih mit dem verftorbes nen Herrn Walford, Lehrer der Geburtsfunde an ter medicin. Säule in Aldergate Street, über die Behandlung des Mutterblutz fluffes nach der Entbindung führte, empfahl mir derfeibe die An: wendung des Drudes mittelft Zourniquets als ein gang zuverläfft: ges Mittel, und fein Vertrauen zu diefem war fo groß, daß er emphatifch ausrief, es müffe Eeine Frau an Metrorrhagie fterben, und jeder Geburtshelfer, der in feiner Praris cine Frau in Kolge diefer Urfahe verliere, die Strafe eines Zodtfihlägers erleiden ſollte! Da ich in meiner Praxis mehrere traurige Erfahrungen die— fer Art gemacht hatte; da beſonders auch in meiner eigenen Fa— milie zweimal eine ſolche Metrorrhagie vorgefommen war, die, troß der forgrältigften und umfichtigften Behandlung des menſchen— freundlichen und geſchickten Arztes und Accoucheurs, jedes Mal cine tödtliche Syncope herbeiführte; und da ich die große Schwierigkeit einer erfolgreichen Behandlung folder Fälle kannte, fo jind dieſel— ben ein Gegenftand befondern Intereffes für mich gemwefen. Deniz zufolge habe ic) nun gefunden, daß das Zourniquet bei Blutjlüffen nad) der Entbindung fo ausgezeichnete Dienfte leiſtet, daß ich die Anwendung dejfelben allen Geburtshelfern nicht dringend genug empfehlen fann, Ich weiß zwar nicht, inwiefern unfere Kunſtge— noffen im Allgemeinen mit dem Gebrauche diefes Inftrumentes für ſolche Zwecke bekannt feyn mögen; allein, da diejenigen, welche ic) geſprochen habe, mit dem unfhäsbaren Werthe deffelben, als eines Lebensrettungsmittels, gang unbekannt waren, fo glaubte id, daß mein Zeugniß über feine Vorzüge, fo geringen Werth daffelbe auch haben mag, nicht ganz ohne Nugen feyn werde. Eine Frau in Folge einer Metrorrhagie nach der Entbindung fterben zu fehen, ift cin fchredlicher Anblid, und das Ereigniß fetbft ein fo unglücliches, daß jeder Arzt Alles, was in feinen Kräften ſteht, aufbieten muß, um demfelben vorzubeugen. IH glaube aber, daß wir noch etwas mehr zu erftreben haben, als die bloße Erhaltung des Lebens: ich meine, daß wir, wo möglich, die mannichfachen und bedeutenden Uebel, welche gewöhnlich auf einen efährlihen Blutfluß folgen, wie: lange dauernde Schwäche der Entbundenen, die Unfähigkeit derfelben, das Neugeborene zu ftillen, nebft allen, mit dem Mangel an der natürlihen Nahrung verdun: denen, Leiden für dieſes felbft; daß wir diefe und ähnliche Uebel, fage ich, zu verhüten fuchen müffen. Das Zourniquet nun wird nicht nur die heftigen und profufen Hämorrhagieen des Uterus hemmen, fondern audy jenen langfamen Ausflug aus demfelben ver: hüten welcher, ohne unmittelbare Gefahr herbeizuführen, oft die Urfache großer Erfhöpfung und lang hingexogener Reconvalelcenz ift. Auch wird die Anwendung deffelben die Heftigkfeit der Nach— wehen vermindern, wie ich dieß in einem fpäter anzuführenden Bei— fpiele gefehen habe Eben fo wird fie dem Geburtsbelfer felbft viele Eörperliche Anftrengung erfparen und ihn dur das Gefühl, daß feine Krank: fih in vollfommener Sicherheit befindet, von ala ler Angſt und Beferaniß befreien. Manrichfady find die Mittel, weldye zur Verhütung oder Stil- lung der Metrorrhagieen angewendet worden find, und unter bie= fen hat der Practiker, wie ich glaube, mit Recht, dem: Drucke dem meiften Werth beiaclegt. Kalte Applicationen verfchiedener Art baben fich oft nüglich ermwiefen; allein man erlaube mir bier zu bemerken, daß ich Fälle beobachtet habe, wo, in Folge des zu lans gen Gebrauches Falter Umfchläge (jedoch nicht längern, als es der Blutflug zu erheifchen ſchien), die untern Ertremitäten mehrere Monate lang ganz wie abgeftorben waren. Die Zeitdauer, wähs rend welcher die Falten Umfchläge angewendet wurden, war in dem einen alle eine halbe Stunde, in bem andern etwas länger, und dennoch habe ich wieder in andern Källen die Kälte viel länger anz wenden gefehen, ohne daß ſolche übele Wirkungen daraus entftan: 256 den wären. Möglich, daß in. ben erftern die Temperatur der Luft und die eigenthuͤmliche Gonftitution der Kranken mit influirt has ben; allein hauptſächlich der Einwirkung der Kälte, nad mehrs ftündigen heftigen Geburtöfchmerzen, fchreibe ich die Schwäche zu, welche diefe Kranken in ihren Schenkeln gefühlt haben. Die eine war drei Monate lang nit im Stande, allein zu ftehen. Das Mutterkorn ijt ein Mittel, welches, indem es bie Gone traction des Uterus befördert, fehr gute Dienfte leiftet; fol es jer doch nüglich feyn, fo muß man c& geben, bevor eine Ohnmacht cin- tritt. Sch habe es oft unmittelbar nad) der Geburt des Kindes angewendet, um einem Blutfluffe vorzubeugen, in Fällen, wo mich vorhergegangene Erfahrungen den Eintritt eines folhen mit mehr, als hinreihendem Grunde befürdten ließen; denn derartige Bluts flüffe find bei manchen Gonftitutionen , gewoͤhnlich den fehwachen und irritabeln, habituell. Sch verordne, in der Regel, die Zinctur, da diefe den Vorzug hat, daß fie in jeder Flüffigkeit genommen werden kann und nicht leicht verdirbt. Zumeilen ift die Entleerung der vagina und des uterus von Blufgerinnfel nöthig; allein ohne einen mittelft einer Binde angebrachten Druck würde diefes nichts nügen. Durd die zeitige Anwendung des Zourniqucts würde, wie ich glaube, fowohl die Entfernung der coagula, als die Zufams mendrücung des Uterus unnöthig gemacht werden. Das Verfah— ren, die eine Hand in den Uterus einzuführen und die andere aus ßerhalb deffelben anzulegen, um die Blutgefäße zufammenzudrücen und fo die Hämorrhagie zu ftillen, bat mir immer fehr unfiher und mit einiger Gefahr verbunden geſchienen. Die vagina auszu— ftopfen, ift ein unguverläffiges Mittel, und die Zransfufion von Menfchenblut hat jest nicht mehr viele Vertheidiger. Da in fols hen Fällen augenblickliche Hilfe nötbig ift, fo muß die Verabreie Hung von Medicamenten, wie der Säuren, des Bleizuders, oder ire gend eines andern Mittels, von zweifelbafter Wirkung ſeyn. Ich fah einmal eine Kranke, der vor meiner Ankunft von dem behan— deinden Arzte, der mich um Beiftand gebeten hatte, eine volle Dos fis Opium gegeben worden war. Es war diefes, hinſichtlich der Dauer der gefährlihen Symptome, der fhlimmfte, Fall, den ich je gefehen hatte, wo cine Genefung ftattfand. Den lange dauernden Zuftand der Erfhöpfung und die fürchterliche prostratio virium fhreibe ih zum großen Theile den fedativen Wirkungen des Opiums zu. Sch habe diefes Mittel oft in einer frühern Geburtss periode, um die unregelmäßige und unwirkfame Uterin = Zhätigkeit zu mäßigen, mit günftigem Erfolge gegeben; aber nie habe ich ges fehen, daß es bei Hämorrhagieen die Contraction des Uterus bes fördert hätte. Der Gebrauch, jeder Entbundenen eine Binde um den Leib zu legen, ift allgemein verbreitet und fehr zu empfehlen; allein die gewöhnlich zu diefem Zwecke benugte Bandage oder Serviette ift in Fällen von Metrorrhagie ganz unwirkfam. Sie verfchiebt fi) bei der geringften Cageveränderung, fo forgfältig man fie auch angelegt haben mag, fehr leicht, und obgleich ich ftets noch ein Gomprefforium der einen oder der andern Art gemöhnlih ein Nadelkiffen oder ein Eleines, feſtes im eine Serviette gemideltes Bud, über den Uterus gelegt habe, fo war dod in dringenden Fällen der Druck mittelft der Hände abfolut notbwendig und zwar in einem Grade, daß er ermüdend und fdhmerzhaft wurde. Vor zwölf ober vierzehn Jahren wurde, wie ich glaube, von Herrn Gaitskill, cine Binde fehr ftarf empfohlen, die, aus feftem Gar lico angefertigt, breit und lang und an jeder Seite mit in verſchie— denen Entfernungen befeftigten Bändern. verfehen ift, fo daß fie zur Unterftügung einer Frau ſowohl vor, als nad) der Entbindung dienen kann. Diefe Binde habe ich, in Verbindung mit dem früher angegebenen Gomprefforium, fehr nüglich aefunden. Allein diefer Drudverband fteht immer noch dem: Zourniquet nach, welches nicht leihyt aus feiner Cage gerückt wird, da das Band unter die Hinter baden und über das os ilium himveggebt ; indem man nun bie mit dem Gomprefforium über dem Uterus befindliche Schraube zudreht, wird gerade abwärts auf diefen Legfern ein Drud ausgeübt und, die Blutgefäße oder Deffnungen fo ſtark comprimirt, daß die Mer trorrhagie faft in jedem Falle zum Stehen gebradyt werden muß; ja, der Drud Eann, wie Herr Walford fagt, zu einem foldyen Grade gefteigert werden, daß die Circulation in der aorta abdo- min, dadurch aufgehoben wird, Bei magern Perfonen dürfte die 237 fes unftreitig mittelft des Tourniquets bewirkt werden können, und wenn diefes der Fall ift, dann müßten nur wenig Frauen in Folge eines Blutfluffes nach der Entbindung fterben, Here Walford empfiehlt, das Zourniquet wenigftens doppelt fo groß anfertigen zu lajfen, als es gewöhnlich benugt wird, mit einem verhältnigmäßig breiten Bande; und diefes muß offenbar vor einem Eleineren viele Vorzüge haben. Daß eine, welches ich bisher in Gebrauch gehabt habe, hat urfprünglich zu einem Amputationss Zourniquet gedient. Ic entfernte die Prelotte, verlängerte das Band fo, daß cs um die Hüften reichte, und indem ich nod) das Gomprejforium hinzufügte, erhielt ich eine Kraft, die jede bisher durch andere Mittel erlangte weit übertrifft, Das Gomprefforium macht man, glaube ich, am beften aus einem Stüde Kork, unges fähr einen Zoͤll dic, nach der vordern, untern Abtheilung des ab- domen geformt, und mit weichem ever überzogen. Diefes ijt feft genug, um einen gleihmäßigen Druc auf den uterus auszuüben, ohne jedoch) den geringften Schmerz zu erregen, welches, wie ich gıfunden Habe, die Ecken eines Buches allerdings thun können; ift es jedoch wünfchenswerth, kann man zuvor auch etwas Weicheres unterlegen. Zwei Mal babe ich dad Tourniquet ıbei einer und. derfelben Kranken wegen Metrorrhagie nach der Entbindung mit günftigem Erfolge benugt. As ih fie zum erften Male entband, wels ches bei ihrem vierten Kinde war, hatte fie einen fuͤrchterlichen Blutiturz und befand fi in einem fo gefährlichen Zuftande, daß ic, ihre Genefung für unmöglich hielt. Die Schwäche dauerte, wie gewöhnlich in einem folhen Falle, außerordentlid lange, und die arme Frau war fo entkräftet, daß an ein Stillen des Kindes gar nicht zu denken war. Als ich zu ihrer naͤchſten Entbindung geru— fen wurde, verfah ich mich mit einem Zourniquet und der tinet. Se- cal. cornut. Nach der Geburt des Kindes trat ein profufer Blutes flug ein, wobei die placenta gelöf’t war und in der vagina lag. Ic gab fogleicdy eine Dojis Secale cornutum, legte das Zournie quet an, und entfernte dann behutfam die placenta; die Hoͤmor— rhagie verminderte fich fogleih und hörte bald gang auf, indem ich den Druck etwas verftärkte. Es trat keine Ohnmacht ein, und ich hatte alle die körperliche Anftrengung nicht nöthig, die mich bei’m erften Mal faft erfhöpft hatte. — Bei ibrer folgenden Nieder: Zunft hatte ich wieder die Gefahr eines Blutfluſſes zu befämpfen, welcher in derfelben Art, wie das vorige Mal, begann und durd) den Gebraudy des Zourniquets und des Gomprefforrums allein vouftändig geftilt wurde. Das Geburtegefhäft hatte diefis Mal zwölf Stunden gedauert, und die legten Wehen waren fehr heftig gewefenz der Verlauf der Geburt war regelmäßig, der Kopf dee Kindes trat allmälig immer weiter vor, und nad) dem Deraustritte deffelben waren noch fehr heftige Wehen erforderlich, um die Sculs tern, den Rumpf und die Hüften zu Tage zu fördern. Die pla- centa lag gelöf’t in der vagina. Alle diefe Umftände waren dazu geuignet, einen Blutfluß zu verhuͤten; allein er trat dennod ein. Sch entfernte nun die placenta, worauf das Blut für einen Mor ment noch einen feeiern Abflug gewann, da ich die Schraube des Zourniquets noch nicht zugedreht Fatte; fobald aber dieſes geſche— ben war, börte fofort jeder fernere Ausflug auf. Die Frau Eonnte biefes Mal das Rind beffer ftillen, und war überkaupt nach diefer Entbindung ftärfer und wohler, als nach irgend einer der vorher— gebenden, mit Ausnahme der erften, welche vor zwölf Jahren auf dem Lande ftattgefunden batte. Gleich nad) der Entbindung trat Schlaf ein, und ich verließ meine, mit einem weichen Gompreffos tium und dem Zourniquet wohl verfebene, Kranke auf zwei Stuns ben, und als ich zurückkehrte, fah ich fie, den Umftänden nach, danz wohl und munter im Berte liegen. Sie zeigte nicht ein einziges ſchümmes Symptom und auch noch keine Nachwehen; ich gab das ber auch nicht einen einzigen Tropfen Laudanum. Diefes außerordentliche Wohlbefinden der Frau ift auch wegen des Umftandes merkwürdig, daß fie erft einen Monat vor ihrer Niederkunft, und indem fie diefe täglich erwartete, einen ſehr kefs tigen Anfall von influenza befommen katte, der ven Huſten und während deffelben von einem fo acutın Schmerze in der redten Seite des Unterleibes begleitet war, daß fie, um ihn erträglich zu 238 machen, den fchmerzhaften Theil mit einem Buche ftark druͤckte. Dpiate, blaue Pillen, Domwer’fches Pulver, falinifhe Mittel mit Antimonium wurden nacheinander angewendet, aber nur mit geringem Erfolge; und da nad) einigen Tagen das Fieber heftiger wurde und auch ber Huften und der Schmerz zu einem hohen Grade ſich fteigerten, fah ich mich genöthigt, ihr zur Aber zu laffen, welches eine fehr günftige Wirkung zur Folge hatte; und indem ich fie nun das Antimonium in fteigenden Dofen fortgebrau— den und zur Nachtzeit ein sedativum nehmen ließ, trat jie nad) einigen Zagen in die Reconvalefceng ein, und unter allmäliger Zu: nabme der Kräfte hatte fie kurz vor der Entbindung ihre frühere Gefundheit wieder erlangt. Wegen ihres ſchwangern Zuftandes, der täglichen Erwartung ihrer Niederfunft — fie dachte, in der That, als fie wegen des heftigen Schmerzes im Unterleibe mich rufen ließ, daß fich Geburtsiwehen eingeftellt hätten — und weil ih ihre Diepofition zu Blutungen nad) der Entbindung Fannte, glaubte ich Anfangs, wo möglih, eine Blutentziehung vermeiden zu müffen, Die Urfache der Metrorrhagieen in ſolchen Fällen ift, wie man allgemein annimmt, in einem torpiden Zuftande des uterus, einer Erſchoͤpfung feiner Energie und der daraus folgenden ſchwachen Zufammenzichung feiner Faſern und unvollfommenen Verſchließung der Gefäßmändungen an der Stelle, wo die placenta befeftigt war, zu fuchen. Der nächfte Zweck des Geburtsheifers ift daher, den Blutfluß fo fchnell, wie möglich, zum Stehen zu bringen, und biefes erreicht man durd) die Anwendung des Zourniquets und des Somprefforiums volfommen; und wenn auch die Gontraction der Uterinfafern nicht augenblicklich erfolat, fo muß diefes doch in kur— zer Zeit gefchehen, da der uterus in dem Verbältnijfe, als die Entbundene von der, in Folge der Geburtsanftrengung gewöhnlich vorhandenen, Erſchoͤpfung ſich erbolt, an contractiler Kraft ges winnt. Ein kühles Zimmer und förperliche und geiftige Ruhe der Kranken werden dazu beitragen, das Wohlbefinden derfelben zu befördern und zu fichern, und der Geburtshelfer may irgend eine den Umftänden angemeffene Arzenei verordnen, oder, wenn ir es vorzieht, auch gar nichts geben. Sch hoffe, daß ich Ficr die aunftigen Erfolge von der Anwer- dung des Zourniquets und des Gomprefloriums bei Muttertlutflüfs fen nad) der Entbindung nicht überfchägt habe, und bin überzeugt, daß, wenn in der Zukunft nur ein Theil der Uebel, werde ſolche Fälle zu begleiten pflegen, wird verhütet werden Fönnen, diefes eine große Wehlthat für viele Mütter und Kinder feyn werde. Bei diefer Gelegenheit will ich eines merkwürdigen Falles er: wähnen, der mir im Beginne meiner ärztlichen Praxis vorgekom— men ift, nämlich, den waͤhrend der festen Geburtswehen erfolgten Heraustritt des ganzen Inhalts des uterus — der placenta, dev ungeöffneten Eikäute nebft dem Kinde — auf das Bett, Anfangs war ich etwas erftaunt hierüber; allein bald wich biefe momentane Ueberrafbung dem Gedanken, daß Etwas zur Lebersreftung des Kindes gefchehen müffe. Ich eröffnete demnach fofort die Eihäute, lieh das Fruchtwaffer abfließen und Löf’te das Kind, welches bald zu fchreien anfing, und Beide, fowohl dieſes, als die Mutter, bes fanden fich vollflommen wohl. Das Geburtsgefhäft war ſehr ſchnell von Statten gegangen und die Geburt regelmäßig am Ende der Schwangerſchaft erfolat. Die Frau batte vorher nur Ein Kind geboren, welches damals 12 Jabhr alt war, Im October vorigen Jahres hatte ich Gelegenheit, die auten Wirkungen eines neuen geburtebülflichen Inſtruments „des Fiſch— bein⸗Hebels““ zu fehen, welches Dr. Gonqueft bei einer ſehr zd— gernden Geburt zur Unterftügung eines befümmerten Freundes an» wendete, der ſich dabei vergebens abgemüht hatte. Es war dieß bei einer Frau von 85 Jahren, die, Eräftig und gefund, mit ihrem erſten Kinde niederfam, Das Geburtsgeſchaͤft harte einige Stun: den lang einen gang guten Kortgang, der Kindeefopf präfentirte fi, und der Muttermund vrmeiterte ſich vollſtaͤndigz allein unaes achtet die Weben in den nächftfolaenden Stunden bäufig und kraͤf⸗ tig waren, madte die Geburt dech keine weitern Fortſchritte; und da verſchiedene Mittel, wie: Adırfaf', Secale cornutum, purgen- 239 tia, Salze und, wie ich glaube, auch eine Dofis Laudanum vers fucht worden waren, ohne daß eine größere Wahrfcheinlichkeit für ihre baldige Beendigung eintrat, fo wurde bei einer Gonfultation befchtoffen, die Kreifende mittelft Snftrumenten zu entbinden. Der Muttermund war, wie ich bereits erwähnt, volljtändig erweitert; das Ohr des Kindes Eonnte man über dem Rande des Beckens an der einen Seite der symphysis pubis fühlen; die Stirn lag vor, mit dem Gefichte gegen die pubes; der Kopf war noch nicht weit in die obere Apertur des Bedens hinabgetreten und Eonnte in der mehenfreien Zeit mit dem Finger leiht umgangen werden; bie va- gina war fo dehnbar, daß eine Eleine Hand leiht eindrang. Dr. Gonqueft glaubte, daß der Kopf zu hoch ftehe, um eine ſichere oder vorteilhafte Anwendung der Zange zuzulaffen, und wir, aller MWahrfcheinlichkeit nad, genöthigt feyn würden, zur Perforation zu fchreiten. Dr. Conqueſt zeigte ung nun den neuerfundenen Fiſchbein— Hebel, den er als ein ficheres und nügliches Inſtrument, das alle die Vortheile einer Zange darbot, ohne eine größere Gefahr mit ſich zu führen, als diefe, angelegentlichft empfahl. Er befteht aus einer dünnen Fiſchbeinſchlinge, welche an einen Handgriff befeftigt ift. Diefes Snftrument wurde nun von Dr. Conqueft mit der größten Leichtigkeit über das Hinterhaupt geführt, und während der Wehen abwechſelnd von ihm und mir Zractionen gemad)t, Nach einiger Anftrengung trat der Kopf etwas weiter herunter, und durch fortgefeste Tractionen wurde derfelbe innerhalb einer halben Stunde nad) der Anlegung des Snftruments aus dem Aue Fern Muttermunde herausgebradt. Nun meinte Dr. Conqueft, daB aud) das Geficht heraditeigen werde, aber diefes geſchah nicht. Indem man nun das Snftrument an denjenigen Theil des Dinters kopfes anlegte, der an die Wirbelfäule graͤnzt, brachte man den Kopf durch fortgefegte Zractionen, in der Lage, wie er ſich zur Geburt geftellt hatte, das Vorderhaupt und Gejicht zuerft, zur völs ligen Entwidelung. Das Kind war todt, wie man erwartet hat— te, da bereits feit einigen Stunden Feine Bewegung deffelben wahrgenommen worden war und die Geburt 30 Stunden gedaus ert hatte. Die placenta war mit dem uterus verwachfen und mußte durch manuelle Hülfe gelöfft werden. Die Genefung der Entbundenen ging ungeftört vor fid) und war vollfommen. Sch babe mich fehr gefreut, die Entbindung auf eine fo leichte Weife bemerfftelligt zu fehen, und Tann dem Dr. Gonqueft in der Empfehlung diefes ſchaͤtzbaren Inftruments nur beipfliten. (Lon- don Medical Gazette, June 1841.) MNiscellen Ueber das Wiederanheilen eines getrennt gewe— fenen Theiles des Geſichts hat Herr Dr, Ddeph zu Lureuil 240 (Departement Haute-Saöne) in dem Journal des connaissan- ces medico-chirurgicales folgende, in der That Verwunderung er— zegende, Beobachtung mitgetheilt, Die funfzig Sahr alte Frau Mourey zu Brende erhielt einen Stoß mit dem Horne einer Kuh, weldyer duch) den Mund eindrang, alsdann einen Halbeirkel von Vorn nah Hinten und von Unten nad) Oben befchrieb, hinter den Nafengruben weging und oberhalb der Nafenwurzel herauskam und mittels einer ziehenden Bewegung alle Knochen und Weichtheile, weldhe zur Bildung der Nafe, der Nafengruben, des Gaumenges wölbes, des DOberkiefers und der innern Wandung beider Augenhöhr len dienen, in einem Stüde wegriß. Sch fab die Kranke zwei Stunden nad) ihrem Unglüdsfalle. Ich ließ die Leinwand wegnehe men, womit das Antlig bedeckt war; unmittelbar nachher ſah ih auch, wie fich die eben befchriebene Maffe von dem Antlige losgab und nur noch durch einen ſehr dünnen Lappen von einigen Millie metern Dide zufammending, weldyer durch die Haut der rechten Conmiffur beider Lippen damit zufammenbing, indem fie durch eine ungeheure Oeffnung die ganze Mundhöhle, die außere Seite der Naſenhoͤhle, die innere Dderflähe des rechten Augapfels und einen Theil der Schädelbafis entblößt darlegte 20. Bei'm Anblick diefer fo großen und fchiweren Verlegung bielt ich eine Rettung der Kranken für unmöglih. Inzwiſchen, um die arme Frau, welde ihre völlige Ruhe und moralifche Faffung behalten hatte, nicht zu beunruhigen und auch um mein Gewiffen zu beruhigen und die Sache doc) verloren gebend, verfuhte ich eine Wiederceinpflas fferung (man aeftatte mir den Ausdrud) in folgender Weiſe. Sch brachte die ganze Fleiſch- und Knochenmaſſe in cin Gefäß mit Waſſer; ic) wuſch fie ab, wobei ich jedoch immer jede nöthige Vors fiht anwendete, um den Eleinen Rappen, der fie noch mit den ge= funden Theilen vereinigte, nicht zu zerreißen; dann brachte ich fie fo gut möglich an Ort und Stelle. Ic hielt fie dann in ihrer natürlichen age mittels einiger blutigen Hefte und einer Menge Heftpflafter; ich empfahl der Krau, den Mund beftänwig geſchloſſen zu halten, um fo den Oberkiefer durch ven Unterkiefer anzudruͤcken; eine Kinnbinde wurde angeleat, um den Unterkiefer zu zwingen, in diefer wichtigen Function nicht nachzulaſſen. — Sc) verließ die Frau mit der Ueberzeugung, daß fich eine Haͤmorrhagie oder Dirns affectionsfymptome einftellen, und daß die getrennte Maffe in Gans gran übergehen werde; allein Eeineswegs: dergleichen Zufälle haben ſich nicht eingeftellt, die Vernarbung der weichen Theile war den zehnten Tag nadı dem Unfalle zu Stande gekommen; mas die harten Theile anlangt, fo waren zwei Monate nöthig, um die pollftändiae Verbindung wiederberzuftellen. — Seit dem Unfalle find nun faft zwei Jahre verfloffen und die Frau ift in der Form des Antliges nicht auffallend entjtellt. Die weiße Zinkſalbe empfiehlt Herr Martin-Solon nad feinen Erfahrungen als das vorzüglichite Mittel gegen alle Formen des Eczema, Impetigo und Ecthyma; es wird in dem Berhältniffe von 1-3 zu 30 Morgens und Abends eingerieben. Bibliographische A Lecture introductory to a Course of Anatomy delivered to the Students of Anderson’s University, Glasgow etc. By M. S. Buchanan, MD. etc. Glasgow 1842. 8. Hitehcock's final Report on the Geology of Massachusetts (by ' order ofthe State). Northampton (im Staate Maffahufetts) 1342. 2 Vols. 4to, Essai sur le traitement rationel de la descente de l’uterus et les affections les plus communes de cet organe. Par le Dr. Clement Ollivier (d’Angers). Paris 1842, 8. Neuigkeiten. Traite du Strabisme et de sa cure radicale par la section mus- eulaire, contenant des exp£riences nouvelles sur la division des muscles orbitaires chez les animaux vivans et de nouvel- les applications de la myotomie oculaire à la guerison de la uystagme, de la myopie, de l’amaurose par retraction mus- eulaire, de !’ophthalmocopie, de l’obscurcissement de la cor- nee necessitant Popération de la pupille artificielle. Par M. Peyre, D. M, P. Paris 1842, 8, — — — — — Menue Notizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitzerheilt von dem Ober s Medieinalratbe Froriepzu Weimar, und dem Medieinalratbe und Profeffor Froriep zu Berlin, No. 478. (Nr. 16. des XXII. Bandes.) Mai 1842, Gedrudt im Landes=Induftries Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder 3 F1.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 1R:.t sr Die Gletjher = Theorie (Theorie der Eiszeit). (Sortfegung.) Uebrigens find dieß noch bei Weitem nicht die ftärkften Eins würfe gegen die Ausbehnungstheorie. Nach ihr foll der Gletfcher aus dicht zufammengefeilten Sragmenten beftehen, weldhe vom Firn aus nad) dem untern Theile des Gletſchers zu immer an Größe zunehmen. Das Regen- und Thaumetter fol in die zwifchen die: fen $ragmenten befindlichen Ritzen einſickern, des Nachts oder bei trodenem und kaltem Wetter gefrieren und, indem es jich dabei aus— dehnt, die aanze Gletfchermaffe vorwärtstreiben, zualeih auch in der Richtung der Breite und Dice vergrößern. Zuvoͤrderſt ſcheint e8 uns num etwas gewagt, das Vorbandenfeyn der baarröhrcen= dünnen Risen an allen Stellen des Gtetfchers anzunehmen. Herr Agaffiz behauptet zwar (©. 163), die fey der Fall, indeß Fön- nen wir uns nicht davon überzeugt halten. Diefe feinen Ritzen zeigen fich nur da deutlih, wo das Eis mit einer Felfenmalfe in Berührung ift, und die Riffe rühren obne Zweifel von der wech: feinden Temperatur des Fulfens ber, An manchen Gletfchern, 3 B. dem Roſenlaui Geletſcher, it diefe Structur ungemein ſchoͤn entwidelt; man ficht dort die aroßen, unregelmäßigen Körner des Eifes ineinandergekeilt und Waffer dazwiſchen, und zwar find fie fo fonderbar zufammengelagert, daß fie wackeln ohne daß man fie zugleich leicht voneinander trennen Fönnte. Wir find alfo weit da— von entfornt, diefe aeförnte Structur in Betreff mander Stellen laͤugnen zu wollen; nur möchten wir nicht zugeben, daß die aanze Maffe des Gletſchers diefelbe darbiete. Uebriaens iſt eine Structur vorhanden, welche fich vielleicht eher, als die andere ziemlich problematis ſche Annahme, zu Gunften diefer Theorie benugen ließe, eine Structur, die fo merkwürdig ift, daß wir ung wundern müffen, derfelben in feiner der oben angeführten Schriften erwähnt zu finden *); näms lich jene bandartige Textur des Eifes, vermöge deren es in faſt al: len Gletſchern in ziemlich fenkrechte Streifen zerfällt, die mebren« theils genau in der Längsrichtung des Gletſchers parallel zu einanz ber ftreichen. Diefes fchöne und febr in die Aunen fallende geä- derte Anfehen der Gletſcher ift nicht auf die Oberfläche befchrantt, fondern erftreckt fich tief in die Maffe binein und rührt daher, daf fenkrechte Streifen von dichtem und poröfem Eife mir einander abe wechſeln. Diefe Streifen ſind-gewoͤhnlich weniger als 1 Zoll ſtark und fo deutlich marfirt, daß, mo dic Oberfläche des Glerfchers durch ein Waffergerinne abgeführt und geglättet ift, fie ſich wie zart ges *) Später ift diefelbe jedoch im Edinburgh New Philosophical Journal, January 1842, befchrieben worden. No. 1578, ET Re ER äderter Chalcedon ausnchmen. An den Wänden der großen Queer— fpalten zeigt fich diefe Structur vorzüglich deutlih, da die vers ſchiedenen Streifen den atmofpbärifchhen Agentien in verschiedenen Graben widerftchen. Wir beciten ung, hinzuzufügen, daß die ers mwähnte Structur mit einer eigentlihen Stratification durdh« aus nichts acmein zu haben fcheint,; aber woher fie auch rühren möge, fo ijt es de, da dieſe abwechſelnd dichten und poröfen Streifen durchgehends ſenkrecht oder doch fteil ftreihen, fehr wahr— ſcheinlich, daß fie ein Eyftem von Filtern bilden, welches dem Wafjer das Eindrinaen in die Ziefe der Gletſcher geftattet. Unfer zweiter Einwurf ift, daß ſich ſckwer begreifen läßt, wie die Wandungen der haarröbrchendünnen Risen ſich ftets auf oder unter dem natürlichen Gefrierpuncte temperirt halten können *), ohne daß das in fie durch die capillarifke Anziehung nicht nur an der DOberfläbe des Gletſchers, fondern durch deffen ganze Maffe angeblich gefaugte Waffer augenblicklich gefröre. Unfer dritter Eirwurf ift, daß, felbft wenn wir zuacben, die capillarifchen Risen füllten fi auf die angegebene Wrife bei Ta— ge, man nicht begreift, wie das MWaffer darin bei Nacht nit nur an der Oberfläche, ſendern auch in bediutenden Zicfen frieren föns ne, in welche der Einfluß der täglihen Temperaturwechſel durch Fortleitung unmöglich eindringen farn **. Kerr vd. Charpene tier bat diefes Einwandes gedacht (S. 104) ; allein wir geftchen, daß er demfelben in einer Weife begegnet, die uns völlig unver— ftändlich ift ***). Der vierte uns zu Gebote ftehende Einwurf würde feyn, daß, wenn das Gefrieren eintreten Eönnte, die obern Eigfchichten da= bei weit ftärfer betbeiligt foyn müßten, als die tiefern, und daß die tiefſten gar nicht zur Mitleidenbeit gezogen werden fönnten. Die Bewegung würde ſich demnach auf die Oberfläche des Gletz ſchers befchränfen. Die Bündigkeit diefer Folgerung giebt Agafe fix fo vollflommen zu, daß er diefelbe zu einem neuen Beweismit— tel für feine Theorie hat benugen wollen, indem er bihauptet, die *) Agaffiz, ©. 209. Charpentier, ©. 10 *") In gewöhnlichen Bodenarten werden die täglichen Tempera⸗ turwechſel fhon bei einer Tiefe von 3—4 Fuß unmerklich. **+) Da er das Ungenügende feiner Erflärungsart, wie es fcheint, ſelbſt fühlte, fo kam cr ©. 307 feiner Schrift wieder auf den Geaenitand zuruͤck; allein da cr dort noch ftärker auf der cas pillarifchen Natur der Infiltration und der niedrigen Tempe— ratur im Innern des Gletfchers befteht, fo hebt er dadurch die Schwierigkeit der Erklärung der Erfchrinung nur noch mehr bervor. Wir müffen indeß den Leſer auf Charpentier'$ Werk felbft verweifen, 16 243 Gletſcher böten eine horizontale Schichtung dar (©. 165 und 166), und diefe Schihten bewegten ſich um fo ſchneller, je näher fie ver Oberfläche feyen, da jede Schiht nad) Maaßgabe ihrer eignen Aus: dehnung, mit Dinzuredynung der Summe der Bewegung der untern Schichten, fortrüden müfe. Wir können nit umhin, zu bemer— ten, dag Agaſſiz in diefer Beziehung falſch beobachtet zu haben ſcheine. ine folde Stratification egiftirt nicht und wird von Charpentier (in der Anmerkung auf ©. 103) ausdrüdtich ges läugnet. Wäre jie vorhanden oder bewegten jich die obern Porz tionen des G:erfchers geſchwinder, als die untern, fo würden jid) ganz andere Erfiheinungen Eundgeben, als die, welde in Wirklichkeit vorhanden find. Es Eönnte dann, z. B., tein Spalt ſenkrecht blei— ben; das Doertheil feiner vordern Wand würde ſchneller vorrüden, als das UntertHeil, und jie jih alfo vorwärts neigen, während die hintere Wand einen Ucberhang bilden würde. Duß ſich die Sache allgemein fo verbalte, davon läßt jih an den Gletſchern Feine Spur erkennen. eigen fi auh manche Spalten vorwärts, fo biegen ſich dagegen andere rüßwärts, und die meiften jind ſenk— recht *). Wir halten dafür, daß diefer Umftand fehr gegen die Ausdehnungstheorie ſpreche. Eine fünfte Schwierigkeit liegt in dem Umſtande, baß die Fir— nen nicht unbegrängt an Umfang zunehmen, daß ſich dort der Schnee nicht immer mehr anhäuft. Denn wenn fi die Gletſcher nur durch das Anſchwellen ihrer Majfe fortbewegen, fo werden fie ei: gentlih nicht von den Firnen aus gefpeif’t, da die Bewegung der erftern um fo ftärker feyn muß, je weiter jie von ihrem Urfprunge (dem Firne) entfernt jind. Wenn jich alfo der Gletſcher an feinem obern Zeile wenig oder nicht bewegt, was wird dann aus dem Winterſchnee, der auf den Zien fällt, der gerade an der Linie des ewigen Shaers beginnt? Abwärts kann der Schnee nicht ſinken, um an die Stelle des fortrükenden Glerfhers zu treten, weil diefer eben an dieſer Stelle ſich wenig oder nicht bewegt. Er ruͤckt naͤmlich, der Ausdehnungstheorie zufolge, nur vermöge feiner Erpanfion vor, und der Berrag feiner Bewegung entfpricht alfo an jeden Puncte der Länge des Abjihnitis, deſſen Ausdehnung die Bewegung bewirkt, und diefe Ausdehnung ift von dem Firne aus zu berechnen, da diefelbe da, wo der Kirn beginnt, gleih Null ift. Statt daß alfo der Kirn aljährsich die durch das Fortrüden des Gletſchers entſtehende Lücke ausfüllen follte, wäre gar feine Lücke vorhanden, die ausgefüllt werden Eönnte, und der Gletfcher könnte fh lediglich vermöge der Abforption des auf ihn felbft gefallenen ud aufgethauten Schnees fortbewegen, Diefes wichtige Bedenken giebt uns einen Verfuh an bie Hand, durch wilden fih wohl alfein entfheiden liege, welche der beiden Theorieen den Vorzug verdient. Sf die Sauffurefihe richtig. fo bewegt ih der Gletſcher, obne merklich viel neue Sub— ang in ſich aufzunehmen, indem er immer nur von Hinten aus ge: foeift wird und gleichſam aus dem Kirn hervorwächſ't. Der Me: wanismus ließe ſich nicht unpafınd mit dem vergleichen, mittelit deffen Papier ohne Ende bereitet wird, wo die Buͤtte den Firn darſtellen würde, indem aus ıhr die Flocken bezogen werben, vie fib zu Papiermaſſe verdichten, die auf der Korm ohne Ende fort: fteeicyt, wie der Gletfiher auf feiner Sohle fortruͤckt. Nach der Eharpentierfhen Theorie fol dagegen die Bereitung dee let: ſchers fortwährend in ihm felbft von Statten geben, fo daß j dır Theil Zuwachs erhält und indem er ſelbſt durch die Ausdehnung der hinter ihm liegenden Theile fortgefhoben wird, feine eigne Ausdehnung hinzufuͤgt, um die vor ihm liegenden Theile aus ihrer Stelle zu treiben. Sm erften Kalle bleibt demnad der Abftand zweier gegebenen Puncte des Gletſchersder— felbe, im legtern wird der Abftand immer größer wer: den. Nach der erftern Hypotheſe ift ferner das Vorrüden *) Herr Agaſſtz fheint durk bie Abbildung eines Gletſcher— Waſſerfalls auf der dritten Zafel des Hugifchen Werkes ire vegeleitet worden zu feyn. onderbar bleibt eg aber immer, daß das Zeugniß diefer einzigen Abbildung ihm mehr beweifend erfchienen it, als die vielen directen Beobachtungen , zu deren Anſtellung es ihm nicht an Gelegenheit gefehlt haben Eann, 244 irgend eines Punctes des Gletfchers von dbeffen Lage unabhängig; nad) der legtern nimmt das Vorrüden zu,je weiter der Punct vom Urfprunge des Gletſchers ents ferne ift (vorausgefegt, daß der Queerdurchſchnitt des Eifes ſich gleich bleibe). Die Erledigung dieſes wichtigen Problems Liege ſich durch genaue Meſſung der zwifchen deutlich Eenntlichen Blöden au der Oberfläche des Gletſchers oder zwiſchen den Köpfen tief eine getriebener Stangen befindlichen Abftände erreichen, wenn man die Mefung zu verfhirdenen Zeiten wiederholte und dabei das jährlis de Vorrücden dieſer Puncte beobachtete. Indem wir uns hier bemüheten, den Stand der beiden Haupte theorieen über die Gletſcher, fo wie die, beiden entgegenftehenden ers heblihen Einwürfe darzulegen, wollen wir Eeinesmegs behaupten, daß beide nothwendig falſch, oder daß die von uns aufgeftellten Bedenken fhlehterdings unmiderleglih feyen Wir möchten dafür halten, daß die Einwände gegen die Sauffurefche Theorie po— fitiver feyen, weil die Theorie felbft verftändliher ift; und daß die andere, welche jih auf eine Art von Kraft berufi (die Aus— behnungsfraft), der, wegen ihrer außerordentlihen Stärke, die frags liche Wirkung mir großer Wahrfcheinlid;feit zugefchrieben werden kann, ſich gewiffermaßen auf unfere Unmiffenheit ftüst, weßhalb die Eimvürfe gegen diefelbe einen mehr zweifelhaften Character behalten. Dabei ift hauptfächlich in Anfchlag zu bringen, daß wir von dım Verhalten einer im Gefrieren begriffenen Flüflige keit, von den feinen Umftänden, die das Gefrieren verzögern oder befchleunigen, von den Entfernungen, in denen dieſe Urſachen kraͤf— tig wirken zc., noch fehr wenig wiffen. Noch weniger jind wir mit dem Einfluffe der Capillarität der Risen unter folden Um— fänden bekannt. Die Verſuche, welche man hinſichtlich des Durch— ſickerns von Waſſer durch Eismaffen angeſtellt hat, können wir fo wenig als beweifend anerkennen, als wir davon uͤberzeugt ſind, daß das derbſte Gletſchereis von einem Netzwerke von Ritzen durch— ſetzt werde. Durch die Anwendung gefaͤrbter Fluͤſſigkeiten ließe ſich der Grad und die Richtung des Einſickerns wohl genauer ermit— teln. Die Art, wie dergleichen Experimente bisher angeſtellt wur— den, hat uns nicht voͤllig befriedigt. Wir beabſichtigten auch zu erklaͤren, wie die Richtung der Spalten durch die Geſtalt und Bewegung des Gletſchers beſtimmt werde, und welches Verhaͤltniß zwiſchen denſelben und der verſchie— denartigen Structur des Eiſes ſtattfindet; indeß würde dieß uns zu weit führen, und wir beſchließen daher dieſen Theil unſeres Ger genftandes mit folgenden fehr triftigen Bemerkungen Charpens tier’6. „Seit Saufjure’s Zeit Hat unfere Bekanntfhaft mit den Gletfhern nur geringe Fortfhritte gemacht. Der Gegenftand ſchien erfhhöpft, und man glaubte wenig hinzuzufügen oder berich: tigen zu Eönnen. Viele, ja wohl die meijten namhaften Geologen und Naturforfcher haben die Gletfcher befucht und befuchen fie forts während; allein wenige haben diefelben eigenttih jtudirt. Die Gründe liegen auf der Hand; denn einestheils find die Gletſcher ſehr abgelegen, ud anderntheils wird dort die Aufmerkfamkeit von vielen intereffanten Grgenftänden zugleich in Anſpruch genommen. Der aufmerffame Fremde, der die Hochalpen zum erften Male ber fucht, wird bei jedem Schritte von irgend etwas Merkwürdigem gefeffelt und gebt fo von einem Geaenftande zum andern über, waͤh— rend der Alpenbewohner, dem die erhabenen Naturfcenen und bie merkwuͤrdigen Naturproducte ſchon etwas Alltägliches find, fich in einer beffern Verfaſſung befindet, um feine Aufmerffamteit auss ſchließlich einem Gegenftande zugumenden.‘‘ (Kssai, p. 352.) Wir wenden uns nun zu dem "legten Abfchnitte unferes Ge: genftandes, nämlich der Art und Weife, wie man in neuefter Zeit die Erſcheinungen der Gletſcher zur Erklärung gewiſſer Veraͤnde— rungen auf der Erdoberfläche angewandt hat, die felbjt an Orten ftattgefunden haben, wo gegenwärtig Eeine Gletſcher vorhanden find. Das Hauptphänomen, behufs deffen Auslegung man biefe Theorie von ber einftigen großen Ausdehnung der Gletſcher erfon. nen bat, ift das Vorkommen der zerftreuten Kelsblöde oder Künds linae auf Candftrichen, wo ſich das Geftein, aus welchem dieſe Blöcke befteben, nirgends in feiner urfprünglichen agerftätte findet. 245 Die geologifhe Eintheilung der neucften Ablagerungen auf der Erdrinde ift in den verfdiedenen Schriften nicht gleichartig oder confequent durchgeführt. Der erfte Band des Nederichen Werkes (Etudes geologiques dans les Alpes) enthält eine Elare und ziemlich ausfuͤhrliche Schilderung der Art und Weife, wie diefe Ablagerungen in dem Lande auftreten, mit dem wir uns bier vorzugsmweife zu befchhäftigen haben, nämlid in dem flachen oder wellenförmigen Landftriche, der fi zwifchen dem Buße der Alpen und des Juragebirges binziebt. Die gewöhnliche Eintheilung diefer oberflächlihen Kormationen ift die in Alluvium, weiches ſich nad feinen zoologifhen und mechaniſchen Zeuanijfen als sin Pros duct des gegenwärtigen Weltalters darjtellt, wo diefelben Species lebten und diefelben Agentien, durch welche Materialien von der Erdoberfläche weggeführt und auf diefelbe abgefegt werden, wirk— ten, wie gegenwärtig, und in Diluvium oder die Geſchiebeforma— tion (neues Gonglomerat, das terrain erratique der Frarzofen, das drift der Engländer, das till der Schortin), welde ſich von der erftern dadurch unterfcheidet, dab fie foſſile Ueberrefte von Species enthält, die man jegt nicht mehr lebend cder nur in ent: fernten Gegenden der Erde trifft. Das Diluvium iſt nie oder doc) nur hoͤchſt felten gefchichtet; Blöcde, Kies und Schlamm jind ohne Ordnung übereinandergebäuft, und die Blöcde baben oft eine gewal— tige Größe und fcharfe Kanten. Das Alluvium characteriſirt ſich durch entaegengefegte Kennzeichen. Herr Neder macht einen Uns terfchied zwiſchen Älteren und neuern Diluvial : Kormationın, zwifhen dem ungefhichteten oder Gataciyemal « Diluvium und dem darunter liegenden Diluvium, welches geſchichtet ift und in dem fich Eeine gewaltig große und ſcharfkantige Blöde finden, welches zugleich) in feiner Structur mit dem neueren Alluvium Achnlichkeit hat, aber von diefem durd die ganze Diluvial-Ge— fchiebe = Formation getrennt ift, und welches er das alte Alluvium nennt. „Die alte Alluviel $ormation, fagt er, befteht aus abgeführ: ten, mehr oder weniger fein geriebenen Kies: und Sandtheilen. Die Kiefel baben mebrentheils die Größe eines Huͤhnereies bis zu der einer Fauſt und erreichen nie die eines Kopfes. Sie find ganz glatt und oft etwas abgeplattet, wie die, welhe man am Ufer der Seeen findet. Sie bilden horizontale Lager, die oft mehrere Lach— ter ſtark find und zumeilen mit Bänfen von Kies und Gand ade wechſeln, die kuͤrzer und dicker und linfenformig find. Die Anord— nung biefer Schichten ift, wenngleidy im groͤßern Maaßftaabe, ganz fo, wie wir fie bei den neueften Anfchwemmungen der Arve und Rhone finden ” (Ktudes geologiques dans les Alpes, p. 233.) Der Verfaſſer folgert daher, daß man zur Erklärung diefer Erfcheinungen feine Urſachen zu Hülfe zu nehmen braude, die von den jest in Wirkſamkeit ſtehenden weſentlich verſchieden ſeyen. Allein mit dem eigentlichen Diluvium verhält es ſich anders, und kein Geologe hat ſich die Nothwendigkeit verhehlen Eönnen, bei die— ſem die Thätigkeit mächtigerer Agentien anzunehmen, als die, wel— che gegenwaͤrtig wirken. „Die Materialien find ohne alle erkennbare Ordnung zuſam— mengehäuft, und in allen Größen, von der gewaltiger Blöcde bis zu der des feinften Schlammes, mit einander vermengt, fo daß wir annehmen müffen, nur eine furdytbare Kataftrophe Fönne cine Abs lagerung von felcher Maͤchtigkeit und Structur veranlaßt haben, Ebendaf. ©. 232. Und ferner: S „Obgleich die großen Bloͤcke Theile einer Maſſe bilden, die bauptfächlich aus Eleinen Abgängen beftebt, fo läßt ſich doch das Minimum der zum Trangporte der ganzen Maffe erfordertichen Kraft nur nad den größten Blöcen bemeffen, und, um zu den Hauptbedingungen dee ganzen Problems zu aelangen, dürfen wir demnach die Eleinern Trümmer ganz unbeachtet lajfen. Das Bor: handenfeyn diefer Blöce bildet, in der That, den Hauptgegenſtond ber Frage; denn beftänden diefe Gefchiebe, gleich dem alten Allus vium, nur aus Kics und Eleinern Stiinen, fo brauditen wir, wie in Betreff des letztern, nur das ehemalige Vorhandenſeyn von (vielleicht mächtiger wirkenden) Gießbaͤchen und Strömen anzunche men, wie wir jie noch jetzt ſehen. Ebendaſ. ©. 351 u, 852, 245 Diefe Anſicht von ber Sache ift durchaus richtig und unbefans gen, denn wer die Gefchiebeformation oder das Gataciysmal:Dilus dium nit in ihrer vollftändigen Entwidelung avfchen bat, wie man fit, z. B., an dem den Alpen zugeiwendeien Abhange des Ju: ra über Neufchatel findet, der kann ſich kaum einen richtigen Ber griff von dieſer wunderbaren Erſcheinung machen. Ein großer Theil der Schweizer Ebene iſt, gleich vielen an: dern ziemlich flachen Landſtrichen, mit zerfirıuten Blöden beleuc, die, wie deren mineralogifhe Gharactere deutlich anzeigen, von ten Hochalpen ftammen. Unter den abgerundeten, fortgeſchwemmten kleinern Steinen finden wir, in der That, viele, deren urfprüngliche Abftammung fid gar nidt angeben läßt, obwobi jie gewiß ton einer der Gonglomeratformationen abgulöf't worten iind, melde auf der Nordfeite dir Alpen in fo bedeutinder Menge verkemmen. Das Vorkommen diefer gefhobenen Steine, welhe von tır Zer⸗ trümmerung von Gebirgsarten, die ſich gegenwärtig nicht mehr bes ſtimmen lafiın, aber in einem frühern Weltolter die St: irbiöde zu dem Aluvium jener Piriode lieferten, weiches fih in eine feſte Gebirgeart verwandelt hat (melde ſchon frühır geſchobene Stine durch eine nıue Revolution wieder abgelöftt, von Fluͤſſen fortge— ſchwemmt und mit den Materialien der oberflaͤchtchſten Ablage— rungen vermengt worden find), bildet gewiß eines der groͤßten gco« logiſchen Wunder. Die wichtigſten Materialien find jedoch diefeni— gen, welche ein gewiſſes Volumen beſitzen, die ſogenaͤnnten metri— ſchen Bloͤcke, d. h. folhe, die wenicftene 3 Fuß im Cubus hal— ten, zerſtreut quf den Ebenen und Berafcbluhtwänden der Ale pin liegen und an der gearnüberliegendin Wand dis Zura bie zur Hoͤhe von mebreren Taufınd Fuß über der Meeresflaͤche gefunden werden, wo durchaus kein feſtes Urgebirge vorhan— den iſt. Am dichteften liegen dieſe Fündlinge in der Gegend von Neufchatel bei 800 bis 900 Fuß Höhe über dem aleidhinamigen See und in dem Schweizer Thale. Aebnliche Maffın findet man auf dem Gipfel des Berges Saleve bei einer bedeutenden Höhe über dem Genfer See und ganz abgefondert von der allgemeinen Gruppe der Alpen. Die Eigenthümlicfeit der Erſcheinung läßt ſich durdy Worte ſchwer beſchreiben. Bahltofe riefige Bloͤcke liegen in Geftalt eines Gürtels an der ſteilen Bergmwand, die aus beinahe Eahlen Zelfen von ganz verſchiedener Natur befteht. Der fones nannte Pierre à Bot (Krötenftein), der fich 850 Fuß über Neufe chatel befindet, befigt eine Länge von 50 — 60, eine Breite von 20 und eine Höhe von 40 Fuß. Er beſteht aus Granit und ift in gerader Linie vun feinem vermurhlichen Ausgongspuncte, dem Val Ferret, öftliih vom Montblanc, 70 Enalifhe Meilen entfirnr. Bedenft man nun daß diefer Fall keineswegs einzig in feiner Art daftcht und daß viele audere, wenn auch nicht ganz fo große, doch ebenfalls viefige Blödfe auf oem Zura zu finten, und daß die von 3 und 6 Zuß im Cubus in zahltofer Menge vorhanden find; daß ferner zwifcben dem Jura und dem Hocaebirge der Alpen noch größere Blöde an vielen Orten getroffen werden, 4. B., im Steinbof im Ganton Bern, wo einer der vielen dort vorhandenen 61,000 Cubikfuß mißt: fo ſtellt ſich uns die zu erklärende Erſchei— nung als aͤußerſt umfangsreich und bedeutend dor, und man wird ohne Weiteres zugeben, daß man mit den jegt in Thätigkeit be— findlichen Urſachen, wie lange und ſtark diefelben auch wirten moͤch⸗ ten, nicht ausreicht. Es wäre ganz überfläffig, wenn wir hier alle die Erflärungs» arten, die man binfichtlich diefer wunderbaren Erfkeinunaen, die den Geolegen fo viel zu Schaffen gemacht, aufaeftellt bat, ausfübr— lich befpreen wouren. In Charpentier’g aründlider Schrift über die Gletſcher ift dieß bereits gefckeben, und zugleih find die Hauprgründe angegeben, welche jeder Auslegungsart entaegenfteben. Unter den früberen Zheorieen in Betreff der Art und Wiife, wie die Felsbloͤcke fortbewegt worden feyen, bat dirjenige die meiften Anhänger gefunden, welche Alles dur furchtbar reißende, ſoge— nannte diluviale Mafferftröme zu erklären fucht, und wenn wir der Namen eines Sauffure, von Bud, Sir James Hall x. gedenken, fo wird der Pefer zuaeben, daß diefe Anfibt niet nur durch die Zahl ihrer Vertheidiger ihr Anſehen behauptet. Play⸗ fair behauptete fogar, den von ihm ſelbſt angefuͤbrten weit bolt— barern Erklaͤrungsweiſen zum Trotze, die Fuͤndlinge auf dem Beage 16* 247 Saleve bei Genf könnten allerdings zu einer Zeit, wo der Arve— fluß in einem böhern Bette geftrömt habe, von demfelben an ihre gegenwärtige Stelle geführt worden feyn *)5 allein fo weit koͤnnte felbft ein Ultras Huttonianer Eaum gegangen feyn, der bie Erſchei— nung an Ort und Stelle unterſucht hätte. In derfelben denkwuͤr— digen Schrift, in der er dieſe Behauptung aufzuftellen wagte, fin« den wir jedod die viel angemejfenere und originellere Anficht auss gefprodhen, daß der Transport durch die vielleicht einft viel um— fangsreichern Gletſcher bewirkt worden feyn fönne. Diefe Angabe, welche ſich in der fehr gründlichen Abhandlung über die Fort: führung von Steinen in den Illustrations of the Huttonian Theory findet, iſt dort ausführlich auseinandergefegt und gehoͤ— rig begründet, und der Verfaſſer ift der Meinung, daß in allen Fällen, wo offenbar ungeheure Kraft zum Zransporte der Steine nöthig war, diefe Erflärungsart die meiſte Wahrfceinlichkeit für ich habe. ; — Bewegung großer Felſenmaſſen, ſagt Profeſſor Plays fair, Sind die Gletſcher unſtreitig das kraͤftigſte Mit— tel, welches der Natur zu Gebote fteht, jene Eisftröme, welche in den hoͤchſten Zhälern der Alpen und anderer Gebirge erften Ranges entfpringen. Diefe große Eismaffen find heftändig in Bewegung, indem die Erdwärme beftändig von unten an ihnen zehrt und fie durch ihre eigne gewaltige Schwere, fo wie diejenige der auf ihnen liegenden unzähligen Feleblöde, an den geböfchten Mänden, auf denen fie liegen, hinabgetrieben werden Diefe Fels biöde werden auf diefe Weife allmälig bis an die außerfte Gränze der Gletfcher geführt, wo eine gewaltige Mauer von Blöcden von der Größe und gewaltigen Kraft der Mafchine, durch die fie aufges thürmt ward, Zeuaniß ablegt. Die unermeßlihe Menge und der Umfang der fo fortbewegten Blöcde erfüllen jeden Beſchauer mit Staunen und erklären zur Genüge, wie der Transport von Blöf- Eon felbft da möglich ift, wo eine gelinde Böfhung vorhanden und die Oberfläche des Bodens fehr uneben ift. Auf diefe Weife Fön: nen, ehe die Thäler in der jegt zu beobachtenden Weife ausgetieft amd damals, als die Berge noch bedeutend höher waren, yewaltige Fersftücke weit fortgeführt worden feyn, und man bat fich nicht darüber zu wundern, wenn diefelben Maſſen, zertrümmert und in Kies und Sand verwandelt, felbft bis an die Geefüfte und aufden Grund des Oceans gelanat find. Den Glerfhern an Kraft zunaͤchſt ftehen, in Dinficht auf den Transport von Steinen, die Gebirgswaffer ꝛc.“ Huttonian Theory, Art. 349. Da nun in vorftehender Stelle die oben erwähnte problemati: She Anſicht in Betreff der Fortbewegungsmweife der Fuͤndlinge auf dem Iura und im Schweizer Thale völlig Elar ausgefprochen ift, fo gebübrr dem Profeffor Playfair offenbar die Ehre der Prio— ritaͤt, in Betreff einer beftimmten Darlvgung der Gründe, bie da: für ſprechen, daß die Gtletfcher einft weit ausgedehnter geweſen und das Eräftigfte aller befannten Transportmittel feyen. Profeffor Plapfair fihrieb jene Stelle im Jahre 1802 nieder, ehe er Gelegenheit gehabt hatte, die Anwendbarkeit derfels ben durch unmittelbare Beobachtung der Naturerfcheinung zu prü: fen. Eine Stelle in den Bemerkungen über feine Reife im Jahre 1816, die Charpentier citiet, beweif’t, daß er in der Zwiſchen— zeit feine Anſicht nicht geändert, fondern diefeibe an der Anſchauung der Fündlinge auf dem Jura gefräftigt hatte, indem er nicht ans fteht, zu erklären, daß diefe Blöde nur duch Gletſcher, die fich früher über ben Genfer See und die Schweizer Ebene erftredt bät: ten, an ihren gegenwärtigen Fundort gelangt feyn Eönnten. Fluͤſſe, wie die Urve, läßt er nicht mehr als taualiche Zransportmirtel gelten und felbft plöglich hervorbrechende Wafferftröme,, wie bei Sauffure’s debacle (Eingang), findet er ungenügend. „Ein Waſſerſtrom, felbft von der größtmöglichen Kraft, fagt er, Eönnte ihn (den Pierre a Bot bei Neufchatel) nie an einer Bergwand binaufgetrieben, fondern würde ihn in dem erften beften Thale abe gefegt, und müßte, felbft wenn der Zransport weit kürzer gewefen wäre, deffen Kanten abgerundet und ihm die characteriftifhen Fors *) Huttonian Theory, Tom, ]., p. 388 der Playfairfcen Werke. 248 men der durch Waffer fortgeſchwemmten Steine ertheilt haben, Ein Glerfher, der in ſeinem Laufe Thaͤler ausfüllt und auf feiner Oberfläche Felfen ohne alle Reibung fortbewegt, ift das einzige uns befannte Mittel, durch welches jie auf fo bedeutende Entfer: nungen transportirt werden können, ohne daß die diefen Maffen. fo characteriſtiſche Stärfe ihrer Kanten zerjtört wird.” (Playfair’s Woıks, I, p. XXIX.) Gleich vielen andern vorläufigen Ankündigungen neuer Theo— tieen, blieben diefe richtigen und triftigen Anſichten des Profeffors Playfair im Verborgenen, bis diefelben befonders ausgeſprochen und zum Gegenftande gelehrrer Streitigkeiten wurden. Herr Ve— nes, ein fcharflinniger Ingenieur aus dem Canton Wallis, der die unregelmäßige Zu: und Abnahme der Gletfcher zum Gegenftande feiner Forſchung machte, fammelte theils aus gefchichtlihen, theils aus traditionellen Quellen eine Menae interrifanter und genauer Thatſachen, welche fih auf diefe Schwankungen der Alpengletfcher bezogen, und ftellte diefelben in der oben angeführten Abhandlung ſcharfſinnig und unbefangen zufammen. Dieſelbe ward im Sabre 1821 der Schweizer naturforfchenden Gefeufhaft vorgelefen und im zweiten Theile dis erſten Bandes ihrer Verhandlungen abgedrudt. In diefer Abhandlung ftellt der Verfaffer die Thatſachen, melde für die Zunahme, ſowie die, weldye für die Abnahme der Gletſcher in neuern Zeiten fprehen, beide für fi zufammen. Die erftern find allerdings die bemerfenswertheften und beweifen, daß die uns zugänglichiten Bergpäffe, die gegenwärtig binnen einem Sahrhunderte nur ein paar Mal überfchritten werden, vom 11. bis zum 15. Sahrhuns derte von Reifenden zu Fuße und zu Pferde häufig benust wurden. So trugen die Proteftanten von Dberwallis ihre Kinder über den jegigen großen Xtetfchgletfiher nad) Grindelwald zur Taufe, und damals fonnte man zu Pferde über den Monte Moro von Saas nad Stalien gelangen. Die Bauern von Zermatt am Fuße des Monte Rosa madten in jener 3eit alljährlich eine Procefjion durch das Ehringer Thal nah Gion über einen Paß, über welchen fi gegenwärtig kaum Jemand zu gehen getraut. Wir fehen in diefen Thatſachen zwar Eeinen Beweis von der frühern Ausdehnung der Gletſcher bis zum Jura, aber es geht doch daraus hervor, daß die Gletſcher zu verfchiedenen Zeiten einen ſehr verfchiedenen Umfang befeifen haben, fowie daß eine fehr merkliche Ausdehnung diefes Umfangs mit den Grängen der Temperatur vereinbar ift, von des nen man weiß, da$ fie innerhalb der hiltorifhen Zeiten in Europa fortwährend beftanden haben. Demnach möchte es Feiner fo bes deutend niedrigern Temperatur bedürfen, als es auf ben erften Blick fcheint, um dirjenige Ausdehnung der Gletfcher zu erklären, welche die erwähnten Erfcheinungen vorausfegen würden. Die Ur: ſachen diefer Schwankungen find bisjegt noch fehr dunkel. Abfichts lich haben wir ung, der Kürze wegen, jeder Beurtheilung der in diefer Beziehung aufgeftellten Theorieen enthalten, weil wie dieſel— ben fämmtlih unbefriedigend finden. Here Veneg hat ferner in feiner Abhandlung mehrere alte Moränen bezeichnet, melde jegigen Gletfchern angehören und be: weifen, daß diefe einft cine größere Ausdehnung befaßen, ein Zeugs niß, welches ſchon früher von Sauffure in’sbefondere in Betreff bes Glacier du Bois bei Chamouni *), fo wie des Rhonegletfhers **) für gültig anerkannt wurde. Der Umftand ijt wichtig, weil er ung auf die Charactere der Moränen hinleitet, nach welchen die letztern überall genau erkannt werden. *) Voyages, $ 623. **) Ebendafelbft, $ 1722. (Fortfegung folgt.) IN een: Um einen Unterf&ied zwiſchen foffilen und nidt foffilen thierifhen Weberreften (Rnocden) aufzufine den und feitzuftellen, bat Herr Apotheker Biſchoff zu Zwickau eine Reihe von Verſuchen mit verdünnter Salzſaͤure ans geftellt und gefunden, daß aus der verſchiedenen Dauer der zur 249 Löfung des Knochens erforberlihen Zeit fich direct auf bie mehr oder weniger feſte Structur dieſer Körper fchliegen und hieraus, obſchon etwas gewagt, mit Wahrfcheintichkeit cin Altersvergleich ableiten läßt. Demnah fdhien ein von Herrn B. der Unterfus Kung unterwerfener Elepbantenzahn einer Altern Periode anzuge— hören, als cin von ihm unterfuchter Rhinoceroszahn und dicfer wiederum Älter, als einine fofiile Kuhzaͤhne. Alle foſſilen Knochen gaben eine ftarfarfärbte Loͤſung, die ſtark eifenhalrig war; die Loͤ— fung der nicht foffilen hingegen war nur ſehr ſchwach gefärbt und die Gegenwart des Eifens faum darin nachzuweiſen. Musa Trogloditarum textoria. Die faferigen Be: ftandtheile diefer auf den Spanifhen Moluden einbeimifchen Pflanze, 250 welche, bem erften Anblick zufolge, nicht fehr von den übrigen Was rietäten der Art atweicht, werden jegt unter dem Namen Hanf ven Manillo, zu allen dem verwendet, wezu bieber der Hanf gedient und werden fo, mit großem Bortheile, ein Gegenftand des Handels. Die ornithologifhen Korfhungen des Herrn Ser: don in Dftindien, welder im Sahre 1839 A Catalogue of the Birds of the Peninsula of India. By T. C. Jerdon. Madras 1859, herausgegeben hat, werben jegt vollftändiger in's Publicum fommen, da derfelbe eine Reihe von funfzig forafältig colorirten lithographirten Zeichnungen von Vögeln aus der Halbinfel Indien’s unter dem Zitel: Illustrations of Indian Ornithology herausges ben wird, Hei Ueber &ungenprobe bat Profeffor W. U. Guy in The Edinb. med. and Surg. Journ. Jan. 1842 neue Unterfuhungen bekannt gemaht, aus melden wir Folgendes als Refultat mit— theilen:: Gewicht der Lunge. 1) Diefes variirt bei todt— gebornen Kindern von demfelben Alter innerhalb weiter Gränzen. Die Haupturfahen der Verfchiedenheit find Ge: ſchlecht und Körpergewicht. 2) Das Gewicht der Lungen bei reifen todtgebornen Kindern ift Folgendes: Marimum 1661, Minimum 340, Mittel 874. 3) Das Gewicht der Lungen bei reifen todtgebornen Kindern männlihen und meiblichen Gefchlechtes ſtellt ſich folgendermaßen: Marimum 1661 und 1492, Minimum — 560 und 340. Mitte — 950 und 809. 4) Das Gewicht der Lungen von Kindern, melde ges athmet haben, variirt ebenfall® innerhalb weiter Gränzen ; die Haupturfachen der Verfchiedenheit außer den ſchon bei todtgebornen Kindern wirkenden find der Grad und bie Dauer der Refpiration. 5) Bei Kindern, welde ihre Geburt einen Monat oder weniger überlebt haben, findet fich als hoͤchſtes Gewicht 2440 Gran, als geringftes 432, und als Mittel 1072 Gran. 6) Das Gewicht der Lungen männlicher und weiblicher Kinder von gleichem Alter ift folgendes: Marimum — 2440 L.Ck Mar Dr Be und 1745, Minimum — 432 und 479, Mittel 1121 und 982. 7) Das Gewiht der Lungen fteigt mit zunehmender Bervollfommnung der Refpiration; es wird aber fehr wenig durch unvolllommene Nefpiration vermehrt. 8) Das Gewicht der Lungen nimmt zu mit der Dauer der NRefpiration; e8 ſcheint aber geringer zu fiyn, wenn die Refpiration mehr als eine und weniger ald zwölf Stunden gedauert hat, als in dem Falle, wo fie weniger als eine Stunde dauerte. 9) Das mittlere Gewicht der ungen bei reifen Kin— dern, welche einen Monat und darunter gelebt haben, uͤber— trifft dag mittlere Gewicht bei reifen todtgebornen Kindern um etwas weniger, als ein Viertel. Die Zahlen betragen 574 und 1072. 10) Diefe mittleren und ertremen Zahlen weichen, da fie von einer geringen Anzahl von Fällen genommen find, beträchtlich von einander ab und koͤnnen zu gerichtlichemedi- ciniſchen Zwecken nicht verwendet werden, 11) Die Mittelzahlen find nicht wohl als Verglei— chungspuncte anzunehmen, und die ertremen Zahlen find nur äußerft felten anzuwenden. 12) Wird das abfolute Gewicht der Lungen als Pro: be für das Athmen benust, fo muß man die Zahl, welche der individuelle Fall giebt, mit der Mittelzahl oder mit den ertremen Zahlen bei gleihem Körpergewichte vergleichen, mit Benutzung folgender Tabelle. Zahl der Beobachtungen. Koͤrpergewicht. Mittieres Koͤrpergewicht. Gewicht der Lungen. Berbältniß. Bor der Nach Vor Nach Vor dem | Nah dem Bor dem Nah dem Refpiration. | dem Atbmen. dem Arhmen, | dem Athmen. Athmen. Athmen. Athmen. | Athmen. 1 60 20.000 — 30,000 | 27030 26888 541 | 869 1:50 1:31 |. 188 30,000 — 40000 | 35268 | 34638 714 1061 1:49 1:32 77 69 40.000 — 50.000 | 44932 | 43549 a | ma 1:60 | 1:38 21 29 50.000 — 60.000 | 55555 | 54021 6 | 1332 1:56 1:40 17 14 60.000 — 70000 | 64579 | 5 1032 1431 1:68 1:45 4 9 70.000 — 80000 | 77332 | 76197 1317 1379 1:58 1:55 1 2 80.000 — 90,000 | 87336 ss 1226 2198 1:71 | 1:40 2 3 ! 90,000 u, darüber | 96330 113783 1491 3273 1:64 1:34 251 Folgende Bemerkungen beziehen fih auf die Ploucs quetfche Probe: 1) Das Gewicht der Lungen vor und nah dem Ath— men nimmt mit dem Körpergewichte zu; aber das Verhälte niß der Lungen zu dem Körper nimmt ab, je nachdem dag Gewicht des Körpers zunimmt. 2) Für daffelbe Körpergewicht variirt das Gewicht der Lungen innerhalb beider Gränzen, oder umgekehrt für daſ— felbe Lungengewicht variirt auch das Körpergewicht fehr bes traͤchtlich. Diefe Variation ift uͤberdieß beträchtlicher nach der Nefpiration, als vor derfelben. 3) Das Körpergewicht ift bei todtgebornen Kindern größer, als bei lebend gebornen Kindern, indem erfteres dag legtere beinahe um ein Drittel übertrifft. 4) Das Gewicht der Lungen ift weit größeren Varia— tionen unterworfen, als das des Körpers, 5) Das Gewicht der Lungen ift bei Knaben beträc)te licher, als bei Mädchen, In Bezug auf die Ploucquetſche Lungenprobe ift im Einzelnen Folgendes zu bemerken: 1) Das Verhättnig des Lungengewichtes zu dem Koͤr— pergemwichte variirt ebenfo mie das abfolute Lungengewicht innerhalb weiter Gränzen; bei veifen todtgebornen Kindern ſtellt fich diefes DVerbältniß folgendermaaßen: Größtes Ver: hältniß 1:24; Eleinftes Verhaͤltniß 1:176; mittleres Ber: bältniß 1:57. 2) Das Verhättnif bei männlichen und weiblichen Kin— bern ftelle fih folgendermaaßen: Größtes Verhaͤltniß 1:24 und 1:36; geringſtes Verhältniß 1:176 und 1:119; mitt» leres DVerhältniß 1:53 und 1:63. 3) Bei Kindern, welche ihre Geburt einen Monat oder weniger überlebt haben, beträgt das größte Verhaͤltniß 1:19; das geringfte 1:132 und das mittlere 1:38, 4) Das Verhältniß der Knaben und Mädchen von sleihbem Alter zeiat fih wie folgt: Größtes Verhaͤltniß 1:19 u. 1:195 das geringfte Verh. 1:132 und 1:96; das mittlere Verbaͤltniß 1:35 und 1:45 5) Das Verhaͤltniß der Lungen zu dem Körper nimmt mit fteigender Vollkommenheit der Nefpiration zu, wird aber durch unvollfommene Nefpiration nur fehr wenig gefteigert. 6) Das Verhältniß nimmt auch mit der Dauer de8 Arhmens zu, fcheint indeß geringer zu feyn, wenn die Mes fpiration zwifchen ein und zwölf Stunden gedauert bat, als wenn fie weniger als eine Stunde im Gange war. 7) Das mittlere Verhältniß bei reifen Kindeen, welche einen Monat oder darunter lebten, übertrifft das Verhaͤlt— niß bei reifen todtgebornen Kindern. Die Zahl beträgt 1:57 vor der Nefpiration und 1:38 nach der Nefpiration. 8) Die Berhältniffe, welhe nah einer nur geringen Anzahl von Fällen berechnet find, weichen noch weiter von einander ab, und man kann fich zu medico-legalen Zwecken darauf nicht verlaffen. 9) Das mittlere Verhaͤltniß kann nicht wohl als Ver— aleihungspunct benußt merden, und die Außerften Zahlen: verhältnife, obwohl fie größeres Vertrauen verdienen, als — 252 bloß das höchfte und niedrigjle Gewicht der Lungen, find dod von fehr beſchraͤnkter Anwendung. 10) Wollte man die mittleren oder die Außerften Zahe lenverhältniffe als Wergleihungspuncte benugen, fo müßte man das DVerhältniß, welches man in einem individuellen Fall erlangt, vergleichen mit den mittleren oder den aͤußer— ften Verhaͤltnißzahlen, welche nach gleihem Körpergewichte berechnet find (man vergleiche darüber die vorhin mitgetheilte Tabelle). Die hier auegefprochenen Bemerkungen beftätigen in hohem Maaße die ungünftige Meinung, welche auch fchon fonft über die Lungenprobe als Athemprobe ausgeſprochen worden ift. Zur Unterfcheidung des Athmens vom Nicht: athmen, oder des Athmens vom Lufteinblafen find fie gleich ungenügend, aufer in den aͤußerſt feltenen Fällen, wo bie auferften Zahlenmwerthe in Anwendung kommen fönnen. Bes rücfichtigt man, daß die Frage nah dem Lufteinblaſen eigentlih nie vorfommt, fo muß man zugeben, daß die Ges en Lig ebenfo unnöthig, als unbrauchbar ift: ha— ben wir bewiefen, daß Athmen oder Lufteinblafen ſtattge— funden habe, fo Eann die ftatifhe Lungenprobe immer nur in den feltenen Fällen mit Wortbeil angewendet werden, mo die aͤußerſten Zahlenwerthe ihre Anmendung finden. Man Eann daher mit folgendem Ausſpruche diefen Aufſatz fhließen: Die ftatifchen Rungenproben find für alle practi= [hen Zwecke nutzlos und verdienen bei medico:legalen Uns terfuchungen Eein Vertrauen, aufier in den feltenen Fällen, wo die außerften Zahlenwerthe gebraucht werden koͤnnen. Ueber den Zufammenhang zwifchen delirium und gewiffen Zuftänden des Herzens im Typhus. Bon Alfred Hudfon, Arzt am Fieber: Hofpitale zu Navan. Während des Jahres 1840 herrfchte in Navan und der Umgegend eine Epidemie des typhus contagiosus in folber Er: und Inten— fität, wie man fie feit der großen Epidemie in den Jahren 1817 und 1318 nie wicher gefeben hatte. Die allgemeinen Charactere der Krankheit waren die einer febris putrida vetechialis, mit vor= berrfchenden nervöfen Symptomen: delirium jeder Art, subsultus tendinum, Aphonie, Dysphagie, unwillfürlihe Entleerungen waren in jedem heftigen Falle entweder in ihrer Gefammtheit oder doch zum größten Theil zugegen, während die Bruft und das abdomen mei— ſtens wenig afficire waren. Bei einer foldyen Krankheitsform konnte an eine Blutentziehung kaum gedacht werden; dagegen wurde bäufig Wein und Opium in großen Dofen angewendet und im Ganzen mit günftigem Erfolge. Zuweilen jedoh war diefes nicht der Fall und nah der Verabreichung einer kleinen Gabe Opium verwandelte fih das früher mufiitirende delirium in heftige Typho— manie, oder der eine oder der andere diefer Zuftände ging in coma über. Diefe widerfprochenden Refultate veranlaßten mich, die Ver: bältniffe, unter denen fie ftattfanden, näher zu unterfuchen, um dann die Indicationen für die Anwendung jener beiden wichtigen Mittel genau feftzuftellen. Das Ergebniß diefer Unterfuchung, welches die Erfahrung von mehr als einem Sahre vollfommen beftätigt hat, erlaube ich mir nun mitzutbeilen. In Bezug auf die Anwendung des Weins bin ich bei meiner Arbeit durch die vortreffiihen Unterfuchungen des Dr. Stokes, welche in der 43. Nummer diefes Journals enthalten find, mwefente lich) unterflüst worden, fo wie denn auch meine Beobachtungen 255 über ben Zuftand des Herzens und bie Abweichungen deſſelben von der normalın Thaͤtigkeit (mie fidy diefelben durch die ftethofcopis fhen Zeichen zu erfennen geben), ſowie über die verſchiedenen Wirfuns gen der Mittel in diefen verfchiedenen Zuftänden — Beobachtungen, welche ſich auf ungefähr 100 Fälle erſtrecken, in welpen diefen Pun— eten ganz befondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wurde — die von ihm zuerft ausgefprodyene Anficht vollkommen beftätigen, daß „der ver⸗ minderte Impuls des Herzens und die Schwäche oder gänzliche Abweſenheit des erſten Tones eine directe und wichtige Invdication für die Anwendung des Weines im Typhus ſey.“ Die tägliche Erfahrung überzeugt mich immer mehr, daß der Werth diefer pra= ctiſchen Regel Faum hoch genug gefchägt werden kann, und daß der Wein im Typhus nur felten angewendet werden follte, wenn «6 nicht in Uebereinftimmung mit derfelben geſchieht. In Betreff des andern, nicht minder fhäßbaren, aber bei der Anwendung mit größern Schwicrigkeiten verbundenen Mittels, des Opiums nämlich, find bisjegt noch Eeine befrirdigende Regeln geges ben worden. Dr. Grades, welcher die Wirkung deſſelben (fo weit dem Verfaſſer bekannt) ausführlicher, als irgend ein anderer Schrifts ſteller der jegigen Zeit befchrieben und cine neue, allen übrigen Mes thoden vorzuziehende Anmwendungsweife, nämlih die Verbindung deffelben mit Tart emet., in die allgemeine Praris eingeführt hat, fagt in diefer Beziehung bloß, daf er die Nüglichkeit des Opiums in den fpätern Stadien des Petechialfiebers zuerft entdedt habe; allein das, was vorzüglich nöthig ift, nämlich eine Feſtſtellung ders jenigen pathologiſchen Verhältniffe, in melden diefes Mittel mit Vortheil gegeben werden Eann, und einen fichern Reitfaden zur Er: kenntniß diefer Zuftände ſuchen wir in feinem Auffage vergebene. Die Folge davon war, daß Viele, die in ihren eigenen Faäͤllen diefeiben Erfheinungen erfannten (oder zu erfennen glaubten), die er fo meifterhaft beſchrieben hat, fich in ihren Erwartungen in Bes tracht der Wirkungen einer Behandlungsmweife getäufht feben, zu deren Annahme fie durch unrichtige Vorausfegungen geleitet wors den waren. Der Grund hiervon iſt leicht einzuſehen. Natürlicher Scharfſinn und eine reihe Erfahrung können ihren Befiger befähi- gen, mit faft untrüglicher Genauigkeit die Verbättniffe, in welchen ein gegebenes Mittel indicirt ift, ausfindig zu machen und in den ſchwierigſten Fällen das geeignete Heilverfahren zu beſtimmen, obne jedod im Stande zu feyn, data dafür anzugeben. In Ermange: lung diefer nun und des practifchen Blides, welder häufig ihre Stelle vertritt, ift das Opium in den Händen Anderer nüglich oder ſchaͤdlich, je nach dem zufälligen Refultate eines ungewiſſen und ges fährlichen Experiments, Zahlreihe Beobachtungen haben mich zu dem Schluſſe aes führt, daß Opium ſich für denjenigen Zuftand der Gerebral Cir— eulation eignet, in welchem ſich auch der Wein nuͤtzlich er weift und umgekehrt ; und daß die von den Herzſymptomen abgeleiteten Sndicationen in Bezug auf beide Mittel diefelben und von gleihem Werthe find. Ich babe bereits bemerkt, daß in manden Källen auf den Gebrauch des Opiums mit tart. stib. ſchlimme Wirkungen zu folgen ſchienen. Eine kurze Beobach— fung zeigte, daß in diefen Fällen diefeiben Zuftände zugegen was ren, in denen ſich auch der Wein nachtheilig erwies und umgekehrt, daß diejenigen, in welchen das Opium die beften Wirkungen ber: vorbrachte, genau diefelben waren, in welchen auch die dreifte Anz wendung des Weines einen guten Erfola hatte. In einem dieſer Fälle nahm der Kranke, bevor er zum Schlafe gebracht werden Tonnte, Ziß acet. opii mit gr. vr. tart, emet. in getbeilten Ga— ben, und zwar mit dem beften Erfolge; während bei einem andern nad einer einzigen Dofis von gtt. vı. deifelben Präparate, eben: faus mit Brechweinftein verbunden, Verluſt der Sprache und dis Sälingvermöaens, tetanifhe Starrheit der Muskeln, coma und der Zod ſchnell nach einander folgten. Es waren hier in einer und derfelben Krankheit zwei entgegengefegte Zuftände des Drganis- mus vorhanden, befonders muß die Befchaffenheit der Cerebralcir⸗ eulation in beiden Faͤllen verfchieden aeweren feyn. Dur welde Außere Zeichen waren diefe aber zu erkennen? Die Unterfuchung der Kranken aus jeder Claſſe ergab folnende Verſchiedenheit: in ber erftorn die Symptome einer verminderten Gnergie des Ber: zens, naͤmlich ſchwacher Impuls und Schwäche oder gänzliche Ab: 254 weſenhtit des erften Tone; in der zweiten ſtarker Impuls unb deutliche, helle Zöne. Nach dem Zode fand fich eine entfprechende Verfchiedenheit in der Befchaffenheit der betreffenden Theile. Bei denjenigen, welche während des Lebens die Zeichen eines ſchwachen Herzens gezeigt hatten, war diefes Organ erweicht, und die Erankhaften Erfheinun: gen des Gehirns waren die einer venöfen Gongeftion; bei den an« dern war das Herz feft und zufammengezogen, und das Gehirn zeigte eine arteriche Blutüberfüllung. Eine kurze Betrachtung wird zeigen, daß der Schluß, der ſich aus diefen Beobachtungen in Bezug auf den Zufammenhang zwis ſchen den verfhiedenen Zuftänden des Herzens und denen der Ge: rebralcirculation ziehen läßt, mit der Pathologie diefer Theile über: einftimmt und bis zu einem gemwiffen Puncte a priori gefolgert werden kann, Denn, wenn wir die Richtigkeit des Satzes, daß „die pathologiſchen Zuftände des Gehirns in vielen Fällen mit den pathologifhen Zuftänden des Derzens in inniger Verbindung ftchen und von diefen abhängen’, *) zugeben, fo würden wir von vorn berein fchließen, daß cine Gchirnreizung, welche von einer vermehrt: ten Tätigkeit des Gentral:Drgans der Girculation begleitet ift, von einer activen oder arteriellen Gongeftion abhängen, ein ſchwacher Buftand des Herzens aber eine größere oder geringere Stagnation und Gongeftion in den vendfen Gefäßen, ſowie eine mit ſolchen Gongeftionen ftets coezijtirende Verminderung der Menge des arteriellen Blutes herbeiführen werde. Dieſer legtere Zuftand ift wahrſcheinlich die eigentliche Urfache der phhfiologis fhen Wirkungen einer venöfen Gongrftion des Gehirns. Wir würden demnach die Eriftenz zweier entgegengefegter pas thologiſcher Zuftände des Gehirns im Typhus, die eine entgegenger feste Behandlung erheifchen, annebmen müffen; und dennoch find die Außern Charactere und Symptome in beiden einander fo ähns lich, daß es häufig einen mehr als gewöhnlichen diagnoftifchen Scharfblick erfordert, um fie zu unterfcheiden. Diefe Annahme rechtfertigt fi aus der Analogie anderer Afs fectionen, namentlidy des delirium tremens.“ on diefer Krank» beit wird jeder Practiter wenigftens zwei VBarieräten erkennen, von denen die eine durch Opium, mit der Sicherheit und Volftändigs feit eines Specificums, beberrfcht wird, während die andere, obgleich in ihren äußern Erfcheinunaen fo wenig von jener verfchieden, daß fie oft mit ihr verwechfelt wird, durch diefes Mittel eine Verfchlims merung erleidet und einen tödtlihen Ausgang nimmt. Die cine erfordert stimulantia, die andıre Blutentziebungen und Purgir— mittel. Die Section weiſ't eine paflive, venöfe Gongeftion in dem einen und cine arterielle Blurüberfülung des Gehirns oder feiner Häute in dem andern Falle nad. Der Einfluß der forttriibenden Gewalt des Herzens (vis a tergo) auf den Kreistauf des venöfen Blutes ift au befannt und zu leicht erweisbar, als daß es bier irgend eines Beweiſes dafür bedürfte;z und man kann daber mir Grund erwarten, daß da, mo jene Gewalt in Kolge irgend einer Krankheit geſchwächt iſt, cine größere oder geringere Stagnation in demjeniaen Theile des Ber nenfyftems eintreten wird, welcher dem Cinfluffe derjeiben am meiften ausgefegt ift, d. bh. in den venöfen Gapillargefäßen und den Eleinern Venen. Diefer Zuftand kann in verjchiedenen Graden vorhanden feyn, von demjenigen, der dem Auge des Anatomen kaum wahrnehmbar, bis zu dem, welcher von Tuͤrgeſcenz der grö— fern Venen begleitet it. Die Reihenfolge der einzelnen Momente diefes Krankheitsprocefes iſt folgende: zuerſt verminderte Energie des Herzens, dann vermindertes Einftrömen dis Blutes in bie kleinern Arterien und eine Schwächung der vis a tergo, dann Stagnation in den Venenzweigen und endlich Gonarftion oder Tur— gefceng in ihren Staͤmmen Cine Veränderung in der Beſchaffen⸗ beit des Blutes, welche wahrſcheinlich die Urſache mancher Anz fhoppungen im Typhus, namentlich der Milz, ift, bat ebenfalls Einfluß auf die Structur des Herzens und führt durch Er— meihung diefes Organs die eben befchriebene Reibe von Folgen herbei. *) Dr. Law on Disease of the Brain dependant on disease of the Heart. Dublin Medical Journal, No. 50. 255 Der Verf. führt nun in zehn Krankengefchichten Foier mit güns ftigem Ausgange und ſechs, wo der Tod erfolgte, mit der Leichenoͤff⸗ nung] einige Beifpiele von verfchiedenen Zuftänden des Herzens, ihs rem Zufammenhange mit verfchiedenen Zuftänden der Errebral:Circus larion und den Wirkungen, welche verſchiedene Behandlungsweiſen auf fie gehabt haben, an, und zwar in folgender Ordnung: 1) ſchwa⸗ ches Herz mit Erweihung, 2) ſchwaches Herz, mit Wein und Opium behandelt, 3) ftarkes Herz, verbunden mit Delivium und arterieller Congeſtion; 4) derfelbe Zuftand, durch Blutentziehung 2c. behandelt; 5 verfhiedene Zuftände des Herzens, nach entfpres chenden verfchiedenen Methoden behandelt, In manden Fällen von typhus petechialis hält es fehr ſchwer, ben heftigen Impuls des Herzens zu mäßigen; in einem von mir aufgezeichneten Falle beftand diefe Heftigkeit des Herzichlages über 14 Zage lang, ungeachtet zwei Abderläffe, einmal aus dem Arme und einmal aus der art. tempor, gemacht, dreimal hintereinander Blutegel an den Kopf gefegt, kalte Begiegungen vorgenommen und reichlihe Dofen von tart, emet,, Queckſilber 2c. gegeben wors den waren, Gewöhnlicher jedoch trifft man einen mehr veränderlichen Zus ftand dieſes Organs an, in welhem daffelbe, entiveder nach einer, wegen früherer Delirien und heftiger Aufregung nöthig geweſener, Blutentziehung, zu ſehr geſchwaͤcht erfcheint; oder nach der, durch die frühere Schwäche brdingten, Anwendung ftimulivender Mittel Symptome einer abnorm erhöhten Thätigkeit zeigt. Beide Ver— änderungen, befonders aber die legtere, find von Gefahr begleitet und erbeifhen eine Veränderung der Behandlung; in der erftern babe ich oft vom Weine, und noch mehr vom Opium, beivunderngs würdige Wirkungen gefehen; jedoch muͤſſen diefe Mittel zumeilen ſehr reichlich gegeben werden. Sb habe mich bei der Sammlung der mitgetheilten Fälle bloß auf Beifpiele befchränkt, mweldye den Zufammenhang zwiſchen den Zuftinden des Herzens und der Cerebral:Girculation im Typhus darthun. Einige Fälle find mir vorgefommen, in welchen das Studium der Herz: Phänomene auch in Bezug auf Rungenaffectios nen in diefer Krankheit zu intereffanten und wichtigen Refultaten geführt hat; indeffen find fie nicht zahlreich genug geweien, um ſchon jegt irgend einen auf fie gegründeten allgemeinen practifchen Schluß zu verbürgen. In Bezug auf die Serebral-Spmptome haben fih mir num, nad) einer längern Erfahrung, folgende Schluͤſſe als zuoerläffig bewährt: 1) Daß jene Symptome in zwei Glaffen zerfallen, deren Verschiedenheit nicht durch ihren Grad, oder durch die Individua— lität des Kranken, oder die Dauer der Krankheit, fondern duch die entgegengefegten Zuftände der Derzthätigkeit bedingt wird. 2) Daß, folange die Symptome ciner gefteigerten Thätiakeit de3 Herzens vorhanden find, die Delirien am beften durch Bluts entziehung, Kälte, tart. stib. und andere, die vermehrte Energie des arteriellen Syftems herabftimmende, Mittel beherrſcht werden fönnen, und daß Wein und Opium in diefem Zuftande höchft nach— theilig find. 3) Daß, wenn bie Delirien von den Symptomen eines ſchwa— chen Herzens begleitet find, diejenigen Mittel fih am Nüglichften er: weiſen, welche eine erhöhete Thätigkeit des Dergens und des arte: riellen Kreislaufes hervorzurufen geeignet jind, namentlich Wein, 256 Dpium und Blafenpflafter auf die Kopfhaut, — (Dublin Jour- nal, November 1341.) Miscellen Sobert’s Apparat zur Heilung der Knodhenbrüs he der untern Ertremitäten. „Wenn es fich von einer Bractur des Beins oder des Schenkels handelt, fo wird der Kranke auf eine Matrage gebracht, unter weldye man die Vorforge gehabt bat, cin Bret von der Breite des Bettes zu legen. Kein Kopfs Eiffen, nur eine wenig gefüllte Queerrolle unterftügt den Kopf, fo daß die Are des Körpers volllommen horizontal ift. Das Glied ruht auf einem mit Haferfpreu gefüllten Strobfade von laͤnglichter Form, den der Chirurg als eine Rinne geftaltet, indem er die Füufpreu nad) den Rändern hin drängt. Diefer Strohſack ers streckt ji) von der Kerle bis zum Schenkel für die Brüde des Unterfchenkels, er erſtreckt fih aber bis zur HDinterbadinfalte für Schenkelknochenbruͤche. Das Glied ift ſonach auf diefe Weife hinten und an den Seiten unterftüßt. Nachdem die Fractur eingerichtet were den ift, bringt der Chirurg an den Fuß cinen ledernen Pantoffel, der auf dem Fußruͤcken geſchnuͤrt ift, die Ferfe umfaßt, aber keine Spise hat. — An der Sohle diefes Pantoffels find drei Doppele riemen von Leder befeftigt, einer auf jeder Suite in der Richtung einer die Knöchel fortfegenden Riniez der dritte Doppelriemen ift in der Mitte befeftigt. Von diefen Riemen haben drei an ihrem Ene de eine Schnalle; die andern Enden find mit Zöchern durchbohrt, um fid an die Schnalle zu fchließen. Dieſe drei Doppelriemen find an dem Fußbrete des Bettes befeftigt, der der Mitte in der Richtung der Are des Gliedes, die zwei andern fhräg, nach Links und nad Rechts, fo daß fie die zwei Seiten eines Warallelograms mes bilden, die man fih nur vorzuftellen braucht, um zu finden, daß die Richtung, in welcher die Gewalt wirft, die Linie der Mite telriemen, d. h. alfo die Rinie der Are des Gliedes iſt; ein Umftand der fehr begünftigt, daß die Rnochenfragmente in Berührung bleie ben und das Glied ſich nicht verfürzt. Diefe Riemen ftellen die ertendirende Gewalt vor, während die Gontraertenfion durc ein Tuch bewirkt wird, welches die Weiche der entargengefegten Seite umfaßt und am Kopfende des Bettes befeftigt ift. Ein anderes zus fammengefaltetes Tuch geht über das fracturivte Glied weg, um fib an der Seite des Bettis zu befeftiaen und jedes Verruͤcken nah Born zu hindern.’ — Wie man fieht, fo ift diefer Apparat in Etwas dem Defaultfchen ähnlich, aber ohne Schienen. Die practifben Refultate find fehr aünftig, indem , in der Regel, die Gonfolidation gegen den zwanzigſten Zag erlangt wurde. Unwendung der fubcutanen Sehnendurchſchnei— dung zur Reduction einer complicirten Fractur. Eine Frau von 35 Jahren von ftarfer Conftitution wurde vor einiger Zeit in das Höpital Saint Louis gebracht. wegen einer durch Einfallen einer Erdwand bewirften Fractur beider Knochen des Unterfchenkels. Das obere Bruchfraament der tibia hatte die weichen Theile durdhbchrt und ragte an 11 Zoll nad) Außen bervorz der Fuß war durch Gontraction dee Wadennusfeln in gewaltſamer Ertenfion. Die überlegteften Einrichtungsverfuhe führten nicht zur Neduction diefer Fractur, und die Goaptation der Fragmente war unmöglih. Herr Jobert bewerkftelligte darauf die fubcutae ne Durdhfchneidung der Achillesſehne, und in demfelben Augenblide erhielt der Fuß feine gewöhnliche Form, das Glied Eonnte ertens dirt und die Fractur wieder eingerichtet werden ꝛc. Bibliographische Heuigkeiten. Elements of Chemistry, including the application of the Science in the Arts, By Thomas Graham, London 1842. 8. The Structure and Distribution of Coral Reefs: being the first part of the Geology of the Voyage of the Beagle under the Command of Capt. Fitzroy. By 6. Darwin etc, London 1842, 8 A practical Treatise on medical Inhalation with numerous Ca- ses demonstrating its Use in Bronchitis, Consumption etc, By Edward Jenner Core, MD. Philadelphia 1841. 12. 5. U. v. Ammon, die angeborenen dirurgifhen Krankheiten des Menfchen in Abbildungen mit erläuterndem Tert, Berlin 1842. Fol. 2 Bände mit 34 Kupfert. m — — — Menue Notizen a u 6 dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalratbe Froriep zu Weimar , und dem Medicınalrathe und Profeffor Froriep yu Berlir, N 479. (Nr. 17. des XXII. Bandes.) Suni 1842, Gedrudt im Landes = Induftrie: Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Ar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirıe Abbildungen 6 gGr. I est u» r7 Die Sletfcher - Theorie (Theorie der Eiszeit). (Fortfesung.) Herr Veneg feheint Eeinen andern Auffag über die Gletiher herausgegeben zu haben; allein fo viel ift gewiß, daß er der Erfte war, welcher in der Schweiz die Anſicht oͤffentlich ausſprach, daß die Gtletfcher fi) vor Alters bis an den Jura erſtreckt und bie Fündlinge dorthin gefchoben hätten. Der Verfaſſer diefes Artikels machte die perfönliche Bekanntfchaft des Herrn Vene im Jahre 1832, und damals galt legterer in feinem Vaterlande für den Mann, welcher eine Theorie aufgeftellt habe, die allerdings zu jener Zeit viels leicht noch feinen einzigen andern Vertheidiger befige, aber doch für neu, finnreich und Eühn gelte, und der Ruf, den Herr Vene ſich als muthiger und gefchickter Ingenieur bei den Arbeiten auf dem Gier troz:Gletfcher erworben hatte, von welchem die Ueberfchwemmungen herrübrten, welche die Stadt Martigny in große Gefahr bradıten, verlieh jener Theorie ein Anfehen, das ihr vielleicht fonft nicht zu Theil geworden wäre. Der erfte bedeutende Profelyt, den die neue Lehre madıte, war Herr von Charpentier, ein Mineralog und Geolog von Ruf, der ſich unter Anderm durch feine geologifhe Schilderung der Pyrenaͤen, die felbft jegt noch für fehr brauchbar gilt, befannt ge: macht bat. Er unternahm die Prüfung der Frage in der Abficht, feinen Freund Vene zu enttäufchen, da er es für unmöglich bielt, daß zu einer Zeit, wo Europa, wie allgemein zugegeben ward, cin den Palmen und Elephanten zufagendes Clima beſeſſen, daſelbſt Glotſcher von 60 Stunden Länge eriftirt haben Eönnten *). Als er jedoch die Sache genau kennen lernte, ſah er feinen eignen Irrthum ein, machte den Gletfchern eine Ehrenerklärung und Fündigte feine Belehrung in einem intereffanten Artikel an, welder der Schweizer naturforfchenden Gefellfchaft im Jahre 1834 vorgelefen, im achten Bande der Annales des Mines abgedrudt und an feine Freunde vertheilt ward. Diefe kurze Abhandlung von nur 19 Seiten ent= hält den Keim faft aller fpäter zur Unterftügung der Theorie der Gletfcher vorgebrachten Gründe. Die Fortbewegung großer Fels fenmaffen auf bedeutende Entfernungen von deren urfprünglicher Lagerftätte (©. 4), ohne daß diefelben in Betreff des Volumens irgend fortirt oder geordnet wären; die abaefonderte Ablagerung der von verfchiedenen Rocalitäten ftammenden Materialien in verfchies denen Höhen und in weiten, von jenen Materialien durchaus verfchon: ten Abftänden (©. 6, 7, 14); das Vorkommen von Haufen von Fels ſenſtuͤcken derfelben Art auf der Oberfläche des Gletſchers, die von ) Charpentier, Essai, p. 243, No. 1579, Be u re demfelben Bergſturze herrühren (S. 14); die hohe Rage der Bloͤcke auf dem Jura (©. 17); die theilweife ftumpffantige Befhaffenheic der Blöce, welche auf Reibung, aber offenbar nicht auf Fortſchwem— mung durch Wajfer hindeute (©. 12); das Nichtvorfommen der Bündlinge in Zropenländern (Anmerkung ©. 16); die polirten Flächen an den feftftehenden Felfen, nicht nur auf der Sohle ker Thaͤler, fondern aud) hoch an den Wänden und felbft auf den So: chen oder Päffen der Berge, welche von einer, Kies und Steine führenden, ploͤtzlich hervorbrechenden Wafferfluth (debacle) unmögs lich hätten überzogen werden koͤnnen (S. 8 und 9); die Kiefen, welhe man an bdiefen polirten Flächen bemerkt, die man in der deutfchen Schweiz „Karren“ nennt; alle diefe Umftände werden zu Gunften der Gletfhertheorie oder der fogenannten Eiszeit gelz tend gemacht. In’sbefondere ſchreibt Charpentier die Abreibung und Glättung der feftfichenden Felfen dem ungeheuren Drude zu, ben die Gletfcher auf ihre Bitten ausüben, und drüdt fid in dic- fer Beziehung folgendermaaßen aus: „Bekanntlich werden die Felfen, mit denen fich die Gletfcher in Berührung befinden, abgerieben, abgenugt und geglättet. Da die Gletfher fortwährend ftreben, fi) nad den Seiten und aufwärts auszubehnen, fo folgen fie allen Krümmungen und drin— gen in alle Vertiefungen und Höhlen ein, welche in ihrem Bereiche liegen, fo daß fie felbft überhbängende Oberflächen poliren, was eine Steine mit ſich führende Wafferfluth nie zu bewirken im Stande wäre,’ (Charpentier, Memoire, p. 15.) Dieß ift wichtig, da wir darin, wie Agaſſiz bemerkt »), wohl die erfte Elare Andeutung finden, wie die jegigen Gletfcher in diefer Beziehung wirken. Herr v. Charpentier ſchreibt die niedrige Zemperatur der Gletfcherperiode (Eiszeit) der damaligen bedeutendern Höhe der Alpen zu, welche fie bei ihrer erften Erhe— bung erlangt hätten, welche Anficht er jedoch fpäter hat fallen Lafs fen, Charpentier’s Abhandlung ward von den Geologen fehr kalt aufgenommen, und er verfchmähte die Mittel, durch welche man eine neue Theorie zur Modefache zu machen pflegt. Die Rede, welche der Präfident der Londoner geologifhen Gefellfhaft darüber hielt, enthält eine deutliche Angabe der Anſichten Charpentier’s, ohne über deren Werth oder Unmwerth das Geringfte hinzuzus fügen **). Sm Jahre 1836 ging es dem Profeffor Agaffiz hinſichtlich des Heren von Charpentier, wie diefem früher mit Herrn Ver neg. Er ging nad) Ber, um ihn auf feinem eignen Terrain von *) Etudes, p. 190. *) ©. Philosophical Magazine, dritte Folge, VIII. 338. 17 259 feinem Irrthume zu überzeugen *); allein auch er Eonnte ber Macht der ihm vor Augen geftellten Zeugnijfe nicht wiberftchen, die fih) ihm im untern Rhonetyale fo Elar darftellten, daß er ſich als: bald für die Theorie der frühern bedeutenden Ausdehnung der Gletſcher entſchied. Nah Neufchatel zurückgekehrt, unterſuchte er die polirten Oberflaͤchen der Kalkfelſen, welche man dort Laves nennt, die ſchon früher beſchrieben worden waren, und fand darin eine neue Beftätigung der Benegfchen Theorie. Dieb Refultat, fowie feine allgemeine Bekehrung zu den Anfichten der Gletſcher— Theorie, gab er in einem der Schweizer naturforfhenden Gefell: ſchaft im Jahre 1837 gehaltenen Vortrage zu erkennen. Ja diefer Abhandlung jegt er die Einwürfe gegen die frühern Theorieen aus: einander und fpricht er die Meinung aus, daß die Eiswände, auf denen die Zurablöde hinadftiegen, einen Zheil der Eiskrufte gebil— det hätten, von der die Schweiz vor der Erhebung der Alpın bes deckt gewefen ſey, und daß die, durch die, bei der Erhebung ftattges fundene Umwälzung abgelöf’ten Blöde nad) den Gefegen der Schwerkraft hinabgerutfiht feyen. Diefe Hypotheſe muß in der Ge: ſchichte einer an ſich wichtigen Theorie als ein Ruͤckſchritt erfiheis nen, da fie ſowohl in geologifher als mechaniſcher Beziehung un: haltbar ift. Die lebhafte Polemik, welche bdiefe Anſichten in der Schweiz veranlaßten, bewogen narüurlich deren Vertheidiger, die dafür fpres chenden Umſtaͤnde dem wijfenfhaftlihen Publicum mehr im Zus fammenhange und fgitematifcher vorzuiegen. Allein in Wiſſenſchaf— ten, die fo wenig eract find, wie die Geologie, finden neue Anjic)s ten nur dann leiht Eingang, wenn Männer des allererften Ranges fie einführen, und fo Eonnten felbft Namen, wie Charpentier und Agaffiz, eine Theorie, welche in mandyer Beziehung gegen die vorgefaßten Meinungen der Menfchen, fowie gegen die bei den Geologen zeither geltenden Anfichten verſtieß, ja welche, unferes Wilfens, felbft noch jegt nit von v. Bud, vd. Humboldt und de Beaumont öffentlidy anerkannt worden ift, kaum vor Spott ichern. u Sn ſchneller Aufeinanderfolge erfchienen bie Schriften von Chars pentier und Agaffiz über die Gletſchertheorie, welche Schriften beide als eine weitere Ausführung und Begründung der früher er— wähnten Programme oder Abhandlungen ihrer Verfaffer betrachtet werden können. Das Charpentierfhe Werk erſchien zwar. ei— nige Monate fpäter, als das Agaſſizſche- allein es unterliegt feinem Zweifel, daß beide gleichzeitig abgefaßt worden find, und da Agaffiz die Priorität von Charpentier und Beneß in Ber zug auf Grundfäge anerkennt, die er nur weiter verfolgt und beſtaͤ— tigt habe, fo haben die in Betreff der Driginalität mancher Agaſ⸗ ſiz ſchen Anſichten erhobenen Zweifel um fo weniger auf ji. 1 Die Agaſſizſchen Ktudes sur les glaciers jind großentheils gewandt und geiftvoll abgefaßt; doch leiden fie hin und wieder an Mangel an Klarheit und Methode, fowie man denn aud) vielen Stellen, ſowohl was das Raifonnement als den Styl anbetrifft, die Eilfertigkeit anficht, mit der das Werk zu Papier gebracht worden. In Betracht der Berühmtheit des Verfaſſers und feines anerkannten Zalents für den mündlichen Vortrag, mülfen wir ger ſtehen, daß er ung als Schriftfteller nicht ſonderlich befriedigt hat. Während er ex professo reiner Naturforfchee ift, Scheint gerade die Anftelliakeit und die Fülle der Phantafie, durch die er als junger Mann Cuvier'n als zur Vollendung der Unterfuhung der foſſi— ten Species vorzuͤglich befähigt erfhien, dem befonnenen Urtheile, dem ftrengen Inductionsvermögen und der Fähigkeit zur Entwides (una allgemeiner Anſichten hindernd entgegenzutreten, welche dem Forſcher auf dem Gebiete der phyſiſchen Geologie eigen feyn müfs fen. Bei der zweiten Auflage würde bie Schrift unftreitig viele face Verbefferungen und zugleich den Character einer geordneten und confequent feitgebaltenen Analyfe der Thatſachen erbalten müfe fen ; welche lestere Eigenichaft ihr in dem Grade abgeht, daß wir ſchwer glauben können, fie fey von einem und demielben Verfaffer geichrieben. Zur befondern Empfehlung gereicht ihr der dazu ges hörige Lithographicen-Atlag, deſſen herrliche Ausführung und reid)- *) Etudes sur les glaciers, p. 15. 260 haltige erflärende Nebenflizzen Jedem, der nie einen Gletfcher gefehen hat, einen recht genauen Begriff von den darzulegenden Ers fheinungen und den hauptfädhlichften Grundlagen der Theorie zu geben vermögen. Ein gut geichriebener Gommentar der Zafeln würde wohl in dem Leſer die Ueberzeugung von der Richtigkeit der Theorie beffer begründet haben, als das vorliegende Werk, welches ganz unabhängig vom Atlas niedergefchrieben zu feyn ſcheint und nur felten auf denfelben verweif’t. Indem der Lefer die, feinen Blicken in fo bündiger Weife vorgeführten Beweisgründe zu würs digen fucht, fühlt er fi wohl zu der Frage geneigt, ob die Abbils dungen auch zuvertäfiig find, ob der Verfaffer nicht etwa diefelben zu Gunſten feiner Theorie hat anfertigen laſſen? Wir Eönnen vers fihern, daß fie in allen wefentlidhen Puncten neturgetreu find, und auf diefe Weife bilden fie in ihrer Gefammtheit eine fehr über» zeugende Bemweisführung. Die Gefihtepuncte find im Allgemeinen gut gewählt, und die Ausführung ift meifterhaft, indem fie unter des Verfaffers Leitung in einer lithographifchen Anftalt geſchah, bie, foviel wir wiſſen, von ihm felbft gegründet worden. Der Zert ift durch einige lange Gitate, z. B., die über den rothen Echnee und die Sibirifhen Mammuths, angefchwellt, während Puncte von der größten Wichtigkeit nur leicht berührt oder ganz übergangen find, in welcher Beziehung wir beifpielsweife der für die Erifteng der Moränen und von Gletſchern herrührenden Giättung der Fels fen in den Seitenthälern der Alpen gedenken wollen. Wir erwähe nen diefer Unvolllommenheiten in der Hoffnung, daß fie in der nächiten Ausgabe eines Werkes, das zugleich in frangöfifcher und deutfcher Sprache erfchienen ift und dem es bei der Berühmtheit des Verfaffers und der Aufmerkfamkeit, die das Publicum dem Gegenftande widmet, an Abfag nicht fehlen kann, vermieden wer: den *). . Der erfte 'und größere Theil der Schrift befchäftigt ſich mit dem Mechanismus der jegigen Gletfher, welchen wir bereits oben ausführlich dargelegt haben. Dann folgt ein Gapitel über deren periodiſche Zu- und Abnahme innerhalb der gefchichtlichen Zeiten, mehrentbeils nad) Bene; ferner eines über die frühere Ausdehs nung der Gletfher in den Alpen; eines über Bas vermalige Vor— kommen von meiten Eisfeldern über verfchiedenen Gegenden der Erde, an welchen Eisfeldern ih die von Charpentier befchries benen characteriftifhen Eigenfhaften wahrnehmen ließen. In Bes treff diefes Lesterwähnten Capitels macht der Verfajfer befonders auf Originalität der Forfchung Anſpruch; und wenn wir uns erin= nern, daß die Kündlinge Eeine locale Erfheinung find, fondern eine ſehr weite geographifche Vertheitung haben, fo müffen wir die Mihtigkeit der Ausdehnung der Theorie zugeben, zugleich aber gegen eine voreilige Anerkennung der Zeugniffe defto mehr auf un= ferer Hut feyn. Und gewiß bat man zu beklagen, daß diefer Ab: Schnitt des Werkes, welhen Here Maclaren in feinem gelunges nen Abriffe der Gletfchertbeorie fehr richtig als dunkel bezeichnet, von einer ganz falfchen Hypotheſe rüdjihtli des Transports der Fündlinge ausgeht (da fie nämlich dur die Erhebung der Alpen gerftreut worden feyen), und daß der Verfaffer die Erfcheinungen, welche in Nordeuropa, in’sbefondere in Schottland, erft noch zu entdeden find, vorhergefagt hat. Auf der andern Geite hat er, indem er Charpentier’s Theorie von der Ausdehnung der Glet— ſcher auf ausgedehnte Eisfelder anwandte, das Vorhandenfeyn und die Ausbreitung von Gletfchern unter Umfiänden, wo bdiefelben fonft nicht hätten vorkommen Eönnen , wenigftens begreiflich gemadıt. Wir werden auf die Erfheinungen der Scandinaviihen Fündlingss fluth zuruͤckkommen. Das Charpentierſche Werk, welches ben Titel führt: Es- sai sur les Glaciers et sur le Terrain erratique du Bassin du Rhöne, erfchien, wenngleich deffen Worrede vom October 1840 da— tirt ift, erft im Sommer 1841. Es banbelt im Allgemeinen von denfelben Gegenftänden in derfelben Reihenfolge, wie Agaffiz's Schrift, aber es fehlen ihm die fchönen erläurernden Zafeln. Auf *) Eine treffliche Beurtbeilung biefes Werkes hat (unferes Wiſ— fens als Manufeript für Freunde) Herr Maclaren zu Edin— burg herausgegeben. 261 der andern Seite befigt es den Vorzug einer einfachen, methodis fhen und Elaren Behandlung des Gegenftandes, und man fiebt ihm an, daß es mit Sorgfalt und nicht mir Eilfertigkeit gefchrieben wurde. Die Abfchnitte find kurz, die Gründe deutlich vorgetragen, und jeder Einwurf findet auf der Stelle feine Erledigung. Der Berfaffer beweif’t, unferer Anficht nad, in der Regel viel geſunden eritifhen Tact, wogegen feine urfprünglichen Vorderfäge nicht im= mer baltbar ſeyn mödten. Charpentier's Schrift wird, unter Benugung des Agaffizfchen Arlas, den Lefer ſchnell in die ver— gangenen und beftchenden Mpiterien der Gletfcher einmeihen. Der zweite und umfangsreichere Theil diefes Werkes befchäftigt ſich mit der Theorie der Fuͤndlinge, beurtheilt die ältern Theorieen, legt die Gtetfchertbeorie dar und widerlegt die Hauptbedenken gegen dies felbe. Der theoretifche Theil ift, wie man ſich vorftelien kann, der am wenigften plaufible, und die Hypotheſe, durch welche der Verfaffer die Kälte der Eiszeit zu erklären fucht, fpricht uns nod) weniger an, als feine frühere hinſichtlich der urfprünglichen bedeu— tendern Höhe der Alpen. Wir billigen die Vorſicht, vermöge de— ren Charpentier fich bei feinen Gonjecturen lediglich auf den Urfprung derjenigen Fündlinge befchränft hat , mit welchen er aus eigner Anfhauung am befannteften war, nämlich die im Rhone— thale und auf der den Alpen gegenüberliegenden Wand des Jura; allein wir Eönnen es nicht loben, daß er fich über die Urfadhe der Fündlings= und Gonglomerats$ormationen überhaupt durchaus nicht ausgefprochen hat. In feiner oben näher betrachteten Schrift harte er auf die Abwefenheit der Fündlinge in den Zropengegenden aufs merlfam gemacht; in der vorliegenden führt er fpeciell die Fälle an, auf welche die Gletfchertheorie Anwendung finden dürfte. Die intereffante Schrift des Profeffors Neder zu Genf, des gelehrten und talentvollen Nachkommen Sauffure’s, ift der erfte Band eines Werkes über die Geologie der Alpen, auf deffen Fert: fegung wir fehr gefpannt find. Wir haben deſſelben nur gedacht, weil es von den oberflächlichen Ablagerungen ſpricht und defhalb darin häufig von den diluvialen Formationen die Rede ift, bei welcher Ge'es genheit der Verfaffer dann die neuere Theorie fehr eifrig bekämpft, da er der Hypotheſe einer piöglich hereingebrochenen Wafferfluth huldigt. Eine in’s Einzelne gehende Darlegung des Werkes würde bier nicht an der rechten Stelle feyn. Es ift übrigens in jenem gebaltvollen Style abgefaßt, welcher felbft den Eleinften Details und ben geringfügigften geologifhen Veränderungen ein wirkliches und wiffenfchaftliches Sntereffe verleiht. Der Verfaffer ift einer jener denfenden Köpfe, die mit offnem Blicke durch's Leben geben, im Buche der Natur zu lefen verftehen und ihr Willen nicht bloß aus Bibliotheken acholt habın. Wir haben nun noch der Hauptgruͤnde zu gedenken, auf welche fi die Theorie des einftigen Vorbandenfiyns gewaltig ausgedehn— ter Gletſcher, als eines der Iegten Agentien, durch welche die Ober: fläche der Schweiz modificirt worden foy, ſtuͤtztz alsdenn werden wir die erbeblichften Einwürfe anführen, welche fich gegen diefe Theorie aufftellen laffen, und von denen mande gruͤndlich abgefer: tigt, andere jedoch noch nicht befeitigt worden find. I. Die großen Fündlingsblöcde auf dem Jura- und den Voral: pen find für die neuern Geologen wahre Steine des Anftoßes geworden. Wir gefteben frei, daß die von den Veriheidigern der Gletſchertheorie aufgeftellten Gründe für die Anſicht, daß diefelben weiter nichts als alte Moränen feyen, ung weniger fchlegend, als die Gegengründe ihrer Widerfacher ung ſchwach und nichtsfagend erſcheinen. Mehrere Hppothefen ber Letztern find wahrhaft unges reimt, fo, 3. B-, die des Ältern Deluc, welcher fie für die Ucbers refte des Urgebiraes hält, die auf dem Jurakalke liegen geblieben feyen *), oder die feines Neffen, der annimmt, fie feyen von den Bulcanen der Hochalpen dorthin aefchleudert wordeng oder die Do— lomieu’s, daß fich einft geneigte Ebenen von Kelfentrümmern von den Gipfeln der Alpen bis zu einer gewiſſen Höhe des Jura cr: ftredt Härten, auf denen die Blöcde an ihre gegenwärtige Stelle hinabgerollt, und die fpäter verfchwunden ſeyen. (Die Nei— *) ©, das betreffende Gitat in den Annales de Chimie, T. X., p- 242, 1319, 262 gung diefer Ebnen hätte indeß nicht über 29 betragen Fönnen) Später Fam die Theorie der diluvialen Wafferfluthen auf die Bahn der vielleicht noch jest die meiſten Geologen ſtillſchweigend huldigen, obwohl fie manche unbegreiflihe Dinge vorausfest. Sauſſure fcheint angenommen zu haben, die Fluthen, welche die Bloͤcke forts bewegten, fenen durch ben Bruch der Ufer gewaltiaer Eeen verans laßt worden und hätten die durch eine gleichzeitige Umwaͤlzung ab— geriffenen Blöce der Alpengipfel gewaltfam fortgeführt. Wenn ſich dieß auch auf dem Papiere ganz plaufibel ausnimmt, fo begreifen wir doch nicht, wie Jemand, ber neben dem Pierre a Bot fteht, der die Größe eines gewöhnlichen Haufes hat, 800 Fuß über der Sohle des be— nadıbarten Zhales liegt und von feiner urfprünglichen Ragerftätte zwifchen dem Montblanc und dem großen Et. Bernhard 70 engl. Meilen entfernt ift, fo Etwas mit Ernft behaupten fönnte. Von Buch hat fehr bündig nachgewiefen*), daß, wenn dieſer Blod durch eine Waſſerfluth in feine jegige Lage gelangt wäre, dieſe Fluth ihm, troß feiner gewaltigen Größe, plöglicy eine ſolche Geſchwin— digkeit hätte ertheilen müffen, daß er über das ganze Schweizer Thal geflogen und früher bei Neufcatel angefommen wäre, ale die Schwerkraft Zeit gehabt, ihn in den Genfer See hinabzutreie ben; daß er folglich diefen gewaltigen Raum binnen 13 Secunden oder mit einer Gefchwindigfeit von mehr al& 20,000 Fuß auf die Secunde durdfchnitten haben müffe. Allerdings Eonnte er, indem er die Hebefraft des Waffers in Anfchlaa brachte, diefe Geſchwin— digkeit um Vieles niedriger berechnen; allein es lohnt kaum der Mühe, die gewaltigen Verftöße gegen die Grfege der Mechanik aufzudecden, welche der große Grologe bei dieſer verbefferten Be— rechnung begangen "tat und nad deren Befcitiaung das Refultat in der That noch mißlicher erfcheint, als früber *). Wenn ver aefunde Menfchenverftand nicht fhon ausreihen follte, um diejes Argument zu widerlegen, würden wir erſtens fragen, ob wohl ir- gend ein Fall vorgefommen fey, wo ein Stein vom Waffer mit dem zehnten Theile diefer Gefchwindigfeit bewegt worden iſt? ferner, wie es aefommen ift, daß ein Blod von der Größe eines Haufes, der angeblich geaen den nackten Kalkfelfen des Jura mit der zehnfachen Gıfchmwindigkeit einer den Lauf eben verlaffenden Slintenfugel anprallte, nicht in Millionen Fraamente zerfplittert ift? Man mag fich fellen, wie man will, fo wird man doch dieſe unmiberleglihen Einwuͤrfe nicht befeitinen Fönnen, vieler anderer, namentlich der auf die Vertheilung der Blöde bezüglicyen, gar nicht zu gedenken. Die Hypotheſe einer Wafferflutb fceint vor von Bud und Herrn Elie de Beaumont Anerkennung aefunden zu haben. Der erftere leitet dicfelhe nicht von dem Durdbredyen von Seen, fondern (infoweit wir feine Bemerkungen verftehen) von der plöße lichen Erhebung der Alpen her. De Beaumonı dagegen finder in dem Schmelzen der alten Gletfcher einen hinreichenden Grund für die fragliche Erfheinung, Wenn er mit der einftigen Eriftenz diefer Gletfcher einverftanden war, fo dünft uns, er hätte fich de: ren Schmelzung erfparen Eönnen. Ebenſowenig Eönnen wir den Araumenten beipflichten, durch welche Herr Necker die Wafferfluth vertheidigt, wiewohl er den Grgenftand in ciner Weife behandelt. welche über denfelben viel Licht verbreitet. Er giebt eine Eiszeit zu, in welcher die Gletſcher bedeutend umfanasreider geweſen foyen, als aegenwärtig, nimmt aber an, diefe arößere Ausdehnung babe von der damaligen bedeutendern Höhe der Alpen bergerührt (Etudes geologiques, p. 335). Diefe Gletfcher bildeten Dämme, und hinter diefen entftenden Seen, welche bei'm Durchbrechen Fragmente von den benadbarten Felſen mit fortriffen, und dem Berfaffer zufolge, erbielten die zuerft vom Waffer aetroffenen Fels fenmaffen oen ftärfften Stoß und wurden am Weiteften fortgeführt, während die, welche die Fluth erft weiter.unten faßte, weniger weit fortbemwegt wurden (p. 356), ©o erklärt er, weßbalb die Urfelfen an den entferntern Puncten die häufigern find. Uns fcheint *) Ueber die Urfache der Verbreitung großer Alpengefchiebe. Berliner Verhandlungen, 1811 ©. 183. **) Annales de Chimie, X. 280. Der Fehler liegt in der Be: rechnung der Endgeſchwindigkeit. F 263 vielmehr, daß alle auf Verminderung der Geſchwindigkeit des Waſ— feritroms hinwirkende Umftände um fo mehr auf Verminderung der Gefhwindigkeit der von der Fluch fortgeführten Bloͤcke haben hinwirken müffen, daher die größten Blöde zuerft zur Ruhe haͤt— ten gelangen follen. Wir haben bereits bemerkt, daß eine der merfmürdigften, die Bündlinge angehenden Erſcheinungen darin bes fteht, daß die Blöcke nirgends fortirt jind, fondern daß große und Eleine, ſowohl in der bedeutendſten, als unbedeutendften Entfernung von ihrem urfprünglichen Uusgangspuncte, bunt duch einanderliegen, woraus jih denn mit Gewißheit ergiebt, daß die Urfache ihrer Bee wegung nicht eine folhe war, welhewährend ihres Vorrük— kens allmälig an Kraftverlor. Die anſprechendſte aller aͤltern Erklaͤrungsarten war unſtreitig die von Sir James Hall angenommene *), nach welcher ſich ges waltige Eisſchollen von den Gletſchern abgeloͤſ't und die auf ihnen livgenden Bloͤcke über Landſeen geflößt haben follen, wie Aehnli— ches nod) jegt von den Eisbergen der Polarmeere gefhicht. Die Hauptgründe dagegen beruhen 1) in dem Mangel an Beweifen für die Eriftenz folder ausgedehnten Candfeen; denn wenn in Bes zug auf die Bündlingsformation irgend etwas feſtſteht, fo it es dieß, daß fie abgefegt ward, als die Erdoberfläche ihre gegenwärti: ge Geftalt ſchon ziemlich genau angenommen hatte”); 2) in dem Umftande, daß ein Klima, welches Eisberge auf einem die Schweis zer Edene füllenden See bätte auffommen laffen, ebenfowohl Glets ſcher hätte veranlaffen Eönnen, mittelft welher eine einfachere Erklärung der. Erfheinungen thunlich iſt; 3) in der Art und Weife, wie die Blöde nah einer gewiffen Ordnung abgelagert worden find, indem der Steinregen (wenn wir uns diefes Aus— druckes bedienen dürfen) auf den Jura ziemlich genau den Auss gangspuncten der Bloͤcke auf den Alpen gegenüber niedergefallen ift, während die Eisberge ein Spiel der Winde gemwefen feyn und die Steine nady allen Richtungen getrieben und abgefegt haben würden, fo wie ſich legfere denn auch in einer geraden Linie an dem Ufer bes ehemaligen See's hin zeigen müßten, was nicht der Tall ift; 4) in der Unvereinbarkeit der Theorie mit der Lage der gewaltigen Blöcke in den Alpenthälern; indem fie mebrentheils in bedeutenden Höhen an den Wänden und nicht in der Ziefe der Thaͤler liegen. Ze mehr wir ung dem Ausgangspuncte der Fuͤnd— linge nähern, in defto bedeutenderen Höhen treffen wir dieſelben in der Regel. Die Biöde von den hoͤchſten Alpen nehmen auf dem Zura gewöhnlich die höchften Stellen ein, während die Kalk« fteinblöcde der Niederalpen einen niedrigern Gürtel bilden. Die Theorie des Treibeifes ift von vielen Geologen, u. a. bon Benz turi***), Darm in ****) und Eyell+), angenommen worden. Wenn wir mit diefen Theorieen diejenige vergliihen, nad welcher einft Gletfcher von den Alpen bis zum Jura gereicht häts ten, fo werden wir diefelbe zwar auf den erſten Blick etwas Eühn, aber bei näherer Unterfuhung viel wenigeren und unerheblichern Einwürfen ausgefegt finden , als die andern. Indem wir die zu erklärenden Erfheinungen in den Worten der Gegner der Theorie oder folder Beobachter ſchildern, welche von derfelben nie etwas gehört hatten, wird ſich am deutlichſten ergeben, daß die Zeugniife für die Richtigkeit der Theorie ungemein beweifend find. 1) Die Fortführung von Blöcden jeder Größe wird durch fie erklaͤrlich. Für die Kraft eines Gletſchers iſt kein Felſen zu ſchwer. Ein Blatt oder Steinchen ſinkt, wie wir fruͤher gezeigt haben, leichter in einen Gletſcher hinein, als ein Block von 100,000 Cubikfuß. Dieß ſteht zu feſt, als daß es noch eines fernern Be— weiſes beduͤrfte. Sauſſure fuͤhrt an, der Gletſcher von Miage ſey mit einer faſt ununterbrochenen Maſſe von Truͤmmern bedeckt, *) Edinburgh Transactions, VIII. 158, unferes Wiffens, zuerft aufgeftellt, ) Necker, p. 347. *++) Sn einer von Charpentier ©. 189 citirten Abhandlung. "**) Voyage of the Adventure and Beagle, T. III. p. 285. +) Principles, 1. edition, Vol. II., p. 150, 1833. Ele- ments, Vol. I. p. 250, 1841, Bergmann hat fie, 264 und wir haben ben Imutt: Gletfher unter dem Mont Gervin in demfelben Zuftande gejehen. Ferner ift uns auf einem der jegigen Gletſcher ein ſich fortbewegender Blod von 80 Fuß Länge, 2U 3. Breite und 40 Fuß Höhe vorgeflommen*). So wenig Grund hat alfo die im Jahre 1837 von tgaffiz ausgefprochene Behaups tung, ‚die Zundlinge auf dem Jura feyen größer und mehr abges führt, als die, welche man auf den jegigen Gletſchern findet, weße halb er damals die Ausdehnung der ehemaligen Gletſcher bis an den Jura und das Vorkommen von Moränen auf dem Jura läugs nete, obwohl er das Vorhandenfeyn einer geneigten Eisebene zus gab. Discours, 1837. p. 17. 2) Das Unfehen der Blöde ift, in Betreff der Scharfiantige Ecit, genau bdaffelbe, wie bei denen der Moränen. Wir £önnen in diefer Beziehung Fein gültigeres Zeugniß anführen, als das dis Profefors Neder, weldher ein Gegner der Gletſcher-Theorie ıft. „Die Geftalt der diluvialen Blöcke iſt diefelbe, wie die der von Gletfhern herabgeführten Blöcke, weldye in den Moränen abs gefegt werden. Jene find, wie diefe, an den Kanten zwar nicht abgerundet, aber doch in ber Weiſe abgeführt, daß ſich nicht daran zweifeln läßt, daß jie längere Zeit Reibung erlitten haben.“ Nek- ker, p. 348. An den größern | Blöden find übrigens, fowohl auf ben Glet⸗ fhern als auf dem Sura, die Kanten am wenigften abgeführt **). 3) Die auf dem Jura am häufigften vorfommenden Fuͤndlin⸗ ge ſtammen von demjenigen Theile der Alpenkette her, wo die Glet— ſcher noch jetzt in voller Kraft thätig find, und wo das Geſtein fo viel Abgang erleidet, daß die gegenwärtigen, verhältnißmäßig winzigen Gletſcher jährlich) Blöde liefern, deren Maffe durchaus biefelbe ift, wie bei denen, welche in der Vorzeit erft in den ge» wundenen Tpälern der Drance und ‚one und zulegt ander ges trade gegenüberliegenden Wand des Zura ftrandeten. Diefe Maffen feinen von dem OrnersGletfher im Ferret: Thale, öftlih vom Montblanc, herzuffammen. Diefer Meinung iſt wenigſtens von Bud), welher darüber Kolgendes bemerkt: „Dem gewaltigen Ornex-Gletſcher, einem der größten des ganzen Montblanc-Gebirgsſtockes, gegenüber ftellen jich die herabgefalfnen Trümmer als große Felſen dar, und die Moräne erilveckt ſich in Geftalt eines Eleinen Gebirges durch das Thal. Gletſcher ſtuͤrzen uber Gletſcher in’s Thal und haben in deffen Wände tiefe Schluchten geriffen, durch welche beftändig zabliofe Bloͤcke von den darüber theonenden Höhen herabfallen, jenfeit welcher immer neue Felfenz gipfel aus dem großen Eisfelde hervorzumachfen fcheinen. (Berli— ner Verhandlungen, ©. 173). 4) Die in den Apenthälern hinabgeführten Blöde liegen, wie gefagt, nicht in den Gründen, in welde jie nad) den Gefegen der —— gelangt ſeyn müßten, fondern oft in Höhen von 1,000, 1,500, ja 2,000 $uß über dem im Thale raufchenden Fluſſe auf terraffenförmigen Leiſten oder vorfpringenden Felfen jäher Wände, wohin fie unmoͤglich durch Waſſer geſchwemmt worden feyn Eöns nen. Allerdings ſind die Wirkungen des Waſſers in dieſer Bezie— bung oft ſehr uͤberraſchend; allein in eine ſolche Lage können die Blöcke doch nur durch Treib- oder Gletfchereis gelangt feyn. Der— gleihen Ablagerungen (die vom Dener: Glerfcher ſtammten) bez merkte Sauffure im Drance-Thale, von Bud) im Rhonethale, Charpentier bei Ber, Agaffiz im Haslithale unfern Mey— ringen in bedeutender Höhe über der Aar. Zumeilen ift das Nichts vorhandenfeyn der Blöce ein cben fo ftarker Grund für die Gletſcher— Theorie als deren Anweſenheit. So findet man die am beutlichiten haracterijirte unter allen Steinarten der Alpen, den Euphotid (Eus *) Diefer Block wäre alfo arößer, als irgend ein bekannter Al— penfündling, da er 64,000 Eubikfuß mißt, während der größte des Steinhofs nur 61,000 Cubikfuß und der Pierre a Bot bei Neufchatel nur 48,000 Cubikf. mißt. D. Ueberf. *) Was fehr natürlich it, da fie nur ein Paar Mal bei'm ur— fprünglihe Derabfallen auf, und dann bei'm Herabfallen von dem Gletſcher, gewälzt worden, während fie auf ihrer ganzen Wanderung den Gletfcher hinab, als fogenannte Gletfchertifche, auf derfelben Fläche liegen bleiben. D, Ueberſ. 255 photit?) von Saas in ber Nähe des Monte Rofa, an vielen Stellen der Schweizer Ebene, aber im großen Rhonethale, das rechtwink⸗ lig in jene eintritt, nirgendsS *), und dennoch müßte der Euphos tid ganz ficher auch dort vorkommen, wenn er durch Wafferfluthen fortgefhwemmt worden wäre. Da die Fragmente des Euphotid wahrſcheinlich eine Mittelmoräne bildeten, fo Eonnten fie auf der Oberflaͤche des Gletſchers bis an deifen Ende fortgerückt feyn, ohne daß nad) deſſen Verſchwinden eine Spur von ihnen zurüdblieb. 5) Die Art der Verteilung der Bloͤcke auf dem Jura und auf der Schweizer Ebene ift bisjegt noch nicht vollitändig ermit: telt. Zu der meifterhaften Schilderung, die von Buch vor dreis gig Jahren darüber mittheilte, ift feirdem wenig Neues hinzuges fügt worden. Die tiefe Kenntniß, die diefer Forfcher von den mis neralogifhen Characteren der Gebirgsarten befaß, giebt feiner Darftellung großes Gewicht. Seine Angaben unterliegen zwar in vielen Beziehungen mandyen Abänderungen, allein im Allgemeinen läßt fi über die Vertheilung der Surablöcde Kolgendis als begrüns det annehmen: a) Sn den Jurathälern, zwifchen denen und den Apen Berge liegen, findet man überhaupt nur wenige ber fragli= hen Blöde, weldye dagegen vorzugsmweife an den den Alpen gegens überliegenden Bergwänden abgelegt find. b) Die Felsarten der Hochalpen (z. B. der Granit von Drner) liegen auf den höhern Puncten des Jura; die der Vora'pen am Fuße der Suraberge und in der Ebene (3. B. die Puddingfteine vom Valorfine). Dieß ers Elärt fi nach der Gtetfchertheorie genügend aus der immer mehr zuruͤckweichenden Lage der Endmoräne, die anfangs, als das Eis die größte Stärke befaß, lediglich von den Hochalpen herrührte, während fpäter, als die Gletfcher an Dicke verloren, deren Ober: fläche den Windungen des Rhonethales folgte und von beffen Wäns den Geftein mit fortführte. c) Jedes der gcoßen Thäler, das der Rhone, Aar, Reuß 2c., fcheint aus feiner Mündung einen Strom von Blöcdın ausgefpieen zu haben, die fi von da aus fäcdherför: mig ausbreiteten, aber der Mündung des Thales gerade gegenüber am dickſten licgen und dort auch die größte Höhe erreichen. Dieß iſt nun genau die Wirkung, weldhe ein Gletſcher bervorbringen würde, und eine Stelle in von Buch's Befchreibung fpricht in diefer Beziehung fo Elar, daß man fich einbilden Fönnte, er habe, als er fie niederfchrieb, eine Moräne vor Augen gehabt. „Sie (die Fuͤndlings-Bloͤcke) gehen von fchneebedeckten Bergen ſtracks in gerader Linie durch die Thäler und von da über die Ebe— nen und breiten fic) am Ausgange des Thales ftrahlen » oder bü= fhelförmig aus.” U a. O. ©. 184. 6) Die größeren Maffen finden fih, in der Regel, in Gefelle Schaft von Eleinern nnd bilden mit diefen Gruppen. Dies ſtimmt mit Dem, was fih, wie oben befchricben, auf den Gletſchern bes giebt, durchaus überein. Jeder Kelfenfturz giebt fich auf der Obers fläche des Gletfchere durch eine Gruppe von Sragmenten Fund. 7) Der Umftand, dag die Anhäufung von Blöden am Ende ber jegigen Gletſcher verhältnigmäßig gering ift, beweil’t, daß bie gegenwärtige Gränze des Eiſes nicht lange diefelbe war, Beden— fen wir, daß die Gletfher unaufhoͤrlich thätig find und eine fo *) Charpentier. 266 gewaltige Fortbewegungskraft beſitzen, bringen twir bie Dauer der geologifhen Perioden, welche, wie unläugbare Thatfachen beweifen, ſeit die Erde ihre gegenwärtige äußere Geftaltung gewonnen hat, vers ftrichen feyn müffen, in Anfchlag, fo erfcheint uns die Geringfügigkeit der Moränen der meiften Gletfcher als hoͤchſt auffallend. Diefer Um⸗ fiand ertging Sauffure nicht, der darin einen Beweis von dem erft kurzen Beftehen der jegigen Verhältniffe erblickte. „Die Steinblöde, bemerkt er, „welche auf dem untern Theile (am untern Ende?) deö Glacier du Bois bei Chamouni liegen, veranlaffen eine wichtige Betrachtung. Wenn wir bedenken, daß fie fih an diefem Ende des Gletſchers nah Maaßgabe des Schmels zens des Eifes anhäufen, fo muß es ung Wunder nehmen, daß de» ven dort nicht weit mehr vorhanden find, und wir fühlen uns ge= neigt, mit Deluc anzunehmen, daß der gegenwärtige Zuftand unferer Erde nicht fo alt ift, als viele Naturforfcher glauben.’ (Voyages II. p. 18, $. 625.) Das Wahre an der Eac)e fiheint zu feyn, daß während des gegenwärtigen Weltalters die Gletfher fih im Durchſchnitte beftäne dig zurückgezogen und ihre Moränen in Geftalt von Fündlingen zurücgelaffen haben. (Schluß folgt.) Miscellen. Ueber die Färbung der Knochen durch ben mit ben Nahrungsmitteln dargerihten Krapp haben die Herren Ser— res und Doyeres cine Menge Unterfuchungen und Verſuche ans geftellt und find zu Refultaten gelangt, welche von den Flou— rensfchen bedeutend abweichen und von ihnen in folgenden „allge— meinen Folgerungen” ausgedrüdt find: 1) in Beziehung auf die Färbung: ‚‚diefe ift sine rein hemifche Erſcheinung, welche in dem fhon gebildeten Gewebe ftatthatz es ift ein factum von Faͤrberei;“ 2) in Beziebung auf den Blutumlauf: „das Gapillarfpftem des Knochengewebes ift der ©ig einer dunklen Girculation (circulation obscure). Wir führen diefe Thatſache als eine foldhe auf, welche in andern Geweben eriftiren Eönnez für das Knochengewebe in’sbefondere glauben wir einen ſichtlichen Beweis in dem Wege gefunden zu haben, denn die Färbung folgt bei Thieren, welche mit Krapp gefüttert worden find; 3) in Betreff der Nutrition: „die—⸗ fer Austaufc, diefe Erneuerung des ewigen Wirbelns der Molecülen, find Feine wıfentliche Bedingung der lebenden Ger webe, man müßte denn das Knochengewebe zu den todten Geweben rechnen wollen.’ Ein Hülfsmittel zur Zergliederung Eleiner Em: bryonen hat Herr Rusconi empfohlen. Es beftebt darin, fie in Wachs einzulegen (wie bie Steinfchneider einen Diamant in Wachs einfenken, wenn fie ihn fchleifen wollen), dann die Embryo: nen unter Waffer zu zergliedern, nachdem man fie mit verdünnter Säure (1 Theil Salpeterfäure auf 8 Theile Waffer) abgewafchen bat. Es war durch Unterftügung biefes Hülfsmittels möglich, dag Herr Rusconi die Entwidelung des Hirns des Frofches fo vers folgen Eonnte. Derek Durhbohrung des Irommelfells zur Hebung der Taubpheit. Von James Yearsley. Diefe Operation ift befanntlih von A. Cooper vor ungefähr vierzig Jahren in mehreren Fällen mit ſolchem Er: folge ausgeführt worden, daß dadurch die Hoffnung erregt ID a DE, wurde, fie werde für die Miederherftellung des Gehörs ein hoͤchſt wirkſames Mittel ergeben. Er wurde auf diefelbe durch bie Beobachtung geleitet, daß nicht felten Perfonen, denen bag Trommelfell mangelt, fey es durch einen anges bornen Bildungsfebler oder in Folge einer Krankheit, ihr Gehör ziemlich unverfehrt behalten. 267 Die File, die man Anfangs ausfhließlih für dieſe Operation geeignet hielt, waren eine Obſtruction der tuba Eustachii und ein Blutertravafat in der Trommelhoͤhle. Da man aber damals noc nicht die Mittel befaß, um diefe Krankpeitszuftände mit Sicherheit zu erkennen; da fer: ner bie Operation, ald man fie in einer größern Anzahl von Fällen anzuwenden begann, fehr häufig mißlang, fo Fam fie bald ganz außer Gebrauch. Sest ift man im Stande, Obftructionen der uftachis fhen Roͤhre und Blutertravafate innerhalb des cavum tympani auf anderm Wege zu befeitigen, und die beften Autoritäten, wie Kramer und Itard, empfehlen die Ope— ration nur in folchen Fällen, wo eine nicht zu hebende Vers fhliegung der gedachten Möhre, oder eine Verdickung, Unem— pfindlich£eit oder Enorpelartige Härte des Trommelfells vor— handen ift. Nachdem ic auf diefen Gegenftand in meiner eigenen Praris große Aufmerkſamkeit verwendet habe, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß eine andere Glaffe von Dhrenkrankheiten durch diefe Operation befeitigt werden Eann, — Krankheiten, welche vor den vorhergenannten ven Vortheil gewähren, daß fie leicht zu erkennen find. Es ift durchaus nicht erwiefen, daß bei einer vollftändigen Strictur der Euſtachiſchen Nöhre durch die Eröffnung des tympa- num der Zaubheit abgeholfen werden koͤnne. Ob diefer Krankheitszuftand gewöhnlich von andern pathologifchen Ver: änderungen begleitet fen, ifE ungemwiß; allein ich habe die Operation in Fällen verrichtet, wo ich die Unwegſamkeit der Euftabifhen Nöhre durch forgfältiges Gatheterificen und die Luft» Douhe nachgewieſen hatte, ohne irgend ein günftiges Nefuttat dadurch herbeizuführen, fo daß ich es bezweifeln muß, daß fih die Operation in einem folhen Falle je hülfs reich erwiefen hat. Weberdieß muß man fich erinnern, daß Cooper auf £einem andern Wege von dem Zuſtande diefer Roͤhre Kenntniß erlangen Eonnte, als durch dag Gefühl fei: ner Kranken, welches felbit bei den verftändigften ein unzu— verläffiges Auskunftgmittel ift. Die Claffe von Krankheiten, auf die ich als eine folche hingedeutet habe, in welcher ſich in Folge einer otitis in- terna Eiter gebildet, welcher fih durch das Zrommelfell nah Außen Bahn gebrochen und, nachdem die Deffnung in dieſer Membran wieder zugeheilt war, das Ohr mit Taub— heit afficirt zurüdgelaffen hatte. Bei einer genauen Beob— achtung wird man finden, daß ber Verluft des Gehoͤrs oft auf diefe Meife zu Stande kommt: — Zuerſt treten Oh— tenfchmerzen und Spannung im Trommelfell ein; auf diefe Symptome folgt, wenn nicht Zertheilung eintritt, der Aus— fluß von Eiter, welcher gewöhnlich drei bis vier Tage dauert, aber auch, in einer modificirten Form, Wochen, ja Sahre lang anhalten kann; und wenn diefe Otorrhoͤe aufhört und die Deffnung der membrana tympani durch Narbenbils dung fich fchließt, fo ift die Entftehung der Taubheit, oder, wenn fie in Folge diefer Krankheit bereits früher eingetreten war, die Zunahme derfelben gewiß. In diefen Füllen fängt die Zaubheit, wie ich glaube, von der Verdidung und verz mehrten Spannung de8 Trommelfelld ab, welche in demfel: ben in Folge der Narbenbildung nad) dem Subftanzverlufte 268 nothwendig entfteben müffen. Savart hat durch Verfuche an einer zu diefem Zwecke präparirten Membran gezeigt, daß, wenn diefe ſich in einem gefpannten Zuftande befindet, die Schwingungen in derfelben nur in einem geringen Gras de erfolgen; wenn fie dagegen etwas erfchlafft iſt, wie im gewöhnlichen Zuftande, die in ihrer Nähe hervorgerufenen Zöne Schwingungen veranlaffen, welche ſtark genug find, um auf ihre Oberfläche geftreuten Sand oder Eleine Saas menförner in Bewegung zu feßen. Diefe Beobachtungen find vom Profeffor Wheatftone beftätigt worden. Mit Hülfe der Phnfiologie des Gebörs koͤnnten wir uns die günffige Wirkung, melde die Durchſtechung der membrana tympani in folhen Fällen zur Folge bat, durch die Annahme erflären, daß durh die Deffnung die membrana fenestrae rotundae dem Impulſe des Schalles auggefegt wird, fo daß die Dperation nit durch die Micderherftellung der vibratorifchen Kraft dr Zrommels fell wirkt. Beſtimmte Thatſachen aber maden diefe Ans fiht unwahrfcheinlih, indem fie beweifen, daß das Gehör felbft bei'm gänzliben Mangel des Trommelfells beftehen kann. Es find viele Fälle von Ohrenkrankheiten angeführt, in welchen diefe Membran ganz zerftöort worden war, ohne daß dieſes eine Beeinträchtigung des Gehörs zur Folge ges habt bätte. Ein merfwürdiger Umftand hierbei ift der, daß der Steigbügel nothwendig in feiner Cage bleiben muß, wenn nicht das Gehör verloren gehen fol. Dieſes ift oft beobachtet und durch Verfuhe von Cruickſhank beftätigt worden, welcher nach und nach die membrana tympani, den Hammer, den Ambos und den Steigbügel zerftörte, und erft nach der Zerftörung diefes Leßtern erfolgte der Verluſt des Gehör. Es würde in diefen Fällen fehwer zu begreis fen ſeyn, auf welche MWeife die Schallfhwingungen den Ge: hörnirven erreichen Eönnen, wenn man nicht annehmen woll= te, daß dieſes durch die fenestra rotunda geihieht; denn die Behauptung, daß die Schallwellen auch dann noch auf den Steiybügel einwirken, wenn diefer alle Verbindung mit dem Trommelfelle verloren hat, wäre unftatthaft, da diefes mit einem Geſetze der Akuftit im Widerfpruche ſtehen wuͤr— de, nach welhem ein in der Luft erregter Schall fih mit: telſt diefer nicht ſchnell genug auf folide Körper fortpflanzt, um das Hören möglid zu machen. Wir wiffen, daß Kinos hen trefflihe Schallleiter find; allein, dem angegebenen Ge— feße zufolge, Eann man eine Uhr mittelft der Zähne nur dann hören, wenn fie mit ibnen in unmittelbare Berührung gebracht wird. in neuerer Schrififtellee ſcheint allerdings zu glauben, daß der Schall ſich aus der Kuft auf den Steigbügel fortpflanzen Eönne; er fagt: „Es ift ein weit färkerer Einfluß erforderlich, um die Schallfhwingungen duch den Stapes oder die fenestra ovalis fortzupflanzen, wenn der Eindrud unmittelbar auf diefe gemacht wird, als wenn diefes auf natuͤrlichem Wege, mittelft der membrana tympani, geſchieht.“ Allein an einer andern Stelle wider: fpricht er diefer Anficht geradezu, indem er jagt, daß „bie anatomifhe Anordnung der Theile die Annahme unftatts haft mache, als Eönnten die Gehörfnöchelhen ohne Bis bration der Membran influirt werden." Der Grund, warum 269 das Gehör durch die Ans oder Abweſenheit des stapes fo ſehr bedingt ift, liegt darin, daß bei dem Verlufte diefes Knochens oder bei der aufgehobenen Verbindung der Bafis deffelben mit der membrana fenestrae ovalis die wäfs ferige Feuchtigkeit des Labyrinths entweichen und fo die Function der membrana fenestae rotundae aufheben würde.. Scarpa hat vor langer Zeit die Meinung ausgefpro: hen, daß die Luft in der Trommelhöhle und die fenestra rotunda zu den Mitteln gehören, durch melde der Schall das Labyrinth erreiht. Gegen diefe Anſicht hat man ver: ſchiedene Gründe geltend gemacht; nichtsdeſtoweniger find ihr jest viele ausgezeichnete Phyfiologen beigetreten. Herr Tod glaubte, daß der Nugen der membrana secundaria tym- pani der fey, daß fie die Bewegung der Feuchtigkeit des La— dbyrinths zuläßt, wenn ihr der Impuls durd) die Knoͤchelchen und die membrana fenestrae ovalis mitgetheilt wird, Diefe Hypoͤtheſe ift vom Profeffor Todd unterflügt worden. Herr Tod felbft führe zur Unterftügung feiner Behauptung an, daß die Gebörfnöchelhen nur bei ſolchen Thieren vorhanden wären, die eine cochlea und fenestra rotunda befigen; allein mir wiffen aus der vergleichenden Anatomie, daß der Froſch eine volftändige Trommelhöhle, aber Eeine fenestra rotunda bat, indem die Gehoͤrknoͤchelchen die einzigen Mittel bei ihm find, weldhe den Schall zum Labprinthe leiten. Alles genau erwogen, halte ich die Anfiht Scarp a's für die richtinfte. Müller hat durch directe Verfuche gezeigt, daf, wenn auch der Schall mittelft der Luft nicht leicht dem Waſſer mitgetbeilt wird, diefe Communication doch leicht dadurch bewerfftelligt merden kann, daß man die Luft und das Waffer durch eine thierifche Membran trennt, in der Art, wie die membrana fenestrae rotundae die Luft in der Irommelböble von der Feuchtigkeit des Labyrinths trennt; fo daß demnach feine Thatfahe der Akuſtik der Anfiht Scarpa’s entgegen zu ſeyn ſcheint, daß nämlich außer den Gehoͤrknoͤchelchen auch die Luft des cavum tympani und die fenestra rotunda den Schall zum sensorium leiten und daber, wenn jene Knoͤchelchen zerftört find, das Gehör nod durch die fene- stra rotunda und ihre Membran vermittelt werden und fortbeitchen fann. Die Frage ift vielfach erörtert worden, ob der Subs ftanzverluft der membrana tympani reproducirt werden fönne, oder nicht. Es ift allerdings fehwer zu beftimmen, 0b das neue Gebilde diefelbe Structur habe, wie die ur: fprüngliche Membran , oder ein anderes Gewebe fey; allein foviel weiß ich gewiß, daß Gefhmüre, welche ſich durch die ganze Subftanz diefer Membran erfirecden, beilen, To daß ihre Kontinuität wieder bergeftellt wird. Sch habe Fülle gefehen, wo die Kranken Jahre lang im Stande waren, Luft durch das tympanum zu treiben, nachher aber diefe Fähigkeit verloren, worauf man die membrana tympani durch ein speculum vollfommen ganz fehen Eonnte; ich babe felbft in ſolchen Fällen, wo man aus diefer Membran eine kreis— rundes Stüd fünftlih ausgefchnitten hatte, Die Deffnung innerhalb zweier Mochen nach der Operation ſich volfiändig ſchließen gefehen, 270 U. Cooper bediente ſich zur Durchftehung des Troms melfelld einer gefpisten Sonde; aber feitdem find verfchies dene Inftrumente zur Vollziehung diefer Operation empfoh— len und benugt worden; fo ein Zroicart, der vieredige Boh— ter von Buchanan, bas runde Locheifen von Himlp ıc. Sig. Fabrizzi hat ein fehr zweckmaͤßiges Inſtrument ans gegeben , dad nah Art der Zrephine conftruirt ift, aber eis nen fchneidenden Rand hat. Einer Modification diefes In— firtuments habe ich mich eine Zeit lung bedient, indem ich da8 tympanatoire auf das untere Viertel der Membran, vor dem Handgriffe des malleus, anfegte. Bevor ich zur Entfernung eines kreisrunden Stüdes ſchreite, durchfteche ich die Membran ftets mit einer Staarnadel, welches, in feiner Wirkung unfhädlih, den WVortheil gewährt, daß man fchon im Voraus den Nugen ermeffen kann, den man von der größern Operation zu erwarten hat. Bisjest habe id die membrana tympani in unges fähr dreißig Fällen durchbohrt. Einige von diefen find bes reits veröffentlicht worden. Während ich dieſen Auffag fchrieb, beſuchte mich ein Kranker, an dem ich diefe Operas tion vor zwei Jahren gemadt hatte. Der Zwed feines Bes ſuches war, mib von der fortdauernden Schärfe feines Ge: hörs zu verfichern. — Begreifliherweife Eann die Opera— tion da nicht gelingen, wo, in Folge der Zerftörung der Ges börfnöchelchen, der Ausfluß der aquula Cotunnii ftattges funden hat, da es zum Hören abfolut nothwendig ift, daß die Flüffigkeit des Labyrinchs und die Membranen deffelben unangetaftet bleiben. Sonſt aber gelingt die Operation in allen den oben näher angegebenen Fällen ohne Ausnahme. Nach vollzogener Operation bielt ich es ſtets für rath— fam, den Kranken foviel wie möglich von jedem Geräufde fern zu halten. Zuweilen folgte eine leichte Entzündung, die ſich aber nie zu einem bedeutenden Grade fteigerte. Ueber Waſſerſucht nah Scharlach bemerft Dr. Willis in dom Lond. and Edinb. Journal Kolgenz des: Nach den forgfältigften Unterfuhungen über dieſen Gegen— ftand, und nad häufiger Gelegenheit, die Krankheit zu beobachten, muß ich fagen, daß ich alaube, daß die MWafferfucht, unter der Mitwirkung einer großen Anzahl verfchiedenr Urfachen, auf Schar— lach folgt. Bei der Leichenöffnura folder, die der Krankheit uns terlegen waren, babe ich immer gefunden, daß Spuren einer Complication dur organifche Krankheit vorbanden waren, — ger woͤhnlich Krankheiten, welche von einer vorausachenden Entzüne dung abhängen; fehr häufig war es cine fubacute pleuritis mit Ergiegung ferög:eiterig ausfehender Materie in die Brufthöhle, — bisweilen Entzünduna des pericardium und zwar fowohl des eigent— lihen Herzbeutels, als auch des Herzuͤberzuges, — bisweilen fans den fih Spuren von endocarditis, andere Male partielle Verdik— fung der Herzklappen, Verkürzung der columnae carneae und je= des Mal fefte gelblichweiße fibrinöfe Goncretionen in den Herzkam— mern. Sm Unterleibe habe ich fehr conftant feröfe Ergiegung mit Flocken coagulabler Lymphe gefunden, welche frei darin ſchwammen oder auch adhärirtenz häufiger, als man biejegt geglaubt bat, fine det fich eine gewille Veränderung der Nieren, welche zwar nicht ſehr auffallend erfcheint, aber wahrfcheintih rüdficdhtlich ihrer Eins wirkungen ſehr wichtig if. Die Eubftanz diefer Drüfen babe ich, ohne Ausnahme, Außerlich blaffer, als gewöhnlich, gefunden, von Iohfarbig gelber Färbung, nicht fo bräuntichrotb, wie im normelen Zuftande; außerdem waren fie eigenthuͤmlich ſchwer, etwas größer, 271 als zu erwarten war, der Unterſchied ber Cortical- und Pyrami⸗ dalfubftanz fehr auffallend, erftere blaßgelblich, letztere entſchieden roth. Das ganze Organ zeigt eine auffallende Miſchung von dem Zuftande der Anämie und Hyperämie. Die Drüfenfubitanz erfchien fetter, trocener und blaffer, jedoch reichlich mit etwas erweiterten Blutgefäßen verfehen, fo daß außer dem Einfchnitte das Blut ziems lich reichlich ausfließt. Ein anderer wichtiger Punct ift der, daß in jedem Falle von tödtlicher Waſſerſucht nad) Scharlach, welchen ich unterfucht habe, in der ergoffenen Fluͤſſigkeit eine betraͤchtliche Menge Harnftoff ent— balten war; ich habe in diefer Beziehung die wäfferige Flüfligkeit aus den Hirnventrikeln, aus dem pericardium, aus den Pleuren und aus dem peritonaeum unterfucht: bei allen war das Refultat der Analyfe dafjelbe. Noch mehr von diefem Beftandtheile fand fih in allen von mir unterfudhten Fällen, bisjegt fechs, in dem Blute. Es mögen noch andere Organe mitleidenz; jedenfalls habe ich in allen Fällen, welche ih in den legten 4 Jahren zu fehen Geles genheit gehabt habe (40 — 50), die Nieren afficirt gefunden, wenn man nämlich Blut: und Eirerfügelchen im Urin, fpärlide Secre— tion und Eiweißgehalt des Urins als Beweife einer Mitleidenfhaft diefes fecernirenden Drganes anerkennen will. Ob in diefen Fällen die Nierenaffection beftimmend einwirkt, oder nur ein Symptom in ber allgemeinen Gruppe von Krankpeitserfcheinungen ausmadıt, bin ich nicht im Stande, anzugeben. 9 Nach dem, was ich in meiner Praxis geſehen hatte, war ich zu dem Schiuſſe gekommen, daß bei der Waſſerſucht nach Scharlach die Nieren jedesmal leiden. Indem ich nun weiter uͤber dieſen Ge— genftand nachſuchte, fand ich jedoch, daß Dr. Phillip in Berlin in Casper's Wochenfchrift 1840 eine Scharladhepidemie befchreibt, welche fehr häufig Wafferfucht als Folgekrankheit hatte, wobei aber das Hauptzeichen einer Nierencomplication, Eimweißgehalt des Urins, fehlte. Bei 60 Fällen unterfuchte Dr. Phillip den Urin, fomohl duch Hiße, als durch Salpeterfäure; es fand fich Eeine Spur von Eiweiß. Die Krankheit war Äußerft mild, Feiner von den Krane Een ſtarb, und es war alfo auch Feine Gelegenheit, den Zuftand ins nerer Organe zu unterfuchen. Im Gegenfage kann id) angeben, dab in England die Wafferfucht nad) Scharlach bisjegt immer mit Nierenkrankheit complicivt gefunden worden ift. Ob die allgemeine Aufregung, welche diefe Krankheitsform begleitet, von der Nierens Eranfheit herruͤhrt, ift nicht zu fagen, während die Ruͤckwirkung der Nierenkrankheit auf die mwäflerige Ergießung allerdings nicht ſchwer zu erklären ſcheint. Es ſcheint das Blut eines Theil feis nes Eiweißes beraubt zu werden; dadurch wird cs mwäfferig und bes aünftigt die Zranfudation durch die Gefäßwände. Der Verfaffer fcheint dennoch fehr geneigt, die ganze Krankheit von der Nierenafs fection abzuleiten, denn er empfiehlt dagegen eine entfchieden antis phlogiftifche Methode, Blutentziehung, Brechweinſtein, Mercur und Abführmittel, Miscellen Phyfid’s Behandlung der Proftataanfhwellune gen bei alten Leuten, ift, nad) De. Randolph’s Memoir 272 of Dr. Physick folgende: „Das Ende eines dünnen biegfamen Gatheters wird in einen fehr dünnen, 3 Zoll langen und 11 3oU weis ten Darm eingefchobenz diefer Darm von einem Schaafe wird feft an den Gatheter angebunden; er legt fi, wenn er geölt wird, auf das Senauefte an die Oberfläche des Gatheters an und kann alfo ohne Schwierigkeit eingeführt werden. Iſt dieß geſchehen, fo füllt man den Darm mit warmem Waffer, verftopft den Gatheter und zieht ihn vorfichtig, aber mit einiger Zeftigkeit, zurüd. Der dadurch ausgeübte Drud ift fanft, gleichmäßig und nicht reizend. Er hat den günftiaften Erfolg, indem er den angefhmollenen Pros ftatalappen zurücdrängt und Monate lang die Ausleerung des Urins betraͤchtlich erleichtert. Das Verfahren wurte zuerit 1830 bei cinem 70jährigen Greis angewendet. Diefer erfältere fich zufällig unmittelbar nad) der Operation, ohne deswegen mehr zu leiden, als zuvor, und als er fich von feinem temporären Unwohlfeyn erholt hatte, fühlte ex fich fo erleichtert, wie es lange nicht der Fall ges wefen war. Die Einführung des Inftruments wurde nach einigen Monaten mit großem Vorthrile wiederholt, Man muß fehr darauf fehen, die Ränder des Darmes glatt um den Gatherer anzulegen. Es erſchien außerdem nöth'g, die Faden loje um den Gatheter her— umzumidteln und an den Pfropf zu befeftigen. Ueber einen Blafen-Steinfhnittbeieinem Pferde, weldyer am 8. Suni von Profeffor Did, in der Veterinaͤr-Anſtalt zu Edinburgh, vorgenommen wurde, verdient, zumal er überhaupt feiten vorfömmt, bier erwähnt zu werden. Der Stein war groß und wog nach der Ausziehung nody 8 Ungen, obgliich eine nicht unbetrahtlihe Portion defjelben bei den Herausbefoͤrderungsver— ſuchen, melde durd die Ziefe der Wunde, der Rauhigkeit des Steines und eine große Gefchmwulft innerhalb des Raums, durdy welche er ausgezogen werden mußte, fehr erfchwert waren, abgebros chen worden war. Mehrere Steinzangen vermochten die Ausziehung nicht zu bewirken, bis endlich Dr. Mercer die Operation gluͤck— lich beendigte, indem er mit feiner Hand in die Blafe einging, wobei er Hand und Arm bis faft an den Ellbogen einbradte, ehe der Stein gehörig gefaßt. werden Eonnte. Das Thier ertrug die Dperation wohl und ging, nachdem es Losgebunden worden, in feinen Stall, ohne, dem Anfcheine nah, große Schmerzen erlitten zu haben, Von einem intermittirenden Fieber, welches alle fiebzehn Tage zuruͤckkehrte, erzählt der Examinateur meE- dical einen Fall, der bei einem Dfficier der Franzoͤſiſchen Armee in Africa vorfam. Er glaubte Anfangs, daß die Anfälle nur Ruͤckfaͤlle ſeyen; da ihm aber doch die periodifche Ruͤckkehr auffiel, fo nahm er Chinin vor dem erwartetetem Anfalle, was die Wir— tung hatte, ihn zu verhüten. Gr war faft zwölf Monate lang von den Fieber heimgefucht gewefen, ehe er die Regularität der Wiederkehr entdedte. Nekrolog. — Der vorzüglid um Semiotik hochverdiente Profeffor Double, zu Paris, ift, 64 Fahr alt, am 12. uni ges ftorben. \ Bibliographische Elements of natural Philosophy, being an Experimental Intro- duction to the Study of the Physical Sciences. By Golding Bird, MD, etc. London 1842, 8, Giornale toscano di scienze mediche, fisiche, e naturali, diret- to dai professori G. B, Amici, Bufalini, Georgini, Puccinotti, G, Savi, P. Savi, Firenze feit 1840, Neuigkeiten Formolario clinico cornedato di osservazioni teorico- pratiche di materia medica ad uso degli scolari del Dott, Giuseppe Corneliano etc, 2de edz. Pavia 1841, 8, De l’Ophthalmie qui regne dans l’armde belge et des moyens d’arreter la propagation de cette maladie dans toute l’agglo- meration d’Individus. Par H. Gonzie, medecin principal de l’armee etc, Bruxelles 1842. 8, — —— ss — — — — Menue Motizen aus dem Gebiete der Nakur- und Heilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober s Medieinalratbe Frortepzu Weimar, und dem Medieinalratbe und Profeffor Froriep zu Berlin, No. 480. (Nr. 18. des XXII. Bandes.) Zuni 1842, Gedrudt im Landes» Induftries Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. I rg tagen r Die Gletfcher: Theorie (Theorie der Eiszeit.) (Schluß.) I. Wir menden uns nun zu einem andern hochwichtigen Zeugniſſe von der Thätigkeit der Gletfcher, von welchem bisher in biefem Artikel kaum die Rede gewefen ift, nämlich die Formen und Glättung, welche die Gletſcher dem feften Geftein ertheilen, über welches fie jich hinbewegen. Die Formen find: 1) Rundtiche, ſphä— roidifche oder cylindrifche Dberflächen, die fic) in großem Maaß— ftabe vorfinden und offenbar durch die Abreibung der vorfpringens den, einft fcharffantigen Stellen entitanden find. 2) Wellenförmiae, mehr oder weniger longitudinal gerichtete und parallele Furchen, die ſich oft fo ausnehmen, als ſeyen fie mit dem Karnieshobel eins getieft, und die häufig eine ſehr feine Politur annehmen, und 3) feine, nicht immer parallele Streifen, welche diefe polirten Oberflä: den rigen, felbft wenn diefelben aus reinem Quarze beftehen, und die offenbar auf medhanifhem Wege erzeuat find. Wir wilfen, daß das Wafler bedeutende Steinblöäcde fortbewegen kann, und die Bildung von Moränen durch Flutben ift wenigſtens begreiflichz allein daß die ebenerwähnten Erfcheinungen dem Waſſer ihren Urfprung verdanken, ift rein unmöglihb. Kann das Eis fie be— wirkt haben? Diefe Frage halten wir in Betreff der einander den Rang ftreitig machenden Theoricen für das experimentum crucis, und es fcheint ung, als 0b daffelbe zu Gunften der Gletfchertheorie ausfchlagen muͤſſe. Die Erfcheinungen können übrigens faum anders, als durch eine böchft genaue Unterfuhbung an Ort und Stelle gewürdigt werden. Die trefflihen Abbildungen, mit denen uns Agaſſiz befchenkt hat, find indeß für Die, welche die Reife nicht unterneh— men wollen oder Eönnen, ein nicht gang ungenuͤgendes Surrogat. Diefe Erfcheinungen, welche in den nächſten Sabren in der Ger ſchichte der Wilfenfchaft eine hHöchft bedeutende Rolle zu fpielen be: Dan find, findet man hier zum erſten Male durch Figuren er— läutert Die erfte Form der geglätteten und rund abaeführten Felſen ift auf Zafel 8. und 16. des Agaffigfchen Atlas meifterhaft dar— geftelt. Die eine findet ſich auf dem Handeck, die andere auf dem Monte Nofa. Die fraglichen Kormen, für die ee noch an ei: nem technifchen Ausdruck gebricht, und an deren naturgetreuc Abs bildung wohl fehwerlich Semand glauben möchte, der fie nicht felbit mit eigenen Augen gefeben bat, haben offenbar mit der allgemei— nen Structur des Geſteins, welches in dem einen Kalle aus Ser— penfin, in dem andern aus unvollkommenem Granite beftebt nicht das Gerinafte zu fehaffen. Es muß zugegeben werden, daß Sauf: fure’8 Betrachtungen über diefe fonderbaren fphäroidifchen und conoidifchen Oberflächen höchft unbefriedigend find. Er giebt zu, N. 1580, RR ————— daß die Granitfelfen „in Abfchnitte von geneigten Gylindern, ja zuweilen feibft in fphärifche Formen zugerichtet find,” nimmt aber an, „daB dieß, ohne Zweifel, durd die von Seiten der Luft, des Waſſers und der Lavinen ftattgefundene Einwirkung gefchehen ſey.“ Voyages III. p. 461. Wenn wir firden, daß der Gneiß dort Eeine maffige Structur befigt, wie er fie fonft wohl zuweilen bars bietet, und daß diefe Oberflächen ſich keineswegs durch natürliche Abfhuppung gebildet haben können, fondern vielmehr öfters im rechten Winkel zu ihren Spaltflächen durchſchnitten find, fo müfs fen wir uns nach einer andern Erklaͤrung umſehen. In den Theis len des Aarthales, wo diefe Erfcheinung vorfommt, ift die Abreis bung und Glättung der früher Fantigen Oberflächen fo allgemein, daß die Mulde des Thales bis zu einer Höhe von 1,500 bis 2,00) Fuß hinauf diefen eigenthümlichen Character an ſich trägt, waͤh⸗ rend die aus demfelben Materiale beftehenden Kelfentuppen, die diefe Höhe überfteigen, die zadigen und ſcharfen Formen barbieten, die der Gneiß befist, wenn er unter gewöhnlichen Umftänden vers wittert. Jenes eigenthümliche Anfehen läßt fich deutlich bis in den Theil des Thales binauf verfolgen, weldyer noch jest von Glet— [bern (dem Ober: und Unteraargletfcher) eingenommen ift, indem die Wände des Thals, bis zu 8,000 Fuß über der Meeresflaͤche, rundlich und glatt abgerieben find. Diefe intereffante Beobachtung, von deren Richtigkeit wir völlig überzeugt find, verdanken wir Herrn Agaſſiz (Etudes, p. 254), und fpricht für die einftige uns aeheure Dicke des Gtetfchereifes in den Hochalpen, welche ganz zu der aus andern Gründen wahrſcheinlichen aroßen Ausdehnung der Sletfcher nach der Ränge und über die niedrigern Gegenden der Schmeiz paßt. Die naͤchſte Formveraͤnderung an den Felfen, nämlich die ges furchten Oberflächen, iſt gewoͤhnlich mit der bereits erwähnten Au: fern Geftalt vergefellfchaftet. Eine treffliche Abbildung derfelben findet fih auf Agaffiz’s fiebengehnter Tafel, welche ein Stüd von einem Kalkfelfen im Jura darftellt, der feitdem durch Steins bauer weggebrochen worden ift (zu Randeron bei Biel). Mit diefen Furchen läßt ſich nichts fonft in der Natur Vorfommendes veraleihen. Sie folgen den mellenförmigen Biegungen der abge— rundeten Oberflächen und gleichen, wie bereits bemerkt, den durch einen Karnieshobel bewirkten Rinnen, die fich, unter einem andaus ernden Drucke entftanden, mehrere Fuß, Ellen oder Klaftern weit binziehen. Wir würden bier zu weit in's Zechnologifche eingehen müffen, wenn wir nachweifen wolltın, warum Waffer, an und für ſich oder Geſchiebe mit ſich fortführend, nie aͤhnliche Wirkungen erzeugen Eann. Wer diefe cinmal aefehen und begriffen bat, wird nie darauf verfallen, fie dem Waffer zuzufchreiben. Ihre Länge, Tiefe und der Umftand, daß fie felten oder faft nie mit den Einien der ftärkften Böfhung der Oberfläche zufammenfallen, geben in 15 275 diefer Beziehung das vollgültigfte Zeugnig. Dergleihen Furchen find aufder Höllenplatte aufdem Handeck, an den Felfen des Fee-Tha— les bei Saas, an ber fteilen Felfenmand über dem Piſſevache bei Martigny und an den Felfen von Le Mail bei Neufcharel zu fer ben. *). Diefe Erfheinungen find durchaus eigenthümtih, fo daß fie fih mit nichts Anderm verwechſeln laſſen. Außer den Windunz gen im Innern der Feldſpath-Trappe, von denen fi) nicht ange: ben läßt, wie fie entitanden find, findetman in der Natur nicht eins mal etwas Aehnliches. Daß die Fagonnirung der Schweizerfelfen durchaus nur äußerlich und mechanifch it, Leuchter ein, da eines: theils dergleihen Oberflächen nie mit einer obern Steinlage be: det gefunden werden, und anderntheils die Erſcheinung an derje— nigen Wand der in die Thäler vorfpringenden Felfen vorkommt, gegen welche der muthmaaßlich herabgeftiegene Gletſcher angetries ben haben würde, Ebenfo ſoll es ih, nah Sefftröm’s und Bötling’s Beſchreibung, mit den Zurhen verhalten , welche ſich an der Oberfläche mander Zelfen in Skandinavien vorfinden und offenbar gleihfalls von mechaniſchen Urfachen berrübren. Ob fie aber alle Charactere der in der Schweiz anzutreffenden gefurdjten Felſen befigen, können wir nicht fagen; und dieß ließe ſich auch nur von einem Beobachter entſcheiden, der beide an Ort und Stelle unterſucht hätte. Die dritte Art von oberflächlichen mechanifhen Wirkungen, die ebenfald im Agafſſiz'ſchen Atlafe (auf Tafel 18.) fchön und naturgetreu abgebildet worden ift, find eine Unzahl feiner Kinien oder Rigungen auf der im Allgemeinen (und oft fehr fein) polirten Dberfläche vieler Felſen, welche überdem die befchriebenen Abrun: dungen und Furchen darbieten. Die Politur der Oberfläche hängt wefentlih von der Beſchaffenheit des Gefteins ab. Wo daffelbe quarzartig iſt, wie bei den Graniten des Grimfels, ift die Poli: tur fpiegelglatt oder der ähnlich, die der Steinfchneider dem Berg— cryftalle ertheilt. In diefen, überhaupt in der Natur fehr felten anzutreffenden, Zuftand Fann das Wafjer wohl Feine Oberfläche ver: fesen. An den Kaltfelfen des Jura zeigt fich diefe Politur in eis ner Feinheit, wie man fie an den beiten gefchliffenen Schieferta— feln findet. In beiden Fällen zeigt fich die Oberfläche mehr oder weniger gerigt, unb dieſe gerigten Einien find zuweilen fo fein, als wenn fie mit einer Diamantipige gezogen wären, fo daß man, um fie genau zu fehen, die Lupe zur Hand nehmen muß. In ans dern Fällen find jie raub und an ben Rändern zadig. Diefe Riz— zen ftreihen im Allgemeinen ziemlidy parallel, bilden aber auch zu: teilen zueinander ziemlich bedeutende Winkel. Bei nur aeringer Aufmerkſamkeit erkennt man, daß diefe Streifen durch harte feft fisende Theithen hervorgebracht worden find, die fih an der Ober: flache der Felfen unter ftartem Drucde hinbewegten. Am Deutlich- ften zeigt fich diefe Erfcheinung am Granite des Grimfels und am Zurakaltfteine bei Ce Chaumont. Bei diefer Beſchaffenheit der Erſcheinungen, die fih von 8,000 Fuß über der Merresflähe (wie, z. B., auf dem Siebelhorn bei'm Grimfel) bie in die Ebenen der Schweiz (z. B., an den Ufern der Rhone bei St. Maurice), ja felbft im Sura darftellen, entfteht die wichtige Frage, ob die jegigen Gletſcher im Stande *) Sehr unbedeutende Umftände veranlaffen oft verſchiedene Beob- achter zu ſehr abweichenden Folgerungen. So erfcheint ein folher Zelfen, wenn die Sonnenftrablen ſenkrecht darauf fallen, ziemlidy eben, wenn wir nicht im Stande find, die Hand über denfelben bingleiten zu laſſen. So Fann der Eine, weicher den Felfen betrachtet, während die Sonne einen güne ftigen fchiefen Stand zu demfelben hat, deſſen Dberflähe als zart gefurcht erkennen, während ein Anderer, deſſen Beobadız tung unter weniger günftigen Umftänden ftattfand, die Bes fchreibung, welche der erfiere von jener Dberfläche mitgetbeilt bat, für ircig und einaebildet erklären wird. Mit bem ger furchten $elfen bei'm Piffevacdhe ift es fo gegangen. Bon 12 dis 1 Uhr ſtellt ſich derſelbe am Vortheilhafteften dar. Die merkwürdige geriefte Dberfläche des an Sandſtein anftehenden Trappfelſens, auf welchem ſich das Schloß von Edinburgh er— hebt, ſieht man aus demfelben Grunde am Deutlihften um il uhr. 276 find, etwas Aehnliches hervorzubringen? Dieß ift der ſchwierigſte Theil der Beweisführung für die Gletſcher-Theorie. Indeß dürfen wir mit aller Gewilfenhaftigkeit die Ueberzeugung ausſprechen, daß wir, nad) langem Zweifelmuth und nach der ausdauerndften Untere fuhung des Gegentandes, diefen wichtigen Punct in der Beweis: führung für völlig fejtgeftellt halten. Die Hauptrefultate der Une terfujung verdanken wir Deren Agaffiz, der, wegen der aus— gezeichneten Geduld, mit der er alle Umftände geprüft, fich des Dankes der Geologen im hohen Grade würdig gemacht hat. Das Zeugniß des Herrn Studer, des erften aller jegtlebenden Schweiz zer Geologen, der, wie wir, lange zu den Zweiflern gehörte, ift in diefer Beziehung von großem Gewichte. Er bemerkt in Betreff des Zermatt: Gletfchers in der Nähe des Monte Rofa: „Nachdem wir etwa 50 Fuß hoch an der rechten oder öftlichen Seite des Gletfhers emporgeklettert waren, Eonnten wir ung der Ötelle, wo er den feften Felfen beruͤhrte, nähern und die Beſchaffenheit des lestern unter dem Gletſcher ſelbſt unterfuhen. Trotz der minera= logifhen Werfchiedenheit des Gefteins, welches hier ein derber Gruͤnſchiefer ift, fiel mir die genaue Aehnlichkeit der Beſchaffenheit feiner Oberflähe mit den Kalkfelſen am Bieler-See auf, Man fieht bier diefelben glatten Formen, diefelben Furchen, diefelben feinen Schrammen; und dieß Alles rührt unftreitig daher, dasfihGefhiebe und Sand unter bedeutendem Druk— fe an dem feiten Felfen hinbewegt und gerieben baben, und biefer Drud fheint in diefem Falle von nichts Underm, als dem Gletſcher felbft, ausgeübt worden zu fenn. *) Die Schwierigkeit des Beweiſes einer unmittelbaren Abreibung von Seiten des Gletfchers fcheint vorgüglih darin zu liegen), daß die unmittelbare Berührung zwiſchen dem letztern und feinem Felfens bette fi nicht nadhmweifen läßt. Die Stelle, wo beide zufammens treffen, ift oft mit einer Moräne bedeckt, und vorausgefegt, der Gletſcher bebielte feine Cage unverändert bei, Eönnten wir die Ober: fläche des Felſens, über die er unlängft gerutfcht ift, nur mittelft einer umfangsreichen und gefährlichen Aufbrechung des Eifes unter: ſuchen. Aue Gletſcher find aber Schwanfungen verfchiedener Art unterworfen, und duch die weiten Spalten wurden gelegentlid) Stelfen feines Betres jihtdar. Dieß ift bei dem Rofenlauiz, Vieſch⸗ und Zermatt-Gletſcher der Ball, und bei den im Zuruͤckweichen begriffenen Gletſchern, deren es in der Schweiz viele giebt, iſt eine große noch unlaͤngſt von ihnen bedeckte Flaͤche entbloͤßt. Die dir recte Beobachtung lehrt, daß die Gletfcher an ihrer untern Fläche eine Menge pulverijirte Kies» und Kalktheife mit fich fortführen, welche bei dem Drucke, der von Dben auf fie ftattfindet, die Ober— fläche des Felfenbettes abfchleifen und glätten muͤſſen. Diefen fo fehr einleucytenden Umftand fcheint vor Charpehtier fein eingte ger Beobachter deutlich erkannt zu haben. Auch ift uns nirgends die Bemerkung aufaeftoßen, daß die eigenthümliche Beſchaffenheit des Gletſcherwaſſers felbft Zeugniß dafur ablegt. Sein fih Jahr aus, Sahr ein gleichbleibendee trübes Anfehen rührt von dem Steinmehle her, welches zwoifchen dem Gletfher und dem Fels fen beftändig erzeugt wird und fo fein ift, daß es ſich nur ſchwer niederfchlägt. Wer von Avignon nad) Vaucluſe reift, dem muß die Verſchiedenheit des Fließwaſſers auffallen, das rechts und links von der Straße zur Bewälferung der dürren Ebene der Provence in ein Eünftliches Bett gefaßt ift. Das eine ift das unvergleichlich klare Waffer von Petrarca’s Quelle; dag andere ein Ableger des Fluſſes Durance, welcher bis in diefe von der Sonne verfengte Gegend den unverfennbaren Gharacter feines Urfprungs in den Glerfhern des Monte Bifo beibehalten hat. Die rührt von a N und pulverijirenden Einwirkung des Gletfcherei- es ber Auf ganz falfhem Wege find diejenigen Gegner der Gletſcher⸗ Theorie, melde anführen, das Eis koͤnne keinen Quarz ritzen; denn das Eis ift nur die Kaffung der harten Gefchiebe, welche die Felfenoberfläche, über die fie hinrutfchen, erit abrunden, dann fur— chen, poliren und fein rigen. Nicht das Rad des Steinfchneidere *) Bulletin de la Societe g&ologique de France, Tome XI, p. 50. Seance du 2 Decembre 1339. : 277 fchneidet den Stein, fondern der auf daffelbe aufgetragene Schmirgel. Der Kies, Sand und feingemahlne Schlamm vertreten bei dem Gletſcher die Stelle des Schmirgels. Wir müffen ung gegen die Anfiht Necker's erklären, welcher behauptet, fein Mineral Eönne je ein anderes, das eben fo hart fey, rigen *). Wir bezweifeln Erinen Augenblid, daß Quarz den Quarz rigen könne, wie es, z. B., ſpruͤchwoͤrtlich wahr ift, daß fi Diamant mit Diamant fchneiden läßt. Je Kleiner die Frag— mente eines fcharffantig fpaltenden Körpers find, in einer defto vortheilhaftern Rage befinden ſich deffen Theilchen, um in die Obers fläche eines andern, ihm ähnlichen Körpers, einzudringen, und wir finden es fehr glaubhaft, daß mit der Zeit bei achörig ſtar— kem Drude felbjt ein härterer Körper von einem weniger harten Körper abgeführt, folglich gerigt (denn die Abführung ift nichts weiter, als ein Aggregat von unendlich feinen Schrammen) werden fönne**). In allem Diefen erblicken wir alfo Eeinen Einwurf gegen die Theorie Charpentier’s und Agaffiz’s, fondern vielmehr eine Beftätigung derfelben; und die Thatſachen fpredhen, wie ges fagt, für deren Wahrheit. Agaffiz’s ficbente Platte erläutert die günftigiten Umftände, unter denen diefe Theorie an dem Ser— pentinfteine unter dem Zermatt:Gletfcher (von weldem in der oben angeführten Stelle Studer’s die Rede ift) ftudirt werden Eönnen, und wiewohl die benachbarten Felfen in giniger Entfernung von und weit über demfelben diefelbe Structur darbieten, fo er: kennt man doch fo deutlich, wie die Friſche und Vollfommenbeit der Erfcheinungen nad) dem Gleticher zu immer zunehmen, daß die Anmefenheit des legtern uns durchaus nit als ein zufälliger Ums ftand in Bezug auf die Glättung des Geſteins erfcheinen kann, fondern wir zu der Kolgerung gedrängt werden, daß die Politur auf die frühere Anwefenheit des Gletfchers hindeute. Die langen ununterbrodyenen, faft horizontalen Furchen, wie die bei Kanderon, betrachten wir als die ficherften und bemeifend: ften 3eugniffe in Betreff der Thätigkeit der Gletfher. Wir be: zweifeln nit, daß harte, im Eife feft gefrorene Steine, "die in der einmal gebildeten Vertiefung eines verhältnißmäßig weichen Geſteins hintereinander binftreihen, in Betracht des ven Oben mwirfenden außerordentlich ſtarken Druckes, im Stande find, ders gleihen Wirkungen hervorzubringen. Ueberdem ift Feine anz dere Urfahe, durch die das Nämliche bewirkt werden Eönnte, befannt, was ein fehr wichtiger Umftand iſt. Wahr: f&heinlihh werden wir bald unmiderleglidye Beweiſe darüber erhals ten, daß ähnliche Wirkungen in vielen Gegenden der Erde vor: fommen. Ein fehr ausaezeichneter Gcologe, welcher ſich noch nicht von der Wahrheit der Gletfcher: Theorie bat Überzeugen koͤnnen, derficherte uns, daß die in feiner Sammluna befindlichen geritz— ten Steine aus dem Aarthale, vom Jura, von Fahlun in Schwe— den und Bofton in Nordbamerica fo fehr denfelben Character an fi trüaen, daß er von der Spentität der Urfachen der Schram— men völlig überzeugt fey. Rügen mir hierzu die oben nachacwic= fene Gleichartigfeit der Schrammen in den Alpen und im Qura. fo wie über und unter den jegigen Gletfhern, welche letztere im Entftehen begriffen find, fo wird man die hobe Wichtigkeit dicfes Umftandes gewiß anerkennen; fo wie denn auch, wenn der Gee— loge, auf den wir fo eben hindeufeten, fich dadurch endlich beſtim— men ließe, der Gletfcher- Theorie beizupflidten, die gewiß zur allgemeineren Annabme derfelben fehr viel beitragen würde, da in der Geologie fo Viele durch die Augen Anderer ſehen müffen. Uebrigens möchten wir felbft dazu rathen, fich nicht zu fchnell das für zu entfcheiden, daß fich die Erfcheinung über die aanze Erde erſtrecke; denn die Geologie ift eine der unficherften Wiffenfchaften, ——— *) Etudes géologiques, p. 191. **) Ein fehr alltäaliches Beifpiel diefer Abfuͤhrung ift die feine Politur, welche die weiche menſchliche Hand StodEnöpfen von Elfenbein und andern harten Subftanzen ertbeilt. Zum Riz— zen eines härtern Körpers durch einen weniger harten möchte jedoch, felbft unter dem ftärkften Drude, ein weit geringerer Unterfchied in dem Härtegrade beider Gubftanzen gehören. D, Ueberſ. 278 und es ift in berfelben unthunlich, Grundfäge a priori in allen ſich fheinbar nothiwendig daraus ergebenden Folgerungen durchzuführen, und zu diefen vorgreifenden Generalifationen gehört au die Anz nahme Charpentier’s und Agaffiz’s, daß fich die Gletſcher einft über alle außertropifchen Länder der Erde erftredt hätten. Alerdings Fommen in Norditalien, den Pyrenden, Vogefen, Kars pathen, Sfandinavifhen, Finnifhen und Schottiſchen Gebirgen, fowie auf den Ebenen Rußland's, Preußens, Däncmark's und England's, ähnlide Erfheinungen in Betreff der zerfircuten Blöde und vielfach auch gefurchte und geriste Oberflächen vor; allein auf diefes weite Feld koͤnnen wir uns jest nicht begeben. In Uebere einftimmung mit unferer früher befolgten Methode, die Zeugniffe der Gegner der Gletfher- Theorie zu Gunften der Iegtern zu benugen, wollen wir, in Betreff der von den Alpen ftammens kin Tündlinge, ein hoͤchſt wichtiges Zugeftändnig Neder’s ans ühren: „Wo die Mittelkette der Alpen fich bedeutend über die Schnee— linie erhebt und folglich Gletfcher darbietet, bemerken wir an den Ausgängen der Hauptthäler durchgehends Maffen von großen Bloͤk⸗ fen und anderen diluvialen Gefhieben. Wo dagegen die Mittel: fette nicht bie am jene Linie hinaufreiht, oder diefelbe nur wenig überfteigt, finden wir dergleihen Blöcde weder an den Thalmuͤn— dungen, noch in der Ebene. Auch ift der Umftand merkwürdig, daß das einzige Gebirge Europa’s, welches, mit Ausnahme der Apen, in die Zone des ewigen Schnee's bedeutend eindringt und große Gletſcher befigt, nämlidy das ſkandinaviſche, zugleidy das einzige ift, von welchem große Maffen Blöcde und diluviale Ges fchiebe herabgeftiegen find.” (Ktudes geologiques, p. 359.) Wir beabfichtigten, eine Ueberficht der Einwuͤrfe mitzutheilen, die man gegen vie Gletfcher » Theorie erhoben hat oder erheben koͤnnte, und deren es allerdings viele und gegründete giebt; allein gegen welche geologifhe Theorie ließen fich dergleichen nicht vor« bringen? Ohne ung übrigens für einen unbedingten Profelyten diefer Eehre auszugeben, müffen wir befennen, daß diefelbe, in ibrer Anmwendung auf die Alpen, fo viele ſchlagende Gründe für fih hat, daß fie einen Pla unter den aeoloaifhen Wahre fheinlihE£eiten vollfommen verdient. Was die geologiſchen Gewißheiten betrifft, über welche unlänaft eine Schrift cerichie= nen ift, fo fürchten wir, eine vorurtbeilsfreie Kritik werde diefelben auf febr wenige befchränfen. Wir fönnen uns indeß über diefen Gegenftand diefmal nicht weiter auslaffen, und wollen die Geduld der Lofer nur noch in Betreff eines fehr allgemein aeltend gemach— ten und plaufibeln Einwurfs in Anſpruch nehmen, auf welchen wir ſchon zu Anfang diefes Auffages bingewiefen haben; naͤmlich, daß die Hypotheſe eines arctifhen Clima’s mit dem geologifchen Zeugs niffe der Fofjilien nicht übereinftimmt, die darauf hinzudeuten fcheie nen, daß die Temperatur der Erdoberflähe in allen früheren Zei— ten höher acwefen fey, als gegenwärtig. Diefe Schwierigkiit wird von Studer ſehr nachdruͤcklich her— vorgehoben; allein, wenn die Thatfachen für die einftige Ausbreis tung des Eifes über einen großen Theil der Erdoberflähe fprechen, fo Eämpft man mit allen kleinlichen biftorifchen Zeugniffen, oder den Refultaten phyfifch = matbematifcher Forfhungen vergebens da= gegen an. Dergleihen Folgerungen fönnen die Thatfahen nicht wegdemonftriren. Das Zeugniß der Foffilien ift allerdings bündiger; allein wir haben genau zu unterſuchen, ob daffelbe völlig pofitiv fey. Die Hypotheſe, daß die Echweig, ober auch aanz Europa, eine locale und vorübergehende Eiszeit: erlebt babe, ift, unferes Erachtens, zu fehr aus der Luft gcariffen und. unbaltbar, als daß diejelbe eine genauere Würdigung verdiente, Allerdings ift merkwürdig, dag die Gegner der foaenannten Stetfcher: Theorie fich felbft genoͤthigt ſehen, die einflige größere Ausdehnung der Gletfcher zuzugeben, und fie fuchen biefelbe durch eine Erniedrigung der Temperatur zu erklären. Herr Elie de Beaumont und Herr Neder haben dieß direct, und Herr Lyell indirect zugeftanden. Der Erftaenannte ſchreibt die dilus vialen Wafferflutben, durch welche die Alpenbiöcde fortgeführt wor— den feyen, dem Aufthauen der Urgletfcher zu; der Zweite findet den Grund des anaeblichen Eisaanges oder der Geſchiebe— fluth ebenfalls in dem Aufthauen und Durchbrechen der Gletſcher, 18° 279 welche die Dämme gewaltiger Landſeen gebildet haben follen; und der Dritte (nebft Herrn Darwin und vielen Anderen) kann ohne einen, bis zum Jura reichenden und mit Zreibeis bedeckten See nicht fertig werden, Charpentier und Agaffiz nehmen nur ein Wenig mehr von dem, was ihre Gegner nidyt abfchlagen koͤnnen, nämlidy von der Kälte, in Anfprud. Uebrigens hat Herr Smith nachgewiefen, baß die pofttertiä« ren (quaternären) Ablagerungen Welt: Schottland’s, welche daf: felbe Alter, wie die $ündlings=»Kormation und daß till befigen, vermöge der in ihnen enthaltenen Mufcheln, auf ein arctifhes Clima jener Periode hindeuten, indem fie mit den gegenwärtig auf Neufundland, ja auf Spigbergen anzutreffenden Species identifch find *); und Herr Lyell hat nah Canadifchen Foſſilien gefchleffen, „daß in der, der gegenwärtigen unmittelbar vorhergehenden Periode das Clima Ganada’s noch viel Fälter ge= weſen fey, ale es jest ift, und daß diefe außerordentliche Kälte mit der Zeit, wo der Transport der zerſtreu— ten Blöde hauptſaͤchlich ſtattgefunden habe, zufam mengetroffen feyn dürfte. *)“ Dieß Zufammentreffen it gewiß vom höchften Sntereffe, und würde daſſelbe ſicher fiftgeftellt, mozu wir, nach den neueften Unterfuchhungen Agaſſiz's, die bes ften Hoffnungen haben, fo würde dadurd) der Haupteinwurf gegen die Gletſcher⸗ Theorie befeitigt fenn; denn wie Here Lyell den Umftand, daß die Foſſilien der Poft= Piiocene: Formation in der Schweiz fehlen, gegen deren Anwendung auf diefes Land geltend machen fann ***), finden wir fchwer, zu begreifen. Derfelbe fcharfiinnige Geologe hat die geringe Bölhung, wels che die Gletſcher gehabt haben Fönnten, ale eine Schwierigkeit her— vorgehoben ****), Cr fchäßt dieſe Böfhung auf 2°, und Char: pentier hat biefelbe noch niedriger berechnet +). Der Einwurf f&eint viel für fi zu haben; allein es läßt fich gegen denfelben bemerfen, baß wir über dag Minimum der Boͤſchung, bei welcher eine Bewegung der Gletfcher ftattfinden kann, nody gar nichts wiſſen ++), und es ift fogar wahrfcheinlih, daß, bei zunehmender Größe der Gletfcher, diefe Boͤſchung geringer ſeyn koͤnne. Wir haben bereits angegeben, daß fie bei vielen bedeutenden Gletfchern an vielen Stellen weniger als 3° beträgt. Eine Schwierigkeit, der fih weniger leicht begegnen läßt, Scheint darin zu liegen, daß nicht recht einleuchtet, wie die von den End-Moränen der Alpengletfher gelieferten Blöcke an der gegenüberliegenden Wand des Jura abs gefeßt worden feyn Eönnen. Wäre die Schweizer Ebene von einem großen Gletſcher bedeckt, der von denen der Arve, Nhone und Aar aus gefpeif’t würde, und bewegte ſich diefer Gletfher gegen Nord— often (mas, nach den Kurden bei Neufchatel zu fchliegen, der Kal geweſen feyn muß), fo läßt fich nicht wohl begreifen, wie bie Rhoncblöde der Mündung des Rhonethales gegenüber abgeſetzt morden feyn Fönnen und nicht vielmehr eine Seitenmoräne am Zuße der Alpen gebildet haben +++). Die Vertheilung der am Weiz teften gelangten Fündlinge im inneriten Jura, fo wie die Eocalität mander Schrammen an den feftftchenden Felfen, bieten außerdem noch mandje, nicht erledigte Schwierigkeit dar. *) Proceedings of the geological Society of London, 24th Apr. 1839 und 6th Noy. 1839. ) Proceedings of the geological Society of London, 24th Apr. 1839. *) Elements of Geology, I. p. 253. +) Ibidem, p. 250. +) Nämlich zu 19 8° 50%. Essai, p. 174 und 237. ++) Namentlich ift das Kortrüden der Gletfher nach ber Aus—⸗ behnungs= Theorie, zu ber ſich Charpentier bekennt, bei jeder Böfhung, ja felbft auf horizontalen Flächen, möglich. D. Ueberf. 44) Wir begreifen nicht wohl, wie der in diefem Gegenftande fonft fo beivanderte Verfaffer hierin eine Schwierigkeit ers bliden Eann ; denn die Mittelmoränen und Gtetfchertifche jedes der genannten Zhäler mußten offenbar als Endmoränen, jedem ber Thäler gegenüber, an die Wand des Jura gelangen. D, Ueberf, 1841. 280 Uebrigens läßt fi nicht erwarten, daß alle diefe Schwierige keiten ohne Weiteres oder jemals ganz befeitigt werden follten. Ueber die Auslegung diefer Puncte find Charpentier und Agafs fiz, die VBorfämpfer der von Venetz gegründeten Gletfchertheorie, auch keineswegs mit einander einverftanden. Jeder diefer Geolos gen hat in diefer Beziehung eigne originelle Anfihten, und wie hoffen, fie werden einander ftets im Geifte eincs edlen Wetteifers betämpfen. Indem wir diefe intereffanten wiffenfchaftlichen Streits fragen nur in ihren Hauptzuͤgen darzulegen ſuchten, haben wir völlig unpartheiiſch Jedem das Seinige zuzuerfennen geftrebt. Auf diefe Weife wird das Intereffe aller Berheiligten am Beften ges wahrt. Hahen mir einige weniger bedeutende Namen mit Still ſchweigen übergangen, fo it dieß weder aus Mangel an Bekannte ſchaft mit denfelden, noch aus Geringfchägung, fondern nur des be— ſchraͤnkten Raumes wegen gefchehen, da wir die Aufmerkfamkeit bes Leſers mehr auf die ftreitigen Puncte des Gegenftandes felbit zu lenken gedachten *). Während wir felbft an demfelben großes Sntereffe nehmen, zollen wir dem befonnenen Scarfiinne Ch ars pentier’S und dem edlen Eifer Agaſſiz's unfern Dank; dem Legteren fühlen wir ung durch Beweife feiner aufopfernden Freund— ſchaft, Gefälligkeit und Gaſtfreiheit perfönlich verpflichtet. Dem Britifhen Publicum ift der Gegenftand vorzüglid dur Agafs ſiz's Werk bekannt geworden, und wir wilfen, daß er ber Bes ftätigung feiner Anfihten von England aus mit gefpannter Erz mwartung entgegenficht. Die Gletfher « Theorie ift, wie wir weiter oben bemerften, noch keineswegs allgemein anerkannt. Außer dem Dr. Budland, hat nod) Fein namhafter Englifcher Geolog ſich auch nur vollftändig zu den Anſichten Charpentier’s über die Alpengletfcher bekannt, viel weniger zu denen von Agaſſiz, nad) melden die ganze außertropifche Erdoberfläche einft aroßentheils mit einer Eiskruſte belegt gewefen feyn fol. Herr Lyell hat allerdings große Bereitwilligkeit Eundgegeben, Anfichten anzuneh— men, bie, wenn fie fich beitätigen follten, fo fehr mit feiner Grundtheorie übereinftimmen würden; allein in den Einzelnheiten ift er abweichender Meinung. Selbſt in der Schweiz, wo doch die Gletfher - Theorie entfprungen ift, treten nur allmälig wenig Bekehrte unter ihre Kahne. Sm Krankreih findet fie fehr wenig Beifall Die Herren Elie de Beaumont und Arago befäms pfen diefelbe noch und werden dabei von ihrem ganzen Auhange unterftüst. In Deutichland, wo jede Hypotheſe eine mehr oder weniger aünftige Aufnahme findet, halten v. Bud und v. Hum— bofdt mit ihrer Zuftimmung zurück. Es gehört alfo noch Muth und Gefhid dazu, die Gletfher : Theorie aufrecht zu erhalten. Wir haben deren Schwächen nicht verfchwiegen; aber indem wir uns bemüht baben, fie unpartheiiich darzulegen, find wir zu dem Schluſſe gelangt, daß fie vollflommen zu dem Range einer geolo— sifhen Wahrfcheinlichkeit berechtigt ift, und fo ftellen wie fie auf ben ihrer Vertheidigung günftiaften Boden und getrauen uns vorherzufagen, daß, wenigftens außerhalb England’s, eine Reacs tion zu ihren Gunſten baldigft eintreten werde. Die Beweisgründe, auf die fie fih beruft, find von der Urt, daß fie ohne eigene Anz fhauung und ein forgfältiges und unpartbeiifhes Etudium nicht gewürdigt werden Fönnen; und wiewohl fie bemnady einer gang überzeugenden Darftellung weniger fähig find, fo haben fie doch, wenn fie einmal erkannt find, denfelben Werth, wie andere. Wir haben die Gegner berfelben mit ihren eigenen Waffen bekämpft; werden fie fich nicht für gefchlagen erfennen? Behaupten fie, die Theorie fey unvollfommen, fo geben wir ihnen dieß gern zu; al— lein wir fordern fie breift heraus, uns unter allen übrigen Theo— rieen eine zu bezeichnen, die beffer oder weniger unwahrfcheinlich wäre. Haben fie aber eine neue in petto, fo find wir bereit, fie zu prüfen. (The Edinburgh Review, April 1842.) *) Das Werk des Ganonicus Nenbu, von Chambery, über bie Gletſcher Savoyens, verdient als eines der feltenen, wirklich riffenfchaftlichen Producte der Preffe Savoyen’s namhaft ge= macht zu werben. Leider haben wir es nur flüchtig durchs blättern fönnen. Selbſt in der Schweiz konnten wir fein Eremplar davon erhalten. 281 Mistellem Eine werthvolle Anwendung eines baguerrotypis fhen Proceffes, um ſchnell vollfommene Zeihnuns gen von foffilen Gondylien auf metallifhen Platz ten bervorzubringen, von weldhen, duch den Kupferftes cher firirt, lithographifche Uebertragungen in's Unendlihe bewerk— ftelligt werden Eönnen, ift von Gapt. Ibbetſon ausfindig gemacht worden. Dr. Budland fendete einen fchönen foffilen Sceftern an Herren Ibbetſon und erhielt mit näcfter Poſt ein Paquet der genaueften Abdrüde einer, durch den erwähnten Proceß auf Stein übertragenen, photographifchen Zeichnung zurüd. Elecrricitätsleiter und Nichtleiter. Die folgenden Reihen von Körper find in Lardner, on Rlectrieity, nad) den Graden geordnet, in welchen fie, erfahrungsmäßig, das Vermögen befigen, bie Electricität zu leiten, fo daß die vollfommenften Leiter zu — 282 oberft und die vollfommenften Nichtleiter zu unterſt geftellt find: Leiter: Ale Metalle, gut gebrannte Holzkohle, Reisblei, con— centrirte Säuren, pulverifirte Holzkohle, verdünnte Säuren, Satzlöfungen, Metallerze, thierifche Flüfjigkeiten, Scewaffer, Quell⸗ waffer, Regenwaffer, Eis über 13° Fahr., Schnee, lebende Vege— tabilivn, lebende ZThiere, Flamme, Rauch, Dampf, in Waſſer aufs löstihe Salze, verdünnte Luft, Alcoboldunft, Aetherdunſt, feuchte Erde und Steine, pulverifirtes Glas, Schwefelblumen. — Nicht— leiter: Trockene Metalloryde, Dele (die ſchwerſten die beiten), Afche von vegetabilifhen Körpern, Afche von thierifhen Körpern, viele durchlichtige Cryſtalle (trodne), Eis unter 13° Fahr., Phos⸗ phor, Kalk, trocdne Kreide, natürlicher Eoblenfaurer Baryt, Lyco⸗ podium, Caoutſchouk, Kampfer, einige kieſelerdige und thonhaltige Steine, tro@ner Marmor, Porcellain, trocdne vegetabilifche Körper, aedorrtes Holz, Federn, Haare, Wolle, gefärbte Seide, gebleichte Seide, rohe Seide, durchſichtige Edelfteine, Diamant, Glas, Steinkohle, Wahs, Schwefel, Bernftein, Gummilad. e,⸗—— —— aan ———— ſie war gelappt, von der Groͤße eines Mannskopfes. Als Ueber Geſchwuͤlſte in der Blaſe. Von James Douglas. Georg Biebner, 72 Jahre alt, ein Weber, wurde am 16. Januar 1833 in das Glasgow Royal In- firmary aufgenommen. Er hatte anhaltenden Schmerz in der linken &umbargegend, welcher durh Drud zunahm und von einer beftändigen Drange zum Urinlaffen begleitet war. Der Urin war fpärlich, milchig und lagerte ein reich— liches bräunliches Sediment ab. Beim Wafferlaffen ent— ftand zu Anfang ein heftiger Schmerz, welcher dem Gefühle nah im DBlafenhalfe feinen Sig hatte. Bei'm Einführen bes Gatheters fand ſich jedoch weder eine Strictur, noch ein Stein; die Blafe war nur feſt um das Inſtrument zuſam— mengezogen. Der Kranfe giebt an, daß er niemals weder an Zaubheit der Schenkel, noh an Netraction der Hoden gelitten habe, fo daß Eeine Nierenfranfheit zu vermuthen war; dabei Elagt er über Huften mit fchleimigem Auswurfe und über Dyspepfie mit Sodbrennen. Der Schmerz dauerte bereit3 mehrere Wochen, und der Kranke foll früher Harn gries von fich gegeben haben. Puls 92, intermittirend, Herzfchlag zitternd, die Nefpiration 40, die Zunge roth und troden, Stuhlgang träge, Haut normal. Er erhielt ein falziges Abführmittel und einen bittern Aufguß mit Soda, ſowle eine fchleimige Mirtur gegen den Huften. Später Elagte er über Schmerz; im perinaeum und Stiche in der linken Seite; es wurde an beiden Stellen, jedoch ohne Erleichterung, gefchröpft und Blutegel gefegt. 14 Tage nad) feiner Aufnahme entdeckte man, daß die Linke Niere vergrößert ſey und 5 Zoll unter dem falfchen Rippen: tande herabreiche. Hiernach mar eg Elar, daß man von Nichts bleibenden Nugen erwarten Eönne; man befchränfte fid) alfo auf einige unterftügende und befänftigende Mittel. Am 10. Februar, 25 Tage nah der Aufnahme, ers folgte der Tod, Section. — Bei Eröffnung der Bauhhöhle fand ſich eine große Gefhwulft , welche die linke Niere umhuͤllte; fie eingefchnitten war, floffen etwa 3 Pfund Eiter aus ver— fehiedenen einzelnen Süden aus. In diefen fanden fi 7 oder 8 Steine, einige etwa 1 Zoll im Durdhmeffer, andere Eleiner oder größer. Sie beftehen aus Harnfäure. Die Les ber enthielt zahlreihe Knoten von careinomatöfem Character und kaͤſiger Conſiſtenz, von der Größe einer Erbſe bie zu der eines Taubeneies. Die Blafe enthielt etwas trüben Urin, und es ragten 2 Eleine fungofe Geſchwuͤlſte auf ihrer innern Zläche hervor, überzogen von der Schleimhaut; die größere, vom Umfange einer Wallnuß, war durchbrochen und an ihrer Spige als ein fungus aufgebrochen; die andere Geſchwulſt hatte die Gröfe einer Erbfe und lag fo, daß fie wie eine Klappe auf die Harnröhre wirkte. Ohne Zweifel war diefe Urfahe des Schmerzes, welden der Kranke zu Anfange des Urinlaffens fühlte. Diefer Fall lag offenbar außerhalb des. Bereiches der Kunft; Paracentefe der Niere würde hectifches Fieber herz beigeführt haben, und die Entfernung der Steine wäre faum möglich gewefen. Das colon lag über der Geſchwulſt mit ihr verwachfen und zeigte an einer Berührungsftelle eine Verdünnung, welde bei längerem Leben wahrfcheinlich zu eis nem Abfluffe nah diefem Canale hin Veranlaffung gegeben haben würde. Die fungöfe Blaſenkrankheit ift fehr felten und, wie gefagt, außerhalb des Bereiches der Hülfe. Die bier befchriebenen Gefhwülfte find wahrſcheinlich die fogenannten Polypen der Harnblafe, zu denen außerdem noch die Herverragungen des dritten Lappens der prostata kommen; daß wahre Polnpen, aͤhnlich denen in der Nafe, audy in der Harnblafe vorfommen, ift nicht wahrfcheinlich ; die fibröfen Polnpen des uterus fönnten wohl eher in der Blafe ſich entwideln, doch finde ich nirgends eine Beſchrei— bung davon, auch habe ich nirgends etwas der Art gefehen, Die meiften diefer Blaſengeſchwuͤlſte befisen an ihrer Baſis eine fefte, weiße, homogene, wahrhaft carcinomatöfe Stru— ctur, während die freie Oberfläche oder, gefaͤßreich und ſchwammartig if. Die Blafe iſt, in der Regel, um deren 283 Wurzel herum verdidt und induriet, entweder in Folge ber Reizung und entzündlicher Thätigkeit oder in Folge ausges breiteter Ablagerung der fungöfen Maſſe. In einigen Faͤl— ten ift die Blafe 2—3, felbft 4 Zoll did, in Folge von Ablagerung der carcinomatöfen Materie gewöhnlich an ihrem untern Grunde, während innerlich die Gefhmwulft in ein tie= fes Krebsgeſchwuͤr oder in hervorragende fungoͤſe Vegetatio: nen umgewandelt ift. Sn Warner’s Cases in Surgery (1784) findet fih ein Sal, wo er mit Erfolg eine Excreſcenz aus der Blafe einer jungen Frau entfernt hatt. Drei Jahre zus vor hatte fie bei'm Heben einer ſchweren Laſt plöslih Schmerz im Rüden und Harnverhaltung erlitten; Warner führte den Finger ein und entdedte eine fleifchige Gefhmwulft, mel: che vom Boden der Harnblafe in der Nähe des Blaſenhal— fes entfprang. Strengte fidy die Kranke an, das Maffer zu laffen, während die Blafe voll war, fo ragte die Ercres fcenz etwas aus der Harnröhre hervor, wich aber zurüd, fo wie dag Drängen aufhört. Nachdem die Gefhmulft vor: gedrängt war, binderte Warner durch eine Ligatur dag Zuruͤckweichen, ſchlitzte die Hälfte der Harnröhre auf, zog die Gefhmulft noch mehr hervor und legte um die breite Bafis eine Ligatur. Am fechsten Tage fiel die Gefhmulft ab; fie mar von der Größe eines Enteneies. Die Kranke foll volle fommen gebeilt feyn, doch ift über den fpätern Zuftand nichts mitgetheilt, und es ift wahrfcheinlich, daß die Krankheit wies dergefehrt it. Ein Fall wird von Homfhip mitgetheilt, in welchem Le Sat den Verfuh machte, eine fungöfe Geſchwulſt der Blafe zu entfernen. Er fihnitt die Blafe auf und nahm mehrere fungi an zwei verfchiedenen Stellen mit der Zange weg. Die Kranke ſtarb 2 Tage nady der zweiten Opes ration. Civiale fhlug im Sahre 1834 die Anwendung feis ner lithontriptiſchen Inſtrumente zur Zerftörung der fungi der Blafe vor. Er wendete diefelben zuerft 1827 bei einer Kranken an, welche einen Eleinen geftielten fungus hatte, Die Operation foll leicht gewefen feyn; e8 ging nachher eine beträchtlihe Quantität Blut mit dem Urine ab; es folgte Eein unangenehme Symptom, und am folgenden Tage be: fand fih die Kranke ziemlich wohl. in anderer Patient wurde 1829 auf gleiche Weife operirt. Die Gefhwulft war hart und von der Größe einer Wallnuß; fie mußte zuerft zerquetfht werden, bevor fie durch die Harnröhre durchge— führt werden konnte. Die Operation war ſchmerzhaft und ſchwierig; fie erforderte zwei Sitzungen mit einem Zwifchen: raume von 7 Zagen. Drei Monate ſpaͤter ſtarb Patient am Typhus, ohne Symptome einer Blaſenkrankheit, wie Giviale fagt. Es ift zu bedauern, daß Civiale bie Leiche nicht unterfuhte; er würde wahrfcheinlich gefunden haben, daß der Typhus nur eine fymptomatifhe Verſchlim— merung der Blafenkrankheit war. Er führt noch mehrere andere Fälle derfelben Behandlung an, ohne jedoh das Min— defte Über den nachfolgenden Zuftand anzugeben. Sch muß nun eines andern Präparates aus meiner Sammlung erwähnen. Es ift die ſtark zufammengezogene 284 und daher verdidte Blafe eines Mannes; die Schleimhaut iſt tief gefaltet, und fämmtliche Falten find mit einer Abla— gerung des Zripelphosphates überzogen. Der Kranfe hatte 6 oder 7 Fahre lang an flarker Reizung der Blaſe gelitz ten. — Wurden diefe incruftirten Scyleimhautfalten mit einem metallenen Inſtrumente berührt, fo entftand ein Ges fühl von Rauhigkeit in den Blafenwänden, obwohl bei ihrer weihen Befchaffenheit Eein Elingenver Zon bei'm Anftoßen derfelben erlangt werden Eonnte. Es ift nun klar, daß, wenn man eine Gefchwulft, mie ih fie im Anfange beichrieben habe, vor fich hätte, incruftirt mit Kochfalzen, die Aehnlich— keit des Gefühle mit einem Steine in der Blafe fehr groß gewefen fenn würde, Sm London med and surg. Journ. 1834 findet fich der Fall eines alten Mannes, in deffen Blafe ſich ein fun- gus von gehirnartiger Tertur, geftielt und mit einem Harn— fedimente incruftirt, vorfand. Howſſhip erwähnt ebenfalls eines Falles, wo ein Stein in der Blaſe gefunden wurde, und überdieß einige Theile der Schleimhaut das Gefühl von Sandpavier gaben und einige fungöfe Excreſcenzen an ihrer innern Wand zeigten. Die war nun gerade der Zuftand in dem Falle, welchen ich jest noch fehildern will. D. M., 55 Jahre alt, wurde am 7. März im Glas- sow-Royal-Intirmary aufgenommen. Er be£lagte ſich über faſt fortdauernden heftig fhneidenden Schmerz am Berhautsbändchen und häufigen Drang zum Uriniren, wos bei die geringe Quantität des gelaffenen Urins oft plößlich ftodte oder tropfenweife abfloß. Der Urin fegte bei'm lüngern Stehen einen bräunlihen Sand ab, welher einige Zeit zuvor auch mit Blut gemifht war. Wenn der Drang zum Uri— niren fehr ſtark und mit heftigem Schmerze längs der Harn— röhre verbunden ift, fo zeigt fih auch oft das Beduͤrfniß des Stuhlgangs mit prolapsus ani und Blutabgang, wel cher offenbar von innern Hämorrhoidalfnoten herrührt. ine Proftataanfhwellung ift nicht zu entdecken; auch dringt ein ſtarker Gatheter leicht bis in die Blaſe ein, giebt hier das Gefühl eines rauhen fremden Körpers ohne einen Ton bei'm Anſtoßen des Snftrumentes; Puls 100; keine Bruſtſympto— me; das Allgemeinbefinden ift geftört; die Symptome haben vor einem Sabre begonnen und haben fich fortwährend ges fteigert. Durch Schwefel, Cremor tartari und Ricinusoͤl wurde der Leib offen erhalten, während zur Befeitigung der Reizung Blutegel an's perinaeum, warme Bäder und ſchmerzſtillende Ciyftire und Suppofitorien angewendet wurden, Am 13. März waren die Spmptome der Neizung bes teächtlich vermindert; der Urin fah dider aus und machte ein weißes Sediment, doch zeigten ſich aud einige Sleden eiterähnlicher Materie und eine durhaus Falifhe Neaction. Die Kranke erhielt Citronenfaft. Am 14, wurden dem Kranken wegen der Schwäche zwei Gläfer Portwein täglich geftattet. Am 15. wurde ein Infusum Pareirae Bravae vers ordnet und die Blafe täglich mit warmem Waſſer (4 — 6 Unzen) ausgefprigt; diefes Verfahren verurfachte lebhaften Schmerz. 285 Wenige Tage nach dem legten Berichte wurde ein Ins firument ähnlid dem Heurteloupfcen percuteur in die Blaſe eingeführt; der vermeintlihe Stein wurde gefaßt, zweimal zerquetfcht, ohne daß Kalkconcremente abgegangen mwiren, Es gingen nur einige Streifen fchleimiger Sub: ſtanz ab. Die Operation war aͤußerſt ſchmerzhaft, und die Blaſenentzuͤndung wurde fehr heftig; vierzehn Tage darauf erfolgte der Tod. Section. Die Blafe war ſtark zufammengezogen, ihre Wände 2 Zoll did; in der Subftanz fand fich in der Nähe des Fundus ein Abſceß, welcher etwa einen Theelöffel vol Eiter enthielt. Die Schleimhaut war jtark verdidt und von dunfelrothber Farbe. Die Proftata fchien ganz desorganifirt. An der vordern Blafenwand tagte eine Ges ſchwulſt von fefter carcinomatöfer Textur, mit breiter Baſis und gelappter Oberfläche, hervor, welche ziemlich ein Drittel der Höhle ausfüllte; die Geſchwulſt war ganz mit Ealkähnlichen Maffen incruftiet. Ein Stüd diefer Geſchwulſt lag abge— löft, mit den Zeichen der Einwirkung der Zähne des In— firumentes, in der Blaſe. Diefes Stud war ebenfalls ganz incruflirt. Diefer Fall, bei welchem ich aus begreiflihen Gründen die Sahreszahl nicht angegeben habe, ift aͤußerſt intereffant und belehrend, indem er zeigt, wie man zu der Annahme geführt werden Eann, welche man ſich wünfht. Denn bätte der MWundarzt nicht große Neigung gehabt, die Lithon— tripie auszuführen, fo glaube ih ſchwerlich, daß er fich überredet hätte, er fühle einen Stein. Der Elingende Ton und das eigenthümliche Gefühl eines harten Körpers fehlten beide; uͤbrigens wäre der Tod jedenfalls das Ende diefrs Falles gewefen, felbft wenn er durch die Operation nicht noch befchleunigt worden wäre. In der Blafe kann Übrigens eine Krebsgefhmulft eben fo, wie an andern Körperftellen, ulceriven und alsdann einen beträchtlihen Subftanzverluft bedingen. Dieß mar der Fall bei einem 77jährigen Greife, welcher in meinem Asylum for old men jtarb. Der Mann hatte an Hämaturie mit beftigen Schmerzen gelitten; alle Mittel blieben vergeblich ; Kaltwaffereinfprisungen wegen der Blutungen konnten we— gen großer Echmerzbaftigfeit nicht wiederholt werden, und er flarb wenige Tage danadd an Erfchöpfung. Bei ber Section fand ſich die Blaſe fehr contrahirt, mit verdicdten Häuten, aber in Folge der neugebildeten Subftanz doc grö- fer, als eine Fauft. Die Blafe wurde nah Worn aufge: fhnitten: Proftata und Anfang der Harnröhre waren nor» mal; an der Bafis der Harnröhre dagegen fand fich ein rundes Gefhmwür, von 2 Zoll Durchmeſſer, mit theild vertief- ter, theils fungoͤs erhöhter Fläche, ftellenweife blutig, Im rechten Ureter fand fich ein dumfeles Gerinnfelz die Muͤn— dung des Linken war in das Geſchwuͤr eingefchleffen und nicht aufzufinden ; hinter der Bafis des Geſchwuͤrs ragt eine fefte carcinomatöfe Gefhmwulft nah Hinten und Links her— vor. Auf der linfen Seite fand ſich auch eine Maſſe cars einomatöfer Lymphdruͤſen, welde die aa. et vv. iliacae umgaben. Keider wurde der Zuftand der Mieren nicht uns terfucht. 286 Zwei ähnliche Fälle finden fih bei Homfhip: ine Stau von 79 Jahren, melde lange an Schmerzen in der Blaſe und an beftändigem Drange zum Urinlaffen gelitten hatte, hat in der letzten Zeit einen ganz trüben, eiterigen, faum dem Urine ähnlichen Abfluß. Bei der Section fand fih die Blaſe verdickt; fie fühlte fih an, als wenn fie maͤ— fig mit einer breiigen Maffe ausgefüllt fey. Bei der Er: Öffnung fand fid) etwas dicker, blutiger Urin, einige untes gelmäfige Phosphatconcremente und eine Quantität gehirns ähnliher Maffen, nah deren Entfernung mehrere Markz fhwammgefhmülfte gefunden wurden, wovon eine offenbar zwifchen Muskel und Schleimhaut der Blafe ſich gebildet hatte. Die Gefhmwülfte waren theilweife innen erweicht. — Eine andere Frau von mittleren Jahren ftarb nach langen Leiden in Folge einer Uterus » und Blaſenkrankheit. Bei der Section fand ſich, daß die rechte Niere nur die Hälfte ibrer normalen Größe hatte, während Ureter und Nieren— beden durch zurüdgehaltenen Urin übermäßig ausgedehnt waren. Die linke Niere war normal; der Uterus war um das Dreifache vergrößert und bildete mit den verdidten Baͤn— dern eine feirchöfe Maſſe. Es zeigte fih, daß der rechte Ureter von diefer feirrhöfen Maffe umgeben und comprimirt war. Nach Eröffnung der Blaſe fand fi eine wallnufs große pulpöfe Gefchmwulft hinter dem Blafenhalfe und dar— über eine fiftulöfe Deffnung nad der Scheide. Das rec- tum war normal, aber mit der hintern Fläche des uterus verwachfen; der Gebärmutterhald war durch Ulceration zer— ftört, gehirnaͤhnlich erweicht, das Uebrige dagegen von cartis laginöfer Härte. Dieß ift Alles, was ich über Gefchmülfte der Harnblafe habe in Erfahrung bringen Eönnen. (London med. Gaz. Febr. 1842.) Entzündung einer Pulmonalarterie mit zwei Klappen. Bon Dr. Graves Bennet, ein Mann von fechsundfeheszig Sahren, wurde am 13. November 1841, wegen Pneumonie in das Meath-Hospi- tal aufgenommen. Er war fieberlos; hatte Duften mit bräunlis dem Ausmwurfe; fehr dumpfe Percuffion über dem hinteren Theile der rechten Zunge; Bronchialvelpiration mit etwas crepitus am Ende jeder Infpiration. Der Mann wurde aefchröpft und erhielt Brehweinftein in Eleinen Gaben, welcher ausgefegt werden mußte, da er Abführen veranltaßte. Blafenpflafter. Die phyficalifchen Zeichen blieben faft ftationär, befonders gegen die Mitte der Lunge bin; die Zunge wurde roth und troden; der Kranke Flagte über Durſt; übrigens fchritt die Befferung vor. Nachdem das Abfuͤh— ren aufgebört hatte, erhielt er narcotica, und es wurde ein se- taceum über der am meijten afficirten Stelle angelegt. Am More gen des 1. Decemgers fanden wir den Kranken wie gewoͤhnlich; das setaceum eiterte und Alles fchien aut zu geben. Am naͤchſten Morgen waren wir nicht wenig überrafcht, ihm im Sterben zu finden; er wurde daher nicht weiter unterfucht; drei Stunden da= nach erfolgte der Tod. Section. — Die linfe unge war normal, nur ftellenweife etwas emphnfematös. Der obere Theil der rechten Runge war ebenfalls normal; die beiden unteren Dritttbeile derfelben waren jedoch feſt bepatifirt, ohne Abſceß oder eiterige Infiltration; die pleura war verdidt und mit dem Sippenüberzuge verwachfen. 237 u Das pericardium war von einer ftrohfarbenen Flüffigkeit fo ſtark ausgedehnt, daß wir pericarditis zu finden erwarteten; die Membran war indeß in jeder Beziehung normal. Das Herz war fehr weich, collabirt, blaß, Übrigens normal. Beim Auffchligen der Pulmos nalarterie fand fich dirfelbe von einem Fibrincoagulum, wie ges mwöhnlih, ausgefüllt; es fanden fih nur zwei Klappen, und diefe waren beide mit einer frifchen Lymphablagerung überzogen, welche ftellenmweife faft 4 Zoll di war. Unter diefem Erfudate waren die Klappen beträchtlich verdickt und undurdjfichtig, von den nor: malen Xortenklappen fehr verfchieden. Die auskleidende Membran ſowohl der Yulmonalarterie, als der aorta, ebenfo wie das endo- cardium, hatten das gewöhnliche Ausfehen; an den Zricuspidale und Mitralklappen fand ſich etwas Kalkablagerung, jedoch nicht in dem Maafe, wie man es häufig bei gleichem Alter findet, Es fand fih weder anasarea noch Ergiefung in die Brufts ober Bauchhoͤhle. Dieſer Fall iſt in drei Beziehungen von außerordentlichem Intereſſe: 1. Wegen der Unregelmäaßigkeit der Zahl der Lungen = Arterienklappen; 2. wegen der Krankheit diefer Klappen, und 3. wegen des hydropericardium. Es ift außerordentlich felten, Unomalieen in der Zahl der Klaps pen der aorta oder der Rungenarterie zu finden; ift fie aber vors handen, fo fand man bisjegt immer eine Vermehrung der Zahl. Sn dem Mufeum des College of Surgeons, in Ireland, finden fih zwei Präparate der aorta mit vier Klappen, und? Mala: carne giebt eine Beobachtung von fünf Aortenklappen, wobei die Arterie fich bald nachher fpaltet. Indeß habe ich gehört, daß in dem angeführten Mufeum auch eine aorta mit zwei Klappen fey, obwohl in dem Gataloge des Mufeums, von Dr. Houfton, derfelben Feine Erwähnung geſchieht. Unregelmäßigkeiten der Pul: monalflappen find noch feltener, und gewöhnlich ift eine Vermeh— zung berfelben beobachtet worden, Der vorliegende Fall ift, foviel ih ermitteln Eonnte, das einzige Beifpiel diefer eigenthümlichen Unregelmäßigkeit, und cs ift merkwürdig, daß fie mit einer Unres gelmäßigkeit verbunden war, die faft eben fo felten ift, nämlich acute Entzündung diefer Klappen, mit Eymphergiegung und Ver: dickung. Das Vorhandenfeyn einer grofen Quantität Flüffigkeit in dem pericardium, ohne Entzündung diefer Haut und ohne Ergiefung in irgend einen anderen Theil, macht, in Verbindung mit den zwei erwähnten merkwürdigen Veränderungen, diefen Kall in hohem Grade intereffant. Der plöglihe Tod war in diefem Falle ohne Zweifel Folge der Hemmung des Blutlaufes vom Herzen nach den Lungen, in Gemeinfhaft mit der vorhandenen ausgebreiteten Hepa— tifation der rechten Zunge, (Dublin Journal, Jan. 1842.) Miscellen Bon trichiasis nimmt Dr. Aleffi drei Varietäten an, die, von eigenthümlich verfchiedenen Urſachen abhängig, auch ver: fchiedene Behandlung verlangen. Die erfte rührt von einer Er- fhlaffung der Haut der Augenlider her und ift meiftens die Folge von hronifher Ophthalmie. Als Heilmittel empfiehlt Alef fi das Aetzen nah Helling's Berfahren. Die zweite Varietät wird 288 durch Abweichung der Lage der Mimper (des bulbus berfelben) veranlaßt, Refultat von oberflächlichem Absceffe oder Pufteln längs dem Zarfusrande, deren Vernarbung eine Weränderung in der Lage der Haarzwiebeln bewirft Herr Aleffi empfiehlt bier das Ausfchneiden des Randes der Augenlider fammt den Haarziwiebeln, wobei er erinnert, daß, wenn beide Augenlider afficirt find, die Operation nicht auf einmal an beiden ‚vorgenommen werden darf, damit nicht ein ſchwierig zu behandelndes Ankyloblepharon entftehe. Die dritte Urfache ift Verkürzung des Tarſalknorpels, welche nach deffen, durch Eiterung der Meibo m'ſchen Drüfen bewirkten, Erwei— chung eintritt. Zur Heilung diefer Varietäöt empfichlt Herr Aleffi eine Operation, die der gegen ptosis gerichteten einigermaaßen ähnlich ift, d. b. das Ausfchneiden einer Portion der Augenlids baut, welche hinreichend ift, nachdem die Wundränder aneinander gebracht worden, eine Auswärtsfihrung des tarsus zu bewirken, wozu er noch die conjunctiva einfchneidet, um deren Verbindung mit dem Knorpel zu trennen und dann die Lippen der Äußeren Wunde durch die Naht vereinigt. Ueber doppelten uterus hat Herr Dumas von den Details mehrerer Fälle eine Zufammenftellung gemacht, von wels der er folgende Schlüffe abstrabirt: Die Menftrualfecretion kann von dem einen ungefchwängerten Theile des zweigefpaltenen uterus fortdauern, während die andere Seite einen Embryo enthält. Die Frau kann in dem rechten uterus fchwanger feyn und in dem tinfen uterus Sunafrau, oder umaefehrt. Superfötation kann eintreten, nicht allein wenn jede Seite des doppelten uterus einen Mutterhals und Vaginalportion haben, fondern aucd wenn beide Seiten des uterus bifidus in einen einzigen Hals und Muttermund ausgehen. Dieß ift eine in der medicina forensis zuxulaffende Thatſache. Obgleich es unmöglich ift, zu fagen, daß jede Seite eines doppelten uterus fich nidyt genügend erweitere, um einen foetus völlig auszutragen, fo ilt es doch vernünftig, zu erwarten, daß häufig abortus erfolgen werde, Die Eriftenz eines doppelten uterus wird die Geburt fchwieriger machen und ebenfo auch den Abe gang des Mutterkucheng und wird die Gefahr einer Zerreißung erhöhen. Die beiden Seiten des gefpaltenen uterus üben feine wechfelfeitige Einwirkung aufeinander aus. (Journ. de la Societ€ de Niedecine pratique de Montpellier.) Gashaltiges Seemwaffer zum inneren Gebraude, läßt Herr Pafgquier, Apotheker zu Kecamp, zwei ober drei Stunden entfernt von der Küfte und mehrere Fuß unter der Ober: fläcge Thöpfen, um den öligten Geſchmack zu vermeiden, den es am Ufer angenommen hat, dann filtrirt er es, um es von vegeta— biliſchen und animalifchen Stoffen zu reinigen, und endlich fügt er vier bis fünf Volumtheile Kohlenfäure binzu, nach welcher Zubereitung es von den Kranken leicht genommen wird, völlia heil, farb: und geruchlog ift und einen weniger unangenehmen Gefchmad hat, den man durch Bouillon gänzlich verdecten Fann. Dabet Fann es in weite Entfernungen transportiert und an einem fühlen Orte fehr lanae aufbewahrt werden. Sn der Dofis von drei oder vier Gläfern, für Erwachſene, ift es ein fanftes und ficheres Abführungsmittel; in ges ringeren Gaben, für Kinder, ift es ein Eräftiges anthelminticum, Eptlöffelweis, aber längere Zeit anhaltend genommen, ift es bei Scropheln, Zuberfeln und rhachitis zu empfehlen, Bibliographische The Phytologist, a popular botanical Annual, London 1842, 8. Base d’une nouvelle physique, ou De&couverte d’un quatrieme tat dea corps, l’etat spheroidal, par P. H. Boutigny ete., precedee d’une Lettre a Mr. Arago et d’un rapport fait à l’academie des sciences, par MM, Arago, Pelouze, Robiquet, Paris 1842, 8. Nenigkeiken, An Inquiry into the Nature and Causes of Epilepsy; with the Function of the Spleen and the Use of the Thyroid Body etc. By John Jackson. London 1842. 8, A Manual of clinical medicine; containing Directions for Exa- mining the Sick, and Illustrations of the Connection bet- ween the Symptoms of Disease and Structural Lesions, on which they depend ete, By D. Spillan etc. London 1842. 12, Eimer — — Menue Wotizen aud dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalrarhe Froriep zu Weimar, und dem Medieinalrathe und Profefor Froriep zu Berlim, N 481. (Nr, 19. deö XXI. Bandes.) Suni 1842. Gebrudt im Landes =» Snduftrie Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Ma. tr Ueber die Zunge der Vermilinguia. Bon Profeffor Mayer in Bonn. Auf der einen Seite bin ih nicht der Meinung, daß die Ordnung der fogenannten Wurmzuͤngler blos auf die Gattungen Manis, Orycteropus und Myrmecophaga befchränft werten dürfe, fondern glaube, daf, wenn der Character der Zunge als Eintheilungsgrund feftgehalten werben foll, auch die Gürtelthiere (Dasypus und Chla- mydophorus), deren Zunge ebenfalls fehr lang, ſchmal und dehnbar ift, welde ferner, mie jene, von Eleinen Inſec— ten, namentlich von Ameifen, die fie mit ihrer Zunge erha— ſchen, ſich naͤhten, und zu welcher die Gattung Manis cinen fo in die Augen fpringenden Uebergang bildet, hieher gerech— net werden muften; — auf der andern Seite aber möchte ich die im Innern verborgene Zunge nicht al$ ein Organ anfehen, welches bei der von Aufern und offen zu Tage lier genden Gharacteren der Thiere herzunehmenden Glaflification der Thierwelt berüdfichtige werden darf. In dem von mir zu meinen Worlefungen über vergleichende Anatemie entwor: fenen Schema der Thierwelt folgen auf die Quadrumanen (Affen) die Halbaffen, als: die Beutelaffen (Marsupialia), die Armaffen (Bradypoda). Grabaffen (Orycteropes) und endlih die Gürtelöffin (Cingulata),. Was aber die Bunge betrifft, fo will ich bier Giniges Über deren eigen— thümlichen Bau bei Myrmecophaga, Manis und Da- Sypus erwähnen. Die Zunge vom Ameifenfreffer (Myr- mecophaga tetradaetyla) ift befanntlich ſehr lang und endet faft fadenförmig. An ihrer Epise ſchwillt fie in ein rundes Knöpfen an, was dem Thiere wohl als Taſtorgan dienen mag. Uebrigens ift die Zunge blos musceulös. Bei Manis ift diefer Knöpfen doppelt, die Zunge viel Eürzer und breiter, mehr wie bei Dasypus, Daher nidt fo weit vorftredbar, als bei Myrmecophaga. Aud findet fih bier am untern Theile derfelben ein verbältnifmäßig fehr langer und dicker Zungenfnorpel, ganz wie wir ihn an der Zunge des Hundes, Tigers, Bären, der Katze, Hyaͤne ıc. No. 1581, kunde. im Großen bemerken. Die Zunge von Dasypus zeichnet ſich aber durch eine beſondere Organiſation aus. Sie iſt ebenfalls fehr lang, wie bei Manis, aber dicker und dreifane tig, nad vorn immer ſchmaͤler werdend und faft zugefpigt endend. Un der untern Fläche der Zunge bemerkt man in der Mitte zwei miteinander parallel laufende Streifen. Sie enden gegen die Spige der Zunge hin an der Stelle, eben— falls in der Mitte, wo fih zwei fehr fharfe Hafen vorfinten, welche von der Länge einer halben Linie, nach Einmwärts oder gegen einander gebogen, einer Scheere oder der Kneipgange von Forficula auricul. gleiden Jene beiden Rängenftreifen find, als ihre Muskeln, im Stande, diefe Zängchen zu öffnen und zu fchliefen, da jene wieder aus zwei Bündeln zu beftchen ſcheinen. Wahrſcheinlich er» greift das Thier vermittelft diefer Zungenzange Kleinere und größere Inſecten und tödtet fie damit, Unterfuchungen über das Blut einiger Thiere im Zuftande der Gefundheit und Krankheit. Bon den Herren Andral, Gavarret und Delafond, Die Verfaſſer beabfichtigten zu ermitteln, in welchen Verhältniffen die Fibrine, Kügeldyen, Fiften Stoffe, das Ses rum und Waffer im Blute einiger Xhiere, ſowohl im ges funden, als Eranfen Zuftande, enthalten ſeyen. Die Arbeit bildet eine Fortfrgung derjenigen über das Blut deg Mens ſchen, welche der Academie im Jabre 1840 von den HHrn. Undral und Gavarret mitgetheilt ward *). Nah ihren Unterfuhungen folgern die Verfaffer, daß die Proportionalzahlen, welche im normalen Blute der Thiere die Verhältniftbeile der Fibrine 2c. repräfentiren, von einer Species zur andern verfhieden fernen. So ermittelte man in Betreff der Fibrine fieben mittlere Proportionalzahlen, weldye innerhalb 2,1 und 4,6 lagen. Ruͤckſichtlich diefes *) Vergl, Neue Notizen, No, 345, art 1 231 Beſtandtheils hält dad Blut des Menfchen zwifchen dem der Thiere, welche die meifte, und dem der Thiere, welche die wenigſte Fibrine befigen, ziemlich die Mitte. Bei den Thieren finden fi im. Normalzuftande des Blutes maxima und minima von Fibrine, welche beim Menfhen nur im Erankhaften Zuftande vorfommen.. So Eann, 5. B., ein Pferd, deffen Biut fünf Theile Fibrine enthält, fo wie ein Hund, wo die Verhältnißzahl diefes Beſtandtheils nur 1,6 beträgt, dennoch gefund feyn. Bon der Menye der im Blute eines Thieres enthaltes nen Fibrine läßt fih nicht auf die Menge der darin vors Eommenden Kügelhen ſchließen. Diefe beiden Beftandtheile find in Anfehung ihres quantitativen Verhältniffes von eins ander durchaus unabhängig. Diejenigen Thiere, welche die meifte Fibrine bejigen, find nicht zugleid) die, welche die meiften Kügelchen enthalten. Der Hund ift das einzige Thier, deffen Blut mehr Kuͤgelchen enthält, als das des Menfhen; alle übrigen Zhiere find lesterm in dieſer Beziehung untergeordnet. Eine kraͤftige Peibesbefhaffenheit hat bei den Indivi— duen derfelben Species eine jehr merkliche Vermehrung der Blutfügelben zur Folge. Indem man die Nacen durch Kreuzung veredelt, fteigert man aud die Verhältnißzahf der in ihrem Blute enthaltenen Kügeldyen. Wenn man das Blut fehr junger Laͤmmer anatyfirt, fo findet man darin eine ungemein geringe Menge Fibrine und dagegen fehr viel Kügelhen. Sechsundneunzig Stun— den nach der Geburt erreicht indeß die Fibrine ploͤtzlich dies jenige Verhältnißzahl, welche der mittleren Proportionalzahl im höhern Lebensalter gleichfommt. Die vergleihende Analyſe des Blutes trächtiger Schaafe und Kühe, fo wie desjenigen derfelben Thiere, nachdem fie geboren und das fogenannte Mitchfieber hattın, gab als Reſultat, daß gegen das Ende der Schwangerfhaft hin bie Fibrine und die Kügelhen unter die normale Verhältniß- zahl herabjinfen, woyegen nad dem Gebaͤren diefe Beftand- theile fih wieder vermehren. Bei ben Kühen, die einem böhern Grade des Milchfiebers unterworfen find, als die Schaafe, war diefe Steigerung auch bedeutender, als kei ben legten. Die Mittelzahl der feſten Beſtandtheile ſchwankte bei den verfhiedenen Species zwiſchen 75 und 92 und die des Waſſers zwifhen 774 und 813. Sind diefe phyfiologifhen Verhältniffe einmal gehörig feftgeftelft, fo Eann man mit Vertrauen an die Ermittlung der pathologiſchen WVerhältniffe geben. As die Berfaffer das Blut verſchiedener, von ſeht mannigfaltigen Entzuͤndungskrankheiten befallener Thiere anne Ipfirten, fanden ſie durchgehends das in Berreff des Mens ſchen ermittelte Geſetz der Vermehrung der Fibrine beitätigt, Diefe Vermehrung war fogar in manchen Füllen bedeuten- der, als bei'm Menſchen. Diejenige Krankheit, mit deren Unterſuchung ſich die Verfaſſer ganz ſpeciell beſchaͤftigten, war jedoch die ſoge— nannte Faulkrankheit der Scaafe, Bei dieſer Krankheit fanden fie das Blut folgendermanßen verändert: Die Fibrine hatte ihre normale Verhältnißzahl beibehalten; die Blutkuͤ— 292 gelchen zeigten fi in bedeutend geringerer Menge vorhan— den. Dagegen enthielt das Blut weit mehr Waffer, nims lih unter 1,000 Theilen 930. Die Faulfrankheit der Schaafe und die Albuminurie des Menfchen find die beiden einzigen pathologiſchen Zuftänz de, in denen der Verhältnißtheil des Eimweißftoffes des Se— rum's fo auffallend geringer ift, ald im normalen Zuftande, Indeß findet fi in dem Harne der mit der Faulfrankheit bebafteten Schaafe Fein Eiweißſtoff, während deren Leber von Erberegeln und deren Lunge von Hpdatiden wimmelt, Selbft wenn diefe Krankheit einen hohen Grad erreicht hat, Eönnen die Schaafe von deutlich dyaracterijirten acuten Entzuͤndungskrankheiten befallen werden. Unterſucht man dann ihr Blut, fo findet man darin noch die geringe Vers haͤltnißzahl von Kuͤgelchen; allein die Fibrine hat fi, trog der allgemeinen Schwäche der Thiere und der Magerkeit ihres Blutes, fo gut vermehrt, ale wenn die Entzündung unter ganz verfchiedenen Umſtaͤnden eingetreten wäre. Uebrigens ift den Verfaffern der Fall vorgefommen, daß Dferde, weldyen fie fo viel Blut entzogen hatten, daß die Verhältnißzahl der Kügelhen nur noch 48 und 58 betrug, von acuten Entzündungen befallen wurden, und bei dieſen Pferden trat eine plöglihe Vermehrung der Fibrine ebenſo— wohl ein, als ob das Blut feine normale Zufammenfegung beibehalten hätte. Einige intereffante Umftände in Betreff des Ne: fterbaues der Vögel von Jamaica wurden der zoologifchen Gefellibaft zu London aus einem an diefelbe gerichteten Briefe von N. Hill Efg., Datirt Spanish Town auf Jamaica vom 28. Juli 1841, vor: getragen. "Die Naturforfher, bemerft Here Hill, haben beob: achtet, daß es in den tropifchen Rindern eine größere Anzahl Vögel giebt, welche gefchloffene Nefter bauen, als in dem gemäfigten Clima Europa's. Auf den weſtindiſchen Inſeln bauen faſt ale Vögel, wenn man die Tauben und Kolibri’g ausnimmt, Eugelförmige Nefter aus welkem Gras, mit Baum: tolle, Moos und Federn vermifcht, und nur unten oder an der Seite befindet fih ein Flugloch. i Der Bananenvogel mwebt aus Faſern, zuweilen auch aus Pferdehaaren, eine Art Dangematte, welche tief und beutelfoͤrmig ift und deren Gefüge einem lodern Netze gleicht; die Muscicapa olivaeea eine hängende Taſche aus abge welften Blättern, Strob, Moos, Fafern und Spinneweben, und der Spopttvogel mitten in einem Ruthenflechtwerke ein mit Haaren gefüttertes Neft von Stroh. Die Spedhte und Papageien benugen hohle Bäume, allein übrigens Eenne ich einen auf Bäumen niftenden Vogel, deffen Neft nicht vollfommen überwölbt wäre. Sehe viele Inſecten, melde während ihrer Verwandlungen der Luft ausgefegt find, ſpin— ven feidene oder baummollcnartige Cocons, denen die Feuch— tigkeit und die Mitterungswechfel nichts anhaben EFönnen. Bei ihnen, wie bei den Neftern der Vögel, fheint der Zweck 293 derfelbe. Das Zufammenhalten der Wärme kann diefer nicht feyn, denn die Gocons werden aud in der heißeften Jahreszeit gefponnen, und während alle hiefige Vögel, die offene Nefter bauen, frühzeitig niften, thun dieß diejenigen, welche ihre Nefter ringsum fchließen, in der zwiſchen den Frühling und die Herbftregen fallenden Jahreszeit, wo die Luft mit Electricität gefättigt und beftändigen Wechfeln uns terworfen ift. Der durch die freie Clectricität der Atmofphäre auf die Vogeleier geübte nachtheilige Einfluß ſtimmt mit der or: ganifchen Stufenfolge überein, vermöge deren die Embryos nenbildung der höhern Thiere ihr vegetativeg Leben mit eis ner Drganifation beginnt, welche derjenigen der niedrigern Thiere entfpribt. In den aufeinanderfolgerden Entwide: lungsftabien dis Embryo im Cie während der Vrbrütung bieten das Herz und die großen Gefüfe denfelben Tyrus rüdfichtlih der Bronchialcireulation dar, wie wir ihn an den Batrachiern bemerken. Auf die niedriger oryanifirten Thiere mit träger Reſpiration und flarfer Srritabilität wirkt aber die Glectricirät hoͤchſt verderblich. Fiſche und Gruftaceen werden duch Gewitter in Menge getödtet (Vergl. ten Art. Irritability in der Cyelopedia of Anatomy and Phy- siology), und der halbgezeitigte Embryo im Vogeleie kann duch die Einwirkung der während der Eommergewitter ent— bundenen Clectricität leicht die Vitalität einbuͤßen. Da die Electricitaͤt fib nur an der Oberfläche der Koͤr— per anfammelt und die Quantität von Electricität, die letz⸗ tere aufzunehmen fähig find, nicht deren cubiſchem Inhalte, fondern der Ausdehnung ihrer Oberfläche proportional ift, fo kann die leßtere pofitiv oder negativ electriſch fern, währınd das Innere der Körper völlig neutral ift. Bei ifolitten Körpern kann die latente Electricität keine merklihe Veraͤn— derung der Eigenfchaften bewirken. Da die Fähigkit, die Electricität an fih zu halten, mit durd die Geftalt der Kör- per bedingt ift, und die Kugel- oder fphäroidifche Form in diefer Bezichung die günftigfte, dagegen die fpißige die uns günftigfte ift, fo muß die Umhüllung der Vogeleier mit trock— nen und fdlechtleitenden Materialien fehr Eräftig auf Erhal— tung eines gleicfürmigen electrifchen Zuftandeg in den Eiern binwirfen und alfo jede Störung des Embryo durdy fihnelle Electricitätsmechfel verhindern. So gehtdenn in einer Sat: tegzeit, wo die Atmofphäre durch häufige Blitzſchlaͤge erſch uͤt— tert wird, der Bebrütungsproceh in einem faft vollftindiz ifolirten Raume vor ſich, und das Ei wird durch die hefti— gen Clectricitätswechfel in der umgebenden Atmofphäre nur unbedeutend zur Mitleidenheit gezogen. Ueber die Gerüche der Blumen. Nachftehendes ift ein Auszug der in der Sigung vom 19, September 1840 der Verſammlung der italienifchen Na— turföricher in Turin vom Dr. Trindinetti vorgetrages nen Abhandlung *), welche den, von der Brüffeler Acade— mie der MWiffenfchaften ıc. ausgefeßten Preis gewonnen bat, aber bisjetzt noch nicht zur Publicität gelangt ift. *) Atti dell. riunione degl. scienz. in Torino, 1840, 294 Nah einigen allgemeinen Betrahtungen über die Pflan- zengerüche handelt der Verfaſſer von dem Unterfchiede zwis ſchen den Gerüchen der Blumen und denen anderer Pflan= zentheile; worauf er ſich ausfchließlich zu den erftern wendet und diefelben nad) den verfdiedenen Theilen der Blume und felbft nach den verichiedenen Unterabtbeilungen diefer Theile betrachtet. Er beftimmt die zur WVerarbreitung der riechen» den Subjtanzen dienerdin Organe und behauptet, diefe bes ftänden in Drüsten eigenthümliher Art, welche er in Be: treff vieler Gattungen und Familien beſchreibt und durch Abbildungen erläutert. Er handelt alddann von der chemi— ſchen Befchaffenheit diefer Subftanzen und mweif’t nah, daß diefelben zu den weſentlichen Delen gehören. Er zeigt ihre Sunctionen an und fereibt der Blumenfrone die doppelte Function zu: 1) die vegetabilifhe Lnmpbe fo zu verarbeis ten, daß fie zur Ernährung der Geſchlechtsotgane, zumal der männlichen, geſchickter wird; 2) durch die davon ausftrömens den tiechenden Düfte die Organe felbft vor der, der Befruch— tung fo nachtheiligen Seuchtigfeit zu bewahren, indem fie auf diefe Meife mit einer Atmefphäre von den Dämpfen flüchtiger Dete umgeben werden. Diefe Hypotheſe unterfiügt er durch verfchiedene Verfuhe und Beobachtungen. Der Verfaffer verbreitet fih alsdann ber die Quali— tät und Sntenfität dev Gerüche, die nach den Arten, dem Alter, der Friſche oder Atgewelftheit der Blumen, endlich nach der Tageszeit abändeın. Von da gebt er zu umfafs fenden Betrachtungen ber die Erſcheinung der augfekenden oder periodifchen Gerüche uͤber, unter welchen er ſolche Ge— rüche verfteht, Die zu beflimmten Zeiten verſchwinden und wieder eintreten. Er tbeilt die Blumen, welde diefe Er: ſcheinung darbieten, in zwei Claffen. Sn die erfte ftellt ee diejenigen, welche nur zu beflimmten Zeiten duften, weil fie dem Sichfehli-fen und Sichöffnen unterworfen find; in die zweite diejenigen, welche biefelbe Etſcheinung darbieten, ob« wohl fie beftändig geöffnet bleiben. Er theilt fowohl die erftern, als die Iegtern, in Tag» und Nachtblumen, jedoch die der erften Claſſe je nach der Zeit, zu welcher fie ſich fließen, und die der zweiten Claffe je nach der Zeit, wo fie riechen, ein. Er bandelt von der Urfache des Sichfchlies ßens und Sichoͤffnens der erftern und ſchreibt das letztere dem Umftande zu, daß bei manden Blumen die B’umens Erone, bei andern der Kelch einem Strogen von Lymphe uns terworfen fey. Im Iegtern Falle öffnet ſich eigentlich der Keldy primär und zwingt, durch den auf die Blumenfrone ausgeübten Zug, auch dirfe, aufzugeben, Das Zufallen dee Blume fchreibt er dagegen der Krümmung der Gefäßbündel gegen den Mittelpunct der Bluͤthe zu, und Blumen, die dies fer Erfkeinung unterworfen find, befiten zu diefem Zwecke in ihrem involuerum Gefäßbündetl eigentbümticher Art. Zus weilen rübrt diefe Erfdeinung auch lediglich daher, daß das Inmphatifche Strogen aufhört oder geringer wird, Der Ver: faffer macht übertem darauf aufmerffam, daß die wenigen mit stomata verfehenen Blumen (die bereits in diefer Bes ztehung von Decandolle beobadıteten Mirabilis, ferner Cereus grandiflorus und serpentinus) die Eigenfhaft beſitzen, fid) des Abends zu Öffnen, weil fi) gerade dann 19 * 295 bie stomata ſchließen und dadurch eben jenes Strogen von Lymphe entfteht, welches der Grund des Sichöffnens der Blu« men ift, während die nicht mit stomata ausgeftatteten Blumen (und diefe bilden die große Mehrzahl) ſich bei Tage Öffnen, weil das Strogen von Lymphe dann durch das, vers möge der Einwirkung von Licht und Wärme verftärkte Aufs fleigen des Saftes herbeigeführt wird. Was die ausfegen- den (intermittirenden, periodifhen) Gerühe der Blumen der zweiten Claffe betrifft, To ift der Verfaffer der Meinung, daß das Duften bei den Blumen, die bei Zage duften und des Nachts geruchlos find, von der geringen Flüchtigkeit des Riechſtoffs abhängt, der des Lichts und der Wärme bibarf, um fi zu verflüchtigen und unfern Sinnen bemerkbar zu machen. Was endlich die Blumen betrifft, die nur bei Nacht tiehen, fo nimmt er an, daß der Tag zu kurz fey, als daß fih die Säfte in dem Grade anhäufen Eönnten, der zur Verar— beitung oder wenigſtens zuc Aushauchung der Riechſtoffe noͤ— thig if, daher die letztere nur bei Nacht flattfindet. Der Verfaffer ift veranlaßt worden, feine Beobachtun— gen auf noch mehr riechende Blumen auszudehnen und die Anwefenheit der stomata bei mehr Blumen zu conftatiren, was nicht ſchwer fallen dürfte. (Bibliotheque univer- selle de Geneve, Feyrier 1842.) MNiscellen. Ueber zwei Pollenregen, von denen ber cine bei Troy, im Staate Neuyork, der andere im Hafen von Picton und dort, während einer heiten Suninacht, zum Theil auf ein Schiff fiel, von deſſen Verdeck der Staub am andern Morgen eimerweife fort: 296 geſchafft wurde, berichtet, nad) dem American Journal of Science etc, January 1842, Herr U. 8. Haſſall im Zunibefte der An- nıls aud Magazine of Natural History. Nad) der Unterfuchung des Profefjor I. W. Bailey bejtund der zu Picton gefallene Staub durchaus in dem Pollen einer Kieferart, der zu Troy ges fallene aber aus dem Pollen verfchiedener, nicht näher zu ermite Telnder Bäume oder andern Pflanzen. Profeſſor Bailey hat vergrößerte Abbildungen von diefen Koͤrnchen geliefert, nach denen Haſſall fließt, daß fie unter andern von zwei monocotyledonis ſchen Pflanzen (wahrſcheinlich einer Grasart und einer Nymphaea), fowie von einer Dicofgledonifchen Pflanze (wanrfeiniid einer Corylus), herrühren. £ycopodiumfaamen Fann unter dem zu Troy gefallenen Staube, nad) Profefor Bailey's Angabe, nicht feyn, weil der Regen im Mai ftattfand und die dortigen &ycopodien erft im Juli und Yuguft blühen; überdem haben, wie Herr Haffalt bemerkt, die Sporuln der Lycopodien eine ganz andere Geftalt, als irgend eine der mitgetheilten Figuren. Brei folder überreichen Fülle von Saamenfiaub kann es nicht Wunder nehmen, wie die Befruchtung der Pflanzen aus der Claſſe Dioecia unter ſchwieri— gen Umftänden dennoch erfolgt. Man hat beglaubigre Fälle, in denen Dartelpalmen befruchter worden find, wiewohl die nächfte Palme ftundenweit entfernt war, Dreizehn Eier, welde zwei in Sir Robert Des ron’s Menagerie befindblihe americanifhe Strauße (Rhea americana) gelegt hatten, ließ derfelbe, da die Muts tervögel feibft Erine Neigung zum Sitzen zeigten, von vier Trut— hennen ausbrüten. Als die Jungen auskrochen, wollten fie die Stief— mütter nicht anerkennen, fondern hackten auf diefelben, nahmen fi) jedoch ihrer an, als man fie die folgende Nacht unter fie geftuckt hatte. Nur cine junge Rhea blieb jedod) am Leben und folgte der Zruthenne, wobei fie Infecten fing, was merkwürdig ift, da bie alten Rheae £eine Infecten freffen. Die Eier wurden binnen fünf Wochen ausgebrütet, ta doch der Caſuar neun Wochen jigt. Sir Nobert meint, diefer Unterfchied Eönne daher rühren, daß das Rhea:Ei eine weit duͤnnere Schaale hat, als das Caſuarei. DER PAD Beobachtungen über das Scharlachfieber. Von Dr. Thomas Fispatrid, Die mebdicinifhen Schriften beweifen, daß der Scharladh in verfchiedenen Epidemicen den verfhisdenften Character zeigt, ob— wohl die Krankheit feit der erjten Befchreibung bisjetzt weſentlich im— mer Diefelbe geblieben it. Die gewöhnliche Eintheilung im drei Formen iſt nüglich für den Unterriht, jedod für die Practiker nicht hinreichend deutlich abgegrängt, indem dieſelbe Form leicht den Character der andern Form annimmt und endlich in der drite ten bösartigen Form endet. Die Gründe für eine ſolche Theilung md: gen aber immerhin dringend ſeyn; vor der Hand will ich mich auf einige Bemerkungen über scarlatina anginosa und scarlatina ma- ligna beſchraͤnken, hauptfählih mit Rudjiht auf den Character, den die Krankheit in den legten Jahren zu Dublin gezeigt hat. Dem jungen Arzte muß es befonders auffallen, daß felbit bei ge— ringer Symptomverfchiedenheit doch die verfhiedenften Arzneimittel empfohlen worden find; Einige empfehlen tonica, Andere flüchtige Reize und Andere Säuren, mährend im Gegentheil von Andern Abfünrmittel, Blutausleerung und Ealte Waſchuͤngen gerübmt wer: den. Genauere Beachtung zeigt, daß die Erften bauptfächlich die Annäherung entzündliher Symptome beachten, während die Letzten bauptfählih das begleitende Kieber im Auge behalten; To fagt, 3 B., Dr. Yrmftrong, daß Blutentziehungen und Eräftige Abe führmittel auf das Stadium der Grreugung und auf die erften 30 Stunden diefes Stadiums beſchraͤnkt feyn müffen. Aus der Ber: fchiedenheit der vorgefchlagenen Behandlung ergiebt fih, daß die Natur des Fiebers eine verfchiedene feyn muͤſſe, theils entzuͤndlich, theils typhoͤs. Wäre fie eins von beiden allein, fo wäre die Be— bandlung einfacher und die Ausſicht beſſer. Zu häufig fteht der Arzt zwifhen zwei Seinden, wobei dur Befämpfung des einen die Stärke des andern zunimmt. Bei epidemifhem Scharlach ift die Eigenthbümlichfeit des Firbers immer nur aus Beobachtung über die Wirkung der Mittel herzuleiten; doch muß man nie verz geffen, daß felbft bei einer Epidemie, in welcher bei vielen Fällen Symptome und Arzneiwirkung ähnlich find, dennoh Verſchieden— heiten vorfommen, welche wahricheinlih von der Gonftitution des Individuums abhängen. Es iſt nicht zu verwundern, daß bei dem Eintritte und Fort— fhritte des Scharlabs Verfchiedenheiten vorfommen, wenn wir die Menge Erankyafter Veränderungen berücklichtigen, welche ohne Un: terichied die wichtigften feröfen und mucöfen Haͤute befallen und Reizung oder Entzündung in den benachbarten Drüfen und dem Zellgewebe veranlaffen, Graves beſchreibt in feinem dvortreffliz hen Berichte über die Epivemie 1834 drei Kormen, welche die Krankheit annahm. Die erfte mit Hals» und Kopffhmerz und fo heftiger Congeftion, daß fhen am erften oder zweiten Zage Gonz vulfionen und coma eintraten, welche mit dem Zode endeten. Die zweite Form trat auf mit heftiaem Fieber, unaufbörlibem Erbre: Ken, Abführen, ohne Empfindlichkeit des Unterleibes und offenbar von einer krankhaften Thätigkeit des Gehirns abhängig. Der Puls war außerordentlich befchleunigt, bisweilen unregelmäßig, dabei Kopfſchmerz, Ruhelofigkeit, Aengſtlichkeit, Delivium, Entzündung ber fauces, zufammenbängender Ausfchlag über den ganzen Koͤr— per, die Zunge von eranthematöfer Röthung, fpäter trocken, ſchmutzig und hart, Später nahm das Delirium zu, es folgte Sactitation, subsultus tendinum , Bewußtlofigkeit, und bisweilen gingen Gone 297 vulfionen dem toͤdtlichen Ausgange voraus. Die dritte Form zeidh- nete ſich im erften Etadium burd Milde der Symptome aus, ber Halsfhmerz war gering, der Ausfchlag normal, alles ſchien gut zu geben bis zum achten oder neunten Tage, an welchem das Fie— ber wieder eintrat, die Nafe gereizt wurde und der Kranke über Halsſchmerz Elagte. Nun folgte beife Haut, Proftration und ſchmerzhafte Anſchwellung der Parotiden und Submaxillargegend, welche den Hals wie ein Halsband umgab. Während dirfer Zeit trat ein zäher, reichlicher Ausflug aus den Naſenloͤchern ein, wels cher die legteven bald ganz veritopfte; eine Ähnliche Abfonderung überzog fauces und Munpfläbe und erfchwerte das Schlucken; es entwickelte fid) der fhlimmfte Typhus, Nubelofigkeit, wobei nicht zu beftimmen war, ob der Kranke noch Bewußtfeyn habe, und end» lic) folgte der Tod. ©o genau dieſe Befhreibung der Epidemie ift, fo umfaßt fie doch nicht alle Kormen, welche während derfelben beobachtet wur: den, indem fi) Dr. Graves auch gar nicht eine vollftändige Stils derung zur Aufgabe gemacht hatte. In manden Fällen hingen die Hauptfymptome davon ab, daß ſich die Entzündung von den fauces auf epiglottis und larynx fortgepflanzt hatte. Bei an— dern war Anſchwellung der Schlundgegend das erite Eymptom, worauf ein fharfer Ausfluß aus Nafe und Mund folgte und Pas tient am dritten oder vierten Zage ftarb, ohne daß locale Sym— ptome bdiefen rafcben Ausgang erkiärt hätten. Die genaurfte Reis Kenöffnung gab über die Urfache dis Todes in diefen Faͤllen kei— nen Auffchluß. Sn einer dritten, jedoch feltenen Abtheilung, nahm die Krankheit den Character der scarlatina maligna an, jedoch ohne Ausſchlag, indem die Hauptzuͤge in Entzündung und Ulceration und Brandigwerden des Schlundes beftanden. Was die Behandlung betrifft, fo hat Dr, Tweedie richtig bemerkt, daß bei den verfchiedenen Kormen des Scharlache die eins zufchlagende Behandlung fid auf jeden individuellen Fall bezichen, aber aud) auf den vorberrihenden Typus des Fiebers Rüdjicht nebmen muß; die Hauptaufgabe, welche zu löfın ift, befteht darin, daß man die locale Entzündung mit dem geringiten Opfer von Seiten der Kräfte des Kranken beſchraäͤnkt; die Verminderung der Entzündung, wenn fie erſt ihre Hoͤhe erruiht bat, madıt die Eur der Krankheit nicht aus. Bei zwei Fällen, zu welchen ich erft am fiebenten Tage binzugerufen wurde, gelang es mir, die Entzündung und Ulceration der fauces und die Außere Geſchwulſt des Halſes zu befämpfen. Zwei Tage lang war eine merkliche Befferung nicht zu verkennenz darauf aber trat auf's Neue Fieber mit geringerer Drüfenanfchmwellung, abır ftarken Nervenfpmptomen cin; der eine ftarb am fiebenzehnten Tage an Zypbus, der andere am einunds zwanzigiten Tage an jammervollem Brande verfchiedener Körpers theile. Was die Behandlung betrifft, fo will ich mich zunächft nur auf zwei Puncte der Behandlung des früheren Stadiums ber ſchraͤnken, nämlich auf den Gebrauch der Abführmittel und die Einwirkung kalter Luft auf die Körperobirfläche (die fogenannte alte Behandlung), da ich glaube, daß die rhren von Sydenham und Hamilton in Bezug auf das allgemeine Fieber häufig gar zu beroifch in Anwendung gebracht werden und die Krankheit wirks lich verfchlimmere. Man nehme folgendes Beifpiel: Ein Kind wird von Fieber und Halsſchmerz befallenz man fürchtet Scharlach; es wird am erften Zage purgirt;z am zweiten Tage find die Symptome nicht erleichtert, der Hals ift etwas fchlimmer, der Körper mit dem Aus— ſchlage bedeckt; es werden Blutegel angewendet, das Kind wird auf's Neue purgirt und erbält eine Solution von Brechweinftein. Der Eleine Patient iſt zuerft durch die Anwendung der Blutegel etwas erfchöpft; während diefes Zuftandes wirft das Abführmittel und das Kind wird rücjichtsios aus dem Bette genommen und während der Wirkung des Abführmittels der Ralten Ruft ausge: fegt. Nun wird Bredweinftein gegeben, UWebelkeit und Erbrechen kommt zu den fieberwidrigen Einflufen binzu, dennoch nimmt das Fieber nicht ab; der Puls bleibe raſch oder ſchwach, der Ausichlag verfchwindet, das Kind wird auf einmal ſehr rubia, und nun folat eine Reihe der übelften Symptome. Da ich foldhe Fälle gefeben habe, fo habe ich eine andere Behandlungsweife angenommen, Ic) . 298. bringe den Kranken, wo möglich, in ein großes luftiges Zimmer, laffe die Hautfläde, fowie der Ausfchlag erfchienen ift, auf das Eorgfältigfte fortwährend im Bette bedeckt halten, wobei ich die Märme der Bettdeden nad) ber Temperatur der Atmofphäre bes ftimme, aber Sorge trage, daß fortwährend eine gleichmaͤßige Tem— peratur unterhalten wird. Läftige Hautbige wird durd häufiges lauwarmes Abwaſchen vermindert, und Abführmittel aebe ich nur in dem Maaße, daß die regelmäßige Thätigkeit des Darmes im Gange erhalten wird; durch diefe Behandlung, welche die Bekaͤm⸗ pfung einer drohenden Entzündung einleiten fol, bin ic) verfichert, daß man fehwere Fälle glücklich durchbringt, weiche unter ftärkerer anziphlogiftifher Behandlung eine gefährlichere Wendung genommen baben würden. Sch fpredye Feinesweges für das ältere Verfahren mit Erwärmung und reizenden Mitteln, noch verbicte ih Abführ: mittel, wenn die Umftände fie verlangen; aber ſolche Umftände find als die Ausnahme und nicht als die Regel zu betrachten. Als Beweis für diefe Behauptung kann ich anführen, daß Dr. Wil: liamg in feinem Werke über Krankbeitsgifte anfübrt, daß unter 241 Fällen, die in londoner Spitäleen mit —— und ſtarken Ausleerungen behandelt wurden, das Verhaͤltniß der To— desfaͤlle wie 1 : 6 war, während bei 555 Faͤllen, die mit Abführs mitteln und Mineratfauren behandelt wurden, das Verhältniß wie t : 22 ſich ftelte. Mir haben jedoch nur zu fihere Beweife, daß bei diefer Krankheit manche Fälle vorfommen, bei denen jede Bes handlung nuglos iftz nur zu häufig find ganze Kamilien, troß der angeftrenateften Beftrebungen der ausgezeichnetften Aerzte, dahin— gerafft worden. Gerade auf ſolche Fälle des Ausbruchs der Krank: beit in Familien mödte ich bier zunaͤchſt die Aufmerkfamkeit hins leitın. In diefer Beziehung ift die erfte Frage, was man am Zweck— mäßigiten rückfichtlich der übrigen Kinder einer Familie zu thun babe, in welcher eins an der bösartigen Form des Scharlachs er: krankt ift. Sit cs nötbig, diefelben vom Daufe zu entfernen? Es ift auffallend, daß, obwohl die meiften ärztlichen Autoritäten gegen diefes Verfahren find, doch das Gefühl des Publicums immer nod) dafür it. Im Sahre 1803 ift ein ſehr verftändiges Buch von Dr. Blackburne herausgegeben worden, in welchem er die Nachz tbeile dieſes Verfahrens, befonters rücdfichtlieb der Verbreitung dee Anftectungsftoffes, hervorbebt. Ich könnte einige Fälle aus meiner eigenen Erfahrung zum Beweiſe der Unzwecmäßigkeit des Verfah— rens anführen; folgende 2 fprechen aber hinreichend daargen. Am 11 Juni 1836 wurde mein $reund, Dr. Callan, zu einem Sjäh: rigen Rinde gerufen, welches an Gonvulfionen, dem erften Gym: ptome einer scarlatina maligna, welche nachher tödtlich wurde, litt. Am folaenden Morgen wurden die der übrigen Kinder der Kamilie, 4 an der Zahl, aus dem Haufe entfernt; 3 wurden nach verfchiedenen Theiten der Stadt und I aufs Land geſchickt. Vom 15: Juni bis zum 14. Juli wurden alle diefe Kinder von der Krankheit befallen und ftarben, obwohl der Rath der erfabrenften Aerzte in Anspruch genommen wurde, In dem zweiten Kalle Elagte eines Abends im vorigen Sommer ein Kind eines auf dem Lande lebenden Herrn, welcher 4 Kinder hatte, über Dalsfchmerg und Fieber. Am Mor: gen fand der Vater einen Sautausfchlag, befürdtere den Scharlady und ſchickte fogleich die übrigen Kinder weg, eins nady einem Haufe in der Nähe und zwei nad) Dublin; in einer Woche wurde das Kind, welches auf dem Lande war, nad) Haufe geſchickt, weil es von der Krankheit befallen war; die beiden andern blieben 9 Wo: den in Dublin, und als man glaubte, daß alle Gefahr von Ans fte£ung vorüber fey, fo wurden fie an einem Mittwoch zurüdae: bracht. Am nächiten Eonnabend erfranfte das eine, am Eonntag das zweite, und 3 Tage nachher auch das Dienftmädchen, welches fie nad) der Stadt begleitet hatte. Weitere Nahforfhung würde ferner beweifen, daß eben foviel Ausficht ift, der Krankheit zu ent: flieben, wenn man die Rinder zu Hauſe läßt und nur alle Goms munication mit dem Krankenzimmer aufbebt, ale wenn man jie ganz entfernt; bisweilen widerftehen einige fogar der Anſteckung, welche rüdlichtelos einwirkt, während andere durch die unbedeu— tendfte, Faum zu bemerkende, Communication angeftedt werden, Ucberdieß ift es die Frage, ob nicht das zuerft befallene Kind fon während der latenten Periode die übrigen anfteden Eönne. 299 Obwohl es ſchwer ijt,- populäre Vorurtheife zu befeitigen, fo wird eine genauere Kenntniß diefer Tyatfahen und namentlich der Umftand, daß das Verfahren nicht ſicher ſchuͤtzt und dod) die Ans ftetung ausbreiret, den Gebrauch endlich aufneben, daß man bei dem Ausbruche der Krankheit die Kinder wegſchickt, um fo mehr, als es fogar wünfchenswerther ift, daß die übrigen Bamilienglieder lieber eine mildere Korm der Krankheit durchmachen, als ihr ganz ıntgehen, indem darin für die Zukunft eine größere Sicherheit liegt. Giebt e8 aber Mittel, die Fortſchritte des Scharlachs in einer Zar milie zu befchränten, oder die Form der Krankheit zu mobdijiciren ? Man bat eine Zeitlang der Belladonna eine befondere Kraft in diefer Beziehung zugefchrieben; die Außerft kleinen Dofen, die man dazu anmendet, erinnern an die Homöopathie; wollte man aber der Belladonna einige Kraft gegen den Scharlach zufchreiben, fo müßte man das Mittel in binreichender Gabe reichen, was bei Kine dern nicht ohne Gefahr wäre. Da ich nun ein Vorurtheil gegen das Mittel hatte, To ſuchte ich andere Mittel, in der Hoffnung, den Character der Krankyeit modificiren zu Fönnen, aber nicht ges vade als prophylacticum, Die Wirkung wird fic) am beſten aus folgenden Fallen eraeben. Zu Ende des Mai behandelte ic) ein Kind an einer ſchweren Form des scarlatina maligna, welche günftig endete; zur Zeit der Reconvalescenz wurde die Zante des Kindes, welche das Kind forte während gepflegt hatte, eines Abends von Froͤſteln, Proftration der Kräfte, Kopfihmerz und Halsſchmerz befallen. Da fie glaubte, ſich erfättet zu haben, fo nahm fie ein Fußbad, legte ſich bald nie— der und nahm ein Abführmittel ein. Nach einer unruhigen Nacht mit Kopfihmerz, Urbelkeit, einem lältigen Gefühl von Aufgetrie— benfeyn und brennendem Halsfchmerz, wobei jie mehrmals galliacs Erbrechen gehabt hatte, befuchte id) fie am naͤchſten Morgen. Cie Elagte über heftigen Kopfſchmerz, großen Schmerz im Halſe; Ger fiht und Hals waren dunkelroth, jedoch ohne Ausfchlag; die con- junetiva war injicirt und die Submarillardrüfe angefchwollen und fhmerzhaft genen Berührung; die Haut war auffallend heiß und troden; Puls 1205 Mandeln und pharynx waren dunkelroth, etz was gefhwollen und zum Theil mit einem zäben Schleime bededt, in welhem bie und da Flocden coagulabler Lymphe bemerkt wer— den. Das Erbrechen hatte aufgehört, und der Darmcanal war frei. Sch muß bier bemerken, daß die zarte Dame in den mittlern Sahren gang ungewöhnlih empfänglich für den Einfluß des Queck— filbers war, was mir für den Augenblic® entgangen war. Ich ver— ordnete 12 Bluteaıl an den Hals und eine Pille mit 2 Gran Gas lomel und 14 Gran Samsspulver alle 4 Stunden; nad) dum Ab— fallen der Blutegel follte eine cataplasına übergelegt und warmes Kleienwaffer bisweilen zum Gurgeln gebraucht werden. Als ic) die Kranke am folgenden Morgen befuchte, wurde ich angenehm überrafcht, als fie mir bei'm Eintritte lächelnd entgegenrief, Daß ich ihren Hals curirt, aber ihre Zähne loder gemacht habe. Ich fand fie in voller Salivation; Kopfihmerz war vermindert, der Halsfbmerg ganz befeitiat, der Hals fah nicht mehr dunkelroth aus; auch war die Cympherfudation vermindert, das Fieber war erleichtert, und fie hatte bloß 4 Pillen genommen. Ic verordnete ſogleich Rhabarber, ferner Kleine Doſen von Brechweinftein und ein Gurgelwaſſer mit Borar. In 8 Zagen war die Kranke conva: fescent. Am 18. Suni wurde ich erfucht, einen an Scharlach leidenden fünfjährigen Kaaben zu befuchen. Ic fand ikn in comatöfem Zus ftande, mit einem fcharfen Ausfluffe aus den Nafenlöcern, großer Anſchwellung der fauces und einem theilweife lividen Ausfchlag. SH erfuhr, daß der Knabe bereits drei Zage Fran? war. Man hatte Blutegel und andere Mittel ohne den mindeften Erfolg ans gewendet. Sch Eonnte nicht anfteben, den Kranken als hoffnungs— (03 zu erklären, was fich beftätiate, da der Zod in der Nacht ers folgte. As ih bei'm Weageben durch ein anderes Zimmer ging, fragte mich die Mutter in ihrer Verzweiflung, ob nichts zum Schatze der andern Kinder gethan werden Eonne. Die ganze Fami— lie beftand aus den Eftern und drei Kindern, welche aufammen zwei 3immer bewohnten. Sch unterfuchte die beiden andern Kinder, einen Rnaben von fieben und ein Mädchen von drei Jahren; beide ſchie— nen vollfommen gefund, ohne eine Spur von ferophulöfer Diathefe. 300 Hauptfählich zur Beruhigung der Mutter verordnete ich ein Puls ver aus Mercur mit Aufterfchaalen und Rhabarber. Ic geftebe, die Frage der Mutter befhämte mih, da ich zwei Kinder in Ges fahr ſah und doch Fein Mittel zum Schuge wußte. Dabei fiel mir die außerordentliche Wirkung des Quedjilbers bei der ſchon ers wähnten Dame ein, und id) Fam zu dem Schluſſe, daß der Mers cur in täglichen alterirenden Dofen vor dem Ausbrudye des Fie— berffadiums die Kinder zur vollen Wirfung Außerft günftig vorbe— reiten werde, fo daß man nöthigenfalls in einem fehr frühen Zeit— puncte der Krankheit diefe Wirkung ſogleich eintreten laſſen Fönnes Nah dem großen Rufe, den auch Mineralfäuren für die Behand: lung des Scharlachs haben, beſchloß ich, hauptfählihd mit Ruͤckſicht auf die toniihe Wirkung, auch Salzfäure zu geben. Bon einem vorlichtigen Gebrauche des Mercurg fürchtete ih, felbft wenn der Scharlach nicht ausbrede, keinen Nachtheil, während bei dem Aus— bruche die Kinder jedenfalls auch nicht in ungünftigerer Rage wa— ren; denn es iſt Erfahrungsſache, daß gerade die robufteften Kin— der den fchwerften Formen des Scharlachs ausgıfegt find, während fhwädhliche, ferophulöfe Kinder mildere Formen des Scharlachs zei— gen und unerwartet durch ſchwere Fäue durhlommen Nach diefen Betrahtungen beſuchte ich die K’inder am 19. Juni und gab eine Mirtur mit verdünnter Salzfäure, Gummifhleim und Syrup, fo daß das ältefte Kind fünf Zropfin Säure dreimal taͤglich bekam, und das jüngere eine verbältnifmäßige Dofis. Ic verordnete aus ßerdem 3 Gran blaue Pillen fur den Knaben und die Hälfte für die Schwefter am Abend; außerdem ließ ich fie, wie gemöhnlicy, in's Freie gehen und verordnete eine leichte naͤhrende Diät, Um 20. uni, Die Kinder harten die Mebdicin genommen, fie befanden fih wohl; ich verordnete Abends vor dem Schlafen— gehen ein Salzbad. Fortſetzung der Medicin. Am 21. Suni. Der Knabe fieht blaffır aus, klagt aber nicht, fchläft gut und hat Appetit. Die Zungenwaͤrzchen find erhoben, die innere Fläche der fauces etwas geröthet; das andere Kind bes findet jich wie Tags zuvor. Am 22. Nah meiner geftrigen Bifite wurde der Knabe mühe, fröftelnd; er ſchlief in der erften Hälfte der Nacht, wurde aber nachher heiß und unruhig und klagte über Kopf» und Halsſchmer— zen. Am Vormittag fand ich ihn im beftigen Fieber; Gaumen und Mandeln rotb und gefhwollen. Er klagt über Schlingbe— ſchwerden, Uebelkeit; Puls 120, die Daut heiß und troden, die Submarillardrüfen etwas angeſchwollen, die Zunge weiß und feucht, feit geftern verftopft. Ich verortnete 1 Gran Galomel und L Gran Samespulver alle vier Stunden, drei Blutegel unter jedes Ohr und cin Gurgelwaffer aus Kleienwafler und Honig. Am 23. Zuerft erbrad) er, die fpäteren Pulver bebielt er bei fih. Es erfolgte reihlibe Oeffnung am Abend; er fchlief beffer in der Nacht und fühlt fihb am Morgen wohler. Der Ausſchlag ift normal. Sm Halfe zeigen fich leichte Ulcerationen , jedoch wer der Rötbe, noch ftarke Geſchwulſt; das Allgemeingefübl iſt beffer, Puls 110. Ich ließ die fauces 'mit einer Solution von Chlorkalk und Honig pinfeln, ein ausleerendes Lavement aeben und den gan— zen Körper zweimal täglich mit warmem Eſſig und Waſſer abwa— fben ; alle drei Stunden erbielt er eine diaphboretifche Mirtur mit effigfaurem Ammonium und Brechweinſtein. Der weitere Verlauf bietet nichts Eigentbümliches : der Knabe wurde hergeftellt, Das jüngere Kind wurde am Moraen des 23. befallen Die Symptome waren denen des Bruders ähnlich, jedoch milder, Die Behandlung war daher ebenfalls weniger energifh; Blutegel waren nicht nothwendig. In feinem Kalle war e8 nothwendig, das Galomel laͤnger als die erften 24 Stunden fortzufegen; aud trat Erin Eymptom ein, welches den Beainn der Galivation bvzeichnet haͤtte. Bes trachtet man das Refultat der Behandlung diefer Fälle, fo Eönnte man die Frage aufwerfen, ob fie nicht auch ohne vorbervitende Bes handlung aünftig verlaufen feyn würden, indem man bisweilen bes obachtet hat, daß Viränderung des Gharactere der Krankheit bei ihrer Entwidelung in Xamilien vorfommt. Da wir indeß über die Urfachen fother Veränderungen im Dunkel find, fo ift es gang vergeblich, die Köfung diefer Frage zu berfuchen. Obwohl man zugiebt, daß folche Veränderungen vorkommen, fo erklären ſich 301 doch die erflen medicinifhen Autoritäten gegen die Wahrfchrinliche Reit derfelben. Dr. Willan giebt, 5. B. an, daß, wenn der Scharlach fehr verbreiter ift, derfelbe bei den verfhiedenen Perſo⸗ nın alle Varietäten und Grade darbiete, jedoch während feiner Verbreitung durch größere Familien oder Schulen eine große Gleichmaͤßigteit beobachte, fo daß er fait immer gefehen habe, wie die Symptome, an weichen der erfte Kranke litt, in derſelben Weiſe mit fat demjelben Fieber immer wieder aufgetreten ſeyen.“ Dr. $raves bemerkt, „day, wenn ein Glied einer Familie geftorben ſey, immer viel Grund vorhanden fey, aud) für die andern, weun fie befallen werden, zu fürdten. Eins der größten Dinderniffe für die Annahme meines Ver— fabrens liegt in dem Wivderftreben, welches man fühlen muß, wenn man ein ſcheindar ganz gefundes Kind einer medicinifchen Behand: tung unterwerfen fol. Wenn man indeß bedenkt, dap dieies Vers fahren bloß da empfohlen wird, wo der erfte in einer Familie vors gefommene Zall eine ſchwere oder bösartige Form der Krankheit dargefteut bat, und wenn man zugleich berüclichtigt, daß dieſes Verfahren nicht leicht Schaden bringen Bann, fo kann ich mir nicht denken, daß irgend ein haltbarer Grund gegen die Anwendung ans gefuhrt werden Eönnte. Es ließe ſich aber die Frage aufwerfen, bis zu welcher Periode man biefes Mittel fortgeben fol. Ich habe vorhin bemerkt, daß die Wirkung des Mercurs forgfältig im Auge behalten werden muß, und daß man das Mittel nicht folange fortfegen dürfe, bis der Mund afficire ſey. Im Allgemeinen kann man jagen, daß das Mittel nicht über ſechs Zage fortgefißt werden dürfe, vorausge— fest, daß der Scharlach ſich nicht gezeigt habe: alsdann kann man zwifchen jeder Dofis eine !ängere Zeit vergehen laffen, wodurch man Zeit gewinnt und doch nicht das Mittel ganz bei Seite figt. Nad) einer großer Anzahl von Fällen kann man im Allgemeinen behaup— ten, dag die fpecififche Anſteckung des Scharlachs eine latente Pes riode von + bis 7 Zagen babe. Ich will hier einen Fall mitthri: Ion, welden einer meiner $reunde beobachtet hat: Ein Herr, welcher in Dublin wohnt, hatte eine Familie von drei außerordents lid) gefunden Kindern. Am 16. Juni 1841 wurde eins derfelben, ein Knabe von drei Jahren, von Scharlach befallen. Am 18. zeigte ji die Krankheit in bösartiger Form, und am 22 ftarb dır Knabe. Die Schweiter,, von eilf Jahren, wurde am 23. befallın und ftarb am 23. Das dritte Kind erfranfte am 25. und ftarb am 29. Geben wir nun für einen Moment die Wirtfamkeit einer dorbereitenden Behandlung zu, fo ift es klar, daß in ganz Ähnlie en Fällen der dritte Tag der Krankheit des erſten Kindes, an welchem die Bögartigkeit unverkennbar wurde, der Zeitpunct zum Anfange dır Behandlung wäre, wodurd in einem Kalle fünf, in dem andern firben Zage für die Wirkung des Verfahrens vor dem Eintritte des Fieberftadiums gewonnen worden wären. Es ift nicht zu verarfien, daS bei dem einen der von mir behandelten Kinder einige Stunden vor dem Eintritte des Fieberftatiums eine Erbes bung der Sungenpapillen und Rörbung der fauces zu bemerken war; diefis Zeichen war wichtig, da «8 frifch enritauden und noch nicht von Darmcana'ftörung begleitet war. Ich finde in einer Ab— bandlung dee Dr. Sims in den Memoirs of the medical Society of London folgende Bemerkungen, die ſich bierauf bezieben: „Die Reizung der fauces beainnt ſehr früh, mie man bei genauer Unters ſuchung finden wird. Denn obmohl acwöhnlih die Kranfen vor Eintritt des Fiebers nicht über Halefchmerz Elagen, fo wird man doch das Gaumenſtegel bei genauer Betraktung gerötbet und die uvula bisweilen etwas entzündet finden, mäbrend der Puls nur leicht geſtoͤrt oder übereilt ift und noch nicht fieberbaft genannt werden kann.’ Es ift nicht noͤthig, ausführlicker zu bemerken, daß die Entwicelung folder Symptome in cinem Kalle, wo man über den Eintritt der Krankheit in Zweifel ift, daruͤber entfcheiden mwürbe, ob man in der Behandlung fortfahren foll. Indem ich über die Wirkfamkeit diefer Behandlungsweiſe mich auszufprechen verfuche, fühle ich wohl, daß ausgebreitetere Beobachtung bier entfcheiden muß. Da die Gelegenbeit für einen Arzt bierzu nicht aenügt , fo veranlaßte mich dieß , die Sache Öffentlich mitzutbeiten. Ich will keinesweas die Lehre aufftellen, daß der Mercur ein fpez cifiſches Mittel bei'm Scharlady fey, aus dem einfachen Grunde, 502 weil ich Fälle gefehen babe, in welchen, trog ausgebildeten Spei⸗ ulfluffes, der Tod eintrat; bier war die Krankheit aber bereits weit vorgefchritten, che die Kranken der Einwirkung des Mercure unterworfen wurden; felbjt dann noch erfolgte eine temporäre Beflerung, auf welche indeß eine mit dem Tode endende Verſchlim— merung folgte. Ic habe zu Anfang bemerkt, daß ein Grund für die Anwendung des Mercurs in Eleinen Gaben vor dem Eintritte des Ficberftadiums darin beftand, daß iy den Kranfen in eine Lage bringen wollte, in welcher ich, fowie es der Character der Krankheit verlange, mit größerer Wahrſcheinlichkeit eine raſche Einwirkung des Mercurs zu Stande bringen könne, in der Dofls nung, die entzündliche Thärigkeit in ihrem Verlaufe zu bemmeun etwas, was unter gewöhnlichen Umftänden faum möglich ift, wen; das Fieberftadium bereits einige Zeit gedauert hat, weil diefer Zus ftand einige Aehnlichkeit mir üblen Fällen des Typhus hat, wo es ebenfalls im hoͤchſten Grade ſchwierig ift, die allgemeine Wirkung des Mercurs hervorzubringenz in der That, find die Verſuche mit Ans wendung der vollen Mercuria!wirkung bei Scharlach, nad) vollftändiger Entiwicelung des Fiebers und höherer Ausbildung der localen Entzüuns dung, eher ſchadlich, als nüglicy zu nennen. Ich will mid) bier nicht mit der Frage aufhalten, ob der Anfang ver krankhaften Erſcheinung in den Nervencentra oder in den Schleimhäuten liege; aber id) bin fiber, daß eine baldige Unterbrediung der Entzündung der Schleimhaut fehr wuͤnſchenswerth ift, und wir haben den Beweis, daß dieß dadurch bewerkſtelligt werden fann, daß man einen plößr lichen neuen Eindruct auf den Theil macht, obwohl der gereizte oder entzündiiche Zuftand von einem fpecifiidhen Gifte herruͤhrt; diefer Unterichied ift auf den Scharlach anzuwenden , wo eine bloß örtliche Bıhandlung feblfchlägt, wenn fie nicht von Mitteln begleiz tet iſt, weiche cine Einwirkung auf die allgemeine Gonftitution ausübt. Wenn ich auch von der Empfehlung irgend eines befonz dern Verfahrens abetrabire, fo bin ich doch von der Richtigkeit der Bemerkung des Dr. Armftrong volllommen überzeugt, welcher fagt: „Es muß immer auf's Neue wiederholt werden, daß bie meiften Keime von Gefahr bei Fiebern in dem erften Stadium von DOppreffion gelegt werden, fo daß wir durch Erleichterung der Symptome dirfes Stadiums gewöhnlich einen günftigen Ausgang ſichern.“ Man hat durch ſpecielle Unterſuchung uͤber die Anwendung des Mercurs das Prircip aufgeftellt, daß bei Krankheiten, bei wel— den man das Quecilber früber für fchädiich bielt, cin früheres Stadium eriftire, in weldem das Mittel von dem ausarzeichnerften Nupen ift. Iſt dieſes Stadium vorüber, fo ift die Darreichung des Mittels von zweifelbafter Wirkfamkeit und nicht geradezu nachtheilig. Laͤßt fich diefe Vchre auch auf dın Scharlach anwens den? Am Schluſſe diefer Mittheilung ſpreche ich die Ueberzeugurg aus, daß felbft, wenn fpätire Erfahrung die Wirkfamfrit der von mir vorgefchlagenen Bebandiung beweifen wird, dennoch Umfiände vorhanden fenn müffen, wodurch das Feid der Nuüslickeit diefes Verfabrens befcränft wird. Dir erfte darunter muß der ſeyn, daß bei einer Familie eine ſich ſteigernde Umänterung der Krank— heit vorfommen kann; der zweite liegt in der Schnelliafeit, in welcher ein Kind nah dem andern befallen wird. Düß find ins deß Auenabmen von der allacmeinen Regel, und da wir anerken— ren müffen, daß die biejrgt zur Bekämpfung dieſer ſchlimmen Krankheit angewendeten Mittel nur zu bäufia unwirkſam geblieben find, fo bleibt es auch un’ere gebieterifhe Pflikt, danach zu fire ten, den Vorwurf zu befeitigen, als weichen wir diefe Epidemie roh immer für die Mepdicin betrachten müffen. (Dublin Journ March 1842.) $uration der ulna nah Oben und Außen, verbunden mit einer Fractur des processus coronoideus. Ben Eamuel Cooper. Lucy Clayton, 14 Jahr alt, wurde am 16. März 1841 in's Hofpital aufgenommen. Am listen Weibnachtstage war fie auf dem Eife auegeglitten, hingefollen und batte ſich den Ellbos gen verlcht, obgleich fie mit der Hand, bei dem Verſuche, ſich vor 503 -. Beſchaͤdigung zu fchügen, zuerſt gegen das Eis ſtieß. Gleich nach ben Unfalle war fie nicht im Stande, den Arm zu beugen, der faft in einer ausgeftrectten Stellung firirt war; zugleic, Elagte fie über heftigen Schmerz in der Schulter, aud) war der Vorderarm betäubt. Der Ellbogen, welcher eine bedeutende Deformität zeigte, ſchwoll bald betraͤchtlich an. Fünf Stunden nad dem Unfalle ers Elärte der herbeigerufene Chirurg den Fall für eine Ruration, und nachdem er die Ertenfion und Gontraertenfion gemacht, verordnete er eine Lotion von E'fig und Waffer. Bei ihrer Aufnahme in’s Hofpital, alfo ungefähr zwölf Wo— chen nach dem Unfalle, bot das Gelenk ein fehr entjtelltes Anfes hen dar und war ſehr wenig beweglich. Der condylus internus bildete eine ftarke Hervorragung, zwifchen welcher und ber dislos eirten ulna eine ungewöhnliche Vertiefung zu bemerken war. Der radius ließ fih frei rotiren. Die Spige des olecranon, welche nad) Oben und Hinten hervorragte, war ungefähr 4 Zoll weiter vom inneren condylus entfernt, al8 am andern Arme. Wenn man einen Verſuch machte, den Arm zu beugen, wurde der triceps aus Berordentlih gefpannt. An der vordern Fläche des Gelenke fühlte man einen feiten, beweglichen Körper, den man für den von ber ulna losgetrennten processus coronoideus zu halten Grund hatte. Am 18. März wurde ein Verſuch gemacht, die ulna in eine beffere Stellung zu bringen. Nachdem die Ertenfion und Gontra= Ertenfion eine Zeitlang unterhalten worden waren, beugte ich den Arm gewaltfam tiber mein Knie, eine Procedur, welche dann von Herrn Quain wiederholt wurde, und unmittelbar darauf war das Mädchen im Stande, ihre Hand zu dem Vorderkopfe zu erheben, was fie feit dem Unfalle nicht thun Eonnte. Diefe Befferung dau— erte jedoch in dem hier angegebenen Grade nicht fort; es wurde daher, um die Flexibilität des Ellbogengelenks zu erhalten und alle mälig zu fleigern, einige Wochen lang ein mechaniſcher Apparat angewendet, Mit dem Gebrauche diefes Snftruments verbanden wir zugleich die faft tägliche Ucbung des Armes, indem wir dene felben jedesmal eine Zeit lang pafiive Bewegungen machen ließen. Gegenwärtig fann das Mädchen unftreitig den Arm beffer gebraucyen, als zur Zeit ihrer Aufnahme; allein id) muß geftehen, daß fie feubft die Flexion des Ellbogens noch wenig in ihrer Gewalt hat, und wenn die paſſive Bewegung nicht noch eine Zeit lang fleißig fortgefegt werden follte, fteht eine anuchylosis zwifchen der ulna und dem humerus zu befürchten. Sie wiffen, daß, wenn die ulna nach Hinten ausgewichen und zugleich der proc. coronoid. gebrodyen oder, bei jüngern Indivi— duen, vom ühriaen Theile des Knochens losgetrennt ift, der redu— cirte Theil viel ſchwerer in feiner Rage erhalten werden Fann, als mwenn eine ſolche Complication nicht zugegen ift. Sn Sir Aſtley Cooper’s Werke über Lurationen finde ich unter der Rubrik „Fractur des proc. coronoideus der ulna‘“ fols gende Bemerkungen, welche in Bezug auf den uns hier befchäftiz genden Kal von befonderm Sntereffe find. Es handelt fih dort um einen Mann, der, nachdem er einen Fall auf die Hand ger than hatte, fich außer Stande fand, den Ellbogen zu beugen, ebenfowenig, als er ihn vollitändig ausſtrecken fonnte, wie dieß auch bei unferer Clayton der Fall war, „Er wendete ſich“, fant X. Cooper, „an feinen Chirurgen, der bei der Unterfuhung fand, daß die ulna bedeutend nah Din: ten hervorragte, die aber, fobald er den Arm beugte ihre natür: liche Stellung wieder einnahm. Er befeftiate die Ertremität fo- gleih an eine Schiene und ließ diefelbe in einer Schlinge tragen,’ As Cooper diefen Kranken in der Stadt ſah, twaren bereits mehrere Monate feit dem Unfalle verfloffin, und dennoch waren 504 die Erfcheinungen noch genau fo, wie fie, der Befchreibung des Chirurgen nad), ſich diefem dargeftellt hatten, als er die Verlez⸗ zung zuerft ſah, nämlich die ulna ragte ſtark nach Hinten bervor, während der Arm ertendirt war; nur Toınte derfelbe nad) Vorn gezogen und flectivt werden, und dann verfchwand die Deformität. Eir U. Cooper pflegte diefen Fall mehrere Sabre lang in feinen VBorlefungen zu erwähnen, fo oft ein Individuum in den Dperations-Saal gebradht wurde, das denfelben Unfall gehabt hatte, Der proc. coronoideus, welcher innerhalb des Gelenkes abgebros chen war, hatte ſich nur mitteift eines Ligaments mit der ulna wieder vereinigt, fo baß er fich leicht bin und her bewegen ließ, und das Verhältniß der cavitas sigmoidea änderte ſich daher fo, daß die ulna bei der Ertenfion rüchvärtse und gegen den humerus binauf alitt. Cooper bezmeifelte es, daß irgend eine Behand— lungewuife in einem folchen Falle einen volftändigen Erfolg haben würde, weil der proc. coronvid. eine Enochiae Vereinigung nicht zulaſſe; jedody empfiehlt er, den Arm drei Wochen lang nad) der Verlegung in fteter Flexion zu erhalten, um die ligamentöfe Ver— bindung fo kurz, wie möglich, werden zu laffen. Da in unferem Falle, wie oben bemerkt wurde, bei jedem Berfuhe, den Arm zu flectiren, eine außerordentliche Spannung des Lriceps eintrat, fo entfhloß ſich Herr Quain, zu verfuchen, ob nicht die Trennung der Schne diefes Muskels cin günftiges Refultat herbeiführen würde. Dieſe Operation wurde drei Wochen vor der Entlaffung des Mädchens aus dem Hofpitale vollzogen, und dann ließ man diefelbe diefe ganze Zeit bindurch einen Theil des Tages aud) nody den Apparat tragın, um das Glied in einer flectirten Stellung zu erhalten. Diele Bebandlungsweife hat ges wiß eine gute Wirkung gehabt, obgleidy die Fähigkeit, den Ellbos gen frei zu flecriren, nocd immer fehr befchräntt ift. Man hat dem Mädchen angerathen, den Gebrauch der Schiene nody längere Zeit, täglich, einige Stunden, fortzufegen, um allmälig, mittelft der Schraube die Beweglichkeit des Gliedes zu ſteigern; und zu demfelben Zwecke fi) das Gelenk alle Tage, 20 Minuten oder 4 Stunde lang, von andern Perfonen beugen und ftreden zu laffen, nachdem fie zuvor das Snftrument abgelegt. Sch glaube, daß jie auf diefe Weife endlih den Arm wird gut gebrauchen Eönnen, (Medical Gazette, August 13, 1841.) Miscellen. In Beziehung auf die prophylactiſche Heilung der Schwindſucht behauptet der Dr. Paris, daß ſeit der Ent— deckung der Auscultation und Percuffion die Schwindfuht im Alle aemeinen fehneller tödtlidy fey, wegen der Gemüthsangft, welche bei den Patienten eintritt und durch die fchwächenden Arzneimittel, die man bei ihnen anwendet. (L’Examinateur medical.) Epilepfi, durch Schred erzeugt, kommt auch bei Voͤ— geln vor, wie fih aus einer Beobachtung des Herrn Rector Gieds hof in Aurich ergiebt, wo nad) einem Pirol (Oriolus galbula) welcher, nachdem er arglos auf das Freßaefäß eines ruhig fißenden Ara Macao geflogen war und legter, zornig werdend, nad) ihm ge= hackt batte, vor Schreck wie leblos fogleich herunterfiel und lange Zeit nicht wieder zu ſich gebracht werden Eonnte. Er blieb meh— rere Zage traurig und bekam endlich die Epilepjie, an welcher er ftarb, was Herr Siedhof auch dagegen thun mochte. Befonders ergriff ihn der Parorysmus, wenn er Nahruna zu fid nehmen wollte, ja endlich reichte der bloße Anblic eines Mehlwurms hin, die epifeptifchen Anfälle herbeizuführen, während deren das Thier fo fchrie, daß Herr SiedHof ſich freute, als es endlich ftarb. ESIIHEEIEHMETEE / SITE EEE SEE TETTETTEIEETEU Bibliographische Transactions of the Botanical Syriety at Edinburgh. Parts I. and Il. (Aufiäge von Dr. Graham, Dr. Greville, Babington, 9. C. Watfon, E. Forbis, Dr. T. Zaylor 20.) Edinburgh 1842. 8. Index geologicus, designed , arranged and published under the auspices of the Devon and Cornwall Natural History Society. By G. Bartley etc. London 1841. Fol. Neuigkeiten Clinical Leetures on venereal Disease. London 1842. 8. By R. Carmichael, Lesions traumatiques du crane et des parties qu’il contient These presentee au concours pour la chaire de clinique chi- rurgicale etc. Par A. Chassaignac. Paris 1842, 4, ——r e — — m — Hene Notizen a u s dem Gebiete der Nakur- und Veilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober» Mebdieinalratbe Froriepzu Weimar, und dem Medieinafratbe und Profefior Froriep zu Berlin, N. 482, (Nr. 20. deö XXI. Bandes.) uni 1842. Gedrudt im Landes -Induftries Somvtoir zu Weimar, Preis einee ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 FI. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. raten Hr Ueber die innerfte Structur der fecernirenden Or— gane, fo wie die Geſetze ihrer Function, theilte Herr Goodfir der Royal Society zu Edinburgh in deren Sigung vom 21, März diefes Jahres Nachſtehen— de8 mit, Nachdem der Berfaffer auf die Arbeiten derjenigen Anatomen bingewiefen hatte, welche Malpighi's Anſicht von der beutelartigen, Befchaffenheit der Drüfengänge brftä- tigt haben, erinnerte er an Purkinje's Hypotheſe in Ber troff der fecernirenden Bunction der mit einem Kerne verfches nen Körperchen, welche jene Gänge auskleiden. Dann folgte ein kurzer Ucberblic der Nefultate der feit der Ericheinung von Müllers Wert: „De penitiori structura glan- darum“ angeftellten Forfhungen, in’&befondere der von Henle und Andern ruͤckſichtlich der an den Enden gewif: fer Gänge gelegenen geichloffenen Bläschen aussegangenen Beobachtungen, worauf Herr Goodfir anführte, „Eein Anatom babe bisher dargetban, daß die Secretionsfunction innerhalb der mit einem Kerne verfehenen Urzelle ſelbſt ſtatt— finde, oder das eigentlihe Weſen der Veränderungen nach: gewiefen, welde in einem Eecretionsorgane vorgehen, waͤh— rend daffelbe feine Function ausübt.‘ 4 Nun wurden zahlreihe Beifpiele angeführt, wo man in den Höhlen der mit einem Kerne verfebenen Zellen ver: fhiedener Drüfen und fecernirender Oberflächen Secretionen entdeckt hat. Dabin gehört, 3. B., die Tinte der Gephalo: poden und die Purpurfarbe von Janthina und Aplysia, die Galle vieler Thiere, der Harn bei den Mollusten , die Milch ıc. Die Wand der Zelle betrachtet der Verfaſſer als denje- nigen Theil derſelben, welchem der Proceß des Secernirens obliegt. Die Höhlung enthält die fecernirte Subftan;, und der Kern ift das Meproductiongorgan der Zelle. Cine im Acte des Secernirens begriffene Urzelle nennt der Verfaſſer eine primäre fecernivende Zelle, und jede Zelle diefer Urt befißt dieſe ihre eigenthuͤmliche Kigenfhaft nah Maaß— gabe des Drgans, in dem fie fich befindet, Durch die Ent: N. 1582, ku dedung der Eecretionsthätigfeit der Urzellen wird jedoch das Hauptgebeimniß der Function felbft nicht entfchleiert; aber die allgemeine Thatſache, daß die Urzelle die innerfte fecerni= rende Structur ift, hat für die Phnfiologie großen Werth, indem fie uns die Secretion und das Wachsthum als Fun: ctionen darſtellt, welche von dinfelben Geſetzen beherrſcht werden und zugleich eine der groͤßten Schwierigkeiten in der Wiſſenſchaft erklaͤrt, naͤmlich weßhalb jede Secretion nur an der freien Oberfläche einer ſecernirenden Membran ausflieft: weil nämlih die Secretion nur in den reifen Bellen, welche diefe freie Oberfläche bilden, vor- banden ift. Der Berfaffer ging aledann zur Betrachtung des Urs fprung®, der Entwidelung und des Verſchwindens der pri- mären fecernirenden Zelle Über, ein Gegenftand, welcher noth— wendig die Befchreibung der verfchiedenen winzigen Structu— ten der Drüfen und anderer ſecernirenden Organe nöthig machte. Nachdem er die Veränderungen dargelegt, melde im Zeftifel des Squalus eornubicus, wenn dag Organ in thätıger. Function fteht, fo wie in der Leber des Carci- nus Maenas vorgeben, bemerkte der Verf., daf er diefe Beifpiele von zwei verfchiedenen Arten von Drüfen entlehne, welche er Bläschen» und Beutelchendruͤſen nenne. Die Veränderungen, welche ſich in der erften Art von Drüfen ereignen, befteben in der Bildung und dem Ver: fdhwinden von gefchloffenen Bläschen oder acini. Jeder acinus kann urfprünglic eine jener einfadhen Zellen ſeyn, die der Werfaffer Urs oder Keimzellen nennt, oder aus zwei oder mehr in der Urzelle cingefchioffenen und von dem Kerne erzeugten Zellen befteben. Die eingefchachtelten Zellen nennt er die fecundären Zellen des acinus, und in den Hoͤhlun— gen derfelben, zwifchen ihren Kernen und Wandungen, ift die eigenthuͤmliche Secretion der Drüfe enthalten. Die Urs zelle hängt, fammt der in bderfelben eingefchloffenen Grupre von Zellen, von denen jede mit der Secretion gefüllt ift, am Ausganyge oder an der Seitenwand eines der entſtaͤndi— gen Gänge und communicirt nicht mit dem Gange felbft, indem fich eine, durch eine Portion der MWandung der Ur: 20 1.0 337 zelle gebildete Scheibewand queer durch den Stiel erftredt. Wenn die Secretion in der Zellengruppe vollffändig verar: beitet ift, fo loͤſ't fid) die Scheidemand auf, oder fie zerreißt; die Zellen plagen, und die Secretion fließt in den Gängen bin, Der acinus verfhwindet und macht einem benachbarz ten acinus Platz, welcher inzwifhen auf aͤhnliche Weiſe herangewachſen ift. Das ganze Parenhym der Drüfen die: fer Urt befindet fih alfo, diefen Beobachtungen zufolge, in einer beftändigen Entwidelungsveränderung vom Reifwerden zum Übfterben, und diefe Veränderungen gehen um fo ſchneller von Statten, je reichlicher die Secretion ſich bildet. In der zweiten Urt von Drüfen, den VBeutelhendrüfen, wie fie die Leber des Carcinus Maenas darbietet, liegt die Keimzelle oder der Keimpunct am blinden Ende des Beutel: chens, und die von diefem Puncte aus zrzeugten Zellen wer: den, indem fie längs des Beutelchens fortrüden, mit der eigenthuͤmlichen Secretion angefüllt. Untere andern, aus Ddiefen Beobachtungen ableitbaren Schluͤſſen ergab ſich, daß die Gänge Zwiſchenzellencanaͤle find, in welche die durch die Zellen gebildeten Secretionen fließen. Endlich folgerte der WVerfaffer aus der ganzen Unterſu— hung: 1. De S:eretion iſt eine Junction der mit einem Kerne verſehenen Zelle, in deren Innerem fie ftattfindet. 2. MWahsthum und Sectetion find, dem Weſen nach, Eines ‚und Daffelbe, derfelbe Proceß unter verfhiedenen Umſtaͤnden. Ueber die Zähne des Labyrinthodon und einige neuentdedte fofjile Reptilien. Profefor Owen hat in einem untängft von ihm be= Fannt gemachten Auffag über die Zähne des Labyrintho- don (Mastodonsaurus, Jaeger), einer in Deutfchland im Seuper, fo wie in den untern Gandfteinlagen bei Warwick und Leamington verfommenden Gattung, neuer= dings bewiefen, welche außerordentliche Wichtigkeit die mikro— ſcopiſche Ddontologie für geologiſche Forſchungen hat. Es find noch Eeine zreei Sabre her, als er durch Une wendung dieſes untrüg’ihen Prüfungsmittel$ das angebliche Reptil Basilosaurus, welches man in Virginien gefunden, ohne Meiteres unter die Siugethiere und in eine den Du: gongs verwandte Gattung verwies, und gleihfam um bie Neptilien für diefen WVerluft zu entfchädigen, hat er nun, ebenfalld auf den Grund mifrofcopifher Unterfuhung, nach— gewiefen, daß die Bildung der Zähne des Mastodonsau- rus von der ben Säugethieren zufommenden bimmelweit entfernt ift und mit der bei Ichthyosaurus angetroffenen die meifte Aehnlichkeit hat. Profeffor Jäger bat bereits nad den Baſilarknochen des Kopfes feinen Mastodonsau- rus für einen ben Salamandern nahe ftehenden riefigen Batrachier erklärt, aber, da er den Dueerdurchfchnitt von deffen Zähnen nicht mit dem Mifrofcope unterfucht, an des ten innerer Structur nichts Bemerkenswerthes entdedt. Dem Drofeffor Owen war es vorbehalten, mit dem Mikrofcope in diefen Zähnen birnartige Windungen oder labyrinthartige Gänge zu entdeden, wie man fie bisher im ganzen Thier— 308 reiche noch nicht gefunden, und aus diefem fehr legitimen Grunde hat er den Namen Labyrinthodon an die Stelle von Mastodonsaurus gefest, welcher letztere auf Ver— wandtfchaften hindeutet, die durchaus nicht eriftiren. Die einzige Bildungsform, welche irgend Aehnlichkeit mit derjenigen der Zähne des Labyrinthodon darbietet, findet fi am Reißzahne von Tehthyosaurus; jedoch ift fie bei diefem, dem man bisher die verwideltfte Zahnftructur in der Familie der Reptilien zufchrieb, viel einfadyer. Bei beiden Thieren ift die außere Caͤmentlage bis auf eine gez. wiffe Entfernung von der Peripherie nah dem Mittelpuncte zu in gerade und fenfrechtftehende Falten mit ziemlich tegels mäßigen Zwifchenrdumen umgefchlagen, weldye letztere mit von dem Innern des Zahns ferahlenartig ausgehender Den= tine (Eifenbeinfubftanz) ausgefüllt find. Allein bei Laby- rinthodon befteht diefe Dentine aus Ealfführenden Röhren von 1/7000 Linie Durchmeſſer, die frahlenformig geordnet find und ſich vermöge primärer Kruͤmmungen und fecundärer mwellenförmigen Biegungen einander nähern, wodurch eine zu— fammengefegte Structur entſteht, wie fie die Geſchichte der Zahnbildung bisher nody nicht kannte. Herr Owen hat ermittelt, daß die Fußtapfen des fogenannten Chirotherium von diefem riefigen Batrachier, dem Prototypen des großen Umericanifhen Frofhes (Bana catesbeiana), herrühren. Zühne von zwei Eleineren Species von Labyrinthodon hat Dr. Lloyd im Sanditeine von Warwick gefunden, und wies wohl noch Feine in England entdedten Zähne der Stutt— garter Specied mifrofcopifh unterfuht worden find, fo glaubt fi doh Prof. Owen bereditigt, den Abguß eines großen, mit mehrern Zähnen befeßten Kiefer von Guy's Cliff bei Warwid, von dem das Original aus dem Drfore ber Mufeum abhanden gekommen it, auf den Labyrin- thodon Salamandroides von Stuttgart zu beziehen, fo daß das von Herrn Murchiſon und Hrn. Stridland geforderte Bemweismittel*) ruaͤckſichtlich der Sdentität des Sundfteins von Warwick und Guy's Cliff, fo mie des beutfchen Keupers, mit ziemlicher Gewißheit beigebracht wäre. Profefor Owen meint, daß, wenn auf der einen Seite der Geologie von Seiten der mifrofcopifhen Anatomie ein we— fentliher Beiftand geleiftet worden ijt, die vergleichende Anas tomie auf der andern Seite in Eeinem andern Falle duch die Geologie fo bedeutend gefördert worden fey, als durch die Entdeckung foſſiler Thiere, deren Zahnbildbung die eigens thümlichfte und verwickeltſte Modification aller bieher be= kannten Structuren diefer Urt darbietet, auf deren Erkennt: niß oder Ahnung man duch die Unterfuchung der Zähne lebender Thiere nimmermehr hätte hingeleitet werden Eönnen. Prof. Dwen hat uns einen Bericht über zwei un: fängft von Sir P. Egerton aus der Kentſchen Kreide erz langte neue foffile Reptilien mitgetheilt; eines bderfelben ift ‚eine SchildEröte, welche den gegenwärtig in füßem Waſſer und in den Fluthbetten der Fluͤſſe lebenden Cheloniern aͤh— nelt; das andere ein Eleiner Saurier, deffen Zähne ihn gez nerifh von allen bisjetzt bekannten eidechfenartigen Thieren *) Geological Transactions, New Series, Vol. V. p. 345. 309 unterfcheiden und den Spitzen ftarfer Padnadeln gleichen, Diefer neuen Eidechfe aus der Kreide hat er den Namen Raphiosaurus gegeben. Herr Madefon hat auf der Sohle der untern Grüns fandformation (Duaderfandftein:Sormation) bei Hythe eine ſehr große tibia und andere Knochen entdedt, die er für folhe von Iguanodon hält, und welhe im Steinbruche über einen Raum von 15 Fuß Känge verbreitet waren. Sn demfelben Steinbruche fand ſich ein großer Ammoni- tes, eine Gervillia und andere dem untern Grünfande &haracteriftifhe Seemufcheln. Diefe Knochen bieten einen ähnlichen Fall dar, wie das beinahe vollftändige Skelet eines Iguanodon, welches bei Maidftone im Grünfande gefunz den worden und mit Herrn Mantell’8® Sammlung in das Britifhe Mufeum übergegangen ift, woraus fid denn ergiebt, daß der Iguanodon noch nah der Periode der Süß: wafferformation des Waͤlderthons *) gelebt hat. In dieſen beiden Fällen müffen die Cadaver aus einer nicht fehr be> deutenden Entfernung vom Lande in's Seewaſſer geſchwemmt worden feyn, das jedoch nicht wohl näher gelegen haben kann, als Devonfhire, die Normandie oder die Ardennen. Nachrichten über Herrin E. Forbes's naturhiſto— riſche Reife. Bon Herrn Forbes find unlängft Briefe eingegangen, die von der Lyciſchen Küfte datirt fird. Da das Schiff Beacon an jener Küfte einen längern Aufenthalt machte, um die von Deren Fellows zu XZanthus entdedten Alter: thümer einzunehmen, hatte Herr Forbes den Plan, den Winter an den Ufern des Rothen Meeres zuzubringen, auf: gegeben, daher er feine Forſchungen im Archipel und in Kleine alien in der vollftändigften und befriedigendften Weife aus: führen Eonnte. Zu der Zeit, wo er feine Briefe abfandte, mar er im Begriff, einen Abftecher in's Innere Lycien's und Pamphylien's zu machen, auf dem ihn Lieut. Spratt und der Geiftlihe E. Daniel! zu begleiten gedachten, und durch welchen ficher die Geographie, Alterthumskunde und Naturgefhichte bedeutende Bereicherungen erhalten werden. Asdann gedachten die Neifegefährten Nhodus genau zu durch: forfchen und fib demnaͤchſt auf dem Beacon an die Küfte von Candia zu begeben, wo fie den Sommer Über verweilen ‚wollten. Sn dem „Xanthus in Kleinafin, den 28. Februar 1842” datirten Briefe lieft man Folgendes: „Ich habe mich bisher ausſchließlich zwifchen den Cy— claden und an der Suͤdweſtkuͤſte Kleinafien’s beſchaͤftigt. Sm Laufe des Sommers fuhr ich nad und nah um die fänmtlichen Cycladen, auf welcher fehr intereffanten Tour ich dag Schleppneß fleißig und auf fo vielen Orten von Mes: tesgrund, wie möglich, gebrauchte. Später wandte ich daſ— felbe auf einer queer durch den Archipel ftreichenden Linie und an der Küfte Lycien's hin an, und es ift mir geluns *) Wealden, die Kormation unter dem Quaderfandfteine und über dem jüngern Alpenkalke. D. Ueberſ. 510 gen, bie in bisher noch unerforfchten Tiefen (von 100 bis 220 Faden) haufenden Gefchöpfe zu erlangen. Der Grund ift in diefen Tiefen fehr gleichförmig und mit einem, wahr: ſcheinlich bedeutend mächtigen, weißen Niederfchlag belegt, der fih in dem ganzen öftlichen Theile des Mittelmeeres finder. Selbft in Abfiänden von 500 engl. Meilen finder man auf demfelben durchaus diefelben Seethiere. Bei der Tiefe von 200 Faden traf ih Mollusfen aus den Gattungen Tel- lina, Corbula und Arca lebend, Anneliden , welche mit Serpula verwandt find, mehrere Gruftenthiere und See— ferne aus der Gattung Oschiocoma. Zoophyten finden fi in faft ebenfo bedeutenden Ziefen. Der aus Tiefen von mehr als 200 Faden heraufarzogene Schlamm mwimmelt von den Schaalen der Pteropoda und andern an die Meeres» oberfläche fleigenden Seethieren (floaters). An Fiſchen habe ich einen Eleinen Gobio (Goby) in Ziefen zwifchen 60 und 100 Faden häufig gefangen. Die hydrographiſche Vertheilung der Fifche ift hier fo gleichformig, wie die der niedriger organifirten Thiere, indem man an der Süpdfüfte von Morea diefelben Arten erlangt, wie bei Nhodus. Sch habe von etwa hundert Arten, gleich nachdem fie gefangen worden, colorirte Abbildungen angefertigt, und von den mei— ften derfelben befige ich entweder Häute oder in Spiritus gefegte Eremplare. Meine Forfchungen nah Suͤßwaſſerfi— fhen find bisher erfolglos gewefen. Im Fluffe Kanthus foll e8 deren geben, allein obwohl ih Sedem, der mir melde . bringen würde, eine Belohnung verfprohen habe, ift bisjetzt noch nichts dergleichen eingeliefert worden. „Da ich indeß in diefer Gegend zu verweilen gedenfe, fo lange die Neparatur unſeres Schiffes auf Malta dauerr, fo hoffe ich bei meinen Ercurfionen in's Innere glüdlicher zu ſeyn. Ruͤckſichtlich der Übrigen Wirbelthiere habe ich bis jest wenig vor mich gebracht und nur Reptilien gefammelt. Meine Befchäftigungen bezogen fih in fo hohem Grade auf das Meer, daß ich an die Vögel und Säugethiere nicht den— Een Eonnte. „Indeß ift mir fo eben ein fehöner Eisvogel, mahrs fheinlih Alcedo Smyrnensis, zu Händen gefonmen, und ich befchäftige mich gegenwärtig eifrig mit Einziehung von Nachrichten über die, die Gebirge Gragus und Taurus bewohnenden Eäugethiere. Die Geologie und Botanik find nicht vernachläffige worden; meine Hauptärnte in legterer hoffe ich jedob im nädften Sommer zu halten. Gerigo, Sauntorini, Nhodus und Lycien haben mir eine reiche Aus— beute an Foffilien geliefert. Unter den mit dem Schlepp: neße erlangten Mufcheln finden fich die lebenden Repraͤſen— tanten vieler Mufcheln aus den tertiären Kormationen, wel: che bisher für aufgeftorben galten.” Ein zweiter, aus Macri in Kleinafien datirter und eben: falls im Februar diefes Jahres gefchriebener Brief des Herrn Forbes enthält Nachftehendes: „Sch befinde mich gegenwärtig in einem, früher von mir noch nicht betretenen Melttheile, der an Naturfchönbei: ten und Wundern reich iff. Bei Cnidus feßte ih den Fuß zuerft auf afiatifchen Boden. Gegenwärtig bin ich zu Tele mefjus, dem Standquartiere des Schiffes Beacon. leid) 20 * 311 nah meiner Ankunft dafelbft machte ih mit einem der Of: ficiere einen Ausflug in’s Innere. Diefe Gegend ift noch von feinem Europaͤer bereif’t worden, und fo fehlte e8 nicht an neuen und intereffanten Grgenftinden aus dem Gebiete der Alterthumskunde und Naturgefchichte. Zugleih fanden mir die gegenwärtigen Bewohner des Landes in ihrem ange— ffammten, noch nicht durch Ausländer veränderten Weſen. Es find die beften Reute, die mir je vorgefommen, wenngleic) man in Geograpbieen und Reiſebeſchreibungen die gräßlichs ften, aller Wahrheit banren Schilderungen von ihrer Grau— ſamkeit lief. Wir entdeckten die Trümmer mehrerer unters gegangener Städte Lycien’s, u. U. die von Choma und Bal: bura. Das Suhen nah alten Städten gewährte mir den— feiben Neiz, wie das nad) Pflanzen und Thieren. Hier wird man fchnell zum leidenfchaftlihen Alterthumsforfcher. Diefe alten Staͤdtetruͤmmer liegen in den grandiofeften Als vengegenden zwifchen Bergen, die ſich zum Theil 10,000 Fuß über die Meeresflihe erheben. Jaͤhe Felfen, große Forfte und Iachende Ebenen wechfeln in unendlicher Mans nichfaltigkeit mit einander ab. Ich gedenfe, wenn ich mit Lycien fertig bin, Pamphylien, Phrygien und Garien zu durchforſchen.“ In einem andern Briefe aus Macri vom 28. Februar heißt es: „Das Fiſchen in fo großen Tiefen, als 100—220 Fa: » ben, gelang mir mittelft Ball's Eleinen Schleppneßee, und die genaue Beftimmung der Tiefe mittelft der parentirten Sondirmafhine. Sonderbarerweife find die characteriftifchz ften Urten aus folchen Tiefen Arten, welche man bisher nur im foſſilen Zuftande Eannte. „Es wird Sie wundern, zu bören, daß das Mittel: meer bei Meitem nicht fo reich an Seethieren ift, wie un: fere Küften, und daß fie dort in der Regel Eleiner find, als bei uns. Große Arten von Artieulata und Radiata (Glieder: und Strahlthieren) find ungemein felten, und ebenfo "giebt e8 auch nur wenige große Mufcheln. Ueberhaupt iſt das Gefammtrefultat meiner Unterfuchungen auf der See in geologifcher Beziehung höchft uͤberraſchend. Schwimmende 812 Mollusken Eommen in fehr geringer Menge vor, mentlih von den Medufen gilt. „Um die Landthiere, mit Ausnahme der untern Claſ⸗ ſen, konnte ich mich bisjetzt nur wenig bekuͤmmern; indeß habe ich jetzt einem Matroſen gelehrt, wie man Thieren die Haut abzieht. Reptilien werden fleißig geſammelt und auf— was na⸗ bewahrt. Den Fang der groͤßern, z. B. Land» und Waſ—⸗ ferfchildfröten, verfpare ich bis kurz vor meiner Rüdreife auf, da ich lebende Eremplare davon mitbringen möchte. Don allen Geyenftänden fertige ich Abbildungen an. Un Foffilien babe ich fehr viel gefammelt und beobachtet Doch muß ich die Bekanntmachung der letztern bis zu meiner Ruͤck— kehr nad) England verfchieben, da ich Über viele Puncte Schriften und? Sammlungen zu Rathe zu ziehen habe.’ (Annals and Magazine of Natural History, No. LVII., May 1842.) Miscellen Dafbdie Schnepfe die vonihr bewohnten Stellen wieder auffucdht, geht aus einer Beobachtung des Herrn Parse Einfon hervor, der zufolge man in einem Buſchholze des Gutes Monkleigh bei Zorrington in Devonfhire feit dem Jahre 1833 fünf Zabre hintereinander ein Eremplar mit weißen Federn im Flügel beobachtete, nach dem fo oft ohne Erfolg geſchoſſen wurde, daß «6 den Namen: „die Hexe“ erhielt. Erſt im Sabre 1837 ward es erlegt, und es befindet fi gegenwärtig ausaeftopft in dem Natus raltencabinct des Pfarrers ©. T. Pine Coffin zu Portledge. Das Buſchholz, aus dem es nie herausaing, wenn e8 nicht verz ftört wurde, hat eine Ausdehnung von nicht mehr als 50 Morgen, (Anna!s and Mag. cf Nat, Hist. No. LVIII, June 1842) Zn Beziehung auf Pferdefraft (Zuykraft) haben die Herrn v. Elardftein und v. Willifen zu Berlin bekannt gemacht, daß, nach directen Verſuchen, die Kraftäußerungen (eines braunen Wallahen des Herrn Stallmeifters Sad fe) nadıftehende Wahrſcheinlichkeit von Zugleiftungen darbietet: 1) auf gewöhnlihem Wege 96 Gentner 2) — ſehr guter Chauffee 216 — 3) — Eifenbahnen % 2,640 — wobei natürlich die Schwere des Wagens mit eingerechnet ift, und die Leiftung nur ein Anzichen auf kurze Zeit. RT akku 1: Dmg Weber cancer in Narben. Bon Caͤſar Hawkins. Zu den folgenden Betrachtungen gab der Fall eines Mannes in Wright's Abtheilung, Namens William Ward, deſſen Shen: kel ich vor einigen Wochen amputirt habe, ſowie einige andere Fälle, die Sie neuerlich zu beobachten Gelegenheit hatten, Veran: laffung, indem diefes Beifpiele von einer Krankheit find, deren Na- tur nicht allgemein befannt ift, und bei der eine auf irrthuͤmlicher Diagnofe beruhende Behandlunasmweife um fo gefährlicher feyn muß, als es bei der Erkennung des Irrthums gewöhnlich ſchon zu fpät ift, um einen zweckmaͤßigern Gurplan einzuleiten. Sener Mann, Ward, 30 Jahre alt, wurde am 24. Kebruar mit einer weit verbreiteten Ulceration am Unterfchenkel in’s Hoſpi— tal aufgenommen. Diefe Ulceration erftredte fih vom obern Rande der patella bis unter die Mitte des Unterfchenfeis hinab, fo daß die Oberfläche des Gefchmwürs, bei einem Durchmeſſer von fünf Zol— len, volle acht Zol lang war; an einer Stelle dicht unter dem caput tibiae war das Geſchwuͤr, in Folge ber Zerftörung bes vor— dern Theils diefes Knochens, tiefer ausgehöhlt. Mit der Sonde Eonnte man den bloßgelegten Knochen fühlen, und der Schenkel lieg fih an diefer Stelle leicht beugen; jedoch fchien der Knochen nicht ganz zerftört zu feyn, da derfelbe bei einer feitlihen Bewer gung im Verhältniffe zu feiner Flexibilität in andern Richtungen nur eine geringe Biegung erlitt. Das GelenE fhien in den Kranke heitsproceß gar nicht verwickelt zu feyn. Das Allgemeinbefinden des Kranken fing endlich) auch an zu Leiden, und derfelbe hatte cin blaffes Anſehen; jedoch waren die Stühle regelmäßig und der Aps petit gut; der Puls war etwas befchleunigt. Der Schmerz verur— fachte ihm oft fchlaflofe Nächte; jedoch ſchien er bei einer Bewegung oder Beugung des Schenkels nicht befonders zu leiden, Er berichtete, daß der Unterfihenfel vor 20 Sahren, von einem Mafchinenwerke ergriffen, eine ſtarke Quetſchung erlitten habe, in Folge deren fih mehrere Knochenftüce losgetrennt, derfelbe aber fonft bis zu dem legten Jahre gefund geblieben fey und er fich defz feiben auch bis vor einem halben Jahre habe bedienen koͤnnen. 513 Vor zehn Monaten fey jedoch die Haut über der Knieſcheibe ges ſchwuͤrig geworden, und feitdem habe die Ulceration allmälig, bes fonders nad) Unten, immer weiter um ſich gegriffen, bis jie_den gegenwärtigen Umfang erreicht; die Verbreitung unterhalb der Haut in den Knochen hinein fey aber erft neuerlich eingetreten. Die Haut um das Gefhwir war verdidt, die Ränder febr erhaben, verhärs tet und unregelmäßig, hier und da zeigte das Gefhmwür ein unvoll: tommen warziges Anfehen, die Oberfläche war ſtark geröthet und florid, aber weit unebener und härter, als dieß bei gewöhnlichen Granulationen der all zu feyn pflegt. Der Schenkel wurde zuerft in einen Bruchkaſten gebracht und, um den Schmerz zu ftillen, innerlich Cactucarium und Opium und äußerlich beruhigende Rotionen von Blaufäure angewendet, welche lestere, wie gewöhnlich bei bösartigen Geſchwuͤren, große Erleich— terung verfchafften. Da ſich nad) einigen Tagen die wahre Natur des Falles unzweifelhaft herausftellte, fo wurde dem Kranken die Amputation vorgefchlagen, die er jedoch verweigerte. Am 2. April trat eine verdächtige Anfchwellung der Leiften: drüfen ein; ich glaube jedody , daß diefelbe der Wirkung eines sti- mulans zugefchrieben werben mußte, welches man an einer Stelle des Geſchwuͤrs opplicirt hatte, defen bedeutende Schmerzhaftigkeit wohl dazu beigetragen hat, daß der Kranke endlich in die Anwen— dung des einzigen Mittels, das hier hülfreich feyn konnte, ein: williate Am 10, April amputirte ich demnach den Schenkel, und jest ift der Stumpf beinab geheilt, fo daß der Kranke feit einigen Tas gen bereits umbergehen ann. — Die äußere Befchaffenbeit ders artiger krankhafter Gebilde fehen Sie hier in diefen Präparaten; jedoch werde ich diefen Punct fogleich näher erörtern. Die Natur des hier mitgetheilten Kalles habe ich im neunzehn— ten Bande der Medico-Chirurgical Transactions in einem Aufs fage befchrieben, in welchem ich die Refultate mehrerer derartiger Fälle angeführt habe, von deren einigen, . fowie von andern, bie mir feitdem vorgefommen find, uns bier Präparate vorliegen, bie Shnen ein anfhauliches Bild von jedem Stadium der Krankheit geben werden, welche nichts Anderes ift, als cancer in der uns volllommenen Haut einer Narbe. 1) Diefes hier ift das Präparat einer Geſchwuͤrsform diefer Art, dag ich vor drei oder vier Jahren vom Handrüden eines Mannes abaenommen habe, der an diefer Stelle zwanzig Sabre lang ein Geſchwuͤr gehabt hatte, und zwar in einer nach einer Verbrennung zuruͤckgebliebenen Narbe, welche ſich noch etwas über das Geſchwuͤr binaus erſtreckte. Dieſes hatte den Umfang einer halben Krone, eine unregelmäßige Form, war hart, uneben und fehr empfindlich, batte zum Theil ein wargiges Anfehen und war von einem beftigen, ftechenden oder beigenden, bis in den Arm binauf ſich zichenden Schmerz begleitet. Bis zu dem legten Jahre war es von Zeit zu Zeit geheilt, aber feitdem hatte es nicht nur allen Mitteln wider: ftanden, fondern au an Umfang zugenommen. Nachdem ich eine kurze Zeit hindurch Arfenit und andere Mittel verfuht hatte, war ich über die Natur des Gefhwürs im Klaren und fchnitt nun das krankhafte Gebilde vom extensor digitorum , auf welchem er haf— tete, ab, ohne daß dadurch, nadydem die Wunde geheilt war, bie Bewegung im Geringften gelitten hatte. In diefem alle ift alfo in einer Affection, die längere Zeit als eine gewoͤhnliche Ulceration beftanden, zulegt ein neuer Proceß eingetreten, und Sie können fe: ben, daß das nun entftandene Gebilde, obaleich auf der Oberfläche nur wenig warzig, aus einer großen Anzahl fefter und barter Fi: bern beftebt, welche, perpendiculär gegen die Oberfläche verlaufend, leicht von einander getrennt werden können; und die Geſchwulſt gleicht in der That genau der harten Bafis manches Lippenkrebſes. 2) In einem fpätern Stadium oder auch vor der Bildung der eben erwähnten harten Bafis, ficht man einen reichlichen Auswuchs von feften, rothen, wargigen Granulationen, die einen oder mehrere Boll über die Haut erhoben find, wie fie Einige von Ihnen bei einem Manne, Namens Sale, gefehen haben, der vor zwei Jahren wegen einer Gefhwulft in meiner Behandlung war, die, ungefähr 3 Zoll lang und 2 Zoll breit, an der äußern Seite des Unterfchens kels in der Narbe eines alten und großen varicöfen Gefhwürs ihs ven Sig hatte und neun Monate vorher entftanden war, während 314 das Geſchwuͤr zuerft vor eilf Jahren fich aebildet hatte. Die Ge: fhwulft war mit der tibia verbunden; ich glaubte jedoch nicht, daß der Knochen unter dem periosteum Frank fey und hielt daher die Amputation nicht für nöthig. Ich entfernte demnach die Ge— ſchwulſt, trug die Oberflähe des Knochens mit einem Meißel ab und brachte die Wunde nad) einiger Mühe, welche die Härte der —J den ganzen Schenkel ſich erſtreckenden Narbe verurſachte, zum eilen. 3) In manden Fällen bildet die Krankheit eine Geſchwulſt von ſeyr deträchtlihem Umfange, wie in diefen beiden Präparaten, in melden das neue Gebilde nad) einem Schlage auf die Schulter entftanden war, oder in diefen Präparaten von cinem Schenkel, den ich wegen diefer Krankheit vor einigen Jahren amputirt habe. Die Geſchwulſt nahm in diefem Falle den aanzen Umfang des Schenkels ein, war zwei Zoll hoch und ungefähr vier Zoll breit, verurfachte außerordentlihe Schmerzen und war einige Monate vorher in einer Brandnarbe entftanden, welche die Kranke noch aus der Kindheit her gebabt hatte. Statt der vorher befcpriebenen warzigen Befchaffenheit bildet das krankhafte Gebilde jest, wie Gie fehen, eine fehr gefäßreihe Subftang mit runden Erhabenheiten von einigem Umfange, bis zu einem aewiffen Puncte zwar noch in Fibern zerlegbar, jedoch mehr das Gepräge einer fehr gefäßreie hen Medullargefhwulft tragend Sie fehen, daß dieſelbe, trog ib⸗ res bedeutenden Umfanges, jich nur bie zur fascia und dem perio- steum erftredt, indem der Knochen, wenn aud in Folge der Ent= zündung etwas aufgetrieben, fonft gefund ift. Diefe Kranke wollte ſich Anfangs der Amputation nicht unterwerfen; als ich jedoch ci= nes Tages in das Hofpital Fam, fand ic) fie bereit, die Operation an fid) vollziehen zu laffen, wenn ich diefes fogleih thun wollte, Sch weigerte mich natürlich nikt;z und ich habe fie einige Zeit nachber gefehen, ohne daß die Krankheit wiedergefehrt war. Sn dem oben erwähnten Auffage habe ih meine Anſicht dabin ausgeſprochen, daß diefe Krankheit bögartiger Natur, aber, foviel ich von ihr gefehen, eine rein örtliche fey, und daß, wenn fie, ih— rem Wefen nach, dem feirrhöfen cancer gleichen follte, diefes nur in fehr geringem Grade feyn Eönnez daß fie in der Erzeugung ei— nes neuen Gebildes beftehe, welches die Fähigkeit befige, die ans grängenden Weichtheile zu inficiren und fie in daffelbe Krankheits— product zu verwandeln, und daß daher die gänzliche Befeitigung defelben mittelit des Waſſers oder die radicale Zerftörung durch cauftifche Mittel zur Deilung notbiwendig ſey; und daß ich mic von dem geringen Grade ihrer Bösartigkeit in einem ungluͤcklich verlaufenen Falle bei der Unterfuchung nad dem Zode überzeugt babe, indem ſie hier, obgleicd das krankhafte Gebilde einen Raum von achtzehn Zoll Länge und zehn Zoll Breite einnahm, dennoch die lymphatiſchen Drüfen nicht afficirt und in Eeinem andern Theile des Körpers irgend eine Erankhafte Structurveränderung veranz laßt hatte. Sch erinnere mich, daß, als der Auffag in der Verfammlung vorgelefen wurde, einige anmwefende Herren die Anfiht ausjpraden, dag das in Rede ftehende warzige Geſchwuͤr heilbar ſey. Dieſes ift aber in der That nicht der Kal; das neue Gebilde iſt, wie es f&heint, der Vernarbung unfähig; Sie können dajfelbe fo weit zer— ftören, daß der betreffende Theil mit der übrigen Haut gleiche Höhe bat, und dennoch wird es, wenn nur das Geringite von der krank— haften Subftang zuruͤckbleibt, bald durd neues Wachsthum feine bösartige Natur offenbaren, wie Sie hier in diefem ſchoͤnen Prä- parate feben, welches ich, während ich bier Hauschirurg war, einem Kranken abgenommen babe, deffen Schenkel endlich, nachdem alle Arten von Applicationen, Arzneimittel und cauteria nicht aus: genommen, vergebens derfucht worden waren, amputirt werden mußte. Zuweilen Eann man die eigenthümliche Natur diefer Kranfs heit in einem fehr alten Gefhwür in der Art beobadıten, daß nur ein Theil diefes Iegtern, oder, wenn mehrere Gefdywüre gleichzeitig vorhanden find, nur eing derfelben eine cancröfe Beſchaffenheit bat, während der Reft baffelbe Anfehen zeiat, welches er bereits vor Jahren gebabt hatte. Raher, welcher in feinem vortrefflihen Werke über die Haut meinen Auffag oder vielmehr einen Auszug aus demfelben, den er in irgend einem Journale gelefen, anführt, jtellt die Vermuthung 315 auf, dag das neue Gebilde eine Hypertrophie des Papillarförpers der Haut fen und hiervon feine warzige Befchaffenheit herleite; als lein diefes iſt keinesweges der Fall, denn die Krankheit afficirt, wie Sie fehen, nicht die Papille allein, fondern das ganze Gewebe der Haut, und die Präparate zeigen Ihnen, wie verfcieden diefe Er— habenheiten von andern, aus gewöhnlichen Warzen bejtehenden, find,. felbft wenn fie fo groß und zahlreich werden, wie in diefer bedeutenden Majje bier, die ich vom labium entfernt habe. — Eben fo wenig: ift das hier in Rede ſtehende Krankheitsproduct dem wu— chernden fungus gleih, den man häufig aus den Zellen eines carid- fen Knochens hervorſchießen ſieht, indem die fungöfen Granulatio— nen in einem folchen Kalle bloß das Refultat der Reizung find und verſchwinden, wenn in der örtlichen Affection oder in der ganzen Gonftitution des Kranken eine günftige Veränderung eintritt. Spätere, in einer ziemlich großen Anzahl von Fällen gefam: melte Erfahrungen haben die meiften damals von mir ausgeipro= chenen Anfichten beftätigt, aber mich zugleich auch belehrt, daß das Product eines derartigen cancer in Narben einen bösartigern Ein— fluß ausübe, als ich früher zu glauben geneigt gewefen bin, und daß es mit dem gewöhnlichen Hautkrebſe, von dem es offenbar eine Varietaͤt ift, viel Aehnlichkeit hat, obgleich es immer nod) einen mildern Character behauptet, als jede andere Varictät des can- eer, die ich gefehen. Diefe Milde hat wahrfheinlid darin ihren Grund, da$ der cancer in der unvollfommenen Structur eineg vers narbten Gefchwürs ſich früher ausbildet, als da, wo die Haut ge: fund ift und die Entwidelung der vorhandenen Anlage nach einer angebrachten Reizung erfolgt und er daher feinen inficirenden Eins fluß auf die Nachbartheile oder die Drüfen oder den Organismus im Allgemeinen in geringerm Grade ausübt, ald im legtern. Indeſſen ift aud) dir cancer, der fic) in urfprünglich geſun— der Haut entwickelt, in feiner gewöhnlichen Form milder, als man allgemein, weil man mit demfelben in andern Geweben, wo fein ſchnelles Wachsthum und verderblicher Einfluß fo augenfcheinlich find, mehr vertraut ift, glaubt. So ift, z. B., der Hautkrebs viel mils der, als der cancer der Schleimmembranen, obgleidy diefe beiden Gewebearten in ihrer Structur und ihren Eigenfchaften fo große Achnlichkeit haben. Der heftige Schmerz, das frühe Ergriffenfeyn der Dräfen, die fürdterlihen Qualen und der Tod des Kranken, alle diefe Erfiheinungen, welche der cancer am penis oder an der elitoris oder den labiis veranlaßt, find von denjenigen Symptomen ganz verfchieden, die den Krebs begleiten, wenn er in der Haut er: ſcheint. Sie haben hiervon neulich bei einem armen Weibe, Nas mens Gaylor, ein vortreffliches Beifpiel gehabt; der cancer war bei derfelben in der vagina und in den labiis entitanden, und Sie haben gefehen, in welchem Grade die Leiftendrüfen angefchwollen und ulcerirt waren, und welche große Anzahl cancröfer Zuberkeln ſich fecundär in der Haut der DOberfchenkel und der angränzenden Theile entwickelt hatten. Auffallend ift es, daß der Hautkrebs in der Mehrzahl der Fälle fo milde ſich erzeigt, da doch die Haut für verfchiedene Zwecke eine fo thätige Abforptionsfläche darzubies ten ſcheint; jedoch die Thatſache ift unzweifelhaft. — Bier fehen Sie ein Präparat von einer cancröfen Gefhwulft, melde ich vor zwei Jahren einem Kranken in diefem Hofpitale von der Haut des sternum abgenommen habe; es zeigt Ihnen daffelbe warzige Anfes hen einer feften Tertur in der gewöhnlichen Haut, welches unfere übrigen Präparate in den Narben darbieten. Die Geſchwulſt wurde in diefem Kalle von dem Kranken, welcher in dem Alter zwifchen 40 und 50 Zahren ftand, für ein gewöhnliches Maal gehalten, welches er zwanzig Sahre vor feinem Eintritte in’s Hofpital zuerſt bemerkt hatte; zehn Sabre fpäter war fie in Ulceration übergegans gen und dann nicht wieder geheilt und hatte einige Monate vor der Operation ſchmerzhaft zu werden und fehneller um fich zu greiz fen angefangen. Seitdem ich den Eranfen Theil entfernt, ift der Mann, alaube ich, gefund geblieben. In einem andern Falle Fam ein aͤltlicher Mann in meine Behandlung, der eine große, warzige Erebsartige Maffe an berfelben Stelle auf dem sternum zu fisen batte, welche vor vier Zahren geſchwuͤrig geworben und bei feiner Aufnahme ungefähr fehe Zoll lang, 2’ breit und 14 hoch war, großen Schmerz verurfachte und eine höchft ſtinkende Secretion ab: ſonderte. Ich wünfchte diefelde ausfchneiden und die Oberfläche des 316 sternum, weldje”mit ergriffen war, abfchahen zu fönnen; allein er wollte hierin nicht einmwilligen, obgleich ich zu behaupten wage, daß die Operation von gutem Erfolge gewefen feyn würde, da troß des bedeutenden Umfanges der Gefchwulft und ihres fangen Beſte— hens keine Infection der Drüfen frattgefunden zu baben fchien. — Diefe Geſchwulſt haben Sie neulidy von Herrn Tatum vom Rüks fen eines Kranken abtragen geſehen; fie war, wie es fcheint, nicht in einer Narbe entftanden, zeiat aber noch das Anſehen des cancer im fpätern Stadium in derjenigen Varictät der Krankheit, wo lie die große Gefchwulft bildet, von der ich oben geſprochen. Unglücke licherweife jkdoch waren die Drüfen in diefem Falle bedeutend afs ficirt, und der Kranke ftarb nad) der Operation. Die Aehnlichkeit in dem örtlichen Anfehen diefer beiden Ganz cerformen ift daber evident; jedoch hatte ich damals, ale ih den mehrerwähnten Auffag ſchrieb, noch keine Fälle acfehen, die mir, wie dieß die fpätere Erfahrung gethan hat, gezeigt hätten, daß im ihrem Verlaufe aud) in Betreff anderer mit ibrer malignen Natur in Verbindung ftchender Puncte eine fo große Aebnlichkeit unter ih— nen berrfht. Erftens in Bezug auf die Inkection der angraͤn— zenden Theile. Sch hatte gefehen, daß die Krankheit das perio- steum ergriffen und dann die Anſchwellung, Verdickung und Sons folidirung des Knochens oder eine geringe Ulceration in den Zellen deffelben veranlaft hatz allein der Krankheitsproceß Eann ſich noch weiter erftrecen, wie Shnen dieß Ward's Fall gezeigt hat; und es dürfte daher in manchen Fällen ſchwer zu entjcheiden feyn, wie viel von dem Krankhaften in irgend einem Theile wirklich krebsarti— ger Natur und wie viel bloß Entzündungsproduct fey. Sie haben vor einigen Tagen den vom Herrn Babington amputirten Schen— Eel geſehen; dieſer Kal iit in vielen Beziehungen fo inftructiy, daß ih mir erlaube, Shnen Einiges darüber vorzutragen, obgleid, er nit unter meiner Behandlung fteht. Rihard Webb, 54 Jahre alt, wurde am 28. April wegen eines feirrhöfen Gefchtwürs am rechten Unterſchenkel in’s Hoſpital aufgenommen. Das Gefhmwür hatte feinen Sitz etwas unter der Mitte des Unterfchenkels, über der tibia, zeigte eine unregelmäßige Dderfläche mit einigen prominirenden, warzigen Granulationen. Mit einer Sonde Eonnte man frei in die Höhle des Knochens eingehen, und an einer Stelle war die Subftanz diefes legtern gang zeritört, fo daß die Sonde bis zu den hinter der tibia liegenden Weichthei— len dringen Eonnte. Die Integumente in einiger Entfernung um das Gefhwür waren verdickt, verbärtet und von purpurrother Farbe. Zur Zeit war der Ausflug aus dem Geſchwuͤre nur ats ring; trat er aber reichliher cin, fo war er fehr übelriechend. Der Kranke hatte von ftechenden Schmerzen, die ſich bis in den Obere ſchenkel hinauf zogen, viel zu leiden; in der Eeiftengegend war eine Drüfe leicht angeſchwollen und verhärtet; die oberflächlichen Venen des Unterfchenkels und Fußes waren erweitert. Der Kranke bes richtete. da$ er vor einundzwanzig Monaten den jest gefchwürie gen Theil mit einem Haken geftreift habe ; die Haut fey dabei nicht aufgeriffen worden, und er habe ſich nad), wie vor, des Scheniels bedient. Diefer fey aber bald in Entzündung gerathen, aͤußerſt fhmerzbaft geworden, und er habe, wie er fi ausdrücdfte, „einen Knorren aus dem Beine hervorwachſen“ gefühlt; dieſer fey dann immer größer geworden und fehs Monate nad) dem Unfall in Berfhmwärung übergegangen, und babe er, feitbem biefe begonnen, mehrere Knochenftücke verloren. Vor zehn Wochen hatte man ein causticum angewendet, welches zwar das Wahsthum etwas vers binderte, aber fonft gang wirkungslos blieb, Der Kranfe Eonnte nicht ftehen; der Fuß war fehr erftarrt; die tibia fchien in der Nähe des Geſchwuͤrs aufgetrieben und in geringer Entfernung vom obern Ende unregelmäßig und uneben. — Die Zunge war etwas belegt, der Puls ruhig, das Allgemeinbefinden gut. Der Kranke berichtete noch, daß er vor 43 Jahren an derfelben Stelle, in Fole ge eines Stoßes von einem Pferde, ein Gefchwiür gehabt, welches zwei Jahre offen geblieben; nach biefem aber fey er bis dahin, wo er dem Unterfihenfel jenen Schlag verfest, volllommen ges fund geweſen. Am 6. Mai wurde der Schenkel über dem Kniee amputirt. In diefem Falle nun war die cancröfe Natur des Geſchwuͤrs in den Weichtheilen außer allem Zweifel, und da der Knochen aus, 817 berdem von verſchiedenen Kranfpeitzzuftänden afficirt war, fo war die Amputation nothwendig; denn nad der Erfahrung, die wir eben bei Ward's Falle gemacht hatten, ſchien es uns Allen wahrs ſcheinlich, daß auch bei diefem Manne der Knochen vom Krebfe ers griffen ſey. Allein dann war die Amputation oberhalb des Kniees weit gefährlicher, als unterhatb deſſelben, und e8 war fehr die Frage, ob, wenn man den Knochen unterhalb des Kniees durdys fchneiden wollte, zur Vollzichung der Operation, mit der nöthigen Sicherung gegen die Wiederkehr der Krankheit, Raum genug vor: banden feyn würde. Es ift oben bemerkt worden, daß der Kno— hen aufgetrieben und hoch über der Deffnung, bie in fein Inneres führte, der Form und dem Gefühle nach, unregelmäßig war; und es Schien daher dem Herrn Keate und mir wahrfeinlich, daß die bösartige Krankheit in den Zellen ſich fehr bald nach Oben vers breiten würde; Herr Babington war, wie ich glaube, weniger beforgt. Nichtsdeftoweniger werden Sie einſehen, daß die Opera: tion, in der That, unterhalb des Kniees bätte volljogen werden fönnen, da die Krankheit im Innern des Knochens, aller Wahr: fcheintichkeit nach, nichts weiter war, als eine in Abſceß und Ne— croſe ausgegangene Entzündung, mit Auftreibung der Außern, coms pacten Knochenmaſſe, während die Krebstrantheit, wie es mir fcheinen will, auf das Hautgewebe befchränft war, wo man noch jest das mwarzige und fungdje Anfehen bemerken und die zahlreis hen Gefäße jo deutlich wahrnehmen kann, ald wenn das Blut noch barin circulirte. Wenn man bie ganze Geſchichte diefes Mans nes erwägt, bleibt v8, in der That, zweifelhaft: ob nicht der Abs ſceß und die Necrofe in dem Knochen der Ausbildung des cancer vorangegangen und diefer erft fpäter in der Haut entftanden ift, indem die Böeartigkeit durchaus auf die Haut befchräntt blich. Wie dem aber auch ſey, fo ift die Krankheit bier eine gemifchte, und bei einem andern Kranken, Namens Porter, der fich jest megen einer bösartigen Affection des Knoͤchels im Hofpitale befins det, können Sie fehen, daß auch da, wo der Krebs fich zuerft uns ter der Haut entwicelt, das in der Haut fich bildende Gefhmwür eben fo gut eine warzige Befchaffenheit annehmen fann, als wenn die Krebskrankheit urfprünglic in der Haut entfteht. Jetzt laffen Sie uns jedod) zu einem eigenen, den Ward bes treffenden Kal zurückkehren, und in unfern Noten und Präparaten feben, bis zu welchem Grade die Krankheit in dem Knochen fich verbreiten kann, wenn fie durch ein Krebsgefchwür veranlaßt wird, das offenbar von einer Narbe in der Haut ausging Der longitudinafe Durchfchnitt des Unterfchenkels zeigt Ihnen, in welcher Ausdehnung die Haut und die darunter liegenden Gewe— be in die gewöhnliche harte, faferige Structur des cancer umges wandelt find; aber zugleich können Sie bemerken, daß der vordere Theil des Kyochens, da wo dieſer bieglam ift, zerftört und die ganze zellige Structur in eine dichte, weiße, fpedige Subſtanz vers wandelt ift, die fich mit dem Meffer fchneiden läßt, indem man nur einige wenige Knochenſplitter darin findet. Der ganze Kopf des Knochens ift in diefes neue Gebilde umgewandelt, wobei jedoch der Knorpel feine normale Befchaffenbeit behalten bat, fo wie aud) im Gelenke keine Spur der Krankheit zu bemerkin ift. Die Kno— chenzellen haben, wie Sie ſehen, bis da hinab, wo der Knochen, ungefähr in der Mitte, queer durchgefägt worden ift, diefe Ver— wandlung in cancröfe Majfe erlitten; in der That ſtreckt ſich dies fer nob weiter, indem der Knoden bis auf einiae Zoll vom Kinds chel entfernt auf diefe Weife erkrankt ift. In diefem Queerdurch— fhnitte des untern Endes des Knochens ſieht man dieſe Verändes rung ſehr deutlich, indem ein Theil (die bintere Fläche) nody von gefundem Knochengewebe zufammengefegt ift, während die andern beiden Klächen der Außeren Schaale, fo wie der größte Theil der Bellen ſpeckig, weiß und weicher, als gewöhnlich, find und einer nicht mit dem Knochen verbundenen Geſchwulſt ähnlich feben. — .. In dem nächften Präparate bier ift die Krebsfrankheit der tibia bereits in eim fpäteres Stadium übergegangen, und Sie fehen, das außerdem, daß die Zellen mit Krebsmaffe infiltrirt find und eine Abforption des frübern Knochens zu Gunften einer neuen Abs lagerung ftattaefunden bat, an einiaen Etellen in Folge einer tier fern Erufceration eine bedeutende Störung einaetreten ift, wodurd in das Innere des Knochens führende Ercavationen gebildet wor: 318. ben find. Es mar in biefem Falle einiger Zweifel, ob nidt bie Krankheit zuerft in dem Knochen ſich entwicelt haben und die Verſchwaͤrung, von Innen nad Außen gebend, bier in eine alte Narbe gelangt feyn dürfte, mo fie dann das gewöhnliche warzige Anfehen des cancer der Narben darbot; allein felbft wenn dirfes fid) fo verhalten hätte, würde der Fall nicht minder beweifen, daß dır Krebs in einer Narbe, wo er auch feinen Urfprung genommen haben mag, gewiſſe Eigenthümlichkeiten bejige, und daß fowohl bie Haut, al& der Knochen durch die eintretende Ulceration cine weit verbreitete Zerftörung erleiden können. Der Kranke, deffen Schen— tel von Herrn Walker amputirt worden war, ftarb fpäter, wie ich glaube an fecundären Abfceffen, obne daß ſich Erebsartige Ablas gerungen in irgend einem andern Theile des Körpers gebildet hatten. Zweitens, in Bezug auf die Reſorption des Giftes cancrös fer Gefhmwüre in Narben. Cie erinnern fih, daß, als unfer Kranker, Ward, jich weigerte, fi der Amputation zu unterwer— fen, wir fürchten zu müjjen glaubten, daß die Reiftendrüfen von der Krankheit inficire werden feyenz indefjen waren unfere Beforgs niffe wahrfcheintich nur durch eine einfache Reizung und Anfchwels lung erregt, ohne daß wirklich eine bösartige Infection ftattgefuns den hätte. As ich meinen Auffaß ſchrieb, hatte ich die Uebereinftimmung zwifchen dem cancer in Narben und dem in gefunder Haut in Betreff ihrer Wirkungen auf die Drüfen noch nicht beobachtet; feitdem aber habe ic) Gelegenheit gehabt, mich zu überzeugen, daß allerdings eine Reſorption ftatrfindet; jedoch liefert der Fall, in dem ic) diefes beobachtet, zugleih ein Beifpiel von der Gelindigr keit der Krankheit, da diefe bereits cine ſehr lange Zeit beftanden hatte, bevor die Drüfen afficirt wurden. Derfelbe kam bei einem derjenigen Kranken vor, deren Bälle ih in dem Auffage ſpeciell befchrichen habe; e8 war ein Mann, Namens Gallcott, der im Satre 1828 von Sir B. Brodie operirt worden war, indem die Krankheit, damals feit vierzehn Monaten beftchend, mit der tibia in Verbindung zu ftchen ſchien, welche legtere 27 Jahre vorber eine Verlegung erlitten hatte. Es murde damals cin Theil des Knochens, zugleich mit dem cancröfen fungus, mittelft ter Tre: phine abgetragen; aber cs fund ſich, daß derfelbe nur arfäßreich und entzündet und nicht, wie bei Ward, in Krebs umgewandeit war. Der Schenkel blicb darauf Jahre lang gang gefund und brach dann im Anfange des Jahres 1837 in der alten Narbe auf, und im folgenden December wurde der Kranke, 60 Zabr alt, in’s Hofpital gebradht und mir zur Behandlung übergeben, indem er einen cancröfen fungus von ungefähr 31 Zoll Durchmeſſer hatte, der fehr fchmerzhaft war. Da man im Grunde des fungus ben Knochen fühlte, fo wurde ihm die Ampuration vorgefhlagen; allein er zog es vor, zuerft die Wirkung eines causticum zu verfuchen, und es wurde demnach auf die Hälfte des Gefhwürs zineum mu- riatieum app'icirt. Diefes hatte eine Entzündung der reſorbiren— dın Gefäße und des Zellgewebes, fowie eine bedeutende Störung des Allgemeinbefindeng, zur Folge, und einige Wochen fpäter ame putirte ich den Schenkel unterhalb des Kniees. Der Knochen war auch jest nur oberflächlich afficirt; aber nad des Mannes, in Folge einer Venenentzündung erfolgten, Zode fand ich mehrere Leiſtendruͤſen angeſchwollen und eine harte, fefte, weiße Subſtanz bildend, in weldyen einige jener gelblichen Ablagerungen zu unters fheiden waren, die man oft in von Krebs ergriffenen Drüfen fin: det, und die mir feinen Zweifel übrig liefen, daß fie von der Krankheit des unter ihnen befindlichen Schenkels inficirt worben feyen. Eine derfelben war fo groß, wie eine Wallnuß, die übris gen etwas kleiner. Diefes ift jedoch das einzige Beifpiel von der wirklich erfolgs ten Infection der lymphatiſchen Drüfen in diefer Krankheit, das mir unter circa 25 Fällen, die ich entweder aufgezeichnet oder im Gedächtniffe bebalten habe, vorgekommen ift, und man kann baber im Allgemeinen eine ciruraifche Operation zur Heilung diefer Species dee cancer mit ziemlidem Vertrauen unternebmen. Ue— briaeng beweif’t das Vorkommen diefer DrüfenInfection die Aehn— lichkeit des cancer in den Narben mit demjenigen, der in geſun— der Haut erfcheint, aber zu gleicher Zeit auch, wie verſchieden fie 819 dem Grade nad) feyen, da die Snfection bei'm gewöhnlichen Haut- Erebfe, befonders wenn er fo lange befteht, unftreitig in einer viel größern Anzahl von Fällen ftattfindet, als bei jenem. ° Drittens, in Bezug auf den allgemeinen Zuftand des Or— ganismus bei'm cancer der Narben. Bei dem Gallcott fand man in keinem Theile des Körpers irgend etwas Krankhaftes; ebenfomwenig bei den andern Kranken mit dem großen Geſchwuͤre, deffen ich oben erwähnte, und den ih nad) dem Tode forgfältig unterfucht habe; noch auch, wie ih glaube, bei Hırın Walker’s Kranken, dem diefer Schenkel hier gehörte; ebenfowenig war bei irgend einem der übrigen Kranken, die ich operirt, oder unter der Behandlung anderer Chirurgen gejfehen habe, irgend eine andere Localkrankheit oder jene allgemeine Zerrüttung der Gefundheit, die den Krebs gewöhnlich begleitet, wahrzunehmen. Es ift daher, wenn man die Anzahl der von mir beobachteten Fälle erwägt, wahrfcheinlich, daß eine folhe allgemeine Theilnahme des ganzen Drganismus nur Ääußerft feiten vorkommt, um fo mehr, als aud) bei den bösartigften Gefchwüren des gewöhnlichen Hautfrebfes der Drganismus in manchen Fällen durch die Localkrankheit nicht ins ficiet zu werden fcheint. In Herrn Tatum's Falle ift ung zwar die Gelegenheit, die Eingeweide in Bezug auf die Anmefenpeit cancröfer Ablagerungen zu unterfuhen, entgangen, da man aus irgend einem Grunde nur die Schädelhöhle geöffnet hatte; allein ich hörte, daß vor dem Zode des Kranken ſich nirgend Krankheits- Symptome zeigten, mit Ausnahme des Kopfes, wo man aber Eeine krankhaften Ablaaerungen fand, Wenn demnah der cancer in Narben fo mild in feinen Wir: Zungen ift, daß er faft immer nur eine Örtliche Affection bildet, wenn die Drüfen nur in feltenen Fällen afficirt werden und der Organismus im Allgemeinen noc viel feltener an der Krankheit Zheil nimmt, felbft dann nicht, wenn fich diefe, nach ber Fläche der Ziefe hin, weit verbreitet hat und felbft bis in. die Zellen der Knochen gedrungen ift: fo kann man mit Recht faft in jedem Tale die Heilung des Uebels vorherfagen. Aber dann muß man fi) auch daran erinnern, daß, da die Krankheit Fein bloßes Ger ſchwuͤr mit einem bösartigen Character, fondern, ihrem Werfen nad), eine krankhafte Ablagerung ift, welche die Fähigkeit befigt, ſich über die angrängenden Theile zu verbreiten, nur die gänzliche Entfernung oder Zerftörung jedes Theils des neuen Gebildes diefe Heilung zu bewirken im Stande ift. Es giebt nur zwei Methoden, diefen Zweck zu erreichen, näme lih die Anwendung von Aegmitteln, oder des Meffere. Jede diefer beiden Methoden .Eann für einzelne Fälle geeignet feyn, und da, wo ſich beide mit gleicher Wirkfamkeit anwenden laſſen, kann man zuweilen die Wahl zwifchen ihnen dem Kranken anheimftel len, Für Eleinere Theile oder oberflählihe Gefhwüre iſt ein causticum ebenfo zuverläfiig, als das Meffer, obaleich ‚vielleicht mit mehr Schmerz für den Kranken verbunden, deſſen Furcht vor dem Meffer ihn oft zur Wahl des AUegmittels beftimmt. Iſt aber eine ftarke Verdictung zugegen, fo muß das Meffer weit weniger fhmerzhaft und wahrfheintih fiherer feyn, als die Anwendung des causticum, Im Allgemeinen, glaube ich, wird auf die Uns wendnug dieſes Letztern nicht fo Leicht eine Entzündung des Zellge: mwebes, verbunden mit der Gefahr der Reforption dev Abfondes rungsmaterie und der Bildung fecundärer Abfcejfe, folgen, als nah der Operation mittelft des Mejfers. Auf der andern Seite bin ich wieder der Meinung, daß man weit häufiger eine Snflammation 320 ber reforbivenden Gefäße und eine eryfipelatöfe Entzündung der Haut nad der Anwendung heftiger Aetzmittel beobachten wird, als nah dem G:brauhe fchneidender Snjtrumente, fo daß ih kaum meiß, welches von beiden wegen dieſer Zufälle wirklich mit mebr Gefahr für den Kranken verbunden ift. Wenn man ein caustieum anwendet, jo muß diefes Eräftig genug feyn, um das Kranthafte in feiner ganzen Dicke zu zerftören; daher denn auch das actuelle cauteriun und der Döllenftein unzweckmaͤßig find; felbft die Sal— peterfäure wird oft nur ſchwer das neue Gebilde durchdringen. Das Eauftifche Kali oder falzfaures Zink, oder Antimonium Fann ohne die Gefahr, welche den Gebrauch des Arſeniks begleitet, an— gewendet werden; aber ich glaube, daß das zincum muriaticum von allen das befte ift, welches man, bei einiger Erfahrung, genau nad) der Dicke des jedesmal zu zerftövenden Theils proportioniren Fann. Zuweilen wird dann durch ein ſolches causticum die Ger ftwulft oder das Gefchwür vollftändig zeritörtz zuweilen, wenn ein Knochen bloßgelegt und rauh oder cariös ift, muß man mit einem Meißel die Oberfläche abfchaben, ohne jedoch, in ihrem ent— zündeten Zuftande, die Erfoliation der obern Schicht zu veranlafz fen; oder wenn die Oberfläcdye des Knochens zu hart ift, kann man diefelbe, wenn die Blutung nach der Operation aufgehört hat, mit Salpeterfäure touchiren, in welchem Kalle dann freilich Erfoliation ftattfindet. in andermal wieder ift die Krankheit zu ausgedehnt, oder zu tief eingedrungen, um die Befeitigung, ohne die Amputa— tion des Schenkels, in welhem fie haftet, zuzulaffen. (London Medical Gazette,) MNMiscellen Des Bergmanns Ellbogen (the miners elbow) wird von Herrn Gurnen in den Kohlenbergwerfs:Diftricten Großbritane nien's eine fluctuirende Geſchwulſt genannt, welche fi bei den Berg— leuten binten am Ellboaengelenfe zeigt, in Folge des häufigen Durch— drängens durch enge Gänge, wobei fie ſich mit den Ellbogen aufitügen und diefe fo quetfchen, daß der Synovialfac entzündet wird und cin Erguß von Serum ſich einftellt. Die Behandlung ift diefelbe, welche man gegen die Gynovialaefchwülfte am Knie anwendet: im Anfange warmes Baden und Bähen mit Semmelbrei und, wenn die Entzändungsfymptome vorüber find, Begünftiaung der Reforptien, durh Sod, z. E., durch Anwendung einer Salbe von etiwa einer Quente Hydriodalkali und Sod, oder durch Waſchmiſchung von zwei Drachmen Sodtinctur und einer Unze rectificivten Weinguift, wovon. eine Drachme dreimal des Tages auf die Gefchwulft verwendet wird. — Zumeilen brechen ſolche Ellbogengefchwülfte auf, und durch Nach— läffigkeit bleibe dann eine fiftulöfe Deffnung zuruͤck, gegen melde nichts bilft, als Auffchligen, damit duch neue Granulation Ver— wachfung zu Wege gebracht werde, Das ferrum hydrocyanicum empfiehlt im Journ. des connaiss. med. chirurg., Aout 1341, Herr Janſion gegen die Epitepfie. Er behauptet, jehr viele Källe von Deilungen zu haben, führt indeß nur vier Fälle an, welche unter unaünftigen Verhält: niffen den beften Erfolg batten. Er giebt das Mittel in der Dofe eines Gentigramm Morgens und Abends, fteigend bis zu 10 Genti= gramm Morgens und Abende. Dabei werden die Kranken auf einz mal einem äußerft firengen Regimen unterworfen, wodurd ihre ganze Lebensweife volllommen umgewandelt wird. Bibliographisch The Anatomist; or a complete Description of the Muscles, Fasciae etc. and of the Arteries and Nerves with their Cen- tral Organs, the Brain and the Heart, By Henry Savage etc. London 1342, 8. Monographia Anoplurorum Britanniae.- don 1842. 8. Mit color. Taf. By Henry Denny. Lon- e Neuigkeiten Des aneurismes de la region sus-claviculaire. These presentee au concours pour la chaire de clinique chirurgicale etc. Par Alph. Robert, Paris 1842. 4. Recherches sur la phthisie pulmonaire, Carcenac. Paris 1342, 8, Par A. A, Alamir- m —— Vene Üotizen auß dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, orfammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalrathbe Froriep zu Weimar, und dem Mediemalrathe und Profeffor Froriep zn Berlin N 4883. (Nr. 21. des XXI. Bandes.) Sunt 1842. Gedrudt im Landes = Induftrie: Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr.oder 3 FI. 30 Kr,, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirıe Abbildungen 6 gGr. nt rim Ueber die Structur und Functionen der Malpigbi- fhen Körperchen in den Nieren zc, ward der Royal Society am 17. Februar dieſes Jahres eine Abhandlung des Herrn Bowman vorgelefen. Der Verfaffer legt darin die Refultate feiner Unterfus hung der Structur und Verbindung der Malpighifchen Körz perhen in den Mieren verfchiedener Familien von Wirbels thieren dar, und meif’t nach, daß fie weſentlich aus einer Eleinen Maffe von Gefäßen beftehen, welche innerhalb der erweiterten Enden der zufammengewundenen harnführenden Nöhren liegen, Die Röhren felbft beftehen aus einer Aus Bern durchfichtigen Membran, welche der Verfaffer die Grund: membran (basement membrane) nennt, und die mit epithelium ausgekleidet ift. Diefe Grundmembran bildet da, wo fie fich über das Gefäßbüfchel ausbreitet, die von Müller befchriebene Capſel. Das die harnführenden Röh: ten auskleidende epithelium verändert feinen Character an der Stelle, mo die Nöhre ſich in die Kapfel fortfegt und zeigt ſich dort ducchfichtiger, fowie mit Franſen oder Wims pern befegt, welche man bei'm Frofche noch viele Stunden nad) dem Tode in Iebhafter Bewegung fieht, und welce eine Strömung in der Nöhre hinableiten. Mehr nach dem Innern der Gapfel zu ift das epithelium außerordentlich fein, und in vielen Fällen fehlt e8 fogar. Die Nierenarterie theilt fih, mit Ausnahme einiger an die Gapfel abgehender und Fett, fomwie die Wandungen der gröfern Blutgefäße, umgebender Aefte, in winzige Zweige, welche die vasa af- ferentia der Malpighiſchen Buͤſchel find. Nachdem der Zweig in die Gapfel eingedrungen, erweitert er fih und theilt fih dann plöglic in eine Anzahl winziger Aeftchen, welche in zufammengewundene Haargefäße ausgehen, die die Geftalt eines runden Knäueld darbieten, aus deffen Innern das eins fahe vas eflerens hervortritt, welches neben dem einfachen vas aflerens aus der Gapfel heraugftreicht. Diefer Knaͤuel liegt loder und nadt in der Gapfel, an welche er nur mit: telft feines vas afferens und vas eflerens angeheftet ift. No. 1583, 4 Hr’ Mon are, Er zerfällt in fo viele Lappen, als dag vas eflerens pri: märe Unterabtbeilungen darbietet, und jedes denfelben mit— bildende Gefäß ift kahl und unbededt, von weldyer Structur man im Diganiemus fein zweites Beifpiel Eennt. Die vasa efferentia dringen, nachdem fie aus den Malpighifchen Kör- perchen hervorgetreten, jedes für fi in das Gefledhte von Haargefäßen, welches die harnführenden Röhren umgiebt, und verforgen diefes Geflehte mit Blut. Das Blut aus den vasa vasorum dringt wahrfceinlich ebenfall® in dies fes Geflechte ein, welches an der aͤußern Eeite der Röhren und auf der vertieften Oberfläche der Membran liegt, welche die Secretion liefert. Aus demfelben entfpringen die zahl- teihen MWürzelchen der Nierenvene. Demnach gebt das Blut in feinem Kaufe durch die Nieren durch zwei befondere Syſteme von. Haargefäßen : 1) durch das, welches ſich innerhalb der harnführenden Nöhren befindet, und 2) duch das außerhalb derfelben liegende. Der Verfaffer macht auf fehr auffallende Ver— fhiedenheiten aufmerffam, welche diefe beiden Syſteme dar— bieten. Er befchreibt ferner, unter dem Collectivnamen: Pfortaderfyftem der Niere, fämmtliche einzeln ftrei= chende vasa eflerentia der Malpighifchen Körperchen und vergleicht diefelben mit dem Pfortaderfpfteme der Leber, in= dem beide dazu dienen, den Lauf des Bluts zwifchen zwei Haargefäßfpftemen zu vermitteln. Be'i'm letztern ift, ledig: lich der bequemern Fortfchaffung wegen, ein Stamm vor: handen, denn die beiden Syſteme, die dort mit einander in Verbindung zu fegen find, liegen weit von einander entfernt. Allein felbft bei diefem befigt ein Theil £einen Venenſtamm, nämlich derjenige, welchen die in der ganzen Leber vertheile ten Haargefäße der Leberarterie liefen, welche entweder in die Endzweige der Pfortader oder direct in Haargefäfgeflechte des Leberpfortaderfpftems einmünden. Da auf der andern Seite beiden Nieren die neben den Martzapfen (medullary cones) liegenden vasa eflerentia der Malpighiſchen Kör: perchen die Geflechte diefer zuweilen etwas weit abftehenden Zapfen zu verforgen haben, fo find diefelben oft ſtark und 21 323 fie theifen fih dann nach Art der Arterien. adern im Kleinen. Zu weiterer Beftätigung diefer Anfiht von dem Vor- handenfeyn eines Achten Pfortaderfpjterng in den Nieren der höher organifirten Thiere, wo man bisher ein foldyes nod) nie vermuthet hatte, befdireibt der Verfaffer feine Beobach— tungen über die Blutcirculation in der Niere der Boa con- Strietor, welches Thier eines derjenigen ift, bei denen das aus den bintern Körpertheilen kommende Pfortaderblut duch die Nieren geht. Er weif’t nah, daß auch bier, wie in ‘allen Fällen, die Malpighiſchen Körperchen von der Arterie aus verforgt Werden, und daß deren vasa eflerentia Wür: zelhen der im Drgane felbft befindlichen Pfortader find und fi) mit deren Aeſten verbinden, wo diefe fih zur Bildung ber die Röhren umgebenden Geflehte theilen fo daß fie auf diefe Weiſe der Entſtehung der großen Pfortader aus der Leber entfprehen. Mit andern Morten, die vena porta- rum (dev Niere) ift ein Anhängfel der vasa eflerentia der Malpighifhen Körperhen und unterftügt diefelben in der Function, den Geflehten der Röhren Blut zuzuführen. Bei diefer Varietüt der Mieren ift alfo, wie bei der Keber, ebenfomwohl ein innerer, als ein Auferer Urfprung des Pfort- aderfpftems vorhanden, während bei der Niere der höher or— ganifirten Thiere diefes Syſtem lediglich einen innern oder Nierenurfprung, d. h., denjenigen aus den Matpighifchen Körperchen, darbietet. Hierauf theilt der Verfaſſer eine in's Einzelne gehende Beſchreibung der Nefultate feiner Einfprigungen in die Nies ten duch die Arterien, Venen und Gänge mit und weiſ't nach, daß fie mit der oben dargelegten Unterfuhung überein= ſtimmen. Auch macht er auf vielfahe Varietäten binficht: lih der Malpighifhen Koͤrperchen bei verſchiedenen Thieren, namentlich auf viele Größeverfhiedenheiten, aufmerffam. Der Verfaffer gründet alsdann auf feine vorftehenden Beobachtungen und andere Grundlagen eine Theorie der dops pelten Bunction der Niere. Er ift der Meinung, daß der wäfferige Theil der Secretion von den Malpighiſchen Koͤr— perchen, ſowie daß die characteriftifhen Grundbeftandtbeile derfelben von den Wandungen der Nöhre geliefert werden. Nachdem er feine Gründe für diefe Anficht im Detail aus: einandergefeßt hat, fchließt er damit, daß er auf die aufs fallende Analogie zwifchen der Leber und den Nieren, ſowohl in Betreff der Structur als der Functionen, aufmerffam macht und als feine Anfiht ausſpricht, daß L) die diureti— fhen Arzneiftoffe fpecifiih auf die Malpighifhen Korperchen wirken, und daß viele Subftanzen, in’sbefondere Salze, wel: he, wenn fie in den Drganismus aufgenommen worden, fhnell wieder durch die Nieren ausgeführt werden, eigentlich duch die Malpighifhen Koͤrperchen entweihen; 2) daß ges wiffe, gelegentlib in dem Harne anzutreffende krankhafte Producte, z. B., Zuder, Eiweißftoff und die rothen Theil— hen des Blutes, ebenfalls, aller Wahrſcheinlichkeit nad), duch dieß nadte Syſtem von Haargefüßen entweichen. Der Verfaffer hatte feiner Abhandlung zahlreiche Abe bildungen von ausgefpristen und frifhen Präparaten beige: fügt. (The London, Edinburgh and Dublin Philo- Es find Pforts 324 sophical Magazine, Third series, No. 133, June 1842.) Chemifhe Analyfe der im ductus thoracicus des Menfhen enthaltenen Flüffigkeit. Bon George Owen Rees, MD, Mitgetheilt ber Royal Society vom Dr. Roget am 10, Februar diefes Sahres. Der Berfaffer bediente ſich einer günftigen Gelegenheit, die contenta des ductus thoracicus eines Menfhen zu unterfuhen, der 12 Stunde zuvor noch gelebt und fein Le— ben durch den Strang geendigt hatte. Die Quantität der Fluͤſſigkeit betrug 6 Fluͤſſigkeitsdrachmen, und die chemiſche Analyſe derſelben gab nachſtehende Reſultate: Waffe, . Procente 90,48 el mit Spuren von Faſerſtoff . 7.08 Mäfferiger Extractivſtoff (3omodin) R . 0,56 Alcoholifher Ertractivftoff (Dsmazom) £ 0,92 Kalichlorid, Eohlenfaures und ſchwefelſaures Kali, nebft Spuren von onnhortzunum Kali, ſo— wie Eiſenoxyd — 0,44 Fettige Stoffe . 3 5 . - 5 0,92 100 Die fettigen Stoffe boten im Allgemeinen diefelben Kenn» zeichen dar, mie die des Bluts, nur enthielten jie Eeinen Phosphor, was fih daraus ergab, daß fie bei dem Verbrene nen keine faure, fondern eine alfalinifche Afche gaben. Der toäfferige Ertractivftoff unterfhied fih von dem des Blu— tes dadurch, daß feine Afche eifenhaltig (ferruginosus) war; die duch Verbrennung des alcoholifchen Ertractiv: ftoffs enthaltenen Salze enthielten einen größern Verhaͤltniß— theil von Eohlenfaurem Kali, als die auf ähnliche Weiſe ers langten Salze des Blutes. Der Vorfaffer ward durch die bei diefer Gelegenheit angeftellten Verſuche in feinen frübern Anſichten rücfichtlich der Urfache der weißen Farbe des chy- lus beftärkt, welche er der Anweſenheit eines undurchfichti= gen, weißen, fpeichelartigen Beftandtheils zufchreibt. Der Verfaſſer tbeilt hierauf die Nefultate feiner mikroſcopiſchen Unterfuhung der ehylus-Kügelhen mit, weldye, feinen Beobs achtungen nad), von den Blutkuͤgelchen durchaus verfcieden find. Als einen merfwärdigen Umftand hebt er die große Menge des im chylus enthaltenen fettigen Stoffes hervor, welcher einen waflerkohlenftoffigen Beſtandtheil bildet, der beftändig bereit ift, fih mit der Blutmaffe zu verbinden und ſehr ſchnell confumirt wird, was fich daraus ergiebt, daß im Blute feibft nur eine fehr geringe Menge dieſes Stoffes aufzufinden if. Der Verhältnißtheil des im chylus ent: haltenen Osmazoms ift, feiner Unterfuhung zufolge, weit bedeutender, als der des im Blute vorfommenden. (The London, Edinburgh and Dublin Philosophical Ma- gazine, Third Series, No. 135, June 1842.) 325 Unterfuchungen über die Urfache gewiffer Abwei— ungen in der Siedetemperatnr der Flüffigkeiten. Vom Profeffor F. Marcet, (Ausgezogen aus einer, der Societ& de physique et d’histoi- re naturelle de Geneve am 17. März 1342 vorgetragenen Abhand— lung. Biblioth, univ. de Geneve, Feyrier 1842. publ. 8, Avril 1842). —* Verf. hat vielfache Verſuche über die Urſache der Veraͤn— berlichkeit des Siedepunctes mehrerer Flüffigkeiten, wenn fie fich in verfchiedenartigen Gefäßen befinden, angeftellt und ift zu folgenden Hauptrefultaten gelangt, 1) Die Sirdetemperatur des deftillivten Waffers Ändert in Eugelförmigen Gefäßen (Ballons), je nad verfchiedenen Umftänden, in’sbefondere nach der Beichaffenheit des Glafes, aus dem die Ge— fäße befteben, von 100: — 102° Gentigr. ab. In allen Fällen bleibt fih die Temperatur des durch das Kochen des deitillirten Waffers in Glasgefäßen erzeugten Dampfes, fo weit man mit une fern Snftrumenten nachkommen fann, durchaus glei, und fie ift ftets um einige HDundertelgrade niedriger, als die des in einem Metallgefäße fiedenden Waſſers *). 2) Bon welder Befhafferheit das Gefäß, welches man an: wendet, auch fey , So ift doch die Temperatur des Wajferdampfes ftets niedriger, als die der ficdenden Zlöfiigkeit, aus der er ſich entwicelt. Bedient man fid) gläferner Gefaͤbe, fo beträgt diefer Zemperaturunterfchied im Durchfchnitte 1,06°. Wendet man me: tallene Gefäße an, fo ſchwankt er zwifchen 0,15° und 0,20%. Es fihdet nur in einem Falle eine Ausnahme ftatt, nämlich in dem— jenigen, wo das Innere des Gefäßes, beitebe es nun aus Glas oder Metall, mit einer dünnen Lage von Schwefel, Gummilacd ober irgend einer ähnlichen Subftanz, an welche fib das Wajler nicht anhängt, ausgekleidet if. Nur in diefem Kalle haben die Dämpfe genau diefelbe Temperatur, mie die Flüffigkeit, aus der fie ſich entwickeln. 3) Der Verfaffer glaubt, gegen die allgemein geltende Mei: nung, dargethan zu haben, daß die Temperatur des ſiedenden Waſ— fers, für einen gegebenen atmofphärifhen Drud, in einem metalles nen Gefäße nicht die geringftmögliche fey. Er bat, in der That, beobachtet, dag, wenn man das Innere eines Metallgefäßes oder auch eines Glasballong mit einer dünnen Shiht Schwefel, Gum: milad oder irgend einer ähnlichen Subſtanz, deren Molecülen in Bezug auf das Waffer eine geringere Adhäfion befigen, ale Mes tall, überzieht, die Temperatur des in folch’ einem Gefäße firdenden Waſſers um 0,2° — 0,39 niedriger ift, als in einem gewoͤhnlichen Metallgefäße. 4) Wir haben bereits angegeben, daß in Glaeballons die Temperatur des fiedenden Waffers, je nach der Qualität dıs Glas fes, von 1004 bis 1027 vartirt. Diefe Angabe tft indeß nur ins fofern vollfommen genau, als es fih von Glasgefaͤßen handelt, die fo eben von der Glashütte Eommen, oder noch nie gedient has ben. Der Verfaffer bat nämlich beobadhtet, daß das Verweilen gewiſſer Klüffigkeiten, welche die faft jederzeit an tem Glafe adhä- rirenden Unreinigfeiten auflöfen und vielleicht fogar in manchen Fällen durch ihre hemifche Einwirkung den Molecularzuftand dies fer Subftanz verändern, in den @läfern auf cine eigenthuͤmliche Weife das Eintreten der Eitdetemperatur verzögert. Wenn man, 3 B., in einem Glasballon, in welchem die Giedbetemperatur des Waſſers ungefähr 100,9 beträgt, concentrirte Schwefelfäure einige Etunden lang verweilen läßt, ihn dann mehrere Male mit fieden: *) Bei allen feinen in diefer Beziehung angeftellten Verſuchen bediente fich der Verfaſſer langer, enger, cylindrifcher oder ku— gelförmiger gläferner Gefäße, letzterer mit einem langen Halfe. Die Temperatur des Dampfes ward im Augenblicke feiner Entbindung und Eeinen vollen Zoll über der Fluͤſſigkeit acmeffen. Die Thermometer, deren er fich bediente, waren ſehr empfindlich, aber es ließen ſich am denfelben dennoch 0,04tel Grade mittelft der Lupe erkennen. 326 dem Waffer ausfpült und ſich durch Eintragen von falzfaurem Baryte davon überzeugt, daB auch nicht ein Atom Schwefelfaͤure mehr darin iſt; hierauf deftillirtes Waffer bineinthut und mittelft einer Alcohollampe mit doppeltem Luftzuge allmälig bis zur Sie⸗ betemperatur erhigt, fo wird man folgende Erfdyeinunaen beobach— ten: A. Bom Boden des Gefäßes erheben ſich nur wenig oder keine Lufrblafen, wie man deren in der Regel in einem gemöhnlis chen Glasballon, zu der Zeit, wo das Waſſer heiß zu werden ber ginnt, in Menge wahrnimmt. B. Das fogenannte Singen läßt fi) faum oder menigftens crft von 95° an vernehmen. C. Wern die Temperatur etwa 100° erreicht hat, fo ficht man nicht, wie unter gewöhnlichen Umftänden, von ellen Theilen der innern Ober— fläche dis Ballons zahlreihe Dampfbläschen auffttigen und den Zhermometerftand, fo wie das Sieden gehörig in Zug gelommen, nicht ftationär werden. Sn dem Falle, wo das Glasgefaͤß mit Schwefelfäure behandelt worden war, beobachtete der Verfaffer folgende Erfhheinungen: „Sn dem Augenblide, wo das Thermometer den Ctand von 1009 er= reicht hat, bilden fich einige wenige große Dampfblafen, welche ſich fchwer vom Boden des Gefaͤßes ablöfen, und deren beftändig unters brocene und ftoßweife ftattfindende Erzeuaung das Thermometer nicht hindert, allmälig bis etwa 104° zu fteigen. Vermindert man alsdann plöglich die Intenfirät der Alcobollampenflamme, fo fcheint das Sieden faft völlig aufzuhören, und der Stand bes Thermometers erhebt fich raſch bis 105°, ja häufig ſelbſt bis 106°. Das Wajfer bebält diefe Temperatur zuweilen mehrere Gecunden über bei, ohne daß fich ein einziges Dampfbläschen bilder und ohne daß fich eine einzige der das Sieden gewöhnlich characterifirenden Erfcheinungen zeigt. Wirft man, während ſich das Waffer in dies ſem Zuftande befindet, den winzigften Eifenfeilfpahn hinein, fo tritt das Kochen augenblicklich fehr Iebhaft wieder ein. Jedes Eifen- theilhen wird zu einem Heerde, von welchem unzählige Dampf: blaͤschen ausgehen und das Thermometer ſinkt alsbald auf etwa 100° zurüd. Befchränft man fich darauf, ein Metalltheilhen fo in die Flüffigkeit einzufenfen, doß es den Boden des Gefäßes nicht berührt, fo bringt es die Wirkung in unaleich ſchwaͤcherm Grade hervor, und das Thermometer ſinkt oft nicht unter 1032. Die Schwefelfäure ſcheint nicht die einzige Klüffigkeit zu feyn, melde einem Glasballon die Eigenſchaft, das Sieden des Waffers zu verzögern, mittbeilt. Kali*) thut, wennaleih in minderem Grade, diefelbe Wirkung. Der Verfaffer alaubt fogar beobachtet zu haben, daß die blofe Erhitzung eines neuen Ballong big zu 3 = 4 Hundert Grad einen ähnlichen Erfolg babe; wenigſtens ift es ihm dadurd) bei einem Verſuche gelungen, den Siedepunct bis auf 105° zu erhöhen. **) Ebenfowenig ift das Waffer die einzige Flüffigkeit, deren Sie— den fich auf diefe eigenthümliche Weife verzögern läßt, wenn man fie in einen Glasballon thut, in welchem ſich Schwefelfäure befunden bat. Am Alcohol ließ ſich Aehnliches beobachten. Bei ſolchem von 0.810 ſpecifiſcher Schwere ward der Siedepunct dadurch von 79° bis auf 8219 erhöht, Es fehlt uns hier der Raum, um die vom Verfaffer belichte Erklärung der Erfcheinung in allen ihren Einzelnheiten mitzuthei— len. Er findet den Grund in der Molechlaradhäfion des Waffers in Bezug auf das Glas, welche ſich dadurch fehr bedeutend vers mehren laffe, daß man die legtere Gubftanz von allen ihr anhäns genden Unreinigkeiten fäubert. In Folge diefer, durch die Be: handlung des Glofes mit Schwefelfäure oder Kali, vermöge deren dafjelbe von jenem ftaubartigen Ueberzuge befreit wird, der ae: woͤhnlich ſehr feſt figt, im hoͤchſten Grade gıfteigerten Adhäfton, *) Pottafchenlöfung ? *) Offenbar werden, durch Erhitzung in freier Luft, bie durch die ftarke Erbigung in der mit fremden Zheilen gefchwänger: ten Atmofpbäre eines gefchloffenen Ofens eingebrannten hete— rogenen Stoffe zum Theil ausgetrieben, was fich, z. B., bei'm Anrauchen eines neuen Pfeifenkopfs dem Geſchmacke fehr deut— lich Fund giebt. D. Ueberf. las 327 — laſſen ſich Waſſer und Alcohol in glaͤſernen Gefäßen bedeutend hoͤ⸗ her erhigen, als man bisher geglaubt hat, bevor das Thermometer den feſten Stand erreicht, weldher das Sieden haracterifirt. Miscellen. Einen neuen Ohrmuskel befchreibt Profeffor Hyrtl in ben öfterreichifchen Jahrb. vom vorigen Jahre, Band 30. Er entjpringt vom proc. styloideus und fegt ſich an die untere Fläche bes Enorpeligen Gehörganges, oberhalb des musculus styloglossus, Er ift im Stande, das äußere Ohr herabzuzichen und den Gehör: gang zu erweitern. Wenn er fehlt, fo fühlt man immer wenig: ftens eine fehnige Verlängerung in derfelben Ausdehnung. Hyrtl bat dem Muskel den Namen styloauricularis gegeben. Ueber die Endosmofe und Erosmofe — und über die Trage, ob diefe beiden Erfheinungen die Bewegung der Säfte in den Pflanzen erklären Ednnen, hat Herr Leon Brouffe eine Reihe von Verſuchen angeftellt, welche fih vorzüglich auf die luftfoͤrmigen Ztüfiigkeiten bezogen In der Erwägung, daß die Temperatur wer fentlih den phyfifhen Zuftand der Körper verändere, ohne darin die Natur derfelben zu verändern, und baß die endosmotifchen Er» fcheinungen, wie fie von Dutrodet unterfucht find, vorzüglich von der Natur der Fluͤſſigkeit abhänge, hat Herr Brouffe fi gedacht, daß bie Sasarten durch diefelben Gefege geregelt feyn müßten und hat, von dieſer Idee geleitet, eine Reihe von Experimenten angefteltt, durch welche er zu Reſultaten gelangt iſt, welche er folgendermaa⸗ ßen ausdrüdt: 1) daß die Gaſe, womit er experimentirt hat, eben fowie die tropfbaren Flüffigkeiten die Eriftenz zweier einander ents gegengefegter Strömungen nachweiſen, von welchen bie eine die anz dere an Energie uͤbertreffe; 2) daß die Gewalt, welde diefe Erz 328 ſcheinung hervorbringt, beträchtlich genug ift, um einer Quedfilbers fäule von einer nad) den Fällen verſchiedenen Höhe das Gleichges wicht zu halten; 3) daß die fauren Gafe, ebenfo wie gewiſſe Slüfs figkeiten, welche di.feEigenfchaft zeigen (Dralfäure, ſchweflichte Säure, Schwefelwaſſerſtoff), die Endosmofe veranlaffen von der Seite der Slüffigkeiten, welche mit ihnen im Erperimente find, felbft wenn fie dichter find, als dieſe Flüfjigkeiten; 4) in den Fluͤſſigkeiten, wie im ben Gafen, ift die Endosmofe proportional dem Umfange des Ens dosmometers. — In dem zweiten Theile feiner Arbeit hat Here Brouffe die Bewegungen der Flüfjigkeiten in den Gewächſen ftus birt und nachgeforfht, dis auf melden Punct die endosmotifchen Erfiheinungen den Gang derfelben erklären Eönnen und fpridt ale erlangtes Nefultat aus: daß die Endosmofe viel beitrage, den Lauf ber Flüfiigkeiten zu beftimmen, aber daß diefe Gewalt doch weder bas Auffteigen der Säfte, noch die Erſcheinung mehrfacher Säfte, noch die Ungleichheit in dem Wachsthume und die Girculation der Nahrungsflüfjigkeit der Pflanzen, fey es während der Nadıt, fen es in aewilfen Stunden des Tages, noch die Wirkung der Wärme, bes Lichts, des Opiums auf diefe Circulation, noch endlich die Aus— fheidung gewiſſer Säfte in der vegetabilifhen Deconomie genügend erkläre. — In dem dritten und legten Theile unterfuchte er bann, wie die Luftförmigen $lüffigfeiren ſich in den pneu— matifhen Höhlen der Pflangen bewegen, und indem er ihr Korte ſchreiten mit demjenigen vergleicht, welcdyes die Endosmoſe in den Gafen bewirkt, bemüht er ſich zu beftimmen, welches der Einfluß der phyſicaliſchen Erſcheinung fey auf die vegetabilifche Function, wobei er die Erperimente des Profefforg Delile über das Nelum- bium benußte, aber endlich eingefteht, daß die Unterfuchung noch nicht zu Ende und das Wenige, was wir über die Bewegung der Safe wien, ſowie die Vielfachheit diefer Flüffigkeit in den pneus matifhen Organen noch nicht geftatte, ihre endosmotifhe Wirkung zu würdigen, und daß ein firenges Urtheil über Ddiefen Gegenftand noch nicht möglich fey. ’ Heap urbich Sartre Ueber die täglichen Variationen des Pulfes. Bon Herrn Guy. Aus den Beobachtungen, welche ber Werfaffer zuſam— mengeftellt hat, geht Folgendes hervor: 1) Der Puls der Männer in Krankheit ift, wie in der Gefundheit, häufiger am Morgen, als Abends; jedoch findet fih unter drei Sulz len eine Ausnahme für diefe Regel. 2) Der Puls der Frauen ift in der Krankheit Mors gend weniger häufig, als Abends. Diefe Regel finder aber ebenfalls eine Ausnahme unter drei Füllen. Diefe auffallende Verfchiedenheit des Pulfes der beiden Geſchlechter fteht in directem Zufammenhange mit. Beobachs tungen, welche auh im Zuftande der Gefundheit gemacht worden find, und ich zweifle nicht, daß, je forgfältiger der Puls unterfuht wird, um fo auffallender ein Unterfchied zwiſchen dem männlichen und weiblichen Pulfe gefunden werden wird. ine wichtige practifche Folge ift aus dieſen Beobachtungen nicht zu ziehen. Die Verfchiedenheiten find fo unregelmäßig, und die Ausnahmen von der Negel fo zahl: reih, daß man auch nicht hoffen kann, eine practifche Anz wendung in Bezug auf diefe Thatfahen aufjufinden. Die befte Anwendung it noch die allgemeine, daß man nichts, was die Functionen des Körpers betrifft, bloß annehmen dürfe, und daß im Gegentheile jede Frage erſt der Prüfung duch die Beobahtung unterworfen werden müffe. Zim— mermann nimmt in feinem Buche über die Erfahrung offenbar an, daß der Puls in der Krankheit gerade das Gegentheil vom gefunden Pulfe ift, denn er ftellt folgende Prognofe: „Wenn die Anzahl der Pulsſchlaͤge am Morgen viel größer ift, als er in der Gefundheit feyn follte, fo fann man erwarten, daß der darauffolgende Abend fchlecht ſeyn werde; wenn aber der Puls, anftatt an Schnelligkeit zuzus nehmen, gegen Abend langfamer wird, fo koͤnnen wir ſchlie— en , daß die Krankheit in der Abnahme iſt.“ Hier nimmt Zimmermann nit allein an, daß der Puls in der Ge» fundheit Morgens weniger häufig fey, als Abends, fondern, daß das Entgegengefeste gleihfam nothmwendigerweife in der Krankheit der Fall ſey. Dr. Knor fcheint in denfelben Irrthum verfallen zu fern, indem er die Reſultate feiner eigenen Beobahtung zufammenftellt: „Aus dem Sinfen des Pulfes gegen Abend," fagt er, „ſchloß ich einmal, un: abhängig von andern Umftänden, daß bei einem an Typhus leidenden Kinde eine günftige Prognofe zu ftellen fen. Dieß 329 erregte in mir die Hoffnung, daß einige ber Functionen ih— ten natürliben Gang wieder angenommen hätten, und daf die Miederherjtellung wahrſcheinlich ſey. Ich batte mich auch nicht getäufcht, denn unter geeigneter Behandlung bef: ferte fih an diefem Tage der Kranke raſch.“ (Edinburgh med. and surg. Journ. Vol. XI. p. 106). Es ift Erin Zweifel, daß das Sinken des Pulfes, zu welher Tas geszeit es auch feyn möge, ein gutes Zeichen ſey. Aber die von mir angeführten Tageszeiten zeigen, daß die Tageszeit, in welder die Veränderungen eintreten, nicht wohl als ein Element für die Prognofe betrachtet werden fönnte. Tägliche Variation des Pulfes in Krankheiten. Erfte Tabelle Männer, Morgens. Abende. Ulrer, Nummer Marl, Minis Mits Krank⸗ Mars Minis Mits Krankheit. der Beck, num, num. tel, beit. mun, mm. Tel, — —— — ö— — — — — — — Phthisis 28 5 93 Ss 89 5 90 7682 Ebenfo 25 3 102 92 97 3 58 9 Ebenfo 36 7 109 94 100 6 108 84 9 Ebenfo 464 15 114 76 97 14 128 84 103 Bright'ſche Krankheit 28 gro 580 650 72 Ebenfo 50 5 464 70 5 73 60 66 Ebenfo 40 5 8 3 87 5 9 84 88 Ucute Rheumatismen 64 2: :182.63,,. 73.1.2028 34062,.70 Ebenfo convalefeirend 30 s 3 so 81 3 82 78 80 Ebenfo 16 5 8567 7 92 728 Subcut. Rheumatiim 4 5 80 71 76 5 83 68 77 Paralysis 3 417 0 83 4 7665 7 Paralysis agitans 22 4 72 638 67 4 78 67 73 Kraftlofigkeit 4 5 7664 70 4 69 55 64 Gehirnkrankheit 39 2 10 890 9% 2 98 83 9 Cephalalgia 19 5...86 :76 80 66 67 79 Transpoſition des Herzens 67 15 60 4 49 14 60 41 48 Eryfipelas 39 14 108 82 97 13 105 82 9 Zweite Tabelle. Frauen. Morgens. Abende, Alter, Nummer Mari: Minie Mit Nunmer Maris Minie Mite Krankheit, der Beob.mum, mun, tel, der Beob, mun mum. tel, — — — — — — —— — — — Phthisis 35 5 134102 15 4 122 96 107 Fieber 26 3 76. 57 69 3 8 60 69 Acuter Rheum. 16 3 76 64 72 3 84 70 75 Paralysis 22 5 120 104 112 5 116 100 106 Cholera 9 5.976584 5 8 68 8 Ebenfo 12 5 106 & 94 5 122 96 106 Chron. bronchitis 63 5 — ZALERE 92 78 84 Haematemesis 54 5 100 897 92 5 12% 92 105 Colie.museul. rhm. 42 3 7465 6 3 7386 73 Periostitis 24 5 9 79 85.5 96 82 88 Erythema nodos, 22 5 % 79 8 5 118 90 101 Secundäre syphilis 2 5 98 64 St 5 96 70 86 Dyspepfie 21 4 87 72 79 4 102 84 9 Hyſterie 26 3 657 9: 58 56 7 Ebenſo 19 3 67 61 64 3 70 68 69 Ebenfo 3 3 9 7 91 3 92 88 90 Ebenfo 2 5 ZA167.,73, 7 5 70700975 Hyster. parapleg. 0 5 89 81.45. 8 82 78 972 (Edinburgh med. and surg. Journ. Jan. 1841.) 550 Fall von fubacuter bronchitis mit einer plaftifchen röhrenförmigen Secretion. on Dr. ©. 5 Ranking. Am 2. Juni v. J. wurde ich zu einer Gonfultation über folgenden Fall gerufen: Der Kranke, ein junger Mann von 20 Sahren, ners vög=fanguinifchen Zemperaments, war des Morgens bei’m Erwachen von einem ftarfen Huftenanfalle ergriffen worden, der von der Expectoration blutgefärbter sputa begleitet war. Er hatte bereits früher zu verfchiedenen Zeiten drei aͤhnliche Anfälle gehabt, die man für reine haemoptysis gehalten und daher ald Dorläufer der phthisis gefürchtet hatte. Eine Zeitlang ſchien er auch, nah Körperanftrengungen, an Dyspnde und Herzklopfen gelitten zu haben, und catarrhaz liſche Anfälle faßen ihm, wie er ſich ausdrüdte, ftets auf ber Runge. Der erfte Anfall feiner gegenwärtigen Krankheit fand im vergangenen Januar, der zweite im Februar und der dritte im April ſtatt; fie wurden jedes Mal durch örtliche Blutentziebungen und die Anwendung der Digitalis beſeitigt. Der gegenwärtige Anfall kam etwas unerwartet, da man den Kranken noch Tages vorher bei vortrefflicher Gefundheit gefes ben hatte. Die sputa beftanden aus Maffen, welche bei einer oberflächlichen Betrahtung mit Blut gemiſchter Schleim zu feyn fchienen und durch eine Anftrengung ausgemorfen wurden, die mehr einem Näuspern, als einem Huſten glih. Bei einer genaueren Befichtigung aber bemerkte man, daß diefe sputa aus einer weißlichen, deutlich roͤhrenfoͤrmi— gen, Membran beftanden, die genau nad) den Bronchialäften, felbft in ihren feinften WBerzweigungen, gebildet mar. Die Confiftenz diefer sputa war verfhieden; an manchen Stel: (en war die Membran dicht und undurchfichtig, an andern wieder dünn und durch Kuftblafen beutelförmig in die Höhe gehoben. Die Quantität des Blutes war nur gering, und Eonnte diefes duch Schütteln in Waffer leicht von den Möhren getrennt werden. Die Neaction im Organismus war nur gering, wenn man diejenige abrechnet, welche durch Gemüthsbewegung entftand, da der Anblick des Blutes dem Kranken fowohl, als feinen Freunden die größte Angft eingeflöße hatte. Der Puls hatte SO Schläge und war weich; die Haut Eühl, die Zunge normal, in der Bruft wenig oder gar fein Schmerz. Ich flelte, in Bezug auf die etwaige Eriftenz tuberculöfer Ablagerungen, eine ſehr forgfältige ftethofcopifebe Unterfu: hung an, Eonnte aber nichts entdecken, was zu einer Be— forgniß diefer Art hätte Veranlaffung geben Eönnen. Der thorax hatte eine ungewöhnlich runde Geftalt und gab bei der Percuffion durchweg einen hellen Ton; das refpiratos eifhe Murmeln war faft puerit und überall zu bören und nur in der Nähe der groͤßern Bronchien von rhonchus sibilans begleitet. Die Herzgeräufche waren fehr dumpf und weit zu hören, aber der Impuls nicht ſtark; zwifchen dem erften und zweiten Herztone herrſchte eine geringere Berfchiedenheit, als im normalen Zuftande, Sch ftellte fol: gende Diagnofe: „ſubacute Entzündung der Broncial: 331 Schleimhaut, mit plaftifher Secretion; Obſtruction vieler Brondialäfte durch die membranöfe Ablagerung, und eine Dilatation des Herzens von weniger, als mittlerer Stärke.” Sn Erwägung, daß die Digitalis, welche bei den frü= hern Gelegenheiten verordnet worden, dem jeßigen Zuftande des Herzens nicht angemeſſen fey, gab ich innerli Plum- bum aceticum, ein Mittel, welches von Henderfon in der Bronditis fo wirkfam befunden worden iſt; eine eröffnende Arznei war vor meiner Ankunft gereicht worden. Aeußerlich auf die Bruft ließ ich das unguent. acet. potass. Tart. einreiben. Nach 48 Stunden wurde der Bleizucker ausge— fest und in feiner Stelle Alaun gegeben, gr. vjjj. p- dos. In Folge diefer Behandlung war bereitd am dritten Tage eine bedeutnde Befferung zu bemerken, und am Ende der dritten Woche war jedes Krankheits - Symptom ver— ſchwunden. Der Kranke befindet ſich jetzt ziemlich wohl und bei einer freiern Diaͤt, als ihm von den fruͤhern Aerzten ge— ſtattet worden war, und dem taͤglichen Gebrauche lauwar— mer Waſchungen von Salzwaſſer mit darauf folgenden Frictionen mit Haarbuͤrſten, gebt er einer volllommenen Ge— ſundheit immer mehr entgegen. Die Secretion einer membranöfen Subſtanz von ber Lungenfhleimhaut ift Jedem befannt, da fie im Group vor— kommt, in welcher Krankheit man oft, wenn der Fall einen tödtlihen Ausgang hat, die Brondialäfte mit demfelben pla: ftifhen Stoffe gefüllt findet, mit dem die Schleimhaut der trachea überzogen ift. Allein die Production eines haus tigen Secrets in den Lungen eines Erwachfenen, und unab- hängig von einer Krankheit der Luftröhre, muß als ein ſel— tenes Ereigniß betrachtet werden. Mir finden jedoch einige Beifpiele diefer Art, unter den Namen von Bronhial-Polypen und Bronhial-Würmern, von Barthollini, Ruyſch, Zulpius und Morgagni aufgezeichnet. Hippocrates*) fiheint ebenfalls in dem Falle des Mhericides etwas der Art gefehen zu haben, indem er von diefem fagt, daß er „yalantwdca“ „weiße milchige Sub: ftanzen’' ausgeworfen habe. Dr. Berger in Frankfurt a/M. hat ung eine Befchrei- bung eines, mit dem Auswurfe membranöfer Möhren vers bundenen epidemifhen Catarrhs bhinterlaffen, welcher im Sabre 1759 vorfam. Er fagt darin: „Hanc tristem experientiam in propria filia feci, in qua hoc sin- gulare simul se obtulit phaenomenon, quod ante mortem tussi et screatu rejecerit tubulum membra- naceum. Hunc tubulum judico esse portionem membranae tubulosae per ramos bronchiorum, du- rante morbo, generatae.‘ Ein anderer Fal wird von Dr. Warren berichtet, den man gewöhnlich für den Erften hält, der eine genaue Befchreibung von diefer Krankheit geliefert hat. Es fcheint *) De morbis popular, lib. VII, as. XLI. 332 jedoch, daß er Feine beftimmtere Begriffe von derfelben ges habt hat, als Dr. Berger, der fie viele Jahre früher bez fihrieben hat. Der Fall ift folgender: Ein Mädchen von acht Jahren, mit ferophulöfem ha- bitus, wurde plößlih von Dyspnoͤ und Huften befallen, welche einer ärztlichen Behandlung wichen. Nah Verlauf von ſechs Wochen hatte fie einen zweiten Anfall, der von Nahtfhweißen begleitet war; nah dem Auswurfe einer Maffe, welhe Dr. Warren „eine große polnpöfe Concre— tion” nennt, hörten die Symptome auf. Das Mädchen erlitt noch mehrere Rückfälle, wurde aber endlich) ganz davon befreit, nachdem fi ein Abfeeß und Caries am os caleis gebildet hatte. Baillie ift nie ein Fall diefer Krankheit, die er „Bronchial polypus‘ nennt, vorgefommen; jedoch hat er Präparate davon gefehen, Cheyne befchreibt zwei Formen von Bronchialpoly⸗ pen, von denen die eine offenbar nichts weiter ift, als die in die Bronchinläfte ergoffene Fibrine des Blutes. Das von Laennec angeführte Beifpiel, welches im Verlaufe einer phthisis vorgefommen, war von derfelben Art. Casper *) hat den Fall eines zwoölfjährigen, ſcrophu— löfen Mädchens mitgetheilt, welches im Werlaufe eines ents zündlichen Catarrhs „einen weißgelben polypöfen Körper, von zäher Befhaffenheit und den Broncialverzweigungen ent— ſprechend“ ausgeworfen hatte. Der legte Fall diefer Art, den ich erwähnen will, ift der, welcher von Dr. Starr unter der Benennung „Chros nifcher Group’ mitgetheilt und der dem Falle meines Krans Een genau ähnlich if. Ein Mädchen von 22 Fahren Elagte über Bruftjhmerzen, mit einem Gefühle von allgemeiner Dppreffion. Es wurden häutige Röhren, die genau nad) den Bronchialäften geformt und, wie in meinem Falle, mit Blut gefärbt waren, erpectorirt. Das Blut war unftreitig aus Fleinen Gefäßen ausgefloffen, welche bei der zur Loͤſung der zaͤhen sputa nöthig gewefenen Anftrengung eine Zerrei— Bung erlitten hatten, Ueber die eigentliche pathologifhe Befchaffenheit der Bronchialſchleimhaut, welche zur plaftifchen Secretion Ver— anlaffung giebt, find die Schriftſteller keinesweges einig. Zwei Anfichten find es vorzüglich, welche die meiften Anhaͤn— ger haben: nach der einen ift die Erzeugung eines hautigen Products, ſtatt des gewöhnlichen, mehr flüfjigen Secrets ent— zündeter Schleimhäute, der Anwefenheit eines höheren Gra— des von Gravitation zuzuſchreiben; die andere leitet dieſes Phaͤ— nomen von einem Ueberfluffe des albuminöfen Beftandtheils des Blutes ber. Die meiften Autoren fprechen ſich zu Gunften der erftern Anſicht aus; die letztere wird, unter Andern, von Co p— land **) vertheidigte. Andral ***) hat die Trage weit: läufig erörtert und entfchieden, daß ein hoher Grab von Ir— ritation an ſich nicht hinreichend fey, um die Secretion eis + Wochenſchrift für die gefammte Heilkunde. **) Copland’s Dictionary, art, Croup. *+*) Anatomie Pathologique, p, 484. 833 ner plaftifhen Membran zu veranlaffen, fondern baf hierbei nod eine eigenthümtiche Modification des Merveneinfluffes oder der Blutbereitung concurriren müffe. Mir fcheint, daß Feine diefer Anfichten richtig ift, und baf die wahre Eıflärung noch aufgefucht werden muß. Wenn die häufigere Bildung einer plaftifchen Membran ſowohl bei Kindern, als bei Ermachfenen, von der Anmefenheit einer größern Quantität albumen in dem Blute der erftern ab: binge, dann müßten wir folche Productionen bei ihnen als die gewöhnliche Folge der Entzündungen der Schleimhäute fehen, was jedoch Eeinesweges der Fall ift. Wenigſtens die Hälfte aller Kinderkrankheiten beftehen in einer groͤßern oder geringern Srritation der Lungens oder Gaſtro-Inteſtinal— Schleimhaut; und dennoch fehen wir nur im Group und in der diphtheritis die Erzeugung plaftifcher Membranenfälle, welche, numerifch betrachtet, nur felten vorfommen. Derfelbe Einwurf laͤßt ſich gegen die Anficht geltend machen, welche diefe eigenthümliche Secretion von einer vers mehrten Gefäßreizung ableitet. Wenn der höhere Grad von Irritation die wirkliche Urſache diefes plaſtiſchen Erzeugniffes wäre, fo müßten wir es viel häufiger in den zahlreichen Fäls len von bronchitis und gastro-enteritis fehen, die fi unferev Beobachtung darftellen. Bei unferm Kranken for wohl, al$ bei der Kranken des Dr. Starr widerſprach je: bes Symptom dem Begriffe einer höhern Gefäßreizung; und dennoch war die Bildung der Membran von der volllommen= ſten Art. Es ift indeffen in diefem, wie in vielen andern Puncten unferer fchwierigen Wiffenfchaft weit leichter, gegen irgend eine befondere Anficht Einwürfe aufzufinden, als eine beffere dafür aufzuftellen, und ich prätendire keinesweges, diefes in dem angeführten Beifpiele zu thun, Die Behandlung wurde durch folgende zwei Indicatio— nen beftimmt: 1) die vorhandene Reizung zu vermindern; 2) die Wiederkehr derfelben zu verhüten. Dem erftern Zwecke wurde durch einen Gegenreiz entfprodien, fowie durch den innern Gebrauch des Bleizuckers und Alauns, deren fedative und adftringirende Eigenfchaften die Gapillargefäße der Bron— dien zu ihrem normalen Zuftande zurüdführten. Die zweite Sndication hoffe ih durch ein zwedmäßiges Regimen, durch Waſchungen und Neibungen der Bruft, durch beftändiges Tragen eines Flanellhemdes und endlich dadurch zu erfüllen, daß ich bei'm Miedereintritte des geringften. catarrhalifchen Symptoms einen Hautreiz anbringen werde. — (London Medical Gazette, 20. August 1841.) Ueber die Zeit, wenn nach einem Knochenbruche der die Zufammenheilung begünftigende Verband angelegt werden muß, finden ſich recht beachtungswertbe Bemerkungen des Dr. Espezel im Märzhefte des Bulletin gen. de Thera- peutique. Er macht zuvörderfi darauf aufmerkfam, daß Zeit und Ort des Verbandes verfchieden feyn Eönne, ja müffe, je nachdem der Chirurg in dem Falle fin, den Verlegten 534 ſtets oder längere Zeit unter den Augen behalten zu Eönnen, oder ihn nur ganz kurze Zeit und nicht wieder fehe. 1) In den fliegenden Feldfpitälern (ambu- lances). — Da bier alle Fracturen das Refultat directer äußerer Urfachen find und meiſt fehtwere Gomplicationen dar: bieten, 3. B., Zerreifungen und Gontufionen der meichen Theile, Zertrümmerung des Knochens ıc., fo ift hier in allen Fällen, wo man die Erhaltung des Gliedes für möglich hält, die unmittelbare Anwendung des Lafarguefchen Verban— des (d. h., die Einhüllung des gebrochenen Gliedes mit eis nem von Gyps und Stärfemehl bereiteten Apparate) noth: wendig, weil er alle Verrüdung der Knocenfragmente vers hindert, weil er den Muskelcontractionen entgegenwirkt, und weil er die Entwidelung aller engorgements verhin= dert, oder vermitteld der von ihm ausgeübten Compreffion mehr oder weniger fchnell aufhören macht (2). 2) Inden Hofpitälern. — Da bier der Ver— mundete faft in jeder Stunde des Tages unterfucht werden kann, muß das Verfahren des Chirurgen fih ganz nad) den Faͤllen richten. — Bei jedem einfachen Brudye, wo man annehmen fann, daß fih nur wenig Entzündung und en- gorgement einjtellen werde, kann man fofort den Verband anlegen, weil diefer dem Verletzten geftattet, fein Bett zu verlaffen, ohne die genaue Vereinigung der Fragmente zu ges fährden, ohne den Chirurg zu nöthigen, den Verband fpäter abzunehmen oder zu modificiren, um Zufällen entgegenzutres ten, welche billigerweife gar nicht eintreten dürfen. — Bei jeder complicirten Fractur muß man zunäcft die Gomplica- tion befämpfen, warten, bis die Entzündung und die aus ihr folgende Gefhmulft der Theile durch paffende Mittel befeitigt oder beträchtlich gemindert find, weil es durchaus feinen Nachtheil hat, zehn oder funfzehn Tage und lünger zu warten, je nach der Natur der Verlekung und dem Al: ter und der Gonftitution des Kranken; weil eg eine Kuͤhn— heit feyn würde, anders zu verfahren, indem man Einſchnuͤ— tung veranlaffen Eönnte, welche Brand zur Folge hat; weil man gezwungen feyn würde, den Verband abzunehmen, oder zu modificiren; weil man, flatt durdy. übereilte Anlegung des Verbandes die Heilung: zu befchleunigen, fie vielmehr verzögern und aufhalten würde. 8) Sn der Givilprarig. — Hier muß man Un: terfchiede eintreten laffen für Chirurgen in den Städten und für Chirurgen auf dem Lande, je nachdem der eine oder der andere die Leichtigkeit hat, den Kranfen oft zu feben, oder dieſen Vortheil nur mit langen Zwiſchenzeiten erlan: gen Eann. a. Der Chirurg in der Stadt, welcher faft immer mit Subjecten zu thun hat, welche mehr oder weniger im Stande find, die Beweggründe feines Handelns zu beurtheilen und mehr geneigt find, Dpfer an Geld und Zeit zu bringen, kann, wenn die Kranken gewiffermaafen unter feinen Augen find, den Hofpitalchirurgen nachahmen, bei einfachen wie bei complicirten Brüchen. b. Der Chirurg auf dem Lande, der es faft immer mit Kranfen zu thun hat, welche mit Geld und Zeit geizen, außer Stande find, die Motive feiner Verfahrungsmeife zu 835 würdigen, auf Wiffenfchaft wenig vertrauen, immer geneigt, ihn zu verlaffen und fi) an einen Quackſalber zu wenden und weniger ſchweren Zufällen, welche aus diefer oder jener Gomplication hervorgehen, ausgefeßt find, muß ein etwas ver: fchiedenes Benehmen einfchlagen. Für ihn iſt unmittelbares Anlegen des Verbandes nöthig, nicht allein bei jedem einfa= chen Knochenbruche, fondern auch bei den meiften complicire ten Fracturen, d. h., den leichteren. Er ift gezwungen, die verfhiedenen Fälle zu beurtheilen, zu erwägen, in wie weit er gewiffen Anforderungen genügen müffe, um feinen unwifs fenden oder leichtgläubigen Kranken zu verhindern, daß er ſich nicht einem Quadjalber in die Arme werfe, nicht in Bes ziehung auf fein Sntereffe, fondern um ihn vor dem Un— olüde zu bewahren, ein verfrüppeltes Glied zu befommen. c. Wenn der Kranke die Befuhe nur in langen Zwi— fhenzeiten erhalten Eann, wenn er arm, unwiffend, leicht: gläubig ift und gedrängt, feine Arbeit wieder anzufangen, fo darf der Chirurg in der Stadt und auf dem Lande in einem Falle von complicirter Fractur niemald® den Verband fogleich anlegen, ſelbſt in leichteren Fallen nicht, weil, was ihm auch vorgefihrieben wird, der Kranke, ungeduldig, das Bette zu verlaffen, ermuthigt durch dag Zureden feiner Angehörigen, vertrauend auf die Soliditaͤt des Verbands, darauf fußend, daß der Kunftverftändige fern ift, fich unbe— dachten Bewegungen hingeben wird, die fehr geeignet find, Zufälle hervorzurufen, oder fchon vorhandene zu verfchlimmern. Unter diefen Umftänden muß der Chirurg die Complicationen bekämpfen, abwarten, bis die Fractur auf einen Zuftand von Einfachheit zurückgeführt ift und dann den Verband anle: gen, den man fich wahrſcheinlich nicht ausfeßen wird, anzu— rühren. Der Verwundete, in feinem Bette gelaffen, ohne Verband, mit Scheu vor Schmerz und fürchtend, daß er feine Lage verfchlimmern Eönne, wird fid) aller gewaltfamen Bewegungen enthalten und wird Alles thun, was man ihm als nöthig angegeben hat, um früher die Anlegung des Ver: bandes zu erlangen und wird alfo für fein eignes Intereſſe forgen. d. Sn den Hofpitälern, in der Civilpraris muß man, wenn man auch für nüglich hält, für den Moment auf den Verband zu verzichten, doch nichtsdeftoweniger das Glied in eine paffende age bringen. Ein Kiffen, in Form einer 356 Rinne gedruͤckt, kann gute Dienfte leiften; das verlegte Glied wird darauf gelegt und mittel8 Bändern in der Lage erhalten, mit der Vorſicht, daß die Eranfen Theile unbededt bleiben. Mayor’s Apparat gewährt da offenbare Vortheile, indem er Verrüdung verhütet, dem Kranken manche Bewe— gung geftattet und die Behandlung der Complication ers leichtert. Miscellen. Sn Beziehung auf die Bibliothek des ärztlichen Vereins zu Hamburg, fäumen wir nicht, die nachfolgende Zus fchrift aufzunehmen: „Die ſchreckliche Feuersbrunft, die Hamburg in den erften Zagen des Mai heimgefucht, hat auch das Local des ärztlichen Vereins nicht verfchont. Die Bibliothek, Frucht eines 26jährigen, forgfamen Sammelns, ift dahin. Durch Geldopfer als lein läßt fich eine folhe Sammlung nicht wiederherftellen. Wolle ftändige Gollectionen ciner großen Zahl deutſcher, franzöfifcher, englifcher, americanifcher und indifcher Sournale und Werke, feltene Ausgaben alter Autoren, eine Menge Älterer und neuerer medicinis ſcher und chirurgiſcher Encyclopädien und Lerica in verfchiedenen Spraden, feltene und Eoftbare Kupferwerte u. f. w. jind auf dem Wege des Buchhandels nicht wieder anzufhaffen; viete hundert Bände mit ältern Differtationen, nach den Fächern geordnet, find nicht wieder zu erlangen. Es ergeht daher nicht nur an die aus— wärtigen Mitglieder des ärztlichen Vereins, fondern an fämmtliche Herren Gollegen, die fih für die Wiffenfchaft interefiiren, die Bitte um Nachweis, wo und auf welche Weiſe der ärztliche Verein mit möglichft geringen Geldopfern allmälig wieder in den Befiß einer Bibliothek gelangen Eann. Eine jede Auskunft hierüber in portofreien Briefen, oder jede Jufendung auf dem Wege dee Buch— handele an die Add, der Direction des ärztlihen Vereins in Hamburg, oder an den Unterzeichneten, Mitdirector des Vereins, würde mit dem aufrichtigften Dante aufgenommen werden“. Hamburg, 16. Mai 1842. N Dppenheim. Ueber den Scorpionenbiß in Algier hat Herr Guyon der Acad. des sciences eine Mittheilung gemadt. Unter vier in Algier vorkommenden Arten ift die gewöhnlichfte der Scorpio occi- tanus. Die Folgen eines Biffes diefes Thieres bei'm Menſchen befchränfen fih immer auf locale Zufälle von der Dauer von 24 Stunden. Kleine Thiere. wie Hunde oder Kaninchen, Eönnen das von fterben. Von dem Zode einee Menſchen durdy eine folche Ver: legung giebt es Ecin ficheres Beiſpiel; doch behaupten die Eingebor- nen, daß in den füdlichen Gegenden eine größere Art des Scor: pions vorfomme, deffen Biß bisweilen den Tod eines Menfchen berbeiführe. (Arch. gen, Mars 1842,) —— — Bibliographische The Old Red Sandstone or New Walks in an old field. By Hugh Miller. London 1842. 8. A Familiar histrory of Birds, their nature, habits and instincts, By Edward Stanley etc. London 1842. 8. M. 8. Neuigkeiten. De la Percussion et de !’Auscultation dans les maladies chirur- gicales etc, Par A. T. Chretien. Paris 1842. 8, Recherches philosophiques et cliniques sur le liquide cephalo-rha- chide ou cerebro-spinal. Par F. Magendie, Paris 1842. — ——— — — [U Menue Motizen a u s dem Gebiele der Naktur- und Veilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober s Medieinalratbe Froriepzu Weimar, und dem Medieinafrathe und Profeffior Froriep zu Berlin. No. 484, (Nr. 22, des XXII. Bandes.) Suni 1842. Gedrudt im Landes -Induftries Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. ru te nr Ueber das Verhältnig der Musfelcontractilität und des Nervenfyftems zu einander. Bon Dr. Sohn Neid, Diele Phnfiologen find der Anficht, daß die Muskel: eontractilität von dem Nervenſyſteme abzuleiten ſey; Dale ler dagegen ſchloß aus den Erperimenten, wobei fih Mus— £elcontractilität nach Durchfchneidung der Nerven fand, daß die Gontractilität unabhängig von dem Nervenſyſteme eine Eigenfhaft der Muskelfafer ſelbſt ſey. Man ift in beiden Richtungen weiter gegangen; die Anhänger Haller’s bes ſchraͤnkten den Ausdruck Gontractilität (mit Recht) nicht auf die Muskelfafer, fondern wendeten ihn auch bei den Artes tien, bei Ausführungsgängen, bei dem Zellgewebe und bei der Haut an. Die Anhänger der andern Anficht aber leis ten die Gontractilität nicht mehr bloß vom Gehirn- und Ruͤckenmark, fondern von den Nerven felbft ab, ja Einige bloß von dem Ganglienfyfteme. Hier befchränten wir ung nur auf einen Punct, gegen melden die Opponenten ber Hallerſchen Anfiht in der legten Zeit neue Thatſachen angeführt haben, d. h., auf die Ruͤckwirkung einer Nerven: verlegung auf die Gontractilität der Muskelbündel, in wels hen fi) der Nerv verbreitet. In diefer Beziehung fagen die Gegner von Haller, namentlich, daß Functions- und Structurftörungen des Gehirns und Ruͤckenmarks gewöhnlich Paralyfe eines Körpertheild bewirken, welche bei längerer Dauer Verminderung der Gontractilität, de8 Umfangs und der Kraft der betreffenden Muskeln zur Folge hat, und daß die Durchfihneidung oder Unterbindung eines Merven auf das Sicherfte diefe Wirkungen in den Muskeln bewirkt, in welche er fich verbreitet. Im Allgemeinen läßt fid) dagegen fhon anführen, daß der Ausdrud Paralyſe nur bezeichnet, dab die Muskeln dem Millenseinfluffe nicht mehr gehorchen, indem bei mecyanifcher Neisung des Merven unterhalb der Durcchfchneidungs = oder Unterbindungsftellen in den gelähm: ten Muskeln Gontractionen bewirkt werden, und daf das allmälige Verſchwinden der Gontractilität der auf diefe Weife N. 1584. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. ku ifolieten Muskeln nur von der unvollfommenen Ernährung in Folge vollftändiger Unthätigkeit herrührt. Mir wollen nun die einzelnen Zhatfahen unterfuchen, auf welche ſich diefe Beweife gründen. Valle fagt, daß die Muskeln eines Schenkels des Frofches früher aufhören, gegen den galvanifchen Weiz zu reagiren, wenn der zu ihnen gehende Nerv nicht getrennt war; Fomler fand, daß, wenn ein ischiadieus bei einem Froſche neun Tage vor feiner Decapitation durchfchnitten war, eine Verfchiedenheit in der Kraft und Dauer der Gontractilität der beiden hinteren Ex— tremitäten zu bemerken war. Nyften fand bei zwei Fäls len von apoplectifcher Hemiplegie, wobei der Tod bald ers folgte, daß durch galvanifche Neizung die Muskeln der pa= ralyſirten Seite eben fo heftig ſich contrahirten, als die der gefunden Seite. Dr. Wilſon Philip duchfchnitt den Nerv der hinteren Ertremität eines Froſches, nahm die Haut davon ab und erfhöpfte die Gontractilität der Mus- keln durch anhaltende Application eines Meizes (Salzauflös fung), was in etwa zwölf Minuten gelang. Daffelbe ge: fhah am andern Fuße, deffen Nerv nicht durchſchnitten war, worauf die Erfchöpfung der Gontractilität in etwas kuͤrzerer Zeit eintrat (wahrfcheinlich, weil auch noch die Wir: Eung willkuͤhrlicher Anſtrengungen binzufam). J. W. Earle will auf die Quantitaͤt derſelben zur Zeit des Experimentes ſchließen. Er ſagt, daß hauptſaͤchlich nothwendig ſey, zu be— ſtimmen, ob die Contractilitaͤt mit gleicher Geſchwindigkeit bei den auf die beſchriebene Weiſe behandelten Gliedern zu— ruͤckkehren werde; er behauptet, nach ſeinen Experimenten kehre die Contractilitaͤt in dem Gliede, deſſen Nerven ganz geblieben ſeyen, zuruͤck, in dem Gliede mit durchſchnittenen Nerven dagegen bleibe ſie erloſchen. Seine Experimente waren aber mit betraͤchtlicher Entzuͤndung verbunden, und man kann auch ſagen, daß bei ſeinen Experimenten das Glied mit durchſchnittenem Nerve ſtaͤrker desorganiſirt war, als das andere. In Bezug auf dieſen Punct, machte ic, veranlaßt durch Dr. Aliſon, eine betraͤchtliche Reihe von Experimenten, wobei ich die Muskelcontractilitaͤt an Froſch— 22 n de. 339 ſchenkeln mit und ohne Nerv erfchöpfte, ohne Entzuͤndung zu erregen. Mach Vorbereitung des Prüparats wurden die Muskeln wieder mit Haut bededt und dis zum Aufhören ihrer Gontractionen galvanifitt. Dabei fand jih, daß die Gmtractilität in dem Gliede mit durchfchnittenem Nerve eben fo rafch und Eräftig wiederkehrte, ald da, wo die Mer: venverbindung mit Gehirn und Ruͤckenmark nidyt aufgeho— ben war. Die Contractilität Eann alfo nicht von den Cen— tralnervenorganen abgeleitet werden. Die MWiedererfheinung der Gontractilität nach der Erfhöpfung erfolgt übrigens fehr raſch; ſchon nach wenigen Minuten fieht man ſchwache Muskelcontractionen, und dieß ift der Grund, warum die Erfhöafung der Contractilität ein fo langmwieriger Proceß it, Dr. Marfhalı Halt meint, daß hierbei die Tren— nung des Nerven gleich einer Erfhütterung auf die Muskeln wirke, fo daß das Miedereintreten Eräftiger Musgkelcontrac: tiomen nach zwei bis vier Lagen davon herzuleiten fey, daß die Wirkung des Stoßes (shok) vorüber fey, aber nicht davon, daß die Muskelbündel die verlorne Gontractilität mies der gewonnen haben. Deßwegen erfhöpfte ich die Muskeln eines Froſchſchenkels nach Ereifion eines Stüdes des ischia- dieus wie zuvor; nach vier Tagen wiederholte ich dieſe Erfhöpfung, fand aber, daß zwei Tage nachher die Contrac- tilität ebdenfo Eriftig wiedergefehrt war. Dieß wurde noch vier Mal mit gleihem Erfolge wiederholt, obwohl der Nerv nicht noch einmal geftört wurde. Diefes Experiment wurde mit gleihem Erfolge an unverfehrten Thieren wiederholt. Das Miedererfcheinen der Muskelcontractilität Eann alfo niht von einer angenommenen temporären Verminderung derfelben bei der Mervendurchfihneitung abgeleitet werden. Müller hat einige Experimente befchrieben, melde die Halterfche Lehre umſtoßen follen, und welche er für fehr wichtig anfieht. Er durchſchnitt den ischiadieus in der Mitte des Schenkels eines Kaninchens und fand, daß, ob: wohl die Muskeln nad einem Monate und zwanzig Lagen bei einem Reize ſich zufammenzogen, dennod nach noch laͤn— gerer Zeit die Gontractilität verloren war. Bei einem Cr: perimente an einem Kaninchen Eonnten fünf Wochen nad) der Nervendurchſchneidung Gontractionen der Muskeln meder durch mechanifche noch durdy chemifche oder galvanifche Rei— zung des Nerven oder des Muskels hervorgebracht werden. Die Muskeln des Schenkels eines Hundes contrahirten fi leicht zehn Wochen nah Durchſchneidung der fih darin ver: theilenden Merven. Aehnliches hat Fowler bei feinen Ver— fuhen an Froͤſchen beobachtet. Bevor man aber zugeben £ann, daß diefe Erperimente einen Beweis für die Meinung liefern, daß Muskelcontractilität von einem Einfluſſe ab- hängt, welcher von den Gentralorganen des Nervenſyſtems laͤngs der Nerven auf die Muskeln übergeleitet wird, ift zu beweifen, daß eine fo lang dauernde vollkommene Unthätige Eeit nicht ſchon für fi) allein zureiht, um diefe Wirkung hervorzubringen, da wir wiffen, daß Muskeln im Zuftande der Muhe raſch an Umfang und an Kraft der Gontractios nen verlieren. Diefe Unterfuchung ift um fo nothmwendiger, wenn wir von Valentin erfahren, daß bei miktofcopifcher Unterfuhung der Muskelfafer nach folhen Experimenten die 340 Verminderung der Kraft der Muskelcontractionen im Vers haͤltniſſe ſteht zu den phnficalifchen Weränderungen der Structur der Muskelfafern unter dem Mikrofcop; Aehnliches hat Skey an den Muskeln an Menſchen beobachtet, welche lange Zeit vollkommen unthätig gewefen waren, obwohl die Mervenverbindungen zwifchen den Muskeln und dem Rüden» marke nicht unterbrochen worden waren. Um hierüber aufs Reine zu kommen, babe ich folgende Experimente ausgeführt. Erftes Erperiment. — Der ischiadicus wurde bei einem Kaninchen durchſchnitten und ein Stud von dem— felben entfernt. Der eine Drath von zwei galvanifchen Batterien von 30 Plattenpaaren wurde über dem Verlauf des Merven angelegt, der andere auf dem Fuß, welcher fo lange feucht gehalten wurde, bis die Muskeln fih nicht mehr zufammenzogen. Drei Tage fpäter wurde eine ſchwaͤ— here Batterie angewendet; die Muskeln hatten ihre Con: teactilität wieder erlangt und contrahirten ſich Eraftig. Die ftärkere Batterie wurde nun wiederum angewendet, wie zus vor, bis die Mugkeln fich nicht mehr zufnmmenzogen; nad) 3 Tagen jedoch hatten fie abermals ihre Gontractilität wies dererlangt. Zweites Erperiment. — Der ischiadicus wurde wiederum bei einem Kaninhen durchfchnitten und theilmeife ausgefchnitten. 7 Wochen nah) der Operation wurde daß Thier duch Blauſaͤure getödtet, und die bloßgelegten Mus— keln beider hinterer rtremitäten durch directe Application der Dräthe der galvanifhen Batterie gereist. Die Muskeln des paralyſirten Gliedes contrahirten ſich ſehr ſchwach, wäh: rend die des andern Beins in Eräftige Gontraction geriethen. Die Muskeln des paralyfirten Beins waren offenbar viel duͤn— ner, blaffee und weicher, als die entfprechenden Muskeln der andern Seite, Die Muskeln beider Beine wurden forgfäl tig berauspräparirt und auf einer empfindlichen Wange ges wogen. Die refp. Gewichte wuren folgende: Gran. Gewicht der Muskeln des gefunden Unterfchenfel® 827 Gewicht der Muskeln des paralyfirten Unterfchenkel® 170 Gewicht der tibia und fibula de3 gefunden Gliedes 89 Gewicht der tibia und fibula des paralyfirten Gliedes 81 Bei Unterfuhung von Muskeltheilen beider Unterfchen: kel unter dem Mikcofcope zeigte fih eine auffallende Wer: f&biedenheit: die Muskelfafern des gelähmten Beines waren beträchtlich dünner, hatten ein etwas gerunzeltes Anfehen, und die Lingen: und Queerfireifen waren weit weniger be— ftimmt, als bei den Muskeln deg gefunden Beine. Hieraus glaube ich fohliefen zu koͤnnen: 1) daß bei warmblütigen ebenfowohl wie bei Eultblütigen Thieren die Contractilitaͤt, ebenfo Eräftig als zuvor, in Muskeln zuruͤck— Eehrt, welche von ben Gentralorganen des Nervenſyſtems ifolirt find, und deren Gontractilität erfchöpft oder mindeftens fehr betraͤchtlich geſchwaͤcht worden ift; 2) daß der Verluſt der Gontractilität, welcher fpäter in Muskeln auftritt, die von den Gentralorganen des Mervenfpftems ifolirtt worden find, auf genuͤgende Weiſe aus der unvollfommenen Gmährung zu erklaͤren iſt, welde auf den Zuftand von Unthätigkeit folgt, in welche fie verfegt worden ift, 341 Um zu beffinamen, ob diefe unvolllommene Ernährung von der Unthätigkeit oder von einem angenommenen Nets veneinfluffe herrührt, welcher fich längs der Merven zu den Muskeln fortfegt , find andere Erperimente vorgenommen worden. Drittes Erperiment. — Die Spinalnerven wurden innerhalb des Ruͤckenmarkscanals im untern Theile deffelben bei vier Fröfchen durchfehnitten; beide hintere Ertremitäten wurden auf diefe MWeife mit dem Ruͤckenmarke aufer Vers bindung gefest. Die Muskeln eines der gelähmten Glieder wurden nun täglid) vermittelft einer ſchwachen galvanifchen Batterie geübt, während die Muskeln des andern Gliedes ruhig gelaffen wurden. Dieß wurde zwei Monate fortges fegt, und nach Ablauf diefer Zeit fand fi, daf die Mus— keln des geübten Gliedes ben fruͤhern Umfang und die Fe: ftigkeit hatten und ebenfo fräftig ſich contrahirten, während die des ruhenden Gliedes mindeftens auf die Hälfte ihres frühern Umfangs zufammengefchrumpft waren und fich von denen der geübten Gliedmaße fehr merklich unterfdieden. Die Muskeln des ruhenden Gliedes befaßen zwar felbft nad) Ablauf von zwei Monaten noch ihre Contractibilität, aber es kann nad) der unvollfommenen Ernährung der Muskeln und nach den fortfehreitenden WVeränderungen in ihrer Stru— ctur £ein Zweifel feyn, daß dieß in kurzer Zeit aufgehört has ben würde, wenn die Umſtaͤnde mir geftattet hätten, das Experiment noch Länger fortzufegen. (Die Anwendung diefer Nefultate auf die Behandlung mancher Laͤhmungen ift fo klar, daß fie Feiner weitern Erläuterung bedarf.) Ich glaube, daß ich hierdurch hinreichende Beweife an— geführt habe, um zu zeigen, daß, obwohl die von Müller angeführten Thatſachen vollfommen richtig find, dennoch die davon abgeleiteten Folgerungen, wonach er die Muskelcon— tractilität als von dei Gentralorganen des Nervenſyſtems abhängig betrachtet, unhaltbar find. Dr. Marſhall Hall bat vor Kurzem einige Experimente mitgetheilt, welche fid) auf diefe Frage beziehen. (London med. chir. Trans- act., Vol. 22.) Er trennte das Ruͤckenmark unmittelbar unter dem plexus brachialis bei ſechs Froͤſchen und fitnitt bierauf den ischiadieus bei einer der hintern Ertremitäten jedes Thieres duch. Bei diefen Thieren waren nun in ei: ner Extremitaͤt beide, ſowohl die willfürlichen, als die ercis tomotorifhen Bewegungen gelähmt, während in der andern Extremitaͤt die ercitomotorifchen erhalten waren, da die Ner— vencommunication zwifhen den Muskeln dieſes Gliedes und dem Ruͤckenmarke ungeftört blied. Er fand nah Verlauf weniger Wochen, daß, wenn man den galvanifchen Strom duch das MWaffer leitet, im weldhem die Thiere aufbewahrt wurden, die Muskeln des mit dem Ruͤckenmarke in Verbin: dung gebliebenen Gliedes fich contrabirten, während die Mus» Eeln der entgegengefeßten Srite ruhig blieben. „Dieſe Ver: fchiedenheit in dem Grade der Meisbarfeit der Muskelfafer beider Gliedmaßen war noch zu bemerken, wenn die Glied: maßen auch volllommen von dem übrigen Thiere getrennt wurden.” Sch will die Thatfachen, welche in der Abhand— lung diefes berühmten Phyſiologen aufgeführt werden, nicht in Sweifel ziehen; auch den fehr intereffanten practifchen Fol— 342 gerungen, welche er darauf bafirt hat, nicht widerfprechen; ih muß mic nur gegen die Nichtigkeit des Schluſſes erz Elären, daf die Quelle der Muskelcontractilirät im Rüden- marfe ihren Sig habe. Bevor wir in irgend einer Wiſ— fenfchaft ein Geſeß aufitellen, oder mit andern Morten zu einem allgemeinen Standpuncte gelangen, fo muß diefer alle Thatſachen, welde vorhanden find, umfaffen; wenn daher die Thatfachen, welche ich nach obigen Erperimenten auseinan— dergefest habe, richtig find, fo Fann der allgemeine Schluß, zu welhem Dr. Marfhall Halt gekommen ift, nicht der richtige feyn, da er jene Thatſachen nicht mit umfaft. Um zu verhüten, daß diefes Argument nid;t auf mich felbft zur Ermwiderung angewendet werde, muf ich den Verſuch machen, anzugeben, wie die Thatſachen, welche Dr. Mar— ſhall Hall beobachtet hat, dem Schlußſatze angeſchloſſen werden koͤnnen, zu welchem ich mich erklaͤre, naͤmlich, daß die Eigenſchaft der Contractilitaͤt der Muefelfafer inhaͤrent ſey. Hierbei werde ich von zwei Umſtaͤnden, die ſich erge— ben haben, unterſtuͤtzt: 1) da die Muskeln des Gliedes, bei welchem der ischiadicus durchſchnitten worden iſt, nur durch directe Erregung der Muskelfaſer zur Contraction gebracht werden konnten, während die Muskeln des Gliedes, an wel— chem noch excitomotoriſche Bewegungen uͤbrig waren, ſowohl durch directe Reizung der Muskelfaſer, als durch Reizung der Haut, zur Contraction gebracht werden konnten, ſo iſt es klar, daß die kraͤftigeren Contractionen des Gliedes mit dem undurchſchnittenen Nerven zum Theil wohl davon ab— haͤngen, daß der Galvanismus als ein Reiz auf die Haut des einen und nicht des andern Gliedes wirkte. Daß der Gal— vanismus als ein Reiz auf die Haut wirkt und kraͤftige excitomotoriſche Bewegungen hervorruft, habe ich durch Er= perimente feftgeftellt; 2) obwohl die Muskeln der bintern Ertremirät eines Froſches nicht mehr auf den Bewegungs: einfluß des Willens reagiren, nachdem dag Ruͤckenmark durch— fhnitten worden ift, fo £önnen diefelben Muskeln doc, wenn die ereitomotorifchen Bewegungen bleiben, bisweilen, wie ich mich durch das Experiment überzeugt babe, durch verfchie: dene Urfachen zur Contraction gebracht meiden, 3 B., durch das Reiben der Haut gegen die Oberfläche des Gekaͤßes, in welchem ſich das Thier befindet, wenn es mit den andern Gliedmaßen ſich forthitft, während die Muskeln der bintern Extremität, an welcher der Nerv durcbfchnitten if, volkom— men rubig bleiben. Iſt dieh der Fall, fo ift es Elar, daß diefe zufälligen Muskelcontractionen in dem einen Glisde diez jenigen phyſicaliſchen Veränderungen der Muskelbündel des Gliedes aufhalten oder verändern, melche mit einer Aeuße⸗ tung der Muskelcentractilitaͤt unvereinbar find, Ih glaube, daß die hier von mir mitgetheilten That: fachen und Experimente ganz zureichen, um zu beweiſen, daß die Muskelcontractilitaͤt nicht von den Centralorganen des Nervenſyſtems abgeleitet iſt. Ich bin auch uͤberzeugt, daß eine forgfältige Betrachtung aller Ihatfahen und Beweife, die man für die Anficht, daß die Muskelcontractilität von den Nerven, bie ſich in den Musfelfafern vertheilen, abzu— leiten fey, angeführt hat, nachweiſen wird, daß fie diefem Swede nicht genügt haben, und daß auch hier die Thatſa⸗ Ra 343 hen beträchtlich. zu Gunften der Hall er ſchen Lehre übers wiegen. Auf diefen Theil der Frage halte ic) es indeß un— nöthig, näher einzugehen. (Edinburgh Monthly Jour- nal of Medical Science.) Miscellenm Ueber den Megapodius tumulus theilt Gould in feis nem Birds of Australia mit, daß diefer merkwürdige Vogel, gleich den ihm verwandten Vögeln Talegalla und Leipoa, fine Eier nicht felbſt ausbrütet, fondern fie ducd die Sonnen = und Erde wärme (oder die Wärme gährender Stoffe) zeitigen läßt. Allein nicht damit zufrieden, diefelben mäßig hoch mit Laub zu bededen, bildet er gewaltige, 5 bis 15 Fuß hohe Sandhaufen. In diefe ſcharrt er tiefe Löcher, legt in jedes ein Ei und deckt diefelben mit Erde zu, gerade wie es hier zu Lande gewilfe Bienen und Wefpen (oder Eidechſen) machen. Zur gehörigen Zeit Eriechen die Jungen E 344 aus, welche ſich wahrſcheinlich mittelſt ihrer ſtarken Füße und Näs gel, ohne Hülfe der Alten, hervorarbeiten. Hätte der alte Marcs grade oder Hernandez Achnliches berichtet, fo würde man «8 für eine Fabel gehalten haben; allein die Wahrheit ift oft noch unmahrfcheinticher, als die Dichtung. (Annals and Magaz, of Nat, Hist. No. LVIIL., June 1842.) Ueber Physophora tetrasticha ift eine Abhand— lung des Herrn Dr. Philippi, zu Gaffel, in der Verfammlung der Geſellſchaft naturforfchender Freunde, zu Berlin, dur Seren Müller vorgelefen worden. Dieß find feine zufammengefegten Thiere, wie früher behauptet worden. Die Blafe am Ende der Achſe ift weder mit Luft gefüllt, noch mit einer Deffnung verfehen, die Schwimmblafen werden nicht mit Luft gefüllt, die Fangarme find Eeine Kiemen, auch keine Flüffigteitsbehälter, Die langen Fäden dienen nicht zum Greifen. Die Phyſophoren haben einen blafigen Magen, der Eingeweiderwürmer beherbergt, und mit den hohlen Achſen nicht zufammenhängtz fie haben beiderlei Geſchlechts— organ. (BEPTUNEESTETTRIRERTIESGETIICHT — ⸗ SEE Hhk ee.. Ueber ſeroͤſe oder Waſſerſackgeſchwuͤlſte. Bon Caͤſar Hawekins. J. Der erſte der beiden mitzutheilenden Faͤlle betrifft eine junge Frau, Namens Harriet Herbert, 25 Jahre alt, die am 10. Mai c. wegen einer Gefhwulft im Unterleibe in’s Hofpital aufgenommen worden it, welche feit ungefähr fieben Jahren bez ftand, und wegen welcher bereits zwei Mal die Punction gemacht worden war, durch welche eine klare, durchſichtige, farblofe Flüffige Zeit entleert wurde. Die erfte Punction fand vor ungefähr vier Sahren ftatt, wobei ich zwölf Pinten einer waͤſſerigen Fluͤſſigkeit abzog; die zweite vor ungefähr zwei und. einem halbın Jahre, wo ein Arzt, bei dem die Kranke diente, drei Pinten einer ähnlichen Flüffigkeit entleerre, von der er fo gütig gewefen ift, mir einen Theil zur Unterfuhung zu überfenden. Bei ihrer Aufnahme in’s Hofpital nahm die Geſchwulſt mehr die rechte, als die linke Seite ein und war von mäßigem Umfange; fie verurfachte zumeilen Ath: mungsbeſchwerden, fonft aber beläftigte fie die Kranke nicht weiter, als nur durch ihre Schwere. Das Allgemeinbefinden war gut, der Stuhl etwas verftopft, die Catamenien regelmäßig, der Puls ru: big und regelmäßig. Am 27. Mai machte ich die Punction und zog ihr ungefähre acht Pinten einer vollfommen durchſichtigen Flüffigkeit ab, melde, wie aus unfern Notizen hervorgeht, durch einen Zufag von Salz peterfäure oder durch Einwirkung der Dige nur fehr wenig getrübt wurde; in der That mußte man fie gegen das Licht halten, um fih davon zu überzeugen, daß fie überhaupt eine Veränderung er— litten, und die Quantität des albumen war fo gering, daß ſich durchaus kein Niederfchlag bildete und die Fluͤſſigkeit nur etwas weiß wurde. Bei den frühern Punctionen war gar Erine Spur von albumen zu entdecken. Am nädhften Zage zeigte die Kranke, welche fehr nervös und hyſteriſch ift, etwas Fieber und eine geringe Empfindlichkeit des Unterleibes oder vielmehr der Cyſte; jest jedoch befindet fie fih wohl genug, um wieder entlaffen werden zu Fönnen. Als diefe Kranke in’s Hofpital aufgenommen worden war, ber merkte mein AffiitengeChirurg, daß ein Frauenzimmer da läge, auf deren Krankenzettel mein Name ftände, die aber an Ascites Litte; er wollte damit fagen, daß fie in die innere Wbtheilung hätte gelegt werden müffen. Aus früherer Erfahrung jedoch wußte ich, daß innere Mittel in in diefem Falle, den ich für einen hydrops ce ysticus halten mußte, nichts fruchten würden , und ließ die Kranke daher, Behufs der zu vollziehenden Operation des Bauch: ftiches, der allein Hilfe gewähren Eonnte, in die äußere Abtheilung bringen. Wie aber ift ein folder Fall, wo die Flüffigkeit in einer Cyſte angefammelt ift, die mit der allgemeinen Höhle des perito- naeum in Eeiner Verbindung fteht, von einem aewöhnlichen ascites zu unterfcheiden® Sehr oft kommen ung dabei die negativen Bes weife zu Hülfe, welche die Abwefenheit aller jener Symptome lies fert, die eine Krankheit des Herzens, oder der Leber, oder des pe- ritonaeum, oder irgend eines andern Theils anzeigen, in Folge deren ascites entfteht. Bei diefem jungen Frauenzimmer, 4 Br bat zu Feiner Zeit irgend eine Störung des Allgemeinbefindens ſtatt— gefunden, und nur das Gewicht der Fluͤſſigkeit hatte ihr einige Bez ſchwerden gemacht, und nachdem man ihr diefe abgezapft, fehen Sie fie jegt vollfommen wohl. Zuweilen kann ſich's zwar ereignen, daß, wenn die Cyſte ſehr groß und der Druck ſehr bedeutend iſt, die Gedaͤrme, oder der Magen, oder die Lungen eine ſo ſtarke Com— preſſion erleiden, daß die Geſundheit dadurch ſehr beeinträdytigt wird und Anſchwellungen der Fuͤße, odes ascites, oder Verſto— pfung, oder Dyspnöe entſteht, in Folge deren der Fall wohl auch tödtlich ablaufen Eannz allein in folhen Fällen wird man die alle mäligen Wirkungen der Gefhmwulft verfolgen Fönnen und die Sym— ptome, welche der Walferanfammlung im ascites gewöhnlich voranges ben, vermilfen. Zuweilen erhält man auch einen pofitiven Beweis duch den Umstand, daß bie Geſchwulſt zuerft in einem einzelnen Theile wahrgenommen wurde: ber Kranke berichtet, daß er diefelbe anfangs an der einen oder der andern Seite bemerkt habe und der Unterleib erft nach und nach in feinem ganzen Umfange angefhwole ten fey Iſt die Enfte Elein, fo kann man fie wohl auch mit der Hand bewegen und oft bei der Unterfuchung ihre Form beftimmen, oder fie bewegt jich wohl felbjt, wenn der Kranke feine Lage ver— ändert. Eben fo fann man, wenn die Gyfte nicht einen zu bedeu— tenden Umfang hat, die Natur des Falles faft immer durd den Percufiionston ermitteln, indem die Finger im ascites an verſchie— denen Stellen die Därme treffen und daher einen hellen Zon herz vorlocken werden, im hydrops cysticus aber ber Theil vollfommen dumpf tönen wird, da der Darmcanal hinter der Gefchwulft liegt. Bei der Ruͤckenlage des Kranken fühlt man in einem Falle, wie der der Herbert, vorn, mit Ausnahme des obern Theile, wo der Magen und das colon liegen, keine Luft, wohl aber an den Seiten, hinter der Gefchwulft; im ascites dagegen verhält ſich's umgekehrt: vorn fühlt man Luft, an den Geiten nicht, weil die Flüffigkeit, vem Gefege der Schwere folgend, ſich nach den tiefer liegenden Theilen herabfenft. Laͤßt man den Kranfen im ascites fih auf eine Seite legen, fo fühlt man den Darm an der erhabens ften Seite, während das Wafler an der abbängigften ſich befindet; bei’m hydrops saccatus dagegen ändert die Geſchwulſt, wenn fie nur einigermaßen groß ift, mit der Lageveränderung des Kranken 345 ihren Sig nicht, und der Ton bleibt immer bderfelbe, wie ber Kranke aud) liegen mag. Indeſſen muß man geftehen, daß es Fälle von beiden Arten giebt, welche, befonders wern die Quanti: tät der Flüffiakeit bedeutend ift, geaenfeitig mit einander verwechs felt werden können, bis eine Opıration die Beihaffenheit des Flui— dum’s nachweiſ't; wie es denn in ber That vorgekommen ift, daß man derartige Sackgeſchwuͤlſte vermuthete, die Operetion machte, und fi dann ergab, daß Eeine folhe Geſchwulſt vorhanden war. Ueberdieß wird die Diaanofe in folden Fällen ſchwierig feyn, mo, in Folge der durch die Cyſte veranlaßten Reizung, außer der in diefer enthaltenen Klüfiigkeit auch in der Periconealhöhle einige Waferanfammlung ftattgefunden hat. Die Krankheit der Herbert war demnach Fein gewöhnlicher ascites, fondern ein hydrops eysticus, Wo aber hatte das Flui— dum feinen Sig: In neunundvierzig Fällen unter funfzig wird man da, wo ji das Fluidum in einer Cyſte im abdomen befin: det, zu glauben geneigt feyn, daß man es mit einem hydrops ova- rii zu thbun babe, und der bier mitgetheilte Ball hatte, in der That, alle Achnlichkeit mit einem folhen; allein wenn man bei'm hydrops ovarii die Punction macht, fo findet man fajt immer, daß die Flüfiigkeit eine fehr zaͤhe, dicke, albuminöfe Subſtanz enthält, die ihre Anfehen und ihre Farbe verfchiedentlih modificirt; und zwar ift diefe oft in fo reichlichm Maaße vorhanden, daß ich einen Fall beobachtet habe, wo die Fluͤſſigkeit, unmittelbar nach ihrer Entleerung, von der Menge des Eimweißftoffes eine fo fefte Beſchaf— fenbeit annahm, daß ein Löffel darin ftehen Eonnte, wie in dicker Sallerte. Sn unferm Falle aber haben Sie aeichen, daß das Fluidum bei der erften und zweiten Punction vollfommen durchfiche tig und wälferig war, und felbft jest, bei der dritten, nur eine ges ringe Spur von Albumen enthielt. Hoͤchſt wahrfcheinlid daher gehört diefer Fall zu den feröfen oder Wafferfacgeichwülften, wels &e in jedem Theile des Körpers ihren Sitz haben Eönnen, wie Sie bier in diefen Präparaten fehen, am bäufigften jedoch in der Leber vorkommen, wie fie denn bier auch Beifpiele davon in jedem Grade der Entwicelung ſehen. Als ſich unfere Kranfe vor vier Jahren unter der Behandlung dee Dr. Chambers im Hoipitale befand, zapfte ich ihr, wie bereits erwähnt, 14 Gallon einer ähnlichen Tlüffigkeit ab, und nad) dem Anfchen derfelben glaubten wir das mals fchließen zu dürfen, daß die Cyſte ihren Sitz in der Leber babe, und der Umjtand, daß es nach der Operation fo lange dauer— te, bevor ſich die Flüffigkeit wieder anjfaınmelte (denn die Kranfe fagt, daß fie erft anderthalb Sabre nad) der legten Operation die Rückkehr der Gefhwulft bemerkt babe), und daß diefe noch diefelz ben Eigenfcaften befaß, wie früber, laͤßt mich auch jegt noch glauben, daß die Leber der Sitz der Cyſte ſey. Sc erfaube mir, Sie bier auf einen von mir verfaßten Aufs fag aufmerffam zu machen, welcher im 18ten Bande der Medico- chirurgical Transactions mitgetheilt worden ift und eine aus: führlibe Befchreibung dieſer feröfen Gyften und ihrer Wirkungen, befonders wenn jie in der Leber ihren Sig haben, enthält. In demfelben werden Sie auch den Unterfchied angegeben finden, der zwiſchen diefen Gefchwülften, die oft fälfchlih Hydatiden genannt werden, und den wirklichen Hydatiden-Gefhmwülften der Leber, wie Sie fie bier in diefen Präparaten ſehen, obwaltetz wonach eine Cyſte, welhe Hydatiden enthält, aͤußerlich zwar einer feröfen Cyſte aͤhnlich ift, beide Sirankbeitszuftände aber fonft ganz verfchiedener Natur find. — Seröfe Cyſten nennt man diefe legtere Urt alle gemein wegen ihres Ausfehens; allein die Beſchaffenheit der von ihnen ahgefonderten Flüfjigkeit ift von der des Secrets der natürlie chen feröfen Membranen ganz verfchieden, da diefe, mit Ausnahme der arachnoidea, eine Fluͤſſigkeit abfondern, welche eine beträchtliche Menge albumen entbält, welches durch Hitze oder Galpeterfäure leicht präcipitirt werden Fann. Die patbologifchen Gyiten dagegen enthalten, nab Dr. Marcet’s Analnfe, nichts weiter, als eine ſehr geringe Quantität thieriſchen Stoffes, den er Schleim-Extra— ctivftoff nennt, und in taufend Zheilen einige Gran falinifchen Stoffes. Herr Spitta ift fo gütig gewefen, das Fluidum in unferm Falle der Analyfe zu unterwerfen und hat dafjelbe dieſer Anaabe entiprechend gefunden. So oft Sie daher eine derartige wällerige Fluͤſſigkeit im Körper vorfinden, Eönnen Sie. faſt mit 346 Sicherheit fchliegen, daß fie von einer neu entftandenen Cyſte und nicht aus einer natürliın Höhle komme; und aus diefem Grunde ziehe ich den Ausdruck Waſſer-Cyſte der gewoͤhnlichern Benennung „Teröfe Geſchwulſt““ vor. Sie müjfen diefes jedoch nicht fo verſte— ben, als fey auch der umgekehrte Schluß zu ziehen, daß nämlic) überail, wo man bei der Yunction Serum (d. b. eine durchfichtige, viel aıbumen enthaltende Flüffigkeit) erhält, diefes Fiuidtum nothz wendig in einer natürlichen Höhle adgefondert ſeyn müffe, denn viele neugebildete Cyſten erleiden in einer fpätern Periode ihres MWachsthums mandherlei Veränderungen, durch weldye ſich auch die Secretion verändert. So ift, z. B-, die Cyſte oft mit einer diden Schicht von Lymphe ausgekleidet, die bei'm erften Anblick eine aroße Hydatide zu fiyn fcheint, aber, in der That, nichts weiter it, als dire Lymphe oder albumen, wie man bergleidyen häufig auf der pleura findet. Sie fehen hier eine folhe Maffe, die ich unerwar— tet in zwei Cyſten in der Leber eines meiner Kranken gefunden habe, der an einem andern Ucbel geftorben war; eine ähnliche Cy— fte fand ſich in der Lunge, Ein andermal wird man in den neugebildeten Cyſten deutliche Spuren einer ftattgebabten Entzündung finden, in der Form von frei in der Flüffigkeit umberfhwimmenden Stüden coagulabeler Lymphe, von der die Flüfiigkeit jelbft noch einen großen Theil aufs gelöf’t enthältz oder das flüfige Gontentum wird dunkler gefärbt und mit Blute vermifiht feyn, fo daß es hierdurch coagulirt und Eeinen deutlichen Beweis liefert, daß die Abfonderung von Lymphe in Folge einer Entzündung ftattgefunden habe. Sn einem dritten Falle wird die Entzündung eine Eiterung in der Eyſte veranlaffen. wie ich dieß in einem interefjanten Falle von einer folchen Sackgeſchwulſt in der Niere gefehen, deſſen Geſchichte ih in dem oben angeführten Bande der Transactions mitgetbeilt habe und von dem Sie bier das Präparat fehen. Die Natur der Geſchwulſt war in diefom Falle ſehr Schwer zu ermitteln, bis ic) die Punction machte und 18 Ungen fait reinen Waffers entleerte, wo ſich denn aus dem bereits angegebenen Grunde Elar herausitellte, daß es eine Waſſercyſte fey. Sie füllte fich wieder und erreichte eine enorme Größe, fo daß der kleine Kranke in Folge der dadurch entftandenen Reizung aufgerieben wurde; und bei der Unterfuchung fand man denn, daß von den fünf Pinten Auidum, welche die Cyſte entbielt, der vierte Theil vielleicht aus einer weißen purulenten Fluͤſſigkeit beftand. In andern Fällen wieder bildet die in der Cyſte abgefonderte Fluͤſſigkeit einen dien, zähen Schleim; befonders ift dieſes der Fall bei den Cyſten der Ovarien, wo man oft bedeutende Quantis täten diefer Subftanz findet. Nach der Beobachtung des Dr. Ba: bington wird es wahrfcheinlich, daß diefer Schleim das Refultat eines Entzündungsprocefes fey, in Kolge deffen ſich Eiter bilden würde, wenn der Reft der Klüfiigkeit eine faure Beſchaffenheit bätte; wegen der alkalinifhen Natur deffelben aber verwandelt ſich der Eiter in Schleim. So fönnen Sie audy in Krankheiten der Harnwerkzeuge abwechfelnd die Abfonderung eines zähen Schleimes oder Eiters beobachten, je nahdem der Harn eine alkalinifche oder faure Beſchaffenheit hat. Endlich werden Sie in folhen Cyſten zuweilen auch eine weit verbreitete Verſchwaͤrung und fungöfe Ererefcenzen finden, wie Sie bier in diefem Präparate fehen, welches, wie ich glaube, eine Wal: ferſackgeſchwulſt der Ceber warz übrigens muß ic Sie in Bezug auf diefe Art der Veränderung ebenfalls auf meinen mehrerwaͤhn— ten Auffag verweifen. Sch muß zwar bemerken, daß Dr. Mal: colmfon mir einen von ihm gefchriebenen Aufſatz zugefendet bat, in welhem er zu beweifen ſucht, daß die von mir befchriebenen Fälle diefes feltenen Proceſſes Abſceſſe der Leber waren; allein wenn mich auch diefer Auffas auf Etwas aufmerkſam gemacht bat, was ich felbft nicht beobachtet babe, daß nämlich die Abſceſſe jenes Drgans einem ähnlichen Ulcerationsprocejfe unterworfen ſeyn koͤn— nen, fo haben mich doch mehrere Umſtaͤnde zu der Ueberzeugusg geführt — und Sie dürften es aus diefem Präparate ſelbſt erſe— ben — daß die von mir mitgetheilten Fälle nicht Abſceſſe der Les ber, fondern, aller Wahrfcheinlichkeit nach, Ulcerationen in Sackge— fhwülften waren. 847 3% habe oben bemerkt, daß bie Cyften ebenfalls Veränderuns gen erleiden. Im Allgemeinen ift die Beihaffenheir des Fluidums um fo einfacher, je dünner die Cyſte ſelbſt ift. Im manchen Fällen jedoch wird der Sad nad) und nad) dicker und dichter, bis er in eine feite fibröfe Subſtanz von beträchtliher Dicke umgewandelt ift, fo daß Einige die Cyſten in diefem Zuftande fibröfe Geſchwuͤlſte genannt haben, im Gegenfage zu ihrer frühern feröfen Befchaffen: beit; und in diefen Cyſten mit fibröfer Structur, alaube ich, ift das Secret ftets mehr oder weniger albumindös und deſſen Farbe gewöhnlich aud) dunkeler, als in denjenigen, die ein dünneres Ge: webe haben. Wenn nun eine dünne, durchſichtige, feröfe Cyſte in eine dicke fihröfe Subftang fih umgewandelt bat, fo kann diefe end— lich, nad) den gewöhnlichen Gefegen der Transformation Erankhaf: ter Gewebe, noch eine Verwandlung in Knochen erleiden, fo daß man manche diejer feröfen Cyſten der Leber oder anderer Organe mehr oder weniger verfnöcert findet, in manchen Fällen fo fehr, daß Faum ein Theil des Sades dem Dffificationsprocejje entgan— gen ift. Es giebt indeffen noch eine andere Veränderung, der die Waf: ferfacgefhwülfte zumeilen unterworfen find, befonders wenn fie ih— ren Sig in gewiffen Organen haben, wie, 3. B. in den Ovarien. Es ift diefes die Entwickelung fecundärer Cyſten innerhalb der Wände der urfprünglich vorhandenen, in der Art, wie jie von Dr. Hodgfin befihrieben find, oder halb gelatinöfer Subſtanzen in Form von Cyſten oder foliden Maſſen, wie Sie fie hier in diefen Präparaten feben Eönnen. Diefe neuen Gebilde werden oft bösare tige genannt; allein ich glaube, daß fie häufig durchaus feine boͤs— artigen Eigenfhaften bejisen, obgleich fie den Cyften, welche in wirklich bösartigen Krankheiten vorkommen, fehr ähnlich find, Dir: fes ift jedoch ein Gegenftand, den wir hier nicht weiter verfolgen wollen. Waſſerſackgeſchwuͤlſte im Innern des Körpers jind oft Lödtlich, befonders folhe, die unzugänglich find und außer dem Bereiche pharmaceutifher oder chirurgifcher Mittel liegen, Unferer Der: bert, bei der die Cyſte vermuthlich in der Reber ihren ©iß bat, haben die innern Mittel — und da fie bei einem Arzte im Dienite war, hat fie deren eine große Menge verfuht — nicht ben geringe ften Nugen gewährt; ebenfo wenig haben örtliche Mittel irgend einen Einfluß auf ſolche Cyſten, wenn fie tief liegen, wie bei der Herbert, wo der Sad jedenfalls hinter den Bauchmuskeln feinen Sitz bat, wenn diefer auch nicht in der Leber feyn follte. Eine pals liative oder radicale Deilung ift daher bei folcyen Eyften nur von einer Operation zu erwarten, wenn fie überhaupt für eine folche zuaänglich find; jedoch muß ich Sie in Bezug auf die vollftändige Behandlung folher Geſchwuͤlſte, wenn fie in der Leber ihren Sitz haben, auf den erwähnten Band der Transactions verweilen. Sie haben arfehen, daß die Eyfte bei der Herbert drei Mal mittelft des Zroicarts entleert worden und nad) den erjten Pun— ctionen keine Odliteration des Sackes eingetreten war, wage wahr: fcheintich nicht felten geſchieht, wenn ſich die Eyite in der Leber be: findet, wie ich diefis in einigen Fällen felbft aefeben habe. Eben: fo wenig ift eine Zerftörung der Cyſte durch Suppuration oder Ulceration erfolgt, wie diefes bei einem Mädchen der Fall war, der diefe Gyite bier abgegangen ift. Sir Benjamin Brodie hatte bei ihr die Punction gemacht und ein waͤſſeriges Fluidum aus einer anfcheinend in der Reber befindlichen Gyite encleert. Es trat hier— auf eine ſtarke Irritation und Fieber ein; dann folgte der Ausflug von Eiter mit den Stühlen, und endlich ging diefe Cyſte ab, die genau fo ausſieht, wie eine von diefen Geſchwuͤlſten, und die aus der Leber in das colon gelanat feyn mag, gerade auf diefelbe MWeife, wie die Hıdatidengefhmwülfte der Leber fo oft abgeben, wenn fih in Folge von Adhaͤſion und Guppuration eine Communication zwifchen beiden Organen gebildet hat. Die Operation wird unfes rer Kranfen wohl nur temporäre Hülfe bringen, da fih der Sad wabrfcheintich, wie er es bereits gethban, von Neuem füllen wird, wenn auch viel lanafamer, als es zu gefchehen pfleat, wenn fich fothe Gefhwülfte im Ovarium befinden. Die Gefahr der Opera: tion ift, wie Sie gefehen haben, unbedeutend; die geringe Srritas tion, die bei der Herbert eingetreten, war mehr byiterifcher, als inflammatorifcher Natur. 848 1 II. Der zweite Fall zeigt Ihnen die in Rede ftehende Kranks heit in einem äußern Zheile, und zwar am Halfe, einer für die Ents wickelung derfelden nicht ungewöhnlichen Stelle. Der Gegenftand diefes Failes ift Sohn Worgan, 72 oder, wie man mir neulid) berichtet hat, 78 Jahre alt, der am 35. Mai in Harris’s Abe theilung mir einer großen Geſchwulſt an der rechten Geite des Halfes aufgenommen worden ift. Dieſe ift weich, hat eine ebene Oberfläche und zeigt deutliche Fluctuationz die trachea und dır oesophagus find von derfelben ganz nad) der linken Scite des Hals fes gedrängt worden und bilden eine beträchtliche Curve; die Ge— fäße find nad Außen gedrängt, wenigſtens kann man die carotis am Aufern Rande der Gefhwulft pulſiren fühlen ; der m, stern - cleido-mastoideus iſt oben ebenfalls nach Außen gedrängt und bir deckt unten einen Theil der Gefchwulft: den omohyoideus firht man, wenn der Kranke fihlingt, in fchräaer Nichturg queer übır diefelbe binmeggehen, und an der innern Geite wird fie von den Sternalmusfeln, sternohyoideus und sternothyroideus, bedeckt, fo daß jie nur an ihrem obern Theile dicht unter der Haut liegt. Sie bewegt fi frei mit dem larynx, ift unſchmerzhaft, hindert, trog der Krümmung der trachea und des oesophagus, die fie ver— anlaßt, weder die Refpiration, noch die Deglutition und hat einen fothen Umfang, daß fie wahrfcheinlich ſechs bis acht Unzen Flüfjige keit enthält; eine Vergrößerung der Schilddrüfe ſcheint nicht vors handen zu feyn. Es eriftirt hier demnah ein tumor cysticus aquosus am Half, oder, wie Maunoir und O'Beirne, welde tinige gute Beihreibungen von diefer Krankheit geliefert haben, die Ge— ſchwulſt nennen, eine Hydrocele des Halſes. Wenn man den Umfang der Gefhwulft und die von ihr veranlaßte Verſchiebung der benachbarten Theile betrachtet, fo iſt es auffallend, daß der Mann nur fowenig davon afficirt wird; indefen babe ich geſehen, daß eine folhe Geſchwulſt durch ihren Druck ernitlihe Störungen in der Refpivation und Deglutition, Blutungen aus Nafe und Munde, Affectionen des Gehirnes, heftige Derzbewegung und, wer gen ihrer Wirkungen auf den larynx und die Rungen, Erſtickungs— zufälle veranlaßr hat. Diefe Berfchiedenheit der Wirkungen hängt nit nur von dem Umfange der Gejchwulft, fondern auch von ih— rem Sige und der Art ab, in welcher fie von den Muskeln, Fas— cien und andern angränzenden Theilen niedergedrüct oder freige— laffen wird. Zumeilen ſitzt fie ganz an der innern Seife des ster- no-cleido-mastoideus, an eincr oder beiden Seiten des Daljes oder auf der vordern Flaͤche der uftröhre, und dann ift ibr Drud auf die hier gelegenen wichtigen Theile bedeutend; zuweilen aber ſitzt fie theilweife over ganz an der aͤußern Seite des genannten Muss fels über der clavicula, und dann iſt ihre Wirkung natürlich weit weniger nachtheilig; zuweilen nimmt fie nur den obern, dicht unter dem Kiefer gelegenen Theil des Dalfes ein; zumeilen endlidy findet man fie an allen diefen Stellen zugleich. Die größte Geſchwulſt diefer Art, die ich je gefehen habe, war eine, die ich ver ungefähr einem Jahre gemeinfchaftlih mit Herrn Cangley behandelte. Diefelbe war zwölf Sabre lang fortgewache fen, obne daß etwas zu ihrer Befeitigung geſchah, da mehrere aus= gezeichnete Chirurgen, in der Meinung, daß es cine folide Geſchwulſt fey, der Kranken angerathen hatten, nichts an derfelben vornehmen zu laffen. Wahrfcheinfih war fie anfangs viel härter und fefterz als ich fie jedoch fah, war die Natur der Krankheit leicht zu er⸗ fennen, und mittelit einer dünnen Nadel entleerte ich fogleich eine ganze Pinte einer röthlichen, feröfen Flüffigkeit. Die Kranke war damals fehr ſchwach und abgezehrt, und die heftigen Wirkungen der Geſchwulſt braten fie oft dem Zode nahe; fie war bereits feit mehreren Wochen unfähig, horizontal zu Liegen, und felbft wenn jte in einer figenden Stellung fchlief, erwachte fie jeden Augenbiie mit der Furcht zu erſticken; auh hatte fie zuweilen ſolche Anfälle von Dys- pnöe, daß ihr Leben ernftlich bedroher wurde. Die Geſchwulſt füllte den gangen Raum zwifchen dem Unterkiefer und den Schlüffelbei- nen und ragte vorn fo ſtark hervor, daß die Kranke bereits feit einigen Jahren nicht mebr im Stande war, ihr Rinn nieberzus drücden und irgend einen Theil ihres Körpers zu ſehenz fie hatte eine fehr unregelmäßige Geftalt, indem rundliche Parthieen an als len Süiten der sterno-cleido-mastoidei hervorragten, und ein vier— 849 eckiges Stüc erſtreckte fich über der rechten clavicula auf die Bruft herab; ihr vorderer Theil bedeckte die Ruftröhre vollftändig, fo daß man nichts von derfelben fühlen Eonnte. Die Kranfe war durch die bald zu erwähnenden Mittel beinahe gebeilt, als fie ſechs Mo: nate fpäter von einer Bruftaffection hinweggerafft wurde. Bei der Unterfuhung fand ic) den Sad beinahe ganz ohlites rirt und die Scilddrüfe ganz gefund, mit Ausnahme eines Eleinen Theils des rechten Lappens, ungefähr von der Größe einer Nuß, welcher hart und Ereideartig war, Man hatte diefe Geſchwulſt ftets für eine Bronchocele oder eine Vergrößerung der Schilddrüfe gehalten, ſowie man überhaupt oft angenommen bat, daß die Gyfte in folchen Geſchwuͤlſten durch die Erweiterung einer oder mehrerer Zellen dirfer Drüfe entſtehen; allein ein folcher tumor hat faft nie mit diefem Organe etwas gemein, und wenn er in der Nähe deffeiben an der innern Seite des sterno-cleido-mastoideus feinen ©ig hat, ift die Befchaffenheit der Eyfte genau dieſelbe, als wenn er an der dußern Seite die: ſes Mustels und aller Gefäße zwifchen diefem und der Schild— druͤſe fäße. Bevor Sie dergleichen Gefhmwülfte operiren, empfehle ih Ih— nen, jie ftets erft mit einer Nadel anzufteden, um ſich über ihren Inhalt Gewißheit zu verfchaffen; und diefe Nadel hier, die einer Staarnadel aͤhnlich und nur etwas größer ift, oder eine Hohlna— del, wie diefe bier, wird, in der Regel, genügen, um die Cyſte ganz, oder beinahe gang, zu entleeren, wenn Sie diefes fiir wün: fhenswer:h eradıten, bevor Sie zu andern Maaßregeln fchreiten, Sie haben gefehben, daß man die Gyfte leicht mit einem foliden tumor verwechfeln Eann, befonders wenn derfelbe von dicken Mus: keln bedeckt und niedergedrüct ift; andererfeits kann man auch eis nen hergorragenden Theil’ der Schilddrüfe leiht mit einer Cyſte verwechſeln. Bei unſerm Kranken hier iſt die Geſchwulſt, ſelbſt da, wo ſie der Haut am naͤchſten liegt, von einer dichten Faſcie bedeckt, wenn nicht die Cyſte ſelbſt von einiger Dicke iſt; ich habe jedoch einige Faͤlle geſehen, wo die Cyſte nebſt der Haut ſo durchſichtig war, daß man die Flamme eines Lichtes durchſcheinen ſah, wie bei der Hydrocele der Scheidenhaut des Hodens. Indeſſen war dieſes, fo: viel ich mich erinnern kann, immer nur dann der Fall, wenn die Geſchwulſt an der Außern Seite des sterno-cleido-mastoideus, zwiſchen diefem und dem trapezius, über der clavicula, ihren ©iß hatte. Wenn die Chfte nicht durchfichtig ift, ift der Nadelſtich nicht nur deßhalb nötbig, um Srrthümer in der Diagnofe zu vermeiden, fondern weil man da, wo die Eriftenz eines Fluidums unzweifel— baft ift, die Natur diefer Flüffigkeit Fennen muß, bevor man ſich für irgend eine Behandlungemweife entfcheidet. Es giebt, erftens, Gyften am Halfe, welche mit arteriellem Blute gefüllt find und mit der Schilddrüfe in Verbindung ſtehen. Sir B. Brodie erzäblte mir ver einigen Tagen einen Kal, in weldem er, bei der Oeffnung einer Cyſte an diefer Etelle, diefelbe zu entleeren nicht im Etande, indem fich fortwährend fcharlahrothbes Blut aus ihr ergoß, das er endlich durch Druck zum Steben bracdte und das fpäter reforbirt wurde. Wie notbiwendig die Vorficht, die ich Ihnen empfohlen babe, in folben Fällen fin, koͤnnen Sie aus ei— nem Falle erfehen, der dem Herrn Dalrpmple vorgefommen, und in welchem diefer, als er eine derartige Cyſte aröffnet hatte, nah einigen Tagen feinen Kranken in Folge wiederhelter Kämer: rhagieen verlor. Die Geſchwulſt beftand aus mehreren Gyften, in welche fich die Gefäße des isthmus der Scilddrüfe öffneten und dadurch zu einer tödtlichen Hämorrbagie Veranlafjung gaben, Zweitens findet man zuweilen mit venöfem Blute gefüllte Cyſten am Halfe, welche, gleich den vorbergebenden, Kein fo freics Eingreifen geftatten, mie die feröfen Geſchwuͤlſte diefer Art. Herr Hey in Lerds hat einige hierber gehörige Fälle befchricben, und ich erinnere mich eines Falles, der bei einem polyclinifchen Kranken (out-patient) dieſes Hoſpitals vor mehreren Jahren vorgefommen it, bei welchem die Geſchwulſt, weiche den Umfang einer Drange 550 hatte, punctirt wurde und, wie fi nun ergab, dunkles, venoͤſes Biut enthieltz fie wurde gefchloffen; aber der Mann, der nicht im Hoſpitale bleiben wollte, Lehrte in feine Wohnung zurüd und ftarb kurz darauf — ich glaube nach einigen Stunden — in Folge einer Dämorrhagie. Es ift wahrſcheinlich, daß diefe Cyſten, wie die mit arteriellem Blute, mit der Schilddruͤſe in Verbindung ftes ben; jedoch aus der patbologifcyen Anatomie weiß ich noch nicht, ob diefes je der Fall ſey, oder ob diefe Gefhmwülfte, wie Hey vermuthet, eine Art aneurysma feyen, die mit der Jugularvene tommuniciren. Soviel über die Diagnofe diefer Gefhmülfte. Was nun ihre Behandlung betrifft, fo hängt diefe von verfdiedenen Puncten ab, wie der Befchaffenheit des Kluidums, der Dice der Cyſte, den Berhältniffen des Kranken u. ſ. w. 1) Man madıt die Punction nicht nur, um fi) von der Art des Fluidums und der Dicke der Cyſte Kenntniß zu verfchaffen und hiernach die Fünftige Behandlung einzuleiten, fondern aud als Palliativmittel. Wenn der Kranke furdtiam ift, oder die Um— ftände für den Augenblick den Verſuch zur Radicalcur nicht zuläffig machen, fo entleere man die Flüfjigkeit von Zeit zu Zeit mittelft eines Hpdrocele-Troicar’s, oder auh, wenn die Haut und die Cyſte dünn find und einen leichten Ausflug geftatten möchten, mit— telft einer Nadel. 2) It das Fluidum waͤſſerig und die Bedeckung dünn, fo fann man zuweilen durch die Anwendung eines stimulans erftere zur Reforption und die Eyfte zur Obliteration bringen. Dergleis chen stimulantia find Pott's Lotion von Gampher:Spiritus mit Goulard'ſchem Waſſer, eine Auflöfung von falzfaurem Ammo— nium, eine ftarfe Jod: Auflöfung oder eine folche von Kali hydroio- dieum, ein Ammoniafpflafter ꝛc. Bon diefen Mitteln babe ich, be— —— nach vorhergegangener Punction, einen guten Erfolg ge— ehen. 3) Nach der Entleerung der Fluͤſſigkeit hat zuweilen cine rei— zende Einfprigung, wie, z. B., von einer Auflöfung von Jod oder ſchwefelſaurem Zink, eine adhäfive Entzündung bervorgerufen und dadurch die Heilung bewirkt; indejfen ift diefes Mittel bei der hy- drocele des Saamenftranges, welches diefelbe Krankheit ift, in der Regel, ohne Wirkung, und bei den feröfen Gyften am Halfe habe ich ſelbſt es noch nicht verfucht. Iſt die Cyſte ziemlich dünn und dehnt fie fih nicht in mehrere Abtheilungen zwifchen den Muskeln aus, fo kann man immerhin einen Verſuch damit machen, zumal da ed, wenn wirkungslos, die nadherige Anwendung anderer wirffamer Mittel nicht verhindert, 4) Diefe Mittel find ſolche, welde eine fuppurative Entzüns tung herbeiführen und eine fortdaurende Reizung in der Gyfte uns terbalten. Hierher gebört die Einführung eines Reinwandftrrifens in den Sad durch einen an dem bervorragendften Theile deifelben gemachten Einfchnitt, den man fo lange darin liegen läßt, bis bie Höhle durch Gontraction beinabe obliterirt zu fiyn fcheint. Zu: weiten gelingt diefes fehr leicht, wie bei einem Kranfen des Herrn Babington, deffen ſich Einige von Shnen wohl nody erinnern; indeffen ift diefes Verfahren nicht immer ohne Gefahr, da zumeilen nach dem Einſchnitte heftige Blutungen entfteben. Sit die Cyſte groß, oder in mehrere Abtbeilungen getheilt, fo daß, z. B., an jeder Seite des sterno-cleido-mastoideus fich eine befindet, fo wird die Einführung eines einfachen Reinmwandftreifene, in der Regel, wie ich glaube, nicht binreichen, fondern ein seton dem Zwede bef: fer entfprechen. Das Verfahren bei der Anwendung diefes letztern ift folgendes: Man entleert das Fluidum an einem Ende des Sadıs mittelft des Hydrocele-Troicar's, führt dann durch die Canaͤle diffeiben eine lange Sonde cin, erforſcht die Sage der Ger fäße und anderer wichtiger Theile, um zu beftimmen, in welder Richtung die Grgenöffnung am vortbeilbafteften gemacht werden Eönne, welce, in der Regel, im länaften Durchmeſſer des Sackes ift. Nun machen Eiriae auf der Sonde einen Einfchnitt und füb- ren dann dir Eeide durch die Oeffnung; allein ein weit leichteres Verfahren ift dieſes, daß man fich eincs langen, dünnen Troicar's bedient, der leicht durch die Canäle gebt und deffen fpiges Ende Sl dicker ift, als der übrige Theil, fo daß zwei oder brei in dem ans dern geöhrten Ende befindliche Seidenfäaden leicht durch die Oeff— nung geführt werden können, welche mit der Spige in der Haut gemadıt wird, Da, wo der Gad eine complicirte Form hat, ift zuweilen ein zweites seton erforderlich), welches man zu einer fpätern Zeit duͤrch eine der früher gemachten Deffnungen einführen Eann, fo zwar, daß es ggieer vor einem Theile der Membran hinz weggeht, welcher, indem er unter den Muskelfafern verläuft, mit dem übrigen Theile des Sades nur eine geringe Communicas tion haben, und fo außerhalb des Einfluffes des erften seton ſte— ben mag. Bei manchen Perfonen wird die Einführung des seton eine bedeutende Reaction veranlaffen, und man muß vorzüglich gegen die Bildung und Anfammlung einer fauligen Materie und das Reizfieber, welches diefe erregt, auf feiner Hut ſeynz und diefem Uebel begegnet man leiht dadurch, daß man die abhängigfte Deffe nung etwas erweitert und Snjectionen von lauwarmem Waffer macht, fo daß die Eyfte von Zeit zu Zeit ausgefpült und von dem Secrete gereinigt wird, wenn dieſes eine fchlechte Befchaffenheit an— nimmt. Sn andern Fällen wieder ift ein zu torpider Zuftand vor— handen, fo daß die Gontraction des Sackes nad) der Einbringung des seton nur fehr langfam von Statten geht; hier unterjtügt man die Wirkung diefes legtern dadurch), daß man von Zeit zu Zeit reizende Einfprigungen von einer Auflöfung von Zink, Sod, Kali caust. 2c, madıt. Die Zeit, während welcher man das seton liegen läßt, richtet fih nad) den Wirkungen deifelben, in der Regel werden ſechs bis fieben Wochen zu dem beabjichtigten Zwecke hinreichen, 5) Sn einem Falle, wo die Cyſte etiwas dick und das Fluidum blutig war, habe ich das Innere des Sades, welcher fih von der trachea, unter dem sterno-cleido-mastoideus hinweg, bis zum acro- mion erftreckte, mit Salpeterfäure touchirt, um denfelben zu zerftören, und nad vier Zagen fchien dieß auch beinahe gelungen zu feyn, als der Kranke unglüclicherweife von erysipelas ergriffen wurde. Sh empfehle diefes Mittel jedoch nur dann, wenn alle übrigen fehlſchlagen; denn außer der erwähnten Gefahr, muß man auch die Verbindung des Sackes mit den Gefäßen berüdiichtigen, welche legtere ich in jenem Falle mit meinen Fingern fühlen Eonnte, und welche, foviel ich in den von mir gemachten Durchichnitten geſehen babe, fo zu fagen, die hintere Wand der Höhle bilden, indem der Sad hier fehr dünn und mit den Gefäßen und Nerven innig vers bunden ift. Bei unferm Kranken hatte ich Anfangs die Abfiht, die Flüfs figEeit zu entleeren und ein seton einzubringen, da ich ikn für viel jünger hielt, als es ſich fpäter ausmies; aber bei einem Manne von 78 Jahren, dem die Anwesenheit der Geſchwulſt Faum irgend eine Befchwerde macht, glaube ich nicht, daß ich Recht thun würde, wenn ich eine Procedur mit ihm vornähme, die eine bedeutende Irri— tation veranlaffen würde und bei feinem Alter nicht ohne wirkliche Sefahr feyn dürfte. Sollte die Gefhwulft wachfen oder ihm Be: fchwerde verurfachen, fo würde man leicht etwas Wirkfames für ihn thun Eönnen, und für jest mag er eine reigende Lotion von ei— ner Salmiaktauflöfung gebrauchen. - 352 6) Schließlich will ich Sie noch davor warnen, eine feröfe Cyſte am Halfe mittelft der Operation zu entfernen, da dieſes theils uns nöthig , theils gefährlich ift.e Herr Bransby Cooper hatte in eis nem alle, wo er eine folide Geſchwulſt vor ſich zu haben glaubte, die Operation bereits begonnen, ftand aber ſogleich davon ab, als er fand, daß es eine Cyſte diefer Art ſey, und heilte diefe dann durch Suppuration. Sch habe die genaue Verbindung des Sackes mit den Gefäßen und Nerven bereits erwähnt, und bei foldyer Ope— ration ift die gänzliche Durchſchneidung der letztern unvermeidlich, fo leiht es vor dem Beginne der Operation auch ſcheinen mag, diefes zu umgehen. — (London Medical Gazette, August 20. 1341.) Miscellen. Heilung einer Speiferöhbrenverengung wird von Dr. Bennett in dem American Journal of the med, scienc., July 1841, angeführt. Eine junge Frau von 19 Sahren, zart, blaß, brünett, unregelmäßig menftruirt und matt, erzählte, daß fie feit fünf Sahren Beſchwerden bei'm Schlucden habe, welde fich allmälig, jedoch langfam, gefteigert hatten. Sie Eonnte nichte Fe— ftes, wenn auch nur von der Größe einer gewöhnlidyen Pille, bins unterfchlucten. Der pharynx war nach beiden Seiten beträdhtlich ausgedehnt, fo daß die Fluͤſſigkeiten bei'm Trinken zuerft in eine befondere Höhle eingudringen ſchienen. Die Verfuhe, eine Oeſo— phagusfonde durchzuführen, mißlangen. Der Arzt hielt die Krank heit für eine ferophulöfe Verengerung durch tuberculöfe Degeneras tion des oesophagus, Es wurde Cicuta, Ipecacuanha und blaue Pillen gegeben und das Jod äußerlich und innerlich angewendet. Nach einigen Wochen gelang die Einführung eines Schlundftabes, mit fehr Eleiner, erbfengroßer Elfenbeinfugel. Die Kranfe huftete danach etwas Blut und beklagte ſich zwei Tage lang über hefti= gen Schmerz im Halfe. ALS diefer befeitigt war, wurde das In— ftrument wiederum eingeführt. Dieß wurde vier bis fünf Wochen fortgefegt und allmälig Eonnte die Sonde durch Eintauken in Wachs vergrößert werden, bis nach vier Monaten die vollftändige Erweiterung erlangt war und die Kranke ungeftört ſchluckte. Der Gebrauh der Cicuta und des Jod's war in der ganzen Zeit ununterbrochen fortgefest worden. Daß der Kaminfegerfrebs niht bloß am scrotum vorkomme, fondern aud andere Körpertheile befalle, dafür legte Herr Gufad der anatomifhen Gefellfchaft von Dublin auffe Neue einen Beweis vor. Es war dieß eine fogenannte Rußwarze (soot- wart), welche cr von der Hand einer grau erftirpirt hatte, die ges meinfchaftlih mit ihrem Sohne ein Kaminfegergeſchaͤft aeführt hatte. Sie hatte zwei Söhne gehabt, von denen einer am Krebfe geftor- ben war, während von dem Ohre des andern im zwölften Lebens— jahre durch Herrn Cuſack eine Rußwarze entfernt worden war, Die Frau hatte die Krankheit bereits einige Zeit, bemerkte aber in der letztern Zeit eine Vergrößerung derfelben, fürchtete das Schickſal ihres Sohnes und Fam deshalb nach dem Spitale, um von ihrem £eiden befreit zu werden. (Dublin Journ, March 1842.) Sibliographisce Histoire naturelle des Ammonites suivie de la description des especes fossiles (des Basses Alpes de Provence, de Vaucluse et des Cevennes),. Par F. V. Raspail. Paris 1842. 8. Mit 4 R. Beiträge zur veraleichenden Anatomie und Phnfiologie, Reifebemers Eungen über Scandinavien, nebft einem Anhange über die rück: waͤrtsſchreitende Metamorphofe der Thiere. Von Heinr. Rath— ke 2c. Danzig 1842, 4. Mit 6K. — 1) Ueber ben Lemming. 2) Zur: Entwicelungsgefhichte der Defapoden. 3) Ueber Am- phitrite auricoma. 4) Ueber Siphonostoma plumosum. 5) Ueber Borlasia striata. 6) Ueber Peltogaster Paguri. 7) Zur Ent— wicelungsgefhichte der Actinien. 8) Ueber die Gefchlechtswerf- Neuigkeiten. zeuge verfchiedener Afteriden. 9) Ueber die rüdjchreitende Mes tamorphofe der Zhiere. Diagnostic differentiel des tumeurs du sein. Par M. A. Berard. Paris 1842. 4. Die gumnaftifch=orthopädifche Heilanftalt zu Deffau, deren Eins richtung und Wirkfamkeit. Von Dr. 3. AU. 8. Werner. Defs fau 1841. 8. (Mit den günftigften Zeugniffen ver Herren DD. K. W. Starke zu Sena, Weigel und Gräffe zu Dresden, Mann zu Deffau, Lorinfer zu Oppeln, Lehmann zu Cöthen, Curtze zu Coswig, Dohlhoff zu Magdeburg.) EEE ——— — N e + a + g —— zu dem zweiundzwanzigſten Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. (Die Roͤmiſchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabiſchen die Seiten.) U. Abfeffe am Halfe , GCCCLXXIII. 176. Aerzte,reifende, flaatsärztlih,. CCCCLXIII. 16. Affectionen des fiebenten Nervenpaares, CCCCLXXIII, 169. Albuminuria over Brightihe Krankheit. CCCCLXXI. 140. Alectura Lathami, über den Neftbau derſ. CCCCLXIV, 22. Alnat „ über neuralgia CCCCLXXI, 143. Andral, Gavarret und Delafond, über das Blut im Zuftande der Gefundheit und Krankheit. CCCCLXXXT. 290. Anencephalus, adtzehn Stunden lebend. CCCCLXX, 119. Aneurysma, Behandlung deff. CCCCLXIV, 28. Aorta, Obliteration berf. unter dem Aor— tenbogen. CCCCLXXV. 199. zur Lebensweiſe tieffigende, facialis, Ascomys mexicanus, def. CCCCLXIII. 10, B. Balaenoptera, uͤber verſchiedene Organe derſ. CCCCLXIII. 1. CCCCLXIV. 17. Barry, M., über die Safer. CCCCLXVIII. St. Bergmann’s Ellbogen : Synovialgefhwulft. CCCCLXXXI. 320. Bibliothek des ärztlichen Vereins in Ham: burg. CCCCLÄXXIII, 336. Blafe, Gefhwulft in derf.” CCCCLAXX. 281. Rlafenfteinfhnitt bei CCCCLXXIX. 272. Blüthenfticl der mweiblihen Blüthe der Va- lisneria spiralis. CCCCLXIX. :06, Blumen, Gerüche derſelb. CCCOCLXXXI. 293- Blut einiger Thiere im Zuftande der Ges fundbeit und Krankheit. CCCCLXXXI. 200. Blut, Beränderungen deſſelben während der Refpiratiine CCCCLXIX. 100. CCCCLAX. 115. einem "Pferde. Blutegel (Hirudo). CCCCLXVII. 65. Bouchardat, neue Unterfuhnngen über den diabetes mellitus. CCCELXXIV, 183. Bomman, üb. Structur und $unctionen der Malpighiften Körperchen in den Nicren. CCCCLXXXIII, 321. Brightwell, andere Eüßwafferegel. 65. Bronditis, fubacute, mit plaftifher roͤh—⸗ renförmiger Secretion. CCCCLXXXIL, 330. Brooke, über die Drang Dutangs auf Bors neo. CCCCLXX. 129. über Hirudo geometra und CCCCLXVII, 6. Callus, Ausfdneidung deffelben bei ſchlecht⸗ geheilten Fracturen. CCCCLXVIII. 96. Cancer in Narben. CCCCLXXXII. 3ıt. Chemie, ocierät für diefelbe in London. CCCCLAVII, 72. Chiraytae infusum bei chroniſcher bron- chitis, CCCCLXXIII. 176. “ 354 Shirurgifhe Inftrumente, galvanoplaftifd) vergofvet. OCCOCLXXVI. 208. Gompreffion dee Luft, comprimirte Luft in ihrer Wirkung auf den Menfchen. CCCCLÄIV. 25. Cooper, Sam., über eine Luxation ber ulna nad) Oben und Außen, verbunden mit einer Fractur des processus coronoi- deus, CCCCLXXXI. 302. Corpus cavernosum CCCCLXXIV. 192. Graigie, über Obliteration der aorta unter dem Aortenbogen. CCCCLXXV. 199. Gryftalllinfe, Function derf. CCCCLXXVII. 232. Cuchia, mit Zuftfäden zum Athmen auf dem Lande. CCCCLAVI. 57. penis fehlend. "D. Daguerrotypifhe Procedur, um vollfomme: ne Zeichnungen foſſiler Conchylien zu erlangen. CCCOLXXX. 281, Decidua, in Beziehung auf Anatomie und Phyfiolog’e derf. CCCCLXVII. 7r. Delirium, im Zufanmenhange mit gewif: fen Zuftänden de6 Herzens im Typhus. CCCCLXXVIII. 252. Demeaug, über merfiwürbige Fälle von her- nia, CCCCLAXIX, 112, Diabetes mellitus, neue Unterfuhungen üb, denf. CCCCLXXIV, 133. Diät bei diabetes mellitus. CCCCLXXXVI. 223. Dickſon, Rob., Beobahtungen über bie Bes handlung des aneurysma, CCCCLXIV. 28. Digitalis purpurea, Wirkung derſelb. bei Epilepfi. CCCCLXXVI 224. D. Don’s Herbarium. CCCCLXX. 122, Douglas , über Geſchwuͤlſte der Blaſe. CCCCLXXX. 281. Ductus thoracieus, Zlüffigkeit in demfels ben chemiſch unterſucht. CCCCLXXXIII. 324. E. Edwards's Ueberſicht des gegenwärtigen Stardes der phyſiſchen Anthropologie. CCCCLXAIL 145 u ee ee 3 Ger mit gefärbten Shaalen von Huͤh— nern, die mit Krapp gefüttert wurden. CCCCLXXV. 199. Eier von Rhea americana, durch Zruthens nen ausgebrütet «in fünf Wochen). CCCCLXXXI. 296. Eingeweidewürmer, über Lebenstauer derſ. CCCCLXKIV, 184. Eiszeit, Theorie def. CCCCLXXV. 193. CCCCLAXXVI. 209. CCCCLXXVII. 225. CCCCLXXVIII.241.CCCCLXAÄIX. 257. CCCCLXXX. 273. Electricitätsfluidum, fonderbarer Lauf deſſ. CCCCLAXXVL, 2:3, Eiectricitöts = Reiter CCCCLXXX. 281. Ellis, über die Art und Meife, wie die nordamericanifhen Indianer die Büf: feifälber und milden Pferde zähmen. CCCCLAX, 113. Entosmofe und Erosmofe in den Pflanzen. CCCCLXXXIM. 327. auch bei Thieren durch Schred erzeugt. CCCOLXXXI. :04. Erhebung der Meftküfte CCCCLXVIII. 88. Erfhütterung, Folgen derf. bei den auf der Verſailler Eiſenbahn Befhädigten, CCCCLAXAI. 144. Espezel, über die Zeit, wenn an einen Knodhenbrud der die Zufammenheilung begünftigende Verband angelegt werben muß. CCCCLXXXIII. 333. Evang, über das Verfahren, die Farbe ge: wiffer Pflanzen durch Eintauchen in heißes Waſſer zu erhalten. CCCCLXVII, 70, und Nichtleiter. Epilepſie, America's. F. Facialis nervus, Prognoſe bei Affectionen deſſelben. CCCCLXXIII. 169. Faͤrbung der Knochen bei Fuͤtterung mit Krapp. CCCCLXXIX. 266. Faſer. CCCCLXVIII. 81. Ferrum hydrocyanicum gegen Epilepſie. CCCCCXXXII. 320, Feuer und Flamme, in ihren Wirkungen auf die Organe des menſchlichen Koͤr— pers. CCCCLXXI. 137. Fieber, intermittivendes, mit I7täsigem Typus, CCCCLXXIX. 272. Fispatrid, Beobachtungen über tag Star: ladjfieber. CCCCLXXXI. 295. Forbes, naturhiftorifhe Reife in Lycien. CCCCLXXXII. 309. Foſſile 242. Foffile Knochen in Höhlen. CCCCLXVIII. 88. Foſſile und nicht foſſile Knochen chemiſch zu unterſcheiden. CCCCLXXVIII. 248. Frictionen bei Krankheiten des Ruͤckgrats. CCCCLXXII. 160. Baumſtaͤmme. CCCCLXXVII G. Gebaͤrmutterkrebs, erſtes Stadium deſſelb. CCCCLXXII. 153. CCCCLXXIII. 173. Gehoͤrſchwaͤche. CCCCLXIV. 26. Geruͤche der Blumen. CCCCOLXXXI. 293. Geſchwuͤlſte in der Blaſe. CCOCOLXXX. 281. Getraide, neues. CCCCLXIV. 24. Gichtconcremente und eine neue Curme— tbode der Gicht. CCCCLXXVII. 231. Gletſcher, Theorie derf. CCOCCLXXV. 193. CCCCLXXVI. 209. CCCCLXXVII. 225. CCCCLXXVII. 241. CCCCLXXIX, 257. CCCCLXXX. 273. Glossitis , in Abfceßbildung CCCCLXVII. 90. Goodfir, über die innerfte Structur der fecernirenden Organe, fowie über bie Gefege ihrer Function. CCC0CLXXXII. 305. Graves, über albuminuria, ober bie Brightiche Krankheit. CCCCLXXI. 140, Graves, zur Prognofe bei Affectionen des fiebenten Nervenpaares. CCCCLCXXIII. 1609. Grades, über Entzündung einer Pulmonarz arterie mit zwei Klappen. CCCCLXXX. 286. H Griffin, William und Daniel, über Anwens dung der Mathematit auf Arzneiwilfens fhaft. CCCCLXVIII. 37. CCCCLXIX. 106. CCCCLXX. ızı. Grube’8 Bemerfungen über eine den Soor bildende oder begleitende cryptogamifche Pflanze, CCCCLXX. 128. endigend. Euy, über bie Lungenprobe. CCCCLXXVIIT. 249- Bun, über bie täglihen Variationen bes Puls fee. CCCCLXXXIII. 327. 9. Harnfiftel,, neues Verfahren zur Operation derf. CCCCLAIV. 32. Hawkins, Caͤſ., über cancer in Narben, CCCCLXXXII. 311. j Hawkin's, Cäf., über feröfe ober Waſſer⸗ ſackgeſchwuͤlſte. CCCCLXXXIV. 343. Hernia , merkwuͤrdige Faͤlle derſelben. CCCOLXIX. 112. Herpes exedens, auf einer durch Zransplans tation neu gebildeten Naſe. CCCCLXIX. 112. Herz, Maaße beffelben bei Erwachſenen. CCCCLAXXVI. 222. Herz, Paracentefe deſſ. CCCCLAIIT, 15. Hill, über einige interefjante Umftärde in Betreff des Nefterbaues der Vögel von Samaica. CCCCLXXXI. 292. Hodgkin, über Gehörfhmäde. CCCCLAIV. 26. Hudſon, über ben Zufammenhang zwiſchen dem delirium und gemiffen Zuftänden des Herzens im Typhus. CCCCLXXVIII. 252. Huftenanfälle, Erleihterungsmittel derſ. CCCCLXXV. 208. Hydra viridis, Fortpflanzung berfelben. CCCCLAVI. 58, 2% Snfuforienbildung, CCCCLXX. 121. Snfuforienbildung, neue Beobahtungen über diefeiben.. CCCCLXXI. 136. Zobert's Apparat zur Heilung der Kno— henbrühe der untern Gprtvemitäten, CCCCLXXVIII 256. Zodine gegen einfeitige Lähmung der Geſichts— musteln. CCCCLXXIV. 192. 8. Kälte, deren Wirkung nidyt durch spirituosa zu befämpfen. CCCCLXIV. 32. Bde. Kali nitrienm in großen Dofen bei'm acu: ten Gelenktheumatismus. CCCCLXV. 43. Kalfmora.. CCCCLXVIII. 96. Kaminfegerfrebs nit bloß am scrotum, CCCCLXXXIV. 352. Kanindenweibchen, ſonderbare Worforge für die Nadhfommenfhaft. CCCCLXXIV. 134. Klapperfchlangen, Zauberfraft. CCCCLXXV. 200. Knochenbruͤche, wenn der Verband bei benf, angelegt werden muß. CCCCLXXXIII. 333- Ren ii 8: Labyrinthodon , Zähne CCCCLXXAXII. 307. Leben, Zeichen drffelben bei Scheinbar todt— gebornen Kindern. CCCCLXXVI 217. Limax rufus und agrestis nähren fich gern von Stwämmen. CCCCLAIII. 8, Lömwenhartt, über ein fiheres Zeichen des noch vorhandenen Lebens bei fcheinbar todtgeberenen Kindern. CCCCLXXVI. 217. Luft, comprimirte, in ihrer Wirkung auf den Menfhen. CCCCLIV. 25, Luft, in den Maremmen ungefund. CCCCLXIII. 9. Luftroͤhre der Anser CCCCLXIX. T06. Lungenprobe, neue Unterſuchungen daruͤber. CCCCLXXVIII. 249. Lungenſchwindſucht, Verhuͤtung derſelben. CCCCLXVII. zr. Luxation der ulna nach Oben und Außen, verbunden mit einer Fractur des proc. coronoideus, CCCCLXXXI, 302, Suration des Daumens nah Hinten. CCCCLXV, 48, defjelben. gambensis, M. Magendie, über den Zuftand der Organe der auf der PVerfailler Eifenbahn Ber: ungluͤckten. CCCCCXXI. 137. 355 Maifiat, Über den Medaniemus bes Ete: hens. CCCCLAXIV. ı77. Malpighiſche Körperdyen in den Nieren. CCCCLXXXIII. 321. Mandl, uͤber die Veraͤnderungen des Bluts während der Reſpiration. CCCCLXIX, "700, CCCCLXX. 115. Marcet, über den periodifhen Tempe— raturmwecfel der untern Luftſchichten. CCCCLXXII. 161. Marcet, über die Urfahen gewiffer Abwei— dungen in der Giebetemperatur der Slüffigkeiten. CCCCLXXXIII. 325. Maremmen, Ungefundbeit der Luft in denſ. CCCCLXIII. 9, Mathematik auf die Arzeneiwiſſenſchaft enge: wendet. CCCCLXVIII. 87. CCCCLXIX. 106. CCCCLXX. 121. Mayer, uͤber die Zunge der Wurmzuͤngler. CCCCLAXXXI. 289. Mayor, Herbert, über CCCCLXVII. 74. Megapodius tumulus, CCCCLXXXIV. 343. Menſch, Naturgefhichte deffelben und Men: fhenracen. CCCCLXXII. 145. Menftruation , Phyſiologie derſelben. CCCCLXV. 42. Metrorrhagieen, deren Behandlung, und die Anwendung des Tourniquets. CCCCLXXVII. 235. Mineralfermes in großen Gaben bei entzuͤnd— lihen Bruſtkrankheiten. CCCCLXXII. 160. Molluscum contagiosum. CCCCLXXI. 144. Montgomery, uͤber das erſte Stadium des Gebaͤrmutterkrebſes. CCCCLXXII. 153%. CCCCLXXIII. 173. Musa troglodytarum CCCCLXXVIII. 249. Muskelcontractilitaͤt in ihrem Verhaͤltniſſe zum Nervenſyſteme. CCCCLXXXIV. 337. Muskelretraction, fophilit, CCCCLAXVII 80, Sectienswunden. wie er bruͤtet. textoria. N. Narben, cancer in denf. COCCLXXXII. 311. 356 Nekrolog: Lampadius. CCCCLXV. 42. — Dr. Bogel. CCCCLXVI. 58. — Dr, Davis. CCCCLXVIII, 96. — Sir Charles Bell. CCCCLXIX. II2. Dumont D’urville. CCCCLXKXI, 136, — Double. CCCCLXXIX. 272. Nervenfyftem, Berhältniß deffelben zu ber Muskelcontractilität. CCCCLXXXIV. 337- Neftbau d. Alectura Lathami. CCCCLÄXIV. 22. Nefterbau der Voͤgel in CCCCLXXXI. 292. Nenralgia facialis. Samaica, CCCCLXXI. 143. Nieren, Structue und Function der Mal: pighifhen Körperden in denſelben. CCCCLXXKXIII, 32. O. Ohrmuskel, neuentdeckter. CCCCLXXXIII. 327. Drang Outang, fünf lebende, in London erwartet. CCCCLAXIII. 9. Drang Dutangs auf Borneo. CCCCLXX, 129. Drnitholog. Forſchungen. CCCCLXXVIII: 250. Dsborne, Anfihten über torpidbe Verdau— ung. CCCGCLXVI. 57. CCCCLXVII. 73- Decillatorien, Bewegung dırf. nad Pur: finje. CCCCLXXIT, 154. Dscillatorien, Natur der.” CCCCLXX. 121. Den, über die Zähne des Labyrinthodon und einige neuentdeckte fofjile Reptilien. CCCCLXXKXII. 307. P. Panizza, uͤber einen Anencephalus, welcher achtzehn Stunden lebte CCCCLXX. 119, Pao pereira,. CCCCLAXIII, 170. Paracentefe der Bruft und des Herzbeutels. CCCCLAXII. 15. Paralyfis, merfwürd. Fälle. CCCCLXXIV, 192, ep ik Parafitifhe Bildungen. CCCCLXXT, 136. Penis, DOperationsverfahren zur Verlänges tung deſſelben. CCCCLXVI. 64. Pferd, Blaſenſteinſchnitt bei demſelben. CCCCLXXIX, 272 Pferde (Zua): Kraft, Verſuche darüber, CCCELXXXII. 312. Pflanzen, mit ber Farbe, durch Eintau- hen in heißem Waffer zu erhalten. CCCCLXVII. 70. Physophorattetrasticha. CCCCLXXXIV, 344. Pönitentiar-Syftem , CCCCLXV, 46. Pollenregen. CCCCLXXXI. 295. Pretty, über die Behandlung der Metror: hagieen und die Anwendung dee Tour: niquets in folden Fällen. CCCCLXXVII. 235. Proftataanfhiwellungen bei Alten, Behand: lung derſ. CCCCLXXIX. 271. Proſtatakrankheiten, Behandlung derſelben. CCCCLXV. gr. Pulmonararterie mit zwei Klappen, entzün= det. GCCCLÄXK. 286. Puls, täglihe Variationen CCCCLXXXIII. 327. r. Folgen deſſelben. deſſelben. R. Ranking, uͤber eine ſubacute Bronchitis mit einer plaſtiſchen roͤhrenfoͤrmigen Secre— tion. CCCCLXXXIII. 330. Ranking, uͤber die Maaße des Herzens bei Erwachſenen. CCCCXXVI. 222. Ravin, anatomifche Bemerkungen über ver: fdjiedene Drgane der Balaenoptera. CCCCLXII. ı. CCCCLÄIV, ı7. Rees, chemiſche Analyfe der im ductus thoracicus des Menfchen enthaltenen Füffigkeit. CCCCLXXXIII. 324. Reit, über das Verhättnig der Muskelceon: tr.crilität und des Nervenfpftems zu eins ander. CCCCLXXXIV. 337. Reife, naturhiſtoriſche, in CCCCLXXXII. 309. Reiſende Aerzte (in Beziehung auf Sa— nitaͤtsweſen). CCCCLXIII. 16. Reptilien, neuentdeckte foſſ. CCCCLXXXII. 307. Lycien. Reſpiration, Veränderung des Blutes woͤb— rend derſelben. CCCCLXIX. 100, CCCCLXX, 115 ©. Saugfprige an den Muttermund gefegt. CCCCLXX. 128. Savi, P., über die Ungefundheit ber Luft in den Maremmen. CCCCLÄIII. 9, Scharlachfieber. CCCCLXXXI, 295. Schnepfe, die, fucht die von ihr bewohnten Stellen wieder auf. CCCCXXXII. 312, Schomburgk, über bas Urari, dag Pfeilgift der Indianer von Guiana. CCCCLXV. 33. CGCCELXVI. 49. Schuh's Erfahrungen über Paracentefe der Bruft und d. Derzbeuteld. CCCCLAXIII. 15. Schwindſucht, in Beziehung auf prophylac— tifhe Heilung derfelben. CCCCLXXXT, 325- u Scorpionbig. CCCCLXXXIII. 336, Secernirende Drgane, deren innerfte Struce tur und Gefege ihrer Function, CCCCLXXXI, 305. Sectionswunden. CCCCLXVII. 74. Seethiere, ungeheure Ausbreitung einiger Urten derſ. CCCCLXXVI, 217. Seewaſſer, Eohlenfäureha'tigee, zum inner ren Gebraud). CCCCLXXX, 288. Seitencanal der Fiihe, Knochen deffelben. CCCCLXIX. 97. Setaceum geg. falſche Gelenke. CCCCLXX, 128. Siedetemperatur ber Flüffigkeiten, Unter: fudungen über Abweichung bderfelben, CCCCLXXXIII 325. Speiferöhrenverengerung unter dem Ge— brauhe einer Schlundſonde aeheilt, GCCCLXXXIV. 352. Spirituosa, nicht geeignet, ber Wirkung der Kälte entgegenzumwirken. CCCCLXIV. 32. Stafford, über Behandlung ber Proftata- Krankheiten. CCCCLXV. ar, Stannius, über die Knochen des Seitenca— nales der Fiſche. CCCCLXIX. 97. Statiftif der Stotternden,. CCCCLKXIX, 112. Stehen, Mechanismus deſſ. GCCCLXXIV. 177- Steinbod (Ibex) auf ben Neilgherriebergen. CCCCLAXIV, 24. Sterna arctica, CCCCLXXII. 154. Steobismus-DOperation, Vorſichtsmaaßregeln dabei. CCCCLXXVI, 220. Steuctur, innerfte, der fecernirenden Orga— ne, CCCCLXXXII. 305. Strychnos-Arten, woraus das Urari berei: tetwird. CCCCLXV. 33. CCCCLXVI, 49. Eudeutane Sehnendurchſchneidung zur Re: buction einer complicirten Fractur. CCCCLXXVII. 256. Syphilit, Muskelretraction. CCCCLXVII. 80, T. Taubheit mittelſt Durchbohrung bes Trom— melfells zu heben. CCCCLXXIX. 265. Temperaturwechſel der unteren Luftſchichten welcher periodiſch zu verſchiedenen Tages— zeiten eintritt. CCCC XXIII. 161. Thiere, Lebensweife und Wohnung einiger derfelben in Africa CCCCLAXIII. 170. Thomfon, über Verhütung der Lungen: ſchwindſucht. CCCCLXVII. 71. Tourniquet bei Metrorrhagieen. CCCOLXXVII. 235. Bi A. Addison, Thom. CCCCLXIII. 16. Alarmir-Carcenac, A. A. CCCCLXXXII. 320. Ammon, $. X. v. CCCCLXXVIII, 256. Andral, CCCCLAXX. 127. Andrew, T. CCCCLXVI, 64. B. Bartley, G, CCCCLXXXI. 303. Berard, A, CCCCLXXXIV. 352, Re ig Hi ıe 8 Trichiasis, in drei Varietäten. CCCCLXXX. 287. Trinchinetti, über die Gerühe ber Blumen. CCCCLXXXI. 293. Zrommelfel, Durdbohrung beffelben bei Zaubheil. CCCCLXXIX, 265. u. Ueberwadfen(Ueberwallen), das, abgehaue: ner Baumftämme. CCCCLAXIV. 23. Ulna , £uration und Fractur derfelben. CCCCLXXXI. 302. Urari, Pfeilgift, und die Pflanze, woraus es bereitet wird. CCCCLXV. 33. CCCCLÄXVI, 49. Ure, Dr. Alex., über Gidhtconcremente nebft einer neuen Eurmethode. CCCCLXXVII. 231. Uterus, boppelter. CCCCLXXX. 288. V. Vaccination, zur Erleichterung und Side: tung berf. CCOCLXXIV. 192. Vandiemensland, Glima ınd Einfluß beffels ben auf die menſchliche Gonftitution, CCCCLXVI. 63. CCCCLXVII, 78. Berdauung, torpide. GCCCLXVI. 57. Verſammlung deutfher Naturferfdier und Aerzte in Mainz 1942. C000LXXIII. 170. A a a Ban Bird, Golding. CCCCLXXIX. azr. Boisgerard ainé CCCCLXXV. 207. Boutigny, P. H. CCCCLXXX. 237. Boyer, Lucien A. H CCCCLXIV. 32. Brady, Tho. CGCCCLXVII, 80. Bright, Rich, CCCCLXIII. 16. Buchanan, M, S, CCCCLCXXVII. 239. C. le Canu. L. R, CCCCLXXIII. 176. Carmichael, R. CCCCLXXXI. 304. 357 W. Waſſerſackgeſchwuͤlſte (ſeroͤſe Geſchwuͤlſte). coGOMXXIV. 343. Waſſerſucht nah Scharlach. CCCCLXXIX. 270. MWieberanheilung eines getrenntgewefenen Theils des Gefihtes, GCCCLXXVIL, 239. Willis, über Wafferfuht nad Scharlach. CCCCLXXIX. 270. d. Mearsiey, über Durdbohrung bes Zrome melfels zur Hebung von Zaubheit, CCCCLXXIX. 265, 3. 3ähmungsprocedur, fonberbare, für wilde Pferde. CCCCLXX. 113. Zahnentwidelung bei einer neunzigjährigen Frau. CCCCLXV, 42. Zerglieberung „ zarter Gegenftände unter Waffer zu erleihtern. CCCCLXXIX. 266, Zinkfalbe, weiße, gegen Eczema, Impeti- go und Ecthyma. CCCCLXXVII, 240. Zunge der Wurmzüngler. CCCCLXXXI. 289. Carpenter, Will. B. CCCCLAVII. 79. Chailly, Honore CCCCLXXII. 160. Chassaignac, A. CCCCLXXXI. 394. Chretien, A. T. CCCCLXXXIII. 336. Christison, Rob. CCCCLXXIV. 192. Corneliano, Gius CCCCLXXIX, 272. Coxe, Edw. Jenner. CCCCLXXVIII. 256. Cruveilhier, J. CCCCCXXIV. 192. D. Darwin, G. CCCCLXXVIIT. 255. Denny, Henry. CCCCLXXATI, 319, 358 Donne, Al. CCCCLXVIH. 05. Draper, CCCCLXXIV. ı9r. Duff, P. CCCCLXIV. 31. Dumas, 1sid. GCCCLXXII 175: Dutouquet. GCCCLXXII, 160. Duyvernoy. CCCCLXXIV. 191. E. Finizio, Aurel. CCCCLXX, 12% Fletcher, J, CCCCLXIV. 32. CCCCLXAT. 143. G. Galet. CCCCLXXII, 159. Gavarret, CCCCLÄX. 1727, Geromini, J, G. CCCCLCXV. 48. Gervais, Dr, CCCCLXVIII. 95. Ghiglini, Lor. CCCCLXIX. 112, Giraudan, N. X, CCCCLXXV. 208. Gonzie, H. CCCCLXXIX. 272, Grandelement, G, CCCCLXXIII, 176. Graham, Thom, CCCCLXV. 4% CCCCLXXVII. 255. Griffith, Tho, CCCCLXIX. III. H. Hayden, G. T. CCCCLXXVI. 223. Heye, J, P. CCCCLXV. 48. Rep se in Hitchcock. GCCCLXXVII. 239- Hooker, Jackson. CCCCLXX. 127. J. E Jackson, John, CCCCLXXX. 288. Joly. CCCCLXXV. 267. L. Levrat, F. M. Ph. CCCCLXXVI. 224. Lewins, Rob. CCCCLXXI. 143. M. Masgillivray. CCCCLXXI. 144. Magendie, F. CCCCLXXXIIL 336. Malle, CCCCLXXI. 144. Malleville CCCCLAXIII. 15. Melleville. CCCCLXXV, 207, Michel. CCCCLXIV. 31. Miller, Hugh. CCCCLXXXIII. 335. Mojon, B. GCCCLAIV. 31. Moulinie, CCCCLXXV. 208. 0. Ollivier, Clemeut. CCCCLXXVII, 239. d’Orbigny, Charl, CCCCLXVILL, 95. P. Peyre, M, CCCCLXXVI. 240. Pouchet, F. A. CCCCLXXI, CCCCLAXXVI, 223. 175. R. Raspail, F, V. CCCCLXXXIV, 351. Rathke, Heine. CCCCLXXXIV, 351. Robert, Al. CCCCLXXXII, 320. Rossiguon, Jul. CCCCLÄIX, iIII. S. Savage, Henry, CCCCLXXXI. 319. Spillan, CCCCLXXX. 238. Stanley, Edward, CCCCLXXXIII. 335. T. Thierry, A. CCCCLXVIII. 96. Trimmer, Joshua. CCCCLXVI]. 79, Turchi, Marino. CCCCLXVI, 64. Tuson, W. CCCCLXX, 128, — F Visinet, E. CCCCLXIX. 112. W. Wade, Jam. CCCCLXVI, 63. Walker, John. CCCCLXV, 47. Walker, Alex. CCCCLXXI. 144. Ward, N, B, CCCCLXVI. 63. Wegman. CCCCLXVIII, 95. Werner 5. A. 2. CCCCLXXXIV, 352. N. Youat, Will, CCCCLXXII. 160, Vene Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und F gefammelt und mitgetheilt von Ludwig Friedrich v. Froriep, des Ordens der Würtembergifhen Krone und des Grofherzogl,S. Weimar. Falken s Ordens Nitter, der Philofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. ©. Ober: Medicinalrathe zu Weimar; Director der Königl. Preuß. Academie gemeinnügiger Wiffenfhaften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldinifch: Garolinifchen Academie der Na: turforfcher, der Ruf. Kaiferl. Academie der Naturforfcher zu Mostwa, der Gefellfchaft naturforfchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Gefellſchaft für die gefammte Naturkunde, der phyſicaliſch-mediciniſchen Gocietät zu Erlangen, der mineralogifchen Gefellfchaft zu Sena, der Niederrheinifchen Gefellfchaft der phyſiſchen und medicinifchen Wiflenfchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Königreihe Würtemberg, der Societe d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfchenden Gefellfchaft zu Leipzig, der Senken: bergifchen naturforfchenden Gefellfchaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunfchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiſtik und Gartenbau in Weimar, der Gefellfchaft zur Beförderung der gefammten Naturmwiffenfhaften in Marburg, der Schlefifchen Gefellfchaft für vaterländifche Gultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica.Berolinensis, der naturforfchenden Gefellfchaft zu Halle, bes Kunft= und Handwerksvereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Gefellfchaft des Dfterlandes, der Gefellfchaft für Natur und Heilwiſſenſchaft zu Heidelberg, der Srenska Läkare- Sällskapet zu Stodholm, der mebdicinifchen Facultät der K. U. Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New-NHork, der Academie ‘Royale de Medecine zu Paris, der Gefellfchaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Budareft, der mebicinifchen Gefellfchaft zu Warfhau, des Vereins Großherzogl. Badiſcher Medicinal- Beamten für die Beförderung der Staats = Arzneitunde, der Kaiferl. Königl. Gefellfhaft der Aerzte in Wien und des naturwijfenfchaftlihen Vereines des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliede; eilkunde, und Dr. Robert Sroriep, Königl. Preußifhem Mebicinalrathe und Mitgliede der wilfenfchaftlichen Deputation für das Medicinalwefen im Minifterium der Geiſtlichen-, Unterrichts: und Medicinal-Angelegenheiten; Profeffor an der Friedrich: Wilhelms -Univerfität, Profector an der Charite = Beilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober» Eraminations= Commiffion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Gorrefpondenten ber Königlichen Academie gemeinnüsiger Wiffenfchaften zu Erfurt, der Academie royale de Medecine zu Paris, der Hufelandifchen mediciniſchen chirurgiſchen Geſellſchaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Gefellfchaft für Natur- und Heilkunde zu Berlin, der Gefellfchaft für Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stockholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der K. K. Geſellſchaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Hamburg und der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu NeusDrleand; Ehren» Mitgliede des Vereins Großherzogl. Badifher Medicinal: Beamten für die Beförderung der Staats zArzneifunde, des Apothekers Vereins im nördlichen Deutfchland und des naturwiſſenſchaftlichen Vereines des Harzes. Dreiundzwanzigſter Band, zwei und zwanzig Stuͤcke (Nro, 485 bis 506), eine Tafel Abbildungen in Quarto, Umſchlag und | Regiſter enthaltend. Juli vis September 1842, Im Verlage des Landeö-Induftrie-Comptoirs zu Weimar. 622% — — “pri a BE ri J a L — re ie Tan — * J “ieh: N Pe — —9* —J—— S 4 be tar * u ih x Be, en era 3 ulm Wenders KARTEN TEEN RL gr rat, 1.609 sau muhitade 178 ara re wi * nn irn ur star — EL) se ut nn asdrigetesnamnt 19, «m arm ED —J ei Ant mei ind — J is ale Wire.” hausen — — a x 0 jet ee) — a —— Er > ar Dee Ka * A oa — — A. IE rem 918 * nn — AN 121 3 Er — a ra all.) ns ne) ur a — aba ru lead sa h —— iur Re kirieahng d —— 8 — —— ——— — 9 Ho east F Ber F ji — — ar Vo eninde fell errin \Atalt Ba *8 — —— er , — Wer RI, 5 — — — 4:8 —— ws KR Beer ee 2. — Na ke 5— mine RI nmrttaree leöäh —* ET —— F ——— Ba un! Er 6 RT om e var 7 * —*V J J N y h pr | ri zarten d —* ——— — EN a und Erw Ant ee ao — weg —* —— Tun — 2er ꝓ a⸗ A 74 uns rn ' 70 meer Pa 1 I 2 fan: han Ra v ———— ETEEr * mar 8. 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L. von Greenwih *). Sie ift die gröfte und michtigfte Inſel der nach ihre benannten Gruppe und vom nächften Theile des Feftlandes, der Keeto (Kihto)-Spitze, durch eine etwa 10 engl. M. breite Straße getrennt, in der ed von Eleinern Inſeln wimmelt, die alle Größen von der: jenigen bloßer Klippen bis zum Umfange mehrerer Meilen darbieten. Wegen diefer fortlaufenden Kette von Inſeln hat man Zfehufan und die ganze Gruppe eigentlich als eine Tortfegung des Feftlandes zu betrachten. Die Ertreme der Zemperatur find mehr wie auf dem Feſtlande, als wie auf Inſeln. Tſchuſan ift nach allen Richtungen von felfigen Anhöhen durchkreuzt, über welche manchmal hohe Kuppen binausragen, in weldem Falle ſich zwifchen dem Hauptge: birgsftode und den Vorbergen Thäler befinden. Die Ge: birgsart gehört der Altern vulcanifchen Formation an, befteht hauptſaͤchlich aus Thonſtein, Porphyr und einer Anzahl von Varistäten, von denen Lieutenant Ouchterlony in feinen ftatiftifhen Bemerkungen über die Infel folgende Nachrichten mitgetbeilt hat: „An den Uferwänden der Suͤd- und Nordkuͤſte zeigen die Felſen zum Theil eine fäulenartige Structur **), und *) Die im Jahre ‚1840 neben dem Ingenieur: Lager errichtete Sternwarte befand ſich unter 30°0' 10% n. Br. und 1229 14' öftl. &. Die Abweichung der Magnetnadel warb zu 2,33 d., die Neigung bderfelben zu 42,16 beobachtet. Der Umfang der Jaſel beträgt 511 engl. Meilen, ibre größte Länge etwa 20 und ihre größte Breite 105 M. Der Strich derjelben geht von N. W. gegen ©. ©. **) Diefe bemerkt man auch auf der Büffelinfel (Buffalo-Island), die in geringer Entfernung ſuͤdlich von Tſchuſan Liegt. No. 1585, Ru DD, Daͤmme und Pfeiler von Grünftein brechen an verfchiedenen Stellen durch die Thonfteinlager, die dadurch in beträchtlichen Umfange verhärtet und fonft umgebildet worden find. Am der MWoeftküfte zeigt der Thonſteinporphyr eine ſchiefrige und blätterige Structur, und man hat in demfelben bedeutende . Steinbrüche angelegt, die für die Bauten fowohl auf der SInfel, als auf dem Feſtlande ausgebeutet werden und treffe lihe Platten zu Fußböden, fowie Quaderfteine zu Mauern liefern. Zwiſchen den Thonfteinlagern fommt auch ein gro= fes Conglomerat vor, das feharffantige Brocden von verfchie= denen vulcanifchen Felsarten und baumürdigem Porphyr ent= hält, der ebenfalld gebrochen und zu Pfoften, Mühtfteinen, Bundamentblöden zc. verarbeitet wird.‘ Caleutta Jour- nal of Nat. Hist. Vol. I., p. 136. Ein charaeteriftifcher Umftand ift, daß man auf der Ins fel weder Zlüffe und Seen, noch Wälder trifft. Die Thaͤ— ler werden von zahlreichen Eleinen Bächen bewäffert, welche mit fchmalen Eünftlichen Gandlen communiciren, die das Land durchfchneiden und fomohl zu landwirtbfchaftlihen Zweden, als in Ermangelung von Fahrmwegen, zum Transport von Gütern aller Art dienen. Sämmtliche, wenigftens im Um— Ereife einiger Meilen von der Hauptftadt Ting: hae befinds liche Candle münden in einen Hauptcanal, der durch die Stadt in dag Meer gebt, Die gänzliche Abwefenheit der Wälder ſcheint erſt im neuerer Zeit eingetreten zu feyn, wmenigftens hat man die aus einigen Stellen in einem von Herrn Cunninghbam im Sahre 1701 gefchriebenen Briefe zu ſchließen, nach welchem es damals Nothwild in Menge gegeben haben foll, wel— cher Umftand vorauszufegen ſcheint, daß zu jener Zeit wes nigfteng ein Theil der Inſel bewaldet gewefen ſeyn müffe. Cunningham fagt darüber: „Die Inſel bat einen Reich: thum von Lebensmitteln aller Art, als Kühen, Büffeln, Zie— gen, Rothwild, Schweinen, wilden und zahmen Gänfen, En— ten, Hühnern, Neis, Waizen, Galavancen (2), Kohl, Rüben, Kartoffeln, Möhren, Mangold und Spinat. Auch währt Thee in Menge auf den Berggipfeln, obwohl derfelbe nicht 1 3 fo gefhägt ift, ald der, welcher auf noch gebirgigern Inſeln gebaut wird. Wiewohl die Bevölkerung zahlreich ift, fo ift fie dieß doch nicht in dem Grade, wie zu des Pater Mars tini Zeit. Die benachbarten Snfeln find entweder menſchen— leer oder haben nur wenige Bewohner; allein auf allen giebt es Rothwild in Menge; denn Tſchuſan felbft war vor nicht gar langer Zeit menfchenleer. Allerdings war es zu Mars tini's Zeit, etwa vor einem halben Sahrhunderte, drei bis vier Jahre lang übermäßig bevölkert; allein damals ward es duch die Wuth der tartarifchen Eroberer, welche ſogar die Maulbeerbäume ausrotteten (früher war die Seidencul- tur ſehr in Flor), im eine Einode verwandelt, in welchem Zuftande e8 bis vor etwa 18 Jahren verblieb.” Ausgezos gen aus Harris’s vollitindiger Sammlung der Reifen, in dem Chinese Repertory, Vol. IX., p. 133. Tſchuſan bot ung, wie die meiften kleinern Inſeln, als wir ung demfelben im Suli 1840 zum erften Male näher: ten, einen auffallenden und höchft eigenthuͤmlichen Anblick dar. Jedes Fleckchen, welhem duch Kunft einiger Ertrag abgewonnen werden Fonnte, war cultivict und zeugte von der Dichtheit der Bevölkerung. Das urfprünglich in den reihen, mit Alluvialboden bedeckten Thälern culturfähige Ureal ift durch Terraſſirung der feljigen Berge bedeutend vermehrt worden. Der höchfte Berg Tſchuſan's erhebt fich nicht mehr als 1,800 Fuß Über die Meeresfläche; die übris gen find weit niedriger und laffen ſich bis an ihren Gipfel terraffiren. Nach der Page und dem Clima der Inſel Eönnen wir mit Sicherheit annehmen, daß urfprünglich die Sauna und Flora Tſchuſan's ziemlich von derfelben Belchaffenheit waren, wie die des benachbarten Feftlandes, wiewohl die Abweſen— beit von Slüffen und Seen und die neuerdings eingetretene Ausrottung der Wälder offenbar in diefen Beziehungen einen merftihen Einfluß äußern müffen. Wir haben alfo anzu: nehmen, daß die Fauna und Flora des benachbarten Felt: Landes im Allgemeinen denfelben Character, aber mehr Man— nichfaltigkeit befige, wie die Tſchuſan's, namentlich infofern das Vorhandenfeyn von Flüffen, Seen und Wäldern auf Se: nem in dieſer Hinfiht von Einfluß if. Die Veraͤnderun⸗ gen, welche eine ſehr ausgedehnte Bodencultur zu bewirken im Stande iſt, muͤſſen hierbei ebenfalls in Anſchlag gebracht werden. So laͤßt ſich denn vermuthen, daß man nach den organiſchen Producten Tſchuſan's gewiſſermaßen auf die des denachbarten Theiles von China ſchließen duͤrfe. Unter den Culturpflanzen der Inſel nimmt der Reis den erſten Rang ein, und es ſcheint von dieſem zwei Va— rietaͤten zu beſitzen. Die eine wird, mit Huͤlfe kuͤnſtlicher Be— waͤſſerung, in den Thaͤlern, die andere auf den Anhoͤhen ge— baut, wo dieſelbe vermöge des zu gewiſſen Jahreszeiten an— baltend fallenden Regens gedeiht. Als wir Tſchuſan zum erften Male befegten, begann die Reisernte zu Ende des Auguft’s; allein bald darauf fah man eine neue Saat zwi: fhen den erhöhten Reihen der alten Ernte emporfchießen, welche, theils durch die berühmten MWafferräder, theils durch die reichlichen Negenfchauer bewäffert, noch vor dem Eintre: 4 ten des Winters eine zweite Ernte zu verfprechen ſchien. Die Inſel producirt fo viel Reis, daß die Einmohner viel davon ausführen Eönnen, und dieß ift ihr Haupthandelgartis Eel, der theild in Hülfen, theils als Sam-Shoo, d. h., Neisbranntwein, ausgeführt wird. Nach der Anzahl von Brennereien und dem Vorrathe von Sams Shoo in der Hauptftade zu fließen, möchte man glauben, daß der meifte zur Ausfuhr beftimmte Neis in diefe Waare verwandelt wird. Alle übrigen Arten von Getraide find für die Inſel von minderem Belang, 3. B., der Kaffernhirfe (Holcus Sorghum), der Buchmaizen (Polygonum) , von welchem mehrere Arten, eine wegen ihres blauen Farbeftoffs, anges baut werden; ferner die Hiobsthräne (Coix Laeryma) und Mais. Unter den Gemüfearten fcheint die füße Bas tate (Convolvulus Batatas) bei den Chinefen am Be: liebteften zu feyn; auch Solanum Melongena, Cheno- podium (Spinat), Nelumbium, Cucurbita maxima (Kürbis), MWaffermelonen, Ingwer und Rüben werden viel gebaut. An Obftforten bemerkten wir Uepfel, Birnen, Quits ten, Pfirſiche, Walnüffe, Weintrauben und Citronen. Wie— wohl Gemüfe und Obſt trefflich vegetiren, fo ift doch ihre Qualität ſehr gering; denn Reis feffelt die ganze Aufmerks ſamkeit des chinefifhen Landwirths, und alle übrigen Bo— denproducte werden von ihm vernachläffigt. Uebrigens laͤßt ſich mit Grund annehmen, daß faft alle Europäifche Ges traide:, Gemüfe = und Obftforten auf Zfhufan gedeihen würden. Zu den vegetabilifchen Producten find: noch Thea si- nensis, Stillingia sebifera, Nicotiana und Elaeococ- cus Vernicia zu rechnen. Den Thee bauen die Einwoh— ner nur zum inländifchen Gebrauch, und bei den meiften Häufern und Bauernhöfen findet man entweder ein Eleines Grundſtuͤck mit der Theejtaude beftellt, oder diefelbe fteht in Heden oder auf den Steinmauern, mit welchen die Haͤuſer mehrentheils umgeben find. Sie blühte im Juli, hatte Ende September reife Früchte und biihte Anfang Novems ber zum zweiten Male. Nach dem Blatte der Tſchuſanſchen Theeftaude hielten felbft Kenner diefelbe für ſchwarzen Thee; allein abgebrüht waren deffen Farbe und Gefhmad die des grünen Thees. Als id) mich bei den Landwirthen danach erfundigte, ob fie ſchwarzen und grünen Three von berfelben Pflanze bereiteten, berichteten mir alle einftimmig dahin, daß fie die Blätter ohne Weiteres abpflüdten und fo ließen, wie fie wären. Dffenbar find fie in die Praͤparations-Geheim— niffe der eigentlichen Theediſtricte nicht eingeweiht, und ihr Thee ift von fo geringer Qualität, daß er für den Handel nicht taugt. in Kaufmann aus Macao, welcher Tſchuſan während deffen erfter Beſetzung befuchte, theilte mir mit, er habe mit großer Mühe etliche neunzig Pfund Thee auf der Inſel aufgetrieben und weit über den wahren Werth bezahlt, nur um die Einwohner zur beffern Culture des Thees und zum Handel zu ermuntern. Das friſche Blatt hat ein grobes Anfehen und eine Fänge von 2% Zoll. Die Saamencapfeln enthalten ents weder ein einziges Korn und find dann rund, oder zwei Körner, in welchem Falle deren Umriß die Geftalt einer 5 8 hat; zuweilen auch drei Körner, da denn der Umriß eine ftumpfdreiedige Form darbietet. Die Stillingia sebifera wird wegen des talgähnlis chen Stoffes, welcher die reife Frucht Überzieht, in ziemlicher Menge gebaut. Sie blüht im Juli und Auguft, und die Frucht erlangt ihre Neife im November, wo dann die dreis faamige Gapfel aufplagt. Das Verfahren, mie dag vegetas bilifhe Talg gewonnen wird, ift ungemein einfach. Mach: dem man die Saamen aus den Gapfeln genommen, wirft man fie in Keffel mit fiedendem Waffer, und nachdem dies fes Eühl geworden, ift e8 mit einer harten Schicht der in Alcohol nicht auflöslichen Subftanz bededt. Dieſe wird dann gefhmolzen und über Docte von dünnen Bambus— flreifen oder Stroh gezogen, welche mit einem didtanfchlies ßenden Spiralfaden von duͤnnerm Stroh umfponnen find. Diefe Fichte, welche einen ftarfen Ausfuhrartikel bilden, fer hen eigentlich fhön weiß aus, werden aber oft roth gefärbt. Sie brennen ungemein gut und ohne den gerinaften üblen Geruh, und geben, troß des roh yearbeiteten Dochts, ein ſehr ſchoͤnes Licht. Ich habe eine Parthie davon mit nad Galcutta gebracht, und fie blieben dafelbft, troß der Hitze des Klima’s, vollkommen hart. Die Stillingia sebifera ift vor vielen Jahren in Bengalen eingeführt, wo fie auferz ordentlich gut zu gedeihen fcheint; allein Dr. Rorburgh bemerft, die Wintertemperatur fey dort nicht niedrig genug, um die Subftanz zum Gerinnen zu bringen. Dieß fcheint audy in der Provinz Canton der Fall zu fern, wo man fie mit tbierifchem Talge vermifht und fo verarbeitet. Man bat mir berichtet, der Baum fomme auch in den nördlichen Provinzen Vorderindien’s vor, mo diefes Hinderniß der oͤco— nomifchen Benugung feines Zalgftoffs nicht eriftiren würde; indeß weiß ich nicht, ob man dort bereitd den Verſuch das mit gemadt hat. Die Baummollenftaude (mit weißen Blüthen) gedeiht fehr gut und wird vielfach gebaut, allein immer nur im Kleinen und für den häuslichen Gebrauch der Fandwirthe. Daffelbe gilt vom Taback. Hier und da fieht man eine Kleine Pflanzung von Elaeococcus Vernicia, Juss. Der daraus bereitete Firniß ift zwar von geringer Qualität, aber zum Kadiren der Möbeln und allen Holzwerkes fehr geſucht. An den Bergwaͤnden, wo die geringe Tiefe der Bodens Erume oder die fleile Böfhung den Gebrauh des Pflugs nicht geftattet, zieht man Eichen und Fichten des Brenns holzes wegen. Beide erreichen nur eine geringe Größe, Die Eiche gleicht, wie mir Herr Griffith mittheilte, fehr einer von ihm in dem KhafyahsGebirge entdediten Species. Das Blatt fieht aus, wie das der Quercus infectoria, wihrend die auffißenden Cicheln denen der Quercus ses- siliflora gleihen. In den Gärten fieht man fehr fehöne Mahholderbäume. Brennholz, Holzkohle und Mineralkohle werben, gleich dem Bauholze, eingeführt. Die Aderwerkzeuge find auf Tſchuſan von befferer Bes fhaffenheit, als in den füdlichen Provinzen China's, was namentlih vom Pfluge, der Getraidefegmafchine und der 6 Kettenpumpe Schaufelkunſt) gilt. Wiewohl die : Chinefen ſich auf Landwirthſchaft ganz vorzüglidy ſtark legen und die Regierung diefes Gewerbe vorzugsmweife begünfligt, fo bat man doc den Ausbildungsgrad deſſelben einigermaaßen zu hoch geſchildert. In Bezug auf die mechaniſchen Mittel, z. DB. die Vertheilung der menfchlihen Arbeit bei der Reis— eultur, fo wie auch im Betreff der hoͤchſten Vereinfachung der zum Zwecke führenden Proceduren, haben allerdings die Chineſen das Möglihvolllommne erreicht; allein ruͤckſichtlich der rationellen Bewirthfchaftung ftehen fie gegen die geſchick— teften Agronomen Europa’s fehr zurüd, Es ift ſchon fruͤ—⸗ ber darauf hingewiefen worden, daß bie ſtarke Zerftüdelung des Bodens in China jeden Verſuch großartiger landwirths feaftliher Unternehmungen verbietet, und daß, da jede Fa— milie ftetS darauf bedacht fenn muß, das Nothwendigſte zu bauen, von einer rationellen Beftelung des Bodens mit den ihm am Beften zufagenden Gulturpflanzen nach einem anges meffenen Zurnus nicht die Rede feyn kann. Uebrigens bies tet die Landwirthſchaft auf Tſchuſan, in Vergleich mit ans dern Chinefifchen Provinzen. nur infofern etwas Eigenthuͤm— liches dar, als die Einwohner zur Auftreibung von Düngs ftoffen ganz unerhörte und efeihafte Mittel anwenden. So wird, z. B., in der Hauptftadt Ting-haé der fämmtliche Unrath, welcher aus gefundheitspolizeilihen Nüdfichten und fon der öffentlihen Schicklichkeit wegen bei Seite gefchafft werden follte, forgfältig und ohne allen Hehl gefammelt. Jeder Hausbefiger treibt damit Handel und verfauft ihn an die Bauern, und diefer Gebraub hat auf die gefelligen Verhältniffe einen fehr nachtheiligen Einfluß , indem dadurd) alles Schidlichfeitegefühl im Volke vernichtet werden ift *). Die Dauer unferer erften Decupation Tſchuſan's, von Anfang Suli 1840 bis zum März; 1841, mar zur Anſtel⸗ lung von bündigen Beobahtungen über die mittlere Fahre: temperatur zu kurz. Da jedodh China bald weniger eine terra incognita feyn wird, als bisher, fo laffen fich über diefen Punct dann weitere Auffchlüffe erwarten. Hier mös gen nur ein Paar Beobachtungen ftehen, die Über den Um: fang der Thermometerftände einiges Licht verbreiten. Sie wurden im Freien und im Schatten angeftellt. *) In einem kurzen, aber intereffanten topographifhen Berichte über Tſchuſan, welder im X. Bde. ©, 328 des Chinese Repository zu finden ift, wird Zingshae folgendermaaßen befchricben: „Die Stadt befist Feine großen Gärten oder freien Ploͤtze, aber auf der Oftfeite ift ein weitläuftiges Areal mit Reis bebaut. Der beinabe um bie gange Statt herum— geführte Canal ift turd ein Wafferthor in diefelbe geleitet und theilt fi darin in cine Menge Zweige. Diefe bilden mehrere aror Ge Pfügen mit fauligem ftodenden Waffer, in welches Unrath aller Art geworfen wird, und ba fic auch die Abzüchte der Straßen in die Ganäle ergießen, fo ift in der warmen Sabreszeit ein une erträglicher Geſtank durdy die ganze Stadt verbreitet. Außers dem ſtehen an den Eden der meiften Straßen und wo irgend Platz dazu vorhanden ift, aroße Thongefäße mit in Gaͤhrung begriffenem Unrath tbierifchen und vegetabilifchen Urfprungs, welchen die Hausbefiger fammeln und der zum Düngen der benachbarten Felder dient. Dieß ift ebenfalls eine Quelle von peftitentialifchen Duͤnſten. 1* Suli . hoͤchſter Stand 869, niebrigfter 79° Auguſt — — 895°, — 760 September — — 100°, — m October . — — 840, — 580 Als wir im Juli zum erſten Male die Inſel betraten, war die Witterung ſehr angenehm; zu Ende Auguſt wurde die Hitze, namentlih des Nachts, druͤckend, und fie blieb dieß bis Ende September, wo heftige und anhaltende Re: genfhauer ſich einftellten und bis Ende November fort: dauerten. Der Winter tritt im Movember ein, und wie ich höre, hat e8 im December gefhneit und ift das Ther— mometer im Januar bi8 22° gefallen. Bei diefen ftarken climarifhen Wechſeln macht ſich bie Abweſenheit der Dftindifhen Prachtpflanzen und das häufi- ge Vorkommen ädhter europäifcher Pflanzenformen bemerk— lich. Die Oftindifhen Formen zeigen fih verfümmert, und viele darunter, 3. B., die Palmen und Pifangs, welche culs tivirt werden, geben Feine reifen Früchte. Zu den fchönften wildwachfenden Blumen gehören eine himmelblaue Comme- lina, eine Plumbago, Ipomoea caerulea, ein zarter violetter Aster, Nelumbium, Oxalis strieta, ein weißes Clerodendron und ein violettes Lyeium. Im Auguft fanden fi) auf den Bergen reife Brombeeren und Himbee— ven. Die ſehr häufige Erdbeere reift zu Anfang Auguft, ift aber unſchmackhaft und wird von den Chinefen für gif tig gehalten *). Diefe fhön gummiguttgelb blühende Erd— beere ward Mitte September zum zweitenmale in der Blüs the gefunden. Die Hopfenpflanze, mit welcher Tſchuſan und bie be— nachbarten Snfeln, die ich zu befuchen Gelegenheit hatte, gleihfam überwachfen find, blühte im Auguft und hatte im September und Anfang Detober reife Früchte. Als ich den Humulus zum erfien Male fah, hielt ich e8 für mög: lich, daß er, zur Zeit, wo die Engländer eine Factorei auf Tſchuſan hatten, aus Europa herübergebracht worden fey; allein nad) den Erkundigungen, welhe Herr Guslaff bei den Einwohnern einzog, welche den Hopfen zwar nicht benugen, aber mehrere inländifhe Namen für denfelben baben, ift die Pflanze dort unftreitig einheimifh. In einer Theepflanzung bemerkte ich eine in Betreff der Flora Tſchu— ſan's ungemein characteriftifhe Gruppe, nänılih eine Thees ftaude, um die fih eine Hopfenftaude wand, und welche von Erdbeerftöden, Brombeeren, Artemisia vulgaris, Hypericum perforatum, Viola canina, einer Kiefer, Eiche, Pifangpflanze und Fächerpalme umgeben war. Aus nachftehender, theils nach meinen eignen Becbadhs tungen, theils nach den Mittheilungen des Herrn Griffith entworfenen Lifte wird man ſich einen allgemeinen Begriff von der Flora Tſchuſan's bilden Eönnen. *) Eine Fragaria, wahrſcheinlich diefelbe, ift von 3. W. Grant, Efg. bei Nagree in Sikkim gefunden worden. 8 Pflanzen, die auf Tſchuſan im Juli, Auguft und Sep: tember blühen. A. Exogenae Ranunculaceae Ranuneulus sceleratus Nelumbiaceae Nelumbium Crucilerae Thlaspi Brassica Sinapis Resedaceae Reseda luteola ? Tanmaricaceae Tamarıx Violaceae Viola canina? Sterculiaceae Stereulia Malvaceae Gossypium Hibiscus Aurantiaceae Citrus Ternstroemiaceae Thea Chinensis Camellia Hypericaceae Hypericum perforatum — montanum ? Aceraceae Acer Vitaceae Vitis vinifera Balsaminaceae Balsamina Xanthoxylaceae Xanthoxylum Oxalidaceae Oxalis stricta Celastraceae Ilex Euonymus Rhamnaceae Zizyphus Anacardiaceae Rnus Fabaceae Phaseolus Melilotus Rosaceae Rosa sinica Potentilleae Rubus idaeus — Chamaemorus Fragaria Geum rivale? Amygdaleae Amygdala peraica Prunus Pomeae Malus Pyrus Cydonia Eriobotrys japonica Lythraceae Lagerstroemia indica Myrtaceae Myrtus Punica Granatum Cucurbitaceae Cucumis Melo (Rothe und weiße Waffermer- lonen) Cucurbita maxima — lagenaria Actinostemma ( now. Griffith Portulacaceae Portulaca Illecebraceae Hernaria (prope glabra) Crassulaceae Sedum Sempervivum Hamamelaceae Hamamelis Araliaceae Hedera Helix Panax aculeatus Apiaceae Daucus Carota Carum Caprifoliaceae Sambucus japonica Cinchonaceae Paederia foetida Gardenia Compositae Aster Bidens Lactuca Gnaphalium Inula Senencio ® Chrysanthemum Artemisia sinensis Oleaceae Olea fragrans Jasminaceae Jasminum Convolvulaceae Convolvulus Batatas Ipomaea caerulea Solanaceae Solanum nigrum — Dulcamara — Melongena — Lycopersicum Datura fastuosa Nicotiana Capsicum Lycium Primulaceae Anagallis Lamiaceae Rosmarinus officinalis Mentha Origanum Marrubium Verbenaceae Clerodendron Sesameae gen.), 9. Sesamum Chloranthus inconspicuus Plumbagineae Salicaceae Plumbago Salix babylonica Plantagineae — — Plantago Urticaceae Chenopodiaceae Urtica Chenopodium Bonus Henricus Cannabis sativa Celosia cristata Morus Begoniaceae Ficus Begonia Humulus Lupulus Polygonaceae Cupuliferae Polygonum Fagopyrum Anke Rumex acetosa Juglandaceae Rheum Juglans regia Eleagneaceae Taxaceae — Eleagnus Salisburia adiantifolia Euphorbiaceae Coniferae Stillingia sebifera Pinus Elaeococcus Vernicia Juniperus Phyllianthus Cupressus Chloranthaceae B. Endogenae. Hydrocharaceae Palmaceae Hydrocharis Morsus ranae Raphis flabelliformis Scitamineae Areca Catechu Zingiber officinale Alismaceae Orchidaceae Alisma Plantago Herminium? Sagittaria Musaceae Pistiaceae Musa Lemna Iridaceae Graminaceae ‚Iris Triticum Pardanthus Zea Mays Liliaceae Saccharum officinarum Lilium Bambusa Allium Oryza Commelinaceae Poa Commelina Coix Lachryma 10 Holcus Sorghum Asplenium Setaria Pleopeltis Panicum Musci Andropogon Muscus hypuoides Lycopodiaceae Lichenes Lycopodium Baeomyces? Filices Alzaeae Filix Conferva Pteris Sargassum Aspidium Fungi Lygodium Agaricus Nephrodium Miscellen Ueber Zwillingebildung im Vogelei hat Herr Rei: chert der Gefellfchaft naturforfchender Freunde, in Berlin, am 21. Juni das Präparat einer Zwillingsbildung von einem 21 Tag alten Hühnerembryo vorgezeigt. Beide Embryonen liegen auf einer und derfelben Dotterfugel nebeneinander, find mit ihren Kopfenden verwachfen und gehen nad Hinten divergirend ausein— ander. Beide haben ein gemeinſchaftliches, hufeifenförmig aebildes tes Herz und eine gemeinfchaftliche area vasculosa. Die Form des Fruchthofes richtet fi nach der Ausdehnung der Embryonen. Hierauf legte Derfelbe die Zeihnung des Doppel: Embryo eins und deffelben Dotters vom Flußfrebfe vor. Die Embryonen befinden ſich Hier einer Hinter dem andern im Durchmeſſer des Eichens, fo zwar, daß fiedas Schwangende einander entgegenfchren, und durch einen Eleinen Zwifchenraum getrennt find. Die Ausbildung beider, fid) vollfommen gleihenden, Embryonen war bis zur Anleaung der fünf Marilfen vorgefgritten. Mund: und Afteröffnung find angedeutet. Sn Beziehung auf Infuforien, hat Herr Profeffor Ehrenberg der Gefellſchaft naturforfchender Freunde, in Berlin, am 21. Juni eine Sendung Americanifchee ISnfuforien, befonders aus der Bacillarien Kamilie, lebend vorgezeigt. Die Sendung war von Heren Profeffor Bailey, in Weftpoint, am 2. April verpadt worden und am 12, Juni in Berlin angefommen, N efrolog. — Der durch mehrere Werke um die ange: wandte Naturkunde verdiente Julia de Kontenelle, geboren 1780, iſt am 9. Februar diefes Jahres zu Paris geftorben. Hei Gin Fall von fpontaner Trennung einer vollfom- men vereinigten Fractur. Bon Gideon Mantell. Ein Schlächterlehrling, 17 Sahre alt, gallopirte auf bie gewöhnliche wilde Weiſe diefer Burfchen, kam aber durch ein plögliches Stutzen feines Pferdes aus dem Sattel, blieb im Steigbuͤgel hängen und wurde eine ziemliche Strecke weit gefchleift. Die einzige ernftliche Folge diefes Zufalles war ein fchräger complicirter Bruch unmittelbar über den Kuscheln des Fußes, mit welhem er im Bügel hängen ges blieben war. Der Burfche war Außerft reizbar, ungeduldig und widerfpenftig. Die entzundlihen Symptome waren fehr heftig, von fortdauernden Krämpfen der Muskeln deg Beis nes begleitet und felbft nach Beſeitigung diefer Zufälle war e8 wegen Unfolgfamkeit des Knaben ſehr ſchwer, die Bruchs ftüde in ruhige Lage zu bringen; dennoch erfolgte im Laufe Ak ae von 6 Mochen vollfommene Vereinigung, und das Bein bes kam feine normale Form wieder, Drei Monate nad) dem Zufalle Eonnte der Burfche ficher gehen, und es fand ſich Eeine bemerkbare Verfchiedenheit in Fänge und Geſtalt beis der Beine. Bu Ddiefer Zeit verließ der junge Menfch die Gegend, Eehrte aber nady 9 oder 10 Monaten wieder zus rüd, um ſich Raths zu erholen, da er, in Folge großer De— formität des verlegt gewefenen Beines, lahm ging. Zu meis nem Erftaunen fand ih nun das Bein an der Bruchftelle fo ſtark gekrümmt, daß bei aufrechter Stellung der Fuß auf feinem aͤußern Nande ruhte. Die Knochen waren feſt vers einigt und wuͤrden ohne gewaltfame Trennung nicht in nas türlibe Stellung zu bringen gewefen ſeyn, eine Maaßregel, welche bei der reizbaren Gonftitution des Kranken von gro— Ber Gefahr gemwefen ſeyn würde. Es wurde daher mechanis ſche Unterftügung vorgezogen; mit welchem Erfolge, Eann ich nicht angeben, da der Burſche nach einem entfernten Theile England's ging. 11 Dieß find die einfachen Ihatfahen; die Gelegenheitds urfachen zu diefem überrafchenden Reſultate find folgende. Etwa 4 Monate nah der Verlegung beſuchte der junge Menfch feine Verwandte in einem Dorfe, wo ein epidemis fhes Fieber herefhte; er wurde davon befallen und mußte mehrere Wochen das Bett hüten, wobei er im Außerften Grade ſchwach und abgemagert wurde. Mur langfam er: bolte er fih, und als er nun zum erften Male: das Bert verließ, war er nicht im Stande, auf dem früher gebro: chenen Fuße zu ftehen, weil es ihm vorfam, ald wenn die— fer fi unter ihm biege. Diefe Erfcheinung wurde der all: gemeinen Schwäche zugefchrieben, und mit Ausnahme einer leinenen Cirkelbinde wurden Feine Unterftügungsmittel ange: bracht. In dem Maaße, als die Kräfte des Kranken zu: nahmen, erlangte das Bein mehr Feftigkeit, aber der Kranke bemerkte, daß es über dem Knöchelgelenfe almälig krumm wurde und endlidy umveränderlih in einer gebogenen Lage blieb. Es ift Elar, daß während des Fiebers in diefem Falle der callus ſich erweicht hatte und verloren gegangen war, fo daß die gebrochenen Knochen ſich wiederum trennten; mit den Fortfchritten der Neconvalescenz bildete fi) auch neuer callus und die Wiedervereinigung der Fractur wurde zu Stande gebraht. Da aber das Glied nicht unterftügt war, und der Kranke aufftand, bevor noch die Knochenablagerung vollftindige Zeftigkeit erlangt hatte, fo wurden die Knochen allmälig bleibend gekeuͤmmt. Ein ähnlicher und beftätigender Fall, wo die Schwäche Folge ungefunder Diät war, findet fih in Lord Anfon’s Reife um die Welt, wo der Gaplan R. Walter eine Be: fhreibung der Symptome und Wirkungen de8 Scorbutg giebt, welcher mit fücchterlicher Heftigkeit am Borde der Schiffe herefchte und mehrere Hunderte von der Schiffämann: ſchaft hinwegraffte. Der Autor fagt: in höchft merkwuͤr— diger und nach einem einzelnen Beifpiele Faum glaublicher Umftand ift der, daß Narben von Wunden, melde Sahre lang vollkommen gefchloffen waren, durch diefe heftige Krank» heit wiederum aufbrachen. Hiervon kam befonders ein merk: würdiges Beifpiel bei einem Invaliden am Bord des Cen— turion vor, welcher 50 Jahre zuvor in der Schlaht von Boyne verwundet worden war; denn obwohl er damals gut gebeilt worden war und fo viele Jahre feitdem ſich wohl befunden hatte, fo brachen doch jeßt, als er ebenfalls vom Scorbute befallen wurde, feine Wunden auf's Neue auf, als wenn fie niemals geheilt worden wären; ja, was noch auffallender ift, der callus eines gebrochenen Knochens, wel: her fehr lange Zeit vollfommen feft gewefen war, fand ſich faft vollkommen aufgelöf’t, fo daß es fhien, als fey die Fractur niemals geheilt gewefen. (The Lancet, Oct. 1841.) Einige Nachricht von „Olinkers“, Arzneikörper. Bon Conway 3. Edwards, zu Bath. Der Zuwachs unferes fehr großen Catalogs von Arzneimitteln, auf welche ich die Aufmerkfamkeit leiten möchte, ift fo einfacher einem neuen 12 Natur, dag man eher geneigf feyn wird, an feinen mebicinifcdhen Kräften überhaupt zu zweifeln, als zu glauben, daß es folche ent⸗ halte, weldjye große und wohlthätige Veränderungen in Krankheiten bewirken, die oft den geſchickteſten Aerzten lange widerftanden, Ich ftehe nicht an, es für ein tonicum von nicht gerinaer Kraft zu erklären, und kann mid) dabei auf die Erfahrung des Dr. Wate fon zu Bath berufen, der zuerft die Bereitung Eennen lernte und die Anwendung fanctionirte, Clinkers ift der Abfall einer Schmiede (wo man Eteinfohlen gebraucht) und unterfcheidet fi von gewoͤhnlicher Aſche und coke durch feine größere fpecififhe Schwere, Beftandtheile und äußeres Anfehen. Als Arzneimittel in cachectiſchen Uebeln, befonders bei'm weiblichen Gefchlechte, ift es feit Sahren von „weiſen alten Frauen“ in gewiſſen Manufactur » Diftricten angewendet worden und mit foihem Erfolge, befonders in chlorotiſchen Leiden, daß es den Ti— tel eines Specificums erlangt hat. Folgendes ijt die Bereitungsformel: Die blaueften und ſchwer⸗ ften Clinkers werden (aus der Schladen: und Afchenmaffe) ausger fuht und ganz fein gepulvert, weldies, wegen der metalloidifchen Natur derfelben, Eeine geringe Arbeit ift. Eine beliebige Quantie tät dieſes Pulvers wird mit einer binlänglihen Quantität gemöhns lihen Syrup (treacle) zu einem fteifen Breie gemifcht. Zu jedes Mal acht Unzen diefer Maffe wird eine halbe Unze Magnejia und eben fo viel Ingwer gethan: dieß fieht für das Auge nichts weni— ger als angenehm aus, weldyem aber abgeholfen werden Eann, indem man Honig ftatt des Syrups nimmt und eine halbe Drachme Ei— fenperoryd hinzufügt. Die Gebraudhsanmeifung war eben fo einzig, wie die Formel felbt. Es muß drei hintereinander folgende Tage und Nächte (zweimal täglich) genommen, alsdann eine cben fo lange Periode ausgefest werden, und fo muß man fortfahren, bis die angeordnete Curzeit beendigt ift. "Die Gabe ift ein Theelöffet vol. Wie abe ſurd auch diefe Anmweifung erfcheint, fo ift fie doch wirklich nicht fo lächerlich, indem Erfahrung gelehrt hat, daß ein conftitutionelle Aufreizung eintritt, wenn nicht entfchiedene Zroifchenzeiten in dem Laufe der Behandlung geftattet werden. Das erfte Mal, wo ih von biefem Mittel hörte, war, nach— dem es eine glückliche Veränderung einer Dame hervorgebracht hatte, welche mehrere Jahre lang an einer innern, aber nicht Klaren, Krankheit teidend gewelen war. Die Circulation in den Elcinern Blutgefäßzeräftelungen war fehr geſunken, während das Blut in den größeren Gefäßftämmen eine trübe bräunlihe Flüfjigs feit (2a turbid brown) zeigte, ftatt der fhönen rothen Farbe, wodurch das Blut ſich auszeichnet. Sie war unter der Behandlung zweier Aerzte gewefen, ehe fie mich confultirte, und als ich fie befuchte, fand ich fie mit allen den Symptomen von Schwäche, welche ©tös rungen in dem Uterus und Eierftöcden begleiten. Durch einige befon= dere Symptome wurde ich veranlaft, den Sig der Krankheit in den Eierftöcen anzunehmen. Während meiner Behandlung vers fuchte ich jedes Mittel und jede Combination von Mitteln, die für den Fall paßten; allein von feinem berfelben ergab fidy eine ane dauernde günftige Wirkung; die wohlthätigften Präparate waren eifenhaltige, und unter diefen war keins Eräftigerer, als Sobeifen. Die Conftitution wurde fihtlih gefhwäht, die Füße waren ge— fhwollen, und die Deforganifation fhien vafche Fortſchritte zu machen. Es wurde ein fehr ausgezeichneter Arzt noch zugerogen, Fonnte aber über die Natur des Falles nichts angeben. Er beſuchte fie mehrere Wochen ohne Erfolg; während feiner Behandlung ftellten ſich fehr angreifende Schmerzen im Kopfe ein; fie waren nerbös, und zur Erleichterung derfelben wurde eine Deratrinfalbe anges wendet, dann Veratrin, Delphin und Morphin mit Del; Xetber und Ammonium wurden eingerieben: alles dieß that feine Dienfte, SH ſchlug dann electrifhe Strömung durch die afficirten Theile vor; fie wurde angewendet, aber auch vergebens. Lefai's Salbe wurbe von einem Fremden empfohlen und, ich muß aeftehen, mit theilweis günftigem Erfolg. Nie fah ich folche Leiden fo anhaltend, Ein anderer berühmter Arzt empfahl eine die Kräfte unterftügende Behandlung, und der Erfolg war, daß, obgleich in Beziehung auf das urfprüngliche Leiden Feine Befferung eingetreten war, body die 13 Dinge nicht weiter rüdmärts gingen. Der Beſuch ven Brigbton, der Infel Wight, Elevedon und mehreren andern Seebädern wurden verſucht, aber Allıs vergebens. Dr. Warfon von Bath mwurte zu Rathe gezogen, aber er konnte weder cine entfKeidende Meis nung ausſprechen, noch wurde enticheidende Behandlung angenoms men. Der Fall fhien hoffnungslos, als eine junge Dame, bei welcher die Leiden denen der Kranken aͤhnlich geweſen und der Bes bandiung ihrer Aerzte nicht gewidyen war, empfahl, man möge doch das Mittel anwenden, dem fie ihre Derftelung verdanke und zu deſſen Gunften eine Menge Fälle angeführt wurden. Das An: erbieren wurde angenommen und, nachdem Dr. Watfon feine Zus ftimmung gegeben hatte, nahm der Verſuch mit den Clinkers feinen Anfang. Das Refultat überftieg alle Erwartungen. In zwei Monaten verlor fich die Geſchwulſt der Füße; die Auftreibung der regio hy- pogastrica und umbilicalis verlor ſich; die Function des Magens erholte ſich; der Eleine, drathförmige Puls von über 100 Schlägen wurde in einen gefunden von 80 verwandelt; die nervöfen Schmer: zen hörten auf; und was am meiften auffallend und angenehm war, die Gapillarcirculation war fo verbeffert, daß die Daut eine Icbendige Farbe annahm und die Wangen von der Nücdkehr |der Gefundheit zeugten ; jedes Erankhafte Symptom verſchwand, mit Ausnahme einer noch übermäßigen Uterin = Secretion. Die glüdli: che Veränderung überrafchte die behandelnden Aerzte eben fo fehr, tie die Verwandten und Freunde der Kranken; und ohne im ges ringften enthufiaftifch zu feyn im obe der Clinkers, darf man offen zugeftehen, daß die wohlthaͤtigen Refultate in diefem interefr fanten Falle ihren medicinifhen Eigenſchaften zuzufchreiben waren. Der hier erlangte günftige Erfolg ließ mich wünfchen, ihre Kräfte weiter zu erproben ; und nachdem die Dame fo gütig ges weſen war, mir die Bereitungsformel mitzutheilen, wurden mehrere Kranke aufgenommen, bei welchen der blutlofe Zuftand der Haut, und das Schwinden der Muskelfafer die Erankhafte Weife nachwie— fen, in welcher die Functionen des Magens, dee Darmcanals und des Uterus vor fich gingen. Innerhalb eines Monates vom An: fange des Gebrauchs der Clinkers trat eine auffallende VBerändes rung in dem Anfehen der Kranken ein, und ehe zwei Monate vors übergingen war jedes ungünftige Symptom verſchwunden. Ein Fall in’sbefondere ift einer einzelnen Beachtung werth, wegen der ferophulöfen Befchaffenbeit dev Submarillardrüfen und des ulcerirten Zuftandes, in welchem fie mehrere Jahre lang gewe— fen waren, und welche während der Behandlung mit dem neuen Mit: tel heilten. (Sm Vorbeigehen will ich bemerken, daß vor dem Vers fuche mit den clinkers diefes junge Mädchen aeraume Zeit unter ärztlicher Behandlung geweſen war, ohne etwas dadurch zu gewin⸗ nen.) Der Puls war fhmwach und von fait 100 Schlägen; die Gatamenien unregelmäßig in ihrer Erfcheinung, verfchieden in Quan— tirät, abnorm in Qualität; Appetit und Schlaf ſchlechtz Zunge ſchmutzig belegt, und ein Zuftand vorhanden, den man vielleicht als hyſteriſche Hypochondrie bezeichnen Eonnte. in mildes Abe führungsmittel von Gennesblätteraufguß mit weinfteinfaurem Kali wurde einige Tage lang gegeben, ehe der Gebrauch der elinkers anfing. Sie hatte nicht fecbs Wochen lang das neue Mittel ges nommen, als ihr Äußeres Anfehen fich bereits fo gebeffert hatte, daß ihre Verwandten in dem rothmangigen Mädchen, was vor ihnen ftand, die blaſſe, kranke Greatur nicht wieder erfannten, die fie gewefen war. Das Mittel fcheint befonders in Fällen von fchlechter Vers dauung fehr wirkfam zu feyn, indem wenige Dofen binreicen, die läftigften Symptome zu befeitigen. In dem eigentbümlidyen Ge: Cretionszuftande des Darmcanals, von welchem man annimmt, daf er die Bildung der Eingeweidewürmer begünftigt, ift es auf dep: pelte Weife vortheilhaft aemwefen, einmal durch ihre mechanifche Wirkung, zweitens durch ihre tonifchen Eigenfdaften. Dieß war eine zufällige Entdeckung, die während ihres Verſuchs in einem Falle von leucorrhoea gemacht wurde, Wenn das Mittel zum erften Male genommen wird, ftellt fich zumeilen eine Reihe von Symptomen ein, weldye Semanden, der feinen modus operandi nicht kennt, verleiten Eönnte, es für cine gez _— 14 fährliche Mifhung zu halten. Es wird cin Gefühl von Schwere in der regio epigastrica mit einer brennenden Empfindung wahrgenom⸗ men; ı8 fellen ſich Uebelfegn und Ohnmachten ein; diefes wird durch Aufſtoßen von Gas bald erleichtert. Einige Kranke klagen uͤber Schmerz in den Gliedern und beſonders in den Gelenten; andere über Einfhninung des Kopfes und Schwindel, und alle empfinden Hitze und Zrodenhiit des Mundes und großen Durft. Bei der zweiten Dofe find die Symptome vermindert, und die dritte wird in der Regel ohne foldhe Folgen genommen. Nachdem der Gebraud eine Zeitlang fortgefest worden ift, treten Empfindungen von einem ans dern Character auf, nämlidy Dunger und ein Gefühl von Gefunds heit und Energie, welche dem Kranfen vielleicht feit Sahren fremd gerwefen. Die Gefichtöfarbe erhält eine rothe Färbung, und bie Muskelfafern werden feft und nehmen zu. Nach der erften Dofe find die faeces wie Pech; der Urin blaß und in Quantität zuneh— mend; Stublgänge werden, wenn Berftopfung vorhanden war, re= gelmäßia; der Puls voller und die Haut weicher. — Die medici— nifchen Eigenfchaften zufammengefaßt, find alfo die clinkers toniſch reizend, anthelminthiſch und im Allgemeinen paffend gegen leuco— phlegmatifche Gonftitution und wo dyespeptifche, chlorotiſche und feror phulöfe Affectionen vorhanden find. — ontraindicirt würden fie feyn, wo eine inflammatorifche Diathefis vorherrfcht. Die Merallguantität, welche die clinkers in fich enthalten, varürt fehr. Die bejte wird aus einer Grobfchmidtswerkftatt er: kalten; die fchwerfte, dunkelfarbigfte und im Ausfehen metallifche ift die am meiften zuverläfjige. Die heil fhieferfarbenen clinkers find wirkungslos. Ueber die Magnefia und den Ingwer, welche zur Bildung des linetus zugefegt werden, ift nichts zu erinnern, außer daß, wenn Ingwer meggelaffen wird, heftiges Leibfchneiden erfolgt. Wenn die Arznei einige Wochen gereicht worden, fo fann fie auch, ohne daß üble Zufälle fich einftellen, häufiger dargereicht werden, als im Anfange der Behandlung. Nach der unvollitändigen Analyfe, welche ich von den clinkers gemacht habe, kann ich jagen, daß neben den gewoͤhnlich in Koh— len vorgefundenen, theilmeife durch Hitze zerfegten Gubftanzen eine metallähnliche Erſcheinung durch die Maffe gebt, welche eine ftahl: bildende Verbindung von Eiſen- und Kohlenftoff zu ſeyn ſcheint; ohne Zweifel ift das Metall auch als ein Sulphuret und als ein Garbonat des Protoryds zu betrachten, aber Erines von diefen würde die blaue Färbung geben, wegen welcher der clinker merk: würdig if. Daß es nicht Zitanium ift, ift offenbar, denn das Metall ift „wie polirtes Kupfer” und fo wenig fehmelz: bar, daß die Hige des Oryhyprogen » Löthrobrs es kaum ans greift. Wenn daher die Hige von fehr comprimirten, innig gemifche ten Gafen eben nur fähig ift, Zitanium zu orydiren, koͤnnen wir da wohl erwarten, daß es das Feuer einer gewöhnlichen Schmiede thue? Woher denn erhalten wir Zitanfdure® Sicherlich nicht in oder von den verfchiedenen combinirten Körpern, welche während der Zerfegung der Kohlen gebildet werden. Hier haben wir zuerft eine Maſſe von Eleiner Kohle, vielleicht aus mit Holzkohle in $lamme geſetzt: darüber wird Waffer gefprenat, deffen Zerfigung die Disc erhöbt. Wenn die Temperatur ihr Marimum erreicht hat, fo wird eine Stanae weiches Eifen in. den Mittelpunct gefenkt und erreicht bald die Temperatur der umgebenden Subſtanzen. Partikelchen von höchft erhigtem Metall werden losgefprengt; einige, in halb— geſchmolzenem Zuftande, vereinigen fi mit Partikeln von Koblene ftoff und bilden vielleicht Stahl: andere verbinden fidy unmittelbar mit dem Oxygen des Waffers und werden ein Protocarbonat des Peroxyds, während andere Partikeln ein Sulphuret bilden und durch die ganze Maffe als eine neue Gombination erfcheinen, be: gabt mit neuen Eigenfhaften, welche vor der Auswechſelung der Elcmentarftoffe nicht eriftirten.. Dieß aber ift nicht Alles: ſowie die Kohle zerſetzt ift, wird fie mwegaefkürt und auf eine Seite ge: ſchoben, waͤhrend neuer Vorrath zugeſchuͤttet wird, bis jede zu: fammenfigerde Partikel des Eifens zur Meifglühbige gebracht wird; dann wird es aus dem Keuer genommen, auf einen Ambos gebracht und einer Reihenfolae von Schlägen des Großhammers ausgeſetzt; diefe trernen große Metallſchuppen los, von melden mehrere fi 15 in die Maſſen von coke verlieren, welche auf bie Seite gefhoben waren und unter dem Namen „elinkers‘* bekannt find. Wenn nun eine Portion von diefen mit falpeterfaurem Kali gemifcht und ftärker erhigt wird, fo bildet fih ein braunes Pulver, in welchem, wenn es vorhanden wäre, Titanium mit dem weißen Peroryde vers mengt feyn teürde; eine Galläpfelauflöfung würde dann eine oranz gerothe Farbe geben, welche für Titanium als characteriſtiſch ange— geben wird; Und würde eine Zinkftange in die Solution gebracht, fo würde ein purpurfarbiges Pulver niedergefchlagen werden. In— dem ich diefe Experimente anftellte, hielt ich mich ftreng an die Regeln, welche gegeben find, um feine Anweſenheit herauszuftellen ; ‚allein vielleicht ift es meinem Mangel an Gewandtheit in den Ma— nipulationen zuzufchreiben, wenn ich Zitanium oder feine Oxyde nicht entdeckte, Daß die fo gang befonders mwohlthätigen Wirkungen, welche die elinkers in gewiffen Zuftänden des Körpers hervorbringen, nicht einzig und allein von dem Eifen oder Stahle herrühren können, welde jene enthalten, geht aus der Erfahrung, die wir über diefe Metalle und deren Präparate befigen, genügend hervor; es muß alfo irgend eine neue Combination entftanden feyn, um foldhe auffallende Vers änderungen hervorzubringen; welche Gombination dieß fey, ift zu er— mitteln. Man hat von Electricität ale Urfahe aefprohen, aber felbft, wenn man annimmt, daß galvaniiche Ströme erzeugt wer— den Eönnten, fo wuͤrden fie fo ſchwach an Kraft und gering in Quantitaͤt feyn, als daß fie Refultate hervorbringen Eönnten, wäh: rend ihre Quelle fo beſchraͤnkt feyn würde, daß die electrifche Ente wickelung aufhören würde, ehe der linctus fertig wäre. SH hoffe, daß man mit dem Mittel einen unpartheiifchen Ver: ſuch mahen werde, (Provincial Med. and Surg. Journ., Febr. 1342.) Miscellen. Das Secale cornutum empfiehlt Herr Payan in einer Brohüre vom vorigen Jahre als ein Eräftiacs Erregungsmittel bet Paraplegieen. Er führt dabei an, daß die fozenannte fpecifi= fhe Wirkung auf den uterus ebenfalls nur von einer Reizung des Ruͤckenmarks herrühre, welche fih von den Ruͤckenmarksnerven auf den uterus fortfege und fih ebenfowohl in der Erregung der Thaͤtigkeit der Blafe, des rectum ete., zu erkennen gebe, Herr Payan führt fieden Fälle von Lähmungen der untern Ertremitä: ten an, wo das Mittel in Gaben von 8 bis 12 Deciarammen cine raſche Belferung herbeiführte. Vier Mal war die Lähmung Folge einer Rüdenmarfserfhütterung, zwei Mal einer Kyphofis, einmal Folge einer Raͤckenmarkskrankheit, die fih durch Lendenſchmerz und allmaͤlig eintretende Laͤhmung der untern Extremitaͤten chara— cteriſirte. Unter 7 Faͤllen war alfo nur einer, der nicht von eis ‘ein wenig erweitert wurde, 16 ner mechanifchen Urſache herrührte, und auch diefer Fall war bes reits auf dem Wege der Beſſerung; jedoch erfolgte die Beſſerung viel raſcher, als das Secale cornutum gegeben wurde. Herr Payan har das Mittel auch bei WBlafenlähmungen verfucht. Fuͤnf Faͤlle von Iſchurie mit Ueberfüllung der Blafe wurden in wenigen Tagen geheiit, indem nur bei einem, wo das Mittel in zu Eleinee Dofis gegeben wurde, die Heilung fich in die Länge zog. Auch bei Paralyfen des rectum und bei Unthätigkeit der Gebäre mutter hält der Verfaſſer das Mittel für das geeignete. (Mem. sur lergot de seigle; son act. therap. et son emploi med. Par P. S. Payan.. Aix 1841. 8.) Ueber die Wirkung der Blaufäure auf das Auge hat Dr. TZurnbult Verſuche angeftellt, weil nad) Vergiftungen mit Blaufäure noch längere Zeit nad) dem Zode die Augen Elar zu bleiben pflegen, weswegen (?) Dr. Turnbull eine fpecifiihe Wirkung diefes Mittels auf das Auge erwartete. Zuerft rieb er die verdünnte Säure mit einem Schwamme einige Minuten lang in die Stirn ein, bis die Haut roth wurde, wovon der Kranke nicht die mindefte Empfindung von Hige hatte und die Pupille So wendete er das Mittel mit güns ftigem Erfolg bei beginnendem Gataract, Hornhautverdunfelung, Entzündung, Amaurofen, iritis etc. an. Sn der legten Zeit wur— den die Dämpfe der concentrirten Blaufäure mit entſcheidenderem Erfolg und ohne die mindefte Gefabr auf das Auge angewendet. Es wird in cine Unzenflafche eine Drachme Säure eingegoffen und das Gefäß eine halbe Minute lang dicht vor dag geöffnete Auge gehalten, bis der Kranie etwas Wärme fühlt, oder die Perfon, welche die Flaſche hält, bemerkt, daß ſich die Pupille erweitert und die Gefäße des Auges mit Blut anfüllen, was jedesmal auf die Application des Mittels folgt. Der Kranke fühlt Eeinen Schmerz, mas wohl nur Folge der mächtig calmirenden Wirkung des Mittels feyn Eann, fo daß ſich alfo gleichzeitig eine reizende uud beruhigende Wirkung geltend macht, worin auch die therapeutifche Wirkung beruht, indem auf diefe Weife die Augen in den Stand gefegt werden, eine hinreichende Reizung ohne Nachtheil zu ertras gen; natürli) muß das Einathmen der Dämpfe forgfältigft vers mieden werden. Zu demfelben Zwecke ift Bittermandelöl, mit gleis chen Theilen Waffer vermifht, ganz auf gleiche Weife anzumwens den. (The Lancet, Oct. 1841.) Eine hirurgifhe Anwendung des Magnets. Sn den Werkftätten von Fairbairne in Belgien hat man einen ſehr Eräftigen Eünftlihen Magnet in der Höhe der Augen aufgeftellt. Alle Augenblicke fieht man einen Arbeiter, fey es ein Drechsler oder ein Schäfter, dem ein Eifenftückhen in’s Auge gefommen, zu dem Magnete laufen 2c. , der das Eifenftückhen berauszieht, ſowie die Augenlider geöffnet werden. Es ift begreiflih, daß ein Magnet, der 2,000 Pfund zieht, auch ein in die Hautoberfläche eingetriebes nes Eifenftüdchen herausziehen kann. Bibliographische Neuigkeiten. Traite pratique et theorique d’anatomie cumparative, compre- nant Part de disseques les animaux etc. Par Hercule Strauss- Durkheim. Paris 1842. 2. V. 8 M. K. The botanical looker-out among the wild flowers of the fields, woods and mountains of England and Wales; forming a fa- miliar monthly Guide for the collecting botanic. By Edwin Lees, London 1842. 8. Quel sont les cas ‘ou l’on doit preferer la lithotomie a la li- thotritie et r&ciproquement? Par le Docteur Alex, Thierry, Paris 1342. 8. Report on the Health of Towns etc, By Robert A, Slaney, London 1842. 8, I ED — — Menue Motizen ausdem Gebiete der Nakur- und SDeilkunde, gefammelt und mitgerheilt von den Ober» Medieinalratbe Froriepzu Weimar, und dem Medicinafrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, No. 486. (Nr. 2. des XXIII. Bandes.) Juli 1842. Gedrudt im Landes »Induftries Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Its ent amp Ueber das Mylodon und das Glyptodon, zwei in Südamerica neu aufgefundene fofjile Vierfüßer. Von Rob, Dwen, Zum Eingange diefes in dem College of Surgeons am 4 Mai gehaltenen Vortrags fegte Herr Owen bie Anwendung der vergleichenden Anatomie auf die Unterfus Kung der Ueberrefte derjenigen. Thiere auseinander, welche feit uralten Zeiten von dem Schauplatze der belebten Na: tur abgetreten find. Er gab eine Eurze Ueberficht der Ar— beiten Sohn Hunter’s in diefem intereffanten Felde für Unterfuchung und fprach dann ausführlicher über die Arbeis ten Guvier’s, welchen durch die tertiiren Schichten unter halb der Gatacomben von Paris ein fo großes Feld für Entdedungen eröffnet worden war. Guvier’n allein ver— danken wir das Princip, durch welches allein foffile Ueber: tefte ftudirt werden Eönnen, das Princip der Wechſelbezie— hung oder Coeriften; in der thierifchen Structur, wie ee fich, 3. B., wenn man einen einzelnen Knochen vornimmt, an dem unbedeutenden legten Zebenglied des Vorderfußes zeigt. Der vergleichende Anatom wird fehen an feiner Bildung, ob es einen Theil des Hufs gebildet hat, und wenn das der Full ift, fo wird er wiffen, daß das Thier, welchem es angehoͤrte, von vegetabilifcher Nahrung gelebt hat, und da daffelbe raſch von Waide zu Waide übergehen muf, fo würde die rotatorifhe Bewegung des Vorderarms unnöthig ſeyn, und er wird folglich erwarten, die Knochen feſt und eine entfpres ende Modification des humerus vorzufinden. Cbenfo würs den die Zähne in eigentbümlicher Weife eingepflanst und flabe Kronen zum Zermalmen des Futters vorhanden feyn, desgleichen der Schädel fo geformt, daß er die Befeftigung der für den Kaͤuungsproceß nöthigen Muskeln geſtattet. Ueberdieß würde er nun weiter das Vorhandenſeyn eines Darmcanals folgen, der für die Verdauung vegetabilifcher Subftanzen geeignet iſt; wenn dagegen die legte Phalanx (Zehenglied) lang und Elauenförmig ift, fo würde der Vor: derarm die volle rotatorifche Gewalt befigen und humerus NO. 1585, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr ku und Kinnlade würden angemeffen modificirt ſeyn. Die Zähne würden comprimirt und gesencinander eingelaffen feyn, wie zwei Scheerenblätter, alfo zum Zerreißen von Fleiſch geeig— net; das cranium würde in feiner Sorm modificirt feyn durch den großen Umfang des Urfprungs des Schläfenmus- kels, und die Übrigen Structuren ebenfalls zur Verdauung tbierifcher Nahrung eingerichtet. So ift der vergleichende Unatom in den Stand gefeßt, Über die vormalige Eriftenz großer Thiere zu entfcheiden, fomwohl pflanzen= als fleifchs freffender, weit größerer, als die geyenwärtig exiſtirenden ders felben Art. So find die Ueberrefte ungeheuer großer Loͤwen in den Höhlen von Sommerfetfhire gefunden worden, wäh: rend in Vorkfbire nur die foffilen Knochen der Hyäne ent- det find, eines Thietes, welches jest nur noch in Africa angetroffen wird. Auc eine riefenhafte Bärenart, an Größe den grauen Bär der Rocky mountains in Nordamerica weit übertteffend, verbreitete ſich über das gemäßigte Eu— topa, wovon ſich Beweiſe auch in England gefunden haben. Durch das Princip der C.rrelntion entdedte und cha— racteriſirte Cuvier zwei erlofhene Thiere, das Palaeothe- rium und das Anoplotherium. Unter einigen organifchen Neften, welche ihm überbraht wurden, empfing er zwei Exemplare von Badzähnen, zum Zermalmen vegetabilifcher Nahrung geeignet, wo die harte Subſtanz des Email der Zermalmungsmwülfte zwei deutlich verfchiedene Mufter zeigte, die eine der an den Zähnen des Rhinoceros, die andere der an den Zühnen der Wederkaͤuer ähnlich. Zugleich mit dies fon wurden einige zerftreute Knochen gefunden, worunter astragali waren, weldhe zwei deutlich verſchiedene Structu— ren zeigten, wo die Hauptdifferenz in den vorderen articulis renden Flächen lag. Wo diefe nun ungleidy getbeilt waren, war er der Anfiht, daß eg eine ungleiche Zahl von Zeben andeute, wie bei dem Nhinoceros: wo die Theilung umregels mäßig war, war auch die Zahl der Zehen gleich, wie bei wie— derkaͤuenden Thieren, und er fchloß demnach, daß der astra- salus mit ungleichen Gelenfflähen zu einem Thiere ges höre, was dem Rhinoceros ähnlich ſey, der andere astraga- 2 n de. 19 lus aber einem wiederkaͤuenden Thiere. Auf diefe MWeife conftruirte Cuvier die Thiere, und feine Anfichten und An» nahmen wurden nachher vollftändig beftätigt, wenn das voll: ftändige Skelett zufammengebraht wurde. Hierauf erlung* ten fofiile Knochen ein Intereſſe, was ihnen früher nicht zu Theil war. Das Skelett des Megatherium, jest zu Madrid, wurde in tertiären Ablagerungen bei Buenos Ayres gefunden und von dem Gouverneur des Fundorts nad) Spanien ein: geſchifft. Cuvier entfihied nach den durch die Spanifchen Anatomen gelieferten Befihreibungen, daß e8 ein großes pflanz zenfreſſendes Thier, welches allgemeine Verwandtſchaftseigen— ſchaften mit dem Faulthiere habe, aber in dem Baue der Füße dem Ameiſenfreſſer, in dem Baue der Zaͤhne dem Ar: madill aͤhnlich ſey. Er hielt dafür, daß nur vier Bad zihne in den Dberkiefer gehörten, und nach in der legten Zeit feines Lebens ihm zugefommenen Nahrichten glaubte er, daß es eine größere Aehnlichkeit mit dem Armabdille babe und duch einen Panzer gefhügt gewefen fey, in: dem Stüde von zufammengedrücten Knochen gefunden worden waren, die feitlih durch Suturen vereinigt waren. Bon legteren überfendete Sir Woodbine Parifh ein Exem— plar, von welhem Guvier glaubte, daß es dem Mega- therium geböre Mit Ausnahme der Andeutung feiner Verwandtfchaft mit dem Faulthiere, feiner vegetabilifchen Nahrung und dem Umftande, daß es Wurzeln ausgefcharet habe, fagt Cuvier nichts über die Verwandtfhaften des Megatherium. Sir Moodbine Parifh überfendete einen von den Zähnen des Thieres, welcher, wie der des Faulthieres, Feine Spitzen oder Haken (fangs) hat, aber welcher unterhalb cine große Aushöblung für das Zahnmark zeigt, durch welches frifche Lagen Zahnfubitang abgejondert wurden, um die Abnusung, die durch das Zermalmen der Mahrung veranlaßt wurde, zu erfeßen. Ein anderes Eremplar, von Dr. Darwin eingefendet, zeigt fünf Zähne im Dberkiefer, welche in ihrer innern Structur mit den von denen anderer Thiere durch— aus verſchiedenen Zähnen des Faulthiers identifch find. Die Proportionen diefes coloffalen Gerüftes diefes Thies res find bezweifelt werden von einigen Anatomen, weldhe das Skelett gu Madrid als aus Knochen von verfchiedenen Thie— ten zuſammengeſetzt betrachtet haben. Mas noch fehlte, um zu beweifen, daß dieß nicht der Fall fen, ift durch das Ske— lett des Mylodon bewiefen worden, welches dem des Mega- therium fäaſt gleich iſt und eine Unterart oder eine meyathes toidifche Varietaͤt abgiebt: es iſt ein Glied derfelben natuͤrli— cher Familie. Herr Darwin, welcher es zuerſt in Suͤda— merica bemerkte, ſendete ein Stuͤck des Unterkiefers, vier Zihne enthaltend, welche von dem des Megatherium et— was abweichen, aber in der Setructur ihnen gleich ſind. Sie haben Feine Spisn (fangs), haben eine große Ober: flähe, und bie Zahnmarkshöhlen beftehen aus bdenfelben drei Subftanzen, wie die Zihne des Megatherium und ha— ben kein wahres Email Aus diefen Zähnen würde fich der Schluß ziehen laffen, daß der Vorderarm die rotatorifchen Ber megungen vornchmen Eonnte, das Becken fehr breit und der 20 Kopf Elein war und von dem Sochbeine derfelbe lange, von einer Modification des Mafferermuskels herrübrende Forte fag herabftieg: und fo wird es gefunden. Wenn man den Vorderfuß unterfuht, fo fieht man, daß Huf und Klaue combinirt find, der einzige bekannte Fall einer ſolchen Verei— nigung: die hintere Portion des Fußes bilder den Huf, die vordere die Klaue. Die Knochen des Vorderarms geftatten Beugung und Stredung: es find Knochen von großer Stärke, und mit den langen und fchlanfen Knochen des Faulthiers verglichen, zeigen fie, daß fie zu ganz anderm Gebrauche bes ffimm find. Mit diefen breiten Knochen des Vorderarms find natürlich fehr breite Fortſaͤtze am Ellbogen für die bes wegenden Muskeln, ein breites Schulterblatt und ein ſtar— kes Schlüffelbein vorhanden. Vor der Entdeckung des Me- gatherium war der Menſch das größte befannte Xhier, welches Schlüffelbeine befaß. Das Beden ijt von gan; abs normen Proportionen und, allen Anſcheine zufolge, entfprangen von demfelben ſehr ftarke Muskeln zur Bewegung des Rum— pfes. Femur, tibia und fibula find Eur; und von fehr großer Breite. Die Hinterfüße vereinigen fih zum Theil aus Huf und Klaue, und der Schwanz iſt lang und Eräftig. Die Zähne lehren ung, daß dag Mylodon diefelbe Nahrung hatte, wie das Faulthier; allein e8 ſcheint unmögs lich, daß ein fo großes Thier in folcher Weiſe hinlaͤnglich mit Nahrung verforgt werden fonnte, während feine unges heure Stärke es beffer eignete, Bäume auszumurzein und niederzureißen, als fie zu erklettern. Im gegenwärtigen Zus ftande der Schöpfung giebt e8 wenige Thiere, welche fih von Blättern und an Baumen nähren; aber die e8 thun, find von der beträchtlichften Größe, wie der Elephant und die Giraffe. An dem eranium des Mylodon fieyt man, daß es wie die Giraffe, eine Zunge von ungewöhnlicher Länge bes faß, welches beftitigt wird aus der Größe der Köcher, ducch weiche die Nerven des fünften und neunten Paares gehen — nach diefem zu urtheilen, muß die Zunge de$ Mylodon wenig: ftens vier bis fünf Mal fo lang gewefen feyn, als die Giraffe. Menn man das Princip der Gorrelation thierifcher Structuren in Betracht zieht, indem man das Skelett des Armadills unterfuht, fo kann die Frage, ob dag Mylodon einen Panzer gebabt habe, entichieden werden. Die obern fhrägen und Queerfortfüge der Mirbelfäule des Armadills find außerordentlih lang, um feinem Panzer Unterffügung zu gewähren; aber nichts der Art Eann bei'm Megatherium wahrgenommen werden, und als Collateralbeweis muß auch die Thatſache gelten, daß niemals mit den Ueberteſten die> ſes Thieres Stüde eines Panzers gefunden worden. Seit der Zeit aber ift in Südamerica eine Entdeckung der Ueberrefte eines andern großen Thieres erfolgt, welches einem Armadill mehr ähnlich ift, von dem Faulthiere ſich aber unterfcheidet. Seine Weberrefte wurden in der Nähe von Buenos Apres gefunden, einer an foſſilen Knochen aus ferordentlich reichen Gegend, wober man, außer dem Mega- therium, das Mylodon. das Megalonix ıc. erhalten hat. Won dierer Entdeckung wurde Sir Woodbine Parifh durch etz nen Gorrefpondenten in Kenntniß gefegt, und nachdem Präft: 21 dent und Rath des College (of Surgeons) davon un: terrichtet worden waren, thaten fie die nöthigen. Schritte, um e3 zu erlangen und find jegt im Beſitze des Panzers dieſes gigantifhen Armadills, des Glyptodon; die Knochen aber waren zu zerreiblib, um transportirt werden zu koͤnnen. Die Unterfuhung foſſiler Reſte lehrt, daß in alten Zeiten die allerälteftien Wälder Großbritannien’ von dem Gtephanten und Mastodon. die Landfeen von Hippopotamen und Anoplotherien, die Suͤmpfe von Paldotherien und Rbis noceroffen bewohnt und die Höhlen von ungeheuren Löwen, Bären und Hyänen gefüllt waren. Ueberrefte von Menfchen find in Verbindung mit diefen Neften nie angetroffen (aus fer fie waren zufällig darunter gebracht), und ebenfo wenig in den tertiären oder antediluvianifchen Schichten. Aus bo— tanifchen und zoologifchen Thatſachen kann gefolgert werd:n, daß die Temperatur von Großbritannien damald der des Paradiefes naͤher geftanden habe, als geyenmärtig. (Ein ſchoͤnes Skelett des Mylodon, der Panzer des Glyptodon und foffile Refte des Megatherium und der andern oben erwähnten Thiere wurden von Herin Owen dorgezeigt.) Zur Kenntniß der Structure und Bildung des Fichtelgebirges. Bei einer Reife, die ich mit meinem Freunde Ludwig Feuerbach im September des vorigen Jahres durch einis ge Gegenden des Fichtelgebirges machte, unterfuchten wir dafelbft an den uns zugänglichen Stellen vornehmlich den Pau und die Structur der Gefteine, indem wir e8 uns be: fonders zum Zwecke gemaht hatten, die plutonifhen und vulcanifchen Gebilde jener Gegenden zu verfolgen. Mir muften e8 zum Voraus, daß in der Gentralgrups pe des Fichtelgebirges, werunter der Ochſenkopf, der Schnee: berg und die Kößeine verftanden wird, und die, mit geringer Ausnahme, faft ausfchließlih aus Granit beftehbt, nur an einigen wenigen Stellen andere Gefteine vorkommen, und fo auch an einer Stelle des Dchfenkopfe*, der befanntlidy ganz aus Granit bejteht, doh an dem Geiersberge noch Gruͤn— ſtein auftrete. So fagt, 3 B, Bifhoff und Goldfuß in ber Befchreibung des Fichtelgebirges Band I. Seite 169: Bor: züglich eryſtalliniſch findet fich diefer Grünftein auf dem Granite am füdlihen und weſtlichen Abbange des Ochſen— Eopfes, beinahe bis zu deffen Spike hinauf. Dort bildet er einzelne anftehende Felfen und durchzieht den Granit zus weilen in Eleinen, zwei Zoll breiten Gängen. Am Fuße des Berges, gegen Gotteggab, liegen eine Menge Geſchiebe, un: ter welchen $lurl auch eine regelmaͤßige Säule find u. ſ. w.“ Es ſchien uns zur Bildungsgefcichte des Gebirges fehr wichtig, wie auch neuere Mittheilungen des Hofratbs Kapp in Heidelberg, in Leonhard's und Bronn’s Zeitfchrift für Mineralogie und Geologie darauf hinweiſen, zu erforfchen, ob diefer Diorit ald Gang oder als Lager vorkomme, und wir richteten unfere volle Aufmerkſamkeit darauf, diefen Ge: 22 genftand genauer zu unterfuchen und ausführlicher zu er— Örtern. Wir erfuhren ſchon bei näherer Nachfrage von den Führern zu Bifhofsgrün, daß Diorit, den fie Knopfſtein nannten, von dem fie aber Proben vorzeiaten, audy anders, in nördlicher und zum Theile oͤſtlicher Nihtung am foge- nannten Vogelheerde vorfomme. As wir den Berg erftiegen hatten, ſuchten wir auf der Kuppe in der Naͤhe von großen Felfenmaffen, die unfer MWegmweifer die drei Adelsfteine nannte, zwifchen der oberſten diefer Zelfenparthieen und jener, auf der jegt der Thurm zur geometrifhen Meffung errichtet ift, und alsbald fanden wir Diorit in Granit » Klögen gangartig vorfommend. Doch waren dieſes nur zertrümmerte und lofe umher— liegende einzelne Klöße, und und fam es darauf an, den Grünftein im gewachſenen Felſen (wie man fich fonft aus» drüdt) anftehen zu ſehen. Mehrkaches Umherfuhen an den g ößern Felfengruppen der nächften Umgebung war fruchtlog, es Ließ fich Eein anftehender Diorit entdecken. Und dennoch waren die Granitftüde, in denen fi der Diorit bereits gangartig gezeigt hatte, wohl wahrſcheinlich nicht durch Menfchenhand bewegt, und da fie auf der Eleinen Hochebene der Bergfuppe lagen, eben fo wenig abgerolit und auch mohl duch Maturfräfte nicht weit von ihrer urfprünglichen Lager: ftätte entfernt; fie mußten alfo notbwendig dert in der Na: be liegen, wo auch der Diorit anfteht. Die Stelle de Vorkommens dieſer Klöße war auch auf einen fehr kleinen Raum beſchraͤnkt. Wir legten nun vom Geiersberge, wo, nach Biſchoff und Goldfuß, der Diorit vorkommt, in Gedanken eine Linie bis zu der Stelle, wo wir den Diorit auf der Kuppe gefunden hatten, verſicherten uns der Richtung durch einen aufgeſtellten Magnetſtab als einer ungefaͤhr von Suͤdweſt gen Suͤd nach Nordoſt gen Nord verlaufenden, und hatten nun in dieſer Richtung kaum zwanzig bis dreißig Schritte zuruͤckgelegt, als ſich ein großer Diorit-Klotz anſtehend fand, in welchem ſich zwei kleine Maſſen juͤngeren Granits unge— faͤhr 5 Zoll breit nach Unten auskeilten. Wenn aber nun Bifhoff und Goldfuß a. a. D. erklären, daß fih am Dchfenkopfe der Diorit am füdlichen und meftlichen Abhange finde und ſich von da bis faſt an die Spitze hinauferſtrecke, fo ift diefes nicht erfchöpfind, und das Vorfommen des Grünfteins an gedachtem Berge viel ausgedehnte. Was Maier in feiner Befchreibung des Fichtelgebirges darüber fagt, weiß ich nicht, da ich diefe Schrift nicht zur Hand babe; Plänfner'g Piniferusic. bat fih über diefe Gegenftände nicht verbreitet. Da mir aber nicht bekannt geworden ift, daß in neuerer Zeit Beob— achtungen bierüber wären mitgetheilt worden, fo will ich die unfrigen hier veröffentlichen. Mie bisher das Vorkommen des Dioritd nur an der füdlichen und weſtlichen Seite des Ochfenkopfes bekannt war, fo müffen wir das Vorhandenſeyn diefes Gefteins auch an der nördlichen Seite, und in Beziehung auf den Geiereberg, in nordoͤſtlicher Richtung anführen. Nachdem wir in der bezeichneten Nichtung von der Kuppe des Berges nach Abs 23 waͤrts, gegen Bifhofsgrlin zu, eine Strecke durch vollig uns gebahnte, den fonft grübten Führen völlig unbefannte Stel: len des Berges vorgefchritten waren, fand fich eine Diorit: platte von ungefähr 34 Fuß Breite, und von diefer Stelle etwas weſtlich und noch tiefer den Berg hinab, ein ungefähr 5 Fuß breiter Dioritgang, der Fammartig über den Granit, aus dem er herausyetreten war, hervorragte und ein bedeu— dend fteileres, d. h., dem rechten Winkel näheres Fallen batte, als der Granit felbft; während ſich aber dem Winkel nad) das Fallen beider Goefteine fehr unterfcheidet, fo hat ed in Beziehung auf die Richtung ganz gleichen Verlauf. Es ſcheint alfo fomit ausgemacht, daß der Diorit am Ochſenkopfe den Granit durch den ganzen Berg ungefähr von Südweft nah Nordoft gangartig durchſetzt. Der Diorit felbft, der in diefer Weiſe gangartig her: vortritt, ift von fehr feinem und dihtem Gefüge und führt etwas Weniges ganz fein eingefprengten Schwefelkies. Die Farbe ift dunkler, als die anderer Diorite aus dem Fichtel— gebirge. So ift der Diorit aus der Schlucht von Ber: ned hellgrau, der von Lichtenberg grünlichzgrau, der vom Ochſenkopſe aber ift dunfel oder ſchwarzgrau. Doc iſt die: ſes Geftein auch an diefem Drte nicht an allen Stellen gleih. So fagen Bifhoff und Goldfuß, der Diorit des Ochſenkopfes fey vorzüglich cryſtalliniſch; dieſes mag von dem Gefteine des Geierberges gelten; der Diorit, den wir auf der Kuppe des Berges fanden, ift dicht und fein gemengt, dagegen jener, etwas tiefer abgefchlagene, ſchon gröber gemengt, mehr cryſtalliniſch erfcheint und die Proben, die ich vom Diorite am Vogelheerde fah, d. b., vom noͤrd— lihen Fuße des Berges, find bläulihgrau von Farbe, groͤ— ber in ihrer cryftalliniichen Structur, und auch die Schwe— felkies-Cryſtalle find viel größer eingefprengt. Wie in der Farbe, fo ift der Diorit vom Ochſenkopfe auch in der Structur von anderen verfchieden, ine bedeutende Wer: größerung unter dem Mikrofcope zeigte denfelben viel feiner, als den Diorit von Steben oder Lichtenberg; dennoch ift auch der feinfte von der Kuppe de Berges nicht ganz fo fein, als ih Stufen mit eingefprengtem Kalkſpathe aus der Schlucht von Berne gefunden habe. Un jenen Stellen, an denen der Diorit de8 Ochſenko— pfes den Granit berührt, oder ald Gang ihn durchfegt, ift der Granit umgewandelt und von dem in fo ungeheurer Maffe vorkommenden, übrigen Granite des Berges ver: ſchieden. So liegen Stufen vor mir, in welchen der Diorit als ungefähr 2 Zoll maͤchtiger Gang den Granit durchſetzt, und umgekehrt auch folhe, in welben der Granit als ein 1 Zoll mächtiger Gang den Diorit durchzieht, in beiden Fällen ift aber der Granit an den Berührungsftellen verändert und dunkler, als der Übrige; am Diorite aber ift an den Beruͤh— tungsftellen feine Veränderung bemerkbar; fo daß eg klar ift, ed habe nicht der Granit auf den Diorit, fondern der Dio— tit auf den Granit eingewirkt. Es ift diefer veränderte Granit von dunflerer Farbe, feinerem Gefüge, als das uͤb— tige Geftein des Berges; der Glimmer fcheint zu verſchwin— 24 ben und buch die feinere, dunklere Hornblende erfeßt; nur ſehr felten finden fih die fonft fo häufigen größeren Feld— ſpath-Cryſtalle; die Quarzftüde haben einen ſchwachen Ans ftrih) von Amethyft:Farbe, und es Eann diefes Gontactpros duct nicht wohl anders, als mit dem Worte Diorit: Granit bezeichnet werben. An den Zerftüftungsftellen hängt Etwas, das metalliz ſches Anfchen hat, dunkelroͤthlich mit metallifhem Glanze, aber fo dünn, daß ſelbſt wiederholte Verſuche zum Abſcha— ben für eine Loͤthrohrprobe vergeblih waren, Sc halte es für ein mit Thon gemengtes Eiſenoxyd. Auch ergab fich, nah Betupfung mit Salzfüure, Abfpülen und Niederſchla— gung mit Schwefelwafferftoff-Ummoniaf, ein grünlich ſchwar— 308 Präcipitat, welches die Vermuthung, daß jener metalli= fhe Stoff Eifen fey, beftätigte. Aehnlicher Weife wird bei MWunfiedel der Urkalk von einem Gange Diorit durchſetzt. Diefer ift heller von Farbe, als der am Ochſenkopfe, fehr fein von Structur, mit feinem Schwefelkieſe eingefprengt. Auch follen fih an einer troden aufsefbichteten Mauer in der Nähe der Zinnwäfhe am Schneeberg andere Gefteine, als Granit befinden, die wegen des dortigen Urberfluffes an Material gewiß nur fehr wenig von ihrer urſpruͤnglichen Lagerftätte entfernt find; was näher zu unterfuchen, leider unterlaffen wurde. Am Schneeberg übrigens felbft, fo wie an ber Luiſen— burg und der Kößeine wurde durhaus feine Spur von Diorit, weder ald Lager noh Gang, nod in umherliegenden Stiden beobachtet, mit Ausnahme eines einzigen Klotzes, der aus der Nähe des Uleranderbades zum Bau der Walz ferheifanftalt vor einigen Jahren foll zugefahren worden ſeyn, deffen Lagerftütte und fogar Fundort aber nicht ausgemittelt werden Eonnte. Am Schneeberge unterhalb des Nufhardts am Ochſenkopfe jenfeits Bifhofsgrün und unterhalb der Luifenburg erfcheint bald der Glimmerfchiefer. — Angeregt durch die neueren Forfhungen über die Glet— fer, namentli von Agaffiz, fuhte ih auch in der Gentralgruppe des Fichtelgebirges forgfültig noch polirten Felſen, Eonnte fie aber nirgends entdeden. Es mird zwar allerdings die Unterfuhung fehr erfchwert, da die Felſen faft alle mit Moofen oder Flechten überwacfen, von Preißelbee= ten durchzogen, oft von Gehölze bededt find; fo .viel aber genaue Beobachtung zu ermitteln vermochte, find ſolche Flaͤ⸗ den durhaus nit vorhanden Auch die Nachfrage bei Sahverftändigen verficherte ein Gleiches. in polirtes Stuͤck Antimonerz aus den Gruben bei Goldfronadh wurde mir gezeigt, welches, durch Abgleiten der Felfenflächen im Innern des Ganges geglättet, fpiegelbell polirt war. Aus Berdem aber war von Politur der Felfen durchaus nichts wahrzunehmen oder zu erfahren. So viele Bloͤcke auch in diefen Berggruppen zerftreut oder zufammen liegen, man gedenfe nur der Luifenburg und der Steinmerre am Schneeberg; und wenn aud manche Felfenftüde feltfam auf einander geftürzt vorfommen, fo vermochte ich dennoch erratifche oder Fuͤndlingsbloͤcke, d. i., fothe, die von einem Berge herab duch ein Thal hindurch 25 auf eine benachbarte Anhöhe geführt worden find, und Glet— fhertifhe nicht daran zu erkennen, und e8 fcheinen mir die Berklüftungen und Bergftürze am natürlichiten durch die Wirkungen des Waſſers erklärt werden zu müffen. St Kapp's Behauptung richtig (ſiehe oben), daß die polirten Flächen dur Aufiteigen der Felsmaſſen entftehen, und die auffteigende Maffe die, an der fie vorbeiftreicht, wenn fie noch weich ift, und wenn diefe bereits erhärtet ift, ſich felbft an ihr polict; fo ift es Elar, daß wenigſtens die Gentralgruppe des Fichtelgebirges fi auf ein Mal gehoben babe und nur einzelne Gänge von dem fpäter eingedrunges nen Diorit durchſetzt worden feyen. So intereffant e8 auch werden dürfte, ſich darüber zu verbreiten, daß am Fichtelgebirge das nordweftlihe Ende von Divrit und das füdöftlihe von Baſalt begrän;t wird, und der den Ochſenkopf durchfegende Diorit gemäß feiner Farbe und feines Gefüges ein bafaltifher genannt werden muf, und fomit die Gentralgruppe des ganzen Gebirgsftodes auch den Gegenſatz der füdöftlichen und nordmeftlichen Be— gränzung, oder den Bafalt und Diorit duch ihren bafalti= ſchen Diorit vermittelt: fo überlaffe ich die Deutung diefer Berhältniffe an Andere und befchränfe mich. darauf, die bes obachteten Thatſachen angeführt zu haben. Unsbah im Dctober 1841. Heidenreid). 26 » Miscellen Eine $euerfugel war am 9. Juni ein Gegenftand ber Beobahtung auf der Sternwarte zu Zouloufe, Sie it 1,421,122 Metres Entfernung bei der Erde vorbeigegangen. Ihre relative Geſchwindigkeit war bei der Erde 37,330 Metris (etwas mehr als 9 Lieues) in der Secunde, und ihre abfolute Geſchwindigkeit in hör bern Regionen über der Erde 40,902 Meter (etwäs über 10 Lieues) in der Secunde. Cie war in ihrem höchſten Glanze weit über unferer Atmofphäre, welche fi) kaum bis auf 100,000 Me— ter vertical über unferer Erde ausdehnt. Dich würde alfo Alles wieder dafür fpreben, daß die Feuerkugeln nicht unferer Atmos fphäre angehören können, fondern planetenartige Körper find, weile che um die Sonne ſich bewegen, gleich unferer Erde. SauerftoffsGas bereitet Herr W. H. Balmain aus einer Mifchung von drei Theilen KalizBihromat und vier Theis (en gewöhnlicher Schwefelfäure, die er in einer großen Retorte ge— linde erbigt, worauf dann die Entwidelung reinen Sauerftoffgafes ſehr raſch ftandhaft find. K Chr 154,5 und S H erzeugen K S und Chr 2 = 4 2 2 47,5 +104 2 160 + 36 = 196 47,5+40 + 56 o+Ss H und O a a a ae 24 + 120 36 24. Der Proce$ empfiehlt ſich durch Wohlfeilheit und Bequemlichkeit, da zwei Theile Kali— Bichromat fo viel Saucrftoffgas liefern, als ein Theil chlorfaures Kali, während das legtere ziemlich dreimal fo theuer ift, als das erftere, auch der Ruͤckſtand des Bichromat fich wieder in letzteres verwandeln (äßt, während man zum ganzen Berfahren nur einer gewöhnlichen Retorte und Campe bedarf. (Lond., Edinburgh et Dublin Philos. Mag., July 1842). Hei Ueber QDuetfchungen von Muöfeln. Bon Will. Alifon. Der intereffantejte mit Muskelquetſchungen verfnüpfte Umftand ift die Schwierigkeit, diefe Verletungen von Luxa— tionen und Fracturen derjenigen Knochen zu unterfcheiden, welche Gelenke bilden. Muskeln werden gequetfcht durch Fälle oder Schläge; ein Glied ift folglich fteif (mährend es verlängert oder verkürzt ift) und wird bewegungsunfaͤhig in eis nem Gelenke, fo daß von dem Verlegten weder Beugung noch Strefung vollführt werden kann; und zuweilen tritt eine beträchtlihe Anfchwellung ein, ehe ein Heilfundiger herz beifommt. Der Verſuch des Chirurgen, das Glied zu be: wegen, um die Natur der Verletzung zu erforfchen, bringt eine ſchmerzhafte krankhafte Thätigkeit dev Muskeln bervor, oft ohne die eigentliche Urfache des Bewegungsunvermoͤgens und Steifigkeit genau ausfindig zu machen. Und während der Chirurg aufer Stande ift, mit ſich felbft vollitändig über den Fall in's Meine zu fommen, wird er von dem Verletz— ten und deffen Verwandten mit Fragen gedrängt und muß entweder feinen Zweifel eingeftehen oder unbeftimmte Ants worten geben. Es ift bekannt, wie durch Schlafen mit dem Lk Een Kopfe auf dem Arme, fo daß auf die Mediannerven ein be: trächtlicher Drud erfolgt ift, man mehrere Minuten nad) dem Erwachen unfähig ift, den Arm oder Vorderarm zu bes wegen; daß durch Schlafen in einem Stuhle, fisend mit übereinandergefreuzten Schenfeln, fo daß ein anhaltender Drud auf die Kniefehlennerven ausgeuͤbt worden, man meh: tere Minuten unfähig feyn Eann, auf den Füßen zu ftehen; daß rheumatifche Steifigkeit große Muskelanftrengungen erfor: dern kann, um den Gebrauch des Glicdes wiederzugeben, und daß zuweilen, nach Fracturen des Armes oder Schenkels, nur ein Mittel allein die Muskelſtarrheit zu überwältigen und die Bewegung wiederherzuftellen vermag — naͤmlich häufige ent= fhiedene Anftrengungen des Patienten felbjt, um das Glied zu bewegen: aber ich glaube, es ift zweckmaͤßig, die verfchie= denen Wirkungen und die practifchen Folgen heftiger Mus— Eelcontufionen fpecieller zu unterfuchen. I. Der Muskel oder die Muskeln Eönnen in der Art gequetfcht ſeyn, daß fie nur betäubt find (mit tonifchen oder anhaltenden Gontractionen oder mit Erfchlaffung), indem bie Nerven durch einen Fall oder Schlag afficirt find, einiger: mafen wie das Hirn bei Erfhütterung. 27 Erfter Fall. — Herr ©. zu Eaft Retford blieb mit feinen Beinen eine halbe Stunde unter einem Pferde liegen, welches mit ihm geftürst und auf feinen Beinen lie: gen blieb, nachdem es vergebliche Verſuche gemacht hatte, in die Höhe zu kommen. Zweiter Fall. — Fine Frau, Namens Parkin, von Ordſall, fiel in einem heißen, trodfnen Sommer von einem Fuder Heu auf den harten Boden; ihr Schenkel mar einige Wochen lang genau in der Stellung, wie bei einer Schens EelEopfluration in die incisura ischiadica. Cine Fractur de acetabulum oder des Schenkelbruchhalſes Eonnte nicht gefühlt werden. In vier oder fünf Wochen erlangte fie den Gebrauh des Gliedes wieder. U. Die Muskeln Eönnen, mährend fie in Thätigkeit find, gequetfeht werden und fteif bleiben (mit atonifher Con— traction oder mit Erfchlaffung), fo lange ale fie in Ruhe gelaffen werden; allein in dem Augenblide, mo von dem Kranken oder dem Chirurgen ein Verſuch gemaht wird, das Glied zu bewegen, tritt ein gewaltſames, fhmerzhaftes Bit: tern oder unregelmäßig Erampfhafte Thätigfeit ein, und dag Glied Eann nicht in feine natürlibe Stellung gebracht werden, Dritter Falle. — Ein Burfhe trug zwei Eimer Waſſer an einem Joche auf den Schultern; indem er in Begriff war, mit ihnen von einer fehr hohen Chauffee herab: zugeben, glitt er hinten und feitwärts auf dem Nande ber Chauffee aus, die Ferfe voran. Bei meiner Ankunft bot feine Ertremität ganz den Anſchein einer Schenfelfopflura: tion auf dag Schaambein dar. Jeder Verfuh, das Knie mit dem andern in gleiche Ebene zu bringen, entweder auf der Matrage oder bei'm Steben, flug fehl, veranlaßte aber fehmerzbafte, Erampfbafte Muskelthätigkeit. Der Hauptfehmerz war in der Weihe, two ſich auc eine Ge: ſchwulſt befand; da aber der Schenfelopf nicht dafelbft ge- fühlt werden Eonnte, fo. erklärte ich den Fall für „eine ſchwere Verlekung der Muskeln, melde wahrſcheinlich meh— vere Wochen dauern werde. Wermitteld Blutegel, Bähuns gen ꝛc. erholte fih der Burſche in einer Woche, II. Muskeln koͤnnen gequetfcht werden, mit Ertravas fation oder einer Verlegung, welche in Eiterung übergeht. Vierter Fall. — Ich wurde am 1. Juli 1841 zu einer Dame gerufen, welhe aus ihrem Wagen gefchleus dert worden war. Ihre Schulter war lurirt und ihr Bein gequetfht. Aber bever und nachdem die Luration wieder eingerichtet worden war, war fie 60— 80 Fuß meit gut gegangen und in einem Wagen etwa eine Stunde weit nach Haufe gebraht. Das Bein [hwoll an, und fie konnte weder gehen, noch das Bein bewegen. Nahdem Blutegel, Fomentationen, Breiumſchlaͤge rc angewendet und faft fünf Mochen völlige Ruhe beobachtet worden war, ftellte fich ein fehr beunruhigendes Allgemeinleiden ein, mäbrend fie im fie= benten Monate ſchwanger war; und etwa eine Woche her: nah (am 17. Auguft) öffnete ich einen tiefliegenden Ab— fceß unter der fascia des m. gastroenemius, worauf noch vor ihrer Niederkunft, welche am 17. Detober eintrat, ſich voͤlliges Wohlſeyn einftellte. — e — 28 IV. Muskeln koͤnnen gequetſcht ſeyn, mit einer Zerrei⸗ ßung der Faſern. Fuͤnfter Fall. — Im Juni 1839 wurde ich zu einem ſtarken, kraͤftigen, musculoͤſen Manne gerufen, welcher, wie man glaubte, den Schenkelkopf luxirt hatte. Bei mei— ner Ankunft hoͤrte ich, daß er, auf den Bretern eines Kar— rens ſitzend, ruͤckwaͤrts mit den Schultern auf das Rad ge— fallen und in der faſt ſitzenden Stellung auf den har— ten Boden gelangt war. Bewegung des Gliedes erregte furchtbaren Schmerz und veranlaßte krampfhafte Muskelcon— tractionen; nachdem ich Schulter und Huͤfte auf eine hori— zontale Matratze gelegt und jeden Knoͤchel mit einer Hand umfaßt hatte, zog ich ihn gegen das Fußende der Matratze, fand den innern Knoͤchel der befchädigten Seite 3 Zoll uns ter dem andern und mit der Ferfe nach Innen gewendet. Ih Eonnte das Knie aufwärts gegen den Unterleib beugen, £onnte aber nicht einen Schenkel über den andern Ereuzen, Adduction Eonnte mit einiger Schwierigkeit bewerkftelligt wer— den, aber das Glied war immer 5 Zoll länger und in der für den Kranken bequemften Stellung, das Knie ftand von dem andern ab und die Zehen auswärts , und ed war fort— während Schmerz im perinaeum vorhanden. Menn ber Fall eine Luration auf das foramen ovale geweſen wäre, fo hätte, meiner Anfiht zufolge, Adduction nicht bewerk— ftelligt werden fönnen; auch Eonnte idy mic diefe nicht bei irgend einer andern uration möglich denken. Crepi- tus um das Gelenk war nicht vorhanden; ich bielt den Fall daher für eine Verlängerung des Gliedes, wie fie Sir Aſtley Cooper befchrieben hat und ſprach entfchieden aus: „es fey £eine Luxation vorhanden.“ Doch wurde mir Alles kla— ter, als ein anderer Kunflgenoffe mich bei einem nächften Beſuche begleitet hatte, und auf die Frage, „was ift das Uebel?“ antworteten wir: „Zerreißung eines Theile des Mus: kels, welcher den Hinterbaden bildet.” Es wurde nun dem Kranken am Arme zur Ader ge: laffen; er erhielt ein Opiatmittel; feine Hüften wurden fo— mentirt und warme feuchte Gompreffen auf den ſchmerzen— den Theil gelegt; er nahm Ricinusoͤl; am folgenden Mors gen wurden zwoͤlf Blutegel angewendet und hernad) Brei— umſchlaͤge; ſolche Patienten kann man nicht leicht in und aus warmen Bädern heben; er wurde in der ihm bequem= ften Lage gelaffen zc., und der Fall hatte einen ruhigen Vers lauf; aber der verlängerte Zuftand des Gliedes, die Unfär higkeit, es ohne heftige Schmerzen zu bewegen, und eine Empfindung von Etwas im perinaeum veranlaßte Zweifel bei feinen Verwandten, ob nicht doch eine Xuration vorhane den fen. Ausdehnung der jtarren Muskeln in der zweiten Woche, durch Flafhenzüge, die wie bei einer Luration in das foramen ovale angebracht wurden, bis Ohnmacht eintrat, ſchien dienlih. Die Folgen des Falls waren nicht allein, daß das Glied allmälig diefelbe Länge erhielt, wie dag andere, fondern daß die Kontraction fortſchritt, bis es etwa einen Zoll Eürzer war, wie ed noch jest ift, fo daß er bei'm Gehen Halte macht, daß er nicht reiten Eann, ohne Hüft = und Schenkelmuskeln Schmerzen zu verurfadien. Ich babe 29 mehrmals Gtieder gefehen, wo nad Fallen und Quetſchung Steifheit eingetreten war und alle Verſuche, Bewegungen vorzunehmen, heftigen Schmerz veranlaßten; aber für die Verlängerung und nachherige Verkürzung des Gliedes kann ic) feinen Grund angeben, wenn nicht Zetreifung von Muskelfibern. Jetzt kann er zwei bis drei deutfhe Meiten geben, ohne Ermuͤdung. Was die erwähnten Fälle anlangt, fo ift möglih, daß ih fie nicht genau clafjificirt habe, umd daß, z. E., die Schwangere dann einige Zerreißung der tieferliegenden Ge: webe ihres Beins erlitten haben möge, indem das Wagens rad offenbar darüber weggegangen war; aber da jenes jest zweifelhaft erfcheint, fo dient es nur zu zeigen, wie ſchwie— ig es ift, die Ausdehnung der Verlegung gleich bei dem ers ften Beſuche nah dem Vorfalle zu beftimmen. Ein Chirurg, weldher zur Einrihtung einer Luration herbeigerufen wird, muß fich hüten, fie nicht mit einer Frac— tur in der Mähe eines Gelenkes zu verwechſeln; und zus weilen wird duch Steifigkeit der Muskeln die Diagnofe er: ſchwert; in andern Fällen durch beträchtlihe Geihwulft von Blutertravafat; und in einigen durch außerordentliche Span: nung von Ergiefung, als Folge von Entzimdung. Wie Sir Aſtley Cooper, in feinen Werken über Luxationen, ſich ausdrüdte: „Wenig Verlegungen find mehr geeignet, den Ruf eines Chirurgen zu gefährden, da der Patient ein le: bendes Denkmal feiner Unwiffenheit werden kann.“ Sch werde Feine Entfhuldigung beifügen, daß ich die Aufmerk— famkeit angehender Chirurgen auf diefen befondern Theil ihrer Praris gelenkt habe, oder daß ich fie erinnere, wie die Sehne des m. biceps zerriffen oder aus feiner natürlichen Lage am Oberarmkopfe dislocirt feyn Eann. Durhfchneidung der Beugefehnen des Kniegelenks. Don William Goulfon. Obgleid) die Gontraction des Kniegelents, aus mannichfadhen Urfachen entſtehend, häufig vorfömmt, fo find in England dod nur wenige Fälle zur öffentlichen Kenntniß gefommen, in welchen eine Operation zur Abhülfe diefer Deformität unternommen worden ift. In der Lancet (June 23, 1838) ift ein Fall angeführt, in welz dem von Herrn Liſton die Sehnen der ınm. semitendinosus und semimembranosus durch/chnitten worden find. Dabei wird beriche tet, daß das Kniegelenk vor der Operation einen rechten Winkel gebildet batte, daß aber die Kranke nach derſelben im Stande war, auf Krüden geftügt die Zehen auf den Boden zu fegen. Der bi- ceps war zur Zeit der Veröffentlichung dieſes Berichts nicht durch— ſchnitten; jedody Herr Philipps, der ‚wölf Monate fpäter dies fes Falles erwähnt, fagt, daß dieß erfolalos gewefen ſey. Der nächte Fau in Bezug auf die Priorität der Operationg- verrihtung wahrfcheinlid) der erfte) ift ver vom Dr. Little zuerft in der Encyclopädie der Chirurgie, Th. III. 1838, und dann in feinem gefbägten Werke über Diftorfionen veröffentlichte. Der Fall betraf ein Mädchen von 11 Jahren; die Krankheit des Gelenke hatte vier bis fünf Jahre vorber begonnen und war von Euppuratien und caries begleitet. Die tibia war theilweife nad Außen und Hinten gewichen; die patella faß faft unbeweglich am condylus ex- ternus, und die Zehen waren nad) Außen gedreht. Zur Zeit der 30 Operation war ber Unterſchenkel in einem rechten Winkel gegen den Dberfchenki gebogen, und am Ende der Bebandiung bildıte Er: fterer mit Legterm einen Winkel von ungefähr 160 Grad. Der legte Fall ift dervon Herrn Phillips erwähnte (Medi- cal Gazette, July 20, 1839), welcher cine Frau von 29 Jahren betrifft, die 2; Jahre lang an Rheumatismus beider Knieen gelitz ten, während welcher Zeit ſich beide Unterfchenfel gegen die Ober: fyenkel gebogen hatten. Das rechte Knie wurde zur Operation gewählt; daffelbe war bis zu ıinem Winkel von 55 Grad geboyen, über welchen Punct hinaus keine Ertenjion moͤglich war, wohl aber konnte dev Schenkel ſoweit flectirt werden, dab die Ferfe mit dem Gefäße in ganz nahe Berührung Fam. Das Knodyingewebe war nicht afficirt. — Der biceps, semitendinosus und semimembra- nosus wurden durchfchnitten, und das Gelenk blieb feildem ertendirt. Der Fall, welcher in meine eigene Behandlung fam, war folgender: Garharina Elifabetb Tinch, 11 Jahre alt, litt in ihrem fünfs ten Jahre an einer Icrophulöfen Affection des linten Kniegelenks. Die Gelenkenden des femur und der tibia waren angeſchwollen, Eiterung jedody nicht eingetreten. Während der erften zwei Jahre trug fie hinter dem Gelenke eine Schiene; am Ende diefes Zeite raums aber wurde der Gebrauch derfelben ausgefegt. Bald darauf begann das Gelenk fi zu contrahirn, und am Ende eines Jah— res war es berrits beträchtlich gebogen, faft bis zu dem Grade, in welhem ic) es zuerft ſah; denn während der legten drei oder vier Sahre hat die Gontraction nit zugenommen Am 22 Juli 1841 wurde das Kind wegen der Deformität dis Gelenks zu mir ger bracht. Ich fand das Knie in einem Winkel von 55 Grad gegen den Oberſchenkel gebogen und einer weitern Ausftredung unfähig, indem jeder Verſuch hierzu ſchmerzhaft war. Das Gelenk ließ jedody einen geringen Grad von Bewegung zu und war daffelbe von den Wirkungen der frühern Krankheit etwas angeſchwollen. Das Kind hatte ein zartes Anfehen, jedoch war die Gefundpeit deſſelben nicht geftört. Am 24. Juli verrichtete ich unter Aſſiſtenz meines Freundes, Herrn Gay, die Operation, durch Trennung der Schnen in der Nähe ber Kniekehle. Das Kind murde mit dem Gefichte nad) Unten auf einen Zifch gelegt, der Oberfchenkel von einem Gir bülfen feftgebalten, während Herr Gay das Gelenk, foweit diefes es zuließ, ausftredte, Ich brachte bierauf ein Elcines Sehnenmel: fer flach zwifhen die Sehne und den Knochen (fo dicht an Erftere wie möglich), und indem ich die Schneide dann gegen die Sehne wendete, trennte ich in fägender Beweaung zuerft die Eehne des biceps und dann in derfelben Weife die Sehnen des semimsmbra- nosus und semitendinosus, Der Durchſchneidung der Sehnen folgte jedes Mat ein börbares Geräufh. Nach diefer Trennung fanden ſich noch, befonders an der innern Seite der Kniekehle, ftarke Bänder, wahrfceinlich die verdicte fascia, welche die freie Bewegung des Gelenks verbinderten. Sch durcfchnitt alfo dieſe Bänder, worauf das Gelenk eine beträchtliche Aueſtreckung aeftatz tete, Nur fehr wenige Tropfen Blutes waren bei der Operation verlorengegangen , und das Kind hatte nicht fekr über Schmerzen geklagt. Es wurde hierauf um das Gelenk eine Bandage aelegt und das Kind zu Bette gebracht. Am 26. , ungefähr 48 Stunden na& der Operation, murde der Schenkel in einen Apparat (rine Modification von Macintyre’s Schiene) gebracht, der hinten mit einem Schraubenaelenfe und vorn mit einer Kniekappe verſe— bin war. Die Schraube wurde von Zeit zu Zeit gedreht, bis die obern und untern Theile dir Schiene in cine Linie gebracht waren. Diefer Apparat wurde Tag und Nacht fünf Wochen lang getra— aen, nad) deren Verlauf der Schenkel ganz gerade war. Die Kranke acht nun mit Hülfe eines Stodes umher, den fie auch bald abzulegen im Stande feyn wird, Ueber diefe Operation ift nur wenig zu fagen nötbig; fie ift in ihrer Ausführung einfach, nicht ſehr fchmerzbaft und ohne Ge— fabr. Jedoch möchte ich bemerken, daß, in dem bier angrführten alle (und ſeweit meine Erfahrung reicht, ift dich bei der Tren— nung lang beftandener Gontractionen in andern heilen öfters der Tal, nah der Durdfchneidung der Sehnen noch ſtarke Bänter Sl der fascia vorhanden maren, deren Durchfchneidung ebenfalls erfors derlich var, um den glüdlihen Erfolg der Oprration zu fihern. Es ift mir nicht bekannt, daß Zergliederungen des Kniegelenks im contrabirten Zuftande beſchrieben worden wären; ich benuße daher die mir von Deren Gay gebotene Gelegenheit, die Erfchei: nungen zu beſchreiben, welche fih in folgendem, in feiner Behand» lung gewefenen Kalle nad) dem Tode darftellten- W. R., 20 Jahre alt, ftarb im September 1340 im Royal Free Hospital, an einem Fieber. Er war mit dem vollfommenen Gebrauch feiner Schenkel geboren; aber in dem Alter von ſechs Monaten hatte er, den Ausfagen feiner Freunde nah, durch fchlechte Pflege, den Gebrauch der rechten Ertremität verloren. Er zeigte fpäter nicht die geringfte Neigung, ſich diefes Schenfels zu bedie— nen, und ging bis zu feinem Tode mic Hülfe einer Krüde auf dem andern Schenkel. Zur Zeit feines Todes zeigte der ganze Echens kel das Bild vollftändiger Abzehrung und hatte cine Reichenfarbe ; das Knie war gegen den Oberſchenkel gebogen und fand beinahe in einem rechten Winkel; der Fuß bot das gewöhnliche Anfehen eis nes Klumpfußes dar. Bei der Section fand ich die Sehnen der Knieaponeu— roſe fehr rigid. Ich durchſchnitt fie zuerſt, aber ohne daß dieß irgend eine entfprechende Carirät im Gelenfe hervorbrachte. Biere auf wurden die darunrerliegenden Gewebe bis auf die Gelenkcapfel fuccefiive durchfhnitten; das Gelenk blieb immer noch fteif. Nun wurde diefes, nachdem die patella und ein Theil ihrer Befeſti— gungsmittel von Oben nady Unten und Hinten zurüdaefhlagen waren, durch einen Queerfihnict in die Gapfel vorn bloßgelegt. Der Grad der BemweglichFeit, der dadurh gewonnen worden, war nur gering. Man unterfuhte nun div ligamenta cruciata und fand diefelben fehr ftarf contrabirt. Das hintere war außer: ordentlih gefpannt, verdidt und verkürzt *) und das vorzüglichfte, wenn nicht das einzige, Dinderniß für die freie Ber wegung des Schenkels. In den Falten der Synovialhaut fand ſich viel Fettgewebe; jedoch waren die Knorpel aefund und duch die gewöhnliche Quantität Synovialflüfiigkeit ſchluͤpfrig gemacht. Die Operation der Trennung der Beugefehnen des Kniege— lenks fheint befonders in denjenigen Fällen anwendbar, welche dem der Tinch aͤhnlich find; es hatte hier feit Jahren Feine acute Krankheit im Gelenke eriftirt, eg war £eine anchylosig vorhanden, denn das GelenE ließ einige Bewegung zu, und das einzige Pins derniß für die Ausſtreckung deffelden beftand in der Rigidität der Beugefehnen, Auf der andern Seite fiheint mir die Operation unzuläfiig: erſtens, wenn eine acute Krankheit des Gelenks vorhanden ijt, oder vor Kurzem ftattgefunden bat, oder auch durd die Dperation leicht hervorgebracht werden koͤnnte; zweitens, wo eine auchylosis des Gelenke zugegen ift. (London Medical Gazette.) *) Nach der Anfiht des Dr. Little, Herrn. Ed. God, Herrn Hilton und anderer erfahrenen Anatomen, welche diefes Praͤ— parat gefeben haben, würde, wenn der Kranke am Leben ge— blieben wäre, dieſes lig. cruciat, troß feiner Verkürzung, mit der Zeit nadhgiebig geworden und zu einer dauernden Ausdeh— nung gelangt fiyn. 32 Miscellen. Ueber fremde Körper in den Luftwegen bemerkt Syme in feinen Principles of Surgery, daß fie felten durch bie Stimmrige eindringen, aber, wenn es vorfömmt, fehr gefährlicye Zufalle veranlaffen, fo daß man fehr vorfichtig ſeyn muß, diefelben nicht zu überfehen. Hort man von einem Kranken, welcher ges fund war und bei'm Schlucken — oder von einem Kinde, weldyes bei'm Spielen Eleine fremde Körper in den Mund geſteckt hatte, plögli von heftigem Huften befallın worden war, worauf der Hu— fen paroxysmenweiſe in verſchiedenen Zwiſchenräumen wiederkehrt, obwohl Feine Symptome von Entzündung oder allgemeiner conſti— turioneller Reizung aufzufinden find, fo bat man zu vermuthen, daß der fragliche Zuftano eingetriten tft; folte dabei audy noch die Bewegung eines fremden Körpers in der trachea gefühlt werden, fo Eann man kaum zweifeln, daß wirklich ein fremder Körper in die Luftiweae eingedrungen ſey. Es ift zwar bisweilen vorgefoms men, daß ein huftiger Huſten den fremden Körper durch die glot-- tis wieder auswarf; aber auf diefe Möglichkeit darf man fich nicht verlajfen, die Gefahr fortdauernder Reizung , drohender Erftidung dur übermäßige Schleimabfonderung oder endlich erfolgender Lun— geneirerung rechtfertigt in vollem Maafe, daß man unmittelbar zur Zracheotomie feine Zuflucht nimmt Diefe Operation wird alsdann auf die gemöhntihe Weiſe ausgıführt, mit dem Unterichies de, daß man Eeine Röhre in die Oeffnung einführt, fondern die Dıffnung mittelft zweier Haken auseinanderhalten läßt, bis der reizende Körper durch einen ftarken Luftftoß ausgeworfen wird. Findet dieß nicht von ſelbſt ftatt, fo führt man eine gefrümmte Zange nah Dben in den larynx und fpaltet nöthigenfalls den Ningknorpel, Die Zange Fann nody nach Unten geführt werden, wenn man Grund bat, zu vermutben, daß der fremde Körper ſich in einen der Brondialäfte eingefenkt habe, von denen der der rech— ten Eeite als der weitere und mehr im Berlaufe der trachea lies gende am häufiaften den fremden Körper enthalten wird, In drin— genden Fällen, mo entweder der fremde Körper oder die plögliche Anz ſchwellung der betreffenden Theile unmittelbar Gefahr droht, follte man, aud wenn der eigentliche Apparat zur Verrihtung der Zras cheotomie nicht vorhanden ift, doch den Kranken nicht erfticken laſ— fen, fondern ein aewöhnliches Federmeffer in den Raum zwifchen dem Schild: und Ringknorpel, dem legtern möglichit nahe, einftos Gen und es nach Unten führen, fo daß der Iegtere getrennt und eine große Oeffnung erlangt würde, deren Ränder durd einen duͤn— nen Holzfpan oder durd die fich öffnenden Branchen einer gewöhns lihen Pincette auseinandergebalten werden Eönnen. Die Erftirpation eines Bebärmutterpolypen mit der Hand bat Herr Zoogood ausgeführt. ine 5öjährige Frau litt an fehr häufigen Gebärmurterbiutflüffen, und bei der Un— terfuhung fand ſich ein fehr großer Gebärmutterpolyp. Der Wund⸗ arzt ging mit der Hand an der hintern Fläche der Scheide in die Höhe und fühlte bald den Stiel des Volypen, welchen er mit den Fingern faßte, und durch Abkneipen löf’te, worauf er den fehr großen Polypen entfernte. ——— — Bibliographische a System of Human Anatomy. London The Anatomists Vademecum: By Erasmus Wilson, with 167 illustations by Bagg. 1842. 8. The nervous System and its functions. By Herbert Mayo etc, London 1842, 8. Nouvelle Dermatologie, ou précis theorique et pratique sur les maladies de la peau; fond& sur une nouvelle classification mé- dicale, suivi d’un exposé des principes generaux pouvant ser- vir de guide Jans le choix des eaux mindrales naturelles ap- Neuigkeiten plicables dans le traitement de ces maladies, avec un formu- laire special et des planches coloriees. Par P. Baumes, Chi- rurgien en chef de l’hospice de l’Antiquaille de Lyon, Tome 2. et dernier. Lyon et Paris 1842, 8. Statistical Reports on the Sickness, Mortality and Invaliding among her Majesty’s Troops serving in Ceylon, the Tenasse- rim Provinces and the Burmese Empire; prepared from the Records of the Army Medical Departement and War Office Returns. Presented to both Houses of Parliament by Com- mand of her Majesty. London 1841. Fol. Hierbei Profpectus von Wagner’s Handwörterbuc der Phyfiologie. ) Menue Wotizen a u s dem Gebiele der Hatur- und Veilkunde, gefommelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinafratbe Froriep zu Weimar , und dem Medicinalratbe und Profeffor Froriep zu Berlin. N? 48%. (Nr, 3. des XXI. Bandes.) Juli 1842. Gebrudt im Landes = Snduftrie: Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 3 1 SSR — ———— Ueber die Entſtehung, die Entwickelungsweiſe und dad Vergehen der Blutfügeldyen. Bon Herrn X. Donne. Man findet im Blute drei Arten von Partikelchen:: 1) die rothen oder Blutfügelchen im engern Sinne; 2) die weißen erſt in der neueften Zeit gehörig ftudirten Kügelchen; 3) die Chyluskuͤgelchen. Die rothen Kuͤgelchen ſind in allen Arten von Blut abgeplattet; bei den Saͤugethieren kreisrund, bei den Voͤgeln, Reptilien und Fiſchen elliptiſch. Nur die elliptiſchen Kuͤgelchen bieten in ihrem Innern eine feſte Subſtanz dar; in den runden laͤßt ſich das Vor— handenſeyn eines Kerns in der Mitte nicht nachweiſen. Durch die Berührung mit Waffer werden alle Blut— kuͤgelchen in Eleine fphärifhe Körper verwandelt, und diefem, den frühern Beobachtern unbekannten Grunde ift die von manchen der Legtern gehegte Anficht zuzufchreiben, daß die Blutfügelchen der Säugethiere eine fphärifhe Geftalt befü: fen, und daß die der Vögel, zu der Zeit ihrer Entftehung im Embryo, ebenfalls fphärifh feyen. Diefe Geftatt iff nur fecundär und ward durch die Einwirfung des Waſſers herz beigeführt, deffen man fich zur Verdünnung des Blutes oder zum Präpariren des Embryo im Cie bediente, Die aͤchten Blutkügelchen der Säugethiere, d. h., die kreisrunden, loͤſen fih in Effigfäure auf, ohne einen Rüds ftand übrig zu laffen. Die Achten Blutkuͤgelchen der Vögel, Fiſche und Repti- lien find in Effigfäure nur theilweife aufloͤslich; die innere Subftanz oder der Kern miderfteht der Einwirkung dieſes Agens. Ale Blutkuͤgelchen, zu welcher Form oder Glaffe fie auch gehören mögen, find in Ammonium auflöslid und in Salpeterfäure unaufloͤslich. Kurz, die eigentlichen oder rothen Blutkuͤgelchen fhei: nen aus eine plattgedrüdten Blaſe zu beftehen, welche bei No. 1587, kunde den elliptifchen Kügelchen einen feften Kern und bei den runs den eine Flüffigkeit enthält. Die Anomalie, welche man rüdfihtlih der Blutkügel- hen der Kameelfamilie nachgewieſen bat, bezieht fich ledig- lich auf die Außere Geftalt und keineswegs auf die innere Structur. Diefe ift genau fo befchaffen, wie bei den Blut— kuͤgelchen der übrigen Säugethiere. Die weißen Kügelchen find farblos, fphärifh, am Ums Ereife ein wenig gefranf’t und tie geförnt; fie find in dem Blute aller Thiere vorhanden, und man kann fie mit dem Blute im Innern der Gefäße circuliren fehen. Sie eriftis ten in meit größerer Anzahl, ald man früher glaubte; durch Maffer werden fie zertheilt, durch Ammonium aufgelöf’t, durch Effigfäure zufammengezogen. Sie fheinen aus einem Blaͤs— chen zu beftehen, das in feinem Innern drei bis vier fefte Koͤrnchen enthält. Die Globuline:Körperhen find Eleine, nicht über zIz Millimeter im Durchmeffer haltende Körnhen, die in jeder Beziehung den GlobulinesKügelhen des Chylus ähneln. Bisher wußte man über die Entftehung, die Entwides lungsart und das Vergehen der Blutfügelhen nihte. Aus meinen Unterfuchungen hierüber ergiebt fi nun Folgendes: Die Blutkuͤgelchen find nicht durchaus einander gleich und befinden fidy nicht fümmtlich auf derfelben Entwidelungs- ftufe. Sie widerftehen nicht alle in einerlei Weiſe der Eins wirkung der chemifhen Agentien, und aus der Verfchiedens beit ihrer Eigenſchaften läßt fi erkennen, daß fie in ver- fhiedenen Stadien der Entwidelung ftehen. Die Globuline:Kügelchen rühren aus dem beftändig in das Blut einftrömenden Chylus her; fie treten zu drei und drei oder vier und vier zufammen und umhüllen fi, indem fie mit dem Blute circuliven, mit einer Eiweißfchicht, fo daß fie dann zu weißen Kügelchen werden. Sind die weißen Kügelhen einmal gebildet, fo veran- dern fie allmälig ihre Geftalt; fie platten ſich ab, färben fi, und die innere geförnte Subftanz wird homogen und loͤſ't 3 5 — ſich auf. Blutkuͤgelchen. Die rothen Blutkuͤgelchen haben ihrestheils ebenfalls nur eine voruͤbergehende Exiſtenz. Sie loͤſen ſich nach ge— wiſſer Zeit im Blute auf und bilden auf dieſe Weiſe die eigentliche Fluͤſſigkeit deſſelben. Gewiſſe Subſtanzen beſitzen die Faͤhigkeit, ſich durch directe Vermiſchung mit dem Blute unmittelbar in Blutkuͤ— gelchen zu verwandeln. An der Milch, welche, ihrer organifchen Gonjtitution, ihren Hauptbeftandtheilen und ihren phnfiologifhen Eigen— ſchaften zufolge, die größte Aehnlichkeit mit dem Blute hat, laßt ſich dieſe Umbildung ganz befonders gut nachmeifen. Die Einfprigung eines gewiffen verhältnigmäßigen Quans tums von Milh in die Venen der Thiere hat in der That durchaus Feine verderblibe Wirkung, und die Befhaffenheit der Kügelchen diefer Flüffigkeit geftattet, diefelbe überall zu verfolgen und zu erkennen Nun lehrt die unmittelbare Beobahtung, daß diefe in die Gefäße eingefprigten Kuͤgelchen ſich direct in Blutkuͤgel— chen verwandeln, und zwar vermöge derfelben mechaniſchen Umbildungen, durch welche die Globuline-Koͤrperchen des Chy— lus in den Zuſtand von weißen Kügeichen und dann in den von rothen Küygelchen übergehen. Der Mil; ſcheint in’sbefondere die Function obzuliegen, diefe Verwandlung zu bewirken; wenigſtens findet man in diefem Organe die meiften weißen Kügelhen auf allen Stu: fon der Entwidelung. Unterfuht man die Circulation in den gefüßreichiten Drganen, fo erkennt man in keinerlei Weiſe, daß die Blut: kuͤgelchen aus ihren Gefäßen treten, um ſich mit den Orga— nen oder den organifchen Stoffen zu verbinden; allein der flüffige Theil des Blutes ſchwitzt durd die Gefüßwandungen und ift, aller Wahrſcheinlichkeit nad), die weſentlich organi- firende Fluͤſſigkeit. Endlich gedeihen und entwickeln fih die mit andern Subſtanzen als Milch ernährten jungen Thiere weit weni: ger aut, als die, welche die Milch ihrer Mütter genießen, und der Einfluß unpaffender Nahrungsftoffe Fann fidy bis auf eine deutlich bemerfbare fehlerhafte Veränderung der Ge— ſtalt und fonftigen Beſchaffenheit der Blutkuͤgelchen erſtrecken. (Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des Sciences, Tome XIV.. No, 10, 7, Mars 1842, Ueber das Gewebe der Milz. Von Herren Flourens. Herr Flourens legte der Pariſer Academie der Wif- fenfhaften am 18. April dieſes Jahres mehrere Abbilduns gen vor, melde mifrofcopifche Anfihten von dem Gewebe der Milz darftellten und nad) den Präparaten des Herrn Bourgery gezeichnet waren. Sie gehören zu einem Werke, welches der Verfaſſer der Academie nächftens vorzu— legen gedenet, deffen Hauptergebniſſe er jedoch vorläufig im Nachſtehendem dar'egte. Endlih verwandeln fie fih im Achte oder rothe 36 1) Die Milz ‚befteht aus zwei verfchiedenen Apparaten, von denen der eine bläshenformig, der andere drüs fenför mig ift, die durch winzige Organe (organules) von: einandergefchieden find (Scindes), und die einander durch die ganze Milz begleiten, indem ftets ein Theilchen des einen Apparats neben einem ſolchen des andern liegt. Denkt man ſich das ganze Organ in ſechs gleich große Portionen ge— theilt, ſo wuͤrde der blaͤschenfoͤrmige Apparat etwa drei, der druͤſenfoͤrmige etwa zwei und die Gefüße etwa eine diefer Portionen umfaffen. 2) Wenn nun aber auch der bläschenförmige Apparat ein größeres Volumen einnimmt, fo ift dagegen der andere compacter, fo daß das abfolute Gewicht, oder die — Maſſe beider ziemlich dieſelbe ſeyn moͤchte. 3) Die beiden Apparate, der druͤſenfoͤrmige und blaͤs— chenfoͤrmigen, gleichen einander infofern, al& beide aug einer Kette ohne Ende von einfachen Bildungsgliedern beftehen, welche durch die ganze Ausdehnung ded Organs miteinander zufammenhängen. 4) Der bläshenförmige Apparat oder bie ganze Kette der miteinander zufammenhängenden und dur) Deffnungen miteinander communicirenden Blüschen umfchließt, außer den Milzvenen, weldhe den roſenkranzfoͤrmig geordne⸗ ten Bläschen zugetheilt werden koͤnnen, winzige Drüschen und das Syſtem von Koͤrnchen und Haargefüßen. Er er f&eint, fo zu fagen, wie ein großer taufendfäceriger Beu— gel oder eigentlih als ein langer Canal, der fortwährend im Zickzack gebogen und zur Erweiterung der Oberflächen mietelft Einfhnürungen in unzählige kleine Höhlungen ges theilt ift. Nach der Textur der Bläschen und der Beſchaf— fenheit der darin enthaltenen Slüffigkeit, hat man fie al$ eis nen Apparat zu betrachten, in welhem das Blut ver: arbeitet wird, 5) Der drüfenförmige Apparat befteht aus den Drüfen und Gefäßen, welche, unfern Unterfuchungen nad), zum Inmphatifhen Spfteme gehören. Er ſtellt fih nur deßhalb als eine gewundene Kette von mit Scheidewänden verfehenen Canaͤlen dar, weil er zwifchen den Blafen des bläschenförmigen Apparats liegt, welche le&tere wegen der darin fecernirten Fluͤſſigkeit mit felkftftändigen gefcloffenen Mandungen verfehen fern mußten. Man Eann diefen Ap— parat, zufammengenommen , als eine gewaltige Lymphdruͤfe betrachten, deren Volum etwa 4 derjenigen der Milz gleich— Eommt, und die in unzählige mikroſcopiſche Drüsen zer— faͤllt, welhe duch Schnuren von derfelben Subftanz mit: einander verbunden find, fih durd den ganzen Umfang der Milz verbreiten und die Bläschen überall umgeben, fo daß es fcheint, als ob jeder der beiden Apparate feine Functio— nen nicht ohne den andern ausüben Fönne. Diefe Anficht wird übrigens auch dadurch beftätigt, daß die Lymphgefaͤße, welche von den Drüschen *) und dem Spfteme von Korn- hen und Haargefäßen kommen, in den drüfenförmigen Ap— parat eintreten. *) Des bläscherförmigen Apparate. D. Ueberf, 87 6) Die Haargefäße befisen in der Milz eigens thuͤmliche Formen, durch die fie ſich von der ihnen fonft im ganzen Gircufationsapparate zukommenden Bildungsweife un: terſcheiden. 7) Die Venen bilden, vermoͤge der Texturveraͤnde— rungen, die ſie in der Milz erleiden, einen Theil des Ge— webes dieſes Organs und nehmen an deſſen Functionen Theil. Auch die Lymphgefaͤße erſcheinen nicht nur als zum Fortleiten einer Fluͤſſigkeit dienende Canaͤle, ſondern zugleich als Organe, denen die Verarbeitung der Fluͤſſigkeit obliegt. Wir werden im Verlaufe dieſer Unterſuchungen ſehen, daß die Modificationen in der Textur der Gefaͤße, vermoͤge deren leßtere ſich den Organen anpaſſen und an deren Func— tionen Theil nehmen, ſich in ſehr ausgedehnter Weiſe im ganzen Organismus wiederfinden. 8) Die anatomifchen Elemente der Milz find bei allen Säugethieren dieſelben. Indeß find in diefer Beziehung zwifchen dem Menfhen und dem Xhiere immerhin bedeu— tende Verſchiedenheiten vorhanden, welde mir andere Organe, 3. B., die Lunge oder Nieren, nicht im gleichen Grade darzubieten fcheinen. Bei der menfchlihen Milz findet man in allen Einzelnheiten die größte Genauigkeit, Vollendung und Vervielfältigung, fo daß, im Vergleiche mit derfelben, die weit einfachere Milz der Thiere beinahe als rudimentär erfcheint. 9) Was die erwähnte Aehnlichkeit zroifhen der Milz und den Lymphdruͤſen betrifft, fo läßt ſich auf der einen Seite, in Bezug auf die anatomifche Structur, die Milz als eine gewaltige Ipmphatifchsfanguinifhe Drüfe definiren, auf der andern aber auch eine in den allyemeinen Blutum— lauf gezogene, fo ſtark mit Blutgefäßen verfebene Lymph— drüfe gewiffermaafen als ein Roſenkranz von Eleinen Mil: zen betrachten, die Über verfchiedene Stellen des lymphatiſch— fanguinifhen Girculationsapparats vertheilt find. Bei der Unterfuhung der innerften Structur diefer Drüfen werden wir fehen, wie die rliefichtlich des drüfenförmigen Apparats der Milz in die Augen fpringende Gleichartigkeit jener bei: den Arten von Organen ſich auch in Betreff des bläschen: förmigen Apparats der Milz rechtfertigen läßt, indem die innern Candle der Lymphdruͤſen demfelben in der Drgani: fation fehr nahe fommen. (Comptes rendus des sean- ces de l’Ac. d. Sc. T. XIV., No. 17., 25. Avril 1842.) Ueber die eleckrifchen Erſcheinungen des Zit— terrochen®. Ausgezogen aus einer von Herrn Zantedeschi dem wiffenfcaft: lihen Gongreffe zu Florenz am 29. Geptember 1841 vorgelefenen Abhandlung. Die Parifer Academie der Wiffenfchaften drüdte bei Gelegenheit der von Herrn Matteucci über ben Bitterros hen angejtellten Verſuche ) den Wunfh aus, daß biefel: *) Bergl, u, U, No, 185, ©. 129, d. Bl. 2 38 ben von den Phnfikern, welche dazu Gelegenheit hätten, mie: derholt werden möchten. Sch theile ihr daher eine Eurze Ueberficht der Verſuche mit, die ich mit 36 diefer Fifche (Torpedo Galvani) in den Jahren 1840 und 1841 ans geftellt habe. Bei meinen Erperimenten wandte ich ein ges wöhnliches Nobilifhes Galvanometer an, wo die beiden En: den des Verbindungsdrahtes an zwei Platinablätter mit höls zernen Griffen gelöthet waren. 1) Lebender Zitterrochen, A. Ohne bemerkbare Entladungscontractionen. a. Alle Stellen des Zitterrohens find, im Vergleich mit fämmtlihen Puncten des Bauches, pofitiv electrifch. b. Alle Puncte der Haut des Nüdens, melde dem Kopfe des Fifhes am nächften liegen, find, im Vergleich mit den entferntern, am Stürfften pofitiv. Deegleichen find die dem Kopfe benachbarten Theile der Unterlcibes ftärker negativ, als die entfernten. Die Abweichungen betragen bei diefen Verſuchen 5 bie 6°. B. Auch bei der Entladung tes Zitterrochens find die Refultate der Art nad) diefelben, aber die Abweihungen fehr bedeutend, was mit den von Herrn Matteucci er: langten Refultaten Übereinflimmt. Wenn der Fifeh eine bedeutende Lebenskraft befigt, fo fühlt man die Entladung, man mag nun einen Punct dee Körpers berühren, welchen man wolle; allein in demfelben Maafe, wie die Lebengrhätigkeit abnimmt, befchränft ſich, wie Herr Matteucci richtig beobachtet bat, die Negion der fühlbaren Entladungen auf die den clectrifchen Organen ent— fprehenden Stellen. Die Entladungen wiederholen ſich zus weilen mit fehr großer Gefhwindiukeit, und aledann find, wie Herr Matteucci ebenfall$ angegeben, die Abweichun— gen fehr bedeutend. Die Zeichen der Entladung laffen fich mittelft des Gal: vancmeters erkennen, ohne daß die Platinablätter den Fiſch unmittelbar berühren. Man bemerkt diefelben ebenfalls, wenn die Platinaenden in das Waſſer eintauchen, in dem ſich der Zitterrochen befindet, oder wenn man die beiden Flaͤchen des Fifhes mit den Händen berührt. Alle diefe Umftände beftätigen nur Dagjenige, was Herr Matteucci unlängft rücdfictlih der außerordentlich ftarfen Verbreitung der electrifhen Entladung des Zitterrechens entdeckt und in dem Archive des Herrn De la Rive (Bibliotheque universelle de Genève) mitgetheilt bat. Sch babe die von ihm erlangten Nefultate, nach welchen der Fiſch feiner Entladung eine beliebige Richtung nicht ers tbeilen kann, überall richtig gefunden. Auf die Muskel: contractionen des Fiſches erfolgen nicht in allen Fällen elecs trifche Entladungen, was fih an matten Eremplaren fehr leiht wahrnehmen läßt, und moraus ſich ergiebt, daß die eleetrifchen Organe nicht in der Weiſe fungiren, wie Volta vermuthete. Die Nichtung der Entladung des Zitterrochens ift, fetbft wenn die beiden Blätter des Galvanomerers zwis ſchen die Haut und die Oberfläche des electrifhen Organes eingeführt find, ftets diefeibe. Auch diefe Beobachtung ver- dankt man Herrn Matteucci, der fie neuerdings beftäs tigt hat. 3 * 39 Nach Bloßlegung des Gehirns des lebenden Zitterro: chens babe ic) gefunden, daß die einzige Portion dieſes Or— ganes, die man nicht befeitigen fann, ohne daß die electri: fche Entladung für immer aufhört, der von Herrn Mat: teucci entdedte electrifhe Kappen if. Meinen ana: tomifchen Unterfuchungen zufolge, ijt diefer Lappen eine An: fhwellung des verlängerten Marks, aus der die Nerven des fünften und achten Paares hervorgehen. Sobald der Zitterrohen todt ift, nimmt die Strömung eine Rihtung an, welche der während des Lebens des Fi: ſches zu beobachtenden entgegengefest it. Allein die Kennz zeihen der Strömung find dann fehr ſchwach, und um fie etwas erfennbarer zu erhalten, muß man die Blätter des Galvanometers zwiſchen die Haut und die Oberfläche der electrifchen Drgane einfenfen. (Comptes Rendus des seances de l’Acad. d. Se. T. XIV. No. 13, 28. Mars 1842, Miscellen Rüdfihtlih des Transports von mineralifdhen Stoffen duch verfhiedene Flüffigkeiten mittelft Electricität trug Herr Andrew Eroffe der Electrical Socie- ty in Condon am 17. Mai dieſes Juhres einige hoͤchſt intereffante Beobachtungen vor. Herr Eroffe Enetete Pfeifenthon zur Gone fifteng don Kitt zufammen und bradte die Maffe in ein Stüd Kalkitein und eine Muſchel, das Ganze aber in ein Beden. Hier— auf machte er eine Miſchung von gepülvertem Sande und fchwefel: faurem Eifen, die er über den Pfeifenthon legte, und nachdem er das Becken mit Waſſer gefüllt, lieg er Alles viele Monate lang ftehen. Etwas Aehnliches hatte er in ber Natur beobachtet, nämz lih Mufcheln und Kreide, welche mit einer Kruſte von ſchwefelſau— rem Kalfe überzogen waren. In der Hoffnung, bajfelbe Reſultat auf Eünftlihem Wege zu erlangen, ward diefer Verſuch angeftellt, und wirklich fand Herr Croffe, daß die Mufchel und der Kalk: ftein an Gewicht verloren und fi) um beide Cryſtalle von ſchwe— »des Hrn. X. v. Humboldtan Hrn. v. Littrow in Wien. 40 felfaurem Kalke bildeten. Here Croffe ift feft überzeugt, daß zwar viele mineralifche Producte ihre Entftehung der directen Eine wirkung electrifher Strömungen verdanken, dennoch aber die mei— ſten von ähnlichen Proceffen, wie der vorliegende, berrühren, ins dem nämlich durch die largfame und fortgehende Tätigkeit der electrifhen Verwandtfchaft und Anziehung verſchiedene Partikelchen der Körper fich aneinanderbegeben. Nur darin wich diefer Verſuch von dem Naturproceffe ab, daß das Gefäß, in welchem derfelbe angeftellt wurde, nicht porös war. Bei diefer Gelegenheit machte Herr Eroffe die für die Electrotypie wichtige Bemerkung, daß der Niederfchlag unter der Einwirkung des Voltaismus fich weit ſchneller in poröfen Gefäßen bildet, fo daß das fchwefelfaure Ku— pfer langfam durchfiltriren kann. Hierauf befchrieb er, unter Ans derem, einen Verſuch, wo ein Sovereign vermirtelft eines ähnlichen Proceffes, wie der befchriebene, in maffivem Marmor abgeformt wurde, und bei einer andern Einrichtung des Apparats ward ein mit dem pofitiven Pole der Batterie in Verbindung ftehendes Gtasftäbhen vergoldet. Der Verfaffer ift feft davon überzeugt, daß fih alle Mineralien, felbft Edelfteine, durch Electricirät dar— ftellen laffen. Die Perlen hält er für nichts weiter, als durch Electricität verhärtere abwechſelnde animalifhe und mineralifche Schichten. „Bei einem der Verſuche ward eine außerorbentlid) fchöne Gruppe völlig ausgebildeter Acari entwicdelt, deren Entftehungss art noch immer ein Hauptgegenftand der Unterfuchungen des Herrn Genie ift‘‘. (London, Edinb, and Dublin Philos, Mag. July 1842.) ueber Lichtbilder in der Kinfterniß enthält ein Schreiben „Das Wunderbarfte der neuen Phyſik find Mofer’s (in Königsberg) nur noch unvollfommen bekannt gewordenen Verſuche: Kichtbilder in Finfternig hervorzubringen. Auf eine mit vielen gravirten Figus ren verfehene Achatplatte wurden fchmale Glimmerftreifen gelegt und diefe auf die Silberplatte fo, daß die Entfernung zwifchen den beiden Oberflächen + Linie betrug und ein bequemes Hindurchſehen erlaubt. Als nah einigen Stunden bie Gilberplatte in die Queck— filberdämpfe gebracht wurde, zeigte ſich ein deutliches Bild aller auf der Achatplatte befindlichen Figuren. Diefe Verſuche gefchahen in tieffter Finſterniß. Wenn zwei Körper hinreichend genähert werden, fo bilden fie fich aufeinander ab. Jeder Körper ift als fefoftteuchtend zu betrachten, auch da, wo unfere Sehorgane nicht erregt werden. (Poggendorf’s Annal, Bb. 56.) Hei Ueber das Dpiumrauchen der Chinefen. Von G. H. Smith, Esq. Der Westminster Medical Society zu London am 12. Februar E 1842 von Dr. 5. Sohnfon mitgetheilt. Zubereitung des Opium zum Rauchen. — Urfachen der allgemeinen Verbreitung des Opiumrauchens. — Berfahren bei’'m Rauchen. — Befchreibung eines Rauch— ladens. — Wirkungen des Opiums auf den Naucher. — Einfluß des Gebrauhs auf die Gefundheit, Kraft und Leibesbefchaffenheit des Chinefen. — Anmerkung des Dr. Johnſon. Pulo Penang in der Straße von Malacca. Die große Verbreitung diefes Laſters auf der Inſel Pulo:Penang und den benachbarten Inſeln und Küftenlän: Lösch Hu mit dene dern, ſowie die beinahe vollftändige Unmöglichkeit, daffelbe, wenn man fihihm einmal ergeben, fich wieder abzugemöhnen, eröffnet der oftindifdyen Compagnie eine unverfiegbate Er: werbsquelle, da jene das Monopol aller den Betrag einer ganzen Kifte nicht erreichenden Quantitäten Opiums, ſowie des Arrads, Sirih, Toddy, Bang und anderer beraufchenden Getränke ausübt. Der jährlibe Durchſchnittsertrag dieſes Monopol, oder diefer fogenannten „Pacht-Einkuͤnfte“, bes trug in den Ießten zehn Jahren 4,822 Pfd. Sterling. Außerdem wird eine gewaltige Quantität Opiums einges fhmuggelt. Zur Bereitung des fogenannten Tschandu (der zum Rauchen angewandten Compofition) bedient ſich der Pächter mehrentheild des Dpiums von Benares, wegen deſſen Schwere und Wohlfeilheit; allein die Raucher geben dem von Patna den Vorzug, weil daffelbe beffer riecht und dabei ftärfer und nachhaltiger wirft, 41 Das Tschandu (Chandoo) wird folgendermaaßen zubereitet. Zwei Kugeln find diejenige Quantität, die man auf einmal bequem verarbeiten Eann. Der weiche innere Theil der Opiumfugel wird aus derfelben herausgenommen und die harte Rinde in weichem Waffer gekocht, dann aber durch einen Kattunlappen gefeiht. Die Flufiigkeit läßt man in einem breiten Gefäße abrauhen und ſchaͤumt dabei alle an die Oberfläche fteigenden Unreinigkeiten ab. Ebenſo ver: fährt man mit dem aus der Kugel genommenen weichen Theile des Dpiums, und nahdem man Alles miteinander vermengt und bis zur Gonfiftenz eins Teiges abgedampft bat, breitet man es in dünne Kuchen aus, die man, fobald fie erfaftet find, in dünne Streifen ſchneidet. Diefe werden dann gepülvert, abermals in Waffer aufgelöftt und abge: dampft, und endlich zu Kugeln verarbeitet, welche ſich ziems lih wie Schuſterpech ausnehmen. In diefem Zuftande eig: net fi das Opium, welches nun wenigftens die boppelte Kraft des rohen hat, zum Rauchen. Das einmal gerauchte Tschandu bat feine Kraft nicht gänzlich eingebüßt, fondern wird aus dem Pfeifonkopfe genommen und heißt nun Tei- Tschandu (Tye-Chandoo) oder DOpium:Dred, Man macht daraus Pillen, welche von Leuten, die zum Tſchan— du⸗-Rauchen nicht reich genug find, genoffen werden, Auf Penang rauchen die Chinefen, Malaien und einige wenige, andern Nationen angehörende Individuen, nament= lidy die dort geborenen Portugiefen, Opium. Man hat bes rechnet, daß von den Chinefen 10 Proc., von den Malaien 23 Proc. und von den übrigen Eingeborenen 1 Proc. dem Lafter ergeben find. Die ärmern Claſſen rauhen in den eigens zu diefem Zwecke eingerichteten öffentlichen Läden, bie reihen dagegen in ihren Privatwohnungen. Der Gebraud) beſchraͤnkt fich fat durchaus auf Perfonen männlichen Ge: ſchlechts, und nur wenige lüderlihe MWeibsperfonen nehmen an demfelben Theil. Ein angebender Raucher ift nicht im Stande, täglich mehr, als 5 bis 6 Gran zu confumiten, während alte Practici bi8 290 Gran verbrauchen. Die Urſachen, welche auf die Verbreitung diefed gräu= lichen Lafters unter den Chinefen hinwirken, find: 1) deren auferordentliher Hang zur Gefelligkeit und Ueppigkeit. In China hat jeder MWohlhabende in feinem Haufe einen ele— gant möblirten Saal, in welhem er feine Freunde mit Tschandu :c. bewirthet. Dort wird Jedem eine Pfeife angeboten, und fo nehmen Viele aus Neugierde oder Höf: lichkeit einen verderblichen Gebrauh an, den nur Menige je wieder 108 werden Eönnen. 2) Geftatten Eltern ihren Kin: dern diefen Genus, vermuthlich, um fie von noch abſcheuli— ern Laſtern abzuhalten, zu denen wohl Erin Volk auf Er: den größere Neigung hat, als das Chinefifhe. 5) Ergeben ſich fehr viele Sünglinge dem Opiumrauchen aus dem, an: geblih durch die Erfahrung bewährten, Glauben, daß das durch das Vergnügen bei der Befriedigung des Geſchlechts— triebes erhöht und verlängert werde. Dennoch giebt Jeder—⸗ mann zu, daß die Opiumraucher weit früher impotent wer: ben, als andere Leute. 4) Dient der Dpiumladen bei fhmerzbaften und unheilbaren Krankheiten, bei £örperlichen und geiftigen Leiden aller Art, bei Unglüdsfällen in Han: 42 befsgefchäften ober andern Galamitäten, als eine Zufluchts⸗ ſtaͤtte, wo ſich der Ungluͤckliche, wenigitens auf Eurze Zeit, aller Schmerzen, irdifhen Sorgen und geiftigen Quaalen ent= fhlagen und eines unbefchreiblih angenehmen Gefühle von Unbefümmertheit um Alles in der Welt theilhaftig werden Eann. Die Malaien glauben fteif und feſt, durch das Dpiumrauden erlangten fie einen übernatürlihen Muth und eine unübermwindliche Körperkraft, daher fie, fo oft fie ir gend eine verzweifelte That beabfichtigen, die Opiumpfeife zur Hand nehmen. Man Eann fi keinen erbäcmlihern und efelhafteren Drt denken, als ein folcher Rauchladen es iſt. Die Locale find von 6 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends offen, und in jedem befinden ſich 4 bis 12 Bertftellen von Bambus» rohr, auf denen ſchmutzige Matten und Rattan's liegen. Dben an jeder Bettftelle ſteht ein ſchmaler hoͤlzerner Seffel, der als Kiffen dient, und mitten in dem Laden brennt eine Eleine ampe, die zum Anbrennen der Pfeifen dient und durch die efelhafte Spelunfe ihr bdüfteres Licht verbreitet. Auf einem alten Tiſche erblidt man einige Taffen und einen Theekeffel, nebft einem Waſſerkruge, deren ſich die Opium raucher nah Belieben bedienen. Zur einen Seite der Thür figt der Unterpächter oder Schenkwirth mit Tschandu, Pfeifen ıc. zue Bedienung feiner Kunden. Der Raum ift mit Raub und vielen andern Dünften erfüllt, die den Ge— ruchenerven eines Europaͤers hoͤchſt miderlih find. Die Mfeife befteht aus einem Rohre und einem Kopfe; erfteres aus hartem, ſchwerem Holze, ift 14 Zoll lang, bat 35 Zoll im Umfange, und ift von dem Mundftüde bis zum Kopfe, wo ſich eine Art von Napf zum Sammeln des Tei Tschan- du befindet, durchbohrt. Die Raucher gefellen ſich mehrentheild paarweife zufams men und liegen auf den Betten, während ihr Kopf auf dem hölzernen Seffel rubt. Sie gehen auf folgende Meife zu Werke. Zuerit ſteckt einer der Rauchbruͤder ein Stüd Tschandu an die Spige einer Eurzen eifernen Nabel, brennt daffelbe an der Lampe an und hält es an die Eleine Deffz nung des Kopfs, welche mit dem Zündlohe einer Flinte viel Aehntichkeit bat. Nachdem er einige Züge gethan, reicht er die Pfeife feinem Gefährten, welcher feinerfeits ein Stüd Tsehandu an der Lampe anzlndet, und fo fahren fie fort, abmwechfeind zu rauhen, bis fie zufriedengeftellt find, oder Eein Geld mehr haben, um von der beraufchenden Gubftan; zu Eaufen. Den Raud läßt man immer durch die Nafe ausftreichen, und alte Raucher ziehen ihn fogar in die Lunge, bevor fie ihm die Freiheit gönnen. Während des Rauchens find die Leute anfangs ges ſchwaͤtzig und im febhafteften Gefpräche begriffen; allein wenn das Opium flärker wirkt, hört die Unterhaltung auf, und der Raucher bricht dann oft über die geeingfügigfie Sadıe oder ohne alle erkennbare Urfache, welche Wohl Lediglich in dem duch die aufgeregte Phantafie veranlaßten fonderbaren Sdeengange zu fuchen iſt, in ein lautes Gelächter aus. Im nähften Stadium wird das Gefiht des Rauchers völ- lig nichtsfagend, blaß und eingefallen, fo daß er dem eines Fieber-Reconvalefcenten gleicht. Er liegt, wie tobt, da und 43 verfällt in einen tiefen Schlaf, welcher £ bis vier Stunden dauert. Der Puls ift dann weit langfamer, weicher und Eleiner, als vor dem Genuffe des Dyiums. Auf diefe Weife geftalten fih die Dinge bei dem Chinefen faſt ohne Aus— nahme. Bei dem Malaien verhält fih die Sache dagegen oft ganz anders. Statt vor dem tiefen Schafe in eine allgemeine Abgefchlagenheit zu verfallen, wird der Malaie häufig furchtbar heftig und ftreitfüchtig, fo daß Morde bei diefen gräßlihen Drgien nicht felten vorfommen. Man bedient fih des Tschandu auch zuweilen zum Selbftmorde, wogegen man es, wegen feines ftarfen Ges fhmads und Geruhs, zum Vergiften Anderer nie anwen— det. Durch dag Rauchen des Tschandu in nod fo ſtar— tin Dofen ſcheint nie der Tod plößlic) herbeigeführt zu wer— den. Hat man in diefer Form eine ungewöhnlid ſtarke Quantität Opium genoffen, fo erfolgen Kopfweh, Schwin— del und Efel, die fih nach dem Erbredyen wieder allmälig verlieren, Hat fih Jemand einmal das Opiumrauchen angemöhnt, fo hält es Außerft ſchwer, daß er diefem Laſter wieder ent= fagt. Indeß hat man doch viele Beifpiele, wo es ber Wils lenskraft gelungen ift, über die böfe Gewohnheit Herr zu werden. Unter folhen Umftänden ift es fehr gefährlich, fich einem Dpiumladen zu näbern, da der Geruch des Tschan- du eine ungewöhnlihe Begierde nach bdeffen Genuß erwedt. Auch darf man das Opiumrauchen nicht plöglich aufgeben, ohne irgend ein Surrogat an deffen Stelle treten zu laffen, weil daraus die geführlichften, ja tödtlihen Folgen entfprins gen wirden. Das befte Surrogat ift die Tinctur von Tei- Tschandu (welche etwa 2 der Staͤrke des Tschandu ſelbſt befigt), welhe mit Lamsu oder Reisbranntewein bes reitet wird, und von der man immer Eleinere Dofen nimmt, bis man fich diefelbe ganz abgemwöhnt hat. Durch lange Fortfegung des Opiumrauchens wird die Geſundheit und Moralität des dem Lafter ergebenen Mens fhen, namentlih wenn er einer der niedern Volksclaſſen angehört, untergraben und zerflört, und arme Dpiumraucher treten vor Eeinem Verbrechen zurüd, durch deffen Begehung fie fih die Mittel zur Fortfegung ihrer Angewöhnung zu verfhaffen hoffen. Die Hofpitäler und Armenhäufer find großentheils mit Dpiumrauhern gefüllt. Im einem der erjtern, das unter meiner Auffiht ftand, waren im Durchſchnitte 60 eingeborne Patienten und unter diefen 50 Opiumrauder Die ſchaͤd— lihen Wirkungen diefer Gewohnheit auf den menſchlichen Organismus dußern fih auffallend durch Stumpflinn, Vers luſt des Gedächtniffes, allgemeine Schwaͤchung der geiftigen Kräfte, Abmagerung, Kraftlofigkeit, Blaͤſſe des Gejichts, Blauwerden der Lippen und Augenlider, Mattheit und Glanzlofigkeit der Augen, und Abwefenheit oder krankhafte Boränderung des Appetits, indem der Patient faft nichts genießen will, als Gonfect und Zuderrohrfaft. Des Morgens feben diefe Gefhöpfe wahrhaft jämmerlid) aus, und ber Schlaf fheint fie in Feiner Weiſe erfriſcht oder geftärkt zu haben. Sn der Kehle fühlen fie eine außerordentliche Trok⸗ Eonheit und ein Brennen, welches fie zum abermaligen “ 44 Dpiumrauhen antreibt. Thun fie dieß nicht zur gemwohne ten Zeit, fo ftellen fib Hinfälligkeit, Schwindel, Stumpf» finn, Augentriefen, ſowie bei Manchen im völlig wachen Zuftande unmillührliher Saamenausfluß ein. Enthalten fie fih des Opiumrauchens ganzlih, fo treten noch weit bedenklichere Symptome ein; das Gefühl der Kälte über den ganzen Körper, heftige Schmerzen in allen Theilen; Durch— fall, unbefchreiblih gräßliche Empfindungen und, wenn der Genuß des Giftes verfagt bleibt, der Tod. Man hat allgemein bemerkt, daf die Kinder der Opium— raucher ſchwaͤchlich, Erüppelig und gleihfam abgelebt find. Uebrigens fibeint es nicht, al8 ob die wohlhabenden Chinese fen denen übrigens nichts abgeht, in Folge des Opiums— rauchens weniger lange lebten, wogegen dieſes Laſter den Armen fo außerordentlich verderbli wird. Sc habe viele Perfonen gekannt, die 60, 70 und mehr Jahre alt gewor⸗ den find, obwohl fie über dreißig Sahre lang dem Opium— tauchen vollftändig ergeben gemefen waren. Bekanntlich war ber jegige Kaifer von China felbft viele Jahre lang ein leidens ſchaftlicher Opiumraucher; allein durd die Feftigkeit feines Willens gelang es ihm, ſich des Lafters zu entwöhnen, und feitdem verfolgt er daffelbe mit unerbittlicher Strenge an Andern. Er verhängte die firengften Strafen über die Raus her, Verkäufer, Einführer und alle diejenigen, die fich mit dem Opiumhandel in irgend einer Weiſe befuften, und da Alles nicht anfhlug, fo feste er die Todesſtrafe auf das Dpiumrauhen. Was man audh zu Gunften des Opiums handels und gegen die Politit und Gerechtigkeit des Kaifers von China vorbringen mag, fo bin ich doch meinestheils überzeugt, daß er bei feinen Verordnungen das wahre Wohl feiner Unterthanen im Auge hatte und ein Laſter auszurot— ten gedachte, welches den Körper, den Geift und die fittliche Wuͤrde der ihm Ergebenen zugleich zerftört. Dagegen han: deite die Regierung (die Beamteten), nach ganz anderen Grundfägen, aus den eigennügig'ten, feilften, geldgierigften Motiven. Es ift notorifhe Thatfache, daß viele, ja wohl die meiften zur Verhinderung der Einfuhr und des Einfhmug«s gelns des Dpiums beftellten Beamteten felbft Opiumeffer und Opiumraucher find und folglih den Händlern durch die Finger fehen und fich von .ihnen mit Opium oder Elingender Münze beſtechen laſſen. Man weiß jest genau, daß in vielen der füdlichen Provinzen des Chinefifchen Reichs felbft der D,iums bau in fehr ausgedehntem Maaßftabe betrieben wird, ohne daß die Kocalbehörden denfelben zu hindern fuchen, und mwahrfcheinlih, ohne daß der Kaifer je etwas davon erfährt. Die Neigung zum Opiumrauchen ift in China fo allgemein und fo unmwiderftehlich geworden, daß auch die blutdürftigfte Gefeßgebung diefelbe nicht mehr zurüdzudrängen vermag Auf Penang haben die hoͤchſten Zölle die Dpiumgier nur vermehrt und, was das Schlimmfte ift, die Zahl der Morde thaten, die begangen werden, um die Mittel zur Anfhaffung des Giftes zu erlangen, auf's Vierfache erhöht. Bemerkung des Dr. 3. Sobnfon Vorftehender Auffag ward der Gefellfhaft theild wegen feines intereffanten und großentheils neuen Inhalts, theils 45 aber auch deßhalb vorgelegt, weil ich einige practifhe Rath— ſchlaͤge an denfelben zu Enüpfen gedachte, 1. Wird man, meines Erachtens, zugeben, daß der Chinefifhe Gebrauh, Dpium durch Rauchen -und Einath— men zu genießen, die eigenthümlichen deprimirenden Wirfuns gen diefes narcotifhen Giftes in höherm Grade und fchnelz ler zu Wege bringt, als wenn man daffelbe in den Magen einführt. 2. Laßt fih, meiner Anfiht nah, kaum bezweifeln, daß diefe Wirkungen hauptfächlih, wo nicht durchaus, durch das Nervenfpftem und nicht durch die Verdauungsiwege, Ab— forption und Circulation veranlaßt werden. 3. Scheint e8 nicht, als ob das gelegentliche oder vor— übergehende Opiumrauchen der Gonftitution nachtheiliger oder gefährlicher fen, als das Eſſen von feftem oder aufges loͤſſtem Opium. Ich glaube vielmehr, daß Jenes weniger ſchaͤdlich wirkt und die Functionen des Magens, Darmca— nals und der Leber weniger ftört, ald wenn das Gift un: mittelbar in den Nahrungsfchlauch eingeführt wird. 4. Der zur Gewohnheit gewordene übermäßige Genuß des Dpiums, bei welchem daffelbe offenbar den Körper ver: giftet, giebt einen Grund gegen defjen gelegentliche Anwen— dung ald Arzneimittel ab. 5. Giebt man die Folgerichtigkeit obiger Bemerkungen zu, fo fehe ich nicht ein, weihalb wir dag Chineſiſche Ver— fahren bei'm Einathmen des Opiumrauches kei gemiffen fhmerzhaften und gefährlichen Krankheiten, wo die gewöhns liche Anwendung des Opiums fich nid;t genügend oder für die Sunctionen der WVerdauungsorgane ftörend zeigt, nicht nahahmen follten., Offenbar läßt fid) durch in den Magen eingeführtes Opium nur ſehr felten jener tiefe Schlaf und jene UnempfindlichEeit gegen alle Eörperliche und geiftige Leis den herbeiführen, welche fich, wie wir oben geſehen haben, duch das Einathmen des Opiumrauches und deffen directe Einwirfung auf das Gehirn und die Nerven erreichen laffen. Liege ſich alfo das Chinefifche Verfahren nicht bei Tetanus, Waferfheu, Gefihtsfchmerz, heftigen Krämpfen und andern ſehr fchmerzhaften Krankheiten in Anwendung bringen, ge: gen welche das auf die gewöhnliche Weiſe genemmine Opium wenig vermag? Die verfchiedenen Morphinepräparate liefen fih aus einer gewöhnlichen (thönernen?) Iabadepfeife leicht rauchen, und man würde dadurch die Eräftiaften Wirkungen binnen ſehr Eurzer Zeit zu Wege bringen, ohne daß die Mevdicin wieder ausgebrochen und dadurch deren Einwirkung auf das Gefühlevermögen und das ganıe Mervenfnftem verhindert werden Eönnte. (The Lancet, Febr. 19., 1842.) Ueber kuͤnſtliche Climate. Bon Jeffrey. Zur Behandlung chronifcher Rungenfronkheiten und acuter Af: feetionen der Ruftwege zeigt Jeffrey zunäcft die Michtigkeit der unmittelbaren Application durdy Ginathbmung von Arzneimitteln, welche aber nothwendig ununterbrochen ftattfinden müffe. Dieß nennt er die atmofphärifche Behandlung folder Krarkhcie 46 ten. Er weicht daher von den SInhalations » Apparaten des Dr. Corrigan und Dr. Williams ab, hält aud das PBerfahren des Letztern, in einem Eleinen Zimmer die Luft durch Verdampfung der Subſtanz mit dem Arzneimittel zu ſchwaͤngern, nicht für voll fommen geeignet. Er fhlägt dagegen vor, mittelft eines Luftdiche ten Vorhangs einen Theil des Rrantenzimmers von 4 bie 5 Fuß abzutheilen, in welchen Raum der Kopf des Kranken hineinragt, mährend der Körper jih in dem Krankenzimmer befindet, wobei weiches, wafferdichtes Zeug um den Hals herum befeftigt werde, an welchem eine Falte angebracht ſeyn muß, welche die fich nieder— ſchlagenden Feuchtigkeiten ableitet, damit der Hals nicht naß werde. Der geſchloſſene Raum kann durch Queerwände wiederum für den Kopf. jedes einzelnen Kranken abgetheilt werden. Jede ſolche Abtheis lung follte nicht weniger ale 200 Rubikfuß halten, obwohl die kuͤnſt⸗ lihe Atmofphäre beftändig zu erneuen ift, indem man fie oben eine treibt und unten herauezicht. Wäre die Abtheilung nicht geräur mig, fo würde ein unangenıhmer Zug zu fühlen feyn. Um dieſen zu vermeiden, wäre zu empfehlen, daß man die Luft durch eine falſche Dede des Zimmers oder ein Zeit von offenem Ganvas hins durd;drüde; dadurch wird fie vertheilt und kann reichlich erneuert werden, ohne bemerfbaren Zug zu veranlaffen. Die Atmofphäre muß durch einen Apparat bereitet werden, welcher frifche Luft von Augen dur Deffnungen eingieht, weldye durdy mehrere immer feis ner werdente Gaze gefchloffen find, um alle medhanifche Beimi— fhungen der Luft abzuhalten. Die Wichtigkeit diefer Maaßregel wird jeder cinfihen, der den Luftfilteirungsapparat von Herrn Oldham in der Bank von England gefeben bat. Die Menge der Unreinigkeiten der Luft, welche durch einen foldhen Apparat abgıfchieden werden, ift erftaunenerregend, und es muß jedem Arzte Elar ſeyn, wie wichtig es fey, Lungenkranke vor dem Einathmen dirfer Beimifhungen zu bewahren. Der Apparat muß nod eine Vorrichtung haben, um einen Theil der fo gercinigten Luft zu cinem beiiebigen Temperaturgrad (unter 30° R.) zu erwärmen und einen andern Theil der gereinigs ten Luft in kaltem Zuftande hinzuzubringen, und zwar in ſolchem Verbältniffe, daß die entfprechende Temperatur erlangt und vie Feuchtigkeit aus der heißen Luft niedergefchlagen wird, um einen warmen Nebel zu bilden. Durch den legten Theil des Apparats fönnen auch Zemperaturfhwanfungen berichtigt werden, welke durch ungleiche Wirfung des Heizapparates eintreten follten. Dieſe gemifchten Ströme reiner Euft haben eine zu hohe Temperatur und müffen nun noch durd die Mafchen einıs febr lockern Netzes aus dien Baummollenfäden durchgehen, welches zuvor durch Kochen in einer kaliſchen Auflöfung von allen fettigen Theilchen befreit iſt, damit «8 ungehindert Waffer abforbiren koͤnne. Ein folches neg= foͤrmiges Zeug zieht Feuchtigkeiten ſehr begierig an, und bat eine fo beträchtliche capilläre Wirkung, daß, wenn der untere Rand in Waller getaucht iff, die ganze Fläche 2, oder bei einiger Neigung 4 Fuß hoch feucht gehalten wird, Diefe Mitbode des Feuchtma— chens der Luft ijt beffer, als die, wonach man die beige Luft nur über heißes Waſſer hinftreichen cder, monah man Dampf tinftrd- men läßt, indem bei beiden legten Artın entweder zu wenig Feuchz tigkeit oder zu viel Diße in den Raum gelangt. Dieſes feuchte Netz wird auch noch den Vortheil haben, aus der eintretenden Luft Theilchen zu entfernen, melde durch die trodenen Filtrirrabmen aus Gaze nicht zurücdgehalten wurden, aber von der Feuchtigkeit anaezogen werden; «6 würden dadurch auch mande Gaſe cons denfirt werden, ven denen die Feuchtigkeit den größern Theil und das vertunftende Waffer den kleinern Theil zurüdhalten würde. Würde man mehrere folche feuchte Nege bintereinans der anwenden, fo wäre man ſicher, die Reinigung der Luft bis zu dem WPuncte zu bringen, daß die Stadtluft in Landluft derwandelt wäre. Auf diefe Weife bat jedenfalls die eindrin= gende Luft din gebörigen Grad Feuchtigkeit und erhält die für den Refpiratiorsreum erforderliche Temperatur, je nah Befinden Wiſchen 8 bis 50° R., mas bei fructir Luft cin hinreichender Epielraum wäre. Auf gleiche Weiſe Eönnte man jeden belicbigen Grad von Feuchtigkeit gemähren, wobei entweder noch Verdunſtung in den Lungen ftattfindet, oder dirfe nicht mebr vor ſich geben kann. Es ift ferner die Aufgobe, nicht bloß eine gefättige feuchte 47 Atmofphäre anwenden zu koͤnnen, fonbern auch cine, in Welcher Bläschen niedergefchlagenen Dampfes, alſo warmer Nebel enthale ten fey, fo daß der abforbirenden Lungenflähe Feuchtigkeit darges boten wird, während die Exrhalationsfläche nichts abgeben Eann. Sn diefer Beziehung läßt fi) indeß vor der Hand noch kein fiche: tes Urtheil fällen; denn wenn wir berüdjichtigen, wie verfchieden die Wirkung der Bäder bei geringen Zemperaturverfchiedenheiten fey, fo läßt fih fhon a priori behaupten, es fey nothwendig, zur Begründung der vorgefchlagenen Behandlung noch eine Reihe von Erperimenten anzuftellen, aus welhen man allgemeine Regeln erſt ableiten könne. So möchte es bei fymptomatifchen Fiebern wuͤn— ſchenswerth erfcheinen, almälig die Wärme der zu refpiricenden feuchten Luft zu vermindern, damit der Ueberfhuß an thierifcher Waͤrme entfernt werde. Auf diefe Weife Eönnte man allmälig zu Temperaturgraden gelangen, welche plöglih, oder in Korm eines Zugwinds auf Feine Weile zu erlangen wäre, Dieß iſt indeß nur Bermuthungz zweckmaͤßiger wäre es vielleicht, die Rörperoberfläche fühl zu halten, während man eine warme Luft einathmen ließe, Zu diefem Zwecke ift es von Wichtigkeit, den Raum, in welchem der Kranke athmet, von dem, in welchem der Körper liegt, zu trennen, damit Lungen und Haut verfhiedenen Atmofphären aus— gefegt werden koͤnnen; häufig ift eine warme Fomentation eines entzündeten Theiles fehr beruhigend und wohlthätig, während ein allgemeines Bad von derfelben hohen Zemperatur das Fieber hef— tig fteigern würde. Außerdem Eann durch Beförderung der Exha— lation auf der Hautfläche auch die Abforption auf der Lungenfläche befördert werden, befonders bei beabfichtigter Antimonialbehands lung, Wie entgegengefegt wirkt nicht die Congeftion gegen bie Lungenflächen mit fieberbafter Conftriction ihrer Gefäße, während die ſympathiſche Thätigkeit der Haut nur dazu beiträgt, erftere noch mehr auszutrodnen. Wer will, 4. B., läugnen, daß bei Group die hier vorgefchlagene Behandlungsweile von dem günftig« ften Einfluffe feyn würde, wenn man während bes ganzen acuten Stadiums die Luftwege des Eleinen Kranken reichlich und ununters brochen mit einer reinen und gefättigt feuchten Atmofphäre in Ber rührung bringen würde. Die atmofphäriiche Behandlung acuter Lungenkrankheiten, von diefem Standpuncte aus betrachtet, würde einen fehr wichtiaen Gegenftand fernerer Unterfuhung abgeben, obwohl hier nur einige der wichtiaften Puncte berührt worden find. Verſuche mit der Fünftlihen Atmofphäre würden gewiß wichtige Wirkungen geringer Veränderungen des kuͤnſtlichen Clima's nahmeifen, wenn diefelben ftät und gleichmäßig einwirkten. Wie maͤchtig wirken nicht Wittes rungsveränderungen und locale Zuftbefchaffenheit auf den Typus der Krankheiten ein® (London med. Gaz., March 1842.) Miscellen. Acute Induration der Lungen zeigte Dr. Stokes in mehreren Präparaten der anatomiſchen Geſellſchaft zu Dublin vor. 48 Der Verlauf vor dem Tode characteriſirte fich durch die Sympto⸗ me der Pneumonte, jedoch mit der Eigenthuͤmlichkeit, daß diefelbe nicht durch die gewöhnliche Behandlungsineife zu mildern war. Nach dem ode fand ſich nicht das gewöhnliche Ausſehen frifcher Hepar tifation an den Zungen, fondern diefe waren grau, außerordentlich zaͤhe, nicht blutend bei'm Einſchnitte, nit mürb, kurz ohne die Merkmale acuter Depatifation nach Pneumonie; überdieß fand fi eine Spur von Lympherguß in der pleura, überhaupt Fein Sym— ptom der Pleuritis. Aehnliche Fälle find Dr. Stokes mehrere vorgefommen, welhe alle Dr. Corrigan's Anſicht beftätigen, das es einen Zuftand der Lungen gebe, wo alle Zeichen der Pneus monie vorhanden feyen, aber die antiphlogiftifhen Mittel Eeine Hilfe leiften; die Patienten vertragen weder Aderlaß noch Bluts egel, noch irgend eine Art von Blutentziehung; das Leiden ift nicht durch Mercur zu mildern. Der eine Gall war von einem Kinde, der andere dagegen von einem Manne, weldhe nuhrere Sahre in Sndien gewefen war, dort an der Leber gelitten haben follte, und nach feiner Rückkehr nad England von einer Lungenentzündung befallen worden war. Bei der Behandlung befam er eine heftige Mercurialfalivation; alle angemwendeten Mittel bewirkten feine Mils derung, und der Zod erfolgte am achten Zage der Krankheit. Die Lunge war ebenfalls feft, Schwer, fahlgrau, wie nach einer chroni= fhen Pneumonie, welche Monate lang gedauert hatte. Es war feine Spur einer frifhen Hepatifation zu bemerken, und die Zune genfubftang war weder förnig, noch mürb, noch überhaupt zer— drücbar ; aud fand fich Feine Spur von Lympherguß in die pleu- ra. Die Krankheit fcheint als acute Snduration von der gewöhns lichen Pneumonie unterfchieden werden zu müffen, und Dr. Stokes betrachtet die Unterfcheidung beider Formen ald etwas Neues in der Pathologie, da auh die Symptome beider Krankheitsformen gang verfchieden find; characteriftiih ſchien ihm der Mangel des crepitirenden Geräufches, welches bei jeder Pneumonie der Depatie fation vorausgeht. (Dublin Journ., March 1842.) Neue Kuhpockenlympheinder Königliden Impf— anftaltzu Berlin. Die Könialibe Schusimpfungs:- Ans ftalt zu Berlin ift wiederum in Befige von genuiner Kuhpok— ken-Lymphe gekommen (in ben legten zehn Sahren zum neunten Male), welhe am 28. v. M. aus den in einem Dorfe der Ufers mark epizootifch herrfchenden Kuhpocken gefammelt und bereits mit dem beften Erfolge auf Kinder übertragen ift. In dem Orte feibft, fo mie in deffen Umgegend, find zur Zeit weder variolöfe Krantheitsformen unter den Menfhen, noch Epigootien anderer Art, 3. B., Maufe oder Klauenfeudhe (bei der von dem Unters zeichneten perfönlich angeftellten Unterfuhung), voraefunden, mit weldyen das Erfcheinen diefer Kuhpocken in Gaufal:Berbindung ges fest werden fönnte. Die Direction der Anftalt ift erbötig, den Mes dicinalperfonen des In» und Auslandes ven diefer neuen Schuß: lymphe auf franfirte Anmeldungen zu überfenden, in der Vorauss fegung, daß die dieffeits gewuͤnſchte Mittheilung über die Ergeb— niffe der Impfung nicht ausbleiben werde, Berlin, 15. Suli 1842, Dr. Bremer. Bibliographische Traite de chimie pathologique, ou Recherches chimiques sur les solides et les liquides du corps humain dans leurs rap- ports avec la physiologie et la pathologie. Par S. D. PHe- ritier, Paris 1842. 8. Histoire du Somnambulisme chez tous les peuples, sous les noms divers d’extases, songes, oracles et visions; examen des doctrines theoriques et philosophiques etc. Par Aubin Gau- thier, Paris 1842. 8, Neuigkeiten Du cancer du rectum et des operations qu’il peut re&clamer, parallele des methodes de Littre et de Callisen pour l’anus ar- tificiel. Par A. Vidal (de Cassis). Paris 1842. 8. De la Gastrite et .du regime alimentaire dans les maladies ai- guẽs et chroniques des organes de la digestion; de l’emploi du musc dans la pneumonig et des constitutions medicaleg, Par Ar. Padioleau. Chateaubriant 1842. 3. mi — — — Menue Üotizen a u s dem Gebiele der Hatur- und Veilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober-Medicinalrathe Fror be pzu Weimar, und dem Medicinalrathe und Prefeffer Froriep jm Berlin, No. 488, (Nr. 4. des XXIII. Bandes.) Juli 1842. Gedrudt im LandessInduftrie- Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 31.30 Ar., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 1 Te Die Temperatur, als phyſiſches Agens, nad) ih- rem Ginfluffe auf das Glima und die botanifche Geographie betrachtet. Von Richard Brinsiey Hinde, Efq., k. Schiffschirurgen. Das Clima fpielt in Betreff der Flora jedes Landes die Hauptrolle und drüdt, je nachdem es durch die äußern Umftände mobdificiet wird, den Producten fein eigemthümliches Grpräge auf. Die Climate bieten je nach der gcographifchen Breite außerordent— lich verſchiedene Umftände dar. In der den Aequator auf beiden Seiten begleitenden Zone oder zwiſchen den Wendekreiſen iſt das jährlihe Clima von der einfachſten Art und zerfällt in eine naſſe und trocdene Jahreszeit. Die Temperatur Ändert ſich das ganze Sahr über nur wenig, und au die Barometerftände weidyen fehr unbedeutend voneinander ab, Die Jahreszeiten wechfeln mit bes mundernsiwürdiger Regelmäßiakeit, fo daß die Bewohner jener Ge: genden das Eintreten und Aufbören der Regenzeit faft bie auf den Zag voraus willen. Vom Acquator weiter nördlich und fürlich treren die naffe und frodne Jahreszeit zu verfchiedenen Perioden des Jahres ein. Wenn die Sonne fi über die nördliche Hälfte der Erdkugel begiebt, fo beginnt die Regenzeit auf diefer Seite, während die heiße Zone auf der Suͤdſeite des Aequators dann ihre trockne Jahreszeit hat. Tritt dagegen die Sonne auf die ſuͤdliche Hemifphäre über, fo finder das Gegentheil ſtatt. Co haben wir denn Amer Trepenclimate, welche einander fehr ähnlich find und hauptfäclich darin von einander abweichen, daß die entſprechenden Jahreszeiten zu enfgegengefrgten Zeiten vorbanten find. Dieß find die Hauptzüge der tropifchen Glimate, wie wir fie auf den Beftländern finden; über großen Dceanen geftalten fie ſich einigers maßen andere. In der Nähe des Arquaters und etwa bis zum fiebenten Grad n. Br. ift eine eigentbümlich befchaffene Region. Die Paffatwinde dringen nicht bis in diefelbe, und leichte, bald aus diefer, bald aus jener Dimmelegegend wehende Winde, nebft Ge: mwittern und Feftiacn Regen, bilden das aanze Jahr über den Haupt— Character des Stima’s Senfeite dieſer Region und bis einige Grade über die Wendefreife in beiden Hemifphären binaus meben die Pafr fatwinde, welche wegen Regelmäßigkeit, gleichförminer Temperatur und faft gänzlicher Abweſenheit des Regens merkwürdig find. Von den Wendekreifen, unter 23° 28°, an bis zum 35—40ften Breitegrade find die Jabreszeiten in einer andern Weife geordnet, Man findet dafelbft zwei trodine und zwei naffe Jahreszeiten. Die legtern nehmen die unferm Rrüblina und Herbft entfprechen: den Perioden ein. Im erftern fällt mehrentheils nur wenig Mes I" während dem Herbfie die Hauptrolle der Regerzeit zugetheilt ft. Gegen die äußere Gränge diefes halbtropifchen Glima’s bin find Kedfte nicht felten, obwohl nur felten Schnee fällt. Won 40° bis 60° herrfchen das Jahr uͤber 4 regelmäßige Jahreszeiten, die ung No. 1588, kat a1 De unter den Benennungen: Frühling, Sommer, Herbſt, Winter, zur Genüge bekannt find, und von denen jede ihre Eigenthumlichkei— ten hat. Ueber den 6oſten Breitegrad hinaus find, ſoweit fich unfere Bekanntſchaft mit der Erdoberfläche erftredt, nur 2 Jahreszeiten vorhanden. Sie characteriſiren fi aber nicht, wie zwifchen den Wendekreifen, durch die AUnmefenheit und Abmwefenheit des Regens, fondern durch die außerordentliche Verfchiedenheit der Zımperatur, Der Sommer und Winter folgen mit ungemeiner Geſchwindigkeit aufeinander. Die Schneedecke verſchwindet binnen 50 bis 60 Stun den vom Erdboden und madt alebald einer üppigen Wegetation Plas. Vorzüglich merkwürdig ift die Verſchiedenheit des Standes des Thermometers im chatten und in der Sonne, und die bedeu— tende Länge der Tage oder das beftändige Verweilen der Sonne über dem Horizonte veranlaßt eine Anhäufung von freier Wärme, von welcher die Polarreifenden mit Staunen reden. Hagel ift in jenen Regionen unbekannt. Malte:Brun zählt neun Umftände auf, welde die Entwicke— lung dıs Clima's bedingen fellen, und tie ſaͤmmtlich auf die Tem— perdtur Einfluß äußern. Wäre die Oberflähe der Erbe durchge— hends von dirfelben Bıfdoffenbeit, bıftände fie überall aus denſel— ben Materialien und abforbirte, reflectirte und firahite fie die Wärme ebenmäßig von fi, fo mürde die Virtheilung der Temperatur vom Arquater bis zu den Polen nach einer regelmäßigen Progreffion fortfehreiten; allein in Anfehung der Vertheilung von Land und Wafler, Borg, Thal und Ebnen, Bekleidung des Bodens ꝛc. fin: den ſolche Verfchiedenbeiten ftatt, daß fid an jedem andern Orte eine andere Zuſammenſtellung von Agentien vorfindet, welche einer regelmäßigen Vertheilung der Temperatur widerſtrebt. Die natürlichfte Anſicht von der Beſchaffenheit des Clima's er: hält man durd div Ermittlung der relativen Vertheilung dır Tem— peratur und Feuchtigkeit; denn wiewohl mehrere andere Umftände nebenbei mitwirken, fo behauptin doch tiefe beiden überall die Herr: ſchaft *). Auf diefe Weife wird fich leicht «ine auf den verbölt- nißmößigen Eirfluß diefer beiden Agentien gegründete Zabl ermits ten und tag Glima virfer Theile der Erdoberfläche kurz und an: gemeſſen ausdrüden lafın Dieſe Merbode ift von der geoarapbi- fhen Breite und Cage ganz unabbängig und bezieht ſich einzig und allein auf das wirklich vorhandene Glima, wie es fich unter den oͤrtlichen Umftänden geſtaltet. Auf diefe Art laffen fih 16 Eli: mate aufftellen und leicht characterifiren, waͤhrend jedem derfelben, nach den beigebradhten Brifpielen, eine eigenthuͤmliche Vegetation entspricht. *) ueber die Vertheilung der Temperatur auf ber Erdoberflaͤche bat Herr Profeffor Dove in Berlin zwei, 1840 und 1841 er: febienene, gründliche Schriften herausgegeben, von denen 9. Croft, Eſq., im X. Theile von Taylor's Scientific Memoirs Auszüge geliefert bat. 4 51 Climate Mittlere Temperatur 70— 84° Fahrenh. Heißes und trodnes Glima; extreme Zahreszeiten, 4. B. Keißes und trocknes Clima; gleihformige Jahreszeiten, Arabien. Heißes und feuchtes Clima; ertreme Jahreszeiten; z. B., China, Heißes und feuchtes Clima; gleichförmige Jahreszeiten; z. B., die Malaiiſchen Snfeln. Mittlere Temperatur 55 — 70°. 3. B., Warmes und trocknes Clima; extreme Jahreszeiten; 3 B., Kleinaſien. Warmes und trocknes Clima; gleichfoͤrmige Jahreszeiten; z. B., Aegypten. Warmes und feuchtes Clima; extreme Jahreszeiten; z. B., bie füdlihen Staaten von Nordamerica. Warmes und feuchtes Clima; gleichformige Jahreszeiten; z. B., die Ganarifchen Inſeln. Mittlere Temperatur 45 —55°, Gemäßigtes und trodnes Clima; ertreme Jahreszeiten; B., : » Gemäßigtes, und trodnes Clima; gleichförmige Sahreszeiten ; . %0., eis) . . * Gemäßigtis und feuchtes Glima; ertreme Jahreszeiten; z. B.. » » Gemaͤßigtes und feuchtes Clima; gleihförmige Jahreszeiten; 4. B., England, Mittlere Temperatur 45 — 32°. Kaltes und trocknes Clima; ertreme Jahreszeitenz z. B., Canada, Kaltes und trocknes Clima; gleihförmige Jahreszeiten; B, .» Kaltes und feuchtes Elimaz ertreme Jahreszeiten; 4. B., Sibirien. Kaltes und feuhtes Clima; gleihformige Jahreszeiten, z. B., Nordſchottland. Uebrigens beſteht, aller localen Urſachen ungeachtet, ein ge— wiſſes Verdaͤltniß zwiſchen der Temperatur und der Breite; denn vom Aequator nach den Polen zu nimmt die Wärme allmaͤlig ab, Raͤckſichtlich der mittlern Zemperatur am Arquator liegen ziem— Lich widerfprechende Angaben vor, Herr Atkinſon hat diefelbe zu 86,55° feſtgeſtellt, was ſicher zu body if, Herr Kirwan giebt 840 an, Sir John Leslie 8422, Herr Forbes 81,5° und Hum— boldt ebenfalls 81,5°. Die legten Angaben hat man für zu niede rig erklärt; allein Humboldt befteht auf der Nichtigkeit der feiz nigen. Mir fcheint glaubhaft, daß, in Ermangelung einer regelmä= Bigen Reihe von Beobahhtungen, die mittlere Temperatur des Tags bei dem Stande der Sonne im Zenith, der mitclern größten Jah— weshig: mwenigftens gleichkommen würde, Nach bei zwei Gelegene heiten angeftellten Beobachtungen fand ih jenes Mittel zu 81,9°, und da dieß Reſultat auf der See und unter normalen Umftänden erlangt ward, fo fpricht daffelbe fehr für die Forbes ſche und Humboldtfhe Angabe, Jngerhalb der Wendekreife iſt die mitte tere Temperatur überall ziemlich dieſelbe, indem dort die Entfer— nung vom Aequator nur einen fehr geringen Einfluß ausübt. Uer ber die Wendekreife hinaus iſt die Breite von bedeutenderer Wich— tigkeit und die Abnahme der Temperatur ſchleuniger. Wenn bie von Sir John Leslie berechnete Tabelle hinreichend glaubwürdig ift, fo verändert fih) die Temperatur nad Maafgabe der Breite am ftärkften zwiſchen dem SOften und 5Ojten Breitegrade. Witz wohl man ſich auf diefe Tabelle wegen Ermittelung der mittlern Temperatur irgend eines beliebigen Ortes nicht verlaffen kann, fo ift fie doch in Betreff der Auffindung ihres Betrags für jede belies bige Localitaͤt, abgeſehen von allen ftörenden Einflüffen, von Wide tigkeit; wie erheblich aber diefe Einflüffe find, ergtebt jich eben aus dem aroßen Unterfchiebe zreifchen der wirklichen und der berechnes ten mittlern Temperatur folder Orte. Wenn fchon die Beftimmung der mittlern Temperatur des Aequators einige Schwierigkeit hatte, fo ift dieß in Betreff der Pole noch viel mehr der Fall. Kein Refſender bat noch cine bün= dige Reihe von Beobachtungen tiber diefen Punct angeftellt, und Eeiner wird es wohl je koͤnnen. Wermuthungen, die von den in niedrigeren Breiten beobachteten Temperaturen abgeleitet worden, 52 find Allee, was wir darüber haben, und diefe widerfprechen einanz der ſehr. Sir John Leslie nimmt 32? F. oder den natürlichen Gefrierpunct als die mittlere Temperatur der Pole an; Kirwan ſchlägt diefelbe um 1° nietriger an; Herr Atfinfon, der fi in den Ertremen zu gefallen ſcheint, zu — 10,53° Fahrenheit. Wenn man die Temperatur der alten Welt der muthmaßlichen Bes rehnung zu Grunde legt, fo Scheint + 10° F. die richtigfte Ans nahme, während entfprechende Folgerungen nach Beobachtungen in der neuen Welt die fragliche Zemperatur beträditlih unter O Fahr. erfcheinen laffen. Herr Arago hat dem Gegenftande feine Auf— merkſamkeit zugewandt und diefelbe nach den Beobachtungen Par— ry’s, Kranklin’s und Scoresby's zu-+15° beftimmt. Sn die— fer Beziehung weichen alfo die verfchiedenen Annahmen um 42! Grad von einander ab, und unter folhen Umftänten Eann Niemand darum verdacht werden, wenn er eine felbitftändige Meinung zu gewinnen wuͤnſcht. Nachftenende Beobadjtungen, von denen die erfte von Franklin, die andern von Parry herrühren, Eönnen ung dabei von einigem Nugen fenn; die Puncke, an denen fie angeftellt wurs den, liegen um etwa 5 Breitengrade auseinander. Fort Enterprife unter 641 nördf. Br. mittlere Temperatur 15,5? Igloolik — 694 — — — — Melville-Inſel . 744 — — — — 1:58 Es ift nicht unwahrfcheintih, daß Sir Edward Parry bei der Melville: Infel diejenige Rocalität erreicht hat, wo die mittlere Temperatur am niedrigften ift, und daß er, felhft wenn er bis zum Pole vorgedrungen wäre, Feine geringere gefunden haben würde, da die arctifchen Regionen, gleich den tropifchen, durchgehende ziem— lich diefelbe Temperatur darbieten dürften. Neuerdings hat man die Anſicht geltend machen wollen, daß die größte Kälte wohl nicht an den Polen zu ſuchen fey, Sondern daß dieſelbe innerhalb der Gontinente von Aſien und America ftattfinde, wobei man jich auf die erkältende Wirkung beruft, welche große Landmaſſen bekanntlich in den hoͤhern Breiten ausüben. Mir der Bekanntſchaft der mittlern Zemperatur *) eines Or« tes bat man jedoh noch nicht viel gewonnen. Un und für ſich lehrt fie ung die Vertheilung der Wärme auf das ganze Fahr durch— aus nicht Eennen. Man muß in der That geftchen, daß die volle ftändige Kenntniß der Temperaturwechſel an irgend einer gegebenen Tocalität die einer febr beträdhtlichen Anzahl von Einzelnheiten vorausſetzt. Wenn wir die mittlere Temperatur eines Ortes in Erfahrung gebradt haben, fo Eönnen wir danach eigentlih nur auf die geographiſche Breite deffelben Schließen, und wir haben da= durch nur eine Kenntniß des Clima's in feinen gröbften Umriſſen gewonnen. Cine befchränkte Anzahl von Thatfachen wird uns nur wenige nüsliche Auskunft gewähren koͤnnen; die vollftändigfte dürfte durch die Ermittlung des Umfangs der Thermometerftände im gans zen Jahre erlangt werden; allein auch diefe wird in vielen Fällen nicht fehr befriedigend ſeyn, Der Umfang der Thermometerftände im ganzen Jahre fteht ebenfalls zu der aeographifchen Breite in einem gewiffen Verhälts nie. Sn niedrigen Breiten ift derfelbe verhältnigmäßig gering, in boben oft ſehr bedeutend. Am Aequator und innerhalb der Wendekreiſe wechſelt die Temperatur nur fehr wenig, und die ſich an einem Tage ereignenden Beränderungen ftehen dinen bes aanz zen Sahres ziemlih gleich. Während einiger Stunden nach Son: nenuntergang ſinkt die Temperatur nur wenig; im Laufe der *) Zur Ermittelung derfelben hat man, wo fich aenauere Pruͤ— fungsmittet nicht darbieten, mehrere fchnell zum Ziele führende Methoden vorgefhlagen. Die mittlere Temperatur des Tages erbält man, indem man drei Beobachtungen, cine kurz vor Sonnenaufgang, eine um 2 Uhr Nadım. und eine bei Son: nenuntergang, anftellt. Die mittlern jährlichen Temperaturen ftimmen mit denen überein, welche man bei beträchtlichen Tie— fen unter der Erde, in Bergwerken und Brunnen beobachtet, Sn den Zropengegenden fchlägt Bouffingault vor, das Thermometer an einer beftändig befchatteten Stelle einen Fuß tief unter die Oberfläche des Bodens einzuſenken. Hierzu hält er in’sbefondere den zwiſchen 11° n. Br. und 5° füdl. Br. liegenden Erdgürtel für den paffendften. Unter unferer Breite fol das Mittel des Monats October dem jährlichen Mittel ziemlich gleich Fommen. 53 Nacht allmälig mehr, und kurz vor Eonnenaufgang hat das Ihers mometer den niedrigften Stand erreicht; es ſteht dann um 15 bis 30° niedriger, als zur heißeften Zeit dos Zages, Dieſe an fid) unbedeutende Erniedrigung der Temperatur bat indeß auf die Thiere einen fehr hervorftechenden Einfluß. Den Bewohnern jener heißen Länder erfcheint die Luft bei einem Zihermometerftande von 65° F. als ſehr Ealt, und ſowohl die zahmen, als die wilden Thiere, werden dadurch augenfcheintich unangenehm afficirt, Dod) hält die Wirkung nicht lange nah, und fobald ſich die Sonne über den Horizont erhoben, tritt die Prriode der Aufregung und intenfiven Wärme wieder ein. Der Erſchoͤpfung, welche die Sonnenbige und das Sonnenlicht bei Tage zu Wege bringen, ift e8 wohl zuzuſchrei⸗ ben, daß ein fo geringes Sinken des Thermometers bei Nacht für das Gefühl fo empfindlich ift. Auch auf den Umfang der Temperatur haben locale Umftände einen febr bedeutenden Einfluß, und die Nadbarfchaft von Wäl: dern, Eandebenen und Bergkitten fteigert oder ſchwächt denfelben ſehr merklich. In den noͤrdlichen Regionen bäuft ſich turd) das lange Verweilen der Sonne über dem Horizonte viel Wärme an, fowie ein großer Mangel an legterer eintritt, wenn die Gonne lange unter dem Horizonte bleibt; alluin übrigens vermehrt fich der Umfang der Temperaturwechſel im Allgemeinen in demfelben Ver: bältniffe, wie ſich die mittiere Temperatur vermindert. Auf der See ift derfilbe viel geringer, als auf dem Sande, was von der ausgleichenden Wirkung des Oceans herrührt. Die Paffatwinde verändern ihre Temperatur binnen 24 Stunden kaum um einige Grade; in böhern Breiten ift die Veränderung auf dem Meere bedeutender, aber vielleicht Eaum halb fo groß, als in gleichen Breiten auf dem Lande, In der angıfügten Tabelle ift das Verhaͤltniß des Umfangs der Zemperaturmwechfel zu der geographiſchen Breite und der milte lern Temperatur angegeben. Bei Aſtrachan macht ſich dır Ein: fluß localer Urfahen durch den ſtarken Bitrag jenes Umfanges im Vergleiche mit der mittlern Temperatur ſehr bemerklichz und dieß ift auch bei Sidney der Fall, wenn man daffelbe mit dem Borges birge der guten Hoffnung vergleicht, welches ziemlich) unter demfels ben Breitegrade liegt. . Mittlere Umfang der Zemperas jährlichen Tems tur. peraturwechſel. — ——— Sandwichinſeln . 21° 40’ nördl. Br. 75° 29° Eidny . x +. 339 51° füdl. Br. 70° 79° Borg. d. gut. Hoffnung 33° 56° füdl. Br, 67,50 512 Golumbiarluß . 46° nördl. Br. 54° 74° Aſtrachan 460 21 nörd. Br. 130° London R - 51° 31°’ nördl. Br. 51° 79° Kinfauns R 56° 23° nördl. Br. 47° 58° Grönland . R ” y r & 3 . 1382 Die höchfte aller je beobachteten Zomperaturen Fam in Wrica und zwar zu Fezzan, wo das Thermometer einmal auf 125,5° ftand, fowie zu Belbeis in Acaypten vor, mo man 125° beobach— tete. In beiden Fällen vermutbet man, daß der Wind Eleine vr: biste Sandtbeithen aus der Wüfte bei fich arführt habe *). Unter ähnlichen Umftänden beobachtete Humboldt in Cüdamırica 114,5°. Im Auguft bat das Thermometer zu Bagdad öfters den Stand von 120° erreiht. Dr. Heberden bat in England die böcfte Temperatur, und zwar im Monat July, 98% beobachtet, Dem Sir Edward Parry verdankt man dagegen die Beobach— tung des tiefften Ehermometerftandes, nämlich auf der Melville— infel, wo die Kälte im Monate Fehruar fo grimmig wurde, daß das Thermometer auf — 55° 8. fanf. Mehrere andere Reifende haben aleichfalle in Nordafieen und Nordamerica das Queckſil— ber. gefroren geſehen, wozu ein Kältegrad von 72° unter dem na⸗ türlihen Gefrierpuncte des Waſſers oder von — 72° gehört. Zufällig ift diefer Abftand der Maxima der Höbe und Tiefe der Temperatur derfelbe, wie der zwifchen dem natürlichen Gefrier— puncte und dem Giedepuncte oder 180° F. Diefe Extreme *) Bei mehr, als einer Gelegenheit babe ich den Sand am Mies resufer, der mit feiner eigenthümlichen Vegetation bewachſen war, zu 128% F. temperirt gefunden. 54 der Temperatur an ber Erboberflähe erfcheinen als fehr bedeutend und beweifen, welche wunderbare Fähigkeit, ſich den Umftänden anzupaffen, der Menſch befigt, da er beiden Extremen Trog bieten kann. Auch fheint durchaus Kein Grund für die Meinung vors handen zu feyn, daß die Pflanzen es nicht fönnten. Mande Men: ſchen haben vorzugemeife eine weit höhere Temperatur auf fich ein— wirken lajfen, ohne daß dieß ihnen ſchädlich gıwefen wäre; allıin dieß geſchah nur auf kurze Zeit und berechtigt nicht zu dem Schluſſe, daß der menfchliche Körper fi an die dauernde Ertragung einer fo aufregenden Zemperatur gewöhnen könne, Wenn wir die Befchaffenheit der organifchen Natur in den heißeften Ländern der Erde beobachten, do gelangen mir zu der Ue— berzeugung, daß [ich die Thiere und Pflanzen den Außern Agentien genau anzupaſſen vermögen. Erhöhte fih die Temperatur aug as immer für einer Urſache um einige Grade, fo würde fich eine entfprechente Veränderung in dem Temperamente und der Organi— fation der lebenden Welen zur achörigen Erfüllung ihrer Functio— nen nörbig machen. Bei einer VBergleichung der verfciedenen Breis ten und der jeder derfelben zugetheilten Producte miteinander, ftellt fi) die innige Beziehung zwifchen dem Glima und der Vegetation fehr Elar heraus, und jeder Pflanze wird es ſchwer, unter andern, als den ihr naturaemäßen Bedingungen, zu exiftiren. Es ließen fib viele Beifpiele anführen, um zu bewiifen, daß die Umftände, welche in jedem gegebenen Falle wirklich auf das Pflanzenreidy einwir— fen, gerade diejenigen find, welde ibm am Meiften zufagen; vor ver Hand genüge die Bemerkung, daß ein ähnliches Glima immer auf eine Aehnlichkeit der Producte fchliegen läßt; daß, fo entfernt zwei Puncte auch voneinander feyn mögen, wir doch auf denfelben ähnliche DOraaniz fationszuftände finden werden, wenn dafelbft ähnliche aͤußere Urſachen thaͤtig find. Indeß giebt es doch mebrere, dann und wann von Naturfor— ſchern beobachtete Faͤlle, welche beweiſen, daß Pflanzen unter ſehr ungewoͤhnlichen Bedingungen vegetiren koͤnnen. Dieſe Fälle find Ausnahmen, aber defbalb nicht weniger intereſſant, und es er— giebt ſich aus ihnen, in welchem Grade die Organe der Pflanzen unter dem Einfluffe unnatürlicher Umftände ihre Functionen modi— ficiren Eönnen. Bor dir Hand haben wir unfer Augenmer£ nur euf die Temperatur gerichtet, und c6 fehlt nicht an fonderbaren Zhatfachen der Art, indem man Pflanzen an Orten in gedeihlichem MWadsthume gefunden bat, wo die Erdoberfläche durch unterirdir ſches Feuer erbigt war, ja foaar in heißen Quellen felbft war, die der Fall. Eines der intereffanteften Beifpiele diefer Art möchte das feyn, deffen Herr Barrom in feiner Reife nach Cochinchina gedenkt, Auf der Inſel Amfterdam fand er, in der Nähe einer heise Ben Quelle, eine fchlammige Stelle, wo die Temperatur, 8 Zoll unter der Oberfläche, 180° betrug, und auf der cin Lycopodium, eine Marchantia und ein Eleines zartgebildetes Moos vegetirten, To daß fich dort Cryptogamen aus drei verfchiedenen natürlicken Fa— milien befanden. Sn einer beißen Quelle bei Gaftein, deren Tem— peratur 117° beträgt, wuchs Ulva thermalis. James berichtet in feiner Erpedition nach dem Felfenaebirge, er babe Gonferven und „andere Pflanzen’ in den heißen Quellen am Fuße des Ozark— Gebirges wachſen feben, deren Zemperatur 92 bis 140° betragen habe. Die legten beiden Fälle erfcheinen indeg nicht als befonderg mer£würdig, wenn wir bedenken, welchem Wärmegrade die Pflanzen in niedrigen Breiten durch die directe Einwirkung der Eonnenftrab: len unterworfen werden. Dem Sir W Hooker verdanfen wir die Kenntniß einiger ſehr intereffanten Thatfachen in Betreff der Vegetation bei den heißen Quellen Island's, namentlich den Gey— fern, deren Temperatur den Giedepurct erreicht. Auf einem bei— fen, den Dämpfen der Geyſer ausgeſetzten Ufer, wucfen üppig Conferva vaginata, Gymnostomum fasciculare, Fissidens hypnoi- des und Jungermannia angulosa, „Bei den Geyfern fand ich dicht am Rande vieler der beißen Quellen nur weniae Zell vom kochen— den Waffer, und folglih an Stellen, welche fewohl durch das Waffer, als den Dampf, beftändia fehr ſtark erhigt werden, Con- ferva limosa,“* ferner, unter äbnlicben Umftänden, eine Osecillato- ria und Jungermannia angulosa ; dann „in Waffer von fehr hoher Temperatur‘ Conferva flavescens und auf einem febr ſtark erbitz— ten Standorte Riccia glauca. Diefe fämmtlichen Pflanzen geboͤ— ten, wenn man von James's unbeftimmter Angabe abficht, fammtlih Familien von der einfachften Structur an, deren Spe— 4 * 55 cies die ausgebehntefte geographiſche Verbreitung darbieten, daher fie unter allen Gewaͤchſen die Ertreme der Temperatur am Beften vertragen zu Eönnen fcheinen. Auch Pflanzen von complicirterer Structur hat man, wenns gleich feltener al8 Gryptogamen, in ähnlihen Lagen gefunden, Die heißen Quellen von Trinchera bei Valencia befigen eine Tem— peratur von 194°. Sie find von einer außerordentlic üppigen Vegetation umgeben, und die Wurzein von Arten von Mimosa, Clusia und Ficus werden von deren Waffer befpult. Unter den entgegengefegten Umftänden gedeiht die Vegetation weniger gut, wiewohl fie auch fehr niedrige Zemperaturgrade vers traͤgt ). Man hat Thermometer mitten in Baumftämmen unter dem Gefrierpuncte fteben fehen. In den arctifchen Regionen arbeis ten fih Blumen aus dem im Aufthauen begriffenen Schneee em— por, und eine derfelben vegetirt, blüht, befaamt ſich und ftirbt im Schneee ſelbſt. Protococcus nivalis ift im Schneee der Polargegens den, der Alpen, Pyrenaen und anderer europäifchen Gebirae, auch in den legten Sabren auf den Inſeln füdlid) vom Gap Horn ges funden worden. In niedrigen Breiten find Pflanzen oft einer uns gewöhnlidy niedrigen Temperatur ausgefegt. Sch habe bereits im Borbeigehen bemerkt, in welchem Grade dieß in den Zropenlän- dern der Fall ift, und durd die nächtliche Ausftrahlung muß die Zemperatur noch mehr finfen. Herr Daniell hat ung mit dem überrafchenden Umftande befannt gemadyt, daß die Vegetation in unferm eigenen Clima in 10 Monaten des Jahres einer Temperas tur unter dem Gefrierpuncte ausgefegt iſt. Selbſt in den beiden, biervon ausgenommenen Monaten, dem Juli und Auguft, finkt das der Erdausftrahlung unterworfene Thermometer zuweilen bis 35° (+ 15 R.). Von jeher hat man dafür gehalten, daß die Bobdencultur ei: nen wefentlihen Einfluß auf die Temperatur übe; da jedoch in fruͤ— bern 3:iten diefem G:genftande weit weniger Aufmerkfamkeit ge: widmet wurde, als gegenwärtig, fo iſt es falt unmöglich, fich hier: über richtige Data zu verfhaffen. Selbft die Gründung unferer Golonieen fällt mehrentheils in eine Zeit, wo man über den drins genden Gefchäften des practifchen Lebens die Schwankungen im Zhermometerftande zu beobadhten vergaß. Natürlich würde das Re— fultat von dergleichen Beobachtungen mit von dem Zuitande ab: bängen, in welchem fich das and vor feiner Cultur befand. Der Coloniſt hat daffelbe haufig von dichten und ausgedehnten Wäldern zu fäaubern, fo daß Licht und Luft dann auf weitläuftige Striche frei einwirken Eönnen, zu denen fie früber nur ſpwer hinzutreten fonnten. Die in einem folhen Kalle durd den Anbau des Bodens eintre— tenden Veränderungen müffen von denen fehr verfcieden feyn, welche da ftattfinden, wo die Gultur ein urfprünglich von Vegeta— tion entblößtes Land immer mehr mit derfelben bedeckt. Um diefe entgegengefegten Bedingungen noch ftärker hervortre= ten zu lallen, wollen wir zwei wirklihe Fälle betrachten und durd) genaue Angabe der climatiihen Befonderheiten cine befriedigende Bergleichung beider anzuftellen verfuchen. Die Snfel Afcenfion ift von Vrgetation faſt durchaus entbloͤßt; nur in den gefhüstern Schluchten und Wafferriffen wachſen einige wenige $arrenfräuter und andre Pflanzen, während übriaens der Boden faſt völlig Bahl iſt. Das Clima iſt indeß vortrefflih, zwar etwas warm, aber ſehr gefund. Während der heißen Sahreszeit wechfelt der Zhermometerftand binnen 24 Stunden nur um 10, und während der Regenzeit nur um 8 Grad. Der Umfang der Temperatur— wechſel des ganzen Jahres beträgt nicht über 16 bis 18 Grad. Regen fällt felbft in der fogenannten Regenzeit nur fparfam, was übere haupt unter ähnlichen Umftänden ftets der Fall ift, und Thau fällt ebenz falls keineswegs reichlich; denn da des Nachts die Temperatur nur um ein Geringes ſinkt fo tritt der Thaupunct nur felten ein. Sn dem Theile Nordamerica’s, welcher von den Ganadas und den nördlichen Staaten der Union eingenommen wird, findet man ganz entgegengefeste Umftände. Das Clima bietet dort fehr erı treme Verhältniffe dar; der Winter ift fehr grimmig und anhal— tend, und der Schnee bleibt lange liegen; fobald der Sommer aber *) Diefer Gegenftand ift unlängft von Herm Morren behan— delt worden. S. Observations anatomiques suc la cong£la- tion des Organes des vegetaux. Bulletin de l’Acad, des Bruxelles, T. V, p. 64, 56 eintritt, wird die Hitze ungemein druͤckend. Die Wechſel von der Kälte zuc Wärme und umgekehrt treten ungemein ſchnell ein, fo daß der Frühling und Herbft, welche eigentlich der Breite nad) ibe Recht behaupten follten, beinahe verfchwinden. Das Glima gilt für nicht beſonders gefund, was wohl dahır rührt, daß durch das ausgedehnte Ausroden der Wälder große Maſſen in Zerfegung bes griffener Pflanzenſtoffe bloßgelegt worden find. Div Vegetation it Außerft Eräftig; gleih nad) dem Aufhören des Winters ſchlagen die Bäume aus und fproffen die Erautartigen Pflanzen hervor. Auf der Inſel Afcenfion findet gegenwärtig viniger Landbau ftatt, der von Jahr zu Jahr im Zunehmen begriffen iſt; obwoht nun aber erit etwa 50 Morgen Yandes cultivirt worden find, fo will man doch bemerkt haben, daß das Glima dadurch merklich veräne dert worden fey. Es regnet häufiger, als früher, und obaleich des Umſtandes nicht gedacht wird, daß fi die Temperatur veräns dert habe, fo läßr fich doc von einer Veränderung in der Menge des Regens auf eine ſolche im Umfange der Thermometerftände fliegen. Dagegen wird allgemein zugegeben, daß das Glima Ganada’s, feit der theilweifen Ausrodung der Wälder, milder ges worden fiy. i Es liegen fih viele Beilpiele anführen, wo durch das Ausro— ben der Wälder die Menge des Regens bedeutend vermindert wor— den it. Alle weftindifchen Inſeln befinden fih in diefem Kalle, und das Austrocdnen von Baͤchen und Bergftrömen war der nothe wendige Begleiter jener Erfcheinung. Angenommen, die Verdun— ftung fey diefelbe geblieben, und gewiß ift diefelbe durch die Beſei— tigung der Vegetation nicht vermehrt, wohl cher vermindert wor: den, fo Eann die Verringerung der Reaenmenge Eeiner andern Urs fache zugefchricben werden, als der, daß die Zumperatur im. Allges meinen nicht mehr fo tief finft, wie früher. In unferm, in fo aus— gedehntem Maaßitabe cultivirten Europa ift das Clima ficher jest milder, ald vormals, und wenn wir Tacitus Befchreibung des deutſchen Winters mit der Gegenwart vergleichen, fo finden wir den Unterfchied fehr bedeutend. Noch jegt üben in denjenigen Theis len Europa’s, wo ausgedehnte Wälder vorhanden find, mie in Deutfhland und Polen, diefelben einen unverkennbaren Einfluß auf das Giima aus. In ihrer Nahhbarfchaft tritt die Erntezeit um mehrere Zage fpäter ein, und die Temperatur ift im entſprechen— den Grade niedriger. (Fortſetzung folgt.) Its ce Kliem. Ueber den Gymnotus electricus hat Herr Sohn Samo, in Surinam, unlängft der Blectrical Society einige Nachrichten zugehen laffen. Er hielt zwei Eremplare von resp 30 und 151 Zoll Länge in einem Kübel. Das größere verfchlang das Eteinere, fpie es aber bald wieder aus und ftarb wenige Stun: den darauf. Bei der Section fanden fih am Magen beträchtliche Zerreißungen. Auch bemerkt Herr Samo, die Behauptung, es gebe Arzneimittel, welche gegen den Schlag des Zitteraals ſicher— ten, fey durchaus ungegründet, In Beziehung auf die Lihtbilder in der Finfter: niß (vergl. die vorige Nummer ©. 40) hat Herr v Littrow noch folgenden Auszug aus dem Briefe befannt gemacht, in wels chem Herr Prof. Mofer, zu Königsberg, dem Herrn Aler. v. Humboldt feine neue Entdeckung meldete. „In der legten Zeit iſt es folgende Aufgabe gemwefen, die mic) hauptfächlich befchäftigte: es hat eine Lichtwirkung auf eine Platte ftattgefunden, diefelbe fey fchon äußerlich wahrnehmbar oder nicht, man foll angeben, durch welche Farbe diefe Wirfung hervorgebracht wurde. Es entaeht wohl nicht, daß diefe Aufgabe das Fundament aller weiteren Uns terfuhungen bildet; auch habe ich ziemlich beträchtiiche Kortichritte in ihrer Loͤſung gemacht und nicht unwichtiae Erfolge bereits da— von gefehen. Das erfte Refultat, welches ich erlangte, befteht dar— in, daß die unfi btbaren Lichtſtrahlen eine viel größere Brechbarkeit haben, als diejenigen, welche die retina erregen, fonft ift zwiſchen den beiden Gruppen von ichtftrahlen Eein anderer Unterfchied, als den man in der fichtbaren Gruppe mehr oder minder brechbarer Strahlen wahrnimmt. Ein zweites Nefultat ift diefes, daß die unfihtbaren Lichtftrahlen weder im Zageslichte, noch, merkwuͤrdi⸗ gerweife, im Sonnenlichte enthalten find. Es find alfo nicht die 57 fogenannten dunklen chemifchen Strahlen, welche Ritter im Sons nenfpıctrum entdedt har, fie haben vielmehr eine noch größere Brehbarkeit, auch hat man folglich niemals die neue Art von Strahlen einem Erperimente unterworfen. Meine Verſuche mit der Sonne find in diefer Beziehung fo entfchieden , daß, wenn id) fie im Detail befchreiben werde, kein Zweifel darüber bleiben wird, Sch muß jedoch bitten, mie diefe Behauptung ſchon vorläufig ges ftatten zu wollen, ıch bedarf ihrer bei dem eigenthümlichen Zuftan: de, den die Verſuche herbeigeführt baden. Won der einen Ceite Bräftige Lichtwirkungen in der fogenannten vollfommenen Dunfels beit, Bilver in zehn Minuten, fogar auf reinem Silber durch Strablenbrechung hervorgebracht, weldye von der andern Seite in ber vollen Juni⸗Sonne nicht zu finden find. Da die neue Urt von Strahlen der Sonne fehlt, fo if die plaufibeifte Annahme bier über, daß fie von der Atmofphäre abforbirt werden, wie dich ja auch unzweifelhaft durch die brechenden Flüfjigkeiren im Auge bes wirkt wird. Diefen Gegenftand hoffe ich wenigftens annähernd zu erledigen, fobald die Apparate, weiche zu diefer Unterfuchung nö— thig find, gefertiat feyn werden. Es wird dann bie wichtige rar ge feyn, welche Körper für die unfichtbaren Lichtſtrahlen permwabel feyen, und ob das Glas in diefer Beziehung der Durchlichtigkeit den Rang verdient, den man ibm einräumt. Auch in der Unters fuhung des latenten Lichtes habe ich weitere Fortfchritte ges madt. €. Exc. werden aus meinem erften Auffage über din Pro: ceß des Schens erfehen, daß die Gondenfirung von Daͤmpfen auf irgend welche Platten Lichtwirkungen bervorbringe. Dajfeibe thut auch die Verdampfung, wovon ich mich in diefen Tagen überzeugt babe, und worüber ic) nächfteng cinen Auffag in Poggendorf’s Annalen einrüden werde. Wenn allo Waffer verdampft , oder Waferdampf fich niederfchlägt, fo ift das fo gut ein Licht, ale ein Wärme: Proceh. Nach viclen Anfirengungen ift es mir geluns 58 gen, bie Farbe des latenfen Lichtes bei zwei Dampfarten mit hinlaͤnglicher Sicherheit zu beftimmen, un» fo babe ich gıfunden, daß die Quecjilbervämpfe gelbes Licht latent haben, Soddämpfe blaues oder violettes. Die mannisfahen Erfceinungen, melde diefe Dämpfe zeigen, führen übereinftimmend zu demfeiben Reſul— tate. Dir fhone Daguerre’fhe Proceß beruht auf diefem las tenten Lichte und er verändert ſich wefentlih, wenn man mit den unſichtbaren Strahlen operirt. Während man das Silber zum Behufe der Daguerre’fhen Bilder erft iodirt und dann der Licht— wirkung ausfegt, tft e6 bei Anwendung unlichebarer Lichtſtrahlen vortheilbafter, das reine Eilber ihnen augzufigen und es dann erft zu iodiren. Diefe Umkehrung leifter mir füic einigen Tagen gute Dienfte. Die Karbe des latenten Kichtes der Wafjerdämpfe babe ich noch nicht hinreichend ficher beftimmen tönnen, weil dieſe Dam: pfe, an die Platte heranscehend und jie fo vafch wieder verlajfend, eigene Apparate nötbig machen, doc kann ich fhon anzeigen, daß die Farbe des Waſſerdampfes jedenfalls dem brechbarſten Theile des Sonnenfpectrums angehört. Crlauben mir E. Ercillenz, noch ein Erperiment mittheilen zu dürfen, weldies recht gut die Wir: ung des Lichts auf alle Körper, an welden überhaupt die Wir— fung wahrnehmbar gemacht werden Eann, darthut. ine Eleine Camera obseura mit einer Linſe von einigen Linien Oeffnung richte ich auf die Sonne, und fige eine Platte von Spiegelglas hinein. Nachdem die Sonne hindurchgegangen behauche ih die Platte und erhalte das ſcharfe vellitandige Bild der Sonnenbahn. Denfetben Verſuch babe ich mit reinem Silber, Kupfer und Stahl angeftellt, und baffelbe Refultat erbalten. Die Schärfe der Gonture der Bahn lehrt, daß hierbei an cine Wirkung der Wärme nicht zu denken ift. Auch Fann man die Gilberplatte in die Quedjilbere dämpfe u. f mw. bringen und fo dajfelbe Bild entftihen laſſen.“ Hei Ueber die Gonftruction und Anwendung der Zahnzange. Bon Sohn Tomes, Zahnarıt am King’s College Hospital in London. Als ic) dem Ausziehen der Zähne zuerft meine Aufmerkfamteit widmete, wurde ich behufs der Vollziehung diefer Eleinen, aber nothwendigen Operation mit drei Snitrumenten verichen: der Zan— ge, zum Ausziehen der Vorderzäbne, dem Sclüffel, zur Entfer: nung der Badzäbne und dem Hebel, für folche Fälle, wo die beis den Erjtern unbrauchbar wären, Nachdem ich diefe Snftrumente eine Zeitlang benußt batte, überzeugte ih mid, daß die Zange, wie fie gewoͤhnlich angefertigt wird, unvolltommen, und der Scluͤſ— fel, wegen der Richtung, in welcher die Kraft bei demfelben ange: wendet wird, überhaupt unzweckmaͤßig fey. Um nun diefe mir manglhaft erfchienenen Snftrumente durch zwecmäßigere zu erfesen, bade ich mehrere verfihiedentlich geformte Zangen anfertigen laffen, deren Befchreibung, fo wie die Angabe ihrer Vorzüge vor den bisher gebraͤuchlichen Snftrumenten, ber Zweck dieſes Auffages ift. Es dürfte jedoch vor allen Dingen nötbig feyn, feftzuftellen, welche Eigenfchaften aut conftruirte Zahn-Inſtrumente haben müfz fen, und warum die jegt gebräuchlichen unvollkommen find, Die Indicationen, die man bei'm Auszieben der Zähne zu ers füllen hat, find: 1) den ganzen ſchadhaften Zahn oder Reſt eincs Zahns zu entfernen; 2) die Entfernung mit dem möglich) gering: ften Nachteil für die anaränzenden Theile, wie das Zahnfleitch, den Kiefer 2c., zu bewerkitelligen ; 3) dem Rranken bei der Operas tion den mögfich gerinaften Schmerz zu verurfachen. Diejenige Methode, mirtelft welcher ein Zahn oder der Reſt eines ſolchen am ficherften, fehnellften und zugleich mit dem gering: fen Nachtheil für die benachbarten Partbieen ausgezogen werden kann, wird aud) mit dem wenigften Schmerz für den Kranken ver: bunden feyn, Um nun dieſen Indicationen zu genügen, muß man fic eines Snfteuments bedienen, welches den Bahn allein faßt und bei der beuk all BD Anwendung der erforderlichen, beinahe in der Achfe des Zahnes wirkenden Kraft denfelben entfernt. in folhes Snftrument ift die Zange, aber eine Zange, die fo conftruirt ift, daß fie genau für den auszuziehenden Zahn paßt, und an dem Schnabel oder der Spige fo geformt ift, daß fie das Zahnfleifch leicht vom Zahnhalſe trennt, und zu diefem Puncte einfach dadurch gelangen kann, daß die Enden der Blätter auf den Rand des Zahnfleifches gefegt, die Griffe gefchleffin werden, und das Inftrument dann ftets in der Richtung des Zahns abwärts gedrückt wird, bis es mit dem freien Rande des processus alveolaris in Berührung fommt Da die Zähne verfchiedenrlich geformt find, fo wird es möthia ſeyn, meh: tere verfchieden guformte Zangen zu beiigen, für jede Art von Zahn eine befondere. Mitteift fo conftruirter Zangen können die meiften Zähne in fürgerer Zeit ausgezogen werden, als durch ir: gend ein anderes jegt gebräucliches Inftrument ähnlicher Art; zus gleich audy mit weniger Schmerz für den Kranken, und ohne das Zahnfleifh und den proc, alveol. mehr zu beeinträchtigen, als die gewaltfame Entfernung eines Zahns aus fiiner natürlichen Ver: bindung unumgänglich nöthig macht. ; Ein Inftrument, bei deſſen Gebrauche es nöthig ift, die Kraft fowohl auf die angrängenden Theile, als auf den auszugichenden Zahn anzuwenden, ift für den beabfichtigten Zweck als ein unvoll: kommenes zu betrachten; cin Inftrument ferner , weldyeg vermöge feiner Form und Applicationsweife einen größern Kraftaufwand er: fordert, als zur Entfernung der Zahns ber zwedmäßiger Anwen— dung der Kraft noͤthig fiyn würde, ift ebenfalls unvollfommen, und für din Zweck, zu weldem es beſtimmt ift, nur wenig geeige net. Von diefer Art abır ift das zum Zahnauszichen am allge meinften gebrauchte Juſtrument, nämlich „der Schlüͤſſet“, bei deſſen Anwendung das fulerum auf dem proc. alveolaris ruht und das zwifchen beiden befindliche Zabnfleifh einem bedeutenden Drucke ausaefegt ift, wodurch daffelbe oft in Eiteruna und boͤsar— tige Verſchwaͤrung übergeht. Eben fo muß die zum Ausziehen des Zahns mittelft des Schluͤſſels anzuwendende Kraft viel größer ſeyn, als diefe Operation einentlich erfordert, weil die Gewalt Bier in einer feitlihen Richtung wirkt, in einer Nichtung, in welcher der Zahn bedeutenden Widerftand leiftet, befonders die Backzaͤhne des 59 Unterkiefere, wo die Waͤnde der alveolae ſehr ſtark find und aus dichter Knochenmaſſe beftehen. Indeſſen ift eg mir wohl bekannt, daß es viele und ausge— zeichnete Zahnärzte giebt, bie fid) des Schlüffels bedienen und ihn fehr loben, und unftreitig ift er auch den von den chiruraifchen In— ftrumentenmachern gewoͤhnlich vorräthig gehaltenen Zangen bei Meitem vorzuziehen — Zangen, weldhe für feinen Zahn befonders anwendbar jind, wenn fie angewendet werden, nur ‚wei oder drei Puncte berühren und bis zum Halſe des Zahnes auf- Erine andere Meite gelangen können, als durch vorherige 3erreißung des Zahn— fleifches, und auch dann nur höchft unvollfommen, Gewoͤhnlich ſind es zum Ausziehen der Backzaͤhne beſtimmte Zangen, welche zum Verkaufe vorraͤthig gehalten werden. Die Branchen dieſer Zangen ſind bloß an ihren Enden gekruͤmmt und beide einander gleidy, fo dag Ein Inſtrument für die Backzaͤhne beider Mundfei: ten, ſowohl der rechten als der linken, zw gebrauchen ift. Sa manden Fällen mögen wohl Zähne mittelft ſolcher Inſtrumente ausgezogen werden können; wenn aber der betreffende Zahn fehr ſchadhaft iſt, wird die Operation fhwer und in ihrem Erfolae uns ſicher feyn, und felbft bei einer weniger ungünftigen Befchaffenbeit des Zahnes läuft man große Gefahr, diefen zu zermalmen, weil der von dem Inftrumente ausgeübte Druck nicht auf eine größere Flaͤche des Zahnumfanas vertheilt, ſondern auf zwei oder drei Puncte beſchraͤnkt iſt Es iſt demnach kein Wunder, daß derglei— chen Inſtrumente in Mißcredit kommen, als wenn ſie nur dazu taugten, geſunde Zaͤhne zu zerbrechen oder bereits locker gewordene auszuziehen. Dieſe Bemerkungen gelten vorzuͤglich von denjenigen Zangen, welche zur Extraction ber bicuspidati und molares bes ftimme find. Die Schneidezähne werden gewöhnlich, obgleich nicht immer, mittelft der Zange oder des Hebels ausgezogen; zur Ent: fernung der Weisheitszähne bedient man ſich nur zumeilen des letz— tern Inſtrumentes. Bell empfiehlt für die Entfernung der bieuspidati und der vordern molares des Unterkiefers die Anwendung des Pelekans, eines Snftruments, welches, wenn es zweckmaͤßig angefertigt ift, ale das befte unter den Zangen-Inftrumenten betrachtet werden muß. Sch, meinerfeits, jedoch ziehe eine Zange vor, welche geftredite Blät: ter hat, mit der Krümmung, wenn überhaupt eine noͤthig ift, an den Griffen. Sn einem Werke über die „Zahnoperationen” von Snell, ift eine durch Abbildungen erläuterte Befhreibung einer Zangen form enthalten, deren ſich der Verfaſſer bei der Ertraction der Backzähne bedient. Sein Hauptzweck bei diefem Snitrumente war, zwei Metallfpigen an dem Rande jedes Blattes zu haben, welche, zwifchen die Wurzeln der Zähne einzudringen, beftimmt find. Diele Zange geftattet aber nur eine befchränfte Anwendung, da die Wurzeln der Backzähne, befonders des zweiten und britten, ſehr häufig zufammengewachfen find und diefes in jedem einzelnen Falle fi erſt dann erkennen läßt, wenn der Zahn bereits ausgezogen ilt. Abgeſehen aber davon, fo ift es in jedem Falle ſehr fehwer, die zwei Puncte zwifchen die Wurzeln einzubringen, und der Verſuch dazu nicht ohne Schmerzen für den Kranken. Zangen zum Auszieben der Vorderzäbne findet man überall, obaleich alle, die ich bisjegt gefehen, fo plump gearbeitet waren, daß es in der That Schwer feyn würde, den Stumpf eines Schnei— dezahns mit ihnen auszuxichen. Hiervon macht felbft die ſoge— nannte „Sheppard’s Sicherheitszange‘’ keine Ausnahme. Ich weiß zwar nicht, welche Zange Herr Shepparbd felbft gehabt bat, allein diejeniaen,, die für die Seinige ausgeben werden, jind faft fo gut wie unbrauchbar; denn obaleich das Princip, nach wels chem fie urfprünalich hätten angefertigt werden follen, ein richtiges ift, fo ift dieß Feineswegs bei der Gonftruction der Snftrumente wirklich ausgeführt. Da verfhieden aeftaltete Zähne auch entfprechend geformte Zangen erfordern, fo wird es nötbig ſeyn, zuerft theilweife die Zähne. und dann die einzelnen Zangen zu befchrieben,, damit man das Gigenthümlihe jedes Inftruments leicht herausfinde. Bevor dieß jedoch aefchieht, muß ich bemerken, daß das Geſchaͤft, die Zaͤhne auf die aceignete Weife auszuziehen, welches Inſtrument bierzu auch benugt werden mag, ganz befonders aber, Wenn die Zange gewählt wird, für Jeden eine abfolute Unmöglichkeit feyn 60 würde, der nicht mit der Korm jedes einzelnen Zahnes, mit ber relativen Stellung und dem Umfange der Wurzeln, mit ihrer Richtung in den alveolis, mit der allgemeinen Form der alveolae ſelbſt und mit den Richtungen, in welchen fie den arößten und den geringften Widerftand leiften, vollfommen vertraut ift. Ss kann zwar nicht mit Beftimmtbeit behaupten, daß bie hier von mir zu befchreibenden Zangen ſich ausſchließlich in meinem oder dem Beſitze derjenigen befinden, welche die meinigen zur Nach— ahmung gewählt haben; indem auch andere Practiker, das Beduͤrf— niß derfelben fühlend, auf die Gonftruction ähnliher Inſtrumente geleitet worben ſeyn mögen. Allein, foviel wie mir bekannt ift, haben fie ‚diefelben nicht befchrieben, eben fo wenig, wie irgend ein hirurgifcher Inſtrumentenmacher, fo weit ich erfahren Eonnte, Modelle davon bejist. So viel weiß ich gewiß , daß die große Mehrzahl der Zahnärzte dergleichen Inſtrumente weder befist, noch kennt. Ich glaube daher keiner Entſchuldigung zu bedürfen, wenn ich die Beſchreibung von Zahnzangen veroͤffentliche, welche, meiner Anſicht nach, vor den jest aebräudlichen viele Vorzüge bes fisen. Sehr häufig werden practifche Aerzte, befonders Armen⸗ ärzte, zum, Ausziehen der Zähne aufgefordert, und von diefin wird die Operation, in Ermangelung befjerer Snftrumente, gewöhnlich mit dem Schlüffel vollzogen, und diefes nicht immer mit dem bes ften Erfolge. So habe ich viele Falle gefehen, wo nad) einer folz chen Operation Verſchwaͤrung und Eiterung des Zahnfleiſches und hier und da Exfoliation des Kiefers eingetreten iſt. Mit einer zwecmäßig conſtruirten Zange kann Einem, bei der gewöhnlichen Vorſicht, ein ſolches Ereigniß nie begegnen, und es iſt viel leichter, die geſchickte Handhabung der Zange zu erlernen, als dis Schluͤf— ſels. Ich glaube uͤberhaupt, daß die zweckmaͤßige Anwendung des Schluͤſſels mehr Erfahrung, Geſchicklichkeit und Sorgfalt erfordert, als irgend ein anderes zum Ausziehen der Zähne beitimmtes In— ſtrument. Dennoch aber laͤßt ſich nicht leugnen, daß er in den Händen eines gemandten DOperateurs ein nügiches Inſtrument feyn kann, und als folches ſollte er nicht ganz vernachläfligt werden, zumal Fälle vorkommen Eönnen, wo er andern Snftrumenten vor— zuziehen feyn dürfte, obgleich ich glaube, daß diefe Fälle felten find. Ich will nun zunächft einige allgemeine Bedingungen aufſtel— len, denen, meiner Anjicht nad), jede gute Zange, mie ſie auch ges ſtaltet ſeyn mag, entſprechen muß, und dann zur Beſchreibung derjenigen übergehen, die von mir erfunden oder verbefjert worz den find. i Sede Zange muß den Zahn, zu deſſen Entfernung fie benußt wird, am Halſe umfaſſen, d. b., demjenigen Theile, welcher die Graͤnze zwiſchen dem Schmelze und dem freien Rande der alveola bildet und vom Zahnfleifche bedeckt if. Um nun zu biefem Theile ohne Schwierigkeit und okne unnöthigen Schmerz für den Kranz fen zu gelangen, müjfen die Blätter ein planum inclinatum bilden und in einen fharfen Rand endigen. Die äußere Fläche diefer Blätter muß, wenn jie gefchloffen find, einem Kegel oder Abfchnits ten mebrerer Kegel aleiben, deren Spigen abgefchnitten find, umd ein ſenkrechter Durchfchnitt muß eine geneigte Fläche bilden, in einen fcharfen Rand endigen, aber mehr oder weniger gekrümmt feyn, je nachdem es jedes einzelne Inſtrument am zweckmäßiaften erfcheinen läßt. Die Länge vom Charnier bis zum Rande der. Bläte ter darf in Eeinem Falle mehr betragen als erforderlich ift, um zur Aufnahme der Zahnfrone und des Halfes binreihenden Raum zu gewähren fo dag Eeine Kraft verloren acht. Da die Wurzeln aller Zähne, in der Kugel, eine conifche Form haben, fo muß die Zange, wenn fie gut conftruirt und richtig an— aemwendet feyn foll, eine bloße Verlängeruna des Kegels gegen feine Bafis hin bilden. Zur Entfernung folher Zähne, welche nicht bis unter das Zahnfleifch hinab ſchadhaft find, müffen die Enden der Blätter viereddig feyns wenn aber don dem Zahne nichts weiter übrig geblieben ift, als die Wurzel, fo find runde Enden zweckmaͤ— ßiger, weil fie bei diefer Form Leichter zwiſchen die Wurzel und den fie einfchließenden Zahnrand eingeführt werden Eönnen. Ins firumente, welche zum Ausziehen von Stumpfen beftimmt find, müffen durchgänaig leichter gearbeitet, ihre Blätter dünn und an ihren converen Enden feharf abgefchnitten feyn, fo daß fie die Haut, welche die Wurzel mit den angrängenden Geweben verbindet, mehr zerfchneiden, als zerreißen. 61 Bei der Gonftruction und Anwendung der Zanae muß man von dem Principe ausgehen, daß Ddiefelbe eine Verlaͤngerung des durd fie zu entfernenden Zahnes ‚bilde ; denn dadurd wird der Dperateur in den Stand gefegt, den Zahn von einer Seite zur ans dern zu bemwigen, oder wo nur eine einfache Wurzel vorhanden und die Form derfelben eine folhe Bewegung zuläßt, zu rotiren. Sind diefe feitlihen Bewegungen dann bewerkftelligt, fo kann der Zahn, wenn die Wurzeln nicht eine ungewöhnliche Stellung oder Form baben, in perpendiculärer Richtung herausgehoben werden, und die Entfernung deſſelben ift mit fo geringer Verlegung verbuns den, wie die Operation nur irgend zuläßt. Zangen zur Ertraction der Schneidezähne, euspidati und bicuspidati. Ein Durchſchnitt des Halfes eines Schneidezabns aus dem Dherkiefer wird zeigen, daß die vordere Fläche größer ift und einen Abfchnitt eines größern Kreifes bildet, als die hintere. Nun ers beifcht es der Zweck bei der Application der Zange, daß dieſe auf eine fo große Fläche, wie möglich, applicirt werde, weil man das durch die Gefahr vermindert, den Zahn durch dın Druck des Ins ftrumentes zu zerbrechen. Bei der Grtraction der Schneidezähne muß daher das auf die hintere Fläche zu applicirende Blatt eine Eleinere Curve bilden, als das für die vordere Flähe, Es wird bier, wie in andern Fällen, wo die Anfertigung neuer Inftrumente erforderlich ift, zweckmaͤßig ſeyn, einen Zahn mittlerer Größe aus: zumäblen und dem SInftrumentenmacer mit dev Weifung zu über: geben, daß er die Blätter der Zange genau dem Zahnhalfe anpaffe, indem er zur Aufnahme der Krone fo viel Raum zu laffen habe, daß diefe Erinen Druck erleide, aber auch nicht mehr, als eben nö- thig ift, um den Schmelz frei zu erhalten. Wenn die Zange auf dem Zahne gefchloffen ift, muß fie nicht nur die vordere und bins ‚tere Fläche deffelben, fondern auch einen Theil der Seitenfläche faffen. Die feirtichen Schneidezähne erfordern eine nad) bdenfelben Principien conjtruirte Zange, aber von etwas kleinerem Umfange, Diefe Zähne variiren in ihren äußern Dimenfionen mehr, als alle übrigen ; zuweilen find fie ſehr Elein, zuweilen wieder faft fo groß, wie die Nebenzähne. Es wird daher vortheilbaft ſeyn, mehrere Jaſtru— mente von verfchiedenem Umfange zu befigen, um unter ihnen das jedes Mal palfendfte wählen zu Eönnen. Die Schneiderähne der untern maxilla find Eleiner und feitlich mehr zufammengedrückt, als die des Oberkiefers. An der für die Ertraction diefer Zähne zu waͤhlenden Zange muß dasjenige Blatt, welches auf die hintere Fläche des Zahnhalfes applicirt werden foll, kleiner feyn, als das für die vordere Fläche beftimmte. Der Schnabel des Inftruments muß gerade feyn; die Griffe dagegen wird man arfrümmt vortbeilhafter finden, weil man dadurch cher den Oberkiefir vermeiden kann, wenn ſich der Mund nicht weit öffnen läßt. Die d. cuspidati erfordern cine nach demfelben Plane angefertigte Zange, wie die zur Entfernung dir Schneidezaͤhne, nur muß fie groͤßer und etwas ſtärker feyn. An dir für d’e cu- spidati des Unterkiefers werden die Griffe, wie bei der für die ents fprechenden Schneidezaͤhne, zweckmaͤßiger leicht gekruͤmmt feyn. Zuweilen find diefe Zähne ſehr Elein, und in diefem Kalle kann die für die Nebenzaͤhne paffende Zanae auch für fie benust werden. Die bieuspirtati Eönnen mit den bereits befchriebenen ähnlichen Inftrumenten, mit einer geringen Abweichung an den Blättern, welche genau dem Zahnhalfe angepaßt ſeyn müffen, ausgezogen werden. Diefe Zähne bieten feltener eine bereutende Verſchieden— beit im Umfanae dar, fo daß cin Snftrument, weldes für einen gewöhnlichen bieuspidatus auf paßt, fich falt für alle Übrigen eige nen wird. Sch beige, zum Ausziehen der bieuspidati des Untere kiefers eine Zange, deren Schnabel mit den Griffen einen rechten Winkel bilder und fich feitlich Öffnet; allein fie entipricht ihrem Zwecke nicht fo aut. wie gerade Inſtrumente, da fie die Anwen: dung der nötbigen Kraft und bie Regulirung der Richtung derfels ben erfchwert. Bei'm Auszieben folcher Zähne, welche feitlich zu— ſammengedrüöckte Wurzeln baben und in viner Rebe fteben mit Zähnen, deren Wurzeln eben fo aeformt find, iſt nur diejeniae Beweauna zweckmaßig und zulaͤſſig, welche unter einem rechten MWinfel mit der Zahnreibe und in der Richtuna des größten Durch— mefjers der Wurzeln gefchieht. Diefes kann fowehl mit einer ge: - in einer Linie mit den Griffen und der Handwurzel liegen. 62 raben, als mit ciner rechtwinklich gebogenen Zange ausgeführt werden; allein mit einem Snftrumente von Iegterer Form muß die Bewegung eine rotirende feyn, mit einem Streben nad) Aufwärts. Der Mittelpunct der Rotationen Eann entweder am Ende des Blat— tes der Zange, gegen welches die Hand gewendet ift, oder aber In: deſſen ſcheint es mir, daß cine auf dieſe Weiſe angeiwendete Kraft ſehr unvortheilhaft und auf Koften des Zahnrandıs wir— fen würde. Zangen zum Ausziehen der Backzaͤhne. Die Badzähne des Oberkiefers haben drei Wurzeln, zwei aͤu— Bere und eine innere, Von den zwei dußern ift die vordere die größte, und fteht diefe mehr nach Außen, als die hintere, welche kuͤrzer und dünner if. Die innere Wurzel ift dicker und läns ger, als jede der beiden Außern, und ftcht der hintern äußern Wurzel und dem Raume zwiſchen diefer und der vordern Außern Wurzel gegenübir. Die Divergenz der Wurzeln beginnt da, wo der Zahn von dem Zahnrande umfaßt wird von einem Halſe aus— arhend, der eine folche Korm hat, wie fie aus der Zuſammenwach— fung der Wurzeln in der befchriebenen Stellung hervorgehen würde. Un diefem Puncte muß die Zange Bebufs der Entfernung des Zahns applicirt werden. Die Inftrumente hierzu — denn es find zwei erfordertich, eins für die rechte, eins für die Linke Seite - _ müffen nad) denfelben allgemeinen Principien conftruirt feyn, wie die bereits befchriebenen. Das für die Außere Zahnfläche beftimmte Blatt muß zwei Vertiefungen haben, eine vordere, größere, und eine hintere, Eleinerez daß für die innere Flaͤche beftimmte Blatt muß eine Bertiefung haben, welche der Balis der inneren Wurzel genau angepaßt ift. Wegen der Stellung der Badkzähne des Ober: tiefere muß der Schnabel des Inftruments nothmwendig mit den Griffen einen Winkel bilden. Diefer Winkel muß jedoch nidyt klei— ner feyn, als unumgänglich nöthig ift, denn jemehr das Inftrument von der geraden Richtung abweicht, defto größer ift die Schwierig- Feit bei der Anwendung deffelben. Der Winkel in meinen eigenen Snftrumenten ift nicht Eleiner, als 135 Grad, und ich glaube, fie würden an Zweckmaͤßigkeit gewinnen, wenn er nod) größer wäre. Die Griffe müffen im Allgemeinen in dır dem Schnabel entargen: gefesten Richtung eine Krümmung haben, An ben Badzähnen des Oberkiefers ftehem die beiden Außern Wurzeln in der alveola in paralleler Richtung zueinander; dis innere, welche die ſtaͤrkſte und länafte ift, divergirt von den beiden vorigen, indem fie ihre Richtung nab Oben und Innen, gegen die innere Wand der Kieferköhle zu, nimmt, und ift von ziemlich dünner Knochenmaſſe umſchloſſen. Die äußern alveolae beſtehen aus dünner, poröfer Knochenmaſſe. Bei'm Augzieben dieſer Zähne nun muß, Tobald der Zahn am Halſe feſt gefast iſt, die erſte Bewegung etwas nad) Innen geriche tet ſeyn, um die Wurzeln aus den aͤußern alveolis zu loͤſen; als— dann muß die Kraft nad Unten und Außen aerichtet werden, in der Richtung der innern Wurzel. Wenn man diefe Vorſichtsmaaß— regeln beobachtet, wird man bei'm Auszichen der obern Backzaͤhne weiter Eeine Schwierigkeiten finden, urd die Operation wird nicht nur in Fürgerer Zeit, fondern auch mit weniger Schmerz vollzo— aen werden, als es der Fall newefen feyn würde, wenn man den Schluͤſſel angewendet bätte. Der erfte und zweite Backzahn dee Unterfiefers find fib an Umfang und Form beinahe fo aleich, daß ein Snftrument, weiches für den einen paßt, auch zur Entfernung des andern benußt werden Eann. Mas den dritten Badzahn, oder den Weisheitszahn des Ober: Eiefers betrifft, fo ift die Form feines Halfes, obaleih die Wur— zeln oft zu einer Eeaelförmigen Maſſe zufammengefchmolzen find, denno& fo fehr der der vorberachenden Zäbne gleich, daß ein In— firument, welches fih zur Entfernung dieſer eigner, oft auch gang vollfommen zur Entfernung des Weishiitezabne paßt. Zuweilen jedoch ift diefer viel Eleiner, ale die übrigen Backzaͤhne, und dann möchte wohl ein kleineres Snftrument erforderlich ſeyn; indeffen pfleat in folchen Fällen meiftens ein fo geringer Kraftaufwand zu feiner Entfernung binzureichen, daß jedes Inſtrument, das fid) überhaupt zu diefem Zwecke anwenden läßt, dazu dienen kann. Die Backzaͤhne des Unterkiefers haben zwei Wurzeln, eine vors dere und eine hintere. Durch die Vereinigung derfelben entſteht 63 an ber inneren: und Äußeren: Fläche des Zaknhalfes eine Gentral-Ver: tiefungz; und da diefe Flächen es find, welche von der Zange ges faßt werden, fo müffen die Blätter diefes Inftruments eine ihnen entfprechende Form haben. Von den Wurzeln diefer Zähne iſt die vordere breiter und dicker, als die hintere. Die Zähne ſelbſt ſtehen etwas fchief, indem die äußere Scitenfläche, welche größer ift, als die innere, einer Linie, welche, von Innen nach Außen verlaufend, duch den Mitteipunct des Zahnhalſes geht, die Richtung nad Hinten und Innen giebt. Diefes Umftantes halber ift es nöthig tag man für jede Seite eine befondere Zange babe. Das für die innere. Seite des Zahnhalfıs beftimmte Blatt des Inftruments muß etwas größer feyn und etwas mehr zurückftehen, als das für die äußere, weil die innere Fläche des Zahnes in einer mehr hintern Ebene liegt, als die äußere. Der Schnabel muß in einen Winkel von nicht weniger, als 135° gebogen feyn, die Griffe gerade oder bei— nahe gerade. Dir Weisheitszahn des Unterkiefers kann, wenn er mit den vordern Baczähnen in einer Ebene fteht, mit dinfelben Snftrumens ten ausgezogen werden; denn. wenn auch die Wurzeln oft zu einer Eegelförmigen Maffe zuſammengeſchmolzen find, fo jind die Vertie— fungen an der innern und äußern Fläche deutlich ausgeſprochen. Indeſſen jtehen derartige Zähne nicht felten in dem Winkel, wels her durch die Vereinigung des horizontalen Und des auffteigenden Aftes dev untern maxilla gebildet wird; und in diefem Falle muß die zu ihrer Ertraction beitimmte Zange an ihrem Ende fo geformt feyn, daß fie in jenen Winkel paßt; audh muß das für die innere Zahnflaͤche beftimmte Blatt länger ſeyn, als das für die äußere Flaͤche, weil in ſolchen Fällen die innere Wand der alveola nies driger ift, als die Äußere. Bei'm Ausziehen der untern Badzähne muß man die Blätter bes Inſtruments vorjichtig auf den freien Rand des Zahnhoͤhlen— randes hinabdrüden — cin Theil der Operation, welcher, da ſich der Zahn von der Krone nad) den Wurzeln hin verjüngt, leicht auszuführen ift, indem man dabei wenig mehr zu thun hat, als, nahdem man die Blätter auf den Rand des Zahnfleifches geſetzt bat, das Inftrument zu ſchließen. Dat man nun den Hals des Zahnes feit gefaßt, fo müffen die erften Bewegungen nah Snucn gerichtet foyn, damit der Zahn von der äußern Wand des Zahn: höhlenrandes gelöf’t wird; iſt diefes gefcheben, fo muß man den Zahn Eräftig nach Oben und Außen ziehen und fo entfernen. Nicht felten aber find die Wurzeln diefer Zähne nach Hinten gekrümmt; wenn daher ein folher Zahn bei'm Ertractionsverfuche bedeutenden Widerftand Leiftet, fo muß der Zug, nachdem die feitliche Bewer gung des Zahns ftattgefunden, nicht in einer ſenkrechten, fondern in einer fchiefen, der Krümmung der Wurzeln entfprechenden Rich— tung gefchehen. Wie bei jedem andern Theile, kommen auch- bei den Zähnen Unregelmößigkeiten in der Form vor, die man jedoch vorzüglich an den Wurzeln findet, fo daß, z. B, eine Wurzel oft an der Spitze in zwei getheilt oder gebogen iſt. Allein ſelbſt dieſe Varietäten haben auf die Form des Zahnhalfes Eeinen weſentlichen Einfluß, welcher Zheil vielmehr fo gleichmäßig aebiltet ift, daß man nur felten einen Zahn finden dürfte, zu deffen Oberfläche die beſchrie— benen Zangen nicht mit ziemlicher Genauigkeit paffen follten. Sn: deſſen giebt es auch Zaͤhne, welche von der regelmaͤßigen Form ſo abweichen, daß keine Zange, wenn ſie nicht eigens fuͤr ſie gemacht 64 iſt, zu ihrer Extraction ſich eignen wuͤrde. Aber ſolche Zähne find, in der Regel, klein und laſſen ſich ohne Schwierigkeit ausziehen. Die beigegebenen Abbildungen werden die vorſtehende Beſchrei— bung noch mehr erläutern, wenigſtens infoweit diefe die Zangen für die Backenzähne betrifft. Won den Snftrumenten zur Entfers nung der Vorderzähne Abbildungen beizufügen, babe ich für unnds thig gehalten. — (London Medical Gazette, June 1841.) Miete Wiederholte Punctur der Lendenabfceffe hat Herr Rerauffon, bei einem jungen Manne in Kings-Co!lege-Hospi- tal, mit beftem Erfolge, nah Abernethy's Vorfchrift, anges wendet. Bor aht Monaten hatte fich eine fluctuirende Gefhmwulft in der linken Leiftengegend aezeiat, welche ſtark fluctuirte, ein wenig empfindlich war, aber die Bewegung des Fußes nicht beeins traͤchtigte. Durch Ruhe, Eühlende Diät und Jodſalbe wurde die Empfindlichkeit der Gefchmulft befeitigtz; bierauf wurde mit einem fpigen Scalpell eine Eleine Elappenartige Punctur gemacht, durch. welche etwa 6 Ungen entleert wurden; die Wunde heilte fehr raſch durch prima intentio. In den nächiten drei Wochen wurde die Punction zwei Mal wiederholt; der Abfceß fchien nun viel Eleiner und wurde endlich durch cine vierte Deffuung ganz entleert. ' Dießs mal ſchloß fich die Wunde nicht ſogleich; es folgte etwas Entzüne dung, allaemeiner Reizzuftand und Abfonderung einer dünnen, jauchigen Flüffiakrit aus der Eleinen Wunde. Durch Breiums Tchläge wurden diefe Symptome gemildert, und die vollflommene Schließung des Abfceffes und Heilung des Kranken bewirkt... (The Lancet, 1841.) Das Amalgam zum Ausfüllen hohler Zähne, wels ches befanntlihb aus 64 Theilen Mercur und 36 Theilen Silber (alfo ungefähr 1 Theil Silber zu 2 Theilen Queckfilber) befteht, ift nicht obne Gefahr; denn wenn gewöhnliche Kuͤchenſalz mit diefem Amalgame in Berührung Fommt, fo bildet.fich nothwendig Silber— chlorid, welches bei Einwirkung des Lichtes Schwarz wird, und das Queckſilber bleibt in einem Zuftande feiner mechaniſcher 3:rtheilung, in welchem es entweder orydirt, oder durch frifches Kochſalz in Galomel oder Sublimat, je nah den Umftänden, umgewandelt werden Eann. (The Lancet, 1341.) — Die Bedenken gegen dag Ausfüllungsmittel möchten mehr in der ungenügenden Ausfüllung befteben, fo wie die chemiſche Zerfegung beginnt, als in der gifti- gen Einwirkung. F. NTEIT TEEN EEE Tele — re ee Bibliographische An introductory Lecture on Pictorial Anatomy etc. By James Miller etc. London 1842, 8. Tableaux el&mentaires d’unatomie humaine, comprenant en six lanches toute l’anatomie. Par J. C. Werner, peintre au useum d’histoire naturelle. Paris 1842. Fol, Neuigkeiten Annuaire pathologique de l’Etablissement therma! d’Allevard (Isere), ou Recueil d’observations de me&decine pratique ete. Par le Docteur Chataing. Grenoble 1342. 3. Precis de la Gymnastique moderne et application de cet art aux deviations de la taille, vu developpement des forces etc. Par Th. Pinette. Paris 1842. 8, TC [5 Menue Üotizen a u s6 dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetbeilt von dem ObersMedieinalrathe Froriep zu Weimar , und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. NV 489. (Nr. 5. des XXIII. Bandes.) Juli 1842. Gedrudt im Landes » Snduftrie: Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Zhlı. oder 3-51. 30 Kr, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Ir = gemhue Die Temperatur, als phufifches Agens, nach ih— tem Cinfluffe auf das Glima und die botanifche Geographie betrachtet. Bon Richard Brinsiey Hinds. (Sortfegung.) Unter den Urfachen, welche auf die Temperatur Einfluß haben, iſt die relative Vertheilung von Land und Waffer nit die am wenigſten wichtige und intereffante.e Im Dcean haben die Eigen: thuͤmlichkeiten des Inſelclima's ihren Grund, da durd) ihn die Ute mofphäre mit Feuchtigkeit gefhmwängert und vor ftarken Tempera: turwechfeln gefhügt wird, was für die botarifche Geographie von großem Belang iſt. Auf die Feftländer wirken die Weltmeere ebenfalls beveutend ein. Sie bilden tief in das Land einfchneidende Buchten, trennen große Laͤndermaſſen von einander und umflutben diefelben in der Art, daß die Küftenftrihe von einer feuchten Ats mofpbäre und Seewinden getroffen werden. Wir Fönnen dirfe Einrichtung nicht in’s Auge faffen, ohne zu vermutben, daß damit befondere Zwecke erreicht werden follten. Wielleicht liegt hierin der Grund, weßhalb man die Phantafie zu Hülfe nehmen muß, mern man in dem Streichen der Welttheile und Hauptgebirge eine all: gemeine Beziehung zu den Weltgegenden entdecken will. Der Eins fluß der Oberfläche des Dceans wird don der frübern Temperatur abhängig fenn; fo daß, 3. B., in den niedrigen Breiten, wo das Elima heiß ift, die Nähe des Meeres ſtets auf Erniedrigung der Temperatur hinwirkt. Das Seewaſſer wird felten über 86° und die darüber ftehende Atmofphäre felten über 88° erwärmt; ba jie aber über dem Lande eine höhere Temperatur erreicht, fo ift vie Erniedrigung der legtern über dem Meere lediglich dem ausglei— enden Einfluffe deffelben zuzufchreiben. Die Luft erleidet dort auch während der Nacht fehr geringe Temperaturwechfel, und märe fie auch zu einer bedeutenden Verkühlung geneigt, fo wirkt die Ans wefenheit des Waſſers, welches feinen freien Wärmeftoff dann for fort an die Luft abfegt, derfelben entgegen. Aus diefen Gründen bieten die Infelclimate.jener Breiten Eeine fo boben mittlern oder täglichen Temperaturen dar, als die Gontinentalclimate, und der Umfang der Thermomceterftände ift weniger bedeutend. Der ange: nehme Einfluß des Oceans ift fehr auffallend und bleibt fib auch in höbern Breiten gleich; allein feine Kraft, die Luft abzukübten, ſchwindet allmälig und hört zwifchen 25° und 35°, je nad den Sahreszeiten in einer hoͤhern oder niedrigern Breite, ganz auf. Nun beginnt eine Wirkung in entgegengefegter Richtung ; der Ocean fühlt nun die Luft nicht mehr ab, fondern erwärmt fie, während er noch fortwährend in derfelben Weife auf Verminderung des Um— fangs der Temperaturwechſel hinwirkt. Die Infelclimate zeigen nun böbere jährlihe und tägliche Mitteltemperaturen und bieten auch den Vorzug dar, daß fie ung vor den Unannehmlichkeiten eis No. 1589, 1 SAAR rl | Hk nes extremen Ausfchreitens der Temperatur nad) der entgegenges festen Ribtung bewahren, Die Bedingungen eines Inſelclima's diefer Art laffen fih auch in bedeutenden Strihen des europäifhen Feftiandıs wahrnıhmen, wo fi deffen Eigenthuͤmlichkeiten vielfad offenbaren. Eine Ber: gleihung zwifchen der europäifchen Flora und der entfprechender Breiten in Afien und America wird dieß genügend darthun. Da, wo in Europa die Eiche, Eiche, Buche und Ulme gedeihen, findet man in America düftere Fichten= und Cypreſſenwaͤlder. Am Nootkas Sund auf der mweftlichen oder wärmern Küfte America's und unter einer niedrigern Breite als die Londoner, überzieht ein dichter Wald den Erdboden, der aus Arten von Abies, Cupressus, Be- tula und Cerasus, fowie aus Sträuchern von Ribes, Rubus, Ro- sa, Vaccinium und Andromeda beſteht. Gerfte und Roggen were den in Europa noch innerhalb des Polarkreiies gebaut, und Wäl— der von Pinus sylvestris reihen bis an das Nordcap. In Ame: rica verhält fih dieß gang anders; wir finden dort eine dürftige Vegetation von Salix, Juniperus und Betula. Bei Can Fran: cisco in Kalifornien, unter 38° N. Br., befteht der lichte Urwald diefes fhönen Landes aus vier Arten von Quercus, zwei mit ab» fallendem und zwei mit bleibendem Laube, aus Fraxinus, Plata- nus, mehreren Salix- Arten, Pavia, Populus, Betula, Juglans, fo= wie öfters aus Buſchwerk von mebrern ftrauchartigen Compositae. Pinus rigida wächſ't in der Meereshöhe und Pinus religiosa auf dem Hodzlande. Sn Europa können wir um mehrere Breitegrade höber gehen und dennod) eine zärtlichere Vegetation antreffen, wenn« gleich die Alpen der Verbreitung der füdlichen Flora eine unuͤberſteig— lihe Mauer entgegenftellen. Die Vractation *) ift überall licht, und große Bäume find feltenz; die größten gehören der Eicyengattung und den Nadelholzarten anz ferner findet man Phillyrea, Buxus, viele Arten Cistus, Pistacia und Paliurus. Für die Efche ift eine nie— drigere Breite als 41° zu warm; Drangen und Dliven werden in großer Menge gebaut. Chamaerops hat in Europa bis 449 ei— nen Repräfentanten, während eine nabe verwandte Art auf der Sftküfte von Nordamerica feton bei 36° verfchwindet. Einige Pi- nus-Arten trifft man in gang Spanien, und an deffen Küften am Mit— telmeere gedeihen Pinus halepensis und Pinus Pinea, Alten bat in diefer Beziehung mehr Aehnlichkeit mit America, al$ mit Eurcpa. Quercus robur hört um 2° füdliher auf, als in Europa, und wäcf’t in niedrigern Breiten nur kuͤmmerlich. Die Gerfte läßt fich bei MWeitem nicht fo hoch nörblich bauen, als in Europa; die Kiefer (Pinus sylvestris) wagt fi nit bis an den Polarkreis, und viele, beiden Welttbeilen gemeinichaftliche Bäume werden durch dag weniger günftige Glima in mehr oder weniger enae Gränzen aebannt. Nach Europa zu gebt die Vege— tation Aſien's allmälig in die jenes Welttheils über. In Nordofts *) Südlich von den Alpen ? 5 D, Ueberſ. 67 Europa ift das Tlima ftrenger und gleicht dem Aſiatiſchen ſehr; von den dortigen Gebirgen wehen eilige Winde über das Land, welche zu den warmen Südwinden (des Mittelmeers) und den feuchs ten Wejtwinden des atlantifhen Oceans einen ſchroffen Gegenfag bilden. Die Verfchiedenheit in der Zemperatur der nördlichen und füd- lichen Erphälfte hat ebenfalls in der ausgleidhenden Kraft des Oceans ihren Grund. Auf der füdlichen ift verhältnißmäßig mehr Waſſer, ale Land. Innerhalb der Wendekreife iſt der Unterfchied in diefer Beziehung nicht bedeutend; allein jenſeits derfelben wird er fehr ſtark, und da dort auf der füdlichen Demifphäre wenig trock⸗ nes Land vorhanden ijt, fo bietet das Clima in vielen Beziehun— gen den Character eines Infelclima’s dar. Wenn man fagt, die eine HalbEugel fey wärmer oder Fälter, als die andere, fo drüdt man ſich nicht gehörig genau aus. Vielmehr bejigt die eine das Seftlandelima, d. h, ein ſolches, welches fich zu den Ertremen der Zumperatur hinneigt, während das andere ein Infelclima oder ein ſolches bejigt, wo der Umfang der Temperaturwechſel befchräntt ift. Die Sommer jind in den außertropifchen Gegenden der ſuͤdli— chen Hemifphäre weder fo warm, noch die Winter fo kalt, als in der nördlichen; dagegen würde der Zotalbetrag der mittlern größ: ten Temperaturen dag ganze Jahr hindurch in beiden. aller Wahr: ſcheinlichkeit nad, ziemlich derfelbe feyn. Unter diefen Umftänden ſcheint die Vegetation nicht fo gut zu gedeihen, als da, wo die Jahreszei— ten ftarke Temperaturwechfel darbieten, und man finder die füdlis &en Länder unter Breiten, wo Europa noch eine Leidliche Vegeta— tion darbietet, beinahe pflanzenlos, Längs der Ränder der Gontinente hin findet man Landſtriche, welche der Einwirkung des Oceans unterworfen find, während mehr nad) dem Sunern zu das Ciima dem eines Feſtlandes entiprict. In jenen Streifen hält das Clima die Mitte zwiſchen dem Conti— nental= und Snfelclima; denn von der einen Seite hat der Ocean und von der andern das Keftland auf deren Temperatur Einfluß. Herr Kirwan hat die Abitufung der Temperatur in biefen Fällen zu beftimmen gefucht und giebt an, die mittlere Zahrestemperatur iverde, je nach der geographifchen Breite, für jede 50 engl. Meilen Entfernung von der See folgendermaßen modificitt. Zwiſchen 70° und 35° findet eine Abkühlung von 19 ftatt. — 35? 30° — I T 25° findet eine Erwärmung von 4 — 30° — 2. Be N ar 20 el 19, Malte-Brun hat zwar ben Einfluß der Himmelsgegenden ziemlich richtig gewürdigt, allein den der Richtung der Dberflächen, abgefehen won deren Boͤſchung, keineswegs genau gefhägt. Die Lage in Betreff der Himmelsgegend bedingt eine mehr oder weniger günftige Ridytung in Bezug auf die Sonnenftrahlen, und die Boͤ— ſchung iſt dabei zuafeich ſehr in Anfchlag zu bringen, weil diefelbe, wie wir gleich zeigen werden, einen erheblichen Einfluß auf die Temperatur äußert. Jedes Gebirge bietet Beifpiele in Menge von der Wirkung der Bölhung auf das Pflanzenreih, auf die Lebens— weile der Thiere, auf die Wanderungen der Menfchen dar. Um unnöthige Wiederholungen zu vermeidın, werden wir uns auf Bes trachtung der Boͤſchung und Richtung der Oberfläche in der noͤrd⸗ lihen Hemifphäre befchränfen; denn in der füdlichen wirfen dies ſelben Urfadhen in derfeiben Weife, nur mit dem Unterſchiede, daß dort die Sonne die enfgegengefegte Stellung hat. Man kann fi einen Berg mit vier Wänden denken, die ger rabe nah den vier Hauptweltaegenden, Dften, Weflen, Rorden und Süden, gerichtet find. Wir wollen ferner annehmen, die Boͤſchung diefer Wände fey regelmäßig und betrage 45°. Bei Sonnenaufgang werben nun die Sonnenftrahlen auf die öftlihe Wand fallen, wobei, nach Umftänden, in Anſchlag gebracht werden muß, daß die Eonne etwas füdlich vom eigentlichen Dftpuncte aufgeht. Sie werden, einestheils weil fie eine fühle Luft durchfchneiden, andern— theild, weil die Sonne fehr niedrig ſteht, nur ſchwach wirken; denn der legtere Umftand veranlaßt, daß fie unter einem fehr uns günftigen Winkel einfallen. Die Sonne erreicht nun, indem fie zugleich immer höher fteigt, allmälig die Südfeite; die Erdober: fläche und die Luft werden erwärmt und bis einige Zeit nah Mit— 68 tag immer wärmer. Die Dftfeite erhält jedoch nun weniger Strahlen, und die, welche ihr früher zugingen, waren nur die kuͤhlern Morgenftrahlen; während die Weftfeire, nachdem die Sonne ihren hoͤchſten Stand und ihre höchfte Kraft erlangt hat, und die umgebenden Körper alle bereits gehörig durchgemärmt find, die Strahlen allmälig aufnimmt. Aus diefen Umftänvden ergeben fich die Vorzüge, welche in der nördlichen Hemiſphaͤre eine ſuͤdliche Lage darbietet, fowie die, welche bafelbft eine weftliche Rage, im Vergleiche mit einer öftlichen, beſitzt. Wir haben angenommen, die Bergwände böten eine Böfchung von 45° dar; wenn nun die Sonne um Mittag aud) nur 30° über dem Horizonte fteht, fo fals len deren Strahlen unter einem Winkel von 75° ein, fo daß fie der Wand eine fehr bedeutende Wärme zu ertheilen vermögen, Betrachten wir aber irgend einen uns bekannten wirklichen Berg, deffen Wände nicht eben, fondern mit den gewöhnlichen Unregels mäßigfeiten, Erhöhungen, Vertiefungen und Thälern verfehen find, fo ftellen fid die großen Vortheile einer günftigen Himmelögegend noch beutliher heraus, wenn wir den täglichen Gang der Sonne Sn den Berg bin beobachten und uns mit deffen Flora befannt machen. Wirkte die Atmofphäre dem nicht entgegen, fo würde die Tem— peratur den ganzen Zag über regelmäßig den verſchiedenen Stel— lungen der Sonne entfprehen. Allein die Morgenfonne theilt der Erdoberfläche fehr wenig freie Wärme mit, weil diefe, nachdem jie von der Oberfläche zurückgeftrablt worden, von der Atmofphäre verfehluct wird. Selbſt um Mittag, wo man annehmen Eönnte, die Sonne verbreite die meifte Wärme, hat die Zemperatur der Luft noh nicht ihr Marimum erreicht. Dieß ift, je nad) den vers fchiedenen Breiten, erft um 1 — 3 Uhr Nadymittags der Fall. Wenn am Nachmittage die Luft gang durchwaͤrmt ift und die Son— ne fich bereits gegen Weften neigt, findet die wärmfte Tageszeit ſtatt; da die Kuft die einmal gewonnene Wärme nicht leicht wieder fahren läßt, fo tritt das fpätere Sinken der Temperatur nur lang= fam ein. Jedermann weiß, mit welcher Kraft die durd die bes reits erwärmte Atmofphäre fallenden Strahlen der Nachmittags— fenne auf unbedeckte Rörpertheile wirken. Diefe verfchiedene Ver— theilung der freien Wärme zu Zeiten, wo die Sonne zur Erdober: fläche eine aͤhnliche Stellung hat, gewährt der weitlihen Himmels— gegend, welche der Nachmittagsſonne ausgefegt ift, vor der andern (öftlihen) einen Vorzug; und zwifhen Güden und Weiten iſt die günftiafte Dimmelsgegend zu fuhen. Der Suͤdweſten ift dieß, in niedrigen Breiten wohl etwas.mehr füdlih und in hohen etwas mehr weitlih. Seiner füdweftlihen Lage verdankt es Madeira, daß es fo herrliche Weine erzeugt; denn die fiinften Madeirameine werden nur auf der Suͤdweſtſeite der Inſel gebaut. Um den Werth diefer Veränderungen in der Kraft der Son— nenftrahlen zu ermitteln, ſtellte ich die in nachitebender Tabelle daryelegten Beobachtungen zu Zeiten an, wo ſich die Sonne dem Zenith fehr nahe befand. Macaffar, unter 5° 8' f. Br. den 30. September. | Thermometer | P Tem: I unger |... Tages- | Höhed. | fenk: 0 „,.!bori- zeit, Sonne. Seat. recht. 5 zont. Bemerkungen. Vorm. Bei den drei von der 9 1450°15°| 80° | 104°) 108° ]102° | Sonne beſchienenen 10 |61 82 105 | 111 1108 Thermometern waren 11 |7+4 20| 82 101 | 106 1109 | die Kugeln mit Baum— 12 [87 40) 85 97 | 100 |113 ‚wolle bedeckt, die man Nachm. mit Chineſiſcher Zus 1 174 20| 85 95 |; 100 1109 |fchye gefchwärzt hatte, 2 |61 85,5 | 93 | 101 |105 Der fortwährend 3 |45 15) 845! 91 | 96 101 Jaus Weften wehende 4 29 8 | 91 92,5 | 93 Suͤdwind nahm um | Mittag etwas an | | | Kraft zu. 69 Die Refultate diefer Beobachtungen dürften nicht ganz fo auss gefallen fenn, wie man vermuthet haben würde; fie beweifen je— doch die Vorzüge einer geneigten und felbft horizontalen Oberfläche, im Vergleiche mit einer fenfredten, bei einem hoben Stande der Sonne, unmwiderleglih. In unfern Breiten fteigt freilich die Sons ne nie fo hoch über den Horizont, indem, z. B., zu London die Mittagshoͤhe derfelben beträgt: Am 21. März oder zur Zeit der Frühlings: Tags und Nachtgleiche ° h .30 417 40 Am 21. Iuni, zur Zeit des Eommerfolftitiums 62 8 43 Am 23. Sept., der Herbft: Tag: und Nachtgleiche 38 41 14 Am 21. Dec., des Winterfolftitiums P 1918 14 Wir haben nun die Lage gegen Norden zu betrachten. Die langen Schatten, von welchen diefe bei Sonnen: Auf und Unter: gang getroffen wird, kennt Jeder, der in gebirgigen Gegenden ges lebt hat. Lange bevor die Sonne den weſtlichen Horizont erreicht bat, liegt dort die Vegetation in tiefem Schatten, während der cnt= gegengefegten Wand tes Berges noch warme Strablen zuaefendet werden. Die directe Wirfung der Eonne und die des zerſtreuten Lichtes auf die Vegetation bleibt dort weit unter ihrem Durch— ſchnittsbetrage. Auf einer unter 45° geneisten Wand ift ohnehin die Vegetation, in der Regel, fümmerlich; aber wenn die Böfhung aud nur halb fo bedeutend wäre, würde es eins hehrın Standes der Sonne bedürfen, als diefe bei uns während dis groͤßten Theile des Jahres hat, um die Nortiwand eines Berges aus dem Schat— ten zu bringen. Wir brauchen uns alfo nicht darübır zu muns dern, daß zwifchen der Höhe, bis zu weldher Berge cuiturfähig find, oder gewiffe Pflanzen dort aebeihen, oder überhaupt wachſen, in Betreff der entgegengefesten Wände cin Unterfchied von Tau— fenden von Fußen ftatrfindet. Außer der Schrägheit der Sonnen— ftrahlen, welche auf der Nordfeite die Pflanzen überhaupt erreis chen, werden legtere von jenen täglich nur fo kurz befdienen, daß ihr Einflug kaum eher fühibar wird, als bis fie wieder vom Schatten verdrängt werden. Die Vortheile einer günftigen Himmelegegend mird man. aus folgenden, der Wirklichkeit entnommenen Beifpielen erkennen, Auf den Bergen an der Gränze von Dumfriesfbire und Clydesdale fine det zwifchen der füdlichen und nördlichen Wand ein auffallınter Unterfhied ftatt. An der Lestern iſt der Boden oft ſchon mit Schnee bededt, fo daß man die Schaafe im Stalle füttern muß, mährend fie an der erftern noch auf die Waide geben Fönnen, Esmarf bat beobachtet, daß auf den Dofrinen die gegen Nord und Nordoft liegenden Berawäande bis 3,000 Fuß über der Mee— resfläche herab mit ewiaem Schnee bedect find, während auf den füdlichen und füdöftlichen (ſüdweſtlichen?? Beramänden die Schnee: linie bis zu 7,000 $uß binaufreiht. In Wallis ift die eine Eeite der Alpenberge Jahr aus Jahr ein mit Schnee und Eis beiegt, während ſich auf der andern lachende Dbitsärten und Weinberge zeigen. In einer andern Gegend des Alpengebiraes wird auf dır Süpfeite bis 3,300 Fuß hinauf Hafer gebaut, der auf der Nord: feite kaum noch bei 1,800 F. Hoͤhe gedeiht. Auf dem Himalaya:Gebirge fehlt es nicht an zahlreichen Beis fpielen, die für die Modification des Clima's durch örtliche Urſa— chen fpreben Bei näherer Unterfuchung würde man dort Belege für alle mögliche, auf andern Gebirgen anzutreffende Fälle finden; denn es ift nicht nur ein zwifchen zwei Rändern aufartbürmter Berawall, fondern esenthält cine Menge Vorberge und Ausläufer, die Lagen nah allen mönlichen Himmelsgegenden darbieten, und häufig find auch in bedeutenden Höhen Thaͤler vorhanden, melde ein ungewöhnlich günftiges Glima darbieten. Der von dem Hima— laya eingenommene Diſtrict ift Außerft ausaedehnt in Länge und Breite, und felbft an der fihmalften Stelle viele Meilen breit, Im Allgemeinen nimmt man an, daß an den beiden Daup'rwänden in Bezug auf die Ausdehnung der Gulturfäbigkeit und Bewohn— barkeit ein Unterfchied von 3,000 Rus beftebt. Wiewobl der Hier malaya in ber nördlichen Hemifpbäre lieat, iſt der Unterfchied zu Gunften der Nordfeite, wo die Getraidefelder und menfdlichen Wohnungen bei 13,000 Fuß aufbören, während fie auf der Güde feite nicht über 10,000 Fuß bihaufreihen. Dies ſcheint der allge meine Unterfchied zu feyn, während in befondern Eocalitäten wirk— 70 fame Urfachen benfelben vermehren oder vermindern. Man fat biefe Abweichung von der Regel auf virfhicdene Weiſe zu erflären verfuht;z doch ſcheint fie nur auf einem Umftande zu beruben, nämlich dem, daß ſich vom nördlichen Fuße des Gebirges aus ſchr hohe Zafelländer erftreden. An die nördlide Wand dıs Limalaya grängen unmittelbar Groß: und Klein-Thibet. Herr Balbi nennt fie Oft: und Welt» Zhibet und beſchreibt fie ale zwei er: waltine Plateaus, welche ſich zu der erftauniihen Höhe von 8,000 bie über 14,000 Fuß über die Meeresflaͤche erheben. Ueberticß enthalten jie große fandige Ebenen, und aus der Erbigung der Luft über der Oberfläche derfelben erklärt ſich die Moͤglichkeit des Aderbaucs in fo aroßen Höhen an der Nordfeite des Himalaya zur Genüge, Außerdem muß an der Südftite die arofe Teud tigs keit und der viele Regen, welcher in den Ebenen Oſtindien's fällt, bedeutend auf die Erniedrigung der Temperatur hinwirken, webs rend Über der erwärmten Luft Thibet's beftändig ein Elarır Sims mel auegebreitet ift. n Thaͤler baben gewöhnlich ein milderes Clima, als die benadıs barten Gegenden, weil tie umgebenden Anböben jınen Schutz ges währen. In mancden der auf der oftindifhen Eeite des Himalaya dorfommenden Thäler finder man cine Vegetatien, wie man fie an fo hoben Stellen faum zu erwarten bat. Die Vegetation der heißen Zene bat fich in fie, bei Höhen von 2,000 Kuß und dars über, angefirdelt, Die günftigen Umftände in diefen Thälern find: Schuß vor verbeerenden Winden und der Einfluß der hohen Tem— peratur und reichliden Regenguͤſſe eines tropifcken oder wenigſtens balbtropifhen Giima’s. Aber felbft in Ztälern kemmen öfters Einwirkungen ver, welche eine Ernicdrigung der Temperatur her— beiführen. Die Ruhe der Luft begünftigt die nächtliche Ausſtrah— lung von Seiten der Erdoberfläche, und dadurd wird eine fchnelle Abnahme der Temperatur bewirkt. Herr Daniell bemirft hier— über Folgendes: „Ich habe in derfeiben Nackt an zwei Thermo— metern, von denen das eine in einem Thale, dag andere auf einer benachbarten Anhöhe war, einın Unterſchied von 30° F. zu Gun— ften des Legtern beobachtet.“ Die Thäler der Echweiz find aus einem andern Grunte kalt; ihre Wände haben nämlid oft cine folhe Eteilbeit, daß man fie eigentlihb Schludten nennen Fann. Die Sonnenftrahlen dringen nur während eines ganz Kleinen Theile des Zages in fie ein, und die Kolge davon ift, daß die Schneelinie in ibnen oft um 2,500 Fuß niederfteiat. ß Achnlihe Beilpiele von der mäctieen Einwirkung Iccaler Agentien ließen ſich in Menge beibringen: ih will bier nur ncch eincs anführen, welches die Sache in einem andırn Lichte zeiar, wo nämlich durch eine an ſich unguͤnſtige Lage in Betreff der Himz melenegend das Wohngebiet der Pflanzen erweitert werden iſt. Sn vielen Thaͤlern des Gebirges der Daupbire find nämlich tie nah Norden liegenden Bergwände mit Laͤrchenbaͤumen bedeckt, während die nad Eüden liegenden ganz davon entblößt find. Denkt man fid) irgend eine Stelle des Arquators, fo wird man wahrnehmen, daß eine Anzahl von Erſcheinungen aleichzeitig in ganz aͤhnlicher Weife nach zwei Richtungen ftartfinden werde, nämlich nach Maakgabe der geoarapbifchen Breite und der fenfrechten Erhebung. Der Abnahme der Temperatur in den böbern Breiten ha— ben wir bereite gedadt; es bleibt ung nun noch übrig, von derfelben Abnahme in den oberen Regionen der Armofpbäre zu handeln. Sauffure war einer der erften Ferſcher, welche in dieſer Bezier bung beobachtet haben, und fıine Ertabrungen find durd fpätere Unterfud ungen beſtaͤtigt worden. Nictedeftoweniar fiimmen die von verfchiedenen Bıcbachtern er'anatın Refultate keineewegs ats rau mit einander überein, und viele Urfachen fcheinen auf biefe Erſcheinung ftörend einzuwirkin. Die Jahreézeiten baben darauf Einfluß; denn Sauffure fand im Sommer auf einen Niveaus unterfbicdb von 292 Fuß einen Zemperaturunterfchid von 1°, während zur Hervorbrinauna des legtern im Winter 419 Fuß gehörten. Raymond's Beobachtungen kommen denen E aufs fure’s ziemlih nahe, indem er 299 Fuß fand. Abuiffon nimmt für 1° Unterfchied 315 Fuß an. Gay Luffac ftellte feine Beobachtungen in großem Maafftabe an und ftiea im Eommer von Paris aus in einem Ballon 22,960 Fuß boch. Kür diefe Ge— fammthöhe entſprachen je 341 Fuß einem Zemperaturunterfdicd 5 *« 71 von 1°. Da man gegenwärtig weiß, baß die Abnahme der Tem— peratur nicht gleihförmig ftattfindet und Gay Luffac’s Beob— bachtungen nicht in regelmäßigen Adftänden angeftellt wurden, fo it deren wiſſenſchaftlicher Werth fehr gering. Ueberdem fanden fie in der offenen Utmofphäre ftatt, und ihr Refultat würde wohl gang anders ausgefallen feyn, wenn fie auf gewiffen, gleichweit von einander abftehenden Puncten an der Wand eines Berges vor: genommen worden wären. Zu Genf und auf dem St. Bernhard wurden gleichzeitige Beobachtungen angeftellt, aus denen ſich 352 Fuß für 19 ergaben. Auf den Britifchen Inſeln find ebenfalls mehrfach Beobach— tungen über den fraglichen Punct vorgenommen worden, aus des nen hervorgeht, daß dafelbit zur Bewirkung eines gleihen Tempe: raturmwechfels eine geringere Höhe gehört, als auf dem Europäifchen Feftlande. Sir Thomas Briebane und Herr W. Gilbraith fanden die 19 entiprehende Niveauverfhiedenheit bis zu Höhen von 2000 bis 3000 Zuß, zu 212 Ruß. Herr Hewitt Watfon hat ähnliche Erperimente angeftellt und alle dabei vorfommende Irebenumftände fo genau Ängegeben, daß feine Unterfuchungen das durd bedeutend an Werth guwinnen. Leider nahm er die Beob— achtungen auf dem Gipfel und am Fuße der Berge ohne Gebülfen vor, fo daß oft Zeiten von mehreren Stunden Dauer dazwiſchen— liegen. Auch führt er an, daß er an demfelben Drte zu verſchie— denen Zeiten gang verfhiedene Refultate erlangt habe, wodurch die oben ausgefprochene Anficht beftätigt wird. In Hochſchottland wurden mehrfache Beobachtungen der Art angeftellt, die ungemein abweichende Nefultate, aber im Durchſchnitt auf 1° 216 Fuß gas ben. Spätere, in Gumberland, bei warmer und trodener Wittes zung gemachte Verfuche gaben 293 Fuß; in Gaernarvonfhire beob— achtete man dagegen bei Ealtem und feuchtem Wetter und fand 212 Zub, fo daß fich gerade das Gegentheil von den von Sauf: fure, in Betreff der verfchiedenen Sahreszeiten, erlangten Erfah: rungen ergab. Aus den auf bem Feftlande angeftellten Beobachtungen ceraicht fih im Durdfchnitte für je 336,33 Fuß größere Höhe eine Tems peraturerniedrigung von 1°, aus den in Großbritannien angeftells ten 254,50 und aus beiden zufammengenommen 285 41 Fuß. Wenn man diefe Durchſchnittszahlen zur genauern Beitimmung oder Cor— rection der Höhe irgend eines Orts anwendet. deffen mittlere Tem— peratur genau beobachtet worden ift, und fo die mittlere Tempera— tur bei der Höhe der Moveresfläche findet, fo braucht man nur die Lestere mit der in Ceslie’s Tabellen angegebenen mitrlern Tem— pevatur zu vergleichen, um bie Richtigkeit jener Durchſchnittszah— Ion zu prüfen. So befindet fih, z. B., das Hofpig auf dem St. Gotthard bei einer Höhe von 6,390 Fuß, und die mittlere Tempe: ratur des Jahres ift 30.4°. Nah der Berichtigung wird biefelbe bei der Meereshöhe 49° betragen, während die geographifche Breite dis St. Botthard nad) den Tabellen eine mittlere Temperatur von 57,6° giebt. Ferner liegt Bern 1650 Fuß hoch, und hat eine mitt: lere Zemperatur von 49.27; nach der Berichtigung wird diefe bei der Meereshoͤhe 53,9° und nach den Leslieſchen Zabellen 57,2° betragen. Die hier anaewandte Berichtigung ift nach der mittlern Zemperatur des europäifchen Keftlandes vorgenommen, wo die Orte fich befinden und die Erperimente angeſtellt worden find; allein die Refultate Eönnen deßhalb noch Eeineswegs für genau gelten. Legt man das Mittel von Großbritannien zu Grunde, fo gelangt man, wie es ſcheint, zu einer richtigern Beftimmung der mittlern Tem— peratur bei der Meerrshöhe, nämlich refp. zu 57,7° und 56,39, Wir wollen nun noch ein anderes Beiſpiel anführen, das ſich auf eine ungemein interefante Cocalität bezieht. Die Stadt Quito liegt auf einem 9,500 $. hohen Plateau und ift von zahlreichen Vulca— nen umgeben, unter denen der Chimborazo, Antifana und Pichinz cha die befannteften find, obwohl viele andere ebenfalls auf außer: ordentliche Bedeutfamkeit Anſpruch haben. Die mittlere Jahres— temperatur ſtellt fich dort zu 67°, und die Stadt liegt nur 13° vom Aequator entfernt. Sn diefem Falle werden wir ung des von Humboldt für die Anden aufgeftellten Correctionsberfahrens bez dienen und es auf das Niveau von Quito anwenden. Diefer die europäiiche fo bedeutend tiberfteigenden Mitteltemperatur werden wir gleich gedenken. Wir finden auf diefe Weife die mittlere 72 Temperatur von Quito bei der Meereshöhe zu 89,4%. Bon ber mittlern Zemperatur des Aequators ift ſchon oben die Rede gewe— fen, und obgleich diefe jene um einige Grade überfteigt, fo wird man doch diefelben Urfachen, aus denen die Hochebenen Thibet’s einen fo günftigen Einfluß auf den nördlicdyen Abhang des His — eacs Außern, aud hier fügliih in Anfdlag bringen dürfen. Demnah findet die Abnahme der Temperatur in größern Höhen nicht ebenmäßig ftatt, fowie denn auch in der heißen und in den gemäßigten Zonen in diefer Beziehung ein verſchiedenes Vers bältnig obwaltet. Humboldt, der fo vielfache Gelegenheit hatte, in bedeutenden Höhen derartige Beobachtungen anzuftellen, fand, felbft auf den Eorvilleren, die ftufenweife Abnahme der Tempera— tur fehr ungleih. Die von ihm erlangten Refultate ftellen fich, auf englifche Fuße reducirt, folgendermaafen heraus: Bon 0 Fuß bis 3,230 Fuß ftehen 309 Fuß gleich 1° Fahrenh. — 3230 — — 6561 — I — — — — — 6561 — — 98342 — — 448 — — — — — 98342 — — 1313 — — 39—- — — — — 13123 — — 16,404 — — 328 — — — — Eine Vergleichung dieſer Data mit den bereits in Betreff hoͤ— herer Breiten mitgetheilten, wird darthun, daß die Abnahme der Temperatur nach Oben fuͤr gleiche Zwiſchenraͤume in den gemaͤßig— ten Zonen bedeutender iſt, als in der heißen. Nachſtehende, ebens fall$ von Humboldt zufammengeftellte, Tabelle wird dieß Refuls tat ebenfalls betätigen: Heiße one vonObi8 10° Gemäßigte3onev.45 bis47° Höhe in engl. Mittlere Tem: , |Mittiere Tem⸗ R Fußen. a unterſchied. — unterſchied. 0 81,5° 0 53,6° I 0 3,195 720 10,3° 41° 12,6° 6,392 65.1? 6,1° 31,6° 9,4° 9,587 Als ale 23,4° 8,2° 12 792 4,6 ' 15,965 34,7° 9,9° (Schluß folgt.) Niscellem ueber bie legte Vertheilung der Luftcanäle und die Bildung ber Luftzellen in der Zunge theilte Derr William Addifon der Royal Society zu London, am 7. April d. J., das Refultat mikrofcopifher Beobachtungen mit, die er zunählt zur Ermittelung der Natur und des Giges der Lun— gentuberkeln vorgenommen hatte, Nie konnte er Röhren entdeden, die in ein gefchloffenes Ende ausgegangen wären; ſtets fand er Luftzellen, die miteinander communiciren, und fo gelangte er zu dem Schluffe, daß die Brondenröhren, nachdem fie ſich dichotos miſch in eine Menge kleiner Canäle zerfpalten, welche in die Zwi— fhenzellen Räume der Laͤppchen eindringen, zulest in deren Inne⸗ rem in verzweigte Luftgaͤnge und Luftzellen ausgehen, die frei mit— einander communiciren und erſt am Umkreiſe des Laͤppchens ges fhloffen find. Die Deffnungen, mittelft deren dieſe Luftzellen ins einander übergehen, nennt der Verfaſſer Laͤppchencanaͤle; allein er bemerkt, daß die Luftzellen nicht ganz unbeſchraͤnkt im Inneren des Laͤppchens miteinander communiciren, und daß zwiſchen den Zwiſchenlaͤppchen-Veraͤſtelungen der Bronchen ſelbſt keine Anaſto— moſen vorkommen, indem jeder Aſt ſeinen Lauf unabhaͤngig bis zu feinem geſchloſſenen Ende verfolgt. Ueber Bligableiter und den Bligftrahl, welder in die Kirhe von Brirton gefchlagen, theilte Derr Char: les V. Walker der Blectrical Society in London, am 7. Mai dieſes Jahres, Nachrichten mit. Er unterfuchte den Thurm der Kirche und beobachtete, in Betreff des Weges und der Wirkungen des Bliges, Nachftehendes: Ueber dem Thurme erhob ſich ein ku⸗ pfernes Kreuz, als erſter guter Leiter. Der zweite war 73° 20 Fuß tiefer, und indem der Blitz von jenem zu dieſem übers fprang, fprengte er das Mauerwerk um das Kreuz her und diefes felöft aus feiner Stellung. Die dritte leitende Maffe lag 12 Fuß von der zweiten. Hier fand eine zweite Erplofion ftatt, und die Unterlage einer, 5 Fuß im Durchmeſſer baltınden, Säule ward dadurch zerfprengt und die Säule felbft gefpalten. Warum, ruft der Verfaſſer aus, verwahrt man ſich nicht gegen dergleichen Zers ftörungen!? Wenn man aud) über die feitliche Entladung nichts Zuverläffiges weiß, fo verhält fich dieg doch mit der zerſpren— genden anders. Die feitlihe Entladung fand in der Glockenſtube ftatt, und Herr Walker wies nad), daß diefelbe mit der Eigen: {haft der Electricität, fowohl den breiteften als den kürzes 74 ften Weg einzufchlagen, zufammenhänge. Er erklärte, daß, wenn die Electricität längs eines fehr umfangsreichen Keiters bins fährt, eim Theil derfelben, unter Entwidelung von Licht und Wärme, in benachbarte Leiter eindringe. Der Hauptzweck der Mittheilung war, die Verbindung zwifchen den Fürzlich von Fa— raday in der Royal Institution angeftellten Verſuchen mit der bier im Großen vorgefommenen Naturerfcheinung zu zeigen. Hier— auf Ieate er dar, wie man die Electricität ſich er und ruhig in diefe benachbarten Leiter einzuführen babe, indem man nämlich metallie fche Verbindungen zwifchen ihnen und dem Bligableiter anbringen muͤſſe; fonft Eönne diefer leicht, ſtatt zu fchügen, böchft gefährlich werden. (London, Edinb. and Dublin Mag., July 1842.) BEINENIESECEESPFET TOURER SIT RE ⸗ BETH DT Ginige Fälle ploͤtzlich tödtlicher Lungenblutungen bei Kindern. Bon Cathcart Eees. Erfter Fall. Ein zarter Knabe von fechs Jahren, lymphatiſcher Gonftitution, aber ohne Drüfenanfhwellungen, lite feit einiger Zeit an Tuberkelfhwindfuht, als er am 1. März fehr heftigen Bluthuſten befam, welder der Behand: lung wich; die Blutung Eehrte erft am 4. wieder, wobei er große Blutklumpen aufhuftete und plöglich ftarb. Bei Eröffnung der Bruft lag die linke Runge colla— birt an dem Nüdgrate, und eine große Menge ferög-blutie tiger Fluͤſſigkeit mit vielen Blutklumpen füllte die Höhle der pleura faft vollfommen aus. Cine Spur von Lym— phe oder Eiter fand fi in oder an der pleura nit; am obern und hinteren Theile des untern Lappens der linfen Lunge fand ſich eine Höhle, von der Größe einer Wallnuß, mit coagulirtem Blute ausgefüllt; das Parenchym der Lunge im Innern dieſer Höhle war erweicht, unregelmäßig, von dunkler Färbung, nicht mit einer Haut ausgekleider, noch durdy Bänder, welche durchgingen, getheilt; als aber eine filberne Sonde duch den Stamm der Pulmonarartes tie gegen diefe Höhle bin geführt wurde, fand fich ein ſtar— ker Aſt derfelben, welcher mit einer weiten Deffnung mit zerriffenen Rändern in diefe Höhle mündete und offenbar die Blutung bedingte hatte. Die Subitanz der Runge um bie Höhle herum war erweicht, von dunkler Dlivenfarbe und gangränofem Geruche. Ein ſtarker Broncialaft öffnete ſich in die Höble, welche, fammt der trachea, mit congulirs tem Blute gefüllt war. Die Spige diefer Lunge, fowie die ganze Lunge der andern Seite, war mit Milliartuberfein angefüllt; die Bronhialdrüfen waren angefhwollen und er: weicht. Zweiter Fall. Bill Halt, drei Jahre alt, ein zar: tes Kind mit dunkelm Haar und Augen, litt an Tuberkel— fhwindfuht und bekam faft zu derfelben Zeit heftigen Blut— huften, welher bdenfelben Verlauf machte, indem der Blut: buften aufhörte und, am dritten Tage wirderkehrend, toͤdt— lid) wurde. Eine Tuberkeihöhle, von der Größe eines Taubeneieg, fand ſich im Hintern Theile der linken Lungenfpige; es gins gen mehrere Aeſte der Lungenarterie hindurch, und einer der— feiben öffnete fih in die Höhle, welche von einer deutlichen Membran ausgekleidet war und ein großes coagulum ent: bielt. Die Lungenpleura war an diefer Stelle verdidt und verwahfen. Die linke Lunge war beträchtlich) vergrößert, im Bergleihe zu andern von fefter Conſiſtenz und durd) Zuberkelablagerungen vollftindig ausgefüllt. Die rechte Lunge war ebenfalls mit Milliartuberkeln überfüllt, und die Bron— &bialdrüfen waren beträchtlich angefhmollen. Der Magen war von dunfelm, coagulirtem Blute ausgedehnt, die Daͤrme blaß; die Leber enthielt Tuberfelablagerungen; die Mefente: rialdrüfen waren angeſchwollen, blaß, Eäfeartig; Drüfenan: fhwellungen am Halfe waren nicht vorhanden. Dritter Fall. Fanny B,, neun Monate alt, ein ſtarkes Kind, jedoch fehr blaß, brünett und ohne Drüfenane fhwellungen, war vor acht Monaten an der Thür des Spi— tals ausgefegt worden. Es litt damals an Aphonie und fonnte nicht fchreien, obwohl e8 damals weder Dyspnör, noch Groupbuften hatte; aber die Aphonie dauerte bis zum Tode, welcher durch einen Anfall von heftigem Bluthuften herbeigefürt wurde. Die Stimmritze war faft vollkommen duch eine fibröfe Ablagerung geſchloſſen, welche die obern und untern Stimm— bänder bededte und ſich in die Höhle des larynx fortfegte. Um obern und bintern Theile des untern Lappens der lin: Een Runge fand ich eine große, unregelmäßige Höhle, deren Inneres ein Eörniges Anſehen hatte und von einer Pfeudos membran nicht auggekleidet war; drei oder vier Aefte der Pulmonararterie gingen durch diefelbe hindurch, wovon bloß ein einziger offen war und etwa in der Mitte der Höhle eingeriffen gefunden wurde. Die Lunge war, wie in dem vorigen Falle, größer und derber, als die der rechten Eeite, welche ebenfalls Tuberkelablagerungen enthielt. Vorftehende Fälle, welche in kurzer Zeit mir und mei— nem Gollegen, Herrn Shannon, vorgefommen find, ſchie— nen mie der Mittheilung werth, nicht allein wegen de3 trau: rigen Intereſſes, das alle ploslichen und ſtarken Lungenblu— tungen haben, und wegen der Seltenheit des Bluthuſtens bei fo jungen Kindern, fondern auc deswegen, weil jeder plösliche Todesfall (befonders bei Kindern), welcher durch den Zuftand des Organs nad dem Tode hinreichend erklärt 75 werben kann, von Michtigkeit ift; und endlich, weil felbft in den Hauprwerfen Über Pathologie nur menig genaue Angas ben darüber vorfommen, daß man das blutende Gefüß in der Höhle deutlich nachweiſen könne. Laennec, 5. B., er: wähnt dieſes Umftandes nur in allgemeinen Ausdrücen als eine Seltenheit. Dr. W. Stofes führt in feinem wichtigen Werke über Bruſtkrankheiten nur in dem Artikel über Lungengan— grän die einzige Beobachtung an, daß einmal, als man die Lungen unter Waſſer gebraht und mit einem Zubulus in die Rungenarterie geblafen hatte, Xuft in großer Menge von dee Oberfläche einer in der Runge befindlichen Höhle auf: geftiegen fey- Louis, in feinem Werke über phthisis, erwähnt diefen Befund gar nicht, und Dr. Watjon, aus London, welcher den Lungenbiutungen ganz befondere Aufmerkſam— Eeit gefchenft bat, erwähnt in feinen Borlefungen (Lond. med. Gaz., 19. Nov. 1841) nur, daß jener Befund ſel— ten fey. Dr. Hodgkin fagt in feinen vortrefflihen Vor— lefungen 2. Bd, S. 119: „Ich glaube, daß, mit Ausnahme einiger feltener Fälle von Höhlenbildung in den Lungen und der eben fo feltinen Fälle von Lungenverwundungen , wahr— fheinlih niemals Jemand im Stande gewefen ift, die Deff: nung oder nur das Gefäß zu entdeden, aus weldhem das Blut auggefloffen iſt.“ Im der Verfammlung der patholo— gifhen Gefelfhaft vom 2. Januar 1841, zeigte Sir Hen— ry Marfh ein Präparat, weldyes von einem Knaben herz tührte, der an haemoptysis gejtorben war, bei welchem das zerriffene Gefäß nachgewiefen war, mas als felten und merkwürdig anerkannt wurde; denn er hatte fowohl im Spitale, al8 in der Privatpraris, nur zweimal diefelbe Ver— legung gefehen, und es waren ihm überhaupt nur dreimal Fälle vorgefommen, in weldhen nach dem Tode durch Blut: buften die blutenden Gefäße zu entdeden gewefen waren. Sn der legten Sikung der pathologifchen Gefellfhaft habe ih nun die Präparate von den oben mitgeteilten Fällen vorgelegt; fie waren von dem Profeffor der Anatomie, Hrn. Johnſon, auf das Sorgfültigfte präparirt, und es war der Aſt der Pulmonararterie bis in die Höhle freigelegt, fo daß ein Zweifel über die wahre Quelle der Blutung nicht ftattfinden Eonnte, in ähnlidyes Präparat der Deffnung eines großen Aftes der Pulmonararterie in eine Tuberkel— höhle wurde dabei von Herrn Smith vorgezeigt. Der erfte der mitgetbeilten Falle ift auch dadurch ins tereffant, daß er ein Beifpiel dafür abgab, was Bayle als phthisie uleereuse bezeichnet. Er ſagt nämlich in feiner 30. Beobachtung: „Ces cavites ne paraissai- ent tapissees d’aucune membrane; on n’y aperce- vait pas même cet enduit comme tomenteux, qui revet les cavites de tubercules non enkystes, lorsqu ils ont été fondus par la suppuration.“ Es fheint mir, daß Gangraͤn eine Zuberfelhöhle befallen, und daß ein Theil der Lunge fich aufgelöft hatte, und zwar wahrſcheinlich nur duch mechanıfhe Urfachen, da Eeine Spur von pleuritifcher Entzündung in den umgebenden Thei- len zu bemerken, und die gewöhnliche prophylactifche 76 Obliteration der Arteriencandle nicht eingetreten war; bie Gefäße waren permeabel geblieben und hatten dem zerftörens den Ulcerationgproceffe nachgegeben. Bei dem zweiten Falle war es fehr auffallend, daß ſich Blut im Magen fand. Sch bin nicht ficher, ob die fehe fhwarze Farbe bloß der hemifchen Einwirkung der Magens füuren oder zum Xheil dem Umftande zuzufchreiben ift, daß es direct von der Pulmonararterie in den Magen ges langt war. Der dritte Fall endlich bot folgende beſonders bemers Eenswerthe Puncte dar: 1) Die große Jugend des Kinds; 2) die eigentbümlihen Wucherungen, welche die glottis beiz nahe ſchloſſen, ohne eine Strictur, Dyspnöe oder Überhaupt andere Leiden zu bewirken, außer der Aphonie; 3) das koͤr— nige Ausfehen der Höhle, welche durch Feine Haut ausges Eleidet war; 4) die Hypertrophie der Lunge, in welcher fi) die Höble gebildet hatte. Diefer Zuftand, welcher auch im zweiten Falle vorfam, ift, wie ich glaube, mit der Entwik— £elung von Tuberkeln häufiger in Verbindung, als man ges woͤhnlich annimmt. Zeigt fih dieß bei weiterer Nachfor— fhung für viele Fälle richtig, fo müffen wir hiernach die Behauptung mobificiren, daß Atrophie der ungen immer das frühere Stadium der Tuberkeln begleite, und daß eine Verengerung der Bruft die nöthige Folge davon fey. Hier— nach wäre jedenfalld die Behauptung Bayle's unrichtig, daß die Bruft jedes Phthiſikers von verminderter Ausdeh— nung fey. Ueber Krebs der Lungen und des Mediaftinums, Bon Dr. Stoffes. Am Schluffe einer ausführlichen Abhandlung koͤmmt der Verfaſſer zu folgenden allgemeinen Schlüffen: 1) Die größere oder geringere Leichtigkeit der Dias gnofe hängt hauptfädhlich von der anatomifchen Befhaffenheit des Falles ab. 2) Die Fülle koͤnnen rüdfihtlih der Diagnofe in ſol— che eingetheilt werden, bei welchen ifolirte Knoten in uͤbri— gens normalem Gewebe vorhanden find; in foldhe, bei wels den einfache Degeneration ohne und mit Ulceration vor— kommt, und in ſolche, bei welchen eine Gefhmwulft des Mes diaftinums vorhanden if, welche einen Drud ausübt. 3) Die Diagnofe in dem erften Falle ift ſchwierig, da wir felten im Stande find, von den Zeichen der Neizung und Ulceration Nugen zu ziehen, welche bei gewöhnlichen Tuberkeln fo wichtig find und da eine gleihmäßige Vertheis lung der Krankheit die Vergleihung verbindert. 4) Bei manden Fällen ifolirter Krebsgefchmülfte kann die Diagnofe auf diefelben allgemeinen Grundfäge geſtuͤtzt werden, wie die der acuten Phthiſis. 5) Bei einfachen Krebsdegenerationen der Lungen bes ftehen die hauptfächlichften pboficalifchen Zeichen in ber alle mäligen Verminderung des DVeficular-Geraufhes ohne Raſ— feln; in dem endlihen Verſchwinden deffelben und in den Zeichen volftändiger Solidification. 77 6) Die Merkmale volllommener Solidification find bei diefer Krankheit deutlicher, als bei irgend einer andern Lungenktankheit. 7) Dieſe Form der Krankheit kann fuͤr ſich allein oder in Verbindung mit Empyem vorkommen und kann fes cundaͤre Folge von Krebsgeſchwuͤlſten des Mediaftinums feyn. 8) Die Seiten des Thorax Eönnen bei diefer Krank heit ſymmetriſch feyn, und es kann fomwohl Erweiterung, ale Gontraction der Franken Seite vorfommen. 9) Das Meviaftinum kann aus feiner Lage gedrängt werden, felbft wenn die Seite des Thorar contrahirt iſt. 10) Unter diefen Umftänden Eönnen die Zeichen volls kommener Solidification, in Begleitung mit unvollfommener Pectoriloqguie und vermehrtem Vibriren der Hand vorhans den ſeyn. 11) Das Mediaftinum kann zur Seite, und die Leber nah Unten gedrängt ſeyn, ohne daß die Intercoſtalraͤume hervorragen. 12) Das Herz kann bei dieſer Krankheitsform com— primirt und dislocirt ſeyn. 13) Die Abflachung des obern Theiles der Bruſt kann von Degeneration des obern Lappens herruͤhren. 14) Die Abweſenheit von Zeichen der Ulceration iſt für diefe Krankheit ſehr characteriſtiſch. 15) Diefe Zeichen haben wir bloß in einem einzigen Falle beobachtet, und die Erfcheinungen find, obwohl fie durch andere Krankheiten, welche diefelbe phuficalifche Beſchaffen— beit der Lungen herbeiführen, vorkommen £önnen, doch niemals früher beobachtet worden. 16) Krebsgefhmülfte des Mediaftinums find, in der Regel, mit irgend einer Degeneration der unge oder mit ifolirten Knoten in ihrer Subftanz verbunden. 17) Sie fönnen feft und flüffig ſeyn. 18) Sie fönnen mit Krebsinfiltration der Runge oder mit Krebsablagerungen in den Brondialröhren gemeinfchaft: lih vorkommen. 19) Sie find mehr an den Zeichen der Gefchmulft, als an denen der Lungenkrankheit zu erkennen. 20) Dysphagie, Trachealraſſeln, Schwähe eines Pulss ſchlages, Werichiedenheit des Reſpirationsgeraͤuſches durch Drud auf die Broncialröhre, Kageveränderung des Zwerch⸗ fells und Erweiterung des Herzens Fönnen bei diefer Krank: beitsform vorkommen. 21) Eine Krebsgefhmulft kann möglicher Weife mit Pulz fationen (mit oder ohne Blaſebalggeraͤuſch) vorbanden ſeyn; die Pulfationen find aber niht immer damit verbunden. 22) Dbmwohl das vorhergehende Workommen einer Aus Fern Krebsgefhwulft die Diagnofe unterflügen kann, fo kann doch die Krankheit während ihres ganzen Verlaufs einen innerlihen Sis haben, oder der Krebs in einem Cingemweide kann dem aͤußern Krebs vorangeben. 23) Die Schwähe der Pulfation, in Gemeinfchaft mit ber Ausdehnung des dumpfen Tones, Eann beitragen, daß man die Krankheit von einem aneurysma unterfcheidet. 78 24) Bei weiter vorgefchrittener Krankheit Eann ebenfo, wie bei Aneurpsmen, Gangräan eines Stüdes der Lunge eintreten. 25) Die folgenden Symptome find wichtig für die Erkennung der Krankheit: anhaltender Schmerz; varicöfer Buftand der Venen am Halfe, XThorag und Unterleib; Des dem einer Ertremität; rafhe Bildung aͤußerer Geſchwuͤlſte von Erebfigem Character; Auswurf, welcher Johannisbeer— gelee ähnlich fieht; Widerftand der Symptome gegen die ges woͤhnlichen Behandlungen. 26) Keing der phnjicalifben Zeichen diefer Krankheit endlich ift, für fih genommen, der Krankheit eigenthuͤmlich; ihre Verbindung und die Art der Aufeinanderfolge Eommen aber bei einer andern Lungenkrankheit vor. (Dublin Journ., Mai 1842.) Von dem Knochen = Aneurysma giebt Syme in der dritten Ausgabe feiner Principles of Surgery folgende Befchreibung: Es giebt mehrere Ans gaben über Gefhwülfte in den Knochen, welche einige Merk: male des Aneurysma’s darboten, 1826 veröffentlichte Bre— ſchet eine Abhandlung über diefen Gegenſtand, und gleichs zeitig führte ich den Namen Enöchernes Aneurysma in dem Entwurfe zu meinen chirurgiſchen Vorleſungen ein. Bei weitem am häufigften ift diefe Gefhmwulft im obern Ende der tibia vorgefommen; man hat fie indeß auch im Ober: fhenfelbeine, in der scapula, an der Handmwurzel und in den Knoͤcheln gefunden. Die Anlage ift am ſtaͤrkſten bei'm männlichen Geſchlechte und in der Zeit zwifchen der Puberz tät und dem mittleren Lebensalter. Die Anfchwellung iſt von Anfang an fehr ſchmerzhaft; zuerft gleichmäßig feſt und ebenfo refiltent, wie die übrigen Knochintheile; allmälig wird fie weicher, nachgiebiger und zwar nicht über der ganzen Fläche, fondern nur an einigen Puncten, wo gewoͤhnlich aud eine dunfele Puljation over ein Klopfen u fühlen iſt; drüdt man auf andere Stellen des Sades, jo geben fie oft mit einer Art von Enitterndem Gefühle nah. In dem Maaße, ald die Krankheit zunimmt, wird das leidende Bein ſchwach und ödematös; die oberflächlichen Venen find über der Geſchwulſt beträchtlich erweitert, und der Schmerz ift fehr anhaltend. Endlich zerreißt der Sad, und die profufe Blutung, welche hierauf folgt, macht unmittelbare Amputa— tion nothbwendig. Wird die Gefchwulft darauf unterfucht, fo findet man, daß fie flüfjiges und coayulirtes Blut ent: bält, daß fie den betreffenden Knochen ausgehöhlt hat, und daß das periosteum eine Balgmembran bildet, welche durch einen Ueberzug von Knochen verftärft ift, welcher nicht dicht und compact erfcheint, fondern eine Honigwaben = Jähnlidye Strucur hat, deren Blätter gegen die Mitte der Höhle ges richtet find. Werden die Arterien injicirt, fo findet man, daß die Arterienftämme unverſehrt find, daß aber ihre Leite, welche in die Knochenſubſtanz eindringen, fo reichlid mit der Höble der Gefchwulft communiciren, daß diefe von der In— jsctionsmaffe leicht angefüht wird. — Die wahre Natur 79 und der, Urfprung diefevs Krankheit ift bisjegt noch nicht bes feiedigend nachgewiefen. Das einzige Mittel ift die Ampus tation; indeß ift doch ein Fall mitgetheilt, wo die Ligatur der Schenkelarterie zur Heilung einer aneurysmatiſchen Ge: ſchwulſt der tibia hinreichte; dieß ift indeg nur eine Aus: nahme von der allgemeinen Negel. Bei der Amputation ift e3 immer wünfchenswerth, daß der ganze Knochen, in wels chem die Krankheit entjtanden ift, weggenommen werde, da ein Theil, wenn er auch zur Zeit der Operation normal erfcheint, immer einen Nüdfall der Krankheit begunftigt. — Sm Dublin Journ., Mai 1842 wird hierzu bemerkt, daß es wohl nicht ganz richtig feyn möchte, dieſe Krankheit als Knochenaneurysma zu bezeichnen, da außer den Pulfationen kein daracteriftifhes Merkmal des Aneurysma dabei fen. Die Krankheit fheint vielmehr in einer Wucherung der ſpon— giöfen Structur des Kopfes der tibia zu beftehen. Vor einigen Jahren wurde wegen einer ähnlichen Krankheit in Dublin das Bein eines Mannes amputirt. Die Pulfation war fo auffallend, daß die ausgezeichnetften Wundärzte über den Fall verfchiedener Unfiht waren; man Fam endlich das bin überein, daß man einen Einfchnitt machen follte, um, wenn fih die Gefhwulft als Aneurysma auswiefe, die Un: terbindung oberhalb und unterhalb des Sades vorzunehmen. Sollte man aber eine Eranfhafte MWucherung finden, fo wollte man die Amputation mahen. Bei Unterfuchung des Beines nad) der Amputation fand man, daß das obere En: de der tibia eine Erankhafte Maffe von der Größe eines Apfels enthielt, welche zum Theil in dem Knochen, zum Theil, nah Hinten hervorragend, hinter diefem lag. Nah Dben war die Maffe von dem Gelenke nur durch eine Knorpels ſchicht getrennt, nicht dicker als Wapier, fo daß, bei der ra— fhen Zunahme der Geſchwulſt, diefelbe bald in die Gelenk: böble eingedrungen feyn würde. Die Erankhafte Mafe war weicher ald Knorpel, von grauer Farbe und fibröfer Bildung mit einer unregelmäßigen Dberflüäbe. Sm Sahre 1336 nahm Herr Porter in dem Meath-Hospital zu Dublin, wegen einer folhen pulſirenden Geſchwulſt, ein Bein ab; die Geſchwulſt ragte an der spina tibiae nah) Vorn, pulficte wie ein Aneurysma, zeigte aber Eein Blafebalggeräufh, und an einer Stelle, wo man die Punction vorgenommen batte, mucherte ein Eleinee fungus hervor. Als man die Ge: fhmwulft nah der Amputation unterfuchte, fand fich ein volllommenes Medullarfarcom ; der Knochen war fo erweicht, daß er ducchgebrochen war, Obwohl das Bein forgfältig 80 injieirt wurde, fo drang doch faum etwas von der JInjec⸗ tionsmaffe in die Subftang der Geſchwulſt ein. Der Mann erholte fih unvollflommen und verließ hierauf das Spital; es bildete ſich fpäter eine ähnliche Geſchwulſt am Schenkel zwei Handbreit oberhalb des Stumpfes. Es kommen aud ans dere pulfirende Gefchmwülfte vor, melde aus einer durchfichtie gen, einem rothen Gelee ähnlihen Maffe befteben; fungus haematodes pulfirt ebenfalls und aud) an andern Körpers ftellen, wie, 3. B., vor Kurzem in einem Falle am Halſe, wobei anfangs unter den ausgezeichnetften Wundaͤrzten Lon— don's großer Streit darüber war, ob ein Aneurysma vor= handen fey, oder niht. Schwer ift zu erklären, warum fothe Gefhmwülfte am Unterfchenfel immer pulfiten: dieß ges f&hieht gewiß nicht bloß durch den Stoß einer darunter lies genden Arterie, denn die Pulfation befteht nicht bloß in einer Erhebung, fondern in einer wahren allgemeinen Aus— dehnung, wodurch die die Gefchwulft umfaffenden Finger auseinandergedrangt werden. Mach dem Letzteren fcheinen die fogenannten Knochenaneurysmen, eher unter die Claffe der Markſchwaͤmme gerechnet werden zu müffen, Miscellen Uebele Folgen des innerlihen Gebrauchs des Kali hydroiodicum hat Serr Erichſen ſchon nad) zwei Gaben von 5 Gran eintreten ſehen: fie beftanden in Arhembefchwers den, Bruftfhmerzen, Drud im epigastrium, Entzuͤndung und Schleimfluß der Augen und der Nafe, conjunctivitis und allen Symptomen des heftigften Catarrhs, ergthematöien Hautaffectionen und bieweilen Obnmadten. Sowie das Godpräparat ausgefegt wurde, hörten auch die übeln Folgen auf, welche befonders wegen der Eleinen Dofis des Mittels bemerfenswerth waren. (The Lan- cet, 16. Oct. 1841.) Feſtgewordene Mildh. Herr Arrault hatte im Jahre 1333 auf die Zubereitung diefer Milch ein Erfindungspatent gez nommen, welches jegt erlofchen ift. Seine, jest aljo Jedermann zugängliche, Formel ift folgende: Man nehme friihe Kuh: mild 2 SKiloarammen (4 Pfund), gieße fie in ein Gefäß mit großer DOberflähe und erhige fie mittelft Dampf. Wenn die Eons centration einen binlänglichen Grad erreicht bat, fege man zul: Pulverifirtes arabifhes Gummi 250 Grammen (etwa 3 Pfund) und pulverifirten weißen Zuder 250 Grammen. — Man vermenge dieß fehr forgfältig und bringe das Ganze der Miſchung dann, bei mäßiger Hige, zur Trodenheit. — Eine Mobdification in der Zufammenfesung diefer Nahrunasfubftang befteht in dem Zufage von pulverifirtem Gacao, 250 Grammen. Und da man fich bei diefer legten Präparation der Eſelin-Milch, ftatt der Kuhmilch, bedient, fo giebt Herr Arrault diefem Producte den Namen: Geftgewordene Efelsmilh=-Chocolade, Bibliographische Examen de la Phrenologie. Par P. Flourens. Paris 1842, 12. Handbuch der angewandten medicinifchen Chemie. Simon, 2 Bände, Berlin 1842, 8. M. K. Von Dr. Franz nRHeuigkeiten. The climate of the United States and its Endemic Influences, By Sam, Forry, MD. Newyork 1842. 8. The two dangerous Diseases of England, Consumption and Apoplexy. By Rowland East. London 1842, 8. m —— ——— Vene Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mtitgerbeilt von dem Oder: Medicinalratbe Frordiepyu Weimar, und dent Mevdieinalratbe und Profeſſor Froriep zu Berlin, No. 4%. (Nr, 6. ded XXI. Bandes.) Juli 1842. Gedrudt im Landes» Induftries Somptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, ? Thlr. oder 3 $1.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel fhwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. iv una Ueber den Embryo der Syngnathen. Von Heren v. Quatrefages. Bekanntlich werden die Eier der Syngnathen in einem, an der untern Körperflüche ihrer Erzeuger (des Maͤnnchens oder Weibchens) vorhandenen Eade wirklich bebrütet, und wenn die Jungen vollftändig ausgebrütet find, plaßt der Sad, fo daß fie herausfchlüpfen Eönnen, Mit der Meer: natter (Syngnathus ophidion) verhält ſich die Sache eis nigermaaßen verfchieden; bei ihr find die Eier bloß an die äußere Wand des abdomen angeftebt und fo dicht anein= andergepreßt, daß fie eine Art von Kuchen mit fechsediuen Zellen bilden, deren freies Ende vom Seewaſſer befpült wird *). Jede dieſer Zellen enthält einen jungen Syngna- thus, von dem man, obne Lube, nur die beiden Augen in Geſtalt zweier ſchwarzen Puncte erkennt. Deffnet man das Ei, fo fieht man das Junge deuts lich, welches mehrere Stunden lang im Meerwaffer fortleben kann. Diefer Umftand und die vollflommene Durcfictig: £eit diefer Embryonen bat mir geftattet, fie genau zu ſtudi— ten. So habe ich denn nacheinander unterfucht: 1) die äußern Kennzeichen und Hautbedeckungen; 2) das Efelet; 3) die Muskeln; 4) die Ernäbrungsorgane ; 5) dag Gefäß: foftem; 6) das Nervenipftem und die Sinnesorgane. 1) Die allgemeine Geftalt der jungen Syngnathen weicht von der der alten fehr bedeutend ab. Sie unterfcheis den ſich von den letztern in’sbefondere durch die Richtung des Gefichts, welche nicht ziemlich in die Werlängerung der Körperare, fondern weit unter diefelbe füllt, und zwar fo, daß das Geficht ziemlich parallel mit der Koͤrperaxe ſtreicht, nicht etwa fenkrecht zu diefer ſteht. Es ergiebt fich, daß in diefem Lebensalter die Syngnathen einen Gefichtswinfel von beinahe 80 Gentefimalgraden befisen, und daß das Geficht, *) Ich habe diefe Beobachtung nirgends aufarzeichnet gefunden ; gelegentlich erfubr ich jedoh von Herrn Bibron, daf er Aehnliches bei mehreren Arten von Syngnathus bemerkt und diefes Kennzeichen bequem gefunden babe, um eine von ibm, in einer bisjegt noch nicht herausgegebenen Monographie der Syngnathen aufgeftellte Unterabtheilung zu caracterifiven, N°: 1590, ER ehe es in feine normale Lage gelangt, einen ſolchen von 100° befchreiben muf. 2) Bei dem Studium des Skelets finden wir die Erklärung der eben angeführten Character. Der Schädele knochen bietet in diefem Lebensalter an feinem Wordertheile eine fehr auffallende Hervorragung dar. Die Kieferfnochen find allerdings fhon gebildet ; allein die Knochen der, für die Spngnathen cdharacteriftifhen, röhrenförmigen Schnauze find kaum erft rudimentartig vorhanden, und gerade diefe find es, welche während ihrer Entwidelung den Mund vorwärts und ruͤckwaͤrts richten. 3) Man unterfceidet in dieſem Stadium durchaus Eeinen ifolirten Muskel. Die Muekeln des Rumpfes bilden eine dünne age, die fi von einem Ende bis zum andern erſtreckt, und deren Elementarfaſern Queerftreifen darbieten, welche man bei allen Wirbelthieren beobachtet. 4) Der Dotterfad ift bei den Embryonen der eierle— genden Thiere das unmittelbare Organ der Ernährung. Er ift bei unfern Syngnathen in diefer Lebeneperiode fehr ftark, und man unterfcheidet deffen doppelte Hülle ganz deutlich. Die aufere, durchaus mit Pigment bededte, ſetzt ſich in die Integumente fort; die innere zicht fich einmwärts zufammen und bildet eine Gurgel, die fich weit in einen geraden, noch nicht perforirten, Darm öffnet. Die Subftanz des Dotters ift gelblich, undurchfichtig, und man unterfceidet in derfels ben eine Menge Kügeldien von ölartigem Anfeben (die Oel⸗ tröpfchen deutfcher Anatomen). 5) Das Herzobr, der Ventrikel und der bulbus der aorta ftellen fich deutlich dar, indem fie in ihrer Aufeinans derfolge duch tiefe infchnürungen voneinander getrennt find. Bon dem bulbus geben zwei feitlihe und ein Me: dianGefäfftamm aus, welcher legtere die Carotiden bildet. Die beiden andern frümmen ſich hinterwirts und theilen ſich in vier Aeſte, welche die Eleine (Kiemin«) Circulation dars ftellen und fich ſehr bald vereinigen, um weiter unten die aorta zu bilten. Aus diefer Anordnung ergiebt fi, daß dem Kopfe nur folches Blut zugeht, welches nicht durch die Kiemen gegangen ift; und da diefe Einrichtung bei'm er— wachſenen Xhiere nicht fortbeftehen Eann, fo bilden ſich wahrs 6 83 fheinlich fpäter Anaftomofen zwiſchen den Kiemenvenen und den Garotiden, fo daß hier etwas Aehnliches, wie bei den Batrachiern, flattfinden würde. Da aber während des Em: bryonenlebens die Nefpiration an der Dderfliche des Dotters von Statten geht, fo erhält der ganze Körper diefelbe Art von Blut, fo daß er fih nad) feiner ganzen Ausdehnung gleichfoͤrmig entwickeln Eann, 6) Die Entwickelung der Nervencentren haͤlt mit der: jenigen der fie umhuͤllenden Capſel gleichen Schritt. Das Gehirn, die Sehlappen und das kleine Gehirn ſind unge— mein groß; das Auge und Ohr ſind bereits gut entwickelt, und das erſtere bietet ſehr bedeutende Dimenſionen dar. In dem letztern ſind zwei Otolithen eingeſchloſſen, die jedoch in dieſem Lebensalter noch keine Spur von Kalkſalzen zu enthalten ſcheinen. Wenn man die ebenbeſchriebenen Thatſachen mit dem— jenigen vergleicht, was Carus ung über die Entwickelung des Gyprinus Dobula gelebet bat, fo findet man, daß das Stadium, in welhem ich diefe Syngnathen beobachtet babe, etwa. dem fiebenten oder achten Tage entfpricht. (Comptes rendus des seances de P’Ac. d. Sc. T. XIV., No. 22., 30. Mars 1842.) Die Temperatur, als phyſiſches Agens, nad) ih— rem Einfluſſe auf das Glima und die botanifche Geographie betrachtet. Bon Richard Brinsley Hinds. (Schluß) Diefe Beobachtungen beziehen ſich auf Localitäten, wo ber Boden ſteil anfteigt und folglich eigenthümlihe Umftände obwal— ten. In ebenen oder, jih allmälig erhebenden Gegenden ift die Oberflaͤche ganz anders geordnet; fie fteigen vielleiht von dem Meere aus gelinde an, oder bieten nady verſchiedenen Himmelsge— aenden fanfte Böthungen dar. Hat man deren mittlere Tempera— tur bei der Meeresfläche ermittelt, fo wird man bei ftufenmweifer Erhöhung feines Standpunctes eine allmälige Abnahme der Tem: peratur beobachten; aber diefe Abnahme ift, wie bereits Herr Kir- wan bemerkt Hat, für verfchiedene Höhen nicht diefelbe, Für eine Erhebung von 200 Fuß beträat die Verminderung der mittlern Sahrestemperatur, wenn die Böfhung auf die englifche Meile nicht über 6 Fuß ſtark ift, nur 3° F., bei 7 Fuß auf die Meile 19, bei 13 us 0,4°, bei 15 Ruß 4°. Wunn die Beobachtungen fo verſchiedene Refultate geben, wenn die an einem Drte angeſtellten mit andern ebendafelbft unter ähn: lien Umftänden vorgenommenen, fo wenig. -übereinftimmen und felbft nach den verſchiedenen Stufen dir Erhebung Unregelmäfig: keiten darbieten, iſt es unmdalih, irgend zuverläfiige practifche Folgerungen zu ziehen. Man Eann hoͤchſtens nad) befannten Thar- fahen diefe oder jene Brrichtigung vornehmen und fo zu einem muthmaaßlichen Refultate gelangen, dem wir felbft jedoch Ecine bedeutende Zuverlaͤſſigkeit beimeffen werden. Innerhalb der Wen: dekreiſe kann man fih der Humboldtfihen Tabelle bedienen. In Bezug auf Quito berechneten wir nach derfelben die mittlere Zemperatur für deffen Nivcau mit ziemlicher Genauigkeit. Im ge mäßigten Climaten kann ‚man fich vorftehender Bemerkungen als eines Leitfadens, fowie auch der veraleihenden Zabelle in Betreff ter heißen und gemäßigten Zonen bedienen Eönnen. Für den wärs mern Theil der gemäßiaten Zonen wird ſich die Ichtere als ziemlich zuverläjjig bewähren, während für die höhern Breiten die Anfäge offenbar zu body find. In diefem Fältern Theile der gemäßiaten Zonen läßt ſich ein Temperaturwechſel von 1° Fahrenh. im Durch— ſchnitt auf 200 bis 250 F. rechnen. Bisher haben wir unfere Aufmerkſamkeit hauptfählih auf die Zemperatur der Luft gerichtet und die verſchiedenen Umftände be: 84 rücfihtigt, welche jene mobificiren. Die directe erwärmende Kraft der Sonnenftrahlen oder die Ausftrahlung iſt bisher unberuͤckſich— tigt geblieben, wiewoh! deren Wirkung auf das Pflanzenreih oft feye erheblich iſt. Da die Vegetation unter gemöhnlidyen Umftäns den dem Einfluffe der Jahreszeiten vöuig bloßgeſtellt ift, fo wer⸗ den die Bedingungen, denen dieſelbe, je nach der Ans oder Abn fenheit der directen Sonnenftrahlen, unterliegt, zu einem wichtigen Gegenftande der Unterfuhung. Die Ausjtrahlung bringt zwei verſchiedene Refultate zu Wege; das erfte ift eine Steigerung der freien Wärme während der Zeit, daß die Sonne über dem Hori— zonte ftehtz das zweite eine Abnahme derfelben während der Nacht in Folge des Entweichens der Wärme durch die fogenannte Aus— firahlung der. Erde. Durch diefe Fann die die Pflanzen umgebende Temperatur ſehr bedeutend vermindert werden. 1. Die tägliche Beobachtung Lehrt ung den fehr bedeutenden Unterfchicd zwifchen dem Eindrude, den die Temperatur im Schats ten und die im Sonnenfhein auf unfer Gefühl macht. Nachdem diefe Thatſache in Erfahrung gebracht worden, mußte zunädft un= terfucht werden, ob jie zu der der Luft durdy die Sonne ertheilten Zemperatur in irgend einer regelmäßigen Bezichung ftehe, und ob das Fortſchreiten der Jahreszeiten, die Tageszeiten und die geogra— phiſche Breite auf dieſes Verhältnig von Einfluß feyen. Die Gefege ıhres Einfluffes auf der Erdoberfläche find gegenwärtig im Allge: meinen feftgeftellt, und es findet fih darin eine neue Beftätigung der Allmacht des weltordnenden Geiſtes, welcher alle Naturzuftänz be fo geordnet hat, daf, wo man auf den erften Blick, wegen der Abweſenheit einer Potenz, Verwirrung und Fehler wahrzunehmen glaubt, man bei gründlicherer Unterfuhung findet, daß eine neue Potenz für die Abmwefenheit der andern Erfag gewährt. ’ Das Verhältniß diefes Agens nah) den verſchiedenen geogra— phifhen Breiten ftellt fich vielleicht anders heraus, als man von vorne herein erwartet haben würde, mweil der Einfluß der Sonnen— ftrahlen auf die Temperatur fi) umgekehrt verhält, wie die Höhe der mittleren Temperatur. In folchen niedrigen Breiten, die viner verhältnißmäßig hohen mittleren Fahrestemperatur genießen, ift der Unterfchied geringer, als in hehen Breiten, wo die mittlere Sahrestemperatur niedrig ift. In Herrn Daniell’s Essays fin— det man einige Beobachtungen, aus denen dieß Elar hervoraeht, und es ergiebt ſich aus mehreren gleichzeitig angeſtellten Beobachtun— gen, daß im Monat Juni, wo das Thermometer zu Bahia im Sonnenfcheine 47° höber ſtand, ale im Schatten, der Unterſchied in England 65° betrug. Dagegen betrug im März in England die Kraft der Sonnenftrabfen 49° und auf der Melvill:Sniet 55%, Da kei ne der (von Daniell?) mitgerheilten Erfahrungen für ein regel mäßigıs Kortfchreiten durch die verfchiedenen Breitegrade ſprechen, fo verfchaffte ich mir feibft die Materialien zu nacjitehender Tas belle. Die Beobachtungen wurden größtentheils auf der hoben See, fämmtlih aber auf dem Schiffe gemadyt, wo die localın Um: ftande weit gleichförmiger find, als auf dem Lande. | 58 |:58 8 =Qı 5 IS 9,5 = N 3 SWG RR ZI RE: Witterung. ee EIKE = Be EB bee 0° 26° 77° 30'| 80,5° |120,5° | 40° |. Heiter und ſchoͤn. 5° 56° 169° 4° 80,5° 4110 30,5°. | Heiter und fchön, Wind feifch. . 8° 8’ 166° 29’) 80,5° | 107° 26,5° | Wolkenlos, Wind mäßig ſtark. 43°, 61° 45°) 78%: 104° 26° Heiter, Wind frifch. 17° 47' |55° 44'| 75,5° |1095° | 34° | Heiter, Wind leicht. 20° 59° 510 100 75° 102° | 27° | Seiter, Wind leicht. 21° 34 148953.) 74,5? |107°. | 33,5° — ſchoͤn, Wind: Ue. 83° 9. |48° ie 70° 112° | 42° |Heiter, Wind leicht. 44° 27'|68° — 65° |118%° | 52° |Reichte flocdige Wolken, Windftille 46°.19| — 66° 1108° 42° Heiter , Wind mäßig. 46° 19 | — 772, 419° 42° Heiter , faſt windftille, 85 In Betracht der feititehenden Thatſache, daß auf viele das Glima bedingende Urſachen die Erhebung über die Meeresjläche einen ganz aͤhnlichen Einfluß übt, wie die höhere Breire, wurden Verfuhe zur Ermittelung der Gefege der Strahlung in Berreff der erftern angeftellt. Nah den von Major Sabine in einer Höhe von 4000 Fuß über der Meeresfläbe auf Jamaica gemacs ten Erperimenten betrug die Kraft der Sonnenftrahlen dort 57°, und zwar bedeutend mehr, als bei der Höhe der Meeresflaͤche. Sauffure beobachtete, daß auf hohen Standpuncten in den Als pen die Sonnenftrahlen weit Eräftiger wirkten, als in den Thälern. Damals Eonnte er den Werth nicht vorausfehen, den fpätere Me: teorologen auf ſolche Ergebniffe legen würden; dieſe gehörten dar mals zu der Maffe von einzeln daftehenden Refultaten, welche von thaͤligen und fcharfiinnigen Korfchern ermittelt werden, um einit ihre wilfenfchaftliche Bedeutung zu eriangen, und von denen der Gedankenlofe wohl meint, fie feyen völlig wertblos. Herr Noyle berichtet, daß er auf vem Himalaya gang hnliche Refultate'ers langt habe wie Sauffure auf den Alpen, indem ev beobaditet, daß an manchen Stellen nur fehr wenig Schnee fiel und derfelbe dort außerordentlich fchnell wegſchmolz. Durdy die Sonnenftrablen *) wird alfo der Erniedrigung der Temperatur in hohen Breiten und Niveau’s gewiſſermaßen entge— genaewirkt, indem die Temperatur der Strahlung um fo größer ıft, je niedriger die der Atmoſphäre ift. In Geſellſchaft der Sonnen: ſtrahlen gelangt das Licht zu uns, und dieſes wirkt ebenfalls nad Maafgabe feiner Dauer Eräftia, fo daß, 4. B., in din Polargegens den und auf hohen Gebirgen in diefer Bezichung ein großer Unters ſchied ſtattfindet. Ließe fih wohl die Verfchiedenheit der Polarflo— ra von der Alpenflora in irgend einer Weiſe auf diefen Umftand zus rücführen? Am erften gelänge es wobl, hierüber etwas Sicheres zu ermitteln, wenn man die Lebensdauer der in bridın Regionen wildwachſenden Pflanzen derfelben Species beachtete oder zwei na— be verwandte Arten derfelben Gattung gegeneinanderbielte, Bei der Unterfuchtung diefes Gegenftandes bätte man die vom Ausfallen des Saamens big zum Keimen, von da bi zum Blühen, Abblühen und Ausfallen deg Saamens verftreichenden Zeiten zu ermitteln. *) Bei Verſuchen über die Kraft der Sonnenftrablen wird bie Kugel des in den Sonnenfgein zu bringenden Zhermometers mit fchwarzgefärbter Baumwolle oder Wolle umhullt und das Snftrument auf cin Geſtelle befeftigt, welches geftattet, das erftere in zwei Richtungen, fenfreht und feitwärte, zu bewes aen, fo daß es ſich ſtets fo ftellen läßt, daß es direct von den Strahlen getroffen wird, Um dieß volftändiger zu erreichen, bringt man einen etwa 2 Zell langen Stift daran an, und wenn diefer eine ſolche Etellung bat, daß er feinen Schatten wirft, fallen die Strablen direct auf die umhüllte Kugel. Man kann letztere auch ſchwarz anftreihen, und cs ift zu be: Hagen, daß man fich noch nicht für ein in allen Fällen anzu— wendendes Material entfchieden bat. Danıbın muß, an einer in jeder Beziehung geeigneten Stille, zur Vergleihung ein zweites Thermometer im Schatten aufgehängt werden. Die Kraft der Connenftrahlen ändert durch unbedeutende Urfachen fo bedeutend ab, daß die Angabe felbft der Elcinften Umftände, unter denen der Verfuch angeftellt worden, erforder= lich ift. Ein Eleiner Unterfchied in der Neiaung des Thermo— meters, eine über die Sonne ftreihende Wolke, ein Wind kann eine Verfchiedenheit von mehreren Graben veranlaffen. Zuweilen tbut man dag Thermometer in eine Röhre von wei— ßem Papier, was ebenfalls einen bedeutenden Einfluß übt. Sch habe auch beobachtet, daß das Quedfilber, nachdem die Sorne kurze Zeit darauf gefcienen, bis zu einer gewiſſen Hoͤ— be flieg und dann um 2 — 3 Grade zuruͤckfiel. Dieß fcheint Regel zu ſeyn und dürfte von der unaleichen Ausdebnung bes Auedfilbers und Glafes zu Anfang des Verſuches berrübren. Man muß alfo abwarten, bis dag Thermometer einen feften Stand gewonnen hat, bevor man die Beobachtung zu Papiere bringt. Bei Eeiner Art von Verfuchen hat man mit größerer Genauigkeit und Beruͤckſichtigung aller Eleinen Nebenumftände zu verfahren, als bei denen über die Ausftrahlung, &6 Viele Umftände treten beftändig ein, welche dem Einfluffe der Sonnenjtrahlen zugefhrieben werden müffen, obwohl, wegen der ins nigen Verbindung der legtern mit dem Lichte, audy diefem ein Theil der Wirkung zugefchrieben werden muß. Gewäͤchſe, die man aus heitern, fonnenhellen Regionen unter einen trüben, welfigen Him— mel, wie der unfrige, verpflangt, büßen von ihrer Farbenpracht viel ein. Viele unferer biliebreften Gartenblumen find bei-uns nicht halb fo ſchoͤn, wie in ihrem Vaterlande. James traf auf dem Fel— fengebirge, wo das Wetter vergleichungsweiſe fehr heiter iſt die Farben ter Blumen ungewoͤbnlich glänzend. Bei uns gedeihen Obſt und Korn in regnerifhen Sommern nicht halb fo gut und fchnell, als in fonnigen, Das ganze Wachsthum der Früchte, vom Anfegen bis zur Reife, mird auf diefe Weife entiweder virgögert over befhleunigt, und der Wohlgeſchmack hängt von der Bıftrat- lung durch die Sonne fehr ab. In keinen Breiten wachſen Blu— men von berrlicherer Karbenpract, al& in den wärmern Gegenden der gemäßigten Zonen; dert herrſcht den größten Theil des Jahres über heiterıs Wetter; der Stalienifche Himmel ift in viefer Bezie— bung fprühmwörtiih, und denfelben trifft man unter den gleichen Breiten überall. Aus China und Californien ftammen viele unfes ter fhönften Gartenblumen; aus dem erftern prächtige Arten Fuch- sia, Calceolaria, Lobelia, Escallonia und Loranthus, aus legte= rem, 4. B., Clarkia, Eschscholtzia, Vauchneria, fhöne Speties von Ribes, Ceanothus und Lupinus etc. Wir brauden faum darauf hinzumeifen,, daß das deffeiben Clima's genichende Vorge— birge ber quten Hoffnung einen äsnlichen Reichthum von ſchoͤnbluͤ— henden Pflanzen befigt. 2. Dur die Erdausftrahlung wird die Vegetation einer vers bältnigmäßig verminderten Zemperatur unterworfen. Dr. Wells fand, daß ein zwiſchen vegetirenden Pflanzen angebrachtes Ther⸗ mometer in der Nacht viele Grade tiefer ftand, als die Tempera— tur der Luft, und in manchen Fällen betrug der Unterfchied bie 11 Grad. Die Breite und das Niveau haben auf die Erdaus— ftrahlung fo aut Einfluß, wie auf die Kraft der Eonnenftrablen, und auch die Jahreszeiten wirken in diefer Beziehung verfchieden. Die von diefen bewirfren Erniedrigqungen der Temperatur find in Betreff England’s von Deren Daniell für jeden Monat des Jah— res genau beobachtet worden, und die nachitebende Tabelle enthält die Refultate eines dreijährigen Zeitraums. f Mittlere Ernie Marimum Mittleres Mini: driaung durch der Ernicdrigung Monat mum der Luft. Ausftraflung. durch Ausftraht. — r — — — — — — — Januar 33,6° 3,5° 10° Februar 337° 4,7° 10° März 3n7° 5,52 10° April 42,2° 6,2° 14° Mai 45,1° 4,2° a0 Suni 48,1° 5,9 AzD Suli 523,19 3,6° 13° Auguft 52,9° 5,29 12° September 50,1? 5,29 13° Dctober 42,1° 4,30 412 November 33,3? 3,6° 10° December 35 4° 3,5° 11° Hier finden wir Erniedrigungen der Zemperatur, welche die von Herrn Wells beobachteten übertreffen, aber, wie ſich aus gu— ten Gründen ſchließen läßt, noch nicht die größtmöglichen find. Nah den Polen zu würden fie jih gewiß in den Sommermonaten noch bedrutender herausſtellen. Dagegen wird in niedrigern Breis ten die Temperatur durch Ausftrablung weniger tief unter die der Euft hinabgedrücdt, und zwifchen den Wendefreifen dürfte das Ma- ximum circa 12° betragen. Zur weitern Ausführung diefer Untere fuchungen feblt e8 uns fehr an Beobachtungen, und wiewohl wir aus vielen Gründen fließen können, daf die Erdausftrahlung mit der Er— böbung des Niveau’s zunimmt, fo fpricht doch nur ein ganz verein= zelt daftehender Verſuch dafür, nämlich einer der, auf der bereits erwähnten hoben Station auf Jamaica angeftellten, wo die Ernie: drigung der Temperatur 18° betrug. Nach diefen Daten flieht 6 * 87 Herr Daniell, „daß diefelbe Urfache, welche dem Durchgange der ftrahlenden Wärme von der Sonne nad) der Erde Hinderniſſe in den Weg legt, aud) deren Hebergang von der Erde nad dem Welt: raume erſchwere.“ Es läßt fih alſo nicht Läugnen, daß die geographifche Breite in Anfehung der Vertheilung der freien Wärme die erfte Rolle fpielt. Se höher die Breite ift oder je fchräger die Sonne die Erdoberfläche befcbeint, defto niedriger wird die Temperatur. Hiernach richtet fich die Vertheilung derfeiben hauptſaͤchlich; allein in jeder Localität find eine Anzahl Umftände thätig, welche das Gefammtrefultat modificiren. Dieſe weidyen an verfchiedenen Or: ten fo bedeutend von einander ab, daß man bei jedem eine Ver: bindung von Umftänden in Anfchlag bringen muß, wie fie vielleicht nirgends anders in gang gleicher Weife, vorhanden ift. Europa ift für uns natürlih das climatifhe Aihmaaß, mit welchem wir ans dere Theile der Erdoberfläche vergleichen; allein in Europa finden eine Anzahl günftiger Umftände ftatt, die deffen Clima verhältniß- mäßig milder machen, als das irgend eins andern Welttheiles; daher erlangt man durch direct von Europa abgeleitete Folgerungen ein zu günftiges Reſultat. Kerner verfällt man, eben wegen des ausnahmsweife vorzüglich milden Glima’s von Europa, ſehr oft bei Beurtbeilung anderer Gegenden in Irrthuͤmer und fchreibt dies fen ein ungewöhnlich rauhes Clima zu, während dort vielleicht eine der geographifchen Lage gang angemeffene mittlere Jahres: temperatur herrſcht. Durch PVergleihungen diefer Art gelangt man zu keinem haltbaren Ergebniffe; jie Eönnen höchftens zur Erz mittlung nüglicher Thatfachen führen. Man hat lange nach Aehn— lichkeiten zwiſchen der nördlichen und ſuͤdlichen Hemiſphaͤre geſucht, allein dabei immer mehr gefunden, daß in beiden die Temperatur in gang verſchiedener Art vertheilt ift, was man nach dem Verhält: niffe von Land und Waffer, dem Borhandenfeyn oder der Abmwefen: beit hoher Berge und andern weniger erheblihen Urfachen im Bor: aug vermutben Eonnte. Nach der mittleren Jahrestemperatur läßt fih der Einfluß diefer Urfachen ebenfo wenig beftimmen,, und es machen fi), wenn man denfelben irgend genau ermitteln will, ſehr gründliche Forſchungen nötbig. Man hat in Betreff der Vertheilung der Wärme in der alten und neuen Welt Unterfchiede nachgewiefen. In Nordamırica zei: gen fih ertreme climatifhe Verbältniffe, fo daß man behauptet bat, es befige einen tropifhen Sommer und einen arctifhen Win: ter. Allerdings ift dort die Wärme in einer aang andern Weife über das Jahr vertheilt, als in Europa. Dr. Mitchell bat diefem Gegenftande viele Jahre lang nachgeforfcht und gefuns den, daß der Unterfchied in den mittleren Temperaturen einer Brei: &8 teverfchiedenheit von 159 gleichkomme. Sn welche Irrthuͤmer man verfällt, wenn man aus der gleichen Breite auf ein gleiches Clima ſchließt, ergiebt fh hieraus fehr fhlagend. Nur indem man mit der Kenntniß der Breite die der localen Umftände verbindet, darf man hoffen, zu irgend einem fi in der Wirklichkeit bewährenden Schluſſe in Betreff des Clima's zu gelangen. (Annals and Mag, of stat. Hist., May and June 1842.) Miscellen Ueber Physophora tetrasticha ift eine Abhandlung des Deren Dr. Philippi, zu Caffel, in der Verfammlung der Gefellfhaft naturforfhender Freunde zu Berlin, durch Deren Müller vorgelefen worden. Dieß find Eeine zufammengefegten Thiere, wie früher behauptet worden. Die Blafe am Ende der Are ift weder mit Luft gefüllt, noch mit einer Oeffnung verſehen; die Schwimmblafen werden nicht mit Luft gefüllt; die Yangarme find Eeine Riemen, auch keine Flüffigkeitsbehälter; die langen Fä— den dienen nicht zum Greifen. Die Phofophoren haben einen blafigen Magen, der Eingeweidewuͤrmer beherbergt und mit den hohlen Axen nit zufammenhängt. Sie haben beiderlei Geſchlechts— organe, Ueber den Einfluß des Lichts auf bas Keimen des Saamens und das Wadhsthum der Pflanzen hatte bie British Association im vorigen Sabre, zu Plymouth, dem Herrn R. Hunt den Auftrag ertheilt, Verſuche anzuſtellen, und einen Beitrag zu den Koften bewilligt, Bei der dießjaͤhrigen Verſamm— lung. zu Mandefter, wurde nun darüber cine Abhandlung von Heren Hunt mitgetheilt. Er hatte ſechs Käften fo eingerichtet, daß Fein Licht eindringen Eonnte, außer durch Gläfer von verſchie— bener Farbe: das erfte dunkelroth, die legten dunkelgrün. In diefen Käften hatte er Ranunkeln, Tulpen und andere Pflanzen gezogen. Die Zulpen feimten am frühelten unter orangefarbenem Glafe, und am fpäteiten unter blauem und grünem. Unter dem blauen Glafe waren die Pflanzen, obgleich im Keimen langfamer, gefünder und verfpraden zur Reife und völliger Blüthe zu kom— men, während unter orangefarbenem Glaſe fie zwar früher Famen, aber Eränflih waren. Ein fonderbares Refultat ward in Beziehung auf rothes Glas beobachtet. Unter alfen anderen Umftänden wen— den fich die Pflanzen gegen das ®icht, aber die unter rothem Glafe twendeten ſich vom Lichte ab. In falt allen Fällen war das Kei— men verhindert worden durch die abforbirende Eigenfhaft der gels ben Strahlen. — Die Gomite beftimmte, daß Herr Hunt die Verſuche fortfegen folle. 2: Ei Ueber hyſteriſche Amaurofe und ihre Behandlung. Bon Dr. Eduard Hoden. Unter Hyfterie verftebe ich nicht eine einfache Reizung des uterus, fondern jenen allgemeinen Zujtand des Nervenfyitems, wor durch diefes in den Stand geſetzt wird, die meijten locaten Krankheiten zu fimuliren oder zu compliciren, wobei das Neroenſyſtem felbft auf das Mannigfaltigfte zwifchen gefteigerter Erregbarkeit und vollfommenem coma variiren kann. Die hyſteriſchen Affectionen find meiftens begleitet von auffallenden plöglichen Veränderungen der Gemüthsitimmung (Kreude und Zrauer, Thränen und Rachen), durch beträchtliche Menge blaffen Urins, Flatutenz, glubus hyste- ricus mit Erftidungsnotb und dem heftigen Schmerze in der Schlaͤfe, elavus. Allgemeine und Locale Zufälle zeigen fih am bäufigften bei Mäbchen, bald nad der Pubertät, feltener bei Er— wachſenen, noch feltener, jedoch auch bisweilen, bei Männern. Aus diefer, einen weiten Spielraum Laffenden, Definition ergiebt ſich als Wichtigftes, dag der Hyſterie cin eigenthümlicher allgemeis ner Zuftand zu Grunde liegt — daß diefer Zuftand von einfachem Nervoͤsſeyn bis zu dem heftigften Nervenleiden variirt, — daß nicht nothiwendig locale Affectionen damit verbunden find, und daß KasU 6: Mlına Dust der uterus zur Hyſterie, trog des Namens, feine befondere Be: ziehung bat. Hyſterie beginnt gewöhnlich mit dem fogenannten Nervösfenn (nervousness), und daraus Fann fich jedes hyſteriſche Krankſeyn ent— wiceln; Störung der $unction des uterus und der Verdauungs: werkzeuge kommt vor, ift jedoch nicht nothiwendig. Faſt wunders bar iſt die Menge von Krankheitsformen, welche die Hylterie fimus live; durch anomale Gomplicationen ift gewöhnlich die Krankheit leicht auf ihre wahre Quelle zurücdzuführen. Störung des Seh— vermögeng gehört mit zu diefen Affectionen, welche leicht und vors übergehend, aber auch fhwer und fehr langmwierig feyn können. Acute Form der hyſteriſchen Amaurofe. In der Regel zeigen fih Ctörungen in den erſten Wegen von acutem oder chronifchem Character als unmittelbare Erregungsurjas de, hervorgerufen durd) geiftige Aufregung eine leichte KRörperverlezs zung, oder einen Schred. Bei diefen acuten Unfällen finden wir, in der Regel, anomale Kopffymptome, welche der Entwickelung der amaurotifchen Symptome vorangehen und jie begleiten; in eis nem alle, welchen ich von Anfang bis zu Ende beobachtete, ka— men noch manche andere Erfcheinungen von deutlich nervöfen Cha— 89 racter während des Verlaufs plöglich hinzu und verſchwanden for dann wieder, Dieß it cine ter Eigenthumlichkeiten ſolcher Fälle; die Symptome treten mit einer Intenjität und Schnelligkeit ein, welche man bei gewoͤhnlichen Entzündungen niemals beobachtet; fie alterniren, verfhmwinden, oder beſſern fich ebenfo ſchnell, fowie der Zuftand der primae viae ⁊c. gebejfert ift. In dım Falle, welchen id) foeben angedeutet habe, zeigte fich die amaurotiſche Störung mit heftigen Kopfiymptomen und einer Störung der Unterleibseingeweide; diefe und andere ſchmerzhafte taͤuſchende Erſcheinungen wichen leicht den Mittein, durdy welche der Darmcanal mild, aber Eraftig ausgeleert, das Nervenfyitem beruhigt und die locale Abdominalreizung befeitigt wurde, Erfter Fall. Scanes, eine ſchlanke, magere Frau, welche ‘ früher an Hyſterie gelitten hatte, wurde im fiebenten Monate ihrer Schwangerſchaft durch eine unbedeutende Urſache von folgenden bes denklihen Symptomen befallen: Nachdem fie häufig an Verdau— ungsftörungen, Erbrechen unverdauter Maffen, Schmerz in den Hypochondrien, Colik, abwechfelnder Verftopfung und Diarrhöe, übeler Beſchaffenheit der Ercretionen gelitten und namentlich im jicbenten Monate, bei anhaltender Berftopfung, bei'm Ausgleiten auf der legten Stufe einer Treppe einen leichten Stoß erlitten hatte, wozu noch eine Aufregung durch einen Streit mit ihrem Manne binzukam, wurde fie plöglich von heftigem Froftfchauer und darauffolgender Dige mit ſchnellanſchlagendem, abır weichem und ſchwachem Pulſe, Durft, Trockenheit des Halfes, heftigem pulſi— renden Kopfſchmerze uͤber den Augenbrauen, Empfindlichkeit gegen Licht und Amauroſe befallen. Das Geſicht war unvollkommen, ver— wirrt, und die Kranke war ungeduldig bei dem geringſten Geraͤu— fhe; das Ausſehen war collabirt, blaß, fie klagte über Ohnmacht und Schwindel, fobald man fie aufrichtete, der Unterleib war aus— gedehnt und etwas fchmerzbaft, der Urin blaß und reichlich, die Zunge feucht, aber dic, mit bräunlidem Schleime belegt, die Re— fpiration beſchleunigt und der Athem ſehr übelriehend. Bald nach— ber nahm der Schmerz im Unterleibe fehr zu; es ftellte fich vie aröste Empfindiichkeit eins die Kranke konnte nicht den Druck der Bettdecken dulden; die leichtefte Berührung veranlafte einen lauten Schrei; aber die Empfindlichkeit gegen Druck war cigenthümlicher Art; die Kranke beklagte fih ſchon laut, bevor die Hand nod) wirklich die Bauchdecken berührt, und ein fejter Druck bewirkte eher eine Verminderung, als Vermehrung des Schmerzes. Der Unterleibsfchmerg erſtreckte fich länas des ischiadieus nah Hinten und Unten, und. dieß trug nicht wenig zur Quaal der Kranfen bei. Mit diefen Symptomen war der Kopf etwas erleichtert; der Puls blieb fehr zufammendräddar und befchleunigt, mit einem deutz lichen fpigen Anfcylage; der Darm war fortwährend verftopft; der Urin durchſichtig, farblos und fehr reichlich. Nah dem frühbern Zuſtande und nad den eigentbümlichen Symptomen, bifonders der Störung des Darmcanals, wurde die Natur der Krankheit aleich erkannt. Die Kranke erhielt 15 Gran Rhabarber mie 5 Gran Galomel und ebenfoviel von einen aroma— tifhen Pulver und ein Lavement mit einer halben Unze Terpenthin— öl, 4 Dradyme Liqnor Opii sedativus und der hinreichenden Quan— tität Decoctum Hordei. Das Refultat war fehr befriedigend; eine große Quantität fehr übelriechender dunkler faeces und scy- bala wurden ausgelcert, mit augenblicklicher Erleichterung der drin— gendften Symptome. Bei'm Befuhe am näcdften Morgen Elagte die Kranfe nur nody über leichtes Kopfweh und einen Schmerz, weldyer im Verlaufe des ischiadieus binabiief. Auch diefe Sym: ptome wurden bald befeitigt. Durch forafältiae Beachtung des All: gemeinbefindens und des Zuftandes des Verdauungscanates erbolte fie fi bald und vollfommen und wurde zur rechten Zeit von einem gefunden Kinde entbunden. Bei hyſteriſchen Frauen find mir öfters Zufälle diefer Art, je: doch von geringerer Heftigkeit, vorgefommen, bei welchen indeß alle characteriſtiſchen Erfcheinungen aͤhnlich waren und ebenfo vafch wieder verfchwanden, als fie unerwartet aufgetreten waren. Immer war beträchtliche Störung der Verdauungsorgane dabei be— merkbar. In jedem Kalle, wo Störung des Sehvermögens vor⸗ banden war, zeigte fich diefe von derfelben Art, Unvellfommenpeit, Verwirrung mit Empfindlichkeit gegen Licht und nie von (anaer Dauer, obwohl die Symptome verfhwinden und wiederkehren koͤn— 80 nen. Ein harackeriftifcher Ball diefer Art wird von Herrn Dors rinaton, aus Manchefter, in der Medical Guzette 1839 — 1840, p- 833 mitgetheilt. Das Leiden begann mit einer eigenthümlicyen Empfindung im Kopfe und verwirrter, geftörter Gefihtsfunction am 21. Februar 1840. Herr Dorrington erzählt, daß er an biefem Tage zu einer 3Ojährigen Dame gerufen worden, welde in Gefahr geweſen ſey, einen apoplectifhen Anfall zu befommen, nachdem fie bereits ein Jahr lang viel an hyſteriſchen Zufällen gelitten habe. Als er zu ihr fam, erzählte fie, daß fie ein eigenthümliches Gefühl im Kopfe habe und mit beiden Augen undeutlih und verkehrt fehe, während jie mit jedem einzelnen Auge deutlich und regelmäßig zu fıhen im Stande fin. Das Geficht fah etwas roth aus; der Puls war 98; fe hatte Eeinen Schmerz, aber ein confufes Gefühl im Kopfe, Alte diefe Symptome zeigten ficy plöglicy bei'm Nähen. Der Darm: canal war feit zwei oder drei Tagen verftopft. Während Herr Dorrington noch bei der Krankın war, wurde das Sehvermö— gen wieder normal umd der Kopf frei. Ein Erampfitillendes Abs führmictel wurde verordnet. Am 22. trat die Gefihtsftörung wiederum cin, das Opiat wurde wiederholt; am Abende fah fie mit beiden Augen die Gegen: ftände zur Hälfte trüb. Mit jedem Auge allein ſah fie richtig, aber nicht deutlih. Das cigenthümtite Gefubl im Kopfe war vorhanden; die Augen faben normal aus; die iris war vollflommen beweglih. In diefem Zuftande blieb die Kranke zwei Tage, da der Unterleib ſehr verjtopft war, obwohl Eräftige Abführmitrel gegeben wurben. Am 25. Eonnte fie nahe, aber nicht entfernte, Gegenftände febenz; Darmausleerungen waren reichlich erfolgt; es wurden fifte faeces in betraͤchtlicher Merge ausgeicert. Am 26. wurde die Kranke aus der Behandlung entlaffen, nur mit leichter Trübung des Geſichts, welche ſich bald vollends ver— for. Später litt jie beträchtlich an hyſteriſchen Zufällen. 3H muß bemerfen, daß Herr Dorrington feine Empfinde lichkeit geaen Licht erwähnt, ein Symptom, weldes ich in diefen Fällen niemals vermißt habe. Etwas ähnliche Fälle, als Folge von Kopfverlegung wurden von Abernethy, Zyrell und Anz dern erwähnt und mit toniichen und antifpasmodifchen Mitteln geheilt. Ein junges, zartes Frauenzimmer von 17 Jahren, von aroßer nervöfer Grreabarkeit, mit Diepofition zu hyſteriſchen Zufällen, wurde mit ihrem Vater in einem Cabriolet umgeworfin. ie fiel auf ihren Vater und wurde obne eine Spur von Verlegung aufgehoben. Sie war ſehr erfchredt und befam bald darauf einen heftigen Anfall hyſteriſcher Zufälle, welche mehrere Stunden ans bielten. Hierauf Elagte fie über heftigen Kopfſchmerz, Schwindel, verwirrtes Geſicht und Hise im Kopfe, Reizbarfeit des Magens, große geiftige Deprefiion und Shlaflofigkeit. Ihr Arzt ließ ihr zur Ader, und jie befam von einem Verluſte von 8 Unzen cine Ohnmacht und biich lange in einem Zuftande von Lipothymie. Ale Symptome waren einige Stunden fpäter fehr verfchlimmert, und 48 Stunden danah war fie vollflommen blind. Nun wurde Herr Tyrell dazu gerufen. Diefer empfahl Rube, horizontale Cage, Vinum Ferri und bisweilen ein tonifches, antiſpasmodi⸗ ſches Abfuͤhrmittel. Bei dieſer Behandlung trat nach 48 Stunden wieder Lichtempfindung ein; allmälig bob ſich das Befinden, waͤh— rend ebenfo allmälig die Function der retina zurüdfehrte. Mehrere Monate fpäter batte fie einen Ruͤckfall, als ihr Vater fallirte, und davon wurde fie auch durch die forgfältiafte Behandlung nicht volle kommen bergeitellt. Herr Tyrell beſchreibt dieß zwar ale eine Kolge von Anhämie bei Ropfverlegung; mir fcheint es aber ur— fprünglich eine acute hyſteriſche Amauroſe gewefen zu feyn, welche durch die Blutentziebung verichlimmert wurde, Abernethy bemerkt in feinem Buche über Kopfverlegungen, daß bei nervöfen Patienten eine Kopferfchütterung mit nachfolgen: der Ohnmacht häufig zu Kopfſchmerz ꝛc. Veranlaffung gebe. Er führt zum Beweife den Fall von einer jungen Dame an, welche zu ihrer Erholung auf's Land aegangen war und mit dem Gabrio: (et umgeworfen wurde, in welchem fie ſich Bewegung machte, weil fie, wegen einer Art von rheumatischer Affection im Fußgelente (neuralaifcher oder bufterifher Natur?) am Geben gehindert war. Am fünften Tage nady dem Zufalle wurde fie ganz blind, Aber 91 nethy empfahl die Behandlung gegen nervoͤſe BiindHeit, und dabei wurde die Kranke ziemlich fchnell wiederhergeftellt. Howſhip bemerkt in feinen „hirurgiichen Verſuchen“, daß er zu einer 3jährigen Dame gerufen worden fey, welche mehrere Tage an eigenthümlihen Gefühlen im Kopfe und in den Gliedern gelitten hatte und über Störung des Sehyermdgens Elagte, wel: ches zeitweife ganz verloren war. In den Gliedern hatte jie ein eigenthämliches taubes Gefühl ohne Schmerz. Ihr Zimmer war verdundelt, obwohl fie mit dem einen Auge gar nichts fa) und mit dem andern nur undeutliche Lichrempfindung harte. Es zeigte jid) keine Spur von Entzündung oder Gongeftion; wenn die Kranke jedoch ihre Augen ſchloß, fo hatte fie die Erſcheinung eines Feuers balls mit beweglichen leuchtenden Gegenftänden. Lärm war ihr ſehr läftig; die Haut war blaß und kühl, der Puls Elein, weich und ruhig. Sie befam cin Blafenpflafter in den Naden, Blutegel an die Schläfe und, da bereits Stuhlgang vorbanden war, alle 4 Stunden 2 Sran Aireckjilberpillen mit EZ Gran Opium. Das Zim— mer wurde warm gebaltın. Am nädhften Zage war der Zuftand beträbrlich vermindert, die Kranke Eonnte mit einem Auge ziemlich gut fehen, und mit dem andern wenigftens zum Theil. Der Kopf war viel befer, aber die Kranke beklagte ich über einen unanges nehmen Geſchmack im Munde. Dieſe Behandlung wurde einige Zage fortgefegt und befeitigre alle Zufälle. Es folgte Herftellung des Gefichtsvermögens , des Gefühls und der Kraft im ganzen Körper. Auch bemerkte fie, daß nun ihr Geift wieder zum norma— len Zuftande zurüc.hrte, indem fie, was ihr jest erft Elar wurde, vorher an Nichts, was um fie gefprodyen und getban wurde, gehoͤ— rigen Antheil nahm. Bei einem Verfuche, vorfihtig auf ihr Ge: müth einzuwirken, brach fie fogleich in Thränen aus, zum bins länglihen Beweife, daß die Gemütheftimmung den normalen Zu: ftand zeigte, Dieß ſcheint mir ein fehr deutliher Kal von Amau— rofe in Folge allgemeiner nervöfer Affection, und ih Eann Dom: fhip nicht beiftimmen, wenn er den Fall als congejtive Blindheit bezeichnet. Folgenden Fall beobadjtete ih im St. Bartholomäus: Hofpiz tale. Eine Frau von mittlerem Alter war fhon vor einiger Zeit, wegen acutem Rheumatismus mit Dergaffection, aufgenommen und auf geeignete Weife geheilt worden. Sie wurde auf's Neue aufs genommen wegen Schmerzen in den Gelenken, welche man, mit KRücjiht auf das frühere Leiden, als rheumatifche mit Colchicum behandelte. Es ergab fih, daß fie früher zu hyſteriſchen Zufaͤllen fehr geneigt gewefen war, und man nahm hieraus und aus den vor— bandenen Symptomen Beranlaffuna, vom Colchicum zur Valeriana überzugehen. Sie giebt an, daß fie an einem Montage zuerft auf beiden Augen das Geficht verloren und an großer Empfindlichkeit gegen das Licht gelitten habe, was beinahe bis zum Ende der Woche dauerte. Der Anfall begann mit heftigem Stirnfchmerze, einem einbohrenden Drucke über beiden Augenbrauen (elavus); das Gefiht wurde auf beiden Augen geftört, unvollkommen; es gefellte fi) große Empfindlichkeit gegen das Licht hinzu, die Augenlider wurden Erampfbaft aefchloffin, der Augapfel bei jedem Verſuche einer Unterfuhung nah Dben und Außen gerollt; die Däute des Augapfels fchienen normal, doch wurde die conjunetiva lebhaft fharlabroth, wenn fie dem Lichte ausgefegt wurde. Die amauro: tifche Störung war von dem Gefühle des globus hystericus, von häufigen Schluddewegungen und von einem Gefühle von Erſtik— fung begleitet. Dem Anfalle ging eine beträchtliche Reizung der primae viae voraus, es war Diarrhöe und fehr übelriehende Stuhle ausleerung vorhanden. Das Leiden wurde in wenigen Tagen dur) eine milde Einwirkung auf Secretionen und Ercretionen gehoben, obwohl etwas Empfindlichkeit gegen das Licht noch einige Tage bis zur vollkommenen Derftellung fortdauerte. Diefer Fall ift als reine acute hyfterifche Amaurofe zu betrach— ten. Es geben byfterifche Erſcheinungen voraus, es tritt plöglich Amaurofe mit Empfinblichfeit geaen das Licht auf beiden Augen ein, und dieß wird bald durch milde Mittel befeitigt, während der cla- vus und globus hysterieus während der ganzen Dauer des Leidens vorhanden waren und in den Functionen der Gebärmutter eine Störung nicht bemerkt werden konnte. Hier, wie in andern Fäls ten, wichen die Symptome bald milden Abführmirteln aus Mercu— 92 rialien mit oder ohne Lavements und antifpasmodifhen Mitteln. Locale Behandlung iſt felten erforderlich, und follte ſie nöthig wer— den, fo würden Blafenpflafter hinter den Ohren noch am günjtig: ften wirken. j Chronifche hyſteriſche Amaurofe. ) Ich beginne hier am ziwectmäßigiten mit der Mittheilung eines Falles diefer Art, welcher nibt complicirt war und dahır das befte Bild, von diefem Zujtande giebt, Eine 22jährige Frau von fanguinifch « melanchetifhem Tempe— ramente, bon nervöfem Ausfehen, welche früher oft an hyſteriſchen Zufällen gelitten hatte, befam ein Leiden, welches einigermaßen einer chroniſchen retinitis glih. Sie Elagte über unvollEommenes nes Sehvermögen auf beiden Augen, große Empfindlichkeit gegen Licht, heftigen umfchriebenen Schmerz, einen Druck über den Aus genbrauen, bisweilen, jedoch filten, über helle und dunkle spectra, befonders wenn fie in ein helles Zimmer trat, oder einen weigen Gegenftand, der das Licht ſtark reflectirte, anfah. Bei der Unterfuhung fand fi, daß die Augenlidmuskeln ſich Frampfhaft bewegten, daß die Augen ftark thränten, und daß große Empfindlichkeit gegen das Eicht vorhanden feyz dagegen war feine ungewöhnliche Gefäßentiwicetung zu bemerken, noch fenft eine anos male Textur; die Pupillen waren contrahirt. Bei Einwirkung des Lichtes auf das Auge wurde daffelbe lebhaft roth, und das Beſtre⸗ ben, die Augenlider zu fchließen, war ebenfo ftarf, wie bei ſcrophu— löfer Lichtſcheu. Das Leiden beftand, mit einigen Schwankungen, bereits mehrere Monate, und dennoch waren alle Gewebe von nor— maler Durdfichtigkeit und WVascularität. In Bezug auf das Alle gemeinbefinden gab die Kranke an, daß fie fehr nervös ſey und von geringen Urſachen Leicht aufgeregt werde. Sie Elagte über die cha— racteriftiihen Erfcheinungen tes globus hystericus; der Puls war gewöhnlich befchleunigt und ſchwach, bisweilen, befonders wenn die Kranke eben in’s Bett gegangen war, trat Derzklopfen ein. Die Bunctionen des uterus waren, obwohl übrigens normal, doch etwas unregelmäßig. Der Zuftand der Verdauungsoraane war gut. Sie erhielt Arzneien in Bezug auf die Menitruationsftörung und aus ßerdem tonica, milde Abführmittel mit antifpasmodifchen und reis zenden Zufägen, Aloe und Myrrhe und die zufammengefegten Galz banumpillen. Dertlid wurden Blutegel, Blafenpflafter und adftrin- oirende Augenwaffer angewendet. Mir häufigen Befferungen und Verſchlimmerungen zog fih die Behandlung mehrere Monate hin, und Hi Symptome dauerten noch im Sommer 1840 unveräns dert fort. Dieß ift einer der erften Fälle der Art, welcher mich fpecieller auf diefes Leiden aufmerkfam machte. Sch muß bemerken, daß in vielen ähnlichen Fällen die Kranken jede Störung der Uterusfuncz tionen vollfommen in Abrede ftellten. Zur Beftätigung meiner Ans fihten will ich hier einen Fall mittheilen aus Dr. Hull’s Curso- ry notes, p, 243 . welchen derfelbe als ein Beifpiel anführt, daß man den Kranken nicht immer die Wahrheit fagen mülfe. Fall Miß B., eine zarte und gefteidte junge Frau, hatte feit mehreren Jahren heftige hyſteriſche Anfälle, in denen fie fi fogar tief in die Schulter und Arme 2c. gebilfen hatte. Diefe Zus fälle liegen nach, und an ihrer Stelle trat Ambiyopie auf. Sie wurs de von einem Fehr unterrichteten Wundarzte behandelt ; aud) war ihre Geſichtsſchwaͤche bereits im Abnehmen; dabei fagte ihr nun ein Opticuß, bei welchem fie jih eine Brille fuchte, daß ihr Ger fibt ganz ſchwinden werde, und daß fie in ein oder zwei Jahren vollfommen erblindet fen. Dieß betrübte fie tief und auf eine hoͤchſt nachtheilige Weife. Sie bekam Diplopie mit dem rechten Auge. Eonnte Feine Zeile mebr leſen, befam Augenfchmerzen, Pho— tophobie und verlor die Herrfchaft über die Bewegungen der Augen. Symptome Die characteriftifben Merkmale dieſer Form von Amaurofe find: Erampfbafte Gontraction der Auaenlider, bez fonders bei hellem Lichte, Lichtſcheu, IThränenfluß. Erampfhafte Schließung der Augenlider bei Unterfuhung des Auges; hebt man das obere Augenlid in die Höhe, fo findet man, daß fich der Auge apfel, um die retina der fihmerzhaften Einwirkung des Lichtes zu entziehen, nad) Oben und Außen wendet. Der Augapfel ſelbſt iſt unverändert; es zeigt ſich Feine Gefäßentwidelung, außer wenn 93 ein ſtarkes Licht längere Zeit eingewirkt hat, in welchem Kalle ſich eine. vorübergehende Ichhafte Roͤthung der conjunetiva einſtellte. Die Affection berrifft immer beide Augen zugleih. Die Pupillen find contrahirt, und zwar entiprehend dem Lichtgrade und der Empfindlichkeit der retina. Bei dem Wechſel von Licht und Dun: kel iſt die iris vollfommen beweglich, wie überhaupt die iris in jeder Beziehung normal erfheint Der Glastörper ift von gefunz der Befchaffenheit, der Augapfel weder ſchlaff noch gefpannt, ohne grünlide Zrübung. Linfe, Hornhaut und Decemetfhe Hant find normal; es leider daher bloß die retina, die conjunctiva und fynıs pathifch die Thränendrüfe und der Orbicularmuskel an Erankhafter Empfindlichkeit. Die Patienten beflagen fich befonders über Geſichtsſchwaͤche und große Empfindlichkeit gegen das Licht, weiche beiden Sympto⸗ me immer genau von einander abhängen, Zuerſt fiebt die Kranke einen Gegenjtand undeutlich, wie im Nebel, bald aber wird durch die gefteigerte Senjibilität der retina, den Thränenfluß und die trampfhafte Schließung der Augenlider das Geficht ganz aufacho: ben. In der Dunkelheit vermindert fih die Empfindlichkeit gegen das Licht, jie verſchwindet aber nie gang, und das Geſicht bleibt immer unvolllommen, obgleidy es fid etwas bujfert; im Sonnins fchein oder in einem hei erleuchteten Zimmer fehen die Kranken wenig oder gar nicht und Eneifen die Augen zu, mie bei ferophu: löfer Photophobie Helle oder dunkele spectra find ungewöhnlich und fommen nur vor bei'm Betrachten heller, glängender Gegen— ftände oder bei'm Eintretin in ein bellerleuchteres Zimmer, aber niemals wird dabei der Kranke gejtört, wie bei retinitis; aud) ift der Augapfel ſelbſt nicht ſcmmerzhaft. Außerdem finder man die allgemeinen und localen Erſcheinungen der Hpfterie, gewohnlich einen umſchriebenen Schmerz über den Augenbrauen, globus hyste- ricus, häufiges Schluden, große Erregbarkeit des Nervenfyitems, hyſteriſche Gonvuljionen, coma oder Gatalepfie, wobei die Kranken ct große Quaptitäten durchſichtigen, farblofen Urins auslveren. Die Stimmung folher Kranken ift ſchwankend, die Verdauung häufig etwas geftört und von Borborygmen und Flatulenz begleis ter. Die Urerusfunction kann geftört feyn; fie kann ſich aber aud) normal verbalten. Meine Anficht über die Pathologie diefer Zufälle ift, daß die Amaurofe ein durchaus locales hyſteriſches Leiden ift, ähnlich wie die nervöfen Veränderungen in der Haut über dem Ruͤckgrate oder an andern Körperftellen, wodurch Gelenkfrankbeiten fimulirt wer— dın Eönnen, welche Anfangs von ver Hyſterie abhängen, aber aud) localifiit, unabhängig werden Fönnen, ganz in derfelben Meife, wie die localen Affectionen eines acuten Nheumatiemus Anfangs nur locale Aeußerungen einer allgemeinen Krankheit find, mit der Zeit aber unabhängig werden und endlich die deforganifirende Einwir— fung gewoͤhnlicher Entzündung haben, was nie vorkommt, jo lange die Affectionen noch ihren abhängigen fpecififichen Character haben. Mo daher die Amaurofe als fpecififches Leiden erfkeint, da bat eine etwa vorbandene locale Rıizung, fie mag im Darmcanale oder im uterus ibren Sitz haben, keine andere Bedeutung, als die eines Erreaunaemitte/s für die Eyfterifche Affection des allgemeinen Ner— venſyſtems, worauf das focale Eymptom berubt Hiernoch ift alfo die Amaurofe von der Hyfterie abhängig und achört zu den uns zähligen localen Störurgen dirfer proteusartigen Krankheit; die localen und allgemeinen Symptome find aber Eeineewegs beide von einer Darm = oder Urerusaffection abzuleiten, da die Hyſterie richt nothwendig mit einem localen Reize verbunden ift, und die Amaus roſe nicht ale cinfad; fompatbifches Leiden betrachtet werden Tann. Diagnofe. Diefe ift auf die vorausgebenden und bealeitens den Störungen, auf die Gonftirution der Kranken und auf die Ei: arntbümlichEeit der Enmptome zu gründen. Diele E’gentbümlid: keiten will ich kurz anführen, muß dabei aber vorausſchicken, das jede derfelben durch die vyſteriſche Gonftitution modificiet merden kann, fo daß anomale Symptome entſtehen, welche ſich mit den Eymptomen cines fnmpathifchen Leidens verbinden und dieſem das Ausfeben eines hoſteriſchen Leidens geben Finnen. Ich will zuerft die unterfcheidenden Merkmale bufterifcher Amaurofi und fompatti: fiber Uterus» oder Abdominal:Amaurofe anarben und dann dirjeriz gen anführen, wodurd die beiden letztern zu unterſcheiden find. 94 1) Bei fompathifker Amaurofe geben Uterus: oder Abdomi: nal:Rrizungen der Entwidelung der Amaurofe voraus; die Zeichen ſolcher Reizungen find entweder acut, oder chronifch ; bei bpfteris ſcher Amauroſe dagegen findet nicht nothwendig eine Verbindung mit Uteruss oder Abdominalftörung ftatt. Sie kann ganz fehlen, vorausgehen oder nachfolgen, wirkt aber immer nadıtheilig auf das allgemeine Leiden zurüd, 2) Der Bertuft des Gefichtes bei fompathifher Amaurofe kann vollftändig oder partiell, intermittivend oder permanent ſeyn und nicht norhiwendig , ja nicht einmal gewöhnlich, von Kichtfcheu oder allgemeinen byiterifchen Symptomen oegleitet feyn. Bei hy— fterifher Amaurofe findet ſich, nah meinen Beobachtungen, immer div größte Lichtſcheu, Erampfhaftee Schließen der Augen, globus hysterieus uud Freiheit von den gewöhnlichen Zeichen der Amaurofe, 3) Bei den fompathifchen Formen ift meiftens nur ein Auge afiicirt. Gewöhnlich bemerkt man Gefäßcongeftion in den Häuten des Auges, Blutandrang nach dem Kopfe, oder paflive Hyperämie bei chronifchen Leiden, daher Kopfihmerz, Schwere dis Kopfes, Nıigung zum Schlaf, häufig tiefer Schlaf mit Schnarcyen. Die Hirnfunctionen jind geftört, korperliche und geiftige Anftrengungen nicht ausführbar; das Seficht ift aufgetrieben, bieweilen livid, und die Garotiden pulfiren Frankhafr, oder die Jugularvenen find aufgetricz ben. Bei der byfterifchen Amaurofe find immer beide Augen gleiche zeitig afficirt; der Kranke Elagt über clavus über der Augenbraue, während allgemeiner Kopfſchmerz und Hirncongeſtion verhältniße mäßig gering find. 4) Eolten die fympathifchen Formen chroniſch und von Richt: ſcheu bealiter feyn, fo wird die Diagnofe dadurch unterftügt, daß unter allen Umftänden die Zunction der retina bleibend und in weit höherem Grade aufgehoben ift, als dieß jemals bei reinen Formen chroniſcher hyſteriſcher Amauroſe vorkommt, während faft ohne Ausnahme Strabismus oder irgend ein anderes complicirendes Symptom vorhanden ift. 5) Sympaͤthiſche Amaurofe ift nicht felten mit bleibendem Etrabiemus complicirt, einer Affection, welche wie ich glaube, nies mals als Form einer hyjterifchen Amaurofe vorfommt, oder wenn fie irgend einmal vorfäme, fiber mebr Erampfhafter Art fiyn und zur zuweilen in Zolge von Aufregung oder Ermüdung tintreten würde, Eine Störung entfernt liegender Organe, wie des Darmcana: les oder des uterus, beranlaffen ſympathiſche Krankheiten entweder direct durd die Blutgefäße, durch Congeſtion, melde veranlaßt wird durch Verminderung des Nerventerus der Blutgefaͤße an der Stelle felbft und durd Veränderung der vitalen Beziehung zu den umgebenden Tbeilen; dadurch wird das Verbaͤltniß des Blutdruk— fes und des Widerftandıs der Blurgefäßwandungen geftört; die letztern geben nach, fir werten ausgedehnt, und die Gefäße enthalt: ten cine zu große Menge Blut; cder, im Gegentbeil, diefe ſympa— tbifchen Rranfheitsformen werden nur vor den Nerven aus hervor— gerufen und alerann ift die eigentliche Wirkungeweife weit dunkler. Sympathiſche Abtominalamaurofe entfteht meiftens auf die erfte, fompathifche Uterusamaurofe auf die zweite Weiſe. Die Diagnofe der beiden letztgenannten Formen ift felten ſchwierig: die primäre Urfache geht voraus und ift bei einer ge- nautren Unterfuhung immer zu entdicken. Die Amaurofe von Störungen im Darmcanale oder in iroend cinem angränzenden Organe ift häufig acut, fie tritt piöglich ein, nach cinem Anfalle von Dyspepſie oder dem Genuffe unverdauficher Speifen; die Blinde beit ift alsdann ganz oder beinahe vellkommen; die Yupillen find eriveitert und unbeweglih, es find spectra, Strabiemus und frank: baftes Zwinkern vorhanden. Diele Sympteme verfchwinden ebens fo raſch, alö fie entſtanden, oder fie geben auch allmälig vorüber und werden bisweilen fegar chroniſchẽ häufiger find fie non kurzer Dauer, oder zeigen fich als periodiſche Affectionen. Sympathi— fhe Amaurofe von Uterusaffection zeigt ſich felten oder niemals als acutes Leiden; es neben Uterusfomptome voraus; die Blindheit zeigt ſich allmälia, bisweilen nur ouf cinem Auge und ift begleitet von Gontractien der Pupille und Lichtſcheu; der Kranke Elagt gt: woͤhnlich über Mückenfehen, geftörten, krankhaften Appetit, Neigung 95 zu Froͤſteln und Ohnmaͤchtigkeit, Stienfhmerz und noch häufiger heftigen Hinterhauptſchmerz. Bei der chroniſchen Korm der nicht vom uterus abhängigen ſympathiſchen Amaurofe find die Pupillen erweitert, die Bewe— gungen der iris traͤgz die conjunctiva ift durch Gongejtion geroͤ— thet, wie überhaupt Kopfcongeftionen vorhanden find; es findet ein Verlangen nad Licht ftatt, bei welchem das Gefiht am beiten ift. Bei der Uterusamaurofe find die Augentider Erampfhaft gefchloffen ; die Augen thränen, und die Häute derfelben werden von hellrother Farbe, wenn fie einem ftarken Liht ausgefegt find. Dieß verhin— dert ganz und gar jede Uebuna der Kunctionen der retina. Die Störung, des Allgemeinbefindens ift bei beiden Zuftänden wefentlich verfihieden. Bei Abdominalamaurofe wird die Haut grau und trocden, die Hautfarbe ſchmutzig und vertrodnet, die conjunctiva von [hmugig gelber Färbung ; die Zunge ijt mit einem fehmugigen Belege bedeckt; die fauces fecerniren einen zähen, feſt anhängenden Schleim, welcher häufige Anftrengungen zu feiner Befeitigung ver— anlaßt; der Athem ift übelriehend , die Zunge und Wange ange— ſchwollen, mit Eindiücen von den Zähnen, der Appetit gefräßig, der Geift verftimmt, die Darmfunction unregelmäßig; häufig zeigt fih ein Schmerz in einer oder beiden Seiten und ein fymparbifcher Schmerz in der Schulter, Bei der Uterusamaurofe ift der Blut: lauf erregt; das Zemperament ift reizbar, und das Herz wird durch Anftrengung oder durd) geiſtige Affection Leicht aufgeregt. Das legte diagnoftifche Zeichen Liegt in der Verfchiedenheit der erregen— den Urfachen, der Etörung der Darmfunctionen oder, im Gegentheil, der UÜterusfunctionen. Sollten diefe gemeinſchaftlich vorkommen, fo würden fie auch wahrſcheinlich beide zur Entftehung der amau— rotifhen Symptome beitragen, und dann mürde die Amaurofe an dem Character beider Theil nehmen. Das Vorkommen der Hirn: congeltion ift beiden gemeinfhaftlich, wiewohl fie, wie bemerkt, bei der Nicht:Uterusform gewöhnlicher ift. (Schluß folgt.) MNMiscellen Ueber das acute delirium, weldes in den Irren— anftalten vorfommt, bat Herr Brierre de Boismont der Königl. Academic der Heilkunde, zu Paris, cine Abhandlung überreicht, welche, nad) folgendem kurzen Auszuge, weitere Beob: achtungen veranlaffen wird. Die älteren Aerzte, welche diefem de- lirium den Namen frenesie, Wuthanfall, gaben, haben es nicht zum Gegenftande einer befonderen Bearbeitung gewählt, Die neuern Aerzte haben es als eine meningitis, oder meningo -cephalitis, be: trachtet. Das acute delirium hat einige der Geiftesitörung eigene Symptome; aber es unterfiheidet fich von diefer durch die Schnel: ligteit feines Verlaufs und durch einige ihm eigenthümtiche Sym— ptome. So haben die Kranken Fieber; fie find entweder lärmend z wuͤthend, oder dumpfz=ftill; ihre Aufmerkſamkeit Eann faft nie, auch nur augenblicklich, fixirt werden, ebenfo wie in der Manie; meift haben fie eine unuͤberwindliche Abneigung gegen Flüfjigkeiten, und einige fterben, ohne 10 bis 12 Tage hindurch etwas zu ſich genom— men zu haben, Die Kinnladen und der oesophagus find oft der Sitz eines fehr deutlichen Aneinanderfhließens und Zufammenfchnü: 96 rens. Mehrere haben Sinnestäufhungen und Hallucinationen, Die Augen haben einen gleihfam himtüdifhen Blick; genen das Ende der Krankheit und zuweilen von ibrem Anfange an, find fie mir reichlihem citerförmigen Schleime gefüllt. Der übele Geruch des Athems und der Zranfpiration ift oft fo ftarf, daß man Fen— fter und Thuͤren offen halten muß. — Das acute velirium uns terfcheidet fih von der meningitis duch Abmefinbeit von Ropfe ſchmerz, von Scerereden, von Erbrechen und vorzüglich, weil es ſich faſt nie mit paralysis endigt, — Die keihenöffnung giebt in einer gewiffen Anzahl von Fällen gar keinen Aufſchluß; in anderen läßt fie nur eine einfache Injection der Gefäße, oder einige der Verletzungen durch allgemeine paralysis wahrnehmen. — Die Ur: ſachen des acuten delirium haben die größte Analogie mit denen der Geiftesftörung. — Die Behandlung ift nach den Fällen vers fchieden. Arderläffe erfordern große Vorſicht. Die beften Mittel find Bäder, acht, zehn, zwölf Stunden forracfegt, verbunden mit Ealten Beg’eßungen. AUbleitungemittel befommen in manchen Fäle len. Ebenfo verbält cs fich mit Moſchus, Campher, China. Meh— tere Kranke werden hergeftellt, wenn jie ganz jich felbft überlaffen werden. Heftiger Schienbeinfhmerz durch einen Eine Thnitt gehoben. Ein 3Sjähriger Mann Fam eines Abende mit Schmerzen längs des Echienbeines, welche bald den Äußerften Grad erlangten, wobei es dem Kranken vorfam. ald wenn etwas Lebens diges auf dem Knochen hin und her Eriehe. Es fand fich jedoch weder Röthe, noh Gefhmwulft , nody Spannung der Haut. Der Sthmerz war anhaltend, obwohl alle ſechs Stunden periodenmweife heftiger ; dabei ftarkes Fieber, harter voller Puls von 120. Allges meine und locale Blutentziehungen, Abführmittel und Mercur, Wiederholung der Biutegel, erweichende Umfchläge, Brechweinftin und endlich große Dofen von Mercur blieben ohne Wirkung; «8 ftellten fih Symptome von Hektik ein, der Magen hielt feine Nahe rung bei fih, Schlaflofigkeit, felbft bei Opiumgebrauh, auffteigene de Hige mit Palpitationen, local immer noch Feine Spur von Ente zündung. Nun wurde ein 6 Zoll langer Einſchnitt bis auf die tibia durch das Perioſt gemadıt, was fogleih den Schmerz beſei— tigte, fo daß, als ein Breiumfchlag übergelegt war, der Kranfe fhon im Verlaufe einer Stunde einſchlief. Er Eonnte nun fogleich Präftige Diät erhalten; in vierzehn Zagen war er fo weit herges ſtellt, daß er feine Gefhäfte wieder anfangen Eonnte, und die Wunde Heilte ohne Störung zu. (The Lancet, 15. Nov. 1841). Ein aͤhnlicher Fall wird in der darauffolgenden Nummer derfelben Zeitfhrift vom 27. November 1841 mitgetheilt. Ein 50jaͤhriger Mann, welcher am Rande eines Waldes wohnte, bes fam im untern Theile der tibia die heftigften Schmerzen, welche, trog aller Mittel, vierzehn Tage lang unverändert anbielten und bereits die Wirkung batten, daß die Kräfte des Kranken fanfen, Der Fuß fah gang normal aus. Es wurden endlich drei große Einfchnitte längs der Sehne des tibialis anticus zur Zrennung des Periofteums gemacht, worauf, nach Application eines Breium— ſchlags, die Schmerzen ſogleich aufhörten, fo daß der Kranke volle fommen geheilt war. Nekrolog. — Der franzöfifhe Chemiker, zweiter Direcs tor der Ecole de Pharmacie zu Paris, Herr Joſ. Prelletier, iſt geftorben. Bibliographische Neuigkeiten. Problem of Population and Subsistence. MD, etc. Paris 1842, 8, Esquisses entomologiques, les plus remarquables, Tours 1842. 12. M. K. By Charles Loudon, ou Histoire naturelle des insectes Par M. labbé J. J. Bourasse. Clinique iconographique de l’höpital des Veneriens: recueil d’observations sur les maladies qui ont été traitees dans cet höpital. Par P. Ricord. 1.2. 3, Livr. Paris 1842, 4 Sede mit 3. Taf. On the Nature and Treatment of Disease, By S. W. Tilke. London 1842, 8. — — — —— Üeune Motizen audß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalratbe Froriep zu Weimar , und.dem Medicinalrathe und Profefor Froriep ju Berlin, N°- 491. (Nr. 7. des XXIII. Bandes.) Juli 1842. Gedruckt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel coloriıte Abbildungen 6 gÖr. Aut Mr Unterfuchungen über das Sehen. Bon Herrn v. Haldat. Da da8 Auge uns das deutliche Bild der durch par: allele, convergirende und divergirende Strahlen dargeftellten Gegenftände überliefert, und da Eein anderes optifches Sins ſtrument, wenn man die Anordnung feiner Theile nicht mo— dificirt, dieß zu leiften fähig ift, fo entfteht die Frage, wor: in der Grund diefer merkwürdigen Eigenſchaft zu fuchen fen? Die Beantwortung derfelben hat ſich der Verf. bei feinen Verſuchen zum Ziele gefeßt. Die meiften Phyfiologen, wel— he ſich mit diefem Gegenftande beſchaͤftigt haben, betrachte= ten das Auge als ein optifches Inſtrument und nahmen an, um die in der Wirklichkeit vorhandenen Refultate hervorzus bringen, müßten in der Anordnung der Theile des Auges ähnliche Veränderungen ftattfinden, wie die, welche man bei den Eünftlichen optifchen Inſtrumenten eintreten läßt. Waͤh— tend jedoch manche darunter die Urfache der Erfheinung in die Veränderungen feßten, welche, ihrer Vermuthung nad, in ber Geſtalt der durchfichtigen Hornhaut vor ſich geben, fhrieben andere biefelben der Verſchiebung der Cryſtall⸗ linfe zu. dunctionen ber durchfichtigen Hornhaut. Der Verfaffer hat zuvörderft die Hppotbefen in Betreff ber Veränderung in der Form der Hornhaut beleuchtet und die Ungegründerheit derfelben dadurch dargelegt, daß er die Unfähigkeit der Muskeln, von welchen man behauptete, fie bewirkten diefe Veränderung in der Geftalt, ein folches Ne: fultat herbeizuführen, nacdgemwiefen hat. Diefe Unfähigkeit ergiebt fih: 1) aus der faft abfoluten Nichtzufammendrüds barkeit der im Augapfel enthaltenen Flüffigkeiten, ſowie aus der Zähigkeit der fie umhüllenden Membranen; 2) aus der in dieſer Beziehung fehr ungünftigen Anfügung der Muskeln und der gänzlichen Abwefenheit eines Stüßpunctes, von welchen aus der Drud ausgelibt werden fönnte; 3) aus der Unterfuchung des Volumens diefer Muskeln, nach wel— chem ſich doc) die Kraft diefer Art von Organen im Allge— meinen richtet, da, diefer Unterfuchung zufolge, die fraglichen No. 1591, kunde Muskeln nur einen Drud von etwa 500 Grammen aus: üben fönnten, während man, um an einem Schoͤpſenauge die geringfte Formveränderung der durchfichtigen Hornhaut zu bewirken, einer Kraft von ziemlih 3 Kilogr. bedarf. 4) findet man noch einen, gegen die Hypotheſe der Verändes rungen in der Geftalt der Hornhaut fprehenden Grund das tin, daß leßtere, fobald der Drud die Stärfe von 14 Kilos grammen erreicht, welche doch erft die Hälfte derjenigen iſt, die zur geringften Weränderung in der Gonverität diefer Membran gehört, eine mildhartige Farbe annimmt; 5) fpricht gegen diefe Hppothefe die directe Beobachtung mittelft eines Mikroſcops, das eine 26fache Vergrößerung nah) einer Dis menfion bewirkt, und deffen Are in der Richtung einer Zans gente der Gonverität der Hornhaut liegt, daher die Abaͤn— derungen in diefer Gonverität nicht unbemerkt bleiben koͤnn— ten, wenn dergleichen bei dem abmechfelnden Sehen nad nahen und fernen Gegenftänden wirklich ftattfänden; denn wenn die Phyfiologen diefelben auf ein 1 — 2 Millimeter ſchaͤtzen, ſo müßten fie unter einem Mikroſcope der fraglis hen Art als folche von 25 bis 50 Millim erfcheinen, Gegen die Hppothefe in Betreff der Veränderungen in der Converität der Hornhaut zeugt noch directer das Reſul—⸗ tat eines Verſuchs, bei welhem die durch die Hornhaut zu— rüdgeftrahlten Bilder der Gegenftände in demfelben Mikro— fcope aufgefangen wurden, Da die Ausdehnung diefer Bil— der von der Gonverität diefer zuruͤckſtrahlenden Membran ab— hängt, fo wird offenbar durch den Umftand, daß diefe Bil- der beftändig gleich groß bleiben, bewiefen, daß die Hornhaut ſtets diefelbe Gonverität oder überhaupt Geftalt beibehält; und da diefe zurüdgeftrahlten Bilder oder gewiffe Theile derfelben jtet8 genau zwifchen die Haarfäden des Oculargla— ſes gebracht werden Eönnen, fo ift bei diefem Verſuche eine Taͤuſchung ganz unmöglid). Sunctionen der Cryftalllinfe. Da auf diefe Meife der durchſichtigen Hornhaut die ihr zugefchriebene Rolle abgenommen worden, fo mußte der Grund der fraglichen Erſcheinung in der Einrichtung der 7 99 Eryftalltinfe gefucht werden, welche außer allen Eigenſchaften der Eünfttichen Linfen noch eine ihr ganz eigenthümliche bes fist. Dee Verfaſſer mußte zableeihe Unterfuhungen über die Gejtult, die phyſiſchen Eigenfchaften ꝛc, diefes Drganes anftellen und wide, wie dieß feinen Vorgängern geichehen, wabhrjcheinlih nur zu einem un icern Reſultate gelangt ſeyn, wenn er nicht mit der Cryſtalllinſe directe Verſuche gemacht bätte, duch welche allein, wie es ſcheint, eine fihere Kennt niß der optifhen Cigenfchaften derfeiben gewonnen werden kann. Aus diefer Unterfuhung ergab fih nun, daß die feifche, wohlerbaltene Cryſtalllinſe eines Ochſenauges die par: allelen, convergirenden und Ddivergirenden Strahlen, inners halb gewiſſer Graͤnzen in Betreff ihrer Richtung, fämmtlid) in demfelben Brennpuncte vereinigt. Hiervon überzeugte fih der DVerfaffer, indem er ein Bündel Sonnenftrahlen von verfchiedenen Nihtungen durch eine in einem paffenden Ge: ſtelle befindliche Cryſtalllinſe ftreihen lief. Die Reſultate, welche er auf diefe Weiſe, thrils allein, theils in Geſellſchaft competenter Beurtheilee zu wiederholten Malen erlangte, ſetzen die Nichtigkeit feiner Beobachtung außer allen Zweifel, fo daß dieſer Punct ein für allemal als erledigt betrachtet werden Eann. Die Hppothefe rudjichtlich der Werfchiebungen der Cryſtalllinſe hat er weiter nicht duch directe Verſuche zu prüfen unternommen, weil diefelbe, nachdem die fragliche Eigenfhaft der Cryſtalllinſe feitgeitellt war, als durchaus überfläffig erſchien. Aus der Arbeit des Werfaffers ergeben fich alfo nach: fiehende beide Huauptfolgerungen: 1. Dix die Geftalt der durchſichtigen Hornhaut uns veränderlich ift, fo kann fie auf die Fähigkeit des Auges, fich den verfchirdenen Richtungen der Strahlen behufs des deutz tihen Sehens anzupaffen, Eeinen Einfluß aͤußern. 2. Da die Cryſtalllinſe in Betracht ihrer eigenthuͤm—⸗ lihen Structur die befondere Eigenſchaft befist, Daß fie Strahlen verfbiedener Richtung in demfelben Brennpuncte vereinigt, fo ift fie al das Huauptinftrument des Sehens zu betrachten. (Comptes rendus des seances de lAc. d. Sc. T. XIV., No. 22., 30. Mai 1842.) Ueber die geologijchen Revolutionen, die ſich in den mittleren Provinzen Nordamerica’s ereignet haben. "Auszug aus einer Abhandlung des Herrn v. Caftelneau, Die Epohe, auf welhe ih bier aufmerkfam zu machen gedenfe, entfpricht der geologifchen Revolution, wel cher die Gegend von Canada ihre gegenwärtige Geſtalt verz dankt, d. h., der Mevolution, welcher die großen Seeen ihre Entitehung verdanken. Diefe Canadifhen Seren bilden eine fih von Weſten gegen Dften ziehende Kette. Nur der Michigan: See ſcheint von diefer Regel eine Ausnahme zu maden, da fein Strih von Norden gegen Süden, mit eis ner Eleinen Abweihung nad MWeften, lieg. Cüdlih von der Südſpitze dieſes Seees erſtrecken fih die weiten Prai— rieen von Sllinois, die auf der einen Seite bis an ben 100 Ohio, auf der andern bis an den Miffifippi reichen. Diefe Prairieen beftehen durchaus aus tiefem, auf Urkalk lagern— den Altuvialboden. Nur an einzeinen Stellen findet man zahlreiche zerftreute Bloͤcke (Zündlinge), deren Geftein dem Urgebirge angehört, und die wenigſtens 100 Lieues weit fortbewegt worden ſeyn müffen. Alles deutet darauf hin, daß diefes weite Gebiet einft das Beden eines Seees gewpfen fen, welches weit umfangss teicher war, als die gegenwärtig dort anzutreffenden. Naͤ— hert man fih dem Miffifippi, fo werden die Beweife diefer Erfheinung, welche bereits von dem berühmten Reiſenden Skoolcroft beigebracht worden find, immer auffallender:: „Sn der Vorzeit, bemerkt Schoolcroft, „fand der Mif: fifippi in der Gegend des Grand Tower in jeinem Laufe ein Hemmniß, wodurch deffen Waffer aufgehalten und bis zu einer, fein gegenwärtiges Niveau um 40 Meter übers fteigenden Höhe getrieben wurde.” So viel ift gewiß, daß überall, wo die Felfen gegen den Fluß bin fteil abfallen, man an ihnen bei 32 Meter Höhe eine Reihe von parallelen oder fanft gegen Norden geböfhten MWafferftreifen bemerkt. MW nn wir nun unfere Uufmerkiamkeit auf die geologiz ſche Bildung der nördlichen und weltlichen Ufer des Huros nenfeees wenden, fo werden wir finden, daß die dortigen Er— f&heinungen unferer Anfiht durchaus günftig find. Sie bies tet die Charactere einer gewaltigen filurifhen Formation dar, jedoch mit eigenthümlichen Zügen, welche mid, veranlaßt haben, fie zu einer befondern Unterformation zu erheben, für welhe ih den Namen Huronenfee:$ormation vorfchlage. In mineralogifcher Beziehung befteht fie allges mein aus talfbaltigem Kalkjteine, welcher haufig das Anz fehen von Sandftein hat; in geologifher Hinfiht zeichnet fie fih duch ihre Koffilien aus, unter denen man die Ac— tineceraten von Stokes, gewiffe Drtboceraten mit fehr complicirter DOrganifation und die Huronia bemerft. Dort find auch die fonderbaren Polypenſtaͤmme der Gattung Ca- tenipora häufig, wogegen die Trilobiten ungemein felten vorzutommen fcheinen. Diefe Gebirgsarten, von denen man die erften Spuren auf der Infel Suinte-Marie bemerkt, welde den Dbern Zee mit dem Huronenſee verbindet, ers fireden fih bis zur Kette der Manitu: (Beutelthier) = Inſeln, dann, am Michigan-See hin, bis nah Illinois hinein, und finden ſich im Mijfifippi-Thale bis in die Staa— ten Kentucky und Teneſſee hinab, Diefer Landſtrich ſcheint mir nun folgende geologifche Beränderungen erlitten zu haben: Meiner Anſicht nah, ergoß der Obere See feine Ges waͤſſer einft in den Michigan See, welcher feinerfeits in ein gewaltiges Becken einmündete, das ich auf meiner Charte mit dem Namen: großer Silurifher See bezeichnet habe, und das wahrfcheinlich feinen Weberfluß an Waffer in den Mericanifchen Meerbufen ergoß, der damals das ganze, mit tertiären und-alluvialen Formationen bedeckte Land Übers fluthen mußte. Allein e8 trat eine Revolution ein, welche den Abzug des Waſſers an der Stelle verhinderte, wo ſich gegenwärtig die Spike des Michiganfees befindet und die Erhebung des Areals veranlaßte, welches der große Siluri— 101 ſche See umfahte, und das jegt den Namen Illinois führt. Dieß Ereigniß läßt fih durch die Aufeinanderfolge von ges hobenen Ufern oder Zerraffen, welhe man noch gegenwärtig am füdlichen Ende des Michiganfees bemerkt, leicht nad): weiſen. Diefe Terraffen find amphitbeatralifch geordnet, und ih babe deren bis über 42 übereinander gezählt. Diefe Thatfache ift übrigens bereitd vom Profeffor Sheppard im American Journal of Science mitgetheilt worden, wiewohl diefer Forſcher Erine weiteren Folgerungen daraus sieht. Die an den Uferwänden des Miffifippi in bedeuten: den Höhen bemerkbaren Wafferzeichen, von denen bereits die Mede geweſen, würden auf diefe Weiſe ihre Erklärung finden; denn dieſe Felfen bildeten wahrſcheinlich das weſtliche Ufer des Seees, und die Höhe der Wafferzeichen über dem jegigen MWafferfpiegel bezeichnet die damalige Tiefe deffelben, Mir wollen nun unterſuchen, was das natürliche Nes fultat diefer Erhebung war ; die Gewäffer des Obern Seees ſuch⸗ ten eine Zeitlang ihren gewohnten Lauf nah Süden zu neh» men; allein, da ihnen der Durchgang verfagt war, fo breis teten fie ſich nach allen ihnen oftenftehenden Richtungen aus und bildeten die große Grüne Bai. Cie muften fi in diefem Diftricte bis zu einer fehr bedeutenden Höhe anfams meln, und fie gaben wahrfcheintich die VBeranlaffung zur Ent— ftehung jener gewaltigen Kiesanhäufungen, die man an fo vielen Stellen am Miciganfee, fowie auf deffen Snfeln, in’sbefondere an der Bank bemerft, welche unter dom Na— men: the sleeping Bear (der fchlafende Bir) bekannt ift, ferner an der öftlichen Küfte de8 Seees und auf den Bi: ber und Manitu:$nfeln. An dem erften diefer Dite er: reichen fie eine Mächtigkeit von 52 Fuß; Überall fteitt fich diefe Formation in Seftalt gewaltiger, aus ganz weißem Sande beftehender Dünen dar, Die Gewäller veranlaßten endlich ein NRüdftauen, und von ihrer Gemalt koͤnnen wir uns einen Begriff machen, wenn wir den gertiffenen Zuftand der Inſel Michilimaki— wak beachten, die fich auf deren Meg befand, als fie fich einen Durchbruch nad) Dften arbeiteten, wo fie den Huro— nenfee bildeten. Auch da wurden fie wieder aufgebalten und fuchten nun hintereinander dur die Bucht von Pete: quantadine und von Saganau zu brechen; endlih bewirk— ten fie ihren Abflug durch die Flüfe Saint:Clair und Des: troit. Dort breiteten fie fih in dem Biden aus, welches den Eriefee bildet; dann wurden fie wieder aufgehalten und brachen fih mit unglaublicher Kraft einen Weg durd Die Felſen des Niagara, morauf fie ſich bequem im Boden des Ontariofeees verbreiteten, big auch diefes Bett ihnen zu eng ward und fie, duch den St. Lorenzſtrom einen Abfluß in den Dcean fanden. Meiner Hypotheſe nach, wäre die Strede des Staates Illi— nois früher weit höher gewefen, als gegenwärtig, und würde e8 fogar nicht unmöglich feyn, daß die Senkung des Bedens dort noch heutzutage ihren Fortgang hätte. In dieſem Falle wäre es wohl möglich, daß die Gewaͤſſer zu einer fpätern Zeit wieder ihren alten Lauf annibmen. (Comptes ren- dus des seances de l’Acad. d. Sc. T, XIV. No. 17. 25. Avr, 1842.) 102 Ueber das große tertiäre Syſtem der Pampas. Von D’Drbigny. (UAuögezogen vom Berfaffer.) Diefe Abhandlung, welche einen kurzgefaßten Abriß meiner geologifchen Forfhungen in Betreff des öftlichen Theil® der Südfpige von Suͤdamerica enthält, fpricht ſich nur Über die Hauptrefultate aus, zu denen ich gelangt bin: Sm erften Paragraphen weife ich die Begränzung und das Areal des Beckens nah. Diefe tertiäre Ablage: rung fcheint fi von der Provinz Chiquitos (unter 17° füdlicher Breite) bis zur Magellanftraße zu erſtrecken, wähs rend fie weſtlich durch die Vorberge der Anden, öftlidy durch die aus Urgebirgen beftehenden Hügel Braſilien's begränzt ift. Bei diefer Umgränzung würde fi das Pampasbeden nach der Ränge durch 35 Vreitegrade oder 875 Lieues, nad) der Breite hoͤchſtens durch zwoͤlf Laͤngegrade erfireden, alfo ein Areal einnehmen, das dreimal fo groß wie Frankreich, oder fo bedeutend, wie das von Frankreich, Spanien, Por— tugal und England zufammengenonmen ift. Das zweite Gapitel ſpricht fih über die Zuſam— menfeßung des Beckens aus. Sch theile das Terrain in drei Reihen von Schichten; die erfte, welche ich die Guaranifhe tertiäre Formation nenne, enthält eine Aufeinanderfolge von Sand» und Thonlagern ohne Foffilien; die zweite, die Patagoniſche tertiare Formation, ents hält in ihren, dem Meere ihren Urfprung verdanfenden Schichten foffile Muſcheln von nicht mehr lebenden Srecieg, fowie einige Ueberrefte von Knehen und WVegetabilien; die dritte, der Pampas-Thon, welche die eigentlichen Pampas allein bildet, ift nicht ftratificirt und enthält lediglich Ueber— tefte von Säugetbieren. Das dritte Gapitel ift den allgemeinen Nefultaten ges widmet. Zuerſt gebe ich alle, der Ablagerung der Pampas vorhergegangenen geologifchen Epochen der Reihe nah durch, und vermöge ihrer Zufammenfesung glaube ih, zu erken— nen, daß die tertiaren Schichten, welche dem Meere ihre Entftehung verdanken, erft nach ihrer volftändigen Bildung in ibrer Rage geftört worden feyen. So gelange ich zum Pampas-Thon und finde, daß alle Erfcheinungen darauf bins mweifen, daß 1) binfichtlih der Epoche der Erhebung der Cordilleren, 2) hinſichtlich der vollftändigen Ausrottung der großen Thierracen, welche vor der gegenwärtigen Schöpfung den americanifchen Boden bewohnten, 3) binfichtlih der Entftebung der großen, foffile Knochen enthaltenden, thoni— gen Ablagerung der Pampas vollfommene Gleichzeitigkeit herrſche. Demnach dürften die drei großen Fragen, melde für die americanifdie Geologie, ſowie für die chronologiſche Gefcbichte der Saunen, von unendlicher Wichtigkeit find, durch eine und dieſelbe Urſache, naͤmlich eine der: Epochen der Erhebung der Cordilleren, ibre Erledigung finden, und derfelben Urfache dürften auch mehrere der in Europa mwahr: nehmbaren geologifhen Haupterfheinungen zuzuſchreiben ſeyn. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sc. T. XIV. No. 14., 4. Avr. 1842.) 717 103 Miscellen Ueber Acaris nigrovenosus, welher fi bekanntlich oft in Menge in den Lungen der Kröfhe findet, hat Here Gluge der Pariſer Academie eine Mittheilung gemadt. Er hat gefunden, daß das Drgan, welches fih Außerli dur den ſchwarzen Streif zu erkennen giebt, nah welchem das Thier feinen Beinamen er: balten bat, nicht, wie man allgemein annahm, der Darmcanal ift, fondern das ovarium, in welhem man die Eier in verfchiedenen Z3uftänden der Entwidelung, zumeilen felbft ſchon das junge um ſich ſelbſt gefchlungene hier, unterfcheiden Tann. Herr Gluge bat aber diefe Eier nicht bloß in dem ovarium, fondern auch ifolirt in den Zungen einiger Froͤſche gefunden, welche Eein volftändig ausgebildetes Thier diefer Art enthielten, fo daß er annimmt, da diefe Entogoen gewöhnlih im Zujtande des Eies durch die Reſpi— rationswege, oder durch andere Wege, in die Drgane der Zhiere eindringen, auf deren Koften fie leben. Ueber einige eigenthümliche Veränderungen in der inneren Structur des Eifens, welche von den Verar— beitungsproceffen unabhängig find und erft nach benfelben eintre— ten, hat Here Chartes Hood der Institution of Civil Engineers eine auffallende Mirtheilung gemadt. Es warb behauptet, daß jede Stange Eifen, felbft von der faferigften und zaͤheſten Belchaf: fengeit, wenn fie kalt der Einwirkung des Klopfens (Percufiion) ausgefegt werde, eine cryſtalliniſche Structur annehmen und geles 104 gentlich brechen werde, daß dieß weſentlich befchfeunigt werde durch die Wirkung von theilweifer Hige und Magnetismus; daß die Wirkung von Vibration fehr deutlich bemerkt werde in der unmite teibarın Nähe der Urfache derſelben; daß die zähe und faferige Beſchaffenheit des geſchmiedeten Gifens durch Kunſt hervorgebracht werde und, wie in allen beſchriebenen Veraͤnderungen, wir nur ein Beſtreben erblicken, zu der natuͤrlichen oder cryſtalliniſchen Structur zuruͤckzukehren, welches einer großen Zahl Metallen ge— meinſchaftlich iſt, und daß das Rotiren der Eiſenbahn-Achſen ſie dieſem Einfluſſe ganz beſonders ausſetze. — Die Argumente wur— den durch manche practiſche Beiſpiele und durch Exemplare von, unter beſonderen Umftänden, gebrochenem Eiſen erläutert und die Folgerungen, zu denen Here Hood gelangte, fhienen zu fenn, daß in gefchmiederem Eifen eine fortwährende Neigung befteht, unter gewilfen Umftänden in den cryſtalliniſchen Zuftand zurückzus kehren; daß die Entwidelung diefer Eryftallifation nicht nothwen— digerweife von der Zeit abhängig ift, fondern durch andere Um— fände beftimmt wird, von welchen Vibration die haupfſaͤchlichſte iftz daß Hige, obaleich dazu mit behülflih, nicht dazu wefentlich iftz aber daß Mugnetismus, gleichviel, ob durch Percuffion oder ans derweitig herbeigeführt, ein wefentlicher Gefährte der diefe Veränz berung begleitenden Erfheinungen ift. (Für die, durch diefe Beobz ahtungen veranlaßten Borfchläge zur Berfertigung von Achſen, die Eeinen folhen Veränderungen ausgeſetzt wären, ift hier nicht Raum.) H k nie; Abgang von vierzehn großen Darmſteinen. Von Dr. Zurner. Zu Anfang des Juli 1840 wurde ich zu einem 4ljährigen Manne, dem Bater einer zahlreiben Familie, von fehr mäßigen und arbeitfamen Gewohnheiten, gerufen. Ich fand ihn fehr abge: magert, mit einem ängftlihen Ausdrude von Leiden. Eine großr, runde, barte und nicht ſehr bewegliche Gefhwulft war durch die Bauchdeden hindurchzufuͤhlen und lag theils in der Magengrube, theils in der Nabelgegend, etwas nad) Links; es war weder eine Hervorragung, noch eine Vertiefung davon zu fühlen. Der Druck war empfindlich, und der Kranke theilte mit, daß er haufig Anfälle von Schmerz an der Stelle babe, weldher mit großer Deftigkeit gegen den Rüden durchfuhr und von einem Gefühle begleitet fey, als wenn ein Wenig über dem Nabel eine Schnur feſt um den Leib gebunden ſey. Die Anfälle traten gewöhnlich ein bis zwei Stunden nad) dem Eifen ein und liegen nicht eher nach, bis ein Theil des Mageninhalts ausgebrochen war. Um Abend vor mei— ner Bifite hatte der Kranke einen heftigen Anfau diefer Art, welz cher über eine halbe Stunde lang gedauert hatte. Seit fünf Wo: chen magerte der Mann ab, der Appetit war verfchwunden ; Puls 110, fadenförmig; die Zunge fah geröthet, glänzend aus, die Paz pillen am Rande waren vergrößert und empfindlich; Verſtopfung jeit vier Tagen, wo nur eine fpärlicye waͤſſrige Ausleerung erfolgt war. Im Verlaufe des legten Jahres hatte er bisweilen Anfälle von singultus, fo, z. B., vor 14 Tagen einen, welder, ohne Un: terbrechung, vier Tage und Nächte anhielt; danad) folgte fehr uͤbel— riechendes Aufſtoßen und allmälige Ruͤckkehr zum frühern Zuftande. Die Nachtruhe war fehr geftörtz bisweilen Eonnte er mehrere Nächte hintereinander gar nicht fchlafen. Ueber den frühern Gefundheitszuftand gab der Mann, welcher fein ganzes Leben als Landmann befchäftigt war, an, daß er nie Trank geweſen fey, außer vor neun Jahren, in Folge einer Erkäls tung, an Schmerz in der linken Seite, wovon er durch Blutentzies bung, Abführmittel 2c. befreit wurde, Vor vier Tagen hatte er einen fchwachen Anfall von influenza, auf welchen hartnädige Ver: ftopfung folgte, indem drei bis fechs Tage, troß des Gebraud)s von Xbführmitteln, ohne Ausleerungen vergingen. Nah einigen Wochen folgte Diarrhoͤe, und diefe beiden Zuftände alternirten bis zum September 1837, wo die Darmfunction etwas vegelmäßiger, ber Kranke jedoch durch häufigen Leibſchmerz und übelriechendes Aufftoßen beläftigt wurde. Im Sanuar 1833 gingen nad) einem Clyſtire zwei oder drei Ballen, wie Piſtolenkugeln, ab. Um diefe Zeit begann der fortdauernde Schmerz in der linken Seite: die nahm. allmälig zu, und gegen Ende Februars des vorigen Jahres bemerkte Patient zuerft eine Geſchwulſt an der obenangegebenen Stelle, damals von der Größe eines Enteneies, jegt drei bis vier Mat fo groß. Da ich glaubte, daß eine Gefhmwulft am Magen von feirrhöfer Natur vorhanden und nur eine palliative Behandlung anzuwenden ſey, fo verordnete id Morphium in mäßigen Gaben bei'm Beginne der Schmerzanfälle,, Getränk mit etwas Hoffmannstropfen, Leichte, nicht reigende, Diät, Wein und ein erweichendes Clyſtir täglich. Eine Woche fpäter erfuhr ih, daß feit diefer Behandlung der Zus fand verhältnigmäßig erträglich gewefen fey, bis am legten Mors gen die Geſchwulſt auf einmal bis zum After berabgerüdt fey und mit dem Finger erreicht werden koͤnne. Durch ein Gefühl von Schwere und Drängen war der Zuftand äußerſt quälend. Nun erkannte ich die wahre Natur des Kallıs. Da ich durch Geſchaͤfte zurücdgehalten war, fo empfahl ich, daß man fogleich den frühern Arzt hole, um die Geſchwulſt auszugiehen. Zwei Tage fpäter fah ich den zwölf englifche Meilen von mir entfernten Kranz Een und fand ihn befreit von feiner Gefhwulft und von allem Schmerze, ſehr fhwac, aber auten Muths. Die Gefhmwulft, wel— he am Dienstage bis zum After herabgeftiegen war, wurde erſt am Donnerstage entfernt, und in der Zwiſchenzeit waren die Schmers zen des armen Mannes fürchterlich. Nun wurde zuerft mit einer gewöhnlichen Kornzange eine große Goncretion ausgezogen, welcher acht andere folgten. Die größte habe ich nicht gefehen; fie wurde aber als zweimal fo groß, wie eine BillardEugel, befchriebenz die übrigen variirten von der Größe eines Hühner: und Taubeneies. An demfelben Zage gingen noch fünf Eleinere Concretionen, im Ganzen alfo vierzehn, ab, Farbe, Form und Structur alichen den aewöhnlich von den Autoren befcyriebenen Darmconcretionen, und fte hatten noch ein Jahr nach der Ausleerung einen auffallens den Kothgeruch. Die Diät des Mannes in der frühern Zeit beftand hauptſaͤch— lich aus Hafermehlfpeifen, nur felten Weizenmehl; täglich nahm er drei Mahlzeiten, Morgens eine Hafermehlfuppe mit Kuhmilch, Mittags um 2 grüne Gemüfe, Hafermehlbrot, Kartoffeln, Milch 105 und noch einige Hafermehlfpeifen abwechfelnd; bisweilen in ber Jah— reszeit auch Fiſche. — Geflügel und Eier kamen felten vor, jedoch nährte ſich der Kranke während feines Leidens faft ausfchlieglich von Eiern. Die dritte Mahlzeit, Abends 8 Uhr, befteht aus Has fermepifuppe, Kartoffein und Milch. Am Sonntage fommt Mor» gens etwas Thee hinzu, und in der Weihnachtezeit eine Woche lang etwas Hammeilfleiſch. Hiernach fheint die Anfiht des Dr. Mafon Good beftätigt, dag Schwähe und Trägheit der periftaltiihen Bewegung die Urs ſache der Goncretionsbildungen fey. Anfangs würde mwahrfcheintic die Behandlung durch Herftellung der Darmfunction die Bildung der Goncretionen verhindert haben. Eine Strictur des Darms, wie man bisweilen bei Sectionen gefunden hat, war nicht vorban: benz vielleicht darf man nad) der günftigen Einwirkung des Mor- hium ſchließen, daß eine frampfhafte Gonftrietion vorhanden gewe— en fiy. Hauptſächlich lernt man aus diefem Falle, daß es nicht gerathen ift, jedesmal bei Darmconcretionen die gefährliche und in mehreren mitgetheilten Faͤllen tödtliche Operation des Darms ſchnittes zur Ertraction von Darmfteinen aus dem colon vorzu— nehmen. Schließlich muß ich bemerken, daß fich jest, ein Jahr nach dem Abgange der Goncretionen, der Kranke vollfommen wohl befindet und feinen Geſchaͤften nachgeht. Ueber die Zufammenfegung der Darmconcretionen fügt Dr. Douglas Maclagan folgende Bemerkungen an: Darms fteine find bei Menfchen und Thieren fehr häufig, doch bei legtes ven, befonders den grasfreffenden, am bäufigften. Die fogenanns ten Bezoarfteine wurden, wegen ibrer vermeinten Arzneiwirkungen, früher häufig Fünftlich bereitet. Darmfteine bei'm Menfchen jind indes nicht fo felten, wie man früher glaubte; vierzig Fälle find in der Sammlung der Univerfität von Edinburgh aufgenommen. Die erften Anatyfen gaben Fourcroir und VBaucquelin, wel ce fieben Arten unterfcheiden. Die aus phosphorfaurem Kalfe und phosphorfaurer Magnefia miffen felten feyn; die aus Ammo— nium und Magnefia Eommen am bäufiaften bei Pferden vor; die aus gelbem Gallenftoffe find nichts, als abgegangene Gallenfteine. Die harzigen Concretionen oder wahren Bervarfteine bilden fich bei einigen Ziegen und Hirſcharten, am bäufigften bei der perjifchen Capra aegagrus. VBaucquelin hält fie für Refte der Nahrungs— mittel; doch ift es nicht bewiefen, daß fie nicht durch eine eigens thuͤmliche Sceeretion entftehen (ähnlich wie der graue Ambra in dem Darme der MWalfifche). Die feste Varietät der ſchwammartigen Darmfteine foll von einem Boletus herrühren 5; doch ift dic durch Nichts bewiefen, und es ift bekannt, daß eine Menge anderer vegce tabilifcher Subſtanzen ebenfalls ohne Flamme brennen, wie Feuers ſchwamm; namentlich die Darmftgine bei Pferden enthalten viel Faſern und Hülfen von Hafer. Die jiebente Varierät der Harzfteine kommt ebenfalld bei Pferden vor; fie ift fehr groß, befteht haupt— fächlih aus Haaren und Haferhülfen, vereinigt durch folgende Subftanzen: Organiſche Materie und Feuchtigkeit . . 52 Löstiche Sale . . . } . . . 8 Phosphorlaurer Kalk . % s . . 6 Dhosphorfaure Ammonium: Magnefia S 23 Kirfelerde . e — 6 100 Ein Stein, welcher bei einem Schaafe gefunden worden war, beſtand aus vegetabiliſcher Faſer und kohlenſaurem Kalke; bei Käls bern kommen die Haarſteine beſonders häufig vorz die Aſche beſteht aledann hauptfaͤchlich aus phosphorſaurem Kalke und Spuren von phosphorſaurer Ammonium-Magneſia. Was nun die Darmſteine bei'm Menſchen betrifft, ſo kommen die drei erſten Varietaͤten, aus Phosphaten, bei'm Menſchen ſehr felten vor, obwohl phosphorſaure Salze als Beſtandtheil der Darm— fteine, jedoch gemifcht mit einer bei weitem größeren Maffe eines anderen constitvens, nicht felten jind. Darmfteine aus Phospha— ten entjtehen, in der Regel, durch Ablagerung eines ſolchen Salzes um einen Kern aus anderer Subſtanz. So erzählt Dablen: 106 kamp einen Fall, mo ein Mann im Walde an einer Stille, wo der Boden mit einer Menge Dolzfpänın bedeckt war, fich zur Ver— richtung der Nothdurft niederfauerte, hinfiel und mit fehr heftigen Schmerzen wieder aufftand, Er wendete ſich fpäter an Dablens kamp meceı einer Afterfiftel und den heftigſten Schmerzen bei'm Stublgange. Es fand fidy ein Eichenſpan von 2 Zoll Fänge, welcher velltommen mit Kalkphospbat incruftirt war (Arch. gen., T. 23). Steine aus fohlenfaurer Magneſia find bifonders gefunden worden bei Kranken, welche große Quantitäten diefes Ealzıs als Arzneimittel zu ſich genommen haben. Es jind viele Beiſpiele davon von Monro, Everard Brande, U. Todd Thomſon angeführt. Brodribb ſagt, daß das Eifenerydul, wenn es in beträchtlicher Menge genommen werde, diefelbe Tendenz babe (Lon- don med. Gaz , June 1841,); dody habe ich Erin einzelnes Bei— fpiel davon aufgeführt gefunden. Die vierte Varietät, aus verdidter Galle, Fommt bei'm Men: ſchen nicht vor; doch find Sallenfteine aus Choleſterine, von bes trächtlicher Größe, nicht felten beobachtet worden; meiftens achen in diefen Fällen die Krampfiufälle voraus, welche den Durcdgang von Gallenftıinen durd die Gallengänge bezeichnen; fo, 3. B., in dem Falle von Portal (Arch. gen., T. 12. p. 432,) und von Friedler (Arch. gen., T. 17.). Ein fihr gutis Beifpiel it auch folgender, von meinem Freunde Dr. James Duncan, mir mirges theilter Fall: Eine Dame von vierundfunfzig Sahren hatte zwei Jahre zu— vor an ben Symptomen bes Gallenftrins gelitten; fpäter litt jie an bartnädiger Berftopfung, einem Gefühle von Echwere im uns teren Theile des rectum und an Symptomen von Üterugreizung. Sie glaubte an einer Gebärmutterfranfheit zu leiden. Die Schwie— rigkeit des Stuhlgangs batte fie veranlaßt, nichts als flüfiige Subftangen zu fi zu nehmen. Bei der Unterfuhung fand jih das reetum beträchtlich erweitert, darin ein rundır Kotbballen von 2 Zoll Durchmeſſer, welcher nur ſchwer zu zerbredgen war; worauf die Ertraction, wegen unnachgiebiger Befchaffenheit des, mit alten Hämorrhoidalfnoten befegten, Afters, fehr fchwer war. Die trtras birte Maffe beftand aus einem eiförmigen Gallenfteine, 14 Zoll lang und 1 Zoll did. Nach Entfernung deffelben war die Frau vollfommen hergeftellt. Wahre Bezoarfteine find bei'm Menſchen nur ein Mal arfuns den worden, nad) einer Mittheilung des Dr. Kennedy, aus Glass gow (London medico-chirurgical Journal, Vol. 4). Die Gon= eretion wurde von Dr. Ure unterfuht, welcher viel Aebnlichfeit mit Ambra fand. In kochendem Alcohole Löf’te fich ein riechender Beftandtheil, dem Ambraine äbnlih, auf; in kochendem Waffır blieb aber die Goncretion ganz feft, wodurch fie fih von wahren Bezoarfteinen unterfcheidet, welche ſchon in ter Hand weich wers den. Wahrſcheinlich war eg ein Gholefterineftein, mit Beimifchung eines barzigen und mofcdusähnlichen Beftandrbeils, welder ligtere in Gallenfteinen bei'm Menfchen öfter vorfommt. Die fechete Varietät, welche man fungöfe Bezoarfteine ges nannt hat, die aber beffer fibröfe genannt werden, find diejenigen, welche am bäufigften bei'm Menfchen vorfommen. rüber glaubte man, das faferige Wefen an ſolchen Darmfteinen fey vegetabiliſchen Urfprungs und ruͤhre von einem Boletus ber; doch ift dieß in neues rer Zeit zweifelhaft geworden. Braconnot (Annales de chimie et de physique, T. 20,) fand bei ſolchen Steinen, die theils durch Brechen, theils mit dem Stublaanae in der Größe von Mandeln ausaeleert worden waren, daß fie hauptſaͤchlich aus Holzfafer mit Kaltpbosphat, Kochſalz, anderen Salzen und etwas Kiefelerde bes ftanden. Herr Denis (Arch. gen, T. 17,) erwähnt zweier Goncretionen, welche einem Manne von achtzig Sakren abgegangen waren und eine Eorfähntihe Zertur hatten. Laugier (Arch. gen., T. 7,) erwähnt einer Goneretion aus einer filgartiaen Maffe vegetabilifcher Kafern, welche einen, in ein Blutcoagulum einges büllten, Knodyen umgaben. Die Goncretion war, nach Epaltung des sphincter, aus dem After entfernt werben. Diefe Varictät wird am beften in Dr. Monro's vortrefflicer patbologifder Ana- tomie befchrieben. Seine Steine wurden von Duncan, Thomas Thomſon und Sohn Davy unterfucht. Sie werden fämmtlid mit Kork oder Feuerſchwamm verglichen. Sie beftanden haupts 107 ſaͤhlich aus Phosphaten, Eohlenfaurem Ka'ke und Kiefelerbe 7,0, brauner Käcalmaffe 1,4, barzigem Stoffe 17,2 und faferiger Maſſe 74,4. Die harzige Maffe ift nicht näher beftimmt und Fam in einem der von mie unterfuchten File vor. Die faferige Subſtanz ſcheint von eigenthümlicher Natur; Davy meint, fie ſeyen wohl Reſte der ingesta, weßwegen es wuͤnſchenswerth fey, die Faſern der am gewoͤhnlichſten genoſſenen Vegetabilien in dieſer Beziehung zu unterſuchen. Wollaſton klaͤrte dieſen Punct zuerſt auf. Er fand, daß die filzartige Subſtanz aus Äußerft feinen vegetabiliſchen Fafern und Eurgen, an beiden Enden gefpigten, Nadeln beftand, welche von mehreren Nahrungsmitteln herrühren, die in Schott: land einheimifh find. Elift’s Vermuthung führte auf die Anz nahme, daß fie vom Hafer herrühren, deffen Körner, wenn ſie ihrer Huͤlſen beraubt find, an einem Ende mit einem Büfchel feis ner Haͤrchen befest find, welche Wollafton mit denen der filzi— gen Darmfteine identiih fand (Marcel, p. 130). Außer diefem Urfprunge rührt ein großer Theil der Faſern aber auch noch von den Hälfen des Hafers her, welhe in einem Verhältniffe von 5 bie 10 Procent in jedem Hafermehle vorfommen. Hieraus erklärt ſich auch, warum Shottland, wo fo allgemein das Hafermehl genofz fen wird, bei weitem die größte Anzahl diefer Steine geliefert hat, und warum in den legten Sabren, feit die Bereitung des Mehles forgfältiger gefcbieht, die aenannten Steine viel ſeltener geworden find. Der obenerwähnte Patient von Turner hatte Hafermehl genoffen, welches auf die alte, fehlerhafte Weife bereitet war, und ih habe in diefem Mehle die große Quantität von hülfenartigen Beimifchungen durch Unterfuhung felbft gefunden. Außerdem wirkt wohl unvollfommene Verdauung und torpor des Darmes mit; vor Allem aber fheint ein Kern aus fremdartiger harter Subſtanz eine der wichtiaften prädisponirenden Urfahen. Meiftens fanden fich Pflaumenfteine, Gallenfteine, Knochenſtuͤckchen und dergleichen. Solcher Steine aus Lancafhire, wo ebenfalls viel Hafermehl genofffen wird, erwähnen Marcet, p. 129, und Children (Lancet, March 1836), welcher Eestere auch Gelatine ald Beftandtheil aufführt, nämlih: Gelatine, 25,20; Harz, 3,90; Ammonium: Magneila s Phosphat, 5,16; Kalkphosphat, 45,345 vegetabilifche Fafer, 20,30. Einen anderen Fall beſchreibt I. Kin, aus Halifar (Philo- sophical Transactions, 1822). Diefer fand eine höderige Maffe, deren Gentrum einen Zoll Durchmeſſer hatte, während bie fieben Hoͤcker weniger als einen Zoll lang waren. Die Maffe beftand aus Holzfafern, mit Kaltphosphat und glid) dem Feuerfhwamme. Ich babe den Stein von Turner und einen ähnlidhen von Profeffor Syme unterfuht und folgende Zufammenfegung gefunden: Zurner Syme. — — Waſſer . . . . . . 10 10 Eiweiß ® . - . 2 2 FTäca'maffe . . . . Ö . 6 2 Pösliche, vegetabilifche Subftanz . . 8 8 Mithfaures Natron © & . . 2 2 Salzfaure und fchroefelfaure Salze . 2 2 Fett (Stearinfäure) - : h E 7 8 4 Kalfphospbat, mit Spuren von Gyps 20 20 Faferige Subſtanz .» . . . - 36 44 Kiefelerde & . . ° . . 6 4 Berluft . & - . 5 x . — 2 100 100 Die Beſchaffenheit der Faſern und die Identitaͤt derſelben mit den auf den Hülfen und Körnern des Hafers aufjisenden Haaren ift mifrofcopifh erwiefen (und von dem Verfaſſer durch Abbilduns gen erläutert). Mährend ih mit obigen Unterfuchungen beichäftigt war, er= bielt ich von Dr. Archibald Didfon noh eine neue Art von Darms fteinen von einer neuen, bisjest nicht befchriebenen, Warietät. Dies ſelben faben, abgewaſchen und getrodnet, wie dunkler Gries, mit ſtecknadelkopfgroßen Körnern, aus. Die Körner hatten eine unre— aelmäßige, winfelige, bisweilen ovale Form; ich hielt fie zuerft für eine Gallenfteinez die Analyfe ergab: Gallenftoff, 155 Choleſte— rine, 20; thierifhe Materie, 5; SKiefelerde, 53 Phosphate, 55. Die oncretionen rührten von einer funfzigjährigen Frau ber, 108 welche den arößern Theil ihres Lebens hindurch an dyspeptiſchen Erſcheinungen gelitten hatte. Seit den letzten drei Zahren hatten fid) die Symptome verfchlimmert, und feit achtzehn Monaten Eonnte fie das Berte nicht verlaffen. Seit mehreren Jahren leider fie an häufigen und ſehr heftigen Anfällen von Gallenbrechen, mit Kraͤm— pfen im Magen und Darmcanale. Sm rechten hypochondrium ift eine beträchtliche abgeplattete Gefhmulft zu fühlen, auf deren vor— derer Fläche vor zwei Jahren, als fie zuerft bemerkt wurde, eine Elcine coniſche, etwa wallnußgroße Gefhwulft zu fühlen war. Bald darauf wurde eine beträdhtlihe Quantität fandiger Materie aus— geleert, worauf jene Eleine Geſchwulſt nicht mehr aufzufinden war. Seit einigen Monaten war dagegen cine andere Kleine Geſchwulſt, von demfelben Umfange und von gleicher Geftalt, etwas unter dem Nabel und nad) Rechte zu fühlen, welche gegen Berührung Außerft empfinduich ift. Die Diät der Frau beftand feit den legten zwei Jahren fat ganz aus Weizenbrod, mit Mil oder etwas ſchwachem Kaffee. Einigemal wurden Verſuche gemacht, etwas Fleifh hin— zuzufügenz; dieg mußte aber immer wieder aufgegeben werden, weil es zu fehr beläftigte, Die Darmcanal: Function ift träge, und die Kranke ift ſeit Jahren aerötbigt, ſich eines Abführmittels zu bes dienen. Der Puls ift nicht oft befchleunigt, gewöhnlich zwifchen 68 und 80; die Kranke ift ziemlich abgemagert, jedoch weniger, ald man nad) dem langen Bettliegen und der fpärlichen Diät vers muthen follte, auf welche fie ſich fo lange Zeit befchränkt hatte. Die eigenthümliche Zufammenfegung diefer Goncretionen fors dert nothiwendig dazu auf, über ihren Urfprung nachzuforſchen. Die Kranke leert fortwährend bdiefelben aus; die localen Symptome find ſehr undeutlihh, und das Vorhandenfeyn von Kicfelerde obne vegetabilifche Faſern iſt auffallend. Sind fie als eine Varietät von Gallenfteinen zu betrachten? Ich bezweifle dich, und das Vors handenfeyn von Cholefterine iſt kein Beweis. Diefe Subftanz ift nicht allein in der Galle enthalten und wird auf diefe Weife in den Darmcanal ausgeleert, fondern fie findet ſich auch häufig an Stellen, welche mit den Gallenorganen gar nicht in Verbindung ftehen. Die Lage der Geſchwulſt bei diefem Falle fpriht wohl für die Annahme, daß die Goncretion im Dickdarme fich bildete. Das. Borhandenfeyn von Phosphaten in der Goncretion ift, auf der ana deren Seite, auch nicht im Widerfpruche mit der Anficht, daß fie aus der Leber Eommen; denn die Exiſtenz von Phosphaten und von Eohlenfaurem Kalke in Gallenfteinen ift von Chemikern nach— gewieſen (Berzelius, Thierchemie, 226). Die Bildung der Kies felerde in der Leber ift aber nicht fo leicht zu erklären, und obwohl diefelbe öfters in Harnconcretionen aufgefunden werden ift, fo ift mir doc nicht befannt, daß fie irgend Semand in den Gallenfteis nen oder in Darmiteinen aefunden habe, aufır in Verbindung mit den Fafern des Hafers, in weldyem legten Falle der Urfprung Eeis nem Zweifel unrerliegt. Sch ſchloß daher aud in diefem Kalle auf einen ähnlichen Urfprung und nahm an, daß die Kiefelerde nur als ein Beftandtheil des Weizenbrodes zu betrahten fey, wovon die Kranke fo lange Zeit fich genäbrt hat. Durch Experiment babe ih nachgewieſen, daß feines Weizenmehl wirklich Eleine Quantitäten von Kiefelerde enthält. Einmal fand ih es im Verhältnilfe von 0,1 in 100. Sch muß indeß bemerken, daß mir Dr. Dickſon nahtraͤg— lich mitgetheilt hat, daß die Ausleerung jener Concretionen bereits früher ftattfand, ebe die Kranke von Weigenbrod lebte, und als fie bauptfählich mit Sago ſich nährte. Sn diefer Subftanz fand ih Kiefelerde in dem Verhältniffe von zZ, Procent. Außerdem Fann Kiefelerde aub mit dem Zrinfwaffer in den Magen gelangen. Hiernach glaube ih zu dem Sclufe berechtigt zu feyn, daß die Kiefelerde in diefen Goncretionen einen ähnlichen Urfpruna hatte, wie diejenige in den faferigen Darmfteinen, mit dem einzigen Uns terfchiede, daß fie in dem legteren Falle von Weizenmehl oder Sa— 90, anftatt von Hafermehl, herrübrt und uͤberdieß ohne jene Kafern vorfam, welche bei den oben erwähnten Koncretionen characteris ftifh find. Eine eingiae pofitive Thatſache wiegt indeß ein Dutzend nega— tive auf, und fo habe ih auch die eben aeäußerte Anficht aus fols genden Gründen wieder aufgegeben: Als ich eben diefe Bemerkun— gen zum Druck abſchicken wollte, fah ich eine ſchoͤne Reihe von Gallenfteinen bei Dr. George Bell: befonders ein Präparat zog 109 meine Aufmerffamfeit auf ſich; es mar cine Sammlung ven ctwa 2000 Gallenfteinen, welche nah dem Tode aus dir Sallenbiaje einer Frau berausgenommen waren; einige derfilben ſchienen ges wöhnliche Ehotefterinefteine von der Größe einer Hafelnuß, während der größere Theil derſelben aus kleinen Eugeligen Ereindyen be— ftand, melde an Größe von einem Dirfekorne bis zu dem eines Stednadelkopfes varüirten. Da ich vermuthere, daß jie dieſelben Beftandrheise, wie in dem vorbin erwähnten Falle, haben möchten, fo erhielt ich einige zur Unterfuhung. Die aange Quantität be: trug nicht mehr als 1 Gran, wovon ich nur das unverbrennliche Reſiduum unterfuben Eonnte. Sie brannten mit raudiger Flamme und lichen eine Aſche zurück, welche bauptfählih aus Phespharen beftand, aber cine geringe, jedoch nicht verkennbare, Menge von Kieſelerde enthielt. Da es hiernach gewiß ift, daß unzweifelhafte Gallenſteine Kieſelerde enthalten koͤnnen, fo gebe ich meine frühere Anſicht auf und nehme an, daß auch die Goncrerionen in dem Falle des Dr. Dickſon aus der Gallenblafe berrühren mochten. Die Ablagerung von Kirfelerde in der Leber ift freilich faum zu erwars tun, aber jedenfalls nicht auffallender, als daß Kehle ifolirt in Gallenfteinen gefunden worden ift. Hierfür iſt die Autoritat von Berzelius anzuführen (1. c.) und von mir in einem Falle aus dem Mufeum des Dr. Knox betätigt. Diefes gemeinſchaftliche Borkommen von Kiefelerde und Kohle in gleichen Lagen erinnert an Dr. Brown’s neuefte VBerfuche über die Entftehung der Kicfelerde aus Kohle (12); da dieſe jedoch noch zweifelhaft ıft, fo will id) auch nicht den entfernteſten Schluß daraus zu ziehen wagen. Die einzigen Soncretionen, welche ſich einigermaaßen den hier in Rede ftehenden nähern, find die zumeilen beobachteten Auslcerungen von Phosphaten, in Gemeinfhaft mit albuminöfen Stoffen, welde man auf dem Gontinente einige Mat bei'm typhus abdominalis gefun— den bat (Schönlein, Borlefungen II. ©. 33). Ich bedauere, daß ich Erine Gelegenheit gehabt habe, fpecielle Vergleihungen in diefen Fällen anzuftellen; der Mangel an Kiefelerde unterſcheidet indeß diefe Ablagerungen hinreichend von den Goncretionen‘, welche ich oben befchrieben habe, (London and Edinburgh Monthly Jour- nal of Medical Science, Septbr. 1842.) Ueber Hyfterifche Amaurofe und ihre Behandlung. Von Dr. Eduard Hoden, ( Schluß.) Der folgende Kall giebt ein autes Beifpiel von Amaurofe durch Uterusreize. Es war acute retinitis in Folge eines Blitzes borausgegangen, welche durch Blutentziehungen und Mercur beſei— tigt wordın war, aber die retina in einem Zuftande ließ, wodurd fie zu ſympathiſcher Amaurofe prätieponirt war, Ball. Eine fchöne, blühende, junge Frau von fanauinifchem Temperamente, mit etwas Scropbutöfem in ibrem Ausfeben, 21 Sabre alt, wendete ſich an die Augenheilanftalt mit folgenden Symptomen, welche durch einen Blig veranlaßt waren, der crfolge te, während fie gerade am offenen Fenſter näbte. Ein ſcharlach— rotber Gefäßring umaab den Hernbaurrand, chne ihn ganz zu er— reichen, es blieb ein weißer Ning dazwiſchen. Die Gefäße waren fehr fein und verlicfin gerade; der Ning war vollftändig, jedoch richt intenfiv. Patientin Elagte über heftiaen Schmerz im Kopfe und Auge, entzündliches Fieber, Empfindlichkeit gegen Licht, über: mäßigen Thränenfluß, leichte Entzündung der conjun-tiva, während Hornhaut und iris von entzündlichem Ausſehen ganz frei waren. Diefer Anfall kam im Jahre 1833 vor und wurde durch Blutent— Ziehung, Abführmittel, Mercur und Hautreize gehoben. Dieſelbe Kranfıe kam viele Monate fpäter wieder und Elagte über Abnahme des Gejittes und ungemöbnliche Empfindlichkeit des rechten, fruͤ— ber entzündeten Auges aegen Licht. Sie berichtete, daß dieſer Zus ftand bereits einige Zeit vorhanden und von beträchtlichen Stoͤ— rungen in der Uterusthätigkeit begleitet fey. Die Regenbogenhäute waren leicht aerötbet. Die Kranke gab an, daß jie eigentlich geſund und Eräftig fen, in der lehten Zeit aber an den ungefunden Befchäftiaungen ciner großen Manufactur babe Theil nehmen müffen. Bei Unterfuchung des affichrten Auges machte die Empfindlichkeit gegen das Licht und 110 bie Frampfhafte Schlicgung der Augenlider, während der Augopfel nad Oben und Außen gerollt "wurde, einige Schwirrigkir. Es fand ſich leichte Gorjunctivalinjection, welde b.i längerer Einwir— tung dis Lichtes zunimmt; alle übrigen Gewebe hatten ihre nors male Durchſichtigkeit z auch zeigte fich feine Mißfarbigfeit tes fun- dus oculi, no ein Gefäßfrang; die Pupille war mäßig contrabirt, Die Kranke klagte bisweilen über Stirnichmerz, bealeiter von dun— keln und hellen wouches volantes; die Amaurofr war von Uterus— ftörungen begleitet, von denen fie offenbar abhängt: die Catame— nien waren fpärli, unregeimäßig, fie traten mit Schmerz ein und waren von Berfchlimmerung der Rocalfympreme begleitet. Das Nervenfpitem war erregbarz jedoch waren keine cigentliben Sym— ptome von Hyſterie vorbanten. Die Darmfunctionen waren norz mal, mit Ausnabme einiger Neigung zu Werftopfung. Das die Affection nicht eigentlich entzündticher Natur war, läßt fih, wie ich glaube, aus folgenden Symptomen fließen, aus denen auch tie Beziebung auf den uterus bervorgebt: I) d’e Krankheit dauert Mo— nate lang, chne Zerturveränderungz; 2) c& ijt fein Entzündungshof vorhanden; 3) Lichtſcheu, gewoͤhnlich ohne spectra; 4) Uterusrei: zung gebt der Entwickelung der Amaurofe voraus, begleiter fie und veranlaßt eine Zunahme in den Symptomen, fo oft fie in der Menftruationgzeit eintritt. Die Behandlung war local und allgemein. Die Uterusreizung wurde durd) die geeigneten Mittel befeitigt, das allgemeine Nerven⸗ ſyſtem durch antispasmodica und tonica beruhigt, während auf das Auge ſelbſt calmirende lecale Mittel und in der Nähe Haut— reize angewendet wurdın. Die Kranke hat feitdem häufig Rüd: fälle gehabt, von denen indeß Feiner die mindefte Structurverändes runa bewirkte. In direſem Falle beſchraͤnkte fich das Leiden auf ein Auge, wels ches wenigftens in der früheren Zeit ſympathiſcher Uterusamauro= fen immer, oder faft immer, der Fall ift, während die hyſteriſche Amaurofe ziemlich ohne Ausnahme beide Organe zu gleicher Zeit befaͤllt. Meine ferneren Bemerkungen werden am beiten -als Forts figung der Erörderung über die Diagnofe gegeben werden können. Da die Eymptome der bufterifchen Amaurofe in gewiſſem Maaße denen der chroniſchen retinitis gleichen, fo beſitzen fie in ihren Hauptpuncten fo viele Aehnlichkeit, daß einige Bemerkungen über die Diagnofe nöthig find, fowohl von retinitis als von ſcro— phutöfer Lichtſcheu. Die D’agnofe tır chronifchen retinitis ift leicht; fie ift nicht von der heftigen Gontraction der Pupillen begleitet, wie das acute Stadium diefer Krankheit; der Pupillarrand iſt nidt mißfarbig, fondern regelmäßig, und nicht vetrabirtz; es findet ſich weder Verdidung, nod) Lymphergießung, noch truͤbe molfige Miß— farbigfeit des Grundes, fondern die Augenflüfiiakeiten find klar und durchlichtig. Die Pupillen dilatiren und contrahiren fi Lei dem Wechfel von Licht und Beſchattung. Gewoͤhnlich find beite Augen befallın, während die chroniſche retinitis, in der Regel, auf eins befchränkt ift. Wenn Augenbrauenſchmerz bei der byſte— rifhen Amaurofe vorfommt, fo bat er, in der Regel, die Natur des clavus, während er bei chronifcker retinitis characteriftifch ent: zündlicher Art ift, mit nädtlider Steigerung. Die allgemeinen Erfcheinungen varüren. In dem cinen Falle findet fich unverfenn: bar hyſteriſches Leiden, in dem anderen nächtliche Fieberrracerbe= tionen. Beide fommen, in Bezug auf Lichtſcheu, Ihränenfluf, Unvollfommenheit des Gefichts, mit einander überein; das leßtere Symptom ift aber bei retinitis von leuchtenden speetra und Ver: drebung der Bilder bealeitetz — «8 findet fib Befferung bei ſchwachem Lichte, Verſchlimmerung bei intenfivem Lichte, während bei chronifcher retinitis cin tieffigender Schmerz im Augapfel und ein Gefäßring vorbanden ift, der etwa eine Rinie von dem Horn— hautrande entfernt ift und einen weißen Rina um diefe berum übrig läßt; dieſes Zeichen iſt, fo leicht es auch entwickelt fenn mag, ein Zeichen von dem entzündlichen Character der Krankheit. Die Un: terſcheidung zwiſchen hyſteriſcher Amaurofe und ferephutöfer Richt: ſcheu bietet Feine Schwierigkeit; die letztere kommt bri Kindern vor, iſt gewöhnlih von Eleinen Peinctären auf der Hornhaut und conjunetiva begleitet, während die Gefäßentwidelung bündelförmig ae pflegt. Bei unvolllommerem Ritte ift das Geſicht nicht geſtoͤrt. 111 Prognoſe — Es iſt zu bemerken, wie ich oben angege⸗ ben habe, daß die Amauroſe, obwohl Anfangs ein durchaus locales Symptom eines allgemeinen Zuftandes, doch ganz, wie bei einem Rheumatismus, eine örtliche Affection werden kann, die von ihrem couſtitutionellen Urfprunge gang unabhängig geworden iſt. Da ich File der chroniſchen Form außerordentlid hartnäcig gefunden babe, welche, feloft nad ihrer Befeitigung, immer wieder und wiederkenrten, fo weiß ich nicht recht, wie man dieſe bezeichnen fou; obwohl, fo viel ich erkennen kann, bdiefelben immer nur als functionelfe Störungen erſchienen. Die Wahrfheintichkeit ſpricht daher dafür, daß dieſe Amauroſe durch dieſelben Mittel zu heilen fiyn würde, welche den allgemeinen hufterifchen Zuſtand heben; follte aber ein Zuftand von bleibender Hyperämie, eine Störung in der Ernährung, oder irgend ein Erankhafter Bildungsproceß durch die langdauernde Zunctionsftörung hervorgerufen werden (und dieß ift nicht unwahrſcheinlich, noch unmöglid, wenn man nad der Analogie der Wirkungen und Folgen functioneller Störungen in anderen Organen fließen will, befonders wenn ſich diefelben lange hingiehen und heftig find): fo kann eine einfache Störung der Empfindung bei hyfterifher Amaurofe unmerklich entzündliche, oder congeftive Amauroſe, oder andırartige Veränderungen veranz laffen. So viel ih bemerken kann, fo gehen acute Anfälle bei einer Eräftigen Behandlung immer raſch vorüber. Behandlung. — Ddwohl ich bereits, bei Erörterung der verfhiedenen Formen der Krankheit, der Behandlung erwähnt habe, fo muß ich doch noch einige Worte über diefen Gegenſtand fagen. Bei der acuten Form ift unfire Behandlung auf die Functions ſtoͤ⸗ rung zu richten welche die allgemeine Störung hervorruft; eine Veränderung des allgemeinen Nervenzuftandes ift erforderlich, waͤh⸗ rend eine locale Behandlung des Auges ſelten noͤthig wird, Bei der hronifhen Form dreht ſich die Behandlung hauptſaͤchlich um Befeitigung der Hyfterifchen Gonftitution und verlangt zugleich die Befeitigung einer localen Veränderung, welche die Krankheit errez gen oder unterhalten fönnte, wozu endlich auch noch locale Be— handlung kommt, die ſich befonders auf Senfibilität und Sinnes— function des leidenden Organes bezieht. Um diefe Sndicationen zu erfüllen, müffen wir in ber Behand» lung ftät und mit Ausdauer verfahren, und alle phyſiſchen und moralifchen Mittel benugen, welche die eigenthümlichen Umftände jedes Falles bieten mögen. Bei acuten Fällen beginnt die Behande lung mit £räftiger, aber milder Entleerung des Darmcanals durch Abführmittel und Eiyftire, um alle scybala mit Sicherheit zu ent: fernen. Das Abführmittel-wird mit einer tüdhtigen Doſis Calos mel oder Hydrargyrum cum creta verbunden, und die Wirkung duch ein Opiat und dur ein aromatifhes Mittel modificitt; nichts ift bier paffender, als ein Einftir aus 1 bis 1 Unze Ter— pentinöl, ebenfoviel Ricinusöl, mit etwa einer Pinte dicker Grüße. Mo Empfindlichkeit des Unterleibs vorhanden ift, da kann man warme omentationen mit oder ohne etwas Opium anwenden; der Zuftand des Darmes und die Wirkung der Abführmittel entfcheidet über die Fortdauer der Anwendung derfelben. Bleiben die Sym— ptome der Hyſterie, nachdem bereits die Abfübrmittel reichlich ges wirft haben, fo geht man auf die allgemeine Behandlung über, während für offenen Leib fortwährend geforgt wird. In biefem Stadium ift eine Mirtur aus mäßigen Dofen von Tinet Asa foe- tidae ammoniata mit -Decoct. Aloes compositum und bisweilen 112 mit Gampher das Gerignetfte. Auf bie Wünfche der Kranken, ruͤckſichtlich der Verdunkelung des Zimmers, Ruhe und Ealte Ums fhläge, nimmt man Rüdjicht, wenn der Kopf afficirt iſt; dieß ift indeß unnöthig, wenn die Symptome nicht dringend find. Bei den mehr chroniihen Formen ift große Ausdauer und Geduld erfordirlih, und, wie ich bereits bemerkt habe, fo haben, wir, bei fortdauernder Dispofition zu Dpfterie, niemals die Si— herheit, eine vollkommene Eur bemwerfjteligt zu haben, da zu jeder Zeit ein frifher Anfall Eommen Fann und KRückfälle etwas ganz Gewoͤhnliches find. Ich will weiter nicht auf das Einzelne der Bes bandlung eingehen, fondern nur Einiges anführen, was id als bauptfächlicy zu beachtende Puncte erkannt habe; dieß ift: 1) Ber handlung des allgemeinen Zuftandes des Nervenfpftems durch an- tispasmodica: 2) Behandlung des Allgemeinbefindens, welches bei giftiigertem Zuftande mäßige Blutentziehung 2c., bei einem gefuns tenen Zuitonde tonica, faltes Bad, Frictionen, mäßige Bewe— gung 2c. erfordert; 3) die Befeitigung localer Gomplicationen ift, wo lie vorhanden jind, rationell, aber nicht durch irgend ein cms pirifches speciheum zu verfuchen. Die locale Behandlung der Amaurofe ift in gewilfem Maaße abhängig von dem allgemeinen Zuftande, befonders was die Anwendung von Blutegeln betrifft; immer wiederholte Bafınpflafter im Nacken find indeß, mit einzels nen Mobdificationen, faft in jedem Yale anwendbar. Galmirende Mittel, auf das Auge angewendet, können verſucht werden, find aber von geringem Nugen, und felbft das Extract. Belladonnae, über der Augenbraue eingericben, giebt nur geringe Erleichterung, wenn es nicht gang wirkungslos bleibt. (Edinburgh medic. and surgical Journal, Jan. 1842.) MNiscellen Heilung eines prolapsus uteri durch Gauterifas tion. Die Ercijion oder Gauterifation eines Theiles der Schleime baut der vagina ift fhon mehrere Male, wegen descensus der Gebärmutter, gemacht worden. Folgender Fall des Herrn Ben— jamin Philipps vermehrt die Anzahl der Operationen mit glück lihem Erfolge. Eine Kranke des Krankenhaufes von Marylebone litt feit mehreren Sahren an einem prolapsus uteri und Eonnte den Reiz aller Arten von Peffarien nicht vertragen, fo wie alle anderen Mittel zur Unterftügung der Gebärmutter. Herr Bens jamin Philipps erlangte jedoh eine vollftändige Heilung durd) Gauterifation eines Theiles der Schleimhaut der Scheide mittelft Satpeterfäure, Die Zufammenziehung nady dem Abfallen des Brand- fchorfes führte die vagina zum Volumen der Scheide einer Frau zurück, die noch nicht geboren hat. Sn Beziehung aufdie Kieftenie, das Häutchen, wels ches aus der Zerfeßung der Grapidine im Urine der Schwangern entfteht (vergleiche Neue Notizen Nr. 459. und 460 [Rr. 19. und 20. des XXI. Bandes]ı, hat (nach der Medical Gazette) Herr Dr. Lethby den Urin von funfzig Schwangeren unterfucht und deren Anmefenheit conftituirt; während er nicht die oeringfte Spur davon im Urine von achtzehn Frauen finden Eonnte, welche nicht ſchwanger waren. Nekrolog. — Der berühmte Franzoͤſiſche Ober-Armee⸗ birurg, Baron Larrey, ift, auf der Rücdreife von Algier nach Paris begriffen, am 25. Juli zu Lyon geftorben. Bibliographische Traite el&mentaire des reactifs, leurs preparations, leurs em- plois speciaux et leur application a l’analyse. Par A. Payen et A. Chevallier. (Vergleiche Neue Notizen Nr. 407. [Nr. 11. des XIX. Bandes.]) Supplement, contenant les nouvelles re- cherches faites 1. sur l’appareil de Marsh, les modifications de cet appareil avec les rapports des Acad&mies royales des sciences et de medecine; 2. sur l’antimoine; 3. sur le plomb; 4. sur le cuivre; 5. sur le sang; 6. sur le sperme. Avec une planche gravee sur cuivre et 19 figures gravdes sur bois etc. par A. Chevallier. Paris 1842. 8. —— — — neuigkeiten. The climate of the South: of Devon, and its Influence upon Health; with short accounts of Exeter, Torquay, Teign- mouth, Dawlish, Exmouth, Sidmouth etc. By Tho. Shapter, M.D. London 1842. 8. Mit 1 Charte. A’practical Treatise on Diseases of the Scalp etc. By John E. Erichsen. Tsondon 1842. 8. Mit 6 Kupf. On spinal irritation— the Source of Nervousness, Indigestion and functional Derangements of the principal Organsof the Body; with cases etc. By Evan Riadore, M.D. London 1342. 8. Menue Mlotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetheilt von den Ober» Medieinalratfe Froriepzu Weimar, und dem Medieinalrathe und Profeffior Froriep zu Berlin, N. 492. (Nr. 8. des XXIII. Bandes.) Juli 1842. Gedrudt im Landes »Induftries Somptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 F1.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Weite werig ku Profeffor Liebig's Bericht über die organiſche Chemie in ihrer Anwendung auf Phyfiologie und Pathologie. Borgetragen am 23, Juni der Section für Chemie und Mineralos gie der British Association durch Dr. Playfair. Dr. Playfair bemerkte zuvörderft, Profeffor Liebig fey vor mehreren Fahren vom Vereine erfucht worden, fid mit dem Studium der Chemie mit Bezugnahme auf die vegetabilifhe und animalifhe Phyfiologie zu befchäftigen. Der erfte Bericht deffelben fen der Verſammlung zu Glas— gow im Jahre 1840 vorgetragen worden; den zweiten werde diefelbe nunmehr vernehmen; in einem dritten gedenfe ſich der Profeffor mit der organifhen Chemie in deren Anmen: dung auf die Nahrungsftoffe und Diätetik zu befhäftigen, wo dann auch von der Nahrungsfähigkeit der verfchiedenen Futterftoffe, bezüglich der Viehmaſt, die Rede ſeyn werde. Der erfte Theil des diegmaligen Liebig'ſchen Berichts befchäftige fib mit der Unterfuhung der Proceffe, melde be= hufs der Ernährung und Neproduction verfchiedener Zheile des Organismus von Statten geben. Sowohl bei Pflan: zen. als bei Thieren, erkennen wir das Vorhandenfenn einer Kraft im Zuftande der Ruhe, welche die Grundurſache des Wachsthums oder der Maffevergröferung des Körpers ift, in welchem fie ihren Sitz hat. Durd die Einwirkung Au: ßerer Potenzen, 3. B., den Drud der Luft oder Feuctig: keit, wird das ſtatiſche Gleichgewicht diefer Kraft zerftört; fie teitt in den Zuftand der Bewegung oder Thaͤtigkeit und wirkt nun plaftifh und formgebend. Diefe Kraft bat man die Lebenskraft, Vitalität, genannt. Obwohl fie nun ebenfowohl dem Thierreiche, ald dem Pflanzenreiche inwohnt, fo bringt fie doch bei teiden ihre Wirkungen durch ganz verfchiedene Mittel und Apparate hervor. Die Pflanzen nähren ji) durchaus von Stoffen, welche der unorganifchen Materie angehören. Die atmofphärifche Luft, aus welcher fie ihre Nahrung beziehen, wird von den ausgezeichnetften Mineralogen als ein Mineral betrachtet. Alle Stoffe müfs fen, bevor fie als Pflanzennahrung dienen Eönnen, in unor— ganifche Materie verwandelt werden. Die Thiere dagegen No. 1592, n ı 2077; verlangen zu ihrer Ernährung hechorganifirte Atome. Sie Eönnen nur mit Theilen anderer Organiemen ihr Leben ftis fien. Sie tragen in ſich, gleih den Pflanzen, ein vegetas tives Leben, vormöge deffen fie an Körpermaffe gewinnen, ohne daß fie fich deffen bewußt find; allein fie unterfcheiden fih von den Pflanzen durd die Fähigkeiten der Orteverän- derung und Empfindung, welde durch einen Mervenapparat vermittelt werden. Das eigentliche vegetative Leben der Thiere ift von dieſem Apparate durhaus nicht abhängig; denn es hat feinen Fortgang noch dann, wenn die Mittel der Ortsveränderung und Empfindung vernichtet find, und der Eräftigfte Wille ift nicht fähig, irgend einen Einfluß auf die Bewegung des Herzens und des Darmcanals, fowie auf die Secretionsproceffe, zu Aufern. Alle Theile diefes Thierkoͤrpers werden aus der in dem— felben circulirenden Flüffigkeit, unter der Einwirkung der in allen Organen thätigen Lebenskraft, erzeugt, und zugleich findet eine fortwährende Zerftörung des thierifhen Körpers in feinen einzelnen Theilen ftatt. Jede Bewegung, jede Krafräuferung ift das Nefultat der Umbildung einer Struc— tur oder ihrer Beftandtheile; durch jede Perception, jede gei— ftige Negung wird eine Veränderung in der chemifhen Ber fhaffenheit der fecernirten Flüffigkeiten zu Wege gebracht; jeder Gedanfe, jede Empfindung ift von einer Veränderung in der Zufammenfegung der Gehirnfubftan; begleitet. Zur Erfegung der auf diefe Weife bewirkten Verlufte ift Nah: tungsftoff nöthig. Diefer dient entweder zur Vermehrung der Mafle der Gewebe (Ernährung im engern Sinne), oder zur Erfegung der Abnugung derfelben (NReproduction.) Die Grundbedingung der Lebenserhaltung ift das Ein: nehmen und Affimiliren von Nahrungsftoff; allein eine nicht meniger notbwendige Bedingung ift die beftändige Abforption “ von Eauerftoff aus der Atmofphäre., Alle Lebensthätigkeit entfpringt aus dem Aufeinanderwirken des Sauerftoffs der Utmofphäre und der Grundbeftandtheile der Nahrungsmittel. Ale im Organismus vorgehenden Umbildungen der Materie find weſentlich chemiſcher Natur, wiewohl die Lebenskraft häufig auf Steigerung oder Verminderung ihrer Sntenfität einen mefentlihen Einfluß aͤußert. Der Einfluß der Gifte 8 115 und Arzneimittel auf die thierifche Deconomie beweif’t, daß die in leßterer vor fih gebenden cemifhen Verbindungen und Zerfeßungen, die fi in den Erfheinungen der Lebens: thätigkeit Eund geben, durch Subftanzen, denen eine genau beftimmbare chemiſche Kraft inwohnt, mit bedingt werden, Die Lebenskraft ift das regufirende Agens, durd) welches den chemiſchen Kräften eine zweddienliche Richtung gegeben wird; allein die Kräfte felbft find chemifcher Natuc Aug diefem und feinen andern Gefihtspuncte haben wir die Vitalitaͤt zu betrachten. Nach Lavoiſier's Berechnung nimmt ein erwachfe: ner Mann jedes Jahr 3837 Pfund Sauerſtoff in feinen Or— ganismus auf, ohnedeßhalb an Gewicht zuzunebmen. Was wird aber aus Diefer gewaltigen Menge Sauerjtoff? Der in gewiffen Koörpertheilen enthaltene Kohlenftoff nnd Wais ferftoff haben fih mit dem durch die Lungen und Haut ein geführten Suuerftoffe verbunden und find als Kohlenfaure und MWafferdampf entwichen. Unaufhörlic, bei jedem Aus: athmen, werden auf diefe Weife Beftandtheile de6 Orga— nismus ausgeführt und an die Atmoſphaͤre abgefigt. Nicht ein Atom des eingeathmeten Sauerftoffs mwird als folder wieder ausgeathmet, Nun hat man ermittelt, daß ein ers wachfener Menſch täglih 324 Unze Sauerftoff einathmet. Hierdurdy wird der Kohlenftoff von 24 Pro. Blut in Koh— lenfäure verwandelt. Der Menſch muß alfo fo viel Nabe rungsftoff zu fih nehmen, als zur Erſetzung diefes täglichen Verluſtes gebört, und es findet fih auch wirklich, daß fich dieß fo verhält; denn im Durchſchnitte beträgt der Kohlen: ftoff, welcher fi in der täglichen Nahrung eines erwadhſe— nen Mannes, der fih mäßige Leibesbewegung macht, befins det, 14 Unzen, zu deren Verwandlung in Kohlenfäure 37 Unzen Sauerftoff nöthig find. Offenbar muß aber, da der eingeathmete Sauerſtoff nur durch deffen Verwandlung in Kohlenfäure und Waſſer wieder aus dem Organismus aus: gefhieden werden Fann, bie zur Erhaltung des thieriſchen Körpers möthige Menge Nahrungsſtoff zu der in den Koͤr— per eingeführten Quantität Sauerſtoff im geraden Verhaͤlt— niffe ſtehen. Daber bedarf das Kind, deffen Athmungs— werkzeuge im normalen Zuftande einen hohen Grad von Thaͤtigkeit befigen, haufijer und im Verhältniffe zu feiner Körpermaffe mehr Nahrung, als der Erwachſene, und jenes kann auch nicht fo lange hungern, als diefer. Ein Vogel, dem man die Nahrung entzieht, firbt ſchon am dritten Tage, während eine Schlange, welche nur fehr langſam Sauerftoff einathmet, drei Monate lang bungern Eann, ohne zu fterben. Der raͤumliche Inhalt der Lunge eines Thies res iſt eine conftante Größe. Wir athmen alfo daffelbe PBolumen an Luft ein, mögen wir uns am Pole oder am Uequator befinden. Allein das Gewicht der Luft und folglich des darin enthaltenen Sauerſtoffs verändert fi mit der Temperatur. Co nimmt ein erwachſener Menſch taͤglich 46,000 Gubifzoll Sauerftoff in feinen Organismus auf, welcher Sauerftoff bei einer Zemperatur von 77° 8. 324 Unzen, bei einer folhen von 329 F. aber 35 Unzen miegt. In unferm Clima kann alfo der ermachfene Menfch im Minter taͤglich 35 Unzen, in Sictien dagegen, 5. B., nur den Thieren eingenommenen Nahrungsftoffen befinden. 116 28% Ungen, ober in Schweden, z. B, 36 Unzen Sauer: ftoff täglih einathmen. Demnah athmen wir bei kaltem Wetter und bei einem hohen Stande des Barometers mehr Sauerftoff ein, als bei warmem und wenn das Barometer niedrig fteht, und in demfelben Verhäitniffe müffen wir mit unferer Nahrung mehr oder weniger Koblenftoff einnehmen. In unferm Clima beträgt der Unterfchied in Betreff des eingeathmeten Sauerfloff3 und folglih des einzuführenden Kobtenftoff3 zwifhen Winter und Sommer etwa I zu Gun— ften des Winters. Selbft wenn wir eine gleihe Gewichts— menge an Nahrung zu uns nehmen, ift, nad der weiſen Einrihtung des Schöpfers, dafür geforgt, daß dem Beduͤrf— niife der verfihiedenen Climate entfprochen wird. Go ent= halten die Früchte, welche die Pieblingenahıung der Cüdläns der bilden, im Duchfchnitte nur 12 Proc. Kohtenftoff; während der Speck und Thran, den die Bewohner der Pos larlinder hauptfächlih genießen, 66 bis 80 Proc. von dems felben Beftandtheile enthalten. Nun ift aber das Aufein— anderwirfen der Beftandtheile der Nahrungsmittel und des Suuerftoff3 der Luft die Quelle der thierifhen Waͤrme. Alle tebende Gefhöpfe, deren Erhaltung auf der Abforption von Sauerftoff beruht, befigen in ſich eine von der fie umgebenden aͤußern Temperatur unabhängige Quelle der Wirme. Dieſe Wärme rührt, Profeffor Lie: big's Anficht nad), einzig und allein von der Verbrennung des Kohlenftoffs und MWafferftoffs her, die fi in den von Thies riſche Waͤrme ift nur in denjenigen Körpertheilen vorhanden, durd welche Arterienblut (und mit diefem der darin aufge: loͤſ'te Sauerftoff) circulitt. Der Koblenftoff und Wafferftoff der Nahrungsmittel müffen bei ihrer Verwandlung durch Sauerftoff in Koblenfüäure und Waſſer ebenfoviel Wärme entbinden, al5 wenn fie an der freien Luft verbrannt wuͤr⸗ den. Der einzige Unterſchied iſt, daß dieſe Waͤrmeentbin— dung über verſchiedene Zeiträume vertheilt iſt; der abſolute Bes trag bleibt aber immer derfelbe. Die Temperatur des menſch⸗ lichen Körpers ift in der heißen Zone di felbe, wie in der £ulten. Da man aber den Körper gleihfam als ein erwärme tes Gefäß anfehen Eann, welhes fih um fo fchneller ab— fühlt, je Eälter das Mittel ift, im welchem es fich befindet, fo muß offenbar die Quantität des in demfelben zur Vers brennung gelangenden Brennftoffs je nad) den Climaten wechſeln. So iff, 3. B., in Palermo, wo die Luft zumeis fen diefelbe Temperatur hat, wie der menſchliche Körper, eine geringere Wärmeentbindung in diefem nöthig, als in den Polargegenden, wenn dort die erftere um 90° $. nie— driger temperirt ift, als der leßtere. Fm menfhlihen Körper ift alfo der Nahrungsſtoff der Brennftoff, und durch eine gehörige Verforgung mit Sauer— ftoff erhalten wir im Winter die durch die Verbrennung deffelben entbundene, ung nöthige Wärme. Machen wir ung in kalter Luft Bewegung, fo athmen wir eine größere Quantität Sauerftoff ein, und dadurch wird nöthig, daß mir in ben Speifen eine größere Quantität Kohlenjloff eine zunehmen haben, und indem wir diefe Epeifen genießen, eignen wir uns zugleich den wirkſamſten Schug gegen die 117 Kälte an. Der Hungernde erfriert leichter , als der Satte, und befanntlicy find die Raubthiere in Ealten Ländern meit gefräßiger, als in heißen. Unfere Kleider find lediglich ein Erfag für die Nahrungsftoffe, und je wärmer wir und Eeis den, eine deſto geringere Menge von den letztern brauchen wir. Gingen wir, wie mande wilde Völker, nadt, oder mären wir demfelben Kältegrade ausgeſetzt, wie die Samo— jeden bei'm Sagen und Fiſchen, fo Eönnten auch wir leiht 10 Pfund Fleiſch und vielleiht noch obendrein ein Dußend Talglihter verzehren, wie marmgefleidete Reiſende mit Staunen von diefem Volke berichtet haben. Dann würden wir Branntewein, Sped und Thran ohne nachtheilige Wirs ungen in derfelben Menge zu ung nehmen fönnen. Hierin findet fih die Erklaͤrung der anſcheinend unna— türlich weit voneinander abweichenden Lebensweiſen verſchie— dener Völker. Dir Maccareni des Italieners und der Thran des Grönländers find nicht etwa nad Zufall oder Laune gewählte Lieblingsfpeifen, fondern dem durch die climaz tifhen Verhiltniffe des Waterlandeg jener beiden Völker beding- ten Bedlirfniffe beider angemeffene Nabrungsftoffe. Se kälter das Clima ift, um defto mehr Brennfloff müffen die Speifen enthalten. Der Engländer bemerkt auf Jamaica mit Bes truͤbniß das Verſchwinden feines Apnetits, in weldem er in feinem WVaterlande eine nie verfiegende Quelle des Ge: nuffes fand. Durch ſtarke Gewürze erregt er fich einen kuͤnſtlichen Appetit, und fo confumirt er diefelbe Quantität Speifen, als ob er noch in England wäre. Allein er fest ſich auf diefe Meife mit dem Glima, in welhem er nunmehr lebt, in ein Mifverhältniß; denn er nimmt in feinen Koͤr— per nicht genug Sauerftoff auf, um den fämmtlihen Koh— lenftoff der genoffenen Speifen zu verbrennen, und die Hitze des Glima’s hindert ihn, ſich hinreichende Keibesbewegung zu machen, um bie Zabl der Athemzuͤge angemeffen zu vermeh— ren. Der Kobtenftoff der Speifen wird demnach zum Theil gezwungen, andere Wege einsufchlagen, und daraus entſte— ben Krankheiten. Auf der andern Seite ſchickt man von England die an Verdauungsſchwaͤche Leidenden in füdliche Länder. In England find die gefhmwächten Verdauungsor⸗ gane nicht im Stande, die Speifen in denjenigen Zuftand zu verfeßen, in welchem ſich deren Kohlenftoff am Leichte: ften mit dem Sauerftoffe der Luft verbindet, fo daß alfo biefer die Athmungswerkzeuge felbft angreifen und Lungen: Erankbeiten erzeugen muß. Werden biefe Patienten dagegen in wärmere Climate gebracht, fo abforbiven fie weniger Sau— erftoff und nehmen weniger Speifen zu ſich, daher die ges ſchwaͤchten VBerdauungsorgane vielleiht noch hinreichende Kraft befigen, die geringe Menge Nahrungsmittel fo zu ver: arbeiten, daß fie fi) mit dem eingeathmeten Sauerfloffe im Sleichgewichte befinden. In Uebereinftimmung mit Ddiefen Anfichten, finden wir denn auch, daß in unferm Glima Re: berfrankbeiten, welche von einem Ueberfhuffe an Kohlenftoff berühren, im Sommer, und dagegen Lungenkrankheiten, deren Grund in Üübermäßigem Sauerftoffe zu fuchen ift, im Minter vorherrfchend find. Profefor Liebig widerlegt nun bie Anfiht, als ob die thierifhe Wärme dem Einfluffe der Nerven und nicht 118 der Verbrennung beizumeffen fen, ein Irrthum, melder ſich auf die Meinung gründet, daß die Verbrennung im Blute ſelbſt ftattfinde. Dann meif’t er nach, daß die thieriſche MWärme nicht von den Muskelcontractionen herrühren koͤnne, und weiter zeigt er, daß die durch die Verbrennung des Kohlenftoffs im Körper erzeugte Wärme bedeutend genug fey, um alle Erſcheinungen der thierifhen Wärme hervorzu— bringen. Die 14 Unzen Koblenftoff, welche in dem erwach— fenen Menfchen täglih in Kohlenfäure verwandelt werden, entbinden nicht weniger, als 197,4770 Wärme, melde binteihen würden, um 24 Pfund Waffer von der Tempe—⸗ ratur des menſchlichen Körpers in Dampf zu verwandeln. Nehmen wir nun an, daß das durch die Haut und Lungen täglih in Dampfform aus dem Körper gehende MWaffer 3 Pfund betrage, fo bleiben zur Aufrechterhaltung der Tem— peratur des Körpers immer nody 146,380° Wärme übrig. Bringen wir überdem noch die durch den Wafferftoff der Speifen entbundene Wärme in Anfchlag, fowie, daß die Drgane Überhaupt nur eine fehr geringe fpecifiiche Wärme befigen, fo kann kein Zweifel darüber befteben, daß die bei dem VBerbrennungsproceffe, welhem die Nahrungsmittel im Körper unterworfen werden, entbundene Wärme vollkom— men hinreihbt, um die normale Temperatur ded Körpers aufrecht zu erhalten. Aus Vorftchendem ergiebt fich zur Genüge, daß bie in den Speifen zu genießende Menge Koblenftoff ſich nad) dem Glima, dem Dichtigkeitsgrade der Luft und ben Ber fhäftigungen jedes einzelnen Menfchen richten muf. Der Menfh, welcher eine fißende Lebensweiſe führt, bedarf mes niger Koblenftoff, als der, welder fid viel Körperbeiver gung macht. Nachdem ſich Profeffor Liebig auf diefe Weiſe über die Urfache der thierifhen Wärme ausgefprochen hat, unters fucht er zunaͤchſt, welche Beftandtheile der Nahrungsmittel eigentlich als nährend betrachtet werden müffen. Die Phys fielogen nehmen an, die verſchiedenen Körperorgane feyen urfprünglid) aus dem Blute gebildet worden. Giebt man dieß zu, fo liegt auf der Hand, daß nur diejenigen Stoffe für nährend gelten Eönnen, welche Beftandtheile des Blutes zu bilden vermögen. Der Profeffor ftellte nun eine Unters fuhung über die Zufammenfegung des Blutes und die Identitaͤt der chemiſchen Beſchaffenheit des SFaferftoffes und des Eimeißftoffes an. Am einfahften ift der Ernährungs: proceß bei den fleifchfreffenden Thieren. Diefe leben von dem Fleiſche und Blute der grasfreffenden Thiere, melde genau diefelbe Art von Fleiſch und Blut befigen, tie bie Raubthiere. Bon dem Standpuncte der Chemie betrachtet, frißt alfo das fleifchfteffende Thier ſich felbft; denn feine Nahrung bietet diefelben Beftandtheile dar, mie feine eiges nen Gewebe. Demnächft unterfuht Profeffor Liebig, aus welchen Beftandtheilen der Pflanzen das Blut der kraut— fteffenden Thiere erzeugt werde. Die ftiditoffhaltigen Pros ducte der Pflanzen, welche die Nahrung der Erautfteffenden Thiere bilden, beißen: vegetabilifher Fafer:, Eiweiß-, und Käfe: Stoff. Bei der chemifchen Zerlegung hat fih nun das chemiſche Refultat ergeben, daß fie genau aus benfelben 8 « 119 Eiementarftoffen in gleihen Mifhungsverhältniffen beftehen, und noch merfwürdiger ift der Umftand, daß fie mit den Hauptbeftandtheilen des Blutes, dem thierifhen Faſer- und Eiweiß: Stoffe, durchaus identifch find. Unter identifch vers ftehen wir hier nicht etwa Aehnlichkeit, fondern abfolute Gleichartigkeit, fogar in Betreff der unorganifhen Beftandtheile, Aus diefen Berrahtungen ergiebt ſich die hohe Ein— fachheit des Grnührungsproceffes. Genau genommen erzeu: gen die Pflanzen innerhalb ihres Drganismus das Blut fämmtliher Thiere. Das vegetabilifhe und animalifche Les ben find demnach hoͤchſt innig mit einander verbunden. Ferner hatte fih Prof. Liebig noch über die Wolle zu erklären, welche gewiſſe alles Stiditoffs entbehrende, aber für das thierifche Leben erfahrungsmäßig unentbehrliche Bez ftandtheile der Nahrungsmittel fpielen. In allen diefen finden wir außerordentlidy viel Kohlenftoff, aber fehr wenig Sauerſtoff. Durch eine außerordentlih bündige Induction gelangt der Profeffor zu dem intereffanten Schluſſe, daß diefe Beftandtheile einzig und allein auf die Erzeugung von thierifcher Wärme verwandt werden, indem fie ſich vermöge des Suuerftoffes der Luft in Kohlenſaͤure und Waffer ver- wandeln. Diefer Theil des Berichts enthielt eine höchft finnreihe und wichtige Entwidelung der Anficht über die Rolle, welche der Galle in der thierifchen Deconomie anges wiefen ift, und vom Standpuncte der quantitativen Phyſio— logie aus hat der Profeffor feine Meinung ftreng bewiefen, Menn man Erautfeeffende, wie fleifchfreffende Thiere an der Körperbewegung hindert, jo heißt dieß fo viel, als ihnen ih: ten Zufluß von Sauerſtoff verkürzen Da nun der in dem Butter enthaltene Kohlenftoff Eeiner entfprechenden Menge Saueritoff begegnet, um zu verbrennen, fo geht er in Pros ducte über, welche fehr reih am Koblenftoff und fehr arm an Sauerftoff find; mit andern Morten, er wird zur Fett: bildung verwandt. Liebig fchließt, Fett fey eigentlich ein unnatürliche8 und abnormes Product, welches daher rübre, daß fih die Natur den Umftänden anpaffe, nicht aber daher, daß die Umftände der Natur angemeffen feyen; welches Pro: duct durchaus nur infofern entftebe, als zwifchen dem in den Nahrungsmitteln enthaltenen Kohlenftoff und dem durch die ungen eingeathmeten oder durch die Haut abforbirten Sauerftoff ein Mißverhältnig beftehe*). Wilde Thiere has ben im normalen Zuftande Eein Fett; der Beduine oder MWüftenaraber, welcher feine magern, musculöfen und fehnis gen Extremitäten mit Stolz zeigt, befißt ebenfalls keines. *) Die Mißverhältnig ift aber doch, nach Umftänden, für die Deconomie des Thieres, für deffen Eebenserhaltung durchaus nöthig, folglidy nur dann abnorm, wenn diefer höchite Zweck nicht dadurch erreicht wird, Wie Fönnte, z. B., der Hamfter wieder aus dem Winterfch/afe erwachen, wern nicht der, durch die, während des Lestern langfam fortgehende Nefpiration und Eirculation abforbivte und den Geweben zugeführte Sauerftoff, da das Thier während des Schlafs nicht frißt, durch die Re— forption des aufgefpeicherten Fettes neutralifiet würde, fondern auf Koften der Gewebe felbft, die dadurch im eigentlichen Sinne verbrennen würden, neutralifirt werden müßte. Aehn— liche teleologifche Gründe walten, wegen der Magerkeit der Wintermwaide, in Betreff des Feiftwerdens aller Erautfeeffenden Thiere Falter Länder im Herbſte ob. D. Ueberf, 120 Der Profeffor zählt nun die Krankheiten auf, melde von Fett bereübren. : Nah dem gegenwärtigen Stande unferer Kenntniffe laffen ſich die nährenden Grundftoffe der Nahrungsitoffe folgendermaßen zu— fammenftellen. Die zur Bildung des Biutes geeigneten Ingrediens zien, welche Profeffor Liebig die plaftifchen Elemente der Ernähe rung nennt, jind folgende: vegetabilifcher Faſerſtoff, vegetabiliicher Eiweißftoff, vegetabilifher Käfeftoff, thieriiches Fleiſch, thierifches Blut. Die übrigen Ingredienzien der Nahrungsmittel, welche ſich zur Aufrechthaltung der Temperatur des Körpers eignen. nennt er die Elemente der Refpiration, und fie find: Fett, Stärke, Gum— mi, Robrzuder, Zraubenzuder, Milhzuder, Pectine, Bafforine, Bier, Wein, gebrannte fpirituöfe Getränke. Hierauf reduciren fich im Allgemeinen die Ernährung. Der zweite Theil des Berichts befhäftigt ſich mit der Unter- fuhung der chemiſchen Proceſſe, welche Behufs der Bildung von Galle, Harnſtoff, Harnfäure und deren Gompofita, fo wie der Nersens und Hirnſubſtanz ſtatthaben Die Schiüfe, zu denen ce in Betreff diefer Puncte gelangt iſt, find fo intereffanter und übers raſchender Art, daß Dr. Playfair fih, da er die ihnen beigefügs ten Berechnungen nicht zugleich mittheilen Eonnte, nicht getraute, eine furzgefaßte Ueberſicht derfelden zu geben. In den erflärenden Bemerkungen über die Verdauung fchreibt Profejjor Liebig dem Speichel eine cigenthümlihe Function zu. Diefe Fluͤſſigkeit beiigt die Eigenfhaft, Luftblafen in Menge zu umhüllen und fo als Schaum aufzutreten, in noch weit höherem Grade, als in Waſſer gefhlagene Seife. Diefe Luft begleitet mit dem Speihel die Speifen in den Magen, und dort verbindet ſich deren Sauerftoff mit den Beftandtheilen der Speilen, während des ren Stidftof dur die Lungen oder die Haut wieder ausgeführt wird. Se länger die Verdauung anhält, deſto mehr Speichyei und folglich) Luft gelangt in den Magen. Das MWiederfäuen hat bei gewiſſen grasfreffenden Zhieren offenbar zum Theil den Zweck, die Nahrungsftoffe neuerdings mit einer Quantität Sauerftoff zu vers mengen. Der Profeffor betrachtet ferner die Nolle, welche Thee und Kaffee in ihrer Eigenfhaft als Nahrungsmittel fpielen. Durdy neuere hemifhe Unferfudyungen hat man in Erfahrung gebracht, daß die wirkfamen Beltandtheile des Thee's und Kaffee's (Theine und Kaffeine) durchaus eine und diefelbe Subſtanz, in jeder Bes: ziehung völlig identifch find. Der Thee muß alſo auf den Or— ganismus durchaus in derfelben Weiſe wirken, wie der Kaffee. Weßhalb ift aber der Genuß diefer Getränke ganzen Nationen zum Bedürfniß geworden? Kaffeine (heine) ift eine außerordentlich fticeitoffhaltige Subitang: die Galle enthält bekanntlich ein wefentliches ſtickſtoffhaltiges Ingrediens, die Zaurine, Profeſſor Liebig iſt nun derMeinung, daß diefe Zaurine aus der Kaffeine gebildet werde, und wenn ein Theeaufguß nur 1/10 Gran Kaffeine enthält, fo Eann, wenn legtere wirklich zur Gallebildung beiträgt, felbft diefe geringe Quantität nicht für entbehrlich gelten. Auch laͤßt ich nicht läuge nen, daß, wenn Jemand eine übergroße Menge nichtfticftoffhaltiger Nahrungsmittel genießt oder fich zu wenig Reibesbewegung macht, wels che zur Umbildung der Materie in den Geweben und zur Verforgung der Galle mit ftickftoffhaltiger Materie erforderlich ift, unter folchen Umftänden der Genuß von Thee oder Kaffee der Gefundheit för: derlich feyn Eönne, da durch denfelben das fticftoffhaltige Product, melches ein völlig gefunder Organismus bereitet und das zur Er— zeugung eines wichtigen Elemente der Nefpiration (Verdauung?) weſentlich nötbig ift, gleich fertig dargeboten wird. Der Nordame- ricanifhe Indianer, welcher nur Fleifch genießt, Fönnte gewiß nicht ohne Nachtheil für feine Gefundheit ein Thee- oder Kaffeetrinker werden; denn feine Gewebe werden fo fchnell confumirt, daß er im Gegentheile etwas genießen muß , welches dieſe Abnugung verzde gert, Und merkwürdigerweile hat er im Tabackrauchen ein Mittel entdeckt, welches die Umbildung der Materie in den Geweben feie nes Körpers verzögert und ihn dadurd) in den Stand fest, länger zu bungern. Auch Fann er der Verfuhung, Branntwein im Ue— bermaaße zu aenießen, nicht widerftehen, und dieß Getränk, wel: ces als ein Element der Refpiration wirkt, hemmt die Umbildung 121 der Materie, indem «8 eine Function übernimmt, welche eigentlich den Producten der umgebilderen Gewebe zukommt. Der dritte Theil von Profejfor Liebig’s Bericht handelt von den verborgenen Gefegen der Erfheinungen der Bewegung. Da derſelbe meift fpeculativer Natur ift, fo dürfen wir denfelben hier weglaffen. Schließlich theilt Profeffor Liebig zwei Abhandlungen, eine über die Theorie des Krankfeyns und eine über die Theorie des Athmens, mit. Das ganze thieriſche Leben bejteht in einem Kam— pfe zwifhen den chemiſchen Kräften und den Eebensfräften. Im normalen Zuftande des Körpers cines Erwachſenen halten beide einander das Gleichgewicht. Jede mechaniſche oder chemifche Pos tenz, weiche die Erhaltung diefes Gleichgewichts verhindert, wird zu einer Krankheitsurfahe, Krankheit ift vorhanden, fobald der durch die Lebenskraft bethätigte Widerftand ſchwaͤcher ift, als die auf den Körper einwirkende ftörende Potenz. Der Tod ift derjes nige Zuſtand, welcher eintritt, wenn die feindlichen chemifchen oder mechanifchen Potenzen ein folches Uebergewicht erlangen, daß aller Widerftand von Seiten der Lebenskraft aufhört, Jeder abnorme Zuftand, in Bezug auf Gewinn und Berluft des Organiemus, ver: dient den Namen Krankheit. Offenbar wird eine und bdiefelbe Eranfmachende (das Gleihgewiht der Kräfte aufhebende) Potenz in verfchiedenen Lebensperioden verfchiedene Wirkungen hervorbrin: gen. Die oder jene, zu den Urſachen der Körperabnugung hinzu— tretende, Äußere Potenz kann im Alter den Widerftand der Lebens- kraft vernichten, alfo den Tod herbeiführen, während fie im Eräf: tigen Lebensalter nur ein Mißverbältnig zwiſchen Gewinn und Ver— luft, und im Kindesalter vielleicht den abitracten Zuftand von Ge— fundheit, das heißt das Gleichgewicht zwiſchen Gewinn und Ver: luft, berbeifübren wird, Nah dem VBorbergebenden folgert nun Profeſſor Liebig, daß ein Mangel an Widerftand argen die Ur: fadıe des Verluſtes in einem lebenden Theile in der That nur ein Mangel an Widerftand gegen die Einwirkung des Sauerftoffs der Atmoſphaͤre ſey. Liebig's Theorie nah, läßt ſich der thicrifche Körper mit einer, fich felbft regulirenden, Dampfmafchine vergleis den. Er wirkt, in Bezug auf die Erzeugung von Wärme und Kraft, genau wie eine folhe Mafchine. So wie die Außere Tem: peratur ſinkt, wird das Einatbmen tiefer und häufiger; es wird dem Körper mehr und dichterer Sauerſtoff zugeführt; die Umbil— dung der Körperftoffe wird befchleunigt und mehr Nahrungeitoff nöthig, wenn die Temperatur des Körpers diefeibe bleiben fol, Es iſt bewiefen, daß das Eifen dem Färbeftoffe des Blutes nicht 122 angehört, fondern ein mwefentliher Beftandtheil der Blutkuͤgelchen ift. Diefe Blutkuͤgelchen fpielen bekanntlich bei der Ernährung feine Rolle. Profefor Liebig ift der Anſicht, daß hauptſaͤchlich ver: mitteift des Eifens die im Organiemus erjeuate Kehlenfäure den ungen zugeführt werde, und er hat berechnet, daß das im Körs per enthaltene Eifen wirklich noch ein Mal fo viel Koblenfäure transportiren könne, als deren täglich aus dem Körper ausgeführt wird *). (Ihe Athenaeum, Nr. 767.) *) Vergleiche auch die Auffäge Über verwandte Gegenftände, von Daubeny und Dumas, in Ar. 334, u. ff., fo wie in Nr. 424, u. ff. diefer Blätter. Miscellenm Ueber die Beziehungen der Muttertrompeten zu den Eierftöden beiden Säugethieren, und befonders bei den Hausthieren, bat Herr Raciborski der Academie der Wiſſenſchaften, zu Paris, die Bemerkung mitgerbeilt, wie die Franfen der Muttertrompeten bei diefen Thieren fo angebracht fiyen, daß fie den Eierſtock während des Actes der Befruchtung unmittelbar, oder vermittelſt der Prritonralanbängfel mittelbar, ganz umfaßten; bei'm Weibe hingegen der Contact zwiſchen dir Trompetenauebreitung und dem Gierftode nur in geringem Um— fange hatthabe. Herr Raciborski meint nun, daß man diefer anatomifchen Difpojition mehr, als den moraliihen Aufreaungen, die Häufigkeit der graviditas extrauterina bei Frauen zuſchreiben müffe, die bei den Säugetbieren fo felten vorkaͤme. Die Britifbe Affociation für das Kortfihreiten der Wiſſenſchaft bar diefes Jahr fih zum zwölften Male, und zwar zu Manchefter, am 22. Juni verfammelt, In der vorjäbti- gen Berfammlung, zu Plymouth, hatten die Beiträge der Mit: a'ieder, mit Einfchluß eines Gaffevorraths von 367 8. ©t., zur Galle gebracht 2,503 8. St. — Die Ausgaben hatten betragen 2,365 8. St., fo daß ein neuer Gaffevorrath von 533 8. ©t. ver— blieb. (Unter den Ausgaben befanden fich 1,449 8. ©t. [über 10.000 Thaler] zur Unteritüsung wiſſenſchaftlicher Förderungen, für Druck und Kupferftihe 233 8. Sr.) Nefrolog. — Der Verfaffer des Traite de FIufluence des Agens physiques sur la vie und mehrrren anderen geachteten Schriften, Herr Edwards, ift zu Verfailles geftorben. ak ae Hei Periostitis der hintern Fläche des Beckens, eine Huͤftgelenkkrankheit fimulirend. Von Dr. Graves. Ich fürchte nicht, mir den Vorwurf, als wenn ich Als tes für Neues ausgebe, zuzuziehen, indem ich folgende Fälle befannt made. Es war bei denfelben jedes Mat eine fals fhe Diagnofe und Behandlung gewählt worden, was hin— teichend beweif’t, daß hier noch eine Luͤcke ift. Erfter Fall. Thomas Nogerfon, 26 Jahre alt, Bidienter, wurde im Juni 1841 in dem Meath-Hospital aufgenommen. Drei Monate zuvor war er mit Schmerzen in verfchiedenen Körpertbeilen befallen, aber nirgends litt er fo ſtark, als im der linken Hüftgegend. Die Schmerzen in den Übrigen Theilen ließen von felbit nach, aber der in der Hüfte wurde heftiger und Eurze Zeit darauf ging der Mann lahm. Er wendete fib an mehrere Aerzte, welche fümmts lid ihre Behandlung gegen eine vermeinte Huͤftgelenkkrank— heit richteten, und einer unferer Wundärzte ließ den Kranken eine Mercurialcur durhmakhen. Das Lahmgehen und bie Schmerzen blieben unverändert, und bei feiner Aufnahme in das Spital wurde folgender Zuftand beobachtet: „Er Elagte über Schmerz am Hüftgelenke, welcher bei'm Geben, bei Beugung des Schenkels, fo daß die glutaei gedehnt wurden, oder bei allen unwillfübrlichen Nefpirationsbeweguns gen, fo wie Huften, Schneuzen ꝛc., vermehrt wurden. Wur⸗ de auf der Straße dagegen geſtoßen, ſo ſtieg der Schmerz faſt bis zur Ohnmacht; der Schmerz nahm aber nicht zu, wenn er mit der Ferſe auftrat; dagegen nahm derſelbe zu, wenn der trochanter gegen das acetabulum gedruͤckt wurde. Der Kranke Elagte über keinen durchfahrenden Schmerz in dem Beine, noch über Schmerz in der Leiſte und dem Kniee; ebenfo wenig über nächtlihen Schmerz. Die Geſaͤßfalte war auffallend verfteihen, der Schenkel etz was atropbiih. Bei aufrechter Stellung fügte er das ganze Gewicht feines Körpers auf das gefunde Glied und bewegte den kranken Fuß auf die Meife vorwärts, wie im dem erften Stadium der Huͤftgelenkkrankheit. Die Meffung 123 jeigte, daß beide Gliedmaßen von gleicher Länge waren. Bei der Unterfuhung zeigte fihb, daß alle Bewegungen in dem Gelenke vollfommen ausgeführt wurden, und daß Feine einzige fhmerzhaft war, mit Ausnahme der Außerften Beu— gung des Dberfchenkels, Es fand fih Feine Empfindlichkeit in der nächften Umgebung des Gelenfes, dagegen zwifchen dem acetabulum und der symphysis sacro-iliaca eine aͤußerſt empfindlihe Anſchwellung von der Größe einer Eleis nen Wallnuß; diefe Anfchmwellung war genau umfchrieben, unbeweglih, weich anzufühlen, jedoh ohne Fluctuation ; diefem entfprach eine allgemeine Fülle der Hinterbacke, wel— che auf eine auffallende Weife mit der fonft überall an ders ſelben zu bemerkfenden Atrophie contraftirte. Es fand fich weder Roͤthung, noch Dedem. Der Kranke hatte niemals feit Beginn feines Leidens Froſtanfaͤlle gehabt, auch nie an Syphilis gelitten; dagegen, wie ſchon erwähnt, eine vollftäne dige Salivationscur durchgemacht. Vor Beginn der Behandlung war es von aͤußerſter Wichtigkeit, eine möglihft genaue Diagnofe zu machen. Es fragte fih namentlih, ob man einen tieffisenden chro— nifhen Abfceß, oder periostitis vor ſich habe. Für Hüft: gelenkkrankheit fprach weder der Verlauf, noch die locale Uns terfuhung, noch die frühere Behandlung, und nach reiflis her Erwägung kam ich zu dem Schluffe, daß e8 ein Fall von periostitis feyn müffe. Die auf diefe Anficht gegruͤn— dete erfolgreihe Behandlung mar folgende. Am 29 Juni. Zwölf Blutegel über der fchmerzhaf: ten Gefhmwulft und 10 Gran Kali hydroiodieum drei Mat tüglihd. — Am 3. Juli große Erleichterung durch die Blutegel. ein Blafenpflafter über der Gefhwulft, wel— ches mit einer Auflöfung von Tart. stibiatus als Foment offen gehalten wurde Um 6. Suli war der Schmerz faft volltommen vorüber, der Kranke Eonnte faft ohne ein be— merkbares Lahmen gehen. Die Mirtur aus Kali hydroiodi- cum wird fortgefegt. — Am 10. Juli fehr wenig Schmerz bei'm Drude auf die Gefhwulft.e Die Fülle über derſel— ben ift ganz verfchwunden. Er befommt abermals ein Blafenpflafter und fegt die Medicin fort. — Am 15. Zuli verläßt der Kranke das Spital frei von allem Schmerze, man mag noch fo heftig drüden; früher bedeutend ſchmerz— hafte Bewegungen waren jegt fhmerzlos; der Mann geht nicht mehr lahm und kann das ganze Körpergewicht auf dem Franken Fuße ruhen laffen. Herr Colles fagt in feiner vortrefflichen Abhandlung : On the venereal Disease, p. 187: „Es ift nicht un- geeignet, zu erwägen, von wie außerordentlihem Einfluffe ein Knoten am Oberſchenkel bisweilen für den Zuftand des ganzen Gliedes ift. Der nodus fißt an diefem Knochen gewöhnlich an der untern Hälfte, auf der vordern Fläche; er ift daher für’ Auge kaum bemerklich, dagegen durch dag Gefühl feicht zu erkennen. Beſteht die Krankheit bereits länger, fo findet man bei genauer Unterfuchung, daß diefes Glied feiner ganzen Länge nach weniger Fülle zeigt, ald dag andere gefunde Bein, und betrachtet man die Hinterbaden, fo wird man an morbus coxae erinnert; es fehlt nur der Schmerz in der Leiftengegend, um das Bild vollitindig 124 zu machen; das Glied ift nicht allein magerer, die Hinter: bade flacher, die Gefäßfalte tiefer ftehend, fondern das Glied ift fogar fcheinbar verlängert, wenn man die Stellung des Kniees und Knoͤchels mift, und in manden Fällen babe ih, in der That, diefe Merkmale eben fo auffallend gefun: den, wie bei wahrer einfacher Hüftgelenkfrankheit.” Wenn nun mande Symptome der Hüftfranfheit durch einen ſy— philitiſchen nodus am untern Theile des Oberſchenkelkno— chens fimulirt werden Eonnten, läßt fich daraus nicht ſchlie— fen, daß eine Gefhmwulft des Perioftes fo nahe am Gelenke noch viel mehr Symptome, welde der genannten Krankheit ähnlich find, hervorrufen Eönnte; bei dem Falle von nodus syphilitieus wird die Diagnofe durch die Geſchichte des Falles und die Goeriftenz anderer fophilitifcher Symptome erleichtert; dagegen in Fällen, wie der mitgetheilte, muß die Diagnofe ganz und gar durch eine genaue Unterfuhung bes afficirten Gliedes und der das Hüftgelenf umgebenden Xheile feftgeftellt werden. Ein ftarker, gefund ausfehender Mann murde im D:tos ber 18+1 in das Meath-Hospital aufgenommen. Er gab an, daß er feit einem Jahre Schmerzen in verfchiedenen Körpertheilen habe, welche ihm fnphilitifher Natur zu feyn f&hienen, meil er vier Jahre zuvor Schanker gehabt. Die Schmerzen waren indeß nicht von fpphilitifhen Symptomen begleitet ; aber in Folge feiner Vermuthung nahm der Kranke aus eigenem Antriebe auf unregelmäßige Weife und längere Zeit hindurch Quedfilber. Seit drei Monaten war er nun vollkommen lahm und nicht im Stande, feinen gewöhnlichen Befhäftigungen naczufommen. Er war von mehreren Aerzten ald an Hüftgelenfentzüundung leidend und zulegt ges gen ischias behandelt worden. Es fanden ſich noch frifche Narben von Moren im ganzen Verlaufe des Nerven. Das Glied war im Allgemeinen abgemagert, befonders die Hinter baden ; die Gefüßfalte war verftrichen; er Elagte weder bei'm Auftreten auf die Ferfe, noch bei einem Drude mit dem Gelenkkopfe gegen das acetabulum, über Schmerz; es fand fih weder Empfindlichkeit in der Umgebung des Trochan—⸗ ters, noch Schmerz in der Reifte oder dem Kniee; aber er Elagte Über einen firen Schmerz oberhalb des obern Randes der tuberositas ischiadica und über bisweilen eintreten= de, im Verlaufe des ischiadicus durchfahrende Schmerzen. Das Glied fchien länger zu feyn, als das andere; jedoch) zeigte fi Eeine Verſchiedenheit bei'm Meffen. Der Kranke Eonnte auf der afficirten Seite leichter liegen, ald auf dem Nüden; Eeine Gelenkbewegung war frei; aber eine beträchts lihe Beugung trug (wie bei dem Rogerfon) zu beträchte licher Vermehrung des Schmerzes bei. Mit Nüdjiht auf den vorigen Fall richtete ich gleich meine Aufmerkſamkeit auf die hintere Fläche de8 Beckens und war fehr Üüberrafcht durch das Anfehen von Fülle, weiche die glutaei in einer Stelle zwifchen dem acetabulum und der symphysis sacro-iliaca, etiwva 14 Zoll oberhalb des trochanter ma- Jor, zeigten. Es mar eine diffufe Anſchwellung, unter wels der man bei genauerer Unterfuhung eine volllommen ums f&hriebene Gefhwulft bemerkte, welche nachgiebig, nicht be= weglich oder fluctuicend und gegen Berührung außerft em» 125 pfindlih war. Der Kranke Elagte nicht über Schmerz, wenn man an irgend einer andern Stelle, als an der, die ich bes reits angeführt habe, druͤckte. Empfindlichkeit des nervus ischiadieus war nidyt zu bemerken, Die Geihulft war größer, als in dem Falle von Ro— gerfon; berüdfictige man dabei die age deffelben, fo fieht man leicht die Urfache der durdyfahrenden Schmerzen im Verlaufe des Nerven ein, welche fo heftig waren, daß fie den Wundarzt, der den Kranken zuvor behandelt hatte, verleiteten, die Krankheit für eine ischias zu nehmen. Der Kranke wurde mit Blutegeln, Blafenpflaftern und Kali hy- droiodieum innerlid behandelt, wobei einmal eine Paufe von einer Woche megen Durmaffection gemacht werden mußte. Nah Ablauf eines Monats Eonnte der Kranke ges heilt entlaffen werden. Das Lahmſeyn war verfchwunden; die Fülle der Hinterbade hatte fich gefekt, und es war feine Spur einer Anſchwellung mehr zugegen. inige Tage vor feiner Entlaffung Elagte der Kranke nicht über den mindeften Schmerz. (Dublin Journ., Jan. 1842.) Vergleichende Unterfuhungen über Lungenfucht bei'm Menſchen und bei Thieren hat Herr Rayer der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften vorgelegt. „Die Thiere im milden Zuſtande find mehreren Krank-— heiten unterworfen und in’sbefondere denjenigen, welche aus der Anweſenheit von Schmarogersänfecten und Cingemweides würmern entfpringen; ob fie in einem gewiffen Verbaͤltniſſe der Lungenſchwindſucht unterworfen, weiß ich nicht; mas ich) aber verfichern kann, ift, daß ich eine große Anzahl von auf der Jagd erlegten oder gefangenen Thieren unterfucht habe, und daß ich bei Eeinen derfelben Tuberkeln in den Lungen oder andern Organen angetroffen habe. Dr. Benjamin Rufb verfichert dagegen, daß diefe Krankheit unter den Indianern Umerica’s unbekannt iſt; allein e8 giebt in den zwei erften Glaffen der Mirbelthiere vielleicht nicht cin eins ziges gezähmtes oder gefangen gehaltenes Thier, melches niht von Phthiſis befallen werden koͤnnte. — Doch ift diefe Häufigkeit keineswegs diefelbe bei allen Ihieren. Das von babe ich mich in dem anatomifchen Präparirzimmer des Jardin des Plantes, in den Schlachthaͤuſern, auf den Angern zu Montfaucon und des Vertus, auf dem Mufter: Landgute Ramirault, fo wie bei den von Thierhändlen er: baltenen in= und ausländifhen Thieren uͤberzeugt.“ „Phthifis bei den Säugetbieren. Der Menfh und die in unfer Glima eingefühiten und in Gefangens fhaft lebenden Affen find von allen Thieren am meiften der Lungenfchwindfucht unterworfen; man £ennt die Verwuͤ⸗ ftung, welche fie in unfern Hofpitälern anrichtet, und ich babe felbft die feit lange fchon bemerkte Häufigkeit derfelben bei den Affen beftätigt gefunden. „Bei den reifenden Thieren, und felbft bei den aus hei: Ben in unfere gemäßigten Glimaten eingebrachten, iſt die Lungenfchwindfucht verbältnifmäfig felten. Doch find im achtzehnten Jahrhundert ſchon auf der Anatomie zu Wien in 126 der Lunge eines Tigers eine Menge Abſceſſe gefunden worden, welche Phrhifis und den Tod berbeigeführt hatten. Pers rault berichtet in feinen Memoiren, daß er bei einem Loͤ— wen, welcher vierzehn Zage vor dem Zode eine Menge Blut durch den Nahen ausgeworfen hatte, die Lunge blaf, ver: dorben und voll Tuberfeln und die Leber blaß gefunden, daß er bei einer Loͤwin ebenfalls die Lunge krankhaft verändert und die Geftösdrüfen livid, bei einer Zibethfage die Lunge verdorben und mit Steinen angefüllt gefunden hat. In neue: ren Zeiten haben die Herren Youart und Martin die Lungenſchwindſucht bei Löwe und Tiger, und Omen hat Zuberfeln in der Lunge, Leber, Milz und Nieren eines Kinkajou angerroffen. Nachdem Herr N. die ganze Thier— teihe durchgegangen, handelt er von den Urſachen der Phthi— fis und endigt mit folgenden Schluffäsen : „L1. Die Tuberkelſchwindſucht ift von allen chronifchen Krankheiten am meiften bei'm Menſchen und den Thieren verbreitet, 2. Beim Menfhen und den Übrigen Säugethieren Eann die Zuberfelmaterie leicht von dem immer fpäter gebils deten und mit geförnten Kügelchen beladenen Eiter unters fhieden werden. Bei den Vögeln find die Charactere der tubereulöfen Natur weniger unterfchieden; fremde Körper, welche Eünftlih in die Lungen und in das Fleifch einge führt werden, geben als Refultat nicht eine weiße, uns durchſichtige, mit Eörnigen Kügelchen beladene Fluͤſſigkeit, fondern eine troden gelblihe Eubftanz ohne Kügeldhen, des von phyſiſche Charactere fih den Tuberkeln der Saͤuge⸗ thiere nähern, — Bei den Reptilien, den Fifchen und den Snfecten find die Charactere der Tuberkeln noch weniger deutlich. 3. Bei den Säugetbieren, namentlih dem Pferde, er: fährt das Eiter, nah einem langen Aufenthalte in den Lungen, allmälige Ummandlungen; in deren Folge es zuweilen das Anſehen von Zuberkelmaterie erhält. 4. Die Lungentuberkein beim Menfchen urd Affen find gewöhnlich von einer grauen Farbe; bei dir Rungenfeus de (pommeliere) der Kübe hat die Quberfelmaterie ges mwöhnlich eine chamoisgeibe Färbung. 5. Bei Menfchen und Thieren fann die centrale Ermweihung der Tuberkeln nidt der Entzündung zuges fhrioben werden; niemals zeigt fie ein iterfügelchen; die peripherifche Erweihung der Tuberkeln ift dagegen meift durch Entzündung der benadhbarten Gewebe begünftigt: faft immer ift fie mit Eiterkuͤgelchen vermifcht, 6. Die geibe Materie, welche man in der Waſſerblaſe der Wiederfäuer (nach fpontanem Zufammenfinfen oder Zer: reißen von Hpdariden) findet, hat einige Aehnlichkeit mit der Lungenfeuhens Materie; aber die mit der gelben Materie gefüllten Saͤcke enthalten faft immer Nefte der Hpdatidenz blafe und zuweilen eine gewiffe Quantität Eiter. 7. Die Ereideartigen und kalkartigen Concretionen (aus Eoblenfaurem und phosphorfaurem Kalfe und thierifher Mas terie zufammengefegt), mwelhe man in den Zungen bei'm Menfhen und den Thieren findet, dürfen nicht, wie bisher geſchehen, als eine faft immer eintretende legte Mopdification 127 des Tuberkels betrachtet werben; fie find oft bei'm Menfchen und fehr oft bei'm Pferde der Weberreft eines Eleinen Eis terdepots. 8. Bei mehreren Thieren bilden ſich in den Lungen wurmige Öranulationen und rotzige Granulatio— nen, welche bei allgemeinen Unterſuchungen von tubercus löfen Granulationen unterfchieden werden müffen. 9. Bei den Affen und einigen aus warmen Glimaten zu uns gebrachten Vögeln zeigt ſich die Phrhifis in ihrem Ma: rimum der Frequenz und faft mit Ausſchluß anderer hronifcher Krankheiten; ebenfo wird fie durch eine Veränderung des Cli— ma's und der Nahrung bei den aus dem Norden Eommenden Thieren beglinftigt, befonders bei dem Nennthiere. 10. Die Phthiſis, welche bei den Pferden (ald Haus: thieren) felten ift, ift noch feltner bei reißenden Thieren. Diefelbe Seltenheit der Phthiſis zeigt fih unter den Vögeln bei den NRaubvögeln. Indeſſen koͤnnen doh, ohngeachtet des präfervirenden Einfluffes einer ftarfen Gonftitution und eines animalifchen Negims, mehrere reißende Thiere, die Haus: Eage und befonders der Loͤwe, Ziger und Jaguar, wenn fie in unfer Clima verfeßt werden, von Phthifis befallen werden. 11. Dagegen ift der Hund und das Pferd weit wenis ger den Zuberkeln unterworfen (unter 202 Hunden waren 2 phthifiih), ald dem Krebfe, einer Krankheit, welhe Cam: per ald den Thieren fremd betrachtete. 12. Bei den Wiederfäuern, und befonders dem Ochſen, ift die Phthifis oft mit Blafenwärmern verbunden, und bes fondere dem Echinococeus; aber, einer oft geäußerten An— fiht entgegen, findet nie eine Umwandlungs: oder Nachfolges beziehung zwifchen Hpdatiden und Tuberkeln ſtatt. 13. Die Fettdegenerescenz der Leber begleitet gewöhnlich die Phrhifis bei'm Menſchen und allgemeine Fettſucht bei Vögeln. 14. Die Alterationen, welche man bei tuberculöfen Subjecten und befonders bei denfelben in America bemerkt, fcheinen den Deformationen, Auftreibungen und ſchwammigten Ermeihungen der Knochen ferophulöfer oder phthiſiſcher Kinder analoge Man bemerkt ähnlihe Knochenalterationen bei den aus heißen Gegenden zu ung gebrachten reißenden Thieren. 15. Wenn die Häufigkeit der Pneumonie und die Sels tenheit der Phthiſis beiſm (Hause) Hunde einen Mangel an Zuſammenhang zwifchen diefen beiden Krankheiten anzudeu— ten fcheinen, fo verhält es fih beim Kalbe, der Kuh und milchenden Efelin anders, wo die Ablagerung von Zuberkels materie faft immer mit chronifher und fortfchreitender Pneu: monie zufammenttifft. 128 16. Die Lungenphthifis ift erblih, aber fie ift faft nie angeboren, felbft nicht im rudimentären Zuftande, 17. Bei den Phthiſikern zeigt dag Sperma in ben Saamenblaͤſchen wenig oder feine Spermatozoen. 18. Die Gefhwüre im larynx, in der trachea und ben Bronchen haben nicht diefelbe Bedeutung bei dem Menſchen und allen Thieren. Bei erfteren zeigen fie faft immer phthisis pulmonalis und zuweilen syphilis an; bei den Affen eine allgemeine Quberketaffection, bei den Pferden faft immer den Rotz. 19. In dem pneumothorax Eönnen fib Schimmel» bildungen auf der alterirten pleura eines Phthifikerg vorfinden, wie fich deren zumeilen in den Luftfäden von Vögeln finden, die tuberculös oder an den Reſpirationsor— ganen verlegt find. In diefem Falle, wie in allen denen, die bei Wirbelthieren beobachtet worden find, ift die Ente wickelung diefer niederen vegetabilifhen Organismen immer ‚eine fecundäre Erfcheinung.” Miscellen Das Eindringen der Nahrungsmittel in die Luft— wege wird, nad) Longet, durch vier Umftände verhindert: 1) der larynx fteigt auf, während ſich die Zungenwurzel über die Stimms rige nach Hinten druͤckt; 2) die epiglottis wird dabei über die glottis angedrüdt; 3) die Schleimhaut des Raumes über der glot- tis ift Außerft empfindlich; und 4) die glottis fchlieht fich ſelbſt, und zwar durch die Thätigkeit des constrictor pharyngis infimus, und unabhängig von den Kehlkopfs-Muskeln und deren Nerven. Das Ausfchneiden der epiglottis bei Hunden beeinträchtigte weder das Schlucken, nody die Stimme; dem Schlucken von Fluͤſſigkeiten folgte bisweilen convulfivifher HDuften, wie Conget meint, in Folge einer Reizung des Raumes über der glottis. Solange der laryngeus internus unverfehrt ift, kann das Zhier trinken, wenn übriaens auch alle Kehlkopfs-Muskeln und beide recurrentes durch⸗ fchnitten find; fowie aber der laryngeus internus getrennt ift, fo wird die glottis zwar noch gefchloffen, es fließen aber einige Tropfen Flüffigkeit hindurch, weil das Thier Eine Empfindung von der Flüffigkeit oberhalb der glottis hat. Uebrigens ift auch die Vers ſchließung der glottis, bei vorfichtigem Schluden, nicht unerlaͤßlich; denn Herr Longet lich Thiere fchluden, während er mit einer ange die glottis offen hielt. Daß urea in großer Quantität von dem perito- neum, ineinem Falle von ascites, fecernirt werden Eönne, hat Dr. Sorrigan beobadtet. — Eine Frau war, we—⸗— gen Unterleibs:Waferfuht, ſchon drei Mal abgezapft worden. Der Unterleib wurde von Neuem aufgetriceben und zugleich hatte fie mehrere Symptome der Brightfchen Nierenkrankheit; das Merks würbigfte aber war, daß die abgezapfte Flüfligkeit urea enthielt, und in fo großer Quantität, daß Profeffor Kane, weldem die Fluͤſſigkeit zur Analyfe gefendet war, kaum glauben konnte, daß es nicht Urin fey. Bibliographische Neuigkeiten. On the Climate of Hastings. By Dr. Mackness. London 1842. 8. Mantissa botanica sistens generum plantarum supplementum se- cundum. Auctore Stephano Endlicher. Vindobonae 1842. 8. Commentaries on Medicine. By Alexander Crichton. Travels in Europe and the East. By Valentine Mott, M. D., President of the medical faculty of Newyork. London 1842. 8. London 1842, 8. _ — Vene Motizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgerbeilt von dem Ober Mebieinalratbe Ero riep zu Weimar , und dem Medisinalratbe und Profefor Froriep zu Berlin, N? 493. (Nr. 9. des XXIII. Bandes.) Auguft 1842. — rw J —— Gedruckt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel colorırte Abbildungen 6 gr. — — Ueber die innerſte Structur der Lunge bei dem Menſchen und den Saͤugethieren. Von Herrn Bourgery. Vor ſechs Jahren (am 16. Mai 1836) kuͤndigte ich in einem Briefe an die Academie der Wiſfenſchaften eine neue Theorie der innerften Structur der unge an. Indem ih nun fo fpät mit meiner Arbeit vor den höchften wiſſen— ſchaftlichen Richterſtuhl trete, müffen fid mittlerweile die ungünftigften vorgefafiten Meinungen über dieſelbe ge— bildet haben. Denn follte nicht Sedermann den Grund meines langen Stilfhweigens darin zu ſuchen geneigt feon, daß ich an jener Theorie zweifelhaft geworden fey, oder mes nigfteng die damals behaupteten Thatſachen nicht ſtreng be: weifen koͤnne? So verhält fi die Sache indeß nicht; ich ſchwieg aus andern Gründen, Ih trete demnach heute wieder mit denfelben Behaup— tungen vor die AUcademie, wie die, welche ih vor ſechs Jah— ten aufftellte, und die ich gegenwärtig durch eine große Menge von übereinflimmenden Beobachtungen ferner unterflüßen kann; während ich mittlerweile auch neue Thatſachen ermit: teit habe, welche meine Theorie vervollftändigen. Anfichten früherer Schriftfteller Über die innerfte Structur der Zungen. 1) Nah Malpighi,- welcher die häutig=höhlige Textur der Runge zuerst entdedte, iſt die Maffe dirfes Or— gans eine Anhäufung von Eleinen, fehr feinen Membranen, die eine faſt unendliche Anzabl von ringföormigen und gewundenen Bläschen bilden und von den diefelben durchlaus fenden Gefäßen geftügt werden. Diefe fänmtlich untereins ander communicirenden Bläschen erfcheinen unter dem Mis Erofcope als eine Fortfegung der in ihnen feiner werdenden Membran der Luftröhre, welche Membran ſich in gerader und feitliher Richtung in gemundene Blafen auszu— breiten fcheint, jenfeit welcher ungleich große Bläschen auf: treten, welche ſich ausnehmen, wie im Waſch— [hwamme. No. 1593, kunde. 2) Nah Willis, gehen von den legten Bronchen— zweigen Bortfäße oder Ausläufer aus, melde in geringen Abſtaͤnden durh ligamentartige Faſern eingefhnürt find, welche letztere jene Fortfäße in blaſenfoöͤrmige Zellen theilen, die denen des Grimmdarms der Matten ähnlicd) find. Unter die Pleura gelangt, endigen fie in einen blin= den Sad oder Grund, der jedoh Poren darbietet, durch welche Quedfilber leicht durchſickert. Im ihrem ganzen Laufe find diefe dicht aneinanderliegenden und folglid miteinander ziemlid) parallelftreichenden bläschenförmigen Ausläufer dennoch voneinander unabhängig, fo daß fie lediglich mittelft des Bronchenzweiges, welcher deren gemeinfchaftlichen Urfprung bildet, miteinander communiciren, So nebeneinander hin= ftreichend , bilden fie Eleine Zrauben, welhe man Lungen— läppchen nennt. Diefe kurze Schilderung enthält offenbar die ganze Theorie, welche die meiften Anhänger gewonnen und unpafs fend den Namen der Reißeiſenſchen erhalten hat, weil fie als folhe im Jahre 1808 von der Berliner Academie gekrönt worden, fpäter aber überall Eingang gefunden hat und unlängft von vielen gefchidten Anatomen, ale Bazin, Burgräve (zu Gent), Duvernoy, KFereboullet und Paſcal (zu Straßburg), vertheidigt worden if. Indeß läßt fi, nachdem man die Willisfhe Darftellung gele- fen bat, in der Belchreibung Neißeifen’s durchaus nichts Driginelles oder Eigenthuͤmliches auffinden, denn „die uns gemein ſchoͤn ausfehenden legten Ausläufer der Bronchen, welche ſich als tiefe, durchfcheinende, cnlindrifche, baumartig getheilte und in ein blindes, durchaus keine fad'örmige oder blafenförmige Erweiterung bildendes, aber an der Oberfläche vorfpringendes Ende ausgehende Aeftchen darſtellen,“ wollen im Grunde doh ganz Duffelbe fagen. Nah Reißeiſen, bilden diefe unter der pleura Lie genden blinden Enden die Bläschen, und folglih nimmt er an, daß diefe nur an der Oberfläche der Lunge vorhanden feyen, während fie nach der Willisſchen, fowie nad) den beiden andern XTheorieen, Überall aud in der Tiefe eris ſtiren. 9 131 3) Endlich befteht, nach der Theorie des Helvetius, melhe Herr Bazin bis auf Duverney zuruͤckleitet, das Kungentäppchen aus Zellen, die alle miteinander communici- ten, aber durch ein fhwammiges Zellgemebe gebildet werden, weldyes von dem der urfprünglichen Bronchencanaͤle verfihies den ift Diefe Anfihe ift, abgefehen von einigen Abwei— ungen rücküchtlih des Gewebes der Zellen, von fehr vie: len Anatomen, als Haller, Sömmering, J. F. Mek— kel und Cruveilhier, vertheidigt worden. So ftand es um die rüdfihtlic der Form des capillas riſchen lufiführenden Apparats der Lunge aufgeftellten Mei: nungen, als ich meine Unterfuchungen begann. 2 Heue Theorie der innerften Structur der Runge nach meinen eigenen Forſchungen. Eine hoͤchſt wichtige Präjudicialfcage ift diejenige, wels he die Urt der Präpacirung der Lunge betrifft. Malpighi und Helvetius haben ihre Unterſuch— ungen meift an aufgeblafemn Lungen angeftellt. Willis, Reißeiſen und deffen Nachfolger haben haupt ſaͤchlich das Ausfprigen mit Quedfilber in Anwendung gebracht. Diefe beiden faft ausſchließlich benugten Praͤparirme— thoden erklären die Verſchiedenheit der Theorieen, indem durch beide die Zunge ein ganz verſchiedenes Anfehen erhält. Ich ſtehe Eeinen Augenblid an, zu behaupten, daf Malpigbi und Helvetius nur deßhalb Überall baarförmige Luftfüh: rende Communicationgwege erkannt haben, weil fie die mit Luft aufgeblafene Runge unterfuchten, und daß Willis, Reißeiſen und deffen Anhänger das Worhandenfeyn fol: cher Anaftomofen nur deßhalb Läugneten, weil fie diefelben, wegen der in der Runge befindlichen undurchſichtigen Fluͤſſig— keit, nicht feben £onnten. Ich habe mich aller Präparirmetboden bedient, Die befte darunter ift, mie man aus dem eben Gefagten fchlies Ben Eann, das Aufblafen der Zunge; denn einestheilg blei— ben dabei die luftführenden Gefäße in ihrem normalen Zus ſtande, und anderntheilg bietet diefes Verfahren den unſchaͤtz- biren Vorzug dar, daß dabei die Candle überall big in die Tiefe hinein durhiihtig bleiben, während diefelben durch das Einfprigen undurchſichtiger Subftanzen verdedt werden, fo daß nur die Oberflaͤche der eritern Schicht fichtbar bleibt. Demungeachtet habe ich auch das Ausfprigen mit undurch— fihtigen, theils Harzigen, theils metallifchen Subftanzen (Meceur, Schnellloth), niht nur vergleichungsweiſe, fondern auch defhalb in Anwendung gebracht, um die, bei dem Aufs blafen fih als hohle Cylinder darftellenden, Luftführenden Canaͤle in Geftalt gefüllter Cylinder vor mir zu haben. Nah dieſen vorausgefchicten Bemerkungen mill ich nah ihrer anatomifhen Beſchaffenheit Eurz darftellen: 1) den capillarifihen lufifübrenden Apparat *); 2) den capillas riſchen blutführenden Apparat; 3) die zwiſchen den Ganälen befindlichen Scheidewände, melde diefe beiden Apparate eben: *) Diefer ift im Nachftehenden allein berüdfichtigt. D. Uebirf. 132 ſowohl miteinander verbinden, als voneinander trennen; 4) werde ich, nachdem mir auf diefe Weiſe zur Erkenntniß der Structur gelangt find, die phyſiologiſche Uebereinftime mung der drei anatomifihen Elemente rüdfiihtlich der dops pelten Sunction der Zunge, der Blut: und Luftcireulation, darlegen. 1) Gapillarifher Iuftführender Apparat. Menn man von einer trodnen, aufgeblafenen Lunge eine dünne Rage abfchneidet und diefelbe bei 20 bis 80fa— her Vergrößerung des Durchmeſſers unter dem Mikrofcope unterfucht, fo firht man die ganze Oberfläche mit Eleinen unregelmäßig runden Höhlen befäet, welche durch mehr oder weniger ſtarke, Gefäße enthaltende Scheidewände voneinan- der getrennt find. Beobachtet man genau, fo erkennt man deutlich, daß diejenigen unter dieſen Höhlen, deren Münz dungen man fenfreht von Dben erblidt, fib von diefen febft bedeutend tief (4 bis 6 Decimeter) in's Innere ers fireden. Man hat bier alfo Eeine hohle Kugel oder ein Bläschen, fondern eine cylindrifdye Höhle oder einen Canal vor ſich. Das Anfehen diefer Candle bleibt ſich in Betreff der Pieurenoberflähen (der unter den Pleuren liegenden Dbers flähen der Lunye?) gleich, mag nun die Schnitiflädhe paral- lel mit denfelben, ſenkrecht oder ſchraͤg freihen. Man fins det überall eine große Manninfaltigkeit der Richtungen; Die meiften ftehen zu den Oberflaͤchen mehr oder weniger fenks recht, andere ſchraͤg oder conifch abgeftußt, hier und da ei— nige parallel oder horizontal, fo daß fie der Ränge nach ges fpalten find und ſich in Geftalt von Rinnen darbieten. Alte diefe Candle find fehr gewunden und münden an ihren Enden oder Seitenwänden mittelft einer großen Menge von Deffnungen ineinander ein. Diefe doppelte Einmuͤn— dungsweiſe, welbe mın bei genauer Unterfuhung zuerft an den Rinnen bemerkt, ftellt vich dann auch in Betreff der ſenkrechten und ſchraͤgen Sanäle fehr deutlich heraus, Wenn man mit dem Mikofcope in dieſe Art von Schadhten, des ten Bild e8 ung zeigt, binabftergt, fo ſieht man, mie fich diefelben Erümmen, gabelförmig fpalten und an ihren Wan dungen Seitengänge darbieten, welche eben die andern in fie einmündenden Candle find. Diefe zahlreichen Krümmun: gen und MWindungen find eine nothwendige Folge der nad) allen Richtungen ftreihenden Canaͤle, welche einander bald ſchraͤg, bald fenfrecht, bald waagrecht zugehen. Keiner diefer Canaͤle ſtellt fich alg ein blinder Sad bar. Jeder mündet wenigftens mit feinen beiden Enden in einen feiner Nachbarn und zwar ſtets unter einem ziem— lich fenkrechten Winkel ein, Haft alle nehmen auch in ih— tem Laufe die Mündungen eines oder mehrerer ihres Glei— chen auf. Sch habe an einer einzigen Wandung oder auf dem Grunde einer horizontalen Rinne deren ſieben gezählt. Welche Dberflähe und welchen Punct man alfo auch unter: fuche, fo bemerkt man doch uͤberall gewundene und nad als len Richtungen anaftomofirende Candle, nirgends geradeaus: ftreichende und ringsum gefchloffene Ganäle oder Bläschen. 133 So find im Allgemeinen bie wahren capilfarif’hen luft: führenden Nöhrhen der Lunge, nicht nur bei'm Menfhen, fondern aud bei den übrigen Säugetbieren, befhaffen. Diefe unter allen Neigungsmwinteln gefrümmten Ganäle, zwifchen deren Schlingen die Gefäße durchflreichen, und die fämmtlih ineinander münden, erfcheinen als ein unendlich verichlungenes, aber nirgends getrenntes Netz von Möhren, deffen Anfany und Ende einzig und allein in dem Bronchen— zweige zu fuchen ift, von weihem es ausgeht. Sie bilden, in der That, ein fib nab den drei Dimenfionen ausbreis tendes Labyrinth, weßhalb ich jene Roͤhrchen die labv: tintbartigen, luftfübrenden Ganäle nenne, um fie von den veräftelten Ganälen zu unterfcheiden, melde das Ente des Bronhenbaumes bilden. Diefer Definition zufolge ift Elar, daß das Laͤppchen, mit feiner einfachen luftführenden Mündung, nur eine MWirderholung der Lunge im Kleinen ift, bei mweldyer letztern die Luftroͤhre ebenfalls den Ein» und Ausgang bildet; kurz, das Laͤppchen ijt eine Eleine Runge, Ich habe forben eine Schilderung der aufgeblafenen Lunge der Saͤugethiere gegeben, wie fie ſich der Directen Beobachtung unmittelbar darftellt, und wie fie Federmann, wenn ihm feine Menfchenlunge zu Gebote ftehbt, an dem erften beften Etüde von einer Kalbe: oder Schöpfenlunge beftätigt finden fann. Um aber die ftufenmweife Aufeinans derfolge der Luftführenden Ganäle zu erkennen, muß man die Zufammenfegung des Laͤppchens methodifch jtudiren. Jedes Laͤppchen nimmt, in der Regel, einen einzigen centralen Bronchenzweig auf, welcher den gemeinfchaftlicen Stamm feiner luftführenden Verzweigungen bildet. Hat das Laͤppchen einen bedeutenden Umfang, fo Eönnen auch mohl zwei oder drei von diefen Bronchenzweigen von unglei: cher Fänge in daffelbe eindringen; die ſchwaͤcheren verlieren fih feitlihb in der weiter unten näher zu befchrribenden Meife; ein einziger, in den ſich der Hauptcanal fortfegt, reicht bis zur Baſis des Umfangs des Räppchens und läuft an diefem, indem er fich veräftelt, herum, bis er an den endftändigen Gipfel des Laͤppchens gelangt. Won dieſem ſich verjüngenden Mittelftamme geben abmwechfelnd und nach allen Richtungen, fternförmig oder ſtrahlenfoͤrmig auslaufend, Mebenäfte aus, welche ih veräftelte Brondhencanäle nenne, und welche die leßtern Zweige des Luftröhrenbaumes find, jenfeit3 deren der labprinthartige Apparat anhebt. Die Endigungsmweife dieſer Candle ift folgende: der haarförmige Bronchenzweig öffnet fih in feinem Laufe zu: vörderft an feinen Wandungen in einen oder mebrere der -labyrinthartigen Ganäle, deren Mündungen zu der Richtung des Bronchenzweigs fenfrecht ſtehen. Weiterhin endigt Dies fer in eine Eleine, unregelmäfige, gewundene, langausgezo: gene, einzige, zwei- oder dreilappige und in jeder ihrer Abe theilungen von einem oder mehreren der labprinthartigen Candle ducchbohrte, in ihrem Grunde aber in einem dirfer letztern, welcher die Fortfegung des Hauptcanale bildet, einmündende Anſchwellung. Diefe Anfhwellungen find offenbar die von Malpighi beobachteten und, nad) ihm, die Verbindungss 134 glieder zwiſchen der Luftiöhre und den Bläschen bildenten gewundenen Blafen. Wenn man einmal bis in das labyrinthartige Syſtem eingedrungen ift, fo zeigt fih, mie eben bemerkt, überall daffelbe Anfeber. Ich wuͤnſchte, ich Eönnte der Aapeihte diefe fib windenden Ganäle vorzeigen, die in Eurzen Abftän= den nit, wie Willis fagt, durch liaamentartige Faſern, fondern durch rırgförmige Gefäße eingeſchnuͤrt find, wilde auf dieſe Weife die Candle in Eleine Fächer aktbeilen, in des ten Grunde man die Mündungın anderer Rabprinrhcanäle bemerkt. Die Aufeinanderfolge diefer Faͤcherchen feitft würte uns auf den erften Blick an das Vorhandenſeyn der Zellens fetten ohne Ende haben glauben laffen, melde die Grunds lage der Theorieen des Malpigbi und Helvetius bil: den; endlich wide ich dargelegt baben, wie zwei Arten von Ganälen vorhanten zu ſeyn fiheinen, von denen die eine, aröfere, bleibend, die andere, kleinere, gleichſam temporde ift, indem fie fih von dem Kind’ealter bis zum Manneé— alter entwidelt und nach dem Greifenalter bin, als erfier Grad des emphysema senile, allm‘lig verfchwindet. Sch mürde diefen verfchiedenen Candlen in ihrer Entwidelurg, ihren Formen, ihren Dimenfionen uud Bezichungen gefolgt feyn und die geringen Unter’chiede nachgewieſen haben, wels che fie bei'm Menſchen, im Vergleiche mit den Tbieren, dats bieten. In Bezug auf alle diefe Einzelnteiten muß ich aber auf die Driginalabhandlung verweifen. Hiermit hätte ich alfo eine Furzgefafite Ueberficht meis ner Unterfuhungen über den capillarifhen luftfuͤhrenden Apparat der Lunge der Säugethiere mitgerbeilt. Diefe Theorie bietet Aehnlichkeiten mit den drei andern dar; fie ffimmt mit der des Malpigbi und Helvetius infofern überein, als auch nach dieſer der Iuftführende capil= larifche Apparat Überall in feinem Innern communicirt und diefe Communication bei dem Menſchen und den dieſelbe Anordnung darbietenden Thieren nur an der Peripherie der Lippen ihre Begränzung findet. Sie unterfcheidet fich aber von legterer darin, daß diefes capillarifhe Syſtem nidt aus Bläschen, fondern aus Canaͤlen beftebt. Bon der Willisfhen und Neifeifenfhen Theorie weicht fie cbenfalld in dem Puncte ab, daß der luftführende capillarifche Apparat darin in Form von Canaͤlen und nicht in der von Bläschen auftritt; außerdem aber auch ncdy ſehr mwefentlich in Betreff der Geftalt, Zahl, Complication und Beftimmung diefer Candle. Mach der Ältern Theorie follte das die eigentliche Function der Lunge vollziehende Gewebe aus Ganälen beſtehen, die eine unmittelbare Fortfegung ders jenigen der Bronchen ſeyen, folglib geradezu, nie Strahlen vom Mittelpuncte nad der Peripherie, ohne miteinander im Geringſten zu anaftomofiren, durch die Zunge ftreihen und in ein blinde8 Ende auslaufen; während nach meiner Theo— tie der die Function des Organs verrichtende Theil deffelben aus einem eigenthümlichen Apparate von Ganälen befteht, die in vielfahen Windungen nah allen Richtungen ftreichen und ſenkrecht zueinander anaflomofiren, fo daf einer mit mehreren andern communicirt, waͤhrend diejenigen, welche 9 * x 135 unter die pleura gelangen, und von denen man annehmen follte, fie hätten ein blindes Ende, ſich vielmehr nach Ja— nen umbiegen und in die Ziefe des Laͤppchens zurüdgehen, mo fie in andere ihres Gleichen einmünden; fo daß, wie ges fagt, ein Nes ohne Ende, ein wahres Labyrinth entfteht. Meine Theorie ruͤckſichtlich des luftführenden capillari: fhen Apparate ift alfo eine vierte, ganz eigenthümlid;e. Dieß haben auch die Anhänger Reißeiſen's ſehr wohl erkannt, indem fie diefelbe, gleich bei ihrer erften Ankuͤndi— gung, durchaus nicht gelten laffen wollten, ja, die Möglich: £eit der Thatſachen läugneten, auf welche fie fih fügt. Mas den Umftand anberrifft, daß man angeführt hat, eine foldye Structur, wie die von mir entdedte, fen allerdings bei den Vögeln zu finden, fo nehme id) diefe Belehrung dank: bar an und erfenne darin nur eine neue Beltätigung meis ner Anfihten, indem ich annehme, daß die Natur bei der Bildung der Lunge der Voͤgel in aͤhnlicher Weife verfahren ift, wie bei derjenigen der Lunge des Menſchen und der Säugethiere, welche legteren ich in dieſer Beziehung allvin unterfuht habe, und in Bezug auf welhe ich durch directe Beobahtung zu den von mir angegebenen Nefultaten ge: langt bin. (Auszug aus der Abhandlung des Deren Bour— gery, deren Schluß der Academie am 18. Juli 1342 vorz getragen ward.) (Gazette des Höpitaux, 21. Juillet 1842.) m Me ar ara 5 BR San Ueber die Wirkung des Lichts auf die Körper, über das Latentwerden des Lihts und über das une fihtbare Licht, find die neueren phylicalifhen Entdedunaen des Herrn Profefor Mofer, in Königsberg, auf eine, dem Se: genftande nicht angemeſſene und unvolljtändige Weife duch die Ta: gesbtätter b’Eannt geworden, bevor no die drei Abhandiungen des Profefor Mofer über dirfe Endeckungen in Pogaenvdorff's Annalen der Phyſik abgedrudt werden fonnten. Damit diefes nicht zu ungenauen Anjitten über die Sache ſelbſt Veranlaſſung gebe, wird der Abdruck eines Reſumé's der Unterfuhungen des Profejfor Mofer, welhes von demſelben felbft verfaßt und zur Veröffent— lung beftimnt il, zweckmaͤßig ſeya. — Refume meiner Unterfuhungen: 1) Das Lihr wirft auf alle Körper und auf alle in derfelben Art. Die bisher gıEannten Wirkungen jind bloß ſpecielle Falle diefer allgemeinen Thätigkeit. — 2) Die Wir: Eung des Lichts befteht darin, die Subſtanzen fo zu modificiren, daß fie nachg bends die verfhiedenartigiten Dämpfe anders, als fonft, convenfiren. Das Daquerreſche Verfahren beruht hierauf und bildet vinen fpeciellen Fall diefer allyemrinen Wirkung. — 3) D5 ein Dampf itärker oder fhwächer von den afficirten Stellen condenjirt werde, hängt von feiner Elaticirät und der Intenfirät der Lichtwirkung ab. — 4) Das Jodſilber wird Anfangs vom Lichte geſhwaͤrzt — wie das bekannt it. — 5) Wirkt das Licht jedoh anhaltender auf das Sitberiodid, fo verwandelt es daffelbe wieder in farbiges Sodji ber. — 6) Die Strahlen aller Brechbar— keit haben eine und diefelbe Wirkfamkeit, und es kommen bei ihnen nur Unterfhiede in Bezug auf die Zeit vor, in welcher eine gewilfe Wirkung erreiht wird. — 7) Die blauen, violetten und die, von Ritter entdeckten, dunfelen Strahlen fangen die Wirkung auf das Zodfilber rafh an, die üsrigen Strahlen um fo langjamer, als ihre Brechbarkeit geringer ift — 3) Was dagıgen die Wir— Eung ad 5) betrifft, fo wird fie am Eräftigften von den rothen und 136 gelben Strahlen angefangen und fortgeführt; von ben übrigen Strahlen defto langſamer, je größer ihre Brechbarkeit ift. — 9) Jeder Körper ſtrahlt Licht aus, au in der vollkommenen Fin— fternig. — 10) Diefes Licht fcheint mit dem Phosphoresciren nicht zufammenzuhangen, weil es Eeinen Unterfchied macht, ob man den Körper im Finftern fortdaucend erhält, oder ihn vor dem Verſuche der Sonne oder dem Zageslichte ausfegt. — 11) Die Strahlen jedes Körpers wirken auf alle Eubftanzen, wie das Licht, und bringen die Erfcheinungen ad 2) und 4) hervor. — 12) Diefe, von der retina nicht wahrnehmbaren, Strahlen haben eine größere Brechbarkeit, als die Strahlen, welche in der Sonne oder im Tas geelichte vorkommen. — 13) Ie zwei Körper bilden fich ftets auf einander ab, wenn ſie ſich auch in der vollfommenen Finjtere niß befinden [ad 1) 9) 11)]. — 14) Damit das Bild jedoch deut— lich werde, darf die Entfernung zwiſchen ihnen, wegen der Divers genz der Strahlen, nidt zu groß ſeyn. — 15) Um ein ſolches Bild wahrnehmbar zu maden, Fann man irgend einen Dampf wählen, Wafjerdampf, Qucdiilberdampf, God, Chlor, Brom, Enloriod 2c. — 16) Da die Lichtftrablen, weiche jeder Körper als ihm eigenthümliche ausfendet, eine größere Brechbarkeit haben, als die bisher bekannten, fo jind fie diejenigen, melde im Allgemeinen eine Wirkung auf alle Subftangen am Eräftigften anzufangen vers mögın [ad 7)]. — 17) &8 giebt ein farentes Licht, wie eine las tente Wärme, — 18) Wenn eine Flüffigkrit verdampft, fo wird Licht von einer gewiſſen Oscillationsdauer gebunden, und wird wies der frei, wenn der Dampf in tropfbar-fluͤſſige Korm übergeht. — 19) Daher wirkt die Gondenfirung von Dämpfen irgend melder Art, wie das Licht, und hieraus erklärt fick die Rolle der Dämpfe ad 2) und 15). — 20) Die Gondenjirung der Dämpfe auf Plats ten wirkt wie das Cicht, der Dampf mag nur vorübergehend ads bäriren, wie der Wafferdampf auf den meiften Subſtanzen, oder bleibend adhäriren, wie gewoͤhnlich der Qurcdfilberdampf, oder endlich ſich mit der Subftang chemifch verbinden, wie, z. B., Sode dampf mit dem Silber. — 21) Das latente Licht des Quedjilbers dampfıs it geld. Es giebt Erine Wirkung der gelben Strahlen, welche durch eine Gondenfirung von Quedji!berdämpfen nicht nach— geahmt werden. — 22) Das latente Licht der Joddämpfe ift blau oder violett. Es giebt ebenfo keine Wirkung der blauen oder violetten Strahlen, welche man durch die Gondenfirung von Jod— dämpfen nicht erreichen Eönnte. — 235) Die latente Farbe von Shlor, Brom, Chloriod, Bromicd fcheint in der Brechbarkeit we- nig von der des Joddampfes verichieden, — 24) Ueber das latente Licht des Wajferdampfes läßt fich für jest nur ſagen, daß daffelbe weder grün, gelb, orange noch roth it — 25) Das Sopdjilber verdankt feine Empfindlichkeit gegen die fichtbaren Strahlen dem latenten Lichte des Zoddampfes. — 26) Gegen die unficstbaren Strahlen it das Jodſilber daher nicht empfi: dlicher, als das reine Silber. — Anmerkung: Mit Ausnahme der Saͤtze ad 9), 17), 13) und 25), beruben- die übrigen auf hinreitend zahlreichen Ver— fuben, welche man in folgenden Abhandlungen (Pogaendorff's Annalen der Phyſik 22.) befihrieben findet: a) Urber den Proceß des Srhens und die Wirfung des Lichts auf alle Körper. b) Ueber das Ratentwerden des Lihts. c) Bemerkungen über das unfichts bare Licht. Wenn man die Säge ad 9), 17), 13) und 25) weg⸗ täßt, fo hat man jeden bloß theoretiſchen Geſichtspunct entfernt und ift außer Stande, die Erfheinungen zu erklären. Königsberg, im Suli 1842, Ludwig Mofer, Ein febr kleines Pferd aus Java, angeblich nur 271 Zoll bo, fol die Königin von England zum Geſchenk erbalten habenz es ift Schon vier Jahr alt, vollfommen wohlausgebildet und nicht fo groß wie ein Neufoundländifcher Hund, Nach den Times brachte der Eiarnthümer, Gapitän Luckey vom Schiffe Victor, ber es von Java eingeführt hat, bei feiner Ankunft in London daffelbe in feinem Magen mit in eine Gefellfchaft bei der Lady Mayoreb, galopirte auf demfelben in dem Salon berum, nahm es bei'm Ab: f iede, unter großem Gelächter, auf die Arme und trug es bie Treppe hinunter wider in fiin Cabriolet, 137 138 Geilkunde Unerwartete Heilungen großer Lungenabfceffe. Von Dr. Grave. Obwohl die Einführung des Stethoſcops für die Un: terfuhung der Rungenleiden vom größten Nutzen gewefen ift und die Prognofe ebenfo, wie die Behandlung, ficherer ges macht hat, fo muß man doch geftehen, daß bisweilen die Practiker ſich zu fehr auf die ftethofcopifchen Zeichen vers laffen haben und ein Fehlfhlagen ihrer Prognofe erfuhren. Folgende Fälle mögen beweifen, daß Kranke fid erholen können, im Widerfpruhe mit den beftimmteften ftethofcopis fhen Zeichen. Diefe Fälle werden die practifhen Aerzte warnen, ſich nicht ausfchlieglich auf die phyficatifchen Erſchei— nungen zu ftügen und zu raſch den Schluß zu maden, daß Lungenfrankheiten, von fo großer Ausdehnung fie auch nad dem Stethofcope feyn mögen, nothwendig mit dem Tode enden müffen. Diefe Fälle beweifen, daß ſich große Abiceffe in den ungen bilden Eönnen, und daß die Kranken dabei doch durchkommen. Sie beweifen überdief, daß umfchriebene Abſceſſe in dem Lungengewebe häufiger vorkommen, als Laennec zugab, und feine Nachfolger glauben. Es ift, in der That, wahr, daß jedesmal bei Eiterung in den Lun— gen diefe von der Natur fo eingeleitet werde, daß entweder der Eiter leicht Ausgang findet, oder feine Abforption voll: ftändig zu Stande koͤmmt. In Eeinem andern Drgane ift die Reichtigkeit des Abganges nah Außen (duch die Bron— chien) fo groß; bei andern Organen ift dieß nicht der Fall, und der günftigfte Verlauf ift daber alsdann, daf die eiteriz ge Fluͤſſigkeit fi fammelt, einen umfchriebenen Abſceß bil: det, welher nun erft feinen Weg nah Außen fuht. - Bei andern Organen ift daher die Bildung des umjchriebenen Abfceffes das gewöhnlihe Mittel zur Ausleerung; die difs fufe Eiterung ift die Ausnahme. Bei den Lungen findet das Gegentbeil ftatt. Dieß bat Dr. Stefes in feinem vortrefflihen Werke über die Rungenkrankheiten gut ausein— andergefest; doch war es ung damals noch nicht bekannt, daß große Abfceffe fo häufig einen günftigen Ausgang neh— men, als fpätere Beobachtungen dieß bewiefen haben. Erfter Fall. Im Jahre 1837 wurde ih zu einem Knaben zu Rathmines gerufen, welcher folgende Symptome zeigte. Gr hatte mehrere Wochen lang an Huften, Dyspnöe und blutigem Auswurf mit Fieber, Abmagerung und collis quativen Schweißen gelitten, und als ich ibn ſah, war fein Puls außerordentlich beichleunige, feine Nefpiration ſchnell und befchwerlich, wihrend fein ganzes Ausfehen die Auferfte Gefahr bezeichnete. Seine rechte Bruftfeite, befonders der obere Theil un: ter dem Schtüffelbeine war dumpf bei der Pereuffion, und fo oft der Kranke huflete, Eonnte man das Gurgeln des Eiterd in einer großen Höble im obern XTheile der Runge hören. Diefes gurgelnde Geräufch war fo deutlich, daß man das Stethofcop gar nicht anzufegen brauchte, und e8 war dieß felbft für den eifrigften Unterfucher faft unmöglich, ins dem der Kranke bei jedem Huften große Maffen Eiter, mit Blut gemifcht und von dem unerträglichften Geſtank, augs warf, welcher fo ftarE war, daß ich vor Ekel nur wenige Minuten in dem Zimmer bleiben Eonnte. Wenige Monate fpäter fah ich denfelben Knaben zu meinem größten Erftaus nen, wie er feinen Water bei feinem Gefchäfte als Gaftwirth unterftügte; er ſchien volllommen genefen zu feyn. Er ift feitdem aufgewachfen, ift ziemlich ftarf, von gefundem Aus— fehen und klagt nur bei größerer Anftrengung über etwas £urzem Athem. Cine deutliche Abplattung ift indeß unter dem rechten Schlüffelbeine nicht zu verkennen. Zweiter Fall. Im Sommer 1839 confultirte mich Sir Philipp Crampton wegen eines zwölfjährigen Knabens, welcher in Frankreich auf der Schule gewefen war, im Fruͤh⸗ ling fih er&ültet hatte und feittem an den Folgen gelitten hatte. Man hatte das Unmohlfenn wenig beachtet und feine geeignete Behandlung eingeleitet, biß endlich der Kna— be beträchtlich abmagerte und fein Algemeinbefinden auffals lend gefunken war. Sein Vater eilte nun auf die erfte Nachricht zu dem Knaben und erfuhr, daß einer der ausge: zeichnetften Aerzte erklärt habe, daß fich der Knabe im letz— ten Stadium der Phthiſis befinde, Der Kranke wurde in Eleinen Tagereiſen mit der Außerften Sorgfult und Umficht nah Icland gebracht, war aber unterweges doch mehrmals auf dem Puncte, zu verfcheiden, Die Krankheit hatte lich in diefem Falle fo allmälig gebildet, war fo ftät vorwärts gegangen und hatte einen folhen Grad der Heftigkeit er: reicht, daß wenig oder Feine Hoffnung der Genefung blieb. Die phyficalifhen und die allgemeinen Erfheinungen waren diefelben, wie in dem vorigen Falle, außer daß der ausge— leerte Eiter weder fo reichlich, noch fo uͤbelriechend war. Auch bier litt bloß eine Lunge. Seine Eltern wuͤnſchten den Knaben auf das Land zu bringen; Eir Ph. Cramp ton und id wagten indeß nicht, dieſen Schritt zu empfeh— len, da die unmittelbare Gefahr des Todes fo dringend mar. Die Eltern führten indeß ihren Entfhluß aus, "und nah 5 Monaten wurde ich mit der Nachricht in Erftaunen gefest, daß fich der Knabe volllommen erholt habe, und daß er fich in der Grafſchaft Tipperary häufig mit der Jagd ergöge. Bei beiden jungen Leuten zeigt die Geſchichte der Kranke beit und das unerwartete Ende, daß fie von dhronifcher Preumonie befallen waren, welche mit der Bildung der Abs fceffe in dem obern Theile der Lunge endete, die aͤußerſte Gefahr berbeiführte, endlih aber durch Naturheilung beſei— tigt wurde, Ich fehe nicht ein, wie ein Arzt im Stande ſeyn follte, diefe Fülle von Tuberkelabſceſſen zu unterfcheiden. Waͤre die Krankheit mehr acut gewefen, fo wirde die Diagnofe möglich geweſen feyn; aber bei beiden war der Verlauf an fangs tüdifch, e8 vergingen mehrere Monate, ebe ſich Hoͤh— Ion bildeten, und e8 waren in diefer Zeit allmälig ſich flei- 139 gende conftitutionelle Symptome und hectifches Fieber vors banden. Die Freiheit der einen Lunge beweiſ't nichts für die Diaynofe, denn diefelbe Erfheinung kommt niht felten bei wahrer Zuberkeifhwindfuht vor. Bei folhen Fällen würde wahrfcheinlih die mikroſcopiſche Unterfuhung der ausgeworfenen Flüfiigkeit wichtige Aufklärung gegeben und die wahre Natur der Krankheit verrathen haben; es ift in— deß erft in neuefter Zeit diefer viel verfprechende Weg der Unterfubung betreten worden, Über welchen Dr. Watts im Dublin Journal einige vortrefflihe Mittheilungen ges macht hat. Dritter Fall. Sm Anfange des Frühlings 1841 brachte mih Dr. Brenfton nah Santford, um einen etwa 14jährigen Knaben zu fehen, welcher 14 Tage zuvor von den Symptomen der Pleuro-Prneumonie, von heftigem Schmerz in der Seite und Außerft laͤſtigem Huften befallen worden war. Er hatte auch beträchtlibe Quantitäten der &haracteriftifhen sputa ausgeworfen, welche wie mit Pflaus menbrüche gefärbt ausfahen. Die allgemeinen Symptome waren fortdauernd fehr heftig gewefen und hatten ebenjo, wie die locale Entzündung, einer fehr Eräftigen und guten Behandlung nicht weichen wollen. Etwa 10 Tage nach meiner erſten Viſite ging es fortwährend fchlechter, der Puls war 140, dabei heftige Dyspnöe, Unbehagen, Herummerfen im Bette, Ruhelofigkeit, Tag und Nacht heftiger Hulten; der Fall ſchien ganz hoffnungslos, und der Zod wurde jeden Augenblid erwartet, Die Pneumonie nahm faft die ganze rechte Runge ein, und diefe Seite war fuft überall dumpf, nachdem in den erften Zeiten der Krankheit dag 'crepitirende Beräufh in großer Ausdehnung vorhanden gewefen mar. Mihrend nun Alles ein baldiges Ende erwarten ließ, wurde et in der Nacht von heftigen Athembeſchwerden, Angft und Seitenfhmerzen befallen und ſchien im Sterben zu liegen. Mit einer plögliben Anftrengung gelang es ihm jedoch, eine ſehr große Quantität eiteriger Materie auszumerfen, was ihm ſogleich Erleichterung ſchaffte. Ein ähnlicher Ans fall erfolgte, mit gleichem Refultate, in der naͤchſten Nacht, und als ih ihn nun am nädften Morgen ſah, fand ich ihn offenbar gebeffert, immer aber noch fehr ſchwach, mit beträchtlicher Athemnoth und Fieber. Bei Unterfuchung der rechten Bruftfeite fand ſich die ganze vordere Parthie bei der Percuffion von Eranfhafter Nefonnanz, eine fehr auffals lende Veränderung, denn diefe Theile waren zuvor vollfom: men dumpf gewefen. Diefe Seite der Lunge war nun of: fenbar dilatirt;z das Stethofcop zeigte ein lautes, unverfenn= bares metallifches Klingen, fo oft der Kranke huftete oder ſprach. Die Auffindung diefer Erfcheinungen feßt e8 außer Zweifel, daß ein großer Lungenabfceß fich einerfeits mit den Bronchialroͤhren und andererfeits mwahrfcheinlih auch mit der Pieurahöhle in Verbindung gefeßt habe; eine Anficht, welche, wie mir fhien, den Fall ganz hoffnungsiog machte. Sch be: zeichnete ihn fo. Etwa vierzehn Lage oder darüber Eehrten von Zeit zu Zeit diefe plöglichen Citererpectorationen wieder, jedoch jedesmal in geringerer Quantität und begleitet von merklicherer allgemeiner Beflerung; fehs Wochen nad) dem 140 erften Giterauswurfe war die Befferung weit vorgefchritten; jest ift der Kranke Eräftig und gefund, Der folgende Fall ift meinem Freunde Dr. Stokes vorgekommen. Vierter Fall. Ein junger Mann von etwa 22 Jahren wurde von Schmerz in der Seite, Huften, Fieber, und nah Eurzer Zeit von fehr reichlihem purulenten Aus— wurfe befallen. Bald darauf zeigten fid) die Erfcheinungen eines ausgebreiteten Abfceffes in dem vordern obern Theile der Lunge. Man glaubte, daß der Kranfe an grofen Tu— berfelhöhlen leide. Bald darauf fah ihn Dr. Stofes und fand folgende Symptome. Der ganze obere Theil der lin— Een Zunge Elang auferordentlib dumpf. Es war vollfoms mene Höbhlenrefpiration mit ſtarkem Gurgeln und Pectori— loquie vorhanden, von der zweiten Nippe bis zur Bruft- warze und ebenfo längs des Randes des pectoralis, von der axilla bis zur fiebenten Mippe. Der Auswurf war reichlich, fehleimig zeiterig, aber nicht uͤbelriechend. Der Puls voll, regelmäßig und unter 90. Bei palliativer Bes handlung wurde der Puls bald normal, das hectifche Fieber hörte auf, der dumpfe Zon bei Percuffion verminderte ſich, und der Kranfe war nah einigen Monaten volllommen herz geftellt, wobei alle Symptome von Höhlen in der Runge vollfommen verfhwunden waren. Fünfter Fall. Ein Kınd von 12 Jahren hatte die Mafern, in deren Verlauf heftige Lungenfymptome aufs traten. Nachdem die Mafern nachgelaffen hatten, blieb der Puls befchleunigt, die Haut heiß, der Athem fehnell; nah etwa zehn Tagen buftete der Kranke fehr übelriechenden Eis ter aus. Der Geſtank des Auswurfs nahm fortwährend zu. Drei Wochen nah Aufhoͤren der Mafern fah ich daß Kind. Der Auswurf war reihlih, aſchgrau und fürchters lich ſtinkend, die Luft des Zimmers dadurch verpeftet. Die line unge war normal, ebenfo der obere Rappen der rech— ten Runge; volllommen dumpfe Percuffion, laute gurgelnde Höblenrefpiration mit metallifhem Klingen und unangenehm deutlicher Pectoriloquie. Bei Milchdiaͤt, tonifchen Mitteln und Landluft erholte ji das Kind vollfommen in wenigen Wochen. Scehöter Fall. Herr Dr, 25 Jahre alt, hoch— f&ulterig, mit einem ftarfen Höder, wurde im Herbfte 1839 von Huften befallen. Sein Puls wurde befchleunigt, er magerte ab, kurz, es zeigten fich die gewöhnlichen Symptome des erften Stadiums der Phthiſis. Wenige Wochen nad) Anfang der Krankheit fing Patient an, täglib 3— 1 Unze einer eiterigsjauchigen Materie aus;umwerfen, welche die Farbe von Urin hatte, aber nicht Übelriechend war. Bald nadıs her kam er nach der Stadt. Die rechte Schlüffelbeingegend gab dumpfe Percuffion, dag Veficulargeräufh war bis zur dritten Rippe ſchwach, über der elavicula fand fi das deutlichfte gurgelnde Geräufeh, und daffelbe hörte man in der Ucromialgegend, befonders wenn der Kranke huftete. Bald biernah wurde der Puls ruhig, die Erpectoration vermine derte fich, ohne ihren Character zu verändern, der Kranke ging für den ganzen Winter nach Cork. Im nächften Fruͤhling Eehrte er zurüd; er war fehr dit geworden und 141 zeigte nicht mehr das mindefte Symptom ciner Rungens krankheit. Ich wuͤrde noch mehrere aͤhnliche Beiſpiele von Lun— genabſceſſen hinzufuͤgen koͤnnen; die bisherigen ſcheinen mir aber hinreichend zu beweiſen, daß die Krankheit weit haͤufi— ger vorkommt, als man gewoͤhnlich annimmt, und daß ſie heilbarer iſt, als man eigentlich nach der Natur der Krank: beit vermuthen follte. Man könnte wohl glauben, daß die vorausgehende Ge: ſchichte der Krankheit dazu dienen könne, einfache und Zur berkelabfceffe der Lungen von einander zu unterfcheiden. Eine genauere Unterfuhung der Thatſachen wird aber geiz gen, daß man hierauf, in Bezug auf die Diagnofe, fich nicht verlaffen Eann; denn einerfeits Eann fih ein Tuberkelabſceß ſehr wohl in wenigen Wochen nah dem fheinbaren Anfange der Phthifis ausbilden, und auf der andern Seite geht dem einfachen Lungenabfceffe bisweilen eine mehrere Monate dauernde Entzündung voraus, deren Symptome fowohl im Anfange, als im Verlaufe mit denen der Phthiſis ganz identiſch find. Ih hatte die Abſicht, noch einige Beobachtungen über merkwürdige Fälle von Phthiſis aus meiner und Dr. Sto: kes Praxis mitzutheilen, in welchen die Patienten fih vor: Übergebend oder bleibend auf eine ganz unerwartete Meife befferten. Bei einigen trat diefe Befferung nach beträchtlis her Zuberfelablagerung, bei andern nach Bildung beträchtlis der Zuberkelhöhlen ein. Wenn die Krankheit in Folge zufälliger Veranlaſſun— gen bei fcheinbar gefunden Subjecten auftrat, fo mar die Heilung auch nicht zu auffallend; aber wir haben Heilungen bei vollkommener phthififher Anlage und bei Mitgliedern von Familien gefehen, welche gröftentheil® Opfer der Schwindſucht waren. Solche Thatfachen müffen den prac: tifchen Arzt warnen, daß er in Bezug auf Prognofe nicht zu großes Vertrauen auf die ftethofcopiiche Unterfuhung ſetzt; denn man kann von der Phthiſis ebenfo, wie von andern Krarkheiten, behaupten, daf fie nicht immer nothmwendig mit dem Tode endet. Mit diefer Ausnahme ſtimme ich indef mit der Anſicht des Herauegebens der Medical gazette vollkommen überein, welcher in der Nr. vom 12, November fagt: „Wir Eönnen fagen, daß eg mit der Erfahrung jedes practifchen Arztes übereinftimmt, wenn wir bemerken, daß der Verlauf der Krankheit und das rafchere oder langfamere Eintreten eines tödtlichen Ausganges niemals, auch nach der genaueften Kenntniß der vorhandenen Structurveränderungen, vorausgeſagt werden Eann, ja nicht einmal die cenflitutionel= len Wirkungen der Krankheit ſtehen in einem vollfommen zu ermeffenden Verhaͤltniſſe zu dem Grade der Zerftörung des Organes. Diefe Thatfachen beweifen ohne Meitereg, wieviel dazu aebert, um, auch abgefehen von den Auémeſ—⸗ fungen, mit binreichender Genauigkeit die Ausdehnung der frankhaften Veraͤnderungen in einem einzelnen Organe zu erkennen, bevor wir die Natur des zerftörenden Agens, wel: ches wir bisjegt vergebens zu befämpfen ſuchen, richtig. auf: faffen. (Dublin Journ. Jan. 1842.) 142 Pleuritis diaphragmatis ohne die f.g. characteri- ftiihen Zeichen diefer Krankheit. Von Dr. Graves, Ein Mädchen von 8 Jahren wurde mit den Sym⸗— ptomen einer leichten rheumatifchen Affection in dag Meath- Hospital aufgenommen; es befferte fi bald und war be= reits ganz wohl, als es eines Morgens von einem deliriren— den Kranken ſehr erfchredt murde, melder dem Kinde in feinen Delirien drohte. Drei Stunden danach fand ich dag Kind im Bette figend, mit fehr befchleunigtem Athmen von 76 Athemzügen in der Minute, Alle Refpirationsmusfeln wirkten energifh mit; die Mafenflügel wurden bei jedem Athemzuge ſtark augeinandergezogen, das Gefiht war blaß und aufgetrieben; die Lippen blau; bieweilen trat ein trocke— ner, abgebrochener Huften ein; das Geſicht war aͤngſtlich; Puls 120; Elein und ſchwach. Das Kind flagte nicht über einen befondern Schmerz, fondern nur über allgemeines Unmoblbefinden. Es hatte eine Bruftihmerzen. Als id) die Hand Über die Bruftgegend legte, fühlte ich ein deutli— che Zitterbemegung ; aber die Herztoͤne waren ganz deutlich und von feinem abnormen Zone begleitet. Es fand fich fein dumpfer Ton über dem Herzen, noch überhaupt über der Bruft, außer an dem untern bintern Theile der rechten Lunge, wo auch das NRefpirationsgeräufch fehlte. Es fund ſich kein Zeichen einer Unterleibsfrankheit. Abends wurde das Kind von einem Affiftenten befucht; e8 lag auf der rech— ten Seite, konnte aber nicht länger, als eine Minute, in diefer Stellung bleiben ; es athmete 80 mal in der Minute; der Puls war nicht zu fühlen, die Füße waren falt, die Haut mit einem flebrigen Schweiße bededi, das Goeficht im hoͤchſten Grade ängftlich und aufgedunfen; das Kind biß zumeilen anf die Lippen; e8 mar ein kurzer, trodener, abge: brochener Huften zugegen, obne Auswurf und ohne Bruſt— fhmerzjen. Ein Drud auf den Nippenrand veranlafte Feine Schmerzen; auch wurde Erin Echmerz bemerkt, welder vom Schwerdtknorpel gegen das Nückgrat bingefahren wäre; Druck auf das Nücgrat erleichterte die Kranke, fo daß fie die Wie— derholung deſſelben wuͤnſchte. Obwohl die Zitterbewegung noch fortdauerte, fo waren die Deritöne doch von Eeinem abnormen Geräufhe begleitet. Die Action dieſes Organes war Eräftig, obwohl der Radialpuls nicht zu fühlen war; über dem untern Theile der richten Brufifeite dauerte der dumpfe Ton fort; er mar von einem deutlichen Reibungs— geraufche begleitet; Aegopkonie war nidıt vorhanden. Ge: rade über der Stelle diefes Neibungsgeräufches fchaffte der Drud Erleichterung, Um 3 Uhr am näcften Morgen ftarb das Kind, Bei der Section war die Percuffion der linken Seite volllommen hell; die rechte gab, obwohl fie während des Lebens nur am bintern Theile einen dumpfen Ton gegeben hatte, jeßt in ihrer ganzen Ausdehnung einen vollfommen dumpfen Ton. Bei Eröffnung des thorax floffen etwa 2 Quart einer ftrebfarbenen Flüffigkeit aus der rechten Pleu— tahöhle hervor. Lungen= und Goftalpleura waren mit frifcher Lymphe di bededt, woven auch Bänder von einer zur ans 143 bern Seite heriisergingen, welche leicht zu zerreißen waren. Auch die obere Flaͤhe des Zwerchfells war mit einer dien Lymphſchicht bedeckt, und der untere Theil der rechten Lunge war daduch angekiebt, jedoch leicht abzulifen. Der untere Theil diefer Lunge war, ohne Zweifel, duch eine feühere Preumonie, vollkommen verdichtet. In der linken Beuſthoͤhle fand fich nichts Krankhaftes, außer, daB die Zverchfellsoleura ebenfall3, wie auf der andern Seite, mit Lymohe bededt war. Die äußere Flaͤche des Peritonäums hatte feinen ſolchen Lymphuͤberzug; da fie aber die entzüne dere Zwerchfellsflaͤche beruͤhrte, ſo wurde wahrfibeinlich dadurch bei der energifchen Thätigfeit ded Zwerchfells die Ztiterbewe— gung in der regio cardiaca veranlaßt. Der leere Herz: beutel und das Herz waren normal; die Unterleibshöhle frei von jeder krankhaften Erfheinung. Von einem risus sardonicus war bier ebenfomwenig die Mede, als von den von Andral angeführten Zeichen eines duch Drud zunehmenden Schmer zes längs des Rip— penrandes, oder als von Unbeweglichkeit des Zwerchfelles, von vormwärtsgeneigter Stellung, oder von dem fonft be: obachteten singultus, Uebelkeit und Erbrechen, Es iſt je denfall3 über diefe Krankheitsform noch weitere Beobachtung abzuwarten. (Dublin Journ., Jan. 1842.) Miscellen. Ueber Trans fufion hat vor einiger Zeit Herr Peet, in der University College medical Society eine Borlefung gehalten, in wel: her nat einer hiſtoriſchen Auseinanderfegung eine Reihe von Experi— menten mitgetheilt wird. Dr. Blundell, welder befanntlich die Transfufion des Menſchenblutes zuerit allgemeiner unter die Reihe der Arzneimittel aufnaym, glaubte, daß bei Verblutungen der Zod bis— weiten bloß ſcheinbar fey, und daß eine Wiedererweckung, wie nad) dem Ectrinken oder Erdroifeln, möglich ſeyn werde, felbft wenn die Reipiration bereits aufgehört habe. Kine Reihe von Erperimens ten an Thieren fihien zu beweilen, daß diefe jich erholen Eönnten, menn die Transfufion noch innerhalb der erften 5 Minuten nad Aufhoͤren der Refpiration vorgenommen werde; eine Reihe von Erperimenten des Herren Peet zeigte jedoch, daß kein einziges Mal das Leben durch die Zransfufion wiederhergeftellt wurde, nachdem die Refpiration bereits aufgehört hatte. Werfihieden war jedoh das Refultat, wenn die Operation vor dem Aufhören des Athmens unternommen wurde, felbft in den Fällen, in welchen das Leben fonft verlofchen feyn würde. Ebenfo wurde diefes Mittel vor: gefhlagen, um den übeln Folgen übermäßiger Blutungen zu bearg: nen, aub wenn der Tod nicht zu befürchten if. In ſolchen Fäls len meint Herr P werde fih das Mittel als nüglicher und brauche barer erweilen, als man gewöhnlich annehme. Die Symptome nach Blutungen ftehen bisweilen, z. B. bei Hyfterifchen nicht im Vers hältniffe mit der Menge des verloren geaangenen Blutes. Die nächften Symptome find: befchleunigter intermittirender Puls, mwels 144 her bisweilen Stunden lang vor dem Eintritte des Todes an ber Handwurzel nie mehr fühlbar iſt; eine mühfame, befchleunigte Refpiration, Kälte des Athems und der Haut, Delirium Und gros Be Uaruhe. Bei zweiundzwanzig glücklich operirten Fällen betrug die mittlere Quantität des erforderlichen Blutes 81 Unge, bie größte Quantität 24 Unzen, die Eleinfte 2 Ungen. Rauckſichtlich der Qualitat des Blutes wurde Biſchoff's Anſicht beitätigt, daß für Thiere derfelben Species Arterienblut, weiches feines Faferftoffs beraubt fey, vollfommen den Dienft leifte, welchen auch anderes Biut bei den Transfujion leiften könne; daß dieß aber nicht der Tal fey, wenn Blut con einer andern Species transfundirt werde. Die Befeitigung des Kaferftoffs har den Zweck, das Goaguliren zu verhindern, welches die Transfuſion fo fehr erſchwert. Die Ab— handlung ftügte fic) auf fünfunddreißig Fälle, von denen zweiunde zwanzig einen günftigen Erfolg batten , dreizchn ohne Erfolg biies ben, und auch unter diefen legtern waren bloß drei, von denen man mit Beftimmeheit behaupten kann, daß die Zrangfufion wirklich fehlgeſchlagen fey, da bei den übrigen Gomplicationın vorhanden waren, welche als hinreichende Zodesurfake betrachtet werden fönns ten, und weil der Zod bereits eingetreten war, ehe die Operation unternommen wurde. Daß man zwei Refpirationsgeräufhe bei der Aufcultation zu berüdfihtigen habe, behauptet Here Fournet in feinen Elinifchen Unterfuchungen über Aufeultation, wobei er zugleich ausfpricht, daß Laennec's Unterfuhungen nur die eine Hälfte der zu ermitteinden Thatſachen berückfichtigt habe, indem er die Erfpirationsgeräufhe unbeachtet gelaffen (?). Statt des einfachen Refpirationsgeräufches eriftiren vielmehr zwei deutlich unterfcheidbare Töne, wovon der eine, ftärkere, der Snipiration, der andere, ſchwaͤchere, der Erfpiration angehört Auf der anderen Seite wird diefe Eintheilung auch durch die pathologifchen Erſchei— nungen beftätigt, da der ſchwaͤchere Ton zu Zeiten der ftärfere wird, und umgekehrt. Es iit diagnoftiich wichtig, den Unterſchied zu machen, da eine Anzahl der werthoollften Zeichen von diefer Auffaffungsweife der Exſpirationsgeräuſche abzuleiten ift. (Diele Angabe über Laennec's Vernahläfjigung des Erfpirationsges räufches ift übrigens unrichtig, da an mehreren Stellen ausdrüd lid) von der Art des Zones bei der Snfpiration und bei der Ere fpiration die Rede ift.) Herr Kournet behauptet nun, daß das Berhältniß der Intenfität und Dauer des Inſpirationstones zu dem Erfpirationstone gleih 10 zu 2 fey, und daß man auf diefe Weife die pathologiihen Veränderungen beftimmter, mittelft einer Scala, anzugeben vermöge. (Die Erfpiration ijt allerdings in vielen Fällen hörbar; es kommen aber aud viele Källe vor, bei welchen der Erfpirationston fehlt oder fait unhörbar tft. Das Verbäliniß der Satenfität und Dauer ift jedenfalls nicht fo cons ftant, wie fih aus folgenden Angaben cines fehr zuverläfligen Beobahters ergiebt: Bei einem Falle von Gicht war der Inſpi— rationston länger, als der Erfpirationston; die Sntenjität beider war aleih; in einem Falle von ischias war das Refultat daffelbez die Länge des Snipirationg und Erfpirationsgeräufhes war aleich, bei größerer Intenfität des erfteren, bei einem Kalle von Neuralgie, von Kniecgelenkverletzung, von Rheumatism und von Paralyſe. In allen diefen Källen war fein Symptom von ungenfrankheit zu bemerken, wodurch Kournet’& Behauptung über das Gleichmäs ige der Intenfität und Dauer der Refpirationsgeräufhe widerlegt wird.) (Dublin Journ., May 1842.) Bibliographische Giacomo Rivelli, Elementi generali e positivi della primordiale formazione de’ Visceri abdominali. Fano 1841. 8. Histoire naturelle des col&opteres de F'rance. Par M. E. Mulsant. Paris 1842, Lamellicornes. 8 Mit 3 Kupf. neuigkeiten. Les animaux domestiques; considérés sous le rapport de leur conservation, de leur amelioration et de la guerison de leurs maladies. Par Max Desaive. Liege 1842. 8 Trait& de medecine pratique et de pathologie iatrique ou mé- dicale: cours professe à la facult€ de medecine de Pairs, en 1842. Par P. A. Piorry. Monographies. 'Tome ler. Paris 1842. 8. LI — — UHeue llotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefommielt und mitgerbeilt von dem Ober s Medieinalrarbe Eroriepzu Weimar, und dem Medieinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin. NV. 494. (Nr, 10. des XXI. Bandes.) Auguſt 1842, Gedrudt im Landes-Induſtrie- Sompteir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stückes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Dt aD Bemerfungen über die Färbung der Nekhaut und Cryſtalllinſe. Aus einem Schreiben des Herrn Melloni an Profeſſor De la Rive zu Genf. Sn der letzten Februarſitzung (1842) las ich der K. Ucademie der MWiffenfhaften zu Neapel eine Abhandlung vor, in welcher ih alle neuerdings entdeckte Umftände in Betreff der Ueberlieferung, Zerſtreuung und Abforption der märmeerzeugenden und chemifch wirkenden Strablungen durch die Körper in einer vollfommen bündigen Weile dargelegt zu haben glaube *) Diefelbe verbreitet ſich auch über meh— tere andere Gegenftände, und es wird darin, 3. B., die Sdentität der Agentien nachgewiefen, von denen die drei, durh die Ausftrahlung der Sonne entwidelten MWirkungs: weifen herrühren, dur deren Unterfuchung ich allmälig auf das Studium gewiffer organifcher Erfheinungen bingeleitet murde. Diefe baben nun auf eine unverhofft bündige Weife die Anfichten bekräftigt, die ich in Betreff des Sehens auf: geſtellt hatte. Sch merde nun meine phyfiologifhen Forſchungen in Betreff des Gefihtsorgang darlegen. Das Sehen gefchieht, nah den in der eben erwähnten Abhandlung dargelegten Grundfägen, in Folge Außerft geſchwinder Schwingungen, in welche die Nervenmoleculen der Netzhaut durch die Eins wirkung einer gewiffen Neihe von Aether Wellen verfeßt wer— den. Diefe Schwingungen würden nun, mit Bezug: nahme auf die verfhiedenen Undulationen, aus denen das Sonnenfpectrum beftebt, betrachtet, niht von der Quantität der Bewegung abhängen, fundern fih nach der größern oder geringern Leichtigkeit richten, mit welcher die Partikelchen der Neghaut fich mit diefer oder jener Art von Schwingungen des Aethers in's Gleichgewicht feßen. Es würde dieß, um und eines Ausdrucks der Aku— ſtik zu bedienen, eine Art von Reſonanz der Neshaut ſeyn, weldhe dur den Accord oder das harmoniſche Verhaͤltniß erwedt wird, das zwifchen der Spannung ) Wir gedenken diefe Abhandlung fpäter in d. Bl. zu liefern. N°. 1594, a a & oder Elafticität ihrer Gruppen von Partifelhen und der Deriode (Intervall) der einfallenden Undulation bericht. Die über die beiden Gränzen des Spectrums hinaus: liegenden Aetherwellen würden in der Neghaut du:chaus feine fhwingende Bewegung hervorrufen fönnen, alfo unfihtbar ſeyn, weil ihnen jede Art von Uebereinftimmung mit der Elafticität der Molecülen diefer Mem— bran des Auges abginge. Die zwifhen das Gelb und Orange fallenden Undulationen, wo, nad Frauenho— fer, das Marimum der Lichtintenfität liegt, würden viels mehr die mit der befagten Elafticität der Neg- baut am Meiften übereinffimmenden Schwin— gungen erzeugen und den Molechlen jener Membran die flärkjie ſchwingende Bewegung ertheilen. Dffenbar hängt nad) diefer Theorie, fo gut, wie nad jeder andern, zur Erklärung de8 Sehens und der optifchen Erfheinungen überhaupt erfonnenen Öppothefe, die Quantität des Lichts von der Intenfität der Strahlung ab, melde, unfe- rev Anfiht zufolge, ihrerfeits durdy die Ausdehnung der Moleculärfhwingungen bedingt wird; denn unter Übrigens gleihen Umftänden Eönnte, z. B., der blaue Strahl des Sonnenfpectrums, wegen feines geringen Accords mit der Spannung der Molechlen der Netzhaut, recht wohl eine jehnmal geringere Lichtmenge entwideln, ald die durch den gelben Strahl dafelbit erzeugte; allein die lichterzeugende Thätigkeit beider Strahlen würde offenbar gleich werden, wenn die in der blauen Strahlwelle fchwingenden Atome (binnen derfelben Zeit?) einen zehnmal größern Raum durch— fohnitten, als die in der gelben Strahlwelle fhwingenden, Das Berhältniß der Intenſitaͤten diefer verfchiedenen ſchwingenden Bewegungen des Aethers würde, unferer Theos tie zufolge, von den verfchiedenen Temperaturen zu entneh— men ſeyn, welche unter der Einwirkung der verfchiedenen Strahlen ein gehörig mit Lampenſchwarz Überzogener thers mofcopifcher Körper annimmt. Nun wird aber das There: mofcop an der violetten Gränze des Spectrums ungemein ſchwach, dann aber, je mehr man in die weniger brechbaren Fars 10 147 ben bis zur gegenüberliegenden Graͤnze des Moth3 übergeht, innmer flärker erwärmt. Die beiden Eiemente der Lichtins tonfität wirken demnach in allen zwifhen dem Violet und Gelb liegenden Zonen des prismatifchen Spectrums zuſam— men. Da, in der That, vom Violet bis zum Gelb die Kichtentwidelung, mit der Temperatur, das heißt, mit der den verfhiedenen farbigen Zonen zufommenden Duantität der Bewegung wähft, fo Eönnte es auch wohl der Fall feyn, daß die Uebereinffimmung der Aetherwelln mit der Elaſticitaͤt der Molecuten der Netzhaat in derfelben Rich— tung zunähme, Ich möchte jedoch nicht geradezu behaup— ten, daß dieß wirklih der Sal fey; denn einer der diejen Zarben des Syectrums angehörenden Elementarftrahlen Eönnte mit der Netzhaut diefelbe Conjonanz befigen, wie das ibm vorhergehende brechbarere Element, und lediglidy in Folge der größern Quantität der Bewegung eine größere Fichtquantität geben. Demnach ift das von uns aufgeftellte Princip des mehr oder weniger vollftindigen Accords zwiſchen den Ae— therwellen und der Spannung der die Netzhaut bildenden Nervenmolecuͤlen nicht abjolut nöchig, um die vom Vielet bi3 zum Gelb ftufenweife ſtärker werdende Intwidelung von Licht und Wirme zu begreifen. Allein diefes Peincip fcheint auf Eeine Weiſe entbehrlih, wenn es fih darum handelt, die vom Beginne des Drange bis zum Außerften Roth ſtatt— findende Abnahme der Lichtinteniität zu erklären; denn, wie ließe fih fonft begreifen, daß eine Vermehrung der Kraft der Strahlung eine Verminderung in der Lebhaftigfeit der Perception des Lichts veranz laffen Eonne? Nimmt man dagegen an, daß die oranyes farbenen und rothen Strahlwellen in der Neghaut eine ges ringere Conſonanz finden, al3 die gelben Strablwellen, fo .begreift man volllommen, daß die erflern eine geringere Sichtquantität erzeugen koͤnnen. Die Hypothefe erſcheint um fo plaufibler, da fie, bis zu ihren Auferften Gonfequenzen verfolgt, zu einer ungemein gluͤcklichen Erklaͤrung der Uns fihtbarfeit der dunfeln hemifchen oder Waͤrme-Strah— len führt. welche jenfeit3 der beiden Gränzen des Sonnens ſpectrums liegen; an welden Strahlen man un: dängft alle die Eigenfchaften erkannt hat, wel: he die libtgebenden Strahlen in Bezug auf die farbigen Körper befißen, ausgenommen die Sichtbarkeit, welche -felbft nur eine zufällige Eigenfhaft ift, wie ich dieß in. der obenerwähnten Abha dlung nachgewieſen zu haben glaube. Wir dürfen alfo als ausgemacht anfehen, daß die Ar: thersUndulationen der verfchiedenen farbigen Streifen des Spectrums die Fähigkeit, Schwingungen in der Neghaut zu erregen, in verfchiedenem Grade befißen, und daß das Marimum der Wirfung der gelben Farbe beizumeffen fey. Nach dem allgemeinen Principe der fhwingenden Bes wegung, in welche die ponderablen Theilhen der Materie nah Maafgabe der zwifchen ihrer Spannung und den Pe: rioden der einfallenden Strahlwellen beftehenden Uebereinftim= mung oder Harmonie treten (welches Princip, meines Wifs fens, Euler zuerft aufgeftellt hat, und zu dem ich mid) befenne, um die Strahlenzerftreuung und die Färbung ber 148 Körper zuverklären), find diejenigen Subftangen, welche uns ter der Einwirkung von Lichtundulationen jedmeder Länge gleich leicht fhwingen, weiß; die farbigen Körper dagegen ſolche, welche unter der Einwirkung einer oder mehrerer Arz ten von Lihtundulationen am ſtaͤrkſten ſchwingen, ſich aber gegen die Übrigen weniger empfindlich zeigen. Demnach iſt ein Körper roth, grün oder blau, je nachdem die Spans nung feiner Partikelchen ſich mit der Schwingunggperiode der rothen, grünen oder blauen Lichtundulatıonen am Meis ften in Uebereinftimmung befindet, und hieraus folgt offen= bar, daß eine Subjtanz, deren Partifelhen unter der Ein» wirkung einer gewiffen Lichtundulation am Leichteften in Schwingung treten, nothwendig farbig iſt. Nun haben wir aber behauptet, daß die gelben Undulationen durch Con— fonanz das Marimum der Wirkung auf der Neghaut hervorbringen; wenn alfo unfere Vermuthung auf Wahrheit beruht, fo wird die Netzhaut gelb und nicht farblos feyn, wie man e8 bisjeßt geglaubt hat. Bevor ich die in Betreff diefer Frage von mir gefam: meltın Zhatfachen darlege, will ich darauf aufmerkſam ma— hen, daß die Folgerung, zu der wir in Betreff der Farbe der Netzhaut gelangt find, offenbar eine vollftündige Analo— gie der lichtgebenden Eigenfchaften diefer Membran des Au: ged mit denen der mineralifhen Subftanzen vorausfegt. Indeß Eönnte begreiflicherweife die Lebenskraft der Netzhaut einen von der Farbe des Strahls abhängigen Grad von Erreabarfeit ertheilen, und dann würde diefe Art von Vers ftiedenartigfeit der Erregbarkfeit nothwendig nad) dem Zode des Individuums verjchwinden, fo daß, wenn man die Neghaur in der Mirklichkeit weiß und nicht gelb fände, während fie doch nach unfern Folgerungen nothwene dig die leßtere Farbe haben follte, das Princip der lebhaftes ften Empfindiich£eit gegen die gelbe Farbe nichtsdeftoweniger noch haltbar feyn würde, Indeß müffen mir glauben, daß auch nicht ein mit der Amwendung der einfachften optifchen Grundfäße vertraus ter Beobachter diefe unſchaͤtzbare Membran des Auges irgend genau unterfucht habe; fonft müßte ich annehmen, daß die Unatomen längft dahin Übereingefommen feyn würden, daß die Mervenfubftanz, aus der die Netzhaut befteht, Feines: wegs durchaus meißlih oder farblos, fonbern vielmehr ent— ſchieden gelblich gefärbt fen. Und wirklich, wenn man die verfchiedenen Theile der Netzhaut nacheinander unterfucht, findet man obne Schwie— tigfeit in deren Mitte, ganz nahe bei dem Sehnerven und der Cryſtalllinſe gegenüber, eine Eleine gelbgefärbte Stelle, welche unpaffend der Sömmeringfhe Flecken (2) ge: nannt wird, indem ſchon vor Sömmering ein italienis [her Arzt, Namens Buzzi, darauf aufmerkfam gemacht bat *). Die Färbung diefes Fleckens fcheint fi nad) dem Tode oder der Section des Auges eher zu vermindern, als zu verftärken, fo daß Alles darauf hindeutet, daß fie ſchon bei Lebzeiten vorhanden gewefen fen, und dieß ift auch bie einftimmige Anfiht der Phyfiologen. *) Buzzi, Nuove sperienze fatte sull’ occhio umano. scoli scelti di Milano per l’anno. 1782. Opu- 149 Nun betrahte man aufmerffam einen Durchfihnitt der Netzhaut, fo wird man finden, daß diefelbe von den Raͤn— dern nach dee Mitte, wo fih, mie gefagt, der gelbe Flek— ten befindet, zu an Stärke zunimmt. Diefe Beobachtung hat keine Schwierigkeiten, und ihr Mefultat ift außer allen Zweifel geftellt, da es vielfab von Sömmering, Fans genbed, fowie von einem der gründlichften Anatomen uns ferer Zeit, Herrn Delle Chiaje, beftätigt worden ift. Um jedoch Jedermann in den Stand zu ſetzen, ſich davon zu Überzeugen, will ich das Präparationeverfahren angeben, welches mir als das einfachfte erfchienen ift. Das Auge muß zuvörderft, im ziemlich geringer Entfernung von dir Genftalllinfe und in fenkrechter Richtung zur Sehaxe, in zwei Theile zerlegt werden. Den vordern Theil legt man bei Seite und drüdt gelinde auf die hintere Fläche des Auge apfels, um einen Theil der Glasfeuchtigkeit herauszu— treiben. Alsdann hebt man ſehr vorfichtig die Neshaut in die Höhe und zieht fie, nachdem man den Sehnerven ganz nahe an der choroidea durchfchnitten hat, heraus; hierauf befeitigt man durch wiederboltes Waſchen die noch an der Netzhaut hängenden Theile des Pigments und der Glasfeuch— tigkeit. Nachdem die Membran auf diefe Weile von fremd— artigen Stoffen gehörig gefäubert worden, muß fie in vier gleich große Sectoren getheilt werden, fo daß die beiden Trennungslinien duch den Mittelpunct des gelben Fleckens ſtreichen. Nun wählt man denjenigen Sector aus, welcher den reinften Schnitt darbietet und breitet ihn auf einer Glasplatte aus, wobei man die Schnittfläche ganz nahe an den einen Rand der Platte und parallel mit demfelben legt. Altes dieß hat für den Geübten nicht die geringfte Schwie— tigkeit, indem man das Auge im MWaffer behandelt und die verfchiedenen Theile deffelben, melhe man mit dem Biftouri duckhfticht und mit diefem Snftrumente oder mit der krum— men Scheere abfchneidet, nacheinander mit der Pincette faßt. Die fo praͤparirte Netzhaut brauht man nur anzujes ben, um fidy zu überzeugen, daß diefe Membran von dem Mittelpuncte nad) den Raͤndern zu an Dide abnimmt. Allein da man glauben Fönnte, daß die von dem mittlern Theile nie ganz zu befeitigenden Nunzeln einen Theil diefer Wirkung bervorbringen, fo bat man die Durdyfchnittsfläce der Neshaut mit einer 50 bis 60fach vergrößernden Lupe zu unterfuchen, wo man denn fehr deutlich fehen wird, daß die Membran an der dem gelben Flecke entfprehenden Stelle bedeutend dicker ift, al$ an andern, am Umkreiſe dieſes Buzziſchen Fleckens fehnell an Stärke verliert, dann aber bis an die Nänder ganz allmälig immer dünner wird. Bekanntlich erfcheinen durchfichtige farbige Körper voll— fommen farblos, wenn fie fih in Geſtalt fehr dünner Blaͤt— ter darbieten, und der größte Theil der Netzhaut befindet fich gerade in diefem Falle. So fehen wir uns denn ganz ungefucht auf die Vermuthung geführt, daß das Gelb des mittlern Theile Eein Flecken, feine umfchriebene Färbung, fondern nur die in Folge der dort ftattfindenden ftärkeren Ans bäufung von Subftanz deutlich hervortretende Farbe der ganz zen Membran fen, welche Farbe dagegen an den dünnern Stellen der Iegtern unfihtbar werde. Auf ähnliche Weife 150 erfcheint gelber Wein in einer ſich bis zur Haarröhrchendiinne verjüngenden Röhre an deren ftärfern heilen gelb und an dem capillarifhen Ende völlig farblos. Diefe Anfiht wird überdem durch nachftehende Beob: achtungen des Mehreren bekräftigt. Der Buzz''ſche Flecken fest nicht ſchroff ab, fonderm hat einen markigen Rand, wie dieß bei einer durchſcheinen— den Schicht der Fall feyn muß, welche ihre Farbe, in Folge einer ziemlich fehnellen und doch ftufenweifen Verminderung ihrer Dice, einbüßt. Zros der wenig ſcharfen Umuiffe, farn man indeß die Gränzen des gelben Fleckens mit einiger Ge— nauigfeit erkennen und fie auf der Glasplatte mit Tinte oder Vleiftift anmerken, wenn man ziemlich ſenkrecht auf die Membran binabblidt. Wenn man aledann fehr fchräg auf dieſelbe blidt, indem man das Auge auf die didite Stelle derfelben richtet, fo wird man bemerken, daß ſich die fheinbare Gränze zwiſchen dem gelben und farblofen Theile der Netzhaut vom Mittelpuncte entfernt und alfo den, vote ber auf das Glas gezeichneten Umriß überfchreitet. Die gelbe Farbe ift alfo über den ganzen Fleden ber überall vorhanden, und deren Unfichtbarfeit rührt einzig und allein von der großen Dünne der Schicht her, weldye der Geſichts— ſtrahl durchſetzt. Ganz aͤhnliche Farbenveraͤnderungen erſcheinen auf der Netzhaut, wenn man ſie, um ſie von den daranhaͤngenden fremdartigen Stoffen zu befreien, im Waſſer hin- und her— bewegt, denn alsdann nimmt die ſcheinbare Graͤnze des gels ben Fleckens nadeinander verfchiedene Stellen ein. Diefe Ortsveraͤnderung zeigt fih vorzüglich deutlih an den mittlern Runzeln, welche bald gelb, bald farblos werden, je nachdem fie fi in diefer oder jener Kage zum Auge befinden. Endlich läßt fich dartbun, daß die Farbe auch in den vom Mittelpuncte am meiften entfernten Theilen vorhanden ift, wenn man fie zufammenbiegt, indem alsdann die Fal— ten einen gelblihen Farbenton annehmen. Wenn diefer Ver: ſuch gut gelingen fol, muß man eine frifhe Nesbaut has ben, melde von allen Unreinigfeiten befreit worden iſt und nicht zu lange im Maffer verweilt hat. Ferner müffen auch alle übereinandergefchlagenen Theile fi in inniger Beruͤh— tung miteinander befinden, obne daß Ruftblafen oder eine andere fremdartige Subſtanz dazwifchen if. Der Grund ift leicht einzufeben ; foll eine Verftärfung der Farbe flattfinden, fo muß das Licht gleihförmig durch die ganze Schicht fireis hen und dazwifchenliegende Subſtanzen, 3. B. Schleim, würden, durch Vervielfältigung der Meflere und Refractios nen, oder durch eine Verwandlung des directen in zerftreus tes Licht, den größten Theil der Wirkung aufheben. Im Laufe feiner Verfuche hatte Buzzi Gelegenheit, die Augen zweier, unter allen Eymptomen einer fehr intens fiven Gelbſucht geftorbenen Perfonen zu feciren. Eine der- felben hatte während ihrer Krankheit durchaus Feine merkliche Veränderung in den Farben der Körper wahrgenommen; die andere dagegen in den letzten Tagen ihres Lebens alle Ge— genftände ſtark gelb gefärbt gefehen. Bei der erftern zeigte fih an dem gelben Fleden eine kaum bemerkbare Verflärfung der Färbung, und der Übrige Theil der Netzhaut hatte feine 10 * 151 weißliche Farbe beibehalten; bei der leßteren dagegen mar bie ganze-Neshaut gelb und der mittere Flecken ganz; auferorz dentlich lebhaft gefürbt *). Diefe beiden Beobachtungen ftehen mit unferer Anfiht über die Färbung der ganzen Netzhaut volllommen im Ein: lange; denn wenn fich dabei an den dünnen Stellen der Membran eine gelblihe Färbung zeigte, fo erfchien dieſe doh an der dien mittleren Portion verhältniimäßig ſtaͤrker, und wenn die Zunahme der gelben Färbung zu unbedeutend war, um an den Nändern der Netzhaut fichtbar zu werden, fo zeigte fib die Wirkung doch an dem mittleren heile. Der Fall des Patienten, welcher alle Gegenftände gelb fah, ift für die Beflätigung unferer Theorie ganz befonders reichtig. Denn diefe Thatſache beweif’t, daß die Kichtftrah: Ion auf die Netzhaut wıe auf jeden farbigen Körper wirken, und daß die gelbe Farbe wirklich diefer Membran noch bei Lebzeiten die Faͤhigkeit ertheilt, das Gelb in größerer Stärke wahrzunehmen, als die Übrigen Farben des Spectrum. \ Den von ung, über die Natur des Lichts und die von letzterem im Geſichtsorgane erzeugte Empfindung, dargeleg— ten Anſichten zufolge, ift die Netzhaut ein Körper, deffen Molecuͤlen, in Folge ihrer Confonanzen, mit gemwiffen Aetherundulationen in Schwingung treten. Man kann aud) dieſe Membran des Auges mit einem aiteninftrumente vergleichen, welcher, ohne Reibung oder Stoß von Seiten eines feften Körpers, Toͤne erklingen läßt und auf dieſe Meife duch bloße Reſonanz, das beißt lediglich in Folge der Anweſenheit der, durch einen Auferen Zon in der Luft erzeugten Mellen, "in Schwingung tritt. Nun büfen faft alle muficalifchen Spnftrumente nah und nah den Ac— cord ihrer Normalnoten ein. Daffelbe findet in Betreff ber Lichttoͤne der Neghaut ſtatt. Wirklich wird die Farbe des gelben Fleckens, welche für ung der narürliche Farben: ton der Netzhaut ift, mit zunehmendem Alter immer blaffer, bis fie zulest ganz verfhmwindet. Diefe Thatfache findet fich in £einem der mir zugänglichen phyſiologiſchen Werke an: gegeben, und doch findet fie fich fchon bei wenigen Ver: gleihungen von Netzhaͤuten von Perfonen verfchiedenen Al— ters auf's Unverfennbarite beftätigt. Don der Veränderung der Farbe der Netzhaut würde eine Veränderung in der relativen Perception der Elemen— tarftrahlen die notbwendige Folge feyn. Allein die Natur beugt einer folchen Unordnung oder Verwirrung gleich von vorn berein durch eines jener unzähligen Auskunftsmittel vor, die uns bei'm Studium der Entwidelung der organi— firtten Wefen bei jedem Schritte in Staunen verfeßen. Die Cryſtalllinſe ifl bis zum Alter von 25 bis 30 Jah— ren völlig durchfichtig und farblos; fpäter nimmt fie einen ganz ſchwachen ftrohgelben Farbenton an, der ſich zuerft am mittleren Theile entwidelt, dann die Mänder erreicht, nach und nad an Stärke gewinnt und zulegt, bei Greifen von 75 bis 80 Sahren, die Ziefe des Bernſteingelbs erlangt. Hier ift zuvorderft zu beachten, daß die Färbung des Mittelpunctes, während die Ränder der Gryftalllinfe noch *) Buzzi, a. a. O. 152 völlig farblos find, eine genaue Wiederholung Desjenigen if, was, unferer Anficht nah, an der Neshaut wahrzunehmen ift; davon abgefehen, daß man bei der eıfteren, wegen der ftufenweifen Ausdehnung der geiben Färbung über das ganze Drgan, den bandgreiflihen Beweis des Principg befißt. Betrachten wir nunmehr die, durch diefe neue Farbens entwidelung auf das I > bervorgebrachte Wirkung, fo begreift man ohne MWireres, daß die, durdy die Eryftalls linfe gewonnene, gelbe Färbung dazu beftimmt iſt, für den Abgang derfelben Faͤrbung, in Betreff der Neghaut, einen Erfaß zu bieten. Um zu beweifen, daß die Summen der beiden Veränderungen einander wirflih das Gleichgewicht halten, habe ich mir gleichzeitig mehrere Augen von Perfonen verſchiedenen Alters verſchafft, die Eryftalllinfen herausge— nommen und leßtere auf die Mitte der entipredienden Netz— häute gelegt, da denn alle dieſe Syſteme genau denfelben gel: ben Sarbenton darboten. Wenn man diefen vergleichenden Vers fuh mit den beiden aͤußerſten Lebensaltern anftellt, fo ift das Nefultat ungemein intereffant; denn in der zarteften Ju— gend ift die Cryſtalllinſe völlig farblos, während die Neghaut die ftärffte gelbe Faͤtbung zeigt, und im höchften Greifenals ter hat fih das Gelb durchaus in die Ginftalllinfe gezogen, während man an der Netzhaut Feine Spur davon gewahrt. Legt man dann die Genftalllinfe des Greiſes neben die Netz— haut des Kindes, fo findet man, daß beide Organe, troß ber auferordentlichen Verfchiedenheit ihrer Structur, genau diefelbe Färbung befigen. Die, durch die allmälige Entfärbung der Neghaut ver— anlafte Veränderung in der Perception der verjchiedenen Ficht: ftrahlen vermindert demnach das Vorherrſchen des gelben Elementes, und dieß Vorherrfchen wird ebenmäßig durch den Einfluß der Gryftalllinfe aufrecht erhalten. Mit anderen Morten: Die wahlverwandtfchaftlihe Abforption der Farbe, welche ſich flufenmweife in der Genftalllinfe entwidelt, erzeugt während des Durchganges der Clementarftrahlen folhe Ver— fhiedenheiten in Betreff ihrer relativen Intenfität, daß, wenn fie an die mehr oder weniger entfärbte Netzhaut gelangen, fie dafelbft ſtets die namliche Empfindung erregen. Das Erfcheinen und Umfichgreiien der gelben Färbung der Geyftalllinfe würde demnach ein wirkliches, von der Na— tur zur Erhaltung eines gleichförmigen Kihttones des Sehinftrumentes angewandtes Stimmverfabren ſeyn. Man begreift nun, weßhalb das Weiß fih unferen Aus gen, trotz der fich erhöhenden Färbung der Krpftalllinfe, in allen Lebensaltern als folches darftellt. Fände nicht zugleich eine ftufenweife Entfärbung der Neshaut ftatt, fo müßte offenbar die Dazmwiichenkunft eines gelben Mediums zwifchen die Netzhaut und die äußeren Gegenftände, ohne daß ſich in den Verhältniffen, melde die Naturfarben der Körper in Bezug auf den Gefihtsfinn darbieten, etwas Ändert, als ein höchft fonderbarer Widerfpruch erfcheinen. Diefe räthfelhafte Erſcheinung war vielleicht der Grund des faft gänzlichen Stillſchweigens, welches felbft die gründ- lichften Phyſiker in ihren Schriften über Optik, ruͤckſichtlich der allmäligen Verwandlung der urfprünglich farblofen Maffe der Grnftalllinfe in eine fo ſtark wie Bernfein ge 1583 fürbte Subftanz, zu beobachten für gut gefunden haben; denn diefe Verwandlung ift feit mehr als einem Jahrhun— derte bekannt, indem ihrer Petit ſchon im Sahre 1730, in den Denkſchriften der Parifer Academie der Wiſſenſchaf— ten, gedacht hat. Ich, meinesiheils, der ich in der Anas tomie wenig bewandert bin, wußte davon nicht das Geringfte, bis ein junger Phyſiolog, Dr. Domartino*), welcher dev Verleſung meiner, oben öfters —— Abhandlung beis wohnte, mich auf den gelben Flecken auf der Neghaut auf: merffam machte und fpäter mid) bei'm Seciren des Auges aufs Gefaͤlligſte und Erfolgreihfte unterftüßte. Aus den, mit feiner Hülfe gemachten, Beobachtungen ergiebt ſich nun, wenn ich mich nicht ſehr irre, einer der günftigften Wahrs f&heintichEsitsgründe für das Princip des Marimums der Confonanz der gelben Undulationen (licht: wellen) mit den Schwingungen der Molecülen der Netzhaut, welches Princip urfprünglib aus einer ganz anderen Duelle abgeisitet worden ift, indem wir es in Folge einer allgemeinen Unterfuhung der Eigenfhaften des Sons: nenfpecttums ermittelt haben, welcher binwiederum die Uns bulationstheorie zu Grunde gelegt ward. Die Anficht mander Philoſophen, welche in der Wiſſenſchaft nichts aelten laffen, als unläugbare Thatfachen und die aus den= felben abgeleiteten Folgerungen, ftebt demnadh in manden Fällen dem Fortſchreiten der menfhlicken Kenntniffe entgegen. Wenn die foeben befchriebenen Verfuche über die Phyfioloaie der in der Cry— falllinfe und Neghaut vorachenden Farbeveränderungen einiges Licht verbreiten, fo rührt dieß ohne Zweifel daher, daß über den Aether, die Schwingungen und Spannungen der Molecülen der mwägbaren Materie Hypotheſen aufgeftellt worden find, die mir zunddit dazu dienten, im Ginne der Undulationstheorie die Uns fihtbarkeit der dunkeln Strahlen und die drei Thätigkeitsarten der leuchtenden Strahlen zu erklären. > Allein die Syfteme, fagen die Anhänger ber ftreng erperimene talen Schule, drängen die Wiffenfchaft aus dem rechten Pfade und führen fie in’s Verderben. Ich bin der Meinung, daß heut zu *) Dr. Demartino bat, durch DVermittelung des Herrn v. Blainville, der Parifer Academie der Wiffenfchaften eine Abhandlung Über die Richtung der Blutcirculation im Jacob— Ton’fhen Nierenfyfteme der Reptilien; ferner eine über die Beziehungen zwifchen der Secretion des Harns und der Galle; dann einen Auffag über das Vorhandenſeyn des Zacobfon’fchen Syſtems bei den Rochen und Zitterrochen vorgelegt. Er wird gewiß feine Forſchungen fortfegen und einem hoben Ziele ent: gegenführen, da er bereits fo fchöne Proben von feiner Faͤ— bigfeit zur Aufhellung und Löfung jener ſchwierigen Kragen abgelegt bat, melde die Natur der Erfcheinungen des Lebens unferen Bliden entziehen. 154 Tage ein Unkeit diofer Art für die Phyſik inkeiner Weiſe zu ber turbten ſteht, indem der pofitive Theil derſelben von dım conjecz turalen für alle Diejenigen, welche fih zu dın Akten Grund'äzın diefer, aller wahren Erkenntniß von den Eigenſchaften der Körper zu Grunde liegenden, Wifferfchaft bekennen, ſtreng arfchieden tft. Die Hypotheſen, weit entfernt, der Era:li"dung der Thafſachen zu fbaden, geben vielmehr bäufig die erſte Beranlaffung zu Verfuchen, die fonft vielleicht nie angeftellt werden feyn winden, und dienen ſtets als hoͤchſt werthvolle Anhaltepuncte um fich mitten in dem Gedraͤnge neuer Beobahtungen, Erfcheinungen, Thätigkeiten, Urs ſachen und Wirkungen zurechtaufinden, wel&e, wenn jie nicht durch das Band eins Syſtems zufammengrhalten werdın, «in dunkeles Dickicht, ein unentiwirrbares Rabyrintb bilden würden, aus dem ſich ſelbſt die heuften Köpfe, wenn ſie einmal in daffelbe gerathen wären, nicht wieder herausfinden koͤnnten. Neapel, den 8. Mai 1842, i # Macedoine Melloni. (Bibliothöque universelle de Geneve, Avril 1842 [erf&ienen den 3, Juni 1842].) Ace Ueber die organifhen Gemwebe in der Knochen— fiructur der Eoralliden bat Dur I. ©. Bomwerbanf neuer: dings Unterfuchungen angefteut. Er ließ auf kleine Fraymente von beinahe ſiebenzig Arten von Knocencorallen verdünnte Ealpeters fäure einwirken, und erbielt auf diefe Weiſe deren organiſches Ger wıbe von Ealfartigen Theilen befreit und, in Giftalt einer zarten, flockigen Maffe, auf der Oberflähe der Fluͤſſigkeit ſchwimmend. Mit Hülfe des Mikrofcops erkannte er, daß dieſelbe von einem ver: wickelten ne&förmigen Gefäßgewebe durchdrungen war, welches zahl: reiche Beräftelungen und Anaftomofen darbot, während Geitenäfte in gefchloffene Enden aueliefen. Zwiſchen diefe Röhren war ein anderes Syſtem von Röhren eingıfprenat, die einen. ftärferen Durchmeſſer darboten und an vielen Etellen mit Klappen verfihen waren. Die Arfie diefer ftärkeren Gefäße laufen zuweilen in ciförz mine Körper aus, melde das Anſehen von Knöfphen oder Poly- penfeimen babın. Im anderen Källen ſah man nody größere und mehr ſphaͤriſche Maffen von brauner Karbe an der Membran jigen. Diefelben waren dur ein Schönes Gewebe von rofenkranzförmigen Faſern miteinander verbunden. Zahlreihe ungemein winzige und an beiden Enden zugelpigte KRirsnadeln wurden in der häutigen Structure mehrerer Gorallen entdeckt; deßaleihen andere arößere Nadeln, welche an dem einen Ende fpigig, an dem anderen in einen runden Kopf ausgingen und mit einer gewöhnlichen Stecknadel uns aemein viel Aehnlichkeit hatten. Außer diefen Nadeln entdeckte der VBerfaffer in diefen häutigen Gemeben eine Menge winziner Körpers den, welche er mit den nuclei Rob. Bromwn’s, oder den Cyſto— blaften Schleiden’s für identiſch hält. Ein neues Alfaloid aus der China bat Herr Man— zini dargeftellt, und zwar aus Cinchona flava und aus Cinchona ovata, welche weder Chinin nody Cinchonin enthält. Er nennt das neue Alfaloid Cinchovine. Die Bereitung ift diefelbe, wie die des Ghinin’s, Hei Ueber Ecchymoſen der Augenlider, als diagnofti- fhes Mittel bei Kopfverlegung. Bon Dr. H. E. Maslieurat:tagemard, Unter den Spmptomen, melden man in der letzten Beit einige Wichtigkeit beigelegt hat, führe ich die Ecchymoſe an, welche fih fo häufig an den Augenlidern und an der uk Di conjunetiva des Auges in Folge von Wunden oder Con— tufionen des Kopfes zeigen. Man hat die Gegenwart diefer Blutergiefung als ein Zeichen einer Sractur an der Baſis des Schädels betrachtet; und mie ich fpäterhin zeigen werde, ſchien diefe Bezeichnung rationell zu fenn. Indeß iſt diefe Behandlung doc zu allgemein, und die Anwendung, welche man von ihr in der Pathologie, wie in der gerichtlichen 155 Medicin, gemacht hat, war nicht immer eine glüdtiche. Wenn diefe Echymofe unter manchen Verhältnilfen auf eine ſchwere Verlegung bindeutet, fo rührt fie oft auch nur von einem geringen Zufalle her. Da ih nun glaube, daß es leicht iſt, ſehr häufig einen genauen Unterſchied in diefer Beziehung aufzuftellen, fo will ich dieß bier feftzuftellen vers fuhen. Ih will nun die verfchiedene Entftehungsweife und den mannigfaltigen Sig der Ergießung angeben, je nachdem fie von einer tiefen Fractur der Hirnfchaale abhängt, oder als Folge einer Contuſion oder leichten Verlegung der Haut— bedeckungen zu betrachten ift, Diefe traumatifche Blutergießung (denn ich darf mich hier nur mit der Ecchymofe befchäftigen, welche eine Folge von Außen Verlegungen und nicht von einer foldhen ift, welche aus innern Urfachen hervorgeht, welcher Natur diefe auch feyn mögen) fann ihren Sitz in der Dicke der Augens lider haben, ohne die Conjunctiva des Auges zu infiltriren; fie kann diefe infilteiren, und das Biut Eann ſich endlich zu glei— cher Zeit im allgemeinen Zellgewebe und in dem der Augen— lider verbreiten. Diefe Unterfcheidung ift von der größten Wichtigkeit, und von ihrer genauen Kenntniß wird fehr haͤu— fig die fihere Diagnoſtik einer leichten Gontufion oder einer tiefen Fractur abhängen. Der einfahfte, am wenigften ſchwierige und fehr haͤu— fig vorkommende Fall ift der, wo nach einer Wunde oder Contufion des Schädels, häufig als Folge und zuweilen ſchon gleih zu Anfange, eine Blutergiefung in das Zellgewebe der Augenlider hinzukoͤmmt. Diefe Ergießung ift ziemlich beträchtlich und kann daher leiht von Außen wahrgenommen werden, indem fie dem Augenlide eine fchwärzliche, bläuliche oder gelbliche Farbe giebt, je nach der Quantität des ergofs fenen Blutes und der Zeit feiner Ertravafation. Bevor ich aber näher eingebe, darf ich in Erinnerung bringen, daß in der Structur der Augenlider ein aponeuro= tifches Blatt fih befindet, welches hinlänglich reſiſtent iff und fich mit feinem großen Umfange an den ganzen Orbi— talrand anfeßt und mit feinem Eleinen inniy mit den Tar— falfnorpeln vereinigt iſt, die es bis zum Enöchernen Rande der orbita fortzufegen ſcheint. Diefes Blatt bildet eine wahre Scheidewand, welche das Intraorbital- und Subcons junctivalzellgewebe von dem Zellgewebe der Augenlider trennt, welches auf diefe Meife mit dem unter der Decipitalaponeus eofe befindlichen in Zufammenhang ftehbt. Auch muß man fi) erinnern, daß die Haut, welche der behaarten Kopfbe: deckung entfpricht, mit dem musc. occipito-frontalis und mit feiner Aponeurofe mittelft eines dichten und feften Ge— webes verbunden ift, welches das Blut in feine Eleinen Ma— [hen nur ſehr ſchwer durchdringen läßt, mährend das Ge: webe, welches zwifchen diefem Muskel und dem Perioite liegt, ganz verfihiedene Charactere darbietet: es ift wirklich zellig, lamelloͤs und ausdehnbar; es jeigt eine volllommene Identität, fowohl in feiner Structur, als in feiner Funcs tion mit dem ber Augenlider, mit dem es offenbar zuſam— menhangt und ift ebenfo von allen Slüffigkeiten, mit welchen e8 in Contact koͤmmt, durchdringlih. Sch glaube, daß mit 156 Hülfe dieſer anatomifchen Erläuterung die Kenntniß der verichiedenen Varietäten der Ecchymoſen des Auges und der Augenlider fehr leicht feyn wird. Fedesmal, wenn in Folge einer Contufion oder einer Schädelverlesung das Blut fih in dem fubcutanen Zellges webe zwifchen der Haut und der Occipito-Frontal-Aponeu— roſe anhäuft, wird e8 immer in der Umgebung der Wunde oder der Gontufion umfhrieben bleiben, und wenn noch eine von Außen fihtbare Echymofe hinzukommt, fo wird diefe felten die Gränze der verlegten Parthie Überfchreiten. Das fefte und dichte fubcutane Zellgewebe läßt Feine andere Blut: infilteation zu. ine folhe Structur giebt häufig Gelegen— heit. zu den oberflüchliben und begränzten Blutgeſchwuͤlſten, wobei das Blut nur mit Mühe und durch feinen* Ueberfluß auch in benachbarte Mafchen des Zellgewebes gelangt. In diefen Fällen und zum Theil auch dur diefe Anordnung hat eine Art von Grepitation, melhe von der Gegenwart und Zerquetfchung von Blutcoagula berrührt, einige Chirurs gen zu dem Irrthume verleitet, ald wenn eine Fractur vor— handen wäre. Was ich eben von der Kontufion der Schaͤdelbedeckun— gen in der Gegend der Augenbrauen gefagt babe, läßt fich ebenfall3 auf ihre Trennungen anwenden, wenn diefe außer: halb des m. oceipito-frontalis oder feiner Aponeurofe bleiz ben. Man Eann faft immer die Graͤnzen von einer Gone tinuitätstrennung der Art angeben, indem man eine Sonde leicht in den Grund der Wunde einführt. Wenn der Mus: kel nicht ducchfchnitten ift, führt der Neiz der Sonde immer Contractionen des Muskels und Bewegung der Sonde herz bei, während diefe unbeweglich bleiben, wenn dag Snftrument auf dem pericranium aufſteht. Man fann auf diefe Meife zum Voraus die Fülle beflimmen, in deren Folge die Ecchymofe erfcheinen wird, welche ich befchreibe, und das Folgende giebt davon ein Beifpiel. Erſter Fall. Gequetfhte Hautwunde an demproc. zygomaticus. Blutbeule in der Umgebung der Wune de ohne Infiltration der Augenlider. Maigny, 49 Jahr alt, fiet am 15. Juni 1833 eine Treppe herab und erhielt eine gequetfchte Wunde von ungefähr einem Zolle auf der Flaͤche des proc. zyromaticus der rechten Seite. Es wurden einige Goms preffen mit Salzwaffer angewendet, und am 18. Suni Fam der Kranke in’s Spital. In der Umgebung der Wunde war eine leichte Blutinfiltration vorhanden, welche fich nicht bis zum Augenlide ers ftre&t hatte. Eine in den Grund der Wunde eingeführte Sonde wurde durch die Muskelcontractionen hin und her gezogen; ic) Eonnte daher Leicht ſchließen, daß Feine Ecchymoſe zu den Bedek— Eungen der Augen gelangen werde. Nach achttaͤgigem Aufenthalte im Spitale verließ der Kranke daffelbe vollflommen geheilt, ohne daß ſich eine Blutinfiltration in den Augenlivern gezeigt batte. Wenn aber die Gontufion viel tiefer geht, wenn Gefäße unter der galea aponeurotica oder dem pericranium zerriffen jird, und dadurch eine Ergiefung unter die Aponeurofe ftattgefunden bat, fo werden auch andere Erfcheinungen vorhanden feyn. Die leichteften Bewegungen des m. occipito-frontalis begünftiate alsdann die Infiltration des Blutes, welches, nicht mehr durch die Dichtiar Eeit des Zellgewebes, wie in dem erften Falle, zurücgebelten, fich immer tiefer fenkt, nach und nad bis zur Balis der Stirn ges Yanat und fich in das feine und lamellöfe Gewebe der Auaenlider infiltrirt, welches von der galea aponeurotica durch nichts getrennt ift. Wenn das Blut bis zu dem Puncte aelangt, welcher mit der Mitte des obern Augenlides in gleicher Höhe liegt, und wenn die 157 Ergießung nicht beträchtlich ift, fo ann diefes allein ecchymotiſch ſeyn; gelangt es aber bis an die innere oder äußere Seite, fo nimmt das untere Augenlid durd die Gommunication in den Aus genwinkeln Antheil, und häufig beobachtet man daffılbe Phänomen an der einen oder andern Gute, wenn die Blutung auf der linea mediana ftartfindet, Uebrigens wird die Ecdyymofe um fo raſcher an der aͤußern Seite ſichtbar feyn, als das Blut einen fürgeren Meg zu durdylaufen bat und als es reichlicher aus den getrennten Gefaͤfen ausfließt. Der folgende Fall giebt davon ein Beiſpiel. Zweiter Full. QAuctfhungaufder Mitte der Stirn. Momentane Blutbeule, Echymofe der untern und obern Augenlider beider Seiten. — Marie, 50 Jahr alt, Krankenwärterin im Spitale, ftieß fi in der Mitte der Stirn gegen eine ſcharfe Kante eines Bretes, welches ich zum Schreiben gegen meine Brut geflemmt hielt. Der Stoß war nicht heftig, der Schmerz gering; aber es zeigte jich alsbald auf der Mitte der Stirn eine weiche, fluctuirende Blurbeule von der Groͤße einer Nuß; eine Wunde der Dautbederfungen war nicht vorhanden. Die Frau fegte ihre Arbeit fort, ohne dieſer Geſchwulſt Aufmerkſamkeit zu fchenten, welche fie nicht genirte, Zwei Stunden nadyher wurde das linke obere Augenlid mit Blut infiltrirt, was am innıren Aus genwinkel begann; gleih darauf nabm auch das untere Augenlid daran Theil; der Zufall fand um 10 Uhr Morgens jtatt; am Abend dejjelben Zages waren die Lider beider Augen ſchwaͤrzlich, von Blut infiltrirt, Die Blutbrule war verſchwunden; ungeachtet der großen Blutergießung, welche faft ſechs Wochen zu ihrem gänze lichen Verſchwinden braudte, mar nie der geringfte Fleck auf der conjunctiva des Auges wahrzunhmen. Uebrigens hat die Frau feinen andırn Zufall von diefer Gontufion verfpürt und niemals Schmerz daran gelitten. Die Augentlider find ſechs Wochen lang bläulich geblieben. Ich glaube, es wird Niemandım einfallen, zu glauben, daß diefe Frau eine Fractur in der Augenhöble hatte; und dennoch hat ein ſehr geſchickter Wundarzt in den Kofpitälern von Paris auf eine fothe Berlegung aefchloffen, bloß durch diefe Färbung der Augen— lider, deren Grund und Urfprung er nicht kannte. Dieſe Thatſache iſt wichtig, weil fie zeige, mit welcher Leichtigkeit das Blut von den höbergelegenen Orten zu den tiefern gelangt, und wie ſchnell dieſes bemerkbar wird, wenn es die Dünnheit der Bedectungen ges ftattet; die der Augenlider befigen im hohen Grade dirfe Eigenthuͤm— lichkeit. Diefe Brobakıturg zeiat auch, daß, wenn das Blut aus Berhalb der Augenböhle ift, die Infiltration fich ausschließlich auf die Außerften Schichten der Augenlider befchränkt, deren Aponeurofe es nicht von Außen nad) Innen durchdringen läßt. Auch hatte man zu kei— ner Zeit die geringste Spur von Blut auf der conjunctiva des Auges beobachtet, ein wichtiger Umftand für die Diagroftit der tiefern Verlegungen, Die erſte Bedinaung, welche die Ecchymoſe der Augentider begünftigt, ift: die Blutergießung unter die Occipito— Srontal-Aponeurofe und Injection in das darunterliegende Zellge: webe. Man glaube indeß nicht, daß man jie immer nur nad ber Nähe einer Verletzung erwarten könne, denn fie kann auch hinzu: kommen, wenn fie an einem weit entfernten Orte figt. Aber als: dann fommt noch ein conftantes Phänomen hinzu, eine gelbliche Färbung der Haut der Etirn zeigt alsdann den Weg, melden das Blut von der Wunde zu dem Augenlide aenommen bat, Kömmt das Blut zuerft auf dem Augenlide zum Vorfcheine, fo hängt es von der Dünnheit der Gewebe ab, da es zmei, drei und zuwei— len auch vier Tage bedarf, damit das fihr flüffige Blut die Haut der Stirn nur ein Wenig färbte, welche viel dichter, als die des Augenlides ift. Diefer Umftand ift noch ein neuer Beweis, daß ‚das Blut fid) an der äußern Fläche des Schädels befindet und nicht aus der Augenhöhle kommt. Dritter Falle Quetfhung am obern Theile der linten Schläfe Echymofe des obern und untern Augenlides derfelben Seite. — Rondeau, 39 Jahr alt, fiel am 19, April 1838 von einer Leiter. Er fiel auf die Hände ungefähr 10 oder 12 Fuß hoch herab und ſtieß ſich an den Kopf länas der Mauer, an mwelder die Leiter geftüst war. Er verlor nicht das Bewußtſeyn und erlitt überhaupt fein Symptom 158 einer Gontufion oder Gommotion des Gehirns. Am andern Tage wurde er nach dem Epitale gebradht, wo man eine leichte Ercorias tion und eine geringe Blutergießung an der obern linfen Schläfens gegend bemerkte. Die beiden Liver des Linken Augıs find ftarf echgmofirt, obgleih man keine Verlegung an ihnen wabrnimmt. Die Ecchymoſe umgiebt das Auge Ereisformig und die conjunctiva des Auges ift nicht injicirt. Sie begann an der obern äußern Seite des Auges. Am fünften Zage der Verlegung bemerkte man auf der Haut der Etirn einen, etwa einen Finger breiten, gelblichen Fleck, welder nad) oben ſich bis zur Gontufion und Blutergießung verfolgen läßt und abwärts bis zur dußern und obern Seite des linken Aus ges läuft, wo die Ecchymofe des Augenlides begonnen hatte. Dies fer Kranke hatte gar feine Befchwerden, und als er am zehnten Tage das Spital verließ, war die Färbung der Stirnhaut noch vorhanden und zeigte ganz deutlich den Gang des Blutes, don der Sortufionsftele unter dem m. frontalis bis zu dem Zellgewebe der Augenlider. Obwohl in manchen Fällen die Verlegung alle Bedingungen zu vereinigen ſcheint, um Blutinfiltration der Augenliver zu bes günftigen, fo bemerft man fie dennoch nicht, felbft bisweilen bei ſchweren Verwundungen der galea aponeurotica oder fogar der Knochen ſelbſt. Dieß gefchieht, wenn die äußeren Bedeckungen durch ein fchneidendes Snftrument fo vollftändig getrennt jind, daß das Blut frei abfliegen kann, ohne ſich in die benachbarten Ge— webe zu infiltriren. Vierter Fall. Wunde über dem obern Orbitalbo: gen. Entblößung des frontalis. Keine Echymofe der Augenlider und conjunctiva. — Gaus, 36 Jahr alt, Fam am 31, Mai in das Pofpital. Er hatte eine Wunde etwa einen Zoll über dem Rande des orbitalis superior der rechten Site. Die Nänder find fharf abgefchnitten, und im Momente der Verwundung floß cine große Menge Blut. Eine in die Wunde eingebradte Sonde betätigt das Bloßlivgen der frontalis, Die Wunde ift ungefähr 5 Gentimeter lang und ihre Richtung verti— cal, Diefer Kranke, welder bis zum 15. Juni blieb, litt an kei— nem Zufalle. Als er das Spital verlich, war feine Wunde vells fommen vernarbt, obne daß dir geringfte Spur einer Biutercies Bung in die Augenlider oder die conjunctiva des Auges vorhanden geiwefen wäre. Obgleich nun bei dem Kranken des folgenden Falles gleiches Dffenftehen der Wunde obwaltete, fo fam dennoch eine Ecckymoſe hinzu und zwar, weil man durch die Anlegung des Verbandes die Anbäufuna des Blutes beaünftigt und den Kranken wie bei einer einfachen Contufion ohne Wunde gelagert hatte. Vierter Kalle. Wunde der rehten Schläfengegend. Blutung. Gompreffion. Nachfolgender Blutause tritt. Echymofe der beiden rehten Augenlider, obne Echymofe der conjunctiva. od. — Meunier, jiebene undvierzig Sabre alt, erhielt einen Fauftfchlag an die linke Geite des Kopfes nabe bei einem Kenfter, fo heftig, daß er rechts gegen eine Scheibe fiel, die er zerbrady und deren Scherben ihm eine breite Wunde oberhalb des Äußern Ohres beibradhten. Die Wunde war dreieckig, ein Winkel derfelben ging nah Vorn, ein anderer nach Unten. Es erfolgte eine beträchtliche Blutung. Der binzus gerufene Wundarzt brachte einen beträchtlihen Druck auf die Wunde an, und der Kranke wurde fo nad) Paris aefendet, da der Zufall in einem Wirthsbaufe von Rueil ftattfand, Er fam am 3. April 1838 in das Hofpital. Bei feiner Ankunft war unter dem, durdy das coaaulirte Blut, verbärteten Verbande cin beträcht- licher Bluterguß. Man eröffnete die Munde nicht mehr, da die Blutuna ftand; es war aber leicht vorherzufehen, was folgen werde. Uebrigens verfpürte der Kranke keinen andern übeln Zufall. Einen Tag nady feiner Ankunft bemerkte man am dußern Augenwinfel eine Ecchymoſe, melde in dem obern Augenlide ſich auebildete, Am Abend deſſelben Tages fing auch das untere Augenlid an, ſich zu infiltriren, und diefe Ecchymoſe war noch beträdhtlicher am fünf: ten und festen. Auf der conjunctiva bemerkte man jebody nie eine Spur von Blut, Am fünften nahm bie Stirnhaut eine ſchmuz⸗ 159 ziggelbliche Färbung an, weldye fich von dem äußern Augenwinkel bis zur Schläfe erftredre; an den folgenden Zagen wurde fie dunkler gefärbt, Die Blutergiegung der Schläfe war ziemlich referbirt, und einen Monat fpäter bemerkte man nur noch eine leichte Far— bung der Stiruhaut und der Augenlider. Die Wunde war ver: narbt, Zu diefer Zeit kam eine Gejihtsrofe hinzu, welche auch bie Kopfhaut einnahm; es folgte eine hartnädige Diarrhöe, und der Kranke fharb. Leihenöffnung — Man fand unter der Schläfenhaut ein Stüt Glas, von der Größe eines Nagels; ein zweites, ebenfo großes, Stüd befand ſich in der Dide des Schlafenmuskels. Inder Umgebung des einen oder des anderen Stückes befand ih Feine Spur einer Entzündung oder Eiterung. Unter der aponeurosis fronta- lis war noch eine ziemliche Quantität Blutes infiltrirt, welches das Zellgewebe ſtark roth färbte. Man Eonnte diefe Infiltration vom erjten B.uterguffe bis zum entfprechenden Auge verfolgen. Auch war fie noch in den beiden Augenlidern vorhanden; aber. die con- junctiva der Augenlider und des Auges war davon frei. Der mus- culus temporalis war injiltrirt, und die Infiltration war längs feiner Faſern bis zur fussa zygomatica gelangt. Un verſchiedenen Stellen bemerkte man fhwärzlide Blutkluͤmpchen. Der Schädel wurde forgfältig eröffnet, und an der Stelle der Wunde bemerkte man keine Spur einer Blutergiegung; das Gehirn fchien überall normal; das Zellgewebe der Augenböhle war ebenfalls frei, und man bemerf£te Eeine Spur einer Kractur an der Bajis des Schävels. Die Darmfhleimbaut war erweicht, und in der ganzen Ausdehnung des Dickdarms waren tiefe Ulcerationen. Diefer Fall ift merkwürdig, weil man nad) dem Tode mit dem Scalpel den Gang der Blutinfiltration verfolgen Eonnte, melden man auch während des Lebens beobachtete, und welcher fich in dies fem Falle nur durch den Widerftand gesilder hatte, den die Com— prefjion dem freien Abfluffe des Blutes entgegenfigte. Möge fich indeß die Ergießung auf irgend eine Weife gebildet haben, und möge fie das Reſultat einer Wunde oder Contuſion feyn, fo müffen doch noch einige Bedingungen, in Bezug auf Sitz und Rage, vereinigt feyn, damit auf die Verwundung Ecchymofe der Auzenlider folge. Und, in der That, jedes Mal, wenn die Blutanhäufnng einen hinteren Theil des Kopfes einnahm und in einer Linie fi) von einem Gehörgange zum andern erftredite, fo dehnte ſich die Infiltration nicht mehr nach Vorn aus, wohl aber nah dem hinteren Theile des Halfes, welcher dann die abfchüfjigite Parthie war. Dielen Lauf des Blutes kann man alsdann mit eben der Reichtigkeit verfolgen, wie den an dem vorderen Theile der Stirn; denn dort finden fich diefelben anatomifchen Berhättniffe. Die unter diefen Umftänden erfolgende Ecchymoſe ericheint erft zwi: fhen dem dritten und fechsten Tage; denn die Haut des Halfes Eann ebenfo leiht vom Blute durchdrungen werden, wie die der Stirn. Sechster Fall. Auetfhung hinter dem Ihre; Ec— chymoſe an dem hinteren Theile des Dalfes, ohne Echymofe der Uugenlider. Heilung. — Genier, eins undvierzig Jahre alt, von ftarker Conftitution, erhielt bei einem Streite, außer mehreren Contujionen, einen heftigen Stoß mit 160 dem Abfage eines Stiefels Auf die Linke Seite des Kopfes, ein Menig über den binteren Rand des äußeren Ohres. Es floß we— nig Blut aus der Wunde, und am 15. März 1353 fam er in dag Hofpital. Es war leicht zu erkennen, daß der Sig der Bluters gießung auserbalb der apeneurosis oceipito-frontalis ftattjindg, und obgleich dieß eine günftige Bedingung zu einer Echymofe dır Augenliver war, fo bemerfte man an ihnen doc) feine Epur davon. Am fünften, befonders aber am fecheten Tage, nahm die Haut der linken Seite des Halſes eine gılb= bläulicdye Färbung an, was ofs fenbar für die Graenwart des Blutes an diefer Stille ſprach. Eie nige Tage fpäter verließ der Kranke vollfommen geheilt das Spital. Es kommt zuweilen vor, daß in weniger günftiaen Fällen, als in dem eben erwähnten, das Blut ſich nach Hinten fenkt, und zwar, wenn d.r Kranke immerwährend auf dem Rüden liegt. Der nidjt feyr erbobene Kopf und die ſchraͤge Lagerung deffelben begünftigen die Blutinfiltration nah Hinten. Der folgende Fall giebt davon ein merfmwürdiges Beifpiel. (Schluß folgt.) Miscellen. Bon einer vollftändigen Dislocation des Ober ſchenkel-Kopfes auf das dorsum ilei, in Folge einer Düfte franfheit, wo zwei Monate vor dem Zode der Knochenkopf durch die Integumente vorragte, hat Herr Smith der dhiruraifchen Gefellfhaft von Sreland, im April dirfes Sahres, einen Fall mits aetheilt und durch das Präparat erläutert. Es war ein acuter Fall, indem der Kranke nur fehs Monate krank war und bie Dislocation in vier Monaten vorkam. Gie zeigte alle Charactere der Luxation von dußerer Gewalt, — das Glied war verkürzt, die Zehen einwärts gekehrt und rubten auf dem Knochengelenke des anderen Fußes. Der Fall war auch in der Hinfiht interejjant, indem er den Proceß der Abfonderung der Epiphyfe zeigte, welche von dem oberen Ende des Knochens faft ganz losgetrennt war und, wenn der Patient länger gelebt hätte, ohne Zweifel ganz ausges ftoßen worden wäre, Bei der Reichenunterfuhung wurde ein, das Gelenk umgebender, großer Abſceß gefunden; das acetabulum war durchaus cariös, das ligamentum teres zerftört und der Schenkel— Eopf mit einer Rage Lymphe überzogen. — Die Lungen zeigten ſich voller Tuberkeln. — Bei der, durch die Mittheilung verane laßten Discufjion wurden von anderen Mitgliedern der Gefellfchaft mehrere. Fälle zur Sprache gebracht, wo die Dislocation, in Kolge der Hüftkrankbeit, in noch viel kürzerer Zeit erfolgt war; aud) wurde erwähnt, daß in dem Mufeum des Gollegiums der Wundärzte fich ein Präparat von einem jungen Subjecte befinde, wo binnen ſechs Wochen Dislocation, mit Trennung der Epiphyſe, erfolgt war. Zur medicinifhen Statiſtik in Franfreid. — Es giebt jest in Frankreich 12,319 öffentliche Hofpitäter, welche ein Einfommen von 52 Millionen Franken befigen und 133,000 Ber dürftigen Hülfe Leiften; 6,375 wohlthätige Gefellfchaften, die jaͤhr— ih 12 Millionen Franken ausgeben und 696,000 Perfonen un— terftügen. Bibliographische Moeurs, instinet et singularites de la vie des animaux mammi- feres. Par R. P. Lesson. Paris 1842. 12, Histoire naturelle des Poissons.. Par Mr. le Baron Cuvier et ar Mr. A. Valenciennes. Tome XVI. Paris 1842. 4. et 8. Mit 35 color, Zafeln, Nenigik item Code moral du medecin, po@me en dix chants. Par Andreve- Paris 1842. 8. tan. Recherches sur l’&volution du aac hernaire. Par J. B. Demeau«. Paris 1842, 8. — — —— — Neue Notizen a u s dem Gebiete der Nakur- und Heilkunde, gefommelt und mitgetheilt von dem ObersMedicinafratbe FGroriep zu Weimar , und dem Medicınalrarhe und Vrofeffior Froriep gu Berlin, N? 495. (Nr. 11. des XXIII. Bandes.) Auguft 1842, Gedruckt im Landes » Induftrie- Cymptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ihlı. oder & Fl. 30 Kr, des einzelnen Stüfes 3 gGr, Die Tafel fhwarzı Abbildungen 3 gGr Die Zafel colorırte Abbildungen 6 «Gr 1er tr Allgemeine Unterfuchungen über die Organographie, Phyſiologie und DOrganogenie der Pflanzen. Bon Herrn Gaudichaud. (Auszug von Seiten des DVerfaffers *). Eine lange und mühfelige Reife, eine ſtets wankende Gefundheit und andere gehäufte Beſchaͤftigungen haben mich abgehalten, meine organograpbifchen, phyſiologiſchen und organogenifchen Studien, deren Grundzüge bereits feit 1833 feftgeftellt find, zu Ende zu führen. Auch muß id, da die Ausarbeitung des botanifchen Theils der Neife der Bonite mir vom Seeminifter aufgetragen worden, das Erfcheinen diefes Werkes erſt abwarten, bevor ich den legten (den drit— ten) Theil meiner Arbeit, über die Organographie, herz audgebe. Indeß fey es mir erlaubt, f[hon hier im Auszuge den Plan meiner ganzen Arbeit, den von mir eingefchlagenen Meg und die erlangten Nefultate darzulegen, Nachdem Gott die Welt gefhaffen, hat er dieſelbe durch verfchiedene Elemente beftuchtet. Aug feiner mächtigen Hand verbreitete er eine unendliche Mannigfaltigkeit von vegetabilifchen und thierifchen Keimen über den Erdball, wel- he vom Gipfel der hoͤchſten Berge bis zum tiefften Grunde bes Meeres Land und Waffer bevölkerten. Alte Forſcher alter und neuer Zeit vereinigen fich in der Anfiht. daß tie Pflanzen den Thieren vorhergegangen fenen, daß die Erde vor dem Erfcheinen der Letztern mit den Erftern bedeckt gemefen, und dieſe Anficht ift auch in der Mofaifhen Scöpfungsgefchichte geltend gemacht, nad wels er die Pflanzen in einer frühern Epoche (fogenanntem Tage) geſchaffen wurden, als die Thiere. Die Naturforfcher unferer Zeit haben, theil® indem fie nachwieſen, daß ſich im Urgebirge oder in den Ältern For: mationen eine Epuren des Menfchen auffinden laffen, theils indem fie zeigten, wie die einfachften Pflanzen den zuſam—⸗ *) Vergl. Neue Notizen Nr. 388., Nr. 14. des 18. Bdes. No. 1595, Br 5300 IE mengefeßtern vorangegangen find, den großen Scöpfungss epochen der Vorzeit die Weihe der Wiffenfchaft ertheilt. Jedes Jahrhundert bringt neue Fortfchritte mit fich, und jeder Fortfchritt des Menfchengeiftes ift ein neuer Bes leg für Das, was ewig Wahrheit war und feyn wird. Die Phyfiologie ift demnach, wie alles Vorhandene, fo alt wie die Schöpfung. Der Menfch bat fich feit feiner Erihaffung damit befhäftigt, und dennoch, auf welcer Stufe erbliden wir diefelbe gegenwärtig? Ungeachtet der Anftrengungen fo vieler Menfchen, die derfelben ihr Leben, ihr Genie gewidmet haben, fteht darin erſt Weniges grund— ſaͤtzlich, ja ſelbſt thatfächlich feft. Durch die Umftänte genöthigt, befchränfte ich mich, nachdem ich mich früher der Zoologie gewidmet, auf das Studium der Pflanzen und gab mic demfelben mit dem aufopferndften Eifer hin Der Academie liegt nun der vollftändige Plan, ſowie die beiden erften Capitel meiner Arbeit vor. Das dritte, großentheils ſchen ausgearbeitete, iſt für mich bereits theos tetifh zum Schluſſe gerührt. Allein dieß genügt nicht; ich muß daffelbe, um es geyen jeden Widerfprub zu ſchuͤtzen, durch eben fo zahlreiche und folgerechte Beweismittel ftüßen, wie die beiden frübern. Die vorhandenen Beweismittel find zwar für mich überzeugend; allein Diejenigen, melde fufter matifhe Dppofition dagegen erheben möchten oder ein In— tereffe dabei haben, gegentheilige Anfichten zu vertheidigen, werden ihnen nod) feine volle Beweiskraft zuerfennen. Es hat mir bisher noch an Zeit gefehlt, die zur Uns terftüsung meiner ITheorieen dienenden Thatſachen fämmt: lid zu vereinigen, neuerdings zu prüfen, durch Abbildungen und Befchreibungen zu erläutern; allein fie ftehen nichtede- ftoweniger feft, indem fie nur der Ausdrud der erlangten Refultate find. Bevor ich diefen Theil meiner Arbeit über die Orga: nograpbie vollenden kann, werde ich von den beiden andern Hauptabtheilungen, der Phnfiologie und Organogenie, eine allgemeine Ueberſicht liefern, um den fchon früher entwor: 11 163 fenen Plan klar barzulegen-, die bereits erlangten Reſultate mitzus theilen und die noch zu benugenden Materialien anzudeuten. A Diefe Verfahrungsweife ijt allerdings dem bei der Academie üblichen Gebrauche entgegen, demzufolge die Entwickelung der Theo: rieen ftets den bemwiefenen Thatſachen nahfolgen muß. Allein in diefem Falle halte ich fie für nüglich; denn wern man bedenkt, auf welchem Standpuncte jich heutzutage die Pflanzenphyſiologie be— findet, und daß ich für Aufhellung diefes wichtigen Zweiges der Wifenfhaft allgemeine Unterfuhungen angeftellt habe, fo wird man mir nicht verargen, daß ich die Geilter für die Annahme mei— ner Theorieen vorzubereiten, gleihfam den Boden, in den ich mein Saat ftreuen will, zu bearbeiten wünfde, und wenn meine gegen— wärtige Mittheilung den Gegenftand auch nicht erſchoͤpfend bıhanz delt, fo ift fie doch boffentlih nicht arm an neuen Anjichten, an für die Wiffenfhaft wichtigen Thatſachen. | Ueber altgemeine Anſichten der vegetabilifchen Phyfiologie und Drganogenie. As ich im April 1835 eine Arbeit über die vegetabilifche Or— ganographie niederlegte, Eündigte ich zugleich an, daß ich auch über die Phyiiologie und Organogenie di ffelben R.ichs Forfchungen ans geitelt habe, und daß ich die allgemeinen Data, welche ich über diefe Zweige meiner Arbeit gefammelt, nacheinander bekannt mas chen werde, Schon damals war ih, wie ich es noch heute bin, von ber Wahrheit und Wichtigkeit diefer meilt neuen Anfthten innig über: zeugt, und ih glaubte, fhon eine mehr allgemeine Darlegung derfelben würde ihnen überall Eingang verfchaffen. Hierin ſah ich mich jedoch geräufht. Die Erfahrung lehrte mich, daß man in der Wilfenfhaft mit dem Zufummentragen von gediegenen und ſchoͤ— nen Beobattungen, fowie mit der Abl-itung der lich folgerecht aus dınfelben ergebenden Theorieen, nicht ausreicht, fondern daß man vor Allem die politiven R.fultate diefer Beobadhtungen und alle Elemente einer gehörig feftgeftellten Theorie beizubringen habe. Rruͤckſichtlich der allgemeinen Grundfäge der DOrganographie, welche den erften Abfchnitt meiner Arbeit bilden, glaube ich, die— ſem Erforderniffe wenigſtens großentheils entfprohen zu haben. SH habe in den botanifcyen Gallerieeun des naturhiftorifhen Mu: feums die fämmtlichen Beweisftücde niedergelegt, welche die mit diefem Punct in Verbindung ſtehenden Hauptfragen beleuchten, ja wohl erledigen koͤnnen. Diefe Materialien, welche ebenfalls den von mir ſchon damals aufgeſtellten Thcoricen über bie Phyfiologie und Organogenie der Pflanzen als Grundlage dienen müffen, feinen mir jedoch, in Betracht der über diefe Puncte herrfchenden Anfichten, zu unums ftöslihen Beweifen, wie fie füc den vorliegenden Fall nöthig find, nicht vollkommen genügend. SH unternahm a!fo eine neue Reihe von Verfuchen. Allein da felbft das geringfte Erperiment über Pflanzenphyſiologie oft Jahre erfordert, und da die allerdings mit großer Wahrfcheinlich- keit erhofften Refuitate nob lange auf ſich warten lajfen dürften, fo bitte ich die Academie um Erlaubniß, ihr unter dem einfachen Titel: Vermuthungen und Wahrfcheinlihfeiten einige a'laemeine Grundzüge vorzutragen, welche für die Phnyftologie und Drganogenie überhaupt von Wichtigkeit feyn dürften, während ich fie fpäter in der gehörigen Ausführlichkeit, d. b., unter Beibrins gung der fämmtlichen Erperimente und deren Refultate, zu behan— deln gedenke. Die zu vorgedachter Zeit der Beurtheilung von Seiten der Academie unterworfene Arbeit enthielt die Eurggefaßte Ueberficht meiner Unterfuchungen über die allgemeine Organoaraphie und Anas tomie der Dicotyledonen und Monocotyledonen und wurde des halz ben Monthyonſchen Preifes für die Erperimental:Phyfiologie wür: dig erachtet, Indem ih vorläufig die gegenwärtig in der Wiffenfchaft gels tenden Benennungen: Drganographie, Phyfiologie und Organo— genie (richtiger Drganogenefie) annahm, theilte ich meine Arbeit in drei, diefen Namen entfprechende Theile; dann jeden diefer Theile abermals in drei Unterabtheilungen, welche fich auf die von An— einige 164 foine Laurent be Juſſieu aufgeftellten drei großen Pflangens gruppen, d. h., die Dicotyledonen, Monocotyledonen und Acotyle= donen, bezogen. Diefe Abhandlung befchäftigte fi in gedrängter Weife mit der Drganographie (in dem Sinne, wie ih das Wort nehme), nas mentlid der Dicotyledonen und Moncocstyledonen; fie handelte in ſehr allgemiiner Weife von ihrer Anatomie, ihren verfchiedenen Arten dis Wachsthums und den Kräften, von welchen einige ihrer Tunctionen abhängen. Ehe ich der Academie das Reſultat meiner Unterfuhungen über die Acotyledonen mittheile, welche Unterfuhungen zwar zahlreich, aber noch bei Weitem nicht volftändig, nicht einmal für meine eis gene Ueberzeugung vollitändig genug find, will ich Einiges über die Phyſiologie und Organogenie vorausfchiden, weiche, der angenoms menen Ordnung gemäß, den zweiten und dritten der allgemeinen Theile meiner Arbeit bilden müffen, welche Theile ich fpäter, in der rückſichtlich der Organographie beobacdhteren Ordnung, gruͤnd— lih abzuhandeln gedenke. Laͤßt jich die Pflanzenphyfiologie mit ber Thierphnfiologie für wefentlich identifih halten? Meiner Anſicht nah, nicht. Bei den vollfommenften, ja vielleicht bei allen Thieren, finden wir fehr klar hergortretende Organe, deren Mechanismus gigenwärtig durchaus befannt ift, wenngleich deren Zunctionen es nody nicht in demfelben Grade find. So find für die Blutcirculation ein Herz, Arterien und Bes nen; für das Athmen ungen; für die Verdauung ein oder mehs rere Mägen und Därme; für das Din. und Empfindungspermös gen ein Gıhirn und Nerven vorhanden. Durdy Verſuche, welche fih über viele Jahrhunderte erjtreden, bat man die Natur und die Beziehungen diefer Organe, fowie ihre Zunctionen, ermittelt. Verhält es fich mit der Pflangenpbyiiologie ebenfo® Sehen wir uns in Betreff derfelben nicht noch jegt genöthigt, zu fragen, was die Organe der Pflanzen eigentlich find, und in welcher Art fie fungiren? Laͤßt fi behaupten, es gebe in den Pflanzen phyſiologiſche Bunctionen, ohne daß zugleich organogenifche und folge lich organographifhe Functionen vorbandın ſeyen? Sollten diefe allgemein angenommenen zuverfichtlichen Diftinctienen, die ich felbft vorläufig habe gelten faffen müffen, nicht fortan ganz überflüf- fig und bedeutungslog feyn ? Läßt fih beftimmen, welches diejenige Function ſey, welche zue erft in Thaͤtigkeit tritt? *) Zugegeben, es ſey dick die Phyſiolo— gie, welche ih eher Phyſiogenie nennen möchte, fann man anges ben, wie fie beginnt und zumal, wo fie endet, wo der Ausgangs» punct der Drganogenie und Drganographie ift? *) Sind dieß nicht drei voneinander abhängige, nirgends fcharf begränzte Theile beffelben Ganzen? vage Diitinctionen, bloße, aller wahren Grund lage entbehrende Hirngefpinnjte, welche den gleichzeitig entftehen- den, verlaufeuden und endigenden Phafen des Pflanzenlebens in kei— ner Weile entfprechen 2 Wie dem auch fey, fo werde ich doch bei Darlegung meiner Forſchungen über die Erfcheinungen des vegetabilifchen Kebens bie früs ber befolgte Drdnung beibehalten, obwohl ich im Voraus deren Ungenauigfeit und Ungenügendheit einfehe. Bei der Behandlung der Phyliologie werde ich mich beftreben, mich, fo viel möglich, innerhalb der allgemeinen Erſcheinungen der Zunctionen der Pflanzen zu halten, wie ich mich im erften Theile meiner Arbeit auf die Darlegung der Facta ihrer Organifation bes ſchraͤnkt habe. *) Die Phyfiologie kann fich Lediglich auf organifche Functionen beziehen; ohne ein Organ ift demnach eine phufiologifche Ver— bindung nicht denkbar. Folglich würde die Organogenie die erfte DOrganifationswirfung nad der Verbindung der Urftoffe: Kohlenftoff, Sauerſtoff, Wafferftoft, Stieftoff zc. fenn. **) Die Bedeutung diefes Ausdrucks möchte ich infofern mobie ficiren, als ich darunter nur die oraanifche oder anatomifche Zufammenfegung der vegetabilifchen Theile verftände und das gegen das Wort Morphographie in dem gegenwärtigen Sinne des Ausdrucks DOrganographie anmwenbete. 165 In Betreff der merkwürdigen organogenifihen Erfcheinungen werde ich eben fo verfahren und mit denfelben die Darlegung diefer Ueberficht meiner Unterfuhungen und Entdedungen befchließen. Nachdem ih alfo im Sabre 1835 eine allgemeine Darftellung ber Pflangen-Organograpbie geliefirt, will ich gegenwärtig den phyr fiotogifhen und organoaenifhen Theil vornehmen, obne jedod in die Einzelnheiten der Verſuche einzugehen, oder mic) um die Di: ftinerionen oder Beziehungen diefer beiden Theile zu kuͤmmern. Die erfte phyfiologifhe Frage, melde mid) in meiner Jugend befchäftigte, als ich unter der Leitung des gelehrten Lefebore de Billebrune die Naturwijfenfchaften ftudirte, war folgende: Sind die fonenannten unmittelbaren oder eigenthümlichen Beſtandtheile der Pflanzen fchon im Boden fertig vorhanden, und werden fie von dort aus durch die Wurzeln aufgefogen, oder werden fie aus den von verſchiedenen Au llen, dem Boden, der Luft, dem Wafjer, her— geleiteten Grundbeftandrheilen durch die diefelben bildenden oder ent— baltenden Organe bereitet? Liefern die von mir fpäter befuchten Landſtriche Brafilien’s und Peru’s, auf denen fo viele verfchiedene Eräftige Pflanzen bei— ſammenwachſen, dem Strychnos das Strychnin, der Cinchona das Chinin und Ginhonin, den Jpecacuanha-Arten (Cephaelis) das Einetin, den Mohnarten das Narcotin und Morphin, der Jalappa das Jalapin 2c.; ferner anderen Gewäcfen ibr Gummi, Harz, Cautſchuk, ihren Reim, ibre aromatifchen, färbenden 2c. BeftandtHeile? 3u welchen von diefen beider" Anfichten hat man fich zu beken— nen: daß die unmittelbaren, den Pflanzen dyaracteriftiihen, Be: ftandtheile fchon fertig von den lebenden Organen abforbirt, oder daß fie von den Geweben frcernirt, verarbeitet, organogenefirt und bon den Organen erzeugt werden? Werden diefe vorher gebildeten und im Erdboden zerftreuten unmittelbaren Beftandtheile durch die Wurzeln abforbirt und den be= fonderen Organen, in denen man fie gewöhnlich findet, überliefert, oder werden fie im Zuftande von Grundbeftandtheilen aus dem Boden, der Luft oder dem Waffer, ober aus allen dreien zugleich bezogen und durch die allgemeine Organifation aller Blätter, fo wie die befonderen Organifationen jeder Kamilie, jeder Gattung, jeder Art in die fogenannten unmittelbaren Beftandtheile verwandelt? Wollte man die erftere Hypotheſe gelten laffen, fo müßte man auch anerkennen, dab die vorzüglichften organiſchen Modificationen ihren Sitz bauptfächlich in den Wurzeln haben, weldye in diefem alle die Kraft befigen würden, unter den Zaufenden von Beſtand— tbeilen, welche wir in den Pflanzen finden, gerade die der beſon— deren Species zufommenden auszuwählen und alle übrigen zurüd: zuweifen, Allein wie ließe fih dann die Rocalifirung biefer nämlichen Beftandtbeile erklären, welche nur febr felten in einer gleichförmis gen Weife in allen Theilen der Pflanze vertheilt find, vielmehr ae: wöhnlich abgefondert, die einen in den Blättern, die andıren in den verfchiedenen Theilen der Blume, der Frucht, der Rinde, des Holzes, ja der Wurzeln felbft, vorkommen? Wie ließe fich dieſe gocalifirung erklären, obne daß man zualeich jedem Theile, das heißt jeder Bebufs der von ihr zu erfüllenden Functionen eigens thuͤmlich mobdificirten Oraanifation, die Faͤhigkeit zuaeftände, ge: wife Stoffe anzuzichen und folglich andere abzuftoßen ? Entfcheidet man ſich für die feßtere Hnpotbefe, fo muß man annehmen, bei jeder natürlichen Pflanzenfamilie ſey deren im All: gemeinen gleichartige Organifation in Betreff jeder Gattung und Art, ja jedes Organs, wiederum befonders motificirt. Dieß babe ich gethan *), wobei ich jedoch anerkannte, daß bei fehr vielen Pflanzen, außer dem allgemeinen Anfehen und der Anordnung der Organe, in welchen Beziehungen geriffe Pflanzenaruppen fo merk: würdige Eigentbümlichkeiten darbieten, noch conftante anatomifche Charactere, rücfichtlich der Zufammenfegung der Gewebe, vorbans den feyen. Lange, bevor mir das merkwürdige und intereffante Werk des großen Goethe: über die Metamorpbofe der Pflanzen, bekannt ) Archives de Botanique, Decbr. 1833, p. 18. 166 geworben, hatte ich mit De Candolle und den meiften Kranzd« ſiſchen und auständifhen Botanifern die, in Betreff der verfchirdes nen Anhängfel der Pflanzen bemerkbare Aebnlichkeit erfannt, und hatte ich die fo verichiedenen Phafen der Entwicelung und Ums bildung diefer Theile mit großem Sntereffe beobachter. Ich mill in diefer Beziehung im Vorbeigehen bemerken, daß der Name Metamorphofe, mie wir ihn heut zu Tage, rüdficktlich der Thiere, anwenden, meines Erachtens auf die Verwandlungen der blattartigen Anbängfel der Pflanzen nidyt paßt. Bei ven Mir tamorphofen der Zhiere findet cine gönzliche Ummandlung des Zus ftandee, der Natur ſtatt. Wenn, 3. B., der Schmetterling aus dem Zuftande des Eis in den der Raupe übergeht, fo entledigt er fich feiner Schaale; wenn die Raupe zur Puppe, diefe zum Schmet— terling wird, fo büßen ebenfalls beide ihre organifirte Hülle ein. Bei den Metamorpbofen der Pflanzen findet aber durkaus nichts dergleichen ftatt. Weit entfernt, daß ihnen irgend ein organilirter Theil entzogen würde, tritt vielmehr, weniaftens in der Rıgel, ein Anwachs, eine Modification und Gomplic'rung der Organiſa— tion der Gewebe, der Rebenefunctionen und ihrer Eracbniffe ein, ohne daß ein Theil verloren ginge, außer in feltenen Fällen z. B. bei'm Aueftreuen des Pollen, menn gewiſſe völlig auegebildete Staubfäden, nachdem fie fich ihres befruchtenden Staubes entledigt haben, fidy noch in Blumenblätter verwandeln. Dieß ift einer der mannigfaltigen Gründe, weßhalb ich alle blattartigen Anbängfel als urfprünglich einander ähnliche, aber in verfciedenen Stadien der Organifation und Entwidelung ftehende, Wefen betrachte. Diefe wunderbaren Umbildunaen und Metamorphofen, welche man gemeirbin fo unpaffend für Monftrofitäten hält, find mir eine unerfhöpftiche Quelle des Studiums und Staunens gemefen. Sie geben, wie ich nachzuweiſen fuchen werde, fämmtlidie Erfcheinuns gen des Pflanzenlebens im verjüngten Maaßftabe wieder. Zuvor fey e8 mir jedoch erlaubt, einige der Metamorphofen aufzuzählen die ich am aründlichften ftudirt habe, um fo eine Art von vorläus figer Glafjification aufzuftellen, von der ich fpäter Nutzen zu zie= ben gedenke ). Alsdann werde ich an die Erklärung der, dieſe Metamorphofen bewirfenden, Urſachen gehen. Die Haupttypen der Metamorphofen möchte ich folgender= maaßen kurz zufammenfaffen: 1) Kelhe in Blätter. Diefe Umbildung findet bei vielen Pflanzen theilmeife oder allgemein ftatt. Bei der Mussenda fron- dosa und mehreren anderen Arten diefer Gattung tritt fie jederzeit nur tbeilweife ein. 2) Blumenblätter in Blätter, 3) Unregelmäßige Blumenblätter in regelmäfige: peloria (p£lories). 4) Staubgefäße in Blumenblätter: Rofen, Mohn, Esch- scholtzia ıc. 5) Staubgefäße in Dvarien oder Garpellen: Mohn, Pole- monıum. 6) Garpellen trennen ſich oder verwandeln jih in Blättir: Drangenbaum. 7) &ierden in Blätter ıc. 8) Schuppen in Blätter und Blätter in Schuppen. 9) Schuppen in Blumenblätter, 10) Nebenblätter (Bracteen) in B!umenblätter. 11) Blätter nehmen verfciedene Zuftände an; Früchte. 12) Blättchen in Blüthen, Früchte, Sporanaien. In der Rofe für fich find diefe ſaͤnmtlichen Modificationen zu finder. Dieg Beifpiel ift allbefannt, und wir brauden nur daran zu erinnern, daß die wilde Rofe nicht mehr als fünf Blumenblaͤt— ter befigt, um beren Vergleihung mit deren fchönfter gefüllter Art, der Gentifolie, hervorzurufen. Linaria Blätter in *) Seit der Niederfchreibung diefer Bemerkungen hat Herr Mor quin:Zandon ein treffliches Werk herausgegeben, in wel— chem alles über die Metamorphofen oder Modificationen der Pflanzentheile Bekannte bequem zufammengeftelt und Vieles erklärt ift. ler 167 Alsdann Fommen die fogenannten fproffenden Rofen, das heißt die, wo derfeldbe Kelch mehrere Bluͤthen umſchließt oder eine Blüthe duch die andere durchwächf’t, ferner die Nofen, bei denen ſich die fünf Abſchnitte oder Lappen der Kelche in Blärter und die Staub: gefäße in Blumenblätter verwandıln, was der gewöhnliche Fall iftz dann die, wo alle Theile der Bluͤthe, die Lappen des Kelches, die Blumenblätter, die Staubgefäße, Griffel, Eierftöce und Eierchen fih umbilden, und zwar treils in Blumenblärter, theils in Bläts ter oder auch durchaus in Blätter, welcher Fall mir mehrmals vor⸗ gekommen ift. Bekanntlich befinden fih mande Nelken, Lychnis-, Bellisars ten ziemlich in demfelben Falle. Gleich den ſaͤmmtlichen Theilen der Blüthe, bildet fih auch dag Blatt, das HDauptorgan der Vegetation, zumeilen per defec- tum, mo es zu einer oft fehr Eleinen Shuppe wird, zumeilen per excessum um, in welchem letzteren Falle es aus dem Zuftande einer Schuppe in den des Blattes, der Garpellen, der Frucht 2. übergebt. Der Keldy geht bei Rosa, bei Mussenda frondosa und meh: reren andern Arten der legteven Gattung in die Blattform über, Bei Mussenda tft die Umbildung partiell und mehrentheits nur auf einen einzigen Kelchlappen beſchraͤnkt, was auch zumeilen, wies wohl felten, bei Rosa ver Fall ift. Demnad können fih die Schuppen der Knospen, die Lappen ber Kelche (deren DOrganifation von dır der Schuppen wenig ver: ſchieden ift) und die Biumenblätter, unter gewilfen Umftänden, in Blätter verwandeln. Ebenfo verhält es ſich mit den Garpellen und Eierhen, und die aus Staubgefäßen entftandenen Blumenbläts ter find zuweilen derfelben Metamorphofe unterworfen. Auein die Staubgefäße find unter allen Organen diejenigen, welche die Fähigkeit der Umbildung im höchften Grade befigen, und diefe Fähigkeit verdanken fie unftreitig der Einfachheit ihrer ur: fprünalichen Organifation. Auch gehen fie wirktich in den meiften Fällen in den Zuftand von Blumenblättien über, da fie denn ihre Farbe, Natur und Functionen verändern; in anderen Fällen nehmen fie die Form von Nectarien, Scheiben 2c. an; zuweilen verwandeln fie fih in Eier: ſtoͤcke, welche fih mit Eierdyen und fpäter mit Saamenkörnern füllen, wie, 4. B., bei Papaver somniferum und bracteatum, Po- lemonium coveruleum etc. Diefe Legteren Verwandlungen der Staubgefäße in Ovarien nenne ih Androgapnien. Diefe androgpynifchen Eierftöcke, welche, in der Regel, frei find, habe ich häufig paarweiſe, zwei zu zwei, drei zu drei und manch— mal fämmtlih, indem fie fih miteinander an den Rändern verban: den, mit dem natürlichen mittelftändigen Ovarium an ihren Vor: dertheilen fich verbinden und fo ein zweites Außeres Ovarium bilden feben, fo daß das Ganze aus zwei Ereisförmigen concentrifchen Reihen von Fächern beftand. Als Herr Adolph Brongniart, dem man diefe Entdedung verdankt, einige Dvarien diefer Art bei Polemonium coeruleum Eünftlich befruchtete , erhielt er fowohl aus den äußeren als inneren Ovarien reife Saamen, weldye aufgingen. Bei Papaver somniferum fand ich mehrere diefer androgyniz ſchen Ovarien von Natur an ihren Seitenrändern verwachfen und mit nackten (gymnoses) Eierchen verfehen. Allein vergebens vers ſuchte ich, fie zu befruchten und dann aneinander und auf die in: nere Frucht zu pfropfen. Die Pfröpflinge Eonnten nur durch die opiumhaltigen Säfte gefpeif’t werden, welche fie töbteten. Sn anderen, weit felteneren, Fällen trennen fich die Garpellen voneinander, um ebenſoviel befondere Früchte darzuftellen, wie bei der Orange, Citrone und in’sbefondere bei derjenigen Species die: fer Gattung, welche tief gelappt oder gefingert iſt und die daher bei den Chinefen die Kaiferhand heißt. Nicht felgen findet man Rofenknofpen, die fi in Zweige vers wandeln, deren fämmtlidhe Blätter aus den Rappen des Kelches entfpringen, die übrigens gewöhnlich an der Bafis miteinander ver— mwachfen bleiben, während die Blumenblätter, Staubaefäße, Griffel und Eirhen fämmtlih einige Spuren ihrer urfprünglichen Be: Ihaffenheit beibehalten. 168 Diefe Art von Metamorphofen find übrigens fehr allgemein bekannt, fo wie audy diejenigen der Nelken, wo häufig mehrere, mit ihren Kelchen verfehene Blüthen ineinanderſtecken; und jeder Botaniker bat wohl diefe Umbildungen in organographbifcher Bee ziehung mehr oder weniger gruͤndlich ftudirr. Nichtsdeſtoweniger babe ic) es für nicht überflüfjig gehalten, hiet daran zu erinnern und, 5. B., darauf aufmerffam zu maden, daß der Mohn an feinen Staubgefäßen gewöhnlich ziwei Arten von Mopificationen darbietet: Erjtens ſolche Staubgefäße, die fi) in mehr oder mes niger blattförmige Biumenblätter verwandeln, und zweitens ſolche, die ſich in mehr oder weniger vollftändig mit Eivrchen aefüllte Eier— ftöde umbilden. Diefer Fall wird überhaupt felten angetroffen. Der fruchtlos von mir angeftellten Berfuhe, die befruchteten androgynifchen Eierftöcde auf das natürliche innere oder mittelftäns dige Dvarium zu propfun, zu gedenken, hielt ich defhalb für ans gemeſſen, damit vielleicht andere Beobachter zu ähnlichen Experi— menten veranlaßt würden und dieſelben mit befferem Erfolge aus— führten. Natürlich kann hier nicht von einem eigentlichen Pfropfen, fondern nur vom Abfäugeln oder Gopuliren die Rede ſeyn. Der merkwürdigfte Kal diefer Verwandlung der Staubgefäße in fruchtbare Ovarien und dis Verwachſens der legteren, in Folge einer natürlichen Gopulation, mit den inneren oder urfprüngliden Dvarien ift unftreitig der bereits erwähnte, von Herrn Adolphe Brongniart am Polemonium coeruleum beobadıtete. In diefem wirklich hoͤchſt außerordentlidyen Falle verwandeln fi) die Stausgefäße von ſelbſt und vollftändig in Eierftöde; diefe mit Eierchen gefüllten und an den Seitenrändern miteinander vers wachſenen Ovarien find dieß auch an ihrem inneren Rande mit dem mittelftändigen Ovarium, fo daß fie nad) der Befruchtung zmei concentrifhe Reiben von Saamen bilden, welche reif werden und dann feimfähig find. Wir, Herr Adolphe Bronaniart, Herr Guillemin und ich, haben, fo zu fagen, dem Gefülltwirden der Kschscholtzia crocea, welche feit einigen Sahren im Pflanzengarten gezogen wird, zuge— feben. Diefe merkwürdige Papaveracıe, die die hiefigen Gärten erft feit 1833 mit ihren fchönen röthlichgelben Blumen ſchmuͤcket, pflanzt ſich durch Saamen fort und ift, in der Regel, einfach, da fie denn vier Blumenbtätter bifist. Im Sommer 1834 Fam fie zum ers ften Male gefüllt, nämlich mit fünf, fechs, ſieben bis zehn Blumene blättern vor, die nach der Mitte der Blüthe zu an Größe abnahs men: noch mehr nah Innen zeigten fich einige nur theilweife ver— wandelte Staubaefäße, deren Ränder ſich aleichfam auseinander wickelten und fo den in ihnen enthaltenen, völlig entwickelten, Pols len ausfallen ließen. Bon bdiefen verfihiedenen Pflanzentheilen werden fi), wenn man fie in ihren verfchiedenen Zuftänden urfprünalicher Entwicke— lung betrachtet und in allen ihren natürlichen und Eünftlihen (durch Abfäugeln bewirkten) Mod’ficationen verfolgt, die Gefege ableiten laffen, nach denen die in den Geweben ftattfindenden Formveräne derungen, fo wie die Veränderungen in den Functionen diefer Ges webe gefchehen, und in Folge diefer Studien wird man dann eine pönfiofogifche Gtaffification aller bekannten Thatſachen aufftellen tönnen. Nach dem Studium der mit den fonenannten Anhaͤngſeln des Pflanzen vorgehenden Metamorphofen haben wir natürlich dieje⸗ nigen zu unterfuchen, die in den mittleren Organen der Blüthe ftattfinden, welche Organe oder Körper ich zwar ebenfalls als Ane bängfel betrachte, aber gegenwärtig noch von vielen Pflanzenphy⸗ fiologen irrigerweife für achſen- oder gipfelftändige Theile gehalten werden. Es ift hier naͤmlich von den Eierftöcen die Rede, welche zu Früchten werden und Saamen führen. 3 Die verfchiedenen Fruchtarten find in Betreff der phyſiologi— ſchen und organogenifhen Functionen beobachtet worden, welche unter der Einwirkung dee atmofphärifchen Agentien in ihren ver— ſchiedenen Theilen vor ſich gehen. Um von diefer Art von Proceß eine Idee zu geben, will ic) beifpielsweife die &Steinfrüchte anführen, deren Organifation jo hoͤchſt merkwürdig ift. u Sch habe die urfprüngliche Beſchaffenheit der Epidermis, des Fleifches, der harten holzigen Schaale des Kerns und ded Kerns 169 fetbft mit deffen weichen Hüllen unterfucht und zu biefem Ende bie DOpvarien in ihren verfchiedenen Wachsthumsſtadien, fowie die Eier— den in allen Graben ihrer Entwicelung, anatomifd) ftudirt, C Fortſetzung folgt. ) Miscellen. Ueber die thierifhe Abforption hat Herr Mialhe der Parifer Academie der Wilfenfchaften am 16. Auguft eine Mit: theilung gemacht. In Beziehung auf Abforption laffen ſich alle flüffigen oder gasförmigen Körper, oder welche in Folge der im Innern unferer Organe vor ſich gehenden chemiſchen Reactionen flüfjig odır gasförmig werden Eönnen, in zwei große Claſſen bringen. Die erfte Tlaſſe beſteht aus allen Subftanzen, weldje unfähig find, eine unauss Löfchliche Verbindung mit den eiweißartigen Grundftoffen des Blutes zu bilden; dahin gehören die alkalinifhen Oxyde, ihre Kohlenfäure und mehrere ihrer andern falinifchen Gompojitionen; die orygenirs ten Gombinationen des Arſeniks und Antimons, die Blaufäure, die Kohlerfäure, das Ammonium, alle neutralen Gafe, faft alle vege— tabilifhen Säuren, alle organifhen Bafen und die meiften färbens den und riechenden Stoffe. Die zweite Clafe umfaßt alle Cube ftanzen, welche mit den eiweißartigen Elementen des Bluts eine unlösliche Zufammenfegung bilden koͤnnen; dahin achören die unors ganifhen Säuren einer großen Zahl metallifcher Salze, wie Eiſen-, Kupfer, Blei, Queckſiſber- und Silber: Salge, Gerbftoff und Greofotzc. Die zur erften Claſſe gehörigen Körper wirken unmit— telbar auf das Nervenſyſtem; audy finden ſich darunter die am ſchnellſten wirffamen Heilmittel und die am ſchnellſten tödtlichen Gifte. Die Subftangen der zweiten Glaffe wirken niemals bi: rect, oder, beffer gefagt, augenb!icklih auf das Nerveninftem ein; ihre Einwirkung , fait immer mittelbar, tritt um fo fpäter ein, als die eiweißartige Zufammenfegung, welche fie hervorbringen, der 170 zerfegenden Wirkung des in unferen Fluͤſſigkeiten enthaltenen So— dium? Oxyd's und der alkalinifdyen Chlerverbindungen zugänglic ind. — Die in der erjten Reine begriffenen chemifchen Körper gelangen mit merfwürdiger Schnelligkeit in die Urinwege, während die der zweiten erjt viel fpäter, d. b., erſt nachdem die eiweißartige Vers bindung, von welcher fie einen Zheil ausmadten, mehr oder weniger zerſetzt worden ift, dahin übergehen. Dr. Mialhe glaubt, daß die hier ausgefprochenen Säge vine Menge auf Xbforption und auf den Uebergang verſchiedener chemiſcher Stoffe in den Urin bezüglichen Anomalien, fowie auch mande noch dunkle Puncte der phyſiolo⸗ giſchen und therapeutiſchen Wirkung mancher Koͤrper erklaͤren wuͤrden. Ueber die Einwirkung von Gartenſchnecken auf KalkfelfenbatDr.BuctlandderBritish Association zu Mandefter ein Bruchftüc von Kalkftein von Plymouth vorgelegt, von tiefen, runs den Köchern durchbohrt, welche er der langfortgefegten Einwirkung des Schleims der Gartenſchnecke (Helix aspersa) zufchrieb, indem er zus gleich angab, wie Lackmuspapier eine leichte rothe Färbung zeigt, wenn diefe Schneden darüber wegkriehen. Die ſchwache Einwirkung eis ner in ihrem Schleim enthaltenen Eleinen Quantität Säure, mwäbrend einer langen Reihe von Jahren hindurch auf dieſelben Theile fortgeſetzt, ſcheint eine hinreichende Urſache für dieſe Wirkungen abzugeben, welde zu Plymouth als das Merk von Serthieren und als Beweis für tin erhobenes Ufer angeführt wurden. Als Herr Bucdland Ort und Stelle beſuchte, fand er das jegt vorgelegte Bruchſtuͤck mit mehre: ren lebenden Schneden und Schaalen von todten Schnecken in den Loͤchern. Im September 1841 fand er ähnliche Löcher, mit Gehaͤu⸗ fen von einer Eleinen Waldſchnecke (Helix nemoralis) in ihnen, an der unteren Fläche von Kalkiteinbruchitücden von Gumberland, und Herr Baker hat neuerlich deren in dem Kalkfteine von Canning⸗ ton Park bei Bridgewater beobachtet. De nee nme eat — — — ee ER re Gine neue Operationsmethode zur Erftirpation des Unterkiefers. Bon Profefor Signoroni zu Papia. Der Fall betraf eine junge, Eräftige Frau von ſangui— nifhem Temperamente, bei welcher ein Dfteofarcom den Unterkiefer befallen hatte. Die Geſchwulſt, welche fih zwi— ſchen den auseinandergedrängten Knochenplatten gebildet hatte, war von der Größe einer Fauft und nabm den Raum ein zwifchen dem eriten Schneidezahne und dem Gelenfhalfe des Unterkiefer auf der rechten Seite. Uebrigens fanden fich weder in der innern Oberfliche des Mundes, noch in der ber Gefhmwulft entfprechenden Seite des Halfes und der Schlaͤfe irgend krankhafte Veränderungen. Das Urbel war alfo völlig local und auf den Knochen befchränft und die Gefundheit im Uebrigen in fehr gutem Zuftande. Here Signoroni, welcher bei der Hülfsleiftung vors züglich im Auge hatte, der jungen Kranken die Entſtellung einer in die Augen fallenden Narbe erfparen zu wollen, eine Entftellung, welche feine der bisjegt gebräuchlichen Verfah— tungsweifen vermeiden kann, fann auf ein Mittel, die Eranfs haften Theile ohne aͤußern Einfchnitt zu entfernen, indem eine ſolche Procedur zugleih den Wortheil gewähren muß: ten, den ductus Stenonianus, die a. facialis und die Mervenzweige der Gegend unverlegt zu laffen. j Die Procedur (melde er bei der Kranken mit völlig gluͤcklichem Erfolge anmwendete), begreift drei Hauptzeitraͤume: 1) Sfolirung der Geſchwulſt. 2) Wegſchneidung des Frans Eon Theils des Unterkiefers. 3) Ausziehung dieſes abge: trennten Theils. Um diefe verfchiedenen Zwecke zu erreichen, bat er drei befondere Inſtrumente verfertigen laffın. Das erfte (scalpellino scarnificatore) fann man fih nicht beffer vorftellen, al$ indem man es mit einem in ganz Eleine Propor: tionen reducirten Beile vergleicht. Die beiden andern find zur Durchſchneidung des Knochens beſtimmt, Knochenfcheeren: die eine, Eleinere, mit Papageifchnabel erinnert ganz am bie bei Reichenöffnungen gemöhnlichen Goftotomen; die andere, größere, hat die Arme in Form eines Kranichfchnabels, d. b. an den Enden zuruͤckgekruͤmmt und perpendiculär gegen bie Richtung der Griffe. Mit diefem Inſtrumente ausgeruͤ⸗ ſtet, verfuhr der Chirurg nun bei der Operation folgender: maaßen: Erftes Tempo. — Nachdem der Mund fo weit, mie moͤglich, geöffnet und der das Uebel vorm begränzende Zahn ausgeriffen worden, füngt man an, die afficirte Porz tion zu ifoliren, indem man mit dem Eleinen Gcalpel einen Einfhnitt macht, welcher die Schleimmembran des Mundes an ihrer Vereinigung mit dem Zahnfleifhe längs des ganzen Umfangs der Knochenfrankheit und, um die Operation mehr zu erleichtern, nod etwas dartıber hinaus, zertbrilt. Nach— dem man auf diefe Meife den Körper des Knochens ent= bloͤßt hat, wiederholt man bdaffelbe Manoeuver für den ra- mus ascendens, wenn er angegriffen ift, und man ſchnei— det fo alle Muskeln durch, welche fih an ihn anfegen, d. 171 h. die m. m. buceinator, masseter und pterygoideus externus. Man vervollitindigt die Jſolirung durch einige andere Shnitte mit demfelben Jaſtrumente auf dem Theile des Knochens, welcher in gleicher Höhe mit der untern Bo— denflähe des Mundes ift, indem man längs des innern Randes des Unterkieferfnochens Alles, folglih auch den m. genioglossus, geniohyoideus und mylohyoideus ab: fondert. Alsdann muß man den innern Theil des ascen- dens ifoliren, indem man die nfertionen der m. m. pte- rygoideus internus und einestheil® den masseter duͤrch— ſchneidet. Zweites Tempo. — Die Durchſchneidung des Knochens wird mittelſt der Knochenſcheeren bewerkſtelligt. Die große, der Kranichſchnabel, dient dazu, den Koͤrper des Unterkiefers zu durchſchneiden. Man ſetzt zu dieſem Be— hufe ihre beiden Arme auf die zwei Seiten des Knochens, und das einfache Aneinanderbringen der Griffe des Inſtru— mentes genuͤgt, um dieſen Theil der Operation zu Stande zu bringen. Nachdem dieß gethan, nimmt der Chirurg die kleine Zange mit geraden Armen und Papageiſchnabel und bemuͤht ſich, ſie an den ramus ascendens, jenſeits der Graͤnze der zerſtoͤrten Stelle, anzuſetzen, ſo daß der concave Aſt des Inſtrumentes der aͤußeren Flaͤche des Knochens, der convexe Aſt aber der inneren Flaͤche deſſelben entſpreche. Dieſe zweite Durchſchneidung wird mit der groͤßten Leich— tigkeit bewerkſtelligt. Drittes Tempo. — Die Herausziehung des los— gemachten Knochenftüdes ift, nah Herrn Signoroni’s Angabe, nichts als ein ganz accefforicher Theil der Opera— tion, wenigftens was die Schwierigkeit anlangt. Nachdem die Gefhmwurft an allen Stellen, wo fie befeftigt war, los— getrennt worden ift, fo ift nichts leichter, als fie durch das Innere des Mundes heraugzubringen. Es find dazu einige Shnitte mit dem Scalpel hinreichend, welche die leßten Bofeftigungen durchſchneiden. Man Eönnte das Knocenſtuͤck auch in zwei Portionen theilen, wenn e8 zu groß wäre, um leicht durch die Mundöffnung durchzugehen. Außer den bereit8 angegebenen Vortheilen diefer Vers fabrungsart, erwähnt Herr Signoroni noch den, daß der n. hypoglossus, n. facialis und die rami cervi- cales ascendentes unverleßt bleiben; auf der anderen Seite fommt noh in Anfhlag, daß man wenig in Gefahr fommt, die a. carotis interna, die v. jugularis pro- funda und die a. auricularis anterior zu verlegen. Endlich macht er darauf aufmerffam, daß die Operationgs wunde dem nachtheiligen Einfluffe außerer Agentien entzogen it und folglich an der fo merkwürdigen Unſchaͤdlichkeit der fubceutanen Operationen Theil nimmt. Der Erfolg der Operation war, wie bereitd gemeldet, vollfommen günftig, und die Methode ift gewiß auch inter: effant und für manche File mit Modificationen höchft brauchbar. Herr Signoroni aber geht zu weit, wenn er ihr die DBortheile der fubcutanen Operationen zufchreibt und glaubt, daß fie jede andere Verfahrungsart verdrängen werde, Daß fie, wie die fubeutanen Operationen, Eeine inflammato= tifhe und nervöfe Reaction und Feine Eiterung zur Folge F} 172 haben werde, iſt ein offenbarer Irrthum. Daß der ductus stenonianus, die arteria facialis und der nervus hy- poglossus verfhont werden, ift ein Wortheil, den diefes Verfahren mit mehreren anderen Operationgmetboden in dies fer Gegend theilt. Und wenn die carotis interna ges woͤhnlich unverlegt bleibt, fo darf man fib auc nicht vers bergen, daß, Falls fie bei diefer Methode verlegt wiirde, die Blutftilung weit ſchwieriger zu bewerfftelligen feyn würde, als bei anderen Methoden, wo man von Außen zufann. Was aber hauptfächlic diefer Methode zur Laſt gelegt werden Fann, ift, daß man die Gränzen des Erankhaften und gefunden Gewebes nicht unterfheiden Ffann, daß man in diefer Hinfiht im Dunfeln operirt, welcher große Nach— theil durch den Vortheil, eine entftellende Narbe zu vermeis den, Feineswegs aufgehoben wird. Ueber Echymofen der Augenlider, als diagnoftifches Mittel bei Kopfperlegung. Von Dr. H. E. Maslieurat:tagemard, (Schluß.) Siebenter Fall. — Salinaud erhielt am 25. Januar 1841 auf der Jagd eine Schußwunde, in einer Diſtanz von vier bis fünf Schritten. Fünf oder ſechs Schrotförner waren unmittele bar über dem rechten Äußeren Ohre eingedrungen. Bier Stunden nachher wurde ich zu dem Kranken gerufen und erfannte die Oeff— nungen des Eintritts und Ausganges einiger Schrotförner. Ich zog drei oder vier Schrotförner, welche oberflädhlic) lagen, herausz indeß glaubte ich, mich der Auffuchung der tiefer gelegenen enthalten zu müffen, welche unter der Kopfbedeckung ſich befanden und melde die Knochen befchädigt hatten, melche ich an zwei oder drei ©tellen entblößt vorfand. Das Blei hatte die Haut in einer Ausdehnung von 5 Gentimeter im Umfange getroffen, und an ihrer Oberfläche mar fhon eine fehr deutliche Kluctuation von Blut vorhanden, von welchem einige Tropfen aus den Eingangs» oder Austrittäöffs nungen ausfloffen. Diefer fehr folafame Kranke blieb beftändig auf dem Rüden liegen, Es Fam Eeine Ecchymofe an dem Augentide hinzu; aber vom zweiten Zage an wurde der hintere Theil des Hals fes an derfelben Seite gefchwollen und ödematös. Am vierten Tage wurde die gelbliche Färbung der Haut beträchtlich und vermehrte ſich nod am fecheten und fiebenten Tage. Eisumfchläge auf den Kopf, zwei Aderläffe, Yurganzen und verdünnende Getränke verhüs teten jeden ungünftigen Zufall, und außer vier Eleinen umfchriebenen Abſceſſen, ftörte nichts den reaelmäßigen Ver'auf der Krankheit. Um achtzehnten Zage war der Mann vollfommen geheilt. Wenn der eben erwähnte Kranke während der erften Tage eine anbaltend horizontale Lage nicht beobachtet hätte, fo hätte ein Theil des Blutes fich leicht nah Hinten fenfen fönnen; aber eine mehr oder minder betraͤchtliche Quantität würde dod) den vorderen Theil des Schädels erreicht haben und würde zunaͤchſt an der Haut der Augenlider, dann an der der Stirn fich bemerfiich gemacht haben, ebenfo wie an dem hinteren und Seitentheile des Halfes. Dieg ift nun der Verlauf, welchen die Echymofe der Augenlider, in Folae von Wunden oder Eontufionen an dem Schädel, nimmt, ohne daf die conjunctiva daran Antheil. nimmt. So gering find die Gefahren und fo die Mittel, ihren Urfprung zu erkennen, ober felbit ihnen vorzu— beuaen. Indeß trifft es ſich häufig, daß man mit der Ecchymoſe der Augentiber auch die der conjunctiva bemerkt, und da alle Fälle nicht identifch find, und da alle weber bdenfelben Urfprung noch dies felbe Heftigkeit zeigen, fo muß ich bei ihnen etwas länger verweilen. Sn allen Fällen, welche ich bisjeßt zu beobachten Gelegenheit batte, habe ich niemals gefeben, daß das But die conjunctiva in= filteire, wann es in die Augenlider ergoffen war. Damit biefe 173 Membran der Sitz einer Ergießung ſey, welche von Außen durch fo ſcharfe und leicht zu erlennende Gharactere erkennbar ijt iſt es noͤthig, daß: 1) entweder der Augapfel der Sitz einer unmittelba—⸗ ren Gontujion fin, welche eine Anzahl der Gefäße der conjunctiva zerriffen habe; 2) oder virlmehr, daß der Augapfel eine gewilfe Quantität, von einer tieferen Berlegung berrührenden, Blutes enthalte (contenant), welches beginnt, ſich nad) Außen zu ergivßen, Die Beifpiele des erften Falles find zu häufig, als daß ich ſie bier aufführe, Es genügt, in der That, zu millen, daß jider Körper, welcher den Augapfel quetfcht, auch diefes Refultat her— beiführen kann. Ic habe es in Folge einer Gontufion beobachtet, welche dur das fpigige Ende eines Zuckerhutes bewirkt wurde, den ein Mann von einem Wagen heben wollte. Das Fallen auf die Kante eines Srüdes Meubel, eines Kamines, erzeugen dieſel— ben Phänomene. Aber von allen diefen Urfachen ift ein Galag mit der Fauft die häufigfte, Auch in Folge von Prügeleien, welde nicht felten find, und bei welchen die Betheiligten nad) dem Ge: ſichte ſchlagen, bemerkt man dirfe Ecchymoſe, welde in allen Fäls len entweder an den Augenlidern oder an der conjunetiva vorhan— den iſt. Durdy die Infiitration der Irgtern kann man fihr häufig ſchon die primitive Urfache derfelben erkennen; denn bei einem Falle auf das Steinpflafter, z. B., ift nichts Analoges vorhanden, da das Auge durch die Rnochenvorfprünge der Nafe, durc den Orbi— talbogen und das Wangenbein gefhügt ift. Wenn alsdann eine Echymofe vorhanden ift, fo nimmt fie nur das Augenlid ein, und es wäre leicht, an den foeben angegebenen Stillen die primitive Gontufion zu erkennen; während man bei einem Schlage mit der Fauft nichts Ana.oges, und die conjunceuva ecchymotiſch antrifft. Ich habe häufig im Spitale Individuen gefiben, welche, um ihren Streit zu verbeimlichen, ihrem Uebel eine ganz andere Urſache zu- ſchrieben; häufig aber auch geitanden fie die Wahrheit, wenn jie fahen, daß itre Lüge entdedt ſey. Könnte nicht die gerichtliche Medicin in der genauen Kenntniß diefis Umftandes, in ihrer conftanten Erfcheinung untır gewiſſen Umftänden, Fingerzeige finden, welche, wenn aud) nicht vollfoms men ausreichend, dennoch wenigſtens die anderen Hülfsmittel uns terftügen, welche man von einer anderen Wiſſenſchaft entnehmen könnte. Die Herren DOrfila und Devergie baben in ihrım Traite de med. legal dirfes Umftandes keine Ermähnung ge— than, mwelcer vielleicht unter ihren geſchickten Händen von einer gewiffen Wichtigkeit feyn Eönnte, zumal nach der Unterfcheidung, welche ich aufftellte, und von der fie nicht geſprochen haben. Iſt aber eine tiefere Verlegung, eine Bractur, durch Gegen: ftoß an der Bafis des Schädels, vorhanden, giebt es, außer den Symptomen, welche man fo aut befchrieben und mit derin Hülfe man mehr oder weniger zur Gewißheit gelangen kann, wie ich glaube, noch eins von großer Wichtigkeit, und über wildes man noch unvollfommene Vorftellungen bat. Herr Profeffor Velpeau, welher nah Dupuptren ih ganz fpeciell mit dieſem Gegenftande befaßt hat, bat zu bemerken geglaubt, daß unter den Umftänden, bei welchen eine Fractur der Bajis des Schädels vorhanden feyn fönnte, es immer als ficheres Zeichen ihres Vorhandenſeyns angefehen werden Eönne, wenn das untere Augenlid ſich zuerft ecchymoſire. In Folge einer Fractur foute wirklich das, in der Augenhöhle befindliche Blut ſich eher nad) Unten fenfen, als oben bleiben, wenn es fich zu Anfange bier bes fand, und in Kolge deffen auch das untere Augenlid zuerft infils trire. Dieſe Bemerkung ift fehr rationell, und das Erwähnte ges ſchieht auch bei einer Fractur, zumal wenn die Ergießung be= trächtlich ift. Aber bevor man das, von Herrn Velpcau ange: gebene, Eymptom bemerft, ift noch ein anderes, mwichtigeris, vor— banden, von weldem das erfte erft die Folge iftz ich meine die Ecchymoſe der conjunctiva des Auges. Damit die Ecchymoſe der conjunetiva und des Augenlides ſich bilde, muß die Ergießung in der Auaenhöhle ftattfinden; fin cs, daß dafelbit an irgend einer Stelle eine Kractur vorbanden fen, oder daß das Blut, den Nervenfträngen folgend, dorthin aelanar. Iſt dieß einmal gefcheben, fo infiltrirt ſich das Blut febr leicht in das lodere und lamellöfe Zellgewebe, welches den Augapfel umaiebt, und da diefes mit dem Subconjunctival: Zellgewebe direct in Ver: 174 bindung fteht, fo werden auch fehr geringe Blutfpuren in dem leg: tern fidytbar werden, und da audy die conjunctiva von den Augen» livern durch die Aponeurofe getrennt ift, von ver ich früher ges fprogen habe, fo werden diefe an der Ecchymoſe feinen Theil nehmen, es fey denn, daß das Blut durch feine große Menge fie durchdringt und färbt. Aledann gefihieht dick nur confecutiv und von Innen nad Außen: die Hautfarbe wird nicht fo fehr veräns dert feyn und, wie Herr Velpeau richtig bemerkte, wird das untere Augenlid zuerft bläulich werden; das obere fann jedoch glei Anfangs mit afficirt feyn, wie ich es in folgendem Falle beobady: tet habe. Achter Fall. Fractur der inneren Wand der or- bita; Echymofe der conjunetiva des Auges und des oberen Augenlides. — Ic babe im vergangenen Sommer in der anatomifhen Geſellſchaft ein Präparat mit mehreren Frac⸗ turen der Geſichteknochen geſehen. Es war von einer Frau, welche durch einen Wagen auf das Steinpflaſter niedergeworfen worden war. Man hatte die Augenlider und den Augapfel an der linken Seite, wo die Kracturen vorhanden waren, gelaffen. In dem Aus feren Drbitalfortfage bemerkte man eine Querfhung, und Augen: lider und conjunetiva waren ecchymotifh. Da ich mir von der Snfiltration dir legtern, durch die vorhandenen Verletzungen, Eeine Rechenſchaft geben Eonnte, fo fagte ich, daß in der Augenhönle eine, von einm Puncte ihrer Wände hırrührende, Ergießong vor— handen ſey. Die Entfernung des Augapfels ließ uns wirklich eine beträchtliche Unhäufung von Blut bemerfen, welche mit der äußeren Wand der Augenhöhle correfpondirte, wo eine, ungefähr 3 Centi— meter lange Fractur vorhanden war, Das Blut war nod nicht bis zum Boden der Augınhöhle gelangt und das obere Augenlid allein ecchymoſirt. Diefe Beobachtung ift ganz mit dem übereinftimmend, mas ich bisher bemerkt habe. Sch muß indeg bemerken, daS fie in Nichts der Beobachtung von Herrn Velpeau widerfpriht, obwohl das obere Augenlid allein ecchymoſirt war. Die Intraorbitaleraiefung batte hingereicht, um die conjunetiva zu färben, aber fie war nicht beträchtlich arnug, um den Boden der Höhle und das untere Augenlid auszufüllen. Wenn das obere Lid Blut in feinem Ge: webe enthielte, fo wäre ich geneigter, anzunehmen, daß es von einer Gontufion herrühre, welche an dem äußeren Orbitalfortfage ihren ©ig hatte, und daß die Art feines Vorhandenſeyns diefelbe war, melde ich in dem erften Theile diefer Arbeit bereits erörtert habe. Daffeibe findet nicht in folgendem Kalle ftatt, welchen ich von Herrn Devergie entlichen habe, der ihn als einen Fall von Ecchymoſe anführt, ohne übrigens irgend eine Bemerkung daran zu knuͤpfen. Neunter Fall. Fractur der Augenhöhlez Echymofe der conjunetiva und der Augenlider. — Herr Dever: gie machte die Leichenöffnung bei einım Manne, welcher aus dem vierten Stock eines Hauſes herabgefallen war. Es waren mehrere Epuren von Gontufion vorhanden, befonders eine Über dem rech— ton arcus superciliaris. Die Liber des rechten Auges, vorzüglich das untere, find biäulih, Ein Theil der sclerotica derfel: ben Geite ift ebenfalls gefärbt. — Unter den zahlreichen Fracturen des Schädels fand fi in der Augenhöble der rechten Seite eine fractura comminuta aus vier oder fünf Knocenfrag- menten 26. (A. Devergie, Medecine legale, T. Il. p. 48.) Wir finden in diefer Beobachtung alle angegebenen Bedinauns gen wieder, um eine Fractur und eine Blutergießung in dir orbita zu diagnofticiren. Der Kal —, die Gontufion, welche über dem Drbitalbogen faß, zeigte hinlaͤnglich, daß die Verlegung nicht von einer directen Gontufion dee Augapfels, 4. B., durch einen Schlag mit ber Fauft, abhinge. Wie in der vorigen Beobachtung, fonnte die Injection des oberen Augenlids wohl von der Gontufion dee Drbitalvandes abhängen. Herr Devergie brmerft, daß das un. tere Augenlid befonders ecchymoſirt war. Dort findet die Bemer— tung von Velpeau ihre Anwendung, und fie würde allcin aus— reichen, wenn nicht auch die selerotica gefärbt geweſen wäre. Dicfe Faͤrbung der sclerotica ift nur eine Infiltration der conjunctiva des Auges, melde von ausgedehnter Blutergiefung in die Augen- böhle herruͤhrt, und weldye das untere Augenlid confecutiv durch: 175 derungen hat. Wäre dem nicht fo, wuͤrde man aldbann bie Ins jection des unteren Augenlides nicht der Urfache zufhreiben Pönnen, welche die Injection des oberen Augenlides bewirkt hat? Die ans gegebenen Beifpiele find zahlreich genug, um diefes zu beweifen, und es wäre nuglos, noch eine Fractur zum Beweis anzuführen Der Zutand der sclerotica und die Umgebung der conjunctiva önnen nicht mehr eine Sutraorbital- Ergießung und danach eine Fractur in der Balls des Schävels bezweifeln laffın. Die Section hat es genug gezeigt. So haben nun directe Beobachtungen die theoretifchen Annah— men bejtätigt, welche ich über die Bildung und Structur der Theile ausgeiprodhen hatte, und jedes Mal, wenn die normale Anatomie al3 Grundlage bei der Erklärung von neuen Thatſachen, oder neuen Symptomen, dient, fo brauchen wir nicht zu fuͤrchten, in einen Irrthum zu verfallen. Wie überall, werden wohl einige Thatfahen hin und wieder Ausnahmen zu machen fcheinen, aber bei weitem die Mehrzahl wird immer wahr feyn und alsdann eine feftftehende Regel abgeben. Ich will noh eine Beobahtung anführen, welche ich aus dem Auffage des Herrn Dr. Boinet, über Kopfmunden (Arch. gen. de med., Mai 1837), entnehme. Zehnter Fall. Fractur des Schädels; Injection der conjunetiva. — Herr Boinet berichtet in feinem neun: ten Falle von einem Manne, welcher ohne Bewußtfeyn gefunden und in das Spital gebracht wurde, Folgendes: Man nahm Eeine anderen Spuren einer äußern Berleßung wahr, als daß das Geſicht mit Blut bedeckt und eine ausgebreitete Echymofe mit Geſchwulſt der Augenlider, der unteren Hälft der Stirn und der linken Schläfe vorhanden war. Durch die anatomifhe Unterfuhung der Balis des Shädels fand man eine frifche Fractur, welche über dem lin— ken Orbditalfortfage begann, die ganze hintere Parthie der Augen: höhle einnahm und fidy an der fossa pituitaria mit einer anderen Sractur vereinigte. Diefe erftredte fih von dem inneren Theile des rechten arcus superciliaris bis zu derfelben Grube, durch das os ethmoideum und die mit ibm in Verbindung ftehende Portion des sphenoideum. Diefe VBerlegungen erklären hinlärglic, die Epi— ftaris in dem Momente des Zufalles und die Infiltration der eonjunctiva. Es war feine Infiltration von Blut zwifchen den Knohen und der dura mater an den, mit dieſen Fracturen cors tefpondirenden Stellen vorhanden. Wie nun Herr M. Boinet gang richtig bemerkt, fo erklärt die Unterfuhung der Fractur vollfommen die Infiltration der con- junctiva, während diefe Infiltration durch die Symptome dod) nicht angezeigt war; fie fheint nur ganz zufällig bemerkt worden zu feyn, während fie, in der That, doch fehr wichtig war und durch ihre Gegenwart die Gefahr, in welcher der Kranke ſchwebte, anzeigte. Aus vorftehenden Bemerkungen und Beobachtungen geht her— vor: 1) daß die Blutergießung an der Außeren Seite des Schädels in das fubaponeurotifche 3:llgewebe und vor dem planum trans- versale, von einem hinteren Rande der Ohrmuſchel zum anderen, außen fihtbar feyn kann, indem fie in den Augenlivern eine Ecchy— mofe erzeugt, welche weder im Zellgewebe der conjunctiva, noch in dem des Augapfels wahrgenommen wird ; 2) daß die direct auf das Auge einwirkenden Körper, welche, duch ihre Geftalt, es von Born nah Hinten zufammendrüden 176 tönnen, bie Gapillargefäße zerreißen unb eine Ecchymoſe ber con- junctiva und der Augenlider hervorrufen Eönnen ; 3) daß endlih, wenn eine Fractur der Bafis des Schaͤdels vorhanden ijt, welche außen dura) eine, von dır Infiltration dee Blutes in der Augenhöhe herrührende, Ecchymoſe ſich Eundgiebt, diefe Ecchymoſe zuerſt auf der conjunctiva des Auges erfcheint und confecutiv die Augenlider einnimmt, was jedo nicht immer ftatts findet, (Archives generales, Juillet 1841.) Miscellen. Ueber eine, unter befonderen Umftänben einges tretene Asphyrie bat Dr. Rihardfon der Abtheilung für mediciniſche Wiffenfchaften in der Verfammlung zu Mancheſter einen Fall mitgerheilt, der bei dem Arbeiten zum Derausfchaffen des umtergegangenen Schiffes Royal George vorgekommen ift. Die Taucher find nämlich jegt mit einem wajjerdichten Auzuge von Macinrofhzeug verfehen, mit einem auf den Schultern ruhenden metallifchen Helme, welcher Augengläfer zum Stehen bat und an dem ein Schlaud befeſtigt ift, Durch weldyen von Oben die Luft, mittelſt einer Pumpe, berabgeichiet wird. Am 4. Dctober 1841, während Roderich Cameron Unten war, bekam der Luftſchlauch in der Nähe der Pumpe einen Riß; Cameron wurde augerblicklich an dem Sicherheitsſeile, was an ihm bififtigt war, hinaufgezogen; die erjte unangenehme Empfindung, die er hatte, war ein unges woͤhnlicher Drud des Helmes gegen die Schlüffelbeine und Bruft, worauf «in beftiges Erfticfungsgefühl folgte, nach welchem er bald alle Empfindung verlor. Er war in weniger als einer Minute heraufgezogen, und nach wenigen Secunden war der Helm abge» nommen. Er blieb auf dem Verdecke des Schiffes, an deffen Bord er gezogen worden ıwar, etwa eine Viertelftunde liegen, worauf er Zeichen des Bemußtfeyns wahrnehmen lieg und fprechen Eonnte. Etwa eine Stunde nachher brachte man ihn in das Haslar Hospital. Der Shmerz im Kopfe, die Undeurlicjkeit des Sehvermögens, ein Gefuͤhl wie Wundfeyn im Halfe und andere Wirkungen des Uns faus verfchiwanden in vier oder fünf Zagen. Ein neues Gegengift des ägenden Quedfilber= Sublimats hat Hırr Mialhe der Königl. Ucademie der Mes dicin, zu Paris in dem Schwefeleiſen-Hydrat (proto - sulfure de fer hydrate) namhaft gemacht; in einem, den 16. Auguft der Academie Üübergebenen, Schreiben meldet er dem Prälidenten, wie aus feinen chemiſchen Verſuchen fih ergebe, daß das Schwefeleiſen— Hodrau, ein ganz unfchädlicher Körpır, die Eigenſchaft befige, das aͤtzende Queckſilber-Sublimat augenblicklich zu zerfigen, indem es zu Protochloruretum ferri und Bisu'furetum Hydrareyri, das heißt zwei ebenfalls gang unfchädlihen Subftanzen, Veranlaſſung gebe, Er behält fih vor, die Details feiner chemifchen Verſuche der Acade— mie vorzulegen und erwähnt nur als einen chemifch= phyfiologifchen Beweis zu Gunjten feines-Gegengiftes, Folgendes: Wenn man einige Gentigrammen Sublimat in den Mund nehme, fo habe man in ihm fogleich den unerträglihen characteriſtiſchen Metallgefchmad deſſelben. Man brauche ſich aber nur einige Secunden mit Schwer feleifen zu aurgeln, um wie durch Zauberei den eben erwähnten Mercurialgefhmad verfchwinden zu mahen. — Herr Mialhe macht noch darauf aufmerkfam, daß das Schwefeleifen- Hydrat die giftigen Eigenfbaften mehrerer anderen Merallverbindungen, in’sr befondere des Kupfers und der Bleifalze, vernichtet. Bibliographische Physiologie de medecine et metaphysique du Magnetisme. Par J. Charpignon, medecin a Orleans. Orleans et Paris 1842, 8. Mömoires de la Societe medicale d’&mulation de Lyon. Tome I. Paris 1842. 8. ; Ueber die DVerjüngung des menfchlichen Rebens und die Mittel und Wege zu ihrer Eultur, Nah phyfiologifchen Unterfuhun: Neuigkeiten gen in practifcher Anwendung dargeftellt von Dr. Carl Heinr. Schuls, orbentl. Profeffor an der Univerfität zu Berlin. Bere lin 1842. 8. Traite des maladies de l’oreille et de Paudition. Par J. M. G. Itard. Seconde edition considerablement augmentee et pu- bliee par les soins de l’academie royale de musique, 2 Vols. Paris 1842. 8. — — — — Menue liotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Veilkunde, gefanntelt und nıirgetbeilt von den Ober» Medicinalraihe Frorieyzu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffier Froriep zu Berlin, Ne. 496. (Nr. 12. des XXI. Bandes.) Auguft 1842. Gedrudt im Landes -Induftries Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder 3 Fl. 80 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. Lak Allgemeine Unterfuchungen über die Drganographie, Phyfiologie und Drganogenie der Pflanzen. Don Herrn Gaudidhaud. (Fortfegung.) Durch Sectionen und Maceration gelanate ich zur Kenntniß der Zahl, Beſchaffenheit und Anordnung der Grfäßbündel, welche jede Krucht bilden. Sch verfolgte, fo zu fagen, von Tag zu Tag die Movdificationen, welche ſich in den verſchiedenen Theilen tiefer Gewebe ereianeten, fowie auch die Phafen der Entmwideluna des Embryo's. Alsdann verglich ich fämmtliche Eteinfrüchte miteinanz der und defonders die des Mandel: und Pfirfibbaumes, indem id) bie Urfachen zu ergründen fuchte, welche die auffallenden Verfcie: denheiten in der Textur der Früchte diefer beiden verwandten Ge— nera veranlaffen. Diefe Vergleihungen bezogen fib anfanas auf die Eingelnbeiten, dann auf die allaemeine Befchaffenbeit der Früchte. Ich begann alfo mein vergleidendes Etudium diefer bei— den Fruchtarten 1) mit der Epidermis (dem Epicarpium) der in allen Etadien bis zur Sruchtreife beobachteren DOvarien, und in derfelben Weife verfuhr ich in Betreff des Fleifches (Mefocarpium) und des Stei— nes (Endocarpium) Daſſelbe Verfahren fchlug ich in Betreff der Saamen ein, wel— che ich vom Zuftande eben entftehender Eierchen bis zur vollftändis gen Entwicelung des Embryo’s beobachtete. Auf diefe Weife war ich aleihfam Augenzeuge der Erfceinuns nungen, melde alle die Modificationen veranlaffen, die nadeinan- der von dem Erfcheinen der Eierflöde an bis zur völligen Frucht: reife ftatrfinden. . Die wären alfo die Kragen, deren Cöfung mich ſchon lange Beit befchäftigt, und auf welche ich die Aufmerkfamkeit der Naturfor: ſcher zu lenken für erſprießlich gehalten habe. Ich habe diefe gewaltige Aufgabe nach ihrem aanzen Umfange in’s Auge aefaßt, aber nicht ben verwenenen Gedanten gebeat, dieſelbe allein zu unternehmen und zu vollenden. Nur durch allfeitige Unterftügung kann ein fols her Kortfchritt in der Wiffenfgaft und menſchlichen Erkennt— niß erlangt werden. Auch lag mein Zweck hier weniger in einer Erörterung diefer wichtigen Kragen, als in der Aufmunterung und Anleitung für bie jungen und rüftigen Forfcher unferer Zeit, weldye durch mich ers fpriegliche Finaerzeiae in Betreff der zahlreichen und vielleicht neuen Wege erlangen dürften, auf welben am Wirkfamften nad) dem vorgeſteckten Ziele vorgedrungen werden Fann. Die Wiffenfchaften find, mas man auch ſagen möge, nicht auf bie Beobadhtung und Verzeihnung der aus unfern Verſuchen her N®. 1596, k u vorgehenden Thatſachen, nicht auf die Aneinanderreihung und eins fache Betrachtung der Naturerſcheinungen beſchränkt. Ihre Auf— gabe ift edler und erbabner; fie müſſen nach der Gerualifiiung dieſer Thatſachen, obne welde gar keine eigentliche Wiſſenſchaft denkbar iſt, ſich mit der Erforſchung der verborgenen, geheim— nißvollen und oft unergruͤndlichen Urſachen eben jener Zhatfacdın beſchaͤftigen und auf dieſe Weiſe unſern Geiſt dem Alles ordnenden Weltgeifte zuleiten. Die urfprüngtiche Aehnlichkeit der Organiſation der verſchiede— nen Anhängfet der Pflanzen ift demnach heutzutage durch deren ge— meinfcbaftlichen Urfprung, dur die Leichtigkeit, mit der fie fich miteinander verbinden, verwachſen umd unter gewiſſen Bedingun— gen ineinander verwandeln, binlänglid bumwüfen, um uns in den Stand zu fegen, ſchon jetzt die Grundlage der verſchiede— nen DOraanifationen zu erfennen und die Gefege aufzuftillen, nach denen die Theile der zufammengefegten Organiemen fi) ent- wiceln. Hier ftellen fich dem Geifte neue wiffenfcaftlihe Betrachtun— gen dar; es tauchen, fo zu fanen, neue Wilfenfcaften auf, die uns ein neucs reiches Feld von Forſchungen erſchließen. Eine diefer Wiffenfchaften ift die Pflanzen:Zeratologie, zweite die Dynamoloaie. In der That giebt es, außer diefen teratologifchen Erfcheinun- gen, aus denen fich die gegenfeitigen Beziehungen, fonderbaren Mopificationen und Verwandlungen diefer fogenannten Pflanzen anhängfel *) erklären, noch hoͤchſt wirkſame und mannigfaltige, unaufbörlich thätige Kräfte, die man indeß bis auf den beutiarn Zag faum beachtet bat, nämlich diejenigen, welche die Entwicke— lung der Pflanzen und deren Kunctionen regieren, Wenn der Sag einmal erwiefen ift, daß jedes Anbängfel eir gentlih nur ein Theil eines befondern in der Echöpfung ifolirt daftehenden, wiewohl mehrentheils glei; Anfangs an feiner ganzen Bafis aufgepfropfren Wefene (mie, z. B., bei den Dicotyledonen ', ift, das vorerft mit allın feinen Functienen nur fein eigenthuͤmli— ches eben, dann aber reben diefem auch das Geſellſchafts- oder allgemeine eben lebt, deſſen Thätigkeit ſich in den großen Forft= bäumen, jenen teratologifhen Rieſen, je nach den Glimaten, fort= mund ng, eine *) Anbängfel beißen diefe Theile, weil, in der That, am phy- ton feine andern Anhängfel exiftiren, als der Blattſtiel (me- rithallus petiolaris) und der Saum (merithallus limbaris) oder die Repräfentanten diefer Theile, während der Boden (merithallus tigellaris) ftets theilweife arenftändig, in dem Sinne ift, in welchem man dieſen Ausdruck gewöhnlich ver: ſteht. 12 179 während, perfobifch ober alljährlich, zu gewiffen Sahreszeiten durch die theilweiſe oder gleichzeirige Entwidelung neuer, in Form, Drganifarion und Zuncrionen höchſt verſchiedenartiger Individuen offendart, welche letztere durch ihre Uebereinanderfegung und Bere machfung an manden ihrer Theile die Majfe jener großen Bäume aufwarts und feitwarts vergrößern und jo deren Vegetationskraft verſtarken; wenn, ſage ig, dieſer Sag einmal bewiejen it, fo werden Uns die Gejege der Drganographie und Phyſiologie der P langen um Vieles veurlicher und einfacher erfcheinen. Alsdann Eommt die Dynamogenie. Es ift hier die Rede von den Kräften, welche ſich in den Pflanzen offenbaren, welche deren Eatwickelungen und Fauctionen regeln oder auch durch diefe Func— tionen hervorgerufen werden. Bei den Pflanzen ſind, wie bereits erwaͤhnt, kein ſich zuſam— menziehendes Herz, keine Arterien und Venen für die Circulation, keine Lungen fur die Reſpiration, Erin Magen und Darmcanal für die Verdauung, Afjimitation und Biurbereitung; fein Gehirn und Erine Nerven für das Oenk-, Empfindungse und Willenspers mögen, folglich keine Apparate für die Ortsveranderung und felbft: thätige Vertheidigung vorhanden, Dagegen geftcht man ihnen Kortpflangungsapparate, Zeugungs— organe, kurz, Geſchlechter zu; indeß jind heutzutage die Phyſiolo— gen, wenngleich ſie den Proceß der Befruchtung nicht in Abrede ſtellen, weniger, als je, ruͤckſichtlich der dieſelben bewirkenden Theile und deren eigentliche Functionen miteinander einig. Das Leben erheiſcht demnach felbft bei den zuſammengeſetzteſten Pflanzen nicht jene Mannigfaltigkeit der Organe, welche man felbſt bei den einfachſten over am Unvollkommenſten organiſirten Thieren bemerkt; denn es laͤßt ſich gegenwärtig als vollig erwie— fen betrachten, daß die einfache iſolirte Zelle, das winzigſte Pflan— zenfragment fo gut belebt it, wie der großte Baum. So lang fih eine vollitändige Pflanze oder einer ihrer als bloßes Fragment vorhandenen Theile unter den angemejlenen Bedingungen von Licht, Wärme, Feuchtigkeit und wahrſchein— lich auch Electricität befindet, hört das Leben darin nicht auf, thä= tig zu feyn. Diefes Leben des zufammengefegteften, wie des einfadhiten, fo= wie auf den Zuftand eines Embryo’s oder Embryo-Fragments, ja ſelbſt einer einfachen Zelle, defchränften Gewaͤchſes Außert ſich ſtets dur den Fortgang feiner Functionen. Allein diefe Functionen der vereinzelten oder fymmetrifch grup— pirten Gewebe find veränderlih und hängen don dem Grade ab, in welchem diefe Gewebe miteinander verbunden und vergeſellſchaf— £t find, fowie von der Gonftang und Regelmäßigkeit, in denen Licht, Wärme und Feuchtigkeit auf diefelben einwirken. Sie find demnady entweder hoͤchſt thätig, wie man dieß bei den großen Pflanzen, zumal den zwifchen den Wendekreifen mac): fenden, bemerkt; oder trage und gewilfermaaßen unbemerkbar, wie man die an gewilfen vegetabilifchen Erzeugniffen mit verborgenen Knospen , in’sbefondere bei den noch in ihren Saamenhüllen einge: ichloffenen Embryonen, wo bie Functionen gehemmt, aber jicher nicht erlofchen ind, zu beobachten Gelegenheit hat, Die Lebens» oder Zunctionskräfte der Pflanzen find demnach den Bedingungen der DOrganifation, der Vergeſellſchaftung uad der übrigen bereits genannten Momente oder Potenzen propor: rional. Um dieſe legten Säge klarer zu machen, ſehe ich mich genoͤ— chigt, dieſelben durch einige Vermuthungen zu erläutern, welche die Hauptgrundlage dieſes vorlaͤufigen Theils meiner Arbeit bilden, und die ich wohl paſſender Wahrſcheinlichkeiten nennen duͤrfte, in— dem ſie fuͤr mich beinahe die Bedeutung erwieſener Wahrheiten haben. Indeß babe ih, aus den weiter unten auseinandergeſetzten &ründen, für angemeffener gehalten, diefe ganze Arbeit als uns maaßgeblich hinzuftellen, weil diefe Korm ihrem fuftematifchen Ente widelungsgange am Beften entſpricht. Durch Thatſachen bin ich auf theoretifche Aniichren geführt worden; allein gerade über diefe theoretifhen Anfihten will ich hier, unter Beiziehung einiger ad: miniculirenden algemeinen Thatſachen, einige vorläufige Bemer— kungen mittheilen, welche die hefondern Thatſachen, über bie 180 v mich fpäter auszuſprechen gedenke, erft in ihr rechtes Licht ſtellen. FOR Erfie Bermuthung. Sch nehme alfo an, 1) daß eine lebende, ifolirte, von irgend einem vegetabilifhen Organismus herrührende und den der Vege tation gunjtigften Bedingungen unterworfene Zelle ihr Leben Di fegen, wachſen und ſich enolich zu einer vollſtandigen Pflanze aus— bilden Eönne, d. h., zu einem Embryo oder eine Knospe, welche zu der Pflanzengruppe und Species gehört, von weldyer die Zelle herruͤhrt; auch, infofeen die Pflanze didciſch iſt, demfelben Ges fplecgre angehören werde, was bei den durch die Befruchtung erzeug— ten Keimen nicht der Kal iſt, welche bald dem einen, bald dem andern Geſchlechte angehören, ohne daß man bisjvgt die Urfache, welche den Ausſchlag giebt, genau angeben Eann. Allein ſelbſt in diefer, ih unter den günitigjten Umftänden ih— rer Exiſtenz befindenden Mutterzele ſcheint das Erben, ungefähr wie beim Embryo der trodnen Saamen, träge und gehemmt. Es wirkt aber, trotz dieſer ſcheinbaren Unthätigkeit, fortwährend auf Erreihung des von der Natur ihm vorgeſteckten Zweckes hin, naͤmlich die Erhaltung und Fortpflanzung der Species, die Bers volljtänoigung feines natürlichen Typus, die Daujtellung dies ſes Typus in feinen verjüngtern Maapjtäben (Blatt, Embryo, Phyton.) In dieſer iſolirten Zelle, welche von ihres Gleichen unabhäns gig lebt oder don ihnen durch bloße Beruhrung (Endosmofe) deren überflüfiige Feuchtigkeit empfäugt, fteigert ji das Functionsleben in ihrer organijirenden Fluſſigkeit levigiich mittelft ihrer Mems bran, welche die umgebenden Nahrungsiäfte abforbirt und vere arbeitet. ’ Iſt nun diefe Zelle urfprünglic einfach, doppelt oder dreifach ? Sit fie etwa Anfangs einfach, dann doppelt und endlidy aus einer größern Unzabi von umbhüllenden Membranen zufammengefegt ? Dieß darf ich gegenwärtig nicht fagen, wird ſich aber fpäter, bei“ Schilderung der Drganifation der verfhiedenen Gewebe, der Eiers chen, der Embryonen und ihrer aufeinanderfolgenoen Dullın, aufs Deutlichfte heraueitellen. Eine drehende oder wirbelnde Bewegung, welche unftreitig von den dur die Membran bewirkten Verbindungen, Abforptionen und Aushaudungen (weldye beiden Irgtern Functionen entweder abwechfelnd oder gleichzeitig von Statten gehen) abhängt, ift die einzige wahrnehmbare phyſicaliſche Erfheinung. Nirgends zeigt jich noch eine andere Kraft, als die der Verarbeitung (organogeniſchen Vers bindung) thätig. Wir wollen annehmen, daß dieſe belebte, felbftitändig und ifos lirt fungirende, der Einwirkung der äußern Agentien unterworfene und mit der fhmwächftmöglidyen organifchen Kraft (nämlich der der umhuͤllenden einfachen oder doppelten 3ellmembran, welche die von ihr abforbirten und umgebenen Flüfligkeiten verarbeitet, die Nahe rungsfafte einfaugt, und nachdem jie diefelben umgearbeitet, wieder aushaucht, indem jie manche Grundbeitandtheile diefer Flüffigkeiten fi aneiqnet und andere, z. B., diejenigen, welche durch die orga— nifhen Verbindungen und phyſiologiſchen Functionen erzeugt were den, an diefelben abfest) begabte Zelle die Pflanze in ihrer ein— fachſten Geftatt, als Ei und noch Lediglich den phyſicaliſchen Kräf: ten *) unterworfen, darftelle, und nod) Fein anderes Lebenszeichen von fich gebe, als durch die Ausdehnung ihrer durdfichtigen Wan: dungen, ihr ftets im Zunehmen begriffenes Anfchmwellen **) und die vielleicht regelmäßige Bewegung ihrer organifhen Fluͤſſigkeit. *) Nämlich der Abforptiong: und Aushauchungss oder Ausſchwiz⸗ zungefraft und der träge von Statten gehenden Verbindung der organogenifchen Elementarftoffe, der in Bewegung befind« lichen Kügelhen, Globuline und Globuligene (Gambium?). **) Unter Abforptiongkraft (Bngrofcopicität:Oydrofcopicität)verfteht man die Fähigkeit der mit Feuchtigkeit in mehr oder weniger direc⸗ ter Berührung befindlichen lebenden vegetabilifihen Gewebe, dieſe Feuchtigkeit in dem Grade anzuziehen, daß fie ſich ganz damit füllen (anfgiwellen), Wenn den lebenden Pflanzen die Fähig- 181 Wir wollen ferner annehmen, biefe anfangs jehr dünne und durchſichtige Flüfjigkeit werde durch die Verarbeitung ihrer Be— ftandtheile allmalig immer dichter und weniger durchſichtig, indem fi darin fortwährend und in immer fteigender Progrefifon, Körne hen, Kügelben (Globuline, Bläschen) bilden, die an Zahl, Größe und Undurchſichtigkeit ftets zunehmen ; daß die Etrömungen (Kräfte), melde dieſen Kuͤgelchen GBlaͤschen) eine drehende Bewegung ers teilten *), allmalig langfamer werden und zulegt ganz zum Still: ftande gelangen; daß in diefem Zuftande die Zelle durchfcheinend und mic einer dicdlichen, ſtark mit ebenfalls fchleimartigen und halbs —J— oder feſtweichen Kuͤgelchen (Bläschen) verfegten Fluͤſſigkeit efuͤllt fey. Ef Dieß ift der Augenblid, welcher der Drganifation der Gewebe und der Erzeugung eines neuen Wefens, des einfachen oder zuſam— mengefesten, d. b., monccotyledonifchen oder dicotyledonifchen, phy- ton, oder auch des Reproductionskörpers der Cryptogamen, voran= geht, welches jederzeit aller gefäßrrichen Gewebe bexaubt ſeyn muß. Zu dieſem Zeitpuncte entwiceln ſich au die erſten allgımeinen phyfiologifhen (phujicostynamifhen) Kräfte, welche den phpjicos chemiſchen oder organogeniſchen Kräften nactolgen. Wir wollen überhaupt annehmen, daß in diefem Stadium des Pflanzenlebens das zelliggefäßreiche Individuum und die Reorga— nifation (Reproduction) der Art, von welcher die Zelle ftammt, ihe ren Anfang nehmen, und daß ebenfalls dann, wie wir bald fehen werben, die Möglichkeit der directen Becbachtungen beginnt. Zu diefem Ende nehmen wir an: 1) daß die, die fragliche Zelle erfüllende, Fügelchenführende Flüf figkeit fich in dem Grade verdickt habe, daß ihre fämmtlichen phy: ficalifchen Bewegungen unterbrochen find, und daß fie zu einer zu— fammenhängenden gewebartigen Maffe geworden ift, deren Zellen durch die mehr oder weniger entwicelten vergrößerten Kügelchen gebildet werden ; 2) daß ihrestheils diefe neuen Zellen, welche im Zuftande von Kügelhen und Globutine (Biäschen, utrieuli) in der fie umgeben: den organifirenden Flüffigkeit, fo zu fagen, gleich den Planeten in ber Luft (im Aether?) cin eignes eben lebten und wahrfcheinlich bisher unter dem Einfluffe phyſicaliſcher (pbuficoschemifcher) Kräfte ftanden, nunmehr, mit einander verbunden und aneinander gepfropft, fo daß fie zufammen nur einen einzigen Körper bilden, in Bezie— bung auf Abforption, Afjimilation und Ueberlieferung oder Aushaus Yung ein gemeinfchaftliches und allgemeines Leben leben **); keit inwohnt, die fo aufgenommene Feuchtigkeit theilweife durch Trockniß, Wärme u f. w. wieder zu verlieren , und wenn fie auf diefe Weife einen Theil ihrer Stärke und Epannkraft eins bügen können, fo befigen fie dageaen auch im höchften Grade die Faͤhigkeit, diefe Spannfraft mwiederzugrwinnen, und zwar durch die fämmtlichen der kuft ausgeſetzten Thrile, ſowie die Wurzeln oder alle unter der Erde befindliben Draane. Hält: fig fehen wir in unferen Gärten junge, Erautartige Pflanzen, unter der Einwirkung der brennenden Sonnenftrahlen oder bei anhaltender Dürrung (wie fie in den Sandwülten und den Pampas von Chile und Peru vorfommt), welt werden und ſich nieberlegen, aber ſich auch bei Annäherung der Naht, nad einem Regen, nach dem Begießen, ja felbft durch die Anwefens heit einer Wolke. oder weniger Wafferdünfte, zufehendg wieder⸗ aufrichten. Dat man fon verfucht, dieſe fo einfache Erſchei— nung, diefe fo mächtige Kraft, welche unftreitia von ber Haar: röhrchenangiebung (der trägen ober unoreanifchen Materie) und der Sparometricität oder Dyarofcopieität (der todten ors ganifhen Körper oder chemifchen Agentien) weit mehr vericies den it, als fich durch die anfprudevollen Wörter: Abforps tionsfraft, Hygrometricität, Bngrofcopicität ausdrüden läßt, welche Wörter gar keinen genau beftimmbaren Ginn haben, zu erklären? Läßt fich von diefer merfwürbdiaen Erſcheinung ſelbſt durch die Endosmofe vollſtaͤndige Rechenſchaft geben? *) Gaudichaud, Annales d. Sc. nat., Sept. 1886. p 9. “) Wie ich angenommen babe, daß eine belebte Zelle zu einer vollftändigen Pflanze werden könne, fo mußte ich urfprünglich 182 3) daß der Zufall und rein pbyficalifche Kräfte, d. h. folche, welche lediglich auf die organifirbare Materie wirten, das Feftiwers den ber zellenführenden F üffigkeit nicht allein bedingen. Räumt man die Richtigkeit diefer Annahmen ein, fo wird der aufmerffame Beobachter alsbald wahrnenmen: 1) Daß die neuen Zeuen ſich keineswegs zu einer unregelmä— Bigen, formlofen Maffe zufammengefügt, fordern unter dem Ein: fluffe einer bis dahin nur noch phyſiogeniſchen Kraft ſymmetriſch in parallele, gerade, regelmäßige Reiben geordnet haben, welche ohne Zweifel die organifdien Gharactere der Mutterpflanze bereits in ihrer erften Anlage zeigen; 2) daß zwifchen diefen, in dem Augenblide, wo ji die Ge— mebeform ausbildet, aber vor dem völligen Fejtwerden der organis firenden Flüfjigkeit entftehenden Reiben eine Art von Ganälen, Gängen oder mit Küffiakeit gefüllten Streifen erſcheinen, welche der nicht zur Zellenbildung verwandte Rüdftand der Flüffigkeit zu feyn fcheinen und bald von den Zellen abferbirt werden oder ſich felbft in andere Zellen von verfchicdener, meift fehr aeftreeter Structur verwandeln, wie ſich in concentrirten falinifchen Auflöe fungen Gryftalle bilden; woraus denn die Zwifchenzellengänge, die Gefäße des fonenannten aufiteigenden oder Merittallen : Syitems entjpringen dürften, deffen Zufammenfegung wir früher fummarifch dargelegt haben, und deffen Organifationsphafen und Wachsthum wir bald befannt zu maden gedenken, Wenn wir die Zelle alö den Urfprung der Pflanze betradhe ten *), fo finden wir: 1) daß ich mid) von der Wahrheit nicht weit entfernt haben kann, weil man fich durch das eben Gefagte überzeugt halten wird, daß Ddiefe Zelle urfprünglich ein, in einer zugleich organifirenden und nährenden Fiüffigkeit ertwicelter organtfher Punct war, der ſich ftufenmweife zu kleinen Rüaeldhen (Bläschen, Körnden) oder Globuline, dann zu größern Kuͤgelchen, endlich zu Zellen des ora ganifchen Gewebes ausgebildet hat, welches nun feinerfeits für das gemeinfchaftliche und allaemrine Reben fungirt, indım es in feinem Innern neue Kügelhen (Bläschen, Koͤrnchen 2c.) entwicelt, welche in ihren verſchiedenen Zuftänden der Zufammenfigurg, Entwicke— lung oder Zeitigung eben ſoviel phrfiogenifche Apparate der Ab: forption, Verarbeitung, Ercretion und, in gewiffen Fällen, der Re— production find; 2) daß die Zufammenfügungen von Kügelchen (Bläscen 2c.) in den Zellen, fowie die der Zellen unter einander, eben foviel organi— firende Apparate oder Eyfteme find, die ihre eigenthümliden Fun— ctionen befigen und gemuinfcaftlih zur Ernährung, Erhaltung, dem Wachsthume und der Reproduction der Art beitragen **). vorausfegen, daß eines der durch diefe Zelle erzeugten Kuͤgel⸗ den zum Embryo werden fönne. Aus zablreihen Gründen babe ich jedoch diefe Anficht aufuegeben. Später alaubte ich, die Mutterzelle koͤnne fich vielleicht, gleich den Membranen des perispermum, durch eine centripetale Zellenbilvung füllenz ins deß habe ich für diefe lehtere Hypotheſe feine Beweisgründe auffinden fönnen. Uebrigens verdienen diefe fämmtlihen Ans nahmen die Aufmerkfamteit der Phnfiologen, und fernere Beobr achtungen müffen erft lehren, welche oder ob eine darunter die richtige ift. *) Mehrere Phyſiologen find, fowohl vor, ald nach meinen Ars beiten an die Erledigung derfelben Frage gecangen und haben fie in ihrer Weife gelöf’t. Ich batte nicht die geringfte Kennts niß, weder von ihren Unterfuhungen, noch von ihren Anfich« ten über diefen Punct. Meine ganze Abhandlung muß Zeuge niß davon ablegen daß, wenn ib auch bier und da mit ihnen übereinftimmen follte, ich dody von einem ganz andern Yuncte ausgegangen bin und einen ganz andern Weg eingefchlagen babe, als fie. ”) Die Phyfiologen aller Zeiten haben die Fragen aufgeftellt: welches find die urfprünglichen Gewebe der Pflanzen? Ente ſteht ein Gewebe aus dem andern? Sie würden dieſe Kragen erledigt haben, wenn es ihnen ein: gefallen wäre, fich folgende zu ftellen : 188 153 Es giebt fehr viele Zellen, welche ſich erſchoͤpfen und vermöge einer Art von Verfchmelzung, Flüfjigwerdung oder Reforption ihre verfchievenen Kugelchen fahren laſſen; allein nicht alle Kuͤgelchen der Gewebe haben die Beltimmung, Zellen zu bilden, und nicht alle Zellen die, Pflangenindiviouen zu erzeugen. Dieß «ben von mir dargelegte Mittel der Vervielfältigung der Pflanzen it nicht einmal das gewöhnliche, fondern wegen der vielen guͤnſtigen Um— fände, die jih zu deſſen Wirkſamkeit vereinigen müjfen, in der Natur vielmehr höchft felten. Wäre dem nicht fo, fo wirde die Erde für die Aufnahme und Ernährung aller Pilanzenfprößlinge viel zu Elein fiyn. Jene Organe haben vielmehr eigentlich die Bes ftimmung, die eigenthümlihen Beftandtheile der Pflanzen auss zuarbeiten. Die innerliche oder Außertiche Rage, die hierdurch oft bedingte Geftalt und eine Menge andere Bedingungen entfcheiden, in der Regel, über dir Functionen, welche diefe Zellen zu erfüllen haben. Daher rühren die zahlreichen Verhaltungsarten, die fo verſchieden— artigen Functionen und Producte diefer Gewebe. Die Mittel, melde die Natur anwendet, jind, in der Regel, weniger einfach. Allein bevor ich an die Behandlung diefes neuen Gegenftandes, nämlich der Reproduction dur die Gefcjiechter, gehe und von der fo geheimnißvollen Erfcheinung der Befruchtung rede, muß ich unferer gedachten oder idealen Pflanze durch ale ihre Entwickelungsftufen folgen. SH babe arfagt, die durch die Ernährung mit Lebenskraft durchdrungene Zelle habe fich vermöge der, Abforptionsfraft genann— ten, aber bis jegt noch nicht gehörig erklärten Fähigkeit mit Fluͤſ— figkeit gefüllt; dieſe durch die äußern Agentien modificirte Fluͤſſig— teit habe fich unter dem Einflufe der Membran zu Kügelhen (Bläshen, Körnhen), dann zu Zellen organijirt, und dieſe durch einen fchleimigen (gallertartigen, gummiartigen oder aus Cambium beftehenden) Kirt miteinander verbundenen Ze'len bilden nun eine einzige, mit einem gemeinfchaftlihen Leben , dem Abſorptions-(Ue— berlieferungs =, WBerarbeitungs=, Aflimilationg =) Leben begabte Maffe: in dem Augenblicke, wo fih dieſe Kügelchen (Rörnchen, Bläshen, Globutinetheilben, utrieali) in Zellen verwandelt und zu einer Maſſe zufammengefügt hätten, feyen Zwiſchenzellenraͤu— me, Canäle, Ginge, Gefäße, neue verfhhiedenartige Körper zwiſchen ihnen entitanden, Hier hebt nun, meiner Anficht nach, das mit Gefäßen verſe— bene Gewaͤchs und folglich die Girculation an. Vorher waren nur Erfcheinungen der Endosmofe und Erosmofe, d. h., Abſorption und’ Ausſchwitzung der tropfbaren und gasförmigen Flüfjigkeiten, wahrzunehmen. So lange die Urzelle nur Flüffigkeit, junge Kuͤgelchen (Körns chen, Globulinetheilhen, beginnende Bläschen) oder vollfommene Kuͤgelchen (Blobulinetheilhen, Bläschen, utriculi) enthielt, welche aber iſolirt in diefer zellenführenden (Eörnchenführenden, kuͤgelchen— führenden) Flüffigkeit umberfhwammen, galt fie mir nur für ein mit zahlreichen, im Eiweiß umhbertreibenden Dottern verfehenes Ei, welche Dottern der Vergrößerung und eigenthümlichen organifchen Entwickelung, fo wie des felbitftändigen Lebens fähig feyen, da ſie denn ihrestheils neue organifirende und reproducirende Syſteme bils den würden. Sobald aber die in der Zelle enthaltenen Subftanzen bie fefte Form angenommen, fobald fih die Kügelchen aneinandergepfropft haben,‘ gilt mir diefe Zelle (im Ganzen) nicht mehr als ein aus mehrern Keimen oder Embryonen zufammengefegtes Ei, fondern für eine fertige Pflanze, ein Individuum, ein phyton. Kennt man Pflanzen, welche urfprünglich zellig find? Ant— wort: Sa. » Kennt man Pflanzen, die urfprünglih aus Gefäßgemweben beftehen? Antwort: Nein. ° Kennt man Pflanzen , die urfprünglich eine zellige Organi— ‚fation befigen und fpäter zellig-gefäßartig merden ? Ants wort: Sa. 184 Die Beobahtung lehrt jedoch, mie ich bereits im Jahre 1833 bemer£re, daß jede Pflanze ihren beſondern Organifationstgpus bes fist; daß diefer Zypus ſich verfchiedenartig modificirt, in zahlrei- en Arten wiederfindet, weldye Gruppen, Gattungen, Familien und vor Allem Claſſen bilden, Diefer Glaffen oder Hauptabtheilungen find, nad dem Sy: fteme des berühmten Antoine=staurent de Juffieu, drei, nämlidy die Acotyledonen, Monocotylevonen und Dicotyledonen. Unfere völlig ausgebildete Zelle bietet une nun nicht nur den Drganifationstypus der Pflanzenclaffe, woher fie ffammt, fondern aud. den der Art, von welcher fie herrührt, genau dar. In diefem Zuftande bildet die organijirte Zelle ein, auf den einfachiten Grad der DOrganifation und, wenn fie zu den Gruppen der Gefäßpflanzgen gehört, auf den eriten merithallus, den man, wenn man will, die Are des Gewächfes nennen kann, befchränftes Pflanzenindividuum. (Fortſetzung folgt.) Miscellen. Ueber die Aufnahme arfeniger Säure in die Saͤfte hat Herr Sianelli, Profefor zu Lucca, lehrreiche, mehrmals wiederholte, Verſuche angeftellt, wooon die Refultate fih in Kols gendem zufammenftellen und in zweifelhaften allen Aufflärungen verfprehen. — 1. Das Blut, der Urin und die Zungen ber mit arfeniger Säure vergifteten Tiere find im Stande, eine fhäbliche Wirkung auf Dausgeflügel auszuüben, von denen man fie ver— f&lingen läßt. — 3. Das Blut äußert diefe Wirkung, ſowohl wenn es von noch lebenden vergifteten Thieren, ale wenn e8 aus deren Leichen und felbft einige Zage nad) dem Zode genommen ilt. Die Schnelligkeit des Todes, die Form, unter welcher die arfenige Säure genommen werden, verändern nichts an der Art und Weile, wie die Wirkungen jich an den einzelnen vergifteten Vögeln zeigen. — 3. Wenn jedoch das Blut von Thieren genommen iſt, denen der ArfeniE ın geringer Quantität gegeben worden, oder wo guͤnſtige Bedingungen für die Abforption vorhanden waren, fo veranlaßt das Blut bei den Vögeln nur einen langfamen Tod, und zuweilen une terliegen fie nicht, — 4. Das Hirn und das Rüdenmark der mit Schwefelſaͤure vergifteten Thiere find für die Vögel, welche biefe Subſtanzen freffen, nicht giftige — 5. Das Blut von Zhieren, welche mit anderen Subſtanzen getödtet worden find, deren man fi fonft zum Vergiften bedient, bat Eeine nachtheilige Wirkung auf die Thiere, weldhe es verfchlucten. Die Subftanzen, mit wele hen Herr Gianelli erperimentirt hat, find Alcohol, Kirſchlor— beer - Waffer, aͤtzendes Quedjilber- Sublimat, ſchwefelſaures Kus pfer, Brechmeinftein, efiigfaures Blei, falpeterfaures Silber, fal- peterfaures Wismuth, falzlaures Zinn, fhwefelfaures Zink, Tin- ctura thebaica, efjiglaures Morphium, Strydynin und Cantharie den = Pulver. Drientalifhe Methode die Zeit zu meſſen. — Die Völker des Dftens meffen die Zeit nady der Länge ihres Schattens, Wenn man alfo einen Menfchen fragt, welche Uhr es fen, fo geht . er alfobald in die Sonne, ftellt fich gerade aufrecht und indem er nachſieht, wo fein Schatten aufhört, mißt er die Länge defjelben mit den Füßen ab und giebt dann die Zeit ziemlich genau an, So wuͤnſchen die Arbeiter eifrig den Schatten herbei, welcher die Zeit angichbt, wo fie ihre Arbeit aufgeben Eönnen. Sie fagen daher: „Wie lang es dauert big mein Schatten koͤmmt.“ — „Warum Eamft Du nicht früher?" „Weil ich auf meinen Schatten wartete,’ — Im Buche Hiob, Ttes Sapitel, fteht geihrieben: „Wie ein Knecht ſich fehnet nady feinem Schatten.“ (Roberts’ Illustrations.) Der Handel mit Schneden ift in Ulm, wo man fie aufzieht und fettmacht, fo bedeutend, da mehrere Millionen derfele ben jährlich in die Eatholifhen Provinzen gefendet werden, wo fie in den Faften verfpeifet und für Delicateffen gehalten werden. 185 186 Gerneagurg ach gm: ey Ueber die Neihefolge, in welcher die Lebensthaͤ— tigfeiten in der Asphyrie aufgehoben werden. Bon Dr. Sohn Reid. Die Kenntniß der Neihefolge, in welcher die Lebenss Functionen des Organismus bei der Asphyrie zum Still: ffande gebracht werden, ift nicht nur bei der Beleuchtung der Natur des Nefpirationsproceffes und bei der Feftflellung der Regeln für die Wahl der anzuwendenden Heilmittel von wefentlibem Nugen, fondern fie kann auch für die Uns terfuhhungen über die Gefege der Phnfiotogie im Allgemeinen von großer Wichtigkeit feyn. Jedoch ift die zur Erlangung diefer Kenntniß erforderliche Unterfuhung, wegen der innigen Verbindung, in twelcher die Nefpiration bei den höhern Thies ten mit den übrigen ®ebensproceffen fteht, und wegen der Schnelligkeit und Energie, mit welcher diefe untereinander in Wechfelwirfung treten, mit großen Schwierigkeiten ver: bunden. Bei den zu diefem Behufe anzuftellenden Verſuchen ift es nicht nur nöthig, auf jedes eintretende Phänomen ges nau zu achten, fondern es müffen auch alle begleitenden Umftände forgfältig und, wo möglich, einzeln, erwogen wer: den, um dadurch zu ermitteln, inwiefern fie auf das fich er: gebende Nefultat influiren. Unfere Kortfchritte bei dergleis chen Unterfubungen werden daher nothwendig ftets langfam, oft ſchwankend und unficher feyn. Sch, meinerfeits, habe diefe Schwierigkeit fo hemmend gefunden, daß ich mehrere Mal, an einem glüdlichen Erfolge ganz verzweifelnd, nabe daran war, die gegenmärtige Unterfuhung aufzugeben, ehe es mic nad vieler Mühe und wiederholten Zäufhungen ges lungen ift, zu einem Nefultate zu gelangen, welches ich für ein befriedigendes zu halten mich berechtigt glaubte. Zwei Puncte in der Phyfiologie der Asphyrie find es vor: züglib, welche in den legten Jahren befondere Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen haben, namlich die Natur des Hemmniſſes fuͤr den Blutlauf in den Lungen und die Urfache des Aufhörens der fenforiellen Functionen. Sn der richtigen Erklaͤrung diefer beis den Umftände fucht man’ gemeiniglich den Schlüffel zur Köfung der Frage in Bezug auf das Aufbören der Lebensthätigkeis ten in der Aspbyrie. Den erfteren, nämlich) die Hemmung des freien Blutlaufes in den Rungengefäßen und die daraus folgende Stagnation des Blutes im der rechten Seite des Herzens und den großen, zu diefem Organe führenden, Ge: fäßen, hat man dreien Urſachen zuzufchreiben: dem Aufhören der mechanifhen Bruftbewegungen; den Wirkungen des ve> nöfen Blutes auf die Gontractilität des Herzens; und der Schwierigkeit, welche das Venenblut bei feinem Durchgange durch die Capilfargefäße der Lungen findet, wenn die chemi— ſchen Veränderungen, welche das Blut hier durd) die Be- rührung mit der atmofpbärifchen Luft erleidet, aufbören. Die Anfiht, daß die bei'm asphyctiſchen Tode erfolgende Anhaͤufung des Blutes in der rechten Herzhälfte und den dahin führenden großen Gefäßen eine Folge, des. Aufhoͤrens der mechaniſchen Bruftbewegungen fep, iſt von Haller ver: theidige worden. Er behauptete, daß, wenn die Lungen, wie während der Snfpiration, von Luft ausgedehnt find, das Blut leicht und reichlich durd die Lungengefähe fließe; wenn dagegen diefe Organe, wie bei der Erfpiration, zuſammen— gefallen find, die Pulmonar-Blutgefaͤße fo zufammengedrüct und ihre Winkel fo fpig merden, daß fie großentheilg für das aus der rechten Herzhälfte Eommende Blut unturchgäns gig foyen. (Elem. Phys. IH. 246.) Im Widerfprucie mit den mathematifhen Berechnungen und Schlüffen Hals ler’8 behauptet Goodmwpn *), daß, wenn die Lungen in ihrem Umfange vermindert und die Winkel der Blutgefäße bloß bis zu dem Grade verändert find, wie fie jich bei der Exſpiration geftalten, der Blutfluß durch diefelben nicht we— fentlich gehindert feyn würde. Zur Unterflügung feiner Bes bauptung führt er den Umftand an, daf, wenn fih in der Bruft, fen es beim Menfhen in Folge einer Krankheit, oder bei den niedern Thieren auf fünftlibem Wege einge- bracht, eine folbe Menge Waffers befindet, daß fie hinreicht, um die Lungen zu dem Volumen zu comprimiren, das fie in der Erfpiration haben, die Circulation in den Lungen noch fortdauert. Er behauptet, daß das Aufboren des Blutlaufs in der Asphyxie hauptfächlid davon abhänge, daß das Venenblut nicht geeignet ſey, die linke Herzhälfte zu Contractionen anzuregen. „Wenn die Reſpiration,“ fagt er, „unterbrochen ift, fo vermindert fich die belle Farbe des Blutes allmalig, und die Gontractionen des linken atrium und Ventrikel bören bald auf. Diefes Aufhören der Zus fammenziebung ift eine Folge des mangelnden Reizes in dem Blute ſelbſt.“ Diefe Anfihten Goodwpn’s wurden ei: nige Fahre nach ihrer Bekanntmachung von Coleman **) und Kite ***) angegriffen. Diefe Beiden führen vers fehiedene Verſuche an, um zu beweifen, daß die linke Herz: bälfte auch durch den Einfluß des venöfen Blutes fich leb: haft zuſammen iehen Eönne. Auch bebaupten fie, durch Verfuche nadıgemwicfen zu haben, daß, wenn die Lungen während des Fortfchreitend der Asphyxie Eimftlih in einem ausgedennten Zuftande erhalten werden, die Quantität des in dem rechten Herzen nad) dem Tode gefundenen Blutes nicht viel, wenn Überhaupt, größer fen, als die, welche in dem linken Herzen enthalten ift. Auch Bichat bat viele Beweiſe dafuͤr angeführt, daß die Gontractionen des linken Herzens unter dem Kinfluffe des dunfeln, vendfen Blutes lebhaft von Statten geben konnen. Sn zahlreichen Verſu— chen hat er gefunden, daß, wenn ein Thier in einen aſphye— tifchen Zuftand verfest wurde, Anfangs dunkelrothes Blut duch die Lungen zum linken Herzen ftrömte und auch Eurze Zeit aus einer durchfihnittenen Arterie mit beträchtlis her Gewalt hervorſtuͤrzte; ebenfo Überzeugte er ſich, daß die London 17883. London 1738. ) Essays and obseryations etc. ou the Submersion of Ani- mals etc. 1795. ) The connection of Life with Respiration. ) A Dissertation on suspended Respiration. .. 4187 Gontractionen des Herzens, felbft na hdem fie bei den ver⸗ ſchiedenen Arten des gewaltfamen Todes bereits aufgehört hatten, Dadurch wiederhergeitellt werden Eonnten, daß man durh eine Lungenvene dunkles venoͤſes Blut in das dicke Herz fprigte. *) Bon befonderer Wichtigkeit, meint Bis hat, fey die Unterfcheidung der Wirkungen, welche die As— phyrie auf die Functionen des animalifchen Lebens hat, von denjenigen, die fie auf die Functionen des organijchen Lebens ausübt; aber auch die Ermittlung, welche von diefen beiden gros Ben Reiyen der Kebensverrichtungen zuerfl aufgehoben werde, und welchen Einfluß fie gegenfeitig anfeinander ausüben. Er behaup: tet, daß die Herzthätigkeit nicht deßhalb aufhöre, weil das in die linke Herzhälfte gelangende dunkelrothe Blut diefe nicht zur Gontraction anzuregen vermöge, fondern weil das durch die Kranzarterien den Musfelfafern des Herzens zugeführte dunkle Blut die Gontractilität diefesg Organs aufhebt. Diefe Einwirkung des venöfen Blutes auf die Contractilität des Herzens betrachtet er jedoch nur als ein iſolirtes Phanomen in der Aspbyrie; denn er glaubt, daß die Vitalität aller Gewebe des Körpers durch die Girculation diefes dunkeln Blutes auf gleiche Weife afficirt werde, und daß die Gehirns oder die animalifhen Functionen ſtets vor denen des ors ganifshen Lebens aufgehoben werden. Er behauptet ferner, daß die Anhäufung des Blutes in dem rechten Ventrikel nicht.von einem mechaniſchen Hinderniffe in den Blutgefaͤ— Ben der Lungen, fondern von verfchiedenen andern Urfachen abhänge, und zu bdiefen Urfachen zählt er den MWiderftand, welcher der Gewalt des durch die Girculation des Dunkeln Biutes bereitd gefhwächten rechten Herzens in den Bron— chial:Urterien entgegentritt, fowie dag Aufbören der Excita— tion der Lungen durch die atmofphärifche Luft **), wobei auch der Umftand influire, daß der linke Ventrikel den von den Capillargefäßen de3 ganzen Körpers gebotenen Widerſtand leichter überwindet, als die Venen und der Lungen: Bentriz el den Widerftand überwinden, den die Gapillargefüße der Lungen darbieten. Bich at fiheint darüber in Imeifel ges wefen zu feyn, ob die Girculation des venöfen Blutes durch die Capillargefäße des großen Kreislaufs die Vitalität der Gewebe bloß durh Mangel an Reiz, oder dadurch aufhrbe, daß fie irgend einen lähmenden Einfluß auf diefelben übe; denn bei der Erörterung ihrer Wirkungen auf das Gehirn äußert er ſich folgendermaaßen: „Je ne puis dire si c’est negativement ou positivement que s’exerce son influence; tout ce que je sais, c’est que les fonc- tions du cerveau sont suspendues par elle.“ Ob— aleih es nun Bich at nicht gelungen ift, die Art, in wels cher die Functionen des Lebens in der Asphyxie aufgehoben werden, richtig zu erklären, fo war er es doch unffreitig, der ung den Weg gezeigt hat, auf welhem jene Kenntniß zu erlangen fey. Ein weiterer Fortfchritt in der Erklärung der Usphyrie iſt durh die Verfuhe deg Dr. D. Wil: liams und des Dr. 5. P. Kay gemadt worden. Dr. *) Sur la vie et la mort, article sixidme, $. II. **) „Le defaut de son excitation par l'air vital. * 188 Williams * fand, „daß, wenn die Brujt unmittelbar nach der während der acme der Snfpiration erfolgten Untere bindung der trachea geöffnet wurde, die Lungenpenen bald leer wurden, mährend die Rungenarterien noch vell blieben.’ Hieraus fhloß er, daß in der Aephyrie das Blut in feinem Laufe durch die Lungen gehemmt fey, während die Circula« tion in den übrigen Geweben des Körpers noch fortdauerr, und daß die Obftruction in den Lungen „von einem Mangel an einer atmofphärifchen Luft hherruͤhre.“ Auch Dr. Kay **) iſt durch feine zahlreihen Verfuhe zu dem Schluſſe gekom— men, „daß die Girculation erft fill fteht, wenn die Reſpi— ration bereit8 aufgehört bat, weil dann, wegen Mangel an Sauerftoff, das Blut nicht decarbonifirt wird und die feis nen Lungengefäße, welche fonft arterielles Blut führen, nun venöfes Blur zu führen niht im Stande find, daher denn diefe8 in den Lungen ſtagnirt.“ Diefe Stagnation des Blutes in der rechten Herzhälfte und den ungenarterien, glaubt er, entftehe dadurh, daß das venöfe Blut unfähig ſey, die arteriellen Gapillargefäße der Lungen zu reizen. Die Berfuhe von Edwards ***) an Fröfchen und die von Dr. Kay an warmblütigen Thieren haben fehr deutlich ges zeigt, daß die Girculation des venöfen Blutes in dem Mus Eelgemebe auf die Gontractilität deffelben nicht nur feinen ſchwaͤchenden Einfluß ausübt, fondern diefe Eigenfchaft ſich auch weit länger manifeftirt, wenn man venöfes Blut durch die Gefäße diefes Gewebes ftrömen läßt, ald wenn der Blute lauf gänzlich aufgehoben ilt. Wenn nun auch die Verfuhe von den Dr. Dr. Wi liams und Kay gezeigt haben, daß die Girculation in det Asphyxie durh ein Hinderniß im Kreislaufe der Lungen zuerft zum Stehen gebraht wird, fo glauben wir doch, daß nur Wenige, nad) einer forgfältigen Analyſe derfelben, ſich überzeugt halten werden, daß die Mefultate derfelben uns in den Stand fegen, zu beflimmen, ob jenes Hinderniß eine Folge der Unterbrehung der Athemberwegungen der Bruſt, oder des Aufhoͤrens der chemifchen Veränderungen des Blus te8 durch die atmofphärifcye Luft ſey — eine für die Phys fiologie im Allgemeinen hoͤchſt widhtige Frage, Wenn mir uns an den großen Einfluß erinnern, den die refpiratorifchen Muskelbemegungen auf die Kraft, mit welcher das Blut durch die Gefäße getrieben wird, ausüben, — ein Umftand, der zuerft von Hales+), dann von Bichat +r), und zus legt in einer beftimmten Weife von Magendie +++) und Poifeuille *+) erläutert worden ift — fo muß ftets in der Erklärung der bei den DVerfuchen über Asphyxie beobach— *) On the cause and the effects of an obstruction of the blood in the Lungs. Edinburgh Medical and Surgical Journal. Vol. XIX. p. 524. *) The Physiology, Pathology and Treatment of Asphyxia. 1834. *«*) De l’influence des agens physiques sur la vie, p. 9. 1824. +) Practical Essays, Vol. II. p. 1 — 33.: +}) Sur la vie et la mort. ++?) Journal de Physiologie, Tome I. *+) Ibid., Tome III. p. 272. 189 teten Erſcheinungen ein gewiffer Grad von Ungewißheit lie: gen, wenn man bei diefen Verſuchen nicht darauf bedacht gemwefen ift, die Ausdehnung und den Werth diefes Ein- fluffes zu ermitteln und feftzuftellen. Diefe Vorſicht ift um fo nöthiger, als man gefunden bat, daß Anfangs noch dunkelrothes Blut dur die Lungen fließe und mit großer Kraft und in einem vollen Strome aus einer durchfchnittenen Arterie herausftrömt; daß es erft daan, wenn die Uthembewegungen bedeutend abgenommen haben, in den Lungen zu ftagniren beginnt, und daß man nah dem Tode häufig beträchtlihe Quantitäten dunkeln Blutes in der linken Herzhälfte antrifft. Goleman hat gefunden, daß das Quantitätsverhäliniß des, in beiden Herzs bälften nad) dem Ertrinken ſich vorfindenden Blutes fehr verfchieden fey, zumeilen wie 7 : 4, ein anderes Mal wie 5:2 oder wie 12 : 7, fo daß im Ducchſchnitt die Quan— tität der rechten zu der der linken Hälfte fih ungefähr wie 37 : 1$ verhält. Nah dem Erbängen war das Verhält: niß wie 27 : 13. Um die erwähnte Lüde in der Theorie der Asphyxie, wo möglih, auszufüllen, ftellte Profeffor Alifon wieder: holentlic, folgenden VBerfuh an *): Er brachte ein Kanin— chen in Stidftoffgas und ließ es darin fo lange verweilen, bis die Athembewegungen deffelben mühfam wurden und Empfindungstiofigkeit einzutreten begann. Alsdann nahm er das Thier, fo fchnell wie moͤglich, aus dem Glasgefäfe, in welches es eingefperrt war, beraus, zerfchmetterte ihm ploͤtz⸗ lid mit einem Hammer das Gehirn und öffnete unmittel: bar darauf die Bruft. Die Quantität des in der rechten Herzhälfte gefundenen Blutes war bei meitem größer, ale die in der linken; und da die Athembewegungen nicht eber aufbörten, als bis das Thier todt und die Circulation groͤß— tentheils aufgehoben war, fo ſprechen dieſe Verſuche offen— bar entfchieden zu Gunften der Anſicht, daß die Anhäufung des Blutes in und um die rechte Herzhälfte von dem Auf: bören der chemifchen Veränderungen des Blutes durdy die atmoſphaͤriſche Luft und nicht von der Unterbredhung der mecanifchen Bewegungen der Bruft abhaͤnge. Diefe Frage ſchien mir durdy eine Neihe von Verſu— den, die in folgender Art angeftellt wurden, auf eine ent— ſcheidende Weiſe gelöf’t werden zu fönnen. Cine, mit einem Hahne verfehene, Möhre wurde in eine Deffnung der tra- chea und ein Hämadpnamometer, von Poifeunille, in die art. eruralis gebracht, um über die Kraft, mit wels er das Blut in dem Arterienſyſteme bewegt wurde, eine beftimmte Auskunft zu erhalten. Hierauf wurde der Hahn der, in der trachea befindlichen, Roͤhte gefchloffen und, naddem der NMefpirationsproce® lange genug unterbrochen war, um ein enticiedenes Fallen der Quedfilber : Säule, welche durch den Drud des in der Schenkelarterie fi be: mwegenden Blutes gehoben worden war, zu veranlaffen, eine weite, mit reinem Etidftoffe gefüllte, Blafe, an welcher ſich eine meifingene, mit einem Hahne verfehene Nöhre befand, an der in der trachea befindliden Nöhre, welder die Bla: *) Edinburgh medical and surgical Journal, Vol. XLV.p. 103. 190 fenröhre genau angepaßt war, befeftigt und dann beide Hähne geöffnet. Nachdem die Wirkungen des Cinathmens des Stidfloffes genau gemerkt worden, wurde die Stidftoff enthaltende Blaſe durch eine andere erfeßt, melde, von gleis chem Umfange wie jene, mit atmofphärifcher Luft gefüllt und gleichfalls mit einer Röhre verfeben war, und dann eine Vergleibung der Nefultate angeftellt. Der Unterfcied zwiſchen den Wirkungen der Infpiration des Stickgaſes und denen des Einathmens der atmofphärifchen Luft war aufs fallend und von der Art, daß kein Irrthum dabei möglich war; denn während das Quedjilber in dem Snftrumente, fo lange das Athmen im Stidigafe dauerte, fortwährend fiel, begann es fofort fehr ſchnell zu fleigen, fobald nur die ats mofpbirifche Luft in die Lungen gelangte und auf das Blut einwirkte. Bei diefem Eprperimente haben alfo diefelben mes chaniſchen Bewegungen der Bruft, melde die Circulation des Blutes in den Lungen während der Reſpiration im Stidjtoffgafe nicht wiederherftellen Eonnten, dieſe Wieder: beritellung ſchnell bewirkt, fobald atmofphärifche Luft zu den Zungen zugelaffen wurde, und zwar bei demfelben Thiere, und nachdem bereits der Verfuh mit dem Stidftoffe miß— gluͤckt und folglich der Proceß der Asphyrie meiter vorges ſchritten war. Dieſer Verſuch wurde mehrere Male wieder— holt und, wenn man die nöthige Vorſicht gebraucht hatte, ganz weinen Stidftoff anzumenden, ſtets mit demfelben Erfolge. Bevor ic die Aufmerkfamfeit des Leſers auf eine Ta— belle lenke, welche die Nefultate eines diefer Verſuche ents bält, wird es nötbig ſeyn, ihn mit einem hoͤchſt unerwarte- ten Pränomen befannt zu machen, welches dabei eingetreten war und mich eine Zeit lang ganz außer Fafjung bradte. Ehe ich diefe Verſuche begonnen hatte, glaubte id nämlich a priori fehließen zu fönnen, daß, wenn das Blut in den Arterien duntelreth geworden und die animalifchen Functio— nen aufgehört haben würden, das Qurdfilber in dem Hi: madpnamometer allmälig und ftrtig zu fallen beginnen und in Eurzer Zeit diefer Etand des Quedfilbers erreicht fern wuͤrde. Allein in der That fland das Quedfilber in dem Inſtrumente, ungefähr zwei Minuten nachdem das Thier empfindunyglos geworden, das Blut in einer blofgelegten und nicht verfiopften Arterie eben fo dunfel war, mie das in dir fie begleitenden Vene, und das Thier nur menige und unvellfommene Verſuche zum Athmen machte, höher und die größeren Arterien wurden voller und gefpannter, als vor der Schliefung des in der trachea befindlihen Hahnes, alfo zu einer Zeit, wo das Thier nech ungehindert atmo— fpbärifhe Luft arhmete. Diefes war mir fo unerwartet und im erften Augenblicke fo unerflärlib und meinen vor— gefaften Meinungen über diefen Gegenftand fo ganz widers ſprechend, daß ich fehr geneigt war, zu glauben, es müffe irgend ein Irrthum hierbei obmwalten; allein da ic das Er: periment mehr als zwanzig Mat wiederholte und immer daffelbe Nefultat erlangte, fo war ich endlich genöthigt, die Genauigkeit deffelben zuzugeben. Sch begann nun zu glau: ben, daß diefes Phänomen von einem Hinderniſſe berrühre, welches dem venöfen Blute bei feinem Durchgange dur die Gapillargefäße der Körpers Blutbahn entgegentritt, — aͤhn— 191 lich demjenigen, welches, wie oben nachgewieſen worden, in den Capillargefäßen der Lungen eriftirt — in Folge deffen der linke Ventrikel feine ganze Kraft auf das Arterienfpftem concentrirt; und indem ich ein Himadynamometer in die Bene des anderen Schenkel brachte und die Scala deifel: ben mit der des anderen, im der Arterie befindlichen In— ftrumentes verglich, ſchien diefe Anfiht, wie man aus der beigefügten Tabelle erſehen wird, beftütigt zu werden. Die: fer Umstand madht es erklirih, auf welche Weife in der Asphyxie eine Quantität Blutes in der linken Herzhälfte zuruͤckbleibt. — Bei diefen Verſuchen bemerkte man aud, daß, obgleih das Fallen des Queckſilbers in dem Inſtru— mente, wenn dad Thier beinahe asphyctifh war, Anfangs nur langſam von ſtatten ging, diefes doch ſpaͤter fehr fehnell geſchah. Wenn das Queffilber, 3. B., bevor der Zutritt - der atmofphirifhen Luft zu den Lungen verhindert worden war, eine Höhe von 45 bis 5 Zoll erreicht hatte, fo ftieg es etwas, fobald das Thier zu zappeln aufhörte; alsdann fiel es ſehr langſam auf + bis 5 Zoll, und wenn es auf diefe MWeife bis auf 2 Zoll gefallen war, fo ſank e8 febr fehnell bi auf fein urfprüngliches Niveau herab. Wenn, nachdem dag Queckſilber in dem Jaſtrumente auf den nie— drigften Standpunct gefunken war, der Zutritt der atmo— mofphärifhen Luft zu den Lungen wieder geftattet wurde, fo war diefe faum mit dem Blute in Berührung gekom— men, als auch fhon das Queckſilber um mehrere Zolle flieg; fobald aber das Blut einen vollitindigen arteriellen Cha: racter angenommen hatte, ſtand jenes wieder niedriger. Nach— dem der Hahn in einer ſpaͤteren Periode der Asphnrie wies der geöffnet worden, war die Frequenz der Nefpiration na— türlich viel geringer, und diefe außerdem langfam und feu: chend, und e8 wurde bemerkt, daß während jeder Athembe- wegung die Contractionen des Herzens nicht nur mit ver— mehrter Stärke, fondern aub mit weit größerer Frequenz bewerfftellige wurden. Wenn das Thier frei durch die in der trachea befindliche Röhre atbmete, ruhig war und das Blut einen volftindig arteriellen Character angenommen hatte, fo überftieg die Quedjilberfäule in der Nöhre felten die Höhe eines halben Zolles; zuweilen erreichte fie diefe richt einmal. Wenn der Hahn gefchloffen wurde, fo trat in der erften halben Minute in der Höhe der Quedfilber - Siule Feine Veränderung ein; gegen Ende der erften Mi: nute begann das Thier, in der Negel, zu zuden, und dann 192 flieg das Qucckſitber bedeutend; und fo mwechfelte diefes ab, bei jedem Verſuche zur Erfpiration und während der Zuk— £ungen fteigend, und bei jedem Verſuche zur Inſpiration und während der Ruhe fallend, Bei einigen diefer "Wer: fuche belief fi) die Differenz in der Höhe des Quedfilbers, während dieſer verfchiedenen Zuftände, auf beinahe S Zoll und bei einem DVerfuche fogar auf 10 Zoll, — fo groß war das Mifverhältniß in der Staͤrke des Druckes auf die innere Flaͤche der Gefäße des Arterienſyſtems. ( Fortfegung folgt.) Miscellen Ueber eine febris septana oder wöchentlich wiederkeh— rendes Fieber, findet jich im dem Sutiftücke des, jeit Anfang diefes Sahres erfcheinenden, Bulletin de la Société medicale d’Angers folgende Beobachtung von Dr. Larodhe: „Ein junger Menfdy von fehszehn Jahren wurde am 24 Auguft 1827, um Mittags: zeit, von einem Krofte befallen, welcher drei Stunden dauerte und auf welchen ein ebenfalls trei Stunden dauerndes allgemeines Zittern folgte. Der Fieberanfall dauerte die ganze Nacht und entigte am Morgen mit Schweißen. Vom Montage bis zum folgenden Sonn tage bemerkte man nichts weiter: nur Elagte der Kranke, fich etwas matt zu befinden. — Aber am Sonntage, den 31. Auguft, Mittags empfand er diefelben Symptome: um Jieben Uhr Abends Froft drei Stunden lang, Zittern die ganze Nacht; Eritiiher Schweiß Mon— tag Morgens. Die Woche verging ebenfalls ohne Fieber. — Am folgenden Eonntage, den 7. September, um fieben Uhr Abends zeigt fih der Fieberanfall mit denfelben Symptomen, wie die bei: den vorhergehenden Sonntage; er dauert den ganzen Montag und endigt ih in der Nacht vom Montage auf den Dienstag mit Schweiß. — Am Sonntage, den 14. September, Mittags, Wire derintritt des Fiebers, welches fih in der Nacht mit Tranfpiration endigt. — Bis dahin hatte man fich mit einer bittern Tifane, erweichenden Clyſtiren, Fußbaͤdern und magerer Diät begnügt. Um Montage, den 15. September, verordnete man: fchiwefelfaures GShinin, 12 Gran in vier Pillen, Montag, Dienstag, Mittwod) und Donnerstag Morgens nüchtern eine zu nehmen, dabei bittere Tiſane; Freitag, Sonnabend und Sonntag Morgens eine Pille von 2 Gran Ehinin. — Am Sonntage, den 20. Stptember, bes fand ſich der Kranke unter Tags wohl, fchlief die Nadıt hindurch und erwachte Montag Morgens mit reichlihem Schweiße. Es werden nun jeden Zag die Woche bindurd; 2 Gran Ehinin gereicht und Alles kehrte zur Ordnung zurid. Am folgenden Sonntage, den 28. September, erfchien das Fieber nicht wieder und der Menfch blieb fernerhin gefund. 30 Gran fchmefelfaures Chinin hatten diefe Art von intermittivendem Fieber völlig gehoben. Eifentinctur, am Schluffe der Behandlung des Trippers, wird aub von ©. E. R. Jo nes, aufden Grund feis ner Erfahrungen, in langwierigen Fällen fehr empfohlen. ůůů———— — Bibliographische Descriptive Catalogue of the Praeparations in the Museum of the Royal College of Ireland. By John Houston. Vol. I. II. Dublin 1841. 8. Sulla musica e sul magnetismo animale. Pensieri del Dottore Luigi Magrini, I. R. Professore di fisica etc. Milano 1842. 8 Neuigkeiten Manuel pratique des maladies du coeur et des gros vaisseaux. Ouvrage destine a faciliter et a propager l’etude de ces ma- ladies. Par F. A. Aran etc. Paris 1842. 12. Memoires sur les luxations de la clavicule et sur les plaies pé— netrantes des articulations. Par H. A. P. Baradıc. Paris 1842. 8. Mit 2 Kupf. — —— — — Mene Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalrathe Froriep zu Weimar , und dem Medicinalrathe und Profefor Froriep gu Berlin, N 49%. Gedrudt im Landes = Induftrie- Comptoir zu Weimar. (Nr. 13. ded XXIII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr, Auguft 1842, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. ) 1 Ma: A Va a ae Fe Allgemeine Unterfuchungen über die Organographie, Phyfiologie und Drganogenie der Pflanzen. Bon Herrn Gaudichaud. (Fortfegung.) Das Aufwaͤrtswachſen der Stängel gemwiffer Pflangenaruppen geſchieht dadurch, daß dergleichen einfache oder zufammengefegte Axen ficy eine über die andere aufbauen ”). Diefe noch durchaus zellige Are enthält ſchon, wie fo eben bes merkt, vermöge der fymmetrifchen Anordnung ihrer Zellen, den or» ganifhen Typus der Claffe, Familie, Gattung und felbft Art, von welcher fie herrührt. So lange die vereinzelte Zelle nur Flüffigkeit enthielt, genoß fie eines befondern, ihrer Organifation eigenthümlichen Lebens; for bald fi in ihr Globuline, dann vollflommene Kügelchen gebildet, baben fich ihre Kunctionen und phyfioldgifchen Kräfte geändert; e6 find in ihr Strömungen und Gegenftrömungen entftanden, welche die unter den Namen Rotation, Cyclofe, Gyration, Kreisbewegung bekannten Erſcheinungen hervorbringen; allein fobald die Flüffig- keiten fich verdichtet, ihre Bewegungen eingeftellt , die fefte Korm angenommen, kurz ſich organifirt baben, ſieht man neue Fun— ctionen, neue Kräfte auftreten. Nun hebt, wie gefagt, die ei— gentliche Kirculation an, nun gelangt der Forfcher aus dem Ge⸗ biete der Vermuthungen in das der directen und pojitiven Beob— achtung. Dieſe Circulation findet in der Weiſe ſtatt, wie die Organi— ſationsweiſe der urſpruͤnglichen oder primaͤren Gewebe es erheiſcht. Aus dieſem Geſichtspuncte betrachtet, darf ſich die Zahl der Pflanzenclaſſen nicht mehr auf die von Juſſieu beliebte Drei be— ſchraͤnken. Aus den Dicotyledonen müffen ſicherlich mehrere Claſ— fen gebildet werden, und dieß iſt auch der Fall mit den Acotyledo- nen, aus welchen ich vorläufig fchon brei Abtheilungen bilde, naͤm— lich die halbzelligen, kügelchenführenden, bläschenartigen oder ſchlauch⸗ förmigen (utriculaires) Cryptogamen, die zelligen Gryptogamen und die zelligegefäßiaen Gryptogamen. Da diefe Arbeit jedoch nur die Beftimmung bat, meine theore= tifchen Anfichten über die Phyfiologie und Organogenie darzulegen, fo werde ich mich einftweilen darauf befchränfen, das Pflanzenreich in fünf Hauptclaffen zu theilen, welche 5 primären Zuftänden oder Bormen der Organifation entfprechen, und an welche ich alle übri- gen anknüpfen werde Später, wo ich dazu beffer vorbereitet feyn werde, gedenke ich meine Anſichten über diefen Gegenftand weiter auszuführen und *) Gaudichaud, Organographie, Taf. I. Fig. 1, 3, 3, 5, Ga. No. 1597, die Grundfäge auseinanderzufegen, auf welchen meine allgemeinen Abtbeilungen beruhen, Bor der Hand muß ich es bei folgenden fünfen bewenden laffen: 1. Halbzellige 2c. Cryptogamen. 2. Zellige Erpptogamen. 3. Zellig- gefäßige Cryptogamen. 4. Eingefäßige oder Monocetyledonen. 5. Zwei = oder vielgefäßige; Di- oder Polycotyledonen, melde man ficher in aͤchte Dicotyledonen, Rhizofpermen, Cycadeen, Coni— feren 2c, weiter abzutheilen hat. Wenn ſich eine halbzellige (Eügelchenführende 2c.) acotyledonis ſche Pflanze gebildet hat, fo wird ſich die Girculation auf Strös, mungen zwifchen den Zellen, auf allgemeine oder theilweiſe Abforp= tion, Aushauchung oder Ausfchwigung (Endosmofe » Erosmofe) von einer Zelle zur andern, von einem Theile zum Ganzen befchränfen. Diefe Zellen oder utriculi werden reif, trennen ſich fpäter von= einander und erzeugen ebenfoviel Ahnlibe Gewaͤchſe, d. h. Kuͤgel— chen, an denen ſich die naͤmlichen organogenifhen und phyſiologi— fhen Erfcheinungen wiederholen. Gehört die Pflanze zur zweiten Abtheilung oder Glaffe (den zelligen Gryptogamen), oder felbft zur dritten, d. h. zu den zellig= gefäßigen oder halbgefäßigen Cryptogemen, welche id früher knos— pende Monocotyledonen genannt habe (zZ. B. die Karrnkräuter), fo bleiben die zu Zellen gewordenen Kügelchen vereinigt. Dieb ift, meiner Anficht nach, die erfte Stufe, wo Kügelhen mit Kügelchen, Zelle mit Zelle verbunden ift. Allein bie erzeugte zellige Mafle trennt fich fpäter ebenfalls in Fragmente, indem fie Sporuln bils det, welche unter den ihrer Vegetation günftigen Umftänden die folgenden Generationen von Kügeldhen nicht, wie im vorftehend erwähnten Falle, direct, fondern eine zellige Maffe mit oder ohne MWürzelchen erzeugen, in deren Innerm eine gefäßige Pflanze, eine ächte Knospe (phyton) zur Entftehung kommt *). Diefe Knospe kann aus mehreren Schuppen zufammengefest feyn, aber wird nie mehr als ein einziges Blatt enthalten, dem dann ein zweites, drittes 2c. folgt. Das erfte phyton bildet ein zweites, das zweite cin drittes u. f. f. Durch diefes Aufeinanders fegen von Sndividuen oder Blättern und die Gruppirung ihrer verfchiedenen Gewebe entfteben, je nah den Species, oft Eleine Ge— wächle, zumeilen aber auch foihe von 100 Fuß Höhe und bis zu 3 Fuß Durchmeffer, verfteht fich mit Einfluß der bleibend befeftigten Wurzeln, weldye in diefem Falle die Bafis der Etämme umgeben. Bei diefen Pflanzen, nämlich den Karrnkräutern, Moofen, Les bermoofen, beginnt die Gefäßcirculation, Gehört das Gewaͤchs in die vierte Abtheilung oder Glaffe, d. h. zu den Eingefäßigen oder Monocotyledonen, fo tritt eine ) Gaudichaud, Organographie, Taf. IV. Fig. 10 — 15- 15 195 aͤchte Girculation zmwifchen den Zellen ein und erzeugt faft unmits teilbar darauf Canäle, in denen eine andere Art von Girculation ftattfinden wird. Diefe legtere bilder bald neue Ganäle, wo lid wirkliche Gefäße organifiren, die ihrerfeits behufs der allgemeinen Girculation fungiren. Diefe, meines Wiffens, früher noch nicht beobachtete Circula— tion läßt ſich a priori von der befondern Anordnung entnehmen, welhe man durchgehends an allen gefäßigen Geweben bemerkt, ir würden es alfo mit einer Art von einfaher oder zufammen- gufester fpiralförmiger Eyclofe zu thun haben, und daher rühren unftreitig die Tracheen und andern fpiralförmigen Gefäße ”). In diefer und in der folgenden, vielleiht aud) der vorherges henden Claſſe biloen ſich immer die erften Gefäße der verlängerten Gewebe (bilden fi immer die Gefäße der verlängerten Gewebe zuerft?). Sie haracterificen das auffteigende Syſtem der Gefäß: pflanzen, welches Syſtem ich das merithalliihhe genannt habe und welches die Entwidelung nad) Dben veranlaßt. Die dieſe Gefäße erzeugende Kraft äußert ſich unverkennbar in allen Theilen des Individuums (phyton) von der Bajis nad) dem Gipfel zu. Sch habe fie die auffteigenbe Kraft genannt. In diefem Falle iſt nun eine monocotyledonifche Pflanze ent: ftanden, d. h. eine folche, welche nur ein Gefaͤßſyſtem befist, oder deren Gefaͤßſyſtem nur ein einziges Wefen, ein einziges phyton, ein einziges Blatt mit oder ohne Anhängfel (Blattftie-Saum) erzeugt. Diefe Gefäße, welche fih gegen die Peripherie der zelligen Maffe hin organifiven, bilden fenfrechte, gerade, parallele Einien, mit ſchwachen von einer zur andern übergebenden Beräftelungen, To daß fie ein Reg mit fehr lockern Mafchen darftellen. Indem diefes die primäre zellige Majfe in zwei ungleich große concentrifche Theile fcheidet, bildet eg den Markcanal, Diefe Gefäße werden uns alsbald dazu dienen, um die Monocotyledonen, bei denen fie vereinigt bleiben, von den Dicotyledonen zu unterfcheiden, bei de= nen fie getrennt find und fid) mehr und mehr voneinander trennen. Sn der That organifiren fi neben den Spiralgefäßen, ben Tracheen, und, fo zu fagen, in der nämlichen Flüfjigkeit, welche die letzteren erzeugt hat, gleich darauf, oder felbft gleichzeitig, ans dere ebenfalls ſehr geftredtte Gewebe, welche die Tracheen faft durchaus umgeben und gewöhnlich außerhalb, zuweilen jedoch auch innerhalb derfelben liegen. Im erftern Kalle find dieß die Fafern Der Rinde, im legtern die corona de& Hill, Sie find genau fo geordnet, wie die Gefäße, von denen fie nur ein Anhängfel zu ſeyn fcheinen, und bilden mit denfelben gemeinfchaftlich das auffteigende oder merithallifche Syftem des Holges und der Rinde, welches von dem abfteigenden oder Wurzelfpfteme, von dem ich gleich reden werde, und welches dazu dient, jenem alljährlich die centrifugalen Tagen des Holzes und die centripetalen Lagen der Rinde zu.liefern, außerordentlich verfchieden ift. Hier (bei den Monocotyledonen) bleiben diefe beiden Arten von Geweben, in der Regel, durch einen Mechanismus der Entwif- £elung vereinigt, ben ich früher angezeigt habe, wogegen fie fih *) Duch welche Kraft aud) das Auffteigen des Gaftes oder der in den Pflanzen circulirenden Flüffigkeiten irgend einer Art veranlaßt werden mag; wie der Mechanismus diefer Gircula: tion auc) befchaffen feyn mag, fo muß man doch a priori an— nehmen, daß diefe Kraft durch die Korm der aefäßigen Gewebe aufgehoben werde; daß die in legtern enthaltenen Fluͤſſigkeiten, wenn fie fich bewegen, nothwendig umkehren und bei diefer Rückkehr unftreitig fih Canäle bahnen, während fie die feften Materialien (matieres schieriferes?), Globuline und Kügels chen, die ſich beftändig an den Wandungen ablagern, durch Mittel verarbeiten, von deren Natur man allerdings noch nicht die geringfte Ahnung bat, und die fich vielleicht nie werden demonitriren laffen, die jedoch eriftiven müffen, und zu denen unftreitig die gegenfeitige Anziehung der Zellen, fo wie deren Fähigkeit, einander die in ihnen enthaltene Feuchtigkeit zu ent= giehen oder zu überliefern 2c. gehören. 196 bei den meiften Dicotyledonen, bei denen man fie nady mehreren Sahren noch Leicht erkennen £ann, faft fogleidy trennen *). Bei andern Pflanzen bleiben fie, wie bei den Monocotyledonen, verbunden. Die Urpflange der fünften AbtHeilung oder Claſſe unterfcheidet fi) von der der vierten im’sbefondere dadurd, daß fie, ſtatt eines einzigen Gefäßfyftems, ftets zwei einander entgegengefigte oder noch eine größere Zahl derfelben befisen. Bei diefen Pflanzen bilden in der That die primären Gefäße ftets zwei befondere Syſteme oder vielmehr zwei gefäßreiche phyta oder Individuen, welche durch ihr Mark oder ihre inneren zelligen Gewebe aneinander gepfropft find, zwei miteinander verwachfene Blätter, wie bei dem dicotyledoniz Then Embryo. Entſtehen diefe etwa in Folge der urfprünglichen Ancinanderpfropfung zweier Zellen, weldye in diefem Falle, ftatt ein cylindrifches Gefäßfgftem zu erzeugen. deren zwei halbeylindri= The und einander mit ihrer innern Marfoberfläche' entgenengefeste hervorbringen? Mir fcheint die nicht glaubhaft. Sedenfalls zeigt ſich hier die zweite teratologifhe Stufe, wo Blatt an Blatt, phyton an phyton liegt. Der erfte teratologifche Zus ftand ift derjenige, welcher zwifchen zwei zu Zellen werbenden Kuͤ— gelchen ftatt hatz der zweite derjenige, in welchem zwei gefäßreiche Sndividuen der fünften Claſſe zu einander treten, Die Pflanzen der dritten und vierten Claſſe, bie Knospen= Monocotyledonen und die eigentlichen Monocotyledonen, verbinden ſich allerdings auch) um zufammengefeste Pflanzen zu bilden; ale lein da diefe Verbindungen nur fecundar find, fo koͤnnen wir ihnen nur einen untergeordneten Rang zuerfennen. Bei den Individuen diefer beiden Claffen findet allerdings Znpfropfung eines zweiten Individuums an das erfte, eines britten an das zweite ftatt ; allein, felbft wenn fie fich gleichzeitig in einer Knospe entwidelt haben, hat man darin nur eine fecundäre Pfro— pfung (oder Copulation), die zweite teratologiſche Stufe, zu erken— nen, weil in diefem Yale eine Uebereinanderftelung der Drgane oder Gefäßipfteme ftattfindet, während in den andern eine mehr oder weniger vollftändige Entgegenfegung vorhanden ift; weil bei den monocotyledonifchen Pflanzen, wie deren Entwidelungsart auch Tonft befhaffen feyn möge, eine Aufeinanderfolge der Organe ftatt- findet, die ſich allmälig nad) einander bilden, indem ſich ein zwei— tes Blatt aus dem erften, ein drittes aus dem zweiten, u. f. m. entwidelt. Allein in diefem Falle liegt das auffteigende Syſtem des zweiten über demjenigen des erften, und zuweilen befindet fich zwifchen beiden fogar ein merkliher Abftand; das des dritten liegt über dem des zweiten und erften 2c. Es findet eine mehr ober weniger deutliche Uebereinanderfegung der auffteigenden Syſteme Statt, und diefe find durch die abfteigenden Syſteme mit einander verbunden, welche die auffteigenden und abfteigenden Syſteme der untern Blätter mehr oder weniger vollftändig bedecken. Demnad) umhüllt das abfteigende Syſtem des zweiten Blattes das aufftei= gende Syſtem des erften, u. f. w. Uebrigens muß zugegeben werden, daß in den meilten Fällen die merithalli tigellares oder die untern Merithallen fo wenig ent— wickelt find, daß die Blätter mehr quirlförmig, als übereinander zu ſtehen fheinen. Wir Eönnen felbft Hinzufügen, daß diefe Merithalz len häufig gar nicht mehr vorhanden find, jo daß die zweiten Me: rithallen (Blattftiele) mehrerer Blätter wirklich von demfelben ma: thematifchen Puncte ausgeben. In andern Fällen endlich, nämlid) in denjenigen, wo die Entwicelungen unregelmäßig von Gtaften geben und deren andere erzeugen, die ich hinkende nennen möchte, find die merithalifchen Gefäße fo miteinander vermengt, daß es gang unmöglich ift, deren Ausgangspunct genau zu beftim- men. Derfelbe läßt fi nur gewiffermaßen erratben. Allein dieſe Anomalien und Unregelmäßiafeiten dürfen uns bei Aufftellung ber allgemeinen Regeln nicht irre leiten, fondern wir müffen uns dabei an folche Pflanzen halten, bei denen die Entwickelung ftets normal und regelmäßig ftattfindet. Die Beifpiele und die in dieſer Bezie- hung waltenden Gefege werden an ihrem Orte angeführt werden. *) Zum Beifpiel bei Aristolochia ; Archives Botaniques, T. II. p- 21, Taf. 19., Fig. 3. 1833. 197 Wir fehen alfo in der fünften, vierten und felbft dritten Abs theilung vollftändig organifirte, aber noch auf ihren einfachſten Zuftand, den manche Phyſiologen, obwohl durchaus unrichtig, des ren arenftändigen Theil nennen würden, befchränfte Pflanzen. Wir wollen jedoch diefen erften Droanifationsgrad der erften zweiten und felbft dritten Claſſe der balbzelligen, zelligen und zelligs gefäßigen Acotyledonen oder der Knospen= Monocotyledonen, auf weldyen wir fpäter zurüdtommen werden, einftweilen bei Seite laf- fen und das Studium der organogenifchen und phyfiologifhen Er: fcheinungen in der vierten und fünften Abtheilung, bei den noch auf den erften Merithallus oder (damit ich Allen verftändlicher fchreibe) die Are beſchraͤnkten ächten Monocotyledonen und Dicoty— ledonen verfolgen. Wir haben gefeben, daß fich in der vierten Glaffe (den Mo: nocotyledonen) ein einziges Gefäßlyftem gebildet hat, deſſen Ges fäße mehrentheils Ereisförmig geordnet find und auf diefe Weife einen Theil der allgemeinen zelligen Maffe umhüllen; und daß jie fi in der fünften, unter fonftiger Beibehaltung derfelben Anords nung, in zwei Bündel oder halbeylindrifhe Syſteme getrennt ha— ben, die fi) in der Mitte mit ihren Rändern einander nähern, fo daß fie zufammen einen unterbrochenen Kreis bilden, Sn diefem Zuftande ftellen fie die eingefäßigen oder zweigefaͤ— Bigen Knospen in ihrem einfachften Zuftande, d. h. auf ihre primäs te Are over ihren erften Merithallus oder merithallus tigellaris der erften Blätter befchränft, dar. Es hat alfo bei den Monoco= tyledonen (der vierten Glaffe) die Bildung eines, ſowie bei den Dicotyledonen (der fünften Glaffe) die Bildung zweier mit Gefä- gen verfehenen Individuen ftattgefunden. Mögen wir nun diefen gefäßigen Individuen, welche fi, ihrer Beftimmung gemäß, urfprünglich einzeln, zu zweien oder mehrern entwideln, irgend einen Namen, Knospe, Pflanze oder Pflänzchen, am angemeffenften wohl phyton, ertheilen, immer find es Indivi— duen, welche, unter den ihrer Zartheit angemefjenen Umftänden, ler ben, wachſen, ſich entwideln und endlich reproduciren oder forte pflanzen Eönnen. Wenn man in diefem oder einem vorgerüdteren Stadium des Wachsthums das doppelte oder Zwillingsindividuum mittelft eines nad) der Trennunaslinie der beiden Gefäßfyfteme geführten Schnit— tes theilt, fo erhält man zwei Individuen, welche, wenn man fie in die ihrer Entwicelung günftigen Umftände verfegt, von nun an zwei Pflanzen bilden, von denen jede für ſich waͤchſ't, ſich entwik— kelt und fortpflanzt. Allein in diefem Kalle werden dieſe beiden Pflanzen ihrer Organifation nad dicotyledonifh feyn, wiewohl man durch einen»Cängsfchnitt die beiden, die urfprüngliche zweige— fäßige Knospe bildenden Gotyledonen vollftändig voneinanderge= trennt und fo zwei wirklich eingefäßige oder monocotyledonifcdhe Pflanzen gebildet hat, die jedoch in ihren Geweben den dicotyledo: nifhen Typus an fich tragen. Hier, wie überhaupt, wird die Kortfesung des Lebens durch das Auftreten einer achfelftändigen Knospe des Cotyledon oder eines der bereits organifirten Blätter feines Federchens bewirkt, welches Blatt bei der Durchſchneidung des Embryo dem einen oder dem andern feiner Theile zufallen wird, Bei diefen Umftänden, auf die wir ohnehin zurücdtommen müf: fen, werden wir uns jest nicht aufhalten, fondern die Urindividuen mit einfachem oder doppeltem Gefaͤßſyſteme, welche ſich noch in ih— rem einfachiten Zuftande befinden, in ihrer Entmwidelung weiter verfolgen; da wir denn bemerken werden, daß fie nicht vollftändig find, und daß fie dadurch ihre Vollftändigkeit erlangen, daß fie an ihrem Gipfel zellige Fortfäge treiben, welche die fogenannten blatt= artigen oder anhängfelartigen (d. h. von der zelligen Are getrenns ten) Theile in ſehr verfchiedenartigen Geftaltungen bilden. Je nachdem diefe Zellenentwidelung ftattfinder und die Zellen fi) ſymmetriſch und regelmäßig nach den Gefegen der urfprünalis hen Organifation der Pflanze ordnen, ſieht man feuchte Gefäß: wege entftehen, die fich zu Gefäßen und Tracheen ausbilden, Diefe Gefäße find, wovon man ſich auf anatomifchem Wege bald überzeugt, von derfelben Natur, wie die des erften arenftändie gen Merithallus (merithallus axifer), deffen Verlängerung oder 198 ftufenweife Kortfegung fie in der That auch nur find, Allein diefe Verlängerung findet alternirend ftatt *), d. h. jeder Aft des Ge— fäßbündels des erften Merithallus theilt fih, wenn er den Gipfel des erften Merithallus erreicht, regel oder unregelmäßig in zwei, fo daß eine Gabel entftcht, deren divergirende Schenkel rechts und lines mit denjenigen der benahbarten Bündel zufammentreffen, welche, wie alle übrigen, ſich in gleicher Weife fpalten, woraus ähnliche Gefäßmafchen entftehen, wie die des erſten Merithallug, welche jedoch mit denen des zweiten Merithballus alterniren. Diefe Anordnung ift jedoch nicht bei allen Pflanzen in gleicher Deutlichkeit ausgeprägt. Sobald diefer Theil der Anhängfelportion ausgebildet ift, re« präfentivt jie den Stiel oder Schwanz des Blattes, d. h. des zwei— ten Merithallus. Bei vielen Pflanzen, zumal den Monocotyledonen, auch bei vielen Dicotyledonen, endigt dieſer verfchiedenartig ausgebreitete oder fich als eine dünne Schicht darftellende Theil (Schuppe, Ne» benblatt, Afterblatt 2c.) gewöhnlich das phyton ; dei vielen andern dagegen bildet ſich ein dritter, bei welchem die Gefäße und Mas fchen folglich) wieder zu den Gefägen und Gefäßmafchen des erſten Merithallus fenkrecht ftehen. Dieß ift der Saum oder limbus. Sehr häufig entwideln fich diefe drei Theile aleichzeitig. Bei der einfachen oder monocotyledoniſchen Gefäßpflanze oder einer ſolchen, welche nur ein einziges Gefäßiyftem befigt, hat fi) aud) nur ein einziges blattartiges Anhaͤngſel entwidet. In diefem Falle ift daffelbe, in der Regel, conifch und umhüllend. Schnei— det man es fenfreht und horizontal durch, fo findet man, daß es wirklich nur aus einem einzigen Anbängfelförper und aus einem einzigen umbüllenden Gefäßfyiteme befteht. Sein ganz zelliger mittlerer Theil enthält keine Spur von einem Gefäße. Bald darauf bildet fich ein zweites Blatt, dann ein drittes, endblih eine ganze, aus verfciedenartig ineinandergefhacdhtelten blattartigen Anhängfeln zufammengefegte Knospe. Wenn die fich gebildet habende Pflanze zufammengefest ift, wenn fie alfo zu der Gruppe der Dicotyledonen gehört und zwei, drei, vier 2c. urfprüngliche Gefäßfyfteme vorhanden find (menn fie doppelt, dreifach, vierfadh ꝛc. ift), fo bilden fich auch zwei, drei, vier 2c. blattartige Anhängfel. Der urfprüngliche Typus der Organifation entfcheidet über dieß Alles. Jede urfprüngliche dicotyledonifche Knospe waͤchſ't fpäter (nach den allgemeinen und, infofern ſich die äußern Umftände nicht än= dern, unmwandelbaren Gefegen), dur Dinzufügung neuer Blätter, welche zu Zweien, Vieren oder quirlartig zu Sechſen, Achten, Zeh— nen, jedoch in verfchiedenen und häufig fehr marfirten Entwice- lungsgraden, entfteben. Hieraus entfpringen aufeinanderfolgende Spiralen, bei denen, in Folge einer durch das allmälige Wahsthum der Theile beding: ten drehenden Bewegung, das zulegtentftandene Blatt das erfte an— fcheinend bededt, außer wenn die Entwicelung ſtuͤrmiſch von Stats ten ging, wo dann die Quirle, ftatt übereinanderzuftehen, in einer oder mehrern ununterbrochenen Spirallinien aufeinanderfolgen, deren mathematifche Verbältniffe, troß der zahlreichen in alter und neuer Zeit darüber angeftellten gelehrten Forfchungen, ſich noch nicht ge— nügend haben beftimmen laffen. Sm erften Falle werden die Blätter zu Zweien, Vieren ꝛc. einander entgegengefest feynz; im zweiten werden fie die ſymmetri— ſchen Verbältniffe von Drei zu Drei, Fünf zu Fünf, Sieben zu Sieben, Neun zu Neun darbieten und fo, je nad) dem Glima, der Stelle, welche fie in der Knospe einnehmen, und folglich nach der Ordnung der Entwidelung, oder auch, nach gewiffen Bedingungen des Alters, der Lage, der Richtung, des Stadiums ꝛc. einer und der» felben Knospe, von einer Knospe zu der andern fich wiederholens daher die verfchiedenartigften Grade des Wachsthums, Form und Tertur *) Siche die Fiauren 1 bis 6 der Tafel 1 meiner Organogra- phie, wo die Anordnung diefer Gefäße dargeftellt ift. 13* 199 zeigen und unter ber Geftalt Achter Blätter und aller Mobifis cationen derfelsen, von Nebenblättern, Afterblättern und allen Theilen der Blüthe und Frucht auftreten, die man als ähnliche, aber in verfchiedenen Zuftänden von Vergefellfchaftung und Wachs— thum ftehende Drgane betrachtet. Die teratologifchen Hauptgefege, jene Gefege der Vergefellfchafs tung und Gruppirung der Organe, haben angefangen, ihre Herr— ſchaft zu äußern, fobald am Gipfel (in der Mitte?) des erften Blattes oder des erften einfachen Gefäßinftems ſich ein zweites, brittes, dann eine größere, bei demfelben Gewächfe, in der Regel, d. h., wenn die äußern Umftände diefelben bleiben, conftante Zahl entwickelt hat. Um diefe Art von Vergefellfchaftung gehörig verftändlih zu machen, wollen wir einen Kal aus der Zahl derjenigen Pflanzen betrachten, deren Entwidelung im Allgemeinen hoͤchſt regelmäßig von Statten gebt, naͤmlich den wilden Kaftanienbaum, wo alle Organe der Vegetation (mit Ausnahme der Blüthen und Früchte) die größte Regelmäßigkeit darbieten. Bei diefem Baume ftehen die legten normalen Blätter der jährliben Vegetation, gleich den erften und felbft den Schuppen der Knospe, einander ftets gegenüber. Verfolgt man, z. B., die Entwidelung der verfchiedenen Theile einer endftändigen ifolirten Rnospe diefes Baumes, fo bemerkt man nachſtehende Erfcheinungen: Die untern oder dußern Schuppen wachſen im Allgemeinen nur wenig, werden indeß um Etwas grö- Ber. Durch die innern wachfenden Blätter von Innen nad) Außen getrieben, geben fie fich rofettenförmig auseinander und legen ſich zulest fogar an den Zweig nieder, Die mittlern Schuppen färben ſich düfterroth und wachen zufehends, ohne ſich jedoch durch wdie Entwidelung ihrer tigellarifhen Portion voneinander zu trennen. Die oberen, ein bis zwei Paare, bilden immer längere Merithallen. Alsdann Eommen die ädhten Blätter, die anfangs Elein find und nur drei, fünf oder fieben (gewöhnlich fünf), dann in der Mitte des Schoffes oder Sahrestriebes neun, und endlich nach dem Gipfel zu wieder nur fieben, fünf, drei, ja zumeilen nur ein Blättchen tra= gen, während fie am Gipfel wieder zu Anfangs begrannten, dann rundlichen Schuppen werden, welche in unferm Glima die Beſtim— mung haben, die Knospe (Markare) des folgenden Jahres zu fchügen. Dieſe in den Zuftand von Schuppen verfegten Blätter werden nichtsdeftoweniger zuweilen mit ein bis drei höchft winzigen Blaͤtt⸗ chen beſetzt oder zeigen ſich auch nur einfach oder mehrfach zu— geſpitzt. Aus den letzlen Blättern bilden ſich die aͤußern oder untern Schuppen der neuen Knospe. Die innerſten oder oberſten Schup— pen werden nach dem Gipfel zu mehr und mehr krautartig, klein und rundlich. Die legten gewinnen zur Zeit der Vegetation bedeu— tend an Größe und werden öfters mit drei bis fünf rudimentären Blaͤttchen befest. Aus melden Theilen befteht alfo gemöhnlidy die Knospe der wilden Kaftanie im Augenblide ihrer Entfaltung? Aus vier bis fchs Reihen von Schuppen (vier bis ſechs Paaren), die miteinanz der alterniren, während immer je zwei Schuppen einander gegen: 200 überftchen; ferner aus vier bis ſechs Paaren von ebenfalld einans der entgegengefegten und erft rudimentartig vorhandenen Blättern. Diefe Schuppen und Blätter gehören offenbar der Vegetation des vorigen Jahres an, ſowie diejenigen, welche fih zu Ende des Sommers, wo die Vegetation EFraftlos wird, von Neuem bils den werden, ein Product des laufenden Jahres find, wenn— ie: fie fich in unfern Climaten erft im folgenden Zahre entwideln ollen. Diefe Knospen organifiren ſich unter dem Einfluffe der Jah— reszeiten und der jährlich eintretenden Saftperiode; allein diefer duch die fogenannte Eebenskraft in Thätigkeit tretende Saft wird durch die ſchon vorhandenen Blätter und blattaͤhnlichen Organe abs forbirt und verbraucht, indem biefelben gleichſam nur der erſten günftigen Gelegenheit zur Erfüllung ihrer Functionen harren. (Fortſetzung folgt. ) IHniasecnerlnlwenm: Ueber die Ernährung der Knochen hat Herr Choſ— fat Verſuche angeftellt, nicht wie gewöhnlich mit Färberröthe, fon: dern geftüst auf die Beobachtung, daß mehrere Thiere, befonders Vögel, nörhig haben, noch etwas phospborfauren Kalk mehr, als fhon ohnedem in den Nahrungsmitteln vorhanden ift, zu fich zu nehmen. Er hat dnun Tauben mit fehr forgfältig gereinigtem Korne gefüttert, welches von aller erdigen Beimifchung befreit war; aus Berdem gab er ihnen Wajfer, foviel jie wollten; dabei wurden nun die Knochen fo dünn, daß fie ſchon mährend des Lebens außeror— dentlich Leicht brachen, und es zeigte fich nad dem Tode, daß bei einem diefer Thiere die Rnochenfubftang des Bruftbeins an melres ren Stellen verfhmwunden war, fo daß daffelbe nur nody aus dem Perioft beftand (?). Herr Choffat ſchließt hieraus, daß die Kalk— falze aus den Knochen zwar fehr langfam, aber doch fehr merklich, reſorbirt werden koͤnnen; aud) zeigt er an, daß es ihm gelungen fey, vermittelft der galvanifhen Säule die Knochen eines Zheiles. ihres Kalfphosphates zu berauben und daß er bei längerer Fort— fegung ohne Zweifel fie gang davon hätte befreien Fönnen. Er bat die Abjicht, diefes Verfahren zur Zerftörung der Sequefter in den necrotifhen Knochen angumwenden. Ueber Entozoeneier in den thierifhen Geweben bat Herr Mandl der Academie des Sciences eine nicht unin= tereffant erfcheinende Bemerkung mitgetheilt. Man bat nämlich ale Beweis der generatio spontanea der Entozoen das Vorkom— men des Ascaris nigro-venosus in den Rungen der Froͤſche anger führt. Here Mandl hat nun mit dem Mifrofcope bei 250 Dia— metralvergrößerung die gefärbten Eier diefer Entogoen in den Lun— gen der Fröfche gefunden, ohne daß fonft eine Spur des Entogoon’s felbft in dem Organe vorhanden gewefen wäre. Es erſcheint ihm hiernach wahrſcheinlich, daß diefe Eleinen Eier, deren Durchmeſſer faum vier Mal größer ift, als der der Blutkügelchen deffelben Thieres, entweder durch die Refpiration oder auf irgend einem ans dern Wege in die Lungen gelangt find. —— DR u ne Cine Wiedereinrichtung des lurirten Unterfiefers achtundneunzig Tage nad) der Luxation bat Here Daniel Donovan in Nr. 177. der Dublin medical Press vom 25. Mai diefes Sahres bekannt ge= macht. Daniel M'Carthy, 25 Jahr alt, verlangt am 6. Mai meinen Rath und Hülfe unter folgenden Umftänden: Das Antlis war beträchtlich lang gezogen, deutliche Vers tiefungen waren unmittelbar vor den Ohren wahrzunehmen, der Mund war fortwährend offen, und die untern Schneides zaͤhne fanden von den obern einen vollen Zoll ab; feine 201 Sprache war ſchwierig und unbeutlih, und bei feinen Vers ſuchen, zu fprechen, floß der Speichel in großer Menge aus dem Munde, vor mwelhem er immer ein Tuch hielt, um den Abfluß zu verhindern. — Als er vor vierzehn Tagen, vom Schlafe erwachend, ſich tüchtigem Gaͤhnen bingegeben hatte, fand er, daß er den Mund nicht fehließen Eonnte und die Nachbarn fagten ihm, daß dieß eine Folge von Beherung ſey („owing to a puck or fairy stroke.‘‘) Solher Einwirkung fchreiben die Landleute der Umgegend die Krankheiten zu, die fie nicht begreifen, und welche Sym— ptome zeigen, die von denen der gemwöhnlidy herrfchenden Ue— bel verfchieden find. Diefer Glaube verhinderte auch den Kranken, gleih Anfangs medicinifhe Hülfe zu fuhen, ob» gleich er heftige Schmerzen ausftand; nach zwei Monaten begann der Schmerz nachyzulaffen und die Kinnladen Eonnten näher aneinander gebracht werden. Nun zog er einen Chi— rurg zu Nathe, der ihn Über die Natur des Uebels unter: vichtete und zweckmaͤßige inrichtungsverfuche gemaht zu haben fcheint, die aber vergeblich blieben. — Mein erfter Verſuch, die Luxation wieder einzurichten, wurde in der ges wöhnliben Weiſe gemaht, indem ich meinen Daumen binter die hinterften Zähne auffegte und mit Kraft den Un terkiefer abwärts und hinterwärts drüdte, während ich zus gleich das Kinn in die Höhe zu heben fuchte; meine Anz firengungen waren aber nicht im Stande, dieß zu bewirken, obgleich fie die Gelenkköpfe unter dem Jochbogen freizumas chen und beinahe über den an der Wurzel des Jochbogens befindlichen Hoͤcker zu bringen fchienen, Nachdem ich meine Bemühung faft eine Stunde lang fortgefegt hatte, mußte id) davon abftehen, weil mir die Daumen ermüdet und fchmerzhaft wurden. Ich ließ daher einen ftarken, mus£elfräftigen Maun in derfelben Richtung drüden, während ich verfuchte, die symphysis zu erheben, und nah großen Schwierigkeiten gelang e8 uns, den linfen Gelenkkopf in die Gelenthöhle zurüdzubringen ; feine Wieder— einrihtung war von großem Schmerz und Drud über den Ohren, von der Empfindung von Ziehen in den Schläfemuss keln und von dem Gefühle allgemeiner Erſchoͤpfung beglei: tet, fo daß ich alles weitere Verfahren auf den andern Tag verfchieben mußte; indeffen Eonnte doch der Mund nun ges fhloffen werden; jedoch war das Kinn auf die linke Seite gedrängt, und die Reihe der Schneidezähne des Unterkie— fers befand fidy links an der äußern Seite der obern Zahn teihe. Am Sonnabend verfuchte ich von Neuem die Reduction mit meinen Daumen, vermochte aber nicht, den rechten con- dylus in die Gelenfhöhle zu bringen, und darauf nahm ich (unterftügt von meinem Freunde Dr. Dere) zu dem von Sir Aſtley Cooper empfohlenen Verfahren meine Zuflucht. Der Patient mußte fih mit dem Nüden auf den Boden legen, mit dem Kopfe gegen eine Wand, und ein Kor wurde hinter den letzten Badzahn und zwifchen die Kiefer in der rechten Seite gelegt, worauf das Kinn mit Gewalt in die Höhe gebracht wurde. Das Manoeuver gelang zum Verwundern; ald wir ben Kork wegnahmen, fanden wir, daß der Mann feinen <£02 Mund völlig ſchließen Eonnte, daß alle Deformitüt vers fhwunden, und daß der Unterkiefer in feine natürliche Stels lung gelangt mar, Ueber die Neihefolge, in welcher die Lebensthaͤ— tigfeiten in der Aöphyrie aufgehoben werden. Bon Dr. Sohn Reid. (Kortfegung.) Folgende Tabelle zeigt die Weränderungen, melde in Bezug auf die Höhe der Quedfilber-Säule in dem ſenkrech— ten Schenkel des Haͤmadynamometers bei der erften Reihe von Berfuhen, wo nämlich dag Snftrument nur in die Ars terie gebradht war, eintraten; die Zeiträume, innerhalb wel= cher jede Veränderung eintrat, nach halben Minuten vom Beginne der Operation an berechnet, fo wie Bemerkungen über den Zuftand des Thieres während diefer Veränderungen. Die Höhe und Tiefe des Quedfilbers, welhe am Ende je— der halben Minute bemerkt wurden, zeigten, fo annähernd wie möglich, den Standpunct des Niveau’s der Säule wähs end dieſer Zeit. Erfte Tabelle Höhe des Quedfilbers Zeiträume.| in der in der Arterie befindlichen Röhre. Bemerkungen über den Zuftand der Thiere. Minuten, Tiefe, Höhe. | De zz — — Als der Haͤmadynamometer in die Arterie gefuͤgt wurde, ſtand das Queckſilber in dem verticalen Schenkel des Inſtrumentes auf dieſer Hoͤhe. In dem Augenblicke, wo der Hahn zugedreht wurde, ſtand das Queckſilber auf 5 5. gg a Hahn in der trachea gets > ſchloſſen. Der Dund ruhig. * Die Arterie wird etwas dunkel. dto. Die Arterie dunkel. Das Thier zappelnd. dto. dto. Das Thier heftig zap⸗ pelnd. dto. dto. Thier ruhig. dto. dto. dto. * Hahn an der trachea geoͤff⸗ 1.0" 5.“5 7.0 9. 127.0 gu.g" 8.0 8.0 net und eine mit Ötidgas ges füllte Blafe applicirt. 6.0 |dto. dto. Die Blafe mit Stidigas entfernt und durch eine andere, mit af» mofphärifcher Luft gefüllte ers feßt. Die Blafe entfernt und die nas türliche Refpiration geftattet. jdto- Das Thier ruhig. 73 5.0 11.0 8} 5.0 6 203 Zweite Tabelle, welche diefelben Verhättniffe in Bezug auf die zweite Reihe von Verfuhen, mo zu gleicher Zeit in die Arterie und die Bene Haͤmadynamometer applicirt wurden, anzeigt. II En N TE TE er RE Er ee Höhe des Auedfilbers in der Köhre. Bemerkungen über den Zuftand des | Thieres. Zeitraͤume. In der Arterie. Sn der Vene. | — — — — — — — Minuten. Tiefe. | Höhe. Tiefe. | Höhe. — | — — | — — Als die Inſtrumente in die Blutgefaͤße gebracht — — 05 | — 00 ! wurden, fland das Qued= filber auf diefen reſpec— tiven Höhen. — — 6.0 | 5.0 6.0 en I tüctich efpiration natürlich. 1 4,0 5.0 | — ‚0 Hund ruhig. 21 3.5 50 | — 4.0 |Der Hahn zugebreht. 3 |30|60|-— | 35 |dt. dto. Das Thier Zap: pelnd. Das Quedfilber 4 2,02. 1417040 — 12 in der Röhre der Vene, welche 12 Zoll hoch war, lief über den Rand. Das Quedfilber in der 4! 5,5 | 10.0.1. — 12 Venenröhre ftand am Rande derfelben. 51 5.5 9,04, — 8.0 |dto. 6: 5.0 | 11.0 | — 3,5 |dto. 7! 5.0 | 8 _ 2.5 |dto. 8l 2.5 — — 21 |dto. Sn einigen anderen Verfuhen mar die Differenz ztvis ſchen den Höhen des Quedfilbers in beiden Snjtrumenten, wenn das Blut venoͤs wurde, nicht fo groß, wie in den eben bemerften. Mir unterfuchten nun zunächft die Erklärungen, welche die Phyſiologen von der Urfache des Aufhörens der fenfo= tiellen Functionen in der Afphyrie gegeben haben. Wir has ben bereits Bichat's Behauptung erwähnt, daß die Sus— penfion der fenforiellen Functionen von der Circulation des venöfen Blutes im Gehirne herruͤhre; dagegen glaubt Dr. Kay nachgewieſen zu haben, daß diefelbe vorzüglich von der in Folge des Girculationshinderniffes in den Lungen vermins derten Menge des in die Körperarterien gelangenden Blutes und nicht von der Venofität des Blutes im Gehirne ab— hänge — eine Anfiht, die mit der von John Hunter *) aufgeftellten einige Aehnlichkeit hat. Obgleich aber die Ver⸗ fuche des Dr. Kay, im welchen er vier Dramen venöfen Blutes „allmälig und ſanft“ mittelft einer fehr Eleinen Sprige, „deren Schnabel eine Capillarhöhlung hatte”, in eine der vier Arterien fprigte, welche arterielles Blut zum Ger hirne führen, unzweifelhaft die von Bichat angeführten Beweife zur Unterftügung feiner Anſicht, daß die fenforiel: len Functionen wegen der Circulation von venöfem Blute *) Hunter’s Werke, von Palmer herausgegeben, Vol. IV. p- 168-170, ; 204 in den Arterien des Gehirns aufgehoben würden, als hoͤchſt ungenügend erfcheinen laffen, fo reichen fie doch zur Wider— legung der Anficht felbft nicht hin. Denn diefe Verſuche beweifen nur, daß das Einftrömen einer gewiffen Quantität venöfen Blutes durch eine aorta carotis nicht genüge, um Gehirnftörungen zu veranlaffen; keinesweges aber fönnen wir dadurch beftimmen, was die Wirkung feyn wuͤrde, wenn durch alle vier Gehirnarterien denn Gehirne venöfes Blut zufloͤſſe. Wir haben fehr häufig die bloßgelegte carotis eis nes in der Afphyrie befindlichen Thieres beobachtet und da= bei bemerkt, daß das durch diefelbe fließende Blut nach und nad) immer dunfler wurde, umd wir Überzeugten uns, daß eine Eurze Zeit hindurch eine weit größere Menge venöfen Blutes, als die war, welche in den eben erwähnten Verfuchen eingefprigt wurde, in dem Gehirne tirculirte, bevor das hier von Convulfionen ergriffen und empfindungslos wurde, Es ift daher Elar, daß, wenn die fenforiellen Functionen durch die Anweſenheit von dunfelrothem Blute in den Gehirnars terien aufgehoben werden follen, diefes in viel größern Quan— titäten und für eine längere Zeit im Gehirne circuliren müfz fe, als dieß in den VBerfuhen Bichat's und Dr. Kays der Fall war. Bevor wir in diefer Unterfuhung meiter gehen, wird es nöthig feyn, die Abweichungen in der Quantität und ber Kraft, in und mit weldher das Blut während des Proceffes der Afpbyrie durch die Arterien und Venen getrieben wird, näher zu prüfen. Wir haben bereits angeführt, daß der Druck des Blutes in den Arterien, mie er durch das Häs madpnamometer ermittelt wird, während der erften halben Minute, nachdem der Zutritt der atmofphärifchen Luft zu den Lungen verhindert worden, nur eine ſehr geringe Veräns derung erleidet; daß gegen dag Ende der erften oder im Bes ginn der zweiten Minute, wenn das Thier zu zappeln an- fängt, diefer Druck bedeutend flärfer wird; und daß berfelbe, nachdem das Thier empfindungslos geworden ift und folglic) zu zappeln aufgehört hat, ungefähr zwei Minuten lang fo= gar noch flärker ift, ald vor dem Anfange des Experiments. Ebenfo hat man fih wiederholentlidy davon überzeugt, daß der Drud in den Venen, wie er durch ein in die vena jugularis und die Schenfelvenen eingebrachtes Hämadys namometer angezeigt wurde, eine kurze Zeit, nachdem das Thier bereits empfindungslo8 geworden, noch eben fo ftarf ift, wie vor der Suspendirung der Nefpiration. Wenn man eine Arterie unmittelbar nah dem Eintritte der Empfin— dungslofigkeit durchfchneidet, fo fprigt das Blut in einem vollen Strome und mit eben folcher Gewalt aus derfelben, als wenn arterielles Blut in den Gefäßen circulirte. Die Empfindungstofigkeit in der Afphyrie kann daher nicht von einer Verminderung der Kraft, mit melcher dad Blut durch die Arterien des Gehirns getrieben wird, noch auch von einer Verminderung des Drudes abhängen, welchen die Gefäße auf diefes Organ ausüben. Da jedoch die Pulsfrequenz in den Arterien, bevor die Circulation ganz aufgehört, bedeus tend abnimmt, fo werden wir natürlich zu der Unterfudyung geleitet, ob etiwa eine Veränderung der Quantität des durd) die Arterien des Gehirns circulirenden Blutes als Urfache der 205 Suspenfion ber Functionen deffelben angefehen werben Fönnte. Zu diefem Endzwede ftellten wir mehrere Veſuche an Hun— den an. ine mit einem Hahne verfehene Röhre wurde in die trachea eingebracht und dafelbft ficher befeſtigt; hierauf die art. eruralis bloßgelegt, um die in dem Blute eintre> tenden Veränderungen beobachten und die Pulfationen ges nauer zählen zu koͤnnen. Wir werden nun die einzelnen data von vier folhen Verſuchen anführen. Nachdem die Schenkelarterie bloßgelegt war, flieg der Puls in einer Mis nute von 105 auf 120, und die MRefpirationen waren fehr kurz und ſchnell. Am Ende der eriten halben Minute nad der Schließung des Hahns ftand der Puls auf 92. Nad) 15 Minuten war er ungefähr 120, das Thier hatte ange: fangen, zu zappeln, und das Blut in der Arterie war ent= fhieden dunkel. Mach zwei Minuten war das Blut in der Urterie faft fo dunkel, wie das in der ſie begleitenden Vene; der Puls aber Eonnte, wegen der ftarfen Zudungen des Thies res, nicht gezählt werden. Nah 23 Minuten hatte das Thier zu zappeln aufgehört, war augenfcheinlich empfindungs⸗ los und der Puls auf 42 gefallen. Am Anfange der viers ten Minute war der Puls noch 42, est wurde der Hahn geöffnet und dem Thiere zu athmen geftattet. ALS das Blut in der Urterie hierauf hell wurde, war der Plus 78. Eine kurze Zeit nachher, als das Thier fehon wieder zu fi Fam, zählte man 60 Pulsfhläge und ungefähr 132 Refpiratio- nen in der Minute. — Sn einem andern DVerfuche war die Pulsfrequenz bei'm Zudrehen des Hahns 80. Am Ende der erften Minute war der Puls 114, das Blut entfchieden dunkler und das Thier in ftarken Zudungen begriffen. Nach 14 Minuten zappelte das Thier noch, und dag Blut war faft fo dunkel, wie in der Vene. Mad) 25 Minuten war der Puls 60, unregelmäßig — dierotus — das Thier hatte zu zappeln aufgehört, und das Blut war fo dunkel, wie in der Vene. Am Ende der dritten Minute war der Puls noh 60 und unregelmäßig. — Sn einem dritten Verſuche war die Pulsfrequenz vor dem Zudrehen des Hahns 100. Nah einer Minute war das Blut dunkel geworden, dag Thier hatte angefangen, zu zappeln, und der Puls war auf 120 geftiegen. Während der zweiten Minute waren die Zudungen To heftig, daß der Puls nicht gezählt werden Eonnte. Nah 24 Minuten hatte das Thier zu zappelm aufgehört, die Nefpiration war felten und Eeuchend und der Puls 78. Am Ende der dritten Minute war der Puls 60. — Sn einem vierten Verfuche bob fich der Puls, bevor der Hahn zugedreht wurde, von 88 auf 96. Mach einer halben Mi: nute war er auf 71 gefallen und das Blut etwas dunkler. Nach 24 Minuten hatte das Thier aufgehört, zu zappeln, das Blut in der Arterie war fo dunkel, wie in der Vene und der Puls 70. Am Ende der dritten Minute hatten die Athmungsverfuche faft aufgehört, und der Puls war 66. — Es ift bei folben Verſuchen unmöglich, die Frequenz des Pulfes gerade in dem Momente genau zu ermitteln, wo die fenforiellen $unctionen aufgehoben werden, weil das Zappeln und die convulfivifhen Bewegungen, welche dieſem Momente vorangehen, dieß verhindern. Allein wenn wir alle Umftände diefer Verſuche erwägen und fie mit den Thatfachen derjeni- 206 gen in Verbindung bringen, die wir früher behufs des Be— weifes angeführt haben, daß der Drud in den Arterien und Venen zur Zeit, wo das Thier empfindungslos geworden, nicht vermindert ift, fo kommen wir leicht zu dem Schluſſe, daß, obgleich die Pulsfrequenz um die Zeit, wo die Empfins dungslofigfeit eintrat, abgenommen hat, dieſes doch nicht in dem Grade gefchehen if, um die Anficht zu rechtfertigen, daß das Aufhören der fenforiellen Functionen vom vermin= derten Zufluffe des Bluted zum Gehirne herrühre. Wenn eine Verminderung der Pulsfrequenz in dem Grade, wie wir oben angegeben, Empfindungslofigkeit herbeiführen koͤnnte, fo würde diefe haufig im Verlaufe anderer Krankheiten und une ter andern Umftänden vorfommen, wo man big jet nichts dergleichen beobachtet hat. Auch muß man nicht vergeffen, daß der Puls, mie man vor dem Weginne des Verfuches fid) überzeugt hatte, wegen der Angft des Thieres frequenter, als gewöhnlich, gewefen fenn mußte. Bei diefen Verſuchen bielt id) das Thier für empfindungstos, fobald das Zappeln und die convulfivifchen Bewegungen aufgehört hatten. Die Reſpiration dauerte noch eine kurze Zeit nach der Suspenfion der fenforiellen Functionen fort, wurde aber fehnell fehr ſchwach. Die Girculation von venöfem Blute in den Arte: tien des Gehirns hebt daher die Functionen der Hemifphären früher auf, al8 die der medulla oblongata.. Dr. Kay bat Verfuche angeftellt, aus denen er ganz andere Schlüffe zieht, als die find, die wir fo eben angeführt haben. Er hatte gefunden, daß, wenn die aorta abdomi- nalis eines Kaninhens von gewöhnlicher Größe queer durch— fhnitten wurde, „ungefähr 73 Drachmen Blutes aus der getrennten aorta ausfloffen, wenn die Refpiration ungehins dert war. Nun durchſchnitt er diefes Gefäß zu verfchies denen Zeiten, nachdem der Zutritt der atmofphärifchen Luft zu den Rungen verhindert worden war, und fand, daf, wenn die Durchſchneidung eine halbe Minute nach diefer Abfper: tung erfolgte, die Menge des gefammelten Blutes faft derjes nigen gleich war, die herausgeſtroͤmt feyn würde, wenn der freie Zutritt der Luft geftattet gewefen wäre. Bei einem andern Zhiere unternahm er die Duchfchneidung 14 Minus ten nad) der Unterbrechung der Nefpiration und erhielt 5 Dramen Blut; wenn er fie erft nach 24 Minuten unter= nahm, fo floffen 4 Dramen und wenn nah 3 Minuten nur 2 Drachmen Blut aus, Bei der Beurtheilung des Mer: thes dieſer Verfuhe des Dr. Kay muß man zwei Um: ftände in Anfchlag bringen, nämlich die Zeit, welche ver: ftreichen muß, bevor ein Thier ſich zu Tode blutet und den Moment, in welchem die fenforiellen Functionen aufhören. Dates nicht bezweifelt werden Eann, daß während des Pro: coffes der Afpbyrie eine Girculationshemmung in den Lun— gen eintritt, fo ift e8 von großer Wichtigkeit, nicht nur ges nau die Zeit zu mwiffen, in welcher die fenforiellen Functio— nen aufgehoben werden, fondern auch die durchfchnittliche Zeitdauer zu Fennen, während welcher das Blut aus einer durchfchnittenen Arterie zu fliegen fortfahren würde, wenn die Nefpiration unterbrohen wird, bevor wir zu entfcheiden wagen dürfen, ob zwifchen der Suspenfion der fenforiellen Iunctionen und der Hemmung des Kreislaufes in den Lun— 207 gen irgend ein Zufammenhang ftattfinde oder niht. Um mir Über diefe Puncte genaue Auskunft zu verfchaffen, durch: ſchnitt ih die aorta abdominalıs eines frei athmenden Kaninchens ein wenig oberhalb ihrer Theilungsſtelle. Das Blut floß eine Minute lang in einem freien Strome, die zweite Minute ſchwaͤcher und ungefähr noch vierzig Secuns den fehr ſchwach. Der Blutfluß aus der Arterie hat alfo hier 2 Minuten und vierzig Secunden gedauert, Wenn nun auch in einigen fpätern Verſuchen diefer Ausfluß ſchon in Eürzerer Zeit aufhörte, fo glauben wir doch, daß er bei einem Kaninchen felten vor zwei Minuten ſtill ſteht. Was den zweiten von ung erwähnten Punct betrifft, nämlich den Moment, in welhem die fenforiellen Functionen aufgehoben werden, fo ift derfelbe unbegreifliher Weife von Dr. Kay ganz Überfehen worden. Es fheint ihm unbekannt gemefen zu feyn, daß ein Hund gewöhnlich 2— 24 und ein Kanins hen 145 Minuten nach der vollftändigen Abfperrung der at: mofphäcifchen Luft von den Lungen empfindungsios wird, fo daß Verfuhe, wie die von ibm angeführten, die zu dem Endzwede angeftellt find, um die Quantität des aus einer Arterie fließenden Blutes zu ermitteln, welde zu einer Zeit durchfchnitten worden, wo die Suspenfion der fenforiellen Functionen bereits eingetreten war, zur Erklärung derjenigen Wirkungen nicht dienen koͤnnen, welche vor dieſem Ereig— niffe erfolgt find. Bei den von mir angeftellten Verſuchen nahm ich, wie bereits erwähnt, das Aufhören des Zappelng und der convulfivifchen Bewegungen des Thieres als ein Zeichen der eingetretenen Empfindungstofigkeit an. Wenn man dicht um die Luftröhre eines Kanindens eine Ligatur legte, fo fprang das Thier anfangs ganz munter umher; aber bevor noh 13 Minuten verfloffen waren, fiel e8 em— pfindungslos nieder und machte nur wenige und mühfame Arhmun.sverfuhe. Da die Manifeftation der von der me- dulla oblongata abhängigen Functionen, zu denen die Nefpiration ebenfalls gehört, nicht nothwendig an die Eri: ftenz der von den Hemifphären des großen Gehirns abhäns gigen oder fenforiellen Functionen geknüpft ift, fo leuchtet ein, daß, wenn es ſich darum handelt, die Urfache des Auf: hörens der mechanifhen Bewegungen der Bruft aufzufinden, auf die Frequenz der Nefpiration und nicht auf die Sus— penfion der fenforiellen Functionen Rüdficht genommen wer: den muͤſſe. Diefen Umftand haben wir bei unfern Verſu— chen nicht Überfehen und find zu der Weberzeugung gelangt, 208 daß die Mefpirationdfunction bereitd zu einer Zeit des aſphy— ctiſchen Proceffes bedeutend gefchwächt ift, wo diefes durch eine Verminderung der Quantität des zur medulla oblon- gata gelangenden Blutes durchaus nicht erklärt werden fann. Dhne Zweifel fann man audy noch dann, wenn die Puls: frequenz bereits bedeutend abgenommen hat, Athembeweguns gen bemerfen; allein diefe waren ſchon auf wenige, in lan— gen Zwifchenräumen eintretende reducirt, bevor noch diefer Zuftand der Girculation eingetreten war. Indeſſen ift es ſehr gut möglihb, daß das endlibe Aufhören der von der medulla oblougata abhängigen Functionen durch die ver— minderte Quantität Bluts in den diefelbe verforgenden Arte— rien befchleunigt wird. Wenn wir daher die Verfuche des Dr. Kay zergliedern, indem wir uns dabei die Zeitdauer, während welcher das Blut aus der durchfchnittenen aorta abdominalis eines Kaninchens zu fließen fortfährt, fowie den Moment, in welchem die fenforiellen Functionen in der Aſphyxie aufgehoben werden, vergegenwärtigen, fo müffen wir ganz andere Schlüffe aus denfelben ziehen, als die, welche er von ihnen hergeleitet hat. (Schluß folgt.) MiseeLt er Zur Operation des Entropiums hat, nad Gafper’s Wochenfhrift, der Dr. Neumann, zu Straßburg in Preußen, die fubcutane Durchſchneidung des levator palpebrae superioris, fowie der Muskelfafern des unteren Augenlides, unternommen: da— durch ftellten fich die, durch ſcrophuloͤſe Ophthalmieen nad Innen gewendeten Gilien gerade, auf dem linfen Auge blieben fie fo fteben, auf dem rechten Auge dagegen Eehrten fie, obwohl die Ope- ration wieberholt wurde, wieder in ihre abnorme Lage zurüd. Die pannusartige Verdunfelung verfchwand auf dem linken Auge, und das Sehvermögen wurde auf demfelben hergeftellt; das rechte Auge dagegen blieb unverändert, Als Verband bei Luxationen des äußeren Endes der clavicula empfiehlt Herr Petrequin zuerft die Einrichs tung, wobei der Arm nad) Vorn und Innen, die Schulter nad) Außen, Dben und Hinten geführt wird; hierauf legt man ein Eleines Kiffen auf die luxirte clavicula, um als Stüspunct zu dier nen. Der Ellnbogen derfelben Seite wird mit Watte umgeben und vermittelft einer Cirkelbinde in die Höhe gehoben, welche gleich— zeitig die clavicula niederdrüdt, bis ihr aͤußeres Ende mit dem acromion in Berührung iſt. Diefer Verband wird gekleiftert und bleibt acht Zage vollfommen unberührt, Nach vierzehn Tagen wird er erneuert, nach drei Wochen durch einen einfachen Conten— tioverband erfeßt; nach fünf Wochen Eann der Kranke geheilt ent- laffen werden. (Examinateur medical, Janv. 1842.) Bibliographische Theorie el&mentaire de la capillarit; suivie de ses principales applications a la physique, à la chimie et aux corps organi- ses. Par J. F. Artur. Paris 1842. 8. Mit 2 Kupf. Ilustrations of British Birds and their Eggs. By H. L. Meyer. Nr. 1. London 1842. 8. (Sft eine Eleinere Ausgabe von des Verfaſſers größerem Werke in Quart.) lHeuigkeiten. On the sanative Influence of the climate of Pau and on the mineral Waters of the Pyrenees on Disease. By A. Taylor M.D. London 1842. 8. Histoire de l’&pid&mie du croup qui a régné en 1840 et au com- mencement de 1841 à l’höpital des enfans de Paris. Par Ernest Boudet. Paris 1842. 8. TE — — — Neue Notizen ausdem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefammelt und mirgerheilt von dem Ober» Medicinalrathe Froriepzu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, r3 No. 498. (Nr. 14. des XXIII. Bandes.) Auguft 1842. Gedrudt im Landes» Induftries Sompteir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 1.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Mur. Met Allgemeine Unterfuchungen über die Organographie, Phyfiologie und DOrganogenie der Pflanzen. Don Herrn Gaudidhaud. (Sortfegung.) Alſo erft nachdem die Blätter alle Perioden ihres Dafeyns durchlaufen, nachdem die Blumenblätter die geheimnigvollen Erz fcheinungen der Befruchtung verfchleiert, befhügt und umduftet, nachdem die Früchte angefegt und ihre Saamen gereift haben, £önnen, in der Regel, die Knospen wachſen und ſich entfalten. Allein alsdann ift in unferm Clima das Sahr bereits fehr weit vorgerücdt; der Stand der Sonne fchon niedrig und ſtets im Abnehmen begriffen, fo daß deren anregende Kraft immer fchwäs der wird; und wie Eraftlos auch die bereits völlig entwickel— ten Anhängfel-Organe, nämlich die, weldye die fichtbare Vegetation des Jahres gebildet haben, feyn mögen, fo befigen fie doch noch viel mehr Lebensthätigkeit, als die eben entftehenden Knospen, de— nen die Abforptions: und PVegetationsfraft vor der Hand nod) abs gebt, und jene eignen fich daher den fämmtlihen Saft an, der in den Pflanzen noch zu diefer fpäten Sahreszeit vorhanden ift oder ausgearbeitet wird. Wenn aber zu der Zeit, wo der Saft nody durch die Sonne ftark angeregt wird, den Blättern einer zäblebigen Pflanze vor der Zeit ihres natürlihen Abfallens, bevor fie den Kreislauf ihrer Functionen erfüllt haben, irgend ein Unfall begegnet, wenn bie Sonne fie verbrennt, wenn Strumminde fie zerreiben oder ablöfen, wenn Inſecten fie abnagen oder der Menſch fie abfchneidet oder pflücdt, dann ſieht man die für das fünftige Jahr vorbereiteten Knoepen ſich entfalten und noch in diefem Sahre Blätter, Bluͤthen und zuweilen Früchte erzeugen. Wenn ferner auf einen heißen Sommer, in welchem die Vege— tation ihren normalen Kreislauf ſchnell vollendet hat, ein langer warmer Herbft folgt oder nad gelinden Reifen wieder warmes Wetter eintritt, fo fiebt man die frühzeitig vegetirenden Pflanzen, aleichfam durch den Schein des Frühlings betrogen, ihre jungen Blätter und zuweilen au Blüthen voreilig entfalten (Aesculus). Diefe Blätter und Blütben werden aber durd die erfte raube Witz terung, fammt allen £raftlofen Erautartigen Producten der Vegetas tion, Schnell zerftört. Die Blätter find alfo in unſerm Glima, je nad der Stelle, welche fie in der Reihefolge ihrer Entwidelung einnehmen, ver: ſchiedenartiger organifcher Entmwidelungen faͤbig, was im Allgemei: nen in den Zropengegenden nicht der Kall ift, mwofelbft die fchuppis gen BlattEnospen fich, in der Regel, nicht bilden, und wo jich die or: ganifhen Modificationen faft Lediglich in den Fructificationsorganen ereignen. In jenen Regionen finden indeg andere Veränderungen ftatt, die aber unter anderen Einflüffen ftattfinden, was, 5. B., von den polymorphen Blättern gilt, Die Kräfte, welche viefen N. 1598, Klaus Entwidelungen vorftchen, gehen offenbar mit denen der Wärme Hand in Hand. Indem die Sonne unfern Himmelegegenden zu: rüct, belebt, vervelllommnet und vollendet fie die vegetabilifchen Organe, während fie durch ihre Entfernung deren Wahesthum hemmt und zerftört. Diefe Kraft ift offenbar eine mit der Circu— lation zufammenbängende, Niemand wird gegenwärtig daran zweifeln, daß, z. B., bei’m wilden Kaftaniendaume die Eleinfte Schuppe ein Blatt repräfens tire, aber natürli ein auf einer niedrigen Entwidelungsftufe ſte— bendes. Ebenfo verhält es ſich aber mit allen Theilen der Bluͤ— the, des Kelchee , der Blumenfrone, der Scheiben, Staubgefäße, Nectarien, Eierftöde, Eierhen und Anhängfel. Allein von welchen Urſachen hängen dieſe Mobdificationen ab? be Alle diefe Theile verwandeln fich, wie gefagt, vollftändia, wenn fie fi) unter günftigen Umftänten in Betreff der Jahreszeit, dir MWärme, des Fichte, der Feudjtigkeit, der Elcctricität, in’sbefondire in Betreff der Lage befinden; die Kelche, Blumenblätter, Staubge— fäße, Scheiben und Nectarien, die Garpellen, Eierhen und ihre Hüllen in aͤchte Blätter; die Staubg:füße in Blumenblätter; die Fäden, welche die Garpellen repräfentiren, in Eierftöde; während die Staubbeutel, welche das Analogon der Griffel und Narben find, zu Blumenblättern werden oder fchwinden und ihre Functio— nen einftellen. Wenn alle Theile der gewöhnlichen Knospe (BlattEnoepe) Blät- ter in verfchiedenen Zuftänden der Entwidelung, das heißt der Or— ganifation, find, und wenn man zugiebt, daß alle diejenigen einer Blüthenknospe fih, nur jeder in einer verfchiedenen Art, in dem= felben Falle befinden, fo gelangt man auf dem natürlicyften Wege zu dem Beweife, daß die fogenannten Anbängfel= Organe der Pflans zen nur Portionen von iforganifchen Organen find, welde nur ver— fchiedener Entwidelungsarten per excessum oder per defectum fähig find. * Ich nenne dieſe verſchiedenen Theile nur Portionen von Or— ganen, weil, fo geringfügig und wenig’hervortretend deren me- rithalli tigellares auch feyn mögen, bdiefelben dennoch im Zu— ftande von Aren, Stängein Blumenftielen, Gynophoren, Andros pboren 2c,, je nad) den Organen, zu welchen fie gehören, vorhanz den find. Unter Vorausfegung diefer, wie der vorhergehenden Vermu— tbungen oder Annahmen wollen wir nun die fämmtlichen Fragen der Phnfiologie, Organogenie und Drganograpbie duch einfache und Sedermann bekannte Beifpiele zu erläutern fuchen. Die anatomifche Unterfuchung der Schuppen der Knospın, der Lappen der Kelche, der Blumenblätter, Staubgefäße, Eier: ſtoͤcke und der fo aͤuberſt abweichenden Umbildungen der inneren und äufieren Gewebe diefer, bald auf den Zuftand eines Staͤmpels befehräntten, bald bis zu dem der Frucht aelangten Theile; der Eierchen und der verfchiedenen geblätterten Schichten, aus denen fie beftehen, fo wie der Gewebe, welche fie inmendig auskleiden und 14 211 Gußerlich überziehen; der Saamendecken (Arillen) oder nabelfchnur: artigen Blarter (Hüllen), wie man jie an den Embryonen bemerkt; anaromifche Unterfuhhungen diefer Urt, fage ich, haben dargethan, daß diefe verfchiedenen Theile der Pflanzen eine analoge Organi— farion darbieren, und haben mir geflattet, alle ihre allgemeinen Unterfchiede zu verzeichnen. Die allgemeinen Grundfäge der Drganographie und Phyſiolo— gie beruhen demnach auf einfachen Daten, nämlih darauf, daß die fogenannten Anhängfelorgane, welche fih, in der Regel, in einer conftanten Weife reproduciren, in befonderen Ballen von einem Zuftande zum anderen übergehen oder, wie man es gewoͤhnlich nennt, ſich verwandeln und eine andere Form, Farbe, jo wie ans dere Functionen, annehmen Eönnın. Sch habe einige Beilpiele von den merfwürdigften diefer Um— bildungen, der Keichblätter (sepales) und Blumenblätter in Blät- ter, der Staubgefäße in,Blumenblätter, Carpellen 2c., bereits ans geführt, Test werde ich auf die durch diefe Verwandlungen zu Wege gebrachten Wirkungen, auf einige der daraus entfpringenden orga— niſchen und phyftologifchen Modificationen zu reden Eommen. Das Studium des freien Staubgefäßes hat mich darüber bes lehrt, daß daſſelbe flets ein befonderes Individuum ift, welches, in der Regel, feine drei merithallifchen Theile befist. In organifcher Beziehung betrachtet, befteht es aus einem einzigen Gefaßbündel, welches im Etaubbeutel fein Ende erreicht; wir, 3. B., die Nabels ſchnur und die Raphe im Eichen und das legte Gefäß oder der letzte Gefäßgang -der chalaza im Embryo ausgehen. Welche organifhe Veränderungen finden nun aber ftatt, wenn Ti) das Staubgefäß in ein Blumenblatt verwandelt? Es find diefe Veränderungen verfchiedener Art, je nach der Pflangengruppe, der die Staubgefäße angehören. Ruͤhrt die Verdoppelung lediglic) von den Metamorphofen der Anhaͤngſel-Organe her? Die alltäg: lichften Pflangen werden mir zur Beleuchtung, ja vielleicht Erle: digung, diefer Frage die fchlagendften Beifpiele liefern. ö Sm erften Falle ift die Metamorphofe felten allgemein; zus weilen fogar, wegen der Zähigkeit der Gewebe des Staubbeutels, welche der Anfchmwängerung oder Ausfprigung der Zwiſchenzellen— gänge durch die gefäßbildenden Säfte, folglich der Umbildung , bes deutenden Widerftand leiften, ſehr unregelmäßig. Sn den anderen Fällen, naͤmlich bei den meiften Pflanzen, wo die Antheren in eine mehr oder weniger dicke Staubfäden: Verlängerung ausgehen, iſt fie, in der Hegel, vollitändiger, Sn allen Fällen wird die Erſcheinung durch die Injection der auffteigenden Säfte der Gefäße bewirkt, welche zuerft aus den Ca— nälen in das Zellgewebe des Staubbiutels oder, noch gewöhnlicher, des Staubfadens, oder auch beider Theile zugleich, eindringen und dort Gefäße und Zracheen bilden, wie man dieß an der Nabel- ſchnur und der Raphe, wo fie oft zum Stillftande gelangen, oder an einem oder mehreren der geblätterten Schichten des Eichens bemerkt, wenn ſich die Raphe zur chalaza entfaltet und bis an die Spige der blätterigen Schichten des Eichens Zweige ausfendet (Exoſtome, Endoftome), wo denn eines dieſer Gefäße der chalaza den Embryo bilder und ernährt *). Die Erſcheinung geht gewöhnlich, wenigftens großentheils, in ber noch geſchloſſenen Knoſpe von Statten, tritt aber auch, zumal bei Dflanzen der vierten und fünften Abchitlung, erft nach dem Auf— blühen und zuweilen fogar erft dann ein, wenn die Staubgefäße ihre Befruchtungsfunctionen erfüllt haben, das heist nach dem Aus: fallen des Pollen, indem diefe Staubgefäße, häufig vermöge ihrer Staubfäden -Berlängerungen, eine Gefchmeidigkeit beibehalten, die *) Diefe, etwa feit 1830 aufgefegte, Bemerkung ſteht mit der Theorie des Herrn Schleiden im Wiberfpruche, ohne daß ich fie jedoch bier aegen ihn geltend machen will. Cie ift dad Reſultat gewiſſenhafter, jedoch vielleicht irriger, Beobachtungen, die ich in diefem Augenblicke nicht von Neuem vornehmen Eann, Sch gebe fic hier nicht als das Nefultat neuer Unterfuchungen, fondern als eine meiner, im Jahre 1830 gebildeten, Anfichten. Bergleiche meine Recherches sur l’Organographie, la Phy- siologie et ’Organog£nie, 1841, Tab. VI. Fig. 26. 212 den Gefäßfäften geftattet, diefelben, vermöge einer erft dann in Thatigkeit tretenden Überträftigen Circulation, völlig zu injiciren. *) Ungleihe Kräfte Regeln. Bei der Roſe, z. B., ift das aus einem eingefäßigen Staub: faden und einem ganz gefäßlofen Staubbeutel betehende Staubges faß zu einem dünnen, durchſcheinenden, von zahlreichen negförmig georöneten Gefäßen einerlei Art durchzogenen Blumenblatte ger worden. - Wenn dicfes Blumenblatt feinerfeits fi in ein Blatt verwans delt, jo bemerkt man, daß ſich an der Stelle der es characterifis renden erſten Gefäße oder Tracheen, weldye Tracheen für die Pflan- zen ungefähr daſſelbe jind, wie das Nervenfyftem für die Thiere, Gefäße anderer Natur gebildet haben, welche hinter jene treten und die Rippen oder Adern des Saumes, fo wie in’sbefondere dies jenigen des Nagels, welcher ſich in den Blattftiel verwandelt, vers dicken, von wo nun diefe Rippen in den, in einen Zweig umge— bilveten, Blumenjtiel, den Aſt, Stamm und bis in die Wurzeln hinabſteigen. Diefe letzteren Gewebe gehoͤren zum abſteigenden Syſteme, und obwohl ſie ſich mehrentheils abwickeln laſſen, unterſcheiden ſie ſich durchaus von den Tracheen, welche das aufſteigende Gefaͤßſyſtem bilden. ] Man hat gegen die von mir, in dieſer Beziehung, aufgeftellte allgemeine Regel einige Ausnahmen geltend gemacht; allein, inſo— fern es mit legteren auch feine Richtigkeit hat, Eönnen fie doch die erftere nicht aufheben. Man führt, z. B., an, viele Stängel von phanerogamifhen Gewaͤchſen und mehrere Wurzeln befäßen feine Tracheen. Dieß ift möglich, und idy habe gegen diefe Ausnahmen, infofern fie genau nachgewieſen werden, nichts einzuwenden; denn fie würden nur darthun, daß die Kegel nicht fo allgemein iſt, als ic) glaubte. Allein wenn wir alle jene, zur Begründung der Bes hauptungen meiner Gegner angeführten Beifpiele (die Cycadeen, Co— niferen, Gaprifoliaceen 2c.) für gehörig verbürgt gelten laffen müßten, würde id) immer noch fragen, ob nicht phyfiologifche Urfachen, bei den Einen das Gummi, bei den Andern das Darz oder der leimige Stoff, fidy der Bildung oder Abwicelung der Tracheen widerfeßen; und ob nicht die Pflanzengruppen, bei welchen diefe Art von Ge fäßen in geringerem Grade vorhanden ift oder ganz fehlt (voraus— gefegt, daB ſolche Fälle wirklich vorfommen, was ich felbft zuerſt vermuthet habe), nicht befondere Pflanzenclaffen bilden, welche man den oben vorläufig aufgeftellten anzureihen hätte? Um aber jede voreilige Beſprechung diefes Punctes rein abzu= Tcheiden, erkläre ih, daß ich bei diefen, wie bei allen übrigen Pflanzen unter dem auffteigenden Syfteme alles Dasjenige verftehe, was zum Wachsthume nach Dben dient, was man meri- thallifd) nennen Fann; und ich behaupte, daß die in diefen Thei- len entftehenden holzigen Gefäße ſich weit leichter abwickeln laſſen, als alle übrigen. Wir wollen nun über die phyfiologifchen und organogenifchen Erſcheinungen der Verwandlungen Einiges bemerken. Diejenigen Metamorphofen, welche ich felbft beobachten und verfolgen Eonnte, baben mir über die allgemeine Organographie, Phyfiologie und Drganoaenie unter allen mir bekannten Materialien die zuverläffig- ften geliefert. Sn der That habe ich beobachtet, daß, fo wie ein Staubgefäß der Rofe fich in ein Blumenblatt umbildete, oder ein Blumenblatt zu einem Blatte wurde, in ihrer Organifation deutliche Veränder tungen borgingen. Zahlreiche Sectionen haben mir bewiefen, daß das Staubge— fäß, wenn es zum Blumenblatte wird, mit Canaͤlen durchzogen ) Sn diefen Fällen, wo die Staubfäden, nachbem der Staub— beutel feine Functionen erfüllt hat und abgeftorben ift, noch fortvegetiren, ift es wohl eher der Mangel einer Ableitung der Lebensthätigkeit und Säfte durch die Anthere, welche die Um— wandlung des noch bildungsfähigen Bilaments in ein Blumen: blatt ermöglicht, als das Eintreten eines ftärferen Um: ſchwunges der Girculation in diefem ſchon fpäten Stadium des Begetationsproceffes. D. Ueberf, 213 wirb, die fich ſchnell in Tracheen verwandeln, und daß, indem das Blumenblatt zum Blatte wird, fi darin Gefäße entwideln, wel⸗ che in den beiden erſten Formen ſeiner Exiſtenz noch fehlen. Bei jeder Veraͤnderung des Zuſtandes hat demnach auch eine Veraͤnde— rung der Form und Organiſation, fo wie demzufolge Veraͤnde⸗ rung ber Kunction, Farbe und Producte ftattgefunden. Das Staubgefäß war in frinem normalen Zuftande gelb und ift, indem es zum Blumenblatte ward, rofafarben, als dieſes ſich zum Blatt umbildete, grün geworden. Der Pollen (von welcher Gompojition?) ift im erfteren Falle durch das mefentlihe Rofenöl (von welcher Gompofition?) und diefes, im letzteren Falle, durch das Chlorophyll oder die grüne Prieftley’fche Materie (von weicher Gompofition?) erfegt worden. An die Stelle des ſchwachen und im Allgemeinen ekelhaften Geruchs des Pollen ift der ftarfe und angenehme Roſengeruch ge— treten, und der legtere ift in dem geruchlofen Chlorophyll ganz verfchwunden. Die phnfiologifchen und organogenifchen Erfcheinungen treten alfo in’sbefondere unter dem Einfluffe der Draanifation ein, und den Modificationen der Organe bat man die Bildung der fo ver: fhiedenartigen Beftandtheile zuzufchreiben, welche die Pflanzen und alle Theile derfelben characterifiren. ‘ . Bis zu diefem Puncte waren meine Korfchungen gediehen; ich hatte zahlreiche einzelne Pflanzen durch alle ihre Entwidelungse ftufen verfolgt, hatte ihre verfchiedenen Gewebe in ihrem Entſte— hungsftadium, im flüffinen, weichen und feften Zuftande, unterſucht und war bereits über die allgemeinen Grundzüge der Organogra= phie im Neinen, als ich an die Unterfuhhung des Saftes und cam- bium ging. Was ift der Saft, was das cambium? Beide Fragen habe ich in eignen Auffägen beantwortet, bie ich naͤchſtens zu veröffentlichen gedenke. Die neue Ummälzung, welche fi geaenwärtig in der ganzen Chemie vorbereitet, läßt uns hoffen, daß wir bald über die unter dem Einfluffe der DOrganifation ftattfindenden Erfcheinungen Elarer feben, und daß die Phyfiologie endlich ihren Rang unter den poſi— tiven Wiffenfchaften einnehmen werde, Verfuhe, welche bedeutende phyſiologiſche NRefultate verfpre= chen, find bereits auf neuen Wegen von zahlreichen gelehrten For— ſchern angeftellt worden. Wenn die neuefte Chemie die von ihr gehegten Hoffnunaen nur einigermaaßen erfüllt, wenn die atmofphärifche Luft, dieſes Hauptelement der Phnfioloaie, eine bloße Mifchung von, in ziem- lich unveränderlihen Verhältniffen verbundenen Beftandtheilen zu feyn aufbört *), wenn man den darin enthaltenen und fie zu vier Fuͤnftheilen bildenden Stickſtoff, welder zugleich die Grundlage der animalifchen Producte bildet, nicht mehr als cinen unthätigen, traͤ— gen Körper oder als einen bloßen Zuſchauer bei den großen Pro: ceffen des Pflanzenlehens betrachtet; wenn man die, die organifchen Verbindungen des Gauerftoffes mit dem Kohlenftoffe und Maffır- ftoffe regelnden phyſico-chemiſchen Erſcheinungen endlich erkennt und erklärt; wenn man einfieht, daß unger dem Einfluffe der Dr: ganifation der Sauerftoff fich nicht, wie in einem Ziegel oder einer Retorte, direct und plöglich mit dem Wafferftoffe verbindet, um Waffer zu bilden, — oder mit dem Koblenftoffe, um Kohlenfäure (Säuren mit Eohlenftoffiger Bafis) darzuftcllen; wenn man erft die Art der allmäligen Verbindung entdeckt und die Wirfungen und Gegenwirfungen ermittelt haben wird, die andere bekannte Pro- ceffe hier durch eine mildere und allmäligere Thaͤtigkeit erfegen, bann werben wir uns emdlich auf dem rechten und nahe an’g Ziel führenden Wege dev Beobachtung und des Kortfchrities befinden. Wenn auf der anderen Seite foldie aenaue Analyfen , wie fie negenmwärtig angeftellt werben, in Betreff aller Gewebe und Be— ftandtheile der organifirten Körper vorliegen und in vergleichende *) Dieß fteht nämlich mit den gang neuerdings über die Zuſam⸗ menfesung der Luft angeftellten. gründlichen Unterfuchungen keineswegs im Widerfpruche, welche denjenigen Grad von Ge: nauigkeit befigen, den man von dem Stande der Wiffenfhaft und dem hohen Zalente der Forfcher mit Recht erwarten durfte. 214 Zabellen zufammengeftellt feyn werden, um ung rinen umfaffenden Ueberblid über die Verbindungsproceffe zu gewähren; wenn, in Betreff der Gtaubgefäße, des Pollen, der Blumenblätter, kurz der verſchiedenen Theile der Blüthen und Früchte in allen Graden ihrer Entwidelung vollkommen bündige Verfuche angeſtellt worden find, dann wird man feben, daß, wenn man, mit diefen nothwen⸗ digen Vorkenntniſſen ausgerüftet, an das Studium der Organo— grapbie und Drganogenie geht, diefe noch fehr zurückgebticbenen Zweige der Wiſſenſchaft von den dichten Schleiern, in die fie bis— jegt gehuͤlt waren, mehr und mehr befreit werden. Giebt man zu, daß ifolirte lebende, ſich unter den ihrer Exi— ftenz förderlichen Bedingungen des Lichts, der Wärme und Feuch— tigkeit befindende Zellen ihre vegetative Entwicelung bis zur Pe- riode der Reproduction durchlaufen können, fo liegt darin wahr- ſcheinlich die rationeufte Erklärung Desjenigen, was zu Anfang der Schöpfung in der Natur vorgegangen if. Ich für meine Perfon bin davon volftändig überzeugt. Allein woher rühren diefe Urzellen? Wie find diefelben erzeugt worden? Haben fie ſich im einer sinzigen Cecalität der Erdober— fläche gebiloet und von da aus überallhin verbreitet, ober find fie gleichzeitig an allen befannten Orten , welche ihrer Erifteng, Ent: wicdlung und Fortpflanzung aünftig find, geſchaffen worden? Dieß jind Kragen, die allerdings in anderer Ginkteidung ſchon häufig aufgeworfen, aber noch nicht beantwortet worten find, und die man nod) den zukünftigen Gentrationen wird vorlegen können. Ich habe mich mir denfelben fchon in den Sahren 1819— 1826 befchäftigt *); mit alem Feuer der Jugend fuchre ich fie damals mit Hülfe von Grundlagen zu löfen, die vielleicht bis auf den heu— tigen Zag falfch ausgeleat worden find. Diefe Grundlagen beftehen darin, daß ich mit der mofaifchen Schöpfungsgefchichte annehme, jede Pflanzenart fey in einer und ders felben Eocalität gefchaffen worden, und alle ptyſiſchen Umftände Fönnten dazu beigetragen haben, die Keime diefer Urpflanze und ihrer Varietäten weiter über die Erdoberfläche zu verbreiten, Zu den Urfachen, welche zu diefer Verbreitung beigetragen has ben möchten, rechnete ich das Meer, die Luft, Winde, Stürme, Menfhen, Vögel, in’sbefondere die electrifhen Welfen. Als ic) Später meine Theorie immer mebr ſichtete und bedach— te, daß die Pflanzen nothwendig früber dagewelen fenen, als der Menſch, und daß die Eee zwar den Küften, aber nicht den boben Bergen Pflanzenkeime zuführen Eonnte, während auf den vulfaniz ſchen Infeln die Flora der legtern von der der erftern durchaus verfchieden ift, blieben mir nur die meteorologifchen Ericheinungen als wahrfcheinliche Weiterverbreiter der Pflanzenkeime übrig. Da ich endlid durch eigenes Studium und durch eigene Un: terfuhungen ſowie durch Hypotheſen zu der Anficht gelanate,, daß die geringften Bruchftüde einer Pflanze, fogar veränzelee Zellin als Reproductionskeime wirken können, jo gewann meine Meinung binfichtlicd der geographiſchen Vertheilung der Pflanzen für mid) immer mehr Wabrfcheinlichkeit, ja fie wurde mir zur Gewißbeit. Vergebene machte ih, nach dem Vorgange mehrerer ncuern Philofophen, den Verfuch, anzunehmen, es haben diefelben Urfacen an verfchiedenen Orten diefelben Wirkungen hervorgebracht und «8 feyen demnad mehrere Mittelpuncte der generatio spontanea vor= handen gewefen. Sc Eonnte nie zu einem ſolchen Schluſſe gelan= gen. Da gewiffe Bebinaungen des Lichts, der Wärme und der Feuchtigkeit zur Vegetation mancher Pflanzen nötbig find, fo ers Elärt fi daraus, warum die von iraend einem Puncte der Erde durch die meteorifchen Agentien fortaeführten und überall verbreite: ten Theilchen von dieſen Pflanzen nur da gedieben find, wo fie die für ihre Eriftenz erforderlichen Bedingungen, die ihnen zufagenden Climate 2c antrafen. So erklärt fih, meiner Anſicht zufolge, die fait allgemeine Verbreitung gewiſſer Arten, für welche die Bedingungen der Le= bensfähigteit eben faft überall vorhanden find; daher denn manche Reifende uns berichten, gewiſſe Pflanzen fenen innerhalb gewiffer Breiten auf der ganzen Erde anzutreffen. Sch bin, ich darf es —35 in dieſen ſchwierigen Forſchungen fo weit gegangen, ale möglich. *) Voyage de l’Uranie, Botanique, 8 101. 1 215 Bon einer, Thatfache zur andern, von einer Annahme zur anz dern forrfchreitend , bis zuiegt das ganze Gemälde der Erfcheinuns gen des Prlanzenlebens vor meinem Biicke entfaltet dalag; unter den verſchiedenſten HDimmelsftrichen Alles beachtend, mas auf die geheimnißvollen Erfcheinungen der Lebensthaͤtigkeit, Befruchtung und Vervielfältigung der Pflanzen nur irgend Bezug hat; nachdem ich endlich) auf meinen Reifen, die ich mit guten Vorkenntniſ— fen ausgerüftet antrat, und fpäter wenigftens zehn Jahre mit Be: trachtungen über die Urfachen des Lebens und des Todes hinges bracht, bin id) gegenwärtig mehr ale je von der Wahrheit durch— drungen, daß die Schöpfung der Pflanzen nur in einer und derſelben Epodye ftattgefunden bat, wenngleih die Allmacht ruͤckſichtlich der uns als neu erfcheinenden Gewaͤchſe wohl die Epoche ihres Erſchei— nens hat verfchieben Eönnen. Die wideripricht in keiner Weife den Anfichten derjenigen ges lehrten Forfcher, welche durch Fofjilien dargethan haben, daß die Luft und die Pflanzen in gewijfen Epochen ſich auf der Oberfläche der Erde geändert haben. Nachdem wir die Richtigkeit jener erften Vermuthung zugeges ben, daß eine ifolirte Zelle fortvegetiren könne. bis fich eine volls ftändige Pflanze, der größte Baum daraus entwicelt bat (welche VBermuthung ich zum Range einer erwiejenen Wahrheit erheben werde, wenn ich von der Entwidelung des Embiyo’s im Schooße der Hüllen des Eichens handeln werde), wollen wir nun fehen, wie ſich die lebende Zelle inmitten des lebenden Gewebes verhält, von welchem fie bereits einen Theil bildet. Zu diefem Ende wollen wir anerkannte Thatſachen näher be= trachten, weiche, felbft wenn unfere Vermuthungen fich dereinft als irrig herausftellen folten, durch eine folche Unterſuchung nur fruchte barer werden Eönnten; wollen wir uns nah Beifpielen umfehen, welche diefe Lebensfrage am beften aufklären, das meifte Licht auf diefen noch fo unklaren Zweig der Wiffenfchaft werfen Eönnen. Schlägt man das Bud) der Gefhichte der Wilfenfchaften nach und verfolgt man deren Kortfhritte von den Älteiten Zeiten bis auf unfere Tage Schritt vor Schritt; fieht man den Menfchengeift bald fchnell, bald zögernd, aber unaufhaltfam der hoͤchſten Intelligenz ſich nähern; zählt man die großen Korfcher, Hippocrates, Virgil, die Plinien, Galiläi, Zournefort, Buffon, inne, Jufs fieu, Eupier 2c., welche nacheinander der Wiffenfchaft den Tri— but ihres Genies, ihrer Beſtrebungen dargebradt haben, fo wun— dert man fih, daß nah fo vielen Sabrhunderten die Phyfiologie noch immer wie eine unausgeführte Skizze, wie ein babyloniſcher Thurm dafteht, der nic fertig zu werden verfprichts was übriaeng ebenſowohl eine tröftliche als eine traurige Suite hat; denn menu wir ſelbſt auch nicht hoffen dürfen, die Vollendung des Baus zu erfeben, fo wird doc) den Fünftigen, ftets an Erfahrung und Wil: fenfchaft gewinnenden Gefhlechtern, indem fie daran fortbauen, eine unerfchöpfiiche Quelle des hoͤchſten Genuffes geöffnet bleiben. Diefe Betrachtungen werden in mir durch die Thatſachen ſelbſt erweckt, welche mir als Beifpiele dienen werden; fie jind lange be= kannt, aber, meines Willens, dennoch nody nicht erklärt. Bei all’ ihrer Einfachheit gewinnen fie, aus dem gleich darzulegenden Ger fihtspuncte betrachtet, eine gewiſſe Wichtiakeit, indem dadurch cis nige Hauptfragen, die der allgemeinen Reproduction und der Les bensthätigkeit der Pflanzen, in ein neues Licht geftellt, ja vielleicht erledigt werden Indem wir an diefelben erinnern, wollen wir jie jedoch zugleich in die weitere Darlegung unferer VBermuthungen einz reiben, indem diefe Behandlungsweife der Entwicklung unferer Theos rieen am Günftigften zu feyn ſcheint. Zweite allgemeine Bermuthung. Wir wollen nun annehmen, eine Zelle fey nicht vereinzelt und durchlaufe nicht einzeln die erften Wachsthumsperioden, fondern liege mitten in einer lebenden Portion irgend einer Pflanze, z. B., in den Fragmente eines Stängels von Cissus hydrophora !), Cycas circinalis 2), Agave americana ?), oder in einem Blatte von Or- ı) Gaudichaud, Annalvs des Sc. nat., Sept. 1836. 2) Gaudichaud, Acad. d. Sc. Oct. 1825; Voyage de l’Ura- nie, Bot nique, p. 436. 3) Baudihaud. Seit drei Jahren gefammelte und im Bads ofen getrodinete Stängel find im Jahre 1833 mit Zwiebelchen bedeckt in Frankreich angelangt, 216 nithogalum thyrsoides *), Nymphaea 5), Portulaca *), Carda- mine ?), Drosera *), Ceratopteris *), in einer im Keimen begrifs fenen Sporule 19), an der untern Seite einer Pflanzenmunde !1), in der Achfel der Narben alter Blätter 12), fowie an irgend einer Stelle der Stängel, wo ſich fogenannte binzutretende oder zufällige Knospen bilden *). Wir wollen ferner bei diefer zweiten allgemeinen Vermuthung annchmen, das Leben babe in irgend einer Portion diefer Pflanzen feinen Sig, welchen Grad von Lebensthaͤtigkeit fie auch übrigens bejigen mögen; diefe Lebensthätigkeir äußere ſich in diefer Portion entweder überall oder nur an einer oder mehrern ifo:irten oder umfchriebenen Stellen; in allen diefen Fällen würde das Leben lange fortdauern können, ohne daß es ſich auf eine andere Weife, als durch die Erhaltung der Farbe und Feuchtigkeit, je nach der Natur der Gewebe, Außerte, ohne daß ein Wachfen oder Abnehmen ftattfände, Dennoch würde c8 fich zulest erfchöpfen oder erlöfchen, wenn nur diefe pafiive Vitalität der Gewebe vorhanden wäre, wenn ſich nicht cin anregendes Organ, win phyton, entwidelte. Wir erfen- nen jedoch, daß, fo lange Leben vorhanden ift, auch Yunctionen von Statten geben; daß die Gewebe unter günftigen Umftänden ſich nach allen Richtungen verarößern, d. h., ſowohl größere als mehr Zellen erlangen Eönnen, ohne daß eine organifche Veränderung im En Sinne des Worts, d. h., Umbildung eines Organs ftatts indet, j Allein fobald eine Zelle Lebensfräftig wird und zur Bildung eines oder mehrerer Organe fchreitet, regt ſich das Leben in den Flüffigkeiten, wie in den Geweben, in erhöhter Thätigkeit. Die Flüffigkeiten erleiden eine Ortsveränderung und ftrahlen von dem erregenden Körper (dem phyton), mit dem bie übrigen Gewebe in Verbindung bleiben und dadurch befähigt werden, ihr Zellenleben, aber nur diefes, fortzufegen, nach allen Richtungen aus; benn das organifche &eben, dasjenige, welches fi in einem Organe oder durd ein Drgan äußert, befist immer nur ein phyton, d. h., eine ganze Pflanze, welchen Entwidelungegrad, welches Alter ⁊c. dies felbe auch befiße. Das Fragment eines Stängel?, einer Wurzel, Frucht, eines Blattes oder einer Bluͤthe fann demnach nur ein Zellenleben fuͤh— —— ſich nicht eine ſeiner Zellen in ein phyton verwan— delt hat. Sobald die Gefäße zerriſſen worden find, ſtellen fie ihre ei— gentlihen phyfiologifchen Zunctionen ein, und wenn fie zerfnickt oder an ihren Enden verftopft find, können fie nur nod) als eins fache modificirte Zellen wirken. Hat fih die Pflanze (dad phyton) einmal gebildet, fo erzeuat jie gewöhnlich eben foviel (ganze oder getheilte) Wurzeln, als jie phyta oder Blätter erzeugt hat, und diefe im höchften Grade mit der bydrofcopifhen Kraft begabten Wurzeln ſtrecken fidy nad den ihnen am meiften zufagenden Medien aus, um von entferntern Stellen eine reichlichere und Eräftigere Nahrung herbeizufördern. Was die Gewebe betrifft, welche die Pflanze erzeugt haben, fo ers fchöpfen ſie fih, welfen und fterben gewöhnlich, nachdem fie bie Stadien des Zellenlebeng mühfam durchlaufen haben, infofern fie nicht ſehr vollftändig angepfropft (copulirt) find und nit an als len Puncten an der phyſiologiſchen Griftenz des phyton theilnche men, welcher all in der Natur felten ift. Gewöhnlich verbreitet die neue Knospe (felbft das einfache phyton) das Functionsleben bis in Gewebe, welche fonft nur dem 4) Turpin, Ann. d. Se. nat. T. XVI., p. 44; T. XVII, p. 5. 'Tab. I. 6) Gaudichaud, Organog. Tab. V. Fig. 10. 6) Flourens, Comptes rendus, Tab. IX p. 437, 7. Oct. 1839. 7) Cassini, Opuse. IT., p. 340. 8) Auguste de Saint-Hilaire, Naudin, Comptes rendus, T. IX. p. 437. (Drosera intermedia.) 9) Gaudichaud, Uranie, Tab XX. 1 10) Gaudichaud, Organogr. Tab, IV. Fig. 13. 11) Gaudichaud, Organogr. Tab. XVII, Fig. 8, a. b. c. d. 12) Gaudichaud, Organogr. Tab. VI., Fig. 54, Tab. XIL, Fig. 17, b, b. *) Gaudichaud, Organogr, Tab, XVII., Fig. 1, 7, 8. 217 3ellenleben gewachfen gewefen wären. An Beweifen hiervon fehlt es nit. Wenn man, z. B., einen Baum abftugt, indım man den Stamm nad) der Queere unter den Arften durchſchneidet, fo ftirbt er unfehlbar ab, wenn er nicht ſchnell fihtbar oder verbors gen vorhandene Knoepen zur Ertmwidelung bringt. Wenn er deren hervortreibt, fo erwacht das vorübergehend gehemmte phyjiologifche Leben in neuer Kraft, und es bilden jich, wie duch Zauber, Eräf: tige Aeſte, die ſich mit Blättern füllen, deren Wurzelverlängeruns gen ſich über die Oberfläche aller alten holzigen Theile des Stam— mes erftreden *). In dieſem Falle können ſich die alten Gewebe, je nad ihrer organifhen Beſchaffenheit, indem fie durch die neuen belebt worden, durch natürliche Gopulation mit diefen vırbinden und das ihnen auf diefe Weife mitgetheilte organifche Leben noch lange fortfegen, Die gefäßigen Gewebe der einen fuchen die der andern auf und verwachſen mit ihnen nad) den fie regelnden Gefegen unter der Mitwirkung der Zellen (Zellenflüffigkeiten), welche fie zufammen: Eitten, fhügen und ernähren. Auf diefe Weife erhält fich die Vegetation in den Pflanzen auf die Dauer; neue Individuen beleben und nähren die alten, deren Drgane abgenugt und auf eine ſchwache phyfiologifche Thätigkeit beſchraͤnkt worden find, fo daß fie, obne eine ſolche Auffrifchunga, nur noch der einjährigen Eriftenz vieler Erautartigen Pflanzen theil— haftig feyn würden, Alle gewöhnlichen Erfcheinungen der Vegetation ließen fich als Belege zu diefer Thatfache anführen, in welcher die ganze Gefchichte des DOculirens, Pfropfens, Gopulirens und fämmtlicher kuͤnſtli— hen Mittel zur Vervielfältigung der Pflanzen enthalten ift. Ich werde mid) auf Anführung der fchlagendften Beifpiele beſchraͤnken. Der abgeftugte Stamm, an welchem fidy natürliche oder aufs aepfropfte Knoepen entwideln, die Ableaer von den Stängeln, Wurzeln, Blättern und allen übrigen Theilen der Pflanzen find in’sbefondere die Beifpiele, die ich zur Unterftügung meiner Ver— muthung anzuführen habe. Die Ableger oder Stedlinge ohne Knospen und Marfcanal, in’sbefondere die von den Wurzeln ber Maclura, find unftreitig die merfwürbdigften. In diefen verfchiedenen Fällen fuchen die holzigen oder wurzels förmigen Gewebe der neuen Knospen die holzigen Gewebe der fruͤ— bern Jahre auf und vereinigen fich mit benfelben, während die Ges webe der neuen Rinde ſich mehr oder weniger innig mit denen ber alten copuliren. Bis auf den heutigen Zag hatte ich auch die Biltung des Em: bryo's ald zu dieſer Claſſe von Thatſachen gehörig betrachtet; allein den neueften Beobachtungen des Herrn Schleiden zufolge, Scheine ich) mich geiret zu haben **). Uebrigeng ift zu bemerken, daß dieſe zweite allgemeine Vermu— thung auch fir die drei legten Glaffen oder Abtheilunaen der Pflans zen, die Pfeudocotyledonen, Monocotyledonen und Dicoryledonen, gültig ift. Räumt man die Gegründetbeit diefer zweiten allgemeinen Ber: mutbung überall ein, fo verfchmwinden die gegen die Verbreitung der Pflanzen auf der Erdoberfläche erhobenen Schwierigkeiten, *) Gaudichaud, Organogr. Tab, XVIII., Fig. 8. **) Vergl. den naͤchſtens erfcheinenden Artikel über die Befruchtung. 218 Cobalt wir ın der That annchmen, daß aus jedwedem vege— tabiliſchen Theile, z. B. dem geringften Blartfragmenre, ein neues Pflanzenindividuum entftehen Eönne, fo fteht jener Verbreitung nit das Seringite mehr im Wege. Die Pflanzen können nun von eis nem Ende der Welt bis zum andern wandern, weil alle atmofphä= rifchen Ugentien nur deren Transport bewirken Eönnen, indem pbys jialifch bewiefen ift, daß unter guniffen Umftänden fpecifiich ſchwe— rere Körper von fpecififch leichteren aetragen werden, und daß 4. B. ein von Wolkendünften umbülltes Pflanzentbeilchen ebenfo in der Luft umberfchweben kann, wie ein von Waffer durchdrungener po— röfer Körper im Waſſer umbertreibt. Durch die Anziebungefraft der electriſchen Wolfen und die Zreis befraft der regelmäßigen und unregelmäßigen Winde erklärt fich das Uebrige, und wenn ein ſolches Pflanzentheilchen in einem ent— fernten Lande abgefegt worden, fo bedarf es nur noch der früherer- wähnten günjtigen Bedingungen in Betreff des Lichts, der Wärme, der Feuchtigk:it und Elcctricität, um neue Individuen beffelben Typus zu erzeugen. (Schluß folgt.) Miscellen Ueber die mifrofcopifhe Befchaffenheit der Galle bat Herr Bouiffon der Acad&mie des sciences feine Beobachtungen mitgetbeilt, woraus er fließt, daß der Farbeftoff der Galle nicht gang und gar aufgelöf’t darin enthalten ift, ſon— dern zum Theil präcipitirt unter der Korm von grünlichen, unre= arlmäßigen Blaͤttchen, daß die Cholefterine in cryfrallifirtem Zus ande in der Galle fuspendirt und nicht aufgelöf’t fey und daß der in verfchiedenee Menge vorkommende Schleim die Adhäfion jener beiden Etemente der Galle erleichtere. Auf dieſe Weife werde die Bildung der Gallenfteine fehr leicht erklaͤrbar, indem jeder Mann ſchon im gefunden Zuftande eine Ungahl Eleiner Gallenfteirchen bei fih trage, durch deren einfach mecanifche Zufammenhäufung die eigentlichen Gallenfteine gebildet werden, Sn Beziehung auf die Sorge und Liebe eines Hafe für feine Jungen (vgl. Notizen zc. Nr. 671. Auguft 1831) tbeilt Herr Baumann aus Meiningen, d. 3. stud, philos. zu Sena, unterm 22. Juni 1842 folgende Thatſache mit, welche derfelbe, nebft drei andern Perfonen, beobachtet zu haben verfichert: „Als ich zu Anfang diefes Semefters (vier Wochen vor Pfinaften) in dem zwifchen Gotha und Erfurt fahrenden Pers fonenwagen bierher reifte, wurde ich von dem Kutſcher auf fols gende Erſcheinung aufmerkfam gemakt: In der Nähe des Dorfes Gamftedt, nahe an ber Chauffee, auf dem Felde bemerkte ich einen Hafen, der eifrig befchäftigt war, eine Schaar Raben, ungefähr zwölf bis achtzehn Stüd, vom Felde aufzujagen. Der Hafe lief immer in einem beftimmten Umfreife, den er nie überfchritt, ums ber, und fcheuchte die Raben fort, welche jich ſtets wieder niederfeg- ten. Hatte der Dafe an einer Etelle einen Raben vertrieben, fo feste fich unterdeffen ein anderer an einer andern Stelle nieder, fo daß der erftere in ftetem Laufe erbalten wurde. Sch glaube, an demfelben ein ängftliches Wefen, gepaart mit einem gewiffen Mutbe, bemerkt zu haben, und fchreibe dieſes dem WBemüben zu, feine Zungen vor dem Angriffe der Raben zu fchligen. Ich beobachtete diefe Erfcheinung eine längere Zeit.‘ ei Ueber ein allgemeines Geſetz der Lebens - Periodicität hat Dr. Laycock der, British Association zu Manches fter eine Abhandlung eingefendet. Der Zweck derfelben war, durch Induction darzuthun, daß ein Geſetz über eine Perio— dieität von fieben Tagen durch das ganze Thierreich hin— break ni DDR durchgehe und die pathologifhen Aeußerungen in ben Kranke heiten des Menfchen influire. Die zu diefem Bebufe beir gebrachten Thatſachen waren von den Perioden des Traͤchtig⸗ feyns oder des Brütens bei Fiſchen, Reptilien, Vögeln und Süugetbieren, von den Verwandlungen der Inſecten, von den Wirkungen thierifcher Gifte auf die thierifhe Deconomie abgeleitet, befonderd aber von Malariatrankheiten, von 219 Hautkrankheiten, von Typhus und Gicht und. felbft von chroniſchen Krankheiten hergenommen. Sin allen diefen Claf» fen von Thatfahen findet man eine periodifhe Bewegung durch das ganze Thierreih durchgehend, mit einer ſtrengen Beziehung auf fieben Tage oder deren multiple oder sub- multiple. Von den zahlreichen angegebenen Thatſachen find folgende Beifpiele: Won 129 Voͤgel- und Saͤugethier— arten, deren Traͤchtigkeits- oder Brütungsperioden unterfucht wurden, waren in 67 die Perioden eine beftimmte Zahl von Wochen und Monaten; bei 24 fehlte nur ein Tag an der= felben Periodicitätz und von den Übrigen 39 mar die Pe— riode fo leicht angegeben, daß fie nicht von viel Gewicht ge— gen das allgemeine Gefis war. Der Verfaffer gab an, daß die auffallendften Beftäti gungen und Erläuterungen des Gefeges in den Inſecten ges funden würden, indem man 1) das Ausfommen der Eier, 2) den Naupenzuftand und die Hautungen, die in dieſen Entwidelungsperioden ftatt haben, 3) die Puppenperioden und 4) die Periode des vollfommenen Inſects oder die Fortpflanzungsperiode in Betrahtung zieht. Es wurden zahlreiche Beifpiele von diefen Verhältniffen aus vielen Ar— ten gegeben, und in allen wurden die Perioden von fieben Tagen oder deren einfache Wervielfahung nachgewieſen. Die Erfiheinungen in Krankheiten des Menfchen wurden unterfucht, befonders von Kinderblattern als das befte Bei— foiel von Eranthematen, von intermittivenden Fiebern und ven Gicht. Und Herr Laycod bemühte ſich, nahzuweifen, daß die Stadien, die Hauptveränderungen und die Dauer diefer Krankheiten von demfelben Geſetze regulirt werden, welches der Feftitellung der critifchen Tage des Hippocra- tes zu Grunde läge. Bon diefen Tagen fey der fiebente, vierzehnte und einundzwanzigfte die wichtigften, und die dem— nächft wichtigen feyen: der vierte, eilfte und fiebzehnte — die halben Perioden, Diefe periodifchen Veränderungen wäs ten auch in chronifchen Krankheiten nachzuweiſen; die herr— fihende Lehre der aͤltern Aerzte von den Septennarien fey auf ähnliche Beobachtungen gegründet gewefen, und die That: face der Lebens: Periodicität werde von ihnen fo angenom— men, als wenn fie zu gut bekannt fey, um bezweifelt zu werden. Der Verfaffer erſtreckte das Gefeß der Periodicität aus auf Gefundheit und das Eintreten der gefunden Fun— ctionen, und behauptet, daß dieſes auch über die verborgenen Perioden der Krankheiten Licht verbreite. Das Geſetz fen auch in ganzen Populationen zu bemerken, z. E., in Epi: demien. Ueber die Reihefolge, in welcher die Lebensthaͤ— tigfeilen in der Asphyrie aufgehoben werden. Bon Dr. Sohn Reid, Schluß.) Zur groͤßern Beſtaͤtigung unſerer Anſicht berufen wir uns auf die Erfahrung jedes practiſchen Arztes; denn gewiß hat jeder Gelegenheit gehabt, die Beobachtung zu machen, wie in heftigen Faͤllen von bronchitis, wo ein nur wenig 220 decarboniſirtes Blut durch die Gehirnarterien fließt, das sensorium allmaͤlig von einem torpor beſchlichen wird, während der Puls am Handgelenke noch ganz Eräftig. ift. Unferer feften Ueberzeugung nad, ift Dr. Kap in eis nen zweiten Irrthum verfallen, wenn er anführt, daß das Blut in den Xrterien drei Minuten nad) der Abfperrung der Luft von den Zungen eine „noch nicht vollffändig” ve— nöfe Farbe angenommen hatte; denn in zahlreichen von mit angeftellten Verſuchen erklärten mehrere anweſende Herien einftimmig, daß das Blut in den Arterien bereits zu einer frühern Zeit, als die von ihm angegebene, fo dunfel war, wie das in den begleitenden Venen. Die Angabe Bichat's, daß das Blut in den Arterien nah 13 oder 2 Minuten genau dem venöfen Blute gleiche, Eommt der Wahrheit, wie id) überzeugt bin, viel näher. Aus den verfchiedenen Thatfahen nun, die wir ange— führt, haben wir den Schluß gezogen, daß die Sugpenfion der vom großen Gehirne abhängigen Sunctionen größtentheils, wenn nicht ganz, der Girculation von venöfem Blute in den Arterien zugefchrieben werden muß. "Mir wollen jedoch das mit nicht fagen, daß venöfes Blut irgend einen fhädlidhen Einfluß auf dag Gewebe des Nervenfyftems ausübe, fon- dern glauben nur, daß diefes Blut das Gehirn zur Thätig- Eeit zu erregen nicht vermag, und von diefem Mangel an Erregung die Wirkungen abhängen; denn, wenn die Circulas tion von arteriellem Blute wiederhergeftellt wird, fo geben fih die fenforiellen Functionen fchnell von Neuem Eund, — daß jenes innerhalb einer gegebenen Zeit ges chieht. Mir glauben demnah, daß die Reihefolge, in welcher die Lebensthätigkeiten in der Asphnrie aufgehoben werden, folgende ift: — Das venöfe Blut circulirt zuerft frei durch die Lungen, um in die linke Herzhälfte zu gelangen, von wo aus es durch alle Gewebe des Körpers getrieben mird. Menn das ganze Blut eine mehr venöfe Beſchaffenheit ans nimmt, fo bewirkt die Girculation deffelben durch die Ges hirnarterien eine Störung der fenforiellen Sunctionen und hebt fie fehnell auf, fo daß das betreffende Individuum in einen bewußtlofen Zuftand geräth. Die von der medulla oblongata abhängigen Functionen, werden um biefelbe Zeit, wo die fenforiellen Functionen aufhören, ebenfalls ge— ſchwaͤcht, aber noch nicht ganz aufgehoben, fondern dauern noch einige Zeit fort. Unmittelbar nad der Suspenfion ber fenforiellen Sunctionen und nachdem das Blut nody mehr venös geworden ift, erleidet der Durchgang diefes letztern durch die Gefäße der Lungen eine Hemmung und in Folge deffen beginnt es, fich in der rechten Herzhälfte anzufam- meln. In die linke Herzhälfte muß nun nothwendig eine geringere Quantität Bluts gelangen; und in Folge diefer Verminderung der Quantität des in die Arterien gelangens den Blutes, verbunden mit. der venöfen Beſchaffenheit defs felben und dem endlichen Stillftehen der Circulation — lau: ter Umftände, welche mit einer Manifeftation der Vitalität in den übrigen Geweben des Körpers unvereinbar find — wird dann früher oder fpäter der allgemeine Tod herbei- geführt. 221 Die Dauer des Fortbeftehens der Muskelcontractilität nad) der Unterbrehung der Circulation variirt, wie ih haͤu— fig zu beobachten Gelegenheit hatte, nach dem Alter und der Stärke des Individuums, forwie aud in einer merflichen Meife nah conftitutionellen, uns unbekannten Urfachen. Hierdurch wird es ung erklärlih, wie es ung in manchen Fällen nody lange nach dem anfcheinend erfolgten Tode ges lingt, die Herzthaͤtigkeit wiederherzuftellen, während in anz dern alle Wiederbelebungsverfuche, trogdem, daf fie kurz nad) der Suspenfion der fenforiellen Functionen begonnen werden, vergeblih find. Es ift einleuchtend, daß unfer erfter uud Hauptzwed bei der Behandlung der Asphyrie die Wieder— herftellung des Kreislaufs in den Lungen feyn muß. Wenn ung diefes gelingt, und die Herzthätigkeit auf diefe Meife wicderhergeftellt ift, fo gelangt wieder arterielles Blut zum Gehirne und den übrigen Geweben des Körpers; die Fun— ctionen der medulla oblongata manifeſtiren fich wieder, die fenforiellen Sunctionen treten allmälig wieder hervor, und die thierifhe Wärme Eehrt wieder zurüd Die Störung der von der medulla oblongata abhängigen Functionen in der Asphyxie ift nicht nothwendig durch die der fenfos tiellen Functionen bedingt, wie wir dieß in manchen derjenigen Zodesfälle deutlich fehen, wo, in Folge der Krankheit oder der Einwirkung narcotifher Gifte, der Pros ceß der Asphyrie einen mehr langfamen Verlauf nimmt. In diefen Fällen ift es nicht ungewöhnlich, die fenforiellen Functionen größtentbeild oder ganz aufgehoben zu finden, zu einer Zeit, wo die Nefpiration noch in voller Wirkfamfeit ift; und aus verfchiedenen Thatfachen gebt deutlich hervor, daß das Aufbören der Mefpirationsbewegungen der Muskeln nicht von der Suspenfion der fenforiellen Bunctionen, fondern ber der medulla oblongata abhänge. Wir wollen nun einige Bemerkungen über die vers mehrte Kraft, mit welcher das Blut während der Muskel— contraction durch die Arterien getrieben wird, folgen laffen. Es ift nachgewiefen worden, wie wir bereitS erwähnt haben, daß das Blut während der Contraction der Schenkel- oder Rumpfmuskeln, wie bei förperlichen Anftrengungen, mit größerer Heftigkeit, als fonft, durch die Arterien getrieben werde, und dieſes während heftiger Erfpirationsverfuche in einem ſtaͤrkern Grade hervortrete; dagegen wird der Puls während der Inipirationsverfuche minder frequent, ſchwach und mweih. In einigen von uns angeftellten Verſuchen flieg das Queckſilber, wie bereits erwähnt, bis zum Ulten und in einem big zum 12ten Zolle der an der Möhre ans gebrachten Scala, fobald das Thier heftige Erfpirationsver: fuche machte oder zappelte, während es bei heftigen Inſpi— rationsverfuchen bis auf den 2ten Zoll herabſank. Während biefer verjchiedenen Verhaͤltniſſe muß der Druck auf die Au: ßere Fläche des Herzens und die Lage deffelben in der Bruft einige Veränderung erleiden, indem ein Theil des Drudes, der während der Exſpiration auf die Äußere Oberfläche wirkt, während der Infpiration aufgehoben ift, und das Drgan während der Infpiration tiefer in die Bruſt herabfteigt, während der Erfpivation aber wieder in die Höhe kommt. SIndeffen Eönnen wir diefe Veränderung immerhin als eine 222 fotche betrachten, die auf die Erzeugung der in Rede ftehen: den Erfcheinungen Eeinen wahrnehmbaren Einfluß hat. Muͤl—⸗ ler glaubt, daß die Vermehrung der Gontractionen de3 Herzens, welche die Muskelbewegungen des Rumpfes und der Schenfel begleitet, von einer ſympathiſchen Nervenaction oder Neflerfunction herrühre, indem ſich die Reizung, welche in den Nervenfafern, die fih in den ſich contrabirenden Muskeln verbreiten, hervorgebracht worden, auf das Rücken: mark fortpflanze und von da auf das Herz reflectirt werde. Da er jedoch zur Unterftügung diefer Anſicht keinen direcz ten Beweis anführt, fo fühlen wir ung nicht veranlaft, von der Altern Erklärung abzugeben, daß namlich jenes Phaͤ— nomen bloß von der mechanifchen Befhleunigung des Blut: laufes abhängt, die durch den Drud, welchen die Muskeln bei ihrer Gontraction auf die benachbarten Blutgefüße aus— üben, entfteht. Wir glauben dieſes Legtere um fo mehr, als wir mehrere Thatfachen beobachtet haben, welche wenig— ſtens beweifen, daß ein großer Zheil der hier in Nede ſte— henden Erfcheinungen durch diefe Urfache veranlaßt werden fann, Wir haben nämlih haufig bemerft, daß, wenn ein Thier mitteljl einer in der trachea befindlichen Roͤhre ſehr ſchnell athmet, felbft über 100 mal in einer Minute, die Quedfilberfäule in dem Inſtrumente nicht höher flieg, als fie früher war, vorausgefegt, daß die Erfpiration immer nur kurz und folglich nicht mit flarfer Compreffion der Blutgefäße des thorax und abdomen verbunden waren. Dagegen trat ein merklihes Steigen des Quediilbers ein, fo oft eine gemwaltfame Erfpiration gemacht wurde, wenn diefes auch noch fo langfam gefhah. Auch wurde wieder- bolentlich bemerkt, daß, wenn ein Inſtrument in die art. eruralis und ein anderes in die entfprechende Vene des andern Schenkels gebraht wurde, das Quedfilber in dem in der Vene befindlichen Snftrumente bedeutend höher flieg, als in dem andern, fobald das Thier heftig zu zappeln an— fing. Nur bei wenigen Verſuchen flieg dad Quedfilber in dem in der Arterie befindlichen Snftrumente böber, als 11 Zoll, während e8 häufig mit beträchtlicher Gewalt über den Hand einer 12 Zoll hoben Roͤhre lief, die einen Theil des Snftruments bildete, das fich in der Vene befand — ein Umjtand, der ung eine merfwürdige Verftärfung des Blut: drudes auf die innere Fläche der Venen zeigt, welche dem Gewichte von 3 bis 4 Pfund auf jeden Quadratzoll der Fläche gleichkommt. Diefes bedeutendere Steigen des Qued- filbers in dem in der Vene befindlichen Inftrumente Eann nur durch die Wirkungen des mecjanifchen Drudes der na= hegelegenen Muskeln erklärt werden, Wirkungen, die um fo ſtaͤrker hervortreten, je länger die Gefäfröhren werden, auf welde der Druck ausgeuͤbt wird, und die uns cinige Fingerzeige geben koͤnnen über den bedeutend verftärkten Impuls, der dem Blute durch den gewaltigen Druck mit getheilt werden muß, der durch die Gontraction der Bruft: und Bauchmuskeln auf die in den betreffenden Höhlen ent: baltenen Gefäßen ausgeübt wird, wenn diefer Drud durch die Gontractionen der Schenfelmusfeln unterftügt wird. Es ift demnach ſchwer zu beftimmen, wieviel von dieſer ftärfern Biutbewegung in den Gefaͤßen während heftiger Erfpiratio: 223 nen und während der Gontraction der Schenkelmusfeln ben ftärkern Gontractionen des Herzens und wieviel den mecha—⸗ nifhen Wirkungen des temsorären Drudes auf die Blutge— füge zuzuſchreiben ſey. Die vermehrte Schnelligkeit und Stärke der Herzbewegungen während heftiger Eripirationen muß theil® der Compreffion der Lungengefüße, theild dem Zufluffe einer größern Blutmenge zur linken Herzhälfte zu— gefhrieben werden; mährend die Werminderung der Fre— quenz und Energie des Pulfes bei der SInfpiration, großen« theils wenigftens, von dem plößlihen Aufhören jenes Drufs kes abhängen muß, indem dann ein großer Theil des Blu: tes, welches wihrend einiger, unmittelbar auf die plögliche Erweiterung des thorax folgender Contractionen des rech— ten Herzens vorwärts getrieben wird, die Blutgefaͤße der Lungen wieder fo füllt, wie fie vor der eben flattgehabten Erfpiration gewefen find, und nur eine geringe Quantität in die linke Herzhälite gelangt Mir halten e8 für unnöthig, irgend Etwas über die Frage zu bemerken, ob die Stagnation des Blutes in den Lungen eine Folge des Aufhörens der chemiſchen Veraͤnde— rungen des Blutes durch die atmofphärifche Luft ſey, oder von der Wirfung abhänge, welche angeblih das venofe Blut auf die Contractilität der Gapillargefäße der Lungen hat, da diefe Frage bereits von Dr. Alifon ebenfo ſcharf— finnig, als befriedigend, gelöf’t worden ifl. Er hat gezeigt, daß diefes Phänomen auf ein wichtiges allgemeines Gefeg der Phnfiologie, dem bisher die verdiente Aufmerkfamkeit nicht zu Theil geworden, beruhe, nach weldhem die Bewe- gung der Ernährungsfäfte duch die hemifchen Veraͤnderun— gen ober, wie er ſich ausdrüdt, die vitalen Attractionen bedingt wird, die mit den chemifchen Veraͤnderungen vers bunden find, welche ftets diejenigen Säfte in den Capillar— gefäßen erleiden, welche zur Ernährung und zur Secretion beſtimmt find. Daß eine ſolche bewegende Kraft, welche die Quantität des in jedem einzelnen Organe circulirenden Blutes bedingt, unabhängig von jedem Impulſe eines ſoli— den organifhen Theils, eriftiet, kann nicht bezweifelt wer— den. (2) Bevor arterielled Blut duch irgend ein Gemebe oder Organ frei circuliren kann, ift es nöthig, daß nicht nur die Gontractionen des Herzens mit einem gewiffen Grade von Stärke volljogen werden, fondern auch die Acte der Nutrition und Seeretion in Wirkfamkeit feyen. Co ift e8, bevor das Blut durch die Lungen getrieben werden Fann, nit nur nöthig, daß die rechte Herzhälfte ihre Gontractilis tät wiedererlange, fondern auch, daß die hemifchen Veraͤn— 224 derungen des Blutes durch Einwirkung der atmofphärijchen Luft vor fih gehen. Diefe Anfiht erhält in der von ung emittelten Thatſache, daß, wenn dag Blut in dem großen Kreislaufe entfchieden venös und zur Unterhaltung des Nus tritiongproceffes untauglic wird, daffelbe weniger frei durch die Gapillargefäße der Arterien in die Venen fließt, ihre fernere Beftätigung. (Edinb. Med. and Surg. Journ. 1841. No. 147.) Miscellen Eine fubconjunctivale Staaroperation hat Dr. Bernard zu Paris, nad) einer Idee des Herrn Guerin, aus geführt, Er will dadurd das Eindringen von Luft in das Auge vermeiden. Mit dem Doppelhätchen wird das Auge feftgehalten, fodann wird mit einem zweiten Doppelhäkchen die conjunctiva, 5 bis 6 Linien vom Hornhautrande entfernt, aufgehoben, worauf man die Staarnadel 2 bis 3 Linien weit unter der conjunctiva bi zu.der gewöhnlichen Einftichsitelle in der sclerotica fortführt und nun die Depreflion auf die gewöhnliche Weife ausführt. Das Ver: fahren ift einmal mt autem Erfolge angewendet worden. Herr Guerin ſticht die Nıdıl fehr ſchraͤg durch die sclerotica, um das Ausfließen der Augenflüfligkeiten zu verhindern, und er glaubt, daß diefes Verfahren die Subconjunctivaloperation erfegen Eönne, Die Unterfuhung einer Qungenentzündung unmit= telbar nad) dem Tode bei einer $rau, an welcher gleich nach dem Zode der Kaiferfchnitt ausaeführt worden war, wurde von Herrn Toulmouche vorgenommen. Sie hatte vier Zage lang an einer Lungenentzündung gelitten; die Temperatur im Innern des thorax betrug 26 bis 29° R. Die Höhlen enthielten Eein Serum, Die line Runge zeigte rothe Depatifation in der bintern Hälfte und in der Mitte des untern Lappens; ale fie eingefchnitten wurden, drang in Menge flüfjiges und warmes Blut hervor, wie aus einem Shwamme, den man ausdrüdt. Diefelben Stüde zeigten, als fie berausgenomnen und unterfucht waren, ein intenfives Roth; fie waren fehr leicht zu zerdrücen und boten, mit einem Worte, die anatomifhen Merkmale des zweiten Grades der Tungenentzüns dung, ſowie man fie 24 Stunden nad) dem Zode anzutreffen pflegt. Die Dichtiofeit derfelben war jedoch etwas geringer ; fie war durch eine Art von ſchwammiger Beſchaffenheit und durch cin feuchteres Anſehen erfegt, denn es jickerte aus allen Theiten durch den Druck noch flüfttaes Blut aus; die Brondialfchleimhaut war roth. Daffılbe war der Kall an der Zunge der entgegengefegten Seite, welche im vordern Dritttbeile und längs des vordern Randes leicht emphyſe— matös war. Die Höhle des Herzbeutels enthielt Erin Serum. Das Herz war doppelt fo groß, als im normalen Zuftande. Der linke Ventrikel, mit fehr dien Wänden, enthielt fehr warmes flüfz figes Blut; in der Mitralklappe fanden fich einige Rnorpelpunctez der linfe Vorhof mar von normaler Größe, während ber rechte außerordentlih groß und mit dien Wänden verfehen war, und Muskelbündel enthielt, die ebenfo ſtark waren, wie die des rechten Ventrikel, welhen der Vorhof übrigens an Größe übertraf," (Gaz. med. 30. Juillet 1841.) Bibliographische Excursions in Newfoundland. By J. B. Jukes, Esq., late Geo- logical Surveyor of Newfoundland. 2 Vols. London 1842, 3. Recueil de m&moires et d’observations de physique, de meteo- rologie, d’agriculture et d’histoire naturelle. Par le Baron L. A. d’Hombres Firmas 2 Vols. Nimes 1842. 8. Neuigkeiten Relation historique de la meningite cerebro-spinale qui a regne epidemiquement a Aigues-Mortes, du 29. Decembre 1841 au 4. Mars 1842. Par le Docteur Schilizzi. Montpellier 1842. 3. Mit 1 Karte, Conseils hygieniques au Dames, suivis d’une Dissertation sur l’Accouchement naturel. Par Robert-Perreon. Paris 1842. 8. — — —— —— — — — Menue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinalrathe FGroriep zu Weimar , und dem Medicınalrarbe und Profeſſor Eroriep zu Berlin, N 499. (Nr. 15. ded XXI. Bandes.) Auguft 1842, Gedrudt im Landes =» Induftrie- Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 FI. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. Mi. ot. a0;R Ueber die angeborene Unempfindlichfeit gegen eine oder mehrere Farben bat Herr Dr. Victor Szokalski in feinem Essai sur les sensations des couleurs dans l’etat physiologi- que et pathologique de l’oeil, Paris 1841, 8. mehr als hundertundfunfzig Beobachtungen gefammelt. Er hat daraus fünf Hauprfäge gefolgert: 1) Es giebt Individuen, welche nur Weiß und Schwarz fennen; 2) e8 giebt deren, welhe Weiß, Gelb und Schwarz unterfcheiden; 3) e8 giebt andere, welche die Empfindungen für Weiß, Gelb und Schwarz haben und eine vierte, welche die von andern Menfchen für Blau und Gelb erfegt. 4) E83 giebt welche, die für die rothe ° Farbe unempfindlidy find. 5) Es giebt Menfchen, welche die fünf primitiven Farben unterfcheiden, aber von den zuſam— mengefegten Farben feinen Eindrud erhalten. Nah den Beobachtungen ded Herrn Szokalski find diefe Anomalieen des Sehvermögens oft erblih und pflanzen fi) von Generation zu Generation fort, hauptfäch- lih duch Vermittlung der Frauen, obgleih im Allgemeinen die Männer mehr dazu geneigt find: er glaubt, hinzufügen zu fönnen, daß diefe Anomalieen vorzüglih die Nationen von germanifcher Abftammung afficiren: die Deutfchen, Eng: kinder, Holländer, Slamänder, Schweden ıc. Die Unempfindlich£eit für eine und mehrere Farben ift nicht immer angeboten. Sie kann ſich durch den Einfluß Erankhafter Urfachen ausbilden, was man Achromatopfie nennt. Diefer Zuftand fängt, nah Herrn Szokalski, immer mit der Unempfindlich£eit für dag Roth an und mit der Vermechfelung diefer Farbe und des Grün. Wenn er fortfchreitet. fo iſt es die Empfindung des Blau, melche fich zu verwifchen anfängt, fo daß die Kranken nur neh Weiß, Schwarz und Gelb unterfcheiden Eönnen, und wenn die leßts genannte Farbe nicht mehr wahrgenommen wird, fo kann man fiher feyn, daß e8 mit den übrigen bald ebenfo gehen werde, No. 1599. kunde. Wenn die Empfindung der Farben, nachdem ſie ſich verloren hatte, ſich gluͤcklicherweiſe wieder einfindet, ſo ge— ſchieht dieß im aͤhnlicher Ordnung; die Kranken fangen an, das Gelb zu unterſcheiden, dann das Blau und die Zuſam— menfegung von Blau und Gelb, d. h., das Grün, aber fie find nicht im Stande, diefe Farbe von dem Roth zu uns terfcheiden. Wenn die Heilung Fortfhritte macht, fo ver— vollftändigt fib auch die Empfindlichkeit für die Farbeneins drüde allmälig, bis das Schvermögen ganz in den Mor: malzuftand zurücdgelangt ift. Es giebt noch einen andern krankhaften Zuftand, der nicht weniger merkwürdig ift, als der ebenerwähnte, das iſt dag gefärbte Sehen. Man nennt es Chrupfie oder Chrom— opfie. Der [Kranke fieht alsdann diejenigen Gegenftände farbig, welche andern Menfchen weiß erfcheinen. ine junge Frau, welhe 1837 in der Kranfenabtheilung des Profeffor Cloquet lag, fah alle Gegenftände rorth. Diefe Anomalie des Sehvermögeng wandelte fich plößlicy in eine andere ana— loge um; eined Morgens erwachte die Kranke und fah, zur ihrem Erftaunen, alle Gegenftände nur grün. Herr Szofalsfi hat in feiner Schrift von den vers f&hiedenen Anomalieen, die er ald Amblyopie, Achromatopfie und Ghrupfie unterfcheidet, eine pathogenifhe und clinifche Zufammenftellung gegeben, aus melcer hier nur bemerkt werden fann, daß er die drei Anomalieen felten ifolirt be= ftehend gefunden hat. Die Störung des Sehvermögens fängt gewöhnlib mit Amblyopie an, morin die Functionen der retina ihre Energie verlieren; bald darauf füngt die Acromatopfie und die Verwirrung der Farben an. Erſt fpäter erfcheinen weiße Gegenftände gefärbt, meiftens in Dunfelblau oder Schmugiggrün. Die Verfchiedenheit, wel— che der Verlauf der Symptome darbietet, ift übrigens fo groß, daß genauere Unterfuhung kaum geftattet, bei biefer allgemeinen Darftellung ftehen zu bleiben. Dann hat Herr Szofalsfi aud eine Unterfuhung des Muͤckenſehens vorgenommen, welches er einer Veraͤnde— tung in dem Sehvermögen in den verfchiedenen Puncten ber 15 227 Dherflähe der retina zufchreibt. Wenn, 3. E., ein oder zwei Papillen der retina paralyfitt find, fo fieht der Kranke fhwarze Fleden auf allen Gegenftänden, die er betrachtet. Sn andern functionellen Störungen diefer einzelnen Retina— Duncte fieht er die ſchwarzen Flecken nur auf Gegenftän: den von einer gewiffen Farbe; er ſieht farbige Puncte auf weißen Flächen, oder er fieht, in der Dunkelheit, leuchtende Flecke, entweder weiße oder farbige. Herr Szokalski unterfheidet dieſes Fledenfehen in paralytiiches, inflammatorifches und nervöfes und findet in der Farbe der Flecken die Elemente der Diagnoftif und her: nach die therapeutifchen Indicationen. Er ftellt fich diefe Flede als Spmptome einer Affection der retina vor, an welher das Hirn £einen Antheil habe. Herr Szokalski bemüht fid im feiner Schrift, darzuthun, daß es, unabhängig von dem Lichte, eine gewiffe Anzahl von Urfahen gebe, welche die Cigenfchaft haben, zur Empfindung von Farben Gelegenheit zu geben. I) Die mehanifhe Einwirkung auf das Auge, > E., ein leichter Drud, wie Jedermann bekannt ift. 2) Die galvaniſche Säule, welhe nicht allein eine Art von Leuchten vor den Augen verantaßt, fondern auch die Empfindung verjciedener Farben, je nad) der verfchiedenen Anbringung der Pole. Wenn man den Zinfpol in den Mund nimmt und den Kupferpol an die Mitte der Stirn, fo ſieht man vor den Augen einen Fleck von violetter Farbe; wenn man die Pole ummwechfelt, wird der led gelb. 3) Die Einbildungsfraft. Die Thätigkeit des Geiftes wirft auf das Sehorgan bei gemwiffen Perfonen fo, daß, unter dem Einfluffe des Gedankens, das Bild eines Geyen- ftandes in gewöhnlicher Form und Farbe fich deutlich dar— ſtellt. 4) Die Eongeftion, ſympathiſche Srrita- tion, Entzündung u. ſ. w. des Sehorgans geben eben: falls Veranlaffung zu Empfindungen von Farben. — Herr Szokalski fteht daber nicht an, die zwei folgenden Säße auszufprehen: a Es ift in unferen Augen oder vielmehr in dem nervöfen Upparate des Geſichtsſinnes, daß fich die Farben bilden. b Die Verfchiedenheit der Karben beruht im Allgemeinen auf der Verfchiedenheit der Veränderungen, welche in der retina' durch den Einfluß eines Außeren Agens oder einer inneren Urfache herbeigeführt werden. Die Verfuhe, auf welche Her Szokalski ſich bei feiner Unficht Über die bloß fubjective Natur der Farben ftüst, find folgende, die hier zufammengeftellt mitgetheilt werden, ohne darauf Ruͤckſicht zu nehmen, was über diefen Gegenftand bereits von anderen, befonders deutfchen, Beobachtern geleiftet worden : Erfter Berfuh. — Man lege ein vierediges Stüd weißes Papier auf einen fchwarzen Grund, beleuchte es als— dann duch weißes Licht und richte den Blick anhaltend auf das Vieref, indem man fich fo ftellt, daß das Licht nicht direct die Augen treffe; nach einigen Augenblicken wird das Papier, wenn wir beharrlich darauf bliden, feine Farbe ver: ändern, e8 wird uns gelb erfcheinen; wenn wir den Verfuch weiter fortfesen, fo wird das Papier gruͤnlich, darauf blau, und endlich wird es "ufhören, fihtbar zu fern. 228 Es ift Elar, daß die retina, welche einige Zeitlang der Wirkung des Lichtes ausgefegt wird, daſſelbe Schickſal erfährt, welches alle nervöfen Organe befällt, welche der langfortgefesten Wirkung eines Reizes unterliegen. Cie wird angegriffen und fchwächer, die den Nerven inwohnende Kraft (nevrosite) erfhöpft fih und alsdann gelangt dag weiße Licht, ftatt die gewohnte Empfindung hervorzubringen, unter der Form verfchiedener Farben, zur Empfindung, wel he allmälig an ntenfität abnehmen. Das Weiß wird gelb, aledann grün, alsdann blau und mdlih ſchwarz. Diefer Verfuch erfordert einige Beharrlichkeit, aber das Re— fultat ift pofitiv. Zweiter Verſuch. — Man laffe einen Sonnens ſtrahl in ein dunkles Zimmer fo eindringen, daß er auf einen weißen Schirm fällt; nachdem man den Blick einige Zeit auf das leuchtende Bild der Sonne fixirt hat, fehließe man, ohne die Augen abzumenden, die Fleine Deffnung, duch welche der Strahl eindrang; man wird alsdann an derfelben Stelle noch das leuchtende Bild wahrnehmen, aber feine Farbe wird bald aus dem Weiß, wie es war, in's Drangegelbe übergeben; diefer orangegelbe Fleck, in der Mitte heller, als im Umfange, wird bald anfangen, ſich mit einem tothen Kreife zu umgeben, welcher nad) und nad) an Breite zunehmen und ſich almälig dem Mitreipuncte nähern wird. Kaum wird er diefen erreicht haben, fo wird auch ein neuer Kreis am Umfange erſcheinen, der, wie der vorige, nah dem Mittelpuncte zudrängen wird; dafelbjt angelangt, wird er unmerklich verfchwinden und immer mehr dunkel werden, bis die ſchwarze Farbe nachfolgt und das helle Bild in Dunkelheit ausgeht. Man fieht in diefem Verfuhe, in welcher MWeife die aufgeregte xetina in ihren mormalen Zuftand zuruͤckkehrt, wenn die Erfchöpfung gewiffe Gränzen nicht überfteigt. Im erften Augenblicke befteht die Totalität des Eindruckes; her: nah duchläuft die retina, indem fie fih ausruht und zur Unthaͤtigkeit zuruͤckkehrt, gemiffe Gegenftände, welche fic durch die orangegelbe, rothe, violette u. f. w. Farbe ausfprechen. Dritter Verſuch. — Man verändere nun die Art der Erperimentirung und fchlage, ein entgegengefeßtes Verfahren ein. Nachdem man, wie früher, während einer gewiffen Zeit in das Auge den Eindrud des ebenfallg auf einen in ein dunkles Zimmer geftellten Schirm fallenden Sonnenftrah- les empfangen hat, laffe man die Laden öffnen und das Zar geslicht in das Zimmer fallen, während man immer fortführt, den Schirm zu betrachten. Ploͤtzlich wird der helle Punct, von weiß, wie er in der Dunkelheit war, (in der Helle) ſchwarz erfcheinen, alsdann blau, aber dunkler in ber Mitte, als im Umfunge; diefes Blau wird durch ſchmutzig Grün erfest werden, welches allmalig, indem e8 fi dem Mittelpuncte nähert, verfchwinden wird; auf bdiefes wird dann Gelb folgen, weldes wiederum in der Zageshelle ver fhwinden wird, Man fieht, daß die retina. überreist und faſt zur Erfhöpfung gelangt, bald wieder zu ihrem Zuftande von Normal:Ereitation zuruͤckkommt, indem fie, Schritt vor Schritt, in der Farbenleiter auffteigt. 229 Vierter Verſuch. Nun vereinige man die beiden legten Verſuche, um ein entichiedenes Nefultat zu erlangen. Man ftelle in ein dunfeles Zimmer einen weißen und einen fhwarzen Schirm nebeneinander und laffe einen leuchtens den Strahl nur auf den eriteren fallen, und nachdem die Augen wihrend einiger Zeit das Bild empfangen haben, öffne man die Läden. ‚Indem man nun hintereinander die Augen von einem Schirm auf den andern wendet, wird man auf dem fihwarzen Schirme die Reihe der Farben fe: ben, die in dem zweiten Verſuche erhalten wurden, und auf dem weißen Schirme diejenigen, welche der dritte Ver— ſuch ergeben hat, das heißt, daß ein meißer led auf dem [hwarzen Schirme einen entfprechenden fchwarzen auf dem weißen Schirme veranlaßt. Die Drangefarbe, dag Roth, das Violett auf dem einen wird blau, grüngelb auf dem anderen, bis endlich die retina, auf ihren primitiven Zu— ftand zurücgefommen, die Schirme in ihren natürlichen Farben fehen läßt. Wenn man die beiden Schirme ganz aneinander bringt, fo wird man die beiden Hälften der Bil der in zwei verfchiedenen Farben ſehen. Diefelben Refultate fann man erlangen, wenn man einige Augenblide die un- tergehende Sonne betrachtet und alsdann die Blide auf weiße und ſchwarze Molfen wendet. Nach diefem Verſuche ftehen alfo die Neihen der ent= fprechenden Farben auf den beiden Schirmen folgendermaafen: Schwarzer Schirm. Weißer Schirm, Weiß, Schwarz, Drange, Blau, Roth, Grün, Diolett, Gelb, Schwarz. Weiß. Fuͤnfter Verſuch. — Man legt ein Stuͤck gelbes Papier auf einen weißen Grund, und nachdem man es ſtarr angeſehen hat, nimmt man es weg, ohne die Augen zu verruͤcken; die Empfindung des Sehens wird nicht aufgehoͤrt haben, aber ſtatt des Stuͤckes gelben Papiers ſieht man ge— nau das Bild deſſelben in Violett. Daſſelbe geſchieht, wenn man ein Stuͤck gelbes Papier auf einen ſchwarzen Grund legt, mit dem Unterſchiede, daß in dieſem Falle die violette Farbe des Bildes dunkler ſeyn wird; wenn man, ſtatt gel— bes Papier, rothes wählt, erhält man ein grünes Bild. Auf rothem Papiere wird das Bild blau erſcheinen, immer mit dem Unterfchiede, daß die Farbe des Bildes auf weis fem Grunde heller fenn wird, als auf ſchwarzem Grunde. (Rev. med., Juillet.) Allgemeine Unterfuchungen über die Organographie, Phyfiologie und Drganogenie der Pflanzen. Don Herrn Gaudichaud. ı Schluß.) Dritte allgemeine VBermuthung. Die zweite Vermuthung, nad welcher eine Zelle von irgend einem Gewebe unter günftigen Umftänden noch in Verbindung mit andern ähnlichen Zellen eine erhöhte Lebensthätinkeit gewinnen und eine vollftändige Pflanze erzeugen kann, führt ung ganz natürlich auf die Theorie der normalen aipfelz(aren:) und achfelftändigen (normaux, axiferes et axillaires), fowie der abnormen oder hinzutretenden Knoss 230 pen, welche letztere ſich fo häufig an allen, mit der Luft in Berühs rung befindlihen Zheilen der Stängel und Wurzeln entwideln. Die im legtern Falle erzeugten Knospen find eigentlich mit in der zweiten Vermuthung einbegriffen, und nur in fofern außer die— felbe geftellt, als fie ſich an vollftändigen, von dem normalen Reben, entweder nur dem Zellteben oder dem Zellgefäßleben, durhdrungenen Pflanzen entwickeln. Allein mit denjenigen Knospen, melde ficy normal an dem Gipfel der Zweige und in den Achſeln der Blätter ausbilden, wo fie zwifchen den Gefäßbünveln heraustreten, verhäit es ſich anders. Unter welchen günftinen Umftänden belebt fih nun eine Zelle, aus welcher ſich, z. B., eine gipfel: oder achſelſtaͤndige Knospe bil- det? Diefe Frage habe ich mir oft aufgeworfen, ohne deren Loͤ— fung nur irgend finden zu Eönnen, Die kommt daher, daß, je tiefer wir in die Gegenftände un— ferer Studien eindringen, um fo gebeimnißvoller die zu löfenten Probleme werden, und daß der Menfch zulust an Schranken ge= langt, die feine Intelligenz nicht überfpringen kann. Wir dürfen alfo ung das Ziel nicht Über das Erriichbare binausftecen. Wir haben gefagt, die achfelftändige Knospe werde durd) die individuelle Lebensthätigkeit des merithallus tigellaria oder Phys ton:Merithallug erzeugt, und aus unfern Studien über dag Kei— men bat ſich dieß als eine conftante Thatfache ergeben. Dabei wird eine Zelle in normaler Weife ohne Beihülfe der Befruchtung belebt, wenn man nicht etwa annebmen will, daß die verarbeiteten Säfte, welche aus dem unmittelbar darüberliegenden Merithallus niederfteigen, diefe Fähigkeit bujigen; oder daß durch die Endosmofe fortwährend befruchtende Elemente in die allgemeine Girculation eingeführt und nah gewiffen Gefegen gewiſſen anfchwels lenden und ſtark belebten Stellen zugeführt würden, was übrigens ohne allen Beweis dafteben würde; allein wie ließe fich in diefem Falle die Biidung der arenftändigen und achfelftänd'gen Knospen, namentlich die mancher Emöryonen, 3. B. von Arachis, erklären 2 Semehr ich über diefe Erſcheinung nachgedacht babe, deito mehr babe ich annehmen zu muͤſſen geglaubt, daß in den verfciedenen Fällen des Knospens, die der Befruchtung mit eingefchloffen, die Erfcheinung der Belebung der Zellen lediglich durch eine Wirkung ber Endosmofe, einer überfhwänglidgen Ernährung, hervorgebracht werden Eönne Allein, wie wir fchon oben erklärten, unfere Abficht ift bier mehr: Hauptfragen in ihr rechtes Licht zu ftellen, als fie fammts ih zu erledigen. Wir wollen diefen Theil der Wiffenfhaft aus verfchiedenen Gefichrepuncten betrachten, um Denjenigen, weldye ſich mit weiterer Unterfuchung defjelben befaffen wollen, deſſen geündliches Studium zu erleichtern. Vierte allgemeine VBermuthung. Nach den drei erften Vermuthungen ftellen wir eine vierte, noch viel augenfälligere, auf, welche der vorhergehenden zur Unterftügung dient. Sie bezieht fid auf die Entwickelung des Embryo’s. Wie auch immer die Erfcheinungen der Befruchtung befchaffen feyn mögen *), und welchen Theorieen man auch in Berreff der Entwicke— lung des Embryo’s huldinen mag (welche Frage ich demnaäͤchſt beſon— ders zu behandeln gedenke), gleichviel, ob die Anfichten der alten, oder die der neuen Phyſiologen über diefen Punct die rechten find; mag nun die den Keim bildende Urzelle von den benachbarten Geweben ausgehen oder nur das blinde Ende eines Pollendarmes ſeyn, wie Herr Schleiden meint, oder durch eine verlängerte Zelle des Mutterkuchens entftchen,. welche von einem aufiteinenden Gefäßaanae belebt und gewiffermaaßen ernährt wird, was nach meinen fpätern Beohakhtungen der Fall zu feyn fcheint: fo bebt doch immer dee Embryo mit einer befondern, oft ifolirten und an dem Ende einer langen Nabelfchnur hängenden Zelle an **). Ueber diefen Punct find alle aründlichen Beobachter einig. *, Ganz in ber Kürze werde ich einen Aufſatz über diefen wich: tigen Gegenftand herausgeben. **) Gaudichaud, Organographie, Pl. J. Fig. 14.; Pl. VI., Fig. 26, 32, 34, 36, 38, 40 — 48, 47 — 53. a 231 Meinen vielfachen Beosahtungen zufolge, bildet und entwik— kelt ſich dieſe embryoführende Zee nur unter gewilfen organiſchen Bedingungen des Eichens, welche ich in allen ihren Einzeinheiten darzulegen gedenke, fobald es mir vergönnt feyn wird, dieſen wichtigen Theil der Wiffenfhaft mit aller Gruͤndlichkeit zu be: handeln. h Vorläufig will id) indeß bemerken, daß diefe Bedingungen mit der Organifation der Nabelfhnur, der Raphe, Chalaza und Cha— lazagefäße in Verbindung ftehen, über die ich die genauejten Unterfuz ungen angeftellt habe, welche über die geheimnißvollen Erfcheinungen der Befruchtung, die Bildung und Entivielung des Embryo’s, fowie über die Urſache der Unfruchtbarkeit gewiffer Eierhen bei vielen übris gens fruchtbaren Pflanzen, bei denen jedod) eine Anzahl unvollfom: men organijirter Eierchen fehlſchlagen (Dracaena, Scilla, Hyacin- thus etc.), einiges Licht verbreiten dürften. Diefe Forfhungen feinen auf den erften Blick die neuen Theorieen des Deren Schleiden über den Urfprung des Embryo’s zu enteräften oder weniaftens zu beweifen, dag, wenn diefer Em- bryo fi) nicht an dem Gipfel eines Gefäßes oder eines gefäßartis gen Chalazacanals bildet, wie ich vor den Unterfuhungen jenes Gelehrten annahm, doch die Anwefenheit diefer vielleicht zur Bele: bung, Injection und Anfhwellung der Gewebe der blätterigen Schichten oder Hüllen der Eier beftimmten Gefäße oder Ganäle zur Befruchtung unbedingt nothwendig ſey; mas übrigens bei jeder Hppothefe zugegeben werden zu müffen fcheint. Diefe vierte und legte Vermuthung, nad) welcher die embryo— führende Zelle, welche an einem oft ſehr langen Faden hängt, ifoliet ift, dient gewiß den drei vorhergehenden ſehr zur Beſtä— tigung. Wird nicht Jedermann in diefer an einem mikrofcopifhen Fa— den hängenden Zelle den Beweis der drei erſten Vermuthungen er: Tennen müffen ? Hat man nicht auf der einen Seite darin ein augenfälliges Beifpiel von einer freien ifolirten Zelle, welche in einem ihrer Ent: wickelung günftigen Medium lebt; fowie auf der andern Seite ein Beiſpiel von einer abhängigen Zelle, welche aber nur durch einen hoͤchſt feinen Baden, entweder mit der Pollenmaffe, von welcher, nach einer der Theorieen, der embryoführende Sad ausgegangen wäre, oder mit einer verlängerten Zelle des Mutterkuchens, was ich feit zwei Jahren häufig, z. B., bei Citrus. beobachtet habe, oder endlih mit den innern Geweben der Eierftöcde und Eier: Fe ich und mehrere andere Beobachter annehmen, verbun- den iſt? Laͤßt man biefe letzte Vermuthung gelten, fo find alle Schwie- rigEeiten bejiegt; denn von dieſem Puncte an beginnen die direcz ten und zuverläfjigen Beobachtungen, die materiellen und beweifen: den Thatiachen. In der That, wenn man die embryoführende Zelle einmal er: kannt hat, ift nichts leichter, als fie in ihren Entwicelungsphafen bis zum Zuftande des vollfommenen Embryo’s zu verfolgen. Dieß babe ich wenigitens in Bezug auf die Embryonen einiger Pflan: zengruppen, namentlich der Sycadeen, Gnetaceen, Coniferen, Nym— phäaceen und Piperaceen gethan, bei welchen die Aufhängefäden, in der Regel, fehr lang und zuweilen dftig find. Was ic) bei Gelegenheit der eriten Vermuthung über die Ents toickelung der Zellen in der vierten und fünften Glaffe der Mono: cotyledonen und Dicotyledonen bemerkt babe, gilt auch durchaus von den Pflanzen der dritten Glaffe, den Pfeudocotyledonen, denen man die Zracheen abfpricht, die jedoch nichtsveftoweniger ein auf: fteigendes Syſtem befigen. Es find dieß die nämlichen Erfcheinuns — wie die, welche nach den drei letzten Vermuthungen ſtatt— aben. Mag alfo die Zelle nun ifolirt feyn, mag fie einen Theil eis nes noch lebenden Pflangenfragmentes, den einer ganzen Pflanze bilden, oder mag fie in einem Eichen aufgehängt feyn: fo wird fie doc jederzeit ein neues Individuum derſelben Species, wie die, zu der fie felbft gehört, erzeugen. Die hier unter der Korm von Vermuthungen angeführten Um: ftände find, wie früher bemerkt, für mich bereits Thatfachen, Wahr— - 1842, folgende Bemerkung: 232 heiten; allein, wenn man der Academie völlig ausgebildete Theos rieen darlegt, muß man bereit feyn, diefelben durch zahlreiche und umiderlegliche Beweismittel zu unterftügen. Die von mir angeftellten zahlreihen Verfuche haben nun Re: fultate geliefert, welche mic wenigftens für völlig beweifend gelten; allein diejenigen, deren ich noch bedarf, um alle, auch die im Voraus gegen meine Anſichten eingenommenen Forfcher zufriedene zuftellen, liefern ihre Refultate fo langfam, und diefe legtern Laffen ſich im Allgemeinen fo ſchwer aufbewahren, daß ich diefelben noch zurüchalten zu muͤſſen glaube, weil die Präparate, welche ich gegenwärtig vorzeigen Fönnte, nicht alle Zweifel ‚heben dürften. Ich arbeite unabläffig an Beibringung der unumftößlichen Belege ; da jedoch der geringfte darunter oft Jahre lange Verſuche erbeifcht, fo bedarf ich vielleicht nocy viele Zeit, bevor idy meinen Zweck volle ftandig erreihen, d. h., die von mir aufgeftellten Theorieen über alle Zweifel erheben Eann. Mittterweile bitte ich die Academie, diefen erften Abriß des fo umfangsreihen und wichtigen Gegen ftandes nahjjichtig aufzunehmen und mir nachzufehen, daß ich ihr meine Anfichten unter der Form von Vermuthungen vorzutragen gewagt habe. Durch diefe unvouftändige Mittheilung hoffe ich indeß, der Erledigung meiner Aufgabe um Vieles näher gerückt zu feyn, weil, wenn ich mid) hinreichend verjtändlich ausgebrückt habe, und die Academie meinen Ucbergeugungen beipflichtet, viele rüftigere Forſcher mit mir dem vorgefteckten Ziele zuftreben werden, welches wohl Mancher eher erreichen dürfte, als ich felbft. In wenigen Tagen werde ich meinen Auffag über den Saft, das Cambium, die Ernährung, Befruchtung und das Keimen mit: theilen und diefen Abriß mit Unterfuchungen über das Leben der Pflanzen befchließgen. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sciences. Tom, XIV. No. 26. 27. Juin 1842 ) Miscellen. Einen merfwürbdigen Irrthum Gall's bringt Herr Leuret in feinem Werke: Du traitement moral de la folie, zur Sprade. „Es finden fi in der von Gall hinterlaffenen Samm— lung, welche jegt einen Theil des anatomifchen Mufeums des Jar- din des Plantes zu Paris ausmacht, drei Schädelportionen, welche drei verfihiedenen Sndividuen angehört haben follen: die eine einem Mufiker, die andere einer Baronin Franke, welche in einem Anz falle von Melancholie fi) um's Leben gebracht habe, und die dritte Portion einem Kaufmann angehörig, welcher in einem Anfalle von Liebeswahnſinn geftorben feyn follte. Diele drei Schädelportionen, die des Muſikers, die der Baronin und die des Liebeswahnjinnigen Kaufmanns, find aber nichts Anderes, als drei Portionen eines und deffelben Schaͤdels“. Ueber die [hwimmenden Eisberge, ihren Ur fprung, ihre Bildung und ihren kauf finde ih in Du- mont D’Urville’s Voyage au Pole Sud etc., I. Band, Paris „Wir (die Reifenden, die verhältniße mäßig geraume Zeit in den Eisregionen des Südpols zugebracht und mehrere ſchwimmende Eisberge gefehen und unterfucht batten,) find faft ſaͤmmtlich der Meinung, daß die fogenannten Eisinfeln und Eisberge fich nicht im hohen Meere bilden und nicht von Eis— federn herrühren, die man im freien Meere finden Eann: fie haben ihren Urfprung nahe am Lande und fich durch ſchwer zu erflärende Urfahen losmachen müffen, um gegen das hohe Meer ihre Ric: tung zu nehmen und mittelft der, in dortigen Breiten faſt immer herrſchenden, von Süden kommenden Etrömungen nad) den waͤr— meren Meeren zu ſchwimmen. Auf ihrem Wege, wo nun die Waͤrme fie immer untergräbt, nehmen Volumen und Umfang ziems lich ſchnell ab und nur die allerbeträchtlichften Maffen, welche ver Wärme länger widerftehben und von fehr heftigen Suͤdwinden ges trieben werden, Eönnen zumeiten ziemlich niedrige Breiten erreichen. Wie fie denn nicht hundert Stunden von Tasmania und felbft in der Nähe des Vorgebirges der guten Hoffnung angetroffen worden find. 233 234 Br ih Be Ye a Ueber die Anwendung der Brillen zur Behand: lung einiger Augenfranfheiten. Von Dr, Eunier, Sn Folge eines Auffages von Serre über den Ein- fluß der Entzündung eines Auges auf dag Sehvermögen des andern Auges tbeilt Herr Cunier mit, daß er nad) dem dort vorgefhlagenen Principe bereits früher mittelft Brillen, deren Focus täglich verändert wurde, mehrere Fälle von Myopie und Presbyopie geheilt habe. Herr Cunier hat fhon im September 1840 in feinen Annales oceculisti- ques dieß angeführt und dabei bemerft, daß er auf diefe Weiſe mehrere Amaurofen geheilt habe. Er fagt, daß er auf diefe Idee durch einen Charlatan gekommen fey, Namens Schleſinger, welcher 1838 in Brüffel angekündigt hatte, daß er alle Arten von Augenfrankheiten mittelft Brillen von feiner Erfindung heile. Sehr viele Kranfe wurden von ihm auf diefe Weiſe behandelt; mehrere hat Herr Gunier frü ber und fpäter gefehen, und er hat fich dadurch überzeugt, daß der Schlefinger mehrere Heilungen mit feiner Methode zu Stande gebracht habe. Kin Mädchen, welches durch eine entzündliche, beinahe volllommene Pupillenfperre das Sehvermögen faft vollkommen verloren hatte, murde fo ges beffert, daß fie nah 6 Wochen mit dem linken Auge mit einer Brille von No. 18 leſen und allein herumgeben Eonnte. Ein Herr litt an einer afthenifchen Amaurofe in Folge von Dnanie; er Eonnte nur noch die großen Buchftaben öffentlis cher Anfchläge erkennen und nur mit einem Führer ausge: ben. Dbwohl er feine übele Gewohnheit aufgegeben hatte, fo blieben doch alle Mittel fruchtlos, bis der Schlefinger in 14 Zagen ihn fo weit brachte, daß er Eleine Drudfcrift mit No. 24 leſen £onnte und nachher ein ganz gutes Ges ſicht behielt. Bei pannus, Nebelfledien, Hpperkeratofen bat der Schlefinger gute Erfolge gehabt, wiewohl durch rüd- fihtslofe Ueberreisung der Augen auch mancher Schaden zu: gefügt worden. Er bidiente fich planconverer Gläfer und bejtimmte zunächft die Sehweite; betrug diefe, 3. B., 3 Zoll, fo lieg er mit Gläfern von 34 Zoll dag Leſen üben, und fo wie die Buchftaben deutlich erfannt wurden, zu 31’ ꝛc. übergehen, bis er auf No. 24 oder 36 gefommen war; um: gekehrt, bei Leiden mit gefteigerter Empfindlichkeit der re- tina, begann er mit dem Gebrauche von Gläfern, welche über 80” focus hatten, mit denen er aledann in demfelben Maaße ftieg, als die Augen ſich diefer Gymnaſtik fügten. Dieß ift das Geheimniß des Schlefinger, fowie des Wieſecke, welcher befanntlıh in Paris feine Scharlatanes nien ausgeübt hat. Folgender Bericht Über einige Fälle, bei denen fich Herr Cunier deffelben Mittels bedient hat, wird nicht ohne In— tereffe noch auch ohne nuͤtzliche Fingerzeige für frühere Verſuche ſeyn. Wir führen fie mit den Morten des Verfaſſers an: Eriter Fall. — Cine Dame der höhern Stände litt habituell an Verftopfung, war übrigens gefund, bemerkte aber bereits feit 15 Jahren, daß das Sehvermögen deg lin: Een Auges abnahm. Sie wurde von Anfang an von Herrn Baud zu Lömen behandelt. Seit 8 Fahren Eann die kranke Dame mit dem franken Auge nur noch die Buchftaben der Titel der Zeitungen erkennen, wenn fie fie 1—2 Zoll vor das Auge hält. - Muͤcken- oder Funfenfehen ift nie dagewe— fen, aud hat fie nie an Kopffchmerzen gelitten. Nun wurde fie duch mouches volantes auf der rechten Seite er— fhredt. Ich fand das Auge auf diefer Seite gut, jedoch ermüdet feit einigen Tagen das Leſen; fo fand ich es ſchon vor einem Jahre. Die Pupillen waren mäßig contrabitt; bededte man aber das rechte Auge, fo dilatirte fih das linke ſehr ſtark und reagierte nicht auf das intenfivfte Licht. Der Grund des Auges war grünlichgrau, wie bei allen Amauro— fen. Es murden Blutegel an den anus. DBrechmittel, Aloe, teisende Fußbäder, Hautreize, Duecfilbereinreibungen mit Belladonna angewendet. Die Verftopfung und die Conge— ffion nad dem Auge börte auf, die mouches volantes verfhwanden. Der Zuftand des linken Auges blieb derfelbe. Ich verfuchte ohne den mindeften Effect das Strychnin und befchloß, zur Anwendung der Brillen überzugehen. Mir No. 5 erkannte die Dame, wiewohl ſchwer, eine große Druck— ſchrift, nach einigen Minuten thrante das Auge und die Ge- aenftände bedeckten ſich mit einem grauen Schleier; es ent> ftand Spannung und Schmerz in der Stirn, wenn fie aber eine Compreffe mit Ealtem Waſſer über das Auge legte, fo Eonnte jie fogleih die Uebungen wieder anfangen. Am zwei— ten Zage las fie mit 35, jedesmal 8—10 Minuten lang. Am dritten Tage mit 4, am Abend mit 41. Am- vierten Zuge mit 53, jedesmal 4 Stunde. Am zehnten Tage war ih bis zu No. 10 gelangt, und nun konnte die Kranfe mit bloßem Auge eine Eleine Schrift lefen. Vom eilften bis ſie— benzehnten Zage flieg die Kranke von No. 11 bis No. 24 und übte 20—40 Minuten. Sie konnte nun mit blofem Auge eine mittlere Drudfchrift 8— 10 Zoll weit lefen. Das Gefiht mit dem linken Auge war nun ebenfo gut, wie das mit dem rechten; feitdem ift die Herftellung des Geſichts un: geſtoͤrt geblieben. Zweiter Fall. — Herr Motel, Profeffor an der Univerfität zu Brüffel, confultirte mich wegen einet jungen Dame, welche einige Tage zuvor bemerkt hatte, daß fie mit dem rechten Auge nicht mehr fehe. Es war nicht möglich, die Urfache diefer Anäfthefie anzugeben, welche vielleicht feit fehr langer Zeit beftand, ohne daß die Kranfe e8 bemerkt hatte. Nach fruchtlofer Anwendung energifcher Mittel, ſchlug ih den Verſuch mit den Brillen vor. Die junge Dame erkannte die größten Buchftaben nicht. Uebungen mit No. 2% blieben 2 Tage lang fruchtlog und machten nur jedes: mal Kopffchmerz, welcher Abends nach Ealten Umfchlägen nachließ. Die Kranke entfchloß ſich fchwer, die Verfuche fortzufegen. Mit Mo. 27 unterſchied fie bei der dritten Uebung mehrere Buchſtaben, bei der fünften alle, wobei fie jedoch noch einzelne vermechfelte. Tags darauf erkannte fie diefelben Buchſtaben auf 2 Zoll mit bloßem Auge und auf 3 Zoll mit No. 3. Tags darauf wurde No. 6 angemwen: 235 det, und fobann wurde mit bloßem Auge geübt. Nah 16 Zagen war das Gefiht auf dem Eranfen Auge hergeftellt und ift feitdem ungeftört geblieben. Dritter Fall. — Eine Schaufpielerin, M., hatte durch chlorotifhe Amauroſe ihr Gefiht verloren. Sie war in Paris von Herrn Sichel, und in Brüffel von Herrn Seutin behandelt worden, als ih vom Profeffor Vottem zu Lüttich aufgefordert wurde, mit ihm gemeinfchaftlic die Behandlung zu übernehmen. Die Chlorofe war befeitigt und das Seh: vermögen des linken Auges wiederhergeftellt; auf dem rechten Auge aber hatte die Blindheit, troß aller von Herrn Vot— tem und mir, fowie von Herrn Hendriks z im Haag, ans gewendeten Mittel unverändert fortgedauert. Die einen Mo: nat dauernde Uebung mit Brillen, wobei mit No. 2% ans gefangen wurde, ftellte das Sehvermöyen volllommen ber. Zuerft hatte fie damit nur die größten Buchftaben erkannt; nach fünf Wochen begab fih die Kranke nach Straßburg, wo fih Profeffor Stöber von der Vollftändigkeit der Cur überzeugt hat; fie brauchte damals No. 24, womit fie die Eleinfte Schrift zu Iefen im Stande war. Sie ift jest Primadonna im Theater zu Zurin, und ihr Geficht ift voll- kommen bergeftellt. Ich Eönnte noch eine größere Anzahl von Fällen an= führen; die mitgeteilten Fälle genügen aber, um zu zeigen, daß bei einfacher Anäfthefie der retina eine directe Reizung der Nervenhaut felbft durch dag Licht genügt, eine Heilung zu bewirken. (Gaz. med., 23. Juillet 1842.) Elinifher Vortrag über ein eigenthümliches Nervenleiden. Bon Dr. W. D. Chomwne, Anna S., 18 Sabr alt, von zartem Baue, dunkelen Haaren und Augen, ward mir am 2lften März 1842 zum zweitenmale zur B handlung übergeben, und nicht nur wegen ihres jegigen Zutans des, fondern auch der früheren Anfälle halber, war diefes junge Mädchen von Intereffe. Sie ward zuerft an einem der mir zuges wiefenen Tage in das Hoſpital gebracht; als fie in das Zimmer geführt wurde, brachten mich ihr Gang und der Ausdruck ihres Gefichtes auf die Vermuthung, daß fie blödfinnig wäre. Cie war als ein fhöncs, gefundes Kind — nach den Worten der Mutter: „ein fetter, ſchwerer Balg“ — geboren und an der Bruft genäbrt worden; nad) der Entwöhnung ward fie durch Ueberfütterung krank, jedoch bald wiederhergeftellt, worauf fie bis zu ihrem fünften Lebensjahre wohl und gefund blieb. Bis zu diefer Zeit was ven ihre geiftigen Fähigkeiten gang normal; fie lernte ihre Lectio— nen gut, und ihr Gemüth war rubig, indem fie weder verdroffen, noch befonders aufgewect war. Sie zeigte jedoch, eher eine Neigung zu Eindifchen Spielen und wer nicht lebhaft in ihren Bewegungen ; fie litt an habitueller Verftopfung. Gegen das Ende ihres fünften Lebensjahres begann fie ſchwach und unmohl zu werden, doch ohne dag fih cine Krankheit an irgend einem befondern Theile, ober auf irgend eine befondere Weife ausgefprochen hätte; fie verlor den Appetit, Elagte, ward fchlaffüchtig, mager und vermochte Faum zu gehen; hierauf folgte eine Reihe von Erampfbaften und anderen Affectionen; ihr Mund fchloß fich feft zufammen, und fie vermochte ihn die ganze Zeit über nicht einmal fo weit zu öffnen, um Nahe rung zu fich zu nehmen. Dinge, welche leicht ein Kind zu einer Anfterngung bewegen können, wurden ihe vorgehalten, aber fie Fonnte fie nicht erfaffen; fie Elagte, in ber That, über großen Hunger, aber ber Mund blieb gefchloffen, und fo brachte fie zwei volle Tage ohne Nahrung zu; zur felben Zeit hatte fie Krampf: anfälle in den Händen, welche ſich contrahirten und zufammen- ballten, Die Mutter hielt es für möglih, daß fie nicht unfreiwil: 236 lich gefchloffen wären, daß es Verftellung wäre, und daß das Kind, wenn es nur wollte, fie öffnen könnte, und verfuchte daher, die Singer voneinanderzureißen, vermochte es aber nicht. Dieſes Verfahren verurfachhte dem Kinde großen Schmerz, und die Muts ter überzeugte jih, daß die Schwierigkeit wirklich vorhanden war; die Gontraction war nicht in beiden Händen zugleich, fondern fprang plöglih von einer Hand auf die andere über. Während diefer Zeit waren nur die Hände und der Unterkiefer den Krampfanfällen unterworfen. Die Anfälle Eehrten gelegents lid) in Zwifchenräumen von act oder neun Wochen wieder, je— desmal einen Theil des Tages hindurd) dauernd und dann vers fhwindend; während diefer ganzen Zeit fchien die Geiftestraft alle mälig fhwächer zu werden, und die Eörperliche Gefundheit abzus nehmen; endlich Eonnte fie nicht mehr aufjigen und ward augens ſcheinlich albern; fie ſchien ſich in einem ſchwachſinnigen Zuftande zu befinden, laͤchelte nie, und wenn ſie ſprach, ſo war es — nach dem Ausdrucke ihrer Mutter — „wie ein Idiot, mit den Zeichen von Geiftesleere und Schwachſinn“. Sn diefem Zuftande ward fie von ihrer Mutter auf ein Padetboot gebracht, um — auf Anrathen der Aerzte — in ihre Heimath an der Küfte von Devon zurüds zufehren, As fie ungefähr drei Stunden an Bord gemwefen war, wurdın alle Symptome ſchlimmer: fie fhien noch mehr erfchöpft, noch mehr ſchwachſinnig und ward endlich ganz bewußtios. Sie lag von zehn Uhr Morgens bis drei Uhr Nachmittags in einem Zus ftande von vollfommener Unempfindlichkeit, die Augen ftarr, nit auf einen Gegenftand hingerichtet, fondern anfdjeinend „ſehelos“; nie war fie vorher in diefem Zuftande gewefen, noch war fie es fpäter; allem Anfcheine nah, und mie es ihre Mutter und alle Umftehenden vermutheten, lag fie in den legten Zügen, und blieb in diefer Cage mehrere Stunden hindurch. Ganz unerwarteter Weife und in fehr Eurger Zeit befam fie jedoh ihr Bewußtfeyn wieder, erhob fich ein Wenig und verlangte nach Thee, das heißt, fie fagte: Thee, meinend, daß fie wünfhe, man möge ibr folchen geben; ftatt des Thees ward ihr etwas Branntewein mit Waffer gereiht, wodurd fie noch mehr geftärkt zu werden ſchien, und ihre Geiftesfähigkeiten kehrten infoweit zurüd, daß fie wirklich mebrere Geaenfrände um fid herum erkannte, wie die Wellen, verfchiedene Theile des Packetbootes 2c., und als fie das Boot verließ, waren ihre geiftigen Faͤhigkeiten felbft beffer, als vor ih— rem Eintritt in daffelbe. Auf der Reife war nichts Befonderes vorgefallen, dem die Veränderung bärte zugefchrieben werden kön— nen; der Tag und die Fahrt waren gang einförmig geweſen; ie hatte Feine Seekrankheit, noch fonft deutliche Leiden, als eben die, welche ich geſchildert habe. Bei ihrer Ankunft an dem Drte ihrer Beftimmung war fie im Stande, Gegenftände und Perfonen zu erkennen, und die Spras he war ihr zuruͤckgekehrt. Während ihres Aufenthaltes bei ihren Verwandten an der Küfte badete fie zuerft in warmem, dann in Ealtem Seewaſſer; e8 war im Monate Zuly — fie erhielt innerlich purgantia. Raſch nahm fie an Fleifh zu, und auch ihre Geiſtes— fähigkeiten befferten fich zufehends. Nach fünf Wochen hatte fie ihre Sinne und ihre Sprache volllommen wiedererlangt s aber ihre Körperkraft Eebrte nicht in dem Grade zurüd, ale man es bei diefer augenfcheinlihen Befferung hätte erwarten Fönnen. Nach zwölf Monaten war jie vollfommen gefund geworden; fie mar fräftig, ging in die Schule und lernte ihre Cectionen fo gut, wie die andern Kinder; ihr Geift ſchien, in der That, klar und felbft alängend zu ſeyn; aber in ihrem gewöhnlichen Benehmen, in ihren Bewegungen und ihrer Kleidung zeiate fie ſich noch ſchwerfaͤllig und träge; doch fhien ihr Schwerfälligkeit natürlich zu feyn. Wir fehen alfo, daß fie unverzüglich nad) ihrer Ankunft ſich zu beffern anfing; in der kurzen Zeit von fünf Wochen hatte ihre Geſundheit ſehr große Fortſchritte gemacht, nad) zwölf Monaten war fie wohl und blieb es einige Zeit hindurch. Um dieſe Zeit und unter anſcheinend fehr aünftigen Umftänden hatte fie einen von den früheren gang verfchiedenen Anfall; obgleich in jeder andes ren Beziehung anfcheinend wohl, verlor fie den Gebrauch beider Hände, nicht durch Schmerg oder Gefhmulft, wie es hei Rheuma tismus hätte feyn Eönnen, fendern durch wirklichen KRraftmangel, fie vermochte nicht ihre Nähnadel in Händen zu halten. Die Kraft 237 ward dadurch wieberhergeftellt, daß man einen Wafferftrahl auf die Hände und Dandgelenke fallen ließ und fie in kaltem Seewaſſet badete. Diefer Anfall dauerte ungefähr drei Monate. Darauf blieb fie an zwei Jahre bei ihren Verwandten an der Geeküfte, im Ganzen alfo drei Jahre; und faft diefe ganze Zeit hindurdy ging fie in die Schule und lernte ihre Rectionen gut. Zu Ende der drei Sahre Eehrte fie vollkommen wohl nad) London zurüc und blicb fo gefund, bis fie faft 114 Jahre alt geworden war, zu welcher Zeit fie einen Anfall vom Scharlachfieber, doch ohne weitere Befonders beiten, hatte. Die Erzählung des Falles ift nun bier fo mweit ges führt, bis fich eire neue Symptomengruppe zeigte, welche ihre Aufs nahme in das Hofpital bewirkte, mit Bezug auf den Urfprung, über welchen ich von ihrer Mutter eine detaillirte Befchreibung vrs halten habe. As das Kind ungefähr 121 Jahr alt und ihre Gefundheit nad) dem Scharlache gut geblieben war, erbielt fie einmal als Zücdhti« aung einen fchmerzhaften Schlag auf den Rüden, — es war am Abend, — und jie wurde zur weiteren Beftrafung, ohne Ubendbrodt, zu Bette geſchickt. Der Schlag auf den Rüden ſchien keine befondere Wirkung bervorgebradyt zu haben. Im Laufe des Tages hatte fie einen anftrengenden Weg ges madıt, doc war diefes nichts Ungewöhnliches, indem fie oft fehr erfhöpft zu Berte gingz fie fchlief ziemlich gut, aber am folgenden Morgen fchien fie fich übel zu befinden und weigerte fi, aus Man: gel an Appetit, zu effenz fie Flagte über Unwohlſeyn, doch ohne irgend ein befonderes oder locales Leiden; ihre Mutter bemerkt, daß fie ausſah, als ob fie das Fieber hätte. Während der nächften zwei Tage beklagte fie ſich über Kopfſchmerzen, ward allmälig ftumpffinnig und legte fi) am dritten Tage zu Bette. in Arzt wurde gerufen, welcher die Krankheit für Nervenfieber erklärte, Sie blieb eine Woche hindurd) ftumpffinnig und fieberbaft, aber weiter ereignete ſich Nichte. Nach zehn Tagen ftand fie auf und durfte fich in der Luft Bewegung machen; doch, ftatt jich zu beffern, ward fie immer ſchwaͤcher und blödfinniger. 14 Tage nad) jener Züchtiaung empfand fie plöslih nicht nur im Kopfe, fondern auch im Körper und in den Gliedern abwechſelnd Schmerzen, welche mit der Außerften Schnelligkeit fi verbreiteten; fie waren ausnchmend heftig und fo raſch in ihren Wanderungen, daß es unmöglih war, Etwas zu ihrer Erleichterung auf der einen Seite anzuwenden, bevor fie auf die andere übergingen; der Hinterkopf war zumeilen der Sitz des Leidens, fie fchlug plöglich ihre Hände zufammen und drückte fie heftig gegen ihr Hinterhaupt, von einer Seite zur anderen ſchwankend und durch ihr Geſchrei zu erkennen gebend, daß ihre Schmerzen ungemein heftig waren. Auch in diefem Theile war der Schmerz flüchtig und — um mich der Worte ihrer Mutter zu bedienen, „flog mit der Schnelligkeit des Blitzes vom Kopfe nad) den Händen, nach dem Leibe, nach den Schultern und fo von Ort zu Ort mit faum zu begreifender Schnelligkeit.” Diefer Zuftand bielt 14 Zage an, mit nur geleaentlichen Zwifchenräumen ber Ruhe von 10 oder 15 Minuten; während diefer Paufen hatte fie Ge— fihtstäufbungen,, indem fie fich einbildete, daß Aepfel und Kohle föpfe an den Wänden ihres Zimmers ringsum hingen; bald fah fie Dinge, die nicht exiftirten und ftredte die Hand aus, fie zu er: faffen; bald hielt fie Dinge, die an der Wand fich befanden, für etwas Anderes. Das Geficht der fie umgebenden Perſonen veräns derte fich gleichfalls für fie, und zuweilen waren diefe Veränderuns gen fo komiſch und Läcerlih, daß mitten unter ihren Schmerzen fie ſich nicht enthalten Eonnte, laut zu lacben, und fich über jene fonderbaren Geftalten zu beluftigen. Die Trugbilder kamen, fobald die heftigen Kopfichmerzen nachließen; darauf folgte eine Reihe von Krämpfen, welche ebenfo flüchtig waren, wie die oben beichriebenen Schmerzen. Bald wurden die Phalangen der Finger dicht zuſam— niengebogen, indem die erfte Phalanr der dritten parallel zu ftehen tam und die flache Hand zugleich fi) hob, fo daß eine erhabene convere Oberfläche entitand ; bald murden die Nägel und die flache Seite der Hände fo gegen einander gepreßt, daß die Nägel durch die Haut drangen; zuweilen ward nur eine Hand erariffen, zuwei— ten beide, Mit ungemeiner Schnelligkeit flogen die Krämpfe von Hand zu Hand, verließen diefe und überfielen eben fo rafch einen oder beide Füße, doch öfter einen; der Uebergang von einem zum 238 anderen war momentan; bald wurde Hand und Fuß zugleich er— griffen, bald eine Hand und ein Fuß, häufig die Hand des einen und der Fuß der anderen Seite. Die Mutter, melde eine fehr genaue Beobachterin ift, fagt, daß fie nie bemerkte, daß beide Füße und eine Hand zugleih krampfhaft contrahirt worden feyen; wenn der Krampf die Füße befiet, fo zog er die Ferfe heftig aufwärts durch die Eräftige Action der musculi gastrocnemii und soli. Die Zehen wurden auch ftark gegen die Fußſohle bereingezogen; die Ads ductoren und Ertenforen der unteren Extremitäten waren‘ ebenfalls beftig contrahirt, die Kniee gewaltfam gegeneinandergezogen und die Beine gefreuzt. Diefe Gontraction mar ausnehmend fchmerzs haftz die Mutter und eine Freundin verfuchten, wiewohl erfolglos, die Beine auseinanderzubringen, und wenn man das Kind auf bie Beine zu ftellen verfuchte, fo glitten diefe unter ihm aus. In einem Momente ward die ganze Seite contrahirt, ber Kopf abwärts gegen die Schulter gezogen, der Ellnbogen dicht an den Leib gedrängt, die Rippen gegen das Beden hinabgedrüdt, der Schenkel gegen den Leib und das Bein gegen den Oberſchenkel hinz gezogen. Aue diefe Gontractionen waren von großen Schmerzen begleitet: das Kind beſchrieb jie fo, als ob Stricke an verſchiedene Glieder angebunden wären und von ſtarken Männern angezogen würden. Ungefähr 10 Tage hindurch kehrten diefe Krämpfe zwei oder dreimal täglich, jedesmal für eine Stunde odır länger, zurüd, Die längfte Zeit, die eine einzelne Gontraction ohne Unterbrechung anbielt, betrug an 7 Minuten, diefes war ein Krampf, welcher das Bein gegen den Schenkel hin bog. Während diefer Krämpfe wurden die afficirren Theile, fo warm fie auch vorber gewefen feyn mochten, plöglih fo Ealt wie Mar: mor. Während diefer ganzen Zeit blieb der Geift des Kindes klar. Zulegt verlicgen fie die Krämpfe auf anderthalb Zage, und es ſchien beffer mit ihr zu gehen. Da fie ausgeben Eonnte, ward fie in eine Apotbefe mitgenommen; während ihrer Abwefenheit daſelbſt ward fie aber von Schwindel überfallen, fie Eonnte ſich nicht aufs recht halten, wollte vorwärts fallen, und bot den Anblick herannas bender Geiftesfhwäche dar. Am Nacmittaae fchien jie wieder auf: aufleben und machte fich ein DBergnügen daraus, Formen von Thies ren, Vögeln u. f. w. aus Papier zu fchneidenz; aber mitten in dies fer Beſchäftigung fchien fie von Neuem in Bloͤdſinn zu verfallen ; diefer Zuftand nahm fehnell zu, und nad ungefähr zwei Stunden tächelte fie und blickte gang wie eine Blödfinnige. Als ihre Muts ter fie aufforderrei, zu fteben, verfagten die Beine ihr den Dienft, fie vermochte nicht zu fprechen, ihre Hände bebten wie gelähmt, ihr Kopf ſank auf die Brujt und dır Gejichtsausprud war leer, Die Mutter hält diefes für eine nur unvollfemmene Skizze des Ausfehens ihrer Tochter, deren Zuftand ganz dem eines Blödfinniz gen glib. Am Abende diefes Zages, an dem Schwachlinnigkeit fie befallen hatte, ließ fie eine ungewöhnliche Menge Waſſer. Waͤh— rend der Krämpfe ward ihr Kopf mit kaltem Waffer gewafchen, doch ohne gute Wirkung, intem die Schmerzen nur heftiger dar— nad) wurden. Eine neue Eigentbümlichkeit in den Symptomen trat jegt cin, indem fie am Nachmittage und gegen, Abend einen Abfcheu vor belle oder blafrotben Farben empfand, welcher felbft zur beftiaften Angſt ftieg, Sobald etwas Rothes vor ihre Augen Fam. Zmei junge Frauen, die Eine die Schwefter der Kranfen, hatten rothe Halstücher umgebunden, von diefen wandte fie jich ab und bededte ihre Augen. Die Mutter begriff die Urfache diefer Abneigung nicht, big eine andere Frau in’s Zimmer trat, welde ein hochrothes Tuch trug, vor welchem fie augenſcheinlich zuruͤckſchaudertez die Tuͤcher wurden entfernt, und nun gab fie fich den Freundlichkeiten Derer bin, von welchen fie fich vorber abgemwendet hatte. Es war nicht Scheu vor Fremden, welde diefes Benehmen herbeigeführt batte, da die Eine der Perſonen ibre Tante, die Andere ihre Schweiter war; und als jene, eines Verſuches wegen, ihre Tücher wieder umbanden, kehrte auch die Abneigung zuruͤck. Bon der Zeit, wo fie bei'm Papierausfchneiden ftumpffinnig aeworden, bis um 11 Uhr Abende, ſprach fie Fein Wort, hr Haar wurde ihr nun abgefchnitten, ohne daß fie es zu merken fchien; fie ward in’s Bette gebracht und verfiel in tiefen Schlaf, Am näcften Moraen war fie bei'm Erwachen träge und ftumpf, doc hatte fich ihr Verftand gebeffert. 239 Bald hierauf warb fie in das Hofpital gebraht. Bei ihrer Aufnahme hatte jie feine Krämpfe, aber hin und wieder litt fie an heftigen KRopffhmerzen, und Sie werden ſich erinnern, fie auf ihreri Bette figend gefehen zu haben, wie fie, die Hände am Hinz teropfe zufammengefchlagen, diefen druͤckte und von einer Seite zur andern wälzte, als ob die Schmerzen nicht auszuhalten wären. Wenn jie zu gehen verfuchte, fo vermochte fie nicht zu ftehen, oder inre Schritte zu Gegenftänden, die fie zu erreichen wuͤnſchte, bins zulenfen, wenn fie ſich nicht mit der Hand an den Dingen feſt— bielt, die auf ihrem Wege ji befanden, Diefe ausnehmende Schwerfälligkeit im Geben nahm allmälig ab, fie vermochte endlich von einem Orte zum anderen zu geben, ohne ſich auf diefe Weife fortzubelfen; aber ihr Gang war dennoch eigenthümtich,, indem fie ftets eine ſchraͤge Richtung nahm; fie machte drei oder vier Schritte theils vorwärts und theils nach Rechts, und drei oder vier theils vorwärts und theils nach Links, fo daß fie ſich vollfommen im Zickzack bewegte. Ihre Bewegungen waren fchwerfällig, ihr Aus: druck träge, fo wie es die Mutter von ihrem früheren Zuſtande ausgefagt hatte. Sie hatte keine Gefihtstäufhungen, nichts Ab— fonderliches war im Ausdrude ihrer Augen, die Pupille normal, nur etwas mehr als gewöhnlich contrabirt, fie fchielte nicht und empfand keinen Schmerz im Verlaufe der Wirbelfäule; der Puls gewöhnlich 90, mäßig Eräftig; Zunge leiht braun und feucht; die Oberfläche des Körpers genvigt Ealt zu werden, fehr wenig aus— dünftend: Urin normal; Neigung zur VBerftopfung. Sie war reiz: bar und ward leicht durch Geräufh beunruhigt und aufgeregt; fait fortwährend Elagte fie über Kopffhmerz. Der Ausdruck der Stirn, die Lage, in welher der Kopf gehalten wurde und eine anfcheinende Bemübung, ibn aufrecht zu erhalten, geben alle Gele— genheit, zu vermuthen, daß die Urfache des Leidens und der allaes meinen Symptome im Kopfe fid) befände; es wurden daher Außers lihe Mittel an diefem angewendet und innerlih auf Ableitung durd) den Darmcanal hingewirkt. Waſchungen, Blaferpflafter an Kopf und Nacken, Calomel und Rhabarber wurden verordnet, und es zeigte fich, daß die Secretionen des Darmcanals nur wenig litten. Das Kind felbft Eonnte Nichts über fih ausfagen, und das Vorwalten der Ropfaffectionen fprahen noch immer für ein Hirn— Leiden; doch, ob diefes primär oder fecundär fin, war nicht zu ent— fheiden, So ward denn ein Haarfeil im Naden, gerade unter der eminentia occipitalis extern2, gezogen und offen erhalten, die eröffnenden Mittel fortgeſetzt und durch eine ziemlich nahrhafte, aber einfache Diät unterftüst, worauf die ungünftigen Symptome allmälig verfchwanden. Die Cur ward auf gleihe Weile fortges fegt. Endlich verließ fie das Hoſpital gefund, mit Elarem und munterem Geiite, faft ganz von den Kopfichmerzen befreit, im Stande, gerade und mit ziemlicher Feftigkeit zu geben. — So gebeffert verließ fie das Hofpital und blieb gefund, bis wenige Tage vor ihrer Wiederaufnahme, ein Zeitraum von zwei bis drei Monaten, Da ihre Mutter Symptome wahrnahm, welche, wenn aud) weniger heftig, den früheren ähnlich waren, brachte fie ihre Toch— ter von Neuem in das Hofpital. Sch fand bei näherer Unterfus dung Eeine neuen Symptome; der Zuftand war derfelbe, wie frü- ber, nur in geringerem Grade, und die Frühere Behandlung ward von Neuem vorgenommen, Sie hat fih, wenn auch langfam, gebeffert, und wir finden fie bei unferen Befuchen kraftlos, ſich ruhig verhaltend und jedes Geräufch vermeidend; der Kopffchmerz 240 dauert fort und ift zuweilen heftig; und wiewohl fie gerade gehen kann, fo gefchieht diefes doch nicht mit Feftigkeit. — Diefe Kranke zeigt uns von Neuem, wie fchwierig es ift, ors ganiſche Fehler als unzweifelhafte Urfahen geftörter Functionen anzugeben. Wir haben oft die heftigften Anfälle gefehen, ohne daß wir beftimmen Eonnten, ob der Urfprung derfelben in den feſten oder flüfjigen Theilen des Körpers zu fuchen wäre; doch felten haben ſich uns fo eigenthümliche Erfcheinungen, wie in diefem Falle, dargeboten. Die meiften folcher ercentrifchen und proteusähnlichen Affectionen befallen Frauen von mittlerem Alter und geltın dann für hyfterifch ; unfere gegenwärtige Patientin jedoch hatte diefe Anz fälle in einem fehr zarten Alter. Schon früher hatte ich Gelegens heit, Ihnen in Fällen von Epilepfie, Krämpfen, Veitstang und anderen Affectionen, deren Sig zu beftimmen ſchwierig und felbft unmöglich feyn möchte, zu zeigen, daß eine fomptomatifche und auf die DVerbefferung der Digeftion und Afjimilation hinzielende Behandlung fehr zweckmaͤßig jey, wovon auch vorliegender Fall einen Beweis giebt, Die Mittel, welche wir hier angewendet haben, wirkten theiis im Allgemeinen auf die Verbefferung der Verdauung, theils dienten fie Örtli als contra-irritantia und derivantia. Die erfteren waren wohl die vorzüglich wirkenden, und man kann nicht be— haupten, daß der Zuftand des Darmcanals Abführmittel faum noͤ— tbig mahte, da wir über das innere Werfen gar mander vitalın Procefje no fo fehr im Dunkeln find. — Ein Umftand, welcher gegen das Vorhandenfeyn eines organiz fhen Fehlers ftreiten konnte, war das fehnelle Verſchwinden der Symptome des Bloͤdſinns; allein diefes vermag noch nicht genuͤ— gend dagegen zu ſprechen. Epilepfie, z. B., oft die Koige von organischen Fehlern, it deſſenungeachtet eine vorübergehende Wir— Eung: die Urfache der Reizung dauert fort, aber die Reizempfängs lichkeit läßt für einige Zeit nah. — Tetanus dagegen, der in Folge von Erfältung bei warmem Körper entitehen kann, ift defs fenungeachtet eine dauernde Wirkung. Die Wärme fann wieder- bergeitellt und die Kälte entfernt werden, aber der tetanus bleibt. Die Befferung unferer Eleinen Kranken ift zwar langfam, aber es ift do Befferung, wiewohl ich Feine ſichere Prognofe bei einer fo reizbaren und erregbaren Gonftitution ftellen möchte, (The Lancet, 11. June 1342.) Miscellen 3ur Operation der fistula ani empfiehlt Herr Bar— bier, in der Gazette medicale de Strasbourg, ein speculum ani, welches ſich an feiner Epige blind endet und auf einer Geite eine lanae Spalte bat, in welche die Kiftelöffnung zu liegen kommt. Man führt nun die Hohlfonde von Außen bis in das speculum, durch den Fiftelcanal, ein und macht nach den gemöhnfichen Regeln die Incifion. Diefes speculum entfpriht gang dem speculum von Salmon (vergl. Chirurgifhe Kupfertafeln, Zafel ERECHL). .d* Ueber die VBergoldung hirurgifcher Inftrumente, nah dem Verfahren des Herrn v. Ruolz, hat Herr Gharriere eine Reihe von Erperimenten angeftellt, woraus fich ergiebt, daß fie dadurch vollfommen vor dem Roften gefhüst find und weder an Schärfe noch an Härte im Mindeften leiden und auch nicht theuer find. Bibliographische Gramina britannica; or Representations of the British Grasses, with Remarks and occasional descriptions. By J. L. Knapp, Esq. 24 Edition. London 1842. 4. Mit 118 col. Taf. Reife nad) dem Ural, dem Altai und dem Gafpifchen Meere; auf Befehl Sr, Maj. des Kaifers von Rußland im Jahr 1829 aus— geführt von A.v. Humboldt, G. Ehrenbera und G. Roſe. Auch unter dem Zitel: Mineralogiich:geognoftiihe Reife nach dem Ural, dem Altai und dem Gafpifchen Meere; von Guftav Rofe. Zweiter Band: Reife nach dem fühlichen Ural und dem Caſpiſchen Meere. Ueberficht ber Mineralien und Gebirasarten des Ural, Mit Kupfern, Karten und Holzfhnitten. Berlin 1842, 8. Neuigkeiten Observations on Ulcers of the Legs and other parts, shewing that the most intractable and obstinate cases may be safely and speedily cured by mild methods of treatment. To which are added some Remarks on scrofulous Diseorders, as mani- fested in the Bones, the Joints, the Glands, the Eyes etc. By Archibald Maxfield etc. London 1842. 8. Lecons sur les maladies du coeur et des grosses arteres, faites a P’höpital de la pitié pendant les anndes 1840 — 1841 par M. N. Gendrin; recueilli6ees et publiees sous ses yeux par MM. E. Colson et Dubreuil - Helion. Tome I. 2de partie. Paris 1842. 8. gg — — Menue Notizen aus dem , Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober» Medieinalrambe FGroriep zu Weimar, und dem Mevicinalratbe und Profeffor Froriep ju Berlin. No. 500. Gedrudt im Landes -Induftrie:- Somptoir zu Weimar. des einzelnen Stuͤckes 3 gGr. (Nr. 16. des XXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 1.30 Kr., Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gÖr. Auguft 1842. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 2 watt pie Unterfuchungen über die Zufammenfeßung der’ ein: gefchloffenen Luft. Don F. Leblanc. (Bericht der Herren Gommiffäre der Parifer Academie, Dumas, Bouffingauıt und Regnault.) Nachdem der Verfaffer die verfchiedenen Urfachen durch— gegangen hat, melde die Luft in einem eingefchloffenen NRaume verderben koͤnnen, legt er die Nefultate feiner eignen Unterfuhungen dar, mie fie in der beigefügten Tabelle an— gegeben find. Er nahm feine Analnfen in dem Laborato— vum des Herrn Dumas vor. Sn den meiften Füllen wurde, nach den neuen Zerlegungsproceffen der Herren Du: mas und Bouffinaault, der Verhältniftheil des Sauer— ftoffs, Stidftoffs und der Kohlenfäure zugleich beftimmt. Bei den übrigen Verſuchen befchränfte man ſich auf Ermit: telung des Werhältnißtheild der Koblenfäure mittelft eines Verfahrens, das im MWefentlichen daffelbe war, wie das bei Anwendung des Brunnerfhen und Bouffingaultfhen Saugapparates befolgte. Alsdann theilt der Berfaffer die nachſtehenden allgemei: nen Betrachtungen und Folgerungen mit, welche fich ihm aus feinen Verſuchen zu ergeben fcheinen. „1) Ohne läugnen zu wollen, daß verfchiedene Urfachen zugleich die Ungefundheit eingefchloffener Luft veranlaffen koͤnnen, ergiebt ſich doch aus vielfahen Verfuchen die That: ſache, daß fich der, faft immer ermittelbare, Verhältnißtheil von Koblenfäure, der in bewohnten und gefchloffenen Raͤu— men anzutreffen ift, mit dem wahrfcheinlichen Grade der Uns gefundheit fteigert und ungefähr ald Maaßſtab deffelben dies nen kann. Je ſtaͤrker die Beimifchung von Koblenfüure if, defto dringender macht fich der Kuftwechfel nöthig. Wenn, in Folge des Athembolens, der Verhältniftheil der Kohlen— fäure 1 Procent erreicht, fo kann der Menſch in folcher Luft nicht längere Zeit verweilen, obne ſich auffallend unbehaglid) zu fühlen. Die Erneuerung der Luft ift dann durchaus nöthig, wenn die Refpiration wieder unter normalen Be— dingungen von Statten gehen foll. 2) Die unabhängig von jeder vorgefaßten Theorie an— geftellten Lüftungeverfuche ergeben, daß der Menfc in der N0. 1600, KU Stunde 6— 10 Gubifmeter frifcher Luft bedarf, menn die Kefpiration ihren normalen Fortgang haben fol. Dieß ift das Nefultat vieler, unter der Leitung des Herrin Pecler angeftellter Beobachtungen, bei denen die in dem gelüfteten Raume . befindlihen Perfonen felbft über das Zuviel oder Zumwenig der in verfhiedenen Dofen eingeführten Luft zu urtheilen hatten. Die chemiſche Analyfe hat ergeben, daß bei einem Lüf- tungsfpfteme, mittelft deffen in der Stunde 10—20 Gubif- meter frifhe Luft pro Kopf eingeführt werden, wie dieß, 3. B., im Saale der Deputirtenfammer der Fall ift, die ausftrömende Luft nur 2— 4 pro mille Koblenfäure ent: halten kann. 3) Die Neinheit der Luft in einem gelüfteten Raume kann auch nad Umftänden nicht lediglich von der binnen ei: ner gemiffen Zeit zuftrömenden Luftmenge abhängig ſeyn. Die Art, wie das Zuftrömen und Ausftrömen, folglid die Vertheilung der Luft flattfindet, muß auf die hemifhe Zus fammenfekung der leßtern Einfluß baben. Das vollkom— menfte Luͤftungsſyſtem würde ein folhes fern, mo die aus- geathmete Luft fofort in die Höhe geführt würde und folg: lich nie wieder in die Luftfhicht gelangte, im welcher das Athembolen von Statten gebt. Bon diefer Anficht feheinen die Engländer bei'm Küften des Saaled ausgegangen zu feyn, in welchem das Unterhaus des Parlaments feine Sigungen hält. Es find dort weit mehr Deffnungen zum Eintreten und Ausftrömen der Luft angebracht, als in unfern gelüfteten Sälen *), 4) Da die zur Lüftung beftimmte Luft im Allgemeinen eine wenig fühlbare Temperatur haben muß, fo würde «8 in diefer Beziehung vortheilhaft feyn, wenn man fie aus un— terirdifchen Näumen bezöge. Als es darauf ankam, die *) Wenn es fic) um Lüftung eines amphitheatralifch eingerichteten Saales handelt, machen ſich wohl manche Modificationen des Verfahrens noͤthig. Wenn aledann die fämmtliche Luft von unten einftrömt, fo kann es gefchehen, daß ein Theil der An— wefenden dur zu ſtarken Zug beläftigt wird, waͤhrend ein anderer, auf den hoͤchſten Baͤnken Sigender fich der Unreinheit der Luft wegen unbehaglich fühlt, da dort die Producte der Erfpiration nit in hbinlänglichem Grade fortgetrieben wers 16 243 zweckmaͤßigſten Mittel zur Lüftung ber Deputirtenfammer zu befliimmen, f&lug Herr Talabot fogar vor, die Luft aus, den unter dem Quartier St. Jacques befindlichen Steindrühen berzuleiten. Wäre man auf diefes Projvct eingegangen, fo würde man begreiflicherweife vor allen Din— gen die Beſchaffenheit der in jenen Steinbrüchen befindlichen Luft haben unterfuhen müffen; denn diefelbe dürfte fchon zuviel Koblenfaure enthalten, bevor irgend Jemand darin ges athmet hätte. Sch uͤberlaſſe es den Sachverſtaͤndigen zu unterfuchen, durch welche Mittel die jegt üblichen Lüftungsmethoden noch DVerbefferungen erfahren koͤnnen, und beſchraͤnke mich darauf, zu zeigen, wie man durch Beſtimmung des Kohlen- fäuregebalt8 der Luft an irgend einem gegebenen Dite au: genblidtih die chemifche Befchaffenheit derfelben ermitteln Eann, fo daß man auf diefe Weife alsbald weiß, ob ſich die Küftung dringend nöthig macht. 5) Die von Herrn Peclet ermittelten Zahlen ſtim— men mit den von Heren Dumas rüdfichtlih der Nefpira- tion des Menfchen erlangten Nefultaten ziemlich überein. Nach den letztern berechnet fih namlich, daß der Menfch bin- nen einer Stunde 3 Cubikmeter Luft mit 4 pro mille, oder 6 Eubifmeter Luft mit 2 pro mille Kohlenfäure anſchwaͤngert. Allein in der Wirklichkeit erfcheint diefer Verhaͤltniß— theil Koblenfäure nicht immer als duch das Athemholen producict, weil, 3. B., in den von mir unterfuchten gelüftes ten Räumen die frifche Luft nicht gleichförmig vertheilt wird. Sn dem Saale der Deputirtenfammer zeigt ſich, bei der Analyfe der aus den Appelfchlöten ausftrömenden Luft, der DVerhältniätheil der Kohlenfaure doppelt oder dreimal fo ſtark, als er fih nah der Berechnung ftellen würde, wenn man annimmt, daß die einftrömende Luft völlig frei von Kohlenfäure fey und nur einmal durch die Lungen gebe. Man hat diefen Verhältnißtheil, wenn ftündlih pro Kopf 18 Gubifmeter friſche Luft einftromte, zu 0,0025 gefunden. Wenn alfo der geringfte Grad von Luͤftung angewandt wird, fo läßt fi erwarten, daß man bis 5 pro mille Koblenfäure finden werde. Wir folgern nun, daß die Dofis von 5 pro mille Kohfenfäure diejenige fey, welche nie über: fohritten werden darf. Im Sommer, wenn die Temperatur im Saale 20° Gent. beträgt, finden die Anweſenden eine Luͤftung von 16 bis 18 Gubifmeter pro Kopf und Stunde oft kaum hinreichend. 6) Wis die bewohnten Räume anbetrifft, mo Eeine Luͤftungsapparate angebracht find, fo bemweif’t die Erfahrung, daß auf eine hinreichende DVentilation durch die Ritzen der Thüren und Fenfter nicht zu rechnen ift. Mebrentheils bes ſchraͤnkt ſich die Wirkſamkeit der letztern höchftens darauf, daß fie die Verderbniß der Luft, wenn fie in einem hermetifch verfchloffenen Raume jtattfinden würde, auf die Hälfte re ducirt. Wo alfo ein bewohnter Raum mit keinem Ventila: den. Dergleihen Wirkungen machen fich zumeilen in der Des putirtenfammer bemer£lich ; wenigftens hat man dieß nad) der Veränderlichkeit der Maaßregeln zu fchließen, zu denen fich der Heizer, in Folge der ihm zugehenden verfchiedenartigen Be: ſchwerden, bequemen muß. ‘ 244 tionsapparate verfeben ift, hat man den Ruftinhalt deffelben nad) obigen Grundlagen zu berüdfichtigen. Ein Schlaffaal, wo 50 Perfonen die Nacht zubringen, und der 8 Stunden gefchloffen bleibt, müßte alfo 6 X 8 x 50 — 2400 Eus bitmeter oder etwa 50 Cubifmeter pro Kopf Luft enthale teu, und nach Verlauf von 8 Stunden würde ſich die Noth— wendigkeit der Luͤftung herausftellen. 7) Man brauht nur einen Bli auf die beigefügte Tabelle zu werfen, um ſich zu überzeugen, daß manche Spital: fäle im Verhältniß ihres räumlichen Inhalts viel zu ſtark bes völfert find. In einem der Manfardfchlaffäle der Salpetriere beträgt der Luftwechjel in der Stunde nur 1,5 Gubifmeter pro Kopf. IH Eönnte einen Schlafſaal in einem Gefäng: niffe anführen, wo derſelbe nur 0,7 Gubifmeter beträgt. Aehnlich verhält es fih mit dem Amphitheater der Sor— bonne. In Betracht der angedeuteten Refultate ftellt ſich die Mothiwendigkeit der Ventilation im Intereſſe der Ges fundbeit jederzeit heraus, wenn man öffentliche Gebäude, die zur Aufnahme zahlreicher Menfhen beftimmt find, nicht fo groß bauen kann, als es dag normale Athemholen fo vieler Unwefenden ohne Fünftliche Lüftung erheiſcht. Vollends in Hofpitälern, wo die Luft aus fo zahlreichen Urfachen vers derbt wird, würde eine fortgehende Erneuerung derfelben aus ferordentlich viel vortheilhafter feyn, als die periodifche Luͤf— tung duch Deffnen der Senfter und Thuͤren, felbft bei'm Eälteften Wetter. Auch in vielen Fabriken und Manufacturen befinden fich die Arbeiter nur zu haufig in nicht gehörig gelüfreten Raͤumen. Wie viele traurige Beiſpiele von £örperlicher und geiftiger Verkuͤmmerung ließen ſich nicht anführen, deren Hauptgrund lediglich in der Beſchaffenheit der Luft zu fur chen ift, welche der Menſch unter folhen Umftänden täglich viele Stunden hintereinander einzuathmen gezwungen ift! 8) Die Beſchaffenheit der Luft in den Gavalleriepferdes ſtaͤllen hat die Aufmerkfamkeit der Negierung feit mehrern Sahren in Unfpruch genommen. Die von mir dargelegten Analyfen (vergl. die Zabelle) fcheinen zu dem Schluffe zu berechtigen, daß die neuerdings den Pferden gewährte Luftras tion zu gering fey. Wenn man die über die Nefpiration des Menſchen erlangten Refultate auf das Pferd anwendet, fo gelangt man zu dem Schluffe, daß das Pferd in einem ge= fhloffenen Stalle ftündlich wenigftens 18 bis 20 Cubikmeter Luft bedarf. Iſt der Stall nicht gefchloffen, fo Eönnen die Dimenfionen geringer feyn. Die Analyfe der aus dem Pfer- deftalfe der alten Neitbahn in der Militärfchule genommenen Luftproben beweif’t, daß dort für die Neinheit der Luft in binreihendem Grade geforgt iſt. 9) Ruͤckſichtlich der Unwefenheit miasmatifcher Stoffe in eingefchloffener Luft haben fich die Nefultate unter allen Umftänden, wo wir Verſuche angeftellt, negativ gezeigt. Nirgends wurde eine wahrnehmbare Fürbung der Schwefel: fäure oder des Kali, nirgends eine Reaction auf effigfaures Blei wahrgenommen. Was das Sumpfgas anbetrifft, fo kann deffen etwaige Beimifhung in jenen Atmofpharen den in gewöhnlicher Luft enthaltenen Verhaͤltnißtheil nicht über: fteigen, 245 Die Beftimmung der angeblich in der Luft enthaltenen miasmatifchen Stoffe hat, abgefehen von dem Umftande, daß man eine weit größere Luftmaſſe analpfiren muß, mancherlei Schwierigkeiten. Um den Verhältniftheil des im Zuftande von Waffer vorhandenen Waſſerſtoffs und den des in Form von Kohlenfäure vorhandenen Kohlenftoffs zu ers mitteln, mußte man die Luft vor der Unterfuchung derfelben erft vollig austrocknen und von Koblenfäure befreien. Nun würden aber in diefem Falle die angewandte Schwefelfäure und das Kali jene Stoffe ohne Zweifel verfhluden und ver: ändern. Man wird alfo, um ein bündiges Nefultat zu ers langen, ganz eigenthimliche Verfahrungsarten anzumenden und zugleich fo bedeutende Luftmaffen in Girculation zu fegen haben, wie die, mit denen die Herren Dumas und Bouffingault bei den von ihnen beabfichtigten neuen Luftanalyfen zu operiren gedenken. 10) Die Analyfen von Eünftlihben Atmofphäten f&heinen, nah den an Thieren beobachteten Wirkungen zu urtheilen, zu beweifen, daß die Dofis von reiner Kohlenfäure, die der Menſch, ohne fofert zu fterben, vertragen Eann, ziem— lich beträchtlich fey. Der Hund kann in einer dus 30 Pro: cent Kohlenfäure und 70 Procent gemeiner Luft beitehenden, folglich noch 16 Procent Sauerftoffgas enthaltenden Atmofphäre fein Leben einige Augenblicke (quelques instans) fortfegen. Das Thier widerfteht der Aſphyxie unter dem Einfluffe diefes Giftes um fo fürzere Zeit, je höher feine Koͤrpertem⸗ peratur ift, Sn einer 5—10 Procent Koblenfäure enthaltenden At— mofphäre erlifht die Flamme eines Lichtes; Thiere Eönnen darin fortieben; allein das Athemholen geht mühfam von Statten, und mwarmblütige Thiere erleiden darin bereits große Beängftigung. ; Man hat öfters in Bergwerken Gelegenheit gehabt, zu bemerken, daß die Arbeiter in Luft fortleben fonnten, welche den Derbrennungeproceß nicht zu unterhalten im Stande war; allein wie gefährlich der Aufenthalt in einer ſolchen Atmoſphaͤre fey, dafür fprechen fo viele traurige Beifpiele, daß wir über diefen Gegenftand nichts mehr zu fagen brauchen. 11) Für ſchaͤdlich darf demnach jede Atmofphäre erflärt werden, welche foviel Koblenfäure enthält, wie die aus ten Zungen ausgeathmete Luft. Die Erfahrung lehrt fogar, daß felbft unter diefer Gränze die Nefpiration nit mehr in nors maler Weife flattfindet. Dieß leuchtet ein, menn man beob— achtet, daß der Verhaͤltnißtheil an Koblenfäure um fo bes deutender wird, je mehr die eingeathmete Luft in den Strom der Circulation eingeführt wird, fo daß in den ihrer Aus— treibung vorhergehenden Augenbliden unfere Organe fih mit einem Gafe in Berührung befinden fönnen, welches bedeu: tend ftärfer mit Kohlenfäure gefehwängert ift, als die unter gewöhnlichen Umftänden ausgeathmete Luft. Erfahrung und Induction fprechen alfo dafür, daß unfere Organe durch eis nen geringern VBerhältniftbeil, als 1 Procent Kohlenfüure, ans gegriffen werden £önnen. 12) Rüdfihtlih des Grades der Verderbniß der buch Vers brennung von Kohlen in einen Aſphyxie veranlaffenden Zuftand vers fegten Luft, fehlte es bis jest noch durchaus an entſcheidenden Ver— ſuchen. Mit Verwunderung fah ih, wie eine auf diefe Weife mit 246 3 bis 4 Procent Koblenfäure gefhmwängerte Atmofphäre ploͤtzlich eis nen ftarfen Hund tödfete, während «8 zur Hervorbringung derfels ben Wirkung nidyt weniger als 30 — 40 Procent reiner Koblenz fäure bedurft hätte. In meiner Abhandlung babe ich nachgewieſen, daß dieſe Wirkung von der Temperatur unabhaͤngig war. Der Tod tritt weit fruͤher ein, als das Verloͤſchen eines Lichtes. Ein Kilogramm aluͤhende Kohlen kann die Luft eines verſchlof— fenen Zimmers von 25 Cubikmeter raͤumlichen Inhalt in einen Zu: ftand verfegen, welcher Alpbyrie veranlaßt. Diefe Refultare geben den ſchon feit längerer Zeit von mehrern Chemikern ruͤckſichtlich der Gefährlichkeit mandıer Heizungemetheden geäußerten Bedenken, na= mentlich den ven Herrn Gay=Luffac gegen eine unlänaft von Enaland herübergebradhte Methode, bei welcher die Producte der Verbrennung der Steinkohlen in den geheizten Raum eindringen, aufgeftellten Bemerkungen neues Gewicht. Nicht nur Eann bie Ruft durch die Bildung von Kohlenfäure und das Verſchwinden des Sauers ftoffes irrefpirabel werben (in welcher Beziehung man an die Uns ſchaͤdlichkeit der Verbrennung geringer Quantitäten glauben Eönnte), fondern bie Luft kann auch, wie wir geſehen haben, plöglidy äußerft giftige Eigenfchaften annehmen, Wie läßt ſich unter biefen Umftänden die energifch wirkende Giftigkeit einer Afphyrie veranlaffenden Atmofphäre erklären, ba dod) die Dofis der anmwefenden Rohlenfäure und die Entziehung des Sauerftoffs an ſich über die thatfächlihen Wirkungen feinen genüs genden Auffchluß aeben ? 13) Durch die Analyfe ſtellte ſich allerdings die Anweſenbeit von 1 Procent Koblenorydaas und von einigen Zehntaufendtbeilen Kohlenwafferfoffaas heraus *). Auf die Giftigkeit dieſer Eubftans zen ift bereits von mehreren Geiten aufmerffam gemacht worden **), Der Verhältnißtheil diefer beiden Gafe, wie ihn die Analyfe dars that, ſchien auf den erften Blick nicht fähig, einen ſchaͤdlichen Ein— flug auf den Oraanismus zu äußern; allein mehrere mit Thieren anaeftellte Werfuche haben mir bewiefen, daß das Kohlenoxyd felbft in fehr aeringen Dofen arfährliche Zufälle, ja den Tod, veranlaffen kann. So ftirbt der Sperlina augenblidlih in Luft, weldhe 5 Pro= cent dieſes Gaſes enthält. Bei einem Verhältnißtbeil von 1 Pros cent Fann es höchftens binnen 2 Minuten tödten. Dagrgen äußert das Sumpfgas in der Dofis von 1 Procent binnen viel längerer Zeit durchaus Feine gefährliche Wirkung ; ebenfo zeiat fich das dimachende Gas felbft in der Beimifchung von mehrern Procenten keineswegs gefährlich. Bei den durch die Verbrennung von Kohlen veranlaßten tödt- lichen Wirkungen fcheint demnach das Kohlenoxydgas die Hauptrolle zu fpielen, und da man beffen Gefährlichkeit, namentlich in fo ſchwa⸗ chen Dofen, noch durkaus nit gehörig beachtet hat, fo thut es drinaend Noth, darauf aufmerffam zu macdıen ***). Uebrigens ift es fehr erklärlich, daß diefelbe in einem Zimmer verbrannte Kob— lenmenge, je nach der Verbrennlichkeit der Koblen und je nach den mit, ihnen binnen einer gegebenen Zeit in Berührung tretenden Suftmengen, Sehr verfchicdene Wirkungen auf die Luft des Zime mers bervorbringen kann. (Comptes rendus des seances de l’Ac. d. Sc. T. XIV., No. 23. 6. Juin 1842.) *) Ein wenig ölmacendes Gas Eonnte, wenn davon vorhanden war, allerdings von der Schwefelſaͤure verfchludt worden ſeyn. ) As Samucl White einige Arhbemzüge in Koblenorydaas gethan hafte, verlor er das Bewußtſcyn, und es bielt fchwer, ihn in's eben zurüdzurufen; man mußte ihm Sauerſtoffgas einblafen (Bibl. brit. Sciences et Arts, T. XI.) : auch erklärt Herr Devergie, gegen Nyften’s Meinung, dich Gas ohne Weiteres für giftig. Das Koblenwafferftoffgas veranlaßt in der Dofis von 10 Procent, nad) Séguin's Beobadjtungen, Ohnmacht ** ) In Devergie's Traité de Chimie legale findet man einen Fall angefuͤhrt, wo Perſonen in einem Zimmer, wo ſich an⸗ fangs Erin Grund der Ungeſundheit der Luft ermitteln ließ, von Aſphyxie befallen wurden und beinahe umgekommen wä= ren. Endlich entdeckte man einen glimmenden Balken, deffen gasförmige Producte in das Zimmer einftrömten, 07 247 248 Tabelle über die Zerlegung verfhiedener eingefchloffenen Atmofphären. 529 Orte, wo bie Luft =&5 gefammelt ward. 222]: Bu 1) Buffon’s Gewaͤchs⸗ haus im aullansengar. ten (Abends) 30,1 haus im Pflanzengar:) 229,6 ten (Morgens) . 8) Chemiſches Anohithea⸗ ter in der Sorbonne! 224,3 (vor dem Collegium) 4) Ehemifches AUmpbithea= ter in der Sorbonne! 219,6 cas dem Collegium) 5) Schlaffammer (deö| Morgens) 2294 6) Saal im Hofpital No-; tre Dame du ee 227,2 de la pitie (Frauen) | 7) Saalim Hofpital No- tre Dame du Rosaire! 239,1 de la pitie (Frauen) 8) Manfard:-Schlaffaal in Io 2) Buffon’s Gewaͤchs⸗ — ver Salpetriere (Ab: theilung der unheilba= ten Stren) . 9) Schlaffaalin der Salz petriere — 226,0 Irre) 10) Zufluchts ſaal zweiten Arrondiſſement (im Hofe) 11) Saal der Primaͤr— ſchule des zweiten Ar— rondiſſements (bei vol⸗ ler Lüftung) » 12) Saal der Primär: Thule des zweiten Ar: rondiffements (unvoll: ftändige Lüftung) | ' 13) Saal der = \ | | I — je u bes u fchule des zweiten Ar: rondiffements (bei auf: gehobner Luͤftung) 14) Deputirtenfammer(im Innerndes Appelſchlots) 15) Komiſche Oper (Fa— vart-⸗Saal) im Parterre 16) Komiſche Oper (Fa— vart⸗Saal) in den hoͤch⸗ ſten Bogenlogen 17) Geſchloſſener Pferde: ftall in der Militär: ſchule 18) Geluͤfteter Pferoeſtat ebendafelbft » 0,1 6,5 10,3 8,0 5,8 2,7 923,4| verlo: ren 4,7 4,3 * US ayunvx 273,7 273,7 1000,0 1000,0 81,0 1958,0 1958,0 611,1 %417,0| 230,0| 721,0 721,0 Knaben Mäddyen von 3— 6 Jahren 3ahl der In: dividuen. * v 400 ? 55 121 116 und 180 Knaben von 7 bis 10 Jahren 180 180 600 1000 1000 5 9 leichte Pferde 57 Pferde — 932: Volum d. Luft ne Ss —— Bemerkungen. Fo 80. Aufenthaus | Die Stunde, | Pflanzen der heißen Zone. Dieſes Gewaͤchs— 12 we P haus wird von einem zweiten umfcloffen. Die ————— z Luft wird um 6 Uhr Ab. aufgefangen. Das Haus hat die Sonne zwei Drittel des Tags. Die Luft ward am darauf folgenden Tage um 24 E — Uhr Morgens geſammelt. Die Luft ward bei Eroͤffnung einer Vorleſung J des Herrn Dumas geſammelt. Ein Fluͤgel der Thuͤre war geoͤffnet. Die Luft wurde nach der Vorleſung des Herrn 1,30 1,1 0,74 !Dumas’gefummelt, während fein Fluͤgel der Thuͤre geöffnet war, 80 40,5 5,0 Luft im Binter, 3 Fuß über dem Fußboden ; 4 , —— In der Kammer ein Kamin. Um 6 Uhr Morgens. Zwei Defen, während 9,0 36,0 4,0 der Nacht ſchwach aeheizt. Luft 1 Meter über dem Fußboden gefammelt. um 9 Uhr Morgens, 2% Stunden nad) der 2,30 36,0 4,0 Schließung der behufs des; küftens geöffnet ge= mefenen $enfter. Thüren und Zenfter ſchloſſen ſchlecht. Die Luft 8,15 n 14 ward 0,60 Meter über dem Fußboden aufgefans ö i11 — gen. Luft ſchwer, merklich riechend. Thuͤren und Fenſter ſchloſſen beſſer. Die Luft 9,0 19,9 22 ward 0,60 Meter über dem Fußboden genommen. Luft Schwer, merklich viechend. Uebler Geruch. Die Thüre und ein Guckfen— 3.0 3 fterchen find halb offen geblieben. Höhe der Luft- d j { ſchicht, aus der die Luft herrührte, 0,60 Meter —F dem Fußboden. Kein merklicher Geruch, Luft bei 1,50 Meter 4,0 F (aber dem Fußboden genommen. Durch den Ap— y z [Beiioist firömten auͤſtuͤndlich 1080 Eubikmeter Luft aus. Kein merkliher Geruch. Luft bei 2,50 Meter 40 “ vi über dem Fußboden gefangen, Allſtuͤndlich ſtroͤm— — * ten 837 Cub. M. Luft durch den Appelſchlot aus. Die Zuſtroͤmungs- und Ausſtroͤmungsoͤffnungen 40 3,1 0,71 der Luft verftopft. Der Saal ift ſchwuͤl und das L 2 — Athemholen der Kinder etwas beſchleunigt. In— nere Temperatur 18° Cent., äußere 16°. 9,30 Rein Geruch. 11,000 Gub. Meter Luft ents 7 5 — allſtuͤndlich durch den Appelſchlot. Luft bei 1 Meter Höhe über dem Fußboden 2,30 5 5 — Durch den Schlot des Kronleuchters ſtroͤmen allſtuͤndlich 80,000 Cub. M. Luft aus, Luft ganz oben an der Decke aufgefangen, und 2,30 ⸗ ⸗ zwar in dem Appelcanale, der ſich in den Schlot des Kronleuchters begiebt. Ich habe die Schließung des Stalles ſelbſt 7,45 37,7 4,7 überwacht. Luft bei 2 Meter Höhe aufgefangen, Thuͤren und Fenſter ſchloſſen ſchlecht. Natuͤrliche Lüftung durch die Luken, deren 8,0 52,2 6,5 inc Deffnungen während der Nacht etwa vorausge: | vorausge: (3 Quadratmeter betrugen. fest,daß der! ſetzt, daß der Stall ge: | Stall ge: fchloffen fey | fchloffen fey 249 250 n ſt lei ch e ſc amd, Hupe hegaͤ e An, Kohlen: rer Stitang | Kohlen: mann i offga ga wafferftoff: fäure pro Zehntau« |pro mille, orydga6 | as pro Bemerkungen mille. Tendftet pro mille, mille Euft, melde durch Verbren⸗ Die Luft ward in der Schicht gefaßt, in wel nung von Kohlen ftidend er der Hund, mit dem der Verſuch angeftellt gemacht worden war 46,1 191,9 756,2 5,4 0,4 ward, athmete, und zwar 10 Minuten nach deſ— fen — dem Augenblicke, wo das Wade: licht erloſch. Luft, welche durch Verbren— Die Luft toͤdtete einen Gruͤnfinken auf der ——— —— ſtinkend 3,1 ⸗ ⸗ ⸗ 450 — Flamme eines Wachslichtes ward gemacht worden war nicht blaſſer. Luft, welche mittelſt reiner Die Luft ward in dem Augenblicke gefaßt, wo —— ſtickend ee 304,4 160,0 536,0 ⸗ fü Hund verendete, macht worden war Miscellen. * Ueber den großen Grater bes Vulkans zu Hawaii giebt ein Schreiben von Dr. 8. Storer, datiert Honoluſu auf Dahu den 24. October 1840, an Profeffor Sil limans jest fol gende Schilderung: „Es ift eine ungeheuere Grube, taufend Fuß tief und fehs Englifhe Meilen im Umfange, mit perpendiculären Wänden, ausgenommen an einer Stelle, wo fie durch einen tiefen Abhang erreicht wird, und das Ganze diefes großen Keffels voll von Eochender, blafenwerfender, fprudelnder Lava. Die Oberfläche in einem Augenblice ſchwarz, wie Zinte, und im folgenden Etröme und Pfuhle und Auswürfe von gräulich blutrother Fluͤſſigkeit zei— gend, die zuweilen bis zu einer Höhe von funfzig oder fechezig Fuß gefchleudert ward und mit einem unbefchreiblich fchredenerrer genden, plöglichen Platſchen zurüdfiel. Der Anblid des Ganzen war böllifh — Feine Bezeichnung kann es ausdrüden.. Bei Nacht ift es über alle Befchreibung großartig. Das häufige Aufs bligen, bie zifchenden und unterirdifchen tief fchallenden Erplo: fionen erinnerten mid) an eine große Stadt in Flammen, wo Puls vermagazine oder Minen fortwährend plagen. Der Veſuv ift in Vergleihung zahm. Kurz vor meinem Befuhe war die Lava an einer neuen Stelle ausgebrochen, etwa ſechs Englifcye Meilen nords öftlih von dem Grater, und floß gegen die See herab in einem Strome, ber vierzig Engliſche Meilen lang und ven ciner bis fies ben Meilen breit war. Ich fah das Leuchten in einer Entfernung von hundert Englifhen Meilen! Sie erreichte dag Meer in fünf Tagen; warf drei Hügel auf von hundertundzwanzig bis zweihun— dertundfunfzig Fuß Höhe; drang, in ciner Breite von dreiviertel Englifhen Meilen, zweitaufend Fuß über bie alte Uferlinie in’s Meer vor und erhiste das Waffer zu beiden Geiten bis auf funfzig Englifhe Meilen weit fo fehr, daß die Fiſche myriadenweiſe todt— gebrüht am Ufer angehäuft wurden. Ihr Einfall in das Meer war von furdhtbarem Zifchen begleitet und von Detonationen, wie die Salven ſchwerer Artillerie, welche zu Hilo, zwanzig Meilen ent— fernt, gehört wurden 20, Ueber die Seidenwürmer ift bemerfenswerth, daß, nah Berger, 24,000 Eier derfelben eine Biertelunge wiegen; die Raupe lebt 45 bis 53 Tage, vergrößert ihr Gewicht in dreis Big Tagen 9,500fältig und frißt während der achtundzwanzig legs ten Tage ihres Lebens gar nichts. Um 739 Pfund Maulbeerblätter erhält man 70 Pfund Gocons; 100 Pfund Cocons aeben 81 Pfund gefponnene Seide und 100 Pfund Gocons geben einen Fa— den von 88,000 Klaftern Länge. I a Rh Dinuka Angeborne blafenförmige Ausdehnung der urethra und Bildung eines neuen normalen Ganals. Bon Dr. W. Hendriksz in Amfterdam. (Bierzu Figur 18. A und B auf ber mit diefer Nummer audgeges benen Tafel.) Allgemein bekannt find die angebornen organifchen Sehr ler der innern und aͤußern Organe des uropoetifdyen Syſtems, wie wir fie bei'm Mangel der vordern Blafenwand (der fo: genannten inversio vesicae urinariae), bei den nad) verfchiedenen Richtungen bin ftattfindenden Spaltungen der urethra mit Verftümmelung der äußern enitalien (dem fogenannten Hermaphroditismus) beobadıten. Ges hört es aber ſchon zu den Öeltenheiten, daß die Ente midelung fo wichtiger Organe plöslih angehalten wird, fo daß mirklihe Defecte ald Folge folher Bildungs: hemmungen vorkommen, fo find Ueberbildungen einzelner Theile jener Organe noch viel feltener. Ein Fall jener zweiten Gattung ber Anomalie ift mir zu Augen gefommen, und ward Gegenftand meiner Behand: lung. Vergeblich habe ich nach einem Ähnlichen Falle die medicinifhen Schriften durhfuht, mo zwar von Erweite- rung der Harnröhre hinter Stricturen oder Harnfteinen, nirgends aber von angebornen Erweiterungen diefes Canals die Rede ift. Sm Frühling des Jahres 1840 Fam der actjährige Sohn eines Malers aus Haarlem mit feinen Eltern zu mir, die über den Zuftand ihres unglüdlichen Kindes im hoͤchſten Grade betrübt waren und um fo mehr an einer Abhülfe feines feltenen Gebrechens zweifelten, als fie feit der früheften Jugend des Knaben nicht verfäumt hatten, ärztlichen Rath zu fuchen; fie ftellten ihn, mit ftets wieder 251 getäufhten Hoffnungen, faft aller Orten vor und hatten fo ziemlih die Nunde durch) Holland gemacht, als fie gleich nad meiner Nüdkehr aus Paris mich aufjuhten. Sch fand folgende pathologifhe Merkwürbigkeit: Der penis des, übrigens mohlgeftalteten und gefunden, weder geiftig noch phyſiſch hinter Kindern feines Alters zus ruͤckſtehenden, Knaben zeichnete fich durch einen ſchlaffen, fal— tenteichen, beutelartigen Anhang, an feiner untern Fläche aus; dieſer Uppendir nahm feinen Anfang gleidy hinter der fossa navicularis und erſtreckte fi mit einer bedeutenden Bo: genlinie bis unter den arcus pubis; die Seitenflächen def: felben lagen fchlaff aneinander, Ich hielt Anfangs Ddiefen herabhängenden Sad für eine bloße Falte der äußern Haut, wie man dergleichen Hautflügel ſich über die Phalangen der Finger ausbreiten fieyt, und wie ich einmal ein ſolches drei— eckiges Hautfell von der linken regio inguinalis queer ab- waͤrts über die Commiffur der untern Ertremitäten bis eine Hand breit unter dem Poupartfchen Bande rechterSeite herabfteigend beobachtete. Anders zeigte fih der Zuftand bei der emissio urinae: Der Harn wurde dabei mit gewohn— ter Kraft aus der Blaſe ausgetrieben und dehnte alsbald die vermeintliche Hautfalte, ähnlih einem duch Gas ausge: dehnten Ballon, gleihmäßig aus. Der ganze Inhalt der inneren Blaſe hatte ſich nun in jener außerhalb des, Bedens liegenden ‚weiten Blafe gefammelt,; doch ſchien e8 mir, daß die Capacitaͤt diefer legtern die der erſtern faſt noch um ein Dritttheil Üüberfteigen müffe, da diefelbe zwar beträchtlidy und fauftgroß ausgedehnt war, die außere Haut indeß noch kei— neswegs glänzend geſpannt und die Gefhmulft nicht eben fehe prall anzufühlen war. Die Gefhmulft mußte nach dem Uriniven nothwendig fo beftehen bleiben, da kein Tropfen des gelaffenen Harns aus dem orificio urethrae ausfloß; dennoh war die glans vollfommen von der urethra perfo= rirt, wovon ich mid) bei der Einführung einer dünnen Bou: gie überzeugte. Sch ſchloß daher auf das Vorhandenfeyn einer Elappenartig die vordere Mündung des Urethrafades verföhließenden Falte der Schleimhaut, die fid) gegen da3 Lumen der urethra glandis, glei hinter der fossa na- vieularis (bei gefülltem Sade) anlegte, und das Ausfließen des Beutelinhalts verhinderte. Diefe Vermuthung fand fid) fpäter bei Eröffnung des Sades beftätig. Um fih nun de8 Inhaltes jener Vorderblafe zu entledigen, umfaßte fie der Knabe mit beiden Händen und drüdte fie mit einiger Kraft volftändig aus. Unfer Erftaunen über ein fo unges wöhnliches Manoeuver erregte feine Eindliche Freude. So hatte fih der unglüdliche Knabe feit frühefter Zeit geholfen, und ebenfo hatten e8 noch früher, während der Hülflofigkeit deffelben, feine Aeltern gemaht. — Um mic) genauer über die. Structur jenes widernatürlihen Anhanges zu belehren, füllte ich denfelben mehrere Mat durch Einfprigungen mit fauwarmem Waſſer; ein dahintergeftelltes Licht zeigte dann seine vollfommen duchfcheinende Gefhwulft. Sch führte dann einen geraden elaftifchen Gatheter durch das orificium ure- thrae ein, verfolgte die untere Fläche der corpora caver- nosa und gelangte mit Leichtigkeit in die Harnblafe, indem nur an der Anfangs» und Endesmündung der Urethraaus: 252 behnung ein leichter Miderftand das gleichmäßige Vorbringen des Inſtrumentes momentan aufhielt. Einen gefrümmten filbernen Gatheter, deffen Spise ic) fogleid; abwärts führte, als ich das Hinderniß hinter der fossa navicularis über: wunden hatte, Eonnte ich bequem über die ganze untere Fläche des Sades hinführen. Es blieb mic alfo in diagno— ftifcher Beziehung Eein Zweifel übrig: die obere Wand der urethra war normal befhaffen und ftüßte naturgemäß die darüberliegenden cavernöfen Körper; nur die untere Wand derfelben fenfte fi von da an, wo die urethra aus dem Becken unter dem arcus pubis heraustritt, abwärts und breitete fih auch zu den Seiten fo weit aus, daß dadurd) eben der Sad entftand, deffen vordere Mündung gleich hin— ter der fossa navicularis lag — folglich hatten wir es mit einer beutelartigen Ausdehnung der untern Wand der urethra penis zu thun. — Cbenfo ift es einleuchtend, daß die Proynofe — blieb die Deformität ſich felber über: laffen — nur eine höchft traurige Ausfiht für die Zukunft bes Knaben gab, da, naͤchſt der mangelhaften excretio urinae, vorzugsweife die Unmöglichkeit des Geſchlechtsver— kehrs ftörend in das Leben des Kranken eingreifen mußte, — Nur mit Mühe wollten ſich die bisher überall abgewiefenen und von der Unbheilbarkeit des Uebel durch aͤrztliche Zeug— niffe nur zu fehr überzeugten Eltern zu einem operativen Heilverfahren verftändigen, gaben aber’ zulegt meinen Vor: ftelungen Gehör, und ich behielt den Knaben auf einige Wochen bei mir, Reduction des Sackes in einen cylindrifchen Canal — folglih Entfernung alles UWeberflüfiigen und Wiedervereinie gung der gemachten Wundränder war bier die Aufgabe, und am naͤchſten Tage ſchritt ich folgender Weiſe zur Operation. Der Eleine Patient wurde auf einen Tiſch in der Steinfhnittslage gelagert, von Affiftenten gehörig firirt, der Sad bis zu feiner größten Ausdehnung durch laumarmes Waſſer ausgefprigt und frogend gefüllt, dann ein männlie cher Gatheter bis in die Harnblafe geführt und diefer fammt dem penis von einem Afiiftenten aufwärts gerichtet und fo gehalten, wie die gefurchte Steinfonde bei'm Seitenſtein— fhnitte, nur wurde der penis ſtark gegen die Bauchdeden aufwärts gerichtet, um ihn möglihjt anzufpannen. Mit einem ‚bauchigen Biftourt machte ich, unter der glans bes ginnend, von der raphe aus einen großen Bogenſchnitt, der wieder an der Scrotalhaut in die raphe zurüdfehrte; durch einen ähnlichen, an der entgegengefekten Seite gemach— ten Bogenfchnitt hatte ich demnach ein großes ovalaires Hautſtuͤck umfchrieben, dag zunähft von dem darunterliegens den Zellgewebe fauber lospräparirt und fodann vollitändig entfernt wurde; die Hille, welche die injicirte Waffermaffe noch enthielt, bildete eine nur dinne Schicht und beftand aus fämmtlihen Häuten der urethra, deren Faſern durch die ftarke Ausdehnung nur etwas augeinandergetrieben wa— ven; ich drang in biefelbe behutfam ein bis auf die den Sad vollftändig auskleidende mucosa und entfernte dann auch diefe Hülle durch zwei gebogene, fehnell mit der Scheere geführte Schnitte, wobei das Waſſer fogleih ausfloß, die Geſchwulſt colabirte und der Gatheter, der ganzen Länge 253 des penis nach, vor Augen lag. An der vordern und bins tern Mündung des Sades bildete die Schleimhaut von Uns ten her zwei faltenartige Worfprünge, und ich hielt e8 nicht für überflüffig, die urethra vorn gegen die fossa navi- eularis und hinten gegen (den auffteigenden Theil derfelben) die prostata hin 2 Linien weiter zu fpalten, um jene Vor— fprünge zu vernichten, weil diefe fonft fpäter, auf Urt der gewöhnlihen Stricturen, dem freien Durchgange des Harns ein Hindernif geworden wären, Der ganzen Länge der MWuntränder entlang trennte ich auf einige Linien die Häute der neuzubildenden urethra von der Aufern Haut, weil ich beabfichtigte, beide für fich befonders zu heften. inige fprigende Gefäße wurden leicht torquitt. Darauf fpannte ih zunaͤchſt die Urethrahaͤute über den Gatheter, um zu fea ben, ob die neu zu bildende Harntöhre bei'm Heften einen eplindrifchen, dem normalen an Weite möglichft gleichkom— menden, Ganal darjtellen würde, und entfernte bei Ddiefer Probe nadıträglic noch fo viel mit der Sceere, als zur Bildung des Canals Überflüffig war; ein Aehnliches gefhah mit der Außern Haut; doch ſchloß ich beide Häute nicht zu feft um den Gatheter, weil ich auf eine fpäter durch die Cicatrifation noch zunehmende Coarctation des Kanals der urethra rechnen mußte. Ueber das einliegende Inſtrument wurden nun erft die untern und ſeitlichen Wände der ure- tlıra durch nahe beifammenliegende suturae nodosae — deren Zahl ſich auf funfzehn belief — geheftet und das eine Fa— denende hart am Knoten abgefchnitten, während das andere, längere, nach Außen hängen blieb; auf diefelbe Weife wur: den darauf die Hautwundränder durch ſieben suturae cir- cumvolutae vereinigt und die Fäden der Knopfnath zwi: fhen den Fäden der ummundenen nad Außen geführt, Das Anlegen der Hefte wurde durch die große Unruhe des Außerft empfindlichen Knaben fehr erfchwert, und bei feiner andern Operation hatte mir je ein Kranker fo heftig über Schmerzen geflagt, Hiermit war die Operation beendet, und wir theilten die Freude des Knaben über den ſchon jest mohlgeftalteten penis; es wurden einige ftüßende Compreſ— fen unterlegt, und der Eleine Patient zu Bette gebracht. Der Gatheter blieb noch mehrere Stunden und fo lange lies gen, als e8 der Kranfe ertragen Eonnte, was um fo wine ſchenswerther war, als fich gleich in den erften Stunden, mahrfcheinlich ald Folge des Dperationsreizes, fogar ſchon bei geringer Anſammlung von Harn, öfter ein Drängen zum Uriniren einftellte. Nachher wurde der Gatheter bei’m jedes: maligen Bedürfniffe zum Harnlaffen aufs Neue behutfam Lings der obern Wand der urethra eingeführt und blieb dann immer eine Neibe von Stunden, ohne den geringffen nachtheiligen Meiz ferner auszuüben, liegen; denn die ure- thra war fehr bald an diefes Manveuver gewöhnt, welches” die Sranzofen mit: „Faire l’education du canal de Purethre“ ganz naiv bezeichnen. Waͤhrend auf diefe Weife der ftetd mit dem Gatheter entleerte Harn außer aller Be— ruͤhrung mit den gehefteten Wundrändern blieb, ging die Verklebung und Heilung derfelben außerordentlich raſch und überrafchend gut von Statten, fo daß ſchon in der dritten Woche nur noch eine Kleine, etwa 2" große Stelle in der 254 Mitte des Canals unvereinigt geblieben war und eine Harn— töhrenfiftel am penis bildete, aus der bei'm Harnen einige Tropfen Urin ausfiderten, Am vierten Tage wurden ſechs Knopfs und vier ummundene Hefte vorfichtig gelöf’t, und am fiebenten Tage nach der Operation fämmtliche übrige Naͤthe; die Entfernung derfelben war durch die vollftändig erfolgte Agglutination vollfommen gerechtfertigt, und einige eiternde Stellen an den Durchſchnittspuncten der Nadel heil: ten bald darauf von felbft. Nach Verlauf von fechszehn Tagen ließ ic den Knaben zum erften Mal ohne Hülfe des Gathetere harnen, und der ziemlich Eräftig außsgetriebene Harn floß in einem Bogenftrahle von normaler Stärke durch den neuen Ganal aus dem orificio urethae aus, Da diefer erfte Verfuch fo überaus glücklich ablief, fo ließ ich jest den Gatheter gänzlich weg; nur wurde der Kranke vor zu ſtarkem Drängen und Preffen während des Urinirens gewarnt. Die oben bezeichnete Eleine Fiftelöffnung wurde zwar durch öfteres Betupfen mit Lapis infernalis immer £leiner und war bald nur noch von der Größe eines Sted- nadelkopfs; — doch hatte ich nicht die Freude, fie ganz ge— fhloffen zu fehen, weil die Eltern, in zu großer Anhänglich- keit an das Kind, nach der vierten Woche ſchon kamen, um es abzuholen und nach Haarlem zurüdzuführen, bevor die Genefung vollftändig beendet war. So verlor id), lei— der ein Wenig zu früh, diefen intereffanten Fall aus den Augen und vernahm weiter nichts von meinem jungen Pa- tienten; doch ift eben dieß ein Umjtand, der mich glauben laßt , daß auch jene Eleine Deffnung fich endlich gefchloffen und die Heilung ein vollftändig befriedigendes Reſultat ges habt habe, weil fonft die übermäßig beforgten Eltern mir gewiß ihren Liebling noch ein Mal würden vorgeführt ha— ben. — A Seitlihe Anfiht vor der Operation bei der emissio urinae; B vordere Anficht während der Operation. AUmfterdam 1842. Dr. W. Hendrifsz. Mangel einer Bruftdrüfe. Mit Bezug auf den von ung in Nr. 1. des Bandes X. der Neuen Notizen befanntgemahten Falles ift ung von Herrn Dr. Fr. Nied zu Erlangen die intereffante Mitthei- lung freundlichft gemacht worden, daß fi in Nürnberg eben- falls ein Fall von angeborenem Mangel der rechten Bruft- drüfe befindet. ES betrifft ein 5 Sabre altes Mädchen, welches völlig gefund und dag Kind gefunder eltern it. Außer dem Mangel der Bruftdrüfe bietet der thorax noch mehrere Mifbildungen: 1) inte Seite des thorax: Schluͤſſelbein normal; die fünf bis fechs obern Rippen: (mit Ausſchluß der erften, die normal ift) find gegen dag DBruftbein bin mehr oder weniger ſtark nach Vorn gewoͤlbt; dieſe MWölbung der Rippen ift- in der Gegend der Verbindungsftelle der knorpe— ligen und Enöchernen Theile der Nippen am ftärfften, fo daß bier ein ftumpfvorfpringender Winkel fich bildet, der an der 255 vierten und fünften Rippe am bedeutendften iſt. Won der fehsten an find die Rippen normal, aber durch den Gegen= faß der obeen mehr oder minder ſtark nach Vorn gemölbten Rippen fiheinbar flacher und etwas nad) Innen tretend. Die linke Hälfte des thorax erfcheint daher wie im zwei Hätften getheilt, in eine obere, mehr gemwölbte und eine untere, mehr flache und fiheinbar eingedrücte. Sonſt ergiebt fih auf diefer Seite feine Abnormität. Die mamma ift bereit8 fo deutlich entwickelt, daß fie durch dag Gefühl bes flimmt erkannt werden kann und ift mit ganz normaler Warze verfehen. Die mamma f&heint fogar mehr, als ges woͤhnlich, entwidelt zu feyn, aber nur in Folge der fehon erwähnten Abnormität der Rippen; da die mamma haupts fählih auf der vierten und fünften Rippe auffigt, gerade diefe Rippen aber den am Meiften vorfpringenden Winkel bilden, fo feheint fie bei'm erſten Anblicke flärker hervorzura— gen und vergrößert zu feyn. 2) Rechte Seite des thorax: Schlüffelbein normal, ebenfo die erfte Rippe. Die zweite und dritte bil= den an der Vereinigungsftelle von Knorpel und Knochen ei— nen fehr ſtark nah Vorn fpringenden Winkel; die Knorpel beider Rippen find miteinander verwachfen; die vordern Ens den diefer Nippenfnochen zwar getrennt, aber ohne größeres Interſtitium, als etwa 1 bis 2 Linien. Die Verbindung von Knorpel und Knochen der vierten Wippe ijt getrennt; der Knorpeltheil bildet, mit feinem freien Ende nah Vorn fretend, eine ſtarke Protuberanz unter der Haut, während der abgetrennte Enöcherne Nippenbogen nah unten getreten ift, fo daß zwifchen ihm und der nächft obern Nippe ein bedeutender Zwifchenraum flattfindet. Bei der Inſpiration drängt ſich durch dieſes Interftitium die Nippenpleura und mit ihr die außere Haut als eine muscatnußgroße, blafens förmige Erhabenheit nach Außen. Es ift nicht unwahrfchein: lih, daß die Intercoſtalmuskeln an diefer Stelle fehlen. — Die Übrigen Rippen find normal, nur fcheinen fie etwas nach Unten verbogen und flacher, als gewöhnlich, wie die Rippen der linken Seite. Das Intereffantefte der rechten Bruftfeite ift aber der gänzlihe Mangel fowohl der Bruft: warze, ald der mamma. Won beiden ift nicht die geringfte Spur zu entdeden. Da felbft die Bruſtmuskeln (pectoralis major und minor) nur äußerft ſchwach entwidelt find, vielleicht theilweife gänzlich fehlen, und daher die Haut uns mittelbar auf der Enöchernen Wand des thorax aufliegt, fo ift die Unterfuhung außerordentlich erleichtert, und eg kann der Einwand, der vielleicht gemacht werden Eünnte, 256 daß, wenn auc die Warze fehlt, doch vielleicht die mamma, wenn auch nur unvollfommen gebildet, vorhanden feyn koͤnne, aufs Beſtimmteſte zurücigewiefen werden. Das Bruftbein bildet in der Mitte einen ſtumpfvorſte— henden Winkel, in Folge deffen e8 etwas zu kurz erfcheint. — Die Anfiht der hintern Seite des thorax bietet auf der linken Seite feine Abnormitätz auf der rechten Seite zeigt fih das Schulterblatt ſehr unbedeutend in die Höhe geſcho— ben; diefer etwas höhere Stand der Schulter ift wahrfcheins lich das Nefultat einer etwas färfern Wölbung der mittlern Rippen diefer Seite, wodurd zugleich der untere Winkel des Schulterblattes etwas nah Außen gedrängt wird. — Die Mirbelfüule ift normal, — Einen Fall auf den Rüden, den die Mutter des Kins des, in der Mitte der Schwangerfchaft, erlitten hat, kann wohl nicht mit diefem Mangel der mamma und diefer Miß> bildung der Knochenwand des thoray in urfächlichen Zu: fammenhang gebracht werden. (Der Fall ift veröffentlicht in 3. Schloͤzer's Diff. Über die angeborenen Mifbildun- gen der gefammten weiblichen Genitalien, Erlangen 1842.) Miscellen. Atrophie der Gefhlehtsorgane in Folge von Sy— philis beobachtete Herr Bourguignon bei keinem Sjährigen Manne, der verjchiedene ſyphilitiſche Affectionen raſch hintereinander hatte und fie unregelmäßig behandeln lie. Der penis nahm ab, bald bis zu der Größe, wie bei einem fünfjährigen Knaben; alle Haare der regio pubis gingen aus; die Haut an den Ertremitäten wurde weiß, und die Gliedmaaßen befamen ganz weibliche Formen; die Kräfte nahmen ab, der Character änderte ſich auf ähnliche Weife, die Stimme blieb aber unverändert; zugleidy waren fecuns däre Symptome, Rachengeſchwuͤre, Eroftofen 2c. vorhanden. Eine fehs Monate fortgefegte Behandlung mit Jod und Merkur befeiz tiate die fyphilitifchen Symptome, und dabei befferte ſich aud) der Zuftand der Gefchlehtsorgane, obwohl diefelben nicht ihr frü= beres Volumen wieder erreichten. (Gaz. med, 16. Juillet 1842.) Die Hafenfhart-Dperation madt Dr. Schindler auf die Weife, daß er ein fchmales Biftouri von Innen nad) Au— Sen durch den Spaltenrand an dem Winkel durdfticht und längs des Randes, entweder in gerader oder in halbmondförmiger Bie— gung, herunterzieht. Diefe Art der Führung des Schnittes ges währt befonders den Vortheil, daß man eine fchiefe und dadurch viel breitere Wundflaͤche mit Leichtigkeit bewerkftelligen ann. (Gräfe's Sournal, 29, Bd.) Die Petersilie betrachtet Herr Péraire ald ein speci- ficum, welches unmittelbar neben die China zu feßen fey und als antiperiodicum und febrifugum wirfe, dur ein gummiharziges und bittere Princip. (Bulletin med. de Bordeaux) Nekrolog. — Der verdiente Oberhirurg des Hofpitals St. Andre zu Bordeaur, Moulinie, ift leider plöglich geftorben. Nouveau manuel complet de l’observateur au microscope. Par M. Dujardin. Paris 1842. A Cycle of eighteen Years in the Seasons of Britain; deduced from the meteorological observations made at Ackworth, in the West Riding of Yorkshire, from 1824 to 1841 etc. By Luke Howard etc. London 1842, 8. Mit 5 Taf. The simple Treatment of Disease deduced from the Methods of Expectancy and Reyulsion. By James M. Gulley, M.D. London 1842. 8. Deformities of Spine and Chest successfully treated by Exercise alone. By C. H. R. Harrison. London 1842. 8. — — — — (Gierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Menue Notizen auddem Gebiete ver Hatur- und Delkunde, ogrfammelt und mitgerheilt von dem Obers Medieinalrathe Fro rien zu Weimar , und dem Medieinalrarde und Profeffor Froriep zn Berlin, N? 501. (Nr. 17. des XXIII. Bandes.) September 1842, Gedrudt im Landes s Induftries Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Zhir, oder 5 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. — 0 £ Muthmaaßungen über die erſte Bildung der Zellen und ihrer Kerne in vegetabilifhen und animalifchen Geweben, gegründet auf die Unterfuchung auor- ganifcher Niederſchlaͤge. Bon DM. € rin: gs (Hierzu Figur 1. bis 12. auf der mit Nr, 500, [Nr, 16. des XXIII. Bandbes] ausgegehenen Tafel.) Schon feit geraumer Zeit habe ih mich mit der mi— crofcopifchen Unterfuhung einer großen Menge von Nieder: ſchlaͤgen und den merkwürdigen Formmechfeln derfelben be= fbäftigt. Im näcften Hefte des Bulletin des sciences physiques et naturelles der Niederlande wird ein aus— rührlicher Bericht, ausgeftattet mit den nöthigen Abbilduns gen, über die Mefultate erfcheinen, welche dieſe Unterfuhung ergeben hat. Durch das dabei in Anwendung gebradite fy: ftematifhe chemifhe Verfahren find jedoh einige Beobach— tungen, die vielleicht auch zur Erflärung einiger phufiologis ſcher Thatſachen benugt merden fönnten, aus ihrer Verbins dung geriffen worden, und es ſchien deshalb nicht unzwed: mäßig zu ſeyn, den Leſern diefer, ausfchließlich der Natur: gefchichte und Phyfiologie gemidmeten, Zeitfchrift eine allge meine Ueberficht derfelben vorzulegen. Betrachten wir zuerft in Kürze die allgemeinen Ergeb: niffe der angeftellten Forſchungen, um nachher ganz befons ders bei Demjenigen zu verweilen, was einige Anwendung auf die Phyſiologie geftattet. Die Form der mit dem Microfcope unterfuhten Mies derfchläge ift fehr verfchiedenartig; jedoch laffen fich dieſelben auf einige Hauptformen zurüdführen, von denen einige pris mitiv und andere confecutiv find. Zu den erftern gehören : 1) der cryftaltifche, 2) der gallertartige, 3) der molecüläre und 4) der durchſcheinend häutige Niederſchlag. Die beiden erften erfahren, nachdem fie ein— mal entftanden find, Eeine ferneren Formwechſel, was der Fall ift bei den beiden legtern, woraus der zufammens bängend molechläre, der molechlärsflodige, der No. 1601. kunde. molecuͤlaͤr-haͤutige (wovon der molecuͤlaͤr-blattför— mige nur eine Modification iſt) und endlich der koͤrnige Niederfchlag entfteben. Diefen leteren, das Endrefultat der aufeinanderfolgenden Formwechſel, welhe bei mandıen Nies derfchlägen flattfinden, habe ich die tertiäre microfcos pifhbe Formation genannt, während die Übrigen zu den fecundären Formen gehören. Hinſichtlich aller diefer Claſſen von Niederfchlägen kann man das Nähere im oben genannten Bulletin finden, wo zugleih auch Dasjenige aus— einandergefegt ift, was die Beobachtungen Über das Entffes ben der Cryſtalle, wie auch der Einfluß, den die Wärme und eine lange Präcipitation auf diefelben ausüben, ferner binfihtlih der Geſtalt, Größe und Bewegung der Molecuͤle ıc. gelehrt haben. Vorzüglich find e8 die häutigen Niederſchlaͤge, die mir aus einem phyfiologifhen Gefihtspuncte einige Aufmerkſam— feit zu verdienen ſcheinen. Diefe Glaffe ift ſehr zahlreich. Die Niederfchläge von Eifen:, Kupfer, Queckſilber-, Nickel-, Kobalt: und Uranfalzen, durch Eiſenchanur- und Eifencyas nidfalium,, von Kifenfalzen durch bernfteinfaures Ammoniaf, von Kalk: und Bittererdefalzen durch Eohlenfaurrs Kali und Natron ıc. beftehen unmittelbar nah der Vermiſchung der Auflöfungen aus großen, mit zahlreihen Falten verfehenen, vollfommen durchfcheinenden Häuten, welche man, ohne es zu wiffen, fehwerlich für eine anorganifhe Eubftanz halten dürfte. Diefer volllommen bäutige Zuftand ift jedoch im den meiften Fällen nur temporär und geht nad kuͤrzerer oder längerer Zeit verloren. Um dem Lefer eine deutlichere ' Vorſtellung von dem Gange diefer Formwechſel zu geben, wird es nicht unzweckmaͤßig feyn, hier einen diefer Niederz ſchlaͤge, welcher diefelben befonders deutlich zeigt, etwas ums ftändlicher zu ſchreiben. Wenn man einer concentrirten Auflöfung von Chlors kalk (1 Theil Chlorkalk auf 3 bis 4 Theile MWaffer) cine gleichfalls concentrirte Auflöfung von neutralem £ohlenfauren Kali zufegt und ein Menig von dem fidy dabei gebildeten, aus Eohlenfaurem Kalke beftehenden Niederfchlage unter das 17 259 Microſcop bringt, fo findet man, baf derfelbe aus einer bautigen Maffe befteht, welche fo durchfcheinend ift, daß fie allein an den zahlreichen Falten unterfhieden werden kann (fiehe Figur 4.) Diefes fpringe noch mehr in’s Auge, wenn man von jeder der AUuflöfungen einen Zropfen auf das Dbjectiv- glaͤschen dicht aneinander bringt und beide fodann mit einem Glasſcheibchen bedeckt fo daß fie ineinanderfließen. Betrach— tet man diefe Miſchung duch das Vergrößerungsglas, fo wird man anfänglih gar nichts von einem Miederfchlage ge— wahr werden £fonnen, aber faum hat man das Glasſcheib— hen ein Wenig verfhoben, fo durchkreuzen unzählige Falten das ganze Feld, fo daß man meinen follte, die Faͤden des unregelmaͤßigen Gewebes einiger Spinnenarten ver ſich zu haben. Hieraus ergiebt ſich zugleich, daß dieſe Haͤute keines: wegs fpröde und hart, fondern im Gegentheile fehr biegfam find. Nah einem Zeitraume, deffen Eürzere oder längere Dauer hauptfählid” von dem höhern oder niedern Wärmes grade, von dem weniger oder mehr concentricten Zuftande der Auflöfungen, wie aud) von noch andern Umfkinden abe bängt, worauf wir fogleich zurüdkommen werden, fungen diefe Häute an, den erften Kormmwechfel zu erfahren, Die duchfiheinende Befhaffenheit und die Biegſamkeit verfihwin: det nah und nad, der Miederfihlag wird molechlär-häutig, d. bh, e8 bilden fih in den Häuten zahlloſe, aͤußerſt Eleine Körperhen, während dieſelben zugleich ſchon bei der gering: fien Berührung ſehr leicht zerreißen (fiebe Figur 1. a). Unterfuht man den Miederfhlag Eurze Zeit darauf, fo fieht man, daß ein Theil der Haute bereit ganz verfchmunden ift, und daß aus Eleinen Molecuͤlen beftehende Flocken die Stelle derfelben eingenommen haben, Die Zahl diefer Flok— Een nimmt langfam zu, und nun bemerkt man aud, daß in der Mitte der Moleculen, aus welchen diefelben zuſam— mengefeßt find, größere, mehr oder weniger runde, dunklere Flecke entftehen, Dieſe Flecke oder eigentlih Körner werden allmälig größer und von ſchaͤrferem Umfange, während die Sloden felbft mehr durchſcheinend werden und endlid ganz verfhmwinden, worauf alddann die Körner, abgefondert oder miteinander vereinigt, ruͤckſtaͤndig bleiben. Diefe befigen nun noch nicht alle einen fcharfen Umfang und find auch noch meiftentheils undurchfheinend; doch endlich befommen auch die Umfänge eine vollkommene Schärfe, während die meiften, befonders die Eleineren, ganz- oder halbdurkhfcheinend werden. Ihre Geftalt ift in vielen Fällen vollkommen fugelförmig (fiebe Figur 3.), zuweilen ellipfoidtfch (fiehe Figur 4,), in endern Fällen mehr unregelmäßig (ftebe Figur 2), Ciniges mal habe ih deren wahrgenommen, die ein Eleineres Kügel: chen, gleihfam einen Kern, einfchleffen; ein andermal be: franden diefelben aus zahleeichen Eleinen Kügelhen und hats ten deßhalb ein maulbeerartiges Ausfehen, was befonders bei denen der Fall war, die fich in einer Auflöfung von Chlor: calcium in Gummiwaſſer gebildet hatten (fiehe Figur 5). Auf diefelbe Weiſe nun, wie die befchriebenen Körner in dem aus Eohlenfaurem Kalke beftehenden Niederfchlage entftehen, bilden fich diefelben auch in allen benienigen Faͤl— len, in welchen irgend ein molecuͤlaͤr-flockiger Niederſchlag diefen Formwechſel erführt, Ausnehmend ſchoͤn iſt derfelbe, 260 wenn man einer Aufloͤſung von 2 Theilen ſchwefelſaurem Kupfer in 8 Zheilen Waffer einen Theil Ammoniafflüffig- feit von der Stärfe der Pharmacopoea Belgica hinzu: fügt. Diefes Verhältniß ift jedoch abfolut nothwendig, denn nimmt man eine doppelte Quantität Waffer zur Auflöfung ded Kupferfalzes, fo wird man auch nach verfchiedenen Ta— gen den Miederfchlag noch unverändert finden, während bei dem angegebenen Verhältniffe die Bildung der Körner in der gewöhnlichen Temperatur bereits nach einigen Minuten einen Anfang nimmt (fiehe Figur 6 und 7.) Diefes deutet des⸗ halb an, daß, unter gewiſſen günft'gen Umftänden die Nie- derichlüge allein Ddiefe Form annehmen, und daß alfo die Faͤlle, wo ich bisjest das Entftehen der tertiären Kormation nicht babe wahrnehmen können, noch keinesweges beweiſen, daß dieſelbe abfolut nicht ftattfinden Eönne. Schon aus dem Geſagten wird man entnehmen £ün« nen, daß die Bildung Ddiefer Koͤrperchen die Folge ift von der gegenfeitigen Anziehung *) und Vereinigung der Moles cülen, aus denen die Flocken zufammengfegt find, jedoch eis nestheils wegen der nur theilweife durchſcheinenden Beſchaf— fenheit diefer Flocken und anderntheils in Folge dev meiſten— theils fehr langſamen gegenfeitigen Annäherung der Mole— cuͤlen ift die Bereinigung etwas undeutlich wahrzunehmen; aber mit der größten Deutlichfeit findet diefelbe ſtatt in den Miederfhlägen, welche urfprünglih aus voneinander abge= fonderten Moleculen beftehen, wie 28, z. B., bei dem Nie: berfchlage der Fall ift, welcher entfteht, wenn man einer Auflöfung ven unterfchwefeligfaurem Natron die eine oder die andere Mineralfäure zufest. Auch bier vereinigen ſich die Molecülen zwar erft zu Flocken, aber diefe find fehr Elein, und man fieht hiec, ohne daß der geringfte Zweifel übrig bleibt, wie die Theilchen zu Eleinen Kügelhen und dieſe wieder zu größern ſich vereinigen. Die Zeit, welche zu dieiem vollftändigen Formwechſel erforderlich ift, ift bei den verfchiedenen Miederfchlägen auf: fallend verfhieden. So braucht, 3. B., citronfaures Silber hierzu verfchiedene Tage, mährend der Niederfchlag, welcher entftebt, wenn man einer Auflofung von Chlorbaryum eine Auflöfung ven kohlenſaurem Ammoniak zufest, faft unmit— telbar nah der Vermifhung bei gewöhnlicher Temperatur aus runden, fehr großen Kuͤgelchen beſteht, fo daß diefer Umjtand beinahe zu der Vermuthung bringen Fünnte, als ob diefe Körner in manchen Fällen eine primitive Formation waͤren. Es ergiebt fih jedoh auf's Deutlichite dad Gegen: theil, wenn man die in fchmelzendes Eis geftellten Aufloͤſun— gen auf dem ebenfalld bis zum Gefrierpuncte erfalteten Ob— fectivgläschen untereinandermifcht und dann fogleich unter das Vergrößerungsglas bringt, wo ſich dann ergiebt, daß ber Niederſchlag aus molechlären Häuten befteht, melde ſich je: doch ſaͤmmtlich in einer fehr kurzen Zeit, etwa innerhalb 10 Secunden, ganz in Köcher verändern, *) Ueber die inbärirende Anziehungss und Zuruͤckſtobungẽkraft der Molecuͤlen ſehe man ebenfalls das obenerwaͤhnte Bulletin nach. 261 Diefer Einfluß der Temperatur ift befonders merfwür: dig. Alle Formwechſel der Niederfchläge werden durch einen böhern Wärmegrad befchleunigt, durch einen. niederen ver— zögert. Ich habe deshalb, um die Gefege des Einfluffes zu erforfchen, welchen die Wärme auf die molechläre Anzie— hungskraft ausübt, eine große Menge von Beobachtungen an dem Miederfchlage des Eohlenfauren Kalkes angeftellt, und obſchon ich anfänglich bei diefer Unterfuhung mit einer Menge ganz unerwarteter Hinderniffe zu kaͤmpfen batte, fo babe ih doc endlich mein Ziel glücdtich erreicht. Der aus: führlibe Bericht diefer Neihe von Beobachtungen wird, wie ih hoffe, bald der DeffentlichEeit übergeben werden können. Borläufig möge bier ein kurzer Auszug derfelben Platz fin— den. Die Zeit, welche erforderlich ift zur vollftändigen Me: tamorphofe bei verfchiedenen Temperaturen, wird ausgedrückt duch die Zahlen einer geometrifchen Reihe, wovon für jee den Grad des hunderttheiligen Thermometers 1,16278 der Erponent ift; d. h., wenn die Zeit bekannt ift, welche der Niederſchlag bedarf, um bei einem gewiffen Würmegrade den vollftändigen Formmechfel zu erfahren, und man diefe Zeit m, den Wärmegrad 2 und den Erponenten P nennt, fo wird die Zeit, die für einen höheren Wärmegrad 1’ erforderlich ift, m gefunden durch pP! = * und umgekehrt für einen niederern Märmegrad L' durch p!“ = tm. Ob dieſes Gefeg aud) anmwendbar fey auf die übrigen Miederfchläge, werden ferners weite Unterfuchungen ergeben. Nach diefer Eurzen Auseinanderfegung wollen wir fer ben, inwiefern diefe Thatfachen einige Früchte für die Phy: fiofogie zu verfprechen ſcheinen. Sch befenne, daß ich mit einiger Aengſtlichkeit von dem Felde der Beobachtung auf das der Muthmafungen üÜbergehe, jedoh fommen mir dies felben nicht zu gewagt vor, um fie der Aufmerkfamkeit der Naturforfcher für ganz unwürdig zu halten. Die Gränzen zwifchen Neihen und Reihen, zwifchen organifcher und anor— ganifcher Natur verfchwinden doch mit der Zeit immermehr, und jeder Beitrag, wie gering derfelbe auch fey, um bie Analogie zwifchen den Gefegen, welche die Erfcheinungen in diefen beiden großen Haupfabtheilungen der Körper beherr— fhen, anzuzeigen und fomit den düftern Begriff der Lebens— kraft durch die mehr für die Beobahtung und Verrechnung faßlihen Kräfte der anorganifchen Natur zu erfeßen, Eann, fobald er fih nur auf Gründe ftüst, nicht als ganz nußlos betrachtet werben. Schleiden hat uns gelehrt, wie fich die Zellen in den vegetabilifchen Geweben bilden, und aus den fehönen und wichtigen Entdefungn Schwann's wiſſen wir, daß auch alle animalifchen Gewebe urfprünglich aus Zellen be— ſtehen. Bromn hat fehon längft entdedt, daß viele Zellen Kerne enthalten. Nach den fo eben genannten Beobachtern entftehen diefe Kerne vor der Bildung der Zellen, die ſich erſt fpäter entwideln. Schleiden hat diefelben Cyto— blaften genannt und wahrgenommen, daß fie durchgängig einen ober zwei, felten drei oder vier Eleinere Kernkörperchen enthalten, während auch Schwann hinſichtlich der Cyto— blaſten in den animaliſchen Geweben daſſelbe angedeutet hat. 262 Dieſe Cytoblaſten bilden ſich in der Mitte einer mehr oder weniger hellen Feuchtigkeit, welche meiſtentheils eine Anzahl ſehr kleiner Molecuͤlen enthält, (Siehe Muͤller's Archiv 1838. Zaf. III. Fig. 2. und Schwann's Unterſuchungen Taf. IL Fig. 12.) Diefe Feuchtigkeit heißt Cytobla— ſtem. Was die Art und Weiſe anlangt, wie fi die Chtoblaften in dem! Gptoblaftem bilden, fo aͤußert fich Schwann (©. 207 Taf. IU. Fig. 1, e,a u. b) in fol: gender Art: „Es wird zuerjt ein Kernförperchen gebildet; um biefes fchlägt fih eine Schicht gewoͤhnlich feinförniger Subſtanz nieder, die aber nah Außen noch nicht fharf be= grängt ift. Indem nun zwiſchen die vorhandenen Molecuͤlen diefer Schicht immer neue Molechlen abgelagert werden, und zwar nur in beftimmter Entfernung von dem Kernförpers hen, gränzt fih die Schicht nah Außen ab, und es ent= fteht ein mehr oder weniger begrängter Zellenkern.“ Man fieht, daß diefe Befchreibung in den Hauptfachen übereinftimmt mit derjenigen, welche ich gegeben habe von der Bildung der Körner in den anorganifchen Niederfchlägen. Der einzige Unterfchied befteht in der Anwefenheit eines Kernkoͤrperchens; aber zuerst findet man daffelbe, nach Schwann (S, 206), nicht in allen Kernen, und zweitens ift e8 auch gar nicht felten, daß man unter den Körnern der tertiären Formation einige antrifft, die ſolch ein Eleines Körperchen einfchliefen. Man Kann defhalb als höchft mahrfcheinlih annehmen, daß beide, ſowohl die Cytoblaften, als diefe Körner, ihre Entftehung berfelben Urfache verdanz Een, nämlich der phyſichen Anziehungskraft der Molecuͤlen. Nach Schwann follen die Gytoblaften, die durchgaͤngig feft find, zumeilen hohl werden, ich glaube inzwifchen, daß bei fo Eleinen Körperhen der Schein fehr leicht taͤuſchen kann. Man findet auch unter den Körnern der Niederfchlä- ge einzelne, die fo vollfommen bdurchfcheinend find, daß man diefelben bei einer oberflächlichen Unterfuchung für hohl hal— ten kann, während fie nur mehr abgeplattet, als die übri: gen find und das Licht weniger brechen. Eine andere Trage ift es, ob die Molecuͤlen des Cyto— blaftems aus organifhem oder anorganifchem Stoffe befte: ben. Hier fehlieft fich eine Beobachtung an, welche ich ſchon früher in dieſer Zeitfchrift mitgetheilt habe, nämlich daß die Kerne der Blutſcheibchen nach der Verbrennung ſo— viel unverbrennbare Theile rücftändig laffen, daß diefelben noch deutlich zu unterfcheiden find (fiebe Fig. 10. e Fin. 11), Schwann betrachtet nun diefe Kerne, und, meines Erachtens mit Recht, als Cytoblaſten. Sch babe, um zu unterfucen, inwiefern diefes eine allgemeine Eigenſchaft der Gptoblaften feyn möchte, ein dünnes Scheibchen einer jun: gen Zwiebel, in deren Zellen diefelben in großer Menge vor: handen waren, auf dieſelbe MWeife verbrannt; obſchon jedoch die Umfänge der Zellen felbft nach der Verbrennung noch fehr deutlich waren, fo konnte ich dennoch von den Kernen £eine Spur mehr entdeden. Dieſes negative Reſultat be: weif’t jedoch noch Feinesweges, daß dieſe leßteren Feine un- verbrennbare Salzbafen enthalten, denn die Afche kann fich zerftreut haben, oder fo durcfcheinend geworden fenn, daß diefelbe unmoͤglich unterfchieden werden kann, wie dieſes 17% 255 nothwendig der Fall ſeyn muß, wenn die ruͤckſtaͤndigen Theilchen aus einer Subſtanz beſlehen, welche in der Waͤr— me ſchmilzt und glasartig wird, z. B., aus phosphorjaus rem Kalke. Rıdten wie nun, nachdem wir bie Verbindung anges zeigt haben, welche zwifchen der Bildung der Cytoblaften in den organifhen Geweben und derjenigen der Körner in den anorganifhen Niederſchlaͤgen befteht, unfere Aufmerkfamkeit auf die Zellen ſelbſt. Struve ($ourn: für pract. Chemie V. ©. 450), Göppert (Poggendorff’s Annalen XXAVII ©. 568), Raspait (Chimie org. p. 516), Meade (Lond. and Edinb. Phil. Mag. Nov. 1837. p- 413) und Meyer (Jahresberichte, 1838. ©. 31) ha: ben Beobachtungen befannt gemaht, melde bemweifen, daß die Winde der Pflanzenzellen duch die Verbrennung ihre Form nicht verlieren und alsdann aus anorganifhen Sub: fangen beftehen. Die einfahfte Art, fi hiervon zu über- zeugen, befteht in dem Verbrennen eines Zheiles der Epis dermis eines Blattes auf einem Glasſcheibchen, und zwar auf dieſelbe Weiſe, wie ich diefeg früher für die Blutſcheib— hen angegeben habe. Man erkennt alsdann ganz deutlich nah vollfommener Verbrennung noh alle Zellen und ſelbſt die Umfänge der stomata (fiebe Fig. 12). Blätter, die eine dünne Epidermis befisen, wie diejenigen von Bumex acetosa oder von Sambucus nigra, find hierzu am ge: eignetften. Befeuchtet man die fo verbrannte Epidermis diefer Blätter mit Waffe, fo erfolgt Eeine Veränderung, aber durh Zufag einer ſehr geuingen Quantität Hydrochlor— fäure loͤſ't Alles ſich auf. Verdampft man die Auflöfung durch Waͤrme, ſo bleibt ein an der Luft deliquescirendes Salz ruͤckſtaͤndig, welches mit oxalſaurem Ammoniak einen Niederſchlag bildet. Deßhalb beſtehen die verbrannten Wänz de dieſer Zellen nun hauptſaͤchlich aus Kalk, der wahriheinz lich an Koblenfäure gebunden war. Die animalifhen Ge webe anlangend, wiffen wir, daß viele Snfuforien Hüllen befigen, die aus Kiefelftoff beſtehen, während ich bei der Verbrennung der Blutſcheibchen ebenfalls Spuren dieſer Hüllen übrig bleiben fah, welche allerdings fehr zart waren, wie man es auch von fo dünnen bäutigen Theilen nicht anders erwarten Eonnte, dennoch aber deutlicdy genug, um Eeinen Zweifel übrig zu laffen, befonders wenn ich mich für diefen Zweck der Blutfcheibchen eined Salamanders bediente (fiehe Fig. 10. f und Fig. 12.). 264 Die meiften der fo eben genannten Beobachter find der Meinung, daß diefe anorganifchen Stoffe einen Beftandtheil der Grundorgane felbft ausmachen, aber, nah Meyen, follen diefelben allein durch die Feuchtigkeiten, welche die Zellen: wände duchdringen, in Auflöfung gehalten werden; es ift jez doc hoͤchſt ſchwierig, wo nicht unmöglich, ſich die große Quantität zu erklaͤten, welche von einigen diefer Stoffe, 3: B, dem SKiefelftoffe, aufgelöf’t feyn müßte, fo daß unter andern die Spongia lacustris durch die Verbrennung nicht weniger ald 40 Procent Kiefelftoff liefert (Siruve 1. c.). (Schluß folgt.) MNMiscellen Der Bulcan auf dem Picvon Teneriffa im Octo— ber 1837. „Am Fuße des „piton“ (der zuderhutähnlichen Kup— pe, welche fich majeftätifh in der Mitte der den Berg Erönenden Ebene erhebt) angefommen, Klettern wir noch eine Stunde über Aſche und Steine und erreichen endlich das crfehnte Ziel, den hoͤchſten Punct des monftruwöfen Bulcans. Der rauchende Crater zeigte ſich unfern Augen wie eine hohle ſchwefelige HalbEugel, bededt mit Reften von Bimsftein und Steinen, etwa 400 Meter breit und 100 tief. Das Thermometer, welches Morgens 10 Uhr im Scat: ten 5° hatte, zerbrach, als es an einer Stelle, aus welcher ſchwe— felige Dämpfe bervordrangen, auf den Boden gefegt wurde. Auf den Rändern und in dem Grater find cine Menge Raudhöffnungen (fumerolles), durch welche der Schwefel bervorfommt, der die Bafis des Gipfels bildet. Die Gewalt, mit welcher die Dämpfe bervordringen, ift groß genug, um Detonationen zu beranlaffen. Die Hitze des Bodens ift fo, dab es unmöglich ift, die Füße einige Augenbli@e darauf ruhen zu laffen, (Herr Coupvent, in Note 12. zu dem 1. Zhl. 1. Abth. der Voyage au Pole Sud etc. par Dumont d’Urville, pag. 201.) Bon den Patagoniern fagt Herr Gervaize, der fie 1837 mit Capt. Dumont D’Urville befudhte: „Sch habe bei ihnen nicht die Rieſen angetroffen, von welchen die ältern Schiff: fahrer geiprodhen haben. Die größten, welche ich gefchen, batten 1M., 86; aber fie fchienen mir im Allgemeinen von fhönem Bau zu feyn. Ihr Antlig ift Schön, der Kopf ftark, der Kör: per gut gebildet, aber nicht musculöe. Bei den rauen ift, glaube ih, die Größe in Proportion beträchtliher, als die der Männer: das Antlig ift mie weniger hübfch vorgefommen, doch habe ich es nicht genau beurtheilen koͤnnen, wegen des Scmuges, womit fie bedeckt find und der gelben Karbe, womit fie ſich das Geficht be— malen. Nekrolog. — Der verdiente Belgifhe Chemiker van Mon, Profeffor an der Univerfität zu Löwen, ift geftorben. Sn Sen our no nn De a Di: hir va Ta Ueber die Mittel, durch welche ſich eine, gereizten Lungen zufagende, Atmofphäre heritellen läßt. Bon Zulius Jeffreys, Mitglied der Royal Society. (Hierzu Figur 14 und 15. auf ber mit Wr. 500. [Nr. 16. bes XXIH. Bandes] ausgegebenen Tafel), Wie wünfhenswerth es wäre, daß man es dahin brächte, ſolche kuͤnſtliche Atmoſphaͤren, in welchen Lungenkranke ohne Beſchwerde athmen koͤnnen, mit Sicherheit zu bereiten, leuchtet aus vielen Gründen ein. Um bei der Wahl der Mittel richtig zu verfahren, müffen wir die Hauptpuncte, auf die e8 ankommt, uns vergegenwärtigen. Erftlih hat man zu bedenken, daß viele der fchlimmften Sym— ptome bei chroniſchen Lungenkrankheiten großentheils von der Bes ſchaffenheit der eingeathmeten Luft herrühren; und wir dürfen uns von der Berücjichtigung diefes Punctes nicht dadurch abſchrecken laffen, daß es kaum möglich ift, eine den ganzen Körper einhüls 265 tende, biefem und den kLungen aleihmäßig zufagende, kuͤnſt iche Atmos fphäre herzuftellen 5; nur durd) Anwendung der legtern auf den Leidens den Theil dürfen wir hoffen, zu günftigen Refultaten gelangen zu können. Wir müffen alfo für die in einem gereizten Zuftanoe bes findliche Lunge sine andere Armofphäre bereiten, als die, welche den ganzen Körper umgiebt. : Zweitens muß dafür geforgt werden, daß unfere kuͤnſtliche Atmoſphaͤre fortwährend, auch ohne Zuthun des Patienten, auf die Lunge einwirkt. f Drittens, da bei'm Einathmen einer nicht zufagenden Luft bie Refpiration des Patienten fortwährend unregelmäßig von Statten geht, woraus ein ungefunder Zuftand des Bluts und ganzen Or— ganismus und folglich eine fehr unglnftige Rüdwirkung auf die Krankheit felbft entfpriugen muß, fo müffen unfere Maaßregeln darauf abzielen, der eingeathmeten Luft jene milden Eigenfhaften zu ertbeilen, vermöge deren fie frei und in hinreichender Menge eingeathmet werden kann, fowie darauf, daß alle durch das Ath— u» verdorbene Luft ebenfo ungehindert wieder ausgetrieben werden fönne. Viertens, wenn unfere Maafregeln bezweden, den Organis⸗ mus für die Dauer der Nacht zu beruhigen, fo dürfen fie dem zu Bette gehen und der horizontalen Rage des Körpers nicht binderz lich feyn und den Körper in feinen Bewegungen nicht geniren. Fuͤnftens muß dafür geforget werden, baß der Patient bei der Anwendung derfelben oder anderer Maaßregeln im Haufe berumaeben £önnez denn fo lange irgend Huften oder ein Sym— ptom vorhanden ift, welches beweif’t, daß die gewöhnliche Atz mofphäre für den gercizten Zuftand der Lungenmembran nicht taugt, tommt es fehr darauf an, daß der Patient fortwährend, bei Tag und bei Nacht, die kuͤnſtlich mobificirte Luft einarhme. Iſt eine Krank— heit der Art hronifh, fo kommen Perioden vor, welche oft viele Tage binrereinander anhalten, und während deren, meiner, auf vielfahe Erfahrung gegründeten Ueberzeugung nah, es für den Patienten außerordentlich heilfam wäre, wenn er Tag und Nacht unaufbörlich cine für den Zuftand der Lunge paffende Luft cine I Ih Eann diefe Anſicht durch vielfache Belege unters Ben. Sechstens ift der indirecte Schade, den irrefpirabfe *) Luft in dem Falle veranlaßt, wo man den Vatienten das Haus hüten läßt, in Bezug auf den allgemeinen Gefundheitszuftand und die Gemuͤthsſtim— mung und folglib auch rüdfichtlich der Runge, fo erheblich, daß bei unferen Maaßregeln zugleich darauf Rüdiicht genommen werden muß, daß dem Patienten eine fo ungünftige Einfperrung erfpart werde, daß er fih, ohne in der freien Bewegung feiner Gliedmaaßen irgend behindert zu feyn, im Freien bewegen Eönne und dennod immer ei dem Zuftande feiner Zungen angemeffene Art von Luft eins athme. Siebentens, ba eine Ueberladung mit Kleidungsftüden, fo nös thig fie auch in andern Beziehungen feyn mag, die Haut unſtrei— tig ermübet und in ihren Functionen ftört, gleichſam eine theils weife Hauterftidung veranlaßt, fo muß, nah Möglichkeit, darauf Bedacht genommen werden, dem Organismus durd andere Mittel, als ſchwere Kleidungsftüde, die nöthige Wärme zu fidyern, und ihn vor jeder Erkältung zu fügen **). Dieß gehört aller ) D. b. den Atbmungsmwegen nicht zufagende, D. Ueberf. **) Die Richtigkeit diefer Anficht wird, meines Erachtens, durch eine fürzlich, angebli mit gutem Erfolge, in gemwiffen Sta— dien ber Zungenfranfheiten angewandte Gurmetbode nicht im Geringften erfchüttert, bei welcher man unter einer luftdichten Mofte die Haut des thorax nicht nur durch deffen eigene Ausdun— fung, fondern auch durd den ganzen Tag über getragene naffe Tücher oder Schwämme feucht erbält. Zeigt fich diefe Behandlung wirklich fo vortheilbaft, wie man behauptet, fo veranlaft fie zu intereffanten Betrachtungen. Es wird da: durch offenbar die fo mit naffen Gegenftänden belegte Portion der Haut gerade in den entgegengefegten Zuftand verfeßt, in welchem fich die Haut in einem tropifhen Clima befindet, wenn der Körper bei Leichter Bekleidung einer ſehr trodenen Luft ausgefegt ift. Im erftern Falle wird die Ausdünftung 266 dings keineswegs birect und no hivendig zur Behandlung des Run: genubels, ijt aber doch wichtig genug, um nebenbei alle Beachtung zu verdienen. Achtens müffen unfere Maaßregeln, ruͤckſichtlich des Haupt—⸗ punctes, naͤmlich der Veränderung der Luftquacitat, ſowohl ply: ſicaliſcher, als mechaniſcher Art ſeyn; denn einestheils muß die Conſtitution der Luft ſelbſt modificirt werden, anderntheils die letztere von allen darin ſchwebenden feſten Stoffen, als Staub, Ruß 2c., gereinigt werden. In erjterer Beziehung drängt ſich nördlichen Climaten alsbald die Ruckſicht auf, daß es mehrentheils nöthig iſt, die Temperatur der Luft zu erhöben, weil die Lungen gang vorzuͤg— lich durch Kälte gereizt werden. Ferner muß die Gonftitution der Luft in Bezug auf deren Feuchtigkeit modificirt werden. Selbſt Ealte Luft ift oft für eine Membran, die durch den Verdunftungsproch nachtheilig afficirt wird, zu treden, und fo feudyt dirfelbe bei einer niedrigen Zemperatur auch fiyn mag, fo trodnen wir diefelbe doch, indem wir fie bis zur Sommertimperatur erheben, in dem Grade aus, daß jie ſich zu der erforderlichen lindernden Einwir— tung durchaus nicht mehr cianet. Deßhalb müffen uns die Mittel, fie mit Feuchtigkeit anzufhwängern, zu Gebote ſtehen, und fo nach— theilig die feuchte Luft, wenn fie zugleich Eatt ift, oder warme Luft, die nicht feucht ift, auf die Lunge wirken mag, fo werden wir doch, wenn wir beide Agentien, Wärme und Feuchtigkeit, mits einander verbinden und diefelben nur auf die Lunge einwire Een laffen, in der Praxis finden, daß reizbare Zungen in den meiften Fällen eine foldye Luft gut vertragen Eönnen, und daß ihr Zujtand dadurch erleichtert wird, Bei arlindlicher Erwägung der obenangedeuteten Puncte wird man die Wichtigkeit begreifen, welche die Erfüllung aller diefer Bedingungen bei Rungenleiden hat. Manchen von diefen acht Indis cationen kann entfprodyen werden, während der Patient im Bette liegt; bei andern dagegen ift auch die Möglichkeit der bequemen Drtsveränderung im Haufe und im Freien zu berüdfichtigen. Für den erftern Fall hält offenbar die Erfüllung der Indicationen wes niger ſchwer, als für den legtern. Solange ich daher nur den Fall eines im Bette liegenden Patienten im Auge hatte, ſchien es nicht befonders ſchwierig, Mit— tel ausfindig zu machen, vermöge deren die wünfchenswerthen Luft— qualitäten den Zungen ununterbrochen zugeführt werden könnten, ohne daß der Patient dadurch beläftigt würde oder befondere Auf: merkſamkeit dabei nöthig bätte, infofern fi naͤmlich die Einwir— fung der Fünftlihen Atmofpbäre nicht über den ganzen Körper zu erftrecden brauchte. Der dabei anzumwendende Apparat weicht in vielen Beziehungen von demjenigen ab, welchen ich früber für Ho— fpitäleer zue Behandlung acuter Krankheiten nah einem Ähnlichen Heilverfahren, wie das empfohlene, in Vorfchlag brachte; da er jedoch noch nie ausgeführt worden ift, fo werde ich den Kefer hier nicht mit den Details feiner Gonftruction bekannt machen. So wichtig und bedeutend die Erfeichterung auch feyn mag, welche vielen Leidenden durd einen folden Apparat gewiß zu Theil werden würde, fo würde deffen Wirkung doch, mit Aus: nahme bettlägeriger Perſonen, auf die Nacht befchränft feyn. An ſich Könnte derfelbe alfo die Bedingung des fortwähren- den, auch bei Zage flattfindenden Einathmens zutraͤglicher Luft allerdings ſcheinbar verftärkt, in der That aber vermindert, indem ein Theil derjenigen, welche früher in Dunftgeftalt ent: wid, nun in tropfbarflüffiger Geftalt zurücachalten wird. Vielleicht bat in diefem Falle die innere Rungenoberfläde den unterdrüdten Theil der Hautfunction zu übernehmen, fo daß die Lungenmembran mehr Feuchtigkeit ausfondert und dadurch ein Hauptarund der Atbmungsbefchwerde, nämlich die austrodnende Wirkung der Luft, theilweife befeitigt wird. Uebrigeng Fann, meines Erachtens, jede Behandlung diefer Art nur eine Zeit lang Nusen gewähren, und die Wichtinkeit einer unausaefegt freien Hautthätiakeit und folglich der Ver: meidung allzufchwerer Kleidung, infofern dieß ohne die gering: fte Erkaͤltungsgefahr gefchehen kann, Eann dadurch keineswegs geringer erfcheinen. 267 nicht erfülfen und auch nicht den indirecten, aber höchft bedeuten: den Vortheil gewähren, daß der Patient nicht das Haus zu hüten brauchte. Uebrigens ift für viele Patienten das Einathmen einer geeigneren Luft gerade des Nachts fo Außerft wichtig, daß ich, wenngleich fie vermöge der alsbald anzugebenden Maaßregeln einen bedeutenden Theil der fraglichen Vortheile erlangen koͤnnen, doch weder das Streben, noch die Hoffnung aufgebe, einen, den Be: dürfniffen einer im Bette liegenden Perfon völlig entfpredhenden Apparat in Ausführung zu bringen. Mittelft deffelben muß ſich der in die Lunge gelangenden Luft jede beliebige Zufammenfegung geben laffen, während die Beſtimmung der zwecmäßigiten Befchaffenbeit derfelben in jedem befondern Kalle dem Scharfjinn und der Erfah: rung des Arztes anheimgeftellt bleibt, Ich werde nun den Verlauf meiner Bemühungen zur Erfüllung der ſaͤmmtlichen obigen Indicationen angeben, und wenn ich mein Biel erreichte, würde ich einen großen Erfolg erlangt zu haben glauben. Allerdings Eann ich mich nicht rühmen, bereits allen Anz forderungen genügt zu haben; ich befenne frei, daß ich manche Schwierigkeiten bisjegt unüderwindlich gefunden habe; allein auf ber andern Seite darf ich verfihern, daß meine Beftvebungen kei— neswegs ganz unfruchtbar geweſen find, daß ich weit größere Er— folge erreicht habe, als meine kühnften Erwartungen mid) vorher: fehen ließen. Sch machte mid an's Werk, nachdem ich mir über bie zu erfüllenden Bedingungen und die Reihenfolge ihrer Wichtige Eeit volllommen Elar geworden war, und mein Refpirator ift das Gefammtergebniß meiner Bemühungen, einen allen Anforde: rungen nah Möglichkeit entfprechenden Apparat herzuftellen. Obwohl der Name und die keiltungen diefes Snftrumentes dem Publicum bereits in ziemlich weiten Kreifen befannt find, fo wers den die Vorzüge deffelben noch bei Weitem nicht hinlänglich aner— kannt, felbft von Denen nicht, welche die auffallendften und uns mittelbaren Wirkungen defjelben an ſich in Erfahrung gebracht ha= ben. Die Aerzte bedienen fich deifelben noch nicht in gehörigem Umfange. Sowohl ruͤckſichtlich feines Principes, als feiner Wir: fung, bat man viele Umftände bisher noch wenig beachtet. Dieß rührt wohl mit daher, daß ich bisher weder dem Ärztlihen, nod) dem größeren Publicum einen umjtändlichen Bericht über dag Sn: ftrument abgeftattet habe, indem außer den wenigen Seiten, dur) die ih nach Erfindung deffelben meinen Refpirator im Allgemeinen der Aufmerkiamkeit der Aerzte empfahl, fat Nichts darüber zur Drffentlichkeit gelanat ift, es feyen denn die vereinzelten Notizen, welche von Zeit zu Zeit von Solchen, die ſich des Refpirators be— dienten, bekannt gemacht worden find. Sc) fühlte mi Länaft auf: gefordert, einen vollitändigen Bericht über das Inftrument und deffen Wirkungen aufzufesen, befonders da fich mittlerweile viele inteveffante Erfahrungen in Bezug auf daffelbe angefammelt haben, und weil ic), da nach und nad) der Refpirator vielfah in Anwen— dung gefommen und bekannter geworden ift, von mehreren Seiten um Aeispigenbeg Nachrichten über denfelben angegangen wors den bin, Uebrigens ift es nicht meine Abficht, in einem wiſſenſchaftli— chen Journale eine ausführliche Abhandlung über den Refpirator zu liefern, ſondern ich werde mich darauf beichränfen, eine gedrängte Darftellung feines Princips und feiner Entwicelung, fo wie feiner Wirkung in mehreren der intereffanteften Fälle mitzutheilen. Es liegen fich Beifpiele anführen, daß, aus Ermangelung einer gediegenen Behandlung diefer Materien, felbft in ärztlichen Schrif: ten von verdientem Rufe gang irrige Angaben über diefe Erfindung zur Deffentlichkeit gelangt find. Sch Eönnte mich über ſolche Miß— verftändniffe mit Zug und Recht beflanen, würde dieß jedoh auf fi beruhen laffen, wenn nicht die Wiffenfhaft und das Publicum babei interefiirt wären, daß aͤhnliche falfhe Nachrichten widerlegt und deren Wiederholung verhindert würde, Schon an dem Beifpiele einer einzigen Claſſe von Patienten läßt fich darthun, daß man ſich bei'm Schreiben über dergleichen Gegenftände der größten Umficht zu befleißigen habe. Es giebt in England viele Zaufende, die durch Kamilienverhältniffe genötbiat werden, im Vaterlande zu bleiben, welche fogar außer dem Haufe ihren Gefchäften nachgehen müffen, obwohl fie dadurch, daß fie ſich im Winter der freien Luft ausfegen, ſchon nach wenigen Sahren auf: 268 gerieben zu werden in Gefahr find. Unter diefen bedienen ſich fchon viele Hunderte des Refpirators und werden dadurch in den Stand ges fest, ihren Berufsgefchäften ohne Schaden obzuliegen. Sch bes ihränfe mic hier auf Angabe der geringften Leiftungen des In— ftrumentes, indem ich von den vielen Fällen abfehe, in denen defjen Gebrauh eine allmälige Heilung des Leidens herbeigeführt hat. Nun liegt auf der Hand, daß für ſolche Perfonen die günftige Meinung, die fie vor dem Gebrauche des Refpirators von demfelben gefaßt hatten, von der hoͤchſten Wichtigkeit war; denn ihnen hat das Inſtrument die unfhägbarften Dienfte geleiftet, und ich ftehe nit an, diefe Thatſache zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, weil der Refpirator von mehreren Seiten ungünftig beurtbeilt wors den ift und dadurch andere Leidende der Vortheile, die derfelbe ges währt, verluftig gehen Eönnten. Man hat unlängst drucken lafjen, daß jeder roh gearbeitete Apparat diefelben Dienste leifte, wie mein aus Metall bergeftelltes Inſtrument; und wie Viele könnten durch diefe, auf eine völlige Unkenntniß des Princips der Erfindung ges gründete Behauptung irre geleitet, wie Viele ein Opfer derfelben werden, wenn ihr nicht öffentlich widerſprochen würde! Eine folche öffentlich ausgefprochene irrige Anficht hat berreiflicherweife weit mehr auf fih, als wenn hin und wieder ein Arzt in feiner Pri— vatpraris den Gebrauch des Inftrumentes, aus Unfenntniß der Sache, widerräth. Allerdings hat bdaffelbe bereits einen fo weit verbreiteten Ruf erlangt, daß man ficy dabei beruhigen zu dürfen meinen Eönnte; allein eg wäre doch bedauerlich, wenn man in dem Urtheile und der Erfahrung des Publicums, oder der Patienten, den einzigen Schuß gegen die Srrthümer der Aerzte zu fuchen hätte, Es Liegt auf der Hand, daß alle ähnliche Mißgriffe der Lestern das Vertrauen des Volkes zu der Heilkunde in einem hoͤchſt ſchaͤd— lihen Grade vermindern müffen, was, zumal in unferer Zeit, zu beflagen ift, wo die Quackfalberei überall ihr unverfhämtes Haupt von Neuem erhebt. Aus diefen Gründen fehe ich mid) aufgefors dert, hier einen kurzen, aber hinreichend vollftändigen Bericht über die Erfindung mitzutheilen, in welchem das Princip und die Wir— Eungsart des Refpirators genau auseinandergefegt jind, und durd) den der Leſer in den Stand gefeßt wird, fich felbft ein bündiges Urtheil über den Werth diefer Erfindung zu bilden. In den oben angegebenen acht Sndicationen befißt derfelbe bereits die Darlegung' der von mir zu erfüllenden Bedingungen, fowie die Vorzeichnung bes Pfades, welchen ich bei der Entwidelung meiner Erfindung einzufchlagen hatte. Da ich erft fpäter darauf verfiel, die thierifche Wärme zu bes nugen, fo fehlte mir Anfangs ein Hauptmittel zur Grreihung meis nes Zweckes, und ich mußte mid einftweilen darauf beichränfen, zur atmofphärifchen Behandlung ſaͤmmtlicher Oberflächen, der Haut und der Lunge, Maaßregein in Unwendung zu bringen, die ich früber erfonnen hatte, um der Luft in Wohnhäufern die richtige Beihaffenheit zu geben. Damals drängte ſich mir die Wichtigkeit jener, auf die Nothwendigkeit der Bewegung im Freien und ber Befeitigung allzufhwerer, die Haut ermüdender, Kleidungsftüce hindeutenden Sndicationen, recht lebhaft durch den Fall eines mei— ner Verwandten auf, der fehr gefaͤhrlich lungenkrank war. Bei diefem Patienten zeigte ſich die Einfperrung im Hauef, wegen ihres Einfluffes auf andere erkrankte Organe und auf das all: gemeine Befinden, noch fhädlicher, als die Einwirkung der Fälte: ften Luft im Sreien, wiewohl lestere jederzeit den Kranken in einen ungemein leivenden Zuftand verfegte und einen töbtlichen Ausgang der Krankheit ebenfalls befchleunigen mußte. Das Bedürfniß einer tragbaren Quelle der Wärme und Feuch— tigkeit zeigte fich dringend, und die Befeitigung des in der Luft Condon’s enthaltenen Staubes und Rußes war ebenfalls ungemein wünfchenswerth; denn der aufgehuftete Bruftichleim ward badurd, wenn der Patient längere Zeit im Freien zugebracht hatte, wirklich ſchwarz gefärbt. Zuerft kam ich auf den Gedanken, eine Lampe anzumenden; allein die Unbequemlichfeit und Schwere irgend eines Apparates diefer Art, namentlich des Schlots, welcher ſich noͤthig machte, um die Producte der Verbrennung über den Kopf hinauszuleiten, und der Nebentheile, die dazu gehörten, um die zur Refpiration gelangende Luft, welche außerhalb des Gehäufes der Lampe ge: 269 wärmt ward, zu befeuchten, ließen mich diefen Plan alsbald auf: geben, gegen welchen ſich überdieß noch) manches Andere erinnern liege. Ic rede von demfelben auch nur, weil neuerdings ein fols her Lampenapparat, der noch dazu eine höchft verkehrte und ſchaͤd— lihe Einrichtung befigt, in Vorſchlag gebracht worden ift und, wie man hört, fogar den Beifall von Aerzten erhalten hat. Letztere tönnen aber offenbar nur obenhin geurtheilt haben, da die Luft bei diefem Apparate durch die Producte der Verbrennung vergiftet und in einem fchädlihhen Grade auegetrodnet wird. Die ganze Erfindung ift fo fehr unter aller Critik, daß ich derfelben gar nicht erwähnt haben würde, wenn jie nicht unbegreiflicherweife von eis nigen Aerzten fogar empfohlen worden wäre. Zunaͤchſt verfiel ich darauf, die nöthige Erwärmung der Luft von dem menfchlichen Körper ſelbſt, und zwar von defjen Außerer Oberfläche, bewirken zu laffen. Bei nur einiger Berechnung zeigte fid) indeß, daß die Haut eine folche Entziehung von Wärme in feiner Weife vertragen Eonnte, da ſchon der natürliche Abgang ber: felben, felbft bei dicker Bekleidung, die Haut in einem fo froͤſteln— den Zuftande erhält, daß viele Patienten ſich mit Kleidung über: laden müfen, fo daß dieß uns die jiebente Sndication an die Hand gab, Sch ließ nun den Gegenftand ganz fallen, bis mir einft, als ih meinen Eranten Verwandten fpagieren führte, beifiel, daß die Erkältung der Athmungswege durd) die Ealte äußere Luft nur da— durch bewirkt werde, daß durch diefe Luft eine Quantität Wärme befeitigt ward, welche die Luft hinreichend, ja überflüflig, erwärmt haben würde, wenn fie leßterer vor dem Ginathmen mitgetheilt worden wäre. Wenn man auf diefe Weife der Luft die Wärme eine Station früher mittheilen könnte, als fie mit den Lungenober— flächen in Berührung gekommen wäre, ftatt daß fie, unter ges wöhnlihen Umftänden, eine Sration fpäter erwärmt wird, fo würde der gewünfchte Zweck erreicht feyn. Nun ftellte fich der Ger aenftand aus einem neuen Gefichtepuncte dar, daß nämlich die von einem folchen Patienten entwicelte Wärme offenbar nicht hinreichte, um allen von Außen her an den Körper gemachten Anforderungen zu genügen. Hierin lag der Grund, daß jener, durch jede Exſpi— ration veranlaßte Abgang von Wärme durch die Lunge, die Lriden des Patienten fo außerordentlich vermebrte. k Nun entftand die Frage, ob es nicht möglich fey, diefe Wärme ohne die unreinen ausgeathmeten Gasarten zuruͤckzuerhalten. Dirk war offenbar nur durch die fogenannte Fortleitungsfähigkeit der Wärme zu erreihen, und zur Benugung tiefer Faͤhigkeit konnten begreiflichermweife nur metallifche Leiter fich eignen. Allein es ließ fih bezweifeln, daß felbft die beften metallenen Leiter die Wärme des Athems fo ſchnell erfaffen Eönnten, als dieß bei'm Ausathmen gefhehen mußte. Daber muß man fich wirklich wundern, wie Derfonen, die auh nur mit den Anfanasgründen der Phyſik ber kannt find und denen bereits das richtiae Material vorlag, ſich einbilden Eonnten, daß jede beliebige Subſtanz das Metall in diefem Falle erfesen koͤnne. Als ich mich an Erledigung der Aufgabe machte, die Leitungs— fähigkeit der Metalle zu dem in Rede ftehenden practifchen Zwecke anzumenden, verfiel ich zuerft darauf, den warmen Athem durd) eine Anzahl dünner Röhren, oder von Metall umfchloffener "enger Räume, treiben zu laffen, von welchen aus die um diefe Röhren ber eindringende kalte Luft erwärmt werden follte. Abgeſehen von der bedeutenden Länge und UnbequemlichFeit eines folhen Appara— tes, stellte ſich derfelbe jedoch auch Im Princip als fehlerhaft dar. Er wuͤrde vielleibt aute Dienste aeleiftet haben, wenn das Ein: und Ausatbmen gleihmäßig ftattfände, fo daß das eine unausge— fest eine dem anderen entaegengefehte Strömung bildete; aber für den wirklichen Fall, wo ſich die Strömungen abwechſelnd hin und berbewegen, paßte er nicht. Sch kalte für aut, dieſes verfehlten Planes bier zu gedenken, weil er mehrfach als eine Verbefferung des vervoflfommneten Apparates in Vorfchlag gebracht worden ift. In jedem Falle, wo unausgefeht zwei Gearmftrömungen im ange find, dient das leitende Metall nur als der Weg, auf wels chem der eine Strom dem anderen feine Wärme mittheiltz "allein in dem bier in Rede ftehenden Falle war offenbar ein metallener 270 Wärmefammter nöthig, In welchem die mit dem Athem ausſtroͤ— mende Wärme ſchnell und ficher aufgefangen und zur Erwärmung der bei'm Einathmen zuftrömenden Falten Luft verwendet würde, Demnad) lag auf der Hand, daß, wenn die Wärme allen Portionen des durchſtreichenden Athems mit der gehörigen Ges ſchwindigkeit entzogen werden follte, das Metall ſich mit allın die— fen Portionen in unmittelbarer Berührung befinden müßte; daher es darauf ankam, den Athem in möglich viele dünne Ströme zu zerfpalten. Dieß ließ ſich durch eine Menge dünner und kurzer Metallplatten, aa 2c. Figur 14., erreichen, welche parallel zu— einander ftreichen und den Strömungen, ec und D D, die ſcharfe Kante darbieten, während die Ebenen derfelben in die Rich— tung der Strömungen fallen. Diefe Platten würden durd) die nach Augen gehende Strömung, 3. B. DD, erwärmt merden und, wenn fie ſich in cinem geeigneten Rahmen aus einer fchlecht Leis tenden Subſtanz befanden, die Wärme fo lange an fich halten, bis diefe ihnen durch den eindringenden falten Kuftftrom, ec, wies der enfzogen würde, auf welche Weife man denn einen Refpirator befäße. Dieß war die Geſtalt meines erften, irgend zweckdienlichen Apparatıs, und merkwürdigerweife hat man mir aud) diefe Korm neuerdings als eine Vervollkommnung meines verbefjerten Reſpira— tors auföringen wollen, Obwohl diefelbe nun ungleich beſſer ift, als der Nöhrenrefpirator, fo würde fie doch, wie der Refer leicht wahrnehmen wird, in ihrer Wirkung ſehr unvollflommen feyn. Denn da das Metall ununterbrodhen von a bis 5 ftreiht, fo kann die dom Munde zunaͤchſt liegende Stelle, a, nie bedeutend höher erwärmt werden, als die äußere Stelle, b, weil ſich, wegen der metallifhen Verbindung, die Temperatur beider Puncte ſchnell in's Gleichgewicht fegen wird, Wie die relative Sapacität für Wärme, ' in Betreff des Metalls und der ausgeathmeten Luft, auch beſchaf— fen ſeyn mochte, fo Eonnte doch bei ciner folchen Gonftruction die letztere dem erfteren nur ihre balbe Wärme mittheilen. Wenn alfo die, nah « zu liegende, innere Hälfte jeder Platte der nach Außen gerichteten Strömung alle Wärme, die fie ihr entziehen konnte, entzogen hatte, Eonnte ihr die Außere, nach b zu liegende, Hälfte der Platten nichts mehr entziehen, denn weil jic das Me: tall von a bis b ununterbroden fortfegte, war die äußere Hälfte der Platten, wenn der Luftſtrom an fie gelangte, bereits ziemlich fo hoch temperirt, als die innere. Auf diefe Weife wäre zwar ein wichtiger Schritt in Bezug auf die Wärmeleitung gethan, aber das Mögliche noch bei Weitem nicht erreicht. Wenn nun die Wärme capacität des Metalis und Athems diefilbe wäre, fo Könnte nur die Hälfte der Wärme des legtern dom eritern aufaenommen wer— den, vorausgefegt, daß die Kıitungsfähigkeit des Metalles abfolut vollkommen ſey, was natürlid) keineswegs der Fall ift und fich durch fein Mittel erriichen läßt. Auf der andern Seite könnte die einwärts ftrömende Luft nad der Theorie hoͤchſtens die Hälfte der in den Platten aufgefpeiherten Wärme, alfo die Hälfte von der balben Wärme des aus den Lungen ftrichenden Athems, empfan: aen. Nah häufiger Wiederboiung des Proccffes würde ſich der ‚Betrag, aus Gründen, die ich bier nicht weiter auseinanderzufegen brauche, allerdings mebr der Hälfte der ganzen Wärme nähern, diefe Höhe aber nie ganz erreichen und ſich in der Praxis noch weit nicdriger ſtellen. Deßhalb iſt eine tiefere Auffaſſung des Gegenſtandes nöͤthig um zu derjenigen Vollkommenheit des Apparates zu gelangen, bei welcher ſich ein nidt ganz oberflächlich gebildeter Arzt befriedigt fühlen Eann. Dem keſer wird bereits Elar geworden feyn, daß fih mebrere Reitunasitufen nötbia machen. Der warme Atbem muß, nachdem ihm eine Partbie von metallifhen Leitern alle Wärme, die fie ihm entziehen Fann, entzogen bat, mit einer zweiten, niedriger temperirten Partbie in Berührung kommen; denn hätte die legtere dieſelbe Temperatur, wie die erftere, fo Eönnte jene dem Athem of: fenbar Eeine Wärme mebr entziehen. Allein felbft zwei Partbieen reichen nicht bin. Es maden fib, je nadı der Temperatur, welche wir der in die Runge jtreichenden Luft zu ertbeilen wuͤnſchen, fechs bis vierzehn noͤthig, und aus gewiffen Gründen ift wuͤnſchenswerth, daß jede Parthie doppelt fey, fo daß alfo die Gefammtzahl derfel: ben doppelt fo groß würde, wie oben angegeben. Zmijchen jeder 271 doppelten Lage muß fich ferner ein Eleiner 3mwifchenraum von etwa 45 3oll befinden, und da fie zufammengenommen nur etwa Zoll ſtart feyn dürfen, fo muͤſſen die Lagen ſelbſt fo dünn, als moͤglich, feyn. Wenn wir nun Figur 14. betrachten, fo liegt auf der Hand, daß, wenn wir die Platten a, a zc. (welche als geometrifche Eber nen zu betrachten find, die Länge und Breite, aber feine Dice bes ſitzen,) in bedeutender Ausdehnung nad) der Queere theilen, wir fie gleichfam in inien (die Länge, aber weder Breite noch Dicke, be⸗ figen, ), kurz in ſehr feine Drähte verwandeln. Auf diefe Weife ver fiel ich darauf, geradezu Drähte anzuwenden, da beiden Principen, einer fehr feinen Zertheilung von Vorn nad) Hinten und einer ders gleichen von einer Seite zur anderen, entſprochen werden mußte. Durch beide ward nun die leitende Subſtanz in bloße aufrechtftes hende Linien verwandelt. Um fo feine Drähte zu flügen und gefpannt zu halten, wandte ih zarte Metallrahmen an, die dem Apparate ein gefenftertes Uns fehen gaben. Sie mußten in einer eigenthümlichen Weife angefers tigt werden, und die Drähte wurden mit jedem horizontalen Stäb- chen fo verlöthet, daß jeder Rahmen zwei Drahtſchichten ftügte. Die Rahmen felbjt werden durch Eleine Stügen auseinandergehals ten, welche jene nur an wenigen Stellen berühren und aus einer fchlecht leitenden Subftanz beftehen, fo daß jie der felbftitändigen Temperatur jeder einzelnen Schicht Keinen großen Eintrag thun. Diefe Einrichtung wird durch Figur 15. erläutert, welche einen Res fpirator, nad) Befeitigung des das Metall deffelben theilweife bes deckenden Leders, daritelt. A, A, die metallenen Rahmen ; B, B, die zwifchen diefen befindlichen Stügen. Die ftufenweife Wirkung des Inſtrumentes ift durd) die, zu beiden Seiten vorgezeichnete, Gradfcale angedeutet. Die linker Hand giebt die Zemperatur der verfchiedenen Drahtparthieen oder Schichten, unmittelbar nachdem fie dur die Erfpivation erwärmt worden find, an. Die innerfte Schicht ift dur das Ausathmen bis 80° Fahr. erwärmt worden und der, durch den Wärmeverluft ziemlich bie zu derfelben Temperatur verkühlte, Athem Eonnte derfelben feine MWirme weiter mittheilen. Die naͤchſte Schicht war aber Fühler und Eonnte ihm daher Wärme entziehen, fo daß fie bis 76° tem— perirt ward, bis fie ihrerfeits Eeine Wärme mehr vom Athem er: langen Eonnte. Auf ähnlicye Weile waren die dritte und alle fols gende Schichten durch ihre ftufenweife niedrigere Temperatur bes fähigt, der Luft Wärme zu entziehen, nachdem jede vorhergehende Schicht aufgehört hatte, zu wirken, bis die Temperatur der Luft, als fie den Apparat verließ, unter 50° geiunfen war, und diefelbe die legte Drahtſchicht bis auf 44° erwärmt hatte, Die Scale rechter Hand zeigt die allmäliae Steigerung der Zemperatur ber einftreichenden Luft, von dem Gefrierpuncte (+ 32? Fahrenh.) bis 63°, indem fie allın Schichten, bis zur innerften, einen Theil ihrer Wärme entzieht. Diefer Refpirator befigt übri— gens nur eine miktelmäßige Kraft; bei dem von der ftärfften Kraft kann die einftrömende Luft auf diefe Weife augenblicklich vom Ge— frierpuncte bis zur gewöhnlichen Sommertemperatur Bengalen’s ges fteigert werden. (London medical Gazette, May 1842.) 272 Miscellen Sn Beziehung auf den Biß toller Hunde verdient ein, in Englifhen Blättern enthaltenes, Schreiben des geaditeten Londoner Lehrers der Veterinärkunde, Ainslie, Brahtung, ob— gleich es nicht eigentlich Neurs bringt. Nachdem Derfelbe der noch unerflärlichen Natur des furchtbaren Uebels gedacht und bemerkt hat, daß er in diefem Sommer nicht einen einzigen all, im Jahr 1833 aber nicht weniger als achtundvierzig, zu behandeln gehabt babe, fährt er fort: „Meine Vorgänger, die Herren Blaine und Youatt, ebenfo wie ich feloft, find von wüthenden Hunden gebifjen worden, und wir leben noch; wir haben Dunderte von menfchlihen Wefen, welche von wüthenden Hunden gebilfen worden waren, dirurgifch behandelt, und in Erinem Kalle ift der Tod eins getreten. Die Verhütung befteht in Kolgendem: Die gebifjene Perfon muß, fobald als möglich, den gebilfenen Theil waſchen und reinigen; nid)t das Gift aus der Wunde ausfaugen, wie nur zu häufig gefchieht, denn Anft: kung Fann durch eine haurlofe Stelle an den Lippen erfolgen. Wenn die Wunde oderflählih und zerriffen ift, fo nehme man mit einer Scheere die Wundränder weg und bes tupfe dann jeden Theil der Wunde tüchtig mit Höllenftein (ſalpe— terfaures Silber). Wenn die Wunde eine gejtochene it, wie fie es in manchen Faͤllen dadurch ift, daß der Zahn des Thieres tief in's Sleifch eingedrungen ift, fo muß der Stift des Höllenfteins forg- fältig zugefpigt werden, damit er bis auf den Boden der Wunde dringen koͤnne; wenn nöthig, muß die Wunde erweitert werden, wobei man aber im Gebrauce des Meffers fehr vorfichtig feyn muß, damit nicht durch daffelbe das Gift auf frifhe Wundflaͤchen gelange. Das falpeterfaure Silber zerftört die Oberfläche der Munde voliftändig und neutralifirt das Gift, welches mit der zer— ftörten Oberfläche weggelangt, ohne daß die abforbirenden Gefäße darauf wirken, und wenn es tüchtig auf den afficirten Theil ange— wendet wird, Fann fib der Patient für völlig gefichert halten. Sch empfehle nicht, nad) der Operation Breiumfchläge zu machen, fondern fie der Atmofphäre ausaefegt feyn zu laffen, und wenn einige ftärfere Entzündung einträte, kann fie dur Verband mit Dlivenöl gelindert werden. um VBerwedhfelung von Arzneien in den Apothes fen zu verhüten, hat Herr Laroche, zu Bergerac, der phar— maceutifchen Gefelihaft eine neue Einrihtung der Aufs ſchriften vorgefchlagen, wodurd auf den erften Blick gefährliche Subftangen unterfchieden werden. Von denjenigen Subftanzen, welche die heftigften/aiftigen Eigenfchaften haben, find die Auf: fchriftsfchilder der Behälter, der Gläfer, Buͤchſen und Kaften, zur Hälfte und ſchraͤg, das heißt diagonal abgetheilt, mit hochrother Farbe bemalt; die, welche weniaer heftig wirkend find, tragen einen rothen Etreif, und bei ganz unſchuldigen Mitteln find die Etiketten (Auffhriften) gang weiß. — Diefe Einrihtung in der Officin wics derholt ſich nicht allein in der Materialfammer und dem Vorraths— Eeller, fondern findet auch bei den dem Publico abgelieferten Arz— neien ihre Anwendung, fowie auf den Papieren, in melde fie ges wicelt werden, fo daß die Aufmerkfamkeit unter allen Umftänden fortwährend erweckt werde, A — Bibliographische Lectures on Animal Physiology. London 1842. 8. Tableau synoptique des vegetaux du Departement des Deux- Sevres. Par M. B. Braguier et M. Maurette, de Luchon. Saint- Maixent 1842. 8. By B. J. Lowe. Neuigkeiten. Histoire topographique et medicale du grand Hötel-Dieu de Lyon, dans laquelle sont traitees la plupart des questions qui se rattachent à l’organisation des höpitaux en general. Par J. P. Pointe. Paris 1842. 8. Mit Kupf. Traite sur l’art de restaurer la face selon la methode par de- placement ou methode frangaise. Par M. Serre, Professeur de clinique chirurgicale à la Facult@ de Montpellier. Paris 1342. 8. m — — Menue llotizen aus dem Gebiete der Hatur- und BKeilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober-Medicinalraſbe Froriep zw Weimar, und dem Medisinatrarbe und Profeffor Froriep zu Berlin. Ne. 502. (Nr. 18. des XXI. Bandes.) September 1842. Gedrudt im Landes -Induftries Somvtoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 1.30 Ar., Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. + Yin Sing: Ka Hr Muthmaßungen über die erfte Bildung der Zellen und ihrer Kerne in vegetabilifchen und animalifchen Geweben, gegründet auf die Unterfuhung anor= ganifcher Niederfchläge. 231) ap Lad > cl Ba 2 2 38 (Hierzu Figur ı. bid 12. auf der mit Nr. 500. [Rr, 16. bes XXIII. Bandes] auögegebenen Tafel.) (Schluß.) Es will mich deßhalb nicht allein beduͤnken, daß die erſte Art, den Gegenſtand zu betrachten, den beſtehenden Thatſachen weit mehr entſpricht, ſondern ich bin ſelbſt Wil— lens, einen Schritt weiter gehend, die Frage aufzuwerfen: ob es ſo ganz ungereimt ſeyn moͤchte, anzunehmen, daß die Bildung aller homogenen organiſchen Haͤute mit einer haͤutigen Präcipitation fogenannter anorganifher Stoffe beginnt, weldhe nachher den eigentlih fogenannten vegetabilifhen oder animalifhen Subftanzen zur Grundlage dienen? Zur Beantwortung diefer Frage ift es vor Allem noͤ— thig, nachzumeifen, daß fich wirklich auf diefe Meife Zellens wände bilden £önnen ; denn wir wiffen jest, daß die Zellen als die Grundform aller vegetabilifchen und animalifchen Gewebe betrachtet werden müffen. Es Eann fich jedermann hiervon nun leicht überzeugen. Wenn man einen Tropfen einer Eifenchlorid: auflöfung (der gemöhnliche lig. stypt. Loofl. ift hierzu ganz geeignet) neben einem Tropfen einer Xöfung von einem Theil neutralem Eohlenfauren Kali in drei Theilen MWaffer auf einem Objectivgläschen fo anbringt, daß die beiden Tro— pfen einander berühren, fo entfteht im Berührungspuncte ein durchfcheinender, bräunlichgelb gefärbter, bäutiger Nieder: ſchlag. Nach einigen Augenbliden wird man, wegen deg Siuregehaltes in der Gifenauflöfung, eine Gasentwickelung bemerken; die hierdurch entwidelten Eleinen Gasblaͤsſchen dringen durch die Häute, und jedes derfelben umgiebt fich mit einer häutigen Hülle. Sehr bald fieht man eine An: zahl diefer Eugelrunden häutigen Bläschen in dem Tropfen der Kaliauflöfung ſchwimmen; das in denfelben enthaltene Koblenfäuregas entweicht nad) einigen Augenbliden und läßt No. 1602, die leeren Hüllen zurüd, an denen man nun eine größere oder Eleinere eingefchnittene Deffnung entdedt, durch welche das Gas fi einen Ausweg gebahnt hat (fiehe Fig. 8.). Indem ich Eochende concentrirte Auflöfungen von Chlor— kalk und neutralem kohlenſauren Kuli mit einander vermiſch— te, ift e8 mir einige Mal vorgefommen, dergleichen häutige Körperchen entftehen zu fehen; andere Male Eonnte ich, ob= fhon die Mifhung foviel wie möglich auf diefelbe Weiſe gefhah, nichts davon bemerken. Die Urfache liegt jedoch ganz auf der Hand: durch das Vermiſchen der Fochenden Auftöfung wird nämlich die MWaffergasentwidelung leicht zu ftark, fo daß die Häute davon zwar zerreifen, jedoch keine Zeit haben, fich rings an die Gasblafen anzufegen. Sept man einer concentrirten Chlorcaleiumauflöfung eine aͤußerſt geringe Quantität Salpeter- oder Salzfäuer zu, und bringt dann einen Tropfen diefer Mifhung mit einem andern Tro- pfen einer Auflöfung von neutralem Eohlenfauren Kali in Berührung, fo fieht man diefelben Körperchen entftehen, welche ich foeben befchrieben habe; die ficherfte Methode je— doch, diefelben in großer Anzahl zu befommen, ift folgende: Sn ein 8 bis 10 Millimeter (3,670 bis 4,588 Preuß. Linien) weites, von unten gefchloffenes Glasgefaͤß bringe man 12 Gramm (3 3 gr. 17,05 Preuß. Medizinalgewicht) einer Auflöfung von 1 Theil Chlorkalk in 20 Theilen War: fer und feße dann 3 Gramm (9 2 gr. 9,359 Preuß. Me: dieinalgewicht) einer Auflöfung von 1 Theil doppelt£ohlen- faurem Kali in 6 Xheilen Waffer zu. Sodann ftürzt man das Gefäß auf einem horizontal liegenden Brete um, Nach einiger Zeit wird man nun auf der Oberflähe der Flüffige Eeit eine Regenbogenfarben =fpielende Haut entftehen fehen*), und zugleich entwideln fih eine Anzahl Gasbläschen, welche aus der überflüffigen Koblenfäure beftehen. Bringt man nun ein Wenig von der auf der Oberfläche ſchwimmenden Haut unter das Mikrofcop, fo wird man in derfelben eine Anzahl zellenartiger Bläschen wahrnehmen, die anfänglich alle einzeln berumfhwimmen, und von denen viele doppelte ) Viele häutige Niederſchlaͤge find leichter, ale Waffer und fallen dann erft in demfelben nieder, wenn der Formwechſel eine ge: wiffe Höhe erreicht hat. 18 275 Waͤnde befigen, während ſich bei einigen noch uͤberdieß ein Eleines Ningelchen, gleihfam ein Kern, bemerken täßt (fiehe Fig. 9. a). Merkwürdig ift hierbei bie ftarke ſchwankende Bewegung zwifchen diefen Bläschen gegeneinander, die offen- bar nichts gemein hat mit der gewöhnlichen Bewegung ber ſehr Eleinen Molecuͤlen, fondern vielmehr electrifchen Urfprun: 9:8 zu ſeyn ſcheint. Nach einiger Zeit haben viele ſich zu Gruppen vereinigt, während ſich zwifchen Diefelben die Eleis nen Kuͤgelchen der tertiären Formation, eine Folge der Me: tamorphofe des übrigen Theiles des Niederſchlages, placiet baben (fiebe Fig, 9. b)- Sn Folge diefer Beobahtungen koͤnnen wir es als ausgemacht betrachten, daß Die Häute der anorganifchen Niederſchlaͤge die nöthige Biegſamkeit und Dehnbarkeit bes figen, um die Form der Zellen annehmen zu koͤnnen, obſchon ich weit davon entfernt bin, zu behaupten, daß die Zellen in den organiſchen Geweben auf dieſelbe Weiſe, wie oben beſchrieben worden, naͤmlich durch eine Gasentwickelung, ges bildet werden; im Gegentheil iſt hier vielmehr eine Ausdeh— nung durch eine tropfbare Fluͤſſigkeit anzunehmen. Auch iſt dieſe ſchon ſehr leicht durch Die Geſetze der Endosmofe zu erklären. Nimmt man 1.ämfih an, daß die erfte Zellenhaut ſich, wie die Beobachtungen eines Schleiden und Schwann gelehrt haben, an den Kern auf ähnliche Weife, wie im Uhrglafe, anfchlieft, und daß die zwiſchen beiden ent— baltene Fluͤfſigkit concentrirter ift, als die umgebende, fo wird dag Gleihgewicht ſich allmälig herzuftellen ſtreben, und die fhon gebildete Haut muß ausgedehnt und von dem Kerne entfirnt werden. Es befteht jedoch eine Schwierigkeit, welche Die ganze Hypotheſe auf den erften Blick über den Haufen zu werfen ſcheint, nämlich die oben befchricbenen Formwechſel der haus tigen Niederfchläge ; diefe Schwierigkeit verfhwindet jedoch, wenn man die Sache etwas genauer betrachtet. Aus vers fchiedenen Umftänden, derenthalben ich wieder auf das Bul- letin verweife, ergiebt fich, daß der einzige chemiſche Uns terſchied zwifhen dem urfprünglichen häutigen Niederfchlag und dem Eörnigen allein darin beſteht, daß der erfie einen anfehnlichen Waffergehalt befist. Diefe Waffertheile verbin- den die unfihtbaren Molechlen der Häute, aber hindern dies felben zugleich auch, fid einander zu nähern. Wenn deßhalb bes ftändig neue WaffertHeile die Häute durchdringen, dann muß der Formmechfel, der allein die Folyediefer yegenfettigen Vereinigung der Molecuͤlen ift, nicht ftattfinden koͤnnen. Dieſes geſchieht nun in den organiſchen lebenden Geweben durch die nie ganz ruhende Endosmoſe. Durch den Tod hoͤrt die Thaͤtigkeit derſelben auf, und dann bemerken wir auch wirklich an vier ten Geweben ein Eörniges Ausfehen, mas denfelben während des Lebens, oder Eurz nad dem Tode nicht eigenthuͤm⸗ lid) war. j Es ift indeffen noch eine andere Urfache vorhanden, welche diefer Vereinigung der Molecuͤlen entgegenwirkt. Alle animalifchen und vegetabilifchen Fluͤſſigkeiten find weiter nichts, al8 mehr oder weniger concenfrirte Auflöfungen von Eimeißftoff, Gummi, Zuder ꝛc. Die Klebrigkeit diefer Stoffe fest fie mit dem ihnen zugetheilten Waſſer nod mehr ——— m 276 in den Stand, den Formwechſel zu verhindern. Wenn man einer Aufloͤſung von 1 Theil Chlorkalk in 4 Theilen Waſ— fer. eine Aufloͤſung zuſetzt von 1 Theil neutralem kohlenſau— ten Kali in 5 Theilen Waſſer, fo iſt bei einer Temperatur von 12 * 14° C. der ganze Niederſchlag innerhalb drei Stunden förnig geworden; wendet man aber eine gleichftarfe Auflöfung von Chlorkalk in mit 4 Theilen Waffer verdänne tem und filtrirtem Gimeiß an, fo find nad vier Stunden faft alle Häute noch ganz durchfcheinend. Nach vierunds zwanzig Stunden ift der Niederfchlag zwar flodig geworden, doc zeigen ſich noch Feine Körner, Noch augenfälliger iſt der Unterfchied, wenn man fich einer Gummiauflöfung (1 Theil Gummi auf 4 Theile Maffer) bedient, indem alsdann nach vierundzwanzig Stunden der Niederfchlag in Feiner Hin— fiht verändert if. Erft nach verfchiedenen Zagen haben die Niederfchläge in diefen beiden Fällen den volllommenen Formwechfel erfahren. Wollen wir nun aus allen den mitgetheilten Thatſachen eine Folgerung ziehen, fo glaube ih, daß wir ung nicht zu weit. von den unmittelbaren Ergebniffen der Beobachtung entfernen, wenn wir uns das Entftehen der Zellen und ihrer Kerne auf folgende Weife vorftellen: Erſt entfteht in der Mitte deg Cytoblaſtems ein mofecülärer oder flocdiger Niederſchlagz wahrſcheinlich beftehen feine Molecuͤlen aus einem anorganifchen Stoffe. Nach einiger Zeit erfährt die— fer Niederfchlag den Formwechſel, den ich oben unter ber Benennung tertiäre mif:ofcopifche Formation befchrieben ha— be, d. b. die Molecuͤlen beginnen einander anzuziehen, und aus ihrer Vereinigung enıflehen ein oder mehrere Körpers chen, um welche herum fih die Theilchen immer mehr anz häufen, fo daß endlich ein Eugelförmiges, oder ellipfoidifches Körperchen entfteht, welches der Gntoblaft oder zufünftige Kern der Zelle iſt. Man braucht hierbei gar nicht anzu— nebmen, daß die Cotoblaſten allein aus fogenannten anorgas nifhen Stoffen beftehen, denn es fünnen in bdenfelben auch erganifhe Subftanzen aufgenommen werden, die in dem Cy— toblaftem aufgelöfe find. Diefer fo gebildete Kern wird nachher der Stüspunct für einen zweiten, jedoch nun haͤu— tigen Niederichlag ; diefe Haut, weldhe anfangs beinahe in unmittelbarer Berührung mit der Oberfläche des Kerns ſich befand, entfernt fich von demfelben nach und nach und dehnt fih, während fie mit den Raͤndern an oder um den Kern befeftigt bleibt, immer mehr und mehr in Folge der ſtatt— findenden Endosmofe aus, und hiermit ift die erfte Bildung der Belle vollendet, die ſich nun andern anſchließt, welce auf dieſelbe Weife entftanden find, während nachher die an— fänglih noch höchft zarten Wände der Zellen allmälig fefter werden und zwar durch die organifhen Subftanzen, welche Bee durchdringen und mit ihnen endlich ein Ganzes ilden. Sch gebe gern zu, daß hiermit noch nicht Alles erklärt ift, denn noch immer bleiben die Fragen übrig: durch welche chemifche Reaction entſtehen bier diefe Niederfchläge? Wie kommt es, daß die Haut fi gerade fo und nicht anders an den Kern anfchlieft? Gleichwohl kann Niemand bie Möglichkeit einer chemiſchen Reaction in den organifchen 277 Fluͤſſigkeiten laͤugnen, während fowohl dieſe als ber lebte Punct vielleiht aufgeklärt werden koͤnnte durch eine richtige Kenntniß der chemifhen Zufammenfegung des Cytoblaſtems, der Cytoblaſten und der Zellenwände felbft. Diefes Alles liegt noch großentheil® im Dunkeln, und vielleiht machen ſich noch eine große Menge von Beobachtungen, unter guͤn— ftigen Umftänden angeftellt, nöthig, ehe man zu diefer rich— tigen Kenntniß gelangt. Gegen die vorgetragene Hppothefe ſcheint die Beobach— tung Schleiden's zu flreiten, daß die Haut, aus welcher die Zellenwände bei ihrer erften Bildung beftchen, in Waf: - fer auflösbar fey. Erſtens Eönnen jedoch Subftanzen, die in einer großen Quantität Waffer auflösbar find, in einer verhältnißmäßig geringen Quantität defjelben (und dieſe ift zum wenigiten doc immer im Cptoblaftem vorhanden, fo daß deßhald diefe Schwierigkeit auch für alle andern Stoffe gilt, woraus ſich die Zellen bilden koͤnnen) unauflösbar feyn und deßhalb niedergefchlagen werden. Aber zweitens möchte ih fragen, ob Schleiden ſich auch aufs Pofitivfte von der Nichtigkeit diefee Beobachtung überzeugt hat. Indem man diejenigen Zellen, welche eine Flüffigkeit enthalten, wo— tin viele organifhe Subftanzen aufgelöft find, in Waſſer bringt, erfahren dieſe Zellen eine mehr oder meniger be— trächtliche Anfchwellung, in Folge der ftattfindenden Endos— mofe. Hierdurch werden die Zellenwiände fo verdünnt, daß diefelben endlich kaum oder garnicht mehr unterſchieden wer— den können. .So ſah Schulge von den Hüllen der in MWaffer liegenden Blutfcheibchen endlich Eeine Spur mehr, aber durch Zufag von Sodtinctur werden diefelben nichte= beftomweniger wieder fichtbar. Daß diefe Färbung der Zel: lenwände durch Sod, fie fey braun oder blau, allein din or— ganifhen Subftanzen, wovon erftere ducchdrungen find, zugefchrieben werden muß, liegt übrigens ganz auf der Hand, Mas die befannte Hypothefe von Simon und Aſcher— fon anlangt, nad welcher Del= oder Fetttropfen fih in Flüffigkeiten, welche Käfeftoff, Eiweißſtoff oder Faferftoff entz halten, mit einer Hülle aus diefen Stoffen umgeben und fo Zelten bitden follen, fo muß diefelbe mit der Eriftenz der Hüllen der Mitchkünelchen, wovon ich mich bisjeßt noch auf keine Weiſe babe überzeugen fönnen, ftehen oder fallen. (Man vergleiche hierüber meine Beobachtungen, welche ich in dieſer Zeitfehrift, Theil VII Blatt 219, mitgetheitt habe.) Ich zweifele nicht, daß fich noch andere Thatfachen an— führen laffen, welche mit den hier entwicelten Anfichten ſchwerlich in Uebereinftimmunrg gebracht werden zu koͤnnen fcheinen; doch ift diefes gewöhnlich das Loos aller Beftrebuns gen, die Gefege der Natur den Ergebniffen einer ftets bes fhränften und täufbenden Beobachtung unterjuordnen. Sollten indeffen Gründe beftehen, oder aufgefunden werden, welche das Nefultat diefer Unterfuhungen (die ich Übrigens felbft noch gar nicht für gefchloffen oder ganz beendigt ans fehe) toiderlegen, fo werde ich einer der Erften fenn, eine ſolche auf Gründe geftügte Widerlegung anzunehmen und zu vertheidigen. Dudemwater, Februar 1841, 278 Erflärung der Figuren. Figur 1. Häutiger Niederfchlag von Eohlenfaurem Kalke, dargeftellt durch Miſchung concentrirter Auflöfungen von Chlorkalk und neutralem Eohlenfauren Kali. a Punct, wo der Miederfchlag molechlärshäutig wird. Figur 2. Körner der tertiären mikcofcopifhen Kor: mation , entftanden aus dem vorigen Niederfchlage. Figur 3. Körner, melde entftehen, wenn man eine Chlorkalkaufloͤſung mit doppelt Eohlenfaurem Kali nieder: ſchlaͤgt. Figur 4. Körner, welche entſtehen durch 8 Theile eis ner Auflöfung von 1 Theil Chlorkalk in 40 Theilen Waſ— fer, wenn bderfelben ein Theil einer Auflöfung von 1 Theil neutralem Eohlenfauren Kali in 3 Theilen Waffer zuges fest wird. . Sigur 5. Körner, welche entftehen, wenn einer Aufs löfung von 1 Theil Chlorkalt und 1 Theil arabifchem Gum: mi in 4 Theilen Waffer eine concentrirte Auflöfung von neutralem Eohlenfauren Kali zugefegt wird. Figur 6. Derfchiedene Grade des Formmechfels im Niederfchlage, welcher in einer Auflöfung von fchmwefelfaurem Kupfer duch Ammoniafflüffigkeit bewirkt wurde. a Gifte Bildung der Körner in dem flodigen Niederfchlage. Figur 7. @ Diefelben Körner ganz gebildet mit ihrer natürlichen Farbe. 5 Einige diefer Körner, welche mehr ab: geplattet, als die Übrigen, find und einen bräunlichgelben Kern enthalten, der wahrfcheinlich aus wafferleerem Kupfer: oxyd beiteht. Figur 8. Häutige Bläschen, aebildet in dem Nieder: ſchlage von Eohlenfaurem Eifen, @ Ging derfelben noch mit Gas gefüllt. Figur 9, a Dergleihen Bläschen in dem Nieder: f&hlage von kohlenſaurem Kalke. 5b Diefelben eingefchloffen zwifchen den Körnern der tertiären Formation. Figur 10. a Ein Blutfheibhen des Frofhes. b, c, d Ausſehen der Blutſcheibchen während der verfchiedenen Britabfehnitte der Verbrennung. e Die ganz verbrannten Blutfcheibchen. f Ueberbleibfel der Hüllen, Figur 11. Ganz verbrannte Blutſcheibchen des Sala— manderg, Figur 12. Ein Stüdchen ganz verbrannte Epidermis eines Blattes von Rumex acetosa. «@ Ueberbleibfel der stomata. (Tijdschrift voor Natuurlijke Geschiede- nis en Physiologie, uitgegeven door J. van der Hoeven en W. H. de Vriese. Achtste Deel. 2. Stuk. 1841.) Ein Fall von überzähligen Bruftwarzen. Bon Dr. Chowne, Elife G., 35 Suhr alt, von mittlerer Statur, Ge: fihtsfarbe, Haare und Augen blond, kam am 28. Sanuar 1842 mit ihrem dreisehnten Kinde nieder. Sie ward dabei von Heren Arthur Zaylor, einem der Schüler unferes Spitals, unterftügt. Die Mutter der MWöchnerin theilte Heren Taylor im Laufe des Geſpraͤchs mit, daß ihre 18 * 279 Tochter zwei Bruftwarzen auf einer Bruft habe; diefe Mit: theilung war gegen den Willen der Tochter gemacht, weldye ffet8 in diefem Puncte große Zurückhaltung gezeigt und die Herren Ralph und Snow, welhe in früheren Wochen— betten ihr beigeftanden, mit dieſer Eigenthümlichkeit nicht befannt gemacht hatte. Sie hatte auch früher bei drei Entbindungen des Beiftandes von Hebammen aus dem Hospitale genoffen, aber auch vor diefen Nichts erwähnt. Diefe Scheu war aber nun ziemlih abgelegt, und Dr. Chowne hatte keine Schwierigkeit, Alles zu erfahren, was fie anzugeben vermochte. Als er die Bruͤſte unterfuchte, fand er zwei Bruftwarzen auf einer jeden. Die normalen waren beide in ihrer normalen Lage, von gehöriger Größe und Geftalt und von fehr ſcharf marfirten Höfen umgeben. Die überzähligen Bruftwarzen glichen einander in manden Puncten, wichen dagegen in anderen voneinander ab. Die Aehnlichkeit beftand darin, daß fie denfelben telas tiven Platz auf den Brüften einnahmen; eine jede Befund fih unter der natürlichen Warze, mit derfelben fat auf perpendiculärer Linie ſich befindend; beide waren auf derfel: ben Horizontalebene und fo tief an der untern Seite ftehend, daß, wenn die Bruͤſte nicht unterftüst wurden, fie von den— felben verborgen wurden. Man vermodte nicht unter einer derfelben eine befondere, eine mamma bildende, Drüfe zu er: Eennen. Milch Eonnte aus beiden erhalten werden, und in jeder Bruſtwarze ſchien fie aus einem einzigen Ausführung: gange herzukommen. Die Unähnlichkeit ziwifchen beiden beftand darin, daß die rechte ungefähr £ der Größe der normalen Warze hatte, die line dagegen fo Elein war, daß fie in gır feinem Verhaͤlt— niffe zur andern ſtand, und bei flüchtigen Beſchauen für ein einfaches Muttermaal angefehen werden Eonnte. Die rechte hatte einen Hof, der vollfommen begränzt, mit Pa— pillen befegt und von derfelben tiefbraunen Farbe wur, wie der, welcher die normale Bruſtwarze umyab; die linke hatte wer der Hof, noch Papillen an ihrer Bafis. Die rechte bot alle characteriſtiſchen Erfheinungen einer Bruſtwarze deutlich dar, der linken fehlten diefe infoweit, daß fie bei oberflaͤchli— cher Belihtigung nicht einmal die Aehnlichkeit mit einer Bruftwarze darbot und als folhe nur durch genaue Unter— fuhung und duch ihren Mithinhalt erkannt wurde, Milch floß aus der rechten Marze freiwillig und reich lih ab, von der linken dagegen dürftig und nur auf ans gewendeten Drud, Die rechte war Empfindungen unter: terworfen, ähnlich den in einer normalen Warze erzeugten, von den Ummen „das Ziehen (draught)‘ genannt; die linke hatte diefe nicht. Die Gefundheit der MWöchnerin f&bien durch diefe Eigenthümlichkeit in Eeiner Weiſe beein trächtigt zu feyn; fie war immer gut gewefen. Die größte der Überzähligen Bruftwarzen hatte, ale fie zuerft entdeckt wurde, noch nicht ihre gegenwärtige Größe erreicht; die linke fchien, fo weit die Woͤchnerin zu entfcheis den vermochte, immer ihre urfprüngliche Größe beibehalten zu haben, Es war bemerfenswerth, daß fie nicht bemerkt hatte, daß fie mehr als eine Warze auf jeder Bruft hatte, 280 als bis ſie ihr zweites Kind ſaͤugte; das erſte Kind war eine todtgeborene Fruͤhgeburt, und fie hatte danach Feine Milch. Sie fand im zweiten Wochenbette oft ihre Kleidung auf eine ungewöhnliche Weife feucht dur den Ausflug von Milch auf der rechten Seite, und diefes trat fogar ein, wenn fie die gewöhnlichen Vorſichtsmaaßregeln dagegen ergriff. Zus weilen, wenn fie nur halbangekleidet dafaß, fand fie, daß die Milch an ihr herabfloß; glaubte aber immer, daß fie aus der normalen Bruſtwarze kaͤme, big fie zufällig, als fie fih einmal vor dem Spiegel wufh, Etwas am unteren Theile der rechten Bruft bemerkte, was fie für ein Maal bielt; fie zeigte e8 ihrer Mutter, welche e8 unterfuchte und fogleih fand, daß diefes die Quelle fey, aus der die, die Kleidung befeuchtende, Milch gekommen war, Die andere Bruft wurde darauf unterfucht, und die Eleine Warze auf derfeiben gleihfallg entdedt. Diefe wurde jedvoh damals nur für ein Muttermaal gehalten und galt dafür fo lange, bis es von Herrn Taylor, darauf von Dr. Chowne, RW. Lee und Herrn Canton, unterfucht ward. Nah dem Berichte der Woͤchnerin hatte fie ſtets eine volle Bruft und zumeilen eine fchmerzhafte Empfindung auf der überzähligen Bruftwarge, wenn „das Ziehen‘ in der Bruft eintrat, dod) ohne daß fie eine Urfache davon hätte ergründen fönnen. ie legte einmal ihr Kind an die übers zaͤhlige Bruſtwarze an — diefes gefchah bald, nachdem fie diefe ihrer wahren Belhaffenheit nah erfannt hatte —, das Kind fand Milch in Fülle, doc wiederholte fie den Verſuch nicht wieder. Waͤhrend ihrer Schwangerfchaft hatte fir ſtets Mith in den Brüften, und diefe kam ſowohl aus der überzähligen rechten Bruftwarze, als aus den normalen Bruſtwarzen beraus; fie hatte nicht Milch herausfließen fer hen bei'm Nähten ihres erften Kindes, aber in gegenwärtis gem Falle Eam fie fihtlid) daraus hervor. Es möchte fonderbar, ja felbft unglaublih, erfcheinen, daß beide, Mutter und Tochter, folange mit dem überflüffis gen Zuwachs unbekannt geblieben feyn follten; allein es ift fehr wahrſcheintich, daß die rechte Überzahlige Bruſtwarze, gleich der Linken, Elein und ohne feharfe Gränze blieb, bis die Function der Brüfte mächtig angeregt wurde, dadurch, daß die Perfon Mutter wurde und fäugte, alfo der Auftes gung unterworfen ward, welche ein ftarf fäugendes Kind hervorruft. Mir haben zuweilen Beifpiele von Vermehrung des Volums an Theilen, die bis dahin noch nicht ihre ges börige Größe erreicht hatten, gefehen, wenn fie zur Ausuͤ— bung ihrer fpecififhen Functionen angeregt wurden. Dr. Chowne hält es für unmöglich, daß die Möchnerin oder ihre Mutter die Üüberzählige rechte Bruſtwarze überfehen ha— ben fönnten, wenn fie ſchon vor dem Säugegefchafte in dem Zuftande gewefen waͤre, in dem er bei nachmaliger wiederhols ter Unterfuchung fie vorfand: wiewohl die auf der linken Seite, bei flüchtiger Unterfuhung, noch jegt leiht für ein Maal genommen werden Eonnte, troßdem, daß mit Leid) tigkeit Milch herausgedrücdt werden Eonnte: die Möchnerin bemer£te aber auch freiwillig, daß bei der erften Entdeckung die vechte viel Eleiner gewefen fen. Es wäre mohl ber Mühe werth gewefen, zu unterfuchen, ob nicht die linfe 281 Marze, gleicher Neizung ausgefegt, ſich auf Ähnliche Weiſe verändert haben würde. (The Lancet, No. 14. July 1842.) Miscellen. Der Riefe von Laneuville. Vor Kurzem ift in dem Eleinem Dorfe Laneuville (bei Lorquin im Departement de la Meurthe) ein Mann geftorben, welcher durch feine außerordentliche Größe von 2 metres 52 centimötres (6 Fuß 11 3cll 6 Rinien) für einen Niefen gelten Eonnte. Diefer Menih, Namens Louiss Sacques, lange Zeit unter der Bezeichnung le géant de Laneu- ville bekannt, war, von Aeltern mittlerer Größe, im October 1788 geboren; fein Wachsthum, obgleich fehr ſchnell, wurde erſt mit fünfundzwanzig Jahren beendigt. Während funfzehn Sahren, wo er Frankreich, England und Schottland durchzog, erregte er allgemeines Erftaunen. Größe und Stärke der Ertremitäten ents ſprachen feinem hohen Wuchſe. Mit dreißig Jahren wog er 160 Kilogrammen (320 Pfund) und Eonnte mit feinem Daumen ein Fünffrankenftück bedecken. Seine Stärfe war herkulifh, und dieß erklärt die große Entwidelung feines Muskelfyftems; er hatte große lange Dände und Ianggeftredte Kingerz die Länge feiner Erz tremitäten aeftatteten ihm, mit Leichtigkeit die zwifchen zehn und eilf Fuß Höhe befindlichen Gegenftände zu erreichen. Er batte ein langes Gefiht, regelmäßige Züge, einen braunen Zeint, Haar und Bart ſchwarz von Farbe und die, Die Stirn, am oberen Theile nad Hinten geneigt, machte oberhalb der Naſenwurzel einen ftars Een Borfprung, die ohne Zweifel von ftarfer Entwicelung ber Stirnhöhlen abhing. Diefe Eigenthuͤmlichkeit, welche nad) der Lehre der Phrenologie Gedächtniß anzeigt, ſpraͤche hier zu Gunſten diefes Syftems, denn Louis-Jacques hatte ein erſtaunliches Gedächt: niß, was um fo merfwürdiger war, da es niemals cultivirt worden. Bon feiner Kindheit bee war er von einer ferophulöfen Affection befallen, weldye am Halfe Narben zurücgelaffen, feiner 282 ganzen Gonftitution ihre Gepräge aufgebrüdt und wahrſcheinlich auh an dem erftaunlihden Wahsthume Theil gehabt hatte: in den legten Jahren feines Lebens Eehrte fie mit Deftigkeit zurüc und gab fi durch hartnädige Ophthalmie, aroße Gefhwüre, chroniſche Auftreidung der Gelenke, Hautwaſſerſucht der Ertremis täten 2c. zu erkennen, Alt vor der Zeit, mit gewölbtem Rüden, ſchwankendem Gange, tiefen Runzeln im Gejichte, erdfarbiger Haut, gab ihm fein Erankhafter Zuftand im vierzigften Jahre das Anfehen eines, zur Dinfälligkeit gelangten, Greiſes. Gin fehr merkwürdiger Zuftand dieſes Kiefen war, daß nicht allein feine unteren Extremitäten unproportionirt lang gegen den übrigen Körs per waren, fondern auch das Bein noh länger war, als der Schenkel; diefe merkwuͤrdige Länge der Beine war es, welche den Rieſen als auf Stelzen gehend erſcheinen lich. Foſſile Menfhentnoden, angeblich unter Reften vorweltliher Thiere entdedt. — Die legten Nadjrichten aus Rio Zaneiro erwähnen, daß Dr. Lund in den Höhlen der Kalkformationen in Minas Geraes einige Verfteinerunaen von Mens ſchenknochen unter den Ueberreften von Palyonix Bucklandii, Chla- mydotherium Humboldtii, Chlamydotherium majus, Dasypus sul- catus, Hydrochaerus sulcidens etc. entdect bat. Dr. Eund hat an zweihundert folder Höhlen unterfuht, und unter den Säuge: thieren fammelte er hundertundfunfzehn Arten, obgleich gegenwärtig nur achtundadhtzig Arten jene Gegenden bewohnen. Die Menfchene knochen find zum Theil petrificirt und zum Theil von Eifenpars tifeln eingefprengt (intersected), und wenn fie zerbrodyen werden, haben fie metallifchen Glanz. (Times.) Nekrolog. — Der für naturbiftorifhe Sammlungen von dem nafuripiffentafifichen Verein in Hamburg und einer Actiens gefellfchaft nad) der Africanifchen Weftküfte gefendete Herr Wrede ift leider nad) mweniaen Wochen cin Opfer des Glima’s jener Ger genden gefallen. Die von ihm. gefammelten Naturalien, fowie der noch übrige Actienfonds, werden pro rata unter die Xctionaire vertheilt. Geilkunde Merkwürdiger Fal von Selbftmord durd Ein: führung eines feften Pfropfes in die Rachenhöhle. Mitgetbeilt von P. D. Handyfide, D. M. (Dierzu Figur 13. auf der mit Nr. 500, INx. 16. dieſes Banbdee] ausgegebenen Tafel.) Die Perfon, an welcher nachftehender Fall beobachtet ward, Mary Anne Palmer, war 29 Jahr alt und genof der Eräftigften Gefundheit, als fie plöslih am 27. Decem: ber 1837 in der Kammer, die fie bewohnte, todt gefunden wurde, Den Beftimmungen des Anatomie-Gefebes gemäß, ward mir die Leiche am 29. December zur öffentlichen Sec— tion überliefert. Die Höhlen des Kopfes, der Bruft und des Unterleis bes waren bereits unterfucht worden, und in dem, der Reiche beigefügten, Arztlichen Zeugniffe war angegeben, die Verſtor— bene fen durch einen Schlagfluß (Apoplerie) weggerafft worden. As die Reiche in das Auditorium gebracht worden mar, in welchem ich practifche Anatomie vortrage, unterfuchte ich diefelbe nochmals genau, im Beifenn des Dr. Mercer, meines damaligen Profectors, und wir richteten dabei unfere Aufmerkfamkeit in’sbefondere auf den Zuftand der Schädel: böhle und das Anfehen des Gehirns und feiner Membranen, die bereits in ausgedehntem Grade ſecirt waren. Mir Eonnten jedoch durchaus Nichts wahrnehmen, was über die Urfahe des Todes genügenden Aufſchluß gegeben hätte. Sc trug demnad) eine Bemerkung in das Cadavers Negifter ein, worin ich dieſes Umſtandes gedachte, nahm an, die Perfon fey an einfacher Apoplerie geftorben, und ließ, da ich mir vornabm, das Cadaver zu meinen Vorle— fungen zu benugen, die Lippen defjelben zunähen, damit die Fäulniß weniger fchnelle Fortfhritte machen möge. Da ic) am folgenden 24. Januar VBeranlaffung hatte, die Muskelitructur des pharynx zu demonftriren, fo führte ic zu diefem Ende den Finger in das Hintertheil der Mund» höhle ein, um daffelbe mit Haar auszuftopfen; allein dabei fand ich, daß diefer Naum bereits von einer dichten, frem— den Subftanz eingenommen war, melde anfcheinend runde lich und zwifchen der Zungenmwurzel und dem weichen Gau: men fo feft eingefiemmt war, daß fie bei Lebzeiten das Eindringen der Luft in die Lunge durch den Mund und die bintern Nafenlöcher vollftändig verhindert haben mußte. Diefen fremden Körper Eonnte ich durchaus nicht aus— ziehen, bevor ich den Finger von Unten und Hinten durd den obern Theil der Speiferöhre eingeführt hatte, da ich dann den vordern Theil eines feften conifchen, etwas gefrümmten, Pfropfes von 34 Zoll Länge, an der Bafis von 14 Zoll, 279 Tochter zwei Bruftwarzen auf einer Bruft habe; diefe Mit: theilung war gegen den Willen der Tochter gemacht, weldye ſtets in diefem Puncte große Zurücdhaltung gezeigt und die Herren Ralph und Snow, welhe in früheren Wochen— betten ihr beigeftanden, mit dieſer Eigenthümlichkeit nicht befannt gemadht hatte. Sie hatte auch früher bei drei Entbindungen des Beiftande® von Hebammen aus dem Hospitale genoffen, aber audy vor diefen Nichts erwähnt. Diefe Scheu war aber nun ziemlih abgelegt, und Dr. Chowne hatte Eeine Schwierigkeit, Alles zu erfahren, was fie anzugeben vermochte. Als er die Brüfte unterfuchte, fand er zwei Bruftwarzen auf einer jeden. Die normalen waren beide in ihrer normalen Rage, von gehöriger Größe und Geftalt und von fehr fharf marfirten Höfen umgeben. Die überzähligen Bruftwarzen glichen einander in manden Puncten, wichen dagegen in anderen voneinander ab. Die Aehnlichkeit beftand darin, daß fie denfelben telas tiven Platz auf den Brüften einnahmen; eine jede befand fih unter der natürlichen Warze, mit derfelben fat auf perpendiculärer Linie ſich befindend; beide waren auf derfel- ben Horizontalebene und fo tief an der untern Seite ftehend, daß, wenn die Brüffe nicht unterftüst wurden, fie von dens felben verborgen wurden. Man vermodte nicht unter einer derfelben eine befondere, eine mamma bildende, Drüfe zu er: Eennen. Milch Eonnte aus beiden erhalten werden, und in jeder Bruftwarze ſchien fie aus einem einzigen Ausführungs: gange herzukommen. Die Unähnlichkeit zwifchen beiden beftand darin, daß die rechte ungefähr 4 der Größe der normalen Warze hatte, die line dagegen fo Elein war, daß fie in gır feinem Verhaͤlt— niffe zur andern ftand, und bei flüchtigen Beſchauen für ein einfaches - Muttermaal angefehen werden Eonnte. Die vechte hatte einen Hof, der vollfommen begraͤnzt, mit Pa— pillen befegt und von derfelben tiefbraunen Farbe wur, wie der, welcher die normale Bruſtwarze umgab; die linfe hatte wes der Hof, noch Papillen an ihrer Bafis. Die rechte bot alle characteriftifchen Erſcheinungen einer Bruſtwarze deutlich dar, der linken fehlten diefe infoweit, daß fie bei oberflaͤchli— her Belichtigung nicht einmal die Aehnlichkeit mit einer Bruftwarze darbot und als folhe nur durch genaue Unter fuhung und durch ihren Milhinhalt erkannt wurde. Milch floß aus der rechten Marze freiwillig und reich— lih ab, von der linken dagegen dürftig und nur auf ans gewendeten Drud, Die rechte war Empfindungen unter: terworfen, ähnlih den in einer normalen Warze erzeugten, von den Ummen „das Ziehen (draught)‘ genannt; die linke hatte diefe niht. Die Gefundheit der MWöchnerin f&bien durch diefe Eigenthümtichkeit in Feiner Weiſe beein trächtigt zu feyn; fie war immer gut gewefen. Die größte der Überzähligen Bruſtwarzen hatte, als fie zuerft entdeckt wurde, noch nicht ihre gegenwärtige Größe erreicht; die linke fchien, fo weit die MWöchnerin zu entfcheis den vermochte, immer ihre urfprüngliche Größe beibehalten zu haben. Es war bemerfenswerth, daß fie nicht bemerkt hatte, daß fie mehr als eine Warze auf jeder Bruſt hatte, 280 als bis fie ihr zweites Kind fäugte; das erfte Kind war eine todtgeborene Frühgeburt, und fie hatte danach Feine Milch. Sie fand im zweiten Mochenbette oft ihre Kleidung auf eine ungewöhnliche Weife feucht duch den Ausflug von Milch auf der rechten Seite, und diefes trat fogar ein, wenn fie die gewöhnlichen Vorſichtsmaaßregeln dagegen ergriff. Zus teilen, wenn fie nur halbangefleidet dafaß, fand fie, daß die Milch an ihre herabfloß; glaubte aber immer, daß fie aus der normalen Bruſtwarze kaͤme, bis fie zufällig, als fie fih einmal vor dem Spiegel wufh, Etwas am unteren Theile der rechten Bruft bemerkte, was fie für ein Maal bielt; fie zeigte e8 ihrer Mutter, welche e8 unterfuchte und fogleih fand, daß Ddiefes die Quelle fey, aus der die, die Kleidung befeuchtende, Milch gekommen war, Die andere Bruft wurde darauf unterſucht, und die Eleine Warze auf derfeiben gleichfalls entdedt. Diefe wurde jedoh damals nur für ein Muttermaal gehalten und galt dafür fo lange, bis es von Heren Taylor, darauf von Dr. Chomne, R. Lee und Herrn Canton, unterfucht ward. Nah dem Berichte der Wöchnerin hatte fie ftet3 eine volle Bruft und zumeilen eine ſchmerzhafte Empfindung auf der überzähligen Bruftwarze, wenn „das Ziehen‘ in der Bruft eintrat, dod) ohne daß fie eine Urfache davon hätte ergründen fönnen. Gie legte einmal ihr Kind an die übers zählige Bruſtwarze an — diefes gefhah bald, nachdem fie diefe ihrer wahren Befhaffenheit nah erkannt hatte —, das Kind fand Mith in Fülle, doc wiederholte fie den Verſuch nicht wieder. Waͤhrend ihrer Schwangerfchaft hatte fie ſtets Mith in den Brüften, und diefe kam fowohl aus der überzähligen rechten Bruftwarze, ald aus den normalen Bruftwarzen heraus; fie hatte nicht Milch herausfließen fer hen bei'm Nühren ihres eriten Kindes, aber in gegenwärtiz gem Falle kam fie fihtlid daraus hervor. Es möchte fonderbar, ja felbft unglaublich, erfcheinen, daß beide, Mutter und Tochter, folange mit dem überflüffis gen Zuwachs unbekannt geblieben feyn follten; allein es ift ſehr wahrſcheintich, daß die rechte Überzählige Bruſtwarze, gleich der linken, klein und ohne feharfe Gränze blieb, bis die Function der Brüfte mächtig angeregt wurde, dadurch, daß die Perfon Mutter wurde und fäugte, alfo der Aufre— gung unterworfen ward, welche ein ſtark füugendes Kind hervorruft. Wir haben zuweilen Beifpiele von Vermehrung des Volums an Theilen, die bis dahin noch nicht ihre ges börige Größe erreicht hatten, gefehen, wenn fie zur Ausuͤ— bung ihrer fpecififhen Functionen angeregt wurden. Dr. Chowne hält es für unmöglich, daß die Möchnerin oder ihre Mutter die Üüberzählige rechte Bruftwarze überfehen ha— ben fönnten, wenn fie ſchon vor dem Säugegefchäfte in dem Zuſtande gewefen wäre, in dem er bei nachmaliger wiederhols ter Unterfuchung fie vorfand: wiewohl die auf der linken Seite, bei flüchtiger Unterfuhung, noch jest leicht für ein Maal genommen werden Eonnte, troßdem, daß mit Leid) tigkeit Milch herausgedruͤckt werden fonnte: die Möchnerin bemerkte aber auch freiwillig, daß bei der erſten Entdeckung die rechte viel Eleiner gewefen fer. Es wäre wohl ber Mühe werth gewefen, zu unterfuchen, ob nicht die linke 281 MWarze, gleicher Neigung ausgefegt, ſich auf Ähnliche Weife verändert haben würde. (The Lancet, No. 14. July 1842.) Miscellen Der Riefe von Laneuville. Vor Kurzem ift in bem Eleinem Dorfe Laneuville (bei Lorquin im Departement de la Meurthe) sin Mann geftorben, welcher durch feine außerordentliche Größe von 2 metres 32 centimetres (6 Fuß 11 3cll 6 ®inien) für einen Riefen gelten konnte. Diefer Menih, Namens Louiss Jacques, lange Zeit unter der Bezeichnung le géant de Laneu- ville bekannt, war, von eltern mittlerer Größe, im October 17883 geboren; fein Wachsthum, obgleich fehr ſchnell, wurde erſt mit fünfundzwanzig Jahren beendigt. Während funfzehn Sahren, wo er Frankreich, England und Schottland durdyzog, erregte er allgemeines Erftaunen. Größe und Stärke der Ertremitäten ents ſprachen feinem hohen Wuchſe. Mit dreißig Jahren wog er 160 Kilogrammen (320 Pfund) und Eonnte mit feinem Daumen ein Fuͤnffrankenſtuͤck bedecken. Seine Stärfe war herkuliſch, und dieß erklärt die aroße Entwidelung feines Muskelfyftems; er hatte große lange Hände und langgeftrecdte Kingerz die Länge feiner Erz tremitäten aeftatteten ihm, mit Leichtigkeit die zwifchen zchn und eilf Fuß Höhe befindlichen Gegenftände zu erreihen. Er hatte ein langes Geſicht, regelmäßige Züge, einen braunen Zeint, Haar und Bart ſchwarz von Farbe und die. Die Stirn, am oberen Theile nad) Hinten geneigt, machte oberhalb der Naſenwurzel einen ftars Een Vorfprung, die ohne Zweifel von ftarfer Entwidelung der Stirnböhlen abhing. Diefe Eigenthümlickeit, welche nad) der Lehre der Phrenologie Gedaͤchtniß anzeigt, ſpraͤche hier zu Gunften diefes Spyftems, denn Louis⸗Jacques hatte ein erftaunliches Gedächt: niß, was um fo merfwürdiger war, da es niemals cultivirt worden. Bon feiner Kindheit ber war er von einer ferophulöfen Affection befallen, welche am Halfe Narben zurüdgelaffen, feiner 282 ganzen Gonftitution ihr Gepräge aufgedrüdt und wahrſcheinlich auh an dem erftaunliden Wahsthume Theil gehabt hatte: in den legten Jahren feines Lebens Eehrte fie mit Heftigkeit zurück und gab fi durdy hartnädige Ophthalmie, große Geſchwuͤre, chroniſche Auftreidung der Gelenke, Hautwaſſerſucht der Ertremie täten 2c. zu erkennen. Alt vor der Zeit, mit gewölbtem Rüden, fchmwantendem Gange, tiefen Runzeln im Gejichte, erdfarbiger Haut, gab ihm fein Erankhafter Zuftand im vierzigften Jahre das Anfehen eines, zur Pinfälligkeit gelangten, Greifes. Ein fehr merkwuͤrdiger Zuftand dieſes Kiefen war, daß nicht allein feine unteren Extremitäten unproportionirt lang gegen den übrigen Köre per waren, fondern aud das Bein noch länger war, als der Schenkel; diefe merkwürdige Länge der Beine war es, welche den Rieſen als auf Stelzen gehend erſcheinen lich. Foffite Menfhentnoden, angeblich unter Reften vormweltliher Thiere entdeckt. — Die legten Nachrichten aus Rio Janeiro erwähnen, daß Dr. Lund in den Höhlen der Kalkformationen in Minas Geraes einige Verfteinerunaen von Mens ſchenknochen unter den Ueberreften von Palyonix Bucklandii, Chla- mydotherium Humboldtii, Chlamydotherium majus, Dasypus sul- catus, Hydrochaerus sulcidens ete. entdet bat. Dr. Lund hat an zweihundert folher Höhlen unterfuht, und unter den Säuger thieren fammelte er hundertundfunfzehn Arten, obgleich gegenwärtig nur achtundadhtzig Arten jene Gegenden bewohnen. Die Menfcene knochen find zum Theil petrificirt und zum Theil von Eifenparz tifeln eingefprengt (intersected), und wenn fie zerbrodyen werden, haben fie metallifchen Glanz. (Times.) Nekrolog. — Der für naturbiftorifhe Sammlungen von dem naturwiffenfchaftlichen Verein in Hamburg und einer Actien— gefellfchaft nach der Africanifchen Weftküfte gefendete Herr Wrede ift leider nad) mweniaen Wochen cin Opfer des Glima’s jener Ger genden gefallen. Die von ihm. gefammelten Naturalien, fowie der noch übrige Uctienfondg, werden pro rata unter die Xctionaire vertheilt. Hier Kkunvde Merkwuͤrdiger Fall von Selbſtmord durch Ein— fuͤhrung eines feſten Pfropfes in die Rachenhoͤhle. Mitgetheilt von P. D. Handyſide, D. M. (Dierzu Figur 13. auf der mit Nr. 500, [Nx. 16. dieſes Bandet] ausgenebenen Tafel.) Die Perfon, an welcher nachſtehender Fall beobachtet ward, Mary Anne Palmer, war 29 Jahr alt und genof der Eräftigften Gefundheit, als fie plöglihb am 27. Decem⸗ ber 1837 in der Kammer, die fie bewohnte, todt gefunden wurde. Den Beftimmungen des Anatomie-Geſetzes gemäß, ward mir die Leihe am 29. December zur öffentlichen Sec: tion überliefert. Die Höhlen des Kopfes, der Bruft und des Unterleis bes waren bereits unterfucht worden, und in dem, der Reiche beigefügten, ärztlichen Zeugniffe war angegeben, die Verſtor—⸗ bene fen durch einen Schlagfluß (Apoplerie) weggerafft worden. As die Leiche in das Auditorium gebracht worden war, in welchem ich practifche Anatomie vortrage, unterfuchte ich diefelbe nochmals genau, im Beifenn des Dr. Mercer, meines damaligen Profectors, und mir richteten dabei unfere Aufmerkfamkeit in’sbefondere auf den Zuftand der Schädel: böhle und das Anfehen des Gehirns und feiner Membranen, die bereits in ausgedehntem Grade fecirt waren. Mir Eonnten jedoch durchaus Nichts wahrnehmen, was über die Urfache des Todes genügenden Auffbluß gegeben bätte. Sc trug demnad) eine Bemerkung in das Cadaver— Negifter ein, worin ich dieſes Umſtandes gedachte, nahm an, die Perfon fey an einfacher Apoplerie geftorben, und ließ, da ich mir vornabm, das Gadaver zu meinen Vorle— fungen zu benugen, die Lippen defjelben zunähen, damit die Faͤulniß weniger ſchnelle Fortfhritte machen möge. Da ich am folgenden 24. Januar VBeranlaffung batte, die Muskeljtructur des pharynx zu demonftriren, fo führte ich zu diefem Ende den Finger in das Hintertheil der Mund: höhle ein, um daffelbe mit Haar auszuftopfen; allein dabei fand ich, daß diefer Naum bereits von einer dichten, frem— den Subftanz eingenommen war, melde anfcheinend rund— ih und zwifchen der Zungenmwurzel und dem weichen Gau: men fo feft eingefiemmt war, daß fie bei Lebzeiten das Eindringen der Luft in die Lunge durch den Mund und die bintern Naſenloͤcher vollftändig verhindert haben mußte. Diefen fremden Körper Eonnte ich durchaus nicht aus: ziehen, bevor ich den Finger von Unten und Hinten durch den obern Theil der Speiferöhre eingeführt hatte, da ich dann den vordern Theil eines feften conifchen, etwas gefrümmten, Pfropfes von 34 Zoll Länge, an der Bafis von 14 Zoll, 283 fowie am binnen Ende von 3 Zoll Stärke, dicht an die Deffnung der glottis gedrängt fand. Sch fertigte einen Abguß von dem Pfropfe an, welcher fih in dem Mufeum des Königl. Collegiums der Wundärzte befindet, und ließ von demfelben, in der age, in welcher er fih vorfand, durch meinen ehes maligen Schüler, den Chirurgen Willington zu War: wid, eine Abbildung machen, welde in Figur 13, der mit Ne. 500. ausgegebenen Zafel zu fehen ift. Das Material zu Ddiefem, gegenwärtig in meinem Gabinette befindlihen, Pfropfe beftand aus weichen Baum: mwollenfloden, fogenannten Spulenden. Die Bekannten der Berftorbenen fagten aus, die leßtere habe fich diefes Mate— rials zu den Arbeiten bedient, mit denen fie in den legten Ta— gen ihres. Lebens befchäftigt gewefen. Die Baumwolle war fehr dicht zuſammengewickelt und mit zwei Slanellftteifen ummun- den, welche fie das legte Mal, wo fie bei Rebzeiten fichtbar ges weſen, geborgt hatte. Zuletzt hatte fie Alles mittelft einer ſtarken Stednadel zufammengeheftet. Bei genauer Unterfuhung der Mundhöhle zeigte ſich an dem weichen Gaumen, auf ber linken Seite des Zaͤpf— chens (welche Stelle dem Theile des Pfropfes entfprach, wo der Kopf der Stednadel hervorragte), eine Eleine, aber tiefe, Zerreißung des Gewebes, melde, trotzdem, daß feit dem Tode fo viel Zeit verftrihen war, noch mit einem fcharfbes gränzten ecchymotifchen Flede umgeben war, der eine hell: zinnoberrothe Färbung darbot. An der rechten Seite des weichen Gaumens bemerkte man eine ähnliche Echymofe, doch ohne Zerreißung. Die Oberflächen des vordern Vier: tel8 der Zunge und der bemfelben gegemüberliegende Theil des harten Gaumens (welche Theile durch die harte und die Bafis des Pfropfes zufammengedrüdt worden waren) boten einen ecchymotiſchen QDueerftreifen dar, deffen Farbe fih jedoch bläffer zeigte, als die der früher erwähnten Ec— chymoſe. Endlich bemerfte man an der epiglottis und den cartilagines arytenoideae, welche durd das leste Ausathmen heftig auseinandergedrängt worden zu ſeyn ſchie— ken und duch die ſchmale rauhe Spige des Pfropfes aus— einandergehalten wurden, Ecchymoſen, die jedoch nicht ſcharf begränzt waren, und bei der Section zeigten fich daſelbſt, unter der den larynx bededenden Schleimhaut, Spuren von geronnenem Blute. Ruͤckſichtlich diefer Erfcheinung ver: gleihe man die Abbildung. Ich theilte die bei diefer Gelegenheit gemachten Beobs ahtungen dem Staats-Procurator mit und ſprach zugleich die Anfiht aus, daß diefer Propf bei Kebzeiten eingeführt mworden fen, ſowie, daß die Lage, in der er fich vorgefun— den, durchaus zu dem Schluffe berechtige, daß der Tod durch denfelben augenblictih bewirkt worden ſey. Das Refultat der demzufolge eingeleiteten gerichtlichen Un— terfuhung war, daß die Verftorbene Selbftmord begangen habe. Da ih von verfchiedenen Seiten angegangen worden bin, diefen Fall, wegen feines Intereſſes für die medicina forensis, befannt zu machen, fo entfpreche ich gegenwärtig diefen Wünfchen. Er ſcheint mir vorzüglich beachtungswerth: 1) Wegen der Länge der Zeit, während deren die Ec— chymoſen ihr friſches Anfehen behielten. In dieſem Zu: 284 ftande hatten fich die geborftenen Gefäße vielleiht unabhaͤn— gig von der Wirkung der Salpeterlöfung (1 Unze auf 1 Prd, Waſſer) erhalten, welche man, nebft andern gewöhnlichen Aus— fprigungs=-Subftanzen, in die Arterien des Körpers injicirt hatte, 2) Wegen der fich daraus ergebenden practifchen Noth— wendigkeit, in Fällen von plößlich eingetretenem Zode, wenn die Veranlaſſungsurſache nicht vorliegt, die Leichen höchft ges nau zu unterfuchen, zumal wenn, wie in dem hier in Nede ftehenden Falle, eine gerichtlichemedicinifche |Unterfuhung ans geordnet worden iſt. Wir dürfen uns nicht mit der forgs fältigen Befichtigung der äußern Oberfläche des Körpers und der Section der großen Höhlen begnügen, fondern müffen aud) den Zuftand der natürlichen Deffnungen des Körpers genau unterfuchen *). ; 3) Wegen der Lehre, die die Aerzte daraus abnehmen Eönnen, daß fie in Füllen von Erſtickung in ihren gericht» lichemedicinifhen Berichten mit der größten Vorfiht zu Merke zu gehen haben und fich ftet8 erinnern follten, daß, wenn der Tod durch Erftidung, fey es durch die Anwefens beit eines fremden Körpers, durch mephitifche Gaſe oder Strangulation, herbeigeführt worden ift, das natürliche Anſehen des Körpers nicht nothwendig verändert zu feyn brauht. So erfihien in dem fraglihen Falle die Oberfläche der großen Körperhöhlen rüdfichtlih der Structur und ber darin enthaltenen Stoffe durchaus normal. Das, bei diefer Gelegenheit angefügte, medicinifhe Gutachten war alfo of> fenbar erft dann zu rechtfertigen, nadıdem der Schlundkopf und die übrigen natürlichen Deffnungen des Körpers, außer den gewöhnlich befichtigten Theilen, genau unterfuht worden waren und ſich keine befondere Urfahe des Todes hatte entdeden laffen. Erſt nach einer ſolchen Leichenſchau Eonnte billigerweifen auf Apoplerie, als die Urfache des Todes, ges f&hloffen werden, und diefer Schluß wäre dann gerechtfertigt gewefen, felbft wenn die gewöhnlichen Erankhaften Erſchei— nungen der Apoplerien gefehlt hätten, da bekanntlich die ein= fache Apoplerie Abercombie’s **), oder die idiopathiiche Aſphyxie Chevalier’s ***) dem Leben ein Ziel gefest ha— ben kann, ohne daß ſich an der Leiche die geringfte Spur einer Erankhaften Veraͤnderung wahrnehmen läßt. Der einzige, mit dem hier dargelegten Aehnlichkeit ha= bende Fall, welcher bigjegt zur öffentlichen Kenntniß gelangt zu feyn fcheint, ward vom Profeffor Wagner mitgetheilt +) und fam im Sabre 1833 zu Berlin vor, „Ein Verbre— her, welcher einfam in einen dunfeln Kerfer gefperrt wor— den war, wurde, ald der Wärter nicht lange darauf nad) ihm fah, todt auf dem Boden gefunden. Man glaubte anfangs, er fey vom Schlage gerührt worden. Man ließ ihm zur Ader und verfuchte auf mehrfahe Weife, ihn in’s Leben zurücdzurufen, aber Nichts ſchlug an, Nun erft be— *) Mehrere intereffante Beobachtungen über zufällige Erſtik— tung hat Here Skae in Nr. 149. des Edinburgh Medical and Surgical Journal mitgetheilt, **) Edinburgh Medical and Surgical Journ. ***) London Med. Chir. Transactions, I. 157. +) Vergl. London med. Gazette, 29, March 1854. XXI 242. 285 merkte man, daß er einen fremden Körper im Munde hatte, und dieſer fremde Körper war ein 2 Ellen langes und 4 Elle breites wollnes Tuch, kurz, ein Schawl, welchen der Mann fi in die Kehle geftopft hatte. Hätte man dieſes Subject unter andern aͤußern Verhältniffen todt gefunden, fo würde man fiher, ohne Weiteres, gefchloffen haben, «8 fen ermordet worden.‘ Vor etwa fünf Sahren hörte ih von einem ähnlichen Selbftmorde, der bier in Edinburgh begangen worden fey, indem fih ein Mann fein Schnupftuc in die Kehle geftopft hatte. (The Edinburgh| Medical and Surgical Jour- nal, No. CLI. April 1. 1842.) Ueber ein einfaches Mittel zur Stillung des Nafenblutens. Von Dr. Negrier in Angers, Jeder Arzt weiß aus eigener Erfahrung, wie bedenklich das Nafenbluten werden kann, wenn es im Laufe einer Krankheit aufs tritt, wo die Kräfte des Patienten ſchon confumirt find, zumal wenn das Blut ſchon einige Veränderung feiner normalen Beſchaf— fenheit erlitten. Diefe fymptomatifchen Blutungen baben in man: den Fällen allen Mitteln getrogt und felbft den Zod veranlaßt, Statt mich auf Beifpiele mehrerer Autoren zu berufen, deute ich in diefer Beziehung nur auf die erfte Nummer des trefflichen Wer: kes (Guide du medeein practicien) hin, welches gegenwärtig der Dr. Valleix herausgiebt, und wodurch ich noch mehr veranlaßt worden bin. die Veröffentlihung meiner Mittheilungen nicht länger binauszufcieben, Das Mittel, welches ich angeben will, ift einfacher und fiche: rer, als alle bisjegt bekannten; 86 erfordert Feinen Apparat und ift alfo auch der Verftopfung der Nafenhöblen vorzuziehen, welche immer läftig und befonders während des Schlafes unerträglich ift. Erfier Fall. April 1839. Ein Schornfteinfeger, 14 bie 15 Jahr alt, von guter Musculatur, hatte an einer Straßenede ſchon viel Blut durch das rechte Nafenloch verloren (etwa 200 Gramz men). Das Blut flog noch fehr raſch. Das Geſicht war gefärbt; die Augen injicirt und thränend; der Puls voll und weich; die Haut heiß. ‚ Ic ließ den Knaben mit hochgehobenem Kopfe binleaen ; mit dem Zeigefinger der linken Hand drüdte ich das rechte Naſenloch, aus dem das Blur flof, zufammen; und während diefer Zeit ließ ich ihn den rechten Arm ſenkrecht in die Höbe bebenz ich cms pfahl ihm, denfelben zwei Minuten in diefer Richtung empor zu halten. Nach zehn Secunden war die Hämorrbagie gehemmt. Sch habe ſehr volllommen ähnliche Facta von activen Hämors rhagieen aefammelt, die aus einer allgemeinen plethora, oder aus einer momentanen Gonaeftion nad dem Kopfe entitanden. Die raiche Aufbebung des Armes, welder dem Naſenloche, aus dem das Blut fließt, entfpricht, bat faft immer die Blutung geftillt. Nur zwei- oder dreimal ſah ich die Blutung wiedereintreten, aber fie ſtand fogleich fill, als der Arm von Neuem erboben wurde. Die Epiitaris erfchien nie wieder, fobald eine gewiſſe Quantität Blut, etwa zwei⸗ bis dreibundert Grammen, ſchon abgefloffen waren, Zweiter Fall. Auguft 1840. — Herr Schr...., von Ans cenis, Student, achtzehn Sabre alt, klein und von zartem Körs perbaue. Diefer junge Mann war nah Angers gefommen, um feine Eramina zu machen. Er wurde ploͤtzlich von einm jo ftars ten Nafenbluten befallen, daß man die Hülfe der Kunft in Anſpruch nebmen mußte. Dr. B.... verordnete einige innere und äußere Mittel, die jedoch nicht hinderten, daß die Blutung mehrere Male 286 des Tages ſich wiederholte. In Abwefenbeit biefes Arztes wurde id zum Kranken gerufen, der fih nun auf Zamponiren der Nas fenlöcher gefaßt machte. Ich fand Herrn Sh.... blaß und fehr matt. Das Blut floß nicht. Der Kranke war einem friſchen Luftzuge ausgefegt und brauchte innerlich eine adftringirende faure Medicin. Sch rieth ihm, bei der Wiederholung der epistaxis den Arm ſenkrecht in die Höhe zu beben und mit der anderen Hand das Naſenloch, aus dem das Blut floß, zu verfchließen. Der Kranfe konnte bald daB angeratbene Mittel erproben, benn als das Blut wieder mit vieler Gewalt berausftürgte, fo! fiftirte es bei diefem Mittel faft augenblicklich. Daſſelbe war während der Naht und am folgenden Tage und fo oft der Fall, als die Hä— morrhagie fi erneuern wollte, Obwohl der Kranke ein Kilos gramm Blut verloren hatte, fo fammelte er doc) bald fo viele Kräfte, um fein Eramen zu beſtehen. Dritter Fall, Aprit 184. — Monin, zehn Sahre alt, ein zartıs, bleiches, ſchlecht genäbrtes Kind, wurde von einer ſehr bedeutenden epistaxis erariffen, welche fich in vierundzmwanzig Stun— den mehrere Male wiederbelt hatte. Warme Fusoäder, Sinapis⸗ men, Waſchung des Halſes und Kopfes mit kaitem Waſſer, ſowie kalte Compreſſen über das scrotum, waren erfolglos; die Hämors rhagie erneuerte fich beftändig; das Blut flog aus dem linken Nas fentohe. Monin hielt ſich gerade aufrecht, ſchloß mit dem Zeiger finger der rechten Hand das linke Nafenloch und hielt einige Mi: nuten den linken Arm fenfreht in die Höhe. Die vermutbete Wirkung, zeigte fich fogleih. Das Kind, welches diefem Uebel fehr unterworfen ijt, hat es durch daffelbe Mittel feitdem immer bei feinem Auftreten befeitigt. Vierter Kal. April 1842, — Ich wurde nach Ponts-de⸗ && von Dr. Vétaud gerufen, um ihm bei der Unterdrüdung einer epistaxis beizuftehen, melde das Leben eines achtjährigen Kindes (Sohn dis Thierarztes Chauvin) bedrohte, As ich anfam, war das Kind ganz bleich und lag auf dem Bette, mit dem Kopfe auf die linke Schulter geneigt. Aus beiden Nafenlöchern zugleich, ein fehr feltener Fall, floß blaßrotbrs Blut. Trotz aller gewöhnlichen biurftillenden Mittel (mit Ausnahme der Verſchließung der Nafenlöcer), war die Blutung mehrere Male des Morgens wieder eingetreten. Die Lage des Kindes, fein Gefammte zuftand, der kalte Schweiß, der Gefiht und Bruft bededte, waren deutliche Vorboten eines nahen Zodes, Man hatte mich gebeten, eine Belloc’fhe Sonde mitzunehmen, um die Verſchließung der Nafenhöblen vorzunehmen. Ich that es nicht, weil ih des Erfolges meines anzumendenden Mittels zu fiber war. In der That ftand aud) die Blutung augenblids lich, fobald ich beide Arme des Kindes über feinem Kopfe erboben batte. Dr. Betaud war über die Schnelligkeit des Refultats erftaunt. Die fünfte Thatſache, die ich bier mittheile, ſcheint mir von allen erwähnten die bemerfenewertbefte; fie gehört freilich nicht ge: nau in die Claſſe der epistaxes, und do hat die Erbibuna dee Armes diefelbe Erſcheinung, namlich Befeitigung der Haͤmorrhagie, bervorgebradit, Fünfter Fall. Hämorrhagie, die durch einen leid» ten Schnitt ın der Haut der DOberlippe entftand. — Vor einigen Jahren fehnitt ich mich bei'm Raſiren unter der Nafe, Das Blur floß reichlich aus diefer Eleinen Wunde, und ich Eonnte mich nicht fertig rajiren. Es war mir nicht moͤglich, weder mit Gummitaffet noch mit wiederholten Gauterifationen von Argentum nitricum, das Blut zu jtillen; denn ich bin vollblütig und mein Geſicht ift rotb. Zufällig bebe ich beide Arnıe empor, um einen &egenftand, der über dem Spiegel bina, vor dem ich ftand, berabs zunehmen, und zu meinem großen Erftaunen febe ih, daß das Blut, welches ned vor einer Secunde fehr Schnell geflojfen war, plöglich zu fließen aufbörre. Ich fenkee die Arme, und das Blut flo von Neuem; ich erbob fie, und fogleich filtirte cs. Auf dieſe Art erneuerte und bemmte ich die Blutung fünf bis fehs Mal, um mich fiber zu überzeugen, ob die plöglicdhe Erhebung der Arme auch wirklich die Urfahe der Hemmung der Haͤmorrhagie fin. 237 Endlich hielt ich die Arme eine bis zwei Minuten in die Höhe: während diefer Zeit bildete fich in der Schnittwunde eine plaftifche Haut, welche allein genügte, um fiher die Blutung zu hemmen. Seit diefem Factum habe id wahrgenommen, daß, wenn bloß Gapillargefäße durchfihnitten waren, die Blutung nicht geyemmt wurde; die Wunde mußte zu diefem Behufe einige Arterienzweige von größerem Caliber enthalten. — Ich ſchließe diefen Auffag mit einer Erklärung der angegebenen merkwürdigen Erfcheinung. Meines Dafürhaltens ift die Aufhebung des Armes von Eine fluß auf die Kraft, mit der das Blut zum Kopfe fteigt; ich erkläre mir das Factum folgendermaaßen: Bei aufrechter Stellung und bei natürlicher Lage der Arme an beiden Seiten des Rumpfes, fließt das, aus dem Aortenbogen Eoms mende Blut nad) zwei Richtunaen, zum Kopfe und den Armen, und die zum Kopfe gelangende Blutmaife ift fait der gleich, welche die oberen Extremitäten befommen. Diefe Circulation wird durch eine Zriebfraft bewerkitelligt, welche ich mit der Zahl 6 bezeich- nen will. Erhebt nun das Individuum die herabhängenden Arme ſenk— recht, fo muß das Blut, welches in horizontaler Richtung aus den arteriis subelaviis mit leichter Mühe in die arteriae brachia- les floß, gegen fein Gewiht in das Galiber diefer letzteren Arterien fteigen, und ohne Zweifel wir), um diefe neue Blutmaffe emporzu: heben, eine Kraft erforderlich feyn, die der gleich ift, welche das Blut gegen die Carotiden treibt, da beide Blutmaffen gleich find, Damit nun das Blut, welches in den Garotiden in bie Höhe fteigt, durch das Geraderichten der arteriae axillares und brachiales an Triebkraft nichts verliere, fo muß entweder die Kraft, welche das Blut in den Gefäßen des Kopfes und der Arme in Bewegung ſetzt, von zwei verfchiedenen Quellen ausgehen, das heißt mit andern Morten: diefe Kraft darf in den Gefäßen, welche jene beiden Kör: pertheile mit Blut verfehen, nicht gleich feyn, oder wenn, wie hier der Fall, das Blut von demfelben Puncte ausgeht, fo muß jene Kraft fich verdoppeln, da die Hälfte derfelben zu gleicher Zeit zur Emporhebung des Blutes in die arteriae subclaviae verwandt wird, wenn bei aufgehobenen Armen die Gefhwindigkeit, mit der das Blut in den Garotiden in die Höhe fteigt, ſich nicht veringern Toll. Man könnte daher bei diefer Hypotheſe die ZrichEraft mit der Zahl 12 bezeichnen. Aber da, wie befannt, Kopf und Arme ihre Blut mit allein von berfelben Quelle, fondern, man Eann fagen, von derfelven Zone der Blutjäule erhalten, welche die aorta durchläuft; und da das Emporheben der Arme den Zufammenziehungen des Herzens Feine größere Kraft verleihen kann, fo wird natürlidy die Triebkraft des Blutes in den Garotiden um die Hälfte vermindert werden müffen, und diefe wird nun nur mit der Zahl 3 bezeichnet werden Eönnen. Ob diefe Erklärung annehmbar, ob fie gegründet ift, dieß überlaffe ih dem Urtheile derjenigen Aerzte, welche das angegebene Mittel erproben werden. (Archives generales de médecine, Juin 1842.) 288 Miscellen Eine eingefeilte $ractur des anatomifdhen col- lum humeri hat Herr Smith der anatomifhen Geſellſchaft zu Dublin vorgezeint. Der Zufall begegnete vor etwa act Jahren einer zweiundfunfzigjährigen rau, welche in dem Richmond-Hospi- tal, in der Abtheilung des Dr. M'Dowell, aufgenommen wurde, Diefer bezeichnete den Fall als eine Fractur des humerus, ohne jedoch die Erfheinungen während des Lebens näher zu bezeichnen. Fünf Jahre fpäter wurde die Frau abermals in das Spital aufs genommen, wegen einer eingefeilten Fractur des Schenkelhalfes. Sie wurde von Herrn Adams behandelt; einen Monat fpäter ftarb fie an einer Diarrhöe. Nun wurde das Schultergelenk un— terfuht. Der Arm war etwas verfürzt und die Schulter nicht fo voll und rund, wie die der entgegengefegten Seite. Bei Eröff- nung des Gelenkes fand fi, daß der Oberarmkopf in das fpon= giöfe Gewebe des Knochens fo tief eingefunken war, daß er faft in einer Höhe mit der Linie lag, welche den anatomifchen Hals des Oberarmknochens bezeichnete. Das tuberculum majus war nad) außen geneigt und bildete an der äußeren Fläche des Knochenſchaf— tes eine auffallende Ausbiegung; rund um den eingedrücten Ger lenkkopf fand ſich eine Einfaffung von neugebildeter Knochenmajfe, welche an der inneren Seite am auffallendften war. — Die Figur 19. , der mit Nr. 500. (Nr. 16. diefes Bandes) ausgegebenen Ta— fel, gelieferte Zeichnung giebt eine Anficht der gegenfeitigen Lage der beiden Knochen - Brudjftüce. Die vollftändige Erftirpation der parotis iff von Herrn Sfambert, zu Neu-Orleans, vorgenommen und die Be— fhreibung der Academie royale de Medecine zu Paris eingefens det worden. Die Operation wurde nothwendig durd eine, die ganze Parotidengegend einnehmende Gefhmwulft, welche feit faft zwanzig Sahren vorhanden und fehr lange Zeit fchmerzlos geblie= ben, feit jieben oder acht Monaten aber der ©iß fehr heftiger ftes chender Schmerzen geworden war, Che Herr Sfambert die Geſchwulſt felbft angriff, legte er eine vorläufige Ligatur um die carotis communis, welche erft zufammengezogen und feftgelegt wurde, als die die Operation begleitende Sämorrhagie dazu noͤ—⸗ thigte. Die Folgen waren gluͤcklich (die Wunde vernarbte fchnell und die Heilung bat Beltand gehabt). Es jind fechs Jahre ver- flofen, feit die Operation gemadt wurde, und man hat fein Symptom von Recidiv bemerkt, Eine ungeheure elephantiasis des scrotum bat R. J. Souto Amaral, zu Rio Janeiro, am 3. uni 1840 erftirpirt und die Operation in einundzwanzig Minuten beendet, * Die Geſchwulſt wog 143 Pfund. Amaral hatte beabfichtigt, die Ausrottung des frankhaften Gebildes, wie er fie ſchon früher volle führt hatte, ohne Gaftration zu bewerkftelligen; allein unvorhers gefehene Umftände, weldye während der Dperation eintraten, noͤ— thigten ihn, den Hoden mit wegzunehmen, Am 31. Juni befand ſich der Patient wohl, die Granulation war im Gange ꝛc. Dieß ift fchon der vierte Kal ähnlicger Art, den Umaral operirt hat, und fechs andere ftehen bevor, unter denen eine elephantiasis der rechten großen Schaamlippe von fo beträchtliher Größe ift, daß die Geſchwulſt, felbft wenn die Frau fteht, den Boden berührt. (Zeitfehr. f. d. gef. Med., Nr. 8. 1842.) Bibliographische Icones Plantarum. By Sir W.J. Hooker. New Series. Vol. I. Edinburgh 1842. Observations pour servir à la Meteorologie d’Abbeville. Par L. Brion. Abbeville 1842. 8. Te wi ara Formulaire des höpitaux de Lyon; redige par MM. les mede- cins et chirurgiens de ces Etablissements, et publie par ordre de l’Administration. Lyon 1842. 12. (Wird für die Phar- macopoea universalis benutzt werden.) On the different forms of Insanity in relation to Jurisprudence. By J. C. Prichard. London 1842. 12. ñ ——— —— — — Menue Üotizen a u s dem Öebiete ver Hatur- und Keilkunde, gefommelt und mitgetheilt von dem ObersMedieinafrathe Groriep zu Weimar , und dem Mediemalrathe und Profeffor Froriep zu Berlin, N: 503. (Nr, 19. des XXIII. Bandes.) Eeptember 1842, Gedrudt im Landes = Snduftrie- Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr,, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel fhwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. 1 m nn — ne mn an: 6 t Ueber die Fafer. Von Martin Barry, Dr M. (Bortfegung des in Nr. 468, d. Bl. mitgetheilten Auffages.) Bei Unterfuhung des geronnenen Blutes fand der Berfaffer Sceibchen zweierlei Art: folhe, die verhältnifmäs Fig blaß, und folche, die fehr rothb waren. In den leßtern bildet fih ein Filament, und diefe Echeibchen find es, mel: che zur Bildung des Blutklumpens beitragen, während die blaffen Scheibhen nur zufällig in dem Klumpen gefangen find, meiftens aber im Serum zurücdbleiben. Er ift der Meinung, frühbern Beobachtern fey die Anmwefenheit des Faͤ— ſerchens defihalb entgangen, weil fie ihre Aufmerkfamfeit faft ausfchlieflicy auf die im Serum zurüdgebliebenen unvellftäns dig entwicelten Scheibchen gerichtet und fo die Anficht ges faßt hätten, die Blutſcheibchen befäßen nur eine untergeord: nete Wichtigkeit und feyen bei der Bildung der Fibrine nicht betheiligt. Um das Filament deutlich fichtbar zu machen, feßt Dr. Barry ein chemifches Reagens zu, welches fähig ift, einen Theil des rothen Färbeftoffs zu befeitigen, ohne das Faͤſerchen ganz aufzulöfen. Zu diefem Ende wendet er be: fonder8 eine Auflöfung von 1 Theil falpeterfauren Silbers in 120 Theilen deftillivtten Waffers, zuweilen auch Chrom: fäure, an. Er giebt zu, daß fih bei Anmendung biefer NReagentien, weil fie im concentrirten Zuftande fehr zerſtoͤ— tend wirken, der Beweis der Abweſenheit irgend einer fihtbaren Structur nicht führen laffe;s da es jedoch hier darauf ankommt, das Vorhandenfenn einer gewiffen fpeeififhen Structur darzutbun, fo behauptet er, daß zwei in ihrer Wirkung fo verfchiedene Neagentien, wie Chrom und die Mercurial oder Silberfalge, nicht die naͤmlichen Erſcheinungen erzeugen könnten Nachdem das Auge mit dem Anfehen des auf diefe Meife deutlich fihtbar gemachten Filaments vertraut geworden ift, laͤßt ſich daffelbe nach begonnener Coagulation ohne Weite: No. 1603. Ba re, res in den Blutfcheibchen erkennen. Diejenigen Blutfcheib- chen des Eleinen Wafferfalamanders (newt). welche Fäfer: den befisen, nehmen oft das Anfehen flaͤſchchenfoͤrmiger Bläshen an, an deren Membran man Falten bemerkt, welche nah dem Halfe zu convergiren, wo man bei genauer Unterſuchung einen Eleinen Körper hervorragen fieht. Die: ſes Körperchen ift dag Ende des fraglichen Filaments, wels ches oft fo weit hervorragt, daß man defjen merkwürdige Structur erkennen kann. Der Verfaffer befchreibt nun mehrere Exfcheinungen, die er am Blutcoagulum beobachtet hat, und welche mit de= nen, die man in den Geweben des Körpers trifft, ſehr viel Aehnlichkeit haben und offenbar von einem ähnlichen Bil: dungsproceffe herrühren. Er bezeugt die Genauigkeit der Gulliverfchen Abbildungen des coagulirten Blutes. Cine der merfwirdigften der vom Verfaſſer bei'm Coaguliren des Blutes entdedten Erſcheinungen ift die Entbindung rothen Farbeſtoffs, und dieſe Veränderung entfpricht derjenigen, welche, feiner frühen Beobachtung zufolge, bei der Bildung der verfchiedenen Structuren deg Körpers aus den Blutkoͤr— perchen flattfindet, Er betrachtet die Erzeugung von Fila: menten als die mwefentliche Bedingung des Coayulirene. Der Berfaffer vermuthet, daß die geferbten oder ge: koͤrnten Fäferhen, welche Profeffor Mayer im Blute be— merft hat, Daffelbe feyen, wie die von ihm bejchriebenen platten, gefurchten und zufammengefegten Filamente; ift je— doch der Meinung, daß in diefem Falle Mayer's Erklaͤ— rung in Betreff der Entftehung derfelben irrig fen; indem man fehen fönne, wie fie aus einem von Mayer nicht er— wähnten Theile des Blutes, naͤmlich den Körperchen, her— vorgehen. Heren Addifon’s Entdedung von Kuͤgelchen in der oberften Schicht des bei entzindlichen Krankheiten gelaffenen Blutes, ſowie von deren Einfluß bei Bildung der Speck— haut, wird von Dr. Barry beffitigt, welder diefe Kügelz hen für modificirte rothe Blutſcheibchen erklärt. Daß die Blutkuͤgelchen ſich mittelft Mutterzellen reproduciren, wie er 19 231 und Herr Owen behattpten, wird durch die Beobachtungen des Dr. Remak beftätigt; indeß hat der Verfaſſer ſchon vor längerer Zeit eine Theilung des Kerns als die eigent: liche Art der Reproduction, nicht nur diefer Körperchen, fon: dern der Zellen überhaupt, angegeben. Mit diefer Vermu— thung ffimmen die Beobadhtungen des Dr. Remak über die Blutfügelhen des jungen Huͤhnchens im Cie vollkom— men überein. Ob die fernere Annahme des Verfaſſers, nämlih, daß die Mutterzellen modificirte rothe Blutſcheib— den feyen, gegründet ift, muß die Zeit lehren. Die Erfheinung des ſcharfen Abbrechens oder Einker: beng des Buͤndelchens eines willführlich beweglichen Muskels bei der transverfalen Spaltung der Safer betrachtet Dr. Barry als eine. natürliche Folge des von ihm in einem früheren Artikel befchriebenen Sneinandergreifeng der größern Spiralen, indem der Bruch, mährend er queer durch den Fascikel geht, denjenigen Weg einſchlaͤgt, auf weldhem er den geringften MWiderftand trifft. Nach des Verfaffers Schilderung hat die Lage des Fi: laments im Blutkörperchen auffallende Aehnlichkeit mit der— jenigen der Jungen mancher Eingeweidewürmer im Cie, bei welchen die Filamente durch freiwillige Zheilung reproducirt werden. Der Verfaffer wirft fehlieflih noch die Frage auf: Iſt das Blutkörperchen als ein Ei zu betrachten? (Lon- don, Edinb. and Dublin Philosoph. Magaz. Sept. 1842, 1842,) Vorgetragen der Royal Society am dten Mai Bemerkungen über das Knochenfyftem. Bon Herrn Choſſat *). Die intereffante Frage, welche in der Sikung am 21. Februar in der (Parifer) Academie der Wiffenfchaften abgehan- delt ward, veranlaßt mich, leßterer, allerdings früher, als ich es fonft gethan haben würde, das Reſultat von Verfuchen über denfelben Gegenftand mitzutheilen, um meine Anfprüche auf Priorität zu conftatiren, Die Phyſiologen, welhe fih in der letzten Zeit mit der Ernährung des Knochenſyſtems befchäftigt haben, find fämmtlih in die Sußtapfen Duhamel's getreten, d. h,, fie haben die Veränderungen beobachtet, welche die Fuͤtte— rung mit mehr oder meniger ſtark mit Krapp verfeßten Nahrungsmitteln in dem Unfehen des Knochengewebes zu: toege bringt. Der von mir eingefchlagene Weg ift durch aus ein anderer und führt mehr gerade zum Ziele. Bei meinen Verfuchen über die durch befondere Fütterungsarten veranlaßte Erfhöpfung hatte ich Gelegenheit, mid) davon zu überzeugen, daß die Tauben eines Zufakes von Falkigen Stoffen zu ihrem Futter bedürfen; daß fie mit den von Natur in leßterem enthaltenen Kalktheilen nicht ausreichen. Da dieß anfangs nicht fehr ſtark hervortretende Bedürfniß fpäter höchit gebieterifch ward, fo erkannte ich hierin einen Singerzeig, und ich fludirte nun die Wirkungen, welche aus ) Eine kurze Notiz über bie Verfuche bes Er Choffat findet fih bereits in Nr. 497. ©, 200 d. 292 der Entziehung dieſes Zuſatzes an Ealkigen Stoffen entfprins gen würden. Auf diefe Meife gelangte ich zu Nefultaten, die mir fehr intereffant fcheinen. Meine Verſuche umfaffen eine fehr beträchtliche Zeit: dauer; manche haben gegen zehn Monate in Anfpruc ges nommen, und diejenigen, mit denen ich eben jest befchäftigt bin, werden noch viel länger dauern, Gerade diefer Umftand ift es, welcher mich bisjegt verbindert hat, eine zur volls ftändigen Begründung der von mir gezogenen Folgerungen genügende Anzahl von Verſuchen anzuftellen, Meine Tauben wurden nur mit Getraide (MWaizen) und zwar mit ſolchem gefüttert, welcher forgfältig gelefen wor— den war, um fomohl die Steinen, als alle fremde Saͤme— teien zu befeitigen. Sch ftopfte fie täglich mit einem ber ffimmten Gewichte von folhem Waizen und lief ihnen fo viel Waffer zukommen, als fie faufen wollten. Diefe Fütterung vertrugen die Tauben anfangs, wie es fhien, fehr gut, und fie pidten nur häufiger an ihrem Käfige, als es fonft zu gefchehen pflegte. Sie wurden meift fett und meit fehmerer; allein nachdem diefe Diät einen, zwei oder drei Monate lang beibehalten worden, fingen fie an, weit mehr zu faufen, fo daß fie zwei, drei, vier, fünf, ſechs, fieben, ja acht Mat fo viel Waſſer zu ſich nahmen, als zuerft. Die früher feften Excremente wurden nun mehr und mehr weich und flüffig; es trat ein Anfangs mäßiger, dann auferordentlich ftarfer Durchfall ein; dag Koͤrperge— wicht verminderte ſich allmälig, und endlich ftarben die Tau— ben im achten bis zehnten Monate, von dem Anfange des Berfuhs am gerechnet. Diefe Diarrhoͤe, welche von der Unzulänglihfeit der im Futter enthaltenen Kalktheile herrübrte, ift beitm Menſchen, zumal während des Gefchäftd der Knochenbildung, gar nichts Seltenes, ob— wohl man deren Urfache bisher verfannt hat. Sie läßt fih durd) Anwendung von Kalkpräparaten verhindern oder heilen, Das merkwürdigfte Nefultat diefer Verſuche ift jedoch die durch diefelben bewirkte Veränderung des Knochenſyſtems. In der That wurden in Folge der längern Entziehung der Kalkftoffe (d. h. desjenigen Theils deffelben, welchen die Tauben inftinetmäßig neben ihrem gewöhnlichen Sutter zu fih nehmen) die Knochen zulegt fo dünn, daß fie noch bei Lebzeiten Außerft leicht braben. So fand ich bei einer meiner Tauben fowohl den linfen Schenfelfnochen, als beide tibiae gebrochen. Wielleicht war das Thier mit feinen Beinen zwifchen die Stäbe des Käfige geratben; allein da lestere wenigitend 2 Gentimeter (3 Zoll) voneinander ab- ftanden, fo hätte es diefelben leicht wieder zurückziehen koͤn— nen, Mie dem auch fen, dag Thier hörte-von nun an faft durchaus auf, zu faufen und zu verdauen, und der Tod trat einige Tage fpäter, in Folge des dreifachen Knochens bruches, ein. Nah dem Tode fand ich diefelbe Knochenbrüchigkeit, und als ich, 3. B., bei einer andern Laube, bei welcher der Schenkel in der Beugung erkaltet war, benfelben vors fihtig ſtrecken wollte, zerbrah das femur gleichfalls. 293 Bei demfelben Exemplare zeigte fi) das sternum in einer fonderbaren Weiſe verändert. Bevor ih die Zerglies derung begann, fand: ich die crista dieſes Knochens beweg— lich, faft, als ob dieſelbe Enorpelartig geworden fey. Als ic in den Körper einfchnitt und dieſelbe näher unterfuchte, fand ih, daß die Knocenfubitanz an vielen Stellen ver— fhwunden und nur noc durch das periosteum repräfen= tirt war, Nach der Maceration zeigte fi der Knochen fehr verdünnt und mit einer Menge von fleinen Löchern durch— bohrt; er war ſehr brüdig, fo daß er fi in eine gewiſſe Menge von dünnen und unregelmäßigen Fragmenten tbeilte und ſchon zerbrah, ald man ihn mit einer Federfahne zu reinigen verfuchte. Uebrigens fteht diefes Stüd der Acade⸗ mie, wenn dieſelbe wünfcht, daß ich ihr daffelbe vorlege, ſtets zu Dienften, Sch habe Thiere mit Eohlenfaurem Kalke und bafifch phosphorfaurem Kalke behandelt, theile aber noch nichts Mäheres über diefe Verſuche mit, weil diefelben einestheils noch nicht zahlreih genug find, und weil fie fih auch noch nidyt Über alle von mir zu berüdfichtigenden Puncte erftrek: fen. Ih will nur angeben, daß fich bigjegt aus meinen Arbeiten Folgendes ergiebt: 1) Daß die in dem Knochengewebe abgelagerten Kalk— falze großentheilg reforbirt werden fönnen; 2) daß diefe Neforption jtattfand, wenn das Thier in den ihm dargebotenen Futterftoffen Eeine hinreichende Menge von Ealkigen Theilen findet; 3) daß, fo weit meine Erfahrungen reichen, dieſe Re— forption ſtets langfam und ftufenweife flattfindet; 4) daß dadurch das Knochenſyſtem allmälig dünner wird und die Thiere zulegt von derjenigen Krankheit befal= len werden, welche man Knocenbrüchigfeit nennt; 5) daß endlich diefelben Thiere in einem, in jeder Bes ziehung vollftändigen Zuftand der Ernährung erhalten wer— den, wenn man ihnen, außer dem Waizen, ein Wenig koh— lenfauren Kal zufommen läßt. Schließlich will ich bemerken, daß fih nach dieſen Ver: fuchen mehrere der fehr intereffanten Thatſachen erklären lafz fen, melde fi bei den von der fogenannten Gallerte-Com⸗ miſſion angeftellten Unterfuchungen herausgeftellt haben *), indem fie beweifen, woran es liegen Fann, daß viele Nah: rungsftoffe, welche das Leben eine gewiffe Zeit lang aufrecht zu erhalten faͤhig find, doc Feine abfolute Ernährungs: fähigkeit befisen. Denn wenn von zwei mit derfilben Menge Maizen gefütterten Thieren derfelben Species das eine, wenn man ihm nur diefes Nahrungsmittel zukommen laͤßt, nad) mehreren Monaten berabfömmt, waͤhrend das andere ſich des vollfommenften Gedeihens erfreut, wenn man zu diefem Nahrungsmittel nur ein Wenig Kreide hinzufügt, fo liegt der Grund darin, daß im letztern Falle dag Kinos henfoftem ernährt wird, während e8 im erftern an Sub: ftanz verliert. Bevor ich fehliefe, will ich der Academie noch mittheis len, daf es mir gelungen ift, den Knochen mittelft der gals *) Vergl, Nr, 429. — 434, d. Bl. 294 vanifhen Säule einen Theil ihres Ealkigen Stoffes zu ents ziehen, und daß ich fie wahrfcheinlich deffelben auf diefe Weife gänzlich hätte berauben koͤnnen, wenn id den Verſuch noch weiter fortgeführt hätte; daß ich endlich dieß Verfahren bei der Behandlung der Mecrofe anzumenden gedenfe, um bie Zerftörung der Knochenfequefter zu beſchleunigen, deren lang— fame Befeitigung, vermöge der fortgefekten Eiterung, die de— ren Anwefenheit unterhält, fo oft den Tod veranlaft. (Comptes rendus de l’Academie des Sciences, Se- ance du 21. Mars 1842.) Ueber die Wirkung der Strahlen des Sonnen: ſpectrum's auf vegetabilifche Pflanzen. Bon Sir Sohn F. William Herfdel*), Nachdem der Verfaffer die der Royal Society im Februar 1840 mitgetheilten Forſchungen über die Wirkung des Sonnenfpectrum’8 auf den Farbeftoff der Viola trico- lor und des Guajacum-Harzes fortgeführt hat, berichtet er in diefem, derfelben Gefellihaft am 16. Suni 1842 vor= getragenen, Artikel Über die Reſultate einer ausgedehnten Reihe ähnlicher Erperimente, ſowohl in Betreff jener beiden Subſtanzen, als vieler andern vegetabilifher Farben aus Blumenblättern und Blättern verfchiedener Pflanzen. In dem Falle, wo die Farben der Guajacum-Präparate, ſowohl duch Hitze, als durch die weniger brechbaren Lichtſtrahlen zerflört werden, ermittelte er, daß, obwohl die dunfeln MWärmefirablen eine Wirkung bervorbringen, infofern fie näm= lic freie Wärme mittheilen, fie doch unfähig find, jene ei= genthümlihe chemiſche Veränderung zumege zu bringen, welche andere, weit meniger Hitzkraft befigende, Strahlen bei demfelben Verſuche bewirken, Defigleiben fand er, daß die durch die weniger breihbaren Strahlen bewirkte Entfärz bung durch die Anwendung künftlicher irdifcher Hitze ſehr befchleunigt wird, mag dieſe nun durch Sortleitung oder Ausfttahlung mitgetheilt werden, während fie auf der andern Seite durch die lediglich wärmenden Strablen, welche über das fichtbare Spectrum binausreichen, unter durchaus äbne lihen Umftänden und bei gleich ftarker Concentration, kaum oder gar nicht befördert wird. Der Berfaffer befchreibt alsdann die photographifchen Wirkungen, melde auf mit verfchiedenen Pflanzenfäften ges fürbte und dann mit mancherlei Solutionen beftrichene Pas piere hervorgebracht merden. Er fand die Wirkung des Sonnentichts, ſowohl rüdfichtlih feiner ITotalintenfität, als der DVertheilung der wirffamen Strahlen über das Spectrum bin, außerordentlich verfchieden; indeß bemerft er doch, daR in Betreff der auf vegetabilifche Farben ausgeuͤbten Wirkung folgende Befonderheiten fat durchgehends obwalten, Erfitich ift die Wirkung pofitiver Art, d. h., das Licht zerfiört die Farbe entweder gänzlich, oder laͤßt einen *) Die Refultate der Unterfuhungen deffelben Korfchers in Bes treff der Wirkung des Sonnenipectrum’s auf verfchiedene mi: neralogifche Stoffe findet man in Nr. 295, d. Bl. lie 295 Ton zurüd, auf welchen es ferner Eeinen, oder doch weit langfamer Einfluß bat, fo daß es alfo eine Urt von chros matifchee Analyfe bewirkt, durch welche zwei befondere Far: benelemente voneinander gef&hieden, das eine zertört, dag an— dere verfchont wird, fo daß das lestere allein fihtbar bleibt. Se Älter das Papier oder die Tinctur, mit der es gefärbt, ift, defto Eräftiger ifE der Karbenton, welcher zurüdbleibt. Zweitens ift die Wirkung des Spectrum's beinahe ganz auf die, von den leuchtenden Strahlen eingenommene Pots tion deffelben beſchraͤnkt, und die leuchtenden Strahlen bils den hier einen Gegenfaß, theild zu den über den violetten Theil des Spectrum's hinausreichenden fogenannten chemi— ſchen Strahlen (welche mit vorzüglicher Kraft auf Silber— präparate einwirken, bier aber faſt alles Einfluffes entbeh- ven), theils zu den jenfeitS des Roth fallenden Waͤrmeſtrah— len, welche völlig unwirkfam zu feyn fcheinen. In der That ift dem Verfaſſer Eein einziges DBeifpiel vorgefommen, daß diefe Art von photograpbifher Wirkung auf vegetabilifche Farben fih bis jenfeit des aͤußerſten Roth oder auch nur ganz fo weit, wie daffelbe, erſtreckt hätte, ; Außerdem hat der Verfaffer auch beobachtet, daß die Strahlen, welche die Zerftörung eines gewiffen Farbentons bewirken, in fehr vielen Fällen gerade diejenigen find, die in ihrer Verbindung die Complementärfarbe des zerftörten Farbentong, oder wenigfteng eine Farbenmifhung bilden, welche in diefelbe Glaffe gehört, wie die Ergaͤnzungsfarbe. So werden gelbe Farbentöne, welhe in's Drange ziehen, duch die blauen Strahlen, blaue Farbentöne durch rothe, aelbe oder orangefarbene Strahlen, purpurrothe und Lilafar— bentöne durch gelbe und grüne Strahlen am Krüftigften zerftört. Aus diefen Erfheinungen ſcheint ſich zu ergeben, daß die leuchtenden Strahlen von den nicht leuchtenden durch) eine nicht ganz fiharf gezogene Linie getrennt werden, die den Unterfchied in chemifiher Beziehung bezeichnet ; allein ob jene, infofern fie libtgebend find, oder kraft einer befon- dern hemifhen Eigenſchaft der fie begleitenden Wärme, in— fofern fie warm find, wirken, diefer Punct wird, des Ver— fafers Anfiht zufolge, durch deffen Experimente über den Färbeftoff des Guajacum unentfchieden gelaffen. Wäre dag Lestere der Fall, fo muͤßten die Chemiker Eünftig bei ihren Erperimenten in Betreff des aus verfshiedenen Quels len ftammenden MWürmeftoff3 nicht nur Unterfchiede in der Sntenfität, fondern auch folhe in der Qualität gelten lafz fen, alfo annehmen, daß verfchiedene Arten von Wärme ei: genthuͤmliche hemifhe Wirkungen auf die ihrer Einwirkung unterworfenen Körper äußern. Eines der merfwürdigften Nefultate diefer Unterfuchunz gen war die Entdeckung eines, vom Verfaſſer umftändlich befchriebenen Proceffes, vermöge deffen Papier, welches man mit einer Auflöfung von citronfaurem Ammoniak-Eiſen be: ſtrichen, dann getrodnet und hierauf mit einer Auflofung von [fesquizeifenblaufaurem Potaſſium beftrichen hat, fähig wird, ein pofitives, photographifhes Bild ungemein gefchwind anzunehmen; ferner eines zweiten Proceſſes, durch den ein auf Papier, welches mit der erfigenannten Auflofung ges tränet worden, übergetragenes negatives photographifches 905 Bild, welches anfangs kaum ſichtbar iſt, fich plöglich in vol- ler Deutlichkeit darftellt, wenn das Papier mit einer neus tralen Goldauflöfung beftrihen wird. Das Bild erlangt feine volle Intenfität nicht fogleih, fondern dunkelt fehr ſchnell bis zu einem gewiffen Grade nad), worauf die Pho— tograpbie eine unvergleichlihe Schärfe und Ausführung der Detaild gewinnt. Diefen Proceß nennt der DVerfaffer das Chryfotypiren *), um an deffen Aehnlichkeit mit dem calotypifchen Verfahren des Herrn Talbot zu erinnern, dem es in Anſehung der allgemeinen Wirkung fo nahe kommt. (London, Edinburgh and Dublin philos. Magazine, Sept. 1842.) Ueber eine neue Art Blutegel. Mitgetheilt von den Profefforen Wahlberg nd Huß in Stodholm. Da ich Gelegenheit gehabt habe, in einer der Königl. Academie der Wiſſenſchaften eingelieferten Abhandlung über neue Dlutegelarten auch eine einheimifhe und, wie es fheint, in größerer Menge vorkommende Art vorzulegen und zu befchreiben, welche wahrſcheinlich zum Theil die an den meiften Orten fchon feltene, allgemein angewandte Art dürfte erſetzen Eönnen, habe ich es für nicht unpaßlich gez halten, bier die hauptfächlihften Kennzeichen derfelben und ihre Unterfchiede von dem fogenannten Pferde-&gel, mit welhem fie vermutblich bisher verwechfelt worden ift, mit zutheilen, damit die Herren Aerzte und Apotheker, Feder an feinem Orte, ihre Aufmerkſamkeit auf fie richten mögen. Die von mir Sanguisuga albipunetata benannte rt characteriſirt fih durch ihre ſtark warzige Haut, oben for wohl, als unten, fhwarzbraune Grundfarbe, ohne alle roſt— gelbe Zeichnungen, ſechs ziemlich breite, ganz geradrandige, — nicht gezahnte oder eingefchnürte — kohlſchwarze Ruͤk⸗ kenſtreifen, drei nach jedem Rande hin, und kleine, weiße, in beſtimmter Ordnung rings um den Koͤrper auf jedem fuͤnften Segmente ſtehende Puncte. Dieſe Zeichnungen fal— len am Beſten in die Augen, wenn man das Thier unter Waſſer anſieht. Dieſer Egel uͤbertrifft unſern gemeinen oft an Groͤße und unterſcheidet ſich ſogleich von ihm durch feinen gaͤnzlichen Mangel an roſtgelber Farbe. Der Pferdeegel unterſcheidet ſich leicht von ihm durch die geringere Groͤße, glatte Haut, wenigſtens unter dem Bauche gruͤnliche Farbe, das Fehlen der ſchwarzen Ruͤcken— ſtreifen oder nur die Anweſenheit ſolcher, aus kleinen ſchwar— zen Puncten gebildeter, keine ſolchen weißen Punctirungen, endlich einen ganz verſchiedenen Bau der Zaͤhne oder Kinn— laden, welche letzteren nur mit einigen wenigen groͤßeren und ſtumpfen, nicht ſo zahlreichen, kleinen und ſcharfen, Zaͤhnen, wie bei allen wirklichen Blutegeln (Saugern), ver— ſehen find. ) Anmerkung des Verfaſſers. Eine Silberaufloͤſung bringt eine ähntiche, ja noch intenfivere Wirkung hervor, bedarf aber länzs gerer Zeit. Demnach würde der Name Chryfotypiren weniger paffen, als Siderotypiren. 297 Diefe neue, mir in verfchiedenen Eremplaren von Hrn. Apotheker Strandberg in Gothenburg gütigft mitgetheilte Art ift in größerer Menge unfern der Kongelf im Kirchſpiele Karaby gefangen worden und dürfte, nach den mir ander: weitig zugefommenen Nacyrichten, ſich auch bei Werid, Wadſtena und Sundswall, ja wahrfcheinlih in den meiflen Gegenden des Reiches finden. Was die medicinifhe Benugung des Thiers betrifft, fo kann über diefelbe Herr Profeffor Huf, welcher fie vers ſucht hat, das zuverläfjigfte Zeugniß ablegen. P. Wahlberg. Die erwähnte neue Blutegelart ift von mir im Se: raphimen-Lazarethe zum mebicinifchen Gebrauche angewandt und bei den angeftellten Werfuchen eben fo brauchbar befun— den worden, wie die officinelle. Indeſſen find nicht mehr, al8 zehn Eremplare in Anwendung gezogen; diefe wurden fünf verfchiedenen Perfonen applicirt, theils ſolchen, welche eine grobe, faft rindenähnliche, theils folhen, welche eine feine und weihe Haut hatten. Bei Allen faßten die Egel ſchnell an, zogen bedeutend, und in feinem Falle folgte ir— gend eine Beſchwerde darauf, Diefem zufolge kann ich nur zu erneuerten DVerfuchen mit diefer Egelart Diejenigen meiner Gollegen auffordern, welche in Dertern practiciren, an denen diefelbe zu finden feyn mag. Sollte fie ſich als in jedem Falle völlig brauchbar ausweifen, fo würde dieß für den Arzt, wie für den Apotheker, ein großer Gewinn 298 feyn, da man ben officinellen Blutegel jegt allmälig immer weniger herbeifhaffen ann. M. Huf (Hygiea, medieinsk och pharmaceutisk mänads- skrift. Bd. IV. [No. 7. Jul. 1842.] p. 352 — 353.) Mitgetheilt von Dr. Greplin in Greifswald, Miscellen. Bon foetus in foetu ift wieder ein Fall von Schön: feld beobachtet und in den Annales et Bulletin de la Societe de Gand, Aoüt 1841, bekannt gemadt. Das Sind war von einer adhtundzwanzigjährigen Mutter langfam geboren worden, hatte einen doppelten Scrotalbrudy ‚und ftarfen Bauch und ftarb nach zwei Stunden als afphyctifh. In dem Bauche verlief von der Leber zum Nabel, an der Seite der vena umbilicalis, ein Strang, fibrös mit cellulöfer Scheide, mit einer Vene und einer Arterie. In der linken Bauchhälfte war eine Eyjte mit rothem serum und einem Embryo, von 16 Gentimeter, an der Umgebung abhärirend, Am Embryo thorax, Schädel, Bauch nicht gefchloffen, Ertremitäten rudimentär. Sein Nabeiftrang perforirte die Leber des Kindes, ging zum funieulus deffelben und mar ohne placenta. Zwiſchen dem Embryo und der Leber lagen die prolabirte Bruft und Baudyeins gemweide in einer membrandfen Hülle; man erkannte die Lungen, die „„wie im zweiten Foͤtalmonat““ ausfahen. — Die Frau war bei'm fpäteren coitus erſchreckt, geftoßen. Geitſchr. f. d. geſ. Med., Aug, 1842.) Bernftein ift jest auch in der Gegend von Groß- Schönes bee, ohnweit Zehdenick, gefunden worden. Er wird auf Veranlaf: fung der Regierung jest ordnungsmäßig geſucht und es find bereits 700 Pfund, zum Theil in Eoftbaren, 4 Pfund fchweren Etüden, gefunden worden, TIRaRG rl 200 Me war er a u Beitrag zur Lehre von der Trepanation bei Kopfwunden mit Fractur des Schädels und Gehirnabſceß. Von F. U. Ar an. Suzanne Wolff, 25 Jahr alt, wird am 9. November 1841 in's Hötel-Dieu in der Abtbeilung des Herrn Blandin aufge nommen. Im Dienfte eines Weinhänpdlers batte fie bei viner Prüs gelei mit einer Flaſche einige Schläge auf den Kopf bekommen. Sie verlor auf einige Minuten die Befinnung, und als fie wieder zu fich Fam, war fie mit Blur bedeckt. Bei ihrer Aufnahme hatte fie in der Gegend des rechten feitlichen Stirnbeins eine gequetfchte Wunde, deren Ränder tief eingedräcdt waren, und auf deren Grunde man den entblößten Knochen leicht fühlte. Um Entzüns dungszufällen vorzubeugen, wurde ein Aderlaß, Eisumſchlaͤge auf den Kopf, ein Haarfeil im Nacken und — Kräuterfuppe mit Brech— mweinftein (bouillon aux herbes emetife) verordnet. Nach und nad reinigten ſich die Wundränder, und die Wunde hatte nur noch einen geringen Umfang. Aber es blieb immer ein fiftulöfer Gang, der zu einem entblößten Theile des Schädelfnochens führte. Man 309 daraus dreimal necrotifirte Knochenftüce hervor, wovon der eine nicht weniger, als 15 Millimeter lang war, Von diefer Zeit ab ging die Heilung der Wunde rafch vorwärts, und am 13, as nuar 1842 war die Vernarbung vollendet. Da aber ftellte fich bei der Kranken in der Gegend der Wunde ein faft beftändiger und fo lebhafter Schmerz ein, daf fie nicht fchlafen konnte. Sie ftieß ber ſtaͤndig Schreie des Schmerzes aus und Eonnte nicht die geringfte Bewegung des Kopfes ertragen. Ihr Gefiht war eingefallen, die Zunge an der Spige etwas rotb, aber feucht; faft beftändiges Erz brechen; indeß war doch bei allen diefen Zufällen die Girculation rubiaz der Puls war Elein, gegen 603 die Gontractione= und Bes wegungstraft der Glieder auf beiden Seiten gleich; beide Pupillen reagirten auf aleiche Weife gegen den Eindrud des Lichts, und das allgemeine Empfindungsvermögen war durchaus nicht aefchwächt. Diefer Zuftand dauerte ununterbrochen fort und biieb ji, troß ableitender Mittel durch den Darmcanal und wiederholter Anfegung von Blutegeln hinter’s Ohr, vollfommen gleich. Am 25. Sanuar, Da einige Perfonen Zweifel gegen die Na— tur des Schmerzes der Kranfen erhoben und an diefem eine Neue ralgie des nervus infraorbitalis (foll wohl heißen supraorbitalis) zu fehen glaubten, fo ließ Herr Blandin (obwohl er diefe Mei— nung wegen der geringen Umfchreibung des Schmerzes, wegen feis ner ununterbrochenen Dauer und wegen der Empfindlichkeit, die fih bei'm Drucke zu ertennen aab, nicht tbeilte) über dem foramen infraorbitale (supraorbitale) ein £leines Veſicator vom Durchmeſ— fer eines Franc anlegen. Ich verband es Abends mit einem Gens tigramme MorphiumsHydroclorat. Bis Mitternacht fchlief die Kranke gut, dann aber wachte fie auf und erhob aufs Neue hef— tige Klagen. Am folgenden Morgen verband man dag Veſicat nochmals mit Morpbium, aber fie fchlief wenig und befand fich immer in demfelben Zuftande. Den 27. lie$ Herr Blandin das Veſicat eintrocdnen. Den 28. Januar. Da bderfelbe die Kranke beftändig in dem— fetben febr leidenden Zuftande fand, der durch Feine Mittel erleich— tert werden konnte, und eine fehr umfchriebene cephalalgia fronta- lis, Erbrechen und faft beftändige Uebelfeit zuaeaen war, obne daß fich iraend eine Störung weder der Geiftestbätigkeit, noch des Ber wegungs- oder des allgemeinen Empfindungsvermögeng zeigte, To entfchied er fih, die Zrepanation anzınvenden, theils weil die Kranke in einer fo augenfceinlichen Gefahr war, daß diefe durch die Operation nicht vermehrt werden konnte, tbeild, weil diefer Einariff ibm geftattete, die Urfache der Gebirnreizung, die er in einem mehr oder weniger fpigen Rnocenfplitter vermutbete, zu be: ſeitigen. Nachdem daher Herr Blandin von der Kranken die ſchmerzhafte Stelle fi hatte bezeichnen laffen, fo machte er dort 299 die Zrepanation auf die gewöhnliche Weiſe; es floß eine Flüffige feit aus; die dura mater war vollfommen gefund; die Ränder des durchbohrten Knochens waren weder eingefenft, noch gebrochen. As Herr Blandin den Finger in die Wunde eingeführt hatte, gab er an, daß er unter demfelben eine Art von MWiderftand wahr: nehme, fo daß er glaube, es fey eine Flüffigkeit vorhanden; indeß durchſchnitt er doch die dura mater nicht, fondern wartete ab, daß die Natur dem Abfceffe durch die eine Deffnung einen Ausgang verfchaffen würde. (Eisumfchläge über den Kopf, firenge Diät.) Gleich nad) der Operation wurde die Kranke rubiger, fehlief in der darauffolgenden Nacht und hörte zu klagen auf. Auch an den fols genden Tagen war fie ohne Fieber. Sie Elagt nur wenig oder gar nicht über den Kopf, und fie kann ihn bewegen, ohne Schmer⸗ zen zu empfinden. Sie klagte nur über ein Haarſeil, das fie im Naden tragt, und welches man fogleich entfernt. Am Morgen nad) der Operation findet Herr Blandin den Wibderftand in der Munde ebenfo bedeutend, als zuvor; aber er will noch warten, bis der Abfceg mehr hervorrage. Am dritten Tage darauf ift die du- ra mater mit Xleifhiwärgchen bedeckt; die Eiterung bat begonnen, und diefe Membran befindet fih in Niveau der Schädelknochen. Here Blandin wartet roh. Endlih, am 1. Zebruar, ſucht er durch eine mit der Syige eines fehr feinen Biftouri gemachte ſchraͤge Punctation zu erforfchen, ob Eiter unter der dura mater oder in der Gehirnfubftang jelbft vorhanden fey. War nun diefe Punce tion nicht tief genug, oder hatten fih die Ränder der ſchiefen Wunde unmittelbar wieder aneinandergelegt, kurz, es floß fein Eiter aus. Einige Tage lang ift der Zuftand der Kranken ziemlich befriedigend; fie leidet wenig am Kopfe, bat kein Fieber und ißt mit Appetit, Aber in der Nacht vom 4. zum 5. Februar empfinz det fie von Neuem Schmerzen im Kopfe; die Klagen fangen wie— der an; etwas Uebelkeit; trodene Zunge; Fein Fieber; die Abmage— rung nimmt beftändia zu. (Veftcator am rechten Schenkel.) Den 6. Februar. Die Kranke bat im Kopfe und Halfe Schmerzen, die auh in der Nacht fortdauerten und fie am Schlafe hinderten. Die Zunge ift trodenz; das epigastrium bei'm Drude empfindlich; der Puls etwas frequent. Den 7. Abends: die Kranke hatte einen Schuͤttelfroſt. Den 8. Februar. Die Wundraͤnder ſind angeſchwollen und roth; die eryſipelatoͤſe Roͤthe erſtreckt ſich etwas über die Stirn. Die Wunde iſt ſehr ſchmerzhaft; die Lymphdruͤſen hinter und unter dem Kiefer find angefchwollen und gegen Druck empfindlich. Der Puls ift frequent, gegen 100, wenig voll; die Haut wenig heiß. (Zwanzig Blutegel hinter dem Winkel des Unterkiefers ; ſtrenge Diät.) Den 9. Februar. Die Blutegel haben einige Beſſerung here beigeführt. Die Kopfſchmerzen und das Fieber haben nachgelaffen. Die Kranke hat ein Wenig gefchlafen, die Wundränder find weniz ger angefchwollen, und die Roͤthe hat nit fehr zugenommen, (Sataplasmen auf die Wunde. — Ausfegung der Eisumfchläge.) Den 10. Kebruar. Patientin delirirt in der Nacht; das Ery— fipel hat fi mehr ausgebreitet; lebhafte Schmerzen im Kopfe; Puls gegen 108, unregelmäßig; trodene Zunge; Schmerz am epi- gastrium, Diarrhöe. (Zwanzig Blutegel hinter den Winkel des Unterkiefers.) Am Abend Eeine Befferung. (Nochmals Application von 25 Blutegeln.) Den 11, Februar. Delirien in der Naht; Puls an 120, Elein, unregelmäßig. Die Kranke Elagt beftändig über Schmerzen im Kopfe; das Eryfipel bat fih jest über Stien, rechte und linke Bade verbreitet, verfchwindet aber bereits an den Stellen, wo es fich zuerjt zeigte; trodene Zunge; des Nachts Erbrechen z Schmer- zen im epigastrium; beträchtliher deeubitus am Kreuzbeinez Durchfall; das allgemeine Bewegungse und Empfindungevermögen ift immer noch Eräftig; der Geift, fo fehr er auh bei diefer Kran— fen befchränft ift, hat wenig oder aar nicht gelitten, Die Kranke antwortet immer richtig auf die an fie gerichteten Kragen. Den 12. Februar. Das Eryfipel hat fig noch mehr ausge— breitet; es bedeckt den hintern Theil des Halfes und faft das ganze Gefiht. Puls aegen 112. Die Delirien waren in der Nacht fo ftark, daß man die Kranke binden mußte; wüthendes Gefchrei; der decubitus am Kreuzbeine hat fich beträchtlid, vergrößert. Am fols genden Morgen verfällt die Kranke in einen fehr beunruhigenden 300 Zuftand von Entkräftungz; faft immer auf dem Rüden liegend, ſchreit fie beftändig, befonders während der Naht; der Puls iſt fehr frequent, unregelmäßig. Die Gefichtözüge find fehr verändert 5 die Zunge ift troden; das epigastrium fehr fchmerzhaft; Lebhafter Schmerz in den Seiten der Bruftz etwas Huften. Die Kranke iſt fo ſchwach, daß wir nicht wagen, fie einem gründlichen Eramen zu unterwerfen. Der Eryſipel fchreitet nicht weiter fort, verfchwindet fogar fchon theilmeife, Aber die Schwäche dauert fort, die Kranke Elagt nicht mehr ; aber wenn man jie nach dem Sitze des Schmer— zes fragt, fo zeigt lie die rechte Seite des Kopfes. In den letz— ten Zagen ihres Lebens verſchwindet das Eryſipel, aber die Reſpi— ration und Girculation find befändig erfhwert; der decubitus am Kreuzbeine ifi fehr bedeutend, und am 18. Februar finden wir die Kranke in folgendem Zuftande: der ganze Körper ift Ealt, die Ertremitäten blaͤulich gefärbt; die Refpiration kurz, erfchwert, etwas röcelnd und fehr langfam; der Puls Außerft frequent und unregelmäßig. Die Kranke hat nod ihr völliges Bewußtſeyn; Alles deutet auf nahen Tod, der auch einige Stunden nach diefem Beſuche ihren langen Leiden ein Ziel feßt. Section, dreißig Stunden nad dem Tode. Skhädelhöhle Die Haut des Schädeld wurde kreuzweis durchſchnitten, und die Lappen wurden nad) Unten zurüdgefchlagen; wir fahen, daß die Eünftliche mit dem Trepan gemachte Durchboh— zung am feitlichen rechten und obern Theile des os frontale jich befand. Die dura mater lag mit den Knochenwaͤnden in gleicher Höhe und hatte fi mit Fleifchererefcenzgen bedeckt. Diefe Deffs nung war durch eine Eleine, etwa 2 Millimeter breite Knodyenbrüde von einer andern unregelmäßigen Deffnung getrennt, welche et» wa 12 bis 15 Millimeter lang und 8 bis 10 breit feyn mochte, und in welcher die dura mater ganz unverfehrt in der Höhe der Knochenflaͤche zu ſehen war. Als man den Finger in diefe beiden Deffnungen brachte, fühlte man deutlich eine Art von Fluctuation, oder wenigftens einen fehr bedeutenden Widerftand. Es harte ſich kein Knochenfplitter in die Schädelhöhle eingefentt, man bemerkte weber einen Bruch, nody eine Spalte um diefe legtere Deffnung, welche offenbar durch die Ausftoßung des necrotifirten Knochenftüds welches wir mehrere Monate vorher ausgezogen hatten, entitan= den war. Darauf machte man mit der Magendiefhen Säge einen horizontalen Schnitt von den tubera frontalia bis zur portuberan- tia oceipitalie externa. Hierdurch wurde das Gebirn in zwei ungleiche Theile getheilt, von denen der größere den größten Theil des vordern und mittlern und einen ziemlich großen Theil des bins tern Lappens enthielt. In dem Augenblide, wo die Säge in den rechten vordern Gebirnlappen eindringt, fließt eine ziemlich große Menge einer grünligen, purulenten, ſehr conjiftenten Fluͤſſigkeit aus (phlegmonöfer Eiter). Nach der Durcfchneidung findet man im vordern Theile des rechten Gehirnlappens eine Anſammlung purulenter Fluͤſſigkeit, Die ſich von der obern Hirnflaͤche bis zur Bafis erfiredt und von Oben und Unten nur einige Millimeter Gehirnſubſtanz verfhont hatten. Der innere Theil des rechten Lappens ift ebenfo wenig zerftört, als deffen vorderer heil, die Krankheit ſcheint ſich alfo vorzüglich auf den Außern Theil diefes Lappens beſchraͤnkt zu haben, in welchem fie fih nach Außen bis zur fossa Bylvii und dem chiasma erſtreckt; diefer Abſceß ift beträchte lid; er hat mindeftens die Größe eines Truthuͤhnereies. Er ent: bält eine große Menge grünlich aelber confiftenter Flüffigkeitz er ift von allen Seiten von einer zelligen, vefiftenten und mindeftens drei Millimeter dicken Pfeudomembran umgeben, deren innere volle fommen glatte Fläche fehr deutliche Gefäßverziweigungen zeigt, wäbrend die äußere Oberfläche rauh ift und ſich durch Grfäßfafern in die Nervenfubftang fortfegt, von der fie jedoch Leicht aetrennt werden kann. Wenn man mit dem Finger an den getrennten Schädel leicht percutirt, fo pflanzen fich die Schwingungen an ber Dberfläche der im Abſceſſe befindlichen Flüffigkeit fort, obwohl der Balg in unmittelbarem Zufammenhanae mit der dura mater ftebt, denn indem man dag Gehirn von Hinten nach Vorn zurücichlägt (mas troß einiger Abhärenzen an den Löchern der Schädelhöhle doc) fehr leicht war), finden ſich die aͤußerſten Windungen unzere 301 ftört, und der Eiterheerb ift von der dura mater noch durch eine 3 — 4 Millimeter dide Schicht Gehirnfubftang getrennt. Herr Foville, der bei der Unterfuhung zugegen war, madjt die Bes merkung, daß bie mittlere Gehirngrube nad links gegen den vor— bern Theil des Gehirns eingedrängt ift und daß jener Abſceß ſich in den Windungen gebildet babe, weldye von dem Boden bes brit= ten Ventrikels (der substantia perforata media) ausgehen, und von welchen er, wie er fagt, gezeigt hat, daß fie von den hintern Bündeln der medulla oblongata herfommen und folglid dem Ems pfindungsvermögen angehören. Die Gehirnfubftang ift nicht merklich in der Umgebung des Abſceßbalges erweicht, indeß ift im Allgemeinen der rechte Gehirns lappen weicher, als der Linke, und außerdem etwas mehr injicirt. Die sinus venosi des Gehirns find nicht entzündet und ent— halten feinen Eiter. Der linke Gehirnlappen, das Eleine Gehirn und das mittlere Gehirn bieten nichts Bemerlenswerthes dar, Brufthöhle. Die Lungen zeigen an ihrer Oberfläche eine veilhenartige Färbung, die nach der Bafis und nad) dem hintern Theile zu faft ganz in eine ſchwarze Farbe übergeht; der hintere Lappen beider Lungen ift in feinem ganzen abſchuͤſſigen Theile he— patijirt;z das Eungengewebe ift fehr mit Blut infiltrirg, außeror⸗ dentlich erweicht und hat ein characteriftifches granulöfes Anfehen. Wenn man bineinfchneidet und vorzüglicdy, wenn man es zufammens drückt, fo fließt aus den Brondien eine milchfarbene feröss eitrige Flüffigkeit aus, welche die membranöfen Ganäle faft ganz ausfüllt. In beiden Seiten find die Brondien bedeutend entzündet. Die Schleimhaut ift aufgelodert, rauh und von fehr deutlichen Gefäß: verziveigungen durchzogen, was befonders in den Zweigen am deuts tichften zu feben ift, die in den entzündeten Theilen der Runge en= digen; die Entzündung hat nicht allein die großen Brondialäfte un fondern fie erſtreckt ſich fogar bis in ihre Eleinften Veraͤ— elungen. Das Herz enthält in feinen rechten Höhlen fehr voluminöfe, faft ganz mißfarbige Blutcoagula. Bauhhöhle Der Magen hat fein gewöhnlices Volumen und enthält eine geringe Menge galliger Flüffigkeit. Die Schleime baut zeigt befonders am saccus coecus fehr feine Gefäßverzweis gungen und roth punctirte Linien, welche Eeinen Zweifel laffen über die entzündliche Natur des Leidens; außerdem findet fich in diefer Membran eine ziemlich beträchtlike Erweichung, fo daß man fie von der fibröfen nicht trennen kann. Leber, Milz und Nerven find mit Blut überfüllt und haben faft nichts Anomales. — Diefe Beobachtung ift eben fo intereffant für die phyſiologiſche Pathologie, als für die Pathologie ſelbſt. Eine Frau erhält mit einer Flaſche einen Schlag auf den Kopf, die ihr fo beigebrachte gequetichte Wunde heilt nach der Ausziehung dreier Knochenfplitter, und nach der Heilung wird die Kranke an diefer Stelle von der Ges pbalalgie, von Erbrechen und Uebelkeit befallen; der Verftand, das alle gemeine Bewegungs- und Empfindungsvermögen fcheinen unverfehrt. Die Zrepanation verfchafft auf einige Tage Erleichterung, aber bald ehren die Anfälle mit eben fo großer Heftigkeit zurüd, Es Eoms men Gompficationen binzu, und die Kranke erlicat nach drei Mos naten. Bei der Obduction findet man im vordern Gehirnlappen einen in einen Balg eingefchloffenen Abſceß von der Größe des Eies einer Trutbenne. Wir baben bier alfo eine Kranke, bei der fich während mehr als drei Monaten cine Entzündung im Gehirn und in deren Folge Eiterung und eine Pfeudomembran gebildet hatten, und doch war die Geiftesthätigkeit und die Beweglichkeit immer unverfehrt und die Senfibitität felbft hatte wenig gelitten. Lebbafte Schmerzen an der verwundeten Stelle find Alles, was jene Kranke empfand. Keine Paralyfe, Feine Delirien, Eein coma, feine Störung der Sprache. Was wird diefen Thatfachen gegenüber aus all den fchör nen Theorieen der ‚‚Localifateurs””? Wie ſteht es namentlich um die Theorie, welche die Paralyſe der Sprache einer Verlehung des vordern Gehirnlappens zufchreibt? Wenn man nicht etiwa anneh— men will, daß der Sit des Sprechvermögen® eher am innern Theile des lobulus anterior fey, ald am äußern, eine Behauptung, die bis jest noch Niemand aufgeftellt hat, 302 Wie man aus dem Verlaufe der Krankengefchichte erfehen hat, fegte Here Foville den Ort der Alteration in die Windungen bes lobulus anterior, weiche, nach ihm, eine Verlängerung der bins tern Markfafern find und dem Empfindungsvermögen vorftehen. Ohne Zweifel verdienen die fhönen Präparate des Herrn Fo— ville ein großes Vertrauen, aber von einem anatomifchen Präpas rate bis zu einer phyſiologiſchen Erflärung ift noch ein meiter Weg. Die Erklärung des Herrn Foville muß zuerft durch die Erfahrung beftätigt werben; überdieß müßte man jedenfalls bei die— fer Hypotheſe beweifen, woher es Eommt, daß die Senfibilität nur im Niveau des verlegten Theiles erhöht war, und woher, als diefe Windungen duch die Eiterung zerftört waren, zu der Zeit felbft, als der Abfceß volltommen begrängt war, die Schmerzen beftändig an Heftigkeit zunabmen. Doch wie dem auch fey, diefe Beobach— tung zeigt, wie fehr die Phyfiologie des Gehirns noch im Dunkeln ift, und wie ſchwierig es ift, einen Punct in diefer Wiffenfhaft zu faffen, von wo aus die Pathologie des Gehirns nach begründeten Principien feftgeftellt werden fönnte. Für die Parbologie ift diefe Beobachtung nicht weniger inters effant. Trotz einer bedeutenden Aufhebung in der Gontinuität der Schaͤdelknochen, iſt die äußere Wunde volllommen vernarbt, und einen Monat fpäter war noch feine Spur von Wiedererzeugung der Knochenfubftang vorhanden. Eine merfwürdige und ſchon von mehren Beobadhtern anges führte Thatſache ift es, daß die Zufälle erſt nach der vollkomme— nen Vernarbung der Wunde beunruhigend zu merden anfangen. Wie ich fhon früher erwähnt, bat fich ein tiefes Gehirnleiden, eine . purulente eingefchloffene Flüffigkeitsanfammlung, nur durch lebhafte Schmerzen auf der Oberfläche der Narbe, durch häufiges Brechen ohne Fieber verrathen. Dieß ift alfo eine außerordentliche Ano— malie, denn faft überall hat man bei fehr großen Gehirnabfceffen, nad den Erfcheinungen der Gehirnreizung, Paralyſe an der Körz perfeite beobachtet, die dem Drte, wo der Abſceß fich gebildet, ente gegengefigt iſt. Die Diagnofe diefes Abfceffes war nicht weniger ſchwierig; of— fenbar deuteten der lebhafte Echmerz auf der Wundflähe und das Erbreden auf eine Gerebralirritation, aber welches war die Urs face derfelben? Es fragte fih nur: war diefe eine fehr begränzte Flüffigkeitsanfammlung unter der dura mater von blutiger oder purulenter Beihaffenheit, oder war fie in einem, in's Gebirn ein= gefenften, Knochenfplitter zu fuhen? Herr Blandin neigte ſich zu legterer Meinung hin, Doch, was war in jedem Falle zu thun? Sn den Augen der Aerzte, welche fih vor der Zrepanation eben fo fehr fürchten, wie Default, waren für diefelbe Feine be: ftimmten Iondicationen. Die Wunde war vernarbt und eg war deutlich, daß kein Knochen fich in's Gehirn gefenkt hatte; es war fein Zeichen von Druc vorhanden, welcher einen Erguß hätte here beiführen Eönnen. Inde hatte man alle Hülfsquellen der Thera— peutik erichöpft, die mächtigiten Ableitungsmittel blieben erfolglos, die Zufalle dauerten fort, die Kranke wurde täglich ſchwaͤcher und ging allmälig dem Zode entgegen. Herr Blandin glaubte, noch Etwas für die Frau tbun zu Fönnen. Ihre Cage war fo bedenk— lich, daß eine neue Wunde, felbft von der Größe eines Zolles, und eine Oeffnung des Schädels die Gefahr nicht erhöht haben würde, daher die Operation ihren Zuftand nur verbeffern Eonnte. Der Ort, wo fie zu unternehmen war, war binlänglich durdh den Schmerz der Kranken angezeigt. Herr Blandin führte daher die Operation mit der ihm eiaenen Gewandtbeit aus. Nach der Ent: fernung des Knodyenftücks floß keine Flüffigkeit aus, und bie dura mater fcien nicht erheblich verändert. Da aber Herr Blandin in der Deffnung einen Widerftand, wie von Fluctuation berrüb: rend, entdeckte, fühlte er fich einen Augenblick verſucht, die dura mater zu öffnen; indes widerftand er doch diefem Verlangen und entfchloß ſich, noch einige Tage zu warten, bis der Abſceß fich nach Augen geöffnet baben würde; und in der That rathen alle Autor ren, Gebirnabfceffe lieber fich ſelbſt Öffnen zu laffen, als mit dem ſcharfen Inftrumente fie zu öffnen. Indeß wurde diefe Hoffnung ſehr oft vereitelt, und gewiß ift feine Beobachtung vorhandın, daß 803 ein Gehirnabſceß den Widerſtand, ben die dura mater ihm entge= genftellt, überwunden habe. " Erft am vierten Zage entfchloß fih Herr Blandin, etwas weiter zu gehen; er durchbohrte mit der Spige eines Biftouri die dura mater in fehräger Richtung, und aus Gründen, die ich oben bereits angeführt, erfolgte fein Ausflug. Auffallend ift es, daß die Trepanation die Kranke in einen viel beſſern Zuftand verfegte, Einige Tage hindurch war der örtliche und Gefammtzuftand fehr befriedigend; ein Beweis, daß jene Operation nicht fo bedenklich ijt, als Manche behaupten. Die Fälle, wo man bei Gehirnabfceffen die Trepanation machte, find ſehr zahlreich. Jedem ift jener außerordentliche Kal bekannt, den man in der „Clinique“ von Dupuptren angeführt findet, wo diefer einem jungen Manne, der mit einem Meſſer eine Kopfwunde erhalten hatte, einige Jahre nachher. die Spitze des Mefers, welche im Knochen ftecten geblieben war, auszog. Du: puytren £repanirte, und da die Zufälle fortdauerten und zugleich) etwas Lähmung an der Körperfeite eintrat, die der ver- wundeten Stelle des Kopfes entgegengefegt war, fo durchſchnitt er die dura mater, fodann das Gehirn, und der Kranke wurde nad) Eröffnung feines Abfceffes gebeilt. In einem anderen merfwürdis gen Falle, wo Herr Begin furchtſam die Incifion des Gehirns unternommen hatte, fand man, einige Linien von dem Puncte ent— fernt, bis zu welchem das Biltouri aedrungen war, einen tiefen Abſceß. Es ift bekannt, daß Rapveyroute, der in einem Kalle, wo ein Abſceß an der Oberfläche des Gehirns fih befand, die Tre— panation vorgenommen hatte, e8 fehr dedauerte, fein Biftouri nicht in die Gehirnfubftang eingefenkt zu baben. Vielleiht bedauert es jest auch Herr Blandin, daß er das Gehirn nicht geöffnet und einen glüclihen Schnitt mit dem Biftouri gemacht habe. Doch wer Fönnte ihn wegen feiner übergroßen Vorficht tadeln® Es fehlt den Chirurgen gewiß nicht an Entfchloffenheit 5 aber in diefem be: fonderen Kalle, wo die Symptome fo undeutlich waren, war eine außerordentlihe Vorfiht nichts weniger als tadelnswerth. Es ift nur zu bedauern, daß Herr Blandin, als er jich zur Eröffnung des Abfceffes entfhlofen hatte, diefe nicht mit einem feinen Troi— cart gemacht bat: der Ausflug von Eiter würde ihm gezeigt haben, was zu thun geweſen wäre. Uebrigens bat die Erfahrung gezeigt, dag man noch fehr weit entfernt ift, alle Kranken, bei denen ein Gehirnabfceg geöffnet worden ift, zu heilen; der größte Theil uns terliegt, in der That, entzündlichen Zufällen, die jich in dem übrigen Theile der Gehirnmaſſe entwideln. Aus diefer Veobachtung ſchoͤpfen wir folgende nüsliche Lehren: 1) Es fann lange im vorderen Gebirnlappen eine entzündliche Affection und felbit ein Abfceß beftehen, obne daß fih, außer dem Schmerz an der verwundeten Stelle und einigen fympathiichen Er— fcheinungen, eine Störung der Senfibilität, des Bewegungsvermoͤ— gens oder des Verftandes zu erkennen aiebt. 2) Wenn bei einer Sractur der Schädelfnochen auf der Obers flähe der Wunde ein lebhafter, vollfommen umfchriebener Schmerz vorhanden ift und ſympathiſche Erfcheinungen eintreten, fo ift man, nah Anwendung der gewöhnlichen Mittel, dazu berechtigt, zur Zrepanation, zur Incifion der dura mater und vielleicht felbjt des Gehirns feine Zuflucht zu nehmen, 304 3) Die Trepanation ift nicht allein leicht auszuführen, ſon⸗ dern auch für den Kranken ohne alle Bedenklichkeit und erhöht die Gefahr der Krankheit nicht. 4) Man täuicht fich fehr, wenn man glaubt, daß nad) der Dperation der Eiter aus der fünftlihen Oeffnung ausfliegen werde, und wenn man ermartet, daß er den Wideritand, den ihm die dura mater entgegenftellt, überwältigen werde. (Archives gene- rales de medecine, Juin 1842.) MNMiscellen Eine Lähmung des nervus facialis, mit einer eigen- thümlichen phyſiologiſchen Erſcheinung, ift im American Journal von Dr. Zapriski mitgetheilt. Iohbn Warth, ein Matrofe, dreiumddreißig Sabre alt, wurde wegen fecundärer syphilis mit Erfoig behandelt, als plöglic die Muskeln der einen Gelihhtshälfte gelähmt waren. Der Mund war nad) Links verzogen, und die Bee mwegungen der Augenlider der rechten Seite waren aufgehoben. Die Bewegungen des untern Zheiles der Wange, die Bewegungen der Zunge und des Augapfels und alle Sinnesfunctionen waren nor— mal. Es war offenbar eine partielle Lähmung des n. facialisz; das Merkvürdigfte bei dieſem Falle war aber, daß der Kranke die Aus genlider willkürlich ſchließen Eonnte, während das unmillfürliche Zwinfern mit denfelben auf das linfe Auge befchränkt blieb, was zeigt, daß das willfürliche Schließen der Augenlider von einem anz deren Nerven abhängt, als das unwillkuͤrliche Zwinfern, weldyes von dem n, facialis abzuleiten ijt, während jenes wahrſcheinlich von dem ramus ophthalmieus n, trigemini abhängt, Die wird durch einen Fall von Duges, Revue medicale, Avril 1329, beftätigt, in welhem der n. trigeminus und der n. facialis gelähmt und jede Bewegungsfähigkeit der Augenlider volllommen aufgehoben war, Ueber die Mittel zur Auflöfung der Harnfteine bat Herr Leroy d’Etiolles eine Reihe von Erperimenten ans geftellt, worüber der Acadsmie des sciences ein günitiger Be: richt abgeftattet worden ift. Er iſt dabei zu folgenden Schlußſaͤtzen gefommen: 1) Gewilfe faure oder alfalifche Reagentien üben auf die Steine eine auflöfende Wirlung aus, welche hauptfächlic auf den Schleim wirft, der den feften falzigen oder fauren Molecülen als Bindemittel dient. 2) Ohne die Wirkung alkalifcher Getränfe auf Harnconcremente geradezu zu läugnen, Fann man dody behaup— ten, daß der Stein, wenn er nicht fehr Elein ift, von diefen Mit: tein nicht zerftört werden werde. 3) Die Injection ifl, dem Prinz cipe nad, ein viel wirkfameres Verfahren; kommt man aber zur Ausführung, fo bieten fih Schwierigkeiten, welche den Arzt in Berlegenbeit bringen Eönnen. 4) Es ift Flar, daß die Verbindung der Steinzertrümmfrung und der Steinauflöfung günftigere Refultate geben würde, als dieſes letztere Verfahren allein; denn der zerbro= chene Stein bietet für die auflöfende Einwirkung mehr Oberfläche. Indeß, da die erite Zerfprengung des Steines der fchwierigfte Act der Lithokritie ift, wäre e& wohl richtig, wenn man dieſes Refultat einmal erlangt bat, nun die Methode aufzugeben, um einen lange wierigeren und fchwierigeren Weg einzufhlagen? (Gazette med., 26. Mars 1842.) Bibliographische Neuigkeiten. Observations sur un nouveau genre de saurien fossile, le Neusto- saurus gigondarum, N., avec quelques notes geologiques sur la commune de Gigondas. Par Eugene Raspail (neveu). Paris 1842. 8. Mit 1K. Flore analytique et descriptive du Departement de la Vienne, avec planches et vocabulaire.. Par C. J. L. Delastre. Paris 1842. 8. Essai pratique sur l’action therapeutique des eaux minerales, suivi d’un Preeis analytique des sources minero - thermales connues. Par M. Chenu. Tome 1er. Paris 1842. 8. A case of carcinomatous stricture of the Rectum, in which the descending Colon was opened in the Loin. By Alfred Jukes, Surgeon to the General Hospital, Birmingham. London 1842. 8. nn — Menue Notizen aus dem Gebiete der Hatur - und Deilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober» Medicinalrame Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffior Froriep zu Berlin. No. 504. Gedrudt im Landes -Induftriers Somptoir zu Weimar, (Nr. 20. des XXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, ? Thlr. oder 3 51.30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. September 1842. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. a Ak —— kant Maid aß Ueber einige Befonderheiten in der Girculation der Leber. Bon Alcrander Shaw, Chirurgus am Middlefer s Hofpital. (Der British Association vorgelefen am 24. Suni 1842.) Einige unlängft über die Wirkung des Athemholens auf die Girculation des Blutes im Venenſyſteme angeftellte Beobachtungen veranlaßten mich, die böchft eigentbümliche Lage der Leber in Ber treff der bei'm Athemholen ftattfindenden Bewegungen des Iwerd;e fells und des thorax in Betracht zu ziehen. Ich gedenfe, nachzu— weifen, daß die Strömung des Bluts in diefim Organe durd die abmwechfelnde Auedehnung und Zufammenziehung des thorax bei der Refpiration ſehr betheiligt wird, und daß die allgemeine Wirkung diefer Ihätigkeit in einer Begünftigung des Fluffes des Bluts von der Leber nad) dem Herzen biftcht. Daß irgend eine beibülfliche Kraft in Anfprudy genommen werde, um die Ruͤckkehr des Blutes aus diefer Drüfe zu erleichtern, ſcheint ſich ſchon aus einer näbern Betrachtung der eigentbümlichen Girculation der Leber zu ergeben. Bekanntlich ſchreibt man die Function der Verarbeitung der Galle einem Blutgefäße zu, wildes ur: fprünglid aus dem Wenenfyfteme ftammt, aber den Character einer Arterie annimmt. Die vena portae ift zwar eigentlich nur ber ges meinfc&aftliche Name einer aewiffen Partbie von Venen und bietet diefelbe Etructur, wie die Venen überhaupt, dar, theilt fich aber, fobald fie die Reber erreicht, nach Art der Arterien, in zablreiche Aeſte und eraicht das fih in ihr aus den Abdeminaleingeweiden fammelnde Blut, gleich einer Arterie, zuerft durd die ganze Sub— ftang der Drüfe und dann weiter in die rechte Seite des Herzens. Man darf auch nicht überfeben, daß die Abbominalvenen, deren Stamm die vena portae ift, feine Klappen befigen, melde jene vor dem Ruͤckſtauen des Blutes bewahren fönnten, wie dich bei den übrigen Venen des Körpers der Fall ift. Das fraglidhe Blut- aefäß hat alfo, obme daß es durd) irgend einen Hülfsapparat un» terftügt würde und während ihm nur diefelbe von Hinten treibende Kraft zu Gute kommt, wie andern Venen, dennoch diefelben Func⸗ tionen zu erfüllen, wie fonft die Arterien, während dieſe dech, ab: nefeben von dem Antriebe, den fie vom Herzen erhalten, durch die Gontractibilität und Gfafticirät ihrer Wandungen bei der Vers theilung des Blutes ſehr bedeutend unterftügt werben. Wenn wir folglich die Traͤgheit bedenken, mit welcher unter ſolchen Umftän: den das Blut vermittelft der Pfortadergefäße dur die Leber gelei⸗ tet werden muß, und wie fehr daher die innerfte Structur der Drüfe der Gefahr von Gongeftionen unterworfen ſeyn muß, fo 1ä6t ſich mit Recht erwarten, daß zur Befchleunigung der Gircula: tion irgend eine andere Kraft behülflicd, feyn werde, N9. 1604, Der Einfluß, den die Thätigkeit des Athmens auf Beguͤnſti— gung dır Strömung tes Blutes nad) dem Herzen zu bat, ift bis— bir hauptfählih in Beziehung auf die Venen des Oberkörpers ſtu— dirt worden. Bekanntlich wird, jedesmal wenn fi der thorax während des Einatbmens austıhnt, das Blut mit befcleunigter Gefhmwindigkeit dureh die Halevenen nach dım Herzen actrieben, und während des Ausathbmers tritt eine vorübergebente Verzoͤge— rung ein. Dieß zeige ſich hoͤchſt deutlih, wern die Refpiration mit bedeutender Drftigkeit von Statten gebt. Sedermann muß be= merkt haben, daß bei einer anhaltenden und heftigen Erfpiration, z. B., bei'm Huften, Niefen, Schneuzen, oder wenn man bıi’'m Singen lange diefeibe Note tönen leßt, die Haut des Kepfs, Ge— fihts und Halſes ſich roͤthet, und daß die Venen an Schläfe, Stirn und Hals anſchwellen; und ebenfo kann Niemandem entgan— gen feyn, daß diefe Erfcheinungen alebald verfchwinden, wenn das Einathmen ftattfindet. Die Erklärung diefer Erfcheinunaen kann cbenfalld als hinrei- chend bekannt angefehen werden. Dim verftorbenen Sir Dav'd Barry verdankt man hauptſaͤchlich vie entfcheidenden Verſuche, auf wechen diefelbe beruht. Während des Einathmens wird nit nur der Theil des Bruftkaftens, in dem ſich die Lungen befinden, ausgedehnt, fendern der Raum, in welchem dad Herz liest, eben— fals erweitert. Der membranenartige Sad, welder das Herz umgaiebt, d. h., der Herzbeutel, ift auf der einen Seite am obern Theile des thorax an die Gefäße, und auf der andern Seite un— ten an die convere Oberfläche des Zwerchfelles in fol’ einer Weite befeftigt, daß jedeemal, wenn diefer große Einathmungsmuskel dur die vereinigte Thätigkeit feiner feitlicken und untern Theile gegen den Unterleib zu niederfinkt, die Wardungen des Herzbeutels gedehnt, weiter auseinanderarzogen und voneinander entfernt aehals ten werden, daher denn die Hoͤhle des Herzbeutels nah allen Rich— tungen hin größer wird. Diefe Erweiterung fann aber nicht flatts finden, obne daß fich ein particlles Vacuum kildet, daher ſich das Blut in den Venenftänmen in der Näbe des Herzens anhäuft und in Folge des Luftdrucks mit befchleunigter Geſchwindigkeit in das rechte Herzobr ceinftrömt. Wenn ſich dae Herz mit der normalen Quantität Blut gefüllt bat, wird die Gefahr der übermäßiaen Ausdehnung dadurd verhindert, daß die Wandungen des Herzbeu— tels, in dem Verhältniffe, wie das Zwerchfell weiter hinabſteigt, mehr und mehr gefpannt werden und ſich dadurch dem Herzen in der Weife nähern, daß es an denfelben eine Stüge findet. Eobald die Erfpiration folgt, vermindert fich die Gapacität der um das ‚Herz ber befindlichen Hötlurg, weil ſich zugleich die Rippen fene fen und das Zwerchfell fich erhebt und alfo der Herzbrutel in eis nem gewiffen Grade zufammengedrüdt wird; daher denn die Gtrds mung in den Venenffämmen entweder einfach verzögert cder, wenn 20 507 die Erfpiration fehr ſtark ift, das Blut in die Venenftämme: gu: rückgerrieben wird. Dieß ift eine allgemeine Darftellung der Art und Weife, in welcher das durch die Vene nad) dem Herzen fließende Blut durch den Mechanismus der Refpiration in feinem Laufe betheiligt wird, Alvin in feinem, von mir darüber nachgeſchlagenen Werke habe ich gefunden, daß man diefelbe Anficht in Bezug auf die Circula— tion in der Leber geltend gemacht harte. Wenn wir indeß die rer lacive Lage der Leber und Brufteingeweide, in’sbefondere die Nähe des Theile betrahten, wo bei’m Einathmen ein partielle Vacuum gebilder wird, fo leuchtet ohne Weiteres ein, daß die bei der Res fpiration ftattfindenden Bewegungen auf die Girculation des Blur tes in der Leber einen hoͤchſt wichtigen Einfluß außern werden. Kurz, es läßt ih, meiner Anfiht nah, beweiſen, daß die neue Kraft, welche der aus der Leber austretenden Blutftrömung durd) die Reſpirationsbewegungen mitgetheilt wird, die Eirculation in diefer Drüfe in einer ſolchen Art begünftigt, daß dadurd) für die Schwaͤche des von der vena portae herrührenden Impulſes ein hinreichender Erfaß geluiftet wird. Die Richtigkeit diefer Annahmen wird gewiß noch deutlicher einleuchten, wenn wir 1) die befondere Stelle beachten, bei welcher die venae cavae hepaticae in den thorax eintreten, um von da aus in dag Derz einzumünden;z 2) wenn wir die eigenthümfiche Structur dieſer Gefäße be— trachten, und 3) wenn wir die Veränderungen bedenken, denen die Muͤn— dungen der venae cavae hepaticae bei den verſchiedenen relativen Lagen des Zwerchfells und der Leber während des Ein- und Aus— athmens unterworfen find. Was zuerft die Stelle anbetrifft, wo die venae hepaticae in die vena cava inferior einmünden, fo ift Jedem, der je einer Section beigewohnt hat, zu Genüge bekannt, daß gerade an dem Puncte, wo die vena cava inferior die mittlere Schne des Zwerch— fells durchſetzt, um in den thorax einzubringen, die venae cayae hepaticae in jencs große Gefäß einmünden. Sa man Eann fagen, daß die Stämme, aus welchen die legtgenannten Gefäße beftehen, felbft das Zwerchfell durchbohren; denn vermöge deren Vereinigung mit der vena caya inferior genau an der Stelle, wo diefe durch die mittlere Sehne ftreiht, erhält die Deffnung eine unregelmäßig dreieckige Geſtalt, worauf bei Demonftrirung des Zwerchfels auf: merkfam gemacht wird, Die Mündungen der Lebervenen öffnen ſich alfo in die vena cava inferior gerade da, wo dieß Gefäß ſich eigentlich) innerhalb der Höhlung des Herzbeuteld befindet und in das rechte Herzohr einzutreten im Brariffe ift. Wenn alfo bie Höhlung duch die Erhebung des Bruftbeins und die Senkung des Zwerchfells erweitert und alſo ein partielles Vacuum erzeugt wird, fo wird das Blut mit befchleuniater Gefhwindigkeit durch diefe Deffnungen in die vena cava inferior cinftrömen. Es wird aus den venae cavae hepaticae herausgefaugt und faft unmittelbar in Das Herz eingeführt werden, Zweitens haben wir die Structur der Lebervenen zu beachten, welche wir mit der von uns ausgefprochenen Anficht in Uebereine fiimmung finden werden. Die venae cuvae hepaticae find fo ges bildet, daß deren Wandungen nicht zufammenfallen Eönnen, wenn fie dem Drucke der Atmoſphaͤre unterworfen find. Mir ift nicht bekannt, daß bis jest von irgend Jemandem eine genügende Darftellung des Zweckes geliefert worden wäre, zu wel em die Venen, welde das Blut aus der Reber zuruͤckfuͤhren, ihre eigenthümliche Bildung erhalten. Um den Genenjtand gehörig zu verftehen, müffen wir betrachten, welche Wirkung Gefäße, deren Wandungen aus denfelben dünnen Membranen, wie die Venen überhaupt, beftänden, nothwendig hervorbringen müßten, wenn fie dem atmofppärifben Drucke an einer Stelle unterworfen würden, die fich in der Nähe ihrer Einmündung in das Herz befände, Bielen der Anweſenden dürfte bekannt feyn, daß ein angefebe: ner Phyfiolog, Dr. Wilfon Philip, der Royal Society *) eine Denkſchrift überreicht hat, in welcher er die ganze Theorie, daß die *) Philosophical Transactions, June 1831. 308 Eirculation durch die Nefpirationsbewegungen begfinftigt werde, über dem Haufen zu werfen ſich bemühte. Der Hauptgrund , auf welchen feine gegentpeilige Anficht ſich ftüßte, war folgender: Er behauptete, daß, wenn während des Einathmens ſich in der das Herz umgebenden Höhlung ein partielles Vacuum bildere, die erfte auf die außerhalb diefer Höhlung liegenden und mit ihren Muͤn— dungen in diefelbe hineinreicyenden Venen ausgeübte Wirkung in dem Zufammenfallen ihrer Wandungen beftehen mülfe. Er ſchloß, daB, da die dicht am Derzen liegenden Venen nicht, wie die Röhren bei Waſſerhebemaſchinen, ftarre, fondırn birgfame Wandungen befäs Ben, der Druck der Urmofphäre diejelben zufammenpreffen würde, wenn die Annahme, daß fich während des Einathmens ein partiels les Vacuum bilde, wirklich gegründet wäre; daher denn während dieſer periodifchen Nefpirationsbewegung der Lauf des Blutes vers zögert und nicht befchleunigt werden müffe. Diefer Einwurf erfcheint auf den erften Blick unwiderleglich; allein fo erheblich er auch feyn mag, fo thut er doc der Gültigkeit der Theorie, theils in Betreff der Dalsvenen, theils ruͤckſichtlich der bier zunachſt in Betracht Eommenden £ebervenen, durchaus keinen Eintrag. Ehe ich von den legtgenannten Venen weiter handle, will ich kürzlich die Einrichtung am Halfe darlegen, vermoͤge deren die dort befindlichen Venen zu der Zeit, wo fich der partiell luftleere Raum in dem thorax zu bilden beginnt und beren Blut dem Ders zen ſchneller zufteömt, vor dem armofphärifhen Drucke geſchuͤtzt werden, Diefer Gegenftand ift unlängft von einem leider viel zu früh dahingefchiedenen Amatomen beleuchtet worden, Obwohl Sir Char: les Bell, vielfaher Beobachtungen wegen, keineswegs bezweifelte, daß das Blut während des Einathmens mit beſchleunigter Ge— fhwindigfeit durdy die Halsvenen nad) dem Herzen getrieben wer— de, fo war er doch aus ähnlichen Gründen, wie die von Dr. Wils fon Philip aufgeftelten, mit der gewöhnlichen Erklärung der Er— fcheinung unzufrieden und fuchte daher zu beiweifen, wie jene Bes nen während der Erweiterung der Brufthöhle vor den Wirkungen des atmofphärifhen Drucks gefchügt würden. Zu dieſem Ende madjte er auf die relative Lage diefer Gefäße und der ihnen ber nachbarten Muskeln und auf die Thätigkeit diefer Muskeln waͤh— rend des Einathmens aufmerffam ”). Den UAnatomen ift bekannt, daß jeder der großen Benenftäm- me, welche Blut von dem Kopfe gurücführen, nämlid, die venae jugulares externae und internae, von befondeern Muskeln bedeckt it. Die Äußere Jugularvene liegt unter den Faſern des breiten Muskels, welcher ſich über die Seite des Halfes ausbreitet, des m. platysmamyoides, und die innere unter dem m. sterno-cleido- mastoideus. Wenn fich nun die Bruft bei'm Einatbmen hebt, fo befinden fich diefe Muskeln im Zuftande der Contraction. Dieſe ſteht thatfächlich feft, und man kann fich binlänglid davon über: zeugen, wenn man das Anfehen des Halſes bei'm Cinathmen im Spiegel beobachtet. Daraus folgt, daß die Faſern des m. platys- mamyoides und sterno-cleido- mastoideus während der Inſpira— tion ftarr find, und daß fie während diefes Actes die unter ihnen liegenden Venen vor dem Drucde der Atmofphäre wirkſam fchügen. Dieß ift jedoch nicht Alles. Durch die Zufammenziehung die: fer beiden Muskeln während der Sufpiration entjteht noch eine an: bere intereffante Wirkung. Wir dürfen nicht -überfehen, daß bei ber Ausdehnung der Bruftböhle das Bruftbein vorgedrängt und die Schlüffelbeine und Schultern gebobin werden. Vei'm gewöhne lihen leichten Athmen fällt dieß vfelleicht eben nicht auf, allein wenn Semand heftig atbmet, ftellt es fih fehr deutlich dar. Wenn nun das Bruftbein vorwärtebewegt und die Schlüffelbeine gehoben werden, während zugleih der m platysmamyoides und sterno- cleido-mastoideus im Zuftande des Gontraction fich befinden, fo fragt es fih, in welcher Verfaffung fid) der Raum unter dieſen Muskeln, in weldem eben jene Benenftämme liegen, befinden werde. Da die Muskeln an das Bruftbein und die Schlüffelbrine angefügt find, fo werden fie offenbar durd die Bewegungen dieſer Knochen betheiligt, und indem ſich letztere vorwärts und aufwärts bergen, *) Vergl. Sir Eh. Bell, Practical Essays, Part. I. 309 kommen bie Muskelfchichten in eine größere Entfernung vom Ruͤck⸗ grate. Daß ein ſolches Anſchwellen der untern und feitlichen Theile des Borderhalfes bei'm tiefen Einathmen wirklich eintritt, davon kann man fich leicht überzeugen, wenn man dabei die Daumen über bie Schlüffelbeine legt; nod) genauer erfennt man dieß, wenn man an die feitlichen Theile des Halſes einen Zafterzirfel anlegt und an der Scale deſſelben beobachtet. wie weit die Schenkel deffelben bei'm Einatymen voneinander gefchoben werden. Ein ſolches Vorwärtss treiben diefer Muskeln kann aber nur unter der Bedingung ftatts finden, daß der räumliche Inhalt der unter ihnen liegenden Reaion vergrößert wird, und auf der andern Geite ift Elar, daß diefe Aus— dehnung in der fraglichen Region ein partivles Bacuum erzeugen muß. In demjenigen Theile des Hatſes, wo die Venenſtaͤmme ein: gelagert find, findet alfo während des Ginatbmens cin ähnlicher Proceß ftatt, wie der, welcher im thorax eintritt. Wenn bei der Snfpiration in dem thorax ein partielles Vacuum erzeugt wird und das Herz und die großen Gefäße dadurch einen geringeren Luft: druck erleiden, werden zugleich der m. platysmamyoides und ster- no-cleido -mastoideus von dın Venen des Halfes weggehoben, fo daß fie verhindern, daß diefe unter dem Drucke der Armofphäre ufammenfallen; allein überdem wird in Folge der eigenthümlichen ewegung diefer Muskeln zugleich in der Gegend der großen Bes nen ein partielles Vacuum gebildet, was die Wirkung hat, daß das Blut aus den Eleinern Gefäßen berbeigezogen und mit größerer Gefhwindiafeit in die Nervenftämme eingeführt wird, wodurch die Girculation befchleunigt werden muß ). Während des Ausath— mens, wo der Fluß des Blutes nah dem Herzen zu, in Kolge dır 3ufammenziehung des thorax, verzögert wird, und folglich eine Dinneigung des Blutes zum Zuruͤckfließen ftattfindet, erfchlaffen die *) Der Berfaffer, deffen Anſichten ich hier mittheile, hat diefe Meinung rücfichtlich der Thätigkeit der Halsmuskeln zur Loͤ— fung einer intereffanten und bis dahin dunfeln Frage benußt, nämlic; weßhalb die atmofphärifche Luft bei Operationen am Halfe in die Venen gezogen wird, Niemand möchte wohl ge: genwärtig läugnen wollen, daß bei'm Ausfchneiden von Ge- fhmwülften am Halfe oder in der Nähe der Schultern zuwei— len Zuft in den Stamm einer verligten Vene eindringt und den plöglichen Tod des Patienten veranlagt. Gegen die früs ber beliebte Erklaͤrung diefes Umftandes, daß nämlich die Luft durch den Einfluß des während des Einathmens in der Herz— beutelhöhle entftehenden particllen Vacuums in die Venen ge= zogen werde, ließ fi) erinnern, daß, wenn das Gaugen vom thorax aus ftatıfinde, das Gewicht der Atmofphäre die außer: halb dieſer Höhle liegende verlegte Vene zufammendrücden und die Wunde fo wirkffam fchließen müffe, daß Feine Luft eindrins gen könne Nehmen wir aber an, daß durch die oben befchrie= bene Thätigkeit der Muskeln während des Einathmens in dem Halfe felbft ein partielles Vacuum gebildet werde, und daß der Patient unter dem Reize des Schmerzes nach der Ver: leguna einer der Denen einen langen und tiefen Athemzug thue, fo läßt fich leicht einfehen, wie die Luft in die Oeffnung der Vene gewaltfam eindringen und den pfeifenden Zon vers anlaffen koͤnne, welder von Denjenigen, die unter folchen Umftänden den Tod plöglic haben eintreten fehen , beobachtet worden ift. Sn demfelben Werke, welches diefe Bemerkungen enthält, bat Sir Charles Bell das Princip, auf weldes fich diefelben ftügen, zur Erklärung eines andern ſchwierigen phyfiologifchen Punctes angewandt. Es bat den Phyſiologen nicht wenig zu ſchaffen gemacht, die Kraft genügend zu erklären, durch welche die im ductus thoracieus enthaltene Klüffigkeit vormwärtsae: trieben wird, und in’ebefondere darzuthun, warum diefelbe den langen Umweg einfchläat, um bei der Vereinigungsftelle der vena jugularis interna mit den venae subelaviae in das Ve— nenfoftem zu gelangen. Wenn wir aber bedenken, daß an der Stelle des Halfes , wo die Einmündung ftattfindet, fortwaͤh— rend ein Saugproceß thätig ift, und daß der ductus zur Ver: binderung des Zurüclaufens der Flüffigkeit mit Klappen vers fehen ift, fo finden beide Kragen ihre Erledigung. 310 Muskeln des Halfes und fenfen fid) mit dem Bruftbeine und ben Sclüffelbeinen, daher der von den Venen eingenommene Raum ver- ringert und diefe einigermaßen zufammengedrüdt werden, fo daß das Blut weniger leicht zurücktreten kann. Sc habe mid) veranlagt gefehen, fo lange bei dem Mechanis-— mus im Halſe, durd weichen der Zuftand der Venen den bei der Refpiration ftattfindenden Weränderungen angepaßt wird, zu ver— weilen, damit ich die zur Erreihung eines ähnlichen Zweckes in Berreff der Gefäße der Leber nöthige Einrichtung defto bündiger nachweifen Eönnte. Giebt man zu, daß wegen der relativen Lage diefer Drüfe und der Herzbeureltöble die Venen, weldye das Blut aus derſelben in dag Herz führen, dur das in diefir Höhle bei'm Einathmen erzeugte Vacuum betheiligt werden koͤnnen, fo ırfcheint es als nothwendige Bedingung, daß diefe Grfäße befähigt ſeyn müf- fen, dem Zufammenfallen in Kolge des Druckes der Atmofphäre zu wirerftehen. Nun bin ich aber vollfommen überzeugt, daß die ei— gentbümliche Structur, ww Ice die venae cavae hepaticae chara— cteriſirt und die ploͤtzliche Weife, in der jie ſich aus der feſten Sub— ftang der Leber alsbald in die Herzbeutelböble begeben, zu der in der Bruſthoͤhle ftattfindenden Saugkraft in directer Beziehung ſtehen. Die Lebervenen liegen in Ganälen, welche gleichfam in die fefte Subitang der Leber ausgehöhlt find, und zumal verdient der Um— fand Beachtung, daß zwifchen der die Wandungen diefer Ganäle bildenden drüfenartigen Sıructur und den tunicae propriae diefer Venen Eein loceres Zellgewebe zu finden ift. Die äußern Mem— branen der Venen adhäriren vielmehr direct an dem fecernirenden Gewebe der Reber. Daraus folgt, daß ſich diefe Venen in ihrem Sharacter der Natur ftarrer Röhren nähern. Da um diefelben ber eine lockere Zellmembran vorhanden ift, fo Eönnen fie nicht zuſam— menfallen, und die Wandungen derfelben fönnen ficy einander nur infoweit nähern, als die derbe Structur der Leber, mit der fie ver— wachfen find, dieß geftattet. In Folge diefer eigenthümlichen Eins rihtung laffen fi, wenn man in die Leber einfchneider, die venae cavae hepaticae fo leicht von den Zweigen der Prortader unters fcheiden, welche in ähnlichen Ganälfen liegen. Die legtern Venen find von einer Zellgewebſchicht umgeben, welche deren Außere Ober: flächen mit den Wandungen der Candle und den fie begleitenden Gefäßen verbindet, und da fie auf diefe Weife Spielraum baben, fo fallen fie auch, wenn fie blutlos werten, zufammen. Da aber die venae cavae hepaticae fejt mit den Wandunaen ibrer Ganäle verbunden find und dicht an denfelben liegen, fo ſchließen fih ihre Mündungen, wenn man fie durchfchneidet. nicht, und an diefen Eaffenden Mündungen erkennt man fie eben leicht. Diefe ftarre Befchaffenheit der venae cavae hepaticae zeigt fib am Deutlich: ften an der Bafis der Leber, wo fie in Guftalt großer Stämme beraustreten, um fich in die vena cava inferior zu begeben. Dort find deren Mündungen fo weit und klaffend, daß man, wenn der Schnitt rein ift, längs der offenen Röhren tief in das Innere der Drüfe bineinbliden Eann. Meines Erachtens ift demnach diefe ftarre Befchaffenheit der Venen, welche das Blut aus der Reber in das Herz leiten, von boher teleologifher Bediutung. Die Leber liegt aanz in der Näbe des thorax und wird auf allen Seiten durdy den Drud der Abdo— minalmusfeln des Zwerchfells und der Baucheingeweide gleichfoͤrmig geftügtz ihre Tertur ift To feft, daß die durchgehenden Venenſtaͤm— me, deren umbüllende Candle aus der feften Gubftang der Leber beftehen, unter -diefem gleichförmigen Drucke ftets offen bleiben müffen, und daraus folat, daf, wenn das bei'm Einathmen in der Herzbeutelhöble entftehende partielle Vacuum eintritt, das in den mit diefer Höhle unmittelbar communicirenden Venen anaebäufte Blut in das rechte Herzohr gezogen oder gefaugt wird, ohne daß deren Wandungen zufammenfallen, fo daß die ganze Girculation in der Leber einen neuen Schwung erhält. Drittens möchte ich die Aufmerkfamkfeit meiner Zuhörer auf die Wirkung zieben, welde durch die beim Ein- und Ausathmen abwechſelnd eintretende Zufammenziehung und Erfchlaffung des Zwerchfells auf die Lebervenen ausgeübt wird, welde auf ihrem Wege von der Leber zum Herzen dur das Zwerchfell freichen. Da die Lebervenen, um aus der Unterleibshöhle in die Bruſt— höhle zu gelangen , durch die Mittelfehne des Zwerchfells ftreichen, 20 + 511 und da während der abwechſelnden Bewegungen bes Ein= und Ausathmens eine auffallende Veränderung in ter relativen Lage der Leber und des Zwerchfells eintritt, fo hat man natürlich) anzus nehmen, daß periodifch eine merkliche Veränderung im Ealiber je— ner Venen eintrete, daß fie bei der einen Bewegung einen größern Durchmeſſer darbieten, als bei der andern. Diefe Annahme wird denn auch durch genauere Unterfuchung volltommen beftäligt, und man wird fehen, daß die Beſchaffenheit der Oeffnungen genau mit Demjenigen übereinftimmt, was man zu erwarten hat, wenn man meine Anjihten ruͤckſichtlich des Zweckes der eigenthümlichen Structur der venae cavae hepaticae, daß nämlich dadurch der Kauf des Blutes nah) dem Herzen vermöge des im thorax ftattfindenden Saugens beſchleunigt werden Eönne, für richtig gelten läßt. Wir wollen zuvörderft die Wirkung betrachten, welche durch die Zufammenziehung des Zwerchfells bei dem Einathmen auf die Dimenjionen der Deffnung hervorgebracht wird. Man darf nicht vergeffen, daß die Mustelfafern des Zwerch— fells gegen die ſchnurformige Sehne hin convergiren, fo daß jie an diefe lestere nach allen möglichen Richtungen angefügt find. Dur: aus folgt, dab, wenn fie jih zulammenziehen, fie von zahlreihen verfihiedenen Puncten aus gleihförmig an der Sehne ziehen wer— den; und die dadurch zumege gebradhte Wirkung wird feyn, daß die Sehne über der glatten, converen Dderfläche der Leber, welche mit jener in Berührung liegt, ausgebreitet und entfaltet wird. Die nothiwendige Folge diefer Art von Ausfpannung der Sehne wird aber ſeyn, daß die Deffnung, durch weldye die venae ca- vae hepaticae durch das Zwerchfell ftreihen, fo ſtark als möglich erweitert wird. Demnach ift, wihrend desjerigen Acts der Reſpi— ration, durch welchen, wie man früher gefehen, ein partielles Va— cuum in der Bruftpöhle gebildet wird, und durch weichen das in der Leber angefammelte Blut einen neuen Antrieb zum Strömen nad dem Herzen erhält, die Oeffaung im Zwerchfelle, durch welche eben diefes Blut fließen muß, bis zu ihrem größten Durchmeffer erweitert, fo daß das Blut in feinem Laufe nirgends beengt iſt. Noch ein anderer Umftand, welcher auf das gleiche Ziel hin— wirkt, verdient unfere Aufmerkfamkeit. Wenn während des Eins athmens die Rippen gehoben werden und folglih nicht mehr auf die Leber drücken Eönnen, während zugleich das Zwerchfell jich ſenkt und die Drüfe niederwärts treibt, fo muß dieſe eine gewilfe Ab: plattung oder feitliche Verbreitung erleiden und zugleich ſich ein wenig von dem Herzen entfernen. Die Wirkung diefer Verändes zungen auf die Venenftämme im Snnern der Leber leuchtet ohne Weiteres ein. Sie werden gerader geſtreckt oder in eine folche Lage gebracht worden, daß das Blut leichter in denfelben fortftrömen Eann ). Wir haben bier alfo wiederum eine Einrihtung, welche den freien Auctritt des Blutes zu der Zeit begünftigt, wo das Saugen innerhalb der Brufthöhle in Thätigkeit tritt, fo daß das Blut mit vermeheter Kraft aus dem Innern der Leber herausge: pumpt wird. Zunaͤchſt will ich den Zuftand der Deffuung im Zwerchfelle zu der Zeit betrachten, wo das Ausathmen fLattfindet. Derfelbe ilt, wie man fehen wird, von demjenigen, welcher bei'm Einathmen eintritt, durchaus verfhieden. Da bei dem Acte des Austreibens der Luft die Fafern des Zwerchfells erfchlafft find, fo verliert die Mittelfehne deffelben ihre Spannung und fällt zuſammen. Folg— lich nähern fid) die Ränder der Oeffnung, durch welche die Leber: venen ftreihen, einander und der Durchmeffer der legtern wird geringer. Noch ein Umftand verdient, beachtet zu werden. So wie das Zwerchfell fchlaff wird und die Leber in der Richtung des thorax *) Der Proce$ ift ziemlich derfelbe, wie derjenige, welcher bei'm Säugen in den Brüften ftattfindet. Bevor das Kind feine Lippen an die Warze bringt, haben die milchführenden Roͤh— ren eine gewundene oder im Zickzad gehende Richtung. So— bald aber die Warze in die Höhe gerichtet ift, bewirkt das Saugen an derfelben eine Verlängerung und Gerabderichtung der Röhren, fo daß die Milch leichter aus denfelben heraus— ftreihen kann. 312 in die Höhe fteigt, nehmen die Stämme der Venen zwifchen der Leber ud dem Herzen eine mehr oder weniger gewundene oder faltige Geſtalt an. Die Folge diefes ‚Rungzeligwerdens der Ve— nen wird ſeyn, daß das Blut alddann in feinm Laufe mehr oder weniger behindert wird. Ueberdieß rutihen während des Ausathmens die Oberflächen bes Zwerchfells und der Leber in einem gewiffen Grade übereinans ber hin. Stellen, die vorher aneinanderlagen, hören nun auf, eins ander genau zu entfprehen. Die Folge diefer veränderten relatis ven Zuge it, daß in dem Laufe der Stämme der Lebervenen eben= falls eine bedeutende Veränderung eintritt, fo daß jie nun in einer ſchraͤgen und nicht mehr in gerader Richtung von der Leber nad) dem Derzen jtreihen. Mit andern Worten, die Mündungen der Lebervenen ſtehen nun nicht mehr der Drffnung in der Mitrelfehne des Zwerchfells gerade gegenüber, fondern die Sehne greift zum Theil über diefelbe, fo daß fie wie durd eine Klappe over Schei— demand mehr oder weniger geiperet werden. Die duch die verfchiedenen eben angeführen Urfachen zuwege gebrachte VBerftopfung der Canäle des von der Leber nad) dem Der: zen freihenden Biutes findet jiy nun mic den Anſichten, Deren Darlegung der Zweck diefes Artikels ift, ganz in Uebereinſtimmung. Zur Zeit des Ausathmens ift die Derzbeuteihöhle in einem Zuſtan— de, der dem, in welchem fie fi zur Zeit des Einathmens befindet, entgegengefegt iſt; fie ift, gleich dem übrigen thorax, zufammenges z0gen, und das Herz wird demnach in einem gewiffen Grade zus fammengedrüft. Allein wenn dajfelbe gerade mit Blut gefüllt ift, fo muß die nothwendige Folge einer folhen Zufammendrüdung feyn, daß das Blut in das Innere der Leber zurücgerrieben wird. Wegen der Starrheit der Wandungen der venae cavae hepaticae und des offenen Zuftandeg ihrer Mündungen, da, wo dieſelben aus der Leber treten, würde das Blut Leiche in diefelben zurücktreten, wenn fie nicht durch eine befondere Einrihtung davor gefhügt wär ven. Wie wir bei'm heftigen Ausathmen das Geſicht durch das Ruͤckſtauen des Blutes in die Dalsvenen roth oder purpurroth werden fehen, fo würde das Blut audy gewaltfam in die Leberve— nen zucüdgetrieben werden und daraus fur die zarte Gtructur der Lippchen der Leber offenbar große Gefahr entfpringen, wenn nicht dafür geforgt ware, daß zu derfelben Zeit die Venenftamme ges fhlofen und dadurch die rücdkehrende Strömung des Bluts ge— hemmt würde *). So ınuß man denn fließen, daß die Veränderungen, die ſich in der relativen age der Leber und des Zwerchfells und in den Deffnungen für die Lebervenen während des Athemholens ereignen, zu dem in der Bruſthoͤhle ftattfindenden Saugen in einer unverfenns baren Beziehung ftehen. Wenn fih in Folge der Ausdehnung des thorax in der Derzbeutelhöhle ein partielles Bacuum bildet und der auf die Leber wirkende atmofphärifhe Druck das Blut mit beſchleu— nigter Gefchwindigkeit nah dem Herzen zu treibt, fo iſt der zur Ueberführung des Blutes dienende Canal weit geöffnet und gerader geſtreckt; aber wenn bei der duch das Ausathmen bewirkten Zu: fammenziebung der Brufthöhle das Herz zufammengedrüdt wird und das Blut in Gefahr geräth, in den offenen Ganal der Leberve— nen zurüdgetrieben zu werden, wird das Galiber der Venenſtaͤmme vermindert und deren Mündung theilweiſe gefchloffen. Da nun allgemein anerfannt wird, daß das Einathmen ein weit Eräftigerer und pofitiverer Proceß ift, als dag Ausathmen, fo folgt daraus, daß die Girculation in der Leber durch den Einfluß des atmofphärifhen Druckes begünftigt wird. Die während des *) Ich will bei diefer Gelegenheit auf eine ziemlich ähnliche Einrihtung an den Venen des innern Augapfels aufmerkffam machen, durch welche die zarten Gewebe dieſes Organs vor den Wirkungen des Zurucktretens des Blutes während der Ex— fpiration gefhüst werden. Sn einem von mie, im October 1837, der London medical gazette mitgetheilten Artikel bes mübte ih mich, darzuthun, daß die gewundene Geftalt der auf der membrana choreidea fih veräftelnden Venen den Zweck habe, die Kraft der rücwärtsgehenden Strömung des ie bei'm Niefen oder fonft einer heftigen Erfpiration zu brechen. 313 Einatbmins in Thätigkeit befindlihe Saugkraft wiegt nicht nur die während des Ausathmens ftattfindende Behinderung auf, fons dern überbebt auch, vermöge der directen und bedeutenden Dülfe, die fie der Strömung des Blutes in den &ebervenen leiftet, das Syſtem der Pfortadergefäße einer Function, welcher es fonft nicht gewachſen feyn würde, fo daß dadurch der Blutumlauf in der Drüfe überhaupt begünftigt wird. (London Medical Guzette, July 1842.) Miscellem „Weber eine eigentbümlidhe Anordnung der Blut: gefäße in der Shwimmblafe der Fiſche und über das Zeugniß, welches diefeiben über die eigentliche Function dieſes Organes ablegen,“ ift ein Auffag des Herrn Quekett in der Vrrfammlung der mikrofcopifchen Gefellfhaft zu London, am 20. Juli, virlefen worden. Der Verfaffer, nachdem er auf drei Hauptmodificationen der Luftblaſe der Fische hingedeutet hatte, befchrieb zunaͤchſt die des Kabeljau’s als einen dien musculöfen Sad, aͤußerlich obne Oeff: nung und an der Ventralfeite mit einem hoͤchſt gefäßreihen Koͤr— per verfehen, von weldyem man angenommen hatte, daß er die in der Blafe enthaltene Luft fecernirez; er befchrieb ferner die feinere Anordnung der Gefäße diefer fogenannten Drüfe, deren Gapillar: ſyſtem, aus einer großen Anzahl varallellaufender Gefäße beftebend, welhe in Bündeln zufammengehäuft find und an der freien Ober: fläche der Drüfe Schlingen bilden; auch in dem anderen Theile der Luftblafe war die Unordnung merkwürdig wegen der parallelen 514 Weife, in welcher die Gefäße gelagert waren; in dieſem Kifche lagen drei, in anderen aber bis auf ſechs Gefäße parallel neben: einander. Die Thatſache, daß die Luftbiafe der Kunction der Re: fpiration diene, wird, bis auf einen gewiſſen Grad, unterfinst dur die Gefäßvertheilung, die man an der vorderen Abtheis lung der Luftblafe des Aals findet: indem in bdiefem Fifche das Gefaͤß-Netzwerk dem der cellulöfen Lungen der Batradyier näher kommt, als irgend eine andere Claffe von Gefäßen. Der Berfaf: fer ſchloß mit der Angabe, dag die wahrfcheinlihe Beftimmung der Drüfe in den gefchloffenen Luftblaſen feyn möge, nit ſowohl die Luft zu fecerniren, als die dafelbft befindliche Luft in einem reis nen Zuftande zu erhalten, indem die mit einer Drüfe verfehenen Fiſche in tiefem Waffer Icben und, weil fie Eeinen Ausführungss gang der Blafe haben, außer Stande find, den Anhalt zu veraͤn— dern, falls diefer unrein geworden feyn follte. Die Abhandlung war durch injicivte Präparate und durch Zeichnungen der wichtige ften Theile erläutert. Eine eigenthbümlihe Art, Lichtbilder der camera obscura auf Papier feftzubalten, hat der Stifts » Ober: gerichts- Procurator Wintber in Chriftiania ausfindig gemacht. Die erfte darauf bezügliche Entdeckung fällt in’ Jahr 1826, und war bereits 19839, alfo noch bevor Daguerre feine Entdedung bekannt gemacht hatte, zu dem Refultate gediehen, Gameraobfcura = Bilder zu firiren. Herr Winther ift feitdem immer fortgefchrit- ten und hat zwar eine Gefhichte des Ganges feiner Erfindung, worüber er ſich die Priorität durch ein noch verfiegelt beruhendes Document gefichert hat, mitgetheilt, fein Verfahren aber noch nicht veröffentlicht. 1 Refume einer Theorie über fpontane Lurationen. Bon 3. Parife. Der Mechanismus der fpontanen Ruration des Schen— kels kann in folgenden Sägen zufammengefaßt werden: 1) Es bildet fih in der Gelenthöhle eine Anfamm: lung von Flüffigkeit, welche durch eine primitive oder conz fecutive Jrritation der Synovialhaut zunimmt. 2) Da die um den Schenkelkopf und Schenkel: hals ergoffene Flüffiykeit nicht comprimirbar ift, fo wirkt fie, als wenn fie in einer fibroͤs-knoͤcherigen Höhle einge: gefhloffen wäre, welche unregelmäßig abgerundet auf der einen Seite von der Gapfel, auf der andern von der Ges lenfpfanne und dem Schenkelhalſe gebildet wird, welchen man fit) am Sinfertionspuncte des Gapfelligaments abge— fhnitten denken kann 3) Die nad allen Seiten mit gleicher Kraft druͤckende Fluͤſſigkeit ſtrebt nur beftändig, der fibroͤs-knoͤchernen Höhle diejenige Geftalt zu geben, die ihr erlaubt, am meiften FSlüffigkeit zu fallen, d. b. alfo eine fpbärifche Geftalt. Ale Durchmeffer diefes Sades nehmen beitändig an Größe zu; und da der Ileo-Femoral-Durchmeſſer nur duch Aug: einanderweichen der Knochenflaͤche fich vergrößern Eann, fo wird das Schenfelbein vom Hüftbeine entfernt. In dem Maaße, als die Flüffigkeit fi vermehrt, nimmt diefes Aus: einanderweichen der Knochen zu. 4) Da die Spike des Schenkelkopfs nur durch einfa= de Anfuͤllung der Gelenkpfanne nicht an den Stand ders a fetben gebracht werden fann, fo muß fich diefe Höhle durch Erweiterung und Verlängerung der Gapfel vergrößern, 5) Diefe Erweiterung bildet ſich ſchneller nach Dben und Hinten, als nad) Innen und Vorn, aus. Daher ent: fteht eine Hebelbewegung des Schenkels um den untern Theil feines Halfes, als firen Punct, der durch das vordere und innere Bündel der Gapfel firirt wird. 6) Durch diefe Hebelbewegung, welche bei der uns gleichen Erweiterung der Gapfel dur die überwiegende Thätigkeit der Adductoren und durch die Schwere des Glie— des felbft zu Stande gebraht wird, wendet fich dag Knie nah Innen und der Schenfelfopf nad) Außen und Oben, gegen den obern hintern Sisbeinausfchnitt gedreht. 7) Dabei wird das ligamentum rotundum durch die Thätigkeit der den Schenkel nach Oben ziehenden Muss keln verlängert. Wenn die Erweiterung des fibrös-Enöchernen Sades groß genug it, fo daß fein Ileo-Femoral-Durch— meſſer um die Tiefe der Gelenkhoͤhle vergrößert ift, fo zies ben diefe Muskeln den Schenfelkopf in die Höhe, und luris ten ihn zuerft unvolllommen, fodann vollfommner, auf den obern hintern Sikbein:Ausfchnitt. 8) Zwei weſentliche Bedingungen find erforderlich, wenn die Ruration entfichen foll: erftens, daß fich eine hinreichende Anfammlung von Flüffigkeit bilde, und zweis tens, daß die fibröfe Enöcherne Höhle nicht geöffnet fen. Fehlt eine diefer Bedingungen, fo ann keine uration ent: ftehen. Sind fie aber vorbanden, fo kann Garieg der Raͤn— der der Gelenkpfanne und des Schenkelkopfs die Luration noch leichter und rafcher herbeiführen, aber fie kann fie nicht als 315 lein zu Stande bringenz es müßte benn eine fehr ausge— breitete Knochenzerftörung vorhanden feyn. (Archives ge- nerales de medecine. Juin 1842.) Beobachtungen über fpontane Lurationen des Huͤftgelenks. Von Dr. Edward Stanley. Der Zweck des Dr. Stanley iſt, die Aufmerk⸗ ſamkeit der Chirurgen auf die Urſachen der Luxation der großen Gelenke und vorzuͤglich der des Huͤftgelenks zu lenken, abgeſehen von aͤußerer Gewalt oder ulcerativer Entzuͤndung; er ſucht deren Grund in einer Verlaͤnge— rung der Kapſel und ihrer Ligamente. Seine intereſ— fante Arbeit befteht aus ſieben Beobahtungen, In der etz ften ift von einem 3Yjährigen Manne die Nede, welcher in Folge einer Krankheit des Ruͤckenmarks und mwahrfcheinlicd) auch des Gehirns eine Luration beider Huͤftgelenke hatte, welche nicht wich. — Sn der zweiten entdedte man bei der Section (ohne irgend eine Nuptur) eine Verlängerung der Kapfel des ligamentnm rotundum, die dem Schen— kel erlaubte, aus der Gelenkhöhle herauszutreten; diefe Lu— ration war die Folge einer Hemiplegie. — Sn der drit= ten Beobachtung war der Bruch des Hüftgelenes nad einem Rheumatismus erfolgt, und trat in der Neconvalescenz ein. Die Repofition wurde nicht vorgenommen, meil die Kranke fhwanger war. — Der fünfte Fall hat mit diefem große Aehnlichkeit. — Im vierten Falle entftand die Hüftges lenfsluration drei Monate nach einem fchmerzhaften Leiden des Schenfels, welches lange Zeit als eine ischias behan— delt worden mar. Die Kranke war von ihrem Schmerje geheilt, binkte aber. — Der fechste Fall betrifft ein juns ges Mädchen, bei melcher erft ſechs Wochen nach einem Falle auf die Hüfte eine Luration diagnofticirt wurde. Dr. Stanley vermuthet, daß bei diefer Kranken das ligamen- tum rotundum während des Falles geriffen fey, daß ſich Tlüffigkeit in der Gelenf£apfel angefammelt habe, und daß diefe, immer mehr nachgebend, duch ihre Verlängerung dern Kopfe des Schenfels geftattete, aus der Gelenkhoͤhle her— auszutreten. — Die fiebente Beobachtung, wo die Luxa— tion des Schenkeld drei Monate nah einem Falle auf dag Knie erkannt wurde, ift weniger bemweifend, als die andern, teil es wahrſcheinlich ift, daß der Schenkel unmittelbar bei'm Falle felbft Iurivt wurde, und daß diefer Zufall (auf dem Lande) verkannt worden war. (Ebendafelbft aus Lon- don med. chirurg. Transactions T. VI. 1841.) Ueber die Natur des Soor. Bon Dr..Gruby, Dr. Gruby unterwarf die Pfeudomembran, welche bei’m Soor, (muguet, Schwimmen) die Mundhöhle und einen groͤ— Bern oder Eleinern Theil des Verdauungscanals innen überzieht, 316 der mifcofcopifchen Unterfuchung, und fand, daß fie aus einer Ans häufung crpptogamifcher Pflanzen beftehe. Um die Characz tere dieſer DVegetabilien gut ftudiren und ihre Beziehung zu dem Gewebe, auf welchem fie entitehen, richtig kennen zu lernen, muß man einen der ifolirten Kegel unter— fuchen, welche fich bei'm Auftreten der Krankheit entwik— Eeln. Jeder diefer Kegel befteht aus einer Menge mit Wurzeln, Zweigen und Sporen verfehenen Individuen. Die Wurzeln pflanzen fibh in die Zellen des epithelium ein, find cplindeifch, duchfichtig und etwa ZI, Millimer ter im Durchmeffer. Bei ihrer Entwidelung durchbohren fie die ganze Neihe der Zellen, woraus dag epithelium be: fteht, und kommen fo auf die freie Oberfläche der Schleim: baut. Die Stämme, die aus der Oberfläche des epithe- lium bervorfommen, find ebenfalls durchſichtig, von Zeit zu Zeit duch Scheidewände gefhieden, und ſchließen in ihrem Innern Körpecchen ein; fie find cylindriſch, gerade + Milli- meter lang, auf 25, Breite: fie theilen fich in Zweige, die fih, unter einem fpigen Winfel in zwei Baden auslaufend, von Neuem tbeilen Dieſe Aefte werden von länglichen Bellen gebildet, die ein, zwei oder drel runde durchfichtige Kernchen enthalten; hier und da zeigen fie an der Seite Sporen, welche vorzüglih am freien Ende zahlreich find. Der Durchmeſſer diefer Sporen variirt von „4, bis 75% Millimeter. Die Cryptogamen des Soor haben mit dem sporotrichium die größte Aehnlichkeit, Auch ftehen fie den Mycodermen des Grindes fehr nahe, die von demfelben Beobachter entdenkt worden find. Sie unterfcheiden fid) von diefen durch das Fehlen einer eigenen Kapfel, durch die Entwidelung der Sporulen an den Seiten der Zweige, durch) das BVorhandenfeyn von deutlichen Kernen in den Zellen, durch die geradlinige Richtung der Zweige, die außerdem an den Stellen, wo fie aug dem Stamme kommen, mit Zellen verfeben find. Die Mycodermen des Grindes haben eine eigne Kapfel; die sporulae rühren von der rofenfranz= artigen Verwandlung der Zweige her; die Zellen haben Feine inneren Kerne; die Zweige find gebogen und zeigen da, Wo fie aus den Stämmen entfpringen, Eeine Zellen. Da biefe Vegetabilien leicht zerflörbar find, fo löfen fie ſich bei Bes megung der mit der Mundfchleimbaut befleideten Drgane leicht los und gelangen fo, mit der Nahrung vermifht, in den Verdauungscanal, den fie endlich in beträchtlicher Aus: dehnung bedecken. Da in der weißen Subſtanz des Soor außer diefen DVegetabilien und den Epitheliumjellen fein ans deres Product vorhanden ift, fo vermuthet der Werfaffer, daß der Soor in nichts Anderm bejteht, als in einer Vegetation einer cryptogamiſchen Pflanze auf der lebenden Schleimhaut. Hierzu bemerken die Herausgeber der Ar- chives generales: Als Beftätigung diefer von Gruby veröffentlichen merkwürdigen Facta, und ohne fein Priori— tätsreht, als Erfinder diefer bemerkenswerthen Entdeckung, auch nur im Mindeften antaften zu wollen, führen wir bloß an, daß Herr Mayer vor mehreren Monaten mit Herrn M ontagne, einem der gefchieteften Mikrographen in Pas ris, die Pfeudomembranen des Soor mikrofcopifh unters fuchten, und daß fie zu denfelben Reſultaten gelangten, als 817 Gruby. 1842.) (Archives generales de medeecine. Juin Ueber die Natur und Behandlung bon freifchenden Gonvulfionen (stridulous convulsions) bei Kindern. Von Dr. Marfpall Hall. Die Erankhafte Neizbarkeit der Eleinen Patienten wird, wie ich glaube, am Beſten durch tinctura Hyoseyami und ein infusum Humuli lupuli unterdrüdt. Der Körs per mag anhaltend unter dem milden Einfluffe diefer Mittel er= halten werden ; dadurch wird die Einwirkung erregender Ur: ſachen weniger nachtheilig. Sehr mwohlthätig ift auch der mild:tonifche Einfluß von Waſchungen mit warmem Saljr waffer, auf die ganze Körperoberfläche angewendet. Mit Vermeidnng jeder rauhen Witterung — denn Hibtze, Kälte und die Nordoft:Winde find gleich nadıtheilig — follte das Kind ſich viel im freier Luft bewegen. Es follte niht nur duch) einen Ueberrocd oder Umwurf, fondern auch durch fla= nellne, die ganze Hautfläche bededfende Kleidung gefhüst werden, während die Kleidung im Allgemeinen der Jahres: zeit angepaßt feyn muß. Ih muß nun einige Bemerkungen über die Pathogenie diefes Leidens machen und befonders über den Zuſammen— bang, welchen die Befchaffenheit der Thymusdrüfe mit dem felben haben fol. Verſchiedene Schriftfteller haben viel von der Vergrößerung dieſer Drüfe, als der Urſache der kraͤ— benden Inſpiration und Convulfion, gefproden. Sie find durch die Krankheitgerfcheinungen getäufcht worden; fie über: legten nicht, daß DVergıöperung der Thymusdruͤſe eine na— türlihe Wirkung der heftigen convulfivifchen Anftrengungen, welche man b.i diefer fchredlichen Krankheit bemerkt, fenn können, Sch babe die glandula thyroidea auf gleiche Weiſe größer werden und bleiben gefehen nach den Anftren= gungen einer heftigen und anhaltenden Geburtsarbeit. Ich babe gefehen, wie die Augen durd den Keuchhuften flarf injicirt werden; die Augenlider befommen an einigen Stellen Ecchymoſen bei Unfällen von Epilepfie und bei den An: firengungen bei'm Erbrechen und bei der Geburt. Auf diefe Weife Eönnen wir begreifen, wie Vergroͤße— tung der thymus eine Wirkung diefes ferredlichen Leidens ſeyn kann. Won diefem Gefichtspuncte aus betrachtet, ſteht es uns aber auch frei, anzunehmen, daß die Vergrößerung der thymus mit dem Leiden felbft ihr Ende haben fünne, So endlich werden wir auch darauf geführt, zu vermutken, daß das Uebel nicht nothwendig unheilbar fen, was der Full feyn müßte, wenn es von einem organifchen Structurfehler abhängen würde. Diefer Fall bietet ein neues Beilpiel dar, wie eine irrthuͤmliche Auslegung des pathologiſch-anatemi⸗ [hen Befunde zu irrigen Anfihten über das Yeiden felbft führen Eönne. Wenn wir unfer Augenmerk auf den Zuftand deg Ge: hirns und auf die Wirkung richten, welde die convulfivis fhen Aeußerungen auf die Thymus-Druͤſe und auf das Ge: fiht ausüben, fo werden wir die große Michtigkeit der Anz wendung von Mitteln anerkennen, weldye das von Blut 318 überfüllte Gehirn davon frei zu mahen im Stande find, Unglüdlicherweife fteigert die Blutausleerung die Empfind: lichkeit des Nervenfyftems, und fo aud die Prädiepofition zu Unfällen. Spirituöfe Waſchungen, auf den Kopf angewendet, fcheinen das ficherfte, wie das wirkſamſte, Mits tel zu feyn. In heftigen Fällen müßte die Eiskappe ange wendet werden. Zur Beftätigung diefer Anfichten kann ich anführen, daß ich noch nie die Stirnvenen eines Eleinen Kranken fo erweitert gefehen habe, wie in den hier in Rede ſtehenden Fällen. 3 Zum Schluffe will ich nody bemerken, daß kein Fall eine ftärfer ausgefprochene Diatheſis für den convulfivifchen Bujtand zeigte, als ein Eleiner Kranker, welcher zu dieſen Bemerkungen Beranlaffung gegeben hat. Eines von neun Kindern. welche ın’sgefammt an croüp gelitttn hatten, von denen drei geftorben waren und eins den Anſchein einer vergrößerten thymus dargeboten hatte, war es fo glüdlicd, durch Abwendung aller Reize, ſowohl gaſtriſcher, als inteftis naler und Zahnteize, von dem Uebel befreit zu bleiben. Nachdem Magen und Darmcanal gereinigt worden waren, beforgten wir eine gefunde Amme, deren Mil die einzige Nahrung des Kindes ausmachie, wir hielten den Darmca— nal offen durd die mildeften Mittel (denn ich bin über- zeugt, daß ftärkere, befonders Galomel und Senna, oft die Anfälle herbeiführen) und fhüßten das Zahnfleiſch vor jeder Reizung durch Anwendung der Zahnfleifchlanzette, und uns ter diejer Behandlung gedieh das Kind. ine Ealte, fpitis tuöje Ginreibung, auf den Scheitel applicirt, Luftwechfel und befonders die Seeluft haben, ohne Zweifel, auch zum Gelingen der Cur beigetragen, Sch hatte oft Gelegenheit, den fhädlichen Einfluß des Nordoftwindes zu bemerken, und den wohlthätigen Einfluß des Luftwechſels bei diefer Krankheit, fowie bei'm Keuchhu— ften, mit dem jene mannigfache Aehnlichkeit, um nicht zu fagen Verbindung, zu haben fcheint. (The Lancet, No. 15., July 9. 1842.) Ein mit der rechten Lunge communicirendes Ge— ſchwuͤr auf der Bruft. Ben J. Stiwart Allen. Maria Cain, 31 Jahr alt, von zartem Bau und Ausfehen und ferophulöfer Anlage, war längere Zeit in me!- ner Behandlung gewefen. Sm Anfange des vorigen Win: ters hatte fie einen Anfall von Entzündung im vechten Hüftgelenke, wobei ſich unter febr heftigen Schmerzen das Bein verlängerte; wiederholte Blutentleerungen wurden def: halb angewendet, fowie Sotine, Cbinin und Morpbium; allein fie mußte diefer Krankheit halber doch den größten Theil des Winters im Bette zubringen, während welder Zeit fie zuweilen ‚Huftenanfälle mit leihtem Blutfpeien hatte und ſehr abmagerte. Bei Unterfuhung der Bruft gab der obere Theil der linken unge, fowie der obere der rechten, einen fonoren Pereuffionston; im März nabm fie an Flei— ſche zu, und befferte fich foweit, daß fie das Haus verlafs fen Eonnte; unglüdlicherweife erkaͤltete fie fih von Neuem 319 und hatte wieder Huftenanfälle mit profufem Auswurf und reichlihem Schweiße; doch war fein Schmerz oder üble Empfindung im Hüftgelenfe vorhanden. Im Anfange des Mai brach ein ferophulöfes Geſchwuͤr (mit dem fie bereits feüber behaftet gewefen war) am der rechten Seite des tho- rax auf; es nahm fehnell einen freffenden Character an und legte in Eurzer Zeit einen Theil der vierten und fünften Kippe bloß. Die Arillardrüfen auf beiden Seiten gingen in Suppuretion über, Am 25. Mai ward ich von der Kranken auf das fonderbare Geräufh aufmerffam gemacht, welches aus dem Gefhwür heworfam und? — mie fie fagte — einer athmenden Perfon glih. Bei näherer Uns terfuhung fand ich, daß bei jeder Erfpiration eine beträcht: liche Menge Luft durch die Gefhwürsöffnung herausgetrieben wurde, hinreichend ein Stück brennenden Papiers auszubla= fen; auch trat bei jeder Inipiration etwas Luft ein. Dies ſes wurde Leicht bemerkt, wenn man ein Stüd Charpie über das Gefhwür legte, wobei e8 bei der Inſpiration ein= woärts gezogen wurde, ie fuhr fort mit dem Gebrauche von Chinin und Morpbium, durch welche fie fi erleichtert fühlte oder zu fühlen glaubte. Am Moryen des 24. Juni war fie für eine £urze Zeit von der ibr aufwartenden Per: fon allein gelaffen worden; bei der Ruͤckkehr des Mädchens fand diefe das Bett mit Blut uͤberſchwemmt, welches reich— lih aus dem Bruſtgeſchwuͤr hervorfloß; das Blut flürzte hervor, wenn die Frau athmete oder zu fprechen verfuchte. Sie ftarb in ungefähr 10 Minuten, nahdem fie, wie man glaubte, gegen 2 Duart Blut verloren hatte. Cine Unter: fuhung des Körpers wurde nicht geftattet. Diefer Fall möchte wegen feiner Seltenheit nicht ohne Intereſſe ſeyn. Die jährliche Anzahl von Schwindfuhhtsfranfen in meinem Bezirke ift fehr groß, allein ic bin in 4 Fahren nicht auf einen Fall der Urt geftoßen. Dr. Edwin Harrifon, — melder eine große Menge diefer Kranken gefehen und ihnen ganz befondere Aufmerk— famfeit gewidmet hat — erzählt mir, daß ihm niemals ein Tall vorgefommen fey, wo das außere Geſchwuͤr mit der Lunge communicirte. Die Frau lebte einen Monat von der Zeit an, wo die Communication zuerft bemerkt wurde, (The Lancet, No. 18, July 30, 1842. Niscellen Harnfteine, die fih über einem Strohhalme ge bildet haben, befchreibt Herr Henry Norris in Guy’s Hospi- pital Reports, Vol. 5. Bor einigen Jahren, fagt er, wurde ich 820 zu. einem Manne auf dem Lande gerufen. Sc fand ihn fihr. abs gemagert, allem Anfcheine nach dem Tode raſch entgegengehend, mit läſtigem Huſten und ſtarkem Auswurfe. Es ergab jich bald, daß er an einer Blaſenkrankheit litt und daß taͤglich eine Menge Eiter mit dem Urine, noch mehr aber nach demjelben, abging. Bei Uns terfuchung des Unterleibes Elagte er über heftigen Schmerz, bejo ders in der Blafengigend, und da auch die anderen Symptome fü einen Stein fpradhen, fo unterſuchte ich mit der Sonde, konnte aber durchaus nichts entdecken. In den folgenden Tagen wieder: holte ich dieſe Unterſuchungen mehrmals und endlid) gelang es, einige Mal mit der Sonde an einen harten Stein anzuftoßen. Zu die— fer Zeit war der arme Mann aber in einem fo geſchwächten Zus ftande, daß eine Eräftigende Vorbereitung nothwendig einer Opera— tion vorausgeſchickt werden mußte. Dieß blieb erfolglos; er jtarb zehn Zage nad) meinem erften Befuche. Es wurde mir die Ers öffnung der Blafe geftattet, Als id) diefelbe öffnete, fand ich darin 6 Unzen Urin, mit Eiter gemiſcht; die innere Fläche, befonders an der hinteren Seite, war mit purulcnter Materie bedeckt; die prostata war um das Doppelte vergrößert, und unmittelbar dabins ter lag die fteinige Concretion (Figur 16. auf der mit Nr. 500. [Nr. 16. diefes Bandıs] ausgenebenen Tafel), das beißt ein, etwa 5 Zoll langer Strohhalm., welcher etwa zur Hälfte incruftirt war. Dieß erklärt, warum der Stein Anfangs nicht zu finden war; bie Blafenhäute waren beträchtlich verdidt, die Blaſe harte nur die Hälfte ihrer normalen Gapacität. — Als ih der Frau mittheilte, welcher Art die Goncretion ſey, welche ich aus der Blaſe herausges nommen babe, fo erzählte fie mir, daß ihr Mann viele Monare lang die Gewohnheit gehabt babe, durch Einführung eins Stroh— halmes den Urin abzulajfen und ſich dadurd Erleichterung zu ſchaf— fen, nachdem er bereits zwei bis drei Fahre lang an Harnbeſchwer— den gelitten hatte. Anfangs war diefes Manöver fehr fchmerzhaft, mit der Zeit wurde er aber geſchickt und Eonnte die Operation ſehr leicht vornehmen. Eines Tages jedoch, etwa einen Monat, bevor ich zu ihm gerufen wurde, ließ er unglücticher Weife den Stroh— halm in die Harnröhre hineingleiten, oder brah ihn in dem Gas nale ab, und feit der Zeit verfchlimmerte ſich fein Zuftand täglich. Auffallend ift, daß er, trog feiner Leiden, über diefen Zufall nichts geäußert hatte. Ein Vorſchlag zur Behandlung Aſphyctiſcher wird von Dr Giiet in der Gaz. med., 2. Juin 1342, gemadıt, welcher darin befteht, daß man ein, mit einer Handhabe aus zwei Lederriemen verfehenes, großes Heftpflaſter, nachdem die Untire teibsfläche bei Ertrunfenen raſch (aber forgfältig) trodın gerieben worden iſt, auf diefe auflegt. Mit diefen Apparate macht man nun mit Kraft und raſch hintereinander Bewegungen des Drudes nach Innen und des Zuges nach Außen. Zwei ähnliche, mit Dand: haben verfebene, Pflafter werden auch auf die beiden Thporarflächen aufgeklebt, um galichzeitig die Reſpirationsbewegungen auch hier nachzuahmen. Es werden dabei nur folgende Bemerkungen hinzu— gefuͤgt: 1) Bloß dieſe Klebeplatte iſt unter allen bisjetzt vorge— ſchlagenen mechaniſchen Mitteln im Stande, eine Eräftige kuͤnſtliche Refpiration zu bewirken; 2) durch die abwechfelnde Compreſſion und Traction mit diefem Apparate, erfahren zu gleicher Zeit die Drgane der Bruft: und Bauchhöhle eine Art von massage oder » beilfame Erfhütterung; eine Einführung diefis Ziehpflafters in die Rettungsapparate, ift indeß in Frankreich nicht beſchloſſen worden, obwohl es bereits vor zwei Jahren dazu vorgefhlagen war, Bibliographische The Theory of Heat. By Professor Kelland of the University of Edinburgh. Edinburgh 1842, 8. Mitteilungen aus dem Reifetagebuche eines Deutſchen Naturforz fhers in England. Bafel 1842. 8, Neuigkeiten Methodus medendi; or the Description and Treatment of the principal Diseases incident to the human frame. By Henry M’Cormac, M. D., consulting Physician to the Belfast Ho- spital. London 1842 8. On the enlarged Tonsils etc. By M. Yearsley. London 1842. 8. ⸗ —— —— — — — Neune Notizen a u s dem Gebiele der Hatur- und Beilkunde, oefommelt und mitaetheilt von dem Ober⸗Medicinalratbe Fro rien zu Weimar , und dem Medieinalrarhe und Profefer Frorien un Berlin, N. 505. (Nr. 21. des XXIII. Bandes.) September 1842, Gedrudt im Landes » Induftrie: Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder A Fl. 30 Kr., des einzeinen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Die Tafel colorirte Xbbildungen 6 „Gr. ee Die Feuchtigkeit, als phyſiſches Agens, nad) ipeem n Einfluffe auf das Glima und die geographiide Vertheilung der Pflanzen betrachtet. Bon Rihard Brinsltey Hindi, Erg. ') Menn wir die in der Natur fortwährend ftattfindenden Poceſſe betrachten, bemerken wir nothwendig einen anſchei⸗ nend außerordentlich bedeutenden Verbrauch von Materialien; allein diefer Verbrauch ift eben nur ſcheinbar. Wenn wir irgend einen Beftandtbeil eines in Zerſetzung begriffenen Körpers in feinen Verwandlungen verfolgen, fo werden wir ibn bald unter einer neuen Geſtalt erbliden und vielleicht finden, daß er abermals einen Beftandtheil einer Subſtanz bildet, die derjenigen, von welcher er ausging, ziemlich aͤhn⸗ lich ift. Die verfhiedenen Saͤugethiere, Vögel, Infecten ıc. nehmen befiändig eine große Menge Nahrungsitoff aus dem Pflanzenreihe in fich auf, der anfangs zu verſchwinden f&eint, aber im Kreistaufe feiner Benutzung cigentlih nur Veränderungen erleidet. Betrachtet man, 5. B., den Men: fhen, fo findet man zuvörderft, daß ein grofer Theil des von ihm eingenommenen Nabrungsftoffes alsbald wirder durch die Lunge, die Haut, ferner als faeces und Harn, von ihm entweicht; nur die zum Wahsıhume und Erhal: tung des Körpers dienende geringe Quantität bleibt läryer in demfelben zurüd. Mit der Zeit bat auch der Körper feinen Kreislauf vollendet, und fobald deffen Zerfekung ein: tritt, nehmen die meiften feiner Beftandtheile die Guasform an und eilen neuen Beftimmungen entgegen, um in andern Drganiemen zu wirken, während die mineralifhen Beſtand— theile ebenfalls andere Verbindungen eingehen. Ferner erleis bet, 3. B., das im Hochofen aefhhmolzene Erz eine Vermins derung feines Volumens und Gewichts; die aus ihm erseuge ten aasförmigen Producte verbreiten fich aber Über die Erd: oberflähe und werden zum Xheil zur Ernährung von orga= "nifhen Wefen verwandte. Nicht das Eleinfte Theilchen geht verloren ; jedes wird einer neuen Beſtimmung entgegenges führt, und man kann in Wahrheit fagen, daß, feit die Erde bewohnt ift, kein Atom von derielben abhanden ges kommen oder zu ihr binzugethan worden ift. Der Chemi⸗ fer kann zwar die merkwürdigſten Verbindungen und Zen: ) Bergl. Nr. 488, — 490, d, Bl, No. 1605, khunDe nungen bewirken, aber fowenig das kleinſte Partikelchen fhaffen oder verrichten, als ter Mechaniker Kraft zu erzeus gen oder zu zerffören vermag. Dergleichen Betrachtungen dringen ſich unwillkuͤhrlich auf, wenn man die Feuchtigkeit durch die verſchiedenen Zuſtaͤnde verfolgt, in denen fie ſich ihrer Beſtimmung ge— mäß befindet. Ihre Veränderungen bilden einen Kreis, und wo man die Unterfuchung auch beginnt, fo velangt man doch ſtets zum Ausgangspuncte zuruͤck. Sie erhebt ſich erſt, ſowohl mit ihren waͤſſerigen, als irdiſchen (terrestrial, orga- niſchen?) Beſtandtheilen von der Erdoberflaͤche und erfuͤllt die Atmoſphaͤre in einer ſinnlich nicht wahrnehmbaren Geftalt. Durch die in der Atmofpbäre vorgehenden Veraͤnderungen nimmt fie dann eine ſichtbare Geftalt an und ehrt als Ne: gen zur Erdoberfläche zurüd. Dort bat fie nun eine Menge von Zwecken zu erfüllen, alle organifhen Wefen mit Feuch: tigkeit zu verforgen, in’sbeiondere den Pflanzen eine grofe Menge davon zuzuführen; ferner alle ftehenden und fließen: den Gewäffer zu fpeifen, daher fie denn ihre Wanderung meift in den organifchen Weſen und dem Deran befchlieft und fie von diefen aus wieder beginnt. Die Feuchtigkeit läßt fih demnad am Paffendften in drei Zuftänden ftudiren: 1) als Dampf oder Dunft; 2) als Negen und Thau; 3) in ihrer fpätern Vertheilung auf der Erdoberfläche. 1) Die verfchiedenen Theile der Erdoberfläche liefern, je nad ihrer Structur und Bedeckung, beftändig mehr oder weniger Waſſerdunſt. Da das Meer ein größeres Areal einnimmt, als das Land, und in unzähligen Buchten in diefes eindringt, fo müffen wir es immer als die Haupt: quelle des in dev Atmofpbäre fchwebenden Wafferunftes bes trachten. Bei mäßig hoher Temperatur wird täglich eine ungeheure Menge Waſſer in Dunft verwandelt, denn man bat gefunden, daß im Sommer von einer 6 Zoll im Durd)- meffer haltenden Dberflihe binnen 24 Stunden 6 Unzen MWaffer verdunften. Bedenkt man nun die Ausdehnung des Oceans, fo erfcheint die täglich in Dunft verwandelte Waſ— fermaffe als ungeheuer. Nächft dem Dcean geben Landftri- he, die mit Wäldern bedeckt find, die größte Menge Waſ— ferdunft ber; denn die Bäume nehmen fortwährend Waſſer in fih) auf und dunſten es wieder von fih, und zwar bei 323 gteih hohen Temperaturen um fo mehr, je Üppiger fie ve— getiren, Wenn ein Diftrict der Vegetation ziemlich oder ganz entbehrt, fo Liefert er der Atmofphäre wenig Waſſer— dunft, und aus einer völligen MWüfte oder Steppe fteigt da: von nur eine fehr geringe Quantität auf. Die auferordent: lihe Trockenheit der Luft Uber den Africanifhen Wuͤſten wird von den Meifenden fehe unangenehm empfunden, indem ihre Haut troden, fpröde und riſſig wird und die Luft die Ausdünftung des Körpers fo gierig verfhludt, daß der Durft fih um fo eber fuͤhlbar madıt. In Folge der Verdunftung ftellen fih die Extreme der Temperatur bedeutend günftiger, als es fonft der Full feyn würde. Die große Hiße wird dadurch gemildert, daß bei dem Uebergange des Waſſers von der tropfbar-flüffigen zu der elaftifhen Form eine große Menge freien Waͤrmeſtoffs gebunden wird, und damit nicht eine fo bedeutende Verdun— ffung flattfinden Eönne, daß dadurch das Gleichgewicht in der Natur geftört würde, ift die Einrichtung getroffen, daß das Waſſer um fo langfamer evaporirt, je ſtaͤrker die Luft bereits mit Wafferdunft angefhwängert ift. Bei fehr nie— drigen Zemperaturen findet das Gegentheil von den ebenbe= mer£ten Umftänden flatt, und bei hinreichend erniedrigter Zemperatur wird die unfisbtbare Feuchtigkeit niedergefchlas gen, wobei der im Wafferdunjte gebundene Wärmeftoff frei wird. Das relative Verhältniß der Feuchtigkeit in dev Atmo— fohäre verändert fih nah den Umjtänden. Die Tempera: tur hat auf die ſchwebend gehaltene Quantität einen «ber deutenden Einfluß, und fowie die Zemperntur in den Jah— veszeiten wechfelt, tritt eine Veränderung in dem Betrage ein, Die innerhalb kurzer Zeiträume ftattfindenden Tempe: taturwechfel haben nur eine geringe Wirkung, und der Be: trag der Verdunſtung richtet ſich mehr nach der mittlern Temperatur längerer Zeiträume. Zwiſchen den Zuftünden des in dee Atmofphäre enthaltenen MWafferdunftes und den Umftänden, welche die Evaporation bedingen, findet eine fo enge Beziehung ftatt, daß, wenn man die einen ermittelt bat, man alsbald die andern mit ziemlicher Sicherheit ber urtheilen kann. Wir haben gefehen daß die mittlern Tem: peraturen nah Maaßgabe der Erniedrigung der geographie fhen Breite steigen, und die Thätigkeit der Cvaporation, fowie die Quantität des in der Luft aufgelöftten Waſſer— dampfes, nehmen demnach von den Polen nach dem Aequa—⸗ tor hin zu. Se höher die Temperatur unter übrigens glei chen Umftänden if, defto ftärker ift die Evaporation und folge lich die Quantität der in der Atmoſphaͤre ſchwebenden Dünfte, Ueber den Betrag der Evaporation in verfdiedenen Breiten oder bei verfchiedenen mittlern Temperaturen bat man bisher erſt wenig Beobachtungen angeftellt. - Diefem Mangel abzuhelfen, haben wir eine Tabelle Über den Ber trag der Evaporation von 5 zu 5 Graden vom Pole bie zum Acquator berechnet, wobei die Annahme zu Grunde ges legt ward, daß die Feuchtigkeit in England bei 6° unter ber mittleren Temperatur niedergefiblagen wird. Es ift nicht unwahrſcheinlich, daß die Zahl der Grade, um melche die mittlere Temperatur der Niederfchlagung (dev mittlere Thau— punct) niedriger iſt, als die mittlere Temperatur des Drtes, unter verfchiedenen Breiten nur ſehr wenig abweicht, und 324 daß in diefer Beziehung der Unterfchied von 6° für bie Tropengegenden ebenfowohl gültig ift, als für England. „ [Unterfchieb in Breite. | Mittlere Verdunſtung in der icheln jährlichen Temperat. Zollen. — | Täglich. Jaͤhrlich. — —ñ—ñ— — — ———— 0 85° 0,18933 69,10 — 5 834,6 0,18717 63,32 0,78 10 83,4 0,18085 66,01 2,31 15 81,4 0,17073 62,32 3,69 20 78,7 0,15756 57,62 4,70 25 75,4 0,14133 52,32 5,30 30 les) 0,12769 46,61 5,71 35 67,2 0,11222 40,96 5,65 40 62,7 0,09785 35,72 5,24 45 552 0,08463 30,39 4,83 50 53,3 0,07312 26,71 4,18 55 43,8 0,06327 23,09 3,62 60 44,5 0,05517 20,1% 2,95 65 40,6 0,04860 17.74 2,40 70 37,3 0,04562 15,92 1,82 75 346 0,03990 14,56 1,36 80 32,6 0,02732 123,62 0,94 85 31,4 0,03584 13,09 0,53 90 31 0,03537 12,91 0,13 Diefe Tabelle ift theorerifch richtig von einer vereinzelten ers fahrungsmäßig conftatirten Thatfache abgeleitet, und für eine Menge von Rocalitäten beredynet, wo das ftufenweife Fortfchreiten der Verdunftung keineswegs regelmäßig ftartfindet, Co lange, als es an wirklichen Beobachtungen fehlt, Eönnen obige Angaben indeg als approrimativ rihtig gelten. Es ließen ſich daran mancherlei Betrachtungen knuͤpfen; indeß wollen wir zuoörderft einige beob= achtete Reſultate ihr gegenüberftellen. beträgt die jährl. Epvaporation: 3u Sumana, unter 109 28° nördl. Br, - . 100 30u, = Guadeloupe, = 15924 = = ui = = Zoulon, zur Nasa. 7a: E — = Paris, = 480 50° = = a -: = &onvon, RT; NIC ⸗ a ei Es fiegt mir vorzüglich viel daran, zwifchen den theoretiſchen Ergebniffen der Studirftube und den wirklihen Beobachtungen eine Sceidelinie zu ziehen. Dhne die Arbeiten Derjenigen verkleinern zu wollen, welde ihre Zeit und ihre Kenntniffe der Berechnung theoretifher Kenneniffe gewidmet haben, muß doch eingeftanden werden, daß man, wenn man fich nach denfelben richtet, eher zu irrigen, als zu richtigen Schlüfen zu gelangen erwarten muß. Manche diefer Zabellen jind in ihrer Tendenz fo wichtig, daß wir uns nicht darüber wundern dürfen, Zabellen über die mittlere Tem— peratur, den jährlichen Betrag der Evaporation, des Regens ꝛc. für alle geographifhen Breiten zu bejisen, während die wirklichen Beobachtungen noch unaemein lücenhaft find. Der Nugen derfele ben befteht darin, daß fie annähernd angeben, wie wohl die wirk— lichen Refultate der Erfahrung ausfallen dürften; die näheren mo— dificirenden Umftände find dabei nicht berüctfichtigt; allein was ben Regen anbetrifft, fo Eennen wir einen Breitegrad, wo es, wenig« ffens unter einem Zheile deffelben, nie regnet, und einen anderen, wo ein trodener Tag zu den Seltenheiten gehört. Man kann fos gar nicht zuaeben, daß frgend eine dieſer Zabellen das richtige Mittel für die oder jene Breite angebe, wenn wir auch alle die Umftände bei Seite laffen, welche einer regelmäßigen Progreifion überall hemmend entgegentreten. Wenn fie auch nur infofern völ: lig zuverläflig wären, würden fie von ungemeinem Nutzen feyn, da man dann jedes mobdificirende Agens nad) feinem wahren Werthe würde abfchägen können, ‘ In England bat man fich einigermaaßen bemübt, den Betrag der Verdunftung in den verfciedenen Monaten dee Jahres zu er— mitteln. Herr Hoyle und Here Dalton bedienten fich eines 825 gewiß recht guten Verfahrens, welches fie folgendermaaßen befchrier ben: Gin oylindrifches Gefäß von Weißblech, 10 Zol weit und 83 Fuß hoch, wird mit angelötheten Röhren verfehen, welche das darin aufgefangene Waller in Flafchen leiten, an einer offenen Stelle in die Erde gegraben und dann mit Kies, Sand und Erde gefüllt. Man bedet dann Alles mit Gras und andern Kräutern und läßt den Regen darauf einwirken, während auch die Evapo— ration, wie unter gewöhnlichen Umftänden, von Statten geht. Die Quantität Waffer, welches durch die erdigen Stoffe in die Fla— fchen fiterte, wurde genau beobachtet und, der Vergleichung we— gen, daneben ein Regenmeffer von derjelben Größe aufgeftellt. Die mittelſt diefes Verfahrens erlangten Refultate find in nachſte— bender Tabelle zufammengeftellt, Waſſer durch diezivei| sn;,, | Mittel | Dirtere | Mitttere Monat. Röhren im Jahr is Deo Nee | nunnnen | numaraıı 1796, | 1797, |1798. gens. | Boren, | Wafler. Sanuar . | 1,90] 0,68| 1,77| 1,45] je 1,01 | 1,50 Februar . 1,78| 0,92| 1,12] 1,27) 1,80 0,55 2,00 März .. 0,43| 0,07| 0,34| 0,23) 0,90 0,62 3,50 au % 0,22| 0,30) 0,18] 0,23] 1,72 1,49 4,50 Mi .. 203| 2,44| 0,01| 1,49| 4,18 2,69 4,96 Sui .„. 0617| 0731| — 0,350| 2,48 2,18 4,49 Suianui“, 0,15| 008), — | 0,06| 4,15 4,09 | 5,63 Auguft . » - | — | 0,0| 0,17| 355 | 3,58 | 6,06 September — | 0998| — | 0,35| 3,23) 2,95 | 3,90 Dctoberr , — 0,63 — 0,23! 2,90 | 2,67| 2,35 November . — 104| 1,59| 0,83' 12,93 2,05 2,04 December . 0,20) 3,038) 1,88| 1,72 3,20] 1,48| 1,50 6,88 10,95] 7,39] 8,41| 33,55 | 25,14 | 44,43 Regen . 30,63 | 58,79] 31,26]. Berdunftung | 23,75] 27,84] 23,37 Die Zahlen drücden die Quantitäten in Zollen und Hundert— 326 Regenmeffer aufgefargenen Waſſer ab, fo drückt der Reft den Be: trag der Evaporation aus. Die nächften drei Spalten zeigen Durchſchnittsbetraͤge an, welche zu interefjanten Vergleihungen aufs fordern; aus bdemfelben Grunde ift auch die legte Spalte von Werth, indem fie uns in den Stand fest, die Evaporation von einer unbedeckten Wafferoberfläche mit derjenigen von dem Waffer, mit welchem nad) der oben befhhriebenen Weife erperimentirt wurde, zu vergleichen, Wenn fich der Wafferdunft von der Erde durch Evaporation erhoben bat, fo vermiſcht er fich mit der Atmofphäre und bilder dann einen integrirenden Beftandtbeit derfelben. Seine Anwefen- heit dafelbft hängt lediglich von einer gewiffen Temperatur ab, tınd je böher diefelbe, unter übrigens gleichen Umftänden, ift, defto größer wird die Quantität des in der Luft ſchwebenden Waſſerdun— ftes feyn; daber nimmt diefe Quantität von dem Arquator nad den Polen zu ftufenweife ab. Das hier im großen Maafftabe zu beobachtende Verhältnis findet auch für denfelben Breitegrad mit dem Fortfchreiten der Sabreszriten ftattz wir die Temperatur der Atmofphäre dann fteigt oder fällt, entbält letztere auch eine größere oder Fleinere Menge Wafferdunft. Die innerbalb kurzer Zeiträume ftattfindenden Temperaturwechſel afficiren diefe Menge jedoch nicht fo bedeutind, als die allgemeine Durcdyfchnirtstemperatur der Jah— reszeiten, Monate und felbſt Zuge. In den Monaten gegen das Ende unferes Sommers hin fält viel Regen, und zwar um fo mehr, da die Temperatur vorher body und die Luft daher mit Feuchtigkeit gufättigt war. Die Sommerbige hat die Abforption einer ungewöhnlich ftarfen Quantität Waſſerdunſtes veranlaft, und zulfegt wird die Luft fo damit angefcbwängert, daß eine geringe Erniedrigung der Temperatur einen Nieverfchlag zur Folge bat, Die Quantität des vom Aequator bis zu den hohen Breiten in der Atmoſphäre aufgelöften Wafferdunftes fehreitet fehr regel- mäßig fort, und glüclicherweife läßt fich diefer Satz durch die, im Anhange von Beechey's Reife mitgetheilte, ausgedehnte Reihe von Beobachtungen beweifen, aus denen wir nachftehende Ueberſicht zus fammengeftellt haben. Wir haben zu diefem Zwecke einen Zeitraum gewählt, in weldhem die Beobachtungen faft ohne Unterbrechung zollen aus. Im den drei erſten Spalten ift der Betrag des in anaeftellt wurden, und welder hohe Breiten in beiden Halbkugeln den Flaſchen, welche mit dem Eylinder in Verbindung ftanden, ges umfaßt. Sie wurden fämmtlich auf dem ſtillen Weltmerre an: fundenen Waflers ausgedrückt. Zieht man denfelben von dem im geſtellt. | Gewicht des in a | einem Kubitfuß] S Datum. Breite, Lufttemperatur, | Thaupunct. Sufridirtpaltenen Winde. MWafferdunftes, 25. September bis 29. September | 55 bis 509 f. 426° 36,7° 2,9141 Gran. Weſt und Suͤdweſt. 50. September bis 1. October 50 — 45 45,5° 44,0° 37365 — KETERE — 2. Dctober bis 3. Detebir . . 45 — 40 49,48° Niederichlag. Nieverichlag. ur ee 4, October bis 8. October . , 40 — 85 583,319 47,0° 4,0767 Gran, ERBBRNGIL eo" 1. November bis 6, November . 35 — 30 62 59? 53,6° 5,0568 — Suͤd. 7. November bis 24. Nevember 80 — 25 69 80 65,6° 721385 — EBROER NE SAGE 25. November bis 5. December . 35 — 20 74,50 7190 8,32722 — S. O. Paſſatwind. 1. Februar bie 25, April... 20 — 15 80,21° 77,9° 10,488538— Pre ne 2 SE 236. April bis . Mai . . +. 15 — 10 81,34° 78,4° 10,323 — Se — 2. Mai bis 5. Mi 00. 10 — 5 82,60° 79,8° 9,6099 — ar ——— 6. Mai bis 8. Mai ers 5— 0 so 9° 78,5° 10,9978 — RT DE, 9, Mai bis 11. Mi... 0— 5°n. 80,4 79.0° 10995 — ER watt, 12, Mai bi8 14. Mi .. 0... 5 — 10 78,85 78,0° 10,675 — al N ci 15. Mai bis 16. Mai . +. 10 — 15 78,97? 755° 9,8837 — N. O. Paſſatwind. 17. Mat bis 18. Maii 15 — %0 78.2° 73,0° 9,2363 — Kali, Alu ing 19. Mai . . » * , Sandiwicinfeln, 77.29 70,5° 8,1921 — N 3 uni bis 12. Quni oo 200 26 — 30%" n. 75 49° 65,3° 9,3803 — A AIR TER 13. Zuni bis 18. Suni 2 2 00.780 — 35 70,82 67,7° 73920 — sehe se 19. Suni bis 21: Juni so». 35 — 40 73 27° 70,5° 8,5171 — Veraͤnderlich. 22. Juni bis 24. Juui.40 — 45 56 33? 59,0? 6,6082 — er 25. Zuni bis 27. Suni x » +» 45 — 50 45 12° 45,0? 3,740 — Pr. Are 12 6. Zelt bie 11. Sul +. 50 — 55 47,10? 47,4° 3,193 — ERET 12. Zuli bis 15. Su 0 0. 55 — 60 45,97° 46,5° 4,0713 — XRX * 16. Juli bis 19. Sui eo.» 60 — 65 48,52° 43,6° 3,6972 — len une 19. Auguft bis 26. Auguſt.. 65— 70 | 40,01° 38,7? 1,164 — | Ref. » - * 327 — Dieſe Reſultate ſind durch eine Anzahl von taͤglichen, fuͤr jede fünf Breitengrade auf das Mittel zuruͤckgeführten Beobachtungen erlangt worden, nach welchen dann das Gewicht des Waſſerdunſtes berechnet worden iſt. Die Gefammtheit der Einzelnheiten bietet ſehr viele Anhaltepuncte der Vergleihung dar. Sie umfaffen einen Zeitraum von vier Jahren und eine weite Region des Atlantifchen und flillen Oceans, nebſt zahlreichen Küftenpuncten. Ueberſchaut man die Spalte, in welcher das Gewicht des Waſſerdunſtes ange— geben ift, fo bemerkt man mit VBerwunderung die Regelmäßigkeit, mit welcher die Feuchtigkeit der Atmofphäre nad) dem Aequator hin zunimmt. Es iſt dieß in beiden Hemiſphaͤren der Fall, und «8 ſcheint nicht, als ob die Paffatwinde in diefer Beziehung einen irs gend bedeutenden Unterfchied machten. Diefe Tabelle hat unendlidy mehr Werth, als wenn fie im Studirgimmer berechnet worden wäre; denn wir befigen. in derfelben wirkliche Refultate, wie fie ſich zu einer gewiffen Periode des Jahres ergaben, und die Beobach— tungen wurden mit folcher Genauigkeit angeftellt, daß fie als völlig zuverläflig betrachtet werden Eönnen. So zahlreiche Details müffen ung veranlaffen, Vergleihungen in Betreff des Grades der Freud: tigkeit der Luft über den beiden Weltmeeren anzuftellen, und eine folhe, in Beziehung auf den Aequator, liefert ein befonders merk: würdiges Reſultat. Temperatur, Thaupunct. Gran. — — — — — — Atlantiſcher Ocean, Juni, 79,6° 73° 9,8560 Stiller Ocean, Mai, 80.24? 79° 10,9945 —— 79 75 9,8550 (Schluß folgt.) MNMiscellen. „Eine zufammenhängende Reihe genauer mikro— fcopifher Beobadhtungen über die eriten Entwides lungssBorgänge im Ei irgend eines Säugethiereg, bis zur Bildung des Darmcanales und bis zur Eine pflanzung der embryonalen Blutgefäße in das cho- rion. Der Urfprung des chorion (entweder als neuer Bildung oder als Umbildung einer ſchon am Eier ftods-Eie vorhandenen Schicht), das Verhältniß der keimenden Schiht des Dotterg zu den fpäteren or— ganifhen Spftemen, die Entftehung der Rumpf: wände, des Amnions, der Allantois und der foges nannten feröfen Hülle im Säugethier:Eie werden bierbei vorzüglih aufzuklären ſeyn“. Vorgehendes ift das Wefentliche einer, von der Berliner Academie der Wiſſenſchaf— ten im Sahr 1840 aufgeftellten, phyſiologiſchen Preisfrage, über welche diefes Jahr zwei Schriften eingegangen find, welche beide gekroͤnt worden. Die erfte, von Heren Profeffor Th. Ludw. Wild. Biſchoff zu Heidelberg, liefert folgende Dauptrefultate der von dem Verfaffer angeftellten Unterfuhung: Der Verfaffer beitätigt das Vordringen der Spermatozoen bis zum Eierftoce, Er ſah nur ein einziges Mal an dem Eichen in der tuba Rotationsbeweaung des Dotterd. In der tuba erhält das Eichen cine Eiweißfhiht. Der Furchungsproceß des Dotters wird beftätigt, aber die Kugein find teine Zellen, fondern Gruppivungen der Dotterkörnhen um einen hellen centralen Kern. Aus den Dotterkugeln entwiceln ſich po: Wyerrifche Zellen mit Kern, welche an der Snnenfläche der zona eine Haut, blastoderma, erzeugen. Sm uterus vereinigen fich zona pellucida und Eiweiß zu einer fructurlofen Haut, auf wels cher fich die Zotten bilden follen. Eine decidua wurde nicht beobs achtet, das Ei ift vom epithelium des uterus cingehüllt. An der Keimblafe unterfcheidet der Verfaffer zwei Zellenfhichten, das ani— male und das vegetative Blatt, die erften Spuren des Embryon aehören dem animalen Blatte an. Der Verfaffer beftätigt, daß der fogenannte primitive Streifen eine bloße Rinne fey, aber dieſe Rinne fliegt fih zu einem Ganale, in weichem dann erft das cen— trale Nervenſyſtem fih ablagern fol. Was urfprünglich die Rinne begrängte, war nicht das centrale Nervenfyftom, fondern Embryon. Wenn auch Iesteres wahrfcheinlih gemacht wird, fo ſcheint cs doch 328 für eine folche Ablagerung des Nervenfyftens, wie früher, an einem binreihenden Beweife zu fehlen. Hierzu wäre jest jedenfalls eine Revijion der Beobachtungen am Froſche nothiwendig gewejen, mo. ſich, wegen der ſchwarzen Farbe der aͤußerſten Dotterſchicht, allein mit einiger Sicherheit das Verhältniß dieſer Schicht zu den dars unter liegenden Gebilden aufklären läßt. Wenn dieje ſchwarze Membran über die Reiften weggeht, welche die Rinne begrängen, wenn es richtig iſt, daß der die Rinne bedeckende Theil der ſchwar— zen Haut bei'm Schließen der Rinne zum Canal mit abgefchnürft wird und wenn diefer Reſt bernah in dem Sanern des hohlen: Ruͤckenmarkes gefunden wird, fo ift damit die Anſicht der Ablager rung nicht wohl zu vereinigen. Die Bildung des Amnions erfolgt, nad) dem Berfaffer, aus dem animalen Blatte der Keimhaut, wie bei'm Vogel, indem es fih über dem Rüden fließt, fo werden die Amnionsfalten in eine innere und äußere Platte zerlegt, welche legtere feröfe Hülle ift. Das chorion iſt entweder eine Verbindung der aus Eiweiß und zona hervorgegangenen äußeren Eihaut und der feröfen Hülle, oder befteht aus Legterer allein, wenn die äußere Eihaut vielleiht ganz vergeht. Zwiſchen dem animalen und vege— tativen Blatte bildet ſich das Gefäßblatt, auch bildet ih der Darm ganz wie nah v. Baer bei'm Vogel. Hierdurch verwandelt fich das vegetative und Grfäßblatt in die Nabelblafe, welche bei'm Ka— ninchen perfiftent ift, in fpäterer Zeit aber als Blafe verfchwinder, Die Allantois war vorhanden, alö der Darm noch in ganzer Länge ungefchloffen war; fie entftand alfo nicht durch Ausitülpung des Darms, fie iſt auch vor den Wolff'ſchen Körpern vorhanden, Die Allantois ift Anfangs eine Zellenmaffe und noch nicht hohl. Die erften Bildungs : Vorgänge des Embryon entwideln ſich fehr raſch, indem vom Erfcheinen feiner erften Spur, bis zur Ausfcheidung aller wefentlihen Organe, zwei Mal vierundzwanzig Stunden (neun— ter und zehnter Tag) verftreihen. — Der Verfafer der zweiten Preisfchrift, Herr Profector K. & Reichert zu Berlin, hat fol gende Hauptrefultate feiner Unterfuchungen erhalten: Derfelde bes ftätigt, daß das Eichen in der tuba eine Schiht von Eiweiß befomnit, ferner die Furchung des Dotters Furze Zeit nach dem Eintritte des Eichens in die tuba; er berradpter die durd Fur— Kung entitandenen Kugeln als Zellen, ohne daß es hinreichend erwiefen wird, fo wie auch die Anficht, daß der Dotter aus in— einander gefchachtelten Zellen beftche, welche bei der Furchung nach— einander frei werden, nur theoretifch ift. So erklärt der Ver: faffer die Thatſache, dag nad dem Furchungsproceſſe der Dottir aus Zellen mit Kern befteht. Die oberflählige Schicht der po— lyẽdriſchen Dotterzellen nennt der Verfaſſer die Umbüllungsbaut. Der Embryonalflect entfteht ale ein Haufen von Zellen unter der Umbüllungshaut an der fpätern Keimftelle, während der übrige Raum von Flüfiigkeit eingenommen wird. Der Embryonalflet verbreitet fih, unter Bildung neuer Dotterzellen, allmälig über die ganze innere Fläche der Umhüllungshaut. In diefer Schicht, niht in der Umhuͤllungshaut, entftehen die eriten Anlagen des Embrvon innerhalb des Fruchthofes. Das Eichen liegt mit der Keimzelle innig an der Gebärmutter an. Der primitive Streifen it nur eine Rinne. Der Verfaſſer betrachtet als crite Anlage des Nervenfyitems die Wülfte zu den Geiten diefer Rinne. Daß fie diefes allein find, dürfte jedoch leicht gewagt und unerwiefen feyn. Das stratum intermedium verhält ficy wie bei den Vögeln. Die dritte Schicht bildet dag Schleimblatt, weldyes am Ende der Ent— wicelung als fogenanntes epithelium des Darms übrig bleibt, Die äußere Eihaut, zona pellueida, geht gang verloren; die Ume büllungsbaut ſelbſt ſchickt, durch Zellenproducrionen, hohle Zot— ten ab; dag chorion entſteht daher aus der Unbüllungsbaut, nicht aus einer, aus dem Eierſtocke herübergefommenen, Eibaut, Die 3otten wachſen in die Drüfen der deciduwa. Die Identität des chorion mit der Umhüllungsbaut der eierlegenden Thiere erkennt der Verfaſſer daraus, daß beim Schluſſe des centralen Nerven: foftems ein Theil diefer Membran mit abarfchnürt wird, Die Aussildung des ganzen animalen Syſtems erfolgt übrigens, wie bei'm Vogel, mit Antbeit des stratum intermedium; in aleicher Weiſe bilder ſich das Blutgefäßfyitem. Durch die Erhebung der Amnionsfalten wird die Umbüllungehbaut vom Embryon abgehoben und beim Schluſſe des Amnions ganz abgefchnürt, wodurch jie 829 wieder geſchloſſener Sad wird; dieſer ift nun zugleich. die ferdfe Hülle des Vogelembryons. Die Allantois entſteht bei den Sauge— tbieren fhon vor den Woiff'ſchen Körpern; zuerft als zwei platte Hügel, aus dem stratum intermedium, welche zufammenwachfen. Die Allantois verwandelt ſich bei'm Kaninchen und Meerihweins chen in die placenta, ohne daß fie zu einem Bläschen geformt wird. Ihre Zotten wachen in die hohlen Zotten der Umhüllungs— haut hinein. Bei den Nagern erhält fich der peripherifche Theil des stratum intermedium durch die ganze Entwidelungszeit, ohne ſich zu einer Nabelblafe abzuſchließen, welche vielmehr durd die Umhuͤllungshaut vervollftändigt wird, Die decidua iſt Schleim⸗ hautgebilde und iſt noch vom epithelium überzogen. Bis zum fies benten Zage it das Ei noch ein einfacher, aus Zellen zufammene gefegter, blafiger Organismus; dann erfolgt die Grundlegung des thierifchen Embryon bis zur Unterfcheidung ber allgemeinen Cha: ractere einer thierifchen, aber noch nicht fpecificirten, Drganifation — 330 in vierundzwanzig bis dreißig Stunden. Alle töefentlihen Organe find bis zum neunten und zehnten Tage gebilder. (Bericht über die Verhandlungen ver Königt. Pr, Academie d. Wiffenfh. zu Berlin, im Juli 1842, ©, 216.) Herr Diarb, diefer, um mehrere Zweige der Naturgefchichte, verdiente Reifende, ein Schüler Guvier’s, ift, nad einer zwan⸗ zigjäbrigen Abweſenheit in Dftindien, wieder in Frankreich anges fommen, mit großen Schägen für das Mufeum der Naturgefchichte in Paris, Die zoologifhen Gärten in dem Surrey: Theile von London fangen an, mit den älteren Londoner zoologifchen Gärten in Regents - Park zu wetteifern. Vor Kurzem ift mit dem Dampfſchiffe Monare eine ganze Radung milder Thiere, aus dem füdlichen und öftlihen ‚Africa, in den Survey: Gärten ans gelangt. Seil und“ Carmichael's Anfiht über mehrfache verſchie— denartige fuphilitifche Gifte. Die Annahme mehrerer venerifhen Gifte ift vom prac— tifhen Gefichtspuncte aus von feinem Belange, wofern wir uns nur mit den Cigenthümlichfeiten und Grundzügen der primären Affectionen und mit der Gruppirung der conflitus tionellen Symptome befannt machen, und einer jeden die Behandlung zukommen laffen, welde die Erfahrung ale die geeignetfte bewährt hat. Die andern Urfahen der großen BVerfchiedenheit zwifchen den primären und fecundären Sym— ptomen werden einem unbekannten Zuftande der Gonftitution zugefchrieben. Unbefannt, fage ic), denn ich habe gefeben, wie die gefundeften Perfonen von den bösartigften Formen primärer phagedänifcher und brandiger Gefhwüre heimges ſucht wurden, während ganz ungefunde und fchwächliche Perfonen an der mildeften Form primärer Gefchwüre litten, Herr Mayo fhreibt, in einer vor Kurzem gehaltenen Vor: lefung über syphilis, die Verfchiedenheit der Symptome nicht einer Mehrzahl von Giften zu, fondern leitet fie lies ber von einer gewiffen, wahrfheinlid nur temporären, Ver— fehiedenheit in der Lebensweife der afficirten Perfonen ber, aber er giebt uns keinen Auf’chluß über die Verfchiedenheit, welche fo bedeutende Unterfchiede erzeugt. Dieſe Gruppen jedoh oder Maffen befonderer Symptome, welde die vers fbiedenen Formen von syphilis characteriſiren, find fo be: ffimmt markirt, wie die Symptomengruppe bei den Poden und Mafern, Menn man, z. B., nad) vorhergehenden Fieber eine Eruption von Papeln antrifft, welche ſich zu fihuppigen £upferfarbenen Flecken abfehuppen, fo wird man auch eine chroniſche Entzuͤndung des Rachens, fowie Vergrößerung der Mandeln, finden, welche oft (wegen der unregelmaͤßigen Dberflihe und lymphatiſchen Ablagerungen) faͤlſchlich für Verſchwaͤrung gehalten wird, und zuweilen auch Vergroͤße— tung der Lymphdruͤſen am Halfe antreffen. Schmerzen in allen größern Gelenken, ähnlich denen bei'm Nheumatismus, find immer zugegen; aber man findet weder Gefchwüre im Schlunde oder in der Naſe, noch nodi auf den Knochen. Andererſeits, wenn man eine Eruption von Pufteln oder puftelartigen Flecken mit vorhergehendem Fieber findet, die in Geſchwuͤre übergehen, von denen ein jedes mit dicker Krufte bedeckt ift, die entweder die conifche Form von ru- pia prominens annimmt, oder dazu hinneigt, und wo nad) dem Abfallen deffelben tiefe Geſchwuͤre zurückbleiben, die mit phagedänifchem Rande ſich ausbreiten, fo fann man darauf rechnen, diefelben eigenthuͤmlichen Geſchwuͤre auch im Schlunde zu finden, welche, wenn fie nicht beſchraͤnkt werden, bald fih auf den yanzen fihtbaren Theil des Rachens ausbreiten werden, aufwärts zur Nafe, abwärts zum larynx fib aus: dehnend. Doch findet man auch wohl Geſchwuͤre in der Nafe und im larynx, melde nicht durch Ausdehnung der Verfhwärung im Schlunde entftehen, fondern in getrennten Flecken auftreten, welchen in dem einen Falle ſehr bald Ga: ties und Erfoliation der Naſenknochen, in dem andern das gegen eine Neihe der kraurigften Symptome von Obftruction der Luftwege und von Neigung des fehr empfindlichen la- rynx folgen werden. Zugleich mit diefen Symptomen wird fih der Patient wahrfcheinlih auch über heftige Schmerzen nicht nur in den größern Gelenken, befonders den Knieen, fondern auch in dem Körper der langen Knochen beklagen, denen nodi der hartnädigften Art folgen. Bei einer anderen Form der syphilis findet man eine fhuppige Eruption von dunfelrother oder Kupferfarbe, ents weder die Eigenthümlichkeiten von lepra oder von psoria- sis nah Willan und andern fpjtematifhen Schriftftellern über Hautkrankheiten) darbietend, und Eann dann auch er— warten, tiefe Gefchwüre an den Tonfillen mit Schmerzen im Kopfe und den langen Roͤhrenknochen, fowie nodi, zu finden. Alte Symptome, welche diefe Form begleiten, find von fehr chroniſchem Verlaufe. Der Kranke wird durch fein Ausſehen verratben, daß er an einer conftirutionellen Krank— beit leidet; aber die Eruption wird nicht duch das heftige Fieber eingeleitet, welches den andern Formen des Ausbrus ches vorhergeht, und felbft die Geſchwuͤre im Schlunde find fo wenig acut, daß fie beträchtliche Fortfchritte machen, be= vor ihr Dafenn fih dem Kranken irgend, wie durch Schmerz oder Unwohlſeyn, verräth, 531 Sehr genau find bei den Eruptionen diejenigen zu un: terfcheiden, melde von Anfang an ſchuppig find, von denen, welche diefes erft bei'm Fortfchreiten werden, denn papulöfe, wie puftulöfe und tuberculöfe Erantheme werden gegen das Ende bin fguamös. Nichtbeachtung diefes Grundcharacters im Auftreten der Erantheme hat manchen, fonft erfahrenen, Mann dabinges führt, eine Form der Syphilis mit der andern zu verwech— fein, und wefentliche oder fpecififche Unterfchiede ganz wegzulaͤugnen. Ohne Zweifel find gewiffe Symptome allen Formen der syphilis gemeinfam, 3. B., Eranthembildung, der bald, wie bei der papulöfen und puftulöfen, ein ſcharf— bhervortretendes Fieber vorhergeht, welches bald dagegen, mie bei der fquamöfen, fo unbedeutend ift, daß es meiſt überfes ben wird, wiewohl Schlaflofigkeit und ein leidendes, krankes Ausfehen in den meiften Fällen die Störung im Allgemein= befinden anzeigen. Affectionen de8 Schlundes, von der einfachen Entzün: bung an bis zur zerftörenden Verſchwaͤrung, find gleichfalls allen gemeinfam. Ebenfo Schmerzen im Kopfe und in den Gelenken, aub Eann idy ein Gleiches von der iritis behaup— ten; aber, obwohl diefes letztere Leiden bei allen Formen der syphilis vorkommen kann, fo ift e8 doch weit häufiger bei derjenigen, welche die Papeleruption bewirkt, Auch habe ich bemerkt, daß felbft bei diefer Form es weit häufiger bei fothen Kranken vorkommt, melde unvorfichtigerweife Die Eruption durh Erkältung haben zuruͤcktreten laffen, oder fie von der Haut duch den voreiligen Gebrauch des Quedfil: ber3 vertrieben haben, indem fie der zu deffen Anwendung geeigneten Zeit vorgriffen, wenn das Exanthem ſich abge: fhuppt hat und augenfheinlich feinem Ende nahe ift. Je— nes ift fo häufig der Fall, daß Herr Travers vor mehre: ten Jahren iritis dem Mercur und nit dem Krankheits- gifte zufchrieb; aber zu der Zeit, wo er diefe Anſicht vers öffentlichte, wurde Mercur für jedes Stadium und jede Form der syphilis angewendet. Seit diefer Zeit jedod hat ung die antismereurielle Behandlung Gelegenheit genug dargebo: ten, iritis bei einer Menge von Fällen zu beobachten, in denen Fein Gran Mercur gegeben worden war. Aus diefen Betrachtungen geht natürlich die Frage hervor: in welcher Beziehung fteht das venerifche Uebel zu den andern Uebeln? macht e8 unter feinen verfchiedenen Geftaltungen ein Leiden sui generis aus? Oder zeigt es nicht im Gegentheile in jeder Einzelnheit, daß es zur Drdnung exanthemata von der Glaffe pyrexia gehört, welde Cullen definiert als „anſteckende Krankheiten beginnend mit Fieber und gefolgt von einer Eruption?“ Nun entſprechen in jeder Beziehung die verfhiedenen Formen der syphilis vollftandig dieſer Definition. Es ift Eeine bloß müffige Speculation, zu beftimmen, zu wels cher Claſſe ein befonderes Leiden, deffen Natur wir zu erz gründen wünfchen, gehöre; denn, obgleich jedes individuelle Leiden feine eigenen charackeriftifhen Symptome und Gefese bat, fo müffen odec follten doch in einer auf angemeffene Meife angeordneten Claſſe einige Charactere und Gefege ſeyn, die allen gemeinfam zufommen, 832 Nun gehorcht die syphilis in allen ihren Verfchiedens beiten — felbft abgefehen von meinen mit eigenthimlichen Anfihten — den Geſetzen, weldhe der ganzen Ordnung der Erantheme gemeinfam find: — fie ift anftedend — fie wird durch ein mehr oder minder ſtarkes Fieber eingeleitet — und ihr folgt ein Ausfhlag. Sie ift mittheilbar nur durch Be— rührung, und nicht durch das Medium der Atmofphär:, wie man zu einer Zeit allgemein glaubte, und im vdiefer Beziehung weicht fie von den andern Kranfheitsgiften ders feiben Claſſe ad. Wird fie eingeimpft, fo erzeugt fie, gleich der variola oder gleich der Kuhpode, eine Veſikel, deren Lomphe fehr contagios ift; aber wenn die Materie purulent wird, fo verliert fie allmälig ihre Anftedungsfähigkeit. Dies ſes Factum ift vor einigen Jahren durch die Experimente des Deren Evans feftgeftelt worden, und eine Befchreis bung derfelben findet man in der zweiten Ausgabe meines Werkes on venereal Diseases, p. 81; neuerdings find diefe Verfuche nad) größerem Maaßſtabe mit denfelben Mes fultaten von Heren Ricord wiederholt worden. In diefer Beziehung zeigt es die färkfte Analogie mit Blattern und Kubpoden, denn jeder practifche Arzt weiß, daß, um eine erfolgreihe Impfung ſich zu fichern, e3 noths wendig ift, die Lymphe als Impfſtoff zu benugen. Diefe Thatfahen werden wir immer mehr als fehr wichtig anerken— nen, um die Gefege für die venerifchen Krankheiten aufzuklären, oder zu beftimmen. Cinige Tage Eönnen hingehen, bevor das Gift diefer Veſikeln eingefogen wird, fo daß die Cau— terifation des Theiles durch ein Aetzmittel gute Ausficht gewährt, die Anſteckung zu verhindern, und fo den Orga— nismus vor der Mittheilung des Giftes zu bewahren. Hat die Anftekung ftattgefunden, fo ift eine Erups tion, begleitet von Entzündung oder Verſchwaͤrung im Schlunde, und eingeleitet durch Fieber, der gewöhnliche Cha= racter aller Crantheme, an welchen auch die verfhiedenen Formen des venerifchen Leidens im ganzen Umfange Zheit nehmen. Diele Eruptionen ‚haben ihre regelmäßigen Perio- den des Anfalles nach der Anſteckung, der Ausbildung und der Abnahme. Wenn eine derfelben zu früh von der. Körs peroberfläche vertrieben wird, fo leiden ficher innere Organe, wie das Gehirn, die Lungen oder der Darmcanal; deßhalb ift bei der Behandlung der Erantheme die große Aufgabe gegeben, diefelben auf eine folche Weiſe zu leiten, daß die Eruption ihre natürlichen Stadien durchmache, und zu gleis her Zeit die nachtheiligen Wirkungen zu ftarker Reize ſo— wohl während des eruptiven, als des fecundären Fieber zu verhüten; und wir werden finden, daß diefe Negeln für die Behandlung, welche man bisjegt nur für das Eruptionsſta— dium der alg Eranthem anerkannten Leiden anwendbar glaubte, auf gleiche Weiſe auch für daffelbe Stadium aller veneris ſchen Uebel paffe. Uber jede individuelle Krankheit diefer Drdnung hat ihre befondere Mobdification diefer allgemeinen Gefege, z. B., wenn die Eruption der Blattern, Mafern oder des Scharlachs plöglich durch unvorfichtig zugezogene Erkältung oder andere Urfachen zurücktritt, fo werden das Gehirn und die Lungen leicht afficiet, und es kann, unter 333 folhen Umftänden, ein Erguß in diefen Organen raſch das Leben des Kranken enden, Die Aufgabe des Arztes bei fo unglinftigen Umftänden ift nun, durch stimulantia und Anwendung von Würme auf die Körperoberflibe — fey e8 durch ein warmes Bad oder duch warme Luft, das Cranthem wieder auf bie Haut zuräkdzuführen, welches das befte Mittel iſt, die furchtbaren Symptome, welde auf das plößliche und vorzeis tige Verſchwinden deffelben erfolgen, zu verhindern. Genau daffelde Geſetz gilt nun bei der Behandlung jeglicher Form der syphilis, doch bei jeder Form — oder bei jedem individuellen Krankheitsgifte — modificirt. Zum Beifpiele, wenn die puftulöfe oder tuberculöfe veneriſche Eruption vorzeitig von der Haut zurücdgetrieben wurde und ſich nicht nach den refpectiven Geſetzen des Krankheitsgifs tes, dem fie angehört, entwickeln Eann: fo fheinen, ftatt daß das Gehirn und die ungen *) in Folge deffen ergriffen werden, das periosteum und die Knochen, ſowie andere tiefliegende Gebilde, zu leiden. Wenn die papulöfe venerifche Eruption ploͤtzlich verſchwindet, fo werden in Folge deffen das periosteum und die Knochen nicht afficirt, aber der Kranke leidet an flärkern Schmerzen in den Gelenfen und im Kopfe, und oft tritt iritis ein, gleichfalls mit mehr oder weniger conftitutioneller Störung, welche dur ein frifches Hervorbrehen des Exanthems gewoͤhnlich bedeutend erleichz tert, aber bei unpaffender Behandlung ftets wiederkehren wird. Die häufigften Urfachen diefer vorzeitigen Entfernung der Eruption von der Haut find entweder unbedachtfames Ausfegen des Körpers der Erkältung und Feuchtigkeit, oder die zu frühe und unzweckmaͤßige Anwendung des Quedfilbers, bevor das Eranthem durch feine Abſchuppung gezeigt hat, daß es natürlicherweife feinem Ende nabe ift. Es laͤßt ſich leicht einfehen, wie fo Kälte und Feuchtigs £eit, auf die Haut angewendet , die zur Entwidelung eines Eranthemes noͤthige Gefähthätigkeit herabzuſtimmen vermag, aber wie fo Mercur eine aͤhnlice Wirkung bervorbringt, ift nicht ganz fo Elarz daß er jedoch diefe Fähigkeit befike, bes weißt die Erfahrung eines jeden Arztes; vielleicht hebt die— ſes Eräftige Mineral durd die Erzeugung einer neuen Thaͤ— tigkeit, nad dir Hunterſchen Lehre, die des Krankbeits: giftes auf, und vielleicht wird fo die natürliche Entwicke— lung des Exanthems geftört. Zur Unterftügung diefer Ans fibt von den Gefesen, welchen da3 venerifche Gift geborcht — (und von welchen wir nimmer eine angemeffene oder fi: dere Kenntniß erlangen Eonnten, fo lange es Gebrauch war, Merenr für jede Form und jedes Stadium dieſes Leidens anzuwenden) — brauche id, nur die Thatſache anzuführen, welche jest allgemein zugegeben wird, daf, in den ohne Mercur behandelten Fällen, die ſecundaͤren Srmptome aus: "I Nach den Brobachtungen des Dr. Byrne vom Lock-Hoſpitale, wie ſie Dr. Stokes in feinem Werke über die Bruft, S. 93, citirt, fcheinen die Lungen häufig in Folge zuruͤckgetretener ſy⸗ pbilitifcher Eruption von Entzuͤndung erariffen zu werden, und diefes Leiden wird ftets durch Zurüdführuna der Hauteruption befeitige, was ſehr für die oben aufgeftellte Anſicht ſpricht. 554 nehmend mild find, und die Knochen felten oder nie afficirt werden, Nichte verdient mehr in der Pathologie beachtet zu werden, als die Negelmäßigkeit, welche die Natur in Ber zug auf die Charactere und Symptome der Kranfheitgifte beobachtet; und wenn man nur für die Verſchiedenheit deg Alters, für Gonftitution, Clima und verfdiedene andere Einflüffe die erforderlichen Zugeftändniffe macht, fo ift die Negelmäßigkeit, mit welcher die Erantheme, zufolge der ih— nen eigenthümlihen Geſetze, ihren gewöhnlichen Verlauf nehmen, wahrhaft überrafhend. Sind wir nun berechtigt, anzunehmen, daß das venerifhe Gift eine Ausnahme von diefer allgemeinen Negel mache, und daß ein Gift allein eine fo große Verfhiedenheit von Eranthemen bervorzubrins gen im Stante fin? Können wir wohl annehmen, daß daffelbe Gift, wel— ches bier die milde Papelneruption bewirkt, meldye in Abs fhuppung der Dberhaut endet und dann faft von felbft verfhmindet, au jene Eruption von Pufteln und Tuber— £eln erzeugt, welche in Geſchwuͤre übergeht, von denen eiz nige von den dien, conifchen Kruften, rupia genannt, bes det find, andere, nah Abwerfung diefer Bededung, tiefe und ausgedehnt jaucigte Oberflihe mit phagedaͤniſchem Rande daıbieten? Dort finden wir wieder eine andere Art von Eruption, melde den beiden andern ganz unaͤhn— lich ift; es find weder Papeln, Pufteln, Tuberkeln, rupia, noch Gefhmüre mit phagedänifhem Nande, fondern ſchup— pige Ausfchläge, einige glatt und fein, andere erhaben, be: fonders an ihren Nündern, beide von dunfels oder kupfer— rother Farbe. Diefes find die Formen von fophilitifcher psoriasis und lepra, weldie von Born herein die Schup— penform an fih tragen, wodurch fie fih von Papeln unter: fheiden, in deren Ende= oder Abfchuppungeftndium. Man glaubt allgemein, daß daſſelbe Gift diefe verſchiedenen Grantbemformen erzeuar, melde in Milde und Heftigkeit wahre Antipoden von einandır zu feyn feheinen. Wenn beide die Pro: ducte deffelben Giftes find, fo müffen wir annehmen, daß die sy- philis eine Ausnahme von allen andern Krankheitsgiften made, urd müjjen Denen beiftimmen, die fie als ein Leiden sui generis, oder als je= dem andern unähnlid) anfchen. Allein, wenn wir etwas tiefer auf den Gegenftand eingehen, fo wird man vielleicht mit mir darin ders einftimmen, daß dieſes Gift Eeine Ausnabme bildet. Diejeniaen, welhe nur ein venerifches Gift annchmen, welches alle die Wer: fwiedenheitin, fewohl in den primären, als ficundären Eymptomen, erzeuge, erklären jich diefe Warieräten, indem fie diefelbe der Ver: fchiedenheit in der Gonftitution, oder dir in dem Geſundheitszu— ftande der Kranken zur Zeit der Infection zufchreiben. Nun will ic) gerne zugeben, daß die primären und fecundären Sympteme bedeutend modificirt werden mögen durch Alter, Gonftitution, Le— bensweife, und durch locale, wie allgemeine Bebandlunaz aber ich behaupte, daß Feine diefer Urſachen die große Verſchiedenheit her— vorbringaen wird, welde fo klar hervortritt zwifchen der milden Papelform des venerifchen Uebels (von welcher der Kranke gewiß befreit wird, er müßte denn auf die verfehrtefte Weiſe behandelt werden) und zwiſchen jener a’ftiaın. zerftörendın Eruption von ru- pia und ausgedehnten Brantgefhwüren auf der Haut, von denen 08 oft zweifelhaft iſt, ob der Kranke, felbft bei der angemeffenften Behandlung, wicder beffer werden wird. Ich müßte dann cben fo aut zugeben, daß Verfchicdenbeit in der Gonftitutien bei einer Ver: fon, durch daffelbe Gift, eine Eruption von Mafern oder mildem Frieſel, und bei einer andern Perſen die böfefte Form von zuſam— 835 menfließenden Pocken zu erzeugen im Stande iſt. Wenn aber dieſe Verfchiedenheiten der venerifhen Eruptionen aus den angegebenen Urfahen hervorgehen follten, fo müßten wir das phagedänifche Uebel ftets nur bei dem entkräfteten, trunkenen Wüftlinge, und die milde Form nur bei dem jungen, gefunden und robuften JIndivi— duum vorfinden. Diefes ift ſedoch ſo wenig der Fall, daß, nad) m:iner Erfahrung, dieſe beiden Glaffen von Patienten ohne Unter: ſchied jenen beiden Formen des Uebels unterworfen find. Ein anderes Argument zu Gunften der Mehrfachheit der ve: nerifchen Gifte wird durd die Thatſache dargeboten, daß verſchie— dene Formen des Uebels verfchiedene Weiſen der Behandlung erforz dern. Zum Beiſpiel das durch eine ‘Papelneruption characterijirte Leiden verlangt weder in feinen erften, noch folgenden Stadien die Anwendung des Mercurs, eines Mittels, welches ausgemad)t nad): theilig wirft, bevor nicht das Exanthem ſich abſchuppt und gegen Ende geht; zwuitens das phagcdänifche venerifche Uebel, in feinen eriten, wie in feinen folgenden Stadien, wird pofitiv verfchlimmert und unheilbar gemacht durd) die Anwendung des Mercurs. Wenn das Leiden in Abnahme ift, was durch ausgedehnte ſchuppenartige Knoten oder Tuberkeln in der Haut da, wo vorher Geſchwüre, mit Nupia-Kruften bedeckt, verhanden waren, bezeichnet wird: dann, und zwar nur dann erſt mag Mercur in a'terirenden Ga— ben nüslich feyn, um die Gur zu fördern. Mein Hauptmittel aber für die conftitutionelle Behandlung dieſer Form des Uebels ift Kali hydroiodieum, zufammen mit Sarfaparilla;z drittens die Form des Uebels, wilde durch ſchuppige Eruption, psoriasis und lepra &aracterifirt wird, verlangt beftimmt und raſch die Anwenz dung des Mercurs, was nicht von den andern Formen des veneris Then Leidens gefagt werden Fann. (Dr. Carmichael’s Clinical Lestures on Venereal diseases.) Miscellem Ueber die Harnröhren: Berengerungen faat Cru— veilbier in den Annales de la Chirurgie francaise, Fevrier 1842: es fcheine ihm, daß die Schriftfteller bei denfelben zu vie— lerlei organifche Veränderungen annehmen; er für feinen Theil koͤnne nur eine einzige Art von VBerengerungen auffindenz dieß ſey die fisröfe Verengerung, oder vielmehr die Umwandlung der Wände der Harnroͤhre in fibroſes Gewebe, welche bald an einem einzelnen Puncte, bald in einer arögeren Ausdehnung, von # bis 1 ZoU und darüber, vorfomme. Beruͤckſichtigt man nun die beiden Urfachen, welche dazu Vrranlaffung geben können, chronifche Entzündung und Ulceration, fo muß man, nad) Gruveilhier, mehr geneigt feyn, die Entftchung von einer Ulceration abzuleiten; denn wollte man fie von einer chroniſchen Entzündung herleiten, fo wäre es fehr fchwer zu begreifen, warum die Wirkung diefer Entzündung ſich faft immer auf einen einzelnen Punct der Länge des Ganals bes ſchraͤnke. Nach der fibroͤſen Befhaffenheit der Verenaerungen, muß man auf therapeutifche Kolgerungen fomınen, die mit dem, was man bisjegt in der Praxis beobachtet hat, vollfommen übereins ſtimmen; naͤmlich die Unangemeffenheit des forcirten Catheterismus und der conifchen Sonden, Der Vorzug der Dilatation vor der 336 Cauteriſation, die Nothwendigkeit einer Tangfortacfegten Dilatation, die große Nıigung der Verengerung zum Recidiv, deßwegen die unerläßtiche Nothwendigkeit, von Zeit zu Zeit zur Dilatation wies der zurückzukehren, und endlich die Unmöglichkeit einer abieluten Heilung bei ‚jeder, Darnröhrenverengerung. Ein Umſtand, auf welchen Cruveilhier die Aufmerkſamkeit hinlenkt, it befonders folgender: daß er noch nie eine partielle oder complete Hypertro—⸗ phie der prostata mit der Verengerung der Harnröbre zuſammen— treffen gefehen hat; ja, was nody mehr ift, daß die Verengerung der pars meimbranacea faft immer von einer mehr oder mindıe vollfommenen Atrophie der prostata begleitet ift, welche haufig als Folge einer chronifchen Entzündung diefes Organs betrachtet werden müfle. Er erwähnt dabei auch noch zweier Fälle von Harnfteinen, welde ſich in Schleimbälgen der Harnröhre befanden. Er ift der Anſicht, daß diefe Art der Einfapfeiung nur bei eine Harnröhrenverengerung vorkommen Fönne;s auch waren, in der That, bei jenen beiden Beobachtungen die Schleimbälge, welche bie Steine enthielten, binter einer Harnröhrenverengerung befindlich. Sn einer Abhandiung über die pathbologifhe Anatos mie der Taubſtummheit bemerkt Herr Meniere zuerſt, daß nicht alle Zaubftummme in gleichem Grade taub find, indem Ein: zelne gar feine Spur von KHörvermögen zeigen, während Andere einzelne Zöne vernebmen. Diefe Bemerkung würde ſehr wichtig finn, wenn die Refultate der Leichenunterſuchung dem vollkommen entfprachen; leider aber hat man bei volllommen tauben Eubjecten die Sehörorgane (ſcheinbar) ganz normal gefunden. Bei feinen Leichenöffnungen hat nun Herr Meniere ebenfo, wie bei Unter- fuhung an Lebenden, das äußere Ohr normal gefunden; war dieß nicht der Fall, fo entſprachen der äußeren Formveraͤnderung aud) tiefere Veränderungen im inneren und mittleren Ohre. Der äußere Gehörgang zeigt bei den Zaubftummen, in Bezug auf Weite und Tiefe, große Verfchiedenheiten, die indeß dennoch nicht weiter geben, als die Verſchiedenheiten, welche man auch bei Perfonen findet, die vollkommen gut bören. Sechs Mal, unter vierzehn, fand ſich das Trommelfell gefund; in den. Fällen, wo eine Veränderung vor— handen war, beftand diefelbe gewoͤhnlich in einer größeren oder geringeren Perforation. Veränderungen der Zrommelhöhle find felten; man findet fie faft nur in den Fällen, wo die Permeabilis tät der tuba Kustachii vermindert oder aufgehoben iſt; bisweilen finden ſich Knoͤtchen auf dem Trommelfelle. Das Labyrinth zeigt am häufigften Veränderungen. Bei zwei Gubjecten fand Here Meniere das vestibulum auf die Hälfte feiner normalen Größe reducirt; es enthielt keine Flüfjigkeit. Bei einem Kranken war der obere canalis semicireularis obliterirtz bei zwei Anderen fand man das runde Fenfter gefchloffen und die Spiralplatte der Schnede machte nur eine und eine halbe Windung; bei einem Kranken endlich hatte der nervus acusticus beinahe die Hälfte feines nor— malen Volumens verloren, Im Allgemeinen ergiebt fich aus den Beobahtungen des Herrn Meniere, daß der Verluft des Ger höres bei den Taubſtummen felten angeboren ift: am häufiaften bildet jich das Leiden im zweiten oder dritten Lebensjahre, gewoͤhn⸗ lich in Folge convulfivifher Krankheiten. Die hauptfächlichiten Vers änderungen ereignen fich in den Nerventheilen des Gehörorgang, und die Veränderungen in der Trommelhöhle und dem äußeren Obre find wohl nur fecundäre Zuftände. (Gaz. med., 16. Juill, 1842.) Bibliographische Gray’s botanical Text Book. London 1842. 8. Dissertation sur la meteorologie et sur l’optique. Par Urbain Oriol, de Saint- Sauveur (Loire). Paris 1842. 8. Tea. gkue tt Histoire physiologique, chimique, toxicologique et medicale du seigle ergote. Par Joseph Bonjean. Lyon et Paris 1842. 8. De la meningite c&rebro-rhachidienne et de l’enc&phalo -menin- gite epid&miques. Par M. Rollet. Nanci 1842. 8. — mn — — Menue llotizen ausdem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober» Medicinalrarhe Froriep zu Weimar, und dem Medicinatrathe und Profeffior Froriep zn Berlin, NP. 596. (Nr. 22. ded XXI. Bandes.) September 1842. Gedrudt im Landes» Induftries- Somptoir zu Weimar. bes einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. — gr Die Feuchtigkeit, als phufifches Agens, nad) ihrem Einfluffe auf das Glima und die geographifche Vertheilung der Pflanzen betradhtet. Bon Rihbard Brinsley Hind 3, Esq. (Scchluß.) Die beiden erſten Beobachtungen rühren vom Capitain Bee- chey ber und find die von ihm für 5° nördliche Breite ermittelten Durchſchnittszahlen; die legtere habe ich feibft, etwa zehn Sahre fpäter, wenige englifche Meilen vom Aequator angeftellt, Da ich vermutbete, daß fih von fernern Vergleihungen mande practifche Refultate in Betreff des Einfluffes der Sahreszeiten ableiten laffen würden, fo waͤhlte ich eine andere Breite, jedoh nur aus dem Grunde, weil diefelbe häufig durchſchifft wird und mit der geogra= pbifchen Breite England’s ziemlich übereintrifft. Die hier u Grunde gelegten Refultate find ebenfalls auf das Mittel für 5 Grade zus rücgeführt und beziehen ficb auf 50 bis 55° im nördlichen ftillen Meltmeere. Die Aehnlichkeit in Betreff der Monate und die Bere fchiedenheit in Betreff der Jahreszeiten find auffallend. Temperatur. Thaupunct. Gran. 1826 Zuli . . . 47,10° 47,4° 4,1933 October 44,9° 40,7° 2,4131 1827 Suli . . . 49,12° 48,1? 4,0161 October . . 40,36° 35,0° 2,7697 Es läßt fich billigerweife annehmen, daß die Atmoſphaͤre über einer folben Oberfläche, wie der Ocean fie darbietet, mehr Waffer: dampf in Auflöfung bält, als irgendwo anders unter derfelben Breite in ihr angetroffen werden kann, und aus diefem Grunde laffen ſich die Beobachtungen für iraend eine beftimmte Localitaͤt emlich als das Marimum für die fragliche Jahreszeit betrachten. Da die Feuchtigkeit der über dem Dcean befindlichen Luft fo bedeu- tend ift, fo führt jeder von demfelben ber über das Land wehende Wind eine Menge Dünfte mit fih, und wo aud immer Seewinde über bochlieaende Landſtrecken wehen, zeigt fich dieß deutlich; denn die früher beitere und durchfichtiae Atmofpbäre trübt ſich, ſobald der Seewind anlangt, durch leichte Wolken, die fich in immer wachfenden Schwaben über das Hochland lagern. Die jenen erfris fchenden Winden, den Paffatwinden, zugemwendeten Gegenden zeis gen eine vergleichungsmweife üppige Vegetation, die eben von der Feuchtigkeit berrübrt, welche jene Winde beftändig zuführen. Die Gruppe der GallopagosInfeln ift, trog ihrer günftigen geographie NO. 1605, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 F1.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Bee, fchen Cage, nicht befonders fruchtbar; allein diejenigen Puncte der= felben, welche dem Pafjatwinde ausgefegt find, zeigen eine kräfti— gere Vegetation, als die anderen. Man nahm früher allgemein an, daß die Quantität des im der Luft aufgelöf’ten Wafferdunftes von der Erdoberfläche aufwärts in einer regelmäßigen Progreffion abnehbme. Allein Herr Daniell ward, wie er uns verfichert, zuerjt auf theoretifhem Wege, und erft fpäter durch directe Beobachtungen, auf die Anficht geleitet, daß diefe Annahme irrig fey. Die Haupterperimente, auf melde er feine Schlüffe ftüst, wurden auf einer uftreife im September angeſtellt. Bei 9,890 Fuß Höhe zeiate fich der Thaupunct gerau als derfelbe, wie an der Oberfläche der Erde, und 1,100 Fuß kr ber war der Thaupunct um 32° Fahrenheit gefallen. Fernere Beobahtungen wurden in Höhen angeftellt, von denen die bedeu— tendfte wenig mehr, als halb fo groß war, als die zulegt erwährte, und da keine derfelben den Punct der plöglichen Herabdrüdung des Thaupunctes erreichte, fo geht ihnen der intereffantefte Theil ihrer Rıfultate ab. Laͤßt man die Daniellfhen Beobachtungen für alle Fälle gelten, fo Eann vor der Hand über die, die regelmäßige Bertbeiturg der Feuchtigkeit in der Atmofphäre betreffenden Um— ftände, nichts mehr beigebracht werden. Der Wafferdunft in der Atmofphäre trifft beftändia auf Um— fände, melche deffen Auflöfung ftören; unter diefen find die ge— mwöhnlichften die Temperaturerniedrigungen, und je näher die Luft dem Saͤttigungspuncte ift, defto häufiger werden bergleihen Etörun= gen eintreten. Offenbar pflanzen fich die in der Nähe der Erbober- fläche eintretenden Temperaturwechſel fchnell nach Oben durd die Luft fort, wie fich dieß aus mehreren, auf die Bildung des Thaues Einfluß babenden Umſtaͤnden ergiebt. Howard war der Anſicht, der Fall des Regens werde mehrentbeils durch electrifche Thätigkeit bedinat, und virle Außere Umftände, welche durch Erniedriaung der Temperatur Regen zu veranlaffen fcheinen, laffen ſich aller dings auf Veränderungen in den electrifchen Zuftänden zurücführen. Auf der andern Seite fällt der Thau ledialich in Felge einer Her⸗ abdrüdung der Temperatur bis zu dem Puncte, wo der Wallere dunft niedergefchlagen wird. Die Agentien, welche hierauf Einfluß haben und die mit dem Niederfchlage verknüpften Umftänte find hoͤchſt intereffant, und überall ift der Name des Dr. Wells mit deren Ermittelung vergefellfchaftet. Es ift nachgewiefen worden, daß die Verminderung der Temperatur nicht in der Luft beainnt, indem durch die Wärmeausftrablung der Erdoberfläche die auf leg: terer befindlichen Körper eine niedrigere Temperatur annebmen, als die Atmofpbäre, und indem nun Portionen der letztern mit jenen Körpern in Berührung kommen, laffen fie denjenigen Theil ibrer Feuchtigkeit fahren, welcher wegen ber Verminderung ihrer Tem⸗ 22 339 peratur nicht länger in ihnen aufgelöf’t erhalten werden Tann, Dieſe beiden Formen des Niederſchlages werden alfo am Bejten jede fur ſich betrachtet. 1. Die Menge des Regens, welcher an einem Orte fällt, ſteht zu der geographifchen Breite in einem foldyen Verhältniffe, daß der Einfluß der legtern unverkennbar iftz wogegen locale Ums ftande ebenfalls auf jene Menge vinen großen Einfluß ausüben, Sa Ländern, welche unter hohen Breiten liegen und jid bedeutend uͤber die Meeresflähe erheben, tt der Betrag der Regentage und des Negens ſehr bedeutend. Im nördlichen Theile Großoricanniens, in Hochſchottland, zählt man fehr viele Regentage, und in man en Dijtricren Norwegens nody mehr. Auf Cap Dorn, Staaten- land und den Infeln der benachbarten Meere ift die Zahl der Re— gentage außerordentlid groß, und felten Eommt dort ein Zag vor, wo gar fein Regen fiele. Zu Sitka oder Neuarchangel regnet es fo häufig, daß ein Ruſſiſcher Dfficier bemertte, er glaube, es gebe teinen Ort auf der ganzen Erde, wo fo viel Wajfer vom Simmel berabfiele, indem ein trodner Tag dort etwas ganz Außerordentli: ches fey. Ih habe Gelegenheit gehabt, -dieß feine Clima ſelbſt Tonnen zu lernen, und während meines dortigen Aufenthaltes ver: bielten jich die regnerifchen Tage zu den heitern wie 13 zu 3, und dies Verhältnig betrachreten die Einwohner als ungewöhnlich güns ftig. Im gebirgigen Gegenden regnet es, zumal unter hohen Brei— ten, in der Regel oft, und hierüber dürfen wir ung nicht wundern, da wir wijfen, daß dort die Temperatur nad) Oben zu fchneller abnimmt, als unter niedrigen Breiten. Großoritannien befigt eine fehr hohen Gebirge, allein ſelbſt die, welche fich dort finden, begünftigen den Regen, Zu Kendal, wo die Umgegend hoc) liegt, ergab ih, aus 2Ojährigen Beobahtungen,, die mittlere jährliche Höhe des Regenwalfers zu 53,94 Zoll, und dagegen zu London, nad) 4Ojährigen Beobachtungen, nur zu 20,68 Zoll. Unter niedrigen Breiten fehlt es auch nicht an Localitäten, ıwo es faft fortwährend regnet. An der Weſtkuͤſte Africa’s, zwifchen 4 und 10° nördlicher Breite befindet ſich ein Dijtrict, wo in Folge oͤrtlicher Urfachen veränderlihe Winde und fehr häufige Gewitter und Regengüuffe obwalten, weßhalb er den Namen „die Regen’ (The Raius) erhalten hat. Unter einer ähnlichen Breite lieg an der Weſtkuͤſte Südamerica’s die Choco-Bai, wo jährlih zehn Mo: nate lang faft täglich Regen fällt, fo daß die Vegetation nur zwei Monate Zeit hat, ſich von diefer ſtarken Begiegung zu erholen, Uebrigens zeichnet ſich diefer Diftrict durch feine üppige und prachts volle Flora aus, An andern Orten herrfcht ein in Bezug auf den Regen durch: aus entgegengefegter Zuftand. Dort fieht man einen Regentag als etwas Merkwürdiges, als einen unverhofften Eegen an; und fer— ner giebt es Rocalitäten, wo die Gewohnheiten der Einwohner fo ſehr auf die Abmwefenheit des Regens berechnet jind, daß ein ſchwe— rer Guß fie außer Faſſung bringen und unfägliches Unheil ftiften würde. In manchen ändern £rifft man ausgedehnte Ebenen, die vom Dceane entfernt liegen und feine eigenen Gemälfer befigen. Meber diefen it die Atmofphäre außerordentlich troden; die Tempe— ratur bleibt ſich faft immer gleih, und Falte Winde fommen dort wicht vor. Beiſpielsweiſe Fönnen wir die großen Wülten in Nord— africa, Arabien und Mittelafien anführen. In den fandigen Ebe— nen oder Karroos, welche ſich im Norden des Vorgebirges der gus ten Hoffnung ausdehnen, ift der Regen eine Seltenheit, und jie faugen die Feuchtigkeit fo gierig auf, daß ſich Fluͤſſe in denfelben verlieren. Wenn in einer Gegend ber Wind beftändig aus derfelben Hims melsgegend weht, fo wird dadurch abermals eine Seltenheit des Regens veranlaßt. In der Region der Paſſatwinde kommt Regen nur felten vor, wenigitens wird dieß im Allgemeinen angenommen. Uebrigens habe ih, obwohl es dort nicht fo häufig regnet, als im Allgemeinen an andern Orten, dennoch bei meinen gelegentlichen Neifen durch die Region der Paffatwinde, gewöhnlich dann und wann Regenfhauer, zumeilen fogar ftarfe, wahrgenommen, und zwar kommen diefelben dort mehrentheils des Nachts vor. Auf dem ftillen Weltmeere find fie häufiger, als auf dem atlantifchen Oceane, und fo oft fie vorkommen, bemerft man, daß die Kraft 340 des Windes bedeutend ſchwankt. Derfelben Urſache ift jene merk würdige Seltenheit des Regens in demjenigen Theile Peru’s zuzu— fcyreiben, in welchem Lima liegt. Die fogenannten Garuas, welde dem Moden und der Vegetation Feuchtigkeit zuführen, gleichen dich— ten Nebeln; während der Nacht und des Morgens fällt der Nebel fo ſtark, daß man dur) und durch naß wırd und ſich fehr leicht erfältet. Diefe niederriefelnde Feuchtigkeit nimmt zumeilen die Form eines ganz feinen Regens an. Die Erfheinung beginnt um zwei Uhr Morgens und ift gegen Sonnenaufgang oft am GStärkiten. Nicht immer gelingt e8 im Laufe des Zages der Sonne, durch den Nebel zu dringen. Diefe Witterung dauert vom Mai bis zum Auguft, während das Thermometer fich zwifchen 60 und 70° Fahr. hält, was, im Vergleiche mit dem übrigen Theile des Sahres, eine niedrige und zu Crfältungen geneigt machende Temperatur ift. Würde die Stadt Lima, ftatt durch die Garuas, irgend lange duch) die fonft unter gleihen Breiten vorfommenden Rıgengüffe heimge— fucht, fo würden viele Häufer dadurch völlig zeritört werden; denn da die Einwohner wilfen, daß fie vor heftigen Regen ſicher find, fo bauen jie ihre Häufer mehrentheils aus einem Material, welches nicht viel bejjer ift, als trodner Schlamm, und da jie ſaͤmmtlich flache Dächer haben, fo würden diefe, wenn fie durchweicht würden, zufammenftürzen. In den Tropengegenden fällt im Allgemeinen der Rıgen in folhen Mafjen, daß die Dächer dort mit einer Ans zahl von Gerinnen verfehen werden, damit das Waſſer möglich ſchnell berabfließen Eönne, und da diefe Gerinne oft grell gefärbt find, fo erhalten folhe Städte dadurch ein fehr buntfchädiges Anfehen. Ulloa hat ſich Mühe gegeben, zu beweifen, daß die Seltenheit des Regens in der Region der Garuas von dem Vor: bereichen des Südwinds herruͤhre. Zu der Jahreszeit, bemerkt er, wo die Garuas herrſchen, weht häufig ein ganz leichter Nords wind(? ). Donner und Blig find dann fofelten, als Regen. Der diefen MWitterungserfcheinungen unterworfene Landſtrich liegt zwi— fhen den Gorodilleren und der Küfte und wird nördlich von der Suayaquilbay, unter 4° füdlicher Breite, begrängt, während er fi füdlich bis nach Chili hinein erftreckt und dort allmälig in das normale Clima der geographifhen Breite übergeht, obwohl ſelbſt zu VBalparaifo deffen Einfluß nicht völlig aufgehört hat; denn ob— gleich diefe Stadt ihre Regenzeit bat, fo dauert fie doch nicht lange und der Thau fällt gewaltig ſchwer. Innerhalb der Grängen der Garuas fehlt es außerordentlich an großen Pflanzen, und Bäume im wildwachfenden Zuftande find fetten, und die Wälder beftchen fajt nur aus Buſchwerk. Sch will übrigens Eeinen Gaujalnerus zwifchen beiden ‚Umjtänden annehmen, denn ich habe keinen dergleichen auffinden Fönnen; es ift ein bloß zufälliges Zufammentreffen. Celbit bei Valparaifo findet man Eeinen wildwachfenden Baum, ald Cocos chilensis und diefe nur in einigen der gefchügteren Thäler. Daß indeß große Bäume fort: kommen, erhellt aus der großen Zahl von DObitbäumen an vielen Drten und aus den fchönen Allen, weldye die Straßen und Spa: ziergänge um Lima befchatten; dennoch ift diefer Küftenftrih von der Ratur allerdings baumlos gelaffen worden. Die Luft der Paſſatwinde ift beinahe fo gefättigt, daß der ges rinafte Umftand binreichend ift, einen Niederfchlag zumwege zu bringen; häufig Eönnen Infelgruppen die Temperatur fo herab: drüden, daß ſchwere Regenfchauer entſtehen; allein die im Bereiche der Paſſatwinde liegenden Snfeln find vielem Regenwetter, in der Regel, nicht unterworfen. Auf einer der Sandwidhinfeln war id) Zeuge von der Bildung von Wolfen und Regen nad einer Zwi— fchenzeit von trodnem Wetter; der Wind mwehte ziemlich fpis auf die Infel zu, fo daß er diefelbe fajt nach ihrer ganzen Länge bes ſtrich. Sie ift von einer Anzahl fchöner Thäler durchichnitten ; der höchfte Theil lag über dem Winde, und um bdiefen her ſam— melten fih leichte Dünfte, welche fih allmälig zu Wolken verdich— teten, die, von dem Winde über die Berggipfel aetrieben, bald zu ſchwer wurden, als daß fie länger hätten ſchweben koͤnnen und ſich in fchweren, aber ftrichweife fallenden Schauern, eraoffen, fo daß, während der eine Theil eines lieblichen Thales von der Sonne be: *) Ulloa’s Reifen in Südamerica, Bd. 2., €. 67. 341 ſtrahlt ward, der andere von einem ſchweren Negenauffe getränft wurde. Es war merkwürdig zu beobachten, wie regelmäßig der Niederfchlag, nach der Richtung unter dem Winde hin, zunahm; die dorthin liegenden Thäler befamen ein gut Theil mehr Regen, als die mehr gegen den Wind hin befindlichen. Sie gelten aud) für fruchtbarer, als die legtern, und der Grund und Boden ift dort theurer. Da diefe Umftände ſich fehr deutlich bemerkbar machten, fo entlehnte ich davon einen ſehr nüglichen Fingerzeig für meine bo*enifchen Ercurjionen, und ein Blick auf die hoͤchſte Epige der Inſel beiehrte midy darüber, ob id; meine Wanderung nach den Thälern über oder nad denen unter dem Winde anzuftellen babe. Aber felbft bei diefer Infelgruppe hat jede Infel ihre Ei— genthümlichkeiten. Obgleich der Regen auf der fraglichen Infel, Dmeihi (Dahu), felten gemwefen war, erfuhren wir, als wir bald darauf die Infel Zaui befuchten, daß in einem Theile derfelben die legten fechs Monate lang taͤglich Regen gefallen fey. Auf fämmts lichen Infeln ift die Vegetation üppig und prachtvoll, allein jener Theil der Infel Taui übertrifft in diefer Beziehung ale übrigen Diftricte, Ein anderes Beifpiel von dem feltenen Vorkommen von Res gen findet, nach Sir Francis Head’s Bericht zu Ufpallata ftatt, läßt ſich aber nicht leicht erklären. Ufpallata ift feiner Silbermi— nen wegen berühmt und zugleich die legte bewohnte Station auf der Dftfeite der Gorbdilleren auf dem Wege nad) Mendoza. Rings— umber ift Alles wüfte und öde; die, welche ſich dort aufhielten, baben nie Regen gefeben, und viele Umftände fpredhen für deffen ziemlich vollftändige Abweſenheit. Ungeachtet diefer ausnahmsweiſen Fälle, richtet fich der Ber trag des Regens in den meilten ändern nad) der Breite und nimmt an Menge ab, je weiter wir ung vom Aequator entfernen. Das Verhältniß, in dem dieß gefchicht, wird man aus folgender Tabelle einigermaßen erkennen. : Zahl der R Mittlere |Regenmen |°; Brite: Breite. 5 jährl. Res Zemperat. |ge in 3ollen gentage Para . — ı° 238’ n 8 ° 80 _ Geylon . 8 32 — 84,3 — Cumana 10 28 81,2 8 — Inſel Grenada 121508 — 112 — St. Domingo 18 30 — 150 — Vera Cry . 19 12 77,7 63,8 — Calcutta 22 34 — 81 — Madeira . 32,37. 65 31 73 Neu: Süd:Wallie 133 51 f, 70,6 — 107 Rom 41 64n. 59,5 39 117 Piſa 48 43 — 45,6 — Florenz . 43 47 — 31,6 103 Venedig ⸗ 45 26 — 36 — Columbia⸗Fluß 45 30 54 53,6 157 Große St. Bernhard |46 — 63 = Genf “ 4 46 12 50 42,6 — Paris 48 50 51,9 19.9 — Reading 51 7 515 229 123 London r 51 31 50,4 22,7 178 Berlin . 52 32 — 20,6 u Garlisle k 54 54 — 34,32 234 Kinfaung k 56 23 46,8 25,6 201 Upfala . 59 52 42 | 16 — St. Petersburg 59 56 338 16,17 — Ulaborg . 6 3 83 1 16 Zwiſchen dem Betrage der Evaporation und dem de Nie— derſchlags beftcht natürlich cin fehr enges Verhaͤltnißz dieß wird ebendadurch bemerklich, daß unter verfchiedenen Breiten eine ver: ſchiedene Menge Regen fällt, fo wie denn auch in unfirem Clima in den warmen Monaten der Niederfchlag bedeutender ift, als in den Falten. Gegen Ende des Sommers ift der Betrag am Stärk: ften, und wenn von zwei Sommern der eine fühl, der andere vors 342 züglich heiß war, fo ift anzunehmen, daß ber letztere gegen fein Ende hin mehr Regen bradte, al& der erftere. Zwiſchen der Zahl der Regentage und der Quantität des Regens ift das Verhältniß nicht conftant, Wenn wir die Regentage eines Glima’s anmerfın, wird gewöhnlich jeder Tag mit hinzugerechnet, an welchem der ges ringfte Regenfchauer beobadytet worden ift. Die Zahl der Tage, an welchem Regen fällt, hängt, zumal in den nicht in die heiße Zone fallınden Climaten, fehr von den binnen £urzen Zeiträun en ftattfindenden ftarten Temperaturwechſeln ab, und wenn die Luft ihre Feuchtigkeit vom Dcean erhält, fo wird dasyırd die Zahl der Regentage ſehr gefteigert. Diefe Zahl wird nach den hoben Briis ten zu größer, und es verhält ſich alfo mit ihr umgekehrt, wie mit dem Zotalbetrage des Regenwaflırs. Aus der Tabelle läßt ſich tie allgemeine Progreffion beider erfehen. In Betreff des Fallens von Regen findet ein Umftand ftatr, der zwar mit der Höhe über der Meeresflähe in enger Bezirhung fteht, aber, unferer Anfiht nad, auf die Bergveaetation nicht wohl Einfluß haben kann; da er indeß in manden Fällen zur Er— Elärung der Eigenthümtlickeiten diefir Art von Flora nebenbei dies nen dürfte, fo müflen wir deffelben auch in diefer Beziehung ges denken. Für den Meteorologen ift er jedenfalls von größerem Ins tereſſe. Schon vor längerer Zeit ward ermittelt, daß, wenn man in verfchiedenen Höhen Regen auf derfelben Grundfläke auffing, man verfhiedene Quantitäten erhielt; daß man in der Nähe ber Erdoberfläche am meiften gewann und nach Oben zu eine ftufens weiſe Abnahme ftattfand. Man ftillte dergleihen Beobachtungen an verf&iedenen Orten an, und überall ergab fich das nämliche Refultat. Eir Daines Barrington maß die Quantität in Was les von dem Fuße bis zum Gipfel eines 1850 Fuß hohen Berges. Binnen vier Monaten waren auf der unterfien Station 8,766 und auf der oberften 8,165 Zoll gefallen. Dr. Heberden erlangte daſſelbe Refultat, jedoch in einem entfcheidendern Verhältniffe, und neuerdings haben die Herrn Gray und Phillips zu Neuyork eine Reihe von Verſuchen angeftellt, welche die Regenmenae in Bes zug auf drei verfchiedene Höhen feftftellen. Die Orte der Beobach— tung, deren Hoͤhe und die Quantitäten des Regens find nachſte— hend angegeben. Spige des Münftere, bei 242 8. Höhe, 15,715 Zoll. Spige des Mufeumd, — 73 — — 20,182 Garten des Mufeums, — 9 — — 23,735 — Zur Erklärung diefes Unterfchieds hat man die Anſicht aufges ftellt, daß die Regentropfen während des Herabfallens, vermöge ihrer niedrigen Temperatur, den in der Atmofpbäre, durch welche fie fallen, aufgelöf’ten Wafferdunft theitweife an ſich ziehen und ſich ftufenweife vergrößern Ruͤckſichtlich des Einfluffes der Gultivirung des Bodens auf die Zemperatur hat man deren Wirkungen auf den Regen in mans chen Fällen im Voraus richtig beurtbeilt. Da, wo große Wald flächen arordnet worden find, wie, z. B., in den Vereiniaien Staa— ten Nordamerica’s, in manchen Diftricten ber Ganaba’s und auf den Weftindifchen Infeln, bat fich die Quantität des Regens bee deutend vermindert, Die Vegetation begünftigt die Bilduna dee Regens in zweierlei Hinſicht, indem jie eincstheils eine Menge Feuchtigkeit liefert und anderntheild die Temperatur erniebriat. Als ein Beilpiel, daß fi die NRegenmenae vermebrt bat, ift die Snfel Afcenfion angemerkt worden, mofelbft durdy die Gultivirung eines gerinaen Areals der Betrag des Niederſchlags merklich ers böht worden ift. 2. Diejenige Erniedrigung der Temperatur, welche die Thaus bildung veranlaft, wird durch die Ausſtrahlung von der Erdober— fläche berbeigeführt. Die Körper ftrahlen die Wärme. je nach ih— rer Structur und Karbe, mit verfchiedener Kraft von fi, und uns ter allen thun es, fo weit unfere Erfahrung reicht, die grünen Pflanzentbeile im böcften Grade. Sie befigen darin ein ſehr wirkſames Mittel, fich mit Feuchtigkeit zu verforgen, Der Thau bat für die Vegetation eine hohe Wichtigkeit, befonders an foldhen Drten, wo Regen felten oder nur zu einer gewiſſen Jahreszeit in Menae fällt. Während der trocknen Jabreszeiten ift unter niedrie nen Breiten die Vegetation rücfichtlib der Befruchtung faft ledig— lih auf den Thau angewieſen. Während die Sonne fid unter 22° 345 dem Horizonte befindet, faugen bie Pilanzen denfelben in Menge auf, und diefe Veränderung der Thaͤtigkeit dient den Pilanzen, in aͤhnli her Weife, zur Erholung, wie der Menſch eine Parthie Musieln ausruhen läßt, indem ec eine andere in Thätigkeit fegt. Sn unferem Clima ift der Betrag der in Gejtalt von Thau herabfallenden Feuhtigkeit zu 5 Zoll gefhägt worden, Und in nie drigern Breiten ijt die Quantität bedeutend ftärker. Das Maris mum diefes Niederfhlags Eummt in denjenigen Climaten dor, wo large Zeit hinduch Düccung heerſcht, und, allem Anſcheine nach, iſt dort der Geſammtbetrag ungemein bedeutend. Die guten Wir: tungen des Thaues auf die Vegetation ſtehen zu dem Berrage deffelden nicht genau im geraden Verhältniſſe, fondern hängen mehr davon ab, daß geringe Quantitäten ftufenweife und nad re= reimäßigen Zwiſchenzeiten mit den durch den Sonnenbrand cr: THöpften Organen in Berührung fommen. Dres Morgens, wo der Geſammtbetrag der Nacht niedergefhlagen worden ift, ſtehen auf allın Korpern Thauperlen; die Bäume tröpfeln, wie nach einem ſchweren Regenguffe, und die ſtaudige Doerflähe der Wege it fo volltändig befeuhter, daß man glauben follte, fie wäre mit einem Waſſerkarren begoffen worden. Au die Eleinern Pflanzen hingen überall voll Thautröpfhen. So wie fih die Sonne erhebt, ver— ſchwindet dieß Alles bald; allein ob die AUtmofphäre den Thau wieder abforbirt, oder ob Vegetation ihn unter der Mitwirkung der Wärme und des Fihts auffaugt, dieß ift, meiner Anſicht nad, noh zweifelhaft. Die Thaubildung fingt bald nah Sonnenunterz gang an, und zuweilen, wenn die Luft fehr viel Feuchtigkeit ent: hält, noh früher. Sie hält mit vermehrter Stärke die ganze tıht über an, indem jie mit dem ftufenweiien Sinken der Tem— peratur gleihen Schritt hält, und dauert bisweilen bis nach Son: nenoufgang, nimmt aber von da an an der Menge ab. Daß in beiteren mindftilen Nihten mehr Thau fällt, als unter den ente gegengefesten Umftänden, war ſchon zu Artitoteles Zeiten bekannt, obwohl man die Erfcheinung damals noch nicht fo wiſſenſchaftlich richtig erklären Eonnte, als jegt. Der ruhige Zuſtand der Luft bes günftigt die Ausjtrahlung von der Erdoberfläche, welche die Urſa— &e des Thaues iſt; Wind ftört deffen Bildung, und daher bemerkt man, daß der Thau an gefhüsgten Stellen am reichlichſten fällt, Eine geringe Erniedrigiing der Temperatur reiht ſchon zur Bildung des Thaues hin, deßhalb find die meiften Subſtanzen faͤ— big, jih während der Nacht etwas davon anzırtignen. Die Prlans zen befigen die Kraft der Zemperaturverininderung im hoͤchſten Grade, fo daß fie bei ung manchmal 10 — 20° Fihr. niedriger temperirt find, alg die Luft und innerhalb der Wendekreiſe ein noch arößerer Abſtand ftattfindet. Wenn die Atmofphäre gerade jo ber Schaffen ift, dag manche Körper auf der Erdoberfläbe nicht genug Wärme ausftrahlen Eönnen, dab ſich Thau auf diefelben nieder: fhlägt, während andere mit einem dünnen Hauche befblagen, ſo kann man deutlih erkennen, in welchen Grade die verfihiedenen Körper die Wärme ausitrahlen Nicht nur zwifhen den Wendekreiſen erhält die Vegetation einen großen Theil ihrer Feuzhtigkeit durch den Thau, jondern dieß ift unter allen Breiten mehr oder weniger der Fall. Dort find die Wirkungen vielleicht am Auffallenvften, indem vor dem Eintreten der Zageshige die Pflanzen ungewoͤhnlich feifch erfcheiz nen; allein jenfeits der Wendefreife thaut es in denjenigen Regio: nen, über denen der Himmel gewöhnlich beiter iſt, ebenfalls ſehr ftart. Sn Californien und Chili, welche beide Länder in den bei: den Hemifphären ziemlich unter derfelben Bceite liegen, wird man vom Thau fo naß, ald wenn man beregnet würde, und zumal in Chili verfhmwinden die Spuren des Tyaues erft zu einer fpäten Tageszeit. In gefhüsten Lagen fcheint der Boden, obwohl es felten und nicht ftark regnet, Jahr aus Jahr ein feucht zu bleiben. 3. Die Feuchtigkeit iſt für die Erde eine folhe Wohlthat, das die Natur diefelbe überall, wo fie jih findet, aufs Shönfte bekundet, während die Gegenden, wo es daran fehlt, alle Zeichen der Unfruchtbarkeit an fih tragen und für Thiere, wie für Pflan— en unbewohnbar find... Die walferlofen Wuͤſten und Steppen, welche bedeutende Diftricte einnehmen, entbehren alles Lebens in dem Grade, daß nicht einmal ein Inſect in der Luft oder auf dem Boden anzutreffen iſt. Nur der Menfh durchwandert divfeiben in 544 Eile, vom Goldhunger getrieben, und nimmt Alles, was ihm dort das Leben friften Eann, mir auf die Reife, Dennod giebt es nur wenige Localitäten, welche, wenn fie.mit Feuchtigkeit hinreichend verfehen wären, nicht den Pflanzenwuchs unterhalten könnten. Ein großer Theil der Küfte von Peru und Chili ift völlig ohne Vegetation, da der Boden dort durch eine ſtarke Beimifhung von Salperer und ſalzſaurem Natron noch unfruchtbarer wird, als er fonft ſeyn würde; nur hier und da unterbricht ein Thal die eine formige Flaͤche, durch welches ein Bad) oder Fluß dem Ocean zus fließt, und dort findet ſich auch oft eine ſchoͤne Vegetation. Die Thätigkeit des Menfchen hat in gewiffem Grade der Un: fruchtbarkeit der Natur entgegengearbeitet, indem große Diftricte Eünftlih bewäflert und fo zur Cultur geſchickt gemacht worden find. In Aegypten wurde die Bewälferung in alter Zeit in einem ſehr ausgedehnten Maaßſtabe in Anwendung gebradjt, und in vier len andern Ländern geſchieht dieß noch heutzutage. Manche Pflanzen bedürfen zu iprer Vegetation, daß fie längere Zeit unter Waſſer stehen. Berrm Reis, von weldhem ſich die Mehrzahl der Menſchen hauptfählich nährt, gefhicht dieß entweder auf natürli= chem oder kuͤnſtligem Wege, und in Betreff des Caladium escu- lentum, dejfen Wurzel unter der Benennung Taro das Hauptnah— rungsmittel der Inſulaner im ftilen Weltmeere bildet, ift daffelbe der Zall. Man hat die Verwendungsarten der auf den Boden gelangen= den Feuchtigkeit zu beſtimmen geſucht, und ift dabei zu theilmeife ſehr vagen, überhaupt zu fehr verfihiedenen Reſultaten gelangt. So hat man behaupzet, die Evaporation verfchlinge davon ein Fuͤnf— tel, die Vegetation ein zweites Fünftel, und die übrigen drei Fünftel würden duch Baͤche und Fluͤſſe fortgeführt. Diefe Verhältnißtheile ſtimmen mit dem, was rüdjichtlih des relativen Betrags des Regens, Zyaues und der Evaporation unter verfchiedenen Breiten ermittelt worden ift, nicht überein, und wie ehr die Meinungen über diefen Punct von einander abweichen, ergiebt fi) daraus, daß der Eine behauptet, in England würden + Zoll Niederihlag durch Flußwaſſer fortge: führt, während ein Anderer 13 Zoll angiebt. in bedeutender Theil des in die Flüſſe gelangenden Waffers wird übrigens nod) zu den Zwecken der Vegetation verwandt. In denjenigen heißen Climaten, wo ſich die meiften großen Ströme finden, uͤberſchwem— men dieſelben periodifh die benahbarten Ebenen. Dieſe Gegenden liegen mehrentheils in der Nähe der Flußmündungen, indeß zumeis len aut in beträgptlichen Entfernungen von diefen, wie es, z. B., bei'm Mil und auch bei'm Ganges in bedeutendem Grade der Fall it, und öfters entbehren diefelben des Negens gar fehr. Die Be: wohner der Flußufer erkennen den großen Nugen diefer Ueber: ſchwemmungen und ermeifen daher dem Fluffe, in’shefondere zur Zeit, wo er austritt, göttlihe Ehrfurdt. Während der Fluß an— fhwillt, treibt er gewaltige große Maffen todtır vegetabilifcher und thierifher Stoffe in verfihiedenen Zuftänden von Zerſetzung vor fih her, welche auf den überfchwemmten Landſtrichen abgefegt werden und, nah dem Ablaufe des Waſſers, ale Dünger zuruͤck— bleiben. Dft enthält auh das Waſſer ſelbſt Düngftoffe, die ſich zwar nicht durch das Gejicht und den Geſchmack wahrnehmen laſ— fen. aber durch ihre Wirkungen auf die Vegetation unverkennbar bervortreten, Es ilt nicht unwahrfcheinlih, daß fich vegetahilifche Stoffe mit dem Waffer mander diefer Flüffe fo innig mifchen koͤn— nen, daß jie bei der gewöhnlichen Unterfuhung des Waſſers under merkt bleiben. Man darf nicht vergeffen , daß dieje Fluͤſſe oft in hohen Gebirgen entfpringen und in ihrem langen Laufe bis zum Ocean beftindige Windungen zu machen haben , viele Fälle bilden, oft über regellos gruppirte Felfenfragmente dahinbraufen und ſich in unzähligen Strudefn und Wirbeln bewegen. Die Gegenden, durch die fie dahinfließen, find von dichter Vegetation bedeckt; die alternden Bäume flürzen von ihren oft jihen Ufern herab, und in jedem Herbſte nehmen fie eine gewaltige Menge abgefallenen Laubes auf; alle diefe Pflangenftoffe werden, ehe fie den Ocean erreichen, mehr oder weniger zerrieben und aufgelöft. So erklärt fich denn die Uppigkeit der Vegetation an den Ufern des Ganges, Nils, Amazonenftromes 2c. fehr natürlich, und die Ueberſchwemmungen derfelden mäfen notgwendig das Land ſehr befruchten, waͤhrend, 345 wenn fie in trodnen Jahren ausbleiben ober dürftig ausfallen, Hungersnoth in jenen Gegenden unvermeidlich ift. her Die Vegetation kann ſich eine bedeutende Menge Feuchtigkeit aneignen, zumal wenn fie gerade im Eräftiaften Wuchſe ſteht. Ueber die Quantität, welche die Pflanzen abforbiren, hat man zahlreiche Verſuche angeftellt. Bei einem von Dales unternomz menen Erperimente der Art ließ man einen 71 Pfund ſchweren Birnbaum jo viel Waffer ahforbiren, als er binnen 6 Stunden da: von in ſich aufnehmen Eonnte, und es fand ſich alsdann, daß 15 Pfund Waſſer verfchwunden waren. Intereſſant ift es zu beobach— ten, wie ſehr die Befchaffenheit der Pflanzentheile der Art von Glima, in dem fie zu vegetiren beftimmt find, angepaßt iſt. Zwi— ſchen den Wendekreifen, wo das Glima im Allgemeinen feucht:beiß ift, find die Pflanzen mit zahfreichen großen ſchlaffen Blättern verfehen und fie treiben feine große Zahl von Blüthen. Iſt die Luft warm, aber dabei troden, fo ift das Laub weit Eleiner; es herefchen die Leguminosse mit ihren zufammengefesten Blättern vor, und ihre Structur ift lederartig und froden. Sehr eigenz thuͤmlich ſtellt fich die Flora der außerordentlich trockenen Ränder dar, die Blätter find mit verhältnißmäßig wenigen stomata oder Auss dunftungsporen verfehen und werden zu eben fo viel Vorrathskam— mern der Feuchtiakeit. Sie find dabei Elein ‘oder, wenn fie aroß find, tief eingefchnitten, damit fie mehr Abforptionscherfläce darbieten. Die Flora des Vorgebirges der guten Hoffnung trägt diefen Character an ſich, und ven ihren zahlreichen Zwiebelgewaͤch—⸗ fen, faftigen Pflanzen, Haiden ‚und Proteaceae fann man einen fihern Schluß auf die Art des Glima’s ziehen. Ich habe die Ve— aetafion vom Arquator bis zu hohen Breiten unter ſehr verſchie— denartigen Umftänden zu beobachten, Gelegenheit arhabt, und bie einzigen Pflanzenfamilien, welche ich überall, wo nur Feuchtigkeit vorhanden war, bemerkte, waren die Flechten und Zebermoofe; von den feuchten Nadelholzwaldungen des Nordens "bis zum heißen, fonnigen Glima des Aequators zeigten fie ſich aller Orten, wo die Atmoſphaͤre feucht war. Die erftern kommen mebrentheils auf den Oberflächen großer Gewähfe, dem Boden und kahlen Felfen, die 346 lestern, von denen man ungemein fchöne Xıten findet, gemeiniglich an Baumftämmen vor. (The Annals and Magazine of Natural History, No. LVIII., June 1842,) Mein Ueber die Bildung des Mutterforns bat Herr Hoff: mann (nad) dem Journal de chim. med.) im Laufe des Sahres 1841 Beobadhtungen zu machen Gelegenheit gehabt, indem er volle frändig gebildetes und 14 Millimeter lanaes Mutterkorn auf dem Halmeé von Phalaris canariensis, L., fand, welcher ungefäet bers vorgefommen war. Diefe Thatfahe, melde anzudeuten fchiene, daß das Mutterforn allen Pflanzen der zahlreihen Familie der Gramineen angehöre, verdient weitere Unterfuhung, vorzüglich auch, um zu ermitteln, ob die phyſiologiſchen Eigenfchaften des auf anderen Gattungen gewadhfenen Mutterforns denen des Mutter: korns vom Korne und Mais analog jind, Ueber die Unwendbarkfeit des Electro:Magnetise mus ale Zreib£raft zur Kortbemwegung ven Eifen: babnzügen hat der Verfertiger phyficalifher Snftrumente, Das vidfon, eine Reihe von Verfuhe auf der Edinburgh = Glasgow - Eifenbahn angeftellt. Die Mafchine beitand aus fehs fräftigen Batterieen, ftarfen Dräbten und drei aroßen Magneten, bie an jedem der beiden rotirenden Gylinder befeftigt waren, durch welche die Achfen der Räder gehen. Als man die Metallplatten in die, mit Schmwefelfäure gefüllten Tröge tauchte, wurde bie, aegen hun- dert Gentner ſchwere Maſchine fofort in Bewegung aefest, und wenn dieß aud nicht mit reißender Schnelligkeit geſchah, fo ergab ſich doch die Anwendbarkeit auf Eifenbaknen. Merkwürdig war die Größe und der Glanz der electrifchen Funken. Nefrolog. — Der verdiente Profeffor der Anatomie zu Dorpat, Dr. Huck, iſt geftorben. Ben emo mil: Ri idR Wirkungen der Epinalreizung. Eine Dame war längere Zeit wegen heftiger Anfälle eines kurzen, krampfhaften, nervöfen Huftens, welder fie zu verfchiedenen Tageszeiten befiel, in Behandlung gewefen. Der Paroxysmus dauerte, bei jedem Anfalle, acht oder zehn Minuten, der That nach fo lange, bis fie ganz erfchöpft war. Sie ſchien fih fonft vollkommen wohl zu befinden. Es fand ſich Fein Leiden der Bruft oder des Kehlkopfes vor. Sie war ungefähr achtundzwanzig Sabre alt, verbeitathet, von einem fehr gefälligen Aeufern. Ich bat um Erlaubnif, die Wirbelfäule zu unterfuchen; diefe war vollfommen regel mäßig und gerade; aber als ich die processus spinosi der Mirbel mit den Fingerfpigen anſchlug: fo verurfachte die Percuflion der drei mittleren Ruͤckenwirbel ein Gefühl von innerem Schmeri. Ich machte die Haut an zwei Stellen, 4 Zoll zur Seite der Dornfortfäge, in der Aus: debnung von 3 Zoll, dadurch) wund, daß ich fie mit kalı causticum eintiedb. In fuͤnf Jagen war auyenfheinliche Befferung eingetreten. Innerhalb vierzehn Tagen wurde das Aetzmittel zwei Mal wiederholt. Die örtliche Empfindlichkeit und der Huften verfihwanden in wenig längerer Stift. Eine junge Dame, neunzehn Sabre alt, ward meiner Sorge anvertraut wegen heftiger Anfälle von Aufſtoßen, wegen welcher Affection fie vergebens zwei bis drei Monate hindurch behandelt worden war. Sie war bleidh und von zartem Aeußeren, aber jie hatte von Natur keine Farbe, ihre Gonftitution war gut und ihre Gefundbeit fonft nicht ges ſtoͤrt; fie war nur magerer, als gewöhnlich, ſchwach und fehe muthlos durch die häufige Nückehr der Anfälle von Schluch⸗ zen, welche bei jeder, felbft der geringften Anftrengung und pbofifchen oder geiftigen Aufregung, eintraten. Ich unter: fuchte den Rüden, welcher vollfommen gerade war, aber ich fand, daß vom vierten bis zum legten Nücenwirbel, bei’m Anfchlagen an die processus spinosi. ein inneres Schmerz: gefühl bervorgebraht wurde. Sch befolgte dieſelbe Methode, wie in dem vorigen Falle, und in drei Monaten war die Kranke vollfommen bergeftellt. Das Schluchzen war nicht das einzige Symptom gewefin; wenn der Anfall heftig mar, fo wurde er faft immer von Schmerzen in der rechten Seite 347 begleitet, fowie von einem Juden im rechten Ulnarnerven am Ellnbogen, welches fih bis zum Handgelenfe und Elei: nen Finger ausdehnte. Häufige Nuhe am Tage, bei einer Ruͤckenlage, fand ich fehr vortheilhaft, die Behandlung un: terftüßend, zugleih mit bis zur Ermüdung fortgefegter An— ſtrengung und tonifivenden Mitteln. Drei Fahre nahher (Juni 1841) Eam diefe junge Dame von Neuem in meine Behandlung wegen eines Nüds falls des alten Uebeld, Er war duch Anftrengung und Kummer hervorgebraht worden: ihr Vater und, wenige Mo: nate darauf, ihre Mutter waren geftorben. Das Schludıs jen mar, in diefem Anfalle, eben fo flörend, wie früher, es war derfelbe Schmerz im rechten Arm und in der rechten Seite, zugleich aber ein neues Symptom, Schwäche im rechten Kniee, und bisweilen ein Eurzer Huftenanfall, auch diefelbe innere Schmerzhaftigkeit am Rüden vorhanden. Sie genas wieder unter einer ähnlichen Behandlung; darauf ging fie auf meis nen Rath nad) Brighton, und badete, fie erlangte dafelbft ihre volle Kraft und Gefundheit wieder. Bet diefen beiden Unfällen war die örtlihe Schmerzbaftigkeit durchaus über: einffimmend mit der Neigung zum Schluchzen, und nahm an Ausdehnung und Heftigkeit ab, fo wie das Schludyzen nachließ. Eine junge Perſon, 27 Fahre alt, unverheirathet, klein, Eränkli von Kindheit an, fiel in ihrem zehnten Sahre, in- dem fie mit ihrem Bruder fpielte, die Treppe hinunter und ftieß fi) mit dem Ellenbogen gegen die Seite ihres linken Bıufl.e. Der gequetfhte Theil ſchwoll auf und murde ſchmerzhaft, es bildete fidh ein Abfceß, welcher drei ober vier Monate nach dem Unfalle geöffnet wurde; die Heilung defz felben dauerte ein halbes Fahr, Die linke Bruft verurfachte ihre weiter Eeine Unbeguemlichkeit, aber fie litt fortwährend an Schmerzen in der Seite, oder im Rüden, oder im Kopfe. Sn ihrem zwanzigften Sahre bildete fih ein Abſceß an der inneren Seite der rechten Bruft, welche ſchmerzhaft mar und drei Monate zur Reifung brauchte ; er brach von felbft auf und heilte in vier oder fünf Wochen, ohne Schmerz, Härte oder Empfindlichkeit zurüdzulaffen. Nach vier Jah: ten jedoch entftanden neue Schmerzen in der linken Bruft, von fchießendem, fliegendem Character, die fih nach der lins Een Schulter und Seite ausdehnten, von Zag zu Tag an: ders wurden, fie bald plöglih bald allmälig verließen, aber faft immer bei'm Erwachen zugegen waren. Diefe Schmer: zen hatten bis jeßt gedauert. Wenn fie fehr heftig werden, fo Eonnte die Kranke den linken Arm nicht erheben, ohne die Schmerzen zu vergrößern, welche zu jeder Zeit eintreten, fobald Patientin den Arm plöglich aufhebt. Sie ift durch: aus regelmäßig gebaut, die linke Bruft, ein Wenig Eleiner, als die rechte, ift hart und empfindlich gegen den Drud, die rechte weich und natuͤrlich. Die unbedeutende Härte in der Bruft war eine leichte entzundlihe Werhärtung: Der Fall war mefentlih eine Hpperäfthefie der Bruſt oder eine Neuralgie. So litt fie denn auch oft, befonders Mor: gens, an Uebelkeit. Diefes Symptom hatte Wochen lang exiſtirt, täglich mit großer Heftigkeit wieberfehrend, wobei 348 das Erbrechen am Morgen galligt war, und ihre Leiden duch heftige Kopffehmerzen vermehrt wurden. Diefe Kranke befand fih, mit Zwifchentäumen, zwei Sabre in meiner Behandlung, und ih hatte alle Mittel, die ich für zweckmaͤßig hielt, vergebens angewendet: Bella- donna=Pflafter und Salbe, Beratrinfalbe, Blutegel und Fomentationen, — welche fogar nachtheilig waren; — Einrei— bungen der verfchiedenften Art, Ferrum carbonicum, Aloetica, Mercur. Die einzige Verordnung, welche gut that, war ein Bitterfalz: Pulver jeden Morgen, welches die Dispofition zu galligtem Erbrechen aufbob. Nun glaubte ich etwas Empfindlichkeit an den obern Nüdenwirbeln wahrzus nehmen, und befchloß, Gegenreize am Nüden anzuwenden. Durch zwei Blafenpflafter auf dem Rüden ward fie geheilt, und blieb von da an vollfommen von den Bruftfchmerzen befreit. (Anonym in London medical Gazette, Febr. 1842). Dierunddreifig Tage dauerndes Kotherbrechen, Darmpolyp, Darmverfchlingung und Ruptur. Bon 3. Stewart Allen, Anna Regus, 38 Fahr alt, wurde zuerft am ten Februar vorigen Jahres beſucht; fie Elagte über einen hefti= gen, aber intermittirenden Schmerz in der Magengegend, welcher durch Druck verftärkt wurde. Sie gab an, daß ihre Gefundheitszuftand im Allgemeinen gut fey, daß fie aber in jüngfter Zeit fih oft genöthigt gefehen habe, ihre Zuflucht zu Abführmitteln zu nehmen. Der Puls war nicht afficirt, nod fand ſich fonft eine conftitutionelle Störung. Calomel und Opium wurden verordnet, worauf eine Gabe Ricinus— öl folgen follte. Am folgenden Zage hatten die Schmerzen bedeutend zugenommen, Stuhlgang war nicht erfolgt; es ftieß ihr oft und heftig auf, und gegen Abend trat teichlis ches Erbrehen grüner, übelriechender, galliger Materie ein; Puls 70; Zunge roth und faft troden. Vierundzwanzig Blutegel follten nun applicirt werden; Calomel und Opium alle 6 Stunden; ein gewöhnlihes Clyſtir follte gegeben und wiederholt werden, big Keibesöffnung erfolgt fey. 5. Februar. Die Blutegel verfchafften feine Linderung; die Clyſtire bewirkten Keine Stublausleerung, gaben aber große momentane Erleichterung; fortwährendes Erbrechen einer ftinfenden, gelblichen, kalkigen Maffe. 6ten. Weit fihlechter; der Schmerz in heftigen An— fällen wiederfehrend, die Erampfhafte Bewegung der Gebärme laffen ſich durch die auf den Leib gelegte Hand fühlen; diefe drängen fih in Knoten gegen die Bauchdecken; Einreibung verfchafft Erleichterung; Ausdrud des Gefichtes ängftlid) ; Puls 85; Aderlaß von 16 Unzen. Sten. Kein Erbrechen feit ungefähr zwölf Stunden nad) dem Abderlaffe; Befinden beffer; etwas Schlaf in der Nacht; gegen Abend Eehren die heftigen Schmerzen wieder. Neuer Aderlaß von ſechszehn Unzen, welcher Ohnmacht her: vorruft. 349 Iren. Das Zahnfleifh durch den Mercut angegriffen; Nachlaß der Schmerzen. 10ten. Augenfheinlihes Verfallen; Geſicht collabirt ; Extremitäten Ealt; der Puls am Handgelenke kaum zu führ len. Branntwein und Reizmittel werden verordnet; Eein Erbrechen mehrere Stunden hindurdy nad) dem Genuffe des Brannteweins. Alten. Betraͤchtlich gebeffert. Man fährt fort, 6 Unzen Branntwein täglih zu geben; Fleiſchthee und zweis mal täglich ein Clyſtir. 12ten. Der Unterleib bededt fi) mit großen, runden Bläschen oder vielmehr Pufteln. Bon diefer Zeit bis zum 20Often trat keine mefentliche Veränderung ein. Sie fuhr fort, täglih große Maffen Koth von demfelben gelblichweißen Ausfehen auszubrecden ; der Branntewein bewirkte ſtels Linderung. Dieſer und der Fleifchthee waren die einzige feſte oder flüffige Nahrung, welche Patientin nicht unmittelbar darauf ausbrah. Am 2oſten führte dag elysma eine große Menge von Kothmaffe ab; aber das Erbrechen dauerte fort; Fein Unterfhied Eonnte zwifchen dem Ausgebrochenen und dem aus dem Darmca= nale nady Unten Gntleerten gefunden werden. Bon diefer Zeit an bis zum 28ften febien fie anfchei: nend bedeutende Fortfchritte zur Befferung zu macen; das Erbrechen dauerte jedoch fort, wenn auch nicht fo häufig, und große Mengen von Kothmaffen wurden durch das CEly— ftir abgeführt. Um Iften März hatte fie 24 Stunden ohne Erbrechen zugebracht; der Darmcanal hatte fi dreimal ohne CElyſtir entleert; fie vermochte aufrecht im Bette zu fißen; der Ge— ſichtsausdruck hatte jede Spur von Angſt verloren; fie fuchte um die Erlaubnif nah, aufftehen zu dürfen. Am 2ten März kehrte das Erbrechen wieder; einmal war freiwillig Stublausleerung eingetreten. Die Cinftire wurden nun von Neuem verordnet, befonders wegen der gro— fen Erleichterung, die fie verfchafften. Von da an, big zum Oten, dauerte das Erbrechen fort, bei geringer Uenderung der andern Spmptome; der Unters terleib bedecfte fib von Neuem mit großen Pufteln, unge: fäbr von der Groͤße eines Viergroſchenſtuͤckes, und ein gro: fer Theil der Hautdeden unter und rechts vom Nabel ward mißfarbig: in diefer Gegend Elagte fie auh am Meiften über Schmerz. Am Morgen des Oten wurde fie, im Bette auffißend, plöglich von heftigen Schmerzen und Froftichauer erariffen ; eine Stunde nachher beſucht, Fonnte der Puls nicht mehr gezählt werden und intermittirte; der Unterleib war tympa— nitifch aufgetrieben; Ertremitäten Ealt; Geficht zufammenges fallen. Man wandte Neizmittel und befänftigende Mittel Civitire aus warmem Dele, Senfteige ıc. an, allein fie kam nicht wieder zu ſich. Der Tod erfolgte gegen 2 Uhr des Morgens am 10, diefes Monats. Section, 14 Stunden nad dem Tode. Bei Eröff: nung des Bruches entwich ffinfende Luft, und in der Höhle 350 fand fi) eine Menge einer dünnen, ſchaumigen Kothmaffe. Man fand einen Kleinen Riß an der untern Parthie deg jejunum. Der Darm befand fih an 16 Zoll weit in eis nem brandigen Zuftande; der Finger fonnte mit Leichtigkeit durch feine Häute geftoßen werden; dicht unter dem Darm: riffe, und deffen ganzen Durchmeſſer einnehmend, befand fich eine fefte, an 3 Zoll lange Sleifhmaffe; fie entfprang mit einem ſehr ſchmalen Halfe von der Schleimhaut und ftellte, nad) dem Einſchnitte, eine fefte, fibröfe Subftanz dar. Der Polyp oder die Gefhmwulft hatte durh fein Gewicht einen beträchtlihen Theil ded Darmes hinabgezogen und fo eine Sntusfusception gebildet. Die Leber war vergrößert, aber die anderen Bnucheingeweide gefund. Der brandige Xheil der Gedärme lag diht an dem Theile der Bauchwandung an, mo während des Lebens die miffarbige Stelle bemerkt worden war. (The Lancet, June 1842. No. 10, Mai 24. 1842.) Gin aneurysma in der Handflaͤche durch Gompreffion geheilt. Von Dr. Folgenden Fall eines aneurysma traumaticum circumseriptum in der Handflaͤche, welder in der chirurgiſchen Clinik vorkam, balte ich der Mittheilung werth. Ein Diener verlegte fich mit den Scherben einer, in feiner rechten Hand zerbrochenen, Flaſche die Handflaͤche: Die Wunde war ungefähr 1 Zoll lang, drang durch die Hautdecken und bie fascia palmaris, zugleich war der areus arteriosus volaris verlegt; es folgte eine jtarke arterielle Blutung, welche durch Compreffion geftillt wurde, Als der Ver: band nad) einigen Zagen entfernt wurde, hatte fich die Wunde zwar gef&hloffen, allein vierzehn Tage nach der Verlegung, als id) mit dem Deren Dr. Reinhold den Kranken zum erften Male ſah, fanden wir in der Handflaͤche eine pulfirende Geſchwulſt von der Größe eines Taubeneies, auf welder die Hautdecken ausge: dehnt und fehr dünn waren, Die Pulfation war in dem ganzen Umfange der Geſchwulſt deutlich wahrnehmbar und hörte auf, wenn die arteria radialis und ulnaris zu gleicher Zeit, oberhalb des Handgelenkes, comprimirt wurden. Die mittleren Finger hielt Patient in leichter Flerion, da die vollfommene Ertenfion ſchmerz— baft war; auch Elagte er über ein Gefühl von Taubheit in denfel« ben. Um den Kranfen unter genauerer Aufficht zu haben, da die Berftung der Gefhmwulft und eine fecundäre Blutung zu fehr zu befürchten ftand, nahm ich ibn in die Clinik auf. Vor allen Din: gen fuchte ich die Gefchwulft durch einen gebörig angebradten Druck vermittelft eines Tampons aus Agaricus chirurgorum und Charpie, welche durch SHeftpflafterftreifen und eine Girkelbinde be— feftigt wurden, zu befeitigen; auch graduirte Gompreffen wurden auf die arteria radialis und ulnaris, oberhalb des Handgelenkes, gelegt und mittelft derfeiben Girfelbinde angedrüdt. Die erften vierunds zwanzig Stunden ertrug Patient diefen Drudverband (welcher mit ay. saturn. und ag. vuln. T’heden. in der Hanpdfläche befeuchtet wurde) ohne Beſchwerden; alsdann aber Elagte er über Schmerz, fo daß derfelbe nach ungefähr vierzig Stunden entfernt werden mußte, Sch überzeugte mich nun, daß die aneurysmatiſche Ge: ſchwulſt an Größe durchaus nicht abgenommen batte. Indeß er: hielt ich ein, von mir für diefen Fall beftelltes, Zourniquet (ein ähnliches, wie Gräfe in feinem Sournal angrgeben bat), wo der Druck bloß an zwei entgegengefegten Puncten verrichtet wird und die übrigen Theile der Hand verſchont bleiben; ich applicirte daf: felbe, indem ich allmälig den Drud in den erften Stunden ver: ſtaͤrken ließ, um dem Kranken nicht zu heftige Schmerzen zu ver: urfahen, da die Sand entzündet war. Auf die arteria radialis Salomon. 351 und ulnaris wurden ebenfalls graduirte Longuetten gelegt und zus gleich ein mäßiger Druck mit einer Girkelbinde angebracht. Nach vierundzwanzig Stunden mußte der Druck der Velotte etwas ver- mindert werden, da die Geihmulft der Hand zugenommen hatte und der Kranke über Schmerz Elagte. Nach zweimal vierundzwan— an Stunden entfernte ih das Zourniquet und fand, daß die Ger chwulſt und mit ihr die Pulfation volllommen befeitigt war; es hatte ſich Eiterung in der fhon vernarbten und nun wieder geöffe neten Wunde eingeftellt. Die Wunde wurde mit trockener Charpie verbunden, die Pelotte nur gelinde angedrückt und der Verband täge lih erneuert. Nach Verlauf von vier Tagen wurde das Tourni— quet gänzlich entfernt und die Wunde durch Betupfen mit Lapis infernalis zur Heilung gebracht. Die Beweglichkeit der Finger Eehrte vollfommen zurüd. (Verm. Abb. a, d. Geb. d. Heilf., von einer Geſellſch. pract. Aerzte zu St. Detersburg. Sehste Samme lung. 1842.) Ein Infteument zur Erleihterung bei incontinen- tia urinae der Frauen und bei Blafenfcheidenfiftel. Bon Henry Graham zu Edinburgh, (Bierzu Figur 19. auf der mit Nr. 500. [Nr. ı6. dieſes Bandee] ausgegebenen Tafel.) Vor einiger Zeit wendere fih eine Frau mit hoffnungstlofer Incontinenz an mich, um einen Apparat zu bekommen, gegen wele hen man die gewöhnlichen Einwuͤrfe nicht machen koͤnne, nämlich : 1) Die Unmöglichkeit, den Apparat in feiner Cage zu erhalten ; 2) Abflug des Urins zwiſchen dem Apparate und den Geſchlechtsthei— len bei der Ruͤckenlage; 3) der übele Geruh, welchen der Apparat fehr bald annimmt, weil er nicht hinlänglich gereinigt werden kann, Es fchien mir, daß diefe Einwürfe durch ein metallenes Snfteument vermieden werden möchten, welches fo befchaffen fey, daß ein Theil derfelben, an der vordern Fläche ausgehöhlt, in die vagina hineinrage, fo daß dadurch nicht allein dag ganze Inſtru— ment unbemwealidy an feiner Stelle erhalten werde, wenn es durch Gurte nah Vorn und Hinten befeftigt fen, fondern, daß es auch als Leiter für den Urin dienen Eönne, welcher in eine Eleine Blaſe (die einen Schwamm enthalte) oder in einen Kautfchoufbcutel ger langt, der durch eine Schraube an dem untern Theil des Apparate angebracht ift, fo daß auch bei der Nüdenlage fein Urin abfließen koͤnne. Die Blafe kann fo oft, als es nöthig ift, mit geringen Ko— ften erneuert werden, oder der Kautfchoukfbeutel wird, wenn er abe geſchraubt ift, leicht und vollftändig ausgewäflert, fo daß er lange Zeit brauchbar bleibt. Die Application diefes Apparates bei Veſi— covaginalfifteln ift Elar; durch Verlängerung der Vaginalportion und duch paffende Form derſelben kann man den Apparat au als Peffarium benugen. Ein Blick auf beiftehenden Umriß erklärt binlänglich die Beſchaffenheit des Apparats. Die Kranke hat ihn bereits längere Zeit getragen und findet ihn vollkommen dem Iwede entfprechend. a Borderer Theil des Apparate. b Hinterer Theil deffelben. 852 ‚c. Baginalportion deffelben. R d Bewegliche Platte mit Deffnungen für Fälle, wo Geſchwuͤlſte (befonders geftielte) von der vordern Wand der Scheide entfprins gen; fie werden dadurch verhindert, in die Höhlung des Inftrus ments einzuſinken; diefer heit ift bei gewöhnlichen Fällen nicht erforderlich. e Blafe oder Kautfhoufbeutel zur Aufnahme des Urins. F Schraube, durch welche die Blafe mit dem übrigen Snftrumente verbunden ift. & Ring, an welbem die durdhlöcherte Platte aus dem Theile c herausgezogen werden kann. h Defen, zur Befeftigung der Riemen an dem Apparate, Miscellen. Die Aleppopuſtel kann, nach Herrn Guyon, verſchiedene Stellen der Koͤrperoberflaͤche befallen; man beobachtet fie aber vor— zugsweife im Geficht, und zwar häufiger auf ber linken, als auf der rechten Seite. Sie zerftört die Weichtheile an der Stelle ihres Siges bis zu beträdhtlicher Tiefe. wie ſich aus den zurücbleibenden Narben ergiebt. In Syrien findet man häufig Individuen, welche durch die Aleppopuftel ein Auge oder einen Soden verloren haben, Das Volk unterfcheidet die männliche Puftel, wenn bloß eine einzis ge vorhanden ift, und die weibliche Puftel, wenn, wie gewöhnlich, mehrere vorhanden find. Die Krankheit befällt Fremde wie Eine geborne; diefe befonders im Gefichte, jene an den Extremitäten, ber fonders in der Gegend der Gelenke. Die Dauer der Affection bes trägt gewöhnlich ein Jahr. Sie wählt während ver erften ſechs Monate und geht während der folgenden ſechs Monate der Heilung entaegen, Man beobadıtet die Krankheit in ganz Syrien und felbjt noch weiter bin. Man leitet fie in dem Lande von der Be— fchaffenheit des Waffers ab, eine Annahme, die auf Nichts gegruͤn— det ift. Die Wetiologie ift noch zu ermitteln (Arch. gen., Mars 1842). Sollte diefe Puftel nit von einem parafitifhen Thiere berzuleiten feyn ® Entzündete prostata, „Bei entzündefer prostata mit einem Abfceffe in und um derfelben, unterftüge man die Kräfte durch die gewöhnlichen Mitte. Man lindere die Localreizung durch Ausfpühlen der Harnwege mittelft des Catheters und der Sprige, indem man der Einfprisung durd die Geitenöffnungen des Gatheters fanft in die sinus ftrömen läßt. Man fey fehr vorfiche tig (wenn die Deffnungen des ductus in der prostata erweitert find), daß die Spige des Gatheters nicht in ſie oder in die in die vrethra fich öffnenden Abfceffe eindringe., Petit und Default find gegen das Zerreißen der Membran mit im Catheter gleichgüle tig. Sa man heat fogar die Vorftellung, dag es aut fey, die va= ricöfen Gefäße zu entleeren! Es giebt Eeinen größeren Irrthum! Die Verlegung ift Urface, daß die Blafe fich mit Blut füllt und giebt Veranlaffung zu Geſchwuͤr, ftinkender Abfonderung und ers höhter Reizung.’ (Charles Bell.) “ Bibliographische Chymistry of the organic bodies. — Vegetables.. By Thomas Thomson, MD.etc., Regius Professor of Chymistry in the Uni- versity of Glasgow. 2d. Edition. London 1842. 8. (Der zweite und legte Band foll demnächft erfcheinen). Annals of Chymistry and practical Pharmacy,. Numb. I. Lon- don 1842, 8. Heuigkeiten. Memoir of the late James Hope, MD., Physician to St. Geor- ge’s Hospital. By Mrs. Hope. To which are added Remarks on classical education by Dr. Hope and Letters from a Se- nior to a Junior Physician, by Dr. Burder. The whole edi- ted by Klein Grant, MD. London 1842. 8, Nouveaux elemens de medecine pratique. Par P. H. N. Du- vivier. Paris 1842. 8. (Iſt eine erſte Lieferung, mit einer Tabelle.) ——ñ—fh jh“—— — —— k [4 PN A A Bu. E zu dem dreiundzwanzigften Bande der Neuen Notizen aud dem Gebiete der Natur und Heilkunde. (Die Roͤmiſchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabifchen die Seiten.) A. Abſorption, thieriſche. CCCCXCV. 169. Acaris nigrovenosus in den Lungen ber Froͤſche. CCCCXCI. 103. Aleppo»Puftel. CCCCCV, 352. Alifon, W., über Quetihung von Mus: teln. CCCCLXXXVI, 25, Allen, Stewart, Kotherbreden, vierunds dreißig Tage langes, Darmpolyp, Darm: verfhlingung und Ruptur, CCCGCYI, 348- Allen, Stewart, über ein mit ber red: ten unge communicirendes Geſchwuͤr. CCCECIV, 318. Amalgam zum Ausfüllen hohler Zähne. CCCOLXXXVIII. 64. Amauroſe, bufterifche, Behandlung berfelben. CCCCKE. 87. CCCCXCI. 109. Aneurysma in der Handflähe, durd Com⸗ preffton geheilt. GCCCCVI. 350, Ani fistula, operirt mit Barbier’s Appa— rat. CCCCXCIX. 240. Aran, Beitrag zu der Lehre von der res panation bei Kopfmunden mit Frac— tur des Schädels und Gehirn: Abfcep, CGCCCEIII, 297. Arfenige Säure, über Aufnahme derfelben in die Säfte, CCCCXCVL 184. Arzneiverwechſelung zu verhüten. GCCCEI. 272. Aſphyctiſche, Vorſchlag zur Behandlung derf. CCCCCIV. 320. Afphyrie, Reihenfolge der Aufhebung der Lebensthätigfeiten in berf. GCCCXCVI, 185. CCECXCVIE 202. CECGXCVIH. 219. Affociation, Britiſche, für das Fortfchrei- ten der MWiffenfhaften. OCCCCXCII. 122. Atmoſphoͤre, Lünftlihe, einer gereizten Lunge zuſagend. GCCECI. 263. Atrophie der Geſchlechtsorgane in Folge von syphiliss CCECC. 256. Augentranfgeiten, einige buch Anwendung von Brillen behandelt. CECCACIX, 233. = Aufeultation, zwei Refpirationsgeräufde bei dexf, zu beruͤckſichtigen. CCCCXCIII 144. B. Barry, Mart., über die Faſer. OCCCCCIII. 289. Bernſtein. CCOCCIII. 208. Beugeſehnen des Kniegelenks durchſchnitten. CCCCLXXXVI. 29 Biß toller Hunde zu behandeln. CCCCOI. 272. Blafenſcheidenfiſtel und incontinentia uri- nae bei Frauen durch Urinhalter erleich⸗ tert. GCCCEV, 351. Blaufsure, nach Turnbull, gegen Augen- krankheiten. CCCCLXXXV. 16. Blitzableiter und Blitzſtrahl zu Brixton. CCCOLXXXIX. 72. f ” 354 Blutegel, eine neue Art, OCCCCCIII. 296. Blutkuͤgelchen, Entftehungs= und Entwil: Eelungsweife derfelben. GCCCLXXXVII. 33» Bourgery, über die innerfte Structur ber Lungen bei Menſchen und Säugethieren. CCCCKCIM. 129. Bowerbank, über die organifden Gewebe in der Knodenftructur der Coralliden. CCCCXCIV. 154. Brierre de Boismont, uͤber das acute de— lirium, welches in den Irrenanſtalten vorkommt. CCCCXC. 95. Brillen, zue Behandlung einiger Augen: Erankbeiten benutzt. CCCCXCIX. 233. Bruftdrüfe, auf der einen Seite des tha- rax mangelnd. CCCCC. 254, Bruftwarzen, uͤberzaͤhlige. CCCCCII. 273% C. Cantor, uͤber die Inſel Tſchuſan und die Flora derſelben. CCCOLXXXV. I, Carmichael, uͤber mehrfache verſchiedenartige ſyphilitiſche Gifte. CCCCCV. 329. Caſtelneau, uͤber die geologiſchen Revolu— tionen in ben mittlern Provinzen Nord— americas. CCCCXCI. 99. Gauterifation gegen prolapsus CCCCXCI. 112. Chemie, organische, in ihrer Anwendung auf Phyſiologie und Pathologie. CCCCXCII. 113. Choſſat, über bas Knochenſyſtem. CCCCCIII. 291. Chowne, über ein eigenthuͤmliches Nerven— leiden. CCCCXCIX. 235. Chowne, ein Fall von Überzähligen Brufts warzen, CCCCCH. 278. Cinchovine, ein neues Alkaloid. CCCCXCIV. 154. uteri. Clinkers, ein neuer Arzneikoͤrper. CCCOLXXXV. II. Convulſionen, kreiſchende, bei Kindern. CCCCCIV. 317. Goralliden, Knochenſtructur derſelben. CCCOXCIV. 154. Coulſon, Durchſchneidung der Beugeſehnen bes Aniegessufe, CCCCLXXXVI. 29. Reihen Groffe, über den Transport von mineralis fhen Stoffen durd) verfdiedene Flüfs figkeiten, mittelſt der Electricität. CCECLAXXVII. 39 Cryſtalllinſe, über Färbung derfelben. CGCCCACIV. 145. Guvier, über die Anwendung ber Brillen zur Behandlung einiger Augenkrankheiten. CCCCÄCAK. 233. D. Darmpolyp, Darmverfhlinaung, Darmrup* tur mit vierunddreißig Tagen dauerndem Kotherbreden. CCCCCVI. 348. Darmfteine, Abgang von vierzehn großen. CCCCXCI. 103. Delirium acutum, welches in den Seren: anftalten vorkommt. CCCCXCG. 95. Diard, mit naturhiftoriien Schaͤtzen zu: rüdgefehrt. CCCCCV, 330. Donne, über tie Entitehung, die Entwik— Eelungsweife und das Vergehen der Blut: kuͤgelchen. CCCCLXXXVII. 33. Donovan, uͤber Wiedereinrichtung einer achtundneunzig Tage alten Unterkieferlu— ration. CCCCXCVII. 199, €. Echymofe der Augenlider.- CCCCXCV. 172. Ecchymoſen der Augenlider, als diagnoſti— ſches Hülfszeihen bei Kopfverlegungen, CCCCXCIV. 153. Edwards, Nachrichten von „Olinkers‘‘, eis nem neuen Urzneilörper. CCCCCXXXV. 11, Eisberge, ſchwimmende. COCCKCIX, 232. Eifen, Veränderung in der innern Structur deffelben CCCCXCI, 103. Eifentinctur am Schluffe der Behandlung des Trippers. CCCCXCVI. 192. Electricität, den Zransport mineraliſcher Stoffe durch verſchiedene Flüffigkeiten vermittcind. CCCCLXXXVII. 39, Electriſche Erſcheinungen an dem Zitterro— chen. CCCCLXXXVII. 37. Electromagnetismus , als CCCCCVI 346, Zreibfraft, Elephantiasis, ungeheuere, des scrotum. CCCCCII, 288. Entozoeneiee in thierifchen GCCCXCVII, 200, Entropium, durch fubcutane Durqſchnei⸗— dung des levstor palpebrae superiori Geweben. operirt. CCCCXCVII. 208. Ernährung der Knochen. CCCCXCVII. 200. F. Farben, angeborene Unempfindlichkeit des Auges gegen eine oder einige derſelben. CCCXCIX. 225. Safer, Beobachtungen üb. dieſ. CCCCCIII, 289- Febris septana. GTCCAGVI. 192. Feuchtigkeit als phyſiſches Agens, nad) ih: rem Einfluffe auf das Clima ‚und bie geographiſche Vertheilung der Pflanzen, CCCECV, 321. CCCCCVI. 337. Feuerfugel bei Touloufe. CCCCLXXXVI, 26. Fichtelgebirge, Beiträge zur Kenntniß der Structur und Bildung deſſelben. CCCCLXXXVI. 21. Flora der Inſel Tſchuſan. CCCCLXXXV. I» Flourens, über die Gewebe der Milz, CCCCLXXXVIL 35 Foetus in foetu. CCCCCIIL 298. Fractur, eingekeilte, des anatomifhen col- lum humeri. CCCCCII. 288. Fractur, vollkommen vereinigte, fpontan wieder getrennt. CCCCLXKXV, 9. Fremde Körper in ben Luftwegen. CCCCLXXXVI. 32. ©. Gall, ein merkwuͤrdiger Irrthum deſſelb. CCCCXCIX. 232 Galle, mikroſcopiſche Beſchaffenheit derſ. CCCCXCVIII. 218: Gartenſchnecken, deren Einwirkung auf Kaltjeifin. CCCCÄCYV. 179. Garbihaub, allgemeine Unterfuchungen über bie Organographie, Phyfiologie und Or⸗ ganogenie der Pflanzen. CCCCÄCV. 161. ‚CCCCÄXCVI, ı77. CCCCXCVIL, 193. CCCCAXCIX, 229. Geologifhe Revolutionen in Norbamerica. CCCCKCL. 99. Geſchwuͤr auf der Bruft mit der rechten Lunge communicirend. CCCCCIV, 318. Geſichtenerv, Lähmung deffeib, CCGCGIII, 304- Glyptodon , foſſiler CCCCLXXXVI. ı7. Graham’s Inftrument zur Erleichterung bei incontinentia urinae der Frauen und bei Blafenfcheidenfifte. CCCCCVI. 351. Graves, über eine Huͤftgelenkkrankheit ſimu—⸗ litende periostitis der hinteren Fläche des Bedens. CCCCXCII. 121. Graves, uͤber pleuritis diaphragmatica ohne die fogen. characteriſtiſchen Zeichen diefer Krankheit. CCCCACIII, 1342. Graves, über unerwartete Heilungen großer Lungenatfceffe. CCCCXCILL, 137. Gruby, über die Natur des Goors, CCCCCIV. 315. Gymnotus electricus. CCCCLXXXVIII. 56. Vierfüßer. 9. dv. Halbat, über das Sehen. CCCCXCI. 97. Hall, Marſhall, über die Natur und Be: handlung der Ereifchenden Genvulfionen bei Kindern. CCCCCIV. 317. Handyſide, über einen Selbſtmord durch Eins führung eines feften Pfropfes in die Ra— chenhoͤhle. CCCCII. agı. Harnröhrenverengerungen. CCCCCV. 335. Harnfteine, die fih über einen Strohhalm gebildet haben. CCCCCIV, 319. Harnfteine, über Auflöfung derf. CCCCCIII. 304 Harting, P., über die erfte Bildung der Zellen und ihrer Kerne in vegetabiliicden und thieriſchen Geweben, GCCCCI. 257. CCCCCIN. 273. Dafe, Jungenlichr eines ſolch. CCCCXCVII. 218. KRegiflle *— Haſenſcharte, nach Schindler's Methode operitt. CCCCC. 256, Heidenreich, Beitraͤge zur Kenntniß der Structur und Bildung d. Fichtelgebirges. CCCOLXXXVI. 21. Hendriksz, uͤber angeborne, blaſenfoͤrmige Ausdehnung der urethra und Bildung eines neuen normalen Canals. CCCCC. 249. Herſchel, über die Wirkung der Strablen des Sonnenfpectrums auf vegetabiliſche Stoffe. CCCCCIII. 294, Hinds, die Feuchtigkeit, als phyſiſches Agens, nah ihrem Einflufe auf das Glima und die geogrophiſche Vertheilung ber Pflanzen. CCCCCV, 321. CCCCCVI. 337- Hinds, über die Temperatur, nad) ihrem Einfluffe auf Clima und botanifhe Geo: graphie. CCECLXXXVII. 49. CCCCLXXXIX. 65. CCOCXC. 55. Hoden, Edwe, über hyſteriſche Amaurofe und deren Behandlung. CCOCCXC. 87. CGCCCXCI. 109. Hunde, tolle. CCCCEI. 272. Huß und Wahlbera, über eine neue Art Blut: egel. CCCCCIII. 296., J. Jeffteys, uͤber die Mittel, durch welche ſich eine, gereizten Lungen zuſagende Atmo⸗ ſphaͤre herſtellen läßt. CCOCCI. 263. Seffreys , über Eünftlide Climate, CCCCLXKXVN. 45. Snduration der Lungen. CCCCLXXXVII, 47. Snfuforien aus America. 10. Snftrumente, diturgifhe, nad) Ruolz ver: goldet. CCCCXCIX. 240. CCCCLAXXV, 8 Kali hydroiodieum innerlih gebraudt, Kolgen. CCCCLXXXIX. 80. CGCCCXCI. Kistenie, 11%, 355 Knochen, Ernährung berfelb. CCCCXCVII. 200. KRnodenaneurysma. CCCCLXXXIX. 78. Knocheuſyſtem. CCCCCII. 291. Krebs der Lungen und des Mebiaftinum. CCCCLAXXXIX. 76. Kubpodeniymphe in der Schusimpfungs: anftalt in Berlin. CCCCLAXXVIL. 48. E Laycock, über ein allgemeines Gefeß ber Eebensperiodicität. CCCCXCVIIL 217. Lebensperioticität, allgemeines Geſetz derſ. CCCCXCVIII. 217. Leber, Befonderheiten in ber Girculation derfeld. CCCCCIV 305. Leblanc, F., Unteriuhungen über die Zu— fammenfesung der eingefchloffenen Luft. CCCCC. 241. Lees, E., über ploͤtzlich toͤdtliche Lungenblu— tung bei Kindern. CCCCLXXXIX. 73, Licht, Einfluß deffelben auf das Keimen der Pflanzen. CCCCXC. 88. Licht, über d. Wirkung beff., über das La— tentwerden und die Unſichtbarkeit deffelb. CCCCXCIII. 135 Ligytbiider auf Papier CCCCCIV. 314. — in ber Finfterniß. CCCCLXXAVIL 40. CCCCLXXXVIII. 56. Liebig, über organiihe Chemie in ihrer Anwendung auf Phyſiologie u. Patho.o: _ gie. CCCCAC!. 113. Conget, über Eindringen der Nahrungs: mittel in die Luftwege, CCCCXCII. 123. Luft, Zufammenfesung der eingefchloffenen. CCCCC. 241. Luftwege, Eindringen der Nahrungsmittel in dief, CCCCXCII. 128. Luftwege, fremde Körper in bdenfelben. CCCCLAXXXVI, 32. Sumbarabjceffe, wiederholte Yunctur darf. CCCCLXXXVIII, 64 Lunge, innerfte Structur derf. bei Menſchen und den Saͤugethieren. CCCCXCIIL. 129. Lungen , acute Induration derſelben. CCCCLXXXVII. 47. Lungen, Vertheilung der Luftcanäle und Blyung der Luftzellen in denſelben. GEAGLEAKXN 72 356 Tungenabfceffe, große, unerwartet geheilt. CCCCXCIII. 137. Lungenbiutungen, plöglid tödtliche, bei Kine dern. CCCCLXXXIX. 73. Lungenentzündung. unterfuht unmittelbar nad dem Tode. CCCCXCVIII. 224. Lungenſucht bei Menfhen und bei Thieren. CCCCKCII, 125. Luration dee äußeren Endes des Schlüffel: bein. CCCCXCVIL 208. Luration des Unterkieferd nah 98 Zagen wieder eingerihtet,. CCCCXCVII. 199. Luxationen, Spontane. CCCCCIV,. 313. —, — des Hüftgelents. CCCCCIV. 3I5- M. Magnet, als chirurgiſches Mittel angewen: det, CCGCLAXXV. 16. Mantell ,„ über fpontane Zrennung ei: ner vollfommen vereinigten Fractur. CCCCLXXXV. g. Maslieurat-Lagemard, über Echymofen ber Augenlider als Hülfszeihen bei Kopfverlegungen. CCCCXCIV. 153. — (vergl,), CCCCAXCV. 172. Maftdarmfiftel mit Barbier’s Apparat ope: tirt. CCCCXCIX, 240. Melloni, über Färbung der Netzhaut und Gryfalllinfe. CCCCXCIV. 1345. Menſchenknochen, angeblich vorweltliche. CCCCCII. 282. Mikroſcopiſche Beobachtungen uͤber d. erſte Entwickelung des Eies bei Saͤugethieren. CCCCCV, 327. Milch, feftgewordene. 80. Milz, Gewebe berf. CCCCLXXXVII. 35. Mofer, über die Wirkung des Lichts auf bie Körper, über das Latentwerben des Lichts und über das unſichtbare Licht. ECCCXCHI. 135. Muskeln, Quetfdhung berf. CCCCLXXXVI. 25. Mutterkorn bei Paraplegien. CCCCLXXXV, 15. Mutterkorn, Bildung deffelben CCCCCVI. 346. Muttertrompeten und Eierſtoͤcke in ihrer CCCCLXXXIX. Beziehung zu einander bei Saͤugethieren. CCCCOXCII. 122. Regiſter— Mylodon,foffiferBierfüßer. CCCCLXXXVI, 17- N. Naſenbluten, Vorſchlag zur Stillung deſſ. CCCCCII. 285. Negrier, uͤber ein einfaches Mittel zur Stillung des Naſenblutens. CCCCCII. 285- Nekrolog : Sulia de Fontanelle. CCCCLXXXV. 10, — Sof. Pelleti CCCCAÄC.96. — Bar. Larrey. CCCCX 112. — Edwards. CCCCXCII. 122, — Meulinie. CCCCC. 256. — dan Mons. CCCCCI. 264, — Wrede. CCCCCI. 282. — Huek. CCCCCVI. 346. Nervenleiden, ein eigenthüml, CCCCXCIX. 235. Nervus facialis , CCCCCIII, 304. Neghaut des Auges, CCCCXCIV. 145. Lähmung deſſelben. Faͤrbung derfelben. D. Opiumrauchen d.Chinefen. CCCCLXXXVI. 39 d'Orbigny, über bas große tertiäre Syftem der Dampas, CCCCÄCI, 102. Swen, Rob,, über das Glyptodon und Mylodon. CCCCLXXXVI, 17. P. Pampas, das große tertiaͤre Syſtem derſ. CCCCXCI. 102. Pariſe, Theorie über ſpontane Lurationen. CCCCCIV. 313. Parotis, vollftändige Erftirpation derfelb. CCCCCII. 288. Patagonier. CCCCCI. 264. Periostitis der hintern Fläche des Beckens, eine Huaͤftgelenkkrankheit fimulirend. CCCCXCHI. 12T, Peterfilie als febrifugum, CCCCC. 256. Pflanzen, Organographie, Phyfiologie und Drgonogenie berfelb. GCCCXCV. 161, CCCCXCVI. 177. CCCCXCVII, 193. CCCCXCVIII, 309, CCCCXCIX. 229. Physophora tetrasticha. CCCCXC. 88. Pleuritis diaphragmatica ohne bie f. g. characteriſtiſchen Zeihenderf. CCCCACIII, 142. Polyp in der Gebärmutter mit ber Hand erftirpiet. CCCCLXXXVI. 32. Prolapsus uteri durch Gauterifation ges heilt. CCCCXCI. 112, Prostata, entzündetee CCCCCV, 352. Q. Quatrefages, über den Embryo der Syn⸗ gnathen. OCCCXC. 81, R. Rayer, vergleichende Unterſuchungen uͤber Lungenſucht beimm Menſchen und bei Thieren. CCCCXCII. 125. Reid, J., uͤber die Reihefolge, in welcher die Lebensthaͤtigkeiten in der Aſphyxie aufgehoben werben. CCCCXCVI, 185: CCCCACVII, 202. CCCC. CVIII. 219. Ried, über Mangel der einen Bruftdrüfe, CCCCC. 254. KRiefe, der von Laneuville. CCCCCH. 281, ©. Salomon, ein durch Compreffion geheiltes Aneurysma in der Dandfläde, CCCGGVL, 350. Sanguisuga albipunctata. 296. Eauerftoffgasberritung, CCCCLXXXVL, 26. Schenkelkopf auf das dorsum ilei dislo⸗ cirt und lange vor dem Tode durch die oCCCOIII. nach Balmain. Sntegumente vorragend. CCCCXCIV. 160. 2 Schienbeinſchmerz, durd Einſchnitte geho— ben. CCCCXC. 96. Schwimmblafe der Fifhe, Anordnung der Blutgefäße an derſelben. CCCCCIV, 313. Sehen, über bafelbe. CCCCKCH, 97. Seidenwuͤrmer. CCCCC. 250. Selbftmord, durdy Einführung eines feften pfropfes in die Radyenhöhle. CCOCCII. 281. Shaw, Al., über einige Befonderheiten in der Girculation der Leber. CCCCOIV. 305 · Signoroni, neue Dperationdmethode zur Erftirpationdes Unterkiefers. CCCCXCV, 169. Smith, über das Opiumrauden ber Chine⸗ fen. CCCCLXXXVII. 39. Soor, Natur deſſelben. CCCCCIV. 315. Spinalreizung, Wirkung der. CCCCCV. 345- Staaroperation , CCCCKCVIII. 224. Stanley, über fponrane Eurationen bes Hüfts gelents. CCCCCIV. 315. Statiftit, zur mediciniſchen von Frankreich. CCECAXCIV, 160. Stokes, über Krebs ber Zungen und des mediastinum, CGCCCLXXXIX. 76. Strahlen des Sonnenfpectrums, in ih— rer Wirkung auf vegetabilifhe Stoffe. CCCCCIII. 294. fubconjunctivale. Syme, über Knochen » Aneurysma. CCCOLXXXIX. 78. Spyngnathen, Embryo derſ. CCCCXC. 81. Syphilitiſche Gifte, mehrfache, verſchieden⸗ artige. CCCCCV. 329. Szokalski, über bie angeborene Unempfind⸗ lichkeit gegen eine oder mehrere Farben. CCCCXCIKX. 225. A. Andrevetan, CCCCXCIV, 160. Artur, J. F. CCCCXCVII, 207. B. Baumes, P. CCCCLXXXVI. 32. CCCCCV. 336. Boudet, Ern. CCCCXCVII. 208. Bourasse, J, J, CCCCXC. 95. Bonjean, Jos. Reg r. Por m o Zaubftummbheit, pathologiſche Anatomie berf. CCCCCV. 336. Zemperatur als phyſiſches Agens, in ihrem Einfluffe auf das Clima und die botanis fe Geographie. CCCCLXXXVIII. 49. CCCCLXXXIX. 65. CCCCXC. 35. Tomes, 3., über die Eonftruction und An: wendung d. Zahnzange. CCCCLXXXVIII. 57- Zransfufion, Peet's Erperimente darüber, 0, CCCCcXCH, 143. Trepanation bei Kopfmwunden mit Fractur des Schaͤdels und Gehirnabſceſſe. CCCCCIII. 297. Zihufan, Befhaffenheit und Flora biefer Snfel. CCCCLXXXV, 1. Zurner, über den Abgang von vierzehn gro: Ben Darmfteinen. CCCCXCI. 103, u. Unterkiefer, neue Methode zur Erflirpation deffelben. CCCCXCV. 169. Unterkieferluration nad) 98 Tagen wieder eingerichtet. CCCCXCVII, 199. Urea vom peritonaeum in einem Falle von ascites fecernirt. CCCCXCII, 128. Urethra, angeborne blafenförmige Aus» dehnung derſ. und Bildung eines neuen normalen Ganals. CCCCC. 249. Urinhalter bei Blafenfceidenfiftel ꝛc. CCECCV, 351. b Weiigig Tony Braguier, B. CCCCCI. 271. Brion, L. CCCCCII. 237- C. Chatain, CCCCLXXXVIII, 64. Chenu. CCCCCIII. 304. Chevallier. CCCCXCI. ırı. Colson, EE CCCCXCIX. 240. M’Cormac, CCCCCIV, 320, 357 V. Vulcan Peli auf Hawaii. CCCCC. 249. Vulcan auf dem Pik von Teneriffa. CCCCCI. 264. W. Wahlberg und Huß, uͤber eine neue Art Blutegel. GCCCCIII, 296. 3. Zahnzange, Conſtruction und Anwendung derf. CCCCLXXXVIII. 57. Zantebefdi , über den CCCCLXXXVIL. 37. Zeitbeftimmung nad ber Länge des Kör- perfchattens durch die Sonne. CCCCXCVI. 184. 3ellentildung in vegetabiliſchen und animaz lifhen Geweben. CCCCCI, 257. CCCCCH. 273. Zitterrochen, electrifche Erſcheinung an demſ. CCCCLXXXVIII. 37. Zoologiſche Gärten in Surrey (Lkondon). CCCCCV, 330. Zwill ingsbildung CCCCLXXXV. 10. Zitterrochen. im Vogeleie. ie Crichton, Alex. CECCKCII. 128. CCCOXCIV. 159. D. Delastre, C, J, L. CCCCCIII. 303. CCCCAXCIV. 160. Desaive, Max. CCCCXCIIL, 1344. Dubreuil Helion. CCCCXCIX. 240. CCCCC. 255. Cuvier. Demeaux, J. B. Dujardin, Duvivier, P, H, N. CCCCCVI. 352. E. East, Rowland. CCCCLXXXIX. 80. Endlicher, Steph. CCCCXCII. 127. Erichsen, John E. CCCCXCI. 112. F. Flourens, P. CCCCLXXXIX. 79. Forry, Sam. CCCCLXXXIX, 80. G. Gautier, Aubin. CCCCLXXXVII. 47. Gendrin, N. CCCCXCIX. 240, Grant. CCCCCVI, 352. Gray. CCCCCV. 335. Gulley, James M. CCCCC. 256. H. Harrison. C. H. R. CCCCC. 256. l’Heritier, S. D, CCCGCLXXVII. 47. d’Hombre-Firmas. CCCCXCVIII, 223, Hooker, Sir W. J. CCCCCII. 287. Howard, Luke, CCCCC. 255. J. Jukes, Alfred. CCCCC. 304, 'Jükes, J. B. CCCCXCVIM. 223. K. xcelland. CCCCCIV. 319. Knapp, J. L., CCCCXCIK. 239. R .e ji fl se er L. Lee, Edwin. CCCCLXXXV. 15. Lesson, CCCCXCIV. 159. Loudon, Charl. CCCCXC. 95. Lowe, B. J. CCCCEI,. 271. M. Mackness. CCCCXCII, 127. Maurette, CCCCCI. 2rı. Maxfield, Archib. CCCCXCIX. 240. Mayo, Herbert. CCCCLXXXVI, 31. Meier, H. L. CCCCXCYIU. 207. Miller, James, CCCCLXXXVIII. 63, Mott, Val. CCCCXCII. 128. Mulsant, E. CCCCÄGIII, 143. 0. Oriol. CCCCCV. 335. P. Padioleau, A. CCCCLXXXVII. 48. Payen, CCCCXCI III. Pinette, Th. CCCCLXXXVIII. 64. Piorry. CCCCXCIIL, 144- Pointe, J. P. CCCCCI. 272. Prichard, J. C. CCCCCII. 2883. R. Raspail, Eugene. CCCCCIII. 303. Riadore, Evan. CCCCXCI. 112, Ricord, P. CCCCXC. 96. Rivelli, Giac. CCCCXCIII. 143. I Robert-Perreon. CCCCXCVIII, 224 Rollet, CCCCCV. 336. Rose, G. CCCCXCIX. 239. * S. —3 Schilizzi. CCCCXCVIII. 224. Serre. CCCCCI. 272. Shapter, Tho. GCCCXCI. 112. Simon, Fr. CCCCLXXXIX. 79 sy Rob. A. CCCCLXXXV. 16. Statistical Reports etc. CCCCLXXXVI. 32. Strauss - Durkheim. CCCCLXXXV, 15. T. Taylor, A. CCCCXCVII, 208. Thierry, Alex. CCCCLXXXV. 16. Thomson, Thom. CCCCCV. 35% Tilke, S. W. CCCCXC. 96, V. Valenciennes. CCCCXCIV, 159. Vidal, A, (de Cassis). GCCCLXXXVII. 48. t nl W. Werner, J. C. CCCCLXXXVII. 63 Wilson, Erasmus. CCCCLXXXVI. 31. Y. Yearsley. CCCCCIV. 320, Üeue Notizen Gebiete der Hatur- und BDeilkumde, gefammelt und mitgetheilt von ® “ ® ® Ludwig Friedrich v. Froricp, des Ordens der Würtembergiichen Krone und des Grofherzogl.S. Weimar. Falken s Ordens Kitter, der Phitofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. ©, Ober-Medicinalrathe zu Weimar ; Director der Königl. Preuß. Academie gemeinnügiger Wiffenfheften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldiniſch-Caroliniſchen Academie der Na: turforfcher, der Ruff. Kaiferl. Academie der Naturforfcher zu Mockwa, der Geſellſchaft naturforfchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Geſellſchaft für die gefammte Naturkunde, der phyſicaliſch-mediciniſchen Societät zu Exlangen, der mineralogifhen Geſellſchaft zu Jena, der Niederrheinifchen Gefelfhaft der phyſiſchen und mediciniſchen Wiſſenſchaften, des landiwirthfchaftlihen Vereins im Königreiche Würtemberg, der Societe d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfcenden Gefellfchaft zu Leipzig, der Senken— bergifchen naturforfchenden Gefellfchaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker - Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiſtik und Gartenbau in Weimar, der Sefellfhaft zur Beförderung der aefammten Naturwiffenfhaften in Marbura, der Echlefifchen Geſellſchaft für vaterländifche Gultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica Berolinensis, der naturforfhenden Geſellſchaft zu Halte, des Kunft= "und Handmwerksvereins des Derzogtbums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Gefellfchaft des Oſterlandes, der Gefellfchaft für Natur und Heilwiſſenſchaft zu Heidelberg, der Svenska Läkare- Sällskapet zu Stockholm, der mediciniſchen Facultät der K. U. Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New: Nork, der Academie Royale de Medecine zu Paris, der Gejellichaft des vaterländifhen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Buchareſt, der medicinifchen Gefellichaft zu Warfhau, des Vereins Großberzogl. Badifher Medicinal: Beamten für die Beförderung der Staats: Arzneitunde, der Kaiferl. Könial. Geſellſchaft der Aerzte in Wien und des naturwiſſenſchaftlichen Vereines des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliebez und DE... 0.62) Sm driep, Königl. Preußifhem Mebdicinalrathe und Mitgliede der wiſſenſchaftlichen Deputation für das Medicinalmefen im Minifterium der Geiftlichen =, ‘ unterrichts⸗ und Mebdicinal = Angelegenheiten; Profeffor an der Friedrich: Wilhelms: Univerfität, Profector an der Charite = Heilanftalt, Lehrer der Anatomie-an der Academie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober: Eraminations: Commifjion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Gorrefpondenten der Königlichen Academie gemeinnügiger Wiffenfhaften zu Erfurt, der Academie royale de Medeeine zu Paris, der Hufelandiſchen mediciniſchen we Geſellſchaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Gefellfhaft für Natur und Heilkunde zu Berlin, der Gefellfhaft er Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stodholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der R. K. Geſellſchaft der Aerzte in Wien, des Arztlihen Vereins zu Hamburg und der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu NeusDrleand; Ehren» Mitgliede des Vereins Großherzogl. Badiſcher Medicinal- Beamten für die Beförderung der Etaats=Arzneitunde, des Apotheker s Vereins im noͤrdlichen Deutſchland und des naturwiffenfhaftlichen Vereines des Harzes. BVierundzswanzigfter Band, zwei und zwanzig Stüde (Nro. 507 bis 528), eine Tafel Abbildungen in Quarto, Umfchlag und Regiſter enthaltend. October bis December 1842, DE —— Im Verlage des Landes-Induftrie-Comptoirs zu Weimar. “648%, wungs 10 nis . Be ’ Bit — RÄR ann — ** in —— A—7 —— nu BLAUE TOT ESTER Zu — 3 3.2. — J * Di —— —— — — A — rw —— ZT & ae "5 — us ——— RE or —— a nd ans va che Pe PIE er ET RT re En us ug son RE a * EI PERS e OT Ran un * en: Bi 2 alien E10 5775 WERT Darst F ler and: are Erg hc ET BR I 24 T3 ———— — DS R Fr A else ——— Be 8 a Br in, en N Sup, ill IB, — —* war — alien ee 1° 77 an * ee gie ILELTIEER zn BR RAR has , iR 35 arg ul 35% 34. Kr ee 7 at ae 3 9 Hk J — —VVV — — — — u en BE nubken on ae te hi “ — nd ya: ua Hole AURE: Ks pr un —— — * An SE sm — UL LEITEN IP an Ak, ur — 5 20 —— —V————— * ei, TEA 5 He te 834 ag ie Agila ad — m — un Bu Ho — —* af, 7 het SR —— — RR N DER oe] 7 Rn rn vr —— — — * BEE TE — Aal — % a⸗ ⁊ —E—— I, NEE nd. 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October 1842, N. 0 000.0 2 Ep 0 > on li — —— —— — —— —— — Gedruckt im Landes =» Induftrie: Gomptoir gu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Zblr. oder 3 $1. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. Wire >43 wor Sharpey's Beobahtungen über die decidua. (Aus einer Anmerkung zu Dr. Baly’s Ueberfegung von Müls ler’s Phyjiologie, Bd. IL ©. 710.) (Dierzu bie Figuren ır. bis 22, auf der mit diefer Nummer aus ge— gebenin Tafel.) Dr. Sharpey hat fich längere Zeit mit Unterfuchuns gen über die Structur und die Functionen der membrana decidua und der Drüfen des uterus befchäftigt, und hat dem englifchen Ueberfeger von I. Müller’s Phofiologie folgende Beobachtungen mitzutheilen: „Die im Muͤller's Texte erwähnten UterinsDrüfen findet man, wie jegt ermittelt ift, bei mebreren Ordnungen der Säugethiere, und aus ihrem größern Umfange und ih— rer vermehrter Eecretion während der Schwangerſchaft, ſo— mie aus der eigenthün lichen Verbindung, welche dann zwi— ſchen ihnen und den Fötals Häuten befteht, hat man ges ſchloſſen, daß fie wefentlih zur Ernährung des foetus bei: tragen. Die Uterin:Cotyledonen bei den Wiederfäuern wur: den von den ältern Anatomen ganz allgemein für Drüfen gehalten, deren Beftimmung e8 fen; einen Nabrungsftoff für den foetus zu liefern; und in der That hat man beobach⸗ tet, daß dieſe Körper wirklich ein fchleimiges Secret erzeus gen. Allein außer dieſen Gotyledonen hat Malpighi Druͤ— fen entdeckt, welche fich überall auf der innern Fläche des uterus diefer Ihiere Öffnen, und die er als Secretiongor: gane erkannt hat; er hat fie befonders in dem fchwangern uterus des Schanfes befchrieben. (Opp. 1687. vol. 1. p- 220.) In der neuern Zeit find die Uterindrüfen der Miederfäuer von Baer von Neuem beobachtet worden, der ähnliche Organe auch bei'm Schweine entdedt hat, und ob— gleich er fie irrthuͤmlich für Lymphgefaͤße hätt, fo bat er doch eine gute Beichreibung von ihnen geliefert und ihre eis genthümliche Verbindung mit dem Cie nachyewiefen: indem naͤmlich die erweiterten Miündungen der Drüfe Eleine Gefäß: floden auf der Oberfläche des chorion aufnehmen, welde bei'm Schweine, feiner Befchreitung nad), durch Elcine, No. 1607. kp td kreis- oder flernformig angeordnete Erhöhungen der Mem— bran gebildet werden, die einen mittlern oder Eentral-Eim— drud umgeben. (Ueber die Grefäßverbindung zwi— fben Mutter und Frucht 1828.) Diefe Anordnung ift von E. H. Weber, welder fpäter Unterfuhungen über diefen Gegenftand angeftellt hat, mit Recht als eine Eins richtung betrachtet worden, welche die Anhäufung des Se— eretionsftoffes der Drüfen und die Sicherung ihrer wirkſa— men Umfpülung der Blutgefäße des foetus bezwecke. Wer ber hat auch die Drüfen bei den Wiederkaͤuern ausführlicher befchrieben, und in dem uterus des Kaninhens Drüfen von derfelben Befchaffenheit, wenn aud von verfchiedener Form, beobachtet. Noch fpäter hat Dr. Efhridt in Copenhagen bei dem ſchwangern Meerfchweine Uterindrüfen entdedt; und in dem ſchwangern uterus der Kaße hat der= felbe Beobachter oblonge Zellen unter der Echleimhaut ge= funden, welche er für Drüfenhöhlen hält, obgleih er ihre Miündungen auf der innern Oberfläche der Membran nicht ent= decken Eonnte. (De organis, quae resp. et nutr. foetus mammal. inserviunt. Hafn. 1837. p. 43.) Da id) Gelegenheit hatte, diefe Drüfen in dem uterus der Hün: dinnen zu beobadhten, und da ich fomohl ihre Befchaffenheit in den verfchiedenen Perioden der Schwangerſchaft, ald auch ihe Verhaͤltniß zu den Eihäuten unterfuht habe, fo will ich bier eine Skizze meiner eigenen Beobachtungen beifügen. Die Drüfen der Schleimhaut des uterus eirer Hinz din find doppelter Urt, einfach und zufammengefegt. Die einfahen Drüfen, melde die größere Anzahl bilden, find nur ſehr kurze, unverzweigte, an einem Ende geſchloſſene Schlaͤuche (Figur 12. 1,1,)5 die zufammengefesten (2, 2,) baben einen langen Ausführungsgang, welcher ſich in zahl— reiche, verwidelte Aefte theilt; beide Arten öffnen fih an der innern Fläche der Schleimhaut durch Eleine runde Muͤn— dungen (Figur 11.), die mit einem epithelium ausgefteidet find und dicht aneinandergereiht ftehen. Nach der Befruch— tung erleiden diejenigen Theile der Schleimhaut, welche mit dem Cie in unmittelbare Berührung kommen, ſowie die in 1 3 dieſen Theilen befindlichen Druͤſen eine merkwuͤrdige Veraͤn⸗ derung. Zwiſchen der dritten und vierten Woche nach der Con— ception, zu welcher Zeit die Erweiterungen oder Kammern, welche die Eier enthalten (Figur 13.), den Umfang einer Walls nuß erreicht haben, finden wir bei der Deffnung einer fols bin Kammer, daß das citronenförmige Ei von einem brei: ten Kreiſe oder Gürtel von villi umgeben ift, weldhe, von der Oberflaͤche des ehorion entfpringend und mit zahlrechen Gefäßen verfehen, an der Bildung der gürtelförmigen pla- centa Theil nehmen. Diefer entfprechend , befindet fih an der inneren Fıäche des uterus ein gürtelförmiger, etwas erhabner Iheil (Figur 13. 3), der von fleinen Deffnungen durchbohrt ift, in weldhe die villi foetales aufgenommen werden, und da diefer Theil der Membran in die Bildung der placenta eingeht und bei der Geburt mit dem Cie ausgefchieden wird, fo wird er mit Recht als die decidua betrachtet. Diefe decidua it jedoh Eein neues Gewebe, fondern ein Theil der Schleimhaut, der bloß dicker und ge: fäßreicher geworden ift, als der übrige Theil, und die Wer: tiefungen an ihrer Oberflähe, welde die villi aufnehmen, find bloß die etwas erweiterten Mündungen der bereits er: wähnten (Figur 11.) Drüfen. Während jedoch die einfachen Drüfen bloß eine gleihmäßige Erweiterung erleiden, geht in den zufammengefessten Drüfen eine weit merfwürdigere Ver— änderung vor. Die langen Ausführungsgänge dieſer Drüs fen (Figur 12. 2) erweitern fich, unmittelbar vor ihrer Aus: mündung an der innern $läche der Membran, zu Zellen, eine für jede Drüfe (15. und 16. 4), welche mit einer halbflüffigen, weiße lichen, koͤrnigen Secretion angefüllt und von einem epithelium ausgekleidet find. Diefe Zellen bilden eine Schicht unter der de- eidua, und indem fie fich aneinanderdrängen, nehmen fie eine vieledige Geftalt an (Figur 13.). Am Boden jeder Zelle kann man den ſchlauchartigen Ausführungsgang fehen, wie er ſich eben zur Zelle erweitert, und an der Mündung zieht fi diefe wieder zufammen (Figur 14. und 16, 5). In einer fpätern Periode vergrößern ſich diefe drüfigen Zellen, ihre Mündungen erweitern fich), und neue häutige Kortfäge entftehen an der Dberflähe des Eies und treten duch die Mündungen, von denen fie umfaßt werden, in das Innere der Zellen, (Figur 16. und 17. 8,8‘,) Diefe Fötal:Fortfäge verlängern fih vom chorion und feiner innern Gefäßhaut oder dem endochorion aus (6 und 6‘) und enthalten daher Verzweigungen der Nabel— gefäße. Sie find größtentheils, mwenigftens Anfangs, hobl oder ſackfoͤrmig, und einige von ihnen zeigen eine Zeitlang eine Eleine Communicationsöffnung (8) zwiſchen ihrer Höble und dem allgemeinen Sade des chorion oder vielmehr ſei— ner innern Gefäßhaut, die fich jedoch bald fließt; enplich werden fie in der Structur den villi ſehr aͤhnlich, und uns terfcheiden fich von diefen nur durch ihren Umfang und ihre Korm. Fe weiter die Schwangerfchaft vorrüct, defto mehr nehmen die befchriebenen Theile an Umfang zu, die villi werden durch Verzweigung complicivter, und auch die Foͤtal— Fortfäge treiben zahlreiche feitliche Sprößlinge bervor: aber ihre breiten, flachen Enden, welche die Mündungen der Drüfen, Zellen verfchließen, find glatt und eben, und mit 4 einer Verfängerung des epithelium, welches die Zellen auss Eleidet (Figur 17. die punctirte Kinie), bedeckt. Die Gefüße der Mutter oder der decidua liegen überall dicht an der Dberflähe der villi an und füllen die Zwiſchenraͤume zwis fhen ihnen aus; ebenfo umfaffen fie genau die Foͤtal-Fort— fase, mit Ausnahme der Spiten derfelben, welche, wie früs her angegeben, mit dem Secrete der Drüfenzellen in Beruͤh— rung ſtehen. Diefe Gefäße der Mutter verzweigen ſich zus erſt, bei ihrem Austritte aus dem uterus, auf den Wänden der Zellen, durch welche fie unterftügt werden; fobald fie fi) aber den willi und der Dberfläche des Eies nähern, bils den fie ein dichtes Netz verk, deſſen Berzweigungen durch Eein haͤutiges Gewebe unterftügt werden, fo daß es in den legten Perioden der Schwanygerichaft den Anſchein hat, als wäre das Zmwifhenyewebe der decidua verſchwunden und ihre Gefaͤße allein zurüdgebleben. Bei der Geburt gehen diefe Gefäße der decidua mit dem Cie fort, und audy die Wände der nun bedeutend erweiterten Drüfenzellen trennen ſich groͤßtentheils vom nterus, indem fie nur den Boden, mit der runden Deffnung des Ausführungsganges der Druͤ— fen, in feiner Mitte zuruͤcklaſſen. Aus diefer Befhreibung gebt nun hervor, daß fih in der placenta der Hündin eine Cinrihtung vorfindet, durch welche ein von den erweiterten Uterindrüfen abgefonderter Stoff mit den Gefäßen des foetus in nahe Berührung ges bracht wird, und wenn man erwägt, daß auch in verfdiedes nen andern Thieren eine ähnliche Vorrichtung angetroffen wird, fo ift eg nicht unwahrſcheinlich, daß bei den Vivi- paris im Allgemeinen ein von dem Uterinjpfleme mittelft eines drüfigen Apparats abgeionderter Stoff von dem Fotal- fofteme abforbire wird und demfelben zur Nahrung dient. Jedoch ift dieſes eine Frage, deren definitive Löfung erft nad einer ausgedehntern Unterfuhung erwartet werden darf. Die menfhlihe deeidua. — Dieſe Beobach— tungen in Betracht der decidua des Hundes veranfaften mich, die menfchlihe deeidua, befonders aber ihr Verhaͤlt— niß zur Schleimhaut des uterus, von Neuem ;u unterſu— chen, und ih will bier kurz das Mefultat diefer Unterfu- Kung anführen, obgleidh mir Weber, wie aus Müllers Angabe in feiner Phyſiologie hervorgeht, in vielen Dingen zuvorgefommen ift. Indeſſen muß ich bemerken, daß meine Nofultate ganz unabhängig von Weber's Beobahtungen, und zwar nod) bevor ih dag Driginal von Müller’s Merke, in welchem fie angeführt find, gefehen hatte, er— folgt find. Sn verfchiedenen Beifpielen, wo alle Gründe vorhan: den waren, zu glauben, daß vor Kurzem eine Befruchtung ftattgefunden habe, und wo dag ovarium ein frifches eor- pus luteum enthielt und am uterus ber Weberzug der binfälligen Haut deutlich bemerkt werden Eonnte, obgleich man £ein Ei entdedte, fehlen die deceidua. an manden Stellen 25 Zoll did, offenbar von der verdichten Schleim: baut gebildet zu fern. Die Oberfläche derfelben zeigte eine Menge Eleiner, runder Deffnungen (Figur 18.), welche, wie man an einem VBertical-Durchfehnitte ſah, den ſchlaucharti— gen, verlängerten und erweiterten Drüfen der Schleimhaut 5 angehörten. Diefe Schläuche waren mit einem weißen epi- thelium überzogen (1,5, welches fie ſehr deutlih machte; gegen ihr tieferes und, ohne Zweifel, gefchloffenes Ende bin waren fie jtarf gewunden, und an manden Stellen ſchienen fie big zu einiger Tiefe in das Gewebe des uterus einges ſenkt zu ſeyn. Db fich einer von ihnen verdftelte, Eonnte ich nicht beſtimmt ermitteln. In einem Präparate des Dr. Sohn Neid enthielt der uterus ein junges Ci, aus dem man ſchloß, daß die Befruchtung ungefibr vor vierzehn Zus gen ftattgefunden. Die deeidua vera war an der Ober— fläche etwas gerunzelt; fie hatte das gewöhnliche fiebförmige Anfehen, und die Vertiefungen waren zum größten Theil weiter, als in den früher erwähnten Beifpielen; doch die Eleineren Deffnungen zeigten noch den Character der fchlauch: artigen Drüfen, dagegen andere einen deutlichen Uebergang zwifchen diefen und den groͤßern bildeten. Wenn man einen mit der Oberflaͤche parallelen Durchſchnitt machte, fo fah man, daß viele diefer Vertiefungen bei einer ſchmalen Münz dung eine verbältnifmäfiig weite Höhle hatten. Aus diefen und andern Äbnlichen Beobachtungen glaubte ich, ſchließen zu Eönnen, daß die Deffnungen auf der Oberflaͤche der de- cidua, welche ihr das bekannte fiebförmige Anfehen geben, wie fehr fie auch in den fpätern Perioden der Schwanger: ſchaft modificirt werden mögen, urfprünglich nichts Anderes find, als die Mündungen der Drüfen der Schleimhaut des uterus. und daß diefe Membran, wie bei'm Hunde, aud) bei'm Menfchen ſich in die deeidua ummandelt und bei der Geburt aus dem uterus ausgefhieden wird — eine Ans ſicht, die, beiläufig bemerkt, aus andern Gründen auch von mehreren Phnfiologen des Gontinents angenommen worden ift. In einem uterus, von dem man annahm, daß er vor Kurzem beftuchtet worden fen, und deſſen Gefäße fehr fein mit Cochenille injicirt worden waren, erfchien Die Schleimhaut oder beginnende decidua überall von einem Netzwerke von Blutgefäßen durchwebt, in deffn Mitte man die fehlauchartigen Drüfen fah, deren weißes epithelium mit der fie umgebenden Nöthe einen ftarfen Gontraft bildete. In vorgeruͤcktern Perioden der Schwangerfhaft bilden die Venen der decidua meite verzweigte Candle in der Sub» ftanz dieſer Membran, welche mit den Venen des uterus frei communiciren. Wenn man diefe Venencanaͤle der de- eidua mittelft eines Blafebalges aufbläftt, fo dringt die Luft häufig durch die Deffnungen an der Oberfläche dieſer Membran, welche wir als die Mündungen der erweiterten Uterindrüfen betrachtet haben; und hieraus koͤnnte man fhliefen® daß zwifchen Venen und Drüfen eine natürliche Communication beftehe Nichtsdeftoweniger bin ich geneigt, zu glauben, daß die Venencandle und die drüfigen Zellen zwei getrennte Höhlen:Spfteme in der decidua bilden, die duch fehr dünne Winde voneinander gefdieden werden, welche leicht zerreißbar find. Ein Einwurf gegen die Anficht, daß die decidua bloß die veränderte Schleimhaut des uterus fen, ift der Um: fand, daß ſich nach derfelben die Einhuͤllung des Eies von ber decidua reflexa, weldhe mit der decidua vera zu: fammenhänyt und, wie die meiften, wenn auch nicht alle, 6 Phyſiologen glauben, gleichen Urfprungs mit diefer ift, ſchwer erklären läßt. Indeſſen wird die Stärke diefes Einwurfes durch den Umftand vermindert, daf die decidua reflexa, obgleich mit der vera zufammenhängend, doch nicht in ih— ter ganzen Ausdehnung, wenigftens nicht in den gemöhnlis hen Füllen, denfelben Character zeigt, wie diefe; denn ohne auf die Verfchiedenheiten Gewicht zu legen, welche gewoͤhn— lich von den Autoren angegeben werden, Eann ich verfichen, daß in mehreren von mir unterfuchten Füllen die decidua reflexa an einem großen Theile ıhrer Oberfläche jener Eler= nen Deffnungen entbebrte, welche für die vera fo charac— teriftifch find, und daß diefe hauptfächlich, wenn auch nicht ganz, auf ein gürtelförmiges Stud zunaͤchſt dem Umbie— gungswinfel, d. b., auf den der vera zunichftliegenden Theil, befchränft waren. Nun, wenn ſich dirfe Beobach— tung allgemein bejtätigt finden follte, fo würde es nicht noͤ— tbig fenn, anzunehmen, daß die Echleimbaut des uterus fib über die ganze Oberfläche des Eies verbreite, um die decidua reflexa zu bilden; und obgleich ich jeßt, bei einer fo befchränften Beobachtung, noch nicht im Stande bin, eine beftimmte Anſicht, befonders bei einer fo anerkannt fhwierigen Frage, auszufprechen, fo laͤßt ſich doc wenig— ftens, als eine mögliche Erklärung, annehmen, daß das Eleine Ei bei feinem Eintritte in den uterus entweder ganz, oder an demjenigen Theile, welcher nicht an der innern Fläche des uterus adbärirt, von einem Lymph-Exſudate bedeckt wird (Figur 19. 1,); daß ferner bei'm Gröferwerden des Cie eine Ereisföormige Falte (2’ 2’) der veränderten Schleim: haut (2) (decidua). von dem adbärirenden Theile aus, daffelbe in einer größeren oder geringern Auedehnung um: giebt und fpäter den fiebförmigen, gürtelähnlichen Theil der decidua reflexa bildet, während der dünne, glatte Theil diefer leßtern Membrar, welcher vom Umbiegungswinfel ent= fernter und mit Deffnungen nicht verfehen ift, durch eine Ausbreitung plaftifher Lymphe (1) gebüdet wird. Vielleicht ift auch folgende einfachere Erklärung nicht unzuläffig, naͤm— ih, daß das Ei, wenn e8 in den uterus gelangt, ſich in die dann aufgeloderte und weiche Schleimhaut einfenft und bei feinem fpätern Wachsthume diefe vor fich bertreibt, wel: che fih dann um daſſelbe herumlegt und fo die reflexa bildet. Dr. Sohn Reid hatte bereits früher die röhrenförmige Structur der Schleimhaut des uterus beobachtet und wurde in Folge einer Unterfuchung eine® vor Kurzem bes fruchteten uterus zu dem Echluffe geleitet, daß eine der früheften Veränderungen, welche nach der Befruchtung ein— treten, eine ftärfere Entwickelung der röhrigen Structur fen, und vermuthete nun, daß diefes mit der Bildung der deci- dua in Verbindung ftehe; indeffen glaubte er nicht, daß die Schleimhaut fib in die decidua ummwandele, fondern war mebr zu der Annahme geneigt, daß diefe von den Roͤh— ten der Schleimhaut abgefondert werde.” Ueber die vasa omphalo-mesaraica fagt berfelbe Beobachter Folgendes: . [Die Gefäße des Nabelblaͤschens — vasa omphalo- mesaraica — find in einem dem Dr. Sharpehy gehöris 1 * 7 gen Präparate von einem menfchlichen Embryo außeror: dentlich ſchoͤn dargeftellt, und da mir die Erlaubniß zu Theil wurde, eine Abbildung von diefem Präparate zu machen, fo füge ich fie, nebft einer Beſchreibung diefes legtern, hier bei. Figur 20, iſt eine Skizze der Abbildung. Das abors tirte Ei maaß ungefähre 14 Zoll. Vom chorion (1) er» ſtreckten ſich zahleeihe und ftarke villi zu demjenigen Theile der deeidua, an welchem der Nabelftrang befeftigt war. Das amnion (2) ift geöffnet und am Boden feiner Höhle fieht man den foetus liegen. Die größte Länge des foe- tus betrug 1545 Boll; die Laͤnge des Kopfes vom Scheitel oder dem yääen Puncte bis zum infchnitte unter dem — betrug F Zoll. Das Nabelbläshen (3), etwas über 2; Bol im Durchmeſſer betragend, war, als das chorion entfernt wurde, an der äußern Fläche des ammion adhäris rend geblieben. Die Länge des Stiels, von dem Bläschen bis zu dem Puncte, wo er in den Nabeiftrang trat, betrug 5 Zoll. Bei der Eröffnung des abdomen, des foetus und des Nabelftranges fand man, daß der Darm (4), in: dem er den Magen verließ, eine Wendung nah Rechts machte, dann, ruͤckwaͤrts ſich umbiegend, durch den Nabel in den funiculus umbilicalis trat, in welchem er zuerft geftredt (5) verlief, dann drei Windungen machte, dann wieder geftredt in das abdomen zurüdkehrte (6) und am untern Ende des Körpers ſich endigte. Diefer geſtreckte, ruͤck⸗ Eehrende Theil war der Dikdarm, wie man an dem begins nenden coecum feben Fonnte, welches da hervortrat, wo die Windungen innerhalb des Nabelftranges endigten. (©. Figur 21.). Die Nabelvene.Eonnte im funiculus Leicht verfolgt werden, und in der Bauchhoͤhle ſah man fie in den untern Theil der Leber (9) treten, wo fie mit den Snteftinalgefäßen (vena portarum? 3) verbunden war. Auch die Nabelarterien (12) konnte man leicht feben. Menn man den dünnen Stiel des Nabelbläschens ruͤckwaͤrts gegen den foetus bin verfolgte, fo ſah man, daß derfelbe da, wo er fih dem Darme näherte, aus zwei Filamenten beftand, welche durch die Windungen des Darmes voneins ander getrennt waren Mach einer vorfichtigen Durchſchnei— dung Eonnte man den einen Faden (11) rüdwärts bis zu dem im abdomen befindlichen Theile des Dünndarms vers folgen, mit dem er faft unmittelbar unter dem Magen zus fammenftieß, indem er am Bereinigungspuncte etwas weiter wurde. Diefes fchien die vena omphalo-mesaraica zu feyn. Der andere Faden (10) nahm aus den vasa me- senterica feinen Urfprung. Diefe legten Gefäße ſchienen mit einem dick zugefpigten Anfange nahe der erften Biegung de8 Darms zu entfpringen, der fie in der Goncavität feines Bogens umfaßte; alsdann verliefen fie gegen denjenigen Theil des Darmes hin, der im Nabelftrange enthalten war, wobei fie fih in drei oder mehrere Hauptäfte theilten; und aus der Mitte eines diefer Uefte trat der zweite Faden des Stieles der vesieula umbilicalis (die art omphalo-mesa- raica) hervor. Diefer Urfprung der Nabel-Gekroͤsarterie ift in Figur 21. dargeftellt. Einen Theil der Scheide des Na: belfttanges fieht man in Figur 20, (13). Die Übrigen ana: tomifchen Verhältniffe, die man in diefem foetus beobach— 8 tete, waren folgende: Der Augapfel (14) war von einem Ereisförmigen Rande — der orbita — umgeben, hatte aber £eine Augenlider. Das Außere Ohr (15) zeigte, zwar ſchwach angedeutet, den helix, antihelix, tragus, antitragus und die concha, war aber kaum über die Flaͤche erhoben, Eine prominirende Nafe war nicht dothanben: Die Nafens Löcher bildeten zwei runde, weniger; als „; Zoll voneinans der getrennte Deffnungen, von deren Beer; eine weiße, Linie, ſich abwärts und etwas nad) — zum Munde erſtteckte, welcher eine weite Queerſpalte von 5 Sol Länge bildete und beinahe in gleicher Höhe mit dem En fi) bes fand. Die Ertremitäten waren deutlich in Ober: und Vor— derarm, Ober- und Unterfchenfel abgetheilt; die Finger und Zehen erfchienen an dem breiten Rande, welder die Extre— mitäten endigte, wie runde Laͤppchen, während fie höher — auf durch Furchen getrennt waren. In einem andern jüngern Zötus (deffen Länge s EM betrug) ift der Faden, welcher die vena omphalo-mesa- raica zu feyn fcheint, noch weiter im abdomen verfolgt worden, nämlich zu der Membran unter dem Darme, und wahrfcheinlih aud, zu den Gefäßen, welche in der Concavi— tät des erſten Darmbogens liegen. Diefer foetus ift in Figur 22. dargeftellt. Der Darm ift queer durchſchnitten worden, und unter demfelben ſieht man das feine Filament oder Gefäß verlaufen.] Er£lärung der Abbildungen. Figur 11.und 12. Uterindrüfen des uterus einer Hündin, um zwölf Durchmeffer vergrößert. Figur 12. Mündungen an ber ins nern Fläche. Figur 12. Ein Verticaldurchſchnitt. — 1, 1, eins fache Drüfen. 2, 2, zuſammengeſetzte Drüfen. Figur 13, Nutürlice Größe. Eine ge öffnete Höhle des ute- rus. Das Ei entfernt. — 3, Die decidua mit ihren Oeffnun— gen. 4, Hier if ein Theil der decidua entfernt, um die zellen artigen Ermweiterungen der Drüfen unter derfelben zu zeigen. Figur 14. Einige bloßgelegte Drüfenzellen, um drei Durch⸗ meffer vergrößert. — 5, 5, Die Mündungen der Ausführungsr gänge am Boden der Zellen. Figur 15. Natürliche Größe. Wände einer Uteruehöhle in einer etwas jpätern Periode, Figur 13. — Ausbreitung der zufammengefegten Drüfen zu. zeigen. decidua. 4,' 4,’ Drüfenzellen. Figur 16. und 17. Idealzeichnung eines Theile — und des Eies voneinander getrennt, um ihr gegenſeitiges Verhaͤlt⸗ niß zu einander zu zeigen. — 2, 3, 4, 5, wie in den fruͤhern Fi⸗— guren. 6, chorion. 7, villi. 8,’ 8," götalfortfäge des chorion, Figur 18. Zwei dünne Segmente einer — N decidua nad) einer frifchen Befruchtung, auf ſchwarzem Grunde beſtachtet; fie zeigen die Deffnungen auf der Oberfläche der Haut. Bei 4 find diefe um ſechs, bei B um zwölf Durchmefjer vergrößert. Beil fieht man den Ueberzug des epithelium innerhalb der — 5 — bei 2 ift es abgeloͤſ't. Figur 19. Idealzeichnung der Snfertion des Eichens an der innern Wand des Uterus. Figur 20. DOmphalo:mefenterifhe Gefäße des Nabelbläschens. Figur 21. Urfprung der art, omphalo mesenterica, : Figur 22. Verlauf des zum Nabelbläschen laufenden Ge— fäßıs. Ein Vertical-Durchſchnitt der als in Bei 2 find die Häute auseinandergeriffen, A die Die Miscellen Ueber die demifchen Gharactere ber Spermator oen hat Here Gulliver Beobachtungen mitgetheilt. — Die — der Saͤugethiere find ganz eigenthuͤmiich darin, daß fie der Wirkung vieler Eräftiger Reagentien widerftehen. Sie werden wenig oder gar nicht afficirt, durch Salpeter⸗, Salktı Eſſig⸗ Drals, Weinſtein⸗ und Gitronen.Säurg, durch Salzaufloͤſungen oder duch kauſtiſche Alkalien. — Aber auf die Spiraly: Spermatozoen der Vögel wirken die Effig» und anderen vegetabiliſchen Säuren energiſch. Doch ift es fonderbar, daß die cylindrifhen Spers matozoen der Vögel, wie die der gewöhnlichen Mauerfhwalbe, den 10 Spermatogoen ber Säugethiere hinfichtlich der chemiſchen Characs tere nahe verwandt find. — Wenn die Saamenflüffigkeit eine große Menge von Körperchen enthält, fo wird fie durch Alkalien und durch Salzauflöfungen ſchnell fadenzietend, — dieſelbe Wirs Eung, welche diefe Rragentien auf andere, eine Menge Zellenkerne enthaltende, thierifche Flüffigkeiten ausüben. Die Anwendung der Galvanoplaftit zur Aufbe— wahrung menfhliher Körper bat Herr Dr. Gornay zu Paris verfuht und der Academie der Wiffenfchaften dafelbft gemels det. Er hat nämlidy einen menſchlichen Körper einbalfamirt und diefe Mumie durd) den galvanoplaftifhen Proceß ganz genau mit einer Lage Kupfer überzogen. 2 ra a —— Bemerkungen über eine feltene Form von carci- noma, Von Thomas Dorrington. Es giebt eine Form von carcinoma, von welcher uns wenige Fälle befannt gemacht worden find, welche, wegen ihrer Seltenheit, auch nur felten in foftematifhen Werken erwähnt wurde, und bie doch, ihrer Eigenthümlichkeit halber, die Aufmerkfamkeit des Pas thologen wie des practifhen Arztes auf fich zu ziehen verdient, Diefe Form des Leidens it aber um fo wichtiger, als fie, das Le: ben auf's Höchfte bedrohend, weder in ihren localen, noch allgemei— nen Symptomen den verderblichen Feind ahnen läßt. Der Grundcharacter des Uebels befteht in Erebeartigen Ablage: rungen von Enotiger oder Eugelförmiger Geftalt, zuweilen verein: zelt, zuweilen zufammenftoßend, unter der Haut, und im ganzen ‚oder faft im ganzen Parenchyme innerer Organe; ein Character, welcher genau ausgedrüct werden Eönnte durch „carcinoma globo- sum disseminatum‘, Meine Aufmerkfamteit wurde auf diefes Leis den durch einen Fall gelenkt, welcher mir diefen Sommer aufitieß; ähnliche Fälle kamen Mr. 3. Arnotd Harrifon, der den Sec: tionsbefund mir gütigft mittheilte, und Mr. Sumner von Lymm in Cheſhire vor, von welchem Iegteren Kalle ich nur einige That: fahen aus einem Briefe des Dr. Kendrid an Mr. James Bo: wer Harrington entnehmen konnte, im welhem aud unter An: derem auf die zmweiunddreißigfte Nummer von Gruveilbier’s Anatomie Pathologiyque du corps humain verwiefen wurde, — wo ein ähnlicher Kal, nur von melanotifhem Character — auf wei Zafeln dargeftelle ift. — Folgendes find die bibliographiſchen otizen, welche ich über diefe Krankheitsform zu fammeln vers mochte, mit Uebergebung des mir ungeläufigen Deutſchen. Abernethy in feinem Werke über Gefhmülite 1804, war, glaube ih, der Erjte, welcher diefe Art von Krebs unter dem Nas men von „Enotenförmigem Sarcom“ — sarcoma tuberculatum — erwäbnter Er erklärt es für ein feltenes, aber hoͤchſt bösartiges Uebel und erzählt zwei Fälle davon. Bayle giebt in feinem Werte über Phthisis, Paris 1810 die Geſchichte eines Falles, wels her deutlich diefelbe Befhaffenteit bat, indem er ihm bezeichnet mit Bereinigung von Erebsbafter und Enotiger Schwindſucht in einer Perfon, welche von einer Erebsbaften Dyscrafie in hohem Grade heimgefucht war. Es fanden fich dort nur drei Hautaus— wüchfe, weßhalb keine befondere Aufmerkfamkeit dem Kalle geſchenkt wurde, Alibert befchreibt in feiner Nosologie naturelle dieſes Leiden als cine von carcinoma verfchiedene Korm, unter dem Na: men; cancer globosus. Rayer folate ibm in feinem Werke über die Hautfraniheiten, indem er drei äbhnliche Fälle berichtet, welche er unter den verfchicdenen Namen: cancer mollusciformis, c. leucoides und c. encephaloides galeae aponeuroticae et regio- nis pubicae bef&reibt. Gruveilhier in feinem großen Werte: Anatomie Pathologique du corps humain giebt einen fehr ges nauen Bericht des Sectionsbefundes von einem Falle dieſes Leie dens mit zwei fehr fhönen Zafeln, in feinem 32ften Hefte. Seitdem ift, meines Wiffens, nichts weiter über diefe Krankheit öffentlicp mitgetheilt worden, wiewohl fie nicht fo gar felten vor— zukommen fcyeint, und indem ich nun die Hoffnung hege, daß die— fer Abfchniet zu weiteren Unterfuhungen leiten werde, habe ich meinen und Harriſon's Fall, fowie den des Gruveilbhier, genauer aufzufaffen verfucht, und theile diefelben hier mir. Frau Maffey, 6) Jahre alt, eine verheirathete Frau mit Bamilie, mit einer von Na’ur ftarfen Gonftitution und fehr ges fund, war mehrere Monate hindurch bedeutenden Anftrengunaen ausgefegt geweſen, oft fehlte ihr die nächtliche Ruhe, fie feste fi der Feuchtigkeit und Kälte aus und trank reichlih. Bald darauf, und zıwar vor ungefähr neun Monaten, erfhien eine Gefchwulft uns ter der Haut, in der Nähe der Rippen, wo diefe den Grund der rechten Achfelhöhle bilden. Sie ließ ih nun von einem bekannten Quackſalber in der Nähe von Mandjefter, gewöhnlih der „„Old- field-lane“ Doctor genannt, behandeln, welcher ein Pflafter darauf legte u. ſ. w. Ihr Allgemeinbefinden fing bald an, beträchtlich zu leiden, fie ward allmälig ſchwaͤcher und verlor den Appetit. Ge: gen ſechs Wochen nachher bemerkte fie eine Menge beweglicher Ge— Ihwürfte unter der Haut des Stammes, weldye nibt eber ihre Aufmerkfamkeit auf ſich gezogen zu haben ſchienen, als bis fie in beträchtliher Anzahl vorhanden waren. Am 19. Zuni 1841 kam fie in meine Behandlung. Die urfprünglihe Geſchwulſt, in der Nähe der Achfelgrube, batte ganz das Ausfeben einer unempfinds lichen, vergrößerten, lymhatiſchen Drüfe, indem fie unter der Haut leicht verſchiebbar und ſchmerzlos war, ausgenommen, wenn fie ges drücdt wurde. Die anderen Gefchwülfte waren fehr zahlreich und allgemein über die Oberfläche des Stammes verbreitet, jest auf gleiche Weife auf der Vorderfeite, am Rüden und in den Seiten; die Gliedmaßen waren frei davon. Sie waren von der Größe einer Erbfe bis zu der einer Walnug und verfcicden in ihrer Geftalt, indem einige vereinzelt und rundlich, andıre gelappt was ren, als wenn mehrere vercinigt wären; fie waren unempfindlich, ausgenommen, wenn fie fo ſtark gedrücdt wurden, daß fie fich cine fenkten und zwifchen dem Zellgewebe verichwanden. iniae von ihnen verfchwanden, nachdem fie eine gewiffe Größe erreicht batten, freiwillig, indem ſie duf dem Orte, den ſie früber eingenommen batten, einen dunkeln, ecchymoſenartigen Fleck zurüdliefen, aͤbnlich den Wirkungen einer Quetſchung, welche einen gleichen Verlauf nahm, gelblich wurde und verſchwand. Einige der Geſchwüͤlſte wurden von Zeit zu Zeit blaͤulich oder livide, die Haut uͤber ihnen ward dünn und platzte, worauf einige wenige Tropfen Blut flofs 11 fen und in einen trockenen Klumpen auf der Haut fich verbichte: ten. Im Allgemeinen waren die Gefchwülfte farblos, nur die Haut: decken waren anfcheinend abnorm durch ihre Gegenwart unter den— ſelben. Außer diefen war noch zugleich eine Anzahl anderer Ge: ſchwuͤlſte da, welche in der Hautfubftang zu wurzeln ſchienen, gang oberflächlich waren, und etwas über die Haut hinausreichten. An Größe variicten fie von der eines Stecknadelknopfes bis zu der einer grünen Erbfe, an Farbe waren fie purpurroth, an Ausfehen ‚wis ſchen einer Warze und einem Muttermale; die meiften derfelben blieben die ganze Krankheit hindurch, während andere eine Eleine ecchymosis unter der Epidermis zu bilden fchienen und dann vers ſchwanden. Die allgemeinen Symptome waren: große Schwaͤche, betraͤcht— Yihe Abmagerung, Schlaftefigkeit, profufe Nachtſchweiße, gänzliche Anorerie, dunkelgefärbter Urin, eine entfihiedene Neigung zur Ver— ftopfung, Zunge roth, gerungelt und troden, Puls 120, Elein und fywach, tiefjigender Schmerz in den Lenden und unteren Extremi— täten. Sch war wegen ber zu verordnenden Mittel fehr in Verlegen: heit und verfchrieb R Kali hydroiodiei gr. xxjv Tinet. Gentianae compos. Zß Aquae ad Zw M. capiatur 3j ter in die. PR Pilul. Rhei compos. gr. x p- pil. jj omni nocte sumendae. Sm Laufe der Woche fand ich, daß der Puls und die fteigende Schwaͤche ftärfere tonica verlangte. Der Darmcanal war fo we: nig durch die zufammengefegte Nhabarberpille angeregt worden, daß ich folgende Pulver fubftituirte, und andere hinzufügte, welche Opium enthielten, um Schlaf zu bewirken: Be Chinini bisulphuriei gr. xxjv Acid. sulphur. diluti 3jß Tinct. Hyoscyami — Lavandulae a 3jj Aquae ad 3vjj . capt. 3j ter in die, Pulv. Jalap. comp. 36 omni alterna mane sumenda, Pulv, Opüi gr. j — Gilyeyrrhizae gr. vj M. d. s. gegen Abend vor Schlafengehen zu nehmen. Patientin fing bald an üder Uebligkeit bei'm Erbliden von Speife zu Elagen. und diefe geftaltete fich bald zu anbaltendem, hef— tigem Erbrechen, befonders nach dem Eſſen oder Zrinfen, um. Mehrere Gefhmwülfte zeigten fih, und einige derfelben, wiewohl in Eleiner Anzahl, felbft auf den Ertremitäten. Patientin wurde fehr ſchwach, wenn fie aufftehen wollte; fie blieb nun gaͤnzlich liegen; der Urin wurde ſehr fparfam und feste ein braunes Sediment ab. Das Ausfehen ward gelb und Pat. magsme ſchnell ab. Alle Arzneimittel wurden jegt bei Seite gefegt, mit Ausnahme der Opiate. 13. Zuli, Sie ift jest fehr abgemaaert, Augen eingefallen, Geſicht fehr bleih. Sie ſchwitzt fortwährend fehr reichlich, und der Körper ift mit sudamina bedeckt. Sie genießt nichts als ein We— nig Thee; das Erbrechen dauerte in Zwiſchenräumen bis geftern Morgen, wo es aufhörte. Sie ift fehr ſchwach und wird leicht ſchwindlich, wenn fie fich bewegt. Puls 120, Elein und ſchwach. Sie huftet ein Wenig von Zeit zu Zeit. 16. Zuli. Sie wird immer abgezehrter und fchwächer; das Erbrechen kehrte feit dem 18ten nur ein Mal zurüd; häufiges Aufftogen feit den legten zwei Tagen, leichtes oedema am rechten Beine. 19. Zuli. Sie ftarb halb drei Uhr Morgens, In ben legten zwei oder drei Tagen hatte fie blutige Stühle, welche von einer Caffeefagähnlichen Farbe waren. ww H$E 12 Section 32 Stunden nah dem Tode, Der Körper war fehr abgemagert und bleich, und der Ges ſchwuͤlſte, welche feine Oberfläche einnahmen, waren vielleicht an 200. Bei näherer Betrahtung der Hautdeden fand fih, daß die Ausmwüchfe im Unterhautzeligewebe ihren Sitz hatten; einige von ihnen jedoch hingen genau mit der Haut zufammen, waren aber unabhängig von derfelben ‘gebildet. Aehnlihe Afterorganifationen fanden fi) in den meiften Eingeweiden. Ihr Sig war einft im Zellgewebe, zumeilen im Drüfenparendym, und zwiſchen Muskel fibern, Ihre Geftalt war rundlich, wenn fie nit zufammenges drückt wurden; zumeilen waren fie vereinzelt, zumeilen in Daufen vereinigt, und durch Zellgewebe verbunden. Die Conſiſtenz und Farbe der Auswüchfe variirten im Vers bältniffe zu der Länge ihres Beſtehens. Einige waren faſt knor— pelartig, einige ziemlich weich und gelblich im Mitteipuncte, und von diefen enthielten einige wenige griefige Materie ; andere waren beinahe markähnlich, mit einem Flecke von auggetretenem Biute in der Mitte, oder Eleinen Ecchymofen dur die ganze Subſtanz hin— durch; andere waren noch weicher, ein Gemifh von Markjubftang und Blut darftellend , nicht unabnlih Erdbeeren in Milh. Eini— ge beftanden aus einer Art von cystis aus verdichtetem Zellgewebe, welche eine chocoladebraune oder ſchwarzbraune Subſtanz, fo dick wie geronnene Mildh, enthielt; andere waren weicher, beſtehend aus einem Sacke, der von einer früben, dünnen, röthlihen, chocolas defarbigen Flüffigfeit gefüllt war (wahrſcheinlich urfprünglidy Blut); und endlich Eonnte man deutlich erkennen, ob die Auswuͤchſe Flede von ausgetretenem Blute gewefen waren, in deren Nähe ſich ge— mwöhnlich andere Auswüchfe befanden, oder nicht. Shre Farbe war verfchieden: weißlihgelb, grau, bläulich, braun, roth und ſchwaͤrz⸗ lid. Der tumor, welcher zuerjt in der Bas der Achfelgrube die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen hatte, war eine Iympbarifcye Druͤ— fe, von der Größe einer Kleinen Wallnuß, in Verdindung ſtehend mit vier oder fünf anderen tiefer in der Achfelgrube fisenden. Sie beftanden alle aus einer braunen Maffe, von der Conſiſtenz eines weihen Kittes, bier und da mit ciner früber anſcheinend Iymphatifhen Maffe durchwebt (in cellularen Streifen). Dieſe waren die größten Unterbautauswüchfe, einige Übertrafen die Groͤ— Be eines Stednadelfnopfes nicht. Thorax: Ein jeder Pleurafa enthielt in feiner Höhle gegen acht Unzen einer blutig feröfen Flüfiigteit. Im Zellgewe— be des mediastinum anterior fanden fich mehrere Tumoren ; eine Gruppe derfelben von dem Umfange einer fehr großen Wallnuß, in der Mitte gegen zwei Dradymen einer trüben, röthlich = chocos ladefarbigen Flüfjigkeit enthaltend, faß vor der aorta ascendens, Die Oberfläche der ungen, fo wie das Parenchym bderfelben, war mit ihnen bier und da befegt, und in einem oder zweien der größeren Tumoren in den Zungen war nicht nur centrale Erwei— chung, fondern wirklicher Eiter, infofern diefes fit) nad) dem Aus— ſehen beftimmen ließ. Die Lungen waren theilweife ödematög, fonft aber gefund Der Derzbeutel enthielt gegen 11 Ungen Blut— ferum. Es fanden ſich auch Auswuͤchſe unter der feröfen Mem— bran an der Außenfeite des Herzens, in der Muskelfubftang , wels che blaß und ſchlaff war und unter der feröfen Hülle der Hexzoh— ren und Kammern, Diefes Drgan war im eigentlichften Sinne des Worts mit Tumoren befegt, doch waren fie hier Eleiner und fefter, ald anderswo, Der Unterleib: Die Höhle des peritonaeum enthielt unge— fähr 16 Unzen Blutferum. Das Ne war an dem vorderen Theil des Bedkeneinganges feitgebeftet und war faft ſchwarz von Karbe, fowie auch ihm gegenüber das die Bauchmuskeln auskleidende pe- ritonaeum. Dieſe Färbung bot, wie ich vermuthe, eine Art von „melanosis spurium“ dar. Das große und kleine Netz enthielten ähnliche Gefhmülfte, wie die oben befchriebenen waren. Eine oder zwei derfelben waren nur fihtbar am aangen traetus intestinorum, Die Leber enthielt in ihrem Inneren einen oder zwei Eleine Tumoren, und hatte einige acht oder zehn auf ihrer Oberfläche, in anderer Beziehuug war fie normal, Die Milk war normal. Das pan- ereas war vergrößert, und in eine fefte, Enorpelartige Maſſe entar— tet, die etwas gelappt war und an einigen Theilen Spuren von 13 Sie waren fo groß, daß fie das Eleine Neg Die Nieren, fonft normal, enthieiten einige Geſchwuͤlſte in ihrer Rindenfubftanz, und um bdiefe herum fanden ſich noch viele andere im Zellgewebe. Drei oder vier Kleine Zumoren, einer von diefen in einem fehr vorgerüdten Zuftande der Erweichung, fanden fi unter der Schleimhaut der Blaſe; der er= weichte war chocoladefarbig die Schleimhaut darüber erweicht und konnte leicht abgelöj’t werden. Gerade hinter dem rechten foramen thyroideum mar ein tumor von der Größe eines Gaͤnſeeies, wei) und fluctuivend, unter dem peritonaeum und adhärent an dem ums teren Rande dis großen Netzes. Er enthielt eine ſchlammige, vörhliche, chocoladahnliche Flüfjiakeit in einer Art von Cyſte. Der rechte Eierftoc war bis zu der Größe einer Orange angeichwollen, lag, in der Beckenhoͤhle, hinter dem uterus und hing an einem Puncte mit dem ihn umkleidenden peritonaeum zufamnun. Er tar voll von feröfen Eyften, fo wie auch der andere Eierſtock, defr fen Größe aber normal war. Das Gehirn: Es befand ſich durchaus in einem breiartig erweichten Zuftande, In dem linken vordern Lappen fand ſich cin Blurgerinnfel von der Größe eines Taubeneies. Andere Blutcoa— gula fanden ſich in andern Theilen, welche ihren Urfprung denfels ben Urſachen zu verdanken ſchienen, wie an den übrigen Theilen ad Eins im Eieinen Gehirne war von beträdhptlicher vöße, Die Hirnhäute waren von normaler Befchhaffenheit. Folgender Brief des Deren J. Bower Harrifon behandelt einen ähnlichen Fall, „Der Patient war an 60 Jahre alt und bes Elagte ji Anfangs über Schmerzen an verichiedenen Theilen des Körpers, befonders in der rechten Schulter, welche Schmerzen man ans fänglic für rheumatifhe hielt. Der Kranke hatte zwar cin ziem— lich bleiches, aber nicht Kachectifches Ausfehen. Ungefähr acht Wos hen vor feinem Zode leitere er die Aufmerffamkeit feines Arztes auf eine Anzahl von fubcutanen Gefhmwülften, welche auf der Koͤr— peroberfläche , befonders in der Gegend der Achfelgrube und an den Seiten der Bruft zum Vorfcheine gefommen waren, Mebrere dies fer Auswiüchfe verfchwanden von felbft, blutine Ertravafation hin— terlaffend, und in den meiften Fällen konnten jie durch den Finger: druck gang niedergedrückt werden. Der Mann Elagte über Mattigs keit und Schwädhe, Appetitmangıl und andere Symptome des Allgemeinleidens. Die Section ergab Folgendes: Die Bruſt und der Rumpf waren-mit Geſchwuͤlſten von ver— ſchiedener Größe bedeckt, welche einige Aehnlichkeit mit vergrößers ton Iympbatifchen Drüfen hatten, zum Theil eingelnftehend, zum Theil aruppenwiife, und durch Zellgewebe miteinander verbunden, Mehrere derfolben waren mit Ecchymoſen umgeben, diejenigen bee fonders, welche erweidht waren. Nach einem Einfchnitte fand ſich— daß fie aus viner weißen, feirchöfen Maffe beftanden, deren Inneres mehr flüffia und im Allgemeinen mebr blutig war. Zumeilen ent— bieten jie flüffiaes Blut, und zuweilen eine Mifchung von Blut mit der erweichten Materie der bösartigen Ablagerung. Die Aus— wüchfe zeiaten Eeine von den fehnigen Streifen, welde gewöhnlich seirrhus characterijiren follen, noc waren fie fo feft und wider: ftrebend. Bei'm Eröffnen der Bruſthoͤhle fard man Geichmülfte von derfeiben Art im Innern. Eine arche Maffe ward vorzüglich arfunden, wilde die Bruftwände gaͤnzlich durchdrang, fo daf die Zwiſchenrippeumuskeln und felbft die Rippen an derfelben Degener ration Theil aenommen batten. Cie nabmın auch die Pleurgaus— Heidung der Bruft ein, und waren an berfchiedenen Stellen auf der Oberfläche der Brufteingemweide zerftreut. Auswücfe derfelben Natur fanden ſich in der Baͤuchhoͤhle auf ihrem Peritondalüberzugez ebenfo am Eeinen Nige, und auf dem Gefröfe. Das pancrens hatte dieſelbe eiaentbümliche Bildung erbalten und bildete cine harte Maſſe an der Gurvatur des duodenum. Dieſes hatte augen: fcheintih den Durcaana der Galle verhindert, und die Gallenblafe war daber groß und ausgedehnt. Bei einem Einſchnitte in die Re; ber bemerkte man kreisrunde Maffen von derſelben Beſchaffenheit, Ecchymoſen darbot. vorwärts geſchoben hatten. 14 von der Größe eines englifhen Schillings bis zu der einer halben Krone. Die Schleimhaut des Dünndarma zeigte an einigen Stel— ten deutlic eine aͤhmiche Entartung. Faſt in allen Fällen waren pi Auswücjfe verbunden mit, oder lagen an blutigen Extrava—⸗ ationen. — Sectionsbefund in einem Ähnlichen Falle nady Gruveilhier's pathologifcher Anatomie, Heft 32: Cancer melanodes tuberculosus im Unterhauts zellgewebe, in den Musteln, dem Unterperitondals zellgewebe, den Lungen; cancer sacri; caries der Lendenwirbel — Fettleber. Eine junge Frau, dreißig und einige Jahr alt, kam nach dem Hötel-Dieu in einem auf's Hoͤchſte geſtiegenen Schwächezuftande und farb den Morgen nach ihrer Aufnahme Herr Stondre war fo guͤtig, den Körper zu meiner Verfügung für die patholos gifhe Unterfuhung zu ſtellen. Die vordere Eeite des Rumpfes zeigt eine Menge von Zubers feln und Afterorganifationen, von denen einige in der Dicke der Haut ſich entwickelt zu haben fcheinen, andere unter der Haut lies gen, mit oder ohne Adhärenz an diefelbe, welche fie in die Höhe treiben. Die meiften diefer Auswüchſe ftellen ſich blaͤulich von Farbe darz einige zeigen deutlich Fluctuation. Uebrigens find diefe Auswuͤchſe auf den vordern Theil des Rumpfes begränztz eine Ans zahl zeigt fih am untern Theile des Dalfes, einige an den obern Gliedmaaßen, andere am, oberen rechten Schenkel. Welches war die Natur diefer Afterorganifationen? Sch ſchwankte einen Augen— blick, wegen des bläulihen Ausfebens, zwiſchen cancer melanodes und erectiten Auswüchfen; aber wenn aud einige Zweifel für eis nige unter ihnen, welche weich und fluctuirend find, beftehen koͤn— nen: fo läßt die Därte der größten Anzahl ihre melanifhe Natur vorausfegen. Es find, in der That, Frebsartige Tuberkeln, von verfchiedes nem Volumen, von dem eines Dirfekorns und darunter bis zu dem eines Apfel. Die ſchwarzen oder grauen Puncte, welche man bier und da fieht, find beginnende Tuberkeln. Die ſchwarze Farbe ift alfo die primitive und Eeinesmeges cine confecutive. Eine beftimmte Ans zabl dirfer Auswüchfe erhebt fi) mit der Haut, wiewohl nicht auf Koften derfelben gebildet, aber dicht an ihrer innern Wandung haf— tend. — Tuberkeln find auch in den verfchiedenen Unterhautfett: fchihten und denen der fascia superticialis entwicelt. Andere finden fi in der Dice der Muskeln, die einen an der oberflächlis hen Schicht derfelben hervorfpringend, die andern in ihrer Dicke begraben, noch andere an der tieferen Flaͤche vorragend. Sehr beträchtliche Tumoren find im Parenchyme, oder im Umkreiſe der Bruftorüfen entwickelt. Die Vruftdrüfen find atrophiſch und auf ihre Ausjcheidungscandle retucirt. Mehrere Feine tubercula miliaria , einige von fehwarzer, ans dere von grauer Farbe, find auf Koften der Unterhautzellgewebss flocten entwickelt ; einige jigen in dem Mittelpuntte diefer Flocken, aber die Mehrzahl nimmt einige Puncte am Umkreiſe derfelben ein. Befonders im Unterbautzellgewebe der obern rechten Schenkels fin- den fich diefe Aftergebilde ats Puncte, oder Miliartuberfein in den Fettflocken in großer Anzabl. In Betreff der Farbe zeigen fich dieſe Auewücfe fehr verfcieden — bald jind fie graulich, bald wie Milchkaffee, bald chocolade» oder bifterfarbig, baid weinhefe— farbig, bald bell» oder dunkelblau, bald Schwarz. Diefe verfchieder nen Farben finden fich bald vereinzelt, bald vereinigt auf demfelben Afteracbilde, Conſiſtenz: Moibrere Auswüchſe find weich, einine fluc— tuirend, und in ihrer Mitte weinhefefarbiges Blut enthaltend. In mehreren iſt das Blut in einer cystis; ich babe zwei Cyſten an einem tumor gefunden. Andere find weich, weil fie mit an einem Puncte anacfammelter oder durchgetretener Krebsjauche gefüllt find; die Mebrzabl ober ift bart, und unter diefen ift man crftaunt, ci» nige zu finden, welche auf den Drud eine enorme Menge von Krebsjauche abfließen laffen, 15 Unabhängig von biefer ungählbaren Maffe von Unterhautauss wuͤchſen habe ich unter dem peritonaeum eine ziemliche Menge von melanifchen Maffen gefunden. Die Leber war frei davon, aber fie war gelb und zu fett geworden; die Milz war aud) frei. meh: rere melanifche Maffen adhärirten an der Wurzel der Nieren, mehrere fanden fi) in dem Zellgewebe, welches diefe Organe um: giebt. Eine große Anzahl diefer Aftergebitde fand fich aud) an den arteriae et venae iliacae primitivae und den artt. und vv. hypo- gıstricae entlang. In der Beckenhoͤhle fand fi eine ungeheure birnförnige Gefchwulft, vor dem Heiligenbeine, und auf Koften deffelben entwickelt. Sie füllt die Beckenhoͤhle aus, und dennoch find die Organe derfelben in ihrer vollfommenften Integrität. Im großen Becken ein ſehr beträdhtlicher Eiterheerd unter der Aponeus rofe des m. iliacus. Diefer Eiterheerd hat feine Quelle in den legten Lendenwirbeln, welche cariös find; er erſtreckt jih bis zum kleinem Rollhügel in der Sehnenſcheide des psoas, außerhalb und unterhalb der Schenkelgefäße. Bruft: Große Menge von Eleinen, grauen, melanifihen Auswuͤchſen, die Oberflähen der ungen einnehmend., Melanifche Maſſe von dem Umfange eines gewöhnlichen Apfels, tuberculös, ges lappt, an den vorderen Rand der linken Zunge adhärirend. An die bier aufgeführten Fällen erlaube man mir nun, eine Analyfe und ftatiftifche Ueberjicht anzurciben. Sch werde hierbei die Eintheilung befolgen nah Alter, Geſchlecht, Befhäftigung, Temperament, Gefundheitszuftand, Art der Affection, Lage der Hautauswüchfe, Farbe derielben, Worbandenfeyn oder Fehlen des Schmerzes, Veränderung derfelben im Laufe der Krankheit, nad) der Miteriftenz und dem Fortſchreiten anderer Aftergebilde, den allgemeinen Symptomen, Dauer des Leidens nad) dem Erfcheinen der Auswüchfe, der unmittelbaren Zodesurfahe, fomweit man der— felben fich vergewijfern Fonnte, der Befchaffenheit der Auswuͤchſe, nad ihrer Lage, wie fie nach dem Tote fich darftellte und den zu: gleich eriftivenden Krankheiteerfheinungen, abhängig oder unabhäns gig vom Hauptleiden. Alter: Bon elf Fällen der Art war der jüngfte Kranke 17, der ältefte 62 Sahre alt. Das mittlere Alter war 41,818. Won 17 bis 30 Sahr waren vier Kranke, von 30 bis 40 nur einer, von 40 bis 50 waren drei, von 50 bis 60 waren zwei, und über 60 nur einer. — Z3wiſchen 17 und 30 und zwifchen 40 und 60 werden die Menfchen am Meiften von diefem Uebel befallen, wäh: rend in dem Decennium von 30 bis 40 diefes am Wenigſten der Fall ift. So wenige Fälle Eönnen uns aber natuͤrlich nur appro— rimative Refultate geben. Gefhleht: Von zwölf Patienten waren ſechs männliche und fechs weibliche; beide Gefchlechter alfo gleich disponirt. Auch zeigte fich Feine Modification des Alters bei den verfchiedenen Ge— ſchlechtern. Beſchaͤftigung ꝛc. Stand und Beſchäftigungen waren uns ter zwölf Kranken verfchieden. Von den Männern waren zwei aus den höhern Ständen, einer war ein Arbeitsmann, einer ein Holz— pantoffelmacher, einer ein Maurer; der Stand der andern ift nicht angeführt. Von den Frauen waren vier verheirathet, eine unver— heivathet, aber ſchwanger, und eine unbeftimmt. Die Befchäftis gung berfelben wird nicht genannt. 16 Gefundheitszuftand und Kemperament: Von zwölf Fällen wird der frühere Gefundheitszuftand nicht angeführt in vier Fällen; von den andern acht follen ſieben Eräftig und ganz gefund eweſen feyn; in einem Falle fol die Geſundheit ſchon feit 31 Jahren gelitten haben. — Nur in drei Fällen wird das Temperament erwähntz in einem derfelben war es biliös, in einem andern fanguinifch, und in einem dritten Iymphatifch. (Schluß folgt.) Miscellen. Ueber die Blutung nah dem Perindäalſteinſchnitt bat Begin in der Acad. roy. de med, im Februar eine Vorle— fung gebalten, worin er nahweif’t, daß die Quellen foldyer Blu: tungen weit zahlreicher feyn Eönnen, ale man gewöhnlid) annimmtz niemals find es venöfe Blutungen, ziemlich haufig dagegen paren= hymatöfe Blutungen der Gapillargefäße, welche im Perinäum und befonders in der Umgebung des Blaſenhalſes ungewöhnlich entwils Eelt feyn koͤnnen. Die Blutungen betragen untır den Todesurſa— den der Operirten gerade ein Viertel. Da, wo Unterbindung und Zorfion nicht anwendbar find, empfiehlt Begin, einen fortdauern= den Strom kalten Waffers vermittelft eines Hebers aus Gummi elasticum durch die Wunde zu leiten. In zwei Fällen hat dieſes Berfahren den auffallendften Nusen gehabt. Biegfame Gatheter, mit Gummi arabicum übers zogen, hat Herr Dr. Bonhoure am 17. October der Academie des sciences zu Paris vorgelegt und ftatt der Kaoutſchouk-Catheter empfohlen: nachdem er die epifpaftifhe Eigenfchaft des Kaout— ſchouk bereits früher hervorgehoben hatte, von welcher erwiefen ift, daß die mit diefer Subſtanz überzogenen Gatheter fehr nachtheilig werden fönnen, indem fie Entzündung in dem Ganale der urethra ver= anlaffen, wenn man fie anhaltend in der Harnröhre, um Fungofis täten zu bekämpfen, den Ganal zu erweitern 2c., liegen läßt. Die mit Gummi arabieum gefertigten Gatheter und Sonden haben ebenfalls im Snnern ein Gewebe, Herr Bonhoure hat ſechs Gatheter zur Unterfuchung vorgelegt, welche inwendig einen Wachs— überzug haben, äußerlih mit Gummi arabicum überzogen find. Bor dem Gebrauce feuchtet man fie etwas mit Waffır an, und führt fie, nad) Bedürfniß, mit einem geraden oder nad) der Harns röhre gefrümmten Stuͤtzdrathe ein. Sehr braudbare fünftlihe Glieder, nad) eigener Ers findung, foll Joſeph Verſchitſch zu Redkersburg in Steyermarf, ein mechanifches Genie, verfertigen. Vergl. Allgemeine Zeitung vom 6. Dctober 1842, Beil. p. 229. Einen neuen Apparat zur Bereinigung von Bes fico:BaginaleFifteln, oder zum Verſchließen von Deffnungen im Gaumenfeegel, bat Herr Bauratier ausgefonnen und ber Academie de medecine zu Paris vorgelegt. Nekrolog. — Der, duch feine geburtshülflihen Schrife ten, in Deutfchland bekannte Dr. Zac. Friedr. Schweighäufer, Oberarzt des Bürgerfpitals zu Straßburg, ift geftorben. Bibliographische Neuigkeiten. Voyage autour du monde, execute pendant les anndes 1836 et 1337 sur la corvette la Bonite, commandee par M. Vaillant capitaine de vaisseau. Paris 1841 et 1842. 8. (Historique 14 Livraisons; Zoologie 10 Livr.; Botanique 6 Livr.; Physi- que 5 Livr.) Figures of Molluscous Animals, selected from various Authors. By Maria Gray. London 1842. 8. Treatise on protraited Indigestion and its Consequence. By Dr. Philip. London 1842. 8. Nouvelles opinions sur les phenomenes, la marche, la cause et le siege de la Goutte. Par A. Fr. Bizet (de Brest). Paris 1842. 8. — — — —— Gierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Menue Hotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober» Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medieinalrathe und Profefior Froriep zu Berlin, No. 508. Gedrudt im Landes -Induftrie: Somvtoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr. (Nr. 2. des XXIV. Bandes.) Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. October 1842. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 F1.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. dt. tor 1 RR AT A Ueber die Structur der Zotten in den Därmen des Menfchen und mehrerer Eäugethiere, nebft einigen Beobachtungen über die Verdauung und die Abforption des Chylus. Bon Sohn Goodfir, Eſq., Confervator des Mufeums des K. Collegiums der Wundärzte zu Edinburgh. (hierzu die Figuren 3. bis 10. auf ber mit voriger Nummer auf: gegebenen Zafel.) Herr Cruikſhank erwähnt in feiner Abhandlung über die Milh= und Lymphgefaͤße *), er und Dr. Mit: liam Hunter hätten die Deffnungen, mittelft deren die Milchgefaͤßfe mit der Höblung der Därme communiciren, an Darmportionen von einer Frau beobachtet, welche nah dem Genuffe einer ftarfen Abendmahlzeit geftorben ſey. Die beiden Darmpräparate, an denen diefe beiden berühmten Anatomen ihre Beobachtungen anftellten, ges langten in den Beſitz des K. Gollegiums der Wundärzte zu Edinburgh, nachdem fie fich früher in der Sammlung des Dr. Charles Belt befunden hatten. Us ich uns längft diefe intereffanten Präparate in friſchen Spiritus fe: te, benugte ich diefe Gelegenheit zur Unterfuhung der von Hein Cruikſhank befchriebenen und abgebildeten Er— fheinungen **). Ich befeitigte eine der Zotten von dem Cruikſhank— fhen Präparate, brachte diefelbe zwifchen zwei Glasplatten und erkannte ohne Schwierigkeit, was der urfprüngliche Be: figer des Präparats daran beobachtet hatte, Bei Anwen: dung einer geringen Vergrößerung erſchien das Ende des villus £nolfig und undurchfichtig.. Bei ftarker Vergrößerung beobachtete ich, daß diefe Undurchfichtigkeit daher rührte, daß am Ende der Zotte eine Anzahl Bläschen von verfciedener *) William Cruikshank , The Anatomy of the absorbing ves- .. sels of the human body, 2d. Ed. 1790, p. 56. *) L. eit, Taf, 11 Fig. 2, 3. N. 1608, Größe vorhanden waren, Der größern waren etwa zwanzig, und fie hatten ziemlich diefelben Dimenfionen. Die kleine— ten waren von verfchiedener Größe und von bedeutenderer Zahl, und fie fehienen allmälig in das Eörnig ausfehende Gewebe des befefiigten Endes der Zotte überzugehen. Nir— gends Ließ fi ein Blutgefüß wahrnehmen; allein am Halſe des villus bemerkte man deutlib puren von zwei oder mehreren undurchfichtigen Mitchgefäken. Die Bläschen und Mitchgefäfe zeigten fib, wenn man fie bei durchfallendem Lichte betrachtete, hellbraun gefärbt; bei zurüdgeftrahltem aber und auf einem dunfeln Hintergrunde gefchen, nah: men fie fid mattweiß aus, fo daß fie gegen dag umgebende ' halbdurchſichtige Gewebe ftarf abſtachen. Durch wiederholte Unterfuhung diefer Präparate überzeugte ich mid), daß Dr. William Hunter und Herr Cruikſhank durhaus der Wahrheit gemäß firahlenartig geordnete Milchgefäße inner- halb der villi befchrieben haben, daß fie aber irrigerweiſe angegeben haben, dieſe Gefäße öffneten fih an der freien Dberflähe des Darms, und an diefem Fehler war theils die mangelhafte Befchaffenheit ihrer Inftrumente und der Beob— achtungsmethode, theil8 das damals allgemein herrſchende DVorurtheil zu Gunften abforbirender Mündurgen ſchuld. Sch überzeugte mic) auch vollftändig von einem Umſtande, den ich vom Beginne meiner Unterfuhungen an als hoͤchſt wahrfcheinlich betrachtet hatte, nämlich daß die villi, wenn fie von chylus ftrogten, ihrer gewöhnlichen Epithelialbedek— fung entbehrten. Dieſen Umftand Eonnte ich nicht umhin, mit der bekannten Thatſache in Verbindung zu bringen, daß der Magen während des Verdauungsprocefies feine epithe- lia abwirft. Ich befchloß alfo, den Abforptionsprocef des chylus an ftifhen Gadavern zu fludiren, da die an Herrn Cruikſhank's Präparaten demonftrivten Thatſachen auf die mahrfcheinliche Eriftenz complicitter, während der Wer: dauung vorgehender Proceffe bindeuteten. Die Analogie des biäschenführenden Enolligen Endes der Zotte mit der Spongiole (spongiola) der Vegetabilien drängte fich mir auf, und das MWorhandenfeyn des mildigten chylus in o . 19 geſchloſenen Zellen ließ mich die Möglichkeit einer Erklärung mans der mit der Verdauung zufammenhängenden Erfcheinungen ahnen. Ein Hund ward mit Hafermehl, Milch und Butter gefüttert und drei Stunden darauf getödter, hierauf aber die Wurzel, Des Gekroͤſes mit einem Strick unterbunden. Die Milchgefaͤße fingen ſtarker an zu firogen. und als man den Darmcanal öffnete, fand mon ihn mit mildigtem Chymus ‚gefüllt, welchem cine dünne bräuntiche Flüffigkeit von gauigtem Anfehen beigemifht war. Die milhigren Stoffe befanden ſich hauptfählih in der Nähe der Schleimhaut; die braune Flüfjigeeit mehr in der Mitte der Hoͤh⸗ lung des Darms. Es fand ſich, daß die weißen Stoffe aus einer durchſcheinen— den Flüfſigkeit, einigen dligen Kügelchen und zahlreichen epithelia bejtanden. Einige epithelia erkannte ih für folche, welche die Zotten bes decken. Sie waren an dem befeftigten Ende fpiß, an dem andern platt (Figur 3). Diele derfelben waren ifolirt, andere zu Buͤn⸗ dein vereinigt, wo fie meiſt mit ihren platten oder früher freien Enden aneinanderhingen, gleihfam als ob eine feine Membran über die Ränder ihrer äußerften Oberflächen hinſtriche und diefel: ben untereinander verbände (Fig. 4). Zumeilen boten dieſe epi- thelia einen deutlichen Kern (nueleus) dar; gewöhnlich zeigten fie aber, mochten fie nun ifolirt feyn oder bündelweife zufammenjigen, im Snnern eine Maffe oder Gruppe von dlartigen Kügelden, wel: che, bei reflectirtem Lichte unterſucht, ein eigenthümlicyes halb uns durchſichtiges oder opalescirendes Anfehen darboten *) (Figur 5). Andere der im Chymus enthaltenen epithelia waren prismatifch, entweder ifolirt, oder zu Säulen vereinigt (Figur 6). Dieß war ven die epithelia der folliculi Lieberkühnii, und fie boten die ge: wöhnlidhen Kerne dar. An der Schleimmembran zeigten ſich die Zotten ftrogend, ale ob fie fi im Zuftande der Exection befänden, und, wie ich im Voraus vermuthet hatte, nackt oder ohne epithelia, ausgenommen an ihrer Bajis, wo deren noch einige hingen. Jede Zotte war mit einer fehr feinen glatten Membran bedeckt, welche von deren freiem Enolligen Ende über deren Seiten hinabftieg und ſich in die Primärmembran (welchen Namen ic) zuerft in den Transactions of the Edinburgh Royal Society v. 3. 1842 aufgeftellt habe) der Lieberkühn fwen follieuli fortfegte (Fig. 10). Wenn man diefe Zotten von der Schleimmembran entfernte und mit einem 5 zöllie gen Vergrößerungsglafe von 5 Zoll Brennweite?) unterfuchte, fo zeigten fie fich, mit Ausnahme des freien Enolligen Endes, weldyes fowohl bei reflectirtem, als durdhfallendem Lichte weiß und uns durchſichtig erfhien, haibdurchſichtig. Bei ftärkerer Vergrößerung zeigten fie das duch Fig. 8. erläuterte Anfehen. Der etwas abgeplattete Gipfel des villus war hart unter der eben erwähnten Membran mit einee Anzahl völig Eugelförmiger Bläschen befegt. Diefe Bläschen hatten 0,001 bis weniger als 0,0005 Zoll im Durchmeſſer. Die in ihrem Innern enthaltene Maſſe bot ein opa⸗ lescirendes mildigtes Anfehen dar. Nach dem Körper der Zotte zu, am Rande der Maffe von Bläschen, zeigten ſich winzige koͤrni— ge, dlartige Partikelchen in großer Zahl, welche allmaͤlig in die koͤr⸗ nige Textur der Subſtanz des villus übergingen, Die Stämme der beiden Milchgefäße liegen ſich ohne Schwie— tigkeit in der Mitte der Zotte aufwärts verfolgen, und als jie ſich der blaͤschenformigen Maſſe naͤherten theilten ſie ſich und bildeten Schlingen. In keinem Falle ließ ſich eines dieſer Milchgefäße bis zu einem der ſphaͤriſchen Bläschen verfolgen, und nirgends eine directe Communication zwiſchen diefen beiden Structuven erkennen, Die Blutgefäße und HDaargefäße mit ihren Säulen von ſchwarz⸗ braunen Blutſcheibchen fah man in flrahlenartig auslaufenden Eis nien und Schleifen, hart unter der bereits erwähnten feinen Meme bran, queer durch die Zotte ftreichen. Diefe, an dem Körper und Hals der Zotte nur vermöge der Glätte ihrer Dberflädye erfenns bare Membran ließ fi) an dem freien Ende des villus bei ihrem Uebergange von der Oberfläche eines Bläschens zu der eines andes *) Rührt diefes Anfehen etwa daher, daß biefe ſchuͤtzenden epi- thelia etwas Chylus abforbirt haben ? 20 ven fehr deutlich wahrnehmen. Die Bläschen, welche die Mem: bran heraustreiben und an deren innerer Oberfläche maffenmweife gruppirt find, verleihen dem Ende der Zotte das Anjehen einer Maulbeere. Wenn man eine ſolche Zotte mit nad) dem Lichte ges wendeter Spige bei reflectirtem Lichte auf einem Dunkeln Grunde beobachtet, fo nimmt jie ji ungemein fhön aus, indem die auf der ftarkbrechenden Dberfläche der halbundurchſichtigen opalescirene den Bläschen fpielenden Strahlen ihr das Anfehen einer Gruppe von Perlen geben. Bei von Chylus ftrogenden Zotten, welche man «ine Zeitlang in Spiritus aufbewahrt hat, find die contenta der Bläschen ur durhlichtig, indem der Eiweißftoff coagulirt ift. An den Zotten der Kaninchen bemerkt man während der Der: dauung aͤhnliche Bläschen, und ic befchäftige mich gegenwärtig mit der Befchreibung und Abbildung diefer Structuren bei verſchie— denen Glajfın des Thierreichs. Zum Berftändniffe der Rolle, welche die Bläschen des vil’us bei der Verdauung fpielen, muß man gewiſſe Functionen der Zellen herbeiziehen, welche den Phyſiologen bisher nody nicht bekannt wa— ven, Diefe Körper find nicht nur die Keime ſaͤmmtlicher Gewebe, wie fih aus Schleiden's und Shwann’s Unterfuchungen ers giebt, fondern auch, meinen Beobachtungen zufolge, die unmittels baren Werkzeuge der Secretion (Vergl. Transactions ofthe Edin- burgh Royal Society, 1842). Die Urzelle abforbirt von der ſie umgebenden Blutfeugptigkeit (liquor sangu'nis), welde ihr durch die Haargefäße zugeleiret wird, die Subſtanzen, durch welche fie in den Stand gejegt wird, auf der einen Seite, wenn jie die Function der Ernährung zu übernehmen hat, Nerven, Muskeln und Knochen, und auf der andern, wenn das Secerniren ihre Fun— ction ift, Mich, Galle und Harn zu bilden. Der einzige Unter— ſchied in den beiden Functionen beſteht darin, daß bei der erſtern die Zelle ſich aufloͤſſt und inmitten der Gewebe verſchwindet, nach⸗ dem ſie ihre Rolle geſpielt hat, waͤhrend ſie bei der andern ſich ebenfalls auflöf’t und verſchwindet, aber ihre contenta an einer freien Oberflähe zu Tage fördert. Nun darf man nicht überftz ben, daß, bevor eine Zelle ihre Zunction als eine ernährende oder fecernivende Zelle erfüllen Eann, jie als eine abforbirende Zelle ges wirkt haben muß *). Auch muß diefe Abforption nothwendig eis *) „Die Abforption, fagt Profefor Müller, fcheint auf einer Anziehung zu beruhen, deren Natur bisjegt noch nicht befannt ift, deren gerader Gegenfag aber gleichſam bei der Sccretion fattfindet, indem die durch die Secretionsthätigkeit veränderte Slüfiigkeit nur an die freie Fläche der fecernirenden Membra— nen geführt und von den nachfolgenden Portionen der ausge— fonderten Feuchtigkeit fortgetrieben wird. Bei vielen Orga— nen, 4. B., den mit Schleimmembranen überzogenen, findet zugleich Abforption durch die Lymphgefaͤße und Gecretion dur) die Secretionsorgane am derjelben Oberflaͤche ſtatt.“ Aus dem in gegenwaͤrtigem Artikel, ſowie in den Pransactions of the Edinb. Royal Society, 1842, von mir Beigebrachten ergiebt jich indeß, daB Profeffor Müller und: überhaupt alle Phyſiologen bisher irrigerweiſe die Kraͤfte der Abſorption und Secretion als anziehend und abſtoßend, alſo als Gegenſaͤtze, betrachtet haben. Sie wirken beide anziehend, indem die Ab— forption nur das erfte Stadium der Seeretion tft, und fich legtere von erfterer nicht in phyſiologiſcher, fondern nur in morphologifher Beziehung unterfcheidet. Das in gegenwärtigem Artikel Gefagte erklärt auch, wie bei den Schleimmembranen die Abforption mittelft der Lymphge— fäße und die Secretion mittelft der Gecretionsorgane gleichzei— tig an derfelben Oberfläche ihren Fortgang haben können. Es iſt dieß durchaus kein phyſiologiſches Raͤthſel, ſondern beruht auf einem morphologiſchen Umſtande. Die abſorbirenden Chy— luszellen befinden ſich an der adhaͤrirenden Oberflaͤche der Primaͤrmembran, die fecernirenden epithelia an deren freier Dperfläche ; die erfteren find Snterftitalgellen, die legtern peri— pheriſche Zellen; die erftern leeren ihre contenta in die Sub— ftanz des Organismus, die legtern in das umgebende Medium 21 genthuͤmlicher und fpecififcher Art feyn. Durd fie geſchieht es, daf die Ernährungszelle von der Blurflüffigkeit diejenigen Theile auswählt und abforbirt, weldhe zum Aufbau des befonderen Gewe— bes gehören, deffen Keim die Zelle ift. Durch diefe eigenthuͤmliche Kraft wählt und abforbirt die Zelle nicht nur, fondern verarbeitet fie auch aus demfelben Material in manden Käilen die befondere Secretion, deren unmittelbaree Organ fie iftz und vermöge berfel- ben Kraft wird die Zelle bei gewiſſen Erankhaften Proceffen das uns mittelbare Organ der Abforption, * Die Urzelle iſt demnach urſpruͤnglich das Organ der ſpecifi— ſchen Abſorption und fecundär dasjenige der Ernährung, des Wachsthums und der Secretion. Nach diefen wenigen einleitenden Bemerkungen über Gegen— ftände, welche ich bei einee andern Gelegenheit umfaflender zu bes handeln gedenke, kann ich nun daran gehen. die Gefege der Strucz tur und Function der Zelle auf die Structur und Function der Darmzotten anzumenden. So mie der chymus anfängt, in den dünnen Dürmen hinzu: ftreichen, circulirt eine größere Menge Blutes in den Haargefäßen des Darmes. In Folge diefer ftärkeren Strömung des Blutes, oder irgend einer andern, mir noch nicht bekannten, Urfache, wirft die innere Oberfläche des Darmes ihre epithelia ab, die ſich mit dem chymus in der Höhle des Darmes vermiſchen. Das abge: worfene epithelium ift zweierlei Art; das, welches die villi bedeckt und, wegen der von ihm erfüllten Function, dag ſchuͤtzende epi- thelium genannt werden kann, und das, welches die Schleimbeutel auskleidet und ©ecretionsfunctienen zu beforgen hat. Diefelbe Thatigkeit alfo, welche, indem jie die epithelia von den Zotten abs Löft, die legteren befonders auf ihre brfondere Abforptionsfunction vorbereitet, wirft die Secretionsepithelien aus den Schleimbeutels chen und begünftigt auf diefe Weife die Function dieſer letztern. Die nun von Blut ftrogenden aufaerichteten und nacdten Zot— ten find mit dem bereits befchriebenen weißlihgrauen Brei belegt. Diefer beftebt aus chymus, in welchem die durch die Beimifchung der Galle bedingten Veränderungen vorgegangen find, aus din abge— worfenen epithelia der Zotten und den ©ecretionsepithelien dir Schleimbeutelchen. Nun beginnt die Function der Zotten. Die zwifchen den Endfchlingen der Milcharfäße der Zotte eingelagertin winzigen Bläschen (Fig. 8) werden größer, indem jie durd die MWandungın der Gapillargefäße bindurch, welche letztere ſich an die- fer Stelle in großer Menge verzweigen, Stoffe aus dem liquor sangninis abforbiren. Während fie auf diefe Weife an Volumen gewinnen, üben fie beftändig ihre Abforptionsfunction aus und zie— ben in ihre Hoͤhlung denjenigen Theil des im Darme enthaltenen chymus, welcher die Materialien des chylus liefert. Wenn die verfchiedenen Bläschen je nacheinander ihre ſpecifiſche Größe er: langt haben, plagen fie und loͤſen jie fich auf, während ihre con- tenta, wie dieß bei andern SInterftitialzellen ebenfalls ftattfindet, in das Gewebe der Zotte aufgenommen werden. Das verichlungene Neg der Milchgefäße, welche, aleich andern Lymphgefaͤßen, beftändig ihren eigenthümlichen Kunctionen obliegen, nimmt die Ucberrefte und contenta der aufgelöf’ten Chyluszellen, fowie die übrigen bereits nebenbei zur Ernährung der Zotte vers mwendeten Materialien, auf. Co lange die Höhlung des Darmes chymus enthält, fahren die Bläschen am freien Ende der Zotte fort, ſich zu entwickeln, chylus zu abforbiren und zu plagen, fowie deren Ueberrefte und contenta fortwährend durch die SInterftitial = Abforptionsthätiakeit befeitigt werben. MWenn der Darm feinen chymus mehr enthält, fo vermindert fib der Andrang des Blutes nad der Schleimmembran, die Ent: wickelung neuer Bläschen hört auf, die Milchgefaͤße entleeren ſich und die Zotten werden fchlaff. eus. Wir wollen bei diefer Gelegenheit bemerken, daß die Abforption bei den Ghylusgefäßen gerade in derfelben Weife ftattfinder, wie bei allen fecernirenden Zellen, durdy zwei Mem— branen obne eigenthuͤmliche Structur, die wahrfcheinlich eine molecüläre Bildung befigen, nämlich die Primärmembran und die Zellmembran, 22 Die Function der Zotten hört nun auf, bis fie durdy einen neuen Fluß von chymus längs des Darmes zu neuer Thätigkeit angeregt werden, Während der Perioden der Abforption wird es nöthig, die zarten Flocken vor den in dem Darme enthaltenen Stoffen "zu fhügen. Sie hatten ihr fhügendes epithelium als die zur Aus— übung ihrer Functionen nöthig war, gerade zu der Zeit abgewors fen, wo der Magen aufgehört hatte, Magenfaft auszufondern, for wie die Darmfchleimbeutelden, ihre eigentbümlichen Secretionen auszuleeren. In den Zeiträumen zwifchen den verfchiedenen Ver— dauungsprocefien wird das epithelium fchnell repreducirt. Wie— derbolte Unterfuchungen haben in mir die Ueberzeugung begründet, daß dieſe Reproduction auf folgende Weife von Statten gebt. Sene eigenthümliche halbdurchſichtige Membran, melde ich (Transactions of the Edinb. Royal Society, 1842) die Primärs membran genannt babe und die, wie bemerkt, nicht nur die aͤußere Membran der Echleimbeutelchen unter den Epithelien, fondern aud die unter legtern liegende Membran der Zetten bildet, enthält . in ihrer Gubftang Kerne von ovaler Geftalt, welche in ziemlich re— aelmäsigen Abftänden von einander liegen. Diefe Kerne habın in der Mitte einen dunfeln Fleden urd find, wenn das epithelium abgrworfen ift, ſtets fihtbar. Die Membran bifteht aus abaes platteten Sellen, deren Kerne fortwährend in Thaͤtigkeit bleiben. Blutgefäße eriftiren alfo in diefer Membran nicht, fondern fie ver— äfteln fich unter derfelben, wie bei den Drüfen. Die feröfen Mem— branen bieten eine ähnliche Structur dar, Sh babe früher gezeiat, daß diefe Kerne Keimpuncte oder Mittelpuncte der Rıproduction und des Wachsthums in den Se— cretionedrüfen find (a. a. D.). Spätere Beobachtungen haben mich davon überzeugt, daß fie Mittelpuncte find, von denen aus beide Arten des epithelium, das fchügende ſowohl, als das fecernis rende, gebildet werden. Der Proceß ift demjeniaen ähnlich, wels hen Reihart und Dr. M. Barry als im Eie ffattfindend be— fchreiben. Es entwiceln ſich in der Mitte des Kerns Zellen, wels che an Größe zunehmen, in deren Innern fich andere Zellen befins den, und die fich in der Richtung der Ebene der Yrimärmembran ftrahfenförmig ausbreiten, zulegt aber die Eigenfchaft des epithe- lium jener Gegend annehmen, bis fie einander begegnen und eine ununferbrocene Schicht aus fernartigen Partifelchen bilden, welche die Yrimärmembrar, aus deren Kernen fie fich entwickelt hat, uͤberdeckt. Letztere Kerne bleiben als Brutförner für fpätere Epi— theliumhüllen zurück. Während diefes Entwicelungsproceffes fcheint ſich die Primär- membran in zwei Blätter zu theilen. während aus den zwifchen dirfen liegenden Kernen die Epithelien bervoracher. So liche es ſich erklären, warum die Epithelien, in’sbefondere die prismatifcken und conifhen, an ihren freien Enden ancinanderhängen. Die wären alfo die Proceffe, welche während der Verdaur ung und Abforption in den Zotten des Darmcanals vor fich zu ge: ben fcheinen. Betrachtet man diefelben in Werbindung mit den unctionen der Verdauung und der Abforption des chylus, fo ers fcheinen fie als hoͤchſt intereffant. Die Forfhungen der Chemiker haben die Theorie der Ver: deuung nunmebr fo vereinfacht, daß man dem Maaen nicht mehr die organifirende und belebende Kraft beimißt, wie früher. Seder Schritt, den wir bei diefer chemiſch-phyſiologiſchen Unterfuchung meiter thun, betätigt den Schluß, daß die Veränderungen , welche die Nahrungsmittel erleiden, fo lange fie fih im Nabrumgsichlauche befinden, durchous chemiſcher Art find. Wenn wir alfo den Ausdrud Verdauung noc ferner auf die Reihe von Proceffen anwenden, durch welche die Nahrunasr ftoffe den Materialien, aus welchen der Organismus befteht, afs fimilirt werden, fo muß doc die Reibe in zwei Gruppen getheilt werden. Die erfte umfaßt alle diejenigen Veränderungen, melde innerhalb des Nabrungsfchleuches, aber außerbalb des Orga— nismus ftatthabenz die zweite diejenigen, welche ſich ereianen, nach— dem der Nabrungeftoff in den thierifchen Körper aufgenommen, d. h., in deffen Subftang felbft eingedrungen ift. Die erfte Gruppe von Proceffen ift, ihrem Wefen nab, mechanifcher und chemifcher 2 * 23 Art und gehört der Hauptſache nach nur den Thieren an, wiewohl auch Pflanzen aus ihren Wurzeln Subftangen ausjcheiden, welche auf die Materialien des umgebenden Bodens in der Art eimvirken, daß legtere für die Abforption vorbereitet werden. Die zweite Gruppe der Proceſſe haben die Pflanzen mit den Thieren gemein. Bei diefer werden die Nahrungsftoffe zuerit in die Gewebe des Organismus aufgenommen. Bei den Pflanzen for wohl, als bei den Ihieren, werden, wie ih bereits nachgewieſen habe, Diefe nahrenden Stoffe duch eine eigenthumliche Kraft in das Janere der Zellen gefauge und, nachdem lie aus diefer entwi— chen find, von dem Abforptionsfyiteme aufgenommen. Die Cor: miker haben uns noh nicht über die Veränderungen belehrt, welche die Subſtanzen bei ihrem Urbergange aus der Darmhöhle oder aus dein Boden in die zuführenden Milchgefaͤße oder die Saftgefäße erfahren; allein bei ven Planzen, wie bei den Thieren, jtreichen diefe Subitangen duch die Wandungen in die Höhlen der Zellen der Spongiole, bevor jie weiter nach den Saftgefäßen fließen, daher dean hoͤhſt wahrfHeinlich der organifirende und belebende Theil der Berdauungsfunction in den Zellen der Spongiole und des freien Endes der Zotte beginnt. Das Ende des Wurzelfäferhens verlängert fih dadurch, daß fih vermittelſt der Eeimenden Spongiolen Zellen an deffen Gewebe anfügen. Die Spongiole ift demnach ebenfowohl ein thaͤtiges Dr: gan des Wachsthums, als der Abjorption. Sie iſt für das Wur— zelfaͤſerchen Dafelbe, was der Keimpunct (nach meiner Zerminolo: gie) für das thieriihe Gewebe ift. Ih halte es daher für wahr: ſcheinlich, wenngleich es mir in dieſer Beziehung noch an directen Beobachtungen fehlt, daß die Ablorption durch das Wurzelfäferchen und die Verlängerung diefer legtern je um fo ftärfer von Statten gehen, je ſchwaͤcher zugleih die andere Function ihren Fortgang bat. Diefe VBermuthung ift auf die Annahme gegründet, daß die Zellen der Spongiole nicht vermöge einer einfachen Durchſickerung, fondern vermöge des Wachſens und der Auflöfung abforbiren. Sn Betreff der Darmzotten der Thiere muß ich, nach meinen eigenen Beobachtungen, annehmen, daß bei ihnen die Abſorption vermittelft des Wahsthums und der Auflöfung derjenige Proceß fey, welcher wirklich Statt hat. Das blaͤs henfoͤrmige Ende der Zotte it, aleic) der Spongiole des Warzelfaͤſerchens, ver urfprüngliche Keimpunct derfelben. Die Zotte ift urſpraͤnglich eine Zelle, eine derjenigen, welche von der Subſtanz des Dotters zulegt abgefegt werden. Während der Ents wickelung dee Zotte beftand die Function diefes Punctes oder diejer Zelle Lediglich in der Beiſchaffung von Materialien für das Wad);s tbum des Drganes. Bei dem volllommen ausgebildeten Zhiere Hört die Bildungsfunction des Keimpunctes auf; feine Thätigkeit wird periodifh, ſie findet während der Verdauung ftatt und ruht in den Zwifhenzeiten diefes Procefes, Bei'm Enbryo, wie beim ervahfenen Thiere, bei der Pflanze, wie bei dem Thiere, gefhieht diefelbe Function, it diefelbe Kraft thätig, beſorgt daffelbe Drgan, die Zelle, die Abſorption des Nahrungsſtoffes. Die Spongiolen der Wurzel, die Bläschen der Zotte, die letzte Zeilenlage an der innern Membran des eingefchloffenen Dotters, oder die Zellen, wel— ce die vasa luter des heraushängenden (dependent) Dotters be: decken und, wovon ih mic, genügend überzeugt habe, die Zellen, welche die Buͤſchel des Mutterkuchens beveden, jind diejenigen Theile des Drganismus, in welchen die Nabrungsftoffe zuerit einen Theil des Organismus bilden und den eriten Stufen des Drganifationgproceffes unterworfen werden. Erklärung der Figuren. Figur 3. Schüsende Epitheliumzellen von der Darmzotte eines Hundes. Figur 4, Eine Gruppe derfelben Zellen, welche an ihren Dis ftalenden adhäriren, 24 Figur 5. Schüsende Epitheliumzellen, welche vor der Abſorp⸗ tion des chylus abgeworfen worden jind. Statt der Kerne bieten fie in ihrem Innern Gruppen von Kügeldjen dar. Figur 6. Secernirende Zellen, welche während der Verdau— ung aus den Lieberkühnſchen Schleimbeuteihen ausgeworfen werden. Figur 7. Die Spise einer Zotte, unmittelbar bevor die Ab— forption des chylus begonnen hat. ie hat ihr fhügendes epi- thelium abgeworfen und zeigt, im zufammengedrücten Zuftande, ein Netzwerk von peripherifchen Mitchgefäßen. Die Fürnigen Keime der abjorbirenden Bläschen, welche bisjegt nody unentiwickelt find, zeigen fich unter ihrer Primärmembran. Figur 8. Die Spige einer Zotte, wo die abforbirenden Blaͤs— chen von chylus ftrogen und die Stämme der Mitchgefäße durd) die Wandungen des Organs hindurd ſichtbar jind. Figur 9. Duchfchnittsanjiht eines Theils der Schleimhaut des Leerdarms zu der Zeit, wo keine Abforption ftatt bat. a Schuͤtzendes epithelium einer Zotte. 6 Gecernivendes epithelium eines Follieulus. cc c Primärmembran mit ihren Keimpuncten oder Kernen, d d. e Keime von abforbirenden Bläschen. f Ges fäße und Milhgefäße der Zotte. Figur 10. Durchſchnittszeichnung einer Portion der Schleim: membran, während der Verdauung und der Abforption des chylus. a Eine ftrogende und aufgerichtete Zotte, deren fchügendes epithe- lium von deren Spige abgeworfen tft. Die abforbirenden Bläschen, Milchgefaͤße und Blutgefäße ftrogen. 6 Ein Schleimbeutelhen, welches feine fecernirenden Epithelien ausjtößt. (The Edinburgh new philosophical Journal, April — July 1842.) Mıiscellen. Bon einer, bisher niht befannten Grasart, dem Tuſſak-Graſe, giebt ein, von den Falklande » Infeln datirteg, Schreiben eins Mitgliedes der antarctifchen Erpedition folgende Nachricht: Das berrlihe Tuffak: Grad iſt das Gold und die Derre lichkeit diefer Snieln. Es wird no, hoffe ih, das Glück der Orkney-Inſeln und der Sreländifhen Beliser von Zorffümpfen werden. Ale Thiere hier freſſen es begierig und werden in kurzer Zeit davon fett. Es Eann, wie dag Guinea Gras in Weſtindien, gepflanzt und gefiänitten werden. Die Halme (blades) jind etwa 6 Zuß lang, und von einer Pflanze geben zweihundert bis dreihuns dert Schoͤßlinge (shoots) in die Döbe. Ich habe die Probe ger macht, das ein Mann in einem Zage hundert Bündel fchneiden kann, und daß ein Pferd während diefer Zeit vier begierig frißt. Pferde und Ruhe lieben es fo ſehr, Daß fie das trockene Tuſſak-Gras von den Dächern der Häufer, gutem gewöhnuichen Grafe vorziehen. Etwa 4 Zoll der Wurzeln ijt eßbar, wie der Bergkohl. Die Pflanze liebt Zorffumpf, worüber das Seewaſſer weglprist. Wenn die See in heftigfter Bewegung ift und der Schaum am weiteften fortgeführt wird, fo gedeiht das Tuſſak-Gras am beiten auf dem Boden, den es liebt. Alle die Eleineren Inſeln bier, obgleich) einige fo groß jind, als Guernfey, find mit Zuffat: Gras bedeckt, welches das ganze Jahr hindurch nahrungshaltig ift. Ein ſehr merfwürbdiger Bligftrabl war ber, welcher am 10. Auguft diefes Sahres die Kirche von Saint Laurent d'Arec (Santon Saint-Andre de Culzac) getroffen und mehrere Perfonen verlegt hat. Die fonderbarfte Wirkung ift die, welche bei einem, an beiden Armen verbrannten, Manne beobachtet wurde: Die Aermel des Hemdes waren unverfehrt, obgleich die zweier wollener Jacken, die eine oberhalb die andere unterhalb diefes Hem— des, von mehreren Löchern durchbohrt waren, 28 BE I k ae 2 227 2 Gebrauch des Opiums. Der verftorbene Dr. Warren ſagte mir, daß der Ge: brauch des Opiums dag Letzte gewefen fen, was er in der Praris gelernt habe, Ich war über dieſe Bemerkung bes troffen, und fie kam mir wieder in's Gedächtniß in verfchies denen ſchwierigen Fällen, von denen ich folgende auswaͤhle: Ich behandelte mit Dr. Merriman ein zweijähriges Kind, die Tochter der Lady —, in einem Fieberanfalle, der und etwas beunrubigte, weil hydrocephalus in der Familie häufig vorfam. Nach einigen Tagen, während wels cher das Kind allmälig ſchlimmer geworden war, war fein Zuftand folgender: Das Kind, früher fehr hübfeh, war ganz abgefallen, fein Geſicht war auf eine jaͤmmerliche Weiſe verzerrt, es lirt häufig an Krämpfen, die den Character des opisthotonus hatten, doch nicht andauernd waren, fo daß fie eher ald wies derholte Erampfhafte Stredung des Körpers, bei welcher der Kopf nad Hinten geworfen wurde, dargeftellt werden konn— ten. Der Kopf war nicht heiß, die Temporalvenen nicht ges füllt, das Kind war reichlich) larict worden und der ges wöhnlicen Behandlung unterworfen. Dr. Merriman ſtimmte mit mir überein in der Empfehlung der Anwendung eines Grans Laudanum, welche Dofis während der Nacht wiederholt werden follte. Das Kind brachte die Nacht weit ruhiger zu, war am naͤchſten Morgen von Krämpfen frei und genad. — Ein junger Mann hatte einen Wafferbruh. Die Ge— [hwulft war nicht fehr groß, aber von bedeutender Spans nung und von heftigen Schmerzen begleitet. Die Anwens dung von Blutegeln, von Galomel und eröffnenden Mitteln verfchaffte nur temporäre Erleichterung. Gegen Abend batte der Schmerz feine frübere Heftigkeit wiedererlangt. Sechs— zehn Unzen Blut wurden num aus der Armvene gelaffen. Der Kranke wurde bleih, die Girculation merkbar gemin— dert, und der Schmerz gehoben. In der Nacht ward ich wieder herbeinebolt, der Kranke hatte einen neuen Anfall von Schmerzen gehabt, welche er für weit heftiger, als fruͤ— ber, erklärte, und die fi) vom Hoden nach den Lenden hin zogen. Seine Zunge war gefurcht, der Puls frequent, aber nicht hart. Ich verordnete zwei Gran Opium; nachdem die Dofis verbraucht war, ließ dev Schmerz nach, der Patient fohlief, und der Schmerz Eehrte bei'm Erwachen am folgen: den Morgen nicht zurüd. Der Krante blieb einige Tage hindurch in der Ruͤckenlage, die Gefchwulft des Hodens nahm ab und verfchwand endlich ganz. — Ein Mann von ungefähr 40 Jabren litt an rheuma— tifher Gicht und Störung der Gallenfunction. Er war von ſtarkem, doch nicht vplethorifchem Körperbau. Die: for Mann wurde von Schmerzen in der Magengegend befallen, welche die ganze Nacht hindurch andauerten, und am folgenden Morgen hatte er Uebelkeiten und brach Galle aus. Diefes letztere Symptom Eehrte indeh nicht wieder. Er wurde ſtark purgirt und erhielt täglich blaue Pillen (Galomelpillen); der Schmerz; in der regio epigastrica nahm aber an Heftigkeit zu. Am fiebenten Tage des An— falle8 fah ich den Kranken. Bei'm Aufwaden am Morgen diefes Tages fand er fid blind. Um eilf Uhr des Morgens hatte er einen ftarfen epileptifchen Anfall gehabt. Man hatte ihn zur Ader gelaffen, und Nachmittags in ein war— mes Bad gefegt, in welchem die Mugenfchmerzen etwas nachliegen. Ich fah ihn um fieben Uhr Nachmittags. Er klagte über heftige, pochende (Elopfende) Schmerzen im epi- gastrium, weldes ſich bei'm Drude weich zeigte und duch die Anlegung eines Blafenpflafters wund war. Es fand ſich keine Ausdehnung durch Blähungen, fein Ekel. Die Herztöne waren normal. Der Kopf war nicht ganz frei, er konnte nur einen ſchwachen Schimmer unterfheiden, wenn ein Licht dicht an feine Augen gehalten wurde, die Pupillen waren zufammengezogen, und anfcheinend unbeweglih. Das Blut, welches gelaffen worden war, hatte feinen Nieder— ſchlag, aber der Puls war voll und hatte 150 Schläge, die Zunge war braun belegt. Es murden von Neuem 16 Unzen Blut gelaffen, aber e8 trat fein Nachlaß ein; nun wurde ein Pflafter auf den Nüden, über der Stelle des Schmerzes, gelegt. Nah dem Aderlaffe wurden 10 Gran pulvis Doveri verordnet, welche nach einer Stunde, und dann alle drei Stunden während der Nacht, wiederholt werden follten. ine halbe Stunde, nachdem die erfte Doſis genommen war, fühlte ſich der Kranke erleichtert, dar— auf fchlief er etwas und wachte geftärkt auf. Am Morgen waren die Pupillen wieder beweglich, und das Geſicht fat fo gut, wie gewöhnlih. Der Schmerz in der Magengegend batte bis auf eine anhaltende Unbehaylichkeit dafelbft abges nommen; diefe verlor fich aber auch allmälig. Während der Befferung Elagte der Kranke über heftige Schmerzen in dem unteren Theile da8 Bauches. Er fuhr fort, Feine Dofen von Dover's Pulver mit Calomelpillen, Colchicum und eröffnenden Mitteln zu nehmen. (Anonym: London me- dical Gaz. Febr. 1842.) Cirrhosis der Lunge. Corrigan mar der Erfte, der unter diefem Namen eine Affection beſchrieb (Dublin med. Journ.. T. 13.), welche er mit der eirrhosis der Leber vergleiht, und die vorzüglich ſich dadurch characteriſirt, daß das Lungenparens chym ſich beſtaͤndig zuſammenzuziehen ſtrebt, waͤhrend die Bronchien ſich erweitern. Laennec hatte dieſen patholo— giſchen Zuſtand ſehr wohl erkannt, aber er betrachtete ihn als eine Wirkung der Erweiterung der Bronchien, waͤhrend, nach Corrigan, die Verminderung des Volumens der Lunge von der Contraction des Cellulargewebes herruͤhrt, welches, indem es ſich zuſammenpreßt, die Zellen des Di: 27 Ze — gang obliterirt, fo daß alfo dieſe Atrophie die erfte Periode der Krankheit und der Erweiterung der Bronchialaͤſte nur fecundär ift. Zwei Fälle von Circhofe wurden der patholos gifchen Geſellſchaft von Dublin mitgetheilt, der eine von Dr. Stofes und der andere von Dr. Greene. Erſte Beobahtung. Cine Frau von ungefähr 40 Jahren litt feit mehreren Monaten an Huften und an einem Leiden der Ruftwege, deffen Natur man auf feine befriedigende Weiſe erklären Eonnte. Sie war fehr ſchwach, als fie in das Spital Fam und ftarb zwei Zage nach der Aufnahme, Man erfuhr bloß, daß fie feit langer Zeit ſehr buftete, Beklemmung und bectifches Fieber hatte, und daß zwei Perfonen aus ihrer Familie an phthisis gejtorben waren. Sie hatte niemols Hämoptoe. Als phyſicaliſche Symptome fand man matten Zon an beiden Spiten der Lunge, obne>Zeihen von Gavernen. Bei der Section war die Affection der Nefpirationsorgane characteriſtiſch; das Volumen der linken Lunge war fehr vermindert; die Oberfläche der Lunge war fehr ungleich, und bei'm Drude mit dem Finger fühlte man Eleine ſehr zahlreiche Körper, die fih wie Tuberkeln anfühlten. Aber e8 ergab fih, daß diefe Erfcheinung davon herrührte, daß mehrere Luftzellen gewiffermaagen an der ungenobecflähe herausgedrängt wa— ven. Im Mitielpuncte der linken Lunge war das Parens chym einer Inſel gleih, ganz gefund. Diefe Lunge mar viel mehr zufammergezogen, als die linke. Indem man durch die trachea und die erften Broncialäfte einen Laͤngs— fehnitt machte, fab man, daß der rechte Bronchialaſt un« mittelbar nad) feinem Ubgange von der trachea fo fehr er: weitert war, daß fein Durchmeffer den der trachea felbft übertraf; der linke Brondialaft dagegen war deutlich vers engt, aber weiter unten war er etwas dilatirt; einige er= meiterte Veräftelungen fchienen in einen Blindſack zu enden, und Eonnten in dem verhärteten Lungenparenhym in gerin— ger Entfernung nicht mehr verfolgt werden. Zweite Beobahtung. Kine Frau wurde feit mehreren Jahren von einem außerordentlich hartnaͤckigen Hu: ften beläftigt; nach einiger Zeit fing fie an, abzumagern, hatte mehrere Unfälle von Hämopto@ und Nachtfchweiße. Die Erpectoration war reichlich, aber der Auswurf war niemals mit £äfiger Maffe vermifht. Diarrhoͤe war nicht vorhanden. Der thovax war unter der rechten clavicula abgeplattet, und die rechte Seite erweiterte fich nicht bei der Snfpiration. Unter der rechten clavieula hörte man ca- vernöfe Nefpiration, ein gurgelndes Geräufh, und Bron— hialrefpiration an verfihiedenen Stellen der Bruft. Auch nahm man unter dem Schlüffelbeine im Niveau des untern Schulterblattwinkels und unter der rechten Achfelhöhle Pec— torifoquie wahr. In der linken Lunge hörte man fonores und mucöfes Raffen. — Man fand die rechte pleura ſehr verdiet, die Lurge an Volumen verkleinert und vers härtet; dag diaphragma mit der Leber verwachfen. In den erweiterten Bronchien fonnte man deutlich das Knorpels gewebe der Ruftrährenzweige bemerken. Sn beiden Zungen war E£eine Spur von Tuberkeln. Die durch Erweiterung der Bronchialroͤhren gebildeten Höhlen waren fehr groß und 28 enthielten Eeine purulente Materie; an der Oberfläche und der Spise der Lunge waren fie am bedeutendften. (Dub- lin Journal of medical seiences, May 1842.) Bemerfungen über eine feltene Form von carci- noma. Bon Thomas Dorrington. (Schluß.) Art der Affection: Von elf Källen gingen in fünf allge— meine Schmerzen mit wanderndem Character vorher; in einem Falle hielt man fie für rheumatiſch; in zwei Fällen werden fie als ſehr heftig befchrieben. In fünf Källen gingen dem Auftreten der Unterhautauswüchfe andere Aftergebilde von verdächtigem oder boͤs— artigem Character voraus; in vier von den fünf faßen diefe Aus— wüchfe in drüfigen Gebilden. In zwei Fällen gingen gar Eeine deutliben Symptome vorher. Sn einem Falle bemerkte man, als das erite Symptom, heftige Schmerzen an den Wandunaen des Hirnfchädels, worauf an derfelben Stelle ein tumor fich bildete, der einer Reihe anderer fpäter erfcheinender vorausgina. Der Affection ſcheinen alfo gewöhnlid allgemeine Schmer— zen oder Drüfengefhwülfte von verdächtigem Character vorans zugehen. Lage der Unterhautauswuͤchſe: Von dreizehn Fallen waren die Gefchwülfte am Kopfe, Halfe, Rumpfe und den Extre— mitäten bei zwei; am Halfe, Rumpfe und Extremitäten bei drei; am Kopfe und Rumpfe bei einem; am Halfe und Numpfe bei ei— nem; am Halfe und den Ertremitäten bei zwei; am Rumpfe allein bei einem. Der Rumpf alfo gewöhnlich Sitz des Leidens, Kopf und Hals am Weniaften. Farbe: Don zwölf Fällen waren die Aftergebilde farblos, die Hautdecke darüber nur aufgehoben bei neun; blaͤulich purs purfarben, violett oder bräunlich bei ſechs; blauſchwarz bei einem; und blaßroth im Centrum, während ſchmutzigweiß in der Periphe— tie, bei einem. Schmerzen in den Aftergebilden: Indem wir anneh— men, daß in den Fällen, bei denen von Schmerzen nicht geſpro— chen wird, diefe auch nicht vorhanden waren, finden wir, daß von zwölf Fällen keine Schmerzen vorhanden waren in 10; in einem Falle, wo fie in der Kopfhaut faßen, wurden die Geſchwuͤlſte nur ſchmerzhaft, nachdem fie eine gewilfe Größe erreicht hatten, und es hing diefes dann wahrfceinlih von ihrer Rage ab; in dem ans dern Falle befchreibt fie Wbernethy als hart und fchmerzbaft, bei dem Patienten das Gefühl erregend, als läge er auf Huf: nägeln. Die Abweſenheit des Schmerzes ift alfo für diefe: Entartung characteriſtiſch. Beränderungen im Weſen der Auswuͤchſe waͤh— rend der Krankheit: In der Mehrzahl der Faͤlle wird derfelben Eeine Erwähnung getban. Im zwei Fällen fhienen die Aftergebilde in eine Art von Ecchymoſe überzugehen, welche erft purpurroth, fpäter gelb ward, und verfchwand; in einem Falle wurden zwei der Zumoren auf der Kopfhaut roth und fungög, In einem andern Falle wird die Art ihres Auftretens alfo bes fhrieben: „Zuerſt waren fie eine Menge kleiner, runder Körper von der Größe großer Nadelnföpfe, in die Haut des Bauches und der Lenden eingebettet; diefe wurden durch Feine Worragung über die Oberfläche fihtbar, fie waren vollfommen unbewealich, und fhmerzlos bei'm Druck. Als die Zuberfeln jedoch zunahmen, er: hoben fie fich über die allgemeine Oberfläche, nahmen eine eirunde Geftalt an und erfchienen faft immer von einem aroßen, blaßro= then Hofe umgeben.’ In meinem Kalle bluteten einige dev Zur moren äußerlich, und mwiewohl Alibert nichts der Art erwähnt, fo fchreibt er doh: Die Gefchwülfte laffen, verwundet oder gereizt, oft ein rothes und ſehr flüffiges Blut abfließen. 29 ‚ Das Mitvorhandenfeyn und Fortfhreiten ande rer (erebsartiger)Ausmwüdfe, die bei'm Leben erfannt werden Eonnten: Bon eilf Fällen ewiftirten in fieben auch an— dere krebsartige Aftergebilde in verfchiedenen Stellen. Gewoͤhnlich nahmen jie die allgemeinern Formen diefes Urbels an. In ſechs Fällen von fieben gingen fie dem Erſcheinen der allgemeinen Uns terhautgefhwülfte voraus. In drei Fällen erlitten die Geſchwülſte feine wefentliche Veränderung , in vieren machte das Uebel Forte fhritte, in einem wurde eine G:fchwulft aus einer der Gervicals brüfen ein Brandgeſchwuͤr; in einem andern fdälte fi) die Haut über den Achſeldruſen in dünnem Hautgrunde ab, doch trat Erin wirkliches Erweichen des Zumor’s ein; in einem dritten Kalle wurs de ein Tumor am rechten Arme, der gegen 14 Zoll im Durdmefr fer hatte, fluctuirend, gefleckt, gelblichroth, in welchem Zuſtande der Tod des Kranken eintrat, in dem legten Falle warb ein Zumor des Eierftocs fo groß und irritirend, daß er den Zod dis Kranken durd) eine peritonitis acuta bervorbradite. Allgemeine Symptome: In diefer Beziehung ift das uns Ucberlieferte fehr dürftig. ine blaffe Färbung der Haut, Apz petitlofigkeit, Schwaͤche, Abmagerung und zulegt allgemeine Ent— Eräftung fcheinen Allen gemein gemwefen zu feyn. In drei Fällen war auffallend anhaltendes Erbrechen, und in zweien trat heftiges 30 Schmerzen fcheinen zugegen geweſen zu ſeyn, in fech& oder ficben Fällen von elf, Unmittelbare Urfahen des Todes: Von zehn Fällen bing diefes ab von Entfräftung, in Folge des aufgehobenen Nu— tritionsproceffes bei'm Fertichreiten des Uebels in fee; von Ers fhöpfung durch Nafenbiuten in einem; von Erfchöpfung bei der Geburt in einem; von Erſchoͤpfung durch ein brandiges Geſchwür in einem, und von einer peritonitis acuta in einem Falle. Dauer des Uebels nah dem Auftreten der Unter bautauswüdhfe: In acht Fällen, dei denen es erwähnt wird, war die Zeitdauer nach Wochen berechnet respect. 8 (in zwei Fäls len), 9, 10, 18, 22, 40 und 66 Wodyen. Die mittlere Dauer der acht Fälle war 22,625 Wochen, doc möchte ich glauben, daß bei einer ausgedehnteren Ueberficht die Dauer ſich als kuͤrzer heraus: ftellen würde. Krankthpeitsharacter der Aftergebilde bei ver Uns terfuhung nad dem Zode: Es ift zu bedauern, daß die meiften von uns berüdfichtigten Fälle fo kurz befchrieben find, daß keine genaue pathologiſche Uns terfuhung der Leichen gegeben wurde. Folgende Tafel, aus neun Fällen zufammengefegt, wird eine Ueberficht der Verſchiedenheiten Nafenbluten ein. Wandernde und in einigen Fällen heftige geben: Form. Lage. Conſiſtenz. | eur chrre Rundih. | | 85 A Ss En Fe |8352:, = 2 Sn. [= = 2 |°o8| = ze ER: = er er “ = Ss ı = Ro = S = = wow: »8 = = = o on > pe} = =» | 3 E Ss P=] = = = 3 o=2 2 = E= — 2551 Ss Ss [2 > 3 Ss z a en * — ——55 zl23 1812,88 |5|& ER EL ER a MET RT EI nein os a a Eee [>] = E = = Ss = |& So» Eu 3 la!ö& sl: l81F12 18 15181218 18 1 827 IasE BETEN Die vorftehende Tabelle zeigt die Beftändigkeit gewilfer Cha— ractere, welche als Grundzüge des Leidens angenommen werden können. Zu diefem Eönnen wir die rundliche Form, den Sig im Zellgewebe und im Parenchyme der Organe, und die harte, gehirns äbnliche und rahmaͤhnliche Gorfiftenz der Aftergebilde zählen. Uns ter anderen fehr conftanten Merkmalen diefer Ausmwüchle können wir die anführen, daß fie fowohl einzeln als vereinigt vorkommen, und gelb, blaßrotb und weiß von Farbe find. Ferner in einem Dritttheile der Fälle fanden ſich Ecchymoſen in der Nähe der Af— tergebilde, fowie in ihrer Subſtanz. Diefe Iegtere Eigenthuͤmlich⸗ feit mag wobl in mehreren Fällen vorhanden gewefen ſeyn, als in denen fie erwähnt worden ift. Diefe Krankbeitscharacteriftit ge: nugt wohl, die Identität dieſes Leidens mit der von Dr. Cars-— WEL! cephaloma genannten Art des Krebſes darzutbun,- werunter er einige der weicheren Arten des cancer verfteht, und obwohl die obenftebende Zabelle zeigt, daß barte Ablagerungen in fieben von neun Fällen ſich fonden, fo ift doch das Verhältnig, in weldem diefe zualcich mit weichen vorkanten waren, nicht größer vielleicht, ald 1 zu 5 oder 6. Es fcheint auch, daß in weiterem Verlaufe der Krankheit die Feftigkeit der Aftergebilde ſchwand und fie cine weichere Beichaffenbeit annabmen. Die große Berfchiedenbeit in der Karbe Scheint vorzüglich von der größeren oder geringeren Mens ae beigemifchten Blutes abzubänaen, welches in der Subftang der weichen Zumeren ergojfen mar, und von der Zeitdauer, welche feit diefem Erauffe ftattaefunden batte. Lage der Aftergebilve in den natürlidhen Höblen bes Körpers in zehn Fällen: Kopf: Diefer fcheint nur in einem oder zwei Fällen geöffnet worden zu jenn, und wir können deßhalb nicht auf ihr relativ häu— figes Vorfommen bier felbft mit Sicherheit fchließen. In dem Falle der Frou Maffey, den ich oben ausführlich erzählt habe, fanden fie fich ſowohl im großen, wie im Eleinen Gebirne. Bruft: Sie fanden ſich in der Lungenſubſtanz in fieben Fällen, in den mediastinis in drei, unter dem Pleuraüberzuge der Lungen in zwei, in der Pericardialdede des Herzens in zwei, in der Subſtanz defjelben in einem, unter deffen feröfer Auskleidung in einem, und an den großen daraus hervorgehenden Gefäßen in einem Falle, Baudh: Gie waren vorhanden auf den Gedärmen oder Ge— Eröfe in fünf, und unter der Schleimhaut in zwei Fällen; in der Leber in vier, in den Negen in vier, im Parenchym des pancreas in einem, in den großen Abdominolgefäßen in zwei, auf dem pan- ereas in einem, im Magen in zwei, in der Milz in zwei, in dem Nieren in einem, in den Gierftöden in einem, an der Schleimhaut der Blafe in einem Falle. In der Mehrzahl des obenerwähnten Lagerungsverhältnifjes war ihr Eis im Zellgewebe untır dem Bauchfelle. In zehn Fällen waren nur bei drei die Iymphatifchen Drüfen afficirt. Zugleiheriftirende krankhafte, wahrſcheinlich mitdem Hauptubelgenauzuſammenhängende Erſchei— nungen: Bon zehn Fällen war in einem große Bruͤchigkeit der Knochen, in einem carcinomatöfe Gefhwulft auf dem Heiligenbeine; in zwei carcinomatöfe Gefhwulft an den Ertremitäten; in einen Falle (carcinomartige) Verdictung der Blafenwandungınz in zwei Fällen aͤcht melanotifche Ablagerungen. Zugleideriftirende Eranfhafte, mit dem Haupt— leiden nicht zufammenhängende Erfheinungen: Bon zebn Fällen war ſerdſe Ausfchwigung, tief mit Blut tingirt, in das pericardium in einem Falle, in die Pleurafäcde in zwei Fällen, und in das peritonaeum in einem Falle; ferösspurulente Ausſchwiz⸗ zung in das Bauchfell in einem Fale; fettartige Degeneration der Leber in zwei Fällen, das pancreas in einem; feröfe Bälge in den Eierftöden in zwei, Tuberkeln in den ungen in einem, Brand der Gedärme in einem, Verſtopfung des pancreas in einem, der Mefenterioldräfen in einem, Garies der Cendenwirbel und Pſoas— abfceg in einem, Schwangerfchaft in einem Falle "). *) Rechnet der Verfaffer Schwangerschaft aud unter die Krank— bheitserfcheinungen 2 ! Der Ueberfeger, Sl Recapitulation: " Careinoma disseminatum globosum ift ein Leiden welches in ſich die weichen und harten Varietäten des Krebſes zu vereinigen fcheint, wiewobl die erfteren überwicgen. Die Erebsarfigen Ablagerungen, welche daſſelbe characteriſiren, ſind von rundlicher Korm, einzeinftehend oder gruppenmweife, oder auch beides, und über den ganzen Körper im Allgemeinen verbreitet, ins dem fie bald dus Zellgewebe, bald die Subitanz der Organe eins nehmen, wiewohl gewoͤhnlich mehr das Erſtere. Die Farbe, Con: fiteng und Größe der Aftergebilde find fogar in einem umd deme ' ſelben Kalle mannigfaber Verfchiedengeit unterworfen, die Größe mehr von der Rocalität, die Farbe und Conjiftenz vom Zuftande der Gircufation in innen und dem Alter abhängia. Nicht ſelten ift die Combinat'on mit gewöhnlihem carcinomaz andere Krankheiten werden nicht ausgeichloffin, fo wenig, wie Schwangerfchaft. Die Krankheit läßt fi nicht durch Vorboten im Voraus erkennen, wir müßten denn die flüchtigen Schmerzen auenehmen. Diefelbe er: greift meift anſcheinend ganz gefunde Individuen; Erin Alter, von der Pubertät angeredynet, ift frei davon, wiewohl fie zwiſchen 30 und 40 Sahren feitener vorkommt Nicht Gefchlecht, niht Tempe— rament, nidyt Stand üben einen Einfluß auf fie aus. Sie zeigt fi zuerft in Eleinen Unterhautgeſchwülſten, die entweder farblos odır bläulich, meifteng fchmerzlos, gewöhnlich am Rumpfe gelegen find, doch aub am Kopfe, Halſe und Ertremitäten vorkommen. Diefe Gefchwülite, anfangs bart, wersin fpä er wei, laffen ſich duch Druck in das Zellgewebe hineindrücken, und verfchwinden zus weilen, an idrer Stelle unter der Daut Echymofen zurüclaffend. So arring auch der Kranke fih anfangs afjlcirt fühlt, was oft in hohem Grade gefchieht, fo gleihförmig unglücklich ift doch der Ausgang. mangel, Bläfe, vufbe Abmagerung treten ohne weitere Sym— ptome einer beveutendern Affection auf. Die ungefähre Dauer des Uebels nah feiner vollfommenen Entwicelung ift ungefähr drei Monate;z am Ende derfelben wird der Leidende immer ſchwaͤ— her, magert ab zum Skelett und jtirbt an Erſchoͤpfung. Das einzige Uebel, mir dem das unfrige verwechſelt werden Fönnte, ift der Molluskenausſchlag. Ich glaube, daß beide Ucbel in ihren erften Stadien ſich ſchwer voneinander unterfcheiden laſſen möchten, ausgenemmen, daß bei dem molluscum einige der Afters gebilde an einen Hals oder Stiel gebeftet und haͤngend, dagenen bei vorliegendem Uebel alle Aftergebilde aufiigend jind. Sn den legten Stadien würde die Diaynofe Eeine Schwierigkeit darbieten, indem bei dem molluseum das Allgemeinbefinden des Kranken nie leidet, und die Aftergewächſe in statu quo bis zum Ende des Le— bens bieiben, während bei'm cancer globosus disseminatus zuletzt neue Gewächfe erfcheinen, und dieſe oft nad) ihrer Entwicklung ih: ren Character verändern, mwährend das Leiden den Organismus untergräbt und ihn zu Grunde richtet Ein genauer Zufammenbang findet zwifchen cancer und mela- nosis ftatt, und oft möchte nur in anatomifcher und chemifcher Beziehung ein Unterfcied zu ftatuiren feyn. Wenigftens palfen die Bemerkungen dis Dr. Carswell, in feiner Abhandlung über Melanofe in der Encnclopädie der practifchen Medicin, in Bezie— bung auf Dertlichkeit, Geftalt, eingebalgte oder nicht eingebalgte Beschaffenheit, Allgemeinheit, Größe, Keftigkeit, Veränderungen, Symptome, Diagnofe, Prognofe und Behandlung, paffen, fage ich, volllommen auf oben befchricbene Krankheit. Was nun die Behandlung andetrifft, fo kann bisjegt nur von einer palliativen die Rede ſeyn; Erftirpation der Aftergebilde ift Allmätig leidet die Gfundheitz Appetitlofigkeit, Krafts- 52 verfucht worden; aber, mie leicht zu erwarten ftand, kamen fie raſch wieder, oder es ſchoſſen auch viele neue auf, Das Meffer, das beſte, aber auch ſehr zweifeihafte Mittrel bei'm Krebfe, Eann bei. diefer eigenthümlihen VBarietät von keinem Nugen ſeyn, indem dag Uebel ſich keineswegs auf feine ſichtbaren Producte befchräntt. Wondon medical Gazette, Febr. 1542.) Miscellen. Ueber Punction und reigende Einfprigungen, bei der Behandlung der Hydropiſieen und der blutigen Ergießungen in den gefchloffenen Höhlen des menſch— lihen Körpere und der Dausthiere, bat Herr Belpeau der Parifer Academie der Willenfchaften Kolgendes, als eines der tberapeutiichen Refultate, mitgetbeilt: „Mittelſt eines einfachen Einftihs und einer Jod-Einſpritzung errege ich in den natürlichen oder accidentellen aefchloffenen Hoͤhlen, die ich in fo großer Anzabl in der thie iſchen Dccenomie finden. eine Seritation, welche nie zur Eiterung fteigt und welche die Anfamm!una, wevon fie dır Sitz waren, gruͤndlich heilt. — Ich babe auf dieſe Weife nicht allein feröfe Sackgeſchwuͤlſte, fondırn auh blutige Sackge— fhwülfte, und kystes colioides (2) faft allır Rexionen des Körpere, geheilt. Einftweilen, bis id im Stande ſeyn werde, der Ucademie das Ganze meiner Unterfuchungen vorzulegen, bitte ih um Erlauts niß, jest einige Thatſachen, in Beziehung auf Kröpfe und Gelenk- Walleranbäufungen, erwähnen zu dürfen. — Die fogenannte Kropfgeſchwulſt it oft von geichloffenen Säden gebilvet, die ent— wider mit serum oder einer fchwärzlichen Fluͤſſigkeit arfüllt find. Sch habe fünf Mal in dergleichen Fällen die iodirte Einfprigung verfucht, und die fünf Kranken find, ohne den geringften unanges nehmen Zufall, geheilt. — In den Hpdrartbrofen oder Gelenk = Waſſerſuchten ſchien die Operarien bedenklicher zu feyn. Won zwei Kranken, welche ich derfelben vor zwei Jahren unterworfen hatte, ift die eine geheilt, der andern iſt fie fchlecht befommen. Herr Dr. Bonnet zu &yon, welcher ven meinem erften Verſuche durch eine, bei der medicinifchen Facultät zu Straßburg vertbeidigte, the— sis Kenntniß erhalten hatte, hat lie ſchon drei Mal wiederbolt, und zwei Mal mit Erfolg. Won neuen wiffenfchaftlichen Anfichten ges leitet, babe ich fie neuerlich wieder vorgenommen, nachdem ich die Dperation felbit noch vereinfacht hatte, und Alles giebt den Ans fihein, daß es bald cbenfo leicht feyn werde, die Hydrarthro— fedurd Sod:Einiprigunaen zu heilen, als Hydrocelen. Bis dahin, daß ich eine Abhandlung über diefen Geaeritand vorle— gen kann, bin ich im Stande, in dem Charite: Hofpitale vier Fälle vorzuzeigen, welche meinen Sag beftätiaen. Sch babe die Eins fprisung in’s KoieaelenE gemacht. Die Kranken haben fih nur während einiger Stunden über Schmerz beklagt; Reiner von ihnen bat Fieber gehabt, und die Vertheilung des Uebels crfolgte bei Allen mit einer großen Schnelligkeit’, Raum glaublihe Betrüaereien einiger Drogui— ften in Kranfreid. Das Tribunal der correctionellen Polizei bat vor Kurzem 500 Franken Straie erfannt gegen einen Drogui— ften und Apotheker der rue des Lombards zu Paris, in deffen Dfficin die ftärkften Betrügereien verübt worden waren. So hatte fich ergeben, daß das Laudanum nit ein Atom Opium enthielt, daß die Quedfilber: Salbe aus Fett und Kienruß bereitet war, daß Eeinfaamenz Mehl nichts ale Sägefpäne enthielt, daß alle Syrupe verfälfcht waren ꝛc. Bibliographische Neuigkeiten. Popular Conchology; or the Shell Cabinet arranged being an introduction to the modern system of Conchology; with a sketch of the Natural History of the Animals, an account of tie formation of the shells and a complete descriptive List of tlıe Families and Genera. By Agnes Catlow. Illustrated with 312 Woodeuts. London 1342. 3. Introduction à une flore analytique et descriptive des environs de Paris, suivie d’un catalogue raisonne des plantes vascu- laires de cette region. Par E. Cosson, E. Germain et A. Weddell. Paris 1842. 18. Ferguson’s practical Surgery. London 1842. 8. On the Injuries of the Head. By W. Guthrie. London 1342. 4. FT — Uene Mlotizen ausdem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitaetheilt von dem ObersMedieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarhe und Profeffor FEroriep zu Berlin. N? 599. (Nr. 3. ded XXIV. Bandes.) October 1842, Gedrudt im Landes = Induftrie Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. 36h: Ah ae re Beobachtungen über die getrennte und vereinigte Thätigfeit der Muskeln des Auges und der be= nachbarten Theile, fowie über deren Zwed und phyfiologifchen Bedeutung für den Thierkoͤrper. Bon Eduard Hoden, Dr, Med, (Der Königl. mebdicinifch- hirurgifhen Geſellſchaft in Edinburgh vorgelefen am 24, May 1842.) - Nachſtehender Auffas befchäftigt fich mit der phyſiolo— gifchen Unterfuchung der mm. orbitales obliqui, der. vier mm. recti, des m. orbicularis palpebrarum, levator palpebrae, ciliaris und tensor tarsi, ſowohl jeden für ſich, als in ihrem Zufammenwirfen betrachtet. Der Gegens ftand ift durch die vielen abweichenden und zum Theil ſchie— fen Anſichten, die zu verfchiedenen Zeiten von verfchiedenen Lehrern darüber mitgerheilt worden find, fehr unklar gewor— den. Sc werde mich bemühen, meine Meinungen und Er— kaͤrungen lediglich auf vorurtheilsfreie und genaue Naturbe— trachtung zu gründen und mich nirgends durdy fpeculative Anfihten leiten laffen. Den Anfang werde ich mit den mm. obliqui machen. Die abweichenden Meinungen, welche rüdfichtlich der normalen $unctionen der mm. orbitales obliqui herrfchen, beweifen, daß diefelben bisher von urtheilsfähigen Männern nod nicht mit der gehörigen Gründlich£eit unterfucht wor— den find, weil fonft eine Anficht mit fiegreichen Gründen die Übrigen widerlegt haben würde. Viele Phyſſologen wa: ten in früheren Zeiten der Meinung, der m. obliquus su- perior drehe den Augapfel nat Oben und daher rührt der albeıne Nam: m. patheticus. Unter den jeist gelten: den Anfichten find folgende die beachtungswertheften: 1) daß der m. 0. superior den Augapfel niedırwärts und aus— wärts drehe, während der m. 0, inferior ihn nach Oben und Innen richte, welche Annahme, wie ich weiterhin zei: gen werde, der MWahrhit am Nächften Eimmt und auch gegenwärtig die meiften und gewichtigften Autoritäten für ſich hat; 2) brhauptet Herr Duffin, der m, obl. supe- No. 1609, RE Ahr 1 hi «4 rior drehe den Augapfel niedermärtg und einwaͤrts, der in- ferior dagegen aufwärts und einwaͤrts. In feinem Werke über das Schielen fagt er: ‚gegen den canthus nasalis zu und aufwärts; 53) behauptet Herr Walker, dir m. 0. Superior drehe die Are des Auges, d. h., die Pupille, gerade nad Innen, der m. o. inferior nach der entgegens gefegten Nichtung und ebenfalld nah Innen (2); 4) ſoll, nach der Anficht mehrerer gelehrten Phrjiologen, der m. 0. superior das Auge aufwärtd und einwärts drehen und, diefer Anficht folgend, zerfchneiden manche Chirurgen denſel— ben bei’m Einwärtsfchielen (strabismus convergens), wenn der Augapfel nady Oben und Innen gerichtet ift. Sch werde mich bemühen, alle diefe aus der Luft ge— griffenen Anfichten über den Haufen zu werfen und zugleich eine auf die Geſetze der Musfeltbätigfeit und directe Beob— achtung geftügte phnfiologifhe Erklärung mitzutheilen, in= dem ich in Betracht ziehe: 1) daß die Muskeln nur in der durch das Vorhanden— ſeyn einer Art von Rolle modificirten Richtung ihrer Fafern oder Sehnen wirken können; 2) daß, wenn fie Über einer Kugel oder einem Kugel- fegmente hin wirken, an welches fie zugleich befeſtigt find, der fphärifche Körper felbft, in Folge des chen erwähnten Geſetzes, in drehende Bewegung treten müffe, indem die Befeftigungspuncte fich einander nähern und die Kugel ſich fo weit und in derjenigen Richtung dreht, wie die Art der Befeſtigung es geftattet und mit fich bringt; 3) daß eine entfprechende, aber untagoniftifche, alfo in entgegengefegter Richtung wirkende, Kraft einen folchen Körs per wieder durch denfelben Kreisbogen zurüddrehen und (vor: ausgefest, daß die Thärigkeitsfphären beider Kraͤfte gleich ausgedehnt feyen) in entgegengefegter Richtung ebenfo meit zurücführen müffe; 4) daß, wenn beide Kräfte zugleich wirkten, fie mitein: ander in Widerflreit treten und eine zufammengefeßte oder mittlere Kraft erzeugen würden, fo daß die Richtung des Zuges zwiſchen denen der beiden urfprünglichen Kräfte die Mitte hielte; 3 35 5) daß Muskeln, welche um ein Kugelfesment herum wirken, an das jie zugleich angeheftet find, zugleich einen fchräaen Zug auf daſſelbe ausüben, folglich das Segment um eine entfprechende ſchiefe Are drehen, d. d., die Lage des Vordertheils dis Segments ſchief— linig verändern, Auf diefen Grundfägen berugen nun nachſtehende Folgerungen und Verſuche; und zuvorderft macht fich aljo die genaue Ermitt— lung der Richtung der fraglihen Muskeln und Sehnen nöthig. Die Sehne deg m, obl. superior lauft ſchrag nah) Hinten und Aus ßen in die orbita und begiebt ſich von ihrer Enorpeligen Rolle am Stirnbeine bis an die Stelle, wo das hintere und mittlere Drittel der sclerotica aneinandergrangen, unter dem m. rectus superior bin, indem ſie der Convexitaͤt des Augapfels folgt. Die Sehne des m. o. inferior entipringt am Oberkieferknochen, an cinem Puncte, wilder der Rolle des m. o. superior gerade gegenüber liegt, und begiebt fich ebenfalls in fchräger Richtung hinten und an der Seite des Augapfels nach der Verrinigungsftelle des Hintern und mittlern Drittels der sclerotica, indem ſich ihre Krümmung der unteren und feitlihen Oberfläche des Augapfels anſchmiegt und ihre Anfügeftelle von der des m. vo. superior um etwas mehr, ale 2 Zoll entfernt ift. In diefem Zwiſchenraume durchſetzen die nervi ciliares die tunica sclerotica um den Gehnerven her. Daher wer: den wir fehen, daß die hintere, obere und außere Oberflache der sclerotica durch die Contraction des m. 0, superior dem Orbital— rande des Stirnbeins dicht an dem innern canthus des Auges ges nähert wird; und daß der hintere, untere und außere Theil derſel— ben tunica durd) die Gontraction des m. o. inferior nad) dem Or: bitalrande des Oberkieferknochens, der Rolle des m. o. superior gegenüber, hingezogen wird, während durch die Krümmung der Sehnen der Kugel, über der fie wirken, eine drehende Bewegung mitgetheilt wird. Auf diefe Weife werden, wenn Eeine antagoniftifche Kraft in Thaͤtigkeit ift, dem Augapfel und der Pupille folgende Bewegungen erteilt: Der m. 0. superior dreht den Augapfel ſchraͤg nieder wäris, einwaͤrts und dann auswärts, wobei der hintere und aͤu— ßere Theil deſſelben einwärts und vorwärts, der untere und äußere Theil aber aufwärts und tiefer in die orbita hinein bewegt wird. Hierdurdy) bewegt ſich die Pupille aus ihrer natürlichen Lage in der Mitte der orbita, obwohl ein Wenig mehr nach der Nafe zu, Erummlinig niederrwärts, einwaͤrls und zulegt auswärts. Der m. o. inferior dreht den Augapfel aus der Lage, in der ihn der m, o, superior gelaffen, aufwärts und einwärts, dann aber aufwärtg und auswärts, oder wenn die Zhätigkeit zu der Zeit beginnt, wo ſich die Pupille in ihrer natürlichen Are befindet, in Erummtiniger Richtung aufwärts und einwärts, dann aber aufwärts und aus= wärts, während in Betreff des m. o. superior der Fall fih ums gekehrt geftaltet. Das Enprefultat der Wirkung der beiden Muss keln läßt fich fo zufammenfaffen: In beiden Fällen dreht ſich die Dupille in ähnliher Weife Erummlinig, und in beiden Fällen wer: den der Augapfel und die Pupille auswärts, aber durch den m. o. superior niederwärts und durch den m, o. inferior aufwärts be: wegt. Durch den ın. o. inferior wird der untere, bintere und Aus Bere Theil der sclerotica dem Drbitalvande des Dberkirfers genär bert, folgtih in eine oberflaͤchlichere Laze gebracht, während die entgegengefegten Stellen jener tunica fi um cbenfoviel tiefer in die orbita verfenfen. Der m.,o. superior dreht den Augapfel um eine gedachte Are, die vom untern, bintern und inneren Theile des Augapfels fhrag nah dem Äußern, obern und vordern Theile def: felben ftreicht, während der m. o. inferior den Augapfel in demz felben Kreisbogen zurückdreht. Nahftenende Verfuche beweifen, daß jene Muskeln, in der hat, jeder für jih in der angegebenen Weiſe wirken, wobei die oben angegebenen Geſetze der Muskelthaͤtigkeit ftets im Auge zu behalten find. Was die unlängft an lebenden Hunden und andern Thieren angeftellten Erperimente anbetrifft, fo ift wenig daraus zu lernen; die Verfchiedenheiten in ihrer Anatomie, fowie die Schwier tigkeit, die Operationen in der genügenden Vollkommenheit auszus führen, haben, meiner Anjicht nad), die Beftrebunaen, die norma: len Functionen diefer Muskeln zu beftimmen, ganz erfolglos ges madt. Sa, Herr Duffin felbft bemerkt, „daß aus den von ihm 36 gemasten Verfuhen ſich ſehr wenig bündige Folgerungen in Bezug auf die Zunctionen des m. obliquus superior ableiten laſſen.“ N Erfter Verſuch. — Man lege an einer friſchen Leiche die Sehne des m. obliquus superior an der Stelle bloß, wo fir durch ihre Enorpelige Role am Stirnbeine hervortritt, ohne die Lage des Augapfels zu derrücen; oder, um mit aller Genauigkeit zu verfahren, präparire man den Muskel gerade an der Stelle, wo deffen Schne in die Rolle hineintritt, und ziehe an demfelben in der natürfihen Richtung. So lange diefe Kraft wirkt, fehen wir, daß der Augapfel ſich auf einer fchragen Are dreht, und daß er und die Pupille in der oben beichriebenen Richtung bewegt werden, fo daß fie ſich zulvgt niederwärts und auswärts wenden. Daffelbe Experiment laßt fih auc in Bezug auf den m. obliquus inferior ausführen, wo wir denn finden, daß der Augapfel ſchraͤg aufwärts und auswärts rotirt. Am Beften führt man diefe Verſuche in fols gender Weife aus: Man verjichert fih durd das Gefühl von der Lage der trochlea dis m. obliquus superior hart innerhalb der Kırbe des foramen supraorbitale und macht über derfelben bin eis nen Einſchnitt von erwa 1 Zoll Länge, worauf man das Zellge= webe, die Muskelfafern und die faferige Ausbreitung der Zarfal- Enorpel, die fi) nad) dem Rande der Augenhoͤhle zieht, vorfichtig zertrennt. So legen wir die Sehne dis m, obliquus superior bloß, welhe auswärts und hinterwärts ftreiht und ſich mit einem Eleinen Haken bequem in der Art faffen läßt, daß man den erfor— derlichen Zug bewirken kann. Nachdem man fie an der innern Seite der Rolle gefaßt bat, drüdt man den Augapfel nieder und verfolgt den Muskel ein Wenig rüdıwarıs ia's Innere der orbita, wo er über dem m. rectus superior binftreichts wenn man die Spige des Hakens von Unten nat Oben und von Außen nad) Ins nen wendet, fo wird die Schne leicht gefaßt; ein aͤhnlicher, dem frühern gegenüberliegender, Einſchnitt ift (in Berreff des m. obli- quus inferior?) näthig, während man Übrigens in derfelben Weiſe verführt. Zweiter Verſuch. — Man nimmt einen Apfel oder eine Upferfive und fchneidet von deren vorderer Flaͤche ein dunues Stück ab, während man die dem Auge entiprehende Portion der Frucht nach Born wendet; dann ſtecke man einen Nagel mit rundem Kor pfe in die vordere Oberflähe, von welcher dae Stüd abgefhnitten worden, aber etwas mehr nad) der innern, als nad der aͤußern Seite zu, und hefte an die Stelle, wo das hintere und mittlere Drittel des Umkreifes der Frucht aneinandergränzen, an deren hin— tern und Außern Theil zwei fchmale Streifen Papier oder Band, die fich gerade in dem fchrägen Striche befinden, welchen die bei: den min. obliqui einhalten, ziehe abwechſelnd bald an dem einen, bald an dem andern, während man die Frucht loder in der Dand hält, und beobachte, welche Bewegung die Frucht und der, die Pupille vorftellende Nagelkopf machen. Es wird aerade die oben befchriebene fchräge Drehung ſeyn. Sticht man eine Stricknadel duch die Frucht, fo bat man die gedachte Are, auf welcher die Kugel durd ſolche Kräfte bewegt werden würde; fie gebt Fchräg von Oben, Außen und Vorn nad) Unten, Innen und Hinten. Dritter Verſuch. — Wir Fönnen die mım. obliqui felbft an ung in ſolche Thaͤtigkeit fegen, daß wir die Wirkungen genau zu beobachten vermögen. Man fehliehe das eine Auge und blicke irgend einen gerade vor demfelben befindlichen Gegenftand mit dem andern flarr an, Wir finden, daß wir die Kraft befigen, den Augapfel anfangs regelmäßig niederwärts, einwaͤrts und dann aus— wärtd zu drebenz aber fobald das Drgan den Mittelpunct erreicht hat, macht ſich die Einwirkung des m. rectus internus geltend, und es wird dann plößlich niederiwärts und auswärts gezogen; duch eine Gegenwirkung wird es rückwärts geführt, und es macht eine febräge Drehung nah Oben und Innen, zulegt nach Oben und Außen. Keine folhe.Drebung Fann auf der außern Seite des Auges in irgend einer Richtung ftattfinden; der Augapfel ges langt, wenn man ihn aufwärts und auswärts richtet, ploͤtzlich an dem äußern canthus, oder wenn man ibn nivdermärts und que: mwärts wendet, in der obenerwähnten Weiſe zum Stillftande, Da die Tnätigkeit des m. obliquus inferior mit der des m, orbieularis palpebrarum vergeſillſchaftet ift, To laͤßt ſich die fchräge 87 Drehung aufwärts, einwärts und dann auswärts zum Theil bes merfen, wenn man die Augenliver langfam ſchliebt, und bei einem an staphyloma der Hornhaut leidenden Individuum fann man ſich die volle Weberzeugung verſchaffen; denn die Lage der Hervorras gung auf der cornea läßt ſich auch bei gefchloffenen Augenlidern deutlich erkennen, und unter diefen Umftänden wird fi der Aug— apfel aufiwärtd und auswärts gekehrt finden. Während des Schlafes haben wir wiederum eine Gelegenheit, die Mitwirkung des m. obliquus inferior zu beobachten, da dafur geforge it, daß in dieſem Zuftande das Auge auf ale Weife vor dem Zutritte des Lichts geſchͤzt fey, und da bei'm Schließen des orbieularis zugleich der obliquus superior ſich zufammenzieht. Wenn wir bei einem fchlafenden Kinde das Augentid fanft in tie Höhe ziehen, fo finden wir den Augapfel und die Pupille aufwärts und ein Wenig auswärts gekehrt, die Pupille ſelbſt aber zufams mengezogen. Wenn das Kind erwacht, führt der Augapfel einige ſchwankende Bewegungen aus und nimmt dann feine normale Rage an. Bene fchräge Richtung Fann aber dem Augapfel Lediglich durch den m. obliquus inferior ertheilt werben. Wir wollen nun bie vereinigte Wirkung der beiden mm. obli- qui betrachten. Offenbar Fann, wenn beide Muskeln gleichzeitig in Thätigfeit treten, keine Drehung ftattfinden, abır der Augapfel wird in der mittleren Richtung der beiden widerſtrebenden Kräfte gezogen werden, alfo einwärts und vorwärts, indem er gegen das os planum des Ethmoidalknochens zufammengedrüct und die Are defjelben im Werbältniffe der von den mm. obliqyui ausacübten Kraft verlänaert wird. Erzeugen wir nit gerade diefe Wirkung, wenn wir nahe und winzige Segenftände zu erfennen ung bemüs ben? Ich bin überzeugt, daß ſich Jedermann von der Wahrheit des Gefagten überzeugen wird, wenn er den Berfuc an jich ſelbſt anftellt. Wir find uns während diefer Anjtrengung bewußt, daß der Augapfel vorwärts gerrichen und zugleich zufanımengedrückt wird. Man hat, obwohl ficher mit Unrecht, behaupret, daß die zelligfaferige tunica, welche die Musfeln überzicht, und durch welche die Sehnen an ihre Anfügeftellen freien, auf dirfe Weife als eine Rollenoberfläche wirken und die mm. obliqui zwingen würde, den Augapfel eher in die orbita zurüc, als vorwärts und einwärts zu ziehen. Wer aber deren Zertur und relative Lage betrachtet hat, dem wird vie Kalfchheit dieſes Schluffes einleuchten. Die verei— nigte Wirkung der mm, obliqui bejtebt alfo offenbar darin, mit den mm. recti in Antagonismus zu treten, weil die mm. obliqui die Are des Augapfels verlängern, ihn einwärts zichen und vor: mwärte treiben und die Geftalt des Organs in der Weife ändern, daß fie fich dem Schen naher Gegenftände anpaft; während dage: gen die vereinigte Wirkung der mm, recti in der Zurüdzichung des Augapfels in die Augenböhle und in der WVerfürgung der von Hinten nad) Vorn gerichteten Are beftcht, wodurch das Drgan, als optiiches Inftrument, dem Sehen ferner Gegenftände angepaßt wird. Darin befteben unftreitig sum Theil die zur Erreichung die: fes Zweckes getroffenen Einrichtungen, wiewohl zugleich viele andere Veränderungen eintreten. Wenn es ſich mit dem Zufammenwirken ber mm. obliqui und recti fo verhält, wie wir bier angenommen baben, fo leuchtet ein, daß, wenn wir die eine Kraft ſchwaͤchen oder vernichten, die anraz goniftifche die Oberberrfchaft erlangt und alfo, wenn die mm. recti durchfchnitten werden, das Auge unnatürlidy hervorragen wird, was auch gefcheben würde, wenn die Zbätigkeit der mm, obliqui krankhaft acfteigert wäre"); wogegen nah der Durchſchneidung oder Lähmung der mm, obliqui oder in Kolae der E£ranfbaft ges fteigerten Thätigfeit der mm. recti der Augapfel in einer widerna: türlichen Weile in die orbita zurücfinken müßte. Bekanntlich wird durch gewiſſe Befchäftigungen und Gewohn: beiten die Entfernung des deutlichen Sehens allmälig verändert; *) Ic rede bier don der Schwähung und Durchſchneidung beider Muskeln; wenn nur einer betbeiliat wäre, würde der Augapfel fchräg hervorquellen, auf welche Weife fih die bei Heren Duffin’s Erperimenten an Hunden beobachtete Art der Hervorragung des Augapfel® nad; der Durchſchneidung des einen Muskels erklärt, 38 und dieß geſchieht in Folge einer Störung des Gleihgewicts zwi— fchen dieſen antagoniftiihen Muskeln, einer daraus enıftehenden Beränderung in der durch ihre frühere Wirkung erzeugten Geftalt des Augapfels und wahrſcheinlich einer Anpaffung der Functionen der Negbaut, mwodurd den vorliegenden Umftanden entfproken wird. Eo wird der Matrofe dadurd, daß er beftändig ferne Ge— genftände zu erfpäben fucht, meitfihtig, und der Uhrmader kurze ſichtig, weil er bejtändig winzige Geginfiände genau betradtin muß. In'sbeſondre wirkt der m. obliquus inferior mit dem m. vibieularis palpebrarum (was ich bei Gelegenheit des letztern Mus— kels näher darzulegen gedenke) bei'm Blinzeln und überhaupt Schließen der Augenlider zufommen, wie mährend tes Schlafs ıc. Hier erleidet der Augopfel tie fchräge drebende Bewegurg nad) Dben und, wenn die Augenlider völig gefchloffen find, ned Oben und Außen. Bei'm Weinen und unter andern Umftänden, wo Thraͤnen aus den Augen laufen, wirft der m. obliquus inferror zugleich mit dem orbicnlaris und tensor tarsi zufammen: der Aug— apfel wird auf die oben angegebene Weiſe gebalten, die Ränder der Augenlider sinander genähert, und fo entſteht ver dreiedige Canal, durch den die Thränen nach den Thränerpuncten geleitet werden, während der Thränenfad zufoninungedrüdt ift. Fragen wir nun, was der durch dieſe Muskeln in der thieri= ſchen Deconemie bewirkte Zweck ſey, fo find diefelben allerdings Manchen als gang überflüffig eıf&ienen, da angeblicherweiſe dem Auge alle die, von diefen Muskeln ausgehenden Bewegungen durch bıifondere oder. vergefelfchaitere Thätigkeiten der mm. recti mite getbeitt werden Fönnen. Mir wellen nun unterfedhen, inwiefern dieß der Fall ift. Der Nusen der gleidzeitigen Wirfung des m, obliquus inferior und des orbienlaris leuchtet von fulbft ein; er ft lic bei'm Blinzeln, wo die Oberfläche der Hornhaut abgewifcht und die Feuchtigkeit gleihförmig über dieſelbe vertheilt wird; zweitens während des Schlafs, wo das Organ durch diefe ver— tinigte Wirfuna, fo wie durch viele andere Nebenumjtände, vor der Einwirkung des Lichts arfhügt wird. Beide Muskeln fpieien, wie bereits erwähnt, wenn fie in kräftige Tätigkeit treten, binfichtlich der Anpaffung des Auges für die Entfernuna der betradite'en Ges genftände, eine wichtige Node. Wenn indeß dieſe beiden Muskeln nur mäßig ſtark eirwirken, fo geben fie ofienbar dem Augopfel bei den verfchiedenen Reweaungen des Kopfes und des Körpers, wenn die Aufmerffamteit des Indiriduums einem beflimmten Gegenſtan— de ausſchließlich zugewendet ift, mehr Stätigkeit, indem der eine oder der andere Muskel, je nach dım Erforberniffe des Falles, Eröftiaer wirkt, als der andere. Profeffor Hucd zu Dorpat bat in einer Abhandlurg über die Drehung des Auges um feine Are, Dorpat 1858, bündig nachgewieſen, daß die Function der mm. ob- liqui darin beftcht, das Auge um feine Are zu drehen, fo daf es den von irgend einem Geaenfiande in daffeibe fallenden Etrabicn möalicb wird, auf diefelben cder vielmehr confenfuelle Puncte der Netzhaut zu gelangen, ſelbſt wenn der Kcpf nirdergeboaen ift, von welcher Bedingung befanntlich das einfache Sehen abhängig if. Diefe Anfiht wird durd die Verfuhe U. W. Vorkmann's Fräls tig unterftügt. Diefe Fähigkeit, das Auge oder den Blick feftzuftellen, waͤh⸗ rend der Körper oder Kopf ſich in Bemweaung befindet, ift von Hunter als etwas ſehr Merfwürdiars erwaͤhnt und drutlich ers klärt worden. (Vergl. Palmer's works, Aninıal economy, Vol. IV. p: 275.) Dort finden wir in der That rine genaue Ueberficht der Bewegungen, welche das Auge auszuführen im Stande ift. 1) Die Bewegung von: einem feftftchenden Gegenſtande zum andırn: 2) die Beweguno mit eirem in Bewegung bufindliden Gegenſtan— be; 3) diejenige Bewegung, welde erforderlich ift, um den Bid fortwährend auf einen unbeweglichen Gegenftand zu beiten, wäh: rend der Kopf oder Körper dee Individuums fi bewegen. Die Vortbeile, welche diefe legte Fähigkeit, die der modificirten und in Verbindung mit andern Muskeln wirkenden Thötigkeit der mm. obliqui zuaufchreiben ift, mit ſich brinat, leuchten zur Genüge ein; und wäre dich die einzige Art und Weiſe, auf weiche deren Fun— etionen im tbierifchen Organismus zur Anwendung kämen, fo wuͤr⸗ den dieſe Muskeln fbon deßhalb keineswegs überflüffin ſeyn. Wir wollen nun unterfuchen, worin der Grund der Thaͤtigkeit liegt, 5* 39 welche die Bewegung des Auges von einem feſten Segenftande zum andern, fo wie diejenige bewirkt, weldye den Augapfel fo in feiner Lage verändert, daß er mit einem füch bewegenden Gegenftande in Ue— bereinffimmung bleibt. Die mm. reecti jind regelmäßig um den Aug: apfel her vertheilt, indem fie in deffen ſenkrechter Medianlinie liegen und ſich fymmetrifch über deffen Seiten ausbreiten, während ihre Seh— nen in ungleichen Abftänden von der cornea eingefügt und die Fors men der Verbindungslinien mit der sclerotica verfchiedenartig find. Der m. rectus superior und inferior ftchen ungefähr gleidyweit von der cornea ab; der externus bedeutend weiter, als der inter- nus, und die Enden aller find, nad) Maaßgabe der Gonverität der cornea, mehr oder weniger gebogen. Bei den Einfügungen der mm, recti superior und inferior ftehen die äußeren Ränder weiter von der cornea ab, als bie innern, fo daß dieſelben fchräg laufen; die Einfügungen dir mm, recti externus und internus find ge: kruͤmmt, aber wenig oder gar niht ſchraͤg. Saͤmmtliche Ränder aller diefer vier Sehnen find durch die tunica albuginea mit ein= ander verbunden, welche eigentlich nur aus verdichtetem Zeligewebe beſteht. Diefes Verbindungsglied ftreiht in Geftalt von Bögen, teren Concavitat hinterwärts gerichtet ift, von einer Sehne zur andern und bildet fo eine ununterbrodene , mweißliche, glänzende Membran, welche, durch die burchfcheinende conjunctiva gefehen, das Weiße im Auge bildet, Jeder Muskel ftreicht, indem er fich von feinem Urfprunge am Gipfel der orbita nad) feiner Einfüges Tele begiebt, über den Augapfel und ift, nad) Maafgabe des Iep- tern, gekruͤmmt, und wenn man den Urfprung, den Kauf und bie Einfügung der Muskeln gehörig beachtet, fo kann man über die Art der Thaͤtigkeit eines jeden nicht in Zweifel bleiben. Der m. rectus superior dreht den Augapfel gerade aufwärts, der inferior gerade niederwärts, der externus gerade auswärts und der inter- nus gerade einwärte. SH habe bereits ber Mitwirkung der mm. reeti bei’'m Zu: rüdziehen des Augapfels in die orbita und bei Verkürzung der von Born nad) Hinten gerichteten Augare, behufs des deutlichen Se— hens von verfchieden weit abftehenden Gegenftänden, erwähnt; in Betreff welher Zwecke diefe Muskeln die Antagoniften der mın. obliqui find. Vermoͤge der Thätigkeit der mm. recti kann fich der Augapfel in einem vellftändigen Kreife drehen, ohne daß dabei irgend ein anderer Muskel nöthig wäre, indem jeder m, rectus denfelben nach feiner befonderen Einfügungsftelle hinbewegt und jede Zwifchenftellung durch die gemeinfhaftlihe Thätigkeit zweier bes nachbarten mm. recti bewerkftelligt wird. (Fortfegung folgt.) 40 Miscellen Die Gorbdilleren: Fihte (Pinus Araucanus).gilt für einen Warmhaus: Baum und ift, z. B., in den Infiructionen für die Anführer der Forſchungsexpedition der Schiffe, la. Bonite, l’Astrolabe und la Zelee als folder bezeichnet. Nach den Mittheie lungen des Deren VBermoulin, in der Voyage au Pole Sud et dans ’Oceanie, it dieß ein großer Irethum: „Man findet dies fen Baum nur jenfeits 33° Breite, in den Eleinen, zwiſchen den Spigen der Andenkerte befindlichen, Thälern, welche drei oder vier Monate des Zabres mit Schnee bedeckt find. Es werden alfo die Alpen, die Pyrenden, die Vogefen die günftigiten Orte zur. Forts pflanzung diefes wundergroßen Baumes feyn. — Am Angenehme ften zu effen und zur Fortpflanzung am Geeignetften ift die Frucht der Zapfen, welche mehrere Monate unter dem Schnee gelegen haben. Wenn die Frucht völlig reif geworden ift, fäut jie und die, welche man im April und Mai verkauft, find von den Indianern mit Knuppeln abgeſchlagen, ebe jie völlig xzeif waren Es giebt zwei diefer Bäume in der Stadt Gonception und einen einzigen in ber Ebene von Talcahuano; der größte ift fait achtzig Sabre alt, er hat nit den vierten Theil der Höhe derjenigen in den Gordil: teren; er trägt Feine Fruchte, und feit zwei Jahren fängt er an zu vertrodnen. Jedermann hier ſchreibt ihre geringere Höhe der zu milden Zemperatur dieſes Theiles von Chili zu”, Sn Beziehung auf die Wirkung der Electricität bat Here Mateucci, im Februar diefes Jahres, ein verichloffenes Schreiben bei der Parifer Academie der Wiſſenſchaften niedergelegt, bei deffen nachgeſuchter Eröffnung. am 24. October, folgender In— balt veröffentlicht wurde: — Man bereitet einen Froſch in der gewöhnlichen Weife zu und alsdann einen zweiten, fehr lebhaften, fo, daß man nur einen einzigen Schenkel mit einem langen Nervenfas den behält. Man muß dann diefen Nervenfaden auf die Schenkel des erften Krofches legen. Wenn man nun den electrifhen Strom durd) die Nerven des erften Frofches gehen läßt, ſo daß er ſich zuſam— menziebt, fo ſieht man, daß auch das Bein des zweiten fich zus fammenzieht. Wenn man die Nerven des erften Froſches wege fchneivet, fo daß die Gontraction aufhört, fo finden, ohngeachtet des Durchganges der Strömung, keine Gontractionen mehr ftatt in dem Beine, welches unter die ſtimulirenden Körper gelegt ift, welche legtere in dem aufgelegten Beine die Contraction veranlaffen und here vorbringen. Alle diefe Phänomene *) ind mit allen Vorfichtsmaaßrer gen beobachtet. — Ein Goldblaͤttchen verhindert die Sontraction oder vielmehr die Sommunication der Contractionen, wenn man e8 zwi— fhen den Schenkel und die Nerven legt. — Papier verhindert fie nicht. — Bei Thieren (— anderen [?]) ebenfo. *) Die wohl deutlicher angedeutet feyn Eönnten. VE Zn Beobachtungen über Entzündung der Lebervenen. Bon Ernft tambron. Es giebt nur wenige Beobachtungen über Entzündungen der Lebervenen;z nur wenige Schriftfteller haben fich mit. diefer Claſſe von Krankheiten befchäftigt, und auch diefe faft ausichließlich nur von den Affectionen der Pfortadervene gefprohen. Im November 1839 erfchien ein Auffag von Dr. Fauconneau Dufresne in der Gazette Medicale über die Entzündungen diefer Gefäße, wo: rin dieſe pathologischen Thatſachen in der Art zufammengeftellt find, um daraus einige phyfiologifche und medicinifhe Schlüffe ziehen zu Eönnen. Diefe Arbeit, die fo vollitändig ift, als die wenigen in der Wiſſenſchaft zerftreuten Materialien es nur immer geftatten, zeigt genugfam, wieviel neue Beobachtungen noch nöthig find, um über diefen Gegenftand eine eigentlihe Monographie liefern zu Eönnen, Um nun zur Erreihung diefes Ziele mitzuwirken, halte ich eg für nüglich), die beiden Fälle, die ich über die Krankheiten diefer Bes nengattung beige, mitzutheilen, Ik > ee Erſte Beobachtung. Phlebitis der vena porta- rum, durd eine Kifhgräte entftanden, welde durd pylorus und pancreas in den Stamm der mesenterica superior eingedrungen war. — frangeois Rouffy, Tag— loͤhner, 69 Jahr alt, von Eleiner Statur, ziemlich musculös, ins deß doch Älter ausfehend , wurde am 4. Zuni 1841 im Hofpital de la Pitie aufgenommen. ' Seit einigen Wochen leidet er am Magen, hat von Zeit zu Zeit Neigung zum Brechen, und geht fehe fhwer zu Stuhl. Da er diefen Zuftand Eeinem weitern Um— ftande zuzufchreiben wußte, als daß er, wie er fich ausdrückte, zu viel Galle zu haben meinte, fo nahm er aus freien Stüden vor acht Tagen ein emeticum, jedoch ohne Erleihterung Am Zaae feiner Aufnahme in's Spital wurbe er von unregelmäßigen Frofte ſchauern und Brechneigung befallen; in der Nacht fchläft er ſchlecht. Am 5. Zuni. Bei einem forafältigen Krankenckamen am Morz gen findet man faft gang normalen Puls, treffliche Refpiration, weiße Zunge, einige Brechneigung, und Verſtopfung; Patient Elagt über Schmerzen im rechten hypochondrium, welcher ſich als Uns beyagen mit Eracerbationen Außert, die der Kranke mit ſehr leb— 41 haften Krämpfen vergleicht; Drud auf diefe Stelle verurfacht kaum Schmerz; die Leber und Milz haben ihr normales Volumen, die andern Functionen feinen regelmäßig von Statten zu geben. (Beinlimonade; Biertelsportion.) - Am 6. und 7. Juni. Froſtſchauer find nicht eingetreten; aber die Schmerzen im hypochondrium: waren fehr heftig und haben den Kranken fehr angegriffen; die Zunge ift mit einem weißlichen Belege bededtz Patient hat einige Brechneigungs Drud auf das epigastrium iſt nicht fehmerzbaft, die Verſtopfung anhaltend. (Eweticum, Kalbsbruͤhe, ein Zulep.) Am 8, Der Kranke ift noch leidender; die Schmerzen waren am Zage fehr lebhaft; Haut und sclerotica haben eine leicht gelbliche Färbung angenommen ; der Urin hat noch feine merklich gelbe Farbe. Am 11. Die Schmerzen im rechten hypochondrium dauern beftändig fort, von Zeit zu Zeit mit Eracerbationen begleitet. Die icterifche Färbung der sclerotica und der Haut ift noh mehr aus: geprägt. Der Urin, der bis heute mit Salpcterfäure geprüft wurde, gab kein Refultatz heute entwickelte diefe Säure eine grüne, in's Roͤthliche übergebende Karbe mit einem Ueberfchuffe von Säure. (Es wurden durch ſechs Schröpfköpfe, die man in der Eebergegend applicirte, 200 Grammen (etwa 7 Unzen) Blut entzogen). Am 12. Der Schmerz hat nachgelaſſen; aber der Kranfe hatte Brechneigung und Abends einige Froftfchauer, denen Hitze und Schweiß folgten; die Zunge ift troden, mit einem fchwärzlichen Ucberzuge bedeckt; Patient hat Schluchzen und cinige flüfjige grünliche Ausleerungen; Puls 96. Das Volumen der Milz ift nicht merklich vermehrt; indeß verordnete man, wegen eines fehr ausgebildeten Fieberanfalles, 20 Gentigrammen (etwa 3 Gran) Chi- nium sulphuricum. Am 13. Der Zuftand ift faft derfelbe, wie geftern; von Zeit zu Zeit zeigt ſich Schluchzen; der Kranke hatte in der Nacht einige Froſtſchauerz das Stadium der Hitze fehlte: der Schweiß war we: niger ſtark; am Morgen hat er nody etwas Fieber und SO Puls- fhläge in der Minute. (Vesicatorium auf den Magen, um das Schluchzen zu befeitigen, 20 Gentigrammen Chinium sulphuricum, Bouilfon.) Den 14. Das fchwefelfaure Chinin, das zwei Toge hinterein— ander verabreicht wurde, bat den Kroft und die Fieberanfälle weder befeitigt, noch gemäßigt. Das Schluchzen bat ſich einigemal eins geftellt. (Selterswaffer, Zifane von Gummi und Zohanniebeeren.) Den 15. Die fieberhaften Erſcheinungen nehmen den inters mittirenden Typus mit mehr oder weniger Regelmäß'gkeit in den drei Stadien an und trogen der Anwendung des Chinium sulphu- ricum. Das Schlubzen, der icterus, die Schmerzen im rechten hypochondrium, die Abwefenheit von Störungen anderer Theile des Körpers und die fait normale Größe der Milz beftimmen, eine phlebitis hepatica anzunehmen. Den 17. Der Kranke ift in demjenigen Zuftande, den die Alten mit der Benennung eines putriden bezeichneten. Magnefias Eolution. Am 18, befindet ſich Patient etwas wohler, die icterifche Karbe {ft weniger ausgeprägt. Am 22. und 23. giebt man von Neuem eine Flafche Bitterwaſſer. Den 24. Patient befindet fich wohler und verlangt zu effen; er erhält eine Viertelportion; am Abend wird er von ftarkem Froſte mit Fieber cerariffen, aber diesmal find die Stadien verwifcht, denn während des Froſtes ift der Körper mit reichlichem Schweiße bedeckt; der Urin enthält viel weniger Galle. Am 25. Das Fieber bat nicht merklich nachgelaſſen und fcheint anhaltend werden zu wollen; die Haut ift mit Schweiß bedeckt. Die Zunge, die an den vorhergehenden Tagen feucht geworden war, wird wieder trocden, und zu gleicher Zeit beklagt fih der Kranke wieder über die Schmerzen, von denen er feit fünf oder ſechs Tagen befreit war. Am 26. und 27, erfcheinen von Neuem Kroftfchauer, von Zeit zu Zeit mit Schluchzen; das Fieber hat den remitrirendin Typus angenommen ; der Puls ift gefpannt und ziemlich voll: die Auscul⸗ tation ergiebt etwas crepitirendes Roͤcheln, nebſt einem leichten Pfeifen an der Bafis der rechten Runge; Patient ift ſehr entkräfter. Vesicatorium auf der rechten Seite der Bruft,) 42 Am 28. und'29, Die Kräfte des Patienten nehmen immer mehr ab; er hat etwas Detirien; fein Puls ijt Eiein, leicht compris mirbar, 104. Der Tod erfolgt in der Nacht vom 29. zum 30. Juni, Section, dreißig Stunden nah dem Zode. Leichte ic» terifhe Färbuna aller Glieder. — Im Unterkide feine Aus: fhwigung. Die Leber hat ihr normales Volumen; ibre Farbe ift grünlichs gelb, dunkel oder bronzgen. Die einhüllenden Membranen find ges fund, nur zeigt die ferdfe Haut an einigen Stelien Adhärenzen mit dem Peritondalüberzuge des diaphragma. Div Gallenblafe bat ihre gewoͤhnliches Volumen; fie zeigt zugleich einige Teröfe Adbären: zen. Die Galle, mit der fie angefüllt ift, bat alle Eigenſchaften der gefunden Galle. Als man den Hauptgefäßftamm der Leber und befondere die etwas erweiterten Gallengänge auffchnitt, floß bei einem durd) Verſehen gemachten Einfhnitte eine geringe Menge röthlicher übel« riechender Flüffigkeit aus, die mit einigen Eiterfloden gemiſcht war. Ic glaubte anfangs, daß dieſe aus den Gallengängen käme, daher öffnete ich das duodenum und unterfuchte, ob der choledochus bei feinee Einmündung nicht verwachſen ſey; es findet ſich nichts Anomales, eine gelblihe dicke Galle fließt fehr leicht aus der Anz ſchwellung, über weldyer die Oeffnung dirfes Gallenganges ſich be— findet. Man durchfchneidet den Canal in feiner ganzen Länge; er iſt von gefunder Befchaffenbeit, und es fließt nur Galle aus. Es wird eine Ligatur um das obere Ende gelegt, damit die Galle nicht weiter ausfliche und die Unterfuhung der andern Lebergefäße ers fhwere. Es wird bald klar, daß diefer Eiter von der vena portarum herrübre. Man durchfchneidet diefes Gefäß, und eg fließt eine der Weinhefe aͤhnliche Fluffigkeit aus. Indem man den Bauptitamm und die Nebenftämme der mesentericae verfolgt, findet man im Stamme der vena mesenterica superior einın fremden Körper, der ſich bald für eine Fiſchgraͤte erkennen Läßt. Diefe ift in den Kopf des pancreas eingeſenkt, gebt in fchräger Richtung von Dben nad Unten und von Vorn nad) Hinten durch die vordere Wand der Vene, ſenkt fich in diefe ein und ift 1 oder 2 Millimes ter in die hintere verdickte Wand tiefes Gefäßes eingedrungen, Sie ift ungefähr 3 Gentimeter lang, von der Dice einer ſtarken Stecknadel, gelblich, bart urd fprödez das in die Vene bincinge— fenkte Ende ift nach Art eines Pfropfenzichers gekrümmt *). Im Niveau der durch den fremden Körper bewirkten Ulceras tion it das lumen der vena mesenterica durch Pirudemimbranen von ſchiefergrauer Farbe obliterirt. Dieſe find mit den Gefäßwäns den zu einem feften Körper verwachſen und erfireden fi von den Mündungen der fleinen Venen, die unmittelbar von dem obern Theile des jejunum kommen, bis zur Mündung der vena splenica immer weniger adbärirend; ja eine von dieſen dringt noch weiter und ragt noch flottirend ein Wenig übır diefe Mündung bervor, wodurd) fie faft zur Hälfte verdecdt wird. Oberhalb diefer Obliter ration find die Theilungsftellen oder die Wurzeln der vena mesa- raica major gefund, nur enthalten fie einige Zoll weit fibrinöfe Blutklumpen. Die vena splenica hat ihre gewöhnliche Dicke, Karbe und Be: fchaffenbeit, aber fie entbält etwas von der Weinbefen-ähnlichen Fluͤſſigkeit, die wir ſchon bei der Oeffnung des Stammes der Pfortadervene auffanden, Wahrſcheimich ift diefe Fluͤſſigkeit nach dem Zode und vielleicht während der Dbduction in diefe, wie gez fagt, vollfommen gefunde vena splenica eingedrungen. Ehe wir dic Franke Vene weiter unterfuchten, waren wir bes gierig zu wilfen, auf welhem Wege die Gräte bis hierher gedruns *) Es ift fchwer, genau anzugeben, welcher Gattung ber Fifche diefe Gräte angebört babe; Einige vermutheten, daß fie von einem Rnorpeiflügelfifche berrübre, durch deffen Einſalzen das Skelett ſich verbärter babe (Raja batis, Cuv., — Dasybetus, Biaino); mie ſcheint fie vielmehr denen der Platrfifche (Plev- ronectes platessa) ähnlich zu ſeyn, eine Vermuthung, die dadurch Wahrfcheinlichkeit erhält, daß man diefen Fiſch für einen fehr geringen Preis in Paris befömmt, und daß das Volk ihn fehr häufig ißt. 45 gen Fey. War fie direct vom Magen gelommen? Das war na— türlich die erfte Frage, die wir an ums rid)teten. Man bringt darauf dag Organ, welches nur in die Höhe gehoben worden war, um den Gefaͤßſtamm der Leber zu durchſchneiden, in feine natürlis che Lage und fieht leicht auf der hinteren Geite des Magens, unge— fähr einen Gentimeter vom pylorus entfernt, einen bräunlidyen Puͤnct im Umfange eines Millimeters, der mit dem freien Ende je: ner Gräte correfpondirte, und an feinem Mittelpuncte einen Eleinen Eindrud zeigte, der ohne die geringfte Spur von Adhärenz vom alatten peritonaeum überzogen wurde. Die innere Suite des Mas aens, die an dem Puncte unterfucht wurde, weicher der Spur der Verlegung außen entſprach, bietet keinen bräunlichen Fleck dar, aber man findet bier ein Eleines Cody, in welches man leicht die Spitze einer Nadel einbringt. Eine Schweinsborfte zeigt uns, daß dies die Deffz nung eines Eleinen Ganges ift, welcher faft die ganze Dice der Magenwand in ſich faßt, aber volllommen blind endet, indem er im Niveau des Eleinen Eindrucks, welden wir auf der Außeren Seite des Magens bemerkten, fich befindet. Obwohl diefer Weg durchaus nicht permeabel ift und man nirgends feröfe Adhaͤrenzen auf der dußeren Doerfläche des Magens bemerkt, weil fie wegen ihrer Feinheit ohne Zweifel bei der Anftrengung zum Brechen zer— rien worden wären, fo fcheint es dody nicht zweifelhaft, daß jene Gräte an dem bezeichneten Puncte durch den Magen gekommen fey, den Kopf des pancreas an dem entfprechenden Puncte durch— bohrt und, ſich den Weg weiter bahnend, durch die vordere Gefäß: wand des Stammes der großen mesaraica gedrungen fey, in deren Höhle fie nach ihrem Eindringen die bezeichneten Zerftörungen ans richtete. Fıbren wir nun in der Unferfuchung der vena portarum und ihrer Zweige fort; der Stamm diefer Vene ift nicht obliterirt, aber durch Pfeudomembranen verengt, die mit ven Gefäßwänden wenig verwachſen find und nur ein Wenig verdickt fcheinen. Der sinus v. portae ift mit Eiter angefüllt, der mit Blut und an mancen Stellen mit phlegmonoͤſem Eiter vermifcht ift. Verfolgt man die Leberzweige diefer Vene, fo findet man einige gefüllt mit demfelben Fluidum, das der Weinhefe ähnlich it, die Gefäßwände aber bald gefund, bald entzünder, oder verdickt, und an einigen Stellen Pfeudomembranen von fehiefergrauer Karbe zeigend, An— dere enthalten nur Blutcoaqula, die fich bis in die kleinſten Venen— verzweigungen erſtrecken. Andere Zweige endlich find von diefer Zerftörung ganz frei und vollfemmen gefund geblieben. Die Leber enthält Eeine metaftatifchen Abfceffe, aber ihr Ge: webe iſt im Niveau der Pfortader fehr erweihtz am rechten En— de derſelben ift fie foaar ſehr ausgeprägt fchieferbraun und fait zerfioffen, fo daß bei längerer Dauer der Krankbeit das Parenchym wabrfcheinlich vereitert wäre. An den Stellen der Leber, wohin die gefunden Benenäfte ſich begeben, ift das Leberparenchym nicht affieirt; die qrünlich gelben acini find fehr gut erhalten ; die In— terlobularräume find durdy Blut geröthet. An den Stellen, wohin fih die mit Blu’coagula gefüllten Venenäfte begeben, find die acini ebenfalls unverfehrt, aber fie find weniger roth in ihrem Umfange und Mittelpuncte. An den Theilen endlich, wohin die mit Eiter gefüllten und entzündeten Venen gelangen, find die acini no er— halten, aber das Snterlobulargewebe ift weich, wie zerjloffen, und die Snterlobularvenen erſcheinen bei'm Durchſchnitte leer und Elaf: fend, — Die unteren Lebervenen find vollfommen gefund und enthalten nur fehr wenig Blut. Die Nieren, die Milz und die Eingemeide find nicht verminz dert, Die Länge bietet cin Wenig hypoftatifhe Pneumoyie dar; aber weder die rechte, noch die linke Runge zeigen eine Spur von Abſceß. Das ziemlich voluminöfe Herz enthält einige Blutklum— penz der rehte Ventrikel fhließt einen ein, welcher von faferiger Beſchaffenheit ıft uad ſich bis in die Pulmonalarterie ausdehnt Zweite Beobachtung. Phlebitis einer untern &e: bervene, die durd einen nahegelegenen metaftati: fhen Abſceb entftanden ift, der fih in den Stamm die fer Vene eröffnet hat. — Am 18. Aprit 1841 wurde im Hoſpital de la Pitie Jean Pafton. ein Fuhrmann, 48 Jahre alt, von mittlerer Größe und gelbem, etwas blafem Anfehen, aufge— nommen, Diefer Kranke fcheint etwas blödfinnig zu ſeyn; feine 44 Borftellungen find bigarrz er giebt vor, er babe fi nur aufnche men laffın, um ſich einige Tage auszuruhen, will von Eeinen Ver— ordnungen des Arztes etwas willen, und verlangte fich ſelbſt abzu— werten; man gebe ihm gewöhnliche Zifane und laſſe iyn in Rube, das ſey Allıs, was er verlange. Als man ihn jedoch gefprädiger machte, theilte ee mit, daß er vor etwa acht Tagen, als er Abends fpät nad; Haufe zurückehrte, von mehreren Individuen überfallen wurde, die ihm fein Geld abnahmen, nachdem fie ihn durch einen Schlag auf den Kopf zu Boden geſtreckt hatten. Seit diefer Zeit ift er unmohl und hat vorzüglid des Abends Fieber; bis dahin war er gefund. Am Kopfe findet man weder eine Anfchwellung, noch eine Wunde; nur der Druck auf die verlegte Stelle ift etwas ſchmerz— baftz aber der Mann jieht leidend aus; fein Gefammtzuitand it ſchlecht, ter Puls it frequent (80 Schläge) und ftark, die Haut ift etwas heiß, die Baden gerötbet, die Zunge gelblich, der Durft bes deutend. Seit einiger Zeit verdaut er fchlecht, was er genießt, und bat nur felten Appetitz zuweilen hat er Erbredyen; ein Drud auf das epigastrium ift ein Wenig ſchmerzhaft, aber eine Anſchwellung ift nicht wahrzunehmen; zumeilen bat er Colik und abwechſelnd Berftopfung und Diarrhöe. Die Refpiration ift etwas achemmtz an der Balis der rechten unge findet man einen matten Ton, der fih nach Oben bie zum Winkel des Schulterblattes erſtrecktz fer— ner crepitirendes Roͤcheln und cin Wenig NRefonang der Stimme; der Auswurf ift fchleimig und fparfam. Die andern Kunctionen find regelmäßig. (Venäfection von etwa 12 Unzen Zifane von Gummi mit Zuder, Bruftjulep, Bouillon.) Den 19. Der Zuftand der Runge ift beffer, das crepitivende Roͤcheln ift geringer und weniger troden, der Puls macht immer 80 Schläge, aber er ift weniger ftarl. Am 21. Der Allgemein: zuftand hat fich nicht verändert, die Pneumonie nicht weiter gebefs fert (Vesicat). Am 22. Der Kranke wird mitten am Zage von heftigem Froftfchauer ergriffen, denen die beiden Stadien der Hitze und des Schweißes folgen. Das Volumen der Milz ift merkiich vergrößert. Den 23. Der fieberbafte Zuftand wiederholt ich fait zu derfelben Stunde. Man verordnet 15 Gentigramm Chinium sulphur. Die Fieberanfäle fehwinden, aber das Allgemeinbefinden des Kranken verbeffert fih nit. Von Zeit zu Zeit bricht er die dar— gereihte Bonillon aus. Die Bafis der rechten Lunge ift immer an der Rıfpiration gehindert (engouee), man hört matten Ton, eini— aes leihte Röcheln, nebft etwas Reſonanz der Stimm; dag Res fpirationsaeräufh fehlt. Man verordnet ein neues Veficatorium, das der Kranke ſich nicht anlegen läßt; er will nichts mehr neh— men, weder Trank noch Zifane, Am 7. Mai. Die früher beobachteten Fieberanfälle erſcheinen von Niuem. Die drei Stadien find genau begränztz die Milz ift etwas voluminds (30 Gentigramm Chin. sulphur.) Am fotgenden Tage erfiheinen, troß der Anwendung des fihmwefelfauren Chinins, die Fieberanfälle von Neuem, aber die Stadien find wicht mehr fo regelmäßia; der Schweiß zeiat fich zu derfelben Zeit, als der Shäütrelfroft. Patient ſchlaͤft niht, ex bricht von Zeit zu Zeit die Zifane oder die Bouillon aus, die man ihm nur mit Mühe bei: brachte. (50 Gentigramm Chin. sulph.. Julayium von Bruftfyrup.) Am 21. Mai verändert man den Ort des Kranken und legt ihn in ein Bett, das den Sonnenftrablen ausgefegt war. Waͤb⸗ rend zwei oder drei Tage hören die Fieberanfölle auf, ver Ges fammtzuitand ift beffer, obwohl der Kranke fehr ſchwach und abge— maaert ift und eine. aelbe Farbe hat. Er verfuht einige Nahrung zu fich zu nehmen; dag erfte Mal verbaut er aut, darauf bricht er aber die Nahrung als, die er am Tage vorher gut verdauf hatte. Den 25. Mai. Die Fieberanfälle Eehren von Neuem wieder und werden von Delirien beafeitetz darauf bekommt Patient gal— liate Diarrhöe. Am 27. wird das Fieber remittirend; Zunge und Mund find troden; das Delirium dauert fortz der reichliche Schweiß und die colliquative Diarrhoͤe ſchwaͤchen und ermatten ben Kranken. Opiumpillen und ein Amylon- und Dpiumcelnftier, das ihm verordnet wurde, will er nicht, auch bricht er oft das wenige Getränk aus, das man ihm beibringen Fann, Am 5. Juni ſtirbt 45 der Kranke erſchoͤpft durch das Fieber und bie 'colliguative Diars rhöe, weiche ihn in den legten acht Tagen nicht verließ. Section. Der untere Rappen der rechten Zunge bietet alle Charactere einer Pneumonie im zweiten Grade dar, melde ſchon in den chroniſchen Zuftand übergeht. Der Magen zeigt am pylo- rus auf der Eleinen Gurvatur einen offenen Krebs, welcher die Schleimhaut in der Größe eines Zweifrankſtücks zerftört hat. Dies fer Scirrhus bildet eine nicht fehe ftarke Geſchwulſt, welche platt ift und im größten Durchmeſſer etwa 5 Gentim. hat. Der übrige Theil des Darmcanals bietet, außer der fehr blaffen und mißfarbenen Schleimhaut, feine weſentlichen Erfcheinungen dar. Die andern Organe jind normal. Der behaarte Hauttheil bietet Feine merklis che Verlegung darz das Gehirn ift zwar nicht kraͤnk, aber fehr klein und wiegt SOO Gramm, ein Drittel alfo mweniger, als fonft das Gehirn eines Erwachſenen wiegt. Die Leber hat ihr normales Volumen; ihre gewöhnliche rothe Farbe, die von dem, diefes Organ durdhfließenden Blute herrührt, iſt jept durchweg in ein ftrchfarbenes (Selb verändert; auch hat fie ein ſchmieriges Anfehen. In einer gewiſſen Ausdehnung jedoch ift die Oberfläche mit rotben Puncten verfehen und diefer Theil, der volllommen abgegrängt ift, contrajtirt auffallend mit den andern ſtrohgelben Theilen diefes Organes. In diefen Eleinen, röthlichen, regelmäßig angeordneten Puncten erkennt man fehr leicht die In— tralobularvenen, die mit Blut überfüllt find und im Mittelpuncte alter Lappen fichtbar werden, Um die Urſache diefer Anordnung aufzufuchen, und um zu er- fabren, warum nicht alle Lappen auf gleiche Weife ihre Snterlobus larvenen angefuͤllt und deutlich zeigen, ſchneidet man in die Reber ein und durchfchneidet die unteren Rebervenen. Man findet in der Leberfubftang fieben bis acht Eiterhcerde zers freut, über deren Natur ich Anfangs nicht wagte, mich auszufpre: hen, da ich weder in den Venen der Glieder, noch in denen der parenhymatöfen Organe eine, phlebitis wahrnahm, welche aber von einer großen Anzahl Mitglieder der anatomischen Gefellfchaft und von Herrn Profeffor Sruveilhier ſelbſt einftimmig für Le— berabfceffe erflärt wurden, Der bedeutendfte derfelben hatte die Größe eines Hühncreier. Als man ibn zerfchnitt, fand man bei'm Duröfchnitte, daß der Umfang die Farbe von Weinhefen batte und nadı dem Mittels puncte zu, wo das Lebergewebe zirftört, mürbe oder vollkommen verfhwunden war und durch rotben, grauen oder fchmußig-gelben Eiter erfegt wurde, eine graue Färbung annahm. Einer diefer Abfceffe fand ſich fehr nahe bei einem Afte der obern Eebervener, der fi an der Stelle in die vena cava ergießt, wo diefe noch auf der rechten Seite vom lobulus Spigelii umfaßt wird. Diefir Abſceß hatte durch feine Nachbarſchaft den Venen— ftamm entsünder und fo afficirt, daß diefer einige inien vor feis ner Einmündung in die vena cava eine Ulceration zeigte, deren größter Durchmeſſer etwa 8 Millimeter betrug, daber ſich auch der Eiter febr leicht aus dem Abfceffe in die Höhluna diefes Gefäßes ergoß. Der Zbeil der Vene, der zmifchen der Uiceration und der Dobivene lich befand. war bedeckt mit ziemlich dicken Pfeudemem- branen, welche die innere Membran vor der Berührung des Eiters fchügten. Oberhalb der Ulceration war das Gefäß fehr entzündet und an ſeinem Umfange durch Pfeudomembranen und ziemlich fe— ftes, faſeriges Gerinnfet obliterirt. Die Girculation mar alfo over: balb dicjes Hinderniffes in allen Zweigen diefer untern Lebervene arbemmt, auch waren alle Aeſte dieſes ‚Gefäßes bis. in ihre legten Theilungsftellen mit Biutcoaaulum angefüllt. So geſtattete ung alfo eine feſte und natürliche Injection, auf eine bewundernewürdige Meife die Lage und Verzweigung dieſer Venen zu ſehen; mit dem Ecalpeil, ‚einer einfahen Lupe uad vorjichtigen Schnitten, konnten toir fie bis in Die Lappen verfolgen, und deutlich ſehen, daß die auf der Oberfläche beobachteten Puncte von der Gerinnung des Blutes aller der Interlobularvenen berrübre, die von dieſem obern Venenftamme abgehen, während der übriae Theil der Leber, da die Girculation an allen andern untern Lebervenen erhalten wat, eine gleihmäßig ſtrobgelbe Farbe batte, äbnlih der, weldhe man in den gemwötnlichen fetten Lebern wahrnimmt. 46 Die Gallengänge waren von gefunder Beſchaffenbeit, aber die Gallenblafe war mit einer weißlihen, oder beffer, einer ſchmutzig ſtrohgelben Galle angefüut; fie war flüfiiger, als im gewoͤhnlichen Zuftande und hatte: eine wäfjerige Beſchaffenheit. Bemerkungen zu diefen beiden Beobachtungen. Die erfte Beobachtung zeigt uns ein bis jegt in der Wiffene Schaft einzig beftehbendes Factum, das zwar immer fchwer zu bias gnofticiren feyn wird, das man aber, wie idy glaube, bald als cine phlebitis erkennen wird an dem Fieber, weldyes mit feinen drei mehr oder weniger regelmäßigen Stadien (Froft, Hitze, Schweiß) unter der intermittirenden Form auftritt, manchmal nad einem leichten Unwohlſeyn fich zeigt, manchmal plöglid den Kranken ber fäut, und in feinem Berlaufe manche Unregelmäßigfeit darbietetz ed weicht nicht bei der Anwendung des fchmefelfauren Chinins, verschwindet einige Zage, um oft mit größerer Heftigkeit zurücdzus ehren; endlich bleiben die Stadien nit mehr deutlich getrennt, Schweiß und Froſt treten zu gleicher Zeit auf und bald nimmt e8 einen anhaltenden Character an, mit Eracerbationen bei Zag und bei Nacht. Zaͤhlt man hierher noch die immer zunehmende Erz mattung und Schwäche des Rranfen, die trodne Zunge, die, ſowie die Zähne, einen rußigen Beltg hat, ferner die erdfahle Geſichts— farbe und endlih das Delirium, in welchem ber Kranke ftirbt, und man hat ein volllommenes Bild der phlebitis mit purulenter In— fection. Findet man außer biefen Symptomen Schmerz an der Lens dengegend, Gelbſucht, Brechneigung, der (bei längerem Beftehen der Krankheit) oft aallige Diarrhöe und Ergießung von feröfer Früffigkeit in die Bauchhoͤhle nachfolgen , fo wird man noch bes ftimmter den Gig angeben können, und die Diagnofe der phlebitis hepatica ift unzweifelhaft. — Doch bei dem jegigen Stande der Wiffenfhaft ift man noch nicht im Stande, eine phlebitis der vena portarum von einer Ente zundung der Lebervenen zu unterfcheiden, nur Vermuthungen kann man darüber aufftellen, und dann erft, wie in diefem Falle, kann man an eine phlebitis der Pfortader denken, wenn der Krante einen firen Schmerz an dır Stille hat, wo dieſes Gefäß fich befin- det, oder wenn der Druck bier einen mehr oder weniger lebhaften Schmerz verurſacht. Das Schluchzen, das fib auch in vielen andern fchiweren Krankteiten zeigt, bat hier nichts Characterifiifes; bekanntlich Tann man bei feinem Eintreten faft immer cinen letbalen Ausgang vorherfagen. Für den Arzt erwähf't aus der Erkennung dieſer Krankheit fein anderer Vortheil, als der, daß er das Uebel nicht mit einem minder wichtigen verwechſele, wie dieß im Anfange diefer Beobach— tuna qrfchab, mo der Kranke uns Feine Auskunft über die Urfache feines Leidens geben fonnte. So wird dann mwenigftens die Erfens nung des Uebels dent Arzte «8 geitatten, den Angebörigen des Kran- fen eine immer bedenkliche Proanofe zu ftellen, und ſich wenigftens ver Verantwortlichkeit zu ſchuͤtzen. Verfolgen wir nun das Parbologiiche dieſes Falles und feine Beziehung zur Venfiologie, fo fehen wir, daß die Girculation obn= möglich durch die große vena mesenterica bewirkt werden Eonnte, aber daß, da das Blut fehr Leicht zurückfliegen und in die kleine v. mesenterica. dringen Eonnte, die Unterleibscireulation fehr Leicht durch diefe Vene, die fi in die normale und unverfebrte splenica, wie gewöhnlich mündete, erhalten werden Eonnte, nur führte das Blut bei'm Durchgange durch den Stamm der Pfortader obne Zweifel jene weinbefinfarbige oder purulente Flüffiafeit mit ſich fort, welche wir bei einer großen Zahl der Leberaͤſte dieſer Vene fanden. . Es ſcheint um fo wahrfcheinticker, daß die Circulation auf die angegebene Weiſe fich wirderberftellte, als die Nebendjte der aro« fen mesenterieca nur in ſehr arrinaer Ausdehnung aeronnenes Blut enthielten, die anaffomefirenden Bogen der venae mesentericae nicht mit Blut überfüllt waren und in vollfommen normalem Zus ftande zu ſeyn fchienen. Auf diefe Weiſe ift es erflärlib, warum die Prritordalböhle eine ſeroͤſe Ausſchwitzung enthielt. — 47 Die zweite Beobachtung ift nur für die patholögifche Anator mie von Intereffe. Bis jegt weiß man noch nicht, durch welche bifondere Symptome die Entzündung der Pfortater von der ihs rer Leberaͤſte verichieden ift. Die von Fizeau *) über die Ent: zuͤndung der Lebervenen mitgetheilte Beobahtung, giebt Erin chas racteriſtiſches Symptom; der Fall, den Renaud**) von dem Fair fertigen Ctallmeifter mittheilt, und der, den man in Andral’s pathologifher Anatomie findet, zeigen ebenfalls nichts Befonderes und fcheinen mir überhaupt Eeine wirklihen Entzündungen diefer Benen. Uebr’gens bedaure ich fehr, daß ih nicht, um diefe Beobad): tung zu vervollftändigen, die Schädelröhle in mehre Stüden zer brochen ader zerfägt babe, um zu fehen, ob nicht eine phlebitis der Benen der diplo& vorhanden gewefen ſey. Obwohl ich Feine phlebitis gefunden habe, welche die metaftatiichen Abfceffe der Le— ber herbeiführten,, To zweifte id doch nicht, daß cs Abſceſſe diefer Art und nicht, wie Einige zu meinen fchienen, die Rıfultate einer begrängten und einfachen hepatitis waren; denn ich Eenne fein Bei: fpiel einer wirklichen hepatitis, welche, in der Leberſubſtanz fo ver: breitet, in der Form von ſieben bis acht im Centrum fchon eiterne den Eiterheerden auftritt, zumal wenn das Lebergewebe in der Um— gegend fait von aefunder Befchaffenheit iſt. Freilich haben ſchon lange die Schriftſteller die fo häufigen Leberabſceſſe als eine Folge von Kopfwunden angefeben, aber man hat auch bereits feit einigen Sahren nachgewiefen, daß diefe Abſceſſe durch phlebitis der Schä: delvenen entfteben. Uebrigens giebt es wenig Urfachen, durch wel— ce das Lebergewebe fo zerftört wird, als durch die metaftatifchen Abfcejfe, indem diefe fogar die Wände der Blutgefäße angreifen. Bei theilweifen oder vollitändigen Leberentzündungen findet man die Gefäß wände nicht nur nicht ulcerirt und die Höhlung der Vene von der Eiterung nicht ergriffen, es ift fogar das, jene umgebende, Zellgewebe im Gegentheile oft verdichtet, um fie gleihfam vor der Entzündung zu fchügen. Da die Symptome der Entzündung der untern Eeberpenen mit den Symptomen der metaftatifhen Abſceſſe und der phlebitis, durch die jene entftanden, complicirt waren, fo ift es unmöalich, diejenigen anzugeben, welche unferem Kranfheitsfalle allein eigen find, zumal da unfer Kranker an einem weit vorgefchrittenen Mas genkrebs litt, welcher den verfchiedenen Symptomen nody mehr ihre Beweiskraft raubt. So ift es alfo Far, daß die Wilfenfchaft noch einer großen Zahl von Zhatlachen bedarf, um, wo möglich, zu einigen beftimmten Daris über die in Rede ftehende Krankheit zu gelangen, (Archi- ves generales de medecine, Juin 1342 ) *) Biblioth. med. XXXVIIT. p- 209. **) Journal hebdomad. No, 43. on ben $Hinderniffen der Girculation des Blutes im Stamme der Pfortader und von ihren anatomifchen und pathologifchen Urfachen. Miscellen Ueber die Nervengeflehte und die geflehtartigen Dispofitionen des Nervenfyftems, vom therapeuti- 48 fhen Gefihtspuncte, hat Herr Ducros ber Parifer Acas demie der Wiffenfchaften, unter'm 17. October, eine Abhandlung vorgelifen, aus welcher folgende, wundırlich lautende, Hauptfol— gerungen mitgetheilt werden: 1) Sc faae, daß die Wirkung der refinöfen Subſtanzen, auf die Haut der Thiere angebracht, ſchlechte Gontuctoren find, indem fie das Leben concentririn und dirfe Thiere tödten, als wenn jie unter der Einwirkung mehrerer Electriſir— mafcinen waren, mit den Schlüffel dieſer dirccten oder chirurgie fhen Medicin gegeben hat, deren Bafen und Principien ich auss einandergefigt habe. — 2) Ic füge hinzu, daß vie Wirkurg der gutleitenden Metalle, auf die Haut der Tbiere angebradyt, indem fie die Lebensſtrdmungen decentralifiren und felbige nach den crcen— trifchen Theilen leiten, der Therapie sinen neuen Weg eröffnet haben, indem jie auf dichetomifche Weife dargetban haben, daß das Eebensprincip durch eine einfache phyficaliihe Operation wege genommen (enleve) werden Eonnte. — 3) Sc fage, daß die alte Meticin tes Ban Helmont (indem fie unter allgemeiner Korm annahm, daß jeder Theil feine Suprematie, feinen Monarchismug, babe,) einen Grund von Warrheit dararboten bat. Aber meine Arbeiten über die Geflechte und die gıflıchtförmigen und ganglien— artigen Dispofitionen des Nervenfyftems ftellen diefe Wahrheit unter einem anderen Gejichtspuncte beraus, die in Ban Dei mont’8 Arbeiten nur in unbeftimmter Weile und bloß hypothe— tifh aufgefaßt war. Nach meinen Principien muß man, bei der Würdigung aller Krankbeiten, die wägbare Molccüle und das un— gewogene leccmotorifhe Agens vor Augen haben; man muß auch die Rocalfranfheit, die man mit einer äußeren, bloß chirurgiſchen, Behandlung befämpfen kann, und den allgemeinen pathologiſchen Zuftand im Blicke behalten. Meine Heilkunde bezeidnet, nuch Zei— chen und Symptomen, die Fälle, in welchen der Kunftvirftäntige auf die, in Kolge der Störungen der Geſetze des ungewegenen Agens, geftörte wägbare Molecuͤle einwirken muß, und fie weiſet die Umftände nach, unter welchen nur Verlegung der Function vor— banden ift, und fie wendet alsdann die gecigneten theropeutiſchen Mittel an, um diefe Störungen zu befeitigen, indem fie tie Tkaͤ— tiakeit des ungewogenen Agens rıgulirt. — 4) Ich faae, daß das Leben einer ungleichen Vertheilung unterliegen kann, und dann entweder zu ſehr auf den Nerven: Mittelpuncten, zum Schaden der peripberifchen Theile deffelben Syſtems, zufammengebäuft, oder auf dem peripherifchen Nervenfyfteme zu fehr fpecialifirt ift auf Kos ften der Nerven: Mittelpuncte. — 5) Nach dieſen Principien babe ih alle Heilmittel abgetbeilt im diejenigen, welche durch ihre difs fuſibelen Gigenfchaften das Leben auf das ganze Nervenſyſtem gleich vertbeilen, indem jie es bdecentralifiven, und in dieje— nigen, welcde dur ihre centralifirenden Eigenſchaften ge- gen die Ganglien, gegen die Plexus, gegen das Ruͤckenmark, gegen das Hirn die ganze Lebenskraft bintreiben, welche durch ano- male Strömungen ſich faft ausfchließlich auf die Nerven fpecialifirt hatte, Ein neues Inftrument zur kuͤnſtlichen Pupillen— bildung bat Herr Leroy d’Etiolles, in der Gigung am 24, October, derfelben Academie vorgelegt, womit, wie er glaubt, die Operation regelmäßiger und ficherer werden foll, indem, obne die Pupille zu verziehen, ein Stud iris ausgefchnittten wird. (Bes Eanntlich beabjichtigt das Reiſinger'ſche Inftrument daffelbe.) Bibliographische Description des animaux fossiles qui se trouvent dans le terrain houiller et dans le systeme du terrain anthraxifere de la Bel- gique. Par L. de Koninck. 1. — 5. Livr. Liege 1841 et ‚1842. 4. Analysis of Ferıns. By J. Francis. London 1842. 8, Neuigkeiten Elements of the Theory and Practice of Medicine; designed for the use of Students and junior Practitioners. By George Gregory, M.D. etc. 5th edition. Edinburgh 1842. 8. Observations pour servir à l’histoire des calculs lacrymaux. Par F. Cunier. Bruxelles 1842. 8. —— — — Menue Üotizen aus dem Gebiete der Nalur- und Deilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Obers Medieinafratbe Frordep zu Weimar, und den Mevdieinafratbe und Profeſſor Froriep zu Berlin. No. 510. Gedrudt im Landes »Induftries Somptoir zu Weimar. (Nr, 4. des XXIV. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 51.30 Kr, October 1842. des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. u 0: to Bemerkungen über ein Eremplar des fehwarzen Bußfopfes (Phocaena melas), welches an der Küfte von Cornwallis gefangen worden. Bon Sonathpan Co ud. n (Bierzu Figur 2. der mit Nr. 507. [Nr. 1. dieſes Bandes] aus— gegebenen Tafel.) So bäufig auch der ſchwarze Butzkopf an den nördlie chen Küften Großbritanniens gefangen werden mag. fo has ben fih doch den Naturforſchern Die Gelegenheiten zur Uns terfuchung dieſer ziemlich merkwürdigen Species nur felten geboten, und diejenigen, welche Abbildungen davon geliefert haben, find mehrentheild® zum Gopiren der ſchon vorhande— nen genöthigt gewefen, daher denn felbft in den angefeben- ften Werken dergleichen angetroffen werden, die in mehreren wichtigen Puncten fehlerhaft find. Aus diefem Grunde, und weil das hier zu befchreibende Eremplar in bedeutender Entfernung von feinem gemwöhnlihen Wohngebiete gefangen ward, wird hoffentlich die nachftehende Notiz über daffelbe den Naturforfchern nicht unwillkommen fern. Seine Fänge betrug in gerader Linie 20 Fuß, aber von der Oberlippe bis zur Schwanzſpitze, längs der Krümmung bin gemeffen, 2243 Fuß; die Breite des Schwanzes 4 Fuß 9 Zoll: von der Bafıs der Nüdenfloffe bis zur Mitte des Bauches maaß er 5 Fuß 3 Zoll, alfo betrug fein ganzer Umfany noch einmal foviel. Die Höhe der Nücdenfloffe war 14 Zoll; über den Ruͤcken bin, vom Rande der Schwanz- big zur Ruͤckenfloſſe gemef: fen, betrug der Abftand 12 Fuß 9 Zoll; die Ringe der Bas fis diefer Floffe aber 3 Fuß 5 Zoll. Der Kopf ift im Verhaͤlt— niffe zum Körper Elein; die Stirn fteht vorn bervor, iſt breit und auffallend rundlich; zwifchen derfelben und der Ober— lippe findet fich eine Vertiefung; der Mundwinkel ift auf: fleigend, der Unterkiefer etwas kürzer, als der Oberkiefer; die Zunge breit und fleifhig; die Zähne Elein, rund, vom Zahnfleifche am gerechnet Eaum über 4 Zoll hoch, einzeln: ftehend und vorwärts geneigt; die im Oberkiefer etwas ſtaͤr— fer, als die im Unterkiefer und alle fo abwechfelnd geftelft, No. 1610, Kahn Niue daß fie ineinandergreifen. In der Subftanz des Zahnfleis ſches befinden ſich am Vordertheile des Oberkiefers vier Hoͤh— lungen, in welche die entſprechenden Zaͤhne des Unterkiefers einſetzen. Inſoweit die Zaͤhlung genau ausfallen konnte, ſchienen in jedem Kiefer zwanzig Zähne vorhanden zu ſeyn. Das Eleine ſchmale Auge brfinder fih etwas über und ein Wenig vor der Linie des Mundwinkels. Die Athmungs- öffnung am Hinterhaupte liegt in einer Vertiefung und ift, wenn die Klappe gefchloffen, kreisrund, während die Curve nach Hinten gerichtet iſt). Die Bruftfloffe ift 4 Fuß 9 Zoll lang, wird fehr fehmal, fpisauslaufend und ift ruͤck— waͤrts gerichtet; fie bat in der Geftalt mit einem Schwal— benflügel Aehnlichkeit. Der Rumpf ift breit, rund, feft; im bintern Drittel feiner Länge zufammengedrüdt; daffelbe ift auf der Bauch» und Nüdenfeite mit erhabenen Streifen und Furchen verfehen (getippt) und wird nad) dem Schwanze zu fchnell von Oben nah Unten zufammengedrüdt, waͤhrend der Schwanz in der Mitte einen Kreisausfdnitt darbictet. Das Eremplar war ein Männchen, und vom After lief nah Born auf dem Bauche bin eine lange Furche, in welcher der penis eingelagert war, welder ficb etwa 2 Fuß vor dem After befand. Das Dberhautchen ift dünn, die Farbe tieffchwarz, die allgemeine Körperoberfläche glatt wie Wachs— taffet. An den Seiten befinden ſich aber mehrere merfwür> dige gefurchte Stellen, welche mit den Rippen mandıer Mu- ſcheln ArhnlichEeit haben. Tief an den Seiten ziehen ſich zwei lange parallele Streifen bin, die vorn durch einen drit= ten mit einander verbunden find. Unter der Kehle befindet fib sin breiter weißer Flecken, der nach der Kehle zu herz⸗ förmig ift und rücdwärts nicht weiter, als bis zu den Bruft- floffen reicht, hinter denen er undeutlich und fhmal wird. In der Nüdenfloffe befand fih eine Kerbe, welche wahrſcheinlich von einer zufälligen Beſchaͤdigung herrührte: Übrigens mar die Floſſe nah Hinten zu fichelförmig. ) Diefe Befchreibung giebt Fein deutliches Bild; denn wenn eine Deffnung Ereisförmig ift, fo ift die Krümmung tbenmäßig nad) allen Seiten gerichtet. D. Utberi. * 51 Es unterliegt Eeinem Zweifel, daß dieß der Delphinus melas, Fleming, der D. Deductor, sScoresby, die Phocaena melas, Bell (British Quadrupeds, p. 483) und folglih auf Delphinus melas , Trail, D. globi- ceps, Cuvier und Globicephalus Deductor, Jardi- ne, zu beziehen ift. Allein während die von diefen Nature forſchern mitgetheilten Befchreibungen binlängtich genau find, um die Species zu beftimmen, finden ſich Ddielelben, fammt den beigegebenen Abbildungen, doc) in mehreren wichtigen Puncten fo mangelhaft, daß, wenn eine nahe verwandte Art exiſtirt, leicht Zweifel entftehen Eönnten. Die im Bell: ſchen Werke enthaltene Figur ift eingeftandenermaaßen von Guvier entlehnt, und wiewohl ich Eeine Gelegenheit habe, die Annales du Museum ;u Rathe zu ziehen, wo fich der Artikel des großen franzojifhen Maturforfchers befindet, oder das Werk feines Bruders Über die Cetaceen nachzufchlagen, fo habe ih doch Eeinen Grund, die Genauigkeit der Copie in Zweifel zu ziehen. Die fonderbare Geftalt, welche der über den Rüden gefhmwungene Schwanz darbietet, und die Duͤn— ne des ganzen Thieres, wie er fi in den von Scoresby und Bell gegebenen Abbildungen darftellt (obwohl diefer Umftand bei der des Letztern am Auffallendften ift), begruͤn— den indeß in mir die Vermuthung, daß die leßtere eine Co— pie der erfteren, und daß folglich die von Dr. Trail gelie— ferte Abbildung, von welcher Scoresby die feinige entlehnt hat, das einzige unzweifelhafte Original ſey. Nachſtehende Bemerkungen, weiche ſich bei der Verglei— dung der (nah Cuvier gelieferten) Abbildungen Bell's und Scoreby's (deffen Befchreibung wenigfteng von Trail entlehnt ift) mit dem in einer günftigen Page vor mir aus: geftreften Thiere und meiner eignen Zeichnung und Be: Threibung fid) ergaben, werden die Unterfchiede zwifchen den erftern und den lestern herausftellen. In Herrn Bell's Werk ift das Thier, namentlihb am Wordertheile, viel zu dünn, und nach Hinten zu nicht zufammengedrüdt genug, auch dort unten und oben nicht ſtark genug getippt darge— ſtellt. Die Schwanzfloffe ift zu tief eingefchnitten und an den Seiten zu dünn; denn wenngleich ein einzelnes Exem— plar in der angegebenen Stellung verenden Eönnte, fo kann doch die Länge und Dünne des Schwangmwinfel3 nur von einem Fehler in der Zeichnung herrühren. Auch ift die Stirn nicht hervorragend und Eugelförmig genug ; die Zähne find zu zahlreich und fichtbar, der Unterkiefer tritt zu weit hervor. Jenyns ſtellt die Zähne als Eonifhb und ſcharf dar, während bei dem von mir unterfuchten Cremplare die Bahngipfel ftumpf waren. Die Bruftfloffe ift in den Ab— bildungen nicht richtig dargeftellt, und die Ruͤckenfloſſe ſteht zu weit nah Hinten, indem fie, foweit fich dief nach dem Au: genmaaße beurtheifen Läßt, fich genau über dem Schwerpunkte befindet. Da die eigentliche age diefes Drgans ein wichti- ger Character der Species ift, fo hat man darauf bei der diefem Artikel beigegebenen Abbildung befondere Ruͤckſicht genommen, Es thut mir leid, daß ich bei diefer übrigens fo guͤn— ffigen Gelegenheit ruͤckſichtlich der innern Structur des Thieres durchaus Eeine Unterfuchungen anftellen Eonnte; allein nach— 52 dem ich mit den Eigenthuͤmern ruͤckſichtlich des Skelets, na⸗ mentlich der Kopfknochen, Handels einig geworden war, ins dem ich diefe Theile erhalten follte, nachdem die Keute mit der öffentlihen Ausftelung des Thieres zu Ende gekommen feyn würden, verkauften fie biefelben, ohne mein Vorwilfen, um einen höhern Preis. Die Art und Weiſe, wie dieſer Malfifch gefangen wurde, duͤrfte einiges Licht Über deffen Lebensweiſe verbreis ten; denn die meiften bisher an der Küfte England's gefans genen Getaceen find befanntlich geftrandet, welchen Umftand man mit großer MWabhrfcheinlichEeit dem Krankſeyn der Thiere zugefchrieben hat. Am 29. März diefes Jahres fah man das in Nede fiehende Eremplar an der öftlihen Küfte der Inſel Looe mit dem Kopfe gegen eine Klippe treiben, und auf den Stoß erfolgte eine Blutentleerung, wahrſcheinlich aus dem Maule, da fich fpäter nirgends eine aͤußere Der: legung auffinden ließ. Später begab fih der Walfiſch in’s hohe Meer, Eehrte aber an die Küfte zurüd, wo er ſich zwifhen den Klippen verwidelte, fo daß die zwei bis drei anmwefenden Männer e8 dahin bringen Eonnten, ihm ein Seil um die Schwanzmurzel zu fhlingen. Als die Ebbe eintrat, blieb ec auf dem Trocknen liegen und verendete nad) Ver: lauf von etwa ſechs Stunden. Polperro, 1842. (The Annals and Magazine of Natural History, No. LIX., July 1842, Beobahtung über die getrennte und vereinigte Thätigkeit der Musfeln des Auges und der be: nachbarten Theile, fowie über deren Zweck und phyſiologiſchen Bedeutung für den Thierkoͤrper. Bon Eduard Hoden, Dr. Med, (Der Königl. mediciniſch-chirurgiſchen Gefellichaft in Edinburgh vorgelefen am 24. Mai 1842.) (Sortfegung.) Die mm. recti wirfen auch mit manden Muskeln der Augen braue und des Augenlids zufammen. Wenn, 5. B., Jemand von einem Schlage bedroht wird, auf deffen Empfang ſich das Auge vorbereitet, fo zieht fich der Augapfel in die orbita zurück, wobei alle mm. recti zugleich wirken, und gleichzeitig zieht ſich die Au⸗ genbraue niederwaͤrts und zuſammen, weil der m. orbieularis pal- pebrarum und der corrugator palbebrae in Thätigkeit treten, und auf diefe Weife wird das zarte Drgan häufig vor Verlegung ger fhügt. Das Zufammenmirken der mm. reeti mit dem orbicularis palpebrarum und dem levator palpebrae gewahren mir unfer ans dern Umftänden. Wenn der Augapfel lediglih dur den m. reo- tus superior gerade in die Höhe gedreht wird, fo hebt fich das obere Augenlid gleichzeitig und verhältnigmäßig; denn wenn diefe vereinigte Wirkung nicht ftartfände, fo würde der Augapfel offen» bar unter das Augenlid geehrt und der Zweck des Individuums vereitelt werden. Ferner wird, wenn der reetus inferior allein in Thätigkeit tritt und der Augapfel gerade niebirwärts gedreht wird, das obere Augenlid im entfprechenden Grade durch die Sontraction des m. orbieularis hinabgezogen, damit das Auge vor dem Ein: dringen fremder Körper gefchügt werde. Bei'm gewoͤhnlichen Ser ben wenden wir die mm. recti beftändig an, um den Augapfel nach den Gegenftänden zu richten, die wir zu betrachten wuͤnſchen, oder nur in Bewegung befindliche Gegenftände fo zu verfolgen, daß ihr 53 Bild auf demjenigen Theile der Neshaut bleibt, welcher das Se: ben am beutlichften vermittelt. Dieg zu bewirken, baben jene Muskeln, wie idy bereits gezeigt, volllommen die Fähigkeit, da fie den Augapfel nicht nur nad) vier Richtungen, fondern durd ihr Zuſammenwirken in jede Zwifchenftellung drehen können, fo daß er in jeden beliebigen Radius des Kreiſes gezogen werden kann. Gie treten zufammen in Thätigfeit, wenn man ſich bemüht, einen fer: nen Gegenftand deutlich zu fehen, und wenn ſich Eurzfichtige Perſo— nen beftreben, auf gewöhnliche Entfernungen zu feben; und dabei werden die Augenlider theilweife gefchloffen, während der Augapfel die oben angegebenen mechaniſchen Veränderungen erleidet, Die Zurücdziehung des Augapfels fpielt» in Verbindung mit der ons traction der Augenbraue und dem theilweifen Schließen der Augen lider, bei der Befhüsung des Auges vor äußeren Verletzungen eine bedeutende Nolle und kommt in allen Fällen, wo fichtbare Gefahr droht, oder mirklich eintritt, zur Anwendung. Wir haben nun die Functionen der m. orbicularis palpebra- rum zu betrachten, und hierbei finden wir, daß verfciedene Beob— achter zu verfchiedenen Zeiten die Thätigkeit diefes Muskels ehr ungleich beurtheilt haben; die eine Partbei zählt ihn durchaus zu den willführlich beweglichen Musteln, während die andere ihn ges radezu als einen Schließmuskel betradjtet. Wir werden zu bewei— fen fuchen, daß feine feldftftändige und gemeinfchaftliche Thaͤtigkeit eigenthümlichen Bedingungen unterliegt, und daß er, je nad) dem Zuſtande der Augenlider oder der Affecte und Gemüthsbemwegungen, mit andern Musfeln oder Musfelappararen gemeinfchaftlidy oder nicht gemeinſchaftlich in Thaͤtigkeit treten kann. Seder Muskel im menfhlichen Körper befist feinen eigentbüms lihen Antagonijten, deren auch mehrere ſeyn Können, welcher deffen Thätigkeitskreis oder feine Thaͤtigkeitsweiſe befchränft und mo— dificirt, indem die Functionen beider fih gemilfermaßen im Gteichgewichte halten. In dem vorliegenden Falle ftebt der leva- tor palpebrae mit dem m, orbicularis in dieſem Berhältniffe, Diefe beiven Muskeln befisen eine eigenthümliche und eine abwech— felnde Thätigkeit, indem die Erfchlaffung des einen mit der Gons traction des andern, fo lange der Körper gefund ift, fortwährend zufammenfällt, und diefe Thaätigkeit beider Muskeln fcheint wills kuͤhrlich oder faft willführlich, da wir ung bderfelben immer bewußt find. Sch will nun der Ausnahmen gedenken. Es giebt einen Mittelzuftand, wo feiner der beiden Muskeln auf die Augentider einwirkt, und wo fie einander gleihfam nur durch die Schwerkraft im Gleichgewicht halten, Alsdann bedeckt das obere Augenlid die zwei oberen Drittel des (fihtbaren Theils des) Augapfıld und bedeckt die Vorderſeite der cornea und die iris, fo daß nichts als die conjunctiva und die darunter ausgebrei— tete tunica albuginea, infomweit jie das untere Drittel bilden, ſicht— bar bleiben. Diefen Zuftand von gänzlicher Abweſenheit der Gons traction beider Muskeln bat man nur felten zu beobadjten Gele: aenheitz bei manden Perfonen ſtehen die Augen mährend des Schlafes in diefer Weife offen; allein dieß ift nicht bäufia der Fall. Wenn indeg die von der portio dura verforgten Theile ae: lähmt find, fo findet dieß bei'm Schlafen, und wenn man fich be: muͤht, die Augen zu fchließen, immer ftatt. Wird der Einfluß dis Gehirns durch einen Unfall, Krankheit oder den Tod aehemmt, fo tritt die hier zu demonftrirende Erfceinung ein. Wer Leichen aufmerffam unterfuht bat, wird bemerkt haben, daß das obere und untere Augenlid nach dem Tode in einer befonderen Beziehung zu einander ftehen, während der Augapfel ein Wenig aufwärts und auswärts gekehrt ift; und auf der andern Eeite fehen mir denfels ben Zuftand in Fällen von heftiger Erfhütterung oder Zufammen: druͤckung des Gehirns, oder wenn der orbicularis palpebrarum durch Kälte oder aus einem andern Grunde gelähmt und der Pas tient unfähig ift, das Auge zu fchließen. Da fih nun offenbar die Augenlider in dieſe theilweiſe ge: ſchloſſene Tage lediglich in Folge der Einwirkung der Schwerkraft begeben, fo liegt auf der Hand, daß zur vollftändigen Schließung diefer Organe noch mehr gebört, und wir finden dieß, in der That, alfo. Wie wird aber biefe fernere Thätigkeit bewirkt; wodurch werden die Augenlider während des Schlafs und unter andern Um: ftänden gefchloffen gehalten? Das Schließen der Augen ift ein 54 willkuͤhrlicher Act, dem die Erſchlaffung des levator palpebrae vorhergeht, und der von einer entfprechenden Gontraction des m. obliquus inferior begleitet if. Wenn wir daher das Augenlid fließen, wird gleichzeitig und ebenmäßig der Augapfel fchräg aufs wärts und einwärts und zulegt aufwärts und auswärts gedreht. Drüdt man leife mit den Fingern auf den Xugapfel, während das Augenlid im Schließen begriffen, und nachdem es feftgefchloffen ift, fo fann man diefe Beweaungen fühlen und fi von deren Wirt: lichkeit überzeugen. Einen noch überzeugendern Beweis findet man jedoch, wenn das Auge an staphyloma leidet, wo man bann die Bewegungen bes Auaapfels unter dem ide mit den Augen verfel— gen und fich auch durch Betaften von der fchrägen Rage der cornea überzeugen Eann, die, wenn die Augen volltommen gefchleffen find, fdhräg nad) Oben und Außen gerichtet ift. Co lange die Augen: lider gefchloffen bleiben, behauptet der Augapfel dirfelbe Rage, wo— von man ſich in Fällen von gehörig ausgebildetem staphyloma vollftändig überzeugen fann, uud wenn man die Augenlider einer ſchlafenden Perſon ſchleunig auseinanderziebt, fe Bann man dajfelbe beobachten. Am bequemiten gefchieht dieß bei einem fchlafenden Kinde, da wir denn, wenn wir deffen Augenlider fchnell, aber fanft, von einander trennen, den Augapfel auf die gegebene Weife ſchraͤg gedreht finden. Der Vortheil, den diefe zufammengefegte Thätigs Feit bei'm Blinzeln, wo der m. orbicularis fi plöglid zufammens zieht und ebenfo plöglich wieder erfchlafft, gewaͤhrt, liegt auf der Hand; es wird nämlich der bloßliegende Theil des Augapfels abs gewiſcht und die Keuchtiafeit über denfelben gleichförmig vertheiltz allein die fehräge Tage des Augapfels während des Gefchloffenfinns der Augenlider ift ebenfalls ungemein nüglih, indem dadurch die vollftändige Ausſchließung des Lichtes während des Schlafes bewirkt wird, was richt der Kall feyn würde, wenn die nur von dem durchfcheinenden Augenlide bedeckte cornea ihre Lage nah Born behauptete. Das Scliegen der Augentider ift willkührlic, da wir ung des Actes immer bewußt find, und wenn wir während beffelben unfere Gefühle beobachten, fo bemerken wir, daß dabei eine allmälige Erz fchlaffung des levator und eine ftufenweife Gontraction des orbi- cularis palpebrarum vorgeht, während der Augapfel die in Folge der Zufammenziehung des m. obliquus inferior ftattfindenden Bes wegungen erleidet. Die Kraft, vermöge welcher die Augenlider mit einander in Berührung gehalten werden, nachdem fie durch eine wills kuͤhrliche Anftrengung gefchloffen worden find, ift ganz derfelben Art, wie diejeniae, durch welche der Augapfel in feiner gebobenen und auswärts gefehrten Cage erhalten wird, nachdem er durch den m. obliquus inferior in diefelbe gebradht worden it. Es fcheint verhältnigmäßig wenig Kraft dazu zu gehören, um die Auaenlider und den Augapfel in diefer Lage zu erhalten, und dieß NRefultat ift wohl faft nur auf Rechnung der Spannkraft der Theile zu ſez— zen; denn wenn die Augenlider nicht durch eine mwillführliche Anz firengung oder durch unmillführliben Krampf zufammengebalten werden, wie, z. B., bei'm ruhigen Schlafe, gehört ungemein wenig Kraft dazu, fie auseinanderzuzieben, während der Augapfel zugleich in feiner Cage bebarrt Wenn der levator palpebrae willkührlich zufammengezogen wird, erfhlafft der orbicularis palpebrae und das Augenfid wird aeboben, während ber m. obliquus inferior ebenfalls erfchlafft und der Augapfel feine gerade Cage annimmt. Der m. orbieularis und levator offenbaren ihren Antagonie: mus ebenfalls, infofern der Ausdruck des Geſichts betroffen ift. Die Aufhebung der Augenlider, das Hervorrreten der Auaäpfel, die theilweiſe Schliegung der Augenlider, und die Zufammenziehung der Augenbrauen ftehen ſaͤmmtlich mit der Thaͤtigkeit anderer Muskeln und Musfelpartbieen, welche ähnliche Leidenſchaften, Gefühle oder Affecte zur Erfheinung bringen, in inniger Beziehung. Indeß ift es * meine Abſicht, mich hier weiter auf dieſen Gegenſtand eins zulaffen. Ich habe bemerkt, daß bei'm ruhinen Schlafen verhältnigmäs fig wenia Kraft ausgeübt wird, um die Augenlider im Schluſſe zu erhalten; denn wir finden, daß fie ſich obne fheinbare Gegene mwirfung auscinanderzieben laffen, bis der auf den m. trigeminus gemachte Eindruc durch die portio dura des fiebenten Paares und die darauf erfolgende unmillkührlice Zufammenziehung des m, or- 4 «* 55 — — bicularis eine Ruͤckwirkung erzeugt. Dieß iſt offenbar eine der Bedingungen zur Erhaltung des ruhigen Zuſtandes des Organs und zur Beſchuͤtzung deſſelben vor der Einwirkung des Lichtes, wo— duch die Wirkung der Lage des Augapfels in diefer Beziehung unterftügt wird. N Menn der ganze Muskel in Thätigkeit tritt, um das Lid zu Schließen, fo ift dieß ein Act der Willkühr und nicht nur die uns willkuͤhrliche Contraction eines Schließmuskels. So lange jedoch der levator palpebrarum ſchlaff und die Augenlidet geſchloſſen blei⸗ ben, iſt deſſen andauernde Thaͤtigkeit, wenn eine ſolche wirklich ſtattfindet, offenbar im Zuſtande, wie wir denſelben an Schließe muskeln wahrnehmen. obwohl fie fih in Nichts von der anhaltenden und unwillkuͤhrlichen Contraction des m, obliquus inferior unters ſcheidet, welche doch Niemand, wenngleich fie andauernd und un— willkuͤhrlich ftattfindet, mit der eines sphineter vergleichen wird. Allein eg find einige wenige Fafern diefes Muskels über das Vor— dertheil der Tarſalknorpel ausgebreitet, welche man mit dem Nas men der gewimperten (ciliaris) Faſern belegt hat, und die einer ınabhängigen Thätigkeit fähig find, Sie, oder in der That nur eine derfelben, dienen dazu, dem tarsus eine geringe, aber bedeus tungsvolle Bewegung zu ertheilen, wodurch das Auge ein Blinzeln des Zweifels oder der Verfchlagenheit ausführt, oder fie treten in Thätigkeit, wenn fich dem Auge ein fremder Körper nähert, dev vielleicht nicht die Ausdehnung hat, dab er die übrigen Portionen des Muskels afficirt Schmerzhafte Eindrüde auf die Neshaut, z. B., der eines inz tenfiven Lichtes, erzeugen ein Erampfhaftes Schließen des orbicula- ris, zumal wenn die iris eine krankhafte Reizbarkeit befist, wie bei ſtrumoͤſer Augenentzündung, Neshautenrzüundung, oder hyſteri— ſcher Amaurofe. Eindrüde auf die coniunctiva erzeugen ähnliche Wirkungen; auf die Einführung Eleiner fremder Körper unter das Augenlid erfolgt, wie bekannt, eine fehr ſchmerzhafte Lichtfcheu und Augenliderframpf, und die Verbreitung der Entzündung über die Schneiderſche Membran, wodurch bei ftrumöfer Entzündung Nies fen veranlagt wird, beweif’t, daß die conjunctiva Feine unbedeu— tende Rolle dabei fpielt, wenn das Auge aegen Licht krankhaft empfindlich ift, und die Augenlider ſich krampfhaft fliegen. Menn die Neghaut aus irgend einem Grunde unempfindlich ift, fo erfehen wir, wieviel von der Gegenwirkung allein abhängt; denn unter diefen Umftänden Eann man den Finger dem Organe bis auf die geringftmögliche Entfernung nähern, wenn man baffels be nur nicht berührt, ohne daß fi) die Augenlider im Gerinaften bewegen. Aber wenn man alsdann die Augenlider oder die Wim— perhaare berührt, fo ſchlieben fich die erftern augenblicklich, woraus ſich deutlich erkennen täßt, daß die Function diefes Muskels durch einen Reiz in Thaͤtigkeit tritt, oder ercito«motorifcher Art ift. Wenn dagegen die Neshaut ihre Empfindlichkeit behält, fo veran« laßt die Annäherung des Fingers eine plögliche Gontraction und Erfchlaffuna des m. orbicularis palpebrarum, was bei erheuchelter Blindheit ein fehr mwerthvolles Prüfungsmittel abgiebt und unter den diagnoftifchen Puncten nicht unberüdjichtigt gelaffen werden darf. Diefer Musket it der unwillführlichen Frampfhaften Thäaͤ— tigkeit ausnehmend unterworfen, und bei Perfonen, deren Gefunds beit geftört ift, oder die an allgemeiner Reizbarkeit des Nerven: fnftems leiden, ift nichts gewöhnlicher, als ein läftiges, häuft: ges Blinzeln mit den Augenlidern des einen oder der beiden Au: gen. Wir fehen aber ein noch Läftigeres Leiden, welches gelegent= lih durch Störung in den Verdauungswerfzeugen oder einen krank— baften Zuftand der erften Wege entfteht und in unaufhörlichen Parorysmen von Zwinkern und partiellen Gontractionen befteht, und mehrentheils durch ein ftarfes Abführmittel gehoben wird. Der m. orbieularis palpebrarum wirft mit den zwei mm. obliqui der orbita und den vier mm, reeti unter Anderm bei den Veränderungen zufammen, welche bewirkt werden, um das Ger fihtsorgan dem fernen oder naben Sehen oder dem genauen Uns terfuchen großer oder winziger Gegenftände anzupaffen. Wenn die Augäpfel auf das Sehen ganz naher Gegenftände geftellt find, ins dem deren Aren fich durch die Einwirkung der beiden mm. obliqui verlängert haben, find, abgefehen von andern Veränderungen, die Aus genlider theilweife gefchloffen, und dieß iftauch sine der Thätigkeiten, 56 welche dazu dient, um Eurzfichtige Perſonen bei'm Erkennen verhälte nigmäßig entfeenter Gegenftände zu unterftügen. Gleichzeitig mit ben mm. recti wird der m, orbicularis angewandt, wenn der Aug— apfel durch die vereinigte Zhätigkeit der erftern zurückgezogen und abgeplattet worden, und überhaupt auf das Schein entfernter Ges genftinde gejtellt ift, wo dann, wenn das Gefidyt zum deutlichern Erkennen angeftrengt wird, die Augenbrauen zufammengezogen und die Augenlider theilweife gefchloffen werden. Diefe Thaͤtigkei— ten find überdem mit dem Einwirken eines anderen Muskels, des corrugator supereilii. vergefelfchaftet, durch welchen die Augen— brauen zufammengezogen werden, indem fie fich niederwärts und einwärts nad) der Medianlinie zu bewegen. Während die vereis nigten Gontractionen des m. orbicularis und des m. obliquus in- ferior den Zweck des Abwifchens der cornea, der gleichförmigen Vertheilung der Feuchtigkeit und der Befhüsung dis Auges vor dem Fichte erfüllen, dienen fie zugleich dazu, die Ränder der Aus genlider, wenn, wie, z. B., beiim Weinen, überfhüfjige Feuchtig— keit vorhanden iſt, einander in der Weife zu nähern, daß der dreis eckige Canal entfteht, durch welchen die Thränen nach den Thränens puncten und von da durch den Thränenfac in die Nafenhönle ges leitet werden, wobei das untere Augenlid die Stelle eines Schuß bretes in dem Gerinne vertritt; und bei diefem Gefchäfte wirkt der m. orbicularis mit dem tensor tarsi zufammen, welder ſich über den Sad crftredt und denfelben zufammenprüdt. Bei Betradhtung der Sachlage überzeugen wir uns leicht davon, daß der m. orbi- cularis und levator palpebrae, der erftere mit dem rectus infe- rior und ber legtere mit dem rectus superior, zufammenmirfen. Denn wenn wir das Auge vermöge der Thaͤtigkeit des m, rectns inferior fenfen, oder diefen Proceß an Andern beobachten, fo koͤn— nen wir im erftern Falle fühlen, im legtern fehen, daß in demfel« ben Berhältniffe, wie fih der Augapfel niederwärts dreht, das Augenlid duch die Gontraction einer Portion der orbieularis ſich fenkt, und wenn auf der andern Seite der Augapfel duch die Gontraction des rectus superior aufivärts gekehrt wird, hebt der levator palpebrae das Augenlid in die Höhe. (Schluß folgt.) Miscellen In Beziehung aufdie an der Küfte von Chile an: geblih eingetretene Erhebung des Erdbodens hat Herr Dubauzet, in den Anmerkungen zur 1. Abtheilung des II. Theiles der Voyage au Pole Sud et dans l’Oceanie, unter An: derem Folgendes mitgetheilt: „Mehrere Capitäns von Franzojis fhen Walfifhfahrern, welche die weftlihe Küfte von Patagonien befucht hatten, verficherten, in dem Chonos-Arcipel, einige Zeit nah dem Erdbeben zu Valdivia im November 1837, deutliche Spur ren einer, dur das Erdbeben hervergebrahten, Erhebung beob- achtet zu haben; denn eine der Spigen der Kalkſtein-Formation einer, früher von ihnen häufig befuchten, Bai war eine große Strecke weit, oberhalb der Waſſerhoͤbe bei der höchiten Fluth, mit an dem Gefteine hangenden Stedmufcheln, Patellen und anderen Conchylien bedeckt und mit Fucus in einem fehr vorgerücdten Zu: ftande von Verderbniß, weil fie troden gelegt waren. Einer der Gapitäns, welche diefe Thatfache bezeuaten, it ein Mann von fo anerkannter Moralität, daß man fein Zeugniß als außer Zweifel gefegt betrachten muß. Alle ftimmten auch darin überein, daß feit dem Erdbeben, welches Conception zerftörte, der fünfundzwanzig Stunden füdlicher gelegene Ankerplag der Infel Santa Maria fehr fhlecht geworden fey: denn da der Grund geftiegen ift, kann man fih nicht mehr fo.dem Rande nähern und dafelöft nicht ordentlich gefichert liegen. Die Cagots in den Pyrenäen (meldete Herr Guyon ber Academie der Wilfenfchaften zu Paris am 5. Septemb. d. J.) find von mebrern Reifenden mit den Gretins verwechfelt worden, und diefer Sretbum beruht auf einem Grunde, welchen Herr Gunon auseinanderzufegen für nöthia hält. — Alle Cagots find keineswegs Gretins, und diejenigen darunter, welche an gefunden, fuftigen Orten wohnen, haben fogar gewöhnlich eine robujte Luie 57 besbefchaffenheit und eine mehr als mittelgroße Statur. Indeß find fie ſelbſt in ſolchen Eocalitäten von jeher, wie fie theilweife es noch heutzutage find, von den übrigen Gebirgsbewohnern gewiffermaßen verachtet worden, fo daß letztere ſich feiten mit ihnen verheiratben, Als landesflüchtige Neger in's Gebirge gelangt, fanden fie von Seiten der dort beröits anfäfligen Volksſtaͤmme nicht die befte Aufnahme. Biele fahen ſich daher genöthigt, fich an ungefunden Orten, in en: gen, feuchten Thaͤlern anzuficdeln, wo fi der Kropf und folglich der Gretinismus leicht ausbilden Eonnte. Diejenigen. welche ſolchen Ein: fluͤſſen bloßgeftellt waren, wurden alfo Eröpfig und Gretins, und wenn legtere in den Porenden nicht. wie in andern Gebirgsiändern Eur ropa’s, der Gegenftand einer faft abergläusifhen Barmherzigkeit find, fo dürfte dieß wohl daher rühren, daß der Gretinismus ſich 58 in den Pyrenaͤen rur unter WVolksftämmen zeigt, die der Ketzerei noch jest verdädtig find, weil fie mit Gewalt zur alleinfeliamas enden Kirche befehir wurden. — Herr Guyon glaubt, an ven Cagots ein unterfcheidendes phyfifches Kennzeichen entdeckt zu has ben, nämlidy daß ihnen das Ohrlaͤppchen fehle. Uebrigens bedauert er, daß er dem Studium einer Menfhenraffe, die wohl bald aus» geben dürfte, nicht mehr Zeit widmen konnte. Dive gegen die Gas gots beftehenden Vorurtbeile nehmen nämtidy allmälig ab, und bald dürften fie völlig mit den benadybarten Volksſtammen verſchmotzen feyn. Viele darunter wandern übrigens nady America aus, und Herr Guyon betrachtet diefe Neigung zum Wandern als angeerbt. Er nimmt naͤmlich, mit mehreren feinee Vorgänger an, daß fie Nachkommen der alten Gothen feyen. ‚RN ee Din. a Wa a ann u Ueber Erfenntniß und Behandlung einiger Herz— krankheiten. Von Dr. Rob. J. Graves. Keine Krankheit erfordert mehr Aufmerkſamkeit, als die pe— ricarditis, theils wegen der Wichtigkeit des betroffenen Organs, theils wegen ihres bäufigen Vorkommens, theilö endlich wegen ih— res oft verſteckten und heimtüdifhen Characters, Bei der nähern Erforfhung diefer Affection Eönnen wir aus den Altern und felbt aus den neuern Autoren, mit Ausnabme derer, die ber jüngften Zeit anachören, nur wenig oder gar Feine Belehrung ſchoͤpfen, da die entzündlichen Affectionen des Herzens und feiner Häute entwe— der ganz überfehen, oder gröblich verfannt wurden, felbft noch lange nachdem durch Laennec“s Unterfuhungen die Vortheile der phyſicaliſchen Zeichen entdeckt worden waren. In Folge dieſer Entdeckung hat ſich nun ergeben, daß, im Gegenfage zur herrſchen— den Anficht, die pericarditis und endocarditis zu den häufig vor— kommenden Affectionen gezählt werben müffen, und daß fie bei ih— rem Beginne und während ibres Verlaufes von pbyficalifhen Zei: chen bealeitet feyen, die fo hoͤchſt characteriſtiſch und wichtia find, daß fie den Practifer in den Stand fegen, nicht nur die erften Spuren der Krankheit zu erkennen, fondırn auch ihren Ausbruch zu verhindern oder fie doch aleihb im Keime zu crftiden. Die Wahrheit diefer Behauptung beweiſ't die tägliche Erfahrung, und wir haben nun die Genugtbuung, zu willen, daß die Entzündung des Herzens und feiner Haͤute nicht abfelut tödtlich oder unbeilbar fey. Deſſenungeachtet dürfen wir nicht glauben, daß die neueren Unterfuhungen den Werth oder die Bedeutung aller phyſicaliſchen Zeichen, die jih vom Beginne bis zum Auegange der entzundlichen Derzaffectionen wahrnehmen laſſen, genügend feftgeftrilt haben; denn die Beichaffenbeit und die Cage des betreffenden Organs, defs fen Bewegungen man fihen, bören und fühlen kann, geben zu Veränderungen in den phyſicaliſchen Zeichen Veranlaffung, fo das diefe von Stadium zu Stadium, von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde wecfeln und einen verfihiedenen Character annehmen. Die aenaue Erforfhung dieſer zahlreichen und doch fo wichtigen Modificationen wird die Mitwirkung und das glaubiwürdige Zeuge niß vieler Beobachter erfordern; und in der Abficht, die Anbauung diefes fruchibaren Feldes zu befördern, babe ich folacnde Bemer— tungen niedergefchrieben, welche, wie ich hoffe, dazu beitraaen werden, unſere Anficbten in Betreff einiger, dieſen Theil der Pa— thologie berübrender, Puncte zu erweitern und zu berichtigen. Erfter Fall. — Geraͤuſche, welche durd die Friction dee. pericardium hervorgebracht werden und genau denjenigen abnlih find, die in Folge von Klappenfeblern entitehen. Methode zu einer richtigen Erkenntniß derfelben. Ein Mann, Namens Mulcaby, 23 Iahr alt, wurde am 1. December 1841 in's Hofpital aufgenommen. Er berichtet, dag er fehr unregelmäßig gelebt und, in der Regel, fechs bis acht Stäfer Whisky täatich getrunken babe, Er batte ſich ſeinen Uns terhalt durch Muficiren auf einem Blafe Inftrumente erworben = und dabei gewöhnlich, wenn er einige Stunden gefpielt hatte, befz tiged Herzklopfen befommen und in der Herzgegend Schmerz ems pfunden. Zumeilen hatte er auch eine Anwandlung von Ohnwacht gefühlt, welches Gefühl, in der Regel, mit Erbrechen endiate. Er feste feine Befchäftigung bis zu ungefähr zwei Monaten vor feiner Aufnahme fort, zu welcher Zeit er von Rheumatismus und kurz darauf von großer Dyspnöe, anasarca etc. befallen wurde, Bei der Aufnahme war feine Haut Falt, die Lippen und Hände Livide, die Füße gefhwollen und der Unterleib aufgetriebenz er litt an Dyspnde und an mit blutigem Auswurfe verbundenen Huſten; feine Augen waren ftarr und hirvoraetrieben; das Geſicht aufges dunfen, die Jugular-Venen turgefeirten, pulfirten aber nicht; ber Puls 70, regelmäßig, aber Elein und ſchwach; die Refpiration 285 der Urin fparfam und fehr albumindg; außerordentlihe Schwoͤche. Der linke Leberlappen nahm die regio epigastrica ein, und nur an diefer Stelle verurfadhte cin angebrahter Druck Schmerzen. Sn der rechten Schulter fühlte er einen leichten Schmerz. Der Percuffionston war nur am untern bintern Theile beider Lungen matt, und bier war aud) das refpiratorifhe Murmeln ſchwach und von einem rhonchus crepitans humidus begleitet; in der Herzge— gend war der Zon matter, als gewöhnlihd. Die Herzbewegungen waren fichtbar, ftark, weit verbreitet und nicht von den zwei ges mwöhnlichen, an Dauer und Stärke fo verſchiedenen Tönen, fondern von zwei hellen, langgebehnten Geräufcyen begleitet, die don glei— cher Dauer, aber von verſchiedenem Tone waren: das erfte war ein Saͤgeton (bruit de scie), dag zweite ein bruit de so uf- flet musical, welches legtere genau dem Geräufche entſprach, welches entfteht, wenn man Glas mit einem feuchten Finger reibt. Diefe Geraͤuſche waren nur an der Baſis des Herzeng, nicht aber an der Spige deffelben wahrzunehmen; von der Bafis jedoch vers breiteten ſie ſich nach dem Verlaufe der aorta, und waren unter beiden’ Schlüffelbeinen, befonders aber dem linken, ſehr deutlich zu hören; in den Garosiden und dem Cervical-Theile der artt. sub- clavige hörte man fie nicht. Nirgends war die geringfte Spur von fremissement zu fühlen; ebenfowenig eine Vibration in irgend einer Arterie des Halfes oder der obern Ertremitäten wahrguneb- men; über der aorta abdominal hörte man Feine abnormen Ge— raͤuſche. Am folgenden Tage war der Zuſtand des Kranken faft derſelbe, nur dab wir, ftatt des muficalifchen Geräufchee, das Ledersknits tern deutlich börten, und an der Baſis des Herzens ein ſtarkes fremissement fühlten; der Vercuffionston war nicht matter; der Puls noch immer vegelmäßia, 72; die Refpiration nur 20. Die Kräfte des Kranken nahmen jedoch fihtlidy ab, und am folgenden Moraen ftarb er. %eihenbefund. Allgemeines anasarca; beide Pleura:-Höhz Ion mit einer großen Quantität Flüffigkeit gefüllt, auf deren DObers fläche die Lungen ſchwammen; an der linfen Seite lag das Herz gleichſam in der Runge vergraben, und beide Organe waren mit der vordern Bruftwand innig verwachſen, fo daß erfteres dadurch) mit dem sternum und den Rippenfnorpiin in weiter Ausdehnung in Berührung gebracht wurde, Keine Fluͤſſigkeit im pericardium, aber die innere Oberflaͤche deſſelben war mit Lymphe überzogen, 59 und an ber Bafis des Herzens zogen fich einzelne Streifen berfel: ben von einer Wand zur andern. An diefer Stelle fhien die Lym— phe erft gang vor Kurzem ergoffen worden zu ſeyn; fie Eonnte leicht entfernt werden und hatte das Anfehen einer unregelmäßi: gen Honigicheibe. An der Spige des Herzens waren die gegen überliegenden Hautwandungen feft miteinander verbunden. Das Herz felbft war hypertrophiſch, und beide Ventrikel dilatirt. Die Kappen, das endocardium, die aorta und die art. pulmonalis wa⸗ ren vollkommen gefund. Sn diefem Falle waren viele Umftände vorhanden, die den Practiker verleiten Eonnten, die Krankheit für einen Klappenfehler zu halten. Aus des Mannes eigenem Berichte ging hervor, daß er längere Zeit an Palpitation, Ohnmachten, Dyspnöe, anasarca ete. gelitten habe, und feine Lebensweife und Befchäftigung, welde häufig eine Klappenkrankheit nad) jih ziehen, deuteten auf eine derartige Affection hin; mehr aber, als die Krankheitsgefcjichte und die allgemeinen Symptome, waren die phyſicaliſchen Zeichen dazu geeignet, den Arzt irre zu leiten. Durch die größere Matt: beit des Percuſſionstones überzeugte man ſich von dem hypertro— phiihen Zuftande des Herzens; es waren zwei langgedehnte Toͤne vorhanden, welche die natürlichen Geräufihe diefes Organs maffir: ten, an der Spige nicht, fehr deutlich aber am Urjprunge und längs des DVerlaufes der aorta zu hören waren, und von denen der zweite einen vollfommen muftcalifchen Klang hatte, einen Charac— ter, der biejegt in der pericarditis nicht bemerkt worden ift. Bei unferm erften Befuhe Eonnten diefe Umftände, wenn wir fie mit der Abmwefenheit des fremissement und des Schmerzes in der Herz: aegend in Verbindung brachten, fowie der Zuftand des Pulfes uns leicht zu einer irrtbümlichen Diagnofe verleiten. Auf der andern Seite wichen die Erſcheinungen in vielen Puncten von denjenigen ab, die, wie man glaubt, eine Krankheit der Aorten-Klappen anzeigen. Die Geräufhe, obgleich weit verbreitet, folgten doch nicht ausfchließlih dem Laufe der aorta umd ihrer Aeſte; man hörte fie weder in den Garotiden, noch in dem Halstheile der sub- claviae, und ebenfowenig war eine Vibration oder eine wahrnehm: bare Pulfation diefer Gefäße zugegen; außerdem fchienen jene Ge: räufbe, wenn man mit dem Stethofcop unterfuchte, aus einer oberflächliben Gegend herzukommen, und waren auf einer großen Strede von faft gleicher Sntenfität. Diefe -legtern Umftände nun waren es, welche mich veranlaßten, den Fall für eine pericarditis zu halten, Am folgenden Zage war diefes außer allen Zweifel geſetzt; denn dag soufflet musical war verfchwunden und hatte einem „Le— dergeräufche”” Platz gemacht, welches von einem ftarfen fremisse- ment an der Bajız des Herzens begleitet war. Während diefer ganzen Zeit blieb der Puls auf 72, und war, obgleich Schwach, vollfommen regelmäßig; dagegen war der Herzſchlag viel ftärfer, al& im normalen Zuftande, ein Umftand, den man häufig in diefer Krankheit beobachtet. Die Art, in mwelher das Herz gegen die Enöchernen Brufte wände getrieben wurde, erklärt den Umftand, daß die Zöne in einer fo großen Ausdehnung gehört wurden, vollftändig, da das Organ feloft zu gleicher Zeit mit mehr, ald gewöhnlicher Kraft arbeitete. Welche Umftände aber waren es, die man als vie naͤch— fte Urfache des muftcalifchen Geräufches betrachten Eonnte? Wir wollen einen Augenblic den wirklichen Zuftand des Herzens und des pericardium in diefem Falle betrachten. Wenn wir dieſe Theile von der Leiche losgetrennt unterfuchen und das Herz zuſam— mengefallen und vom pericardium (ofe umgeben fehen, fo begreifen wie nicht, wie duch die Bermegung des Einen innerhalb des An: deren folche Geräufche hervorgebracht werden Eonnten. Allein im ebenden Körper ift das Verhaͤltniß diefer Theile ein anderes; das pericardium ift da an ber Spige und der Baſis firiet, es ift ge— fpannt und ausgedehnt, wie das Pergament einer Trommel; und wenn fi) in diefem Beutel ein vergrößertes Herz befindet, welches, von Blut ftrogend, und wegen der Gontraction ‚feiner Musfelfafern hart und fteif, fich lanafam vor: und rücdwärts bewegt, fo haben wir die Momente, durch welche, höchft wahrfcheintich, die beſchrie— benen Geräufhe bedingt werden, deren Sntenfität und Kraft natürlich nach der verſchiedenen Befchaffenheit der beiden aneinan— — —— 60 der reibenben Flächen wechfeln und verfchieben feyn wird; und es iſt bekannt, daß Membranen, welche eine ähnliche Structur haben, wie die, welche die innere Fläche des pericardium und das Herz überzieht, durch eine Entzündung eine ſchnelle und bedeutende Vers änderung auf ihren Oberflächen erleiden, fo daß fie erft glatt und troden, dann bald glatt und feucht und fpäter entweder mit einer puriformen Materie, oder mit dichter Lymphe überzogen werben. Legtere kann coaguliren und entweder eine punctförmige Rauhig— feit oder ftreifige, pfeudomembrandfe Hervorragungen auf der Hautoberfläche bilden. Nun ift es Elar, daß jeder diefer verſchie— denen Zuftände den Schall der durch die Friction der entargenges festen Flächen hervorgebrachten Toͤne mobificiren oder ihre Lautheit und Dauer bedingen muß. Die durch das pericardium hervorges brachten Geräufche können daher fo laut und lanagedehnt ſeyn wie die Klappengeräufhe, — ein Umftand, der bieher von den Pathologen nicht gehörig beachtet wurde, — fie Fönnen cbenfe, wie dicht, von fremissement begleitet feyn. Hieraus folgt daß, wenn wir die Diagnofe zwifchen diefen beiden Arten von Geräur ſchen feftftellen wollen, wir tie Unterfcheidungsmittel nit in ihrer Eautheit, ihrem Ton und ihrer Dauer, nit in der An- oder Abs wefenheit des fremissement, fondern in dem Umftande zu fuchen haben, daß die DerzbeuteleGeräufhe dem aufmerffa: men Ohr aus einer mehr oberflädlihen Gegend hers zufommen fheinen, über einen weit größern Raum verbreitet find und in gang entgegengefeßten Punc— ten der Bruft, wie z. B., unter beiden Schlüffelbei« nen, faft in gleiher Stärfe gehört werden. Außerdem erleiven Derzbeutelgeräufche weit fchneller eine Veränderung ihrıs Character, als Klappengeräufche, welche, einmal gebildet, faft im— mer diefelben bleiben; endlich fcheinen Derzbeutelgeräufche durch die foliden Bruftwände fortgepflangt zu werten, während die Klappenz geräufche vorzüglich von dem Inhalte und den Wänden der gros Ben Gefäße propagiert werden. Der von Dr. Watfon in der Medical Gazette von 1835 veröffentlichte Fall giebt von den Eis genthümlichkeiten der Hergbeutelgeräufche, wie ich fie hier eben anz arführt,, einen fchlaaenden Beweis. Dr. Watfon fagt, daß das Geräufch in dieſem Falle, welches genau das Ab und Aufiteigen einer Säge in rauhem Holze nahahmte, das bei Weitem ftärkfte Geräufch diefer Art war, welches er je gehört. Es war auf der ganzen Bruft ſowohl vorn, als hinten, deutlich zu bören, nur in gröferer Entfernung vom Herzen etwas ſchwaͤcher. Wenn man das Ohr auf eine scapula legte, fo hätte man alauben mögen, die tieffuinmenden Schwingungen der ftärferen Saite einer Baßgeige zu vernehmen. Bei der Section fand man, daß das pericar- dium, mit Ausnahme der hinteren Theile, überall mit einer duͤn— nen Lage fefter, grauer Lymphe bedeckt und durch Eleine Papillen, die faft aus jedem Puncte feiner Oberfläche bervorragten, eine faft bornbarte Gonfiftenz hatten und fih rauh und rejijtirend anfühlen ließen, ganz uneben war, Folgender Fall iſt in vielen Beziehungen höchft bemerfenss werth und, foweit meine Erfahrung geht, darin einzig in feiner Art, daß die rheumatifche Entzündung das pericardium früher ergriffen hatte, als die Gelenke. Diefer Umftand zeigt, daß bie Aerzte bisher in ihrer Annahme, daß die pericarditis, carditis und endocarditis einer Metaftafe zuzufchreiben feyen, zu weit gegangen find, indem fich diefes wohl von einigen, keinesweges aber von al— len Fällen behaupten läßt, da, wie wir in diefem Kalle fehen, das erfte Symptom einer rheumatifhen Entzündung im pericardium erfcheinen kann, bevor noch irgend ein Gelenk afficirt ift, und im nächftfolgenden Falle, dem des Reddy, die pericarditis gerade zu der Zeit begann, als die Gelententzündung ihre größte Sntenfität erreicht hatte. Wenn aber das Herz und feine Häute auf diefe Meife aleih im Beginne oder während der acme des rheumati- ſchen Fiebers ergriffen werben koͤnnen, fo ift es eben fo leicht zu alauben, daß die Entzündungen derfelben erft aegen das Ende des vheumatifchen Fiebers, wenn die Gelenkentzuͤndung beinahe vers ſchwunden ift, eintreten koͤnnen, und unter ſolchen Umftänden ift die Urfache, bei einem oberflächlichen Ueberblicde der Erfcheinungen, leicht in einer Metaftafe zu finden. Hierbei dürfte es nicht une wichtig feyn, zu bemerken, daß das Fieber, von dem die Gelenk: 61 entzündung gewöhnlich begleitet ift, und weldes ein rheumatifches genannt wird, ein Fieber sui generis und von dem gewoͤhnli⸗ chen Entzundungsfieber ebenſo leicht zu unterſcheiden iſt, wie das Typhuspocken- oder Maſernfieber. In der That können im rheu⸗ matifchen Fieber ein ſchneller Puls, heiße Haut, Neigung zu pros fufen Schweißen, Schwäde, Unruhe und Durft, ohne irgend eine Entzündung in den Gelenken, zugegen feyn, und ebenfo wieder verfchwinden,, ohne daß eine folche Entzündung je eingetreten ift, wie ich dieß in mehreren Faͤllen bei, zu rheumatiſchen Fiebern ger neigten Individuen gefehen habe, welche früher an ſolchen Fieber: anfällen in der gewöhnlichen, mit Gelententzündung verbundenen, Form gelitten harten und fpäter, nady Erkältungen, von den Sym⸗ ptomen der Pyrexie ergriffen wurden, welche in ihrer Intenfität, Dauer und jeder andern Eigenthümlichkeit den früheren Fiebern fih ganz analog zeigte und ſich nur darin von ihmen unterfchied, daß von Anfang bis zu Ende nicht ein einziges Gelenk entzündet mar. Nun könnte man aber fragen, mit welchem Rechte ich dann ein folhes Fieber ein rheumatiſches nenne? Hierauf ermidere ich, daß in den angedeuteten Beifpielen der Urin genau derfelbe mar, wie in den frühern Anfällen, und die Schweiße, weiche, ob» gleich fehr profus, das Fieber keinesweges milderten, jenen eigens thümlihen Gerudy hatten, der nur im rheumatifchen Fieber vor: kommt; daß ferner, obgleich das Fieber intenfiv, der Durft heftig und die Zunge pelzig war, der Appetit dody nicht immer verminz dert war, wenigftens nicht im Beainne des Fiebere. Diefe Be: trachtungen find von practifhem Intereffe, indem fie zeigen, daß mir bei der Behandlung des acuren Rheumatismus nicht boffen dürfen, das Fieber direct durch Mittel zu heilen, welche bloß die Gelenkentzündung zu befeitigen geeignet find. Sowie die Ges lenfentzündung ohne rheumatifches Fieber eriftiren kann, fo Eann aud ein rhbeumatifches Kieber ohne Ge tenfentzündung beftehben; find fie miteinander ver: bunden, fo nehmen beide dadurch einen fhlimmern Character an, aber die Heilung oder das Verſchwin— den der einen Affection bat niht nothwendig aud die Bejeitigung der andern zur Folge. Zweiter Fall. — Ein Frauenzimmer von 19 Zahren, Nas mens Fitzgerald, wurbe am 1. September 1841 in’s Hoſpital aufgenommen , während fie die Symptome eines leichten Fieber zeigte. Sie Eagte vorzüglich über Kopfſchmerzen und Gchlaflofigs keit; ihr Puls war befchleunigt und die Zunge belegt. Diefen Symptomen gemäß wurde fie behandelt und, wie es fchien, mit gutem Erfolge, bis zum 5. September, wo fich folgende Erſchei— nungen zeigten: ‚ Das Geficht blaß und Ängftlihz das Athmen ftürmifh 40, die Nafenflügel bei jeder Infpiration erweitert; der Puls war von 90 auf 50 arfallen, war febr ſchwach, unregelmäßig, ins termittirend: fein Huſten, Eein Bruftfchmerz, Eeire Palpi— tation; die phyſicaliſche Unterſuchung ergab nirgends etwas Krank: baftes, mit Ausnahme der Herzgegend, wo ein deutliches Friction ge aeräufch zu hören war, weldes die beiden Herztoͤne begleitete. An der Epige des Herzens war es am intenfivften und febien bauptföchlich den erften Zon zu begleiten. Es wurde von einem deutlih wabrnehmbaren fr&missement begleitet, hatte aber nirgend den Gharacter eines Blafegeräufhes. Der Impuls des Herzens war außerordentlich ſtark umd die Zöne fehr laut. — Es wur: din Über dem Herzen Schröpflöpfe gefegt und innerlich Galomet mit Opium gegeben alle drei Stunden, von jenem gr. v, von dies fem gr. j. Den 6. Septbr. Das Ausſehen viel beffer; Puls 72, voll und weih, aber noch unreaelmäßig und intermittirend; die Re— fpiration 28, die Nafenflügel nicht erweitert; nirgends Schmerz. Das Frictionsgeraͤuſch noch ſehr deutlich, obaleich weniger intenfiv, namentlih an der Epige des Herzens; der Impuls ftärfer, als am vorberaebenden Tage, Herztöne fehr deutlich — Ein Blafens pflafter auf die Herzgegend, die Pillen von Galomel und Opium fortgefegt. Den 7ten. Der Mund ausgefhlagen; Puls 76, Elein, weich, regelmäßig, ohne alle Sntermiffion;z Refpiration 28; Aus— 62 fehen gut; Impuls und Töne des Herzens gut; das Reiben nur wenig zu hören, am ftärtften nod an der rechten Herzfeite. Die Pillen wurden fortgefegt. Den dten. Keine Spur von frottement; Impuls und Töne normal; Puls 80, weich, regelmäßig. Den 10ten. Die Kranke war in der vergangenen Nacht von Schmerzen in den Hüften, Knieen, Schultern, Hand- und Fußge— lenken befallen worden. Diefe Gelenke waren nun Außerft ſchmerz⸗ haft, roth und geſchwollen; Puls 80, klein und weich. Es ift nicht nöthig, bier alle Details des Falles näher anzus geben, es genügt, zu berichten daß derfelbe den gewöhnlichen Vers lauf eines heftigen Gelenfrheumatismus nahm, der ungefähr zehn bis zwölf Zage dauerte, Das Herz wurde täglich unterfucht und bot durchaus fein Eranfhaftes Symptom mehr dar. Die Behand: lung beftand in der Verabreihung von Opium in großen Dofen (zweiſtuͤndlich gr. j.), welches einen ausgezeichneten Erfolg hatte und feine Wirkung Iediglih auf die Krankheit auszuüben fwien; denn während der ganzen Zeit feines Gebrauches veranlafte es weder eine Zufammenziehung der Pupille, noch Kopfichmerz, noch Hitze, noch aud) eine belegte Zunge oder Verftopfung. Chomel bat vor längerer Zeit nachgewieſen, daß, wenn der Puls plöglic, ohne irgend eine wahrnehmbare oder hinreichende Urſache, ſchwach, intermittirend oder ungleich wird, diefes Zeichen, befonders wenn es von den gemwöhnlidden Symptomen eines vor« ' bandenen Girculationshinderniffes begleitet wird, der ficherfte Be— weis von der Eriftenz einer pericarditis fey; und Dr. Hope ver- fihert, daß er gefehen, wie Chomel aus diefem einzigen Zeichen im legten Stadium eines typhöfen Fiebers, wo die Symptome fehr complicirt waren, eine pericarditis richtig Ddiagnefticirt habe. Chomel's Beobahtung ift, glaube ih, richtig und veranlagt mich, die Bewegungen des Derzens in der pericarditis und cardi- tis ausführlicher zu erörtern. In manden Fällen von peri- carditis bemerft man eine vermehrte Stärke des Herzſchlages fhon mehrere Stunden, bevor nod ir gend ein phyficalifhes Zeihenderpericarditiswahrs zunehmen ift, und bevor noch irgend ein Schmerz in der Herz: gigend von dem Kranken gefühlt wird, Wenn in foldyen Fällen die gewöhnlichen bekannten Symptome der pericarditis zu der bes reits vorhandenen jtärkern Herzbewegung hinzukommen, fo waͤchſ't die Stärke diefer Iegrern immer mehr und nimmt audy mehrere Tage, nahdem die eigentlichen Symptome der Derzbeutelentzün: dung bereits verfhmwunden find, nicht merflib ab, Diefe Erfchei: nung läßt fich vielleicht durch die Annahme erklären, daß die Mus- kelſubſtanz des Herzens entzündet wird, bevor noch die pericarditis eintritt, und in diefem Zuftande audy dann noch berharrt, wenn diefe bereits befeitigt iftz denn es ift ein allgemeiner Erfahrungs— faß, daß die fecuntär hinzufemmenden Entzündungen gewöhnlid) den angımwandten Mitteln weichen, bevor noch die urfprüngtiche, primäre Krankbeit eine merklihe Befferung zeigt. Im Rheuma— tismus follte man auf die Herzbewegung ftets ein wachſames Auge haben, und wenn diefelbe obne eine wahrnebmbare Urſache ftärker wird, bdiefe einzige Erfcheinung als eine hinreichende Warnung ber trachten, um vor der herannahenden Gefahr auf feiner Hut zu feyn. Diefem Puncte ift bis jest, wie ich glaube, die verdiente Auf: merkſamkeit noch nicht zu Theil geworden; feine Wichtiakeit aber wird durch den Umftand erböhet, daß eine vermehrte Stärke der Herzbewegung nicht nur den phyſicaliſchen, fondern auch den confti= turionellen Zeichen der Entzündung dieſes Organs oder feiner Häute vorangehen und folalich das einzige Signal feyn Tann, das ung vor der noch hinter dem fichtbaren Horizont verborgenen und dur Erin anderes Mittel zu entdeckenden Gefahr warnt, Mit den Herz: bewegungen in Verbindung fteht die merfmürdige Ungleichheit, wels de zwiſchen der Energie der Herzſchlages und der Stärke des Pulſes obwaltet; denn es geſchieht bäufig, daß, während der Puls am Handaelenfe ſchwach und fadenförmig ift, die Yulfationen in der Derzaraend ſehr beftia find. Diefe Ungleichheit nun verbindert ung, aus der Beichaffenbeit des Pulſes über die Angemeffenbeit oder Unangemeffenbeit eines antiphleaiftifcken Verfahrens zu entfcheiden, ein Umftand, der ung wiederum zeigt, wie eigenthümlich alle a priori’ftir 6 3 Shen Shlüfe in der Medicin find, da wir doch gewiß erwartet hätten, daß gerade in der Entzündung des Herzens und feiner Hiute der Puls unfer ficherfter Leiter feyn werde. In der peri- carditis, glaubte man früher, fen der Puls ohne Ausnahme bes fchleunigt, und nur gegen das Ende der Krankheit, wenn die Les benskraft des Herzens erfhöpft ift, oder wenn bie Bewegungen deffelben durch einen ftattgehabten Waflererguß gehindert werden, fey diefes nicht der Fall. Allein diefes ift Feinesweges richtig, viel: mehr wird man in mehreren weiter unten angeführten Fällen fin— den, daß der Puls von Anfang bis zu Ende der Krankheit Feine größere Schnelligkeit zeigte, als im natürlichen Zuftande. Bei dem Knaben Reilty, deſſen Fall zunächſt mitgetheilt wird, konnten einige ausgezeichnete deutſche Aerzte, welche meine Klinik mit ihrer Gegenwart beehrten, trotz der Evidenz der unzweifelhaften phyſica⸗ liſchen Zeichen, von der Gegenwart einer pericarditis nicht uͤber— zeugt werden, weil jie fagten, daß in einem ſolchen Falle der Puls in Bızug auf Frequenz, Weihheit und Rhythmus niht normal feyn Eönne, und erft die Gröffnung des pericardium belehrte jie eines Beffern. In der That it ein vollfommen normaler Puls in der pericarditis Feine feltene Erfcheinung ; aber ber in Rede ftehens de Fall bietet uns eine hoͤchſt merkwürdige Eigenthümlichkeit dar, nämih eine plöglihe Abnahme der Pulsfrequeng aleih im Beginne der Krankheit. Hiervon habe ich nur noch ein einziges Beifpiel geſehen, wo der Puls bei'm Beginne einer pericarditis auf 36 Schläge fiel und auffallend ſchwach, une regelmäßig und zuweilen ausfegend war. Der Mann, deffen Puls auf diefe Weile, ähnlich, wie bei der Figgerald, gefallen war, genas ebenfalls. (Fortfesung folgt.) Rheumatifche Gontractur, duch eine Operation geheilt. Bon Henry Lymes. Am 2. December 1841 wendete fih eine junge, vierundzwan— zigiährige Frau an mich, welche früher ganz geſund gewefen war, feit dem Sommer 1834 aber an rheumatifher Gicht litt, welche in dem Ballen der großen Zehen begann, ſich aber bald auf die größeren Gelenke ausbreitete. Midicinifche Behandlung blieb frucht⸗ 108, und nad) achtzehn Monaten waren beide Elinbogengelente uns beweglich und die Kniegelenke fo fteif und fo ſtark gebogen, das die Kranke einen Stock gebrauchen mußte, der ihr aber nad eini⸗ gen Monaten auch nicht mehr half, fo daß die Frau mehrere Mos nate bereits gang hülflos lag und von einer Stelle zur andern ger tragen werden mußte, As ih die Kranke zum erften Male ſah, waren die Schultergelenke normal, die Ellnbogengelenke dagegen unter rechtem Winkel vollkommen andylofirt; die Rniegelenfe was ren unter einem Winkel von 45° gegen den Dberfchenkel gebogen, etwas angefhwollen und faft ohne alle Beweglichkeit; die Muskeln beider Unterfchenkel waren atrophifch; die Gelenke des carpus und tarsus waren angefchmwollen und größfentheils zu Bewegungen une fähig. Nach dem Umftande, daß die Kniegelenke noch einige Be: weglichkeit hatten, und daß das Haupthinderniß für die Bewegung diefee Gelenke in dem contrahirten und rigiden Zuftande der Flexo— ven zu liegen fchien, betrachtete ich den Fall als ganz geeignet für die fubcutane Durchſchneidung, befonders da auch das Allge— 64 meinbefinden fi in ben letzten Jahren merklich wieder gebeffert hatte. An 7. December machte ich daher, auf die gewöhnliche Weiſe, zuerft die Ducchfchneidung des semimembranosus und se- mitendinosus, und hierauf die dee biceps auf gleihe Weife an beiden Beinen. Am 9. December waren die Wunden geheiltz es wurden Schienen mit einer Stredfchraube angebracht; in achtzehn Tagen wurden die Apparate abgenommen, indem die Beine voll: kommen gerade waren; nun wurde täalich, unter Anwendung von Einimenten und Frictionen, die Ertenfion und Flexion ausgeführt, was bie Kranke nicht felbft auszuführen im Stande war, da es ihr Schmerz verurfahte. Am 5. Sanuar Eonrte fie mit Krüden gehen und war nun im Stande, ohne Schmerz die Unterfchenkel zu beugen. Am 22. Januar find die Beine bereits fehr Eräftig, fie Eann ohne Stock oder Krücde ftehen und taͤglich bejfer gehen. Am 11. Februar geht die Kranke fehr aut und ohne zu ermüdenz ihre Beine jind nicht allein Eräftiger, fontern auch von befjerem Umfange. Es ergiebt fih aus diefem Falle befonders, daß die Kniegelenke noch in einem normalen Zujtande waren, obwohl fie febs Jahre lang unbeweglich aewefen waren. (London med. Gaz., Febr. 1842.) — (Es läßt ſich bei allen ſolchen Fällen fragen: ob nicht durch zwei Monate lang ernftlich fortgefegte orthopädifche Behandlung ohne Operation daffelbe zu erreichen wäre? Si. 3.) Miscellen Ueber Balggefhmwülfte am Halfe, die nicht mit der Schilddruͤſe in Verbindung ſtehen, hat Herr B. Philipps der Royal medical and chirurgical Society, im Juni d. 3., eine Mits tbeilung gemacht, worin er nachweiſ't, daß fie, obwohl früher une abhängig von der Drüfe, und entfernt von diefer ſich entwiceln, doch endlich den Drüfenkörper mit ergreifen koͤnnen; alsdann kann man die ifolirte Natur der Balgaefhmwulft nur dur Berücfichtis gung des früheren Verhaltens feitftellen. Der Balg enthält feröfe Flüffigkeit von gelber bis zu dunkel Eaffeebrauner Farbe, durd) Hige gerinnbar. Diefe Bälge Eönnen fehr groß werden; in einem Falle enthielt der Balg 7 Pinten Flüffigkeit. Es ift immer nur die Größe der Geſchwulſt, welche die Function der benachbarten Draane flört. Die Fluͤſſigkeit kann duch eine Punctur entleert werden, die Gefhmulft füllt id) aber wieder; Injectionen find zu teigend und nicht ohne Gefahr. Die befte Behandlungsweife bes fiebt im Durchziehen eines, aus vinem oder zwei Fäden beftehenden, seton. Die Punction der in der Schilddrüfe ſich entwickelnden Bälge ift nicht ohne Gefahr. Here Dalrymple erzählte in der: felben Sigung einen Rall, wo, nad) einer einfachen Punctur, mebrs fach wiederkehrende Blutungen und der Zod erfolgte, und wo ſich in der vielfächerigen Geſchwulſt im rechten Lappen der Scildörüfe ein großer Balg fand, an deffen innerer Fläche eine ſchwammaͤhn— liche Wucherung hervorragte, welche, ohne Zweifel, zu der Blutung Veranlaffung gegeben hat. Dielinterbindung eines angeborenen Nabelbruchs madt Herr Bouhacourt, zu Lyon, mittelft Durchſtechung der Bafis des entleerten Bruchſacks und Durchziehung eines Doppelfas dens, welcher nad) zwei Seiten hin zufammengefchnürf wird. Nach zwei Tagen begann die brandige Abftogung und mad) zwei Mona— ten war die Wunde durch eine fefte Narbe verfchloffen. (Revue medicale.) — V Bibliographische Neuigkeiten. Esquisse de la phrenologie et de ses applications exposee aux gens du monde. Par le Docteur Debout. Paris 1842. 12. The Acacia Tree, its Growth, Qualities and Uses; with Obser- vations on Planting, Manuring and Pruning. By W. Wüthers, London 1842. 8. Lectures on Female prostitution; its nature, extent, effects, Guilt, Causes and Remedy. By Ralph Wardlaw. Glasgow 1842, 8. Archives de medecine comparee. Par P. Royer. No. I. Oc- tobre 1842. 8. M. K. m — —— — » a u 6 Menue Wotizen dem Gebiete der Nalur- und Heilkunde, gefammelt und mirgetheilt vom dem Ober Medleinalraibe Froriep zu Weimar, und dem Medicnalrarbe und Profeffer Froriep gu Perlin, N 511. (Nr. 5. des XXIV. Bandes.) October 1842, Gedrudt im Landes » Induftrie Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel fhwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Ei cn Ko0 We Ueber eine neue auf Manilla einheimifhe Species von Rafflesia. Bon’. C. Zefhemader, Eig. (Dierzu bie Figur I, auf der mit Nr. 507. [Rr. i. biefes Bandes] ausgegebenen Xajel.) * Da ich gerade mehrere in Spiritus geſetzte Knospen jener ſeltenen und fonderbaren Schmarotzerpflanze, Raflle- sia, aus Manilla erhalten babe, die bei näherer Unterfus hung von den auf Sava und Sumatra gefundenen Spe— cieg abzuweichen fchienen, fo erlaube ich mir, nadjftehende Befchreibung nebft einer Abbildung mitzutheilen *). Die Cremplare wurden in Bafei, einem Dijtricte der Provinz Leite, an derfelben Stelle gefammelt, welche Herr Cuming diefer Pflanze wegen, bei Gelegenbeit feines neu— lihen Ausflugs nah den Philippinen, befuhte. Da ich aber feine von ihm berrührende Beſchreibung diefer Pflanze in den wiffenfhaftliben Sournalen ‚gefunden habe, fo bin ich über das Mefultat feineg Beſuchs ungewiß; wenn ich indeß für die bier in Mede ftehende Species den Namen Raflle- sia Manillana vorfälage, fo will id) dadurch Herrn Gus ming nicht vorgreifen, infofern diefer eine andere Venen: nung belieben follte. Die einzigen mir zugänglichen Nachrichten Über das Genus Rafllesia find die in den Linnean Transactions enthaltenen über die R. Arnoldi von Sumatra, fowie die von Sir W. J. Hoofer in dem Companion to the Botanical Magazine mitgetheilten über die Raffle- sia Patma, welhe von Dr. Blume auf Nouffa-Kamban- gan, einer Eleinen Inſel an der Küfte Java's, entdedt und in deffen Flora Javae abgebildet ward. Die Säulen eines meiner Eremplare wurden für ſich allein von Manilla herübergefandt und von zwei andern be: fiße ich feciete Knoſpen; die größere ift duch einen ſenkrech⸗ ten Schnitt durch die Mitte gefpalten und diejenige, welche die Abbildung darftellt. Bei der zweiten, einem fleineren *) Urfprünglich findet ſich der Artikel des Deren Teſchemacher im Boston Journ. of nat, History, Vol. IV,, p. 63. No. 1611. kunde Eremplare, find die ſaͤmmtlichen Hüllen befeitigt, fo daß man die nadte Säule mit ibren Fortfägen, Rande, Staubbeus teln ıc. fieht. Die im frifhen Zuftande auf Manilla prä= parirte Säule war, als fie in Spiritus gefest wurde, ſchon bedeutend eingetrodnet. Ihre Geftalt und verfciedenen Ans hängfel haben fich daher nicht befonders gut erhalten, ob= wohl die Staubbeutel und andere Theile nody deutlich genug zu erkennen find. Die größte der vom mir fecitten Anofpen hat 22 Zoll im Durcdmeffer und entfpringt aus einer 3 Zol tiefen Vers ſenkung (Napf), deren Rand aus derfelben Subftan; befteht, wie die Rinde der Wurzel, auf der das Schmarotzergewaͤchs fist, welhe Wurzel offenbar dieſelbe Structur zeigt, wie die Wurzel von Cissus angustifolia, auf melder vie Rafflesia Arnoldi gefunden wurde. Schon die geringere Größe dürfte die R. Manillana von der R. Arnoldi hinlänglich unterfcheiden, deren Knos— pen 1 Fuß im Durchmeffer haben fellen, wenngleich das Alter derfelben nicht angegeben iſt; denn in den von mir feeirten Knospen jind alle Theile fo volftändig, felbft die winzigen mit Drüfen befesten Haare, daß fie dem Aufbres chen nahe gewefen feyn müffen. An denfelben erkennt man fünf Parthieen von Bracs teen; die mittelfte hat an ihrer Bafis etwa 3 Zoll Dice, was drei Mal fo viel beträgt, als die Dicke der beiden Aus Beren und der beiden inneren Parthieen. Diefe Bracteen liegen dachziegelförmig über dem von ihnen gaͤnzlich umbüll- ton Perianth Blumenkronc) und find mit vorragenden Adern oder Mippen verfehen, genau wit bei der Rafflesia Ar- noldi. Die Röhre des Perianths entſpringt bei derfelben Höhe, wie die mittlere DBracteenparthie, unter den beiden inneren (und, wie die Figur zeigt: über den beiden äußeren), und obwohl fie in der Knofpe oben gefchloffen ift, fo find doch die Kinien, wo fie ſich bei'm Aufblühen trennt, deutlich zu erkennen. Das innere der verfchiedenen Abfchnitte des Perianths ift mit Tuberkeln von verfchiedener Geftalt befest, wie bei den andern Species, 5 67 Die Säule trägt eine convere Scheibe, welche von einem erhabenen Rande umgeben ift; auf der ee - diefer Scheibe fiebt man eilf Fortfäge von etwas mehr als J Zoll Höhe, welche von einander in Größe und Geſtalt En Mer nig abweichen und deren Gipfel ungetheilt und behaart find. Die Haare nehmen fih faft wie Griffelfortfäße aus. Einer jener eilf Fortfüße befindet fih in der Mitte, die übrigen ftehen, in ziemlich gleidyem Abftande von ihm und dem erha— -benen Rande, um denfelben ber. Der Staubbeutel, welche diefelbe Geftalt und die näms lihen Zellen und Poren, wie bei den übrigen Species, bes fißen, find zehn, und fie hängen ebenfalls an der unteren Seite des obern Randes der Scheibe in offenen Höhlungen, die fih im untern Theile der Baſis des Mandes befinden. Beide Ränder des offenen Theiles diefer Höhlungen find mit Haaren bedeckt, weldhe denen auf den Spigen der Kortfäße auf der Scheibe ähneln, und der Theil der Roͤhre des Pe— rianths, welcher diefen Deffnungen gegenüber liegt, iſt mit dien, einen Haarröhrchencanal enthaltenden Haaren beſetzt, an deren Ende fih eine Enopfformige Drüfe befindet. Durch die Mitte der Säule ftreihen abwärts Linien, offenbar Bündel von gefäßreihem Gewebe, welche durch die Subftanz des Napfes in die Wurzel der Cissus eindrins gen. Die ganze übrige innere Structur ift zellig. In der Knospe Eonnte ich durchaus feine deutlichen Spuren eines ringförmigen Fortfages an der Mündung des Perianths wahrnehmen, obwohl ed nach mehreren Kennzet> hen wahrfcheinlich ift, daß ſich ein folher Ring bei’'m Auf: blühen der Knospe entwidelt haben würde. Bei Eeinem diefer drei Exemplare bemerft man die in der Abbildung der Rafflesia Patma angegebenen Höhlun: gen, melde die Sporen oder Brutförner enthalten. Ueber diefe Eigenthuͤmlichkeit der Structur der Rafflesia wird demnach durch diefe Eremplare von Manilla Eein neues Licht verbreitet. Es find wahrfcheinlih männliche Knospen. Bon der Rafflesia Horsfieldii, welche, aufgeblüht, nur drei Zoll im Durchmeffer hat, ift mir Eeine Beſchreibung vorgefommen. Sch befchließe diefen Artikel mit einer Vergleichung der beiden Species, von denen ich DBefchreibungen gefunden, mit derjenigen, die ich vor der Hand Rafflesia Manilla- na nenne. R. Arnoldi. Snospe vor dem Aufbluͤhen 1 Fuß im Durchmeffer; auf der Wurzel der Cissus angustifolia auffigend; die untere Seite ihrer Baſis von nebartiger Structur; Scheibe der Säule conver; auf der Oberfläche "der Scheibe 40—60 dicht aneinanderftehende Fortfäge, wels che an den behaarten Gipfeln getheilt find; Antheren 40 — 60 mit zahlreichen Zellen und an den Gipfeln mit Pos ten verfehen; an der Baſis der Säule eine roſenkranzfoͤr—⸗ mige Schnur; das Innere des Perianths mit Tuberkeln von verfchiedenartiger Geſtalt beſetzt. R. Patma. Aufgeblüht hat fie 2 Fuß im Durchs meffer, und fie entfpringt unmittelbar aus der Wurzel der 68 Cissus; Scheibe der Eule concav; Fortfäge auf der Obers fläche der Scheibe zahlreich, von pyrumidaler Geftalt, ſowie mit ganzen (ungetheilten), mit Haaren befesten Gi— pfeln; der untere Zheil der Nöhre des Perianths und der Siule nackt; das Innere des Perianths mit verfchiedenats tig geftalteren Tuberkeln bedeckt; Antheren mit Zellen und Poren; die Zahl derfelben findet ſich nicht angegeben; an der Bafis der Säule Feine rofenkranzformige Schnur; die ans therenführende Blume enthält mit Sporen gefüllte Höhluns gen, ift daher hermaphroditifch. R. Manillana. (S. Fig. 1.) Knospe vor dem Aufz blühen 24 Zol im Durchmeffer , entipringt aus einem & Bol tiefen Napfe, welcher durch die verdickte Winde der Wurzel der Cissus angustifolia gebildet wird; die Brat- teen yehen von der Iinnern- Seite des obern Randes des Napfes aus; unter der Baſis zeigt jih Feine neßförmige Structur; Scheibe der Säule conver; Fortfäße auf deren Dberflähe eilf an der Zahl; einer derfelben in der Mitte, die übrigen um diefen im Kreiſe geftellt; die Gipfel ganz und behaart; der untere Theil der Möhre des Perianths mit diden drüfentragenden Haaren befeßt; zehn Antheren mit Zelen und Poren, wie bei den übrigen Species; Feine rofenfranzförmige Schnur an der Bajis der Säule; die fpo= tenführenden Hoͤhlungen nicht fichtbar; Die unterfuchten Knospen wahrſcheinlich männlihen Geſchlechts; das Innere des Perianths mit verfchiedenartig geftalteten Tuberkeln bes fogt. (Annals and Magazine of Natural History, No. LIX.. July 1842.) Beobachtungen über die getrennte und vercinigte TIhätigkeit der Muskeln des Auges und der be= nachbarten Theile, fowie über deren Zweck und phyfiologifchen Bedeutung für den Thierförper. Bon Eduard Hoden, Dr. Med, (Der Königl, medicinifch= hirurgifhen Gefellfhaft in Edinburgh vorgelefen am 24. Mai 1842.) ( Schluß.) Die Schließmuskeln behaupten fich in einem Zuftande von ans bauernder unillührlicher Gontraction *); wenigftens iſt dieß uns ter allen gewöhnlichen Umftänden der Fall; wenn dagegen die Zunctionen anderer Theile des Organismus die Erfchlaffung jener Deffnungen erheifhen, zu beren Schließuag die Spbinctiren bes ftimmt find, fo findet, gleichzeitig mit der Anftrenaung zum Aus— treiben, jederzeit eine Erfchlaffung des fraglihen Schließmuskels ftatt, und dieß gefchieht aang unbewußt, obne daß die Erfihlaf: fung des Schließmuskels durch die Willführ des Individuums ver— anlaft würde; und fomwie auf der andern Seite jene Anftrengung nachläßt, tritt der Sphincter, ebenfalle ohne daß der Wille des Individuums einwirkte, wieder in den Zuftand der Gontraction; unter allen andern Umftänden ift die Kraft, welche die Deffnung *) Hunter bemerft, als drei Viertel zufammengezogen bleiben. p. 154, daß die Schließmuskeln ſtets um mehr, Works, Vol. III, 69 zu fchliegen beftrebt ift, fehr bemerkbar, und fie legt der Erweiter rung der legtern ftets bedeuterde Hinderniffe in den Weg, obwohl wir auch eine willkuͤhrliche Gewalt über diefe Muskeln befigen, fo: wohl was die Gontraction, als die Erfchlaffung betrifft. Hunter meint, man folle fie Muskeln nennen, melde die Fähigkeit befigen, gelegentlich zu erſchlaffen. In diefer Biziehung unterfceidet ſich der m. orbicularis palpebrarum ſehr auffallend von den gewöhnli: chen Schließmuskeln, indem die Erfclaffung der gewöhnliche und die Gontraction der ausnahmsweiſe Zuftand dieſes Muskels ift. Außerdem ift deffen Schließung nicht unwillkührlich, und wenn er gefchloffen ift, wird zum Geſchloſſenhalten der Augenlider wenig oder aar keine felbftrhätige Gontractionsfraft erfodert, obwohl die Function der durd Reiz bewirkten Bewegung dieſe Oeffnung ebens fowohl beberrfcht, als andere Oeffnungen des Körpıre, Der m, orbicularis wirkt auch immer während des Gecchloſſenſeyns der Augen‘ider mit andern Muskeln zufammen, 3. B., mit dem m, obliquus inferior, um das Auge vor dem Einfluffe dee Lichts zu fhügen, welcer letztere Muskel cine einentbümliche, obwohl in Uns fehung der Wirkung der des m. orbicularis ähnliche Functien zu befigen ſcheint, während der m. orbieularis, gleich den durchaus willführtich beweglichen Muskeln, einen beftimmten Antagoniften befigt, obwohl man, da die in der Medianlinie des Körpers lier genden Spbincteren urfprünglic aus zwei Hälften beftehen, billiger: weife anzunehmen bat, daß jede Hälfte der eioentliche Antagonift der andern iſt, während andere Muskeln rücichtlih der Function mit ihnen in Antagonismus treten; wie wir denn finden, daß die Muskelfafern des Mafldarms dem sphincter ani entgegenwirken, indem der paflive Zuftand des einen der activen Zufammenziehung des andern entfpricht, und umgekehrt, gerade wir es fich mit dem m. orbicularis palpebrarum und mit dem levator palpebrae verhält. Hunter’s*, Beobahtungen über biefen Gegenftand dienen meinen Anfichten über die eigenthuͤmliche Thätigkeit des m. orbi- eularis zur Bıftötigung. Er bemerkt, daß, obwohl viele kreisfoͤr— mige Muskeln nicht die gemifchte Gontraction der Schliebmuskeln darbieten, wie der orbicularis, tiefer dennoch eine ihm eigenttüms liche Neigung zur Gontraction befige. Seine Erfclaffung iſt acti= ver Art und Eann mit dem Namen Erfchlaffung der Wachſamkeit bezeichnet werden ; fobald er durch dieſe Art der Thoaͤtigkeit ermüz det ift, tritt er in Gontraction, welche ihrerfeits die Zuſammenzie— bung des Schlafs genannt werden kann; oder er läßt fich als ein Stredmusfel des levator palpebrae betrachten, welcher die Neis aung bejist, in Erſchlaffung zu bebarren, folange der legtere zus ſammengezogen ift, ficy aber ſelbſt aufammenzicht, fobald der leva- tor ermüdet ift. Die natürlike Gontraction des orbicularis ift unmillkürrlich, die Erfchlaffurg, fev fie nun normal oder gelearnte lich, ebenfalls unwillkuͤhrlich; allein er ift zugleich einer willführs lichen Gontraction und Erſchlaffung fähig, welde das Uebergewicht über die unmilltübrlicbe erlangen kann, wie dieß auc bei allın Sphincteren der Fall ift. Den Bemerkungen Hunter's bat Herr Dalmer eine Anmerkung binzugefügt, in welder er faat, er fıbe einen Grund zu ber AUnnabme, daß fih der m. orbieularis von andern Schließmuskeln unterfcheide oder eine ibm eigenthümlide Neigung zum Schließen beiige. Seine nanze Eigentbümlichkeir be: ftehe darin, daß er einen gewöhnlichen willfübrlih beweglichen Mus: tel, den levator palpehrae, zum Antaaoriften babe, Ueber dieſen Punct babe ich meine Anficht bereits umftändlich zu erfennen ge: geben und koffentlich die ihm fowohl einzeln, als in Verbindung mit andern Muskeln zukommende Zhätigfeit bündig nachacwiefen, mobei ich, was die rinenthümliche Neigung oder das allgemeine Verhalten des Muskels betrifft, jedoch richt in den Einzelnheiten feiner Eigentbümtichkeiten mit Hunter übereinftimme. Einen guten Artikel über diefen Gegenftand bat Herr Gabriel ©Stofcs in das Dublin Medical Journal (Vol. XVHI., p. 70. Novemberbeft 1840) einruͤcken laffen und darin Ear biwiefen, daß Li *) Siche deffen von Palmer herausgegebene Werke, Vol. III, p- 147, 70 das Geſchloſſenſeyn der Augenlider Eein bloß paffiver, durch die Er— ſchlaffung des levator bewirkter Zuftand ift, wie Bichat lehrt, fondern daß dabei Muskelthätigkeit in Anwendung kommt. Es wird dafelbft ein intereffanter au von Lähmung der portio dura erzählt, weiche lagophthalmos veranlaßte und wo, wie in ähnli- hen, Eeineswegs ungewöhnlichen Källen, das obere Augenlid die Lage annabm, in welche e8 durch die von feiner Muskelthätigkeit unterftügte Schwerfraft gelangen würde, worüber wir bereits ge— handelt haben. Er pflihtet dem Sir C. Bell darin bei, daß während des Schlafes der Augapfıl aufwärts gedreht wird, wäh rend das Franfe Auge cffen bleibt. In der That lirat das untere Drittel des Augapfels-in diefen Köllen bloß, indem das obere Aus genlid über die zwei obern Drittel hinabfällt, und nur dar Weiße im Auge zeigt ſich, weit der m. obliquus inferior mehr oder wenis ger vollftändig einwirkt. Herr Stokes betrachtet den Muskel als einen ächten Schließmuskel, weil er alle foldyen Muskeln eigens thuͤmliche anatemifte und pbnfioloaifhe Kennzeichen barbiete, nämlich eine gemifchte Function, indem die woillfübrliche Kraft im Buftande des Wachens, die ummwillfürliche in dem des Schlafens ausgeübt werde, wobei die Orbicular- und PalpebralsPortion als ein einziger, mit einer ſolchen gemiſchten Function beaabter Muss kel betrachtet werden. Weiter oben habe ich meine Anſicht über diefen Gegenftand, nebft den Gründen, auf bie fie ſich ftügt, dar— aelegt, und ich brauce daher nur zu bemirfen, daß, wenn fie rich: tig it, Herrn Stokes's Angaben nur theilweife wohlbegrüns det find. Der levator palpebrae ift der eigentliche Antagonift des orbi- eularis, un» feine anatemifche Anerdnung ift der Art, daß er nah der ganzen Ausdehnung dıs Tarſalknorpels zugleich einwirkt. Bei feinem Urfprunge im Dinterarunte der orbita ift er fpiß; indem er vorwärts ftreicht, breitet er ſich fäckerförmig aus, und ſeine Gehne ift nach der ganzen Ränge des untern Randes des Zarfalfnorpels angefügt. Durch feine Zufammenzicehburg wird das Auacnlid eins fach gehoben, und fein Zuftand der Gentraction entſpricht dem der Erſchlaffung des orbicularis und umarfehrt. Sein normaler Zuftand der Gontraction wäbrınd des Wacken ift binrıicbend, um das Augenlid mit dem obern Rande der Pupille in gleicher Höhe zu balten; allein das Lid läßt ſich dur eine willkuͤbrliche Anftren= gung leicht noch weiter heben. Wenn das Auge durch den m. rec- tus superior gerade aufwärts acdreht wird, tritt der levator aleichztitig in Thaͤtigkeit und hebt das obere Augenlid in gleichem Grade. Während man wacht, bleibt der levator palpehrae, mit aus genblicklichen und gelegentlichen Unterbrechungen, beftändia in Thä> tiakeitz allein ſobald ſich allaemeine Ermüduna des Organismus einftellt, verfpürt man in den Xuaenlidern das Gefühl der Echwere, und fobald man einfchläft, tritt eine vollſtaͤndige Erfclaffung des levator ein, die Augenlider ſchließen ſich, der Augapfel drebt fich aufwärts und auswärts, und eine Kraft. melde die bloße Spann— fraft der Muskeln nur um ein Wenia überfteiat, bält die Augen— lider zufammen. Bei'm Ermwoden tritt vollftändiae Erſchlaffuug des orbicularis cin, während ber levator ſich wider zufammene zieht. Dieß mären die felbftftändigen und zufammenmwirkenden Thä: tigkeiten der Muskeln des Auges und feiner Anhänafel, fowie der ren pbyſiologiſche Verwendungsweiſe zum Beften des Organismus, Mir hoffen, dag die auf die Erarüntuna derfelben verwandte Zeit nicht verloren war; weniaftene bat fich der Verfaffer bemüht, den Gegenftand, frei von allen vorgefaßten Anfichten, auf der Spur der Natur zu erörtern. Schließlich wollen wir die zufammenmwirfende oder confenfuelle Thätigfeit der Auaen kurz befchreiben, deren Zweck offenbar darin befteht, die gehörige Richtuna derjenigen Theile der Nesbaut zu bewirken, die durch Gewohnheit zur aleichzeitigen Empfindung def» felben Theiles eines Grgenftandes geſchickt geworden find. Wic die Muskeln eines einzigen Auges und feiner Anhängfel im normalen Zujtande des Organismus ftets in beftimmten Bezie— bungen zueinander verharren, fo befteht auch zwiſchen den beiden 5 * 71 — — Augaͤpfeln fortwaͤhrend ein feſtes gegenſeitiges Verhaͤltniß in Be— treff ihrer Bewegungen, Lage und Benutzung, ſolange in ihrer normalen Verbindung und Innervation keine Störung eintritt, welche leßtere alsbald einen Mangel in der Uebereinfiimmung der Aren und demzufoige Schielen veranlaßt. Allein bei diefem abnors men Zuftande gıht deren gegenfeitige Uebereinftimmung und Ber: bindung hinſichtlich ihrer vefpectiven Stellungen und Zhätigkeiten niht gang verloren; es befteben zwiſchen ihnen no fortwährend beftimmte Beziehungen, und wenn die Augäpfel fich bewegen, fo behaupten deren Axen noch immer diefelben relativen Richtungen und Etellungen, die fie im Zuftande der Ruhe befaßen, vorauege: fest, daß das Schielen ſolange beftanden hat, daß fich cine ſolche Uebereinftimmung hat befeftigen Eönnen. Da nun die Augäpfel auf dieſe Weife in einem feften gegenfeis tigen Verhältniffe erhalten werden, fo wird es von Intereſſe feyn, die verſchiedenen Thätigkeiten, welche die Augäpfel gemeinfchafts ih ausführen, näher zu unterfuhen. Fangen wir bei den mn. obliqui an, fo finden wir, daß die beiden mm. obliqui inferiores gleichzeitig wirken, und daß beide Augäpfel bei'm Blinzeln, bei'm willführlihen feften Schließen ver Augenlider und während des Schlafs fhräg aedreht werden und im Irgtern Falle fih nad) Oben und ein Wenig nach Außen wenden. Die mm. obliqui inferiores beider Augen wirken ferner zuſammen, fo oft die Augen auf das fharfe Befehen naher Gegenftände geftelle werden; allein die mm. obliqui superiores wirken unter Eeinerlei Umftänden im gegenfeitigen Eins klange. Wir mögen uns noch fo ferr bemühen, es gelingt uns nicht, beide Augäpfel gleichzeitig niederwärts und aufwärts zu dre— ben; denn, wie ih früher bemerkt habe, die Aren der Augäpfel behaupten ihre gegenfeitige Stelluna bei allen Bewegungen, wie im ruhenden Zuftande, und deßhalb Fönnen dic beiden mm. obliqui superiores nicht gleichzeitig in Thätigkeit treten, weil dadurch diefe Urbereinftimmung aufgehoben werden würde. Die beiden nm. obliqui superiores wirken alfo nie anders zugleich, als in Verbindung mit den obliqui inferiores; allein wenn der eine Aug— apfel durd) den einen obliquus superior ſchraͤg nicderwärts und auswärts gedreht wird, wird der andere gleichzeitig durch den m rectus internus und inferior im entipredyenden Grade nirderwärts und einwärts gedreht. Die beiderfeitigen mm. recti superiores, inferiores und inter- ni wirfen gleichzeitig auf die Augäpfel ein, und fo werden legtere gleichzeitig aufwärts, niederwärts. einwärts und in jeder Zwiſchen— richtung bewegt, obwohl in Betreff der mm. recti interni eine naͤ— bere Auseinanderfegung des Sachverhaͤltniſſes erforderlich ſcheint. Wir finden, in der That, daß diefe Muskeln nur unvolllommen und ſchwer in Uebereinffimmung wirken fönnen, weil dadurch) die barmonifhe Richtung der Augaren aeftört werden würde, daher fie, in der Regel, mit dem m. rectus externus des Nachberor— gang zufammenmwirfen; allein durch cine Aeußerung der Willens— Eraft Eönnen beide mm. recti interni gleichzeitig contrahirt werden. Obwohl wir nun diefe Kraft befisen, fo ift fie doch offenbar eine widernatürliche Thaͤtigkeit, weil wir bei'm gewöhnlidyen Sehen dies felbe nie anwenden, und wenn dieß abfichtlich gefchieht, wir auf Schwierigkeiten und unangenehme Gefühle ftoßen. Ueberdieß wird dadurd die Uebereinftimmung der beiden Augaren vorübergehend auf: gehoben und Scielen auf beiden Augen erzeugt; daher wir fahlie: Ben können, daß die beiden mm. recti interni ſich normalerweife nicht gleichzeitig zufammenziehen, fondern daß, in der Regel, der m. rectus internus des cinen Auges mit dem m. rectus externus des andern zufammenwirkt. Wenn bei'm gewöhnlichen Sehen der Augapfel durdy die Gontraction des m, rectus externus auswärts gedreht wird, wird das Nahbaroraan durch die Gontraction feines m, rectus internus in demfelben Grade einwärts gewendet. Aber wenn wir dagegen den m, rectus internus des einen Auges anfangs in Thätigkeit fegen, um einen in der Ebene der Medianlinie bes 72 findlichen Gegenſtand zu betrachten, ſo finden wir, daß ſich das andere Organ unwillkuͤhrlich auf denſelben Punct richtet, und das ber fließen wir, daß, wenn der m. rectus externus angewandt wird, der m. rectus internus des anderen Auges gleichzeitig in Tpätigkeit trete; wenn aber der rectus internus zuerſt angewandt wird, derfeibe mit feines leihen und nidyt mit dem rectus ex- ternus dies andern Auges zufammenwirke. Die beiden m. recti externi treten dagegen nie zugleich in Thaͤtigkeit; wir find durch— aus nicht im Stande, beide Augen gleiczeitig auswärts zu dres ben und können durch Eeinen Act der Willführ die Uebereinftims mung der Augenaren in bdiefer Wrife aufheben. Haben wir dieß etwa einem verhältnißmäßigen Mangel an Macht zuzufchreiben, welche die mm. recti externi, im DBergleihe mit den mm, rect, interni, über den Augapfel befigen, und erklärt fih etwa hierdurch, weßhalb das Einwärtsfhielen fo viel öfter vorfommr, als das Auswärtsiticlen? Wir finden alfo unter allen Umftänden, daß, fo lange die Augen gefund find, der m. rectus externus mit dem andern Auge nur fo zufammenmwirkt, wie wir bereits angegeben haben, d. h., gluichzuitig mit dem m rectus internus, wodurch beide Augäpfet bei allen Graden von Gontraction in derſelben gez genfeitigen Beziehung erhalten werten. Die nm, orbiculares palpebrarum wirfen im normalen Zus ftande gleichzeitig, fo daß beide Augenlider fich zualeich fchliegen, obwohl durch einen Act der Willführ der eine in Thaͤtigkeit tre— ten kann, während der andere im Zuftande der Erfdlaffung bes barrt. . Uebrigens hält cs ſchwer und gehört Ucbung dazu, ihre Tätigkeit auf dieſe Weiſe vollftändig zu frennen; und wenn wir es verſuchen, das eine Auge zu fließen und das andere offen zu balten, fo werden wir finden, daß der m. orbicularis des legtern ftets cin gewiſſes Beftreben Außerr, ſich gleichfalls zufammenzus ziehen. s Die Contractionen der mm. levatores palpcbrarum laffen ſich nidyt voneinander trennen, und beide Auacnlider werden ftets gleiche zeitig gehoben, wenn wir nicht der Wirkung des einen levator da: durch vorbeugen, daß wir durch eine willführliche Gontractien des orbicularis die Augenlider gefchloffen Falten. Und fo finden mir denn, daß alle Bewegungen des Auges ihre Zwecke auf die ein- fachite, wirffamite und nuͤtzlichſte Weife erfüllen. (15. Southan- pton Street, Covent Garden, Edinburgh Medical and Surgi- cal Journal, New Series No. 76., 1. Oct. 1842.) MNMiscellen. In Beziehung auf Meereöftrömungen findet ſich in Wilkes’s Synopsis of the Cruise of the United States Explo- ring Expedition, during the Years 1833 — 1842, folgende merf: mwirdige Angabe: „Unter der Linie wurde eine Schicht Waſſer 25° fälter, als die Oberfläche und 10? Fälter, als nördlich oder füdlih derfelben, von etwa 20 Meilen Breite paflirt, welche zu dem Glauben Veranlaffung gab, daß es einen, wenn idy den Aus: druck gebrauchen darf, untermeerigen Strom giebt, welcder die Küfte von America und Africa berabfließt und denfelben Gefegen gehorcht, welche die atmofphärifhen Strömungen regieren. Dr. Whitfield, ber Botaniker, ijt mit einer großen Samm— lung feltener Pflanzen und Thiere aus Africa zurücgefommen, welche in die Sammlung und die reihe Menagerie des Grafen von Derby, zu Knowsley Park, abgeliefert worden find. Dr. Whit- field hat feit etwa fünfundzwangig Fahren Reifen für Naturkunde nad) allen vier MWelttheilen unternommen, die legte auf Erſuchen des Grafen von Derby. 73 74 Geilkunde Ueber Erkenntnis und Behandlung einiger Herz: krankheiten. Von Dr. Rob. I Gravee. (Bortfegung.) Die Urſachen, welche in einem Falle Belchleunigung, in einem andern, in jedır andern Beziehung anſcheinend jenem ähnlichen, Falle Retardirung des Pulfes veranlaflen, werden immer unbes tannt bleiben; und dieſes laͤßt ſich auch wohl von denjenigen Urs faben behaupten, von welchen die Unregelmäßigkiit des Herzſchlages abhängt. Es ift befannt, daß einige Kormen von Dyspepfie, Hy— ſterie und andern Nervenfrankheiten Palpitationen des Herzens und jede Art von Unregelmäßigfeit und Intermifiion des Pulfes verans laffen, und zwar ohne daß irgend eine entzündliche oder organiiche Gomplication zugegen wäre. Wenn daher das Herz und feine Häute von Entzündung ergriffen werden, fo fönnın die Palpitas tionen des Herzens und die Unregelmäßizkeit, Schwäde und In— termifiion des Pulfes die indirecten Wirkungen derfelben feyn, eine Folge ihres Einfluffes auf die Nervenkraft des Herzens. Dieles ſcheint die bifriedigendfte Erklärung zu feyn, die hiervon geacben werden kann; indeſſen fönnen wir nicht umbin, zu glauben, daß der Rhythmus dis Hersfchlages zuweilen aub direct durch die Entzündung beeinträchtigt wird; auch ift «6 leikt zu begreifen, daß da, wo vielleicht ein atrium und der entſprechende Ventrikel entzündet find, während das andere atrium und fein Ventrikel von der Entzündung frei blieben, die gleichmäßige Bewegung diefer Theile eine Störung erleiden Fönne. Wie dem aber audy feyn mag, und welche Hypotheſe wir auch annehmen mögen, es ift von der höchz ften practiihen Wichtigkeit, fih daran zu erinnern, daß ein ſchwacher, unregelmäßiger undintermittirender Puls gleih im Beginne der pericarditisvorfommen fann, daß derfeibe feine normale Frequenz beibebalten, oder, wie in den beiden angeführten Fällen, fogar bedeutend unter fein gemöbnliches Maaß herabſinken und dennoch eine antipblogiftiihe Behandlung nothwendig fenn Fann. Das Refultat meiner bisherigen Erfabs rung bierüber ift, daß, wenn in der carditis und pericarditis der Puls ſchwach, unregelmäßig und intermittirend, wenn er weich, von natürlicher Frequenz oder gar krankhaft retardirt ift, eine all— geme’ne Blutentziebung niemals inftituirt werden darf. Blutegel auf der Herzgegend, Scröpftöpfe, Blafınpflafter, Calomel mit Opium find die geeianerften Mittel für diefen Fall, wenn er wäh rend der acme der Krankheit eintritt; fommt er aber gegen das Ende derfelben ver, fo find aroße, nachher mit Mercurialfalbe zu verbindende Blafenpflafter auf der Herzaegend, und innerlich Eleine Dofen Galomel und aroße Dofen Opium und nötbigenfalls auch Wein, diejenigen Mittel, auf die wir das meifte Vertrauen fegen müffen. Die Digitalis leiftet bei einer Herzentzuͤndung wenig oder gar nichts, und wenn fie in ſolchen Dofen geneben wird, die der Größe der Gefahr nur eininermaaßen proportionirt find, fo führt fie oft plöglich eine gefährlidye, ja ſelbſt tödliche Schwäche des Nervenfyftenis herbei. In denjeniaen Kormen der carditis und pericarditis, die cinen langfamen Verlauf nehmen, babe ich das Colchienm , in Verbindung mit Mercur und Opium, als ein nüß- liches adjuvans befunden; und da, wo die Krankheit einen ent— ſchieden chroniſchen Character zeigt und der angegebenen Bebands lung nicht weicht, Leiftet zuweilen das Kali hydroiodieum recht guie Dienfte. In einem Kalle. wo weder die innere, noch die ußere Oberfläche des Herzens in den Krankbritspreceß mit bintins gezogen war, und der allen jenen Mitteln widerjtand, wurde mein cliniſcher Affiftent, der Chirurg M’Donnel, durd die Analogie der vheumatifchen iritis darauf aeleitet, den innern Gebrauch des Zerpentbing vorzufcblanen, ein Vorſchlag, der meinen vollkomme⸗— nen Beifall erbielt. Cine aleiche Analoaie würden, unter gewiſſen Umftänden, große Dofen des Guajac und feiner Präparate als ein Mittel erfcheinen laffen, das in ſehr hartnäcigen Fällen von pe- ricarditis von Nugen ſeyn dürfte, . & Folgender Kal, der einen gewiffen Reddy betrifft, iſt zum Theil bereits früber von mir mitgetbeilt worden; bier will ich nur den Zeil der Krankheitsgefhichte anführen, weicher zeigt, daß bie pericarditis bereits ihre acme erreicht bat. Dritter Sal. — Pericarditis, in dem Augenblicke entftanden, wo die Entzündung der Gelente am intenfives ften war. Am Tage der Aufnahme war der Puls 72 und der Impuls und die Töne des Herzens normal. Am folaendın Tage, den 18. Zuni, 8 Uhr Morgens, war der Puls auf 96 geftiegen, vol, ftark, regelmäßig; der Dirz: Impuls hatte an Stärke bed: utend zugenoms men, und bei dem erften Zone hörte man ein deutliches „bruit de soufllet.‘* Bei'm Drude auf div Herzgegend oder das epigastrium entftand weder Schmerz noch Unbehagen; Palpitation war nicht vorkanden : kurz, infofern die Gefühle des Kranken in Betracht kamen, war die pericarditis vollfommen latent. Um 12 Ubr defs felben Zages wurde er wieder un’erfucht, und nun börte man, ftart des bruit de soufflet, cin deutliches frottement, welches beide Töne begleitete, fih über die ganze Herzgegend verbreitere und von einem ſehr fühlbaren fremissement bealeitet war. Der Puls war auf 108 geftiegen, ſtark und bart, aber nicht unregelmaͤßig. Es wurden über dem Herzen Schröpfföpfe geſetzt und große Dofen Galomel mit Opium (von jenem gr. v., von dieſem gr. j., viermal täglich) gegeben. Am folgenden Tage war das frottement vers fchwunden, aber das Blafengeräufch zurückgekehrt, welches wieder den erften Ton begleitete. Zwei Zage fpäter war auch dieſes bie auf die legte Spur verfchmunden. Die pericarditis folgte alfo in dieſem Falle nicht auf eine in irgend einem andern Theile erfofchene Entzündung, fondern gerade während der acme der Gelenffrankbeitz der Tag, an welchem das frottement zuerft aehört wurde, war auch derjenige, an welchem der Kranfe am meiften an feiner Gelenkaffection litt, Vierter Fall. — Pericarditis, regelmäßiger Puls, ei: gentbümlicher Ausfhlag auf dem Körper. Ein Knabe, Namıng Reiliv, 14 Jahre alt, wurde am 15. September 1841 aufgenommen. Er berichtete, daß er vierzehn Tage vor feiner Aufnahme von Schauer, Kopfweh, Lendenſchmer— zen, welde fid) längs der untern Rippen binzogen, ſewie von eie nem heftigen Schmerze in der Präcordialgegend und ſtarkem Herz— klopfen ergriffen worden ſey und zwei Tage fpäter einen Ausfchlag befommen babe. Bei feiner Aufnahme bot cr den Zuftand eines vorgerücten Stadiums des typhus dar. Er war aͤußerſt erfchöpft, die Füße Kalt, die Hände blau. Die Oberfläche des Körpers war mit einem wenig erhabenen Eranthem bedeckt, welches ſich mit der Hand wie Sandlörner anfühlen ließ. Es hatte cine Frieſel— Form, und die Bläschen waren mit einer blutigen Fluͤſſigkeit ges füllt. Es fchien, als wäre daffelbe in fucceffiven Ausbrüden here vorgekommen; denn während es an einigen Stellen noch ganz in der Bluͤthe war und die Bläschen voll und prominirend erfchienen, waren dieſe an Andern aufgeplagt und zufammengefallen. Der Puls 72, kaum zu fühlen. — Er erbielt Wein und warme Fleiſch— brübe und auf die Schenkel warme Fomente. Am 16. September Tab ich den Kranken zum erſten Male, Der Puls war 72, ſchwach, aber renelmäßig; die Reſpira⸗ tion 40 und mübſam; die Lippen livid; im Geſichte der Auedruck aroßer Angſt. Er kiagte über äußerſt heftigen Schmerz in der Herzgegend, welcher, wenn man die Rippin geaen das Herz drüdte oder im epigastrium eine tiefe Impreſſion machte, fo das daffelbe nach Oben geaen das Zwerchfell gedrängt wurde, zunahm. Mit: telft des Stetbofcop’s entdeckte man auf der ganzen Herzgegend ein merkwürdig lauteg frottement, welches von einem ſtarken fr&emis- sement begleitet war. Erſteres wurde bei beiden Tönen achört, und an einigen Stellen, befonders gegen bie. rechte Bruſtwarze hin, 75 hatte es den Character des Leder-Knitterns; fein bruit de soufflet; Smpuls heftig, Zöne laut; die krankhaften Geräufde er: ſtreckten fi nit über die Herzgegend hinaus. Nachdem zwei Tage verfloffen waren, ohne daß eine merkliche Veränderung eingetreten wäre, ftellte ſich ein plöglicer Schmerz im rechten hypochondrium ein, den der leifefte Druck nod) bedeu: tend fteigerte. Am folgenden Zage begannen die Schenkel und der Unterleib anzuſchwellen, und in der Nähe des Herzens bemerkte man ein neues Phänomen. Das Frictionsgeräufh, das man zwei Tage vorher fo deutlich gehört hatte, war jegt ganz verſchwunden, und obgleich die Herzgegend hell tönte, war der Percufjionston doch unmittelbar über der Bruftwarze und aufwärts bis zu ber Höhe von ungefähr 2! Zoll vollftändig matt, und auf diefer ganz zen matttönenden Gegend hörte man das Frictionsgeraͤuſch fo laut, wie je vorher, fowie auch diejenige Mopification deffelben, die man ‚‚Cederfnittern‘‘ nennt, welche jedoch auf die rechte Herzfeite befhränkt war. Man fand, daß diefe Geräufhe von der Refpiration ganz unabhängig feyen, denn fie dauerten während ei nes momentanen Gtillftandes des Athmungsproceſſes ununterbros hen fort. Am folgenden Morgen fta:b der Knabe, und der &richen: befund war fehr inftructiv. Die Lungen und die pleura waren vollkommen gefund. Das Herz nahm eine höhere Stelle im tho- rax ein, als gewöhnlih; die Bafis deffelben entfprad dem Raume zwifhen der erften und zweiten Rippe und war offenbar von dem linken Zeberlappen und dem fo ploͤtzlich er— aoffenen Waſſer im abdomen in die Höhe gedrängt worden, Bei'm Durchſchneiden des pericardium fand man daffelbe verdict; die äußere Haut defelben war fehr gefäßreich und, fowie ber Herz— überzug, mit Lymphe bedeckt. An der Spige des Herzens waren beive Flähen innig miteinander verwacfen, an der Baſis aber war feine Spur einer Verwachfung. An diefer Stelle, bejonders aber an der dem sternum zugewandten Abtbeilung, war die Lym— phe in größerer Menge ausgefhwist und hatte ein rauhes, uneb— nes Unfehen. Die Derzfubitang fowohl, als die Klappen und das endocardium, waren gefund. Das peritonaeum war vollkommen gefund, aber der Sad deffelben durch eine große Menge eines ſtrohgelben, Eeine Lymphe enthaltenden, Serums ausgedehnt. Die Leber war bedeutend verarößert und mit Blut überfüllt, welches bei jedem Einfhnitte reichlich ausfloß. Die Därme und der Magın waren gang normal, Die Nieren boten den Zuftand des zweiten Stadiums ber (ſ.g.) albuminöfen nephritis dar, und der Urin in der Blafe war albuminös. Es dürfte nicht unwichtig feyn, hier die Aufmerkfamteit des Lefers auf den Umftand befonders hinzulenken, daß, obaleich der Herzimpuls heftig war, das durch das Anrinanderreiben der raus ben Flaͤchen des prricardium erzeugte Geräufch nur auf einen ſehr Eleinen Raum befchränft war, indem es nur in der unmittelbar über dom Herzen befindlichen Gegend gehört wurde; während in Mulcahy’s und in dem von Dr. Watfon befchriebenen Falle die Reibung des pericardium ein Geräufcb hervorbrachte, welches man in den entfernteften Theilen der Bruft, und zwar faft ebenfo deutlich , wie in der Herzgegend, hören Eonnte. Was kann nun die Urfache einer fo auffailenden Verfhiedenbeit feyn? Man kann diefelbe nicht in irgend einer entfprechenden Verfchiedenheit in der Befchaffenheit der ergoffenen Lymphe und in der daraus fols genden Verfchiedenheit in den phyſicaliſchen Eiaenfchaften der reis benden Faͤchen ſuchen; denn eine ſolche Verfchiedenheit der Pſeudo— membranen des pericardium konnte in den beiden Källen dee Mul— cahy und des Reilly nicht wahrgenommen werden. Bei Dr. Matfon’s Kranken haben diefe Membranen, der Befchreitung nach, eine etwas hornartige Befchaffenheit gehabt, und diefer Um— ffand kann allerdings für genügend erahtet werden, um die Laut: beit und weite Verbreitung des Geräuiches zu erklären Allein da bierduch die aroße Verfchiedenheit, welche man bhinfihtlich der Stärke und Verbreitung der Herzbeutelgeräufche bei den beiden ans dern Kranken beobachtet hat, nicht erftärt wird, fo ift ed von gro— Ger Wichtigkeit, die wirkliche Urfache diefer Erfcheinung zu erfor— fhen; und nach vielem Nahdenken über diefen Gegenftand und nad genauer Ermägung aller, ſowohl während des Lebens, als bei der Section wahrgenommenen Phänomene, trage ich nur wenig — — 76 oder gar kein Bedenken, zu behaupten, daß bei Mulcahy die Ges raufche lauter und in einer größern Ausdehnung zu hören waren, weil erftens fein Herz bedeutend hypertrophifch und folglich die reibenden Flächen wirklich größer waren; weit zweitens die Lage, des Herzens in der Bruft, wie dieß im allen Fällen von beveuten» der Vergrößerung diefes Organs gefhieht, verändert und ein weit größerer Theil deffelben mit der Bruftwand in Berührung gebracht war; weil drittens (jedoch Lege ich hierauf nicht ein fo großes Gewicht, wie auf die beiden erfteren Gründe) bei Mulcahy das in die Pleurahöhle eraoffene Waller das Herz nod dichter an das sternum und die Rippen herandrängte, und diefe daher als Leiter des Schalles wirkten. Diefe Fälle find demnach infofern befonders inftructiv, als fie beweifen, daß ein bedeutender Unterfdhied in Bezug auf die Verbreitung des Frictionsgeräufches zwiſchen der pericarditis, weldhe ein früher gefundes und in feinen Dimenfionen normales Herz ergreift, und derjenigen ftatt findet, welche in einem hypertrophis fhen und vergrößerten Herzen auftritt, Da ich von der rheumatifchen Entzündung als einer foldyen geſprochen habe, welche die Derzfubftang felbft afficirt, muß ich bes merken, daß die Exiſtenz einer derartigen Entzündung mehr vers muthet, ale erwieſen ift. Eine kurze Betrahtung wird une übers zeugen, daß dir Rheumatismus, im engern Sinne, gewilfe Muse Eeifpfteme weit häufiger afficirt, als andere. Die woillführlichen Muskeln find diejenigen, welche am häufigften der Sig des Rheu— matismus find, und felbft unter ihnen wird man, bei einer ge— nauern Unterfuhung, eine nicht zu erklärende Werfchiedenheit im diefer Beziehung wahrnehmen. Diejenigen, welche bei den Bes wegungen des Kopfes und des Halfes wirken, fowie die, welche die Beugung des Rumbartheils der Wirbelfäule vermitteln, werden weit öfter von diefer Affection ergriffen, als andere. Dagegen ift jenes ganze Syſtem von Muskeln, welches mit dem organifchen Leben in Verbindung ſteht, vergleihemweife dem Rheumatismus gar nicht unterworfen: fo ift das ausgebreitete Syitem der Inteftinale muskeln felten, wenn überhaupt, davon afficirt; die Musfeln der Harnblafe bieten ein ahnliches Verbältniß dar, und es ift füglich zu bezweifeln, ob die Muskeln des Herzens fich nicht deſſelben Vorredits erfreuen. Es ift wahr, daß diefe Iegraenannten Mus— feln durch eine rheumatifche Entzuͤndung der die innere oder außere Oberflaͤche des Herzens Überziehenden Membran zu einer abnorm erhöheten Thätigkeit angeregt werden; allein eben diefe vermehrte Thätiafeit würde entweder gang unmoͤglich, oder doch von Außerft beftigem Schmerze bealeitet feyn, wenn das Muskelgewebe felbft vom Rhbeumatismus erariffen wäre, ganz in äbnlidyer Weife, wie wir dieß in der Jumbago und bei'm ſ.g. fteifen Dalfe beobachten... Eine folhe Affection würde die Herzbewegungen überhaupt aͤußerſt ſchmerzhaft maden, ja fie würde bdiefelben hoͤchſt wahrſcheinlich ganz aufheben. Ueber „Bruit de soufflet“ und „.‚fremissement‘“ als diagnoftifhe Zeichen in Herzkrankheiten. Die neuern Autoren baben die Pathologie des Herzens außer— ordentlich bereichert und, wenn wir alles das glauben, was fie in ihren Büchern und Abhandlungen behaupten, ihren Nachfolgern nur noch eine fehr fpärliche Nachiefe übrig gelaffen. Meine vigene Erfahrung jedoch hat in diefer Bezirhung ein gang unbefriedigens des Refultat ergeben, infofern als diefelbe nicht felten den von den Auroren aufgeftellten Regeln geradezu widerſprachz und ich bin daher zu der Urberzeugung gelanat, daß die diagnoſtiſchen Merk— male der verfchiedenen Herzkrankheiten noch richt zu demjenigen Grade von Volltommenbeit gebracht worden find, den man ihnen beilegt; ja verfihiedene Gründe haben mich zu dem Schluſſe are führt, daß eine ſolche Vollkommenheit überhaupt unerreichbar ift. Denn wir Eönnen den Sig einer Herzkrankheit nur durch folgende Mittel erkennen: erfteng durch die Art der Störung, welche je» de derartige Krankheit in der Gircularion und den davon abhängi+ gen Eebensfunctionen hervorbringt; zweitens durch die Veraͤn— derung, welche eine folche Krankheit in den Bewegungen bes Herz 77 zen herbeiführt, und entweder von dem Kranken gefühlt, oder durch das Auge oder die Dand des Beobachters wahrgenommen wird; dritteme durch die frankhaften Geräuſche, die während der Herzthaͤtigkeit entitehen, Die zahlreichen Beobachtungen, die ich am Kranfenbette und an Leichen gemacht, haben mid) überzeugt, daß die functionellen Störungen, welche durch die Krankheit irgend eines befonderen Theils des Herzens hervorgebracht werden, felten characteriftifch genug jind, um uns in den Stand zu fegen, zu beftimmen, ob die Krankheic in den Atrio-Ventricular⸗ oder Gemilunar » Klappen ihren Sig haben, ja es ift mir oft vorgefommen, daß alle jene Symptome, von denen man glaubt, daß fir eine Krankheit dur rechten Herzbälfte anzeigen, durch Krankheiten der linfen Haͤlfte veranlaßt ıwarın und vice versa, In der That find diefe Sym— ptome weit entfernt, den Sig der Krankheit genau anzuzeigen, oft nicht einmal hinreichend, um aus ibnen auf die Exiſtenz einer fols chen mit Beſtimmtheit fchiießen zu Eönnen. Das Hauptmittel der Unterfheidung, welche von den Klap⸗ pen des Herzens erkrankt fen, wird aus der mu'hmaßlichen Rich— tung des Geraͤuſches entnommen. Dieſes iſt das bei Werten nüß- lichite diagnoftifhe Merkmal, das wir bejigen, und durch daſſelbe können wir oft, jedoch nicht immer, eine Krankheit der rechten Derzbälfie von einer Krankheit der linken unterfcheidın, ja zuwei len fogar erkennen, ob die Atrio:VBentricular « oder die Semilungr— Klappen erkrankt jind. Ein zweites diagnoſtiſches Zeichen wird aus dem Frankhaften Geraͤuſche, welches den erften oder den zwei— ten Derzton begleitet und ihn undeutlich macht, entnommen; allein da fich bei jeder Herzbewegung Klappen öffnen und fchließen, fo kann ein Erankhaftes Geräufh durch jede StructursVBeränderung, welche das vollitändige Oeffnen oder Schließen der Klappın ver: bindert, hervorgebracht werden, und folglich kann daſſelbe Geroͤuſch ſowohl durch ſolche Structurveränderungen, welche das Kortftrös men des Blutes hemmen, als auch durch ſolche, weiche eine Reqgur— gitation deſſelben geftatten, veranlaßt werden; mit andern Worten, es ift in dem Momente, wo das (Seräufch gehört wird, nicht mögs lich, zu beurteilen, welche von bdiefen Veränderungen die Urfache deſſelben ift. Was die Bewegungen des Herzens betrifft, fo wird aus einer Störung derfelben der Eig der Krankheit kaum jemals mit Bes ftimmtheit erkannt werden. Fünfter Sal. — Bruit de soufflet auf der ganzen Herzgegend, befonders laut aber an der linken Seite der Bruftwarze und niht nah dem Verlaufe der aorta ſich verbreitend. Section — feine Klappenfranfheit, weit vers breitete Krankheit der aufjteigenden aorta. Ein Mann, Namens Gonnel, 50 Sabre alt, wurde am 10. Auguft 1841 aufgenommen. Er berichtete, daß er in den Ligten acht Jahren vor feiner Aufnahme an Herzklopfen und Dyspnör ger litten, welhe vor Kurzem an Heftigkeit bedeutend zugenommen bätten; er hatte ſtets unmäßig gelebt und mehrere Jahre hindurch täglich zchn bis zwanzig Gläfer Whisky getrunken. Bei feiner Aufnabme war er fehr abgemagert, fein Leib aufgetrieben umd die Schenkel ddematöß; er batte mit purulentem Ausmurfe verbundes nen Huſten; in ruhiger Cage keine Dyspnöe ; dır Puls war 72, weich und regelmäßig; deenbitus an der rechten Seite; fein Schmerz in irgend einem Theile der Bruft oder des Unrerleibee ; keine Anſchwel— lung der Zugularvenen, aber die Oprläppebin und dir Rippen waren blau; Ecine ſichtbare Pulfation, noch Vibration oder bruit desoufflet in irgend einer Arteriv dis Halſes oder der cbirn Ertremitäten, und in der Rute auch kein Herzklepfen. Poyſicaliſche Zeichen. Die Bruft tönte an der aanzen richten Eeite, ſowohl binten als vorn, dumpf und matt: oben war das rıfpiratorifhe Murmein ſchwach und mit erepitus vermifcht, unten kaum zu boͤren. Die linke Bruftfeite tönte heil, und die Refpiration war bier Icut, pueril und frei von ıhenchvs; in der Dirzgeaend war der Ton etwas matter, ala aemöbnlich: beſonders argen das Bruftbein zu; der Impuls des Herzens ftark und in einer etwas arößern Strecke zu fühlen; die Töne laut, ter erfte von einım bruit de sou'flet 78 begleitet, welches auf der ganzen Derzgegend, vorzüglich ſtark aber an der linken Seite der Bruftwarze, zu hören war. Diefes Bla— fegeräufh verbreitete fih niht nad Oben längs der aorta und war au von feinem freinissement begleitet. Bon feiner Aufnahme bis zu fiinem Zode, welcher fünf Wo— chen nachher erfolgte, mar nicht die geringfte Veränderung in den Herzſymptomen wahrzunhmen ; der Puls yatte ftets cine normale Frequenz und war von jeder Intermiſſion oder Unregelmäßigkeit frei; das Athmen ſchien, wenn er nicht aufgıregt war, leicht und ruhig von Statten zu gehen — Das anasarca nahm zu und der Huften wurde quälender; der bei der Aufnahme gehörte crepitns ging allmälig in Rodeln über, und am 20, September jtarb der Kranke. Section. Die Bauchhoͤhle war ſtark mit Waſſer gefuͤllt; die Därme geſund; die Leber etwas hypertrophiſch und ihre Raͤn— der abgerundet, ſonſt aber normal; die Gallenblaſe enthielt einige Steine; die Lungen waren durch alte Adhäfionen mit den Bruft- mwandungen verwachſen, die linke war ganz gefund, die rechte aber mit Zuberkeln beſetzt und zeigte an der Spitze Eleine vomicae; das Herz hypertropbilh und das pericardium mit demfelben durch— gängig mittelft dichten Zellftoffis verwachſen. Alle Klappen, die mitralis, tricuspidalis und semilunares, waren vollEommen gefund; die aorta ascendens (nit abır der Bogen) war erweitert, ihre innere Daut vollftäns dig zerftört und die innere Flaäche durd eine reichliche Ablagerung vonKalterde auf der mittlern Haut rauh und höderig gemacht. Der arcus aortae und ihr abfteigender Theil ganz gıfund, und die normale Beſchaffenheit der Aortenklap— pen wurde dadurd) außer allen Zweifel geſetzt, daß man in die aorta Waffer goß, von dem nit cin Zropfen in den Ventri— kel floB. Die permanente Anmefenheit des bruit de soufflet während mehrerer Wochen, ſowie die conftante Begraͤnzung deffelben auf eine und dieſelbe Etille, ließ in diefem Falle keinen Zweifel übrig, daß daffelbe einer organifchen, dauernden Urſache fein Dafeyn vers danke. Diefes Geräufh wurde zwar auch auf der rechten Herz— feite, Doch deutlicher auf der linken gehört, und wir glaubten daher die Urfade in den linfen Höbien fuchen zu müffen, und nabmen an, daß die Mitralllappe dır Sig der Krankheit oder in ihrer Struc: tur verändert ſey. Dieſe Diagnofe hielt ich jedoch mehr für zwei: feihaft, als fiher, und ertiärte den Kiiniciften offen, daß ich kein großes Vertrauen in d’efelbe fegtez denn, wenn au das Geräufch unmittelbar über dem Eige der Mitralklappe am lautejten war, fo it doch in der Mebraabl der Fälle die durdp das inke ostium ve- nosum ftattfindende Rrgurgitation von einer merklichen Anomalie im Pulſe begleitet. Gegen die Annahme, daß das Geräufh in ciner Krankheit der Aortenklappen oder der innern Fläche der aor- ta ſelbſt feinen Grund babe, jührte ih den Umftand an, daß dafs filbe längs des Verlaufes der aorta nicht achört werden Eonnte, was doc, nach der Anficht der neuern Scrirtftiller, in jedem die: fir beiden Krankheitszuftände, obne Ausnahme, der Fall ift. Der Annabme eines pırmanınten Offenftihens der Aortenklappen war der Mangel einer fihtbaren Yulfation oder Vibration der Arterien entgeaen. Die Section zeigte, daß das Blafegeräufch durch eine Rauhig— keit der innern Kläcde der aorta, welche den ganzen abfteigenden Theil derfelben einnabm, veranlagt wurde. Hier babın wir alfo eine Thatſache, die den berrfchenden Anſichten geradezu widerfpricht und, meiner Meinuna nad, die Lehren derjenigen Pathologen ganz umftößt, welche die Urfachın der Derzgeräufhe aus einer genauen Untirfubung der Stärfe und PVerbreitung des Tons entdeden zu koͤnnen glauben. Ich überlaffe es Andern, die eben fo gewiſſe als anomale Thatſache zu erklären, dab cin lautes bruit de soufflet, weiches durch eine weit verbreitete Naubigkeit der aorta veranlaßt wurde, feine arößte Stärke Über der Gigend der Mitralkiappen erreichte und längs der auffteigendin aoıta richt verfolgt werden Eonnte. Wie fellen wir aber einın Kal, wie diefen, von einer Krankheit der Mitralflappen unterfdieiden? Kolgender von Dr. Budd in der Medical Gazette vom 7. Januar 1842 mitgetheils ter Fall bietet functionele und ptyſicatiſche Sympteme, die den 79 in Connel's Beifpiel befihriebenen To vollkommen ähnlich find, daß ein unbefangener Beobachter, wenn er die Geſchichte beider Fälle tiefe, fchliegen muß, daß fie genau von denfelben Structur: veränderungen abhingen, „Ein Dienftmidden, Namens Maria Pepler, 25 Jahre alt, wurde am 18. Novemb. 1840 in's King’s College Hospital aufgenommen. Sie berichtete, daß ihre Gefunds heit fehe gut gewefen, bis vor fünf Jahren, wo jie von oedema pedum ergriffen worden fey, welches nad ſechs Wochen verfchwand, Seit diefer Zeit hatte jie an Herzklopfen, Kurzathmigkeit und zus weiten auch an Huften gelitten: auch die bydropifhen Erſcheinun— aen kehrten wieder, fo oft fie jich eine Erkältung zuzog. Bei der Aufnahme Elagte ie über Herzklopfen, welches bei jeder Anftren gung lich ſteigere, und über gelegentlit cintretende Ohnmachten; die Athmungsbeſch verden waren fo bedeutend, daß fir die Rücken— lage nicht ertragen Eonnte und cin quälender Huſten, welcher von der Erpectoration einer ſchaumig mucilaginöfen Flüffigkeic begleitet war, hielt oft folange an, das er Erbrechen veranlaßte. Die Lippen und Wangen hatten eine purpurrötblihe Farbe, die Zugularvenen waren bedeutend angeſchwollen; bedeutende hydropiſche Anſchwel— lungen der untern Ertremitäten, aber Fein Oedem der Hände oder des Gefihtes. Bei der Syitele hörte man in der Wräcordialge: gend einen Eon, der an der Spige des Herzens und an der lins fen Seite der mamma am laureften war. Bei der Diaftole Eonnte man an der Spise deg Herzens Feinen Ton hören. Gegen das sternum und die Baſis des Herzens zu verminderte ſich die Stärke des die Sytole begleirenden Tones bedeutend, und der nor— male Ton der Diaftole wurde unhörbar. Kein krankhaftes Ger räufh war längs des Verlaufes der aurta oder der Garotiden zu vernehmen. Eine aujcultatorifhe Unterfuchung der Lungen wies eine vermehrte Secretion in den Brondialäjlten nah. Am 14. December ftarb die Kranke, Section. Das Herz hatte eine enormen Umfang, lag queer in der Bruft und war von den Zungen durdjaus nicht bedeckt. Der rechte Ventrikil fehr erweitert und die Wände deffelben dicker und fefter, als die des linken; die Spige des Herzens wurde vom rechten Ventrikel gebildet, der tiefer hinabftieg, als der linke, wels her letztere nicht dilatirt oder hypertrophiſch war; beide atria wa— ren fehr erweitert und mit Blut gefüllt; die Zipfel der Mitrals Elappe waren miteinander verwachfen, vollkommen fteif und unbe— weglih und bildeten eine permanente Deffnung, weldye kaum die Spige des Eleinen Fingers dur hließ. Zwiſchen den Kalten der Klappe befand ſich eine ziemlich bedeutende Ablagerung knochiger Goncremente, auf der Oberflähe aber waren Eeine Vegetationen. Auf der valvula tricuspidalis befanden fich einige fehr Eleine wars zige Auswuͤchſe. Die Aortenklappen waren vielleicht etwas vers dickt, fonft aber, wie die Scemilunarklappen und die aorta felbft, volllommen geſund.“ Trog der gerühmten WVolllommenheit der von den neuern Schriftſtellern angegebenen diagnoftifhen Mittel, welche, ihrer Ber bauptung nad, ftets mit Beftimmtheit die Natur und den Sig der Klappenkrankheit anzeigen follen, muß man geftehen, daß diefe Mittel durchaus unzureichend waren, um zu einer Feftitellung des diagnoftifhen Unterfchiedes zwiſchen den Fällen des Connel und der Pepler zu führen. Wir fehen uns daher zu dem Gejtänds 80 niffe genöthigt, daß auf dem jegigen Standpuncte der Wiſſenſchaft ein bedeutender Klappenkehler nicht immer von eine Rauhigkeit der aorta unterfhieden werden Fann. (Schluß folgt.) Miscellen. Ein, unter dem Nabel aufbrehender, Lungen— abfceß ift von Herrn Barfer in London med. Gazette, July 1342, befchrieven worden. Der Fall betrifft einen Juwelier, vier: unddreißig Jahre alt, einen Trinker, welcher, früher gefund, feit zwei Jahren über Apperitlojigkvit Elagte und eine leichte Auftreis bung der linfen falſchen Rippen batte; diefe vergrößerte ſich allmäs lig und bildete endlich eine beträchtliche Hervorragung auf der lins Een Geite, von den Rippen bis zum vorderen Düftbeinftahel, Die Gefhwulft fluctuirt und ift ven Rüden: und Schulterſchmerz, jur gleih mit Palpirationen und einem Schmerze durch den linfın Arm bis zu den Fingern, begleitet. Er har wenig Suften und Aus— wurf, bisweilen profufe Schweiße, fpärlichen dicken Urin, viel Durft und wenia Appetit. danegen fein Kieber, Fein Fröfteln und Eine Bruftfchmerzen. — Das Refpirationsaeräufc ift auf der rechten Seite pueril, auf der linken kaum bemerklichz die Percufjion links weit tumpfer, als rechts; der Herzſchlag ftärfer und mehr verbreis tet, als normal. Der Urin iſt ſtark eiweißhaltia. Der Kranfe wurde in cinem Spital aufgenommen. Einige Wochen fpäter oͤff— nete fi der Abſceß etwas unterhalb des Nabels; es wurden zwei Pinten gut ausfchender Eiter ausgeleert. Es erfolgte Hectik; der Ausflug dauerte fort; der Tod folgte nad) drei Monaten. Bei der Section fand ſich die Unterleibshöhle normal; der Abſceß faß zwi— Then dem obliquus externus und internus abdominis und ging, durch eine Eleine Deffnung in dem neunten Intercoftal:Raume der linken Seite, in eine Rungenabfee$= Höhle, welche etwa 4 Unzen Flüffigkeit halten Eonnte. Die linke Lunge war ganz mit Zuber- keln befegt; die Nieren zeigten einen geringen Grad der Bright’: Then Degeneration. Das Herz war normal. Eine Lagerung des Maaens und Qucerdbarms in der linken Bruftböhle und Verwachſung der Theile mit der linken Runge befchreibt Dr. Williamfon nad einem Präparate, welches von einem Sergeanten herrübrte, der, feit einer Bruftver: letzunag, noch zweiundzwanzig Zahre feinen Dienft aethan hat. Im Spanifchen Feldzuge (1811) befam er einen Schuß durch den adıten Sntercoftal-Raum der linken Seite; die Wunde eiterte ftark, bis ein Stückchen von dem Hemde mit herausfam; hierauf heilte die Wunde, brach aber faft jährlich wieder auf, bie auf die letzten ſechs Jahre. Er litt feitdem an Flatulenz und Verdauungsbeſchwerden, Eonnte feinen Ranzen nicht mehr mit Bequemlichkeit tragen und war etwas Furzathbmig bei'm Berafteigen; doch hat er noch bis 1333 feinen Dienft getban. Der Tod erfolate dur Brand am linken Fuße. Wahrfcheintih war die Mißbildung erft Folge der Bereiterung. Nefrolog. — Der berühmt gewordene Profeflor der 3ahnarzneikunde zu Wien, Dr. Garabelli, ift am 24. October geftorben. Bibliographische Neuigkeiten The Grasses of Scotland; containing a scientific Description of each species, remarks on their Use in Agriculture etc. By Richard Parnell, M. D. Illustrated with a figure of each Species and several varieties etc. Edinburgh 1842. 8. On easy introduction to Chimistry. By G. Sparkes, Esq. London 1842. 8. On food and its Influence on Health and Disease. London 1842. 8. . Guepin, Memoire de la pupille artificielle. Bruxelles 1342. 3. Mit 2 Kupf. —— — — — — Menue Motizen aussdem Gebiete der Nakur- und Heilkunde, gefammelt und mitgerbeilt von dem Obers Medieinalranke Frortep gu Weimar, und dem Merieinatrathe umd Prefeſſor Froriep ju Berlin, Ne. 512. (Nr. 6. des XXIV. Bandes.) Sctober 1842. Gedrudt im Landes» Induftries Sompteir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stückes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. — RRP DR ANNE Wat = Bericht über vier Abhandlungen des Herrn Lau— rent über die drei Arten von Reproductionskoͤr— pern, die Anatomie, Monftrojitäten und Yuftel: franfheit der Hydra grisea vulgaris. Erftattet von den Herren $lourens, Serres, Milne Ed— wards und de Blainville Gerade vor hundert Fahren mard die gelekrte Melt, und insbefondere die Academie der Miffenfchaften, durch die Entdeckung eines winzigen Thierchens überrafcht, welches der Hofmeiſter der Eöhne des Grafen Bentind in Helland auffand, und dieß gab den Anſtoß zum eifrigen Studium der Polnpen in allen Rändern, wodurch mande wichtige Puncte der Biologie aufgeklärt worden find. Vom Sabre 1740, wo Tremblepy feine Entdedung machte, bis zum Sabre 1744, wo er feinen berühmten Artikel unter dem Titel: Beiträge zur Naturgefchichte der Suͤßwaſſerpolypen, herausgab, befchäftiete fih Neaumur, unter dem Beiftande feiner Gollegen Bern de Suffieu und Guettard, eifrig mit jenem merkwürdigen Thierchen, für weldes fie den Namen Pelyp vorfchlugen, während fie deffen Befchreibung geſchickt an die jener zahlreichen Claſſe von Gefhörfen knuͤpften, melde kurz vorber ein anderer Tranzrfe, Namens Penffonnell, wenngleich der berühmte Graf Marfigli foeben erft Blüthen daran entdedt haben wollte, aus dem Pflanzenreiche in's Thierreich verfest hatte. Tolfes, der Herzog von Richmond, H Miles, Baker wiederholten in England, Bonnet in der Scwei:, Allamand, Lyonnet, Graf Bentind in Holland, im Beifenn großer Auditorien, die aud noch heutzutage verzüg- lih intereffanten WVerfuche, durch welche dargethan ward, daß ein organifirtes Weſen obne Augen fih dem Lichte zu- wenden, eine Beute, die e8 nicht fieht, fangen kann, Eurz, im Grunde nur ein mit einer einzigen Deffuung, an wel: her Fäden oder Fangarme ſitzen, verfebener Magen ift; daß ſich dieß Gefchöpf, wie der Finger eines Handſchuhs, line machen laͤßt, ohne deßhalb feine Verdauungsfunction N. 1612, 1 ————4 einzuftellen; daß es fich durch von felbft kervorfproffende Krospen oder durch freie Eier fortpflanzt, die aus allen Koͤrpertheilen herverkemmen, ja daß es, fo zu fagen, in Stüde achbadı werden kann, ven denen dann jedes ein dem ganzen Gefchöpfe aͤhnliches Weſen erzeugt, To daf man in der Mirflichkeit ein Seitenſtuͤck zu der fabelhaften Lernäi- ſchen Hyder befaß, weßhalb eben Rinne diefem Polypen den Namen Hydra gab. Man darf indeg nicht glauben, daß eine fo merkwuͤr— dige, fo unerwartete und allem damals wiſſenſchaftlich Feſt— gefteliten fo ſehr widerfprecende Entdeckung ohne Weiteres für gültig anerfannt werden wäre, Ja felbft der Entdeder hielt e8 lange für möglich, daß dieſes Gefhörf eine Pflanze, eine Sinnyflan:e fenn fönne, welche nur noch empfindlicher wäre, al8 die Mimosa pudica. Allein noch war das Jahr 1744 nicht abgelaufen, als die Gefhichte der Suͤß— wafferpelnpen bereits in einem Föcft gruͤndlichen und mit ungemein treuen Abbildungen verfebenen Werfe Lyonners klar dargelegt ward. Zur Zeit der erften Entdedung, und ale Trembley noch über die Structur des Geſchoͤpfs, an meldem er zu= fällig den DVergleih der MWicderergänzung aus feinen Frag— menten angeftellt hatte, im Zweifel war, wandte er fi febr paffınd an die Academie der Wiffenichaften zu Parie. Da— mals wurde in diefer der Naturgeſchichte ſehr eifrig obgeleaen, wie fhon die Namen B. de Juſſieu, Guettard, Ré— aumur, Buffon ıc. bezeugen. Die gelehrte Melt batte bereits duch Bonnet und ſpaͤter durch Reaumur erfahren, daf die hintern Fragmente der Suͤßwaſſerwuͤrmer, die fpäter den Namen Nais erbiel: ten, nicht fterben, wenn man fie vom Stamme aetrennt bat, und daß Ießterer bald darauf an dem abgeſtutzten Ende einen anfcheinend hervorgewachſenen, heller gefärbten Theil zeigt. Diefelben Beobachter hatten auch kurz vorber ein anderes höchft intereffantes Factum wiffenfchaftlich feftgeftellt, nämlich daß die Blattlaͤuſe ſich mehrere Generationen bins tereinander ohme neue Begattung fortpflanzen können, als 6 83 der noch fehr junge Trembley bei einem fehr reihen und unterrichteten Genter als Hofmeifter antrat, ald Bonnet in der Gegend des Haag forfhte, Lyonnet die Biblia Naturae Swammerdam’s vervollftändigte und feine in— tereffante Urberfesung von Keffer’s(?) Theologie der Inſec— ten berausgab. So verfiel denn Trembley im erſten Herbfte, den er in Holland zubrachte, darauf, ein Thier— chen, welches er beim SInfectenfammeln zufüllig gefunden hatte, und das er damals durchaus nicht Fannte, obwohl fpäter ermittelt wurde, daß Leeuwenhoeck und ein ano— nymer Engländer in den Philosophical Transactions für's Jahr 1703 bereits deffelben erwähnt hatten, nad) der Dueere zu durchfchneiden. Das eben fo unverhoffte ale feynelleintretende Reſultat, welches er am 4. December, in Folge eines am 25. November angeftellten Verſuchs, er: hielt, veranlaßte Trembley, daffelbe fofort dem berühm: ten Reaumur mitzutheilen, indem er ihm zugleich durch die Poft mehrere der fonderbaren Eleinen Körper zufandte, mit denen er erperimentirt hatte. Da diefe Sendung verunglüdte, fo ließ Trembley ihr eine zweite folgen, welche vollfommen gelang, fo daß RéSaumur am I. März 1541 der Academie die Entdek— fung anzeigte. Aus dem Protocolle der Sitzung, in wels cher ihr Trembley's Brief vorgelefen ward, eufieht man, daß dadurch Eeine volle Weberzeugung bei der Ucademie zu Mege gebracht wurde, und dieß begreift ſich allerdinge. Es heißt dafelbft: „Herr v. Réaumur beginnt die Vor— lefung eines Briefes, welchen ihn Herr Trembley aus dem Haag ygefchrieben, und in dem von einem angeblichen Inſecte die Nede ift, über das er Beobachtungen mittheilt,“ deren jedoch im Protocolle nicht gedacht iſt. In dem Protocolle der folgenden Sisung, am 8. März, heißt e8 nur: „Herr von Reaumur führt in der Vorleſung des Briefes ded Herin Trembley aus dem Haag fort, von welchem im Protocolle der vorigen Sigung die Rede war." Allein in dem der Sitzung vom 22. Mürz findet man Folgendes: „Herr v. Réaumur lieſ't einen Brief des Herrn Trembley vor, welcher neue Beobad)s tungen lıber die Eleinen Körper enthält, von denen in den vorhergehenden Zisungen die Rede war, und die unzweifel— haft für Thiere gelten muͤſſen.“ Auch begann der berühmte Fontenelle, der Secretär der Academie, in feiner Ges ſchichte vom Sabre 1741 den Artikel, welcher von den Fhieren handelt, die, wenn man fie in Stüde fihneidet, zu ebenfoviet vollftändigen Thieren erwachſen, mit folgender pomphafter Phrafe: „Die Geſchichte des aus feiner Aſche auferftandenen Phonir iſt zwar eitel Lug und Trug, aber durchaus nicht wunderbarer, als die Entdedung, von der wir bier zu berichten haben,‘ Weit fpäter muß die Kunde von Trembley’s Ent: defung nach England gelangt feyn, weil Folkes, der da— malige Präfident der Royal Society, fie erft am 18. Juli durch einen von Derfailles datirten Brief Buffon's er: fuhr, während Graf Bentind ihn unterm 15. Septem: ber davon benachrichtigte. Graf Bentind fpricht in ſei— nem Briefe als Augenzeuge der Trem bley'ſchen Beobach— 84 tungen und Verſuche. Diefer felbft fagt Seite 5 feiner Schrift, er habe erft im Februar 1745 Hydren an Fols kes geſchickt. Die Prüfung und Beftätigung der Trembley⸗ ſchen Entdekung zu Paris durch Reaumur, Guettard und B. de Juffiew rief diefen Academikern ein anderes Thier in's Gedähtniß zurüd, welches Zuffieu bisher fälfchlidherweife als eine andere Polypenfpecieg betrachtet hatte, das aber in einer Art von Gehäufe Ichte und die Aufmeikſamkeit jener Forſcher auf die Analogie lenkte, die zwifchen ihm und den Thieren beftehen dürfte, von denen Peyffonnelt fehon vor längerer Zeit, in einem der Acas demie zugefandten Briefe, die Vermuthung ausgefprochen batte, daß ihm jene angeblichen Seepflanzen, die Lithophy— ten, Madreporen ꝛc. ihre Entitehung verdanften. Die uns ter Neaumur’s Anregung von Guettard und B. de Fuffieu angejtellten Unterfuchungen brftätigten Peyſſon— nell’s Annahme und entzogen auf diefe Weiſe dem Pflans jenreihe eine ganz große Familie von Gefchöpfen, die nuns mehr den Namen Polypen erhielten, während ihre Ge— bäufe Polypenftämme genannt wurden, welche Ausdruͤcke jenen drei franzöiifhen Academikern ihre Entftehung vers danken, Nach der Herausgabe der Trembleyſchen Schrift und der Befkätigung aller darin angegebenen merkwürdigen Umftände, zu denen Pallas, Röfel, Shöffer, Spal- lanzani ıc. neue Entdefungen binzufügten, ward die Nas turgefchichte der Suͤßwaſſerpolyppen als vollftindig bekannt angefeben. Auch war diefe Anficht, im Vergleiche mit Dem, was Über die andern Thierclaſſen damals befunnt war, in tein naturhiftorifcher Beziehung richtig. Indeß waren noch einige Puncte zu erledigen, an deren Eruirung weder Trem: bley, noch die andern Maturforfcher jener Zeit gehen konn— ten, weil die Anforderungen der Biologie damals noch nicht fo body geftelft waren, und melde ſich mit dem Vorſchrei— ten der Organologie erſt allmülig herausftellten; 3. B., die Fragen ruͤckſichtlich der Structur, der anatomifhen und bis ſtologiſchen Zufammenfesung der Hydren, d. h. rüdiichtlich der Zahl und Befhaffenheit der Gewebe diefes merfwürdi: gen Thierchens, der ihm zuflehenden Organe, der Zahl und Urt der Mittel, durch die es fich reproducirt, und welche fo mannigfaltig und eigenthümtic find, der Structur der Knospen und Eier, der Entwidelungsftadien derfelben, end: lih der natürlihen und Eünftlihen Menfteofitäten, welche der aufmerkfame und geduldige Forſcher an dieſen fonderba: ten Geſchoͤpfen zu besbachten Gelegenheit hat. Diefe Fragen, deren Michtigkeit und Schwierigkert ohne Meiteres einleubtet, bat Dr. Laurent zu Toulon zu erledigen geftrebt und während der Jahre 1840 big 1842 in einer Reihe von Zufchriften an die Academie abgehandelt, deren Prüfung den obengenannten Academifern zugewie— fen ward. i Früher, und zum Theil noch jest, bielt es ziemlich) ſchwer, fich in der Nähe von Paris Hpdren zu verfchaffen, meil fich dufelbft wenig geeignete ftehende Gemäffer vorfin— den. Gegenwärtig bieten der Canal de l’Durcg und ber Ganal von St. Denis mehr Gelegenheit dar, diefer Thier— 85 chen habhaft zu merden; indeß hat die Sache auch noch jest ihre Schwierigkeiten. Eine wefentlihere Schwierigkeit, welhe mehr Aufmerf: famfeit und Vorbereitungen erheifchte, lag indeß darin, wie man eine zahlreiche Gefellfchaft von diefen winzigen, faft gallertartigen Thierchen in Gläfern, während eines oder ſelbſt mehrerer Fahre, welche lange Zeit einige Verſuche in Anfprub nehmen, hinreichend gefund erhalten koͤnne. Es war hierzu theils eine große Zahl von Hydren, theils ein Öfteren Mechfel des Waffers, vor Allem aber auch eine angemeffene Fütterung nötbig, die zwar in manchen Jah⸗ teszeiten feine Schwierigkeiten darbot, in andern aber unges mein ſchwer zu erreihen war und fehr viele Mühe und Umftändlich£eit erbeifchte, indem fih die Hydren von winzi— gen, faft mikrofcopifhen Thierchen nähren, welche im Win: ter faft nirgends aufzufinden find. Alte diefe Umftände, fowie auch der, daß die befondern Berfuchen unterworfenen Eremplare gehörig abgefperrt wer— den mußten, erheifhten von Seiten des Herrn Laurent einen auferordentlichen Grad von Umficht und Aufmerkſam— £eit, was bei Veurtheilung der Zuverläffigkeit der von ihm erlangten Nefultate in Anſchlag zu bringen ift. Ein anderer vorläufiger, aber ebenfalls hoͤchſt wichtiger Punct bezieht fich auf die bei den Unterfuchungen angewandten Inſtrumente. Bei'm Anatomiren ziemlich) winziger, aber doch mit bloßen Augen oder mittelft einer gewöhnlichen Lupe fihtbarer Thierchen hat es gewiſſermaaßen wenig auf fich, welcher Snftrumente und Verfahrungéarten man fich bes dient; allein wenn e8 fich vom Seciren fehr winziger, mit bloßen Augen faum erfennbarer Gefchöpfe bandelt, bei de: nen man ftarfe Vergrößerungen zu Hülfe nehmen muf, vers hält fih die Sahe anders. Bei der anatomiichen und bis ftologifchen Unterfuhung der Hydten fann ferner nur am lebenden Thiere in einer gründlichen Weife beobachtet wer: den. Man hat dabei geeignete Zufammendrüd=-Apparate anzuwenden, welche mit der größten Vorficht unter dag Mi- £rofcop gebracht werden müffen. Auch in diefer Beziehung hat Here Laurent mehrere neue Verfahrungsarten und Apparate angewandt, die ihm zu einer vollftändig befriedi- genden Ueberzeugung von Dem, was er gefehen, verhbalfen, und es ihm möglidy machten, Andern das von ihm Erfannte auch ſehen zu laffen, was bei dergleichen Uuterfuchungen oft ſehr fchwer fällt. Dieß ift ihm, als es ſich nöthig machte, auch in Bezug auf die Commiſſion gelungen, Endlich gehört auch zu den Vorbedinaungen, daß fich ber Forfcher vorläufig Über den Stand der Frage völlig auf: Elite, woran leider nicht alle Naturforfcher denken. Nur dann kann der zu unrerfuchende Gegenftand nicht bloß für fih und abfolut, fondern in einer Meife betrachtet werden, welche den bereits wiffenfchaftlich foftgeftellten Thatſachen, deren Zahl man eben zu vergrößern gedenft, angemeffen und würdig ift. Auch in diefer Beziehung bat Herr Raurent allen billigen Anforderungen genuͤgt, indem er neben feinen Sorfhungen über die Hydra folhe über die Flußfpongie und die Entwidelung der Feldſchnecke anftellte, über welche legtere Unterfuhungen wir fpäter berichten werden. 86 Nach diefen vorläufigen Bemerkungen wenden wir uns zu dem Inhalte der vier Abhandlungen des Hın. Laurent. A. Hiftologie und DOrganologie. — Unter ſucht man eine Hydra felbft bei ziemlich ſtarker Vergroͤße— tung, fo kann man leicht glauben, daß jener Elcine, geftielte, am Nande mit lanyen Tentakelfaͤden beſetzte Sad, der das Thierchen bildet, aus einem homogenen, überall fehr zuſam— mienzichbaren Gewebe beftebe, das gallertartig. durchfcheinend und mit mehr oder weniger dicht beifammen liegenden Koͤrn— chen durchſprengt ſey. Man unterfceidet nirgends ein ani— malifches, nervöfes oder musfulöfes Gewebe, und doch kann man das Thierchen nirgends berühren, ohne daß es gereist würde umd dieß augenblidlih durch eine beutlihe Zuſam— menziehung zu erkennen gäbe. Man bat daher auch in der phyſiologiſchen Anatomie die Anfiht geltend machen wollen, daß die Nerven: und Muskelſubſtanz in allen XTheilen des Gewebes gleihförmig vertheilt fen, indem man vom biolo- gifchen Act auf den anatomifchen Zuftand rückwärts fehle, was indeß feinem firengen Beweiſe gleidfommt. Baker hatte indeß angenommen, der Körper der Hy- dra beftehe aus zwei Membranen, zwifchen denen ſich ein ftetS durchfichtiger Naum befinde, und von denen die Äufere aus Eleinen, dichtftehenden Ringen beſtehe. Auch hatte er aus den Bewegungen da8 Thieres gefchloffen, daß es Längs > und Queerfafern befige. Sn unferen Zeiten haben die Wervolllommnungen der optifhen Snftrumente glücklicherweife weit gründlichere Uns terfuhungen geftattet, indem man zugleich, mit mehr oder weniger Erfolg, den Weg der Analcgie betrat. Ehrenberg, dem die Miffenfchaft fo viele merfwür: dige mifrofcopifhe Entdeckungen verdankt, hat mit Huͤlfe einer dreis bis fünfhundertfachen linearen Wergrößerung die Körnchen der Arme der Hydra unterfucht und abgebildet. Ihm zufolge ift jedes diefer Körnchen mit einem Mittel: fporn oder Dorn verfehen, und fie bilden Ereigförmige Haus fen um ein größeres Mittelkorn oder eine Mittelmarze ber, von welcher zumeilen ein febr langer Faden ausgeht, an defs fen Ende ſich ein Stern von Nadeln befindet, die in eine birnförmige Anfchwellung eingepflanzt find (der fogenannte Angelbafen). Profeffor Corda, welcer fich offenbar der Analogie in bedeutendem Grade bediente, fand in der Hydra eine weit zufammengefegtere Organifation; zuvoͤr— derft ein Zellgewelle, da er eine Echicht von Zellen befchreibt und abbildet, welde die Haut bilden und nah Außen zu sroß, nach Sinnen zu Elein fenen; ferner darunter eine ebens falls aus Zellen beftehende Muskelſchicht, deren Zellen aber dichter und gefärbt feyenz; endlich mehr nad) Innen eine den Darm bildende Schicht, in welcher er fehlichte Gänge oder Poren, fomwie Zotten, erkannt hat; von diefen. Gängen follen manche blind ausgehen, andere offen fern und ein durch— fheinendes Bläschen mit diden Wandungen, aber einer fehr geräumigen und abforptionsfähigen Höhlunfg, bilden. Was die Structur der Tentakeln betrifft, fo befchreibt Corda die oberflächlichen Theile derfelben als noch compli- 6 * 87 citter, al8 fie es nach Ehrenberg's Schilderung find. Er nimmt an, diefe vöhrigen Anhängfel befüßen unter der außern Membran vier yelblihe longitunale Muskelfaſern, welche durch nach der Dueere gerichtete Muskelfafern unters einander verbunden feyen. Die erſtern find ihm die Merz längerung® , die legten die Br fürzungsmuskeln des Ten— takels, was iadeß in dynamifcher Beziehung eben nicht leicht su beyreifen ift. Die Körnhen der Arme nennt er wurmförmige Knoͤtchen, und fie ſollen ſtets ſpirallinienfoͤrmig geordnet ſeyn. Er unterſcheidet daran Organe zweierlei Art, die einen ſollen zum Taſten, die andern zum Greifen dienen; die erſteren, ziemlich übereinftimmend mit Ehrenberg's Beſchreibung, aus einem kleinen Sacke beſtehen, der einen zweiten umhuͤllt, aus deſſen Gipfel bewegliches Wimperhaar hervorkommt, das aber nicht zuruͤckziehdar iſt; Die letztern, die er hastae nennt, ſollen mitten in Gruppen der erſtern liegen und aus einem kleinen, ovalen Sacke beſtehen, in deſſen Grunde ſich ein verkehrt liegendes, napffoͤrmiges Bläschen befindet, auf dem ein feſtes, kalkartiges, pfeilfoͤmiges Koͤr— perchen ruht, das durch die kleine Muͤndung des Sackes vorgeſchoben und zuruͤckgezogen werden kann, und dieß Alles iſt natuͤrlich genau fo abgebildet, wie die Beſchreibung beſagt⸗ Herr Laurent kannte, alt er feine Unterfuhungen begann, die Befhreibungen und Abbildungen ber beiden ebengenannten Beobachter genau. Er nimmt in der inner: ften Structur der Hydra ein contractiles Gewebe an, wel ches er den Fleiftgang (tractus charnu) nennt, und das ihm eine netzfoͤrmige Structur zu befigen fbien Auch fcheint er, wie Baker, d'e Anweſenheit zweier Membranen zu ftatuiren; allein weiter geht er nit Die hastae Got: da's teugnet er geradesu weg, und kann nicht begreifen, durdy) welche optifhe Taͤuſchung fie zur Erſcheinung gekom— men ſeyen. Was Ehrenberg’s Angelhafen betrifft, fo hat fih Herr Laurent vollftindig davon überzeugt, daß diefe Fäden nur ausgefponnener leimartiger Saft, der natür- li) an dem Ende, wo er ſich abloͤſ't, eine Anſchwellung bil: det, keineswegs aber dem XThiere eigenthümliche Organe find, die man allerdings ſchwerlich a priori annehmen koͤnnte. Ueber die innern Organe ift nod weniger allgemein anerkannt, als Über die Gewebe. So würde, 3. B., daß Borbandenfeyn einer verfchiedenen Hülle an der Haut und dem Darme mit der von Trembley beobachteten und von Herrn Laurent ſelbſt conftatirten Thatſache im Miderfprus be ftehen, daß man das Thierchen link machen fann, ohne daß die Verdauungsfunction im Mindeften geftört wird. Die gewaltige Menge Schleim, welche diefe Thiere ausftoßen, Eönnte auf die Anſicht führen, daß die Körnchen Secretionshöhlen feyen, welche bdenfelben erzeugen; allein Trembley hat fi davon überzeugt und Herr Laurent bat es beftätigt, daß nur diefe Theile den Faͤrbeſtoff an ſich ziehen, und daß dieß der Schleim nie thut, woraus fid er— giebt, daß Iekterer eine ausgehauchte und nicht fecernirte Subftanz ift. 88 End lich ließe ſich, nach der Beobachtung eines der Coms miſſaͤre (des Hrn. v. Blainville) ruͤckſichtlich des Entſte— hens der Knospen un beſonderen Stellen, was mit Ehren— berg's und, wie wir ſpaͤter ſehen werden, auch mit Herrn Laurent's Anſicht vollkommen uͤbereinſtimmt, erwarten, daß man am Urfprunge des Fußes einen Eierſtock finden werde, was Enrenberg in der That behauptet hat Here Lau— vent verfichert indeß, daß dem nicht fo fey, und daß dieſe Stelle durchaus Ddiefelbe Structur darbiere, wie alle andern Theile des Magenfades, daß demnach) fein beſonderes Ova— tium vorhanden fey. Moch weniger giebt er, wie Sich. leicht denken läßt, zu, daß die Puſteln, welche eine der häufigften Krankheiten der Hydren bi.den, Zeftikeln feyn könnten, auf welche Idee man leicht verfallen fönnte, wenn man die Koͤr— perchen der darin enthaltenen Flüffigkeit für Zoofpermen ans fpräche. B. Ueber die verfhiedenen Neproductiongs arten der Hydren. Es it heutzutage allgemein befannt, daß fih dieſe fonderbaren Thierchen auf dreierl.i Weiſe forte pflanzen, d. b., ihre Fortdauer in Raum und Zeit fihern, einmal duch Wiederersänzung oder Schnittlinge, ferner durch fit) von felbft ablöfende Knospen; endlidy durch Eier oder Brutkoͤrner; welche drei Fortpflanzungsarten auch bei den meiften Pflanzen vorfommen. Mas die erfte Art der Neproduction betrifft, mit wels her Herr Laurent mit Necht die natürlihe Theilung in zwei Hälften, von der ihm im Laufe feiner zahlreichen Ver— ſuche vie fache Bei’piele vorgefemmen ſind, fowie auch diejes nige Zbeilung zufammenftellt, welche er durd leichtes Um: binden der Hydren mit einem Eeidenfaden oder Haare zu Wege brachte, fo ſcheint er unfern frühern Kenntniffen nichts Neues hinzugefügt zu haben. Aus allen Ereisformigen Ab— fhnitten des Magenfades und felbit des Fußes bildet ſich ein neues ganzes Thier. Eben dieß gefchieht, wenn man einen fo ben Ning der Länge nach durchfchneidet, wenn er nut einen Theil der beiden Dserfläben behält. Allein Herr Laurent widerfpricht zuverichtiih und auf dem Wege phyſiologiſcher Induction der beftimmten Behauptung Ro: ſel's, daß aud aus den Fragmenten der Zentafeln neue ganze Thiere entftänden. Was die Annahme Laurent's betrifft, daß die klein— ften Fragmente der Hydren, welche der Wiederergaͤnzungs— fähigkeit theilbaftig find, al8 Knospen zu betrachten feyen, fo bat fie ung ein Wenig gezwungen und außerdem ziemlich unerbeblih ſcheinen wollen. Nückfichtlih der zweiten Neproductionsweife der Hnz dren, derjenigen durch Knospen, hat Herr Laurent mehr geleiftet, al8 daß er bloß die Beobachtung feiner Vorgänger beftätigt hätte. 5 Zuvörderft hat Here Laurent, in Betreff des von einem der Commiſſaͤre beobachteren, von Ban der: Hoven geläugneten, aber von Ehrenberg nad) vielfachen Untere fuchungen zugeftandenen Lieblingsortes der Entitehung der Knospen, nämlich an der Stelle, war der Magenſack fih an den Fuß oder Stiel des Thieres anfchließt, ebenfalls nach zahl— 89 reihen Beobachtungen erkannt, daf, in der Negel, die Repro— ductionsknospen nur am der ebenerwihnten Stelle, janur an den Endpuncren zweier einander rechtwinkelig ſchneidenden Durchs meffer entitehen, was allerdings auf eine Praͤdispoſtion zur Fortzeugung bindeutet. Allein er giebt zu, daß in mehreren auss nahmsweife eintrerenden Faͤllen, z B., dem einer allgemeinen Vollfaftigkrit, oder wenn, z. B., durch die Hervortreibung der Wandung durch ein verfchlucktes eckiges lebendes Thierchen, eine locale Reizung ftattfindet, ja felbft an der Stelle, wo eine aite Puſtel ſaß, ſich Meproductionsfnospen an allen Theilen des Sackes entwideln können, was ihm‘ mit der anatomifchen Structur vollkommen zu quadriren fheint, Here Laurent bat indeß die von Trembley angeftellte Beobachtung bes ftätigt, daß ſolche Knospen nie an den Tentakeln oder auch am Fufe bervorfproffen, obwohl der Darmcanal ſich in den» felben fortfegt, wenn gleich feine Afteröffnung vorhanden ift, wie Corda behauptet. Die Neproduction der freien eiförmigen Körper, welche fib als folhe vom Mutterthiere ablöfen, um fich fpäter felbftftin’ig zu entwideln, hat Herrn Laurent, ruͤckſichtlich der Erzeugungsftelle derfelben, ziemlich dieſelben Reſultate dargeboten. Trembley, Röfel und Ehrenberg haben gefunden, daß fie Stets zwifchen den beiden Membranen und zwar an der nimlichen Stelle entfichen, wo in der Regel, die Knospen bervorfrroffen, und dirk beftätige Herr Lau— rent. doc mit denfelben Ausnahmen, die er auch für die Knospen ftatuirt bat, indem jene eiförmigen Körper nach Umftänden ſich an allen Stellen, auch von fehr verfchiedener Zahl (5 oder 7 bis 15 oder 20) und ungleich vertheilt, bil— den Fönnen. Ueberdem hat er fih mit Pallas davon i 90 überzeugt, daß die Eier durch eine zerriffene Stelle der Haut heraustreten, fib noch weih vom Mutterkerper ablöfen und im Waffer zu Boden fallen. (Schluß folgt.) UV NE Plumatella repens und Alcyonella stagnorum betrachtet UA. H. Haffall ale zu einer Gartung achörig. Sie ftimmen, feiner Verſicherung zufolge, in aller Hinſicht übers ein. Die Tentakeln find auf einer halbmondartigen Scheibe geord— net, und die Zahl derfelben iſt bei beiden ziemlich gleich und meiftens funfzig, ſelten mebr als fechszig und felten weniger, als vierzig. Er har die Piumatella repens immer an Stückchen Holz, Stäne geln von Gewächfen oder an irgend einer picht nothwendiger Weife fchnell vergänglide Subſtanz befeftiat gefunden, mobei einige der Gremplare fo groß (fauftdid) waren, daß es auf die Vermuthung führen mußte, es feyen viele Morate verfloffen, che fie eine fothe Größe erreichen Eonnte. Da bingegen er die Plumatella repens immer an den abgefallınen Blättern von Typha latifolia fand, weldie nothwendigerweife in wenig Wochen aänz!ich verfaus len und den Untergang der Zoophyten nach ſich ziehen mußten. Ein Eremplar von Profeffor Sipthorp's Flora graeca wird jest von den Zeftamentsvellftredern dee verſtorbe— nenen Herrn G. E. Somwerby zum Verkaufe ausgeboten. Bon dieſem präctigen Werke find überhaupt nicht mehr als fünfund: zwanzig Gremplare zum Verkaufe gefertigt worden. Es befteht aus 20 Heften in aroß Felio, in allen 960 Platten enthaltend, nad den Zeichnungen des herühmten Bauer, welcher Profeifor Sip— tborp auf feiner Reife durch Griechenland und die Griedhifchen Inſeln begleitete. Die Koiten der Herausaabe wurden, nadı teſta— mentarifcher Verordnung dis Prof. Eiptborp, von dem Ertrage eines der Univerfität Orford von ibm vermachten Gutes actragen. Den Subferibenten fam das Eremplar auf 237 Pf. St. zu ſtehen. — IRRE Files ach er Unterfuchungen in Betreff der im Innern der Lungen vorgebenden Bewegungen, fowie über eine neue Urſache des Lungenemphyſems. Bon Herrn Longet. Viele find der Meinung, die Qurerfafern der Bronchen und ihrer Aeſtchen gehörten zum elaftifchen Faſergewebe, welchem befänntlich alle Neizbarkeit, d. b., jene Eigenſchaft der Fleiſchfaſer abgeht, vermoͤge deren letztere bei Gelegenheit gewifler, entweder Director oder indirecter Arten ven Etre— gung fich verkürzt, indem fie fich wellenfürmig biegt oder rungelt, Haller öffnete den thorax lebender Thiere, z0u die Lund heraus und behandelte die Bronchen felbft mit verichiedenen Neismitteln, obne die geringfte Zum menzicehung derfelben bewirken zu £önnen Andere Expe— rimentaföten behaupten dagegen, fie bitten die Bronchen— fafern unter der directen Cinwirfung mecanifcher Meize in Schwingung testen feben. Dieſe Widerfprüche veranlaf: ten mid) zu neuen DVerfuchen, und ffatt, wie meine Vor: gänger, Meerſchweinchen ober Hunde dabei zu benußen, wandte ich Pferde und Ninder an, um die Agentien der Heizung nicht auf die Bronchenfaſern felbjt, fondern auf Zweige des nervus vagus einwirken zu laffen. Bei den meiften diefer Verfuche erlangte ich die deutlichſten Contracz tionen big in die Bronchenzweige von ziemlidy geringem Ca: liber binein, wenn ich nur einen aalvanifchen Strom queer durch die Subftang mehrerer Mervenzweige ftreichen lieh. Demnach ſcheint e8 aufer allen Zweifel geſtellt, daß die Broncenfafern, wenigftens diejenigen, welde die erften Wer: zweigungen der Bronchen begleiten, von musfelartiger Be: fehaffenheit find und dur den nervus vagus in Thaͤtig— keit gefegt werden. Alterdings war es unmöglich, bei den legten Verzwei-— gungen der Bronchen ähnliche Wirkungen zu Wege zu brin: aen; demungeachtet feheint mir folgender Umſtand, welder zugleich eine den Erperimentatoren bisher entgangene Urſa— che des Lungenemphyſems aufdedt, geeignet, uns über die wahre Natur des Gewebes, welches die Wandungen ber 91 Zellen, Bläschen oder luftfuͤhrenden Haargefäge der Runge bildet, weitern Aufſchluß zu geben. Das Lungenempbyfem*), welhes ih nah) Durchſchnei— dung der pneumogaftrifhen Nerven habe eintreten fehen, von welchem aber fein früherer Schriftfteller angiebt, daß es nad) einer folhen Verlegung entftebe, veranlaft mih, an der vasculären oder einfah elajtifchen Beſchaffenheit der MWandungen der Bläschen zu zweifeln und mit Reißeiſen den Lungenbläschen die nämliche Textur, wie den Bronchens äften, nämlich) die Musfeltertur, zuzufchreiben. Wenn, in der That, die Wandungen der Bläschen, Zellen oder luftfuͤh— renden Haargefaͤße der Lungen nur aus elajtifch = faferigem Gewebe beftänden, fo koͤnnte die Durcfchneidung des ner- vus vagns deren Bewegungen und Gontractionen offenbar durchaus nicht betheiligen, eines folchen Gewebes keineswegs vom Nervenfpfteme abs haͤngig iſt und ſelbſt am Gadaver noch fortbefteht. Dage— gen erklaͤrt ſich jene Entartung leicht, wenn man die Noth— wendigkeit des Einfluſſes des pneumogaſtriſchen Nerven auf die thaͤtige Zuſammenziehung der Luftblaͤschen an— nimmt, welche, ſobald ſie gelaͤhmt ſind, ſich durch die in ihnen enthaltene warme und verduͤnnte Luft ausdehnen laſ— fen und fie nicht mehr austreiben koͤnnen. Die zum Gin: athmen nöthige Elaſticitaͤt ihres Gewebes würde demnach zum Ausathmen nicht genügen. Mir haben nun noch anzugeben, wie wir die Bedenk—⸗ lichEeit einer folhen Verlegung der Lungenorgane verftehen, und wie diefelbe zu einer neuen Urſache der Afphyrie mird (nah der Durchſchneidung der pneumogaftrifhen Nerven), welche den bereits anerkannten Urfachen, 3. B., der Ver: ſchließung der glottis, dem Stroßen der Lungen von Blut und der Ergiefung von ferössfchleimigen Stoffen in die Bronchen, binzuzufügen wäre. Im Sabre 1827 haben die Herren Home und Bauer in den Philosophical Trans- actions eine Abhandlung veröffentlicht, aus der fich ergiebt, daß, wenn die Lungenbläshen nur mäßig ausgedehnt find, die Communication zwifchen den Arterien und Denen ber Lunge frei bleibt, fo daß eingefprigte Subftanzen leicht aug den erſtern in die leßtern übergehen, während letzteres nicht der Fall ift, wenn die Bläschen im hoͤchſten Grade ausge— dehnt find. Diefe wichtige Thatfache findet hier ihre Ans wendung und beweif’t, daß die Hämatofe bei der Höhe der angefpannten oder zerriffenen Wandungen der Bläschen ih: ren Fortgang nicht haben fann. Uebrigens wird man ein: fehen, daß, wenn die Circulation auch noch möglich wäre, die Bläschen doch, nach Verlauf einer gewiffen Zeit, eine ‚mephitifhe und zur Belebung des Blutes ganz untaugliche Luft enthalten würden. » Man darf, in der That, nicht über: *) In den meiften Fällen fchien mir das Emphyfem von ber einfachen Ausdehnung der Bläschen herzurühren; in andern Fällen fand offenbar eine Zerreifung und Vereinigung mehre: rer Bläschen ftatt. An manden Stellen glich die Zunge des Hundes derjenigen des Froſches. Uebrigens zeigten fich bie emphyfematöfen Theile entfärbt, und es ließ fich leicht wahr: nehmen, daß die Girculation darin ſchon bei Rebzeiten des Thieres unterbrochen worden feyn mußte, — ç — indem die Contractionsfaͤhigkeit 92 ſehen, daß durch die Durchſchneidung der pneumogaſtriſchen Nerven die ganze Function des Ausathmens behindert und ebendeßhalb auch die wichtigſten Wirkungen des Einathmens beeintraͤchtigt werden. Unſerer Anſicht nach, wuͤrde das Ausathmen, wenngleich das Zuſammenfallen des thorax daſſelbe maͤchtig unterſtuͤtzt, die Luft nicht aus den letzten Verzweigungen der Bronchen treiben koͤnnen, wenn dieſen neben ihrer Elaſticitaͤt nicht noch die Thaͤtigkeit eines con— tractilen Gewebes zu Huͤlfe kaͤme, welches von unten aus die Luft vollſtaͤndig aus ihnen treibt. Eine aͤhnliche Huͤlfe ſcheint um ſo nothwendiger, weil die in den tiefſten Theilen des Lungenparenchyms verbleibende Luft ſtark mit Kohlen— ſaͤure angeſchwaͤngert, folglich dichter und ſchwerer auszu— treiben iſt. Als ich einen bis zwei Tage nach dem Tode bei Hun— den, deren Runge, in Folge der Durchſchneidung der pneus mogaftrifchen Nergen, emphyſematoͤs war, die Arterien öffne- te, erkannte ich, daß das in diefen Gefäßen enthaltene Blut ungemein dunfel, ja faft ſchwarz mar, obwohl alle mögliche Vorſicht angewandt worden war, um die aus der Verenge— rung der glottis entfpringenden nachtheiligen Wirkungen zu verhindern. Schlußfolgerungen. Menn man die Zweige des pneumogaftrifhen Nerven, die die erften Zweige der Bronchen umgeben, galvanifirt, fo entfteben deutliche Contractionen diefer Röhren, vorausges fest, daß man den Verſuch mit großen Thieren (dem Pferde und Winde) anftellt. Auf die Durchfchneidung der pneumogaftrifhen Nerven fann emphysema pulmonaris_ erfolgen. Dieß durch Verſuche erhärtete Reſultat geftattet nicht, anzunehmen, daß die Wandungen der Blaͤschen, Zellen oder luftfuͤhrenden Haargefaͤße der Lungen lediglich aus elaſtiſch faſerigem Gewebe beſtehen Dieſe Wandungen find mit einer, vom pneumogaſtri— fhen Nerven vermittelten, thätigen Zufammenziehbarkeit ausgeftattet, Wenn diefe Zufammenziehbarfeit durch die Durchſchnei— dung des Nerven aufgehoben ift, fo wird der Wechſel der tefpirabeln Luft in den legtern Luftgaͤngen unmöglich, wenn— gleich deren Elafticität fortbefteht. Die Gireulation wird an den Wandungen dieſer, übers dem durch eine unteine und mit Kohlenfäure gefättigte Luft ausgedehnten Gänge ſchwierig oder felbit unmöglih. (Com- ptes rendus des seances de l’Acad. d. Sciences, T. XV., No. 10., 5. Sept. 1842.) MWiederherftellung nad) einem 60 Fuß hohen Sturze. Bon Dr. Bewley. Sn der letzten Woche des Juni 1839 Morgens fiel der 25jährige Georg Metcalf, ein Menſch von athletis fhem Körperbaue, von einem Gerüfte, 60 Fuß body, auf einen harten Steinboden nieder, ald er eben beſchaͤftigt war, 93 das Dad einer neugebauten Mühle zu vollenden, Er fiel auf die rechte Hüfte und Seite und wurde von den hinzus eitenden Leuten ganz bewußtlos gefunden. In weniger, als 5 Minuten Eehrte das Bewußtfeyn zurüd; er bat einen der Leute, die fich feiner angenommen hatten, ibn nicht zu erſchuͤt⸗ tern, weil fein Rüden verlegt fey. Er wurde auf eine aus⸗ gehobene Thür gelegt und nad einem benachbarten Haufe getragen, wobei er fich fehr über den Schmerz bei den Be: wegungen beklagte. Als er entkleidet und zu Bette ges bracht wurde, fand fich nirgends eine Spur einer Veulegung; er fchien ſeht kalt und mar fortwährend geneigt, in einen bewußtlofen Zuftand zuruͤckzufallen, von welchem er indeß leicht wieder erwedt wurde. In diefem Zuftande blieb er ſechs Stunden; dann ſah ich ihn zum erften Male. Ich fand ihn noch in einem Zuftande von collapsus, mit eis: kalter Haut, pulslos und mit dem Ausdructe großer Aengſt— lichkeit im Geſichte. Er Elagte über heftigen Schmerz im rechten Fuße und der Seite. Ich fand Emphyſem der ganz zen rechten Seite des Numpfes und Halſes, jedoch nirgends eine Spur von Quetfhung oder Fractur, oder irgend einer andern aͤußern Verlegung, außer einer lichten Ercoriation an der rechten Scläfe. Es fand ſich feine Spur eines Rippenbruchs, noch DBlutertravafat, auch war feine Blut— ausleerung aus dem Magen oder Darmcanale, noch eine Utinverhaltung zugegen. Zroß der Anwendung heißer Um: ſchlaͤge um die Füße, häufiger Zerpentbinchyftire, fortmwähs render Anwendung heißer Getränfe, bisweilen mit etwas Mein, dauerte der collapsus 36 Stunden; endlich zeiute fit Reaction, nun wurde eine Blutentziehung gemacht, und unmittelbar darauf erklärte er, daß er ſich wohl befinde. Von diefem Momente an fehritt die WVefferung rafch vor; er befand fich täglich fichtbar beffer und Eonnte fhon vor Ende einer Woche Eräftige Fleifhdiät erhalten. Das Ems phnfem verfhwand allmälig. Etwa 14 Tage nah dem Unfalle Fonnte er das Bett verlaffen umd klagte nur noch Über einen Schmerz in der Hüfte. Später ließ er fich in einem Spitale aufnehmen, wo fein Hüftleiden als eine ischias behandelt und ein Fon— tanell hinter dem Zrodanter angelegt wurde. Nah einem Monate wurde er geheilt entlaffen. Der Kranke hatte in dem Momente, wo er von dem Gerüfte berabftürzte, das Bewußtſeyn verloren und verſi— cherte, fihb nur zu erinnern, daß er auf dem Gerüfte aus: gegleitet fen, worauf er ſich im Bette wiedergefunden habe, ehne von dem Falle dag Mindefte zu wiffen. (Dublin Journal. Jan. 1842.) Ueber Erkenntniß und Behandlung einiger Kerze franfheiten. Von Dr. Rob. 3. Graves. (Schluß.) In Connel's Falle haben wir die Exiſtenz einer Raubiafeit der aorta nicht einmal geahnt, weil einige von den phnficalifchen Zehen, die als befonders characteriftifch für diefen Zuftand be: trachtet werden, gefehlt habenz es fehlte mämlicy die Vibration —— — 94 längs des rechten Randes des sternum und bie Lautheit und Raus bigkeit des die Spftole begleitenden Geräufches, das man bier und in den Halsarterien hörte, Die Abweſenheit dieſer beiden fo hoch gepriefenen diagnoftifhen Zeichen in einem Falle, wo die ins nere Fläche der auffteigenden aorta mit Knochenſtuͤcken bedeckt war, widerlegt die neuern Anfichten über die Herzſymptome nicht min⸗ der, als dieß die Anweſenheit eben jener beiden Zeichen in folgen— dem ebenfalls von Dr. Budd Kin Medical Gazette, Decbr, 24., 1841) mitgetheilten Falle thut, in welchem diefe Zeichen von einer Krankheit der Aortınkappen herrührten. Nachdem Dr. Budd die KrankHeirsgefchichte und den Leichenbefund des betreffenden Sndivis duums, defjen Name Eoyne war, ausführlich beichrieben hat, be= merkt er: „As Coyne in’s Dofpital aufgenommen wurde, mußte man aus der weiten Verbreitung des matten Tones in der Prär cordialgegend auf eine bedeutinde Vergrößerung des Herzens und aus den gewaltigen Stoͤßen des Impulfes auf cine Hypertrophie des linten Ventrikels fdrtiefen. Ebenſo ſchließen wir aus der ſicht— baren Pulfation der Arterien und aus dem Blafebalggeräufhe bei der Diaftole, welches man um die Bajis des Herzens hörte, daß die Aortinklappen trank feyn und Rigureitatien gejtattın müßten. Das laute, die Syſtole begleitende Geräufh an der Spige des Herzens Eonnte gleichfalls von einer ſolchen Krankheit der Aorten— Elappen berrühren. Die ftarke, mit der Hand zu fühlende Vibra— tion zeigte, daß eine Dffification zugegen ſey. „Eo weit war unfere Diagnofe, wie der Leichenbefund zeigte, richtig. Allein wir glaubten auch aus der ſtarken Vibration, vie man langs des rechten Randes dessternum, von der dritten Rippe von der clavicula abwärts fühlte, und aus der Lautheit und Kaubigkeit des die Syſtole begleitenden Geräufhes, welches bier und in den Halsarterien gehört wurde, annchmen zu müffen, dab lic) auf der innern Fläche der auffteigenden aorta Knechenftücte befinden. Dierz in aber batten wir ung getäufcht, da diefer Theil jener Arterie ganz gefund war.’ „Diefer Fall des Conne zeigt uns, wie vollfommen eine Vibration, die an den Aortenklappen ikren Urfprung nimmt und bei der Syſtole cin Geräufch vıranlaßt, ſich längs der Arterien fortpflangen kann.“ Sechster Fall. — Bruit de soufflet und fremisse- ment auf der ganzen Bruft, fowohl vorn als hinten, und in den Arterien des Halfes ıc. ohne deutlichen Beweis von der Eriftenz einer pericarditis oder eines Klappenfehlers, Ein ſehr zarres Mädchen von ungefähr zebn Jahren, Namens Mary Robinson, wurde am 1. November mit Eymptomen alıfs genommin, die, wie man alaubre, von einem hydrocephalus bers rührte. Auf dieſe Krankheit wurde fie in der arwöhnlichen Weife behandelt und febien fie ſich auch allmälig zu beffern. Bier Tage nach der Aufnatme jedoeh, bemerkte man folgende Erſcheinungen: fie iag in einem balbfchlafendın Zuftande, von Zeit zu Zeit wegen Kopffchmerzen aufſchreiend; ihr Geſicht war blaß, die Tippen aufs autricben und blaß; der Kopf zurüdgezogen: die Halsmuskeln ſteifz von einem Abſceſſe oder einer Geſchwulſt in irgend einem Theile des Halfes oder Oedem war nichts zu bemerken. Der Kopf war heiß, die Pupillen aber gang normal; ſchr ſtarke Pulfation beider Garotider, von vinem, lauten bruit de soufflet und Vibra— tion begleitet; der Herzſchlag heftig, die Töne laut, und bei dem erften hörte man ein febr lautes bruit de soufllet, welches nicht auf die Herzgegend befchränkt, fondern über die ganze Bruft ver: breitet war, ſowohl vorn als hinten, und überall von einem ftarken fremissement begleitet wurde; in der aorta abdominalis war kein Geräufch wahrzunehmen. Keine Dyspnöe, keine Palpi: tation, kein Duften; fein Echmerz bei einem Drucke auf die Herz: gegend oder bei'm Hinaufdrüden dis Zwerchfells gegen die Spitze diefis Organs. Puls 100, fehr ftark und voll; das Verdauungs: gefchäft normal; die Haut heiß. + Die Kranke verweilte, nachdem obige Erfheinungen wahrge: nommen waren, noch zehn bis zwölf Tage im Hofpitale; das Biafegeraͤuſch und die Vibration wurden nad und nad) undeutlis her, waren aber bei ihrer Entlajfung nod) nicht ganz verſchwunden. 95 Ein merkwuͤrdiges Phänomen war in diefem Falle das ſtarke fremissement oder fhnurrende Zittern, welches man duch) dıs Gefuͤhl auf allen Theilen der Bruft wahrnahm. Diefe zitterns de Bewegung war an allen Stellen der Bruft faft von gleicher Stärke und mit der Syſtole des Herzens Machroniftifch, fowie mit einem lauten bruit de soufflet, welches gleichfalls auf der ganzen B uft zu hoͤren war. Die Erfheinungen in diefem Falle ſchienen m’r mit eiser pericarditis oder einem Klappenfehler durchaus in Feiner Verbindung zu ftehen, und der Erfolg rechtfertigte diefe Ans fi ht vollkommen, denn unter dem Gebrauhe von Nervenmitteln ud einer nährenden Diät verfihwanden die phyſicaliſchen Erſchei— nungen. Es drängen ſich ung nun zwei wichtige Fragen auf: ers ftens, wie iſt ein folder Fall van einer pericarditis oder Klappens krankheit zu unterfbeiden 2 und zweitens, was waren die Urfachen der phylicalifihen Zei yen, welche man bei diefem Mäadchın wahrs nahn? Was die erſte Frage betrifft, fo könnte man glauben, daß eine fo ftarfe zitternde Bewegung und ein fo lautes bruit de soufflet, und zwar biide auf der gangen Bruſt fait gleich, durch eine periarditis nicht b-rvorgebradht werden könnten ; allein diefes iſt nicht wahr, denn in Gefeufchaft des Dr. Parkinſon fah ih einen Fall, wo fich bei einen Manne, der an pericarditis litt, in der Zwiſchenzeit zwifchen unferem Moraen- und Abendbeſuche ein eben fo lautes bruit de soufflet und ein eben To Itartes fremisse- ment auf der ganzen Braut eingeiteltt hatte Ich bedaure, dag ich mie zu jener Zeit den Fall nicht aufgezeichnet babe, weil ich jest nicht genau weiß, 0b fih das bruit de soufflet und das fremisse- ment auch auf die Garotiden erftreckre; ich bedaure dieß um fo mehr, als, wenn jene Phänomene ſich nicht auf die aenannten Artes rien erſtreckt hätten, die Diaanofe zwifiben einem folhen und einem Falle, wie der unferer Robinfon, leiht feyn würde. Die Anwe— fenheit jeder Dyspnde und anderer Unregelmäßialeiten des Ath: mungsproceffes beweif’t offenbar, daß bei Mary Robinfon das Biafegeräufh und das fihnurrende Zittern niht von pericarditis abhingen; denn eine pericarditis bätte diefe Erſcheinungen nur dann veranlaffen können, wenn fie ſehr heftig gewefen wäre, dann aber hätte fie, wie dieß immer geſchieht, ſolche functionelle Stoͤ— rungen zur Folae gebabt, daß fie leicht erfannt worden wäre. — Sn Brug auf die diagnoſtiſche Unterfheidung zwifben den bei uns ferer Kranken beobachteten Phaͤnomenen und denjenigen, welche in einer Klappenfranfheit vorkommen, aenügt es, zu bemerken, daß in der legrern das fremissement und das bruit de soufflet ſich nie gleichmaͤßig über die ganze vordere und hintere Seite der Bruſt verbreiten. Was nun die Urfadyen dieſer Phänomene betrifft, fo muß man fit daran erinnern, daß Ähnliche phyſicaliſche Zeichen erftens durch Vibrationen hervorgebracht werden, welche entftihen, wenn das Blut uͤber rauhe XArterienflächen oder kranke Klappen flieht, ein Refultat, welches durch die aewöhnlichen Gefege der Acujtik binlänglich erklärt wird: und zweitens durch die Friction des pe- rieardium in der pericarditis entftehen Fönnen., Die Phyſiologen baden fi vielfach bemüht, das Fremissement und dag bruit de souf- fiet, welhe man fo bäufig bei byfterifhen, nervoͤſen und crichöpf: ten Perfonen wahrnimmt, zu erklaͤren; aber ce it mir nicht bes kannt, ob man je beobachtet hat, daß diefe Phänomene bei folcdhen Sudividuen auch Über die Graͤnzen des Gekaͤßſyſtems hinaus ſich bee merkbar gemacht, oder in ihrer ganzen Stärke der ganzen Bruft fi mitgeteilt hätten. 96 Ich fühle mich hier jet außer Stande, irgend haltbare Grüns de für oder wider die allgemein verbreitete Anſicht Über die Urſa— de des fremissement oder des bruit de soufllet in den Arterien nervoͤſer oder geſchwaͤchter Perfonen anzugeben; ebenſowenig Fann ich die Erſcheinungen erklaͤren, weiche in ver Bruſt und dım Ars terienfpiteme dır Mary Robinfon brobadhtet wurden; die Schwie— tigkeit, irgend eine anzcmeffene Erklärung derfelben zu aeben, etz ſcheint mir durch den Umitand um fo größer, daß jene Phänomene in der aorta abdominalis und den Arterien der untern Grtremitäs ten durchaus nicht zusegın waren. — (Ihe Dublin Journal of medical science, May 1842.) Miscellen. Ueber Gauterifation der urethra bat Herr Giviale (aus einer, der Pariler Academie der Wiſſenſchaften vorgelefenen Abhandlung) nachſtehende Folgerungen gezogen: 1. Daß diefe Methode ſehr alt fiy, daß Ne, ſowohl was die wirkenden Mittel, as was die Art ihrer Anmendung betrifft, zahlreiche Verſchie— denbeiten dargeboten und zu verſchiedenen Zeiten ſich eines Ans ſehens erfreut babe, die man nicht recht brgreife, weil, Alles wohl erwogen, lie nie die Wirkungen hervorgebradyt bat, die man ihr zuſchrieb, ſey es, daß man fie von Born nah Hinten wirken lii$, fey er, daß die Wirfung von Janen nad) Außen gerichtet wurde. — 2. Daß, nad) dem Borübergeben aller abenthcuerlichtecken Ver: fabrungsmweifen, diejes Anfeen, in Frankreich und auch in England, einem volltändigen Mißcredite Plag gemacdht habe; daß zwar, in Frankreich wieder in Gana gebracht, fie ein mäcdjtiges Patronat gifunden habe und Vırtheidiger, Die fie im Uebermaaß erbebenz daß aber, wenn man die Thatſachen, worauf man fich ftüße, prüfe, diefe unvollitändig, ungenau, an's Wunderbare arängend, den Geſetzen der Logik und den Graͤnzen einer ftrenaen Beobach— tung nicht entiprechend, und Unterfukuna und Discufiton nicht auebaltend gefunden werde. — 3. Daß die Schrifrfteller über die Wirkung des Acgmittels und die Art es anzumenden nicht übervinftime men, und daß, wenn die Alten und die Engländer, wenn fie von Born nah Hinten äten, nicht wußten, was fie zerftören und was fie fbonen mußten, die neuern Anhänger dirfer Metbode, indem fie von Innen nach Außen ägen, auch nicht mit größerer Eicherbeit zu Werke gingen; daß der Argmittelträaer und die Aetzſonde, ftatt die Anwendung genauer zu machen, die Unannehmlichtriten und Gefahren der Gauterifation, vom allgemeinen Gefichtspuncte auge, nur vermehrt hätten. — 4 Daß man fich nicht über div Fälle direinigt babe, wo die Gauterifation nuͤtzlich ſey, und dirjenigen, mo man von ihr abftrabiren müffe. Daß man aus der Guuterifas tion eine allgemeine Panacee argen die Harnroͤbren-Verengerungen gemacht habe, chne zu erwägen, daß cine Metbode ſchon dadurch etwas irrig wird, daß man ihre Anwendung generalifirt. Eine ungewöhnlihe Lage der Niere erwähnt Herr Alfred Cord in der London med. Gazette. July 1842, nadı einer Leichenöffnung, bei welcher er die rechte Niere nicht an ihrer nors malen Stelle fand: fi’ lag daaegen auf dem Beckenrande am une terften Lendenwirbel und erhielt ihre Arterie nicht als einen einzi— gen Stamm, der zwifchen den Gekrösarterien entiprinat, fondern fie erhielt zwei Arterien, die aus ter Bifurcation der aurta ents fprangen. Sn der Anordnung der Venen fand ſich Eeine Abweichung. Sibliographiscdhe Grundzüge der wiſſenſchaftlichen Botanik, nebft einer methodologi: ſchen Einleitung als Anleitung zum Studium der Pflanzen. Bon M. 3. Schleiden, Dr., außerordentlihem Profeffor zu Iena. Erfter Theil. Methodolegiſche Einleitung. Vegetabiliſche Stoff: lehre. Die Lehre von der Pflanzenzelle. Reipzia 1842. 8. (Ein hoͤchſt wichtiges Buch, meldyes bei mir das größte Intereffe er: regt bat und gewiß jeden aufmerkfamen Leſer auf die Fortfegung begierig machen wird.) N ewig here Dr. Binn’s Anatomy of sleep, or the art of procuring sound and refreshing slumber at will. London 1842. Kl. 8. Du Cancer et de son traitement exposé complet de la methode du Docteur Beawvoisin, excluant tuute operation par l’instru- ment tranchaut. Nouvelle edition. Paris 1842. 8. Examen historique et eritique des nouvelles doctrines me&dicales sur le traitement dr la syphilis. Discours, par L. P. Aug. Gauthier. Paris 1842. 8. —— — — Meue Üotizen ausdem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, getanımelt und mitgerbeilt von dem Ober» Medieinalrarhe Frorier zu Weimar, und Dem Merisinatrare und Profefior Frortep in Berlin, No. 512. (Nr. 7. des XXIV. Bandes.) Sctober 1842. Gedruckt im LandessInduftries Somvtoir zu Weimar. Preig einee ganzen Bandet, von 24 Bocın, 2 Ihlr. oder 3 1.30 Ar, des einzelnen Stüces 3 gGr. Die Tafel fihwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. ne a le A A a de Das Licht, als phyſiſches Agens, nad) feinem Einfluffe auf das Clima und die geographiſche Vertheilung der Pflanzen betrachtet. Bon Rihard Brindsley Hinds*). Licht und Wärme ftehen miteinander in fo enger Be: ziehung und begleiten einander fo allgemein, daß fie beide ziemlich unter denfelben Gefesen ſtehen. Beide find für die Vegetation von der hoͤchſten Wichtigk,it, und es bleibt zweis felhaft, welchem der Vorrang gebührt, da jedes, wenn man es einzeln betrachtet, denfelben zu verdienen fcheint. Das Licht fpielt bei denjenigen $unctionen, welche auf dem Wechs fet von Zag und Macht beruben, bei’'m Firiren der feſten Beitandtheile der Pflanzen, bei den Secretionen und in Bes treff der Faͤrbung der Gewaͤchſe die Hauptrolle. Sir Iſaac Newton zerlegte, mittelft des Prisma, das Sonnenlicht in fieben verfchiedene Strahlen, welche er nach ihren Eigenſchaften wärmeerzeugend (calorific) nannte. Diefe find der rothe, orangefarbene, gelbe, grüne, blaue, ins digofarbene und violette, und von ihnen befitt der rothe die geringfte , der violette die flärkfte Brechbdarkeit. Nun ward ein Syſtem zur Erklärung der verfchiedenen Farbentöne der Körper aufgeftelt. Das Schwarz ward der Abforption, das Weiß der Zurüdftrahlung fümmtlicher Strahlen zuges fchrieben, und jede andere Farbe oder jeder andere Farbens ton ward der Zurhdftrahlung gewiffer, ſowie der Abforption aller andern Strablen, beigemeffen. Neuerdings hat Sir David Bremfter nacgewiefen, daß fich jene fieben Far: ben auf drei Primaͤrſtrahlen, den rotben, gelben und blauen, zurüdführen laffen ; indem der orangefarbene aus einer Mi— [hung von Roth und Gelb, der grüne aus einer ſolchen von Gelb und Blau, der indigofarbene und violette aus ei— ner folden von Blau und Roth beftehen, während dem *) Vergl. Nr, 488,, 505. und 506 d. BI. No. 1613, letztern noch ein geringer Verhaͤltnißtheil Gelb beigemiſcht iſt. Die mannigfaltigen Farben der Blütben, Fruͤchte und fonftigen vegetabiliſchen Subftanzen rühren von einer eigen= thümlichen, noch nidst ermittelten Eigenſchaft ihrer Gewebe ber, wodurch Ießtere in den Stand gefegt werden, gewiſſe Strahlen oder Theile von Strablen zurüdzumerfen, wäbs rend die Ziefe und Pracht der Farben davon abhängt, in— miefern die Pflanzen dem Ginfluffe der Wärme und des Lichts in einem höhern und geringern Grade ausgefekt ge— weſen find, Obgleich die Farbe eine der hervorftchendften Wirkun— gen des Lichts ift, fo hat letzteres doh auh auf mandır der mwichtigften Functionen der Pflanzen einen wefentlichen Einflug. Nur duch das Licht findet die Zerfekung der Kohtenfäure ftatt, durch welche der feſte Koblenftoff in der Pflanze firirt und der Sauerfteff an die Atmofphäre zu: rüderjtattet wird. Wenn die vegetabilifhen Gewebe dis Lichtes beraubt find, werden fie außerordentlich ſchlaff; die ganze Pflanze nimmt eine ungefunde Entwidelung in die Ringe an, gleihfam, als ob fie ſich foviel, als möglich, ſtreckte, um Das, was fie fo ſehr b.darf, aufufuhen. Die Secre— tionen gehen hoͤchſt fpärlib von Statten und verlieren mehr oder meniger ihre Schaͤrfe Grwürzhaftigkeit, Schmad- baftigkeit oder fonftige Beſonderheiten. Die Wirkungen des Lichts auf die Blätter und Blüthen vieler Pflanzen der mirmeren Himmelsftriche find hoͤchſt merkwürdig, indem jene Theile ſich nur unter feinem Cinfluffe entfalten und, fowie diefer aufhört, zufammenfallen. Die gefiederten Blätter werden hauptfächlic in dieſer Weiſe afficirt und herrfcen in niedrigen Breiten auferordentlihb vor. Diele Bluͤthen unterliegen demfelben Einfluffe, und unter den Composi- tae trifft man zahlreihe Beifpiele davon; die Oxalideae und Mesembryanthema Suͤdafrica's verlangen eine ſeht kraͤftige Beftrahlung von der Sonne, menn fih ihre Bluͤ— then öffnen follen, und oft geſchieht dieß nur auf Eurze Zeit, an bemölften Tagen aber gar nicht Die Anagallis ar- 1 99 vensis, jenes gemeine Feldunkraut, hat, wegen der außer: ordentlichen Empfindlichkeit ihrer Blüthen gegen die Annaͤhe— tung von Megenmolfen, den Namen „Schäfer: Barometır'' erhalten. Auch die Blumen, welde fid) mit der Sonne zu drehen fcheinen, indem ihr Blumenftiel gewunden ift, werden offenbar vom Lichte febr ſtark afficırt. Gleich der Temperatur, nimmt die Intenjität des Lichts vom Aequator nah den Polen zu ab, jedoeh nicht gleich) fhnell und mehr im geraden Verhältniffe mit der Ausſtrah— lung der Sonne. So ift in hoher Breite das Licht im Vergleiche mit der Temperatur ftärker, als im niedrigen umd Aehnliches findet auf Bergen flutt, was Sauffüre vor langer Zeit ermittelte. Da in hohen Breitin das Licht bald lange hintereinander reichlid gefpendet, bald lange hin. tereinander meiſt verenthalten wird, fo läßt ſich Denken, daß diefe Umftände einen bedeutenden Einfluß auf die Bes getation äußern. Es läßt fih erwarten, daß dert die Flora ihren Kreislauf mit bedeutender Kraft und Ueppigkeit fehnell vollenden und nah dem Meifen des Suamens längere Zeit erfterben werde. In einer etwas niedrigern Breite rüftet fih die Natur eifrig gegen die Periode des Jahres, wo Die Zemperatur ftreng iſt und das Licht meiſt fehlt. Die Bäume werfen ihre Blätter ab und laffen Fein zartes Organ zu Tage ſtehen; die Lebenskraft bleibt in den feften Theilen faft gebunden, und die Wurzeln werden durch die ſchlecht leitenden Materialien des Erdbodens geſchuͤtzt. Das Licht iſt indeß zur Erzeugung der Farben nicht fo weſentlich noͤthig, daß letztere nicht auch zuweilen ohne daffelbe entftänden, und alle diejenigen Farben, weldhe in botanifher Hinſicht für foldhe gelten, werden zuweilen ohne Licht entwidelt, Mit tem Grün, welches für den Botani— ker Eeine Farbe ift, iſt dieß am Seltenſten der Fall; indeß Fommt derjelbe doch vor, und beifpielsweife kann id) die ſchoͤne grüne Farbe der in dem Fleifhe der Frucht von Jac- quinia aurantiaca eingelagerten Saamen anführen. Viele Geetange, welche in Ziefen vegetiren, bis in welde nur ſehr wenig Licht dringt, find fehr ſchoͤn gefärbt, und kraͤf— tige Purpurtöne, fowie grüne Zone, find bei ihnen die ges woͤhnlichſten Farben. Zumeilen wahien Pflanzen an Orten, wo es ähnen ganzlih an Licht gebricht, und ſelbſt dann bil- det fih in ihnen eine geringe Quantität Chremüle. Ihr allgemeiner Habitus wird jedoch dort fo verändert Und vers Erüppelt, und ihre Drgane entwickeln ſich dafelbft fo unregel: mäßig, das fih ſchwer erfennen Lift, zu welcher Species fie gehören. Im Naturzuſtande finden fih gemeiniglib wur niedrig organificte Pflanzen, als Mooſe, Flechten und die Algae gloiocladeae, an ſchwach beleuchteten Diten. Die günftigen Wirfungen des Lichts auf das Pflanzen— reich zeigen ſich in vielfachen, mit dem Wachs humr derſel— ben in Verbindung ftehenden Verhältniffen. Der Forftbaum entwigelt fih durch guͤnſtiges Licht zu größern Dimenfionenz er breitet fib mehr aus, wählt ſtaͤmmiger und erhaͤlt ein dichteres, dauerbafteres Holz. In den Kindern, wo der Zuftand der Luft dem Lichte Eeine Hinderniffe in den Weg legt, prangen die Blumen mit vorzüglich fehönen Farben, und die Vegetation verbreitet uͤberall Wohlgeruͤche. In Nie: 100 Bercalifomien findet man, obwohl e8 dort faft ganz an Baͤu⸗ men und Büfhen fehlt, die größte Mannigfaltigkeit von Blumenfarben, und fowehl die Bluͤthen, als Blätter firoze jen von aromatifchen Beftandtheilen. Wegen der Abmefen- heit der geößern Vegetation können die Sonnenjtrahlen übers al frei zu den krautartigen Pflanzen gelangen; der haus punct liegt tief unter der Zemperatur der Atmofphäre, weil die legtere wenig Wufferdünfte enthält; der Himmel ift wols kenlos und der Boden zu Dürr, als daß fich viel Dünfte aus ihm erheben fonnten. Die dertige Flora gewährt, wenngleic fie nur aus niedriaen Pflanzen befteht, wegen der fhönen Farben, der eigenthümlihen Structur vieler Bluͤthen und ihres allgemeinen Character, viel Intereffe. Nur in einem Stadium der Vegetation ift das Licht nachtheilig. Während des Keimens läßt der Saame Kohlen: fäure fahren und abforbirt Sauerfioff. Diefer Proceß wird durch Dunkelheit begünftigt,, während bei im vollen Wachs— thume ſtehenden Pflanzen der entgegengefeste Proceß duch Waͤrme und Licht hervorgerufen wird. Sngenhouf war der Exfte, welcher im erftern Sale die ſchaͤdliche Wirkung des Lichıs beobachtete, und feine Wahrnehmung ward bald durch Sennebier beftätigt.. (Annals aud Magaz. of Nat. History, No. LX., Aug. 1842.) Bericht über vier Abhandlungen des Herrn Lau— rent über die drei Arten von Reproductionsfürs pern, die Anatomie, Monjtrojitäten und Puſtel— franfheit der Hydra grisea vulgaris. Erftattet von den Herren Flourens, Serres, Milne Ed: wards und de Blainpille, (Schluß.) C. Ueber die Structur der Reproductions— förper der Hydra. Gegenwärtig iſt allgemein bekannt, mit welcher Conſequenz, welcher Gründlichkeit, zumal die deutfchen Organologen fih mit dem fo ſchwierigen Studium der Structure und der Entwidelungsphafen des Eies und Saamenkornes befhäftigt Haben, welche die beiden Hauptres productiongförper in den beiden Reihen der organifhen Na— tur find. Bisher hatten fie die der Hydren mit unter Dies felben Gefege geftelt, wie die übrigen, und in Frankreich war man ihrem Beifpiele gefolgt. Es handelte fih darum, zu erfahren, ob dieß mit Recht geſchehen fey, und gerade diefe wichtige Frage leitete Herrn Laurent auf die große Ausdehnung feiner Forfhungen über die Hydren. Das Stadium des Fragments oder Schnittlings, wel: her der MWiedererganzung fähig iſt und diefelbe mehr oder weniger fchnell vollbringt, lehrte ihn nichts kennen, was nicht fhon mehr oder weniger allgemein befaunt gemefen wäre. Ruͤckſichtlich der Verbindung der Knospe mit dem Muttortbiere und ihrer Entwidelungerhafın bis zum Abfal— ten, verhielt e8 fich ziemlich ebenfo. Herr Laurent batte nur zu beftätigen, was man bereits wußte; allein er uͤber— 101 zeugte fi, vermöge einer paffend veranftalteten Gompreffion, davon, daß die Knospe genau diefelbe Structur befist, mie das Mutterthier, nämlich eine innere und aͤußere Haut oder Oberflaͤche, von denen die erftere einen gefcloffenen Sad, das Rudiment des Magens de fünftigen Thieres, darbiete, fo daf diefe Knospe nur eine Ausdehnung des Körpers der Mutter und nit ein Bläschen oder Kuͤgelchen ift. Allein gälte dieß auch von dem ringsgefchloffenen freien Körper, welcher aus dem Mutterthiere hervorfommt, und den man als ein Ei betrachtet hat? In Folge der Ent— dedungen Purfinjes und Wagner’s glaubt man ge: genwärtig in jedem wirklichen Cie, außer feinen binzutreten: den Membranen, den Dotter nebft feiner Membran und feinem Närbchen, welche Theile fehon längft befannt waren, das fogenannte Purkinje'ſche Mittelbiäschen unterfceiden zu £önnen, fo daß fih das Ci als aus zwei concentriichen Bläschen beftehend darftellt, während fid der fogenannte Wagnerſche Fleden oder Punct an der Oberfläche des in- nern befindet. Spätere Dvologen haben die Folgerungen nah Analogie ungebührlich weit getrieben, indem fie diere Structur allen Eiern, ohne Ausnahme, zufchrieben, chne dieß jedoch zu erhärten. Herr Laurent nahm anfcheinend mit fehr viel Grund und nach der Analogie Desjenigen, was in der Phntologie als volllommen fiber zu betrachten ift, a priori an, daß in den Organismen, wo der Zeugungs— apparat weder felbftftändig, noch localifirt ift, der Repro— ductionsforper nicht von derfelben Beſchaffenheit fenn koͤnne, wie bei den Thieren, bei welchen der Zeuygungsapparat deutlich fpecialifict und gewöhnlich nah den Gefchledtern getrennt ift; ſuchte aber diefen Punct durch directe Beobachtung zu erledigen, indem er das Ci der Hydra für ſich und vergleis chungsweife mit dem Cie der Sluffpongie, melde noch nie: driger organifirt iſt, ſowie auch mit dem der Feldſchnecke, bei der beide Geſchlechter in demfelben Individuum vereinigt find, auf's Genaufte unterfuchte. Dabei gelangte er nun zu dem böchft intereffanten Nefultate daß das Ei der Hy- dra grisea (Hydra vulgaris) aus einer flüffigen, Globus: line führenden Subſtanz (äbnlicy derjenigen, welche das Pur: kinjeſche Bläschen bei den höher organifirten Thieren füllt) beftent, welche von einer wirklichen ſchleimig hernigen Edinn'e umhuͤllt ift, die durch die Verhaͤrtung der äußeren Theile der anfıngs durchaus mweihen Maffe des Eies “entiteht. Auch ift diefes Ei glatt und nicht dornig, mie Nöfel und Ehrenberg angenommen haben, indem fie daffelbe mit dem der Cristatella vergliden. Es mufi ung für cin Ei gelten, weil es unter einer gehörig fpecialifirten Form aus dem Innern des Mutterförpers hervorfommt, und meil nach längerer oder fürzerer Zeit das junge Thier, gut aus: gebildet und eine geborftene Hülle zurücdlaffend, heraus: riecht; allein es befteht nur aus einem Bläschen und ift ftuhtbar, obne daß ihm eine Beſfruchtung durb Saamen— feuchtigkeit nöthig wäre. Im Verbeigehen widerlegt Herr Laurent eine beinahe epidemiſchegraſſitende Hypotheſe, der: zufolge die häufig an den gefangen gehaltenen Hydren ent: ſtehenden Pufteln als Teftikein zu betrachten wären, weil man in der in ihnen enthaltenen Feuchtigkeit Koͤrnchen in 102 der von Brown beobachteten Bewegung geichen haben will und diefelben daher für Saamenthierchen erklaͤrt hat. Endlich fieht fih Herr Laurent zu dem Schluffe ge: führt, daß die drei Arten von Körpern, vermittelft deren die Hydra fich fortpflanzen kann, fo zu fagen gleicher Na: tur, aus gleichem Stoffe gebildet feyen, was vielleicht, ge: nau genommen, nicht richtig ift. D. Ueber die Monftrofitäten der Hpdren. Jene wichtige umd febwierige Frage in Betreff der Aetiolo: gie dir Monftroficäten der Thiere, mit der ſich die Academie der Wiſſenſchaften von jeher febr eifrig befchäftige bat (feit der berühmten Streitigkeit zwifchen Lemery und Duver— ney, welche zu Anfang unferes Sahrbünderts in Deutſch— fand und Frankreich neu angefacht wurde, bis auf d’e Arz beiten des Deren Geoffrey Saint: Hilaire), lief fi ge= wiffermaßen durch die Hydren, welche ſchon Trembley faft beliebig monftrös zu machen verfiand, auf's Reine bringen, und deßhalb hatte Herr Laurent feine neuen Forſchungen auch auf diefen fo dunfeln Punct ter Organologie auszu— dehnen. Bei den meilten Thieren find die Moenftrofiräten na— tuͤrlich, d. b., fie entftehen durch die Einwirkung mehr oder weniger ermittelbarer oder wahrfcheinlicher natuͤrlicher Poten— zen. Allein ihre Aetiologie liegt nie jo Flar vor, dag man diefelben Monftrofitäten beliebig und verfuchsweife wiederher— vorbringen koͤnnte. Mit den Hpdren verhält es fich an— ders, welche in dieſem, fowie in mandem andern Puncte ſehr an die Pflanzen erinnern. Auch in Betreff dieſer Verſuche waren dem- Herrn Laurent feine Vorgänger zuvorgekommen; allein aud bier bat er fie übertreffen. Ruͤckſichtlich der natürlichen Monftrofitäten hat er zus vörderft auf dem Wege der Beobachtung feftgeftellt, daß die nad) der normalen Reproductionsweiſe entftandenen Exem— plare, d. h. die aus Ciern erjeugten, deren niemals darbie: ten. Nur die Zahl 2er Tentakeln ift nicht immer genau diefelbe. Bei der Reproduction durch Knospen kommt tagegen der Fall gar nicht feiten ver, daß fi von felbft Monftrofiz taͤten ausbilden, die häufig fehr fonderbarer Art find. Wenn, 5. B., ein oder ein Paar Exemplare ſich nicht von dem Mutterthiere ablöfen, fo entftebt eine Hydra, welche auf demfelben Buße zwei, drei oder vier Köpfe trägt, und da ſich möglicermeife diefelbe Monftrofirät an jedem aufgepftopften Exemrlare erneuern kann, fo begreift man, wie eine fo zufammengefeßte Hydra ſich zu einem ſtrauch— förmigen Ganzen gejtalten Eann. Etwas Aehnliches, wiewohl weit weniger Gomplicirtes ann eintreten, wenn ;wei Knosren fo nahe aneinander herz vorfproffen , daß fie bei ihrer weiten Entwickelung auf eine längere oder kürzere Strede mit einander verwachſen. Ge— ſchieht dieß am Fuße, fo entſteht daraug nach der Trennung vom Muttertbiere die Monftrofittt mit mehreren Köpfen auf demfelben Fuße, und geſchieht e8 am Kopfe, fo bat man die Monftrofität mit einem Kopfe und mehreren Füßen. 7 . 105 Diefe Monftrofitäten find um fo vollſtaͤndiger erklaͤtlich, da man fie, nebft vielen andern, durch die Fünftlihe unvollz ftändige Berfihneidung eines Individuums oder durch opus licen zweier vollftindigen Polypen oder Polnpenftüde wills kuͤhrlich erzeugen Eann. Duch das erftere Verfahren brachte Herr Laurent Monftrofititen mit verfihieden geftellten Köpfen zu Mege, je nachdem er den Spalt in der einen oder in der andern Richtung geführt hatte, und Trembley war ed, indem er jeden Kopf wieder ebenio behandelte, gelungen, Hydren mit fieben Köpfen und ebenfoviel Körpern auf einem und dem— felben Fuße darzuftellen. Mittelft des zweiten Verfahrens kann man. deren in nocd größerer Anzıbhl erzeugen, und um die Sache noch augenfälliger zu machen, wandte Herr Lau: vent die Eünftliche Färbung an. Tremblepy, dem man aud) diefen intereffanten Ders ſuch verdankt, hatte ſich davon überzeugt, daß die Faͤrbung der Hydren ganz zufällig und lediglich von der Farbe des von ihnen eingenommenen Nahrungsftoffrs abhängig ift. Eben» fo hatte er erkannt, daß fie ihren Sitz eigentlid nur in den Körnchen bat, welche die innere oder Magenoberfläche bilden helfen. Here Laurent hat fih nicht darauf befchränkt, diefe Verfuche zu wiederholen und zu beftätigen, fondern hat dieſelben bedeutend weitergeführt. Die merkwuͤrdigſte der von ihm ermittelten Thatſachen ift, daß die Faͤrbung in die Knospen, wie in alle Theile des Mutterthiers, wiewohl im: mer nur in die innere Membran, nie aber in die Eier eins dringt, welche ſtets ihre Naturfarbe beibehalten, worin denn ein neuer Beweis der Unabhängigkeit der Eier und der Ab— hängigkeit der Knospen liegt. Mit Hülfe diefer verfhiedenartigen Faͤrbungsverfahren hat Herr Laurent mit der größten Leichtigkeit die Mögs lichkeit dargethan, Theile verfchiedener Individuen, theils ohne Subftanzverluft durch bloßes Aneinanderdrüden der in- nern durch Linkmachen der Hydren auswärtsgefehrten Haut, theils an der außern Haut, was indeß fehmerer hält, mit einander zu copuliren, ſowie auch übereinandergelegte Schnitt— linge von rothen, blauen und weißen Eremplaren zum Bir: wachfen miteinander zu bringen, fo daß man aus den Frag: menten von drei bis vier Hydren eine einzige bilden Eann. Ferner ift es ihm gelungen, jene fonterbare, ebenfalld von Trembley hervorgebrahte Monftrofität zu erzeugen, bei der ein Exemplar foweit in dag andere eingefchachtelt ift, daß an der Mundöffnung ein doppelter Kranz ſich zeigt. Er hat fih fogar davon Überzeugt, daß diefe Monftrofität auf natürlichem Wege entftehen Eann, wenn eine Hydra die an: dere nicht vollftändig verfchlingt und fie nicht verdauen Eann, was mehrentheild der Fall ift. Das Linkmachen des Thieres hat er theils von felbft eintreten fehen, theils Eünftlih zu Wege gebracht. Dirfe böchft eigenthümliche Erfcheinung, welche einige Analogie mit der Umkehrung eines Baumes hat, wo die Krone zur Wurzel und die Wurzel zur Krone wird, hat zur Folge, daß die innere Oberfläche die Functionen der Außeren übers nimmt und umgekehrt, ohne daß daduch die Verdauungs— 104 functionen auch nur im Geringften geftört wurden, aus wels cher Ihatfahe man, im VBorbeigehen bemerkt, fchließen Eann, daß beide Oberflächen genau dieſelbe Structur bejigen. Daß aber diefe eben fo zablreihen, als fonderbaren Modificationen der Hydra wirklihe Monftroiitäten feyen, welhe ven den normalen Gefrgen der Entwidelung diefer Species eine Ausnahme madyen, geht daraus hervor, daß jede diefer monftröfen Hydren, wenn man fie fic) felbfl übers läßt und gehörig fürtert, fomwohl durch Knospen, als durch Eier immer nur normal geftaltete Individuen erzeugt. Auch diefe Thatſache hat Herr Laurent duch zahlreiche Beob⸗ achtungen beftätigt. D. Bon den Krankheiten, in’Sbefondere der Puftelfrankbeit der Hydren. Die Hydren, welde am Ende der Thierreihe ftehen, find, glei dem Menfchen, mit dem fie beginnt, Krankheiten unterworfen; nur find diefe bei jenen, wie ſich Leicht denken läßt, nicht fo zahlreich, wie bei diefem, und fie befchränfen fich auf die Gewebs— Erankheiten und Schmarogerthiere. Die erftern entfliehen durch fehlerhafte Befchaffenheit de8 umgebenden Mediums und befteben faft lediglih in der Gntwidelung von mit Waſſer gefüllten Puſteln; die legtern, die fogenannten Läufe der Hpdren, find mikroſcopiſche Thierchen aus der Gattung der Zrichodinen und Cheronen, die ſich zuweilen außerordents lich vermehren. Herr Laurent bat beide genau ftudiren müffen, erftens, um die Hydren, mit denen er erperimentirte, davon zu befreien, und zweitens, um ſich davon zu Überzeus gen, ob die Flüfjigkeir in den Puſteln zoofpermenartige Koͤr— per enthalte, wie man diefe in den innern Flüffigkeiten mans her niedrig flehenden Organismen gefunden hat. Wieder— holte Beobachtungen ließen ihn nur die Brown'ſchen Bes wegungen an den Moleculen’ in der Puftelflüfiigkeit erken— nen, und daraus fchloß er, wie oben bemerkt, daß bei dies fen Thieren eine Befruchtung durch Saamen nicht flattfin- den koͤnne. Somit hätten wir nun der Hauptrefultate der von Heren Laurent der Academie überfandten vier Artikel über die Hydren gedacht. Sie find die Frucht dreijähriger For— ſchungen, die er noch gegenwärtig fortfest. Die darin erwähnten Thatſachen laffen fih in brei Kategorieen bringen. 1) Die meiften beftätigen nur Dinge, welche ſchon frü- ber als wiffenfchaftlich feftgeftellt betrachtet wurden; indeß verdienten fo außerordentliche Thatſachen, wie das vollftänz dige Auswärtskehren des Innern eines Thieres, deffen Wies derergangung aus jedem der 50 Stüdchen, in die man es zerftückelt hatte, die natürliche Neproduction durch Zheilung, Knospen und Eier zc. allerdings noch einmal genau geprüft, mit den feit der erften Entdeckung jener Umſtaͤnde vervoll- £ommneten Apparaten und Methoden neu unterfucht und von dem feit einem Jahrhundert ganz verſchieden gewordes nen Standpuncte der Biologie aus beurtheilt zu werden. 2) Andere berichtigen und befchränfen gewiffe Behaups "tungen früherer Forfcher, was, z. B., von der Kocalifirung 105 der Knospen und Eier gilt, von der Herr Laurent nad: weif’t, daß fie, in der Negel, wirklich ſtattfindet, aber unter gewiffen, von ihm genau nachgewiefenen, befonderen Umſtaͤn⸗ den nicht gültig ift. Moch andere widerfpredyen geradezu Dem, was andere Forfcher der neueren Zeit darüber gefagt baben, wohin die meiften von Corda und Ehrenberg behaupteten anatomiſchen Verhaͤltniſſe gehören. 3) Endlih hat Herr Laurent eine Anzahl ganz neuer Thatſachen ermittelt, 5. B., die vergleichende Strucs tur der Knospen und Eier, indem jene nur eine Fortſetzung der Wandungen des Sackes, diefe eine eigenthümliche Art don Ei darftellen, das nur aus einem Bläschen, und def: fen Schaale nicht aus einem hinzutretenden Stoffe, fondern ganz einfach aus der verdichteten, Globuline-führenden, fluͤſſi⸗ gen Maffe des Eies befteht, fo daß es, nah Herrn Lau: rent's Anſicht, eigentlih nichts weiter iſt, als das Purs Einje’fhe Bläschen der höher organifirten Thiere. Wenn demnad) die Commiffion aud nicht alle Beobs abtungen des Herrn Laurent hat prüfen Eönnen, fondern ſich auf die hauptſaͤchlichſten, namentlich die zulegt erwaͤhn⸗ ten, bat befhränfen müffen; wenn fie aud nicht allen Fols gerungen des Hern Laurent, 3. B., derjenigen, daß Harvey's Sag: omne vivum EX ovo, durch das aus einem Bläschen beftehende Ei der Hydra umgeftoßen wer— de, unbedingt beipflihten Eann, fo muß fie doch die Arbeit des Herrn Laurent als hoͤchſt verdienftlich anerkennen und den Abdruck derfelben in dem Recueil des Savants etrangers empfehlen. 106 Die Academie trat ber Anfiht ber Commiſſion voll: Eommen bei. (Comptes rendus des seances de l’Ac. d. Se. T. XV. No. 8. 22. Aoüt 1842.) Miscellen Ueber die allgemeinen Gefege der Bevölkerung bat Here Pouillet am 7. November der Academie der Wilfens fhaften zu Paris eine Abhandlung vorgelefen. Er war veranlaßt worden, über die weinbauenden Departements Unterfucungen an— zuftellen, um, wo moͤglich, Urfadyen und Heilmittel dis Zuftandıs aufzufinden, über welchen dieſe jich feit Jahren beflagen. Er ift dabei auf das Refultat gefommen, welches nicht ohne Intereſſe tft, daß die acht bis neun Millionen Einwohner der mefentlid meine bauenden Departements nicht in dem allaemeinen Maaße an der fchnellen Zunahme der Bevölkerung Theil haben, vie fi in dem übrigen Frankreich wahrnehmen läßt. Er meint, wenn nun rich— tig fen, was man doch allgemein zuaebe, daß das ficherfte Zeichen des Wohlftandes eines Landes fih aus der Zunahme der Populas tion ergiebt (2? Srland?), fo fen es erlaubt, zu ſchließen, daß die weinbauenden Landſtriche ein relative Ungemach empfinden müfs fen, welches die Aufmerkſamkeit der Regierung verdiene. Perlenfifherei in Norwegen war im Anfange bes 17. Sahrhunderts von Seiten der Regierung mit bedeutendem Erfolge betrieben worden, nahm aber im Ertrage fo ab, daß fie die Kos ften nicht erfegte und daher aufgegeben wurbe. Im verfloffenen Sommer bat man in den in Jedderen in der Diöcefe Chriftians fand befindlichen Wafferbetten, welche durch die Hitze ausgetrods net waren, eine große Menge Mufcheln mit Perlen gefunden, von welchen einige fo groß und ſchoͤn waren, daß fie mit 60 Pfund Sterling das Stüd bezahlt worden find. Die reihen Herbarien des verftorbenen v. Chas miffo, mit des Reifenden Manufcript: Noten und Erläuterungen, find von der Academie der Wiffenfchaften zu St. Petersburg er: kauft worden. MN i.06. web he a Ueber den Scorbut. Bon Dr. G. Budd. Ein bemerfenswerther Umftand in der Geihichte des Scorbuts iſt die Schnelligkeit, mit welcher die Beſſerung eintritt, wenn der Kranke hinlänglib mit Drangen oder Gitronen, oder fonft einer friſchen, faftreichen, vegetabilifchen Mahrung oder Frucht verforgt wird. In wenigen Tagen verliert dag Geficht feine bleiche und dunkle Farbe, das Zahnfleifh wird feft und roth, die Blutergiefungen auf der Haut und zwifhen den Muskeln verfhwinden, der Kleins muth und die Muskelfhwäche machen der Heiterkeit und einem Gefühle von Kraft Pag, — Alles bezeugt die fihnelle Ruͤckkehr der Gefundbeit. Die MWiederherftellung ift nicht nur rafch, fondern auch vollſtaͤndig. Das noch fo ſtarke Uebel ſchadet dody nicht nachhaltig der Gonftitution. Die Umftinde, unter welchen dieſes Uebel auftritt die, Spmptome, welche feine Gegenwart bejeihnen — befonders die dunfele Gefichtsfarbe, der ſchwammige Zuftand des Zahn fleifhes und die große Geneigtheit zu Blutflüffen — und die Abwefenbeit irgend einer fpeciellen Verlegung der feſten Theile nah dem Tode, laffen keinen Zweifel, daß ein faulis ger Zuftand des Blutes die Quelle aller jener Symptome it. Die Nahrung ermangelt der nothwendigen Gonftis tuentien, und das Blut wird unvollfommen daraus gebildet. Ein Umftand, welcher zeigt, daß die Eranfhafte Veränderung des Blutes im Scorbut von einer ganz eigenthümlichen Art ift, ift der, daß felbit bei Perfonen, die an anderen und tödtlihen Uebeln leiden, die Symptome des Scorbuts raſch verfchwinden unter dem Gebrauche von Gitronenfaft. Ein Fau der Art ftieß mir bei einem Manne "auf, der, außer einem hohen Grade von Scorbut, auch noch an Waſſerſucht in Folge eines morbus Brightii litt. Die fcorbutifhen Symptome ſchwanden ungemein raſch, fobald er mit füßen Drangen verfehen wurde. Die Frage bietet fib nun natür= lih dar: von welcher Belchaffenheit ift die Erankhafte Ver— Änderung im Blute, durch welche Scorbut hervorgebracht wird? 107 Fruͤhere Shriftftellee über den Scorbut fügen, daß das Blut in diefer Krankheit loder und aufgelöf’t fey, und die ausgezeichnetften neueren Phyſiologen find derfelben Meinung gewefen, indem fie genauer beftimmten, daß die Blutkügels hen im Serum aufgeloͤſ't feyen. Diefes ift jedoch nicht der Fall. Das Serum ift nicht von dem färbenden. Bes ftandeheile des Blutes gefärbt, und die Kügelchen bieten, unter dem Mikrofcope unterjuht, Feine bemerfenswerthe Veraͤnderung dar. Selbſt in den vorgerüdten Stadien des Scorbuts fheidet fihb das Blut in Serum und Blutkuchen fo raſch und fo vollftändig, wie gefundes Blut; und in eis nigen Fällen ift der Blutkuchen fehr feit, wohl in Folge des verminderten Verhaͤltniſſes der Blutkuͤgelchen zur Fibrine. Das Reſultat einiger Unterfuhungen de8 Scorbutblus te3, welche mein Freund, Herr Brof, für mid gemacht bat, ergiebt, daß die Menge des Haͤmatins fehr vermindert ift, während die der Fibrine, des Albumens und der Salze vermehrt ift. Die verminderte Menge des Hämatins live fib auch ohne Unterfuhung an der allgemeinen Bläffe des Blutes erkennen, und fie giebt eine hinreichende Erklärung für die Neigung zu Ohnmachten, welche fo haufig bei'm Scorbut bemerkt wird, da die Phofiologen gezeigt haben, daß der belebende Einfluß des Blutes auf das Nervenfyftem vorzüglih den Blutkuͤgelchen angehört. Aber eine vermin= derte Menge der Blutkügelchen giebt Feine Erklärung für den ſchwammigen Zuftand des Zahnfleifhes und die große Geneigtheit zu Blutfluͤſſen; denn diefe Symptome finden ſich nicht bei der Bleihfucht, in dem vorgerüdtem Stadium des morbus Brishtii, und bei andern Krankheiten, in wel chen das Verhaͤltniß der Blutfügelchen gleichfalls vermindert it. Sm Gegentheile gebt aus den Unterfuchungen der Herren Undral und Gavarret hervor, daß bei den mei: ften Krankheiten, in welchen fib eine entfchiedene Tendenz zu Biutflüffen ausfpricht, die vorzuͤglichſte Eigenthuͤmlichkeit des Blutes ein Ueberfluß an Biutfüzelchen ift. Berminderung des Eiweiß- oder Faferftoffes wird durch die Unterfubung nicht nachgewieſen; überdieß ift bei mor- bus Brightii das Blut oft ſehr feines Eiweißes beraubt, ohne irgendwo feorbutifhe Spmptome hervorzubringen. Wenn, wie die Entftehung der Krankheit zu zeigen fcheint, der Fehler des Scorbutblutes in der fehlerhaften Beſchaffen— heit einiger feiner onftituentien beftebt, fo Lift ih am wabrfcheinlichften vermutben, daß dieſe fehlerhafte Beſchaf— fenheit in den Salzen liege, daß irgend ein falinifches Prin: cip, Elein vielleicht an Umfang, aber wichtig in feinem Ein: fluffe, und nothwendig für die Ernährung einiger Gewebe, fehle. Das Gefüge, welches am meiften zu leiden fcheint, ift das der Eleinen Blutgefäße, welche weich werden und leicht reißen. Der ſchwammige Zuftand des Zabnfleifches, die fungöfen Granulatienen der Geſchwuͤre, der Bluterguf, welcher an den untern Srtremitäten ftattfindet, wo die Blut— gefäße gefteigertem Drude durh die Schwere des Blutes ausgefest find, mögen vielleiht durch die mangelhafte Er: nährung der Eleinen Gefäße erklärt werten. Das Haar, die Nägel; die durchſichtige Hornhaut — Theile, welche bei Thieren leiden, die eine fticftofflofe Nahrung genießen, — — — 108 werden bei'm Scorbut nicht afficirt. Das Haar fällt nicht aus, die Hornhaut verliert nicht ihre Durchfichtigkeit. Wir haben noch einen andern Reitfaden für das dem Scorbuts blute fehlende Princip, indem wir die Mittel betrachten, durch die daffelbe wiedererfegt werden kann: naͤmlich die fucz eulenten Säfte von Vegetabilien und Früchten. Diefe Säfte — welche Scorbut verhüten und fpecififh gegen Ddenfelben wirken — enthalten Eiweiß, Faferftoff und organifche Saͤu— ten in Verbindung mit unorganifhen Bafen. Ihre Kräfte koͤnnen nicht abhängen von ihrem Eiweiß = oder Faferftoffe, weil diefe eher im Uebermanße, als in zu geringer Menge im Scorbutblute fih finden. Sie müffen von einigen inci— dentellen Principien, mit welchen Eiweiß: und Faferftoff vers bunden find, abhängen. Die Hauptwirkung folcher Principe mag mit der Stütigkeit ihres Worfommensg und dem bee ftimmten Berhältniffe, welches einige von ihnen zu anderen Gonftituentien einzelner Gewebe haben, zufammenhängen. Das Princip, fen es welcher Art es wolle, ift den Saͤften einer großen Mannigfaltigkeit von Wegetabilien und unreifen Früchten gemein und fdeint nur in den Pflanzens fäften zu liegen. Alle Vegetabilien und Früchte, die wegen ihrer antifcorbutifhen Kraft bekannt find, find fehr faftreich, während trodene oder mehlige Vegetabilien und Früchte fehr wenig Kraft haben, den Scorbut zu verhüten. Der Proceß der Trocknung fcheint, in der That, die antifcorbutiiche Kraft felbft in den am reichſten damit begabten Pflanzen zu zerz ſtoͤren. Eine ſtarke Hitze ſcheint der antiſcorbutiſchen Kraft nachtheilig zu ſeyn, und nach reichen Erfahrungen wirken die antiscorbutica am meiſten, wenn ſie roh gegeſſen wer— den. Die von Dr. Lind empfohlene Roobform des Citro— nenſaftes — indem man bei einer langſam wirkenden Hitze den Saft bis zur dicken Syrupsconſiſtenz verdunſten laͤßt — bat ſich weit weniger wirkſam, als die friſche Frucht, gezeigt. Deßhalb empfahl Blane etwas Spiritus, ohne Anwen— dung der Hitze, dem Citronenfafte hinzuzufeßen, ein Vor— f&hlag, der jegt allgemein angenommen worden ift. Ein fo bereiteter Saft ſcheint ebenfo wirkſam, wie die fiifhe Frucht, zu ſeyn. Auch der Grad der Neife ſcheint auf die antifcorbutiz fhe Kraft Einfluß zu haben. Dr. Trotter fagt, daß, als er fcorbutifhe Sclaven reife Guavas fortwerfen fah, waͤh— tend fie grüne mit vieler Gier verfhlangen, fi zu verfus chen entfchloß, ob ein Unterfhbied in den Wirkungen fey. Deßhalb wählte er neun Schwarze aus, die in falt gleichem Grade mit Scorbut behaftet waren. Dreien gab er Citro= nen, dreion grüne und dreien reife Guavas. Man hielt fie unter dem Verdecke, und ec felbft befuchte fie zwei oder drei Mat des Tages. So lebten fie eine Woche hindurch; am Ende derfelben waren die, welche reife Guavas genoffen hats ten, faft in demfelben Zuftande wie früher, während die ans dern faſt hergeftellt waren. Der Proceß der weinigen Gährung ſcheint aud) bes trächtlich die antifcorbutifche Kraft zu beeinträchtigen. Es ſcheint ausgemacht, daß Wein weniger wirkfam ift, Scorbut 109 zu verhüten, ald Trauben; Bier weniger, als ein Malzauf: guß; Rum weniger, als Zuderhefen, Dagegen fheint die Effiggährung in Feiner Weiſe die anticorbutifche Kraft zu beeinträchtigen. Salzbruͤhen haben gleihe Wirkſamkeit, wie die frifben Pflanzen. Sauerkraut, welches auf die Weiſe bereitet wird, daß man gefhnittinen Kohl der Eſſiggaͤhrung ausfest, fand feit längerer Zeit in großem Rufe, den Scorbut zu verhüten. Das antifeorburifche Princip ſcheint felbft durch den Proceß der Eſſiggaͤhrung entwicdelt zu werden. Hafergruͤtze der Effiggährung unterworfen — ein von den Schotten Haferbrei (Sooins oder Sowens) genanntes Gericht — wurde von Pringle und Blane für ein maͤchtiges Vers bütungsmittel des Scorbuts angeiehen, während es ausge⸗ macht ſcheint, daß Hafergrüge diefe Eigenſchaft nicht hat. Alte diefe Umftände machen c8 wabrſcheinlich, daß die antiſcorbutiſche Kraft von den organifhen Säuren abhängt, oder von einigen Salzen, die in den Körper nur in Ver: bindung mit folhen Säuren eingeben. Die letztere Vermuthung ift die wahricheinlichere, weil die Säuren, rein, weit weniger Kraft haben, den Scorbut zu verhüten, als die vegetabilifhen Säfte, aus denen fie ges zogen werden. Gitronenfaft bie zur Syrupsdide abgedampf:, wie es urfprünglib von Dr. Lind empfehlen wurde, fand ib der frifchen Frucht weit nachſtehend; und die cryftallis firte Säure wurde nach zahlreichen Verſuchen günftig beur— theilt in Bezug auf den durch Hinzufügung einer gewiffen Menge Spiritus einfah aufbewahrten Saft. Der Jr: thum, daf nur die Säure Scorbut verhüte und beile, bat zu dem Gebrauche des Meinefjigs verleitet, welcher weit mehr Schaden, ald Nutzen gebracht hat. In der Gefchichte des Scorbuts finden wir oft Falle von dem faſt immer beflebenden großen Verlanuen nad Subftanzen, wie fie der Körper gerade verlangt. Dr. Lind will oft bemerkt haben, daß bei Scorbutiſchen, wenn fie an's Land famen, das Effen von Drangen und Citronen von einem Vergnügen begleitet war, melches fich leichter denken, als befchreiben läßt; dieſelbe Bemerkung iſt von andern Schiffsaͤrzten gemacht worden. Ih kann diefen Artifel nicht ſchließen, obne die Aufs merffamfeit auf die Nothwendigkeit geſetzlicher Beſtimmungen über die Herbrifchaffung eines genügenden Worrathrs von Gitroninfaft für die Kauffabrer auf lange Meifen zu richten. Auch möchte ih ernft die Wichtigkeit vor Augen legen, ein beftimmtes Maaß von faftreihen Früchten gelegentlich zu Res bensmitteln in Gefüngniffen, Armenbäufern und befonders in Serenhäufern feſtzuſetzen, überhaupt in allen Orten, wo Derfonen längere Zeit hindurch eine Nahrung erhalten, die von Principien der Defonomie geleitet und weniger Abwech— felung unterworfen ift. Ebenfo möchte ich empfehlen, bei der Verproviantirung von Garnifonen, die wahrſchemlich bes lagert werden dürften, oder von Truppen in verödeten Ge: aenden, oder wo der Winter lang und ftrenge ift — in allen Faͤllen, wo 08 oft fehwer wird, frifhe Vegetabilien berbeizu: ſchaffen, — Citronenfaft, wie bei den Seetruppen, mit ans zufhaffen. Die Geſchichte der Belagerung von Alerandria 1801, _—— 110 der franzöfifden Armee auf den Alpen 1795, der Engliſchen Truppen am Gap der guten Hoffnung im Herbfte 1336, und mehrere der letztern Campagnen in Indien zeigt, daß diefer Rath nicht ganz unangemeffen if. (London medical Gazette, Aug. 1842. p. 714.) Gontraction des sphincter ani. Cine Frau, 60 Jahr alt, kam verfloffenen Juli vom Kande zu mir, mic) zu confultiren. Ihre Schmerzen dau: erten ſchon mehrere Jahre und wurden im Anfange von Hämerrhordalfnoten abgeleitet; fpäter waren fie einer Strics tur des rectum zugefchrieben worden, und demgemäß hatte ihre Tochter haufig eine Bougie fo hob, als moͤglich, eins gebracht, nur durch den verurſachten Schmerz, wenn fie «6 tiefer hineinbringen wollte, aufgehalten. Das Bouyie drang gewöhnlich mit Leichtigkeit 6 oder 7 Zoll tief ein. Aber die Kranke hatte — mie 08 gewöhnlich der Fall zu ſeyn pflegt — feine strietura recti, und e8 war eine Fügung der Vorfebung, daß die Tochter die Bougie nicht durch die Gingeweidefalte, im der fie fih fing, binourchgeftoßen und fo ihrer Mutter Leben ein Ende gemacht hatte, Die Sym— ptome, welche nun feit zwei oder drei Jahren unverändert geblieben, waren folgende: Der Kranken gingen nur flüfz fige oder ftüdweife faeces ab; wenn jie flüfig waren, fo gingen fie mit Leichtigkeit und ohne viele Schmerzen ab, ausgenommen dag Kneipen und Drängen, welches durch die drastica bewirkt wurden, die allein diefe Wirkung hervor: bringen Eonnten; waren die faeces jedoh vicht flüffig, fo war der Schmerz bei den fruchtlofen Anftrengungen zur Darmausfeerung unerträglich. Bei der Unterruhung fand ih einen engen, fnorpligen Schließmuskel, durch welden ich faum meinen Finger einführen Eonnte. Sch trennte ibn, indem ich ibn auf der einen Seite ganz durchfchnitt. Ein Stuͤck Charpie wurde in die Wunde gelegt, und eine Do: fit Laudanum verordnet, um den Schmerz zu ftillen und den Darmcanal zu eröffnen. Am vierten Zage wurde eine eröffnende Arzenei gıgeben, und die Stuhlausleerungen gin— gen leicht von Statten; der Schmerz der Wunde war uns bedeutend, im Vergleiche mit den frubern Schmerzen. Die Munde beilte iangfam ın einem Monate, und die Kranke verließ die Stadt in einem Zuftande volltommenen Wohl: fenns, die Stublausleerungen gingen entweder von felbft, oder durch mild eröffnende Mittel und ganz ohne» Schmer: zen vor fih; indem alle Symptome nur durd den contra= birten und verhärteten Schließmuskel bervergebraht worden waren. (Anonym in London Medical Gazette, Febr. 1842. Ginrihtung einer alten Verrenkung des Oberarms. Von Dr. Salomon. Ein robufter musculoſer Mann, dreiundvierzig Sabre alt, litt feit länger denn drei Monaten an einer veralteten Luration des Oberarmis nad) Vorn, unter dem m. pectoralis major; den Ober— armfopf Eonnte man deutlich unterhalb des Schluͤſſelbeins wahr— nehmen. Die Beweglichkeit der Eranfen Ertremität hatte ſich theils 111 weife wieder eingeftellt. Nachdem erweichende Umſchlaͤge und Eins reibungen, nebft warmen Bädern, wenige Tage binduch gebraucht morden waren, Wurde Patient in ein heißes Bad gelegt, darauf zur Ader gelaffen, und man ſchritt zur Operation, Während die: fir Operation erhielt er Tart. emetieus in refracta dosi. Zuerſt wurde der Verſuch mit dem Flafchenzuge gemacht; allein derfelbe konnte nicht hinreichend lange und ſtark fortarfegt werden, da der Ertenjionsaurt nicht ſtark genug gearbeitet war. Es wurde nun eine Ertenfionsbinde auf einer durhnäßten Compreſſe, oberhalb des Handgelenkes, am Vorderarme befeftigt und die Repolition nad) Mothe’s Methode verrichtet: Die Ausdehnung wurde zu drei verfchiedenen, jedoch gleich nacheinander folgenden, Malen vermit: telt der Ertenfionsbinde wiederholt; während der beiden erften Extenſionsverſuche hörte man deutlich ein Geräufh, welches durch die Zrennung der ſchon erfolgten Adhaͤſion des Gelenkkepfes mit den umliegenden Theilen hervorgebradht wurde, denn der Ober: armkopf hatte feine Cage verändert und fich dem Gelenke genäbertz endlich gelang, nad) einer dritten kraftigen Ausdehnung, die Eins richtung volllommen ohne wahrnehmbarıes Geraͤuſch; die darauf folgende traumatifche Reaction war unbedeutend, Dieſer Fall ift infofern bemerkenswerth, als die Einrichtung einer Verrenkung des Oberarmes nah) Vorn bei einem musculöfen Manne nad) mehr als drei Monaten gelang, und fich die Wirk— ſamkeit der Mothe'ſchen Methede auch di: veralteten Luxationen des Dberarmes beftätigt. Die Einrichtung dieſer Verrenkung ges hört zu den ſchwierigſten Fällen, fo daß fogar Aſtley Cooper, in feinen chirurgifchen Vorleſungen, Repojitionsverfuche unter aͤhn— lihen Umftänden vorzunehmen widerräth. Die Mothe'ſche Methode, den luxirten Oberarm zu reponis ren, babe ich in vielen Fällen mit Erfolg angewendet, fo daß es gegenwärtig die gewöhnliche Methode ift, nad) welder ich die Nez pofition vollführe. Die Ertenjion gefchieht entweder oberhalb des Handgelenkes oder oberhalb des Ellnbogengelenfes; die Repoſition gelingt, in der Rrgel, mit einer folchen Reichtiafeit und fo gerin— ger Schmerzhaftiakeit, wie cs nad) der gewöhnlichen Methode nicht zu gefchehen pflegt. Auch find mir ſchwierige Fälle vorgefommen, wo die Repojition nach der gewöhnlichen Methode nicht gelingen wollte, jedoh nah Mothe’s Methode ohne bejondere Shwicrig- Eeit gelang. Hierbei erwähne ich noch eines Kalles, mo unter meiner Rei: tung im vorigen Sabre die Repofition ciner veralteten Luxation des Vorderarmis nad) Dinten, welche feit mehr als ſechs Wochen beftanden hatte, verrichtit wurde, nadıdım ich die fubeutane Durd= fchneiduna des ın triceps, gleich oberhalb des Ellnboaıns, gemacht hatte. (VBerm. Abhandl. a. d. Geh, d. Heilk., dv. einer Geſellſch. pract, Aerzte zu St. Petersburg. Schere Samml. 1842.) MNMiscellen. Eine angeborene Eyfte mit Haaren und Zähnen ift von Herrn Pereyra bei einer Frau beobachtet worden , die feit ihrer früheftun Kindheit eine Geſchwulſt im rechten hypogastrium hatte, welche fih im zehnten Sahre einmal geöffnet und entleert 112 hatte. Sm fünfundzwanzigften Jahre verheirathete fie fih, hatte m.hrmais abortus; im achtundzwanzigſten Jahre öffnete fi tie Geſchwulſt wieder von feleft in den Darmcanal; endlich befam die Krante ein Kind und wurde neun Monate fpätsr von einer peri- tonitis befallen, deren Gefahr durch die energiſche Behandlung zwar zunachſt befeitigt wurde, woraus jid) aber cin ſchleichendes Fieber entwickelte, während die Geſchwulſt fehr zunabm. Herr Pereyra befchloß, da die fpontane Eröffnung bıreits zweimal eine günftige Wendung berbeigeführt hatte, jegt vie tünftliche Diffe nung vorzunehmen. Diefe wurde mit Uegmitteln bewertitilliat, Es entleerten ſich ungefähr 10 Litres einer feröfen Flüfligkeit, und der Ausflug dauerte mehrere Menate fort. Die Kranke wurde immer ſchwaͤcher und unterlag nah 2! Monaten einer neuen peritu- nitis. Bei der Section fand ſich im Unterleibe ein febr großer Sad, welher nad) Born durd) das peritonaeum der Bauchwan— dungen und nah Hinten dur cine dicke und harte Haut gebildet wurde an welcher die Dünndärme anbingen. Spuren der frübern Deffnungen, durch welche jich die Gefchwulft entieert barte, waren nit aufzufinden. Blafe und Gebaͤrmuſter warın arfund. Im Innern der Enfte fanden fich drei bandartiae Maffen, die an den Wänden feftfaßgen. Zwei derfeiben waren durch ein Buͤndel langer, feiner, rötblichbrauner Haare miteinander in Verbindung (die Kopfs baare der Kranken waren dunkelfawarz). Unmittelbar neben die— fim Haarbü:del fanden ſich vier zufammenftehende Zähne, welde in einer Knochenmaſſe vor vier Gentimeter Durchmeffer in der bins tern Fläche der Cyſte feſtſaßen. Ein großer Zahn lag frei in der Höhle; dieſen erfannte man als dın zweiten Eleinen untern und linken Backzahn ; von den vier übriaen waren zwei Baczähne von der erjten Zabnung und zwei Wechfelbadzäbne. Einer der erften war cariös. (Journ, de med. pratique de Bordeaux, Decenbr, 1841.) 5 Eine Wiederanheilung zweier vollfommen und doppelt getrennter Kinger wird von Dr. Della Fante— ria, in den Aunali universali di Medicina, mitgetbiilt. Der Fall ift von den Profefforen Gentofanti und Bacca beftätigt. Ein vierzehnjähriges Mädchen war in der Küche befchäftiat, cine an— dere Perfon ließ ein Meffer fallen, und dadurch wurden dem Mäde chen zwei Finger an der erften Phalanx abgetrennt." Der Arzt fand die beiden .Kinger auf einem Haͤufchen Mehl, mit welchem die Verlegte befchäftigt gemwefen war. Zu feinem Erftaunen warın aber beide nob in zwei Stüde getrennt. Er vereinigte zunäcft die beiden Stuͤcke und legte fie alsdann mit Euturen und Pflafter= ftreifen an die Etumpfe an; nach wenigen Zagen fol die Wicders anwachſung erreicht und fogar der vollfommene Gebraudy der Fin— ger wiederhergeftellt worden feyn. Ueber Trabeotomie führt Herr Petit im Journ. des connaiss. med chir., Oct. 1841, ſechs Fälle an, in welchen er bie Zraheotomie im legten Momente des Group, als die Erftidung bereits unmittelbar bevorftand, ausaeführt bat, Von biefen ſechs Kranken wurdın zwei vollkommen gebeilt; bei einem dritten er— folgte erft ein Monat und jiebenzehn Tage nad) der Operation der Tod ganz plöglich und unerwartet in der Nadıt. Drei Fälle hatten Eein günftiges Refultat. Bibliographische Recreations in Geology, with a preliminary Discourse on the nature and advantage of Geology. By Miss R. M. Zornlin. London 1842. 8. The chymical- Gazette, or Journal of practical Chymistry in all its Applications to Pharmacy, Arts and Manufactures. Con- ducted by William Francis and Henry Croft. London 1842. 8. Neuigkeiten. Manuel de medecine operatoire, fondee sur l’anatomie normale et l’anatomie pathologique. Par J. F. Malgaigne. 4me edi- Paris 1842. 12. On the Preservations of the Health of Body and Mind. By Forbes Winslow. London 1842. 8. tion. mm ———— Menue Notizen audß dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefommeli und mitgerbeilt von dem Ober Mebieinalraibe Fro rien zu Weimar , und dem Medicinalrarhe und Profeffor Froriep gun Berlin, N 514. (Nr. 8. des XXIV. Bandes.) October 1842, Gedrudt im Landes » Induftrie Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 sr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 g6r. A rer Ueber die Lebensweiſe der Ameifen. Bon Herrn E. Robert. Nach den Arbeiten eines Geoffroy, Leeuwenhoeck, Smwammerdam, inne, Degeer, in’sbefondere eines Bonnet, Latreille und Hubert, fhien wenig Hoff: nung vorhanden, Über die Xebensweife der Ameifen noch viel Intereffantes zu ermitteln. Man hätte deren Natur: gef&bichte im Allgemeinen für befannt halten £önnen; allein fhon die große Austehnung eines, von fo vielen berühmten Naturforſchern unterfuhten Gegenftandes mußte für deffen Unerfhöpflichkeit fprecben. „Sucet, fo werdet ihr finden”, ift das Motto der herrlichen Huber tſchen Schrift über die AUmeifen, aber nah Hubert flieht e8 nocd Jedem frei, benfelben Weg der Forſchung zu betreten. Sc erfuche alfo die Academie, mir zu geftatten, ihr die Beobachtungen vors utragen, welche ich Über die rotbbraune Waldameife anges ſtellt habe. 1) Linne fagt über diefe Species, welcher er den Namen Formica rufa s. fusca yegeben, und deren Les bensweife er in Schweden ftudirt hat, während ich fie in unfern Wildern beobachtet habe: „von dem Ameifenhaufen gehen, als von einem Mittelpuncte, weitfortgefeßte betre— tene Wege aus. Vorzuͤglich werden die Ausflüge und der Transport von Materialien duch die Hauptftrafen beguͤn— ſtigt.“ Er fügt hinzu: „Sie legen vollfommen gut ges bahnte Straßen an, die vom Ameifenhaufen nad einem be: nachbarten oder auch wohl weit entfernten Baume führen, und die durch beftändige Benutzung immer beffer gebahnt werden.” Hubert bat ebenfalls bemerkt, daß die großen Ameifenbaufen durch gebahnte Strafen miteinander in Ver- bindung ftehen. welche zuweilen 100 Fuß lang und mehrere Boll breit find, und welche die Ameifen ſelbſt aushöhlen und berftellen. So offenbare Umftände konnten natuͤrlich Beobachtern, wie Hubert und Linné, nicht entgehen; da fie indeß den im Innern des Ameifenhaufens felbft angelegten Gängen mebr Aufmerkfamkeit gefchenkt zu haben fcheinen, als der No 1614, Key Anordnung, Ausdehnung, Richtung und der Art von Som: metrie der Außen Wege, jo beſtrebe ih mich, diefe Luͤcke auszufüllen. Wenn man einen jener großen Ameifenhaufen, milde ſich in unfern Wäldern fegelförmig oder zuderhutförmig er= heben, genau unterfucht, jo findet man, daß von demfeiben firahlenföormig Straßen ausgehen, welche mit hin- und her— laufenden Ameifen bededt find. Die Zahl diefer Strafen kann bis zu zehn betragen, und fie ſtehen, infofern das Terrain dieß geflattet, gleichmweit von einander ab, So fan= den ſich bei einem Ameifenhaufen im Gehölze von Meudon, wo die Bodenoberflaͤche ringsherum bie auf eine Entfernung von etwa 120 Fuß ziemlich eben und in derfelben Weiſe mit Kaftanienblättern, Moos und frautartigen Pflanzen be: dedt war, zehn faft gleichweit von einander abjtehende Straßen. Weiterhin war ein Haufen, an deffen einer Seite ſich hohe Haide und Farrnkräuter befanden, während die an- dere frei war, und dort waren nur fünf Strafen, alle in der leßtern Richtung, vorhanden, gleihfam, als hätte «8 für die fünf andern an Raum gefehlt. In den zwiſchen den firahlenartig ausgehenden Stra— fen liegenden Raͤumen bemerft man ſehr wenig Ameiſem und dieß ift fo auffallend, daß, w.nn man fi hütet, auf die Straßen zu treten, und dadurdy die Ameifen zu beunrus higen, man ſich dem Haufen nähern kann, ohne von deffen zahlreicher Bevölkerung angegriffen zu werden, die dann res gelmäßig aus- und einzuzieben fortfährt und ein Gewuͤhl darftellt, wie man es in den Vorſtaͤdten einer Hauptftadt gewahrt. Die Verwirrung in der Naͤhe der Ameifenbaufen ift alfo nur ſcheinbar oder vorübergehend. In der Regel berrfcht im Innern, wie außerhalb derfelben, die größte Didnung. Alte ziemlich gleich ftar begangenen Straßen deſſelben Ameifenhaufens haben ungefähr diefelbe Länge. Bei dem zuerft erwähnten Haufen Eonnte ich diefelben big auf 47 Me: ter, und bei dem zweiten, der, wie bemerfr, deren nur fünf befaß, obgleih er noch einmal fo groß war, als der erjte, bis auf etwa 77 Meter Entfernung verfolgen. Da, wo 8 115 die Straßen enden, zerſtreuen ſich die Ameifen in der Nas barfhaft und Eehren, mit Beute beladen, auf demfelben We: ge nach dem Haufen zuruͤck. ; Faſt alle Straßen gehen ziemlich geradlinig vom Amei: fenhaufen bis an's Ende, wie auch fonft die Geſtalt des Bodens beſchaffen ſeyn mag. Sie machen bloß in der Na— be großer Baͤume eine Wendung, ſchlagen daun aber wieder ihre frühere Richtung ein. Beim erften Ameifenhaufen ſtrichen zwei diefer Straßen, nachdem fie anfangs über ziem— lich ebenen Boden hingeyangen waren, in gerader Richtung duch eine tiefe Höhlung aus der fie an der andern Seite heraustraten, ohne ihre Richtung verändert zu habın. Diefe Neigung der Ameiſe, fih ganz geradlinige Wege zu bahnen, gab ſich auch bei dem zweiten Haufen kund. Dort. endete eine der Straßen, nachdem jie zuvor durch vier tiefe Waſ— ferriffe und über ebinfoviel Erhöhungen geyangen. war, in ein Eichendidicht, welches fib am Rande eines Fahrwegs binzog. Dort fliegen die Ameifen auf die Eihen, wahr: ſcheinlich um Blattläufe zu furben, und Eehrten von da aus direct nah ihrem, etwa 230 Zuß entfernten Haufen zus rüd *). Manche Straßen fpalten ſich indeß in größerer oder geringerer Entfernung von dem Haufen gabelfoͤrmigz einer der beiden Aeſte geht dann in gerader Linie fort, während fi) der andere von derjelben mehr oder weniger entfernt, je nach der Urfache, welhe die Spaltung hervorrief. Auf diefe Weiſe fah ich folhe Straßen über fehr befuhte Spas tzierwege gehen, während einer der beiden Aeſte, welcher mit dem den Spatzi rweg durchfchneidenden einen rechten Winkel bildete, fih an einer Seite des Spagierwegs hinzog, wo die Ameifen weniger Gefahr liefen, zertreten zu werden. Die Straßen fpalten ſich gemwöhnlih nicht öfter, als einmal. Die gaͤnzliche Umwühlung eines Ameifenhaufens vers Andert die Nihtung der Straßen nicht, welche fo beſucht bleiben, als fie e8 vorher waren. Sa, dag Gewühl auf den— felben nimmt noch zu, indem natürlih die Ameifen es fih fehr angelegen feyn Laffen, den amgerichteten Schaden twieder gut zu machen. Der Baumſchatten ſcheint indeß ruͤckſichtlich der, pm: metriſchen Anlage der Ameiſenſtraßen Bedingung zu ſeyn— So wurde, z. B., ein von den Inſecten ſehr ſtark benutzter Weg durch Faͤllen der Baͤume entbloͤßt, und alsbald ward demſelben eine andere Richtung gegeben, indem er von der *) Zur Unterſtuͤtzung dieſer, hauptſaͤchlich auf die Richtung der Amrifenftraßen bezuͤglichen Beobachtungen kann Thatſache anführen. Bonnet bemerkte eines Tages kleine Ameiſen, welche reihenweiſe, einen Mann hoch, an einer Mauer in die Höhe kletterten und beſtaͤndig dieſelbe, ziemlich gerade Linie einhielten. Deutet dieß nicht darauf bin. daß dieſe Nei- gung zur Kortbemegung in gerader Rinie der ganzen Ameifenz familie eigen fen ? Berner bemerkt Hubert, die geflügelten Ameifen entferns ten fih von dem Haufen, indem fie demfelben den Rüden zus kehrten und in gerader Zinie fo weit flögen, bis man jie aus dem Gefihte verliere. Sollte dieß nicht in Folge deffelben Snftinctes der Kal ſeyn, vermöge deffen fi die Ameifen auf dem Boden geradlinig fortbewegen? ich folaende - 116 geraden Linie rechtwinklig abbog und dem Saume der Hol⸗ zung folgte. Doch blieb er ſo beſucht, wie fruͤher, und er dehnte ſich auch bis auf dieſelbe Entfernung aus. Aue vorſtehende Beobachtungen gelten durchgehends für Ameiſenhaufen von bedeutender Große, welche, wie die, denen oben die Rede war, 9 — 12 Fuß im Durchmeſſer und etwa 3 Fuß Höhe haben. Bei den jungen oder eben erft gegründeten Haufen bemerkt man dagegen, in der Regel, nur einen einzigen Weg, und wenn deren zwei vorhanden find, fo liegen fie einander diametriſch entgegengefegt, folglich in derfelben geraden Linie. In einem Falle fah ich einen der Wege fehr tief in den Wald eindringen und den andern, ent,egengefegten, in geringer Entfernung vom Haufen plößs lich am Fuße einer jtarken Eiche enden. Alle die dort an— langenden Ameiſen ſtiegen an dem Stamme dieſer Eiche hinan, indem ſie genau die, dem vom Ameiſenhaufen kom— menden Wege entſprechende Linie einhielten. Die herabſtei— genden Ameiſen waren nicht mit Beute beladen, woraus ich ſchließe, daß nur die auf dem jenſeitigen Wege ausgehenden Ameiſen Baumaterialien im Walde holten. während die ans dere Hälfte der Bevölkerung die Eiche nur befuhte, um Blattläufe und Gallinfecten zu freffen, welche auf alten Bäumen diefer Art in Menge vorfommen. 4 2) Wenn man in der Nähe des Ameifenhaufens auf bie Inſecten tritt, fo laufen ie alsbald von allen Seiten nach dem Orte zu, wo das Ungluͤck gefhehen if. Sie fheinen einander von der Gefahr, in der fie geſchwebt ha= ben, zu benachrichtigen oder einander dazu Gluͤck zu wüns fiben, derfelben entyangen zu feyn, indem fie fich gegenfeitig mit den Fühlern berühren. Sobald fie ſich von dem Schref- fen erholt haben, fuchen einige den Verwundeten, die noch) Lobenszeihen von fich geben, zu belfen, indem fie ſie mit den Freßzangen von der an ihnen hängenden Erde oder den vollſtaͤndig zerquetfchten Ameiſen ablöfen unddihnen die Fuͤh— ler und die verſtuͤmmelten Gliedmaßen auf- und einrichten; waͤhrend andere die Todten fortſchleppen und ſie mitten im Haufen auf eine Art Plattform legen, wo ſie von einer Menge von Arbeitsameiſen beſucht und beſchaut werden. 3) Als ich einſt etwa funfzig Ameiſen mit einem Theile der Materialien, aus denen der Ameiſenhaufen be— ſtand, in einen Blumentopf gethan und dieſen unter freiem Himmel in einen Garten geſtellt hatte, ſo daß er von einer Steinbank beſchattet wurde, verſammelten ſich die Ameiſen oben auf den Materialien, und keine zeigte Luſt, ſich zu entfernen. Mit Verwundrung fand ich ſie nach etwa acht Tagen, mit Ausnahme von dreien, die ſich noch fortſchlep— pen konnten, ſaͤmmtlich todt. Meiner Erfahrung nach, ſtar— ben alſo die auf dieſe Weiſe von ihrer Behauſung entfern— ten Ameiſen lieber auf den Truͤmmern derſelben Hungers, als daß fie ſich aus dem Gefaͤße, worin ſich dieſe Trüms mer befinden, entfernten. 4) Man bat zu bemerken geglaubt. daß die Ameifen zuweilen Gaftfreundfihaft üben. Latreille fand in dem Haufen der MWaldameife junge Kelleraffeln, die hin und 'hrr liefen, ohne daß ihnen etwas zu Leid gethan worden waͤre, und in der Wohnuug der kleinen grauſchwarzen Ameiſe die 117 Larve eines Maikäfers und einer Cetonia. Auch haben andere Beobachter Taufendfüße und Ohrwürmer in den Ameis fenneftern gefunden, welche durchaus nicht belaͤſtigt wur— den. Beim Deffnen eines großen Haufens fand ich eine bedeutende Menge von Larven verſchiedener Größe, die je: doch alle einer und derfelben Species von Cetonia anzuge— hören fihienen. Herr Dumeril fagt zwar, dieſe Larve lebe am Kiebften in der Erde, welche man unter den Woh— nungen der Ameiſen finde, die ſich um diefe Nachbarn nicht groß zu befümmern ſchienen und fie in Frieden ließen: al— lein ich) muß darauf aufmerkfam machen, daß ich die Larven vielmehr im Ameiſenhaufen felbft zeritreut gefunden habe. Da diefe Rarven dort in fo großer Anzahl vorkommen und von fo zornigen und zerftörungsfüchtigen Infecten, wie die Ameifen, nicht angefeindet werden, fo deutet das offenbar darauf hin, daß die Letztern gegen die Erftern Gaſtfreund— ſchaft üben. Allein der Aufenthalt jener Karven im Amei— fenbaufen ließe ſich, meiner Anſicht nad, noch auf andere Me fe erklären, L Entweder wird die Cetonia von den Ameifen in den Haufen gefchleppt *), oder fie felbjt forgt dafür, daß fie ihre Verwandlungen dort befteht. Wird fie dahin giſſhleppt, und legt fie in der Gefan: genfchaft Eier, fo findet die ſich aus letztern entwidelnde Larve in den zahlreichen Stuͤckchen von abgeftarbenem Holze eine ihr zufagende Nahrung, wovon ich mich hinlaͤnglich überzeugt babe **). Sie findet dort auch eine warmfeuchte Stätte, und endlich muß fie in ibrer fteifen Behaarung eis nen wirkſamen Schuß gegen die Ameifen befisen, da fie bei'm geringften Angriffe fi gewaltig hin und her windet. Auch ließe ſich annehmen, die Ameifen feyen zwar im Stande, fie zu vernichten, zoͤgen aber vor, ihr irgend ein Product abzugewinnen, wie fie e8 in Betreff der Blattläufe zu thun feinen. Denn wenn man die Rarve nur berührt, fo dringt aug ihr ein braͤunlicher Saft, welchen die Ameiſen vielleicht als eine Leckerei betrachten. Am Meiften fpricht mich folgende Erflärungsmweife an: Die Cetonien fommen von freien Stüden in die Ameifen- *) Latreille bat beobadhtet, daß die Ameifen zuweilen Raus pen, ja Maikaͤfer fortfchleppen. *) Als ich mehrere diefer Larven in einen mit Materialien vis nes Ameifenbaufens gefüllten Blumentopf brachte, hatten fie nad) einem Monate diefelben ganz confumirt. Mehrere davon hatten fih dann in von mir ausachöblte und in den Afch geworfihe Fragmente von abgejtorbenen Eichenäften ge— flüchtet Indem dieſe Larven die veaetabilifchen Abfälle, aus denen die Ameifenbaufen der Hauptfahe nach beftehen, verzehren ober fie in Exrcremente verwandeln, welche dann von der Kcuch: tigkeit und dem Neaen aufgelöft und tiefer geführt werden, tragen fie nicht wenig zur Vergrößerung des Haufens bei. Denn die Ameifen können in diefen Anſchwemmungen nicht bes quem bin und hergeben und müffen defbalb neue Materialien berbeifchleppen, die fie in die Mitte des Haufens brirgen, welcher dadurdy immer böher wird. Zumeilen weichen fie gleihfam ihren Feinden ein Wenig aus und bauen am Rande des Ameifenhaufens an, den fie ſich doch nicht entfchließen tönnen, gänzlich zu verlaffen. Alsdann nimmt der Haufe an Umfang und nit an Höhe zu, 118 haufen, wo fie zum Legen ihrer Eier und zu ihren Meta— morphofen vorzuͤglich günftige Umftände antreffen ; allein die vorfchauende Natur hat glüclicherweife die Larve mit hinrei— enden Vertheidigungsmitteln verfeben, und fo mird die Gaftfreundfchaft der Ameiſen fehr verdächtig. Auch bemerkt man, daß fib die Larven im Ameifenhaufen fehr gefallen und fih, wenn man fie herauszunehmen fucht, tiefer ein= wuͤhlen. 6) Allen Entomologen iſt bekannt, daß die Ameiſen an regneriſchen Tagen ihre Kriechloͤcher mit duͤnnen Holz— ſtuͤckchen verſchließfen. Als ich nun einen Ameiſenhaufen, der den haͤufigen Regenauͤſſen des letzten Juni und Juli ausgefegt war, öfters befuchte, fah ih, daß deffen Bewoh— ner, der laͤngern Einfperrung müde, ſich damit begnügten, kleine grüne Blätter, wirkliche Laden, an den Eingang der Kriehlöcher zu bringen, fo daß fie auf diefe Meife vor dem unmittelbaren Eindringen des Regens gefhügt maren und die Ameifen doh aus und ein geben fonnten. Indeß fonn= ten fie doch nicht in Maffe auf Beute ausziehen, und be: gnügten ſich faſt fediglih damit, daß fie zwiſchen ihren Frefzangen Erde aus dem Haufen trugen und in einiger Entfernung abfe:ten. 6) Wenn man endlidy mit der Hand tief in einen großen Ameifenhaufen bineingreift, fo erftaunt man darüber, dort eine Zemperatur anzutreffen, die der des menſchlichen Körpers wentuftens gleichtommt. Man möchte glauben, daß diefelbe von der Anweſenbeit der Ameifen herrübre; allein als ich einen alten verlaffenen Ameifenhaufen, aus drm ſich Eeine Ameifenfäure mebr entband, ummühlte, fand ic) diefelbe Temperatur. So lag mir denn der Beweis vor Augen, daß die bobe Temperatur von der Zerfegung der vegetabiliichen und thierifhen Ueberrefte herruͤhrt, aus wels chen die Haufen beftehen, fo daß fie ſich in diefer Beziehung ähnlich verhalten, wie Düngerhaufen u. f. w. (Vorgetra: gen der Parifer Academie der MWiffenfchaften am 16. Aus auft 1841. Annales des Sciences naturelles, Sept. 1842. Ucber die unmittelbare Zufammenfegßung von Fi- brine, Gluten, Albumin und Gafein ift von Heren Bouhardat der Ucademie zu Paris am 13. Suni d. 3. eine Arbeit übergeben worden. In den Unterfuchungen, die er mit Herren Cahours gemeinfchaft: lich anftellte, hatte Duſmas erkannt, daß das animaliſche oder vegetabilifche Albumin und Caſein diefelbe Zufammenfegung baben; ja, daß fogar die Fibrine mehr Stidfteff und weniger Koblenftoff, als das Gafein und Albumin, enthalten, und daß: endlich die Erbien, Mandeln und Bohnen cine nob ſtick— ftoffhattigere, aber weniger kohlenſtoffreiche Zubftanz. als die Fibrine, enthalten. Bouchardat machte einige Beobach— tungen, welche diefe Eigenthuͤmlichkeiten beftätigen; er bat gefunden, daß der Faſerſtoff, gleichviel ob man ihn durch Schlagen des Blutes oder auf der Entzündungsipedhaut er hält, eine ftarfe Proportion Gallerte, ein dem Eiweiß aͤhn— liches Princip enthält, welches der Verfaffer Albuminofe 8 * 119 nennt; und endlich ein drittes Princip, das fih duch feine Eigentnümlichkeiten der Epidermis nähert, und das er mit dem Namen Epidermofe bezeichnet; da die Gelatine ftickftoffhattiger und weniger Eohlenhaltig ift, ald der Eiweiß: floff, fo fieht man, wie die Gegenwart diefes Princips an Faſerſtoff in ähnlicher Art feine Zufamminfegung modificirt. Die Aus iehung diefer Stoffe ift leicht; man Laßt vierunds zwanzig Stunden hindurch die Spedhaut eines Coagulums in Waſſer erweichen und erneuert häufig die Flüfiigkeit ; man erhält fo eine undurchſichtige, widerftandleiftend., weiße Membran, welhe, wenn man fie duch leichtes Aufkochen mit dem dreifahen Gewichte Waffer bis zur Hälfte reducirt hat, eine Aufloͤſung giebt, die im Stande ift, zu Gallerte zu ger tinnen, und die alle Eigenthümlichkeiten der Gelatine befist ; der Theil der Membran, welcher ſich nicht aufgelöf’t bat, wird mit Waffer, das mit 0,0905 Theilen Chlorwafferftoff: fäure gemiſcht ift, gemengt; fie blaͤſ't ſich zu großen Flocken auf, die durch Hitze ſich vollkommen auflöfen; die Aufloͤſung verhält fih gegen Reagentien wie Eiweiß, dem fie ſich noch duch ihre optifhen Eigenſchaften annabert. Den Eleinen Theil des Faferftoffs, der durch die Einwirkung der Salz: ſaͤure fih nicht auflöft, nennt der Verfaſſer Epidermofe, Indem Bouhardat das Öluten, den Käfer und Eiweiß— ſtoff auf diefelbe Weiſe behandelte, erhielt er gleiche Aufloͤ— fungen von Albuminofe; er ſchloß auf die chemifhe Aehnlichkeit diefer nächften Beftandtheile, die im Uebrigen dur; ihre phnficalifchen und phyſiologiſchen Eigenichaften fo ſehr voneinander verfchieden find. (Archives generales de medeecine. Juillet 1842.) Miscellen Sn Beziebung auf Eretiniemus finde ich in der Reife in Ungarn, von 3. G. Kohl, folgende Angaben: „Sn KRapuvar, in Hedervar und in allen, um den Sumpf (Danfag berumiie: genden DOrtfchaften, giebt es viele Cretins, bier, wie in andern Defterreihifchen Provinzen, „„Zroddeln‘ oder „Trotteln“ genannt. 120 In Kapuvar war ich felbft und fah dort mehre folhe, von Gott verlaffene, Wefen. „Sn Hedervar, an dem Donauarme der Inſel Schütt’. jagte mir eine Ungarifhe Dame, „giebt es der Krüppel, der Kröpfe, der Zröpfe und Zroodeln fo viele, daß es einem ordentlich anekelt.“ Dieſelbe Dame nannte mir fogar vinige Geſchlechter der Umgigend des Hanſag, von denen man behauptete, daß ein £leiner Anflug troddelartigen Blödfinnes in ihnen erblich ſey. Soviel ih in Kürze wahrnehmen fonnte, haben diefe Sumpf: Greting diefele ben Eigenfchaften, wie die Berg: Eretins in den Alpen, Dick— öpfigkeit, Blödfinn, Mangel an Spradye, Unempfindlichkeit, Tuͤcke 2c kommen bei beiden auf gleiche Weife vor. Auch ereignet es fich, wie in den Alpen, daß die Aeltern zuweilen ganz frifh und gefund find, während alle ihre Kinder mit dem Cret nismus behaftet er: fheinen. Auch auf der ganzen Infel Schütt foll diefer Eretinise mus verbreitet ſeyn“. Bon dem Nautilus Pompilius bat Herr Dwen ein Eremplar des Thieres und der Conchylie, welches Gapitän Bels her zu Amboyna erfauft halte, der Londoner Zoulogical Society am 25. Dcrober vorgelegt. Herr Owen erinnert dabei an das von ihm im Sahre 1832 befchrievene Eremplar ohne Conchylie (melde bei'm Fange zerftört worden war), und brachte aud) die Analogiven in Erinnerung, weldye ihn damals geleitet hatten, bei der Beftimmung der Cage, weldhe er den weiden Theilen in der Conchylie gegeben und in welcher er fie damals in feiner Abhandlung abgebildet hatte. (Vergl. Notizen 1333, Nr. 815. Fig. 1. [38. Bd. ©. 1.)) Es waren ihm damals Einwuͤrfe gemacht worden dur. Heren Gray, Dr Grant und Herrn von Blainville, welde, nach anderen Analogieen, zu dem Glauben veranlaßt worden wa— ren, daß die obere oder Äußere Lefze der Conchylie das Hinter— theil des Kopfes gekreuzt haben müffe, ftatt die entgegengefigte oder Trichter-Seite zu Ereugen, wie es Herr Owen vorgefteltt hatte. Herr Valenciennes, weldher fpäter die weichen Theile eines Nautilus erbalten batte hatte fi der Anſicht des Herrn Owen angefchleffen. Das jegt erhaltene Eremplar, in welchem das Thier nun aenau in diefelbe Lage wieder gebradjt war, in welcher es in friſchem Zuftande gewifen, ftimmte ganz mit Be: fhreibung und Abbildung in Herrn Owen's Werfe überein. Das einwärtegerollte Gewinde der Conchylie ift durdy die Dorfalfalte des Mantels bedeckt und liegt in der Aushöhlung am Hintertheile der Musfilplatte über dem Kopfe. Der Zrichter ruht auf der aͤußern Wand der großen Kammer, in welcher das Thier enthalten ift. Es fcheint, daß dieß das erfte nad Europa aelangte Exem— plar des Nautilus Pompilius ift, wo jic das Thier noch in der Eontylie befindet. — RE SL. — Ueber Stafford’s Behindlung der Harnröhren- Strictur. Bon William Coulfon. Die Verengerungen, welche durch die gewöhnliche Be— handlung weder erleichtert, noch gebeilt werden koͤnnen, laf- fen fih unter drei Abtheilungen bringen : 1) Einfahe Verengerung der Harnroͤhre, die aber fo vollftändig ift, daß fie zuweilen retentio urinae bewirkt.; 2) Derengerung der Harnröhre, bei welder 2, 3, oder mehrere Zoll derfelben verdidt und zufammengezogen find, und welche oft mit fiftulöfen Deffnungen im Mittelfleifche complicirt iſt; 3) eine oder mehrere bösartige Verengerungen in einer ſehr veisbaren Harnröhre, haufig combinirt mit einem Mei: zungszuftande des geiammten Organismus. Folgende drei Fülle geben ein Beiſpiel von jeder Ab: theilung, fowie fie die Wirkfamkeit der Staffordfchen Bes handlung zeigen. Erfter Fall. — Herr R., 50 Jahre alt, Wein: händler , datirt die aus einer Verengerung feiner Harnröhre entftehenden Beſchwerden um 20 Sabre zuruͤck, wo er zus erit an einer retentio urinae gelitten hat Die Einfüh: tung des Gatheters verſchaffte ihm Erleichterung, und meh— tere Jahre vergingen, bevor feine Aufmerkſamkeit von Neuem auf diefes Uebel geleitet wurde, da das Harnlaffen normal oder faft normal in der Zwifchenzeit vor ſich gegan— gen war. Seit diefer Zeit bean pruchte Herr N die Hülfe verfdiiedener ausgezeichneter Wundär,te für die Behandlung der Strictur, und bis vor Kurzem mit Erleichterung, wo dann ſelbſt das Eleinfte Inſtrument durch einen geſchickten Operateur nicht eingeführt werden Eonnte; der Urin floß jedoch noch immer ab, wiewohl oft nur tropfenweife, Im September 1840 vertraute er fib meiner Behand: handlung an, mit Gichtfpmptomen, welche durch geeignete Mittel befeitigt wurden. ine ſehr reichliche fchleimige Ab: lagerung, welhe noch im Urine blieb, bewog mich, genauer 121 ben Zuftand der Blaſe und Harnröhre zu unterfuhen, wo ih dann das Vorhandenfeyn der Strictur entdedte und die Gur derfelben in Vorſchlag brachte, um fo auch den Eranf- haften Zuftand der Blafe zu heben. Mit Bewilligung meis nes Patienten verfuchte ich, einen dünnen Catheter, darauf Bougies von verfehiedener Dice einzuführen, doch mit feis nem andern Refultate, als daß fie in die Strictur eindrans gen, ein Durchweg durch diefelbe Eonnte felbft mit der größe ten Ausdauer nicht bemwerkftelligt werden. Blut floß nicht ab, aud) waren meine Verfuhe von Eeiner Zerreißung bes gleitet. Ich erneuerte zu verfchiedenen Zeiten, und nad) £urzen Zwifchenriumen meine Verſuche, und das Refultat war ein ftärkerer Strom des Urin. Die Verhältniffe des Patienten unterbrahen nun auf einige Monate die Fortſez⸗ zung meines Curverfahrens, und er genoß anſcheinend einer guten Gefundheit. Dbgleih ich ihn vor den Folgen einer Wiederkehr der retentio urinae gewarnt hatte, war er doch forglos geworden und hatte fih in feiner Lebeneweile Eeinen Zwang angethan. Meine Warnung murde erfüllt, und die eintretenden Symptome waren, in der That, beuns rubigend. Sedativa wurden mit Erfolg gegeben, und der Harn floß allmälig ab, bis die Blaſe frei war. Darauf wurden Aesbougies angewendet, und der Urin floß in einem ftärkern Strome ab. Here R. entzog fib nun wieder auf einige Zeit meiner Behandlung, bis von Neuem Harnver: haltung eintrat. Sie hatte vier Tage lang gedauert; nicht das dünnfte Inſtrument Eonnte eingebracht werden; die Blafe rar bedeutend gefchwollen, und der Kranfe in großer Unruhe, Auf eine Purction der Blafe vom Maftdarme aus floffen 5 Nöfel dunkelfarkigen Uring, dem Kaffee ähnlich ausfehend, ab. Die Canuͤle blieb in der Blaſe, und der Urin tröpf Ite durch diefelbe fünf Tage lang, worauf die Ganüle bei einer Darmauslerrung herausging. Waͤhrend jener fünf Tage war die Application von armirten Bougies, wiewohl erfolge 108, ver uht worden. Don Neuem trat eine Anfammlung des Uring ein, und man entfchloß fihb nun, Stafford's Birfahren anzuwenden, nämlich die Strietur durchzuſchnei— den. Ein armicter Gatheter, Nr. 8, wurde von Herrn Stafford felbft gegen de Strictur hingeführt, dag lan: zettförmige Stilett zweimal vorwärts geftoßen, die Strietur perforirt, und ein filberner Catheter, Nr. 4, unmittelbar das rauf mit großer Fichtigkeit, natdem der armirte Catheter zuruͤckgezogen worden war, eingeführt. Kein Tropfen Blut ging verloren, und der Kranke harte bei den zwei Einfihnitien kaum einen Schmerz empfunden. Der Gatheter blieb in der Blaſe zwei Tage lang liegen, darauf floß der Urin in einem breis ten Strom ab. Ich legte nun täglich einen Catheter ein, allmilig in der Größe bis zu Mr. 9. ſteigend, worauf die Heilung für vollftändig erklärt wurde... Der Vorſicht wegen führte der Patient zuweilen nod den Gatheter felbft ein. Zweiter Fall. — Benjamin Brett, XUrbeite- mann, 47 Sabre alt, wandte fib Anfangs Mai 1842 wes gen Befhwerden bei'm Harnlaffen an mich. Bei der Uns teriubung fand ich ein Hinderniß 3 Zoll tief in der Harn: töhre, durch welches ich fein Inftrument einführen Eonnte. Sm perinaeum waren drei Orffaungen, durch welche der 122 arößere Theil des Urins abfloß, und das ganze peri- naeum ftellte eine harte, Enorpelartige Maffe dar. Nach— dem ih fünf Wochen hindurch ohne Eıfolg eine armirte Bougie angewendet hatte, entfchied ich mih für Staf: ford’s Dperation. in lanzettförmiges Stilett, Nr. 6, wurde jeden Tag eingeführt, bis die Harnröhre bis zur Aus: dehnung von 5 Zoll wegfam gemacht worden war. Sch fand es num für nöthig, einen Eleinen geradın Harnröhren: perforator anzuwenden, da der Durchmeſſer des gekruͤmmten Snftrumentes zu groß für die duch das Stilett bewirkte Perforation war, Es gelang mir, den geraden Perforator bis 7 Zoll weit vorzufchieben, und theilt: dann die Stric: tur, worauf ich eine Wachsbeugie, Mr. 4, mit Reichtigkeit in die Blafe einführte. Won der Zeit an ift die Harnröhre, vermittelft Wahsbougies, allmälig erweitert worden, und Me. 6 kann leicht eingeführt werden. Diefer Mann hatte dreimal an Harnverhaltung gelits ten, und in einem Falle war die Strictur durch eine im Damme gemachte Oeffnung getheilt worden. Diefe Def: nung ſchloß fib jedoch nicht; die Harnröhre fühlte ſich etz was fnorpelartig an und war einige Zoll weit verengt. Stafford fagt von diefem Zuftande der Harnröhre ©. 66 der Iten Ausgabe feines Werkes: ‚In einigen Fällen nahm die Strictur eine fo große Ausdehnung des Ganals ein und war fo ausnehmend verhärtet, mehr dem Knorpel, als einem andern Gefüge gleihend, daß ih mich genöthigt fab, das Inſtrument zu verfchiedenen Zeiten anzumenden. War diefes der Fall, fo fand ib, daß nah einem Eins ſchnitte in die Strictur, und duch ein Dffenhalten derfelz ben vermittelt einer Bougie, die Verhaͤrtung ſchmolz, fo: weit die Punction reichte, und fowie die Verengrrung er: mweitert worden war, ſchwand die krankhafte Entartung der Umgebung, und eine gefunde Membran, der der Harnröhre analog, bildete ſich. Nachdem nun das Ganze wegfam ges macht worden war, war auch die Strictur, foweit fie ſich immer erftreden. mochte, faft gehoben, und ic hatte nur nöthig, zwei- bis dreimal den ftählernen Dilatator einzufühs ton, um den Ganal zu feiner wormalen Weite und Struc— tur zuruͤckzubringen.“ Mac ter Operation fühlte der Kranke wenig oder keine Befchwerde und ging während der ganzen Zeit feinen gewöhnlichen Gefhäften nad, nur die Durch: ſchneidung der Strictur verurfachte ihm etwas Schmerzen. Dritter Falle — Ein Pächter, S. 27 Sahre alt, confultirte mid am 17. Juni 1842 wegen einer Stric tur der Harnröhre, an welcher er fhon feit fieben Jahren litt. Bei der Unterfuchung des Ganals fand ich ibn in einem ſeht reisbaren Zuftande, und 34 Zoll von der Aufern Deffnung eine Strictur, durch welche nicht die dünnfte Bougie durchging. Der Patient konnte nur unter vielem Drängen und tropfen— weife fein Waffer laffen. Er war ſehr niedergefchlagen und hatte an Appetit und Kraft verloren. Am Abend deffelben Tages führte ich ein lanzettförmiges Stilett ein und durch» ſchnitt die Strictur. Der Kranke klagte Über große Schmer: zen und verlor an 2 Unzen Blur. ine Bougie, Nr. 4, Eonnte durch die erfte Strictur 54 Zoll weit eingeführt wer- den, wollte jedoch nicht weiter geben, Ich brachte nun ei: 123 nen geraden Perforator ein und trennte den verengten Theil. Ein kleiner elaftifher Catheter wurde unmittelbar darauf mit Leichtigkeit in die Blafe eingeführt und blieb da⸗ tin achtundvierzig Stunden, Nah diefer Zeit wurde nad) und nad ein immer dickeres Inftrument gewählt, und am 29ften Juni verließ Herr ©. die Stadt, nachdem er gelernt hatte, felbit einen filbernen Catheter, Nr. 6, einzuführen. Während der ganzen Behandlung hatte id ihm, wes gen der großen Miedergefchlagenheit, Morphium gegeben, und er hatte, als er London verließ, feine ‘gewöhnliche Ges müthsrube wiedererlangt, ſowie auch feine Gefundheit fid) raſch befferte. Diefe Fälle mögen die Brauchbarkeit des Staffords ſchen Inſtrumentes zeigen, welhes Herr Brodie für fehr gefährlich erklärt, weil dadurch leicht falfhe Wege gebahnt, ein Harnerguß und purulente Ablagerung herbeigeführt wer: den Eönnten. Allein diefes Letztere iſt ſehr felten der Fall, und wenn die Durcfchneidung nicht in der Richtung des Ganald vorgenommen wird, fo wird fie gewiß vor der Strictur geſchehen und fo nicht leicht eine Infiltration des Urins entftehen Eönnen, Brodie ſchlaͤgt folgende Modification des Staffort- fhen Verfahrens vor, weldye er an einem Kranfen aus: führte: „Ich mache einen Einfchnitt in den Damm; ers weitere die fiſtuloͤſe Deffnung und lege den membranöfen Theil der Harnroͤhre, foweit die Strictur reicht, bloß, deren genaue Ausdehnung durch eine Bougie bezeichnet worden ift. Die Bougie wird nun entfernt, und ein Inftrument an feiner Stelle eingeführt, welches aus einer geraden filbernen Roͤhre befteht, die an ihrem Ende bis auf eine enge Spalte gefbloffen ift, durch welche eine Eleine Lanzette vorgefchoben werden kann, indem man auf eine am Griffe des Inſtru— mentes angebrachte Feder drüdt; dag runde Ende der Nöhre wird dann gegen die DVorderfeite der linfen Hand gedrüdt und durch die Wunde im Damme und der Harnroͤhre nach der bintern Fläche derfelben hineingeführt. Sobald der Druck des Inſtrumentes deutlich) dem Finger durch die Strictur mitgetheilt wird, wird die Lanzette vorgefchoben und die Strictur getrennt. in filberner Gatheter wird nun mit Peichtigkeit duch die Harnröhre und getrennte Strictur in die Blaſe eingeführt und daſelbſt gelaffen. Der Urin‘ fließt nun durch den Catheter ab. Nach zwei Zagen ward der filberne Catheter entfernt und durch einen von Gummi elastieum erfegt. Die Wunde im Damme heilte allmälig zu, und der Patient läßt fein Waffer in vollem Strome und ift im Stande, eine dicke Sonde in die Blafe einzuführen, um eine Ruͤckkehr der Gontraction zu vers hüten.” Stafford’8 Vorſchlag iff dagegen diefer: Das eins fache lanzettförmige Stilett oder der Harnröhrenperforator wird bis zur Strictur eingeführt, nachdem man ſich vorher genau von dem Abftande derfelben von dem Ende der Harn: röhre Überzeugt hat, Wenn nun die Spike des Snjtrus mented an der Strietur angekommen ift und auf derfelben verbleibt (mas aus der Gradeintheilung am Inſtrumente er: fehen werden kann) und genau fi in einer Linie mit dem 124 natürlichen Verlaufe des Canals befindet: fo wird das In— ſtrument in diefer Lage von der linken Hand gehalten und unterftügt, deren Zeigefinger durch den am Griffe des Sti— tert’8 angebrachten Ring. geſteckt worden ift. - Das Stilett wird nun fanft und allmälig vorwärtsgedrüdt, wodurch die Lanzette an der Spike vorwaͤrtsgeſtoßen wird, um fo in die Strictur 'einzufchneiden Die Lanzette muß nun unverzügs lich zuruͤckgezogen werden, oder durch -eine Springfeder in die Scheide zurüdgehen i Bei der Mopdification des Herrn Brodie wird die Operation mit einer aͤußern Wunde und neuen Schmerzen complicirt, fowie fie auch den Patienten für einige Zeit feis nen gewöhnlichen VBefchäftigungen ent,ieht. Das feltene Eintreten einer Urininfiltration und die gleihe Genauigkeit in der Führung des Inſtrumentes bei dem urfprünglichen Staffordſchen Verfahren, wie bei der Brodiefhen Mos dification, geben erfterem bei Weitem den Vorzug. Liſton fprach fich anfünglich gegen die Anwendung des Staffordfihen Inftrumentes, als einer höchft gefahr: vollen, aus, hat aber, wie ih vernommen habe, fpäte felbft davon Gebrauch gemacht. | Wenn ich aud nicht wuͤnſche, daß die Operation vors genommen werde, folange noch ein noch fo Eleiner Durch: weg durch die Strictur ftattfindet: fo bin ih doch dir Meinung, daß in’jedem Falle, wo die Strictur fo bedeus tend ift, daß Eein Inſtrument durchgeführt merden kann, das Verfahren des Herrn Stafford eine ficbere, raſche und wirkſame Heilmethode darbietet. (London medical Gazette, July 1842.) x* Anmerkung des Ueberſetzers: In einer ſpaͤteren Nummer derſelben Zeitſchrift wird das Geſchichtliche der Operation dahin berichtigt, daß ſie bereits eine allbekannte und von Amuſſat 1823. oder 1824 — alſo mehrere Jahre vor dem Erſcheinen des Staffordfhen Buhrs - wieder in Anregung gebracht worden fiy, und daß das Verfahren Brodie’s eine große Anas lögie mit dem von Aſtley Cooper vor vierzig Jahren ausges führten Dperationeplane habe. Brodie und Liſton bes fchränfen die Anwendung der Operation auf fehr wenige, feltene und eigentbümliche Fälle, vermwerfen jie aber. fonft mit vollem Rechte, da fie in mehreren Fällen einen unglüclichen Ausgang genommen hat und nur dann anzuwenden ift, wenn jedes ans dere Verfahren erfolglos gewefen ift und man Grund bat, zu vermutben, daß Pie Strictur nur eine geringe Ausdehnung bes fist. Es gelang Amuffat nicht, diefe Operation in Franke reich wieder einzuführen. Ueber Faferftoff in der feröfen Flüffigkeit im peritonaeum. Bon M. 3. Delaharpe in Lauſanne. Faft allgemein hat man bis jest den Faferftoff ald ausſchließ— lihen Beftandtbeil des Blutes und der Muskelfajer angeſehen. Laffaigne war, mie ich glaube, der Erfte, welcher feine Gegen» wart in der fpecdigen Pfeudomembran der angina membranacea bei einem Schweine nachaewiefen hat*). Dieſer geſchickte Chemi— £er folgerte daraus, vielleicht zu voreilig, daß die Pfeudomembras 1 *) Journal de Chimie médicale et de Toxicologie, t. ler, Ire serie et t, VII, 2e serie, N, 6. 125 ‘nen der mucdfen und ferdfen Häute eine gleiche Zuſammenſetzung haben und größtentheild aus dem fibröfen Elemente dis Blutes beſtehen. Doch wie dem au fey, Alle kommen jegt über die Spentität der Pfeudomembranen und der Spedhaut des Blutes mit dem Fajerftoffe überein, Sonderbar iſt's, dag man bisjegt noch nicht daran gedacht (2) ‘hat, den Faſerſtoff auch in den andern flüfjigen Beftandtheilen der thierifhen Drconomie und vorzügli in dem aus großen feröfen Höhen erhaltenen Serum nachzuweiſen. Ein Zufall har mid) auf die Entdeckung diefes organifhen Princips in der durd) das peri- tonaeuın abgefonderten Flüfjigkeit geführt; naͤmlich bei folgender Gelegenheit, In ein metallnes Gefäß mit enger Deffnung hatte id) eine bes flimmte Menge von Flüſſigkeit getyan, die ich bei der Punction des Leibes bei ciner Frau erhalten, die an ſtarker Albuminurie und ascites litt, As ich, um die Flüfjigkeit zu unterfuchen, dieie aus dem Ge— füge ausgießen wollte, war jie dick geworden; ich Fonnte fie nur aus der Oeffnung des Grfäßes bringen, indem ich Das Gerinnſel, das cine einzige ziemiich compacte Majfe bildete, zerjtucelte, Mit dem Gerinnfel floß auch Klare Zlüfjigkeie aus. Die Analogie diefes coagulum mit der des Blutes ließ mich das Vorhandenſeyn von Fibrine vermuthen. Die pbyJicalifche und chemiſche Unterfuhung der verſchiedenen Pfeudomembranen, die durch die freuvillige Zus fammenziehung und den Druc der geronninen Maffın erzeugt were den, betätigte diefe Vermutbung vollfommen. Seit der Zeit beobachtete ich daher die durch verfchiedene Paz racentefen der Bauchhoͤhlen erhaltene Fluſſigkeit genauer, und in mehreren Fällen beobachtete id) ‚die Bildung deſſelben Gerinnfels. — Folgendes gebt im Allgemeinen dabei vor. Stellt man, uns mittelbar nach der Punction, etwas fibröfes Serum hin und läßt es rubig jtehen, fo bemerkt man, daß die Fluͤſſigkeit, wenn man den Bart einer Feder darin cintaucht, ſich an diefe anlegt und ſich in Fäden ziebt, wenn man die Feder herauszieht. Der entftandene Faden gleicht keinesweges dem durch Schleim erzeugten, auch ift er diel feiner und feine Feſtigkeit zeigt fhon die Art der Subſtanz, woraus er befteht. Wenige Augenblide reihen ſchon hin, um die ganze Maſſe in eine zitternde Gallerte, ähnlich dem friſchen Reime, zu verwandeln. Der Bart der Feder ftößt nun auf einen größes zen Wideritand, als ihn Leim darbieten würde, er drüdt das Ges rinnſel nieder, obne es zu durchbohren. Die Waffe nimmt zugluich eine opale Färbung an, mit undurchfihtigern Wolken niancitt. Wartet man nod einige Minuten, fo erlangt die Maffe vine grö« Gere Feftigkeit, und wenn man mit dem Finger darauf drückt, fo entitebt ein Gruͤbchen, in welchem das ausgedrücte Serum der Maſſe zufammenflivht. Die eingedrücdte Stelle behält vinen weißen led, der, wenn man ibn mit der Lupe betrachtet, fchon ein membrandfes Anfehen darbieter. Neigt oder fhüttelt man nun das Gefäß, fo ficht man ſehr deutlich, daß die gallertartige Maffe überall an dem Gefäße ans Elcbt, aber fich wieder Leicht davon losloͤſ't. Sobald man die an: Elebende Maſſe vom Gefäße abgelöf’t bat, fo Fann der Faſerſtoff fih ungehindert zufammenzieben, es dringt etwas Flüſſigkeit zwi— fhen das coagulum und die Gefäßwände, und fo ſchwimmt mun dieſes Leicht in der umgebenden Flüfjigkeit. Man ſieht dann deute lich, da$ die Nänder des coagulum um einige Linien von den Ges fäßwänden entfernt find. > Wenn man das Gerinnfel aus dem Gefäße genommen bat, fo läßt es fich leicht, wie der Rüden des Bartes einer Fıder, zuſom— mendrücen, und ohne es zu zerftören, fann man das Serum aus» drücen und das coagulum in eine fibroſe Kugel zufammenprejjen, ber eines Eies Abnlit, deffen Schaale membranartia ift. Bei fort— dauerndem Zufammendrüden der Eugelförmigen Maſſe erbält man zulsgt eine Keine Menge reinen Faſerſtoffs, der ſehr elaftifch, fa— denförmia, ſehr refiftent und perlmutterfarbia ift. Nur durch lan: gu und ftarfen Druck zwifchen zwei trockenen linnenen @äppchen ann man endlich faft alles Serum ausdrüden. Setzt man die Maſſe der Luft aus, fo trocnet fie ein, nimmt cine aſchgraue Far: be, hirnartiges Anſehen und große Feftigkeit an. 126 Bringt man das coagulum zuerft auf Mouffeline, um das Serum auszupreffen, fo erhält man dajfelbe Refultatz aber zerreibt man es zuvor, fo bleibe die fibroſe Majfe Eörnig, Elebt leicht an den Mouſſelin an und hält länger die ferdfe Fluͤſſigkeit in den Mafchen zurüd, Iſt man vorfictig, um das cvagulum nicht zu zerftören, fo bilder jeine Peripherie, die fich zuerft verdichtet hat, um die Maſſe eıne Urt von Schaale, welche die entweichende Fi— brine zurudhält und den Abgang diefer Subftanz verhindert. Die Schyaale ter Fibrine Elebt nicht am Filtrum an, und das auge gepreßte Serum enthält nur wenig flottirende fibröfe Haͤutchen. Ganz anders verhält e& ſich jedoch, wenn man das coagulum in mehrere Stude trennt Ich bleibe bei diefen Details nur darum folange fteben, um auf die Vorſichte maaßregeln aufmerkfam zu mas en, die man bei der genauen Beftimmung des im Gerinnfel ent haltenen Faferftoffs nehmen muß. Ucberläßt man ein Gefäß. das geronnene und zufammengee drückte Fluͤſſigkeit enthaͤlt, ſich felbft, ohne es zu bewegen, fo nimmt man cine andere Reihe von Erfcheinungen wahr. Man bemerft zuerſt, nad) etwa einer halben Stunde, an der Oberfläche der Flüfs jigkeir ein feines Hautchen, welches, fchräg betrachtet, regenbogens farbige Lichtſtrahlen reflectirt. Diefes Häutchen entjteht nad) und nad), bleibt immer ſehr Elein und fcheint in einigen Stunden ſich ganz ausgebildet zu haben. Es bleibt über der, der Luft ausgefege tin Zlüffigkeit über vierundawanzig Stunden ſtehen. Soll man fein Entftchen der Einwirkung der Luft auf das coagulum zufchreis ben, oder vielmehr der Erhebung einiger Fettkügelchen auf die Oberfläche der Fluͤſſigkeit? Die letztere Meinung ſcheint mir wahrſcheinlicher, da das Hautchen viel ftärker tft und jich viel leiche ter bildet, wenn man die Flüffigkeit in heißem Waſſer erwärmt, in welchem der Faferftoff nicht gerinnt, als wenn man jene ſich ſelbſt uͤberlaͤßt. Faſt zu gleicher Zeit mit der Bildung des Haͤutchens auf der Dberfläche, bemerkt man außerdem, daß das coagulum ſich aufzus löfen anfängt. Nach zwei bis drei Stunden iſt diefe Auflöfung fehr deutlich. Das coagulum wird mehr wöſſerig und zerreiblichz feine Ränder verwiſchen ſich zuerft, befegen fidy mit Franfen , ver« dünnen fih und verihmwinden endlich. Diefe Schmelzung erfolgt in Eleinen Gefäßen fchneller, als in großen; in den Iesteren finder man noch nach zwölf bis vierzehn Stunden Ueberrefte von coagu- Jum, während in jenen das Gerinnſel in ſechs bis acht Stunden verfdywunden ift. Die Ueberrefte deffelben find nicht, in einer Kugıl vereint, im Centrum der Flüffigkeit entbalten, fondern fie fchwin: men in Geftalt von ſehr weichen und zerflichenden Membranen an der Oberfläche. Die Fluͤſſigkeit hat nad) der Aufiöfung des Ger rinnfels alle chemischen und pbpfica'iichen Eigenfcaften beibehalten, die es vor der Serinnung hatte, Hat ſich ein Theil oder die ganze Menge des co gu'um durch Gondenfation in cine fibröfe Pfeudor membran virwandelt, fo Löf't ſich diefes nicht wieder von felbft in dem Serum auf, worin es ſchwimmt. Dieß find die wichtigften Beobachturgen, die ich bei dem Er: fcheinen und Verſchwinden des Faferftoffes in der aus dem perito- naeum gedrungenen Flüfjigkeit im Allgemeinen wabrnahm. Die Auseinanderfegung der einzelnen Facta übergehen wir bier und fafr fen nun noc die vorzüglicften Thatfachen zufammen, die aus den anaeftellten Beobachtungen folgen, bis neue facta cin größeres Licht tiber diefen Gegenjtand verbreiten werden. - Erftens. Die Entftehung des coagulum im Secrete erfolgt nicht durch das Erkalten der Fluͤſſigkeit. Es bildet jich ebenfogut in einem Eleinen, wie in einem großen, in einem gläfernen, wie in einem metallenen oder hölzernem Gefähe. Es erfcheint in gleicher Zeit in einer Eprouvette, deren Flüfjigkeitt eine Temperatur bat, welche der der umacbenden Luft Faft nahe koömmt (14 bie 18°) und in einem großen hölzernen Gefäße, wenn die Klufjigkeit kaum er- kaltet ift (24 bis 26°). In allen Fällen zeigen fich bei feiner Bildung diefelben Erſcheinungen, und feine Natur bleibt fich immer aleih. In einem in kaltes Waſſer geftellten Metallgefaͤße fchien das coagulum etwas fpäter zum Vorfcheine zu fommer. Zmweitene, Die Abfühlung der Temperatur (aber, es ver: fteht ich, nur in beftimmten Grängen) modificirt die Bildung des 127 — coagulum nicht; anders iſt es jedoch bei dem Steigen der Tempe⸗ ratur, wobei, wenn ſie nicht fo hoch ſteigt, bis das Eiweiß ges rinnt, die Entwicelung des coagulum verhindert wird, Drittens. Die Menge des Eccrets ift auf die Entftehung des Faferftoffs ohne Einfluß ; hoͤchſtens fcheint fie zur Auftöfung des Gerinnfels Einiges beizutragen, doch vielliiht muß man hiers für einen andern Grund fuchen, wie die Bildung des oberfläcis chen Haͤutchens; denn fobald diefes ſich nicht bildete, verfchwanden die coagula, und wenn fie nur theilweife verfchwunden waren, fo fand man fie unterhalb dieſes Haͤutchens. Viertens. Der Faferftoff fteht in keinem VBerhältniffe mit dem Eimweiße, das mit ibm zugleid im Secrete vorfömmt. Das Secret, das mir den weißen Faferftoff- lieferte, war an Eiweißſtoff febr arm; in anfehnliher Menge fam er in einem (Hier ſcheint „nur wenig’ im Driginale ausgelaffen) Eiweiß enthaltenden Se: crete vor; und in einem Gecrete, das von jenem Principe fehr viel enthielt, kam er gar nicht zum Borfcheine. Fünftene Sc babe nicht bemerkt, daß der durch Salpe— terfäure in der Flüfjigkeit noch vor der Bildung des Faferftoffs aebildete Niederfchlag fich auffallend in der Quantität von dem Bodenfage unterfhied, den man, nad) Abſcheidung des Faferftoffs, in derfelben Flüffigkeit erhielt. Die merkfwürdigfte Erfcheinung, welche das im Secrete ent— ftandene coagulum darbietet;, ift unbedingt feine freiwillige Auflds fung ; doch ſteht diefe Erfheinung hier nicht allein da; das coa- gulum des Blutes erleidet unter einigen feltenen und wenig er— forfhten Bedingungen eine analoge Veränderung. Vor Kurzem bot mir das Blut eined Kranken, der in der chirurgiſchen Abthei- lung des Krankenhaufes in Raufanne vom Dr. Mayor behandelt wurde und an einem heftigen Blafencatarrh litt, diefelbe Erſchei— nung dar. Nach einem, einen Zag vorher gemachten, Aderlaffe ger rann zuerft das Blut, das man in einem Metallgefäße aufbewahrt batte; am folgenden Morgen fand man, ftatt des coagulum, das Blut aufgelöf’t. aber ftreifig. Der obere Theil der Flüffinkeit war in ein milchiges Secret verwandelt, der untere Theil beftand aus Kügelchen im flüffigen Zujtande, Eine faft ähnliche und, wie ih glaube, noch nicht beachtete Erfcheinung zeigt fih in dem Theile des Blutes, welchen ich die zweite Specdhaut deffelben nennen werde. Bei denjenigen Adırläfz fen, welche ein ſpeckiges Blur geben, habe ich oft beobachtet, daß niht der ganze Faferftoff im coagulum gerinnt- Eine aewiffe Menge ericheint no aus dem Serum durch die Zufammenziehung dıs an feiner Oberfläche ftiwimmenden coagulum ausgepreßt. Dieſer Fa— ferftoff ift manchmal reichlich genug vorhanden, um über der crften Spedhaut eine gelatinöfe und gleiche Schicht zu bilden, die fich von der darunter liegenden und wahren Speckbaut leicht und volls fommen trennen !äßt. Gewöhnlich ift diefe Schicht fehr fein und ſehr mürb und mit der erften etwas verwachlen, doch läßt fie ſich immer leicht davon trennen. Diefe zweite Speckhaut hat das Ei: genthümliche, daß fie ſich Leicht wieder aufloͤſ't und nach einigen Stunden verfchwindet. Abgelöf’t, ift diefe zweite Speckhaut felten löslich; gewöhnlich findet man zehn bis vierzehn Stunden nad) dem Aderlaffe Eleine Inſelchen derfelben wieder. Diele Snfelchen wer— den von den Zheilen der Speckhaut gebildet, die am meiften am darunter befindlichen coagulum adhäriren; und wenn die ziveite Speckhaut an ihrer ganzen Ausdehnung mit der erſten vermachfen 128 iſt, fo findet man Licht ihre Ueberreſte als feine und fehr weiche Membranen auf der Oberfläche der erftern. Es ift wahrſcheinlich, daß dieſe zweite Speckhaut oft vorhanden iſt, ohne bemerkt zu werden, Wenn das Secret von einer gereizten feröfen Haut abgefons dert wird und diefe Reizung mehr eine einfache Eteigerung dır Function, als eine wahre Srritatien, ift, fo habe ich alle Urfache, zu glauben, daß ſich Erin Faſerſtoff im Sccrete bildet. In dem Falle binaegen, wo die Vermehrung dır feröfen Ges eretion das Reſuitat einer wirklichen und wohlausgebildeten Ents zindung ift, da weiß jeder Arzt, daß das Gecret ſich mit mehr oder minder ausgebildeten Pfeudomembranen anfüllt. Die Arbeiten des Hırın Laſſaigne baben dargerhan, daß diefe Pſeudomembra— nen eine große Menge Faferftoff enthalten. Nimmt die Entzüns duna noch einen intenjiven Gyaracter an, fo wird die Secrection der feröjen Haut noch mehr verändert, und ftatt der feröfen Flüfe ſigkeit, wird Eiter- fecernirt. Zwiſchen dem Zuftande einer einfa= hen Aufregung, welche nur cine Vermehrung der Abfonderung, ohne merflihe Veränderung ihrer Zufammenfegung, bewirkt, und dem der fogenannten plaftifhen Entzündung, welcher div Pfeus domembranen ihre Enrftehung verdanfen, muß man offenbar noch eine Mittelftufe, fen es nun die der Erregung oder Reizung, oder die der Entzündung, annehmen, und die ift eben die Abfonderun , welche dag merkwuͤrdige Secret liefert, welches gerinnt, fowie es aus dem Koͤrper herausgenommen iſt. (Archives générales. Juin 1842). Miscellen. ueber angebliche Vergiftung mit Cerat, welches mit Stumpfen von Lichtern neuerer Fabrication, bei deren Verfertiaung arfenige Säure angewendet feyn foll, bereitet war, bat Herr Dr. Errard, zu Injurieu, im Departement de l’Ain, zwei Fälle, von denen einer tödtlich abge— laufen, in der Gazette medicale, No. 45., vom Sten Ne— vember, bekannt grmadt. Allein es ermangelt den Beobach— tungen die Zuverläfiigkeit, weil bloß nadı Symptomen gefchlojfer, in dem einen Falle nicht einmal der Zuftand der mit dem Gerat verbundenen Wunden unterfucht und eine chemiſche Unterfuhung des Gerats nicht angeftellt worden ift. Eineneue Harnröhren:Sprige empfiehlt Herr Frazer in der London med. Gazette, July 1842. ine gewöhnliche Harnröhren » Sprige wird mit einem trichterföormigen Anfage, nad beiitehender Abbildung, verfehen, wel: cher an der inneren Flaͤche mit Kauts fhuf aefüttert if. Nachdem man tie Harnröhren: Mündung etwas auseinane deraezogen hat, figt man*den Zrichter auf die glans auf und entleert nun die Sprige. Dadurch wird der äußerft em— pfindliche Schmerz vermieden, welcher entftehbt, wenn man die harte Spitze ainer Sprige in die entzündete Harn— röhrenmündung einbringt. Bibliographische Geological Transactions. Vol. VI. Part. 2. London 1842. 4. Mit 26 Tafeln und 48 Holzfchnitten. (Enthält Abhandlungen von Sedgwick und Murchiſon, D'Archioc und de Verneuil, Owen, Lizard, Darwin, Auften, Logan, Burr, Maclauchlan, Strid: land und D. Williams.) Asia minor, Pontus and Armenia being Researches in those Countries with some Account on the Autiquities and Geology. Neuigkeiten. By W. J. Hamilton, Esq. (Secretär der Geological Society.) 2 Vols. London 1842. On Determination of Blood to the Head. London 1842. 8. On Diseases of the Skin. 1842. 3. By Dr. Robert Hull. By Dr. Erasmus Winslow. London m — — i Meuellotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgerheilt _ von dem Ober» Medieinalraite Frordenp zu Weimar, und nem Mevieinotrarbe nnd Profrfor Frorirn zu Berlin, Ne. 515. (Nr. 9. des XXIV. Bandes.) November 1842. Gedrudt im Landes »Induftrie: Sompteir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, ? Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gGr. Na ping Bon der Vertheilung der großen Pflanzen längs der Küfte Scandinavien’s, ſowie an der nördlichen Boͤſchung des Grimfels in der Schweiz. Bon Ch. Martine, Seit Wahlenberg und von Bud ift allen Reifen: den, die fowohl Scandinavien, ald die Schweiz befuchten, der große Unterfchied aufgefallen, der in Betreff der Zonen der großen Pflanzen an den Küften Schweden’s und Norwes gens und den Zonen derfelben Pflanzen an der Wand der Schweizer Alpen ftattfindet. Auf den Alpen beobachten die: felben, von Unten nad) Dben zu, im Allgemeinen nachſte— bende Reihefolge: Eiche, Kiefer, Obftbiume, Buche, Tanne (Abies excelsa, Poir.), Alpenerle (Alnus viridis, DeC.), vermiſcht mit dem Wachholderftraube (Juniperus communis, Var., alpina, Wahl.) Die im Norden fo häufige Birke bildet auf den Alpen Feine eigene Pflans zenregion, fondern fommt nur an einzelnen Stellen in ver: ſchiedenen Höhen vor. Längs der Küfte und auf den Ebenen Scandinavicn’s ift die Drdnung der Aufeinanderfolge eine ganz andere, Reiſ't man von Süden gegen Norden, fo verfchmwindet zus erft die Buche, dann die Eiche, die Obftbäume, die Tanne, die Kiefer, endlich die Birke und der Wachholder. Dennoch bietet die noͤrdliche Boͤſchung des Grimſels im Canton Bern, was die Vertheilung der Pflanzen anbetrifft, eine merkwuͤrdige Aehnlich£eit mit dem Norden Europa's dar. Sn folgender Tabelle findet man die mittlern Graͤnzen ber Breite und Höhe der vorzüglichiten Baͤume angegeben, wel: che der Grimfel und Scandinavien miteinander gemein haben. Pflanzer, Gränzen der geo— Gränzen der Höhe eraph. Breite, über d. Meeresflaͤche. > en re — — {7 ET — — Fagus sylvatica co NR. 925 Meter. Quercus robur 612 — 800 — Arbores fructiferae 63° | 1060 — Corylus avellana 64° Abies excelsa 67° 40' — 1545 — Pinus sylvestris 700 — 1807 — Betula alba 70° 40° — 1975 — No. 1615. kunde. Vergleicht man die Zonen der Vegetation, ſo iſt al— lerdings die Aehnlichkeit nicht vollſtaͤndig. Auf dem Grim— ſel ift die Graͤnze, bie zu welcher die Eiche hinaufreicht, niedriger, als die, bis zu der die Buche hinanſteigt, waͤh— trend in Scandinavien die Buche früher, als die Eiche, ver— fhwinder. Altein auf dem Grimfel liegen diefe Gränzen einander viel näher, a'8 fonft in der Schweiz, indem deren Niveauverfhiedenbeit nur 125 Meter beträgt. Cie treten alfo, wie in Scandinavien, wo ihr Breiteunterfhicd nur 19 beträgt, näher zufammen. Auf dem Grimfel verſchwin— den der Kirfhbaum und der Hafelnußftrauch nach der Buche, wie dieß aub in Ecandinavien der Fall ift. Ueber dem Kirfehbaume finden fich die immergrünen Bäume, und der Alpenwald ift dort dem nordifchen Walde ungemein ähnlich, Nur tritt dort die Bergkiefer (Pinus sylvestris, Var., montana, Wahl.) mit kriechendem Stamme an die Stelle der ſchlanken Kiefern der Ebenen Scandinaviens. Die Rhododendron haben die Etelle ihrer Verwandten, An- dromeda polyfolia und Ledum palustre, eingenommen. Die verfchiedenen Arten von Erica, Arbutus und Vac- einium finden fih in beiden Ländern. Allein bald vers fhwindet auf dem Grimfel, wie in Scandinavien, die Tanne, während die Kiefer und die Birke noch weiter der Kälte trogen. So trifft man am Fufe des Unteraargletz ſchers, wie in der Gegend von Hammerfeft, die weiße Birke und den Machholder mit ihrem nordifchen Habitus in Vers mifhung mit Pinus cembra, der Alpenerle und der Lärs che, welche Bäume in Norwegen nicht vorkommen, mwofelbft Populus tremula und Salix Laponum deren Stelle einnehmen. Wenn wir ung von dem mittlern Clima diefer verfchies denen Pflanzen auf dem Grimfel eine Anficht bilden wollen, fo finden wir, daß die mittlere Zemperatur von Mepringen, welches bei 620 Meter Höhe mitten zwiſchen Bern, Luzern, Zürich, Mailand und Genf liegt, nach den befannten mitt— lern Temperaturen diefer Orte berechnet, + 8,62° und die des Fußes des Unternargletfhers + 2° Gentigr. betragen muß. Man kann aber annehmen, daf gegen Norden zu und an der Wand der Alpen hinan das Clima ziemlid) 9 131 gleihförmige Abftufungen einhält; denn aus ben fümmtlichen, von Herrn Kaͤmtz, Herrn Aug. Bravais und mir auf dem Faulhorn, bei 2,683 Meter Höhe, einerfeits, Und den im nördlichen Europa von der Commiſſion, zu der wir ges hörten, andrerfeits, angeftellten Beobachtungen ergiebt ſich, daß das Clima der Hochalpen dem von Spigbergen und Hord: Norwegen ungemein ähnlih if. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sciences, T. XV., No. 11., 12. Sept. 1842.) Ueber einen Orkan, welcher die Flur von Salle: les-d’Aude im Arvondiffement Narbonne (Depar: tement del’Aude) verwuͤſtet hat. Auszug aus einem Briefe des Herrn Hortala an Heren Arago. Die Tage des 17., 18, 19., 20., 21. und 22. Augufts hatten drücdend heißes Wetter gebraht. Am 22. herrſchte um 2 Uhr Nachmittags völlige Windftile; um 6 Uhr ſtiegen zwei Gewitter, eines in. Südweften nad den Pprenien zu, dad andere in Norden am fhmwarzen Ges birge, auf. Um 6 Uhr 45 Minuten erhob fidy ein hef— tiger Wind aus Weſten. Am 23. zeigte fidy der Himmel bis 9 Uhr Morgens bedeckt; am Abend, bei drüdender Hitze und Windftille, wolkenlos. Um 24. wehte der Wind aus Süden, und der Him: mel war ſtark bewölkt. Um 10 Uhr Morgens fing es an, zu donnern; dag Geräufh war dumpf, die Hitze uner— träglih. Es bliste in Suͤdweſt, Nordweſt, Nord und Nord: oft. Um 11 Uhr wurden die Blige ſtaͤrker, und der Don- ner Erachte laut. Um Mittag wehte ein jtarfer Seewind, und der Megen fiel in großen Tropfen; am nördlihen Him— mel trieben große dunkle Wolfen vor dem Südoftwinde ſchnell über einen weißlichgrauen Hintergrund hin. Won Suͤden ruͤckten eben ſo ſchwere Wolken heran und traten zu unbe— weglihen Maffen zufammen, die eine furchtbare Mauer bil: deten, welche von Südweft bis Mord reichte und unten fhmugigweiß, oben ſchwarz gefärbt war. Um halb ein Uhr krachte der Donner von allen Seiten und felbft im Zenith. Die Blige waren felten, wenig blendend; man athmete nur mit Mühe, und e8 war faft Nacht. Um 1 Uhr flieg plöglicy eine ſchwarze Wolke fäulen- förmig von einem benachbarten Berge, dem Peh=de- Ni: caud, der erften Stufe der Pyrenaͤen, herab, welcher mit dem einzelnftehenden Hügel Saint-CEyr, oͤſtlich von Sallè— les, eine Schlucht bildet, durch welche der Fluß Aude aus der Ebene von Saint-Nazaire in die von Courſan gelangt. Je mehr die Molke in der Ebene vorrüdte, defto mehr vergrößerte fie ſich; fie fegte mit gewaltigem Getöfe vor dem gerade herrſchenden Südwinde am Boden hin. Bald wird das Getöfe des Meteores immer furchtbarer, und leßtereg überfähreitet nun den Fluß Aude, indem es Alles, was es auf feinem Wege trifft, umreift, Bäume zerwindet, zum Platzen bringt und unzählige zerknickt und entwurzelt: 132 Unter unaufhörlichem Donnergekrahe ruͤckte die Mirfde hoſe vor, indem fie Baumtrümmer, Erde, Sand und Wafs fer weit umberfchleuderte. Die erfchrodenen Bewohner von Sallèles hatten fih in ihre Häufer geflüchtet; aber kaum war diefes gefchehen, To erfcholl plöglih von allen Seiten Sammer = und Zetergeſchrei. Alle Fenfter und deren Rah— men wurden im Augenblide zertrümmert; eiferne Drehriegel wurden weggeführt, verdreht oder zerbrochen; die fteinernen Fußböden überall zerfprengt und zertrümmert; die Vorhänge zertiffen, die Deden befchädigt, gehoben oder zum Einfturze gebracht; die Scheidewände niedergeworfen, zertrümmert; fteiz nerne Pfoften von den Mauern abgeriffen oder umgewor— fen, die Ziegeln zerbrochen, zerftreut und die Dächer zum Theil fortgeführt, die Mauern niedergeriſſen; die Schilder der MWirthshäufer, Taͤfelchen der Berfiherungsgefellfchaften, Metterfahnen abgeriffen und weit fortgeführt. Sm Innern, wie an der Außenfeite der Häufer, wurde in’sbefondere alles Metall, namentlid) Bled) und tief in die Winde getriebene eiferne Bolzen und Nägel, ſtark mitgenommen, Auf diefe Meife wurden 120 Häufer jämmerlich zugerichtet. Ale diefe Verwüftung war auf denn Wege der Wind» bofe angerichtet, welcher fpiralförmig gerichtet war. Nach dem Vorüberfahren des Meteors hörte man den : Donner noch eine halbe Stunde lang von Zeit zu Zeit ſtark krachen. Mührend der Unwefenheit des Meteors fiel Regen in Menge, der aber hinter demselben gleid) aufhörte. Es feste feinen Meg fprungweife in die Ebene fort und richtete Dort noch bedeutende Verheerungen an, indem es Olivenbaͤume und bundertjährige Forſtbaͤume entwurzelte, die Weinftöde zum Verdorren brachte und das Laub der Heden verfengte. Uns ten fah die Windhofe dunkelgelb, oben feuerroth aus. Bon jenem Tage an haben wir kalte Witterung ge— habt. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sciences, T. XV.. No. 11., 12. Sept. 1842. Glectrifche und Nerven - Kräfte. (Auszug aus einer Abhandlung des Dr. H. Letheby über die electrifche Kraft des Gymnotus electricus und des Torpedo, wel- hen der Verfaffer in der Electrical Society zu London im Aus guſt d. 3, vorgelefen hat.) Die Abhandlung zerfällt in drei Theile: 1) die Anato= mie des Gymnotus, 2) feine electrifche Kraft, 5) ob die erftere Auffhluß geben Eönne über die leßtere, Der anatomifche Theil zeigt, daß die electrifchen Or— gane nicht neue Organe von befonderer Structur, fondern nur das Reſultat einer hoheren Entwidelung der aponeuroti- [hen intermusculären Zwiſchenwaͤnde find, welche die feitlichen Muskelflihen nah Dben gegen den Nüden zu fhieben; diefe aponeurotifchen Zwifchenräume bilden lange Röhren oder Bellen, welche diagonal von Innen nad Außen verlaufen, und die Nebeneinanderlagerung diefer Röhren bildet) die fon: gitudinalen Platten, weldhe die ganze Laͤnge des Organes durchziehen. "Die Anzahl der Röhren am ganzen Thiere bes trug an 550,000. Zu diefem Drgane verliefen in großer Menge Spinalnerven, welche Schlingen zwifchen den Platten 133 bildeten. Der eigenthuͤmliche Nerv Hunter’s, von Hrn. Letheby der hintere oder Dorfalaft des fünften Nerven genannt, verbreitete fih ganz in den Ruͤckenmuskeln. Die zweite Abtheilung bezieht fi beſonders auf die Berfuhe von Witliamfon (Philos. Transaet. 1775), Humboldt (Recueil d’observations de Zoologie etc. tom. 1, p. 49) und Faraday (Phil. Trans. 1839) über den Gymnotus eleetrieus und auf die von Walſh (Ibid. 1775), Davy (ib. 1832 und 1834), Todd (ib. 1816) und Anderen über den Torpedo, welche hinlänglic) die Identitaͤt ihrer Phänomene mit denen der gewöhnlichen Electrictät beweifen, infofern bei beiden Etöfe und Funken bervorgebracht, der Galvanometer deelinirt, Magnete gemacht und Waffer zerfegt wurde, während die Gefese, welche die Entladungen leiteren, die waren, daß fie willführlih waren, einen beftimmten Verlauf hatten, und von der Integrität der Nerven abbingen, Die dritte Abtheilung betrifft die Erklärung jener Phaͤ— nomene durch die anatomifchen Ergebniffe.- Die zwei Haupt- facta, welde die Eection ergab, waren, daß bei allen elecz trifchen Gefchöpfen Organe fih fünden, aus aponeurotifchen septis beftehend, und Zellen bildend, in welchen eine eiweiß: gallertartige Maffe enthalten war. Diefe Organe wurden ftets reichlich von fenfitiven und motorifhen Nerven und nicht von denen des organifhen Lebens verfehen, und biefer Mervenapparat war weit beträchtlicher, ald® es der Lebens— zweck allein erforderte. Nun erhob fich die Frage, ob die Drgane die electrifche Kraft erzeugten, oder ob diefe durch die Nerven hervorgebracht und dafelbjt, wie bei einer Leide— ner Batterie, in Spannung verfeßt werde. Die Gründe für das Erſtere waren, daß zwei Flüffigkeiten, unähnlid in ihrer Zufammenfesung oder felbjt in ihrer Dichtigkeit, und durch eine Membran getrennt, die Clectricität zu erzeugen vermögen, und eine ſolche Anordnung möchte in diefen Or— ganen vorhanden feyn; aber dann würden die Phänomene phuficalifcher, nicht vitaler Natur feyn, und e8 würde da— durch nicht erklärt werden, wie die Kraft ſich anfammele, wie fie von der MWillkühr des Thieres abhänge, oder wars um nicht zu allen Zeiten Entladungen einträten. Auf der anderen Seite wurde die Anficht, daß die Nerven die Electricität hervorbringen, dadurch unterjtügt, daß die Tren— nung der Nerven die Entladung aufhebt, Reizung des Ge: birns die Entladung verſtaͤrkt, und diefelbe willführlich if, fowie durch die anatomifhen Betrachtungen über die Ver: forgung mit Nerven und die Anordnung des Drganes felbft, welches abwechfelnd aus einem Leiter und Nichtleiter zufams mengefrgt ift. Der Berfaffer berieht fich darauf auf die neueren Ans fibten von Liebig (Xhierifche Chemie in ihrer Anwendung auf Phyſiologie und Pathologie), daß nämlich alles Leben von der hemifchen Action abbänge; ferner auf die Thatſa— de, daß die vitale Kraft, in Bewegung gefest, Vereinigung (Ernährung und Miedererzeugung) und Zerfegung (Muskel: thätigkeit ıc.) hervorbringe; und auch auf die Werfuche der Phyfiologen, namentlih von Wilfon Philipp (Unterfus hungen über die Gefege der vitalen Functionen), welche bes 134 weifen, daß Electricitaͤt, durch Nerven geleitet, Phänomene hervorbringt, welche mit denen der Witalität zufammenhän= gen, nämlich Bewegung, Gefühlsempfindung und Ausfcheis dung. MUeberdieß bewiefen die Verſuche des Prof. Zante— defhi und des Dr. Facio (Lond. Ed. und Dub. Phil. Mag. April 1841) bintängiih das Vorhandenfeyn von zwei neuen electrifhen Strömen bei warmblütigen Thieren während der Ausführung ihrer Functionen. Aus diefen Er— gebniffen werden nun folgende Schlüffe gemacht, welche je: denfalls die große Analogie der electrifhen und Nerven» Kräfte zeigen: 1) Jeder Lebensact ift das Ergebniß chemifcher Thaͤ— tigkeit, lectricität ift das Ergebniß chemiſcher Thätigkeit. 2) Die in Bewegung geſetzte Lebenskraft bringt Ver— bindungen (vegetatives Leben) und Zerſetzungen (animales Leben) hervor. ® Daffelbe bewirkt die in Bewegung geſetzte electrifche taft. 3) MWihrend der Thätigkeit dir Lebensfunctionen ift Electricität bei warmblütigen Thieren entdedt worden. Electricitaͤt, durch Nerven geleitet, erzeugt Phänomene, welche von den vitalen nicht zu unterfcheiden find: Empfindung, Bewegung und Ausfcheidung. 4) Die Phänomene des Gymnotus und Torpedo haben ſich als electrifh erwiefen, und nad) Gründen muß man annehmen, daß diefe Electricität vom Gehirne und Ruͤckenmarke ihren Urfprung nehmen. (London medical Gazette, Aug. 1842.) Helminthologifhes, aus dem Franzöfifchen mit: getheilt. Vom Dr. Creplin. 1) Note des Herrn Duvernoy uͤber eine neue Gat— tung der Eingeweidewürmer, aus der Familie der Geftoideen, Bothrimonus, Duv. „Der Wurm, welhem Herr Duvernon den obenges nannten Namen (bezeichnend ein Thier mit einer einzigen * Grube) beilegt, befist die platte, ſchmale, bandartig verlängerte Geftalt, welche die Familie der Taͤnioiden bezeichnet, Er ftebt der Ligula (piscium) simplieissima nahe, indem man an ihm feine Spur der Qurerfurchen, welche die Ans wefenheit von Gliederungen verrathen würde, bemerkt. Diefe find indeffen durch eine Mittelreihe von Grübchen angedeu— tet, welche ſich paarweife genähert find, und deren Höhlung von einem MWärzchen ausgefüllt wird, in deffen Mittelpuncte fi ein Porus befindet. Diefes MWärzchen zeigt fich nicht immer; in mehreren Grübchen bemerft man nur den Porug, in anderen fteht ftatt des Waͤrzchens eine vorfpringende Pas pille, analog dem von mehreren Taͤnien und der Ligula uniserialis befchriebenen Citrus. Wenn ein Paar von Höderchen oder deutlihen Poren vorhanden iſt, fo ftehen fie fo nahe aneinander, daß man meiftens die Entfernung zwifchen beiden auf den Durchmeffer des einen von ihnen abfehägen kann. Die Reihenfolge diefer Hoͤckerchen und 9 * 135 Doren, deren jebes Paar, wie in den Borhridien, einem Gliede zu entfprechen fiheint, ficht man in einem cin We: nig berabgedrüdten und vom übrigen Theile der Oberfläche des Wurms verſchieden nüancirten, die Mittellinie durchlau— fenden Bandftreifen. Ein fehr eigenthümlicher Umftand iſt der, daß man diefen Bandſtrich und diefe Reihe von Grübs hen. Waͤrzchen und Poren auf beiden Seiten des Wurmes ſieht; fie find aber viel bemerfbarer auf der einen Oberflä: de, welhe Herr Duvernoy aus diefer Urfache die Bauch: böhle nennt, und auf welcher fie übrigens nur in den vier legten Fuͤnfteln der Laͤnge des Wurmes recht in die Au— gen fallen.“ „Das Kopfende des Bothrimonus erinnert an das der Gattung Bothridium, Blainv. (Solenophorus, Crepl.). Es befteht aus einem durch zwei Halbkugeln ges bildeten Napfe (ventouse), deren je eine einer Flaͤche des Wurmes entfpricht. Die Deffuung diefes Napfes fteht qucer auf den beiden Flächen des Bauches und ift dergeftalt ge: gen die Nücenfliche geneigt, das man fie nur von diefer Seite fieht. Sie ift Lingtich, breiter gegen die Commiſſu— ten, wo fie Eleine Nauten bildet, und in ihrem Mitteltheile durch zwei halbeylindrifhe Vorſpruͤnge verengert, welche fich in die Tiefe der Höhlung des Napfes verlängern und fie unvolftändig in zwei Sinus zu tbeilen ſcheinen.“ „Das Schwanzende de8 Bothrimonus ift in gemiffen Sndividuen ftumpf und abgerunder, im anderen gleichfam gegabelt. Bei den leßteren giebt es zwifchen den heiden ftumpfen, diefen Theil endigenden Spitzen ein rechteckiges Grübchen, in welhem man gleihfam zwei Poren oder zwei Puncte eingegraben fieht. Die Section des Körpers: dieſes MWurmes zeigt in der Dice deffelben nur ein homogenes, parenchymatöfes Gewebe, dem der Niemenwürmer gleich. Die Section zeigt übrigens, daß der Wurm did, an den Rindern abgerundet und weniger abgeplattet, ald die Mehr: zahl der Zänien, iſt.“ „Der Bothrimonus nähert fi den Niemenmürmern durch die abgeplattete Form und die anfcheinende Homoge— nietät feinee Drganifation; er bat, wie gewiffe Arten von jenen (Ligula uniserialis. ud.) und wie die Gru— benföpfe und Bothridien, eine Mittelreihe von Poren welde zum Theil die wahrfcheinlichen Deffnungen für die Eier find. Aber er unterfcheidet fich von ihnen und allen andern „„Taͤ— nioiden““ durch die Eriftenz einer ähnlichen, wenngleich we— niger ausgeprägten Reihe auf der entgegengefeßten Oberflüs he Man Eönnte mit ihm eine Taͤnienart, die T. pecti- nata, Rud. (bremseri lcones, Tab. XIV., Fig. 5 et 6), vergleichen, weiche mit, einer vorfpringenden Papille auf beiden Seiten des hinteren Randes eines jeden Ringes (an- neau) verfehen if. Der einfache Napf des Kopfendes, deffen Deffnung beinahe nady Vorn gerichtet ift, bat die größte Analogie mit dem doppelten Napfe der Gattung Bothridium.” „Die Geftalt diefer Gattung fteht offenbar in der Mitte zwifchen der der Bothridien und der der Niemenwürmer. Es ift eine neue organifhe Zufammenfesung, welche eine 136 Lüde in der Reihe der Gattungen der Familie der ns nioiden““ ausfuͤllt.“ „Herr Duvernoy giebt der einzigen bekannten Art derfelben den fpecififhen Namen Bothrimonus sturionis. Sie ift vom Hein Lefueur im Darmcanale einer Störs art (Acipenser oxyrrhynchus, Mitsch.) entdedt und gelammelt worden, welche im Fluſſe Wabafh, nicht fern von deffen Einmündung in den Ohio, im Indianaſtaate gefangen wird.‘ Anmerkung. Die Kopfbildung fcheint bei diefem übrigens Ligu- la: artigen Wurme fo eigenthuͤmlich zu fegn, daß fie die Aufftels lung einer neuen Gattung rechtfertigt. Die Geſchlechtspo— ren auf der Ruͤckenſeite duͤrften aber wohl einer Taͤuſchung ihre Erwähnung verdanken, wenngleich die — eiergefüllten — Dvarien auch auf jener Seite vorragen koͤnnen. Die Gabelung des Schwanzendes einiger Indiv'duen halte ich für nicht normal. Länge und Breite der Würmer hätten angegeben werden müjlın. Der Name Bothrimonus ift ebenfowohl, wie der Blainvilleſche Name Bouthridium und die — was bier gelegentiich mit bemerkt werden mag — durch Eſchricht aufgebrahte Schriibart Bo- thryocephalus, ftatt Bothriocephalus, zu verwerfen. Greplin. 2) Bemerkungen des Herrn Gruby über Cingeweis. dewürmer der Fröfche. Herr Gruby fand foldhe in den Froͤſchen unter Ande— ten im peritonaeum, we fie, fagt er, „m Saͤckchen, ——— Millimeter groß, eingefchloffen liegen, deren Durchſichtigkeit erlaubt, fie mit Hülfe des Mikrofcopes als Filarien zu erkennen; man Eann ihre Faſern, die Zellen ihres Gewebes und ihre Mund= und Afteröffnung unterſcheiden.“ „Das von Valentin zuerſt bemeldete Circuliren von Eiern. mit dem Blute hat Herr Gruby ebenfullg erkannt *); er fand aub Gier im Nüdenwirbelcanale. Afcariden fand er in den Sceiden der primitiven Nervenbündel, zwifchen den Primitivfafern der Nerven. Ihre Bewegungen find langfam; „fe befigen „5 — 35 Millim. Länge und „Is Breite. In den Lungen finden fie ſich in deren Zellen, um— geben von einer gelben, harten, gemwölbten Subſtanz; man möchte fie für tuberculofe Materie halten.‘ „Herr Gruby fprigte Eier in das Blut ein, nachdem er fie mit Serum vermifcht hatte, und zwar in die große vena museularis cutanea, welche gegen den unteren Rand des großen Bruftmusfels Liegt. Er ſah fie in dem Gapillarfofteme der Organe und vorzüglih dem der Yungen fteben bleiben; er verfolgte die durch ihre Gegenwart veranz laßten Veränderungen in den Geweben und die in ihnen felbft in Folge der embryogenifhen Entwickelung vorgehenden, die Bildung der drei Hüllen, die Gruppicung der Dotter— zellen, um den Keimfled zu bilden, endlich die Erfcheinung des Embryo’3, deffen Bewegungen durch die transparenten Waͤnde des Eies binducch fihtbar find. Mas die Gemebe bettifft, fo werden diefe undurdjichtig in Folge des Durch— fbwiseng des gerinnbaren Bluttheils; in der Runge capfeln diefe Ablagerungen die Eier ein und geben dem Ganzen das tuberculöfg Anfehen. Die Injectionen, weldhe am beften ) Wo fteht jene Beodbachtuna von Valentin? t Mir iſt ‚nicht befannt, daß er Eier im Blute beobachtet hätte. Greplin. 137 gelangen, maren die mit den Eiern des Monoftomes mit der großen Saugfheibe*), welches ſich in der Urinblafe der Fröfhe findet.” (L’Institut, 1842, lere Sect., No. 445.) *) Was für ein Monoftom folte dieß feyn? Ich Eenne meines Theils keine Trematoden der Urinblafe unferer Froͤſche, als das Polystomum integerrimum und das Distomum cygnoides, Greplin. MNiscellen Ueber die kleinen Füße der Chineſinnen finden ſich in dem eben eſſchienenen Narrative of the expedition to China, from the Commencement of the War to the present Period; with sketches of the Manners and Customs of that singular and hitherto almost unknown country. By Commander J. Elliot Bingham folgende Mittheilung: „Während unferes Verweilens auf dieſem Anferplage mahten wir fortwährend Ausflüge auf die benachbarten Infelnz in einer derfelben — auf der Tea Infel — batten wir eine günftige Gelegenheit, die weit bırühmten weiblichen Fuße genau zu unterfuhen. Sch hatte cin Paar nirdiiche Fleine Attasfhube um etwa einen halben Dollar in einem dhinelifchen Paͤchterhauſe gekauft, während wir von mehreren Männern, Weis bern und Kindern umgeben waren. Durd Zeichen gaben wir den Wunſch zu erkennen, wie angenehm es uns ſeyn würde, den pied mignon einer, in der That, wohlausfehenden Frau in der Gefells ſchaft fchen zu können. Unfere Zeichen wurden fehnell verftanden, allein e8 wurde, — wahrſcheinlich weil fie cine Metrone war — nicht völlig für comme il faut gehalten, unfirn Wunfd) zu erfüls len, oder fie wollte nicht einmwilligen, uns ihre Füße zu zeigen. Dagegen wurde nun, unfere Neugierde zu befriedigen, ein ſehr ars tiges, intereffantes Maͤdchen von etwa fechszehn Jahren auf einen Stuhl gefest. Anfangs war fie fehr verfhämt und fchien nicht zu lieben, ibre afchenbrödelartigen Pantöffeichen auszuftellen, abır der Widerfhein von einem neugspräaten und ſehr glänzenden lu- pee überwog bald ihr Bedenken, fo daß fie anfing, die obere Bin— denlage, welche um das Bein und über einen von der Ferſe bin: Aufgebenden Streifen wegaina, abzulesen. Dann wurde der Schuh entfernt und eine zweite Binde mwegacnommen, welche ftatt eines Strumpfes diente: die Windungen um Zehen und Knödıl waren ehr feſt und bielten Alles zufammın. Us der nadte Fuß dem Blide ausgelegt war, waren wir angenchm überrafcht, ihn völlig weiß und rein zu finden, indem wir, nach der befannten Gıwohn: beit der meiften Ghinefen, gerade das Gegentheil erwartet hatten. Das Bein vom Kniee abwärts war ſehr aefhmunden; der Fuß Tab aus, als wäre er über dem Reifen gebrochen, während die vier Fleinen chen flach unter den Fuß gebogen und angedrücdt waren, indem allein die große Zeche ibre natürliche Etrllung hatte behalr ten dürfen. Durch das Umbirgen des Reifen wird ein bober Bo: gen zwifchen der Ferſe und den Zehen gebildet, wodurch die Perſon in den Stand gefigt wird, auf einer ebenen Fläche einber zu fchrei- ten. In diefer Dinficht von den Damen von Mafao und Ganton verfchieden, denn bei diefen gefbicht an dem Kußreifen gar nichtg, fondern es wird nur ein fehr bober Abfag untergelegt und fo die Spige der großen Zehe an den Boden gebracht. Als unferem 138 Compradore aus Santen ein Schub auge Ghufan gezeiat wurde, war ber Ausfpruh: „He yaw! Wie kanı gehen sulche Mode; auch ließ er fich nicht überzeugen, daß das der Fall ſey. Die in bes ſchriebener Weife unter ten Fuß geichlagenen Zehen Fonnten nur mittelft der Hand hinlänglich beweat werden, daß man wahrnch: men fonnte, fie wären nicht wirklih in den Ruß eingewachſen. Ich bin oft erftaunt, wenn ich fah, wie wohl die Frauen zu Wege brachten, auf ihren Piedeftals zu geben. Ihr Gang it nicht uns aͤhnlich dem kleinen Zrippeifcritte der franzöfifken Damen; man fab fie fortwährend berumaeben ohne Hülfe eines Etedis, und in Makao babe ich gefehen, wie fie mit einem ziemlich großen ausge— fpannten Regenfhirme gegen einen frifben Wind anfampften, Die fleinen Kinder, wenn fie ſich vor uns davonzumadjen ftrebten, balancirten dabei mit ausaeftredten Armen und erinnerten fehr an cine halb fliegende, halb gehende alte Henne. Alle Weiber, weldye ih in Chufan fab, hatten Eleine Füße. Es ift ein allgemein cha— racteriftifhes Zeichen wahrhaft Chincfiiher Abftammung; und es giebt keinen größeren Irrthum, als zu alauben, daß dich auf den hoͤ— beren Stand befchränft fen, obaleih es wahr feyn mag, daß dieſe größere Sorgfalt anwenden, den Fuß in möglichft kleine Dimenfto: nen zu bringen, als die unteren Glaffın thun. Hoch und Nievrig, Reich und Arm, alle folgen mebr oder weniger dem Gebraudye, und wenn man einen großen und naturgemäßen Fuß ficht, Fann man darauf rechnen, daß die Eigentbuͤmerin nit von dit Chineſiſchem Blute ftammt, fondern entweder von Zartarifcher Abkunft ift, oder zu den Stämmen achört, welche auf dem Waſſer leben. (Die Tars tariften Damen abır nehmen diefe Chineſiſche Entftellunasmode an, wie jib aus einem flammendin Kaiferlichen Edicre ergiebt, wo: durd die Familienbäupter mit Dearadation und Strafen bedroht werden, wenn jie fo aroben Geſetzwiorigkeiten nicht ein Ende machen und wodurcd den Schönen angekündigt wird, daß durch Bebarren bei ihren gemeinen Gebräucen fie fich die Möglichkeit raubın würden, zu Ebrendamen im inneren Valafte gewählt zu werden.) — Wenn die Kinder zu wachen anfangen, fo ftehen fie heftige Schmerzen aus, aber fowie fie in Jahren vorrüden, wird ihre Eitelkeit in’s Spiel gezogen, indem man ihnen verjichert, daß fie mit großen Füßen febr häßlich feyn würden. So werden fie dahin gebracht, zu ertracen, was fie für ein nothwendiges Uebel halten. Uebrigens find die Kinder merfwürdia geduldig bei Schmerzen. Ein armes feines, etwa fünf Jahr altes Kind, hatte ſich auf's Furchtbarſte verbrübt, fo daß ein Theil der Kleidung auf der Haut feitbing. Während der fchmersbaften Operation, das Leinen zu entfernen, äußerte c& weiter Eeinen Schmerz, als daß es von Zeit zu Zeit fagte: „he yaw, he yaw“*. Ein phyfiologifches Inftitut ift zu Göttingen errich— tet worden unter Reitung des Herrn Profelfer R. Wagner, Pro— fefor Julius Vogel und eines Afiftenten Dr. Beramann, um Anteitung zur Srlbftübung im Gebraucde des Mikroſtops, in der Anſtellung chemiſcher Unterfuhungen zum Zwede der Phyſiologie und Pathologie, zur Zergliederung der Thiere aus allen Claſſen und Ordnungen zu pbyfioloaifchen Erperimenten ertheilen zu föns nen. (Bergl. Allg Zeitung Beilage Nr. 324 vom 20. November.) Nefrolog. — Der auf feinen Reifen nah Nowaja Seml⸗ ja, am Ural, an der Oftküfte des Caſpiſchen Meeres, nad Bus chara und Samarkand, für Botanik und Geoanolie thätige Natur: forfher Lehmann, ift am 12. September zu Simbirsk geftorben. Seine Tagebuͤcher und Sammlungen befinden fid; zu Dorpat, wo er 1814 geboren war. ei BR hr Nr De iR, Einige Beiträge zur Geſchichte des Mirbelfäule. Von Dr. Eifar Hamkine. Erfte Beobachtung. Sopbie Green, neununddreißig Jahre alt, fam am 7, Mai 1834 in's Spital Et. Georges; bis zu Krebfes der den legten Jahren war fie vollkommen geſund, aber durch Kummer und übermäßige Anftrengungen hatte ein Bruſtkrebs, der zwei Jahre vorher fih entwicelt hatte, reißende Rortfchritte gemacht. Als ich fie ſah, war die Gefhmwulft ulcerirt und ſehr fchmerzbaftz die Bruſtwarze war zurücgezogen, die Haut verdickt, die Arillardrüfen und die regio subelavicularis waren angefhwollen und fehr hart. 159 Die Kranke empfand feit zwei Monaten einen lebhaften Schmerz’ im Halfe, und beionders ın der Gegend der Dalswirbel, von wo er fi) nach beiden Seiten und bis zum behaarren Kopfe ausbrei— tete; alle diefe Theile waren gegen Berührung empfindlich; das Schiucken war etwas erfchwert und ſchmerzhaft, und die Bewe— gungen des Kopfes konnten nur mit großer und fehmerzhafter Ans firengung gemacht werden. Die Kranke Eonnte nicht auf der line Een Seite liegen, und bei feitlider Lage war es ihr ſchwer, den Kopf zu halten, Wollte jie ipre Lage verändern, je mußte jie den Kopf mit beiden Händen unterftügen, und jeder Drud nad) Dinten verurfadhte ihr lebhaften Schmerz. Der Hals fihien in der Mitte etwas eingefunfen, als wenn die oberen Wirbel ſich geſenkt hätten. Die Empfindlichkeit des behaarten Haupttheils verſchwand faft gang nad) der Anwendung Eleiner Dofen Colchicum und Opium, und der Schmerz der Wirbel wurde durch ein Vejicatorium etwas gelindertz aber die andern Symptome dauerten bis zum Tode fort. 3u Anfang Suni’s bildete ſih im der Haut der Umgegend der Bruft eine Menge Erebsartiger Verhärtungenz diefe bedeckten dar— auf einen großen Theil der regio abdominalis, thoracica und sca- pularis; an der letztern Stelle hatten ſich mehere vereinigt und bildeten eine harte Maffe- Um diefe Zeit trat bartnädige Verſto— pfung und häufiges Erbrechen ein, die fehs Wochen lang bis zu dem Tode anhielten. Während diefir Zeit ging die Bruit in Erulceration über und wurde in großer Ausdehnung brandig. Der Tod erfolgte am 16. Juli. Section. Die pectorales, fowie die andern Muskeln des thorax, bildeten eine große feirrhöfe Maffe, welche bis auf die in- tercostales eindrangz in der Mitte war die Zerftörung bis in bie Rippen eingedrungen; zwei derfelben waren dur Reforption ihrer erdigen Subſtanz erweidhtz ihre Zellen waren mit blutigem Marke angefüllt, fie waren biegfam und leicht zu durchfchneiden. Die Hauttuberkeln und die Lymphdruͤſen, fowie das umgebende Fettge— mebe, waren deutlich Erebsartigz; eine Lymphdruͤſe enthielt purulente blutige Flüfiigkeit. Der Körper des fünften Halswirbels war auf der Oberfläche fehr unregelmäßig und erweicht, mit ftarfer Ent: wicelung der Zellen, die mit blutigem Marke gefüllt waren; beide angrängende Wirbelbeine boten diefelbe Beſchaffenheit, nur in geringerem Maafe, dar. Der Uterus war gefund, aber die tu- bae Fallopii waren fehr erweitert und enthielten eine dicke braͤun— liche Flüffigkeit. Die Ovarien bildeten zwei Geſchwuͤlſte in der Größe einer Drange und enthielten mehrere Cyſten, von denen bie größte mit einer durchfichtigen Flüfiigkeit, eine andere mit einem undurdjfichtigen, halbflüfjigen Gewebe angefüllt war. Diefe Uns Thwellungen der Dvarien waren die Urfache des Todes, da fie we— gen der Anfüllung des Bedens die Yunctionen des Maftdarms ftörten; fie waren wahrſcheinlich Erebsartig, da einige Inguinal— druͤſen ſehr angefhwollen und mit einer markigen Maffe angefüllt waren. Bei diefer Beobachtung war die Erebsartige Affection in der erften Periode; fie hatte nur das fpongiöfe Gewebe der Wirbel ergriffen und wenig Einfluß auf die benachbarten Nerven ausgeübt; fie bildete Eeine Anfchwellung und hatte Feine Störung der Fun— ctionen des NRücenmarkes zur Folge. In der folgenden Beob— achtung ift die Krankheit weiter vorgefchritten. Zweite Beobahtung. Jane Hall, 55 Jahre alt, Fam im November 1839 in’ Spital. Die rechte Bruft war ſechs Jahr zuvor abgenommen worden; die Deilung ſchien volllommen, als im Jahre 1838 an der Narbe fi mehrere Erebsartige Anfchmwellungen bildeten und ein oder zwei Arillardrüfen vergrößert und hart wur— den. — Im März begann die Kranke viel am Rüden, befondere in der regio dorsalis, zu flagen, und im Maiempfand fie Priceln in den Füßen, darauf Erftarrung, Verluſt des Empfindungsvers mögens, und einige Zeit darauf Fam Paralyfe der Muskeln der une teen Ertremitäten hinzu, welche zu gleicher Zeit von unfreimilligen Zufammenziehungen ergriffen wurden. Im Juli wurden aud die Blafe und das rectum gelähmt. Im November war ein Spinals fortfag in der Wirbelfäule fo weit hervorgetreten, daß man ihn ald den Ausgangspunct der Krankheit anfehen Eonnte, und da dies fer Vorfprung fich immer vergrößerte, fo bildete er zulest einen 140 fpisen Winfel, mit einer ftarfen Kruͤmmung ober= und. «unterhalb, defjelben, da die Wirbelbeine im Halbzirkel etwas nad) Born ges bogen waren. Die Kranke Elagte über lebhaften und fteten Schmerz. faft in der ganzen Länge der Wirbelfäuie, vorzüglich aber an dem vom fehsten Bruftiwirbel gebildeten Winkel, und dieſer Schmerz wurde durd) den Drud in dieſer Segend und an den benachbarten. Theilen jehr vermeprt, Der Winkel fhien von einem Eubftanzvers luft des Körpers des Wirbelbeins ohne deutliche Anſchwellung defs feiben herzurühren. Unter dem leidenden Puncte warın die Fun— ctionen des Nüdenmarkes fehr alterirt. Die freiwilligen Bewegun— gen waren aufgehoben, während die ercitomoterifche Kraft forts dauerte. _ An den beiden Zrochanteren und am os sacrum hatte jid) decubitus gebildet, und am 17. Juni 1839 ftarb die Kranke. Section. Wirbelbeine waren fehr erweicht und gefäßreich, und bei der Durhfchneidung mehrerer Rücdenwirbel bemerkte man in der Subſtanz gelblihweiße Puncte, die dinen ähnlich waren, die man in großer Menge in dem Körper der Wirbel fand. Als man die harte Haut des Ruͤckenmarkes öffnete, ſah man unter der arachnoidea etwas Elares Secret. Aber das Ruͤckenmark hatte feine normale Färbung und Gonfiftenz und zeigte keine Spur von Entzündung. In der Höhe des fehsten Bruftwirbils war es durch eine vom Knochenkoͤrper ausgehende Gefchwulft cemprimirt, und durch diefen Druck blieb fo wenig Medullarfubftanz, daß der Gentraltheil faft durhjichtig war; der fo comprimmte Theil war einen halben Daumen lang. Selbſt an dieſem Puncte war keine Spur von Entzündung. Diefem Theile gegenüber Fam cin feftes, nicht Enödyernes, Gewebe aus dem Körper des fehsten Bruftivirbeig, in Geftalt von vier ovalen Erhabenheiten, hervor und verengerte den Canal; drei diefer Hervorragungen waren von der dura ma- ter bedeckt, weldhe ftarf an dem krankhaften Producte adhärirtenz im Niveau des andern hatte fih in der Membran eine Deff: nung mit glatten Rändern gebildet, durch welhe man das Ge— webe der Venenbildung fihen Eonnte. Als man die Wirbel durch— ſchnitt, ſah man, daß das pathologifche Gewebe daraus entfprangz der fechste hatte feine Geſtalt am meiften verändert, obwohl die Körper dreier andern faft ganz in eine Erebsartige Maffe verwan— delt waren; der fechste hatte fih nach Hinten ausgedehnt, wähs rend er nad) Vorn fehr eingedrücdt war; und da der fünfte und der fiebente Wirbel ſich einander fait berührten, fo entftand daraus ein fpiger Winkel, was den während des Eebens fo deutlichen Vor— fprung des fechsten Dornfortfages erklärte. Der VBorfprung in dem KRückenmarfecanal trat um einen halben Zoll über die Linie der gefunden Wirbel hinaus; nichtsdeftomweniger war in den Zellen mehrerer anderer Wirbel Ercbsartiges Gewebe, in Geftalt von Zur berfeln, abgelagert. Das Gewebe des neuen Gebildes war hart und hatte ein weißliches fibröfes Anfehen mit etwas gelber Sub— ſtanz, die in den Interftitien weicher war, Mehrere andere Kinos hen des Körpers und andere Theile von denen, wo frebsartige Zuberfeln abgelagert waren, waren erweicht, gefäßreicher, ihre Zellen waren vergrößert und mit röthlihem Marke gefüllt. Die Lungen waren gefund; die pleura durch cine dicke Tage einer fehr harten Gubftang, die mehr dem Krebfe als einem Entz zündungsproducte glich, überall adhärirt. Die Bauchhoͤhle enthielt wenig Cecret, und faft das ganze peritonaeum war mit Eleinen Erebsartigen Zuberkeln bededt, die in Eein Eingeweide eindrangenz fie waren hart, fehr adhärent, von der Größe eines Getraidetorng, einige waren größer. Am zahlreichften befanden fie fi) auf dem diaphragma und den dünnen Därmen, deren Windungen an vielen Stellen adhärirt waren. Das Ne war in einen, 1 Zoll diden, Ballen verwandelt. Die Peritonäaloberflähe des uterus und die benachbarten Theile zeigten diefelben Verhärtungen, und in dem Körper des uterus war eine Erebsartige Geſchwalſt von der Größe einer Erbfe eingecapfelt. Die Arillardrüfen waren deutlich feirrhös und verlängerten fid) in das umgebende Fettgewebe, Die Narbe des Krebfes und die Erebsartigen Tuberkeln drangen nicht bis auf die darunter liegenden Muskeln ein. Die beiden vorftehenden Mittheilungen zeigen fecundäre Entwidelung des Krebfes in den Knochen der Wirbelfäule, und wir fehen die Krankheit fich in zwei verfhiedenen Stadien entwik⸗ 141 kein. — Die englifhen Autoren haben nur drei Fälle von Krebs des Ruͤckenmarkes mitgetheilt, der von fungus und don cancer medullaris verfchieden ift. Zwei find in Aftıy Gooper’s Bors lefungen und der dritte in Brodiv’s Werke uber die Kranks heiten der Gelenke mitgetheilt. In vier Fällen war eine Erfheinung vorhanden, die, wenn aud nicht a!s haracteriftiich, doc wenigftens als conftant betrachtet werden kann, da fie ſich normal zeigte. Es war dieß naͤmlich ein außerordintlid lebhafter Schmerz an der kranken Stelle. In Eriner Krankheit der Wirbels fäute habe ich ein fo unerträgliches Leiden gefehen, als bei den In— dividuen, deren Krankheitsgeſchichte ich mittbeilte; und wie man Schmerzen unter die vorhergehenden Symptome des Bruches des Schenkeis oder anderer Knochen, wenn fie vom Krebfe ergriffen find, zählt, fo glaube ich, daß das Vorhergeben rheumatiſcher Schmerzen längs der Wirbelfäule bei einem an einem Krebfe der Bruft oder eines andern Äußeren Drganes leidenden Individuum, bei der Operation eine Gontraindication ſeyn follte. In den vorangefchicten Beobachtungen entftand der Krebs der Wirbelfäule nad dem Bruſtkrebſe; in der folgenden Mittheilung it er primitiv. Dritte Beobahtung. Ein 72jähriger Mann empfand, nachdem er im Frübjahre des Jahres 1840 an einem offenen Fen— fter gefeffen hatte, am der linken Seite des Halfes einen Schmerz, der fih vom Kopfe auf die Schulter erſtreckt hatte, nebft Gefühle: taubbeit der linken Seite des Kopfes. Diefer Schmerz glich dem des Rheumatismus, aber er wich nicht; nach Verlauf eines Mor nates war er von einer Anſchwellung der linken Seite des Halſes begleitet. Die Synptome nahmen an Heftigkeit zu, und die rechte Seite ward auf gleiche Weife ergriffen. Am Ende des Auguft war das Leiden der rechten Seite Sehr bedeutend, und an einem Puncte, in der Breite eines Eleinen Thalers in der Mitte des Halfıs uns weit der Wirbelbeine, war er, in der That, unerträglid. Mercur und Jodkalium, Blutegel und kalte Wafhungen verfhafften einige Erleichterung. As ich den Kranken ſah, war am Naden eine harte elaftifche Anſchwellung, welche unter den Muskeln zu liegen fchien, mit einem undeutlichen Gefühle von Kluctuation. Die Anfchwellung der lin— Ten Seite der Halswirbel ging vom Kopfe am fünften Halswirbel ‚aus und correspondirte auf der rechten Seite nur mit dem zwei⸗ ten und dritten Halswirbel, der feitlih mehr marfirt war. Die Anfhwellung war fehr empfindlih, die Hautfarbe derfelben aber unverändert. Die aeringfte Kopfbewegung verurfachte lebhaften Schmerz, fo daß jede Lage des Kopfes befchwerlich war; er Eonnte nur bei Bewegung des ganzen Körpers umgewandt werden, und der gerinafte Druck verurfachte Schmerz; dirfer war beftändig, machte Gracerbationen und verfcheuchte den Schlaf. Die Anſchwel— lung verminderte ſich und vermehrte fich darauf von Neuem. Drei Wochen vor dem Zode war der linke Arm faſt gelaͤhmt, und die Bewegung des linken Fußes vermindert; die Sinne blichen jedoch immer ungeftört. Der allgemeine Gefundheitszuftand wurde wenig geftört; nur in den legten Zeiten erfchöpfte eine reichliche Salivation den Kranz en. Es trat Diarrhde ein, darauf Abmagerung und dann der "Tod. Section den 3, October. Die Anfchwellung rübrte_ von einem dichten, feften Zumor ber, der mit dem dritten, zum Theil aud mit dem zweiten Halswirbel, ſowie mit einem großen Theile der Ligamente, Sehnen und Muskeln zufammenbingen, fo daß man die Gewebe, welche Knochen gewefen waren, und die weichen Theile ſchwer unterſcheiden Konnte. Das Gewebe des neuem Gebildes nahm die nanzen Bogen und die Kortfüse der Wirbel, zum Theil auch ihre Körper, ein, fo daß von den Knochen nur der processus odontoideus übrig blich, und diefer war dur die Erweichung feiner Bafis fo beweglich, daß während des Lebens des Kranken Gefahr eines Bruces vorhanden feyn mußte. Ein Theil des neuen Products war von der linken Eeite in den canalis verte- bralis 'eingedeungen, zwifchen der dura mater und dem erften und vierten Wirbelbeine, wobei die Gefchwulft leicht an der Membran adhärirte; in diefer war eine ziemlich. bedeutende, Quantität. düns 142 nen Secrets; was das Ruͤckenmark ſelbſt anbıtuifft, fo zeigte es teine übermäßige Gefäßentwidelung; das Gehinn war gelund, bis auf eine ziemlihe Menge von Secret, das unter der arachnoidea ausgefhwigt war, Die Geſchwulſt war weiß, von fpedartigem Anfehen und im Mittelpuncte, wo urfprünglih der Knochen lag, fehr erweicht. Diefer mittlere Theil war auch gefäßreiher, als der Außere. An der linken Seite, wo das Muskelgewebe deutlich mit dem Pfeudos Producte fi zu vereinigen anfing, war eine geringe Menge fhwärzlichen blutigen Eiters, Im der Leber, die im Ucbrigen ges fund war, waren zwei weißliche Maffen, wie jene Geſchwulſt, vor— handen, aber etwas bärter und weniger fpedig —: die eine war an der Oberfläche des Organs und von der Größe einer Hafelnuß ; die andere im Innern war fleiner, Die Nieren und die andern Bauch: und Brufteingeweide waren normal, mit Ausnahme der Därme, die etwas blaß waren. Diefer Fall unterfcheidet fi vom vorigen durh die Bilbung einer äußern Gefhwutft, welche von einem Krebfe berrührte, der mehr die Bogen der Wirbel, als ihren Körper, ergriffen batte, und durch die Ausdehnung des Uebels in den benachbarten Theilen. Der: felbe Heftige Schmerz, den wir in den Beobachtungen, wo der Krebs urfprünglich in andern Organen fich zeiate, befchrieben has ben, zeigte ſich auch in dem Kalle, wo die Affection der Wirbel: fäule primär war. Die Natur des neuen Productes war nicht zu verfennen, fowohl nach dem Anfehen der Geſchwulſt felbft, als auch nach dem der in der eher gefundenen Maffen. Die fo'gende Beob— achtung ift durch das Alter des Kranken, durch den Urfprung der Krankheit und durd din Anblick der bei der Section gefundenen Anſchwellungen bemerfenswerth. Bierte Beobahtung. Charles Gilfon, vier Jahr alt, wurde am 30. October, wegen ciner Frebsartigen Geſchwulſt am linten Nafenlohe, in’s Epital aufgenommen. B. Brodie ber feitigte diefe durch Aetzung mit Zinkchlorur. Ale das Kind Ende Zanuar das Spital verließ, waren nur noch Kleine Knocenftüde zu erfoliiven übrig. Am 17. Februar am er wieder, bloß, ab- gemagert, und fehr über die Glieder Elagend, die er kaum bewe⸗ gen Eonnte. Der Baud war dick und empfindlich; es war ſtarkes Fieber vorhanden. Dis Naſenloch war mit ſehr zaͤhem Schleime und Blutcoagulum angefuͤllt. Die Paralyſe der Bewegung nahm zu, jedoch ohne Steigerung der Senſibilitaͤt. Etwas ſpaͤter trat uͤnwillkuͤhrlicher Abgang des Urins und der Faͤcalmaterie ein; ſo⸗ dann Fam Nafenbluten und gangraena der Bade hinzu, wodurch ein Theil des necvotifivten Kieferfnochens entblößt wurde. „Im März entwickelten ſich die hinter dem linken Ohre befindlicten Symphdrüfen beträchtlich; fpäter bemerkte man an der Bafis des sternum eine Gefhwulft. Die Kräfte ſchwanden allmälig, und das Kind ftarb am 12. Mai ohne Delitien. Section. Die Alterationen des Geſichts waren fehr tief; das os maxillare war innen erweicht, und der sinus mit weicher Markmaffe angefüllt; das os ethmoidale und sphenoidale hatten eine gleiche Vrränderung erlitten, ebenforwie die fie auskleidende dura mater. und die Zellen waren durch das Product des neuen Gebildes obliterirt; die fossa sphenoidalis war damit angefüllt, und ein Theil des pathologifhen Gewebes erreichte das perio- steum der fossa zygomatica, wodurch eine Durchbohrung der por- tio temporalis des Keilbeins und ein Eindringen in die Hirnhoͤhle berbeiaeführt wurde, Nichtsdeftoweniger war das Gehirn gelund, Die Unfhwellung am sternum ward durch eine feſte, balbnorpels artige Maffe, von der Größe einer Haſelnuß und von gelblich⸗ wei⸗ ser Farbe, gebildet. Eine große Zahl ähnlicher Geſchwulſte waren in vielen andern Theilen des Knochenſyſtems vorhanden; ſie waren im Allgemeinen vom ‚periosteum begrängt, ſo daß man fie leicht zerreißen Eonnte, wenn man ihre einbüllende Dembran errib. Die groͤßte Geſchwulſt lag auf der innern Flaͤche des os iln und hatte einen Durchmeſſer von 8 — 4 Zoll. An der vordern Fläche dev Wirbelfäule entlang waren fie ſehr zablveih, und ale man in die Ruͤckenwirbel einſchnitt, Tab man, das. in den meiſten diefer Knochen das pseudoplasma das fpongiöft Gewebe ergriffen harte, 143 und daß die äufre Fläche veforbiet war; bier, Sowie in der Nas fenhöhle, war das Erankhafte Producer aufgelöf’t und wei, ähnlich der Medullarfusftang, während alle Geſchwuͤlſte an der Oberfläche der Knochen oder Knorpel diht und fibröfer Knorpelmaſſe aͤhnlich waren; die Intervertebralgewebe warın vollfommen gefund. Das accidentelle Product hatte fich zwiſchen allen Spinalfortfägen der Wirbelbeine ausacbreitet, und mehrere ziemlich große Maffen hat: ten fih an ihrem hintern Theile gebildet; die dura mater war durch dieß Gewebe verdickt, aber an ihrer innern Fläche glatt. Das Ruͤckenmark, das man erft unterfuchte, nachdem es einige Zeit in Alcohol aclegen hatte, erſchien nicht verändert, bis auf die unregelmäßige Zufammendrüdung, die es erlitten hatte. Am mei: ften hatten die Rückenwirbel gelitten, und von der Anhäufung der vor ihnen gelegenen Gefhwülfte war cine aroße, harte faft fnors pelartige Maffe entftanden, welche bis im die Bruſthoͤhle ſich er= ſtreckte und gegen die Wurzel der Lunge ſich ausdehnte, deren Gewebe mit der krankhaften Maſſe verſchmolz. An einigen Stel— len der Lungenflaͤche und unter der pleuca waren ifolirte Maſſen ebenfo hart und von demfelben Anfehen, als die des periosteum, Es gab in den andern Eingeweiden Eeine ähnlihen Maffen, aber die Menge derer, welche an den von Rnoden gebildeten Bauch wänden fih fanden, erklärten die Empfl ıdlichkeit diefer Theile wäh: rend des Lebens. Sn diefem Falle Eann der Urfprung des franfen, in der Naſe entwickelten Gewebes nicht genıu anaegeben werden. Entftand es in der Schleimhaut, im periosteum oder in dem Knochengewebe? Entwidelte es jich von der Nafenhöhle, oder von antrum Highmori aus? Doc da die Schleimhaut in der Umgegend der Geſchwulſt unverfehrt und die Gefchwülfte der andern Theile des Körpers vom periosteum aus ſich entwidelten, jo muß man glauben, daß das periosteum des Dberkiefers der urfprünglice Sig der Affec— tion war; viellriht war fie zu gleicher Zeit am Nafenlody und der Kieferhöhle entitanden, wie es an den beiden Oberflächen einiger anderer Knochen der Fall war, und wie es häufig bei Erebshaften Polypen vorfömmt. Wegen ihrer fibroscartilaginöfen Härte nähern ſich diefe Geihmü’fte denen, welche in dem fibröfen Gewebe der vin= büllenden Membranen der Knochen und Häute entiteben. Doc, wie dem auch fey, diefer legte Fall unterfcheidet fih von den vorbergihens den duch das vollfommene Fehlen der Schmerzen in den Wirbeln, denn die Schmerzen in den Gliedern muͤſſen allein dem Drucke auf das Rüdenmark oder der Irritation dieſes Ocganes zugefchrieben werden. Nach den von den Au’oren mitgetheilten Beobachtungen, fo wenig zahlreich diefe auch ſind, muß ich übrigens glauben, daß birnartiger und fungdfer Krebs (Markfhwamm) der Wirbel weni— ger felten, als scirrhus, ift; man findet hiervon zwei Beifpieie im Mufeum des Guy:Hofpitals, und Brodie hat in feinem Werfe über Kranfheiten der Harnorgane ein anderes mitgetheilt. Indeß ift doch die Wiffenfhaft, diejenigen Fälle abgerechnet, wo die Schriftfteller über die Natur der Geſchwulſt Zweifel erheben, fehr arm an authentie fhen Thatfahen über den Krebs der Wirbelfäule (welches auch) feine Form feyn möge). In den neueften Schriften, die bei den Fortfchritten der pathologifhen Anatomie über diefen Gegenftand vorzugsweiſe befraat werden follten, ift davon kaum die Rede; Brodie führt das einzige oben angegebene Beifpiel an; von den drei im Werke Dlivier’s über das Ruͤckenmark angegebenen — 144 Beobachtungen iſt die eine Herrn Serres, die andere Wolff und die dritte KRecat entnommen. Ich glaube, daB in den Fällen, welche vom Verfaſſer der Abhandlung über das Rücınmark in die Astheilung der Medullarkrebfe der Ruͤckenmarksbaͤute gebracht find, das pathologiſche Gewebe urſpruͤnglich jich in dem Knochen entivicelte und in der Folge in den Memdranen des Nücenmarks fid) aus— dehnte. Wabrſcheinlich verhält es fich ebenfo in dem von Phie lips (New London med. Journ. T. IV,) mitgetbeilten und von Abercrombie angeführten Falle. Zwei andere fehr aut befchrie- bene Fälle von fungöfen Anfchwellungen der Wirbel find in dir ziwanzigften Lieferung der patholoaifken Anatomie ven Grupeil: bier enthalten. (Archives generales de medecine, Juillet 1342.) Miscellen. Ueber eine Epidemie von Schweißfriefel, melde 1841 in dem Departement de la Dordogne aeberrfcht bat, ift dır medicinifhen Gefeufhaft von Bordeaur vin Commiſſionsbericht abs aeftattet worden, welcher mit folgendem Refume ſchließt: 1) Das Schmweißfriefet ift eine allgemeine Krankheit, welche das Nerven— foftem und das Blutfyftem, d. h, auch das Blut ſelbſt, zunächit befält. 2) Die Functionsftörungen und oraanifchen Veränderungen, weiche beobachtet werden, find nur fecundäre Felgen der Störuns arn der Innervation der Dämatofe und der Girculation, 3) Die Heftigkeit des Schweißfriefeis, die Schnelligkeit, womit es bie Kranken dabinrafft und die fcheinbare Gutartigfeit der Fälle vers anlaßt eine Achnlichkeit mit den bösartigen Krankheiten und mit dem typhus felbft. Ein wichtiger Unterfchied ift aber die große Anzahl leichter Fälle, welche bei allen Epidemieen von Schweiß— friefel vorfommen. 4) Ein beftändiges ätiologifches Moment, wels ches bei allen Schweißepidemieen vorhanden ift, beruht darin, daß in den befallenen Rändern zahlreihe Sümpfe, Teiche, Bäche und Wälder find. 5) Der anhaltende, häufiger remittirende und felbft intermittirende Typhus, der ſich bei allen Epidemicen gezeigt bat, madt, daß diefe Krankheit mit den ſchweren Ueberſchwemmungs— krankheiten in Verbindung gebracht werden koͤnne. 6) Für die einfachften Rälle genügen die allgemeinen hyaienifchen Regeln, wel— ce bei allen acuten Krankheiten gelten. Die Hautfccretion Spielt bei dem Schweißfriefel noch eine zu dunkle Rolle, als daß der Arzt wagen dürfte, durch heftiges Eingreifen fie zu unterdrüden oder zu fteigern. 7) Nach Beleitiaung der Gomplicationen und nad Befreiung der Gentralorgane von den Gongeftionen ſucht man Aus nächit die Wiederfehr des Sturmes zu verhindern, in welchem dag eben unmittelbar in Gefahr aeräth. Dieß erreiht man durch große Gaben des Chinins. 8) Bei ſchweren Fällen muß man auch noch, ehe das Fieber regelmäßig arwerden ift, den erften Moment des Nachlaffes wahrnehmen. um diefes specificum zu reichen, und nah dem Nachlaſſe der Anfälle muß man lange Zeit roch mit alle mälig abnehmenden Gaben ganz, wie bei perniciöfen Wechfelfiebern, fortfahren In Beziehung auf neuerdinas wieder beobadtete Unfteunasfälle von Rog bei Menſchen ſcheint fich, nach Zeffier, zu ergeben, daß vom Rose zwei Varietäten vorfommen fönnen, die eine ohne Hautausfchlag, die andere dagegen mit Aus— fhlag, beide von Rog-Pufteln in den Nafenhöhlen begleitet. Bibliographische Ueber die Abhängigkeit der phnfifhen Populationsfräfte von den einfahften Grundftoffen der Natur, mit beftändiger Anwendung auf die Bevölferungs-StatiftiE von Belgien Won Dr. Ferdi: nand Gobbi. Leipzig und Paris 1842. 4 (Inhalt: I. Von der Einwirkung des atmofphärifhen Waſſers auf Affimilation der Nahrungsmittel, auf die Refpiration, auf die Wärmeverbält: niffe, auf die Electricität, auf das Licht. IT Daritelluna der hydrographifchen Verhältniffe und der phyifchen Populations: Eräfte in Belgien. II, Darftellung und Berechnung des zwi— fchen den hydrographiſchen und den Populationselementen beite: henden Zufammenhanaes. Ein Werk, worauf der Verf. unges beuren Fleiß und großen Scharfſinn verwender hat.) Neuigkeiten Resume general de la clinique chirurgicale de la faculte de medecine de Strasbourg, pendant le semestre d’hiver 1841 — 1842. Lecons de Mr. Sedillot, recueillies par M. A. Fille- min, Strasbourg 1842, 8. Les bases physiologiques de la medecine, Ire partie, contenant une refutation de la doctrine de Charles Beil et l’explication des phenomenes de la paralysie. Par le Docteur Castel. Pa- ris 1842. 8. Clinical Midwifery. By R. Lee. London 1342. 12. TECH EHE — Nene Hotizen aud dem Gebiete der Nalur- und Heilkunde, oefaommelt und mitgetheilt von dem Ober Medieinalrarhe Froriep zu Weimar , und dem Medicınalrarbe und Profeffor FEroriep gu Terlim, N? 516. (Nr. 10. des XXIV. Bandes.) Kovember 1842, Gedrudt im Landes = Induftrie- Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr,, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. Hs an ter Ueber einige, unabhängig von der Art der Ver: arbeitung des Eiſens und nad) dieſer in der in= nern Structur deſſelben ftattfindende Veraͤnde— rungen. Bon Charles Hood. Wegen der Wichtigkeit der Zwecke, zu denen das Ei— fen verwendet wird, hat man diefem Metalle ftets vorzüglich viel Intereffe gewidmet, und nie hat daſſelbe noch eine fo ausgedehnte Anwendung gefunden, ale zu unferer Zeit, ins dem im Bereiche der Sndufirie und Kunft kaum irgend Et— was vorkommt, wozu diefes Metall nicht direct nöchig wäre. Sch habe nun den Zweck, in dem vorliegenden, Auffage auf einige Eigenthümlichfeiten im Verhalten des Eiſens auf: merkfam zu machen, welche der Beachtung von Eeiten der Gelehrten biejegt fat ganz entgangen zu feyn fcheinen, und die zwar den Gewerken gewiffermaafen befannt find, aber von diefen als einzeln daftebende Thatſachen und nicht als das Refultat eines allgemeinen und wichtigen Geſetzes betrachtet werden. Die fraglichen Umftände verdienen indeß, wegen ter böchft bedeutenden Folgen, die von ihnen abhängen, die Aufmerkfamkeit wiſſenſchaftlich gebildeter Leute gar fehr. Bon Hammer-, Schweiß» oder gefchlagenem Eifen hat man zwei Hauptvarietäten: die eine (das heifgefchweißte) ift das säbe, faferige Eiſen, welches im £alten Zuftande meift eine bedeutende Stärke befißt; die andere (das Faltgefchweißite) zeigt einen glänzenden cryſtalliniſchen Bruch, ift im Ealten Zuftande aͤußerſt fpröde, aber im heißen fehr dehnbar und bildfam. Diefe Unterfchiede find Allen, die ſich mit Gegens ftänden der Art berufsmäfig zu befaffen haben, fehr geläu- fig; allein weniger bekannt ift, daß die erflere Corte ſich durch mehrfache Einwirkungen fhnell in die leßtere verwan— bein und dadurch ihre Stärke in hohem Grade einbü- fen Eann. Daß gerade in — Zeit dieſer Umſtand als hoͤchſt wichtig anerkannt werden muß, wird wohl Niemand laͤug⸗ No. 1616, ku ee nen wollen. Der neulihe Unfall auf der Paris-Verſailler Eifenbahn, durch den fo viele Menfhen jämmerlih umka— men, entftand durch den Bruch der Achſe einer Xocomotive, und die Bruchfläche der Achſe zeigte große Genftalle, wie bei Ealtgefhmweißtem Eifen, Dennoch laßt ſich als erwiefen an— nehmen, daß diefe Achfe, welche zur Zeit des Unfalls ſich ganz fo ausnahm und ganz von der Beſchaffenheit war, wie die fpröde Schmeißeifenforte, noch kurz vorher im höchften Grade zäh und faferig war, und da die Franzöjis fbe Regierung die Sache durch eine eigne Gommiffion hat unterfuhen lafien, fo gewinnt diefelbe noch allgemeineres Intereſſe. Ich werde nun zeigen, wie diefe merfmwürdige und wichtige Veränderung bewirkt wird, und menigftens einige Beifpiele nachweiſen, wie wir diefelben willführlih bewirken fönnen. Die Haupturfachen, melde diefe Weränderung hervors bringen, find Stoß, Hitze und Magnetismus, und es ift zweifelhaft, ob irgend eines Ddiefer Agentien für fich diefe Wirkung erzeugen Eann. Sa, es fcheinen gewichtige Gründe dafür zu fprechen, daß fie, in der Negel, ſaͤmmtlich bei dies ſem Procefje zuſammenwirken. Der gewoͤhnlichſte Fall, in welchem faſeriges Eiſen durch Hitze in cryſtalliniſches umgebildet wird, zeigt ſich, wenn man eine Stange von einem ſchweißeiſernen Roſte zerbricht. Won welcher Art von Schweißeiſen derſelbe auch urſpruͤnglich angefertigt geweſen ſeyn mag, ſo wird man ſie doch ſtets für cryſtalliniſches Eiſen erkennen muͤſſen, und wenn man irgend ein Stuͤck Schweißeiſen öfter hintereinan⸗ der glühend macht und in kaltem Waſſer abloͤſcht, fo läßt ſich dieſelbe Wirkung weit ſchneller hervorbringen. Sn diefem Falle wirken wenigftens zwei der obenge: nannten Agentien zufammen, naͤmlich Hise und Magnetie: mus. Jedes Mal, wenn man Eifen in bedbeutendem Grade erhist, erleidet e8 in feinem electrifhen und magnetifchen Zuftande eine bedeutende Veränderung ; denn bei fehr hohen Temperaturen buͤßt daffelbe feine magnetifche Kraft gänzlich ein, und bei'm allmäligen Verkuͤhlen erlangt es dieſelbe wies 10 147 der, In dem Falle, wo man das glühende Eifen in Wal fer loͤſcht, wirken die electrifchen und magnetifchen Krüfte noch entfciedener ein, indem Sir Humphry Davy nach— gewiefen hat, daß bei jeder Art von Verdunſtung in den mit dem Dunfte in Berührung befindlichen Körpern negative Electrieität erzeugt wird *), und biefer Umftand hat neuer: dinge, wo man den aus dem Keſſel firömenden Dampf ſehr ſtark negativ electeifch gefunden hat, fehr viel Aufmerk— famkeit erregt. Diefe Reſultate find indeß in practifher Beziehung von nur geringem Belange, wogeyen die Wirkungen des Stoßes oder der Ecſchuͤtterung, die in fo verſchiedenen Faͤl— len und in fo ausgedehntem Maaße eintreten Eönnen, in dieſer Hinſicht ungemein wichtig find. Wir wollen diefelben unter verfc)iedenen Umftänden zu erforfchen fuchen. Bei der Fabrication mehrerer Arten von Hammereiſen wird die Stange erſt in die geeignete Form gewalzt, dann Die eine Hälfte derfelben erhißt und dann unter den Zainham— mer gebracht, worauf man die andere Hälfte der Stange ebenfo behandelt. Um jede Art von Ungleichheit in der Stange oder Verfchiedenheit in der Farbe derfelben an der Stelle zu verhindern, wo die beiden Hälften in der Mitte zufammenftoßen, läßt dev Arbeiter oft den Hammer in jener Gegend ein Paarmal auf den zuerft gehaͤmmerten Theil der Stange fallen. Diefer Theil derfelben ift jedoch mittlerweile verhältnigmäßig Ealt geworden, und wenn diefer Verkuͤhlungs— proceß zu der Zeit, wo jene Nachſchlaͤge ertheilt werden, zu weit vorgefhritten ift, fo wird jener Theil der Stange auf der Stelle cryſtalliniſch und fo außerordentlich fpröde, daß er fhon zerfpringt, wenn die Stange auf den Boden fällt, obwohl diefelbe fonft überall von der zäbeften und untadsligften Be— f&haffenheit if. Die Veränderung iſt demnach in diefem Falle zunächft durd) den Stoß hervorgebradyt worden, wenn das Eiſen eine niedrigere Temperatur, als die Schweiß— biße, befaf. Wir fehen hier die Mirkungen der Erfchütterung in einer fehr belehrenden Weiſe, und wir haben zu beachten, dag nicht das übermäßige oder zu lange fortgefeßte Haͤm— mern, fondern die Abweſenheit des geeigneten Hitzgrades zur Zeit des Haͤmmerns diefe Wirkung veranlaft, ja daß, wenn die Stange von geringer Größe ift, der Echaden vielleicht fhon durch vier bis fünf Schläge angerichtet werden kann. In diefem Falle wirken Stoß, Hitze und Magnetismus gleichzeitig ein. Wenn die Stage bei der gehörigen Tem— peratur gehammert wird, fritt Eeine folche Cryſtalliſirung ein, weil die Stange dann gegen Magnetismus unempfindlich ift. Hat fich diefelbe aber fo weit abgekühlt, daß ſie vom Magnetismus afficirt wird, fo wird durch die Schläge Magnetismus in diefelbe inducirt, und durch dieſen, forte die dadurch entftehende Wolarität ihrer Partikelchen, die cry⸗ ſtalliniſche Textur derfelben veranlaßt. Denn bekanntlich täßt fih weiches Eifen durch Erfhütterung faft augenblid- lih in einen Magneten verwandeln, und je höher das Eifen zur Zeit, wo e8 magnetifch wird, innerhalb gewiſſer Grän- *) Davy’s Chemical Philosophy, p. 138. 148 gen tempertet ift, deſto leichter werden fi mahrfcheinlid) deffen Molecuͤlen zur crpftallinifhen Structur ordnen fönnen. Es hält nicht ſchwer, diefelben Wirkungen durch wies derholte Schiäge mit einem gewöhnlidyen Hammer auf Eleine Eifenftangen hervorzubringen; indeß feinen die Schlaͤge eis genthümlichere Art feyn zu müffen, welche eine vollftändige Schwingung der in der Gegend des Schlags befindlichen Partikeihen zu Wege bringt*) Und merfwürdigerweife ſcheint ſich die Wirkung der Schläge in allen Fällen auf einen gewiffen Abſtand von der Stelle, weldhe vom Schlage getroffen wird, zu beſchraͤnken. Herr Charles Manby hat gegen mich eines Umftandes gedacht, welcher dieſe Angabe vollkommen beſtaͤtigt. Wei der in den Beaufortfhen Ei: fenhütten angewandten Gebläsmaſchine livß die Kolbenftange des Gebläscylinders lange Zeit bei der Bewegung ein fehr unangenehmes knarrendes Geräufh hören, deffen Urſache ſich nicht entdecen ließ. Zulest brach die Kolbenftange dicht am Kolben nad) der Queere, und es zeigte ſich, daß der Kolben und die Stange durch den Bolzen nicht in der gehörigen Weiſe aneinandergefihloffen worden waren. » Die, Stange zeigte auf dem Bruce eine ſehr auffallende cryitallinifche Tertur, und da man wußte, daß fie aus dem beiten Eifen angefertigt worden war, fo erregte dieß nicht geringe Ver— wunderung. Man fhnitt fie dann in geringer Entfernung von der Bruchftelle durch und fand, daß jie dort im hoben Grade zäh und faferig war, woraus fich denn das ebener= wähnte Gefeg ergiebt, daß fih die Wirkungen der Erſchuͤt— terung nur auf Eurze Abftände erftreden. Es laͤßt ſich, in der That, erwarten, daß, da fih die Wirkung der Exrſchuͤt⸗ terung nah Maafyabe der Entfernung von der Stelle, ven welcher die Erſchuͤtterung ausgeht, vermindert, auch die durch die Erfhütterung veranlaßte Cryjtallifirung in geringerem Grade bewirkt werden muß. Aus diefem Umftande läßt ſich auch die Wirkung abnehmen, welche der Magnetismus für ſich hervorzubtingen, im Stande ift. Die Kolbenftange mußte natürlich nad ihrer ganzen Länge magnetifch feyn, da die, abgefehen von andern Umftänden, eine nothwendige Folge ihrer Lage war; allein die zur B.mwirfung der Cry— ſtalliſirung erforderliche Kraft der Schwingung erſtreckte ſich nur auf eine geringe Entfernung, und alfo erhielt fie nur fo weit eine crpftallinifche Structure. Daß der Magnetie- mus die Cryftallifation begünftigt, bedarf, meiner Anſicht nad), feiner nähern Nachweiſung, da vielfache in neuerer Zeit angeftellte Verſuche darthun, daß galvanifche Stromun- gen viele der widerfpenfkigften Subftanzen zum Gryftallifiren bringen Eönnen; allein an und für ſich vermögen fie dieß in Bezug auf das Eifen nicht, wenigftens müßte die Wirkung außerordentlich langfam von Statten gehen. Cine andere, dem Herrn Manby vorgefommene Ers ſcheinung dient den vorftehenden Anfichten überhaupt zur ) Dieß ift eben bei'm Zainhammer der Kal, welcher bloß durch die Schwerkraft, nicht durch dahinter wirkenden Druck, nieder⸗ aetrieben wird, daher nach dem Auffchlagen, zumal, da ſein Schwanzbalken ein Geaengewicht bildet, ein Wenia- zurück prallt und den Partitelhen ber Eifenftange dadurd) die noͤthi⸗ ge Freiheit zum Vibriren geſtattet. D. Ueberf. 149 Beftätigung. Eine Eleine "Stange von gutem zähen Eiſen ward aufgehängt und beftindig mit gewöhnlichen Haͤmmern an diefelbe 'gefchlagen, fo daß fie fortwährend in Schwin— gung erhalten wurde. Nachdem dieſe Procedur bedeutend lange fortgefeßt worden mar, war die Stange fo außeror— dentlich ſproͤde geworden, daß fie unter den leichten Schlaͤgen der mit der Hand geſchwungenen Haͤmmer in Stüde ſprang und überall ein eryſtalliniſches Gefüge zeigte, Der Bruch der Achſen von Nüderfuhrmwerfen aller Art ift ein andres hierher gehöriges Beifpiel. Ich habe zu vers febiedenen Zeiten viele" zerbrochene Achſen unterſucht und nie eine gefunden, deren Bruchflaͤche nicht eryſtalliniſch geweſen wäre, während dieß gang ficher nicht die urſpruͤngliche Bes ſchaffenheit des Eiſens war, da fie Sabre lang weit ſchwe— terer Belafiung gedient hatten und zulegt, ohne daß eine befondere Veranlaffungsurfache vorlag, zerbrachen. Der ih: nen mitgetheilte Grad von Magnetismus muß ungemein ges ting feyn, da fie ihre Richtung in Bezug auf den magnes tiſchen Meridian beftändig verändern, fich nicht drehen und durch die Madfpeichen einigermaafen ıfolirt find. Die Wir: fung tritt bei dergleichen Uchfen auch ungemein langfam ein, was wohl daher rührt, daß fowohl der Magnetiemus als die Hige, denen fie ausgefegt find, keine große Intenfität erreichen, wenngleich fie bedeutend ftarke und anhaltende Er: fbütterungen erleiden. Ob die Wirkung bei auf gewoͤhnli— den Straßen dienenden eifernen Raͤdern ebenjo langfam eintritt, dürfte die Frage ſeyn. Bei den Achfen der Locomo— tiven auf Eiſenbahnen iſt indeh der Fall fehr verſchieden. Sn jedem Falle, wo eine folche Achſe brach, bot die Bruch— flaͤche ein cryſtalliniſches Anfehen dar; allein diefe Wirkung dürfte in divfem Falle weit früher eintreten, al8 wir auf den erften Blick anzunehmen geneigt feyn möchten, da diefe Achſen andern Einflüffen unterworfen find, die, wenn die hier aufgeftellte Theorie richtig ift, die zur Hervorbringung der fraglichen Veränderung erforderliche Zeit fehr abkürzen müf: fen. Die Achſen der Eifenbahnwagen drehen ſich nämlich mit den Raͤdern und müffen daher, während fie im Gange find, ſehr ſtark magnetifch werden. Die Herren Barlow und Chriftie wiefen zuerfi nach, daß Eifen, welches ſich dreht, Magnetiemus annehme, und. die Herren Herſchel und Babbage fanden bei der Wiederholung und Prüfung mehrerer Verſuche Arago's, daß dieß mit den Metallen überhaupt der Fall ſey. Es laͤßt fih, meiner Meinung nach, nicht bezweifeln, daß alle Eifenbabnachfen auf diefe Meife während der Drebung hoͤchſt magnetifb weıden, wenn— gleich fie e8 nicht andauernd bleiben dürften. Allein bei den Achfen der Rocomotiven findet noch eine andere Urfache ftatt, welche die Wirkung fleigern dürfte Die Verdunftung des MWaffers und das Ausftcömen des Dampfes erzeugen, wie bemerkt, in den mit dem Dampfe in Berührung. bes findlichen Körpern einen bedeutenden Grad von negativer Electricität, und Dr. Ure hat nachgewiefen *), daß die nes gative Efectricität in allen gewöhnlichen Fällen von Cryſtalli— fation diefe auf der Stelle zu Wege bringt. Diefer Ein: *) Journal of Science, Vol, V, p. 106, 150 fluß muß daber auf eine Eifenmaffe eine entfchiedene cry— ſtallifirende Wirkung aͤußern; indeß leuchtet ein, daß die Wirkungen aller dieſer verfchiedenen Urſachen in derfelben Richtung wirken, indem fie ſaͤmmtlich die innere Structur der Achſe einer Locomotive weit ſchneller umbilden müffen, als dieß unter faſt allen andern Umftänden der Fell if. Dr. Wolltafton mies zueift nach, daß die Formen, melde vegulinifches Eifen bei'm Bredien annimmt, die des regelmäßigen Deta@ders und Zetra@ders oder des aus diefen beiden zufammengefegten Rhomboid's find. Der zübe und faferige Character des Schweißeiſens wird durchaus durch Kunft hervorgebracht, und wir erkennen in den hier befpros chenen Veränderungen das Beſtreben des Eiſens, zu feinen urjprüngliben und natürlichen Formen zuruͤckzukehren, indem die erpflallinifche Geftalt, in der That, der natürliche Zus ftand, fehr vieler Metalle ift, und Sir Humphry Davy bat nachgemwiefen, daß alle diejenigen Metolle, die ſich auf gewöhnliche Weife ſchmelzen laffın, bei'm allmäligen Ver: fühlen regelmäßige Cryſtalle bilden. Die allgemeine Folgerung, auf die wir durch diefe Be: mer£ungen geleitet werden, fcheint, meiner Anficht nach, Eeinem Zweifel darüber Naum zu laffen, daß das Schweiß: eifen unter gewiffen Umftänden ein beſtaͤndiges Beftreben aͤu— fert, in den erpftallinifhen Zuftand zurudzufehren; daß zu diefer Cryſtalliſation nicht aber jedesmal eine längere Zeitz dauer erforderlich ift, fendern daß fie von Umftänden ab- hängt, unter denen die Vibration die vorzüglichfte Melle fpielt. Die Hise ift, innerhalb gewiffer Gränzen, ſicherlich zur Bewirkung der Veränderung nicht weſentlich nöthig, wenngleich fie diefelbe befchleunigen dürfte; allein der durdy Erſchuͤtterung oder fonft inducirte Maynetiemus ift ein wer fentlicher Begleiter der die Umbildung bewirfinden Um: ſtaͤnde. In einer der zu Anfange des Jahres gehaltenen Sitzungen der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften theilte Hr, Bos quil— lon einige Bemerkungen über die Urſachen des auf der Verſail— ler Eifenbahn ftattgefundenen Achſenbruches mit. Er feheint der Meinung zu ſeyn, daß diefe Genftallifation durch die Vibra— tion mit der Zeit herbeigeführt worden ſey, und daß zur Ders vorbtingung diefer Wirkung ftets längere Zeit erforderlich fiv. Aus dem oben Gefagten ergiebt fich, daß eine bes flimmte Zeitdauer Fein weſentliches Element der Umbildung des Eiſens ift, daß diefe unter gewiffen Umfiänden im Aus genblide eintreten, und daß eine Achſe, vorauggefert, daß ihr binreichend Eraftige und 'anhalterde Stöfe ertheilt werden, febr bald crpftallinifch werden £ann. Aus dieſem Umftande würde ſich die Nothwendigkeit ergeben, daß von den Achſen der Eifenbohnwagen, foviel moͤglich, alle Reibung und Er— ſchuͤtterung fern gebalten werden folle. ine der größten Fehler der Locomotiven und aller Eifenbahnwagen, in’sbes fondere aber der lesteren, befteht unftreitig darin, daß fie viel zu ſtarr find, wodurch die Kraft jedes durch zahlreiche unvermeidliche Urſachen veranlaßten Stoßes bedeutend ver: mehrt wird, indem die ganze Laft des in Bewegung befinde lihen Wagenzugs ihr Moment geltend macht, flatt daß die Derbindung der verfihiedenen Wagen untereinander fo ela— am 151 ftifher Art feyn follte, daß, im Fall ein plöglicher Stoß vorkaͤme, jeder, Wagen von dem andern ziemlich unabhängig betheiligt würde, Diefe Starcheit des ganzen Wagenzugs Eann der Bahn und der in Bewegung befindlihen Mafchine nur zum Nachtheile gereichen. Die Loderheit der Achfen in ihren Bühfen muß ebenfalls das Uebel um Vieles vers fölimmern. Obwohl ich die Veränderung der innern Structur des Schmiedeeifens zunaͤchſt in Betreff der Achfen der Eifenbahn- wagen in's Auge gefaßt habe, fo leuchtet doch ein, daß meine Bemerkungen auf ſehr viele andere Fälle Anwendung erleiden, wo Eifen ſich ähnlichen Einflüffen ausgefest befin— det und daher ähnliche Veränderungen erfahren muß. In dem Falle der Achfen der Eifenbahnwagen fheint allerdings Abhülfe am dringendſten nöthig, und es wäre daher zu wuͤn— hen, daß miffenfchaftlich gebildete Männer diefem Gegen: ftande ihre Aufmerkfamfeit ſchenkten, fowie, daß alle an Eifenbahnen angeftellte Beamte und Mafchinenbauer, die Gelegenheit haben, die Nichtigkeit diefer Theorie zu prüfen, dieß zu thun nicht unterließen. Denn wenn diefelbe ſowohl theoretifh, als erfahrungsmäßig feſtgeſtellt würde, fo koͤnnte daraus ein wefentliher Gewinn für das öffentliche Wohl entfpringen. Auf der andern Seite darf nicht unerwähnt gelaffen werden, daß gegenwärtig alle für Eifenbahnwagen beftimmte Achſen um Vieles ſtaͤrker gemacht werden, als fie zu feyn brauchten, um jeder ihnen zugemutheten Anſtren⸗ gung zu widerſtehen, vorausgeſetzt, daß das dazu verwendete Eiſen von beſter Qualitaͤt ſey, und dieſem Umſtande duͤrfte bauptfächlich das feltene Vorkommen eines Achſenbruchs auf Eifenbahnen zuzuſchreiben ſeyn. Da die Achfen auch der Biegung und Drehung zu widerftehen haben, fo müffen fie ftets weit ftärfer angefertigt werden, ald wenn fie bloßen Druck oder Zug auszuhalten hätten; allein es würde ſehr wuͤnſchenswerth feyn, daß bündige Verſuche angeftellt wuͤr— den, um die Stärke des Schweißeifens in verfchiedenen Zus ftänden von Cryſtalliſation zu ermitteln, da in diefer Bezie— 152 bung unſtreitig fehr bedeutende Unterfchiede vorfommen und wahrſcheinlich, wenn. der Cryftallifationsproceß einmal begons nen hat, derfelbe, bei der Fortdauer der veranlaffenden Urz fahen, beftändig feinen Fortgang hat und auf diefe Weife die Cohaͤſion des Eifens fortwährend vermindert wird. Earl Street, May 31., 1842. Vorgelefen dem Inſtitut der Civilbaumeifter am 21. uni 1842. Dem Artikel waren verfchiedene Proben von ' zerbrochenen Eifenbahnwagen = Achfen beigeseben. Bei mans hen mar diefelbe Achſe an verfchiedenen. Stellen gebrochen, und e$ zeigte fi am denfelben, daß, wo die Achfe die ftärks ſten Stöße erhalten hatten, die Cryftallifation des Eiſens auch bei Weitem am Bolllommenften war (The Edinb. new phil. Journ. July — Octob. 1842.) MNiscellen. Einige Lichtbilder mikroſkopiſcher Gegenftände auf Metallplatten, Pflanzenfiructur und Farbenftaub von Shmetterlingen, bat Herr Profeffor Hartig zu Braunſchweig an die Gefellfhaft naturforfhender Freunde zu Berlin gelangen laffen, welche, wie die fchon früher von Profefor Göppert in Breslau eingefandten, anfhaulich machen, daß bei beharrlicher, ſehr danfenswerther Befchäftigung mit dem Gegenitande, die wichtige Erleichterung ſchnellen Feſthaltens folcher Gegenftände, wenigftens für nicht fehr ftarke Vergrößerungen, wohl erreichbar feyn werde, In Beziehung auf leuchtende Seethiere hat Here Profefor Ehrenberg der Gefellichaft naturforfchender Freunde mitgetheilt, daß er, wie feit einigen Jahren in der Ditfee, bei Wismar und Dobberan, ebenfo auch in diefem Jahre im September wieder hei Wiemar in filtrirtem Seewaſſer viele Leuchtthierchen des Mee— res beobachtet habe, die aber nicht leuchteten. Es waren Peridi- nium Tripos und P. Fusus. Alle unterſchieden ſich von den früs ber beobachteten, wirklich Licht entwicelnden Thierchen durch glas= artige Karbloligkeit, oder Mangel an dem gelbbraunen. Stoffe, welcher jene erfüllte, und den Herr Ehrenberg für den entwil- Eelten Eierbehaͤlter anſieht, fo daß alfo Mangel an Eientwider lung den Mangel der Lichtentwidelung wirklih zu bedingen Teint. a——————— Hei Ueber das Gefühl Afphyetifcher. Bon Dr. Ward, Folgender Fall mag bemeifen, daß nicht nur Gefühle, fondern auch ein Grad von Bewußtſeyn in dem Zuftande von coma flattfindet, welcher duch unvollftändige Erdroſ— felung hervorgebracht mird. In meinen Knabenjahren liebte ic) Verſuche über meine Kraft, Schmerzen auszuhalten. Eines Abends forderte ich einen andern Knaben auf, mich mit feinem Taſchentuche zu erdroſſeln. Er erfüllte meinen Wunſch; allein kaum hatte er das Taſchentuch um meinen Hals zufammengezogen, als ih ruͤckwaͤrts nieberfiel und im Fallen mit meinem Kopfe gegen den Bettpfoften flieg. Wie lange ich Ing, konnte ich ek (med g nicht fagen, aber ich erinnere mich ganz wohl, einen heftis gen Schmerz durch den Schlag, fowie eine einfhnürende Em— pfindung von den Verfuchen des Knaben, den Sinoten zu löfen, gefühlt zu haben. Sch erinnere mich auch, daß, ale die Frau vom Haufe in dem Augenblide in's Zimmer trat, als der Knoten gelöf’t war, und fragte, was denn gefchehen fen, ih fogleih mit den Worten: „Nichts, Mabam," auf: ftand und fo rafch antwortete, daß fie feine Idee von der Urfahe haben Eonnte, die meinen Fall bewirkt hatte. Die Kenntniß folher Fälle mag die Ausdauer bei Ret— tungsverſuchen an erſtickten Perfonen, oder in andern Füllen von Scheintod anfeuern; und ich will hier noch ein einfa= ches und ſtets bereites Mittel anführen, welches in dem eis 153 nen Falle, wo ich es anzuwenden Gelegenheit hatte, an Wirkſamkeit alle andern Methoden weit übertraf. Am -Charfreitage 1340, einem fehr Ealten Zage, wurde ih in eine Huͤtte zu einem Kinde gerufen, welches foeben aus einem Müblbahe herausgezogen worden war, in wels chem es theild untergetaucht, theils ſchwimmend, einige Mi— nuten gelegen hatte. Sc fand es Ealt, gefühllos, geſchwol⸗ len, und bei jedem nur in langen Zwifhenräumen erfolgen= den Athemzuge flöhnend. Ich ließ‘ das Kind fogleih in ein Gefäß mit warmem Waffer feßen; doch war das Gefüß Elein, fo daß die Frauen genöthigt waren, das warme Waſſer über den Körper zu gießen, während andere es trieben. Da diefes ohne Wirkung blieb, der Puls faft ganz verfhwand, der Bauch immer mehr anſchwoll und der Körper Eilter wurde: ließ ich das Kind aus dem Bade herausnehmen , in warme Tücher wideln und tüchtig reiben. Diefes brachte nur für einen Augenblick Befferung, als id eine an der Wand hängende Birkenruthe bemerkte, einige Zweige abriß und das Kind zu peitfchen anfing. Sogleich zogen ſich die Beine vor Schmerz zufammen; das Gefchrei wurde deutlis herz; der Puls hob fih; der Bauch fanf ein, und die Waͤrme Eehrte zurüd. Die Reibungen wurden jegt wieder vorgenommen, und ein Wenig warmer Branntwein und Waffer dem Kinde, doch ohne Erfolg, gegeben; denn der Körper wurde wieder alt, der Puls fan, der Bauch fhwoll an, und das Leben ſchien fchnell binzufhwinden; als ich wieder zum Peitſchen, und zwar mit demfelben Erfolge, wie früher, meine Zus flucht nahm. Nun ließ ih, aufer den Reibungen an der Bruft, dem Bauche und den Beinen, ein Senfpflafter an die Wicbelfäule legen, und gab mehr Branntwein und Wal: fer: doch Alles umfonftz ich war fortwährend genötbigt, zum Gebrauhe der Nuthe zurücdzufehren. Jetzt kam der Kirchfpielswundarzt herbei, und wir kamen überein, in Er— wartung eined galvaniſchen Apparats, nach welchen ich ges fhiet hatte, heißes Maffer in einer Blafe auf die Bruft, Senfbäder an die Füße, und Ammoniak, welches er mit ſich gebracht hatte, an die Nafe anzuwenden. Die Wir: fung des heißen MWaffers war fchredlih anzufehen. Das arme Kind öffnete fogleich feine Augen mit einem furchtbas ten Starten, welches e8 beibehielt, folange die Application dauerte; zugleich mwimmerte es, und wurde weit mehr aufges tegt, als zuvor; allein fobald das heiße Waffer wieder ent: ferne war, febrten die ungünftigen Symptome, felbft fchlim: mer, als’ zuvor, zurüd, und wir wagten, dieſes Mittel, aus Furcht vor den Folgen, nicht wieder anzumenden. Bald darauf langte der galvanifhe Apparat an, und Schläge und Ströme, allmilig an Stärke vermehrt, wurden durd) die Bruft und das Zwerchfell geleitet, ohne dauerndere Wirkung als die andern Mittel, das Peitfchen ausgenommen, welz ches ich die ganze Zeit hindurd dann und wann noch anyes „wendet hatte. Sch ſetzte nun mein Vertrauen nur auf dies ſes und das Meiben; und ungeführ zwei Stunden, nachdem ih zu dem Kinde gerufen worden, hatte ich die Genug: thuung, das Kind in das Bett zu der Mutter — der ich gerathen hatte, in’s Bett zu gehen, um es warm zu hal⸗ 154 ten — mit ber Ausjicht einer rafchen, vollftündigen Wirs derftellung, legen zu laſſen. As ic das Kind am nächften Morgen wieder fah, Eonnte ich in dem zarten Kinde vor mir nicht mehr die ges fhmollenen Züge vom vorigen Zage miedererfennen, und was bemerfenswerth ift, die einzige Spur von der Applicas tion des kochenden Waffers war eine leichte Nöthe auf der Bruſt; auch hatten die Ruthenſtreiche Erine Striemen zus rüdgelaffen. Ich ſchreibe die lange Dauer des Erftidungse zuftandes einer Bronchialaffection zu, am welcher das Kind zur Zeit des Unglücsfalles litt, welche aber wenig dadurch gefteigert wurde. Die Ausbaubung und Wiederauffaugung der Darm gafe in diefem Falle, unter Verminderung und Ruͤckkehr der Merventhätigkeit, ſcheint Aufmerkfamfeit zu verdienen, indem fie eine ausreichende Erfisrung für die Entftehung von tympanitis giebt, welche viele das Nervenſyſtem im Allgemeinen afficirende Krankhriten — wie Hnfterie, oder auf die Bauchnerven wirkende — wie peritonitis und Ty— phus — zu begleiten pflegt, obwohl wir bei der lestern Kranfs beit dem Meteorismus fowohl eine allgemeine, wie eine lo— cale Urſache beilegen Eönnen, Ein neuerer Reifender in Norwegen erzählt, daß bie Norweger, auf ihren Neifen über die halbgefrornen Flüffe, fi diefe8 Umftandes bedienen, ihre Pferde, wenn fie durch Höhlen in das Eis einfineen, zu befreien, indem fie eine Schlinge über ihren Hals merfen und fie folange anziehen, bis das Pferd, nahe daran, zu erftiden, feinen Unterleib fo mit Gag gefüllt hat, daß es auf feinem Rüden ſchwimmt und fo leiht aus dem Waffer liber den Nand des Eifes berausgezogen werden fann. (London Medical Gazette, August 1842.) Ueber angeborene Gefchmülfte des Bedens. Bon Eduard Stanlen. Sm Sahre 1836 ward Dr. Stanled erfuht, ein Kind von vier Monaten in Augenfhein zu nehmen, wel— ches mit einer Gefhmwulft, von der Größe einer Drange, welhe am untern und hinteren Theile des Körpers berabs bing, geboren war. Das Kind ſchien im Uebrigen gefund. Mit dem MWahsthume nahm audh die Geſchwulſt fortfchreis tend zu und war mit dem Übrigen Körper im Verhaͤltniſſe. Bis zum Alter von zwei Jahren war die Gefundheit ziem» lih gut. Da aber befam das Kind die Mafern, was feine Gonftitution bedeutend ſchwaͤchte. Zur Zeit des Todes wa— ven die Dimenfionen und die allgemeinen Charactere der Gefhwulft folgender Art: Ihr Umfang betrug 144 Zol; eine Linie, die man von der Baſis bis zu dem am meiften vorfpringenden Puncte in der Mitte gezogen dachte, mar 43 Zoll lang; die fehr breite Bafis bededte vollkommen eine der Hinterbaden und reichte über das sacrum herüber nach der entgegengefeßten Seite des Bedens. Die Haut, welde die Gefchwulft bededite, mar gefund; einige große und buch— tige Venen verzweigten fich in dem darunterliegenden Zellge: webe. Un mehreren Puncten ſah man Vertiefungen, von 155 denen man vermuthete, daß fie den Zwiſchenraͤumen zwifchen den in der Geſchwulſt enthaltenen Eingeweiden entfpräcen. Mas die Oberfläche der Geſchwulſt betrifft, fo war fie volls fommen erweicht; aber bie und da erkannte man feftere Stellen, welche ifolieten Knorpelftücden gliben, und es ift bemerkfenswerth, daß diefe feſten Puncte nicht immer an demfelben Orte wahrgenommen wurden. Beim Drude vers fhwand die Gefhwulft nicht in der Art, daß die Vermus thbung, ein Theil davon träte in das Innere des Körpers zurüd, fich rechtfertigen ließe. Wenn man die Finger in dag rectum einführte, fo fühlte man einen Theil der Ge: ſchwulſt, welche ſich in der Bedenhöhle zu beiden Seiten des Darmes ausdehnte. Schrie das Kind ſtark, fo wurde die Geſchwulſt gefpannter, was mehrere ‘zur Gonfultation zugezogene Aerzte glauben lief, daß eine Communication nad) Innen vorhanden fey. Bei der Section fand fich, daß die Gefhwulft duch Vereinigung mehrerer verfchiedener Gewebe gebildet wurde; ein Theil war feſt und hatte Ana: logie mit den fibrofen Gefhmülften des uterusz ein ande: rer größerer beftand aus zwei Cyſten, von denen eine die andere umſchloß. Ihre Wände waren häutig, von fefter, fibroͤſer Textur; fie enthielten eine gelbe, durchfichtige Flüffige keit. Ein ſchmaler und fefter Theil der Gefhmulft ftieg durch die untere Deffnung des Bedens in deffen Höhle em: por, erſtreckte fich faft bis zum sacrum, indem er vorzüg- lich die rechte Seite des Bedens einnahm und daher Blafe und reetum zufammendrüdte, aber doch nicht hinlänglich, um erheblich ihre Sunctionen zu jlören. Die Geſchwulſt war im sacrum nur durch loderes Zellgewebe befeftigt. Diefe Section zeigte, daß, mit Nücdficht auf Page und Anheftung der Gefhmwulft in der erften Zeit, ihre Ab— tragung gelungen wäre, folange nämlich ihr geringeres Vo— lumen noch erlaubte, den am Becken zufammengepreßten Theil herabzuziehen, ‚da fie an den umgebenden Organen nur durch ein lockeres Gewebe angeheftet war. Zur Unterftüsung diefer Behauptung ift eine Beobach- tung des Dr. Blizard anzufübren, wo die Abtragung einer ähnlichen Geſchwulſt mit Erfolg bewirkt wurde; es handelte fih um ein zweijähriges Kind, welches eine am sacrum befeftigte Geſchwulſt hatte, die ſich faft bis zu den Füßen hinab erftredte; fie wurde ‚abgenommen, und vierzehn Tage darauf Eonnte das Kind geben; der Tod er— folgte erft im dreizehnten Jahre anphthisis. Die Gefhmwutft wurde durch verfchiedene, den oben befchriebenen analoge, Gewebe gebildet; aber außerdem fand man noch ein Stüd des Dickdarms, welches 35 Zoll lang war, mit dem pro- cessus vermiformis volltommen ausgebildet, Ähnlich dem coecum eines der Geburt nahen foetus; dag Stuͤck wurde an einem und mahrfcheinlich auch am ‚anderen Ende ges ſchloſſen, ehe man es einfchnitt, um die Geſchwulſt zu ent: fernen. Dr. Stanley führt außer diefen Fällen noch drei andere Beobachtungen an: eine von Dr. W. Simmons im achten Theile feines Werkes Medical facts and ob- servations mitgetheilt, wo die von Fett gebildete: Ge- ſchwulſt in ihrem Innern einen verfchloffenen Darm von 156 mehr, als einen Fuß lang, enthielt, der mit einer dem meconium ähnlicher Fluͤſſigkeit angefüllt war; eine andere Beobachtung von Profeffor Clare zu Cambridge, ſcheint vielmehr eine spina bifida zu feyn; die dritte Geſchwulſt, welche im Mufeum des St. Bartholomäus» Spitales aufs bewahrt ift, hatte die Größe zweier Fäufte; fie fand ſich am bintern untern Theile eines zur gehörigen Zeit gebore— nen Kindes; fie plaste in dem Augenblicke, wo dag Kind durch die untere Beckenmuͤndung Fam, und ergoß viel blutige Fluͤſſigkeit; das Kind lebte nur zwei Stunden; die Geſchwulſt wurde von einer großen CyStis und von zwei, an der ine nern Fläche der letztern befeftigten, Eleinern Cyſten gebildet; die .erfte enthielt Blutgerinnfel und die beiden andern eine feröfe Fluͤſſigkeit. Ein intereffantes' phyſiologiſches Factum, welches fich aus den beiden vorhergehenden Fällen ergiebt, ift dag Vor— handenfeyn einer Flüfiigkeit in dem Theile des Darms, den die Geſchwulſt einfhloß, und welche dem meconium voll kommen gli, obwohl feine Communication mit dem Dar— me des Kindes vorhanden war. Dr. Stanley will einen aͤhnliven Fall bei einem gebirnlofen Schaafe beobachtet ha= ben; Magen, Därme, Milz und Nieren waren volllommen gebildet, während die Leber ganz fehlte; und doc) fand man in den Därmen, vorzüglich in den dicken, eine große Menge dicker, gelblichſchwarzet Flüffigfeit, die dem meconium glich, und die mit Maffer verdünnt, mit Ausnahme des fehlenden bitteren Gefchmades, vollfommen der gewöhnlichen Galle aͤhnlich war. r Dr. Stanley theilt die angeborenen Gefhmülfte des Beckens in vier Claſſen; erſtens folhe, welche durch patho= logifhe Gewebe denen ähnlich. gebildet find, welchen man fpäter im Leben begegnet; zweitens foldhe, die zu den Mon— ftrofitäten, die von Einſchließung eines foetus in den ans dern, gehören; drittens folche, die von einer spina bifida abhängen und die in einer membranattigen eystis beſte— ben, die mit dem Innern der harten NRüdenmarkshaut communicirt; vierten folhe, welche vollfommen oder theil— weis durch membranartige Cyſten gebildet werden, welche mit dem canalis vertebralis oder außerhalb der harten Haut des Ruͤckenmarks communiciren. Er fchlieft feine Abs handlung mit der Bemerkung, daß in allen von ihm bes fhriebenen Fällen die Gefhmwulft vom binteren und unteren Theile des Bodens kam; daß fie die Tendenz hatte, forte fhreitend und in Proportion mit dem übrigen Körper zu wachfen, und daß die Abtragung ähnlicher Geſchwuͤlſte in— dicirt foyn würde, wenn man nicht befürchtete, daß fie mit den Membranen des Ruͤckenmarks zufammenhängen. (Lon- don Med. chirurg. Transactions, T. VI. 1841.) Ueber Hypertrophie des Gehivnes bei Kindern. Bon Dr. Cathcart Eee s. Daß die Entwidelung des Gehirnes in einigen Fällen beträcht: lih größer ift, als in anderen, wurde früher nur beilaufig von ben Pathologen (Morgagni)berüdfichtigt, hataber erit in den legten Sahren die Aufmerkfamkeit der Aerzte auf fi gezogen. Die bis 4157 jest gefammelten Thatfachen fordern mehr zu weiterer Untirfuhung auf, als daß fie eine Ueberzeugung zu gewähren vermoͤchten, aus mal, wenn wir finden, daß Vathologen, wie Roftan, jenen Zus ftano für einen zweifelhaften erklären, indem er, ohne die Moͤglich⸗ keit deſſelben zu laugnen, ihn doch augenſcheinlich fuͤr einen von Gehirnentzundung abhängigen Gonfecutivzuftand hält. Derſelben Meinung it auch Bouillaud, wie wir aus Andral's Clinique medical, tom. V. erjehen, Dance und Andral, welche die befte Befchreibung der Hy— pertrophie des Gehirns gegeben haben, fchreiben ihr befondere ana— tomiſche Characırre zu, und ſprechen vorzüglid von der Nothwen— digkeit, diefen Zuftand von den der Hyperamie zu unterfheiden, da er meiit auf gang entgegengefegten Urſachen berube, wie feine Blaͤſſe bezeuge. —Andral fuͤhrt zugleich an, daß Laennec dieſen Zuſtand des Gehirnes in Fällen gefunden habe, welche die Symptome des hy- drocephalus darboten, und bei denen nur ſehr wenig Ausſchwitzung ſtattfänd. Doch ſind bisjegt noch Eeine deutlichen Merkmale ange— geben, um dieſen Fall von chroniſchem Waſſerkopfe zu unterſchei— den, und ich hoffe daher, daß ich nicht ohne nutzliche Ergebniſſe folgende Fälle, welche unter den Kindern des Inſtitutes, dem ic) vorftche, vorfamen, mittheilen werde, Erfter Fall. John Hardina, zwei Jahre alt, cin dickes fhwerfäliges Kind, wurde im Mai 1842, wegen Keuchhuften, in das Spital aufgenommen. Die Mutter des Knaben gab an, daß, er fters gefund, aber ſehr ſchwerfaͤllig und fchläfrig geweſen fey, richt fo gerne aufpielt have, wie ihre anderen Kinder, und ſtets einen großen Appetit gehabt habe, Der. Kopf iſt größer, als er im Verbältniffe zu feinem Alter ſeyn follte, befonders queer über die Schritelbeinhöder, welche ber traͤchtliche Vorfprünge bilden; dag Stirnbein ragt aud über die Nafenmwurzel bervor; die Fontanelen find vollkommen verfnöcert; die Augen groß, hervorragend und weit auseinanderftchend; der Ver: frand ift gut, aber der Knabe ſcheint apathifch zu ſeyn, und be— merkt Nichts mit Aufmerkſamkeit, als feine Nahrung, nady der er ſehr begierig iſt; er wird leicht zum Schreien gebracht; Fieber war nidt da, aber die Duftenanfälle waren fehr befrig, denen häufig allgemeine Zudungen folgten; in einem dirfer Anfälle ftarb vr am fehsten Zage der Krankheit. Als man die Schädeldede entfernt batte, zeigte fich die dura mater fehr gefpannt, und als man biefe durchſchnitt, ſchien das Gehirn gefchwollen und dränate fich durch die Häute vor, die gyri fhienen wie dur Druck abaeplattet zu feyn; die Gefäße der pia mater waren hochroth injicirt; die Sub: ſtanz des Gehirns befand ſich in ftarfem Gonaeftionszuftande, war aber von feſter Gonüftenz. Das Gehirn ſchien ſehr aroß; feröfe Ausſchwitzung in die Ventriket fand ſich nicht; eine leichte Gefäß: verzweigung der Brondialfchleimbaut war da; die Brondialdrüfen waren nicht vergrößert, der Kehlkopf vollkommen geſund; wenige febr dunkele feſte Stellen, gleich den: Flecken bei'm Lungenſchlage, waren an den Eungen zerftreut, und ganz ifolirt; alle Nerven wurs den forgfältig unrerfucht, boten aber nichts Abnormes dar, weiter Kall, Anna Murpbpy. drei Jahre alt, ein fehr kartausfehendes Rind mit einem im Verhältniſſe zum Körper gro— Gen Kopfe; der Körper abgemagert, befonders die unteren Extre— mitäten; der Unterleib aufgetrieben; eine beträchtliche Dervortreis bung zeigt ſich am Stirnbeine, fowie auc an den hinteren Win— kein beider Sceitelbeinez die Augen find ſchwer und fteben weit auseinander, fo daß das Kind das Ausfehen eines mit hydroce- phalus chroniens bebafteren befommt; die Fontanellen find aanz geſchloſſen und Feft, aber fnorpelia: das Kind ift febr eiaenfinmig und gefräßia, ſchreit, fobald es Nahrung fieht, bis es dieſelbe ber tommt, worauf es dann darüber seinfcläftz es brinat feine Zeit mit Schreien, Eſſen um Schlafen zu. ein Verftand ift ftumpf, ſcheint aber vollitändia vorhanden zu finn; der Puls war im All- gemeinen reaeımößia, und die Pupillen rormal. Das Kind war an der Thuͤre des Dofpirals niedergelegt worden, fo daß wir feine frühere Befchichte nicht erfuhren ; es blieb aber mehrere Monate unter meiner Auffiht — bis zu feinem Zode, welcher allmälig nad einer chroniſchen Diarchde ohne Zudungen eintrat, 158 Das Gehirn wog 2 Pfund 8 Unzen; die dura mater abhäs rirte feit am Schaͤdelz das Gehirn war groß, die dura mater dar— über ziemlich geſpannt; die Subſtanz des Gehirns war feiter, als es bei einem Kinde dirfes Alters gewoͤhnlich ift, und auch von blafjem Ausſehen; Fluſſigkeit fand ſich weder in den Ventrikeln noch an der Balls des Gihirns, es ſchien, in der That, ganz leer von Blut oder Serum zu ſeyn; Zuberfeln waren weder in den Lungen, nod im Unterlube zu finden. Dritter Fall. Mary 8, fieben Sabre alt, mit hellbraus nen Daaren, zarter Baur, fcheint immer in Schlaf verfallen zu wollen; die Pupillen find natürlicy, der Puls regelmäßig, die Fun— etionen gehen alle gut von Statten; ihr Temperament ift fchr böfe, fie will. ihre Lectionen nicht lernen, was aber mehr von Faulheit, als von Dummheit herzurühren fcheint; ihr Appetit ift ſehr groß; ihr Kopf ift im Verhältniffe zum Körper nicht zu groß, aber queer über den Scheitelbeinhoͤckern findet ſich ein betraͤchtlicher Vorſprungz fie Elagt häufig über Kopfſchmerz und erbricht ſich zuweilen des Morgens. Ih wurde am 10. Juli 1842 wegen einer ſcrophuld— fen Anfhwellung am Halfe diefes Kindes confultirt, und fein Aus— fehen frappirte mic fo fehr, daß ich mich genau nad) dem Zuftande deſſelben erkundigte. Ich habe dieſe Faͤlle nach einander hingeſtellt, damit man ſie in Beziehung auf ihre fruͤheſten Symptome vergleichen koͤnne, da ich gerade auf die genaue frühere Geſchichte Werth lege, was bei feinem der bis jetzt veröffentlichten Fälle geſchehen iſt. Im den von Andral veröffentlicten Källen Icheinen Kopfichmerz , Zuduns gen und Falfucht vorgefommen zu ſeyn, allein jie famen erft zu feiner Beobachtung im zweiten oder acutın Stadium, wenn das Ger birn durch Drucd leidet; denn in feinen Källen waren die Maafs verhaͤltniſſe des Schädels nicht größer, als gewöhnlih, was einen großen Unterfchied in den Symptomen bervorbringen muß. So fann Blödfinn, welcher doch fo häufig von Atrophie des Gehirnes abhängt, durch Hypertrophie verurfacht werden, wenn beträchtlis der Druck dabei ftattfindet, während, wenn der Schädel auf dies felbe Weife wie das Gebirn fich entwickelt, oft Peine oder nur uns bedeutinde Symptome hervorgerufen werden , wie in einem von Herrn Scoutteten (Archives generales. Vo!. VII.) erwähnten Falle, wo ein fünfjähriges Kind an Hypertrophie des Gehirns — mit Verarößerung der Hirnfchaale — in einem folhen Grade litt, daß dir Kopf fo groß, wie der eines Erwachfenen wurde, und bes fenders an dem Dinterhauptshöcker hervorragte; bie Gehirnfunctios nen waren unacftört, und die einzigen Symptome, welche das Kind während des Lebens zeiate, waren: bäufiges Fallen, verurfacht durch die Schwere des Kopfes, welcher, wenn dag Kind laufen wollte, nady Vorwärts gebalten wurde, und eine große Neigung zum Schlafe, wenn es rubig war. Es ftarb an acuter enteritis, und das Gehirn zeigte eine große Entwidelung aller feiner Theile, Toon eine nur geringe Menge röthlihen Serums in dem Bene trikeln. Ordnen wir nun die Symptome, welche die obigen Fälle dars bieten, und ſehen wir, in wie weit fie uns in den Stand ſetzen mögen, eine Diagnofe zu bearünden. In Betracht der Geifteekräfte finden wir zuerft einen eigen— thuͤmlichen Stumpffinn, befonders characterifirt durch Theile nahmlofigkeit an Äußeren Dinaen’ und große Schläfrigkeit. Auch freute fi deutlich eine befondere Reizbarkeit heraus 5 Andral behauptet, dag bei Erwachfenen Kopfſchmerz mit beffigen Gracerbationen ein Hauptiymptom fiy, was aud in dem legten, von mir befchriebenen Kalle eintrat. Er erwähnt auch Schwäche in den Beinen, oft in Cähmuna, Zuckungen, Epilepfte en= dendz aber diefe Symptome gebören der zweiten Periode diefes Zus ftandes on, wenn derfelbe Thon in das acute Stadium getreten ift; da es abır ein Hauptzug jeder Hypertrophie tft, fich lanafam zu entwickeln, fo babe ich nur eine Gelegenheit achabt, dieſen Zuftand in der erften oder chronifchen Periode zu ftudiren, da die zwei er— ften Kindir an zwei anderen Krankheiten ftarben, ‚bevor fie, die zweite Periode erreicht hatten, welche wahrſcheinlich um die Zeit der zweiten Zahnung eingetreten feyn würde: fo wurbe bei der vierten Beobachtung Andral’s der Knabe in einem Alter von 7 159 Jahren epileptifh und ftarb nah einem Anfalle, comatös, neun Sahre alt. Der Appetit war fehr groß in allen von mir angeführten Fällen, und dann fand fi die eigenthümtihe Dervorragung der Scheitelbeinhböder, auf welche beſonders Dr, Muünch— meyer (in Shmidt’s SJahrbüdhern XXV. 1340) aufmerkfam macht, und bie ein fchägenswerthes Merkmal feyn moͤchte, um dies fen Zuftand von hydrocephalus chronicus zu unterfcheiden, mit welchem Leiden er oft verwechielt wird. So theilte in dem erften, von Dr. Sims erzählten Kalle, die Mutter des Kindes ihm mit, daß jie gewünfht hatte, den Kopf des Kindes in einem Dofpitale punctiren zu laffen. Und Dr. 8. Green erwähnt in einem treff lichen Auflage über diefen Gegenjtand (Provincial Med. and Sur- gical Journal), daß er vor Kurzem ein Kind gefehen habe, welches von einem Arzte zum Zode verurtheilt wurde, ald mit einem Waſ— fer£opfe behaftet, wahrend es nur ein Fall einfacher Hypertrophie war, der die Gifundheit des Kindes gar nicht ftörte, Das dia: gnoftifche Zeichen, welches er angiebt, ift das dem Finger fich mit: theilende Gefühl von Feſtigkeit, bei einem über die Kontanellen angewandten Drud in Fällen von Hypertrophie, als contraftirend mit dem Fluctuationsgefühle in Fällen von hydrocephalus chroni- cus; allein diefes Eönnte nur feine Anwendung finden bei fehr junz gen Kindern oder in Außerft ſtark entwickelten Fällen. Die Prognofe bei Kindern tft nicht nothwendig ungünitig, denn da es eher ein Fehler der Entwidvlung, als eine wirkliche Krankheit ift, fo ift auch eine natürliche Neigung da, zu dem Nor— malzuftande zurücdzukehren; mährend die Dauptgefahr, in der That, von dem Auftreten anderer Krankheiten, wie die das Bahnen begleitenden, oder Erantheme ausgeht. Es ift anzunehmen, daß die ſchnellen und ploͤtzlichen Zodesfälle, welche zuweilen bei dem boͤsar— tigen Scharlady vorkommen (von denen ich felbit einige erlebt habe, mo der Hals nur leicht afficirt war, und die Kranken in einem ſehr frühen Stadium unter Gehirnfymptomen, als wenn fie dur) den Giftftoff des Uebels vergiftet worden wären, binftarben), das Refultat eines Zuſtandes von Dyperämie feyn mögen, der noch zu diefem eigenthümlichen Zuftande von Gebirnhypertrophie hinzu— kommt. Sc deute nur darauf hin, da ich felbft es für unmög'ich gefunden habe, die Urfache des Todes aus den Sectionsergebnilfen bei einigen Fällen zu erklären, die mir leider aufgeftoßen find, und welche jeder Behandlung Troß zu bieten feinen. Die Urfahen dieſes Zuftandes find fehr dunkel, aber wahr: fheinlih abhängig von oder zufammenhängend mit Scropheln, und obgleich die bisjegt über diefen Zuftand veröffentlichten Beobachtun— gen zeigen, daß diefelben meift bei Erwadjfenen vorkommen, fo müffen wir ihn doch wohl als das Ergebniß, fey es einer abnor: men Entwidelung des Gehirns, welche vor der Geburt veranlagt worden ift, fey es einer primären Geftaltung anfehen. Denn da 160 ZTiedemann und Balentin feftaeftellt haben, daß das Fötuss gebirn eines der fchweriten und gefäßreichften Organe des Kör« pers if, aber wenige Spuren don Organiſation darbietet, To mag der primitive Typus einige Sabre hindurch andauırn und fo Urſache zur Hypertrophie geben, welche eine geraume Zeit beftehen kann, ohne den allgemeinen Gefundheitszuftand au beeinträchtigen — mie wir es bei anderen Organen, z. B., bei der Leber, fehen — es ſey denn, daß entweder eine Steigerung in der Sntenjität feiner Thaͤtigkeit, oder ein acutes Leiden hinzutrete. So zeigt ſich denn auch hier das allgemeine Grfeg der Dppertrophie, wenn jie in anz deren Organen vorkommt, und welches fie vorzüglich characterie firt, nämlid daß die functionellen Störungen, welche jie hervor: zuft, jih nur über den afficirten Theil erſtrecken, im Verhaͤltniſſe wie der Theil felbft feine Thätigkeitsfphäre ausdehnt, fo von an« deren oraanifchen Verlegungen abweichend, welche fo früh den gaus zen Körper afficiren, wo auch immer der Sitz des Leidens fıyn mag. (Dublin Journal, Septemb. 1342.) Mare Neue Berfuhe der Keratoplaftif find, nach einer Ans eabe in der Academie des Sciences zu Paris, von den Doctoren Feldmann und Davis aufs Neue, nah v. Walther's Anga— ben, in Münden ausgeführt worden. Es wurde die Hornbaut eines Thieres abgetrennt und hierauf wieder aufgebeftet, und es haben fi), unter Beihülfe der Suturen, fefte Narben gebildet. Ebenſo wurde die Hornhaut von dem Auge eines Thieres abgenommen und auf das Auge eines anderen Thieres aufgenäht und feftgebeilt. Theil— mweife Durdfichtigkeit der Hornhaut ift dabei erbalten worden. Ausführlichere Mittheilungen werden verfprodhen. (Gaz. med. 5. Nor. 1842.) Eine Beziebung zwifhen dem Wakhsthume der Nägel und der Wiedervereiniguna gebrohener Kno— hen, verfichert Herr Dr. Günther, zu Kayna, in Sadjen, beob= atet zu haben. Im Jahre 1832 bemerkte ein junger Mann, daß, während er wegen eines Knochenbruchs am rechten Beine das Bett hüten mußte, die frifchgefchnittenen Nägel diefes Beines nicht, wie es an dem linken gefchah, wuchſen. Erſt nach funfzig Tagen hatte das Wachsthum der Nägel wirder feinen Fortgang, und erit von da an batte der Kranke das Gefühl der Wiedervereiniaung und Gonfolidation der Knocdenfragmente. Durch diefen gewiß interef- fanten Fall aufmerffam gemacht, hat Herr Günther frither eine aroße Zahl analoger Beobachtungen gemaht, welche für jene Bes ziehung fprehen. (Mebdicinifche Zeitung 1842, Nr. 41.) Te SL Eee ee ern Bibliographische Meuigkeiten. Memoire sur la mesure théorique et experimentale de la re- fraction terrestre, avec son application A la determination exacte des differences de niveau, d’apres les observations » des distances zenithales simples ou reciproques, Par M. Biot. Paris 1842. 8. M. K. Histoire naturelle des mammiferes, avec des Figures originales, coloriees etc. Par M Geoffroy Saint-Hilaire et M. Fred. Cuvier. Livraison 71. Fol. Paris 1842, (Nach vierjähriger Unterbrechung erfcheint hier die Kortfegung des wichtigen Werks, und das 72. und Schlußheft ift für den laufenden Monat No: vember noch verfprocden.) Verhandlungen der K. KR. Gefellfchaft der Aerzte zu Wien, von Ente ftehung dee Geſellſchaft bis zum Schluffe des dritten Geſellſchafts— jahres. Wien 1842. 8. (Enthält die Gefhihte der Gefellichaft und Abhandlungen zur Phyſiologie (von Czermak); zur allger meinen Heilkunde (von v. Zöltenyi, Gruby, Berres und Heller); zur Epidemiologie (von Knolz und Beer, d. Feuchtersleben, vd. Wirer, Dobler, Sterz, Kolwarczny); zur Pathologie und patho= Logifchen Anatomie (von Czermak, Olauhy, Puhler, Frank und v. Wirer); zur Therapie und Pharmacologie (von Wisgrill und v. Wirer), zur Gynäcologie (von Bartfh und v. Feuchtersle— ben); zur Chirurgie (von Graf, Zink, Zehner); zur Deilquellen- Lehre (von Sterz, Hochberger, v. Wirer und Pleifchl.) Memoires sur les aphthes du col de la*matrice etc, Conte de Levignac. Paris 1842. Memoires sur l’emploi des caustiques dans quelques maladies de l’uretre. Par le Docteur Civiale, Paris 1842. 8 Par M. — ——— — — Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgerbeilt von dem Obers Medirinalratde Froriep zu Weimar, und dem Medisinalrasbe und Profeffor Froriep zu Berlin, No. 517. Gedrudt im Landes» Induftrie Somvtoir zu Weimar. (Nr. 11. des XXIV. Bandes.) November 1842. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thir. oder 3 F1.30 Kr., des einzelnen Srüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr. Mae Bemerkungen über die Entftehung einiger wirbel: lofen Ihiere. Bon Heinrih Rathke. Die Anfihten, welde Neihert über die Art und Meife, wie der Embryo der Wirbeltbiere feine Entſtehung nimmt, und über das Verhaͤltniß deffelben zu dem Dotter aufgefleltt hat, find fo abweichend von denen, welche bisher darüber galten, daß durch diefelben eine totale Reform der Entwidelungsgefbichte der Thiere angekündigt zu feyn ſchien. Dieß veranlafte mid) vor zwei Jahren, eine Reihe von Uns terfuhungen zu unternehmen, die zur Prüfung der Reis chert'ſchen Angaben, mwenigftens der mwefentlichern von ihnen, dienen follten. Zugleich aber dehnte ich die Unterfuhungen audy auf wirbellofe Thiere aus, theils weil ich hoffte, daß ih an dem Cie derielben munde Bildungsvorzänge würde mit größerer Sicherheit erkennen koͤnnen, als an dem Eie ber Wirbelthiere, theils auch, weil ich wuͤnſchte, Refultate von allgemeinerer Gültigkrit zu erlangen. Zwei Sommer bindurd habe ich nun an diefen Gegenftand fo viel Zeit ges fest, als ich von meinen Amtsyefhäften nur iruend erübris gen konnte: doch bin ich erft fo weit gelangt, daß id nur über die Entftehung von einigen Mollusken, Gruftaceen und Spinnen mir jest fhon getraue, Etwas angeben zu Eönnen, was, meiner Ueberzeugung nah, der Natur entfprechend und richtig ift. Einige Bemerkungen über die genannten wirbellofen Thiere will ich daher vorläufig und in möglichfter Kürze jetzt mittheilen. Ein Mäberes aber, ſowohl Über diefe Thiere, als auch über MWirbeltbiere, gedenke ich fpäter einmal bes kannt zu machen, wenn befonders über die letztern meine Unterfuhungen werden einen größern Umfang gewonnen, und mir aud werden mehr Aufſchluß, als bisher, gegeben haben. I. Mollusken. 1) Der Dotter ift in frifchgelegten Eiern von Lymnaeus an feiner Oberfläche ganz eben und befteht hauptfächlic aus unge No. 1617, ku Nu Ving; mein kleinen gelblichen Molccufarkörperdhen, theils aber auc aus einer verhältnißmäßia fihr geringen Quantität von Fluͤſſigkeit zwiſchen jenen Körperden. Einige Stunden fpäter, als das Ei gelegt ift, beginnt an der DOburfläde des Dotters cine Durd furs Kung, und in Folge davon eine Theilung derfeiben in eine kleine 3ahl von mäßig erhabenen und ziemlich gleich großen Bügeln, die nun dem Dotter eine brombeerartige Geftalt geben. Eind naments lih in dem Eie von Lynn, stagnalis an dem Dotter, ſoweit man ibn ven Oben überfehen Tann, etma zmölf Hügel zum Berfcheine gekommen, fo haben dieſe anfange an ihrer ganzın Oberfloͤcke ein gleichartig fein granulirtes und aelbes, nur von den Molccularkörs perchen abhängiges Ausfeben, Bald aber wird die Mitte eines je- den Huͤgels Elarır, fo daß nur ned der Umkreis gelb gefärbt zu ſeyn fcheint. Zerdrüdt man jest die Dotter, fo findet man, taß ein jeder folber Hügel von dım Eleinern Theite einer rundlichen Zelle dargeſtellt wird, und daß überhaupt der ganze Dottir, alfo auch fein mittlerer Theil, aus lauter Zellen beftebt, deren Zahl ungefähr dreißig bis vierzig beträgt, und die einander an Umfang nicht völlig glich find. Dagegen find fie einanter in ihrer Zu- fammenfigung gleih, indem eine jede aus einer dußern Wandung, einem ungefähr in der Mitte befindlicen Elaren, bie 0 0024 Zoll im Durchmeſſer haltendın, zellenartigen Kern nıbft Kırntörper, und einer zwiſchen beiden gelagerten hoblfugelartigen diden Schicht von dicht gedrängt beifammenliegenden aelbliken Molccularkör- perchen befteht. Der Kern diefer Zellen giebt der Mitte der oben erwähnten Hügel das klare Ausfehen. Die Dotterhaut nimmt an der Bildung der Dotterzellen Eeinen Antheil weiter, als daß fie fi den Erhöhungen und Vertiefungen, die an der Oberfläche des Dotters zum Vorſcheine kommen, Enapp anſchmiegt. Auch find nicht etwa die Kerne der Dotterzellen ebenfoviele weiter ausgebils dete Keimflede, denn in dem Keimbläschen der Schneden fommt nur ein einziger folder Fled vor *). Es läßt fi daber die Bil dung der Dotterzellen am naturgemäßeften, wie es mir fcheint, wohl auf die Weife erklären, daß viele benachbarte Molccularför: per, indem fie aufeinander cine größere Anziehung aͤußern, als auf die übrigen, fi fo gruppiren, daß fie zu einer rundlichen Maffe zufammentreten, daß ſich dann um fie berum, und zwar aus der Fluͤſſigkeit, die der Dotter enthält, eine äußere Zellenwand bildet, daß hierauf in der Mitte eines jeden von den Molecular: förpern zufammengefegten Haufens ein ſolcher Körper ftärfer anz ſchwillt, und daß ſich nunmehr um diefen, indem ſich der Dotter *) Db der Keimfled etwa durch Theilung und Vergrößerung der auseinandergehenden Theile fih zu den Formen derfelben aus— bildet, wäre noch zu unterfuchen: doch dürfte für jest Man: herlei dagegen fprechen. 11 165 durch die Dotterhaut Hinburh cine Quantitaͤt des ihn umgebenden Eiweißes aneignet, der große zellenformige Kern entwidelt, In Eurger Zeit nimmt die Zahl der Dotterzellen beträchtlich zu, ihre Große aber ab. Namentlich bejteht von Lymnaeus’ sta- gaalis.der Dotter erwa funfzig oder ſechszig Stunden, nachdem das Ci gelegt worden it, Thon wenigftens aus hundert verfchiedentlic) großen Zellenz; Und von dieſen baden ſelhſt die größeren, die wie— Derum die Mitte des Dotrers ausmachen, hddjitens nur zwei Drit: 10l (ungefähr 0,0013”) von dem Durchmeifer der größern unter den oben beſchriebenen, indeß die Eleinften, die zunächſt der Oberfläche liegen, im Durchmeſſer beinahe nur halb fo groß, als die in der Mitte liegenden Jind. In ihrem innern Baue aber find alle diefe Zellen nicht blioß einander ſehr ahnlich, fondern ind es auch den feayern. — Die Vermehrung der Zellen gebt nun, der Beobach— tung zufolge, in der Art vor fih, daß ſich in jeder frühern um den Kern aus der Motecularfuoftang einige wenige neue bilden, die in ihrer Beſchaffenheit der Mutrerzelle gleich werdn und. die ganze Molecusarfuoftang derſelben, ſich in fie theilend, in fi aufs nehmen, worauf dann zulegt die Außere Wandung der Mutterzelle vergeht und die Brut frei wird. Früher aber nod), als die Wan: dung der Murterzelle, geht auch der Kern derfelben verloren, ohne Zweifel, wohl ebenfalls durch Aufidfung. Auch an den neuen Zellen, befonders aber an denjenigen, wels che der Doerflähe des Dorters zunaͤchſt liegen, offenbart jeh, zus mal nachdem jie frei gewordın find, derſelbe Lebeneproceß, wie an den alten: denn auch lie erzeugen eine ähnlihe Brur und lafz fen diefe, nachdem ihr Kern verfhwunden ift, frei werden. Die Zahl der Zellen nimmt alfo mit der Zeit immer mehr au, die neuen aber erreichen nicht die Größe derjenigen, in welden fie er: zeugt wurden. Zugleich vermehrt ſich an der Oberfläche des Dots ters die Zahl der Furchen; doch werden diefe dabei immer flacher und ſchmaͤler, bis endlich die Oberfläche wieder ganz eben wird. Wenn der Dotrer ſich zu drehen anfängt, hat er noch cine völlig Eugelförmige Geftalt, und es haben dann feine oberflädhlich- ſten Zellen in dem Eie von Lymnaeus stagnalis einen Durchmeffer von mindeftens 0,0009 Zoll. Die Drehung felbft wird durch Wim— pern bewirkt. Diefe aber befinden ſich nicht etwa auf der Dotters haut, fondern auf jenen’ Zellen felbft; denn die Dotterhaut ift nun bereits verſchwuaden. Deffenungeachtet haben jegt nody alle Zellen, au die oberflädlichften, einen fo geringen Zuſammenhang, dab fie, wenn der Dotter etwas gepreßt und ihm nur wenig Maffer hinzugefügt worden it, von felbft bald und Leicht auseinanderge: ben. Auch enthalten fie alle noch fo gelblichgefärbte Molecularkörs per, als woraus der Dotter feifchgelegter Eier hauptfählic ber itand. Eine fogenannte Keimhaut ift alfo eigentlich noch nicht vor: handen. Za den naͤchſtfolgenden Tagen verliert der Dotter feine Kur gelform und wird zugleih auf Koften des Eimeißes, worin er ſchwebt, immer größer. Noch ehe er aber die Kugelform aufgiebt, im höhern Grade jedoh, wann dieß gefcyieht, vermehren ſich be: fonders die am meilten nah Außen gelegenen Zellen durch Brut— bildung. Etwa vom festen Zage an, nachdem das Ei gelegt it, haben die äußerten hoͤchſtens nur 0,0006 und an dem folgen: ven oder zweitfolgenden Tage nur noch 0,0004 oder ſelbſt nur 0,0003” Durcmeffer. Außer ihrem Kerne enthalten fie dann nur ſehr wenige Molecularförperchen, dagegen mehr Flüffigkeir, und find deßhalb weit Elarer, als die Zellen, aus denen fie hervorgin— gen, alfo nit mehr fo gelb, wie diefe, gefärbt. Auch hängen fie jegt weit inniger zufammen, als früher ihre Mutterzellen, fo dag nun, wenn der Dotter zerdrüdt worden ift, von ihren gebils dete und hautartig zu nennende Lappen fihtbar werden. Ueberdieß aber weichen fie von den frühern oberflächlichen Zellen auh noch darin fehr ab, daß fie von zwei Seiten ftark abgeplattet find und meiftens ſechseckige dicht nebeneinandergelagerte Täfelhen darftellen. Im Ganzen fegen diefe Zellen jest eine vingseingefchloffene und die übrigen, oder weit größern Zellen des Dotters umgebende Blafe oder Hülle zufammen, die anfangs allenthalben eine gleiche Dide zu haben ſcheint. Doc) find die Zellen diefer Hülle nicht etwa nur in einer einfahen Schicht ausgebreitet, fondern Liegen fo, daß jede mindeftens von einer zweiten bedeckt ift. 164 - Bon ber erwähnten Hülle gehen die weitern Bildungen aus, auf denen die Entwidelurg der jungen Schnede beruht, und wir fönnen jie daher mit dem Namen des Keimes oter der Keimhaut belegen. Der Keim der Schnecken bildet ſich alſo zu einer und derſelben Zeit gleich um den ganzen Dotter, und feine Bildun beruht auf, einem ZSeugungsproceſſe einzelner Dotterzellen. | Anfangs haben alle Zellen dig Keimes die angegebene Gre von 0,0003 bis 0,0005; bald aber erfcheinen an der nach She nen gekehrten Seite deijelben Zellen, die fi von jenen erftern tuch einen betradtlidern Umfang (0,0009 bis 0,0010”) und eine noch größere Klarhrit unterfcheiden. Sie fegen eine einfache Shih: zufammen und liegen zwar dicht bei einander, dod nur fo mäßig gedrängt, daß jie nur wenig gegen einander abgeplattet und eckig gemacht find. Mit den nach Außen von ihnen befindlichen oder kleinern Zellen hängen fie jedoch aller Orten innig zufammen, indem jie mit ihnen gleichfam verklebt erfcheinen ; dagegen !öfen fie fi von den gelben Dotterzelen, über weiche fie ausgebreitet ſind, leicht ab und jind mit ihnen nicht verklebt, ſondern liegen ihnen nur lofe auf. Ihre Entjtehung nehmen fie, der hoͤchſten Wahrs fheiniichkeit nad), aus den erſterwaͤhnten Eleinern Zellen des Kei— med. Dafur fprehen folgende Gründe. 1) Jene Eleineren Zellen bilden, bald nachdem jie aufgetreten find, eine neue Brut, und eine fothe Vermehrungsmweife derfelben dauert auch noch geraume Zeit fort *); dagegen hat in den gelben Dotterzellen die Brutbildung bereits ihr Ende gefunden. 2) Einzelne Molecularkörper, die zivie fchen den vorhandenen Zellen des Keimes nadt und frei dagelegen bätten, und aus deren jedem fih etwa cine nıue Zelle hätte ents wickeln Eönnen, habe ich in diefer Zeit nicht wahrnehmen Fonnen. Noch etwas fpäter hat die innere oder aus größeren und flarern Zellen beftehende Schiht des Krimes faft allenthalben ihren Zus fammenbang mit der andern aufgegeben, fo daß der Kıim jegt aus zwei faft allenthalben nur lofe aneinander anliigenden Schichten befteht, von denen jede fih nunmehr auf eine befondere Weiſe weiter entwickelt: oder, mit andern Worten, es theilt fid der uriprünglich einfache Keim in zwei Blätter, in das fogenannte feröfe und mucöfe. Bon einem dritten Blatte aber, dem fogenann: ten Gefäßblatte, habe ich bei der Schnee, wie überhaupt bei wirs bellofen Thieren, Nichts finden koͤnnen. Aus dem Schleimblatte entwicdelt fh zunächft der Darmca- nal, und zwar entſtehen daraus alle Häute deffelben, ohne daß etz wa Dotterzellen fi an jenes Blatt anlagerten und in die Zuſam— menfegung deffelben eingingen, wie Reichert dich angeblidy beim Froſche bemerkt haben will, Dabei aber bilden ſich aus diefem Blatre ſchon fehr frühe zwei verfchiedene Abtheilungen aus, nämli dir Darmcanal felbft, der feinen Dotter enthält, und ein fadför: miger und fehr dünnwandiger Anhang von jenem, der allen Dot: ter einfchließt, alfo ein wahrer Dotterfad. — Schon in Embryo: nen, deren Leib noch Feine Spiralwindung zeigte, konnte ich den Darmcanal unter der Form einer Eleinen Schiinge erkennen, — Die Leber bildet fih vor dem Dotterfade. Wenn der Keim gebildet worden iſt und fich als folker ſchon deutlich unterfcheiven läßt, beginnt auch in den gelben Dotterzeilen, die er alle umhüllt, eine merkwürdige Veränderung. Zuerft ſchwin ⸗ det in ihnen die aus Molecularkörperhen beftchende Schicht 'nebit der äußern Wandung, fo daß von ihnen nur der zellenartige Kern übrig bleibt. (Am fecheten Tage nah dem Legen der Eier waren an mehreren Dotterzellen diefe Veränderungen fon erfolgt, an andern aber noch nicht, oder erft eingeleitet). Auch verſchwindet in einigen gleichzeitig, in andern etwas fpäter, der Cytoblaſt oder Kernförper, fo daß nach ciniger Zeit der ganze Dotter nur aus ganz einfachen häutigen Blafen befteht, die Nichts weiter, als nur eine tropfbare, Elare und etwas gelblihe Fluͤſſigkeit enthalten. Bald darauf ſchwellen dann dieſe Blafen mehr und mehr an, bis einige von ihnen in Embryonen, deren Leib ſchon eine Spiralmin: dung beſchreibt, fogar einen Durchmeffer von 0,0036 bisf 0,0040'' *) Hat fih die Frucht ſchon weit mehr entwickelt, ſo ſcheinen in ihr neue Zellen nur zwiſchen den alten in einer Sntercellular: fubjtang zu entffehen. 185 haben und die ganze Maffe des Dotters jegt um ein nicht Gerins ges größer erfcheint, als zu der Zeit, da das Ei gelegt worden "war. Noch fpäter nehmen die Zellen wieder an Umfang ab- Dod haben felbft dann, wenn der Embryo das Ci verläßt, einige noch eine anfehntiche Größe. Nur erft mehrere Tage nach der Enthüllung des Embryo’s verſchwindet der Dotter gänzlich. Dabei geht übri— gens der Inhalt der Zellen verloren, indeß die Wandung einige Zeit nod) ihre frühere Dicke behält und ſich als eine leere, eckige Hülfe darbietet. — Die angeführte Anfchwellung der Dotterzellin laßt fich wohl nur fo erklären, daß von dem Eiweiße, in dem die Frucht ſchwimmt, ein Theil durch die Leibeswand bdeffelben hin— durchdringt und von den Dotterzelfen aufgenommen wird. 2) In den Eiern von Planorbis und Helix bildet fi die Keimhaut auf dieſelbe Weife, wie in denen von Lymnaeus, und dirgenigen „Dotterzellen, welche nicht zur Bildung deſſelben verwen— det worden jind, fondern als Nahrungsmittel dienen follen, ſchwel— len ebenfalls bedeutend an und erfheinen nad einiger Zeit als ganz einfache, mit einer Klaren Fluͤſſigkeit erfüllte Blaſen *). 3) Gleichfalls bildet fich in den Eiern der Mufcheln — von denen ich die einiger Arten aus der Gattung Unio darauf unter— fucht Habe, — der Keim auf dieſelbe Weife, wie der Keim der ymnden, indem nämlich aus der urfprüngtich homogenen Maffe des Dotters fich einige wenige Zellen bilden, die ſich dann durch Erzeugung von Brut vermehren, und zwar am ftärkftn zunaͤchſt der Dotterhaut. Ob jedod) das Scyleimblatt des Keimes, der, wie er ſich bilder, fogleich den ganzen Dotter vinhüut, auf eben ſolche Weiſe entfteht, wie in den Schnedenciern, habe ich nicht ermitteln können. Die Wahrfcheinlichkeit ift aber, wegen der nahen Vers wandtſchaft diefer Mollusken, für eine ſolche Entftehungsmeife. U. Spinnen. In dem Eie von Lycosa saceata und verwandten Arten bes fteht, gleich nachdem es gelegt ift, der Dorter aus lauter verfchies dentlich großen Zellen, deren Ourchmeſſer bis 0,0050 °* beträgt, und die in Dinficht auf ihre Größe obne Drdnung durcheinander, ins mer aber fo dicht liegen, daß fie gegeneinander verfchiedentlid ab» geplattet find. Jede von ihnen enthält mehrere (4 — 40) Eleinıre Zellen, deren Durchmeffer 0,0009 bis 0,0035" beträgt und, in der Regel, audy einige, doch nicht fo viele, Fetttropfen von hoͤchſtens 0,0009 im Durchmeſſer; dagegen, wie es ſcheint, feine freie Fluͤſ— figkeit. Die Eleineren oder eingefchloffenen Zelten befteben aus einer zarten Hülle und der eigentlichen Dotterſubſtanz, einer dicklichen, ganz klaren, gleichartig beſchaffenen (feine Molecularkoͤrperchen ent⸗ haltenden) und ſchwachgelben Fluͤfſigkeit, die ſchnell gerinnt, wenn die Zellen der Einwirkung von reinem Waſſer oder Weingeiſt aus— gefegt worden find. Aber eine eben folche Zufammenfegung zeigt auch der Dotter diefer oder vielleicht der meiften Cruſtaceen, und es find bei diefen. war wahrſcheintich auch bei den Spinnen der Fall feyn wird, doch bisjegt von mir noch nicht ermittelt ift, die Zellen, welde die gerinnbare Dotterflüffigkrit zunächft sinfchlie: Gen, ſchon vor der Befruchtung des Eies vorhanden, indeß erſt nad) der Befruchtung ſich um mehrere foldhe Zellen und etliche Fetttropfen die zarchäutigen Hüllen bilden, welche mit jenen nun zufammengefegte arößere Zellen darftelien. Ich werde dabır jene erfteren oder einfachen Zellen primäre Dotterzellen, dagegen die legtern oder aus jenen und Fetttropfen zufammengefegten fecundär re Dotterzellen nennen. Doc könnte man fie auch Dotterzellen erfter und zweiter Ordnung nennen. — ine Dotterhbaut ums ſchließt gang Enapp alle jene Zellen, — Ein Keimbläschen fehtt, wenn das Ei gelegt worden ift, *) Nach den Iehrreichen Angaben, die Sars über die Entwick: lung mebrerer nadten Bafteropoden des Meeres gemacht Tat, geben aud an dem Dotter diefer Thiere äbnlidhe WVerän: derungen vor fich, und es bildet fi) der Embryo derfeiben auf eine ähnliche Weife, wie in den Eiern von Lymnaeus, Planorbis und Helix, (Siehe Wiegmann’s Archiv. Jahr— gang von 1840), 166 Sn denjenigen ſchon gelegten Spinneneiern, welche in ihrer Entwidelung am wenigften fortgefchritten waren, fand ich die ganze Dberflähe des Dotters überzogen von einem Stoffe, der in der Hauptſache aus äußerſt Eleinen Molecularkörperdyen beftand, die durd) ein flüffiges klares Bindemittel zufammengehalten wurden und mit diefem zufammen eine fihr dünne Schicht auf dem Dotter bildeten, duch die man die Dotterzellen nody ſehr deutlich erken— nen und unterfcheiden Fonnte, Bei auffallendem Lichte bot dicke Schicht in ähnlicher Art, wie der fogenannte Reif auf Pflaumen und Wıintrauben, einen dußerft zartın weißlichen Anflug dar; da— gegen erfchien fie bei riflectirtem und durch den ganzen Dotter hindurchdringendem Lichte wegen der Echatten, die dann von ihren Molceusarkörperchen geworfen wurden, in einer grauen Karbe. Doch waren diefe Rörperdyen richt gleichmäßig über den Dotter aus: gebreitet, fondern ließen in der erwähnten Schicht hie und da von ih: nen freie und von dem Bindemittel ausgefüllte, mäßig große Zwiſchen— räume gewahr werden, und zwar in der Art, daß alle diefe Räume, zufammengenommen, das Auefehen eins Netzes darboten. So waren denn von den Molecularförperchen und ihrem Bindemittel unregels mäßig fünfedige und fechsedige, an den Ecken mehr oder weniger abgerundete Felder gebildet, die einen Durcymeffer von 0,0020 big 0,0040°’, feltner einen noch Eicinern hatten, und durch linienförmiz ge Zwifchenräume von einander geſchieden waren, keineswegs aber, was ich beftimmt verfichern kann, einzeln etwa von einer garten Hautfapfel umfdloffen waren, atfo nicht etwa fehr plattgedrücte Zellen darſtellten. Jedoch war nur die kleinere Zahl der Felder auf diefe Weife rirgsum von den benachbarten gefchieden; denn meiftens lagen drei bis vier von ihnen um einen gemeinschaftlichen Mittelpunet dicht beifammen, oder gingen auch wohl in einander zum Theil über. Wo das Letztere aber der Fall war, Fam mitun— ter, doch nicht immer, in dem gemeinſchaftlichen Mittelpuncte eine runde oder ellipfoidifche Zelle vor, deren Durchmeffer höchftens 0 0018 bis 0,0020°' betrug, und die aus einer zartın Zellenwand, einem mwafferflaren 0,0002 bis 0,0005’ großen Kern (Kernzelle) ohne deutlichen Kernförper, und aus einer, diefen Kern umgebenden, dicken Schicht von Molecularkoͤrperchen zuſammengeſetzt war, Die Zahl diefer Zellen tarirte ich an zwei Eiern auf wenigftens fechszig. Bei auffallendem Licht zeichneten fie fich in Verbindung mit der fie umgebenden Schicht von Molecularkörpern durch ihre blendend— meiße Farbe gar fehr von ihrer Umgebung aus, und durch eben diefelbe unterfcheiden fie fich auch auffallend von den waſſerklaren und etwas gelblien primären Dotterzellen. Die Eleineren weißen lee, die Herold in feiner Entwicelungegeftichte der Spinne in der Figur 40 der erſten Zafel angegeben bat, bedeuten gewiß nichts Anderes, als jene Zellen. Noch muß ich bemerken, daß an einigen diefer Kleden, wie es allen Anfcein hatte, noch eine äußere Hülle fehlte, fie alfo nur erft aus einem Kern und eine Schicht von Molecularförperchen beftunden. Im Verlaufe von funfzehn oder fechezehn Etunden hatte ſich in eben denfelben Eiern das Anfehen und die Beltaffenheit der befchriebenen dünnen Schicht, die ſich zwiſchen Dotter und Dotter— haut befand, bedeutend veraͤndert, ſelbſt in ſolchen, die mit Oliven— oͤl beſtrichen worden waren. Die einzelnen oben erwaͤhnten und hauptſaͤchlich aus Molecularkoͤrperchen beſtehenden Felder boten naͤmlich in denjenigen, die mit Del beſtrichen worden waren, eine Reihe von Uebergaͤngen zur Zellenbildung dar. Einige Felder hats ten in ihrer Mitte, al8 Kerm, eine Feine wafferhelle Zelle von mei— ftens 0,0008 bis 0,0009 Durchmejfer, fonft aber die frübere Be: fhaffenbeit; in andern batten fih um bdiefen Kern die Molecular: Eörperchen ſtark angebäuft, indeß der Rand beller geworden war, und noch andere hatten außerdem ſchon eine Äußere zarte Wan— dung erhalten, befaßen aber mitunter noch eine fehr unrcgelmäßis ae Form und noch einen Durchmeſſer von 0,0018 bis 0,0038’, In denjenigen Eiern dagegen, die nicht mit Del beftrichen waren, kamen gar feine Felder mehr vor, fondern an deren Etelle Zellen, die zwar nod) eine eckige Form hatten, doch den Kormen von Kur geln oder Ovalen ſich fchon recht fehr annäberten, und aus einer aͤußern Wandung, einer dicken boblkugelartigen Schicht von Mor lecularförperchen und einem von diefer umgebenen zellenartigen Elas ven Kern, ohne erkennbaren Kernkörper, beftanden. Außerdem aber 91* 167 befanden jih in jeder folhen Zelle neben dem Kerne, verſenkt in bie Shih von Molecularkörpern, 1 bis 6 Eleine, nur 0,0002 bis 0,0903” große und dem Kerne ähnliche Bläschen, die, wie ſich fräterhin ers gab, ſchon die Keime zu einer jungen Brut bezeichneten. Uebrie gens waren alle diefe Zellen nur in einer einfachen Schicht über den Dotter ausgebreitet und umgaben diefen ringsum, hingen aber fehe loſe untereinander zufammen. 1 h Die weitere Beobachtung ergab, daß die befchriebene Schicht der Zeilen die Grundlage war, aus der ſich alle Theile des Em: bryo’s entwickeln, daß ſie aljo den Keim des Embryo's ausmacht, und dag mithin jih in den unterfuchten Spinneneiern der Keim, wie er auftritt, fogleich vingsum den Dotter bildet und diefen völ lig einfhließet. — Die nächſte Veränderung dee Keimes beſt eht darin, daß ſich ſeine Zellen vermehren und kleiner werden. Die Vermehrung aber geſchieht duch Brurbildung in den fchon vor: handenen Zellen, indem fi die in diefen Liegenden er.vöhnten Bläschen die Molecularfusitang, in welche ſie eingebettet find, fo aneignen und ji in dieſelbe fo theilen, daß jedes davon eine bes fondere Shicht und demnähjt um diefe eine aͤußere hHäutige Wandung erhält, worauf nun die Wandung der Mutterzelle und auch, allem Anſcheine nad, der Kirn derfelben vergehen, Dadurch aber die Brut frei wird. Diefe vergrößert ſich nun zwar allmaͤlig, doch lange nichtin dem Maafe, daß fie den Mucterzellen an Umfang gleih würde. Die Vergrößerung aber erfolgt durch Aufnahme einer Elaren Fluͤſſigkeit, die nirgendwo anders, alg aus dem Dotter, bezogen werden kann. Die Brut erfcheint alfo auch reicher an Elarer Fluͤſſigkeit, dagegen ärmer an Molecularkörperhen, als die Mutterzellen, und eben bieein liegt der G:und, weshalb der Keim fpäterhin durchſichtiger erſcheint, als früher. — Die Brutbildung wiederholt ſich mehr: mals, wobei die jungen Zellen immer Eleinev und Elarer werden. Sı Folge davon kommen die Zellen des Keimes auch in mehreren Shihten übereinander zu liegen. Beſonders geſchieht dich an einer Stelle, die zu der Bauchwand des Emoryo's werden foll. Dadurd aber, daß fih hier die Zellen übereinander ftärker häufen, wird divfe Stelle, wenngleich ihre Zellen einzeln ziemlich Elar find, doch im Ganzen wieder undurchſichtiger und weißer und bietet zu einer gemilfen Zeit die von Herold abgebildete Figur eines Schweifcometen bar. Wenn die Brutbildung einige Zeit fortgebauert hat und als Tenthalben in dem Keime mehr Zellen vorfommen, als daß fie nur eine einzige Shicht bilden Eönnten, geben die dem Datter zunaͤchſt gelegenen ihren Zuſammenhang mit den uͤber ihnen befindlichen faſt allenthalben auf, und fie ſowohl wie jene, erhalten nur unterein— ander felbft einen innigern Zufammenhang.. Dadurch aber entite- ben aus der uriprünglich einfadyen Hülle. die der Keim um den Dotter darfteilte, zwei Hüllen: es fpaltet ſich alfo, bitdtich gefpro: hen, der Keim in zwei Blätter, in ein äußeres oder feröfes , und in ein inneres oder mucöfes Blatt. Sit dieß geſchehen, ſo haben die Zellen in beiden Blättern zwar ſehr verſchiedene Größen, doch in dem einen Eeine merklich bedeutendern, als in dem andern. Mit der Zeit aber, und indem die Brutbildung noch immerfort vor ſich geht, erhalten fie in dem innern, Blatte eine viel bedeutenbere, als in dem äußeren: fo beiigen fie, um nur ein Beifpiel anguführen, gegen die Zeit, da der Embryo des Chorion durchbrechen will, in dem feröfen Blatte höchftens 0.0004”, in dem Schleimbiatte dager gen häufig 0,0010” Durchmeffer. Uebrigens jedoch ſcheint ſchon um die Mitte des Embryonenzuftandes die Brutbildung der Zellen ein Ende zu haben, und die fernere Vermehrung der Zellen dann in der Art vor fich zu gehen, daß fich neue zwifchen den alten in— nerhalb einer Sntercellularfubftanz bilden. Meder um die Zeit, da fih der Keim zu bilden beginnt, noch auch fpäter, plagen die Wandungen der fecundären Dotterzellen und fchütten ihren Inhalt aus, fondern werden, wie der Keim und Embryo ſich weiter ausbilden, eine nad der andern zuerft nur ) Nach der Belchreibung und den Abbildungen, die Herold in feinem bekannten Werke gegeben bat, fol in den Eiern der Kreuzfpinne der Keim anfangs nur auf eine kleine Stelle des Dotters beſchraͤnkt ſeyn. — — — 168 kleiner, indem bie in ihnen eingeſchloſſenen primären: Zellen kleiner werden und vergehen; dann aber wird aud ihre Wandung aufges Löf’t, und zulegt verſchwinden aud die Fetttropfen, die in ihnen enthalten waren, Dem Angeführten zufolge ift es nicht glaublich, daß die zuerft erfcheinenden Zellen des Keimes durch eine bloße Verwandlung gans zer Dotterzellen, ſelbſt nicht der primären, entftehen Denn 1. find zu der Zeit, da ſich der Keim bildet, diefe Zellen des Dotters ſchon fo eingefapfelt, daß immer mehrere von ihnen nebft einem oder einigen Fetttropfen von einer gemeinfhaftlichen Hülle umgeben wers den und 2. ermangeln die oben beſchriebenen Feider, die fich zu eben fo vieten Zclen des Keimes ausbilden, ganz beftimmt einer befonderen, jie einzeln umgebenden Zellenwandung. Nocd weniger aber beruht die Vermehrung der Zellen des Keimes und die Vers größ:rung von diefem auf einer Aneignung und Umwandlung gan— zer Dotterzellen. Doh aud) hoͤchſt wahrſcheinlich waren in den jüngiten Eiern, die ich unterfuchte, die Kerne der entftehenten Zel— len nicht etwa eben fo viele größer gewordene Kerne (Flecke) des Keimbläschens: denn dafür war einestheils ihre Zabl zu groß, und anderntheils entitanden andere ganz fo befchaffene Kerne etwas fpäter auch in allen denjenigen Feldern, welche anfangs noch feine dergleichen befaßen. Am wahrfcheinlichften ift es mir daher, daß bei den Spinnen der Kıim entiteht, indem fich von der eimeißartis gen Flüffizkeit, welche ſich zwiſchen den fecunvären Dotterzellen bes findet, eine arößere Quantität zur Oberfläde dıs Dotters hinbes giebt, füch zwifchen diefem und der Dotterhaut ablagert und hier nuns mehr gewilfermaßen fo gerinnt, daß in ihr Molecularförperchen ents ftehen. Darauf deutet auch der Umftand hin, daß dann, wenn fi aus dem formlofen Stoffe, aus welchem der Keim anfangs beftebt, Zellen bilden zwifshen Dotterhaut und Chorion, die anfänglich eins ander dicht anliegen, Eiweiß ausgefchieden wird, mwodurd beide Häute von einander mäßig weit entfernt werden. Die Entwicdelung des Schleimblattes geht bei den Spinnen, wie ich es ſchon laͤngſt vermuthet hatte *), auf eine ähnliche Weiſe vor fich, wie bei dem Scorpion, von dem ich fie an einem andern Drte ausführlich befchrieben habe**). Namentlich entſtehen an ihm, nachdem es fchon die Form eines Dvales angenommen hat, jeders feirs vier boaenförmige und faft fenerechte Falten, die immer breis ter werden und tiefer in den Dotter einfchneiden, etwas fpäter aber oben und unten eine breite Rängsfalre. Der zwiſchen allen diefin Falten in der Mitte liegende und von ihnen umfaßte Theil wird darauf, indem er fih zugleih an beiden Enden etwas aue- fpinnt, zu dem Darmcanale: die ihm zur cite licgenden Theile aber bildın fünf Paar Zafhen, die ji) von jenem mittlern im— mer mehr abfehnüren, bis fie nur noch durch kurze und enge Ca— näle mit ihm zufammenhängen. Noch fpäter befommen fie auch eine unebene, fait traubenförmige Geſtalt. Vermuthlich bilden ſich diefe Taſchen, von denen ein Paar in dem cephalothorax, die übrigen in dem abdomen liegen, nachher, wenn der Dotter aus ihnen fhon gänzlich verfhwunden it, zu dem fogenannten Fett— körper oder vielmehr der Leber aus, ihre Verbindungscanaͤle aber zu den Malpiahifhen Gefäßen. — Den Blutumlauf habe ich in den Ertremitäten reiferee Embryonen und junger Epinnen fo vor fih gehen fehen, wie er bei den Larven mehrerer Infecten beobadhs tet ift. In jeder Extremität bildet er gleihfam eine Schlinge, zwifchen deren Schenkeln mehrere Anaftomofen vorfommen. Aus diefen legteren erklärt fich die Erfcheinung, daß, menn das Thier matt wird, die Schlinge immer Eürger zu werben fcheint. (Schluß folgt.) ) Burdadh’s Phnfiologie, Bd. II. ©. 331. *) Zur Morphologie, Reifebemerfungen aus Taurien (Riga und Leipzig 1837), 2te Abhandlung. Miscellen. Eine bedeutende condhologifhe Sammlung, welde vom Sapitän Belcher auf feiner langdauernden Erbumfeegelung . 169 auf dem Schiffe Sulphur gemacht worden, ift in England anges kommen. Die Gondylien find zum großen Theil vom Meeress grunde zufammengerecbenet und heraufgıfhafft und mehrere aus fehr bedeutender Tiefe. Auf die Eocalitär des Fangs und auf bie geos graphifche Ausbreitung der verſchiedenen Arten, auf die Umftände, unter welcen jie vortamen, ſowie auf Allıs, was auf die Decos nomie der Thiere Bezug hat, it befondere Aufmerkſamkeit gewen» der. Die Tiefe, in welcher jie vorfanen, batte in einigen, Fällen auffallenden Einfluß auf Größe und Färbung der Conchylien; aber häufig war diefe Wirkung aud nicht bemerkbar. Localitaͤt (geos grapbifhe Breite) hatte großen Einfluß auf Groͤße und Färbung der Conchylien. — Nah dem Antrage des Gapitän Belcher hatte die Admiralität einen der Dfficiere der Expedition, Herrn Hinds, beauftragt, bei der Bildung der Sammlung Huͤtfe zu leiften und während der ganzen Reife dafür zu forgen. — Ein 170 Theil der zoologifhen Gegenftänte wurbe in Weinaeift aufbewahrt, und für mande Abtheilungen hat man bıfonders intereffante Auf— flärungen erlangt. Unter der Ausbeure on Mineralien find die von den Gebirgen Californien's beſonders neu und belehrend. Ein geognoftifh:montaniftifher Verein für Ins neröfterreic (die Provinzen Steiermark, Rrain, Kärnthen und das Land ob der Enns begreifend), hat jich gebildet, Er wird fih an das Joanneum zu Gräg anſchließen, und in den Provinzialbaupte ftädten Graͤtz, Laibach, Klagenfurt und Linz werden Pronvinzials Directorien die Arbeiten leiten. ür den botanifhen Garten in Rio Janeiro hat der Brafilianifche Minifter des Innern für die Jahr zwölf Contos zu Erweiterung und Verſchoͤnerung angemiefen. — ——— —— ng A TÜR soon Ueber Benzoefäure bei Störungen in den Harn: wegen. Bon Dr. 3. 8. Soden aus Bath. Im festen Bande der Medico-chirurgical Trans- actions findet ich ein Aufſatz von Dr. Ure (vergl. N. Notizen, Bd. XXII. Nr. 477. ©. 231) über gichtiſche Goncretionen, in welchem er behauptet, daß unzweifelbafte Beweife ihm die Mirkfamkeit der Benzoẽſaͤure dargethan hätten, gewiffe Veränderungen des Urins bei zu Griesbildung bieponiblen Perfonen zu verbeffern und zu befeitigen. In dem Provincial Med. and Surg. Journal, 26. Febr. 1842, giebt Dr. Walker einen Bericht über die Vortheile, welche er von dem Gebrauche der Benzoefäure, in Verbin— bung mit Gopaiva:Balfam, bei gewiſſen Affectionen der Harnwege erlangt habe. Bald, nachdem ich diefes gelefen batte, bot ſich mir eine günftige Gelegenheit dar, Dr Walls ker's Vorſchlag in Anwendung zu ziehen. Sch wurde näms ‚lich zu einem ältlihen Herrn gerufen, welcher an Neizbars Eeit der Blafe und Anfhwellung der prostata litt. Drei Sabre zuvor hatte ich diefen Kranken an einer retentio urinae behandelt. Ich erfuhr damals, daß er häufig Dräns gen zum Uriniren habe, obwohl jedesmal nur eine Eleine Quantität entleert werden könne; der Urin war damals mit fhleimigem Secrete überladen. Ich fand eine Vergroͤße— ‚rung der Vorfteherdrüfe, brachte aber den Catheter nicht ‚ein; ich entleerte die Blaſe und fand, daß der abgelaffene Urin ein beträchtliches fchleimigseiteriges Sediment machte, Der Catheter wurde täglich eingeführt und die Blaſe mit warmem Waffer ausgeipühlt; ein Sitzbad, Ruhe und die in ſolchen Fällen gewoͤhnlich angewendeten Mittel milderten bald die Heftigkeit des Anfalles. Der Kranke lernte den Gatheter ſelbſt einzuführen und bat, wie ich glaube, das Snftrument feitdem täglich gebraucht. Zuweilen fühlte ich das Inftrument gegen einen Stein anftoßen, aber der Zu: ftand der prostata und das vorgerucdte Alter des Indie viduums machten eine Operation nicht rathſam. Die legten drei Sabre hindurch hat Patient die meiften, bei folchen Gelegenheiten empfohlenen, Mittel gebraucht, und glaubte, daß die Uva Ursi ihm am Meiften genügt habe. Lange Zeit war er nicht in Arztliher Behandlung gewefen, fondern vertraute gänzlich feiner eigenen Gurmethode, bis ich im März, wegen einer DBerfchlimmerung des Uebels, gerufen wurde. Er zeigte mir den vor Kurzem abgelaffenen Urin; diefer feßte eine große Menge puru'enten Scleimes ab. Patient beklagte fih auch Über große Neigbarkeit der Blaſe. Sch fprügte warmes Waſſer ein und verordnete die Bären: traube, Sighäder und angemeſſene Diät; da nach drei Ta— gen keine wefentliche Erleichterung erfolgte, fo verordnete ich nun die Benzoefäure in folgender Form: Acid. Benzoi- ci 3j, Bals. Copaivae 36, Vitelli ovi q. s. ad mix- turam eum mixt. Camph. 5vij effieiendam. s. zwei Estöffet dreimal räglih zu nehmen, Die Wirkung diefes Mittels war Überrafchend : der Harn wurde nach der erſten Gabe klarer und war bereits in zwei Tagen frei von fihleis migem Sage; die Meizbarfeit der Blaſe war vermindert, und in vier Tagen ging der Kranfe wieder zu feiner Selbft: behandlung über; ich fühlte während der Anmendung diefes Mitrels den Stein nicht. Der Herr verließ Bath ungefähr fehs Wochen nach diefer Zeit. Sch fprach ihn einige Tage vor feiner AUbreife, und er fagte mir, daß er fich fo mohl, wie gewöhnlich, befände und den Gatheter noch fortwährend anmwende, daß aber der Urin ganz Elar fey, und daß, fo oft er eine Tendenz zu Schleimablagerungen bemerfe, er zu feis ner Mirtur ſtets mit gleichem Erfoige zuruͤckkehre. Dieſer Fall bewog mich, das Mittel auch in unſerm Hoſpitale zu verſuchen, und folgende vier Faͤlle moͤgen noch als Beleg fuͤr die Wirkſamkeit deſſelben dienen: Erfter Fall. Ein 3öjähriger Mann bat um Auf— nahme als Stadtkrarker, weil er zu häufig das Beduͤrfniß babe, das Waſſer zu laffen, mas bereits den legten Mo: nat hindurch gedauert hatte; der Urin fegt ein fchleimiges Sediment ab; der Patient leidet nicht an Gonorrhd? und fchreibt fein Uebel der Einwirkung von Kälte und Feuctig- keit zu. Bei'm Einführen eines Gatheters fand ſich die Harnröhre ganz gefund, nur fand nach Entleerung des Ca» tbeters ein leichter Blutfluß ftatt; Patient hat Schmerzen im Kreuze; der Puls iſt ziemlich Eräftig; es wurden Schröpf: 171 Eöpfe in der Lendengegend und Abführmittel und darauf Diosma, dann Pareira brava mit Dpiaten gegeben. Nach drei Wochen Elagte er über Schmerzen in den Gelen— Een, wogegen er Colehicum befam, weldyes, wenn auch die rheumatifche Affection bedeutend lindernd, doch auf den Zuſtand der Blafe Eeine wohlthätige Wirkung hervorbruchte. Fine Mirtur aus Acid. benzoicum und Balsam. Co- paivae wurde nun von Herin Soden gegeben; nad zwei Tagen trat Befferung ein, und in zehn Tagen war der Kranke volllommen gefund. Zweiter Fall. Eine verheirathete Frau, anfcheinend ganz gefund, wurde ebenfalls als Stadtkranke in Behand: lung genommen. Sie Elagte über zu häufiges Beduͤrfniß zum Uriniren. Der Urin feßte, wie fie fagte, bei'm Er— kalten ein weißliches Sediment ab; 28 war leicht fauer; die Frau war, mit Paufen, die legten fehs Moden hindurch ärztlich behandelt worden, doch ohne daß die angewendeten Mittel irgend Etwas genügt hätten. Beſagte Mirtur wurde ſogleich verordnet, und die Kranke wurde in drei Moden geheilt entlaffen. Dritter Fall Ein Mann, 50 Jahre alt, war von zwei Aerzten, wegen Reizbarkeit der Blafe, einen Mos nat hindurch behandelt worden. Er muß zu häufig Urin laffen, und zuweilen geht eine Eleine Menge Blut mit dem (sten Tropfen Urin ab; etwas zäher Schleim fest fih im Urine, welcher etwas fauer ift, bei'm Stehen aber. bald ammoniacalifh wird; an der Eichel findet etwas Schmerz ſtatt; bei'tm Eondiren Eonnte kein Stein entdedt werden. Die Benzoöfiuremirtur wurde verordnet, aber die Behand— lung nur acht Tage fortgefegt, während welcher Zeit große Erleichterung verfchafft wurde; da fih Patient feitdem nicht wieder an das Hofpital gewendet hat, fo ift er höchft wahr: ſcheinlich gefund. Bierter Fall. Ein STjähriger Mann wurde, nad einem heftigen Anfalle von Gonorrhöe, welhe, nad feiner Befchreibung, von acuter eystitis begleitet gewefen zu feyn fcheint, in die Behandlung aufgenommen. Er beklagte fich, daß er ſehr oft fein Waſſer laffen müffe, und deßhalb in der Nacht ſechs oder acht Mal aufftehe, um feine Blafe zu entleeren; er hat Schmerzen vorne an dem Schaambeine; zaͤher Schleim ſetzt fih im Gefäße ab, wenn der Urin einige Zeit geftanden hat. Nach erfolglofer Anwendung anderer Mittel wurde die Benzodfäuremirtur verordnet, welche ihm nach zwei bis drei Tagen große Erleichterung verfhaffte; nach zehn Tagen fand fih fein Scyleim mehr im: Urine. Es möchte leiht ein Zweifel erhoben werden, ob der günftige Erfolg in obigen Fällen der Benzoefäure oder dem Gopaivabalfam zuzufhreiben fey, und — da die beruhigende - Wirkung des Copaivabalfams bei Neizbarkeit der Harnwege hinreichend bekannt ift — fo möchte es gerathen feyn, die Benzoefäure einmal allein anzuwenden, um fid über ihren wahren Werth zu vergewiffern. (Prov. Med. and Surg. Journal.) 172 Ueber Knoten der Beugefehnen der Zehen. Bon Lisfranc. Es handelt fich hier um eine Krankheitsform, welche fehr felten ift und, meines Wiſſens, nirgends richtig befchries ben wird. Der Fall ift folgender: Ein Mann hat im Ver— Laufe der Beugefehnen des linken Fußes, aber befonders längs des tibialis anticus, eine Eleine Geſchwulſt oder eine Art von Sinoten von der Größe eines Taubeneies. Cs ift Eein Ganglion, denn die Gefhwulft ift fo hart, wie ein Kiefels ftein; ich glaube vielmehr, daß es eine einfache Verdickung der Sehne der genannten Muskeln ift, eine Verdickung, wels che den ganzen Umfang derfelben einnimmt, volllommen eir— cumfeript ift und allen Bewegungen der Sehnen folgt, wenn die Muskeln fich contrabiren. Es ift eine fehr feltene Krankheitsform, befonders an der bei unferem Kranken vor: Eommenden Stelle. Ich habe bereits mehrmals Gelegenheit gehabt, eine folhe Geſchwulſt an der Achillesfehne zu beob- achten, unter andern ein Mal bei einer berühmten Dperns tänzerin, welche an der Achillesfehne eine Geſchwulſt von der Größe eines Hühnereies hatte. Die Kranke empfand ſehr lebhafte Schmerzen, fo oft fie die Wadenmuskeln in Thaͤ— tigkeit feßte. Es waren bereitS mehrere berühmte Wund— Arzte zu Nathe gezogen worden; man hatte alle bekannten Außeren und inneren Excitantia angewendet, ohne nur im Mindeften eine Minderung des Umfanges der Gefchmwulft oder Empfindlich£eit derfelben erlangen zu Eönnen, Als ich binzugerufen wurde und erfuhr, daß das Gehen und alle Bewegungen des Unterfchen£els ſchmerzhaft waren, und daß die bis dahin angemwendete reizende Behandlung nur die Ems pfindlichEeit ſteigerte, und da ich überdieß fand, daß ein Drud auf die Geſchwulſt lebhafte Schmerzen hervorrief: fo nahm ich eine Subinflammation an und befämpfte nad der allgemeinen Negel ohne weitere Nüdfiht auf die Natur der Gefhmwulft zunäcft diefe Subinflammation. Sch vers ordnete abfolute Ruhe, Blutegel an die Wunde und erwei- chende Gataplasmen über die Geſchwulſt. Durch diefe Mit- tel allein gelang e8, den Schmerz und alle Empfindlichkeit zu befeitigen; hierauf erft gab ich innerlih Kali hydroio- dieum, welches bereits früher ohne Erfolg gegeben worden war, und führte eine methodifchye Gomprefiion aus. Es ging von Zag zu Tag beffer, als plöglich die Subinflamma= tion wiederum auftrat, worauf fogleich die Gompreffion unters laffen und die Anwendung der Gataplasgmen und Blutegel wiederholt wurde, Auf diefe Weife bald zu den antiphlogis ftifhen, bald zu den refoloirenden Mitteln die Zuflucht nehs mend, gelang es, die Gefchwulft allmälig ganz zu befeitigen. Es blieb endlih nur nod) Empfindlichkeit bei großen Bewe— gungen zuruͤck, und diefe wich dem Gebrauche der Bäder. Bei dem Kranken nun, der jegt in Behandlung ifk, fehlen die Symptome von Subinflammation, welche in dem fo eben erwähnten Bulle vorhanden waren. Bei ihm. hatte das Uebel immer einen chronifhen Character. Drud und Bewegungen find nicht ſchmerzhaft. Ih habe daher auch gleich Gompreffion angewendet, Sodeinreibungen machen laffen und innerli das Kali hydroiodicum gegeben. 173 Die Geſchwulſt iſt auf diefe Weife bereit um ein Dritts theil ihres Umfanges gefhmwunden, und «8 ift alle Ausficht, daf in Eurzer Zeit die volftändige Wiederauffaugung ‚voll: endet feyn wird. Sch möchte diefe Gefhwülfte als weiße Knoten der Sehnen bezeichnen, ohne jedoch diefer Benen— nung eine befondere Wichtigkeit beizulegen. (Gaz. des Höpit „ 5. Nov. 1842.) Fall von Nadicalheilung einer Hernie mittelft eines eigenthümlichen Bruchbandes. Mitgetheitt von Dr. P. B. Lucas, Her U. B., 26 Jahre alt, fühlte, als er einft in den Sattel feines Pferdes fprang, plößlich einen Schmerz in der rechten Inguinalgegend, weldyer fi) an dir Außens feite des Beines binzog und von dem Gefühle. begleitet war, als ob Etwas ausgetreten wäre. Diefe Empfindungen ließen nad) einigen Minuten nach; Patient machte feinen Ritt, wie gewöhnlich. Bei feiner Ruͤckkehr nach Haufe bes merkte er eine Eleine Gefhwulft in der Inyuinalgegend, welche er ſo wenig beachtite, daß er feinen gewöhnlichen Geſchaͤften einen Monat lang nachging, wobei er fehr thaͤ— tig befchäftige war, bevor er fid) an mich wendete, Als er mit der Natur feines Uebels befannt gemacht wurde, war ev fehr niedergeſchlagen, wegen dev anfcheinenden Hoffnungss tofigeeit, je wieder gebeilt zu werden; und da er ein junger Mann von einigem Vermögen, von gutem Aeußeren und unverbeirathet war, fo war ihm die Nothwendigkeit, ein Bruchband zu tragen, ebenfo unangenehm, wie die Gefahr, welhe ihm ſtuͤndlich bevorftand, fobald er keins anlegte. Um diefe Zeit trat. die Gefhmwulft, welche ein ſchraͤger Ins guinalbrud) war, an der vordern oder aͤußern Bauhöffnung um mehr, als einen Zoll hervor und wurde mit der groͤß— ten eichtigfeit zuruͤckgebracht. Es war ein Darmbruch (en- terocele)., — Ein Bruhband von gewöhnlicher Con— ſtruction wurde auf die gewöhnliche Weile angelegt, und am Ende eines Jahres war der Bruch noch da, ſtets vortretend, wenn das Vruchband abgelegt wurde und der Kranfe eine tefpiratorifche Anftrengung machte. Bei diefer Lage der Dinge wurde vorgefchlagen, den Verſuch zu machen, durch Drud die den bintern Inguinaiting umgebenden Gewebe feft und tefiitent zu machen, und fo dem WVordringen dee Gin: geweideg einen Damm entgegenzufeßen. Zu diefen Ende wurde ein Bruchband angelegt, welches folgende Eigenthuͤm— lichkeiten befaß: Die Feder deffelben war ungemein kraͤftig, und ibre Prlotte, oder vielmehr Das, was diefem Theile am gewöhnlichen Inftrumente entſprach, war aus Buche: baumbolz verfertige und von conifcher Form, aber an der Spitze abgeftumpft. Der Bruch wurde reponirt, ein ſeide— nes Taſchentuch, drei- bis viermal Übereinandergefchlagen, auf den bintern Bauchring gelegt und nun über dem Ta— fhentuche das Bruchband angelegt, deffen Pelotte genau zur Deffnung paßte. Die Feder des Bruchbandes beftand nicht aus einem einzelnen, feften Stabibogen, fondern aus meh: reren Platten, fo daß die Sntenfität des Drudes nad) dem 174 Gefühle des. Kranken, durch, Entfernung einer. oder mehrerer diefer Federn, regulirt werden Eonnte. Der Kranke trug den Apparat Zag und Nacht an zwei, Monate. „Zuerft empfand. er etwas Schmerz durch den feften Drud gegen die Baudwand; e8 wurden zwei Stable: federn entfernt; nach wenigen Zagen wurden diefe aber wie: der eingelegt, und nach ſechs Wochen trat der Bruch nicht mehr herab. — Nun wurde ein Bruchband von gewoͤhn— licher Gonftruction und Drudkraft, mit weicher, flacher Pe— lotte, welches nur unterftügte, einige Monate getrayen. Sest hat Patient fein Bruchband ſchon länger, als ein Jahr, abgelegt, ift verheiratbet und von feinem Uebel ganz befreit. (Dublin Journal, September 1842. Ueber. bösartige Auswühfe an. Kopf und Geficht taffen fih, nah Dr. Byron, aus Dem, was in Betreff des osteosarcoma maxillae inferioris befannt ift, fol= gende Schluͤſſe ableiten: 1) Das Uebel beginnt faft immer in der zelligen Kno: chenfubftanz felbft und bat gewöhnlich, wenn nicht immer, in einer eystis feinen Anfang, welche es, mehr oder weni— ger vollfommen, die ganze Zeit feines Wachsthums hindurch befüllt. 2) Das Leiden ift — foweit die Beobachtungen bis— jetzt reichten — vor dem Alter von. achtundzwanzig oder dreißig Sahren gutartig, und obwohl es nach diefem Lebens— abfchnitte nicht nothwendig bögartig werden muß, fo ift die fes doch häufig der Fall, indem es am Ende auch die weis hen Theile in der Umgegend ergreift. und. gleihmäßiy die Befchaffenheit von careinoma annimmt. 3) Das osteosarcoma des Unterfiefers ift fait im: mer durch Ereifion heilbar, bevor: die weichen Theile mit ergriffen worden find, welches nie bei der gutartigen Form des Uebels eintritt und auch noch einige Zeit, oft felbft Monate lang, nachdem e8 in carcinoma oder in die boͤs— artige Form Übergegangen ift, nicht der Fall feyn muß. 4) Goefichtsfrebs, befonders der in den Knochen ſitzen— de, läßt weit häufiger Heilung zu, als ein an irgend einem andern Theile des menſchlichen Körpers vorfommender Krebs, — cancer seroti. der ſeg. Scornfteinfegerfrebs, vielleicht ausgenommen. 5) Unterbindung der Garotiden ift vor oder während der Operation der Exarticulation des Unterkiefers nicht nöthig. 6) Das Ausftopfen der Wunde mir Charpie oder Leinwand fcheint in den meiften Fällen unnöthig zu fern und wide, wenn die Ausflopfung länger, als acht oder zehn Stunden, in der Wunde liegen bleibt, ſehr leicht eine ſehr ungünftige Entzündung hervorrufen. Es fcheint Erine Vorrichtung erforderlih, um eine Nüdwärtsbeugung der Zunge gegen den Schlund und den Kehldedel zu verhüten, wenn der Knochen hinter der Anheftung des m. digastri- eus und ‚den vordern Faſern der mylohyodiei getrennt 175 wird, wie es gewöhnlich der Fall ift, noch wird irgend eine Vorfihtsmaaßregel die unbedeutende Metraction der Geſichts— muskeln, welche duch ihre Trennung und den Mangel an Unterftügung bewirkt wird, verhüten. (The Dublin Jour- nal, July 1842.) Strietura recti. €. Thomas, 35 Fahre alt, ward am 12. Septem: ber 1835 in das Hofpital aufgenommen, Sie hatte fihon lange an einer Strietura recti gelitten, welche 3 Zoll ober— halb der Afteröffnung lag. Sie war nicht fehr enge, bot aber einen fharfen, ftrangähnlihen Rand dar und war ſehr empfindlih. Zwiſchen der Strictur und dem After war der Darm in ziemlicher Ausdehnung geichmwürig, die Ul— ceration reichte bis zum After und umfaßte zwei große flahe äußere Hämorrhoidalfacten. Dazu kam eine weite, einen Zoll im Durchmeſſer betragende Deffnung, durch mwelhe das rectum und die Scheide communicirten. Diefe Oeffnung war vor neun Jahren auf Isle de France ge: macht worden durch die unpalfende Anwendung eines Aetz— mittel3, um einen inneren Hämorrhoidalfnoten zu zerftören. Die Verengerung batte die Kranke zuerft vor fehs Jahren bemerkt. Einige Zeit vor ihrer Aufnahme waren die Sym: ptome des Muaftdarmleidens bedeutend geſteigert worden und waren der Art, mie es fih von der Ausdehnung der von mir befihriebenen Wundftelle erwarten ließ. Sie war nie frei von Schmerzen im Mafldarme, ausgenommen, wenn fie in liegender Stellung fih befand. Viel, zuweilen mit Blut gemifchter, Eiter wurde von der Etelle abgefondert; die Er: cremente Eonnten nur mit Mühe hinausbefördert werden; zug’eih war incontinentia urinae da, und Schmerzen, fowie eine Senkung der Gebärmutter. Die Kranke ward in der Nüdenlage erhalten, ein Ras vement von warmem Waffer jeden Moryen apolicirt, fowie eine Drahme des infusi Sennae compositi, wenn es nöthig war, des Abends; eine milde Mercurialfalde wurde auf die innere geſchwuͤrige Fläche gebracht, und auf wieder: holte Bitten der Kranken entfernte man die dußeren Knoten mit dem Meffer. Das Bougie ward nun tiglich applicirt. Bei diefer Behandlung heilte die gefhmwürige Fläche, und die Kranke wurde am 5. November geheilt entlaffen Sch machte feinen Verſuch, die große in die Scheide führende — — 176 Oeffnung zu ſchließen, welche wunderbarerweiſe nur ſehr we— nig Unbequemlichkeit verſuchte. (Anonym in London me- dical Gazette, February 1842.) Ar sc elekie n. Ueber comminutive $racturen am obern Viertel des Oberſchenkels, in Folge von Schußwunden, bifteht die alls gemeine Anficht, daß, wie bei anderen comminutiven Fracturen, for gleich die Amputation vorgenommen werden müffe. Da aber die bier nörbige Erarticulation des Oberſchenkels fo außerordentlich wenig günstige Refultate liefert, fo ift man bisweilen von der all— gemeinen Regel abgegangen. Herr Dllaanier (Militärarit) führt zehn Fälle an, in wilden fehs Mal die Erarticulation ohne einen einzigen günftigen Erfolg gemacht wurde, wärrınd vier Mat die Fractur eingerichtet und nad allgemeinen Regeln behandelt und dadurch zwei Mat ein qünftigıs Nefultat erzielt wurte, Sn den beiden günftigen Fällen bildete ſich natürlich Eiterung, es murden mehrere Knochenfplitter ausaezogen, die Kracturen confoliz dirten fich jedod, und fehs Monate nad der Berligung Fonntın beite Kranfe, allerdings mir einer Verkürzung des Fußes und ges ftügt auf Rrüden, geben. Herr Dllagnier ſchließt feine Mittheiz lung mit folgenden Schtußfägen: 1) Comminutive Fracturen dee obern Viertheils des Oberfchenkelfnodene, in Folae von Schufvers legungen, find nicht immer tödrlich, wenn man verfurkt, das Glied zu erhalten; 2) diefe legtere Methode zählt feit zwölf Fahren mehr alücliche Erfolge, als die Erarticulation des Oberfchenfels ; 3) die Mefection des oberen Theiles des Dberfchenkels ift leicht ausführ: bar, wenn der Knochen gebrochen ift; 4) bisweilen ift es bei diefen Fracturen unmöglich, die Länge des obern Bruchſtuͤckes zu beftims men, ſowie auch die Natur und Bedenklichkeit der Verlegungen am Schenkelhalſe nit zu ermitteln find. In ſolchen Fälen fann man die Diaanofe dadurd erleichtern, daß man einen 3 Zcll langen Einfhnitt auf der Geite der Hüfte macht. (Gaz. med. Octbr. 1842). Ein Eifenpräparat zum Gebraude gegen Chlo— rofe, wenn bie Anmendung lange Zeit fortgefegt werden muß, empfiehlt Herr Dauverane im Bulletin general de therapeu- tique, Oct. 1842. Er beſteht aus einer Miſchung des Eohlenfaus rn Eifens mit einem Gummifchleime, welchem fodann ſoviel Zuk— fer und aromatifche Effenz zugeſetzt wird, als zur Herſtellung ans aenenm fchmecender Morfellen erferderlih it. Diefe werden fo eingetheilt, daß jede 18 Gentigrammen des Fohlenfauren Eiſenhy— drats enthält, was oleich ift 9 Gentigrammen reinen Eohlenfaurın Eifens. Diefe Morfellen halten ſich lange, und man kann fie daher für eine langdauernde Eur auf einmal bereiten laffen. Es werden taͤglich ſechs Stüd, Morgens, Mittags und Abends jedesmal zwei Stüd, genommen, was in allen Fällen ausreicht, da der Kranke auf diefe Art täglich 45 Gentigrammen, gleih 8 Gran reines koh— lenfaures Eifen, erhält. Bibliographisce Neuigkeiten. Histoire naturelle des Poissons d’eau douce de l’Europe cen- trale. Par M. Agassiz. Tome 1er. Neufchatel 1842. 4. Pl. in Fol. Observationes de prima insectorum genesi adjecta articulatorum evolutiones cum vertebratorum comparatione. Diss. inaug. etc. Scripsit Albertus Kölliker ete Turici 1842. 4 M. 3T. Krankenphyſiognomik v. Dr. K. H. Baumgärtner, 2te vermehrte Auflage mit 80 n. d. Nat. gem. Krankenbildern. (Ite bis Ite Lieferung, 12 Bilder) Stuttgart 1842 Gr. 8. Diefe neue Auflage ift auf 20 Lieferungen a 20 gGr. berechnet und erfegt die erfte fehr Foftipielige Ausgabe dieſes lehrreichen Wer— kes vollfonnmen. Die Ausführung der ung vorliegenden 3 Liefes “rungen (Typhus 5 Entzündungsfieber 1, Wechfelficber 2, Gals Icnfieber 1, gelbes Fieber 2, Bleichſucht 1) ift fehr gelungen. Dandbud der fpeciellen Krankheits- und Heilungs— Lehre, mit befonderer Rüdfiht auf Phyfioloaie, von Dr K. 9. Baumgärtner. Ste vermehrte Auflage. Bd. I. Stuttgart 1342. Gr. 8. 624 ©, Sulla cura radicale delle ernia Memoria del Dottore Bartolom- meo Signoroni, Professore etc. nel Universita di Padova. Milano 1842. 8, m ______[U[[ Menue UÜotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Derlkunde, grfommelt und mitgetheilt von dem Ober Medteinofratte Frorien zm Weimar , und dem Diedinnalrarbe und Profeffor Froriep zn Berlin, N 518. (Nr. 12. des XXIV. Bandes.) November 1842, Gedrudt im Landes = Induftrid Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 1. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 aGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Die Tafel colorırte Abbildungen 6 gGr. 1 ea er Ueber das Vorkommen größerer Bernfteinmafjen im Binnenlande. Eine in den Neuen Notizen aus dem Gebiete der Na= tne= und Heilfunde Mr. 503. (des XXIII. Bandıs Nr. 19.) ©. 298 befindlihe Angabe, daß neuerlichft bei Zehde— nie bedeutende Bernfteinfhäße gefunden worden, giebt mir Beranlaffung, Über das Vorkommen größerer Bernfteinmaffen im heutigen Binnenlande meine Anſichten auszufprecen. Zuvor erlaube ich mir jedoch, als Antwort auf häufig an mich gerichtete ragen, zu bemerken, daß meine fchon vor vielen Fahren begonnene Arbeit über die im Bernſteine vor£ommenden organifhen Ueberreſteder Urwelt dem fich für diefelbe interefjirenden Kreife nunmehr hoffentlich . bald vorgelegt werden wird. Die lange Verzögerung wurde, und wird zum Theil noch immer, duch die vielfeitigen Gefcäfte meiner Herrn Mitarbeiter herbeigeführt. Es ift mir Cin- jeinem, bei nur wenigen Mufeftunden und bei dem Mangel an zureichenden Huͤlfsmitteln, nicht vergönnt, den miffen: fhaftlihen Anforderungen der jesigen Zeit fo vielfeitig zu genügen. Sch mufte mid für die einzeinen Abtheilungen meines Werkes alfo mit Kenntnißreicheren verbinden, und ih war fo glüdlich, für den botanifhen Theil (Heft I.) in Heren Profeffor Goͤppert, für die Cruſtaceen, Myriapoden und Arachniden (Heft II.) in Herrn Forſtrath Koch, für die Hemipteren, Drthopteren und Lepidopteren (Heft III.), in Herten Profeffor Germar den theilnebmendften und, wovon fih jeder Überzeugen wird, den gediegenften Beiftand zu finden. Mit diefen drei Heften ift erft die Hälfte gege— ben. Sch hoffr, daß mir auch für die drei übrigen Abthei— lungen die Hülfe bewährter Männer zu Theil werden wird, Das erſte Heft enthält, als Einleitung, einige Abhand— lungen über dag DBernfteinland, Über den Bernſtein und über die organifchen Bernfteineinfchlüffe im Allgemeinen, und fo= dann die genaue Vefchreibung der involvirten folfilen vege— tabilifchen Nefte. Auf ſechs Foliotafeln befinden ſich die Abbildungen zur mikrofcopifhen Anatomie des Holzes vom No. 1618, U an Ce er Bernfteinbaume (Pinites suceinifer, Goepp. u. Ber.), die Darjiellungen der zur Preußifchen Brauntohlenformation gehörenden Zapfen und Nüffe, die Ueberrefte der damals im Bernfteinwalde vorhanden gewefenen Bäume und Sträucher, vorzuͤglich Goniferen und Cupuliferen; Bluͤthen von Ephe- dra, Cupressus, Juniperus, Thuja, Quercus und Fagus, mandyerlei andere Blümchen, Blätter u. f. w.; und auf der Iekten Tafel die urmeltlihen Erpptogamen jener Zeit, — Alles nach vorliegenden Inclusis. — Das zweite Heft, in Zert und Kithograpbien ſchon vollendet, giebt auf fehezehn Tafeln 143 Abbildungen urweltlicher Mpriapoden, Gruftaceen und Arachniden. Unter diefen fommen unter andern zwei Eriodontiden und ein Gonylep- tes vor, deren heutige Stammverwandte in Reubolland und in America leben, zmölf neue Gattungen ven Arachniden und eine, der Jetztwelt völlig fremde Familie, die der Ars &äiden (Archaea paradoxa mas. et fem. und Ar- chaea eonica). — Das dritte Heft, noch in Arbeit, wird auf ſechs Tafeln wahrfheinlih nur eine neue Gattung bringen, aber die in demfelben vorhandenen Aphididen, die Reihe der Cicadarien (hauptfächlic Cirien) und der MWanzen, von melden ih nur zwei Poeocera=XArten, eine Hydro- metra- und eine Halobates-Larve, drei Aradus: und acht Phytocoris» Arten nennen will, fowie die moͤglichſt vollftändig durchgeführten Entmwidelungsftufen der Blattiden, fibern auch diefem Hefte einen gleihen Werth. — Alle im Bernfteine vorfommenden organifhen Körper gehören der Urmelt an. Die Species find ſaͤmmtlich ausgeftorben , der Urten- Topus ift, ohne Ausnahme, fomeit mein heutiges Miffen reicht, erlofchen, aber der Gattungstypus fest ſich in der Jetztwelt, mit nur wenigen Ausnahmen, fort. Die Neichhaltigkeit meiner Sammlung (mir war, zur Erreidiung meines Zweckes, die Claffe der urweltlichen Inſecten den be= reits bearbeiteten übrigen Abtheilungen der foffilen Naturge> ſchichte mindeftens gleich zu ftellen, kein Opfer zu groß!) und die unzähligen Bernfteininfecten, die ich in anderen Sammlungen fah, haben mich unter andern zu dem Ver— 12 179 ſuche geführt, das ehemalige Vorkommen ber einzelnen Inſecten— ordnungen, Familien, Gattungen und Arten, in numerifche Anga— ben zu bringen, das relative Verhältnig aller diefer Abtheilungen zu den entfprechenden heutigen, wenn auch nur annäherungsiweiftz zu beffimmen und aus den Entwidelungsftufen, der Lebensweiſe und dem Aufenthaltsorte analoger, jegt lebender Inſecten in Anſe— hung des damaligen Elima’s, dev Jahreszeit der Bernſteinaus— ſchwitzung u. f. w. vinige Folgerungen zu ziehen. Sch kehre nunmenr zu der mir gejtellten Aufgabe zurück. In der Gefhichte des Bernfteing find zwei Perioden von einander zu trennen, die feiner Entjtehung und die feiner Verbreitung, Die Analogie muß auch bier die Zührerin feyn. Die Europaͤiſchen Steinkohlenlager ziehen ſich bekanntlich aus Britannien nach Frank— reich und von da in ſudoͤſtlicher Richtung durch die Rheinprovin— zen und Weſtphalen, durch Böhmen, Schleſien, Ga.izien, Ungarn u. f. w. Es waren, der allgemeinen Annahme zufolge, urſprung— lich Inſeln, die ſich bei damals höherer und aleichmäßigerer Tempe— ratur mit einer üppigen Pflanzenfuͤlle bedeckten, im Meere wieder verfanfen und auf diefe Weife abwechfelnd Streden von vegetabilis fhen und von fubmarinen Stoffen empfingen, Der nördlidy über diefem Länderzuge, namentlid) nördli von den Garpathen, vor: hHandene Raum blieb noch lange vom Meere bevedt. Aus ihm ers boben ſich fpäter, bei fyon gefunfener allgemeiner Zemperatur der Erdoberfläche, ebenfalls einige Inſeln (ein Ardjipel, ein Jaſelland, oder Feftland, man nenne es, wie man will!), die jich, begünftige von milden Seeclima, in ähnlicher Art mit einem reihen, aber ganz anderen, Pflanzenteppih und mit Waldungen bededten. Dieß war der Beginn der Braunfohlenformation. Ihr Bezirk if das heutige Cis-Uraliſche Flachland. Die Bernftiinbitdung fallt in eine der frühejten Perioden diefer Zeit. Die Wäidır jenes Infels landes waren die Geburtsftätte des Bernfteins. Der geographifche Mittelpunct diefer Wälder muß in dem jegigen ſudoͤſtlichen Theile der Ditjee gewefen feyn, nordweftlic über der Spitze bei Bruͤſter— ort. Von dort aus erfolgte, nachdem die Bäume ihr Harz, viel— leiht Sahrtaufende lang, in den Schooß des Waldes ergojfen, durch den fpäteren Einbruch der nordifhen Diluvialfluthen, die Zerftös zung des Waldes und, als deren Folge, die Verſchwemmung des Bernfteins. Der genannte Theil des Baltiſchen Meeres bewahrt noch immer einen Vorrath von Bernftein, den unzählige Stur— me zeither nicht loszumwühlen und nicht zu erfhöpfen vermochten. Funfzehnjährige Durchfchnitte wiefen in 150 Jahren im Ertrage des Samländer Küftenbernfteing keinen merklichen Unterfihied nad). Der Zeitraum der Erzeugung muß alfo von überaus langer Dauer gewefen feyn. Die nördliche Abdachung der Garpathen, bis zur Dfifee herab, iſt aufgeſchwemmtes Allusialland, das von jenem Gebirge her langes fam gegen Norden wuchs und ſich allmälig aus.den Meeresfluthen erhob. Die Weichfel und die Heineren Fluͤſſe ſchwemmten große Quantitäten carpathifher Felsgerölle, Schlamm und vorzüglich Sand von der Höhe herab, durchſchnitten im heutigen Polen den Surafalf, die Kreide und die diluoifche Lehmformation, bildeten aus diefen Stoffen ftets neue Anſchwemmungen und Bänke, veräne derten unaufhörtic) Bette und Ufer, und ſchoben an ihren Muͤn— dungen immer längere Uferränder in das Meer hinein. Das Kü: ſtenprofil wird in jedem Sahrhunderte ein anderes. Im ftegreichen Kampfe mit dem gegenftrebenden Meere vergrößerte ſich das Areal des neuen Landes, von welchem einige der heutigen Diftricte aus genfcheinlid) länger unter Wajfer blieben, als andere. Die in das flache Land geführten Majfen wurden duch fpätere Flußuͤber— fhwemmungen mit den eigenthümlichen Bodenerzeugniffen unterein— ander gemengt und länas der langfam vorfchreitenden Küfte mit den Auswurfftoffen des Meeres vereinigt. So entftand ein immer höheres und immer bunteres Alluvialgemenge, und fo hat die Erd: rinde der bernfteinführenden Provinzen ihr heutiges Anfehen ges wonnen. Die Spuren fpäter Erhebung aus den Meereöfluthen find in Preußen aanz unverkennbar. In diefen jungen Ablageruns gen wuchs der Bernfteindaum nicht, feine Deimath war bereits zerftört und mit Meeresgrund bededt, als diefe Schichten ent: franden. Der Bernftein zeigt fih im Binnenlande entweder in ifolirs ten Stüden, oder in Adern und Neftern, und je näher dem 180 Gentralpuncte, deſto reichliher. Es giebt in Oft: und Weftpreus Ben faſt fein Dorf, wo nicht fon Bernftein gefunden worden wäre (Bod.). Demungeachtet iſt der Fundort einzelner Stüde an allen diefen Drten ohne geologifhe Bedeutung. leid) ihnen liegt im fudbaltifchen Litoral eine Maffe anderer Grgenftände: Ber: fteinerungen, von der. Kreide aufwärts aus allen Perioden, Geweihe und Knochen nicht mehr einheimifcher Thiere, fremde Mineralien und erratifche Blöcke, ſelbſt Gugenftande der Kunft, z. B. Dirhems aus Harun-al-Raſchid's Zeit, Römifhe und Griechiſche Münzen, u. dgl. m. Wem Eönnte es einfallen, aus foldhen Fundorten, die ein Zufall gejtern gab und die ein Regenguß morgen verändert, in Anſehung der primaren Lagerftätte einen Schluß zu ziehen? Wichtiger find die Adern und Nefter. Beide find Neptunifcken Urfprunges. Die Ader iſt nichts Anderes, als in Braunkohle und in birtumindfe Erde umgewandeltr, chemaliger Meeresausivurf, der, weil er ven Inhalt eines üppigen urweltlihen Waldes mit ſich führte, in Maſſe und Bernftringehalt damals reichhaltiger ſeyn mußte, als er es heute it. Die von Norden eindringenden Fluthen füprtin ven Bernftein, wenia fchwerer, als Waller, mir ſich fort, und die Wellen warfen ihn mit und in dem Meereskehricht auf den Strand. Stürme aus anderer Richtung durchbrachen und zerrife fen den Eaum gebildeten Schuttwall, aus weldyem zu der Zeit noch keines Menfchen Hand den Bernftein auflas, entblößten viele Erellen des Strandıs und brachten anderen defto gehäuftıre Maffen zu. Es mochte wieder eine lange Zeit vergehen, bis fi die Trummer: linie zuerft mit Sand bedeckte und fpäter mit manderlei Erdſchich— ten und mit Vegetation überzog. Auf diefe Weife erklärt ji), mit Berückſichtigung der Unebenheiten der Küfte, das ganz unregelmäs Bige Steigen und Fallen der Bernfteinadern, ihr plöglich«s Abrei— ken, ihre öfteren Sprünge, ihre bisweilige Verdoppelung hinter oder übereinander mit zwifchenliegenden Sandſchichten und Merz tesgrund. Ze heftiger die nordligen Stürme todren, deſto reichli— cher waren die Schäge, welche die damalige Küfte empfing und welche das heutige Binnenland treu bewahrt. Jede Ader it das Denkmal eines nördlihen Sturmes. In den tieferen Schichten un— feres heutigen Landes liegen Braunkohle und Bernſtein in größe: ren Stüden, als in den jungeren höheren, weil ihre Bildung der Zerſtoͤrungszeit der primitiven Stätte näher lag. Die auffallenee Erſcheinung, daß man in bedeutender Tiefe die Hälften zerbroche— ner großer Bernſteinſtuͤcke 5—10 Fuß von einander entfernt liegen fand (Hagen, Aycke), beweifet, daß das Stuͤck zerbrach, als die Melle es auf den Strand warf, oder daß es dur den Einfluß dis Witterungswechfels zerplaste und feine Bruhftüde von den Wellen auseinandergefchoben wurden. Die Nefter Halte ich für vertiefte Puncte der ehemaligen Kuͤſte, entftanden durch Brandungen Wirbel u. f. w., in welchen Wind und Welle den Bernftein adlagerien und, bei veränderter Richtung, nicht wieder hevauszufpülen vermocdhten. Bei den in der Puppenfhen Forſt von der Preußifhen Regierung geleiteten Nacgradungen fanden ſich noch deutliche Spuren von Seetang in ſolchen Neftern vor, Niemals dagegen hat man in ihnen, oder in Adern, einen aufrechtftehenden Wurzelftoc gefehen, wodurch die nur noch felten zu befämpfende Hypotheſe: daß dieſe Fundorte primäre Lager wären, gerechtfertigt werden koͤnnte. Die Erzaͤh— lung von einem dor 60 Fahren bei Stolpe gefundenen Baume Elingt fehr fabelhaft. Von mehreren überzeugenden Beweifen, daß die Aderbildung eine Küftenbildung fey, hebe ich nur noch das in den Adern bemerkte Vorkommen ihr völlig fremdartiger Gegenftände, vorzüglich aber das in ihnen conftant zu nennende Vorkommen der abgerundeten fofjilen Holzſtuͤcke, hervor. Die Ab— ſchleifung Eonnte nur durch das Fortrollen auf dem Sande dee Meeresgrundes erfolgen. Stuͤcke aus Myfcenize und aus Bran— denburg a. d. H., bie ich verglich, zeigten Eeinen Unterſchied. Sch babe mich ſchon vor zwölf Jahren für den Neptunifchen Urfprung der Adern erklärt, habe mich gefreut, diefe Meinung vor zwei Jah— ren durch den Bericht de Deren Dr. Steinbec aus Branden— burg a. d. 9. beftätigr zu fehen und hoffe, daß eine gleich umfiche tige Prüfung der Localität bei Zehdenik auch von dort dajjelbe Res fultat aufftellen wird, Wo in Berichten aus entfernten Ländern (Afam, Kamtfchatfa, Sibirien und Nordamerica) von Lagerungs: verhältniffen die Rede war, da ift immer Alluvialboden als die 181 Fundftätte deö Vernfteins genannt. In Sibirien liegt er in den jegt nie aufthauenden gefrorenen Schichten, er wurde alfo vor de— ren Entfernung hingeſchwemmt. Wenn man auf einer Specialdarte von Preußen die hiftorifc) bekannten bedeutenderen Fundorte des Bernfteins auffudht, fo bes merkt man unter diefen bin und wieder einen fcheinbaren Zuſam— menhang, und verlängert man foldhe Verbindungslinie nad Nor: den, fo läuft fie dem genannten Gentralpuncte zu. Die reidyen La— ger von Oſtroleka, Mofcenize, in der Puppenfchen und in der Sorquitter Forſt, Friedrichsfelde, Friedrichshof, Schwanfeld, Barz tenftein und Patersorth bilden eine foldhe Linie, — Schlopacken, MWehlau, die Pregel:Infel Anker, Quednau, Wargen und Hube— nicken eine zweite, — der Goplo⸗-See, Thorn, Leffen, das Docder: land und Kerbswalde bei Elbing eine dritte Wo mehrere Ra: dien fo entfcheidend zufammenfallın, da muß, duͤnkt mid, der Mit— telpunct fiyn. — Wer die Entfernung von ber DOftfee bis Kamt— ſchatka u. |. w., in Anfehung einer foldyen ftrahlinförmigen Wr: breitung, für zu weit erkennt, ich befinde mich ſelbſt in diefer Vers legenheit, der muß fi mehrere Kleinere, primäre Ausgangs: oder Berbreitungs »Puncte denken, noch andere Infeln dieffeits oder jen— feits des Ural, auf welchen der Bernfteinbaum ebenfalls gedieh. Uber welches gemeinfchaftliche Ereigniß hätte ihn aus allen diefen, foweit von einandergetrennten, Ländern zu vertiloen vermocht? Nur die Ummandlung des Clima's könnte zum Caufalmomente feines Ausfterbens geworden feyn. Aber dabei treten wieder — und Schwierigkeiten entgegen, die ich hier nicht eroͤrtern ann. Ein paffendes Seitenftüd zur Bildung der Bernfteinadern ges währt der Gurturbrand, welcher an Jsland's Weftküfte aus ge: firandetem Zreibholze hervorging. Abgerundete Formen find auch dort bemerkt. Sch glaube, daß die von N. nach ©, laufenden Furchen und Striche in den Scandinavifhen Felfen und die in gleicher Richtung binziehenden, unzähligen, langgedehnten Moräfte, Flußthaͤler und Landſeeen in Finnland, in Oft: und auch in Weftpreußen, als Er: fcheinungen gleichen Urfprunges zu betrachten find. Die nordifcen Fluthen trugen auf ihren Eisfelvern die erratifchen Bloͤcke in die heutige Nordeuropdifche Ebene. Ihre Etrömungen haben dort die Felfen und hier das Land gefurdt. Die Eisberge ftrandeten an Sandbänfen und auf den fich allmälig erhebenden noch fubmarinen Huͤgelzuͤgen des heutigen Landes, und ihre Frachtſtuͤcke ſanken an ſolchen Stellen zahlreicher zu Boden. Daher das häufigere Vor— kommen der Granite auf den jegigen Höhen, als in den Thälern. Auch diefe Blöcke zeigen übrigens in Rußland (Duroder), in Preußen und Polen (Puſch), wie in Meklenburg (Brüdner), bisrosilen diefelbe Niktung von N. nah ©. Durocer fand in Rußland größtentheils nur Granite aus Finnland, in Preußen und Polen aus Finnland, Wiborg und Schweden, und weſtlich von der Meichfel nur aus Wiborg und Schweden Die an Preufen’s Küſte häufigen Kalkfteinblöde find jüngerer Herüberfunft und ſtawmen, nah Puſch, aus Oeland, Gothland und Schonen. Audy die fort: filen Baumftämme in den Samländer Flögen liegen landeinwaͤrts (Schweigger) und bei Lomza von N. nad ©. (Stafzik). Es kamen bie Scandinavifchen Fremdlinge erft nad) der Zerftörung der Harzwälder in unfer Land. ie gehören dem juͤngern diluvi— fhen Lehm und dem Sande an und lagern über dem Bernftein. Aus einer Zufammenftellung derjenigen, fämmtlich zu den jünges ven gehörenden Zertiär-Kormationen, in welchen ſich Bernfteinftüd- chen finden, ftellt fich das relative Alter der Bernſteinbildung felbft mit ziemlicher Sicherheit heraus. Danzig, den 15. November 1842. Dr. Berendt. Bemerkungen über die Entſtehung einiger wirbel- loſen Thiere. Bon Heinrich Rathke. (Schluß.) IH. Crufaceen. Unterfucht habe ic) in neuerer Zeit die Eier von einigen Arten Cyclops und Daphnia, von Gammarus fluviatilis, Gammarus Lo- 182 custa, Asellus aquaticus, Crangon vu'garis und Astacus fluvia- tilis, Auch in ihnen hat der Dotter diefelbe Befchaffenbeit, wie in den Eiern der Spinnen, befteht nämlidy aus lauter dünnhäutigen Kapfeln (Secundärzellen) die von Fetttropfen und Zellen (Primärs zellen), deren Inhalt eine didlihe fhon im Waffer gerinnende Fluͤſſigkeit ift, ausgefüllt find, Die gerinnbare Flüffigkeit der letz⸗ tern ift meiltens lebhaft gefärbt, fo, 4. B., violett in den Eicın von Gammarus fluviatilis, grün oder auch gelb in drnen von Asel- lus aquaticus, enthält aber vor der Gerinnung Feine Molecular: koͤrperchen. Eingefchloffen ift diefelbe in befonteren dünnhäutigen Wandungen und bildet mit ihnen Zellen ſchon in reiferen Eiern, die noch nicht befruchtet find und noch dag Kıimbläshen ınthalten. Die Einfapfeluna abır von mehreren derfelben nebſt etlichen Fette tropfen zu fecundären Dotterzellen erfolgt erft, wenn das Keim— bläschen verfhmwindet oder vielleicht bereits verfchwunden ift. Die einzelnen Fetttrepfen habe ich namentlich bei Crangon vulgaris und Gammarus Nuviatilis beutli don einer zarten Haut Enapp umfchloffen gefehen. Ihre Zahl übertrifft, in der Regel, gar fehr die Zahl der Primärzellin. — Eine freie eimeißartige Flüſſigkeit ift vor und nach der Einfapfelung zwifhen den Primärzellen und Fetttropfen in einer nur ſehr geringen Quantität verhanden. Eine Durchfurchung der Eier habe ich in den beiden Iegtern Jahren nie: mals bemerkt, obgleich die Zahl der unterfuhten Eier eine recht bedeutende war, An denen von Carcinus Maenas aber glaube ich fie auf einer Reife in Norwegen einmal gefihen zu haben. Der Keim der oben genannten Krebsarten bildet ſich nicht, tie der Keim der Spinnen, foaleid rings um den Dotter, fondern nur an-einer mäßig großen Stelle deffelben unter der Form eines Schildes. Weil aber bei allen jenen Arten der Eteff, aus dem bie erften Zellen des Keimes gebildet werden, eine aroße Klarheit und Durchſichtigkeit bat, fo läßt fich die Entſtehung diefer Zellen nicht fo leicht und ficher erkennen und verfolgen, wie bei den Spinnen. Bei welder Krebsart ich nur eine Andeutung des Keimes, als einen Eleinen Haufen von Zellen, erkennen Eonnte, waren die ur— fprüngliden oder primären Detterzellen ſchon immer zufammen mit Fett eingefapfelt und ich Eonnte dann, war nur das Ei behut— fam behandelt worden, nicht mebr mit Beflimmtheit deraleichen Zellen oder Fetttropfen einzeln für fi, d. b. obne mit andern eins gekapfelt zu feyn, an der Oberfläche des Dotters da, wo ſich der Keim befand, gewahr werden. Sa, in Eiern von Crangon, in de« nen ſchon die Einfapfeluna der Dottirzellen beendigt war, Eonnte ich einigemal, wie fihr ich danad) auch fuchte, feine Spur von Zel— len eines Keimes gewahr werben, und ich muß alfo glauben, daß der Keim erft dann entfteht, wenn ſchon die Einfapfelung oder die Bildung der fecundären Dotterzellen beendiat ift. Sn folhen Eieın von Gammarus fluviatilis, in denen ich den Fleinften, am weniaften ausoebre’teten Keim fand, hatten einige Zellen deffelben, als fie aus dem Eie herausgenommen. waren und ſich ſtark abaeplattet hatten, fogar eine beträchtlichere Größe, ale die größten wahraenemmenen und ebenfalls abgeplattiten primären Dotterzellen (0 00386:0,0033). Aebnlihes war auch der Fall in Eiern von Asellus aquaticus. Uebrigens aber waren in biefen und jenen Eiern die Zellen des Keimes von fehr verschiedener Grd: fe. Ferner waren in der Mitte des Keimee die Zellen mehr oder weniger zugerundet, dagegen je näber dem Ronde, um defto mebr abgeplattet, fo daß die Äußrrften vine nur geringe Dice hatten. Die einzelnen Zellen aber, die fämmtlich foft eryftallbell waren, be= ftanden aus einem zellenartigen Kern, indem fich meiftens auch ein Kernförper erkennen lich, aus einer ihn umgebenden Flüffigkeit, die viele, doch felbft bei den ftärkften Wergrößerungen nur puncts artige, Motecularkörperchen enthielt und aus einer Äußeren hoͤchſt zarten Wandung. Fragt man nun nad der Entftehung diefer erften Zellen des Keimes, fo fönnte man vielleicht geneigt feyn, diefelden für verwan: delte primäre Dotterzellen zu halten. Gegen folhe Meinung aber fcheint mir zu fprechen: 1) daß ich bei'm Crangon die primären Dotterzellen ſchon zu fecundären Dotterzellen eingefopfelt fand, ebe ich eine Spur vom Keim bemerken Eonnte; 2) daß ich bei den verfchiedenen Gruftaceen meiftens an der Stelle des Dottere, wo fi der Keim befand, nicht freie Fetttropfen vorfond, was dod) hätte der Fall ſeyn müffen, wenn etwa wine 10% einige fecundäre 183 Dotterzellen, die jedenfalls auch mehrere Fetttropfen einſchließen, geplagt wären und die in ihnen enthaltenen primären Dotterzellen ſich in Zellen des Keimes umgewandelt hätten, und 3) dab, wenn ein folher Vorgang ftattgefunden Hätte, ich unter der großen Zahl von Eiern, namentli des Gammarus Huviatilis und des Asellus aquaticus, deren primäre Dotterzellen fo hoͤchſt lebhaft gefärbt find, wahrfheinlih wohl einige gefunden haben würde, in welchen einige von diefen Zellen frei (nicht eingekapfelt) nebeneinander in einer Schiht ausgebreitet gelegen, und ſich durch eine weniger in: tenjive Farbe von den übrigen (den eingefapfelten) unterſchieden hätten. Ic bin daher der Meinung, daß auch bei den Cruſtaceen ebenfo, wie bei den Spinnen, die Zellen des Keimes aus einem Theile der verhältnißmaßig nur geringen Menge von eimeißartiger und farblofer Fluͤſſigkeit entſtehen, welche zwiſchen den fecundären Dotterzellen abgelagert iſt. Ob jedoch etwa die Keimflecke die Kerne der Zellen des Keimes abgeben, muß noch dabingeftellt bleiben; dagegen ſcheint für jest nody der Umftand zu fprechen, daß diefe Zellen, auch wenn fie nur erft in einer einfachen Schicht vor: Tommen, jene Flecke an Zahl zu übertreffen pflegen. Wie bei den Spinnen, vermehren fih die Zellen des Keimes Thon fehe früh duch Brutbildung, und diefe Erzeugungsweiſe wiederholt ſich mehrmals, wobei denn eine jede jüngere Generation im Allgemeinen nicht eine ſolche Größe erlangt, wie die ältere jie batte, fondern Eleiner bleibt. Zugleich lagern jih in Folge davon die Zellen in mehrere Schichten übereinander, und es breitet ſich auch der ganze Keim immer weiter über den Dotter aus, bis diefer gänzlih von ihm eingehüllt wird. Doch mögen ſich bei diefer Aus— breitung des Keimes an dem jedesmaligen Rande defjelben auch neue Zellen bilden, die nicht als eine Brut der Altern zu betrache ten find. Sedenfalls aber entftehen dabei einige jüngere Zellen nicht durch eine Umwandlung ganzer primärer Dotterzellen; denn einestheils bleiben diefe, bis der Keim den Dotter völlig eingehüllt bat, und bei den meiften von mir unterfuchten Gruftaceen aud) noch weit fpäter. eingefapfelt, und anderntheils find die jüngern "Zellen des Keimes immer weit Eleiner, als die Mehrzahl jener Dotterzellen. Eine Theilung des Keimes in zwei Blätter geht bei den Cru— ftaceen fhon ſehr früh vor fich, bei einigen beſtimmt fogar viel früher, als der Keim den Dotter völlig eingehüllt hat. Noch ehe aber die Theilung erfolgt, haben bei einigen Cruftaceen, namentlich bei Gammarus fluviatilis und Asellus aquaticus, die am meiften nach Innen gelegenen, alfo für dag Schleimblatt beftimmten Zel« ten, der Mehrzahl nad einen etwas größeren Umfaug, als die übrigen, Das Schleimblatt bildet fi bei den Decapoden zu einem ‚Sade aus, der den ganzen Dotter einfchließt: aus diefem Sacke aber werden zwei einander gegenüberliegende enge Canäle gleichſam ausgefponnen, die niemals eine Spur von Dotter enthalten, und von denen der eine fich zu der Speiferöhre und dem Magen, der andere zu dem Darme entwidelt. Haben beide fich ſchon etwas ausgebildet, fo ſchnuͤrt fih jener Dotterfad von ihnen mehr und mehr ab und erfcheint dann als ein bloßer Anhang des Darmcanales, Es Fönnen alfo bei den Decapoden die Dotterzellen feinen unmittelbaren: Antheil an der Entwidelung de8 Darmcana= les nehmen, wie dieß, nah Reichert, bei den Froͤſchen der Fall feyn fol. — In einer andern Weife bildet fi der Darmcanal bei den Umphipoden und Sfopoden. Er entiteht hier, indem fich 184 der Sad, zu dem fih das ganze Schleimblatt zunächft gebildet Hat und der mit dem Dotter erfüllt ift, allmälig in die Länge ſtreckt und verengert, Es ift alfo bei diefen legtern Eruftaceen der Darme Canal ſelbſt mit Dotter angıfült, Doch enthält der erwähnte Sack nur Anfangs alen Dotter; denn balo bilden ſich aus ihm, unfern von dem vorderen Ende deffelben, zwei Ausfackungen, die einen Theil des Dotters in fich aufnehmen und fich fpäter, wenn aus ihnen der Dotter wieder verfihwindet, zu zwei Fettkoͤr⸗ pern oder Lebern ausbilden. Aber auch bei diefen legtern Cruſta— ceen nimmt der Dotter, wie ich mich hinreichend überzeugt babe, Eeinen unmistelbaren Antheil an der Entwidelung dı8 Darmcanas les, indem lich etwa ganze primäre Dotterzellen an den fchon ente ftandenen Theil des Schleimblattes anlagerten und damit, indem fie fih zugleid) in ihrem Innern umänderten, zufammenmwüchfenz fondeen es beruht das Wachsthum fo des Schleimblattes, wie deg feröfen Blattes, noch eine geraume Zeit bindurh auf einer Brut— bildung in den fihon vorhandenen Zellun diefer Theite felbft, fpäter aber auf einer Erzeugung neuer Zellen zwiſchen den alten. Bei Asellus, Crangon und Astacus werden die einzelnen fe: cundären Dotterzellen, wie die Frucht in ihrer Entwidelung vor— föhreiter, zuerft nur E.einer, indem alle in ihnen enthaltenen primäs ven Dotterzellen immer mehr verbraucht werden. Sind diefe dann entiveder fämmtlich, oder fait alle aufgelöf’t worden, fo vergeht auch die Wandung der fecundären Dorterzellen, und es Fommen nunmehr div noch übrig gebliebenen, doch meiſtens auch fchon vers Elcinerten Ferttropfen frei zu liegen. Sn der Gattung Gammarus aber vergehen die Wandungen der einzelnen fecundären Dotterzele len viel früher; denn wenn bei den hieher gehörigen Zhieren die Anhänge des Darmcanals, welche zu Fettkoͤrpern werden, ſich zu bilden angefangen haben, findet man fowohl in ihnen, als aud in dem Darmcanale in Menge nicht bloß freie Fetttropfen, fondern auc primäre Dotterzellen von den verſchiedenſten Größen. Doch vergehen aud bei ihnen diefe Dotterzellen weit früher, als bie Fetttropfen. Die Entwickelung der Muskeln geht bei den Gruftaceen und Spinnen, beiläufig bemerkt, ganz in derfelben Weife vor fh, wie nah Schwann’s Angaben bei den Wirbelthieren, Miscellen. Dipodina Arctiscon. Bon einem mit. diefem Namen belegten, bisher unbekannten Räderthierchen der Dftfee bei Wismar bat Here Profeffor Ehrenberg der Gefellfhaft naturforichender Freunde zu Berlin Eremplare vorgezeigt. Es zeichnet fidy durch Sonderung der beiden Zangenhälften feines Zangenfußes im zwei ganz aetrennte Scheiden fehr aus, tt im Uebrigen aber der Gattung Notommata ganz ahnlid. Er ſah es lebendig gebührend und har ihm den Namen Dipodina Arctiscon gegeben, wegen feiner Aehn— lichkeit mit dem Eleinen Wafferbären, Arctiscon, i Die zoologifhe Sammlung des Grafen von Der: by, zu Knowles Park, wird fehr wichtig. Sie erftredt ich auf Thiere aus allen Erdtheilen. Neuerdings ift der Botaniker Dr. MWhitfield deßhalb nad Africa gefendet, mit hinfichtlich der Kor ften unbefchränkten Aufträgen. Nekrolog. — Der verdiente Profeffor der Botanik zu Bordeaur, Dr. Gachet, ift geftorben. aa ae Ka Der weiche Hinterkopf der Säuglinge, cranio- tabes infantum. Bon Dr. C. L. Elfäffer zu Neuenftadt an der Linde in Wuͤr— temberg. Seit mehreren Jahren hat mid die Erforfhung einer eben nicht feltenen Kinderkrankheit befhäftigt, welche von wind, 2 den Aerzten bisjest Einer Aufmerffamkeit gewürdigt worden iſt. Sch hatte ſchon im Sabre 1837 und 1833 bei ber Section einiger Säuglinge eine auffallende Weichheit und Eindrüdbarfeit des Hinterſchaͤdels gefunden. Nachdem ich auf diefes Gebrechen einmal aufmerkfam gewor— den, fand ich es wiederholt auch an lebenden Kindern des erften Lebensjahres. Es fhien mir um fo bemerfenswerther, 185 als ih bei allen eine gewiſſe Übereinflimmende Neihe von Erankhaften Symptonten wahrgenommen batte, und als ih, da ih bei andern Kindern gleiche Symptome fand, wirklich auch darauf rechnen Eonnte, bei der Kocalunterfu: bung einen weihen Hinter£opf anzutreffen. dachte in dem erften Falle, der mir vorgekommen, zunaͤchſt an einen angeborenen Bildungsfehler, wirwohl der Umjtand, daß das Rind fonft wohlgebildet war, und daß das eins feitige Vorkommen verdünnter oder durchloͤcherter Knochen: fielen am Hinterfhädel in keiner Periode des Foͤtuslebens normal gegeben ift, wenigftens die Subfumirung diefes Bil— dungsfehlers unter der beliebten Gruppe der Hrmmungsbils digen entfchieden abwies. Wenn einige Schriftiteller (tie Eerutti, Heſſelbach, Otto, in ihren Verzeichniſſen der Präparatenfammlungen zu Leipzig, Würzburg, Breslau) einiger Kinderfchädel Eurz erwähnen, an welchen daffelbe Gebrechen ftatrgefunden zu baben fdeint, und bei weldhen fie meiſtens von „noh nicht verfnöhberten Schaͤdelſtellen“ ſorechen, alfe, ohne Weiteres, einen Entwidelungsmangel ennehmen, fo überzeugte ich mich dagegen im Verlaufe mei: ner Unterfuhungen, daß es fih bei dem fraglichen Leiden vielmehr um einen pathofogifhen Proceß, um eine erjt im Verlaufe des Säuglingsalters zu Stande fommende krank— bafte Zerftörung der vorher mormal gebildeten Knochen handelt. Außer andern Gründen, fpricht dafür der entfcheidende Umstand, daf ich bei mehreren Kindern in einer gewiffen Periode des Siuglingsalters (dritten bis fünfs ten Monat), als ich ihren Kopf ausdrüdlich unterfuchte, eine normale Feſtigkeit des Hinterſchaͤdels fand, während bei den— felben einige Wochen oder Monate fpäter ein bedeutendir Grad von eraniotabes fih eingeftellt hatte. Sch gebe in dem Folgenden eine kurze Befchreibung der Krankheit und des ihr zu Grunde liegenden pathalo= giſch- anatomifchen Thatbeftandes, Es find etwa vierzig Kranfheirsfälle und zwölf Leihenöffnungen, welde mir das Material dazu liefern. Die Schädelpräparate aus den ges öffneten Reihen babe ich geiammelt und aufbewahrt, Nach meinen Beobachtungen Fann die Krankheit ſchon im eriten Trimeſter des Lebens ihren Anfang nebmen, in der Megel, bildet fie fich aber erſt im zweiten Zrimefter aus. Mo fie nicht mit Tod endet, Sieht man den Kopf zwifchen dem achten bis dreizehnten Monat wieder feine normale Fe: ftigkeit gewinnen; nur bei einem Kinde fand ich den Hin- terkopf noch im Anfange des dritten Lebensjahrs eindruͤckbar. Beinahe die Hälfte der Kinder ift geftorben, und zwar meiz ffens unter Umftänden, melde den Tod auf Rechnung des Schaͤdelgebrechens zu bringen geboten. ES geht daraus hervor, das die Krankheit, vermöge ihrer Häufigkeit ſowohl, als ihrer Gefährlichkeit, bei der Frage nach den Urfachen der großen Sterblichkeit im erſten Lebensjahre alle Bbachtung verdient. Mir faffen zunäcft den pathologiſch-anatomi— fhen Thatbeftand in’s Ange. Das ganze Schiüdelges woͤlbe craniotabifcher Kinder. ift ungewöhnlich weich und laͤßt ſich, in der Megel, mit dem Meffer oder der Scheere eröffnen, Die Subftanz der Knochen zeige nicht mehr die, Ih 186 den normalen: Zuftand bezeichnende, compacte Beſchaffenheit, fondern eine ſolche, welche Aehnlichkeit mit der der fponz giöfen Knochen hat; jie find weicher, faftreicher, blutiger, biegfamer; die Oberfläche ift raub,! porös, ſtatt glatt und faferig. Diefe Metamorphofe der; Schaͤdelknochen ſtimmt im Allgemeinen mit der überein, welche durch rhachitis am Skelette hervorgebracht wird. Die krankhafte Spon: giofitär erſtreckt ſich nicht auf die Gentralböder der Knohen (von welchen bei'm Embryo die Verknöcherung ausgeht, und welche ohnedieß am bärteften find), fondern nimmt deren Peripherie, namentlib die an die Knochen— rander floßenden Theile, ein. Sie ift ausgefprochener an der duferen, als an der inneren Oberfläche der Knochen. Sn einigen Fällen war der ganze Schädel ungewöhnlich dünn, in anderen, feltneren, waren einzeine Partieen der vor— dern Schüädelhälfte, der Schuppentheil des Stirnbeins, das vordere. Dritttbeil der Scheitelbeine krankhaft verdidt. Das periosteum iſt an den fvongiofen Stellen dider, blutreicher, trüber und fofter am Knochen anhängend. Die wichtigiten Veränderungen geben aber am Hinterſchaͤdel ver. Hier ift flellenweife der Knochen, und zwar theil® die Hinz terhauptbeinsfhuppe, theils das hintere Dritttheil der Schei> telbeine jtellenweife fo verdünnt, daß nur eine dünne, von Außen leıht eindrüdbare, Knochenplatte übrig bleibt, oder die Knochenmaſſe an einzeinen Stellen wirklich fehlt, fo dag periosteum und dura mater fid berühren "und eine fiebförmige Durchloöcherung des Hinterfhädels gegeben iſt. Sch fand ſolche Löcher dis zu dreißig an Einem Exemplare, von der Größe einer Eleinen Linfe big zu der einer mäßigen HDafelnuß. Der auf diefe Art verehrte Hin: terfchädel hat von Außen die gleihförmig gewölbte Oberfläche, wie fie der normale zeigt; Dagegen ift feine innere Ober: fläbe uneben, zeigt Gruben mit dazwifchenliegenden nesförmig zufammmenhängenden Griten. Den Grund der Gruben bilden jene, von Außen eindrüdbare, verdünnte oder durchlöcherte Knochenftellen. In diefon, den Fingerein- drücken in einem nachgiebigen Teige vergleichbaren, Gruben liegen die Mindungen des Gehirns. Sie find analog den impressiones digitatae, weldhe man in fpätern Jahren regelmäßig an der. innern Oberfläche aller Schädel findet. Da aber jene unter normalen Verhältniffen erft um den Schluß des erften Lebensjahres entfteben (vergl. die anat. Handbücher von Weber und Sommering), fo ift zu: naͤchſt bemerfenswerth, daß fie bei unfern Kindern ſchon im Säuglingsalter, ja in der erften Hälfte deffelben vorhanden find, und zwar in einem Grade, wie fie fonft, auc bei Erwachſenen, nicht leicht vorfommen. Weiter ift zu beach— ten, daß diefe, den Gehirnwindungen entfprechenden, Gruben auf den Hinterkopf befhränft find: man’ finder fie nie an der vordern Kugelbälfte des Schädels, fondern immer nur unter der mittleren, horizontalen Durchſchnitts— flaͤche deffelben, wenn man ſich den Körper in der Nüdens lage denft. Schon die bisher erwähnten Umftände laffen über die Natur diefer Erankhaften Kormveränderung feinen Zweifel übrig. Es handelt fih um eine, im Verlaufe 187 bes Säuglingsalters entitehende, Erankhafte Erweihung der Knochenſubſtanz des Schädets, vermöge welcher der leßtere, durch den Drud des ei: genen (gefunden) Gehirns theilweife reforbirt und in einen Zuftand von tabes ‚verfegt wird. Diefe Wir: ung teifft den Theil des Schädels, welcher bei'm Saͤug— linge die Lajt des Gehirns, anfangs ausſchließlich, ſpaͤter vorzugsweife, zu tragen «hat, nämlih den Hinterſchaͤdel. Wir haben es fomit ferner mit einer Krankheiteform zu thbun, welche in den befondern Lebensverhältniffen des menfchlihen Säuglinge gegründet ift; denn nur ihm ift das Schidfal geworden, feine erfte Lebenszeit horizons tal liegend zuzubringen und, namentlich für feinen Kopf, einer fremden Unterlage zu bedürfen, welche er in den erſten Monaten keinen Augenblid entbehren kann, fpäter aber wenigſtens die groͤßte Zeit des Tages, und namentlich waͤhrend der uͤberwiegenden Schlafzeit, haben muß. Der Theil des Kopfs aber, welcher den Druck des aufliegenden Gehirns und den Gegendruck der fremden Unterlage aus— fhließlid oder vorzugsweife auszuhalten hat, ift eben der Hinterfchäbdel. Morin liegt nun aber das Weſen jener krankhaf— ten Metamorphofe der Mifhung und Textur des Schädel, welche die Hauptbedingung jener eigenthümlichen Krankheitsform bildet? Wir haben bereitd erwähnt, daß fie im Allgemeinen mit derjenigen übereinftimmt, welhe am Skelete duch rhachitis hervorgebraht wird. Bei der Section der Kinder fand ich, in der Regel, auch das üb tige Skelet von einer ungewöhnlichen Weichheit; nament— lich ließ fih der Mirbelcanal mit einiger Gewalt mittelft des bloßen Meffers öffnen. Doch Fam es nur etwa bei dem dritten Theile der Kinder in Folge dieſer Knochenweichheit zu Difformitäten des übrigen Skelets, melde in feitliher Verengerung und in Vormwölbung des thorax, Ausweihen einiger Wirbel nah Hinten, Auftreibung der Epiphyſen am Hand- und Fußgelenke beftanden. Dieie Difformitäten erfihienen auch gewöhnlich erft, nachdem die craniotabes fhon einige Monate beftanden, oder zu der Zeit, wo dieſe bereit wieder im Abnehmen oder Verſchwin— den war, nämlich um die Zeit des erften Zahnens, im vierten Zrimefter oder zweiten Lebensjahre. Es waren zum Theil Fälle von dem höchften Grade des Schädelgebrecheng, bei welchen das übrige Skelet gar nicht difform murde; bei mehreren Sectionen wurde es, wenn aud etwas er: weicht, doch in der Form normal gefunden, wobei Übrigens nicht zu überfehen, daß Manche, bei melchen wohl fpäter der Proceß im übrigen Skelete fortgefchritten wäre, frühzeitig geftorben find. Es zeigte fich fomit, daf rhachitifche Diffor— mitäten bes übrigen Skelets nicht felten die craniotabes theild begleiten, theil8 im Verlaufe derfelben oder nach ihrer bereit erfolgten Ruͤckbildung entftehen. Die gewöhnliche Annahme der Aerzte läßt bekanntlich die rhachitis erſt nad) dem erften Zahnen oder im Verlaufe de3 zweiten oder drit— ten Lebensjahres beginnen. Dieß ftimmt fo ziemlich mit meinen Beobachtungen überein, foweit es ſich nur um die Difformitäten des Skelets, mit Ausnahme feines Kopftheils, 188 handelt. Diefem wurde auch wirklich von den Aerzten eine gewiffe Integrität der rhachitiſchen Dyscrafie gegenüber vins dicirt. Nach den obigen Erfahrungen möchten wir aber die eraniotabes felbft für eine Aeußerung und Wirkung des rhachitiſchen Proceffes halten, für eine Station‘ deffelben, welche häufig den übrigen Stationen, welche es durchläuft, vorangehbt. Die ceraniotabes iſt die, bisjegt uns beachtet gebliebene, Rhachitisform des Saͤuglings— alters. — Daß die rhachitis im Skelete wandern und einen Theil deffelben vor andern befallen kann, ift Thatſache. Diefes Verhältniß unterliegt aber, nad) meiner Erfahrung, beftimmten, vornehmlich von dem betroffenden ı Lebensalter abhängigen Gefegen, welche fih in Folgendem zufammenfaffen laffen: 1) Wenn der rhadhitifche Proceß ſchon im Säuglingsalter, und namentli im erften Seme— fter des Lebens beginnt, fo ift fein Sig der Schädel, feine Form die craniotabes. 2) Die craniotabes fann bes ftehen und wieder verfhmwinden, ohne daß andere Skelettheile Difformitäten eingehen. 3) Wenn der rhaditifhe Proceß erft um die Zeit des erften Zahnens, im vierten Trimeſter oder fpäter beginnt, fo bleibt der Schädel frei von merkli— ber Erweihung, dagegen tritt Difformirung im übrigen Skelete auf. 4) Die Difformirung des übrigen Sfelets beginnt felten vor der genannten Zeit, felbit wenn vorher ein bedeutender Grad von craniotabes ftattgefunden: hat. 5) Im übrigen Skelete ift e8 meift zuerft der thorax, welcher erweicht und difform wird; faft gleichzeitig kommen die Wirbel an die Neihe, erſt fpäter die Extremitäten. Je fpäter der rhachitiſche Proceß beginnt, deſto eher bleibt auch der thorax frei, und er beſchraͤnkt ſich dann häufig auf die Glieder. 7) Die Arme werden, wenn fie überhaupt bes fallen werden, bälder difformirt, als die Beine. 8). Im Allgemeinen macht alfo der rhachitifhe Proceß feine Wan— derung vom Kopfe durch den Rumpf zu den Extremitäten, oder, wenn man fo will, von Oben nach Unten (nicht, wie neuerdings Guerin behauptet, von Unten nad Dben). Das einfeitige Befallenwerden eines gewiſſen Skelettheiles von demfelben ift aber, in der Negel, von dem. betreffenden Lebensalter abhängig. — Es fann nicht entgehen, daß die Kenntnif der eraniotabes, als einer einem gewilfen Alter zufommenden und in einem gewiffen Sfelettheile mehr oder weniger einfeitig auftretenden Form der rhachitis, eine wes fentliche Luͤcke in der Naturgefchichte diefer Krankheit auszu— füllen geeignet ift. Die eraniotabes ift, in der Regel, von gewiffen functionellen Störungen des Körpers begleitet, wels che wir gleichfalls in Kürze zufammenfaffen wollen. Es giebt eine gewiffe angeborene ſchwaͤchliche Conftitution, welche eine langfame Entwidelung des Körpers, namentlih eine Verfpätung des Nath- und Fontanellenſchluſſes am Schaͤ— del, des Zahnens, des Gebraubs der Extremitäten zum Faſſen, Stehen, Gehen involvirt (man kann fie die entwik— kelungsſchwache Gonftitution nennen.) Cs findet bei ihr (ohne Erankhaften Proceß) eine größere MWeichheit der Kno— chen ftatt, als bei Eräftigen Kindern. Diefe Conftitution erfhien ung als ein häufiges disponirendes Moment für die 189 feagliche Krankheit. Solche Kinder zeigen nun häufig ge wiffe Lebensftörungen fhon in den erften Monaten, aud) ehe oder ohne daß eraniotabes ausgebildet war. Dieſe Störungen haben aber Aehnlichkeit mit denen, welche die eraniotabes felbft zu. begleiten pflegen, und treten dann, wenn diefe entfteht, in erhöhtem Grade ein, wähs vend zugleib noch andere cdharacteriftiichere hinzufommen, Bu jenem gehört eine gewijfe Unruhe, namentlih im Schlafe, der oft geftört und von Aechzen und Schreien unterbrochen wird; ferner eine Neigung zu convulfiviihen Bewegungen, zum Erſchrecken, zu ungewöhnlichen Schweißen, endlich zu Störungen der Darmfunctionen. Bei der Mehrzahl unferer Kinder Übrigens (nicht alle waren von Geburt ſchwaͤchlich und nicht alle ſchwaͤchlichen zeigten jene Störungen) fand in den erften Monaten eine ungeftörte Gefundbeit ſtatt, und es war mehr oder weniger augenfüllig, daß bier die chararteris ſtiſchen Symptome mit dem Schädeileiden felbft ihren Ans fang nahmen. Befonders cyaracteriftiih find nun höhere Grade von nähtliber Unruhe und Schlafunter— brechung. Sie gehen deutlih aus einer gewiffen Em: pfindlichkeit des Kopfes hervor, deſſen Aufliegen dem Kinde Unbebaglichkeit oder Schmerzen verurfaht. Daber bewegt e8 im Sclafe und noch mehr in feinen häufigen Paufen den Kopf vielfab um feine Längenare cder bohtend aufwärts, verfuht, ihn in die Höhe zu richten oder bewegt die Arme nach ibm. Dabei giebt e8 Jam: mertöne von fih. Es ſchlaͤft immer rubiger, wenn man es aufdie Seite oder halb auf das Geficht legt, oder zeigt von ſelbſt eine auffallende Neigung, diefe Lage einzuneh— men. Dabei ſchwitzt es viel, befonders, und oft fat ausſchließlich, am Kopfe, der, fowie das Kiffen, wie mit Waſſer übergoffen erſcheint. Den Zag über ift das Kind munter, freundlich, hat guten Appetit und oft ganz regel: mäßige Ausleerungen: e8 macht den Cindrud eines ganz andern Menfchen, und die Eltern koͤnnen nicht begreifen, wie es in der Naht fo krank erfheinen konnte. Doch ſchlaͤft es auch bei Tage unruhig, und es tritt Unzufriedenheit, Ge: genwehr, Reiben und Bohren mit dem Kopfe ein, fobald man es niederlegt, namentlich mit dem Kopfe auf eine felte Unterlage ; es weint, wenn man ihm den Kopf wäfcht, die Haube auffegt. Bei'm Herumtragen reibt e8 fehr gern feine Stirne an dem Geſichte der tragenden Perfon. Dabei ift es fehr ſchreckhaft, führt bei jedem ftarfen Sinneseindrude zufammen und ift geneigt öfters fehnell, und ohne merkbare WVeranlaffung zu erblaffen Die lestern Erfheinungen ſtehen öfters in überrafbendem Mi: derfpruche mit dem. Ausfchen des Kindes ; denn, wenn das Kind nicht von Haus aus ein ſchwaͤchliches ift (und die Krankheit befüllt oft recht Eräftige, fleifchige Kinder), fo fann es an einem hoben Grade von craniotabes leiden und dabei ein ziemlich bluͤhendes Ausſehen, eine beträchtliche Körperfülle und derbes Fleifch behalten. Es iſt wirk: ich merkwürdig, welch” geringen Antbeil nicht felten die Vegeration des Übrigen Körpers an jener örtliben Dys— crafie des Schädelgewölbes nimmt. Bemerkenswerth ift noch, daß die craniotabifhen Kinder immer einen fehr 190 fpärlihen Kopfhaarwuchs haben. Auch wo das Haar vorher ftarE und dicht war, fällt es, fobald die cra- niotabes ausgebildet ift, allmälig aus, fo daf man «8 buͤſchelweiſe wegnehmen kann, namentlihb am Hinterfopfe, der oft ganz kahl erfcheint. — Bei vielen craniotabifchen Kin— dern endlich ftellen fich bälder oder fpäter fhwere Krampf: anfälte ein. Es find im Ganzen die bedeutenderen Fälle der Krankheit, und fie enden häufig mit dem Tode. Wo diefer nicht durch cine zufällige, intercurrirende Krankheit ber= beigeführt wird, ſah ich ihm immer Wochen oder Monate lang ſolche Krämpfe vorangehen Diefelben find bald cloni= ſcher, bald tenifcher, tetanifher Natur, Letztere find haͤufi— ger. Die Anfälle dauern einige Secunden bis zu einer balben Stunde. Sie fommen taͤglich ein bis mehrere Duz: zend Mal, können aber auch mehrere Tage und noch länger ausfegen. Ihre Gefammtdauer kann ſich auf einen Tag bis zu einigen Monaten erftreden. Die Pauſen find rein von befondern Nerven= oder fieberhaften Zufällen, ja das Kind gewinnt bald nah den Anfällen feine gewöhnliche Munterfeit wieder. Doc) geht, wo der Tod die Feige iſt, der Zuftand nicht felten in den. legten Tagen in ein tes mittirended Fieber, mit Symptomen von anhaltender Ge: birnreizung, von Entzündung oder Erfudaten in der Scyäs del: und Nüdenmarkshöhle über, Unter funfzehn Kindern mit Krämpfen, deren Geſchichte ich näher notirt habe, wa— ven es bei dreien convulfivifche, bei zwölfen tetanifche Unfälle. Unter diefen erſtreckte fi) der Krampf bei vieren in einem folhen Grade auf den Mefpivationeapparat, daß Apnöe eintrat. Diefer tetanus apnoicus perio- dieus ift nichts Anderes, als was die Schriftjteller unter den Namen asthma thymieum. asthma infantile. laryngis- mus stridulus, spasmus glottidis ıc. befhrieben haben, Bei den. tetanifhen Anfällen obne Apnoͤe verdreht das Kind plösli und nicht immer auf eine bemerfbare Äufere Veran: laffung (wie Erfhütterung, Fallen, Schred, Aerger ıc.) den Mund und die Augen, ſtellt diefe ftarr, beugt den Kopf zuruͤck und hält ihn. fteif (opisthotonus), ſtreckt die Arme fteif auswärts, das Gefiht wird blaurotb, die Stirne beiß, die Glieder falt. In einem Falle begann «8 mit emprosthotonus, und es trat Schaum vor den Mund, Mit Einem Male werden die Muskeln mieder. fchlaff, das Kind läßt den Kopf und die Arme finfen und weint, oder f&hläft fogleich ermattet ein. Auch bei dem tetanifchsapnois ſchen Anfalle tritt ſtarre Gontraction der Muskeln des Ruͤk— kens, der Augen, des Gefihts, der Glieder ein; zugleich ftodt der Athem; der ganze Körper wird kalt, leichenähnlich, das Geſicht livid, mit faltem Schweiße bededt. Zumeilen £ommt noch vor Nüdfkehr des Athmens, ja oft nah kaum augenblicliher Erftarrung, wieder Erfhlaffung der Muskeln zu Stande, fo daß das atbemlofe Kind Kopf und Arme finfen läßt und noch mehr den Eindrud einer Leiche macht. Bei Beginn des Anfalls hört man zumeilen einen Eirrenden Schrei; feinen Schluß bezeichnen heftige, mit Eämpfender Anftrengung erfolgende rfpirationen mit verhaͤltnißmaͤßig langgedehnten Infpirationen, worauf mattes Zufammenfin: fen und meist Schlaf folgt — Bei den Sectionen, wel: 191 he ich nach folchen Kraͤmpfen angeftellt habe, fand ich ſtarke Congeftion oder Entzuͤndung der Häute des Gehirns, einmal des Ruͤckenmarks. Gewoͤhnlich war der fogenannte Verbindungstheil des Gehirns (medull. obl. mit pons Varol., erur. cerebr. und corp. quadrig.) der Sig jener Hpperämie, — Durch meine Unterfuhungen bin ic) zu der Ueberzeugung gekommen: 1) daß die befprochenen Krämpfe ihren Ausgangspunct in einer vorübergehenden Gons geftion der Mervencentra und zwar am Wahrſcheinlichſten in der medulla oblongata oder deren Nähe hatten; 2) daß die craniotabes die (relativ) aͤußere Urfache diefer Anfälle, oder vielmehr der diefelbe bedingenden Erankhaften Empfindlich— keit des Gehirns war; 3) daß die tetanifchen Anfille mit und die ohne Apnde nur gradativ oder ertenliv verſchieden find, indem bei den erftern der von den Nervencentren aus— gehende Krampf fih auch auf den Nefpicationsapparat etz ſtreckt, bei den legtern nicht; 4) daß der apnoifche tetanus in meinen Fällen weder durch den Drud einer zu großen thymus oder gefchwollener Lymphdrüfen am Halſe veran= laßt wurde, noh eine Nevroſe des larynx : war, oder überhaupt eine primäre Uffection der Reſpirationsnerven zum Ausgangspuncte hatte; 5) daß Die periodifchen kurzen Krampfanfälle der Säuglinge überhaupt und das fogenannte asthma thymieum in’sbefondere häufig und vielleicht am haͤufigſten duch nichts Anderes, als durch craniotabes veranlaßt werden, eine Quelle, die bisjegt von den Aerzten nicht berüdfichtigt wurde. Ich begnüge mi, bier die wefentlichften Refultate einer Ar— beit mitgetheilt zu haben, welche mit Naͤchſtem dem Publicum in einem größern Werke vorgelegt werden wird *), deren Ergebniffe mir aber wichtig genug ſchienen, um jeßt fchon eine vorläufige oͤf⸗ fentliche Notiz zu rechtfertigen. Daffelbe wird fir manche der obie gen Behauptungen die tweitern Belege beibringen, deren Erwähs nung bier, der Kürze wegen, unterblieb. Es wird ſich außerdim mit der Aetiologie und Therapie der fraglichen Krankheit umftände lich beichäftigen. Endlich enthält es neue Unterfuchungen über die phyſiologiſchen Entwidelungsverhältniffe des Säuglingsfhädels und *) Es erfcheint zur DOftermeffe 1843 im Verlage der 3. G. Cote ta’fhen Buchhandlung, unter dem Zitel: Der weiche Hinterkopf. Ein Beitrag zur Phyfiologie und Pathologie der erften Kindheit. Mir Unterfuhungen über die Entwicke— lung des Säuglingefchädels überhaupt, über die rhachitis die- fes Alters und über den tetanus apnoicus periodieus infan- tum. Bon Dr. C. 8, Elfäffer. Mit Abbildungen. 192 weit namentlich nah, daß ein gewiſſer Grad von Erweihung des Schädels und Tabeſcenz feiner hintern Rugelbäifte (eindrücs bare Stellen längs der Lambdanath) in ven Gränzen der Gefund« beit, vom vierten Lebensmonate an bei fihr vielen Kindern vor: fommt, während im erften Zrimefter, in der Regel, noch nichts zu bemerken tft. Miscellten. Ueber eine duch Eindringen eines Fleinen Fi ſches in die Luftröhre verantaßte Aſphyxie bat Dr, temp jun. zu Mareuil le Port (Marne) dem Herausgeber des Journal des connaissances medicales einen feitinen Fall gemeldet, Er wurde am 12. Spt. zu Alex. Dury, 23 Jahr alt, in der Gemeinde Deuilly, Arrondissement d’Epernay, gerufen, welcher gewetzet habe, einen Eleinen Fiſch zu verſchlucken, und dem diefer Fiſch in der Kehle ſtecken geblieben fey und Erſtickung veranlaſſe. — Als er binfam, fand er den Kranken, eine Stunde nach tem Ereigs nijfe, auf dem Rüden liegend, den Kopf hoch mit allen Zeichen an= fangender Aphyrie. Eine Schlundröhre, durch die Nafe einges bracht, weil die Kinnlade feitgeihlojfen war, und bis an die car- dia des Magens geführt, gab die Ueberzeugung, daß er nicht in der Speiferöhre ſtecke; er fand ſich im untern Theile der Lufrröhre, wie ſich bald durd) die Dercufjion, die Aufcultation und Äußere Sym— piome ergab. Der Zod drohte; ein einziges Hilfsmittel gab es no, die Operation der Tracheotomie. Herr Dr, Remy ſchlug fie fogleih vor, Eonnte aber den Widerftand der Familie zc. nicht befeitigen. Der Kranke ftarb eine Stunde nach der Ankunft des Dr. Remy, der fid) nun obrigkeitliche Autorifation auswirkte, die Leichenöffnung zu machen, durch welche fih, nahdem die Luftroͤhre Eunftmäßig geöffnet worden, der Schwanz des Fiſches unter der Wunde gefühlt wurde und nachher, mit Schwierigkeit, herausgezos gen werden Eonnte. Es war eine fogenannte Perchette, 7 Eentr- meter lang und 2 breit, Maftdarm-Polypen bei Knaben von zwei biß fie ben Sahren find Herrn Bourgois in Eurzer Zeit viermal vors gefommen. Die Knaben waren übrigens geſund; bei allen ftellte fih, ohne befannte Urfahe, nad) dem Stuhlgange ein blutiaer Ausflug ein, der ſich allmälig etwas vermehrte, Nach einigen Wochen drängte fich, jedesmal nach dem Stuhlgange, eine erdberrs aͤhnliche Geſchwulſt hervor, welche bisweilen erft nach einer Stunde zuruͤckging. Die Blutung war nicht beträdtliih; Schmerzen was ven nit zugegen und die Kranken litten einentlih nicht. Diefe Eleinen, rothen Geſchwuͤlſte, von fibroͤs-zellgewebiger Structur, was ten nicht gefäßreich und hatten innen eine weißgraue Farbe. Der dünne Stiel faß immer in der Maftvarmfchleimhaut, aerade über dem sphincter internus, einmal fogar zwiſchen beiden Sphincteren. Die Ereifion führte jedesmal raſch und radical zur Heilung. (Bull. gen. de therap., Oct. 1842.) (EEE EEE VVl Bibliographische Menigkeiten Nouyeau tableau du regne animal. Par R. P. Lesson. Mam- miferes. Paris 1842. 8. Die Phyfik in ausführlicher populärer Darftellung. Nach dem ge: genwärtigen Zuftande diefer Wiffenfhaft mit den bis auf die neuefte Zeit darin gemachten Erfindungen und Entdedlungen für die Gebildeten beiderlei Geſchlechts. Bearbeitet von Dr. J. 9. M.v. Poppe ꝛc. Zwei Bände (in 7 Lieferungen). Zürich 1842. 8. Mit 20 Zafeln in 4. (Das Buh, was dem Titel entfpricht, iſt ſehr zweckmaͤßig po pulär geſchrieben.) Des pertes s&minales involontaires. Par M. Lullemand, To- me III, en’deux parties. Montpellier et Paris 1842. 8. Praxeos medicae universae praecepta auctore Josepho Frank etc. Partes tertiae, Volumen secundum, sectio prima, continens doctrinam de morbis tubi intestinalis, quam exposuit Fred. Aug. Benj. Puchelt etc, Lipsiae 1841. 8. m — — Menue Wotizen ausdem Gebiete der Nalur- und Beilkunde, gerammelt und mitgerheilt von dem Obere Medkinairaihe Frortep gm Weimar, und dem Merisinatrarhe und Profeffor Froriep in Berfin, N. 519. (Nr. Gedrucki im Landes-Induſtrie-Comptoir su Weimar. 13. des XXIV. Bandes.) Kovember 1842. Preis einer ganzen Bandes von 24 Bogen, 2 Thir, oder 3 Fl. 30 Kr, des einzelnen, Stüdes 3: gGr. Die Tafel fhwarge Abbildungen 3 gGr. Die Tafel color Abbildungen 6 gGr. 07 rer 9 Ueber die Aufeinanderfolge und: die flufenweife Entwidelung der or,anifchen Wefen auf der Erd— oberfläche. Ein bei der Einweihung der Neufcateler Academie gehaltıner Vortrag, von Profeffor Leuis Agaffiz. Die wichtige Veranlaffung unferer Zufammenfunft giebt mir gewiffstmaafen den Gegenſtand an die Hand, mit dem ich meine Vorträge, als Profeffor der neugeftifteten Acade⸗ ie, zu eröffnen babe. Es verhält ſich mit oͤffentlichen Uns Ar wie mit dem Menfchenleben: gewiffe Zeitpuncte neh— men unfer Intereſſe am Kebhafteften in Anfprnch, fordern ung zum Nachdenken am Naddrüdlichften auf. - Auch in der Natur finden ſich folche Epochen, und das Auftreten, die Entwidelung und das Verſchwinden organiſcher Weſen auf der Oberfläche der Erde gehört gewiß zu den Gegen: ftänden, die eine folche nähere Betrachtung am Miiften verdienen. Zwiſchen den wiffenfhaftlihen Nefultaten, zu denen ich durch meine Unterfubungen über diefen Gegens ftand gelangt bin, und der, durch die Kiberalität unferes Fürften, ſoeben gegründeten höhern Unterrichtsanftalt, laͤßt ſich aber, meiner Anfiht nad), eine nicht zu fern liegende Parallele ziehn. Des Studiums der Naturgefchichte hat ſich gegenwär: tig ein ‚großer Gedanfe bemeiftert, nämlih den Urfprung der lebenden Wefen zu ergruͤnden und die zwifchen denfelben, inmitten aller Verinderungen, die fih auf der Erdoberflaͤche zugetragen haben, beftebende Verbindung nachzuweiſen. Wels cher Art ift diefe Verbindung? Für welche Anfichten baben wir ung, bei den Meinungsverfihiedenheiten über die Aufs einanderfolge der lebenden Weſen, die WVerbindungrglieder derfelben, die angeblich vorhandenen Luͤcken zwifchen denfels ben, deren Aehntichkeiten und deren Auftreten zu verfchiedenen Zeiten, zu entfcheiden ? No- 1619, Es war. einft..eine Zeit, ‚wo die Erde feine Bewokner hatte; und ebendeßhalb iſt in deren Geichichte ein Zeitpunit geweſen, zu welchem das eben zum erſten Male auf deren Oberflaͤche auftrat und fih in mannigfaltigen thieriſchen und vegetabilifchen Formen offenbarte, welche von denen fehr ver— ſchieden find, die vor unfern Augen jetzt eriftiren und fortwaͤh— rend fich reproducirene Berner haben die verfchiedenen Typen der. Thiere und Pflanzen in den mannigfaltigen Phaſen der Geſchichte der Erde, merkwürdige Umbildungen erlitten, fo daß. die jeder, geologijhen Hauptepoche entfprechinte organifche Schöpfung fih als eine. befondere characteris fit und ‚die ‚gegenwärtige. von der, uranfänglichen durch eine. Neihe von Schöpfungen getrennt ift. Diefe Rejuitate find durch wiſſenſchaftlich gebildete Geologen erlangt worden, während die alten Philofopben bei ihren, KRosmogenieen mebr aus der geheimnißvollen Tiefe des Menſchengeiſtes fchöpften, als daß fie die fie umgebende Natur befragt hätten. Das her die Menge von verfchiedenen Kosmogenieen! ode Na— tion hat ihre eigne, und jede hat daraus ein religiöfes Dog: ma gemadt. Dhne ung. bei der Unterfuhung cbenfo wi: derfprechender, als oberflüchlicher Doctrinen aufzuhalten, mols len wir lieber "betrachten, was ung die feit den legten Sahrs hunderten mit großer Mühe und unermüdlihem Fleiße zu= . fammengetragenen Thatfachen Ichren. Mo auch immer die Hand des Menſchen die Erdrinde aufgefhloffen bat, wo auch immer Naturereigniffe die tie— fern Schichten der Erdrinde bloßgelegt haben, wo auch im— mer dir Zeit die feſten Maffen derfelben zerfprengt bat, ent— deckt das Auge des Beobachters Ueberrefte ven Geſchoͤpfen, die gegenwaͤrtig nicht mehr lebend zu finden find. Hier fieht man Reſte von Säugethieren und Reptilien, deren Formen ebenfo coloffal, als groteef find; dort fcheint die ganze Steinmaffe aus den Neften mifroffopifher Thierchen zu beftehen, deren Natur felbft dem geübteften Auge entgeht. Meit von der jekigen Meeresküfte deuten Aufterbänkr und 15 195 die von Pholaden gebohrten Köcher an den Bergwinden darauf hin, daß dort einft die See fluthete. An andern Drten zwingen ung zahlreiche UWeberrefte von Fiſhen, ſowie gewaltige Bünfe von nody in ihrer natürlicdyen Stellung bes findlichen Corallen, zu die Annahme, daß unfere Feſtlaͤnder meift vom Meere bededt waren und daß die auf unſern hoͤchſten Bergen vorfommenden Schichten einft den See⸗ grund bildeten, ehe ſie ihre kuͤhnen Gipfel dem Himmel ent⸗ gegenreckten. Auf den erſten Blick ſtellt ſich das Ganze dieſer orga— niſchen Ueberreſte als eine unaufloͤsliche Verwirrung dar, und wir moͤchten daſſelbe, mit Cuvier, mit einem gewaltigen umgewuͤhlten Gottesacker vergleichen, wo die Gliedmaaßen der verſchiedenſten Thiere bunt durcheinandergemiſcht ſeyen. Allein wie es dem Alterthumsforſcher ducch eifriges Studium gelingt, in den verfallenen Bauwerken alter Voͤlker deutliche Spuren verſchiedener Zuſtaͤnde von Civiliſation zu erkennen, deren die geſchriebene Geſchichte nicht gedenkt, ſo war es auch der neuern Wiſſenſchaft vorbehalten, das Gepraͤge der verſchiedenen geologiſchen Epochen zu erfaſſen, welche nach— einander auftraten. Nachdem dieſes Gepraͤge einmal erkannt worden, ließen ſich natuͤrlich viel genauere Reſultate erlan— gen, indem die Naturgeſetze nicht jenen Schwankungen un: terliegen, welche ung in der Völfergefchichte überall als Kenn: zeichen der menfchlihen Unbejtändigkeit entgegentreren. Auf diefe Weife erkannten die Geologen durch vergleichende Un: terfuhungen inmitten der größten ſcheinbaren Verwirrung die Ordnung der Aufeinanderfolge der ſaͤmmtlichen Blätter, aus denen die Erdrinde befteht, und wenn in diefem gewals - tigen Bude auch noch manche Seite Dunkelheiten darbietet, fo ift es doch der Forſchung volltändig gelungen, die Ver: bindung zwiſchen den verfchiedenen Zeitalteen der Erde ges nau nachzuweiſen. Während uns nun foldhe Zhatfachen vorliegen, iſt es ung nicht mehr geftattet, einer Anfiht von der Schöpfung beizupflichten, welche von eben diefen That— fahen Eeine Notiz nimmt. Bevor wir ung über bie Verbindung zwifchen den eben angedeuteten Erfheinungen verbreiten und deren Bedeutung unterfuhen, ſey e8 mir gejtattet, diefelben kuͤrzlich darzule— gen, wobei ih mich ‚auf die das Thierreich betreffenden Thatfachen beſchraͤnke, mit denen ich mid) vorzugsweiſe be: foäftigt habe. Wenn wir die Ueberrefte oryanifcher Weſen ftudiren, welche wir in den Schichten der Erdrinde beyraben finden, fo fült ung alsbald der Umftand auf, daß die Ord— nung, in der fie von Oben nach Unten und von Unten. nad Dben aufeinanderfolgen, dem früher aufgefteliten Syſteme, nad) welchem die fämmtlihen organifhen Wefen eine Stus fenfeiter bilden, welche von den unvollEommenften Geſchoͤ— pfen ununterbrochen bis zum Menfchen, dem gegenwärtigen Herin der Schöpfung, anfteigt, Eeineswegs entfpricht; ebens fowenig aber jener entgegengefegten Meinung günftig iſt, nach welcher die ganze organifhe Schöpfung aus einer An: bäufung der mannigfaltigften Formen beftchen foll, welche fämmtlich zu derſelben Zeit entftanden und durd fein an: deres Band, als die gemeinfhaftliche Eriftenz, miteinander 196 verbunden feyen. Die Thatſachen ftehen mit diefen beiden Epftemen, auf welche ſich alle übrigen Theorieen zurüdfühs ten laffen, im Widerſpruche. Die Hauptrefultate, welche ſich aus den paliontologis [hen Studien ergeben haben, beftehen in dem Nachweife einer Neihe von Epochen, welche innerhalb mehr oder we— niger ausgedehnten Bränzen vonrinander unabhängig find, und während deren die lebenden Gefchöpfe voneinander ver— ſchieden waren. Unter einer felbitjtändigen Epoche verftehe id) einen Zeitraum, während deſſen die organifhen Weſen diejelben Charactere darboten, fih durch Zeugung fortpflanzs ten nnd ich unter Vechältniffen befanden, wie wir fie ges genwärtig in ähnlicher Weife auf der Dberfliche der Erde bemerkin, wo zahlreiche, fehr verfchiedenurtige Species nes beneinander beftehen und ſich innerhalb beftimmter Gränzen fortpflanzen, ohne merklihe Veränderungen zu erleiden. Diefe verſchiedenen Epochen müffen als voneinander unabz hängig betrachtet werden, weil die in Betreff der fie characs terifivenden organiſchen Ueberrefte bemerkbaren Verſchieden— beiten, dem Weſen und dem Grade nach, nicht mit den Modificationen übrreinftimmen, welde die jeßt lebenden Ges ſchoͤpfe durch die Zeit, das Clima und die Zaͤhmung erleis den. Wir wollen beifpielsweife eine Epoche betrachten, wo noch Eeine Reptilien vorhanden waren. Möchte nun irgend Jemand, der mit den Gofegen der Phyſiologie bekannt ift, behaupten, das erſte Neptil, welches auf der Erde gelebt habe, ſtamme durch Zeugung, oder auf irgend eine Meife von einem der früher vorhanden gewejenn Fiihe ab? Und wenn wir diefelbe Schluffolgerung auf die Säugethiere und Vögel anwenden; ift es möylih, daß Ddiefelden von den Reptilien herftammen ® oder da, wenn wir auf eine neuere Periode hinbliden, irgend eine Familie der Fleifchfreffer eis ner Familie der Grasfreſſer ihre Entftehung verdante? Der: gleihen Fragen beant.vorren ſich heutzutage felbjt, und die von der Verjchiedenheit der Hausthierracen abgeleiteten Ein: wuͤrfe Eönnen in keiner Weiſe das Princip der Gonftanz der Species umftoßen. Denn die Aufeinanderfolge von verſchie— denen Species, Gattungen, Familien und Claſſen ift durch— aus etwas Anderes, als die purtielen und ſchwankenden Veränderungen, welhe gewiſſe Thiere, die fih der Menfch zugefelt hat, und gewiffe von ihm cultivirte Pflanzen unter feinem Einfluffe erlitten haben. Wer diefe beiden Glaffen von Erſcheinungen für gleichbedeutend hielte, würde fih, ohne Meiteres, als unfähig, in dieſer Sache zu urtheilen, bes kennen Obwohl aber die organiſchen Weſen dieſer verſchiedenen Zeitalter der Natur nicht durch das Band der aufeinander— folgenden geſchlechtlichen Zeugung miteinander verbunden ſind, duͤrfen wir deßhalb doch nicht ſchließen, daß ſie nicht Glieder eines und deſſelben Planes ſeyen, daß zwiſchen ih— nen nicht eine Verbindung hoͤherer Art beſtehe, was, wie wir ſpaͤter zeigen werden, wirklich der Fall iſt. Die einzige wirkliche Schwierigkeit, welche in dieſet Beziehung zu loͤſen uͤbrig bleibt, iſt die genaue Beſtimmung der Graͤnzen ſaͤmmtlicher Hauptepochen; denn, je nachdem die 197 Unterfuchung ber Foffilien mehr Genauigkeit gewinnt, feheint ſich die Zahl diefer felbftftändigen Epochen zu vergrößern. Man hat bereitd ermittelt, daß die älteften , Formationen, bis zur Steinfohlenformation inclusive, ſich durch eine eis genthuͤmliche Anordnung characteriſiten. In den neuern For— mationen, vom bunten Sande bis zur Kreide hinauf, hat man eine zweite Epoche erkannt, die ſich von der erſten ſo ſcharf unterſcheidet, wie von der auf fie folgenden tertiären Epoche, welche legtere vor der gegenwärtigen Schöpfung, der der Menſch und feine Zeitgenoffen angebören, ein Ende nimmt. Diefe vier Hauptepochen, weldhe man die Weltalter der Natur nennen Tann, zerfallen wieder in verfchiedene Perioden, die fich ebenfalls durch eigenthümliche Kennzeihen daracterifiren. Wäre mir geftattet, hier mehr in’s Detail einzugehen, fo würs be ich näher nachweiſen, daß Diejenigen, welche meinen, die erfte Epoche habe nur niedrig organifirte Thiere aufzumeifen gehabt, ſich fehr irren. Vielmehr find fon in der frübeften Prriode die vier Typen des Thierreiche auf der Erdoberfläche repräfentirt gemefen. Die Strahltbiere, Mollusken, Gliedertbiere und Wirbelthiere trar wen gleichzeitig als die erften Bewohner der Erde auf, und in jeder der folgenden Epochen erfchienen neue Zypen derfelben großen Gruppen als eine eigenthümliche Gefammtheit. Ungeachtet diefer Einheit im allgemeinen Plane herrſcht indeß die größte Mannigs faltigkeit in deffen Entwidelung. Die Wirbelthiere der erften Epos che find Fifche und nur Fiſche, neben denen Strahltbiere, Mollus: Ten und Gtiederthiere vorhanden waren, die andern Species anges hörten, als die fpäter auftretenden. In diefem erften Weltalter der Natur ftanden alfo die Fiſche an der Spige der organifchen Wefen. Während der Epoche der fecundären Kormation war der übers fluthete Theil der Erdoberfläche nicht bloß von fireng aufs Waſſer angemwiefenen Thieren bevölkert. Die Elaffe der Reptilien trat mit einem Gefolge von Gliedertbieren, Mollusfen und Strahlthieren auf, welche im vorigen Weltalter unbefannt gewefen waren, und die Fiſche diefer zweiten großen Epoche nahmen einen Character an, welchen die der eriten durchaus nicht befaßen. Sonderbare Ungeheuer von pbantaftifcher Geftalt und riefiger Größe, melde uns an die fabelbaften Lindwuͤrmer nnd Harpyien erinnern, bevölz ferten damals das Land und das Meer, und obgleich einzelne Ges ſchoͤpfe von höherer Organifation fich bereits bier und da zeigten, fo läßt fih doch die Epoche der fecrundären Formation als das Reich der Reptilien bezeichnen, Zugleich entwidelte fich zu jener fernen Zeit eine Vegetation, von der feine der verſchiedenen Floren unferer Epodye uns einen gehörigen Begriff zu geben vermag. Wenn wir zur Unterfuhung der tertiären Kormation überge: ben, fo verändert jich die Scene auf einmal. Zahlreiche Eäuge: tbiere, maftige Pachydermen, Wiederfäuer von coloffaler Geſtalt, fonderbare Getaceen und Vögel, außerdem Reptilien und Fifche, welche fidy den jegtlebenden mehr und mehr näberten, obne jedoch benfelben Species anzugehören, bilden die mannigfaltige Fauna jes ner Epoche. ine reiche Vegetation bedeckte die nicht mehr gleich monotone Oberfläde, war aber doch dem Lande und dem Miere nicht in gleihem Maaße zugetheilt. Das Clima war veränderlis cher, als früher. Die war das Reich der Säugetbhiere. Gleichzeitig mit diefen Veränderungen in der Befchaffenheit der organifchen Wefen, traten in Betreff des Anſehens der Oberfläche der Erde ebenfalls Umbildungen ein. Alles führt uns auf bie Ans fiht, daß nad) dem Feftwerden einer erften Krufte, als das Wafs fer angefangen hatte, fich auf deren DOberflähe zu fammeln, unfere Erde keineswegs die jest darauf bemerkbaren Erhabenheiten und Vertiefungen dargeboten babe. Es ift, in ber That, erwieſen, daß bie verfchiedenen Bergketten allmälig in die Höhe getrieben wors ben find, fo daß in verfciedenen Zeitaltern bie Graͤnzen zwifchen Land und Waffer fehr verfchiedenartig geweſen feyn müffen. Des⸗ gleichen ſteht feft, daf in den Älteften Zeiten das Waffer einen viel größern Theil der Oberfläche bededte, ald gegenwärtig, indem die 198 älteften Schichten, welche Foſſilien enthalten, nur Ucberrefte von Wajlerthieren und Wafferpflanzen aufzuweifen haben, während mir fpäter auf gewaltige Anfammlungen von Ueberreften ftoßen, welche auf eine Landflora hindeuten. Die find die in Steinkohlen vers wandelten Pflanzen. Das Auftreten von Landthieren iſt noch neuerz denn es ſcheint nicht weiter zurücdzugehen, als die frübeften Perio— den der ficuntärın Epoche, und erft weit fpäter, nämlik nad dem Ende der Kreiteperiode hin und während der tertiären Epoche ſcheint das fefte Rand hinreichende Ausdehnung gewonnen und bins reichend ſtarke Niveauverfcicdenkeiten dargıboten zu haben, um die Bildung von Suͤßwaſſerſecen zu geftatten, Ein fehr merfwürdiger und vielleicht der wunderbarfte Ums ftand ift, daß die Erhebung der Bergketten und die dadurd bes dingten Unebenheiten der Oberfläche, in der Regel, gleichzeitig mit den Epoden der Erneuerung der organischen Weſen ftattgefunden zu baben ſcheinen. Was kann alfo natürlicher feyn, als anzuneh— men, daß die große Mannicfaltigkeit, welche die Erdeberflaͤche durch alle diefe Verändirungen in ihrem Anfehen erlangte, darauf berechnet gewefen fey, dem Menſchen die mannigfaltiaften Bedins gungen der Entwicelung darzubieten? Diefe Anſicht wird gewif- fermaaßen durd die Gufchichte des Menſchengeſchlachts heftätigt, welches uns die Entwidelung der vollfommenften Givilifation auf Seftländern darbietet, welche die größte Mannichfaltigkeit auf ib: rer Oberfläche zeigen, während die am wenigften intelligenten Men: ſchenracen mehrentheils einförmige Gebiete bewohnen, Bis zum Ende der tertiären Epoche war das Geſetz der Ver: nichtung vorherrfchend. Der Menſch eriftirte damals noch nicht. Bor feinem Auftreten hatte die Erde nochmals furdtbare Kata— ftrophen zu beftehen, durch welche die hoͤchſten Gebirge hervorger fhoben wurden. Erft nad diefer legten Revolution ward er, fammt allen den mit ihm jegt die Erdoberfläche bewohnenden We— fen, gefcbaffen, und von jener Zeit an datirt fid) die lange Geſchichte unferer Species, welche die Geſetze der Intelligenz auf die ganze Na- tur in Anwendung bringt. Zum erften Male beberrfchte eine Art von privilegirtem Gefhöpf die Natur, indem es felbft dadurch, daß es ſich des thierifhen Characters, der es den übriaen Wefen näher ſtellt, ent£leidete, um die intellectuellen und moraliſchen Faͤhigkei— ten, bie in ihm das Ebenbild des Schoͤpfers erneuern, zu freier Thätigkeit gelangen zu laffen,, ftets höherer Vollkommenheit entger genfcritt. Aus der Gefammtheit der Thatſachen und ihrer Verbindung geht offenbar hervor, daß ungeachtet der fcheinharen Selbfiftän: digkeit jener Hauptepodhen, und obwohl die verfchiedenen Arten, welche jede diefer Epochen dharacterifiren, nicht durch Zeugung mit einander zufammenhängen, die Ordnung ihrer Aufeinanderfolge eine Planmäßigkeit darbirtet, durd welche fie innig miteinander verbunden find, Wir fehen in der That, wie auf das Reich der Fiſche das der Reptilien, fowie auf das Reich der Reptilion das der Säugetbicre folgt und erſt zulegt die Herrſchaft des Menfchen beginnt. Allein diefe drei Glaffen von Gefchöpfen bieten in ihrer Drganifation, wie wir gleich ſehen werden, eine Stufenfolge dar. Abgefehen von allen geologiſchen Anfichten und den Epochen, zu welchen die Claſſe der Fifche zuerft auf der Erdoberfläche erfchien, ift diefe Claſſe jederzeit von den Naturforfchern al8 niedriger ors ganifirt angefehen worden, als die drei andern Glaffen der Wirs beithiere. Die Geftalt ihres Körpers, die Abweſenheit einer deut» liben Trennung dis Kopfes vom Rumpfe und des lestern von den Gliedmaaßen, die Unvolllommenheit der zur Locomotion dienenden Glieder, welche nur Organe zur Erhaltung des Gleichgewichts find, während zur Fortbewegung eigentlich der ganze Körper dient; das Vorbandenfeyn von Kiemen, ftatt der Lungen, behufs des Ath— mens; die einfache Gircufation ihres Blutes; die entfernten Bes ziebungen der beiden Gefchlediter zu einander; der geringe Grab von Stärke in ihren Empfindungen; bie Unvolllommenbeit ihrer Sinnesorgane; die Kleinheit ihres Gehirns und ihre ftumpfe In— telligeng, dieß Alles weif't ihnen den unterften Pla& in der Reihe der Wirbeltbiere an. Allein fo niedrig deren Organifation auch ift, fo gewinnen fie dadurch für den tiefer fchauenden Naturfor: fer nur um fo mehr Intereffe; denn fie find der Ausgangspunct 15* 199 | a Agentien auch bei der Vollendung der Weltſchoͤpfung thätig gewe⸗ einer Stufenreihe von. Wefen, die jih His zum Menfchen ſelbſt fortſetzt. Ih würde die Graͤnzen, welche ich mir hier habe ſtecken muͤſ— fen, überfohreiten, wenn ich nachweiſen wollte, daß die Claffe der Rıptilien höher, als die Fiſche und nicdriger, als die Vögel organi: firt fiy, und daß die Säugerhiere übır den Vögeln und dem Mens ſchen zunaͤchſt ſtehen, fo daß viefe vier Glaffen zufammengenommen eine Stufenreiye von Organifationstypin tes Wirbelthieris dars ellen. ‘ Die wirbellofen Thiere feinen nicht denfelben Geſetzen der Entwidelung unterworfen, wie die Wirbelthiere. Denn weßhalb follten die Würmer, welche eine Abtheilung der Gliederchiere bil: ‚den, über den E:phalopoden ftrben, die zu den Mollusken gehören? und aus welchen Gründen Eönnten wir die Acephala über die Echinodermata ftellen, welche niytsdeftomeniger Achte Strahlthiere fine. Die Eriftenz der Wirbellofen Eann in der That nicht auf dafelde Princip zurückgeführt werden, welches ih in der Entwik— felung der Wirbelthiere offenbart, welche letztere ohne Zweifel mit dem Daſeyn des Menſchen in B ziehung ftehen. Wenn wir auf die Zeit des erften Erſcheinens der Fiſche aurückgehen, fo finden wir, daß die Strahlthiere, Mollusten und Gliederthiere vine Reine von Mir tamorphbofen erlitten haben. wodurd; jie keineswegs zu höhern Ty— pen gelangt find. Die Corallen der’ älteiten Formationen find des nen unferer Meere ähnlich. Die Echinodermata gehen eben fomweit zurüd, und wenn wir die wichtigen Veränderungen in ihren Be: ziehungen zur Oberfläche und in der geographiſchen Verrheilung ih— rer Familien wahrend der verſchiedenen geologifhen Epohen in Betracht ziehen, fo finden wir Eeine Spur von deren genetifcher Verbindung mit den andern‘ Glaffen. Daſſelbe ift bei den drei Claſſen der Mollusken der Fall. Die Acephala der älteften Pe: vioden find allerdings weniger freis ihre Symmetrie zu den beiden Seiten der Laͤngsaxe des Körpers tritt nicht fo entfchieden hervor; die hintere Region des Körpers ift nicht fo deutlich von der vore dern abgegränzt, die Mannichfaltigkeit der Arten, Gattungen und Familien ift weniger bedeutend, als in den jüngern Perioden; als ein demungeachtet läuft deren Entwidelung mit der der Gaſtero— poden uno Grphalopoden parallel, welche in keiner Periode bedeus tende Modificationen erlitten haben. Ruͤckſichtlich der Gliederthiere gilt daſſelbe, wenngleich wir uͤber die foſſilen Arten diefer Abthei— lung nur wenig Kunde befigen. Die Crustacea, welche obenan fiehen, find keineswegs erft nah, den. Inficten und Würmern ente ftanden, fo wenig, als die. Gafteropoden und Acrphala vor den Eephalopoden, und die Medufen und Polypen vor den Echinoder- mata eriltiet haben. Hoͤchſt wichtig ift der Umstand, daß die neun Claffen der wirbellofen Thiere alle gleichzeitig erfchienen find, und es Läßt fih dieß nur fo erflären, daß wir diefe Thiere als Manifeitationen bes fonderer Lebensrichtungen betradhten, deren Princip cbenfo alt ijt, wie das, welches ih in dem Dafeyn der Wirbeltbiere “äußert. Allein wie groß it der Unterfihied in Betreff der legtern. Sie ber ftehen nur aus 4 Claſſen, ‚und diefe traten nacheinander in der Reihenfolge ihrer. organifhen Vervollkommnung in den geologischen Hauptepohen auf Wir finden bei ihnen ein wirkliches Fortichreis ten in der Entwidelung der fich nacheinander darbiefenden organi— Shen Sharactere, während in jeder Epoche eine neue und höhere Glajfe ſich von dem erſten Stamme ablöf'ten und die Schöpfung ihrem gegenwärtigen Standpuncte entgeaenführte. Was das ganze Thierreih, aus diefem Geſichtspuncte betrach— tet, anbetrifft, fo koͤnnen wir einen in allen Zheilen zufammenhäns genden beadfichtigten Wlan unmöglich verkennen. Die Anficht von einer höhern Intelligenz, felbfitändigen Schöpfung und der Vor: ausbeftimmung der Phafen, welche die, (v&tere durchlaufen follte, dringt fich uns unmittelbar auf. Unmöglich läßt fich diefe Verket— tung in ben verfchiedenen. Epochen der Schöpfung einer ihrer felbft nicht bewußten Kraft zufchreiben, die auf's Gerathewohl oder nach unabänderlichen Gefegen gewirkt habe. ine mächtigere Vermittes lung, als die organifhen Kräfte der Natur, offenbart ſich unferm Berftande in diefer Aufeinanderfolze von Lebenden Wefen, die eine Zeitlang unverändert fortbeftanden und dann andern Weſen Platz machten, deren Dauer ebenfalls vorübergehend war, Was für 200 fen ſeyn mögen, fo Eönnen wir doch auf feine Wrife begreifen, wie die organischen Wefen von felbit, durch dıe bloße Einwirkung und Vereinigung ber phyſiſchen Kräfte, entitanden feyn Fönnten. Hier müjfen wir aber gleich Anfangs einen Unterfibied zwiſchen der Eins fegung derjenigen Ordnung der Dinge, welche die ganze Natur vom Andeginn an biherrfcht hat, und den befondern Willensacten des Schoͤpfers machen, durch welche nur gewiſſe Parthieen der Schoͤ— Pfung entftanden find, die ebenfalls in den allgemeinen Plan gehd— ein und gewilfermaaßen nur deffen Folgen find. Es ift alfo die Zeit gekommen, wo die Wilfenfhaft ın der Natur ebenſowohl Gott den Schöpfer, als den Urheber aller Dinge anerkennen kann, tie ihn. der Menſch, bei'm Nachdenken über ſich felber, in feinem eig— nen Herzen zu entdecken vermag, Hiermit iſt der Naturforscher noch feinesweg® an die Graͤnze feiner Aufgabe gelangt. Wenn es der Wiſſenſchaft obliegt, die Bermittlung der, göttlihen Kraft in der Entwidelung der ganzen Natur zu verkünden, und wenn wir diefir Kraft allein den Urs fprung aller Dinge, zugufchreiben haben, fo geziemt es der Willens ſchaft niche weniyer, zu ermitteln, welchen Einfluß die ſich felbit überlaffenen phyliihen Kräfte bei allen Naturerfcheinungen Außern, und inwiefern das hoͤchſte Wefen bei den Revolutionen, die fich in der Natur ereigner haben, direct eingewirkt hat. Lange bemühten füch die Moralpbilofophen, die. Gränzen der menfhlichen Zurech— nungsfähigkeit zu ziehen und den. Grad der. freien Selbſtbeſtim— mung zu ermitteln, welcher in der Natur des Menfchen enthalten ift. Gegenwärtig haben jich die Naturforfcher auch damit zu ber ſchaͤftigen, innerbatb+welcher Grängen wir die Kennzeichen eines unmittelbaren göttlichen Einfhreitens anguerfennen haben, und ine nerbalb welcher Gränzen, auf der andern Seite, die Erfcheinungen in Folge eines Zuftandes der Dinge fLattfinden. welcher von Ans fang der Schöpfung an unveraͤnderlich feftgefteilt iſt. SH will mich genauer darüber zu erklären fuchen, was ich damit meine. Wenn der Lauf der Sterne uns unabänderlich dere fetbe fheint, wenn die Jahreszeiten beftändiq in derfelben Ordnung aufeinanderfolaen, wenn die Reproduction der Arten ftets in glei— her Weiſe ftatrfindet, fo liege auf der Hand, daß der Vorlauf dies fer Erfibeinungen in einer feften Weife vorausbeftimmt ift und Naturgeſetzen folgt, welche von dem ſchoͤpferiſchen Willen, der fie geitiftet hat, unabhänatg ift: Wenn wir, auf der andern Seite, in den Schichten der Erdrinde eine Aufeinanderfolge von organifchen Weſen fehen, Die gegenwärtig nicht mehr eriltiren, und vie fein Menfch lebend aefehben, von denen wir überhaupt nicht begreifen Einnen, daß ſie von ſelbſt, d. b., unter dem bloßen Einfluffe der Raturkräfte, entitanden ſeyen, fo müffen wir teren Schöpfung eis ner hoͤchſten Intelligenz zuſchreiben, weldhe die Ordnung der Welt vom Anbeginn der Zeit an feftgeftellt hat. Man wolle nicht behaupten, es fin dem. Menfchen nicht gege- ben, diefe Tiefen zu ergründen. Die Kenntniß, die er fich bereits in Betreff fo vieler geheimnigvoller Dinge aus Längft dahinge— ſchwundenen Zeiten acwonnen bat, iſt uns für noch ausgedehntere Dffenbarungen Bürge. Es ift ein Irrthum, dem fich der Geiſt, vermöge feiner natürlichen Neigung zur Zrägheit, nur zu leicht überläßt, das für unmöglich zu halten, was zu erlangen Mübe Eos ftet. Wir find gewöhnlich mehr geneigt, unſern Fähigkeiten zu enge Gränzen zu ftecen, als ihr Bereich duch thätige Uebung zu erweitern, ‚und die Gefihichte der Wiffenfchaften bezeuat, daß faft alle jegt anerkannte Hauptwahrheiten, bevor fie eriwiefen worden, für fhimärifh und gortestäfterlich gegolten haben. \ 3b befchliege meinen Vortrag mit einer Furzgefaßten Ueber: fiht der darin dargelegten Puncte. Die Erde bat ihre Gefchichte, eine ereignißreiche, umfangsreihe Geſchichte, deren Einzelnheiten zu enthuͤllen, die Geologie jetzt eifrig bemuͤht iſt. Allein die bereite bekannten Thatſachen find ſchon ſehr beichrend. Die Geſchichte der Erde verkündet deren Schöpfer. Sie zeiat uns, daß der Menſch der Zweck und der Höhepunct der Schöpfung ift. Durch das erfte Auftreten organifcher Wefen auf der Erde ward er aleihfam ane gekündigt, und jede wichtige Veränderung in der ganzen Reihe dies 201 fer, Weſen ift rin Schritt, nach jenem Ziele der Entwidelung dee organifchen Lebens bin, Uns bleibt nur die Hoffnung, daß die Manifeftation der Schoͤpfung in unferer Epoche durd die höchftr mögliche Entwidelung der Intelligenz dis Menſchen vollendet werde, Möge «8 von der Anſtalt, deren Einmweibung uns ‚heute verfammelt bat, einft beißen, daß fie. zu diefem großen Zwecke mit: gewirkt habe! (The Edinburgh new Phil. Journ. July — Octob. 1842.) ur ! M is celte m In Beziehung auf atmofphärifche Electricität hat Dert Hamilton in feinen eben erfchienenen Researches in Asia Minor, Pontus and Armenia, with some account of their Antiquities and Geology, folgende Stelle: „Eine der merfwürs bigften Erfcheinungen, welche ich in ‚Angora. beobachtete, war ter beträchtliche Grad von Electricitaͤt, welcher Alles zu. durchdringen ſchien. Ich bemerkte es befonders an feidenen Zafchentächern, lin- nenen und wollenen Zeuchen. Zumeilen, wenn ih im Dunfeln zu Bette ging, gaben die Funken, welche aus dem Laken hervordran: gen, ihm das Anfeben einer Lage Feuer; wenn ich ein-feidence Taſchentuch aufnahm, glich das Enatternde Seräufh dem, ale wenn man eine Hand voll trodene Blätter oder Gras zcrdrüdt, und ein oder zwei Mal fühlte ich meine Hand und Finaer von bem electriſchen Fluidum prideln.. Ich konnle es allein auf Rech— i 202 nung ber außererbenflich treckeren Atmofpkäre und ter auaenbiids lichen Friction fchreiben. Ich bemcikte nihr, daß der Wind das vauf Einfluß babe, Die Erfheinungen waren diefeiben, ſowehl bei Zage, als bei Nacht, es mochte Wind feyn oder Windftille, 265 meines ganzen Aufenthalts war nicht cine Wolke zu bes meıfen. Die größten Bäume auf der Erde find wohl die Kauri auf Neufreland. In den Wäldern auf dem Bergrüden an der Oft: kuͤſte, in der Nähe der Mercurbay, wähft der allerarößte Kauri— baum in: Neuſeeland. Die, Eingebornen nenuen ihn wen; Vater des Kauri, Obgleich es faſt unglaublich fdeint, er mißt 75 Fuß Umfang an der Baſis. ‚Stine Höhe ift unbekannt, denn der ihn umarbende Wald ift fo die, daß es unmdalich it, fie genau zu ermitteln. In einiger Entfernung in der Höbe des Baums iſt ein Aft; wels cher bei ſeiner Verbindung mit dem Stamme 6 Zu im Durch— meffer ‚mißt. (Terry’s New Zeeland. London 1842. 8.) 0 Ueberden merkwürdigen Flußſpath-Felſen unweit Ciebenftein am Thüringer Walde, machte Herr Vrofeffor Wei, ku Berlin, der Geſellſchaft naturforfchender Sreunde dafeldft, am 15. November, eine Mirtherlung, nach wilder derſelbe, nach feis nen Beobachtungen, ein durch Flußſaͤure (Fluor) umgeaͤnderter Dolomit der dortigen: Gegend zu feyn ſcheint. Nekrolog. — Der verdiente Metara, Profeffor der vergl, Anatomie und Director des Zoologiſchen Gabinets zu Rom, iſt am 24, November 1842 geiterben. — Hk aD ok Brodie, über Lithotritie In der neueften Ausgabe feiner Kranfhriten der Darns werkzeuge giebt Brodie folgende Befchreibung dieſer Ope— tation: Die Zange follte nie bei leeren Blaſe, noch bei: einer, welche nicht wenigftens 6 Unzen Waffer zu faffen im Stande it, angewendet werden. Der Patient befinde fich in der Nüdentage, fen es auf einem Sovba, oder auf dem Rande eines Bertes, die Füfe von zwei Stühlen unterftüßt Im erfteren Falle befindet ſich der Arzt an einer Seite, im letz⸗ teren unmittelbar vor dem Kranken. in Polſter oder die: kes Kiffen wird unter das Beden gelegt, um den, Blafen: hals in einer etwas ‚erhöhten‘ Lage zu erhalten... Ein ſilber— ner Gatheter wird hierauf in die Blafe eingeführt und durch denfelben vermittelt einer Spritze foviel lauwarmes Waſſer eingefprist, als der Kranke leicht zu ertragen vers may. Der hierzu angemendete Catheter muß einen Schließe hahn haben, und das vordere Ende deffelben nicht weit. über die Krümmung binausragen. Man. Eann fid dann deffele ben nicht nur als Catheter, fondern auch als einer Sonde bedienen, um die Blaſe zw unterfuchen und ſich zu verge: wiffern, in welhem Theile der Blaſe ſich der Stein bifins det. Diefe Kenntniß iſt ſtets nüßlich, aber Eeinegweges un— entbehrlich, und es ift mir oft. gelungen, einen Eleinen Stein mit der Zange zu füffen, dem ich vorber auf keine Meife hatte entdecken koͤnnen. Nachdem die Einſpritzung in die Blaſe gefhehen iſt, wird der Catheter zuruͤckgezogen und die Steinzermalmungszange an feiner, ‚Stelle, eingeführt. MWegen der eigenthümlihen Form dieſer letzteren wird dies ſes weniger. leiht ausgeführt, als, dir Einbringung des Ca— theters. Das bloße Miederdridken des Stieles reicht nicht immer aus, um fie in die Blafe einzuführen, und es ift oft nothwendig , zugleich eine mäßige aber ſtaͤtige Gewalt waͤh— tend der ‚Zeit anzuwenden, daß der gekruͤmmte Theil des Inſtrumentes den DBlafenbals paſſirt. Diefes ift befonderg der Fall, wenn die Vorfteherdrüfe irgendwie vergrößert iſt. Man erkennt, daß das Inſtrument in die Blafe eingetreten iſt, an der Leichtigkeit, mit. der e8 in jeder Nichtung be— wegt werden kann, und an der Möglichkeit, die Branchen in jeder Ausdehnung zu öffnen, ohne dem Kranfen Schmerz zu verurfachen. Man unterluht dann die Blaſe mit der Zange und bemüht ſich, die Lage des Steineg genau zu erforfchen, Liegt er an einer Seite, fo wird man, durch Eröffnung der Branchen und leichte und vorſichtige Wendung deſſelben ge: gen den Stein. bin, dieſen wabricheinlih erfaffen koͤnnen. Gelingt e8 auf diefe Weife nicht, fo wird foljendes Verfah— ren felten verfagen: Man erhebe den Stiel der Zange fo, daß die Converität der Fififtehenden Branche mit dem bins teren, Theile der Blafe in Berührung kommt, öffne dann die beweglihe Branche und wende zugleich einen mäßigen Drud abwärts an, um die Blafe gegen den Majtdarm binabzus deitcken. Das Inſtrument wird. nun. durdy eine feitliche Bewegung der Hand leicht gefhüttelt, und fo wird der Stein, in, welchem Theile. der Blafe cr auch immer, liegen mag, zwiſchen die Branchen hereinrollen und durch Schließung derſelben gefaßt werden. Hat man ihn ſorgfaͤltig gefaßt, ſo dreht man die Schraube und zerbricht ihn in Stuͤcke. Al— 203 les Diefes ift ein hoͤchſt einfaches Verfahren, welches nur ge: tinge Uebung erfordert. Iſt der Stein einmal zerbrochen, fo werden die Stüde ergriffen und auf gleihe Weife zer: malmt. Sie fallen eins nah dem andern in die Urme der Bange, und e8 giebt Eeine Gränze für die Menge, die auf: einmal zermalmt werden Fann, es ſey denn die Beſchraͤn— Eung, welche der Durchmeſſer der Hurnröhre auferlegt. Je— des zermalmte Stuͤck nämlih mehrt die Unhäufung der Steintrümmer, und wenn die Anhäufung fehr groß ift, fo wird e8 ſchwer, ſelbſt unmöglidy, das Inſtrument ohne Vers lesung der den Canal auskleidenden Membran wiederheraus: zuziehen. Die Marken an der Handhabe des Inſtrumentes zeigen an, wieweit die Branhen von einander gefchoben find, und man muß feiner eigenen Weberlegung, begründet auf die Konntniß von dem Umfange der Huarnröhre, folgen, um den Punct zu beſtimmen, wo man einhalten fol. Nachdem die erite Zunge herausgezogen worden ift, kann man eine zweite und felbft eine dritte auf diefelbe Weife anwenden; und auf diefe Weiſe kann nicht nur eine große Menge von Stüden mit einer Dperation zermalmt, fondern auch ein großer Theil de3 zermalmten aus der Blafe en:fernt werden. Die Zange werde langfam und ruhig herausgezogen, da es bef- fer ift, daß die Harnroͤhre almälig erweitert, als, daß fie ge: waltfam gezerrt, gequetfcht, oder verlegt werde. Deswegen muß man jie auh ausziehen, bevor fih noch zu viel Truͤm—⸗ mer zwifchen fie gelegt haben. Die eben gegebenen Regeln paffen auf alle Fälle, wo der Stein von maͤßigem Umfange it. Wenn man aber Grund hat, anzunehmen, daß er von größerem Umfange fey, fo wird es gerathener ſeyn, zuerft die Steinzermalmungszjange anzuwenden, welche eine Laͤn— genfpalte in der firen Branche und einen entfprechenden keilfoͤrmigen Voriprung an der beweglihen Branche hat. Ich glaube, daß Erin noch fo großer Stein dem von diefem In— ſtrumente ausgeübten Drude miderftehen Fann. Er wird zwar einfah in Stüde zerbrohen, ohne daß eins derfelben zwischen die Arme der Zunge gebracht werden fann. Uber diefe Zange wird nur für das erfte Mal erforderlich, und die gewöhnliche, beiden Zweden entfprechende, Zange Eann nachher angewendet werden Iſt nun foviel geſchehen, als mit Vorſicht bei einer Dperation gefchehen Eann, fo werde der Gatheter wieder eingeführt und die Blafe von dem Waffer, welches fie enthält, entleert. ine andere Sprise voll Waſſer mag nun eingefprigt werden, welches der Kranke felbjt zu entleeren verfuhe, oder das vermittelt eines gro= Ben Gatheters mit zwei dem Ende nahen D:ffnungen, wel: he groß genug find, um einige Eleinere Stüde duchfchlüpfen zu laffen, abgezogen werden Eann. Nach der Operation bleibe der Kranke rubig auf dem Sopha oder Bette liegen; oft ift eg gut, hernach eine Dofis Dpium zu verabreihen, was immer gefhehen follte, wenn die Zange eine beträchtlihe Menge der Steinmaffe in ſich angehäuft hatte, fo daß bei'm Herausziehen die Harnroͤhre gewaltfam dilatirt werden müßte Auf folche gemwaltfame Ausdehnung oder Zerrung der Harnröhre folgt gewöhnlich) ein Schüttelfroft; eine Gabe Opium nach der Dperation wird, in der Regel, diefem übeln Ausgange vorbeugen. Ab: — —— — 204 fuͤhrende Pillen, aus dem zuſammengeſetzten Coloquintenex⸗ tracte, mit Queckſilberpillen, koͤnnen alsdann Abends gereicht werden, um der ſtopfenden und die Gallenſecretion anhal— tenden Wirkung des Opiums entgegenzuwirken. Es ift nothwendig, den Patienten nachher nicht unbe— achtet zu laffen, weil er an einer retentio urinae, durch das Stedonbleiben einiger Steinftagmente in der Harnröhre, leiden koͤnnte, was die Einführung eines dünnen Gatheters erforderlich machen würde. Dieſes tritt indeß felten ein, wenn der Kranke nach der Operation ſich ruhig verhält, und 08 ift in der That bemerfungswerth , daß die in der Blaſe zurlicgelaffenen Fragmente den erften oder zweiten Tag, nad): dem der Stein zermalmt worden war, ihren Weg in die Harnröhre nicht finden zu Eönnen feinen. Nach diefer Zeit geben fie, meiſtentheils obne Schwierigkeit und mit ge= ringer Befhwerde für den Kranken, mit dem Harne ab. Mir find in meiner eigenen Praxis nur zwei Fälle aufge: ftoßen, wo das Stedenbleiben von Steinfragmenten in der Harnröhre wirklich nachtheilig wurde. Wenn ein Stein flein ift und feine ungewöhnliche Reizbarkeit der Blafe ſtattfindet: fo reicht oft eine einzige Operation zur Heilung des Kranken bin; in weniger güns ftigen Fällen mag es nothmendig feyn, fie mehrmals zu wiederholen. Die Zwifchenräume zmwifhen den einzelnen Operationen müffen nach den Umftäinden variiven; die eins äige hier zu gebende Megel ifl die, daß die Operation nie wiederholt werden follte, bevor fih nicht der Kranke volls ftindig von den Wirfungen der vorhergehenden Sigung er— holt hat, und daß fie aber auch nie zu lange danach aufs gefchoben werden follte, Ueber die für die Lithotritie nicht geeigneten Fälle fagt Herr Brodie in demfelben Werke Folgendes: So vortheilhaft auch in den meiften Fällen die Litho— tritie ift, fo giebt e8 doch auch Gontraindicationen, wonach andere Dperationsweifen vorzuziehen find. : Bei Knaben vor den Pubertätsjahren ift die Kithotomie fo einfach und ge: wöhnlid von fo gutem Erfolge, daß wir mit Recht uns bedenfen, bevor wir diefelbe für eine andere Operationsweiſe aufgeben. Einen unverkennbaren Grund gegen die Kithotritie bie: tet die zu geringe Weite der Harnroͤhre, fo daß die Einführ tung von hinreichend Eräftigen Inſtrumenten, um einen Stein von mehr ald mittelmäfigen Dimenfionen zu zetmals men, nicht mehr fatthaft erfcheint. Bei'm meiblichen Ge: ſchlechte iſt das Ausziehen eines Steines aus der Blafe auf die gewöhnliche Weiſe nicht gefaͤhrlich, während die Opera» tion des Zermalmeng erfchwert wird, indem die Eurze und weite Harnröhre das in die Blaſe eingefpriste Waffer an der Seite der Kithotritiegange wieder ausfließen läßt, bevor die Dperation vollendet ift. In Fällen, wo der Stein einen fehr aroßen Umfang erreicht hat, iſt es oft ſchwer, ihn mit der Steinzermals mungszange zu erfaffen; die Operation des Zermalmens muß alsdann oͤfters wiederholt werden, ſo daß viele Wochen bis zur Vollendung der Cur verſtreichen koͤnnen; es bleibt eine größere Menge von Fragmenten in der Blaſe zuruͤck, 205 und die natuͤrliche Folge davon ift große Dispofition zu Ents zuͤndung der Schleimhaut. Diefe Umftände jpreden bins länglid gegen die Operation der Litbotritie in diefen Fällen, Zwar find diefe File aud für die Lithotomie unglnflig, dennoch ift diefe Methode ohne Zweifel die fiherere. Könns ten nicht in folhen Fällen beide Methoden vortheilbaft vers einigt werden, indem der Stein zuerjt in 3 oder 4 Stüde jermalmt und nachher durdy den gemwöhnlicen Einſchnitt herausgezogen würde ® Die Lithotritie ift ferner nicht anwendbar in Fällen von Vergrößerung der prostata, wo der Patient nicht im Etande ift, aus eigener Kraft die Blafe zu entleeren, wenn nicht etwa der Stein fehr Elein iſt, fo daß die kleinen Stüde, in welche er zetrieben worden ift, leicht durd einen weiten Gatheter berausgefpült werden Eönnen. Ein anderer Grund gegen die Operation in einigen Füllen von Vergrößerung der prostata ift der, daß die von derfeiben in die Höhle der Blaſe ragende Geſchwulſt e8 ers ſchwert, den Stiel der Zange hinlaͤnglich zu erheben, um den Stein mit Leichtigkeit auf die gewöhnliche Weife zu ergrei- fon. Diefe File ausgenommen, giebt es wenige, wo diefe Merhode nicht mit Wortheil angewendet werden Eönnte. Wohl find der Ausnahmen viele, aber diefe find meift Folge von Zögerung. Wenn ein Patient 6 oder felbft 12 Mo— nate, nachdem ein Stein aus der Niere in die Blaſe hins abgeftiegen und der Urin fauer geblieben ift, fich an einen tüchtigen Arzt wendet: fo wird gewoͤhnlich eine einzige Ope— ration ausreichen, mit unbedeutender Gefahr wird alsdann die Gur vorbereitet. Geht mehr Zeit verloren, wird befons derd der Urin alkalifch: fo wird der Stein indeß fo fehr an Umfang zugenommen haben, daß die alte Operationsweiſe vorzuziehen ift, oder daß felbit jede Operation gefährs lih wird, Es würde thöricht ſeyn, zu behaupten, und ungerecht vom Menfchengefchlechte, zu verlangen, daß eine Operation, die von einem fo fchredlichen Uebel, als e8 ein Blafenftein ift, befreien foll, ganz ohne Beſchwerde, Schwierigkeit und Ges fabr vorübergehbe. Aber das kann ih aus eigener Erfah: zung verfichern, daß die Lithotritie, in den geeigneten Faͤl⸗ len angewendet, nicht nur meit 'erfolgreicher als die Kithos tomie ift, fondern auch weit weniger Einwendungen unters mworfen ift, als irgend eine andere wichtige hirurgifche Ope⸗ ration. Dr. Carmichael's Behandlung phagadänijcher nphilitifcher Geſchwuͤre. In meinem Werke über die venerifchen Krankheiten ſprach ich mich früher für eine milde Behandlungsweife der acuten Form von primären phagadaͤniſchen Gefchwüren aus, naͤmlich durch Gataplasmen, warme Fomentationen, Abko— Kung von Mohnkoͤpfen und andere beruhigende Mittet, während Opium, Schierling oder Bilfenkraut in ausreichen: den Dofen angewendet: wurden, um die Schmerzen zu. er leichtern und den Organismus zu narcotifiten,. Diefe Weiſe der Behandlung, wiewohl dem Gebrauche der mercurialia 206 weit vorzuziehen — welcher zu jener Zeit der berifchende war und die traurigften Reſultate bervorbrachte — war doch zu langfam, um den zerftörenden Fortichritten und der Gefährlichkeit diefer Geihtwüre Einhalt zu thun. Sch vers ließ fie daher fhon feit lange fir folgendes energiide Ver: fahren. Wenn ein Kranker ſich mir mit einem acuien pha— gadänifchen Geſchwuͤre vorftellt, To aͤtze ih, ohne weiteren Verzug, die ganze Oberfläche deffelben mit einer ſtarken Mi— neralfäure; es ift unmwefentlih, ob man die Salpeter- oder Schwefelfäure nimmt — beide werden ihre Dienfte thun. Dieſes Gauterifiren führe ic mit Leinwand aus, die um einen Holzeylinder gerollt und in die für den refp. Fall ge: wählte Säure getaucht wird. Da der Zweck bloß die Zers ftörung der Oberfläche ift und. dieie mächtigen Säuren leicht mehr zerfiören Eönnten, als nothwendig ift: fo flelle ih un— verzüglih einen Gebülfen an, um einen anhaltenden Strom von Waffer auf das Gefhmwür zu leiten, fobald ein Theil deffelben geäßt worden ift. Zu diefem Zwecke laſſe ich den Patienten gewöhnlidy aufrecht fliehen, indem der penis dicht über ein Gefäß gehalten wird, welches das abfliefende Wafs fer, nad) Anwendung der Säure, aufnimmt. Leinwand, mit Waffer befeuchtet, wird num um den penis gewickelt und ein jtarfes anodynum dem Patienten gereicht, erwacht fodann der Patient, nachdem die Wirkung deffelben vorüber ift, fo ift er nun von dem peinigenden Schmerze befreit, welchen diefes Geſchwuͤr im Zuftande feiner meitern Aus— breitung verurfaht. (Carmichael’s Clinical Lect. on Venereal diseases, p. 130.) Balg: Wafferbrud. Ein Kind, wenige Wochen alt, ward eines Abends aus dem Hofpitale in mein Haus gebracht, unter dem Vers dachte eines eingeflemmten Hodenbruchs Das Kind war zwei bis drei Tage unpäßlich geweſen; es fand fid eine Gefhmwulft an der einen Seite des Hodenfads, einem Bruche ähntih, und das Kind gab bei'm Drude darauf feinen Schmerz zu erkennen. Die Gefhwulft dehnte fich ganz bis zum Baucringe hin aus, und id war im Zweifel, ob fie nicht auch durch diefen hindurchtrat. Bei forgrültiger Unterfus hung fand ich, daß die Gefhmulft aus zwei Theilen ber ftünde, von welchen der untere ein dabintergehaltenes brenz nendes Licht durchſchimmern lief. Demgemäß punctirte ich den unteren Theil, und es floß Serum einer gewöhnlichen hydrocele aus; dann erweiterte ich vorfichtig Die Wunde und förderte den Grund des oben Theiles der Geſchwulſt zu Tage. Was fih zeigte, war augenfcheinlich ein anderer dünner Sad, welcher Flüffigkeit entbielt. Ich flach ihn vor: jihtig an, und fein. ganzer Inhalt gab fih als Waſſer zu erkennen. ° Es war alfo der vorliegende Fall eine hydro- cele eystica,. tembinirt mit einer hydrocele tunicae vaginalis. Ein Brud war nit vorhanden Diefer Fall fiel mir wieder heute Abend (December 11. 1841) ein, als ein einmonatliches Kind mit den Sym⸗ ptomen eines Serotalbruces zu mir gebracht wurde, Die Gefhwulft war fehsundfunfzig Stunden vorber zuerft bes 207 merkt worden, und vorgeſtern, wie auch geftern, ‚hatte das Kind, nachdem es die Bruft genommen, die Nahrung je— desmal wieder von ſich gegeben Heute war die. Subftunz des Erbrochenen vom derfelben Beſchaffenheit, wie die der Darmausleerungen, gewefen. Die Geſchwulſt war gefpannt, feicht zu handhaben und ſetzte fich deutlib am funieulus spermatieus fort. Nach vergeblichen Verfuchen, ſie zuruͤck— zubringen, operirte ich fie und fand eine Darmfalte von dunk— ler Mahagonı= Farbe, Die Strictue war ſehr feſt und wurde mit Mühe getrennt. ° Der Bruch war angeboren. Das Kind genas obne weitere ungünffige Symptome, (Anonym in London medical Gazette, February 1542.) | Jh Hyfterifche Affection der Augen mit hartnädiger Verfhliegung der Augenliver, Vor ungefähr 10 Jahren wurde eine jest 27jährige, damals rührige und gefunde Dame, den Morgen nad) ei: ner Gefelfchaft, von Lichtſcheu, Schmerz und Thraͤnen der Augen und dann völliger Verſchließung der Lider befallen, jedoh ohne Erampfhartes Juden irgend einer Art. Sie felbft vermochte die Augenlider nicht zu öffnen‘, und Eeine irgend anwendbare Gewalt reichte da;u hin, bis ibr 8 Un: zen Blut entzogen waren, worauf fie fih von felbft öffne: ten; aber nah 43 Stunden ſchloſſen fie fi) wieder und Eonnten nur ducch diefelben Mittel geöffnet werden. Zwei und ein halb Jahr hindurch Eehrten die Anfälle in unregel— mäjigen Zwiſchenraͤumen wieder, beſonders am rechten Auge, welches nie länger, als eine Wache unafftcirt blieb; und während divfer Zeit wurde außer Aderlaͤſſen und Urteriotomie, Au: punctur der Lıder, Electricität und Moren auf den Scheitel mit Erfolg angewendet. Wenn die Augenlider ſich bald öffneten, jo zeiite ih die Bindehaut normal; verzögerte ſich aber das Eröffnen, fo erfihien dieſe Haut flodig und graz nulirt und fonderte eine molkenaͤhnliche, purulente Flüfig: keit ab. Faſt alle gebräuchlihen Arzneimittel: alterantia, tonica, antispasmodica, narcotica find verfuht wor: den, fowie Serbüder und Reiſen, und fait alle Uerzte Dus blin’s und mehrere Londoner find ohne Erfolg confultirt wor— den. Das Sehen felbft ift von Anfang an durchaus nicht 208 beeinträchtigt worden. Die Dame: ift: jeßt ‚in weniger gutem Umftinden, als früben, Nie fuͤhrt deswegen ein mehr ſitzendes Leben. Ihre Geſundheit aber ift gut, obwohl. Acupunctur jegt nicht mehr, wie früber, Erleichterung verſchafft. Doch find. die Unfälle, feitener geworden · GOr. Peebles in Du- blin Medical Press.) 1 a A ern Miscelblen. Transfufion des Blutes einer Ziege in die Ber nen eines Menfchen, von Dr B!ieding (Journ. de Phar- macie, Mai 1842.) — Ein Mahn, 38 Jahre alt, hatte einen An— fall von Haͤmoptyſis welcher for lange, ‚andauerte und fo heftig war, daß fein anderes Mittel übrig zu bleiden ſchien, ihm das Eben zu erhalten, als cin Erſatz des verlorenen Blutes durch Zrangfufion. Am fünften Zage nach dem Anfalle wurde eine Röhre in die v. mediana feines linken Armes vingeführt ‚ eine zus vor erwärmte Sprige mit, Blut, welches aus der Juqularvene ei— ner Ziege entnommen war, gefüllt, und an 5 Unzen in die Vene dee Mannes eingelprist. Unmittelbar darauf Elagte er über ein Gefuhl von Oppreſſion, welches aber bald nachlich. Am nächften Tage trat ein "Anfall: von phlebitis ein, der innerha.b, 8 Zagen, und zwar nur durch kalte Umfchläge, befeitigt wurde. , Won dieſem Tage an nahm der Patient an Kräften zu, und Eonnte non 3 Monaten feine gewohnte Befbäftinung wieder voruchmen. Diefer intereffante Fall widerfpricht der gewoͤhnlichen Behcuptung, daß die Smjection des Blutes eines Thieres in die Venen eines anderen Zbieres oder eines Menſchen nothivendig den Tod deſſelben nad) ſich ziehe. Verbrennungen bei Rindern find bekanntlich viel ges fährlicher, als bei Erwachſenenz jene, werden befonders raſch durch die heftigen Schmerzen aufgerieben. Es ift daher von Wichtigkeit, die Schmerzen ‚u vernieiden. Die Nüglichkeit der Watte ift ebenfo befannt, ale der Umftand, daß die erjte Berührung dirfer Subs ſtanz mit den Brantivunden außerordentlich empfindlich iſt. Herr Payan überzieht daber die verbrannte Fläche mit einem Liniment aus 1 Theil Suͤßmandeloͤlund 8 Theilen Kalkwaſſer, zuſammenge— ſchuͤftelt und abgeſchaͤumt. Mit dem Barte einer Feder traͤgt man das Liniment auf die ganze Flaͤche auf und legt ſodann eine dicke Schicht Watte über, welche mit einigen Touren einer Cirkelbinde befeftigt wird... Herr Dayan verfuchte das Mittel (in Vergleich mit der Watte ohne Liniment) bei einem Kine von 3 Fahren, welches eine Verbrennung zweiten Grades an beiden Beinen hatte, Der linke weniger heftia verlegte Fuß wurde mit Watte allein, der rechte mit Ciniment und Watte verbunden, Der Schmerz hörte im rechten Fuße nah wenig Augenbliden, im, linken erſt in der nadıs folgenden Naht auf. Die Heilung erfolgte an beiden Beinen in gleicher Zeit. (Revue med. Sept. 1842.) Bibliographische Recherches sur l’organisation, la fructification et la classifica- tion de plusieurs genres d’Algues, avec la descri tion de quelques especes inedites ou peu connues. Essai d’une ré— partition des polypiers calciferes de Lamouroux dans la classe des Algues. Par J. F, Chauvin. Caen 1842. 4. Lectures on the elementary Composition of Foods, considered in reference to their Nutritive Qualities etc, By Jonathan Pe- reira. London 1842. 8. neuigkeiten. J Die Blaſenſteinzertruͤmmerung, wie fie heute daiteht. Bon Dr, Victor Jvanchich. Wien 1842. 8. 287 Seiten, mit 4 Tafeln. Eine Eritifche und practifche Arbeit, wodurd dem Percuteur der verdiente Vorrang vor allen Bohrinftrumenten gründlich vindicirt wird, Dabei vierundswanzia Zälle von Steire Erankheit, wovon dreiundzwanzig geheilt und einer verloren wurde, Hastings considered as a Resort for Invalids. London 1842, 12, By J. Mackness. m — — — — —— Menue Motizen aud dem Gebiete der Hatur- und BKeilkunde, gefommelt und mitgerbeilt von dem Ober Medleinolrante Froriep zu Weimar , und dem Medisınalrarde und Profefior Froriep zw Berlin. N. 520. (Nr. 14. des XXIV. Bandes.) November 1842, Gebrudt i im Landes» Induftrie Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 hir. oder 3 Fl. 30 &r, des einzelnen Srüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Zafel colorirte Abbildungen 6 g6r. ch nr Ueber Bolfmann’s und Bidder’s mifroffo: rifhe Arbeiten, durch mweldhe der Zufammenhang des ſympathiſchen Nerven mit den Gehirn- und Ruͤckenmarksnerven erörtert und die Eelbftftändig- keit des erfteren wahrfcheinlih gemacht wird; (aus einem Briefe des Profeffor Ernft Heinrich Weber in keipzig, an den Herausgeber.) Die ausgezeihneten Arbeiten von Volkmann und Bidder, wovon ih Ihnen eine vorläufige Notiz mittbeilte, indem ich Shnen einen an mich gerichteten Brief von Volks mann zu beliebigem Gebrauche für Ihr Sournal überfchids te *), find nun in einem befondern Werke **) befannt gemacht. j Da ih das Vergnügen hatte, Volkmann vergans genen Sommer bier in Leipzig zu ſehen, fo babe ich Gele: genheit gehabt, einige Zeit gemeinfcaftlih mit ihm zu ars beiten und Präparate, welche er in meiner Gegenwart machte, und welche als Bewerfe der in jenem Werke enthal: tenen Entdedungen dienen, mit dem Mifroffope zu bes teachten. Ih bin dadurch in den Etand gefest, wichtiaften Thatfachen zu beftätigen. Der ſympathiſche Nerv befteht bei'm Frofche faft ganz aus Clementarfäden, die viel dimner find (halb fo di oder ein Drittel fo did), als diejenigen Clementarfäden, welche in den Nerven der willkuͤhrlichen Muskeln und der Haut fo ſehr vorherrſchen. Ihre Mänder werden nicht von zwei Linien begraͤnzt. Aehnlichkeit mit den perlfchnurartigen Fäden, welche Res mehrere der *) Vergl. N. Notizen aus dem Geb d. Nat.» u. Heil, Nr. 469. [Rr. 20. d. XXI. Bde.) ©. 305. **) Die Selbftftändigkeit des ſympathiſchen Nervenfpftems, durch anatomifche Unterfuchungen nachgewiefen. Bon F. H Bids der und %. W. Volkmann, Profefforen in Dorpat. Nebſt drei Kupfertafeln. Leipzig, bei Breitkopf und Härtel. 1342. 4. NP. 1020, Urbrigeng haben fie nicht die gerinafte _ kunde. mak ehemals als organiſche Nervenfaſern beſchrieb, welche aber nur den Nervenhüllen angehoͤrende Faſern, aber feine Mervenfäden find und an den Hüllen der Nerven der Froͤ— ſche, die ich unterfuchte, gar nicht eriftirten, Un mehreren Drten, wo der fompatbifhe Merv des Trofches die befannten Gommunicationen mit den Rüdens marfsnerven eingeht, fehnitt Volkmann die zufammenfto: Benden Nerven heraus und breitete fie fo aus, daß man den Lauf der dien und dünnen Clementarfäden ziemlih gut überfehen fonnte. Er fagte bei jeder Anaftomofe voraus, ob die meiften dünnen Fäden des communicirenden Bündels im NRüdenmarfönerven ihren Lauf nad der Peripherie oder nad dem Centrum zu nehmen würden, oder ob die Fäden, die in beiden Nichtungen laufen, an Zahl ziemlich gleich feyn würden, und diefe Vorausfage traf wirklich ein. Durch die Menge der dünnen Clementarfäden, welche, wie ich felbft gefehen, vom ſympathiſchen Nerven aus in den Ruͤckenmarksnerven nad) der Peripherie laufen, und weil man in den Hautnerven viele, in den Musfelnerven wenige folhe duͤnne Glementarfäden antrifft, wird es wahr: fheinlih, daß die Haut ein Drgan ſey, welches vom ſym— pathifchen Nerven ſehr reichlich mit Fäden verforgt wird. Diefes ift aub an ſich ſehr wahrfcheinlich, weil fie, als ein Secretiongorgan, den Schleimbäuten fehr verwandt ift, die auch ihre Nerven vom fompathifhen Nerven ers halten. Durch die verhältnißmäßig zu geringe Menge von duͤn⸗ nen Glementarfäden, welche das vom Ruͤckenmarke kom— mende Stüd der Ruͤckenmarksnerven begleiten, gelangt man zu der Ueberzeugung, daß die dünnen Fafern des ſympathi— fhen Nerven nicht ihren Urfprung im NRüdenmarfe haben £önnen. Sehr intereffant war e8 mir, bei einem Kaninden zu fehen, wie der nervus recurrens des vagus eine übers rafchende Menge dünner Mervenfäden enthielt, mährend der nervus laryngeus sup. nur wenig einf&hloß, ferner daß 14 zil der aus einem Zahne eines Kaninchens herauspraͤparirte Nerv faft nur aus dien Elementarfäden beftand. Diefe und ähnlihe facta dürfen nicht unberuͤckſichtigt bleiben. VBolEmann hat eine fo große Fertigkeit in der ger ſchickten Ausbreitung der Eleinjten Nerven, wodurch ihre Elementarfüden überfehbar werden, erlangt, daß fhon dar: aus hervorgeht, Daß er diefe Dperation an jeder der von ihm geprüften Nervenverbindungen vielmal wiederholt hat. Bei den vielen in unferer Zeit ım Felde der Erperis mentalphpfiologie aufſteigenden literaͤriſchen Meteoren, die, nachdem fie kaum die Aufmerkſamkeit erregt haben, alsbald wieder verlö;chen, iſt es Pflicht, auf das Werk von Volk mann und Bidder aufmerkfum zu machen, welches Langs fam zur Reife gekommen ift und dauernde Früchte tra— gen wird. Was die Methode, wie die Nerven zuzubereiten find, betrifft, fo legte BoıEmann den heruusgefhnittenen Nerven auf eine Glasplatte und Ddiefe auf ein Geftell, we der Nerv von Unten ber duch einen Spiegel beleudıtet, won Dben her aber mit einer Lupe betrahtet werden Eonnte, während die Zergliederung geſchah. Zuerſt zieht Volkmann die neurilematifhe Huͤlle vollitändig ab, theils mit ſehr kleinen Meflerhen, theils mit fehr fpigen Nadeln. Diefe Arbeit wird bisweilen dadurd erleichtert, daß man ein Meffer mit conperer Schneide auf die Mitte des Merven auffest und es nicht ziehend, fondern wiegend, auf den Nerven der Länge nad) einfhneiden läßt. Er befeuchtet von Zeit zu Zeit den Nerven mit einer fehr geringen Menge Speichel, die aber hinteiht, dag Trocknen des Merven zu verhüten. Speichel, in geringer Menge angewendet, Leiftet zugleih den Dienft, daß der ausgebreitete Merv hinreichend an der Glasplatte anklebt, um nicht wieder zufammenzufahren. Auf: diefe Meife kann man das Yusfpannen des Nerven durd mit Wachs befefligte Haken entbehren. Ueber den Einfluß der Girculation in den Kranz adern auf die Herzthätigfeit. Bon John Eridhfen. Der Einfluß. des Arterienblutes auf die Aufcechthal: tung der Gontractilität der willkuͤrlichen Muskeln ift fchon feit langer Zeit durch die verfchiedenartigften Werfuche cons flatiet; über den Einfluß des Arterienbiutes auf die unwill: Fürlihen Muskeln, befonders auf dag Herz, find dagegen, meines Wiſſens, noch feine Verſuche angeftellt: worden. Marſhall Hall fehreibt die Urſache der plöglichen Todesar— ten in vielen Fällen eimer Unterbrechung der Kranzadercir— culation zu und’ nimmt. an, daß eine Verfnöcherung der Kranz ırterien, eine fettartige Degeneration: des Herzens, eine Eontraction der aorta oder eine Unzulänglichkeit dev val- vula mitralis duch Unterbrehung des Blutitromes in den Kranzadern Syncope, oder plöglihe „Diſſolution“, oder ſelbſt im hoͤchſten Grade eine Paralyfe des Herzens und demzufolge Tod herbeiführen Eönnen. 212 Folgende Berfuhe follen nun dazu dienen, die Frage über die Einwirkung einer Hemmung der Kranzadercirculge tion auf die Thärigkeit des Herzens foviel, als möglid, zu beantworten. Erſter Verſuch. — Ein maͤßig großer Hund, un gefaͤhr 2 Fahre alı, wurde kai (pithed)e ur Gehülfen wurde fodann kuͤnſtliche Mefpiration in Gang ges bracht, der thorax geöffnet und dag Herz fo raſch, als möge lich, blozgelegt. Es fchlug heftig und ziemlid) regelmäßig von 90— 100 Schlägen die Minute. Feine, feidene Liga- turen wurden darauf unter die Rranzgefäße- eingeführt, ſo nahe, als möglih, an ihrem Urfprunge, vermittelit einer Eleis nen Liſton'ſchen Muttermaalnadel (eine gekruͤmmte Nadel mit einem Oehre nahe der Spitze, auf einem Griffe), da es fih als unausführbar ergab, die Gefäße auf die gewöhnliche Weiſe zu unterbinden, während das Herz ftark ſchlug. Die Liyaturen wurden nun ungefähr 6 Minuten nad) dem Tode de3 Thieres zufammengezogen, dad Herz vermittelſt eines Theiles“der Thoraxwandungen, melde zurücgefchlagen wor: den waren, bedeckt, und die £ünftlihe Refpiration fortgefest: Zwölf Minuten nach der Unterbinduny der Gefäße (13 nad dem Tode des Thietes) ſchlug das Herz von 36 bis 40 die Minute. Nah 17 Minuten war e8 auf 28 bis 30 ges falen. Nah 21 Minuten harte die Action der Kammern aufgehört, eine leichte, zitternde Bewegung ausgenommen. Die Herzohren - agirten noch, und zwar für «ine, längere Zeit. Zweiter Berfuh. — Die Kran;gefiße wurden bei einem anderen‘ Hunde auf Ddiefelbe Weife unterbunden und die fünftlihe Reſpiration unterhalten. Nah 5 Minu: ten’ ftand die Action der Ventrikel ftil, ungefähr. 9 Minus ten nah dem Tode des Thieres; die auriculae agits tın noch. hin Diefe Berfuhbe wurden an 5 Kaninhen von 8—10 Wochen mit folgenden Nefultaten wiederholt. I, Dritter Verſuch. Unterbindung 5 Minuten, nad) dem Zode; flarfe Contraction des Ventrifels von 120— 130 in der Minute; nah 7 Minuten von 00 —64; nad 13 Minuten von 34 — 33; nad) 18. Minuten von 50 — 32, ſehr ſchwach und träge; die Herzohren dagegen ſchlugen von 54 bis 60. In der vierundzwanzigiten Minute hörte die Action der Ventrikel auf bis auf eine zitternde Beweyuny- Vierter VBerfuh. — Unterbindung 6 Minuten nad) dem Tode; Dersfhläge fehr heftig, an 200 in der Mir nute; in 10 Minuten waren fie gefallen auf 64— 68; in 16 Minuten auf 36 40; in 19 Minuten auf 23—32; Ende nah 22 Minuten. Fünfter Berfud. — | Unterbindung 7 Minuten nach dem Tode; Action der Ventrikel ziemlich ſchwach von 70—80 in der Minute; nad) 12 Minuten von 50—34; nad) 17 Minuten von 20—28; fehr unregelmäßig, Aufhoͤ⸗ ten nach 21 Minuten. Die Herzohten bewegten ſich med). Sechster Berfuh. — Unterbindung 6 Minuten nad dem Tode; Herzaction tumultuarifh und etwas ges zwungen. 5 Minuten darauf zogen fih die Ventrikel 120 Mal in der Minute zufammen; nadı 10 Minuten 64 Mal; * 213 nah 15 Minuten 49 Mal; nah 19 Minuten 42—465 nad) 24 Minuten 34 — 36; nad 27 Minuten ungefähr 24 und fehr ſchwach; Ende nah 51 Minuten. —Siebenter Berfuhb. — Unterbindung 54 Mi: nuten nach dem Zode; die Herzaction wurde allmälig ſchwaͤ⸗ cher und ſtockte in 22 Minuten. Sm Durchſchnitte betrug alfo die Dauer der Bentricularaction nad der Unterbindung der Kranzarterin 234 Minuten und nach dem Tode des Thiered an 32’40", Nun vermag aber bei einem erftidten Thiere, deffen Herz unberührt gelaffen wird, die Fünftliche Refpiration die Action diefes Organs für eine, felbft an⸗ derthalb Stunden zu erhalten: woraus hervorgeht, daß bie Contractilität des Herzens ſeht beeinträchtigt wurde durch eine Hemmung der Blutcirculation durch feine Muskelfa— fern, wenn fie auch nicht plößlich dadurdb aufgehoben ward. Man hat fich jedoh bii Verſuchen, wie fie oben geges ben morden find, vor einem Irrthume zu hüten, durch wels hen die Herzaction weit kinger erhalten werden würde, als es fonft der Fall wäre. Wenn man nimlic eine Ligatur um ein fo Eleines Gefäß, wie e8 die Kranzarterie bei einem Hunde oder Kaninchen ift, legt: fo ift es meift unmöglich, eine Mitunterbindung der begleitenden Vene zu vermeiden, wodurch eine Urt von Congeſtion in dem Gefüge des Herzens oder in jedem Falle eine Verhinderung der Entleerung des im Herzen befindlichen Blutes bewirkt wird. Nun hat aber Dr. Kay hinlaͤnglich dargethan, daß die contractile Kraft der Muskeln — millfürlicher wie unmillfürliher — sine vergleichungsmeile längere Zeit bindurch aufrecht erhalten wird, wenn ihre Safern von venöfem Blute firogen, als wenn fie von demfelben leer find. Um mich nun vor jes nem Irrthume zu fihern, führte ich folgenden Verſuch aus: Ein, ungefähr 2 Monate altes Kaninchen, wurde erftickt, fogleid darauf kuͤnſtliche Nefpiration eingeleitet, die Bruſt— höhle geöffnet und die Kranzarterien 6 Minuten nad dem Zode dee Thieres unterbunden. 8 Minuten darauf zogen fih die Kammern 68 Mat in der Minute zufammen. Die Kranzvenen — welche in die Schlinge mit hineingezogen waren — wurden, ba fie fehr ausgedehnt waren, an meh— teren Stellen mit einer feinen, fcharfen Lancette angeftochen, fo daß ſid fich ihres Blutinhaltes entleerten. 4 Minuten darauf, 12 nach der Unterbindung und 18° nad dem Tode des Thieres hörte jede regelmäßige Action der Ventrikel auf, und nur eine leichte, zitternde Bewegung blieb zuruͤck. Die Herzohren bewegten fich noch etwas länger. Während alfo bei den früheren Verſuchen 237 Minu— ten als die Mittelzahl der Dauer der Herzaction fih ergab, wurde fie in diefem Falle nur 12 Minuten lang aufrecht erhalten. Um mich nun auch von der Wirkung einer Stei- gerung der Thätigkeit der Kranzarterien zu überzeugen, ftellte id) folgenden Verſuch an: Ein, 2 Monate altes, Kaninchen wurde mie beiden frits hern DVerfuchen behandelt, nur ließ ich die kuͤnſtliche Mefpis ration nicbt länger als 10 Minuten andauern. Nah Er: Öffnung der Bruſthoͤhle unterband ich die aorta fur; nach ihrem Austritte ans dem Herzen und bevor fie einen der _— 00. 214 größeren Zweige abgiebt; die art. und vv. pulmonales, fowie die vv. cavae, blieben unberührt. Die linke Seite wurde faft unmittelbar darauf ungemein von Blut ausge— dehnt und fehr gefpannt, indem der linfe Ventrikel eine runde Form annahm und dur eine Art von Furche vom rechten Ventrikel getrennt wurde. Der Hersimpuls war febe heftig, mehr als gewöhnlich und die Pulfationen zahlreich; 10 Minuten nad Anlegung der Ligatur betrugen fie an 80 in der Minute. Aſte Minute: Action des linken Wentrifeld dauert noch fort, ift aber etwas unvollfommen; der rechte und die Herzohren ziehen ſich Erdftig zufammen; die Kranzgefäße find fehr ausgedehnt. 40. Minute. Die Kammern ziehen fih 40—50 Mat in der Minute zufammen. Die Action der linfen ift ſehr erſchwert. Die Heriohren, befonders das linke, agiren weit rafcher. 5öfte Minute. Der linke Ventrikel hört auf, fich zu bewegen, der rechte zieht ſich noch, wiewohl ſchwaͤcher, zu: fammen. 65ſte Minute. Das rechte Herzohr hörte auf, ſich zu bewegen. 7öfte Minute. Das linke Herzohr ftand ftill, aber der rechte Ventrikel zog ſich noch theilweife zufammen, bes fonders nahe an der Spike, ungefähr 20 Mat in der Mi— nute, 82fte Minute. Der rechte Ventrifel hörte auf, ſich zu bewegen. Bei Eröffnung des Herzens fand fich die linke Seite vom Blute ausgedehnt, während die rechte gerade ges nug enthielt, um ihre Wandungen zu befeudhten. In dies ſem Falle Eonnte die Anwendung der fünftlichen Nefpiration eine fo kurze Zeit hindurch Faum einen Einfluß auf die Auf: rechthaltung der Herzaction haben. Bei diefem Erperimente ift noch ein intereffanter Mmftand zu bemerfen, den wir bier nur berühren mwollen; naͤmlich die Veränderung in der Ord— nung des Aufhörens der Action in den verfchiedenen Herz: höhlen. Haller, Npften und viele Andere haben gefun— den, daß bei'm gewöhnlichen Tode das rechte Herzohr und der rechte Ventrikel ſich länger zufammenzieben, als die ents fprechenden Höhlen der anderen Seite, und zwar das Herz— ohr, das ultimum moriens, fänger, als der Ventrikel, Haller hat jedoch gezeigt, daß diefe Ordnung des Aufho- tens der Action umgekehrt werden fann, indem man die rechte Herzhälfte ausleert und die linke in einem Zuftande der Ausdehnung erhält. Das eben befchriebene Erperiment beftätigt einigermaafen Haller'8 Beobachtung , da in dem= felben das Aufbören der Gontraction in den verfchiedenen Höhlungen des Herzens in folgender Ordnung erfolgte: 1) linker Ventrikel; 2) rechtes Herzohr; 3) linkes Herzohr; 4) rechter Ventrikel. Aus den oben angegebenen Verfuchen fönnen wir nun folgende Schlüffe ziehen. 1) Daß eine Hemmung der Kranzabereirculation ein ſchnelles Aufhören der Herzthätigkeit herbeiführt. 2) Daß eine Vermehrung des in die Muskelfafern des Herzens einftrömenden, oder in denfelben zurüdgebaltenen 14 * 215 Bluts eine entfpeshende Vermehrung der Herzthiätigkeit bes wirt. (London Medieal Gazette, July 1842.) Widerlegung von Liebig's Theorie über den Zweck des Athmens und der Nahrung. Bon Herrn $. J. Virey. Nah Liebig ift der Hauptzwed der Nahrung, Koh: lenftoff und Waſſerſtoff berzugeben, welche ſich mit dem aus der atmofphärifchen Luft ausgefhiedenen Sauerſtoffe vereinigen und die animalifhe Wärme hervorbringen., Er ° bebauptet demzufolge, daß ein gewiffes feſtes Verhaͤltniß zwifden dem Bettage der aufgenommenen Nahrung und der Quantität des in den Lungen ausgefchiedenen Kohlen - und Wafferftoffs beſtehe. Here Viren widerlegt diefe Theorie, weil fie der gewöhnlichen Beobachtung widerſpreche, indem fie, wenn auch auf Siugethiere, Vögel und Amphi— bien anwendbar, doch Eeinesweges auf diejenigen Thiere an» gewendet werben koͤnne, welche vermittelt Kiemen athmen. Alle Kiemenatbmer naͤmlich verbrauchen vergleichungsweiſe nur wenig Sauerftoff, während viele derſelben ſehr große Quantitäten Nahrung genießen. Selbft die größten und gefräßigften Amphibien, wie der Alligator, das Grocodil und andere, melde enorme Quantitäten Nahrung zu fih nehmen, athmen, noch dazu unter einem glühend heißen Clima, nur ſchwach mit ihren veficulären Lungen und verbrauhen nur wenig. Sauerftoff. Die Fiihe, deren Blut nur ſchwach durch den Kie— wmenapparat orpgenitt wird, gehören vielleicht zu den geftäs Figften Thieren und follten doch, nah Li ebig's Theorie, wenig genießen, da fie wenig Sauerftoff verbrauchen. Daffelbe ift bei den Mollusken der Fall Die Sepie, da8 Buccinum, der Strombus, die Purpurfchnede und andere erreihen eine bedeutende Größe, aber ihre Mefpiras tion ift fehe unvollftändig, wiewohl fie tüchtige Fleiſchfreſ— fer find. 43906 Die Cruſtaceen wiederum, wie die Krabben, Hummern und andere, wachſen ſchnell, da ſie ſehr gefraͤßig ſind, aber ihr Kiemenapparat iſt nicht geeignet, viel Sauerſtoff aufzu— nehmen. Bei allen dieſen Thieren geht die Aſſimilation, ungeach— tet ihrer ſchwachen Reſpirationskraft, ſehr raſch vor ſich, und ſie entbehren außerdem keinesweges der Activitaͤt oder Muskelſtaͤrke, wiewohl ihr Fleiſch nur ſchwach ſtickſtoffig (azotiſirt) oder animaliſirt und ihr Blut ſtets kalt iſt. Wenn es eine weſentliche Eigenſchaft des Lebenspro— ceſſes iſt, daß, je vollkommner dieſer vor ſich geht, um ſo 216 größer ach die Anzahl der hervorgebrahten Keime ober Eier oder Embryonen ift, fo fteht, gerade im, Gegenfage zu Liebig's Zheorie, die Anzahl der hervorgebrachten. Keime in umgekehrtem VBerhältniffe zu der Vollkommenheit der res fpiratorifhen Functionen. Die Fiſche und Mollusken bein: gen ihren Laich oder ihre Eier zu Millionen hervor, waͤh— trend die Säugethiere und felbft die Vögel, bei denen der Refpirationsproceh am Vollkommenſten ausgebildet ift, in diefer Beziehung jenen unendlich nachſtehen. Auf der an: dern Seite zeigt fi) die Menge der Keime oder Eier eber in einem, Verhältniffe zu der genoffenen Nahrung, aber die Quantität der Iegtern ift im Xhierreiche nicht der Reſpira— tion proportionitt. , Herr Viren fließt alio, daß die Lebenskraft oder die Energie der Nervencentra einen größern Einfluß auf die Erzeugung der thieriſchen Wärme ausuͤbe, als der Verbrauch des Koblenftoffes in den Lungen, und zwar aus drei befon= deren Urſachen: 1) weil ein befruchtetes Ei dem Froſte länger wider: fteht, als ein nicht befruchtetes; 2) weil ein den Winterfchlaf haltendes Inſect, Amphi: bion oder anderes Thier, oder felbft Baͤume, mährend des Winters, nur allein vermöge einer gewiffen vitalen Kraft einer Frofttemperatur zu widerffehen vermögen, während die: felben Thiere, wenn fie todt wären, augenblicklich feſt ge: feoren feyn würden; 3) weil viele Säugethiere und Vögel fogar in den fo ſtrengen Wintern der Polarländer ihre Wärme bebalten, nicht in Folge einer größern Menge verbrauhten Sauerſtof— fe8, noch vermöge einer größern Muskeithätigkeit, fondern in Folge einer reichlicheren, mehr mit Stidjtoff geſchwaͤnger— ten oder animalificten Nahrung. (Journ. de Pharmacie. Mai 1842. 3 Miscellen. Ueber das Regenwaffer hat Herr Profeffor Magnus Beobahtungen des Herrn Hofgärtners Fintelmann der Gefell: ſchaft naturforfhender Freunde zu Berlin mitgetheilt, aus weldyen hervorgeht, daß das Regenwaſſer nicht nur, als Waſſer, befrud)- tend auf die Pflanzen wirkt, fondern noch auf eine andere Weile, ohne Zweifel, indem es Ammoniak und Kohlenfäure aus der Luft mit niederführt. Ueber die Erzeugung der Hippurfäure im thierifchen Drganismus und befonders im Menfchen, nady dem Genuffe von Benzoefäure, bat Dr. Marchand der Gefellfhaft naturforfchen« der Freunde zu Berlin eine Abbandlung mitgetheilt, und Enüpfte daran Bemerkungen über die Abſcheidung des Stickſtoffs während der Lebensthaͤtigkeit. Deore Ueber diabetes melitus. Bon Dr. Carl Riemann. Der Verfaffer hat im Juni dieſes Jahres zu Halle eine Snauguraldiffertation über die obengenannte Krankheit ill We aa herausgegeben, in melcher fih eine Neihe von Unterfuhuns gen über die Befchaffenheit des Urins bei Tag und Nacht findet, die über einen Monat fortgefeßt worden find. Die Nefultate der ganzen Arbeit find in folgenden Sägen zus fammengeftellt: 217 1) Die Menge des. gelaffenen Urins war größer, als die, welche von Gefunden gelaffen zu werden pflegt. 2) Das Vrbältnig zwiſchen dem gelaffenen. Urine und den genoffenen Nahrungsftoffen war ein ungewöhnliches. Bei Verſchlimmerung der Krankheit nämlich ließ der Kranke mehr Urin; bei Beſſerung des Zuftandes nahm er mehr Nahrung zu fib, und dag Verbältniß näherte ſich mehr dem normalen Zuftande, in welchem die Quantität des Urins den: dritten Theil bis beinahe die Hälfte deffen betrug, was der Kranke zu fih genommen hatte. 3) Es war nicht als Zeichen der Beſſerung zu bes trachten, wenn bei Emährung durch Fleifhbrühen die Quan— fität des Urins abnahbm; denn nur dann trat cine Belle tung ein, wenn die Nr. 2) angegebenen Verhältniffe zus fammentrafen. 4) Das fpecififhe Gewicht war immer größer, ale bei gefundem Urine. 5) Ebenſo war dag Verhältnig des durch Abdampfen zurücdbleibenden größer. 6) Der größte Theil des residui war Zucker. Das, was nah Abzug des Zuders von dem residuo noch übrig blieb, war immer etwas mehr, als im gefunden Urine, weniger fand ſich nivmals, 7) Harnftoff fehlte niemals; die Quantität ‚des in vierundzwanzig Stunden gelaffenen Harnftoffs blieb ſich aber nicht gleich. 8) Die täglihe Menge des Harnftoffs betrug, wenn man die Mittelzahl zog, ebenfoviel, als Yecanu bei'm ge: funden Menſchen fand; fie war aber geringer, als die mitt: tere Quantität, nach den Angaben Anderer , beträgt. 9) Zwifhen dem Harnftoffe und Zucker befteht Erin beſtimmtes Verhältniß. 10) Die Harnfäure fonnte in den erften Tagen nicht dargeftellt werden, wegen der außerordentlihen Menge des Urins. 11) Der Kranke ließ, nac einer Berechnung nad den übrigen Tagen, täglih 0,04 oder 1,598 — 2,05 Gran Harnfäure. Die erfte Zahl ffimmt damit, überein, was Lehmann im normalen Zuftande fand. 12) Die Menge der Harnfäure war im Verhaͤltniſſe zum SHarnftoffe gerirger, als im gefunden Körper. Die bezieht ſich jedoch nur auf die Mittelzablen; denn an den einzelnen Tagen fand fih haufig daſſelbe Verhaͤltniß, wie bei'm Gefunden. 13) Zu den übrigen feften Beftandtheilerf verhielt ſich der Harnftoff wie 1 : 4 und die Harnfüure wie 1: 80,05. 14) Der Urin, welcher während des Tags gelaffen wurde, unterfchied fich faft immer von dem, welder in der Nacht gelaffen wurte, und zwar fo, daß der am Tage ge: laſſene Urin an Quantität, fpecififbem Gewichte und feften Beſtandtheilen den in der Nacht gelaffenen übertraf. In den zufammenfegenden Beftandtheilen war das Verhaͤltniß der täglichen und nächtlichen Ausleerung gleich. 15) Unter dem Mikroſkope zeigten ſich Eleine Körpers hen von derfelben Form, wie fie Profeffor Maper unter — 218 dem Namen Milch⸗Monaden beſchreibt; es iſt mahrfcheins lich, daß fie duch Gaͤhrung des Urins entſtehen. 16) Die faeces enthielten Zucker und Harnſtoff 17) Das Blut ſchied fih in cruor und serum ; die fer ften Beſtandtheile deffeiben betrugen, dem Gewichte nad), mehr, ald im gefunden Blute; auch im Blute fand ſich Harnſtoff und Zuder vor. (Observationes quaedam de diabete melito. Halis 1842.) Künftlidher After. Bon Ch. Parrott. Amuffat’s neuere Anwendung der Operationemethobe von Gallifen bat diefer Operation eine neue Bedeutung gegeben, und fordert neue Mittheitung ähnlicher Fälle. Die folgenden find aus der Praris von Herrn Umuffat. Erſter Fall. — Mad. D., 48 Jahr alt. Gaͤnzliche Unmwege famkeit der Hexura sigmoidea coli, bewirkt durch eine große Bek— fengefhmwulft, deren Natur nicht genau beftimmt werden Eonnte, Hartnädige Verftopfung war feit 26 Tagen vorhandınz tympa— nitifche Kothauftreibung. Künftliher After durch Eröffnung dis colon in der linken Cendengegend, ohne Verlegung des Bauchfelld am 2. Juni 1839. Erfolg: Die Kranke blieb 5 Monate am Leben; bierauf ftarb ſie an einer Bauchfellentzündung , hervorgebraht durch das Fortfchreiten der Erebsarrigen Affection -— denn nad) dem Tode wurde die Geſchwulſt als folche erkannt, — melde die vollfom: mene Obliteration des unteren Theiles des Darmcanals bewirkt hatte. Man fand alle Zeichen einer frifchen peritonitis acuta. Der in der linken &endengegend angelegte After war vollfommen ausgebildet. r Zweiter Fall. — Herr T., 62 Jahre alt. Das Uebel ber ftand in Ereosartigen Auswüchſen auf der innern Flaͤche des obern Theiles bes Maftdarms, welhe die Ausſcheidung der faeces günze lich verhinderten. Diefelbe Operation, wie im erften Kalle, am 14. Zuli 1839 ausgeführt. Der Patient hatte 8 Zage lang kei— nen Stuhlgang gehabt. Erfolg: Der Kranke ift im Februar 1842 vollkommen auf dem Wege der Befferung. Der fünftliche After ijt aut gebildet und geftattet den Excrementen regelmäßig einen Durchweg. Das Krebsleiden im Maftdarme fcheint Eeinen bemerkbaren Fortfcritt aemacht zu haben. Zuweilen werden vom fünftlichen After aus Einfprigungen in den Maftdarm gemacht, und die Flüſſigkeit floß dabei mit fehr fötidem Geruche aus dem natürliden After aus. Der Kranke geht täglich aus, hat guten Appetit, die Verdauung geht gut von Statten, und er nimmt raſch an Kräften zu. Dritter Fall. — Mad. Bollmann, 47 Iatre alt. Dart: nädige Verftopfung feit 30 Zagen ; es war feine annebmbare Ur: ſache aufzufinden s vinige Zage hindurch folgt Erbrechen einer fäculenten Maffe. Dperation am 8. Mai 1840 nad) Litrre's Mes thode durch Eröffnung des coecum in der fossa iliaca, Erfola: Die Kranke ftarb nah 24 Stunden. Es war acute Bauchfellentzündung eingetreten. Der Gig der Gtructur fand ſich an der WVerbindungeftele des queeren und abfteigenden colon, an mwelder ein Stuͤck Wirbelbein von einem Vogel ringe: keilt war. 12 Stunden nad) der Operation hatten die Wundrän: der bereits ein livides Ausfehen angenommen. Vierter Kal, — Mad. B., 50 Jahre alt. Wollfommene Verfhlichung des Darmcanals, unüberwindliche Verftopfung feit 40 Tagen, deren Urfache nicht zu ergründen ift. Operation in der rechten Rumbargegend oberhalb des colon ascendens, ohne Eröff: nung des Baudfells, am 3. Juli 1841. 219 Erfolg: 8 Monate nach der Operation: Allgemeinbefinden fehr befriedigend, der künftlihe After gut ausgebildet 5 die, Austees rungen find nit willkuͤrlich, fondern muͤſſen durch Injectionen berausbefördert werden. Fünfter Fall. — Mad. Legrand, 60 Jahre alt. Krebs: hafte Affection des. oberen Theiles des Maſtdarms; vollſtaͤndige Spftruction feit 45 Tagen. Künftlicher Afrer, am 21. Auguft 1841 gebildet in der rechten Lumbargegend, ohne Eröffnung des Bauch— felles, über dem colon ascendens. . Erfolg: Die Kranke ftarb 10 Zage nad) der Operation. Als Urfache des Zodes ergab fich der Ulcerationgproceß, welcher in dem erkrankten Darmftücde entwidelt war. Die Schleimhaut des Dünndarms zeigte an verfchiedenen Stellen Spuren von Entzün: dung. Die Kranke hatte 2 Tage vor ihrem Hinfcheiden eine Stuhl ausleerung durch den natürlichen After gehabt, und bei der Section £onnte der Finger leicht durch die verengte Portion des Darms ducchgeführt werden, was vor der Dperalion ganz unausführbar war, Spuren von peritonitis fanden fid nicht vor. Sechster Kal. — Herr Cogniart, 57 Jahre alt. Ob: ftruction feit 33 Tagen; die Urſache derfelben wird einer großen Gefchwulft in der linken fossa iliaca, von vermuthlich bösartigen Gharacter, zugefchrieben. Kotherbredien am Morgen dee Dperas tionstages; Bildung des künftlichen Afters in der rechten -Lumbars gegend, im November 1841. Erfolg: Mehrere Wochen nad) der Operation: ber Fünfte liche After ließ, mit Hülfe täglich angewandter lamvarmer Eins fprigungen, fehr regelmäßig. die Ercremente außleeren ; der Kranke Eann den größern Theil des Tages auffisen; fein Appetit iſt vors teefflih. Später liefen nod Nachrichten über die täglichen Forts Schritte der Befferung ein; die Wunde ift völlig vernarbt. Siebenter Kal. — Eine Frau, 30 Zahre alt, von ziemlich Bräftiger und gefunder Gonftitution, einige Jahre verheirathet, Mutter von zwei Kindern (welche beide geftorben waren), wurde von ihrem dritten Kinde am 20. Sanuar 1842, Nachmittags, ents bunden. Die Geburt war ganz normal, das Kind ein anfcheinend fräftiger, gefunder Knabe. inige Stunden nad) der Entbindung bemerlte die Hıbamme, daß die Ausfcheidung der Excremente bes hindert war, indem nach 12 Stunden noch Fein Meconium ausacs feert worden war. in herbeigerufener Arzt fand, daß die Ob: ftruction Folge eines Blindfades ungefähr 11 Zoll oberhalb des Afters fey; der legtere felbft fchien wohlgebildet zu feyn. Ein Elei: ner, filberner, weiblicher Catheter wurde eingeführt, traf aber for aleich auf bedeutsnden Widerftand. Das Kind wurde nun in bie Clinik aufgenommen und, Herr Larrey ſtieß, nachdem er erfolg: lo8 die Einführung eines Gathetere verfucht hatte, einen Zroifar — wie man glaubte — in den Blindfad. Eine leihte Blutung er— folgte nah dem Zurücziehen des Inftrumentes, aber Fein Kindes pech ging ab. Das Kind, jegt gerade 48 Stunden alt, wurde nun zu Dr Amuffat gebradit. Das Geficht fah dunkelroth und aufs getrieben aus, der Unterleib war hart und fehr ausgedehnt; feit der Geburt war mehrmals Erbrehen eingetreten; Puls fehr fre— quent und ſchwach; die Refpiration fehr erfhwert. Urin war reich- tich gelafen worden, war aber ausnehmend trübe; Meconium war noch nicht abgegangen. in fehmales Bougie wurde nun einge: führt, mit möglichfter Vermeidung aller Gewalt: es drang 14 Zoll ein, worauf fein weiteres Fortruͤcken durch eine widerftehende Sub— tanz aufgehalten wurde. Als das Inftrument mehr nah Hinten geneigt wurde, fand fich eine Deffnung, durch welche das Bougie 4—5 3oll vorwärts drang. Diefes war augenfceinlich ein falfcher Weg. Dr. Amuſſat unterfuchte nun mit dem Eleinen Finger, mit welchem er die vorher durch das Snftrument gemacte Oeff— nung erweiterte. Die Verſchließung wurde nun bald erkannt. Sie mar weich, etivas elaftifch und glatt an ihrer Oberflähe, verur- fahhte aber nicht den Eindruc eines vom Meconium ausgedehnten Darmes. Der Zeigefinger wurde nun auch eingeführt, gab aber 220 nicht die Gegenwart des’ Dickdarms zu erkennen. Dr, Amuffat war der Anſicht, daß. ungıfähr 2 Zoll vom- After eine Unterbres hung des Maftdarms vorhanden fey, indem der Durchmeſſer des Darmes an diefer Stelle gänzlich obliterirt war, daß aber die uns tere Portion des Darms, fowie der sphincter, nichts Abnormes darbiete. Die Bildung eines Eünftlihen Afters_ in. der Analgegend ſchien aber durchaus unausführbar,. und Amuffat entfchloß ſich, das colon in der linfen Rumbargegend zu öffnen. Dieß gefchab fogleih am 22. Januar. Nachdem das Kind auf die rechte Seite gelegt worden war, wurde ein Queerfchnitt, an 2 Zell lang, zwi⸗ ſchen der erista ilii und der legten falfchen Rippe gemacht, begine nend an dem Äußeren Rande des m. sacro-lumhalis und des lon- gissimus dorsi; Die darunterliegenden Gewebe wurden getrennt und das die Niere und das colon bedeckende Zellgeiwebe freigeleat. Dieſes wurde nun forgfältig getrennt, und das untere Ende der Niere ganz bloßgelegt; der Darm war nit zu finden. Der Schnitt murde deghalb ruͤckwaͤrts und abmärts erweitert, und Dr. AUmuffat fah nun etwas Violettes, welches er für den auswärts und vor der Niere liegenden, Dünndarm bielt. Diefer wurde zu— rückgefchoben, und eudlich wurde das colon entdedt. Zwei Hafen wurden nun der Länge nad), einer von oben abwärts, der andere in entgegengefester Richtung, eingeführt, um eine Retraction des Eingeweides zu verhüten, und darauf ein Laͤngsſchnitt gemacht. Eine betraͤchtliche Menge Gas und Meconium kam heraus. Die Ränder der Darmöffnung wurden nun vermittelft dreier Näthe an die Bauchdecken befeftigt und laumarme Einfprigungen angewens det Die während der Operation eintretende Hämorrhagie wurde leicht durch Zorfion unterdrüdt. Der fünftlihe After wurde nun mit einem warmen Gataplasma bedeckt und das Kind nad) Haufe gebracht. z - Montag, den 24 Sanuar. Seit der Operation Eeine ungünftige Erſcheinung, wenig oder keine fieberhafte Aufregung; der Fünftliche After Scheint gut gebildet zu ſeyn; die Breiumfchläge find, wenn fie abgenomnien werden, ftets mit fäculenter Materie bebecit; die an der Wunde liegenden Bedeckungen etwas oͤdematos und geröthetz durch den Maftdarm ift Nichts abgigangen. 28.—7. Februar. Die Ercremente gehen dur den Fünfts lichen After aut ab, die Wunde füllt fi mit gefunden Granulatios nen, das Kind nimmt die Bruft und ift ganz ruhig, die Näthe gingen gut ab; in der linfen fossa iliaca ift eine bemerfbare Her— vorragung befonders deutlich, wenn das Kind ſchreit, oder die Erz eremente hervorgetricben werden. Es fiheint ein ausgedehntes Darmftüd zu feyn. j 7. Februar. As Amuffat das Rind heute befuchte, fand er, daß feit 438 Stunden Feine Stuhlausleerung eingetreten war; der Unterleib war fehr aufgetrieben und fchmerzhaft bei'm Drucke; Urin war reichlich gelaffen. Bougies wurden in den fünfts lichen After eingeführt und darauf Einfprigungen aemaht. Eine Menge fäculenter Materie gina ab, und das Kind wurde ſogleich wieder ruhiger. Eine, dünne Wachsbougie wurde in den After ges bracht und mit Faͤden befeftigt. Seit diefer Zeit befindet fich der Fleine Kranke ganz wohl; die Ercremente, jest fchon von fefterer Befchaffenheit, gehen leicht durch den Eünftlichen After ab: lauwarme Einfprigungen werden alle 24 Stunden gemadit ; die Wunde ift volllommen vernarbt, Aus diefem letzteren Falle Finnen wir leicht erfehen, daß die von Gallifen vorgefihlagene und von Amuffat mobificirte Mes thode ebenfomwobl bei Kindern, wie bei Erwachſenen, angewendet werden Fann, und daß die Eröffnung des Darms ohne Verletzung der feröfen Membran des Bauches ausgeführt wird. Um nun zu einigen entfcheidenden Schlußfolgerungen tiber die Vorzüge der 'ree foectiven Methoden von Littre und Gallifen zu kommen: fü: gen wir hier einen ftatiftiihen Bericht der Källe an, bei denen die Bildung eines Fünftlichen Afters ausgeführt wurde. Es iff eine Copie der aenauen und vielleicht einzig authentifchen Tabelle, welche in dem erften m&moire von Amuffat gegeben worben ift. 222 221 — — Datum.Operateur. Geſchlecht. Alter. | Natur des Uebels. Dperationsweife. Erfolg. Be 3 J uns 1776, Pillore,. Mann. — | &Strictur des Mal Einſchnitt in die rechte To nah 28 Tagen. ; darms. regioiliaca, umdas| 5 coecumzuerreichen. 1783| Dubois. Knabe. 3 Tage. |Atresia ani. Littre’s Methode. Tod in 10 Tagen. | 1793) Duret, Knabe. 2 Zage. do do Zod vor Kurzem, im j 48. Jahre. 1794 Default. Knabe. id. do do Tod in 4 Tagen. Eommunitatlon des Ah Maſtdarms mit der : ; Blaſe. 1797 Fine. Frau. 63 Jahre. Krebs im obern Theile|In der regio umbili- Lebte noch 34 Mo:| Das colon transver- des Maſtdarms. calis, nate. sum wurde eröffnet. 1798, Boifin. Kind. — Atreaia ani. eittre, 1800! Desgrans |Mädcen. | 4 Zahre. | Das rectum endete in — — — Leebte noch am 3. Juni ges. der Scheide. 1801. 1802V offen, Knabe. |10 Tage. |Atresia aui. [eittre, Tod in 4 Zagen. |Der Eünftlidhe After ’ wurde im ileum ges > macht. 1809 Duret Knabe. 2 Tage. do do Tod in 4 oder 58a-| Der Maftdarm uns « gen. wegſam 13oU vom After. 1818 Legris. Kind. — do do Tod in 17 Tagen. Der Maſtdarm oͤff⸗ nete ſich in die Harn⸗ roͤhre. 1813Lyoner Arzt. Kind. _ do do 1813] Brefter Arzt, | Rind. — do do 1813jGerrard. Mädchen. 60 Stund. Atresia recti. do Lebte noch 22 Mo: nate. 1816| Freer. Kind, — Atresia ani. do Tod in 3 Wochen. 1816| Miriel, Mädchen. | 2 Tage. |Atresia recti. do Lebte am 3. Juni 1835. - 1818] Dupupytren.| Kind. — aAtresia ani. Einſchnitt in das coe-|Zod nady 2 Stunden. { cum ohne Eröffnung ; des Bauchfells. 1818] 5reer. Mann, 47 Jahre. Strictura recti. Littre. Tod nach 8 Tagen. 1820 Ouvrard. |Kind. — Imperforatio recti. do f 1820|P ring. Frau. 64 Sahre. |Strietura recti. do Lebte noh 5 oder 6 Monate naher. 1822| Miriel. Knabe, 84 Stund.}Imperforatio recti. do Lebte im Mai 1835. Das rectum endigte j in einen Blindfad, ungefähr 230ll vom After. 1823| Miriel. Knabe. 6 Zage. |Imperforatio ani, do Ucberlebte 27 Monate, 1524| Murtland. Mann. +4 Sabre. |Strietura recti. do Lebte ein Jahr nachher. 1830| Bizet. Knabe. — |Imperforatio ani. do Starb nad) einem Mo»|Der Maftdarm fehlte. nate. 1880) Bizet. Kim, 1008tund. do do Starb am nädjten Tage. 1835| Klewig. Knabe, 31 Tage. do do Starb 1838, Peritonitis, hervorges bracht duch Forts fchreiten der krebs⸗ ! artigen Affection. Just 1839| U muffat. Frau. 48 Jahre. | Krebshafte Obftru:]S allifenmodificirt.|Starb nah 5 Mo: : . ctiond, Maftdarme. naten. Juli 1839| Umuffat. |Mann.| 62 Jahre. |Sceirrhus recti. do Lebte am 20. Febr. 1842. 1859| VBelpeau. |Frau. At. Imperforatio recti. Littre. Starb nach 2 Xagen.|Peritonitis. 1889| R our. Kind, — — ani. do Tod nad) 2 Stunden. 1840|) Ro ur. Kind, 4 Tage. — recti. do Lebte 4 Tage nachher. Mai 1840) Amuffat. [Frau. 47 Zahre. |Obftruction d, Darm: do Tod nad) 24 Stunden. | Peritonitis, canals. Juli 1841 id. Frau. 50 Jahre. |Verftopfung von 40) Callifen modificirt.| Lebte. Tagen, Aug. 1841 id. Frau: 60 Sabre. |Scirrhus reecti, do Tod nach 10 Tagen. Enteritis, Nov. 1841 id. Mann. 57 Jahre. Verſtopfung von 83 do Lebte. Tagen. San. 1842| ide [fin [48 Stund. Volvulus reeu. do Igeste. (Lond. Med. Gaz. April 1842). 223 Magenbruch (gastrocele). Der Magenbruch kommt fo felten vor, daß ich gewiß keinen Tadel verdiene, wenn ich ihn in folgendem Falle nicht vermutbete, den ich mit Herrn Angus behandelte. Eine Altlihe Frau, wir fhen 60 und 70 Jahre alt, war drei Zage zuvor von Erbrechen befallen worden, wobei eine dicke, ſchwaͤrzliche Ylüfiigkeit in bedeus tender Quantität ausgeworfen wurde. Patientin war falt; die vitalen Actionen lagen darniederz der Puls war ſchwach und Klein. Die Zunge war ſchwarz, mit einem dien, feuchten Belege. Sie hatte mehrere Jahre hindurch einen Nabelbruh, fo groß, wie ein Mannskopf, und ſchon früher zwei Anfälle von derfelben Art, doch wen’ger beftia und gefährlich, gebabt. Bei Unterſu— hung der Nabelgefhmwulft fand ich diefe auf Feine Weife gefpannt, noch befonders empfindlich oder ſchmerzhaft bei Berührung: uber ‚ihre contenta fonnte ich weder zurüdbringen, noch verkleinern. Der Bruch war weich, und nicht ſchmerzhaft bei'm Drucke. Sch bielt den Kal für Blutbrechen und verordnete adstringentia mit Dpium und stimulantia. Die Kranke ftarb nah) zwoͤf Stunden. Die Section zeigte daß mehr, als die Hälfte des Magens, drei: mal fo dic, als gewöhnlich, zufammen mit Netz und colon, in dem Bruchſacke lag. Der Bruchfackhals war fihr groß; die contenta des Sades waren nicht eingeflemmt gewefen, und nicht im Geringr fen entfärbt. Es fand ſich eine fharfbegrängte Linie, an welcher die natürliche Zertur des Magens abgegrängt war, und wo die verdickte Portion ihren Anfang nahm, welche Legtere Sabre bins duch außerhalb der Bauchhöhle arlegen haben mußte. (Anonym in London Medical Gazette, Febr. 1842. p. 757.) Miscellen. Ueber das erysipelas giebt Here Belpeau in den An- nales de la chirurgie frangaise, Febr. 1842, folgende Anficjten und Behandiungsvorfhläge: 1) Die Prädispofition Liegt mebr in äußeren atmofphärifchen Einjlüffen, als in dem inneren Gefunds beitszuftande; 2) die veranlaffende Urfache oder Gelegenheitsurfache liegt faft immer in einer VBerwundung, in der Kruftenbildung oder in irgend einer andern Reizung der Hautbedeckungen; 3) die cau- sa efficiens ift gewöhnlich ein fremdartiger Stoff, der ſich mit den Kiüffigkeiten der Eranfen Stelle mifcht; 4) die fo v ränderten Klüfs figkeiten veranlaſſen zuerſt allgemeine, fodann locale Erfheinungen, wenn das Fremdartige zunaͤchſt in die Girculation fommt, dagegen früber die localen, als die allgemeinen Erfcheinungen, wenn die Alreration durch Smbibition eingeleitet wird; 5). bei der Eranfen und entzündeten Haut fcheinen die duch die krankmachende Urſache entarteten Flüfjigkeiten nur durch Endosmofe weiter zu fchreiten, obwohl das erysipelas fih von Stelle zu Stelle nur auf der Oberfläche und nicht in der Tiefe ausbreitet; 6) ein großer Theil der krankmachenden Subſtanz bleibt bis zum Ende unter der Epi— dermis und in dem Hautgewebe vermifcht mit dem Blute der ents zündeten Gemwebsftelle; 7) ein erysipelas ift faft imıner aus meh— reren Kleinen aufeinanderfolgenden Eryfipelen gebildet; 8) eine ifo: lirte Stelle von erysipelas erlöfht, in der Regel, nad vier big 224 ſechs oder aht Tagen von felbftz 9 die Dauer des ganzen Leidens ift danach ſehr verſchieden, je nachdem fich viele eryfipetatöfe Stels len entwickeln und aufammenfemmenz 10) die inneren cder dußes rın Mittel zur Bekämpfung des Uebels müffen befonderg eine Ums änderung des Blutes bezwecken. Da Herr Velpeau nun mit den bisherigen Heilmitteln des erysipelas, 4. B-, dir Comprefiion, fliegenden Blafenpflaftern, dem Höllenftein, dem Unguentum Nea- politanum, der Salbe aus weißem Prätipitat, den virfchiedenen Mineral: und Pflanzenfäuren, dem Sulzwafler, - falpererfauren Queckſilber, dem Gampber und den Scarificationen nicht zufrieden ſeyn Eonnte, fo hat er ale Verſuche aufgegeben, bis ihm die Idee kam, durch Eifenpräparate auf das Blut einzuwirken. Er wen— dete nun zunächft den Eifenvitriol im WVerbältniffe von 30 Gramm auf 1 Liter Waffer oder von 8 Theilen zu 30 Theilen Fett an, indem er die Salbe vorzugsmeife am Kopfe, Hals und Rumpf, die Auftöfung mitteljt feuchter Compreſſen und einer Girkelbinde an den Extremitäten anwendet. Unangenehm ift es, daß dieſes Eifen« präparat die Leinwand angreift. Dieſes topifche Mittel iſt von Velpeau in vierundzwanzig Fällen angewendet worden; in fiir nem Falle widerftand das erysipelas länger als vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden. Auffallend ift es, fagt Herr Velpeau, daß das wandernde erysipelas, wenn es auch an feinem Ausgangss puncte gebeilt wird, nichtsdeftoweniger felbft unter dım bereits aufaeleaten Eifenmittel ſich weiter entwicelt; er fragt, ob das Mittel vielleicht, wie fo manches andere, ein Heilmittel, aber nicht ein Schutzmittel ſey. — Wie es fi aud mit der Wirkfamkeit des Mittels verhalten möge, fo ift jedenfalls obige Theorie mit dem practiichen Vorfchlage, bei der allgemeinen Veränderung dis Blutes ein locales Mittel anzuwenden, nicht in Uebereinftimmung. Gluͤckliche Verpflanzung eines Schaafzabns in die alveola des Schneidezahns bei einem Rinde, von Dr. Robert Twiß. — Am 24. April 1841 zog ich den Ueber» reft eines abgebrochenen PVorderzahns der Maria Godfrey, einee Mädchens von 12 Zahren, aus und feste an feine, Stelle den Vorderzahn eines einjährigen Schaafes, frifch aus. der Kinn— lade des Lebenden Thieres genommen, nachdem ic) vorher die Wurzel um einen Viertelzoll verfürzt hatte. Nach der erften Woche, während weicher fich wenig Ausſicht auf guren Erfolg zeigte (in— dem der Zahn zu klein für den Raum und das Kind nicht folge fam aenug war), ‚wurde der Zahn ‚immer feiter und. fefter, mit allen Zeichen, daß er Wurzel gefaßt habe. Bei einer genauen Meſſung fand ih ihn vergrößert, doc nicht in dem Maaße, als es im urfprünglichen Zuftande gefchehen wäre, ein Umftand, der auch bei verpflanzten Bäumen bemerkt wird. — Herr Twiß wählte das Schaaf wegen der großen Reinlichkeit diefes Thie— res und weaen der Schönheit und der für feinen. Zweck paſſenden Beichaffenheic der Zähne, Er räth, die Zähne nur von 2 bie 3 Sabren alten Schaafen zunehmen, da fie in diefem Alter unge: fähr die Größe ausgebildeter menfchliher Zähne hätten und dann, wenn verfegt, wahrfcheinlich wachſen Die Wurzel Eann, falls es nöthig wird, um fie in ihrer neuen Stellung zu befeftis gen, verkürzt oder abgefchnitten werden. Der neue Zahn kann durch gewichf’te feidene Fäden in situ erhalten werden. (Dublin Journal, Sept. 1842.) Bibliographisce Neuigkeiten. Report on the chief Results oblained by the Use of the Micro- scope in the Study of Human Anatomy. By James Paget. London 1842. 8. A History of British forest Trees, indigenous and introduced, By Prideaux John Selby, Esq. London 1342, 8. Aide memoire medico-legal de l’officier de Sante de l’armee de terre. Par F. C. Maillot et J. A. A. Puel. Paris 1842. 8, Dleotyphus. Ein phyfiologifchpathologifher Verſuch von Dr. Aler. Winther. Gießen 1842, 8. 43 S. Mit 1 Tafel. Ein Verſuch, zu beweifen, daß alle Typhusformen auf mangelhafter Blutges rinnbarkeit beruhen, welche durch Ammoniak erzeugt wird, We, eMotizen au dem Gebiele der Nalur und Beilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem V. UETRROT ER Grerier zu Weimar, und dem Merisinatratbe and Profrfior Froriep zu Berlin. NV. 521. (Mr. 15. des XXIV. Bandes.) November 1842. Gedrudt im Landes» Induftries Comptoir u Weimar. Preis einee ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. — a OR Ze — FJ— Ueber Lichtentwickelung bei Menſchen giebt Sir Henry Marſh in einer groͤßern Abhandlung fol: gende auffallende Mittheilungen: Zehn Tage vor dem Tode der 8. U. bemerkte ich zum erften Male ein ganz ungewöhnliches Licht, welches das Licht zu umftrahlen ſchien, Alles’ um den Kopf herum erleuchtend und in feinem ftrahlenden Gtanze einer Aurora borealis gleihend. Sie war durch Rungenfrankheit bereits bedeutend bingefhwunden und hatte an diefem Zage Erftidungszufälle gehabt, welche fie eine Stunde lang quälten und fo nervös machten, daß fie mir nicht erlauben wollte, fie nur einen Augenblid zu verlaffen, damit ich fie im Falle der Ruͤckkehr diefer peinigenden Empfindung raſch aufrichten koͤnne. Nach— dem fie am Abende ſich für die Naht zurecht gemacht hat: te, feste ich mich neben fie, und nun begann ploͤtzlich jene glänzende Erfheinung. Ihr Dienftmädchen machte am Bette, und ich flüfterte ihr zu, das Licht zu befhatten, da es Louifa aufwecken Fönne; fie antwortete, das Licht fen hin: laͤnglich befchattet. Sch entgegnete darauf:- was mag denn das für ein Licht fen, welches auf Miß Kouifa’s Geficht leuchtet? Das Mädchen fah fehr geheimnifvoll aus und theilte mir mit, daß fie dieſes Licht ſchon früher gefehen habe und daß es nicht vom Kerzenlicte herrühre. Ich fragte fie darz auf, wann fie e8 wahrgenommen hätte; fie fagte mir: dies fen Morgen, und es habe ihre Augen geblendet, aber fie habe nichts davon gefagt, um nicht für abergläubifch gehalten zu werden. Nachdem ich nun das Licht felbft eine halbe Stunde hindurch beobachtet hatte, ſah id). daß die Kerze an einer Stelle ftand, von der jenes eigenthümliche Licht nicht her: fommen Eonnte, auch glich e8 gar nicht dem Kerzenlichte; e8 war mehr filberweiß, gleich dem Meflere des Mordlichtes auf dem Waſſer. Ich beobachtete e8 noch länger, ale eine Stunde, worauf es verfhwand. Es gab dem Gefichte das Ausfehen, als fey es weiß gefärbt und hell leuchtend, aber No. 1621, es flnderte und brachte eine ‚wunderbare Wirkung hervor, Drei Nächte darauf wachte ih, da das Dienftmädchen un: päßlih war, die ganze Nacht hindurd und fah mwieder jene glänzende Erfheinung; obwohl weder eine Kerze, noch der Mond, noch irgend ein anderer fichtbarer Gegenftand da war, der es hätte hervorbringen können. Ihre Schweiter kam in's Zimmer und fah es gleichfalls. Am Abend, bevor L. A: ſtarb, ſah ich das Licht wieder, aber es war ſchwaͤcher und dauerte nur an 20 Minuten. Der Körper der Kranz Een «befand fih im Zuftande höchfter Erfhöpfung; zwei Mo: nate hindurch hatte. fie nit im Bitte aufgefeffen; manche Spmptome wien. ſehr von denen anderer Kungenleidender ab, doch waren fie im. Allgemeinen diefelben. Ihr Athen verbreitete einen eigenthümlichen Geruch, welcher mich eine Zerſetzung vermuthen ließ.“ Die junge Dame, an welcher ſich jene Lichterſcheinung zeigte, hatte ich einige Zeit vor ihrer Ruͤckkehr auf das Land geſehen; fie litt an der hoffnungsloſeſten Form von Lungen: fhmwindfudht. So außerordentlich obiger Fall fcheinen mag, fo ift er doc nicht ohne Parallele. Wenige Monate nachher behan— delte ich eine junge Dame, melde ſich im legten Stadium der Lungenſchwindſucht befand. Sie hatte in der Zeitung gelefen, daß ich dem College of Physieians eine Mittheis lung über ichtentwicelung am menfchlichen Koͤrper gemacht hatte; ſie nahm großes Intereſſe daran und ſprach mir bei meinen Beſuchen mehrmals davon. Merkwuͤrdig, daß ſie an ſich ſelbſt in Kurzem dieſelben Erſcheinungen zeigen follte. (1!) Folgendes erfuhr ich darüber von ihrer Schweſter: „Ungefähr 15 Stunden vor dem Tode meiner theuren Schweſter wurden wir durch eine Lichterfcheinung Überrafcht, welche in diagenaler Nidytung von ihrem Kopfe herzufom: men fchien. Sie befand fih um diefe Zeit in halbliegen= der Stellung und war volllommen ruhig. Das Licht mar 227 wi. bleich, wie dag des Mondes, aber ganz deutlich für unfere Mutter, für mid) felbft und für meine Schweſter, da wir damals zufammen bei der Kranken wachten. Cine von ung dachte anfänglich)" e8 wäre ein Blitz, bis wir bald Darauf eine Art zitternden Flimmerng um das obere Ende des Bet: tes fpielen zu fehen glaubten; da. wir und.nun. erinnerten, gelefen ‚u haben, daß Dinge der Urt kurz vor dem Tode bemerkt worden feyen,. jo ließen ‚wir Licht in dag Zimmer bringen, aus Sucht, daß unfere theure Schweiter es bemer— Een möhte und dadurch die Ruhe ihrer, legten Augenblicke geftört werden könnte.” Eine aͤhnliche Erfheinung it in dem Zimmer und an der Perfon eines Mannes bemerkt worden, der einer lang: wierigen Krankheit (der Schwindfuht) im füdweſtlichen Theile von Itland unterlag. Alle Zeugen ftimmen darin überein, die Lichterfcheinung gefehen zu haben, mebrere derfelben fchreiz ben fie Üübernatürlichen Urfachen zu. . Gebildete Leute fogar waren überzeugt und haben Andere zu überzeugen verfudt, daß diefe Lıchterfcheinungen in dem Zimmer und an der Pers fon diefes Sterbenden Beweiſe wunderbarer Cinflüffe und göttlicher Gunft. und Gnavdergewejen’feyen. Würde es num nicht. beffer feyn, wenn Diejenigen, welche eine ſolche Erklä: rung jenes merkwuͤrdigen Phänomens annehmen und. verbteis ten , überlegen möchten, ob 1ene Phänomene ſich nicht voll: ſtaͤndig auf bekannte: und begründete Naturgefege beziehen ließen ? Mehrere Berichte über diefen Fall, welche ich 'empfan: gen habe, find zwar mit der Ueberzeugung gefihrieben, daß das Licht uͤbernatuͤrlichen Einflüffen zuzufcreiben fey, aber es ift jedenfall doh ausgemaht, ‘daß eine Lichterfcheinung in diefem Falle von Mehreren deutlih und wiederholt beob- achtet worden iſt Dr. Bellein Cork -vorfiherte mir, daß mehrere feiner Bekannten, auf deren Ausfage er vertrauen Eonnte, 'hingezogen ſeyen und deutlich die Kichterfcheinung ges fehen haben, welche foviel Auffehen im Süden Irland's ges macht hatte. Später veröffentlichte Dr. Daniel Dono- van in der Dublin medical Press. , 13. Jan. 1840, einen authentifchen Bericht Über dieſes intereffante Phaͤno— men, aus welchem ich das MWichtigfte ausziehen will... Der Kranke hieß Harrington und wohnte in einem Eleinen, aber vol£reihen Dorfe am Hafen von Glandore, einem der mulerifcheften Puncte an der Suͤdkuͤſte Irland's. „Im. December 1828 wurde ich zu Darrington gerufen, welcher von meinem Vorgänger. behandelt und. als Phthiſiker eingetragen worden war; ich ſelbſt fand dieſe Diagnofe durch phyſicaliſche und objective Zeichen .beftätigt: Er blieb 5 Jahre hindurch in meiner Behandlung, während welcher Zeit die Symptome, auffallend: genug, ſtationaͤr blie— ben; ich hattesungefähr 2 Jahre lang meine. Beſuche augs gefeßt, als das Geruͤcht fich verbreitete, daß jede Nacht wun— derbare Lufterfcheinungen ‚in feinem Zimmer. gefehen würden, Der Fall erregte großes Auffehen und, wie gewöhnlich in Irland, ſchrieben Einige dag Licht göttlichen, Andere, zaube— tischen Einfluͤſſen zu. Ich entfchloß mih, die Sache ges nau zu unterfuchen und beſuchte die Hütte, in welcher det 228 Kranke (ng, Nice hindurch), Eonnte aber nur in dreien etwas Ungewoͤhnliches bemerfen — einmal fah ich einen glänzenden Nebel, welder der Morgenröthe glich, und zmeis mal ein Funkeln aͤhnlich der feurigen Phosphorefcenz,- welche zuweilen von den» Zerinfuforien entwicelt wird. Eine ge naue Unterſuchung überzeugte mich, daß Eeine Taͤuſchung gewendet oder verſucht wurde. Dr. D. fügt hin,u: „Sch bin der Anficht, daß die von mir beobachteten Erſcheinungen von dem Vorhandenjeyn eines phosphorefcirenden Stoffes in den Sectetionen der, Lunge und der Haut abhängig waren. Die Eigenthümlichkeit des Phosphorwafferftöffgafes, fich von felbft zu entzunden, wenn es mit der atmofphärifchen Luft in Berührung Eommt, ift hinlänglic befannt, und da die Elemente jenes Gaſes im Ueberfluffe im menfdlidhen Körper vorkommen, fo ift es nicht unmwahrfcheinlich, daß daffelbe zuweilen im lebenden Körper fich bildet.“ Dr. Donovan theilte mir vor Kurzem mit, daß die Fichterfheinungen don ihm nicht zu jeder Zeit an der Per: fon des Kranken wahrgenommen wurden; das Funkeln, wel: ches er oben beſchrieben bat, war unmittelbar über dem Kopfes ende des. Bettes an einer ‚aus Stein und Lehmmoͤrtel zu: fammengefegten Wand fichtbar. Der glänzende Nebel ftrömte durch" das Zimmer des Kranfem, und einmal‘ glaubte Dr. Donovan ein Meteor, einer Sternfhnuppe gleich, plotzlich durd) das Haus hinziehen zu ſehen—Aehnliche Erfcheinun: gen follen: von einer Frau, Namens, Palliotes, weldhe vor einiger ‚Zeit in der Naͤhe von Hull ſtarb, wahrgenom: men worden ſeyn, doch Eonnte ich Eeinen genügend glaub: würdigen Bericht dieſes Falles erhalten. Folgenden ſehr intereſſanten und wichtigen Fall verdanke ih Herrn Dr. William Stokes. Ich werde ihn mit ſei— nen. eigenen Worten erzählen: „Als ih am Old Meath Hospital befhäftigt war, wurde eine arme Frau aufge nommen, welche an einem ſehr außgedsbnten Bruffkrebfe litt. Die Bruſt war bedeutend vergrößert und ftellte ein geoßes Geſchwuͤr mit uncegelmäfigen, aufgeworfenen Ränz dern dar, von welchen, an allen Stellen eine Menge leuchtender Slüffigkeit fortwährend ausgefchieden wurde. Auf meine Frage, ob die Kranke viel Schmerz empfande, ant— wortete ſie: „Jetzt nicht, aber ich Eann, diefes Geſchwuͤrs wegen, nicht ſchlafen, welches alle Nacht in Feuer ſteht.“ Ich befahl ihr, nach mir zu ſchicken, fobald fie diefe Lichte erfcheinung wieder fehen würde, und in derſelben Nacht wurde ih zwifchen 10 und 11 Uhr gerufen. _ Alle Fichter im Krankenzimmer waren ausgelöfcyt worden, und die Kranke faß in ihrem Bette nah Vorne gebeugt, mit der linfen Hand. die Gefhmwulft unterfiügend, während fie mit der rechten dann und wann die Bedeckung der Gefhwulft auf: hob, um diefe, für fie übernatürliche Erfheinung anzuftau: nen. Der ganze Grund und die Rinder des Geſchwuͤres phosphoreſcitten auf ‚die ſtaͤrkſte Weiſe; das Licht blieb an derſelben Stelle. Sc befahl, daß das. Gefhmür unbededt bleiben folfe, während ich. allmälig zuruͤckwich, meine Augen feſt auf das Licht, gerichtet, welches ich noch deutlich am Ende des Krankenzimmers wahrnehmen Eonnte, in einer 229 ‚Entfernung von mehr, als 20 Fuß von dem Bette. Mes nige Zoll vom Gefchwüre entfernt, war das Licht ftark ge: nug, um die Zahlen auf einer Taſchenuhr unterfcheiden zu laffen. Der Farbe des Lichts Eann ich mich nicht genau er= innern, aber ich befinne mich, daß die, Intenſitaͤt deffelben verſchieden war, indem es in manchen Nächten fi En weit ſtaͤrker zeigte, als in anderen. Mit welchen bekannten Uefacen des Leuchtens bei uns 'organifchen, wie bei organifhen Körpern, haben nun mohl die befchriebenen Thatfachen die größte und naͤchſte Analogie? Nach meiner Anficht, entfchieden 'mit der‘ Phosphorescenz, "welche an organifchen Körpern zur Zeit der beginnenden Zerz ſetzung (Fiulnif) erzeugt wird. Aber, mag man einmwenden, kann ein der Fäulniß analoger Proceß im lebenden Drgas nigmus eintreten? Unzweifelhaft; denn was ift Krankheit anders, als der erfte Schritt zur Zerferkung? (2) Deutet fie niht an, daß die Vitalität in einer gewiffen Ausdeh⸗ nung beinträchtigt und verändert iſt, und, wird fie nicht, wenn mit Hülfe der Kımft bekämpft und in ihrem Fortfchreiten durch die dem Organismus inwohnende erhaltende Kraft aufgehalten, unfeblbar den Zuftand herbeiführen, welcher den hemifhen Kräften endlich die Herrfchaft über die vita— len einräumt ? Möchte nicht vielleicht ‚diefe theilmeife Beeinträchtigung des Einfluffes der Lebensthätigkeit auch zur. Erklaͤrung der Bildung mancher feften Goncretionen und Secretionen, wel— che während. des Fortfchreitens der Krankheit ‚vorfommen, Dieles beitragen? ‚Könnte nicht. ein. Theil des lebenden, Or— ganismus feine ‚Integrität verlieren, während doc die vita- len Functionen, wenn aud mit verminderter Energie, noch ihren mädtigen Einfluß auf den Ueberreft bewahren? Sc zmeifle nicht daran und glaube, daß, während die Lebens: flamme noch unftät und fladernd fortbrennt, ‚der erfranfte oder verlegte Theil in. den Zuftand verfegt werden. £ann, welcher bei animalifhen Stoffen dem früheften- und evften Stadium der Faͤulniß analog ift, und, ‚wenn noch andere Bedingungen hinzukommen, Licht ſich genau auf diefelbe Meife zu entwideln vermag, wie wir daffelbe in Sections— jimmern, auf Zodtenädern und an Seethieren während des erften Stadiums der Zerfesung ſehen. Es ift ‚nit un— wahrſcheinlich, daß alle Fälle diefer Urt ſich zulegt in eine und diefelbe allgemeine Kategorie bringen laffen — in die chemiſcher Uctionen, welche unter befonderen Verhältniffen, vermittelſt der Einmirfung electrifcher. Phänomene, Licht entwideln. Bisjegt find nur. wenige Fälle von Phosphoreeeenz bei den hoͤhern Thieren beobachtet, oder wenigſtens mitge— theilt worden; unzweifelhaft hat man eine Lichtentwickelung in der Nierenſecretion und in den Eiern der Eidechſen wahrs genommen, aber die Lichterfcheinungen an. den lebenden Koͤr— pern höberer Thiere find im Allgemeinen der Beobachtung entgangen. Eine auffallende Achnlichkeit findet ſich zwiſchen ben oben erwähnten Thatſachen und dem Zuſtande der Selbftverbrennung. In einem Falle derfelben wurde, einem glaubwürdigen Berichte zufolge, eine, zuͤngelnde Flamme 230 deutlich rund um die Perfon herum 'gefehen, welche diefem mopfteriöfen und, wie wir es wohl mit Recht nennen koͤn— nen, furchtbaren Uebel verfiel. Dieſes wurde bemerkt, wäh: end der. Kranfe noch am Leben war, denn er lebte noch vier Zage nah dem. Eintritte der Selbftverbrennung, und vermochte eine genaue Beſchreibung feiner fruͤhern Empfin= dungen zu geben, Diefes ift ein wichtiges Factum und fpricht fehr für unfere obenaufgeftellte Anfiht, denn bevor innere Ders brennung eintreten Eann, muß die Vitalität faft gänzlich ihren Einfluß verloren, und die chemifhe Action muß vor "dem Tode die Ueberhand bereit8 gewonnen haben, Diefe Erklaͤrung wird durch folgenden Fall beftätigt, welcher erft vor Eurzer Zeit vorfiel. Ein Mann, feit vierzehn Tagen krank, wurde von Herrn Bally in das Hötel Dieu auf: genommen; er farb in der Macht nach feiner Aufnahme, und bei der Section, acht Stunden nad dem Tode, boten ſich folgende Erfcheinungen dar: Die ganze Oberflä- che des Körpers war emphnfematös angefchwollen , von vio- letter Farbe und an verfciedenen Stellen mit Bläschen bes fest, welche zum Theil mit einem röthlichen Serum und Gas, zum Theil nur mit weißgefärbtem Gafe gefüllt wa— ren. Der Bauch war auch fehr aufgetrieben; dag Gag be- fand ſich aber nicht in den Gedärmen, fondern in der Höhle des Bauchfells. Bei'm Einfchneiden in eine emphnfematöfe Stelle entwich ein Gag, welches durch eine Licht flamme ent⸗ zuͤndet wurde, ſowie auch das aus einer im Bauche ge⸗ machten Deffnung betvorfirömende Gas ſich auf ähnliche Meife entzündete und mit einer bläulichen Flamme branntes Diefer der Academie de Medecine mitgetheilte Fall gab zu einer Discuſſion Veranlaffung und murde von Cinigen ale Beweis „dafür betrachtet, daß der Proceß der Faͤulniß, durch den allein die Gafe zu Stande kommen fönnten, vor dem Zode eintreten fönne. (Edinb. Med. and Snrg. Journ., Oct. 1842.) Anatomifche und phyſiologiſche Beobachtungen über die chorda tympani. Herr Guarini bat unlängft eine Monographie hers ausgegeben ,. weldye einige Verſuche und Beobachtungen über bie Sunctionen diefes Nerven enthält, der die Aufmerkfams keit der Phyſiologen bereits in fo hohem Grade in Anfprud) genommen hat. Der Berfaffer, tritt: der Anficht bei, daß die chorda tympani nicht von dem Gehirnafte des Vidianifhen Mer: ven oder nerv. recurrens herſtamme, fondern aus dem n, facialis entſpringe. Er ſchließt folglich, daf fie, gleich dem Grfichtsnerven‘ ein Bewegungsnerv fen. Ferner des monſtrirt er auf anatomiſchem Wege, daß die chorda tym- pani fi hauptſaͤchlich über die Fafern dr8 musc. lingua- lis vertheile und ift der Meinung, daß fie denfelben die Bewegungsfaͤhigkeit ertheile. 15,7 231 Um die Richtigkeit diefer Anfiht zu beftätigen, ftellte er Verfuhe mit Thieren an. Er betäubte fie durch einen Schlag auf den Kopf und durchſchnitt dann fchnell die Zunge und den "Unterkieferfnohen auf der Medianlinie. Nachdem er gewartet, bis die Erampfhafte Bewegung ’ der Muskeln fih gelegt hatte, ſtach er die eine Nadel einer ſchwachen galvanifhen Säule in den vordern: Theil der Zunge und brachte. dig andere mit dem Nerven in Berührung, defs fen Functionen er zu ermitteln wuͤnſchte. Er fand, daß, wenn dieſer nervus hypoglossus galvanifirt ward, die Zunge mit folder Geihwindigkeit vorwärts und rudwärtg, aufwärts und abwärts bewegt wurde, daB das ganze Organ gleichſam in Convulſionen trat. Zugleich blieben die Mus—⸗ kelfaſern in der Mitte des Organs unbeweglich. As die Nadel mit dem Aſte des n.. quinti paris in Berbindung gebracht wurde, erfolgten, ebenfowenig Be: twegungen, als wenn ‚man den n. glosso-pharyngeus berührte. Wurde der n. facialis galvanilict, fo wurde die Zunge aufwärts und ruͤckwaͤrts, dann niederwärts, ‚hierauf mieder aufwärts gezogen und erlitt zugleih, eine Art. von murmfürs miger. Bewegung, indem der m. lingualis einwirfte, wäh: rend die Bewegung aufwärts und ruͤckwaͤrts von der Con— traction des m. styloglossus herruͤhrte, deſſen „oberer Theil mittelft der chorda tympani Zweige des n. facialıs enthält. Diefe Berfuhe wurden mehrmals in Gegenwart mehs rerer Collegen mit vollftändigem Erfolge von Herrn Gua— tini wiederholt. Du es zweifelhaft war, inwiefern die wurmfoͤrmige Bewegung der Zunge der Thaͤtigkeit der mm. styloglossi suzufchreiben fen, fo wurden Diefe Muskeln, fammt den nervi hypoglossi, zerfhnitten, nachdem der Kopf vom Rumpfe getrennt worden, die chorda tympani und die mm. linguales «aber unverfehrt gelaffen. Als nun der n. facialis galvanifict ward, murde die Zunge nicht mehr rlifwärts bewegt, aber die wurmfürmige Bewe— gung fand noch vollkommen flatt. Die phyfiologifhen Schlüffe, welche dev Verfaffer aus diefen Erperimenten zieht, find, daß der n. hypoglossus nicht der einzige Bewegungsnerv der Zunge fey, und er tft der Meinung, daß die chorda tympani auf den m. lin- gualis einen Einfluß übe,. duch welchen die Articulation der Zone möglich werde. Die Annahme, daß die chorda tympani ein Bewer gungsnerb fey und von dem n. facialis herffamme, iſt keinesweges neu, wogegen man fich nie darüber hat verei- nigen Eönnen, auf welchen Theil diefer Nerv einwirke. Die obenerwähnten Verſuche ſcheinen ungemein forgfältig ange: ftelfe worden zu feyn, find jedoch der Art, daß, bevor mit die. daraus abgeleiteten Schlüffe für wiſſenſchaftlich Feftfte: hende Wahrheiten gelten laffen koͤnnen, eine Wiederholung und Prüfung 'derfelben durch andere Phnfiologen durchaus Adi de erfcheint:" (London med. Gazette. Oct: 232 Doyere, über die Wiederbelebungsfähigfeit der .. Zardigraden zc. Mittheilung „von Dr. Creplin—. Here Doyere hat folgende‘ Erfahrung über die Les benskraft und Wiederbelebungsfähigkeit der. Tardigraden (und Mäderthiere) gemacht. — Gm ausgetrodneten Sande der Dachrinnen, ſagt er, trifft man. niemals les bendige, Zardigraden an,, aber durch das Mikrofcop kann man, in demfelben Körperhen entdeden, welche völlig duch Austrocknung entſtellten Cadavern dieſer Thierchen glei⸗ chen, und oft ſieht man dort völlig ‚lebende Tardigraden er— ſcheinen, nachdem man ein wenig deſtillirtes Waſſer hinzus gefuͤgt hat. Doyére bat ſich auch überzeugt, daß man Thierchen dieſer Art wieder beleben kann, welche man ein« zeln aufnahm und auf Glastafeln iſolirt austrocknen ließ, ohne ſie mit Sand oder irgend einer organiſchen oder unor— ganiſchen Materie zu umgeben, welche faͤhig gewefen waͤre, fie, vor, der gewoͤhnlichen Wirkung der Evaporation zu ſchuͤz— zen. Ferner hat er Zardigraden, theils mit Dachrinnen⸗ fande ‚umgeben, theils frei auf einer Glasplatte, ausgetrock⸗ net und: fie.dann über seinem Gefäße. mit reiner Schwefels fäure frei in dem luftleeren Naume einer Euftpumpe 5 Zage fang ftehen Laffen, andere fogar 30 Tage lang im leeren Naume des Barometers, welcher duch Kalcium > Chlorüre ausgetrodnet war, gehalten, und in allen diefen Fallen Wie— derbelebung bewirkt. Dazu bemühte er fih, den Einfluß einer hoben Temperatur auf diefe Weſen zu erforfchen. Man weiß, fagt er, daß alle Thiere umeommen, wenn die fie umgebende "Temperatur eine Gränze überfteigt, welche nod niedriger ift, als die, bei welcher das Eiweiß gerinnt, die in den meilten Fällen 509 GC. nicht übertrifft. Die Tardigraden machen von diefem Gefege Feine Ausnahme. Sie (mie die Raͤderthiere) Eommen um, fobald das Waſſer, in weihem fie leben, auf 45° erhigt ift, und Nichts if dann im Stande, fie wieder in’s Leben zu rufen. Aber es verhält fih anders, wenn die Tardigraden zuvor getrodnet wurden. Es ward mehrmals eine Quantität Moos, welche Tardigraden enthielt, gehörig ausgettodnet, dann in eine heiße Stube gebracht und um die Kugel eines Thermome— ters gelegt. Die Hige wurde almälig verftärft, bis das Thermometer 120° zeigte, und diefe hohe Temperatur einige Minuten lang unterhalten. Zrog derfelben fand man in dieſem Moofe die Thierchen in's Leben zurüdgekehrt und ihre gewöhnlichen Bewegungen mahend, nachdem fie 24 Stunden hindurch in gehöriger Feuchtigkeit zugebracht hat— ten. Bei anderen Verfuchen 'unterwarf Doyere die aus— getrodneten Thierchen einer Hige von 149 und fah aud) danach eine gewiſſe Anzahl‘ derfelben nach ihrem Eintau: hen in Waffer wieder Leben befommen. „Dieſe Thatſachen erhalten, unabhängig von dem Intereſſe, welches fie an ſich ſeibſt darbieten, eine neue Wichtigkeit, wenn man den Einfluß betrachter, welchen eine fo ftarte Wärme auf die Drganilation dieſer Thierchen ausüben müßte, menn die Mafchen ihres Gewebes noch Waſſer einſchloͤſſen. In der That ift das auf: löstihe Eiweiß eine der am allgemeinften verbreiteten und wichtig— sten Beſtandtheile in der’thierifchen Deconomie, und fein Gerinnen 2533 ſcheint unverträglich mit der Ausäbung der Verrichtungen feyn zu müffen, zu denen die organiihen Gewebe ‚beftimmt ſind. Nun würde alles flüfüge im Körper unſerer Zardigraden eriftirende Eiweiß unter dem Einfluffe der von ung erwähnten Temperaturen nothwendig gerinnen. Aber Chevreuil's Erfahrungen lehren ung, dab die Eiweiß, des Waſſers bei niederer Zemperatur beraubt, eine. Dige ertragen kann, welche die Kochhitze weit über: ſteigt, ohne feine Löslichkeit zu verlieren; weldem zufolge man vermuthen kann, daß bier die Austrodnung der Zardigraden bes reits das Feitwerden des Eimeißes bewirkt babe, welches von dem Gerinnen febe verſchieden iſt, Aus der bloßen Thatſache dev Wies derbelebung eines einer Temperatur von 120° ausgefegt gewefenen Zardigraden können wir demnach fchließen, daß dieſes Thierchen vorher alles chemifche freie Waffer verloren hatte, welches im feis nem Körper vorhanden war, und eine ſolche Austrodnung' fließt ihres Theils jede Vorftellung einer lebendigen Bewegung aus; So find denn die Tardigraden — und, die Räberthiere,, — wenn fie ausgetrodnet find und die Käbigkeit, im Waffer ſich wieder zu beieben, behalten, nicht als wirklich lebende Wefen anzufehen. Die Art ihrer Erifteng Scheint nur mit der eines‘ Saamenkorns vergli: chen werden zu Eönnen, welches zum Leben organilirt iſt und wels ches leben wird, ſolange auf daffelbe Luft, Waffer und Wärme eins wirken, welches aber bei'm Mangel eines diefer Reize Erin Zeichen von Thätigkeit blicken läßt, noch nicht lebt und fich ſolcherweiſe 234 Sahrhunderte lang wird erhalten ‚können, während die Dauer feis nes wirklichen Lebens ſich vieleicht auf einige Wochen beſchraͤnkt.“ Die vollftändige Abhandlung, des Deren Dopyere mird im Recueil des Savants &trangers erfcheinen. (L’Institut, lere Se- etion, 1342, Nr, 451.) (Sie ift mit vielen Abbildungen bereits in:den Annales des Sciences’ naturelles erſchienen.) Miscrellen Blumenbah's Nahlaf an naturhifterifhen Ges genftänden ift, für die Univerjität. Göttingen angefauft, foweit (cgtere zur Mineralogie, Petrefactentunde, Zoologie und veralei= enden Anatomie gehörten, den verfchiedenen, bereit6 länger be— ftebenden Univerſitaͤtsſammlungen einverleibt worden. Die Schä- delfammlung, forwie andere die Ethnograpbie und Naturgeſchichte des Menfchen erläuternde Präparate, Gemälde und Zeichnungen, ift, als Museum Blumenbächianum, als ein Ganzes für ſich aufgeſtellt, mit ‘den Sammlungen des phyfiologifhen Inſtituts vereinigt. (BEE N. Notizen Rr. 515. [Nr 9, des gegenwärtigen Bde.) ©. 138.) Neue warme Quellen hat man zu Plombieres aufgegra— ben, die: eine, von 41° Gentigr., die andere von: 637 Eentigr. Wärme, Sie liefern allein täglich. 180,000 Ritres, d. H., -unges faͤhr 700 gewöhnliche Badewannen voll. — Ueber Dysenterie. an Von Herrn James Prior. ' u... dert. James Prior begleitete die im. Jahre 1810 nach Batavia abgeſchickte Englifhe Flottille ale Schiffsarzt und. hatte Gelegenheit, Dysenterie in ihren verſchieden— ften Formen und Graden zu beobachten und zu behandeln. Nach einer Eurzen Ueberficht des Verlaufes der Krankheit und der Behandlung derfelben fhlieft er in, einem officiellen Berichte an lestere folgende Bemerkungen an: Was nun die WVerfchiedenartigkeit der Behandlung bei dev Dysenterie betrifft, wie wir diefelbe bei den medicinifchen Schriftjtelleen angegeben finden, fo Eönnen wir die, Wider: fprüche dabei kaum. anders miteinander in Uebereinftimmung Bringen, als: indem wir annehmen, daß gewiſſe locale, wies wohl unerklaͤrliche Urfachen diekrankhaften Proceffe im menschlichen Organismus hervorbtingen und dabei einige Verſchiedenheiten geftatten ‚je nach Verſchiedenheit des! Orts und vielleicht an demſelben Orte nachden verſchiedenen Zei: ten. Wenn eine ſolche Verſchiedenheit wirklich vorhanden iſt was anzunehmen nichts hinderte, beſtehe ſie nun in uns bedeutenden meuen Symptomen, oder in bedeutender Steiges rung der bereits: bekannten Eeſcheinungen:ſo“begreifen wir beicht, warum mehr oder mindern erdftige, alſo verſchiedene Heilmittel angewendet worden find, je nach dem Schauplatze bev Krankheitsproceffe, oder nah ‚dem Graderiihrer Deftigs Eeit Die gewöhnliche Europäifche! Ruhr,a die epidemifche ausgenommen, wie ſie 1818 in Irlähdwütheteznift nicht ſo gefährlich ‚oder von fo langer: Dauerz' wien dieuden Tro— ıTROEE ı GERD VDE penländer. , Die Nuhr von Südamerica zeigt etwas mehr, als das halbe Mortalitätsverhältnig, welches die von Oſtin— dien darbietet, und dieſe wiederum zeigt ‚verfchiedene. Grade der Heftigkeit in den ausgedehnten und verſchiedenartigen Länderftrichen, diefer Halbinfel, während fie in dem gemä= Figten, „wenn auch, noch warmen. Clima von Madeira, dem Vorgebirge der guten Hoffnung und ähnlichen Drien , ges woͤhnlich feltener. und milder ift, als da, wo höhere Tempe: ratur vorherrfcht. Im Allgemeinen ließe fich feſtſtellen, daß in Africa und America. mehr. das Blutſyſtem, in Aſien mebr das chylopoẽtiſche Syſtem afficirt „wird ; In den erfteren Erb: theilen find. Fieber die verheerendften Krankheiten, in Afien find es die Cholera, Oysenterie und Leberleiden, und wäh: vend die reinfieberhaften Krankheiten eine größere Gleichar— tigkeit ‚der, Behandlung, zulaffen, bieten die anderen Affectio- nen; die, ‚größte, Mannichfaltigkeit, ‚der Heilmethoden. dar. Was nun die oben berübrten Localitaͤten in tropifchen Gegenden: von anſcheinend ähnlicher Beſchaffenheit und ähn» lichem Clima betrifft, vmoelche, der Krankheit ein fo verſchie— denartiges Gepräge aufdruͤcken, ſo iſt dieſe Thatfache wohl Wenigen entgangen, welche in dieſen Laͤnderſtrichen geweſen find; aber der genauſte Beobachter vermag nicht zu ergruͤu— den, woher dieſe Verſchiedenheiten kommen, oder wie ſie in ihrer eigenthuͤmlichen Weiſe auf den menſchlichen Organis— mus einwirken, oder warum ein vorherrſchendes Leiden, wie wir zuweilen finden, an Jeinem Orte verſchwindet, um einem anderen Platz zu machen, Wir wiſſen zwar Alle, daß der allgemeine Gefundheitszuftand. eines Volkes fich mit dem Fort: ſchreiten der Civiliſation beffert; wir wiſſen auch, daß aus 235 derfelben Urſache die acuten und toͤdtlich verlaufenden Krank: heiten einer rauheren Lebensiweife in die mehr chroniſchen und modificirten Affectionen übergehen, welche einer, Zeit ans gehören, in welcher die Annehmlichkeiten, Künfte und Huͤlfs⸗ mittel eines mehr, civilificten Staates von den Einwohnern beffer verftanden und benust werden. Es ift Elar, daß ein Land, binlänglic gereinigt von Wäldern und Buſchwerk, wohl ausgetrodnet, wohl angebaut, und ein Volk, welches fid) der Annehmlihkeiten eines wohlhabenden Zuſtandes und der Vorzuͤge eines Municipalfpftems und ſtrenger polijzeilicher Maaßregeln gebildeter Staaten erfreut, weniger von all den Uebeln empfinden wird, als da, wo entgegengefeßte Verhaͤlt⸗ niffe. vorwalten. So ift die Dysenterie an gemiffen Dr: ten mit der Zeit in chroniſche Diarchde, oder in ein Leber— leiden übergegangen. . Als ein Beifpiel für, diefe Veraͤnde— rungen will ich hier nur. die Hauptitadt von Java, Bata— via, anführen. Der Gefundheitszuftand war: zur Zeit unſe⸗ res Befuches weit günftiger, al® er vor 15 oder 2) Fahren gewefen war. Fieber hatten gegen die vorhergehenden 40 Fahre um die Hilfte nachgelaffen, während Dysenterie, wenn auch mobdiftcirt, ihrem Weſen nah, doc nicht in _demfelben _ Verhältniffe abgenommen hatte, obwohl man nicht vergeffen darf, daß während diefer Zeit die Bevölkerung von ungeführ 165,000 auf ungefähr 55,000 gefhmolzen iſt. Dieſe An— gaben, wenn auch natürlicherweife nicht ganz genau, laffen uns doh der Wahrheit hinlänglihb nahe Eommen, um zu zeigen, daß Veränderungen vorgehen, und daß Zeit, Aus— dauer und Einficht, den Umftänden, unter welchen wir leben, angepaßt, die am 'wenigften verfprechenden Orte bewohnbar, wenn auch nicht auf einmal gefund maden, ı Könnte eine Vermuthung über die Urſache der geringeren Abnahme der Seuche gewagt werden, fo möchten wir annehmen, daß das atmofphätiiche Gift, welches Fieber hervorgebraht hatte, — in feiner Schaͤdlichkeit durch die verbefferte Beſchaffenheit des umliegenden Landes befhränft und nicht länger fähig, auf das Blutſyſtem zu influenziren, — doch noch Kraft ges nug babe, um die Verdauungsorgane in ihren Functionen zu ſtoͤren; während die Lebensweife und unangemeffene Diät des Volkes, auf den unmittelbaren Sitz des Uebels wirkend, die Irritation andauernd unterhält, fo wie fie aus irgend einer Urfache einmal aufgetreten it. Was, zum Beifpiel, die Bereitung der Speifen betrifft, fo fiel es mir auf, daß in Fava weit weniger Gebrauh von Cayenne Pfeffer und Ge: würzen gemacht wird, al3 in dem Engliſchen Indien, wäh- rend viele Gerichte für unferen Geſchmack dadurch verdor— ben werden, daß fie in Del oder geſchmolzenem Fette ſchwim— men, Allein die Urfachen der mannichfachen örtlichen BVerfhiedenheiten und der dadurch hervorgerufenen Varietäten in den Krankheiten find in tiefes Dunkel gehuͤllt. Wir vers mögen nicht mit Sicherheit zu beftimmen, ob nur die Hitze— welche auf naffes Zerrain einwirkt — ob Ausdünftungen oder miasmata von in Faͤulniß uͤbergegangenen vegetabili— fhen und thierifchen Stoffen — ob unreines Waſſer, ei« genthümliche Lufiftromungen oder die Lebensweiſe des Vol— kes, Vorliebe für befondere Nahrungsmittel, Früchte oder andere Speifen, oder ob, wie Viele glauben, ein eigenthuͤm⸗ 236 licher feiner Dunſt vulcanifchen Urſprungs als veranlaſſende Urfache betrachtet werden muß. Folgendes entnehme ih dem Werke Voyage in the Indian Ocean in 1810—11. „Die Canite, von welchen auch gefprochen Ks if, find jest auf Java in geringerer Menge vorbanden, "als in früheren Zeiten, und es ift wohl zu bedauern, daß, Ge: nerat Daendels, der. frühere Statthalter, ——— fowohf die Neigung , als die Macht dazu befeffen zu haben fcheint, diefe Duelle der Schaͤdlichkeit nicht gänzlich verftopft hat) ftatt dieß nur zum Theil zu thun. Sie find an 40 Fuß breit: und. 2 bis, 3° tief; einige haben einen langfamen, ans dere gar feinen Strom, befonders in der Chineſen-Vorſtadt, wo 1 oder 2 Canäle ganz; mit grünlihem Schaume gefüllt find, welchem eine mächtige Sonne eben und Bewegung verleiht... Gewiffe ſchaͤdliche Cigenfhaften werden: von: Weiz fenden den Bäumen zugefchrieben, welche an den Seiten der Strafen ftehen, indem fie die freie Luftcirculation hindern und Goncentrationspuncte für die ſchaͤdlichen aus den Canaͤ— len auffteigenden Dünfte bilden. Diefe Einwürfe haben wenig oder kein Gewicht, denn diefe Zierden der Strafen find in zu geringer Anzahl vorhans den, al$ daß man ihnen einen bedeutenden Einfluß zufchreiben dürfte und) zugegeben, daß fie die Ausdünftungen an fich zie— ben und fie zurüdhalten, bis fie endlih vom Winde zerftreut werden, fo wurde dieſes mehr zu ihren Gunften, als gegen fie gefprohen. Ich Eann bezeugen, daß es Batavia nit an freiem Luftftrome in den Straßen fehlt, denn als ich bei fri— fhem Seewinde dafelbft auf: und abging, mußte ich meinen Hut feft auf den Kopf drüden, damit er mir nicht abgewehrt werde, Nah allem Diefen wird es fehr ſchwer feyn, die wahren Urfahen des ungefunden Clima's von Batavia anzugeben. Die niedrige Lage, die naheliegenden Suͤmpfe, die Feuchtig- feit der Meisfelder, auf welche die Sonne einwirkt, der Ges brauch, in den Gärten Miftjauhetonnen zu halten, die Nähe angeblich ſchaͤdlicher Fabriken, die Ueppigkeit der Vegetation und die Canaͤle — Alles fcheint ungenügend, um das factum zu erklären; denn ı hundert andere Stellen der Inſel leiden an ähnlichen Webelftänden ohne verhältnifmäßig fhäbliche Wirkung. Jedermann hierſelbſt weiß, daß gemiffe Theile der Küfte von Java hoͤchſt ungeſund find, "während: diefe Bes ſchaffenheit mehr nad dem Innern zu abnimmt, und 20 Engl, Meilen von der Hauptftadt gilt die Gegend: für ſehr ges fund. Woher" Eommt diefer Unterfchied ? Die See bringt eher Kühlung herbei, es weht ein reiner Luftſtrom über ihr, und. ſie wird im vielen ändern zur Wiederherftellung der Grfundheit aufgefuht. Andrerſeits find die Ufer meiſtens flach, ausgedehnte Strecken find bei niedrigem Warfferitande unbedeckt, und ein großer Theil der Küfte ift dem Drceanverft abgewonnen worden. Beſonders ift diefes nahe bei Batapia der Fall, und ein eigenthuͤmlicher Dunft, von größerer Dich— tigkeit als gewöhnlich, ſteigt auf und ſchwebt über. dem vor Kurzem freigelegten Lande, "welcher erft vom einem friſchen MWinde zerffreut werden Eann. Entweder muß diefer Dunfk einen eigenthümlichen Urfprung haben , oder: wir müffen ans nehmen, was nicht wahrſcheinlich ift, daß die. bloße Ausduͤn— 237 ftung von ftehendem Salzwaflen verderblicher ift, als die von friſchem, da dası legtere im einiger Entfernung „von Rush üße ganz unfchadlich ft. Die ‚Annahme eines vulcanifchen Dunftes wic be= Eräftige durch Berichte von Erdftößen, welche hier vor unge: fähr 70 Jahren eintraten, das Bette, des Fluſſes hoben, eitie Sandbank an der Mündung deffelben bildeten, und durch welche ziemlich bedeutende Strecken des Landes dem Meere abgemonnen wurden. Kurz nach diefer Begebenheit folk einige Zeit dien Mortalität in der. Stadt auf eine furchtbare Weile zugenommen haben. Es iſt bemerfengwerth, daß Banda und einige andere oftwärts gelegene Infein ähnliche Er— ſcheinungen der anſcheinend verderblihen Wirkungen, eines für vulcaniſch gehaltenen Dunftes, welcher aus der ‚Erde auffteigt, auf das menſchliche Leben darbieten, während" eg als ‚gewiß erſcheint, daß einige Theile der Küfte Suͤdameri⸗ ws, durch das Zuruͤcktreten des Meeres bloßgelegt, fottwaͤh⸗ rend als beſonders ungeſund bekannt ſind. Vantam auf dieſer Inſel iſt ein anderes Veiſpiel von derſelben Eigene thuͤmlichkeit Stehende und unreine Canaͤle unterſtuͤtzen da— her wahrſcheinlich nur andere maͤchtigere Urſachen der großen Sterblichkeit, "Sen nun "der erfte Urfprung der Ungefundheit bier, welcher er wolle, fo wird ein Engländer glauben, "daß ‘die Nahrung. und Lebensweife der Einwohner das Gift in der Atmoſphaͤre unterſtuͤßen. Sie, genießen. reichlich thierifche Nahrung, gemöhnlidy in geſchmolzenes Fett getaucht; fie lieben tüchtige warme Abendeſſen, die vorzuͤglichſte Mahlzeit für alle Weißen ;_ fie ſchlafen regelmäßig nach Zifche und genießen: viel gegohrene und deſtillirte Getraͤnke, bei ihrer Pfeife, welche. fie faſt immer begleitet. Delhaltige Stoffe find von Ginigen für nüglich bei der Nuhr gehalten worden, aber die Nefultate ‚zeigen, daß dieſes in Batavig nicht der Fall iſt. Der reichüche Genuf hissiger,. geiltiger. Getraͤnke bei den Soldaten und Mattofen, vorzuͤglich Nordeuropaͤern, welche im Dienite der Holländifch » Oftindifchen Compaynie hierher famen, veranlaßte den Verluſt von: Taufenden aus dieſet brauchbaren, aber gewöhnlich leichtfinnigen Menſchen— cafe; denn mo, fie fi, wie hier, für einen Penny (etwa neun, Pfennige) betrinken koͤnnen, ift es vergebens, zu hofz fen, daß fie davon abftehen werden. Matrofen aus Oſtin⸗ dien, welche weit entbaltfamer find, find auch weniger der Krankheit unterworfen. Aus derfelben Urfache, ohne Zivelz fel, fowie in Folge der weniger anſtrengenden Befchäftiguns gen, leiden Frauen von allen Gla en und Sarben unendlich weniger. Mac den Angaben eines verftändigen Einwohnerd finden beſtimmte Abſtufungen in der Sterblichkeit ſtatt. Europäer ‚leiden, am Meiften 5 ,zunächft die Creolen und. Me⸗ ftigenz dann die Chinefen;, die eigentlichen Eingeborenen ‚oder Savanefen, die Malaien, Balier, Buggıfenz Amboyneſen und andere Cingeborene des oͤſtlichen Archipelagus, von de: nen "eine qgroße "Menge ſich bier Finder, leiden nicht weſent⸗ ih. Der Grad der Hitze iſt felten Ubermäßig groß, wenn man die age zwifchen dem fechsten bis zehnten Breite: und cinbundertundfechsten bis fiebenundfunfzigften Fängens grade erwägt, indem die Stadt durch die Seeluft abgekühlt - fühlt. 238 wird. Fahrenheits Thermometer giebt im Schatten an der Kuͤſte ewoͤhnlich 80 — 880 an, in der Bat vor Ans ker iſt erſteres die gewoͤhnliche Temperatur unter dem oberen, und demnah am Meiften ausgefehten, Schiffsverdecke.In der Regenzeit ſoll man in den Straßen oft bis an die Knoͤchel im MWaffer ſtehen, umd gegen das Ende diefer Per riode iſt die Sterblichkeit, weit beträchtlicher, als. zu anderen Beiten. "3m Ganzen jedoch iſt es wohlthuend, zu vernebs men, daß diefes jegt weit weniger. der Fall ift, als vor dreißig oder felbit vor funfzehn Jahren, und es ift zu hof: fen, daß unter, der englifdyen Regierung, welche. ftets auf den Gefundheitszuftand und auf frenge polizeilihe Maafres geln in den Colonieen bedacht ift, das Verhaͤltniß fih noch günftiger, ftelfen werde. Obgleich nun, feitdem dieſes niedergefchrieben ward, mehr, ale dreißig Fahre, verftrichen find, fo find die atmoſphaͤriſchen Verhaͤltniſſe faſt diefelben geblieben, und diegenaueften ‚Unterfuhungen haben noch zu. feinem. bes friedigenden Reſultate geführte — Daß nicht zu viel über die Wirkung der Beſchaffenheit der Nahrungsmit— tel auf, die Erzeugung der Ruhr gefagt worden ift, be: ftätigt folgende. Angabe eines kenntnißreichen Officiers, der foeben aus’ dem 'activen Dienfte bei der China = Erpedition zurüdgefehrt iſt. Er fagt: Die Nahrung, welche die Trup— pen erhielten, waren zum Theil wahrhaft verdorben, Don ungefähr, 820, Mann: in. ‚einem Regimente waren. zu: einer Zeit kaum 30n dienftfäbig, und an 500 Mann“ farben. Hiermit verglichen ift die Peft eine milde Krankheit, - und, in der Ihat, melden ung einige Berichte der Sranzöfifchen Armees in Egypten im. Jahre. 1799 — 1800, daß dort mehr Todesfaͤlle in Folge der Nuhr, als der Peft vorkamen. (Edinb. med. and Surg. Journal, Oct. 1. 1842. Ueber neuralgia oceipito - cervicalis. Bon F. 8. J. Valleir. Das zweite Cepuen des Werkes; traite des neuralgies, handelt von der neuralgia occipito-servicalis, ı Diefe Form. der Neurals gie Scheint von faft allen Schriftftellurn überfehen worden zu ſeyn; Andre und Berard gehören zu den Grften, welche derfelben Erwähnung getban haben. Die bei diefer Art der Neuralgie leiz denden Nervenaͤſte find die der vier oberen Gervicalnerven. Herr Valleix befchreibt fehr genau die befondere Verbreitung und die verfchiedenen Geflechte, welche von diefen Nerven gebildet werden, und macht befonders auf den oberflächlichen Aft des zweiten Hals: nervenpaares aufmerkfam, melcher größer, als die andern ift und, unter der Haut verlaufend, fich über die Occipitalz und obere Ger: vicalgegend verbreitet. Die Geflechte und Fäden diefes Nervenaftes ſind es beſonders, pp beider neuralgia ‚oceipito-cervicalis af: ficirt werden. Diele Form der Neuralgie befällt mitunter beide Sei: ten zugleich, bäufiger jedoch wird nur eine Eeite ergriffen, gewöhnlich, wie es f&eint, die Tinte. Mie bei ker neuralgia fucialis findet fich hier der fire, drückende, priffende Schmerz an gewiſſen Stellen, melcher den Kranken nicht eher verläßt, ala bis das Uebel gehoben ift. In längeren oder fürzeren Zwiſchenraͤumen werden ſchießende oder bohrende Schmerzen und andere ſchmerzhafte Emfindungen ge⸗ Dieſe lancinirenden Schmerzen kehren in Parorysmen zuruͤck, gehen faſt immer von einem gewiſſen feſten Puncte unterhalb des Hinterhauptes aus, in geringer Entfernung vom erften Halswir— 239 bel; fie erftrecten fi, bie zu dem oberen Theile, des Schaͤdels. In wenigen Fällen verbreitet fich der lancinirende Schmerz aud) ges gen das Geficht hin, zumeilen aud gegen die Schulter. Die Stelle, von welcher diefe Schmerzen ausgehen, it eins der beften diagnos ftifhen Merkmale bei diefer Form des Uebels. Fünf Puncte mers den erwähnt, welche der Sig des firen, ziehenden Schmerzes und aud die Ausgangspuncte des lancinirenden, bohrenden Schmerzes find, Man verfichert ſich über das Vorhandenfegn und die genaue Lage derfelben, indem man mit der Fingerfpige einen Druck auf die Hinterhaupts: und Halsgegend ausübt. Dieſe ſchmerzhaften Puncte finden fib da, wo einige Hauptäfte des plexus cervicalis auftauchen und der Nerv oberflächlich wird, Der am meiften con« ftante fhmerzhafte Punct ift daher derjenige, an welchem der n. occi- pitalis hervorfommt, in dem Raume ziwifchen bem processus mastoi- deus und dem erften Halswirbel. Wenn eine diefer fchmerzhaften Stellen oberhalb des processus mastoideus lag und ſich bis unter das Ohrläppchen hin erſtreckte, fo wurde das Uebel irrthümlicher- weife für eine neuralgifche Affection des fiebenten Nervenpaares ges halten. Die anderen Puncte, an denen fire Schmerzen vorfommen, finden fi in dem Raume zwifchen dem vorderen Rande des tra- pezius und dem hinteren Rande des sterno - cleido-mastoideus, oberhalb der Schläfengegend und über der Ohrmufchel. Won’ dier fen verfchiedenen Puncten aus ſchießen die Tancinirenden Schmer— zen nach der Stirn, dem Hinterkopfe, der Oberfläche des Schädels, dem Halfe, den Schultern u. f. w. hin. . Der Schmerz zeigt fich in jedem Falle genau den Verlauf des Nerven verfolgend. Dbwohl der Schmerz zumeilen die Richtung einiger Zweige des motorifcyen Gefichtsnervens zu nehmen fcheint, fo. glaubt Herr Valleix doch nicht, daß der Sig der neuralgifchen Affectionen in diefen fich bes findet, und er ift nie im Stande gewefen, auf, einen Druck mit der Zingerfpige irgend einen feten,. fchmerzhaften Punct an einem jes ner Zweige aufzufinden. Wie bei andern Formen der Neuralgie, kommen Affectionen derfelben Art zumeilen zu derfelben Zeit auch an andern Nerven vor; im Allgemeinen aber ift das Uebel mit Eeiner andern Affection complicirt. Diefe Art der Neuralgie weicht weder in. ihrem Fort» Tchreiten, ihrer Dauer, ihrem Ausgange, nody in den diefelbe her— vorbringenden Urfahen von den andern Varictäten ab. In Ber treff der Diagnofe findet Feine Schwierigkeit ftattz die fire Be— Thaffenheit des Schmerzes an befondern Stellen und die Paroryss men der lancinirenden Schmerzen, welche fih von jenen Stellen, wie von einem Mittelpuncte aus, in unregelmäßigen Intervallen verbreiten, fihern das Erfennen hinlänglid. Die Behandlung ift diefelbe, wie die der ‚neuralgia facialis; von allen, von Heren Valleir angewandten, Mitteln aber zeigte ſich Eeins fo wirkſam, als fliegende Blafenpflafter. Der Gebraud) des Chinins zeigte fih in einem Kalle von Nugen, wo die Paro— xysmen in regelmäßigen Intervallen wiederfehrten. (Edinburgh med, and Surg, Journal, Oct, 1842.) 240 Miscellen Sheinbare Härte und Bölle des Pulfes, fagt Schönlein, bei einem, von einer heftigen, nervös, gewordenen Pneumonie Reconvalefeirenden, wird fehr häufig nad) einer ſtreng angewandten Antiphlogofe beobachtet, und verdient umfomthr bee ruͤckſichtigt zu werden, als fie fich gewöhnlich mit anomaler Pulse frequenz verbindet und dadurch leicht zu Irrthuͤmern verleiten fann, welche duch die Deutung und den Werth, den man auf die Beſchaffenheit des Pulfes legt, herbeigeführt ‚werden. Beſon— ders bei Frauen, und namentlich bei chlovotifhen, ift dieſe Puls— härte fehr häufig; iſt fie noch mit Herzklopfen verbunden, jo iſt der Arzt oft in Gefahr, von einer Inflammation zu träumen, wies der nad der Lancette zu greifen und den ganzen antiphlogiftifchen. Heilapparat von Neuem anzuwenden. Drücdt man aber in ſolchem Falle den Puls, fo wird man finden, daß er augenblicklich zufams menfinft, während er, wenn man ihn nur leife berührt, wie eine gefpannte Saite erfcheint. Bei Snoividuen, bei denen man ftarfe Blutentziehungen hat vornehmen müffen, verbindet ſich damit noch, gleich. wie bei Chlorotiſchen, ein ftarkes Blafen der Arterien (bruit de diable) in den Garotiden befonders deutlich zu vernehmen; in manchen Fällen ift es fo ftarf, daß man es ſchon hört, wenn man das Ohr nur in die Nähe der Arterien bringt. — Es geht aus diefer Thatfahe wieder die Warnung hervor, bei der Beurtheis luna von Krankheirszuftänden fich nicht auf ein einzelnes Symptom, fondern nur auf die Zufamnenftellung und wechfelfeitige Beziehung aller vorhandenen Erfheinungen zu verlaffen. Wenn man die Haut und den Harn mit dem Pulfe vergleiht, fo wird man fin« den, was die im Pulſe eingetretene Veränderung für, eine Bedeu: tung bat. (Schönlein’s clinifhe Vorträge. 2. Deft.) Ueber den Vorzugdes Rochenleberthrans vor dem Stodfifhleberthran in tberapeutifher Beziehung. (Journal de Pharmacie, Juin 1842.) — ' Wahrfcheinlic der wir derwaͤrtige Geruch und: Geſchmack des Stodfifchleberthrans hat dazu geführt, für denfelben den aus der Leber.des Rochens (Raia clavata und Raia batis) gewonnenen Thran zu fubftituiren. In Holland und Belgien wird diefer Thran dem anderen vorgezogen, ſowohl weil er weniger unangenehm ſchmeckt, als auch weil er weit wirkſamer in therapeutifcher Beziehung feyn foll. Die Herren Sirardin und Preißer faben ſich daher veranlaft, ihn ſorg— fältig zu analyfiren und fanden, daß er 1,00 Theile mehr Kali hydriodicum, als der Stodfifchleberthran, enthält, wahrend er auch in Betreff der Reinheit und anderer Eigenthümlichfeiten vorzügli= cher erfhien. Sie empfehlen ihn daher als ein ſchaͤtzenswerthes Subftitut für die jetzt gebräuchlichere, weit widerwärtigere Art. Als neue Form kalter umfhläge empfiehlt Mr. Hardy im Provincial med. Journal das XAuflegen. zufammengelegter in Waffer ausgebrücter Leinwand, über welcher, wenn fie glatt über den betreffenden Körpertheil ausgebreitet ift, mit einem großen Faͤcher rafch und ftarf die Luft bewegt wird. Die Bemperatur finft dadurch rafch bis zum Eispuncte, i Bibliographische Proceedings of the Philosophical Society of Glasgow. Fourth Session. Glasgow 1842. 8. Ueber das Verhältniß der Phyfiologie zu den phyficalifchen Wiffen- fhaften und zur practifhen Medicin, mit befonderer Ruͤckſicht auf den Zweck und die Bedeutung der phyfiologifhen Inſtitute. Rede 2c. von Rudolph Wagner. Göttingen 1342. 8. (Bergl. die Miscellen in den N, Notizen Bd. XXIV. ©, 138 und 234.) Neu ia Erten. Retrospect of the Progress of Medicine and Surgery for 1841 — 1842. By Mr. E. O. Spooner and Mr. W. Smart, Blandford 1842, 8. On the Treatınent of Syphilis by Tartarized Antimony. By Al- fred Smee. London 1842. 8, — — —— — —— — Menue. Motizen aus vem Gebiete der Hatur- und Delkunde, geiommelt und mitgerbrilt von dem Ober Meditinalrathe Fro rien zu Weimar , und dem Mediemalrathe und Profeſſer Frorier ım Terlım. N? 522. (Nr. 16. des XXIV. Bandes.) November 1842, I 6 7 _ Gedruckt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2? Thlr. oder 3Fl. 30 Kr, des einzeinen Stüdes 3 gr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. a et Ueber den relativen Umfang der Stämme und Zweige der Arterien. Bon James Paget. Die Fläche eines Queerdurchfihnittes eines Stammes ber aorta gleicy nach ihrem Austreten aus dem Herzbeutel verhält fih zur Summe der Flächen von Queerdurchſchnit-— ten der drei großen Aeſte und des Aortabogens wie 5,8289 : 6,1535; mit anderen Worten: der arterielle Blurftrom wird bei'm Durchgange vom Anfange bis zum Ente des Aorta— bogens und in die großen daraus hervorgehenden Acfte weis ter im Borhältniffe von I zu 1,055. Diefes ift dag durchfchnittliche Mefultat von 12 Mef: fungen. Größere Ungewißheit herrſcht über den Betrag der Erweiterung, als Über die meiſten anderen Verbältniffe, we— gen der rafchen Erweiterung der aorta zwifchen ihrem Ur: fprunge und der art. innominata und megen der ebenfo tafchen Gontraction am Anfange der linfen subelavia, io daß, um genau zu fen, alle Meffungen gerade an cor— tefpondirenden Xheilen des Bogens vorgenommen meiden müffen. | Wo fi die innominata theilt, findet eine feinere Erweiterung des Blutftroms ftatt. Die Flaͤche des Stam— mes verhält fich zu den vereinten Flächen der Zweige nach einem Durchſchnitte von 4 genau mit einander übereinftim: menden Meffungen, wie 1 zu 1,147. Die carotis interna ift weit größer bei ihrem Ur: fprunge, als in ihrem weiteren Verlaufe, indem der erite halbe Zoll derfelben fat trichterförmig geftalter ift. Alte Meffungen wurden daber an dem Theile angeftellt, wo er fait chlindriſch iſt, und aus diefen gebt hervor, daß die Flaͤche eines Dueerdurchfchnittes der carotis communis ſich verhält zu den vereinigten Flächen der Durchfchnitte an ihren Zweigen, nad) einem Ueberſchlage von 9 ohne Unter: ſchied an der rechten und linken Seite angeftellten Meffuns gen, wie 1 zu 1,018. In diefem VBerhältniffe alfo wird der Strom bei der Verzweigung immer breiter, N0. 1622, SE rd a U © Aus nur zwei Füllen, bei welchen eine angemeffene Veraleichung zwiſchen der carotis externa und ihren Zwei— gen angeftellt werden Fonnte, ergab es ſich, daß die Schnitt— flaͤche der erfteren fich zu den gefammten Echnittflächen der letzteten verhält wie 1 : 1,10. Auf gleiche Weife ergab fih aus drei Meffungen, daß der arterielle Strom bei'm Durchgange durch den Stamm der art. subelavia und der Verzweigungen terfelben fid) erweitert in dem Merhältniffe von 1 : 1,055. — Bei fowenig Meflungen iſt £eine große Genauigkeit zu behaup— ten. Sm Allgemeinen fann mit Beftimmtbeit geſchloſſen werden, daß der arterielle Strom regelmäßig breiter wird, fowie er gegen die größeren Zweige des Kopfes und der Dberertremitäten vorfchreitet, und zwar in einem Berhältniffe von ungefähr 100 : 108. Sn den Zweigen und in dem unteren Theile des Stam- mes der aorta abdominalis £önnte eine bedeutende Er: weiterung des Stromes angenemmen werden. Aus 10 Mef- fungen, bei welchen in’sgefammt eine ſolche Erweiterung ges funden wurde. gebt bervor, daß die durchfd;nittliche Vergroͤ⸗ ßerung des Stromes bei'm Durchgange laͤngs der aorta abdominalis und in alle Zweige derſelben, bevor ſie ſich in die arteriae iliacae theilt, im Verhältniffe von 1: 1,183 ftatefindet. Wo dagegen die aorta fich theilt, ift der Strom fait ohne Unterfchied verengert. Unter 17 Fällen fand nur eine einzige Ausnahme ftatt, und bei diefer trat die Gontraction bei der Spaltung der iliaca communis in die arteriae ilia- cae externae und internae ein, und im Allgemeinen wurde, wenn an beiden Meffungen angeftellt wurden, eine Eleine Abnahme in den iliacae communes durd cine große Abnahme in ihren Zweigen compenfitt. Alles zufam: mengenommen, verhält ſich die durchfahnittlihe Abnahme des Stromes bei diefer Spaltung wie 1 : zu 0,893. Da, wo die artt. iliacae communes ſich theilen, ſcheint eine geringe Negelmäßigkeit in der Veränderung des Stromumfanges, ald in irgend einer der unterfuchten Theis lungen ftattzufinden. Won 28 Meffungen zeigten 14 eine 16 243 leichte Zunahme, 14 eine leihte Abnahme: aber im Durch— fhnitte fand eine Abnahme im Verhältniffe von 1 : 0,932 ftatt, fo daß die Norm einer Gontraction des Stromes ber'm Fortfliegen zu den’ unteren Extremitäten beſtaͤtigt wurde. Un den Aeſten der. iliaca externa findet im Ganzen eine Erweiterung des Stromes in den Verhältniffe von 1: 1,15 ftatt; aber die Variationen find nicht conjtant, und wo die Zweige in Menge aus dem Ztamme bervorge: ben, ift die Erweiterung fehr groß. Folgende Tabelle zeigt alle diefe Nefultare Uberfichtlid), Verhaͤltniß der Fläche jedes Arterienffammes zu den vereinten Flächen der Zweige deffelben oder ber Zweige und ihrer Fortſetzung. 9 amm. Zweige. m Bogen der aorta . — 1 1,055 Arteria innominata R E ES 1,147 Carotis communis . e 3 1 1,013 Carotis externa . : A ee 1,19 Art. subelavia . £ 1 1,055 Aorta abdominalis bis ;u Beh letzten Lumbararterien Era 1,183 Aorta abdominalis gerade vor iheer Theilung . R E y L 1 0,893 Diaca communis . s H ng 0,982 lliaca externa . — 1 1,15 Aus dem Ganzen ergiebt ſich, daß die alte Kegel von der Erweiterung des Arteriencanales bei der Zheilung der Stämme in die Zweige in den meiften Füllen richtig iſt; eine conftante Ausnahme findet ſich dagegen bei der Spals tung der aorta in die artt. iliacae communes, an wels cher Stelle oder auch tiefer der Strom ftets contrahirt ift. Die Wirkung diefer lesteren Anordnung muß die feyn, die Schnelligkeit des Stromes zu vermehren, niht nur in den artt. iliacae felbft, fondern aud) in den oberhalb derfelben vom Stamme abgebenden Zweigen, wie in den artt. me- sentericae und renales; und es ift niht unwahrſchein— lich, daß die Befchleunigung der Girculation durch die Nie: ven und duch die Organe, von welchen die Wurzeln der Pfortadern herkommen , der fpecielle Zweck ift, zu dem eine fo eigenthuͤmliche Anordnung getroffen if. (London Me- dieal Gazette, July 1842.) Ueber das Keimen der Delfämereien. Bon Deren Théod. de Sauffure, (Der phyficalifch = naturhiftorifchen Geſellſchaft zu Genf vorgelcfen am 18. Auguft 1342.) Ich habe in den Denkfchriften der phuficalifch enaturhis ftorifchen Gefellfhaft von Genf (T. VI. p. 545) mehrere Beobahtungen In Betreff der Veränderung der Luft durch den Keimproceß mitgetheilt; bedenft man indeß, daß dies felben fich nur auf mehlige Sämereien beziehen, fo fühlt man ſich veranlaßt, dem Einfluffe nachzuforfchen, welchen die chemifche Zufammenfegung dieſer Saamen auf die Ne: fultate haben dürfte. 244 Aus jenen Beobachtungen ergab fih, daß, wenn das Keimen der mehligen Saamen in einer Atmofphäre ftattfin= det, welche ungefähr denfelben Verhältniftheil an Sauerftoff: gas enthält, wie die gemeine Luft, daffelbe das Volumen der Luft wenig oder nicht. vermindert, weil ungefähr eben foviel Kohlenfäuregas entbunden, als Sauerſtoffgas abfors birt wird. Die nunmehr mitzutheilenden Refultate beweifen aber, daß dieſe Faft vollftändige Compenfation bei Delfämes teien, welche fib ven jener durch die Anwefenheit einer großen Menge Dels und die Abmefenheit des Staͤrkemehls unterfcheiden, wie, 3. B., bei dem Hanfe (Cannabis sa- tiva, L.), dem Raps (Brassica oleracea, L.), der Madia (Madia sativa, DC.), nicht flattfindet. Die Verſuche in Betreff Derfelben wurden ebenfo veranftals tet, wie bei den mehligen Sämereien, und zwar folgender= maaßen: Nahdem ih 1 Gramme Saamen 24 Stunden lang, ohne Luftzutritt, in Waſſer hatte quellen laffen, Elebte ich fie vor dem Keimen an die innere befeuchtete Wandung der Kugel einer Netorte, welhe etwa 250 Gubifcentimeter Luft enthielt und auf einem Stative, mit dem Halſe nah Un: ten gerichtet, ftand. Der leßtere tauchte in Quedfilber ein und entbielt von diefem Metalle eine hinreichend hohe Säule, daß man die NWeränderungen im Volum der in der. Retorte enthaltenen Luft wahrnehmen Eonnte, welche theild durch das Keimen, theild durdy die Wechſel in der Temperatur und dem Drude der Luft veranlaßt wurden, Die aus dem legtern Grunde fattfindenden Veränderungen wurden nicht berüdfichtigt. Keimen des Hanfes. Mührend eines Aufenthal tes von 43 Stunden in der zu 22° Gentigr. temperirten Luft der Netorte trieb diefer Saame Wuͤrzelchen von höche fteng 16 Mitim. Länge. Seine Atmofphäre erlitt dabei einen Verluſt von 6,18 Gubifcentim., indem 19,7 Gubifcens tim. Saueritoff zerfiort und 13,26 Cubikcentim. Kohlenfäu: regas erzeugt wurden, Keimen des Rapſes. Während des zweiundvier— zigftündigen Verweilen in der zu 21,5° Gentige, temperirs ten Luft der Retorte trieb der Raps Wuͤtzelchen von hoͤch—⸗ ſtens 10 Millim. Länge, indem er der Luft einen Volu— menverluft von 7,7 Gubifcentimeter verurfahte, welcher von der Abforption von 31,4 Gubikcentim. Sauerftoffgas und von 0,73 Gubifcentim. Stidgas herrührte, während nur 24,39 Gubifcentim. Kohlenfäuregas entbunden wurden. Keimen der Madia. Waͤhrend des zweiundfieben- zinftündigen Verweilens in der zu 13° temperitten Luft der Netorte fhlug die Madia Würzelhen von 10 Millim. Länge und veranlaßte eine Wolumverminderung von nur 3,75 Gubifcentim., indem 15,85 Cubikcent. Sauerftoffgas abforbirt und nur 11,94 Cubikcentim. Kohlenfäuregas pro= ducirt wurden. Die größte Wolumverminderung, welche die mehligen Sämereien, als MWaizen, Roggen, Erbfen, Bohnen, Puffs bohnen, Lupinen, unter ähnlichen Umſtaͤnden veranlaften, betrug nicht die Hälfte der von den Delfämereien bewirkten. Lestere verminderten das Volumen der mit ihnen abgefperrs 245 ten Luft unter denfelben Umftinden, unter denen einige der Mehifämereien durch die Überfchüffige Erzeugung von Koh: lenfäure eine geringe Vermehrung derfelben hervorbradhten. Die Verſchluckung von Stidgas war bei dem Keimen der meiften Oelſaͤmereien nicht wahrzunehmen. Ich habe unterſucht, ob die bei dem Keimen der ſtaͤr— kemehlhaltigen Saamen auf Koften des Stärfemehls ftatt: findende Zuderbildung auch bei den Dclfämereicn ftattfinde ‚wie Rafpail annimmt *) ], wo das Del bei'm erften Kei— men die Nolle des Staͤrkemehls zu fpielen ſcheint. Sch babe die legtern analyſirt, ald die Keime die von Nafpail ans gegebenen Kennzeichen darboten. Das dabei angewandte Berfahren mar übrigens, dem MWefentlihen nad), daffelbe, wie bei'm Mälzen der Gerſte. Sch werde nur die auf das Del,‘ den Zuder und den Schleim bezüglichen Nefultate anführen, indem die Übrigen Beftandtheile durch die Analyſe eine zu große Veränderung erlitten, als daß man fie von der vom Keimen herrühren- den hätte unterfcheiden koͤnnen. Das Del ward durch Auspreffen des mehrmals in Naphtha maceritten trockenen Saamens erhalten. Der in diefem Menftruum unauflöglihe Oelkuchen ward mit kaltem Maffer behandelt, welchen den Schleim, Zuder und einen Theil des Eiweißſtoffes auszog. Dieſer ward durch Sieden gefällt. Der Zuder und Schleim wurden, nah dem Abe rauchen und Reinigen, durch Alcohol abgefchieden. Der Hanf verlor durch das Keimen 5 Procent feines Gewichts, nachdem man. ibn in denfelben Grad von Trok— Eenheit gebracht hatte, welchen er vor der Befruchtung, be: hufs des Keimens, befaß. Beim Rapſe betrug der Ver: luft 4,3 Proc. und bei der Madia 4 Proc. 100 Theile Rapsfanmen enthielten: Vor dem Keimen, Nach dem Keimen. Del x > — 40,7 369 Buder . F . 9,8 10,3 Schleim . 12 70 * ' 100 Theile Madiafaamen enthielten: Vor dem Keimen, Nach dem Keimen. — — — Del 8 26,6 24,2 Zude . + 5 54 8,1 Schleim . 5,4 56 100 Theile Hanfſaamen enthielten: Vor dem Keimen. Nach dem Keimen. — — — Del 3 28,6 26 Zuder . ® Y 3,7 4,8 Schleim . ⁊ 5,4 5,4 Aus dieſen Nefultaten ergiebt ſich, daß das Keimen der Oelſaͤmereien Zucker erzeugt und das in ihnen enthaltene Del theilweiſe zerftört **). *) Rafpail führt übrigens zu Gunften diefer Anſicht keinen einzigen Verſuch an. Vergl. Nouveau systeme de physiolo- gie vegetale, T. II. p. 142. *) IH will nicht entfcheiden, ob der Mangel an Uebereinftim: mung in den Zahlen, welche die Verminderung des Oels 246 Sie beweifen, daß diefe Saamen fih von den ftärfe- mehlhaltigen Saamen infofern unterfcheiden , als fie bei'm ‚Keimen vielmehr Sauerftoffgas abforbiren, als fie zugleich Kohlenfäure produciren. Ueber die Menge des in den Nahrungsmitteln enthaltenen Kohlenftoffe. Verſchiedene "Individuen nehmen täglich in ihren Spei- fen eine ſeht verfchiedene Menge Koblenftoff zu fi. Be— fanntlih find manche Perfonen allgemein als ftarke Effer befannt, während andere für gewöhnlich fehr wenig Speije und Trank zu fih nehmen, Noch auffallender ift der Um— ftand, daß die Bewohner ganzer Länder viel ſtaͤrkere Ra— tionen efjen, als die anderer Länder, Ob dieß von der ver- fibiedenen Entwidelung des fognannten Organes des Er- naͤhrungstriebes herrührt, will ich nicht unterfuchen, genug, es ift Thatſache. Liebig ſchaͤtzt die Menge des Koblenftoffs, melden der Menſch täglih (abgefehen von dem, den er in Goeftalt grünen Gemüfes ıc. zu fi nimmt) genießt, auf 153 Uns zen avoirdupois (152; Unzen Heſſiſch). Seine An— nahme gründet fi auf mit fiebenundzwanzig bis dreißig Soldaten der Leibgarde des Großherzogs von Heffen-Darm- ſtadt während eines Monats angeftellte Verſuche, mas auf daffelbe hinausläuft, ald wenn er einen einzigen Tag mit 855 Mann erperimentirt hätte. Sch habe aus feinen An- gaben folgende Tabelle zufammengeftellt, Die indeß nach enge liſchem Gewichte berechnet ift. Art der Nahrungsmittel. Gewicht des Gewicht des Nahrungs: darin enthaltenen mittel, Kohlenſtoffs. ö— —— — —— Pfd. Unz. Gran. Pfd. Unz. Gran. Gewoͤhnliches Fleiſch, } Fett und Zellgewebe enthaltend 3066 4 186 80 14 210 Fett oder Spid . 2 3 13° 3042. 3 nd: A1s6, Einfen 3 . . * 3.10 412 Gbfen la 12 12 161! 11 10 131% Bohnen A 3 : A) 76 Kartoffeln — 1009 2 887 189 05 3742 Brod 1928 9 2141 589 11 504 Zufammen für 855 Mann pro ag 2. 020 33658 5 398 818 11 4 Duͤrchſchnittlich auf 1 Mann des Tages . . 3 14. 3703 0 15 :,140 Außerdem confumirten die 855 Mann noch: Pfd. Unzen. Gran. An grünem Gemüfe, als Kohl, Rüben zc. 189 7 "Dr An Sauerkraut E r p : - 110 2 3235 An Zwiebeln, Laud, Sellerie c, » .» a ER + 3ufammen für 855 Mann täglich 5 526 6 55 Durchſchnittlich pro Mann täglih . “ 0 6 47 und die Erzeugung bes Zuders angeben, nicht etwa von der Unvollfommenbeit diefer Art von Anafyfe herrübrt, obwohl in Bezug auf die Anwendung deffelben Verfahrens vor und nach dem Keimen die größte Genauigkeit obaewaltet hat. 10 247 Aus einem gutadhtlihen Berihte des Sergeantmajorg ergiebt fi) ferner, daß jeder Soldat täglich außerhalb der Caferne im Durchſchnitte folgende Quantitäten von andern Nahrungsmitteln zu fih nahm: Wurſt Unzen. Butter 3 Unzen 33% Gran. Bier . Z NPinte. Branntwein 4 Pinte. Daher läßt ſich — Roh annehmen, daß jeder Sol- dat täglich etwa 1 Pfund Kohtenftoff zu fih genommen babe, Segen wir nun voraus, daß er während der Dauer des Verſuchs an Gewicht weder gewonnen, nod verloren babe, fo fragt e8 fi, mas aus dem fo mit den Nahrungss floffen eingenommenen Kohlenftoffe geworden fey ? Sch will, mit Liebig, annehmen, daß der in dem grünen Gemüfe, dem Sauerfraute, Zwiebeln ꝛc. enthaltene Kohtenftoff ebenfoviel betrage, als der mit den feiten und flüffigen Ererementen ausgeleerte, und will die geringe Menge des mit den im Wirthshaufe genoffenen Nahrungs: mitteln (MWurft, Butter, Bier und Branntwein) eingenoms menen Kohlenftoff3 nicht in Anſchlag bringen. Demnach hätten wir über die Verwendung von 15 Unzen 140 Gran avoirdupois Koblenftoff Rehenfhaft zu geben, welche faft durhaus durch die Lunge und Haut in Geftalt von Koblenfäure abgeführt worden feyn müffen. Nun erheifchen 6,7025 Gran Troygewicht Kohlenftoff zu ihrer Verwandlung in Kohlenfaure 17,840 Gran Saus erftoffgas, woraus mithin 24,5424 Gran Kohlenfäure ente ftehen müffen, und merfwürdigerweife berechnet Menzies die von einem ermwachfenen Menfhen täglih durch die Refpiration confumirte Menge Saueritoffgas zu 17,625 ran. Es werden vom Menſchen binnen 24 Stunden an Sauerftoff confumirt: nach Cavoifier und Seguin iR Eub.3oll oder 15651 Gran nad Menzies . . . — — 17625 — nach Davy ii — — 15751 — nach Zur! und Pephs 39600 — — 13464 — Wil man Menzies's Berechnung für zu hoch er— Elären, fo laßt fich erwidern, daß die Darmftüdter Soldas ten ungewöhnlich ſtarke Eſſer zu ſeyn ſcheinen. Jeder der: felben genoß täglid 55,5 Unzen avoirdupois (32 Un- zen Heffifh) Brod, etwa 6 Unzen avoirdupois Fleiſch (außer 8 Unzen Wurft). Nach dem Neglement der Step- ney Union, wo den Armen gewiß die Koft nicht zu ſchmal zugemeffen wird, wird aber pro Kopf nur 14 Unzen Brod und 24 Unzen Fleiſch gutgethan. Ueberdieß genießen Frauenzimmer eine weit geringere Menge Nahrungsmittel und folglih Kohlenftoff, als die Darmftädter Soldaten. (Dr. Pereira im Pharmaceuti- cal Journal; Sept. 1842.) Kegen von gelben Körnern in America. Ein zu Troja im Staate Neuyork ftattgefundener Ne: gen von einer gelben ftaubartigen Subftanz war fo erklärt 248 worden, daß der Wind Maffen von Lycopod'umſporuln ober von Blüthenftaub von Forſtbaͤumen in die Höhe und weit fortgeführt habe. Eine unlängft im Hafen von Pictou, in der Nachbar— haft von Bofton, beobachtete aͤhnliche Erfheinung dient dies fer Erklärungsart zur Beflätigung. In einer heitern Ju— ninacht des Jahres 1841 fiel auf dag Verde eines in je— nem Hafen liegenden Schiffes eine folhe Menge von einer gelben ftaubartigen Subſtanz, daß man fie in Kübeln mwegs tragen mußte. Bei der durch Herrn Blake in Bofton vor— genommenen Analyfe derfelben erhielt man bei der Deftilla= tion unmittelbar über dem Feuer Stidyas, Ammonium und einen Gerudy wie von thierifhen Stoffen. Als fie durch Hydrochlorſaͤure hindurch deftillirt ward, bildete ſich Hydro— cyanſaͤure und bei'm Einäfchern blieb eine beträchtliche Menge phosphorfauren Kalks zurüd. Herr Blake hielt demge— maͤß die Subftanz für die Eier irgend eines Infects; allein bei der mifrofcopifchen Unterfuhung beider Arten von Puls ver ergab ſich deren vegetabilifcher Urfprung, auf welchen auch die Jahreszeiten binwiefen, wo der Staub gefallen war, naͤmlich Mai und Juni, wo die Bäume in Blüthe ſtehen. In dem zu Pictou gefallenen Pulver erkannte Herr Bailey Pollenkörner einer Art Pinus, welche denen der Pinus rigida, mit welchen er fie verglich, außerordentlich ahnlih waren. Das Refultat der Analyfe widerfpricht dies fer Anficht Eeineswegs, denn der phosphorfaure Kalk ift ein Befkandtheil des Pollen der Pinus-Arten, indem Dr. Dana in dem der Pinus Abies 3 Procent davon fand. Die Anweſenheit des Sticjtoff3 in allen Arten von Blüthenftaub ift übrigens hinreichend befannt. Das im Mai zu Teoja gefallene Pulver beftand ebene falls aus dem Pollen verfchiedener Pflanzın. Die größern Körner. welche darin die häufigften find, müffen von einem im Mai in der Nahbarfchaft von Troja blühenden Baume und nicht von Fycopodiumarten herruͤhren, die erft im Juli und Auguſt blühen und auch nicht in binreichender, Menge vorfommen, um eine fo große Maſſe von Sporuln zu er: zeugen. Die Eleinen Körner find von dreiediger Geftalt und an den drei Winkeln mit den vorfpringenden Roͤhrchen verfeben, wie man jie an dem Pollen verfibiedener Pflanzen aus der Familie der Onagrarien finder. (American Jour- nal of Science, Jan. 1842.) Misctellen. ueber die Secretionsorgane des Schweifes von Dr. Giraldes. Die Drgane, wilde den Schweiß abfondern, und welche zuerft von Breſchet angeacben, fpäter von Purkin— je, Gurlt, Wagner, Serres, Arnold, Madden und Ans dern befchrieben worden find, hat Di Giraldes auf's Neue forge fältig unterfucht und einige neue Thatſachen binzugefügt. Dieſe Druüfen find in großer Menge in der Handflaͤche und in der Fuß— ſohle vorhanden und bier fehr entwidelt, daher leichter, als anderwärts, zu tmterfuchen. Sie finden fih auch, und zwar von ziemlicher Größe, an allen mir Haaren bewachfenen Stel— len, wie in der Achfeihöhle, am Damme, an der Kopfhaut 2c, Man ficht fie aud) an der ganzen übrigen Flaͤche der Haut, aber 249 bier fehr ein, faft rubimentär. Diefe Organe beftehen, nah Dr. Giraldes, nicht aus einfachen, an ihrem Ende getheilten Canaͤ⸗ len, ſondern aus einem geraden Ganale, welcher durch die ganze Die der Haut dringt und in dem Fettlager unter derfelben eins gebetter ift. Zuweilen dringt derſelbe in diefem Fettlager zu bes traͤchtlicher Ziefe cin; an den Fingerfpigen feinen jie daſſelbe fos gar vollſtaͤndig zu durchdringen. An diefem Puncte angelangt, fpalten ſich diefe Canaͤle zuweilen dichotomifch, im Allgemeinen je doch bieiben jie einfach und rollen ſich in ſich ſelbſt auf, fo daß ſie einen Eleinen, Enopfartigen Körper bilden. Diefe Windungen liegen zuweilen alle in derſelben Fläche. in andern Fallen fo, daß fie ein Eugelförmiges Ausfeben veranlaffen. Dr. Giraldes führt an, daß er diefe Structur dem Profeffor Serres gezeigt habe, (Comptes rendus des seances de l’Academie des Sciences.) Ueber ben heiligen Grocodilteih unweit Kura— ſchy am Indus in Oftindien fhreibt einer der dor Kurzem nad) Indien abgegangenen Preußifchen Dfficiere: „Nach beinah zweiftündigem Ritte (von Kuraſchy aus) in mordöftlicher Richtung, befamen wir von einer Höhe ein, wohl 2,000 Schritt breitis, von parallellaufenden Höhen eingefhloffenes, Thal zu fehen, in wel—⸗ dem, ung zur Rechten, ein Eleiner, üppiger Palmenmwald lag, aus welchem die Kuppeln der Gräber der Heiligen hervorfchimmgrten; an diefis Wäldchen ſchloß fich füdlich ein leichtes Tamarinden-Ge— ‘250 hölz an. Das Thal felbft trug Epuren einftiger Cultur. Nach— dem wir an einigen erbärmlihen Hütten, zwiſchen Palmen, Mans g0= und Zamarindenbäumen, vorbrigeritten waren, hielten wir an einem 200 Schritt langen und 50 Schritt breiten Teiche, aus wels chem die heiligen Grocodile uns ihre Rachen entgegenfperrten. Eine heiße mineralische Quelle (äbnlidy der Garlebader), welche eine Meile nördlich von bier aus dem Helfen hervorquilt und zwar fo heiß ift, daß man die Hand nicht darin halten kann, gebt, bald nach ihrem Heraustritte, wieder in den Felſen und kommt hier, noch bei einer Dige von 138°, wieder zu Tage. Ein Eieines Baffin ums giebt die Quelle, welche, überftrömend, den Zei bildet, in dem ih an 100 große und Eleine Grocodile fonnen. Fakire, welche an demfelben leben, bieten dem Fremden ihre Dienfte an, und fo wie wir uns an den Zeichen in Charlottenbürg ergögen, wenn auf das Läuten der Gioden die Karpfen emportommen, fo erfreuen ſich hier die Fakire an dem Anblicke der Grocodite, wenn auf ih— ven Elagenden Ruf „Ob, Oh!“ die Grocodile aus dem Waffer ge: zogen fommen, ſich, gleich Hunden, zu ihren Füßen legen und zur Fütterung den Rachen aufaefperrt halten. Wir zählten einige viere zig dieſer Thiere, denen wir, nad altem Brauche, einen Ziegen: bot zum Opfer bringen und den Fakiren ein Geſchenk machen mußten, wofür fie unferer bei Mahomed aedenfen wollten. Won diefem widrigen Anblicke uns wegwendend, traten wir unfere Rüde reife an 2.” (Pr. St. 3.) ; Ar erhick De Ueber fcheinbare Blafenleiden bei Nierenkrankpeit. Bon B. C. Brodie Die Blafe kann verfchiedene Krankheitsfumptome dars bieten, deren eigentliche Urfache nicht in diefem Drgane, fons dern in den Nieren liegt. So bringen Steine in den Nie: ten zumeilen Symptome hervor, die nicht in diefen Drüfen fi) zeigen oder auf diefelben fich beziehen, fondern gewöhns lich als Zeichen eines Blafenleidens angefehen werden. Es tritt ein größerer oder geringerer, zuweilen fehr bedeutender Meizzuftand der Blafe ein, melde vielleicht nicht mehr als eine Unze oder anderthalb Unzen Urin zu halten vermag. Der Patient empfindet Schmerzen bei'm Uriniren, welde fib duch die ganze Harncöhre erftreden. Der Harn ift blaß, halb unduckhjichtig und wahrſcheinlich eimweiihaltig. In folhen Fällen finder fih nichts Krankhaftes in der Harn: töhre oder Blaſe, fondern die Nieren zeigen ſich tief dunkel gefärbt in Folge der ſtarken Gefäfinjection, weich und leicht zerreißbar und enthalten zumeilen Eleine feröfe Cyſten. Die von mir beobachteten Fälle beweifen hinlaͤnglich, daß ſcheinbare Symptome von Blafens und Harnröhrenleis den bei Affectionen der Nieren vorfommen können. Nach meiner jesigen Erfahrung jedoch ziehe ich ferner den Schluf, daß eine große Menge von Fällen, welche gewöhnlich unter ber allgemeinen Benennung von „Meizzujtinden der Blaſe“ (irritable bladder) zufammengeworfen werden, felten in- diefe Kategorie gehören; und daß in vielen Fällen, wo die Blaſe wirklich Erankhaft ergriffen ift, dieſes nicht einmal von vorne berein ftattfand, indem das Leiden der Blafe erft eine fecundäre Affection ift, welche ohne vorbergegangenes Leiden der Niere gar nicht eriftict haben würde. Sehr häufig findet man jedoch bei der Unterfuchung der Keiche eine krankhafte Belhaffenheit der Nieren, wo während des Lebens keine Klage in Bezug auf die Blafe und Harnröhre geführt wurde; und bei manden Perfonen finden ſich unzweifelhafte Zeihen von MNierenaffection, waͤh— rend die Sunctionen der Blafe und Harnröhre nicht im Ge: tingften beeinträchtigt find. Es Läßt ſich aber nicht anneh— men, daß nur nach einer Kaune der Natur ein Organ mit den Affectionen eines anderen zuweilen ſympathiſire und zus weilen nicht es fragt fi daher, in welchen Fällen von Nierenleiden fecundäre Affectionen der Blafe eintreten koͤn— nn? Sch habe bereits gezeigt, daß, wenn der Urin mit Säure überladen ift, melde ſich in der Form harnfauren Ammoniums oder als braunes oder rothes Gries zeigt, — oder wenn er alkaliſch ift und Geyftalle von pbosphorfaurer Ammoniaf » Magnefia ablagert, — er als Reiz auf die Theile wirft, mit denen er in Berührung fommt, und daß die Folge davon ein Reizzuftand der Blaſe if. Es ift aber nicht zu ‚zweifeln, daß andere krankhafte Harnfecretio: nen diefelben Nefultate hervorbringen Eonnen, und id bin fehr geneigt, zu glauben, daß dieſes die eigentliche Erklaͤ— tung der Blafenleiden in den Fällen ift, weiche jegt unferer Betrachtung vorliegen. In den Fällen, welche id) zu beob= achten Gelegenheit hatte, war die normale Befchaffenheit des Urins ſtets verändert; gewöhnlich fand eine reichlichere Sccretion ftatt, und die fpecififche Schwere war geringer, als im gefunden Zuftande, wiewohl hierbei Schwankungen ftattfinden und die fpecififhe Schwere wohl bis auf 1,030 ftieg. Lakmuspapier zeigte den Harn leicht fauer und, was ich fpäter zeigen werde, die Neigung alfalifh zu werden, 251 nimmt mit dem Fortfchreiten der Affection zu. Der frifch: gelaffene Urin ift von biaßgelber Farbe, undurchſichtig und teübe; zumeilen fhwimmen Eleine Lymphfloden darin. Setzt man Salpeterfäure zu, oder erhist man den Harn, fo findet reichliche Gerinnung von Eiweiß ftatt. Laͤßt man den Urin eine Zeitlang ftehen, fo findet fi Ablagerung einer undurch: fichtigen Materie und zuweilen von Eiter. Der Urin ift ftets eimweißhaltig, aber in feiner äußern Erſcheinung gänzlich von dem bei der Brightichen Krankheit gelaffenen verſchie— den. Der Eimeißftoff fheint mechanifh fuspendirt und nicht innig mit dem Urine gemifcht und demfelben afjimilirt zu feyn, als ob die Niere fih in einem Zuftande chronifcher Entzündung befinde, aus einer Gruppe von Gefüßen Urin, aus einer anderen Serum oder felbft Eiter ausfcheidend, Diefes ift wahrfchein ich die eigentlihe Natur der Krankheit, wenn fie nun einmal ausgebildet ift, möge fie nun in ih— rem Unfange gewefen feyn, welche fie wollte, und dieſe An— fiht wird ſich dur einige Thatſachen beftätigen, auf die ich jegt aufmerffam machen werde. Die Mehrzahl der auf diefe Meife afficirten Kranken find maͤnnlichen Gefchlehts; viele derfelben fiheinen ur: fprünglich eine ſchwache, fogenannte ferophutöfe Gonftitution gehabt zu haben. Das Uebel ift jedoch keinesweges auf dergleichen Perfonen beſchraͤnkt; es kann in Folge eines lange in der Miere eingeklemmten Steines entftehen; — nicht felten folgt es auf einen Anfall von Gonorrhoͤe, wie wohl ich vermuthe, daß es in der Mehrzahl der Fälle mehr auf die angewendete Behandlung, als auf die Gonorrhöe ſelbſt ſich zurüdführen laffen werde. Sch meine hier die uns zweckmaͤßige Unwendung großer Gaben von Bals. Copaivae und Cubeben, befonders der leßteren, Der Kranke klagt über einen zu häufigen Drang, feinen Urin zu laffen; die Zeit, während welcher er ihn zurüchalten kann, variirt von einer DVierteljtunde big zu einer Stunde. Kin fehneidender Schmerz wird am Blafenhalfe und in der Harncöhre bei’m Ausfließen des Urins gefühlt und dauert noch einige Zeit nachher fort; um die Schaamgegend herum ift fortwährend ein Gofühl von Unbebaglichkeit.e Zuweilen findet ſich ein dumofer, aber felten ein heftiger Schmerz in einer oder bei: den Lenden, zu anderen Zeiten ift gar Fein Schmerz in den Lenden, oder doch nur ein fo unbedeutender, daß der Kranke Eaum daran denkt, davon zu fprechen, wenn er nicht darüber befragt wird. In einigen menigen Fällen fanden fich Lymph— maffen von gallertartiger Gonfiftenz und Ausfeben im Urine, augenfcheinlic von der Niere herkommend. In einem Falle wurde der Kranke, welcher 2 big 3 Jahre hindurch Feine anderen Symptome dargeboten hatte, als einen zu häufigen Drang zum Urinlaffen und Eiterablagerung im Urine, plöß: lich von einem aͤußerſt heftigen Schmerze in den enden und den Hoden überfallen, fo daß ich daraus ſchloß, daß ein Nierenftein fih im Harnleiter herabſenke. Statt deffen je: doch fand fidy bald, nachdem der Schmerz auf einmal aufgehört hatte, im Harne eine folide, faferftoffähnlihe Subftanz von blaßbrauner Farbe, Eegelförmiger Geftalt und durchaus weich, mit Ausnahme des breiteren Endes, wo fie unregelmäßig und gefranf’t war, als wenn fie von einer größeren Maffe 252 abgebrochen wäre. Von dieſer Zeit an dauerte fein Leiden auf diefelbe Weiſe fort, indem ähnlihe feſte Maffen zu verfchiedensn Zeiten noch mehrmals abgingen; in einem diefer Anfälle farb er. Die Section wurde nicht vorge— nommen, aber ih bin der Anficht, daß die unmittelbare Urs ſache des Todes die Retention einer jener fibrinartigen Maf: fen im urether war. Sowie das Uebel fortfihreitet, wird der Kranke ſchwach und abgemagert; fein Ausſehen ift blaß; und er leidet zumeilen an Uebelfeit und felhft Erbrechen mit fortwährendem Gefühle von Müdigkeit und Verdroſſenheit, und ijt weder zu geiftiger, noch Eörperlicher Thätigkeit auf: gelegt. Der Drang, den Harn zu laffen, ift unaufhörlich da, und die durch die Anhäufung deffelben in der Blaſe verurfahten Schmerzen nehmen an Heft'gkeit zu, Sowie dag Allgemeinbefinden leidet, nimmt die Diepofition zu, als Ealifhen Urin aus;ufheiden, und Diele Veränderung iſt der gewöhnliche Vorbote dringenderer Symptome einer Affection der Blafe, melde das voryerücdte Stadium der Krankheit bezeſchnen. Der Urin lagert eine große Menge adhajiven alkalinifhen Schleimes ab, er hat einen fharf ammoniafa liſchen Geruh, aͤtzt die Harnröhre bei'm Durchfließen auf und verurjacht einen heftigen und andauernden Schmerz im hypogastrium, Schon zu Anfang des Uebels wird zu: weilen Blut mit dem Harne entleert, in diefer fpäteren Pe— riode aber ift die Dispofition zu Hämorrhagieen vergrößert, In einigen Fällen ift der Urin gewöhnlich nur leicht mit Blut tingirt, zuweilen findet aber eine Entleerung teinen Blutes ſtatt, welches den qualvollen Zuftand des Patientin bedeutend verfchlimmert, nicht nur in Folge der fich in der Harnröhre anhaufenden Blutcoagula, welche den Durchgang des Urins verhindern, fondern auch durch die Vermehrung der Schwäche eines ſchon vorher gefhwähten Organismus. Der Puls wird Elein und frequent, die Zunge ift troden und braun oder roth und glänzend mit Neigung zur Aph— thenbildung; die Errremitäten find Ealt, und Ddiefe Sym⸗— ptome verfünden gewöhnlich die baldige Auflöfung des Kran— fen. Sm einigen Fällen aber verhält es ſich ganz anders, indem der Kranke faft plößlich, felbft in einem weniger vor— gerücten Stadium der Krankheit, ftirbt. Es ſcheint, daß nicht nur bei diefen, fondern noch bei vielen anderen Nie— tenfranfheiten die vitalen Kräfte fo ſehr gefchwächt find, daß ein zufälligee Umftand, welcher im gefunden Organis— mus nur eine temporäre Störung hervorbringen wuͤrde, bins reicht, dag Leben zu vernichten, Mir ift ſelbſt ein Fall vor— gekommen, wo auf die Einführung einer Bougie ein hefti— ger Schuͤttelfroſt eintrat, die gewöhnliche Meaction nicht ers folgte und der Patient ftarb. Sch habe mehrfah Gelegens heit gehabt, die Krankheitserfcheinungen nach dem Tode zu unterfuchen, wo der Kranke in diefem legten Stadium der Krankheit geftorben war, und wo die Gefhichte des Falles binlänglich zu beweifen ſchien, daß die Niere anfangs allein afficiee war. Eine oder beide Nieren fanden fich vergrößert, ungewöhnlich gefäßreih, von dunfelrother Farbe, weich und leicht zerreißbar, während der Unterfchied zwifchen der Gortis calz und Zubularfubftang weniger deutlich, als unter ges wöhnlichen Umftänden, ausgefprochen war. In diefer krank— 253 haft entartsten Maffe finden ſich zumeilen Ablagerungen von einer gelblihen Subſtanz, einer anfcheinend unorganijir- ten Lymphe, zwifchengeftreut. Die häutige Hülle hängt fer fter mit den umgebenden Theilen, als mit den Nieren felbft, zuiammen. Zuweilen find die Niere und der Harnleiter in eine Maffe fefter, organifirter Lymphe eingebettet, welche alle benachbarten Gebilde umgiebt. Häufig finden ſich dünne bäutige Side von verſchiedener Größe in der Gorticalfubs ftanz, melde nicht Urin, fondern eine feröfe Fluͤſſigkeit entz halten. Abſceſſe finden fih in der Niere von verfchiedener Groͤ— fe, von denen einige fich einen Weg in das Nierenbeden und die Nieremkelche gebahnt haben. In einem Falle war die eine Miere doppelt jo groß, als gewöhnlich und voll von Ablagerungen einer Eifigten Materie, ähnlich der, welche man in feropbuloien Kymphdrüfen finder, an Größe von der ei— ner Erbſe bis zu der einer Pferdebohne variirend. Die an— dere Miere war auf dieielbe Weiſe, nur in geringerer Aus: debnung, entartet, Zuweilen findet fich eine auffallende Mis fung purulenter Materie mit Urin im Nierenbeden und im Harnleiter. Gelegentlich, wiewohl felten, Eommen Abla— gerungen von phosphorfaurer Kulkerde vor, melde an den processus maxillares adhäriren, häufiger find ähnliche Ablagerungen an der innern $liche der membranöfen Baͤlge und Abſceſſe. Die Schleimhaut der Blafe und der Harn— leiter ift in den meiften Fällen durchweg von dunkelrorher Farbe, in Folge der ungemeinen Gefäßverzweigung und bie: tet diefelben Erfcheinungen dar, welche bereits in der Ge— ſchichte der Schleimbhautentzündung befchrieben worden find. In wenigen Fällen jedoch zeigt fih die Entzündung nur ftelfenweife, und wo fie vorfommt, ift die Schleimhaut ule cerirt. Dieſe Gefhmwüre kommen vorzüglib an der Mün: dung des Harnleiters vor, deffen aͤußeres Ende einen Eleinen warzenähnlihen Vorfprung im Mittelpuncte zeigt. Wenn der Patient diefes Stadium der Krankheit überlebt, fo ver: breitet ſich die Ulceration der Schleimbaut, bis fie sinen großen, Theil der inneren Dberfläche der Blufe einnimmt. Diefe fecundären Uebel beſchraͤnken fich aber nicht auf die Blafe, und ich habe Fälle gefehen, wo Abfceffe und Ges fhwüre der Vorfteherdrüfen ſich augenſcheinlich auf denſel— ben Urfprung zurüdführen ließen. Zur Behandlung foldyer File wird hauptſaͤchlich Schrö- pfen in der Mierengegend, Blafenpflafter, Fontanelle oder Setaceen ebendafelbft und innerlih Aqua Potassae (wenn der Urin mit Harnfäure überladen ift) oder Dec. Uvae Ursi, — Budublätter — md falzfaure Eifentinctur empfohlen. (Brodie on the urinary Organs. ©, 131 bis 138.) Ein neuer Fall von Eindringen der Luft in die vena jugularis interna bei Exſtirpation einer frebsartigen Gefchwulft am Halfe. Von Herrn Borre (im Hoſpitale von Boulogne). Joſeph Morel, 58 Jahre alt, in das Hofpital im Anfange des Octobers 1842 aufgenommen, hat an ber lins 254 Eon Seite des Halfes eine harte, nicht zufammendrüdbare, Enotige Geſchwulſt, welche mit breiter und menig beweglis her Baſis auffist, von der clavicula 18 bis 20 Milli— meter entfernt ift und fid auf der andern Seite bis zur ineisura semilunaris erftredt in dem Raume zwiſchen dem Schildknorpel und dem m. sterno-cleido-mastoideus. Die Gonfiftenz der Geſchwulſt, die Stiche in derfelben und das Allgemeinbefinden des Patienten ſprechen für ihre ſcirr— hoͤſe Natur. Der Kranke ift durch den Schmerz und häus fig wiederfehrendes Bluterbrechen fehr geſchwaͤcht; das Uebel ift von fehr großer Bedeutung und nur die Entfernung der Geſchwulſt verfpricht Nettung. Ich entfchließe mic, fie zu verfuchen, obwohl ich mir nicht die Gefahren, welche fie mit fi führt, verhehlen Eann, Sonnabend den 29, October unternahm ich die Oper ration. Nachdem der Kranke in horizontale Lage gebracht war, den Kopf nad Rechts gewendet und durch Gehülfen hinreichend fixirt, legte ich die Gefhmulft in ihrer ganzen Ausdehnung dur einen Kreuzfchnitt bloß, und präparirte dın Lappen theils mit dem Scalpelle, theild mit den Binz gern, zurüd. Mit Leichtigkeit trennte ih nun die Geſchwulſt von den darunterliegenden Theilen los; die Gefäße wurden fogleih unterbunden, der Biutverluft war unbedeutend; Die Operation ging vafch vor ſich, und der Kranke ertrug fie ſtandhaft; fehon glaubte ich, dem Ende nahe zu feyn, als in dem Augenblide, wo ih den Schnitt madte und bie Geſchwulſt, welhe nur noch an einem ſchmalen Stiele feit- hing, in der linken Hand gelinde gegen mich anzog, um bie Ausfhälung zu erleichtern, von der Wunde bis zum Herzen bin ein eigenthümliches Geraͤuſch hörbar wurde, eine Art von Gluck⸗ Glud, ein Geräufh, welches man unmöglich verfennen Eann, fobald man es einmal gehört hat. Zu gleicher Zeit erbleichte der Operitte, die Nefpiration wurde beſchleunigt, er ftieß einen Elagenden Ton aus und rief: ic fterbe! — und kaum war eine Minute verftrihen, fo war er todt. Der Stationshirurg, welcher mir affillirte und ich felbft, hatten, fowie wir jenes Geräufh vernahmen, die Bedeutung deffelben eıfannt; aber der Tod trat mit folcher Blitzesſchnelle ein, daß Feine Hülfe geleiftet werden konnte. Sch hatte kaum Zeit, den Finger auf's Gerathewohl auf die Wunde zu legen, um das verlegte Gefäß zu comprimis ten, da ich e3 vor dem mit. Luft vermifchten Blute, von welchem es bededt wurde, nicht unterfcheiden Eonnte; als ich hernach, in einer Aufregung, die nur Die begreifen koͤn⸗ nen, denen Achnliches vorgefommen ift, den thorax zu comprimiren verfuchte, war dag Leben ſchon entflohen. Ich muß noch bemerken, daß fünf bis fehs Minuten hindurch, nachdem das eben erlofchen war, wir ein Hinz und Herz firömen in der rechten vena jugularis bemerften. Unterfubung der Leiche, vierundzwanzig Stunden nad) dem Tode: Die Glieder find fteif; feine Epur von Faͤulniß im unteren Theile der Wunde. An der v. jugularis interna, ungefähr zei Gentimeter von der v. subelavia, bemerkt man eine Deffnung, melde fid an der Seite befindet, an welcher diefe Vene mit der Gefhmulft in Verbindung fteht. 255 Diefe Deffnung hat eine Ausdehnung von 6 bis 8 Milli meter; fie ift laͤnglich und Elaffend. Wenn man die Vene von Unten nah Oben comprimirt, fließt Blut aus, welches mit vielen Luftblaſen gemiſcht ift. Nah Entfernung der vordern Bruſtwand collabirten die Lungen nicht; fie füllen genau die beiden Seitenhöhlen der Bruft aus, und bei'm infchneiden tritt eine große Menge fhaumigen Schleims hervor. Die rechten Herzhoͤh— len find ausgedehnt ; fie fallen auf angewendeten Drud zus fammen, während zu gleicher Zeit Blut, mit Xuftblafen ges mifht, aus der v. subelavia austritt, weiche bei der Section der Bruftwandung geöffnet worden war. Das techte Herzohr, fowie der rechte Ventrikel, enthalten eine Menge Luftblafen, mit Blut gemifcht, welches flüffig und von weit weniger dunkler Farbe ift, als es das Venenblut fonft zu ſeyn pflegt. Die v. cava superior, die vv. subelaviae, axillares und brachiales enthalten auch flüfffges, mit einigen Luftblafen gemifbtis, Blut. Die Gefaͤße an der converen Seite des Gehirns zeigen von Stelle zu Stelle ſehr deutliche Kuftblafen, welde durch die dünnen Gefäßhäute hindurch leicht unterfchieden werden koͤn— nen. Die Hirnböhlen enthalten weder Biut, noch Luft. Der linke Ventrikel ift bluts und luftleer; die aorta zeigt nah dem arcus bin, einen leihten Schaum von hellcotber Farbe, woran man das Vorhandenſeyn von Luft erkennt, Diefelbe mit Luft gemifchte Flüffigkeit findet man aud in den art. iliacae. Aus den angegebenen Thatfachen glaube ich, zu Eönnen: 1) daß die directe Urfache des Todes die Verlegung der v. jugularis interna war, melde Luft in die Circu— lationswege eintreten ließ; ) daß die Verlegung diefer Vene, deren Wundraͤnder durch die mit derfelben zufammenhüngende Gefchreulft aus: einandergezogen wurden, die Lage des verlegten Gefäße: in der Nähe der Bruft, der Schwähesuftand des Kranken, der, wie ic) oben bemerkt habe, wiederholte Unfälle von Blut— brechen gehabt hatte, in diefem Falle das Eindringen der Luft begünftigten ; 3) daß, nach den Ergebniffen der Section, die Urfache ded raſchen Todes in der plöglichen und faft gleichzeitigen Stodung der Girculation, der Nefpiration und der Inner— vation lag; R fchließen 256 4) endlih, daß das Eindringen der atmofphärifchen Luft ın das Blutſyſtem, befonders bei'm Menfchn, eine tödtlihe Wirkung bervorbringt, indem weder bei einem der zahlreichen Verfuche des Herrn Amuffat, noch bei denen der Herren Nyſten und Magendie, der Tod fo plöslich eintrat, als in dem von mir oben erzählten Falle. (Ga- zette des Höpitaux, Nov. 3. 1842.) Miscellen Ueber Gebärmutterfenftungen faat Dr. Ollivier d'Angers in einer Brofhüre, dag man Erfchlaffuna, Senkung und Verfall des uterus unterfcheiden müfe; das erfte in Kolge einer Erfchlaffung der Bänder, das zweite in Folae eins Druks kes von Dben auf die Gebärmutter und das dritte in Folge von Gewichtszunahme duch Anfdywellung des Organs. Er erklärt ſich deswegen bei den Vorfällen geaen die Peſſarien und bezeichnet als die einzig vatonelle Behandlung die Heilung der Anfchwellung, movon er vier Arten annimmt: 1) entzündliche, 2) congeftive, 8) bämorrbaaifch congeftive, 4) Indurationsanſchwellungen. (Essai sur le traitement rationel de la descente de l’uterus et sur les alfect. les plus comm. de cet organe par le Docteur Olli- vier d’ Angers.) 5 Ueber den Einfluß der Maaßregeln gegen Ber breitung der syphilis in Belgien bat Herr Vleminks bei dem wiffenfchaftiihen Congreffe zu Strasburg über die Außerft aüunftigen Erfolge diefer Maaßregeln Mittheilungen gemadt. Sn wenigen Sabren hat danach der Gefundheitszuftand der Population eine gänzlihe Umänderung erlitten; eine Garrilon von vierr bis fünftaufend Mann zu Brüffel bat jegt Faum eine Mittelzahl von funfzebn bis zwanzig Syphilitifchen, was in Kranfr:ich ſehr vers ſchieden jeyn fol, wo alle Militärfpitäler eine Menge Syphilitiſcher enthalten follen. Gihtifhes Secret aus der DHandfläde. Dr. Petit beobachtete, nach dem Journ. de Pharmacie et de Chimie med., bei einem 56jährigen Manne, der feit feinem vierundziwanzigften Sabre an gicrifhen, rothen Sedimenten im Urine und häufigen Gichtanfällen litt, daß ſich nach heftigen Paroxysmen eine zäbe weiße Maffe in der Hantfläche zeigte, in der das Mikroſkop durck— ſichtige Kryftalle und die chemifche Anatyfe viel Albumen, etwa & Milch- und Phorphorfäure, Kochſalz und phorphorfauren Rat, ſowie deutliche Spuren barnfauren Natrong, erkennen ließ. Ein Trichocephalus affinis tft, nad dem Monthly- Journ. of med. Science , May 1842, in Fort Pitt bei der Section eines Eoldaten gefunden worden, der an einer brandigen angina tonsillaris aeftorben war. In der beträctlidy angefchwollenen und brandigen linfen Mandel fand ſich jener Eingeweidemurm, welcher bisjest noch nicht bei'm Menfchen gefunden worden war. Lefeleaoe sn Sea eig. sale s2 uno nn U U0 Do a un DU De 5 Bibliographische Recherches sur le Developpement des os et des dents. Par P. Flourens etc. Paris 1843. 4. Mit 23 Tafeln. Traite d’anatomie descriptive. Par J. Crwveilhier, 2, edit. Tome I. Paris 1843. 8. Les bains de Brousse en Bithynie (Turquie d’Asie), avec une vue des bains et un plan des environs de Bivusse. Par C, Neuigkeiten. A. Bernard, Dr. en med. et chir., Directeur et Professeur etc, a l’ecole imperiale de medecine de Galata-Sereil. Paris 1842. 8. Therapeutic Manipulation: or a successful Treatment of va- rious Disorders of the human Body, by Mechanical Applica- tions. By Govert Inde Beton. London 1842, — — — ——— Menue Üotizen aud dem Gebiete der Hatur- und SDeilkunde, geiommelt und mitgetheilt non dem Ober Medieinalraite Froriep zu Weimar , und dem Medicinalratbe und Profeffior Froriep yu Berlin, N? 523. (Nr. 17. des XXIV. Bandes.) December 1842, Gedruckt im Landes =» Fnduftrie Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr., des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Tafel fhwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. 1 7 A Re 3 Ueber Nebelfterne und Nebelfleden. Bon Arago. Mit diefen Namen bat man bekanntlich trübe Stellen belegt, welche die Aftronomen in allen Gegenden des Him— mels entdeckt haben. Diefe Sleden fcheinen von zwei durchs aus verfchiedenen Urſachen herzurühren, über die wir ung hier einigermaaßen verbreiten werden. Die Sterne find am Firmamente höchft ungleich ver: theilt In gewiffen Regionen fieht man deren ein Ge: wimmel, während man in andern große Raͤume mit dem Auge oder dem Fernrohre durchwandern kann, ohne einen einzigen zu entdeden. Diefer Mangel an Gleichförmigkeit in der Ausftattung des geftinten Himmels ift erft in unfes ter Zeit genau beachtet worden, und man ift auf diefe Weiſe zu hoͤchſt wichtigen Folgerungen Über die Anordnung des Meltalls gelangt, mit denen wir uns alsbald befchäfti- gen werden, Gegenwärtig fell indeß nur von gewiffen los calen und fehr wenig ausgedehnten Anhäufungen von Sters nen, 3. B., den Plejaden, dem Haufen, von welchem 8 des Schiffes umgeben ift, demjenigen, den man im Sterns bild des Krebfes entdecft hat, und der den Namen Prae- sepe (die Krippe) führt, zc. 2c., gehandelt werden. Kurzfihtigen Perfonen erfcheinen die Plejaden als eine verworrene Fichtmaffe; allein fobald man mittelft eines nicht vergrößernden Fernglafes, oder auch nur einer Brille, das Sehen verdeutlicht, unterfcheidet man die Hauptfterne dies fee Gruppe, jeden befonderd. Die Plejaden find alfo nur für Eurzfichtige Beobachter, die ſich Eeiner Brillen bedienen, ein Mebelfleden. Da bei der Gruppe im Krebfe die vers fehiedenen Sterne dichter beifammenftehen, fo fann fein Menſch mit unbewaffnetem Auge diefelben einzeln erkennen ; das von einem der Sterne auf die Netzhaut fallende Licht vermifcht ſich mit dem, welches von den benachbarten Ster- nen ausgeht, fo daß Alles eine verworrene Lichtmaffe bildet. Nimmt man dagegen ein, wenn auch nicht fehr Eräftiges, Ao. 1023. Re en Di Teleffop zur Hand, fo mird das Bild jedes Sternes be— deutend concentrirt und trennt fich auf diefe Weiſe von dem der benadhbarten Sterne, fo daß die Lichtmaffe den Charac— ter der Verworrenheit verliert, vermöge deſſen allein diefe Anfammlung von Sternen, im firengern Sinne, zu den Ne: beifternen zu rechnen wären. Um zu diefem Nefultate zu gelangen, genügte alfo bei den Plejaden eine bloße Brille und bei der Gruppe im Krebfe ein ſchwaches Fernrohr. Es giebt aber andere Stern- haufen, deren Auflöfung oder Trennung nur mit den beften Zeleffopen und bei fehr bedeutenden DVergrößerungen gelingt. Das Licht, welches bei Vergrößerungen von 50, 100, 150, 200 noch verworren war, läßt ſich vielleicht bei foihen von 500, 1,000 ꝛc. in einzelne leuchtende Puncte auflöfen. Auf diefe Weife gelang e8 Herfchel’n, die mei» ften Nebeifterne, welche Meffier, dem weniger Eräftige Zeleffope zu Gebote ftanden, für unauflöslich hielt und Ne= beifleden ohne Sterne nannte, als Sternhaufen zu er: fennen. Befchaffenheit der Nebelfleden. Die beträchtliche Zahl der Nebelfleden, welche, durch gewöhnliche Fernröhre gefehen, als leuchtende Woͤlkchen ers ſchienen, und deren Auflöfung Herfchel mittelft feiner zehn, zwanzig= und vierzigfüßigen Zeleffope gelang, führte diefen großen Aftronomen anfangs zu einer allzugewagten Genera— liſirung. Mehrere Sabre lang behauptete er, alle Nebel: flecken ſeyen Sternhaufen, und zwiſchen den fiheinbar ver— fehiedenften Nebelfleden finde eigentlich Fein Unterfchied, als eine ungleiche Entfernung von der Erde und eine ungleiche Zufammendrängung der Sterne flatt. Auf diefe Meife trat er in directen Widerſpruch mit der Anfiht Lacaille's, der bei feiner Rückkehr vom Vorgebirge der guten Hoffnung in den Denkſchriften der Parifer Academie der Wiſſenſchaf— ten vom Sahre 1755 ſich folgendermaafen ausgeſprochen hatte: „Es ift nice gewiß, daß die weiße Farbe diefer Stellen (dev Wolken der Magellan- und die weißen Stellen 17 2359 der Milchſtraße), wie man allgemein glaubt, dadurch entſtehet, daß die Sterne dort gedrängter ſtehen, als an andern Zheilen des Himmels; denn, jo genau ich audy die am fchärfiten begraͤnzten uͤmriſſe der Milchſtraße oder der Wolfen des Magellan betrach- ten mochte, fo Eonnte idy doch mit dem vierzchnfäßigen Zelefkope dafelbft nur einen weißen Grund erkennen und dort ebenfowenig Sterne unterf&eiden, als da, wo der Grund des Himmels dunkel war.“ Die genaueiten und mit völig unpartheiiſchem Sinne ans geftellten Beobadytungen Herfchel’s bewogen diefen, fpäter feine Meinung zu ändern. Zn einer Denkſchrift vom Jahre 1771 fagte er bereits: „Es giebt Nebeifleden weiße Stellen), die nicht aus Sternen beftehen.” Und fobald Herſchel einmal zu der Anſicht gelangt war, daß im Dimmelsraume zahlreiche Anhäufungen von zerftreuter leuchtender Materie eriftiren, cröffneie ji) vor ihm ein neues Feld der Forfhung, welches er mir der größten Beharrlich- feit nach allen Seiten hin auszubeuten bejtrebt war. Die Zahlung der Nebelflecken hatte nun nicht mehr den ihr vorher angewirfenen befchränkten Zweck, nämlich den beobachtenden Aftconomen vor Unficherheit und Srrthümern zu bewahren; zu verhindern, daß cin Comet bei feinem erften Erfcheinen nicht mit einem der unbewegli— hen Nebelfleten verwechfelt werden Fönne, denen er anfangs im Anfehen und in der Geftatt fo fehr gleicht. Man begreift nuns mehr vollkommen, daß die Firjterne, die Planeten, die Zrabanten und Gometen nicht die einzigen Genenftände feyen, welche dir Auf— merffamteit der Aſtronomen in Anfprud zu nehmen hätten. Die nichtverdichtete, wenn ich mid fo auedrüden darf, dem Elemen— tarzuftande am Nachſten kommende Weltmaterie ſchien der Beach— tung nicht minder würdig, Und mußte ven irgend einem philoſo— pbilhen Syſteme huldigenden Geiſtern ſich als eine reiche Funde grube von Entdedungen darftellen. Gefhichtlihe Weberfiht der Entdeckungen der MNebelfleden. Der erfte N.velftern, deffen in den Annalen der Aftronomie Erwähnung geſchieht, ift derjenige in dem Sternbilde Andromela, Er ward von Simon Marius im Jahre 1612 beobachtet. Die: fer Aſtronom verglich das Licht des Nebelfleckens in der Andromeda mit dem einer brennenden Kerze, die man durch eine Dornplatte betrachtet. Der Vergleich ift allerdings ziemlich truffend. Seit Mariue’s Beobahtung verſtrich faft ein halbes Jahrhundert, bie Huygens im Jahre 1656 den großen Nebelflecken im Drion ent- dedte. Im Jahre 1716 ftellte Halley eine Zählung der damals bekannten Nebelflecten an, deren nur ſechs waren, nämlich außer den beiden bereits erwähnten, einer, deffen Entdedung Halley dem Abraham Ihle zuſchrieb, der indeß ſchon vor 1655 von Delvetius bemerkt worden warz cr ſteht zwifchen dem Kopfe und dem Bogen des Schügen ; ferner der Nebelfleden im Centau— ren, den Halley im Jahre 1677 auffand, als er am Cataloge der Sterne des ſuͤdlichen Himmels arbeitetez dann die Nebelflecken in der Nähe des rechten oder nördlichen Fußes des Antinous, den Kirch 1681 zuerft beobachtete; endlich ein ebenfalls von Halley aufgefundener Nebelflecken im Hercules in der von & bis n Bay: er’8 gehenden geraden Einie. Während feines Aufenthaltes auf dem Borgebirge der guten Hoffnung, beftimmte Cacaille die Lage von vierzehn Nebelfleden, in denen er mit feinen unvollkommenen Snftrumenten «nichts Deut« liches erkennen Eonnte, fowie von vierzehn andern, die ſich mitteljt derfelben Teleſkope in Sterne auflöfen ließen. Wenige Sabre fpäter kannte man fchon bedeutend mehr Nebelfleden. Der, der Academie im Jahre 1771 vorgelegte und mit einigen Zufägen in die Connaissance des Temps vom Fahre 1783 aufgenommene, Meſſier'ſche Catalog enthielt bereits achtundfechezig Nebelfleden, zu denen die achtundzwanzig des Lacaille zu rechnen find, fo daß damals im Ganzen fechsundneunzig bekannt waren, Einen ho— ben Auffhwung nahm diefer Zweig der Wiffenfhaft aber, ſobald Herſchel mit feinen mädtigen Snftrumenten, feinem Scharffinne, feiner beifpiellofen Beharrlichkeit in diefe Bahn trat. Sm Jahre 1736 machte diefer gelehrte Aftronom im 76. Bande der Philoso- phical Transactions ein Verzeihniß von Eintaufend Nebelflek: ten oder Sternhaufen bekannt, und fhon drei Sahre fpäter erfchien von ihm ein zweiter Catalog, welcher, zum großen Erftaunen der 260 Aftronomen, nicht weniger Rummern enthielt, als der erfte. Das rauf folgte im Jahre 1802 ein dritter, welcher fünfhundert neu= entdeckte Nebelfleden enthieit, fo dag Herfchel im Ganzen 2,500 Nebeifleden entdet bat. Die Größe diefer Zahl ift übrigens, wie wir bald fehen werden, bei diefer gewaltigen Arbeit noch das ger ringfte Verdienſt. —X Zerlegbare oder auflößbare Nebelflecken. Geſtalt derſelben. Die Nebelflecken, ſelbſt diejenigen, weiche dieſen Namen eigents lich nicht verdienen, d. h., ſolche, die ſich mit kräftigen Teleſkopen in Sterne auflöfen lajfen, zeigen ſich unter fehr mannigfaltigen Formen. Manche find fo lang und ſchmal, daß man fie beinahe für einfache, gerade oder gefchlängelte, leuchtende Rinien halten koͤnnte; andere find fächerförmig und gleihen dem Strahlenbüfcel, der von einem ſtark clecrrifchen Puncte, ausgeht. Wei diefen haben die Umrijfe durchaus Feine regelmäßige Begraͤnzung, fonft würde man dın Schweif eines Gometen, nebft deffen Kerne, vor ſich zu fehen glauben. Wir wollen die Formen dır Nebeifleken nun näs ber in’s Auge faffen, Kreisförmige Nebelfleden. Die Kreisform ift diejenige, welche man bei den auflörlichen Nebelflecken am häufigften trifft. Herſchel hat ſich ganz fpeciell mit der Unterſuchung diefer runden Nebeifleken befaßt und aus feinen Beobachtungen wichtige Refultate abgeleitet, von welden ich hier einen genauern Begriff zu geben verfuche- Die Kreisform it nur eine fchrinbare, und die wahre Geftalt muß die Kugelform feyn. Dieß ergiebt fih klar aus einer Beob— achtung, deren ich alsbald gedenken werde, Im Allgemeinen fcheinen die Sterne, aus denen dergleichen Rebelflecken beftehen, ziemlich dieſelbe Größe zu beſitzen ). Cie find? um den Mittelpunct der Kiaur völlig regelmäßig vertheilt; auch it der Glanz in gleichen Abjtänden vom Mittelpuncte nad) allen Richtungen durchaus derfelbe, Man denke jich einen ſphaͤriſchen Nebelfledten, in welchem die Sterne im Mittelpuncte, an den Rändern 2c., überall gleichweit voneinander abftehen, in fehr großer Entfernung, fo wird deffen Zuſammenſetzung ſcheinbar eine andere ſeyn. Wenn ein Geſichts— ſtrahl den Rebelflecken in der Mähe des Randes fchneidet, fo wird der Abitand von dem Eintrittspuncte bis zum Austrittspuncte vers greihungsweife fehr kurz ſeyn und der Strahl folglich verhältniß: mäßig an wenigen Sternen vorbeiſtreichen. Jemehr ſich der Ge: fihtsftragt dem Mittelpuncte nähert, defto Länger ift deffen Weg durch die Kugel und auf defto ‘mehr Sterne muß er daher treffen, und das Marimum wird in Betreff desjenigen Strahls ftattfinden, der durch den Mittelpunct der Kugel freicht. Die ftufenweife Zunahme der Licht Intenfitäten von dem Rande bis zum Mittelpuncte, die man an allen fcheinbar Frei: formigen Nebelfleten beobachtet, läßt ſich demnad) als ein augen: fälliger Beweis für die Kugelgeftalt der Sterngruppen be: trachten. *) Obgleich ich es mir hier im Allgemeinen zur Regel gemacht babe, nicht aus Quellen zu fhhöpfen, die aus einer fpätern Zeit, als der William Herfhel’s, herrühren, fo Eann ich doch der Verfuchung nicht wiberftehen, hier zweier merkwür: diger Beobachtungen Sohn Dunlop's gu gedenken. Diefer Aftronom beobachtete, während feines Aufenthalte zu Para— matta in Neubolland, bei 11 Stund. 29 M. 20 ©. Rectar feenfion und 29° 16’ Abftand vom Sübpole, einen auflögbas ren Nebelfleden von 10° Durchmeffer, in welchem drei vothe und ein gelber Stern, mitten unter einer Unzahl von weis gen Sternen , in der ihrem Lichte eigenthuͤmlichen Weife, funs Eelten. Ein andermal beobachtete er mit feinem fehr Eräftigen Teleſkope, bei 18 Stund. 49 M. 5 ©. Rectafcenfion und 58° 10’ Polarabftand, einen Nebelfleen von 31‘ Durchmeſſer, welcher durchaus aus bläufihen Sternen beftand. 261 Diefe Betrahtungen laffen fih Leicht weiter führen, Wir har ben foeben daran erinnert, daß die in eine Kugel fallenden Theile der Gefichteftrahlen vom Rande nach dem Mittelpuncte zu immer größer werden. Wenn die Kugel nun mit gleichweit voneinander abftebenden Sternen gefüllt ift, fo wird die Länge jener Abfchnirte der Gefichteftrahlen der Zahl der von ihnen getroffenen Sterne pro— portional feyn; fie weuden das Maaf der Intenſitaͤt des Lichtes aller Regionen des Nebeljterns vom Rande bis zum Mittelpunete darjtellen. Man denke jih nun @inien, die miteinander ziemlich parallel ftreihen, durch eine Kugel gezogen. In der Nähe des Randes wird ſich die Länge diefer Rinien fehr ſchnell, in der Nähe des Mittelpunctes dagegen fehr lanafam verändern, Der Nebelſtern würde alfo in der Nähe bes Randes feinen Glanz von einer Stelle zur andern fehr ſchneil, in der Nähe des Mittelpuncer tes dagegen ſehr langfam verändern, Allein man bemerkt gerade das Begenrheil. Die Dppothefe, von der wir ausgegangen find, ift alfo, ftrenagenommen, nicht richtig ; unfere Annabme, daß der gegenfritige Abjtand der Sterne in allen Theilen der Kugel der: feld: fey, war falſch. Die ſchnelle Verftärkung der Intenfirät des Lichts nah dem Mittelpuncte zu, das Vorhandenfeyn einer Art von leuchtendem Kerne in diefem Mittelpuncte felbft beweifen, daß die Sterne dort dichter ftehen, als irgendwo anders. Die Refuls tat ift an ſich und wegen feines allgemeinen Vorkommens wichtig. Man bat cs als einen Beweis von dem Vorhandenfeyn einer Kraft zu betrachten, welche von allen Seiten auf das Zufammendrän= un der Materie des Nebelfledins nad) deffen Mittelpunete hin wirft. Don der Zahl der im einigen kugelfoͤrmigen Nebelflecken enthaltenen Sterne, Es würde unmöglich ſeyn, die Sterne, aus denen aewiffe Eus gelförmige Nebelflecken befteher, genau zu zählen; indeß läßt ſich deren Zahl doch innerhalb gemiffer Grängen beftimmen. Indem man den Winfelabftand der in der Nähe des Randes befindlichen Sterne ermittelte, wofelbit fie nicht übereinandergreifen, und zu: gie den Durchmeffer der ganzen Gruppe maaß, bat man fich berzeugt, daß ein Nebelflecken von etwa 10 Minuten Durchmeſ— fer, deffen fcheinbarer Flaͤchengehalt kaum ein Zehntel von dem dır Mondfcheibe beträgt, nit meniger, als zwanzigtaufend Sterne enthält. Die dynamiſchen Bedingumaen, durch welche die unbegrängt lange Inftandhaltung eines folhen Bienenſchwarmes von Sternen ermöglicht wird, find ſchwer zu begreifen. Nimmt man an, das ganze Spftem befirde ſich im Zuftande der Ruhe, fo müffen die Sterne endlich auf einen Haufen ftürzen. Schreibt man ihm eine drehende Bewegung um eine und diefelbe Axe zu, fo wird ein Zufammenftoß unvermeidlich. Ueberdem ift a priori nicht erwiefen, daß fich diefe Eugelförmigen Sternſyſteme immer und ewig in dem Zuftande erhalten koͤnnen, welden wir gegenwärtig an ibnen beobachten. Von den ducchbrochenen oder ringfoͤrmigen Nebelfleden. 3u den Guriofitäten des Firmaments rechnete Herſchel einen, bereits unter Nr. 57. in den alten Gatalog der Connaissance des Temps eingetragenen Nebelfleden, an welchem indeg Meffier und Mechain mit ihren Schwachen Kernröhren weder die ringför: mige Geſtalt, noch befondere Sterne entdeckt hatten. Diefer Nebelflecken ift, in der That, ein etwas elliptifch ges formter Ring von Sternen, In der Mitte deffelben ſieht man ein ſchwarzes Roh. Die beiden Aren verhalten fi, wie 83 : 100. Das dunkle Loch befindet ſich ungefähr bei der Hälfte der Durch— meffer des Nebelfleckens. Die Nebelfloden find nicht über alle Gegenden des Himmels gleichförmig vertheilt. Gleich Anfangs, als Herfchel an das Studium der Nebel: fleden ging, machte er die intereffante Bemerkung, daß fie, in der Regel, Schichten bilden. Cine diefer Schichten iſt unaemein breit und faft fenkrecht zu der Milchftraße aerichtet, Es ift dieß die Schicht, in der fich der große Wär, die Cassiopeia, das Haar 262 ber Berenice und dic Jungfrau befinden, Mitten in einer der fraaliyen Schichten beobachtete Herſchel binnen 36 Minuten nicht weniger, als cinunddreißig völlig deutliche Nebelflecken. Von den Nebelfleden, in ihren Beziehungen zu den umges benden Raͤumen betrachtet. Die Räume ver und hinter den einfachen Nebelfleden, umſo— mehr den Gruppen von Nebelflecken, enthaltın, in der Regel, we— ng Sterne. Herſchel fand dieß Geſetz conftant. Er pflegte daber jedesmal, wenn lange Zeit kein Stern, in Folge der Dre: bung des Himmels, in das Geſichtsfeld des Zeleffops eingetreten war, zu feinen Gehülfen zu fagen: ‚Nehmen Sie die Feder zur Hand, es werben batd Nibeifterne kommen.’ Die an Sternen drmften Raͤume des Firmaments liegen in der Nähe der am ſtaͤrkſten mit Sternen befegten Nebelz fleden. Sm Körper des Skorpions befindet ſich ein 4 Grad breiter Raum, in weldem fein Stern fidytbar if. Am weftlihen Rande diefer gewaltigen dunkeln Cüde liegt der im Gata!og der Connais- sance des Temps unter Nr. 80 aufarführte Rebelflecken, der, nach Herfchel, einer der Sternhaufen ift, welcher die größten und am dichteften geftellten Sterne darbieret. Diefelbe Erfcheinung erneuert fih in der Nähe der Nr. 4 des Gatalogs der Connaissance des Temps. indem auch diefer Nebel— fleten am weitlichen Rande eines von Sternen entblößten Raus mes liegt. Wir wollen diefe Thatfachen mit der Beobachtung zufammen- halten, daß nad) dem Mittelpunete der kugelfoͤrmigen Nebelfleden bin die Sterne fehr dicht zufammengedrängt find; ferner mit der, die ung darüber belehrt, daß diefe Himmelsförper offenbar einer gewiffen Goncentrationsfraft unterworfen find, und wir werben geneigt werden, mit Herfchel anzunehmen, daß fich die Nebels flecken in manden Fällen durch einen, viele Sahrbunderte nacheine ander fortgeaangenen, Proceß auf Koften der früher zerftreuten Sterne gebildet haben, die urfprünglich den umgebenden Theil des Weltraumes einnahmen, und das Vorhandenfeyn verddeter Strek⸗ Een im Weltraume wird uns auf diefe Weife begreiflich werden. Nebelfledenmateri. Mir wenden uns nun von den, mit Hülfe von mehr oder we— niger Eräftigen Zeleffopen in Sterne zerlegbaren Nebelfleden zu denen, bei welchen eine folche Auflöfung bisher noch nicht aelungen ift, und denen man eine homogene leuchtende Maffe, die fich hier und da im Weltraume angefammelt hat, zufchreiben möchte. Die leuchtende Materie nimmt im Himmelsraume fehr bedeutende Regionen ein. Herſchel madte im Sabre 1811 eine Lifte von zweiundfunf- zig nicht auflösbaren Nebelfternen befannt, unter denen ſich welche befinden, die bis 4° 9’ Durchmeffer haben. Die fcheinbare obers flächliche Ausdehnung eines einzigen darunter ift bedeutender, als die von neun Kreifen unter 1° Durdmeffer. Das ſcheinbare Areal aller zufammengenommen beträgt 152 folder Kreife, d. i. ungefähr z%oftel der Gefammtoberfläche des Firmamınte. Die großen leuchtenden Flecken haben feine regelmäßige Geſtalt. Die Formen der ſehr großen homogenen Nebelflecken ſcheinen mir durchaus an keine Regel gebunden. Es giebt deren mit ge— radlinigen, krummlinigen und aus beiden Arten von Linien zufams mengefegten Umriffen. Gewiſſe Flecken find auf der einen ©eite fcharf begränzt und wie abarftust, während fie auf der andern alls mälig in die Farbe des Himmels übergeben. Manche fenden lange Arme aus, und im Innern anderer bemerft man große dunkle Räume. Alle pbantaftifchen Formen, welche die von widrigen Wins den gepeitfchten Wolfen annehmen, finden ſich am Firmamente bei den nicht auflösbaren Nebelfleden wieder, 17” 263 Die niht auflösdarcı Nebelfleken mit rundlichen Kormen bes fisen, im Vergleiche mit andern, feine bedeutende Größe. Zuwei— len, und diefer Umftand verdient alle Beachtung, bemerkt man zwiſchen zw.ien diefer runden fcharfbegrängten Nebelflecken einen fehr zarten Nebelfaden, welcher von einem zum andern übergeht und gleihfam von deren gemeinfhaftlihem Urfprunge Zeugniß ablegt. Vom Lichte der Achten Mebelfleden. Die aus Sternen beftehenden Nebelflecken jind lange als ächte Nebeiſterne betrachtet worden, daher man nicht erwarten darf, zwifchen dem Lichte diefer beiden Arten von Geſtirnen ſehr auffalz ende Unterfhiede zu entdecken. Die aus einer homogenn, ununs terbrochen leuchtenden Materie beftehenden Nebeliterne haben indeß ein eigenthümliches Anfehen, welhes ſich zwar nicht wohl befhreis ben läßt, das indeß fhon den erſten Beobachtern, welche den Himmel mit guten Fernröhren zu unterfuchen vermochten, befonz ders aufgefallen it. So ftand, z B., Halley nicht an, das Licht ver Nebeifterne im Orion und in der Andromeda von einer ganz befondern Urſache abzuleiten, indem er fagt: „In der Wirklichkeit find diefe Fleen nichts Anderes, als das aus einem, in den Re— gionen des Aerhers befindlichen, gewaltigen Raume, der mit einem bomogenen, felbftleuchtenden Medium erfüllt ift, ausftrahlende Licht“ *). “ en fpricht fi ebenfo beftimmt aus; er kann das Licht der Nebelfterne nicht für dasjeniae eines Sternhaufens anerkennen, und wirft fogar die von alten Phyſikern verteidigte Frage auf, ob nicht etwa jenfeits der Sphäre der entfernteften Sterne eine durchaus leuchtende Region, ein feuriger Himmel, vorhanden ſey; und ob die Nebelfterne nicht etwa Theile diefes Himmels feyen, die man durch eine Kücke der Himmelskugel erblicke? Boltaire gedenkt der Derham'ſchen Hypotheſe in einem ſei— ner finnreihen Romane: „Micromegas, fagt er, durchwandert die Milchſtraße im Nu, und ic) fehe mich genöthiat, zu bekennen, daß er zwifchen den Sternen, mit welchen fie befäet iſt, hindurch nie jenen ſchoͤnen, feurigen Himmel erblickte, den der berühmte Vicarius Derham durch fein Fernrohr gefehen zu haben behauptet, Damit will ich Eeineswegs gefagt haben, daß Derham ihn nicht gefehen hatz behüte Gott! aber Micromegas war an Ort und Stelle, hat gefunde Augen, und ich möchte auch ihm nicht wider— ſprechen.“ Eine hoͤflichere Kritik der barocken Meinung Derha m's ließ ſich nicht ſchreiben. Nur darüber wundere ich mich, daß der Po— iyhiſtor Voltaire ſich nicht erinnerte, daß der Verfaſſer der aſtro— nomifhen Theologie nicht der Erfinder des feurigen Himmels iſt. Anaragoras ſchon lehrte, die obern Regionen (der Aether) feyen mit Feuer erfüllt, Seneca hatte gefagt: „Es bilden ſich manchmal am Himmel Deffnungen, durch welche man die Flamme erblidt, welche deffen Dintergrund bildet.‘ Bei der Befchreibung des Nebelfterns im Orion drüdte ſich Huygens felbft folgendermaaßen aus: „Man möchte glauben, das Himmels: gewölbe habe ſich an jener Stelle geöffnet und laffe uns dort in lichtvollere Regionen hineinblicken.“ Menn endlich diefe Autoritäten, ald zu verjährt, den Umftand, daß die ächten Nebelfterne ein ganz eigenthümliches Licht von ſich ftrahten, nicht hinlänglich fiher beweifen follten, fo berufe ich mic) in diefer Beziehung auf die von Herrn Herſchel dem Sohne herz zührende Stelle: „Un allen (auflöslichen) Nebelflecken bemerkt der Beobachter (bei welcher Vergrößerung es auch fey) ein ſternarti— ) Man findet in der Abhandlung, aus der ich obige Stelle ent: tehne, eine Bemerkung, weldhe um fo fonderbarer ift, als fie von einem Manne herrührt, ber fich Faum die Mühe nahm, feinen Unglauben zu verbergen: „Dieſe Nebelfterne widerle— gen volllommen den gegen die Mofaifhe Schöpfungsgefchichte. aufgeftellten Einwurf, daß das Licht unmöglich ohne die Sonne erzeugt worden feyn Fönne, Die Nebelfterne beweiſen offen= bar das Gegentheil, indem mehrer darunter Feine Spur von einem Sterne in der Mitte zeigen,’ 264 ges Glitzern, ober er glaubt wenigfteng wahrzunehmen, daß dafs felde fratefinden würde, wenn das Schen deutlicher würde. Der Nebelſtern des Drion bringt dagegen eine ganz andere Empfindung hervor; man wird dadurch in feiner Weife an Sterne erinnert,’ Vertheilung der leuchtenden Materie in den ächten Nebel— fternen. Mopdificationen, welche die Attractiongkraft darin mit der Zeit zu Wege bringt. Das Licht jener großen milchweißen Flecken ift im Allgemeinen fehr fhwad) und ausgeglihen; nur bier und da bemerkt man eis nige Stellen, welche heller iind, als die übrigen. Welchem Umftande hat man dirfe Vermehrung der Sntenjität beizumeffen? Ruͤhrt fie von einer bedeutendern Concentration oder von einer größern Ziefe (Mächtigkeit) der Nebelmaterie her? Die Wahl zwifchen diefen beiden Erkiärungsarten ift nicht gleichgültig. Die Stellen, wo man bei den großen Nebelflecten ein verhälts nißmaßig lebhaftes Licht bemerkt, bieten gewöhnlih einen nur geringen Fläcbenraum tar. Will man demnach diefe Er— fheinung einer größern Tiefe der Nıbelmaterie zufchreiben, fo muß man annehmen, daß hinter jedem der fraglichen Puncre eine Art von Säule jener Materie vorhanden ſey, und zwar eine gerade, fehe dünne Säule, deren Rihtung gerade nad der Erde zu gehe. Diefe befondere Richtung ift an diefer oder jener Stelle vielleicht nicht unmöglih; allein in Betreff aller diefer winzigen leuchtenden Stellen am Firmament, ja felbit einiger dieſer Stellen in demfelben Nibeifterne mindeftens nicht wahrſcheinlich. Man hat alfo anzunehmen daß die leuchtende Materie an gewilfen Stellen der ganz zen Majfe des Nebetfterns concentrirter fey, als an andern. Iſt nun dieſe Verdihtung ein Nefultat der Anziehungskraft, derfelben Kraft, welche alle Bewegungen unferes Sonnenfyftems beberrfht und regelt? Dieß ift das hehre Problem, an deffen Loͤſung wir jegt geben werden In der fernen Zukunft wird es nur einer Vergleihung der Nebelſterne felbft mic deren Außerft genauen Abbildungen, welche heutzutage von den Aftronomen geliefert werden , bedürfen. um zu entfheiden, ob die Zeit in der Größe und Geſtalt diefer geheimniß— vollen Weltkörper eine merklihe Veränderung bewirft. Da uns aber tas Altertum in diefer Beziehung durchaus Eeinen Maaßſtab der Vergleihung binterlaffen hat, fo fehen wir uns genötbigt, die Loͤſung des Problems indirect zu bewerkftelligen. Dennoch hoffe ih mit Grund, daß deffen Loͤſung defhalb nicht weniger befriedi— gend ausfallen werde, Die Erſcheinungen, die fih in Folge des Vorhandenfeyns meh— rerer, ‚in der ganzen Maſſe eines einzigen grofen Nebelfteens zers ftreuter Mittelpuncte der Anziehung offenbaren müffen, werden ſich in folgender Ordnung entwiceln: Hier und da wird der leuchtende Schein verfhmwinden; es werden Gontinuitätstrennungen, Zerreißungen in dem urfprünalich vorhandenen leuchtenden Vorhange entftchen , als nothwendiges Refultat der Bewegung der Materie nad) den Mittelpuncten der Anziehung hin. Die Vergrößerung der Zerreißungen, d. h., die Umbildung tie nes einzigen Nebeifterns in mehrere befondere Nebeifterne, die nicht weit von einander entfernt und zuweilen durch einen dünnen Strei— fen der leuchtenden Nebelmaffe miteinander verbunden find. Die Abrundung des äußern Umriffes der aefrennten Nibels fterne; eine mehr oder weniaer ſchnell fortfchreitende Verftärfung ihrer Cichtintenfität von der Peripherie nach dem Mittelpuncte u. Die Bildung eines fehr deutlichen Kerns in dem Mittelpuncte, welcher Kern entweder durch feine Größe oder durd) ‚feinen Glanz auffallend tft. Der Ucbergang jedes Kerns in den Zuftand eines Sterns, un: ter dem Fortbefteben einer leichten Hülle von Nebelmaterie. Endlich der Niederſchlag diefer letztern und ale Endrefultat ebenfoviel Sterne, als urfprünglich im Nebelfterne Mittelpuncte der Anziehung vorhanden waren. Binnen welcher Zeit dürfte ein und derfelbe Nebelftern diefe ganze Reihe von Umbildungen durchlaufen? Hierüber weiß man 265 durhaus Nichts. Der eine bedarf dazu vielleicht Millionn von Jahren z der andere, bei dem die Ausdehnung, die Dichtigkeit, die Beſchaffenheit der leuchtenden Materie anders find, viellsicht einer viel Bürgern Zeit, worauf das plögliche Erfcjeinen des neuen Sterns im Sabre 1572 binzudeuten fcheint. Die ungleihe Dauer der Umbildungen führt auf einen richtigen Schluß. Gebt man von diefer Grundlage aus, fo liegt auf der Hand, daß, wenn die Nebelflecen alle daffelbe Alter hätten, fie, im Ganzen betrachtet, die fammtliben bier aufgezählten Formen dar— bivten müßten. Nah jener Region hin hätten die Jahrhunderte kaum eine fichtbare Annäufung der leuchtenden Materie um eis nige Anziehungspuncte ber bewirkt, und nach einer andern Reaion bin würden wir, in Folge eines rafcheren Goncentrationgproceifis, bereit8 Gruppen von Nebelftirnen mit Kernen finden. Kerner würden wir bier und da Sterne mit nebelartiger Umbüllung ans treffen, welche ſich im legten Stadium vor der Entftehung der eis gentlihen Sterne befänden. Ale diefe durch die Theorie angezeigten Zuftände der Nebels fternmaterie waren bereits in der Wirklichkeit beobachtet worden, Die Uebercinftimmung ift fo befriedigend, als fih nur wuͤnſchen läßt. Nur bat man ftatt die Umbildungen eines einzigen Nebels fterns Schritt für Schritt zu verfolgen, den Gang und die Fort: fchritte derselben durch Beobachtungen, die fich auf alle zufammenz aenommen beziehen, ermittelt. Gebt nicht auf diefe Weife der Naturforfcher zu Wege, wenn er genöthigt ift, den Haditus, die Höhe, die Geftalt, die Augern Kennzeichen der Bäume eines von ihm baftig durcheilten Waldes in Betreff aller Alter derfelben zus gleich zu befihreiden? Die Veränderungen, welche ein fehr junaer Baum erleiden wird, erkennt er auf einen Blick, beftimmt und völs lig unzweideutig, an den Stämmen derfelben Arten, welche bereits zu höherer Entwidelung und einem höhern Alter gelangt find. (Fortfegung folgt.) Miscellen Ueber die Furcht vor körperlicher Entfräftung der Völker durch die fortwährende Geiftesentwide tung, bat Herr Profeffor Ehrenberg am 20. October in der Sigung der K. Academie der Wiffenfihaften einen Vortrag gehale ten. Es wurde zuerft darauf hingewiefen, daß ſolche Klagen ſchon vor aller Volksbildung ſtattgefunden haben und die Erfcheis nang derfelben wurde als reine Grfühlstäufchung bezeichnet, wie gewoͤhnlich Dinge, weldye dem Eleinen Knaben groß erfcheinen, dem Erwachſenen als Elein entgegentreten, obſchon jie an fich unveraͤn— dert geblieben. Nur genaue Beflimmung nad Zahl, Maaf und 266 Gewicht Fönne leitend für cin richtiges Urtheil ſeyn. Dierauf wurde bemerkt, daß es durchaus Feinen Ueberreft von Rieſen ir: gend einer Zeit in wiſſenſchaftlichen Sammlungen gebe, und daß bie zahlreichen ägyptifhen Mumien alle folde Ideen von fpäterer Ver: fümmerung der Menfchen fchlagend widerlegen. Zu gleihem Res fultate führe die Anfhauung und Vergliihung aller jetzt gleichzei⸗ tig lebenden Völker, die durchſchnittlich ven fait gleicher Größe und Körperentwicelung find, und deren Differenz Erineswegs zum Nachrbeile der gebildeten ausſchlage. Was die gerügte geſchlecht— liche Srübreife und Krankheitsdispoſition der jegigen gebildeten Böle ker anlangt, fo wurden aud) diefe im großen Ueberblicke der Völker als völlig unbegründet dargeftellt, und fcharf nachgewieſen, daß uns fere Schulbildung immer nody mehr zügelnd, a's frübreifend wirke, diefelben Krankheiten aber auch in Africa, ohne Einfluß der Bils dung, beobadjtet werden. Endlid wurde ausvinandergefegt, daß der Untergang vieler berühmten Voͤtker und Städte früherer Zeit durch Handelsconcurrenz und Krieg entftanden fen und in Eeinem erkennbaren Gafual = Zufammenbange mit wahrer Volksbildung ſtehe. — Wahre Volksbildung fey allen alten Völkern ganz un— bekannt geweſen. Sie fıy ein Product und Segen der chriſtlichen Religion und von ihr vorgefchrieben. Aus der rein jitrlihen Volks— bitdung fey allmälig eine gelchrte entftanden und diejenigen Völker, wo die leßtere tiefe und breite Wurzel faßs te, feyen jegt die angefebenften der Erde. — So gebe 08 denn für den Naturforfcher keine phyſiſche Werfchlechterung des Menfchengefchlechts durch die Geiſtesbildung. Der feit 5000 Jah— ren nachweislich völlig gleichgebliebene Körper ſey neuerlich mit Riefenfortfchritten feiner geiftigen Entwickelung entaegengegangen, und man erkenne dabei einen nur fegenereichen, nur mit Begeiſte— rung zu überfchauenden Auffhwung aller menfchlichen edlern Thä— tigkeiten. So dürfe denn auch ein Volk, deffen König den vor— wärts ftrebenden Geiſt der Menfchbeit weder mißachte noch fürchte und in der qeijtigen Entwicelung feines Volkes weder Pedanterei noch Krankheit erkenne, der aus eignem Bedürfniffe die Elemente der geiſtigſten Anreaung und Entwickelung um fich fammle, unbe- forgt über die verfchiedenen Meinungen der einflußreihen Mäns ner der Zeit, fich mit freudiger Ruhe um feinen König ſchaaren, deffen Muth und Segen dem Volke und der über das Volk hin— in Wiſſenſchaft ein dauırnder und unvergänglicher feyn möge. Ein Berein zur Beförderung der Kunftgärtnerei durh Einführung und Anbau von Dftindifhen und Sapanifhen Pflanzen foll, nach einem Beſchluſſe des Königs von Holland, von dem Profeffor un irector des Landesherba— riums Blume und dem um die Kenntniffe von Sapan fo ver— dienten Dr. Philipp v. Siebold gebildet werden, Der jährliche Beitrag der Mitglieder ift auf 5 Gulden beftimmt. Ueber Ginfprißungen von Salpeterfäure bei chronifcher Blafenentzüundung giebt Chr. B. C. Brodie folgende Neyeln: Zu Anfang darf das Verhältniß nicht größer ſeyn, als ein Tropfen concentrirter oder 10 Tropfen verdiinnter Salz peterſaͤure auf 2 Unzen deſtillirten Waffers ; aber Sfpäter kann dieſes Verhaͤltniß verdoppelt werden. Ich will nicht behaupten, daß es nicht noch weiter vergröfiert werden dürfe; aber ich habe beobachtet, daß im den meilten Fällen Injec— tionen von einem ſtaͤrkern Verhältniffe nicht nur nicht nuͤtz— lich, fondern ſelbſt fchädlich waren. Wenn man zu biefer unde— Behandlungsart ſchreiten will, ſo iſt es gut, die Blaſe vor— ber mit etwas lauwarmem Waſſer auszuſpuͤlen und dann die faure Auflöfung einzufprigen, welche nicht laͤnger, als vierzig Minuten, in der Blafe bleiben darf Anfangs follte die Operation nicht öfter, als einmal alle zwei Tage, fpä> ter kann fie einmal täglich, aber nicht öfter, wiederholt werden MWenn der durch den Gatheter abgelaffene Urin mit Blut gefärbt ift, fo muß die Injection auf den folgenden Tag verfhoben werden, und wenn auf die Einfprigung Schmerz; und andere die Steigerung der Entzündung ans jeigende Symptome folgen , fo darf man fie nicht eher mie: der anwenden, bis dieſe befeitigt find. Im Jahre 1826 267 wurde ich zuerft darauf geführt, die Injectionen der Sulz peterfäure anzumenden, und, nad) meiner bisherigen Erfah: tung, trage ich kein Bedenken, zu behaupten, daß, wenn die von mir angedeuteten VBorfihtsmanßregeln gehörig beob= achtet werden, die Einfprigungen fih als eine fhäßenswertbe Zugabe zu den von ung in diefen Füllen angewendeten Heil: mitteln bewähren werden. Sie nüßen nicht nur da, wo die chronifhe Entzündung das primäre Leiden ift, fondern auch, wo diefelbe fecundär vorkommt, in Folge eines Stei— nes in der Blafe oder einer chronifchen Anfhwellung der Vorfteherdrüfe. (Brodie, on the urinary Organs, p. 111.) Bemerkungen über lepra an den Gelenken auf Geylon. Von Dr. 3. Kinnis. Bon funfzehn Patienten, die im Lunatic and Leper -Hospi- tal an lepra der Gelenke litten. waren acht Eingeborene von Galle, drei von Colombo, ciner von Galtura, einer von Matura, einer von Eobin — deffen Eltern Javaneſen waren — und einer ein Zamul:Pferdehändler von Trichinopoli. Won den dreizehn auf Seylon Grborenen waren aht von der Wellales Küfte, einer «in Ehandoo, einer cin Mohr, einer ein Bürger — indem fein Vater aus Holland und fiine Mutter von Holländifcher Abkunft war — und zwei von Singaleiifhen Müttern, aber Englifhen und Frans zöliichen Vätern. Von eilf, nach deren Berichten allein etwas auf: gefchrieben wurde, galt Einer für den Water eines jetzt im Hoſpi— tale an e'ephantiasis tubercularis liegenden Kranken, deffen Mut— ter Köchin im Krankenhauſe war; ein Anderer ift der Sohn eines mit lepra articularis behafteten Patienten; die Mutter eines Dritz ten ftarb an tuberculöfer elephantiasis und ihr Bruder an Lepro— jität der Gelenke, an welchem Uebel aud) die Vatersfchiwefter eines Vierten flarb. Die übrigen fieben Eönnen nicht angeben, ob Einer ihrer Verwandten an irgend einer Lepraform gelitten habe. Das U.bel begann bei 1 Kranken zu 5 Jahren und hatnun gedauert 10, jegiges Alter 15 1 — 2 6 — ee 5 24, = za 39 1 — — 8 — 2 3 — 32%, = = 40 1 _— 2:14 — = 2 = 3a, = 2 46 1 — 2 15 — = ⸗ ⸗ 10, = 2 25 1 — 216 — — ⸗ ⸗ 34, = = 50 ES 23 E u = bei a 20, = z 40 ? De = x | = bei b 30, zu. 50 i — : 13 — = z 2 11. = = 36 1 — : 31 — = = = 4, = z 35 H BEN RM 3 > = bei a10, = = 42 2 a2 £ = bei b18, = = 50 6 2 Ki ’ 7 2 beta, 8, 2 ⸗ 40 2 - RR aan: cr BER Die erften Symptome, welche beiden meiften Patienten eintraten,. waren: Zaubheit oder Unempfindlichkeit (mit oder ohne Entfärbung) der einen Hüfte oder einer Hüfte, und eines Beines, — der Ohren und aller Theile unterhalb des Ellenbogens und des Kaiegelenks, — der Kniee und des rechten Fußes, — des Rüdens und der Arme, — dee Bruft, — des Ring: und Eleinen Fingers, oder verfchiedener Theile mit Zuden, Abſchilferung der Dderhaut und Röthe der Arme, Gefhwüre an Händen und Fuͤßen und endlich Erfoliation von Knoten. In 3 Fällen waren die erften Symptome Gefhmüre an den Kußfohlen, auf welche nach wenigen Zahren bei dem Einen ein weißliher, unempfindliher led an den Zenden und Eleinere Flecken an verfchiedenen Theilen des Körpers — bei dem Anderen Zaubheit des gefchwürigen Fußes und nacheinander auch der Beine und Arme — und bei dem Dritten ein weißer, unempfindlicher 258 Fleck auf der Linken Bruft und andere am Rüden und an ans deren Theilen folgten, welche jegt ihre normale Farbe wiederer: langt haben, aber unempfindlich bleiben, ſowie der Kranke auch feitdem mehrere Phalangen der Zehen und Finger verloren bat. In einem Falle begann das Uebel an der linken großen Zehe, nadys dem diefe von einer Ratte angebiffen worden war, und, in einem anderen alle gingen vorher Gonorrhöe, Bubo und kleine Geſchwuͤre an verſchiedenen Stellen des Körpers, was die Patienten ‚„„Spanis ſche Blattern‘ nennen. Die Haare find in hinreichender Menge bei Allen vorhanden und fonft von normaler Befhaffenheit, ausgenommen in 4 Fällen, bei denen fie ziemlich fpärlich an der Außeren Hälfte oder an dem ganzen Umfange der Augenbrauen, an den Augenlidern, einem Theile des Bartes oder in den Achfeln ftehenz ein Kranker hatte ein qutartiges Gefhwür, welches gefunden Eiter abfonderte und als Abſceß am rechten Wangenbeine entitanden war; in 6 Fällen it die Naſe mehr oder weniger afficirt. Einer hat nur eine er- weichte Stelle an der rechten Seite der Nafenfheidiwand mit einer leichten Zrübung der rechten Hornhaut in Folge einer ophthalmia variolosa und ein leichtes fuberkelartiges Ausfihen des Nudens der Zunge; 2 haben eine etwas näfelnde Etimme, VBerfhwärung der Scheidewand und Erweiterung der Nafenflügel; der Enöcherne Theil der Scheidewand ift zerftört und die Bildung der weichen Theile entartet bei zwei Anderen, von denen Einer auch eine Truͤ— bung im rechten und ein Staphylom am linken Auae hat; und in dem fechsten Falle finder fih an ter Stelle der Rafe eine ovale Oeffnung, durch welche man alle inneren Theile deutlich wahrneh- men fann. Bei einem Kranken ift eine Anſchwellung unter den Bruſtwar— zen vorhanden, bei einem Anderen jind diefe groß und verlängert, bei einem Dritten haben fie + Zoll im Durdymejfer und find un— gewöhnlich platt und dunfelgefärbt; bei einem Vierten ift die Vor: baut die mit Warzen befegt, das relarivte scrotum bat eine fleifch- farbene Narbe an feinem unterften Theile, und unter der rechten Schulter befindet ſich cin Eleiner ftarrer Fleck, welcher früher bel von Farbe war; ein Fünfter hat einen Eleinen Zuberfel von der Größe einer Erbfe am rechten Ohre, zwei auf dem Rüden und einen an der Außeren Seite des Handgelenfes; aber diefes ift der einzige Fall, bei welchem Hauttuberkeln beobadytet worden find. Der Hals, der Stamm und der größere Theil der Gliedmaa- Ben find gewoͤhnlich von natürlicher Befhaffenheit, obwohl zuwei: len an befonderen heilen, wie an den Ellenbogen und Beinen die Haut troden, rauh, glänzend oder verdickt und oft mit Kraͤtzpu— ftein bededt it. In einem Falle ift ihre natürliche holzbraune Farbe marmorirt mit unregelmäßigen gelblichebraunen Fleden, und der größere Theil derfelben zeigt. Fein Schmerzgefühl, wenn er mit einer Stecknadel geftohen wird; in einem anderen Falle find einige Parthieen der Hautoberfläche empfindungsfähig und andere taub ohne irgend eine Abweichung von der normalen Farbe; bei einem Dritten zeigen ſich blaffe, Eupferfarbige Klee auf der Bruft und am Rücken, und diefe, fowie der größere Theil der unteren Gliede maaßen, welche von normaler Farbe find, zeigen Eeine Senfibilität z und bei einem Vierten find einige der natürlich farbigen, wie der entfärbten Theile, taub oder unempfindlich, und andere haben ihre Senfibilität aefhmälert behalten. Die oberen und unteren Glied— maaßen, abwärts vom Ellenbogen und den Kniegelenken, find ge— möhnlich taub; die Beine und Füße find zumeilen gefpannt und geſchwollen; Knochen oder Knohenftüke find in wenigen Fällen von den Vorderarmen, vom metacarpus, von den Beinen, vom tarsus und metatarsus und in allen, mit einer einzigen Ausnahme, von den Fingern oder Zehen abgeftoßen worden, indem die Stuͤm— pfe entweder gerade geſtreckt und ihre Spigen abgerundet und ges Th vollen, oder fo qut wie die vollftändigen Finger anhaltend ger krümmt und faft aanz der Kraft einer mwillfürlichen Ertenfion bes raubt find, Die Verkürzung der Finger und Zehen fcheint im Alle gemeinen durch das Ausfallen befonderer Knochen oder Knochen: ftüte aus den ulcerirten Deffnungen, deren Narben häufiger, als die Gefhwüre felbft, an der Nücdfeite oder an den Enden der Stümpfe gefehen werben, hervorgebraht zu feyn, in einigen Fällen 269 jedoch durch interftitielle Reforption. Die Nägel bleiben oft unre— aelmäßig gebrochen, verdidt, mißgeftalter und verdreht an die Stümpfe befeftigt. Die Verfgiedenheiten der Verftümmelung und Mißgeftaltung an den äußerften Gelenken find zu zahlreich, als daß fie ſich generalifiren ließen. Häufiger findet ſich eine allgemeine Fülle, als eine begrängte Anſchwellung an dem oberen und inneren Theile der Lenden; in eis nem Kalle jedoch find 3 vergrößerte Drüfen an der linken Geite von ungefähr 3 Zoll Fänge; in einem anderen ift ein Haufen ans gefhmwollener Drüfen in beiden Inguinalgegenden und eine kleine Geſchwulſt tiefer berab in der gewöhnlichen Lage; in einem oder zwei Fällen ift eine deutliche Gefchwulft auf der einen und eine Fülle auf der anderen Seite, aber in den meiften Fällen nur eine Fülle auf beiden Seiten. Die Mehrzahl der Kranken leidet zu uns vegelmäßigen Zeitperioden an Schmerzen und einem Gefühle von Hige in den Füßen und Knoͤcheln, befonders wenn Geſchwüre an diefen Theilen vorhanden find, begleitet von febrilen Symptomen, Schmerzen und zeitweiliger Vergrößerung der Fülle oder Geſchwulſt in den Duften. Der Umfang der Hoden ift in 6 Fällen normal, fehr Elein in einem, befonders an der linken Seite und ziemlich klein in 2 Bäls ten. Ein Kranker, 15 Jahre alt, bat nie Geſchlechtstrieb empfun— den; ein Anderer,. bei dem das Uebil 34 Jahre hindurch beftand, bat während der legten zwei Dritttheile diefes Zeitraums Feine Empfindung davon gebabt; ein Dritter, welcher feit 24 Jahren erkrankt war, bat feit feiner Aufnahme vor 12 Jahren zuweilen geſchlechtliche Aufregung gehabt, aber nie auf lange Zeit; ein Vier— ter, der nur feit 3 oder 4 Jahren litt, hat Erin ſinnliches Verlan— aen der Art feit feiner Aufnahme im October 1334 empfunden. Bon 6 verheirarbeten Parienten bat Einer 4 Kinder, von denen das jüngfte 9 Monate alt ift, hat aber, wie er angicht, die legten 12 Monate hindurch weder Geſchlechtstrieb empfunden, noch feinem Weibe beigewohntz einem Anderen war kurz vor dem Beginne des Uebels ein Kind geboren worden, und er ließ fein Weib zu Haufe, als er 1829 in das Hofpital cintratz ein Dritter bat 8 Kinder auhabt, von denen 6 vor feiner Krankheit und 2 feit dem Anfange derfelben geboren find, 7 leben noch und das Jüngfte iſt 10 Sabre alt; jest aber fühlt er feinen Trieb zum coitus, und ift, durch ges aenfeitige Uebereinfunft, von feinem Weibe feit den legten 8 Jahren getrennt; ein Vierter, welcher 20 Sabre an diefem Uebel leidet, bat einen Sohn von 10 odır 11 Sabren, hat aber feit der Geburt diefes Kindes mit feinem Weibe keinen Umgang gehabt; ein Fuͤnf⸗ ter, welcher ein Kind von demfelben Alter bat, ift feit 5 Jahren von feiner Frau getrennt, welche vor 4 Monaten einen anderen Mann geheirathet batz und der Sechſste, welcher vor 3 Jahren von den Uebel befallen wurde und 3 Kinder hat, ift feit der Ge— burt des jünaften, jest 2 Sabre alten, Kindes nicht bei feiner Frou gewefen, aus Furcht, fie oder den Fünftigen Eprößling anzuſtecken. Die Schwäche und Abmagerung find gemeiniglich groß und in einem Falle fehr bedeutend; der Puls ift bei verſchiedenen zwifchen 80 und 85 und intermittirt bei Einem ungefähr einmal in der Mir nute; gewöhnlich gebt er über 100 Schläge hinaus und ift, wenn am frequenteften, 124. Der Appetit ift qut und die Stuhlauslee: rungen reoelimäßig in der gröferen Anzahl der Fälle, n Beiſpiele von Gelenkausſatz bei verſchiedenen Racen. Erſter Fall. — Raneſingha Kanaani Appoa, unaefähr 15 Jahre alt, ein Wellale, geboren zu Galle: Dauer 10 Jahre. 15. Oct. 1834. Die Haut ift von röthlih:brauner Farbe, die Augen dunfelbraun, das Haar ſchwarz und von geböriger Menge; der Bart beainnt auf der DOberlippe zu keimen. Auf feiner Haut find drei WVerfchiederheiten von empfindungelofen Theilen, von de: nen bie erfte in blaffen Eupferfarberen Flecken bifteht, die an Um: fang 2! bie 5 und 6 Boll varüiren unter der rechten Bruft« warge, auf der rechten und unter der linken scapula, zwi⸗ ſchen ber fussa spinalis und dem trochanter major und an ter vorderen und Äußeren Seite der linken Lende; die zweite Varietoͤt beſteht in blaffen gelblichbraunen Flecken, 4 bie 24 an Umfang, auf der linken Wanae; und die dritte im empfin- dungslofen Theilen mit normaler Farbe, naͤmlich: die Obrläpps 270 hen, bie äußere Oberfläche des rechten Beines vom Kopfe der fibula bis 2 oder 3” vom Kndchel, die. obere Fläche des rechten Fußes, die hintere Seite des Ellenbogens, die Ulnarfeite der Rük— fenfläche des Handgelenkes und der Hand, die Rüdfeite der erften Phalangen des Zeige: und Mittelfingers nnd endlich die Zotalität des Ring= und kleinen Fingers, Diefe Theile können mit einer Nadel geſtochen werden, ohne Schmerz zu verrathen, und die Ems pfindungslofigkeit erftrect ji. 4“ weit rund um die mißfarbige Stelle auf der Bruft. Die empfindungslofe Haut am rechten Beine ift troden, ohne Ausdünftung und mit ſchmalen, weißen Struifen der fich abfchuppenden DOberhaut bededt; die Linien, welcht die oberflaͤchliche Rhomboidalflaͤche verfelben umfchreiben, find nad Born faft verlöfht und nur durch ihre belle Farbe ziemlich zu unterfceiden, während fie nach Pinten und Oben queer ſich durch— kreuzen, fid ein Wenig abwärts neigend und in verfciedenen fpisen Winfeln zufammenftogen, um Abtheilungen von 1—2’’ Länge und 4—1" Breite zu bilden; diefe werden durch mehr oberflächliche Linien wieder in Eleinere Parallelogramme getbeilt, Die Haare an diefer Stelle find von bleichgelblich-brauner Farbe, während die entfprechende Stelle an dem anderen Beine ein natürlicdyes Ausſe— ben und ſchwarze Haare bat. Auch finden ſich blaffe kupferfar— bige Klee, von 1 bis 1% im Durchmeffer, oberhalb und unterhalb der Schlüffelbeine, an dem vorderen Theile und der rechten Seite des Halfes und über beiden Trochanteren, welche vollfommen fenz fiel jind. Die beiden Daumen find von gleiher Länge, aber die Singer der rechten Hand Eürzer, als die der linken. Der linke Zeigefinger mißt an der Spige 2%, Mittelfinger = =: = Bus Ringfinger = ⸗ ⸗ ⸗ 2," Eleine Fingers = = = 17 Die Verfürgung der rechten Finger beftebt vorzüglich in den mittleren und legten Phalangen; die legte Phalanx des Kleinen Fingers ift verdreht und der Nagel ift nach dem Körper bin, bie flache Hand dagegen nach Vorn gewendetz wenn die Hand völlig extendirt ift, fo kann er weder die Spigen des Zeige: und Mittelfins gers, noch die des Ring- und kleinen Fingers bis auf 4” von einan= der bringen; dabei berühren ſich aber die Spigen des Mittel: and NRingfingers nicht, wenn auch die Entfernung zwiſchen ihnen gerins ger ıft. Mit Ausnahme dee Ringfingers, welcher zufällig eine Bers brennung erlitt und eine Woche zu feiner Heilung erforderte, ift keiner der Finger biejegt gefchwürig gewelen. Die Hoden find von normaler Größe, allein der Kranke hat nie ein gefchledhtliches Vers langen gefühlt. An der oberen und inneren Seite einer jeden Len— de, befonders an der linken Seite bemerkbar, ift eine Geſchwulſt, beftehend in einem Haufen bergrößerter Drüfen, von ungifähr 3° Länge, fchräge von der Inquinalgegend ab verlaufend und 2’ une ter derfelben endigend. Einmal in jedem Monate, einmal in 2 oder 8 Monaten oder ſeltener, einmal in 14 Tagen hat er einen Fieberanfall, welcher 1! oder 2 Zage andauert, zuweilen eingelei— ter durch Froftfchauer und fließend mit Schweiß im Geſichte und in den Achfelgruben, welchem eine leichte und zeitweilige Zunahme in der Größe der Hüftoefchmwülfte folgt. Das allgemeine Ausfehen ift gefund; der. Puls 80, ungefähr einmal in der Minute nachlafe fend, die Zunge leicht gefurcht; der Appetit im Allgemeinen gut, zumeilen beeinträchtigt; Stublausleerrungen regelmäßig. Er ift ein Euger Burfche und bat von feinem Water etwas Lefen gelernt. Er wurde am 10. October 1827 aufgenommen, nachdem das Uebel brei Sabre vorher, ungefähr in feinem zwölften Sabre, mit Zaub: beit auerft des rechten Ringe und Eeinen Fingers, dann des redhs ten Beines, der Iinten ende, des Ellenbogens, der Bruft und der Hüfte begonnen hatte. Die legten der erwähnten Theile wurden erſt afficirt, fowie der Ringfinaer verkürzt ungefähr ein Jahr vor feiner Aufnabme, und die Verkuͤrzung der anderen Finger folgte darauf, ohne vorbergibende Ulceration oder Krochenerfoliation. Sein Bater befindet fich an demfelben Uebel Leidend im Hofpitale, und er bat einen zebnjähriaen Bruder mit mißfarbigen Flecken auf der Bruft und der linfen Wange, doch weiß er nicht gewiß, ob diefe Flecken empfindungslos find. Seine Mutter, 4 Oheime und eine Tante ven väterlicher Seite find am Leben und gefund, der rechte 23° — u BES Per zu —— — — — ZU — — ara 3weiter Fall. — Anderer Art ift der Fall von Adonis, einem Sclaven aus Moramdique, wahrfheinlih 18 oder 20 Sıhre alt. Zu Mauritius 1822: Sein Ausſehen it haͤßlich und zurüd: ſchreckendz die Bedeckungen des gefammten Gejichtes [ptinen nur eine ungeheure Narbe zu bilden, welche, an der Spige des Kopfes beginnend, fih abwärts und auswärts ungefähr 1” weit vor dem rechten und 3 vor dem linken Ohre, dann perpendiculär nad Uns ten bis auf 14’ vor dem rechten und 3° vor dem linken Winkel der unferen Kinnlade ausdehnt; von dieſer legten Stelle aus fegt fie fih in einer unregelmäßigen Krümmung fort, mit ihrer converen Seite abwärts nah der Mitte der Unterlippe gerichtet und geht dann abwärts und vorwärts bis zum Rinne, darauf aufwärts und rüdwärts nach dem rechten Mundwintel hin. Auf viefem ganzen fo begrängten Raume, welcher 15 in der fenfrechten und 12 in der fhrägen Richtung mißt, ift keine Spur von normaler Haut zu finden. Das Oberbäuthen der neuen Bedeckung iſt da, wo es den Hirnſchaͤdel bedeckt, weich, glänzend, riffig und ſchuppig, von bräunz liher Farbe und mit einigen wenigen Eleineren blaßrothen Narben und einigen oberflächlichen Gefhwüren befegt, von denen das größte fih faft in der Mitte der Stirn von 2” im Durchmeſſer und über und über Erägig befindet, Das Oberhäutchen am Geſichte ijt auch weich und glänzend, aber von dunflerer Farbe und weder riffig noch fchuppig. Die Symmetrie des Geſichtes ift gänzlich verloren; die Augenbrauen, Augenlider, die Nafe und Oberuͤppe jind zerftört. Das linke Auge ift von einem dreiedigen Gefhmwüre umgeben, weis es ſich bis 14 unter dem äußeren Augenwinkel erſtreckt, die Aus genwimpern bedeckt und mit der conjunctiva scleroticae in Ver: bindung ſteht; letztere ift von blaßrotber Farbe und fheint in die Hornhaut einzubringen, welche nur den halben Durchmeffer ihrer normalen Größe hat, gefhwürig und trübe ift; doc Fann er Far: ben unterfheiden und fagt, daß er auch Gegenftände von einander zu unterfcheiden vermöchte, wenn der Wind weniger ftark wäre, Der rechte Augapfel ift überwachfen und buchftäblich in feiner Höhle begraben durch cine neue Haut. An der Stelle der Nafe, Obers lippe und des Mundes ift eine dreieckige Deffnung da, welche 1’ unter dem inneren Augenwinfel beginnt, 21 fenkrecht in die Tiefe mißt, 2 breit an ihrem niedrigften Theile oder zwifchen den Munds winfeln und nur 1 breit von der Spige bis zu den oberen Zaͤh— nen ift; die Ränder derfeiben find einwaͤrts gekehrt und ufcerirt, die Baſis, gebildet von der allein vorhandenen Unterlippe, ſowie von der inneren Seite des Mundes und Gaumens, erfcheint frei von Ulceration. Die Oeffnung iſt ſo zuſammengezogen, daß keine be— friedigende Anſicht des Schlundes erlangt werden kann. Der linke Mundwinkel ſteht betraͤchtlich tiefer, als der rechte und die linke Wange iſt angeſchwollen und haͤngt faſt bis zum Rande des Un— terkiefers herab. Die Naſenloͤcher communiciren mit einander durch die Scheidewand, welche mit allen ſichtbaren Theilen der Naſenloͤ— er ulcerirt ift; die unteren Mufcheln find verloren gegangen und die Deffnungen in die s'nus maxillares bloßgelegt. Die oberen Schneis des und Eckzaͤhne liegen frei, und die unteren Schneidezähne koͤn—⸗ nen, obwohl ven jenen und der Liepe bedeckt, gefehen werden; cin oberer feitlicher Schneidezahn ift ausgefallen, und die anderen ſte— hen unregelmäßig, Seine Stimme ift fehr undeutlih. Die Ohren, 272 der penis, der Hodenfad, bie Hoden und alle anderen äußeren Theile find von natürlichem Ausſehen. Der Puls ift 100 und ſchwach, die Zunge etwas gefurcht und an den Rändern aphthös, der Appetit ijt aut, die Stuhlausleerungen regelmäßig. Eine ges nügende Auskunft über die Entftehung und das Fertfchreiten des Uebels konnte nicht erlangt werden. Seine Mutter g’ebt an, daß ungefähr ein Jahr vor dem Beginne des Uebels er mit einem ande— ren Sclavın, der fi in dem legten Stadium fecundärer Syphilis befand, zufammenlebte und deffen Kleider trug. Vor ungefähr 6 Sabren Elagte er zuerft über feinen Rachen, der ich geſchwüͤrig zeigte, e8 wurde das Zäpfchen zerftört. Unter der Behandlung eis nes Sranzölifchen Arztes genas er in 3 Monaten und blieb 3 Jahre hindurch gefund; darauf Elaate er wieder, und 2 oder 3 Tage dar: auf fiel feine Nafe ein. (Edinb. Med. and Surg. Journal, Oct. 1. 1842.) Miscellenm Abfonderung einer ceigenthbümlihen Flüffigkeit in einer vergrößerten glandula thyreoidea, bedbach— tete Herr Maſſey, zu Nottingham, bei einer Frau von 36 Sahs ren. Die fehr bedeutende Anfhwellung der Schilddruͤſe war feit zehn Jahren allmälig entftanden und erregte durch Druck ſehr laͤ— ſtige Symptome. Herr Maffey fand Fluctuation im mittleren Theile der Gefhwulft, öffnete diefen und leerte 2 Ungen einer dun— kein Flüfjigkeit aus, in welcher Kryftalltheile fhwammen. Das Fluidum ward chemiſch unterfuht, und man fand Choleſterine in nicht unbedeutendem Verhältniffe (19,870 auf 823,640 Waller und 11,050 Salze) in demfelben enthalten. (The Edinburgh Journal, April 1842. p. 333.) Die Unterbindung der aorta abdominalis, unmitr telbar über ihrer Gabeltheilung, ift zu Nio de Janeiro von Dr. Sandido Borges Monteiro am 5. July 1842 an U. M. Car: do zo, wohnhaft Nr. 31 in der Rua das Violas, vorgenommen worden. Faſt eine Woche lang fchien der Patient fich zu beffern, allein er ftarb dennoh am 15. Bei der am folgenden Zage in der medicinifhen Schule vorgenommenen Reihenöffnung ergab ſich übrigens, daß die Operation völlig richtig vollbracht worden war. Als Zeihen wahrer Neuralgie bezeichnet Valleix, in feinem Traite des Neuralgies, den Umftand, daß der Schmerz gerade an folhen Stellen dumpf empfunden werde und von berfels ben Stelle lancinirend ausftrahle, wo die Nerven gegen die Obers fläche bin durch die Aponeurofen bis unter die Haut hervortreter. Dieß ift der Hauptgedanke, den Herr Valleix in feinem Werke niedergelegt hat. (W., Tr. des Neuralg. ou Affections dou!ou- reuses des Nerfs. Paris 1841. 719.) Nekrolog. — Der verdiente Stifter und Director des Apothekervereins, Hofrathb Rudolph Brandes, ift, 43 Sahr alt, am 3. December 1842 geftorben. Bibliographische Neuigkeiten Traite d’anatomie et de physiologie du systeme nerveux de ’homme | et des aniımaux vertebres, ouvrage contenant des observations pathoiogiques relatives au systeme nerveux et des experiences sur les animaux des classes superieures. Par F. A. Longet, D.M. 2. Vols. Paris. 1842. 8. Histoire naturelle des mammiferes, avec des figures etc. Par M. Geoffroy de Saint-Hilaire et par M. Frederic Cuvier. Livraison 72. (et derniere). Paris 1842. Folio. (Das Werk bildet fieben $oliobände.) Memoire sur les divers moyens propres ä delivrer la femme en cas de retr&ecissement du bassin, et sur le forceps-scie ou nouveau c&phalotome; suivie d’un appendice comprenant la description abreg&e du pelvimetre geometrique. Par le Dr. van Huevel (Professeur a l’universit€ de Bruxelles, Médecin en chef del’hospice dela maternite). In der Encyclograpbie des sciences medicales. Sept. 1842. Recherches sur les proprietes medicales des eaux minerales, thermales et froides de Chaudesaigues (Cantal). Par J, Teilhard, D.M., Medecin de l’hospice de Murat (Cantal). Paris 1842. 8. —ñ—— — —— —— Meuellotizen aus dem 4 Gebiete der Hatur - und Beilkunde, getammelt und mitgeiheilt von dem Ober « Medicinalraihe Froriep zm Whrimar, und dem Medicinolrarbe und Profeſſor $rerirep in Berlin. No. 524. (Nr. 18. des XXIV. Bandes.) December 1842, Gedruckt im Randes-Induftrier Somptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes. von 23 Bogen, 2 Tulr. oder 3 51.30 Kr., des einzelnen Sıüres 3 gGr. Die Zafel fnwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr — A Po > Ueber Nebelfterne und Nebelfleden. Bon Arago. (Eortfegung.) Hiftorifhe Einzelnheiten über die Verwandlung der Nebel: ferne in Sterne. Unterfuhung der Schwierigkeiten, welche diefe Anficht von Umbildung darbietet. Durch geeignete Zufammenftelluna der verſchiedenen Koımen, welche die nicht auflösbaren Nebelflecken darbieten, gelangten wir zu einem hoͤchſt wichtigen Eosmogenifchen Schlufe. Mit Hülfe dır natürlichen und befonnenen Verknüpfung der Beobachtung und Ins duction ftellten wir mit großer Wahrfcheintichkeit feft, daß die ſtu— fenweiſe Verdichtung der Nebelfternmuterie zuletzt die Entſtehung eines wirklichen Sterns zur Folge hat, kurz, daß wir Augen zeugen der Entwidelung der Sterne find. Diefe kuͤhne Idee ift nicht fo neu, als man glauben dürfte, Ich kann fie, z. B., bis auf Tyco de Brahé zurüdleiten ”). Diefer Aftronom betrachtet in der That den neuen Stern vom Sabre 1572 als das Refultat der Anhäufung eines Theils der durch den Weltraum vertheilten Materie, welche er Weltmaterie nannte, Ihm zufolge war die Weltmaterie in der Milchſtraße in groͤ— Berer Menge vorhanden, als fonft irgendwo. Hat man ſich, ſagt er, alfo darüber zu wundern, daß der Stern mitten in dieſem Licht: ftreifen entftanden iſt? Tycho bemerkte fogar an der Stille, wo ſich der Stern gezeigt hatte, einen Dunkeln Raum von der hals ben Ausdehnung der Mondfcheibe, den er, früher beobachtet zu ha⸗ ben, ſich nicht erinnern konnte. Kepler dagegen behauptete, der im Jahre 1604 zuerft beob: achtete Stern babe fich aus der zufammenaetretenen Materie des Aethers gebildet. Diefe zu einer nicht vollftändigen Verdichtung gelangte Materie fcheint ihm die phyſiſche Urfache der Sonnenat: *) Abfichtlich laſſe ich jene Anficht der Philoſophen unter den Brabminen bei Seite, daß außer den 4 irdifchen Elementen ein fünfter (Akasch) vorhanden fey, aus welchem der Himmel und die Sterne beftenen fol. Das Akasch ann man uns ftreitig der Nebelfternmaterie der neuern Aftronomen vergleis hen; allein michts berechtigt wohl zu der Annabme, daß bie Hindus auf die Idee verfallen feyen, daf fi zu unfern eis * und vor unſern Augen neue Sterne aus dem Akasch ilden. NO. 1624, RE EBEN mofphäre, melde letztere man während der ganzen Dauer der tor taten Sonnenfinfterniffe in Geſtalt einer ſchwacicuchtenden Krone beobadytet. Der nıue Stern vom Jahre 1572 budete fich in der Milchitraße, der vom Jahre 1604 nicht weit von derfelben. Kep: ler fab in diefem Zufammentriffen einen plaufibeln Grund, um den beiden Sternen einerlei Urfprung zuzufchreiben; nur fügte er hinzu: „Wenn fih aus der Milchſtraßenmaterie fortwährınd Sterne bilden, fo muß man fi wundern, daß fie ſich nidt fon erfchöpft haben, und daß fich der Gürtel in dem fie enthalten iſt, feit Ptolemäug Zeiten nicht verändert zu haben fheint.” Die: fer Einwurf hat indeß wenig auf ſich denn welche Mittel ſteben uns zu Gebote, um zu beurtbeilen, wie die Milchſtraße vor 1500 Sahren beſchaffen gewefen ift? Bon der Verdichtung, welche die Mebelfternmaterie erleidın muß, um fih zu Sternen zu geftalten. Die Gegner der bier dargelegten aroßartigen Anfichten fd ir- nen übrigens triftigere Gründe gegen dieſelben aufzuftellen, als fie behauptiten, dab die Nibelfternmaterie fo außerortentliib dünn ſey, daß man aus der im ganzen Weltraume beobacdteten Maſſe derfelben nicht einen einzigen Stern bilden fönne, der fo groß und dabei fo dicht wie die Sonne ſey. Cine Berehnung Ber: ſchel's hat indeg diefem Einwurf feine ſcheinbare Wichtigkeit bes nommen. Denfen wir ung eine mwürfelförmige Anbhäufung von Nebel: fternmaterie, deren Seitenlinie, von der Erde aus gefehen, nur ti= nen Winkel von 10 Minuten füllt, und nehmen wir an, diefe Anz häufung befinde fi in der Region der Sterne achter und neuntee Größe, fo läßt ſich berechnen, daß diefer Würfel mehr als zweis Zrillionenmal fo groß ift, als die Sonne. Dieß Refultat läßt ſich aud unter einer andern Beftalt anfhaulihd maden, indem man fagt: die in dem Würfel von 10 Minuten Geitenlinie enthaltene Nebelfternmaterie würde, wenn man fie über zwei:Zrillionenmal dichter zufammengepreßt hätte, nody fo viel Raum einnehmen, als die Sonne. Hat man nun bedadyt, was es fagen will, eine Maffe in ein zwei Zrillionenmal Eleineres Volumen bringen?! Der von der Dünnigkeit der Nebelfternmaterie abgeleitete Einwurf gegen die Entftehung der Sterne aus diefer Materie kann demnach als gänzlich befeitigt betrachtet werden. Comparative Intenfität dee Geſammtlichts eines Nebelſterns und des concentrirten Lichtes eines Sternes. Nachdem wir die Fragen in Betreff des Volumens und der Dichtigkeit betrachtet haben, entftcht die Frage, cb das ſchwache, 18 275 zerftreute Licht eines Nebelfternes nad feiner Concentration hin= reichend Eräftig foyn würde, um das lebhafte, durchdringende, funkeinde Licht eines Sternes zu erzeugen. Herſchel hat, meines Wiffens, das Problem,von biefer Seite nicht betrachtet; übrigens läßt jih die Sache, meines Eradıtens, mit wenig Worten erledigen. Zuvoͤrderſt ift Fein Grund zu der Annahme vorhanden, daß die Leuchtkraft der Dichtheit der Maffe proportional fey, indem je« des Partikelchen im verdichteten Zujtande fehr wohl jene Erhöhung feiner Leuchtkraft erfahren dürfte. Allein abgefchen hiervon, will ich die Frage ganz einfach fo ftellen: ift die Summe der über ei« nen ganzen nicht auflösbaren Nebelfleden verbreiteten geringen Leuchtkraft dem Lichte diefes oder jenes Sternes gleich? Der directe Verſuch, das von ver ganzen Oberfläche eines Ne— belfternes ausftrömende Licht in einem Puncte zu fammeln, ift in Feiner Weife ausführbar. Der umgekehrte Proces läßt fih dages gen ſehr leicht vornehmen. Wenn man das Dcularglas eines Fern⸗— rohrs von der Stille, wo es cin deurliches Sehen bewirkt, allmaͤ— lig entfernt, fo fieyt man, wie das Bild jedes Sternes ſich allmäs lig vergrößert und matter wird. Läßt man auf diefe Weife daffelbe eine folche Ausdehnung gewinnen, daß es faft das ganze Geſichtsfeld ausfüllt, fo ift es zulest nicht glängender, als die Ne— belflecten der Milchſtraße. Nah Erlangung diefes Refultates, fuͤh— ven Berechnungen, in denen mandje Factoren figuriren, mande Gorrectionen unterlaufen, über die ih mich bier nicht verbreiten Eönnte, ohne die Gränzen diefes Artikels zu überfchreiten, zu dem geſuchten Ergebniffe, d. h., zu der annähernden Gleichheit der Zah: lenwerthe, weldye die Sntenjitäten, eincstheil® der gefammten von der Oberfläche eines Nebeifletens, und anderntheil® von einem Sterne ausftrömenden Lichtmenge ausdrüden. Die Refultate die— fer Beobadhtungen und Berechnungen dienen den Anſichten Tych o's, Kepler’s und Herfchel’s über die Umbildung der Nebelfterne in Sterne zur Beitätigung. Ueber die an gewiffen Nebelfternen wahrnehmbaren Veran: derungen, As Herſchel feine Beobachtungen aus den Fahren 1781 und 1788 mit denen aus dem Sabre 1811 verglich, fand er, daß der Nebelftern des Orion feine Geftalt und Größe bedeutend verändert hatte. Auf diefe Weife ertappte er alfo die Natur auf der That. Bouillaud, Kirh und Le Gentil waren ſchon 1667, 1673 und 1759 der Anfiht, daß der Nebelftern der Andromeda große Veränderungen erleide. Mairan behauptete daffelbe vom Nebelfleden des Drion und ftüste fich dabei auf die Autorität Go— din’s und Fouchy's; die Aftronomen wollten indeß diefer Meis nung nicht beipflichten. Sie wandten nicht ohne Grund dagegen ein, daß vergleichende Beobachtungen in Betreff fo wenig heller und fo wenig fcharf begränzter Gegenftände nur dann für bündig gelten könnten, wenn fie mit gleich Eräftigen Zelefcopen angeftellt worden feyen; dieſer Bedingung war aber nicht entfprocen wor— den. bis Herſchel diefelbe ganz ftreng erfüllte. Das Teleſcop, welches er 1811 anmandte, war genau daſſelbe, deffen er fich im Sahre 1783 bedient hatte, und deßhalb Eonnte er Eühn behaupten, er habe bewiefen, daß Veränderungen vorgingen. (Phil. Trans, 1311, p. 324.) Der Beweis erfchien indeß nicht fo ftrena, daß er alle Zweiflee zum Schweigen gebracht hätte, und zu diefen hat fi namentlih Sir William Herſchel's eigner Cohn neuerdings gefelt. Die Schöne Denkſchrift Sohn Herfchel's Eann ich leider bier nicht weiter beleuchten, weil mic) die zu weit führen würde. Planetarifhe Mebel, Batman, um ben gleihförmigen Glanz ihrer Schei- be zu erflären, nothwendigermweife anzunehmen, daß deren Nebelmaterig, fobald fie einen gewiffen Grad von Berdidhtung erreicht, undurchſichtig werde? Mit obigem Namen belegte Herſchel Nebelfterne, die der Form nad) den Planeten unferes Sonnenfyftems ähnlich find, Sie find Ereisrund oder ein wenig elliptiſch; manche haben einen fcharf begrängten Umriß; andere fcheinen von einer leichten Nebelhülle 276 umgeben; ihr Licht ift nach ber ganzen Ausdehnung der Scheibe gleich lebhaft. Unter den planetarifchen Nebeln, die Herſchel entdeckte, find welche von 10, 15, 30, ja felbft von 60 Secunden Durdymeffer. Die phyſiſche Conftitution der planetarifhen Nebel betrachtete Herſchel als fehr problematifh. Seine fonit fo fruchtbare Eins bildungsfraft ließ ihn diefesmal im Stidye, indem er zu Feiner ihm befriedigenden Anfiht darüber gelangen konnte. Mit den aus Sternen beftehenden fphärifchen Nebeifleden liegen fich diefelben nicht zufammenftellen, ohne einen haltbaren Grund dafür anzufuͤh— ren, weßhalb ihr Licht nad) dem Mittelpuncte zu durchaus nicht an Sntenfität zunehme., Wollte man die planetarifchen Nebel für eis gentliche Sterne erklären, fo würde man fich von aller Analogie entfernen, d. h. Sterne anerkennen, welche einen dreizehntaufende mal größern Durchmeſſer, als unfere Sonne, einen folchen von 4600 Millionen Stunden (25 auf den Grad), aber babei ein äußerſt Bus Licht hätten, wie man es an feinem andern Sterne bes merft. Nach vielem Bedenken hielt Herſchel für das Wahrfcheins lichte, daß die planetarifchen Nebel Anbäufungen von bereits fehr ſtark verdichteter Nebelfternmaterie feyen. Diefe Annahme fegt ins deß eine andere Hypothefe voraus , die allerdings nicht fehr natüre lich oder wahrſcheinlich iſt. Um zu erklären, weßhalb der Glanz der planetarifchen Nebel bei der Mitte der Scheibe Eaum ftärker ift, als am Rande, muß man annehmen, daß deren Kicht nicht aus der ganzen Ziefe des Nebelfterng hervorſtrahle (fonft müßte jich die Iutenfität mit der Zahl der in der Richtung jedes Gefichts- ſtrahls liegenden leuchtenden Partikelchen der Materie verftärken), fondern lediglich von der Oberfläche der Scheibe ausgehe; kurz man müßte zugeben, daß, wenn die Nebelmaterie einen gewiffen eh Dichtigkeit erlangt habe, diefelbe ihre Durchſichtigkeit einbüße. Meines Erachtens Fönnte man fich alle diefe Hypotheſen er— fparen, wenn man annäbme, daß die planetarifchen Nebel Nebel- fterne feyen, die von der Erde foweit entferne find, daß der Mit: telſtern durch feinen Glanz die um ihn her. befindliche Nebelmaterie nicht überftrahlen oder vergleihungsweife verdunkeln kann. Es wäre überflüffig, wenn ich bier die fhon früher beigebrachten Bes trachtungen über die comparative Sntenfität eines Sternes und feis ner Atmoſphäre bei verfchiedenen Entfernungen wiederholen wollte "). *) Diefe Betrachtungen find in einem frühern Abfchnitte beffels ben großen Artikels: Hiſtoriſche und Eritifhe Beleuchtung des Lebens und der Leiſtungen des Sir William Herſchel ents FRE und wir laffen fie hier der Vollftändigkeit wegen olgen. „Die Permaneng und Gleichheit des Glanzes cines Gegen» ftandes, der einen meßbaren Sehwinkel befigt, bei allen Graden von Entfernung, mährend dagegen das von einem bloßen Puncte ausgehende Licht im Verhältniß des Quabdrats der Entfernungen abnimmt, veranlaßt mid, von den fogenannten planetarifchen Nebeln eine andere Anficht zu faffen, als die bieher übliche. „Betrahten wir einen Nebelftern. Der eigentliche Stern befindet fich in dem Mittelpuncte, hat aber Ecinen wahrnehms baren Sehmwinfel, wogegen der ihn umgebende Nebel einen fehr beträchtlichen befist. Diefe Art von Dunft ift entweder an fih leuchtend, oder reflectirt nur das Richt des Mittelfterns. Das Refultat bleibt ſich in beiden Fällen gleich. „Bei der Entfernung = I, 5 B., wird ber Glanz des Mittelfterns das Licht dus Nebel fehr bedeutend überftrahlen; bei der Entfernung = 2 wird die Intenfität des Lichts des Sterns nur noch 4 betragen, die des Lichts des Nebels aber noch diejelbe feynz denn der Nebel würde fich nur unter einem Eleinern Sehwinkel, 3. B., ſtatt unter einem ſolchen von 2 Minuten, unter einem von 1 Minute darftellen, übrigens ganz das frühere Anfehen behalten. „Bei den Entfernungn = 34 » . » 10... 100 würde der Stern nur 4,75 » » + 155 + + . 10000 ſei⸗ 277 Ich will nur ein Wort hinzufügen, um darauf aufmerkfam zu machen, daß es mißlich feyn würde, wenn man ſich durch die Umbil— dungen der Mebelmaterie und die verſchiedenen Kormen, die fie bei ihrer Verdichtung annehmen kann, zu allzu gemeinen und zuverfichts lihen Schlüſſen binreigen ließe. Hat man nicht unlängft behaup⸗ ten wollen, bei dem Nebelfterne des Drion befinde fich die Nebel— fubftang nicht in unmittelbarer Berührung mit den Sternen des den Aftronomen fo wohl bekannten berühmten Zrapeziums? Hat man nicht gefagt, dieſe Sterne feyen mitten in der Nebelmaffe gleihfam ifolirr, von einem ſchwarzen Raume umgeben? Die Aftronomen, dich muß zugegeben werden, haben noch nicht bewie- fen, daß man in der eben befprodenen Erſcheinung etwas Anderes, als cine bloße Wirkung des Gontraftes zu erblicken habe. Nichts fpricht dafür, daß man es hier mit etwas Anderem zu tbun habe, als mit einem ſehr ſchwachen Lichte, das neben einem fehr lebhaften verfchwindet. Um alle Zweifel zu heben, werfe man mittelft der Reflerion eines durchfcheinenden Planfpiegels mit pas ralleten Flächen, den man vor das Objectivglas eines Fernrohrs oder die Oeffnung eines Telefcops bringt, das Bild irgend cince Sternes auf dasjenige des Nebelfleckens und unterſuche, cb das fo reflectirte Bild des Sternes ebenfalls von einem ſchwarzen Raume umgeben erfcheint. Mittlerweile berechtigt uns Alles zu der Ans nahme, daß die Partikelhen der Nebelmaterie oder Milchſtraßen⸗ materie in dem gewaltigen Weltraume Kräften unterworfen find, von denen wir Eeinen Begriff haben. Die Beobadıter, welche den außerordentlich ftarfen und oft faft augenblidlid, eintretenden Ver— änderungen am Dalleyfchen Gometen bei deſſen legtem Erſcheinen gefolgt find, werden mir beipflichten und die von mir empfohlene Borfiht durchaus gutheißen. Kosmifche, nicht felbfileuchtende und unvollflommen durd): ſcheinende Materie. Herfchel glaubte, mittelft der alsbald zu erwähnenden Beob- badhtungen, nachgewiefen zu haben, daß, außer der hier weitläuf: tig befprochenen unverdichteten ſelbſtleuchtenden Nebelfternmaterie, noch eine andere, ebenfalls nicht verdichtete, Materie vorhanden fey, die aber dunkel und unvollfommen durchſcheinend fey. Im März 1774 bemerkte der berübmte Aftronom nördlich von dem großen und fchönen Nebelfterne des Orion, zu beiden Seiten des von Mairan entdedten berühmten Nebelfternes, zwei ans : Eleinere, ebenfalls von einem Ereisförmigen Nebel umgebene, terne. Im December 1810 war der Nebel von den beiden Eleinen Sternen gewihen. Am 19. Sanuar 1811 bemerkte man von demz felben, felbft mit dem neunundpreißigfüßigen Zileffope, Eeine Epur mehr. Der Nebel des Hauptfterns hatte dagegen nur eine fehr unbedeutende Schwädung erlitten. Herſchel war der Anſicht, die drei fraglichen Nebel feyen in der Wirklichkeit nie vorhanden (leuchtend 2) geweien, Wenn man einen Stern durch einen gewöhnlichen Nebel erblicr, fo fcheint er von einem leuchtenden Hofe umgeben zu feyn. Diefer Hof befteht aus dem, von dem Sterne erleuchteten, Theile des Nebel, Eine ähnliche Urfache erzeugten, dem berühmten Aftronomen zufolge, die im Sahre 1774 um die drei fraglichen Sterne her bemerften Nebel. ner frühern Lichtintenfität befigen. Während derſelbe dieſe gewaltigen Lichtſchwaͤchungen erlitte, würde der Nebel nur 34... 10... Mat Eleiner geworden feyn, als Anfangs, immer aber diefelbe Lichtintenfität darbieten. „Wie fid) demnady aud) urſpruͤnglich, d. h., bei der Entfer- nung = 1, die Iutenfitäten des Sterns und feiner Atmofphäre zu einander verhalten mögen, fo läßt fich immer eine andere Entfernung denken, bei welcher das Licht des Sternes fo fehr geſchwaͤcht ift, daß es über das des Nebels niche mehr das Uebergewicht hat. Man würde immer mit einer bloßen Ver: änderung der Entfernung auereichen, um einen Nebelftern, in deſſen Mitte fich ein deutlicher Stern befindet, in einen fol —— Kern, ohne ſtark leuchtenden Mittelpunct zu vers wandeln. 278 Nur befand fidy dort Fein gewöhnlicher Nebel, fondern kosmiſche Materie, und zwar in den hohen Regionen des Firmamente und in unmittelbarer Verbindung mit dem großen Rebelfterne des Drion, dennoch aber der Erde näher, als jenen drei Sternen. Diefe Ma: terie leuchtet nicht mit eigenem Lichte, weil man in einiger Ent: fernung von den drei Sternen feine Spur davon wahrnahm. Cie reflectirte die durch dieſelbe ziemlich jenkrecht fallenden Etrablen ſtark gegen unfer Auge; es ging ihr jene außerordentliche Durch⸗ ſichtigkeit ab, welche wir den im Weltraume befindlichen gasför- migen Stoffen zuzufchreiben belieben; endlich hörte fie, indem fie der concentrirenden Bewegung folgte, welcher die ganze Nebelma— terie des Huygens ſchen Nebelfterns unterliegt, im Sabre 1810 auf, fi genau zwifchen den beiden Eleinen Sternen und une zu befinden, und deßhalb war die im Sabre 1774 fo ſichtbare Erſchei⸗ nung ſechsunddreißig Jahre fpäter nicht mehr wahrzunehmen 2). Hierin beftände alfo die Herſchelſche Theorie, wenn ich die= felbe recht aufgefaßt habe. Ich will bier nicht unterſuchen, ob «8 nicht einfacher gemefen wäre, die runden Nebelhüllen der drei Sterne im Drion als leuchtende Atmofphären gewöhnlicher Nebels fterne zu betrachten und die Schwähung derjenigen des größten Sterns, fowie das Verfhmwinden derjenigen der beiden Eleinern Sterne, der Bewegung der Atmofphären nad) dem Mittelpuncte jedes der Sterne hin zuzufchreiben. Sch kann auf den erften Blic in jenen Beobachtungen Nichts finden, was diefer Erklaͤrungs weife Eintrag thun könnte; allein ich halte es für Pflicht, jede Abwei— Hung von den Anſichten jenes ausgezeichneten Aftronomen ganz unmaaßgeblich dahinzuſtellen. Von der Milhftraße Anfihten der Alten über die Milhftrage, Man nennt fo einen leuchtenden, weißlichen Gürtel, der Ze- dem, der zu dem geftienten Himmel binaufblidt, hinlänglich de— Fannt it. Ebenfo weiß Jedermann, daß ſich diefe Zone rings um das Firmament zieht, daß fie ziemlich einen der größten Kreife deſſelben befchreibt, indeß an einer Stelle ſich unter einem fpigen Winkel fpaltet, woraus eine Nebelzone entfteht, die, nachdem fie etwa 120° weit von der Hauptzone getrennt gewefen, ſich wieder mit diefer verbindet **). Die Milhftrage befchäftigte die Aufmerkfamkeit der Alten im hohen Grade. Manilius befchreibt in feinem Gedichte die Stern— bilder, durch die fie geht, ſehr meitläufig. Er verbreitet ſich aud) über die meiften Anfichten, die man damals von diefer merfwürs digen Erfheinung hegte. Diefe Aucgeburten der griechifchen Eine bildungsfraft und die, welche man aus den Schriften anderer alten Autoren erficht, verdienen heutzutage Eeine ernftliche Berüdfichtie gung. Selbſt Ariftoteles’s Angabe: „die Milchftraße fey ein in der mittlern Region befindlices Meteor,’ ift völlig nichts— fagend. Fabeln, wie die, daß der Urfprung diefes weißlichen Guͤrtels in den Milchtropfen zu ſuchen fey, die Herkules als Säug- ling an der Bruft der Juno verfprigt habe ***), oder in den Brand: *) Das gehörig beglaubigte Verſchwinden des Nebel® von einem Sterne würde eine fehr außerordentliche und zu den wichtig⸗ ſten Folgerungen berechtigende Erſcheinung feyn; deßbalb habe ich eifrig nachgeforſcht, ob ſich in den Annalen der Aftronomie nicht irgend eine ähnliche Thatſache aufaezeichnet finde, wie die beiden von Herfchel beobachteten. Auch ift meine Mühe, wie es mir fcheint, nicht ganz unbelobnt geblieben. Racaille fah, während feines Aufenthalts auf dem Vorgebirge der gus ten Hoffnung, im Sternbilde der Argo (810 Bode) fünf Eleine Sterne mitten in einem Nebelfleden , von welchem gr. Dunlop im Jahre 1825, mit weit beffern SInftrumenten, Ecine Spur mehr entdeden Eonnte, **) Die Breite der Milchſtraße fcheint fehr ungleich. An man: hen Stellen beträgt fie nicht über 5°, an andern 10°, ja 16°. Ihre beiden Arfte erftreden fich zwifchen dem Ophiuhus und Antinous über mehr, als 22° der Himmelskuget. ”*) Als der große Sonde ſich fireng auf die Mildidt fg beeilte fi ein Dichter jener Zeit, die Eigenfchaften diefer koͤſt⸗ 18* 279 fpuren, die Phaeton beitm Duchgehen der Pferde des Sonnen: wagens, oder irgend ein aus feiner Bahn gewichener S:ern zurück⸗ gelajfen habe, können uns nur als uriojitäten gelten. Sol man etwa daran erinnern, daß Denopides und Metrodurus das für Hielten, die Milchſtraße ſey die alte Sonnenbahn , auf welcher dieſes Geſtirn unverrügbare Spuren hinterlaffen, bevor es die jrg'ge Bahn durch den fogenanntın Thierkreis eingefchlagen habe? Seitz dem die Cometen die feften Sphären, denen die Alten in dem Mes chanismus des Weltalls eine fo wichtige Role beimaaßın, unwie— derbringlich durchbrochen haben, hat auch eine Häufig citiere Stelle des Macrobius alles Gewicht verforen, in welcher dieſer berich— tet, Theophraſt betrachte die Milchſtraße ats die Löthſtelle ver beiven Halbkugeln, welche, ihm zufolge, das Dimmelsgewölbe bils deten. Gegen die Sonderbarkfeit und Abgeſchmacktheit diefer Vers muthungen ſticht die Anfiht Democrit’s, wie fie von Mani Liws dargelegt und weiter ausgeführt wird, wegen ihrer Genialis rat und Gründlicykeit bedeutend ab. Nach ihm, entfteht der marte Glanz der Milchſtraße dadurch, daß darin die Sterne fo dicht, aber auch fo entfernt eben, das fie ſich nicht eingela erkennen laſ— fen und ſich ihre Bilder miteinander vermengen. Meinungen ber neuern Phitoforhen, Galilei, Wright, Kant, Lambert. Sobald Galilei eines feiner eriten Fernröhre gegen den Himmel richtete, entdedte er cine Menge neuer Sterne, Die fechster Größe bezeichneten nun niht mehr die Außerfte Gränze der Sihrbarkeit. Das Wehrgehänge und Schwert des Orion, in welchem die griehifhen und arabischen Ajtronomen nur acht Sterne aszählt hatten, Tiefen deren nun über adhtzig erkennen. Die Pie: jaden boten deren, ftatt fechs bis fieben, fechsunddreißig dar. Die Milhitraßezeigte an Stellen, wo man fonft ftets nur einen verworre— nen Schein beobachtet hatte, deutliche Sterne. Debhalb trat Gas ilei der Anfiht Dem ocrit’s bei, obgleich er ſich dabei auf genaue Beobachtungen ftügte und diefelbe gewiſſermaaßen über die Glaffe der bloßen Vermuthungen erhob, Ceitdem ift diefelbe faft allgemein angenommen morden, Die Erklärung des Democrit und Manilius ließ Um— ftände, welche der Aufmerkfamkeit des Aftronomen nicht weniger würdig find, ale der Glanz und die Weiße der Milchftraße, ganz unbeachtet; z. B., die Goftalt, das ununterbrochene Fortlaufen, das faſt genaue Zufammenfallen des Dauptgürtele mit, einem der größten Kreife der Himmelskugel. Alle diefe böchft merkwürdigen Verhältniffe Eonnten Feine bloße Wirkung des Zufalls ſeynz es mußte ihnen irgend eine tiefere, phylifhe Urſache zu Grunde Lies gen. ‚Die Ergründung derfelben fcheint ſich Herſchel kur Haupt— aufgabe feines Lebens gemaht zu baber. In der Geftalt und Lage der Milchftraße, die er ebenfalls als ein Aggregat von Ster— nen betrahtete, glaubte der berühmte Aftronom, das Geheimniß der Conftruction des Weltalls zu finden. Bevor wir ung über die gewaltigen Arbeiten Derfhel’s in Betreff der Milchftraße ausfprechen, müffen wir bemerken, daß drei Denker, wenn auch nicht Beobadıter, ihm auf bdiefer Bahn vorgefhritten waren, nämlid Wright von Durham, Kant und Lambert. Wenige Worte werben hinreichen, um zu beweifen, daß biefe drei Namen auch für die Wiffenfchaft der Aftronomie von hoher Bedeutung find. Die Wrightfhbe Schrift, deren Titel ich nicht einmal näher angeben Eann, habe ich nirgends auftreiben Eönnen*); allein ich finde lihen Ftüffigkeit in Iateinifchen Verfen zu feiern. Fonte— nelle überfegte das Gedicht des Patere Gommire in’s Franzöfifche. Wir Eönnen uns die Mittheilung der auf die Milchftraße bezüglichen Verfe erfparen, da diefelben eben wei— ter nichts, als die Mythe von den durd Herkules verfprig- ten Zropfen der Milch der Juno enthalten. *) Sndem ich bieß fchreibe, verfalle ich darauf, den unlängft ae: dructen Catalog der Bibliothek der Londoner Königlichen Ges ſellſchaft nachzuͤſchlagen, und in diefem finde ih: „Wright (Thomas) Clavis coelestis; being the explication of a dia- 230 in Kant's Theorie des Himmels vom Sahre 1755 angegeben, daß Wright den Gedanken an irgend eine zufällige und verworrene Vertheilung der Sterne, als mit dem Anfehen der Milchſtraße uns vertraglich, zuruͤckgewieſen, daß ihn diefes Anfehen vielmehr darauf geführt habe, „eine foftematifhe Anordnung der Sterne um einen allgemeinen Grundriß anzunehmen.“ Kant vervolliiändigt, nachdem er obiges Citat mitgetheilt, bie Wrightſche Anſicht. Er bemerkt, das der Grundriß, um welchen die Sterne gruopirt feyen, nothwendig durch die Erde ſtreichen müffe. „Angenommen, fagt er, ‚jene Geſtirne lägen der fraglichen Grundebene näher. als den übrigen Weiträumen, fo wird unfer gegen den geftienren Himmel ſchauendes Auge die ſaͤmmt— lichen, der Grundebene benahbarten, Sterne in der Nähe eines ber größten Kreife der fcheinbaren Himmelskugel erbliden. Sie werden dafelbft einen Gürtel darftellen, welcher fih von den übrie gen Theilen des Himmels durch die von ihm ausftrömende größere Lichtmenge unterfcheidet. Diefer leuchtende Gürtel wird einen größe: ten Kreis befchreisen, weil das Auge des Beobachters fi, der Vorausfegung gemäß, in der Esene der Sternenſchicht felbft befin— det. Da ferner diefe Sterne (wegen ihrer Entternung) fehr klein erfcheinen und ſehr zahlreich ſind, fo werden fie fid) miteinander vermen en und einen verworrenen, ausgeglichenen, weißlihen Schein, mit andern Worten die Milchitraße, darſtellen.“ Kant bemerkte wohl, daß, nach feiner Hypothefe, das Anſe— hen dis geftieiten Himmels eine gewiſſe Abftufung darbieten müffe. Deßhalb fügte er auch hinzu: ‚Die nicht in der weißlihen Zone der Milchſtraße liegenden Regionen find an Sternen um fo reicher, je mehr ſie ſich der Mitte diefer Zone nähern. Der größte Theil der zweitaufend Sterne, die man mit unbewaffneten Augen am Firmamente erkennt, Liegt innerhalb einer nicht fehr breiten Zone, deren Mitte die Milchſtraße einnimmt.‘ ' Kant drängte feine Anfihten in die wenigftmöglichen Worte zufammen, indem er die Milhftraße die Welt der Welten nannte, Auch in den zu Leipzig im Sabre 1761 erſchienenen Eosmos logifhen Briefen findet man eine Erklärung der Milchftraße. Lambert gelangt Dur die Betrachtung des geftirnten Himmels zu fotgenden Schlüffen: Das Syitım der Sterne iſt nicht ſphä— riſchz Nie find vielmehr ziemlich gleichförmig zwiſchen zwei gewaltig ausgedehnten, aber verhältnigmäßig nicht meit voneinander abſte— henden Ebenen vertheilt. Unfere Sonne befindet fich ziemlich in der Mitte diefer gewaltigen Sternenfhicht. Hierin ift ziemlich das Ganze dir von Kant in feiner Gefhichte des Himmels ausgelpro= denen Hypotheſen ausgefprohen. Wie kommt es aber, daB, ſechs Zanre nad) der Herausgabe des Kantihen Werkes, Lambert der darin aufgeftellten Anfihten mit feinem Warte erwähnt hat? Wie fommt es, daß, als fih Herſchel neunundzwanzig Jahre fpäter an die Behandlung derfelben Probleme begab, derfelbe wer der Kant’s, noh Lambert’s Namen irgendwo erwähnt ger funden hat? Bide Kragen muß ich >aningeftellt feyn laffen. Arbeiten Herfchel’s in Betreff der Milchſtraße. Ich beeile mid nun, über die genaue Darfteltung zu berichten, welche Herſchel an die Stelle der ungenügenden Aphorismen ſei— ner Vorgänger feßte, . Wir haben gefehen, daß die glänzende Zone, deren phyſiſche Urfachen der große Beobachter zu ermitteln gedachte, in der Wirk— lichkeit vielleicht gar nicht vorhanden ift. Es hat ji uns als ſehr wahrfcheinlih dargeftellt, daß fie ihr Dafeyn nur einer optiſchen Taͤuſchung, einer Lichtzuruckſtrahlung, verdanfe. Es war alfo nicht hinreichend, daß man die Sterne einzig in den Regionen, wo fie am bdichteften ftehen, zählte, es mußte auch unterfucht werden, ob, gram entituled: A synopsis of the universe, or the visible world epitomized, in 4. London 1742“ Ic weiß nict, ob das von Kant citirte Buch diefes oder dasjenige ift, wel ches in Lalande’s Biographie unter dem Zitel: The theo- ry of the universe angeführt wird. Beide erfchienen-früher, als Kant's ajtronomifches Werk. 281 wenn man ſich allmälig-von diefen Regionen entferne, ihre Zahl regelmäßig oder unregelmäßig abnehme. Cine ſolche Arbeit ſchien die vereinigten Kräfte mehrerer Generationen von Ajtronomen in Anfpruh zu nehmen. Herſchel eriedigre diefelbe indeß allein binnen wenigen Jahren, wenigftens infoweit, als die Frage rüd- fihtlih der Milchſtraße es erheifchte. Die von ihm angımandte Methode hat, vermöge ihrer Aefultate, eine große Beruhmtheit erlangt. Sie war übrigens febr einfach und beftand, nad) dem originellen Ausdrude ihres Erfinders, in der Aichung des Himmels. Um den verhaͤltnißmaͤßigen mittlern Reichthum an Sternen zweier beliebigen Regionen des Firmaments zu beftimmen, bediente ſich Herſchel eines Zelefcops, deſſen Gefichtefeld einen Kreis von 15 Minuten Durchmejfer umfaßte, In der Mitte der erften diefer beiden Regionen zählte er nacheinander die in zehn aneinander: grängenden oder doc einander fehr naheliegenden Gefichtsfeldern befindlichen Sterne, addirte die Zahlen zufammen und dividirte in die Summe mit 10. Der Quotient gab den mittleren Reichthum an Sternen für die fragliche Region Auf diefeibe Weife ermit— telte er dann den durchfchnittlihen Reichthum für die zweite Res gion. War der Quorient etwa doppelt, dreifach, zehnfach fo groß, als im erftern Falle, fo ſchloß Herfchel ganz bündig, daß auf gleichen Klächenräumen die legtere Region zweimal, dreimal, zehnmal fo viele Sterne enthalte, als bie erftere, daß die Sterne alfo dort noch einmal fo dit, dreimal fo dit, zehnmal fo dicht ftänden, als hier. Die Tabelle über diefe Aihung des Firmaments bildet einen Theil der im Jahre 1785 im 75. Bande der Philosophical Trans- actions abgedrudten Denffhrift, und man findet darin Regionen, wo die Durcfehnittszahl der im Gefichtsfeide des Herſchelſchen ‚Zelefcops erfheinenden Sterne nur 5, 4, 3, 2, oder 1 beträat; ja fogar foldhe, in deren Mitte auf 4 Gejichtefelder nur 3 Sterne kamen. Sn andern Regionen enthielten dagegen diefe, fo wenig umfangsreichen Gefichtsfelder von 15 Minuten Durchmeſſer 300, 500, ja bis 538 Sterne. Wenn man das Zelefcop nach den reiche ften Reaionen richtete, fo erblictte das Auge in dem Eurzen Zeitz raume von 4 Erunde 116,000 Sterne. Diefe numerifchen Refuls tate find wahrbaft ftaunenerregend. Der Ausdruck ſtaunenerregend wird Niemandem übertrieben feinen, der weiß, das die Zahl der Sterne, die wir Jahr aus Jahr ein mit bloßen Augen am ganzen Himmel fehen können, ſich auf nicht mehr, als etiwa 5000 beläuft, und daß die Alten ihre Lifte auf nicht höher, als 1022 gebracht haben. Ebenfo ungeheuer wird die auf einmal im Gefichtsfelde des Teleſcops erfcheinende Zahl von 400, 500 odır 600 Sternen erfcheinen, wenn man bedenkt, daß der Kreis jenes Feldes nur 1 der ſcheinbaren Ausdehnung der Sonnenfcheibe umfaßte. (Schluß folst.) BIUECeLLE I Die Tendenz der Pflanzen nad dem Lichte hin, bat Herr Payen zum Gegenftande neuer Unterfuhungen gemacht, welche, nach einer Mittbeilung der Parifer Academie der Wiffen« Tchaften, ihm folgende Refultate gegeben haben: 1) Wenn man eine Pflanze Eeimen läßt, z. B., Kreffe auf feuchter Baumwolle, in einem Gemache mit einem einzigen Fenſter, oder in ıinem Ka— 282 ften mit einer einzigen Oeffnung, fo fteigt die junge Pflanze nicht ſentrecht in die Höhe, ‚wie unter freien Himmel orer in völliger Dunkelheit, fondern neigt ſich gegen das Fenftir 2c., während fie immer gerade bleibt und mit einer Verticattinie einen Winkel von einer gewiffen Zahl Graden maht 2) Jedesmal aber, wo man in das Gemach oder in den Kaftın eine bercits unter freiem Himmel oder in der Dunkelheit aufarfcheifene Pflanze fest, krummt ſich erft die junge Pflanze und dann neigt fie ſich nach dem Lichte. 3) Damit die Pflanze lich fo nad den Seiten Erümme, woher das Licht kommt, ift es nicht nothwendig, wie die Derreu Decanbolle und Dutrodet zu alauben fcheinen, daß die Stelle der Krümmung einige der Eichtftrahlen erbalre. 4) Dieſe Krümmung ift nicht bei jungen Pflanzen fortdauernd beftehend, wenn die Urfache, melde jie bervorgebradht bat, aufbört. 5) Aber ihre Intenfität ift Feineswegs diefelbe, unter den verfchiedis nen Umftänden, in welche man die Pflanze verfest. So kann man als allgemeine Regel feftftellen, daß die Tendenz der Stämme gt= gen das Licht um fo ftärker ift, als diefes Licht intenfiver ift und mehr von Unten koͤmmt. 6) Das Medium, in welchem die Pflanze ſich befindet, bat nur Einfluß auf die Schnelligkeit, in welcher die Krümmung ftatt bat; denn innerhalb des Waſſers und in einer Umgebung von Stikftoff und Waſſerſtoff erreicht die Krümmung immer, aber in verfchiedenen Zeiträumen, caeteris paribus, den— felben Grad. 7). Wenn. die jungen Pflanzen, ftatt in einen Ka— ften mit einer Deffnung, in einen Kaften mit zwei Deffnungen gefegt find und alfo die Wirkung des Lichts in zwei verfchiedenen Richtungen erhalten, fo bieten fich nicht weniger merkwürdige Er— Theinungen dar. Die beiden Deffnungen koͤnnen fidy nämlich auf einer und bderfelben Seite des Kaftens befinden, fo daß die Strah— len, welche fie burdjlaffen, einen mehr oder weniger fpigen Winkel machen, oder einander gerade entgeaengefegt find. Im erften Kalle beugt fih der Stamm, wenn die Sntenjität der Strahlen gleich ift, in der Richtung der Diaaonallinie des Strahlenwinkels. Wenn aber die Intenfität der Strahlen ungleich ift, fey es wegen verfchiedener Größe der Drffnungen, ſey es wegen an— gebradter Schirme, fo frümmt ſich der Stamm nicht mehr in der Richtung der Diagonale, fondern in der Richtung des ftärkften Lichte. 8) Cs ift nicht nötbig, damit diefe Erfcheinuns gen erfolgen, daß alle verfchiedenen Theile aus welchen das Licht zufammengefegt ift, zufammenmwirfen. Unter den rotben, orange- ferbenen, gelben und grünen Strahlen verhält fib die Pflanze wie in volllommener Dunkelheit, d. b., fie kruͤmmt ſich gar nicht, während jie fich unter blauen und violetten Strahlen immer Erümmt. Der blaue Strahl hat den ftärkften Einfluß auf diefe Krümmung. Ein Concours für gefhidtefte Verfertiger von optifhen ISnftruamenten bat die Royal Society (Königliche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu London) eröffnet, indem jie fich erbietet, 100 Pfund Sterlinge (etwa 700 Thaler) für das befte Mikrofcop zu bezahlen, welches vor dem 1. Mai 1843 in ihrem Verfammlungslocale im Sommerset House zu London abgeliefert wird. Das Inftrument foll ein zufammengefegtes, achromatiſches Mir Erofcop ſeyn, mit nicht weniger, als fünf verfchiedenen Vergroͤße— rungen, Mifrometer 2c. und dem gewöhnlichen begleitenden Apparat. — Wegen weiterer Einzelnbeiten koͤnnen ſich Verfertiger phyſica— lifcher Inftrumente an den Hülfsfecretär, Herrn Robinfon, in den Localen der Gefelfchaft, wenden. test Ueber eine Art von anftedender Kinnflechte, die in der Entwicdelung einer bisher noch nicht be= Fannten Ernptogamifchen Pflanze in der Wurzel der Barthaare des Menfchen ihren Grund hat. Bon Herrn Gruby. Fruͤher babe ich fhon nachgewiefen, daß zwei Kranz beiten, der Wachsgrind und der Soor oder die Mund» ek... De ſchwaͤmmchen der Kinder *) (Muguet des enfans) durch die Entwidelung gewiffer Krnptogamen in den Geweben des lebenden Menfchen entftehen; gegenwärtig beehre ich mich, der Academie meine Forfhungen über eine dritte kryptoga— mifche Pflanze vorzulegen, die ſich in der Scheide des Bart— ) Neue Notizen, No. 504, ©. 315, 233 haares des Menfhen erzeugt und dadurch eine bisher noch nicht genügend befchriebene Krankheit hervorruft. Diefeldbe bat ihren Sig in dem behaarten Theile des Geſichtes, vorzugsmweife aber am Kinne, ber Dberlippe und den Wangen. Sie bededt alfe diefe Theile mit weißen, grauen und gelblichen Schuppen, die 2-6 Millimeter breit und 3-8 Millim. lang, in der Mitte ein Wenig conver, an den Rändern edig, ein Wenig niedergedrückt und überall von Haaren durchfegt find. An der darunterliegenden Haut figen fie nur wenig, dagegen an den Haaren bedeutend feit. Unterfuht man die Schuppen mit Hülfe des Mikro: ſcops, fo erkennt man, daß fie nur aus Zellen der epider- mis beftehen; allein bei der mikroſcopiſchen Unterfuhung der Haare findet fich, daß deren ganze, in der Lederhaut bes findliche Portion von Kryptogamen umgeben ift, welche zwi: fhen der Scheide des Haares und diefem felbft eine veges tabilifhe Schicht bilden, fo daR das Haar in eine, lediglich aus Kryptogamen beftehende Schicht, wie der Finger im Handfhuh, eingefenkt iſt. Allein merkwürdigerweife gehen die Kryptogamen nie Über die Oberfläche der epidermis hinaus. Sie entftehen in der Wurzelfchicht der Haare und in den Zellen, aus denen deren Scheide befteht, und erheben fih fo mweit, als die Lederhaut das Haar umgiebt. Sie zeigen fich überall mit einer Unzahl von Sporuln umgeben, welche einestheild an der innern Oberfläche der Scheide des Haares, anderntheild am Haare felbft hängen bleiben, und zwar mit erfterer fo feſt verbunden find, daß fie fih nicht leiht davon trennen laffen, ohne daß fie zerreißt. Uebrigens findet man, außer diefen Kryptogamen, durd= aus Eein anderes pathofogifhes Product, weder Eiterfügels hen, noch Entzuͤndungskuͤgelchen. Die Zellen der Scheide des Haares behalten ihre Durch— ſichtigkeit und ihre normale Geſtalt. Sie hängen unters einander aber weniger feſt zuſammen, als im normalen phy— ſiologiſchen Zuſtande und laſſen ſich demnach leichter von einander trennen. Die Kryptogamen des MWachsgrindes, des Soors und der Kinnflechte Lauffen ſich leicht an folgenden Kennzeichen von einander unterfcheiden. Bei den Porrigophyten (den Kryptogamen bes MWahsgrindes) liegen 1) die Kryptogamen zwifchen den Zel— len der epidermis. 2) Sie jteigen bis auf die Beuteldhen des Haares hinab. 3) Sie find in eignen Gapfeln einges fhloffen. 4) Sie haben in ihren Stielen nur fehr felten Körnden. 5) Ihre Sporuln find groß und gewöhnlich) oval. Bei den Aphthaphyten (Kıyptogamen des Soors) liegen 1) die Kryptogamen zwifchen den Zellen des Epithes ums. 2) Sie bilden Schwämme. 3) Ihre Aefte geben unter fpigen Winkeln vom Stiele aus, 4) Die Aeſte find felten geftreift. z Bei den Mentagrophyten (Kryptogamen ber Kinns flechte). A. Sm PVergleih mit den Porrigophyten liegen 1) die Kryptogamen zwifchen dem Haare und feiner Scheide 2) Stei= gen fie von der Wurzel des Haars nach der epidermis zu 284 in die Höhe. 3) Befigen fie Eeine Capjeln. 4) Sie zeigen in ihren Stielen faft immer Körndyen. 5) Ihre Sporuln find £lein und gewöhnlich rund. B. Im Vergleich mit den Aphthaphyten liegen 1) die Kryptogamen in den Scheiden der Haare. 2) Bilden fie eine Schwämme. 5) Ihre Aefte löfen fih unter Winkeln von 40 — 80° ab. 4) Ihre Aeſte find immer geftreift. (Comptes rendus des seances de l’Acad. des Scien- ces, Tome 15, No. 10, 5. Sept. 1842. Ueber die Erpectoration aus der Lunge. Der durch Huften ausgeworfene Schleim ift, je nah dem Char racter der Ausdehnung und dem Etadium des patholegifchen Pros ceffes, verfchiedener Art. Sch werde zuerft von dem durd normale Entzündung erzeugten und dann von demjenigen Bruſtſchleime hanz deln, welder einer abnormen Entzündung feine Entftehung vers dankt, dann auc über das Anfehen des von Lungentuberkeln hers rührenden Auswurfs Einiges bemerken. Bon dem durh normale Entzündung erzeugten Auswurf. — Der Schleim, welder fih zu Anfang eines ka—⸗ tarrhalifchen Leidens der Reſpirationswege bildet, ift weiß, halbs durchſichtig, dünn, läßt fich Leicht in Fäden ziehen und zeigt hier und da in feinem Innern einige kleine grauliche flodige Wolkchen. Die Quantität diefes Auswurfs ftcht zu der Ausdehnung des pas thologifhen Proceſſes im geraden Verhaltniß. Mit Hälfe des Mikrofcops unterfuht, zeigt der weiße halb» durchſichtige Schleim einige wenige runde Kügelhen, welche mit Urmolecüten gefüut find, fowie viele Zellen von mit Kernen verfes henem Epithelium. Die Kügelhen, fowie die Zellen, fcheinen in die halbdurchſcheinende Flüfiigkeit (eigentlihen Schleim) eingelagert; allein die graulichen Flocken beftehen aus zahlreichen runden, mit Urmolecülen gefüllten Kügelhen, welche durch den eigentlichen Schleim miteinander verbunden find, Wenn der Eatarrhalifche Proceß fih fteigert, fo nehmen die graulichen locken an Größe zu und werden anfangs aelblich, end⸗ lich aber von tieferer gelber Karbe. Je mehr die Floͤckchen zus nehmen, befto mehr verfchwindet der Schleim, und der Ausmurf wird mulftig und äußerft zähe. Unterfuht man die Flocken unter dem Mikrofcope, fo erkennt man, daß fie aus mit Urmolecülen und ein Mittelbläshen enthal— tenden runden Kuͤgelchen beftehen. Sie erfcheinen mit äußerft zaͤ— bem Scleime in Verbindung; allein der eigentliche weiße Schleim ift eine amorphe Subſtanz, die fich leicht in halbdurchſichtige Fäden ausziehen läßt, welche Zellen von mit Kernen verfehenem Epithes lium und einige gelblichweiße Kügelchen enthalten, welche legtere mit Urmolecülen und einem Mittelferne gefüllt find. Nimmt der Entzündungsproceß ab, fo vermindert fidy die Quantität des wuls ftigen Auswurfs; derfelbe wird etwas weißlich, und ſobald der Ent» zündunasproceß feine Endſchaft erreicht hat, hört alle gelbe Secre— tion auf, Mikrofcopifhehemifhe Unterfuhung. — Die im gelben Schleime enthaltenen Kügelchen befteben aus glatten, fehr dünnen Hüllen, innerhalb deren man Urmolecülen und ein ober zwei Mittelbläschen bemerkt. Die Kügelchen find 6 — 8 Mal fo groß. als die Blutfcheibchen, aber die Mittelbläshen haben kaum den Durchmeffer der legtern. Wenn man die Küaelchen in deſtillirtes Waffer bringt, fo ver: mehrt fich deren Wolumen, wenngleich fie vorher von allem darans hängenden Schleim befreit worden find; die Hüllen berften, und es bleiben die Mittelbläschen und die Urmolecülen zurüd. Effigfäure von 1,030 fpecififher Schwere löft die Hüllen und Urmolecälen auf, aber die Mittelbläschen bleiben unverfehrt. Ja diefelben ſtellen fich deutlicher und in ſechsfach größerer Zahl dar. 285 Sauerkleeſaͤure Idft die Hüllen auf, und es bleiben 2—5 Mit: telbläschen (von jedem Kügelhen?) zurüd. Weinfteinfäure loͤſ't die Hüllen ſchnell auf; die Mittelbläschen werben dadurd weiß gefärbt und nicht zerftört. Verduͤnnte Salpeterfäure von 1,170 fpecififher Schwere macht die Kuͤgelchen runzelig und ertheilt ihnen eine tiefere gelbe Farbe, Verdünnte Salzfäure von 1,070 fpecifiihem Gewicht madıt die Kügelchen ebenfalls runzelig. Eine verdünnte Solution von falpeterfaurem Silber von 1,075 fpecififhem Gewicht macht die Hüllen der Kügeldyen runzelig und färbt diefelben gelblich. Eine concentrirte Auflöfung von falpeterfaurem Silber von 1,275 fpecifiihem Gewicht loͤſ't zuerft die Hüllen und die Urmos tecülen auf, während die Mitreibläschen bleiben und man deren 1—4 deutlich ſieht. Endlich werden aber felbft die Mittelblaͤs— den aufgelöftt. Eine Auflöfung von reinem Pflanzenfali von 1,350 ſpecifiſcher Schwere loͤſ't die Kuͤgelchen auf, fo daß cine weiße durchſcheinende ſchleimige Fluͤſſigkeit zuruͤckbleibt. Salmiakſpiritus von 0,980 ſpecifiſcher Schwere bringt keine Veränderung zu Wege. Kalkwaſſer ebenfalls nicht. Alcohol von 0,830 fpecififher Schwere bringt die Kügelchen zum Verſchrumpfen. In crudem Rungenfchleime finden ſich weiße, unregelmäßige trübe Theilhen, mit Schleim vermifcht, weldye aus einem zuſam— menbängenden Fladen von Zellen nicht mit Kernen verfehenen Epis theliums beftehen, die fymmetrifch aneinandergefügt jind, und an deren Dberflähe man unregelmäßige Kügelhen (plaftifche Aus— ſchwitzung) findet. 3äher Schleim aus gelbem wulftigen Ausmwurfe, in welchem die oben näher befchriebenen Kügelhen vorhanden find, erfceint, unter dem Mikrofcope betrachtet, weiß, faft durchſichtig und frei von Kuͤgelchen. \ Deftillirtes Waffer bringt in demfelben durchaus Feine Veraͤn— derung zu Wege. Mit Salpeterfäure von 1,170 fpecififchen Gewichts behandelt, bildet er gelbe Käden, die nach verſchiedenen Richtungen ftreichen und mit unregelmäßigen dunkeln Rändern verfehen find. Diefelbe Erfheinung zeigt fi) bei Anwendung von Salzfäure von 1,070 fpecifiiher Schwere. Die Auflöfung von falpeterfaurem Silber von 1,075 fpecifiz Ken Gewicht bildet Fäden, die fich aber nad einiger Zeit auf: löfen. Goncentrirte Efjiafäure von 1,030 fpecififihem Gewicht, auf: gelöf’te kryſtalliſirte Sauerkleefäure und Weinfteinfäure bewirken keine Veränderung, Von der durch abnorme Entzündung und dem Zus berfelproceß erzeugten Erpectoration. — Der durd) den Tuberkelproceß erzeugte Ausmwurf ift, je nad der Beichaffens heit, Ausdehnung und dem Stadium des Leidens, verſchieden. Der Tuberkelproceß iſt dreierlei Art: 1) Hirfenförmiger Zuberkelproceh; 2) Tuberkelbildung durch Snfiltration; 3) der Zuberkelproceß, durch den ahaefonderte Kno— ten entftchen, von denen jeder, je nach dem Stadium, in dem er fih gerade befindet, eine eigenthuͤmliche Secretion Liefert. Bon der Erpectoration, welche von abgefonders ten Knoten berrübrt. — Eine einzelne Zuberfel, welche in der Zertur der Wandungen ber Refpirationswege oder in dem die Bronden oder Blutgefäße umgebenden Zellgewebe entftebt, bat auf die Secretion der unge nur infofern Einfluß, als fie diefelbe vers mebrt und zugleich drücdt fie auf die Wandungen der Pleinen und capillarifhen Blutgefäße, ſowie der legten Verzweigungen der Bron- chen in der Urt, daß dort die Girculation des Blutes und der Luft ſehr aebemmt oder ganz aufgeboben wird. Das durch die Reizung der Schleimmembran ſich bildende Product unterfcheivet ſich in kei— 286 ner Weife von demjenigen einer Schleiimmembran, melde durch Kälte gereizt worden iftz deßhalb ift zwifchen dem Ausmwurfe bei einem im Entftehen begriffenen Eatarıhalifhen Reiden und bei dem des beginnenden Zuberkelproceffes nody fein Unterfchied wahrzuneh: men; allein in Betreff der Quantität ift ein ſolcher vorhanden, denn zu Anfang eines Katarrhs ift die Erpectoration reichlicher, als bei der Reizung der Lunge durdy eine vereinzelte Zuberkel. Waͤchſ't die Zuberkel, fo vermehrt ſich aud) der Auswurf, bis diefelbe erweicht wird, und fobald dieß der Fall ift, findet man, außer dem verarbeiteten oder eiterförmigen Ausmwurfe, gelblichweiße und feingeförnte Theilchen mit dem weißen Schleime vermiſcht, oder gelblihweiße ovale, linfenförmiae Klümpdyen, deren größter Durdymeffer faum ! Linie Wiener Maaß beträgt, hängen ſich an den Boden des glatten Grfäßes an, in welchem man den Auswurf gefammelt hat. j Unter dem Mikrofcope erkennt man, daß biefe gelblichweißen Theilchen aus rundlichen oder ovalen, linfenförnigen Kluͤmpchen, zerborftenen Kügelhen und Schleime beftehen. Diefe linſenfoͤrmi— gen Klümpden find 1L— 10 Mal fo groß wie die Eiterfügeldhen ; fie bieten mebrentheils cine glatte Oberflaͤche dar, und faft an al» len bemerkt man dunkle concentrifche Streifen. inige diefer Kluͤmp— hen zeigen von der Peripherie nach dem Mittelpuncre zu einen oder mehrere Stränge, welche nach Außen bin am Weiteſten find, Sie Laffen ſich leicht zerftüdeln und zerbrechen mit edigen Rän: dern, und wenn man bie Bruchflaͤchen genau betrachtet, fo bemerkt man, daß diefe linfenförmigen Kluͤmpchen aus concentrifchen Schich— ten beftehen, wie eine Zwiebel. Die linfenförmigen Kluͤmpchen fallen in deftillirtem Waffer zu Boden. Längere Zeit über an der Luft getrodnet, verändern fie 5 nit, außer daß fie einen etwas geringern Durchmeſſer an— nehmen. Durch beftillirtes Waffer werden fie nicht verändert. In einer Solution von Aetzkali löfen fie ſich auf. Durch flüffiges Ammonium von 0,910 fpecifiiher Schwere werben fie nicht im Geringften verändert. Concentrirte Cfiiafäure von 1.030 fpecififhem Gewicht und Auflöfungen von Sauerklee- und Weiniteinfäure bringen feine Vers änderung hervor. Sn verdünnter Calpeterfäure wird ihr Durcdmeffer nad als len Richtungen 3 bis 5 Mal bedeutender, und die concentrifchen Streifen verfchwinden. Sie ſchwellen gleicy aufgctriebenen Blafen auf, werden bald durchfcheinend, verfchiedenartig gebogen und Löfen ſich zuletzt vollftändig auf. Sn Salzfäure von 1,070 fpecififhem Gewicht verändern fie ſich nidt. Kohlenfaures Natron, effigfaures Blei, blaufaures Kali und ammoniafalifches ſchwefelſaures Kupfer bringen keine Veränderung an denfelben zu Wege. Die Auflöfung von falpeterfaurem Silber von 1,275 fpecifis fher Schwere verändert diefelben in leider Weife, wie die Sulz peterfäure; nur verfchwinden fie weniger fchnell. Galläpfelinfufion und rectificirter Alcohol von 0,830 fpeeififcher Schwere veranlaffen keine Veränderung. So lange die ermweichte Tuberkel nicht vollftändig ausgeworfen worden ift, zeigen fi in dem Auswurfe die Linfenförmigen Kluͤmpchen. Sobald die Tuberkel voͤllig expectorirt worden, zeigt ſich der Auswurf, je nad) der Beſchaffenheit des patholegiſchen Proceſſes, abermals verſchieden; denn war der Tuberkelproceß local, ſo ſecer— niren die Wandungen der Hoͤhle Eiterkuͤgelchen, welche, in Verbin— dung mit dem Schleime der gereizten und entzündeten Schleim: membran der Ruftwege, fo lange ausaeworfen werden, bis die Wan: dungen der Höhle zufammenfallen und durch Granulation vernar: ben und feft werden, da man denn Eine linfenförmige Kluͤmpchen mehr in dem Auswurfe findet. Wenn aber der Zuberkelproceß, indem der Patient mit tuber: culöfer Dyskraſie behaftet ift, durch das Ausmwerfen der Tuberkel 237 nicht zum Stillſtande nelangt ift, fo werden nod) fortwährend Linz — Kluͤmpchen in Vermiſchung mit dem Bruſtſchleime ges unden. Außer den eben befchriebinen linfenförmigen Kluͤmpchen und früber erwähnten weißen zäben Klöden, bemerkt man in dem Ausmwurfe der mit Tuberkeln Behafteren weiße gekörnte, ſchleimige Fegen. Unter dem Mitrofcope entdeckt man in denfelben Zellen mit vier: oder fünfeeigen Rändern und dunkeln oder verfchiedenz artig gelbgefärbten Kernen, deren geftreifte Ränder denfelben Durch— meffer und diefelbe I rtur, wie die Zwifchengefäße (Haargefaͤße), darbieten, Außer diefen Zellen findet man hier und da gelbe, cy— lindeifche, mit ſchwarzen Qucerlinien gezeichnete Faſern (Muskelfar fern). (Mieroscopic Journal, London medical gazette, Octo- ber 1842.) Entzündung des Herzens und der benachbarten Theile durch zwei in die Brujthöhle eingedrun= gene Nadeln. Ein Militär wurde eiligſt in’s Sp'tal von Lublin gebracht. Er ftie$ durchdringendes Geſchrei aus, Elaate über fehr lebhaften Schmerz und ſchrieb diefen dem Umjrande zu, Daß er zwei Zage zuvor zwei Nadeln in die Gegend des Herzens fih eingeftohen habe. Uebrigens zeigte der Kranke folgende Symptome: Lebhafte Hitze, allgemeiner reichlicher Schweiß, am meiften im Geſicht, har— ter, frequenter Puls, geröthetes Gefiht, Imit dem Ausdrude der hoͤchſten Angft und tiefen Schmerzes. Die Zunge war fchmugig, die Refpiration leiht und tief, der Huften häufig, und doch Elagte der Kranke über vinen unerträglichen Schmerz in den Präcordien. Die Aufcultation der Bruft ergab nur ein geringes crepitirendes Geraͤuſch in der vordern und untern Gegend der Zunge; im übrigen Theile war die Refpirafion normal. Die Derzfchläge waren für: miſch obne eigenthümlichen Character. Die Herzgrube, von wels her aus der Kranke die Nadel eingeführt haben will, ward ſorg— fältig unterfucht, aber man fand feine Spur einer Wunde. Ader— 1äffe und der ganze antiphlogiltifche Apparat in feiner ganzen Stren— ge, verfchaffen nur momentan Erleichterung. Am fehsten Zage feiner Aufnahme in’s Spital wurde Patient fehr ſchwach, traurig und gegen Alles gleichgültig. Der Kopf war fehr warm, das Ge— fiht bleich, die Haut trocken, Puls hart und frequent. Der Kranfe buftete viel und klagte über lebhaften Schmerz in der Lebergegend. Die antiphlogiftifche Behandlung wurde noch 14 Tage fortarfegt. Nach diefer Zeit verlor der Kranke plöglich die Sprache und be= kam Schluchzen. Die Schwähe nahm bedeutend zu; die Befins nung, war ungetrübt und der Kranke hörte und verftand Alles, was um ihn vorging; er ftarb am neungehnten Tage, — Die Section, die drei Tage nad) dem Tode gemacht wurde, zeigte Folgendes: Nachdem man die Haut und einen Theil der Muskeln auf der linken Seite der Bruft entfernt hatte, entdeckte man zwi— fhen der vierten und fünften Rippe zwei enge Ganäle, melde in das Innere der Brufthöhle mündeten. Nah Gröffnung diefer Höhle fand man einen Eiterheerd, der fich bis in’s Lungenparen— chym erftredite, und an den die beiden ifolirten Ganäle angränzten, — — 288 die aber hier breiter, als an den Bruſtmuskeln waren. — Das pericardium war ſehr verdickt und enthielt eine weißliche, puriforme, halbgeronnene Fuſſigkeit, die der plaftiihen Materie analog war, melche bei Entzündungen feröfer Hauſe auefhmwist. -- Dieſe pla— frische Maſſe bildete eine faſt zwei Linien dicke Lage an der innern Seite d.8 Herzbeutels und an der äußern des Herzens, wodurch diefe Theile einem weißen Pelze mit ungleichen Flecken glichen. — Das Herz war an der Baſis und hinteren Seite fo mit dem Herz— beutel verwachſen, daß man jie nur durch fehr ftarken Zug von einander trennen konnte. Das pericarcium mar durchweg mit der Linken Lunge und dem diaphragma verwahfen; tie Subſtanz des Herzens war dick und hart, die Ventrikel enthielten cine ziem— lich große Menge geronnenen Blutes. Der untere Rand der linfen Lunge war in der Länge einiger Zole der Sig einer diffufen Ent— zundung im erſten und zweiten Grade. — Bei aufmerkfamer Uns terſuwung dieſes Drganes entdeckte man endlid am untern und hintern Zheile zuerft eine Nadel von gewöhnlihem Umfange und von 2 Zoll Lane un» fpärer die zweite etwas. kleinere Nadel. Die Epige dieſer Nadeln war aeaen den Herzbeutel aerichtet, wels che Lage fie, ohne Zweifel, den durch die Beweaung der Zunge herz beigeführten Veränderungen verdankt. In der Bauchhoͤhle war nur eine allgemvine Nötbung des Verdauungscanalg und eine aeringe Hppertropbiv der Niere bemerkbar. (Aus dem Journa medical militaire de St. Petersbourg, Vol. 29, No, 2. in Archives ge- nerales de medecine. Juillet 1842.) Miscellen. Ueberden Gebraub der Alkalien bei faurem Urine bemerkt B. C. Brodie, daß die Zeit, in welcher der Urin am ftärkften fauer und die Anwendung der Alkalien am meiften ins dieirt ift, nach der Hauptmahlzeir (welche in England fpät, zum Theil erft gegen den Abend bin gehalten wird). Die Alkalien dürfen aber nicht gleich nach Tiſche gegeben werden, weil fie dann leicht die Verdauung ftören Eönnen, fontern 3 bie 4 Sturz den fpäter. In einigen Källen ift es beffer, wenn der Kranke nicht eber feine Medicin nimmt, als bis er zufällig mitten in der Nacht erwacht. In vielen Fällen reiht eine Dojis taͤglich und zwar vor Schlafengeben aus, während in anderen die Maanefia oder das Alkali auch Mittags gereicht werden muß. (Brodie on the urin. Org. 203.) Zur Behandlung des naevus beieinem eilfmonat- lichen Kinde wendete Profeffor Pattifon zu New: York die rafbe Durdjftichuna der Gefchwulft mit ungefähr zwanzig roth— glübend gemachten Nadeln an. Es erfolgte Eeine Blutung und das Kind fchien nicht fehr zu leiden. Die Operation wurde nach einer Woche wiederholt; einen Monat fpäter löf'te fid) die Ge— ſchwulſt ab, und es blieb Feine Spur der Krankheit zurüd, (New- York, Lancet.) Eine VBerfälfhung der Ganthariden durd grüne Glasperlen erwähnt Here Maday, aus Edinburgh, in dem Pharmaceutical Journal; fie müffen natürlich vor dem Pulveriſi— ren herausgefucht werden, Bibliographische Remarks on the Management of Woods Plantations and Hedge Row Timber. By J. West. London 1842. 3. Icones plantarum, By Sir W. J. Hooker. New Series. Vol. I. London 1842, 8. neuigkeiten. Life of Sir Astley Cooper. By B. Cooper. 1842. 8. A practical Treatise on Consumption; its Pathology, Diagno- sis and Treatment, with remarks on Climate, the Use of the Stethoscope. and a Table of the physical Sigus. By Francis Cook, M.D. London 1842. 8. 2 Vols. London — —— — Menue Notizen aus vem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, arfommelt und mitgetbeilt von dem Ober Mebieinalraile Fro rien zum Weimar , und dem Medicinalrarhe und Profeffor Frorier jun Berlin. N? 525. (Nr. 19. des XXIV. Bandes.) December 1842. Gedrudt im Landes = Inbduftrie: Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr,, der einzelnen Srüdes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. 3 1 Br BO PD Ueber neutrale flicjtoffhaltige , Eubftanzen hielt Herr Dumas am 28. November der Academie der MWiffenfhaften zu Paris, in feinem und des Herrn Ca: hours Namen, einen Vortrag, aus welchen Folgendes in der Gaz. med. mitgetheilt ift: Schon lange bat die Chemie im thierifhen Körper drei neutrale fticjtoffhaltige Subftanzen nachgewieſen, die theils wegen ihrer vielen Aehnlichkeiten miteinander, theils durch ihr reichlices Vorkommen in den feften und flüffigen Stoffen des Thierförpers, theild durch ihre Anmefenheit in allen unfern wefentliben Nahrungsmitteln bemerkenswerth find, nämlich den Eiweißftoff, den Faferftoff und den Käfe: Hoff. Der Eiweißftoff ift der Hauptbeftandtheil des Eiwei— ßes, der Faferftoff bildet den gerinnbaren Theil des Blutes, der Käfeftoff den animalifhen Theil der Milch. In einer vor achtzehn Monaten erfchienenen Schrift ber chemifche Phyſiologie hatten Herr Bouffingault und ich die Ans fiht aufgeftellt, daß jene drei Stoffe in den Pflanzen vor: kommen, daß fie ganz fertig in den Körper der Gras: freffer und von dba in den der Fleifchfreffer übergeben; daß den Pflanzen allein die Fähigkeit inwohne, jene drei Subftan= zen zu bereiten, deren fich die Thiere bemächtigen, entwes der, um biefelben zu affimiliren, oder, um fie zu zer— fegen, je nachdem das Eine oder das Andere ihren Bedürf: niffen entfpriht. Wir hatten diefe Grundfäge auf die Bil: dung der fetten Stoffe ausgedehnt, melde, unferer Anficht nah, urfprüngli durchaus nur in den Pflanzen entftehen und in den Thieren die Rolle des Brennmateriald oder oft auch nur eine vorübergehende Rolle fpielen. Endlich hatten wir die Nothwendigkeit erkannt, alle Körper der organifhen Chemie, welchen die Fähigkeit inwohnt, durch die Gährung in den Zuftand von Milchfäure überzugehen, und welche, wie z. B., der Zuder und die Satzmehle, einen bedeutenden Theil der menfchlichen und thierifhen Nahrungsftoffe ausmachen, mährend fie boch eigentlich und urfprünglich nur in den Pflanzen erzeugt werden, zufammenzujtellen. No. 1625. organische Diefe ſaͤmmtlichen Anfihten, fammt den daraus abzu— leitenden Folgerungen, haben wir in nachſtehender Tabeile jufammengefaßt: Die Pflanze Das Thier erzeugt neutrale ftickftoffhaltige |verbraudht neutrale fticftoffhaltige Subftanzen ; Subftanzen ; erzeugt fette Subſtanzen; verbraudyt fette Subſtanzen; erzeugt Zuder, Staͤrkemehl, verbraucht Zuder, Staͤrkemehl, Gummi; Gummi; bildet Kohlenſaͤure; bildet Waſſer; bildet Ammoniak-Salze; bildet Sauerftoff; entbindet Wärmeftoff ; entbindet Electricität z ift ein descrydirender Apparat; Jift ein orydirender Apparat; ift unbeweglich. verändert den Drt. Der Eörnerfreffende Vogel findet im Waizen alle Be: ftandtheile, deren er zu feiner Griftenz bedarf *). Der Hund findet im Brode die Stoffe, deren er zum Kortleben und zu feiner Entwidelung bedarf. Die fäugende Stute er: hält in der Gerjte oder in dem Hafer nicht nur die zu ih: ter Ernährung dienenden, fondern auch diejenigen Stoffe, aus welchen der in ihrer Milch enthaltene Käfeftoff gebildet wird, Die Gerealien müffen alfo, abgefehen von dem in ibnen enthaltenen Stärfemehle und Zuder, den thierifhen Orga— nismus in den Stand fegen, fi die neutralen ftidftoffhalz tigen Subftanzen anzueignen, welche fidy in jedem Thlere vorfinden, und deren Erzeugung, unferer Anſicht nad), der tbierifhe Organismus zu bewirken niht im Stande ift. Die wird, in der That, durch die chemifche Analyſe bes wiefen. Sn dem Falle, wo das Stärfemehl, die Dertrine und der Zuder aus den Nahrungsftoffen verfchwinden, werden fie durd fette Stoffe erfegt, wie dieß bei der Ernährung zerſetzt Koblenfäure; zerfegt Waffer ; zeriegt Ammoniak Salze; entbindet Sauerſtoff; abforbirt Wärmeftoff; bindet Electricitätz *) Diefer Sap ift, ftrenggenommen, nicht unter allen Umftänden richtig, indem, z. B., die Tauben, neben dem Waizen, kal— kige Stoffe nicht entbehren können. Bergl. Nr. 497. &. 200 und Nr. 503. ©. 291 d. BI. ” 291 der Fleiſchfreſſer zu bemerken ift. «Wir finden endlih, daß faft die fammtlihen Nahrungsftoffe der Herbivoren aus einer Verbindung der neutralen ftidftoffhaltigen Subſtan— zen mit den fetten Stoffen oder. zuderigen und ſtaͤrke⸗ mehligen Stoffen beſtehen. Hieraus laſſen ſich die folgenden beiden Grundprincis pien der Ernährung ableiten: 1) daß die neutralen flicftoffgaltigen organifhen Sub— flanzen ein unumgänglich nothwendiges Element der Ernaͤh— rung der Thiere find; 2) daß dagegen die Thiere big zu einem gewiffen Puncte der fetten Stoffe entbehren koͤnnen; daß fie der ftärkemehligen und zuderigen Stoffe, ſtreng genommen, gar nicht bedürfen, doch unter der Bedingung, daß die Fette durch eine verhältmiß- mäßige Menge von Stärfemchl oder Zucker erfegt werden, und umgekehrt. Allein die Entbehrung der fetten Stoffe, während einer gewiffen Zeit, wird dem Leben des Thieres nicht gefährlich, bringt indeß eine Wirkung hervor, welche einer befondern Beachtung werth if. Daß die Thiere die neutralen ſtickſtoffhaltigen Subftanzen, welche man in ihrem Organismus findet, von Außen in denfelben einführen müf: fen, beweift fon an ſich ziemlid bündig, daß fie diefelben nicht in fi zu erzeugen vermögen Um dieß Nefultat aber über allen Zweifel zu erheben, braucht man bdiefe ſtickſtoffi— gen Subftanzen, welhe in den Magen eingeführt werden, nur zu verfolgen und deren endliche Beftimmung zu ermitz tein. Nun läßt fich leiht darthun, daß fie durch den Harn— ftoff, welcher beim Menſchen und den grasfreffenden Saͤu— dethieren das Hauptproduct des Harns ifl, und durch die Harnfäure, welche bei den Vögeln und Weptilien an die Stelle des Harnftoffes tritt, repräfentirt werden. Abgefeben von den Erfrementen, abforbiet der erwachfene Menfch tag: lich eine Quantität von neutralen. fticftoffhaltigen Subſtan— zen, welche 15 bis 16 Grammen Stiditoff gleichzurechnen ift, und diefe Quantität findet fich volljtändig in den 30 bis 32 Grammen Harnftoff, die er täglich in feinem Harne ausleert. Laͤßt fih daraus nicht ganz einfach fihliegen, daß die neutralen ſtickſtoffhaltigen Subftanzen in unfern Nah: rungsmitteln zur Erzeugung diefes Harnſtoffs verwandt werden, und daß die ganze Thatigkeit unferes Organismus fih darauf beſchraͤnkt, ih, falls er diefer neutralen ſtick— ftoffhaltigen Subftanzen bedarf, dieſelben anzueignen oder fie in Harnitoff zu verwandeln? Diefe Anſicht wird fait zur Gewißheit, wenn man zugleich bedenkt, daß das Stus dium der Erfheinungen des Athemholens ung bemweif’t, daß die fetten Stoffe, in Folge einer eigentlichen Verbrennung, aus dem Organismus verſchwinden, und daß die ftarfemeb= ligen und zuderigen Stoffe ebenfalls im Verlaufe der Les bengfunctionen verbrannt werden; daß endlich der Unterfchied zwifchen den neutralen ſtickſtoffhaltigen, thierifchen Subſtan— zen und dem Harnftoffe feine Erklärung ebenfalls durchaus in einem Verbrennungsproceffe findet. Die wefentlichen eimeißftoffartigen Sukftanzen, nämlich der Eiweißftoff, Kafeftoff, Saferftoff und die Legumine, bil: den den vorherrfchenden fticftoffbaltigen Beftandtheil der 252 Nahrungsmittel des Menfhen und ber Thiere. Vielleicht find es die einzigen, welche die Fähigkeit befißen, durch eine Opydation im Blute fib in Harnſtoff zu verwandeln und fich zugleich durch den Affimilationsproceß in unfern Geweben zu firiren, nahdem fie die geeignete Modis ficationen erlitten haben. Wenigftens ift es, bisjegt in Betreff des Gallertfioffes durdiaus zweifelhaft, ob er diefe Faͤhigkeit beſitzt. Hieraus ergiebt fi nun, daß, wenn es und im Betreff irgend eines Feinen alerts ftoff enthaltenen Nahrungsmittel gelingt, deffen Ge— halt an Eiweißſtoff, Käfeitoff, Baferftoff- und Legumine genau zu beftimmen, wir die Fähigkeit dieſes Nahrungs⸗ mittels, den Beduͤrfniſſen der Affimilation ju genügen, mit Sicherheit Eennen. Duch den Genuß und die Ver— dauung felher Subftanzen bilden wir unfere Muskeln und unfere Gewebe und bewahren diefelben vor den krank— baften Veränderungen, die fie erleiden würden, wenn das Blur zu arm an Eiweißftoff und Fibrine wäre. Daß dem fo fen, ift fo einleucdhtend, daß ſich Fein einziges, ‘von dem Menſchen und den höher organifirten Thieren benugtes Nah— tungsmittel anführen läßt, in welchem nicht eine der vier oben angeführten ftidftoffhaltigen Subftangen in beträchtlicher Menge vorhanden wäre. Hieraus folgt Elar, daß die in unjern Nahrungsmitteln enthaltene Quantität Stidftoff des ten Aequivalent in Bezug auf Aſſimilirungsfaͤhigkeit dar— ftellt, indem die fticftoffpaitige Materie die wefentlich affir militbare, d. b., diejenige ift, welde die Grundlage des ganzen Organismus bildet. Iſt erfahrungsmäßig feftgeitellt, daß, z. B., ein erwachfener Menich täglich 100 — 120 Grammen trodner eiweißjtoffiger Subftanz, welde 16 — 29 Grammen Stiditoff vepräfentirt, zu fi nehmen muf, fo laͤßt fih danach eine Zabelle der naͤhrenden Aequivalente, aus dem Gefichtspuncte der Affimilation betrachtet, zuſam— menftellen. Zur vollftändigen Ernährung des Menfchen ges bören im Durchſchnitte 400 — 500 Grammen friſcher fticftoffnaltiger Materie, welche 100 — 125 Grammen derfelben trodnen Materie gleichkommen, melde folglich 16 — 21 Grammen Stickſtoff enthaͤlt. Da diefer Stickſtoff fib faft durhaus in Geſtalt von Harnftoff in den Venen wiederfindet, fo fragt es fih, was der Harnftoff eigentlich ift, und inwiefern er fih von der neutralen jtidftoffhaftigen Materie unterfcheidet, von der er herjtammt? Die fhönen Beobachtungen des Herrn Woͤhler haben ung gelehrt, daß der Harnftoff durch eine Modification dis Ammonium Cya— nats entitehen kann, welches felbft aus einem Oxyde des Cyanogen's und einem Oxyde des Ammoniums befteht. Dem: nach gehen vier Oxyde aus dem Thiere ab, Kohlenſaͤure, Waffer, Blauſaͤure und Ammoniakoxyd. Die beiden legten bilden in ih: ter Verbindung und Umänderung den Harnftoff. Die ſtick— ftoffige Subftanz wird demnach durch eine wahre Verbren— nung in Harnftoff verwandelt, wenigftens glauben wir, dieß annehmen zu dürfen. Durch eine Berechnung der, während dieſer Unwandlung frei werdenden Wärme, gelangt man zu der Ueberzeugung, daß die alltäglich vom Menfchen in Hurnz ftoff verwandelte Quantität ſtickſtoffhaltiger Materie feiner Neipiration etwa 50 Grammen Kohlenftoff und 6 Gram— 233 men Stickſtoff darbietet. Diefe Stoffe können aber nur 575000 MWirmeeinheiten entwideln: 50 Gr. Kohlenftoff >< 7390 — 365000 6 Gr. Wafferftoff >< 35000 — 210000 575000 Nah der Menge der von ihm erzeugten Koblenfäure und des von ihm confumirten Sauerſtoffs producirt jeder Menſch täglihb 2500000 bis 3000000 Galerien. Er muß alfo von andern Nahrungsmitteln etwa 200 Gram⸗ men Kohlenſtoff und 10 Grammen Waſſerſtoff entlehnen, um die ihm noͤthige Geſammtwaͤrme zu erhalten. Und dieſes Beduͤrfniß iſt ſo dringend, daß, wenn der waͤrmeer⸗ zeugende Apparat drei Stunden ganz außer Thaͤtigkeit waͤre, der Tod unvermeidlich durch Kaͤlte erfolgen muͤßte; denn ſo oft der Menſch 50000 Calorien einbuͤßt, erniedrigt ſich ſeine Temperatur um 10, und da er deren in der Stunde 100000 erzeugt, ſo wuͤrde, wenn er binnen drei Stun— den einen Ausfall von 300000 Calorien erlitte, ſeine Waͤr— me bis auf 30° Gentigr. ſinken, bei welcher Temperatur der Zod. ficher eintreten würde. Der ganze Körper, alle Gefaͤße und Gewebe, die das Blut durdhdringt, diefer ganze gewaltige Verbrennungsapparat, muß alfo befiändig in Thaͤ— tigkeit fenn, und die ihm zu Gebote ftebenden organifchen Stoffe fort und fort verbrennen. Bedenkt man nun, daß dag Blut eine Auflofung der feften Beftandtheile des Organismus darftellt, die fo meit gefättigt ift, als die Umftände, unter denen es fich brfins det, dieß verlangen, fo wird man begreifen, weßhalb foviel darauf anfommt, daß die Verdauung dem Blute unausger fest die Materialien zurücerftatte, welche jene Auflöfung bilden, damit das Blut die Materiglien, welhe während der Lebensfunctionen unausgefest zur Verbrennung gelangen, nicht von den Organen felbft zuruͤckfordern müffe, in wel— chem Falle die Verbrennung auf Koften der Organe flatt: finden würde. Um diefe Grundfäge auf die fticitoffhaltigen Subftanzen, mit denen wir ung bier zunächft beſchaͤftigt haben, in Anwendung zu bringen, wollen wir bemerfen, daß, wenn der Menſch in den Nahrungsmitteln täglib 100 bis 120 Grammen trockner ftiftoffhaltiger Materie zu fich nehmen muß, der Grund davon darin liegt, daß das Blut, in Folge der NRefpiration und der durch diefe vermittelten Ver: brennung unabwendbar täglich einen Verluft von 100 big 120 Grammen jener Subftanzen erleidet. Weil das Blut Eimweißftoff enthält, wird derfelbe auch verbrannt, und er muß dem Blute von Aufen wicdererftattet werden, wenn e8 den— felben nicht aus den Organen und Geweben beziehen foll, die zur Erhaltung des Lebens unumgänglich nothwendig find. Schließlich bemerkte Herr Dumas, er werde der Aca— demie bald die Nefultate der Unterſuchungen vorlegen, welche er und fein Mitarbeiter angeftellt bitten, um das Ver: hältniß zwifchen den von dem Menfchen und den Thieren genoffenen eiweißftoffigen , fetten oder zuderigen Subftanzen und der durdy deren Verbrennung erzeugten Wärmequantität feftzuftellen; woran fich dann die Verfuche anfchliefen wir: den, die zu dem Zwecke vorgenommen morden feyen, um 294 in Betreff des NMahrungsbebarfs des Soldaten, des Hands arbeiters, des Gefangenen ꝛc. zu feften Normalfägen zu ge= langen, welche auch in den Wohlthaͤtigkeits-Anſtalten zur Anwendung gelangen fönnten. Ueber Nebelfterne und Nebelfleden. Bon Arago, (ShLlufß.) Das allgemeine Anfehen der Milchftraße, ihre Geſtalt, ihre 3ufammenfegung aus Sternen, wie ſich diefelbe aus relefcopifchen Beobahhtungen ergiebt, erfiären ſich fehr leiht, wenn man mit Herſchel annimmt, dag Millionen von Sternen, die ungefähr gleichweit voneinander entfernt find, eine von zwei faft ebenen pa— rallelen und einander verhältnigmäßig nahe liegenden, aber gräns zenlos weit ausgedehnten Dberflähen bearänzte Schicht bilden; daß alfo diefe Schicht im Vergleiche mit den fi nad allen Seiten unberechenbar weit erftredenden Ebenen, zwifchen denen fie liegt, ſehr dünn iftz daß die Sonne, der Stern, um welde ſich uns fire Erde drebt, und von dem fie ſich kaum entfernt, einer der in dieſer Schicht befindlichen Sterne ift; daß endlich unfere Stellung fid) ziemlih in der Mitte diefes Sternfoftems, ſowohl in Betreff der Die, als aller übrigen Dimenjionen der Schicht, befinder, Laßt man diefe Annahmen gelten, fo begreift man leicht, daß ein in der Richtung der ungebeuern Dimenfionen der Schicht ftreichen: dır Gefichteftrahl überall auf ein ſolches Gewimmel von Sternen ftoßen, oder wenigftene fo nahe an denfilben verübergeben müffe, daß fie einander zu berühren ſcheinen; daß dagegen ein in der Rich— tung der Dice ftreihender Geſichtsſtrahl verhältnigmäßig viel we: nigeren Sternen begegnen werde, und zwar in dem Verhältniffe we— niger, als die halbe Dice der Schicht geringer ift, ald die übrigen Di- menfionen derfelben; daß von dım in der Richtung der Schicht zu dem gerade durch die Die derfelben ftreichenden Geſichtsſtrahl der Ueberaang fehr fchroff feyn muß; daß die Richtung, nah welder die Schicht am Weitcften ausgedehnt ift, durch eine ſcheinbare Zufammendrängung der Sterne, dur ein Marimum von zur Per: ception gelangendem. Lichte, durch ein milkweißes Anfehen ange: zeigt werden wird; daß uns endlich diefes Marimum des Lichts ale ein großer Kreis der Himmelskugel erfcheinen wird, weil die Erde fich ziemlih im Mittelpuncte dieſer Kugel befindet, indem jene Schicht, als eine nach dem Durchmeſſer diefer Kugel gelegte Ebene, dieſelbe nothwendig in zwei gleiche Theile fcheider, oder, was auf daffelbe hinausläuft, durch cinen arößten Kreis dere felben acht. Der fib von dem Hauptbogen der Milcftraße abloͤ—⸗ fende Nibenbogen, der bei'm Gepbeus und der Gafjiopeia beginnt und fich zwifcben dem Scorpion und dem Schuͤtzen wieder an den Hauptbooen anfchlieft, fpricht für Nie Eriftenz einer Sternſchicht, welche die Hauptfhicht unter einem fpigen Winkel trifft, fich in der Region der Erde an die legtere anſchließt und fich über dicfe Region nicht binauserftredt. Kurz, wenn wir nady der einen Richtung weit mehr Sterne erblicken, als nach der andern; wenn die Regionen, wo die Sterne fehr gedrängt fteben, einen der größten Kreife der Himmelskugel bilden; wenn der Milcftraßenbogen auf eine Strede von etwa 120° doppelt ift, fo liegt der Grund darin, daß wir ung mitten in einer fihr ausgedehnten und dabei verhältnißmäßia ſehr dünnen Sternfhicht befinden; daß ferner eine zweite Sternſchicht, von derfelben Geftalt, in der Gegerd, wo fih unfere Sonne und folge lih Erde befindet, auf die erite trifft. Nimmt man an, die Sterne der Milchſtraße fenen im Alls gemeinen aleihförmig durh alle Regionen diefes großen Nebele fleckens vertheilt; nimmt man ferner an, daß man biefen merf: würdigen Theil der Himmelskugel mit einem bis an die äußerfte Gränge der Sternenfhicht dringenden Tchelefcope zu aichen ver: möchte, fo wird bei jeder Beobachtung die Zahl der im Gefichtsfelde befindlichen Sterne der Länge der vom Auge bes Beobadhters bis zur Gränze der Schicht aehenden Linie fo genau proportional ſeyn, daß man ben einen Werth jedesmal % dem andern wird 1 * 295 berechnen koͤnnen. Nachdem Herſchel dieſer Nebelflecken geaicht und deſſen Reichthum an Sternen nach allen Richtungen erforſcht hatte, konnte er alfo von feinen Beodachtungen die Laͤnge der verfch'edenen aeraden Linien ableiten. Die in feiner Dentfchrift vom Jahre 1785 enthaltene Tabelle giebt die Entfernungen der Erde von der Gränze der Milchſtraße, die Entfernung der Erde vom Sirius — 1 geredhnet, folgendermaaßen an: ou 1 Stern, fo ift die fraglihe Ertfernung rn 5 53 ==] 10 Stern . Ä e . . 0 ° 127 SE 2 — N a ©- a 160 ist 50, — . A . > ° 5 . a et) 3800 — e 5 # ° J 5 - 275 »2[20 — k x . s — . 947 S=130 — 2 - B = 4 = 5 397 a I nl PAR Ze RE el u RR N =2150 — a s € “ = & 471 8 1600 — e . r 2 A S " 77500 Dhne alfo das Gebiet der directen Beobachtung uͤberſchritten zu haben, finden wir die Nebelflecken in der einen Richtung hun— dertmal ausgebehnter, als in einer andern. Die hier aufgeführten Zahlen find diejenigen, deren jih Herſchel bediente, um einen Durchſchnitt und ſelbſt eine ftereomerrifche Figur von dem gewaltis gen Nebelfleden zu geben, in welhen unfer Sonnenfyftem einges ſchachtelt ift, im dem unfere Sonne als ein unbedeutender Stern und unfere Erde als ein Staubkörnchen figurirt. Mird die Milchſtraße ewig in derfelben Geſtalt fortbeftchen, wie wir fie jegt an ihr bemerken? Fängt fie nicht etwa an, Kennzeihen von Verfhiebung, von Auflöfung wahr— nehmen zu laffen ? Herfchel hat duch taufend und aber taufend Beobachtungen klar nachgewiefen, daß die Weiße der Milchftraße, dem größten Theile nah, von der Anhäufung von Sternen herrührt, die zu Elein find und zu ſchwach leuchten, als daß man fie einzeln unters Tcheiden Eönnte. Die in einem gewiffen Verhältniffe mit den Sternen gemengte Nebelmaterie fpielt hier, wie bei mehreren auf: loͤslichen Nebelfleden, eine Rolle, aber offenbar eine Neben rolle Faſt überall, wo dichtzufammengedrängte Sterne ſich außers balb der Grängen der Milchſtraße zeigen, haben wir gefehen, daß fie eine Neigung befisen, fih um mehrere Mittelpuncte ber zu arups piren; daß fie, wie die verfchiedenen Himmelskörper unferes Son— nenfyftems, einer Anziehungskraft zu gehorchen ſcheinen; daß end— lich diefe Kraft bei manchen abgerundeten Gruppen bereits fehr be= deutende und bemerfbare Veränderungen bervorgebradt hat. War rum follten nun die Sterne des großen Nebelfledens, zu dem uns fer Sonnenfyftem gehört, diefer Art von Einwirkung weniger uns termworfen feyn, als andere? Wenn fie einft gleichföormig ver— theilt waren, fo wird diefer Zuftand bereits nicht mehr beftehen und die Abweihung von demfelben ſich ftets vermehren. Die Thate fachen beftätigen diefe theoretifche Folgerung. Die Sterne find kei— neswegs nach der ganzen Ausdehnung der Milchſtraße gleichfoͤrmig vertHeilt, fondern Herſchel hat durdy fein mächtiges Zelefcop das rin 157 Gruppen erkannt, welche abgefondert und gehörig ums fchrieben find, und die er als ebenfoviel Nebelfleden in feinem Ca— 206 taloge aufführt, während an den Greẽnſen und Rändern jenes Gurtels noch 18 dergleichen liegen. Wenn man während einer dunfeln, aber gehörig beitern Nacht den zwifchen dem Schuͤtzen und Perfeus liegenden Abfchnitt der Milchſtraße aufmerkſam betrachtet, ſo bemerkt man daran 18, durch den eigenthümlichen Glanz ihres Lichtes hinreichend characteriſirte Regionen, von denen ich hier einige anführen will Es findet ſich ein ſehr glänzender Flecken unter dem Pfeile des Schuͤtzen; ferner ein folder in dem Schilde des Sobiesky; dann ein glängender Flecken nördlih und ein Wenig weſtlich von den drei Sternen im Adler; \ man bemerkt einen ſchwachen und langen Flecken längs der Schulter des Ophiuchus; drei glaͤnzende bemerkt man neben den Sternen &, 6 und y des Schwang; a in der Gafliopeia und um biefelde her gewahrt man deren rei; ein ſehr glaͤnzender iſt im Degengefaͤße des Perſeus wahrzue nehmen; — ge @ und y der Caſſiopeia findet ſich eine fehr dunkle telle. Keine der mit dem Zelefcope auflöslichen Portionen der Milch— firaße dot Herſchel'n deutlihere und umfangsreichere Anzeigen der Concentration der Sterne dar, als der Raum zwifchen 8 und yıim Schwane. Bei der Aichung diefes Raumes nad) der bereite befchriebenen Methode, fand Herſchel, daß man dort in einer Ausdehnuna von 5° etwa 331000 Sterne zählen Eönne, Diefe gewaltige Gruppe bietet bereits cine Art von Theilung dar; 165 Tauſend Sterne fcheinen auf die eine, und 165 Zaufend auf die andere Seite zu treten. Alles Spricht daher für die Anficht des berühmten Aftronomen, daß im Laufe der Zeit die Milchſtraße ſich zerklüften und verſchie— ben werde. (Annuaire du Bureau des longitudes pour l’an 1842,) Miscellen Ueber Entwidelung der Knochen bat Herr Flourens der Academie des sciences fhon früher manche Mittheilungen gemacht und jest ein ausführliches Werk herausgegeben. Die Hauptrefultate feiner Arbeit laffen fih in folgende vier Säße. fafen: 1) Die Knochen wachen, der Die nad), dur don Aus fen ſich anlegende Schichten; 2) fie wacfen, der Fänge nad, durch an den Enden fih anlegende Schichten; 3) in dem Maaße, als fih neue Schichten auf der äußeren Fläche der Knochen anler gen, werden dir alten Schichten an der innern Fläche reforbirt ; 4) die Oſſification befteht in einer vegelmäßigen und fuccefjiven Um— wandlung des Perioft’s in Knorpel und des Knorpels in Knochen. Eine allgemeinere Thatfache, welche aus dem Buche ſich ergiebt, ift die Nachweifung der ununterbrochenen Umänderung des Stoffes, welche man bisjegt bloß vermuthet hatte, wodurd der Phnfiologie ihre wahre Aufgabe geftellt wird. (Gaz. Med. 43.) Sn Beziehung auf Electricität und Licht hat Karſten d. 3. die Beobachtung gemacht, daß mittelft electriſcher Entladungen fich deutliche, den Moferfchen ganz ähnliche, Ab: bildungen von Münzen auf Glas übertragen, und daß das Licht die duch Electricität erlangten Figuren weiter fortbilde. Due a Ueber Hypertrophie und Gefhwülfte Durch ge— hemmte Reforption. Bon 9. HenTle Viele Fälle örtlicher elephantiasis trafen (mie ein in demfels ben Sournalhefte von Denle’s Zeitfehrift vorliegender) unter BR u. nad Symptomen von erythema auf, welches in mehr oder weniger re gelmäßigen Intervallen wiederfehrte. Häufig wurde bemerkt, wie mit jedem Anfalle von Hautentzündung die Hypertrophie, gleichſam ftoßweife, zunabm. Sn ihren erften Erfcheinungen unterfcheidet fi die Krankheit kaum von erysipelas; was fie auszeichnet, ift, daß die Gefhwulft, nachdem fih Roͤthe, Hitze und Schmerz ver: toren haben, zuruͤckbleibt. Daran ift nicht die Häufigkeit der Er: J — 297 fudationen ſchuld, denn bei Neuralgicon des Gefichtes oder ber Glieder können ſich die, den Anfall begleitenden, erylipelaröjen Eute zündungen Sabre lang täglich wiederholun, ohne daß das Außere Anfehen der Theile ſich außer dem Anfalle verändert zeigt. Auch) iſt es nicht die Maffe des Erfudats, melde den eigenthümlichen Ausgang bedingt, denn es kommen. oft bei'm gewöhnlichen erysi- pelas viel reichtichere Ergießungen in’s Unterhautbindigewebe vor und verfchwinden ſpurlos wieder. Geſchieht dieß nicht, jo kann nur zweierlei anzuflagen feyn, entweder eine Befchaffenheit der im Parenchym abarlagerten Säfte, welche fie unfähig madıt, in die auffaugenden Gefäße überzugehen, oder Unthätigkeit diefer Gefäße ſelbſt. Auf die erfte diefer beiden Möglichkeiten will ich hier nıcht weiter einachen. Man kann fich vorjtellen, daß die Rejorption eines Erfudats dadurch verhindert wird, daß es zu raſch gerinnt, oder, geronnen, ſich nicht wieder auflöft. fondern weiter organis fire; jedoch kann man, bevor die Pathologie des Blutes eine fichere Baſis hat, ein folches abnormes Verhalten weder im fpecicien Falle conftatiren, noch die Gründe deſſe'ben beſtimmt entwickeln, Dagegen ſcheint es mir an der Zeit, auf die Urfahen und Folgen der Unzulänglichkeit der reforbirenden Gefäße hinzumweifen. Der Antbeil der Saugadern an den Erſcheinungen abnormer Bildung ift bisher zu wenig beachtet worden, wohl nur deßhalb, weil ihre Function im normalen Zuftande nicht Elar genug entwik— kelt worden ift. Indem man die Blutgefäße zugleich ausſchwitzen und abforbiren ließ, blieb den Saugadern feine andere Aufgabe, als den Blutgefäßen huͤlfreich beizuftehen., Sie erfchienen als ein Lurusartikel und konnten für entbebrlid gehalten werden, wie fir, in der That, in einigen Organen und Geweben und bi niedern Ihieren nod zur Zeit vermißt werden. Ih halte uns aber nicht für berechtigt, anzunebmen, daß fie, wo jie noch nicht aufgefuns den worden find, überall wirklich fehlen, und glaube von der an— dern Seite, ihre Nothwendigkeit durch Nevifion dır Lehre vom Kreislaufe und der auf die Abforption bezüglichen Verſuche darge: than zu haben ‚Allg. Anat., ©. 560), Was man Aufſaugung duch Venen, oder, richtiger gefprochen, durch Gapillargefäße, nennen £önnte, ifl nur der Uebergang aufgelöf’ter Stoffe in’s Blut, vermöge eines Austaufhes der gelöf’ten Beftandtbeile des legtern und der gelöf’ten Beftandtheile der im Parenchyme enthaltenen Flüfiigkeiten. Immer muß dabei die Endosmofe, d. h., die ſtaͤr⸗ tere Strömung, von der Höhle der Gefäße nad) Außen gerichtet feyn, und die Maffe des ertravalirten Plasma ſich vermebren. Diefes aufzunehmen und dem Blute wieder zuzuführen, find die Saugadern beftimmt, und fo kehrt der Nahrungsſaft, welcher von den Arterien zu den Organen geleitet worden ift, auf doppeltem Wege in den Kreislauf zurück: das cine, was in den Gefäßen blich, durch die Venen, das, was fich in den Sefäßen ergoffen hatte, durch die Saugadern. Es macht Eeinen Unterfcbied, wenn nebit dem erfubirten Plasma noch eine von Außen zugefuͤhrte Fluͤſſigkeit in den SInterftitien der feften Subftanz fich befindet, wie, 3. B., während der Verdauung des Chylus im fchwammigen Gewebe der Darmzotten. Die normale und aleihmäßige Tutgeſcenz der Organe kann fih nur erhalten durch das Steihgewicht zwijchen der Exſudation duch Blut und ber Reforption dur Lymphgefaͤße; fie wird fib erhalten, folange beide Proceſſe im gleichen Maaße fteigen und fallen. Es kann daber ein Theil gerötbet ſeyn ohne Anfchwelluna, wenn die Saugadern das aus den erweiterten Gefäßen in größerer Menge austretende Plasma ſogleich fortzuleiten vermögen. Wenn aber die Thätigkeit der Saugadern mit der Erweiterung der Blut: gefäße nicht gleiben Schritt hält, wenn fie bei normaler oder gar bei vermehrter Erfudation ſich vermindert, fo muß nothwendig er: hoͤhte Zurgefceng und Geſchwulſt ſich einftellen. Das Mißverbäft: niß kann vorübergebend feyn; dann, wenn die Erfudation nad: laͤßt und die Saugadern nachtränlic Zeit gewinnen, das Exſudat zu entfernen, zertheilt fich die Geſchwulſt. Die Zertheilung wird deswegen ſchon durch Mittel bewirkt, welche die Grfudation bes fchränfen, wie Kälte, Xderläffe, die man alfo mit Unrecht zu den reforptionsbefördernden zaͤhlt. Bleibend wird die Geſchwulſt, wenn die veichlichere Ausſchwitzung, oder die Abnormität der Saugadern, oder beides, dauernd ift. 298 Mit Ruͤckſicht auf die nächfte Urſache laſſen ſch demnach bie dauernden Anjchwellungen (ich verftehe hierunter nicht bloß chroni⸗ fhe, fondern aug acute, die ſich nicht zercheiten) in jolgende drei Glaffen bringen : 1) Die Erfudation ift abnorm erhöht, die Reforption nors mal, vielliicht fogar gefteigert, aber unzureichend. Dieß ift offene bar der Fall in den meilten chroniſchen Wafferfucten: die Lymph⸗ drüfen find injicirbarz; die Lymphgefaͤße gefüllt, ausgedehnt, des— halb leicht aufzufinden. 2) Die Erfudation ift normal, die Reforption vermindert, oder gehemmt. Abnorm vermehrte Erfudation Fann, wie ich «8 bei andern Gelegenheiten weiter ausgeführt habe, nur begründet feyn in einer Veränderung des Plasma, welche das Durchſchwitzen durch die Gefäße begünftigt, oder in einer Ermeiterung der letz— tern und Verdünnung ihrer Wände. Im erften Falle ift die Er— gießung allgemein, im zweiten wird, weldyes auch der Grund der Dilatarion der Blutgefäße fey, jedesmal die Röthe der betroffenen Theile vermehrt feyn müffen. Kommt alfo Ergiefung oͤrtlich und ohne Röthe der gefchwollenen Theile vor, fo ift die nächfte Urſache nicht in dem Blure und den Blutgefäßen, fondern in den Saugabdern zu fuchen. Beides ereignet ſich bei der phlegmasia al- ba dolens, weiße Anfchwellung der untern Ertremität, gewöhnlich nur Einer Seite. Es darf nicht eingewandt werden, daß die Ge— fäßerweiterung und Roͤthe fich auf die Unterhautbindegewebe be: fohränfen lönnen, denn, abgıfeben davon, daß pbleamondfe Ges ſchwulſt deffelben, ohne Äußere Röthe, vielleicht beifpiellos ift, fo fpricht auch der heftige Schmerz, welcher die Geſchwulſt begleitet, für Theilnahme der cutis, für eine Gompreffion der Nerven inner— halb des feften Gewebes der Federhaut. Wenn wir demnach bei der phlegmasia alba auf cin primäres Erfranten der Lymphge— fäße a priori fließen, fo begegnen wir der Anficht der meiften Practiker, welche, nah ten Refultaten des Reichenbefundes, das len der Krankheit in Entzündung der Benens und Lymphgefäße egen. 3) Die Erfudation ift reichliher, als im aefunden Zuftande, und zugleich die Reforption befchränft. Dieß Verbältnif ift ſehr gewöhnlich; es findet überall ftatt, wo die Entzündung einen ane dern Ausgang nimmt, als in 3ertbeilung; am auffallendften aber zeigt es fich bei einigen fogenannten complicirten Entzündungen, auf welche ich fogleich zurüdfommen werde, Sch will nunmehr zuerft verſuchen, die Zuftände des Saug— aberfyftems anzudeuten, weldye möglicher Weife eine Befchränfung feiner Thätigkeir bedingen konnen, fodann die Folgen verminders ter Reforption, oder deren Symptome näber bezeichnen, Unter den Urfachen mangelhafter Reforption ift am leichteften nachzuweiſen, eine Obliteration oder theilweife Ber: fhlieguna der Saugadern. Sie kann herbeigeführt were den durch Druck, oder mechanifhe Verlegung, oder Entzündung. Es ift nicht unwahrfcheinlich, da$ in dem oben mitgetheilten Falle von Elephantiasis scroti durch die großen, mehrmals eingeklemm⸗ ten Scrotalbrüche eine Gomprefjion auf die Saugadern ausgeübt und dadurch endlich ihre Verfchliegung bewirkt worden fey. Durch⸗ fchnittene Lymphgefaͤße fönnen mit Verſchließung bes Lumens hei⸗ len. Einen Fall der Art erzählt Hendry ): „Miſtreß Jef— fries, gegen 40 Jahr alt, batte an der linken Bruſt einen offe— nen Krebse. Die Drüfen in der Achſelhoͤhle, da ſolche in beträct- lichem Maafe ebenfalls von diefem Uebel angegriffen -waren, wur: den, ſoviel die Sicherheit zulich, ausgerottet. Die Adyfelfchlag: ader lag nach der Operation gänzlich bloß, und man konnte feine Drüfe mehr fühlen. Nah Verfluß von. einigen Tagen fing der Arm an aufzufchwellen und nahm mit jedem Tage an Größe zu, bis endlich die Gefchwulft fo aroß war, daß furchtbare Schmerzen wegen der Ausdehnung ſich hinzugefellten. Cie blieb in biefem Zuftande bis zum Tode, welcher genen zwei oder drei Monate nad) der Operation erfolgte.” Ich ziehe ferner bierher eine Beobach— *) Hendry und Rollo über die Drüfenkrankheit in Barbas dos. X. d. Engl. Frankfurt am M, 1783. ©. 72. 299 tung von Stilling*), wo nad) einem Steinwurfe auf die Schlä- fengegend ſich allmälig, ohne irgend eine andere örtliche oder alls gemeine Functionsftörung, eine weiche, ſchmerzloſe Gefhmwulft der Wange entwicelte, über welcher die Haut ihre gefunde Farbe bes hielt. Diefe Beifpiele mögen genügen, gewiß aber-laffen noch manche andere, nad) Verlegungen entftandene, Geſchwuͤlſte ſich auf biefelbe Weife deuten. Daß bei der phlegmasia alba dolens eine weitvers breitete Entzündung der Saugadern als Urfache ihrer Obliteration allzemein angenommen werde, habe ich fhon zuvor erwähnt. In allen angeführten Fälen kann die Verfhließung mehr oder weniger vollftändig feyn, auf eine größere oder geringere Zahl von Saugaderftäimmen ſich erftreden, und in demfelben Maafe muß die Beeinträchtigung der Reforption mehr oder minder fühl: bar werden. Es läßt ſich ein Zuftand denken, wo die Thätigkeit der Lymphgefaͤße für die normalen Verhältniffe hinreicht, aber kei— ner hinreihenden Steigerung bei vermehrter Erfubation fähig iftz dann entftehen die Geſchwuͤlſte in Abfäsen und nur unter den Er— Theinungen entzündlicher oder anderer Ausfchwigungen. Oder die Auffaugung it auch der normalen Ausfhmwigung nicht gewachlen ; dann bilden jih die Geſchwuͤlſte continuirlich, bei unveränderter Hautfarbe, Bekanntlich giebt es Gifte, welhe in den Lymphgefäßen und befonders in den Lymphdruͤſen entzündliche Stockung veranlaffen, mie das Schlangengift, die zerfesten Säfte in manden Leichen u. a. Die Folge ift auch bier, wenn das Saugaderfpftem eince Gliedes ergriffen ift, rafhe Infiltration und Anfhwellung, was namentlich nady VBerlegungen an Leichen oft beobachtet wird; fo aud) das ſyphilitiſche Gift, jedoch mit gewiſſen Unterfhirden. Da nämtid) nur ein Minimum des fchädlichen Stoffes aufgenommen wird, wel— es fih an der Aufnahmsftelle noh vermehren muß, fo erfheint die Lymphdruͤſenentzuͤndung erft längere Zeit nah der Entwicke— lung der örtlichen fecundär. Kerner entfteht viel feltener eine ausgebreitere Infiltration in denjenigen Zheilen, deren Eymphgefäs Be durch die Eranfen Drüfen gehen, theils weil nur einzelne Druͤ— fen unwegfam werden, theild auch wahrſcheinlich defhalb, weil bei der langfamen Entwidelung der Lymphdrüfengefhmwulft Leichter eine Art Gollateralfreistauf eingeleitet werden und die Lymphe duch erweiterte Anaftomofen mit tieferen Gefäßen abfließen Eann, Ob die Entzündung der Mefenterialdrüjen im Typhus von Auf: nahme des auf der Darmflädhe keimenden Contagiums ober des Secrets der entzündeten Schleimhaut abzuleiten fey, muß ich un= entfchieden laffen. Sedenfalls aber beweil’t die Mitleidenfchaft der Lymphdruͤſen bei ferophulöfen und in geringerem Grade felbft bei reinen Entzündungen, daß ſchon entzündliche Erfudationen an und für fih, in einem Falle mehr, im andern weniger, reizend auf die Lymphdruͤſen wirken, Entzündung und DBerftopfung derfelben ver= anlaffen. Sch habe fhon an einem andern Drte die Vermuthung geäußert, daß diefer Effect einer größeren Plafticität des erfudirten und in die Saugadern Übergehenden Plasma einer abnormen Ber: mehrung der Lymphkoͤrperchen im Verhältniffe zum Lymphſerum zuzufchreiben fenn möchte. Ein folches Mißverhältnig äußert ſich in Scrophulöfen auch anderweitig durch die Dickflüffigkeit des Ei— ters, den fpedigen Grund der Gefchwüre und die allgemeine Nei— gung zur FSettbildung. Die Drüfen find diejenigen Theile des Iymphatifchen Syſtems, in welchen die Wirkungen einer verderblihen Befhaffenheit der Lymphe zuerft fich zu erkennen geben, weil diefe in ihnen, wegen des gewundenen Laufes und der Enge der Ganäldhen, am längften verweilt und am leichteften in’s Stocken geräth. Gleich den Drüs fen, aber fpäter, leiden die Saugaderftämme, jedoch nur von Giften, nicht von Entzündungsproducten, was fih nach der eben verfuchz ten Erklärung ſchon a priori erwarten ließ. Daß die Anfänge der Saugadern von bdenfelben Schädlicdhkeiten in gleicher Weiſe afficirt werden, laͤßt fi nur wahrfceinlih machen, nicht bewei: fen. Es it aber ein in diefer Beziehung gewiß beadhtenswerthes ) Spinalirritation, &. 349 ff. Stilling erklärt die Krank— heit, obgleih Empfindung und Bewegung nicht beeinträchtigt waren, für ein Leiden der Nerven. 300 Factum, daß calöfe Geſchwuͤre und Narben gerade bei denjenigen Entzündungen vorkommen, welche die Lymphdrüfen am meiften in Mitleidenſchaft ziehen, bei fophilitifchen, ferophulöfen, typhöfen und am harnädigften bei anatomifhen Wunden. Diefelbe Potenz, wels je, in einiger Stärke einwirkend, Entzündung der Lymphgefäße und Druͤſen bedingt, madıt, wo fie in geringer Menge aufgenoms men werden, eine Schwiele, Warze, einen Zuberkel der Haut, der oft Monate und Jahre lang befteht. Aus welchem andern Grunde ſollte aber eine ſolche Geſchwulſt jich erhalten, als wegen Unthä= tigkeit der Saugadern? Neben der Obliteration der Saugadern, als Urſache gehemm: ter Reforption, will ih nur mit ein Paar Worten einen andern, noch zur Zeit hypothetiſchen Grund erwähnen, nämlich die Lähmung derfelben. Daß die Saugadern contractil find und durch Gontracz tionen ihren Inhalt fortbewegen, halte ih, nad den in der Ab: band!ung von Behr mitaetheilten Verſuchen, für ziemlich entfchie= den ). Dieß zugegeben,’ fo Fann man die Möglichkeit von Krampf und Lähmung derfelben nicht in Abrede ftellen. Könnten fie, gleich den Blutgefäßen, vom Gehirn aus gelähmt werden, fo würden fich die, allerdings feltenen, Beobachtungen erklären, wo, ohne andere nachiveisbare Urfache, elephantiasis nach Gemüthsbewegungen ent— ftand *). Bon welcher der hier aufgeftellten Urſachen die Anfchmwellun: gen in der unter dem Namen elephantiasis Arabum ***) befanns ten Krankbeit abhängen, audy darüber laffen fidy nur Vermu— thungen aufftellen, die ich bloß deshalb mich nicht fcheue, vorzubrin— gen, weil fie auf Lücken der Beobachtung hinzumeifen geeignet und durch Beobachtungen zu beftätigen, oder zu widerlegen find. Ber zeichnet man mit elephantiasis jede Enollige Verdidung und Vers unftaltung eines Gliedes, oder auch nur jede unter Erfcheinungen der Entzündung entftandene, fo Eönnen die Veranlaffungen ſehr verfchieden und felbft im concreten Falle complicirt feyn. Co würde, nach meiner Vorausfegung, bei der oben befchriebenen ele- phantiasis scroti die Unthätigkeit der Gaugadern dem Drude der Hernien, das in vierwöcdentlihen Intervallen wiederkehrende ery- sipelas, durch welches die Geſchwulſt ſtoßweiſe zunahm, einer gich— tifhen oder hämorrhoidalifchen Dispofition, wenn man es einftwei- len fo nennen darf, zuzufchreiben feyn. Bei der endemifchen ele- phantiasis dagegen, die wir durch Hillary, Hendry und Rollo kennen gelernt haben, fcheint das Leiden der Lymphgefaͤße mit der Hautentzündung, wenn eine folhe vorhanden, gleichzeitig aufzutre— ten und in irgend eince Caufalverbindung zu ftehen. Sch fage, wenn Hautentzuͤndung vorhanden ift, denn felbft über diefen Punct drücken fih die Schriftfteller nicht entfchieden aus und fprechen von rothen und ſchmerzhaften Strangen bald nach dem Laufe der Saug— adern, bald vorzugsweiſe nad) dem Laufe der Saugadern, bald von eryfipelatöfer Entzündung und fogar von oberflächlihen Ge— fhwüren. Angenommen, das erysipelas fey primär, die Theilnah— *) Ihre Zufammenziehung muß nicht nothwendig eine regelmäßig periftaltifche feyn, um die Lymphe gegen dag Herz zu treiben. Die Anlage der Klappen vermittelt ſchon, daß durch jede Gontraction von jeder einzelnen Stelle der Inhalt nur nad) dem Herzen hin Fortfchreiten Eann. **) Vergl., z. B, die von Bluff in N. A, Nat Curios, T. XVII, p. 1, erzählte Krankengeſchichte. *«**) Die elephantiasis graeca hat mit jener nur den Namen gemein und ift ein Krankheitsproceß ganz anderer Art. Hier geht der Anfchwellung Einſchlafen, Ameifenkriehen und Em— pfindungslofigkeit, zumeilen auch Paralyſe der motorifchen Function voran, zum Beweife, daß die Krankheit vom Ners venfyfteme ausgehe. Die Vorgänge geftalten fich fo, wie nach der Durchfchneidung der fenfibeln und Gefäßnerven eines Thei— les und deuten auf eine vom Gehirne oder Ruͤckenmarke aus: gebende Lähmung derfelben. Daher die Stockungen im Gar pillarfoftem, die Varicofitäten oberflächlicher Venen, endlich, in Folge mangelhafter Blutzufuhr, die tiefen, freffenden Geſchwuͤ— re, Abfterben und Mumification ganzer Glieder. 801 me der Lymphbgefaͤße und Drüfen fecundär, fo ift die letztere ver— anlaßt durdy Aufnahme entweder einev von Außen eingedrungenen Schaͤdlichkeit, weldye zugleih auch Urſache des Rothlaufs iſt, oder des exſudirten Plasma, welches eine den Lymphgefaͤßen fchädlicye Eigenschaft haben müßte, wie cs diefe offenbar in der Scrophel— fuht bat. Die legte Urſache der Krankheit wäre aledann eine Abnormirät der Blutmifhung; die Urfache der einzelnen Rotblaufs anfälle könnten äußere feyn, 4 B., Erkältung, oder innere, Gas fteicismen, Leberleiden und dergl., mit melden ſich erysipelas der untern Grtremität auch bei uns bäufig vergefellfcbaftet. Erwieſe fi) dagegen die Entzündung der Lymphgefaͤße und Drüfen als pri: mär, fo ift auf die Frage nach ihrer Urfache zur Zeit keine Ant— wort möglid, um fo weniger, als auch nod über einen andern, in diefer Beziehung wichtigen Punct, nämlidy Über das Verhaͤltniß des Fiebers oder der allgemeinen Krankheit zu den oͤrtlichen Erz fcheinungen, eine ungefchlichtete Gontroverfe befteht. In geradem Wis derfpruche mit einander behaupten Hendry, daß div Fieberſym— ptome, namentlid) Froft und Hitze, der Lymphgefäßentzundung fol— gen, Rollo, daß jene diefer vorausgeben. Nah Hendry iſt das ber das Fieber fyınpathifh, nah Rolto iſt es ejfentiell und die Affection der Saugadern nur einer dir mannigfachen örtlichen Zus fälle, weiche fich zu intermittivenden Fiebern gefellen Eönnen, fo daf fogar, nah Amputarion einer verunftalteten Ertremität, bei'm naͤchſten Krankheitsanfale die andere Ertremität oder ein anderer Körpertheil ergriffen werde. Nicht, als follte cin Näthfel durch cin anderes gelöf’t werden, fondern nur, um analoge Thatfachen unter Einem Gefihtspuncte zu vertinigen, will ich mit Rollo an das Verhältniß erinnern, welches in der Peſt zwifchen Fieber und Ent— zundung der Lymphdruͤſen beftehr. Ic Eehre zurück auf den ficherern Boden pathologifd) - anatos mifcher Unterfuchung, zu den Folgen gehemmter Reforption. Das in den Räumen des Bindegewebes ſtockende Plasma bil- det eine Geſchwulſt, welche, wenn die Haut nicht gleichzeitig ente zündet ift, die Charactere des Oedems zeiat. Sie behält den Eins druck des Fingers, fo lange das Erfudat flüffig ift und die Weich: tbeile nicht übermäßig gefpannt find, Weiterhin find drei Auer gänge moͤglich, entſprechend den Ausgängen der Entzündung in Brand, Eiterung und Verbärtung. Brand tritt ein, wenn die Gefhmwulft rafd) und zu fol: chem Umfange ſich entwidelt, daß in den comprimirten, oder durch Gompreffion der Nerven gelähmten Blutgefäßen die Girculation aufgehoben und dem Bliede oder einem größeren Theile deffelben die Zufuhr frifchen Blutes abgefchnitten wird. Die Complication mit entzündlicher Verſchließung der Venen befördert dieſen Aus— gang. Der Eiterung .entfpricht die Anfammluna des Exſudats in Bläschen oder Blafen unter der Epidermis, welche zuweilen ein— trodnen, bäufiger plagen, und die Entleerung deffelben durd die geborftene cutis. Der Unterfchied zwifchen entzündlicher Eiterung und der Eiterung durd) Lymphſtockung gründen fich theils eur die Entzündunaspbänomene, welche jene bis zum Aufbruce die Ab— fcefjes begleiten, theils auf die Befchaffenheit des Exſudats. Die Flüffigkeit, welche firh bei Lymphſtockung anfammelt, ift nichts An» deres, als das Plasma, welches die gefunden Gewebe traͤnkt und, unter normalen Berhältniffen, in die Lymphgefaͤßanfaͤnge uͤberge— gangen fiyn würde. Sie ift wafferhell, oder von beigemifchtem Fette milcartig, reich) an Faferftoff, gerinnt freiwillig *), fie üft, mit einem Worte, Lymphe. Eiter dagegen ift die Fluͤſſigkeit, welz de aus abnorm eıweiterten Gefäßen durch verduͤnnte Gefaͤßwaͤnde austritt. Unter dieſen Umftänden wird vorzugsweiſe das Maffer des Blutes entivert Der Eiter gleicht daher, abgeſeben von ten Kügelcben, die ſich nach und nach in ihm erzeugen und mebhren, einem mit Waffer dilwirten Blutplasma; er enthält, in der Regel, wenig Faſerſtoff, obalcich dieſe Materie vielleicht nie ganz fehlt, dern nichts Anderes, ale Kaferftoff, ift es, was die Eiterförperden zu Kluͤmpchen verbindet. Eine ftrenae Gränze zwifchen beiden Arten von Erfudar beſteht nicht; denn einerfeits iſt befanntlih der Ka: ”) Hendry, a. a. D., E. 20, 64 und an anderen Etellen. 302 ferfloffgehalt der Lymphe verändırlich, andererfiits Eommen in entz zuͤndlicher Erfudation wirkliche Niederfhläge von Faferftoff vor, bald in Form feiner, oft nur mifrofcopifcher Floden, bald als zus fammenhängender Eiterpfrepf. In legter Reihe find bier die plaftifhen Erfudate zu erwähnen, wie fie bei Group, bei manchen Arten von pleuritis und peritenitis vorfommen. Indeß führt mic die überwieaende Menge des Kaferftoffs auf die Vermuthung, daß wir es bier, in der That, nicht mit eigentlicher, wenigſtens nicht mit einer Entzündung, zu thun haben, daß Lymphſtockung ſich mit einer Entzündung verbinde, oder aud allein den Grund der Erfudation abgebe. Oft ſchon ift bei exſudativer peritonitis das Mißverhältnig der Roͤthe zu der Heftigkeit der übrigen Erſchei— nungen aufgefallen, Geſtehen doch felbft die eifrigften Entzuün— dungsfreunde, die franzöfifchen Aerzte, daß fie, zu ihrem Erftauner, oft die Luftroͤhrenſchleimhaut unter dem Group Erfubat ganz blaß gefunden haben. Die Bedingungen des Ausganges in Eiterung find übrigens für Entzündung und Lymphſtockung diefelben: er erfolgt, wenn das Erfudat in folder Menge angehäuft ift, daß es nicht in feftes Ge— webe umgewandelt werden kann, und dann die Weichtheile, die es bedecken, zerreißt, durch Drucd, Spannung, oder indem es Atrophie berbeiführt. Auch ift diefer Ausgang für Lymphſtockung oft in derfelben Weife Exritiich, wie für Entzündung, und Hendry führt Fälle von elephantiasis ar, die durch Berften der Haut und Ent— leerung der Lymphe im Beginne geheilt wurden. Wenn aus dım Exſudate fich feſtes Gewebe entwidelt, fo gebt Entzündung und Lymphſtockung in Induration oder Hypertrophie über. Dieß kann nur dann ftattfindın, wenn die Quantität des auf einmal Ergoffenen mäßig und noch ein Reſt von Lymphgefaäͤß— thätiakeit vorhanden ift, um wenigfters theilweife diejenigin fluͤſſi— gen Beftandtheile des Erfudats wegzuführen, die nicht zur Bildung von neuer Subſtanz verwandt werden Fonnten. Durch häufige Wiederholung oder die beftändige Dauer deſſelben Proceffes erlans gen endlicy die Organe das enorme Volumen. Die biefige Samme lung befißt einige auegezeichnete Eremplare von elephantiasis der untern GErtremität. Die mikroſcopiſche Unterfuchung derfelben, welche ich, in Gemeinfhaft mit Herrn Dr. Sing, unternahm *), bat ergeben, daß die Verdictung eine wahre Hypertrophie zu nen» nen ift. Die Knochen, Muskeln und die zu den Gelenken gehöriz gen Theile find in unferen Fällen, wie in fat allen bieher beſchriebe— nen, unverändert; fogar an der Fascie des Unterſchenkels lag die neugebildete Subſtanz, wodurd) jie angeſchwollen erfkien und ließ ſich durch geringe Gewalt von dem alatten, alänzenden, aus re— gelmäßig länaslaufenden Bündeln beftebenden, urfprünalichen Blatte abtrennen. Diefe Smmunität aller tieferliegenden Gebilde ift eine beachtenswerthe Thatfache; fie beweiſ't, daß entweder die Schaͤd— lichkeiten nur cuf die Haut, das Unterbautbindeanewebe odır deren Saugadern und Drüfen wirken, oder daß in den Knochen, Muefein u. f. f. einer übermäßigen Erfudation beffer vorgebeugt, daher Be— einträchtigung der Neforption minder fühlbar fey. Die neue Sub: ftanz erzeugt ſich alfo bauptſächlich oder ausſchließlich im Unter: bautbindegemebe und in der Lederhaut. Hier fanden wir aber nichts, als Fettzellen und Bindegemebefafern, welche ganz das rormale Anfeben batten und eine Art von Faſern, welche zwiſchen Bindegewebe = und glatten Muskelfafern in der Mitte fteht, 0002 bis 0,0038 * breit, platt, mit fehwäckeren oder dunkleren Gonturen, aerade oder wellenförmia gebogen, nicht oder undeutlich in feinere Fibrillen aetbeilt. Man begegnet ſolchen Faſern faft überall, wo glatte Muskeln und Bindegewebe aneinandergrängen, oder wo fich leßteres neu entwicelt, und obgleich fie nit überall in wirkliche Bindegewebefafern umgewandelt werden, fo glaube ich, fie doch als eine Art unreifen Bindegewebes betrachten zu dürfen. Nach den Angaben der Scriftfleller ift dir unter der cutis befindliche Maffe bald fpedartig, bald fteatcmatös»fibrös. Wir befigen von jeder dieſer Formen ein erquifites Beifpie. In dem einen Präparate folgt auf die nicht ſehr verdicte cutis eine ſcharf *) Sie ift ausführlich mitgetheilt in deffen Snauguralbiffertation de elephantiasi Arabum. 396 abgegraͤnzte maͤchtige, nur von einzelnen Bindegewebe⸗ Septa durch⸗ zogene, Fettlage, in dem andern geht die cutis allmälig in eine fa⸗ ſerige, feſte, aus netzformig durchflochtenen Bindegewebe-Büundeln gewebte Subftanz über. Dieſe ſchließt größere und kleinere zellige Räume ein und bildet hie und da fogar weite Beutet, die, im feifhen Zuftande, mit einer Fluͤſſigkeit, dem nicht aufgefogenen Serum des Erfudats, gefüllt waren. Von welchen Umftänden aber es abhänge, daß hier Fett, dort Bindegewebe gebildet werde, läßt fich ſchwer errathen. An dem einen unferer Präparate ift die Oberfläche der Haut, abgefehen von einigen tiefen Queerfalten, ganz normal und glatt, an dem andern ift jie mit zahlreichen, größeren und Eleineren Er: crefcenzen befegt, die hier geftielt, dort tuberkelz, lappenz, hahnen⸗ kammformig erſcheinen. Die kleinſten dieſer Geſchwuͤlſte find nicht zu unterſcheiden von den ſtark vergroͤßerten Papillen, welche uͤber die ganze Hautoberflaͤche zerſtreut ſind und auch den weniger ent— arteten Stellen ein ſammtartiges oder hoͤckeriges Anſehen geben. Die groͤßeren Excreſcenzen aber ſind ſelbſt wieder mit hypertro— phiſchen Papillen beſetzt; ſie koͤnnen daher nicht durch weitere Ver— groͤßerung einer Papille, ſondern ſie muͤſſen durch Wucherung der eutis, oder ſackfoͤrmige Hervortreibung derſelben entſtanden ſeyn. Sehr auffallend iſt die Aehnlichkeit dieſer verſchiedenen Hautaus— wuͤchſe mit den ſyphilitiſchen Condylomen. Duͤrfte man, wenn man, nach dem oben Bemerkten, die Einwirkung des ſyphilitiſchen Gif⸗ tes auf die Saugadern und ihre Anfänge zugiebt, nicht auch die Gondylome als Folge der Verfchliehung einzelner Saugadernnetze anfehen? — Db vorzugsweife das Unterhautbindegewebe an Mafle zunehme. oder die cutis fetbft hypertrophifch werde, Eann nur von dem Drte der Erfudation abhängen. Die eine und andere Form verhalten fi alfo zueinander, wie phlegmone zu erysipelas, Ab« fceß zu Eranthem, Oedem zu Friefel oder Blafenbildung. Unregelmäßigfeit der Blutbewegung in ben obern Schichten der eutis zieht Misbildung und Atrophie der Haargebilde nad) ſich. Die Nägel verfrümmen fih, die Haare fallen aus, obgleich) die Haarbälge zurücbleiben und fogar größer und fefter werden, als im gefunden Zuftande. Das Innere der Haarbälge erfüllt eine gleihförmige, längsfaferige Maffe vom Anfehen der noch nicht er⸗ haͤrteten Rindenſubſtanz des Haares. Atrophie der epidermis er⸗ fcheint, wie ich an einem andern Orte bereits erörtert habe, unter dem Bilde einer exceſſiven Bildung. Da nämlich die, epidermis, wegen unzulaͤnglicher Ernährung, ihre typiſche Dice nicht erreicht, fondern immerfort abftirbt und immerfort nacherzeugt wird, fo bes deckt fich die cutis mit Schuppen und Kruften, die fi) oft zu ans fehnliher Mächtigkeit anhäufen. Diefes find die Wirkungen mangelhafter Thätigkeit des Saug⸗ aderfyftems. In bderfelben müffen wir, wenn die phnfiologifche Bafis, von welcher ich ausging, richtig, einen Krankheitsmoment erfennen, welcher nicht nur bei Entzündungen complicirend eins tritt, Sondern auch für ſich allein der Entzündung ähnliche Erſchei—⸗ nungen hervorbringen Bann und felbft auf die Entftehung mander Geſchwuͤiſte nicht ohne Einfluß feyn mag. Geitſchrift für ratio: 304 nelle Mebdicin, Bd. J. Sf Zürich 1842.) Von Henle und Pfeufer. Miscellen Ueber Spontane Scenkelluration fümmt Herr Pas rife in den Archives generales, Aoüt 1842, nad einer länaeren Arbeit zu folgenden Sclußfägen: 1) Der Grund angeborner ebenfo wie fpontaner Zurationen liegt in einer Gelenfaffection, in einer Hydarthroſe oder franthaften Anſchwellung des Fettes in der Gelenkpfanne. — 2) Für die Prognofe wäre es wichtig, vollkom— mine urationen von unvellfommenen unterfceiden zu Fönnen. Diefe legteren feheinen unheilbar, weil es ſchwer ift, anzunehmen, daß die Reduction bleibend feyn koͤnne, wenn beide Höhlen an einer gemeinfchaftlichen Seite ineinander übergehen. — 3) Die Ausſicht auf das Gelingen der Einrichtung nimmt ab, je weiter man im Alter vorrücdt, da die confecutiven Gelenkdeformationen um fo ftärfer werden, je älter die Ruration ift. Daher die Indication, fo ſchnell, als möglich, zu operiren. — 4) ©o lange es nicht möglich. ift, am lebenden Körper die Kalle von Gelenkverbildung ohne Rus ration von den Fällen vollftändiger Luxation und diefe von den unvollftändigen Eurationen zu fondern, wird aud) die Therapie die— fer Krankheiten eine unfichere bleiben. Als Angina subglottica befhreibt Herr Marce fünf Fälle von Gefhmwüren oder Abfceffen des larynx, die ſich im Ver— laufe von Typhus und in einem Falle von Mafern gezeigt harten. Genaue Beobadhtungen zeigen, daß diefe acuten Keblkopfgefhmüre faft immer fecundäre Eymptome tiefwurgelnder fieberhafter Affıce tionen und befonders typhöfen Fiebers find. Die Erankhaften Ver— änderungen beftanden in beträchtlichen Ufcerationen der unteren Stimmbänder, oder in Abfceffen, die auf den Vereinigungspuncten der mehr oder weniger veränderten cartilagines aritaenoideae und cricoideae faßen. Die Zerftöorungen, welche Louis in Ähnlichen Fällen fand, gingen weniger tief. Er beobachtete fie auch nur in einer Eleinen Zahl von Fällen, während Marce in einem furzen Zeitraume fünf Fälle fab. Der Grund liegt vielleicht darin, daß die von Marce beobachteten Perfonen Militär’8 waren, von dee nen mehrere ihre Stimme fehr anzuftrengen pflegten und fchon, che fie vom Typhus befallen wurden, mit habitueller Heiferkeit behafz tet waren. Es fragt fihb, ob nicht fehon vor dem Typhus eine mehr oder weniger tiefe Verlegung des larynx vorhanden gemwefen fey, fo daß das Fieber nur einen neuen Anftoß gegeben habe. Da die Gefhmwüre und Abfceffe diefelben Symptome hatten, fo ift der Name laryngitis uleerosa oder purulenta in allen Fällen paffend. (Journal de la section de medecine de la Societe academ. de la Loire infer. 17 vol, 77. livr.) Nekrolog. — Der verdiente Profeffor der Anatomie und Chirurgie zu Marburg, Geh. Med. R. Dr. Bünger, ift am 7 December geftorben. Bibliographische Relations de Voyages en Orient, Par Aucher-Eloy. Paris 1842. 8. 2 Bände. (Der botanifhe Theil, vom Grafen Saubert redigirt, foll befonders beachtenswerth feyn.) The Suburban Horticulturist etc. By J, C, Loudon. London 1842, 8. Neuigkeiten. De V’Irrigation dans des maladies chirurgicales, These pr&sentee au concours de. clinique chirurgicale etc. Par J. F. Mal- gaigne. Paris 1842, 4, De l’identit& de nature des fievres d’origine paludeenne de dif- ferens types, à l’occasion de deux memoires de M. le Doc- teur Rufz sur la fievre jaune, qui a regne a la Martinique de 1838 a 1841, et de l’urgence d’abolir les quarantaines re- latives ä cette maladie, Rapport etc. Par M, Chervin. Pa- ris 1843. 8, — m — — Menue llotizen aus dem Gebiete der Nakur- und Beilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Obers Medicinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep iu Berlin. NV. 526. (Nr, 20. ded XXIV. Bandes.) December 1842, Gedrudt im Landes=-Induftrie: Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stuͤtes 3 gGr. Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gÖr. Preis einee ganzen Bander, von 24 Bogen, 2? Zhlr. oder 3 F1.30 Kr., Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gÖr. Nat er Ueber den Einfluß des Bodens auf die botanifche Geographie. Bon Richard Brinsley Hinds, Esq. (Berg. die Auffäge deffelben Verfaffers über den Einfluß der Tem— peratur Nr. 438,, der Feuchtigkeit Nr. 505. und des Lichts Nr. 513.) Mehrere Umftände deuten darauf bin, daß der Boden in Be— zug auf das Pflanzenreich eine fecundäre Rolle fpiele. 1) Sn denjenigen Glimaten, wo die Atmofphäre übermäßig heiß und feuht ift und die Vegetation fich im prächtigften Ge— wande zeigt, ſieht man nicht felten die Wurzeln der hoͤchſten Korftbäume in den Betten der periodifchen Bergftröme von aller Erde entblößt. Oft ſproſſen die Eräftiaften Bäume aus den Spal— ten harter Felfen hervor, indem die Wurzeln in die Risen eindrin: gen und, allem Anfcyeine nach, ſich nirgends mit Erde in Berühs rung befinden. 2) Eine bedeutende Menge Pflanzen wachlen auf der Ober: fläche anderer, ohne die geringfte Nahrung aus diefen zu zichen, Dieß find die Achten Schmarogerpflanzen (Epiphyten), zu denen viele Species von Orchidaceae, Aroideae, Bromelia, Tillandsia u. ſ. w., fomwie viele Farrnkraͤuter, Moofe, Flechten und Schwaͤm— me, gehören. Sie fcheinen ihre Subfiftenzmittel einzig aus der Atmofphäre zu ziehen, wiewohl ſich nicht Iäuanen läßt, daß, wenn große Bäume im bedeutenden Grade mit diefen Pflanzen be: deckt werden, fih um die Stelle her, wo diefelben feftjigen, viele abgeftorbene Pflanzenftoffe anfammeln und den Schmarogerpflangen zu Gute fommen. Die Art und Weife, wie die Blätter von Bro- melia und Tillandsja an der Bafis fcheidenartig übersinandergreis fen, fegt fie in den Stand, lange Zeit eine Quantität Waffır zus rüdzuhalten, und das herabfallende Laub und abgebrodene Stuͤck— den von Zweigen, Blüthen, Früchte 2c. fammeln ſich ebenfalls barin und bilden eine trübe, fehr nahrhafte Solution. Dame pier erbielt auf feinen Wanderungen in den Urwäldern oft aus dieſen natürlichen Gifternen feinen Wafferbedarf. Aber auch ani— malifche Stoffe, als todte Käfer ꝛc, fallen in das Waſſer, und machen die Mifchung allerdings für die Pflanze nahrhafter, aber fiher für den Menfchen weniger ſchmackhaͤft. 3) Daß die Pflanzen überhaupt gerade nicht ftreng an befondere Bodenarten gebunden find, ergiebt ſich daraus, daß eine fo große Zahl derfelben unter den gleichförmigen Umftänden eines botanifchen Gartens gedeiht. Dafelbft Eommen Species, welche aus den ver— fchiedenften Gegenden zufammengebradht worden find, nebeneinander fo gut fort, daß man anzunehmen hat, die Beſchaffenheit des No. 1626, hen Bodens fey bei ihnen ein ſehr unwichtiger Umftand, Manche Pflanzen haben unftreitig eine Vorliebe für eine befondere Boden— art; allein diefe find Ausnahmen von der Regel, und in manden diefen Fällen rührt diefe Vorliebe offenbar mehr daher, daß die Bodenart die Feuchtigket oder die Wärme lange zurüdhält, ohne daß die weſentlichen Beftandtheile der Erdart dabei in Betradt kämen, 4) Manche Wafferpflanzen ſchwimmen auf der Oberfläche, ohne mit dem Boden im Gerinaften zu communiciren, 4 B., Lemna und manche ZcUpflanzen. Die Meeralgen figen zwar feft, ohne jedoch irgend mit Erdreih in Berührung zu fommen, und manche befigen eine fo gewaltige Länge, daß ein großer Zeitraum dazu gehören würde, wenn die Nahrung von der Wurzel bis in die Spige gelangen follte. Das Sargassum vulgare kann, felöft wenn es für gewöhnlih eine Wurzel hat, mwenigftens die Zrennung von derfelben fehr wohl vertragen. i Eine natürliche Bodenart befteht aus fehr heterogenen Stof— fen. Die Grundlage bilden meift feingeriebene Theilen der in der Umgegend vorberrfchenden Gebirgsarten. Mit diefen vermiz ſchen fih dann viele fremdartige Etoffe, abaeftorbene vegetabilifce und animalifhe Theile, namentlih thierifhe Ereremente, Alle diefe Beſtandtheile find theils organifh, theils unorganiſch, orgas nifhen oder mineralifchen Urfprungs. Der organiſche Theil oder die Dammerde (Humus) ift derje— nige Theil des Bodens, welder die wirkliche Pflanzennahrung bile det, und während der unorganifche Theil als das mechanische Ve— bikel der Feuchtigkeit dient, ift jener, nachdem er durch Zerfegung auflöslich geworden, beftimmt, den Pflanzen Nahrung zuzuführen. Da die Dammerde meift aus der Zerfegung bon vegetabilifchen Stoffen entftebt, fo laffen fih, je nach der Art der Pflanze, von denen fie hberrübrt, viele Warictäten unterfcheiden. Eine fehr bes Eannte Sorte wird auf unfern Haiden oder an Stellen gefunden, wo fonft Ericae in Menge wuchfen, und fie eignet ſich ganz vorzüge lich zur Eräftigen Zucht von Ericae. Die durch die Zerfegung des Neubolländiihen Eucalyptus entftehende Dammerde ſcheint auf den Boden eine fo nadıtheilige Wirkung zu äußern, daß andere Begetabilien darin nicht gedeihen Eönnen, und die Baumfarrn fcheis nen, wo fie in großer Menge beifammenftehen, diefelbe Wirkung bervorzubringen. Der fhwarze Schlamm auf dem Grunde von Zeichen und Gräben verdankt feine Fruchtbarkeit den vielen darin enthaltenen zerfegten und feinaufgelöf’ten vegetabilifchen Stoffen. Die verfchiedenen mineralifhen Producte, welche die Haupt: maffe unferer Erde bilden, find in Betracht ihrer Tauglichkeit zur Bildung von Bodenarten von Profeffor Samefon in att Claſſen 20 307 oder Varietäten getheilt worden ; allein während wir feiner Anfiht beitreten, finden wir es pajjend, die Ordnung, in der er fie zus fammengeftellt hat, umzukehren und mit denjenigen Mineralien ans zufangen, welche zur Bildung der Bodenarten die geeignetſten find. Die erſte Elaffe enthält diejenigen Subſtanzen, die fi leicht zu einer erdigen Maſſe geftalten, als Margel, Zhonfciefer, bajaltifcher und vulcanifher Tuff. Aus den beiden legtern beſteht ein hoͤchſt fruchtbares Erdreich; an den Wänden des Aetna und Veſuvs finder man eine ungemein üppige Vegetation, Zur zweiten Elaffe gehören die Conglomerate von Grau: made. altem rotben Sandfteine und Sandſteinen verſchiedener Art, welche ſich auf mehaniihem Wege Leicht zerkleinern und in kieſige, ſandige oder erdige Bodenarten verwandeln laſſen. Dritte Elaffe. Schieferige Gebirgsarten, die fih, ver: möge ihrer Structur, leicht zerkleinern und in eine Maffe berwan— deln laſſen, vie, mit Waſſer vermifht, einen Brei bildet. Zur vierten Elaffe gehören die Gebirgsarten, welche eine kryſtalliniſche oder koͤrnige Textur darbieten, Befigen diefelben Feine bedeutende Cohaͤſion, fo ſind fie leicht zu zerkleüͤnern. Gra— nit und Gneis gehoͤren hierher; Gebirgsarten, welche oft ein gu— tes Erdreich bilden, da deren Macerialien locker zufammenhängen und die Feuchtigkeit gut an ſich halten, Sünfte Elaffe. Bafalt; er if der Veactation nicht fehr günftig. Die Flora einer bafaltifhen Gegend ift gewöhnlich dürftig. Schste Elaffe. Kreide und Gyps geben, wenngleich ihre Cohaͤſion gering ift, nicht leichte einen fruchtbaren Boden und hal« ten die Feuchtigkeit nicht lange an fid. \ Die fiebente. Elaffe wird duch den derben Kalkftein gee bildet, welcher, felbft in gehörig zerkleinertem Zuftande, Eeinen gu— ten Boden bilder, weil der Kalk darin zu fehr vorberrfht. Sn manden Fällen ift ihm jedody eine hinlänglide Menge Zhonerde nelgenmiichin und dann iſt der daraus entſtehende Boden frudht- arer. In die ahte Claſſe gehören diejenigen Subftangen, welche der Atmofphäre noch fo lange ausgefegt feyn Eönnen, ohne daß fie bedeutende Veränderungen erleiden, % Br, glafige Lava, Quarz, Derber Quarz, Kiefelfhiefer und Porphyr mit Eiefigee Grundlage. Eigentlihe Erde bilden fie nicht, und es wachen auf denfelben nur Flechten. Hiermit hätten wir, der Hauptſache nach, derjenigen mineralie Then Körper gedacht, aus denen Erdarten entftehen. Sn der Na— zur finden ſich diefelben in unendlich werfchiedenen Miſchungsver— verhältnifen; allein, wie auch die mineralogıfhe Beſchaffenheit der Bodenarten feyn mag, jo gedeiht Doch die Vegetation nie, wenn fie nur aus mineralifchen Stoffen beftchen, was ſich aus einem Verfuhe Giobert’s fehr Deutlich ergiebt, Die vier Erden: Kiefelerde, Thonerde, Kalkerde und Zalkerde, wurden in folchen Verhältniffen zufammengemifcht, wie fie fi in fruchtbaren Boden: arten vorfinden,z die Miſchung wurde gehörig begoffen und mit verfchiedenen Pflanzen befärt, welhe jetoch nicht gedeihen wolle ten, bis man fie, ftatt mit Waſſer, mit Miftjauche begoß, Man hat in ſehr verfshiedene Subſtanzen, ald Schwefel, gepulvers tes Glas 2c., Pflanzen geſaͤet und mit deftillirtem Waller begoffen. Sie haben in dieſem Zuftande eine Zeitlang fortgelebt, allein fie Tonnten den gefunden, natürlihen Kreis ihres Lebens fo nicht voll- enden. Nur vermöge eines gehörigen Zufluffes von organifchen Stoffen kayn die Vegetation in irgend einem Boden gut gedeiben, Ein Theil diefer Stoffe wird von den Thieren geliefert, ein weit beträchtlicherer jedod) von andern Pflanzen, und diefer kehrt auf Diefe Weife zu feiner Quelle zurüc. Alljaͤhrlich veranlaßt der Wechſel der Jahreszeiten Verändes zungen in der Vegetation. Sobald der Fruͤhling vintritt, ſtroͤmt in jede Pflanze neues Ceben; die Knospen entfalten fih, und es entftehen aus ihnen Blätter und Bluͤthen. Die letztern fterben bald ab, und es folgt auf fie die Frucht, und gegen das Ende des Sommers oder Derbftes fallen auch die meiften Blätter ab. Zu: glei, gelangen aud andere abgeftorbene Pflanzentheite, Stängel, einen dürftigen Graswuchs und eintge Stauden. 308 Aeſte, Rinde, auf den Boden, und die feuchte Herbftwitterung bes gunſtigt deren Zerfegung. In Rändern, wo das Clima fehr feucht iſt, erhält auf diefe Weife der Bodın eine ungeheure Menge Düne ger, Dort vermodern felbft die größten Baumftämme ſchnell und verwandeln jid in Erde, weihe, almälig vom Regenmwaffer aufges Löf’t, wiederum andern Pflanzen zur Nahrung dient. Ich habe häufig Gelegenheit gehabt, zu bemerken, daß die Prlanzen zwei Arten von Dammerde erzeugen, melde hinrei— hend deutliche Kennzeichen darbieten, um eine Trennung zu recht: fertigen. In feuchten ändern finden Wachsthum und Zerfegung mit folher Geſchwindigkeit ftatt, daß dort das wahre Feld der Beobachtung für die Erjcheinungen des Pflanzenlebens zu fuchen iſt. Die erſte Art von Dammerde bildet ſich um die Oberfläche der Pflanzen her, mit welcher diefelben, gleicyviel ob an einem Felſen, oder an einem Baumftamme, befejtigt find. Löf’t man Flechten von Geftein oder cine Moosfhiht von tem Stamme eis nes Forſtbaumes ad, fo zeigt fich eine dünne Erdfdicht von ſchmu— z'ggeloer Farbe, die jedoch nie in bedeutender Menge vorhanden it. Dir Entjtehungsgrund kann verfchiedener Art feyn. Sn manz chen Fällen Eann dieſe Erde von der theilweifen Zerkleinerung des Geſteins herrühren; allein, aller Wahrſcheinlichkeit nach ift fie gro— Sintheils ein Ercrement der Pflanze ſelbſt, zu dem ficy noch frembe Stoffe gefellen, die ſich zwifchen den Blättern oder dem Laube an— fammeln. Diefe Art von Dammerde erzeugt ſich auf denjenigen Dberflächen, welche unlängft zum erften Male von wenigen Pflans zen eingenommen worden ind. Die zweite Art entfteht ohne Weiz feree aus abgefforbenen und zerfegten Pflangenftoffen, namentlich denjenigen, die mehr Confifteng darbieten z. B., Stämme, Aeſte, Stängel. Diefe Art ift ſchwarz und, fert und fühlt lich, zwiſchen den Fingern gerieben, wie ein hoͤchſt feines Pulper an. Gie be: ſteht durchaus aus auflöslihen Stoffen, welche die Fähigkeit beſiz— zen, in Pflanzennahrung verwandelt zu werden. Gobaid ein Forſt- baum umgefallen ift, arbeiten die zeriegenden Agentien an feinem Stamme und verwandeln ihn zulegt in dieſe Art von Dammerde. Das außere Anfehen deffeiben zeigt den innern Zuftand nicht im— mer an, umd erſt wenn man zufällig auf die morfhe, unterminicte a bemerkt man, daß das Dolz bereits in Erde verwan— et ift, Sndeg möchte ich doch nicht behaupten, daß Flechten und Moofe fo ftark zur Erzeugung der Dammerde beitragen, als man allges mein annimmt, da ich in febr verfdiedenen Ciimaten und unter übrigens febr mannichfaltigen Umftänden biefen Proceß nie in ber deutender Ausdehnung beobachtet habe und auch zwiſchen Urſache und Wirkung Eeine Webereinftimmung finden kann. Ließe man eine felfige Gegend im ungeftörten Bejig der Zlechten, fo bin ich überzeugt, daß es beinahe eine Ewigkeit dauern würde, bevor dort ein fruhrbarer Boden entftände. Unter allen Pflanzen, welche diefe Art von Einfluß äußern Eönnen, möchten wohl die Gräfer den erſten Rang einnehmen. Denn die ſchwarzen vulcanifhen Bergket— ten der verfchiedenen Snfelgruppen dee ftillen Dceans find fogar mit Gräfern bewachſen, wo man fat Eeine andere Pflanze gewahrt, und auf den Rüden von Birgen, die faft aus reiner Lava befte: ben, findet man Gräfer Auf den zahlreichen fonderbaren Corallen— infeln treten die Gräfer vor allen übrigen Erautartigen Pflanzen auf, und auf vielen andern Inſeln, 3 B., der unmwirtblichen ©t. Pauls: Tafel, findet man kaum eine andere Pflanze, als Gräfer und Rohrarten. In allen Meeren findet man Elippenartige Inſel— chen, welche oft nur wenige Fuß über das Waller emporragen, Unterfucht man deren Spalten, fo findet man, in der Regel darin Die dortigen Graͤ— fer bieten ein ganz eigenthümliches Wachsſthum dar. ie bilden abgefonderte Buͤſchel, die nad) Augen um fich greifen und zulegt einen fehr dichten Raſen bilden. Die Gräfer find alfo, nach meie nen Beobachtungen, diejentgen Pflanzen, welche auf wüften Ober: ächen zuerft erfcheinen; obwohl auch oft diejenfgen Kräuter mit bnen wetteifern, die eine fenfrechte Wurzel treiben und mit ihren Blättern einen horigontalen, fich allmälig erweiternden Kreis dare ſtellen. Wenn die Flechten in der fraglidien Beziehung wirkllch eis nen fo bedeutenden Einfluß Außerten, fo müßten die oden Dejertos 309 durch die Roccella tinctoria laͤngſt fo fruchtbar geworden fiyn, wie ihre Schöne Nachbarinſel Madeira ; indeß können ſich die Schaafe nur einen Theil des Zahres hindurdy von den dort wachfenden Gräs fern nähren. Die größte Anhaufung von Dammerde findet man an den Müns dungen großer Ströme, in den jogenannten Deltas, auf Ebenen oder in Zhälern, überhaupt in folhen Lagen, wobin die Erde durch das Waſſer geſchwemmt werden konnte. Bihält man nun oie zweierlei Arten von Dammerde im Auge, fo wird man finden, daß die unorganifche Portion, der Regel nady, nicht von dir Zerkleine— rung des unter den Pflanzen befindlichen Gefteing, fondern von der Abreibung herruͤhrt, welhe das Waffer und die fidy mic ihm fort- bewegenden Körper, die Gießbäche der Regenzeit, die Waferfälle 2c. an den Betten der fließenden Gewäffer bewirkt haben. Die fort. geſchwemmten Materialien fhlagen ji dann in den ebenen Gegenz den, wo der Lauf des Waſſres ruhiger wird, allmälig nicder und bilden die Grundlage der Dammerde. Auf diefe Weife haben vie Flüfe zu allen Zeiten die Entfteyung fruchtbarer Bodenarten haupts fächlich bewirkt, und dafjelbe ift noch heut zu Tage der Fall, Selbft nachdem man die mineralifchen Beftandtheile und die verfchiedenen organifhen Stoffe einer Bodenart genau ermittelt bat, muß man nody andere Umftände in Betracht ziehen, bevor wir eine vollſtaͤndige Kenntnig der Fruchtbarkeit der Bodenart befigen;z denn obgleich diefe Umftände aͤußerlich find und nicht zu den phyſi— fhen Characteren des Bodens gehören, fo haben fie doch auf die Fruchtbarkeit einen wefentlihen Einflug So gut ein Boden auch) feyn mag, fo wird er doch durch einen unpaffenden Untergrund fait aller feiner an ſich trufflihen Eigenfchaften beraubt. Ein guter Untergrund muß, je nach ver Beſchaffenheit der obern Bodenfrume, die Feuchtigkeit entweder lange an fih halten, oder ſchnell fahren “affen. Geneigte Oberflächen lafjen die feinern und auflöslichern Stoffe niederwärts gleiten und, in der Regel, das Waffer leicht aus ſich verſchwinden. Die Ebenen bieren, in der Regel, weite Strecken fruchtbaren Bodens dar, in’sbefondere die von ihnen berabfteigens den Thaler, fowie überhaupt Thäler. Dieſe waren, in der Regel, vormals die Betten von großen ftehenden Gewäffern, und in dies fem Falle enthält ihr Boden einen ftarfen Verhaͤltnißtheil an koh— lenftoffigen Subſtanzen. Der Zuftand der Gohäfion oder Aggregation der Theilchen äus Bert feine Wirkungen auf die Vegetation, indem die Wurzeln der Pflanzen fehr verfhiedenartige Kormen darbieten, welche cine Ues bereinftimmung des Bodens mit ihrer Organifation erheifchın. Thonige Bodenarten find für viele Pflanzen zu zäh, indem die Wurzeln nicht gehörig durch diefelben dringen können; fandige, durd welche die Wurzeln allerdings fehr leicht dringen, find dage— gen jo beweglih, daß die letztern leicht entblößt werden. Daher findet man viele große fandige Ebenen, auf denen auch nicht eine Spur von Vegetation zu fehen ift. Wenn fandige Bodenarten nicht leicht fortbewegt werden und binreichend mit Feuchtigkeit vers forgt find, fo gedeiht dagegen die Vegetation darauf ziemlidy gut. In mafjive Felfen Eönnen, je nach deren Structur, die Wurzeln oft gar nicht eindringen, Quarzfelſen und Eörnige, wie Erpftallis nifhe Steinarten leiften den Wurzeln den hartnädigften Wider— ftand. Schieferiges und fandiges Geftein wird ven denfelben leich— ter gefprengt, und Märgel und Kreide find zwar der Vegetation nicht fehr günftig, laffen diefelbe jedoch ziemlich leicht aufkommen. Die Bodenarten befigen die Fähigkeit, die Keuchtigkeit an ſich zu balten, in verfchiedenem Grade, und diefe Eigenſchaft ift hoͤchſt wichtig, da die nährende Kraft des Erdreichs von derfelben abhängt. Thonige Bodenarten baltın das Waffer am fefteften an fi, ihnen zunaͤchſt ftehen die kalkigen, und zulegt kommen die fies felerdigen. Durcd eine angemeffene Mifhung aller diefer Erden entftcht ein fruchtbarer Boden; denn ein foldher kann ebenfowohl zu feucht, als zu trocden feyn. Einhof gedenft der fogenann= ten fauren Pflangenerde, welche man auf niedrigen moraftigen MWiefen findet, und die fich durch übermäßige Feuchtigkeit auszeiche net. Sie enthält eine merkliche Menge Efjig » und Phoepborfäure, und es wachfen auf ihr nur Juncus, Carex, Eriophoron, Arundo und andre faure Pflanzen, 310 Die Wirkung, welche die Art des Bodens auf die Temperatur äußert, ift ebenfalls nicht zu überfehben. Dunkelfarbige Erd: und Gebirgsarten, 3. B., vulcaniſche und fchieferige, werden leichter durch vie Sonnenftrablen erwärmt. Der Thonfciefer, auf wel— em die Reben des Rheins wachen, verdankt feine guten Eigen ſchaften aroßentheils feiner dunkeln Karbe, und die Trefflichkeit des Gonftantiaweins vom VBorgebirge der guten Hoffnung wird derfelr ben Urfache zugeſchrieben. Decandolle fübrr an, die Bauern im Chamouni-Thole pfleaten ein dunkeles, fchieferiges Geftein zu pu:prrijiven und im Krübjahr über den Schnee zu freuen, Das Pulver faugt die Sonnenſtrahlen auf und bringt den Schnee zum Schmelzen, fo daß die Vegetation dadurh um I—2 Wohen frür ber eintritt. Die Vegetation der perennirenden Gräfer beginnt auf Kaliftein und fandigem Boden wenigftens 14 Zage früher, als auf Thon und felbft fetter tiefer Dammerde. Daher ift der Name Ealter Boden entftanden. Die Zähigkeit, mit der eine Bo— dınart die Feuchtigkeit an ſich hält, ift gemwiffermaaßen der Maaß— ftab ihrer Fähigkeit die Zumperatur zu modificiren. Erdarten, in denen viel humus enthalten iſt, widerfteben dem Einfluffe der Kälte beijer, als magere und wäflerige. Strenge Bodenaoten haben benz filben Einfluß auf niedrige Temperaturen (mie humusreiche ?). Obwohl diefe Umftände zu gewilfen Sabreszeiren ihren eigens tbümlichen Einfluß auf die Fruchtbarkeit vis Bodens äußern, fo darf man doch nie vergeffen, daß der letztere rückſichtlich der Exiſtenz der Pflanzen nur eine untergeordnete Rolle fpielt. Die Fälle, wo die Befchaffenheit des Bodens die Vegetation entfchieden in gewilfe Gränzen bannt find Auenahmen, und die Beiſpiele, wo diefe oder jene Pflanze einzig und allein auf einer bıftimmten Bodenart made fen Eann, find ungemein felten. Manche diefer Auenabmen find ins tereffant, und eine nähere Prüfung derſelben würde unftreitia uns fere Bekanntſchaft mit dem zwifchen der Boderart und der Vege— tation obwaltenden WBerhältnig erweitern. Die Unterfuhung der Beftandtheile der auf verfchiedenen Arten von Boden gewachſenen Pflanzen beweif’r, daß dirfe in Anfebung ihrer mineralifhen Be— ftandtheile Abweichungen darbieten. Sauffure fand, daß die von granitifhem Boden ftammınden Pflanzen gewiſſe Mengen von Kiefeterde und Metallexyden enthielten, während die auf kalkigem Boden gewachſenen Pflanzen von jenen Beltandtheilen nichts, da— gegen aber Kalkerde entbielten. Mibrere Verſuche und Beobach— tungen feinen zu beweifen, daß diefe mineralifhen Stoffe noth= wendioe Beftandtheile der Pflanzen find; aber dennoch ift es wahre febeinlicher, daß fie fremde Stoffe ſeyen, weiche mit den nährenden Flüfjigkeiten in die Gewebe eindringen und in der vegetabiliſchen Deconomie Feine wichtige Rolle fpielen. Indem wir einiger Bei— fpiele gedenfen, werden wir die dur Eultur erzielten Refultate ganz bei Seite laffın da es bierbei oft darauf ankommt, den Nah: rungsftoff vorzuasweife befondern Draanen zuzuleitin, während ſich die Sache bei der natürlihen gefunden Vegetation gang anders verhält. » Die Vegetation Freidiger Bodenarten Eann nirgends fo gut ſtu— dire werden, als in England, da in vielen Binnentändern gar feine Kreide vorkommt, wennpleih Kalkjtein zu den aemeinften Gebirgs- arten gehört. Die natürlihen Kamilien der Labiatae, Orchidese und manche Arten der Leguminosae wachſen am liebften auf Ereie digem Boden, und auch Arten aus andern Familien zeigen diefe Vorliebe, Decandolle führt folgende Pflanzen als vorzugsweiſe auf Kreideboden wachſend an: Buxus sempervirens, Potentilla ru- pestris, Potentilla caulescens, Polypodium caleareum, Gentiana eruciata, Asclepias vincetoxicum, Cyclamen europaeum, Trifo- lium montanum, Adonis vernalis, ſowie mehrere Arten von Oxa- lis, Bupleurum, Sedum, Lichen etc. Von den Pflanzen, melde Eicfigem Boden den Vorzug geben, gedenkt derfelbe talentvolle Botaniker folgender: Castanea vesca, Digitalis purpurea, Sedum villosum, Pteris crispa, Polystichum oreopteris, Saxifraga stellaris, Achillea moschata, Carex pyre- naicn. Oft find ausgedehnte Diftricte mit Bodenarten bebedit, welche viele falinifche Theile enthalten, in folder findet fih in Mefos potamien mit einer Art von Artemisia überzogen. Mehrere Arten der Ficoideae und Chenopodiae wachfen nirgendwo anders, und 207 311 unter den Umbelliferae, Compositae, Plantagineae, Polygoneae, P.umbagineae, Nyctagineae (mehrere Arten von Abronia) finden fid) ebenfalls Arten, welche diefelbe Vorliebe zeigen. Die Cocos: palme gedeiht nirgends, wo die Sceluft nicht einwirken kann, und am Eräftigften vegetirt fie auf den niedrigen Goralleninfeln des ftils len Weltmeers, wo deren Wurzeln beinahe vom Ocean befpült were den. Aud) das Zuckerrohr giebt einem ſaliniſchen Boden den Vor: zug, und mandje Pflanzungen Weftindien’s befinden ſich auf Stel: ten, wo früher die See fluchete. Die Vegetation der Natronfeen von Mittelafrica ſcheint nicht fehr reich, allein an den Ufern derſel— ben gedeihen die Dattelpalme, Gräfer und eine Juncus-Art. Rüds fihtli) der Art der im Boden befindlihen Salze finden Unter- ſchiede ſtatt; in manchen Fällen ift es falpeterfaures Kali, z. B., in den tem Meere benachbarten Diftricten Chili's und Peru's. Natron oder Eohlenfaures Natron findet man häufig im Boden Argypten’s; an andern Orten Natriumdlorid, und zwar am haͤu— figften in den Salzmarſchen unfern der See, woſelbſt man auch eine Beimiſchung von den übrigen Sngredienzien des Seewaſſers trifft. An alten Mauern und Trümmern von Bauwerken findet man ebenfalls befondere Pflanzen, welche den falzfauren Kalk und das falpeterfaure Kali des alten Mörtel zu Lieben fcheinen. Dahin ye: hören Parietaria officinalis, Urtica dioica, Antirrhinum majus, Linaria cymbalaria, Hieracium pilosella und einige andere Arten derfelben Gattung, Arenaria serpyllifolia etc. In Eeinem Lande kann man von der Vegetation einen fo fichern Schluß auf die Art des Bodens machen, als in Neuholland. Die verfchiedenen Reifenden fprechen fich hierüber fehr beftimmt aus, und die Goloniften richten ſich danach bei der Wahl der Niederlafs fungen. Angophora lanceolata, der einheimifhe Apfel, zeigt eine gute Bodenart; das fledige Gummi (spotted gum) und die Fa— denrinde (stringy bark) eine fchlehte an. Der auftrat: aftatifche Mahagonybaum findet ſich auf weißem Sande, und das rothe und blaue Gummi (red et blue gum), Beides Arten von Eucalyptus, lieben thoniges Erdreich; die zahlreichen Arten von Banksia und Protea wachſen auf Sand. Bon Martius ward freudig überrafcht, als cr auf den Hoch— Ländern Braſilien's mehrere baumartige Kilien traf, nämlich Arten von Villosia und Barbacenia, die nur auf quarzhaltigem Glimmer— f&biefer zu wachſen fchienen. Die Pimenta vulgaris läßt fih nur auf weißem Kalkboden mit Vortheil bauen. Viele Zellpflanzen wach: fen eigenfinnig nur an gewiffen Xelfenarten, und in diefer Ber ziehung zeichnen fich befonders die Flechten aus. Aus Sir William Hoo ker's Flora, wo der Standort vorzüglich genau angegeben ift, babe ich folgende Angaben berechnet: Es wachen An Bäumen — 2 5 144 Arten An Pfoften und altem Holge . 3 Auf andern Pflanzen & N 11 Auf Haideboden . a = . 24 Meift auf Sandboden . . 30 An altem Gemäuer s S “ 16 Auf Badfteinen und Ziegeln B 7 Un Felfen überhaupt . h 3.97 An Kreide: und Kalkfelfen E 19 An Kiefelfelfen . ‘ 3 ae! An Schieferfelfen R 5 a 9 An rothem und weißem Sandfelfen 8 Un Zrappfelfen = e ; sc Un Granitfelfen » 2 r ö 3 Un Quarzfelfen . h b al An organifhen Subftanzen zufammen 190 Un mineralifchen 2 ER 175 An zwiſchen beiden die Mitte haltenden 54 Die Nachdarſchaft großer Städte hat einen entfchiedenen Ein— fluß auf die Vegetation. Um London her ift diefelbe fehr üppig, und offenbar rührt dieß daher, daß die Atmofphäre mit fo vielen Fe Ten nährenden Stoffen gefhtwängert ift. Wenn eine atmofphärifche Luft. durch die Lunge des Menſchen gegangen ift, enthält fie 3,6 pGt. Kohlenſaͤure; indeß wird letztere in der freien Luft außerordentlich 312 ftark verdünnt. Mehr Einfluß dürfte der viele Kohlenftoff haben, der in Geſtalt von Rauch in die Atmofphäre Überaeht und, mit der Feuchtigkeit niedergefchlagen, zu Pflangennahrung wird. Uebris gens mird bei der Verbrennung der Feuerungsftoffe auh Schwer felfäure entbunden, die ungünftig auf die Vegetation im Allgemei— nen wirfen muß, aber in geringer Menge gewiffen Pflanzen, die in der Nähe großer Städte vorzüglich gut gedeihen, nicht ſchaden kann. (Annals and Mag. of Nat. Hist., Sept. and Oct. 1842.) Miscellen Eiheln und Inftinct. Unter diefer Weberfchrift giebt eine Engtifhe Zeitfhrift, the Carlisle Patriot, Nachricht von einer ganz außerordentlihen Menge von Holztauben, welche vor einigen Wochen in dem Diftricte zwifchen der Spige von Baſſenthwäite Lake bis Sca Zolla zum Vorſcheine gekommen find. Sie find von Zeit zu Zeit in fo aroßen Flügen, daß fie die Luft verdunkeln, und das Schlagen von Myriaden von Flügeln beunruhigte die Bergluute in Boroughdale, als fie eines Morgens der legten Woche vor ih— rer Arbeit nah Haufe gingen, dermaoßen, daß fie glaubten, es ftehe irgend eine Ummälzung in ber Natur bevor. Mehrere Eleinere Züge find um Upperby Moorhoufe und in tem Walde um Dalſton gefehen worden. Die Art, von welcher mebrere gefchoffen worden find, fol von ber in der Nachbarfhaft gewöhnlichen ganz verſchieden und der Körper der Zauben Eleiner und Flügel und Schwanz länger feyn. Sie find aud von blauerer Farbe, und Perfonen bei Keswick, welche in America waren, erkennen in ih— nen die berühmten dortigen Waldtauben, welche zu gemilfen Zeiten in zahllofen Millionen als Wandervögel erfcheinen. Wenn dieß wahr wäre, fo müßten fie von der Außerften öftlichen Küfte von Sable Zör land bis zu der Weſtkuͤſte von Iceland, die weite Strede über das atlantifhe Meer geflogen feyn, ohne eine Gelegenheit zum Ausruhen. Es ift eine fonderbare Thatfache, in Beziehung auf die Erfcheinung diefer Vögel, daß ähnliche Züge in derfelben Gegend vor etwa 28 Sahe ren erſchienen, und daß damals, wie jest, eine ungewöhnliche Menge von Eicheln gewachfen waren, von welchen fie ſich nähren. Ueber die Structur der Zaͤhne hat Hr. Prof. Rettzius zu Stodboim am 17. October der Ucademie der Wiffenfchaften zu Paris eine Abhandlung mitgetheilt, in welcher er auseinanberfest, 1) daß das Elfenbein des Zahns ſich fchichtweife um die pulpa herum abla= gert, und daß es Nöhren oder miteinander zufammenhängende Zellen enthält, welche mit den Eleinen Ganälen und Zellen des Knochengewebes identifh find; daß diefe Röhren, welche ‚I, bis 150 Linien Durchmeſſer haben, ſich geaen die Höhle der Zahnpulpe öffnen, von da in bisweilen parallelen Strahlen ausgehen und nad) allen Seiten viel feinere Veräftelungen ausſchicken, welche netz⸗ artige Anaftomofen darftellen und in Zellen ausmünden, welche, wie jene, mit einer durchfichtigen Flüffigkeit gefüllt jind; 2) daß dagegen das Email eine weit einfachere Gonftruction zeigt, ohne Gefäße, ſeyen es Blutgefäße, oder Rnocyercanäle, (wie die Kry— ftalllinfe); zu feiner Erhaltung bedarf es wahricheinlich einer orga— nifchen $lüffigkeit, welche, nad) der Annahme des Verfaffers, durch die Röhren der Elfenbeinfubftang zugeleitet wird: 3) daß die Core ticalfubftang ſich an den Zähnen der Mehrzahl der Säugethiere und felbft der Amphibien und Fifche findet; daß fie Tich überall ducch die größere Menge von Zellen und von arößtentheils wenig zufammenhängenden, ziemlich zarten und oft fehr unregelmäßigen Knochencanaͤlchen auszeichnet, und daß, im Gegenfage gegen die Eifenbeinfubftang, die innerften Schichten fich bei ihr zuerft bilden. (Here Nasmytb meint in einer frühern Mittheilung vom 3. Der tober, daß die Ganälhen, welche man in der Elfenbeinfubftang babe beobachten wollen, nur daher rühren, daß die Kalkfalge, wel⸗ che auf der Spike der pulpa abgefegt werden, durchſichtiger find, als die thieriſche Subftang, welche de Zellen bildet; die Erz nährung der Elfenbeinfubftang, in welche Fein Gefäß eindringe, ers Elärt er durch Erosmofe aus den unmittelbar in Berührung ſtehen— den Blutgefäßen. — —— — — — 318 314 He 57 Bd SE Ha A Ueber die Wiedererzeugung der Kryftalllinfe. Bon Dr. Earl Zertor. Sn feiner SInaugurals Differtation giebt ber Verfaſ— fer zuerft eine Mittheilung über die Unterfuhungen von Augen, an denen früher die Staaroperation gemacht worden ift, wobei wir nur die Fälle von Cloquet, die auch in den chirurgiſchen Kupfertafeln, Zafel 288, mitgetheilt find, ver— miffen; fodann giebt er einige neue Verfuhe an Kaninchen und 5 Beobachtungen von menfhlihen Augen, an benen früher die Staaroperation gemaht worden war. Die Beob: achtungen find folgende: 1) Einer 68jährigen Frau wurde auf beiden Augen ber Rinfenftaar durch Depreffion operirt; auf dem linken Auge folgte heftige Entzündung und Pupillenſperre, ſowie eine Blutergießung in die vordere Augenkammer, welche jedod) toieder reforbirt wurde; auf dem rechten Auge erhielt die Kranke ihre Geficht volllommen wieder. Sechs Jahre nad) der Operation ftarb fie. Die Unterfuhung der Augen erz gab Folgendes: Am rechten Auge war die verdunfelte Kry— ftalltinfe bis auf ein Kügelhen von der Größe eines Steck— nadelkopfes aufgefogen, welches frei in der wäfferigen Feuch— tigEeit der hintern Augenkammer ſchwamm. Die Gapfelrefte hatten fih an die uvea und an die Ciliarfortfüge ange: legt; nach Oben fand fich ein kreideweißer Bogen, eine knor— pelige Maffe, die nichts Anderes war, als die in der durchs fihtigen Capfel geronnene neue Kınftallmaffe ( W. Som: mering's Kıyftalwulft). Im linken Auge war die Netz— baut in dem aufgelöj’ten Glaskoͤrper zufammengefaltet, ging gerade zu der in ihrer age gebliebenen Linſe und war mit Diefer, welche ſulzig war, verwachfen. 2) Ein 7Ojähriger Mann, Georg Förfter, wurde 1816 am grauen Staare operivt, am linken Auge durch keratonyxis mit gutem Erfolg, am vechten gelang die De— prefjion der Kinfe weder durch die Hornhaut, noch durch die selerotica vollkommen; fie blieb einige Jahre auf dem Pupillarrande der Iris liegen und ſenkte fih erjt nach eini— gen Jahren von felbft auf den Boden der hintern Augen— kammer. 13 Jahr nad) der Dperation ftarb der Mann im dreiundachtzigſten Jahre. Auf dem linken Auge lag die Linfe, nach Unten und Außen um die Hälfte verkleinert. Sn der balbmondförmig zuiammengezogenen Gapfel fand ſich eine weißlihe Maffe in Form eines zadigen Halbcirkels, welcher erft duch den MWeingeift ficbtbar und weiß wurde; im tecbten Auge war die Linfe um zwei Drittel verkleinert und lag weniger tief. Die neu erzeugte Linfenmaffe war bier noch deutlicher und bildete einen an zwei Stellen uns terbrochenen Kreis. 3) Michael Unger, 76 Jahre alt, wurde 1826 durch keratonyxis operirt. Fünf Jahre nachher ftarb er. Die niedergedruͤckten Rinfen waren faft auf ein Dritttheil ver: Eleinert, daneben noch beutlichere Spuren der wiebererzeugs ten Linſe, als im vorigen Sale. Im linfen Auge bildet die neue Rinfenmaffe einen nur nah Oben nicht vollfommen gefchloffenen Ring, im rechten hat die weit beträchtlichere Menge neu erzeugte Kinfenfubftanz die Form eines römis fhen U. 4) Büring, 71 Sabre alt, wurde 1828 auf dem rechten Auge durch Deprefiion operivt. Es folgte Entzüns dung und Pupillenfperre. 1829 hatte fih auf dem linfen Auge ein Rinfenftaar gebildet, er wurde durch keratonyxis deprimirt, mit gutem Erfolg, 1836 erfolgte der Tod. Es fand fi im rechten Auge die Pupille dur Staarrefte und fadenförmige Ausfhwigungen verfhloffen. Im linken Auge fand fih am Grunde des Glaskoͤrpers die bräunlihe Staar— linfe bis zur Größe eines ſtarken Stecknadelkopfes aufgeſo— gen; in der tellerformigen Grube hinter der Pupille Eonnte man erft nad) 24ftündiger Einwirkung des Weingeiftes einen Ereideweißen, Eugligen, einer Fifchlinfe ähnlichen Kryſtallkoͤr— per bemerken. Der Glaskörper war vollfommen Elar; die Rinfencapfel ganz durchfichtig und gefchloffen. Diefelbe hing durch eine fehr zarte und vor der Einwirkung des Weingei— ſtes völlig unfichtbare Fortſetzung oder Slode mit dem Mit: telpuncte der Hornhaut zufammen. 5) Die 77jährige ©. Heinrich wurde 1841 im Jur lius-Spitale aufgenomnen. Einige Sabre zuvor war fie zu Bonn auf dem rehten Auge ohne günftigen Erfolg operirt worden. Es hatte ſich Pupillenfperre ausgebilder, Sie wurde auf dem linken Auge durch keratonyxis operitt, die Kranke Eonnte danach fehen, farb aber 7 Monate dar— auf an Marasmus, Sm rechten, früher erfolglos operirten, Auge fand fich eine weißgelbfiche, Eörnige, über zmei Drittel des Augapfels einnehmende, ziemlich fefte Maffe, durch wel: che hindurch die flrangartig gedrehte Netzhaut queer von Innen nach Außen und Born gegen den vorwärts gedräng- ten, auf ein Dritttheil feines gewöhnlichen Umfanges zu: fammengepreßten Glaskörper verlief. Die koͤrnige, weiß» gelbliche Maffe war leicht zerreiblih und an ihrer hin: tern gemwölbten, gegen die choroidea gefehrten Fläche gel: ber gefärbt und fefter; der Glaskoͤrper, von der verdicten weißlichen Glashaut umfhloffen, war trübe. Die ganz durchfichtige Kinfencapfel blieb in der tellerförmigen Grube und enthielt einen ſchmalen, regelmäßigen, nur auf einer Seite etwas dünnen Ring von neuer, durch den Meingeift we gemwordener infenmaffe, welche jedoch von der Gapfel felbft abgelöl’t werden konnte. Die mittlere Deffnung der Kinfencapfel war dur eine feine, durchfichtige Haut vers fehloffen. Won der alten Staarlinfe war feine Spur zu finden. Im linken, 7 Monate vor dem Tode operirten, Auge fand ſich ein normaler Glaskörper, eine durchfichtige Capfel und ein ringförmiger, in Weingeift fi raſch trübender Wulſt 815 von neu erzeugter Keyftallmaffe, welcher fich leicht von. der durchſichtigen apfel trennen lief, Diefe lag frei hinter der Zraubenhaut und war meder mit diefer, noch mit der Ölashaut verwahfen. Die runde, dem Sehloche entfpres ende Deffnung in der Gapfel war durch eine feine, durch— fihrige Haut verfhloffen, eine Scheidewand zwifchen wäfferiz ger und Ölasfeuchtigkeit. Die gelbbraune Stanrlinfe lag im untern Theile des Glaskoͤrpers mehr als die Hälfte vers Eleinert. Un diefe Fälle find noch einige Folgerungen geknüpft: 1) Nah Entfernung der Linfe aus dem Auge oder aus ihrer normalen Stelle wird, unter gegebenen Umftäns den, eine mehr oder minder regelmäßige Kryſtalllinſe oder wenigftens eine Eleine Menge Kıyftalmafle neu hervor— gebracht. 2) Diefe Wiedererzeugung ift das Merk der Pinfenz capfel, als der matrix der Kıyflallinfe; es ift dabei die ganze Gapfel thätig, nicht bloß die vordere Wand nah Mayer in Bonn, noch die hintere nah Pauli in Landau; die Capſel muß dabei gefund feyn. 3) Wird bei der Staaroperation die Gapfel mit der Linfe ausgezogen, was hoͤchſt felten und nur dann gefchieht, wenn die Gapfel erkrankt und aus ihrer natürlichen Verbin: dung mit der zonula Zinnii getrennt ift; wird die Linfe mit der apfel niedergedrüdt, fo ift die Miedererzeugung der Linſe unmoͤglich, weil das linfenerzeugende Mutterors gan, die apfel, feblt. 4) Die Capfel hängt mit dem Kryſtallwulſte zufams men, ift aber nicht, wie Mayer behauptet, damit verwachz fen. Eine zweite Miedererzeugung nach einer zweiten Ope— ration wäre hiernach nicht unmöglih, wofür auch Löwen: hardt's Verſuche (Froriep's Neue Notizen No. 418.) ſprechen. 5) Die new erzeugte Linſenmaſſe beſitzt dieſelbe Klar— heit und Durcſichtigkeit, wie die urſpruͤngliche geſunde Kry— ſtalllinſe; immer aber iſt die neugebildete Linſe etwas wei— cher, etwa wie die Linſe junger Leute, wie Soͤmmering behauptet, daß der neue Cryſtallwulſt nur. dadurch das Se— ben nicht hindere, weil er hinter der iriS verſteckt bleibe. Dieß ift jedoch nicht immer der Fall, 3. B., bei der oben angeführten dritten und vierten Beobachtung, wo die Pu— pille ganz oder größtentheilg davon ausgefüllt war und das Sehen nicht beeinträchtigt wurde. 6) Zur MWicdererzeugung der Kryſtalllinſe ift eine ges wiffe Zeit nothwendig. Die Angaben hierkber find bei den einzelnen Beobachtern verfchieden, Früher als ſechs Monate nad der Dperation hat man die Meuerzeugung der Kinfe bei'm Menſchen bisjest noch nicht beobachtet. Bei Thieren f&heint fhon in der zweiten Woche etwas Linfenfubftanz ab: gefondert zu merden. Zu ginauerer Beftimmung find neue Verſuche ‚erforderlich. 7) Im Allgemeinen feheint die neue Linfenmaffe an Dichtigkeit und Feftigkeit, fowie an Menge, um fo mehr zus zunehmen, je längere Zeit das Thier oder der Menſch die Operation überlebt. 816 8) Die Form der neuen Linſe hängt von der Verlegung der Capſel und der Heilung derfelben ab. Die Form der Gapfelverleßung hängt in den mwenigften Fällen von dem Wils len des Arztes ab. 9) Die Capfel war in allen Fällen von Wiedererzeu— gung der Linfe duchfichtig und trübt ſich ſelbſt in Wein: geift faft gar nicht. Erſcheint fie trüb, fo ift die Gapfel krank, oder es liegt noch eine dünne Schicht getrübter Kinfens maffe auf ihr, welche mit einem Pinfel weggewifcht werden ann. Capſelſtaare kommen überhaupt jedenfalls fehr fele ten vor. 10) Die niedergedrückte Staarlinfe wird, fie mag ganz oder zerftücelt feyn, durch die Einwirkung deR Augenfeuch® tigEeiten aufgelöj’t und aufgefogen. Die Gründe der ras [bern oder langfamern Auffauguug find noch unbefannt, Die apfel loͤſ't fi nicht, und der Kryſtallwulſt wird durch die ſich um denfelben fehließende Gapfel vor der auftöfenden Rp: der Augenfeuchtigkeiten gefhüßt. 11) Die Behauptung Pauli's, daß die Linfe fich nur nach der Ertraction, nicht aber nach der Depreffion, regene— riet, iſt nur in den Fällen richtig, wo die Linſe mit der Capſel niedergedrucdt wird. In diefen feltenen Fällen bildet fih keine neue Linſe, weil die alte Capſel noch die alte Linſe ſelbſt einfchließt und Eeinen Raum für eine neue Linſe in derfelben vorhanden ift. 12) Ob Retzius DVermuthung, daß die MWiedererzeus nung der Krnftalllinfe öfter bei Staaroperirten vorfomme, meil diefelben oft nach einiger Zeit weniger gewoͤlbte Bril— lengläfer nöthig hätten, — richtig fey, läßt ſich bisjetzt nicht beftimmen. Diefer Punct erfordert neue Beobachtungen. (Ueber die Miedererzeugung der Kryſtalllinſe. Inaugural— Abhandlung von Carl Tertor mit 3 Tafeln. Würzburg 1842.) Wirkungen des fehwefelfauren Chinins auf Thiere, und Beobachtung einer Vergiftung bei einem Menfchen. Bon Giacomini Bei den Verfuchen des DVerfafferd waren die größten Vorfihtsmanßregeln getroffen worten, um jeden Jerthum zu vermeiden; die Verfuche wurden befonders an Kaninchen angeftellt, welche der Verfaffer, da er fih niht Kaninchen von gleihem Alter und gleicher Größe verfhaffen Eonnte, in große, mittlere und Eleine eintheilte. Bis zu der Dofis von 4 Grammen zeigte fih feine befondere Wirkung, aber J dieſer Doſis in 45 Grammen deſtillirtem Waſſer mit 2 Tropfen acid. sulph. ſtarb das Thier nad wenigen nu ohne eine Spur von Aufcegung, in vollkommen— fter Ruhe. Hiernah gab man einem großen weißen Ka: ninhen ungefähr 2 Grammen (etwa 33 Gran) Chininfuls phat, gelöft in 30 Grammen Waſſer, mit einer hinreichenden Menge von acid. sulph. und unmittelbar darauf ungefähr 8317 5 Grammen Kirfchlorbeerwaffer. Kaum hatte es davon 3 Grammen verfchlungen, als es zu zittern anfing und wenige Minuten darauf ftarb. In einem andern Falle erhielt ein Kaninhen von derfelben Größe diefelbe Menge Chininfulphat und unmittelbar darauf 2 Grammen Alcohol, verdünnt mit 3 Grammen deftillirten Waſſers; e8 ſchien etwas verdußt, dann lief eg, aber lief fih noch, ohne zu fliehen, fangen. Sechs Stunden naher fing es an zu freffen, und am fols genden Tage befand e8 ſich vollkommen wohl. Bei einem andern Kaninchen von gleih r Stärke gab man eine Mir fhung von 3 Grammen Chininfulphat, in Waffer gelöf’t und 1,25 Alcobol, verdünnt mit 5 Grammen Waffer, Etz was Abmattung, die nah 7 Stunden ſchwand und am folz genden Tage feine Spur zucudließ. Anders war es bei einem andern Thiere derfelben Art, dem man 5 Grammen Chininfulphat, ebenfo gelöft wie vorher, und ungıfähr 5 Grammen Kirfhlorbeerwaffer reichte; e8 ſtarb nad einigen Minuten unter Gonvulfionen. Nachdem diefe Beobachtun— gen dann auf verfchiedene Weiſe wiederholt worden waren, war das Reſultat, daß faſt in allen Füllen, wo das Chis ninfulphat durch mit Waffer verdünnten Alcohol neutralifirt wurde, die Heilung flattfand, und daß der Tod, wenn er eintrat , erft nach einem mehr oder weniger beträchtlichen Zeittaume erfolgte, daß die Miſchung von Kirfchlorbeer und Chinin. sulph., weit entfernt, dem letztern feine giftigen Eis genfhaften zu benehmen, fie im Gegentheile erhöht, da alle Kaninchen, denen man diefe Miſchung gegeben hatte, faſt augenbliclich unterlagen. (Es wurden aber 5 Grammen, d. b. etwa 42 Gran Kirfchlorbeerwaffer, angewendet!) An diefe Beobadhtungen fhließt Giacomini die Erzählung eines Falles von Vergiftung durch fchmerelfaures Chinin. Ein Mann von 40 big 50 Jahren, von zarter Gonfti= tution und fißender Lebensart, that, aus Nerfehen, 12 Gram⸗ men, etwa 198 Gran oder mehr als 3 Drachmen, ſchwefel— faures Chinin in ein Glas Zuderwaffer, indem er e8 für Cremor tartari hielt. Er trank dies und ging fpußieren. Eine Stunde nachher empfand er Drud im Magen und im Kopfe, wie bei beginnendem Rauſch. Allmälig nahmen feine Kräfte ab, die Betäubung wuchs, es kam Uebelkeit und Gardialgie hinzu. Bald wurde dag Unwohlfenn unerträgs lich, und zulegt fiel er befinnungslos nieder. Erſt einige Stunden nachher wurde er nach Haufe gebrabt. Um fünf Uhr des Morgens batte er das fehmwefelfaure Chinin genom— men, erſt gegen zwei ühr des Nachmittags kam Hr. Giaco: mini zu ibm; er fand ihn in folgendem Zuſtande: unbe: mwegliche Rage auf dem Rüden, Geficht bleib; die Finger: fpigen begannen livid zu werden, auffallende Kälte dieſer Theile, die Waͤrme des Übrigen Körpere war verringert ; Reſpiration lanıfam von Seufzen unterbrodben. Auf Au: genblicke leichte Ohnmacht, der Puls regelmäßig, aber Targ- fam und kaum füblbar; ebenfo war e8 mit dem Herzſchla- ge; die Pupille ausnehmend erweitert, Gefiht und Gehör faſt vollſtaͤndig aufgehoben, die Stimme auferordentlich ſchwach, Durft lebhaft, die Zunge in der Mitte mit weiß: lihem Schleime bedeckt, blaß an den Nändern, etwas feucht, der Athem troden. 318 Es wurde folgende Mirtur gegeben: Be. Aqu. flor. Aurant. 3j. Aqu. Menth. et Cinam. Zvj Tinctur. thebaicae gtt. xx. Syr. simpl. q. s. $S. Stuͤndlich zwei Löffel. Zu gleicher Zeit ließ er den Körper mit war: men Kleidern bedecken und mehrere Theile mit wollenem Zeuge reiben, befonders die Ertremitäten und die Magenge: gend; drei Stunden nadıher war die Waͤrme zuruͤckgekehrt; der Puls hatte fich gehoben, das Geſicht war etwas mehr belebt, die Nefpiration weniger langfam und die Ohnmach— ten ſehr felten. Einige Borborygmen; ein Clyſtier bewirkte nod) eine Ausleerung, in Folge deren große Erleichterung eintrat, Gegen den dritten Zag diefer Behandlung war die Befferung nicht zu verfennen. Am fünften Taye ftand der Kranke auf, fonnte ſich aber nicht auf den Füßen erhalten, Die große Hinfälligkeit, die Schwäche des Geſichts und Ge: börs verfhmanden, obgleich fie von Tag zu Tag abnahmen, erft einige Zeit nachher gänzlih. Herr Giacomini fols gert hiernach, daß dag fchwefelfaure Chinin, meit entfernt, ein toniſches Mittel zu feun, vielmehr eine auffallende hy: pofthenifirende Wirkung bat, welhe man durch erre: gende Mittel, und vornehmlich durch Alcohol, bekaͤmpfen müffe. (Annali universali di Med, vol. XCVIL. Fasc. di Febbraj. 1841.) Heilung einer Speiferöhrenverengerung durch den Gatheter und die Gauterifation. Bon E. Gendron, Am 30. December 1841 fhidten die Dr. Mignot und Bre— tonneau einen Kranfen zu Herrn Gendron. Wie Mignon erzählte, hatte der dreißigjäbrige Mann ſchon feit längerer Zeit an Aufftoßen gelittın, bis endlich, im November 1840, fich Epasmen des pharynx und oesophagus, aber ohne Schmerz und ohne alle Symptome einer Entzündung, zeigten, fo daß es dem Kranken, wegen der heftigen Zufammenfchnürungen des oesopha- gus, unmöglid wurde, fiftere Nahrurgsmittel zu ſich zu nehmen. Brühen Fonnte er noch am Leichteften hinunterfchluden, ſelbſt noch leichter, als aewöhnliche Flüfligkriten. Vor Kurzem aber fteiger: ten fih die Symptome fo, daß Erftidung zu befürchten ftand; diefer Zuftand hielt zwei Tage und zwei Nächte an. Folgende Medicamente waren, ohne Erfolg, argeben worden: 1) Pillen aus Bemuthum oxydatum, Rheum, Gbinaertracte, Magnefiawaffer, 2) Pillen aus Asa foetida und Valeriana, Vinum hispanicum, 5) Pillen aus Conium, Belladonna und Magnesia; 4) Pillen aus Belladonna, Dir Kranke ſelbſt gab noch an, daß ihm fchiene, als babe cr nad) einem Aderlaffe eine Zeitlang etwas Erleichterung aefpürt. Gendron ließ den Kranken in feiner Gegenwart einen Loͤffel Waffer zu ſich nehmen und überzeugte fich felbft, wie uns mittelbar darauf heftige Gontractionen der Halsmuskeln und fo hef— tiges Aufftoßen eintrat, daß Erftidung zu befürdten war. Dabei fand jedoh, wie er es früher bei zwei Kranken beobachtet hatte, weder Huften, noch Veränderung in dem Klange der Stimme ftatt. Bei den frühern Kranken war die Verengerung bei dem Ei: nen Folge einer angina, bei dem Andern Eonnte man an beiden Seiten des laryrx und der Buftröbre deutlich angeſchwollene gan- elia fühlen. Bei Roy war, außer der allgemeinen Magerkeit, feine weitere Störuna des Allgemeinbefindens zu bemerken. Gen: dron hielt diefen Fall für eine Verengerung des oesophagus. Er ſchritt fogleich zum Gatheteriemus. Ein biegfamer Fiſch— beinftab, mit einem Eleinen Schwamme verfeben, drang zweimal, ohne Hinderniß, bis zum Magen, und erft bei'm dritten Malc 819 hemmte ein Hinderniß in dee Höhe der erften Ringe ber Luftröhre das meitere Vorbringen. Am zweiten Tage wird das Hinderniß nur einmal mit einem Schwamme von 4 Eentimeter Umfang übers munden; der Gatheteriemus wird immer ſchwieriger, Dis endlich am dritten Tage der Gathererismus mit den Schwämmen aan unmögs lich wird, obwohl das Hinunterfhluden von Suppen und von Brühen ziemlich leicht von Statten gebt. Anftatt der Catheter mit Schwämmen, nahm Gendron nun eine Roͤhre von Gummi elasticum, am bordern Ende mit einer Dlive, wie man fie ges woͤhnlich zu Snjectionen braucht. Dieſe brachte er leiht ein; da— durch wurde die Verengerung fo erweitert, daß es am fiebenten Tage felbft gelang, einen Schwamm von 7 Gentimeter mit But: ter bejtrichen und mit Alaun beftreut, hindurchzufuͤhren. Mehrere Mal bradte der mit Alaun beftrihene Schwamm fadenzichenden Schleim, leicht mit etwas Blut gefärbt und Eleine Fegen von fehr feinen, durchſichtigen und fleifhigen Membranen mit heraus, Am achten Tage gelang es, einen Schwamm von 8 Gentimeter einzu— bringen. Die blutige Kärbung verliert ſich allmälig; das druͤckende Gefühl hört auf, cbenfo das Aufftoßen; der Kranke kann wieder fefte Nahrungsmittel zu ſich nehmen und Eehrt am 15. Januar, anfcheinend geheilt, in feine Heimath zurüd, Aber fchon nad funfzchn Zagen wird es ihm wieder fchwer, fefte Nahrungsmittel zu fid) zu nehmen. Der Catheterismus wird wieder angewendet; es gelingt, Schwämme einzubringen, fogar einen von 9 Gentimes ter, aber der Widerftand ift an dem verengten Puncte fo beträdhte lih, daß es immer einer Nachhuͤlfe mit dem Finger bedarf, Das Hindernig Eonnte nur von geringer Ausdehnung feyn, da ſich über und unter dem Puncte die Schwämme ganz frei bewegten. Eine elaftiihe Sonde hatte fih auf dem Puncte gekrümmt, ohne hindurchdringen zu koͤnnen. Es wurde zum Gauterifiren gefchritz ten. ®endron befeftigte einen Stift von Höllenftein mit Siegel: la& an dem Ende der Dlive und führte fie ein, bis der Höllenftein durch den verengten Punct von felbft aufgehalten wurde; vor jeder Einführung überzeugte er ſich forafältig, ob der Höllenftein feft: fige; der Wulft, welchen die Dlive und das Siegellack bildeten, fchüste die Wände des oesophagus und bes pharynx. Die Gau: terifation erzeugt, befonders das zweite Mal (den 24. Februar) lebhaften Schmerz, der fih, wie fchon früher einmal, bis zum rechten Ohre hinzieht; den 28. lebhafter Schmerz; das Schlingen wird etwas fehmwerer; den 1. März Gatheteriemus mit bleßer Röhre; die Röhre Eommt bededt mit einem bräunlihen Scorfe zurüd. Abwechſelnd werden nun Höllenftein und Schwaͤmmchen ein: geführt. Unter diefer Behandlung erfolgt die Geneſung; der Kranke Eehrt zurück, und ein Bericht des Dr. Mignot, welcher wöchent- lih noch zweimal Schwaͤmmchen einführt, zeugt ebenfalld von dem vollfommenen Wohlbefinden des Kranken. Durch den mit Butter beftrichenen und mit Alaun beftreuten Schwamm, beabfichtigte ih, fagt Gendron, Falten oder Eleine Brücen, bervorjpringende Klappen der Schleimhaut zu zerftören, welche die Verſchließung vervollftändigten. Bruͤhen Eonnten leich— ter hindurchgehen, weil fie, ſchwerer, als Flüffigkeiten, dieſe haͤutigen 320 Falten leichter verwiſchten. Solche Falten der Schleimhaut beobadhs tete ich bei einer Dame, bie an ciner Verengerung des colon ges ftorben war. Sch glaube, dag Oliven von Gummi, von verfchiedener Größe, am Ende fehr biegfamer Stäbe von Fifchbein, bei dem Catheterismus des oesophagus vortheilhaft wären. Niemals ift zu veraeffen, daß der Catheterismus nicht erzwungen werden, fondern bloß allmälig fortfhreiten darf. Die Gauterifation ift alsdann ein unerläßliches Hülfsmittel für die Dilatationsmethode. Sie ift in der obenans gegebenen Weife anzumenden. Bor der Einführung des Höllens fteins wird es nöthig feyn, eine andere Röhre von derfelben Form und bemfelben Umfange einzubringen, um den Widerftand des Hins derniffes zu erproben. Anfangs müffen die Gauterifationen leicht fenn, erſt allmalig ftärker werdın und mit dem Gatheterismus ans fangs ohne, dann mit Schwaͤmmchen abwechfeln. Diefe Beobachtung, in Verbindung mit der früher bekannte gemäd;ten (Journal des connaissances medico-chirurgicales, Nov, 1857), Scheint. bei hintänglicher Gedulo, Hoffnung zur Heilung Jr gefährlichen Krankheit zu geben. (Archives generales, Aoüt 1 . Miscellen Ueber die Wirkung einer Eleinen $lamme gegen verfhiedene Krankheiten hat Herr Goudrel der Parifır Academie des sciences Beobachtungen mitgetheilt. Der Doctor Mege wurde legten Sommer von einer Wefpe geftohen in tie Kuppe des Mittelfingere. Er empfand fehr heftigen Schmerz. Da er efligfaures Ammonium nicht zur Hand hatte, Fam ihm der Gedanke, ſich mit einem Zuͤndboͤlzchen zu cauterifiren, an, wels ches er, in einiger Entfernung von der Stichwunde, wirken liiß« Sm erften Augenblicke empfand der Finger die Wirkung der Flamme nicht, weil der durch den Stachel veranlaßte Schmerz heftiger war, als der der Flamme. Aber nachdem er Iehtere einige Secunden hatte wirken laffen, zerftreute ſich gänzlich der Eranfhafte Schmerz, Ueber Opium: Berfälfhung enthalten die Annals of Chymistry and practical Pharmacy folgende Angabe eines vor Kurzem in London anmefenden Armenier’s, welder Moknpflans zung und Opiumhandel zum Gegenftande feiner Aufmerkſamkeit aemacht hatte. Die am häufigften vorkommende Opium : Verfäls fhuna ift, daß das Opium, folange es frifch und meich ift, mit feingequetfchten Weinbeeren, aus welchen die Kerne entfernt was ren, vermifcht wird. Er verficherte, daß nicht eine einzige Maſſe Opiums aus dem Driente ausaeführt werde, ohne diefe Verfäls fhung erlitten zu haben. — Eine andere Berfälfhung ift, daß die äußere Haut der Kapfel und Stängel des Mohns mit Eimeiß in einem fteinernen Mörfer verrieben und dann in gewiffen Propors tionen dem Opium zugefest wird. ——— — Bibliographische An Account of Askern and its Mineral Springs together with a Sketch of the Natural History of the Neighbourhood. By E. Lankester. London 1842, 8. Essai sur les causes mecaniques de la circulation du sang. Par A, Nougarede de Fayet. Paris 1842. 8. Neuigkeiten. Cours de Nosologique clinique. Par F. P. Emangard, D.M. etc. Professeur de clinique medicale a l’&colede médecine du Caire; ouyrage traduit en langue arabe et imprime par or- dre de S. A. Mehemet-Ali, vice roi d’Egypte. Paris 1842. 8. Description and Treatment of the principal Diseases incident to human Frame, By Dr. H, M’Cormac, London 1842. 8. — — — — ne Uene Üotizen aus dem Gebiete der Haktır - und Heilkunde, grfammeli und mitgeiheilt von dem ObersMedicinalratte Froriep zu Weimar , und dem Mediemalrathe und Profeffor Froriep an Berlin, N? 52%. (Nr. 21. des XXIV. Bandes.) December 1842. Grebrudt im Landes s Induftrie Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Thlr. oder 3 Fl. 30 Kr,, des einzelnen Stüdes 3 gGr. Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. IE in. est DRS Dee, Ueber die Lebensweife der Wajferfpinnen. (Aus einer in der phyſikaliſch- öfonomifken Geſellſchaft zu Königs: berg gehaltenen Vorlefung.) Bon Dr. Eduard Grube Die Lebensgefhichte der Hydrarachnen ift reich an feltfamen und doch nicht genug gemwürdigten Thatſachen: Zuvörderft begegnet ung hier bei mehreren eine, in der Kör: pergeftalt ausgepraͤgte Verſchiedenheit der Geſchlechter: die Weibchen find kugelrund, die Männchen haben einen ſchwanz⸗ förmigen Anhang, etwa wie das Griffbret an einer Gither, weshalb man fie leicht für eine ganz andere Art von Hy: dratachnen anfiehbt. Mac einer oft fehr fonderbaren Begat— tung werden die Eier geleat, von einigen in die Stängel von Wafferpflanzen (Potamogeton), die fie eigens dazu anbohren, von andern an die Unterflähe der Blätter. Hier werden die Eier eines neben dem andern abgeſetzt, und mit einer gemeinfamen Gallerte eingehüllt, wie e8 die Schneden tbun, fo daß das Ganze wie ein Gelee ausfieht, in welchem Hunderte. ja Zaufende von rothen Pünctchen eingeftreut find. Wo ein Weibchen fein Gefchäft beendigt hat, führt oft cin zweites und dann ein drittes damit fort, und, auf ſolche Weiſe ontftehen dur diefe Art von Gefelligkeit anſehnliche Ueberzuͤge. Nach einigen Wochen fehlüpfen die Sungen aus, aber ſtets mit seinem Beinpaar weniger, als die Alten und meiftens mit einem ftärferen Saugrüffel verfehen. Alsbald ſuchen fie ein größeres Mafferinfect, befonders die langbeinis gen Mafferwanzen, auf, beften ſich an, und beginnen nun ein Schniarogerleben, verlaffen dann nad einiger Zeit ihren Ernährer, häuten fib, indem fich zugleich ihre Beine ver— fürzen, gehen auf den Boden des Maffers und ruhen bier als Npmphen, bis fie nach ein paar Wochen als vollfoms mene Hydrarachnen ausfchlüpfen Andere führen, folange fie Larven find, ein freies Leben und werden erft in ihrem Nymphenzuftande Parafiten. Man findet dann häufig den Wafferfcorpion mit birnförmigen Körperchen befegt, die man wobt für feine Eier ausgad, die aber nichts Anderes, als Nu. 1027, jene Larven find, und die ihren Wirth, auh wenn er fich in die Luft erhebt, nicht verlaffen. (Senes gilt von Lim- nochares, dieſes von der Gattung Hydrarachna i. e. S.) Endlich fhlägt auch für fie die Stunde, die ihrem befchränfs ten, abhängigen Leben ein Ende macht und ihnen Selbft= ftändigfeit und Freiheit verleiht: fie häuten fi, befommen das noch fehlende Beinpaar, ſchwimmen nun als ausgebildete Raubz thiere im Waſſer rüftig umher und fallen größere Infuſo— rien und Waſſerfloͤhe an, um fie auszufaugen ; doch mögen aud einige von Pflanzenfäften leben. Die Hydrarachnen gehören alfo zu den wenigen Arachniden, die einer wahren Metamorphofe untermorfen find, wie die Inſecten, nur daß fie fih in einer andern Weiſe ausfpricht, daß es zu Feiner Flügelbildung kommt, daß mwahrfcheinlih auch im Innern des Körpers nur unbedeutende Veränderungen vorgehen; und wir vergleichen fie daher am beften mit der Metamorphofe gewiffer Erebsartiger Thiere, die man, weil fie den Fifchen das Blut ausfaugen, Fifhläufe nennt, und die ebenfalle in einer Periode ihres Daſeyns ein Schmarogerleben führen, aber — wie die Natur denn unendlich mannigfah in der Mahl ihrer Beftimmungen ift, — fie gebt dort gerade den umgekehrten Weg, jene Thierchen find in der Jugend un— gebunden und fhwimmen dann munter umher, mit der Zeit verlieren fie ihre Schwimmfüße und größtenthrils auch ihre Bewegungsfäbigkeit und find im Alter nicht weiter ge- fommen, als die Hpdrarachnen in ihrer Kindheit, und das Einzige, was fie für den Verluft ihrer Freiheit entfchädigr, find — die Freuden der Fortpflanzung. Zange Zeit fheint man aufer den fo eben befprochenen Gattungen, die fämmtlih Eeine Seide fpinnen, überhaupt keine MWafferfpinnen gekannt zu haben, denn diejenigen In— fecten, die man fo oft mit diefem Namen belegt, und die auf der Oberfläche der Gewäffer in großer Menge (3. B. auf unferem Landgraben) mit ausgebreitsten Beinen hin und ber fehießen, find Wafferwanzen, aber nicht Spinnen. Auch ift bier nicht von ſolchen Spinnen die Rede, die an dem Ufer der Sümpfe und Laden haufen und pfeilſchnell auf 21 523 dem Waffer laufen fönnen, wie manche ycofen und Dolomedes, fondern von einer, die unter Waffer lebt. Erft in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts finde ich die Spinne erwähnt, die von allen Waſſerarachniden am meiften unfere Aufmerkfamkeit in Anfprudy nimmt, und über deren Lebensweife ich meine Beobach— tungen ausführlicher mittheilen will: es ift die Argyroneta oder Argyronecta aquatica, die Gilberumfloffene, und Sie werden mir, meine verehrte Derren, beipflihten, dag man kaum einen bezeich— nındern Gattungsnamen wählen Eonnte. Was den Artnamen be: trifft, fo ſollte man fir, fireng genommen, lieber amphibia hi: gen, weil fie eben fo gut außerhalb des Waſſers als in demfelben eben Fany, alein ivre Hauptthatigkeit entfaltet fie doch im ihm, in ihm fpinnt fie ihr Rıg, in ihm auch nur bejigt jie ihr Gilber, und ih muß faſt glaudın, daß jie nur zur Herbſtzeit daffelbe dauernd verläßt, um den Winter vielleicht in Erdloͤchern oder une ter Steinen in der Nähe des Ufers zugubringen, oder, wie Linne angiebt, in Schneckengehaͤuſen. Die Argyroneta gehört zu den anſehnlichſten unter unferen einheimifhen Spinnen (id) habe Exemplare gehabt, deren Körper ohne die Beine über einen halben Zoll, ja über 7“ maß), fteht aber doc an Größe, befonders an Corpulenz, der Rreuzfpinne nad, nicht minder an Mannigfaltigfeit und Pracht der Färbung. She Vordertheil ift braun, ihr Pintertheil einfarbig ſchwaͤrzlich grau oder bräunlichgrau und anliegend behaart. Sobald die Spinne indeß in’s Waffer taucht, umgiebt fie fih mit einem feltfamen Schmude, indem nun Hinterleib und Bruſtſchild ploͤtzlich verfilbert oder wie mit Queckſilber übergoffen ausfehen. Aber dies Queckſil— ber wird, gegen das Licht gefehen, durchſichtig erfcheinen, und man überzeugt ſich fogleich, daß die ganze Erſcheinung von nichts Andes rem herrühren kann, als von der dem Körper anhängenden Luft. Allein wie geht es zu, daß dieſe Luft nicht in Eleinen ifolirten Bläschen anhaftet, wie man es bei'm Eintauden haariger Körper in Wafer oft genug zu bemerken Gelegenheit hat, fondern in fo zufammenhängender Maffe? Iſt es genügend, zu wilfen, daß die den Dinterleib bedeckenden Haͤrchen gekruͤmmt und gefiedert find, fo daß, wenn einmal Luft zwifchen fie und die Hautoberfläche tritt, diefe um fo beffer daran haften wird? Gewiß nicht, denn die Haͤrchen find im VBerhältniffe zu der Höhe der Luftblafe nur fehr kurz, ja diefe ragt fogar über die Außerften Spigen der Haͤrchen hinaus! Was allo vermag mit unfichtbarer Gewalt die Luft an ihren Körper gu bannen? Läßt man eine geftorbene Argyroneta in's Waffer finfen, fo Eehrt der filberne Ueberzug nicht zurüd, dieß beweif’t Elar, daß jenem Phänomene nicht eine bloße mechaniſche Urfache, fondern eine Lebensthätigkeit zu Grunde liegen muß. Die Spinne muß im Stande feyn, Luft unter Waffer aus ihrem Körper hinaustreten zu laffen und diefe dann daran zu feſſeln. Das lıg: tere Geheimniß befteht darin, daß die Argyroneta eine gemilje fettige Flüffigkeit, einen Firniß ausfondert und ihn über ihren Leib ergießt. Er ift fo Elar und fo farblos, daß man ihn felbft durchaus nicht wahrnehmen kann, aber auf fein Borhandenfeyn führen ein paar einfache Erperimente: Wenn ich das Thier unter Waffer hielt und den Bruftfhild mit einer Nadel Eraste, verging an diefer Stelle das Silber, und wenn ih außerhalb des Waffers ein Troͤpfchen Aether auf den Hinterleib fallen ließ, war es auch bier verſchwunden, nachdem ich die Spinne ihrem flüffigen Elemente übergeben und fie darin untergetaudht war. Die benachbarten, nicht getroffenen Stellen behielten noch ihren Silberglanz; allein er war body etwas ſchwaͤcher, als fonft, und verzog fich allmälig mehr und mehr vermuthlich weil entweder die Organe, die jenen Stoff abfondern, durch das Erperiment mitrelbar gelitten hatten, oder weil der Zufammenhana des zarten Gewölbes für die Luft zerftört war. Auch ift die Luftmenge, die den Leib umgiebt, zu verfchiedenen Zeiten fehr verfchieden, bald nimmt die Spinne einen größeren Borrath mit, bald einen Eleineren, endlich, fpiegeln ſich auf der Luftblafe die benachbarten Gegenftände ab, und es zeigen fih im Sonnenlichte ſchwache Farben: dieß alles Eönnte nicht eine treten, wenn die Luft bloß Außerlich anhinge, und bemweif’t das Borhandenfeyn einer Wandung an jener Luftblafe, 324 Wiſſen wir nun, auf welche Weife die Luft an ben Körper gefeffeit werden Fann, fo bleibt noch zu erklären, wie die Luft in jenes fo außerjt zarte Gewölbe tritt. um ſich hiervon zu unterrichten, muß man auf die innere Or— ganifarion der Epinne näher eingehen, und ich bitfe alfo um di Erlaubniß, Ihnen, meine verehrte Herren, das Nöthigfte davo mittheilen zu dürfen. Bei allen Spinnen, im engern Sinne, beit der Körper aus zwei Theilen: der vordere ift mit einem hornigen Rüden: und Bruͤſtſchilde bedeckt und trägt fowopl die Augen und die den Mund umgebenden Froßbwerkzeuge als die Gliedmaaßen (nämlich 4 Beinpaare). Während bei den Snfecten Mund und Augen an einem befonders eingelenkten Stüde, dem Kopfe, befind« lid) find, die Beine am Bruftftüde figen, fehlt den Spinnen durch— aus cin wahrer Kopf, oder, wie Andere ſich ausdrücken, Kopf und Bruſtſtück ift zu einer Maffe verſchmolzen. Der hintere Theil des Körpers dagegen ift ftets mit weicher Haut bekleidet, hängt wie ein Sad an vinem kurzen Stiele an dem Vorderleibe und ift bei weitum größer, befonders zur Zeit der Trädhtigkeit. Sn diefem Hinterleibe, der, außer ber größern Hälfte des Verdauungsappara= tes, das Derz und die Spinnwerkzeuge enthält, liegen aud die Athmungsorgane. Alle Spinnen athmen Luft, und wenn auch nod) einiges Dunfel über den genaueren Vorgang diefer Thaͤtigkeit berrfcht, fo wiſſen wir wenigftens, daß die Luft in Eleine Zafchen £ritt, welche fi) an der Unterfläche des Dinterleibes öffnen; zu ibe nen bin ftrömt das Blut und empfängt durch ihre Wandung hins durch das Sauerftoffgas, mit dem es ſich fättigen muß, um übere haupt ernähren zu Eönnen. Auch unfere Argyroneta, obgleich fie unter Waſſer lebt, athmet Luft durch Lungen und muß daher, da alle Lungen einer Atmofphäre bedürfen und nicht etwa, mie bie Kiemen der Fiſche, die dem Waſſer beigemengte Luft ihm zu ent— ziehen vermögen, ihre Eleine Atmoſphaͤre mit fich in die Tiefe tra- gen. Wenn alfo die Argyroneta an die Oberfläde fommt, nimmt fie atmoiphärifche Luft in ihre Athemmerkzeuge auf, taucht unter und treibt in dem Moment wiederum einen Theil der Luft heraus, der nun dag zarte Fetthaͤutchen aufbläf’t, fi darin verfängt und nicht mehr entweichen kann. Allein die Lungen der Spinnen find verbältnigmäßig ſehr Elein, und man kann fich nicht erklären, wie fie eine fo große Menge Euft hergeben folten, wie die um den Körper ergoffene. Die Zergliederung giebt uns hierüber ciniges Licht, wenn jich gleich nicht behaupten läßt, daß fie uns in ven Stand feste, jeden Zweifel zu verfcheuhen. Man findet nämlich in unferer Wafferfpinne nicht nur ein Paar Luftfäce oder Lungen, fondern, überrafchend genug, außer ihnen, noch ein anderes Athnungss organ, eine große Menge von aͤußerſt zarten, durchſichtigen Roͤh⸗ ven oder Tracheen, welche den ganzen Körper durchziehen, Luft enthalten und fämmtlih, wie die Haare eines Pinſels von ein Paar Stielen entſpringen; die Stiele find hohl und führen an bie Dperfläche des Körpers unmittelbar hinter den Cungenöffnungen., Eine Einrichtung der Art kommt allgemein bei den Inſecten vor, die dafür wiederum feine Lungen befigen, und man follte glauben, daß der eine Apparat den andern geradezu ausfchlöffe. Denn wo es gungen giebt, we die Luft nur an einem beftimmten Theile des Körpers in eine Höhle tritt, muß das Blut aus der ganzen Perie pherie auf beftimmten Bahnen, d. h. durch Gefäße, dorthin geleitet toerden, um ſich mit dem belebenden Oxygen zu fättigen, wo aber umgekehrt die Luft felbft in befonderen Canaͤlen zu den naͤch— ften, wie zu den fernften Puncten des Körpers gelangt, was bedarf 08 da noch der Blutgefäße? Wir fehen vielmehr bei den Inſec— ten, daß das Blut großentheils frei in der Leibeshöhfe zwiſchen ven Eingeweiden, Nerven und Muskeln umherfließt, und überall tritt es mit der Luft in Berührung, weil es aller Orten die luftführen: den Candle umfpält. Cuvier ift es, der biefe Verhältniffe auf's Klarſte auseinandergefegt hat, und man braucht, von der Natuͤr— lichkeit diefer Gedanken durchdrungen, eben fein Forſcher von Fach zu feyn, um ihm mit voller Webergeugung beizuſtimmen — bis die Erfahrung uns eines Beffern belehrt hat. Was würde nun Eur vier fagen, wenn er eine Argyroneta zerglicbert und diefen Webers fluß geſehen hätte: Blutgefäße und Lungen — und gleichzeitig Tra— een? Denn daß Thiere zweierlei, ihrer Grundbedeutung nad verfchiedene Athmungsorgane befigen, ift nicht beifpiellee: dann dient 325 das eine zur Wafferatbmung (ed ift eine Kieme), das andere zur Aufnahme der atmofphärifhen Luft. Hier aber find beide Kor: men eines und deffelben Haupttypus vorhanden, aber freilich ſolche Formen, die fich, ihrem Wefen nach, ausſchließen müßten. Und den: noch bleibt in unferem Falle der Widerſpruch bloß fcheinbar, und die genauefte Unterfuhung gewährte mir wieder Beruhigung. Co vorfichtig ich nämlich auch präparirte, fo ließen ſich in dem ganzen vordern Körperabfchnitte eine verzweigte Gefäße finden, das Blut muß bier alfo, wie bei den Infecten, ſich frei in den Zwifchenräus men zwifchen den Organen bewegen, und die Luft wird ihm zuge— führt; die Lungen liegen nur im Sinterleibe, bier nimmt man auf's Deutlichfte Verzweigung in den Gefäßen wahr, und wenn aller: dings aud) hier Luftröhren oder Zracheen eriftiven, fo ſchien mir ihre Anzahl einestheils im Berhältniffe fehr viel Kleiner, anderns theils aber muß ich die Vermuthung hegen, daß diefe überbaupt eine von den übrigen verf&iedene Beftimmung haben. Sie werden es feyn, welche bei'm Athembolen an der Oberfläche ſich mit Luft anfüllen, um diefelbe unter Waffer wieder von ſich zu laffen und in dem Äußerliben Magazine anzubäufen, von wo diefelbe allmä= lig in die wahren Athmungsorgene übergeht. Sch bin meit ent: fernt, diefe Hypotheſe für eine ausgemachte Sache auszugeben, und das um fo weniger, da man fonft auch Spinnen entdeckt hat, die, mit ungen und Zradheen verfeben, nit im Waffer leben, und des ren Anatomie nicht fo genau bekannt ift, um Punct für Punct Vergleiche anzuftellen. Inzwiſchen fteht das für unfere Argyrone- ta feft, daß die Gefäßvertheilung, die ich bei andern Spinnen im Vorderleibe nachgewiefen habe, bier vermißt wird, und es würde alfo die Ausnahme von dem Cuvier'ſchen Gefege fid) nur auf die Drganifation des Hinterleibes befchränfen. Wie dem aber aud) fey, wir mäffen ung hüten, in der Natur einen öfonomifchen Haus— vater zu fehen, fie ift fo unendlich reich, daß man, wo fie in Fülle giebt, kaum fagen darf, fie verfchwende; doch Widerjinniges ihr zus zumutben, das ift der größte Fehler, den wir begehen koͤnnen, und Widerfprüce, die eine feine Anatomie zu Tage fördert, wird eine noch feinere wieder ausgleichen. Nicht genug aber, daß die Wafferfpinnen überall ihr Luftmagazin mit ſich führen, und das auf die Eünftlichfte Art, weil an ihrem Leibe feine hervorragenden und fchirmenden Theile eriftiren, fondern nur je= ner Fettüberzug, — es find auch die einzigen Gefchöpfe, die Luftſchloͤſſer bauen und wirklich davon einen Vortheil genießen. Die Spinnen, die wir gewöhnlidy betrachten, find die Kreuzfpinnen, und wir fin: den fie oft in der Mitte ihres großen radförmigen Gewebes figend; doc) ift dieß nicht der Plaß, wo fie vor Sturm und Regen ges fihert find und ihre Eier verwahren Fönnen, fondern fie wählen dazu irgend eine aefchüste Stelle an dem Ende ihres Gewebes, ſey's unter einer Dachrinne, einem Gefimfe oder fonft einem Vor— fprunge; die an Bäumen lebenden Spinnen benugen dazu ein ein— faches Blatt, deffen Ränder fie durch ihre Fäden zufammenzieben und abwärts mwölben, dieß muß man ihre eigentlihe Wohnung, ihre Häuslichfeit nennen. Einer folhen bedarf auch unfere Argyroneta, und da fie vorzüglih aufs Waffer angemwiefen ift, führt fie ihren Bau unter Waffer aus, fie kann dabei mit Recht wie jener Philo— fopb fagen „omnia mea mecum porto“*, denn fie bat, wenn es darauf anfommt, gar Feine Materialien nöthia, und wir müffen fie daher unbedenklih zu den vollfommenften Geſchoͤpfen unter der Sonne rechnen. Oft genug babe ich fie auf diefe Probe geſetzt und ibr nichts weiter gegeben, als ein Glas mit Waffer. Nach weniaer als 24 Stunden ftand ihre Wohnung fertig, und ich hätte die Er— bauerin auf feine andere Weife beffer befaufchen können, Zuerft zieht fie einige kurze Kaden in unregelmäßiger Richtung an der fenkrechten Wandung des Glafes, in der Regel nahe über den Bo— den, wahrfcheinlih um erft einen feften Punct zu gewinnen, an dem fie fich halten fann. Denn da fie bei ihrem geringen fpecifi- ſchen Gewichte beftändig arbeiten muß, damit fie unter Waffer bleibe, fo kann fie jegt am diefen Fäden mit ihren Küßen fich feſt⸗ bäkeln und ihre Operation mit Rube ausführen. Hiernach vergiht oft eine bedeutende Zeit, ebe fie in ihrem Geſchaͤfte fortfährt, dann pfleat fie von jener Baſis ihrer Arbeiten aus einige Fäden frhräg abwärts zu ziehen und diefe ſowohl am Boden felbit, als an den tieferen Stellen der ſenkrechten Glaswandung zu befeftigen: hier: \ 326 durd wird von den Zäden der Umriß einer halbeonifchen Form ge: bildet. Dftmals, doch nicht immer, bemerkt man aud ein Seil, welches in umgekehrter Richtung von der Spige diefes Kegels quer dur das Waſſer nach der Oberfläche führt und ale eine fichere, bequeme Straße zur Verbinvung von Dben und Unten dient. — Jetzt fteigt ſie empor, ftedt den Hintertheil des Leibes ein Wenig übır das Waffer hinaus, verforgt fich mit einem tüchtigen Luftvor— rath und kehrt eilig zu ihrer Werkftätte zurüd, Sie ftellt ſich nun mit dem Vordertbeile nad) Unten, die Spige des Hinterleibes nad) Oben gerichtet, arbeitet anhaltend, verbinder die zuerft gefpon= nenn Fäden nahe der Epige des Kegel mit Queerfäden und gießt nun ihren Firniß aus, und zwar fo dicht, daß man mit einer gröberen Nadel nirgend in einen Zwiſchenraum ftoßen fann; ihr Gewebe bildet alfo einen feiten, wenn auch Außerft zarten Taffet, melcher, der Form der Luftblafe angemeffen, die den Hinterleib dır Spinne umgicbt, ſich aufwärts wölbt. Ploͤtzlich läßt die Argyro- neta einen Zheil ihres Kuftvorrathes fahren, und diefer verfängt ſich fogleidy) unter dem Zaffetgewölbe und bildet eine große Silber: perle. Allein diefes Gewebe überfpannt erft eine geringe Fläche und Eann daher nur eine fehr geringe Quantität von Luft behers bergen. Der Baumeifter taucht alfo wieder empor, holt neuen Vorrath und fpinnt die Wandung nady allen Seiten weiter, revi— dirt die erfte Anlage und ihre Erweiterung, verdichtet, wie es fcheint, das Gewebe hin und wieder und giebt abermals eine Lufts biafe ab; nun ſchwebt eine Kleine filberglängende Kugelcalorte im Maffer, den Pol nah Oben, die Deffnung nah Unten. Will die Argyroneta von ihrer Arbeit ein Wenig ausruhen, fo ftedt fie ims mer ihren Dinterleib da hinein, oder vielmehr er bleibt darin, da fie beftändig von Innen nach Außen arbeitet und den Luftüberzug deffelben als die Form braucht, über die fie ihr Gewölbe ausgießt. So fährt fie unverdroffen fort, „es wachſen die Räume, es dehnt fih das Haus’: würte unfere Spinne zu Brodes Zeiten beob« achtet feyn, fo würden wir wahrſcheinlich ein zweites Lied von der Glocke befigen, nämlich von der Glocke, die fie verfertigt, denn fie verdient mit demfelben Rechte befungen zu werden, als die Bienen und Ameifen, es ift aar zu wunderbar anzufehen, wie diefe Luft: glocde im Waffer entfteht. Doc fchreitet die Wand der Glode nicht fo rafch vorwärts, daß die Argyroneta nicht daran denken ſollte, fie auch äußerlich mehr und mehr durch Fäden zu befeftigen, wie man einem Zelte durch Zeltfchnüre Haltung giebt und es aus— fpannt. Zulegt wird die Wohnung fo geräumig, daß die ganze Epinne darin Pla findet: ich habe Gloden von 7 Linien Höhe und 11 Linien Breite gehabt, die in zwanzig Stunden fertig was ren. Die meiften feben wie Stuguhrgloden, einige auch wie eine fpiszipfelige fchiefe Müse aus. — Der Drang zum Spinnen ift nicht bei allen Individuen gleich groß, manche bedürfen erft Länge: rer Zeit, um fih an ihre neue Localität, den Aufenthalt in dem Glafe, zu gewöhnen, und gehen eher an's Werk, wenn man ihnen Blättchen oder Pflanzenftängel hineinwirft , die fie zur Bekleidung der Wandung gebrauchen. Sm natürlichen Zuftande finden wir die Mohnungen ganz davon umhüllt, und eine befondere Vorliebe fcheis nen diefe Thiere für das breitlaubige Entenflot, die Lemna tri- sulca, zu haben: fie bilden fi davon ſchwimmende Infeln, deren Inneres mit Luft erfüllt ift, und in denen oft mebrere nebenein= ander haufen. Wer, wenn er fih mit Wafferinfecten verforgt, ſolche Lemna= Snfeln mitfchöpft , wird manchesmal über das Ver— fhwinden der eingefanaenen Beute erftaunt feyn, bis die in dem Laubgemwölbe verſteckte Argyroneta einmal zum Vorſcheine kommt; bötte man auf die runde Deffnung an der Unterfläche der Inſel ge— achtet, welche den Eingang zu der Lufthöhle bildet fo würde der Räuber verrathen feyn. — inige Individuen habe ih nie zum Spinnen bewegen Eönnen, e8 waren ſolche, die entweder in Folge meiner Erperimente oder von felbft ihren Eilberüberzug verloren. Sch babe ihn nie ganz wiederfehren ſehen, wenigftens nie mebr fo reichlich, daß er die Blafenform annahm, fondern er bildete hoͤch— ftens eine mattglänzende Schicht, wie Spiegelfolie. Gewiß waren dieß Patienten, denn ihre Bewegungen im Waſſer geſchahen febr langfam, wurden immer fhwäder und hörten endlih ganz auf, worauf denn bald der Tod einzutreten pflegte. Da fie gleichwohl in jenem Zuftande Zage, ja zuweilen Wochen lang unter Waffer 2i1* 327 z ibrachten- ohne emporzutauhen, fo erfehen wir daraus, wie wenige Luft unter gewilfen Bedingungen diefe Organismen zur Friſtung des Lebens bedürfen. Doh wir Eehren zu den lebenskräftigen Argyroneten zuruͤck. Hat eine ſolche ihre Gloͤcke mit Luft gefülr, fo ift für die ſichere Erifteng in derſelben noch Eeinesweges dauernd geforgt, weil ſich das Volumen der Luft allmälig vermindert, und zwar fo bedeu— tend, dag man nach längerer Zeit den Uaterfihied meffen kann: Das Waſſer iſt dann um eine oder ein Paar Einien geftiegen. Als— bald verläßt die Bewohnerin ihr Gemach, begiebt fih an die Ober— flihe des Waſſers, bringt neuen Luftvorrath hinunter und entleert ich feiner, indem fie den Hinterleib in die Glocke ſteckt: ſogleich inet das Waller. As ih diefe Bemerkung zum erjtien Male machte, glaubte ich, daß ein zufälliger Stoß oder eine Befhädigung der Glocke dies Entweihen von Luft veranlaße hätte; ich übers zeugte mich jedody bald von dem Gegentheile, und die Erſcheinung muß eine phyficalifhe Urfache haben. Wenn wir uns nämtid vers gegenwärtigen, daß die Luft in der G ode vollflommen abgefperrt it, fo Eann es, wenn anders der Proceß ver Athmung hier ebenfo als bei Wirbelthieren, vor fih geht, unmoͤglich fehlen, daß durch den Bewohner nah einiger Zeit ihr Sıuerftoff mehr oder weniger aufgezehrt und durch Eohlenfaures Gas crfegt ift. Da wir nun wiffen, daß, wenn Luft anhaltend mit Waffer in Berührung bleibt, ein Zheil derfelben von dem Waffer adforbirt wird und dies in ganz vorzüglihem Grade von Eohlenfaurem Gafe gilt, fo fcheint mir hierduch das Schwinden der Luftblaſe und die Nothwendigkeit, frifche Nahrung aus der Atmofphäre zu holen, einigermaaßen ers Elärt zu ſeyn. Nachdem ich Shnen, meine Herren, meine Beobachtungen das rüber mitgetheilt habe, wie die Argyroneta bei'm Baue ihrer Woh— nungen verfährt, und durch wie einfache Mittel im Allgemeinen bei MWafferthieren, die durch Cungen, nit durch Riemen, athmen, die Bedingungen erfüllt find, an welde ein folches Wafferleben ges knuͤpft ift, fo wird es Ihnen vielleicht nit unerwünfcht feyn, Eis niges von den Werkzeugen und Apparaten zu hören, die der Ar- gyroneta zur Errihtung ihrer Glocke ganz nothwendig find; zus vörderft von den Spinnorganen. Sie liegen theils im Hinterleibe fetöft, theils ragen fie äußerlich in der Geitalt von drei Paaren cylindriſcher Warzen unterhalb des Afters hervor. Hier treten bei allen Spinnen die Fäden heraus, während bei dem Seidenwurme und den Raupen die dazu beftimmten Deffnungen an der M ıterlippe liegen. Die Spinnwarzen find mit dem Körper gelenkig verbuns den, und Eönnen durch befondere Muskein bewegt werden find alfo fo gut, als die Springgabel, mit welcher die Poduren und Floh: Erebfe hüpfen, und die Zange der Ohrenkneifer, Gliedmaaßen des Hinterleibes zu nennen. Denn in den Thievreihen fehen wir Drs gane von derfelben Grundbedeutung in bejtindigem Formwechſel, je nach der Lebensweife, welche die Natur ihrem Befiger angewiefen bat. Jede Warze endet mit einer etwas gewölbten Platte, durch— bohrt von einer außerordentlichen Menge von Loͤ helchen, deren jedes in eine winzige Röhre verlängert ift, fo daß die Endplatte ein Wald von feinen Spigen bedeckt. Wenn ih binzufege, daß das Röhrchen an der Spitze kaum den 420ſten Theil einer Linie mißt, fo werden Sie über die Kleinbeit der Troͤpfchen erftaunen, welche durch die Roͤhrchen bervortreten und dann zu einem Faͤdchen er— härten. So viele Kädchen vereinigen fib erſt zu einem Faden, und die fechs Fäden wiederum zu einem Dauptfaden, der gleich— wohl noch fein genug ift, um, in das Ocular eines Mikrofcops gefpannt, zum Meffen zu dienen. — Der Spinnftoff ſelbſt ift aud) unter Waffer fehr Elebrig, fonft würde die Spinne nicht überall an der glatten Wandung des Glafes ihre Käden defeftigen koͤnnen, und wird in eigenen Abfonderungsorganen bereitet, welche einen anfehnlihen Theil des Dinterleibes anfüllen und aus ganzen Trau— ben von winzigen geftielten B'äschen befteyen: außer ihnen giebt eg noch einzelne lange Blindfhläuhe, deren Inhalt von jenem verfchieden ſcheint, wonach denn zwei differente Stoffe zufammens treten würden, um die fo zarten und doch fo feften, fo Elebrigen, fo etaftifchen, fo der Auflöfung mwiderftehenden Fäden des Gewebes zu verfertigen. Ich wollte mir einen Begriff von der Energie der Thätigkeit in diefen Organen bei einer Radfpinne machen . erariff alfo eine folhe und ließ fie herabfallen; in demfelben Momente 328 hatte das Thier ſchon einen Faden an meine Hand gektebt und fuhe daran herab, allein fobald fie fih dem Boden näherte, raffte ih, den Faden zufammen und zwang jie, ihren Verſuch zur Flucht zu wiederholen, und fo fpann ſie fait unabläfjig fünf Minuten, ehe fie, aus Erfhöpfung, aufhörte., Bei unferer Ar&yroneta wollte dies Erperiment nicht glücden, fie fiel herab, ohne einen Faden zu ziehen. Cobald das Spinnen beginnt, tritt eine lebhafte Unruhe in den Spinnwarzen ein, ihre Endplatten reiben ſich beftändig ans einander und dies gewährt bei unferer Argyroneta den Anblid, ale wenn jte flüfiiges Silber ergöffen. Doch wie würde die Spinne ihre Fäden zu einem Gemebe vereinigen, wie würde fie es benugen Eönnen, wenn die Natur nicht, in Uebereinftimmung mit den Organen, die ſolche Fäden liefern, ihr aud; ganz eigens gejtaltete Füße verliehen hätte. Ihr letztes Glied endet in drei Klauen, welche, wie die drei Arme eines Stative, auscinandergefpreizt und nicht einfach, wie bei den Inſecten, ſon— dern zabnartig eingefchnitten find; wie alfo audy die Spinne ihrın Fuß auffest, vom Faden kann er niemals gleiten, weil derfelbe immer zwifchen zwei Kammzähnen liegt. Gleichzeitig dienen dieſe an den Dinterfüßen befindlichen zarten Kaͤmmchen dazu, die Faͤden nebeneinander zu Lıiten und zu verhindern, daß fie nicht aneinan— derfichen, zum Mindeften bei den Kreuzfpinnen, wo jedes Fußpaar feine befondere Function hat. Unfere Argyroneta, deren Gefpinnft Bein Radgefpinnft it, macht zwifchın ihren Beinen nicht ſolchen Unterſchied. Sitzt fie in ihrer Zelle, fo hält fie fid) an dem feinen Gewebe ihrer Wandung mit allen Beinen, und zwar immer in verkehrter Stellung herabhängend, dın Bauch nad) Oben, den Ruͤk— Een nad) Unten gewendet. Zreibt fie fib aber im Waffer umher, fo fegt fie alle Beine in Bewegung, (während bei einigen Waffermilben das eine Paar zu ruhen pflegt,) fie vudert nicht damit, fie läuft, doch gleichfalls beftändig die Bauchfeite nach Oben gekehrt. Bei der Betrachtung diefer Bewegungen Fönnen wir unmöglich die Frage umgehen, in welchem Verhältniffe das Gewicht ihres Körpers zum Waſſer ftehe, ob er Leichter oder ſchwerer, als das ihn umgebende Element ſey? Da die Cadaver zu Boden fanfen, muß id) das Kestere glauben, allein durch die dem Keibe anhängende Euft wird er, ohne Zweifel, leihter, und fie ift daher gezwungen, in umgekehrter Stellung zu arbeiten, damit fie die Ziefe erreiche, oder nicht zu ſchnell an die Oberfläche Eomme,. Dennody wird fie von der Luft nie gemwaltfam emporgehohen: fie liegt zumweilen gang ruhig, die Kußfpigen alle auf dem Wafferfpiegel, den Leib unter Waffer haltend, als ob ſie an der Oberfläche binge. Wenn ich aber vorhin fagte, die Argy- roneta made im Gebrauche ihrer Beine EFeinen fo befondern Uns terfchied, als die Kreuzfpinne, fo muß ich bier ergänzend hinzufuͤ— gen, daß das hinterfte Paar allerdings noch eine eigenthümliche Function verfieht, weil es bei'm Füllen der Glocke eine Hauptrolle fpielt. Taucht fie nämlich empor, um einen größeren Euftvorrath binabzutragen, fo ſtreckt fie oft die Hinterbeine über den After zum Waffer hinaus, umgiebt ſich mit Ruft, legt fie fodann ſchnell übers Kreuz und eilt in die Tiefe. So entfteht über der Euftblafe ein, wena auch ſchmales, doch durch die Behaarung hinlänglich ſchuͤtzen⸗ des Gewölbe, welches die Ruftmaffe, die der Fettuͤberzug nicht zus ruͤckhalten Eönnte, am Entweichen verhindert. Das vorderfte Fuß— paar dient zum Betaften, es ift bei Weitem das längfte, und wird immer vorgeftredt, um die Eocalität und die begegnenden Waflers bewohner zu unterfuchen. (Schluß folgt.) Miscellen Ueber den Mehanismus der Bewegung der Öalle inden Gallengängen bat Here Amuffat Unterfuhungen an Thieren angeftellt, deren Refultate cr der Academie des scien- ces vorgelefen hat. Er fließt diefe Vorlefung mit folgendem Refüme: 1) Die Gallenblafe und die Gallencandlı find mit Muskelfaſern verfehen, durch deren Thätigkeit die Entleerung vor fib aebt. 2) Die Klappen der Gallenblafe, welche nur bei'm Menfchen und Affen beftehen, find fpiralförmig, wodurch fowohl das Aufiteigen der Galle in die Blaſe begünftigt, als der zu raſche Abflug verhindert wird. 3) Die enge Befihaffenheit dev Darm: 529 mündung des ductus choledochus ift die phyſicaliſche Urſache, warum die Galle in der Gallenblafe in die Höhe ſteigt. 4) Die wahre Lage des Gallenapparates bei aufrechter Stellung geftattet bei'm Menfchen nicht, daß die Galle bei Ieerem Magen und Darme bioß durch ihre Schwere in die Gallenblafe gelange. 5) Bei allen Thieren, denen die Leber- und Blafengänge fehlen, gelangt die Galle gegen ihre Schwere in die Wallenblafe nur in Folge der verhältnigmäßigen Enge der Duodenal» Deffnung des Gallenganges. 6) Alles dieß wird durch die vergleichende Anato— mie betätigt Bei den Quadrupeden liegt der Gallenapparat fo, daß die Galle immer gegen ihre eigene Schwere ſich beivegen muß, um zur Galtenblafe zu gelangen. 7) Erperimente an lebenden Thieren beweifen, daß man eine Gontraction der Gallenblafe auf Feine Weife (wie die Contraction der Urinblafe) herbeizuführen im Stande ift. Dennoch findet eine Contraction ftatt, ba fie fich in Eurzer Zeit entleeren kann; die Gallengänge dagegen contrahiren fih bei Vögeln fihtbar und felbft ftärker, als die Därme. Die Mündung des ductus choledochus ift bei den Vögeln fehr eng, und die Galle wird tropfenweife daraus hervorgetrieben. 8) Damit die Medicin aus den bier ermittelten Facten Nugen ziehe, find nament— li pathologifch -anatomifhe Unterfuhungen über die Befchaffene 330 heit der Endigung bet ductus choledochus erforberlih. 9) Für die Chirurgie ift sin Nugen aus diefen Unterfuhungen nit abzus fehen. (Revue med. Oct. 1842.) Ueber die Wälder Neufundland's berichtet J. B. Zus tes (Excursions in and about Newfoundland in 1829 et 1840, Vol. II., p. 212 u. 213), daß dieſelben fid ohne Unterfchied über die Wände und Gipfel der Berge, die Zhäler und Ebenen aus: breiten und meift aus Kiefern, Fichten, Tannen, Birken, Wachhol⸗ der und Lärden beftchen; an manchen Stellen wädhf't aud bie Bergulme, Erle, Aspe ꝛc. Nach der Befchaffenheit des Untere grundes und ber Lage ift die der Bäume fehr verfchieden. An manchen Stellen, in’sbefondere wo die Art noch nicht gebauf’t hat, findet man recht jtarke und hohe Bäume, doch nur einzeln oder gruppenmeife. Die meiſten find Elein und verfommen; insbeſon— dere findet man viele Kiefern von 20 bie 30 Fuß Höhe und nur 3 bis 4 Zoll Stärke. Diefe ftehen meift fo dicht, daß ihre Zweige von Unten bis Dben ineinandergreifen. Eine Menge der Bäume und Zweige find abgeftorben, und die Sämlinge und das Buſchholz bilden mit den höheren Bäumen ein oft undurchdrimgliches Dickicht. Man Eann ſich durch diefe Wälder nur Eriechend und Eletternd und in beftändiger Gefahr, zu fallen, durchwinden, 7 Hei Das Aie, oder die fehmerzhafte Grepitation der Sehnen. Bon Herrn Belpeau. I Ein Scloffer, welcher etwa vor acht Tagen das Spi— tal verlaffen bat, iſt in daffelbe zurückgefommen, und bot ein intereffantes Beifpiel einer wenig gefannten Affection dar. Er erzählt, daß er, ald er feine Arbeiten wieder aufs nahm, zuerft mit einer fehr großen Feile und dann einer Eleineren arbeiten mußte, und bei der leßteren den Zeiges finger lange in derfelben Lage habe halten und mit ihm ei— nen Drud ausüben müffen, welcher fehr ermüdend gewefen fen. Nachdem er diefe beiden Werkzeuge ziemlich lange ges bandhabt hatte, "bemerkte er, daß feine beiden Hände ans fhwollen und die Zeichen einer fogenannten Verſtauchung darboten, fuhr aber fort, zu arbeiten. Die Gefchmulft nahm zu und ift erft feit zwei oder drei Tagen ein Wenig Eleiner geworden, feitdem er ſich ruhig verhält. Bei der Unterfuhung der Hände des Kranken fiebt man, daß der Rüden der Mittelhand ein Wenig angefchwole len, aber nicht ödematöß ift; die Farbe der Haut iſt nicht im Geringften verändert. Der Umfang der Geſchwulſt ift übrigens nicht bedeutend, aber die Empfindlichkeit derfelben it aufs Hoͤchſte gefteigert, und der geringfte Drud vers urſacht Schmerz. Merkwürdiger aber und intereffanter if ein eigenthümliches Geriufh, welches man fühlt und bört, wenn man die Finger auf das Handgelenk und die Mittelband legt. Man vernimmt dann fehr leicht ein Rei— bez oder Schabe: Gerdufch, ein Geräufh, dem ganz aͤhn— lich, welches man hervorbringt, wenn man Staͤrkemehl zwifchen den Fingern reibt: auf der linken Seite und an den Sehnen des Zeigefingers hört man diefes eigentbümliche Geräufh am Deutlichften. Herr Velpeau bat ſchon früs her eine ähnliche und ziemlich häufige Krankheit gefchildert, welche ihren Sitz gewöhnlib über dem Handgelenke in dem Berlaufe der Muskeln des Daumens bat. Man hat bie: Lk de jest noch nicht Gelegenheit gehabt, die pathologifhe Anato— mie diefer Affection zu ermitteln, aber Altes ſpricht dafür, daß fie ihren Siß in den Sehnenfcheiden habe. Das ift ausgemacht, daß die Bewegung des Daumens jenes oben bezeichnete Geraͤuſch bervorbringt, und daß das Uebel immer in Folge von Anftrengungen eintritt. Herr Velpeau hat diefer Affection den Namen Aie (D weh!), oder fehmerzbafte Grepitation der Sehnen, gege- ben. Er hat fie bereitö bei einer ziemlich großen Anzahl von Sehnenicheiden beobachtet, 5. B., am extensor und abductor longus pollieis, an der Synovialſcheide der zwei Mittelfinger, des m, radialis, des flexor longus proprius hallueis, des tibialis posticus, des pero- naeus. Herr Blain bat fie an der Scheide des biceps beobachtet, auch glaubt man, diefe Crepitation in der Huͤft— aegend gehört zu haben, was aber weniger deutlich ift und Beftitigung verlangt. In allen Füllen entfteht fie nad) einer anftrengenden Bewegung. Oberhalb des Handgelents kann fie in Folge einer Anftrengung mit der gefchlofjfenen Hand entfliehen, weßhalb man fie aud) am Häufigften bei Schnittern, Mähern, Wäfhern, Winzern, Scloffern und fo weiter bemerkt, bei Leuten alfo, welche längere Zeit bin= durch einen Körper von einer gewiffen Schwere in Bewe— gung fegen, während fie ihn ziemlich ſtark mit den Händen druͤcken müffen. Herr Maréchal bat diefe Affection meh— tere Male bei Soldaten gefehben, befonders bei Trommels ſchlaͤgern, was ſich leicht erklären läßt, da die Uebungen diefer Menſchen, längere Zeit fortgefeßt, ermüden und Dies feiben Wirkungen, wie bei den obengenannten Arbeitern, hervorbringen müffen. Der Name Ale, welhen Herr Velpeau diefer Affec— tion gegeben hat, rührt von den Maͤhern aus der Gasco— gne ber, melde diefes Uebel fo benennen. Diefe Krankheit erfcheint als eine leihte Reizung der Sy— novialflädyen, welche fih bald mit einem geringen Grade von Höderigwerden complicirt; Alles ſcheint anzudeuten, daß die 831 Dberflächen ihre Glaͤtte verloren haben, und daß ihre Uns gleihheiten jenes eigenthuͤmliche Geräufch hervorbringen. Ue⸗ ber dem Handgelenke bemerft man faft immer Eleine, dem Reis ähnliche, Körner und das Geräufch ift färker, wenn diefe Eleinen Auswüchfe vorhanden find; es hängt, ohne Zmeifel, von der Reibung diefes Eleinen Körpers ab. Man hat es alfo hier mit einer Affection der Syno— vialfcheiden zu tbun und darf ſich nit durch die anicheis nende Gutartigkeit des Uebels täufchen laffen. Herr Vel— peau gefteht, daß er früher in diefen Irrthum verfallen fey, daß er aber beobachtet habe, daß. diefe Entzündung ges fährlib werden koͤnne. Sie kann alle Grade einer aufs Deutlichfte ausgefprochenen Gelenfentzundung durchlaufen, und bdiefelben Folgen herbeiführen, welche befanntlich ſehr gefährlich werden Fönnen. So kann das Ale in Gelenkwaſ— ferſucht, kungus (?),"tumor albus übergehen. Ein Schneiz der Eam zu Herrn Velpeau mit einer Gefhmwulft am Au: Beren Rande des radius, melde vollfommen die Richtung der Sehnenfheiden zeigte; die Haut war geröthet, wenn auch wenig fehmerzhaft. Diefe Geſchwulſt hatte das Aus: fehen eines grofien fungöfen Auswuchfes; fie wurde geöffnet, und es Eamen ein Löffel voll Serum und fungoͤſe Wuche— rungen zum Vorſcheine. Der Menfch hatte diefe Gefchmwulft zwei Jahre lang gehabt, und die Krankheit hatte mit jenem eigenthümlichen Geräufche angefangen. Das Geräufh mar von ziemlich lebhaften Schmerzen begleitet gewefen; Ge— ſchwulſt hatte ſich fpäter eingeftellt; der Schmerz nahm ſo— dann ab, aber das Uebel war, troß mehrerer angewendeter Mittel, immer fortgefchritten. Bier oder fünf ähnliche Fälle, von denen bei einem Ulcerationen, Fungofitäten und alle Zufälle, welche man bei einem Gelenfleiden bemerkt, vorfamen, zeigen, daß diefes Uebel die volle Aufmerffamkeit des Arztes verdient. Die Diagnofe des Uebels ift leiht, wenn man einmal das befchriebene Geräufh gehört, oder gefühlt hat; der ein— zige Jrrthum, der bei einer oberflächlichen Unterfuchung vor: kommen koͤnnte, wäre, es mit der durch eine Fractur herz vorgebrachten Grepitation zu verwechfeln. Bis zum Fahre 1825 war diefe Krankheit kaum be— fannt; Default und Boyer erwähnen ihrer mit wenigen Worten. Der erftere warnt, indem er von den Kennzeichen einer fraetura radii fpriht, vor der Verwechſelung der Grepitation mit einer Art von Geräufh, welches zumeilen in der Sehnenfcheide der mm. extensor longus, bre- vis und abductor longus gehört wird, fen es in Folge einer Sinfiltration von Synovie in diefe Scheide, fey es aus einer andern Urfache. Aber außerdem, daß diefes Phäno: mer ziemlich felten ift, läßt es fich ftets leicht von der Cre— pitation unterfcheiden, indem das erftere duch Drud auf die Theile, das andere aber dadurch erregt wird, daß man die Knochenflähen eine gegen die andere veibt. Ueberdieß ift für ein geuͤbtes Ohr der Irrthum nicht zu fürchten. Boyer miederholt faft daffelbe, was Default gefagt hatte. Ein Irrthum diefer Art, welcher von einem Chir: urgen in Paris begangen wurde, lenkte die Aufmerkſamkeit des Heren Belpeau auf diefen Punc. Ein Mann Eam, 332 um fih einen Apparat für einen Bruch des Handgelenks anlegen zu laffen. Herr Velpeau wollte fich Überzeugen, an welcher Stelle die Continuität des Knochens getrennt ſey; allein es fand fih, daß Eein Bruch des radıus vore handen war; man hörte nur ein ziemlich deutliches Geraͤuſch, wenn man den Daumen bewegen ließ, und diefes Geraͤuſch war für Gtepitation gehalten worden. Seit diefer Zeit find eine große Menge von Fällen beobachtet worden; allein in dem jeßt vorliegenden Falle bietet ſich eine Eigenthuͤmlich— £eit dar. Man hatte diefe Krankheit in den Scheiden des radialis, der Palmarfeite des Handgelenfe, des tibialis posticus, des peronaeus, des biceps, der Hüfte u, f. w. bemerkt; aber Herr Velpeau hatte fie noch nidht in den Stredfehnen der Finger gefunden, was bei unferem Kranken der Fall war. Es ift eigenthuͤmlich genug, das Uebel an diefer Stelle zu finden. Man begreift wohl, daß bei den Sehnen, bei denen es beobachtet worden ift, und die eine Scheide, eine Art von Gehäufe, haben, eine wiederholte Bewegung Die von uns oben angeführten Wirkungen haben £önne; aber an diefer Stelle ift feine Scheide, Eein Canal, die Sehnen find nur von einer Synovialhülle umgeben, melde fie an ihren Raͤndern vereinigt, und dennody ift es offenbar daf- felbe Uebel. Was die Prognofe betrifft, fo ift es felten der Fall, daß das Ale, felbft wenn man gar Eeine Behandlung ans wendet, länger, als zwölf bis vierzehn Lage, bei ruhigem Verhalten dauert. Diefes ift der gewöhnliche Verlauf, und die Umwandlung des Uebels ift eine Ausnahme. Die Behandlung möchte auf den erften Blick fehr ein- fah feinen, und dennoch haben die verfciedenen bisjetzt angewendeten Mittel Eeinen Cinfluß auf die Dauer der Krankheit gehabt. Bleimaffer und andere Fühlende Mittel, emollientia aller Art Eonnten nicht verhindern, daß das Uebel zehn bis vierzehn Tage dauerte, gerade, als ob man gar Fein Mittel angemendet hätte; es fcheint ‚übrigens un= nüß, ein eingteifenderes Heilverfahren anzuwenden. Wenn das Uebel droht, diefen Zeitraum zu überfchreiten, fo find abfolute Ruhe, ermweichende Breiumfchläge, felbft Blutegel, während der acuten Periode und Ableitungsmittel, fobald das Uebel anfüngt, chronifch zu werden, indicirt. Wenn das Uebel die gewöhnliche Zeit, ohne irgend eine Befferung, überfhritten hat, fo laffen ſich aud hier alle die Mittel, welhe man gegen chronifche Gelenfentzündungen anwendet, gebrauchen. (Gazette des Höpitaux. No. 139.) Ueber Fodeinfprisungen bei Hndrophieen und Ab- fceffen der Gelenke. Von Dr. Bonner zu &yon. Verfahren bei Jodinſpritzungen indas Knie— gelenk. — Der zur Erzielung einer Verwachſung geeig— netſte Ort iſt der Theil der Synovialmembran, welcher oberhalb der Knieſcheibe ſich befindet. Während der Opera— 333 tion muß bas Bein geftredt feyn, wodurd die Fluͤſſigkeit nad Vorn gedrängt, und die Kniefcheibe, fowie der triceps, von ber vorderen Seite des Dberfchenfeld entfernt werden. Ein Drud der Hand, eines Gebülfen, der Einfticheftelle ges genüber, drängt die Flüffigerit an den Punct hin, wo der Trokar eingeftohen werden fol. Man kann diefen, nah Bes lieben, auf der inneren oder Außeren Eeite der Epnovials membran eindringen laffen. In den meiften Fällen flicht man ihn wenigſtens 2 Gentimeter tief ein, und hält nicht eher an, als big die Spike die WVorderfeite des Oberſchen⸗ kelknochens berührt, Bei der Punction hat man ſich ver dem Eindringen der Luft in das Gelenk zu hüten. Herr Bonnet entleerte niemals alle im Gelenke enthalt ne Fluͤſ— ſigkeit; er ließ nur fo viel ausfließen, als die Quantität. der Slüffigkeit betrug, welche er einfprigen wollte, Ueber die einzufprigende Klüffigkeit: Man kann die verfchiedenften Sodauflöfungen, welche man bei der Hpdrocele gebraucht, hier in Anwendung ziehen. Hr. Bons net bediente fi in ten meiſten Källen der reinen Jodtin— cur, ſchlaͤgt aber jeßt folgende Mifhung vor: Be Todi Yjj Kali hydroiod. Jjv. Aquae destill. 5j. M. Die Quantirat der einzufprigenden Flüffigkeit darf nie die der Fluͤſſigkeit überfteigen, melde man aus dem Kniegelenfe ab— laffen will, und wenn man die von Herrn Bonnet geges bene Vorſchrift befolgt, nur eine Eleine Menge ausfliegen zu laffen, um den Eintritt der Luft zu vermeiden, fo wird man nie mehr, a8 5 — 6 Dramen (15 — 20 Gram— men) Fluͤſſigkeit injiciren. Vorfihtsmaaßregelnnah der Operation: — Um eine acute Entzündung und Eiterung zu verhüten, muß das Glied volllommen unbemweglic erhalten werden. Herr Bonnet hat Fodeinfprigungen in das Kniegelenfe, 1) bei Gelentwafferfuht und 2) bei Ealten Abſceſſen gemacht. Folgendes ift das Nefume von fünf vom Verfaffer ans geftellten Beobachtungen: Die fünf Kranken, fagt Herr Bonnet, find die ein: zigen, welche ih an hydarthrus genu mit Sodeinfpriguns gen behandelt habe; allein, da bei den zwei erften beide Knie: gelenke afficirt waren und auch beide operirt wurden, und bei den zwei letzten zweimal und dreimal die Injectionen in das Eranfe Knie vorgenommen wurden, fo ergiebt fich hier eigentlich das Nefultat von 10 Dperationen. In allen Fällen trat nach der Injection eine acute und fchmerzhafte Entzündung des Kniegelenkes ein; in einem einzigen Falle war die Entzündung fehr heftig, weil ich durch eine neue Punction der in Folge der Entzündung gebildeten Fluͤſſigkeit einen Abfluß geben zu müffen glaubte. Durch⸗ gebends hörten dir Schmerzen am zweiten oder dritten Tage auf; niemals trat Suppuration ein, nie bildete fi aus dem Einftichspuncte eine Fiftel; nie mit einem Worte brach— te die Jodeinfprisung einen unangenehmen Zufall beiver, Bei den zwei erften Kranken, von denen ein Jeder an beiden Knien operirt wurde, erzielten wir eine eben fo raſche ald dauernde Heilung. In weniger, als zwei Wochen nad der Operation Eonnten die Kranken frei umbergeben, und die 834 Gefhmulft war verfhmwunden; die ergoffene Fluͤſſigkeit war demnach nicht nur vollftändig reforbirt worden, fondern bie Sunctionen des Kniees waren aud völlig wiederhergeftellt. Diefe beiden Kranken waren jung (16 und 28 Jahre); bei beiden war der hydarthrus friſch, er war in dem einen Falle acht Tage, in dem anderen ungefähr drei Monate alt; end» lich war weder Grepitation im Kniegelenke, noch Geſchwulſt der an der Außenfeite der Spnovialcapfel liegenden Weich: theile vorhanden gewefen. Bei der dritten Beobachtung find die Refultate weni: ger befriedigend geweſen; die Flüffigkeit wurde reforbirt, aber die Bewegungen des Gliedes find nicht völlig wiederherge— ftele worden, wobei zu bemerken ift, daß die Knorpel zum Theil abforbirt fhienen, und die Krankheit zwei Jahre ge: dauert hatte Sm vierten Falle ift die Heilung beinahe vollftändig ges wefen, fowohl in Bezug auf die Abnahme der Geſchwulſt, als auf die Miederherftellung der Function. Diefes Re: fultat wurde aber erft nach einer Behandlung von drei und einem halben Monat, nach zwei aufeinander folgen- den Injectionen und der Anmendung verfciedener anderer Mittel erlangt. Die Urfahe der Schwierigkeiten, welche diefer Fall darbot, lag augenfcheinlid darin, daß die chroni= ſche Entzündung fo heftig gewefen war, daß auch die aus ferhalb der Gelenkcapfel liegenden Weichtheile ergriffen wa— ren, fo mie andrerfeitd das geringe Alter des hydarthrus, welcher erft vor drei oder vier Monaten entftanden war,'den erlangten Erfolg erklärt. Sm fünften Falle folgte auf die Injectionen eine lang: fame und unvoliftändige Abnahme der Kniegefhmwulft und eine eıwas größere Behinderung in den Bewegungen des Gelenkes. Diefe NRefultate müffen dem Umftande zugefchries ben werden, daß der hydarthrus fehr alt war (12 Jahre) und das Uebel fi aud) auf das Unterfehnen= und Unter— haut = Zellgewebe ausgedehnt hatte. Aus diefen Thatfahen ergiebt fih, daß die Sodinje: ctionen ohne Gefabr (2) indie vom hydarthrus ergriffenen Kniegelenfe gemacht werden Eönnen, und daß man auf eine ſchnelle, vollitändige und dauernde Heilung rechnen kann, wenn die Gelenkwafferfuht ohne Gomplication ift und nicht über drei big vier Monate gedauert hat. Sobald bei der Gelenfwafferfucht eine Abforption des Knorpels, oder eine Geſchwulſt der äußeren Weichtheile vorhandn iſt, und das Uebel bervits länger, als ein Jahr, befteht: fönnen die Jod— einfprigungen nicht ſchnell günftige Nefultate bewirken; fie befcehränten ficb darauf, die Heilung zu unterftügen, welde ſich ſtets eine lange Zeit verzögert und oft unvollftändig ift. (Bulletin de therapeutique, Novbr. 1842.) Furation der clavicula unter dem processus coracoideus. Bon Dr, Pinjon. Ein fiebenzigjähriger Mann war mit der linken Schul: ter auf die Ede eines Koffers gefallen, und zeigte folgende Symptome: Die linfe Schulter mar eingefunfen und ein 335 Wenig nah Vorn und Unten geneigt; der am Stamme herabhangende Arm Eonnte mit Leichtigfeit nad allen Rich— tungen bin bewegt werden, ausgenommen nad) Oben und Innen. Vom acromion bis zum condylus externus gemeffen, hatte der Arm diefelbe Laͤnge, wie der auf der entgegengefegten Seite. Scharf marfirte Hervorragung des acromion und de8 processus coracoideus, welchen man unter den Bedeckungen frei fühlen Eonnte. Statt eis nes Vorfprungs, wie er auf der rechten Seite fich zeigte, war auf der linken Seite eine Vertiefung im Verlaufe der elavicula , und der in der Rihtung diefes Knochens fort: geführte Finger zeigte, daß das Ucromialende in der Adhfels böhle lag; Ekchymoſen und Schmerz in der regio cora- co-acromialis. Nah Hinten bildete der untere Winkel und der innere Rand des Schulterblattd einen WVorfprung, welcher verfchwand, ſowie man die Schulter durd einen Zug nad’ Hinten in die Höhe hob, bei weldher Bewegung man auch die Lage des Endes der elavicula innen am Halfe der cavitas glenoidalis erkannte. Nach diefem Zeis hen trug Dr. Pinjon, zu Chamilet, Eein Bedenken, eine Zuration des Schulterendes der clavicula nad Unten zu diagnofticiren, und erflärt, in dem Bulletin de la Societe de Med. de Lyon, das Eintreten diefer Verrenkung auf folgende Weife: Der Schmerz und die Ekchymoſe in der regio acromio-clavieularis geben zu erkennen, daß bei dem Falle die Schulter durch einen heftigen Stoß auf daß Schulterblatt von Born nah Hinten gedrängt worden fey. Das Schlüffelbein nun, von derfelben Bewegung fortgezogen, muß duch die erften Wippen zurüdgehalten worden, und die daffelbe mit dem Scyulterblatte verbindenden Ligamente mögen dabei um fo leichter zerriffen feyn, als bei unferem Verwundeten, wie bei allen Greifen, das fibröfe Gewebe be: reits feine Elafticität verloren haben mußte. Indem nun das verlegende Agens zu wirken fortfuhr, und die Schulter nad) Außen drängte, Eonnte das nun freigewordene Schlüf: felbein vor dem processus coracoideus vorbeigehen und ſich vor die Sehnen lagern, welche fidy dafelbft inferiren, indem es diefelben nad Hinten drängte. Nachdem nun auf diefe MWeife die Diagnofe feftgeftellt war, war es bie Aufgabe des Wundarztes, das Schulterende der elavieula frei zu machen und diefen Knochen in feine normale Rich— tung zurüdzuführen. Here Pinjon verfuchte diefes zu wies derholten Malen, indem er die Schulter Eräftig nad Hinz ten und Außen drängte, während er zu gleicher Zeit dag Schlüffelbein in die Höhe hob, um es über den Proc. Co- racoideus hinwegzuführen. Nach mehreren fruhtlofen Vers fuchen wurde die Fortfegung der Operation auf den folgen: 336 den Tag verſchoben; allein der fehr ungeduldige Verwundete wandte fih an einen, in der Gegend berühmten, Einrenfer und ließ Heren Pinjon fein Werk nicht vollenden. Spaͤ— ter hörte er nur, daß die Reduction vollftändig gelungen ſey. Es ift zu wünfdhen, daß neue Thatſachen die Ge- ſchichte dieſer Luxation vervoliftändigen mögen, deren Uns möglichkeit bis auf den heutigen Tag, ohne Widerrede (2), ex verbo magistri angenonımen worden war*). (Journ. de med. de Lyon, Sept. 1842.) *) Es giebt allerdings bereits einige Beobachtungen von Luxa— tion des Acromialendes des Schlüffelbeins nad) Unten, aber feine von einer Luxation unter den proc. coracoideus, 5 Miscellen Eine Methode zur Behandlung von Fußgefhwüs ren fhlägt neuerdings in einem eigenen Schriften Herr Mar: field vor; fie erinnert an das Verfahren von Baynton. Gie befteht hauptfächlich darin, daß ein milder und gleichmaͤßiger Drud auf die ganze Gefchwürstöhle ausgeübt wird, unterftügt durch eis nen einfachen Verband, ohne irgend eine fette Salbe, während gleichzeitig von den Zehen bis zum Kniee eine feite Einmwicelung vorgenommen wird. Das Berfahren bei diefer Einwicdelung be: fteht darin, daß die Ferſe des betreffinden Beines auf den Rand eines Zifches gelegt wird, etwa einen Fuß höher, als der Eig des Patienten. In diefer Lage bleibt der Fuß zwei bis drei Minuten, bevor die Einwickelung beginnt, und bis diefe beendet ift. Der Zweck davon ift, die Venen von dem Blute möglichft zu entlceren, fie mögen ungewöhnlich ausgedehnt feyn, oder nur die gewöhnliche Quantität Blut enthalten; in diefem Zuftande Fann der Kranke einen weit größeren Druck aushalten, als wenn das Glied in ir- gend ciner andern Stellung ſich befindet. Nimmt der Kranke for dann die aufrechte Stellung wieder an, fo Eönnen die oberflaͤchli— chen Venen nicht wieder ungleihmäßig und zu ſtark ausgedehnt werden, und der Kranke ift im Stande, während der Eur jeder Barierät des Gefhwüres, volllommen frei von Schmerzen, ber: umzugehen. (Observations on Ulcers of the Legs and other parts. By Archibald Maxfield ) ueber Gontufion der Muskeln, welche bisweilen von Luration oder Fractur ſchwer zu unterfcheiden ift, hat Herr W. Altifon Beobachtungen angeftellt, nad denen er die Muskelquets fhunaen unter vier Abtheilungen brinat: 1) Der Muskel oder die Muskeln Eönnen auf die Art gequetfcht feyn, daß fie nur in ihrer Thärigfeit betäubt find (mit tonifcher oder permanenter Gone traction, oder mit Erfchlaffung), wobei die Nerven ganz ähnlich, wie das Gehirn bei einer Erfchütterung, afficirt find. 2) Die Muskeln Eönnen eine Quetſchung erlitten haben, während fie in Thätigfeit waren; fie bleiben alsdann Eraftlos (mit atonifcher Gone traction, oder mir Erf&hlaffung). felange man fie in Ruhe läßt, ſo— bald aber der Kranke oder der Wundarzt fi) bemüht, das Glied zu bewegen, fo fiellt ſich ein beftiges und fchmerzhaftes Zittern, oder cin unregelmäßiger Krampf ein, welcher nicht mıhr geftatter, daß das Glied in feine natürliche Stellung komme. 3) Die Muss Eelcontufion Eann ſich mit Blutertravafat, oder ſelbſt mit einer Verlegung verbinden, die zur Eiterung führt. 4) Es kann 3er: teißung der Muskelfafern vorhanden feyn. (Prov. med. Journal, Mai 1842.) —— Ta LET I — Bibliographische Neuigkeiten. 3. 3. ©. Steentrup. Ueber den Generationswecfel, oder die Sortpflanzung und Entwicelung durch abwechfelnde Generationen, eine eigenthümliche Korm der Brutpflege in den niedern Thier— elaffen. Ueber, v. C. H. Lorenzen. Copenhagen 1842 8. The little English Flora. By G. W. Franeis., London 1842. 12. Observations and Facts relatif to those born Deaf and conse- quently Dumb etc. By W. Wright, Surgeon Aurist. Lon- don 1843. 8. Tic douloureux or Neuralgia facialis and other nervous Afler- tions. their seat, nature and cause; with cases ete. By R. H. Alluatt, MD. Lunuon 1842, 8. —— — — —— — Vene lotizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem Ober» Medicinalrasie Froriep zn Weimar, und dem Medicinatrathe und Profeffor Froriep jun Berlin. N. 528. Sedrudt im Landes -Fnduftrie:- Somptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gÖr. (Nr. 22. des XXIV. Bandes.) Preis einee ganzen Bander. von 24 Bogen, 2 Thlr, oder 3 FI. 30 Kr., Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr. December 1842, Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr. a a: ———— Zwei neue Grperimente über die Function der Vorderſtraͤnge des Ruͤckenmarks. Von J. van Deen. (Sierzu Figur 23. auf der mit Nummer 507. Ro. 1, dieſes Ban: be£] au£gegebenen Tafel.) Nachdem mein Auffag: Ueber einige befondere Eigen: Thaften des Rüdenmarkes*), worin gegen die Meinung von Stilling *) bewiefen wird, daß Ein Theil des Ruͤckenmarkes felbft Gefühl befigt ***), ſchon abaedrudt war, und indem id) ge: rade damit befchäftigt bin, «ine Abhandlung zu beendigen: „Uer ber die Kunctionen der Gentraltheile bes Nervenſy— ſtems“, welche, fobald wie möglih, bei dın Herren ©. u. J. Luchmanms in Leyden, erſcheinen wird, bin ich bekannt geworden mit einem von obengenanntem Schriftſteller in dieſen Tagen auege— gebenen Bude. „Unterſuchungen über die Function die Ruͤcken— marks und der Nerven, mit ſpecieller Bezietung auf die Abhands lung 3. van Deen's zur Phnfiologie des Ruͤckenmarks u. f. w. Leipzig 1842. In diefer 316 DBlattfeiten großen Abhandlung ift der Kerr Stilling in beinabe allen meinen Erperimenten mir Edjritt vor Schritt gefolgt und ift oft zu andern Rıfultaten, als ich, aelanat. — Seine Polcmik ıft dabei bie und da gehäffig — und darum, wenn ich es fagen darf, eines Gelchrten nicht ganz würdig. Ich werde *) Archief voor Geneeskunde, door J. P. Heye. 2. deel 2, en 3. Stuk, p. 191—202. *) Arcbiv für phyfiologifhe Heilkunde, von Rofer und Wunderlich, erftes Heft, ©. 90. **) Die Schtüffe, zu denen der Verfaffer in diefem Auffage (melden die Notizen fpäter gang mittheilen werden, ges langte), find wörtlich folgende: 1) Der erfte Sag von Stilling ift unridhtig, daß näms lich die hinteren Gefuͤhlswurzeln empfindlich find durch die hintere graue Subftanz und deren Verbindung mit den Hin— terfträngen 2) Ebenfalls ift der zweite Sag von Stilling unridtig, daß die Dinterftränge nur durch ihre Verbindung mit der hins teren grauen Subſtanz empfindlich find. — 3) Bon keinem anderen Theile kann gefagt werben, er fen em: pfindlich, mit andern Worten: kein mechanifcher örtlicher Reiz, N. 1628, — Me mich wohl hüten, diefelbe in folchem Zone zu beantworten, hoffe aber, daß es aus meiner oben angezeigten Abbandlung, beſonders aus einer Reihe von Anmerkungen, welche ich jest in Bezug auf die Arbeit von Stilling dabeifügen werde, einleuchten wird, in— wiefern der Streit von Stilling gearündet ift, und in wiefern er bei'm Gitiven meiner Erperimente und Worte diefelben überall getreu wiedergegeben bat. Doch welche die Beweggründe und die Tactik des Herrn Stil: ling dabei aud) gemwefen feyn mögen, er hat durch diefen Streit der Wifferfcaft einen großen Dienft actban; — er bat ein Sn: tereſſe für meine Unterſuchungen erweckt, tae ich ſchon längft ge— mwünfcht habe, und das, wie ich überzeugt bin, mit Befcheidenbeit fen dieſes geſagt, dieſelben verdienen; obwehl verfchiedene Phyſiologen bisjetzt gezoögert haben, ihre Auſmerkſamkeit denſelben zu ſchen— ken. — Die Wahrheit mag durch dieſen Streit befördert per— den. Reibung iſt das beſte Mittel, um dieſe an den Tag zu brin— gen und allgemein zu verbreiten. Fuͤr die Wiſſenſchaft iſt es von geringem Intereſſe, wer die Wahrheit gefunden hat; wenn fie nur gefunden iſt. — Hiervon ganz durchdrungen, werde ich mich bemüben, bei dieſem hoͤchſt wich: tigen und fd wierigen Gegenftande, ben Refer nur mit Sachen zu befchäftigen. — Schon früher, meine id, Beweiſe genug gege: ben zu haben. daß ich weit davon entfernt bin, Thatſachen allein darum vertheidigen zu wellen, weil ich diefelben einmal angenomz men habe. an das Ruͤckenmark gebracht, kann direct Gefühl oder Schmerz verurſachen. — 4) Kein mechaniſcher Reiz, auf das Rüdenmark angewandt, fann unmittelbar auf die Bewegungswurzeln wirken, menn diefer Reiz nur oͤrtlich ift und ſich nicht zu den Bewegungs» mwurzeln erſtreckt. — 5) Das Ruͤckenmark ift daher nur ein Reiter für organifche, nicht für mechanifche Reize. 6) Die Bewegungs: und Gefühlewurzeln endigen in dem Ruͤckenmarke und laufen nicht, wie man biejvgt glaubte, durch bas Rüdenmarf hin nad) dem Gehirne +). +) Diefer Tegte Schluß ift fhon feit 1841 durch den Ber faffer bewiefen und seftimmt ausgeſprochen; conf. Tydschrift v. Yan der Hoeven en de Vriese. 9. Deel 1. Stuk. — c nn 2 339 Mo es feyn mag, daß der Herr Stilling Recht hat, wird er fehen, daß ih ihm Net werde widerfahren laffen. — Doch in fehr wichtigen Puncten hat er Unrecht, und darum wäre es bifs fer, daß er in ſolchem Drakeltone nicht gefprodhen hätte. — Die eigentlichen Beweife für das hier Gefagte hoffe ih in der oben angezeigten Abhandlung zu liefern. — Hier werde id) vorläufig zwei Erperimente mittheilen, wodurd ich auf's Neue mic berechtigt fühle, zu behaupten: 1) Daß das Gefühldurd die graue Subftang der Borderfiränge des NRüdenmarkes geleiter werden Fann. — 2) Daß die vordere weiße Marffubftang allein die willkürliche Bewegung verurfadhen Fann. — Dieß jind die zwei Dauptpuncte, wovon Stilling meinte, das Gegencheil -bewiefen zu haben, und wodurd vr glaubte, im Stande zu jeyn, einen großen Theil meiner im Unfange 1841 aus— geiprohenen ihre (conf, meine traites et decouvertes etc. p. 199.) über den Haufen werfen zu Eönnen. A. Zu dem erfien diefer Experimente bin ich durch folgende Betrachtung gelangt. Wenn man bei einem Froſche das Gefäßblatt, welches den ven- trieulus quartus bedeckt, wegnimmt und dann die Form dieſes Bentrikels betrachtet, ſieht man deutlich, daß derfelbe durch das Boneinanderweihhen der Hinterſtroͤnge in der Mittellinie gebildet wird. Die zwei Dinterftrange naͤmlich, weldye das ganze Rüden: mark hindurch) dıe zwei Borderftränge bedecken (man denke ſich das Ruͤckenmark von Hinten betrachtet), weichen da, wo bie medulla oblongata beginat, in der Mittellinie von einander und biegen nad) Außen um, jo daß der innere untere Theil jedes Dinterftranges (die graue Subſtanz) nad) Innen und Oben, der äußere und obere heil (die weiße Sudjtanz ) nah Außen und Unten zu Liegen fommt. Die Voneinanderweihung enbigt da, gata endigt, bei'm cerebellum. — Der ventriculus quartus ift daher ein Dreieck, wovon die Spige bei'm Anfange der medulla oblongata fich befindet, und deffen Bafis durch das cerebellum gefchlojfen wird. — Und wenn man nun die verfchiedenen Theile von diefem Ven—⸗ trifel analog mit den verfchiedenen Theilen des Ruͤckenmarks be— tradhten will, dann muß man annehmen daß die 2 Außern Seiten von dem Ventrikel analog find mit den 2 Hinterfträngen, der mitt: lere Theil derfelben mit den Vorderfträngen; daß die graue Sub: ftanz von allen 4 Strängen nad) Dben (an ben Seiten nach In— nen) gewendet ift, die weiße Subſtanz dagegen nad) Unten (an den Seiten nad) Außen gekehrt ift. — Mit andern Worten, man tann den ventriculss «quartus betrachten als eine medulla spina- two bie medulla eblon- lis, movon die Hinterftränge (ſowohl derfelben weiße als graue Subftanz) in der Mittellinie gefpalten und voneinandergewi— chen find. Wo die Hinterftränge nun fo gefpaften find, Eönnen auf die ganze Strede, auf welder dir Spaltung flattfindet, unmoͤglich die von dem einen hintern Strange empfangenen Eindrüde auf den anderen übertragen werden, als vbermiftelft der vordern Stränge, welche ſich zwifchen beiden Binterfträngen befinden. Diefe Betrachtungen brachten mich auf den Gedanken, das fols gende Erperiment zu machen. — Nachdem das Ruͤckenmark eines Froſches bloßgelegt war (durch die Wegnahme der 5 oberen Wir- bel und des untern Theils des Hinterhauptbeins) und id) dag Ges fäßblatt von dem ventriculus quartus entfernt hatte, brachte ich die Spige eines fehr feinen Mefferdyens, von der Breite einer Linie, in den canalis medulla spinalis, da, wo diefer Canal in ben ven- triculus quartus ausläuft und fpaltete nun mit der größten Vor: fit die 2 Hinterftränge in der Mittellinie, von diefem Canale ab bis ungefähr an die Gegend bes vierten Wirbels. — Durch diefe Operation waren nun die 4 Stränge des Rüden- marks auf einer großen Strecke in ein ähnliches velatives Ver— 340 haͤltniß zucinanter gebracht, wie dieſelben in dem ventriculus quar- tus zueinander ftehen. Nach diefer Funftmäßigen Spaltung der zwei Dinterftränge wurdın beide Hälften desjenigen Theiles des Ruckenmarkes, worin die Spaltung jtattgefunden hat, in gehöriger Entfernung voneinans der, ganz durchſchnitten, Die wine Hälfte namtich in der Gegend des vierten Wirbels, die andere in der Gegend zwiſchen dem erſten und zweiten Wirbel, — j Wenn man nun, nahdem das Thier einige Minuten von der Dperation ausgeruhr hat, eine der Dinterpfoten reizt, dann aͤu— Berte daſſelbe die veurlichften Zeichen des Schmerzes, — Dieſe Schmerxzen würde das Thier unmöglich fühlen koͤnnen, wenn nicht die Vorderftränge (vermittelft der vorderen grauen Gubftanz) im Stande wären, die durdy den einen hinteren Strang empfangenen Eindrüde zu uͤbernehmen und zu Leiten, entweder direct nad) dem fühlenden Zheile Des Gehirns, oder nach dem anderen hinteren Strange und auf dieſe Weife indireet zu dem Gehirne. — Diefes Erperiment Habe ich oft wiederholt und immer mit bens felben Refultaten. Die übrigen Erfcheinungen, welche dabei beobach— tet wurden, umd welche weniger Bezug haben auf die Thatfachen, bie hier bewieſen werden, follen bei einer anderen Gelegenheit mitger theilt werden. — Daß die graue Gubftang der Hinterftränge bei ber Spaltung gut durchgefchnitten war, davon habe ich mich immer durch Aus fopjie überzeugt. Wenn die Hinterftränge an dem canalis me- dullae spinılis gang in der Mittellinie gefpalten waren, dann war diefes immer ein ſicheres Zeichen, daß nichts don der grauen Sub— ſtanz diefer Stränge undurchſchaitten gelaffen war. Um die Befchreibung dieſes Erperiments noch deutlicher zu machen, kann man daffelbe einigermaaßen vırgleichen mit dem Ers perimente 47 meiner früher ausgegebenen Abhandlungen, mit Beis fügung, daß zwifchen den Stillen. wo das Ruͤckenmark auf beiden Seiten durchfchnitten iſt, auch noch die Dinterftränge in der Mitz tellinie ganz von einander gufchieden find. — Wergleiche citirte Figur.) Durch dieſes Erperiment ift alfo bewiefen, daß bie graue Subftang der Vorderftränge auch für das Gefühl ift (aud dazu beiträgt, daß die Eindrüte, den Gefühlenerven mitgetheilt, nad) dem fühlenden Theile des Gehirns geleitet werden). — B. Um zu beweifen, daß durch die weiße Subſtanz der Vors derftränge allein die willfürliche Bewegung kann verurfadht wers den, babe ich das folgende neue Experiment gemad)t. IH habe, nachdem der obere Theil des Ruͤckenmarks eines Froſches von Hinten bioßgelegt war, ungefähr in der Grgend des zweiten Wirbels (mitten zwifchen der Spige des ventriculus quar- tus und dem Urfprunge der Nerven für die Vorderpfoten), das ganze Ruͤckenmark durchgefchnitten, mit Ausnahme eines Zheiles der vorderen weißen Subftangz; — es ift natürlich unmoͤglich, die ganze weiße vordere Subſtanz unbefhädigt zu laffen. — Wenn man hernach das Thier einige Zeit unangeruͤhrt liegen laͤßt, fo wird daffelbe, obfchon die Refpirationsbewegungen nod) une aeftört vor ih gehen, mit allen 4 Ertremttäten und dem ganzen Körpertheile, welcher die Nerven empfängt, hinter der Stelle des Ruͤckenmarkes, an welcher die Operation unternommen ift, bewe⸗ gungslos liegen bleiben; hält man es aber nach einer Viertelftunde, oder noch länger, mit dem Daumemund Zeiaefinger, unter den Vor: derpfoten, fo daß die Hinterpfoten herunterhängen, und reizt man dann den Kopf, dann wird willfürliche Bewegung entftehen, ges woͤhnlich viel ftärker und eher in den Hinterpfoten, als in den Borderpfoten. Um diefes Erperiment gehörig gu verrichten, muß man ein außerordentlich feines Meſſerchen baben und muß fich hüten, daß man die vordere weiße Subſtanz mährend der Operation nicht drüde. Ich babe diefes Experiment ſehr oft wirderholt und nadı dem— felben mic) immer überzeugt, daß Feine graue Subftang auf ten Vorderfirängen undurchſchnitten zurüdgelaffen iſt. — 341 Die Urfahe, warum die Bewegung in den Hinterpfoten ſich eber und ftärker zeigt, als in den Vorverpfoten, boffe ich fpatır zu erklären. — Die übrigen Erſcheinungen bei diefem Experimente werden dann ebenfalls mitgetheilt werden. Inzwiſchen braucht man diefes neue Erperiment nicht, um zu beweifen, daß die vordere weiße Subſtanz für die willfürliche Ber mwegung ift. Diefes erhellet fhon aus meinen früheren Erperimen: ten; — und werde ic) Gelegenbeit finden, die Urfachen mitzuthei— len, warum Stilling in Bezug auf diefe Thatfachen zu anderen Refultaten, als ich, gekommen iſt. — Schließlich füge ich noch hinzu, daß die oben kuͤrzlich beſchrie— benen Erperimente mit verſchiedenen anderen ſchon vor längerer Zeit von mir gemacht find, daß ich aber bisjegt durch befondere Umftände verhindert bin, diefelben dem gelchrten Publicum mitzus theilen. Zwoll, Juni 1842. — «Archief van J, P. Heie, 2. deel, 2.en 3. Stuk, p. 414—420.) Ueber die Lebensweife der Wafferfpinnen. (Aus einer in der phyfikatifch »öconomifchen Geſellſchaft zu Könige: berg gehaltenen Vorlefung.) Bon Dr, Eduard Grube Schluß.) Ein drittes Organ der Spinne, welches mit ihrem Gewebe in genauem Zuſammenhange zu ſtehen ſcheint, iſt das Auge, oder viel— mehr die Stellung und Groͤße der Augen; denn wenn wir auch noch weit entfernt ſind, die Geſetze auszuſprechen, nach denen ſie beſtimmt wird, fo iſt doch ſoviel ausgemacht, daß, fobald zwei Spinnen eine Verfchiedenheit in der Anlage ihrer Gewebe zeigen, auch ihre Augen voneinander abweichend gruppirt find. Ihre Anz zahl ift eben keiner Schwankung unterworfen; fie beträgt, mit fpärlihen Ausnahmen, acht, und alle jind einfach, und alle fteben vorn auf dem Rücken des Vorderleibes, gewöhnlich in zwei Reiben. Da nun der Theil, an weichem fie fich befinden, ftarr ift und durchaus nicht gelenkig bewegt werden kann, wie der Kepf der In— fecten, fo müffen fie in der Art geftellt feyn, daß fie, indem eines dag andere ergänzt, einen größern Gefichtsfreis überblicken, und fo finden wir bei unferer Argyroneta, daß die beiden Mittelaugen der Vorderreihe aeradeaus nah Vorn in horizontaler Richtung fehen, die beiden ſeitlichen fchräg nad Außen; die beiden Mittelaugen der Hinterreibe fteben gerade auf dem Scheitel und blicken nad Oben, und die beiden Seitenaugen derfelben Reihe fchräa nach Pinten, Hierin fcheint mir die Nöthigung mit zu liegen, daß fich die Spinne in verkehrter Stellung an der Dice ihrer Zılle anbängtz fie will ben Eingang zu ihrem Heiligthume bewachen, der, wie wir wiffen, immer nad) Unten fich öffnet. Die Spinnen find nicht allein Raubthiere, fondern jie gehören auch zu der verhältnißmäßig geringen Anzahl von Gefchöpfen, denen die Natur ein fehr kräftiges Gift verliehen hat. Wie vielfach find fie deßhalb verleumbdet worden, wie oft gefloben und gefürchtet! Sft der Taranteltang nicht fprichwörtlich geworden? Und od kann kein neuerer Reiſender auch nur im Serinaften erklaͤren, was zu diefer Kabel Veranlaffung gegeben, Das Gift bringt bloß den In— fecten den Tod, und diejenigen Arten, deren Biß bei'm Menſchen Entzündung und Fieber erzeugt, find von einer bifonderen Größe, wie die Mygale Blondii in Surinam, die über 3 Zoll mißt, und gehoͤren auch waͤrmern ober heißen Gegenden an, in denen fchon ein Mücınftih die Haut heftiger reizt. Ich glaube Faum, daß e8 ein halbes Dugend Spinnen giebt, denen man mit Grund aus dem Wege gebt. Unfere Argyroneta gehört gewiß nicht zu ihnen, Alles, was ich empfand, wenn ich eine Argyroneta ungeſchickt auffaßte,, war ein faft ftechender Schmerz, äbnlich dem Stiche einer Hummel, er dauerte aber nicht länger, ais einige Minuten, gog Eeine weitere Kolgen nach fih und Eonnte nur von dem Knei— pen ihrer Rreßzanaen oder Mandibeln herrühren. Diefe Munde theile, welche man bei jedem großen Käfer und riefig bei'm Männs 342 den des Hirſchſchroͤters hervorragen ficht, beftchen bei den Spin nen aus zwei Stüden, indem die Spige ein beweglicher Hafen ift. Die Argyroneten ergreifen damit ihren Raub, drüden die Daten tief in die Weichtheile der Infecten ein und vergiften fie gleidzeis tig. Wir werden ganz an die Schlangen erinnert, denn, wie dort, wird das Gift in zwei Säcen bereitet und fließt durch einen fei— nen Ganal an der Baſis des Hafens aus. — Daß tie Argyrene: tin ganz befonders für das Waller beftimmt jind, erfiebt man auch aus dır Wahl ihrer Nabrung, fie jagen naͤmlich befonders den klei— nen Warfırlarven und ven Wafferaffein rab. Sie erbaſchen diefel: ben im Schwimmen, padın jie, ohne der Beine benötbiat zu ſeyn, mit den Freßzangen, ſchleppen fie oft einige Stunden im Maule umher, wenngluid) das Girt faft augenblicklich zu wirken ſcheint, faugen fie fo mit Bequemlichkeit aus, zerftüceln fie darn und ſchmuͤcken endlich — barbariſch genug — mit den Ueberreſten ihrır Schlacktopfer die Wandungen ihres Quftpallaftes. Wenn es aber wahr it, daß die Argyreneren im freien Zuftande aud) den Mücken nachſtellen, fo bätten wir ja bier die Maͤhrchen von den Waffer« nympben, die den Fremdling in den Sworß der Waffer hinunter: ziehen und in ihr prädriges Schloß führın. Für das Reben ift er dann verloren. — Mit ver Raubeier der Spinnen paarte man eine gehäffige Unverträglichkeit; fie follten fi nicht einmal unter— einander Schonen: ich babe an Argyroneren dieß nie zu bemerfen Gelegenheit gebabtz oft bielt idy ihrer vier in einem nicht eben geräumigen Glafe, und jie blichen alle am Leben. Finden wir ja doch auch in ihrem natürlichen Juftande, daß fie fih in unmittel: barer Nachbarſchaft anfiedeln und oft arumeinfchaftlih eine Eleine Laudinfel bewohnen. Nur wenn das Futter Enapp wurde und endlich ausging, fchonten fie einander nidyt, und die Elcineren muß: ten den areßen zur Beute werben Wenn Sie, meine verehrte Derren, mir nun von den Ecenen des Haffes zur Liebe folgen wollten, fo würde ih Sie noch einige Augenblide von der Paarung und Fortpflanzung der Spinnen uns terbalten; die Iegtere ift von jeher fo allgemein befannt gewefen, als die erftere in Dunkel gchüllt und demnach fehr verſchicden be— fchrieben. Die Epinnen legen Eier, und zwar in ganzen Klumpen, und überziehen diefe auf’s Dichtefte mit einer E:ide, weldhe von den gewöhnlichen Fäden ihres Gefpinnftes verfchieden zu feyn fcheint. Die Bagabunden unter den Spinnen ſchleppen diefe Ballen mit ſich herum, indem fie fie entweder an den Hinterleib Eleben, oder mit den Hinterbeinen an ihren Dinterleib prejfen, und enticließen fich fetbjt in der Stunde der Gefahr fchwer dazu, ſich von ihnen zu trennen. Die halbın Vagabunden gewöhnen fich, wenigſtens für diefe Zeit, an ein folides Leben; fie legen die Rlumpen an eine Mauer oder einen Zaun und fegen fich mit ausgefpreigten Beinen darauf; diejenigen aber, welche von jeher cine Häuslichfeit befisen, weifen den Eiern den ficherften Platz in ihrer Zelle an. Ein Gleis: ches thut die Argyroneta. Das Eierlegen gefchiebt bei ihr alfo zwar unter Waffer, aber doch in einem mit atmofpbärifcher Luft arfüllten Raume. Wie follte auch andere die Entwidelung dir Zungen vor fi gehen, wenn fie ganz von Waffır umgeben wären ? Da fie nicht durch Kiemen athmen, bedürfen fie nothwendig des Einfluffes der atmofphäriichen Luft, und Faum find fie ausge— ſchluͤpft, fo lehrt fie auch ſchon ihr Inftinet diefes Eoftbare Ele: ment an ſich feſſeln in derfelben Weile, wie die Alten. Während die Kreugfpinnen und mehrere andere im Epitfommer ihre Eier legen, worauf dann die Zungen erft im nädften Frühjahre aus— Friechen, vertrauen die Wafferfpinnen die Erhaltung ihrer Kinder nicht den Saunen dee Wintire an, fondern nehmen die fehönere Zahız regzeit wahr. Sm Juni fand ich die vollen Cocons, und im Herbſte waren die Zungen fchon ziemlich berangewachfen. Daß die Paarung im Frühling vor fich geht, weiß man, auch erzählen ung ältere Beobachter, daß ſich um diefe Zeit das Männs den eine Glocke in dir Nähe der weiblichen baut, daß beide durch einen Gang in Verbindung gefegt werden und das Weibchen von dem Männcen in ibrer Wohnung Beſuche annimmt, doc ift noch Niemand fo galüdlich aemefen, den entfcheidenden Moment abzu— paffen; es ift nur die Anatomie, die mich nährrungsmweife zu einer richtiaen Vorftellung aeführt hat. Wie unfere Argyroneta fo vies les Merkwürdige an fich zeigt, fo auch diefes, daß die Weibchen 22 343 von den Männhen an Größe bedeutend übertroffen werden, obgleich bei allen übrigen Spinnen, foviel ich weiß, das Umgekehrte ftatız findet. Darin aber ffimmt jie mit ihnen überein, daß man bie Männchen fhon äußerlich von den Weibchen unterfchriden Eann, einmal dur die bedeutendere Länge der Beine, dann aber aud durch das Endglied der Palpen. Außer jenen mit beweglichen Haken verfehenen Freßzangen, giebt es nämlich — und zwar uns mittelbar darunter — noch ein zweites Kirfirpaar, das, in hori⸗ zontaler Linie nebeneinandergeſtellt, ſich auch cbenfo gegeneinander dewegt, etwa wie die Blätter einer Scheere; es trägt aber einen gegliederten, einem Fuͤhlhorn ähnlichen, Anhang, die Palpen oder Marillentafter. Das legte Glied von diefen iſt bei allen männli- chen Spinnen Enopfartig angefhwollen, ausgehöhlt, und enthält einen höchft eigenthümlichen Apparat, von dem man bei'm Weib: hen Eeine Spur wahrnimmt. Er befteht bei der Argyroneta aus einer Anzahl von hornigen, miteinander durch eine Membran dere bundenen Stüden, welde zufammen einen gebrehten Halbcanal bilden und, wie man beobachtet hat, zur Begattung aus ihrem Verſtecke, gleich einer Feder, hersorfpringen. Einige nahmen da= ber Eeinen Anftand, diefe Palpen für die Ruthen zu erklären, ſchade nur, daß der Ausführungsgang dee Hoden nicht bier, fondern an einer weit davon entfernten Stelle, nämlih zwiſchen den Zungen, zu finden ift, ebenda, wo bei dem Weibchen die Eier hervortreten. Hieraus ſchloſſen Andere, daß bie Palpen unmöglich Ruthen feyn Tönnten, da fie undurchbohrt wären, fondern bloß als Stimula— tionsorgane fungirten. Erklaͤrte ſich aber dadurch die Schwierig: Eeit, wie der befruchtende Stoff zu den Genitalien des andern In— dividuum’s gelangt? Nachdem ich mich von der Abweſenheit aller fonftigen äußern Befruchtungsorgane überzeugt und mich gleich zeitig genau über den Bau jener Palpen unterrichtet, fo nöthigte mir die Anatomie die Annahme auf, daß die Palpen felbft, wie Löffel, ven Saamen aufnehmen und übertragen müßten. Und daß dem fo ift, haben bei andern Spinnen wenigftens directe Beobach— tungen gelehrt, die wir ber feltenen Ausdauer des Herren Oberleh— 344 ver Menge in Danzig verdanken; fie geben mir natürlich die er— freulichſte Beruhigung über meine Hypotheſen; doch bin ich, da jie ihrer Bekanntmachung erft entgegenfehen, außer Stande, Ihnen die nähern Angaben vorzulegen. Miscellen Das foffile Missourium, wovon in den N, Notizen Nr, 271. (Bd. 13.) ©. 104 und Nr. 436. (B>. 20,) ©. 264 die, Rede war, und welches jegt in Dublin gezeigt wird, hat den Na— men Missourium T’heristocauluden (Sichelzahn) erhalten. „Ein völlig ausgewacfener Elephant, neben dies Riefenthier geftellt, würde, wenn deffen ungeheure Geftalt mit Fleiſch bededit wäre, zu ihm in demfelben VBerhältnijfe, wie ein Lamm zu dem Mutters ſchaafe, ſtehen.“ Ueber die Veränderung der Vegetation nad Waldhränden auf Neufundland berichtet Here J. B. Ju— kes (Excursions in and about Newfoundland in 1839 and 1840), daß zuerft ein üppiger Wuchs von Himbeeren den Boden überziehe, worauf ein dichter Birkenwald entftehe, wenngleich früher dort meilenweit nur Fichten und Kiefern geftanden haben. Eine wiffenfhaftlihe Reife nad Africa wird von Dr. Peters zu Berlin angetreren werden, der dazu von dem Eulturminifterium 5,000 Thaler bewilligt erhalten hat, Berichtigung in Nr. 518. (Nr. 12. diefes Bandes). ©. 179 Zeile 19 ftatt „Streden‘ lies: Straten. ©. 181 3eile 3 ftatt „vor deren Entfernung‘ lies: vor deren Erftarrung. Hei Ueber die MWiedererzeugung von Knochen nad Kefectionen bei'tm Menfchen. Bon Profeforr K. T den Bibliographiih'n Neuigkeiten aufgeführten Programme, welches der Verfaffer bei'm An: tritte feines Mectorats zu Würzburg 1842 befannt ge macht bat, entnehmen wir folgende Mittheilung: — Er zeigt zuerft, wie die Reſectionen in gleihem Maafe vor den Erarticulationen den Vorzug verdienen, als dies bei den Erarticulationen, im Vergleiche mit den Amputationen, ber Sal ift Dennoch blieb Lentin's Resectio capitis humeri im Jahre 1771 ohne Nahahmung, bis der Ver: faffer 1821 die Refection zum eriten Male wieder ausführte und fie ſeitdem fiebenundahtzig Mal wiederholte. Es wur: den dadurch viele Gliedmaaßen, die durch die Amputation ganz geopfert worden wären, in einem mehr oder weniger brauchbaren Zuftande erhalten. Cine neue Wichtigkeit er— langen diefe Operationen, feit man über die Miedererzeus gung der Knochen und deren Bedingungen weitere Kenntnig bat. Die lehrreihen Verfuche, welche Profeffor Dr. Bern: exrtor. Aus dem unter k n hard Heine an Thieren angeſtellt und in Graͤfe's und Walther's Journal B. 24. Heft 4 bekannt gemacht hat, fuͤhrten den Verfaſſer darauf, der Knochenhaut bei al— len hierher gehörigen Operationen größere Ruͤckſicht zu ſchen— ken. Die Wiedererzeugung der langen Knochen, und uͤber— haupt des compacten Theiles derſelben, ſcheint durch Hei— ne's Verſuche erwieſen. In Bezug auf die kurzen Knochen und auf die ſpongioͤſen Knochenparthieen iſt dies nicht der Fall. Heine's Verſuche ebenſowohl, als Textor's Un- terſuchungen, an den Leichen mehrerer vor Jahren Operirter, beweifen, daß eine Megeneration der Gelenkkoͤpfe entweder gar nit, oder doch nur hoͤchſt unvollfommen, zu Stande koͤmmt; dagegen fcheint fih bei'm Menfchen in den größern Gelenken, und namentlih im Schultergelenke, öfters, und vielleicht in der Negel, ein Zwifchengelenffnorrel zu bilden. So fand es fich bei einem Dperirten, der eilf Sabre, und bei einer Andern, die neunzehn Sabre nach der Mefection des Schultergelenfs ſtarb. in Anderer, dem wegen com: plicirter Fractur das Schultergelenk vefecirt war, hatte ſechs Fahre nah der Operation in dem neuen Gelenke Eeinen Zwifchengelenffnorpel; es ging dagegen ein griffelformiger 345 Fortſaz vom humerus nah Dben. Die beiden zuerſt er: wähnten Dperirten hatten ihren Arm weit mehr gebraucht, als dieier letzte. Nach Reſection des Ellenbogengelenks bei einem Ozerieten, welcher den Arm mit der vollkommenſten Freiheit und Kraft wieder gebrauchen konnte, ergab, ſechs Jahre nah der Dperation, die vorläufige Unterfuhung das überrafhende Nejultat einer 4 Zoll betragenden Verlaͤnge— tung der ulna, auf welcher fih der radius, wie im nas tuͤrlichen Zuftande, bewegte; die trochlea humeri erſchien fo vollkommen, als ob Nichts von ihre weggenommen wors den wäre ine genauere Unterfuhung fol erſt erfolgen. Profefor B. Heime refecirte bei Hunden ganze Rips pen; e8 fanden ſich aber fpäter neugebildete Nippen, an des nen jedoch das Gelen£köpfhen, der Hals und das tubercu- lum costae fehtten. Auch bei'm Menſchen fcheint die Re— generation der Rippen leicht vor fih zu gehen; die Nefection einer cariöfen Rippe ift von Zertor viermal ausgeführt worden: 1) Bei einer Magd wurde ein 1 Zoll langes Stud der eilften linfen Rippe, wegen Caries, mit dem Dfteotom ausgefhnitten; die Heilung erfolgte langfam, aber vollkom— men und, nad der außen Unterfuchung, ſcheint die Neges neration erfolgt zu fern. 2) Bei einem Bädergefellen, Ring, 28 Fahre alt, ferophulög, wurde 1838, nad Ers Öffnung eines Abſceſſes, gefunden, daß die zehnte Nippe an der Stelle des Abfceffes cariog war. Diefes Stüd, 2 Zoll 4 Einien lang, wurde refecirt, und zwar mit mögliche ſter Schonung des Perioftes, weldes zuvor nach den Raͤn— dern der Rippe zurüdgeichabt wurde. Einige Monate dar rauf entwickelte ſich Lungenſchwindſucht, durch welche, vier Monare nah der Operation, der Tod erfolgte. Die ope— rirte Stelle glih einem Scrophel-Geſchwuͤr; als aber die: felbe näher unterfucht wurde, fand ſich, daß zwar das auss geſchnittene Stüd der zehnten Wippe fid) nicht feiner ganzen Linge, Breite und Dice nach regeneriet batte, daß aber doc neue Knochenmaffe, der Länge nach, von einst Schnitts flähe bis zur andern vorhanden war. Diefer Befund ift durch eine der Abhandlung beigegebene fhöne Abbildung verfinnliht. Beiſtehende Skizze giebt, in halber Größe, eine Andeutung davon. x x die Gränzen des ausgefchnittenen Stuͤckes. 346 Ein ganz analoger Fall findet fih in Oppenheim’ Zeitſchtift B. 16. Hft. 2. Dr. Karawajew, am Sees Spitale zu Cronftadt, führte 1839 dieſelbe Operation an eis nem, 23 Jahre alten, feropbulöfen Matrofen, ebenfalls mit Heine's Dfteotom aus. Der Tod erfolgte acht Monate darauf, und auch bier batte fi das refecirte, jedoch nur 123 Linien lange, Nippenftücd ebenfalls wieder unvollfoms men regenerirt. Auf dem hinteren Ende der alten Rippe nah dem Nüdgrate zu war die Caries weiter gefchritten, was aud bei dem vorhin erwähnten Dperirten der Fall yes wefen war. (Die Wiedererzeugung der Knochen nah Re: fectionen bei'm Menfchen. Von Gajetan Tertor. 1842.) Ueber Epilepfie Bon Dr. Grantham. Ein Fall von Epilepfie, verurfahbt durch Utropbie des Ruͤckenmarkes. — Am 7. Juli 1840 wurde ih zu dem Kinde des Major GC... gerufen, welches, fieben Monate alt, an dem Zahnen leiden follte, mit Stös rungen in der Leber und dem Darmcanale. Das Kind hatte von dem Alter von fehs Moden an viele Mercuria= lien’ befommen, und, was Ginfchnitte in das Zahnfleifh be: trifft, fo weiß ih nicht, wie oft diefe ausgeführt worden waren. Es litt an den Felgen einer porrigo larvalis und, wie ich erfuhr, gebrauchte das Kind nie feine unteren Extremitäten, wie andere Kinder dieſes Alters es zu thun pflegen. Sein Verſtand war in der beften Ordnung, die Bruft wohlgebildet, und es erfreute ſich zumeilen offenbar im hoͤchſten Grade des Gefühls von Gefundheit und Mun— terkeit. Seit dem Alter von drei Monaten hatte das Kind leichte, convulfivifhe Stredungen der Ertremitäten mit Ges fihtsbläffe; troß verfchiedener Mittel nahm dieß allmälig zu, bis fib eine völlige Epilepfte ausgebildet hatte. In einem diefer Anfälle ftarb e8 am 23. Sanuar 1841. Die Sec: tion ergab Folgendes: Bei Eröffnung der Wirbelfäule fand fih die harte Haut des Ruͤckenmarkes an den vordern Theil des Ganald durchaus adhärent, am ftärkften im unteren Dritttheile. Die Hülle war durch Serum vom fecheten Nüdenwirbel abwärts ausgedehnt. Die pia mater war vom Anfange bis zum Ende des Ruͤckenmarkes ſtark von rothem Blute injieirt. Das Rüdenmarf felbft war weicher, als gewöhnlih, und im Umfange nur halb von natürlicher Größe, mit bedeutender Verminderung des Umfanges an den vorderen und hinteren Epinals nerven bei ihrem Austreten. As man den Schädel öffnete, fand jih die dura mater gefund, die Win« dungen des Gehirns natürlih. Bei'm Auffchneiden des großen Gebirnes zeigten ſich zahlreiche Blutaus> fhwisungen, pia mater und tunica arachnoidea gefund, der rechte Ventrikel enthielt an 3 Dramen Elaren Serums. Die Leber war vergrößert und mit rothen Flecken beſetzt; über 14 Noͤſel ftrobfarbenen Serums fanden ſich im peritonaeo; Darmcanal geſund, Meſenterialdruͤſen vergroͤßert. 847 Fall von Epilepfie, bewirkt durch ben Ge nuß Eleiner Portionen Bleioryd in Waffen — Madam E...r, 40 Jahre alt, zeigte folgende Symptome: ein bleifarbenes, galligtes Ausfehen, Schmerzen in der Le— bergegend, bis zum mittleren Theile des Bruftbeins fi aus: dehnend, Sehen undeutlih,, Saufen vor den Obren, geftörs ter Schlaf, unbefchreibliche allgemeine Unbehaglichkeit, große Furcht, Verluſt des Gedächtniffee, Störung und Langſam— keit der geiftigen Thätigfeiten, Puls 90, Elein und hart, Zunge wie Büffelhaut ausfehend, Zahnfleiſch blau, Haut teoden, Urin fparfam, dunkelbraun, ein braunes, ziegelfarbes nes Sediment abfeßend, die faeces denen bei der Gelb: ſucht gleihend. Diefe Symptome nahmen allmälig zu, troß der Aderläffe, Mercurialien, de8 Terpenthins, der contrair- ritantia etc. Abmagerung und theilmeife Laͤhmung ka— men hinzu, bis Epilepfie eintrat, welhe ich, ohne Bedenken, für einen tödtlichen Ausgang halte. Wenn aub ein Pa: tient fünf oder fechs Wochen nach dem erften epileptifchen Anfalle leben mag, fo wird der Ausgang doch todtlich ſeyn. Bei der Unterfuchung des Kopfes am 16. April 1836 fand id) die Stirnbeine fehr verdickt, die dura mater ad: haͤrent und entzund:t, die Hirnwindungen wenig tief, die Venen aufgerrieden, die Rinden- und graue Subftanz des Gehirns mit Blutpuncten tingirt, die Geitenventrifel und der dritte Ventrikel mit einer durchſichtigen, fih bis in die Wirbelſaͤule erſtreckenden, Flüffigkeit gefüllt, die Spinnewe— benhaut gefund, die pia mater fehr entzündet. (Lond. Med. gazette. August. 1842.) Refultate der Unterfuchungen des Dr. Raciborffi über die Menftruation. Borgelefen in der Acad. de Med. zu Paris am 13. December 1842. 1) Die Graafſchen Bläschen und die Menftruation fteben in genauer Beziehung zueinander. Sobald die Blaͤs— hen faft völlig entwickelt find, tritt der Monatsfluß ein und hört gänzlich auf, fobald fie zerflört find. 2) Im jeder Menftruationgepoche bildet ein Bläschen einen warzenähnlichen Vorfprung an der Oberfläche des Ei- terſtocks, an welcher Stelle ed dann einen Einriß befommt, ohne daß dazu, wie Graaf und Haller behaupten, vors her irgend eine gefchlechtliche Aufregung nöthig wäre. Diefe zuerft von Herrn Negrier aufgeftellte Anficht ift bigjegt noch nicht genügend durch Überzeugende Thatſachen beftätigt worden. Herr Raciborffi bat die mwargenförmige Ent— widelung und die Ruptur der Bläschen in der Menftrua= tionsperiode bei reinen Sungfrauen conftatirt. 3) Der monatlihe Blurfluß entſteht in Folge einer Blutcongeftion zu den innern Gefchlehtsorganen, welche den hoͤchſten Grad der Entwickelung der Bläschen begleitet. 4) Die Ruptur der Bläschen feheint gewöhnlich erft am Ende der Menftewationgzeit einzutreten. 5) Die anatomifchen Charactere eines zur Menftruas tiongzeit zerriffenen Blaͤschens gleichen durchaus denen, tel: 848 he man dem corpus luteum nad) der Befruhtung zu= ſchreibt. 6) Krankheiten koͤnnen die Entwickelung der Blaͤschen aufhalten, und in diefer Hemmung und nicht in der Stris tation der Eranfhaft ergriffenen Drgane bat man die wahre Urfache der Amenorrhöe zu fuchen, weldhe im Verlaufe ges wiſſer Krankheiten eintritt. 7) Aus der DBefichtigung de8 Innern der Eierftöce allein kann man fchon entfcheiden, ob die Perfon an einer acuten oder chronifchen Krankheit geftorben ift, und ob fie in den lesten Monaten ihres Lebens regelmäßig menftruirt geweſen ift. 8) Die Dvarien üben nicht, wie man behauptet hat, abmwechfelnd ihre Functionen aus, und e8 findet in diefer Beziehung feine Regelmaͤßigkeit ſtatt. 9), Aehnliche Veränderungen, wie man fie bei Frauen zur Zeit der Menftruntion findet, zeigen fich auch bei den Weibchen der Thiere zur Brunſtzeit. Sowie fich bei der Frau die Graaffhen Bläshen allmälig in dem Zwiſchen— taume zwifchen zwei Menftruntionsepoden entwideln und dann eine Ruptur erleiden: ebenfo wachſen die Bläschen bei den Thieren nah und nah, werden immer oberflaͤchlicher zwifchen den Brunftepochen und brechen in diefer Zeit, ohne Dazutbun des Maͤnnchens, auf. Die anatomifchen Merk- male find in beiden Fällen diefelben. 10) Die anatomifchen Veränderungen, melde zur Menftruationgzeit in den Cierftöden eintreten, fönnten ſchon vermutben laffen, daß eine fehr innige Beziehung zwifchen diefer Epoche und der Neproductionsfahigkeit vorhanden fey. Melher Moment fönnte, in der That, auch günftiger für die Empfüngn'ß feyn, als der, wo dag Bläschen an der Dberflähe des Eierſtocks hervorragt, bereit, aufzubre— ben, und den befruchtenden Saamen in feine Höhle aufzus nehmen. Bei fünfzehn Frauen, welche beftimmte Auskunft über die Zeit ihres legten Monatsfluffes und des Beifchlafs ges gegeben haben, find fünf fehwanger geworden in Folge des Beiſchlafes, welcher nur zwei bis vier Tage der vermutheten Menftruationg seit voranging; bei fieben datirte die Concep— tion von der Ausübung des Coitus zwei bis drei Tage nach dem Ende der monatlichen Neinigung, und endlich bei zweien von dem Beifchlafe während der Menftruation. Uns ter diefer Arzahl fand ſich nur eine einzige Frau, welhe am zehnten Zage nah der Menftruationg;eit ſchwanger gewor: den ift Man Eann alfo fagen, daß, in Bezug auf die Repro— ductiongfähigkeit, die Frau die Mitte einnimmt zwifchen den Thierweibchen, bei welchen diefe Fähigkeit nur zu gewiffen Zeiten, Brunftzeit genannt, erregt wird, und denen, bei welchen die Aufregung des coitus ;u allen Sahreszeiten hinreicht, dieſelben Veränderungen in den Bläschen hervor: zubringen, welche die Natur von felbft bei den erfteren er: zeugt. (Gaz. des Höpitaux, No. 150.) 349 Gin Fall von Pfortaderentzundung, am Lebenden erkannt. Bon Shönlein 31. Zuli 1840. Friedrich Elwers, Sattler, 26 Jahre alt. — Diefer Fall gehört zu den nicht häufig der Beobachtung ſich barftellenden; doc ift er nicht fo friten, wie gewöhnlid in den Lehrbuͤchern angegeben wird, wenigftens nad) meiner Erfahrung. Bor zwei Monaten kam ein junger, Eräftiger Mann in dieſe Krankenanftalt, weldyer, obne eine Urſache angeben zu können, wes nige Zage zuvor erkrankt war; er Elagte über heftigen Schmerz in der regie epigastrica, in der linca alba zwifchen Nabel und processus ensilormis sterni. Der Schmerz veritärtte ſich bei der Berührung, war jedoch bei verfchiedenen Lagen nit an demſelben Plage. Der Unterleib war fonft weichz ſtarke Diarrhde war ein. gerreten (der Kranke hatte außerhalb des Hoſpitals ſchon Brech— mittel und Birterfalg genommen); die Zunge gelblich belegt, Durſt intenjiv, Appetit fehlte ganz. Dazu Fam ein intinjives Fieber: bren: uende Dige der Haut (causus der Alten), ein voller, gefpannter Puls, 100 Schläge in der Minute machend, dunkel aefärbter, flammiger Dawn. Wir gaben die Krankheit als perienteritis an, und richteten darnach unſere Behandlung ein; wir verordneten alle gemeine, wie topifche Blutentleerungen, Fomentationen auf den Unterleib, Emuljion mit Ayua laurocerasi. Bei dieſer Behands lung ermäßigten ſich die Ödrtlichen Erfheinungen und das Firber (die Pulsfrequenz aing auf 48 berab); aber ſchon am dritten Tas ge ſtellte ſich heftiger, eine Viertelſtunde dauernder Echüttelfreft win, mit nachfolgender Dige, jedoch ohne Krile durdy Daur odır Nieren, Bei dem erjten Froſtanfall, äußerte ih, Einige würden erklären, daß fich bier eine interwittens bilden wolle, und daß die vermeintliche Entzündung gar nicht vorhanden geweſen wäre, ſon— dern nur der Anfang einer. intermittens, der jich als eine febris remittens ausgeſprochen hatte. Sch theilte diefe Anjicht nicht, ſou— bern meinte, daß die Affection fi auf die Venen fortleiten, und baß Entzündung des Pfordaderfyitems jich ausbilden möchte. Die Sroftanfälle wiederholten ji in unbejtimmten Intervallen und nicht zu beftimmten Zeiten; an manchen Zagen ftellten ſich fogar mehrere ein (einmal drei an cinem Tage). Das Fieber dauerte ermäßigt fort; als Hauptleiden gab der Kranfe gänzlicdyen Mans gel an Eßluſt an, die Zunge war immer gelblich beleat; der Harn war der gelbbraune Leberharn, das Golorit des Kranken war gelbe th, die Stuhlentleerungen mebr dunkelbraun, ſchwaͤrzlich. Die colitartigen Schmerzen batten ſich wohl verloren, aber der drüfs kende Schmerz zwiſchen Nabel und Schwertfortfage des Bruftbeins dauerte fort. — Bon der Idee des Vorhandenfeyns einer Pfort- aberentzundung ausachend , behielten wir die antiphlogiftifche Be: handlung bei, licßen Quedjilbereinreibungen in den Unterleib, Fo— mentationen darüber maden, und gaben innerlih Galomel, das aber bald Salivation bewirkte, die ung viel zu fchaffen madhte. Wir verordneten ein Mundwaſſer aus einer Jodloͤſung, dann Ta— marinden mit Cremor tartari und wandten auch Salzbäder an (aus Chlornatrium tbjj und Calcaria muriatica 3), welche ic) Ihnen als befonders wirkfam gegen Leiden der Pfortader gerühmt hatte, und die auch bier fehr qut zu thun ſchienen, indem alle Zus fälle darnach fich minderten, der Harn und die Stublentleerung belfer wurden, die anomale Pulsfrequenz fich verlor, und die Haut zu fecerniren beaann, Doch die Wercurialerfcheinungen tauchten mit größerer Hrftigkeit auf und nötbigten ung, für eine Zeit die Salgbäder bei Seite zu figenz fie fchwanden allmälig wieder, und wir verordneten Chinium muriaticum. Bald aber trat bei dem Kranken, während das Fieber, in das fich die Kroftanfälle in uns beftimmten Intervallen, mitunter nach Pauſen von mehreren Ta— gen (ja ſelbſt einmal von 18 Zagen), cinfchoben, fortdauerte und mehr den hectiſchen Character annabm, Schwinden der Kräfte auf eine fchnelle und auffallende Weife ein. Das Golorit wurde mebr ſchmutzig grünlih, der Harn nahm wieder die dunkele hepatifche Färbung an, trübte ficb von Zeit zu Zeit und fedimentirte, ohne aber ſich dabei zu Elären. Co ſchleppte fih der Kranke fieben 350 Wochen fort, bis in den legten Wochen neue Erſcheinungen eintras ten: Der Unterleib trieb mehr auf, wurde bei der Berührung ems pfindlierz es trat Erbreden ein, das nicht zu ftillen war und grune, fpäter braune, ftinfende Maffen herausförderte. Wir wands ten die verfciedenften Narcotica innerlih und in Komentationen auf den Unterleib an; ais die Empfindlichkeit in der Magengegend heftiger geworden, applicirten wir einige Blutegel dafelbit; inners li vertrug der Krante keine Arznei, auch nicht das von dın Eng» ländern empfohlene Kreofot, es trat darnach fogleicy Erbredyen ein, Die Milz und der Eleine Leberlappen ſchwollen an, das Fieber nahm zu, in den legten 48 Stunden ftellten ſich Delirien ein, aus denen der Kranke nicht wirder zu ſich Eam, und fo ftarb er nad) zweimonatlichem Leiden. Section. Der Körper war abgemagert, feine Haut von ſchmutzig gruͤnlichem Colorite. Nach Deffnung der Bauchhoͤhle fand ſich am colon transversum eine leichte Injection des Perito— ndalüberzuges; hinter demfelben war cine Stelle des Dünndarmıs gerade in der Mittellinie zwifchen Nabel und processus ensifor- mis sterni (mo während des Lebens der Schmerz geweſen) an das mesocolon angewachſen, und bei'm Lostrennen dejjelben zeigte ſich bir cin Abfceg vom Umfange eines Viergrofchenftücdes, mit didem Eiter gefüllt und von harten, callöfen Rändern umgeben. In der legten Zeit der Krankheit bemerften wir in der Mitte zwiſchen Nabel und Bruftbein eine Stelle, die befonders empfindlich war, und wo der zufühlende Finger eine Härte entdedte, die einer ſcir— redſen DVerhärtung nicht unaͤhnlich ſchien; bei ftärferem Drude nahm man die dur die Härte propagirte Pulfation der Abdomis nal:aorta wahr. Won diefer gefhiwürigen Stelle führte ein kurzer Gang binter das peritonaeum gegen die vena portarum; der Stamm derfelben war bedeutend ausgedehnt und mit Eiter gefüllt, die innere Benenhaut verdickt und ſammetaͤhnlich; das Leberparen— chym, die eigentliche Drufenfubftanz war unverändert. Die Milz war um das Doppelte vergrößert, von diffolutem Blute ftrogend; in Der; und Zungen nichts Anomales. Um nun auf die Deutung der Thatſachen zu kommen, fo glaube ich, daß, wenn wir die Erſcheinungen der Krankheit und den Sectionsbefund vergleihen, bier urſprunglich eine umfchriebene Entzündung des peritonaei gewefen, und zwar gerade an ber Stelle, wo der Abſceß gefunden ward; hier war der urfprüngliche Sig der Entzündung, und von hier aus entftand auch die Entzünz dung der Pfortader, ähnlich, wie bei Ulcerationen im Unterſchenkel die oberflägplihen Venen ſich entzünden, Was die hier vorgefundene Krankheitsform im Allgemeinen betrifft, fo muß ich mit einem wichtigen Sprudye des Dippocras te6 beginnen: Sm 29. Aphorismus des 4ten Buches fagt er: „Die an bisigen Fiebern leiden, wenn fie am fechsten Zage einen Froſt befommen, genefen ſchwer.“ Dieſe Beobadhtung giebt uns die Phänomene an, ohne den Grund zu kennen. Es ift das Vers dienft der neuwren Zeit, das innere Moment von dem, was der alte Grieche als Thatfache, als fait accompli hinftellte, nachgewie— fen zu baben, nämlich, daß bei den bisigen Fiebern, die auf Ent: zündung beruhen, cin darauf folgender Froft den Dinzutritt der Venenentzuͤndung bezeichnet. Man darf den Ausfpruc nicht ale abfolut geltende Wabhrbeit annehmen, was er auch aar nicht feyn ſollte. Genug, es finder fich eine alte Beobachtung vor, auf mels he ich Sie, bei Gelegenheit diefes Falles, befonders aufmerkfam machen muß, zumal da die Neueren fie vielfältig überfchen haben, wie überbaupt der Herr Hippocrates fehr aus der Mode gefom: men zu fegn fdheint. —— 8 zeichnet ſich hauptſachlich eine franzöſi⸗ ſche Monographie über Venenentzüntung von Dance ausz ich habe abır weder in diefer, noch in andern, ins und ausländischen Schrif: ten einen Fall auffinden Eönnen, wo die in unferem Kalle ange— troffene Affection fhon im Leben erkannt worden wäre. Mas ich von der Pfortaderentzündung in diagnoſtiſcher Bezie⸗ bung weiß, aründet fi daher nur auf folgende Beodattung: Ih babe zwei Formen derfelben gefeben; die eine zeichnet fich durch GErfudation von plaftifher Rumpbe, die andere durch Bildung von Eiter aus. Es jfind dieß diefeiben zwei Varietäten, wie fie bei Entzündung der dem Auge fichtbaren Venen vorkommen, bie eine 851 die gutartige (mit Bildung plaſtiſcher Lymohe), be andere bie boͤs⸗ artige (mit Bildung von Eiter). Wer bri Venenentzuͤndung im— mer eine Reihe gewiſſer Erſcheinungen, befonders des typhoͤſen Fievers, zu finden wähnt, ift im Jrrthume. Es bänge der Eins tritt deff’iben von der Bildung des pathiſchen Productes ab: wenn plaſtiſche Lymphe erfudirt, fo tritt niemals typhöfes Fieber ein, fondern nur in dem Falle, wo es zur Eſterbildung auf der Venen— baut fommt. In den topiſchen Symptomen kommen beide For— men der Entzündung der Pfortader überein; aber in der Reaction find fie verfchieden und in der Art des Todes. Eritere find fol— aende: dor Allem Schmerz; die Kranken haben immer in der Mitte ziwifchen Nabel und processus ensiformis sterni einen dum— pfen, drüdenden Schmerz fowohl fpontan, als auch durch Druck, ein Schmerz, der jih oft auh nah Dinten gegen die columna vertebralis fortfegtz mehr brennend, freſſend ift ex bei der fuppus rativen, dumpf bei der plaftifhen Korn. Der Unterieib ift nicht aufgetrieben, nicht gefpannt; man hört bei der Percufiion einen hellen, fonoren Eon; nur bei'm Drucke vermehrt ih der Schmerz, Fer— ner treten Erſcheinungen ein, welche das Leiden der Galle ſecerni— renden Organe bezeichnen: bitterer Gefhmad, gelber Zungenbeleg, gänzliher Mangel an Appetit, Brechneiguna, wirkliches Erbrechen; anfangs Stuhlverftopfung, welcher bald Diarrböe folgte; ich fah auch, daß reines Blut mit dieſer entleert wurde, und glaube, daß viele Formen von melaena auf Entzündung der Pfortader beruhen mögen. Bon Gallenfieber und Reberentzundung unterfcheidet ſich diefe Krankheitsform hauptfächlich durch den eigenrhümlichen Schmerz in der Mittellinie des Körpers zwiſchen Bruftbein und Nabel. — Zu den angeführten Erfcheinungen gefellt ſich noch Fieber; in bei: den Forınen Anfangs cigenthümlih ftechende, brennende Hitze, causus, Brennfieber der Alten, welches ſchon Aretäug und befons ders Stoll als für alle Gallenfrankheiten dyaracteriftifich bezeich— net haben. Das Fieber dauert bei der plaftifchen Form mit in: flammatorifhem Character bis zur Erfudation fort; wo aber der Ausgang in Eiterbildung erfolgt, da nimmt das Fieber bald den torpiden Character an. Characteriftifch ift für diefe letzte Form, daß in bie continua remittens Froftanfälle ohne Typus, höchitens einer intermittens erratica gleihend, eingefcboben werden; es kom— men an einem Tage mitunter mehrere, felbft vier bis fünf, Frofts anfälle. Das Fieber währt bis zum Zode unverändert fort; Er: fcheinungen von Leber- und Milg:Affection treten ftärker hervor; bie Milz treibt auf, umd das linke Hypochondrium wird empfindtich; es tritt Nebelkeit und Erbrechen ein, mit welchem gallige, braune Maffen entleert werden; der Harn wird durch Gallenpigment dun— kei gefärbt. — Iſt aber Erfudation eingetreten, fo ſchwellen die Hautvenen des Unterleibes ftranaförmig an; es folgt ſchnell Auf— treibung und Anſchwellung der Milz, weil das ihr zugeführte Blut durch die Venen nicht zurückgeführt werden Fann; fie ragt in wer nigen Zagen bis in die Mittellinie des Körpers und argen das Darmbein herab: es erfcheinen alle Symptome eines Milzleidens: ala Schwindel, Schwarzfehen, Blutung aus dem linken Nafenloche, 352 faurer Geſchmack, faures Aufftogen, faurıs Erbreden; nah zehn bis zwölf Tagen folgen ftarke Blutungen durch den Darmcanat, maffenwe's verliere der Kranke das Biut mit den Eymptomen des größten Gollapfus Das intireffantefte Exemplar diefer Krankheit ſah ih in Würzburg: es betraf einen jungen Bäder; in menigen Wochen trat die Kataftropbe ein; man fand alle Venen des Pforts aderfyftems obliterirt. Das Präparat habe ich dem Mufeum in Zürich) übergeben. Ein junger Pole, Raczynski, hat kürzlid) diefen Fall in einer Differtion befchrieben: de venae portarum in- flammatione, Commentatio pathologiear. Turiei 1833. (Sköns Lein’s Elinifche Vorträge, herausgeg. v. Güterbod. 2trs Heft.) Niscellen Eine Schwierigkeit der Heilung des Ffünftliden Afters lieat, nad) Herrn Baillemier unter Underem auch dar: in, daß das untere Darmſtuͤck fich mit der Zeit beträctlich verens gert, ja, wie Herr Begin einmal beobachtet hat, fogar verfchließt. Um diefem Uebelftande abzubelfen, bat Herr Waillemier nährende Einfprigunaen in den untern Theil machen lajfen und dadurd nicht allein den Zweck des Dffenhaltens des unteren Darmftüdes erreicht, fondern noch vie fehr wichtige Nebenwirkung erlangt, daß die mans a Ihafte Ernährung der Kranken auf dieſem Wege ausgeglihen wurde. (Gaz. des Höpit. 8. Dec. 1842.) Alkaliſche Bäder bei atonifhen Zuftänden, nament— lic) nach chroniſcher Entzündung empfiehlt Herr Payen in der Revue medicale, Octob, 1842. Gr wender diefeloen auch bei ſchlaffen atonifhen Wunden und Geſchwüren an. Die Bäder ber reiter er mit einer ſchwachen Lauge aus der Afche des Rebholzes. Diefe Taugenbäder werden bekanntlich gegen Knochengeſchwuͤre fchon feit lange angewendet. 3ur Unterfuchung des vordern Theils der männ— lihen Harnroͤhre, namentlich der Fossa navienlaris hat Here Malherbe indem Journ, des connaiss. med.- chirurg., Decemb. 1542, ein Eleines zweiblättriges Speculum angegeben, nach deffen Anlegung man bei hellem Zagestichte nicht allein die Brfchaffenbeit der innern Fläche der fossa navicularis genau fehen, fondern auch mit Bequemlichkeit Cauterifationen und Bepinfelungen der kran— fen Stellen ausführen Fann. - ®egen Ascaris vermicularis, welcher dur das da— von berrührende Jucken im After oft fo heftig und hartnäcig bes läftiget, empfiehlt Dr. Watfon Clyſtire mit einem Infusum Quassiae; Dr. Darwall empfiehlt, als ein ganz ſicheres Mits tel, ein Clyſtir aus einer halben Unze falsfaurer Eifentinctur mit einer halben Pinte Waffer. Zu demfelben Zwecke werden bisweilen Kalkwarfer-Ciyftire mit Vortbeil angewendet. (Tsondon med. Gaz. Mai 1842.) — Ich babe mich öfters einfacher Clyftire aus verdünns tem Weingeifte bedient. R. F. Bibliographische Neuigkeiten Catalogue methodique et descriptif des corps organises fossi- les du departement des Bouches- du- Rhöne et des lieux circonvoieins. Par M. P. Matheron. Ire Livraison. Paris 1842. 8. J C, Schlödte Genera og Species of Danmarks Eleuthera- ta etc, I. Bd. Köbenh, 1342. 8. Ueber Wiedererzeugung der Knochen nach Refectionen beimm Mens fchen, nebft einer tabellarifchen Meberjicht aller Refectionen, wel— che feit 1821 im Eöniglichen Suliusfpitale zu Würzburg gemacht mworben find. Programm bei'm Antritte des Protectorates von Gajetan Textor, mit einem Steindrude, Würzburg 1842. gr. 4. On the chemical discrimination of Vesical Calculi. By E. A, Scharling (Profeffor zu Ropenhaaen). Translated with an Ap- pendix. By S. Elliot Hoskins, MD. London 1842. 8. Mit Kupfern. EB u ⸗ — N e u ee en. zu dem vierundzwanzigften Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, (Die Kömifchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabifchen die Seiten.) a. After, kuͤnſtlicher, DXX. 218. After, Eünftlicher, Schwierigkeit der Heilung def. DXXVIII. 352, Agaffiz, über die Aufeinanderfolge und die ftufenweife Entmwidelung der organifhen Wefen auf der Erdoberflähe. DXIX. 193- Ale oder ſchmerzhafte Grepitation der Seh: nen. DXXVII. 329, Abumin, Zufammenfegung deſſ. DXIV. T18. Alfalien bei faurem Urin anzuwenden. DXXIV. 288. Alkaliſche Bäder bei atonifhen Umftänden- DXXVIII. 352. AUmeifen, Lebensweife derf. DXIV. 113, Angina subgloltica. DXXV, 304. Aorta abdominalis, Unterbindung derfelb. DXXIII, 272. Arago, über Nebelfterne und Nebelfleden DXXII. 257. — DXXIV, 273, — DXXV, 294. Arterien, relativer Umfang der Stämms und Zweige derſ. DXXII. 241, Arznei: Berfälfhung, kaum glaubliche. DVIII. 32. Ascaris vermicularis, Mittel gegen benf. DXXVIII, 352. Aſphyctiſche, Gefühl derf. DXVI. 151. Athmen, 3weck deſſ. LXX. 215. Augen, hyſteriſche Affection derſ. DXIX. 207. Augenmuskeln, Thaͤtigkeit derſ. DX. 52. DXI. 68. Auswuͤchſs, bösartige, an Kopf und Geſicht DXVIL 174. DIX. 33. DB. Bäume, die größten auf der Erde, DXIX, 202. Balggefhmwülfte am Halfe, dienicht mit der Schilddruͤſe in Verbindung ftehen. DX. 64. Baelgwafferbrud, DXIX. 206, Barthaarwurzel mit einer kryptogamiſchen Pflanze, ald Urfahe einer anftedenden Kinnflehte. DXXIV, 281. Becken, angeborne Geſchwuͤlſte def. DXVE, 154. Benzoefäure bei Störungen in den Harn— wegen. DXVII. 169. Borendt, über das Vorkommen größerer Bernfteinmaffen im Binnenlande, DXVIII. 177. DXXVIIL 352. Bernfteinmaffen im Binnenlande. DXVIII. 177. DXXVIII. 352, Bevölkerung, allgem, Gefege derf. DXIII. 106. Blafenentzündung, chroniſche, durch Ein: fprigung von Galpeterfäure zu behandeln. DXXIII, 265. Biafenleiden, fcheinbare bei Nierenfronkheit. DXXII. 249. Blitzſtrahl, merfwürdiger. DVIII. 27. Blumenbach's Sammlung naturhiſtoriſcher Gegerſtaͤnde. DXXI. 234. Blutung nad dem Perindalfgnitte, DVII. 16. 354 Boden, Einfluß deffeiben auf die botaniſche Geographie. DXXVI. 305. Bonnet uͤber Jodeinſpritzungen bei Hydro— pſien u. Abſceſſen der Gelenke. DXXVII. 332. Bothrimonus, eine neue Gattung Einge— weidbewürmer. DXV, 134. Bouchardat, über die unmittelbare Zuſam— menfeßung von Fibrine, Glutein, Albu: min und Gafein. DXIV. 118. Brodie, über Einfprigung von Galpeter- fäure bei chroniſcher Blafenentzündung. DXXIN. 265. Beodie, über Lithotritie. DXIX. zor. Brodie, uͤber ſcheinbare Blafenleiden bei Nierenfrankheit. DXXII, 249. Bruchband, die Nadicalheilung einer Her— nie bewirfend. DXVII, 173. Burd, über din Scordut. DXIII. 105. Butzkopf, ſchwarzer. DX. 49 Byron, Über bösartige Auswuͤchſe an Kopf und Gefigt. DXVIL 174. C. Cagots in den Pyrenaͤen. DX. 56. Cahours und Dumas, über neutrale ſtick— ftoffhaltige organiſche Subſtanzen. DXXIV. 289. Canthariden-Verfaͤlſchung. DXXIV. 288. Carcinoma, ſeltene Form deſſ. DVII. 9. DVIII. 27. Carmichael's Behandlung phagadaͤniſcher ſyphilitiſcher Geſchwuͤre DXIX. 205. Caſein, Zuſammenſetzung deſſ. DXIV. 118. Catheter mit Gummi arabicum uͤberzo⸗ gen. DVII. 16. Cerat, angeblich giftiges. DXIV, 1:8. Chinefinnen, Eleine Füße derſ. DXV. 137. Ehinin, ſchwefelſaures, und feine Wirkung auf Thiere. DXXVI. 31%. Chloroſe durch Eifenpräparate behandelt. DXVII. 176. Chorda tympani, anatomiſche und phyſio⸗ logiſche Betrachtung derſ. DXXI. 230. Chylus, Abſorption deſſelben. DVIII. 17- Eirrhofis der Lunge. DVIII. 26, Conchologiſche Sammlung des Capt. Belz der. DXVII, 168, Re TE rer DB Gontraction des Afterfchließmustels. DXIII. 110. Eontractur, rheumatifhe, durd Operation geheilt. DX. 63. = Eontufion ber Muskeln. DXXVII. 336. Cordillexen⸗Fichten. DIX, 40. Couch, über den ſchwarzen Bugfopf (Pho- caena melas), DX. 49. Coulſon, über Stafford's Behandlung der SHarnröhrenftrictur. DXIV. 119. Craniotabes infantum. DXVIII, 183. Greplin, helminthologiſche Mittheilung aus franzöfifhen Quellen, DXV. 134. Gretinismus in IIngarn. DXIV. 119. Grocodiltei) unweit Kuraſchy. DXXII. 249. Eyfte mit Haaren und Zähnen im rechten Hypogaſtrium. DXIII. III. O. Darmzotten, Structur derſ. DVIII. 17. Decidua, Beobachtungen uͤber die. DVIL Deen, J. van, Experimente über die Fun— ction der Vorderſtraͤnge des Ruͤckenmar—⸗ markes. DXXVIII. 337. Delaharpe, uͤber Faſerſtoff in der ſeroͤſen Fluͤſſigkeit im peritonaeo. DXIV. 124. Diabetes melitus, DXX. 216. Dipodina Arctision. DXVIII. 184, Dorrington, über eine feltne Form von Carcinoma, DVII, 9. DVIII. 28. Doyere, über bie Wieberbelebungsfähigkeit der Zardigraden. DXXI, 232. Dumas und Gahours über neutrale ſtick— ftoffhaltige organifhe Subftanzen. DXXV. 239. Dyſenterie. DXXI. 233. E. Ehrenberg, uͤber die Furcht vor koͤrperlicher Entkraͤftung der Voͤlker durch die fort— waͤhrende Geiſtes entwickelung. DXXIII. 265. Eingeweidewuͤrmer der Froͤſche von Gruby. DXV. 136. Eiſen, Veraͤnderungen in der Structur deſſ. DXVI. 145. Eifenpräparate gegen Chloroſe. DXVII. 176. Electricität, atmofphärfhe. DXIX. 201. Electricität, Wirkung derf. DIX, 40. Electricität und Licht. DXXV, 296. Elictrifhe und Nervenkraft bey Gymnotus und Torpedo. DXV. 132. Eifäffer, der weiche Hinterkopf ber Säug: linge. DXVIII. 183, Epilepfie durdy Atrophie des Rüdenmarks. DXXVIIT. 346. Erboberflähe, Aufelnanderfolge und fufene weife Entwidelung der organifhen Wer fen auf derf. DXIX. 193. Erhebung des Bodens an der Küfte v. Chili, DX. 56, Erichſen, über den Einfluß der Circulation in den Kranzadern auf die Herzthätigkeit. DXX. 2ı1. Eryſipelas. DXX. 223. Erpectoration aus den Lungen. 284- DXXIV. F. Faſerſtoff in der ſeroͤſen Fluͤſſigkeit des pe- ritonaei, DXIV, 124. Fibrine, Zufammenfegung derfelb. DXIV. 118. Fistula vesico-vaginalis, DVII. 16 Flamme, kleine, als Mittel gegen Weöpen- fiih. DXXVI. 320. Flußfpath=Felfen bei Liebenftein. 202. F-acturen, comminutive, am Oberſchenkel. DXVI. 176. Fußgeſchwuͤre, Marfield’s Methode zur Ber handlung derſ. DXXVII. 336. DXIX. G. Galle, Mechanismus der Bewegung derf. DXXVII. 328. Galvanoplaftik, menfhlider Leichen. Garten, botanifcher, in DXVII. 170. als Aufbewahrungsmittel DVII. 10, Rio Janeiro. Gastrocele. DXX, 223. Gebärmutterfenfungen. DXXII. 256. Gehirn, Hypertrophie beffelben bei Kindern, DAVI.. 156. Geiftisentwidelung hat feinen ſchwäͤchenden Einfluß auf die Körperkraft der Völker, DXXIII. 265. Gelber Körner = ( Pollenkörner) Regen, DXXII, 247. Gendron, Heilung einer Speiferöhrenverene gerung durch Gatheter und Gauterifation. DXXVI. 318. Geognoftifh: Montaniftifcher Verein für In: neröfterrsich. DXVII. 170. Geographie, botanifche, Einfluß des Bo— dens auf diefelbee. DXXVI. 305. Geſchwuͤre, phagadbänifh = ſyphilitiſche. DXIX. 205. Giacomini, Wirkungen des ſchwefelſauren Chinins auf Thiere und Beobachtung einer Vergiftung bei einem Menfcen. DXXVI. 316. Giditiges Secret aus ber Handflaͤche. DXXII, 256. Giraldez, über Secretionsorgane Schweißes. DXXII. 248. Glandula thyroidea, Abfonderung einer eigenthümlidyen Flüffigkeit in eincr ver: größerten. DXXIII. 272. Glieder, kuͤnſtliche. DVII. 16. ©lutein, Zufammenfegung beffelben. DXIV. 118. Goodfir, J., über Structur ber Darmzot— ten, und über Verdauung und Abfor: ption des Chylus. DVIII, 17. GSorre, ein neuer Fall von Eindringen der £uft in die vena jugularis, bei Erftir: des pation einer Erebsartigen Gefhmulft. DXXI. 253. Grantham, über Epilepfi. DXXVIII. 347. | Graves, Über Erfenntniß und Behandlung einiger Herzkrankheiten. DX, 57, DXI. 73- Greene, über Eirrhofe der Lunge, DVI. 27. Grube, Ed,, über die Lebensweife der Wafs ferfpinnen. DXVII. z21. DXVIII. 341. Gruby, über eine Art anfteddender “Kinn: flechte, die in der Entwickelung einer, bisher noch nicht bekannten, Eryptogami: ee Then Flehte in der Wurzel der Bart: haare des Menſchen ihren Grund hat, DXAIV, 281, r. 9. Harnröhrenfpriße, neue. DXIV, 128. Harnmrge, Störungen in benfeiben mit Benzoefäure befämpit. DVII. 169. Harnröhre, Unterfuchung des vordern Theils berfelben. DXXVIII, 352. Hawking, Beiträge zur Geſchichte des Krebs ſes der Wirbelfäule, DXV. 137. Helminthologiſches. DXV. 134. Henle, über Hypertrophie und Geſchwuͤlſte durch gehemmte Reſorption. DXXV. 205. Herbarien von Ehamiffo. DXIII. 106. Hernie, rabical geheilt durd) ein eigenthüm: lies Brudband, DAVII. 178. Herzentzündung durch zwei in die Bruft: böhle eingedrungene Nadeln. DXXIV. 237. Herzkrankheiten, Erkenntniß und Behand lung einiger. DX. 57. DXI, 73. Hinds, über das Licht, als phyſiſches Agens nad) feinem Einfluffe auf das Giima und bie geographiſche Vertheilung der Pflan: zen. DXIII. 97. Hinds, uͤber den Einfluß des Bodens auf bie botaniſche Geographie. DXXVI. 305. Hinterkopf, der weiche, DXVIII. 183. Hippurſaͤure, Erzeugung derſ. im thieri— ſchen Koͤrper. DXX. 216. Hoden, Ed., über getrennte und vereinigte Thätigkeit der Augenmuskelu. DIX. 33. DX, 52. DXI. 68. Holztauben. DXXVI. 312, Hood, Über einige, unabhängig don ber Verarbeitung des Eiſens und nad bie fer in der innern Structur deffelben ftatt: findenden Veränderungen. DXVI. 145 Hortala, über einen Orkan, welder bie Fluren von Salleles:d’Aude verwüftete DXV, 131. Hydra viridis, über die drei Reproduc— tiongarten, Anatomie und Monftrofitä: ten derf, DAII. St. DXIII. 100. Hydropiſien, durch Punction und reizende Einfprisung behandelt, DVIII, 32. bei Säuglingen. : 355 Hppertrophie bes Gehiins bei Kindern. DXVI. 156. Hppertrophie und Geſchwuͤſſte durch ges heinmte Reforpiion. DXXV. 295. Hpfterifhe Affection der Augen. DIX. 207. 3» Snftinct der Holztauben? DXXVI. 3ı2, Sodeinfprigungen bei Hydropiſien und Ge: lenkabſceſſen. DXXVII. 332. 8. Kalte Umſchlaͤge, neue Form berfelben. DXXI, 240. Keimen der Delfämereien. DXXII. 243. Keratoplaftit, neue Verſuche am Auge. DXVI, 160. Kinnis, 3., über lepra an ben Gelenken, auf Geylon. DXXIII. 267. Knochen, Entwidelung berfelben. 296. Knodyen, Wiedererzeugung berfelben nad) Refectionen. DXXVIII. 343. Kohlenftoff, Menge deffelben in den Nah: rungsmitteln. DXXII. 246. Kranzadern, Girculation in denfelben in ih: tem @influffe auf bie Herzthaͤtigkeit. DXX. 211. Krebs der Wirbelfäule. DXV. 137. Kryptogamifhe Pflanzen an den Barthoar- wurzeln, als Urfade einer anſteckenden Kinnflechte. DXXIV. agı. Kryftalllinfe, Wiedererzeugung derjelben, DXXVI. 313. DXXV. x. Loge bes Magens und des Qurerdarms in der linken Bruftböhle. DAT. go, Lambron, über Entzündung der Lebervenen, DIX. 39. Saurent, über drei Arten von Reproducz tiongarten, Anatomie, Monftrofitäten und Puſtelkrankheit der Hydra viridis. DXII. 81. DXIII. 100. Lebervenen, Entzuͤndung derſelben. 39. Lees, Cathcart, Gehirns bei Kindern. DIX. uͤber Hypertrophie des DXVI. 150. 356 Lepra an den Gelenken (in &eylon). DXXIII. 267. Letheby, über electrifche und Nervenkräfte. DXV. 132. Leuchtende Seethiere. DXVI. 152. Licht, als phyfiihes Ugens, nad) feinem Einflufe auf das Clima und bie geogra= phiſche Vertheilung der Pflanzen. DXIII. 97; Lichtbilder mikroſkopiſcher Gegenftände auf Metallplatten, von Hartig. DAVI. 152. Lichtentwickelung bei Infuſorien (Peridi- nium). DXVI, 152. Lichtentwickelung bei 225. Lichthunger der Pflanzen. DXXIV. 281. Liebig's Theorie über den Zweck des Ath— mens und der Nahrung widerleot Virey. DXX. 215. ®iemann, über diabetes melitus. 215. eithotritie. Menſchen. DXXI. DXX. DXIX. 20t. Lucas, uͤber Radicalheilung einer Hernie duch ein eigenthuͤmliches Bruchband. DXVII. 173. Lufteintringen in die vena jugularis bei Erftirpation einer Geſchwulſt am Halfe. DXXIL 253. Lunge, Cirrhoſis derfelben. DVIII. 26. Lunge, Erpectoration aus derſ. DXXIV. 284. Lungenabfceg, unter dem Nabel aufbres chend. DXI. 8o. Luxation der clavicula unter den pro- cessus coracoideus. DXXVII. 334, Lymes, über, durd Dperation geheilte, ıheumatifche Gontractur. DX. 63, M. Magenbruch. DXX. 223. Marſh, Henry, über Lichtentwickelung bei'm Menſchen DXXI. 225. Martins, von ter Vertheilung der großen Pflanzen länas der Küfte Scandinavien’s, fowie an ber noͤrdlichen Böfcdyung des Grimfels in der Schweiz. DXV. 129. Maſtdarmſtrictur. DAVIT, 175. RM ve se Marfield’s Behandlung der Fußgefhwüre. DXXVII. 336. Meerresftrömungen. DXI. 72, Menftruation, Rejultate von Unterfuhun: gen über bdiefelbe, DXXVIII. 347. Mikroſkop, Preisbewerbung für das befte. DXXIV, 282. Milchſtraße. DXXV. 278. Missouriumtheristocaulodon, DXXVIII. 344. Molusken, über Entftehung einiger, DXVII. 161. DXVIM. 1891. Muskeln, Eontufion berfelben. DXXVII, 336. N. Nabelbrudy, Unterbindung eines angebore= nen. DX. 64. Nadeln, in die Bruft eingedrungen, verans laſſen Herzentzündung. DXXIV, 287. Nägel, Wachsthum berfilben in einiger Beziehung zu der Wiedervereinigung von Knodenbrüden. DXVI. 160, Naevus, Behandiung befjelben, 238. Nahrung, Zweck derfelben. DXX. 218. Nahrungsmittel, Menge des in ihnen ent— haltenen Kohlenſtoffes. LXXII. 246. Nautilus Pompilius. DXIV. 120, Nebelfterne und Nebelfledenn DXXIII. 257. DXXIV. 273. DXXV, 294. DXXIV. Nekrolog. — Brandes, Rud. DXXIII, 272. — Bünger. DXXV. 304. — Ca: rabeli. DXL 80. — Gadet, D, DXVII. 182%. — Lehmann. DXV. 138. — Metra. DXIX. 202. — Schweighäuſer. DVII. 16. — Nero, fympathifher, mikroſkopiſch unter: fuht in Beziehung auf feine Verbindung mit Gehirn: und Rüdenmarfsnerven und in Bezishung auf feine Selbftftändigkeit. DXX. 209. Nervengeflehte und geflechtartige Dispofl: tion dee Nervenſyſtems. DIX. 47. Neuralgia occipito - cervicalis. DXXI, 238: Neuralgieen, zur DXXIII, 272. Nierenkrankheit, mit fcheinbaren Blafenlei- den, DXXII. 249. Diagnoftit derfelben. Q. Oberſchenkelfractur, comminutive. DXVII 176. Deifämereien, bas Keimen derſ. DXXII. 243. h Opium, Gebraud) def, DVIII, 520. Opiumverfälfhung. DXXVI. 320, Organiſche Subftanzen, neutrale ftidftoff- haltige, DXXV. 289. Organiſche Weſen, Aufeinanderfolge und ftufenweife Entwicelung derf. auf der Erdoberflähe. DXIX. 193. b Orkan, der die Flur von Salleles d’Aube verwüftete. DXV. 131. DR Paget, J., über den relativen Umfang der Stämme u. Zweige d. Arterien. DXXII, 241. Parrott, über den Fünftlihen After. DXX, 218 Peebles, über hyſteriſche Affection ber Au— gen mit hartnäciger Verſchließung ber Augenlider. DXIX, 207. Perlenfifcherei in Norwegen. DXIII. 106. Peters, naturwiſſenſchaftliche Reiſe nach Africa. DXXVIII. 344. Pflanzen, Oſtindiſche und Japaniſche, in den Niederlanden einzufuͤhren. DXXIII. 266. Pflanzen, Tendenz derſelb. nach dem Lichte. DXXIV. 281. Pflanzenvertheilung an der Kuͤſte Scandi- naviens. DXV, 129, j Hfortaderentzündung am Lebenden erfannt, DXXVIII. 349. Phyſiologiſches Snftitut zu DXV. 138. Pinjon, Luxation der clavicula unter dem processus coracoideus. DXXVII. 334. Pouillet, über die allgemeinen Gefege der Bevölkerung. DXXIII. 106. Prior, über Dyſenterie. DXXI. 233 · Puls, ſcheinbare Haͤrte und Voͤlle deſſelben. DXXI. 240. Pupillenbildung, kuͤnſtliche. DIX. 48. Goͤttingen. Q. Quellen, neue, zu Plombières. DXXI. 234. R. Raciborski, Reſultate von Unterſuchungen über die Menſtruation. DXXVIII. 347- Rafflesia, übereine auf Manila einheimis fhe, DXI. 65. Rathke, Bemerkungen über die Entitehung einiger wirbellofen Thiere. DXVII. 161. DXVIII. 131. Regen von gelben Körnern (Pollenkörnern) in America. DXXII. 248. Regenwaſſer. DXX. 216. Reforption, gehemmte, als Urfadye von Hy: pertrophie und Geſchwuͤlſte. DXXV. 295. Robert, E., über die Lebensweife der Ameifen. DXIV. 113. Rodyenleberthran, dem Stodfifhleberthran vorzuziehen, DXXI, 240. Rotz bei Menfhen, fcheint in zwei Varie— täten vorzufommen. DXV, 144. Ruͤckenmark, Function der Vorderftränge def. DXXVIII. 337. ©. Salomon, über Einrichtung einer alten Verrenkung des Oberarms, DXIII. 110. Salpeterfäure in Einfprigungen gegen chto— nıfhe Blafenentzündung. DXXIII. 265. Sauffure, Theod. de, über das Keimen der Delfämereien. DXXII. 243, Scandinavien, Vertheilung d. großen Pflan— zen an der Küfte def. DXV. 129. Schenkelluxation, Spontane. DXXV. 304. Schoͤnlein, über einen Fall von Pfortaderz entzündung am Lebenden erkannt. DXXVIII. 399. Schweiß, Secretionsorganebeff. DXXIL. 248. Schweißfriefel: Epidemie im Departement der Dordogne. DXV, 144. ö Scorbut, über die Natur deſſelb. DXIII. 105. Secretionsorgane bes Schweißes. DXXII. 248. Sehnen, ſchmerzhafte Grepitation berfelt. DXXVII. 329. Serum im peritonaeo, Faferftoff indemf, DXIV. 124. Sharpey’s Beobadhtungen über bie decidua, DXVII. ı. ea ie . Soden, 3. ©., über Benzoefäure bei Gtör rungen in den Darnwegen. DXVII. 169, Speiferöhrenverengerung, durch Gatheter und Gauterifation geheilt. DXXVI, 318. Epermatozoen, chemiſche Charactere derf. DVIL ı. Sphincter ani, Gontraction deſſ. DXIII. 110, Spinnen, über Entftehung einiger, DXVII. 161. DXVIII. 181. Stafford's Behandlung der Harnroͤhren— ſtrictur. DXIV. 119. Stanley, Ed., uͤber angeborene Geſchwulſt des Beckens. DXVI. 154. Stickſtoffhaltige organiſche neutrale. DXXII. 289. Stokes, über Cirrhoſe der Lunge. DVIII. 27. Strictur der Harnroͤhre, DXIV. 119. Strictura recti. DXVII. 175. Syphilis, Maafregeln gegen deren Ber: breitung. DXXII. 256. ©ubftanzen, T. Tardigraden u. Raͤderthiere, Wiederbele— bungsfähigkeit derf. DAXI. 232, Teſchemacher, über eine auf Manilla eins heimifche Ralflesia. DXI. 65. Zertor, E., über Wiedererjergung ber Ery— ftaulinje. DXXVL 313, Tertor, Caj., über die Miedererzeugung der Knodyen nach Refectionen bei'm Men: fhen. DXXVIII. 343. Zradeotomie. DXIII, 112. Zransfufion des Blutes einer Ziege in die Venen eines Menfchen. DXIX. 208. Trichocephalus affinis. DXXII, 256, Zufak = Gras auf den Falklandeinfeln, DVI. 24. Tympani chorda, DXXI. 230. B Valleix, über neuralgia occipito- cervi. calis, DXXI. 233. Vegetation nad) Waldbränden verändert, DXXVIII. 344. 357 Velpeau, über das Ale ober die fehmerz: hafte Erepitation dberf, DXXVII. 329. Belpeau, über Punction und Einfprigung von Sadwajferfuchten. DVIII. 32, Verbrennung bei Kindern. DXIX, 208. Verdauung DVII. ı7. Verrenkung, alte, des Oberarms. DXIIT, 110, Verpflanzung eines Schaafzahns in bie Kinnlade eines Kindes. DXX, 224. Virey's Widerlegung von Liebig's Theorie über den Zweck des Athmens und d, Nah: rung. DXX, 215. Volckmann u. Bidder, mikroſkopiſche Arbei— ten, durch welche der Zuſammenhang des ſympathiſchen Nerven mit dem Gehirn u. d. Rüttenmarfönerven erörtert u. die Selbſt⸗ ftändigfeit des erftern wahrſcheinlich ges macht wird, DXX, 209. Vorderftränge des Ruͤckenmarks, Function - berf. DXXVIII. 337. W. Waͤlder Newfoundland's. DXXVII. 330. Ward, uͤber das Gefuͤhl Aſphyktiſcher. DAVL 151. Waſſerbruch, Balg:. DXIX. 206. Waſſerſpinnen, Lebensweiſe derſ. DXXVII. 321. DXXVII. 341. Whitfield's Reifen DAT, 72. MWircderanheilung zweier vollftommen ges trennter Finger. DXIIl. ı12, MWiedererzeugung der Knochen nad) Reſe— tionen. DXXVIIL, 343. Wirbelfäule, Krebs derſ. DXV. 137. 3. Zahn eines Schaafs in den Kiefer eines Kindes eingefegt. DXX. 224. Zoologifhe Sammlung bes Gfen. Derby. DXVIII. 184, 358 Bi A. Agassiz. DXVII. 175. Allnatt. DXXVII. 336. Aucher-Eloy. DXXV. 303. B. Baumgärtner. DXVII. 175 Beauvoisin, DXII. 96. DXXII. 256, DXI. 96. DXVI. 159. DVIIL 16. C. Catlow, Agnes. DVIII. 3r. Castel. DXV. 144. Chauvin. DXIX. 207. DXXV. 304. Civiale, DXVI. 160. Cook, Fried. DXXIV. 288. DXXIV. 288. Cosson, E. DVIII, 32. Croft. DXIH. ıır. Cruveilhier, DXXII 255. Cunier, F. DIX. 48. Cuvier, Fred, DXVI, 159. D. DX. 63. Bernard. Binn, Biot. Bizet, A. Fr, Chervin, Cooper. Debout. E. Emangard. DXXVI. 320. FE. Ferguson. DVIII. 32. Flourens, DXXII. 255 DXIII. III. Francis, J. DIX. 47- Francis, C. W. DXXVII. 835. Francis. G. Gauthier. DXII, 96. Geoffroy de Saint-Hilaire, DXVI, 159. DXXIII. 271. Regie DR EN a Germain, E, DVIII. 32, Gobbi. DXV. 143. Gray, Maria, DVII. I5. DIX. 48. DXI. go. Guthrie, W. PVIII. 32. Gregory, G. Guepin. H. van Huevel. DXXIII. 272. DXIV. ı77. Hooker. DXXIV. 287. Hoskins, Elliot. DXXVIII. 352. Hull, R. DXIV, 128. Hamilton, J. Inde Beton. DXAII. 256. Ivanchich. DXIX. 208. K. Koelliker. Koninck, L. de. DXVII. 175. DIX. 47. L. Lallemand. DXVIII. 192. Lankester. DXXVI. 319. Lee, R. DXV. 144. Lesson. DXVIII, 191. Levignac, Conte de. DXVI, 160. DXXIIL. :71. DXXVII. 335. DXXV. 303. Longet. Lorenzen. Loudon. M. Mackness. DXIX. 208. Maillot. DXX. 224. Malgaigne. DXIII. 112. DXXV. 304, Matheron, P. DXXVIII. 351. M’Cormac, DXXVI. 320. N. Nougarede de Fayet, DXXVI, 319. Timm — — i e. P. Paget. DXX. 223. Parnell, DAT. 79. Pereira. DXIX. 207. Philip, DVII, 16. Poppe. DXVIII. 191. Puchelt, DXVII. 197. Puel. DXX. 224. R. Roger, P. DAX, 64. S. Scharling, J. A DXXVIII. 352. Schleiden. DXII. 05. Schlödte, J. C. DXXVIII. 351, Sedillot. DXV. 144. Selby. DXX. 223, DXVI. 176, Smart. DXXI. 24%. Smee. DXXI. 240. DXI. 79. Spooner. DXXI. 240. ©Steentrup. DXXVII. 335. Signoroni. Sparkes. T. Teilhard.. DXXIII. 272. Zertor, Cajetan. DXXVIII. 352. V. Vaillant. DVII. 15. W. Wagner, Rud. DXXI. 239. Wardlaw, R. DX. 64. Weddel, A. DVIII. 32. West. DXXIV. 287. DXIII. 112. DXIV. Winslow. Winslow, Erasmus, Winther. DXX. 224. Withers, W. DIX. 64. Wright. DXXVII. 336. 128. 2. Zornlin. DÄXIII, 111. Allgemeiner (iterarisch-artistischer Monatsbericht für Deutschland. Di: Ta PR Sanıtar 1842. Allen Bekanntmachungen von Bädern und Kunftfadhen ſteht dieſes Blatt offen, und fuͤr den Raum der enggedruckten Zeile einer Spalte wird 4! giSr. oder 7 Kr. berechnet. ? il Erschienene euigkeiten, “ deren eigener Werth zuerft einer Prüfung unterworfen wird — erkennen läßt, zu ergründen, Die Lehren des Ehriftenthums, Ein Handbuch zur Selbfterbauung und zum Gebrauche für Lehrer der evangelifch - proteftantifchen Kirche, infonderheit bei Erklärung des Bei ung ift im Herbft 1841 erfejlenen: 2 Schul: Band: Karte EU _ von Dentfchland, Preußen und ver Schweiz. In vier Blättern im größten Karten Formate, mit blaffer deutſcher Schrift. 1} Ihr. = 2 Fl. 15 Kr. Com. — 2 Zt. 33 Kr. Rp. _ _Diefe Karte, mird fidy für den Elementarunterricht denfelben Beifall erwerben, deffen fih ihr Vorgänger der „Sihulplaniglob der Erde in acht Blättern“, im größten Karten:Formate, 2 Ihr. —3 Fl. Conv —=3 5.30 fr. RB, zu erfreuen bat. Die blaffe Schrift dient hier, wie dort, Leh⸗ rern und Schülern zur Orientirung außer den Schulftunden, in denen der Schüler von feinem entfernten Plage aus nur das deutliche Bild des Landes und die Drtszeichen erkennen fann. \ Die Ausftattung in Eteindrud, Papier und Sllumination, ift wie bei dem Sculplaniglob. Das Gedgraphifhe Inſtitut zu Weimar, in den Großherzogthlimern Baden und ‚Heffen eingeführten Katehismus der chriftlichen Lehre und des Eleinen Kate: chismus D. Martin Luther's. Ton D. Auguft Ludwig Theodor Koch, orbentlihem öffentlidyen &ebrer an dem Großherznalichen Spmnafiurs und evangeliſchem Fteipredbiger zu Gieben. Erites Heft. gr. 8. Geheftet. FChlr. oder 36 Ar. gelifch = proteftantifchem Kirche ein Hülfsmittel bei der Vorbereitung auf. den von ihnen zu, ertheilenden Religionsunterrict abzugeben. Doch dürften auch fromme Eltern, welde ihren Lieben eine acht hriſtliche Erziehung zu geben befliffen find, ſich deffelben mit Nugen bedienen. Näheres über den Plan und die Ausführung des Werts wolle man aus dem in jeber Buchhandlung zu findinden erften Hefte, deren hoͤchſtens 6 zu gleihem Preife erſcheinen, exrfehen, II. Bei C. W. Leske in Darmftadt find erfhienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Das Zeitalter Hildebrand's * Die R „. (Gregor’s_VIL), Gleichniſſe und Bilder für und gegenihn der 7 Aus zeitgleichen Quellen von‘ Georg Eaffander, h 8. Geheftet. Preis 1 Thlr. oder 1 FI. 48 Kr, Von ben vielen Biographen bes welthiſtoriſch gewordenen Papftes Gregor VII. haben die wenigften aus ächten Quellen ges. ſchoͤpft und ſich die. Mühe gegeben, das Urteil des Zeitalters Gres gor's VII. Über denfelben zu erforſchen; daher bat der Hr. Verf der angezeigten Schrift, welche als Prolegomenon zu einer zu ers wagtenden Ge dichte Gregor's VIT. gelten mag, «8 fid zur Aufgabe k ellt, die Stimmung des Zeitalter für und wider denfelben, wi e fih aus einzelnen Schriften wirklicher Zeitgenoſſen — Heiligen Schrift in„Predigten zur Foͤrderung des Schriftverftändniffes, und der Erbauung behandelt von D. Karl Zimmermann. Zweiter Band. 8. Geheftet. Preis Z Ihe. oder 1 Fl. 80 Kr. Der erſte Theil iſt mit ſo ungetheiltem Beifalle von Theolo⸗ gen und Laien aufgenommen worden, daß der von bielen Seiten ungeduldig erwartete 2. Band Jedem willlommen feyn wird. —— Der Zweck dieſes Buches iſt, Geiſtlichen und Lehrern der evans N; 3 ; Erſchienene Geschichte der Ilchane, das ist ‚der Mongolen in Persien, ae Purgttall. % Mit neun Beilagen und neun Stammtafeln. Erster Band: Mit vier Beilagen. Royal-Octav. Preis 3 Thlr. oder 5 Fl. 24 Kr. Diefe Gefhichte der Mongolen in Perfien iſt das Seitenftüd zu der im vorigen Jahre erichienenen des mongolifhen Reis in Kiptſchack. Obgleich legtere dem Europäer zwar näher liegt wegen der verheerenden Raubzuge durch Polen und Ungarn, bis in’s Herz von Deutichland, und wegen der tatariſchen Herrſchaft in Rußland; fo bat doch die Gefhichte der Mongolen in Iran das größere In— tereife wichtiger aſiatiſcher Weltereigniffe, indem Perfien von der älteften Zeit an das Land geregelter Herrſchaft und Religion, der Eis von Wiffenfhaft und Küniten, der Schauplag großer Bauten und Gelehrten und ter Mittelpunct mittelaſiatiſcher Cultur war. Sammlung der vorzüglichften neueren Reiſebeſchreibungen, mit befonderer Beziehung auf ; Naturkunde, Aunft, Handel und Induftrie bearbeitet. Herausgegeben von D. Phil. Hedw, Kuülb, Stadtbibliothefar zu Mein Erſter Band, Gr. Duboid de Montpereur, Reiſe um den Gaucafus, zu den Tſcherkeſſen, Abchaſen u. f. w. 8. Geheftet. Mit 12 Lithographieen. 34 Thle. oder 5 Fl Mit dem eben erfchienenen 5. Hefte fchließt der erite Band diefes inter-ffinten Werkes, deifen hoͤchſt anziehende, lebensvolle Shilderung bereits von der Öffentliden Stimme der Kritik oner: Tannt ift. Mt dem 2. Bande, deſſen rafches Erſcheinen durch ge⸗ nügende Vorarbeiten geſichert iſt, ſchließt Montpereur, Reife um den Gaucafus ꝛc. 2, r Das Nedvricinalwelfen des Großherzogthums Heffen in feinen gejeglihen ——— dargeſtellt Ferd. Aug. Mar. Sr. v. Ritgen. Zweiter Band. gr. 8. 24 The oder 4 Sl. Wenn zunähft aud nur für das Großherzogthum Heffen von foeciellem Interefe, fo dürfte diefes Werk doch auch von auslän: Nenigkeiten — diſchen Medicinern, — und Adminiftratiobeamten Bauten. verdienen. hy I. | ER, Bei’m Geosiaphischen Institut i in Weimar sind eg > folgende Karten erschienen: 1, Das Königreich Würtemberg, das Grossherzegthum Baden und die Fürstenthümer Hohenzollern. 2. Das Königreich Ilyrien und das Herzogthum Steyer- . mark. 2 3. Das Königreich Frankreich, mit einem Beikärtchen der Umgezend von Päris und der neuen Fortificationen.. 4. Die Europäische Türkei und das Königreich Grie- chenland, mit drei Beikärtchen von den-Dardanellen und von Consteuliaanet Sämmtliche vier Blätter sind im grössten — Formate, von €. F. Wertanp neu gezeichnet, von den geschicktesten . Künstlern in Kupfer gestochen und gehören auch zu unserm grossen Handatlas in-70 Karten. Jedes Blatt kostet 8 gGr.— 10 Sgr. = 35 Kr. R ; ; IV Bei Voigt und Moder in Würzburg ift fo eben erſchie⸗ nen und in allen gutem Buchhandlungen zu haben: Catalogus Herbarii I. Theil, — en vollftändige Aufzählung. der phanerogam. und cryptogam. Gewächfe Deutſchland s. Nah Koch's Synopſis und Wallroth's Compendium fl. * germ. crypt. 2c. ꝛ⁊c. Von Ernſt Berger. u 12. Geheftet. 8 Bogen. Preis 54 Kr. oder 15 Sgr. As befte Empfehlung heben wir Folgendes aus der Vorrede des Hrn Landr. Römer (felbft tüchtigen Botanikers u. botaniſchen Schriftſtellers) aus: „Für die meiſten deutfchen Botaniker ift die= ſes Werkchen gewiß willlommen, für Pflanzenfammler unents behrlich. Da ſaͤmmtliche Pflanzenfpecien mit fortlaufenden Nums | mern verfeben find, fo gewährt daffelbe, wenn die bereits im Her⸗ barium befindlichen Pflanzen im Bude angemerkt ‘werden, fiets eine Elare Urberfiht des Reichthums der Sammlung und der Lüden, die noch auszufüllen find. Der Sammler wird daher in jedem Aus aenblicke fich überzeugen können, was er fhon befist und was ihm no& zu wünfdhen übrig bieibr. Mit Recht fann fomit das Bud) jedem empfohlen werden, der fih mit Pflanzenfunde abgiebt; na— mentlich follten Pbarmaceuten auf ihren botaniſchen SFREEORERG es nie zu Haufe faffen 20, Allgemeiner literarisch-artistischer 2 Monatsbericht für Deutschland. Februar 1842, Diefer Monatsberidht wird rg bei'm Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar erfcheinenden Zeitfhriften, Neue Notizen ausdem Gebiete der Natur- und Heilkunde und hirurgifhe Kupfertafeln, als Sntelligenz- beigegeben und auf Verlangen aud gratis ausgegeben. Blatt Allen »tfanntmadnrgeh von Buͤchern und Kunftfaden ſleht dieſes Blatt offen, und fuͤr den Raum der enggedruckten Zeile einer Spalte wird 1} gGr. oder 7 Kr. berechnet, Erschienene Neuigkeiten I. Bei'm Geographischen Institut in Weimar sind 1342 fo'gende, von C. F. Weiland neu gezeichnete und von geschickten Künstlern in Kupfer gestochene, Karten erschienen: 1) Das Chinesische Reich mit seinen Schutzstaaten (Hoch- Asien) und das Kaiserthum Japan. Ein Blatt im grössten Karten-Formate,. "4 Thlr, — 35 Kr. Rlı. = 50 Kr. Conv, 2 Oro -hydrographische Karte von Europa. % Thlr. = 1Y, Fl. Rh, — 1 Fl. Con. : 1. Bon dem bei uns „vollftändig erfhienenen”, ſich befonders durd) die Ableitung, Ausfpradye, KRunftwörter, gram: matikaliſche Tabellen u f. w. auszeichnenden und bei'm gründlichen Studium beider Spraden fowohl, als durch ſeine ungewoͤhn⸗ liche Reichhaltigkeit, welche durch einen, von vier Ueber⸗ ſetzern geſammelten, Nachtrag aus dem Gebiete der PARSTUNDE, der Schifffahrt und der ewerbe erhöht wurbe, und feines deutlichen Druckes wegen, allen-Ständen zu empfehlenden ha Deutfihen und Deutfch-Franzöfifchen Krterbud, von den DD. H. Leng un D.& B. Wolff, zwei Wände in 200 Bogen gr. ker. 8., gebeftet, 7 Ihle, = 12: $1., Rh. = 10} Fl. Gonv., find Exemplare durch alle Buch⸗ bandlungen zu erhalten. Der Profpect, mit vier Probefeiten, steht gratis zu Dienften. j Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar, I. , - Bei A. Förstner in Berlin ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen za haben: Über das Schielen und die-Operation desselben. Von J. F. Dieffenbach. Mit drei lithogr, Tafeln, gr. 8. Cartonnirt. 1 Thle. 21 Gr. IV. Bei dem Geographischen Institut zu Weimar ist erschienen und bei_den meisten Buch - und Kunstliandlungen vorräthig: Karten- Vademecum der Erde und des Himmels. . Von C. F. Weiland. 34 Blätter in gr. Queer 8. 1841. Elegant gebunden. Preis 1 Thir. oder 1 Fl. 45 Kr, Ein, im Verhältniss der Grösse und des Preises, reicher ausgestattetes Kartenwerkchen dürfte wohl schwerlich gefunden werden, und wir zweifeln nicht, dass es sich Herren und Da- men, zu Hause und auf Reisen, beliebt machen wird. V. Bei uns sind erschienen: emoranda der allgemeinen’Pathologie, 9 gGr. oder 40 Kr.; — der allgemeinen Anatomie, 8 gGr. od. 35 Kr.; — der speciellen Anatomie, 18 gGr. oder I Fl. 19 Kr.; — der Aetiologie, 12 gGr. od. 53 Kr.; — der Toxicologie, 12. gGr. oder 53 Kr.; — der Semiotik. 1 Thlr. 6gGr. oder 2 Fl. 12 Kr.; — der -Pharmacopöe, I Thlr. 6 $Gr. oder 2Fl. 12 Kr.; — der allgemeinen Therapie, 9 gGr. oder 40 Kr.; — der Augenheilkunde, 1 Thlr. 3 gGr. oder 2 Fl.; — der Ohrenheilkunde, 1 Thlr. 6 gGr. oder 2 Fl. 12 Kr.; — der Haut- krankheiten, 1 Thlr. 6 gGr. oder 2 Fl. 12 Kr. gr. 32. Gebunden. » Die Memoranda, welche sich in rascher Aufeinander- folge über sämmtliche Doctrinen,, zunächst der Mediein und Naturwissenschaft, verbreiten sollen, haben den Zweck, Dem- jenigen, der bereits mit dem Gegenstande bekannt ist, eine vollständige Repetition aller Einzelnheiten, mit geringem Zeitaufwande, möglich’zu machen, -Sie enthalten, entspre- chend dem nenesten Stande der Wissenschaft, die Resultate so zusammengestellt, dass sich das Ganze leicht und ange- nehm lesen lässt, wobei die Bearbeiter, wie wir glauben, die Aufgabe glücklich gelös’t haben, etwas zu liefern, was Demjenigen genügt, der das Bedürfniss fühlt, die Einzeln. ; 2 % | Erfhienene Neuigkeiten ; — 8 - heiten einer Doctrin in seinem Gedächtnisse wieder aufzu- frischen, dazu aber weder Zeit noch vielleicht selbst Geduld hat. ausführliche Handbücher, die vielesihm Bekannte, oder doch, b-i Erinnerung. an d.e Resultäte, von selbst wieder ‚„Hervortretende, enthalten, durchzulesen. — Format und Ausstattung sind bequem und gefällig. s Landes - Industrie - Comptoir zu Weimar. VI. Im Verlage des Landes-Induſtrie-Comptoirs zu Wei: mar iſt erſchienen: — Pharmacopoea universalis, oder überfihtlihe Zufammenftellung der Pharmacopden.von Amfterdam, Antwerpen, Dublin, Ebin: burgh, Serrara, Genf, Hamburg, London, Didenburg, Turin, Würz: burg; deren America's, Dänemark’s, Finnland's, Frankreich's, Hannover’s, Heſſen's, Holland's, der Niederlande, Defterreich’s, Parma’s, Polen’s, Portugal’s, Preußen’s, Rußland’s, Sarhfen’s, Sardinien’s, Schweden’, Spanien’s, Würtemberg’s; der Dispen— fatorien, von Braunſchweig, Fulda, Heſſen, Lippe und der Pfalz; der Militärpharmacopden Dänemarks, Frankreich’s, Portugal’s, Preußen’s, Rußland's und von Würzburg; der Armenpharmaco— pöen von Hamburg und London; der Formularien und Pharma— copden Auguftin’s, Bories’s, Brera’s, Bruanatelli’s, Cadet de Gafiicourt’s, Coxe's, Del-Bue's, Ellis’s, Ferrarini’s, Gray's, Gregory’s, Hufeland's, Magendie's, Phillipe’s, Piderit’s, Pier: quin’s, Ratier’s, Rennie's, Saunder’s, Saint Marie’s, Sembeni: ni’s, Spielmann’s, Swediaur’s, Taddei’s, van Mons’s und Wood’s, einer Pharmiacopde der homöopathiſchen Lehre, “einem Tateinifch = deutfch = englifch = franzöfifchen Negifter, und 30 Reductionstabellen der Europäifchen Medicinalgewichte.. Dritte neu bearbeitete und vermehrte Auflage. 119% Bogen im größten Dcfav: Formate, 1841. 10 Zhle. oder 18 Fl. Hieraus befonders: 30 Reductionstabellen der Europäifhen Medicinal- gewichte. Geheftet. 15 gGr. = 19 Sgr. = 1 Fl. 6 Ar. Vo. Bei C. W. Feste in Darmftadt find erfhienen und durd) alle Buchhandlungen zu beziehen: | Die Gewerbausftellung in Brüffel im Jahr 1841. Nebft einer kurzen Ueberficht über die Induſtrie in Belgien. . Bon — H. Roͤßler, Secretaͤr bed Großherzoglich Heſſiſchen Gewerkvereind, gr. 8, Geheftet. 3 The oder 54 fr. — Wenn Snöduftrieausftelungen überhaupt geeignet find, die Auf- merkſamkeit der Regierungen fowohl, wie aller Derjenigen zu er: regen, welche mit ein gem Sutereffe die Entwicdelung der Gewerbe: thätigfeit, jener großen Quelle des Nationalwohlftandes, verfolgen, fo verdient die in Rede ftehende Ausftellung gewiß eine qınz befon= dere Beachtung, Herr Nößler, ber im Auftrage der Gr. Heſſ Negierung jene Ausſtellung befuhte, hat in vorliegender Schrift nicht nur einen intereffanten Bericht über die vorzuͤglichſten Gegen— fände derfelben, fondern auch fehr beachtenswerthe Notizen über — a ER * * die Induſtrie in Belgien überhaupt niedergelegt, welche allen Kauf⸗ leuten, Fabrikanten und namentlich den Herren Reifenden von großem Werthe find. N A. L. Grimm, late 2. die. ——— malerifchen und romantifchen Stellen des.) ; ; NECKARTHALES, inihrer ' £\ VORZEIT und GEGENWART ; geschildert. — Mit 15 Stahlstichen.- Royal 8. Elegant cartonnirt 2 Thlr. od. 3 FL. 36 Kr. Desselben Weikes Abtheilung: ' Bergstrasse 2 Mit 13 Stahlstichen. ; — - Preis 2 Thlr. oder 3 Fl. 36 Kr: — Bei der ſehr ſchoͤnen und gediegenen Ausſtattung eignen ſich beide Werke vorzuͤglich zu Feſtgeſchenken. PYTHEAS aus MASSILLIA. Hiftorifch - kritifche Abhandlung von- a Maximilian Fuhr. e 4. Geheftet. 3 The. oder 1 31. 30 Kr. Der Berfaffer, der bereits in einer im’ Zahre 1835 erfchiene- nen Differtation fi über den berühmteften Reifenden des Alter— tbums verbreitet hat, fah fih durd mehrere Umftände, namentlich) durch die inzwifchen in Deutfchland bekannt gewordene Abhandlung Lelewel's, veranlaßt, den ganzen Gegenftand einer nochmaligen Prüfung zu unterwerfen. Sft er nun wohl im Ganzen zu denfels 1 ‚ben Refultaten, wie früher, gefommen, fo hat doch diefe neue Ar⸗ù beit von vorn herein einen allfeitigen Etandpunct, eine „größere Ueberfichtlichfeit und Lichtvollere Anordnung, und gewiß vor vielen ähnlichen Arbeiten den Vorzug befonnener Gombination und aͤcht wiffenfchaftliber Methode. Da der Verfaffer durd gründliche, na— mentlic) ‚im Strabon geübte, Texteskritik und durch Jorgfältige Eregefe zuerft der ganzen Unterfuhung über Pytheas eine ſichere Grundlage gegeben und Alles, was einer richtigen Combination möglich iſt geleiftet bat, fo darf man endlich den ganzen Gegen: ftand als abgeſchloſſen betrachten. AN je , VIII. Im Verlage von G. P. Aderholz in Breslau ist, so eben erschienen: i Pappenheim, Dr. S., die specielle Gewebelehre des Auges, mit Rücksicht auf Entwiekelungsge- schichte und Augenpraxis. Mit 4 Steindruck- tafeln. gr. 8. Geheftet. 1 Thir. 20 Sgr. Im vorigen Jahre erschien von demselben Verfasser: _ Die specielle Gewebelehre des Gehörorgans'nach Structur, Entwickelung und Krankheit. gr. 8. Geheftet. 273 Sgc. N IH. - Allgemeiner literarisch-artistischer Alonatsbericht für Deutschland. . März 1842. Diefer Monatsberiht wirb den bei'm Landes » Snduftrie: Gompitoir zu Weimar erfcheinenden Zeitfhriften, Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde und chirurgiſche Kupfertafeln, als TEILE LIIPER SE: = 8 KO "beigegeben und auf Verlangen auch gratis ausgegeben, Allen Belanntmadiungen von Büchern und Kunftfahen fteht biefes Blatt offen, und für ben Raum ber enggebrudten Zeile einer -Spalte wird 14 gGr. oder 7 Kr. berechnet, Ueberfegungs=- Anzeige: Von Schange, sur le redressement des dents, e liefern wir in Kurzem eine Bearbeitung, welche ſich zunaͤchſt Maury's Handbuch der Zahnarzneikunde anſchließen wird, Weimar, den 18. Maͤrz 1842. Erscie x Finde Folgende neu gezeichnete und schön in Kupfer gestochene Karten, im grössten Imperial-Formate, sind durch alle Buch- und Kunsthandlungen zu erhalten: : 1 Das Chinesische Reich mit seinen Schutzstaaten ., und dem Kaisertiume Japan. (Mit hinzugefügter Be- zeichnung der jetzt von den Engländern besetzten Küsten- puncte.) : Von C. F. Weınann. A Thlr, = 35 Kr. Rh. — 3/, Fl. Conv. 2. Oro-hydrographische Karte von E uropa. 2/, Thlr. = 1”% Fl, Rh. = 1 Fl. Conr. l 2 Weimar, im März 1842. Das Geographische Institut. » I. Bei C. W. Leske in Darmftadt ift erfchienen und in. allen Buchhandlungen zu haben: h Safeln ‚® ö r Vergleichung und Reduction i der Längenmanße, $ e wieaud ; der Gewichte in 19 verfchiedenen europäifchen Staaten. In graphifcher Manier entworfen von H. Roͤßler. Zwei Blatt. Landkartenformat. Mit einer Erlaͤuterung in Quart: Preis beider Biätter 20 Sgr. oder 1Fl. 12 Kr,; einzeln jebes Blatt ohne die Erliuterung 10 Sgr. od. 36 Kr, -, , Die Tafel zur Reduction der Längenmaafe enthält die wirk: lien Maape der verſchiedenen Staaten und foll nit nur dazu Landes-Induſtrie-Comptoir. nene Neuigkeiten. dienen, die Maaße der einzehnen Staaten zu geben, ſondern auch dieſelbe in uͤberſichtlicher Vergleichung mit denen aller an— dern zu bringen. Man findet auf dieſer Tabelle, außer dem natuͤr— lichen Maaßſtabe bis zu 1 Fuß, auch ohne Berechnung und Zeite vertuft das Verhältnip von 100 Fuß eines Staates zu 100 Fuß aller andern. z Vermittelft der Tafel zur Reduction der Gewichte, deren allgemeine Einridytung mit derjenigen für die Längenmaafe übers einftimmt, ift man im Stande, eine gewiffe Anzahl von Pfunden oder Lothen 2c., ausgedruͤckt in dem Gewichtsſyſtem irgend eines Staates, fowohl in franz. Gramme, ald in das Gewichtsſyſtem ir— gend eines andern Staates, und zwar bis zu 1 Gentner zu reduciren. . Die Genauigkeit, welde vermitteift diefer Tafeln erzielt wers den kann, genügt für alle gewoͤhnlich vorfommiende Fälle; für an« dere Fälle hingegen, wo die größte Genauigkeit bei Reductionen verlangt wird, müffen diefelben durch Rechnungen vollzogen werden, und hierzu dienen die genauen Zahlenverhältniffe, welche ſich zu beiden Seiten ber Tafeln mit einer genügenden Anzahl von Deci- malftellen befinden. II. Im Verlage bes Landes-Induſtrie-Comptoirs zu Weimar ift erſchienen: } Die Trüffel, deren Naturgefchichte, Fortpflanzung und Zucht: nach den Negeln der Gattenkunft und in Beziehung auf Benugung für die Zwecke der feinern Kochkunft. Eine Gabe für Gaftronomen und Feinfhmeder, gr. 12 mo. 1833. Mit zwei illum. Kupfertafeln in gr. 4to. 17/, Thlr. = 2 Fl. 12 Kr, Rh. = 1 Fl. 52 Kr, Con. 8 Di 11 h # Erfhienene Neuigkeiten. ER 2 ‚12 Synoptischer Atlas der Zoolosie, yuop | za sie wovon einzelne Blätter durch alle Buch- und Kunsthandlungen zur Ansicht zu erhalten sind. Die Zoologischen Kart en, oder synoptische Darstellungen des 'Thierreichs — den Clas- sen der Cuvier’schen Anordnung, welche seit einigen Jahren in unserm Verlage herauskamen, sind nun sämmtlich erschienen, und zwar: ’ & Karte No- 1. Synoptische General-Uebersicht des 'Thierreichs, nach Cuvier's Classification. = N 2. Synoptische Uebersicht der Säugethiere (Mammalia). — ⸗ der Vögel (Aves). =/ N ‘4. = = der Reptilien (Reptilia). E = Ne 5 = - . der Fische (Pisces). ’ =. N» 6. - = der Mollusken -(Mollusca). rege he = = der Ringelwürmer oder Anneliden (Annulata). e.%..N% 8. = = der Crusten- oder Krebsthiere (Crustacea). =..N% 9, —— ⸗ der Spinnen (Araneacea). =... N“ 10. = = der Insecten (Insecta). > ⸗Mo11. = = der Stachelhäuter (Echinodermata). 15.08: 12. — = der Eingeweidewürmer (Entozoa). . A HA Re I = der Acalephen oder Meernesseln (Acalephae). . = „Ne 414° 0: = der Zoophyten oder Polypen (Zoophyta s. Polypi). 2,008 19. ge ⸗ der Infusorien (Infusoria), nach Ehrenberg Preis des ganzen Atlas: 10 Thlr. = 17 Fl. 30 Kr. Rh. — 15 Fl. Conv. Preis der einzelnen Karten, im grössten Imperial-Format: No. 1. $ Thlr. = 53 Kr. Rh. — 45 Kr. Conv., No. 2. bis 15. jede 3 Thlr. = 1 Fl. 19 Kr. Rh. = 1, Fl. Conv. Der auf diese Weise vollständige synoptische Zoologische Atlas unterscheidet sich von’ allen anderen Hülfsmitteln zum Unterricht in der Naturgeschichte wesentlich, indem er nicht:allein ‘eine, das ganze Thierreich vollständig repräsentirende, Reihe von Darstellungen liefert, sondern den Be- schauer stets an die, durch Organisations-Uebergänge bedingte, Verwandtschaften der verschiedenen Familien erinnert und so nicht bloss das Auge und das Gedächtniss, sondern die Einbildungskraft und den Verstand in Anspruch nimmt. : Die Karten selbst sind, dem Zwecke entsprechend, gut aus- geführt und bei ihrer beträchtlichen Grösse ist es, unter sorgfältiger Auswahl, möglich gewesen, in lichtvoller Anordnung eine sehr grosse Anzahl von Abbildungen ‚aufzunehmen, wo auch die’ Ent- deckungen der neuesten Zeit berücksichtigt sind und werden. RER Auch hat sich in den Anstalten, wo die bisher erschienenen einzelnen Karten eingeführt wurden, deren Gebrauch als nützlich für den Unterricht in der Naturgeschichte bereits bewährt, so "dass. dieser Eruonügche Atlas der Zoologie nun allgemeiner, namentlich öffentlichen Gymnasien und Real- schulen, so wie zum Privat-Unterricht, empfohlen werden darf. ; Indem wir bei dieser Anzeige an die ebenfalls bei uns erschienenen fünf Geologischen Kar- ten (3: Thlr. =6 Fl. 8 Kr. Rh. = 5: Fl. Conv.) erinnern, bemerken wir noch, dass von den sich an- schliessenden Botanischen Karten bisjetzt nur zwei (Das Pflanzenreich, nach Jussieu, + Fhlr.; und dasselbe nach Linne, 3 Thlr.) herausgekommen, die übrigen aber in der Arbeit sind, so dass auch sie demnächst erscheinen werden. i Weimar, im März 1842. #3 Landes-Industrie- Comptoir. Allgemeiner literarisch-artistischer SMonatsbericht für Deutschland. N IV. _ Diefer Monatöberiht wirb ben bei'm Landes » Snduftties Gomptoir April 1842. zu Weimar — Zeitſchriften, Neue s Notizen ausbem Gebiete ber Naturs und Heilkunde und hirurgifhe Kupfertafeln, a Sntelligenz - Blatt beigegeben und auf Verlangen aud; gratis ausgegeben, Allen Befanntmadyungen von Büdern und Kunſtſachen ſteht dieſes Blatt offen, und für den Raum der ‚enggebrudten Zeile einer Spalte wird 1} gGr. oder 7 Kr. berechnet. Erschienene Neuigkeiten I. Uruigkeiten Br . de6 E Landes - Snduftrie: &omptoirs zu Weimar. Subilate: Meffe 1842. Froriep, Dr. L. F., und Dr. Rob, Froriep, Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, XX. und XXI, Band. Nr. 419 bis 46%. Mit Abbildungen und Megifter. gr. 4. Jeder Band 2 Thlr. = 3, Fl. Rh. = 3 Fl. Con . Ehirurgiſche Kupfertafeln. Eine auserleſene Sammlung ber noͤthigſten Abbildungen von Außer: lich fihtbaren Krankpeitsformen, anatomifcyen Präparaten, chirur⸗ gifhen Inftrumenten und Bandagen, Zum Gebraud für practifche Chirurgen. Herausgegeben von Dr. Robert Froriep. Ahtund: acht zigſter Heft. Jeder Heft, mit 5 Tafeln Abbildungen und airca 2 Bogen Text in gr. 4, Y, Thlr. —658 Kr. Rd, —45 Kr, Conb. Elementar-Unterricht in der - . . Geo raphie Nach dem in der Realschule zu Weimar befolgten Plane von dem Vorsteher derselben, Adolph Lorey. Mit beigefügten erläu- ‚ternden Kärtchen von C. F. Weiland. Zugleich als Vorschrif- ten Deutscher und Lateinischer Currentschrift, Erste Abtheilung, 16 Blätter in Sächsischem Ductus, Zweite Abtheilung, 14 Blätter Lateinische Schrift, Beide Abtheilungen, gr. 4., 2 Thlr. = 8'/, Fl, Rh. = 8 Fl, Conr, 1. Neuigkeiten . r des Geographischen Imstitut zu Weimar. Jubilate-Messe 1842. Weiland » €. F., das Chinesische Reich mit seinen Schutzstaaten (Hoch- Asien) und das Kaiserthum Japan. Ein Blatt im grössten ‘ Karten-Formate. Thlr. = 35 Kr. Rh, = 30 Kr. Conv. Weiland, €. F., oro-hydrographische Karte von Europa. Ein Blatt im grössten Karten- Formate. 2/, Thlr. = 1, Fl. Rh, = 1 Fl. Conv. Compendiöser allgemeiner Atlas derganzen Erde. Bestehend aus 82 Karten.- Zum geographischen Unterrichte bei allen Lehrbüchern brauchbar eingerichtet. Von C. F. Wesızann. Siebente Auflage. Royal4. Geheftet. 2 Thlr.=3"% Fl. Rh, = 3 Fl. Cony. — Jedes einzelne Blatt 2\Ngr. = 7 Kr, Rh. = 6 Kr. Cony. ERD-GLOB US, acht Zoll im Durchmesser, entwor- fen von D. F. Sorzmann, .nach den neuesten Quellen durch- aus umgearbeitet von C. F. WLan; mit messingenem Me- ridian und Boussole, auf elegantem Gestelle. 12 Thlr. = 21 Fl. Rh. = 18 Fl. Conv. neito baar. — Emballage für 1 Exemplar Thlr. = 1 Fl. 28 Kr, Rh. = 1'/, FI. Conr. Deutschland, topographisch-militairische Karte, in 220 Blättern. Berichtigte Ausgabe der Sectionen 59, 68, 69, 70, 79, 80, 81, 82, 83, 92, 98, 94, 95, enthaltend die Hauptstädte Dessau, Göttingen, Eisleben, Leipzig, Mar- burg, Hersfeld, Gotha, Erfurt, Altenburg, Wetzlar, Fulda, Meiningen, Rudolstadt. Roy.-Format. Jede Section '/; Thlr. = 35 Kr. Rt. = 80 Kr, Cony. 4 — > BET Erfhienene Neuigkeiten . 15 — IH. # Bei A. Förstner in Berlin erschien so eben und ist in. allen Buchhandlungen. zu haben: Chemische Untersuchungen verschiedener Eiterarten und einiger’ anderer. krankhafter Substanzen. — Ein Beitrag zur pathologischen Ch emie ß von Ernst Freiherr von Bibra. gr. 8. Brochirt. 244 8. 4 Thlr, IV. Bei'm Landes + Indufkrie = Comptoir zu Weimar ift er fdjienen und fann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: e [3 ® Das Thüringer Waldgebirge, nach feinen phyfiihen, geographifhen, ftatiftifhen und topogra⸗ i g phiſchen Verhältniffen geſchildert. Ein Wegweiſer für Reiſende zu den Merkwuͤrdigkeiten des Thuͤringer Waldes und ſeiner naͤch⸗ ſten Umgebung. Bon Profeſſor -Dr. H. &. W. Voͤlker zu Erfurt. 690 Seiten gr. 12mo. 1886. Cartonnirt. 2 Thlr. = 8 Sl. Rh. = 3 FI. Conv. — Mit einer großen Karte vom Thuͤringer Waldgebirge: 3 Thlr. = 5 Fl. 15 Kr. Rh. = 4*1 Sl. Com. Das Werk zerfällt in zwei Theile, Der evfte Theil Liefert eine allgemeine phyſiſche, geographiſche und ſtatiſtiſche Schilderung des eigentlichen Thüringer Waldgebirges; ber zweite — tepogra: Hhifhe — Theil hat zugleich die Beftimmung, gebildeten Reifenden jeber Claffe, fie mögen zur Belehrung, zum Vergnügen oder in Geſchaͤften reifen, al& Wegweiſer zu dienen zit ben Merk : und Sehenswärdigkeiten, die der Thüringer Wald und feine nähere Umgebung in fo reichem Maße darbieten. — ‚Das ganze Merk ift aus vieljährigen Vereifungen und. eigenen Unterfuchungen des Ver⸗ faffers hervorgegangen, und find darin viele und intereffante bemer⸗ kenswerthe Gegenftände aufgeführt, welche in dem bisherigen Be: fchreibungen des Thüringer Waldes keine Erwähnung fanden, Eben 50 ift aud) die beigegedene Karte — ein Blatt im größten Karten: ‚format, — welde den Thüringer Wald mit feiner nähern Umge— dung darftellt, reichhaltig mit Andeutungen ausgeftattet, welche für Reiſende intereſſant und nuͤtzlich feyn koͤnnen. V. Bei C. W. Leske in Darmſtadt ift ſoeben erſchienen: Gedraͤngte ueberſicht d Revolutionen der Erdkruſte bis zur 4 moſaiſchen Pflanzenfchöpfung und der in den Schichten der Erde begraben liegenden Thier = Pflanzenfhöpfungen der präadamitifhen Vorwelt, i Ne nebft einer Einleitung zum richtigen Verſtändniß der Geogonie der Geneſis. Von F. £. Rhode. J I “ = 2 { 13. 16 J Durch alle Buchhandlungen ist folgendes neu in meinem Verlage erschienene Werk. zu beziehen: i ——— Die Lehre von der Ansteckung, mit besonderer Beziehung _ 5 } „auf die * sanitätspoliceiliche Seite derselben, von Dr. E: 4.. E. Hübener. Gr. 8. 3 Thlr. Leipzig, im April 1542. ü F. A. Brockhaus, —— Bei'm Landes = InduftrieComptoir zu Weimar ift er- Schienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Amussat, G. Z., die Harnconeretionen bei’m Menschen, nach ihrer Grösse und Form geordnet,. um die verschiedenen Schwierigkeiten bemerkbar zu machen, auf: welche man: bei der Lithotripsie und bei’m Steinschnitte stos- sen kann. Eia Bogen im grössten Imperial - Format, mit 78 colorirten Figuren, nebst Erläuterung. Aus dem- a 7/; Thlr.= 1 Fl. 32 Kr. Rh = 1 Fl. 19Kr, onv. Averil, E., Eurze Abhandlung der Dperafiv- Chi- rurgie, worin die Hauptoperationen, wie fie von ben bi rühmteften Chirurgen in England und Frankreich gemacht wor⸗ den, fo wie auch die von Lisfsanc im Paris vorgeichlagenen neuen DOperationsmethoden befhrieben find, Aus dem Enge lifhen, mit manden Zufäsen aus den neuern Englifchen und Sranzöfifchen Schriften. Zweite, gänzlich umgearbeitete, mi! einer allgemeinen Dperationslehre, eimer großen Zahl ganzer Operationen, wie einzelner DOperstionsmethoden, vorzüglidy Deutfcher. Chirurgen, vermehrte Ausgabe. Mit einer Kuz pfertafel. gr. 12, 1829. In Umfchlag geheftet. 27, Thlr. = 35.57 Kr. Rh. = 53 Fl. 23 Kr. Cond. x Bed, Th R., Elemente der gerichtlichen Medicin, Nach der zweiten, von W. Dunlop mit Noten und Zufägen- verfehenen Ausgabe. Aus dem Englifhen. Zwei Theile, gr. 8. 1827. 4, Zhler = 8 Fl. 19 Kr. Rh. — 7%, Fi. Com. | Boivin, Mad. , neue Nahforfchungen über die Ent-' ftehung, das Wefen und die Behandlung der Blaſen⸗ mola, oder Hndatidenfchwanaerfchaft. Aus dem Kram zoͤſiſchen. Mebft einer Tafel Abbildung. gr, & Y, Thle. — 53: 80. deh. — 45 Se. om 0.000 Bozzini, Ch., der Lichtleiter, oder Beschreibung einer einfachen Vorrichtung und ihrer Anwendung zur Er- leuchtung innerer Höhlen und Zwischenräume des, lebenden animalischen Körpers. ° gr. Fol _ Mit ’Kupfern. 1807. 1a Thlr. = 2 Fl. 12 Kr. Rh. = 1 Fl. 52 Kr. Conv. Ehriftifon, Robert, M D., Abhandlung über die Gifte, in: Bezug: auf gerichtliche Arzneikunde, Phyſiologie und practifdye Medien. Aus dem Engt. 97.8. Mit einer, Tafel Abbildung. 1831. 4 Thlr. — 7 8. 53 Kr. Rh. 6 Fl. 45 Ste. Conb. & Mit einer Abbildung des riefigen Gerippes eines: vorwelttichen | _ Deffelben, Nachtrag Dazu, enthaltend bie Zufäße } Elenthiers im Mufeum zu Dublin. Elegant geheftet, Preis 10 Sur. oder 86 Kr. dev zweiten Auflage. des Englifhen: Originals, gr. 8. 1888 1 Ihe. — 1 81.45 86 RI. — 1% Sl. Comm. i * — te Ev —ñ — 1828. > - Allgemeiner literarisch-artistischer Monatsbericht "für Deutschland. N°- V, R ; a A r ———— Diefer Monatsbericht wird den bei'm Landes » Snduftrie Comptoir zu Weimar erſfcheinenden Zeitſchriften, Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur⸗und Heilkunde und chirurgiſche Kupfertafeln, als Sntelligenz: Blatt i beigegeben und auf Verlangen auch gratis auögegeben, „ — gr, 1 i en Bekanntmachungen von Büdern und Kunftfachen ſteht diefes Blatt offen, und für den Raum der enggebrudten Zeile einer Spalte wird: 13 gr. oder 7 Kr. berechnet. i er ü - r 22.0 Mai 1842. ” 4 Erschienene Ueuigkeiten. I. Clogquet, H., Döpbrefiologie, oder Lehre von den Ge: Soeben ist erschienen: f rüchen, von dem ereruhtinne w A—— und von deren Krankheiten. us dem Franzoͤſiſchen. gr. 8. — Zeitschrift 2/, Ihle. — 4 Fl. 3 Ar. Rh. — 3 Fl. 45 Kr Con. für - Cooper, Aftley, die Bildung und Krankheiten des Hodend. Mit 24 ausgemalten Kupfertafeln gr. Ro9. 411832. 10 Thle. — 17%, F.RH = 15 Fl. Conv. — Deffen Vorleſungen über die Grundfäße und Aus: "bung der Chirurgie. Mit Bemerkungen und Krankheitsfällen begleitet von Fr. Tyrrel, A. d. Engl I. bis III. Band. ar.8. 1825 — 1828. 51, Ihlr. = 9 Fl. 38 Ar. Rh. = 8”, Fl. Conv, Eunningham, ſynoptiſche Neberficht der verfchie- denen, am menſchlichen Körper vorkommenden Luxationen, nebft deren diagnoftifhen” Zeichen und Einrich— tungsart. Aus dem Englifchen übertragen. Ein Blatt in Roy. Fol. 1830, %/, Ihr. = 7 Ar . Froriep, L. Fr. v., über veraltete Luxationen, vom Standpunete der Chirurgie und Medicinalpolizei betrach- tet. Nebst einem Anhang mit einer Kupfertafel, gr. 4 1334, Geheftet. ”/, Thir. = 53 Kr. Rh. = 45 Kr. Conv. Froriep, Dr. Rob., dirurgifche Anatomie der Liz gaturftellen am menfchlichen Körper. Mit 18 Tafeln Abbildungen. gr. Folio, 1830. 8 Thlr. = 5 Fl. 15 Kr. Rh. = 4, Fl. Eonv. : gesammte Heilkunde und die Medicinal-' Angelegenheiten Kurhessens. x Vereinsblatt kurhessischer Aerzte und Wundärzte, Herausgegeben von Er T: a - Dr. Rothamel, Dr. Schönemann, Dr.Schreiber. ir Band, 1s Heft, gr.8. Geh. (14.Bogen.) 225 Sgr. “ Jährlich erscheint ein Band. von 2 Heften. "Cassel, Mai 1842. - ! aA —— Theodor Fischer. Pr u Er * Verlage der unterzeichneten iſt erſchienen und durch alle ne zu beziehen: - „Ar Becquerel: Der Urin im gefunden und krankhaften Zuſtande. Nebſt einer Abhandlung uͤber die Brightſche Krankheit. Deutſch ‚bearbeitet von Dr. E. Neubert. - In.gr. 8. Broſchirt. Preis 1%; Thir. » Leipzig, im Mai 1842. - te Breitkopf u. Härtel. IH. 7 IV , In allen Buchhandlungen ist * haben: Handbuch der Hauptanzeigen für die richtige Wahl der 7 Homöopathischen Heilmittel, Beim Landes» Induftrie-Comptoir zu Weimar ift er — ſchienen und durch ale Buchhandlungen zu beziehen: sämmtliche zur Zeit geprüfte homödpathisehe Arz- Clark, 3., der Einfluß des Clima's auf die Wer: | neien in ihren Haupt- und Einwirkungen nach den - binderung und Heilung chronifcher Krankheiten, | bisherigen Erfahrungen am Krankenbette, bearbei- in’&befondere der Bruft= und Verdauungsorgane, enthaltend | tet und mit einem systematisch - alphabetischen eine Schilderung derjenigen Orte in England "und Südeuropa, Repertorium des Inhalts versehen welhe von Patienten vorzuͤglich befucht. werden; eine Vergleis Er chung derſelben in Anſehung ihres heilſamen Einfluſſes bei beſon— bern Krankheiten, und allgemeine Verhaltungsregein für Patien G. H. G. Jahr. i ten, welde außer Land reifen und wohnen, Aus dem Englifhen, | Zweite um earbeitete, verbesserte und ansehnlich vermehrte 97. 8.. 1830. . 1% Thlr. = 2 Fl. 38 Kr. NH. = 2%), Fl. Conv. Auflage. 727 Seiten in gross 8. Preis 4 Thlr. — Deſſelben Nachtrag dazu, nach der zweiten Ausgabe Düsseldorf, bei-J. E. Schaub, - des Engliſchen Originals bearbeitet. gr. 8. Mit einer Tabelle . Der Werth vorstehenden Werkes ist längst anerkaunt, da- ind. .% Thlr. = 1 5. 6 Kr, Rh, = 56 Ar, Conv, her es überflüssig ist, darüber viel zu sagen. 5 . Handatlas der * | Geographischen- thalterisarfödennte Beniagluony ızı ir Dh wlla 98 W ir 7 —— 9 Ri 22523 IM Bl des A ga Sn el llgemeinher x nn r) — or. Er “er F nzen Erde und Vo u Weimar — — — * aes Himmels. #7 Bestehend aus. 70..Karten im-gewöhnlichen. .grossen_Landkarten - Format oder Iniperial - Folio, Entworfen und gezeichnet von Preis, ungebunden, 23 Thir. = 40%, Fi, Rh. — Preis einer einzelnen Karte, = 371, Fl. Conv. Planiglob der Erde, östl. w. westl. Planiglob der Erde, nördl. u. südl. Die Erde, in Merkator’s Projection, Y, Thlr. —— EUROPA. DEUTSCHLAND, Oesterreich. Kaiserstaat. Erzherzogthum Oesterreich, mit Plan von Wien und Umgegend. ä Böhmen, mit Plänen von Prag, Töplitz und Carlsbad. ”/, Thir. Mähren und Oesterr, Schlesien. Ilyrien und Steyermark, Tyrol, mit Plan von Innsbruck. ”/s Thlr. Galizien, h Ungarische Länder, mit Plan von Ofen und Pesth. Ya Thlr. Preussischer Staat. Provinz Brandenburg, mit Plänen von Ber- lin und Potsdam. Y, Thlr. Pommern, mit Umgegend von Stet- tin und Plan von Swinemünde. pt — Schlesien, mit Umgebung von Breslau. , — Sachsen und Anhalt, mit Plan von Magdeburg. Westphalen u. Rheinprovinz, nebst Hessen, Nassau, Waldeck und Frankfurt. Preussen und Posen, nebst dem Königreich Polen, mit Umgegend von Königsberg und Danzig. Bayern, mit Plan von München und Um- gegend. Yr Thlr, Würtemberg und Baden. Königreich Sachsen, mit den Plänen der Sächsischen Schweiz und von Dresden, Y, Thlr. Diesem, bezüglich der’Grösse, des Maasstabes und des billigen Pre in neuester Zeit Italien. “u . c. F. W == 34, Fl. Cönv. In sehön mit Ausnahme einzel Sara Hannover, ‘Oldenburg, Braun- schweig, Lippe, Bremen, Hamburg, Lübeck, mit dem Grundrisse von Hanno- ver und den Fürstenthümern Birkenfeld und Lübeck. ) Mecklenburg und Holstein ıu | .% (J’Meeklenburg,'mit Grüändriss von Schwerin, — 5. — 4 Sachseinz:Grössherzogthum, Herzogtliät mer;. Fürstenthüner Schwarzburg m dauer — J - Turan. f Kor — NHinter -⸗Indien nebst Inseln vr Re a ER ‚haften Einbande 25Ehlr. — 43%/, Fl. Rh. er,“ Thlr. ='35 Kr. Rh. = 30 Kr. Cony. ASIEN. : Asiatische Türkei. 2 EB Arabien, mit Beik. vom Peträisehen Arabien. Iran, Afghanistan und Beludschistan. i ge % 9724 1 Indien olunmeat 7 & China und/Japan. 1. nllanisıy 7 AFRICA.- EIER und Reuss, mit Grundriss von Weömar.\| Nordöstliches Africa, mit Plan von Alexan- - EV A IE rot | Schweiz.rs1' \ Nördliches Italien, mit Grundrissen won Kom’ und Venedig. . ERS Südliches Italien, mit Grundriss v. Neapel. Frankreich, ‚mit Plan von Paris und neuer Befestigung. —— Spr nien und Portugal, mit Plänen von adrid, Lissabon , Cadiz und Gibraltar. Grossbritannien und Ireland, England, Scotland, Ireland. Niederlande und Belgien, mit Um- gegend von Amsterdam. Dänemark, nebst Island, Far-Öer-Inseln _ und Plan von Gopenhagen. Schweden und Norwegen, mit Um- gegend von Stockholm. Russisches Reich. Europäisches Russland, mit Umgegend von St. Petersburg. Osmanisches Reich, Besitzungen des Pascha’s von Aegypten, Griechenland, ‚Iran, Afghanistan ‚ Beludschistan, Tu- ran, Arabien, Y, Thlr, Europäische Türkei und Griechenland, mit Plänen von Constantinopel, von den Dar- danellen und Corfu. { dria. 1.23 x I RER ; 'Nordwestliches Africa, mit Beikärtchen des "Territoriums von Algier > Westlich Mittel- Africa, mit Beikärtchen h gap pende Wallo und der Colonie Li» erıa ⸗ Westlich Hoch-Arica Oestlich Hoch-Africa. 0. ‘'Südspitze von Africa, mit Beikärtchen ‚der, Halbinsel am Vorgebirge der guten Hoff- nung. 2 AMERICA. Nordamerica, — Vereinigte Staaten, mit Plan von Washing- ton und Georgetown. — Östlicher Theil der Verein. Staaten, mit Plänen von Boston, Neuyork, Philadel- phia und Washington. 3 Westindien. € Südamerica. AUSTRALIEN, mit Beik. von Neu-Süd-Wales, Van Diemensinsel und Colonie am Schwanenflusse. Austral- Continent oder Neu - Holland, mit Beik. der Colonie Neu -Süd- Wales, des Plans von Port-Jackson und Sydney, und der Insel Melville. i * DER GESTIRNTE HIMMEL: Nördliche Halbkugel. h . FR a Planetensystem der Sonne. einzigen Atlasse, wurden die neuesten — —— und besten Originalkarten zu Grunde gelegt, mit möglichster Genauigkeit den vorhandenen zuverlässigsten Ortsbestimmungen ange* passt und nach den für den Maasstab und die Bestimmung der einzelnen Karten am zweckmässigsten erachtet ‚me Ganze immer dem neuesten Stande der stellung bearbeitet, und fortwährend wird jedes gute Material benutzt, um das Wissenschaft gemäss zu erhalten. Die äussere Ausstattung, h der Illumination, wird alle billigen Erwartungen befriedigen und, zeitgemässen Fortschreitens geben, insichtlich des Stichs (in Kupfer), des Papiers, 2 bei einer Vergleichung mit früheren Ausgaben, den Beweis des en Normen der Dar- des Drucks und ' Allgemeiner literarisch- artistischer Menatobericht für Deutschland. re >% "4:9 % Suniv1842, VI. J a. Diefer Monatsberiar wird den bei'm Landes» Snduftrie- Gomptoir zu Weimar erſcheinenden — Neue BIER, ausdem Gebiete der Natur» und Heilkunde und hirurgifhe Kupfertafeln, ale, | . Sntelligenz=- Blatt beigegeben und auf Verlangen aud gratis ausgegeben, . Allen Befanntmacungen von Büdern und Kunftfadhen allg Blatt offen, und für den Raum ber enggebrucften Zeile Spalte wird 13 96r. oder 7 Ar. berechnet. —— Item. 'Erschienene Heuigke Koch, Dr. X. 2. Th., Die Pehren des Ghriftentbums. Ein Handbud zur Selbfterbauung und zum Gebraudye für Leh⸗ rer der evangeliſch-proteſtantiſchen Kirche, infonderheit bei Er— Elärung des in den Greßherzogthuͤmern Baden und Heſſen eins geführten Katechismus der chriſtlichen Lehre und des Fleinen Kar tehismus D Martin Lurber's. 2. Heft à10 Sgr. od. 36 Kr. Das Ganze wird aus 6 Heften beftchen: Külb, Dr. Ph. Hedwig, Sammlung der neueften Keifebefihreibuugen, mit beſonderer Beziehung auf Nature kunde, Runft, Handel und Snöuftrie. Duboie de Montpes reur, Reife um den Gaucafus rc, 2. Bd. 2. Heft. 20 Sgr. ober 1.51. j Die malerischen und romantischen Stellen des Oden- w adens in ihrer, Vorzeit und Gegenwart; geschildert von A L. Grimm... Mit 11. Stah'stichen und 1 Karze. : Elegant cartonnirt. 2 Thir. oder 3 Fl. 36 Kr. = Specialkarte des Odenwaldes, der Bergstrasse und der Neckar- Gegenden , nebst ‚den 'angränzenden Läu- dertheilen. Nach den neuesten und besten Quellen in Stein gravirt von Gustav Frommann. Gross Royal - Format, In Etui, Preis 20 Sgr. oder 1 Fl; 12 Kr. Panorama der Bergstrasse, gezeichnet und gestochen von George Cooke - Lambert. Beschrieben von A. L. Grimm, 7'/. Fuss lang. Elegant cartonnirt, Preis 1 Thlr. ‚10 Sgr. oder 2 Fl. 24 Kr. — Bon dem bei uns „voltſtändig erſchienenen“, ſich beſonders durch die Ableitung, Ausſprache, Kunſtwoͤrter, gram⸗ matikaliſche Tabellen u. f. w> aus zeichnenden und bei'm gruͤndlichen Studium beider Sprachen fowohl, als durch feine ungewoͤhnliche Reichhaltigkeit, welche durch einen, von vier uͤeberſetzern ge⸗ fammelten, Nachtrag aus dem Gebiete der Naturkunde, der ‚Schifffahrt und ber Grwerbe erhöht wurde, und feines deutlichen Druckes wegen, allen Ständen zu empfehlenden e ‚Sranzöfifch-Deutfchen und Deutfh:Sranzöfiihen Böorterbuc, von den DD. 9. Leng ud O. L. B. Wolff, zwei Bänte in 200 Bogen gr. Fer. 3., geheftet, 7 Thlr. =1231. 51. - Rh. = 10} Fl. Eonv;, find Etemplare durch alle Buchhandlungen zu erhalten. Der Profpect, mit ar Probefeiten, fteht gratis „zu Dienften. : Landes: Sndufrie- DE in Beimar. 1. Bi C. W. Leske in — erſchien ſoeben: Neuer Sophronizon oder Reflexionen und Miscellen über wissenschaftliche, kirchliche und allgemeinere Zeiter- scheinungen und Denkaufgaben. - Von Dr. H. E. G. Paulus. Ill. Bd. 1. Heft, Preis eines Bandes von drei Heften 2 Thir. "15 Sgr. oder 4 Fl. 30 Kr. Inhalt des ersten Heftes: Einleitung. — I. Hat das Episcopat der Anglicanischen Staatskirche in den ersten Anord- ‚nungen über das Evangelische Bistum zu Jerusalem ev angelisch gehandelt? — II. Entstehung ursprünglicher und fortdauernder Eigenheiten der Anglicanischen Bischöfflichkeit. — III. Was lernen wir aus dem schon 1707 — 14 gemachten Versuch zu einer ‘Union mit der Bischöfflichen Hochkirche: in England? — IV. Neueste Folgen aus der Glaubensmeinnng von mysteriöser Conse- ‚cration der Änglicanischen Bischöfflichkeit. — V Der Puseyis- "mus, ader soll die Englisch- huchkirchliche B’schöfflichkeit jn die ‚Römisch-päpstliche, als ihren Ursprung, zurückfallen ?°— VI. Mis- eellen. 1. Ein- Vorschlag für Recht- Schreibung. 2. Der teut- ' ‚schen Armuth Denkmal-Sucht. 3. Die Times vom 20. Mai 1842. | Hieraus besonders abgedruckt: - Die Anglicanische Bischöfflichkeit geschichtlich und. "nach ee neuesten Anspruch, die teutsch- protestantische Evängelische Kirche zu vervollkommnen;' beleuchtet von Dr. ' H. E. G. Paulus. Preis 25 Sgr. oder_| Fl. 30 Kr. II. Sin unferem Verlag iſt erfchienen: Practiſche Darfteitung Hautfranfbeiten, nach den geachtetften Schriftftellern ; vorzüglich aber nach ton, in der KliniE des Herrn Dr. Bietet gefammelten Brobachtungen und Erfahrungen. Von den D.D. A. Cazenave und 9. E. Schedel. Zweite; nach der dritten Ausgabe des Originals beträchtlich dermehrte, und ouf_ die Abbildungen in dem Atlas der Haute Eranfbeiten binweifende, Ausgabe. 39°/, Bogen gr. 8. 1889, 2)/, Thlr. = 4 Fl. 38 Ar. Rh. = 18 Sl. 45 Kr. Conv, Das Landes» Induftrie= Somptoir zu Weimar. " i 6 23 HABEN, - entworken und gezeichnet von C. F.Weilhland, im Verlage des Geographischen Instituts zu Weimar: Post- und Reisekarte von Deutschland und den benachbarten Ländern. Mit Angabe der Schnell- und Wasserposten, der Eisenbah- nen, Notizen über die regelmässigen See- und Fluss-Dampf- schifffahrten und Bezeichnung des Preussischen Zollver- bandes. Ein Blatt im grössten Karten-Formate. 1841. 1 Thlr. = 1 Fl 45 Kr. Rh. = * El. Conv. — In Etui 1, Thlr. =2 Fl. Rı.—=1 Fl. 42 Kr. Cont. — Auf Leinwand 1%, Thlr. = 3 Fl. Rh. = 2'/, Pl. Cony. » Post - und Reisekarte von Deutschland etc. Gleichen Inhalts wie die. obige. Kleinere Ausgabe. Im gewöhnlichen grossen Karten-For- mate. 1841. % Thlr. = 1'/o Fl. Rh. = 56 Kr. Conv. — In Etui %, Thlc. = 1 Fl. 19 Kr. Rh, = 1 Fl. 7 Kr. Conv, — Auf Leinwand 1% Thle. = 2, Fl. Rh. = 2 Fl. Cony. Harz- Gebirge und die umliegenden Gegenden. "Mit Höhenprofil. Ein Blatt in Imperial-Fulio. 1833. "/% Thlr. —=53 Kr. 6 Kr. Rh. = 56 Kr. Conv. Thüringer- Wald-Gebirge und die umliegenden Gegenden. Nebst einem Beikärtchen vom nordwestlichen Theile des Thürin- ger Waldes in grösserem Maasstabe, Höhenprofilen und Höhen- tabellen. Ein Bogen im grössten Imperial - Format. 1841. 1 Thlr. = 1 Fl. 45 Kr. Rh. = 1), Fl. Conv. — 1% Thir. = 2 Fl. Rh. = 1 Fl. 42 Kr. ‘Conv. Lausitzer Gebirge und die umliegenden Gegenden. : Vorzüglich für Reisende in die Sächsische Schweiz. Ein Blatt im gewöhnlichen grossen Karten- Formate. 1837. 7%, Thlr. = 1 Fl. 10 Kr. Rh. = 1 Fl. Cony. — In ‚Etui, 19 gGr. = 12, Fl. Rb-—=1 El. 11 Kr. Conv. Der Rhein, von seinem Ursprunge bis zu seiner Mündung, mit den angtänzenden Landestheilen und genauer Bezeichnung der Kunststrassen. In zwei aneinander passenden Blättern im ‚grössten Karten-F'ormate, 1841. I Thir. = 1°, Fl. Rh. = 1Y/a Fl. Conv. — Auf fest geleimtem Papiere, in Etui, 1Y, Thlr. i = 2 Fl. 12 Kr. Rh. = 1 Fl. 52 Kr. Conv. Karten - Vademecum der Erde und des Himmels. 34 Blätter'inge. Queer 3vo. 1841. Schön gebunden. 41 Thlr. = 1 Pl. 45 ‚Kr. Rh. = 1’) Fl. Conv. — Ein Blatt 1 Sgr., f = 3), Kr. \ Ein Karten- Atlas wie dieser, elegant, bequem und doch reich, wird sich sowohl bei Herren und Damen, zu Hause, auf Reisen und-bei'm Unterrichte, beliebt machen. I Brfhlenene NReubgfkiten „3... Air ee h. — 45 Kr. Cony. — In Etui, % Thl.—=1 Fl Rh. = 4% Fl. Conv. In Etui, V. 3%; z Beitm Landes = Induftrie-Comptoir zu We imar Üt er- fhienen und durch ale Buchhandlungen zu beziehen: Froriep, Dr. Rob., de Lingua anatomica quae- dam et semiotica. Dissertatio inauguralis etc. Roy. 4. Mit acht ausgemalten und schwarzen Kupferta- —— 1828. 2'/, Thlr.—= 4 FL 23 Kr. Rı.=3 Fl, 45 Kr. nv. ; Gerdy, P. N., chirurgiſche Verbandlehre, ober Abs handlung von den Verbänden und Verbandmaſchinen, und beren Gebrauch in der Chirurgie. , Aus dem Kranzöfifhen. gr. 8. Mit zwanzig Tafeln Abbildungen. 1838. 3 Zr. = 5 5.15 Kr. Rh. = 4%, Fl. Com. - ; Hibberts, E,, Andeutungen zur Philofophie der Geiftererfcheinungen, ober Verfuh, die hierbei ftatthabene den Täufhungen auf ihre natürlihen Urſachen zurüdzuführen. Aus dem Englifhen.- gr. 8. 18235. 2%, She, = 8 Fl. 57 Ir, Rh. —= 8 Fl. 233 Kr. Conv. , { Hufeland, Dr. Fr., über Sympathie. Zweite Auflage. gr. 12, 1822. Y, Ihle.—1 FL 19 Kr. RH.=1 Fl. 7 Kr. Conv _ Koeder, Leonh., Grundfäße der Zahndirurgie, eine neue Behandlungsmethode der Krankheiten der Zähne und des Bahnfleifhyes enthaltend. Aus d. Englifhen. gr. 8. 17/, Shle. = 3 F.-4 Kr. Rh. — 2 Fi. 37 Kr. Conv. Laennec, RT. H., die mittelbare Auscultation (das Hören mittelft.des Stethoſcops), ober Abhandlung über die Diagnoftik der Krankheiten der Lunge und des Herzens, auf das neue Erforfchungsmittel gegründet, Rach dem Franzöfiichen im Uuszuge bearbeitet. Zwei Abteilungen. gr. 8. Mit vier Tafeln Abbildungen. 1822, 3 Thlr. =5 Fl. 15 fr !ejumeau de Kergeradec, 3. U, Auscultation (das Hören) in Beziehung auf die Schwangerſchaft, oder Unterfuhung über zwei neue Zei⸗ 1828, - über die den, mittelft deren man Mehrere Umftände des Schwangerfchaftee zuftandes erfennen Fann, Aus dem Krangöfifchemüberfegt. gr. 8. 1822. Y, Ihle. = 27 Kr. ' | Lisfranc, 3., über die neue Anwendung des Ste: thoſcops, in Beziehung auf die Chirurgie. Aus dem Frans zoͤſiſchen. Mit Abbildung des Stethoſcops. 1824. Y, Ihle, = 297 Rt. seh Lizar's, %., Beobachtungen über die Erftirpation franfhafter Dvarien. Royal: Folio. Mit fünf, nad der Natur colorirten, Kupfertafeln. 18%, 1%, hr — 3 5. 4 Kr. Rh. — 2 Sl. 37 Kr. Conv. 12 Macenzie, ®., vollftändige practifhe Abhandlung über die Krankheiten des Auges. Aus dem Englifchen, gr.8. 1832, Thlr. = 7 Fl. 53 Kr. Rh. = 5 8,45 Kr. Conv. Orfila, M. Dr., Vorleſungen über gerichtliche Arzneikunde. Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſezt von Dr. Bres⸗ lau. gr. 8. 1822. 1%, Ihre. = 3 Fl. 4 Kr. Rh. = 28. 37 Kr. Eonv. gr. & Panizza, Bart, über den Markihwamm des Auges. Aus dem Stalienifhen.- gr. 4: Mit einer Kus pfertafel. 1828. -% Shi, = 53 Kr. Rh, — 45 Kr, Son, — — r — — — — * Aus dem Franzöfifden. Allgemeiner literarisch- artistischer N° Vo. Diefer Monatsberidht wird den bei'm Landes» Inbduftrie- Monatsbericht für Deutschland. Juli 1842. Comptoir zu Weimar — Zeitſchriften, Neue RR aus dem Gebiete der Natur» und Heilkunde und hirurgifde — Sntelfigenz- — und auf Verlangen auch gratis ausgegeben. Blatt Allen Bekanntmachungen von Buͤchern und Kunſtſachen ſteht dieſes Blatt offen, und für den Raum der enggedruckten Zeile einer Spalte wird 14 g&r. oder 7 Kr. berechnet. Erschienene Neuigkeiten I. J Beim Fandes = Snduftrie = Comptoir zu Weimar if im Zuli 1842 erfdienen: Anleitung zur Geradeftellung der Zähne, oder Darlegung der rationellen Mittel, durch welche den fehlerhaften Stellungen der Zähne vorgebeugt und ab: geholfen werden kann; nebft Betrachtungen über die Gaumen = DObturatoren, Don J. M. U Schange, Zahnarzt ıc. Mit aht Tafeln Abbildungen, gr. 8. 15 gGr. = 19 Sgr. — 1Yıo Tl. NH. Die Gerabeftellung der Zähne ift ein Theil der Zahn: Heilkunde, weldyer bisher wenig ftudirt und wenig geübt worden, bier aber, auf den Grund vielfacher Erfahrung in einer ausgebreiteten Praxis, gründlic, behandelt ift, Die fehr deutlich abgefaßte Eleine Schrift wird daher, in der. That, eine Lücde ausfüllen und darf einem Seden, der fich für den Gegenftand intereffirt, empfohlen werben. Auch die angehängten Betrahtungen über Gaumen : Obturatoren werden Bielen willkommen feyn. IE In der Balz'ſchen Buchhandlung zu Stuttgart ift fo eben erſchienen und Eann durch alle Buchhandlungen bezogen werben; Die Heil - na und Baͤder aicti en Ein TEN für aa Von - Dr. Fr. A. Balling, Brunnenarzt, ⸗ Zweite verbeſſerte und vermehrte Ausgabe. Mit einer Karte von Kiſſingen und der Umgebung. Kl. 8. 24 Bogen. Velinp. Preis 1Thlr. 8 Gr, od. 2 51. II. Bei'm Landes = Znduftrie = Somptoir in Weimar ift fols gende Fortfegung erſchienen: Chirurgiſche Kupfertafeln. Eine auserlefene Sammlung der nöthigften Abbildungen von Außerlich fihtbaren Kranfheitsformen, anatomifchen Präparaten, fo wie von Snftrumenten und Bandagen, welche auf die Chirurgie Bezug haben; zum Gebraud) für practifche Chirurgen. Herausgegeben von Dr. Ro— bert Sroriep. Siebenundadtzigfter Heft. 5 Ta: fein Abbildungen und 2 Bogen Text in gr. 4., 3 Thlr. — 54 fr. Ah. = 45 fir. Conv. Snhalt: Verſchiedene Arten und Entwidelung der Knochenhy⸗ datiden. — Berfhiedene Arten der theilweifen und totalen Abtragung der Zunge. — Nabdicaloperation beweglicher Leis ftenbrüdhe. IV. Bei'm Landes -Industrie- Comptoir in Weimar ist 1342 erschienen: Elementar- Unterricht in der Geogra h:1.%. Nach dem in der Realschule zu Weimar befolgten Plane . von dem Vorsteher derselben, Adolph Lorey. Mit beigefügten erläuternden Kärtchen von €. F. Weiland. Zugleich als Vorschriften Deutscher und Lateinischer Currentschrift. Erste Abtheilung, 16 Blätter in Deutscher Schrift mit Sächsischem Ductus. Zweite Abtheilung, 14 Blätter in Lateinischer Schrift, Beide Abtheilungen, gr. 4., 2 Thir, = 3'/, Fl. Rh, = 8 Fl. Conv. Der hier dem Publicum dargebotene Elementar - Unter- richt in der Geographie, nach einem, in der Realschule zu Weimar, durch den Erfolg als zweckmässig bewährten Plane, unterscheidetsich, der äusseren Form nach, dadurch, 7 FE 27 TR Erfhienene Neuigkeiten. dass er in Schulen und im Privatunterricht als Vorschrift Deutscher und Lateinischer Currentschrift benutzt und in deutlicher Handschrift abgeschrieben und aufbewahrt wer- den kann. Dass der Schüler so den Inhalt sich dauernd einprägt, ist einleuchtend, wie auch, dass auf diese Art ein Exemplar für Viele hinreicht, wesshalb sich auch gerade diese Form vorzüglich für Schulen emipfehlen möchte, V. Im Verlage der Stahel’schen Buchhandlung'in Würzburg ist erschienen: Taschen - Encyclopädie : der practischen Chirurgie, Geburtshülfe, Augen- : und Ohren-Heilkunde; € für Aerzte, Wundärzte und Studirende j) von Dr. MARTELL FRANK, pract. Arzte in Würzburg. 75 Bogen in Taschen-Format. Preis: engl. cart. 5 Fl. 24 Kr. — 3 Thlr. 5 Sgr. Der Verfasser suchte Practikern im Felde der Chirurgie und Geburtshülfe, Augen- und Ohren - Heilkunde durch vorstehendes Werk eine schnelle und concise Uebersicht zu verschaffen. Was das Practische anbelangt, wurden aus den Erfahrungen der Vor- fahren und Zeitgenossen wohl die meisten wichtigen, Lehrsätze entnommen und die Resultate nach dem neuesten Standpuncte der Wissenschaft mitgetheilt. Obgleich der practischen Tendenz wegen;. die mehr das Leben im Auge hatte, wurden dennoch die Anforderungen der Schule nicht übergangen. Durch Vermei- dung unnützer Wiederholungen“war es möglich, in einen Band so viel zu concentriren, dass kaum ein chirurgischer oder ge- burtshülflicher Fall unberücksichtigt geblieben wäre, obgleich der Verfasser nicht strebte, dieses durch nur oberflächliches Be- rühren der einzelnen Gegenstände zu erreichen. - Es wurden na- mentlich einzelne Capitel, deren nähere Erkenntniss erst das Resultat neuerer Erfahrungen geworden, mit aufgenommen, da diese Sachen in den gewöhnlichen Handbüchern noch nicht auf- geführt sind, z. B. die subeutanen Durchschneidungen der Sehnen bei’m Klumpfusse,, schiefen Halse, bei Rückgrats-Verkrümmun- gen, Ankylosen, die Operationen des Stotterns, Schielauges, die Inoculation bei Syphilis etc., wo der Verfasser absichtlich die lehrreichen und frappanten Aufschlüsse der neuern Zeit mit auf- geführt hat, um denen, welchen die Bekanntschaft der Entdek- kungsgeschichten eines Stromeyer’s, Dieffenbach’s, Ri- cord’s u. A. selbst entganyen ist, hierüber Mittheilungen zu machen. Die Reichhaltigkeit des Werkes wird wohl einleuchten, wenn man bemerkt.) dass über 460 Artikel abgehandelt wurden, die. ausserdem .durch noch etwa 250 Citate vermehrt sind. Die äussere Ausstattung ist sehr elegant. VI. Bei dem Landes = Suduftrie- Comptoir zu Weimar ift er» ſchienen und kann durch alle Buchhandtungen bezogen werben: Der Beruf des Weibes; Nad) der zweiten Auflage des Englifchen Originals uͤberſetzt. gr. 12. 1840. Geheftet. Thlr. = 1 Fl. 6 Kr, Rh = 56 Kr. Conv. Nach der Anerkennung, welche dieß Büchlein in England in ‚ben gebildeten Kreifen gefunden hat und nad) dem hoͤchſt günftigen VII. R % * Bei'm Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar iſt er— ſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Prout, Will.unterſuchungen über das Weſen und die Behandlung des Harngriefes, Harniteins und anderer Krankheiten, die mit einer geftörten Thaͤtigkeit der Harnwerkzeuge zufanmenhängen. Aus dem, Englifhen, gr. 8. Mit einer anbot agekbe 1823. 1Y, Thlr. = 2 Fr 12 Kr. Rh = 1 5.52 Kr. Eonv. > Scarpa, Ant, Abhandlung über die Erpanfio der Knochen und über den Gallus nad) Fracturen 2c, Aus dem Lateinifcyen, “gr. 4 ? 1823, 1% Ihle, = 2 F1. 25 Kr. Rh. — 2 Fl. 4 Kr. Con, Tuson, E, W., die Muskeln der untern Extremi- täten in ihrer Lage über und neben einander; zum Auseinanderlegen dargestellt. mus erste Lieferung, Tafel 1. und 2. enthaltend. Nebst Erläuterungen. Nach dem Englischen. Auf Leinwand ge- zogen, colorirt und in Pappe gebunden, Imperial- Folio. 1826.. 5 Thlr. = 8 Fl. 45 Kr. Rh. = 7%, Fl. Tony. 7, — Desselben, die Muskeln der obern Extremitäten, in ihrer-Lage über und neben einander; zum Aus- einanderlegen dargestellt. Des Myopolypläsiasmus zweite Lieferung, Tafel 3, und 4. enthaltend. Nebst Erläuterungen Nach dem Englischen. Auf Leinwand gezogen, colorirt u in Pappe gebunden. Imperial- Folio. 1827. 4 Thlr.—=7 El. Rh. = 6 Fl. Cony. , — Desselben, die Muskeln ‘des Unterleibes und Rückens, in ihrer Lage über und neben einander; zum Auseinanderlegen dargestellt., Des Myopolyplasias-. mus dritte Lieferung, Tafel 5. und 6. enthaltend. Nebst Erläuterungen. Nach dem Englischen. Auf Leinwand gezo- gen, colorirt und in Pappe gebunden. Imperial-Folio. 1828. 4 Thlr. = 7 Fl. Rh. = 6 Fl. Conv. iz 3 — Desselben, die Muskeln des Köpfes, des Hal- ses, des Auges, der Zunge etc., in ihrer Lage über und neben einander; zum Auseinanderlegen dar- gestellt. Des Myopolyplsiasmus vierte Lieferung, Tafel 7. und 8. enthaltend. Nebst Erläuterungen, Naclı dem Eng- lischen. ‘Auf Leinwand gezogen, colorirt und in Pappe geb. Imperial-Folio. 1828. 4 Thle. = 7 Fl. Rh. = 6.Fl. Conv, — Desselben, Enkymoplasma. Der schwan- gere Uterus und der Blutumlauf im Foetus; 'dar- . gestellt auf einer zum Auseinanderlegen eingerichteten Klap- pentafel. Mit Erklärung. Nach dem Englischen. Imperial- Folio. Cartonnirk 1830. 2 Thle. = 3 Fl. 30 Kr. Rh, — 3 Fl. Conv. j — Velpeau, Alf. A. L. M., Abhandlung der chirur— gifhen Anatomie oder Anatomie der Gegenden des menfchlichen Körpers, in Bezug auf die Chirurgie betrach⸗ tet. Zwei Bände. gr. 8. Mit 14 Tafeln Abbildungen. 6% Thir. = 11 Fl. 33 Kr. Rh. — 9 Sl. 45 Kr. Conv. — Deitte Abtheilung, die Nachfrage zur erfien Auflage und die Zuſaͤtze über Anatomie der Brüche und des Peri= näums, nah Thomſon, enthaltend. Aus dem Franzöftichen, gr. 3 1837. 2%, She, =4& Fl 3 Kr. Rh, = 3 51,45 Kr. ond. i 5 ——— — — — — x 28 ‚Urtheile, welches in Deutfchland die erften Lefer des Originals und der Uebertragung darüber gefällt haben, glauben wir, daffelbe mit Recht empfehlen zu koͤnnen. ee Mit drei Kupfertafelm Des Myopolyplasias- ° at 5 nn 27 Allgemeiner literarisch-artistischer | Monatsbericht kür Deutschland. N°- VIII. Auguſt 1842. Dieſer Monatsbericht wird den bei'm Landes» Inbduftrie: Comptoir zu Weimar erſcheinenden Zeitſchriften, Neue Notizen aus bem Gebiete ber Natur- und Heilfunderund chirurgiſche KRupfertafeln, ale SewreLlIuipcen:+.8LaTt n ‚beigegeben und auf Verlangen aud gratis ausgegeben; J Allen Bekanntmachungen von Buͤchern und Kunſtſachen ſteht diefes Blatt offen, und für den Raum der enggedruckten Zeile einer Spalte wird 14 gr. oder 7.Kr. berechnet. Erschienene 5 1. Neueste Karten . des Geographischen Instituts zu Weimar. ‚Nach den neuesten Mäterialien von C, F, W eiland neu ge- zeichnet und von geschickten Künstlern in Kupfer gestochen, 1842. Der Staat Algier, mit fünf Beikärtchen, enthaltend Um- , gegend von Algier, Bona, Constantine, Oran und das Terri- torium von Algier. Neue Ausgabe. Ein Blatt Imperial- Format. 10 Sgr. = 35 Kr. Rh. — "/% Fl. Cony. Das Chinesische Reich mit seinen Schutzstaaten (Hoch - Asien) und dem Kaiserthume Japan. (Mit hinzugefügter "Bezeichnung der jetzt von den Engländern besetzten Küsten- puncte.) /, Thlr. = 35 Kr. Rh. = %, Fl. Conv. Oro-hydrographische Karte von Europa. % Thlr. = 1% Fl, Rh, = 1 Fl. Conv. ! u Bei C. W. Leöfe in Darmftabt iſt erfchienen und in allen Buhhandlungen zu hüben: Cartons | eines i Deutſchen Publiciften. —* Herausgegeben a ; Dr. G. Bacherer. - Kl. 8. Geheftet. 12 Thlr. oder 2 Fl. 15 Kr. Inhalt: Badifche Zuftände in ihrer neueften Entwidelung. .— Manufcript aus Defterreich. — Aus den Auseichnun. gen eines Dunfelmanns. — Papft Hildebrand’s Anfang. — Preußen und die Hegemonie in Deutfchland. Bei det eingreifenden Wichtigkeit dev Fragen,“ welche dieſe Schrift behandelt, und bei der befannten Gefinnung des Verfaſſers, ſcheint es überflüfftg, ein Wort zur Empfehlung deffelben beizu: fegen; bloß die fihere Ueberzeugung möge hier aus— geſprochen feyn, daß diefe Schrift gewiß in Kurzem u Neuigkeiten. in ben Händen jebes wahren $reunded des deutfchen Baterlandbesfeyn werde, IH. Bei dem Fandes- SnduftriesComptoir zu Weimar ift er= ſchienen und Tann durch ale Buchhandlungen bezogen werden: Ueber den nachtheiligen Einfluß i der x kuͤnſtlichen Beleuchtung auf das Auge, fo wie einige Mittel, durch welche fih die Nachtheile der Lampen vermeiden. oder vermindern laffen, Son Sames Hunter, M.D. Aus Froriep’s Neuen Notizen ꝛc. befonders abgebrudt. ‚3 Bogen gt. 12. 184. Mil neun eingedrudten Holzes fnitten. Y, Ihe. = 97 Kr. Rh. = 3 Eonv, & 2 IV. Bei C. W. Lesfe in Darmftadt ift erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben: &:r ſ fing’ Dramen und dramatifche Fragmente, um Erfienmate vollftändig erläutert von Auguſt Nodnagel. Supplementband zu fämmtlichen Ausgaben von Leffing’s Werfen. Taſchenformat. 23 Bogen, Geh., Preis 20 Sr. od, 1 F1. 12. Kr. Wie body die deutfche Nation noch immer ihren Leffing vers ehrt, dafür zeugt — mehr als ein Denfmal, worauf freilich feine und Goethe's Manen noch warten! — bie ſehr günftige Aufnahme der beiden legten Ausgaben feiner Werke, fowoh! der von K. Lachs mann in Berlin, als der in Göfchen’& Verlag. Seine Dra- men erregen ‚zumal die lebhaftefte Theilnabme: daher erfchienen Nathan, Emilia. Galotti und Minna von Barnhelm auch in beſon— derer Ausgabe, gingen in die Meyer'fche Familienbibliothek über,” - ‚ 2 8 Br}! die oͤberaus verbreitet it, und wurden einzeln, 3. B. Nathan in dem Handbuche der poet. Nationalliteratur von H. Kurz, abge- drudt. Trotz dieſer allgemeinen. Verbreitung fehlte es bisher. nody ar einer Erläuterung, um dem großen Publicum, dem Leffing’s Zeit und Wirkfamkeit nicht genug befamnt ift, diefe Dramen nad ihrer Tendenz und Characteriftif, ſtyliſtiſchen Vollendung und dauernden Geltung im Tempel .deutfiyer Nationalliteratur, fowie nach ihrem Verhältniffe zu anderen Meiſterwerken dramatiſcher Gat- tung, mäher aufzuſchließen. Vieles ift im. Einzelnen geſchehen; ſaͤmmtliche Dramen find in dieſer Weiſe noch nicht behandelt: Ge— genwaͤrtiges Buch, das ſich auch uͤber die Fragmente erſtreckt, wird manchem Freunde Leſſing's willkommen ſeyn. Jene drei bedeuten« deren Stuͤcke werden haufig in höheren Lehranſtalten geleſen, und daher find bei ihnen wichtige Stellen auch hiſtoriſch, ſprachlich oder fonftwie befproden worden, Die in den Parallelen verſuchten Anz beutungen halten den Faden feft, wodurch diefe Dramen mit der neueren Literatur zufammenhängen, _ Ns Bei'm Landes = Induftrie = Comptoir in Weimar ift er⸗ ſchienen und durch alle Buchhandlungen zu erhalten: Ueberfichtliche Darftellung der Pferderacen Sn 95 Abbildungen (in Kupferflih), mit characte= rifivendem Texte. in Blatt im größten Karten Formate. 1838. 1 Thle.—1 Fl. 45. Kr. Rh.=1 1.30 Kr. Eonv. Dur Zufammenftellung der beſten ‚vorhandenen Abbildungen von Pferden der characteriftifc) verschiedenen Racen und Zudten, ift eine Meberjicht gewonn’n worden, weldye mehr Belehrung geben dürfte, als felbft durch Benugung der einzelnen, ſchwer zugaͤng⸗ lihen Prachtwerfe zu erlangen it; überdieß bietet die Tafel, duch Beruͤckſichtigung der Reſultate der neueften Beftrebungen für Beredlung der Pferdezudt in Deutichland, ‚dem Pfexbeliehhaber noch eim befonderes Intereffe. | v1. In der E. Schweizerbart’schen Yerleghndlung in Stutt⸗ gart ist erschienen und in allen Buchhanlungen zu haben: BARTH & ROGER, über AUSCULTATION. SYSTEMATISCHE DARSTELLUNG der verschiedenen Anwendune dieser Untersuchungs - Methode im gesunden — kranken Züstinder Aus dem Französischen übertragen und mit Anmerkungen von Dr. B. R. PUCHELT — Privatdocenten an der-Universität zu Heidelberg. Preis 2 Fl. 42 Kr, — T Thle, 18 gGr. VI. Bei ce. W. es in Darmstadt ist erschienen wa in allen Buchhändlungen zu haben: Bemerkungen, den Evangelischen Herrn Bischof zu Magdebure und den "Anslikanischen zu Jeru- salem betreffend. Nebst —— Lehrberichtigungen von Dr. H. P. G. Paulus, Aus dem Neuen Sophronizon be- sonders abgedruckt. gr. 8. Geh. Preis 25 Sgr. od. 1 Fl. 30 Kr. Erfienene Neuigkeiten gr. 8. 1837. 32 Actenstücke über den ee zu Magdeburg und über die —— Lehrnorm. Nebst ne klärungen und Miscellen. "Von Dr. H. E. 6. Pa Als dem Neuen Sophrowizen besonders abgedruckt. . Geheftet.._ Preis 25 Sgr. oder 1 Fi. 50 Kr. VIII. Beim Landes-Induſtrie-Comptoir zur weinar if “er ſchienen und durd) alle Budyhandlungen zu beziehen:- * Der Menſch— Ein woende Verſuch uͤber die Menſchengattung Von Bory de Saint-Vincent Mitglied der Academie der Wiſſenſchaften, bes Königl. franz. Sniit- ftuts 2c6,, Comthur bes Griöferordens ꝛc Oberſten b. Generalſtabe ꝛ. Nach der dritten Ausgabe de8 franz. Originals — VIII. und 360 Seiten gr.- 12. 1837. 12 Thlr. 2 Rh. = 1 . 42 Kt, Con. Diefe Schrift ift eine der intereffanteften, welche im Gebiete der neueren Naturforichung ericienen iſt. Der geiftreihe Ver— faffer, als Beobachter hoch aeachtet, bat felbit, auf vielen und weiten. Reifen’ in mebreren Grötheilen, Gelegenheit gehabt, an Menfchen aller Racen und: Abarten fein Beobachtungstalent zu bee währen. Der große Werth feiner, Schrift wird felbft von Denen auerfannt, welche manche Unfidyten des Verfaffers nicht theilen Die von "dem Berfaffer entworfene „Karte über die Varie— täten des Menfchen‘“, ‚welche durch diefes Werk erläutert wird, fo wie, fie dagegen bei dem Leſen deffelben benugt werden fann, ift bereits bei uns 1836 erſchienen, mit Beifall aufgenommen worden und — ale Buchhandlungen einzeln zu erhalten, j Ueber Lebens- -Berficherungs- Anſtalten, Bemerkungen, vom medicinifchen ST aHDpu EEE) mitgetheilt DER von Dr & u Srorie» Aus Deffen „Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur= und Heilkunde‘ befenders abgedruckt, mit einem Anhange von 11.Lebense _ Erwartungs-Zabellen und einem Nadıtrage mit 7 Tabellen über - tödtliche ER ber verſchiedenen Alter. * hie = 12 Sgr. = 40 Kr. Rh. = 34 Kr. Conv. Evidentet Beweis eines zukünftigen Lebens, aus Gründen der Naturforfhung, entwidelt aus den Eigenfchaften und der Thätigkeit der organifchen und 5 unorganifchen Materie; ; nad) dem Englifhen Originale des Sreverid & Batewell, 172 Bogen. gr. 8. 1836. 14 Thlr. = 2 Fl. 12 8 ee — | * Br — — Allgemeiner literarisch-artistischer Monatsbericht für Deutschland. September 1842. Diefer Monateberict wird-ben bei'm Landes» Snduftrie- Comptoir zu Weimar erfheinenden Zeitfhriften, Neue Notizen aus dbem Gebiete der Natur: und Heilkunde und hirurgifhe Kupfertafeln, als N J Intelligenz— beigegeben und auf Verlangen auch gratis ausgegeben, Blatt Allen Berannt maqungen von Buͤchern und Kunſtſachen ſteht dieſes Blatt offen, und fuͤr den Raum der enggedruckten Zeile einer Spalte wird 11 Hör. oder 7 Kr. berechnet. Erschienene Meuigkeiten, 4 1. Neuigkeiten des Landes: - Snduitrie- Comptoirs — Bi FAN NEO J Michaeli-Meſſe 1842. J 4 Genealogiſch⸗-hiſtoriſch-ſtatiſtiſcher. Achtzehnter Jahrgang für das Jahr 1843, Beſtehend aus dem Jahrgang 1842 und der Ergänzung deſſelben feit deſſen Erſcheinung bis jegt, und einem alphabetiſchen Regiſter über das Ganze. Preis des Ganzen 2 Thlr. — 3'/, FI. Rh. — 3 Fl. Conv.ʒ ber Ergänzung befonders, für die Befiger des I Sahrgangs 1842, /, Thir. = 40 Kr. Rh. —=34 Kr. Conv. Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur: und Heilkunde, "Bon Dr. L. Sr. Froriep und Dr. Rob. Froriep, XXI. und XXIII, Band. Nr. 463 bis 506. Mit zelnen "und, Regifter. gr, 4. Jeder Band ı2 Thlr. = 3%, Fl. Rh. = er? 3 5. Com. P\ Ins Uebersicht, Synoptische, der Monocotyledonen oder Pflanzen mit nur einem Saamenlappen. ' (Botanischer Atlas Tafel IV.) Ein Blatt in Tel, ‚Kolio. %, Thle = 1 Fl. 19 Kr. Rh. ı Fl.7 Kr. Conrv. ll. Neuigkeiten des Geographischen Instituts au Weimar. Michaeli-Messe 1842. Karte vom Staate Algier , mit fünf Beikärtchen, ent- haltend Umgegend von Algier, Bona, Constantine, Oran und das. Territorium von Algier. Neue Ausgabe. Von C. F, Weıtann. Ein Blatt Imperial- Format. 10 Sgr. — 35 Kr. Rh, = 1% Fl. Conv. Dänemark, Karte vom Königreich. Neue Aus- ’ 8 gabe. Von C. F. Wsırann. Ein,Blatt im grössten Im- perial-Format. . Thlr. = 35 Kr. Rh. = /, Fl. Conv. Iran, Afghanistan und Beludschistan (Persien). Neue Ausgabe. Von C. F. Wsırann. Ein Blatt im grössten Imperial- Format, ’/; Thlr. = 35 Kr. Rh. = ", Fl. Cony. Preussische Rheinprovinz, Karte der, nebst Hessen, Nassau, Waldeck und Frankfurt am Main. Neue Ausgabe. «Von €. F. Wsıranv. Ein Blatt im grössten Imperial-Format, Thlx. = 35 Kr. Rh. = '/, Fl. Cony. Deutschland, topographisch -militairische Karte von, in 220 Blättern. Berichtigte Ausgabe der-Sectio- nen 49. bis 52., 59. bis 63. , 71. bis 74., 96.; enthaltend die Hauptorte Brandenburg, Berlin, Frankfurt a. d. O., Stern- berg, Dessau, Luckau, Guben, Grünberg, Guhrau, Torgau; Spremberg, Bunzlau, Wohlau, Greiz. - Royal-Folio. Jede Section ”/, Thlr. = 35 Kr. Rh. = ’/, Fl. Conv. . 9 IM. - - Bei J. E. Schaub in Düffeldorf ift fo eben erſchienen und . inallen Buchhandlungen zu haben: 2 r Ehrenfpiegel des deut ſch en ®Bolfeö und vermifchte Gedichte. - RN Bon i Friedrich von Uechtritz. 124 Seiten in groß 8. Auf ſtarkem Vlinpapier, Sn farbigem Umſchlag geheftet. Preis 20 Sgr. ; In dem Hauptgedichte der vorftehenden Sammlung werden dem Leſer die wichtigiten Entiwicelungsitufen des deutfhen Volker lebens in lebendigen Bildern vorgeführt, die, in ſich abgefchloffen, durch „die Zeit” als Rhapſode und Chorus verbunden und vers mittelt werden. Wir fehen das Walten Carl's des Großen, den Sängerkrieg auf der Wartburg, Bürger und Landsknecht auf den Straßen Nürnberg’, den großen Kurfürften, die legten Jahre Friedrich's des Großen, neben dem aufblühenden Geiftesleben Wei: mar’s, dad Jahr 1813. Zulest fpriht, als Symbol der Gegen: wart, Germania vom Stuhle Carl’s des Großen herab. Doch wir dürfen nicht mehr verrathen, um dem Lefer den Genuß des hödjft eigenthümlichen Gedichtes nicyt zu verfümmern, das gewiß jedes deutfhe, für Deutfchland’s befte Erinnerungen und Hoffnungen empfänglidye Herz anfprechen wird, ! IV: Bei uns sind erschienen: Memoranda der allgemeinen Pathologie, >, Thir.—40 Kr. Rı.= 84 Kr. Conv.;— der allgemeinen Anatomie, ,, Thlr. =35 Kr. Rh.=380 Kr. Cony.; — der speciellen Anato- mie, %, Thlr.=1 Fl. 19 Kr. Rh. = 1 Fl. 7 Kr. Conv.; — der Aetiologie, %, Thlr. = 53 Kr. Rh. = 45 Kr. Conv.;, der Toxicologie, %, Thlr.=53 Kr. Rh.=45 Kr. Conv;; — der Semiotik, 1Y, Thlr. = 2'/, Fl. Rı.=1'Fl. 52 Kr. Conv.; — der Pharmacopöe, 1‘y, Thlr. — 2", Fl. Rh. =1 Fl. 52 Kr. Conv.; — der allgemeinen Thera- pie, % Thlr. =40 Kr. Rh, = 34 Kr. Conv.; — der Au- genheilkunde, 17), Thir.— 2 Fl. Rh. — 1 FI. 42 Kr. 'Conv-; — der Ohrenheilkunde, 1, Thlr. —2Y, Fl. Rh. = 1 Fl. 52 Kr. Coav.; — der Hautkrankheiten, 1Y, = 2% Fl. Rh. = 1 Fl. 52 Kr. Cony. \ gr. 32. Gebunden. Die Memoranda, welche sich in rascher Aufeinander- folge über sämmtliche Doctrinen, zunächst der Medicin und Naturwissenschaft, verbreiten sollen, haben den Zweck, Dem- jenigen, der bereits mit dem Gegenstande hekannt ist, eine vollständige Repetition aller Einzelnheiten, mit geringem Zeitaufwande, möglich zu machen, Sie enthalten, entspre- chend dem neuesten Stande der Wissenschaft, die Resultate so zusammengestellt, dass sich das Ganze leicht und ange- nehm lesen lässt, wobei die Bearbeiter, wie wir’ glauben, die Aufgabe glücklich gelös’t haben, etwas zu liefern, was Demjenigen genügt, der das Bedürfniss fühlt, die Einzeln- heiten einer Doctrin in seinem Gedächtnisse wieder aufzu- „frischen, dazu aber weder Zeit noch vielleicht selbst Geduld hat, ausführliche Handbiicher, die vieles ihm Bekannte, oder doch, bei Erinnerung an die Resultate, von selbst wieder : Erſchienene Neuigkeiten. —— Be 36 Hervortretende, enthalten, durchzulesen. — Format und Ausstattung sind bequem-und gefällig. — 23 , Re Landes-Industrie-Comptoir zu Weimar. ; V F Er Mm a Bei G. D. Bädekerin Effen ift erſchienen und in allen Buch⸗ bandlungen zu bedeutend herabgefestem Preife zu haben: Beiträge Naturgefchichte der Schlangen, von £ B. MERREM. 3 Defte mit 37 auögemalten Kupfern, a Srüherer Preis 12 hir, Herabgefekt auf 6 Thlr. Bon demfelben Verfaffer erfdien: Syftematifche Anfangsgründe der reinen Mathematik, Phyſik und Naturhiftorie, 2 Be. or. 8. Früherer Preis bat 2 Thlr. — Herabgeſetzt Auf 1 Sr. H VI. Bei dem Landes= Snduftrie-Comptoir zu Weimar ift ers ſchienen und kann durd) alle Bucsyandlungen bezogen werden: : Die Mil, und in’sbefondere die Milch der Ammen, zuun — betrachtet in Bezug auf die guten und fehlechten Eigenfhaften und Alteration derfelben, on Dr. AL. Donne 5 Aus dem Franzöfifchen. gr. 12m0. 1838, Mit einer Tafel Abbildungen ın Folio. Thir. = 40 Kr. Rh. = 34: Kr, Eonv. Diefe Eleine Schrift ſcheint von großer praßtifher Wichtigkeit _ bei ber, befanntlidy bisher fo unfihern, Auswahl” der Ammenz aud hat der Verwaltungsrath der Parifer Hofpitäler bereits bie Einrihtung getroffen, daß von dem Ammen:PBurrau Eeine Amme angenommen werden darf, deren Milch nicht von dem dafür ans geftellten Hrn Donne, ober nach diefer feiner Anleitung, unters ſucht worden ift. Bar F VIE Me RER - In unterzeichneter VerlagsBuchhandlung ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: ———— Dieterich, Dr. L, .. en s ® .® fi die Syphilis geschichtlich, pathologisch, diagnostisch und therapeutisch dargestellt. Zwei Theile J gr. 8. Geheftet. Preis 4 Thlr. oder 6 Fl. 24 Kr. Das vollständigste Werk, das bis heute in diesem Zweige der Medicin herausgekommen, und daher jedem Arzte von entschiedenem Nutzen seyn wird, 4 3 Landshut, im Juli 1842. * v. Vogel’sche Verlagsbuchhdlg. —— —— —ñ — ——— —— . Allgemeiner literarisch-artistischer Monatsbericht für Deutschland. ü N X, October 1842. Diefer Monatsberiht wird ben bei'm Landes» Induftrie» Comptoir zu Weimar erfheinenden Zeitfhriften, Neue, Notizenausbem Gebiete der Naturs und Heilkunde und hirurgifhe KRupfertafeln, ala Sntelligenz- dlatt beigegeben und auf Verlangen aud gratis ausgegeben. Alen Bekanntmachungen von Bühern und Kunftfahen ſteht diefes Slate offen, und für den Raum der enggebrudten Zeile einer Spalte wird 14 g&r. oder 7 Kr. beredhnet. Erschienene Neuigkeiten, I. Bei T. Trautwein ih Berlin ift fo eben erſchienen und durd) jede folide Buchhandlung zu beziehen: ch: Brierre de Boismont, A. Die Menftruation in ihren phyfiologifchen, pathologifchen und therapeu— tiichen Beziehungen. Aus dem Franzöfifhen von Dr. 8. ©. Krafft. Mit Zufägen verfehen von Dr, 4. Mofer. gr. Geheftet. 2 Thlr. e Früher erfhien in demſelben Verlages Mertens, Dr. L. Zur Phyfiologie der Anatomie. gr. 8. Geheftet, 16 gGr. I._ So eben ift bei Braumüller und Seidel, Buchhändler in Wien, am Graben, im Sparcaffe-Gebäube, erſchienen: Darftellung der Heguilibrial- Method zur fichern Heilung der ; Oberſchenkelbruͤche ohne Verkürzung, von 8 Georg Mojfifovics, Dted, und Chirurg, Doctor, Dperateur, F. k. Primar⸗Chlirurgen im allgemeinen Krankenhaufe ıc., i Mit 4 Steindrudtafeln. Preis 1 Thlr. 4 gGr. Die Verlags» Buchhandlung fhmeichelt fi, durch biefes Merk ‚einem tief gefühlten Bebürfniffe der Aerzte und der leidenden Menfch: heit entſprochen zu haben. Den practifchen Aerzten ift es befannt, daß die meiften Oberſchenkelbruͤche nur mit einer Verkürzung heilen, “welche ein lebenslaͤnaliches Hinken in ihrem Gefolge hat. Die Aequi⸗ librial= Methode, geftügt auf unerfchütterliche maͤthe matiſche Grund: füge, Tann in.allen Säulen mit Sicherheit, und in einer kurzen Zeit, biefes unangenehme Ereigniß verhüten, wofür zahlreihe Erfahruns en, fowohl im Kranfenhaufe, als aud außer bemfelben, vom Ver: aſſer und andern Aerzten gemacht, unzweifelhafte Zeugniffe liefern. Daß bie Darftellung der Aequilibrials Methode in jeder Beziehung - originell und gediegen ift, dafür bürgt fchon der Auf bes Verfaſ— fers, und die Verlagshandlung hat Nichts unterlaffen,; für eine, des großen Gegenftandes würdige Ausftattung zu forgen. II. ©o eben ift bei Heinrich Franke in Leipzig erſchienen und in allen Bu'yhandlungen zu haben: Dtto, Dr. C., Handbuch für Wundaͤrzte. | Vierter Band. Auch unter dem Titel: Anleitung zur Formularlehre oder Arztlicyen Receptirkunſt für an- gehende Wundärzte. Preis, geheftet, + Thir. - ; Erfter Band: Anatomie des menfhlidhen Körpers. Preis 1%, Thlr. Zweiter Band: Grundzüge der Phyfiologie,. Preis Dritter Band: Arzneimittellehre, — 1Thlr. Der 5. und 6. Band, den Schluß dieſes Werkes bildend, ericheint Anfang nächſten Sahres. IV. Erschienen und versandt ist: Annalen der Physik und Chemie. Herausgegeben zu Berlin von J. C. Poggendorff. 57ster Band lstes Stück. 1842. Nr. 9. gr. 8. Geh. Preis des Jahrgangs, von 3 Bänden oder 12 Heften,- 9 Thlr. 8 gGr. Inhalt: Ueber das Latentwerden des Lichts; von L. Moser. — Zusammensetzung zwischen Electricität und Ver- dampfung. — Beobachtungen über einige electrolysirende Wirkungen der einfachen Kette; von & F. Schönbein, — Beobachtungen über einen eigenthümlichen Zustand des Ei- sens; von Demselben.— Eine Methode, die Constanten der Volta’schen Ketten zu bestimmen; von M. H. Jacobi. — Ueber die mit Chromsäure construirten galvanischen Ketten; von J. C. Poggendorff. — Zur Galvanometrie; von J. Pe- trina. — Untersuchungen über die Ausdehnung der Gase; - zweite Abhandlung; von Y. Regnault. — Untersuchungen über die Zusammensetzung des Wassers; von Dumas. — Ein Adhäsions-Phänomen; von E. Biewend. — Saponit und Ro- sit, zwei neue Mineralien; von L. F. Svanberg. — Mikro- skopische Daguerre - Bilder. Joh. Ambr. Barth in Leipzig.; 10 Ya Thlr. x m. — 9 ER ET NR Bei C. W. Leske in Darmftadt ift foeben erfchienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen: : Charles Lamb’ Erzählungen nah Shakespeare. j Eine 5 Borfchule dieſes großen Dichters für die deutfche Jugend, — nebſt einer Lebensgeſchichte Shakespeare's und William Howitt's Beſuch in Stratfort am Avon. Von \ - Dr. S. Künzel. Supplementband zu allen deutfchen Ueberfegungen Shafespeare’s. x Mit 3 Stahlitichen und 2 Holzfchnitten. gr. 8, Gartonnirt, Preis 1Y, Thle. oder 2 Fl. 42 Kr. Wir hoffen mit dieſen berühmten, noch nicht in's Deutſche uͤbertragenen Erzaͤhlungen des liebenswuͤrdigen Lamb, welche ſich in unzähligen Auflagen in den Händen der engliſchen Jugend bereits feit dreißig Sahren finden, auch der. deutfhen Tugend ein Werk darzubieten, welches duch intereffante Unterhaltung, bie es ge: währt, und durch feinen hohen fittlihen, veredelnden Inhalt bald das Lieblingsbuch jedes Gebildeten werden wird, ber ſich für den ‚größten aller modernen Dichter intereſſirt. Außerdem empfiehlt ſich daffelbe: „als Eöftliche Lehren der Weisheit und Zur gend, edler Gefinnung und aeiftiger Schönheit‘ den Lehrern deutfeher Schulen jeder Art, fowie auch als paffendes Ueber— fegungsbud) aus dem Deutfhen in’s Englifche den Lehrern und Freunden der engliihen Sprade. R VI. Bei Braumuͤller und Seidel, Buchhändter in Wien, am Graben, im Haufe der Defterreihifhen Sparkaffe, ift fo eben erfchienen und wird nur auf fefte Be: ftellung zwerfandt; Die Anatomie r des Mundes, — —— Dr. Georg Carabelli, Edlen von Lunkaszprie, k. k. Leibzahnarzt, Ritter des Ruſſ. E St. Stanislaus-Ordens dritter Claſfe, Profeffor der Zahnheilkunde an der. Univerſitaͤt in Wien, Mitgliede der medicinifhen Facultät und der E. k. Gefell: Schaft der Aerzte in Wien, dann der medicin. chirurg. Academie zu St. Petersburg: Mit 34 Kupfertafein, Wien 1842. gr. 8. Velin. 6 Thlr Ohne in eine genaue Auseinanderfesung des Inhaltes dieſes Merkes eingehen zu wollen, für. deifen gediegenen Werth ſchon der hochgefeierte Name des Herrn DVerfaffers bürgt, glauben wir nur bemerfen zu müffen, daß in demielben ben. ſtrengſten Anforderungen Genüge gelviftet wird, welche von wiffenfchaftliher Seite an eine Monographie geftellt werben können, und daß überdieß der Opera: teur darin durchaus neue, in operativer Hinſicht Außerft wichtige, und durch practifche Andeutungen erläuterte Auffhlüffe erhält. Es ift, unferes Wiſſens, diefes Werk die erfte Anatomie, welche die Gebilde des Mundes menographiic darftellt. Alles ift in clafz Erſchienene Neuigkeiten Phyſiologie vermieden? ' = 40 fifher Ordnung, mit volfommener Klarheit und mit ber firengften Bündigkeit behandelt und jeder Abfdyweifung in das Gebiet „der { : Fa. 19, Die vielen neuen Benennungen und Eintheilungen find fat im⸗ mer der Form und der Tage der Organe felbft entnommen, und auf - die Wichtigkeit aller einzelnen Merkmale der Gebilde des Mundes hat, in operativer Sinfiht, wohl noch Fein Werk fo rationell/auf- merkſam gematht, wie diefes“ 4 ar En Die vielen, oberwähnten practifhen Andeutungen, wels che gleichfam für fidy ein pathologifdy = operatives Ganze barftellen, werden nicht nur dem ausübenden Zahnarzte,'fondern aud) den übrir ° gen Aerzten und Wundärzten eine nicht unmilltommene Beigabe feyn. Diefem, in jeder Hinſicht claffifchen, Werte, find 34 Kupfertafeln beigegeben, von dem rühmlihft bekannten naturhiz z “ftorifchen Zeichner, Herrn Zehner, unter der perfönlicen Anleis tung des Heren BVerfaffers, genau nad) der Natur gezeichnet und Br dem gefchästen Deren Sung mit größter’ Sorgfalt in Kupfer geftochen, Vu. Erschienen und versandt ist: Journal für praktische Chemie. Herausgegeben von O. L. Erdmann und R. F. Marchand. 27 Band 1s Heft, 1842, No. 17. gr. 8. Geh. Preis des Jahrgangs, von 3 Bänden oder 24 Heften, 8 Thlr. Inhalt: Ueber die Verbindungen des Chlors mit den Basen; von Gay-Lussacs, — Ueber neue Chlorverbindungen des Naphthalins und über Isomorphismvs und Isomerie die- ser Reihe; von A. Laurent. — Ueber das Verfahren von Varrentrapp und Will, den Stickstoff in den organischen Ver- biudungen zu bestimmen, und über einige neue Umstände der Ammoniakbildung; von Reiser, — Ueber das Gincho- vin; von J. Manzini— Zusammensetzung des Coniins; von V. Ortizosa.— Schwefelsaures Eisenoxyd-Chinin. — Ueber die Zusammensetzung der Phosphorsäure und ihrer Verbin-. dungen; von Longchamp. — Ueber die Zusammensetzung des phosphorsauren Natrons; von Malaguti. — Darstellung des Selens.— Ueber Dreifach-Eisenoxydrat und über Quell- erz, ein neues Mineral; von R. Hermann. — Ueber einige Anıylverbindungen; von Gaultier de Claubry: — "Notiz über die fetten. Materien der Wolle; von Chevreul. — Optische‘ Untersuchung eines Stoffes, der das äussere Ansehen der natürlichen Manna hat und unter diesem Namen zu medici- nischem Gehrauche in den Handel gebracht wird; von Biot. — Preisaufgaben. vr Joh. Ambr. Barth in Leipzig. VI. 3 * N So eben verfandte ich des XI. Bandes vierte Eieferung vom: Univerfal-2Lericon der practifden } | Medicin und Chirurgie, . Nach dem Franzöfifhen, frei bearbeitet und mit Zufägen vers mehrt. Herausgegeben von einem Vereine deutſcher Aerzte. Subſcriptions-Preis einer Lieferung nur 2%, Shle. Von 3 zu 3 Wochen erfcheint eine Lieferung von 6 Bogen. 10 Liefer rungen, mit deutfchem und lateiniſchem Wort⸗ und Sadregifter, fo wie griech., franz., engl. und hollaͤndiſchem Wortregifter, bilden’ einen Band. | J FT Ale Buchhandlungen Deutſchland's und der Schweiz nehmen fortwährend Beftellungen hierauf an. 5 1% Leipzig, ben 1. Dctbr. 1842, AR ee N SGeinrich Sranfe — —— — — ⸗ñ ——— - Allgemeiner literarisch-artistischer Alonatsbericht für Deutschland. N° XI. November 1842. Diefer Monatsbericht wird den bei'm Landes: Snduftrie: Comptoir zu Weimar erfcheinenden Zeitfhriften, Neue Notizen ausdem Gebiete der Natur- und Heilkunde und hirurgifhe Kupfertafeln, als Sntelligenz- Blatt beigegeben und auf Verlangen auch gratis ausgegeben, Allen Bekanntmachungen von Bühern und Kunftfahen fteht diefes Blatt offen, und für den Raum der enggetrudten Zeile einer Spalte wird 14 gGr. oder 7 Kr. berechnet. - “ Bon dem Ueberfebungd- Anzeige: Cours &lementaire d’histoire naturelle; par F. S. Beudant, A. de Jussieu et Milne Edwards, 4 volumes, Paris 1842, werben wir eine, Deutfche Bearbeitung liefern. Weimar, 12. November 1842. Landes-Induſtrie-Comptoir. Erschienene Neuigkeiten. I. Neueste Karten des Geographischen Instituts zu Weimar. Nach den neuesten Materialien von C, F. Weiland neu ge- zeichnet und von geschickten Künstlern in Kupfer gestochen, 1842. Der Staat Algier, mit fünf Beikärtchen, enthaltend Um- gegend von Algier, Bona, Constantine, Oran und das Terri- torium von Algier. Neue Ausgabe. Ein Blatt Imperial- Format. Ya Thlr. = 35 Rh. = Y, Fl. Conv. Das Chinesische Reich, mit seinen Schutzstaaten (Hoch- Asien) und dem Kaiserthume Japan. (Mit hinzugefügter Bezeichnung der jetzt von den Engländern besetzten Küsten- puncte.) '/ Thlr. = 35 Kr. Rh. = ’/, Fl. Conv. Das Königreich Dänemark, mit seinen Nebenländern in Europa. Thlr. = 35 Rh. = Fl. Conv. Oro-hydrographische Karte von Europa. % Thlr. = 1% Fl. Rh. = 1 Fl. Conv. Das Hochland von Iran, enthaltend die Staaten von Persien, Afghanistan und Beludschistan. Thlr. = 35 Kr. Rh, — ’/%, Fl. Conv, . * ⸗ Die Preussischen Provinzen Westphalen und die Rhein- provinz; nebst dem Kurfürstenthum Hessen, Grossher- zogthum Hessen, Herzogthum Nassau, Fürstenthum Waldeck und dem Gebiete der freien Stadt Frankfurt. Y/, Thlr. = 35 Kr, Rh, = Ya Fl. Cony. u. Anzeige für Pharmaceuten, Chemiker, Aerzte und die für selbige bestehenden In- stitute und Lese - Vereine. Im Verlage der Hahnschen Hofbuchhandlung in Hannover wird auch pro 1845 wiederum erscheinen und durch alle Buchhandlungen darauf Bestellung angenommen: ARCHIV DER PHARMACIE. Eine Zeitschrift des Apotheker - Vereins in Norddeutschland. Herausgegeben vom Hof- und Medicinalrathe Dr. R. Brandes in Salzuflen, und Hofrathe u. Professor Dr. H. Wackenroder in Jena. Preis des Jahrgangs von 12 Heften, ä 8 Bogen in gr. 8., 7 Thlr. Diese reichhaltige, für die Wissenschaft und Praxis gleich wichtige Zeitschrift bildet nicht nur zunächst das Organ und den literarischen Vereinigungspunct der rühmlichen Bestrebungen des jetzt gegen 1200 Mitglieder zählenden norddeutschen Apotheker-Vereins und vieler anderer ausgezeichneter Mit- arbeiter, sondern bietet dem ganzen in- und ausländischen Pu- blicum dieser Fächer, in’sbesondere den Vorstehern naturwissen- schaftlicher, pharmaceutischer, medicinischer und polytechnischer Institute, den Besitzern und Dirigenten von Fabriken, so wie auch den pharmac. und medie. Lese- Vereinen jährlich eine grosse Anzahl der interessantesten Original- Aufsätze, neuen Entdeckungen, Beobachtungen, Analysen, Kritiken, Geschäfts- No- tizen und Medicinal- Verordnungen dar, so dass das Archiv auf alle Weise die ausserordentlichen Fortschritte beurkundet, welche auf dem weiten Gebiete derienigen Wissenschaften ge- macht werden, die jetzt zu den cultivirtesten und einflussreich- sten gehören. Jeden Monat wird ein Heft auf das Prompteste ver- sendet, Der jährliche Abonnementspreis ist so billig angesetzt, als wie solches die so starke Verbreitung dieser Zeit- schrift irgend gestattet. 11 43 III. Naturgeschichtliche Karten im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs zu Weimar. Synoptischer naturhistorischer Atlas. Im grössten Karten- Formate: Wovon bisjetzt folgende Blätter ausgegeben sind: Zoologische Karten: 3 Nr. 1. das Thierreich, nach Cuwvier; Nr. 2. die Säuge- thiere; Nr. 3. die Vögel; Nr. 4. die Reptilien; Nr. 5. die Fi- sche; Nr. 6. die Mollusken; Nr. 7. die Ringelwürmer; Nr: 8. die Krustenthiere; Nr. 9. die Spinnen; Nr. 10. die Insecten; Nr. 11. die Stachelhäuter; Nr, 12. die Eingeweidewürmer; Nr. 15. die Meernesseln; Nr. 14. die Zoophyten oder Polypen; Nr. 15. die Infusorien. Preis: Nr. 1. Y, Thlr., Nr, 2. bis 15. a /, Thle. Botanische Karten: Nr. 1. das Pflanzenreich, nach Jussieu, Ys Thlr.; Nr. 2. das Pflanzenreich, nach Linne, ®% Thlr.; Nr. 3. die Acotyle- donen, 3, Thir.; (Nr. 4., die Monocotyledonen, wird An- fangs 1843 versendet). Geologische Karten: Geologische Generalkarte, oder synoptische Ueber- sicht des Zustandes der Erde in ihren. verschiedenen Altern; auf eine Untersuchung von Thatsachen gegründet. Mit colorir- tem Profil der Gebirgsformationen nach vier Epochen der Geo- logie, und 119 Abbildungen von Thieren und Pflanzen der Vorwelt, Ys Thlr. = 53 Kr. Rh. = 45 Kr. Cony. Geologische Elementarkarte; mit systematisch - tabeliarischer Uebersicht der fossil gefundenen Thier- und Pflan- zengattungen, nebst vielen Abbildungen characteristischer Reste. Vom Obermedic.-Rath Dr. L. Fr. v. Froriep. Vier aneinander passende Blätter. 1838. 3 Thlr.=5'/, Fl. Rh. — 4, Fl. Gonv. Die Menschenstämme oder Racen der ganzen Erde. Zur Uebersicht der vorzüglichsten Varietäten des Menschen, nach dem Blumenbach’schen System, und zur Uebersicht der ursprünglichen Verbreitung des menschlichen Geschlechts auf der Oberfläche der Erde, nach Bory de St. Vincent. Entworfen und gezeichnet von C. F. Wertanp. Eine Doppel- karte. Imperial-Folio. 1835. Colorirt. ”/, Thlr. =53 Kr. Rh. — 45 Kr. Conv. Phrenologische Büste nach Combe. (Halbe Lebensgrösse) 1 Thir. 15 Ngr. Bei der Bedeutenheit, welche die Phrenologie in unseren Tagen durch Spurzheim, Vimont, Combe, Noel, Carus und an- Erfhienene Neuigkeiten ... ya 44 Heilquellenkarte,. oder die Mineralwasser-, Gas- und Schlammbäder, so wie algh die künstlichen Mireralwasser - Anstälten Deutschland’s, der Schweiz und der Niederlande. nn Neue Ausgabe. Von €. F. WsıcLanp. gr. Karten- Folio. 1836. Y, Thlr. = 35 Kr. Rh. = 45 Kr. Con, Der gestirnte Himmel. - Nördliche und südliche Halbkugel. Nach Harding, Bode, Flamsteed, Haan, Piazzi u. A. von C. F. Wsırano. Zwei Blätter im grossen Karten- For- mate (Kupferstich). 1 Thlr. = 1%, Fl. Ri, = 1Y/s Fl. Conv. Das Planetensystem der Sonne, zuerst von Copernicus aufgestellt, durch Keppler und Newton bewiesen und durch Olbers, Harding, Piazzi, Herschel u. A. erweitert und berichtigt. Von ©. F. Wsırano. Ein Blatt im grossen Karten-Formate. Y, Thir. = 35 Kr. Rh. = FI. Conv. - IV. In der Balz'ſchen Buchhandlung zu Stuttgart ift fo eben fertig geworden und in allen Buchhandlungen vorräthig zu haben; Deutfches Apothekerbud. Zum Gebrauhe bei Vorlefungen und zum Selbftunter- richte für Apotheker, Droguiften, Aerzte und Medicine Studirende. Bon Dr. J. W. Dobereiner, Geh, Hofrath und Profeffor in Jena, und Dr. Franz Döbereiner, Lehrer ber Pharmacie zc. in Dale, Eriter Theil. N Pharmaceutifche Technologie und Waarenkunde. 54 Bogen er. Octav compreffen Drutes, Preis 2 Thlr. oder i 3 5. 12 Kr, * V. In der Arnoldiſchen Buchhandlung in Dresden und velnats ift foeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu ers alten: Y Der Blafenkatarıh und feine Behandlung, mit Zugrundelegung der Giviale’ihen Abhandlung, nach fremden und eigenen Erfahrungen dargeftellt von Dr. Guſtav Seydel. gr. 8. Brodirt. 11% Thlr. dere ausgezeichnete Männer gewonnen hat, wird das Publicum die Erscheinung obiger Büste sehr willkommen heissen. Sie ist in weiss, mattgelb und in jeder Bronze gefertiget, und bei den Unterzeichneten, wie bei Herrn Buchhändler J. A. Barth in Leipzig und Herrn Musikhändler E. Koblitz in Dresden zu haben. » Wilhelmi & Kunze in Zwönitz. — Allgemeiner literarisch-artistischer Monatsbericht für Deutschland. . RN XI. December 1842, Diefer Monatsbericht wird den bei'm Landes » Snduftrie = Comptoir zu Weimar erfcheinenden Zeitfhriften, Neue Notizen ausdem Gebiete der Natur: und Heilkunde und chirurgiſche KRupfertafeln, als Sntelligenz : Blatt beigegeben und auf Verlangen aud gratis ausgegeben, ‚Allen Bekanntmachungen von Büchern und Kunſtſachen fteht diefes Blatt offen, und für ben Raum der enggebrudten Zeile einer Spalte wird 14 9gGr. oder 7 Kr. beredynet, Erschienene Meuigkeiten, 1. Soeben ift bei ung fertig geworken: Genealogiſch-hiſtoriſch-ſtatiſtiſcher Imanad. Swanzigfter Jahrgang, 1843, Derfelbe befteht in bem Jahrgang 1842 und den Ergänzungen 2 dazu, bis zu deren Erſcheinung. Preis: 2 Thlr. = 3", Fl. Rh. = 3 Fl. Conv. Preis der Ergänzungen für die Befiger des Sahrgangs 1842: %, Thle. = 40 Kr, Rh. = 34 Kr. Gonv. Weimar, 10. December 1842, h Landes-Induftrie-Comptoir. u. Karten- Vademecum der Erde und des Himmels, Von €. F. Weiland. 34 Blätter in gr. Queer 8. Schön gebunden, 1 Thlr. = 1 Fl. 45 Kr, Rh. = 1), Fl. Conv. — Ein Blatt 1 Ser. == 3%, Kr. Inhalt: Oestliche Halbkugel. — Westliche Halbkugel. — Nördlicher Theil der Erdkugel, — Europa. — Deutschland. — Oesterreichischer Kaiserstaat. — Preussische Monarchie. — Nordwestliches, — nordöstliches, — niittleres, — südwestli- ches Deutschland. — Oesterreichische Provinzen in Deutsch- land. — Ungarische Länder. — Polen und Provinzen Preussen und Posen. — Schweiz. — Niederlande und Belgien. — Frank- reich. — Italien, — Spanien und Portugal. — Britisches Reich. — Dänemark. — Schweden und Norwegen, — Euro- — Russland. — Europäische Türkei. — Asien.— Vor- er- und Hinterindien, Persien, China u. s. w. — Africa. — America. — Vereinigte Staaten und Britische Besitzungen in Nordamerica. — Westindien. — Australien, — Nördlicher gestirnter Himmel. — Planetensystem der Sonne, — Mond. Ein Karten-Atlas wie dieser, elegant, bequem und doch reich, wird sich sowohl bei Herren und Damen, zu Hause, auf Reisen und bei’m Unterrichte, beliebt machen. Das Geographische Institut in Weimar. z Il. Das bei uns „vollftändig erſchienene“, fid) befonders durch die Ableitung, Ausfpradye, Kunftwörter, aram: matifalifhe Tabellen u. f. w. ausgeihnende undebeirm gründlichen Studium beider Spraden ſowohl, als durd; feine ungewöhnlide Reichhaltigkeit, welhe durd einen, von vier Ueberfegern ase fammelten, Riesig aus dem Gebiete der Naturkunde, der Schifffahrt und der Gewerbe erhöht wurde, und feines deutlihen Drudes wegen, allen Ständen zu empfehlende Sranzöfifch = Deutfche und Deutſch-Franzoͤſiſche Wörterbud, von den DD. H. Leng un DO. 8. Wolff, zwei Bände in 200 Bogen gr. Lex. 8., neheftet, 7 Ihlr.— 121 1. Rh. = 105 Fl. Conv., Tann durch alle Budbandlungen bezogen werben. — Der Profpect, mit vier Probefeiten, ift gratis zu haben. Landes-InduftrieeComptoir in Weimar. IV. Dr. Friedr. Arnold’s Physiologie nun vollständig. Durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Von Dr. Friedr Arnold. 2 Theile in 4 Abtheilungen, mit vielen mikroskopischen Abbild. gr. 8. 10 Thlr. 12 Gr. oder 15 Fl. 45 Kr. R. V. 65” Um die Anschaffung zu erleichtern, können die Bände auch einzeln — nach und nach bezogen werden. Orell, Füssli u. Comp. in Zürich. 12 47 V Bei Braumüller und Seidel in Wien, am Graben, im Sparcasse- Gebäude, ist erschienen: Verhandlungen “der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, von Entstehung der Gesellschaft bis zum Schlusse des dritten Gesellschaftsjahres. Inhalt: Vorwort. — Geschichte der Gesellschaft. I. Abhandlungen zur Physiologie. D Ueber die Saft- bewegung in den Pflanzenzellen, von Prof. Dr. Czermak. I. Zur allgemeinen Heilkunde. 1) Vom Rinflusse der vergleichenden Physiologie und Pathologie auf die Medicin, von Prof. v. Töltenyi. 2) Vom Kinfiusse der patholog. Anato- mie auf die Medicin, von Demselben. 3) Ueber das wissen- schaftliche Princip der Naturlehre und Mediein, von Demsel- ben. 4) Resultate mikroskopisch - pathologischer Untersuchun- gen, von Dr. Gruby. 5) Ueber Contagier, von Prof. von Berres. 6) Anregung zur Förderung der patholog. Chemie etc.. von Dr. Heller. 1. ' Zur Epid®miologie. 1) Uebersicht der Witterungs - und Krankheits- Constitution in den Jahren 1838 und 1859. Nach den Berichten des Herrn R. R. Knolz, bearbeitet von Dr. Beer. 2) Die Krankheits- Constitution im Jahre 1840, von Dr. Freih. von Feuchtersleben. 3) Ueber einige Mittel zum Studium der Epidemieen, von Or. Beer. 4) Ueber die Bekämpfung der Pest, von Hofrath von Wirer. 5) Vor- trag über die Pest, von R.R. Knolz. 6) Kurze Schilderung der Typhus- Epidemie im Polizeibezirke St. Ulrich 1838, von Dr. Dobler. 7) Bemerkungen über die epidemische Consti- BÜSTEN in Colossal- und Lebensgrösse, von den Professoren TIECK, WEISER und \ KAUFMANN, im Verlage des Landes - Industrie - Comptoirs zu Weimar. Grossfürstin Maria Pawlowna von Rufsland, Gross- herzogin von S. Weimar-Eisenach. 23 Zoll hoch und 19'/, Zoll breit. Clemens Brentano. 24 Zoll hoch, 12”, Zoll breit, Lucas Cranach (colossal), 29 Zoll hoch, 16 Zoll breit. ©. L. Fernow, 283 Zoll hoch, 16 Zoll breit. Joh. Wolis. v. Goethe, 27 Zoll hoch, 7°/, Zoll breit. Derselbe, nach einem über das Gesicut selbst gemachten Abgusse, 26's Zoll hoch, 16 Zoli breit J. H. v. Herder, 24 Zoli hoch, 14 Zoll breit. Fr. v. Jacobi, 24 Zoll hoch, 11Y/, Zoll breit. Erfbienene Reuigfeiten. 48 t tution des J. 1838, von Dr. C. Sterz. 8) Ueber den Typhus im allgemeinen Krankenhause, von Dr. Folwarczny, 9) Ueber das-epidemische Fieber d. J. 1839, von Hofrath v. Wi- rer. 10) Ueber den bestehenden Krankleitsgenius und des- sen Begriffsbestimmung, von Dr. Joh. Sterz. \ \ IV. Zur speciellen Pathologie und patholögischen Anatomie. 1) Beobachtungen über den Biss giftige Schlan- gen, von Prof. Czermak. 2) Ueber Eudocarditis, von Dr. Dlauhy. 3) Eine totale Verknöcherung der halbmondförmi- gen Aortaklappen, von Dr. Pichler.‘ 4) Der Augenglanz. Kin Beitrag zur Diagnostik, von Dr. J. F.S. Frank. 5) Fall von Crise bei einem Sterbenden, mit Bemerkungen über die herrschende Epidemie, von Hofrath v. Wirer. 6) Fall von Bleivergiftung, von Demselben. y V. Zur Therapie und Pharmacologie. 1) Ueber die Anwendung der Rlectrieität zu Heilzwecken, von Prof. Wis- grill, 2) Therapeutische Versuche mit der Magnets-Blectri- eität, von Hofrath von Wirer. '3) Die Fette, in therapeu- tischer Hinsicht, von Demselben. VI. Zur Gynäcologie. 1) Geschichte einer Drillingsge- burt, von Dr. Bartsch. 2) Die Frage vom Versehen der Schwangern, erörtert von Dr. Freih. v. Feuchtersleben. VII. Zur Chirurgie. 1) Resultate der Steinzerhämmerung und Lösung, von Dr. Graf. 2) Das hiesige orthopädische Institut, von Dr. Zink. 3) Ueber 'Tenotomie zu orthopädi- ‘schen Zwecken, von Demselben. 4) Impfversuche, von A. Zöhrer. Vilf. Zur Heilquellenlehre. 1)- Bemerkungen über den Gebrauch von Carisbad, von Dr. Johann Sterz. 2) Carls- bad kei Diabetes mellitus, von Dr. Hochberger. 3) Car!s- bad bei Elephantiasis, von Hofr. v. Wirer. 4) Molken, Wasser und Luft za Ischl, von Hofrath v. Wirer. 5) Die Heilquelle zu Kojatin, von Prof. Pleischl, Verzeichniss der eingesandten Aufsätze. Namen - Register. Wien 1842. gr. S. In Umschlag geheftet. Preis 2 Thlr. S Gr. Dr. Martin Luther (colossal), 25, Zoll hoch, 19 Zolt breit. Franz Passow, 23 Zoll hoch, 11 Zoll breit. Fr. W. J. Scheiling, 23'/,; Zoll hoch, 18 Zoll breit. Fr. v. Schiller, 23 Zoll hoch, 17'/, Zoll breit. Aus. Wilh. v. Schlegel, 24 Zoll hoch, 121%, Zoll breit. J. L. Stoll, 25 Zoll hoch, 14 Zoll breit. Ludw. Tieck, 23 Zoll hoch, 11 Zoll breit, Joh. Heinr. Vofs, 24 Zoll hoch, 12 Zoll breit. Christoph Martin Wieland, 22 Zoll hoch, 12%, Zoll, breit. a) b) Preise derselben: In blossen Gypsausgüssen a 4 Thlr. = 7 Fl. Rh. = 6 M. Conv. n. Y schen Marmor erhalten und abgewaschen werden können, a 4%, Thlr— 8%; Fl. Rh. = 7'/, Fl. Conv. n. Bronzirt, als antikes Metall, à 5, Thlr. = 9 Fl, 55 Kr. Rh. = 5'/, Fl. Conv. n. - Bei Versendungen werden Kiste und Emballage be- sonders mit 1, Thlr. oder 2 Fl. für das Stück berechnet. e) — — — ⸗— — 8 ’ t F— + >» “ar AL 6, ’ —4 Incaustirt, so, dafs sie das Ansehen von weissem Carrari- X Rah ri a t von der Stiftung eines „Deutschen Vereins für Heilwissenschaft“. Die unterzeichneten, von ber —— 7 — geleitet, daß die beſtehenden ärztlichen Geſellſchaften und Vereine die Gründung einer groͤßern, weit umfaffenbere wiflenfchaftläche Zwecke erftrebenden Geſellſchaft keinesweges überflüfftg machen, find zufammengetreten, und haben fid) über die Stiftung eines Vereins unter der obigen Benennung geeinigt, welche durch die Zendenz deffelben, weit über die Grängen einer Stadt ober eines Landes hinauszus wirken, gerechtfertigt ift, und haben des Könige Majeftät mittelft Allerhöchſter Cabinets-Ordre, datirt Benrath, den 31. Auguſt c., die entworfenen Statuten zu genehmigen, fowie dem Vereine bie Rechte einer moralifhen Perfon, in Hinfiht auf GEriwerbung von Grundftüden und Gapitalien zu verleihen, gerubt, und des Herrn Staats Miniftere Dr. Eichhorn, Ercellenz, in dem Reſcripte vom 22. October © dem Vereine Ihre lebr haftefte Theilnahme für feine Zwecke zugefichert. Letztere ergeben ſich aus dem bier beifolgenden Auszuge aus den Statuten des Vereins für Deutfche Heilwiſſenſchaft, vom 20. Juni 1842, Mit dem Wunfche, da die Zwecke deſſelben in möglichft größter Ausdehnung zum Beften der Wiffenfhaft durch vielfeitige Theilnahme gefördert werden möchten, laden die Unterzeichneten nunmehr jeden Arzt oder Wundarzt, oder nichtärztlichen Freund der Heilwiſ⸗ ſenſchaft aller Orten ein, durch Einzahlung von vier Thalern Preuß. Courant jaährlichen Beitrags ſich zum Mitgliede des Vereins zu conftituiren, und dadurch deffen Wirkfamkeit zu unterftügen. Jeder der unterzeichneten Ausſchutz + Mitglieder, namentlich der Vorftand, ift gern bereit, den Beitrag) (fiche $. 3. des Auszugs) gegen Quittung in Empfang zu nehmen, und wird bie Ucberfendung des Diploms als Mitglied dagegen unverzüglich erfolgen. Berlin, den 6, December 1842, a Dres Deutschen Vereins für Heilwissenschaft Vorstand: Link, Hecker, Caſper, Vorſitzender, erfter Secretaͤr, zweiter Secretaͤr. Ausschuſzmitglieder: Barez. Böhm. Buſch. Dieffenbach. Ehrenberg. Froxiep. Grimm. Gurlt. Hauck. Hertwig. Horn. Jüngken. Klug. Kothe. Mitſcherlich I. Mitſcherlich I. J. Müller. Romberg. Schlemm. Schönlein. Schultz. v. Stoſch. Troſchei. Trüſtedt. Wagner. Wolff. Auszug aus den Statuten des Deutſchen Vereins für Heilwiſſenſchaft. $. 1. Der Zweck des Vereins ift Förderung der gefammten wiſſen⸗ Erforſchung einer allgemeinen wiſſenſchaftlichen Frage, nicht unter zweihun⸗ ſchaftlichen Heilkunde, mit Benugung von Geldmitteln, dert Thalern betragen. $. 2. Jeder Arzt und Wundarzt im gefammten Deutſchen Vaters lande, wie im Auslande, felbft jeder nicht = ärztliche Kreund der Heilfunde, dem der Zweck des Vereins als ein Zeitbedürfnig erfcheint, kann demfelben als Mitglied beitreten. $. 3. Zur Erlangung der Mitgliedfehaft bedarf es der Einzahlung eines Beitrages von vier Thalern Preuß. Gourant, die alljäbrlih, am 1. Juli, zu leiften iſt. Wer dieſen Beitrag Eoftenfrei an den Verein einger fandt hat, wird mit feinem vollftändigen Character in die Verzeichniſſe der Mitglieder des Vereins für das laufende Jahr eingetragen. Auf Grund bes einmal gezahlten Beitrages erhält der Einzahlende das Diplom als Mitglied des Vereins. $. 4. Der Vorftand des Vereins beftcht aus einem Worfigenden und zwei Gecretären. Der Vorfigende wird jährlich von dem permanenten Ausfhufe durch abfolute Stimmenmehrheit neu erwählt, und ber abges tretene Vorfigende ift für das nächfte Jahr nicht wieder wählbar, Anjährlich ſcheidet der erfte Gecretär aus, und der zweite Secretär tritt an deffen Stelle. Die Secretäre werden gleichfalls aus dem Aus— ſchuſſe durch abfolute Stimmenmehrheit gewählt. Für die Wicderwählbars Zeit der Gecretäre gelten diefelben Beftimmungen, wie für den Vorfigenden. Der Ausſchuß ergänzt fich felbft durch Wahl aus den Mitgliedern des Vereins durch abfolute Stimmenmehrheit. In Beziehung auf feine Arbeiten, theilt ſich der Ausfhug in acht Eectionen, nad) den Hauptfächern der Wiſſenſchaft; in eine 1) anatomische phyfiologifche, 2) medicinifche, 3) chirurgifche, 4) geburtshüffliche, 5) phar⸗ macologiſch⸗ chemifche, 6) forenfifch=policeilihe, 7) hiſtoriſche und literas turhiftorifche, und 8) veterinärifhe Section. Jede Veränderung im Vorftand und Ausfhuffe wirb durch die öffent: lichen Blätter zur Kenntniß der Mitglieder gebracht. $. 5. Für die Verwaltung der Konds des Vereins beſtimmt ber Ausfhuß eine Commiſſion aus feinen Mitgliedern, welche fich einen Rech⸗ nungsführer ermählt. $. 6. Am legten Montage jedes Monats, ober wenn berfelbe auf einen Feſttag fällt, am vorlısten Montage Abends, hält der Verein feine gewoͤh n Sitzungen. n Sisungsprotocollen werben nach jeder Verſammlung Auszüge durch öffentlichen Blätter zur Kenntni der auswärtigen Mitglieder gebracht. ⸗ edes Vereinsmitglied hat das Recht, keines aber die Verpflichtung, in einer Monatsſitung eine von ihm oder einem anderen Mitgliede ver fagte Abhandlung zum Vortrag zu bringen, welche dazu vorher d ors yißenden eingefanbt —— — muß, dem dann bie Snordnung üderlafen bleibt. Auswärtige Mitalieder ſenden ihre vorzutragenden Arbeiten an den Borftand ober eines ber hiefigen Mitglieder ein. Auch freie mündliche Vor— träge ber Anweſenden find in den Gigungen geftattet. Die vorgetragenen ſchriftlichen Arbeiten verbleiben ihrem WVerfaffer, oder werden in die Denk: ſchriften des Vereins aufgenommen, Ueber die Aufnahme entfceidet die yet e Bereins = Section, $. » Der Verein bieponirt über bie ihm au Gebote ftehenden Geld» tel, nad Abzug der nöthigen Verwaltungskoften, zur Förderung der ſſenſchaft, auf folgende Weife: a) Preisfragen. Der Verein wird, wo möglich alljährlich, mins dns zwei Preife ausfegen, einen Eleineen und einen gröfern, Der klel— ſich beſchraͤnkend auf die Anforderung einer Reihe von Verſuchen und %icen, foll nicht unter fünfzig Thalern, der größere, betreffend die Wenn die Konds es geftatten, Eönnen größere und mehrere Preiſe ausgefegt werden. "Die Preisfragen werden durch abfolute Stimmenmehrheit feftgeftellt und den Mitgliedern durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht. Preisrichter ift die betreffende Section des Aus— ſchuſſes, welcher der Vorfigende noch drei Bereinsmitglieder nach feiner Wahl zugefellt. Die Mitglieder derjenigen Gectionen, die die refp. Preisaufgas ben geftellt, find von der Concurrenz um den Preis ausgefcloffen. b) Verſuche und Unterfuhungen. Nah Maafigabe feiner Sonde, wird der Verein wichtige Verfuche und Unterfuhungen aus dem Gefammtgcebiete der Heilmiffenfchaft durch Gelbmittel unterftügen. Der Verein behält fih das Recht vor, die betreffenden Arbeiten in feine Denke ſchriften aufzunchmen. 0) Herausgabe größerer Werke, Someit die ihm zu Gebote ftchenden Mittel es geftatten, wird der Verein die Herausgabe Eoftfpieli= ger, für die Wiffenfchaft wichtiger Werke unterftügen, die ohne eine ſolche Unterftügung Eeinen Verleger finden follten, d) Wiffenfhaftlihe Reifen. Um das Studium der noch weniger gründlich erforfchten Epidemieen, Epizootieen und endemifchen Krankheiten zu fördern, wird der Verein, nah Maaßgabe feiner Fonds und nad) Ver— haͤltniß der vorliegenden Umftände, theils Reifeunterftügungen bewilligen, theils die gefammten Koften einer, auf jenes Stubium bingerichteten, wiffene fchaftlichen Reife tragen. Ein Gleiches findet ftatt in Beziehung auf ans dere wilfenfchaftliche Zwecke. Saͤmmtliche Berichte des Reifenden find Eigenthbum des Vereins, und derfelbe behält ſich das Recht vor, biefe Berichte in feine Denkfchriften aufzunchmen. e) Denffhriften. Der Berein wird durch die Herausgabe von Denkſchriften dem wiffenf&aftlihen Publicum einen äußern Beweis feiner Wirkfamkeit geben, Diefelben erfcheinen auf Koften des Vereins, in der Negel alljährlih, in einem Quartdande, welcher jedesmal, nad) Maaß— gabe der Wirkfamkeit des Vereins, enthalten wird: 1) die alphabetifche Lifte ſaͤmmtlicher Mitglieder aus dem Icätverflofs fenen Jahre; 2) den Rechenfchaftsberiht über die Gaffenverwaltung, für die Mite lieder; 5 3) die Protocolle ober Protocollauszüge der monatlichen Gigungen, worin aber jedenfalls fämmtlide vorgetragene Arbeiten, mit den Namen ihrer Verfaffer, fummarifch genannt werden; 2 bie zur Aufnahme ſchon früher beftimmten Abhandlungen ($. 6, und .)3 5) die dazu beftimmten gefrönten Preisfchriften ($. 7. a.); 6) die Berichte von Reifen, die durch Vereinsmittel geförbert wor⸗ den ($. 7. d. Für die Herausgabe der Denkſchriften wird ein Rebacteur vom Auss fchuffe Burg abfotute Stimmenmehrheit gewählt, der auch für jeden fols genden Band wieder wählbar ift. Fedes Vereinsmitglied erhält gleich nach Erſcheinen eines Bandes ber Denkſchriften denfelben zugefandt, Später eintretende Mitglieder Fönnen auf ihren Wunſch die früber erfchienenen Bände, gegen Entridytung ber Drudkoften, erhalten, In den Buchhandel gelangen die Vereins- Denke ſchriften nicht, $. 9. Die Statuten fönnen in ihren Grunbzügen, nämlich barin, daß Jeder durch feinen Beitrag die Mitgliebfchaft des Vereins erwerben fann, und daß die Gefammtbeiträge zu beilwiſſenſchaftlichen Zwecken ver- wendet werden follen, gar nicht, und fonft erft nach drei Sabren, und dann nur durch abfolute Stimmenmehrheit ber fämmtlichen Mitglieder des Ausſchuſſes, abgeändert werden, Berlin, den 20, Juni 1842, —r 2— 14 INNlle If * V liy. ar. Neue Notizen 10 45% N® 14 des IX Bandes Fig-18- ı'® ®_ © W _ SV A. 7 7 "3 Wo.ı des AXH Bandes. Neue Notizen No. 463 Wo.ı des XII Bundes. —594— Au J wi BE 2500 N016' des AU Bandes. Miy.a Fig.2. RYOR 1 } N ly fl 7 Vene Notizen N2,500 N216' des ZI Banıles. RB: Sa Zr mens SEITE | Fig.g. Fiq-4 ———— ( — —— 88 7 78 Fig.A6. — 7 Fiv. * 5 Az Si 2 7 Var a © EIS — * — — UND F OÖ) 2 9 ® > * 4 O Fig.2c. — a ‘ / / 3 } Au \r My 4 X N 6; —A— — Fig.r2 = { I = — ZEN \ \ * Nail \\ * V r 9 I (© \ 2 vo — a | N es Allgemeiner | — -katholisch- protestantischer Eur LEE N DER A | Mit einer tabellarischen Nachweisung Ar die — J ‚christlichen Zeitrechnung von 1 bis 2200, und einer chronologischen Einleitung — in die Geschichte des gesammten Kalenderwesens. Se N: i Von nn Heınrıca VOIGT, Kr 2 0%. 8. Hofratli und Professor der Mathematik und Physik zu Jena, Auch unter dem Titels,’ CALENDRIER universel "des Catholiques et des Protestans. Avec des tables indicatives ; pour Y trouver toutes les annees de l’Ere chretienne depuis 1 jusque 2200, et une introduction a ehronologique à Lhistoire du Calendrier. a 23 Bogen Lexicon 8. Auf starkem geleimten Papier. 1809. 3 Th. = 5; FL Rh.= 4 Fl. Conv. Der Kalender ist das nentbehrlichste Buch für jeden cultivirten Menschen, der in einem Staate lebt, Alle Ge- „ schäfte des bürgerlichen Lebens ordnen sich darnach. Die Geschichte der vergangenen Zeit, so wie die Anordnung der nä chstkünftigen, hat bestimmte Daten nöthig, die,man muss wissen und leicht auffinden können, um sich — darnaeh zu richten, Die gewöhnlich jährlich neuerscheinenden Kalender dienen aber immer nur für das laufende Jahr, | öhne für rein historisches Datum der Vorzeit, oder zu einer Geschäftshestimmung des nächstfolgenden Jahres brauchbar zu'seyn. Ehenso wenig nützen die sogenannten immerwährenden Kalender, die man immer mit jeder Woche fortrücken muss, n, Wir: lieferteh daher (deutsch und französisch), einen Allgemeinen katholisch - protestantischen, und — wahrhaft immerwährenden Kalender, you Christi Geburt an auf 2200 Jahre, der für alle diese Jahre der Vor- und ' Nachwelt, so wie für jeden Tag, den wir selbst durchleben,, brauchbar ist, und alle andere Kalender entbehrlich macht, 'Er besteht aus 35 einzelnen Kalendern, welche nach ihren Nummern, durch die beiliegende Tab elle, für alle 2200 Jahre geordnet sind, so dafs man nur in der Tabelle das Jahr aufschlagen -darf,' für welches man seinen‘ Kalender (verlangt, welchernur 4 Blätter stark, und einzeln geheftet ist, so dass man den vom laufenden Jahre immer aus der ‚ganzen Sammlung herausnehmen und auf den Schreibetisch legen, oder unter Glas und Rahmen gelegt, darüber aufhän- ‚gen kann, ‚Die vorausgeschickte Einleitung in die Geschichte des gesammten Kalenderwesens, (in welcher auch 8. 60 die Einrichtung und der Gebrauch unsers Allgemeinen Kalenders beschrieben ist,). gieht die vollständigste Erläu- terung darüber, ‚und zugleich unserm Werke einen bleibenden Werth für alle Bibliotheken, Sn demſelben iſt erſchlenen : —— | N; ne AR 4 BESE Da: gadıı Ktarium Eine Sammlung son Abbildungen und Beſchreibungen der neueſten und beſten Apparate, | Pa 0 BEE RA IR Sa f N ER ber ! . J practifhen umd phofikalifchen Chemie, Vierundvierzig Hefte mit 176 Tafeln nebft Erklärung. Jeder Heft + Thlr.—54 Kr. Rh— St. Com. EURE HSERETLER Xcetimeter. — Altalimeter, — Altoholometer. — Apparate der pneumatifhen und anatptifchen Chemie, — ee BE eocte, Snfufionen, Deftillationen, Evaporationen und Digeftionen. — Apparate für bie Verſuche mit ſtrahlender Märme, —ıXppar rate. von Hare, um die Eigenihaften ‚des Chlorgafes 2c, zu demonftriren. — Apparate von Hare, zur pneumatifcen Chemie. — Zr | Apparate, um Chlotverbindungen herzuftellen. — Apparate, um die Atkopolz und Aetherflamme zu benusen. — Apparate, um. De Slüffigkeiten ‚mit, Gafen zu fättigen. — Apparate und Verfahren, um aus Kartoffeln Branntivein zu erzeugen. — Apparaterund‘ Verfahren, um Glas für die Zwecke des. 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