Cr Pate Tee * U Ah FOR THE PEOPLE | | FOR EDVCATION | | FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Üene Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt Sn: von Ludwig Friedrich v. Froriep, des Ordens der Würtembergifhen Krone und des Grofherzogl. ©. Weimar. Falken: Ordens Ritter, der Philofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. ©. Dber-Medicinalrathe zu Weimar ; Director ber Königl. Preuß. Academie gemeinnügiger Wiſſenſchaften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldinifch- Garolinifhen Academie der Na— turforfcher, der Ruff. Kaiferl. Academie der Naturforicher zu Mostwa, der Gefellfhaft naturforfchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Gefellſchaft für die gefammte Naturkunde, der phyficalifch= medicinifhen Societät zu Erlangen, der mineralogifchen Gefellfhaft zu Sena, der Niederrheinifchen Gefellfhaft der phyſiſchen und medicinifhen Wiffenfchaften, des landwirthfchaftlihen Vereins im Königreihe Würtemberg, der Societe d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfhenden Gefellfchaft zu Leipzig, der Senken: bergifchen naturforfchenden Gefelfhaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunfhweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker - Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiftit und Gartenbau in Weimar, der Gefellfchaft zur Beförderung der gefammten Naturwifjenfhaften in Marburg, der Schlefifchen Geſellſchaft für vaterländifche Eultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgiea Berolinensis, der naturforfchenden Geſellſchaft zu Halle, des Kunft- und Handmwerksvereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Gefellfhaft des DOfterlandes, der Gefellfchaft für Natur= und Heilwiffenfhaft zu Heidelberg, der Svenska Läkare- Sällskapet zu Stodholm, der medicinifchen Facultät der K. U. Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New-NPork, der Academie Royale de Medecine zu Paris, der Gefellfchaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Buchareſt, der mebicinifhen Gefellfhaft zu Warfdau, des Vereins Großherzogl. Badilcher Medicinal- Beamten für die Beförderung der Staats Arzneikunde, der Kaiferl, Königl. Gefellfchaft der Aerzte in Wien und des naturmwijfenfhaftlihen Vereins des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliebe; und DE. Wa bier en des rothen Adler »s Ordens vierter Claſſe Ritter, Königl. Preußifhem Medicinalrathe und Mitgliede der wiſſenſchaftlichen Deputation für das Medicinalweſen im Minifterium der Geiſtlichen-, Unterrichts- und Medicinal: Angelegenheiten ; Profeffor an der Friedrich Wilhelms -Univerfität, Profector an der Charite = Heilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober - Eraminations= Commiljion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Gorrefpondenten der Königlichen Academie gemeinnügiger Wiffenfchaften zu Erfurt, der Acad&mie royale de Medecine zu Paris, der Hufelandifchen medicinifchen chirurgiſchen Gefellfhaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Gefellfchaft für Natur- und Heilkunde zu Berlin, der Gefellfhaft für Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stodholm, ber Societas physico-medica zu Moskau, der K. K. Gefelfhaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Hamburg, der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu Neu = Orleans und des Deutfchen Vereins für Heilmwiffenihaft zu Berlin; Ehren: Mitgliede des Vereins Großherzog. Badiſcher Medicinal Beamten für die Beförderung der Staats-Arzneikunde, des Apotheker: Vereins im nördlichen Deutfchland und des naturwiffenfchaftlichen Bereines des Harzes. - Neunundzwanzigfter Band, zwei und zwanzig Stüde (Nro. 617 bi 638), eine Tafel Abbildungen in Quarto, Umfchlag und Kegifter enthaltend. Sanuar vis März 1844. Im Verlage des Landes-Induftrie-Comptoirs zu Weimar. 184 4 VERKELS Ines ra BIRGrAN Der ikea I aswii = | 4 Su PR BEE 5 te nt 1lj3 DR ERER m Aau Ilyiniiyn ⸗ 16064 « ww "Al —* — & ans 3 rd Brngie 8 Te j — — — > 168 A h j u NE Dr TE RE 0 — { —1 2.421 ara) ee 1 er Are a Dr u —— Win Fr Ye 2} Ha an a rare et nee ni vrhoE } ig — Vie en 22 Fr A ‚ng% Y \ as “r tere re ir) Et - a . Wir * Bra a ee —— ; a ⸗ jr Ay — % 9 9*. naar eh. riet vr ‚na a en a er EITer sen ae — ! 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Sanuar 1844, Gedrudt im Landes =» Snduftrie s Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 7%, des einzelnen Stüces 3 gGr Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gr I: 007 2. ante Ueber die Abforptionsfraft der Pflanzen. Bon Dr. Trindinetti. Das Kaif, Königt. Inſtitut der MWiffenfchaften und Künfte des Lombardiſch-Venetianiſchen Königreichs hatte im Sahre 1842 zur Gewinnung des vom verftorbenen Marz quis von Secco-Comneno geftifteten Preifes folgende Auf: gabe ausgefchrieben: „Abſorbiren die Würzelchen der Pflan- zen ohne Unterfchied jede im Waffer aufgelöftte und gehoͤ— tig flüffige Subftanz.. oder wohnt ihnen die Fähigkeit inne, unter den flüffigen oder feften Stoffen diejenigen auszuwaͤh— len, welche zu ihrer Ernährung dienlich find, und innerhalb bes Bereichs ihrer Lebenskraft diejenigen zurüdzumeifen, welde ibnen fchädlich feyn würden? Wei der Beantwortung diefer Stage foll durchgehends der practiiche Gefichtspunct der Mechfelwirthfchaft, mit fpecieller Beziehung des Feltbaues in der Lombardei, feftgehalten werden‘. Es gingen drei Schriften ein, von denen diejenige, über welche hier berichtet werden foll, 1845 des Preiſes würdig erkannt ward. Nah der gefchichtlichen Darlegung alles desjenigen, bisjoßt über diefen Gegenftand befannt gemacht worten ‚ weift der Verfaſſer auf die Unficherheit und die wider: ‚prechenden Anfichten hin, die über diefe Hauptfrage noch unter den Phnfiologen herrſchen, und er fchreibt diefelben wefentlid dem Umftande zu, daß man bisher bei derartigen Verſuchen nicht die Vorfiht anwandte, fib davon zu über: zeugen, ob die Würzelchen der Pflanzen durchaus feine Wer: legung erlitten haben. Er nimmt aber als thatfächlid), oder doc menigftens als hoͤchſt wahrfcheinlih an, daß wihrend die unverfehrten Würzelchen nur Waffer abforbiren Eönnen *), die verlegten oder zerriffenen Würzelchen jede hinlänglidy flüf- fige Maffe, in die fie eingefenft werden, aufjufaugen ver: mögen, *) Diefe ausichliegliche Abforption von Waffer ift nicht des Ver: faffers Anficht, wie fi aus dem Folgenden zur Genüge ergiebt. D. Ueber], N0. 1717. — 617, ki.mbtım. De Er glaubte demnah bei feinen Unterfuhungen, die MWürzeihen der Pflanzen, mit denen er Verſuche anftellte, ganz befonders beachten zu müffen. Zu diefem Ende hob er die Pflanzen zuvörderft mit einem fo großen Erdballen aus, daf er überzeugt feyn Eonnte, deren Wurzeln in keiner Meife verlegt zu haben, worauf er die Erde im Maffer losweichte, fo daß alle Wuͤrzelchen entblößt wurden, welches Verfahren übrigens ſchon früber, und zwar auch von ung jederzeit, bei ähnlichen Verſuchen in Anwendung gebradıt worden ift. Dann unterfuchte er ſaͤmmtliche Würzel- ben mit der Yupe und verwarf jede Pflanze, bei der fich die geringfte Zerreißung an diefen Organen erkennen ließ. Auch wandte er Pflanzen an, die er in reinem Waſſer kei— men und fi entwideln gelaffen hatte. Um endlih die Klippe zu vermeiden, dir Pflanzen un— ter abnormen Umftänden, d. h., in ein flüffiges Medium eingetaucht erbalten zu haben, wiederholte er die Verſuche mit folben, die er in reinem Öranitfande, oder aud in eis ner gewöhnlihen Dammerde hatte feimen laffen. Jedoch befhloß er aub in diefem Falle fein Verfahren mit einer aufmerffamen Unterfuchung des Zuftandes der Wuͤrzelchen. Die Pflanzen waren in der Art mit den Auflofungen in Berührung, daß fie bis an den Wurzelſteck in diefelben eintauchten, und wenn die angewandten Stoffe ſcharf oder corrofiv waren, fo bediente man fih genügend mit Waſſer verdünnter Auflöfungen, fo daß Eeine ſchaͤdliche Einwirkung auf das vegetabilifche Gewebe ftattfinden Eonnte. Mas die zum Erkennen des Vorhandenſeyns, oder des Verbältniffes der Abforption angewandten Mittel betrifft, fo bediente fich der Verfaſſer vier verfchiedener Verfahren. Das erjtere, welches er wegen deffen Unzuverläffigfeit nur felten anwandte, beftund darin, daß er von dem Unterjdjiede der Quantitäten des fraglihen Stoffes, die vor und nad) dem Verſuche in der Flüffigkeit enthalten war, auf den Grad der Abforption ſchloß. Das zweite, deffen er fich je: des Mal bediente, wenn bdaffelbe thunlih war, befteht in der Beurtheilung der Abforption nach den in der Pflanze, 1 3 617. KXIX. 1. 4 in Betreff der Farbe, des Geruches, Geſchmackes, der Gons ſiſtenz 2c., vorgegangenen Veränderungen. Daß dritte ift die chemiſche Analyfe der noch frifhen Pflanzen, und das vierte die mekcoſkopiſche Unterfuhbung der kryſtalliſirten Pflanzens fäfte Don den letztern beiden Verfahren bat der Verfaffer in’sbefondere Gebrauch gemaht. Die Einaͤſcherung hat er nicht bewerfitelligt, indem den Ghemikern zur Genuͤge bes tannt iſt, daß dabei die Matur der in den Pflanzen enthals tenen falinifhen Beſtandtheile oft durchaus verändert wird. Wenn die zu abforbirenden Salze eine fie genau characteris firende Kryſtallform beiaßen, fo brachte er einen Tropfen von der angewandten Auflofung auf den Gegenftandsträger des Mikroſkops und daneben einen Tropfen von dem Safte des zu unterfuchenden Pflanzenindividuums, ſowie einen drit— ten Zcopfen von dem Safte derielben Pflanze von ibrem natürliben Standorte. Nah der von felbjt erfolgten Ver— dunftung unterwarf er fie fämmtlich der vergleichenden mi— froffopifchen Unteriuhung, oder behandelte auch wohl die Ueberrejte der drei Zropfen mit chemiſchen Neagentien. Der Verfaffer legt hierauf die Einzelnheiten feiner Vers fuhe dar. Pflanzen, welhe 24 Stunden lang in eine verdünnte Auflöfung von blaufaurem Kali eingetaucht gewefen und dann abgefähnitten worden waren, ließen, mit ſchwefelſaurem Ei: fen behandelt, bei zwei Kippenblumn an den vier Kanten des Stängel, und bei andern Gewähfen, 3. B., Sola- num nigrum, an dem faferigen Ninge innerhalb der Minde Spuren einer blauen Färbung erfennen. Durch den Plan: zenfaft wurden Eifenfalze ebenfalls blau gefürbt. Duffelbe Reſultat wurde bei Pflanzen erlangr, weldye in Granitfand vegetirt, und die man mit einer Auflofung von blaufaurem Kali begoffen hatte. Allein bei Pflanzen, die man in ges wöhnliche Dammerde gefäet hatte, gelang dieß nicht. Das angewandte Salz fand fih nicht ein Mal in der Erde wies der, fondern war zerfekt worden, Salpeter wurde ebenfalld von mehrern Gewaͤchſen ab: forbirt, und man erkannte ihn, theils in den ſich aus dem Safte bildenden Kryſtallen, theils bei’'m Verbrennen der Stängel. Pflanzen, die in gewöhnlicher, mit Salpeter ans gefhwängerter Dammerde vegetict batten, und beflimmte Species, 3. B., Sonehus hortensis, fhienen weit mebr Salpeter verfchludt zu haben, als andere, Daſſelbe Reſultat wurde mit folgenden Salzen erlangt: falzfaures Natron, fchwefelfaures Kupfer, eſſigſaures Blei, falzfaures Barium, Kalium = Jodur, ſchwefelſaures Kali, ſchwefelſaurer Zink, fchwefelfaurer Tale, Alaun, falpeterfaus rer Kalk, Salmiak ꝛc. Auch Kalkwaffer und fehr verdünnte arfenige Saͤure wurden einigermaaßen abforbirt. Bei der Abforption des falpeterfauren Kalkes durch Oxalis eorni- eulata bot fih eine eigenthuͤmliche Erfheinung dar. Alle Blätter der Pflanze wurden gelb und welk, während andere in diefelbe Solution eingetauhte Pflanzen in ihrem natuͤr— lichen Zuftande verblieben. Der Vorfaffer erklärt diefen Um— ſtand aus der corrofiven Cinwirfung der, nad) der Auffaus gung des falpeterfauren Kalkes durch die Verbindung des Kalkes mit der Kleefäure des in den Blättern der Oxalis enthaltenen Eleefauren Kali» Quabrormds freigeworbenen Sals peterfäure. Kalium = Xodur, welches von den in deffen Solution eingetauchten Pflanzen leicht abforbirt ward, ſchien dieß von folden, die auf Granitfande gekeimt hatten, nidıt leicht zu werden. Der Verfaſſet fand aber, daß das Stärkemeh!, welches, nachdem das Salz durch das Keimen jerfeßt wor⸗ den war, an den Würzelchen hängen blieb und die fämmts lihen benadhbarten Stellen eine blaue Färbung angenom: men hatten. Bon dem Aetzſublimate und falpeterfauren Silber fand fih in denjenigen Theilen der in Auflöfungen jener Salje getaucht gewefenen Pflanzen, welche über die Fluͤſſigkeit bins ausgeragt hatten, nicht die geringfte Spur. Nur in dem unter der Fluͤſſigkeit geweſenen Theilen ermittelte man jene Salze in theilweife verändertem Zuftande, und die Pflanzen ftarben bald. Ebenfo verhielt es ſich mit der Gallusiäure, die durchaus nicht abforbirt wurde, während die Würzeldhen eine Art von Verhärtung und Zerfreffung erlitten und die Pflanzen abftarben. > Um die Wahrheit der Behauptung der Herrn Che— vallier und Zaffaigne, daß Chenopodium vulvaria Eohlenfaures Ammonium enthalte und der eigenthümlihe Ge— ruch der Pflanze diefem Umftande zuzufhreiben fen, zu prüs fen, preßte der DVerfaffer den Saft aus derfelben und feßte demfelben ein Wenig Schwefelfüure zu. Der Gerud ver: ſchwand dadurch auf der Stelle, und nahdem man die Flüffigkeit filtrict hatte, fand man, bei Zufegung von Kal, die Anwefenbeit von Ammonium beftätigt. Indem ſich der Berfaffer diefes Saftes zum Begiefen von Pflanzen bediente, überzeugte er fid durch daffelbe Verfahren, daß fie das in diefem Safte enthaltene ſchwefelſaure Ammonium ſaͤmmtlich abforbirten. Uebrigens verfihert Here Trinchinetti, in Uebereinftimmung mit den Anfichten Liebig's, daß alle Pflanzen Ammonium enthalten. Wenn er zu einer urofen Quantität des aus irgend einer Pflanze gepreften Saf 3 etwas Schwefelfäure fegte und den Saft dann bir zur Trockniß abraucte, fo entband fih aus dem, r oder Kali in einer Retorte deſtillitten Ruͤckſtand Ammonium. Auf diefe MWeife erhielt er diefes Prot fehr vielen Pflanzen, unter andern aus der Kartoffel. fand er e8, wie fchon Andere vor ihm, im Negenway, Allein er behauptet, dajfelbe audy in dem, aus dem Erdbo: den emporfleigenden Waſſerdunſte entdedt zu haben. Zu diefem Ende jtellte er auf ein frifch gepflügtes Feld große, mit verdünnter Schwefelfäure benetzte Glasyloden, und nad einiger Zeit wifchte er die Keuchtigkeit mit einem recht ſau— bern Schwamme ab. Sechs dergleihen Glocken lieferten ihm eine halbe Unze einer Feuchtigkeit, die, über Kali dee ftitirt, Spuren von Ammonium erkennen ließ, welches ich demnah im Boden und in deffen Dünften im freien Zus ftande befunden haben mußte. Als der Verfaffer Auflöfungen von zwei Salzen, 3. B., Salpeter und Serfalz, in gleihen Quantitäten von den Pflanzen abforbiren ließ, überzeugte er ſich durch die mikro— fEopifhe Unterfuhung des kryſtalliſirten Saftes, daß die bei— 5 617. XXIX. 1. 6 ben Salze nicht in gleichen Quantitäten verſchluckt worden waren, fo daß fich eine WVorliebe für das eine, oder das andere Eund gab. Auf diefe Weiſe abforbiren, 3. B., Mercurialis annua, Satureja hortensis und Cheno- podium viride mebr Satpeter, als Seefalz. Selbſt wenn in der Auflöfung das eine Salz in weit größerer Menge vorhanden ift, als das andere, fcheint dieß am Nefultate der Wublabforption nichts zu ändern. So abferbirte, 5. B. eine Pflanze, nimlih Chenopodium viride, aus einer Auflöfung, die drei Mal foviel Seejalj, als Salpeter, ents hielt, dennod weit mebr von diefem, ald von jenem, mwähs tend bei Solanum lycopersicum das Gegentheil ftattfand. Das im Eohenden Waſſer aufgelöfte Staͤrkemehl fhien ebenfomwenig abforbirt zu werden, als dergleidyen Zufs Eer, oder eine Snfufion auf Quassia amara, wenn naͤm— lich die MWürzelhen der Pflanzen vollig unverlegt waren. Menn aber manche der Würzelchen zerriffen waren, fo wur: den die beiden letztern Subftanzen abforbirt, was fich durch den Gefhmad leicht erkennen ließ. Der Verfaffer ftelfte auch Verſuche in Betreff der Ab: forption färbender Subftanzen an, und überall, wo die Wuͤr— zeichen völlig unverfehrt waren, Eonnte er weder in den Zwiebeln, noch in den Stängeln der Pflanzen, mit denen er erperimentirte, irgend eine Spur von Firbung wahrnehmen. Die farbigen Flüffigkeiten beftanden in Aufguffen auf Saf: fran, Gocenille, Campeſchenholz, Brafilienbolz, dem Safte der Phytolacca ꝛc. Dieß Refultat ſteht im Widerfpruche mit dem, welches viele andere Phyſiologen, u. A. Senne: bier, Tb. de Sauffure ıc., erlangt haben. Der Vers faffer ift der Meinung, dieſe Fotſcher hätten defhalb täu= fhende Erfolge erhalten, weil die Wuͤrzelchen ihrer Plans zen nicht unverfehrt gemwefen ſeyen. Er erfennt indef an, daß durch das lange fortaefegte Vegetiren in einer farbigen Flüffigkeit ein Theil des Fürbeftoffes felbft durch umverfehrte Wuͤrzelchen zerftört werde. Dirk gefchieht aber, feiner Anz ſicht nab, nicht in Folge der Abforption des Fürbeftoffs in feiner Totalität, welcher fib fonft durch die Faͤrbung des vegetabilifhen Gewebes fund geben müßte, fondern in Folge der Zerfegung deffelben und der Abforption eines Xheiles feiner Elemente; bei welher Annahme den Sauyfbwämm: chen der Wuͤrzelchen felbjt eine weit Eräftigere organifche Thätigfeit zugefchrieben wird, als das einfache Verſchlucken oder Auswählen der in den Solutionen bereits fertig vor: bandenen Subftanzen. Bekanntlib hat ſich unlängft ein Streit über den Ein= fluß der Humusfäure und deren Salze auf die Vegetation unter den Phnfiologen erhoben. Hartig und Liebig fpres den diefen Subftanzen alle Ernäbrungsfähigkeit ab und glauben nachgewieſen zu haben, daß fie durchaus nicht ab» forbirt werden, während dagegen Herr Tb. de Sauffure behauptet, fie würden abforbirt, und um dieß zu beweifen, neuerdings Verſuche angeftellt bat. Auch der Verfaſſer bat diefe Streitfrage durch Erperimente zu erledigen gefucht, und er glaubt, aus denfelben folgern zu dürfen, daß die Wuͤr— zelhen der Pflanzen wirklich die Fähigkeit befigen, das bus musfaure Kali zu abforbiren, ohne daß diefes den Geweben jener feine eigenthuͤmliche Farbe mittheilt, indem es völlig affimilirt zu werden ſcheint; daß ferner die Zerfegung des Humus nit in den obern Theilen der Pflanzen flattfindet, wiil man ihn in feinem Theile des Stängels zu entdeden vermag, fondern daß fie in den Wurzeln gefchieht, was da— durch beftätigt wird, daß ſich in der Auflöfung ein flodiger Niederſchlag bilder, welcher der von den Schwaͤmmchen zu: ruckgewieſene unauflöslibe Nüdftand zu ſeyn feeint, Bei einem der Verfuche, welcher mit einem Abfude von gedüngter Dammerde gemacht wurde, fand der Verfaſ— fer, daß fich in einem Gefäße, in das er, der Vergleichung wegen, nichts weiter, als einen Theil der Auflöfung, ohne Pflanzen, aufbewahrt hatte, die faulige Gährung eingeftellt batte, während dieß in den übrigen Gefäßen, in welden Pflanzen vegetirten, nicht der Sal war. Sa, als er in dieſe faulige Flüfjigfeit einige Eremplare von Chenopodium urbicum eingejeßt hatte, fand er, daß der mwiderliche Ge— ruch allmälig geringer wurde und zuleßt ganz verichwand, und in diefem Umftande fund er eine Beftätigung feiner An— fibt, daß die Wurzeln der Pflanzen die Fähigfeit befigen, die crganifchen Stoffe „zu zerfegen und der Gährnug ent= gegenzumwirfen. Einigen Beobachtungen von Gazzeri und Moretti zufolge, welche unter der Einwirkung der Pflanzenwurzeln gewiffe feite organifhe Subftanzen, wie Nägel, Holzkohle ?c., an. Volum verlieren fahen; ferner nach einigen von ihm felbft beobachteten Thatſachen rüdfichtlidh des Eindringens dir Pflanzenmwürzelhen in Holz, Pfirfichferne 2c.; endlich zus folge mehrerer Verſuche, bei denen er nicht gefeimte Samen durch die MWürzelhen der gefeimten angegriffen und theil- weife zerftört werden fab, fchließt der Werfaffer, daß felbft feſte organiſche Subftanzen von den Pflanzen abforbirt wer: den koͤnnen. Die allgemeinen Folgerungen der Verfaffer find in Ber treff diefes Theiles des Gegenftandeg folgende: Die Pflan- zenwurzeln abforbiren alle in Waſſer auflöslichen minerali: fben Subjtanzen; fie faugen, je nad den Epecied, vers ſchiedene Quantitäten davon ein, und zwar in einer von dem Grade der Flüffigkeit der Auflöfung durchaus unabhän- gigen Meife; endlich werden die in Waſſer aufgelöf’ten or— ganıfhen Subftanzen nicht in ihrem natürlichen Zuftande von ten Wurzeln abforbirt, fondern von diefen zerfegt und nur theilmeife aufgefogen. Im zweiten Theile feiner Arbeit hat der Verfaffer feine fogenannten phyfiologifchen und agronomifhen Beobachtungen mitgetheilt. Zuvörderft ftelft er, im Uebereinſtimmung mit den bes rühmteften Ferfchern, feft, daß die Pflanzen nicht im Stande find, die in ihnen enthaltenen mineralifhen Stoffe felbft= fündig zu bilden, fondern daß fie diefelben fertig aus dem Boden, in dem fie vegetiren, abfoıbiren. Nur legen fie da— bei die Fähiufeit, eine Auswahl, z. B., unter verfchiedenen falinifhen Steffen, zu treffen, melche ihrer Natur am Be: ften zufagt, an den Tag. So eignen fih, 3. B., die Sal- sola, die Salicornia das Seefalz in folder Menge an, da 1 * 7 617. XXIX. 1, man fie in Stalien an Stellen, die zufällig vom Meere überflutbet worden find, anbaut, um diefen Kocalitäten das Seeſalz zu entzieben und ihnen ihre vorige Fruchtbarkeit wiederzugeben *). Der Tamariskenbaum dagegen, welcher ebenfalls an der Seeküfte waͤchſ't, Lift das Seeſalz zurücd und abforbirt vorzugsweife den ſchwefelſauren Talk, von welchem man in der Salsola kaum eine Spur findet. So enthalten manche, auf altem Gemaͤuer wachfende Pflanzen Saulpeter, während andere auf demfelben Standorte feinen enthalten, 2. Die Brobahtungen der Landwirthe haben, den Verfaf- fer zufolge, dargerhan, daß die naͤmliche Art yon Dünger nicht allen Gewächſen zufagt, daß mande, wie der Meis, Mais rc, bei friſchem Dünger beffer gedeihen, während an— dere, 3. B., die Wiefengräfer, gegohrnen Dünger verlangen. Er behauptet fogar, der Boden verliere an Fruchtbarkeit, wenn man ihm mehrere Jahre hintereinander diefelbe Art von Dünger zukommen laſſe, zumal wenn diefelbe vegetabi- liſcher Art ift, daher man abwechfelnd mit thierifhen und mit vegetabilifhen Subſtanzen düngen müffe. Er führt beifpielsweife den guten Erfolg des in der Yombardei ge> bräuchlihen Verfahrens an, die Aecker bald mit Thiermift, bald mit pulveriſirten Delftuchtfuchen zu Düngen. Auch beruft er fih auf die anerkannt treffiihe Wirkung dee Gompefte und zieht aus diefen Betrachtungen den Schluß, daß jede Pflanze die, fpeciell zu ihrer Ernährung dienenden Stoffe aus dem Boden ziehe, Zu diefen nothwendigen Stoffen gehören gewiffe mine: raliſche Subftanzen, welche die Eriftenz jeder Pflanze wefents lid) bedingen, 3. B., Kali, Natron, Ammonium ohne Aus— nahme für alle Pflanzen; Kiefelerde für die Gräfer gc. Ans dere find nur zufällig vorhanden und feinen nur in Folge *) Diefer Umftand ſteht mit De Candolle's Beobachtungen in directem Widerfpruche. Derfelbe überzeugte fih, vermöge einer Analyfe des Herrn Figuier, davon, daß die mit Sal- sola befäeien Küftenftellen mehr Seeſalz enthalten, als die un— mittelbar daneben befindlichen, auf welchen diefe Gultur nicht ffattgefunden hatte, Anm. d, Redacteurs d. Bibl. univ. 8 der Ermangelung ber Kraft, fie ganz zuruͤckzuweiſen, von den Wurzeln abforbirt zu werden. (Schluß folgt.) I 1.9. Bee, Ueber bie, auf v. Humboldt's Beranlaffung in den Englifhen Hauptcolonien in den Jahren 1840 und 1841 angefieliten, Beobadtungen rüdfidhtelid der Schwankungen der Magnetnadel hat Oderſt Sas bine forben in einem Quartbande berichtet, in welchem jedoch manche Beobadjfungen von Yan: Diemen’s: Land, St. Delena und dem Vorgebirge der guten Hoffnung noch fehlen. Demnady konnte vor dir Hand noch nicht jede einzelne Störung nad allen den Mo: dificationen, die fie auf allen Beobahtungsftationen barbot, gewür= digt werden; allein fhon aus einer obwrflählihen Prüfung der Tabellen ergiebt fh, daß zwifhen den Dauptitörungen zu Toronto und Yan Diemen’sland, die ziemlich an dın entgegengefigten Enz den eines Erddurchmeffers liegen, einiger Jufammenhang beftcht. Es läßt ſich ſchon jegt vorausfehen,, dag diefe Arbeiten zu Außerit intereffanten Refultaten führen werden, welche auch für die anges wandten Wiffenfchaften, namentlich für die Schifffahrtsfunde, einſt von großem Nugen zu werden pirfpredyen. In Betreff der Urfahe des verihiedenartigen Nefterbaues bemerkt Jeſſe in feinen Gleauings, daß ſolche Vögel, die, des Beifhaffens der Rahrung fur jiy und ihre Jun- gen wegen, lich lange von ihrem Neite entfernen mülfen, dieſes weit wärmer bauen, al& andere, So bededen, z. B., die Ente und viele Maffervögel, die fehr gefräßig ſind und weit fliegen muſ— fen, um ſich zu ägen, ihre Eier ſehr ſtart mic Federn, damit jie richt erfalten Eönnen. Ebenſo muß die langihwänzige Meife, da fie für 42 bis 15 unge zu forgen bat, nothiwendig lange vom Sefte wegbleiben und kann nit, wie andere Vögel, längere Zeit auf der Brut figen und dieſe erwärmen, daber fir ihr Neft nicht nur mit einer großen Majje Federn, Wolle 2c. auskleidit, fondern demfelben au eine Eugelförmige Geſtalt mit einer Eleinen Oeffnung an der Seite giebt. Die Droffel dagegen, die ſich ſchnell und in der Nähe ihres Neſtes Futter fuchen Fann, Eleider daſſelbe mit Thon und Kuhmiſt aus. Auch die Sıatfrähenneiter find nur ſchwach ger füttert; aber dafür verläßt das Weibchen das Neft auch faſt nie und wird von dem Männchen während des Brütens und während die Jungen noch zärtlich find, gefüttert. Das Neſt des Hausfper: lings ift, obwohl diefer Vogel nicht fo viele Junge hat, wie die Schwanzmeife, doch ſehr ſtark mit Stroh, Federn, Daare ꝛc. ae: füttert; olein auf der andern Seite jind die jungen Sperlinge uns gemein gefräßfg, und beide Alte haben volauf zu tbun, um jene zu befriedigen, daher fie faft beftändig auswärts fpyn muͤſſen und die Jungen eines verhältnigmäßig wirffamen Schuges bedürfen. 2 a A RE Unterfuchungen über die Lippendrüfen. Bon Dr. U. U. Sebaftian, Profeffor zu Gröningen, (Hierzu die Figuren 11. bis 13. auf ber mit biefer Nummer auöyegeber nen Tafel.) I. Anatomifcher und phyſiologiſcher Theil, — Zwifchen der Muskellage der Lippen und der Schleimhaut bemerkt man eine Menge Drüfen, weldye Labialdruͤſen genannt werden. Ihre Geftalt iſt verfchieden; einige find glatt und rund, andere haben eine ovale, oder Birnförmige, fehr unregelmäßige Form, aber im Allgemeinen find fie mehr oder weniger abgeplattet. Ihr Umfang variitt von einer halben Linie bis zu 15 Linie im Durchmeſſer und darüber. Oft bilden fie eine wahre Drüfenfhicht, oder, wenn fie nicht zu zahfreich find, fo fieht man fie meift eine von der andern getrennt. Ihre Anzahl ift fehr verſchieden bei den verſchie— denen Individuen; ih habe bis 57 an einer einzigen Unter: lippe gezählt; in andern Fällen fanden fih 13 bis 21. Se weniger zahlreich fie vorkommen, defto größer ilt ihr Umfang und umgekehrt. Bei Kindern habe ib am Meiften gefun: den, und ich glaube, daß ihre Zahl mit den Jahren ab- nimmt. Cine jede Drüfe ift mit einem Ausführungsgange 5 9 617. XXIX. 1. 10 derfehen, welcher mit der Drüfe zufammen oft einen Eleinen auf feinen Stiele ruhenden, Pilze gleiht. Ich führte eine Schweinsborſte in eine der größten Gänge an der Seite der Lippen ein und fand, daß diefe Nöhre ungefähr 2 Linien lang war. Alle Gänge haben eine Deffnung an der innern Seite ber Lippen, und man kann die Mündungen an lebenden Körpern mit unbewaffnetin Augen leicht unterfheiden, fo- bald die Gange voll find und einen Tropfen der in ihnen enthaltenen Flüfjigkeit in der Geſtalt einer Eleinen Perle hervortreten laffen. inige derfelben durchbohren die Schleim baut der Lippen in fenfrechter Nichtung, andere in fchräger. Sch habe nie zwei Gänge aus einer einzigen Drüfe hervor— kommen feben; aber ich bemerkte oft zwer von einer Drüfe verforgte Gänge, welhe Drüfe fih, nad) einer genauen Uns terfubung, als aus zweien zufammengefegt zeigte. Außer: dem wird jeder Ausführungsgang im Innern der Drüfe durch Namificationen und Aeſte gebildet, welche ſich mit des nen ihnen zunähft liegenden vereinigen, ganz auf diefelbe Meife, wie die Ausführungsgänge anderer vollfommener Drüfen. Endlih findet man zwifhen den Drüfen und filbft zwifchen den Laͤppchen derfelben eine große Menge von Ner: ven und Vlutgefäßen. Unterfuhen wir, zu welcher Glaffe von Drüfen die Lips pendrüfen gebören, und ob fie wirklih als Schleimdrüfen zu betrachten find, oder nicht. Moangetus (Theatr. anat. T. Il., p. 439) erwähnt ihrer nur, ohne näher auf ihre Beſchaffenheit einzugehen, Heifter (Compend. anat. p- 120) haͤlt fie für Schleimdrüfen und unterjcheidet fie in glandulae miliares und lenticulares. Cloquet (Trai- te d’anat. descript.. Paris 1824, T. II. p. 315) nennt fie Schleimbälge und Herr S—m, Berfaffer des Auffages: die Schleimdrüfen der Kippen im Encyel. Wörterbuce der medic. Wiffenfchaften, fowie Kraufe in feinem Handbuche der menfchl. Anat., Hannover 1836, Th. I. 2. Abth ©. 434, find Dderfelben Anfiht. Weber (Hildebrandt’s Anar., Bd 4. ©. 155) fagt: Außer der parotis, der glandula submaxillaris und sublingualis giebt es noch andere kleinere Speicheldrüfen an der innen Flaͤche des Mun: des und der Rippen; aber er fügt in einer Anmerkung bin: zu, daß es ſchwierig fen, zu beftimmen, ob diefe Drüfen zu den Speichelz oder Schleimdrüfen gehören; endlich citirt er Barthol. v. Siebold (Hist. System. saliv., p. 35), welcher die Gaumendrüfen für Schleimdrüfen hält, aber der Anſicht ift, daß die Mund» und Lippendrüfen eine dem Speichel näher ſtehende Flüffigkeit ausfondern. Uebrigens ftellen nicht nur die Anatomen, fondern aud die Aerzte die Lippendrüfen in die Reihe der Schleimdrüfen. Im Allgemeinen ergiebt fich die Befchaffenheit der thies tifhen Säfte ſowohl aus der Befchaffenheit der Organe, welche die Feuchtigfeiten abfondern, ald aus den Unterſuchun— gen der Säfte felbft. Was die Befchaffenheit der in den Lippendrüfen enthaltenen Fluͤſſigkeit betrifft, fo habe ich fie wäfferig, durcfichtig, Elebrig gefunden, und, mit blofem Auge betrachtet, hat fie die vollfommenfte Aehnlichkeit mit dem Speichel, (Wenn man eine Eleine Menge der Flüffigs £eit der Kippendrüfen erhalten will, fo ziehe man die Unters lippe nach Unten und fchlage fie dann nach Außen um, nad: dem man fie mit einer Compreffe abgetrodner hat; die Muͤn— dungen der Gange erweitern ſich dann und laffen Tropfen heraustreten.) Es blieb nun nur noch die mifroffopifche Unterfuchung übrig, aber auch diefe bot mir nur wenig Hoffnung dar, da die bereitd 1857 von mir angeftellten mifroffopifchen Untere fuhungen mid nur die Schwierigkeit der Unterſcheidung zwifchen Schleim und Speichel felbjt mit Hülfe des Mikro: fEops gelehrt hatten. i Dr. v. Swieten fagt bierüber in feiner Dissert. inaug. medic. de Saliva ejusque vi et utilitate. Gron. 1837, p. 12: Sebastian vix Salivae globu- los diversos eredit a muci globulis siquidem in pituita narium, quos vidit globulos, nullo modo distinguere potuit a globulis Salivae. Folgendes fand ih mit HDülfe des Mikroftops in der Flüffigkeit der Lippen— druͤſen: 1) Membranöfe, durchſichtige, mehr oder weniger koͤr— nige Partieen, mit einem bis zwei Kuͤgelchen (Kernen) ver— ſehen. 2) Iſolirte Kügelchen. 2 3) Kleine Körner, oder leichte Granulationen. Die Größe der membranöfen Partieen mit ihren Kernen variirte von 0,00241 bis 0,00300 p. P.; die Größe der Kügelhen von 0,00052 bis 0,06056 p. P. Die größte Anzahl ergab 0,00042 p. P. Diefe verfchiedenen Partien finden ſich nicht nur in der Fluͤſſigkeit der Lippendrüfen, fondern auh im Speichel, wo ic) fie gefehen habe *). *) Die von Quevenet über den Epeichel angeftellten Unterſu— ungen beftätigen faft vollitändig die meinigen ; aber er fpricht auch von einigen andern Theilchen, die ich für mikroffopifde Sırthümer halte, Er behauptet, im Speichel gefunden zu haben: 1) Lamellen, gewöhnlich von ovaler Korm, mwiewohl ver: fhieden an Durchmeffer. Die meiften hatten „I; Millimeter Länge auf ; Millim. Breite, Einige derfelben waren kuͤrzer, oder fchmäler, andere hatten eine ganz unregelmäßige Geſtalt; einige fihienen auf ihrem Mittelpuncte einen blaßgılben, ova— len Kern zu tragen; die Oberfläe tiefer Lamellen erfchien weiß, zumeilen glatt, oft mit Faͤſerchen. 2) Eine Art punctirter, faferiger Molken, und felbft Kleine Haufen oder Maffın vollftäntig geftatrlofer ſchwarzer Puncte. 3) Kuͤgelchen, meift unreaelmaßig, und wenig einander gleichfommend in ihren Durd;meffirn, die einen, blaß, punc— tirt, mit einem feinen, fcehworzen Ringe, maaßen „I; bis „5 Millim, und alien Schleimtügelhen; andere, £leinere, zur weilen ein Wenig oval und nody mebr unrıgelmäßig,. hatten nur „4; bis zI, Millim. Dieſes waren wahrſcheinlich Schleime fügelchen, aber in einem mehr oder minder vorgerüdten Zus ftande der Veränderung. 4) Einige ziemlich) feltene, Eleine, runde Kügeldyen, mit gang weißem Grunde, mit einem gleichmäßigen ſchwarzen Kreife, und aͤhnlich den Fettkuͤgelchenz diefe hatten 345 — 300 Milz limeter. Diefe vier Subftanzen find hier nach ihrem mehr ober min der häufigen Vorkommen der Reihe nad) aufgeführt. (Kney- clographie des sciences medicales. Bruxelles, Maıs 1841, p- 419.)] 11 Nun kann Niemand, der mit den In den lebten Jah— ren angeſtellten mifroffopifchen Unterfuhungen vertraut ift, daran zweifeln, daß diefe Maffen ebenfoviele Epitheliumzellen mit ihren Kernen find, fowie ih fie im Speichel und auch in der Flüfjigkeit der Lippendrüfen bemerft habe (f. die Ta— fet.) Diefelben Subftanzgen habe ih im Schleime der Nafe und anderer Partieen gefunden. Meine neueren Beobach— tungen beftätigen Das, was ich ſchon 1837 ausgefprocen babe, daß nämlich die Speichelfügelchen in Nichts von den Schleimfügelben abweiben, und ich füge binzu, daß die Stoffe, aus denen die Fluͤſſigkeit der Kippendrüfen befteht, diefelben, wie die des Speichels und Schleims, unter dem Miz kroſkope gefehen, find, und daß fie aus Epitheliumzellen mit ihren Kernen und Granulationen beftehen. Die Flüffigkeit der Lippendrüfen ift alfo, wie der Speis del und Schleim, aus zwei verfchiedenen Stoffen zuſam— mengefest, namlich aus einer Flüffigkeit und aus den mi: kroſkopiſchen Elementen der epidermis, welche die Innen— ſeite der Ausfuͤhrungsgaͤnge der Lippendruͤſen auskleidet. Dieſes find die Reſultate meiner mikroſkopiſchen Unter— ſuchungen; kommen wir nun zur Structur der Drüfen. Nach dem oben Geſagten gehoͤren die Lippendruͤſen zu den zuſammengeſetzten Druͤſen, d. h., Druͤſen, gebildet durch die Verzweigung eines Ausfuͤhrungsganges, deſſen feine En— digungen ſich in kleine Zellen endigen *). Aud die Granulationen, aus denen fie beftehen, jind in Laͤppchen und unregelmäßigen Lappen vereinigt, welche von einer dünnen Schicht Zellgewebe umgeben find. Aus diefen Thatſachen glauben wir den Schluß ziehen zu Eönnen, daß die Lippendrüfen Drüfen von einer ganz befondern Art find, und daß fie eine vom Speichel und Schleim fehr abmwei: chende Flüffigkeit ausfondern, oder aber, daß fie Speicheldruͤ— fen find. Uber in Erwägung des Ortes, auf dem die Pa- bialdrüfen ihren Sig haben, find wir der Anſicht, daß fie wahre Speiheldrüfen find und Speichel abfondern. (Schluß folgt.) Ein Fall von cancrum oris, oder Wafferkrebs. Bon Robert Dunn. ©. Ridley, zweiundeinviertel Jahr alt, wurde am 16. September nach meiner Wohnung gebracht; das Kind hatte einen Ausdrud von Schwere um die Augen herum; die Haut war heiß; der Puls befchleunigt; das Zahnfleiſch etwas aufgelodert. Das Kind hatte Puſteln auf dem Körper, wie bei veralteter scabies. Außerdem hatte es ein cachectifches Ausſehen, was ebenfowohl von der ungefun: ben Mohnung, als von der ungenügenden Nahrung, her: rührte; denn die Mutter hatte, in Folge von abortus, *) Mit Unrecht giebt Herr Hippol. Gloquet (Trait& d’anat. descript. Par. 1824). den Rippendrüfen den Namen Bälge (p. 315 T. I.); denn fie find weit zufammengefegter, und die Bälge find, nad diefem Shriftfteller, nur eine Art von Bläschen, in welchen eine Feuchtigkeit abgefondert wird, 617. XXIX. I. 12 Blutfluͤſſe erlitten und war in einem geſchwaͤchten, elenden Zuſtande, indem fie fortwährend eine rohe Behandlung von ihrem Manne auszubalten batte. Dazu fam die Außerfte Armuth und eine feuhte Wohnung, Alles Umftände, welhe das Zufammentreffen der ungünftigften diathetiſchen Verhälts nijfe bei diefem Kinde bedingten. Es murde eine Mirtur aus Eohlenfaurer Magnesia und fohlenfaurem Natron, fo: wie drei Pulver, jedes aus 4 Gran Rheum und 2 Gran Natrum und Hydrargyrum cum creta 2. verordnet, wovon jeden ziveiten Abend ein Pulver genommen werden follte. Außerdem Schwefelfalbe zum Cinreiben der Pufteln, Das Kind erhielt nur ein Pulver. Am 18. wurde ich zu dem Kinde gerufen; ich fand einen Ausbrud von Mafern bei dem Kinde, welches ſich in einem geſchwaͤchten und etz was benommenen Zuftande befand, Der Puls war befchleus nigt, aber ſchwach; die Haut heiß und troden; dabei et» was Diarrhde und Andeutungen pneumonifcher Affection, Ein heißes Senf: Supbad, Leinfaamencataplasmen auf die Bruft und zwifhen die Schultern, innerlib ine Medicin mit Kreide und etwas Ammonium, Große Proftration und fo große Stumpfheit, daß felbft Senfteige Eeinen Ein— drud machten. Am 20. verfhmand der Mafernausfchlag, die Kräfte fanken immer mehr. In Bezug auf das Zahn— fleifeh erfuhr id, daß fehon längere Zeit daſſelbe haufiy ger blutet habe, was die Mutter von der Gewohnbeit des Kinz des herleitete, in der Schule (!) mit einem Meffingringe zu fpies len und an diefem zu Eauen. Das Zabnfleiih war livid und ſchwammig, und an der Verbindung der Unterlippe mit dem Zahnfleiſche fanden fih Eleine geibe Flecke, Apbtben, mit weißlichem Exſudate bededt, von gerötheter Schleimhaut umgeben. Pinfelfaft von Natrum boraeieum mit Honig; außerdem 10 Gran Pulvis Jalappae compositus und eine Salmiafmirtur. Die Aphthen breiteten ſich in den naͤch— ſten Zagen zu unregelmäßigen £leinen Geſchwuͤten, von ſchmutzig grauem Ausfehen, mit einem zäben Exſudate bes det, aus. Der von Anfang an übelriehende Uthem wurde jest faft unerträglih. Aehnliche aphthoͤſe Flecke erfchienen zwei Tage fpäter an der Oberlippe und rechten Wange und gingen bald in denfelben Zujtand zerriffener Ulcerationen über. Es wurde faft fortwährend eine Auflöfung von Eblor= natrum auf die Geſchwuͤte angewendet, und das Kind erhielt Ammonium, Chinin, Fleifbbrühe und Portwein, jedoch obne Erfolg. Die Krankheit fhritt in der trodenen Form (Zaupin’s forme eharbonneuse) fort. Das Zabnfleifh des Unterkieferd verwandelte fih im eine fchwarze, uͤbeltie— chende breiige Maffe; das Kind felbft nahm mit den Sins gern nach und nach alle feine Zähne heraus; fodann ſchwol⸗ len Unterlipve und Kinn, nahmen eine fhmusiagelbe Fürs bung an und waren mit gelbem Serum infiltrirt. Der erſte äußere Brandfchorf zeigte ſich auf dem Kinne etwa eine Woche nah Ausbruch der Mafern; Ddiefer Fleck ging aus der gelben Firbung bald in Schwarz über und breitete ſich aus. Kinn, Unterlippe, Wange und die rechte Hälfte der Dberlippe fammt dem Zahnfleifhe wurden in eine ſchwarze, meiche, homogene Maffe verwandelt, rohen gangränds, und der Tod erfolgte am viergehnten Tage. 18 617. XXIX. i. 14 Es war behauptet worden, daß, ſtatt der 10 Gran Pulv. Jalappae comp., welche ich zwölf Tage vorher vers fhrieben hatte, 10 Gr. Hydrargyrum cum creta ge: fendet und dem Kinde gegeben worden feyen. Es wurde deswegen eine Unterfuchung eingeleitet, wobei der gerichtlich vernommene Arzt fich ausfprah, daß der Tod auf natürliche Meife erfolgt fey, und die Krankheit nicht duch Mercur hervorgebracht feyn Eönne. Sn derfelben Zeit wurde ich zu einem vierjährigen Knaben gerufen, bei welchem diefelbe Krankheit, ohne alle VBorboten, eintrat. Der Knabe litt an den Mufern; es zeigte ſich eine Eleine Geſchwulſt an der innern Flaͤche der Wangen; dieſer befam ein gangranofes Ausfehen und der Athem wurde ſehr übelriehend. Nun wurde die aͤußere Kläche der Wangen geröthet, angefchwollen und glänzend, Es wurde ein Waſchwaſſer aus Chiornatron fleißig anges wendet und Chinin mit Saffaparılldecoet gegeben. Das brandige Stuͤck ftieß fih ab; Die ygegenüberliegende Seite wurde jedoch auf gleihe Weiſe afficirt. Auch auf diefer Seite löfte fib der Schorf, und das Kind ift jest beiim Gebrauche von Chinin, Suafaparill und guter Diät in der Reconvalescenz. (London Medical Gazette, October 1843.) Sch benuße diefe Gelegenheit, um anzuführen, daß es mir vor Kurzem gelungen ift, über die Natur des Noma, als einer Krankheitsform, die von der Entwidelung eines Pilzes in der organifchen Subſtanz herruͤhrt, volllommen zur Klarheit zu gelangen. Die Mittheilung diefer Beobachtun— gen, welche ich bereits feit zwei Jahren, mehrmals jedoch nicht mit fo entfcheidender Evidenz, gemacht und daher im— mer noch zurüdgebalten hatte, wird demnächft publicitt wers den, fobald der dazu erforderliche Kupferftich beendet iſt. Berlin, den 15. Sanuar 1844. Robert Froriep. Ein merkwürdiger Selbftmord durch Verſchlucken eines großen Schlüffels. Beobachtet von Dr. Robert Sarfon. (Bierzu die Figuren ı4. und 15. auf der mit genenwärtiger Num— mer auögegebenen Zafel.) Am 4. Februar 1843 wurde ib zu Madame M. U. gerufen. Die Kranke war feit mehreren Jahren Witt: we, 42 Jahre alt; ihre frühern ſehr guten Verhaͤltniſſe hatten ſich unficher geftaltet ; fie galt als eine thätige, Eluge Frau, mar jedoch in der legten Zeit etwas aufgeregt gewe⸗ fen. Ich wurde zu der Frau durch eine Nachbarin gerufen, welche mir erzählte, daß fie Tags zuvor fid) habe erhängen wollen und, da ihr dieß nicht gelungen fey, einen fremden Körper verfchludt habe, um fih zu tödten. Die Frau war indeß betrunken und Madam U. durchaus ruhig, und da leßtere die Angabe ihrer Nachbarin durchaus in Abrede ftelte und auch ihr Befinden dem Feineswegs entfprach, fo legte ih wenig Werth auf jene Erzählung. Madame U. Elagte über einen leichten Schmerz im Halfe, etwas Heiferkeit, aber das Athmen war normal, Der Schlund war leicht entzundlih, was ben Spmptomen ent» fprab. Der fremde Körper war meder zu fehen, noch zu fühlen. Sch erfuchte indeß die Kranfe Tags darauf, nad) dem Dispensary zu fommen, wo ih die Schlundfonde zur Unterfuchung anwenden mollte. Sie fam indeß nicht, und ich hörte erft am 18. März, d. b., 42 Tage nach meis ner erſten Vifite, wieder etwas von ihr. Madame X. ließ mich rufen und fagte mir, daß fie feit jener Zeit nie wohl gewefen fen, bisweilen beträchtlich an Huften mit Auswurf, Athem- und Schlingbeſchwerden gelitten habe, und daß fi der Zuftand verfchlimmere. Ih fragte über ihren Selbft: mordsverfuh. Sie geſtand, daß fie fi, in der That, habe aufhängen mollen, verjicherte aber wiederholt, daß fie durchs aus nichts in gleicher Abficht verfhludt babe. Bei der ge: naueften Unterfuhung war ich nicht im Stande, einen frem— den Körper zu bemerken. Die Kranke war fehr abgemagert, blaß, mit aͤngſtli— chem Geſichtsausdrucke, beträchtlicher Dyspnoe, mit langen, von einem <«roupartigen Zone begleiteten, nfpirationen ; die Stimme war heiſer, und die Kranke fprach laut wispernd, dabei mar beträchtlicher Huften und Auswurf von weißlich gelben Maffen vorhanden, jedoch nicht in ftärkerer Quantis tät, ald man e3 oft bei chronifcher bronechitis fieht. Sie litt an beträchtliher Dysphagie, hatte jedoch nur an einer Eleinen Stelle, gerade hinter dem Schildfnorpel, etwas Schmerz. Sie ginoß Übrigens, wie gewöhnlich, ihren Thee und Eonnte einen harten Zwiedad, für welchen fie eine Vor— liche hatte, binunterf&luden. Die Kranke wurde daher, als am larynx, oder der trachea leidend, mit Tocalen Blut: entziebungen und Blafenpflaftern behandelt. Sie unterwarf ſich der Behandlung febr bereitwillig und nahm die Medicin regelmäfig. Bis zu ihrem Tode blieb der Zuftand berfelbe. Am legten Tage nahm fie ihr Fruͤhſtuͤck, wie gewöhnlich, aus Thee, Ei und hartem Zwiebad beftehend. Im Laufe des Tages wurde fie ſchwaͤcher, bekam Neigung zum Schlaf, der Athem wurde mühevoller. es jtellte fih etwas Coma ein. Nachmittags erfolgte der Zod ganz ruhig, am acht— undfunfzigften Tage nach meiner erften Viſite. Tags darauf wurde die Section vorgenommen. Wir öffneten die tra- chea und madıten einen Queerſchnitt oberhalb des Kehl: dedels bis zum Nüdgrate. Dabei bemerkte ich fogleich den Kamm eines Schluͤſſels im oesophagus, welder dicht hinter und unter der epiglottis lag. (Fig. 14.) Als die Theile her ausgenommen waren, fand fi in der Speiferöhre ein großer eiferner Schlüffel,, deffen Kamm gerade hinter dem Zungens beine auf der linken Seite, und deffen Roöhre an der vors dern Wand der Speiferöhre in eine Grube eingedrüdt lag. Zwei Zoll unter dem Kamme fand ſich eine Ulceration, wel— he bis zum Schildfnorpel eindrang. Der Ring des Schlüfs fels faß auf einer Schleimbautfalte, welche das MWeiterdringen de8 fremden Körpers verhindert hatte. Die Häute des oesophagus waren durch Entzündung verdidt und verhär: tet. Die epiglottis war normal, die Umgebungen ber Stimmritze ödematös und geröthet. Bruſt- und Bauch— eingemweide waren normal. 15 Merkwuͤrdig ift die MWiltensftärke, mit welcher diefe Frau den Drud eines fremden Körpers fo lange Zeit ers trug, ohne in ihrem Entfhluffe des Selbfimords wankend zu werden, Beifpiele von Verſchlucken großer, fefter Körper werden in Menge angeführt; 5. B., ein biödfinniger Knabe hatte achtunddreißig verfchiedene Körper im Magen, darunter einen Birkel und ein Meſſer (Philosophical transactions, '. 278). Bournier erzählt von einem Galerrenftlaven, deffen Magen einen Maafftab von 19 Zoll Länge und % Boll Breite, zwei Stüde Beſenſtiel 6 und 8 Zoll lang, zweiundzwanzig andere Holzſtuͤcke, die Roͤhre eines eifernen Trichters, 3 Zoll lang und 1 Zoll weit, zwei Zinntöffel, 7 Boll lang und noch andere Subftanzen enthielt (Diet. des Scienc. med. Art. Cas rares). Vor einigen Jahren ftarb im Guy’s Hospital ein Menfh, in deffen Magen fih dreißig einzelne Stüde von Meffern und Gabeln fanden. (Med. chir. transaet. XI.) Harrifon erzählt von einem Wahnfinnigen, in deffen Magen er große eiferne Nä- gel, Meſſerklinge, Ninge, eine Thürangel ıc. fand. (Dublin Journ. VIII.) Borelti erzählt von einem Manne, der bei einer Mahlzeit 100 Kouisd’or verfchludte. (Borelli, Cent. I. 4.) In America ftarb ein junger Mann daran, daß er in einem Tage vierzehn Meffer verfchludte, wovon eing im oesophagus ſtecken blieb. Derfelbe hatte früher eine goldene Uhr mit Kette und Petfchaft verfchludt, welche am neunten Zage wieder abging (New York Med. re- pos. 1822). Operationen zur Entfernung von fremden Körpern, die in der Speiferöhre ſtecken geblieben waren, wer— den in Menge erzählt. Sie brauchen hier nidyt wiederholt zu werden. Dr. Handiſyde befigt folgende zwei Präparate in feinee Sammlung. Ein Vorlegefhloß wurde von einer drei- undzwanzigjährigen Frau im Munde verftedt und zufällig verfhludt. Die Kranke verſchwieg den Zufall, litt an bef: tigem Huften und Fieber, befand fih nach drei Tagen wie: der wohl, bis nah einer Woche der fremde Körper Ulcera: tion im pharynx veranlafte. ine Operation f&ien jest zweckmaͤßig. In der fechsten Woche Löfte ſich das Vorle— geſchloß und wurde bei'm Huftenanfalle ausgeworfen. Das zweite Präparat betrifft ein Hammeibein, welches in einem jauchigen Ubfceffe an der hintern Wand des pha- Tynx gefunden worden war. Das dritte Präparat ift auf beiliegender Tafel, als Figur 15., abgebildet. Ein neun Monate altes Kind fpielte mit einem 617. XXIX. 1, 16 Vorhangsringe und verfhludte ihn. Erftitungszufälte traten ein, verfchmwanden aber bald wieder, Der Wundarzt konnte mit dem in den pharynx eingeführten Singer nihts fühlen. Nah vier Jahren flarb das Kind an hydrocephalus, und bei der Unterfuhung fand ſich der Meſſingting horisons tal im pharynx liegend, durch zwei ftarfe Pieudomembras nen befeltigt. (Edinburgh med. and surg. Journ,, July 1843.) Miscellen Ueber die Dilatation ber Sarnröhrenverenges rungen fagt Herr Montain in dem Journal de medecine de Lyon, daß er fie längft, anftatt der Gauterifation, in Anwendung gerogen babe, Sein Brrfahren ift folgendes: Er injieirt zuerft einige Löffel voll warmes Dlivenöl, führt fovann eine gerade nach Vorn geöffnete Gatheterröhre bis zur Verengerung ein, comprimirt nun die Darnröhre zwifchen der Verengerung und dem Blafenhalfe fowohl, als auch vor der Verengerung, entweder durch die Ringer eines G.hülfen, oder mittelft Gaoutfhoufbändır und macht endlich Einfprigungen mit warmem Waffer vermittelft einer Sprige, deren Anfag genau auf die Gatheterröhre paßte. Die Flüſſigkeit wird nun mit Kraft eingetricben, dringt in die Verengerung cin, findet bier nad) Born und Hinten das Hemmniß der comprimirten Stel— len und wirkt nun Fräftig, aber fanft, ouf die Wände des verengs ten Theils der Harnröhre. Die wird mehr oder minder häufig wiederholt, und es kommt dabei nicht felten vor, daß die Sonde durch den leifeften Drud ſogleich vollends bis zum hinteren Theile der verengten Stelle vorbringt. Diefes Verfahren wird aber nicht allein öfters wiederholt, fondern auch endlidy durch die Einwirkung mittelft des feitlichen Strahls erſetzt, vermittelit einer Gatbeterröhre, welche nicht nach Vorn durchloͤchert iſt, fondern auf den Seiten in der Ausdehnung von 4 Gentimerer eine gewiffe Anzahl Deffnungen befigt, wodurd die Injection hervordringt. Sind die Injectionen unzureichend, fo ergänzt Herr Montain die Dilatation durch Bougies, welche fich mittelft Federdrucks verdiden, und endlich ers gänzt er die Behandlung durch Darmfaitenbougies, weldye 6 bis 8 Gentimeter weit mit Arzneiftoffen überzogen find, die vorher in Gummifchleim aufgelöj’t waren. Die Sydenbam:Gefellfhaft hat im Mai 1843, unter dem Vorfige des Sir Henry Halford, ihre erite Verfammlung gehalten. Die Gefellfchaft beabſichtigt, feltene und Eojtbare engliſche medicinifche Werke auf's Neue zu druden und zu geringern Prei: fen zu verbreiten; Sammlungen aus alten und neuen Schriftitellern zu veranftalten und zu überfegen; Auszüge der wichtigften Gegen— ftände aus alten und fehr bändereichen Autoren in allen Sprachen zu veranftalten; Ueberfegungen der griechiſchen, lateinifchen, arabi— ſchen und überhaupt orientalifchen medicinifhen Werfe, welche aud) auf neue verdienftvolle ausländifche Werke ausgedehnt werden fol: len; und endlich nügliche DOriginalarbeiten, welche namentlich zum Nachſchlagen beſtimmt find und von dem Buchhändler nicht wohl unternommen erden Fönnen, z. B., Bibliograpbieen, alphabıti: ſche Verzeichniffe zu periodifhen Werfen und andere fehr volumi— nöfe Schriften, herauszugeben. Bibliographische Experimental Researches; Chemical and Agricultural, showing carbon to be a compound body, made by plants and decom- posed by putrefaction. By Robert Rigg etc. London 1844. 8, The Sources of Physical Science; being an introduction to the Study of Physiology through Physics comprising the connec- tion of the several Departments of Physical Science, their — ———— r — — J— Dependence on the same Laws and the Relation of the Ma- terial to the Immaterial. By Alfred Smee. London 1843. 8. The Physiology of Inflammation and the Healing Process, By Benjamin Travers. London 1844. 8. Glossology or Diagnosis of Diseases. By Dr. Ridge. London 1844, (Hierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Imayı. B| Ebenfowenig Fann er die Urſache des Nutzens Xe8 Fruchtwechſels darin erkennen, daß Pflanzen, welche reich an Blättern find (Haidefrüchte ), zur Vertilgung des Unfrautes nach folhen gebaut werden, die weniger veich daran find, wie Moretti und Chiolini annehmen; auch die Rofierfche Theorie, nach welcher man den Unterfchied in der Laͤnge der Wurzeln, melde alfo ibre Nahrung aus verfchiedenen Bo: denfchichten ziehen, für den Grund des Nutzens der Mechfels wirthfchaft zu halten hat, ift er abhold; endlich fcheint ihm aud die Anfiht wenig für fich zu haben, daß dadurch die N°- 1718. — 618, zunde, war 1844, oder 3 30 2% 16 96x k ſtark vermehrt ha= nde Nahrung nicht dolle aufgeftelfte, ind neuerdings von ’gen, nach welcher iden. Seine Ein rauf, daß: 1) die 2) daß, felbft wenn treng nachgemwiefen feld nicht erwieſen fo vermuthet der 'n gehobenen Pflan= irzeln Säfte erlangt iefer Anſicht darin, Eommen oder den den ſah, menn er es Gefüß einfegte. ſehr bündig fchei: ‚ der Berfaffer ken— Jeilt, nicht genau. dung der Wurzeln er, und mit. derfels von der Unverfehrt- s Verfahren durchs von ihm erlangten Refultate in Zweifel ziehen fönnten. Allein dieß ift noch nicht Alles; wir hatten den Einwurf vorhergefehen und den- felben zu befeitigen gefucht, indem wir zeigten: 1) daf die bei Zage faft gar nicht ftattfindende Excretion der Wurzeln während der Nacht viel reichhaltiger iſt; 2) daß, wenn man Wurzeln ohne Stängel, oder Stängel ohne Wurzeln, in deſtillirtes Waſſer einfeßt, durchaus Eeine Excretion der Art ftattfindet, wie man fie an denfelben Pflanzen wahr: nimmt, wenn fie (in Erde?) vegetiven; 3) daß durch die Vegetation einer Pflanze anderer Art die Ercretion der zus 2 SL Um ae A Fig 4. Neue Notizen Nr6 N? 4 desAXXAXBandes. Menue llotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammielt und mitgerheilt von dem Obere Medieinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medicinafratbe und Profeſſor Froriep gu Berlin. N°. 618. (Nr. 2. des XXIX. Bandes.) Sanuar 1844, Gedruckt im Landes = Induftrie- Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 80 2, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r. Mnna orte wwor Ueber die Abforptionsfraft der Pflanzen. Bon Dr. Trindhinetti, Mailand 1843, I. Bd. 4, ( Schluß. ) Der legte Gegenftand, den der Verfaffer behandelt, ift die Theorie des Fruchtwechſels. Nachdem er die Gefhichte der Landwirthfehaft in diefer wichtigen Beziehung kurz Übers blidt und eine Definition der Wechſelwirthſchaft gegeben bat, beleuchtet er die Hppothefen, durch welche verfchiedene Agronomen deren unläugbare Nüslichfeit zu erflären gefucht haben. ; Er befämpft Yfard’s duch Bouffingault wider: legte Anſicht, als ob der Erfolg des Fruchtwechſels auf dem Mechfel der dem Boden viel Nahrung entziehenden Cultur— pflanzen mit folchen beruhe, welche wenig Nahrung verlans gen, und zwar durch folgende, in der Kombardei tagtäglıch gemachte Beobachtungen: Kin Boden, der aufgehört. hat, mit einer wenig ausfaugenden Pflanze, 5. B. Klee, gute Ernten zu liefern, wird ſich, wenn er mit fehr ſtark aus— faugenden Pflanzen, 3. B. Lein und dann mit Hirfen bes fät wird, fehr ergiebig zeigen in Feld, welches zwei oder drei Sabre hintereinander mit Reis befäet und durch diefen ausgefogen worden ift, wird, wenn man e8, ohne zu düngen, mit Waizen beftellt, eine fehr ergiebige Ernte geben, obgleich diefe Halmfrucht bekanntlich den Boden fehr aus— faugt. Ebenfomwenig Fann er die Urfahe des Nutzens des Fruchtwechſels darin erkennen, daß Pflanzen, welche reich an Blättern find (Haidefrüchte ), zur Vertilgung des Unkrautes nad) folchen gebaut werden, die weniger veich daran find, wie Moretti und Chiolini annehmen; auch die Rofier’fche Theorie, nach welcher man den Unterfchied in der Ränge der Wurzeln, welche alfo ihre Nahrung aus verfchiedenen Bo: denſchichten ziehen, für den Grund des Nutzens der Wechfels wirthſchaft zu halten hat, ift er abhold; endlich fcheint ihm auch die Anfiht wenig für fih zu haben, daß dadurch die No. 1718. — 618, Rehau Dis, Snfecten, die fi auf einer Pflanzenart ſtark vermehrt ha— ben und auf einer andern die ihnen zufagende Nahrung nicht finden, dadurch vertilgt würden. Er ſucht hierauf die von DeCandolle aufgeftellte, dur unfere eigenen Verſuche beftätigte und neuerdings von Liebig angenommene Theorie zu widerlegen, nach welcher die Wurzeln gewiffe Subftanzen ausfcheiden. Seine Ein- würfe gegen diefe Anfiht gründen ſich darauf, daß: 1) die Wurzeln, in der That, nichts ercerniren; 2) daß, felbft wenn dad Vorhandenſeyn ſolcher Ereremente ſtreng nachgemiefen würde, dadurch der Nutzen des Fruchtwechſels nicht erwiefen wäre. Was den erften Punct anbetrifft, fo vermuthet der Verfaffer, daß, weil wir mit aus dem Boden gehobenen Pflanz zen erperimentirt, wir aus den verlegten Wurzeln Säfte erlangt hätten, und er findet eine Betätigung diefer Anſicht darin, daß er nie aus den Wurzeln Tropfen Eommen oder den Sand in deren Nachbarfchaft feucht werden ſah, menn er Pflanzen in ein mit Granitſand gefülltes Gefäß einfete. Wir geftehen, daß uns diefe Gründe nicht fehr bündig ſchei— nen, und daß wir faft annehmen müffen, der Verfaffer Een: ne die Verſuche, über welche er aburtheilt, nicht genau. In der That befolgten wir bei der Entblöfung der Wurzeln von Erde genau daffelbe Verfahren, wie er, und mit derfels ben Sorgfalt, wie er, haben wir uns von der Unverfehrt- beit derfelben überzeugt: fo daf, wenn das Verfahren durche aus fehlerhaft ift, wir ebenfowohl die von ihm erlangten Nefultate in Zweifel ziehen koͤnnten. Allein dieß ift noch nicht Alles; wir hatten den Einwurf vorhergefehen und den— felben zu befeitigen gefuht, indem wir zeigten: 1) daf die bei Zage faft gar nicht flattfindende Ereretion der Wurzeln während der Nacht viel reihhaltiger ift; 2) daß, wenn man Wurzeln ohne Stängel, oder Stängel ohne Wurzeln, in deftillirtes Waffer einfegt, durchaus keine Ereretion der Art fattfindet, mie man fie an denfelben Pflanzen wahr: nimmt, wenn fie (in Erde?) vegetiren; 3) daß durch die Vegetation einer Pflanze anderer Art die Excretion der zu— 2 19 618. XXIX. 2, erft vorhandenen Pflanze verſchwindet, fo daß man alsdann das Beiſpiel eines Frichtwechſels im Kleinen bat; 9 daß Pflanzen, welche ſchaͤdliche Stoffe abfordirr hatten, ſich ders felben ſpiter entledigten, wenn man fie in deſtillirtes Waſ— fer einfegte, und daß man, wenn man die Wurzeln derfelben Pflanze in zwei verfchiedene Gefäße eintauhen ließ, von deren das eine eine ſchwache Gabe von einem fhädlihen Salze, das andere reines Regenwaſſer enthirlt, Spuren von dem Salze in dem legtern Gefäße entdeden Eonnte. Uns ſcheint zut Widerlegung diefer und anderer in unferer Arbeit aufgeseihneten Thatſachen die Vermuthung des Verletztſeyns der Wurzeln und die Angabe, daß die Wuͤrzelchen den Graz nitfand nicht befsuhten, keineswegs zu genügen. Wenn diefer Sand teoden gewefen wäre, fo hätten die Pflanzen, in der That, nicht in demfelben vegetiven koͤnnen; und war derfelbe feucht, wie dieß wahrſcheinlich ift, fo darf man ſich nicht wundern, wenn die Excretionen ſich in dieſer Weiſe nicht bemerkbar machten. Wir haben ſelbſt eingeftanden, daß wir auf dem von dem Verfaſſer eingeſchlagenen Wege nie das Geringſte haben entdecken koͤnnen. MWıs den zweiten Punct anbetrifft, fo ſcheint uns der Schluß des Verfaſſers befremdend. Angenommen, e8 fen er» wiefen, daß die Wurzeln ercerniven, und daß dieſe Aus— wurfoftoffe diejenigen fenen, welche diefelbe Pflanzenfpecies nicht in fih aufnehmen können, fo behauptet er, aus diefem Umftande ließen fih die Exrfcheinungen des Fruchtwechſels nicht erklären, weil die Pflanzen, da fie ale im Wiſſer auflöstihe Stoffe abforbiren, auh ihre eigenen Ercremente abforbiren müßten. Wir haben nun aber foeben gefehen, daß alle vom Berfaffer erlangten Nefultate den Sag beftätis gen, daß die Saugſchwaͤmm hen der Wuͤrzelchen nicht nur die Fähigkeit, die der Pflanze ſchaͤdlichen oder unnüsen Stoffe zuruͤckzuweiſen, fondern auch fogar die Faͤhigkeit ber fisen, die organifhen Stoffe, welche fie in ihrer Sategrität nicht in fih aufaehmen Eönnen, zu zerfegen. Es wäre dich, in der That, nur eine befondere Art von Excretion der Wur— zein, wenn fie, ſtatt die organischen Stoffe ohne Weiteres zu abforkiren und die ihnen fhädlihen oder unnügen Bes ftandtheite wieder auszuftoßen, diefe Trennung außerhalb ihres Organismus bewirkten und die Beſtandtheile, die fie ſich nicht affimiliren Eönnen, in dem Boden zurüdließen. Unfere Theorie des Nusens der Fruchtwechfel wire darum nicht weniger haltbar, und nur die Urt der Ausfheidung der Excremente wäre anders, als wir fie annahmen. Noch ein vom Verfaſſer erbobener Einwurf ift, daß diefe Excremente organifcher Art fih in dem Boden zerfegen müßten. Dieß geſchieht auch allerdings, aber erft mit der Zeit, und Jedermann weiß, daß eine einjührige Brache, oder Ruhe des Feldes, hinreicht, um daffelbe zur Cultur derfel: ben Frucht, mit der es zuleßt beftellt worden, geeignet zu machen. Nur die unmittelbare NMacheinanderfolge derfelben Fruchtart iſt fhädlih, und die Theorie der Wurzelercremente erElärt diefen Umftand hinlaͤnglich. Der Werfaffer geht endlich fo weit, daß er, geftüst auf einige ausnahmsweife Erfheinungen, wie 3. B. an Reis el: dern, Wieſen ıc., gewiffermaaßen die ganze Grundlage der 20 Discuſſion wegldugnet, Indem er barauf hinweiſſt, daß oft diefelbe Feuht auf demfeiben Felde mehrmals nacheinander gute Ernten liefert. Wir werden nidyt an die fo zahlreichen und allbefannten Thatſachen erinnern, durch welche die ras tionelle Wohfetwiethf haft auf völlig unumitöhlihe Grunde lagen gebaut iſt; ebenſowenig Eönnen wir ‚die vom Berfalfer aufgejtellten, mit diefer Doctrin im fheinbaren Wider/pruhe ftebeuden Ausnahmen hier näher beleuchten; fondern wir bez gnügen ung, darauf hinzumweifen, daß der Verfaffer felbit die Richtigkeit der Doctrin implicite zugiebt, da er nah einer Theorie fucht, duch melde Ddiefelbe fih bündiger erklären laffe, ats bisher geſchehen. Sie befteht in der Annahme, daß jede Pflanzenart, da fie gewiffe Stoffe vor zugsweiſe aus dem Boden in fih auf: faugt, denfelben in Betreff diefer Subftanzen magerer macht, während fie ihm in Betreff anderer, von andern Pflanzen begehrten Stoffe feinen Reichthum laßt. Da ferner die Kraft der Wirzeln, je nah den verfhiedenen Gewaͤchſen, verfchieden ift, fo wird die eine Species den Nahrungsftoff im Boden vielleicht niht in Nahrungsfaft verwandeln Eönnen, während eine andere, Eräftigere, Ddieß vermag. Diefe auf die MWahlfähigkeit der Wuͤrzelchen gebaute Theorie ſcheint dem Verfaſſer aus den in feiner Arbeit verzeichneten Reful: taten hervorzugehen. Gegen dirfe Theorie läßt ſich aber zuvoͤrderſt einwenden, daß nach einer gewilfen Reihe von Fahren jedes mit Ge— wählen verſchiedener Art beftellt gewefene Feld für alle Feuhtarten beinahe unproductiv werden müßte. Da ſich, in der That, ſelbſt duch reichlihes Düngen einem ſtets mit der— felben Frucht beitelften Felde feine urfprünglihe Fruchtbar⸗ Eeit auf die Dauer nicht erhalten läßt, fo fragt es ſich, mie e3 mit der Reproduction jener befondern, zur Eriftenz jeder Species nöthigen Materialien eigentlich zugehe? Allein diefe Theorie ſteht auch mit den Thatſachen und den Erfahrungen der Ugronomen im Widerſpruche. So ift, 5. B., bemwiefen, daß, wenn man dem Boden auch Alles wiedereritattet, was ihm durch die legte Ernte entzogen ward, er doch dadurch feine vorige Kcuchtbarfeit nicht wiedererlangt. Cin immer mit MWaizen beitelltes Stud, auf dag man alljährlid die ganze Ernte wieder im zerkleinerten Zuftande zuruͤckbrachte, ward dennoch ausgefogen und brachte von Jahr zu Jaht fhlehtere Ernten, bis diefe zulest faft zu Nichts herabfane Een. Auch find wir vollkommen überzeugt, dag man nicht Jahr aus Zahe ein ein Feld mit derfelden Frucht beitellen Fönnte, wenn man es auch, außer mit hinreihendem Dünger, mit allen den mineralifhen Subftanzen verſaͤhe welhe die Frucht aus demjelben gezogen hätte. Dem Eönnte aber nicht alfo feyn, wenn die Nuͤtzlichkeit des Fruchtwechſels lediglich auf der Erfhöpfung des Bodens in Betreff gewiſſer Subjtanzen beruhete. Wir beharren alfo bei der Anſicht, daß für die DeCandolleſche Theorie die Thatfahen am Meiften ſprechen, und hoffen dieß bald durch neue Verſuche des Wei— tern zu begründen. (J. M. Bibl. univ. de Geneve, Nr. 94, Oct. 1843.) 21 Ueber die Erzeugung des Bienenwachfes. Mir haben in Nr. 607. und 609. (Nr. 15. und 15. des XXVIU. Bandes) diefer Blätter Über den durch die Abhandlung der Herren Milne Edwards und Dumas (vergl. Nr, 605. (Mr. 11. des XXVIII. Bandes] ) ange: tegten Streit Über die Erzeugung des Bienenwachſes berichs tet, glauben es jedoch, wegen des Intereſſes des Gegenftan: des, unfern Leſern fchuldig zu feyn, die Gründe, mit denen Herr Leon Dufour die Anfichten jener Herren befümpft, näher darzulegen. Er tritt ihnen, mit dem Scalpel bes waffnet, entgegen, da eine gründliche Erledigung der Frage, feiner Anſicht nah, Iediglih auf dem anatomifhen Wege möglich ift. „Bei meinen anatomifhen Forfchungen über die Hy: menopteren‘' *), fagt er, „babe ich mich der fichern und in’s Einzelne gehenden Erkenntniß der inneren Organifation der Hausbiene ganz befonders befleißigt. Als ich im Jahre 185+ diefe Arbeit der Academie vorlegfe, mar mir Alles bekannt, was Swammerdam, Neaumur, Hunter und Huber über die Erzeugung des Wachſes gefchrieben hatten. Trotz zahlreicher Sectionen, die ich in der Abſicht vorgenommen batte, an den Bauchfegminten des SHinterleis bes die drüfigen Säde zu entdeden, welbe Hunter bei der Arbeitsbiene aufgefunden zu haben verfichert, Eonnte ich dafelbft Nichts erkennen, was füc Drüfen oder Se: cretiongorgane hätte angefprocden werden fünnen Sch mard alfo im diefer Beziehung nicht überzeugt. Huber wollte aber Hunter's Behauptung beftätigt haben, und, obwohl mir diefelbe ungemein vag fchien, wie wir bald fes ben werden, fo ließ ich mich doh durch das Gewicht diefes Zeugen in meinem Ürtheile irre machen; weßbalb ich, da ich in mein Werk lediglich von mir felbft conftatirte Thatſachen aufnahm, die Erzeugung des Honigs und Wachſes durchs aus mit Stillſchweigen überging und die Bildung einer fes ften Anfibt daruͤber Eünftigen Forfchungen überließ.’ „Nach Hunter, Huber und ihren Anhängern hat die Wachsbereitung ihren Sitz einzig im abdomen; defhalb will ich mich hier lediglih auf Darlegung der Anatomie die: ſes Koͤrpertheils befchranfen und die verichiedenen Schichten deffelben nacheinander betrachten.’ „Nachdem ich auf der Ruͤckenſeite de abdomen einen fi) auf der Medianlinie baltenden Laͤngseinſchnitt gemacht hatte, der nur durch die Integumente dranı, ſchlug ich die beiden Hälften der Nüdenfegmente zuruͤck und befeftigte fie auf dem Sectionsbrete fo, daß die fammtlichen unter ihnen liegenden Theile bloßgelegt waren. Diefe beftehen nun, in der Ordnung von Oben nach Unten, in Folgenden: 1) Auf der Mediantinie zeigt fih das Rüdenorgan, über welches fo viel hin und her geftritten worden ift, und da8 manche Anatomen ganz unpaffend Herz oder Rüden: gefaͤß genannt haben. Es ift eine röhrige (2), einfache, etz *) Recherches anatomiques et physiologiques sur les ortho- pteres, hymenopteres et nevropteres, Me&moires de l’Aca- demie, T. VII, 1841. 618. XXIX. % 22 was durchſcheinende, faft haarduͤnne, Schnur, die da, wo fie in den thorax eindringt, noch dünner wird, 2) Adipöfe, membranenförmige, fehr feine, durch— fheinende Schichten mit faft ftaubförmigen Beutelchen. Diefe Schichten Eleiden im’sbefondere die innere Fläche der Ruͤckenſegmente aus, löfen ſich aber von diefen leiht ab und dienen den darunter liegenden Organen als ſchuͤtzendes Epiploon. 3) An dieſen naͤmlichen Segmenten ſtehen ſparſam vertheilte lange und einfache Muskelfaſern an, welche man leicht für Nervenfaͤden halten würde, wenn man ſich bei der mikroſkopiſchen Unterfuhung nicht davon überzeugte, daß fie an die gefchmeidige Zwiſchenſegmentmembran angefügt find. Ihre langgedehnte Geftalt geſtattet ihnen auch eine ſehr Eräfiige Einwirkung auf die Muskeln der Bauch— mandung. 4) Die großen Ballon (blafigte Auftreibungen), die entweder zufammengefallen, oder von Luft ausgedehnt find. Sie nehmen die Seiten der Höhlung ein und gehören zu dem Tracheen- oder Nefpiratiensfnfteme, welches die Gircula- tion der Luft in allen Organen und Geweben vernuittelt. Diefe Luftballons, welche mit den Stigmaten oder Äußeren Deffnungen communiciven, fönnen von dem Snfecte will: kuͤhrlich aufgebläht werden und find diefen ſo hoͤchſt thäti: gen und faſt beftändig fliegenden Thierchen ungemein nuͤtzlich. 5) Der Nahrungsſchlauch mit den ihn durch— fegenden und an Drt und Etelle haltenden unzähligen Tra— heen. An der Abdominalportion diefes Canals unterſcheidet man zuvörderft den Vormagen, einen großen, mit einer klaren, bernfteingelblihen Fluͤſſigkeit gefüllten Sad; dann den Darin eingefchlofienen kleinen bivnförmigen Kropf; dann den hplusbereitenden Ventrikel, der faft cy⸗ lindriſch geſtaltet iſt und ſich einmal um ſich ſelbſt windet, mit ſeinen Muskelringen und winzigen Waͤrzchen; um die endſtaͤndige Klappe des Ventrikels ber und vor derſelben die unzähligen Leber- oder Gallengefäße, die fo dimn, wie Haare, find; nach diefer Klappe den Dünndarm und vor der Ausmiündung des Canals am After einen Maft: darm oder Blinddarm, welcher die Ereremente enthält. 6) Am hinten Theile des abdomen, die Gift: drüfe, welhe aus einem Secretionsgefaͤße, einem Behälter, einem Ausführungscanale und einem zurüdyiehbaren Stachel zufammengefest ift. 7) Der rudimentäre weiblihe Geſchlechts— apparat,. an welchem jedoch ein geuͤbtes Auge unbefruch: tete und unbefruchtbare Dvarien entdecken Eann. 8) Die Abdominalportion des Nervenfvftems, welches aus vier Ganglien befteht, von denen vier Nerven: paare ausgehen, deren zahllofe Veräftelungen überall hin Gefühl und Leben verbreiten. 9) An der innern Wandung der Baucfegmente eine abipöfe Lage von der nämlihen Zertur, wie am Rüden, aber weit ſtaͤrker entwidelt. Die Schichten derfelben find auf fich feibft umgefchlagen, zeigen deutlichere und gröfere Körnhen und bilden ein organifhes Kiffen, deffen Sanft— 2 * 25 beit ber Zartheit der auf ihm ruhenden Cingeweide anges meffen iſt. 10) Wenn man endlidy alle die eben aufgezählten Gewebe befeitigt bat, fo entdeft man an den Nändern und den hornigen Apophyſen der Bauhfegmente ein wunderſchö— nes Syſtem von, der Länge nah, ſchraͤg und queerſtreichen— den Muskeln, welde die Beſtimmung haben, dieſe dad: ziegelartig verbundenen Segmente übereinander hin und her: gleiten zu laffen. Der phyſiologiſche Zweck diefer Bewegung ift noch nicht genügend ermittelt. Zuweilen gefhieht es, dab diefe an dem einın Ende abgeloften und am andern noch befeitigten Muskeln duch die Gontractilität ihres Ge: webes in der Mitte anfıhmwellen und bauchig oder fpindels formig werden. Dann Eönnte fie ein Neuling allerdings für Drüfen anfehen.” „Weiter habe ich bei dreißig forgfältig vorgenommenen Sectionen nichts entdeden Eonnen; es ift nidhts weiter vorhanden. Ich laͤugne alfe, daß in dem abdomen dieſes Inſec— tes Drüfen vorhanden feyen, weldhe zur Secretion des Wach» ſes dienen Eönnten. Wir wollen nun unterfuchen, inwiefern die gegentbeilige Behauptung Hunter’s und Huber's, auf die Here Milne Edwards und Herr Dumas bie ihrige gründen, die Probe hält. Die letztern Herren unters ftügen diefelbe durch Feine einzige, ihnen eigenthüumliche, ana= tomiihe Ihatfahe. Sie fagen nur: „Hunter's Uns „terſuchungen haben ung darüber belehrt, daß bei der Wachs— „erzeugung das Inſect Feine fo einfache Rolle fpielt, als „Smwammerdam und Réaumur glaubten, welde ans „nahmen, die Biene fammele dag Wachs unmittelbar auf „der MWaide; denn jener große Anatom bat nacdgewiefen, ‚daß diefe Subftanz aus einer gewiffen Anzahl von druͤſi— „gen Säckchen ausfhwist, die im abdomen Liegen, und „daß fie fi dafeldit in Form von Lamellen anhäuft. Die: „ſes erſte Reſultat ward bald duch Huber beſtaͤtigt ꝛc.“ „Wer wird nun aber aus dieſen Zeilen irgend eine Ueberzeugung von dem wirklichen Vorhandenſeyn dieſer Druͤ— ſen ſchoͤpfen koͤnnen? Iſt denn darin die Geſtalt, die Tex— tur, die Anfüguıgsmweife dieſer Abdominalſaͤcke irgend näher dargelegt? Mo find Die fecernirenden Gefäße der Behälter, die ercernivenden Ganäle, die man in den Drüfenapparaten der Inſecten fo häufig findet? Jene zwilhen den Bauch: fegmenten gefundenen Wachsblättchen hat man ganz willfür: lich für eine Ausfhwisung aus darunterliegenden Abdo— minalorganen erklärt. Und da man aus einem Jerthume leicht in den andern verfällt, fo hat Huber, um dieſe Durch: ſchwitzung zu rechtfertigen, der Sntegumentwandung, auf welcher jene Lamellen liegen, eine membranenartige Tertur zugefhrieben, die fie, in der That, nicht befigt. Die weiß: liche Farbe der Zelle an diefer Wandung hat ihm irre gelei— tet; da doc die leßtere lederartig oder halbhornig ift, und ich bei der ſtaͤrkſten Vergrößerung Eeine Poren darin entdedien konnte.“ „Was das adipoͤſe Gewebe im Abdomen der Biene und die Rolle anbetrifft, die daſſelbe bei der Ernaͤhrung ſpielt, ſo muß ich wiederholen, daß die Quantitaͤt deſſelben ſtets 618. XXIX. 2, 24 von ber Lebenskraft und Zhätigkeit ber Jaſecten abhängt. Die Hpmenopteren, die bei einer hoben Temperatur eine ers ftauntiche Thaͤtigkeit entwideln, befisen dann in ihrer Abdos minalböhle fehr wenig, faft gar Eein Bett. Dieß befteht dann nur in einigen fparfamen, durchſcheinenden ſpinneweben⸗ artigen Portionen, mährend bei Eühlerm Wetter Ddiefelbe Species eine weit bedeutendere Maffe Fett in fih anhäufen kann. So hat, 3. B., die Hausbiene im Dectober meit mehr Fett, als im Sommer. Bei Bombus verhält ſich dieß ebenſo. Man findet fie gegen den Winter hin unges mein fett, und diefes Fett wird während des Wintecſchlafs, den Diefe Inſecten unter der Erde halten, allmälig reforbirt. — „Zu der Secretion des Honigs oder Wachſes, kann dieſes Fett aber unmoͤglich dienen, indem es getade dann in größter Menge vorhanden iſt, wenn die Biene jene Subſtan— zen nicht erzeugt und zu vollitändiger Ruhe verurtheilt iſt. Sie beiist das Fett genau zu demfelben Zwecke, wie andere Minterfchläfer, der Hamfter, dag Mucrmeltbier ıc. In der fhönen Jahreszeit Aber Eann Erin Infect firenges Faften und Einiperrung meniger lang vertragen, als die Hausbiene. Sie ftirbt unter folhen Umſtaͤnden fhon nad drei bis vier Stunden.” (Comptes rendus des Seances de l’Ac. d. Sec. T. XVll. Nr. 16, 16. Oet. 1843.) Miscellen. Eine Haracteriftiihe Schilderung des Thierle bensim Golfvon Cariaco bei'm Ausfluſſe des Manzanares, entlehne ih aus einem, in den Berliner Nahridien vom 17. Januar d. J. mitgetheilten, Briefe des in Südamerica reifenden Naturs forfhers Mori: „Auf der nadten Salzfläche fiebt man zuvör: derft Eleine Charadrien pfeifend umberlaufen. Am Rande der La— gunen und des Meerbufens, der mit einer größeren Salz : Lade zuſammenhaͤngt, erblidt man verfchiedene Stranbläufer, oft beer= denweis; im Waller watend dagegen, einzeln, oder paarıweis, den langbeinigen Strandreiter, ſchneeweiße, bläuliche, große aſchgraue Reiher und Gefellfchaften rofenfarbener, Schöner Loͤffelreiher. Ueber den Gewäffern ſchweben verfchiedene Arten Möven und Seeſchwal— ben, worunter der ſchwarze Scheerenſchnabel mir der großſchnaͤbli— gen Seeſchwalbe vermifht, in Schaaren zu Hunderten, bei Tage meift unbewealih, anfehnlihe Klähen des Sumpfbodens bededt, indem er am Liebften erjt gegen Abend fiſcht. In der böhern Luft- region freif’t dagegen in abgemeifenem Fluge der durch den langen Gabelſchwanz ſtark bezeichnete Fregatt-Pelican, während feine teägen Verwandten, der Algatros und Cotua *), fchwerfällig und träge, mit aufgeredtem Halfe, am Waſſer figen. Indem ich fo auf diefe gefiederte, buntfchedige Fiichergefellfchaft, die Zunft größe tentheils um die Lagunen verfammelt glaubind, mein Augenmerk gerichtet hatte, vernahm ich auf einmal hinter mir, in den Gemäf: fern des eiaentlihen Meerbufens, ein gemwaltiges Getöfe, ein Raus Then und Plaͤtſchern, als ob plöglich eine heftige Windsbraut die Wellen peitſchte. Mich umfchend, eritaunte ich: die Eleine Winkels fiicherei in der Lagune war nun nichts gegen das Schauipiel, das fih mir auf dem Golfe darbot, wo ich das Gewerbe im Großen und mit den vereinigten Kräften vieler Taufende gefräßiger Cormo— rane, nebſt einer weniger zahlreichen Gefelihaft brauner Pelicane, treiben fah. Es war ein Gewühl, ein Raufkhen und Toſen der bad in die Luft ftürgenden plumpen Vögel (denn nur durch plöße *) Ein Eleiner, olivenbrauner Gormoran, den ih früher vom Valencia-See an das Fönigl. Mufeum geliefert, deſſen Namen ih aber nicht Fenne. Euvier hat ihn nicht beſchrieben. 25 liches Herabſtuͤrzen auf den Fifh aus der Luft, aleih den Möven, fiibt der Pelican), und der bald wieder zu neuem Fange ſchwerſallig auffliegenden, oder einander die Beute ſtreitig machenden, gierigen Genoffenfhaftz dazwiſchen fah ich Delphine gleich gefhäftig umbers freifen, und kaum hatten die Möven, Seeſchwalben und Fregats ten in der Nachbarſchaft den aroßen allgemeinen Fiſchzug bemerkt, als fie, luſtig fchreiend, von allen Seiten herbeiflegen, um daran Theil zu nehmen. Ich vermuthe, dag gewiſſe Fiſche frün Morgens in zahllofen Schaaren den Golf hinab» oder binaufzichen, und fo die Veranlaffung werden, daß die filhenden Vögel gemeinſchaftlich früpftücen. Die Mal mußten die Fiſche der offenen See zufhwims men, denn der ganze Vögelfhmwarm zoa ſich langſam, unter forts währendem Fiſchen, dorthin. Auch an Perlen: Mufcheln ift der Golf wieder reich geworden, nachdem man alüdliherweife lange Zeit den Fang ausgefegt und das Thier gefchont hatte. Sept fiſcht man fie wieder. Sch ſah am Strande große Haufen der ge: 618. XXIX. 2. 25 (eerten Muſcheln, und es wurden mir auch mehrere Unzen (1 Unze = 2 Loth) Perlen gezeigt, deren Mehrzahl jedech wenig größer, als ein Nadelinopf, war; andere erreichten die Größe einer Erbfe, und darunter befandın fich einige ſehr ſchoͤn gleihmäßig gerundete von anfehnlihem Werthe, Ueber die Zerftörung der Bäume durd Scolyti bat Herr Robert der Parifer Academie der Wilfenichaften einige Beobachtungen mitgetheilt. „Dieſe Bäume‘, fagt er, „ſcheinen in guter Vegetation zu ſeyn; ihre Blätter fallen weder früher, nod) ſchneller, als die der benachbarten, weniger von den Infecten angegriffenen, Bäume ab; und dennoh wird man, wenn man die Rinde der Bäume forgfäitig unterfucht, finden, daß nicht allein, etwa 3 Fuß von dem Boden, ein 6 bis 9 Fuß breiter Ring der Rinde völlig duch die Verwüftungen der Scolyti artödtet, fondern dag auch die der Rinde zunaͤchſt liegenden Lagen des Holzes zerftört oder angegriffen find, u Unterfuhungen über die Lippendrüfen. Bon Dr. U. U. Sebaftian, Profeffor zu Gröningen, 11. bis 13. auf ber mit biefer Nummer audgegebenen XZafel.) (Schluß.) II. Pathologiſcher und ſemiologiſcher Theil. — Die krankhaften Veraͤnderungen der Lippendtuͤſen find bis— jest von keinem Schriftſteller erwähnt worden; ich habe fol« gende beobachtet: 1) Die Verftopfung des Ausführungsganges. 2) Atrophie der Drüfen. 3) Anſchwellung mit Blutüberfüllung. 4) Verfhmwärung. Verftopfung des Ausführungsganged. — Diefer Vorfall zeigte ſich unter zwei verfchiedenen Formen, von denen eine häufiger ift, als die andere; die leßtere habe ih nur an der Unterlippe, und zwar an der rechten Seite, nahe am Mundwinfel, gefunden, Hier bildet fi) zuweilen eine unfchmerzhafte, nicht heiße, faft duchfichtige, bläuliche Gefhwulft, wie ein Bläschen, oder eine Hpdatide, deren Sitz in dem Parenchym der Lippe ift; fie ift von der Größe einer Erbfe und enthält eine durchſichtige, waͤſſrige und Elebrige Fluͤſſigkeit. An der Seite des Mundes unterfcheidet man oft an der Geſchwulſt einen Eleinen, nicht ducchfichtigen Fleck, welcher deutlicher bervorfpringt, wenn man die Ges ſchwulſt von Unten auf drüdt. Diefe Geſchwuͤlſte entwif: Eeln ſich ziemlich raſch bis zu ihrem größten Wachsthume, worauf fie ftationnär bleiben, ohne jedody eine bedeutende Veränderung zu erleiden *). Ich babe nie zwei zu gleicher Zeit bei demfelben Individuum gefunden Mas die Behandlung betrifft, fo bedarf es nur einer einfachen Punction der Cyſte vermittelft, einer Stednadel, damit die Flüffigkeit von felbft ausfließe. In drei Fällen genügte eine einfache Punction, in einem Falle mußte ich (Bierzu die Figuren *) Wahrfcheintich ift diefes diefelbe Art der Geſchwuͤlſte, wie fie Boigtel unter dem Namen „Lippenknoten“ befchrieben hat, (Handbuch der pathol. Anat., Halle 1804, Bd. 2. p. 131.). u Ta nic fie zwei Mat wiederholen, drei Mat. Die zweite Form ftellt fi in der Geftalt Eleiner, run: der, elaftifcher, mehr oder weniger durchſichtiger, etwas weißlicher und ſchmerzloſer Gefhmwülfte dar; ich babe neun bis funfzehn an der Unterlippe gezählt; fie find meift eine von der anderen gefrennt, und nur wenige ftehen näher an: einander. Sie bilden an der Innenſeite der Lippen Eleine, mit einer dicken, etwas falbenartigen Fluͤſſigkeit angefüllte Zuberfeln. Alle haben gleiche Durcmeffer; fat in allen Faͤllen babe ich fie nur zufällig entdedt Mur in einem Falle wandte ich die Punction an, worauf id) eine dide, klebrige Maſſe herausdrüdte. Man Eann diefe Gefchmwülfte mit der acne vergleichen. Atrophie der Drüfen. — Nach einer großen An: zahl von Autoren bilden fih eine Menge von Geſchwuͤlſten der Schleimhäute und vielleicht alle carcinomatofen Geſchwuͤlſte diefer Membranen in den Schleimdrüfen, und die Kippens drüfen als Scleimdrüfen anfehend, glauben diefe Schrift— iteller, daß der Krebs der Unterlippe ſich gleichfalls in den Eleinen Drüfen derfelben bilde. Meine Unterfuhungen bes ftätigen diefe Anficht jedoch nicht, denn in einem Falle, wo der Krebs noch nicht ſehr vorgefchritten war, fand ich eine ſehr bedeutende Atrophie diefer Drüfen, und in einem ans dern Falle waren die Drüfen atrophifh auf der Eranfen Seite, aber durchaus im Normalzuftande auf der gefunden Seite, obwohl der Krebs fchon bedeutende Fortfchritte ges macht hatte, und die Unterlippe von einer bedenflichen Ent— zundung afficirt war. Unfhwellung und Dyperhämie, oder active, oder paffive Blutcongeftion. — Diefe Affection Eommt am Häufiften vor; man fieht in ſolchen Fällen am untern Theile der Fippen eine große Menge leichter Er— babenbeiten won blafrother Farbe, von runder oder ovaler Geftatt und von der Größe eines Hirfeforns und darüber, Bei den meiften Kranken ragen diefe Art Tuberkeln etwas mehr hervor, find fait ducchfichtig und haben Aehnlichkeit mit einer Perle. Zu gleicher Zeit fieht man eine große und in einem andern felbft 27 Menge mit Blut angefuͤllter Gefaͤße in der Schleimhaut der Lippen. Wenn man eine dieſer Druͤſen druͤckt, ſo fließt eine Fluͤſſigkeit heraus, welche weniger durchſichtig iſt, als die gewoͤhnliche Feuchtigkeit; dieſe Maſſe truͤbt ſich etwas von ſelbſt, zieht zuweilen in's Rothe und iſt in ſehr ſeltenen Faͤllen mit Blut gemiſcht. Ohne Zweifel findet bei dieſer Hyperhaͤmie auch eine ver— mehrte Secretion ſtatt, allein ich habe ſie nie deutlich be— obachten können, wiewohl Haller ſagt: „Labiales glan- dulas maximas, limpidum liquorem per duos men- ses integros ad duas pintas quotidie fundentes vi- dit in melancholico homine Slichting. (Element. Phys. Tom. VI., p. 50.) Derfelbe Arzt citirt auch: Mnemosyne erit.. p. 238. „Die paſſive Hyperhaͤmie habe ih in zwei Sullen, in Folge einer Krankheit des Herzens, mit Verengerung der Urterienmündungen, beobachtet, wo die Anfchwellung der Lip— pendrüfen von einer bläulihen Färbung der Lippen und bes fonders der Schleimhaut der Unterlippe begleitet war. Daf: felbe Phänomen beobachtete ih an der Leiche eines gehenke ten Miſſethaͤters“. Oft find die Zungendrüfen zugleich mit den Lippendrüs fen angefbwollen, was ich in zwölf von vierundzwanzig Faͤl— len beobachtet habe. Befonderd bemerkt man bei Kindern die Anfchwellung der Lippendruͤſen mit Hyperhaͤmie. Ih babe fie nur in drei Krankheiten beobachtet, nämlich: bei fhwerem Zahnen, in der duodenitis und dem typhus infantum. a. Dentitio diffieilis. — Zur Zeit der Dentition find viele Kinder einer Blutcongeftion unterworfen, welche fih am ganzen Munde zeigt, oder nur eine Seite befüllt, zumeilen an beiden Baden, oder an einer einzigen vorfomm:. Diele Kinder fpeiheln ſtark, andere weniger, oder gar nicht, und in den legteren Fallen befonders bildet fib oft eine stomatitis, begleitet von einer Abfonderung plaftifcher Lymphe auf der Zunge, am Zahnfleifhe u. f. w.; nicht felten tritt auch eine Diarrhoͤe ein. Nur bei einer ftarfen Salivation mit Diarrhöe habe ih eine Drüfenanfchmwellung bei Kindern zur Dentitiongzeit beobachtet, aber es fehlt mir noch an genügenden That— fahen, um die mir fehr wahrfheinlicy feheinende Behaup— tung aufzuftellen, daß das Speiheln von den Kippendrüfen ausgehe, und daf die Diarrhoͤe die Folge einer vermehrten Secretion der Darmdrüfen, welche von einer ähnlichen Anz fhwellung afficirt find, fen. . b. Duodenitis follieulosa infantum. — Diefe Krankheit zeigt fih zu drei bis fieben bis eilf Sahren; das Geficht dee Kinder iſt wachsbleich, und oft be— merkt man einen blauen Ring um die Augen herum. Die Zunge erſcheint etwas belegt und wie von einer duͤnnen weiß— lihen- Membran bededt, die Baſis derfelben zeigt fih noch mehr weiß. Die Drüfen der Ober: und Unterlippe find angefhmollen, der Appetit nimmt ab; ohne eigentlih zu brechen, wirft das Kind oft in Eleiner Menge das aus, was im Mugen war, mährend zumeilen eine mehr oder weniger faure Fluͤſſigkeit, welche aus den erften Wegen fommt, aber 618, XXIX. 2, 28 obne feſte Beftandtheile, ben Mund der Kıanken füllt. Cine andauernde Diarthöe iſt ziemlich felten, obgleich die Mehr⸗ zahl der Kinder abwechſelnd bald an Dinrrhee, bald an Verftopfung leiden. Die Diarrhöe bietet alle Erfheinungen einer Lienterie dar, und oft findet man in den faeces bie faft ganz unverdauten Nahrungsmittel wieder. Sobald Ber: ftopfung eintritt, fo find die Ereremente weder homogen, noch von einer hinlänglih weichen Maffe, fondern ihre Gons filten; nimmt zu, obne daß fie jedoch einen homogenen Cy— linder bildenz fie ſtellen fich mehr als ein zufammengefegter Haufen dar, in dem ſich dider, glasaͤhnlicher Schleim fins det. Die Farbe dieſer Faͤcalmaſſe ift nicht immer gleich, oft ift eine Parthie mehr grün, als die andere, aber im Allgemeinen befteht das Ganze aus ſchlecht verdauten Nahs tungsmitteln. Im Laufe der Krankheit ſieht man nicht felten eine leichte Gelbſucht auftreten, welche jedoch nicht über 7 bis 8 Tage dauert und dann verſchwindet, wiewohl fie ſehr leicht miederfommt. Die Krankheit kann ſich fo Monate lang, mit einem häufigen Anſcheine von Beffrrung, binziehben. Die Kinder magern dann ab, Fußſchweiße tres ten ein, doch find die Kranken fieberfrei. Die Meiften ges nefen von diefer Krankheit, ich habe nur zwei Kinder der— felben unterliegen fehen. Bei dem einen zeigten fich die Spmptome eines hitzigen MWafferkopfes von Anfang an; das andere wurde von peritonitis befallen und überlebte fein Leiden nur 48 Stunden. Bei der Section fand ich eine Beränderung der Innenflaͤche des Zmwölifingerdarms, auch die Drüfen deffelben waren angefdiwollen, und man bemerfte deutlich Eleine, runde und halbdurkfichtige Vorfprünge, melde nahe am Magen und an der Mündung deg duetus cho- ledochus eine vollftändige Druͤſenſchit bildeten. In dem zweiten Salle war dag duodenum perforirt. Der übrige Verdauungscanal war gefund, In eilf Fällen diefer Krankheit, welche ich zu beobadhs ten Gelegenheit hatte, fand ich immer eine Anſchwellung der gippendrüfen mit Hpperbämie, und ich halte diefe Anfchmels lung für ein characteriftifhes Zeichen diefer Krankheit. ec. Febris typhodes infantum. — Von den Fällen von typhus. welche ih bei Kindern. beobachtet babe, farben fünf in Folge diefer Affection, in dem Alter von acht, neun, neun und ein halb und zehn Sabhren. In allen diefen Fällen fand ich die, diefer Krankheit eigentblim- lihen, anatomiſchen Veränderungen, während die Hyperhaͤ— mie der Milz fogar noch fichtbar war. Das duodenum fand ſich weit mehr afficirt, als es bei Erwahfenen der Fall zu ſeyn pflegt. Die Anfchmwellung der Lippendrüfen war fehr deutlich während des Lebens und zwar vom Bes ginne der Krankheit an; auch fchien fie mir weit mehr, als bei Erwachfenen, ausgefprochen zu fenn. Ferner habe ih noch die Anfchwellung der Lippendrü« fen in folgenden Füllen beobachtet: Bei einem Mädchen von ſechs Jahren, welches an phthisis meseraica litt; bei einem Kinde von fünf Jahren mit belegter Zunge, zwei cariöfen Badenzähnen am Unterkiefer und Diarchöe; bei eis nem Knaben von zwölf bis dreizehn Jahren mit Ercoriatior nen an den Mundwinkeln, einem etwas gelblihen teint und 29 Obſtruction; bei einem Kinde mit belegter Zunge und einem leihten Grade von Taubheit, in Folge von DBlattern, und endlich bei einem Knaben von neun big zehn Jahren, wels der an opthalmia scrophulosa, Diarthöe und Kopf: grind lit. Da ih aber Ddiefe Kranken nur ein einziges Mal ſah, fo kenne ich nicht den Verlauf der Sache. Aus allen diefen Beobahrungen ylaube ich, den Schluß ziehen zu Eönnen, daß die Anſchwellung der Lippendrüfen mit Hpperhämie einen femiologifhen Werth hat und als Zeichen einer Affection des duodenum und befonders der Schleimbaͤlge diefes Darms dient. Ich will nod hinzufü- gen, daß, nach meinen Beobachtungen, die Kinder, welche an einer etwas fihmeren Affection des duodenum leiden, den Leberthran nicht ertragen. Ulceration. — Die Verfhmwärung der Lippen zeigt fih im Allgemeinen nur fehr felten; eine Ausnahme machen jedoch hiervon die cancros=fpphilitiihen Gefhwüre und das stoma-Gefhwür. Leichte oberflächliche Ulcerationen find gleichfalls weniger felten an diefen Theilen; fie zeigen fich dann unter der Form von Excoriationen. Endlich findet man auch pfeudo = fpphilitifche Geſchwuͤre, melde primär in Folge der Anftekung entftehen. Der Sit £leiner tiefer Ges fhwüre, melhe, wenn auch felten, doch zuweilen vorkom— men, zeigte ſich mir augenfceinlid) in den Lippendrüfen. Diefe Gefhmwüre erfcheinen als Bläschen, oder Pufteln, mit einer Deffnung, wie von einem Nadetftihe und umgeben von einem rothen Hofe, welcher mit einigen etwas varicöfen Gefäßen angefüllt ift. Unter diefer Form beobachtete ich diefelbe bei einem 69jaͤhrigen Manne, welher an einer bronchitis chronica litt und damals gerade von einer Pneumonie mit Fieber und Diarrhöe befallen wurde, fowie au bei drei andern Kranken im listen Stadium der Lun— genfhwindfuht. Sch fand fie auch bei einem an Lienterie leidenden Kinde, fowie bei einem dreizehnjührigen Knaben, welcher einen fungus medullaris pancreatis hatte, end: lih bei einem Manne, welher an cancer pylori litt. Es bleibt mir nun noch übrig, die Frage zu beantworz ten, ob die ebenerwähnten Lippengefhmwüre als Aphthen ans zufehen find. Was zuerſt die Aphthen der Kinder in Bezug auf den Soor betrifft, fo hat Here Lelut fihon unterfucht, ob der Soor auf der Zunge Verlängerungen der Schleimbälge ver: urfaht, und ob die Krankheit “in einer Hppertrophie dieſer Drüfen beftehe, aber er hat zwiſchen denfelben nie einen Zufammenhang gefunden, und was die Lippen betrifft, fo entfprechen meine eigenen Unterfuhungen denen des Herrn Lelut, denn ih babe gleichfalls. nie einen Zufammenhang zwifchen dem Soor der Kippen und den Xippendrüfen ges funden. Vor nicht gar langer Zeit behandelte ich ein Mädchen von drei bis vier Monaten, welches an einem fehr bedeus tenden Soor litt; ‘ich entfernte die weiße Maffe der Eleinen Platten; aber unter diefen zeigten fih durchaus die Lippen— drüfen nicht, und da ich Eeine einzige aufzufinden vermochte, fo wage ich, zu behaupten, daß hier mehr eine Atrophie, als eine Hppertrophie derfelben vorhanden gewefen fey. Ues 618. XXIX. 2, 30 brigens war es in dieſem Falle fehr wahrfcheinfich, daß der Soor die Urfahe einer Ausfhwigung von plaftifcher Lymphe durch die Schleimhaut war. Nach dieſen meinen Unterſu— chungen alſo kann man den Soor nicht als eine Krankheit der Drüfen betrachten. Daſſelbe kann ich von den gewöhns fihen Aphthen, gegen die Anfiht des Herrn Billard und anderer Aerzte, fagen. Ich babe diefe Aphthen bei Menfchen, welhe an Run: genfhmwindfucht litten, fomwohl während des Kebens, als nad dem Tode unterfuht, Und ich habe aus meinen Unterſu— chungen den Schiuß gezogen, daß die gewöhnlichen Aphthen in Bezug auf ihre Entijtehen, nicht vom Soor verfchieden find, und bejonders, daß man bei ihnen nur eine Ausfchwiz: zung plaftifcher Lymphe findet, ganz analog der des Soors und ohne Affertion der Drüfen. Nah meiner Anfic;t mei: chen die beiden Arten der Aphthen nur darin voneinander ab, daß bei'm Soor häufiger eine Ausfchwisung vorkommt, welche eine größere Oberfläche vollftindig einnimmt, während bei den gewöhnlichen Aphthen die Erfudation fi unter der Form Eleiner, durch größere oder geringere Zwifchenräume voneinander getrennter Koͤrnchen entwidelt, welche dann aber fo zufammenfließen, daß Niemand den Soor von den ges woͤhnlichen Aphthen unterfcheiden Eann. MWir glauben alfo, aus den gegebenen Thatfahen den Schuß ziehen zu fünnen, daß die Verſchwaͤrung der Lippen— drüfen febr von den Aphthen abweicht ; ich füge noch hin— zu, daß die Form diefer Eleinen Gefhwüre durchaus von derjenigen verfchieden ift, unter welcher die Aphthen und der Soor fih zeigen. Sch kann überdieg auch mir Beftimmts heit fagen, daß man zumeilen die VBerfhwärung der Drüfen auch bei Phthiſikern vorfindet, nicht allein an. den Fippen, fondern auch an der Zunge; allein ic habe nie zu gleicher Zeit in dieſer Krankheit die Gefehwüre der Drüfen und die Aphthen bemerkt. Uebrigens unterfcheidet fich felbft die Ul— ceration der Zunge, ein Uebel, weldes ſich zumeilen, in Folge von Apbthen, entwickelt, auf gleiche Weiſe von der der Drüfen und befteht in einer oberflächlichen Verſchwaͤ— tung, welde ziemlich häufig. einen großen Theil des Zun— genrüdens einnimmt. Erklärung der Abbildungen. Figur 11. ftelt die Lippen dar; die Schleimhaut ift von der Unterlippe abgelöf’t und nad) Unten gewendet. Man fiept die Kippendrüfen der Unterlippe mit ihren Ausführungss gängen; in einem derjelben ift eine Schweinsborfte einge: führt. Andere Drüfen von weit. Eleinerem Durchmeffer, gleihen Eleinen, von ihren Stielen getragenen, Pilzen. Figur 12. Mikrofkopiihe Elemente des menfchlichen Speichel; Epitheliumzellen mit Kernen und Granulationen a, a, a; die Keme der Zellen b, b, b, b, die Granula— tionen der Zellen c, C, C, c. Figur 13. Mikroſkopiſche Elemente der Flüffigkeit der Lippendrüfen; Cpitheliumzellen mit Kernen und Granulatio— nen a, a; die Kerne der Zellen b, b, b, b, db; die Gras nulationen c. €, C, © Sl 618, XXIX. 2, Gomplicirte Luxation der erſten Phalanx des Daumens auf die zweite Phalanr. Von Dr, &, W. Norris, Neill Larkin, ein Eräftiger Fuhrmann, 28 Jahre alt, war bei'm Ausfpannen feines Pferdes mit dem Ende des linken Daumens zufällig in einen Wing der Zugkette gekommen, als das Pferd plöglih ſcheu wurde, ibn eine Stredie weit fortfchleppte und die oben erwähnte Disloca= tion bewirkte. Mehrere Stunden nach dem Unfalle wurde er in das Hofpital gebracht, wo Eräftige und gut geleitste Reductionsverfuche ohne Erfolg in Anwendung gebracht wur— den. Am folgenden Morgen fand. ich den Kopf der erften Phalanx beträchtlich nad Innen durch eine Wunde hervors ragen, welche mebr, als den halben Umfang des Fingers, eins nahm; man verfuchte nun die Meduction von Neuem, indem man die lugirte Phalanx niederbog und ſich bemühte, den vorragenden Kopf derſelben über den des anliegenden Kno— chens zu ſchieben. Da aber auch dieſes nicht gelang, fo ent— fhloß ich mich), das hervorftehende Ende des Knochens zu entfernen, was auch vermittelft der Metacarpalfäge in einer Ausdehnung von 3 bis 4 Linien gefhah, worauf die Kno— hen mit Leichtigkeit reponirt wurden. Die Wundränder wurden dann durch fehmale Heftpflafterftreifen aneinanderges zogen und der Theil mit trockener Charpie bededt, nachdem an die Hand und den Vorderarm eine Schiene angelegt war. Nah dem dritten Tage wurde der Verband täglich) erneuert, und der Theil nur mit einfacher Salbe bededt. Kein unangenehme Symptom trat ein. 23. März. Wunde vollftändig geſchloſſen; der Kranke wurde am 26. entlaffen und Eonnte feinen Daumen vet gut gebrauchen; an der Stelle der Verlegung fand einige Beweglichkeit ſtatt. Die Schwierigkeit der Neduction in Fällen von einfa- hen Lurationen der Phalangealgelenke, felbft ganz Eurze Zeit nach dem Unfalle, ift bekannt genug, und diefelbe Schwie« tigkeit findet bei der Reduction und Retention in complicirz ten Verlegungen der Art ſtatt. Die Reduction ift fo ſchwer auszuführen, daß, nah Bromfield, die ertendirende Ge— walt fo weit ausgedehnt worden ift, daß man das zweite Gelenk abgeriffen hat, um das erfte einzurenfen. Bei com: plicivten ®urationen des Daumens, welche ſich durch eine mäßige Kraftanftrengung nicht zuruͤckbringen laſſen, halte ich es für das Belle, den voritegenden Knochen abzufägen. Menn die Wunde groß ift und jenes nicht gefchieht, fo lehrt die Erfahrung, daß, felbft wenn der Theil reponirt werden kann, das dislocirt gewefene Ende in der Mehrzahl der 82 Fälle von Neuem dislocirt werden wird, ba bie nothmwenbis gerweife fpäter eintretende Entzuͤndung die Application einer hinreihenden Kraft vermittelit Bandagen und Schienen, um daffelbe in feiner Yage zu erhalten, verhindert. Good giebt an, daß er den Kopf der zweiten Phas lang ded Knochens abgefägt, und daß ſich fpäter ein neues GelenE gebildet habe. In zwei Fällen, in denen der Kopf des ossis metacarpi pollieis gegen die vola manus bin dislocirt wurde, eine Wunde zugleidh vorhanden und die Reduction fchwierig war, wurden die hervorftehenden Theile mit Erfolg ven Deren Evans abgefägt. Bekannt find die übeln Folgen folder Verlesungen, mo der Kopf des Knochens wieder reponirt wird, und melde zum Theil wenigitendg aus der angewendeten Gewalt und dem Spannungszuftande der umliegenden, Theile nad der Reduction hervorzugehen fcheinen. Sch hatte einen Fall der Urt zu behandeln, in welchem cine heftige Entzündung und tetanus nad der Neduction eintraten, und Hr. ©. Cooper teponirte eine Curation der Urt im North London Ho- spital, worauf eine heftige Entzündung eintrat, die inners halb einer Woche toͤdtlich verlief. (Aus American Jour- nal in London Medical Gazette, 26. Mai 1843.) Mrs em Sn Beziehung auf Wunden des Auges hat Herr Guepin folgenden intereffanten Kall mitgetheilt. — Ber D,., ein Architect, brachte 1843 feinen Sohn zu Herrn Guepin. Ein kleines Stückchen Eifen war in deffen Auge gedrungen, reichte von der cornea bis an die Capſel der Gryftalllinfe und berübrte faft die iris. Es war unmöglih, das Fragment zu faſſen, und ein Einſchnitt fchien Herrn Guepin ſchwer, da es auf dem obern Ende der Pupille lag. Herr Guepin fann ſich nun ein Augen» waffer aus von deftillirtem Waller und Effigfäure, indem er fi überzeugt hielt, daß, wenn das Fragment an der Corneal-Seite orydirt werde, die Orydation fih über die ganze Oberfläche ver— breiten, und daß dann Auflöfung und Abforption erfolgen werde. Der Erfola entfprach feiner Erwartung Am Ende von drei Wo— chen war die Cur volljtändig, mit Ausnabme eines fait unmerklis chen weißen Punctes auf der Kapfel und einer ſehr unbedeutenden Narbe der cornea. — Auch in einem andern Kalle wurde das collyrium mit Erfolg angewendet, um das Eifenoryd megzufcafe fen, was in der Subſtanz der Hornhaut von cinem feit beträdhtli= cher Zeit figengebliebenen — * zuruͤckgeblieben war. (Annales oculistiques.) Unbeilbarfeit gewiffer Blafenfheidenfifteln. Herr Blandin zeigte der Acad. royale de Medecine zu Paris ein Präparat vor, an welchem eine Blafenfcheidenftitel vorhanden und die Mündung des einen Harnleiters mit in den Subjtanzvers luft hineingezogen war. Er crflärte die Unheilbarkeit gewiſſer Fir fieln der Art durch das Vorbandenfeyn einer oder beider Muͤndun— gen der Harnleiter zwifchen den getrennten Rändern, welche Müns dungen fortwährend Harn in die getrennte Stelle ergießen und das durch die Heilung verhindern. Bibliographische The invisible Universe disclosed or the real Plan and Goveru- ment of the Universe. By Henry Colaman Johnstone, Esy. London 1843. 12. Lectures on Electricity, By H. M. Mead. London 1344. 8. Weuigkeitem Elemens de pathologie medicale, Par A. L. Requin etc. I. Paris 183. 8. Tom. Principles of forensis medicine. By William A. Guy, MD. Part Il. London 1843, 8. a Neue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, geſammelt und mitgerheilt von dem Ober⸗ Mebdieinaltarbe Froriep zu Weimar, und dem Miedisinalrarhe und Prafeffor Froriep ju Berlin, N” 619. (Nr. 3, des XXIX. Bandes.) Sanuar 1844, Gedrudt im Landes = Fnduftrie » Gomptoir zu Weimar. ) 2 00000? VaaEn aa ' BES Neue Verſuche über die Verdauung. Bon Herrn Claude Bernard. Seit Reaumur’s und Spallanzani’s Verſuchen find die bis dahin fehr unvollfommen erkannten und nach beliebigen Iheorieen erflärten Erfcheinungen der Verdauung der Gegenftund directer Beobachtungen geworden, und die Chyniification, die man früher durch eime Art von Kochs proceß, Gaͤhrung, Faͤulniß oder Zerreibung erfläs ten wollte, ward nun faft ausfchlieglih auf Nechnung einer eigenthuͤmlichen Fluͤſſigkeit, welche vom Mugen fecernirt werde, des fogenannten Magenfaftes, geſetzt. Nachdem fih die Aufmerkſamkeit der Forſcher einmal diefem Agens zugewandt hatte, erhoben fich meitfhichtige Streitigkeiten über deffen Urfprung, Kennzeichen und Wirkungsart. or: züglich feit 1825, wo die Academie eine Preisaufgabe in Betreff der phyſiologiſch-chemiſchen Erklärung der Verdau— ung audfchrieb, ift die Wichtigkeit des Magenfaftes außer allen Zweifel geftellt worden. Indeſſen hat eine der durch diefe Preisaufgabe veranlaßten trefflichen Arbeiten, kein fpa: ter erfchienenes MWerf das Dunkel, welches noch über die wichtigften Puncte in Betreff des fraglichen Saftes verbreis tet iſt, vollfommen aufzuhellen vermodt. Die Herren Zies demann und Gmelin fohrieben feine wefentliche Wirkungs— weife bei der Chnmusbereitung der freien Salzſaͤure, Effigs fäure und Butterfäure, die Herren Schultz, Swan und Mülter aber einem befondern Etoffe zu den fie Pepfin nannten, und deffen chymusbereitende Kraft durch die Säure entbunden werde. Die Herren Sandras und Boudars dot fuchten den Grund in der freien Salzſaͤure, Herr Payen in einem eigenthümlihen Beftandtheile, den cr gastrase nennt. Herr Dumas vergleicht den wirkſamen Stoff des Magenfaftes mit dem Gährungsftoffe, und ein junger Arzt, Herr Blondlot zu Nanıy, der unlängft eine fehr beachtenswerthe Schrift über diefen Gegenftand herauss gegeben hat, befennt ſich zu derfelben Anfiht und ift der Meinung, die faure Befchaffenheit diefes Saftes rühre von N. 1719, — 619, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 30 2%, des ringelnen Etüdes 3 9Gr Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 76x kunde. dem darin enthaltenen phosphorſauren Kalk-Deutoxyd her. Co find denn, nach fo vielfeitigen Forſchungen über die wichtigfte Function des Verdauungsproceſſes, die Meinungen noch volftändig getheilt. Faſt alle Chemiker haben ange— nemmen, daß die Chymification lediglich in einem Auflö- fungsproceffe beftehe. Sie haben die Kraft des Magenfaf: tes in deffen chemifche Auftöfungsfäbigkeit gefegt, die in dem Magen beyinne und aufhöres; und auf der andern Seite hat man hartnädig behauptet, unter der Einwirkung dieſes Saftes gingen in den NMahrungemitteln gewiffe Veraͤnde— tungen der Partikelchen vor fih, welche nur die Einleitung zu denjenigen Modificationen feyen, die fie fpäter in unfern Geweben zu. erleiden hätten. Bei diefem Stande der Sache hat nun ein junger Phnfiologe, Herr Claude Bernard, Profector am College de France, neue Verfuche über diefen Gegenftand anyeftellt, und es ift ibm, unferer Anz fibt nad, gelungen, darzuthun, daß die Chymification in noh etwas Anderem befteht, als in einer einfachen Auflös fung. Sm erften Theile feiner denkwuͤrdigen Arbeit hat er den Urfprung und die Befchaffenheit des Mayenfaftes uns terfuht. Er hat dargethan, daß die Schleimhaut des Ma: gend allein diefe faure Feuchtigkeit fecernirt, und daß fich der Magen bei allen Thieren, und fogar bei'm foetus, durch feine conftante Säuerung von den Übrigen Theilen des Nahs rungefchlauches unterfcheidet, daß durch eine Art von Aus: hauchung oder, fo zu fagen, Ausftoßung der Magen- faft beftändig an der Oberfläche der Schleimhaut ausſchwitzt; daß der anatomifhe Sitz diefer Ausftofung das Gefaͤßnetz des Magens ift, und daß die phnfiologifche Bedingung die: fer Function in dem Zuftröomen des Blutes zu fuchen ift, wodurch der Magen während der Verdauung in einen ſtroz— zenden Zuftand verfegt wird. Wir bedauern, hier nicht weit— läufig über die intereffanten Verſuche berichten zu Eönnen, melde die Grundlage diefer Arbeit bilden, und durch melde manche auf den Urfprung und die Erzeugungsweife des Mas genfaftes bezuͤgliche, bieher unerledigte, phyfiologifhe Puncte Elar dargethan werden. Es geht daraus hervor, daß ber 3 35 Magenſaft ausſchließlich das Product ber Schleimhaut des Magens ift, daß er augenblidlich entfteht, fowie Nahrungs: mittel in den Magen eingerührt werden, daß er nur unter Beyunftigung eines fehr ſtarken Zuſtroͤmens von Blut erzeugt wird; daß eine feiner Haupteigenfchaften darin befteht, daß ev Blut im Augenblide feiner Bildung repräfentirt; daß er endlich für die Ausihwisung gewiffer Beftandtheile des Blu: tes durch die Schleimhaut gelten muß. Hier bot fih nun eine ungemein erheblihe Schwierig: Feit dar. Die Saͤuerung des Magenfaftes deutete, wenn man fie gegen die alkalinifhe Beſchaffenheit des Blutes bielt, nothwendig darauf hin, daß im Augenblide der Er— zeugung jenes Saftes in den Boftandtheilen des Blutes eine wefentlihe Veränderung vorgeht. Allein wie ließe ſich der Ausgangspunct und das Weſen dieſer Modificationen ermit: ten? Here Bernard it vor diefer Schwierigkeit nicht zurüdgewihen und bat fie glüdtich überwunden. Durch eine zweite Reihe von Verſuchen hat er dargethan, daß die Magenfchleimhaut bei der Erzeugung des Magenfaftes nur aus dem Blute die fauern Beltandtheile ausfcheidet, welche daffelbe fhen vollig fertig enthält; daß fie die Trennung der Partikelchen der fauern und alkalinifhen Beſtandtheile ungefähr in derfelben Weiſe bewirkt, wie dieß gefchieht, wenn man ein aufgelöftes bleifaures Alkali, 3. B., bleifaures Kali, auf einen Filter von Thierkohle gießt, wo dann dag Kali allein durchlaͤuft, während das Blei in dem Filter zu: ruͤckbleibt. Der zweite Theil der Arbeit des Herrn Bernard bezieht ſich auf die Rolle, welche der Magenſaft bei der Ernährung zu übernehmen hat. Man findet darin zwei Reihen von Verfuchen angegeben, die zu beweifen fcheinen, daß die Mifhyung oder Verbindung der Nahrungsmittel mit dem Maygenfafte die unerläßlihe Bedingung der Ernährung fen; daß, wenn eine Subftanz duch den Saft affimiliebar werden foll, dazu nicht hinceiche, daß fie von ihm aufgelöft werde, fondern daß auch dazu gehöre, das fie gänzlich im Blute verſchwinde. Diefer letzte Umftand ift für Herrn Bernard ein neues Griterium geworden, um eine nährende Subftanz von einer nicht nährenden zu unterſcheiden. Mit— telft Ddiefes Criteriums hat er, in Gemeinfihaft mit dem fhon hinlängli bekannten jungen Chemiker Herrn Bares: wile, die beiden Glaffen der Nahrungsftoffe, die ſtickſtoff— haltigen und die nichtitickitoffhaltigen, der Reihe nach ges prüft, und aus dieſen Unterſuchungen ift eine höchit interz effante Arbeit hervorgegangen, über die wir naͤchſtens zu berichten Gelegenheit haben werden. Die Ueberfhwemmungen des Rhone bilden den Gegenftand einer Abhandlung, die Herr Gaspurin der Ucademie der Wiſſenſchaften am 22. Januar diefes Fahres vorlas. Der Gegenftand iſt der AUufmerkfamkeit un fo würdiger, da diefe Ueberſchwemmungen in neuerer Zeit immer häufiger und berheerender eintreten, fo daß die Habe und das Leben der Uferbewohner beftindig in Gefahr ſchweben. Seit dem Anfange unferes Jahrhunderts haben Hauptüber: fhwemmungen in den Jihren 1803, 1810, 1811, 1841, 619, XIX. 3. 36 1342 und 1843 ſtattgefunden. Im Fahre 1827 richteten mehrere Mebenflüffe des linken Ufers, unter andern die Ardehe, bedeutende Verheerungen an. Die drei erfterwähn« ten Ueberſchwemmungen traten im Srübjahre, und jwar in Folge des Aufthauens des Schnees, die vier letzten im Folge von Herbſtregen ein , Im vorigen Jahrhunderte war die Ueberſchwemmung vom Jahre 1755 eine der beträchtlichften, und man legte damals die Landſtraßen höher, als die Fluthen gereicht hatten. In den Jahren 1810 und 1811 wurden dennoch diefe Stra- Ben überflurhet. Bis 1340 trat diefer Fall nicht mieder ein; allein damals wurden faft alle Chauſſeen unter Waffer gefest, und es entitanden daraus ſchwere Ungiüdsfälle. Nachdem Herr Gasparin die Frage aufgeworfen bat, ob die Errichtung diefer Dämme für zweckmaͤßig gelten Eönne, beantwortet er diefelbe durch eine Schilderung von der Lands wirchfchaft entnommenen Zhatiahen, aus denen ſich ergiebt, daß die nicht eingedeihten Landftrihe einen böhern Ertrag geben, als die mit ſchweren Koften eingedeichten. Wir wol: len nur einen Beweisgrund anführen, naͤmlich den, daß die nicht gefhügten Grundſtuͤcke um die Hälfte mehr, ja oft noch einmal fo viel Eoften, als die duch Chauffeen gefhüs- ten. Uebrigens ift Herr Gasparin nicht der Anficht, dag man den status quo plößlich durch Abtragen der mit un: geheuern Koften errichteten Dämme verändern ſolle. Er ver: fpriht, fih in einer andern Abhandlung über die Mittel zu verbreiten, duch welche den nachtheiligen Einflüffen der Damme vorgebeugt werden könne, und geht zur Unterfu: hung der verfhiedenen Hypotheſen über, die man aufgeftellt hat, um das häufige Wiederkehren der großen Ueberſchwem⸗— mungen zu erklären. Die Erhöhung des Rhonebetteg, der man bie: felben hat zuſchreiben wollen, jcheint ihm durchaus nur eine Mebenrolle zu fpielen. Er citirt eine Reihe von Thatfachen, welche zu beweiſen fheinen, daß die Werhältniffe des Fluffes fih in dieſer Beziehung feit unvordenklihen Zeiten wenig geändert haben. Ferner hat man die neueften Ueberſchwemm— ungen dem Entholzjen der Berge Schuld geben wollen; allein wenn diefer Umftand auf der einen Seite dem fehnellen Anwachfen des Fluffes Vorſchub leiſten kann, fo Eann er doch fihlechterdings deffen erſte Veranlaffung nicht fenn. Uebrigens maht Herr Gasparin bei diefer Gelegenheit auf die hoͤchſt nachtheiligen Folgen aufmerffam, welche das unbefhränfte Ausroden der Wälder, um urbares Land zu gewinnen, gehabt hat, indem er an Herrn Surrel’$ von der Academie gekroͤnte Preisfhrift erinnert, woſelbſt es heißt: „Wenn einmal die Raſennarbe abgefhalt ift, wird der Boden vom Regenwaſſer zerriffen; die Steine werden in die Täler hinabgeſchwemmt und diefe durch die Ueberführung mit Geröllfe unfruchtbar gemacht.“ Nah Herrn Gasparin twire die Totalwirkung des Entwaldens der Berge auf die Ueberſchwemmungen die, daß letztere dadurch häufiger umd weniger andauernd geworden find. Endlih hat man noch neuerding® das ganze Uebel den, in den oben Thaͤlern ausgeführten, zahlreichen Eindei: Hungen Schuld geben wollen. In dem Verhältniffe, mie 87 619. XXIX. 3, der Preis der Grundfiücde geftiegen ift, hat man gefucht, diefelben beſſer zu ſchuͤtzen und die Betten der Flüffe und Bäche mehr und mehr eınzuengen. Das Waffer, welches fih fonft. in den Thaͤlern verbreitete und ſich dort wochen lang verhielt, gelangt gegenwärtig in wenigen Tagen und in Maſſe in den Hauptſtrom, fo daß man diefem Umftande aller dings die neueften Ueberfchwemmungen mit großer Wahr: ſcheinlichkeit zuſchreibt. Herr Gasparin giebt auch zu, daß diefe Anſicht viel für fid) babe; allıin was fpeciell den Rhone anbetrifft, fo find dergleihen Uferbaue an den zahlreichen Mebenflüffen, die demfelben rechts und links zuſtroͤmen, nir— gends in einer ausgedehnten und mit Conſequenz durchge— führten Weife ausyerübrt worden. Demnach kann diefer Umftand in dem fraglichen Falle nicht als eine der Haupt: urfacben gelten, und fo gılanyt der Verfaffer zu dem Schluffe, daß die Grundurfache der außerordentlich ftarken Ueberſchwem— mungen des Rhone als eine meteorologifhe Erſchei— nung zu betrachten fey. „Dem Nhonethale und den dem: felben benachbarten g ofen Ebenen, fagt er, werden die ſtar— Een Regen durch Süd- und Suͤdweſtwinde zugeführt, Der Südwellwind welangt dahin Uber Spanien, nachdem er in diefem Lande fon einen Theil feiner Feuchtigkeit abgefegt hat. Wenn diefe Winde die Atmofphäre weit und breit mit Wafferdunft gefärtigt haben und fih der Wind nach Morden umiest, wird dieier Dunft in Geftalt von Regen in dem Hauptthale, von Langres bis an dag Meer, fowie in den Nebenthaͤlern längs der Alpen und Gevennen, niederge— ſchlagen. So erklaͤrt es fich leicht, wie duch acht Zuge lang anbaltende Negenwinde die fo beklagenswerthen Folgen für das Rhonethal berbeigeführt werden konnen. Die Rhone— überfhwemmungen treten alfo durch anbaltende Negengüffe ein, die ihren Grund hinwiederum in anhaltenden Sid: und Südweftwinden zu einer Zeit haben, wo der Boden nicht ſehr duͤrr ift In den legten fünf Jahren wirkten alle Umftände darauf bin, daß im Herbfte heftige und anhalten— de Regen ſtattfinden mußten, und da wir rüdfichtlih der Dauer der Periode, im welcher diefe Winde vorherrfchen, durchaus nichts vorherbeftimmen koͤnnen, fo läft fih nur vermuthen oder. hoffen, daß diefe Periode dießmal nur fünf Jahre gedauert habe, und daß wir demnach vor der Hand mit aͤhnlichem Unheile verfchont bleiben werden.‘ - Aus den Unterfuhungen des Herin Gasparin ers giebt fich alfo der wenig tröftlihe Schluß, daß die Macht des Menfihen gegen die Haupturfahe dieſer Ueberſchwem— mungen nichts ausrichten kann. Allerdings dürften die letz⸗ tern durch das Ausroden der Wilder verheerender geworden feyn, als fie es fonft gewefen ſeyn würden, und: defhalb fhlägt Herr Gasparin das Anpflanzen von Holzungen, fowie eine zwedmäßigere Einrichtung der Dämme vor, um das Uebel nach Möglichkeit zu mildern. Ueber die Länder und Eisfelder der füdlichen Ealten Zone wurde. in der. erſten dießjährigen Sigung der Parifer Acade: mie der Wiffenfchaften (am 2, Januar) ein Auffag des 38 Heren Hombron vorgelefen, Die wichtigfte der darin erwähnten Tharfachen, auf welche dev Verfaffer bereits in einer Anmerkung im zweiten Bande der Reiſe des Astrola- be und der Zelee hingewiefen hatte, ift die Unbemweglich- keit des Auftenleifes im Vergleiche mit der auferordentlichen Beweglichkeit des Mortpolareifes. Diefe Beweglichkeit, fagt der Verfaffer, rührt von der hohen Temperatur her, welche die, um den Nordpol her liegenden Länder anzunehmen fähig find. Sie erlangen im Sommer eine Wärme, welche nicht in jedem Jahre diefelbe ift, aber doch ftets auf Milderung des Klima's der Eisvegionen einen bedeutenden Einfluß ausübt. Diefe Neigung des nördlichen Eifes, fich zu theilen und zu zerſtreuen, rübrt auch von dem vielen Europäifhen, Aſia— tifchen und Americanifchen Strömen ber, welde dem Po: larmsere zuflicßen und darin Strömungen unterhalten, wel= che nur durch die verhältnißmäfig engen Abzüge, die die Nordfee, die Barrow - und Lancafter= Straße und die Beh— ringsſtraße darbieten, ablaufen können. Die Kraft diefer Strömungen, fowie die Staͤtigkeit ihrer Richtung, rührt eben von ihrer Cinzwängung bei'm Entweichen aus dem großen Becken des nördlichen Polarmeeres ber, in welches fo vicle der größten Fluͤſſe unfersr Erde ihre Waſſer ergiefen. Ihre Stätigfeit muß einen periodifchen jährlichen Ciegang zur Folge haben, fo oft die Sommerwarme eine Trennung in den Eisfeldern und Gletfch.ın des Polarmeereg veranlaft. Die Bereinzelung des Landes am Suͤdpole, mitten in einem gränzenlofen Oceane, ertbeilt ihm eine meteorofogiiche Unveränderlichfeit, von der man fih am Beften eine Vor: ftelung machen Fann, wenn man an die tiefen Schluchten der Alpengipfel denkt, in welche die Sonne nicht eindringen fann, wo Schnee und Eis cwig die Herrfchaft führen und die Befchaffenheit der benachbarten Atmoſphaͤte bedingen. Diefe ausfchlieflih in den Südpolarfreis fallenden Ränder koͤnnen Eeine irgend beträchtlichen Fluͤſſe befißen. Der ewige Froſt muf deren Quellen veriegen machen, und wegen dee geringen Umfangs jener Länder, Eönnen diefelben nur Berg- ſtroͤme von geringer Länge enthalten, wenn man, gegen alle Wahrſcheinlichkeit, annimmt, daß tiefe Thäler hier und da das Aufkommen von Fließwaſſer geftatten. Die Länder im hoͤchſten Norden haben wenigfteng wenn auch keinen direct, doch einen indirect herbeigeführten Som: mer, Die Südpolarlinder find nicht einmal eines ſolchen indirecten Einfluffes theilhaftig. Eine Folge hiervon ift, daß der Winter hier weniger ftreng, aber auch der Sommer we— niger mild ift, als dort. In den Nordpolarregionen wird die Winterfälte durch die Nähe der jene rings umfchließenden großen Länder um Vieles gefteigert. Moher der Wind auch wehen mag, fo bringt er doch, da er Hunderte von Meilen über mit Eis und Schnee belegte Landftrihe gefahren ift, immer eine eiskalte-Luft mit. \ In Betracht diefer Umftände folgert Herr Hombron, daß beider Unmandelbarfeit des Süpdpolareifes die höchften Breiten nur an den Puncten erreicht werden Fünnten, wo die Länder am Stärkften gegen Süden zurüdtreten, und er unterftügt diefe Anſicht durch die Erfahrungen, welche bei 3* 39 Gelegenheit aller wichtigen Südpolarerpeditionen genact worden find. Es geht, in der That, aus den von Cook, Weltinghaufen, KRiscoe, Powell, Palmer, Bransfietd, Dumont dD’Urville, Wilzes und Sohn Roß gefammelten Beobachtungen hervor, daß der Umkreis des Suͤdpolarlandes zwei tief gegen Süden einfchneidende, und zwei weit gegen Morden hervortretende Winkel darbietet, und daß der Umriß des ſtehenden Eifes, welches dieſes Land umlayert, dieſelbe Geftalt hat, fo daß es ſich, einestheils, unter dem 29. Grade woftiiher Ränge bis zum 58. Breite: grade vorſchiebt, während ex, anderntheils, unter 133° öfte licher Länge bis zu 64° 30° füdlihe Breite zurüdtritt. In einem der Einfhnitte ift man erft bis 68 bis 70° ſuͤd— lichet Breite eingedrungen, während Roß unlängft in dem andern 80? füdliher Breite erreiht hat. Se hatten, bez meret Here Hombron, die Verfuhe, fih dem Südpole zu nähern, ſtets in diefen gewaltigen Buchten den beften Erfolg, während die Entdedungsreifenden an den Steilen, wo fih das flehende Eis weit gegen Norden hervorfchiebt. verhältnißmäßig ſehr bald umkehren mußten. Jene Glet— ſchertruͤmmer deuten immer auf ihnen benachbartes Land hin und muͤſſen jeden Verſuch, zu Schiffe weiter vorzudringen, unbedingt hemmen. Miscellen— Ueber bie neue erlofhene Vogelgattung Dinornis bat Profeffor Owen in ber Zoological Society zu London am 23. November 1343 einen Vortrag gehalten. Vor etwa drei Zah: 619.:X XIX. 3. 40 ren wurde ber Schenkelknochen eines riefenartigen Bogels von Neu⸗ feetand aus nad) England gebracht, und glei damals ſprach Pro« feſſor Owen feine Ucberjeugung aus, daß er einem aroßen Bogel aus der Familie der Struthioniden angeböre. Die damals erregte Aufmertfamkeit oeranlaßre Perfonen in Keufeeland, Unterfuhungen für anderweitige Ueberrefte dieſes außerordentliihen Bogels forızus figen, und das Reſultat war, dag der hochwürdige Herr Wılz liams in den Stand gefegt ward, eine große Menge Anodıen diefes Bogels zufammenzubringen, welche vor Kurjem in England eingetroffen find. Nach diefen Knoden, welche vorzualih aus Senkelknochen, Schienbeinknochen, Tarſalknochen, nebit zwer Bet⸗ kenknochen und einigen Wirbelbeinen beſtanden, hat Profeſſor Dmwen ſich vergewiſſert, daß nicht weniger, als fünf verſchiedene Arten des Dinornis, vorhanden geweſen feyn müffen. Bon diefen iſt die eine, zuerftgefundene, die größte; diefe muß etwa zehn Buß lang geweſen ſeyn, und er nenne fie Dinornis giganteus. Es ıft fein Beweis vorhanden, daß eine dirfer Vöuelarten no‘ lebend eriltirt, obgleih unter den Eingeborenen die Zradition von einem furchtbaren Vogel, der diefe Cocalität bewohne, beftebt. Aus dem Zuftande der Knochen, welche im Schlamme eines Fluffes gefuns den wurden, ift aler Grund vorkanden, anzunehmen, daß diefe Vögel, wie der Dodo, erft neuerlich ausgeftorben find. Dinfihtlid der färbenden Materien im Amethyſt, Carneol und Feuerſteine bat Herr HSeintz Unterſuchungen angeſtellt und der Geſellſchaft naturforfhender Freunde zu Berlin mirgetheift, nad) welchen er ſich überzeuat hatte, daß die violette Färbung im Amethnft weder, wie man allgemein glaubt, durch Mangan: Dryd, noch dur organifhe Materie bedingt werde, fons dern ihre Entftehung nur einer höchft geringen Menge eines eifens fauren Salzes verdanke. Ebenfo rührt die rothe Farbe des Gars neols nit von organifhen Subftanzen ber, fondern von Eifenorpd; derfelbe enthält auch noch eine Spur (0 33 Proc.) Waffer. Dar gegen enthält der Feucrftein, außer etwas MWaffer, organifche Sub: ftanzen. Herr Heing fand in ihm, durd Verbrennung mit Kus pferoryd in Sauerftoffgas, 0,07 Proc. Kohle, WEEK u marnd me, Ueber das Schmwinden der Diarthrodial- Knorpel durch Reibung, fowie durch andere Urfachen. Bon Dr. Robert Knox. (Sierzu die Figuren I. bis 3. auf der mit Nr. 617. [Rr. 1. diefes Bandee] aufaegebenen Tafel.) Nach mehrjährigen Beobachtungen über die Abreibung ber Knorpelüberzüige der langen Knochen, und befonders im Knie: und Ellenbogen Gelenke, fam ih zu folgenden Schlußfolgen 1. Die Knorpeluͤberzuͤge der langen und anderer Kno— chen koͤnnen und werden auch zuweilen bei einer Contractur des Gelenkes zerſtoͤrt, welche einen ungehörigen Drud auf die Gelenfflähen an einigen Puncten, und einen Mangel, oder mwenigftens eine Verminderung derjenigen Reibung her: beiführt, die für die Aufrechthaltung der gefunden Structur nothmwendig ift. 2. Alles dasjenige nun, was den einem jeden Gelenke eigenthümlichen Druck wefentlih und andauernd, oder wenig— ftend eine beträchtliche Zeit hindurch, verändert, muß am Ende das Knorpel» und Spnovialgewebe diefes Gelenkes, und felbft die Flächen der Knochen felbft, abreiben ober zer— ftören, wenn nicht der Infultation durch eine bei Zeiten eins tretende elfenbeinartige DVBerhärtung des Knochens Einhalt gethan wird. Diefe Wirkung kann ganz unabhängig von Entzündung, Ulceration u f. w. eintreten Ich will nun eine Reihe von Beobahtungen über die organifcen Veränderungen der Gelenke vorlegen und dabei mit dem Metatarfo: Phalangealgelenke den Anfang machen. Der menfhlihe Fuß ift, wie jeder andere Theil des Körpers, nicht. nur einer großen Mannigfaltigkeit der Form oder der Größe innerhalb der normalen Gränzen, fondern auch einer Menge angeborener und erworbener Deformitäten unterworfen. Was zuerft die normale Form des Fußes betrifft, fo findet fid diefe am Negelmäßigften in der Kind: heit — ich meine bis zum vierten Jahre. — Der Fuß ift im Allgemeinen ziemlich Elein im Vergleiche mit der Statur des Kindes; der innere Rand ift gerade, aber gewöhnlich etwas nach Innen gebogen; der große Zeh liegt entweder in derfelben Richtung mit dem inneren $ußcande, oder ift et» was nad) Innen gebogen, und vom zweiten ein Wenig ab: gebeugt, fo daß ein deutlicher Zwifchenraum zwiſchen beiden 41 619. XXIX 3. 42 entfteht; alfe Flächen find glatt; eine mäßige, etwas gebogene Erhebung führt den FZußrüden von den Zehen zum Fußge— lenke hin; der zweite Zeh ift länger, als der erſte; Alles ift weich, ſchlank ausgeführt; und man fieht Feine Vertie— fungen, Venen, oder Knochen. Nadı diefer Periode treten früher oder fpäter Veränderungen in der Form und in den Berhältniffen des Fußes ein; bei den Knaben nchmen die Füße bald männlihe Form und Verhältniffe an, die Achil— lesfehne wird hervorragend und fharf abgegränzt. Der Fuß erreicht eine Ränge, welche bei'm erwachfenen Manne einem Sechstheile der ganzen Höhe des Judiviuums gleichkommt, bei dem volfiändig ausgewachſenen Weibe ungefähr einem Siebentheile und 4 oder zwifhen diefem und 4 und z: fo daß alfo der weibliche Fuß Eleiner, als der männliche, ift. Bei einer Körpergröße von 66 Zoll (alfo 5° 6") müßte der männliche Fuß 11”, der weibliche etwas unter 9" lang feyn. Der weiblibe Fuß bewahrt Vieles von der Kinderform, die gerade innere Linie und die Abwefenheit der Winkel. Der Fuß des ganz jungen Kindes hat nicht ganz die gefällige Form, wie der Fuß des drei-, viers oder fechgjährigen Kin— des; er hat noch Einiges von der Föralform, die innere Linie ift zu fehr gekrümmt, der große Zeh verhaͤltnißmaͤßig zu lang und zu ſtark, und vom zweiten zu weit getrennt. Wenn wir nun daffelbe Glied bei den Erwachſenen bes trachten, deſſen Proportionen nicht fo regelmäßig find: fo finden wir häufig, daß eine angeborene Deformität, oder wenigſtens eine Neigung zur Diformität fih zu zeigen bez ginnt — ic) meine die eigenthümliche Dislocation des gro- Ben Zeh's oder die Veränderung in feiner Richtung von der geraden Linie mit der inneren Fußflaͤche in einen mehr oder weniger fpigen Winkel mit den denfelben unterflügenden Metatarfalfnochen, bis zulegt das fogenannte Einfchlagen (plaiting) der Zehen hervorgebracht wird, indem der große Zeh entweder unter oder über dem zweiten zu liegen Eommt. Diefes Einfchlagen legt das große, abaerundete Ende de3 Metatarſalknochens frei, die inneren Seitenligamente geben nah, fie dehnen fih aus, befommen Einriffe und werden allmälig auf bloße Laͤppchen reducirt, zumeilen bilden ſich ein oder zwei Schleimbeutel gerade über diefen Rigamenten; zulegt ulceriven die Bedeckungen felbft, und der Knochen Eommt zum Vorfheine. Was die innere Befchaffenheit des Gelenkes betrifft, fo verfchwinden die Knorpelüberzüge von den Knochenflähen, welche glatt werden, und nicht felten eine dem Eifenbeine aͤhnliche Politur annehmen. Diefes ift alfo eine Urſache der Zerilörung eines Gelenffnorpels, wie: wohl nicht durch Abreibung, da eine eher zu geringe als zu ſtarke Friction ausgeubt wurde, welches erftere eben fo gut die Abforption oder das Verſchwinden der Knorpel an den Knochenenden hervorbringt, als das letztere. Die erwähnte Dislocation dee großen Zeh's nah Außen kommt febr häufig vor und ſcheint mir aus einer angeborenen Präadispofition hervorzugehen, nicht aber, wie es Viele ans nehmen, aus dem Gebrauhe enger Schuhe und aus der Gewohnheit, zuviel aufreht zu ftehen, wobei denn Alter und Corpulenz mitwirken follen. Diefe Deformität kommt häufiger bei der Saͤchſiſchen, als bei der Celtiſchen Race vor und findet fih am Häufigften bei großen, fnochigten, ſchlecht proportionirten, langen Perfonen. Das Uebel hat fid) mit als durchaus unheilbar gezeigt. Die Sehne des Eextemsor longus und der Muskel felbft tragen nad) einiger Zeit da— zu bei, das Uebel zu fteigern, indem fie den Ich immer mehr gewaltfam nach Außen ziehen: fo daß alfo außer dem Keile, welden Einige zwifchen den erften und zweiten Zeh zu legen vorgefchlagen haben, um der Neigung zur Verfchies bung und darauf folgender theilweiler Dislocation entgegen zu wirken, auch diefe Sehne durchſchnitten werden müßte. Dbenerwähnte Dislocation nun fommt faft in jedem Lebensalter nah dem fünften oder fechsten Jahre vor, und zwar, ohne Unterfhied, bei'm männlidhen und weiblichen Ges ſchlechte, mögen die Individuen nun mager oder fett fen, mögen fie Schuhe getragen haben oder nicht; fie fann auf einen Fuß beſchraͤnkt fern, oder auch an beiden Füßen vor: kommen; und fie führe zu einer Atrophie oder einem Schwins den dee Knorpelüberzüge und der Synovialmembran, und da diefes nicht durdy Drud oder Entzündung oder durch Ulceraz tion verurfaht werden Eann, fo muß e3 in der veränderten Form des Gelenkes, und dem Nichtgebrauhe der Knorpel ſelbſt begründet fenn, fowie wir es auch bei anderen Theilen des Körpers fehen, daß fie atrophiſch werden, fobald ihre Functienen aufgehört haben. Die anderen Fußgelenke. Häufig findet man bei'm Gröffnen des Gelenkes zwiſchen dem os naviculare und astragalus. und zwifhen dem os naviculare und euneiforme primus die Knorpeloberflähen abgerieben und das Knochengewebe rauh, blaß oder glatt. Diefes kommt meift bi dltlihen Perfonen vor und Eann entweder durch Atrophie, Rheumatiemus, oder durch den fehlenden Gebrauch enıftehen. Das KnöcelgelenE zeigte fih mir am Wenigften dem Verluſte der GelenfEnorpel aus den von mir zu unters fuhenden Urſachen ausgefegt. Ueber diefen Punct habe ich £eine Erfahrung. Das Kniegelenk. — Bei der Eröffnung mehrer contrahirter Kniegelenke uͤberraſchte mich die Gleichfoͤrmigkeit, mit welcher an verfchiedenen Puncten des Oberſchenkels, dev Kniefheibe und der tibia die Knorpel zerftört und aufges broden waren, an einigen Stellen rauh und mie zerfafert, an anderen von Streifen durchzogen, welche fie in Eleine Bruchſtuͤcke trennten; bier und da lag der Knochen bloß und felbft tiefer eingezahnt, oder ausgchöhlt, oder glatt wie El: fenbein, und diefe elfenbeinerne Härte erſtreckte fich mehr oder minder tief in das Knochengefuͤge Dabei war feine Spur irgend eines acuten Leidens, einer Entzündung, oder ihrer Folgen, einer Ulceration, oder purulenter Fluͤſſigkeit vor handen. In den meiften, wenn nicht in allen diefen Faͤllen wurden die Knorpel gewiß ‘abgerieben, oder verkleinert, duch übermäßige Reibung, die auf gewiſſe Theile ihrer Oberfläche ausgeübt worden war, und murden in anderen Fällen atro⸗ phiſch durch den Mangel des geſunden und freien Gebrauches des Gelenkes. Reibung im Uebermaaße oder mangelhaft, uͤbermaͤßiger oder zu weniger Gebrauch, im Allgemeinen Alles, was der mit einem Gelenke verbundene Druck ver- Andert, wird ein Schmwinden der Knorpel und der Knochen 43 felbft herbeiführen, die Form der letztern umaͤndern und exo⸗ ſtoſenartige Ablagerungen von einer ganz eigenthümlichen Beſchaffenheit hervorbringen. Zum Beweife der von mir aufgeitellten Hypotheſe ſey es mir geftartet, nun einige Fälle anzuführen. Erfter Fall: Die Kniee einer Eräftinen und gutgebauren Perſon zeigten fih vor der Section leicht gebogen, welde Beus aung leicht verftärkt werden konnte, allein eine Extenſion war dur) keine Kraftanitrengung auszuführen. Ih faate vorber, daß bei der Scetion die Rnorpelüberzüge an vielen Stellen vermift, und der Knochen wanricheinlic; platt oder eingefirbt vorgefunden were den würde, Bei der Untirfukuna der Gelenke zeigte ſich die Rolle fläche der cundyli femoris in ihrer Geſtalt fehr verändert; der condylus externus batte feinen Knorpelüberzug verloren und war an einigen Str !!en von Elfenbeinglätte, an andern Etellen war das Knochengefüge abgenutzt; dem Jeondylus internus fehlte feine gewöhnliche Breite, und es hatte ſich an demfilben eine eigens thuͤmliche oroftfenartigr Ablagerung gebildet, welbe über den Kör: per birvorraate; Die für die Aufnahme der ırhabenen Linie der Knieſcheibe beitimmte Grube war fehr verändert, indem jie enge und gefaltet geworden war; die Knieſcheibe mar ganz unregelmäs Big geworden, der Rnorpelüberzug gänzlich verſchwunden, und der Knochen abgerieben oder polirtz zwei neue Knochenablagerungen hatten jih anſcheinend in der Sehne des m. cruraeus, die eine oberhalb, die andere an der innern Seite der Knieſcheibe, gebildet. Die eigentliche Urſache aller dieſer Veränderungen fand ſich an der Hinterfeite des Gelenfes, hinter und etwas oberhalb des eonylus internus, in der Form eines fremden Körpers (Gelenkförpers) von der Größe einer großen Bohne, welcher am condylus anlag, feine Structur verändernd und dicht eingekeilt zwifchen der Knochenflaͤche und der Synovialmembran, fo daß er in dirfer Cage eine geraume Zeit hindurch unbeweglich firiet geweſen zu fiyn ſchien. Der durch diefen Knorpel verurſachte Schmerz hatte’ die halbgebogene Stel: lung des Gliedes herbeigeführt, welche am Meiſten Erleichterung verfhaffen mußte. Am condylus internus tibiae hatten fich bereits Eroftofen gebildet, fowie auch eine Eleinere an dem vordirn Theile der spina superior tibiae. Das Gelenk der andern Seite bot ganz ‚ diefelben Ericheinungen dar. Zweiter Fall: Ein junger Mann erlitt eine heftige Vers brennung vor geraumer Zeit über der Kniefcheibe und an den hin— tern und obern Theilen des Beines, welche während der Deilung eine ftarfe und andauernde Flexion des Gliedes am Kniegelenke vers urfachte, ähnlich) der Gontractur und Ankyloſe diefes Gelenkes nach der Befeitigung des tumor albus. Die Narbe war fehr groß, hart und in qucerer Richtung am untern Theile des Rniekehlenraumeg gelegen. Wenige Wochen nachher fiel der junge Mann vom Pferde, wodurd die Narbe heftig gezerrt wurde und ein ausgedehntes, als unheilbar fich herausftellendes Geſchwuͤr ſich über die ganze Wade des verlegten Gliedes ausbreitete. Das Bein wurde obere halb des Kniegelenkes amputirt und ftellte ji) nad) der Operation folgendermaaßen dar: 1) Das Geſchwuͤr war fehr ausgedehnt und bösartig, zwei Drittel von der bintern Seite des Beines einnehmend. Nach einem kaͤngsſchnitte zeigte es ſich, daß der nervus tibialis posterior (po- plitaeus internus) in die Narbe hineingezogen war. 2) Die Fleroren des Beine (semi-membranosus, semi-tendi- nosus und biceps) hatten nur wenig durch den Nichtgebraud) des Gelenkes gelitten. Der gastrocnemius dagegen, fowie der soleus und poplitaeus waren in fefte, bleiche, Enorpelige Maffen degenerirt, in denen Feine Spur von Muskelfafern aufzufinden war. Die große Arterie und Bene lagen an ihrer gewöhnlichen Stelle. Als man die Ertenforen (cruraeus, vasti und rectus) vom obern Rande aus, wo fie bei der Amputation getrennt worden was ven, abwärts, nad dem Kniegelenke hin verfolgte, fand es: fich nahe am Knie, daß die fonft vereinigte Sehne leicht in zwei ver ſchiedene Lagen, eine oberflächliche und eine tiefe, getrennt werden Eonnte; die oberflächlihe nahm ihren gewöhnlichen Verlauf gegen die patella und über diefelbe hin und verfchmolz dann mit dem 619, XXIX. 3, 44 ligamentum pateliae, In ber Structur der tieferen und ſtäͤrkeren Lage der Sehne waren Dagegen deutliche Verändırungen mwabr;us uchmen; in ihrer Subſtanz und unmittelbar ubır dir eigentiiden patella hatte ji eine audere, ven der Größe der wirtlidin, in die Mitte der Sıhne dis m. eruraeus gebileet und war an ihren Ge⸗ lentflache von einem Theile der Schne ſelbſt ausgekliider, welche ſelbſt wieder von der Synovialmembran des Gelenkes umgeben war. Dieſe abrorme patelia hatte ſich augenſceinlich in Kolge des Contrahirren oder grvogenen Zuftandıs dis Beines gebildet. In der Lage der versinigten Sehnen diefer Muskeln, welche über ver obensrwähnten lag. und mit Leichtigkeit bıs zu den Muss kelfaſern des m. rectus hin virfolgt werden Eonnte, fand ich einen andern Eleinen Knochen oder patella, unmittelbar uber der normas len gelegen; und endlich an der Vorderfeite des Körpers des Ober⸗ ſchenkels, wenige Zoll höher binauf, fand ſich eine Art von Eros ftofe von der Größe einer Walnuß. Was den fonitigen Zuftand des Beines b trifft, fo waren di. Khochen an mıhreren Erellen arbroden; eine Fractur ging durd) den malevlus exteruus in das Gelenk hinein, eine andere drang quer cur die tibia, ungefähr 5 Zoll user dem Zußgelenfe beginnend; lie ing zuerſt queer durch d’e spinı tibiae, wand jih dann ſpiralformig bis zur bintıren Flaͤche Dis Knochens und drang gleichfals ın das Gelenk ein; bös ber binauf war ein fehr deutlicher Langsbruch, oder eine Kiffur an der tibia, welche an zwei Zoll aufwärıs reichte; in das Fußgelenk hatte li etwas Blur ergojjen. Keins der Ligamente war zerrifs fen, auch fand durbaus Feine Dislocatien an den zerbrohenen Knochen ſtatt. Die Knorprlübirzüge am Fußgelenke waren dunkels rotb gefärbt, doch konnte weder an ihnen, nody an der umtleidens den Spynovialcapiel, eine Zerreißung entdeckt werden. Ein ſenkrechter Durchſchnitt des Präparates wurde nun von dem Puncte aus gemaͤcht, an welchem der Oderſchenkel getrennt worden war, bis zur Mitte der tıbia, und trang alfo fenkrecht und mitten durch das Kniegelenk, indem er zugleich die uriprüng= lihe patella, die neugebilderen Formen und die Eroftofe am Körs per des Oberſchenkelbeins faft in gleihe Theile theilt. Die Unterfuhung ergab folgende Rrfultate: Die Eroftofe war an einem Puncte vollftändig mit dem Knochen verfdmolzen, und beide wurden bier von demſelben periosteu umflider; an einem andern und zwar fehr großen Theile dagegen ließ jich durch das Borhandenfiyn von Muskeln und Sehnenfaiern zwifchen dem Ober: ſchenkelbeine und der Afterorganifation deutlich nachweifen, dag ſich legtere im Mitrelpuncte der Sehne des m. cruraeus gebildet hatte und alfo am os femoris, nidt von ihm aus, entitanden war. Dieſe fogenannte Eroftofe war nur eine verlängerte abnorme pa- tella, die fi, in Folge der veränderten Form dis Kniegelenkes, des ungewöhnlichen Drudes und der fortdaucrnden Ertenfion der Muskeln gebildet hatte. Da nun diefe Urfahen einzuwirken fort- fubren und felbft zunahmen, fo lange das Bein in diefer veräne derten Geftalt gebraudt wurde: fo wurden die Weichtbeile zwiſchen dem neugebildeten Knochen und dem os femoris abjorbirt , und die verlängerte abnorme patella verband fich feſt und unzertrennlich mit dem Körper des Knochens. Befchreibung der Knicgelenfe eines Mannes vom mittleren Alter: Beide Kniegelenke waren andauernd, wiewohl in nur geringem Grade, contrahirt. Im rechten Kniegeienfe fand fih ein Lofer Gelenkknorpel unter der Sehne des m. poplitaeus, an welcher Stelle man auch deutlich ein Seſambeinchen fühlen Eonnte. Der fremde Körper ließ fich in die Gelen£höhle bineinfhieben. Als das Gelenk vollftändig aröffnet war, fanden ſich die Rnorpelübers küge abgerieben, oder waren, wenigſtens von einem bedeutenden Theile der tibia, gerade innerhalb des äußeren Seitenligamentes des Gelenkes, verfchwunden. Die eine Hälfte des entfprecenden halbmondförmigen Knorpels war gleichfalls verfhwunden, und die Dperfläche der tibia hatte ein glattes Ausfehen an allen den Stels len, an welchen die Knorpel abgerieben waren. I Der entfprehende condylus femoris hatte äbnlihe Veraͤnde— zungen, wie bie tibia, erfahren, Aber überdies fand ſich noch eine tiefe Höhle im Mittelpuncte des condylus, fo, alg wenn die Reis bung nad 3erftörung des Knorpels auch den Knochen abaericben hätte, Die Knorpelüberzüge der Kniefcheibe waren bereits aufges 45 brochen, und das Ausfehen des Knochens war verändert; die tro- chlea femoris hatte gleihfaus, ſowohl in den cartilaginöfen,, wie in den knochigen Gebilden, gelitten; die Ränder der condyli femo- ris waren erhaben und vorſpringend geworden. Am andern Knie— gelenfe fanden fich ähnliche Beränderungen vor, wiewohl nicht in derſelben Ausdehnung. In dieſem Gelenke fand ſich kein Gelenk— knorpel, und in keinem der beiden Gelenke konnte man die kleinſte Spur eiteriger Ablagerungen, Adhaͤſionen, oder anderer Symptome eines entzuͤndlichen, oder ulcerirten Proceſſes auffinden. An einem Praͤparate im hieſigen Muſeum zeigt ſich, außer der Abreibung der Knorpel an der Gelenkfläche des condylus internus tibiae, eine tiefe Aushöhlung von wenigftens F Zoll Tiefe, und der außere Rand derfelben, in Verbindung mir der fibula, ift abgewis chen, als wenn er gebrodyen wäre. Der Verfaffer beſchreibt nun noch mehrere Präparate, bei des nen mehr oder weniger. die Knochengefuͤge, felbit nad) Abreibung der Knorpelüberzüge, gelitten hatte. Ein intereffanter Fall wurde dem Verfaffer von Dr. James Douglas aus Glasgow mitger theilt. Ein alter Mann ftarb an Gangrän an den Füßen nad) eis nem Fieber, Februar 1842. Eins feiner Kniee wurde abgetrennt, um eine, in Folge heftiger Anjtrengung gebogene, patella zu uns terfuhen. Der Berftorbene hatte ſich nie einer Behandlung des: halb unterworfen, fo daß die Bruchſtuͤcke faft II Zoll voneinander getrennt waren und er beii'm Geben oft hinfiel, indem das Knie unter ihm einfnicte. Das Kniegelen fand ſich mit Eiter angefüllt, in Folge der Entzündung, welche ſich in demfelben, nad) dem Brandigiverden der Beine, entwickelt hatte. Die beiden Theile der Knieſcheibe muß— ten feit der Fractur bedeutend gemachfen jeyn, da cin jeder derfels ben faſt die Größe einer gewöhnlichen patella hatte. Das untere Bruchſtuͤck war an der tibia durch das Ligament befeftigt, welches weih und von Löchern durchbohrt war, wahrfheinlich in Folge der Affection und der fchleichenden Entzündung. Mit dem obern Bruch: ftüe hingen die Ertenforen nody zufammen, waren aber durch den langen Nichtgebrauch großentheils in eine Fettmaffe an ihrem un: tern Theile entartet. Der untere Rand diefes Bruchſtuͤckes hing feft mit dem Vordertheile des os femoris zufammen, gerade über dem Anfange der Gelenkflaͤche deffelben, durch ein dünnes, aber breites und ſtarkes Ligament, welches vollftändig die gemöhnliche Communication zwifchen dem untern Theile des Kniegelenkes und feiner obern Verbreitung, welche häufig die bursa suberuralis ges nannt wird, aufgehoben hatte. Der Rnorpel fehlte theilweife an diefem Stüde der Kniefcheibe, und der rauf) gewordene Theil hing mit der vordern Seite des ossis femoris durch fibröfe Adhäfionen zufammen. Eine chroniſche Entzündung fcheint lange im Gelenke beftans den zu haben. Der übriggeblibene Knorpel an den Enden der ti- bia war angeſchwollen und fibrös und hatte an den Rändern eine, wie durch einen Mäufezapn hervorgebrachte, Höhle. In der Kerbe des Oberſchenkelbeins und an einigen Stellen der cundyli tibiae fehlte der Knorpel gänzlih; der Knochen war an einigen Puncten nicht verändert, während fih an andern Hyperoftofen gebildet bat- ten. An andern Stellen, wo der Knochen frei lag, an welchen aber ein abwechfelnder Drud auf denfelden ftattgefunden hatte, war die Oberflaͤche dejfelben in großer Ausdehnung glafurartig geworden, welche Ablagerung fich am einigen Puncten in runden, agalomerirten Maffen mit glatten Oberflächen den Blicten darboten. Einige der: felben waren nod) fo wei), daß man mit dem Meffer in ſie ein— ſchneiden konnte. An der Hinterſeite des Gelenkes und in Verbindung mit den ligamentis cervicalibus, wo gewoͤhnlich loſe Fimbrien, oder Falten der Synovialmembran vorhanden ſind, fanden ſich mehrere platte Knorpel, einige rund, wie Erbſen, und andere conver an der ei— nen, concav an der andern Seite, frei im Gelenke bängend Ri nur durch eine Leichte Duplicatur der Synovialmembran bes eſtigt. — Was nun die Affectionen der Gelenke an den obern Extremitaͤ— ten betrifft, fo laffen fich an verfchiedenen Präparaten des Muſeums bei'm EUenbogengelente deutlich die Wirkungen nachweiſen, welche eine veränderte Form des Gelenkes auf die cartilaginöfen und anz 619, XXIX. 3. 46 beren Gebilde hervorbringt; die Unterfukung des Schultergelenkes ijt dagegen complicirt, da es mit einer interarticulären Sehne ver: bunden ift, deren Pathologie bisjegt noch durchaus nicht in's Reine gebracht ift. Bei einer Fractur des colli humeri innerhalb des Kapfelligaments und größtentheils aud innerhalb der Eynovialfapfel waren die umgebenden Muskeln und Sehnen durdaus nicht verändert; das Gelenk zeigte Erine Spur einer früheren Entzündung, und der Knorpelüberzug war geſund. In einem andern Falle von Ruptur der Sehne des biceps, dit an der Eynovialfapfel des Gelenkes, zeigten ſich die Knorpel auch in jeder Beziehung gefund, Bei einer partiellen Dielecation der Sehne dis biceps, mit Ruptur einiger Faſern derfeiben, fand jich die Oberfläche ver Tu: berofität, über welche ji ein Theil der Sehne ausgebreitet hatte, rauh und weder von Weichrheilen noch von Knorpel bededt. Die Knorpelüberzüge ſchwinden aud zuweilen am acetabulo und am caput femoris unter fehr virfchiedenen Bedingungen, zus weilen, wie vs ſchien, in Kolge einer Abreibung und eines ungleis chen Drudis und Reibung auf die entgegengefesten Oberfläcyen. Bei interftitiärer Abforption des Halfes des Schenkelfnothens fchie: nen mir die Knorpel am Gelenke immer fehr verändert zu werden, wiewohl Bere Gulliver zwei Fälle diefer Art anführt, bei denen durchaus Feine Veränderung in der Geftalt oder Textur der Knor— pel eingetreten war. (London Medical Gazette.) Ueber die Entzündung der Nervencentren. Von Dr. Bennett, Wir entnehmen einer größern Abhandlung des Verfaffers folz gende Schlußfolgen: 1) Es giebt zwei Arten von Gehirn« und Ruͤckenmarkserwei— Hung, eine entzuͤndliche und eine nichtentzundliche, welche, mit Hülfe des Mikroffops, jih immer voneinander unterfcheiden laffen. 2) Die entzündliche Erweichung dyaracterilivt ſich durch das Vorhandenfeyn von Erfudationstörpercen und Kernchen, während bei der nicht entzündlicyen diefelben niemals gefunden werden. 3) Das Wefen der entzündlichen Erweihung beſteht in der Bildung und Entwikelung von Zellen mit Kernen im ausgeſchwitz ten Blutplasma, während das Wefen der nichtentzüundlichen Erwaͤ— hung in der mechaniſchen Zerftörung oder Maceration des Nerven: gemwebes ih Serum befteht, oder das Refultat der Faͤulniß ift. 4) Die nichtentzundliche Erweihung, von Haͤmorrhagie nicht begleitet, iſt gewöhnlich ein Refultat des Gectionsbefundes und bringt keine Symptome bervor, während die nicht complicirte ent— zundlicdye Erweichung ftets deutlich ausgefprohene Symptome vers urſacht, weiche jedoch nach dem Sige der Affection verfchieden find, 5) Beide Arten der Erweihung find oft von den Pathologen zuſammengeworfen worden, weil es unmoͤglich ift, fie mit unbe= waffneten Augen zu unterfiheiden. 6) Die Entzündung der Nervencentren ift in mehreren Faͤllen mit Hülfe des Mikroſkops da nachgewiefen worden, nachdem fie der Unterfuhung tüchtiger Anaromen entgangen und durch bie unzweideutigſten Symptome angezeigt worden war. 7) Eine jede verſchieden gefärbte Erweichung hat ſich zu wie: derholten Malen, als mit Entzündung zufammenhängend, heraus: geitellt; aber die gelbe und weiße Erweihung ift meift nicht ent— zundlich, während die bräunliche gewöhnlich entzuͤndlich ift. 8) Die rothe Erweihung hängt gewöhnlid von Gongeftion, oder dem directen Ausfchwigen von Blut ab, die gelbe von der Einfaugung des Färbeftoffs im Blute, die bräunlicye und graufare bige von der Gegenwart brauner Erfudationskörperchen, und die weiße war in der Mihrzahl der Fälle ein Sectionsbefund und die Folge der Maceration im Scrum. e 9) In keinem einzigen Falle ließ fih die Ermeihung der Ners vencentren auf das Vorhandenfeyn, oder eine Infiltration von Ei— ter zuruͤckfuͤhren. 10) Die Entzündung ber centralen Zheile des Gehirns bringt ‚gewöhnlich fehr deutliche Störungen in der GSenfibilität und Mor: 47 talität hervor, während bie Entzündung ber peripheriſchen Theile von Störungen in der geiftigen Sphäre begleitet find, 11) Bei der idiopatbifchen entzündlichen Erweichung des Ges hiens ift eine Gontractur eines oder beider Extremitäten ein gemöhns lihes Symptom. 12) Die von Dr. Sims befhriebenen bräunlicen Flecken find Eein fiheres Zeichen von einer Heilung der entzündlichen Ers weichung. 13) Die Entzündung, welche Haͤmorrhagieen begleitet, iſt gewöhnlich confecutiv. 14) Die Ermeihung, welche apoplectifhe Blutklumpen, ober Blutinfiltration umgicbt, it Eein Zeichen einer Entzündung. (Edinb. Med. and Surg. Journ,, Oct. 1343.) Zur Statiftif der Heilfunde. Der Actuarius des fogenannten Lebens » Berjiherungs » Bus reau’s in Pall-mall in London hat unlängft einen fehr genauen und Ichrreihen Bericht über die Wirffamkeit dieſes Inftituts ge— liefert. Daffelbe unterfcheider fi) von allen ahnlichen Unternehr mungen darin, daß man dort auf das Leben kranker Perionen verfihern kann. Wir entlehnen aus obigem Berichte Nachftehendes: Die alljährli) in der Hauptftadt durch Schwindfudt ver— anlaßten Todesfälle Eommen in der Zahl den, in Glasgow durch alte möglihen Urſachen herbeigeführten fo nahe, daß ſich zwiſchen beiden eine Vergleichung anftellen läßt, und bei Betrach— tung der Zahlen findet ſich, daß, während die jährlichen Schwan kungen im legteren Kalle 45 Procent betragen, bdiefelben fich im erfteren auf nur 9 Procent belaufen, oder mit anderen Worten, die Schwankungen in der, dur Schwindſucht veranlaßten Sterblichkeit betrugen nur ein Fünftel der anderen. Sa in Mans cheſter, Liverpool und Birmingyam "ergab fich, obwohl man es dort mit Eleineren Zahlen zu thun hatte, nur ein Schwanfen von 3 Procent, woraus jid) denn eine merkwürdige Gleichförmigfeit rücjichtlih der Potenzen ergiebt, durch melde die Sterblichkeit in Folge der Schwindfucht bedingt wird, fo daß die hierdurch her— beigeführten Refultate weit pofitiver und zuverläfiiger find, als = nad denen ſich die allgemeine Bevölkerung (Sterblidjkeit ?) richtet. Die Shwindfuht ift bier beifpielweife hervorgehoben worden, weil, wegen der Größe der Zahlen, eine zuverläfiigere Erledigung der hier in Ride ftehenden Frage moͤglich ift; allein man bat in gleicher Weife viele andere Krankheiten betrachtet und ähnliche Refultate gefunden. Bei neun, in London grafiirenden Krankheiten, zu denen Aftyma, Wafferfuht, Rheumatis— mus, Leberfranfheiten, Herzkrankheiten, Nerven affectionen 2c. gebören, betrug das Schwanfen nur 7! Pro: cent, und bei fünf Krankheiten in einem anderen Bezirke nur 7 Procent, während bei eilf Krankheiten in einer dritten Lo— calität, und fogar bei gerinaern Zahlen, die Schwankungen 61 Procent nicht überftiegen. Faßte man die volfreichften Städte England’s, Mandefter, Liverpool, Birmingham, Leeds, Chef: field 2c., zufammen, fo betruren bei eilf der wichtigften Kranke heiten die Schwanfungen 6,1 Procent. Die merkwürdige Gleichförmigkeit diefer Refultate muß in ung die Weberzeugung begründen, daß das Gefeg der, durch gewiſſe 619. XXIX. 3, 48 Krankbeiten berbeigeführten Stirblichkeit ein ziemlich urveränders liches ſey. Wirklich ſcheint fi unter allen Wahrſcheinlichkeitsbe⸗ rechnungen keine auf feſtere Principien gründen zu laſſen, als die der Sterblichkeit kranker Perſonen. Die Sterblichkeit der Ger ſammtbevolkerung iſt haͤufig beiſpielsweiſe von Schriftſtelern zu Gunſten des zuverloͤſſigen Eintreffens gewiſſer Ereigniſſe angefüher worden; allein aus vorſtehenden Angaben gebt bervor, daß ber Maaßſtab der Sterblichkeit Eranfer Menfchen auf noch weit zuver⸗ läfjigeren Gefegen beruht. (Medical Gazette, 1843.) ALLES ELIA Einen Ball von Erftirpation des Oberſchenkels im Hüftgelenfe, mit für die Operation glüdlidem Erfolge, hat Herr Hanbyfide der Medico-chirurgical Society zu Edinburgh mitgerhrilt. Der Patient, ein Knabe von vierzehn Sahrın. war feit ſechs Jahren ron einem, nadı Scharlach ringıtre- nen, Schmerze im Schenker heimgefuht. Der Knodın war nit beträchtlich vergrößert, bis im December 1842; nad diefer 3eit ader nahm die Gefhmulft rafh zu, und erreihte im Juni 1845, wo man ſich zur Opiration entfchloß, eine betraͤchtliche Größe. Die Entfernung des Gliedes wurde in 17 Eecunden, unter Bils dung eines vorderen und hinteren Lappens, bewerkſtelligt. Die ir gamınte und Knorpeloberfläben des Gelenfes waren gefund, aber der Kopf und Hals des Scenfilfnohens war zum Theil durd ins terftitiale Abforption gefhwunden. — Die Wunde beilte großen« tbeils prima intentione und der Kranke verließ das Edinburgh Royal Infirmary fehs Wochen nach der Operatien. Um den 5. Auguſt aber wurde das linke Auge und die ganze Augenhöhle der ©iß von fhmerzhaften Empfindungen, und etwa am 11. September wurden die Lymphgefaͤße am Bordertheile des Stumpfes bart und ſchmerzhaft. Schs Wochen fpärer war das linfe hypochondrium der Eis von Schmerzen und bald darauf erhob ſich eine Eleine runde Geſchwulſt von jichtlich bösartigem Character. Auch auf der andern Seite fing das linke Auge an, ſich bervorzudrängen und die ganze Augenhöble und die Scite der Augenbrauen fing plößlic on, anzufhmellen. Als Here Handyfide den Patienten zum legten Male fab, 27. Dctobir, zeigte der Vördertbeil der Narbe einen flar chen ſchwammigen Auswuchs, von der Größe zweier Taubeneier, aus welhem ven Zeit zu Zeit blutiges serum ausgefendert wurde, Here Dandyfide bielt den Kranken für unrettbar. (london and E-linburgh monthly Journal of med. Science, Jan. 1844.) ‚Ucber die Behandlung der Phthiſis hat Herr Des reira, aus Bordeaur. der Academie zu Paris im Suni 1843 eine Abhandlung eingereicht, worin er verfibert, zu Refultaten gefom: men zu feyn, welche an der Heilbarkeit der Phthiſis, ſelbſt wenn fie bereit8 in einem Stodium angefommen fey, welches eine volls fommene fihere Diagnofe zulaffe, Eeinen Zweifel mehr geftatten. Die von ihm angewendete Behandlung gründet ſich auf die Ana= logie der Zuberfein der Lungen und anderer Organe und beftebt in dem Gebrauche des Lebertbrans mit toniſchen Mitteln. Won 9000 Kranken, die feit 1838 auf der Abtbeilung des Verfaflers in dem Spitale zu Bordeaur aufgenommen worden, litten 362 an Phthi— fis; 110 ftarben, 213 dagegen wurden entlaffen, und von diefen mar mindeftens die Hälte „in einem befriedigenden Zus ande, m en — — Bibliographische Neuigkeiten. Contributions to the Geology of the United States. By Will. Barton Rogers, Pruf. of Natural Philosophy in the Univer- sity of Virginia, and Henry Davison Rogers, Prof of Geo- logy in the Univers. of Pennsylvania. Philadelphia 1845. 8. Report on the Geology of Connecticut in Northamerica. By ames G, Perceval. Boston 1843. 8. The Influence of Climate and other Agents on the human Con- stitution, with reference to the causes and prevention of dis- ease among seamen etc. By Edward Armstrong, MD. etc. London 1843. 8. Des Hernies, These etc. Par M. Demeauz. Paris 1843. 4 nn u — —— Üeuelotizen ausdem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mirgerheilt von dent Obers Medieinalratbe Froriep gu Weimar, und dem Medicinalrotbe und Profeſſor Froriep au Berlin, No. 620. Gedruckt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr (Nr. 4. des XXIX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 30 2%, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr Sanuar 1844, Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r eher Een D $ Ueber die angebliche Unfruchtbarkeit der Frauen, welche als Zwillinge zugleich mit einem Kinde männlichen Gejchlehts geboren worden find, nebft Bemerkungen über die durdhfihnittliche Verhältniß- zahl der Einderlofen Ehen. Bon Sames Y. Simpfon, Dr. M., Profeſſor der Geburtshülfe an der Univerjität zu Edinburgh 2c. „Es herifht, fagt Dr. Burns, unter dem Volke der Glaube, und mir ift kein Fall bekannt, der dagegen fpräbe, daß, wenn Zwillinge verfchiedenen Geſchlechts find, die Schwefter unfruchtbar fey. Uebrigens habe ich nie Ges legenheit gehabt, den uterus ıc. einer folhen Frauensper— fon nach dem Tode zu unterfuchen.” *) Vor mehreren Jahren bemühte ih mid eifrig, eine hinreichende Anzahl von Fällen in Erfahrung zu bringen, um die Haltbarkeit der obigen Anſicht genauer zu prüfen, und die Reſultate meiner Forfhungen wurden im Sabre 1859 der Edinburgber mediciniſch-chirurgiſchen Geſellſchaft dargelegt, wie folgt: *) Sch veröffentliche diefen Artikel gegenwärtig mit einigen Zufägen und Berichtigungen, weil ih glaube, daß der Gegenftand in phnfiolegifcher und ge— richtlich medicinifcher Hinfiht nicht unintereffant ift, und daß er einige Kragen berührt, deren weitere Beleuchtung ebenfall3 von Wichtigkeit wäre, Uebrigens find mir die großen Schwierigkeiten, melde eine folche ftatiftifche Unter: ſuchung bdarbietet, fo Eurz und einfach fie fih aud in ihrem Mefultate ausnehmen mag, zur Genüge bekannt, und die Bekanntmachung der von mir erlangten Ergebniffe dürfte *) ©. db. neuefte Ausgabe (1843) von Burns befannten Prin- ciples of Midwifery, p. 236. **) In dem Artifel Hermaphroditism in Todd’s Cyclopedia of Anatomy, Part XVI. (1839) p. 736. hatte ich bereits einige Refultate meiner früheften Forſchungen über diefen Gegenftand mitgetheilt. No. 1720. — 620, Manchem die Zeit und Mühe eriparen, die er vielleicht fonft auf eine aͤhnliche Forſchung gewandt hätte. Ueber die Fortpflanzungsfähigfeit der Weibchen, die bei den gewöhnlidh nur ein Jun— ges werfenden Hausthieren, fowie bei'm Men- fhen, als Zwillinge zugleih mit einem Indi— viduum männlihen Geſchlechts geboren worden find. Herr John Hunter hat in einer, der Londoner Royal Society im Jahre 1799 vorgelvfenen und fpäter, ſowohl in den Philosophical Transactions des genannten Fahre ganged, als in feinem Werfe: Animal Economy, ab» gedructen Abhandlung nachgewiefen, daß, wenn eine Kuh ein männliches und weiblihes Kalb zugleich wirft, dag maͤnn— libe ein vollkommen ausgebildetes Ochſenkalb ift, mogegen die Geſchlechtstheile des anfcheinend weiblihen Kalbes faft immer unvollfommen entwidelt find. Solche zugleich mit einem Ochſenkalbe geborene Kühe haben in England die be— fondere Benennung free-martins erhalten. Der aͤußern Geftalt nah baben fie gewöhnli mit dem caſtrirten Ochfen oder der verfchnitrenen Kuh mehr Aehnlichfeit, als mit dem uncaftrirten Minnchen oder Weibchen der Species. Sie ers reihen gewöhnlich eine bed-utendere Größe, als der Bulle oder die Kuh, baben Hörner, wie die caftrirten Dchfen, brülfen wie diefe und laffen fih ebenfo leicht mäften. Ges woͤhnlich bemerft man an ihnen nicht den gerinyften Ge— f&hlechtstrieb, und fie werden ebenfowenig vom Bullen auf: gefucht. Die mangelhafte gefihlehtliche Entwidelung ſolcher Kühe ergiebt ſich nicht nur aus deren Un ruchtbarkeit, fondern auch aus dr anatomifhen Unterfuchung ihrer Gefchlechtstheile. Herr Hunter hatte Gelegenheit, mehrere Eremplare zu feciven. Bei allen hatten die Gefchlechtsorgane außerlich den meiblichen Typus, indem die vulva und dag os vaginae gewoͤhnlich gehörig entwidelt waren. Der Canal der va- gina verengerte fich isdoh nah Dben zu, und die innern weiblihen Organe, der uterus, die Fallopifhen Röhren 4 51 und bie Eierſtoͤcke, waren durchaus rubimentir und von uns vollkommener Steuctur. Bei manden fhienen, wahrfcheins lich im Folge der Perſiſtenz der Wolffiſchen Korper und Gänge der früheften Stad’en des Embryo, überfhüffige männ« liche Dryane (Hoden und vasa deferentia) vorhanden zu ſeyn, und in einem Falle waren an die Stelle der Eierſtöcke "Körper getreten, welche alle aͤußern Kennzeichen det Hoden darboten. Heren Hunter's Beobahtungen find fpäter durch die von Scarpa *), Gurle **) und Allnatt ***) beftätigt worden. Ich felbft hatte Gelegenheit, die Geſchlechtstheile zweier erwachſener Kühe und eines Kalbes von der fraglichen Beſchaffenheit, welhe in Edinburgh gefihlachtet worden wa: ven, zu feciren, und bei allen waren diefelben von der ab— normen und unvolllommenen Art, wie fie Hunter be ſchreibt ****). Mein Freund, Dr. Allen Thomfon, ſtellte vor einigen Jahren entfprechende Beobachtungen an dem weiblihen Zwillinggembryo eines Kalbes an. Die Metzger in Edinburgh und deffen Nahbarfhaft, bei denen ich mich mehrfach in diefer Beziehung befragt babe, feheinen ziemlich allgemein zu wiffen, daß bei den free-martins (deren Fleifh fie für vorzüglich gut halten) die Gebärmutter in den meiften Fällen zu fehlen fcheint, und allen woblunterrichteten Landwirthen der Lothians ift bekannt, daß dergleichen Kühe unfruchtbar find. Obgleich wir unftreitig Herrn Hunter bie genauere Bekanntfchaft mit der abnormen Beſchaffenheit der Geſchlechts— theile der free-martins verdanken, fo ift doc der Um: ftand bemerfenswerth, daß die Unfruchtbarkeit der Kühe dies fer Urt den englifchen Landwirthen ſchon von Alters ber bekannt war (wie auhb Hunter felbjt bemerkt), und daß Leslie, fowie einige Ältere landwirthſchaftliche Schriftfteller, derfelben ausführlid gedacht haben. Sa ſchon die alten roͤmiſchen Landwirthe feheinen dieſe Art von unfruchtbaren Küben gekannt zu haben; wenigſtens hatte dag öftere Vorkommen von Unfeuchtbarkeit bei Kühen fie zur Erfindung eines eignen Namens für Kühe, welche nicht trächtig werden (taura), veranlaßt. Co fagt Barro in feinem Werke de re rustica: „Quae sterilis est vacca taura appellatur‘ +); und Columella giebt in Betreff des Merzviehes den Rath: „man folle die alten Kühe, die nicht mehr rindern, aus der Heerde fchaffen, fos wie die taurae, deren Stelle fruchtbare Kühe einnehmen Eönnten, lieber zum Adern brauchen, da fie fih zu diefer *) Mem. della Societa Italiana, T. II., p. 846. **) Lehrbuch der pathologifchen Anatomie der Hausfäugethiere. Bd. II., ©. 188., Taf. XXL, Fig. 2. 3. u. 4. **) London Medical Gazette, Vol. XVIII., p. 528. ****0) Die nähere Beſchreibung der Refultate diefer Sectionen findet man in Todd’s Cyclopedia of Anatomy, Vol. Ihymlik 702. und 707. Libri de re rustica Catonis, Varronis, Columellae etc Parifer Ausgabe, Lib. Il. p. 82. 620. XXIX. 4. 52 Arbeit ebenfo gut. eigneten, als Obſen“. *) Uebrigens läßt ſich nicht nachweiſen, daß die alten Römer mit dem befon: ‚deren Umjtand bekannt geweſen ſeyen, daß die taurae Zmwils lingsgeburten der erwähnten Art ihre Entftehung verdanken. Dowoht die Unfruhrbarkit der free-martins eine fehr allgemeine Tharfahe ft, fo iſt dieſelbe doch nicht in allen Filten vorhanden. Der Hunter erwähnt in feiner Driginalabhandlung über diefen Gegenitand eines Beiſpiels, wo er bei einem free-martin- Kalbe, das im Alter von etwa I Monate geftorben war, die weiblichen Geſchlechts— theile qut ausgebildet fund, und bemerft dazu, daß er von Hörenfagen Fälle Eenne, wo andere bdergleihen Zmwillingss kuͤhe gekalbt hätten, daß er fih aber der Perſonen, die ihm dien mitgetheilt, nicht meht erinnere, daher er nur dieſes eine Beiſpiel als vollig beglaubigt anführen Eönne Gin anonymer Schriftfteller bat im Farmer’s Ma- sazine, November 1806, einen aͤhnlichen Fall mitge— tbeilt, der bei einer free-martin- Kuh beobachtet wurde, die Hrn. Buhan zu Killingtringham gehörte Dieſe Kuh war gut gebaut und gab viel Milh, kalbte auh ein Mal, Derfelde Herr Buchan batte einen zweiten free-martin, der nie rinderte. in anderer Mitarbeiter am Farmer’s Magazine theilt im Novemberheft 1307 Folgendes mit: „Am 11. November 1804 gebar eine meiner Kühe zwei Kälber, ein Ochſen⸗ und ein Kuhfalt, und vergangenes Fruͤhijahr warf der leßtere Zwilling ein fehr ſchönes Ochſen— Ealb; wogegen mir einer meiner Nachbarn verfihert, daß bei ihm ein free-martin den Bullen nie zugelaffen habe, daber er ihn als 4 bis 5jähriges Thier an den Meßger verkauft babe.” Dr. Moulfon zu Halifır erwähnt im Loudon's Magazine of Natural History (Vol. 5. p- 765.) den Fall einer free-martin- Kuh, die von Jo: fepb Holroyd, Esq., zu Withers bei Leeds, gezüchtet und von ihrem eignen Zwillingsbruder belegt worden fen. Zur gehörigen Zeit warf diefelbe ein Ochfenfalb, und noch 6 bis 7 Jahre ſpaͤter Ealbte fie regelmäßig. As ih in Weft-Lothian Erkundigungen wegen free- martins einjog, wurden mir zwei völlig beglaubigte Fälle bekannt, in denen diefe Thiere ſich fortpflanzungsfäbig ges zeigt hatten. Einer derfelben kam vor einigen Jahren zu Newton bei Queensferry vor. Der zweite diefer free- martins wurde von Mad. Cohran zu Stewartäfield bei Brorburn gezüchtet und kalbte mehrere Male. Dergleihen Beiſpiele müffen aber, ihrer Seltenheit wegen, immer nur als Ausnahme von der Regel gelten; und fo drängt fi ung die Frage auf, ob diefe Regel der Unfruchtbarkeit von Meibchen, die als Zwillinge mit einem Männden fallen, bloß auf das Nindvieh befhränft fey, oder von allen Säu: gethierarten gelte, die, in der Nigel, nur ein Sunges ges baͤren. *) Enixae et vetustae quae gignere desinerint, summoven- dae sunt, et utique faurae, quae locum foecundarum oc- cupabant, ablegandae, vel aratro domandae, quoniam la- boris et operis non minus quam juvencae, propter uteri sterilitatem, patientes sint. Ibid. Lib. VI., Cap. XXIL, p. 232. 53 Was die Weibchen der Zwillingsgeburten verfchiedenen Geſchlechts bei'm Schaafe anbetrifft, fo hat man mir viels fach verfichert, daß diefeiben ebenfo fruchtbar ſeyen, als anz dere, Verſchiedene Schaafracen, namentlich die fogenannte weißftirnige, lammen fo häufig’ Zwillinge, daß dieß als eines ihrer untericheidenden Racekennzeichen gelten kann. Dieſe Zwillinge find haufig ungleichen Gefchlechts, und dennoch bemirft man in jenen Heerden Fülle von Unfruchtbarkeit der Schaafe felten, oder nie *). Wie fih die Sauce in Betreff der Zirge verhält, habe ih nicht in Erfahrung bringen koͤnnen, da es im unferer Gegend durhaus an Gelegenheit fehlt, fi in diefer Be— jiehung Auskunft zu verſchaffen. Ebenſowenig ift es mir bigjeßt gelungen, irgend einen Fall ausfindig zu machen, wo eine Pferde: oder Eſelsſtute zugleih mit einem Henuftfohlen al8 Zwillinge geboren und großgezogen. worden wäre, Das Pferd fcheint nur in ſehr feltinen Fällen zwei Junge auf einmal zu werten, und wenn dieß ja einmal geſchieht, fo find die Sohlen gewöhnlich fo ſchwaͤchlich, daß fie ſchnell ſterben. Sir Everard Home ſtellt in einer Abhandlung uͤber Thiere, welche zur Zeit der Geburt unnatürlich entwickelt find, welhe Abhandlung in den Philosophical Transac- tions vom Sabre. 1799, fowie im dritten Bande feiner vergleichenden Anatomie, absedruct ift, erft die Anficht auf, daß gemwiffe männliche und weibliche Geſchlechtsorgane ur— forünglich von einerlei Befchaffenbeit, d. b., generis neu- trius, jeyen und erft fpäter, nach Umftänden, den männli: chen oder weiblichen Typus annahmen, und fügt dann hins zu: „Wenn man zugiebt, daß das Ei ſchon im Augen» blide der Conception feinen Geſchlechtscharacter erhält, fo erklärt fi daraus gewiffermaaßen, warım ein free - mar- tin entftebt, wenn zwei Junge durch diefelbe Gonception verfchiedene Gefchlechter erhalten, wedurd offenbar der Pros ceß weniger einfach wird und folglich leichter theilweiſe fehl: ſchlagen kann, als wenn zwei oder mehreren Eiern daffelbe Geſchlecht ertheilt wird.“ „Es erklaͤrt ſich daraus auch gewiſſermaaßen, warum Zwillinge mehrentheils deſſelben Geſchlechts ſind; und faſt ſollte man vermuthen, daß, wenn dieß nicht der Fall ift, die unter folchen Umftänden gezeugten und geborenen Maͤd— chen im ermwachfenen Alter den weiblichen Character in vielen Fällen in geringer auegeprägtem Grade befigen und zur Fortpflanzung untauylich feyn werden. In warmen Rändern herrfcht der Volksglaube, daß dergleichen weibliche Zwillinge felten Kinder befommen **). In Betreff der legten Bemerkung ift der Gegenftand nicht unintereffant, daß ich im Laufe meiner Forfchungen *) Die Prädispofition zum Gebären von Zwillingen ift bei’m Menfhen in gewiffen Familien fo bedeutend, daß fie ebenfalls als eine erbliche . Eigenthümlichkeit betrachtet werden muß. Sch Eenne eine Familie, in deren verſchiedenen Zweigen binnen drei Generationen zwölf Zwillingspaare geboren worden find. **) Comparative Anatomy, Vol; III., p. 833 — 334. 620. XXIX. 4 54 denfelben Volksglauben unter den Fandleuten der Lothians berefchend gefunden habe, und mir ift nicht unwahr— fheinlih, daß man, nach der Analogie des Falles, vom Ninde auf den Menfchen geſchloſſen habe. ,, Das Unheil,” bemerft ein neuerer Schriftfteller über Pryfiologie, „das ein ſolches Vorurtheil dadurch veranlaffen Eönnte, daß ein Mid» hen wegen eins ſolchen Mingels oder Vorzugs (denn als ein folcher wird die Unfruchtbarkeit nad) Umſtaͤnden auch bes trachtet), den ſie gar nicht befikt, ausgefchlagen, oder zur Frau genommen würde, iſt unberechnenbar *). Die Nichtigkeit oder Falſchheit der Meinung felbft laͤßt fih nur durch Ermittelung einer binreichenden Anzahl von gehörig beglaubigten Fällen entfcheiden, in denen Frauens— perfonen, die zugleich mit einem Zwillingsbruder zur Welt gefommen find, das mannbare Alter erreichten und ſich ver- heiratheten. Solcher Flle habe ich nun eine, als genligend erſchei— nende, Zahl geſammelt, ſo daß ſich auf dieſelben zuverlaͤſſige Folgerungen gründen laſſen. Bevor ic) jedod) die aus der Zufammenftellung diefer Fülle abzuleitenden Nefultate in Betreff der Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit der unter den fraglichen Umftänden geborenen Frauen darlege, will ich bemerken, daß der Fall, wo Zwil— linge verſchiedenen Geſchlechts zut Welt gebracht werden, bei der Minfchenfpecies durchaus nicht felten vor,ufommen fceint, wennglicb man ſehr allgemein das Gegentheil annimmt, fo daß Dome darauf, wie mir gefeben, fogar ein Ar— gument zu Gunſten einer Lieblingstheorie binfichtlich der gefchlehtlihen Entwidelung gründete. Die Richtigkeit meiner Behauptung wird durch das Megifter ſaͤmmtlicher vom Sabre 1823 big 1836 (beide inc.) im allgemeinen Accouchirbauſe zu dinburgb vorgefommenen Geburten, fomie durch die von den Doctoren Clark und Collins herausgegebenen Kiften über die refp. in den Jahren 1787 bis 1793 und 1826 bis 1833 im Dubliner Accouchirhauſe ftattgefundenen Ge— burten **), ferner durch die im Londoner Hofpital der müt- terlichen Barmherzigkeit (Maternity-Charity) von 1828 bis 1840 vorgefommenen Fülle ***) erhärtet. Diek find naͤmlich die einzigen mir befannten Fiften, in denen man über die Durchſchnittszahl der Zwillingsgeburten, ſowie über das Gefchlecht der Zwillinge, genaue Auskunft findet. Nach diefen Berichten find die nachſtehenden Zabellen entworfen worden. Aus der erften erfieht man die Durchſchnittszahl der in den drei genannten Accoudirhäufern vorgefommenen Zwillingsgeburten ; die zweite belehrt ung über das Geflecht der in jenen Käufern geborenen Zwillinge; aus der dritten erfieht man die Verhältnißzahl der Zwillingspaare, je nad) den verfchiedenen Gefchlechtern der Kinder, im Vergleiche mit den fämmtlihen Geburten, *) Vergl, die Anmerkung auf ©, 74 von Dr, Fletcher's Ru- diments of Physiology. *) Dr, Collins’s Practical Mirenlise on Midwifery, 1836 : p’ 331. ***) Dr. Ramsbotham’s Principles and Practice of obstetrie Medicine and Surgery, die Anmerkung p. 624,’ 4* 55 I. Totalzahl und BVerhältnißzahl der Zmillingegeburten. Zotalzahl Zahl der Werhälts der Gebur⸗Zwillings- nißzahl der ten geburten Zwillings⸗ geburtın Edinburgher Accouhirhaus 2338 46 1:03 Dubtiner ditto (Clark) . 10587 184 1: 56 Dubtiner ditto (Collins) 16414 240 1:65 Xondoner Maternity Charity 29439 318 1: 95 59173 7883 12:70 IL Gefchlecht der verfihiedenen Zwillinge der 788 Paare. Zwei Ana: Zwei Mid: Ein Knabe Zotals ben den u. ein Maͤd⸗ zahl chen 46 Edinb. Accouchirhaus 16 17 13 Dubliner ditto (Clark) 47 66 71 184 Dubliner ditto Collins) 73 67 100 240 Lond. Maternity Charity 93 111 114 318 229 261 298 788 IL DBerhättnißzahlen der Zwillingsgeburten nad der verfchiedenen Befihaffenheit der Geſchlechter im Vergleiche mit den 59178 Geburten. Ein Knabe und ein Mädchen als Zwillinge, wie 1: 199 Zwei Mädchen k —— — — 12226 Zwei Knaben — — — — 1: 258 Aus den beiden letzten Tabellen ergiebt ſich, im Wi— derſpruche mit Sir Everard Home's Meinung, daß der Fall, wo Zwillinge verſchiedenen Geſchlechts ſind, keineswegs ungewöhnlich iſt y. Ebenſo kann der Umſtand, daß ſolche Zwillinge verhaͤltnißmaͤßig haͤufig vorkommen, als ein Ar— gument gegen Herrn Giron's Anſicht dienen, als ob das Geſchlecht der Jungen durch dasjenige des Individuums des Aelternpaares detetminirt werde, deſſen Reproductions- oder Koͤrperkraft zur Zeit der Conception entweder abſolut, oder relativ die flärfere ift **). Um jedod von diefer Abſchweifung zuruͤckzukehren, will ich bemerken, daß, meines Wiffens, früher noch Niemand etwas auf wirkliche Thatſachen Gegründetes zur Entfcheidung der Frage über die Fruchtbarkeit pder Unfruchtbarkeit der mit Zwillingsbrüdern geborenen Zwilingsmädchen bekannt ge: macht hat, außer Herr Cribb, von dem fih ein kurzer Aufiag in dem Medical Repository vom Jahre 1823 findet und Profeffor Medel, der in feiner Abhandlung *) Aus diefen Zabellen würde fich ebenfalls ergeben, daß im Ganr zen mehr weibliche Zwillinge geboren werden, ala männliche, Bon den 1576 Zwillingen der 788 Paare waren 756 Knaben und 820 Maͤdchen. *) Giron de Bugareingues ftellte feine Verſuche in fehr ausgedehntem Maaßſtabe an großen Schaafheerden an; und wir müffen geftehen, daß wir im Dbigen feinen Grund finden, die von ihm erlangten Refultate zu verdächtigen. Denn die Kraft der. beiden Acltern kann zur Zeit der Gonception fehr wohl in manchen Fällen fo gleich feyn, daß die Zeugung von “ zwei Kindern verfhiedenen Geſchlechts erfolgt. D. Ueberf. 620. XXIX. 4, 56 über Hermaphrobitismus eines einzigen Falles ber Art ges denkt *). In dem erwaͤhnten Auffage hat Here Eribb über bie Geſchichte fieben verheiratheter Frauen berittet, welhe Zwil⸗ lingsfchweftern von Knaben waren, und von denen ſechs Kins der gebaren und die fiebente unftuchtbac blieb, wiewohl fie lange verheirathet war. Die von Medel erwähnte Frau war Mutter. Ich habe mih bemüht, mir fo genaue Nachrichten, ale moͤglich, Über die Ehrftandegefhichte mehrerer Frauen zu verfhaffen, welche Zwillingsſchweſtern von Anabın was ten, und in Berreff von 113 folder Individuen habe ih meinen Zweck vollftändig erreihbt *) Won diefen hatten 103 Kinder geboren, und zehn, oder etwa „; der To⸗ talzahl, nicht. Unter diefen zehn war eine über 5 ahre, 9 aber 10 bis 40 Fahre verbeirathet gemefen. Ueber die Geſchichte der Zwillingsfnaben der 103 Paare, bei denen der meiblihe Zwilling fruchtbar war, kann ich Folgendes mittheilen: 53 wurden $amilienväter; 24 ftars ben frühzeitig als Kinder, oder unverheirathet; 8 blieben alte Sunggefelen; 2 beiratheten, blieben aber Einderlos, und über 14 fonnte ich nichts Müheres in Erfahrung bringen. Außer den obigen Fällen von Zwillingen verihiedenen Geſchlechts habe ih die Eheſtandsgeſchichte von vier Ftauen ermittelt, die von Drillingsgebu'ten herſtammten, bei denen entweder 2 Knaben, oder 2 Mädchen zur Welt kamen ***). In allen diefen vier Fällen hatten die Srauen, deren Ger ſchichte ich ermittelte, Kinder, In einem Falle von Vierlin— gen, deffen im Medical Repository vom Fahre 1827 gedacht wird, wurden 3 Knaben und 1 Maͤdchen geboren. Die fümmtlihen Vierlinge wurden erwachſene Leute, und das Mädchen wurde fpäter felbit die Mutter von Drillingen. Faſſen wir die fammtlihen bier erwähnten Fälle zu—⸗ fammen, fo haben wir die Eheſtandsgeſchichte von 123 Frauen, die mit Knaben zugleih geboren morden waren, Die Nefultate laſſen fih, inſofern wir die bier in Rede ftehende Frage berüdjihtigen, folgendermaagen zufammenfais fen: Won 123 zugleich mit Knaben geborenen Frauen murden 112 Mütter, während 11, wicwohl fie Jahre lang *) Reil’s Archiv für die Peyfiologie. Bd, XI. ©. 82. **) Wegen des mir bei dielen Nachforſchungen aeleifteten Beiftan- bes, bin ich mehreren meiner Freunde, namentlih Herrn 5. Angus zu Holytowmn, Herrn Girdwood zu Falkirk, Dr, Gilchriſt zu keith, Dr. Cowan und Hırın Garmidael zu Edinburgh, fehr verpflichtet, Die Belcae zu meiner Ars beit befinden fih in den Händen des Secretaͤrs der mediciniſch⸗ chirurgiſchen Geſellſchaft. **«) In einem dieſer Fälle erreichten die ſaͤmmtlichen Drillinge (zwei Knaben und ein Mädchen) das Alter der Mannbarkeit. Dr. Merriman fagt in feiner Synopsis of the various kinds of ditficult parturition, p. 260: „Alle meine Nachforſchun⸗ gen nach einem völlig begloubigten Beifpiele, das Drillinge fämmtlich großgezogen worden feyen, blieben fo lange erfolge los, daß ich zu zweifeln anfing, ob dieß je gelungen ſey.“ Außer dem obengedachten Kalle find mir Übrigens noch drei bekannt geworden, in welchem faͤmmliche Drillinge das Alter der Mannbarkeit erreichten. Allerdings ftirbt indeß meift einer oder zwei darunter bald nach ber Geburt, 67 verheirathet waren, kinderlos blieben, fo daß ungefähr 10 Procent der unter den fraglihen Umftänden geborenen Frauenzimmer als unfrudtbar zu betrachten find. (Schluß folgt.) Ueber die Begattung von Tellina planata. Vier Eremplare des genannten Thieres waren fchon Ende Auguft einen Tag lang im Glaſe gehalten worden, ohne daß ich etwas Auffailendes bemerkte. Nachdem ich fie am zweiten Zage in frifhes Waffer gefegt hatte, fo begans nen zwei davon die beiden Mantelröhren außerordentlich zu verlängern, fo daß die untere Athemroͤbte) eine Range von 8 bis 9 Zoll erreichte. Die Nöhren wurden ſeht lebhaft nach allen Richtungen bewegt, und die des männlichen Thie— res öfter längere Zeit mit denen des weiblichen in Beruͤhrung gebraht Dabei blieben aber beide Thiere ruhig in derfelben Entfernung von einander auf der Seite liegen, obgleich jie auch zeitweife den Fuß herausſtreckten. Nach einer halben Stunde warf das Maͤnnchen aus der Afterröhre eine weiße Maffe in runden Floͤckchen aus, die zwar zu Boden fanfen, aber ein gaſz lockeres Häufchen bildeten. Diefe Ejaculation dauerte eine gute Wiertelitunde fort, und es entſtand ein Haͤufchen der weißen Maffe, welches an Größe der Muſchel feibft ziemlich gleihfam. Das Thier war dabei ganz ruhig, nur die Spige der Athemröhre bewegte ſich am Glafe hin und ber. Die Afterröhre mar bis auf 1X Zoll verkürzt, aber die Gewalt, mit welder die Flöckchen herausgetrieben wurden, warf diefelben noch etwa einen Zoll weit, wo fie ſich zu dem beſchriebenen Häufchen anfammelten. Die Fioͤck— chen beftanden aus dufßerft beweglichen Saamenthierchen. Diefelben waren einfach ceplindrifceh, auf beiden Seiten etwas jugefpist und hatten einen dünnen Anhang, welder drei bis vier Mal länger war, als der dide Theil. Sie lagen mirtelft der Anhänge verwidelt in Kluͤmpchen beifammen Die Ejaculation war noch nicht völlig beendigt, als dag Weibchen anfing, feine Möhren mehr, als bisher auszuftre: Ein und heftig zu bewegen. Es änderte fogar dadurch, daf e3 die Atbemröhre in der Art fchnellte, wie wenn man eine Peitſche Enallen machen will, feine ganze Stellung zum Maͤnnchen, indem es mit einer einzigen folhen Bewegung eine ganz entgegengefeste Richtung, d. h. mit dem vorderen Rande nah dem Maͤnnchen gekehrt, einnahm. In diefer Stellung blieb es jedoch nie lange. Endlich hielt es die Athemröhre rubig über und in den Haufen Saamenthierhen und zog einen großen Theil beffelben in fich hinein, dod) 620. XXLX. 4 58 immer nur in kleinen Klümpchen, feßte öfter dabei aus und warf aus der Afterröhre graue, dünne Floͤckchen aus. Sch fing von letzteren einige in einem Uhrglafe auf, fand aber nur faeces und feine Spur von Saamentbierhen darin. Nach einer halben Stunde nahm es feine Klümpchen mehr auf, 309 die Rohren faſt ganz zurüd und blieb völlig ruhig liegen. . Der Reft der Saamenthierchen zeigte Eeine Bewe— gungen mehr, dagegen fand ich fie, als ich das Weibchen erft mehrere Stunden fpäter öffnete, in den Kiemen deffels ben überall fehr lebendig. Im Eierſtocke felbft Eornte ich Eeine finden. Die beiden anderen, noch im Ölafe befindli- chen Thiere waren während dieſer Zeit rubig geblieben. Ich beobachtete forgfältig, ob diefelben auch von den auf dem Boden des Glaſes und in ihrer Nähe liegenden Kluͤmp⸗ den Eaamentbierhen aufnehmen würden. Sie fchienen je: doch denfelben eher auszuweichen, als fie zu fuchen, und nahmen durchaus feine auf, obgleich fie fortmährend Waffer einzogen. Mit dem Männchen und den beiden anderen Thieren Eonnten leider feine weiteren Verfuche angeitellt wer: den, da ich die Nacht auf dem Meere in einer Fifcherbarke zubringen mußte und bei meiner Nachhauſekunft am anderen Morgen alle Thiere abgeftorben waren. — Trieft, den 24. Auguft 1843. Fr. Mill. Miscellen. Der für Naturwiſſenſchaften Reiſende Herr Theo— dor Rotidhn (aus Ustrou im Oeſterreichiſchen Schleſien gebürtig), ift nach achtjähriger Abweſenheit in Aegypten, Nubien, Fafokel, Kordofan, Cypern, Syrien, Kurdiften und Perſien am 16. Dis cember 1843 wieder zurüdgefihre und bat fehr reichhaltige Samms lungen an Zhieren, Pflanzen und Mineralien aus Aegypten, Kor— dofan, Faſokel, Cypern, Zaurus, Syrien, Kurdiftan bis zur Ins fel Karack mitgebracht. Befonders ausgezeichnet tritt die Partie der Pflanzen und Fifche bervor. Von Fifchen find im Kaiferlihen Cabinette in Wien 141 Species aufgeftillt, darunter 62 ganz un— bifchriebene, 91 dem Gabinette fehlende, eine beinate vollftändice Sammlung der Südwaſſerfiſche Syriens (ein Theit derfelben iſt bereite in Ruffegger’s Reifewerke durch den Wiener Ichthyologen Herren 3. Heckel bifchrieben und abgebildet). — Säugethiere 72 Species in 340 Eremplaren, Vögel gegen 300 Species in 4000 Eremolaren; Amphibien an 100 Species in 3 bis 400 Eremplarenz von Infecten, Gruftaceen, Condylien, Entozeen an 11 bis 1200 Speciis. Von getrodneten Pflanzen beinabe 4000 Species in mehr als 200,000 Eremplaren. — Einen vorläufigen Reiſebericht giebt die Allgemeine Zeitung, Beilage Nr. 40., ein umfajfender ift zu erwarten. Ueber den Einfluß des Rhythmus auf den Mens. ‘hen und die Thiere bat Herr Golombat der Academie Roy. de Medecine zu Paris eine Abhandlung vergelefen, in mels cher er fich bemüht, darzuthun, dag die Bewegungen in mehreren Functionen merklich durch den Rhythmus mobdificirt werden, daß, 3. E., die Eirculation in ihren Bewegungen jich einer fchnelleren oder langfamern Ausführung einer Melodie anpaffen Eönne!! a a — — ——— Jkn de Ein Fall von Verengung der Luftroͤhre. Bon C. Worthington. Newrick, neunundvierzig Jahre alt, ein Landmann, ſchlank, kam im Auguſt 1837 in meine Behandlung. Er war im Allgemeinen ziemlih gefund, nur zumeilen hatte er etwas Huften, welcher zunahm, wenn bei'm Drefchen der Staub vom Getreide die Refpirationswege reiste. Im Jah: ve 1833 litt er an syphilis, gegen welche er Mercur, jes doch in Eleinen Quantitäten, gebraudte. Zu diefer Zeit 59. nahm fein Huften, fowie ber Halsſchmerz, zu, und er hatte Bofchverde bei'm Schlingen. Seine Gefundheit fing auch an zu leiden, er hatte vorübergehende Fieberanfaͤlle, frin Appe— tit verlor fih, und er magerte ab. Dieſe Symptome nab: men bis Auguſt 1357, wo id) den Kranken zum erjten Male ſah, immer mehr zu. Er war damals in folgendem Zuftande; Seit einem Jahre mußte er das Zimmer büten. Er war ſehr mager und ſchwach und beklagte ſich über Verluſt des Appetits und Über Halsfhmerzen. Was aber am Meiften meine Aufmerkſamkeit auf ſich zog, war die Nefpiration, Sin eigenthuͤmliches Geraͤuſch begleitete jegliche Inſpiration, welche eine große Anftrengung von Seiten. des Kranken er— forderte. Bei jeder Athembewegung entftand ein Geraͤuſch, ganz ahnlich dem, wag man bei den Pferden haarſchlaͤchtig nennt, und das von dem Durchtritte der Luft- durch einen Ganal mit außsrordentlih engem Durchmeffer berzurühren ſchien. erweiterte ſich nur ſechs Mal in der Minute, Die Eripira: tion dauerte viel Elrzere Zeit, war mit weniger-Anftsengung und einem weit weniger ſtarken Geräufche begleitet. Bei Unerfuhung der Muskeln des Kehlkopfs und Halſes fiel mic ihre Starke Gontraction auf, namentlib waren es die mm. sternohyoidei und sternothyreoidei, thyreo- und omohyoidei und andere Muskeln des Keblkopfs, während die trapezii. intercostales und dis Zwerchfell viel weniger ın Tätigkeit waren, Diefer Umitind, im Vereine mit den übrigen Symptomen, brachte mich auf den Gedanken, daß in dem Kehlkopfe, oder in der Luftroͤhre, ein Hnderniß bei'm Eintritte der Luft in die Lungen vorhanden fen; indeß £onnte ich nicht genau enticheiden, welches von beiden Drgas nen das leidende fey. Die Stimme war fehr verändert, fie war rauh und heifer. Weberdieß war ein ermüdender Huſten, zugleih mit einem reichlihen Auswurfe einer muco = purulen= ten Maife vorhanden; mollte der Kranke dem Bedürfniffe zu buften widerfteben, fo nahm die Schwierigkeit, Athem zu bolen, zu; auch beklagte fih der Kranke über einen ſtinkenden Ausflug aus der Nafe. mit welhem zugleich Knochenpartikel— chen abgingen, die den Muſche'n anzugehören 'fchienen. Der Pu!s war Elein, frequent und gereizt; indeß war kein deut= liches Zeichen des heftifchen Fiebers wahrzunehmen Der Keblkopf war bei maͤßigem Dinde niht ſchmerzhaft; erſt bei ziemlich Eräftigem Drude wurde eine unangenehme Empfins dung bervorgerufen. Der Mund und der Schlund zeigten feine Spur einer Krankheit und fchienen auch nicht vorher Sitz einer Ulceration geweien zu feyn.: Mit dem Finger konnte man eine geringe Unebenheit auf der obern Fläche der epiglottis entdecken, das Ötethofcop aber wies Feine Krankheit der Runge nad. Ueberzeugt, daß man in diefem Falle nur palliativ ver: fahren Eönne, verordnete ich diefem Menfchen eine nahrende und leicht verdaulihe Nahrung, ſowie einige fedative und erpecs torirende Arzneien. Gegen Ende des Herbftes hatte er wieders um fo viel Kraft erlangt, daß er im Freien fpazieren gehen und von Zeit zu Zeit zur Unterfuhung nad dem Spitale kommen Eonnte. Vier Jahre lang blieben nun die Sympto— me diefelben. _ Das abnorme Refpirationsgeräufch, ebenfo wie die Heiferkeit der Stimme, verbefferten fih nicht: fie zeigten 620. XXIX. 4. Jede Inſpiration dauerte zehn Minuten; die Bruſt 60 noch denſelben Zuſtand, wie ich ihn bei der erſten Unterſuchung vorgefunden hatte. Im Allgemeinen war er bei kaltet und feuchter Witterung, oder in der Nachtluft, mehr leidend, Waͤhrend des Winters mufte er zu Daufe bleiben; während der warmen Jahres;zeit aber konnte-er ziemlich mweite Gänge machen, ungefähr eine oder anderthalb Stunden weit. Alles was den Auswurf beförderte, verringerte auf cine Zeit lang die Dyspnöe; der Kranke verficherte, daß die ausgemorfenen Maſſen zumeiln eine veräftelte Sorm zeistn. Er ftarb am 15 Mai 1841. Sn der vorhergehenden Woche war er nicht kraͤnket geweſen, als gewöhnlid; am Morgen feines Sterbes taged hatte er zum Fruͤhſtuͤcke Brod mir Milch genoffen; einige Part feihen gelangten hi.rbei in den Jarynx, und in weniger als fünf Minuten war er todt. Section zwanzig Stundennah dem Tode. — Die Muskeln am vordern Theile des Halfes find merklich) entwicelt und von febr intenfiv rother Farbe; fir zeigen einen gewiffen Grad von Nigivität, welche man in diefer Gegend und bei einem fo ſchlanken und magern Menfhen, als diefer, . gewöhnlich nicht vorfindet Diefe Entwidelung der Muskeln [dien von der Kraftanftrengung berzurühren, mit welcher fie fo lange Zeit das. Hinderniß beiim intritte der Luft in die Luftröhre zu überwinden fuchten. Die ziemlich ausgedehnten Lungen waren crepitirend und zeigten Feine Spur eines Em: phyfems. Die Brondien waren mit visköſem Schleime ges füllt, zeigten aber Eeine krankhafte Erweiterung; die Bron— cialdrüfen waren angefhmellen, vorzüglich eine an der Bi: furcation der Luftröhre liegende Drüfe; indeß ſchien fie Eeinen Druck auf die umgebenden Theile auszuüben; das Herz war Feiner, als gewöhnlit, Das pericardium enthielt unge— fübr 2 Unjen serum. Die trachea wurde mit dem larynx zufammen herz aus jenommen, um forgfältiger unterfucht werden zu koͤnnen. Nah Entfernung der umgebenden Weichtheile bemerkte man vollfommene Verengung der Luftröhre, unmittelbar unter dem Ningfnorpel; der Canal an der verengten Stelle mochte kaum die Die einer Mabenfeder betragen baben. Diefe partielle Obliteration war nicht Folge von Bildung ven Pfeudomembranen, wie im Group, oder von irgend einem andern accidentellen Gewebe. Die Knorpelringe der Luft: töhre waren an diefer Stelle geſchwunden und in fibroͤs-cel— luloͤſes Gewebe umgewandelt, während die, unterhalb der Verengung vorhandenen Ninge fehr erweitert und bis auf einen gewiffen Punct ihrer Elafticität und Enorpligen Beſchaf⸗ fenbeit verlujtig waren. Der KehlEopf fhien an feiner obern Deffnung mehr abgeplattet, ald im normalen Zuftande, was von der Annäherung der Mänder des Schildfnorpeld herzu— rühren ſchien, und demnady als Folge der Verengung der Kuftröhre betrachtet werden muß und die Schwierigkeit des Athmens noch vermehrte Mach der forgfältigen Durchichneis dung der Luftröhre Ennte man bemerken, daß ihre innere Fläche oberhalb und unterhalb der verengten Stelle mit obers flaͤchlichen Narben befäet war. Die benarbte Stelle war, wiewohl etwas höderig, glatt, feucht und glänzend, was bewies, daß die Vernarbung bereits lange vor dem Tode vor ſich gegangen. fey. Die Knorpeltinge der Luftröhre maren ungefähr Z Zoll tiefer volltommen verſchwunden. Der höher 6 delegene Theil der Luftroͤhre, demnach jedes Miderftandes gegen die Wirkung der Querfafern beraubt, mar injoweit verengt, daß der Kiel einer Mabenfeder nicht durdhtreten Eonnte.- Die innere Fläche der verengten Stelle war voll: kommen glatt. Der Kehlkopf war gefund; aber an feinem obern Theile, fowie an dem obern Theile der Kuftröhre, was ten Eleine, oberflählihe und alte Narben fichtbar. Unter der Derengung war die Luftroͤhre fehr erweitert und zeigte die bereits erwähnten Marben. Der Kehldedel zeigte Spu— ren einer Ulceration, welche einer frühern Zeit angehört ha— ben mochte: die einzigen Spuren dieſer Ulceratien waren zwei oder drei kleine unregelmäßige Vegetationen. Die ins nere Haut des Keblkopfs war etwas verdidt, blaß und mit einer ziemlih diden Schicht eines flüffigen und eiterigen Schleims bededt. Sie zeigte feine Spuren einer Citerung oder Vernarbung. (London medico-chirurg. Transact., Vol. 25. p. 220.) Ueber die hronifihen Anfchwellungen der Mandeln bei Kindern. Bon Aphons Robert. Obwohl diefe Anfhwellung bei Erwachſenen nicht von großer Bedeutung ift, fo veranlaßt fie doch bei Kindern mannigfache bedenklihe Zufälle, zuvörderft eine Schwächung bes Grhörs, zweitens durch Zuruͤckdraͤngen dee weichen Gaus mens eine Hemmung des Athmens durch die Nafenlöcher, fodaß die Kinder immer den Mund offen behalten. Drittens, einen hartnädigen Hüften, welcher aus derfelben Urfache je: doch auch bei älteren Perfonen vorfommt und durch Er: flirpation der Mandeln zu befeitigen ift. Viertens hat Herr Robert febr haufig eine gewiffe Kleinheit des Gefichts, Schmalheit der Nafe und geringe Ausdehnung des Gaumen: gemölbes bei Kindern gefunden, welche feit langer Zeit an Gefhmwulft der Mandeln leiden, was daher rührt, daß die Naſe, welche die Luft nur unvollfommen durdläßt, fich alfo, wie alle Organe, deren Function unterdrüdt ift, nicht ges hörig entwickelt. Fünftens, endlih Eommt befonders eine eigenthümliche Deformation des Thorax bei den Kindern vor, welche feit langer Zeit an einer Hypertrophie der Mandeln leiden. Auf diefe Mißbildung hat zuerft Dupuptren im Sahre 1827 unter dem Namen der feitlihen Deprefjion der Bruft aufmerkfam gemacht. Seitdem haben befonders Coul: fon zu London und Waren zu Bolton Beobachtungen der Art bekannt gemacht. Die Mifbildung befteht in einer Art von Abplattung der Rippen, welche flatt einer normalen MWölbung derfelben vorhanden ift; das vordere Ende diefer ‚Knochen wird nah Vorn gefhoben und veranlaßt dadurch eine auffallende Hervorragung des Bruftbeines, wiewohl diefes bisweilen audy mit feinem unteren Ende wiederum einge: drückt erfcheint, weil bier die geraden Bauchmuskeln und die linea alba auf das Bruftbein einwirken. Die Mifbildung des Thorax ift übrigens um fo auffallender, je ftärfer und länger die Anſchwellung der Mandeln vorhanden ift. Die Urſache diefer Mifbildung ift, nah Herrn Robert, nur in der Verengung des Weges, auf welchem die Luft zu den Lungen gelangt, zu fuhen. Es fommt eine zu fleine Quans tirät Luft bei jedem Athemzuge in die Lungen, es foll alfo 620. XXIX. 4 62 ein Mißverhältniß des Druckes von Außen auf den Thorar, Und von Innen von den Bruftorganen ber ftattfinden. Es ift nicht zu uͤberſehen, daß überhaupt bei fehr jungen Kin: dern fhon im normalen Zuftande die Nippen eine geringere feitlihe Krümmung baben. Das mangelnde Gleichgewicht des inneren und aͤußeren Drudes foll nun eine Hemmung der normalen Entwidelung der Nippen abgeben. Die übeln - Folgen für das Allgemeinbefinden, welche von diefer Vermin— derung der Refpirarion berzuleiten find, werden von Herrn Robert mit großer Beftimmtheit auseinandergefist. Die Anfhwellung der Mandeln tritt gewöhnlich im fechsten oder ficbenten Monate, wahrſcheinlich in Folge der Reizung bei'm Zahnen, ein. Ruͤckſichtlich der Behandlung empfiehlt Herr Robert, die Anfhwellung der Mandeln Eeis neswegs ſich felbft zu überlaffen, wie es wohl empfohlen worden iſt; denn wenn die Anfchwellung auch von felbft ver— ſchwinden fann, fo find doh die möglicher Weife daven herz kommenden fecundären Veränderungen zu bedenklich, Nach der Eritirpation aber fol die Verbildung des Bruftforbes durch Gnmnaftif geboben werden. (Bulletin general de Therapeutique, 1843.) Abtragung einer die Nafenhöhle ausfüllenden und bis in den pharynx reichenden Geſchwulſt. Von Valentin Mott, Die von dem berühmten Vrofeffor gemadyte Operation fheint ebenfo vortheilbaft, als neu. Sie öffnet einen bisjegt noch unver— fucht gebliebenen Weg bei Behandlung der Gefhmülfte der Naſen— böhle, da durch fie häufig die Amputation des Dberkiefers wird umgangen werden können. Doch ift fie au nit ohne Bedenklich— keit, und man wird fich ihrer nur unter Umftänden bedienen müffen, wenn jeder Verſuch einer Abbindung oder Ertraction mißalüct, wie in dem Falle von Mott, und wo die von Dupuptren angegebene Spaltung der Naſe nicht hinreiht zur Bloßlegung des Sitzes der Krankheit, Der Fall iſt folgender: Kal. — Aug. Burth, 32 Jahre alt, litt feit länger, als zehn Zahren, an Verftopfung des linfen Nafencanale. Bald erſchien eine Geſchwulſt durch die Außere Nafenöffnung und erlangte in kur— zer Zeit eine beträchtliche Größe. Man machte mannichfache Vers ſuche, fie auszureigen oder abzubinden, fo daß, als der Kranke Heren Mott confultirte, mehr, als fünfhundert verfchiedine Bes handlungeweifen von furfzig verfhiedenen Aerzten verfucht worden waren. Hierdurch in Verzweiflung gebracht, befchränfte fich der Kranke endlih darauf, von Zeit zu Zeit ein Stüd von der Ge— ſchwulſt aus der Nafe hervorzutreiben und wegnehmen zu laffen, bis fie zu befchwertich und äußerft fhmerzhaft wurde. Mott, welcher wohl die Unmöglichkiit einſah, mit den gewöhnlichen Mitz tein an’ Ziel zu kommen, verrichtrte folgende Operation: Durch einen faft verticalen Einfhnitt wurden die Weichtheile und die DOberlippe, von der apophysis orbitalis interna bie 3 Li— nien nach Innen ven der Gommilfur der Lippen, durdfchnitten. Auf diefe Weife wurden zwei Rappen gebildet, der innere umfaßte die Knorpeln und den Knochen der Nafe; durch den Aufern konnte man beffer die Nafenhöhle und die vordere Parthie der Gefhmulft überfeben, und dieß um fo mehr, indem man den Naſenknochen dieſer Seite vertical durchfägte, jedoch möglichſt weit von der sutura trans- versa entfernt, um die abfteigende Platte dıs Siebbeins zu vers meiden. Ein zweiter Einfchnitt mit der Eäge wurde am Oberkie⸗ fer gemacht, und zwar vom obern Ende des erſten Einſchnitts, mit ihm einen ſpitzen Winkel bildend, nach Unten und Außen ge— gen den zweiten Baderzabn der franfen Geite bis zum Boden der Nafenhöblen, Bon dem Ende dieſes Schnittes wurde alsdann ein dritter horizontal na Innen gegen den vomer geführt, (Kurz, man fann fagen, daß der Wundarzt mit drei Cäaefchnitten die Knochen⸗ parthieen trennte, welche die Raͤnder der vordern Deffnung eines 63 der Nifenlöcher bilden.) Auf biefe Weife fanden bie Anheftungen der Gefchwulft fi theilweiſe abgelöf't, indeß war diefe fo groß, daß man einen Theil derfelben durch die vordere Oeffnung wegnchs men mußte, bevor man ihre hintern Anheftungen lostrennen £onnte. Als dich gefchehen war, faßte man den Theil, welcher in den pha- rynx herabreichte, mit Pincetten und zog ihn durch den Mund heraus. Diefe Operation war von feinem mißlichen Zufalle beglei⸗ tet, und die Wunde der Weichtheile heilte per primam intentionem. Nach) zehn Monaten befand ſich der Kranke noch volllommen wohl, und es war kein Recidiv zu fürchten. re scene: Fall von glüdlih gebeilter Perforation bes Darms, von Herrn von Caſtelnau. — Bouder, acht— undzwanzig Jahre alt, Frau eines Candmannes, wurde am 17. Januar 1842 in das Beanjous Hofpital aufgenommen, Sie ber hauptet, früher gefund und erft feit zehn Zagen krank zu ſeyn. Eine genaue Unterſuchung ergiebt Folgendes: 18 Jan. Blick ſtu⸗ pide; Gleichguͤltigkeit gegen ihre Umgebung, beträchtlihe prostratio virium; Geficht bleih, mager, fowie auch der übrige Körper; Haut troden; Puls 100, fehr klein; Atchmen erfchwert und fre— quent (35 bis 40 Snfpirationen in der Minute); die pbyficalifchen Zeichen ergeben nichts Krankhaftes. Zunge fpiegelglatt, feucht, ohne Belag; ftarker Durst; Anorexie. Bauch ſchmerzhaft bei der Berührung, auf demfilben zahlreiche Linfenformige Klee, weniger auf der Brut; sudamina in großer Menge ailenthalben verftreut. (Limonade, Seidliger Waffer, Leinlavement, Diät). — 19, San. Ausfeben etwas beffer; die Kranke will Fein Wort ſprechen; Puls 103, klein; zwei flüffige Stuhlgänge (ein Glas Geidliger Waller). — 20. Zan. Etwas unbeftimmte Delirien von Zeit zu Zeit; Puls 95; weniger Flecken; mehrere flüflige Stublgänge. — 21 Ian. Zunge dick belegt, in ber Mitte troden. Keinen Stuhlgang. — 22. Jan. Mehrere dünne Stuhlgängez Puls 100, Elein; Bauch wenig aufgetrieben; ziemlich ſtarker Kopfſchmerz (Leinlavement, Eis monade). — 23. San. Da der Bauch immer ſehr ſchmerzhaft beim Drude war, fo fegte man acht Blutegel auf die empfinde liche Stelle, — 24. San. Die Egel haben aut aufogen, aber die Shmerzbaftigfeit noch fait diefelbe; Geſichtsausdruck befer. Puls 100, El’in, regelmäßig. — 2%. Jan. Schwache, aber bemerkbare Beſſerung in jeder Beziehung; etwas Appetit (einige Löffel Bouils ton). — 23 Zan. bis 10. Kebruar. Die Beiferung nimmt zu; die sudamina und Flecke verſchwinden; die Schmerzbaftigkeit des Baubes nimmt ab, doch bleibt der Puls gereizt und die Haut trocken. — 11. Febr. Um 6 Uhr des Abends tritt ein fehr leb— bafter Schmerz im ganzen Unterleibe ein, welcher feinen Ausgangs— punct nach Rechrs und ein Wenig nah Unten vom Nabel nimmt, wo er auch färker, als anderswo, bleibt; bedeutende Einpfindlichs keit genen Kälte; Bauch mäßig aufgetrieben; Züge verändert; Puls febr Elvin und frequentz Uebelkeit (dreißig Blutegel an den Unterz leib; ein Lavement aus Reinöl), — 12. Febr. Etwas beffer, bes ſonders in Kolge des Cavıments. welches, mit einer geringen Menge Faͤcalmaſſe gemifht, wieder abging. Uebelfeit die ganze Nacht hindurch; einmal Erbrehen. Bauch glatt, aber fehr ſchmerzhaft; Gefiht wenig verändert; Zunge wenig feucht. Haut ziemlich trofs ken; Puls fehr Erin, 160 (Eislimonade, potio enınmosa aus 100 Srammen ſhleimigen Vehikels und 6 Gentiar. Morph. muriat.) — Am Abend die Haur mäßig warm; Puls 120, etwas voller; Uebelfeit den ganzen Tag hindurch; Gefihtsausdrud etwas ruhi⸗ ger; Schmerz geringer, — 13. Febr. Schmerz weit weniger; Zunge feucht, mit mehreren Eleinen, weißen Kleden bededt; Puls 120, noch ſchwach; Juden in der Haut (Morphium muriat. 1 620, XXIX. 4, 64 Dicigr.) — 14. Kebr. Schmerz faft vorf&wunben; etmas Uchels keit geftern. Seit dem 11. Februar keinen Stublgang (Morph. muriat. 5 Gentigr.) — 21. Febr. Der Puls bleibe Kein und fruquent, vom 11. bi6 20. Am 16. Zebr fest man das Morph, muriat, aus, am 17. etwas Bouillon. Geſtern wird eine gegebine leichte Suppe nah wenigen Augenbliden wieder ausgebroden (Bouillon, Reinlavement.) — 24. Febr. Am 22. Aebruar ein normaler Stuhlgangz am 23. Februar Erbrechen gelbliher Maſſen, heute etwas Uebelkeit. Puls klein, 1325 leihte Schmerzen von Neuem im Bauche; (Rimonade, poto Rirerii, Bouilon), — 23. Febr. Puls ftärfer und weniger frequent, 108; der Schlaf ehrt nad) und nady zurück; die Abmagerung ift bedeutend; keine Uebelfeit mehr (Limonade, Suppen). — Die Bıfferung ſchritt nun ungeftört vorwärts, und die Kranke verließ am 24. April ger heilt und gekräftigr das Dofpital. (Arch. gen. de méd. Mai 1343 ) Ueber die Behandlung des Rheumatismus mit einigen neuen Mitteln giebt Herr Korget in einer längern Abhyandiung folgende Echlusbemerfungen: Cine wichtige Zhatfadye bei Ermägung der Behandlung dieſer Krankheit ift, daS die Dauer des Rheumatismus fehr verfhieden und fein Ausgang fehr unvers hofft it. WBergebens hat man die Mittelzahl der Zuge und Wo— chen angeben wollen, doch paßt diefe keineswegs auf die Mehrzahl der Fälle, Wir fehen acute Rheumatismen nady einigen Tagen in— differenten Mitteln weihen und qutartige Rheumatismın wirderum allen Mittein hartnädig widerftehen, fo daß die Würdigung der Heilmittel mehr Sache des Glaubens, als cın nahgemiefenes Fac— tum und demnad dem Irrthum und der Lüge ein freies feld aeöffs net ift. Herr Korget hat mit Chininum sulphurieum nicht er= perimentirt, erſchreckt durh die Zufälle, von denen die Presse bie richtet, fondern nur mit eberthran, Jodkali und Salveter. Er giebt nun die Refultate feiner VBerfuche folgendermaaßen an: — Der E£ebertbran ift ein aanz oder fait gang unwirkſames Mittel. — Das Jodkali nügt fo felten und fe langfam, daß feine Wirfung zweifelhaft ift. — Das Nitrum in großen Gaben ift von jidyerer Wirkung in gewiffen Fällen von Rneumatiemus. — Daß Nitrum Eann in der Doſis von 8 bis 45 Grammen (ungefähr 2 bis 12 Dramen) in Getränk, oder eiver Zifane verabreicht wer— den. Selten führt es uͤble Zufälle herbei. Man tbut wohl daran, es nach 20 oder 30 Grammen auszufrgen. Das Mittel iſt im Alle gemeinen unwirffam: I) in Muscularrheumarismus; 2) im hroniichen Gelenkrheumatismus; 3) im ſehr acuten Gelenkrheumatismus, wel— cher einen Aderlaß erfordert. Wirkſam hingegen im friſchem Rheuma— tismus von mittelmäßiger Intenſitaͤt und bei nicht robuften, lymphati⸗ fihen, nervöfen Subjecten 2.. — Zroß feiner Wirkſamkeit bat das Ni— trum alle Unbrquemlichfeiten der andern Mittel nach jit (Rıcidive, lange Convaleſcenzen 2c.)., — Das Nirrum ift ein gutes Ergäns zungsmittel des Aderlaffes, wenn legterer unwirkſam oder nicht zuläfz fig ift. oder Eann ihn vollkommen erfegen in den Fällen, wo jener contraindicirt, oder nidyt ganz nothwendig ift. — Ohne die andern Mittel zu verdrängen, deren Wirkfamkeit in gewiffen Källın aners kannt ijt, fo. ift das Nitrum in großen Dofen ein febr nütz iches Mittel und verdient bei der Behandlung des Gelenkrheumatismus beibehalten zu werden. — Ohne uns darauf einzulaffen, wie das Nitrum bei der Behandlung des Rheumatismus wirkt, bemerken mir nur: 1) daß es in der Mehrzahl der Källe die Urinfecretion nicht merklich befeitigt; 2) daß c8 manchmal die Zranipiration her— vorgerufen, oder begünftigt habe; 3) daß es zuweilen den Schweiß und den Urin zugleich befördert habe; 4) daß es die Schmerz zen und das Fieber mäßige. Man kann jedoh nicht behaupten, ob es diefe oder jene Secretion mehr hefördere; 5) dag das Nitrum hier den Namen eines temperirenden Mittels verdiene; jedoch ift die Urt feiner Wirkung nicht bekannt. Bibliographische Neuigkeiten Observations on Days of unusual magnetic Disturbance, made at the British Colonial Observatories under the Departements of the Ordnance and Admirality. London 1843. 4. Lessons on Chemistry. By W. Balmain. London 1844. 8. Introduction to the Study and Practice of Midwifery, compre- hending the physiological and medico-legal Questions con- nected with the Subjects. By Will. Campbell, M.D. Edin- burgh 1843. 8. A Manual of medical Jurisprudence London 1843. 12, By Alfred S. Taylor. m — — Herne Notizen a u s dem Gebiete der Hatur- und eilkunde, geſammelt und mirgerheilt von dem Ober» Medicinalratde Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffor Froriep ju Berlin, N 621. Gedruckt im Landes = Induftrie =» Somptoir zu Weimar, (Nr. 5, des XXIX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 80 7, Zanuar 1844, des einzelnen Etüces 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99: ) 3 SU) ae ala | ill 5 Ueber die angebliche Unfruchtbarkeit der Frauen, welche als Zwillinge zugleich mit einem Kinde männlichen Gefchlehts geboren worden find, nebft Bemerkungen über die durchſchnittliche Verhaͤltniß— zahl der kinderloſen Ehen. Von James Y. Simpfon, Dr. M., Profeſſor der Geburtshuͤlfe i an der Univerfität zu Edinburgh 2c. (Schluß.) Auf den erſten Blick moͤchte man glauben, daß dieß Reſultat den ruͤckſichtlich der Unfruchtbarkeit der mit Knaben zugleich geborenen Zwillingsſchweſtern herrſchenden Volksglau— ben zwar nicht voͤllig beſtaͤtige, aber doch als nicht ganz ungegruͤndet erſcheinen laſſe. Ehe wir jedoch dieſe Anſicht gelten laſſen, muͤſſen wir die Frage beantworten: Wie verhalten ſich die kinderloſen Ehen uͤberhaupt zu den fruchtbaren Ehen? Ueber dieſen Punct habe ich in den ſtatiſtiſchen oder pbyſiologiſchen Schriften, die ich zu Rathe zu ziehen Gele— genheit hatte, nur ſehr unvollftäntige Auskunft gefunden. Auch meine perſoͤnlichen Erfundigungen bei einigen unferer ausgeseichnetften Statiftifer blieben ziemlich erfolglos. In dem Dictionnaire des sciences medicales, Vol. VL, p- 245 *), findet ſich eine Angabe, daß Hedin, ein ſchwe— difcher Prediger, die Bemerkung gemacht habe, daß in fei- nem, 800 Seelen enthaltenden, Kirchfpiele auf 10 frucht— bare Frauen noch nicht eine unfruchtbare Fomme. Ferner fol Frank (auf weldhe Autorität bin, wird nicht gefagt) behauptet haben, in den meiften Gemeinden, die 3= bis 400 Ehepaare zählen, werde man wenigſtens 6 — 7 Einderlofe finden, ohne daß man den Grund in der Eörperlihen Be— fchaffenheit der Eheleute aufzufinden vermöge, Nach diefer Behauptung Frank's mag Burdach, der faft der ein- zige Schrififteller über Phyſiologie zu ſeyn fheint, der dem *) Vergl auch: Neue Abhandlungen der Schwediſchen Academie der Wiffenfchaften, Bd. XI, ©, 70, No. 1721. — 621, k: tu un DV e% Gegenftande die geringfte Aufmerkfamkeit geſchenkt hat, den aligemeinen Sat aufgeftellt haben, daß unter 50 Ehen nur eine kinderlos bleibe *). Um dieſe Frage durch numerifche Angaben aufzuklären, veranftaltete ich in zwei grofen Dörfern, nämlich Granges mouth in Stirlingfhire und Bathgate in Weſt-Lothian, von denen das eine meift von Seeleuten, das andere von Rand: wirthen und Fabriarbeitern bewohnt wird, eine Volks— zählung **). Folgendes Nefultat ergab fich hierbei: Unter 210 (2092) Ehen zu Grangemouth waren 182 mit Kindern gefegnet; 27 Einderlos, fo daß das Verhaͤltniß der unfruchtbaren zu den fruchtbaren Ehen ſich etwa wie 12:21051telt. 200), Die 27 Einderlofen Ehen hatten fämmtlih über 5 Fahre gedauert, und bei allen hatten die Frauen vor dem 4öften Lebensjahre geheirathet. Zerner waren von den 402 Ehen zu Bathgate 365 mit Kindern gefegnet, 37 Einderlos, fo daß unter 11 im Durchſchnitte 1 unfruchtbar war. Zugleich lebten in dem- felben Dorfe 122 Wittwen, von denen 102 Kinder gebo- ten hatten, 20 aber Einderlo8 geblieben waren. Won den fämmtlihen 467 Ehefrauen und Wittwen waren 4ı0 Mütter und 57 Einderlos, fo daß alfo unter 8 Ehen 1 un: fruchtbar war +). Bon den 57 Einderlofen Frauen waren 6 noch £eine 5 Jahre verbeirathet gewefen, und andere 6 *) ©. Dr. Allen Thomfon’ 8 trefflihen Auffag über die Zeus gung (Generation) in Todd's Cyclopedia, Vol. I. p. 478, die Anmerkung. *) Herr Thomas Girdwood zu Falkirk ftellte die Zählung in Grangemouth und Herr Wil. Die zu Bathgate die in feinem Wohnorte für mic) an. *) In die Zahlen diefer Abhandlung haben ſich manche Fehler eingefchlihen. In der auf der folgenden Seite mitgetheilten Zabelle find die auf Grangemouth bezüglichen nicht diefelben, wie hier, D. Ueberf. 7) Die Zotalzahl der Ehefrauen und Wittwen ift nicht 365 + 102 — 467, fondern 402 + 122 — 534. Von diefen waren 477 fruchtbar und 57 unfrudtbar, Verhaͤltnißzahl der Letzte⸗ ven zu den Erfteren = 1: 9%. Der Ueberſ. 67 hatten nah dem Höften Lebensjahre geheirachet. Ziehen wir diefe 12 ab, fo haben wir unter 455 Chen 410 frucht— bare, 45 unfruchtbare, alfo Eommt auf 105 ber erfteren 1 der letzteren Art. Dergleihen ſtatiſtiſche Data find ungemein ſchwer auf: zutreiben, da, meines Wiens, nirgends die Kirhenbücher oder fonftige Documente im der Urt geführt werden, daß man über den fraglihen Punct etwas Zriftiges daraus ents nehmen koͤnnte. Sonft würde ich gewiß Feine Mühe ges fpart haben, un den Gegenftand duch größere Zahlen noch mehr aufzuklären. Um jedod) meine Schluͤſſe auf eine breis tere Grundlage zu fügen, habe ih die Gefhichte von 503 Ehen, wie man fie in Sharpe's Werk über die British Peerage vom Jahre 1833 angegeben findet, genau durch— gegangen. Unter den Ehen der Britiſchen Pairs waren 401 mit Kindern gefegnet und 102 Einderlog, oder von den 503 beftehenden Ehen der Britifhen Pairie waren im Sabre 1833 74 nah 5 Jahren noch Einderlog geblieben. Won ben Pairs, die noch nicht 5 Jahre lang verheirathet gewefen, waren 23 Einderlos, und von diefen 28 waren, nah Burke's Peerage für's Jahr 1842, noch 7 ohne Kinder, fo daß fich SL als die Totalzahl der Einderlofen Ehen unter 503 Ehen der Pairs ergiebt, daher ſich jene zu diefen verhalten — 1:65; Bei der obigen Berechnung find 8 Einderlofe Ehen aus: gefhieden worden, bei denen der Mann zur Zeit der Ver: beirathung über 56 Jahre alt war. Diefe 8 Ehen müffen indeß füglih von der Gefammtzahl der Ehen, 503, abge— zogen werden, fo daß diefe auf 495 herabfinft, und dann würde fih dag ndrefultat folgendermaaßen herausitellen: Unter 495 Ehen der Britifhen Pair waren 81, oder eine unter 65, Einderlos. Das Todtalreſultat der drei Reihen von Thatſachen, welche ich in Betreff der Duchfchnittszahl der unfruchtbaren Ehen beigebraht habe, ergiebt fich aber aus folgender tabels larifcher Zufammenftellung: Totalzahl Kinderlofe Proportios der Ehen Ehen nalzahl der Einderlofen Ehen — — — em Zu Grangemouth — 202 — In Bathgate 455 45 1:105 In der Britifhen Pairie 495 Es 5 1152 146 1: 8# So ergiebt fi) denn, daß, wenn unter 10 Frauen, die als Zwillinge zugleich mit Knaben geboren worden find, eine unfruhtbar bleibt, dieß die Ducchfchnittszahl der uns fruchtbaren Ehen überhaupt durhaus nicht überfleigt. Und diefen Schluß würde ich auch dann noch für genügfam be: gründet halten, wenn ſich bei Zufammenftellung von größern 621. XXIX. 5. 68 Zahlen ergaͤbe, daß die Pinderlofen Ehen im Allgemeinen fels tener find, als fib aus obigen Jählungen zu ergeben fdeint. Denn es ift mir niht unmwahrfheinlid, daß in meinen Bes rechnungen eine größere Verhältnißzabl der unfrudhtbaren BZwillingsfhweftern von Knaben aufgeführt ift, als fie ſich in der Wirklichkeit herausftillen würde. Denn bei Nachfor— ſchungen über Fragen diefer Art erinnert fih Sedermann leich⸗ ter derjenigen Fälle, die dem im Schwange gehenden Volks— glauben Vorfhub leiften, während die Ausnahmen von der Regel leicht Überfehen oder vergeffn werd.n. Als ich meine Unterfuhungen begann, wurden mir eine ziemlihe Anzahl von Fullen namhaft gemicht, die von meinen Berichteritats tern ſchon lange ald Brlege zu der Behauptung, daß ders gleihen Zwillingsmaͤdchen unfruchtbat ſeyen, aufgezeichnet worden waren. Die ſpaͤter erlangten Nachweiſungen blieben jedoch von dieſer einſeitigen Auffaſſung ziemlich frei. Bevor wir die Schlußfolgerungen aus allen beige— braten Thatſachen ziehen, wollen wir den Gegenftand aus nod einem andern Gefiditspuncte betrachten, indem wir an uns die Frage ftellen: Wie ftark ift im Durchſchnitte die Frucht— barkeit der Ehen, und wird diefe durchſchnittli— che Ftuchtbarkeit vonden als Zwillinge zugleid mit einen Knaben geborenen Frauen erreicht? Verſchiedene Statiftiker, ale Malthus ), Macculs loch **), Hawkins ***), Sadler ****), Süßmildh +), Quetelet ++) und Andere +44) haben die durchſchnittli— he Fruchtbarkeit der Ehen in verfchiedenen Climaten und Fändern berechnet. . Nah den Betrachtungen diefer Schrifts fteler beträgt die Durchſchnittszahl der Kinder derfelben Che im Minimum 3 und im Marimum 54 bis 5%. In der ſehr gründlichen Arbeit Benoiftonde Chätenuneufs ta) theilt dieſer ausgezeichnete Statiftifer nah einer fehr um— fangsreihen Neihe von Beobachtungen folgende allgemeine Angaben mit: Sm füdlichen Europa kommen auf 100 Ehen 457 Kinder, alfo auf jede Ehe etwa 4%; im nördlichen Europa kommen auf 100 Ehen 430 Kinder, oder im Durchſchnitte auf jede Hr. Farre ++) berechnet die mittlere Fruchtbarkeit der Ehen in England, unter gewöhnlichen Umftänden, wie folgt: *) Essay on the Principles of Population (1803), p. 224. **) Statistics of the British Empire. Vol. II. p. 413. *"*) Elements of Medical Statistics, p. 221. **#*) The Law of Population, Vol. II. p. 380 etc. +) Göttlihe Ordnung, Th. II ©. 64. ++) Sur l’Homme ou Essai de Physique sociale, 1856. T. I. +tH In dem Berichte der Eönigl. engl. Commifjton, welcher die Unterfuchung wegen der Armengefege aufgetraaen war, v. 3. 1834, findet man mandyerlei hierher gehörige Materialien. Anhang F. Mittheilungen vom Auslande, und die Tabellen der Vorrede, ©. XCIX. +a) Annales des Sciences naturelles, T. IX. p. 431. Notice sur l’Intensite de la Fecondit€ en Europe au commence- ment du XIX siecle. ++) ©. Macculloch's British Empire, |. c. 69 Eben Zahl ber Kine Proportionals ty der zahl der Kinder — für jede Ehe 100 420 47% In Betreff Schottland’s giebt Benoifton de Chaͤ— teauneuf an*), daß, nach den Bevölferungstabellen in 17 Binden von Sir John Einclair’g Statistical Account of Scotland, das Verhaͤltniß folgendes fep: Ehen Zahl der Kins Proportionals ie) der zahl der Kinder — für jede Ehe — — 100 430 4,5 Wie ftellt ſich nun aber die eheliche Fruchtbarkeit der Frauen, melde als Zwillinge zugleidy mit Knaben geboren worden? Um diefe Frage fo genau, als möglich, zu beant⸗ worten, habe ich die von 94 foldyen Frauen geborenen Kin— der aufammenaddirt Die andern auf meiner Rifte befindlis hen find nur deßhalb nicht berücfichtigt worden, weil ic) mir über die Zahl der von ihnen geborenen Kinder feine ges raue Auskunft verfhaffen konnte. Die Totalzahl der von ben 94 erwähnten Frauen geborenen Kinder beträgt 409, fo daß fich das Verhaͤltniß für die Normalzahl 100 folgen: dermaaßen heraugftellen würde: Eben Zahl der Kins Proportionals — der zahl der Kinder — a für jede Ehe — m 100 424 43, Dagegen hatte in 15 von den 94 Fällen die Mutter bigjegt nur ein Kind geboren, indem fie entweder erft 1 bie 2 Jahre verheirathet gewefen, oder das Kind ein uneheliches war. Ziehen wir diefe 15 Fälle ab, fo erhalten wir 79 Mütter mit 364 Kindern, und berechnen wir nun die Proportionalzahl wieder nah der Normalzahl von 100 Ehen, fo erhalten wir folgendes Nefultat: Eben Zahl der Kin: —— der Proportional⸗ zahl der Kinder fuͤr jede Ehe — mn 100 460 a Die ganze im Obigem vorgetragene Unterfuhung iſt ein neuer Beleg zu dem alten Satze, daß es oft ungemein ſchwer hält, vorgefaßte Meinungen über diefen oder jenen Punct der Erfahrungswiffenfhaften gründlich zu widerlegen, und daß folhe Meinungen fi oft, ohne allen genügenden Grund, gleichfam zufällig bilden, Im fraglichen Falle widerfprechen die Thatfachen dem Volksglauben, dem auch ich anfangs zugethan war, durchaus; denn die von mit gefammelten Materialien bemeifen, infofern fie auf das Allgemeine zu fohließen berechtigen: 1) Daß bei'm Menfchen die zugleich mit Knaben ge: borenen Zwillingsmaͤdchen ebenfo gegründete Ausficht haben, Mütter zu werden, als alle übrigen Mädchen 2) Daß fie im Eheftande ebenfo fruchtbar find, oder im Durchſchnitte ebenfoviele Kinder gebären, als unter ans dern Umftänden geborene Frauen. *) Annales des sciences naturelles, Tom. IX. p. 447. 621. XXIX. 5. 70 3) Daß daſſelbe Gefeg der Fruchtbarkeit der weibli: chen Zwillinge, die zugleich mit männliden zur Melt ges kommen find, aud für alle, in der Negel, nur ein June ge8 gebärende Hausſaͤugethiere, mit Ausnahme des Rindes, gültig ift. Diefe, durd) das Rind gebildete, Ausnahme ift, in der That, eines der intereffanteften Nefultate meiner Forſchungen. Denn gewiß ift e8 ein aufßerordentlicher Umftand, daß, wenn eine Kuh in ihrem uterus zugleid ein maͤnnliches und ein weibliches Kalb trägt, dus lestere, in der Megel, mit uns entwidelten Geſchlechtstheilen, aber Übrigens vollftändig aus— gebildet, geboren wird; daß diefe rudimentäre Befchaffenheit der Gefchlechtstheile nur den weiblichen Zwilling betrifft, während ſich der männliche in allen Beziehungen normal entwidelt, und daß dieſes Sehlfchlagen der Gefchlechtstheile des weiblichen Zwillings, wie e8 fcheint, bei feinem andern, in der Regel, nur ein Junges gebärenden Eäugethiere vor— fommt, als bei dem Rinde. Das Merkwürdige diefes Um— ftandes wird noch durch die Betrachtung erhöht, daß, wenn die Kuh Zwillinge deffelben Geſchlechts zur Melt bringt, beide immer volllommen entwidelte Geſchlechtstheile befißen und fortpflanzungsfähig find. Hält man alle Umftände des Fal— les gegeneinander, fo wird man geftehen müffen, daß man bei dem Etudium der abnormen organifchen Entwidelungen wohl Fein Beifpiel auffinden dürfte, welches diefem an Son— derbarfeit und Unerklärlichkeit an die Seite geftellt werden fönnte. (Edinburgh medical and surgical Journal, CLVIII. Nr. 81. der neuen Folge. 1. Jan. 1844.) Nahfhrift des Ueberfegers. Der Vergleihung halber dürfte e8 nicht unintereffant feyn, zu erfahren, was meine Erkundigungen Über den fraglichen Gegenftand in hies figer Gegend (Weimar) für Ergebniffe geliefert haben. 1) Im Betreff der Menfchenfpecies Eonnte ih nur in Erfahrung bringen, daß die Volksmeinung berrfhe, von Zwillingen fen gewöhnlich ein Individuum unfruchtbar oder impotent, ohne daß auf die Bedingung, daß die Zwillinge verfchiedenen Geſchlechts find, ein befonderes Gewicht ge» legt würde. 2) Das Rind betreffend, erinnerten fich erfahrene Mesger und Landwirthe, die ich deßhalb befragte, feines Falles, in welhem eine Kuh aus dem hier in Nede ftehen: den Grunde unfruchtbar gewefen wäre. Gewiß ift, daß das Factum in hiefiger Gegend fo gut als unbefannt iſt. Wo: ran dieß liegt, wäre der Mühe werth, zu unterfuchen. Iſt der Grund etwa in der Verfchiedenheit der Nindviehracen zu fuhen, oder in dem Umftande, daß, weil Zwillingsfälber, in der Negel, ſchwaͤchlich find, fie bier zu Lande faft nie großgezogen werden? Der Fall, daß Kühe Zwillingskaͤlber verfchiedenen Gefchlechts zur Welt bringen, gehört indeß in biefiger Gegend zu den eben nicht feltenen Erfcheinungen. 3) Das Schaafmütter ein Bock- und ein Schaaflamm zugleich gebären, ift in den Schäfereien der Umgegend etwas Altäglihes, und die von folhen Geburten ftammenden Weibchen eignen fih zur Fortpflanzung durchaus fo gut, wie andere. 5 * 71 621 4) MWıs die Ziegen betrifft, fo läßt fih der obige Auffag, nah den im hiefigen Lande, fowohl an der gemei— nen, als an der Angora- und Kirghifiihen Ziege gemachten, Erfahrungen dahin ergangen, daß die Zickchen, welche zugleich mit Boͤck hen gelammt werden, durchaus ebenfo fruhtbar find, als die einzeln, oder mit Jungen deffelben Geſchlechts gelammten. Ueber die Waſſer- und die Blutgefäße der Schirmyquallen. Vergleihen wir die Anſihten dee Schriftfteller über die Bedeutung der Gefaͤße oder Canaͤle, welde von dem Magen der Shirmyuallen nah dem Rande der Scheibe vor: laufen und ſich dort entweder verälteln oder in ein Winjges fäß münden, fo ift es geweß auffallend, wie aͤußerſt verſchie— den voneinander diefelben find. Neaumur erklärt fie für Analoga der Blurgefüße, welche ein eigenthümliches Waffer führen, D. F. Müller nennt fie venae, Oken deutet fie als Milhgefäße oder Saugadern, Blainville ſpricht ihnen eine theilweife Analogie in der Sunction mit dem wafferführenden Gefaͤßſyſteme der Nadiaten zu, Ehrenberg endlich hält fie, wenigfteng zum Tyeil, für unmittelbare Anhänge und Theile des Magens. Jede diefer Angaben hat Etwas für fih, erregt aber viele Bedenken und Zweifel, wenn man fuht, fih eine deutlihe Vorſtellung von der ganzen D:yganifation der Shirmquallen zu machen. Ih babe im verfloifenen Herbſt in Trieſt Gelegen: beit gehabt, verfshiedene Gattungen von Shirmyuallen zu unteriuben und befonders Eleinere, welhe ih vorzüglich dazu eignen, eine Ueberfiht über den ganzen Bau und über die Verbindung der einzelnen Spft'me zu gewähren. Es waren die Gattungen Geryonia, Cytaeis, Polyxenia, Ephyra und Cephea. I will bier die Reſultate mei: ner Unterfu hunzen über den genannten Gegenſtand nur kurz andeuten, und behalte mir eine weitere Befprehung für meine „Horae Tergestivae‘“ vor. Wie vohl die bezeichneten Gattungen in Bezug auf die Goftalt des Magens und die Anordnung der Waffergefüse fehr verfchieden voneinander find, fo gleihen fie ih, mit Ausnahme der lesten, doch alle darin, daß die Möhren der MWıffergefäge von der Magenhoͤhle duch eine Scheidewand, welche mit einer verfihließbaren Deffnung verfehen ift, ges trennt werden. Der Magen von Geryonia, von welcher Gattung ih drei Arten beobachtete, befindet ſich in der Spige de3 conifhen Stieles. {Die bisher als Migen be: trachteten Drgane von kagel-, herz- oder blattförmiger Ge: ftatt find die Geihlehtsorgane Ih fand fie in Turges— conz und Eonnte bei den Minnhen die Spermitozoen, bei den Weibhen die Eier genau unterfuhen.) Der Magen bat an feinem Grund: vier ſtumofe, warzenähnliche Fortfäße, die von dem Anfange der Waffergefite umfchloffen werden. Jeder folcher Fortſatz hat eine Eleine Doffnung, duch welde die Er:remente in die Wiſſecgefaͤße austreten koͤnnen. Letz⸗ tere laufen vom Magen aus am Stiele in die Hoͤhe, geben in einem Bogen zwiſchen den zweitheiligen Geſchlechtsorga— XXIX. 5. 72 nen buch und münden in das Wıff rrinagefiä des Scheiben⸗ randes. Bei der Gattung Uytaeis, von der ich ebenfalls drei Arten unterfuhte, Eommen die Wıffergefäße aus einem gemeinfhaftliben Sacke, mwelher den Grund des Magens umſchließt. Od bier ebenfalls vier Deffnungen im Magen: geunde oder nur eine vorhanden ſey, getraue ih mir nicht zu entfheiden. Die Geſchlechtstheile liegen diht am Magen, deshalb laufen die Waffergefäße ohne Unterbrechung in eis nem mäßigen Bogen in das Ringy-fiß des Randes. Die Magenzaden von Polyxenia liege: in dem Anfange der Bogengefiße, welche unter dem Unfange der Nandfäden weg zum Ninggefäße laufen. Da die Stelle, wo das Waffer gefäß an der Spige der Magenzade anliegt, ſich gerade unter dem Nandfaden befindet, jo kann man nur felten deuts lid fehen, wo der Magen aufbört; doch bemerkt man leicht, daß die von den Wimpern bewegten Kügelden nur bis zu einer gewifen Stile geben und dann wieder umkehren. Ephyra hat fehr weite Waffergefäße. Ihre Anfinge um: faffen die acht größeren, ſtunpfen Magenzaden, weiche den Lippen entſprechen. Das Ende jeder Magenzade, d. h. die Scheidewand zwifhen Magın und Wailergefäß, ift fehr deut— lid. — Diefe Beobactungen, zufammengeftzlt mit den Unterfuhungen, welche ich über den Bau der Rippenquallen in diefen B ät:ern mittheilte, reihen wohl bin zu erklären, wie es kommt, daß die Wiſſergefaͤße zuweilen Ereremente enthalten, und daß Farbeſtoffe, melde in den Magen injicirt werden, aub in die MWaffergefiße gelangen Ale Waſſergefaͤße, ſowohl Bogen = als Ringgefaͤße wers den von Blutgefäßen begleitet. Lestere enthalten eine farb: loſe Fluͤſſigkeit, in welcher runde, helle, ſchwach geförnte Körperhen von zZ, bis „I5" Durchmeſſer fuspendirt find; verdünnte Säuren bringen diefelbe zum Gerinnen, und die Gefaͤße werden dadurch Außerft deutlih. Während fih in allen Waſſergefaͤßen die lebhaftefte Flimmerbewegung findet, Eonnte ih in den Blutgefäßen nicht die geringite Spur von derfelben bemerken. Die Bewegung der Kügelhen ift fo träge, daß ich bei der gewöhnlihen Unruhe der Thiere über die Richtung, welche fie nehmen, nichts ermitteln Eonnte. Bri Geryonia entftshen die Blutgefäße an den vier Seiten des Magens und begiben fihb am Magengrunde zu den Wiſſergefaͤßen, an welche fie fih fo anlegen, daß fie einen geſchloſſenen Cylinder bilden, in aͤhnlicher Weife, wie die Lymphgefaͤße die Gapillargefiße des Froſches umſchließen. Sie begleiten die Bogengefaͤße duch die Geſchlechtstheile hindurb und münden ebenfalls in ein Ringgefäß, welches das Maffereinggefiß umhüllt. Bei Polyxenia feinen ſie aus einem breiten Gefaͤße zu entitehen, welches tingg um den Rand des Magens läuft und in alle Zacken und Bie— gungen deffelben eingeht. Im Uebrigen verhalten jie ſich wie bei Geryonia. Auch bei Ephyra läuft um den Rand des Magens ein breites Grfüß, die daraus entfpringenden Blutaefaͤße liegen in den Lappen zu beiden Seiten der brei: ton Waſſergefaͤße und ſcheinen fib in den Enden der Kap: pen zu veraͤſteln. Cine befondere Betrachtung verdient das Verdauungs- Athmungs- und Gefißinftem von Cephea. Wis ih aus der Unterfuhung des einzigen Cremplares, 73 welches mir zu Gebote ftand, in Bezug auf die Verbindung der drei genannten Spfteme ſchoͤpfen Eonnte, beſteht in Fols gendem. Die Mügen befinden fi) in den Gotyledonen und ſtehen durch einen Gang, welder im Stiele liegt, mit den Gefäßen in der Subftanz und den haͤutigen Ausbreitungen der Arme in Verbindung. In den Nändern der Armlabpen ſieht man ein Netz von braunen Gefäßen, von welchen ſtaͤr— kere Aeſte nah der Baſis der Arme zu ausgeben. Die Uefte verbinden fich zu immer flärkeren Ge’äßen, und diefe gehen zu einem Ringgefaͤße, welches zwiihen der Zcheibe und der Baſis der Arme liegt. Sie treten von Unten in daffelbe; mehr nah Außen und Oben münden ebenfalls Ge— fäße in daffelbe, welche aus einem Netze entiprungen find, das an der unteren Seite de8 Sceibenrandes liegt. Die Gefäße in den Armen enthielten zweierlei Subſtanzen; in der Mitte befand ſich nach der ganzen Ringe des Gefaͤßes eine graulichweiße brödlige Maffe und zu beiden Seiten eine braune Fluͤſſigkeit. Strich man mit dem Finger auf dem Gefäße bin, fo bewegten fih beide Subitanzen, ohne fih zu vermifhen. Die weiße trat in das Ninggefiß und durch einzelne Deffnungen in die Höhle unter der Mitte der Sheibe. Die braune trat ebenfalls in ein Ninggefüß, wel: ches an der Außeren Seite des erfteren dicht angelagert ift, kam aber niemals in die Höhle. Die nähere Unterfuhung zeigte, daß beide Subftanzen durch eine dünne Haut von: einander getrennt waren. In den Gefäßen, welde die grau: lih= weiße Maffe ( Ereremente) enthielten, fand ih Flim: merbewegung, in den mit der braunen Flüffigkeit gefüllten nicht. Die Farbe der legten Flüffigkeit rührte von braunen Kügelhen ber, welche z/;"' meffen, einen runden Kern und doppelten Randfchatten haben. So wenige Gattungen von Schirmquallen diefe Unters ſuchungen auch umfaffen, und fo nnvolljtändig fie zum Theil find, fo geht doch daraus hervor, daß bei den Schirmquals len ebenfo, tie bei. den Nippenquallen: 1.) die Wafferges fige als Athemorgane zu betrachten und 2.) eigene für den Ernährungsfaft (Blut oder Lymphe) beftimmte Gefäße vors handen find. Zugleich erfcheinen fie mir als eine weitere 621. XXIX. 5. 74 Beſtaͤtigung der früher ſchon auggefprochenen Anfiht, dag die Circularion der Nahrungsſaͤfte (Blur oder Lymphe) nie durd) Fimmerbewegung vermittelt wird, Münden im Sanuar 1844. Fr. Bil, Miscellen. Ein Beifpiel, daß der Blig eine Uhr in der Taſche eines Mannes fcymolz, ohne diefen felbft zu verlegen, theilt ©. W. Spence, Esyq , in dem Edinb. new Phil. Journal, Vet. 1843 bis Jan, 1344., mit. Während cines beftigen Gewit— ters Schlug der Blig in ein Fiſcherbeot, das nad Midyell auf den Schetlandeinfeln gebörte. Der Bıig traf und zerfplitterte den Maft und fhmolz die Uhr in der Taſche eines neben demfelben fißene den Mannes, der durchaus unbeſchädigt blicb, und deffen Kleider nicht einmal verlegt wurden, Daß feiner Uhr ein Ungluͤck begeg— net ſey, erfuhr er nicht cher, als bis er danach fehen wollte, wo er denn einen gefhmolzenen Metallliumpen in feiner Taſche fand. Voneleftrifhen Geräufchen, die man auf den Als pen hört, berichtet Drofeffor Forbes in feinen Reifen durch vie Alpen, p. 322, Folgendes: „Endlich verließen wir den Gletſcher und beraten einen Erineswegs deutlichen Pfad, der nach den Senn— hütten von Breuil führt. Die Luft war fehr bewegt, der Boden mit halbaufgerhautem Schneee bededt, und es begann zu hagıln. Wir befanden ung etwa 1500 Kuß unter dem Berapaffe und 000 Fuß über der Meereefläche, als ich einen eigenthuͤmlichen Zon ver= nabm, der von dem A:pınftoce auszugeben ſchien, den ich in der Band trua. Ich fragte den mir zunäcft befindlichen Führer, ob er etwas gehört babe, und woher der Ton rühre Diele Reutchen wiſſen jih immer zu helfen, wenn man fie um den Grund von Etwas befragt, aber freilich oft unbebolfen genug. Mein Kührer erwiderte gang troden, das Raufcen der Stodes rübre unftreitig daher, dag ein Wurm !m Iynern deſſelben nage! Sch Eehrte nun dın Stock um, fo daß die Spige nah Dben gerichtet war, ung aleih befand fi der Wurm am andern Ende. Als ih die Hand uͤber den Kopf bielt, ging von meinen Fingern ein zifchender Ton eus. Wir befanden uns offenbar einer Gewitterwolke fo nahe, daß wir mit inducirter Eleftricirät qufchmängert waren. Bald bemerkte ih, daß alle fcharffantigen Stein um ung ber, gleich Spitzen in der Nähe einer fräftigen Eleftrifirmafcine, zifchten. Sch benach— richtigte meine Gefährten von unferer Tage, und bat Damatter, feinen Regenfbirm niederzulaffen, in deſſen blanfe Meifingipige der Blitz leicht einfchlagen Fönne. Kaum hatte cr meinen Rath befolgt, ale ein Donnerichlag ohne Blitz erfolgte.“ (Edinb. new Philos, Journ., Oct. 1843 — Jan, 1844.) Bw Eur babe kann red Unterfuchungen über den Gefäßmangel und die eigenthümliche gleichförmige Weiſe der Organifation und Nutrition gewiffer Gewebe. Bon Dr. 3. Toynbee. (Dierzu die Figuren 4. bis 10. auf der mit Nr. 617. [Mr. 1. bier ſes Bandes] ausgegebenen Tafel.) In der Einleitung ſpricht der Verfaffer zunaͤchſt über den Ernäbrungsproceß bei den tbierifhen Geweben, welche von Blutgefaͤßen durchzogen werden, inden er darauf bins deutet, daß ſelbſt bei ihmen ein bedeutender Theil des Ges webes ermährt wird, ohne mit Blutgefaͤßen in Berührung zu ftehen Diefe Betrachtung führt ihn auf die Weiſe der Ernährung bei den gefaßtofen Geweben, welche in folgende drei Glaffen zerfallen: 1) Gelenkknorpel und Sehnenfaferfnorpet. 2) Die Hornhaut, Krnftallinfe und der Glagförper. 3) Die Anhänge der epidermis, nämlich das epi- thelium, die epidermis, die Nigel, Klauen, Hufe, Haare, Borften, Federn, Hörner. und Zühne. Der Verfaffer zeigt darauf, daß die gehörige Action der Organe, zu deren Zufammenfegung jene Gewebe beis tragen, mit ihrer Vascularitaͤt unvereinbar fey, Zum Be: 75 weiſe für die Gefäßlofigkeit diefee Gewebe, behauptet er, duch) Injectionen dargethban zu haben, daß die Arterien, welche, nad) der Anficht früherer Anatomen, in die Sub— ftanz derſelben eindringen follten, ſey es als frröfe Gefäße, fen es als rothes Blur führende Gefäße, welhe für die In— jection zu Elein find, in Venen endigen, bevor fir jene er: reihen; er zeigt auch, daß rund um dieſe gefäßlojen Ges webe zahlreihe Gefäßwindungen, bedeutinde Erweiterungen und verwidelte Blutgefaͤßnetze fih finden, welche nach feiner Anſicht dazu dienen, das Fortſtrömen des Blutes anzubalten, und eine große Menge deffelben langfam um dieſe Gewebe herum cireuliren zu laffen, fo daß die Nahrungsflüfjigkeit in fie eindringen und in ihnen verbreitet werden Eann. Der Verfaſſer giebt an, daß alle gefaͤßloſen Gewebe eine analoge Structur befißen, und daß fie aus Körperchen beftehen. wel: en er die Ausführung fehr wichtiger Sunctionen bei dem Ernährungsproceffe zufhreibt, indem fie naͤmlich durchweg cireuliren, und vielleiht die Befhaffenheit der Nahrungs— fluͤſſigkeit verändern, welche duch die Blutgefäße an ihre Deripberie gebracht wird. Er führt dann Thatſachen auf, um die activen und vitalen Eigenthuͤmlichkeiten diefer Koͤr— perchen zu beweifen, und fchließt feine Einleitung mit der Behauptung, daß der einzige Unterfhied in der Weife der Ernährung bei Geweben, welche Blutgefüße haben, und de= nen, welche fie nicht befisen, darin zu beftehen fcheine. daß bei den erftern die fie ermährende Fluͤſſigkeit aus dem Blute kommt, welches duch die in ihrer Subſtanz enthals tenen Gapillargefäße circulirt, wihrend bei den letztern die Nahrungsflüffigkeit in fie aus den großen und erweiterten Gefäßen ausfhwigt, welche um fie berum ſich verbreiten, und daß in beiden die Partikelhen, aus welchen die Gewebe zufammengefegt find, aus diefer Fluͤſſigkeit die fie ernähren: den Elemente entnehmen. Der Verfaffer geht dann zur Unterfuhung der Strucz tur und Nutritionsweife der verfchiedenen Gewebe aus den drei Giaffen über. Bei der erften Glaffe wird die Entwides lung des Gelenkknorpels während feiner verſchiedenen Sta— dien und in den verſchiedenen Lebensperioden befchrieben. Bahlreihe Durchſchnitte des Eies und des foetus werden gegeben, um das erfte Stadium beutlih zu machen, in welhem, wie der WVerfaffer zeigt, Eeine Gefäße in die Subftanz der ein Gelenk zufammenfegenden Gewebe eintre: ten, fondern die daffelbe treffenden Weränderungen werden duch die aus den großen Blutgefaͤßen, von denen ein jedes Gelenk umgeben ift, kommende Flüffigkeit bewirkt. Am zweiten Stadium der Entwidelung des Gelenkknorpels wird der Epiphyſenknorpel allmälig in Canaͤle ausgehöhlt, in welchen fih Blutgefäße verbreiten, welche gegen die bes feftigte Fläche des Gelenkknorpels hin convergiren: in diefem Stadium werden auch Gefüße Über einen bedeutenden Theil der freien Fläche des Knorpels zwifchen diefem und der Sy: novialmembran verlängert. Sm dritten Stadium, fo: wie es fich bei Erwacdfenen zeigt, wird der Epiphyſenknor— pel in Knochenzellen umgewandelt. Diefe enthalten große und fehr zahlreiche Blutgefäße, welde ſich durch ihre ganze Höhlung verzweigen und von dem Gelenffnorpel, durch eine 621, XXIX. 5, 76 fehr feine aber vollftindige Knocenplatte, die Gelenklamelle, getrennt werden, welche aus Körperhen beſteht, und nad des Verfaſſers Anſicht ift die vorzüglihfte Quelle der Ers nährung für den Gelenkknorpel die aus den großen Bluts gefäßen der Zellen herfommende Nahırungsflüffi,keit, welche durch die Gelenkiamelle hindurchdringt. Die freie Fläche des auegebildeten Gelenkknorpels wird von Gefäßen ernährt, welche fih eine kurze Strede weit über den Rand derfelben und zwifchen denfelben und der Spnovialmembran bin ausdehnen, (58 ift fehe wahrſcheinlich, daß die Spnovie, eine ftarf ani— malifirte Fluͤſſigkeit, einigen Anıheil an der Ernährung ber Gelenkknorpel hat, befonders wenn man erwägt, daß Gelenke mäufe, ohne Anheftung an die Spnovialmemb:an, in ihr fi entwicIn und bewegen.) Es iſt gewiß, daß die fo anges ordneten Gefäße nicht in die Subſtanz des Gelentfnorpels dringen, da die Arterien an dev Peripherie des letzteten in Denen endigen. Sm diefer Kage bilden die Arterien auf folz gende Meife mit den Venen ein continuum; erftens das dur, daß fie alle in einem einzigen Gefähe endigen, aͤhn⸗ lih dem Terminalfinus in der area vasculosa des Hühns end, aus welchem die Venen entipringen; zweitens geben die Arterien in erweiterte Hoblen über, aus denen die Ve— nen hervorgehen, und endlid laufen die beiden Gefäßteihen continuirlich in einander über, vermittelft verfchiedenartig ger bildeter Löcher, und die Aufgabe aller diefer Mobdificationen befteht wohl darin, eine bedeutende Menge Blut langfam in der Mühe des Gelenffnorpels circuliren zu laffen. Der Verfaffer deutet darauf das Vorhandenſeyn feiner Roͤhren an, welche den befeftigten Theil des Gelenkfnorpels durchzieben, und fchreibt ihnen die Function zu, Die aus den Gefäßen der Zellen entnommene Nahrungsfluͤſſigkeit durch die Subftanz zu befördern; er zeigt aud), daß Gelenkknor— pel mit zunehmenden Sahren dünner werden, und daß diefe Veränderung durd) ihre allmälige Ummandlung in Knochen vor ſich gebe. Faſerknorpel bilden das zweite Gewebe der erften Claffe; fie werden vom Verfaffer in zwei Glaffen getheilt, von des nen die eine nicht mit einer Epnovialmembrun bededt ift, die andere an jeder Flaͤche mit derfelben ausgekleidet ift. Die Structur der Kaferfnorpel wird nun genau unterfucht, und der Verfaffer machte, um zu einem entfcheidenden Re— fultate in Betreff diefes Gegenftandes, über den die Anatos men aller Zeiten fo verfchiedener Anficht waren, zu kommen, zahlreihe Sectionen von Kaferknorpel verfhiedener Thirrclaf: fen zu verfchiedenen Perioden ihrer Entwidelung, deren Er: gebnif nun vorliegt. Er zeigt, daß diefes Gewebe aus Enor= peligen Koͤrperchen und aus Fafern beſtehe, von denen die lesteren bei Erwachſenen, die erſteren im Kindesalter vor: herrſchen, und daß wihrend des Lebens die Körperchen all: mälig in Faſern umgewandelt werden. Er ſpricht fih nun ausführlih Über die Vascularitaͤt Diefer Knorpel aus und behauptet, auf zahlreiche Unterfuhungen geftügt, dab Blut: aefüße nur in der Faferportion enthalten feyen, welche die Sunction haben, den Enorpeligen Theil zu ernäbren, welcer, da er dem Drude und der Erfhütterung bloßgeſtellt ift, Eeine Gefäße hat, 77 Die cornea, lens erystallina und der humor vi- treus gehören zur zweiten Claffe der gefäßlofen Gewebe. i 1) Die Structure der Hornhaut iſt ſehr lofe, und fie enthält nur wenig Koͤrperchen, gemifcht mit glänzenden Fafern. Der Verfaffer bekaͤmpft die Anfichten zu Gunften der Vascularitaͤt derfelben und zeigt, daß die an ihrer Pe— tipherie convergirenden Blutgefäße auf zweifache Weife ans geordnet find; diejenigen, aus denen vorzüglich die Nahrungs— flüffigeeit kommt, und welche nad ihrer Lage artt. sclero- tico-corneales genannt werden Eönnen, find groß und zahlreich; fie liegen in der Subſtanz der sclerotica, conz vergiren gegen den Punct bin, mo die selerotica fid mit der cornea verbindet, und gehen dafelbft continuirlic in die rücwärtstaufenden Venen über. Cine zweite Neihe, die artt. conjunctivo - corneales laufen über eine Eleine Strede der Oberfläche der cornea hin, wo fie ein ſchma— les Band bilden; fie endigen, indem fie mit den Venen Schnüre bilden, und dringen nicht in die Subſtanz der Hornhaut ein. 2) Die Kınftalllinfe befteht aus Körperchen, von: wels hen die Faferftrahlen gebildet werden. Die art. centralis retinae ernährt diefes Organ; fie veräftelt fih an der hin— teren Fläche der Kapfel in der Geftalt großer Zweige, wel— he rund um die Peripherie berumlaufen, wo fie gerade werden, und damit endigen, daß fie mit den Benenftrahlen Schlingen bilden. 3) Der Glas koͤrper zeigt Feine Epur von Gefür fen, und man findet Feine Zweige der art. centralis re- tinae darin, wie mehrere Anatomen geglaubt haben. Der Berfaffer ift der Anfiht, daß die Ernährung diefer Gewebe ducch die gefäßreichen Giliarfortfäge der chorioidea bewirkt twerde, und daß die aus den Iegteren kommende Flüfs figkeit duch die Subſtanz vermittelft Körperchen verbreitet werde, aus welchen diefe Membran befteht, wobei der halb— flüffige Zuftand des Organs zu Hülfe Eommt. Die dritte Claſſe der gefäßlofen Gewebe bilden bie Epis dermalanhänge. Der Verfaffer befchreibt fie alle ald aus Körs perchen zufammengefeßt, welche da, wo fie mit dem gefäßreichen chorion in Berührung ftehen, rund und weich find, zuſam— mengedrücdt und abgeflacht dagegen, wo fie weiter von dems felben entfernt find. Er weiſ't in dem Hufe des Pferdes feine Candle nah, welche, wie er glaubt, Flüffigkeit durch— führen, und behauptet, daß die Schweißcanaͤle des Menfchen eine den Spiralgefäßen der Pflanzen analoge Structur bes figen. Auch bier dienen die vielen Modificationen der Ges fäßanordnung dazu, eine große Menge Blut herankommen und langfam um das Gewebe herum cireuliren zu laffen; der DVerfaffer ſchließt auch hieran die Bemerfung über die bemerkenswerthen vitalen Eigenthuͤmlichkeiten diefer gefäßlofen Gewebe an. Zum Scluffe giebt der Verfaffer an, daß es feine Abficht gewefen fey, als ein phufiologifhes Geſetz zu begrüns den, daß Organe ernährt werden und wachfen koͤnnen, ohne daß Blutgefäße in ihrer Subftanz vorfommen. — Die An: wendung diefes Gefeßes auf dag Studium der Chirurgie in Bezug auf die Urfachen der MWeiterverbreitung der Gefäße 621. XXIX. 5. 78 in die gefaͤßloſen Gewebe bei Erankhaftın Zuſtaͤnden derfeiben und auf die Maaßregeln, welche zur Verhütung und Hei— lung der davon abhängigen Affectionen zu ergreifen find — als auh auf Pathologie in der Unterfuhung der Bes fhaffenheit Erankhafter Gewebe, befonders der gefäßlofen, wird, nad) des Verfafferd Urberzeugung, nicht nur von wiffenfchafts libem Intereſſe ſeyn, fondern auch practifchen Vortheil ges währen. Erklärung der Abbildungen. Figur 4 Ein Queerdurchſchnitt des unteren Endes des Oberſchenkels, bedeutend vergrößert. A. Die unwegfame Knochenſchicht (Gelenklamelle). B. Die feften Verticalfafern der Zellen an der Obers fläche der Rnochenlamellen. Figur 5. Durhfchnitt eines Theiles des unteren Endes des Oberſchenkels, welcher das DVerhältnif der Blut: gefäße eines Knochens zu dem bdenfelben bededtenden Knor— pel zeigt. A. Der Gelenffnorpel. Die Blutgefähe der Zellen. Figur 6. Gefäße zwiſchen der Spnovialhaut und dem Rande des Gelenffnorpeld am condylus ossis femo- ris in der Geburtsperiode, A. Gelenkknorpel. B. Rand deffelben. C. Sy: novialmembran. D. Das einzelne Gefäß, in welhem die Arterien endigen; @ Arterien, © Denen, Figur 7. Ein Theil des inneren halbmondförmigen Faſerknorpels am Kniegelenke. A. Der freie innere Rand des Faſerknorpels. B. Der wahre Knorpel. O. Die Graͤnzlinie zwiſchen dem Knorpel und Faſerknorpel. D. Der faſerknorpelige Theil; a, Arterie, ©, Bene. Figur 8. Die Gefäße, welche in der Subſtanz der selerotica Liegen und ſich dem Rande der Hornhaut naͤ— bern (arteria selerotico - cornealis). A. Cornea. B. Gränzlinie zwifhen cornea und selerotica. C. Selerotica; a, Arterie, dv, Vene. Figur 9. Die Gefäße, welche eine gewiffe Strecke weit auf die Oberfläche der cornea verlaufen ziwifchen derfelben und der conjunetiva (art. conjunctivo -corneales). A. Cornea. B. Art. conjunctivo-corneales. C. Sclerotiea; a, Arterie; ©, Vene. Figur 10. Vertheilung der Blutgefüße, welde die Linfe ernähren. Menſchlicher foetus. A. Borderfläche der Linfe. D. Endzweige der art. centralis retinae, C. Umfang der Linfe; a, Arterie, v, Vene. (London Medical Gazette.) B. Die Gelenftamelle. C. Gin Fall von fehr fehmerzhafter callöfer tylosis der Füße. Von Dr. Payan zu Air. Es ift befannt, daß Alibert in feinem Merke über Hautkrankheiten unter dem Namen tylosis einen Krank: heitszuftand befchrieb, welcher ſich characteriſirt durch trockne, harte, lamelloͤſe, bewegliche oder unbewegliche, calloͤſe Wu— 79 cherungen in ber Zellgemobsfchicht ber Haut, vorzüglich an der Fuſpitze und an den Zeben und faft immer durch Deuck der Schuhe oder Stiefel erzeugt wird, Es ift ferner be: Eannt, daß er drei Arten von tylosis unterfihied, nämlich die fehwielige (gompheux) tylosis. allgemein unter dem Namen Hühneraugen befannt, die blafige tylosis, ges meiniglihb ognon genannt, und die callofe tylosis, welche votzuͤglich ihren Sitz auf der Fußſpitze bat, immer aus übers einanderliegenden Epidermisfhichten befteht, und deßwegen fo benannt wird, weil fie ſich durch callö’e Oberflächen von dverfchiedener Ausdehnung characterifirt. Ih will in Folgendem einen Fall der letzten Varietät, fowie die Behandlung mittheilen, durch melde ich die be— untuhigenden Symptome, von denen die Affection begleitet war, befämpfen konnte. Während des legten Sommers murde ich von dem Marquis v. S, einem ungefähr 45 Jahre alten Manne, wegen eines Ue— bels um Rath gefragt, welches, anfcheinend von geringer Bedeu: tung, ihm feit einiger Zeit grose Beſchwerden bei'm Gehen verurs ſachte, ja fogar dafjelbe gang unmöglich machte. Bei näherer Be: fihtigung fand ich die Fußfohle zum großen Theile mit ziemlic) breiten und ftellenmweife ziemlich dicken Gallofitäten bedeckt, naments lih an den Stellen, wo die Fußſohle bei'm Gehen die Fußbedek— dung berührt. An den übrigen Stellen hingegen mußte man die Feinheit der Haut und die Zartheit der epidermis bewundern, was einen merklichen Gontraft mit den Gallotitäten machte. Uxbrigens war bei diefem Subjecte eine fo große Anlage zur Entftebung die: fer Verhärtungen der Oberhaut, daß ein, felbit fehr gerinaer, je doc) einige Zeit lang fortgefegter Drud auf einer Stelle der Hand: flähe eine folche erzeugte. Trug er einige Tage lang einen Stock und ftüste er, wie es zumeien zu geſchehen pfleat, den Kopf auf die Hand und diefe wieder auf den Stod, fo war er gewiß, daß fib an diefer Stelle ein callöfer und, je nach der langen Dauer der co:nprimirenden Urjabe, verſchieden dicker callöfer Fieck entwickeln werde, Am Meilten jedoch beklagte ſich der Kranke über außer: erdentlihe Schmerzhaftigkeit der Fußſohlen, die fo groß war, daß ein Spagiergang für ihn eine Marter war. Wollte er ausgehen, fo Teste er den Fuß fehr vorfihtig auf den Boden auf, weil er fonft das Gefühl hatte, als wären ihm taufend Nadeln tief in den Fuß gedrungen, oder als werde ihm die Haut diefer Körperftelle durchriſſen. Es waren alle möglichen Zußbekleidungen verfuht worden, um diefer außerordentlihen Em: pfindlichkeit abzuhelfen, und die Gallofitäten waren wiederholt mit großer Vorſicht abgetragen worden. Auch wurden, bevor ich con— fultirt wurde, mehrere Salben und fette Körper, fowie erweichende Zusbäder, aber ohne Erleichterung, angewendet, Endlich glaubte auh ein Arzt aus der Hartnädigkeit und Schmerzhaftigkeit des Uebels auf eine Hautkrankheit fchliegen zu müffen und ſchlug ein allgemeines antiherpetifches Verfahren ein. Auch die Mittel, welche ich anfangs verordnete, wie eine Salbe mit Belladonnaextract zum Einreiben an den Kußfohlen, ferner Rußbäder mit einer ftarken Mohnkopfabkochung und dlige und andere Komentationen brasıten, feine Erleihterung. Indeß waren an den Zußfehlen Eeine Riſſe 621. XXIX. 5, : 80 oder Spalten zu bemerken, wie fie in anberen Yällen vorfamen ; und Allıs wies darauf hin, dad die Schmerzen von einer Ermeis terung der Sefäße der über din Gatlofiräten ausgebreiteien Haut herrührten, welche legte wegen der Gegenwart der Gallofitäten fi nicht hinreichend ausbreiten fonnte, weßhalb eine fehr ſcomerzhafte Reizung erfolate. Angetrieben durch die Bitten des Kranken, ihm durch cin Mittel einen Zuſtand zu befeitigen, welcher, wenn er ſich nur noch ein Wenig verfhlimmert, ihn ganz hülflos macen werde, riech ich ihm, da bereits auch einige Mineralbäder unferer Stadt vergebens angewandt waren, endlih den Gebrauch alfalifher Kußr bäder, und zwar mictelft der Rauge aus der Aſche vom bolze der Weinreben. Gleih nah dem crften diefer Kußbäder fühlte der Kranke die auffallendfte Befferung, man konnte leicht eine Bers minderung der Empfindlichkeit an den Füßen wahrnehmen, und nach einer Woche, oder nah acht Fußbädern ſchritt unfer Kranker auf dem Straßenpflafter unferer Stadt ohne Schmerz und mit einer Leichtigkeit einher, mie je zuvor. Seit jener 3eit bat Herr v. ©. das Mittel von Zeit zu Zeit, lediglich in der Abſicht, angewendet, um der Wiederkehr des Uchels vorzubeugen. Erft neuerdings ber richtete er mir, daß er obne irgend eine Unbequemlichkeit viel ges ben fönne, ji) auf die Jagd begebe u, f. w. «Revue med, Juin 1843.) MNiscellen. Ein fhnelles und einfahes Mittel, Kinder von den anacborenen erectilen Gefhmwülften, fogenanne ten Muttermalen, oder naevi materni, zu befreien, bat Dr. Lafargue zu Saint: Emilion, der Academie der Wiffene ſchaften zu Paris, in deren Sitzung vom 29. Januar, mitgetheilt. Es beiteht darin, daß man in die Dberfläche und den Umkreis der Eleinen Gefchwulft mit einer, in Grotonöl getauchten, Rancette fünf bis fehs Stiche bewirkt. Man verfährt dabei aenau wie bei'm Bacciniren. Jeder Stich bildet alsbald eine große Blatter, weldye ſich in 36 Stunden in eine ſchöne Puſtel verwandelt, die in allen Stüden einem Blutſchwaͤren (clou) gleicht. Indem die Puſteln zus fammenfliegen, entftebt eine, an der Bafis rothe, heiße, ſchmerz⸗ bafte, harte Geſchwulſt, auf deren Gipfel ſich ein weißer Fladen befindet, und die das ganze crectile Gewebe einnimmt und zerftört, überhaupt mit dem gutartiaen anthrax viel Aebnlichkeit hat. Zwei Tage fpäter reinigt fich die Geſchwulſt, und anftatt des Mutters males bemerkt man ein Gefhwür, daß man auf gewoͤhnliche Weife zu behandeln bat. Eine größere Anzahl von Stichen fann man anbringen, wenn man fi, ftatt des Grotonöls, einer concentrir= ten Auftöfung von Tartarus stibiatus bedient; denn die fo erzeug— ten Puſteln jind weit Eleiner. Diefe Metyode läuft, wie man ficht, ziemlich auf Daffelbe hinaus, wie die, wo man bei noch nicht ges impften Kindern dergleihen Gefhmülfte mit Kubpodeniymphe impft. Das Grotonöl läßt ſich aber auch bei ſchon geimpften Kin— dern anwenden, 8 blindgeborene Brüder, burd die Ope— auen Staares geheilt, bat Herr Dr. Frieor. er Erfahrung der zweiten Verſammlung Ungaris Naturforfher zu Peſth einen, in Beziehung auf intereffanten, Fall mitgetheilt, Bibliographische Neuigkeiten. Anatomical Manipulation. By A. Tulk and A. Henfry. London 1844 12. Inquiry into the nature of the simple bodies of Chemistry, By r. Low. London 1344. 8. Melanges de chirurgie et comtes-rendus de la pratique chirur- gicale de l’Hötel-Dieu de Lyon. Par Ch. L. Janson. Paris 1844. 8. Sur la contagion. Parle Docteur Felix Jacquot. Lyon 1343. 8. — [U Menue Wotizen auspdem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, arfanımelt und mitgerhei von dem Obero Medieimalrarde Froriep gu Weimar, und dem Medisinafrarde mad Profeſſor Froriep gm Berlin. N. 622. Gedrudt im Landes = Induftrie- Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x 31 Saar a an al Ueber die Augen der Bivalven und der Ascidien. Nachdem der Wink, welhen Poli in Bezug auf die Lage und Befchaffenheit der Augen von Pecten gegeben hatte, Sahrzehnte hindurch unbeadytet geblieben und dadurd in Bergeffenheit gerathen war, haben in den legten Sahren mehrere Forſcher, unabhängig von einander, den fmaragdgrüs nen Sleden im Mantel von Pecten, Spondylus und Ostrea ihre Aufmerffamfeit gewidmet. Garner, Grube und Krohn haben und mehr oder minder augführlihe Be— fhreibungen von den Augen der drei genannten Bivalven= gattungen geliefert. Mir felbft fielen die glänzenden Fleden im Mantel von Pecten Jacobaeus bei meinen zootomi— ſchen Unterfuhungen in Zrieft fo auf, daß ich fie einer näheren Unterfuhung unterwarf. Als ich fand, daß dieſel— ben durch das tapetum lucidum vollfommen organifirter Augen hervorgebracht wurden, fo dehnte ich meine Unter— fuhungen über alle Bivalvengattungen aus, deren ich in Trieft habhaft werden Eonnte. Leider Eonnte ih die Beob— achtungen obiger Forfcher erft bei meiner Zurüdkunft vers gleichen und kann defhalb über Einzelnes, worin diefelben ſowohl voneinander, als auch von meinen Unterfuhungen abweichen, feine manfgebenden Auffchtüffe ertheilen. MWählt man ein gröfere® Auge von Pecten Jaco- baeus, fo fann man fehr leicht die Structur deffelben un— terfuchen, am Beften, wenn man es eine bis zwei Stunden in Meingeift gelegt bat. Dadurch wird die Linſe opaf, der Glaskoͤrper etwas fefter, das ganze Auge überhaupt derber, fo daß man mit einer Scheere bequem Laͤngs- und Quer— durchſchnitte machen fann. Man muß fid an einem folchen Auge fhon über die Lage der einzelnen Theile genligende Kenntniffe verfhafft haben, wenn man diefelben frifh unter: fuchen will, weil duch den Drud, welder nothwendig bei'm Zerfchneiden ausgeübt wird, nicht nur Linſe und Glaskoͤrper zerftört wird, fondern auch die chorioidea in ihre einzelnen Pigmentzellen zerfällt. — Die vordere und die beiden Sei: N®-. 1722, — 622, (Nr. 6. des XXIX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ro. oder 3 30 27, Die Tafel fchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 79x Sanuar 1844, — he 4 tenflähen de8 Augapfeld find von der dünnen epidermis der allgemeinen Dede überzogen; diefelbe hänge aber fo feft an der sclerotica an, daß man fie weder davon trennen kann, noch aud nur auf einem Durchſchnitte eine Graͤnz⸗ linie zwiſchen beiden ſieht. Die zwei Haͤute laſſen ſich aber da erkennen, wo die aͤußere (die conjunctiva) von dem Bulbus auf den Stiel des Auges uͤbergeht. Die sclero- tica ift ganz geſchloſſen, aber nicht vollfommen rund, fons dern bat erftens in der Kängenare einen etwas Fürzeren Durchmeffer, als von einer Seite zur anderen, und zweitens einen etwas convereren Abfchnitt, die Hornhaut. Sie be: fteht aus fibröfen Fafern. Durch diefelbe fhimmert überall dag Pigment duch, und zwar in verfchiedenen Farben, Die zum Theil ſchon durch die durchfichtige Hornhaut fichtbare jris ift grünlih blau, der Übrige Theil der vorderen Hälfte des Bulbus erfcheint braun, die hintere Hälfte aber dunfels roth, doch zieht fih das braune Pigment, wiewohl nur als dünne Sage auch Über das rothe bis zum Schnerven und ebenfo das rothe bis zur iris, fodaß die ehorioidea aus einer inneren rothen und einer Außeren braunen Schicht bes ſteht. Die zwei Pigmente unterfcheiden fi nicht nur in der Farbe, fondern auch in der Form und Größe ihrer Zellen. Das braune ift viel dichter und derber; die Zellen deffelben erfcheinen durchgängig polyedriſch, mährend die Zellen des rothen drei bis vier Mal größer, weicher, mit feineren Moe lechlen angefüllt und rund find. Letzteres mag wohl daher rühren, daß auf und zmwifchen ihnen kleine ftabförmige, auf beiden Seiten zugefpiste und mit feinen Querfurden vers fehene Körperchen liegen, aus welchen das tapetum beiteht. Sie irifiren bei auffallendem Lichte und gleichen ganz jenen Gebilden unter der Haut der Fifhe, durch melde der Sil- berglanz hervorgebracht wird. Das braune Pigment weicht bei dem geringften Drude entweder nach der Seite, oder nad Born aus, fo daß man leicht zu der Annahme verleitet werden kann, daffelbe liege außerhalb der sclerotica. Fafern Eonnte ich nicht in der chorioidea finden. An der Stelle, 6 85 two bie iris von der chorioidea angeht, iſt lestere mit der selerotica verwahfen Die iris ift, wie [bon bemerkt, auf dev Vorderflaͤche blaͤulich; woher aber diefe Farbe ruͤhre, babe ih nicht ermitteln Binnen, denn blaues Pigment fah ih nirgends. Die hintere Fläche ift braun. An ihe find die Pigmentzelfen länylih rund, auf der einen Seite zuges fpist und jisen an dünnen Stielen zwifhen den übrigen polyedriſchen Zellen. Die geftieiten Zellen bilden auch eine Art von processus ciliares, die fih an den Glasförver anlegen, denn e3 bleiben bei der Wegnahme der chorioidea und iris rund um die Line ftrahlenformige Pigmentfkreifen. Die iris ift confractil. Die Nervenhaut ift ziemlich did; über ihre Stiuctur konnte ich nicht ganz in's Klare kommen; fie beſteht aus Faͤden, die entweder in warzenförmige Knoͤt— chen enden, oder einfeitige WVaricofitäten haben. Die Linfe it ziemlich platt; hinten converer, ald vorn. Da fie über: baupt tief im Glaskoͤrper liegt, und ihre vordere Flaͤche we⸗ niger gewölbt ift, als die Hornhaut, fo entiteht zwifchen beiden ein Zwifchenraum, den mın an ſolchen Augen, welche Eurze Zeit in Weingeiſt gelegen find, deutlich fieht. Ders felbe ift durch die, freilich nur wenig hereinragende, iris in zwei Abtheilungen getheilt, welche der hinteren und der vor: deren Augenkammer entiprechen. Die Linſe felbft befteht aus großen Zellen, die in Weingeift opaf und granulirt werden und zadige Ränder bekommen. Diefelben find reis benweife miteinander verbunden, und zwar in Längsreihen, welche der Are der Linfe entiprehen. Diefe Längsreihen liegen fo nebeneinander, daß fie concentrifhe Schichten bil: den, etwa wie die Blätter einer Zwiebel. Mach der Periz pherie nehmen die Zellen an Größe ab, und ihre Reihen gleis chen Eplindern, die in kurzen Zwifchenräumen etwas varicoͤs aufgetrieben find. Der Glaskoͤrper befteht aus runden oder polyedrifchen, Außerft pelluciden Zellen ohne Kern, deren Inhalt durch MWeingeift kaum getrübt wird, Schon bei'm Tode des Thieres wird der Glanz des tapetum matt, das Auge zieht fih zuruͤck, füllt etwas zu: fammen und ift dann viel ſchwerer aufzufinden. Liegen die Augen längere Zeit im MWaffer, fo zieht ſich das Pigment in den Stiel zurüd und das Auge läßt fih nur noch als ein unregelmäßiger bläulicher Fleden erkennen. In Mein» geift verfchwindet die Farbe bis auf einen fihmalen Ring unter dem Rande der cornea; Ießtere wird opad, — Sn diefer Ausdehnung läßt ſich die anatomifche und hiftologifhe Bildung des Auges nur bei wenigen Gattungen verfolgen, bei den übrigen macht theils die außerordentliche Kleinheit derfelben und die Anlagerung von Pigment außerhalb der scelerotiea oft niht nur die Zeraliederung, fondern felbft die Auffindung fehr ſchwierig. Wenn ich mich daher in den folgenden Angaben zuweilen nicht gang beftimmt über den Sig der Augen bei einzelnen Gattungen oder Arten aus: fpreche, fo beruht dieß hauptfächlic” darauf, daß ich mich nicht vollfommen von dem Borbandenfenn aller wefentlichen Theile des Auges überzeugen konnte. Lange fuchte ih bei der Aufter vergeblih nach den Augen. Erſt als ich 8 bis 4 Zoll große und möglichft frifhe Exemplare unterfuhte, gelang es, diefelben zu finden. 622. XXIX. 6. 84 Sie find Bein und braun, ftehen an dem Äußeren Mantel: tande zwiſchen ben Fuͤhlern und feinen zwar geftielt zu ſeyn, ziehen fih aber weit zurüd und liegen dann ganz zwi— fhen den Fühlern verborgen. Am Leichteiten findet man fie in der Nähe des Schloſſes, wo die beiden Ränder des Mans tels faft in einen verihmotjen und die Fühler weder groß, noch ſeht dunkel gefärbte find. Man ſchneidet bier ein Stud des Mantelſaumes heraus, nimmt es mit viel MWaffer unter eine ſchwache Vergrößerung und druͤckt es mit einem Glas: plättchen langfanı platt. Dadurch wird das braune Pigment, welches die aͤußere Platte der chorioidea bildet, herausger druͤckt, und das rothe innere Pigment, ſowie die durchſichtigen Medien, treten entweder zugleich zwifchen die Fühler, oder wer: den wenigſtens fo entblößt, daS man fie deutlich erfennen Eann. Mir groß ihre Anzahl fen, Eonnte id niht genau beftimmen, da das Auffinden derfelben ſchwer ift und durch die braus nen Pigmenthäufhen, welche faft überall zwifhen den Fuͤh— lern fißen, leiht Taͤuſchungen veranlaft werden Eönnen. Nach einer ohngefähren Shäsung find fie in viel größerer Anzahl vorhanden, als bei Pecten, denn mehr als ein Drittel des Mantelfaumes hat je zwifchen zwei $ühlern ein Auge. Laͤßt man eine frifhe Aufter auf der flaben Scaa= le troden fo lange liegen, bis fie fih von felbft öffnet, das Waſſer abfließen läßt und der Mantelfaum eben nur noch feuht genug bleibt, um nicht einzutrodnen, fo zieht ſich derfelbe etwas zuruͤck und die Augen treten ald eine Reihe Eleiner, metallifh glänzender Puncte ganz deutlich hervor. Sie verfhmwinden, fobald man den Mantel berührt. Bei Anomia electrica und A. ephippium ift die Lage ähnlich; fir find fisend, gelb, oder braun. An einem einen halben Zoll großen Eremplare zählte ich in jeder Man: telhälfte ungefähr 20. Der Mantelrtand von Spondylus gaederopus hat drei Falten; die aͤußerſte liegt diht an der Schale, die ins nerfte it ſehr breit und liegt, wenn das Thier todt iſt, glatt auf dem Mantel nah Innen gerichtet; öffnet aber das lebende Thier die Schale, um zu athmen, fo werden diefe inneren Falten an beiden Mantelhälften zu aufgerich- tet und aneinander angelegt, daß eine geſchloſſene Höhle für die Kiemen entfteht. Die mittlere Falte endlich trägt mehrere Reihen bräunlicher Fühler; zwifchen ihnen ſtehen nad Innen die geftielten Enopfförmigen Augen. Die Pu: pille ift cund, die iris braun; das tapetum glänzt gelb: lichrotb, oder grün. In der Nähe des Schloſſes ſtehen fie am Wenigften dicht. Ihre Anzahl ift nit in beiden Manz: telhälften gleih. Sch zählte am Mantel der flachen Schale 90, an dem der tieferen nur 60 bei einem etwa 4 Zoll großen Eremplare.. Wenn die innerfte Mantelfalte aufge richtet wird, treten die Augen bis an den Rand der Schale. Bei der Gattung Pecten ſtehen fie ebenfalls zwifchen den Fühlern nah Innen. Ihre Lage und VBertheilung iſt fehr vielen Veränderungen unterworfen. Sie liegen fowohl auf den Rippen, als in den Buchen, große (4 im Dur: meffer) und Eleine (4 im Durchm.) ohne beftimmte Ord— nung abmwechfelnd, wobei jedoch öfter zwei Eleinere für ein großes zu gelten fheinen. Am Dichteſten ftehen fie in der 85 622. Nine des Schloffes, beſonders hinten. Ihre Anzahl vas tüirt bei Pecten Jacobaeus von 16 bis 24 in der tiefes ten und 35 bis 45 in der flacheren Mantelhälfte Sie kommen nie Über den Rand der Schale heraus, auch wenn fih der Mantelrand und die Fühler ganz ausdehnen. Bei jungen Thieren find fie verhältnigmäßig ſehr groß, und ſchei— nen deßhalb näher beifammen zu ftehen; jedoch ift ihre Anz zabl geringer, als bei älteren, Merkwürdig ift, daß auch bei den Arten, deren beide Schalen ziemlich gleich hoch yes mwölbt find, in der einen Mantelhälfte mebr Augen liegen, als in der anderen. Das Verhaͤltniß ift gewöhnlich, wie 3:4, hoͤchſtens, wie 5:6; fo bei P. varius, P. glaber Trotz der großen Sorgfalt, welche ich bei Lima in- flata, Lam., anwendete, war e8 mir nicht möglich, über die Lage der Augen ficher zu werden. In der Furche zwi— ſchen den Fühlern und der Äußeren Falte des Mantels liegt ein gefaßähnlicher Canal, welcher ganz mit rothem Pigmente ausgefüllt ift; auf und neben diefem Ganale und, mie es mir ſchien, durch einen Gang mit demfelben zuſammenhaͤn— gend, fand ich gelbe Kuͤgelchen, die von einer dünnen Haut umgeben find und viel Pigment enthalten. Sie liegen vers einzelt, und ich habe deren nur fieben in jeder Mantelhälfte zählen koͤnnen. Von iris, Glaskörper und Linfe Eonnte ic) Nichts wahrnehmen, Bon der Gattung Pinna unterfuhte ih P. nobilis’ und P. muricata. Bei beiden Arten find die Augen gelb— lihbraune, Eurzgeftielte Kügelchen von + bis 4’ Durchmef: fei und ftehen auf der Bpffusfeite zwifhen dem aͤußerſten Mantelrande und der zunaͤchſt daranliegenden Falte, dicht gedrängt in der Mühe des vordern Schließmuskels, verein= zeit am hinteren Mantelrande. Die chorioidea har hell: gelbes, die iris braunes Pigment. Bei völlig gefchloffener iris bildet die Pupille einen Spalt, welcher mit der Xins genare der Mufchel parallel lauft. Ich zählte bei einem 15° langen Eremplare gegen 40 in jeder Mantelhälfte. — Durd die vom binteren Schliefmugfel zum hinteren und unteren Mantelrande gehenden Muskelfaſern, welche den ges woͤhnlichen Verlauf der Sehnerven täufhend nachahmen, kann man leicht verfühtt werden, die Augen an jenen Stellen des Mantels zu fuchen. Sch habe jedoc dort nie etwas finden fönnen, was als Augen zu betrachten wäre. Sehr ſchwer find fie bei Arca Noae aufjufinden; am Leichtejten noch in der Nähe des Schloffes, oder an den Stellen, wo der untere Nand in den hintern, oder in den vorderen Übergebt. Hier hat nämlich der Saum des Mantels eine Verdidung, auf welcher fechs bis acht ziem: lich große Augen ftehen. Alle find fitend. Der untere Rand ift theilmeife fpärlidy damit verfehen, fonft aber ftehen fie fo dicht, daß ich bei einem 2 langen Eremplare 60 mit Sicherheit in jeder Manteihälfte zählte. Es find ihrer aber eher mehr, denn weniger. Ihre Farbe ift braun, dunk— ler, als die danebenliegenden Pigmentfleden. Nur bei den größeren Eonnte ich die Pupille mit durchſcheinendem tape- tum bemerken; aud ſcheinen häufig theilweife Verſchließun—⸗ XXIX. 6, 86 gen, oder wenigſtens bedeutende Bewegungen in der iris vorzufommen. 4 F Der Raum des Manteld von Pectunculus pilosus hat zwei dicht aneinanderliegende Falten, welche, wie bei ans deren Bivalven, in der Nähe des Schloſſes in eine zufams menlaufen. Am Borderrande ift diefe eine dunkelbraun ge= fäumt, was groͤßtentheils von den darauf befindlichen, ſitzen— den Augen herruͤhrt. Diefelben fichen theils einzeln, theilg in Gruppen vereinigt, auf bunfelbraunen, vrangenartigen, wiewohl nur wenig hervorragenden, Erhöhungen, In den Gruppen, welche beitäufig 3 — 3" im Durchmeſſer haben, liegen die Hornhäute fo eng aneinander, daß fie im Zuſam— menbange bleiben, wenn man fie von den unterliegenden Geweben losreißt. Die einzelnen Hornhäute find jedoch rund, Man könnte diefe Häufchen aggregirte Augen nennen, denn fie haben alle Merkmale derjenigen zufammergefegten Augen, welche man mit dieſem Namen bezeichnet. Die Anzahl der einzelnen Augen in einer folhen Gruppe beträgt 20 bis 30. Sie find etwas Eleiner, als die einzeln flehenden, und die Durchmeffer beider verhalten fih, wie 5 : 7, oder wied : 8. Die Pupille ift in allen Augen rund; die chorioidea roth; Glaskoͤrper und Finfe find felten deutlich zu fehen.. Am un: teren und hinteren Rande des Mantels feinen die Grup- pen häufiger, dagegen die einzelnen Augen feltener zu feyn. Nicht zu verwehfeln mit den augentragenden Erhabenheiten find die zwifchen ihnen liegenden Pigmentfleden. Abgefehen davon, daß letzteren die characteriftiihe Hornhaut fehlt, find auch die in ihnen enthaltenen Pigmentzellen kaum die Hälfte fo breit, ald die Augen und laufen nad) Innen fpikig zu, fo daß fie mie Eleine Kegel ausfehen, deren Baſis und Spitze eine helle, pigmentlofe Stelle haben. Die große Maffe dunfel violetten Pigmente, die bei Mytilus edulis unter der epidermis des Mantels und bejonders an den gezadten Lappen bdefjelben firt, macht es unmöglid), fi von dem Sitze der Augen genau zu uͤberzeu— gen. Doch habe ih in den Zaden der Mantellappen in der Nähe der Furzen Röhre, in welche hinten der Mantel ausläuft, dunkelbraune, runde Körperchen gefehen, welche man für Augen halten könnte. Ob dieſe Kügelhen aber auch einen Glaskörper und eine Linſe enthalten, fragt fich. Etwas näher Eonnte ich der Sache rüden bei Mytilus barbatus, L. (Modiola barbata, Lam.) An diefer Art find die Franſen der Röhre und des Hinterrandes nicht fo deutlich ausgeprägt, als am der vorhergehenden. Es find vielmehr nur Eleine, einfache, runde Läppchen vorhanden. Statt des violetten Pigmentes ftehen auf den Epigen der Lappen und in den Vertiefungen zwiſchen den letzteren fchon mit bloßem Auge erfennbare, runde, gelblichweiße Fleden. Sch glaubte, in ihnen ein einfaches Auge zu bemerken. Ihre Anzahl ift groß, aber unbeflimmt. Sie unterfdeiden fih von den rings um diefelben ftehenden Pigmentfleden dadurch, daß fie Eugelig und compact, während die Piyment: flecken unregelmäßig, gezadt, mit Aeſten verfehen find und häufig untereinander zufammenhängen. Um bei der Gattung Cardium (C. edule, L. und C. tuberculatum, L.) die Augen deutlich fehen zu Eöns 6* 87 nen, muß man frifhe Thiere in eine flahe Schafe mit Seewaf: fer fegen. Faͤngt das Thier an, die Schalen zu Öffnen, fo £ommen am hinteren Rande zuerft einzelne dünne, ſeht lang ausſtreckbare, Fäden heraus, welche nach allen Richtungen bewegt werden; jeder Faden trägt ein Auge. Je weiter die Eurzen Mantelvöhren bervortreten, deſto mehr folcher fühlerförmigen Fiden erfheinen. Hat man das Thier läns gere Zeit in Ruhe gelaffen, fo eriheint die Athemröhre gang, die Afterröhre zur Hälfte ihres Umfanges, mit uns zaͤhlbaren fadenförmigen Zöttchen bededt, deren jedes entwe— der ganz an der Spige, oder feitlih, etwas unter derfelben, eine Auge hat. Die Augen können in die Stiele eingejtülpt und die Stiele felbit bis zur Form einer Eleinen Warze ver— Eürze werden. Dieß macht die Unterfuhung an todten Thies ven ſehr fhwierig. Die Menge der Augen ift außerordents lich groß. Man Eann fi einen ungeführen Begriff von ibeee Anzahl machen, wenn man ein feifhes Stüd der Manteleöbren unter das Mikroſkop nimmt. Zwar ziehen fih ale Angen zuruͤck, aber das tapetum ſcheint bei den meiften ducd die Pupille duch. Ich Eann das Bild, welches die vielen glänzenden Puncte gewährt, mit Nichts paffender vergleichen, als mit dem geſtirnten Himmel. Die außerordentlihe Menge der glänzenden Puncte ließ mid an: fange zweifeln, ob fie auch alle von den Augen herrühren; aber ich Uberzeugte mich fpäter durch verfchiedene Verſuche davon zur Genüge. (Schluß folgt.) MNiscellen. Ueber die Anatomie der Giraffe haben die Herren Joly, Profeffor an der Facultät der Wiffenfchaften zu Zouloufe, und Labocat, Profector der Veterinaͤrſchule dafelbft, der Pariſer Academie der Wiffenfhaften am 12. Kebruar eine Mittheilung ges macht, die fich auf die Section eines Giraffen-Weibchens gründet, das unlängft zu Zouloufe anlangte und bald darauf ftarb. Es wird dadurch manche Lüde in der Anatomie diefes merkwürdigen Thieres ausgefüllt. Der ungeheuer lange Nahrungsſchlauch des frag: lien Eremplares mag 64 Meter 65 Gentim. (etwa 55 Ellen), war aber im Vergleich mit dem der Thiere, welche der Giraffe am Nächften ver— wandt find, ziemlich eng. Die Structur des Magens flimmte mit der von Sir Everard Home gegebenen Beſchreibung derfelben nicht in allen Puncten überein. Wenn, wie behauptet wird, die Giraffe keinen ihr eigenthümlicyen Ton hören läßt, fo erklärt ſich dieß aus dem faft rudimentären Zuftand ihres Kehlkopfes. Die Vertheilung der meift durchaus normalen Gefäße erinnert an die, welche man bei den großen wiederfäuenden Kausthieren beobachtet. An dem 622. XXIX. 6. 88 Geſchlechts- Harn » Apparat bemerft man eine Eizenthämritrfeit, deren Zweck darin beftehen dürfte, das Derabfallen der Eier in die Abdominalhöhle zu verhindern, nämiih eine Art von Sat, wels her duch die Falten der Sublumbar: Ligamente gebildet wird und Zrichter der Muttertrompete umhüllt. — Die Hautmuss keln fehlen durchaus uno werden dur cine ftarfe aponeurotifche Schicht erfegt, weldhe den ganzen Körper «inhuut und in mehreren Regionen mit einer Lage von gelbem Kafergewebe gefüttert ift. Der Character des ganzen Locomotionsſyſtems deutet bei der Giraffe auf große Kraft in Geſellſchaft von bedeutender Geſchwindigkeit und Gewandtheit hin. Das Gehirn, welches volumindfer ift, als bei'm Ochſen und Pferde, macht fih durch die große Zahl und die Tiefe feiner Windungen bemerklich. Es wog, mit Eiufhiuß des Eleinen Hirns 710 Grammen. Das Skelet ift noh nicht vollftändig uns terſucht worden; indeß haben ſich die Zouloufer Anatomen davon überzeugt, daß das dritte Horn, welches man allacmein der Giraffe zuſchreibt, nichts weiter ift, als ein Vorſprung auf der Mediantinie des Stirnbeing, der um fo ftärfer bervortritt, je ältır das Thier wird. Aehnlich ſcheint es fi), obwohl Cuvier anderer Meinung ift. mit den ſeitlichen Hörnern zu verhalten. Ueberhaupt gleicht die Giraffe rudjichtlih mehrerer Puncte ihrer innern Drganifation unfern großen Haus-Wiederkaͤuern bedeutend; ruͤckſichtlich anderer nähert jie jich den Einbufern und in’sbefondere dem Pferde; rück— ſichtlich anderer , endlich, behauptet fie eine vollftändige generiſche Eigenthuͤmlichkeit. Ueber die Fettbildung in der Leber ber Gänfe bat Herr Perfoz Beobachtungen angeftellt und der Academie der Wiſ— fenfhaften zu Paris mitgetheilt. Nachdem zwei gemäftete Gänfe Einiges bemerken ließen, was mit den Beobahtungen Anderer über die Fettbildung in Widerfpruh fchien, fo ftellte der gewandte Che: mifer neue Beobachtungen an neun Gänfen an, die er unter feinen Augen mit Zürkifhem Korn ftopfen lief. Er hatte nämlidy be= merkt, daß die Quantität des vorgefundenen Fettes, in den zmei erften Gänfen, welche in der im Elfaß allgemein gebräuchlichen Weiſe gemäftet worden, beträcdhtliher war, als die, während der Mäftung eingetretenen Zunahme des Gewichtes; und er batte da— raus gefchloffen, daß die Subſtanz der Gans felbft in Etwas zu ihrer Fettbildung beigetragen habe. Die jest mitgerheilten Erperis mente beftätigen die. Seine bisjegt erhaltenen Refultate fpricht er nun in folgendem Sage aus: 1) Nach meinem Berfuche wird die Gans nicht allein fett durch das in dem türfifchen Korne ent= baltene Fett, fondern fie bildet ſelbſt einen Theil des Fettes auf Roften des in dem türfifhen Korne enthaltenen Stärfemehls und Zuders und vielleicht auch vermittelft ihrer eignen Körperfubftang, weil die Quantität des in ihr gebildeten Kettes gewöhnlich mehr, als das Doppelte des in dem Mais enthaltenen Fettes, beträgt. 2) Menn eine Gang gemäftet worden ift, enthält fie eine größere Quantität Fett, als die in ihr erfolgte Gewichtszunahme beträgt. 3) Während des Mäftens verändert das Blut der Gans feine Zur fammenfegung, indem daffelhe reich wird an Fett und das Eiweiß abnimmt, oder ſich modificirt. 4) Es ſcheint ein gewiſſes Verbälte niß ftattzufinden in der Vergrößerung der Leber und der Quanti: tät des gebildeten Fettes. a a — — —J A Ueber Abfceffe der prostata. Bon Le Royed’Etiolles. Velpeau bemerkt: „die neuefte prostatitis kommt nur bei Erwachfenen vor, und nur ausnahmsweiſe bei Kindern und Greifen.” (Gazette des Höpitaux, 18. Decem- bre 1842.) €s ift aber leicht, dag Gegentheil zu ermeis fen. Cine phlegmonöfe Entzündung entfteht nämlich offen: bar aus einer acuten Entzündung; Abfceffe der prostata aber, die, wie alle Ubfceffe, erft aus phlegmonöfer Entzuͤn— (ku ee e. dung fich bilden, werden häufiger im Greifen: ald in ans deren Rebensaltern beobachtet, und zwar aus folgendem Grunde. Der Uebergang der chronifchen Entzündung zur acuten ift bei drüfigen Organen ſehr häufig. Congeſtiver Zuftand und Hypertrophie der prostata ift demnach eine günftige Bedingung zur Entwidelung der acuten Entzün: dung; auf gleihe Weife beobachtet man dieß bei den Ton— filen, welche ebenfalls Schleimdrüfen find, deren Lage ges ftattet, ihre pathologifhen Veränderungen beffer zu verfols 89 gen. Einige Hilfe, die ih bei 70: und SOjährigen Greifen beobachtet habe, werden meine Anſicht befräftigen. Erſter Kal. Herr B., deffen Krankheitsgefchichte ich in meinem Werke über Lithotripfie ausfuͤhrlich mitgetheilt babe, kam im Alter von 79 Jahren nach Paris, um fich von einem Steine durdy die T'peration befreien zu laffen. Nach einer befchwerlichen Reife hatte er ein beftiges Fieber mit Froſtſchauern. Blutegel und Bäder braten Eeine Erz leihterung. Es wurde num die Blafe erplorirt; durch den Durchtritt des Catheterd am Blafenhalfe entftand eine Rup— tur der Wandung eines Abfceffes, und der Kranke verlor unmittelbar darauf faft ein Glas voll Eiters. Mac) vier: zehn Tagen war der Eiterheerd gereinigt, und die Zertrüms merung des Steined glüdte vollkommen. Here B. ift jest 85 Jahre alt und genießt einer guten Gefundbeit. zweiter Fall. M., 78 Jahre alt, fühlte feit act Jahren immer bäufiger das Beduͤrfniß, Urin zu laffen; der Urin if trübe und fließt in einem fchwachen und dünnen Strahle ab; jest leidet er an vollfommener Netention. IH führte einen ſechs Millimeter dien, gekruͤmmten Catheter ein, vermittelft deffen ich eine große Quantität Urin abflies Ben ließ; am zweiten Tage floß eine Menge Eiters ab. Hierauf ftellte fich ein Froſtſchauer mit Fieber und Delirium, coma und Trodenheit der Zunge ein; diefe Symptome, welhe man als Gefcheinungen der Neforption des Eiterg betrachten Eann, verſchwanden; der Kranke genas, und die Entleerung des Urins ging 6 Monate nachher viel beffer ab, als vor diefem Zufalle, Dritter Fal. M. v. B., 87 Sabre alt, mufte feit mehreren Fahren febr häufig uriniren; Gatarch der Blafe; außerordentlich heftige, gegen den After ſich hinziehende Schmer— jen. Im DBereine mit Herrn Guerfant, dem Vater, und Sacob, erfannte ic) fogleich den Uebergang einer chronifchen prostatitis in dag acute Stadium. Mit cinem eingeführ: ten elaftifhen Gatheter erkennt man, daß die Blaſe nur zum fechsten Theile entleert werden konnte. Da diefer je= doc nicht fortwährend ertragen wurde, fo führt man ihn vier Mal täglih ein. Tags darauf wird mittelft des Ca— theters dicker Eiter entleert, und der Ausfluß bört nah Ver— lauf einer Woche auf. Die Einführung des Gatheters wird nur vier Mat täglich wiederbolt. Der Ausfluß des Urins ſtellt fih jegt wieder her. Nah einigen Monaten befam id) den Kranken nicht mehr zu Geficht. Nierter Fall. M., 90 Sabre alt, muß feit unge: fähr zehn Sahren ſehr bäufig Urin laffen; diefer ift immer mehr und mehr getrubt, fließt in immer ſchwaͤcherem Strahle ab und kann endlich gar nicht gelaffen werden. Ich führte endlich einen Gatbeter in die Blaſe ein, welcher liegen blieb, und am dritten Tage floß ein halbes Glas voll Eiter ab; einen Monat lang wurden täglib Durchſpuͤlungen mittelft einer sonde A double courant eine Stunde lang ges macht, wonach die Blafe fih bis auf drei Viertel ihres Inhalte von felbft entleert. Der Kranke führt Morgens und Abends den Gatheter felbft ein, um die Stockung des 622. XXIX. 6. 90 Reſtes des Urins zu verhindern. Er ift jegt 94 Sahre alt und erfreut fich einer trefflichen Geſundheit. Fünfter Fall. Dr. R., 82 Sabre alt, leidet an zu: nehmender Hppertrophie der prostata mit vollfommener Re= tention des Urins; die Einbringung des Gatheters ift fchmer. Es entleert fich ein Abfceß, deffen Ausflug nad) wenigen Tagen aufhört, wonach die prostata kleiner wird. Das MWermögen, zu uriniren, ſtellt ſich jedoch unvolltommen wies der ein. Der Urin ift Flar. Nach drei Monaten ftellten ſich Symptome von Hirnerweihung ein; der Kranke ftarb. Sechster Fall. Dr. B., 78 Fahre alt, leidet feit fehs Sahren an zunehmender Hppertrophie der prostata mit Urinverbaltung; der Kranke verfuht die Cinbringung des Gatheters und bahnt fid) einen falfhen Weg. Ich ger langte in die Blafe, worauf eine Menge Urins und zugleich eine aroße Quantität Eiters, welcher offenbar durch die Deff: nung eines Abfceffes ſich entleerte, ausfloß. Sch führte eis nen Gatheter ein, welcher liegen blieb. Nah 14 Tagen floß Elarer Urin ab; bei Unterfuhung der Blaſe entdeckte ich Blafenfteine, welche ich zertrümmerte, und wonach ich gegen 282 Eleine Steine £ünftlich entfernte. Die Geſund— heit ftellte ſich wieder her. Sicbenter Fall. L., 80 Sabre alt, litt an Sym— ptomen einer Vergrößerung der prostata, die feit ungefähr vier Fahren immer zunahm, zugleih mit Urinverhaltung ; mittelft des Gatheteriemus wurde ein blutiger Urin entleert. Am dritten Tage floß eine Menge Eiters ab, wonach bie Gefhmulft abnahm und dag Vermögen zu uririren fi zum Theil wiederherftellte und bereits laͤnger, als ein Jahr, fortz beſteht. Bei demfelben Kranfen fanden ſich auch Hydatiden in der tunica vaginalis mit einer ſolchen Verdickung dee scrotum, daß die Hüllen des Teſtikels nicht weniger, als drei Gentimeter Dide, hatten. Achter Fall. C., 80 Jahre alt, leidet an Blafen fteinen mit acuter prostatitis, ohne Hypertrophie des vor— dein Theiles; der Abſceß wird geöffnet, der Ausfluß hört nach zehn Tagen auf, wornach der Stein zertrümmert wird. Ein Jahr fpäter entwidelt ſich Catarrh der Blaſe, welcher feit zwei Jahren, troß aller angewandten Mittel, noch fort befteht. Neunter Kal. B., 82 Jahre alt, litt an Vergrör ferung der prostata, deren Symptome bereits feit fünf bis ſechs Jahren beftehen. Die Echmierigkeit, Urin zu laffen, hat plöglich zugenommen, zugleich find heftige Schmerz zen vorhanden, Wermittelft des Gatheters wird eine Menge ſchleimigen Uring entletrt, welcher nad drei Tagen, wäh: tend welcher die Sonde liegen blieb, heil wird. Am vierten Tage entleert ſich eine beträhtlihe Quantität Eiters. Der Urin wird wieder Elar und täglich mehrere Mal auf kuͤnſt⸗ lichem Mexe entleert. Dieſer Zuſtand dauert feit 8 Jahren an; im Uebrigen iſt die Geſundheit aut. Zuweilen ift die prostata der Sig einer Neihe Eleiner Abfceffe, entweder dadurch, daß die Entzündung von einer Stelle der Drüfe auf die andere Übergeht, oder, daß der primitive Abſceß ſich wiederum füllt und jedes Mal die Symptome wieder hervorruft, welche die Suppuration bes 9 gleiten, oder anzeigen. Diefe Aufeinanderfolge von Abfeefr fen babe ich niemals deutlicher beobadıtet, al3 in folgendem Falle: Zehnter Fall. General D., 71 Jahre alt, litt ſeit zwei Jahren an einem Blaſenſteine. Bei der Unterſuchung fand ih und Herr Marjolin eine bettaͤchtliche Anſchwel— lung der prostata, wodurch die Blaſe nicht vollkommen entleert werden konnte. Obwohl der Catheterismus ohne die geringſte Gewalt ausgefuͤhtt wurde, erfolgte doch im Laufe des Tages ein ſtarker Schuͤttelfroſt, worauf Hitze ſich einſtellte; in der darauffolgenden Nacht erneuerte ſich der Schuͤttelfroſt ebenſo heftig, wie zuvor. Die Zunge war trocken. Es wurden 30 Blutegel applicirt und zwei Gram— men ſchwefelſaures Chinin verabreicht; „denn es ift der Er— fahrung gemäß, dad diefes Fieber, mit perniciöfer Form, felbft wenn ihm eine organifhe Veränderung oder ein Eiterungs— proceß zu Grunde liegt, die China erfordert, deſſen Wirkung bier vielleicht antifeptifih ift.” Wie dem aber auch fenn möge, das Fieber verlor fih; nah aht Tagen enthielt der Urin Eiter; nah drei Wochen wurde er Elarer und die Li— thotritie Eonnte unternommen werden. Die Operation wurde ausgeführt, und die Anfchwellung der prostata dauerte noch fort. Ale Monate ftellten ſich Fieberbemweyungen mit Un: wohlſeyn ein, worauf nach drei bis vier Tagen in dem Urine ſich ein dicklicher Eiter zeigte. Diefer Zuftand dauerte zwei Jahre lang, worauf die Criſen fich verlängerten, und jeßt hat ſich feit drei Monaten kein Eiter mehr gezeigt. Eilfter Fall. Im verfloffenen Sabre beobachtete ich mit mehreren Collegen einen Kranken, bei welchem ich diefe ſich wiederhotende oder immer fich erneuernde Anfüllung der— felben Abfceffe mit befonderen Symptomen beobachten Eonnte. Nicht Schauer- oder Fieberanfülle Eündigten die jedegmalige Entftehung oder Mecrudescenz der Eiterung an, fondern es gefhah dieſes duch einen fehr heftigen rheumatiſchen oder neuralgifhen Schmerz, welcher von der rechten Hüfte big zum Kniee derfelben Seite ſich hinzog. Nach einigen Mo- naten war die Entleerung vollflommen, und die Gefundheit hergeftellt. Im folgenden Falle war der Ausgang nicht fo glüdlich: Zwoͤlfter Fall. L., 79 Fahre alt, leidet feit 4 oder 5 Jahren an Vergrößerung der prostata. 1839 war voll: Eommene Urinverhaltung vorhanden, und Roux applicirte den Catheter. Nach vierzehn Tagen ftellte fih die Urins verhaltung wieder ein, zu welcher Zeit ih, da Nour ab: wefend war, gerufen wurde, Die Einführung eines gebo— genen, elaftifchen Gatheters, obne Stilet, war leicht. Am andern Tage ging eine Menge Eiters ab, worauf die Durch— fpülung angewendet wurde. Act Monate lang war hierauf das Vermögen, Urin zu laffen, wieder vorhanden, jedoch ohne daß die bedeutend vergrößerte prostata Fleiner wurde. Es bildete fi ein neuer Weg an der entzündeten Eichel, die Einführung des Catheters war leicht, es trat indeß Fieber ein, mit Symptomen der Eiterreforption, welches den Kran: Een im zweiten Anfalle aufrieb, Die Abfceffe erneuern fih nur nach langen Intervallen, 3. B., nad) einem Jahre und nach nod) längerer Zeit, 622. XXIX, 6. 92 Ein Kranker, welcher mir von Herrn Baubelocaue zus geſchickt wurde, lieferte mir hiervon ein Beifpiel: Dreizehnter Fall. J., 80 Jahre alt, litt an pus tulentem Gatarrb der Blaſe mit beträhhtlicher Gontraction der: felben. Die prostata war beträdh:lih vergrößert und fort⸗ waͤhrendes Fieber vorhanden. Nah Erweiterung der Harnz roͤhre und Eünftlicher Entlerrtung des Urins wich der Gatarrh. Nah einem Sahre ftellten ſich heftige Schmerzen im rec- tum ein, der Urin fonnte nur mit Beſchwerden gelaffen werden, und endlidy trat vollfommtene Urinverhaltung ein. Nach zehn Tagen murde der Gatheter eingeführt, wornach ſich Eiter entleerte, und der Giterausfluß dauerte drei Wos chen lang. Ein Jahr lang mar der Zuftand befriedigend, Hiernac aber bildete fih ein neuer Abſceß, welcher diefelben Spmptome zeigte, diefelbe Dauer und ein gleiches Reſultat hatte. Diefes Mal blieb jedody der Urin trübe, trotz der Snjectionen mit Xheerwaffer und Gopaivbalfam. Hierauf verftrih wieder ein Fahr, worauf fi cin neuer Abſceß bil: dete. Die Suppuration verringerte ſich, worauf nad) einer geringen Befferung Froftfdrauer eintraten; der Kranke wurde endlih erfhöpft und ftarb; die Leichenöffnung konnte nicht gemacht werden, Sc könnte zu der bereitd angeführten Zahl noch viele andere von 70= und 80jaͤhrigen Greifen binzufügen, bei welchen ich Abjceffe in der prostata ſich bilden ſah, mobei ſich bei Jedem befendere Umftände noch bemerklich madten. Die Krankheitsgefhichte mebrerer derfelben werde ich fpäter= bin mitzutbeilen, Gelegenheit haben. (Gaz. des Höpi- taux, 6. Mai 1843.) Asthma intermittens. Bon Dr. Stratton. Thomas D’Brien, ſechszehn Sabre alt, ein Schiffs— junge, mager und groß gemahlen, wurde am 5. Auguft 1839, 9 Uhr Vormittags, plößlih von heftigen Schmerzen in der regio sternalis und ſtarker Orthopnöe befallen; Puls Elein und ſchwach, Ausfeben fehr angftvell. — 9: Uhr Nachmittags. Dyspnoͤe und Schmerz faft gänzlich verfkmunden. (Blafenpflafter auf die Bruft, Fußbad, ein Abführmittel aus Calomel und Rheum, dann Magn. sul- phur.) 4. Auguft, 10 Uhr Vormittage. Das Blafenpflafter hat gut gezogen, reihlihe Stuhlausieerung, Feine Dpspnöe, ein Schmerz, Puls und Zunge normal, etwas ſchwach. 5. Auguft, I Uhr Vormittags. Schwaͤche, etwas Appes tit, Zunge etwas belegt. (Magn. sulph. und Rheum.) — 124 Uhr Nachmittags. Große Athemnoth, bei jeder Erfpiration ein grell pfeifender Ton, Geſichtsausdruck fehr angftvoll, Puls frequent, Elein und ſchwach. (Warme Fo— mente auf den oberen Theil der Bruft, Aderlaß von 6 Unzen im Sigen, bis zur Ohnmacht) Der Parorpsmus dauerte in feiner ganzen Heftigfeit eine Viertelftunde lang. Bevor die Bene geöffnet wurde, war der Schmerz faſt ganz verſchwun—⸗ den und die Nefpiration war freier geworden; nach 20 Mi— nuten ganz wohl. 93 6. Auguft, 9 Uhr Vormittags. Das Blut iff weder fhaumig noch becherfoͤrmig, der Blutkuchen von normaler Stärke, weder Dyspnde nohb Schmerz, Haut heiß, Zunge belegt, mehre Stuhlausleerungen, Echwäche. 7. Auguſt, 9 Uhr Vormittags. Etwas Schlaf in der Naht, Haut heiß, Durft, Zunge braun belegt. — 10 Uhr Nachmittags. in heftiger Krampfanfall zuerft in den Beinen, dann in der regio iliaca dextra, darauf Schmerz am oberen Theile de8 Bruftbeines, Athmen fehr erfchwert, pfeifende Erfpiration. Nah 15 Minuten Ende des Paros xysmus (Senfteig auf die Bruft während des Anfall, dann Spirit. nitr. aeth.) 8 Auguft, I Uhr Vormittage. Keine Dyspnöe, Haut normal, etwas Durft, Zunge belegt, Puls weih, ſchwach, Erin Appetit, 3 sedes (Chinin und Portwein). — 8 Ubr Nachmittags. Kurzer Schmerzanfal in der Mitte des sternum und Dyspnör. 9. Auguſt, 5 Uber Vormittags. Puls, Haut und Bunge normal, weder Schmerz noch Dyspnöde, etwas Appes tit, sedes 1, etwas Kopffhmerz in der Nacht. (Mittel diefelben.) — 10 Uhr Nahmittags. Schauer und Froft zwei Stunden hindurd). 10. Auguft, 2 Uhr Vormittags. Krampf in den Beinen, dann im Unterleibe 10 Minuten lang. — 9 Uhr Vormittags. Kein Schmerz, Schwäche (Chinin fortzufegen), von da an kein Anfall von Dyspnöe, Schmerz oder Krampf mehr, er nahm Chinin nod einige Zage und war in un: gefaͤhr acht Tagen genefen. Die Aehnlichfeit der Parorysmen des 3. und 5. Auguft genügt, um hier den Tertiantypus zu ſtatuiren, wofür auch der dritte Anfall am Tten fpricht; der vierte Anfall am Sten zeigte aber, daß das Uebel den Quotidiantypus an nahm, und die geringere Heftigkeit deffelben mar vielleicht dem Chinin zu verdanfen. Das Froftftadium des intermit- tens bei’'m fünften Anfalle am Yten enthüllte noch mehr das Mirken der Natur, und die Reichtigkeit des fechsten und legten Anfalles am 10ten zeigt die Abnahme des Uebels Der Kranke hat feit der Zeit mehrmals an gewöhnli: chem MWechfelfieber gelitten Das Weſen der Affection geht auch aus den Wirkun— gen der Behandlung hervor. Das zur Zeit des erften An: falles applicirte Blafenpflafter hatte Eeinen Erfolg, da der Anfall nah einer DViertelftunde aufhörte, und der Aderlaß zur Zeit des zweiten Anfalleg hatte Eeine Wirkung auf den: felben, da er faft ſchon vorüber war, bevor dag Blut zu fließen anfing. Auch die früheintretende Ohnmacht und das Ausfehen des Blutes widerfprechen der Annahme von Ent: zündung; Ddaffelbe geht auch aus dem mit Nugen ange wendeten Chinin hervor. Was nun die Symptome der einzelnen Parorpsmen bes trifft, fo waren im erften Paroxysmus: Bruſt; im zweiten Paroxysmus: der Bruſt und der glottis; Krämpfe in den Muskeln der Krämpfe in den Muskeln 622. XXIX. 6. 94 im dritten Paroryamus: Krämpfe in den Muskeln der Beine, des Bauches, der Bruſt und der glottis; im vierten Paroxysmus: mie beim dritten; im fünften Parorysmus: kein Krampf, ein unvollftändis ger Anfall von Wechfelfieber; im fehsten Paroxysmus: Beine und des Bauches. Es laͤßt fih daher aufftellen, daß asthma intermit- tens nicht von Gongeftion oder Entzündung, fondern von Krampf abhängt. Behandlung. Wenn der Anfall vorüber ift, fo ift die Behandlung des intermittirenden Aſthma Ddiefelbe, wie bei dem gewöhnlichem intermittirenden Fieber, nämlich die Ans wendung von Galomel als Abführmittel, und nach deffen Wirkung das chininum sulphuricum. (Edinb. med. and surg. Journal, Oct. 1843.) Krampf der Muskeln der Palatoplaftie, oder Operation zur Heilung des gefpaltenen harten und weichen Gaumens. Bon Dr, Mafon Warren, Der Kranke, ein junger Mann von fünfundzwanzig Sabren, hatte eine angeborene Spaltung des weichen und harten Gaumens, indem die Knochen bis zum processus alveolaris getrennt waren bei einer Abmweihung nad) der lineen Seite, Wenn man in den Mund bineinfab, lag der ganze hintere Nahen frei mit den Deffnungen der Euſta— chiſchen Röhre und dem Boden der linken Naſenhoͤhle. Die Sprache des Kranken war fo undeutlih, daß er fich nur mit der größten Mühe verſtaͤndlich machen konnte. Das Schluden war immer unvollitindig geweſen; befonders wurden Fluͤſſigkeiten nur mit vieler Schwierigkeit gefhludt und oft durch die Naſe wieder ausgeftoßen. DBel’m erften Anblick waren die MWeichtheile kaum fichtbar, indem fie durch die Uction der Muskeln in den Seiten des Schlundes faft ganz verborgen blieben, Mit einer Pincette ergriffen, Eonnten fie zum Theil hervorgeiogen werden, wiewohl mit bedeuten: dem MWiderftande. Da die alten Methoden dem Kranken keine Hülfe fhaffen Eonnten, fo führte ic) folgende Opera: tion aus: Der Kranke wurde in helles Licht gefegt, der Mund weit geöffnet und der Kopf von einem Affiltenten gehörig unterftüßt ; mit einem langen, doppelfhneidigen, an der fla= hen Seite gekruͤmmten Meffer fehnitt ih nun forgfältig die Schleimhaut des harten Gaumens big zu den Wurzeln des processus alveolaris auf. Durch diefes Verfahren, wel— bes nicht ohne bedeutende Schwierigkeit ausgeführt wurde, ſchien die Membran fid) allmälig zu entfalten und fonnte leicht an der ſehr weiten Spalte entlang gezogen Werden, Ein fhmaler Streif wurde nun von den Mändern des wei: chen Gaumens entfernt und mit ihm die zwei Hälften der uvula. Auf diefe Weife erhielt ih einen continuirlichen Kappen, welcher an den Wurzeln der Zähne anfing und fich ruͤckwaͤrts bis zu den Rändern des Gaumenfeegeld hin ers ſtreckte. Endlich wurden fehs Suturen eingeführt und die 95 ganze Spalte auf dieſe Meife ausgefüllt. Dem Kranken wurde angerathen, fib fo rubig, als möglih, zu verhalten, und fih zu hüten, felbft den ſich im Rachen anfammelnden Schleim zu verfchluden, der, fo oft es nöthig war, forgfils tig mit einem Schwamme ausgefpült wurde. Am naͤchſten Tage befand fich der Dperirte wohl. Er klagte über etwas Schmerz, oder vielmehr Über ein Gefühl von großer Yeere in den Gedaͤrmen, welches duch warme, fpirituöfe Fomen— tationen gehoben wurde. Am dritten Tage trat ein geringer trockener Huften ein, in Folge des zaͤhen Schleimes, der fib im Schlunde und in den Luftwegen angefammelt hatte. Der Huften wurde temporär durch ein Clyſtir von Hafergrüge erleichtert, nahm aber in der Nacht fo fehr zu, daB die obern und uns tern Nähte ausriffen. Sch ließ nun den Kranken flüffige Nahrung genießen, welhe die Reizung im Schlunde fogleich befchwichtigte. Die vier andern Liyaturen wurden an den folgenden Tagen entfernt, die letzten ſechs Tage nach der Dperation. Nah drei Wochen Eehrte der Kranke in feine Heimath zurüd, nachdem ſich ein fefter fleifhiger Gaumen hinten gebildet, und die Hälfte der Spalte im harten Gau— men obliterirt war. Sm folgenden Frühling operirte ich vou Neuem die uͤb— tiggebliebene Spalte im harten Gaumen, und e8 gelang mir nur, fie bis zur Hälfte zu fchließen, indem die Gewebe fehr fhmwer nahgaben, in Folge der durch die frühere Operation bewirkten Entzündung. Die Eleine zurüdbleibende Deffnung ließ ich durch eine goldene Platte fchliegen. Die Sprache, ſowie das Schludvermögen, waren bedeutend gebeffert, und der Kranke wird, ohne Zweifel, fobald die Weichtheile nachz giebiger geworden find, die normale Sntonation der Stimme größtentheil® woicdererhalten. Seitdem ich diefe Operation ausführte, habe ich Gele— genheit gehabt, fie in dreizehn verfchiedenen Fällen zu wies derholen, weldye, mit einer einzigen Ausnahme, gluͤcklich vers liefen; entweder ſchloß fih die ganze Spalte, oder der harte und meiche Gaumen, oder doch fo weit, daß die zurücdbleis bende Deffnung leicht durch einen, an dem anftoßenden Zahne befeftigten Obturator gefchloffen werden £onnte. (The New- England Quarterly Journal of Medicine and Surgery, April 1843.) Miscellen Ueber ben Zuder im bdiabetifhen Blute, von Dr. Bence Sones. — Das fehr empfindliche Reagens für Trauben: 622, XXIX. 6, 96 zuder, weldes Profeffor Mitfcherlich, als eine entbedung bes Herrn TZrommer, ber Academie der Wilfenfhaften in Berlin im Jahre 1841 mitgetheilt, wurde von ihm erfolglos bei der Unterfus hung des diabetifhen Blutes angewendet. Er fand jedoch, daß jenes Reagens die Gegenwart von ya4as Theil Zraubenzuder im Blute anzeigen werde. Ich wiederholfe das Erperiment an dem Blute eines Kranken, der feit einem Jahre an diabetes litt und fihim Allges meinen ziemlich wohl befand. Am 24. Januar 1843 wurde ihm ein Aderlaß von 12 Unzen gemadt, nachdem er drei Stunden vorher Brod und Kleifch genoffen hatte. Am folgenden Morgen batte ſich das Blur hinlaͤnglich gefondırt, das Serum war mildig; der Blutfuhen am Rande aufgeworfen und bederförmig; das fpecifis ſche Gewicht betrug 1029,7. Das Serum murde, mit Aether bes bandelt, Elar, und das Reagens für Traubenzuder gab ein negatis ves Refultat, indem der anfangs gebildete Niederſchlag ſich nicht wieder auflöf’te und nur bei'm Erhigen dunkler wurde, zum Theil in Kolge der dunkelrothen Farbe, welhe dur die Einwirkung von Aetzkali und fhwefelfaurem Kupferoxyd auf Kibrin oder Albumen hervorgebradit wird. — Das Eiweiß wurde deshalb entfernt, ins dem ih das Serum im Wafferbade bis zur Trodne abdampfte, Das Refiduum wurde fein gepülvert, mit Waſſer bebandelt, filtrirt und auf Zraubenzuder geprüft. Nun trar die characteriftifche Bere Anderung ein. Der Blutkuchen deifelben Blutes wurde nun auf diefelbe Weife behandelt, und das Meagens ergab aleihfalls feinen Zudergehalt. Der zwiſchen drei Stunden vor dem Aderlajjfe und neun Stunden nah demfelben gelaffene Urin betrug 5 Pinten, fpes cififches Gewicht 1031,35. Als es auf diefelbe Weife geprüft wurde, ward die Klüfiigkeit zuerit blau, und dann bildete fich ein reichlis her Niederfchlag, welcher anfänglich bellgelb war und nach einigen Stunden dunfelgrün wurde. — Barnfäure allein bildet nicht die Elare blaue Löfung, obgliich fie, mit Aetzkali und ſchwefelſaurem Kupferoryd gekocht, einen gleichgefärbten Niederfchlag, wie beitm Zraubenzuder, hervorbringt. (Prov. Med. Journ., 1343.) Schwarze Cataracte. — Herr Magne hatte Gelegens beit, einen Fall von ſchwarzem Cataract zu beobadıten, der für Amaurofe gehalten worden war. Die Diagnofe wurde vermittelft des von Sanfon vorgefhlagenen Mittels begründet; es beſteht darin: eine brennende Kerze vor das Auge zu bringen, jo daß das Licht derfelben von der Hornhaut und den beiden Kläcdhen der Kry— ftalltinfe reflectirt wird, Wenn diefes letztere Organ gefund ift, fo erhält man drei Bilder der Kerze, zwei gerade und ein verkehr— tes; dieſes wird durch die Reflection auf die bintere Klähe der Linſe hervorgebracht, welche als Concapfpirgel dient Sobald die Linſe opak, aber die Kapfel gefund ift, feblt das verkehrte Bild; ift auch die Kapfel krank, fo kann man audy nicht mehr das tie= fere gerade Bild bemerken. Herr Maane, welcher fand, dag im vorliegenden Falle nur das oberflächliche und glänzende gerade Bild aefehen wurde, diagnofticirte einen ſchwarzen Kapfellinfenftaar, und die Operation bewies die Nichtigkeit diefer Diagnofe, denn die zerriffene Kapſel zeigte die Einfe und die membranöfen Lappen von fhwarzer Farbe. (Arch. gen, de med., Juillet 1843.) Neue Eünftlihe Email-Augen, melde fehr gelobt wers den, werden zu Paris von Boiffomeau („Professeur de Prothese oculaire a Paris‘) verfertigt. Diefe Adreffe wird hier für Diejes nigen mitgetheilt, welche dergleichen bedürftig find. Bibliographische Lectures on Electricity; comprising Galvanism, Magnetism, Electro - Magnetism, Magneto- and Thermo -Electricity. By Henry M. Noad. New Edition. London 1844. 8. Phreno-Magnet and Mirror of Nature; a Record of Facts, Experiments and Discoveries in Phreuology, Magnetism etc. Edited by Spencer C. Hall. Sheitfield 1344. 12. ewig keit oe Diseases of the Lungs from mechanical Causes and Inquiries into the Condition of the Artisans exposed to tlıe Inhaling of Dust. By G. C. Holland, M.D. Edinburgh 1844. 8. On the principal Diseases of females. By Dr. Fr. Churchill. London 1844. 12. —— — — — — Menue Notizen ausdem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, geſammelt und mitgetheilt von dem Ober⸗Medicinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeſſor Froriep zu Berlin, N? 623. (Nr. 7, des XXIX Bandes.) Sanuar 1844, Gedrudt im Landes = Znduftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines aanzen Bandes, von 24 Togen, 2 Rp. oder 3 80 2%, des einzelnen Stüces 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel coloririe Abbildungen 6 9% Var un ig ah Zur Anatomie des Glama. Ben Profefor Mayer in Bonn, Die ausführlihen anatomifchen Unterfuhungen über das Glama, welche ein ausgezeichneter Zoograph (Brandt) in den Memoires de l’Academie de St. Petersbourg 18540 — 1841 bekannt gemacht hat, Überbeben mib, in das Einzelne der Zergliederung dieſes Thieres einzugehen, und ich mwill daher, indem ich die naturgetreue Befchreibung der einzelnen Organe, namentlich der Eingeweide des Glama, durch diefen Naturforfcher nur beftätigen Eann, bloß Einiges als Nefultat meiner Unterfuhung an einem männlichen als ten, ſehr großen Glama bier anführen. Die Organe des Unterleibes betreffend, glaube ich, daß man nicht drei, wie Brandt, fondern vier Magen unterfsheiden müffe, welche denen der übrigen Miederfäuer entfprechen. Der erfte Mas gen, oder der Panfen, zeigt, wie bei'm Kameele, zwei Seg— mente, an welchen die Blindfäde in parallelen Meihen, im— mer doppelt und mit zwei Ausmündungen, angelagert find, ein großes und ein acht bis zehn Mal Eleinered Segment. Der zweite Magen (reticulum) zeigt verhaͤltnißmaͤßig große Zellen. Der dritte Magen, anfangs etwas neßförmig, wird bald als Blättermagen (psalterium) erkannt; nur find die Blätter ſchmal, dagegen ſehr lang (beinahe einen Fuß). Der vierte Magen, der Drüfenmagen, unterfcheidet fich durch feine fammetartige, drüfenförnige Dberfläche. An feinem Ausgange zeigt fib ein dider Mulft, als eigentlicher Pfört- ner, Richtig giebt Brandt an, daf der Dünndarm mit einer Erweiterung beginne, welche als duodenum erkannt werden muß. Die Gardialrinne ift bier ebenfall® vorbans den und ſchoͤn entwidelt. Sie führt von der cardia durd) den zweiten Magen bis an den Ausgang in den dritten Magen, wo ihre Fleichleifte eine halbmondförmige Falte bil: det, die diefen Ausgang zu deden und zu verfchließen im Stande ift. Die gewöhnliche Meinung, daß diefe Gardialz inne dazu diene, bei dem neugeborenen Miederfäuer die thierifhe Nahrung oder die Milch fogleih im den dritten No. 1723. — 623. Be und vierten Magen zu leiten, widerlegt fich fchon dadurch, daß diefe Rinne, oder diefer, durch eine Laͤngenfalte gebildete, Halbeanal, nad Unten offen fteht, fo daß die Milch da= tin nicht fortgeleitet werden Eann, fondern in den erften Magen ausfliefen muß. Auch mürde diefe Rinne aledann nur bei dem neugeborenen, nicht aber bei dem alten Thiere, das Eeine Milch mebr erhält, ſich vorfinden. Zudem ift «8 aber jedem Anatomen bekannt, daß die Milh bei'm Saͤuge— Ealbe in dem- erfien Magen angetroffen wird. Die Beſtim— mung diefer Gardialflappe (Gardialtinne) feheint mir eine ganz andere zu feyn, die nämlich, zu hindern, daß bei der, waͤhrend des Wiederkauens, ftattfindenden Gontraction des Panfens die Speifen nicht in den zweiten und am Wenig— ften in den dritten Magen gelangen, an deffen Gingange diefe Klappe halbmendförmig wird, aufhört und felben zu fliegen im Stande ift. In dem dritten und vierten Ma— gen findet aber Erin Wiederfauen, oder fein motus anti- peristaltieus, mehr ftatt. Auch in Betreff der Blind: füde oder Zellenſaͤcke des Panfen fcheint mir die gemeine Anſicht, daß fie als Mafferbehälter anzufeben fiyen, un— tichtig, weil fie ſich wegen ihrer hoben und ſchiefen Lage im Magen bierzu nicht wohl eignen, und weil ich fie beim Dromedare fomohl, als au bier bei'm Glama ganz ftro= gend von grünem Futter angefüllt antraf. ine merfwür: dige Form bietet die Leber dar. An der unteren Fläche des großen und Eleinern Leberlappens bemerft man eine Menge ganz Eleiner Anhängfel oder Eleiner Zäpfchen von der Größe einer Hafelnuß und darüber, An der Milz ſah ich nichts Aehnliches. Der Zwerchfellknochen ift 8 bis 10 Linien lang und 4 bis 6 dick bei meinem alten Männchen, Das Herz ift anfehnlich und lang conifch zugefpißt. Der Herzknochen oder Knorpel in dem äußern Zipfel der valvula bicuspi- dalis ift von der Größe einer Bohne. Es fehlt die val- vula Eustachii und die valvula Thebesii. Die Lo— wer’fche Leifte iſt ſchwach entwidelt. Es fehlen die noduli Arantii in den Klappen der Rungenarterie und aorta. Wenn die fi) dedenden Enden der NRingplatten der Luft 7 99 röhre au dein inder ge;ogen werben, tritt bir fehr ſtarke queers faſetige Muse haut, der ganzen Länge der trachea und der bronchi nad, zu Tage. Die Pupille des Auges ift queer. Die iris hat am obern und untern Pupillarcande in der Mitte einen Fran: fenfortfaß oder eine halb ovale Klappe. Die iris befteht aus einer hinteren Rage von Fängenbündeln und einer vordern age von Girkelbündeln. Die Jacob'ſche Membran ift eine bloße transfudirte Lage von Nervenmarkkügelhen von r 04 50,0 Der nervus accessorius ift vorhanden, er ift did und zeige neun bis zehn Wurzeln, er ift aber fehr Eurz, ins dem er nur bis zum erften Gervicalnerven herabreiht und weiter nicht verfolgt werden Eann. Alſo Eürzer noch, als bei'm Dromedar. Ueußerlich läuft auch hier ein langer, ſtar— ker Aft des nervus vagus, mwelher dem nervus acces- sorius anzugehören ſcheint, längs der trachea und dem oesophagus bis in die Vrufthöhle herab. Der nervus sympathicus tritt fogleid) vom ganglion cervicale su- premum aus an ben n. vagus und ift am ganzen Halfe nur dur Kunft von ihm zu trennen. Das Blut zeigt länglih ovale Blutkügelhen, wie Mandl fie zuerft an dem Kameele und Glama fund. Im Waſſer werden diefelben ganz rund und Elein. Hier bleiben fie fo, dagegen in thierifchen Flüffigkeiten, 5. B , im Spei: chel, Urin ꝛc., werden fie ebenfalls größtentheils rundlich, aber dehnen fih auc wieder aus und nehmen eine ovale Geſtalt an, fomwie fie ſich abwechſelnd wiederum verkleinern und rund werden. So Laffen fi bier diefe vitalen Fluctuationen, dieſe Spftole und Diaftole der Blurbläshen fehr ſchoͤn mahrnehs men und find von fihtbaren fpontanen Ortsbewegungen bes gleitet. Die Saamenthiere find verhältnißmäßig Elein, der Körper ſchmal, das Knöpfchen oder Häkchen vorn deutlich, der Schweif Eurz und did. Ueber die Augen der Bivalven und der Aöcidien. (Schluß ) Bei Tellina planata liegen am hinteren Saume ber beiden Mantelhälften, wo die Röhren hervortreten, in un: zäblbarer Menge die Eleinen, bienförmigen, geftielten Augen fo dicht nebeneinander, daß man, wenn der Mantelfaum zus fammengezogen it, faft nur Augen und fehr wenig von der Subftanz des Mantels fieht. Gewöhnlich find fie mit vies lem grauen Schlamme überzogen, den man mit einem Pins fel wegnehmen mus, um ihre Farbe deutlich zu fehen. Die selerotiea ift ſehr feft, gelblich durchfcheinend, und das Zerdrüden derfelben zwifchen zwei Glasplatten veranlaßt ein Enadendes Geräufh. Die aͤußere Pigmentſchicht der cho- rioidea ift gelb, die innere roͤthlich; die iris gelb. Auf dem Übrigen (dem unteren und felbft vorderen) Mantelrande habe ich nur ganz vereinzelt ftehende, in fehr geringer Ans zahl, finden Einnen. Die Augen fommen nie Über den Rand der Schale heraus, mögen auch die Mantelröhren noch fo lang ausgeſtreckt werden. 623. KXIX. 7. 100 Ban ber Gattung Mactra Eonnte ih M. lactea und M. stultorum unterfuhen. Um den Rand der Athem« töbre von M. lactea ftebt eine unbeftimmte Anzahl von einfahen Fuͤhlern, je zwei oder drei Kleinere zwiſchen einem größeren, An den Fühlern fißt etwas Über ihrer Bafis ein ziemlich ausgebreitetes Pigmenthaͤufchen, in welchem ein Auge mit einer runden Pupille liegt. Unterhalb der großen Fühler auf der Röhre felbit liegt ein Eleinerer, blauer led, worin ich aber feine Augen finden Eonnte, Un der After: töhre fand ich bei dem unterfuchten Eremplare nur an der Hälfte, welche fie der Athemröhre zukehtt, Pigmenthaufen. Ob diefelben Augen entbielten, blieb mir zweifelhaft, Bei M. stultorum ift die Anordnung im Allgemeinen ganz mie bei der vorhergehenden Art. Um die Deffnung der Athem— töhre ftehen uͤber 30 große und Kleine Fühler, von denen legtere nicht fammtlih Pigmentfleden haben. Dagegen liegt hinter allen größeren, außer dem auf dem Kübler felbft bes findlihen, auf der Röhre je ein Piumenthäufhen, in dem id) mitunter fogar zwei Augen glänzen fab. Im Ganzen zählte idy an der Athemröhre allein gegen vierzig Pigments fleden, von denen manche mehr, als ein Auge enthielten. Un der inneren Fläche der Afterröhre fand id) zwoͤlf big vierzehn rothblaue Fleden mit Augen. Venus decussata hat an den Manteltöhren äftige Fühler. An der Bafis derfelben liegen ſchwarzbraune oder bei manchen Eremplaren fhwarze Pigmenthäufhen, die, wenn die Fühler zurückgezogen find, die Zwifchenräume zwiſchen denfelben auszufüllen fcheinen. Laßt man aber das Thiet in einer flahen Schale die Röhren nebft den Fühlern fo weit, als möglih, ausftreden, fo theilen fi die Pigment: fleden in der Art, daß an der Balis eines jeden Fuͤhlers beiderfeit8 ein rundliher Fleck zu fehen iſt. Derfelbe ent— hält das Auge. Letzteres aber frei herausjupräpariren, if ſchwierig, weil es dicht in das dunkle Pigment eingehülft ift. Un größeren Fühlern ſtehen zuweilen auch noch an der Au: fern Seite ein oder zwei Augen. Das Pigment der cho- rioidea ift durchaus braun. Die durchſichtigen Medien kann man felten deutlih madıen. Bei V. verrucosa ift die Anordnung dieſelbe. Es gelang mir aber bier beffer, die einzelnen Theile des Auges zu fehen. Defter ftehen mehrere und mitunter etwas gro: Bere Augen an der Baſis der Fühler; die Hornhaut iſt mes nig erhaben; die Pupille rund; die iris dunfelbraun, die chorioidea außen braun, innen rothbraun, oder roth. Die Aftercöhre bat weniger Augen und nur an der Eeite, welche der Athemröhre zugekehrt ift. — Ich muß hier noch einer Bildung gedenken, ber deren Bedeutung ich zu feinem entfchiedenen Refultate gekommen bin. Auf der inneren Seite beider Roͤhren liegen nämlich eine große Menge runder, oder länglih runder Zeilen, welche, den großen Fuͤhlern entfpres hend, nach der Ringe der Röhre im ziemlich regelmäßigen Reihen geftellt find. Sie enthalten bei V. verrucosa ro: the8 oder braunes, bei Ven. decussata gelbes Pigment und in der Mitte eine runde durchfichtige Stelle von „4,"' im Durdymeffer, weldhe ringsum ſcharf begränzt ift. Die ganze Zelle, deren Äußere Haut deutlich zu eıfennen ift, mißt 101 Dr biz Schneidet man ein duͤnnes Stuͤck von der Roͤhre, um diefe Zellen von der Seite zu betrachten, fo ftellen fie einen Kegel vor, deffen Baſis nah der Höhle der Röhre, die Spike nach der Subftanz derfelben gerichtet ift. Der helle Fleck in der Mitte ift nidyt mehr fihtbar, aber bei'm Preffen kommt nicht felten ein durchfichtiger runder Körper an der breiteren Baſis zum Vorſcheine. Sind es Augen, oder nur eigenthümliche Pigmentzellen ? Bekanntlich löfen fih die zufammengemwachfenen Nöhren von Solen vagina leicht von felbft in Ningen ab. Man muß daher zur Unterfuchung der Augen nur folhe Exem— plare auswählen, bei welchen der außerfte Ring mit den Eurzen einfachen Fühlern vorhanden if. Beide Röhren find bis auf die Stelle, an welcher fie verwachſen find, mit zwei bis drei hintereinanderftehenden Reihen von Fühlern verfes ben. An der Bafis der Fühler, befonders der inner— ften Weihe, liegen zu beiden Seiten braune Pigmenthäuf: chen, welche die Augen enthalten. Die Augen find fehr Elein und braun; die Pupille ift rund. Sie ziehen fih bei der Verkürzung der Fühler fo zurüd, daß letztere an diefer Stelle wie eingefhnürt erfheinen. An den Fühlern der bei: den Äußeren Reihen liegen die Pigmentfleden mehr außen, als an der Seite, und das Pigment iſt nicht auf eine be= ſtimmte Stelle beſchraͤnkt, fondern verliert ſich allmälig uns ter der Haut. Die Afterröhre hat nur wenige Augen. — An der Stelle, wo fih die Ringe ablöfen, läuft rings um beide Röhren auf der Außenfläche ein brauner Streifen, der in beſtimmten Zwifchenräumen ziemlidy breit wird und dann in der Mitte einen runden weißen Sleden hat. Von diefer Stelle aus läuft aber auch nah Hinten und nach Vorn ein £leiner Streifen, der fich mit den von den naͤchſten Ringen kommenden vereinigt. Dadurch entfteht ein braunes Ne& mit rechtwinklichen Mafchen. in deren Knoten der weiße Flecken liegt. Die queeren Streifen entfprecben, wie ſchon bemerkt, den Ningen der Möhren; die Laͤngsſtreifen laufen in dem an der Bafis der Fühler liegenden Pigmente aus, und fomit entfprechen die weißen Flecken in den Knoten des Netzes ſowohl der Lage, als der Anzahl nach den Füblern, Die Breite der Pigmentftreifen, ſowohl der queeren, als der longitudinalen, nimmt nach dem Ende der Möhren allmälig zu. Die Alles ſcheint mir darauf hinzudeuten, daß bei dem Verlufte des. Außerften, Fühler tragenden Ringes an dem nachften neue Fühler entftehen. Dafür fpribt auch, daß die Anzahl der Ningftreifen, felbft bei gleich großen Exem⸗ plaren fehr variirt. — Die Unterfubung von S. siliqua bat den obigen ganz gleiche Nefultate geliefert. Bei Pholas dactylus liegen die Augen ebenfalls an der Bafis der an der Deffnung der Mantelröhren befindlis lihen Fühler. Sie find in dunkel rothbraunes Pigment ein= geſchloſſen; die Pupille ift rund; die chorioidea gelb, Die großen Fühler, welche zu beiden Seiten Augen haben, find ebenfalls eingeſchnuͤtt. Die Afterröhre hat nur Eleine Fühler und wenige Augen. — Auf der Außenfläche der Nöhren befinden ſich braune fhuppenähnlihe Erhöhungen, welche bei der Unterfuchung von Eleinen Eremplaren den Beobachter leicht verleiten Eönnen, aud in ihnen Augen zu 623. XXIX. 7. der Subftanz der Roͤhre. 102 fuchen. Mir ift es jedoch nicht gelungen, darin Etwas zu finden, was einige Aehnlichkeit mit Augen hätte. Werfen wir nochmals einen Blick auf die eben vorge: tragenen Beobachtungen, fo fallen ung neben der großen Mannigfaltigkeit in der Anordnung bei den verfchiedenen Gat— tungen befonders zwei Umftände auf. Es ift erſtens gewiß characteriftifch für die Bivalven, daß bei ihnen vollfommen ausgebildete Augen in fo großer und zugleich unbeftimmter Anzahl vorfommen. Kaum ein Individuum gleiht in dies fer Beziehung dem andern, ja nicht eine Mantelhälfte der anderen, felbft bei ten gleichfchaligen Gattungen. Diefe große WVerfchiedenheit und Unbeftändigkeit fcheint auch bei’m erften Anblick die Benügung der Augen als eines zoologifchen Merkmales für einzelne Familien oder Gattungen, mie fie in anderen Claffen niederer Thiere mit Vortheil in Gebrauch genommen wurden, unzuläffig zu machen. Obgleich es in- deifen freilich voreilig feyn würde, aus den Unterfuchungen der wenigen Gattungen, welche mir zugänglid waren, all gemeine Gefege für die Stellung der Augen ableiten und darauf Abtbeilungen der Familien gründen zu wollen, fo Eönnen wir doh mit Sicherheit im Voraus foviel annehmen, daß ſich auch bei den Übrigen Gattungen auffallende Ver: fibiedenheiten finden werden, welche eine genauere und na= türlichere Aneinanderreihung der Gattungen möglich machen, als bisher der Fall war. Vergleichen wir, 3. ®., aus der Familie der Gardiacern Blainville’8 die Gattungen Car- dium, Tellina, Mactra und Venus, fo haben böchftens Maectra und Venus in der Stellung der Augen einige Aebnlichfeit miteinander. Man wird aber zugeben müffen, daß Dryane, mie die Augen, in innigerem Wechfelverhält- niffe mit der ganzen Organifation ftehen, als andere Theile des Körpers. Es ift zweitens aber auch auffallend und cha— racteriftiich, daß die Augen einer beträchtlichen Anzahl der jweimusfeligen Bivalven fo weit nad) dem hinteren Theile des Körpers gedrängt und mitunter nur auf einen Eleinen Raum befehränft find. Ob die Sehnerven dennoch bis in's vordere ganglion gehen? Mir ift es nicht gelungen, diefelben weit genug zu verfolgen. Mährend wir bei den Bivalven fo viele Augen und an den verfchiedenften Stellen des Mantels finden, ift bei den Ascidien ihre Anzahl ziemlich befchranft und ihre Lage beftimmt. Ich fand naͤmlich bei den Gattungen Cynthia, Phallusia und Clavellina nur vierzehn Augen, von de— nen acht der Athem- und ſechs der Afterrohre angehören. Um Leichteften find diefeiben bei Phallusia intestinalis zu finden und zu unterfuchen. Der Rand der beiden Roͤh— ten bat nämlich ftumpfe Kappen; in den Winkeln zwiſchen den Lappen liegen orangefarbene, rundliche Pigmenthäufchen, und in diefen befinden fih die Augen. Der gelbe Sleden liegt unmittelbar unter der allgemeinen Haut, ift aber nicht fharf begränzt, fondern verliert ſich in einzelnen Zellen in Er befteht aus runden Zellen, welche fih durch ihre Farbe und durch dichte Zufammenla- gerung, größtentheild auch durch größeren Umfang, von den übrigen Pigmentzellen, die-meiftens roth find, auszeichnen. Die Form des Fleckens Ändert fich bedeutend, je nachdem 7 * 103 die Nöhren ausgeftredt, oder zuruͤckgezogen ſind. Im letz ten Falle ift der Flecken lang und ſchmal; bei der Ausftrek: fung weichen zuerjt die beiden Seiten des Cinfchnittes, in welchen fid) das Auge zurüdgezogen hat, etwas auseinander. Da aber ein großer Theil des Pigmentes neben dem Aug: apfel in der Subftanz der Roͤhre fist und ſich aud auf die Seiten des Einſchnittes erſtreckt, fo fieht dag Pigment: haͤufchen bei halber Stredung der Röhre Eelhförmig aus, was jedoch bei völliger Stredung verſchwindet. Die runde Pupille ift nicht nach Vorn, fondern nah Außen gerichtet. Die sclerotica ift ducchfcheinend und ſehr dünn, nur hin— ten, wo der Sehnerve eintritt, etwas verdidt; die chorioi- dea hellgelb, die iris dunfelorangefarben. Ob die iris an der Hornhaut anliegt, oder nicht, Eonnte ich nicht deutlich fehen. Glaskoͤrper und Linſe find flach; doh ſcheint ſich die Längenare beider zu vergrößern, wenn das Auge zurücgezo: gen wird. Der Sehnerve ift in der Nähe des bulbus ebenfalls mit Pigment überzogen. Ihn bis zum ganglion zu verfolgen iſt mir nicht gelungen. — Bei den übrigen Arten und Gattungen der einfachen Ascıdien, welche ich zu unterfuhen, Gelegenheit hatte, ift die Structur und Lage der Augen ganz diefelbe; nur die Farbe der chorioidea ift manden Aenderungen unterworfen. München, im Januar 1544. Ft. Will. Maar c,e Lie. Die naturbiltorifhe Sammlung, welche während der vierjährigen Reife der Schiffe Erebus und Terror angelegt worden, ift unlänaft im Britifhen Mufeum ausgepadt worden. Noch nie ift feir Cook's und Banks's Reifen eine fo bedeutende Sammlung an die Regierung abgeliefert worden, was dem Capi— tan Roß und deſſen Dfficieren umfomehr zur Ehre gereicht, als der Hauptzweck der Erpedition die Anitellung von mannetifchen Beobachtungen war. Sie befteht aus einer ungeheuern Zahl von Geethieren, vom Robben und den arößten Fiſchen bis zu den wine ziaften Gefhöpfen, und die Gegenftände ffammen meilt von den Kuͤſten der Infeln des Antarctifchen Dceans, des Feuerlands, der Zalklandeinfeln, Neufeelande und allen Regionen der zwiſchen 40 und 73° füdl. Br. liegenden Meere. Das Schleppneg wurde auf diefer Reife, fo zu fagen, zweimal durch das ftille Weltmeer und dreimal durch die ganze Breite des Atlantiſchen Dceans zwiſchen 623. XXIX. 7, 104 America und Africa gezogen. Das Baggernetz Fam im Eübpolars oceane in Ziefen von 40 bis 400 Faden beftäntig, ſowie aud an vielen Orten in ben Häfen der Falklands- und Dermiten: Infeln, bei'm Gap Horn, bei den Eord Audland- und Gampbells Znfeln, bei Kerguelenss» Land, Neufeeland, bei Gap Krio und an der Bra— ſilianiſchen Kuſte oftmals, in Unwendung. Zugleih wurde eine bes beutende geologifhe Sammlung angelegt und in der Umgegend der verſchiedenen Häfen ſchenkte man den Yandpflanzen und den Land— thieren die größte Aufmerkfamkeit. Auf den noch wenig befannten Inſeln im Süden von Neufeeland, Kergurlen'sz und Graham’ss Land erlangte man eine ſehr bedeutende botanifche Ausbeute, und der lange Aufenthalt der Schiffe hei Vandiemen'sland und Neufeez land fegte die Reifenden in den Stand, die Faung und Klora die— fer intereffanten Gotenieen zu vervollitändigen. Das Derbarium alein befteht aus 3000, zum Theil ganz neuen, zum Theil nur durd die von Banks und Solander Heimgebradjten Eremplare befannten Species. Die zahlreihen, der Sammlung beigegebenen, nad dem £eben colorirten Abbildungen von zarten Geethieren, fowie von Pflanzen, erhöhen den Werth jener außerordentlich. Es findet fi eine merfwurdige Uebereinftimmung zwiſchen der Thierwelt der ſudli— chen Polargegenden und der der Nordpolarargenden, und dies gilt vor⸗ züglich von den Meerz Rruftenthieren; allein, obgleich die Arten beider Regionen dem Character nady einander fehr nabe ftehen, find fie dens noch fpecififch verſchieden. Daffelbe läßt fih an den Repidopteren Neuſeeland's im Bergteihe mit denen Großbritannien’s bemerken. (Athenaeum.) Ueber die Art der Erzeugung der Töne bat Herr Fermond *) der Academie der Wiſſenſchaften in deren Sisung vom 29. Januar abermals eine Mitthrilung gemacht. rüber (val. Nr. 597. [Nr. 3. d. XXVIII. Bde.) S. 40 d. Bl.) hatte er gezeigt, daß der Ton in Röhren durch eine ſchneckenformige Bemweaung der Luft: fäule bervorgebradht werde. Da er jedody arfunten harte, daß diefe Art von Bewegung in manden Fälen ftattfinden und dody fein Ton erzeugt werden Fönne, fo hatte er noch die unerläßlicen Bes dingungen der Erzeugung des Tones zu ermitteln. Der in einer Glasroͤhre enthaltene Raudy fann fih, in der That, fpiralförmig bewegen, ohne daß ein Ton entftebt. Wenn man ferner, ſtatt an dem Ende, wo ſich der Stöpfel befindet, in das Delifopbon zu blas fen; in das andere Ende blaͤſ't, fo wird ebenfalls Fein Ton erzeugt, und doch ſchien die Luft in diefem Sale nothwendig eine fp'ralförmige Bewegung annehmen zu müjfen. Diesmal berichtete Herr Fer— mond über einige Verfuhe, die ihn zu der Anſicht veranlaßt ha⸗ ben, daß durchaus Fein ftörender Einflug auf die fpiralfürmige Ber mwegung ftattfinden dürfe, und daß zugleich nöthig fey, daß die Luft: partikelchen ſich um ſich felbft drehen. *) oder, wie er imber frühern Mittheilung genannt wird, Herr Sermon. D. Ueberſ. ee ee Ueber krankhafte Röthe, Bläschen, Aphthen und Granulationen auf dem Gebärmutterhalfe. Bon Lisfranc. Es handelt fi bier von einer Nöthe, welche ſich aus— f&hlieglihb auf dem Gebärmutterhalfe zeigtz es darf daher nicht erſt erwähnt werden, daß von einer Entzündung der Scheide bier nicht die Rede iſt. — Diefe bier gemeinte krankhafte Affection Eann die ganze Sceidenportion des Ges bärmutterhalfes einnehmen; bald befchränft fie ſich auf einen größern, bald auf einen geringern Theil deffelben; fie befteht bald aus ifolirten, bald aus zufammenfließenden Sieden, de— ten Zahl, Größe und Form voneinander fehr verfchieden find, In einigen Fällen find Efeine rothe, Flohſtichen aͤhnliche Flecke vorhanden, und wir wollen gleich zuvorbemerken, da, wenn diefe Flecken die Cauterifation erheiihen, nur fünf oder ſechs der möglichft nahe zufammenftehenden toudyirt zu wers den brauchen. Diefe Krankheit beobachtet man häufiger auf der hinteren, als auf der vordern Lippe des Muttermundes. Es ift felten, daß man fie auf den erften biefer beiden Puncte nicht beobachtet, wenn die Frau an einem Gebär- muttercatarrh leidet, deffen abgefonderte Flüffiskeit faft bes ftändig in Berührung mit dem hinteren Theile des unteren Endes diefes Drganes fteht. 105 Roͤthe des Gebärmutterhalfes ift im ermachfenen Alter gewöhnlich; felten beobachtet man fie jedoch bei Perfonen, die bereits das Eritifche Alter Überfchritten haben; fehr häufig findet man fie indeß bei Subjecten, welche diefer Lebens: epoche nahe, oder fie bereits erreicht, oder nur erft übers fhritten haben. Urfahben. — Es find die von Anfhwellung des uterus, der acuten und chronifchen metritis, der Menor— thagie, der Dysmenorrhoͤe, der Amenorrhoͤe und der Leucor— rhoͤe; paffive oder active Gongeftionen des uterus hingegen, Contact von reizenden, von Außen, vorzüglich aber von Ins nen ber Eommenden Flüfiigkeiten find Umftände, unter des ren Einfluffe die Krankbeit ſich hauptfäclid, entwidelt. Die Eranfhafte Nöthe des Gebarmutterhalfes Eann mit, oder obne Hppertropbie dieſes Organes bejtehen, in vielen Füllen ift die Möthe von feinem Gatarrb diefeg Organes bes gleitet; in ihrer Umgegend bemerkt man faft immer oberflächs liche Kontinuitätstrennungen; eine Hautkrankheit Eann ihr zu Grunde liegen. Symptome — Weißer Fluß mit allen feinen Va: tietäten: Anomalieen der Menftruation, Blurflüffe, Eranks hafte Erſcheinungen, welche denen ähnlich find, die durch Hypertrophie der Gebärmutter herbeigeführt werden. Tou— &irt man, fo bemerft man bald keine Spur von Anfchwels lung, bald aber jtellt fich eine mehr oder weniger bedeutende Vergrößerung der Gebärmutter ein. Applicirt man das speculum, fo bemerft man, wenn die Nötbe ſich nicht bis an den Anfag des uterus an die vagina binerftrecft, und wenn fie überall unter der Form von Flecken ericheint, daß fie eine leichte Erhabenheit bildet. Mill man ſich überzeus gen, ob fie auf ihrer Oberfläche erodirt, oder excoriirt iſt, fo führt man mit einem Gharpiepinfel ziemlich ſtark über fie bin und her; iſt derfelbe bei'm Zurüdziehen aus dem spe- culum ohne Blutflede, fo ift Eeine Continuitätstrennung vorhanden. Man wird die Erankhafte Möthe des Gebaͤrmut— terhalfes, deren Nuͤancen überdieß verfchieden find, mit der phyſiologiſchen Möthe während der Schwangerfchaft, oder, tie fie einige Tage vor oder nach den Regeln, oder wäh: tend der Negeln felbft, beobachtet wird. nicht verwechſeln. Die Eranktafte Nöthe des Gebärmutterhalfes kann oberz flaͤchlich, oder tief ſeyn; iſt fie nur auf die Schleimhaut befchränft, fo ſchwindet die Möthe nach einem, mit dem Pinfel auf fie nur momentan einwirfenden Drude, Echrt aber gleich darauf wieder zuruͤck. Abgefehen von den Symptomen, die durch das Spe- eulum erkannt werden, giebt es Fülle, bei welchen bie Krankheit faſt verborgen ift; dieß ift namentlich der Fall, wenn fie allein vorhanden if. Man bemerft aledann, in vielen Umftänden, daß die felbit geringen Symptome der Krankheiten des uterus, wie wir fie im dritten Bande der chirurgiſchen Clinik des Höpital de la pitie befchrieben haben, von diefer Mötbe begleitet find. Wenn die Erankhafte Möthe des Gebärmutterhalfes durch Hppertrophie dieſes Drganes erzeugt werden kann, fo kann wiederum diefe die Roͤthe bervorbringen. Beſteht legte eine lange Zeit, fo Eann fie diefeiben Veränderungen, wie 623. XXIX. 7. 106 in der Harnröhre, im Darmeanale ıc., erzeugen. Die Roͤ— the ift gemöhnlidy permanent, zuweilen fehe ich fie jedoch ver: fhwinden und wiederfommen; ich glaube, daß fie alsdann von momentaner Gongeftion des Organes herruͤhrte; denn man fann nicht annehmen, daß eine Entzündung in einem Zeitraume von vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden zu wiederholten Malen entftchen und wieder verfchwinden Eönne. Frauen, bei welben ich jene merkwürdigen Erſchei— nungen wahrgenommen, habe ich mit dem Speculum uns terfucht. Ich will nunmehr auf einen Fehler aufmerkfam machen, den ih zu Anfang meiner Praris häufig begangen habe. Die Eranfhafte Operation des uterus zieht, z. B., das Nervenfpftem, oder den Darmcanal in Mitleidenſchaft; gleichwohl ift weder im noch am Beden eine Spur von it: gend etwas Kranfhaftem wahrzunehmen; bei'm Zouciren fin: det man die Temperatur der Scheide nicht erböbt. Der uterus zeigt feine normale Empfindlichkeit und Gröfe; der Murtermund ift nicht erweitert; auf dem Gebärmutterhalfe it keine Gontinuitätstrennung wahrzunehmen und diefer ift auch frei von aller Eruption; man würde ſich jedoch taͤu— fen, wollte man aledann annehmen, daß die Gebärmutter immer gefund ſey; man muß vielmehr in ſolchem Falle ftets das speculum anwenden, weil man dann nicht felten am unteren Ende des uterus Crofionen, Ercoriationen, ober— fläcbliche Gefhwüre, oder eine krankhafte Nöthe wahrnimmt, welche allen andern Unterfuchungsmethoden entgeht, und melde, verfannt, fortwährend nachtbeilig auf das Allgemein= befinden, oder auf einige Organe zugleich, oder auf einzelne, einwirkt. Dieſe Eranfhaften Affectionen fönnen überdich im Verborgenen noch fortfihreiten und fpäter ſchwer, oder gar nicht beilbar merden, Diefe Rethung des Gebärmutterhalfes kann, ich wie: derhole ed, entweder das Product einer Entzündung, oder einer Biutcongeftion fenn. Die Erankhafte Roͤthe des Gebärmutterhalfesg fommt zuweilen in Verbindung mit Bläschen vor, die entweder in Zertheilung, oder Verhärtung, oder in Eiterung übergehen ; im legtern Falle vernarben fich die Eleinen Geſchwuͤre leicht, oder wandeln fich im Gegentbeile in tiefe Geſchwuͤre um. Ich habe Kranke brobachtet, bei denen ein Frieſelgus— fhlag, verbunden mit einer eryfipelatöfen Nötbe der Schleims baut des Gebärmutterbalfig in einem Zeitraume von act big vierzehn Tagen vollfommen verſchwand, wenn man emol= firende Getränke, warme Bäder, revulforifhe Blutentziehuns gen, Cipftire, eine blande Diät und mäßige Bewegung ver— ordnete. Bei einigen Frauen verbreitete ſich die Eranfhafte Roͤthe des Gebärmuttermundes mebr oder weniger rapid; indeß blieben doch einige Blaͤſschen, welche zugleich beftanden, noc zuruͤck, blieben eine Zeitlang ftationär, alsdann vergroͤ— ferten fie ſich, floffen an ihrer Baſis zufammen und bildes ten zuleßt eine weitverbreitete, tiefgehende Anfchwellung ; jes doch weichen fie einer zeitigen und zweckmaͤßigen Behandlung. Sind ein fubinflammatorifcher Zuftand und Schmerzen vors handen, fo wendet man antiphlogistica, einen revulforiz ſchen Aderlaf, zugleich mit narcoticis, an, Diefen Mitteln 107 laͤßt man reſolvirende Mittel folgen, wenn bie Entzlindung bereits verfhmwunden, oder nur noch in geringem Grade vor: handen ift, Nicht felten trifft man Kranfe an, melde mit An: ſchwellung des uterus behaftet find, oder nicht, bei welchen man, bei der Unterfuhung mittelft des speculum, auf dem Gebärmutterhalfe weder eine ifolirte Roͤthe, noch eine Exco— tiation, noch eine Erofion, oder Ulceration, vorfindet, Eurz, mit Ausnahme der mehr oder weniger großen Hypertrophie, melche vorhanden ſeyn kann, ift das untere Ende der Ges bärmutter gefund. Unterfuht man aber zehn oder zmölf Tage nachher, fo findet mın auf dem Gebärmutterhalfe ein oder zwei Bläschen, ungefähr von der Größe der Hanfkoͤr— ner, von einem Entzündungshofe umgeben. Man mürde je doch irren, wollte man glauben, daß diefe Bläschen nothz wendig in Ulceration übergehen müffen; denn, wenn man nad zwei Wochen den Gebärmutterhalg wiederum unterſucht, fo überzeugt man ſich oft, daß fie verſchwunden find; aud) Aphthen Eönnen fih am Scheidentheile der Gebärmutter ers zeugen, und, je nad der Dauer, die obenbefchriebenen Um— ftände bervorbringen, Iſt die Erankhafte Röthe die Folge einer acuten, oder fubacuten Entzündung, fo behandelt man fie mit den Mit: teln, welhe wir im zmeiten Theile der Clinique chirur- gicale de l’höpital de la pitie in den Capiteln: Acus te metritis und hronifhe metritis angegeben bas ben; ift aber die Entzündung bereits geſchwunden, oder bes fteht fie ſchon lange und in leichtem Grade, oder handelt es fih bloß um einen vermehrten Blutandrang, fo muß man, ſelbſt wenn eine Anfhwellung vorhanden feyn follte, zum Liquor hydrargyri nitriei oxydati feine Zuflucht neh— men. Iſt das causticum zwedmäßig angewendet, nament— ih wenn bie Röthe oberflaͤchlich und nicht mit Hnpertrophie und Induration complicirt ift, fo verfhwindet fie gewöhnlich ohne Weiteres, und einige Cauterifationen reichen faft immer bin; man darf jedoch nicht vergeffen, daß in allen Fällen von Zeit zu Zeit Aderläffe von 3 bis 6 Unzen, je nach der Indication, vorgenommen werden müffen. Es ift von Wichtigkeit, die hier in Rede ferhende Erankhafte Rothe nicht lange beftehen zu laffen, meil fie, wie wir bereits erwähnt haben, Ulcerationen von nicht ges tinger Bedeutung hervorzubringen im Stande ift. Hat die in Nede ftehende Krankheit ihren Sig auf ei— nem fonft gefunden Gebärmutterhalfe, oder ift diefer einfach atrophifeh und nicht indurirt® Iſt fie durch einen vermehrs ten Blutandrang erzeugt, welcher in 24 bis 48 Stunden abwechfelnd erfcheint und wieder verfchwindet, und beharrt fie überdieß feit einer langen Zeit in einem Zuftande, wie wir ihn angegeben haben, fo ift deren Behandlung folgende: Sit fie activ, fo wendet man antiphlogistica, oder nar- cotica an. Man vergeffe einen ausleerenden Aderlaß nicht, welhem man gewöhnlich noch eine derivirende Blutentziehung am Arme nachfolgen läßt. Mit diefen Mitteln Eommt man in den meiften Fällen aus; ift aber die Gongeftion paffiver Art, fo verordne man innerlid) tonica, unter welchen die Eifenpräparate den ers 633. XXIX. 7. 108 ften Rang einnehmen; die Kranke gebrauche bie Baͤder von Barr&jes und Plombiered, Man verfuhe ferner toniihe und adftringirende Injectionen, mie eine Abkochung von Eichentinde, von einer Alaunlöfung 4 Grammen in 1 Liter Waſſer; laue Douhen in die Scheide find häufig ſeht nuͤtz⸗ ih; die Diät fey hier Eräftig, aber nicht aufregend. Bei einigen Subjecten, bei melden die Schwaͤche nicht bedeu⸗ tend, oder gar nicht vorhanden ift, leiſtet ein derivativer Abderlaß von 3 bis 4 Unzen, in Verbindung mit den ers wäbnten tonifhen Mitteln, häufig fehr gute Dienſte. Im acuten Zuftande läßt man abfolute Ruhe und faft horizon⸗ tale Rage beobachten; ift hingegen der Zuftand dronifh, fo muß anhaltende Bewegung, welhe Entzündung veranlaffen kann, vermieden werden. Der DBlutandrang, melden die Erankhafte Möthe des Gebärmutterhalfes veranlaft, ift pafs fiver Art und das Eranfe Organ muß in Ruhe erhalten mwers den. Sit die Erankhafte Röthe des Gebärmutterhalfes mit Ulcerationen, hauptfählih aber mit Anfhmwellung und ne duration, verbunden, fo müffen diefe Complicationen mit den bereit8 angegebenen Mitten behandelt werden. Hat die an— gegebene Behandlungsweife der activen und pafjiven Conges ftion, welche die Erankhafte Roͤthe des Gebärmutterbalfes erzeugen, feinen Erfolg, fo fihreite man zur Cauterifation mit Liquor Hydrargyri nitriei oxydati, wenn eine, oder fait Eeine Srritation vorhanden ift. Es ift jedoch nörhig, die Gauterifation etwas näher zu befprechen; denn wenn fie nach den Megeln, wie fie zur Bes handlung der einfachen Ulcerationen im zweiten Bande der Clinique, Gapitel: Allgemeine Behandlung ange: geben wurde, ausgeführt wird, fo würde man nothwendis gerweife wunde Stellen hervorbringen, deren Unbequemlich— keit und fogar Gefährlichkeit nicht erſt erörtert zu werden braucht. Der Pinfel zur äßenden Flüfiigkeit muß nämlich £lein ſeyn und aus Haaren beftehen, äbnlih dem, deffen man fid) zu Miniaturgemälden bedient. Iſt er in die fals peterfaure Quedfilberlofung getauht, fo mus er abgefprigt und felbft etwas abgemwifcht werden; damit er nur eine aͤu— Berft geringe Quantität von Aegmitteln enthalte. Der nun im Grunde des speculum liegende Gebärmutterhals muß zuvor wohl abgemifcht werden, und der Aegmittelträger ein: geführt und auf den vierten Theil der kranken Fläche gebracht und alsdann fehr rafch wieder zurückgezogen werden; hierauf muß man unmittelbar nach der Aetzung das ganze speculum mit kaltem Maffer anfüllen. Selten wird man, wenn man auf die angegebene Weife cauterifirt, feinen Zweck nicht erreichen. Widerſteht die Eranfhafte Möthe dennoch, fo toucire man fie forgfältig in ihrer ganzen Ausdehnung. Beſteht die Erankhafte Röthe des uterus in ifolirten Flecken, welde in größeren oder geringeren Zwifchenräumen von:inander ent= fernt find, fo bat die Erfahrung mich gelehrt, daf, fo zahl» reich fie auch ſeyn mögen, das Touchiren eines einzigen ro= then Fleckes, vorausgefeßt, daß diefer nur ungeführ den fünften Theil der äußeren Fläche des Gebärmutterhalfes eins nimmt, zur Heilung hinreicht, und die Wirkung des Ar: mittels fich felbft auf ziemlich beträchtlih entfernte Stellen, von dem Drte der Application an, ausdehnt. 109 Wir haben bereit erwähnt, daß die Erankhafte Nöthe bes Gebärmuttermundes fi tief in das Gewebe bineiners fireden kann, und bei einigen Sectionen fahen wir fie die ganze Dide einnehmen Es war alsdann eine chronifche metritis vorhanden, oder vielmehr eine einfache active, oder pafjive Blutcongeftion. In der erften Art diefer Krankheis ten zeigt der Gebärmutterhals gewöhnlich eine mehr oder minder beträchtlihe Weite; in der zweiten Art hingegen ift er weich, gerade wie im dritten oder vierten Monate der Schwangerfchaft. — Man behandelt die chronifche metritis mit geeigneten Mitteln und die Blutcongeftion nad) den oben angegebenen Grundfägen; ift nur fehr geringer, oder gar fein Schmerz vorhanden, twiderfteht die Eranfhafte Nöthe dem gewöhnlis hen Verfahren, fo leiftet die Gauterifation fehr häufig noch gute Dienfte; wenn aub nit fo leicht und fo raſch, mie in den vorhergehenden Fällen. Sn dem zweiten Bande der Clinique, Gapitel: Allgemeine Behandlung ıc., haben wir den Zeitraum angegeben, bei welchen die Caute— tifation erneut werden muß. Die Erankhafte Nöthe des Gebärmutterhalfes ift mit Blutfluß verbunden und diefe Gomplicatton wird mit den Mitteln behandelt, wie ich fie im zweiten Bande der Cli- nique chirurgicale de l’höpital de la pitie, im Ca— pitel: Ueber Menorrhagie und Metrorrhagie angegeben habe. Ich habe, wie bereits erwähnt, die Section bei einigen Frauen gemacht, welche an Erankhafter Roͤthe des Gebär: mutterhalfes litten. Die Schleimhaut war zumeilen bloß ausgedehnt, mit Blut infiltrirt, ſehr wenig verdidt und nicht indurirt ; andere Male wieder war fie erweicht, jedoch an Feiner Stelle durchbrochen und Überall noh mit epithe- lium bededt. Der ebenbefprochene Zuftand Fann durch das Zoudiren erkannt werden: mit dem Finger merkt man, daß das Eranfe Gewebe erweicht fey, während die Nachbartheile verhärtet find, oder die normale Confiftenz zeigen. Hat man den Reizzuftand vollkommen befeitigt, fo geht man fofort zur Cauterifation über, wendet jedoch die ſalpe— terfaure Quedfilberlöfung, wie bei einem einfachen Geihmüre, an; in einigen Fällen befteht die Erweihung zugleih mit einer folchen des Gebärmuttergewebes, und man findet als— dann häufig hinter der erweichten Stille carcinomatöfe Er: weihung, welche bei'm Berühren dag Gefühl von Fluctuas tion erzeugen. Das Carcinom ift hier der Art nach ein fols ches, meldes die Pathologen occult nennen, Mir wollen hier darauf hindeuten, daß, wenn die krank— hafte Nöthe, die Bläschen, der Fiſtelausſchlag, die Aph— then und Oranulationen des Gebärmutterhalfes in Ulceras tion übergeben, zahlreich find und nahe beieinanderftehen, fie fib in dem Maaße, als der Zuftand fortfchreitet, immer mehr vereinigen und zuleßt eine einzige Geſchwuͤrsflaͤche dar— ftellen. Eönnen. Gegen die hierbei beftehende Entzündung wendet man antiphlogistica und narcotica an, läßt zur Ader, welchem man auc zuweilen örtlihe Blutentziehungen folgen läßt; widerfteht dennoch die Krankheit, fo nimmt man zur Cauterifation feine Zuflucht. 623. XXIX. 7. 110 Ueber die durch einfache Ulcerationen erzeugte Neubil— dungen haben wir an einer andern Stelle gehandelt. Wir haben erwähnt, daß der Gebärmuttermund mit Granulationen behaftet feyn koͤnne; diefes find Eleine Bläschen von verfchiedener Zahl, die namentlich ihren Sig um den Gebärmuttermund herum haben. Sie können eher durch dag speculum, als durd das Touchiren, erkannt werden; fie find gewöhnlich fehr zahlreih und von der Größe eines Hirfekornes, find weißlih, weich und fehr den Vehikeln aͤhn— lich, find nicht geftielt; andre Male hingegen find fie weni: ger zablreih und feinen geftielt zu feyn. Zuweilen find fie roch und haben Aehnlichkeit mit fppbilitifchen Gebilden ; zuweilen beftehen fie aus Eleinen, harten, zufammen: fließenden Öranulationen, welde die untere Fläche des Organs einnehmen. Endlich giebt es andere, welche ſehr zerftreut, ziemlich breit und fehr abgeplattet find; durch's Zoudiren kann man fie nicht leicht erkennen. Selten zer— theilen fie fih, ſehr häufig aber gehen fie in Ulceration über. Diefe Granulationen des Gebaͤrmutterhalſes find häufig von Symptomen der hronifchen metritis begleitet und find ent: weder mit einfacher Hypertrophie, oder mit diefer und In— duration verbunden; nicht felten tritt auch noch eine acute Entzündung hinzu; alsdann fieht man im Grunde des spe- culum eine dunkelrothe Färbung, oder eine Art Eechymofe; es verfteht fih von felbft, daß alsdann die Empfindlichkeit der Gefhlehtsorgane außerordentlich groß, und daß bie Ap— plication des speculum gefährlih ift. Dieß würde ebenfo, wie das Touchiren und der Beifchlaf, einen Blutfluß veran- laffen, oder diefen wohl vermehren. Die Behandlung der ung befchäftigenden Granulatio: nen ift diefelbe, wie die der vorhergehenden Affection. Es ift überflüffig, zu erwähnen, daß in allen Krankheiten des uterus, welche mit heftigen und faft anhaltenden Schmer: zen verbunden find, die abfolute Ruhe während der Dauer diefer Schmerzen durchaus beobachtet werden muß. Hat man Verdacht, daß die Krankheit durch das fophilitifhe conta- gium, oder in Folge von Scropheln ıc. entftanden fey, fo müffen geeignete Mittel angewendet werden; in diefen beiden genannten Fällen würde dag Kali hydroiodicum innerlidy vortheilhaft feyn. Die Roͤthe, die Aphthen, die Bläshen und die Gra: nulationen, von denen wir bieher gehandelt haben, Eonnen mit oder ohne SHppertrophie des uterus beftehen. Diefe Hppertrophie kann einfah, oder mit Induration verbunden ſeyn; die Behandlung aber gefhieht nach den jedesmaligen Sndicationen. (Gaz. des Höpitaux, 1843.) Gindringen von Luft in eine große Vene, wäh- rend einer Operation, mit glüdlihem Ausgange. Bon 9. Riberi. Maria Maguino, 35 Jahre alt, wurde vor vier Jahren an einem” großen fungös=cancröfen Geſchwuͤre opes 111 rirt, welches fie In ber rechten Scheltelgegenb hatte. Zwei Jahre darauf erzeugte fih von Neuem eine Geſchwulſt am rede ten Winkel des Unterkiefer, welche gleichfalls erftirpirt wurde. Gin Jahr ungefähr nah dieſer zweiten Operation wurde fie in das Hofpital aufgenommen, wegen einee fungus me- dullaris von der Größe einer Orange und von ovaler Ges ftatt, welcher fi vom oberen Ende des rechten m. Sterno- cleidomastoideus bis zur Mitte des Halfes hin erſtreckte. Herr Miberi entſchied fih für die Operation und legte den sternocleidomastoideus durch einen mit dem innern Rande deffetben parallel laufenden Schnitt frei, deffen febr verdiinnte Fafern dem tumor adbärirten. Gr feßte darauf die Ausfhälung der Gefhmulft fort, indem er von Unten anfing, wo bderfelbe am Menigften adhärirte und oben endete, wo die Wurzeln derfelben fie unbeweglich befeftigten. Sn dem Augenblide aber, wo die Kranke duch den Blut— verluſt ſchon ſehr gefchwäct worden war, trat eine reichliche und heftige venöfe Blutung ein. Wenige AUugenblide nad: ber unterfhied man einen fehr deutlichen Zu: und Abflug de3 Blutes in einer großen Vene, welche duch die mit dem tumor vorgenommene Elevationsbewegung in einen offnen Ganal umgewandelt worden mar. Zugleich börte man ein gludendes Geräufh, wie bei'm Ausfchlürfen einer Flüffigkeit, ein langgezogenes, feharfes, deutliches Geraͤuſch. Diefes Geraͤuſch hören, den Kranken erbieihen und ihn mit dem Ausrufe: „ich ſterbe“ in Ohnmacht fallen fehen, war die Sıhe seines Augenblickes. In diefer critifhen Lage be> eilte ſich Here Riberi mit der rechten Hand den Bauch zufammenzudrücden, um das Herabfteigen des Iwerchfells zu verhüten, während er mit der linken Hand einen ftarfen Druck auf die v. jugularis interna an der Stelle, wo fie in die Bruft eintritt, ausübte. Dr. Gallo ſchloß fos gleich die Wunde; ein Gehülfe brachte, indem er zwei Kil- fen fortnahm, die Kranke in die horizontale Lage, mehrere andere befprengten ihr das Geficht mit Ealtem Waffer und tieben tüchtig die Extremitäten. In Folge diefer gleichzeitig angewendeten Hülfsmittel kam die Kranke nad einer Minute wieder zu fih. Herr Niberi legte nun um die Bafis der Geſchwulſt eine doppelte Figatur und tamponnitte die blu— tende Stelle. Noch ift hinzuzufügen, daß Herr Niberi, nachdem der erfte Schreck vorüber war, einen Drud auf die Droffelader von Unten nah Oben anwandte, um durch die offen gelaffene Wunde die Luft, welche im Gefüße etwa 623. XXIX. 7, 112 noch zuruͤckgeblieben feyn follte, hinaustreten zu laffen. (Giornale delle Scienze mediche.) IN Leere A FER: Häufigkeit der phthisis nah den Rocalitäten — Herr Shaffinat fhidte der Academie Royale de Medecine eine veraleihende Ueberfiht der Källe von phthisis in den trei Bagnos Breft, Rochefort und Zoulon ein, welce, in fehr verfchiedenen Eos calitären, in Betreff des Glima’s, gelegen, eine vergleihende Unters fuhuna geftatten. Breft bat eine Ealte und feuchte Kane, Zoulon dagegen liegt an den Küften des Mitrelmeeres an einem marmen und feuchten Orte, während Rochefort, zwiſchen beiden aelıgen, eıne mittiere Temperatur bat, aber den Einflüfen von Sumpf: miasmen ausgefegt it. Herr Ghaffinat bat über 415 Todes⸗ fälle in den drei Bagnos während der Zahre 1841 und 1842 feine Beobachtungen angeftellt. In Breft ſtarb 1 von 4, in Zoulon I von 23, in Rochefort 1 von 35. Aus diefen Zahlenverbältniffen gebt die verderblibe Wirkung einer feuchten Kälte auf Zuberkels bildung hervor. Zu Rocefort ift die Mortalität, in Folge einer phthisis, die geringfte, aber man beobachtet in diefer Stadt bäufig bösartige Wechfelficber. In dem Bagno ift das Verhältnig des an den Kiebern Berfterbenen, wie 26 : 100, alfo ungefähr, wie 1:4. Der von Herrn Boudin angegebene Antagonismus zwi⸗ fhen den Sumpfmwedfelfiebern und der phthisis zeigt ſich alfo aud bier. (Arch. Gen. de Medecine, Juillet 1843.) Einen Fall von tödtliher, confluirender variola bei einem neugeborenen Kinde einer gutvaccinirten Mutter theilt Derr Gerardin der Academie de medecine mit. Diefer Fall it in Bezug auf die davon herzuleitenden patho= genetifhen Momente von Wichtigkeit. Wir wollen zunädft be= merken, daß die Mutter, zehn Tage vor ihrer Entbindung, in der Pitie neben einer, mit variola behafteten, Perfon gelegen babe, und, aller Wahrſcheinlichkeit na), bat fie bier das variola = Prins cip in jih aufgenommen, welches ihre, durh die Impfung ges fhüsten, Organe unageftraft durchdringen und ſich auf den foetus werfen Eonnte. Bereits feit langer Zeit ftebt es in der Wiſſenſchaft feit, daß fpecifiihe, oder andere Einflüffe den Organismus durdy= dringen und alsdann wieder fortgefchafft werden können, ohne Krank⸗ heiten zu erzeugen. Der vorliegende Fall it einer von den ſelte— nen Fällen, welche dieſe Thatſache befräftigen. Das variola:Gift oder Miasma Eonnte den, durch die Waccination nicht gefcbügten, foetus nur inficiren, wenn er durch den Organismus der Mutter, welcher durch die Vaccination gefhüst, gedrungen war. Und nun fönnen wir, nach der Analogie, fehr leicht beareifen, wie viele Miasmen, oder virus, abforbirt und vom menfclichen Körper wies der entfernt werden fönnen, ohne pathologifche Zuftände zu erzeus gen. Was die Uebertragung acuter und anſteckender Krankheiten von der Mutter auf das Kind betrifft, fo find hierzu gehörige Fälle genügend befannt, und noch neuerdings ift die Geburt zweier pok⸗ kenkranker Kinder, deren Mutter zur Zeit der Geburt an Pocken litt, bekannt geworden. (Revue méd., Mars 1843.) Bibliographische Atlas d’Anatomie descriptive du corps humain. Par MM. Bo- namy et E. Beau. 1. Vol. Paris 1843. 8. Natural History of the County of Stafford. By R. Garner. London 1844. 8. Demigaktiten Trait& pratique des percussions, ou expos& des applications de cette methode d’exploration a l’etat physiologique et morbide. Par M. Mailliot, DM. Paris 1843. 18. De la Reforme des quarantaines et des loix sanitaires de la Peste. Par M. Aubert Roche (Exmedecin en chef au service d’Egypte). Paris 1844. 8. — — RR —— — — — Menue Notizen a u s dem Gebiete der Nakur- und Beilkunde, gefammelt und mitgerbeitt von den Obere Medieimalrathe Froriep gi Weimar, und dem Medicinalrathe ımd Profefſot Froriep gu Berlin. N. 624. (Nr. 8. des XXIX. Bandes.) Gedruckt im Landes = Induftrie- Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x Sanuar 1844. Preis eines aanzen Bandes, von 24 Begen, 2 Re. oder 3 30 u, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr U. a: ti u Ueber die Fortfhritte der Ethnologie. Bon Dr. Hodgfin. Borgelefen der ethnologiſchen Gefelfchaft am 22. November 1343. *) Das Studium des Menfhen im umfaffendften Sinne des Wortes, oder die fogenannte Anthropologie, begreift eine Menge von Zweigen, von denen fich jeder ald eine eigene Wiſſenſchaft behandeln läßt. Die Körperbildung des Menfchen und die Eraründung der Functionen feiner verfchiedenen Drgane, gebören in’s Gebiet der vergleihenden Anatomie und Pbnfiologie. Als denkendes Wefen bildet der Menfd) den Gegenftand der Metaphyſik, und als intelligenter Bewohner der Erde das Studium des Philofophen überhaupt. Manche, wie Gabanis und Hope, nahmen einen fehr hohen Stand: punct der Beurtheilung; Andere handelten von dem individus ellen Fortfchritte des Menfchen, feiner unbegränzten Erzie— hungs- und Entwidelungsfähigkeit. Noch Andere faffen den Gegenftand auf dem Gefichtspuncte der uefellfchaftlichen Be— ziehungen, aus dem ſtaatswirthſchaftlichen, politifchen ꝛc. Gefichtspuncte auf. Auch in Bezug auf die Dauer der Epoche, binnen welcher der Menfh ein Bewohner der Erde gemwefen ift, wird deffen Geſchichte ftudirt. Durch Unterfuhungen Liefer und ähnlicher Urt ift dag Studium des Menfhen, im Ganzen, wie im Einzelnen, fo vielfeitig angebahnt worden, daß es zum Gegenftande einer befonderen Unterſuchung werden kann, welchen Ginfluß die verfchiedenen Umftände, unter denen er fich befindet, auf ibn äußern, einmal individuell, rüdfichtlich der Diät, des Clima's, der Lebensweife und der angeerbten Eigenthümlich: *) In London befteht eine ethnologiſche Geſellſchaft, die es ſich zur Aufgabe gemacht hat, die ſowohl phyſiſchen als geiftigen unterfcheidenden Charactere der verfchiedenen Menfchenracen und Volfsftämme zu ergründen, welche theils in der Vorzeit gelebt haben, theils noch jest vorhanden find. Dbige Abhand— lung wurde dem Edinburgh new philosophical Journal von der Gefellfchaft mitaetheitt und findet fich in deffen Quartals heft vom October 1843 bis Januar 1844 abgedruckt. N» 1724. — 624. r ua, feiten; bann in der Gefammtheit, rüudfichtlih der Regie— rungsform, Neligion, der Einwirkung der Nadıbarvölfer und der Nutionalvorurtheile, aus welcher Quelle fie au) ſtam— men mögen. In diefer Beziehung haben fhon Lord Kames, Salconer und Herder mit bedeutendem Erfolge geforfcht. Wenn man alle diefe verfchiedenen Umftände und Vers hältniffe mit Beziehung auf den Menfchen, als ein Werfen eigener Art, mehr oder weniger genau erwägt, fo entfteht natürlich die Frage, ob diefe fämmtlichen DBerfchiedenheiten lediglib eine Wirkung verfchiedenartiger äußerer Einwirkun— gen auf wefentlich gleichartige und von demfelben Urältern- paare ſtammende Geſchoͤpfe ſeyen? Prichard und Lawrence meinten, daß, wenn man die Extreme der Farbe, ſowie der Barbarei und Civiliſation, die man bei'm Menſchen antrifft, einander gegenuͤberhalte, man gewiß auf eine abſolute Verſchiedenheit der Species ſchließen werde; und Ford Kames hatte ſchon früher ange— geben, daß man zu dieſem Schluſſe gelangen muͤſſe, wenn nicht das Zeugniß der heiligen Schrift dagegen ſpraͤche. Beachtet man dagegen die unzähligen und faft uns mer£lihen Uebergaͤnge, die von dem einem jener Extreme zu dem anderen fübren, fo möchte man gerade zu der entge= gengefesten Anficht gelangen, zu melcher fih in der That Viele der gründlichften Forfcher bekennen, Abgefehen von diefen einander widerfprechenden Meinungen haben Schrift- fteller der älteften Zeit von der Trennung de8 Menfchen in verfchiedenartige Gruppen oder Nationen gehandelt, von denen manche durch ihre Sprache, andere durch ihre Farbe, andere, von denen man nur wußte, daß fie ein beflimmtes Land bewohnten, fich vielleicht durch ihre eigenthünilichen Gebräuche auszeichneten. Thatſachen diefer Art finden fich natürlih in den Schriften der Gefhihtefchreiber und Geo— grapben gelegentlih in Menge, und fie bilden in ihrer methodifcben Zufammenftellung diejenige Wiffenfchaft, welcher man den Namen Ethnographie gegeben bat. Man bat mehrfach den Verſuch gemacht, die geogra= phifche WVertheilung des Menfchen nach feinen verſchiedenen Gruppen oder Racen ungefähr in derfelben Weife zu fchil- 8 115 bern, mie Humboldt bie ber Pflanzen, Latreille bie der Infecten, Milne Edwards die dev Kruftenthiere dar— gelegt bat. Dieß iſt, z. B., von Zimmermann geſchehen. Sowohl in England, als auf dem eucopäiiden Feſt lande, find verfchiedene, mehr oder weniger ausführliche ech nographiſche Charten erfchienen. Herr Greenough arbeiz tet gegenwärtig an einer ſolchen, Die gewiß nah ihrem Plane und ihrer Reichhaltigkeit des Verfaſſers der geologi— fhen Charte von England vollkommen wü:dig ausjallen wird. Wären die an der Menſchenſpecies bemerkbaren Unter— ſchiede lediylih das Mefultat phyſiſcher Umjtinde, fo ließe fi) erwarten, daß die ethnographiſchen harten in Anjebung der phyſiſchen Charactere ziemlih mit Den Breitegraden, oder vielmehr den Iſothermallinien und den durch die Er— zeugung gewiſſer Pflanzenfamilien bezeichneten Ne,ionen, bei denen fich fowohl der Einfluß der geographifhen Breite, als der Hoͤhe über der Meeresflihe Eundgiebt, zufammentreffen würden. Daß dieß nicht dev Kal iſt, ſieht mun ohne Weiteres, obwohl noch bei Weitem nicht alle zu einer foldyen Charte erforderlihen Materialien zugaͤnglich gemacht find. Es iſt jenes fo wenig der Fall, daß wir jede Farbenabituf ung vom Weiß bis zum dunfeljten Schwarz unter derfelben geographiſchen Beeite, und oft Die ſtaͤrkſten Gontrafte dicht nebereinander, finden. Wir Eonnen feiner wahrnehmen, daß die Individuen, welche dieſe verfchiedenen Charactere dar— bieten, von dem Clima, dem ſie unterworfen ſind, ſehr ver— ſchiedenactig afficirt werden. Haben wir daraus auf eine abfolute Verſchiedenheit der Racen zu ſchließen, von denen der einen diefes, der andere jenes Clima zufagt, wie es lid), 4. B., mit der teopifhen Palme und der nordifchen Kiefer verhält? ine ſolche Verichiedenbeit, fo wahrſcheinlich fie fib auch auf den erften Blick darftellen mag, ift keineswegs unbedingt nothwendig, da ſich mit gleicher Wahrfcheinlichkeit annehmen läßt, die Abkömmlinge deſſelben Urälternpaares fenen in einer langen Reihe von Generationen für ein ge— wiffes Clima am Geeignetffen geworden, fo daß ſpaͤter der Einfluß eines anderen Clima's fie mehr oder weniger unyüns ſtig afficiren müßte; ſowie, z. B., Eifen, je nach der vers ſchiedenen Behandlungsweife, durch Hitze dehnbar oder ſproͤde gemacht werden kann, und die fo erzeugten Varietaͤten ſich nicht beliebig eines an des anderen Stelle fegen Laffen. Diefe und viele andere Schwierigkeiten haben ſich bei der Unterfuhung der verſchiedenen Bedingungen und Erſchei— nungen berausgeftellt, die der Zuftand des Menfhen an verfchiedenen Puncten der Erdoberflihe darbietet. Das Stur dium dieſes ſehr intereffanten Gegenſtandes bildet einen Zweig der Wffenfibaft, dem man den Namen Ethnologie beigelegt hat. Was der große Cuvier in Betreff der Zvolos gie überhaupt bemerkt hat, gilt auch von diefem befonderen Zweige derjelben, nämlich, daß ſich der Gegenſtand nad) zwei Haupteihtungen hin behandeln laͤßt. Nach der einen Mes thode haben wir von dem Urftamme ausjugehen, und die zahlreichen Zweige, in die er ſich getheilt bat, zu verfolgen; allein um fo zu verfahren, müßten wir zahlveihere und fiherere Data befigen, als wir deren haben oder zu erlangen vermögen. Der ältefte Ethnograph und Hiftoriograph, der 624. XXIX. 8. 116 zugleich ber erfte infpirirte Schriftftelfer mar, hat ſich biefer Methode bedient; und bei feiner Aufzählung und Befcreis bung der Völker, Stämme und Familien hat er dirfeibın in abfleigender Linie von ihrem Urälternpaare abgeleitet. Selbſt in verhaͤltnißmaͤßig neueren Zeiten hat man, obwohl mit ſehr unbeftiedigendem Erfolge, Aehnlihes unternommen. Dergleihen Berfuhe wurden von virlen der alten profanen Hıflorifer gemacht, dern Schriften für den, welcher ſich heutzutage mit Ethnologie befaßt, von der höchſten Wichtig— £eit find. Obwohl fie ih in vielen Faͤllen genöthigt ſehen, die Präeriftenz von fogenannten Ureinwohnern oder Autoch—⸗ thonen anzunchmen, die als urfprünglidie Etzeugniſſe des Landes betrachtet wurden, weil fie zu einer Zeit in daffelbe eingewuandert waren, bis zu welcher weder die Geſchichte, noeh die Sage binaufreiht, fo berichten fie doch fait durch—⸗ gehende Über das Hinzutreten anderer Cinwohner, die von einer bekannten Meufhenfamilie herftammten, und die fi fpäter in verfhiedene Stämme fpalteten, deren Werzweis gungen und Vermifhungen mit anderen Volksſtämmen mehr oder weniger yenau angegeben werden. So verhält es fih mit der Beſchreibung, welche Salluft uns hinſichtlich der Bevölkerung Nordafrica's binterlaffen bat; fo aub mit den Berichten, die wie über die Einwand-rung griebifher und aſiatiſcher Samilien in Italien bejigen. Die andere Methode befteht darin, daß man die Spur der vorbandenen Wationen, Stimme und Familien rüd: wärt3 gegen deren im Dunkel der Vorzeit verfchwindenden Urfprung bin verfolge. Bei diefem ſehr mühevollen und ſchwierigen Geſchaͤfte ift e8 von der größten Wichrigkeit, daß man fih nicht durch vorgefaßte Meinungen oder eine alljus thätige Einbildungskraft zu falſchen oder nicht gehörig bes gründeten Schlüffen verleiten laſſe. Der Forſcher kann zwar von vornherein eine Theorie aufitellen; allein diefe darf ihm nur als Leitfaden, nicht als Irrwiſch dienen: fonit ge: räth er vom feiten Boden in einen pfadlofen Sumpf. So ging es denen, die nicht nur verfdyiedene aſiatiſche Nationen, fondern auch die nordamericaniihen Indianer von den ver: loren gegangenen Stämmen Iscaels ableiten wollten; fowie denen, welche nachzuweiſen fuchten, daß ganz Mord» und Südamerica duch Eınwanderungen aus Alten bevölkert wor: den fey, die von Kamtihatfa aus nah den Aleutifchen Inſeln ftattgefunden hätten. Die UAnfihten der Hiſtoriker und Naturforfcher, ruͤckſicht⸗ lih der verfchiedenen Abarten oder Racen der Menfchenipes cies, waren vag und unbeſtimmt und nah einem Gemeng= fel von mehr oder weniger unrichtig dargeftellten Ihatlachen, von Gerüchten und Speculationen gebildet, bis Blumen: bach endlich mit feiner berühmten Inauguraldiſſertation auftrat und einige Drdnung in diefen Wirrwart brachte. Im Verlaufe feines langen Lebens blieb dieſer Gegenjtand fiets Blumenbach's Kieblingsbefhaftigung, und bei ſei— nen ausgebreiteten Kenntniffen in der Naturgeſchichte und vergleichenden Anatomie, ſowie bei feinen vielfeitigen Ver— bindungen, gelang ed ihm, eine der größten ethnographifchen Schaͤdelſammlungen zufammenzubringen und gehörig zu benugen. 117 Dhne den wichtigen VB.rebril zu verkennen, den die Bekanntſchaft mit der geographiſchen Vertheilung des Men: fhen ibm bei der Unterfuhung feines Gegenftandes gewah— ten mußte; obre die auffallenderen VBerfchiedenbeiten der Kor: perfarbe zu vernachläfiigen, machte er zueuft die Geſtalt und Verhältniſſe des Schädel zur eigentliben Grundlage ders jenigen Goaractere, nah welchen die Verſchiedenheiten und Aehnlichkeſten dev Menfchenracen zu bemeffen feven. Hierin war er indeß nicht durchaus orisinell, indem fon vor ihm ten Thiere berüdfichtigt und fpäter bei Wergieichung des Menfhen mit din niederen Thieren, fowie bei derjenigen der vorichiedenen Menfchenracen miteinander, benutzt hatte, Blumenbach ſah aber die Nothwendigkeit ein, außer dem Geſichtswinkel nech viele andere Charactere zu berüdjichtigen und ftellte ein Verfahren auf, wie man Schädel in gewiſſen Richtungen zu bitrachten babe, um fie in der geeiqnetften Urt miteinander zu vergleichen. Es find nicht nur die Vers bältniffe d:8 Kopfes und Geſichtes oft ſehr und in der Art verfchieden, daß dadurch der Gefichtewinfel verändert wird; fondern man bat auch rückjichtlih der verbältnifmäßigen Weite der Schaͤdelhoͤhle ſehr bedeutende Unterſchiede ermittelt, und die Unterfheidung von langen und rundın Köpfen ift gewiß ſchon von uralten Zeiten ber im gemeinen Leben uͤb— lih gewefen. Der folige Profeffor Blumenbaw ftellte die Wichtigkeit dieſer Charactere beraus, und nachdem er mit großer Mübe eine Sammlung der Echädel verſchiedener Na: tionen zuſammengebracht batte, gab er in feinen Decaden Abbildungen derjelben heraus und beichrieb zugleich die Ei— gentbümlichkeitin derfelben, welche er nach feiner Methode zu entdecken verntocht batte. So machte er e8 Anderen möglich, auf demfelben Wege weiter zu forfchen, und gab den erften Impuls zur Unlegung der etbnographifiten Schaͤ— delfammlungen, die jeßt einen fo wichtigen Theil aller gro: Ben Naturaliencabinette bilden. Hauptſaͤchlich auf die ven der Schaͤdelbildung entlehnten Kennzeichen bin, obwohl auch unter Berücdfihtiaung der Gefhichte und Geographie, ftellte Blumenbach fünf Hauptracen: die Gaucafifche oder Ara: bifch = Europäifche, die Afiatifche oder Mongolifhe, die Ma— laiifche oder Polyneſiſche, die Americanifche und die Aethio— pifhe, auf. Der größte Naturforſcher der neueften Zeit, Cuvier, wandte fein Genie fo ausfchließlich der niederen Thierwelt zu, daß er das Studium des Menfchen darlıber gewiffermaaßen vernachlaͤſſigte. Doc machte er auch die Menfhenvarietäten zum Gegenftande feiner Betrachtung und gelangte in diefer Beziehung zu dem Schluſſe, daf, wenn wir gewiffe, nach deren Mohngebieten zu beftimmende Hauptabtheilungen des Menſchengeſchlechts anzunehmen haben, bie fünf von Blumenbach aufgeftellten auf drei zu vedus eiren feyen, nämlich die Gaucafifhe, Mongoliſche und Ae— thiopifche, indem ihm der Malaie und Americaner Eeine hinlänglich unterfceidende Charactere darzubisten fchienen, um daraus befondere Hauptracen zu bilden, wenngleich er nicht angegeben hat, welcher der von ihm aufgeftellten Hauptracen diefelben beizuzahlen fenen. Die große Mangels haftigkeit der damals zum Studium diefes Gegenftandes 624. XXIX. 8. 118 geſammelten Materialien war ihm fihr fühlbar, und er Außerte wiederholt feine Verwunderung über die Saumſelig— keit, welche ſich die Reiſenden in diefer Beziehung bätten zu Schulden kommen laffen. Die Gründe tiefer Fahr— läfiigkeit find allerdings oft begreiflih, aber der zum Theil unvifeslibde Schaden, den dieſelbe geftirtet, iſt deßhalb nicht weniger beklagenswerth Die offenbare Beziehung, in welcher die Blumen: bach'ſche Claſſificirung zu der geographiſchen Vertheilung der Menſchenſpecies ſteht, trug, wie es ſcheint, ebenſoſehr, als das Aufſehen, welches die Originalitaͤt ſeiner Anſichten machte, dazu bei, ihm die Gunſt des wiſſenſchaftlichen Pus— blicums im vorzüglich hoben Grade zuzjumenden. Spätere und grünolichere Unterfuhungen haben indeß die Unmöglichs keit dargetban, alle die Menſchenſtaͤmme, mit denen wir nach und nach befannt geworden find, auf jene fünf Haupt— tacen zurudzuführen. Schon Herder nahm an, daß es viel mehr Minfchenvarietäten gäbe, als fünf, und unfer Landsmann Dr. Prihard, der ein arofer Bewunderer und Anhaͤnger des Blumenbac fhen Syſtems war, ſah fich felbit zu Unterabtbeilungen und Zufäßen geswungen. Uebri— gens bifteht Prichard's größtes Werdienft keineswegs in Seftftelung der Dauptabtheilungen der Varietäten des Menz fibengefchlebte, die, wie er nachgewiefen hat, durch Erine fbroffen Echeidelinien voneinander getrennt find. Gr bat den Geyenftand bis in's Einzelnſte verfolgt und die Unter= fubung der untergeoröneten Gruppen nicht nur nach deren gegenwärtig, m Zuftande, ſendern auch, fo oft ihm dazu die nörhigen Quellen zu Gebote fanden, in Metreff ihres frühern Zuftandes, durchgeführt. Bei aller Anerkenntniß des DVertienftes und Werthes feines Merkes, muß indeß zus gegeben werden, daß in Bezug auf viele, wo nicht alle, uns tergeordneten Gruppen die Materialien zu einer vollftändig erſchöpfenden Behandlung des Gegenftandes nicht ausreichten, und daß ein eiftiges Forſchen nach neuen Zhatfachen, fowie auch eine kritiſche Sichtung derjenigen noͤthig ift, die ſich auf die Behauptungen von Schriften gründen, deren Glaub» würdigfeit nicht genügend verbürgt feyn dürfte Durch Pri— hard’ Merk ift indeß das Studium der Ethnologie uns gemein gefordert und diefe Wiffenfhaft auf denjenigen Stande punct gebracht worden, wo die vereinigten Anftrengungen einer Gefellihaft von Forfchern ebenfo wünfchensmwerth als fruchtbringend werden, indem fie dadurch in allen Einzeln: heiten vervolftändigt und nachgebeffert werden Fann, Das Verdienft, diefe Art von Mitwirkung auf die Bahn gebraht und in diefer Beziehung mefentlich zum wiſ— fenfchaftliben Fortichritte angeregt zu haben, gebührt dem verftorbenen Dr. Edwards, deffen Aufmerkſamkeit bei Ge— legenbeit einer Reiſe durch Frankreich, wo ihm die große DVerichiedenheit in den phyſiſchen Characteren der Bewohner jenes Landes auffiel, zuerft auf ethnologifche Gegenftände gelenft worden zu feyn ſcheint. Er forfchte dem Grunde diefer Verichiedenheiten auf biftorifhbem Wege nah, und je weiter er in feinen Gegenftand eindrang, defto mehr Inter— effe flößte er ihm ein Er veröffentlichte, in der Form ei— nes Briefes an Herrn Thierry, eine fehr intereffante Ab⸗ 8 119 Handlung uͤber biefe Materie und legte fo bie von ihm er— langten Reſultate dem Publicum vor. Diefe Arbeit des Dr. Edwards ift ungemein gründlid und verdient Die ganze Aufmerffamkeit des Ethnoloyen. Dr. Edwards befhäftigte ſich im feinen legten Jah— ren überhaupt fehr eifrig mit Ethnologie, und er beabſich— tigte, ein umfangsreihes Werk über Diefen Gegenfland her— auszugeben; allein der Zed überrafhte ihn, bevor er Die von ihm dazu gefammelten Materialien geordnet hatte. Er begriff, wie wichtig das Zuſammenwirken Vieler zu dieſem Zwede ſey, und gründete unter Mitwirkung mehrerer der ausgezeichnetſten Mitglieder des franzoſiſchen Inſtituts, ſowie anderer Gelehrten, die ethnologiſche Geſellſchaft in Paris. Die Pariſer Geſellſchaft widmete ſich, unter Dr. Ed— wards's Leitung, ihre Aufgabe mit regem Eifer und gab einen Band Verhandlungen heraus, Die Commiſſion der Britifhen Gelehrtengeſellſchaft ließ eine Aufforderung zur Beantwortung mebrerer wichtigen erhnographifchen Fra: gen ergehen, die vielfache Zufchriften yon Seiten practiſcher Beobachter Hervorriefen, und im der betreffenden Section bei den verfdriedenen Jufaramenfünften zu intereffanten Debatten Gelegenheit gaben. In Deutfhland, wi? in den vereinigten Staaten Nordamerica’s, wird diefer Wiffenfchaft geyenwartig die gebührende Aufmerkſamkeit gefhenkt, indem man fie bei Behandlung der verwandten Wiffenfihaften ſtets beruͤckſichtigt. (Fortfegung folgt.) Miscellen Ucber das Wachsthum und die Wanderungen der Seefore!le (Salmo Trutta) hat Herr John Shaw ganz ähne tie Verfuche angeſtellt, wie früher in Bezug auf die des Lachſes (vergl. Ro. 298 und die dort angezogcnen Sen. d. BL.) Den 1. November 1839 bradıte er Eier, die «x künſtlich befruchtet, in ſeine Verſuchsteiche, und nad) 75 Tagen hatte er Sunge, die den Lädıe> hen ſehr ähnelten, aber etwas Eleiner und blafjer waren, Sie brauchten zwei Fahre, um etwa 7 Zoll lang zu werden, und die 624. XXIX. 8, 120 meiften davon verwandelten fi dann in foaenannte smoltse, Et⸗ wa ein Viertel derfelben nahm aber den Eilberglan; an, unb ber Berfaſſer meint, dieß ſey auch im Zuftande der Freiheit bei ziem⸗ lich ebenfovielen der Kal Dann machte er mit den smolts in den Fluſſen ſelbſt Verſuche und fand, daß fie nad ibree Wander rung in die See als herlings (Salmo albus, Fleming) um 7 bie 8 Unzen fhwerer im Juli und Zuguft zurückehrten. Diele lais den noch in demfilben Spätherbte, gehen dann wieder in’s Meer hinab und ſchwimmen im folgenden Mai und Juni, durdfchnittlic 2 Pfund ſchwer, wieder ſtromaufwaͤrts. Dieſe Gewichtsvermeh⸗ zung findet faſt durchaus im Meere ſtatt. Nachdem ſie zum zwei⸗ ten Male gelaicht haben, gehen ſie zum dritten Mal in bie Eee, worauf je als wierpfündige Fiſche in den Flus zurüffehren. Sie End nun fünf Fahre alt, und nachdem jie die See abermals beſucht, Eehren fie ſechspfundig in den Fluß zurüd. Alles dich beobachtete der Verfaſſer an gezeichneten Eremplaren, die ır von Jahr zw Jahr im Fluſſe Nith wicderfing. Beobachtungen über die Temperatur des Erdbo— deus in Dfiimdien Hat John Ealedort Eig. dem Deren Pros feſſor Forbes zu Edinburgh und diefer der Royal Society daſelbſt mitgetheilt. Die von Herrn Adie in Edinburgh gefertigten Ther⸗ momcter wurden zu Zrevandrum, unter 8° 30' 55° n. Br., 3,6 und 12 Parifer Zuß tief in ben Erdboden eingefenkt. Dies geidhyah im Mai 1342, und obwohl, wegen des flarken Regenmetters und anderer Umjtände, die Besbahtungen während der erften zwei Monate für bie Ermperatur der refpectisen Ziefen nicht ſehr be= weifend find, do jind ſie doch Änfofern son Intereſſe, als he dee Meinung Kupffer’s, als ob die Zemperatur der oberflachlichen Erdriude innerhalb der Wendekreife niedriger jun, als die der Luft, fowie au Bouffingaulrs Anſſicht, als ob die Temperatur dort ſchon bei 1 Fuß Ziefe conftant biefeibe fey, durchaus widerfpredyen. Der Beobachtungsort befand ſich auf em Gipfel des Berges, wo die Sternwarte ſteht, und der Boden beftand aus 2aterit. Die mittlere Sabrestemperatur der Luft beträgt zu Zresandrum 749° 24° Fahr. Der Boden war mit (Gras bewachſen, und die Kohren der Jangen Thermometer ſtanden aanz frei heraus. Folgende Ta— belle enthält die viermenatlihen Beobachtungen 1542 12 Rus 6 Rus 3 Ruß Zufttemper. Mai 84,672 85,137 85,320 80,09 Zuni — 84 552 52,052 79,32 Juli 84,805 85,627 81,025 73,73 Auguft 84,240 82,500 50,230 77,90 (Edinb. new. philes, Jourual, Oct 1343 — Jan. 1344.) | me mn —— — — A 3 A Ich, at Ward Weber das aneurysma dissecans, Bon Dr. Thomas Berill Peacod, Der Ausdruck aneurysma dissecans murbe zuerft von Laennec (Traite de V’auscultation ete, 1826. tom, 1J, p. 696.) gebraudht, wiewohl dieſe Form der Af— feetion fhon früher von Allan Burns (ein Fall in: on diseases ef the heart, 1809) und von Shefetton (zwei Fälle in Dublin Hospital Reports, vol. UL p. 231. 1822) beſchrieben worden iſt. Faͤlle dieſer Affection in einem fruͤhern Studium finden ſich auch bei Morgagni (de sedibus et causis morb, Ep, XXVL S. 15, 17, 31. Ep. XXVIL S 28. und Alerander’s Ueberfezs zung Vol. I. pp. 03 — 6, 861) und kei Dr. Nic olt (in feinem Sectionsberichte der Leihe Georg IL v. Phi- losophical Transactions 1761). In neuerer Zeit find zwei File von Guthrie in feinen DVorlefungen über die Krankheiten der Arterien, einer von Dr. Elliotfon in ſei— nen Lumleyan Leetures, jwei von den DDr. Pennod . und Goddard im American Journal of Med. Srien- ees (vid. London med. Gaz. vol. XXI. p. 668). zwei von Dr. Smith im Dublin Journal vol. IX. p. 425 und einer im Atem Hefte der von dem Armv merli- cal departement weröffentiichten Abbildungen bildlih dar— geftellt und von Dr. Mtaudlan im Glasgow Me- dieal Journal). voL L p. 1. 1833. beſchrieben worden. Außer diefen Fällen beobachtete ich ſelbſt zwei in der Royal Infirmary und hatte Gelegenheit, einen dritten zu unters füuchen, der in der Pragis des Dr. Paterion zu Keith vorkam. Zwei Präparate fand ih im Mufeum des Col- lege of Surgeons, und eines in der Hunter' ſchen Sammlung des Royal College of Surgeons in London, fowie auc ganz vor Kurzem ein ſehr intereſſantes Beifpiel aus dem Giornale delle Scienze mediche in der Graz. ned. de Paris t. N. p. 524. Aott. 1842. angeführt worden ift. Das aneurysma dissecans weiht fehr von den ges wöhnlicyern Formen der Aneurnsmen ab. Bei den legteren, 121 mögen fie nun In Folge einer Erweiterung der Arterienhäute, oder einer Nuptur und Ulceration der inneren und mittleren Haut entftanden feyn, bildet der Sad eine deutliche, mehr oder weniger abgerundete Gefhmulft, weldye an der Seite des Gefäßes hervorfpringt, mit welchem fie durch eine vers hältnißmäßige Eleine Deffnung communicirt; das Uebel fchreis tet, wenn auch todtlich verlaufend , doch langfam fort und bringt durch den Druc der Geſchwulſt auf die anliegenden Drgane ſehr eigenthümlihe Spmptome hervor. Bei'm aneurysma dissecans dagegen nimmt der Sad die Wan— dungen des Gefaͤßes ein und gleiht, indem er den Kauf deffelben verfolgt, nur einer erweiterten Arterie; die Deffnung, durch welche die beiden Canaͤle miteinander in Verbindung ftehen, ift gewöhnlich eine lange und fehmale Spalte: das Uebel entwidelt ſich raſch und geht gewoͤhnlich fehnell einem eödtlihen Ausgange entgegen, auch bieten die Symptome nichts Characteriftifhes dar. Das Uebel entftebt gemöhns lih aus einer Zerreißung des inneren und eines Theiles oder der ganzen mittleren Haut der Arterie, feltener aug einer DPerforation der Haute in Folge anderer Urſachen, und da diefelben nicht fo eng aneinander adhäriren, wie bei dem umfcriebenen Aneurysma, oder auch durch eine active Afs fectien fih leichter. voneinander trennen Iaffen, fo ergießt fi) das Blut in das Zellgewebe zwiichen der aͤußern und mittleren Haut, oder, was mwahrfcheinlicher ift, zwifchen die Schichten der legtern und bewirkt die Trennung derfelben. Auf diefe Weife wird ein aneurpsmatifcher Sad gebildet, welcher den Lauf der Arterien in einer größeren oder gerins geren Ausdehnung fowohl oberhalb wie unterhalb der inne= ten Spalte verfolgt, nab Außen von der äußern und — wahrfceinli in den meiften, wenn nicht in allen Fällen — von einem Theile der mittleren Haut beginnt und von dem urfprünglichen Canal durch eine Scheidewand getrennt wird, welche aus der innern Haut der Arterie und einem Theile oder der ganzen mittleren Haut beiteht. Sn einer frühen Periode betrachtet, deutet die zerriffes ne Deffnung, durch welche der Sad mit dem Gefühle coms munieirt und die Raubigkeit und Untegelmäßigkeit im Ver: taufe derfelben feine Befchaffenheit an. Später jedoch wer— den die Nünder der Spalte glatt und gleihmaßig, der Sad erhält eine augkleidende Membran von gelbliber Farbe und von der Glätte der feröfen, die gefunden Arterien auskleiden— den Haut; die Zweige, welde zu den nahbeliegenden Theilen bin verlaufen, nehmen zum Theil ihren Urfprung aus dem neuen Ganale, zum Theil aus dem urſpruͤnglichen Gefäße, und das Ganze fieht mehr einer ungewöhnlichen Bildung der Arterie, al3 dem Producte einer Entartung aͤhnlich — eine Aehnlichkeit, welche um fo auffallender wird, wenn was zu: weilen eintritt, ber Sad, nachdem er eine größere oder kleine— ve Strede weit fih ausgedehnt bat, fich wieder in den Ca— nal, aus dem er entftanden ift, öffnet. Die Sammlung von Fälfen des Uebels in feinen verfchiedenen Stadien von dem frübeften, wo es nur ald eine Nuptur der inneren Häute mit einee Ecchymoſe unterhalb der tunica externa erfcheint, bis zu dem Stadium, in welchem ein ganz neuer Canal fih gebildet hat, hat jest jede Schwierigkeit in der Erkenntniß der Affection befeitigt. 624. XXIX. 8, 122 (Der Verfaſſer führe ung mehrere Fälle an, die wir bier aber übergehen, da das Ergebniß derfelben im Folgenden vorfommen wird.) Bildungsweife. — Die Unterfuhung mehrerer frifchen Präparate von Aneurysmen in den verfchiedenern Stadien ihrer Bildung haben mih auf die Vermuthung ges bracht, daß das Aneurysma auf Erankhafte Veränderungen in den LUrterienhäuten ſich zuruͤckfuͤhren laffe, welche ſehr verfchieden feyn fönnen und demgemäß auch ſehr verfchiedene Wirkungen hervorbringen. Bei der einen Form, welche mit dem Namen atheroma oder steatoma belegt worden ift, wird eine gelblihe koͤrnigte Maffe in der die Arterie aus= Bleidenden Membran oder in dem Zellftoffe unterhalb derſel— ben abgelagert, welche zuweilen auch die mittlere Haut mit affteirt. Dieſe geht allmälig in Erweihung über, die innere Haut zerreißt, auch die mittlere Haut wird perforirt, oder atropbifch , und die Haut rund um den erkrankten Theil wırd faſt adbarent, und fo wird, indem der Blutſtrom von der Auferen Haut getragen wird, welche durch ein Lymph— erfudat verjtärkt ift, die Trennung der Häute und die Ver— breitung des Blutes zwifchen diefelben verhindert, und ein umfchriebenes Aneurmema (Scarpa) gebildet. Bei der zwei— ten Veränderung oder derjenigen, welche, nad meiner Anficht, die Aneurysmen aus Erweiterung bervorbringt, afficirt das Uebel vornehmlich die mittlere Haut, welche ihre gelbe Farbe verliert, halb durchfichtig und härter, als gewöhnlich, wird, indem fie das Ausfehen des Knorpelgemwebes annimmt. Ihre fibröfe Textur ift gleichfalls weniger deutlich, und in dieſer Beziehung tritt der Gontrajt zwifhen den gefunden und kranken Häuten noch deutlicher bei der mifroffopifchen Uns terſuchung hervor. Die mittlere Haut wird auch dünne als gewöhnlich, und kann an den Stellen, wo die Dilatn tion bedeutend ift, oft gar nicht verfolgt werden. Beim Fortfchreiten diefer Veränderungen verkleben die verfchiedenen Häute mit einander, und wenn man eine Ar— terie in diefem Zuftande auffchneidet, fo laffen fich die Haͤu— t?, welde an den gefunden Partieen leicht voneinander zu trennen find, felten an den erkrankten Stellen einzeln verfols gen, indem die mittlere Haut gewöhnlich zerveißt und zum Theil an der Außeren, zum Theil an der inneren Haut hanz gen bleibt. Mit diefer Affection der fibrofen Hülle verbin: det ſich gewöhnlich eine atheromatofe Entartung und Ver: dickung der inneren Haut. Bei beiden Formen jedoch wers den die Veränderungen entweder von der oben befchriebenen krankhaften Adhaͤſion begleitet, oder dieje gebt ihnen voran, und diefe fheint ein wichtiges Moment bei der Entwides lung der eingefadten aneurysmatiſchen Geihmülfte auszus machen. Scarpa fcheint jedoch dieſelbe überfehen zu ha— ben, denn wenn er auch die Ruptur der inneren Haͤute einer langfamen Veränderung zuſchreibt und angiebt, daß je= ne innig miteinander verwacfen, fo ſcheint er doch der An— fiht zu feyn, daß diefe Veränderung ſich nicht auf die Aus fere Haut erfiredt. Burns (Herzkrankheiten, ©. 215) fagt aber in einer Kritik der Anſichten Scarpa’s: Die Rup— tur der inneren Häute einer Arterie ijt nicht der erſte Theil des Proceffes, welcher bei der Bildung eines Aneurysma eintritt. Bevor diefes der Fall ift, finden wir, daß die Aus 123 ßere Haut rund um den erkrankten Theil der eigenen Häute des G files mit den getunden Hüllen filter, als gemöhns lich, zufammenhängt. Wenn fie daher durch Die vis a ter- go an der ſchwaͤchſten Stelle aufbrechen , fo dringt das Blut zwiſchen die aͤußere und mittlere Haut und löft die erftere von diefer fo weit ab, als fih die Affection der ins neren Haut erftredt, Darüber hinaus kann es Diefelben nicht ablöfen, indem dafe!bft die Adhaͤſion ungemein feit geworden if. Burns hat mit Dielen Worten die Art der Entſtehung der eingeſackten Aneu ysmen in Folge einer „erreißung dev inneren Haut, meiner Anſicht nad, richtig beſchrieben; und in feinem Berichte Über einen Full von aneurysma dissecans beſchreibt er das feſte adhäfive Baad, durch melches die Ausdehnung des Sades zwiſchen den Häuten beſchraͤnkt wurde (op. eit. p. 233). Done daffelbe, bemenkt er „anz richtig, würde das Blur zwiſchen die Hiute eindringen und fie weithin voneinander trennen, fiatt, wie Scarpa es vermutbete, eine umfcriebene Ges fi vulft hervorzubringen. Dem plöglichen Cintreten einer Ruptur der inneren und eines Theiles oder der gan,en mittz Iren Membran einer Urterie, deren Haute nicht vorher an: einander adbärent geworden ſind, iſt in der That das Ents ftchen des aneurysma dissecans zugeſchrieben worden, und diefe Anſicht erklaͤrt leicht alle Züge der Krankheit, waͤb— rend die Seltenheit deg aneur. diss. ım Verbältniffe zu den umfchriebenen Aneurysmen dem feltenen Verkommen dev Affection der Haͤute zugefchrieben werden kann, weldye aus— recht, um die Ruptur oder Ulceration derſelben hervor: zubringen, ohne von Adhaͤſion der Hiute aneinander beulei: tet zu ſeyn. Der Herausgeber der Gazette medicale (t. X. p. 524) erklärt dagegen die Adhaͤſion der Arterien baute, welche dem Entftehen eingefadter Aneurysmen in Folge einer Ruptur vorangehen foll, für fehr felten, und gan, vor Kurzem hat Dr. Henderfon (Edinburgh and London Monthly Journal, July 1843) behauptet, daß Lie An- nahme einer ſolchen Adhäfien zur Erklärung der Bildung cingefadter Aneurysmen durch Ruptur der Häute nicht no:bwendig fen, da bei einer Injection in die Arterien, de ton innere Haut zerriffen worden ift, nah dem ode feine Diffufion der Flüffigkeit im Laufe des Gefaͤßes ſtattfindet. Zur Widerlegung des erften Einwurfs mögen B urn 88 Bremer: kunzen und meine eigenen Sectionsbefunde dienen. Der zweite Einwurf, obwohl mit den Beobachtungen des ebengenan: ten Schriftſtellers in Widerfpruch, wird duch die Verſuche von Niboil und Scarpa unterflügt; da es ſich aber bier um That' achen handelt, fo ziehe ich es vor, mich auf folgen= den Verſuch zu berufen Die aorta einer 59jährigen Frau, welche an einem acuten Gebirnleiden geftorben war, wurde an ihrer Austrittsftelle aus der Bruft queer durchgefchnitten, und in da3 Bruftende eine große Roͤhre eingeſteckt; nachdem dann die vom Bogen entiprinsendn Aeſte unterbunden wor: den waren wurde das Blutgefäß durch einen vermittelft einer ftarfen Snjectionsfprige eingebrahten Waſſerſtrom aus: gedehnt. In Eurier Zeit wurde das Herz duch die Kranz: arterien bedeutend erweitert, ine Ligatur wurde nun um den Urfprung der aorta gelegt, und die Flüffigkeit einge fprigt, bis das Gefäß fehr ausgedehnt war; da aber meh: 624. XXIX. 8. 124 tere kleine Mediaftinalgefäße zerriffen, fo drang das Wffer ſeht ſchnell heraus, ohne daß eine Ruptur der Häute erfolgte. Man führte nun den Finger in die untere Drffnung des Gefäßes ein, zerriß die innere Arterionhaut mit dem Nagel und injicnte von Neuem Flüfiigkeit, worauf die Äußere Haut ſogleich ausgedehnt wurde, jedoh nicht in der Geftalt einer gefonderten Geihmwulft, fondsın durch den yanzın Vers lauf des Gefaͤßes von der Spriße an bis zur Li,atur an dm Ur’prunge der Arterie. As man nun die Theile aus dem Körper entfernte und priparirte, fand man, daß die Spalte ein Drittel des Umfangs der Arterie einnahm und an der Vorderſeite derfelben, ſowie ungefähr in der Mitte de3 abfteigenden Theiles, ſich befand. Sie drang durd einen Theil der mittleren Haut, und von diefem Puncte aus waren die Lagen diefer Haut voneinander getrennt, nad Oden bis zur Ligatur am Urfprunge der Arterie ud nah Unten bis zur Spritze. Die Trennung befand fih an der mittlern Haut und umfaßte zwei Drittel des Gefißes, bes gränzt durd die Urfprünge der Sntercoftalarterien. Am aufs fteigenden und queeren Theil der aorta waren die HDäure nur an der MVorderfeire des Gıfüßes getrennt. Sm trun- cus anonymus und der linfen carotis börte die Tren— nun, am U:fprunge derfelben auf, erfiredte fib aber 3’ weit längs der linfen subelavia, umgab den ganzen Um: fang derjelben und öffnete fi dann wieder, wie bei den bei— den andern Gefäßen, in ibren Ganal, Die Lage der mitt: leren Haut, welche mit der außeren Haut am hinteren En: de der Arterie getrennt war, war ungemein dünn, nabm aber an Dide gegen den Urfprung des Gefaͤßes bin zu, bie fie im auffteigenden Theile 4” weit war. Die innere Haut war durchweg unverfehrt. Aus dierem mit demjelben Mefultate oft wiederholten und verfhiedentlich modiftcirtem Experimente glaube ich bes rechtigt zu ſeyn, mit Dr. Davy (Researches plhysiolo- gical and anatomical, vol. I. p. 446.) zu fliegen, daß die Hiute der aorta im gefunden Zujtande einer fehr großen Ausdehnung fähig find, bevor fie reißen, und dem— gemäß, daß die Ruptur der inneren Haut des Gefühes, mel che das erfte Moment bei der Bildung eines aneurysma dissecans ausmacht, der durch krankhafte Entartung her— vorgebrachten Zerreißbarkeit zugeſchrieben werden muß; zwei— tens, daß nach dem Entſtehen einer Spaltung, welche die mittlere Haut durchdringt, dieſe Membran in ihren Platten duch den Andrang des Blutes leicht getrennt wird. Aus ähnlichen, an der aorta nad) völliger Ruptur ihrer inneren Haut angeftellten Crperimenten geht hervor, daß, wenn auch die Zellhaut zwifchen der äuferen und mittleren Haut noch leichter eine Trennung laͤngs des Verlaufes des Gefäßes zuläßt, dennoch die äußere Haut allein nicht genügende Feſtig— keit beitst, um dem Drude der ertravafirten Fluͤſſigkeit zu widerſtehen, und es daher febr wahrſcheinlich ift, daß der Sad des aneur, dissecans die Platte der mittleren Haut einnehmen wird, von welder eine dicht ſtets mit der ger trennten äußeren Haut verbunden ift. Diefe Anficht wird duch die Thatſache unterftüst, daß in allen drei von mir unterfuchten Fällen, fowie in denen deg Dr. Pennod und Dr. Goddard, diefes der Fall gewefen ift, Die Refultate 123 der Verfuche, bei welchen die innere Haut nur in geringer Ausdehnung geriffen war, machen es wahrfcheinlih, daß das auf diefe Weife entftebende Aneurysma aud) die Form und Ausdehnung des Riſſes annehmen wird, Denn derfelbe einen bedeutenden Theil des Umfangs des Gefaͤßes einnimmt und die Girculation des Blutes längs des Canales fehr bes bindert, fo wird daffelbe auch leichter zwifchen die Häute eindringen und ihre Trennung bewirken, Prädisponirende Urſachen. — Die erhöhte Zerreißbarkeit der Urrerienhäute bei'm aneurysma disse- cans wird durch mehrfache Beobahtungen dargeıban Sn den meiften Fällen geht eine theilweife oder allgemeine Erz weitecung der Arterienwandungen der Nuptur der Inneren Haut voran, fowie auch gewöhnlih eine Berdünnung der Häute dabei flattfindet. Die innere Haut mar jedoch in einigen Fällen gefund, oder nur wenig afficirt und zeigte ſich nur in einem ober zwei Fällen bedeutend entartet. Die krankhafte Veränderung, von der die Zerreifbarkeit der Haͤute abhängt, ſcheint daher mehr acuter, als chronischer Art zu feyn. Bei mehreren Kranken war Nheumatismus voranges gangen, und in einem Falle fanden jib alte Arhäfionen jwifchen dem freien und befejtigten Theile des Herzbeutels. Vorgeruͤcktes Alter ſcheint eine Pradigpofition zu dem obigen Uebel zu geben. Von zehn Perfonen, deren Alter angegeben wird, war einer 24 Jahre; einer 47; zwei 56; zwei 60; einer 67, einer 70, einer 75, und einer 34 Jahre alt. Die Dame in Herren Hodgfon’s Fall, bei der das Uebel in einem früheren Stadium vorhanden war, war 70, und Georg ll. 77 Jahre bei feinem Tode alt. Der Manz gel an Biegfamkeit und die größere Brüchigkeit der Arterien, fowie ihr weniger genauer Zufammenhang miteinander im höheren Alter, erklären den Einfluß deſſelben auf das haͤufi— gere Vorkommen des aneur. dissecans. Umfchriebene Aneurysmen finden ſich gewöhnlih bei Eräftigen Perfonen im mittleren Alter und laffen fih oft auf unmittelbare Aus Gere Einwirkungen zurüdführen. Das aneur, dissecans dagegen entfteht durch einen Mangel an MWiderftand in din Urterienhäuten, wodurch fie oft allein durch den Andrang bes Blutes zerreißen. Mas den Einfluß des Gefchlechtes betrifft, fo kamen von dreiundfechzig Fällen umfchriebener Aneurpsmen, die Herr Hodgfon an verfhiedenen Arterien beobachtet hat, fehsundfunfzig bei Männern und nur fieben bei Frauen vor, und wenn auc von diefen die an den Arterien der Extre— mitüten gelegenen ausgenommen werden, denen, aus einleuche tenden Urſachen, Männer mehr ausyefegt find, fo ift das Berhältnig der Männer doch immer noch fehr groß, indem es von neunundzwanzig Fallen dreiundzwanzig oder faft vier Fünftel betrug. Bei fiebenundzwanzig Fällen von Aneurys— men an der aorta, im Royal Infirmary in den Jahren 1841, 42, 45 behandelt, ift das Verhaltnig der Männer etwas geringer, indem es nur achtzehn oder zwei Drittel bes trug. Das aneurysma dissecans dagegen kommt weit häufiger bei Frauen vor. Don funfzehn Fällen Eamen zehn bei Frauen und nur fünf bei Männern vor, 624. XXIX. 8, 126 Naͤchſte Urfahen. — Die Zerreißung ber inneren Urterienhaut, welche die unmittelbare Urfache des Uebels ausmacht, ließ ſich oft auf eine plößlihe Anftrengung zus rückführen, wiewohl es unmöglich ift, aus der geringen Ans zahl von Füllen, weiche während des Lebens genau beobad)= tet wurden, einen fihern Schluß zu ziehen. Lage und Ausdehnung der inneren Ruptur und des Sackes. — Der Einfluß des Blutandrangıs auf das Vorkom— men der primären Rupturen geht aus der verhältnißmäßigen Haͤu— figkeit derfeiben in den verfihiedenen ZTheilen der aorta hervor. Sn zehn Fällen befand ſich die Fiſſur unweit der halbmondfoͤrmi— gen Klappen und wahrſcheinlich aud in einem eilften Kalle; in eis nem nahe am Uriprunge des truncus anonymus, in zwei der sub- clavia sinistra, wiewohl in einem derfelben noch cine zweite Kiffur vorn am Urfprunge des truncus anonymus vorhanden war; in drei in dır aurta abdominalis, und in einen am Urfprunge der linken art. iliaca communisz; in drei Fällen war die innere Daut an zwei oder mehreren Stellen zerrijjen. Es ift wabrfcheintich, daß die durchfcheinenden Aneurysmen an Eleinen Gefäßen nicht vorfommen können, da die Zerreißung der innern Daut den Canal gang aufheben und brandiges Abftırben des Endes bervorbringen würde, wie in den von Zurner übırlivs ferten Kalen (Transactions of the Medico-chirurgieal Society of Edinburgh). Gleich der gemöhnlidyen Aneurysmen, ift das be— fprodyene auf das Gefäßſyſtem des rothen Blutes befchränft, da, meines Willens, fein Fall einer Entwidelung des Urbels in den Rungenarterien vorgefommen ift — vine Thatlache, die ſich aus der Dünne ihrer Häute und dem ſchwächeren Andrängen des durch dın rechten Ventrikel hindurchgetriebhenen Blutes erklären läßt, Man hat jedoch Fälle von fpontaner Ruptur diefes Gefaͤßes. Die gewöhnliche Ausdehnung der Kijfuren Scheint 4 bis I dıs Umfanges der Gifäßes betragen zu haben; aber in zwei Fällen war faft der ganze Umfang derfilben getrennt. Der Theil des Umfanges, an welchem die Zrennung zwiſchen ben Häuten vorfam, betrug aewöhnlic 4, oder 3, allein dieſer bezog ſich auf Die Befe— ftiguna der Arterie an den nabeliegenden Theilen und auf die von derfelben abaegebenen Aeſten. In einigen Fallen umgab der Sack, wenn er an den Zweigen entlang vorwärts reichte, den ganzen Um— fang derfelben auf eine größere, oder geringere Strecke. In fehs Fälen nabm.der Sack des aneurysına einen größe‘ ren, oder Eleinern Theil der aorta an ihrem Uriprunge aus dem Herzen ein; in zwei beaann er am Urfprunge der avıta und en— digte an der Abgangsitelle des truncus anonymus; in zwei fing er an derfelben Stelle an und eritrecte jich bis zum Urfprunge ter linfen art. subelavia, in zwei bis zum Anfange der Bauchaorta, in einem bis zum Urfprunge der artt. ilacae commune>, und in einem fogar bis zur art. poplitaea; in einem entfprang der Ead unmittelbar hinter der linken art. subclavia und endete in der lins fen iliaca communisz in drei erftredte er ſich längs der Bauch— aorta auf eine größere oder geringere Ausdehnung bin, und in ei: nem war er auf der linken art. iliaca communis und externus be— ſchraͤnkt. Refultat. — Der Umfang des Sackes, oder der Ausdeh— nung, in welder das Blut eine Trennung zwiſchen den Käuten bervorgebracdht batte, jtand alfo im Zufommenhange mit der Stelle der Ruptur der innern Gefäßbaut., Wenn diefe nahe am Urfprunge der aorta war, fo war der Sad aud gewöhnlich nur Klein. Die Dünne der äußern Arterienhaut an dieſer Stelle und die ſehr ſchwachen Stügen, melde bier das fih umſchlagende pericardium bietet, leiften dım Druck des ertravalirten Blutes weniger Wider— fand, und es bahnt ſich daher Leicht einen Weg in das peri- cardium, Wenn der Ri in der inneren Haut der aorta, nahe an ihrem Urfprunge, fich befindet, fo vermögen die Außere Haut und das pe- ricardium dem Blutftrome Widerftand zu leiften, und der Kranke geht auf eine andere Weife zu Grunde, Wenn die Fiffuren unterhalb des Aortenbogens ſich befinden, fo firebt das Blut, dem Gefege der Schwere folgend, die Häute 127 im untern Theile des Gefäße voneinander zu trennen, und bahnt ſich fetten einen Weg nach dem Uriprunge deffeiben bin, und das Uebel bringt auf diefe Weife nur eine indirecte Obftruction für die Girculation hervor. Dauer. — Was über die verfchiedene Stelle der Fiſſur ges fagt worden ift, läßt jich auch auf die Dauer übertragen. Wenn der innere Riß nahe am Urfprunge der aorta liegt, ſo folgt bie Zerreißung der äußeren Haut und des Derzbeurels gewöhnlich raſch auf den Ausrritt des Blutes, und der Tod iſt faſt augenblicklich). Sollte die Aufere Haut und die umgefchlagene Wortion des Herz— beutels ftart genug feyn, um den Druc des Blutes im aneurys— matifchen Sacke zu tragen, To Fann das Leben verlängert werden, und der Kranke ftirbt zulegt entiveder an einer Ruptur diefer Mem—⸗ bran, oder feltener an einer Zerreigung der Herzkammer, oder, was nod) feltener it, das Uebel Eann auf eine unbegränzte Zeit binaus andauern, und der Kranke erlicat dann den fecundären Uebeln. Diagnofe. — 1) Inden Fällen, wo die Äußere Ruptur rafch auf die der inneren Häute folgt, wird der Kranke von einem plößs lihen Schmerze und einem Gefühle von Einf&nüruna in der Derze gegend, von Athembeſchwerden, Erbrechen befallen, dabei Ausjegen des Herzfchlages, Kälte der Ertremiräten und Tod. 9) Wenn die äußere Membran ftark genug ift, dem Andrange des Blutes zu widerjtehen, fo bezeichnen die ebenerwähnten ähnlichen Symptome, wie heftiger Schmerz in der Derzgegend und längs der großen Gefäße, ſchnell eintretende prostratio virium und Ohn— macht, den Eintritt der inneren Ruptur und, nachdem fie eine fürz zere oder längere Zeit angedaucrt haben, laſſen jie gänzlich, oder theilweife nad), bis ihr plögliches Wiederauftreten die Zerreißung der Außeren (Haut anzeige und der Kranke raſch dabingerafit wird. Sn einem Kalle liegen fig drei verfchiedene Stadien dis Anfallee unterſcheiden. 3) Die Fälle, welche fih auf die geftörte Girculation und das außerdem noch hervorgebrachte Herzleiden beziehen, gleichen in ih— ren Symptomen den häufigeren Formen der Aneurysmen, mit der Ausnahme jedod), daS, da dag aneur, dissecans nicht eine begrängte Geſchwulſt bervorbringt und Faum einen arößern Raum, ale eine mäßig erweiterte Arterie, einnimmt, Feine Symptome eines Druckes in den naheliegenden Organen erzeugt werden, welche für die ums fchriebenen Aneurysmen fo characteriftifch find. Es kann jede vorfommen, daß beide Varietäten mehr oder weniger miteinander complicirt find, und eine facffürmige Ausdeh— nung an einigen Stellen des neugebildeten Sackes erfcheint. Die Symptome in diefen Fällen find dann die gewöhnlichen des asthma cardiacum, Aus dem Gefagten wird man cinfchen, daß, nad) dem jegiaen Standpuncte der Wiffenfchaft, die Erkennung des aneur. dissecans während des Lebens ungemein fehwierig feyn muß. Wenn das Ue— bel ziemlich lange beftanden hat, fo mödyten ſich wahrſcheinlich phy— ficalifche Zeichen entdecken laffen, die aus einer Verbindung der Zei— den einer Erweiterung der aorta mit einem Geräufche beitehen, welches letztere durch das Flivßen des Blutes durd die Deffnung in der innern Haut hervorgebracht wird; und diefe Zeichen, bei dem Feh— fen der durch Druck bei umfchriebenen Aneurnsmen hervorgebrachten, möchten dann zum Anhaltepuncte für die Diaanofe des Uebels die— nen Fönnen. Sn einem Falle, wo die innere Oeffnung nah’ an den Klappen der aorta ſich befand, vernahm man kin deutliches Ras: 624. XXIX. 2. 128 pelgeräufch unter dem Knorpel der britten Rippe und om obern Theile dee Brujtbeins entlang; auch war der zweite Herzten dumpf und etwas verlängert. Da in diefem Kalle aber die balbmondför: migen Kappen zum Theil verknochert und die Mitralfioppe ver: dit und mit Encrpelartigen Ablagerungen an ihrem freien Rande bedeckt war, fo ift es zweifelhaft, inwieweit jene Zeihen durch das aneurysma bervorgebradt wurden. (Kdinburgli Medical and Surgical Journal, Oct. 1843.) MHiscellien Ueber angeborene Berfhliegung bes linfen Ge böraanges mit vollfommener Zaubheit, und Wieder: beritetiung des Gebörs durdh ein neues Operations verfahren, von Dr. Bonafont. — Ein Mädchen von zwölf Jahren litt an einem eitrigen Ausflufe aus dem rechten Obre, wo— durch fie zeitweiſe volllommen taub wurde. Die Zaubheit auf dem linfen war bereits feit langer Zeit als unbeilbar erklärt. Bei der Unterfuhung erfannte Bonafont im rehten Ohre Geihmwüre auf dem Tirommelfelle, und diefes, fomie der Geböraang, waren rorb und entzündet; die Eiterung bdiefes Ohres war fehr reichlich, übelriechend und deutete auf Caries. Indeß erfolgte doch vollkom— mine Heilung nad einer anderthalbmonatlihen Behandlung mits teıft Sautcrifationen und anfangs erweidhenden, dann auflöfenden und adftringirenden Einfprisungen, fowie vermittelft einer fpani« fhen Fliege auf den Naden. — Was jedoch das linke Ohr ber trifft, fo war. hier eine angeborene Verwachſung vorbanden, welche bisher überfeben, von Herrn Bonafont aber mittelft des Itard— ſchen Speculums fogleih erkannt wurde. Es fand ſich nämlid vor dem Trommelfelle ein fleifhiger Blindfad. Bor der Operation ſuchte Bonafont folgende zwei Kragen zu löfen: 1) Welches ift der Grad der Genübilität des Gehörnerven, um daraus zu er: Eennen, ob von der Operation cin Nugen erwachſen werde; 2) welches ift die Natur und die Dicke des die Verwachlung bildenden Gewebes? — weil von der Natur des Gewebes die Operations: weile abhängt. Als Zeichen der Genfibilitär des Nerven ſcheint der Verfaffer den Schmerz angeſehen zu haben, weldyen die Kranke bei Einführung einer Acupuncturnadel empfunden batte, und durd welche er die Dicke des die Verwachſung bildenden Gewebes zu er= forfhen ſuchte. — Zur Operation bediente jih Herr Bon afont eines Elrinen Troikars, deſſen Spise nur etwas über die Ganüle hinüberragte; und biermit verband er zualeih den Gebraud des Kölleniteines, welcher zu diefem Ende von Leſchevin oftmals vorgefchlanen wurde, wobei er jedoch des Legten Verfahren mobi: ficivte. Nach der Durhbohrung des die Verwachſung ausmaden- den Gewebes beftand der übrige Theil der Operation bloß in Er: meiteruna der kuͤnſtlichen Oeffnung, vermittelft vorfichtiger Aesung in dem Umfanae ber Wunde. Der Erfolg der Operation war volls kommen günftig, und bie Wiederherftellung des Gehoͤrs auf dem linken Obre fand ſchon nady vierzehn Tagen ftatt. (Revue med., Aoüt 1843 ) Eine Stalienifhe bippofrarifche Gefellfchaft der Medicin von ausfhlieglih Römifhfatboliihen Mits aliedern foll zu Pila errichtet werden. Dem Programme zus folae, wird Niemand aufgenommen, ber fih nicht über feine religiöfe Orthodoxie ausweifet und nicht zur „apoſtoliſch Roͤmiſchkatholiſchen“ Kirche gehört! [nm en nn sn SZ Söe an Son Unna Sn — — Bibliographische Des proprietes électives des vaisseaux absorbans chez l'homme et les animaux. Par M. Barthez. Montpellier 1843. 8. Phrenologiſche Analyfe des Characters des Herren Dr. Suftinus Kerner, von Michael Eaftle, MD., Mitglied des med. Eoll. zu New-Mork. Mit einem Briefe des Heren Dr. Kerner über das Werk an den Verfaffer und einem Vormworte von Dr, Guftav Scheve Mit Kerner’s Bildniß. Heidelberg 1844. 8. Nouveau Manuel d’ Anatomie generale. Histologie et Organo- genie de l’homme. Par L. Marchessaux, Paris 1844. 12. Neuigkeiten Elemens de Pathologie chirurgicale. Par A. Nelaton. Tome I. Paris 1844. 8. Oeuvres complötes d’Hippocrate; traduction nouvelle avec le texte grec en regard, collationne sur les manuscrits et toutes les Editions, accompagnee d’une introduction de commentaires medicaux, de variantes et de notes philologiques. Par E. Litte. Tome I. — IV. Paris 184. 8. — — — Menue Motizen ausdem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, geſammelt und mirgetheilt von dem Obere Medicinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Mrofeffor Frorien zu Berlin, N? 629. (Nr. 9, des XXIX. Bandes.) Februar 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 g%r Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 80 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr Ira tatung Ueber die Fortſchritte der Ethnologie. Von Dr. Hodgkin, Vorgeleſen der ethnologiſchen Gefeufhaft am 22. November 1843, (Fortſetzung.) In'sbeſondere hat die Philologie eine ethnologiſche Rich— tung genommen, die aus den Werken eines Adelung, Vater, Wilhelm v. Humboldt, Bopp, Balbi und Klaproth in Deutfhland; Marsden und Prihard in England; Hedewelder und Du Ponceau in Ame— rica, deutlich hervorleuchtet. Gerade defhalb haben ſich wohl faft ausfhließlih Gelehrte, 3. B., Pbilologen und Aerzte, diefem Studium gewidmet, während es doch fehr im Intereſſe deffelben liegen würde, daß Leute von gefunder Beobahtungsgabe aus allen Ständen demfelben mit Eifer oblägen, wenn ſich ihnen, namentlich auf Neifen, dazu Ges legenheit bietet, Der Schluß, zu dem mir nach der vorftehenden kurz— gefaßten Ueberficht der Fortichritte der Etbnoiogie gelangen, ift, daS fih diefe Miffenfchaft dermalen ziemlich in derfels ben Lage befinde, wie die Geologie, melde ebenfalls früher auf den ZTheorieen eines Whiston, Leibnitz, Buffon 1c. berubte, während man ſie jeßt Überall auf die Auffin— dung und Würdigung von moglich vielen Thatfachen zu gründen fucht. Während die Theoretifer und die jfrengen Beobachter im Gebiete der Speculation und der Thatſachen arbeiteten, trat ihnen eine, allerdings wegen der Meinbeit ihrer Abſich— ten und ihrer Froͤmmigkeit febr achtbare Parthei entgegen, die der Anficht war, die Thätigkeit der Geologen untergrabe die Grundveften der Neligion und arbeite den Atheiften in die Hände. Ebenfo ging es den Ethnologen, deren Bes mühungen, die Menfchheit nach fichtbaren Außern Kennzeichen in Unterabtheilungen zu bringen, als gegen die Autorität der Bibel, welche die fämmtlichen Menſchen von einem Ael— ternpaare ableitet, gerichtet erfchienen. Sch freue mich diefer Gelegenheit, meine fefte Webers jeugung bahin ausfprehen zu fünnen, daß der Religion N. 1725. — 625, Br aRaap > DIN a von Seiten der genaueften Unterfuhung der Kennzeichen und Geſchichte der verfchiedenen Menfchenvarietäten, ſowie von Seiten der geologifhen Befchaffenheit der Erde felbft, nicht die geringfte Gefahr droht. R Sn der Ethnologie dürfen wir ung nirgends von dem Pfade der Thatfachen entfernen, und wo diefer eine Küde darbietet, ift es uns nicht eher geftattet, unzuſammenhaͤn— gende Theile auseinanderzufnüpfen, als big wir ung voll= ftändig davon überzeugt haben, daß fie wirklich aneinander paflen. Welche Puncte haben mir aber in der Ethnologie als bereits vollkommen -feftgeflellt, oder wenigftens als vor der Hand unmiderlegbar zu betrachten, und durch welche Neben- ftudien Eann diefe Wiffenfhaft wefentlich gefördert werden? Zuvörderft haben wir anzuerkennen, daß der Menich ſowohl ald Genus, wir als Species, einer der jüngften Be— mwohner der Erde ift Den Palaͤontologen ift es biejeßt noch nicht gelungen, den Beweis zu führen, doß der Menfch gleichzeitig mit vielen Thieren aus allın übrigen Glaffen exi— flirt habe; wogegen alle bisherigen Behauptungen vom Ge: gentheile grüntlich widerlegi worden find. Mir wollen nun ein ſpaͤteres Zeitalter in's Auge faffen, das dem unfrigen indeß noch fibr fern liegt. Die Unterfuhung von offendar durch Kunft entffandes nen und über weite Gebiete zerftreuten Werken hat zur Ent— defung von Menfchenknocen in Gefelfiraft von Kunftpros ducten geführt, welche leßtere beweifen, daß zu der Zeit und an den Drten, wo die Menfchen, von denen diefe Knochen herruͤhrten, lebten, die Kunft auf einer fehr niedrigen Stufe ftand. Mit wenigen Ausnahmen liefern diefe Knochen felbft, fowie die diefelben begleitenden Artikel, den Beweis, daß die Menfchen, denen fie gebörten, von den jegigen Bemohnern des Landes weſentlich verfchieden waren. In vielen Fällen bat man auch über diefelben nicht die geringften gefchichtli= chen Nachrichten, ohne daß man defhalb darauf zu verzich- ten brauchte, ihrem Urfprunge weiter nachzuforfhen. Mir fegen das Skelet foffiler Elenne oder Bären genau zufams 9 131 men, und warum follten wir mit ben Ueberreften unferer eignen Species nicht ebenfo verfahren? Schon die bloße Unterfuhung des Skelets kann fehr lehrreich werden, und unftreitig wird auch die forgfältige Bergleihung der rohen Kunftproducte mit denjenigen anderer entweder noch lebender, oder erſt vor Kurzem ausgeftorbener, wenig civilifirter, Menfhenftamme viel Licht über deren Verfertiger verbreiten. Soweit verbreitete Spuren von dem einftigen Vorhan— denfeyn der fraglichen Menfchenvarietät, wie wir fie in den zahlreichen Grabhügeln der Ebenen und Dünen Süd: Eng» lands finden, und die wir mehr vermuthungsmweife, als nad) überzeugenden Beweifen, der Druidenzeit zufhreiben, fowie aͤhnliche Spuren in Srankreih, Deutſchland, Sibirien, führen uns in eine Periode zurüd, die der Ethnolog wohl— thun würde, in ihrer Gefammtbeit zu ffudiren und, in Er: mangelung fchriftliher oder mündlicher Ueberlieferungen, duch Zufammenftellung moͤglich vieler Thatfahen aufzuhels fen. Bevor dieß geiheben, muß jeder Verſuch, ibnen eis nen von dem der jegt lebenden Menſchenfamilien verfcirdenen Urfprung anzuweiſen, nicht nur als der Bibel widerfpiechend, fondern auch als rein fpeculativ zurücgemwiefen werden. Wir befinden ung, in der That, fehon in Beliß einiger That— faben, melde der Anſicht einer fo weiten Verbreitung einer uncivilifirten praadamitifhen Menfhenrace durchaus nicht guͤn— ſtig find, indem ſich vielmehr daraus zu ergeben ſcheint, daß die barbariſchen Bewohner der heutzutage civilifirteften Laͤn— der in manden wichtigen Beziehungen den jetzt Lebenden wilden Volksftimmen, deren Urfprung und Zufammenhang mit andern Menihenfamilien ſich erforſchen Laffen dürfte, ungemein ähnlıh waren. Betrachten wir nun einen anderen Abfchnitt des Ge— genftandes , der in der Zeit uns näher liegt, wo die That: faben nicht nur in Anfehung der Ueberbleibfel menſch— Liber Knochen, Kunftwerke, Sagen und felbit ſtreng ues ſchichtlicher Nahmweilungen, der Sprachproben und teligids fen Anftchten, fih baufen, fo wird die Unterfuhung natürs lich um Vieles verwidelter; und obgleich die Mittel zur Erforfhung der Wahrheit entſchieden bündiger find, fo iſt man auf der andern Seite weit mehr in Verſuchung, ſich zu falfchen Vermuthungen verleiten zu laffen. Diefer Ab: fhnitt der Ethnologie follte einestheils unter Beruͤckſichti— gung der gefammten rdoberflähe und anderntheild unter genauefter Erforfhung aller örtliben Einzelheiten betrachtet werden. Bisher aber befaßten fih die Alterthumsforſcher mehrentheild mit Unterfuchungen, die fib nur auf eine ein: zelne Gegend, oder hoͤchſtens Nation, bezogen. Ich will dergleiiten antiquarifhe Forfchungen keines— wegs herabſetzen, allein id) muß darauf binweifen, daß die Archäologie in einer weit umfaffendern Weife betrieben wer— den, daß man die fümmtlichen bisher gefammelten örtlichen Thatfachen zufammenftellen und daraus höhere Mefultate ges mwinnen follte; ungefähr, wie man duch Wergleihung der ſaͤmmtlichen Floten einzelner Gegenden zu einer allgemeinen Meberfiht der Botanik gelangt. 625. XXIX. 9, 132 Ein Beifpiel wird nicht nur dieſe meine Anfiht näher erläutern, fondern auch darthun, daß ſich diefelbe ſeht wohl practifh durchfuͤhten läßt, und daß fogar im diefer Bezie— hung [don Bedeutendes geleifter worden if. Man nehme an, es beſchaͤftige ſich ein Alterthumsforfher lediglich mit London; da wird er dann, bei'm Brunnengraben, Grund: graben zu Gebäuden, Anlegung von Ahzuͤchten, öfters Gele— genheit haben, alte Gräber aufdecken und Feuerfteinbeile ıc. auffinden zu fehen. Er wird finden, daß feine Vorgänger ähnliche Funde aufgezeichnet haben, und wird vielleicht zu der Anficht gelangen, daß der berühmte Londoner Stein und der Standort der Et. Paulefirhe zu jener alten Zeit ges wiffermaagen in Beziehung ftehen. Er mird dort faft in derfelben oberflählihen Erdſchicht die mannigfaltigern und ſchoͤnen Ueberrefte römifher Kunft finden, und ftatt bloßer Vermuthungen kann er nun die Kondoner Ardyäologie durch gefhichtlihe Meberlieferungen, Snichriften, Münzen und Sprahproben aufhellen. Mit gleiher Sorgfalt wird er die Zhatfahen fammeln und unterfuhen, welche Licht über den Zuitand London's zur Zeit der Sachſen und Normannen, bis auf die gegenwärtige Zeit herab, verbreiten, und jedes Fragment, welches auf die großen Feuersbrünfte, Epidemieen, politifhen Ereigniffe 2c. London’s Bezug bat, wird für ihn hohes Intereffe haben, wiewohl er durh all’ fein Fotſchen es nur zur unvollftändigen Bekanntſchaft mit der Geſchichte eines einzigen Ortes bringen und dabei mit der Geſchichte jedes andern Ortes Enyland’s, fo wie diefes Landes felbft, verhaͤltnißmaͤßig ſehr unbekannt bleiben kann. Der Alterthumsforſcher, der einen hoͤhern Standpunct einnimmt, wird ein verhaͤltnißmaͤßig hoͤheres ntereffe an Unterfucungen derfelben Art nehmen. Er wird, 5. B., die aufgefundenen Gegenftinde als Roͤmiſcher Geſchichtsforſcher in's Auge faſſen, die Eroberungen der Römer in Grofbri— tannien verfolgen und durch Roͤmiſche Schtiftſteller mit den aͤlteſten geſchichtlichen Nachtichten uͤber die Bewohner un e— res Vaterlandes bekannt werden. Oder er wird ſie als gruͤndlicher Engliſcher Geſchichtefotſcher betrachten und das durch den vorliegenden Thatſachen ein mehr, als locales In— tereffe abgewinnen; oder die Londoner Alterthümer koͤnnen von Solhen unterfucht werden, die die Curopäifhe Ge— ſchichte bis in's Dunkel der Vorzeit zu ergründen fucen ; die über die Kämpfe der Meformation und das MWirderauf: leben der Wiſſenſchaften, wobei die Londoner Bürger und Beamten eine fo wichtige Rolle fpielten, in's Klare zu kom— men wuͤnſchen. Geben mwir nun aber an die Unteriuhung deilelben Gegenftandes aus einem nody umfaſſenderen archaͤologiſchen oder vielmehr dem ethnologifchen Geſichtspuncte. Menngleih wir vielleiht aus den vereinzelt daftehenden Thatfachen nichts weiter lernen Eönnen, als dag vor Zeiten in unferm Baterlande Menfchen gelebt haben, welce ſich fteinerner Meffer und feuerfteinerner Pfeilfpigen bedienten, und die ihre Todten ohne Sarg unter Erdhügeln begruben: fo wird man doch, wenn man feine Forſchungen meiter ausdehnt, mit Ge: wißheit ermitteln, das diefe Menfhen Glieder feines großen 133 Volkes waren; und wenn wir in folchen Rocalitäten, wo die verfchiedenen Groberungen keine befenders großen Veraͤnde— rungen bemwirft haben, forgfältiger nachforfchen, fo werden wir noch andere Spuren von einer weitverkreiteten Men— fhenrace finden, die wir mit Hülfe der Gefchichte mit den toben Bewohnern London's zur Zeit des erſten Nömifchen Einfall in Britannien in Verbindung zu bringen ver— mögen. Wenn der Ethnolog in ſolch' einem Geifte alles das: jenige fammelt, was fich von einem verfchollenen Volke auf: finden und indirect in Erfahrung bringen läßt, fo wird er, wie Dr. Prihard fhon bemerkt, gewiß Über eine größere oder geringere Anzahl von friftigen Umftänden zu pofitiver Gewißheit gelangen. So findet er vielleicht in einem alten Schriftfteller Nachrichten über die Eörperliche Beſchaffenheit des fraglichen Volkes, die an und für fich ziemlich unwich— tig erſcheinen; jedoch, mit andern Ergebniffen zufammenges halten, von unfhasbarem Werthe find. In einer andern fragmentarifchen Stelle ift vielleiht von der AehnlichFeit oder Unähnlichfeit der im verfchiedenen Theilen eines Landes üblichen Sprachen die Rede, und dadurh wird, wenn die Namen einiger wenigen Menfchen, Orte, Flüffe und Berge binzutreten, der Philolog in den Stand geist, der Ethno— logie einen höchft ſchaͤtzbaren Beitrag zu liefern und nicht nur die Sprache, fondern felbft die Mundart derfelben, wel— che in der fernften und dunfelften Zeit der Geſchichte in einer befondern Rocalität geredet wurde, zu beftimmen. Wenn nun die auf den erften Blick vollig hoffnungs— loſe Aufgabe, das frühere Mohngebiet und die Verhaͤltniſſe einer zahlreichen und weitverbreiteten Menfchenfamilie, von der man jet nur noch fparfame Ueberrefte findet, zu ermitz ten, auf diefe Weiſe großentheils gelöf’t worden ift, fo bleibt dem Ethnologen, der beharrlich und fiharfiinnig weiterforfcht, eine noch inferefinntere Entdeckung vorbehalten. Der Phi: lolog bat nämlich zwifchen dem Sanffrit und dem Griechi: fben eine Aehnlichkeit entdedt, die zu bedeutend ift, als daß fie rein zufällig ſeyn Eönnte, und diefelbe Ana'ogie ſtellt fich noch deutlicher zwiſchen dem Griechifchen und Kateinifchen beraus. Dieß darf ung um fo weniger Wunder nehmen, da bekanntlich die Givilifation der Griechen viel vom Drient entlehnt hat, während auf die Römer und deren Vorfah— ten die riechen und mehr oflwärts wohnende Voͤlker in ähnlicher Meife eingemwirft haben. Nun haben aber die auf pbilologifhem Mege forfchenden Ethnologen auch die höcft merkwürdige Thatſache ermittelt, daß die rohe Sprache der Gelten, wie fie noch in Hochfchottland, den Gebirgen von Wales und den ranheften Gegenden Irelands fortlebt, mit dem Sanffrit wenigftens ebenfo nabe verwandt ift, wie das alte Griechifche. So bat der Etknolog nicht nur eine unvorhergefehene Vermandtfihaft zmwifchen dem alten Londoner und deffen roͤ— mifchen Eroberer, fondern auch eine folche zwifchen jenem und den Voreltern deffelben Volkes nachgemwiefen, melches der Engländer fpäter am Ganges feiner Herrfchaft unterworfen hat, Kein Beifpiel Eann wohl ſchlagender beweifen, was 625. XXIX. 9. 134 der Ethnolog in Ermittelung von unläugbaren Thatfachen zu leiften vermag, die man fih ohne ihn wohl faum bätte träumen laffen. Aber zwifchen den Hebriden und Hindoftan liest nun ein unabfehbares Gebiet, in dem noch Unzähliges zu entdeden ift. Seit der Einwanderung der aus dem Drient ftammenden Celten in Grofbritannien find zahllofe Einfälle, Auswanderungen, Vermifhungen von Menfchenfa- milien und Veränderungen in der Lebensweiſe vorgefommen, welche den ſich allen Berbältniffen fo leicht anpaffenden Menſchen gewiß bedeutend modificirt haben, und von denen ung die Geſchichte nichts Überlicfert hat. Der Etbnolog hat aber, durh die Ermittelung einer großen Thatfache, den Weg zu unzähligen Fragen und deren Loͤſung anges babnt. Wenn e8 mir im Obigen gelungen ift, darzutbun, wie wichtig es ift, daß locale und theilmeife Thatſachen aus dem Geſichtspuncte des Ganzen aufyefaft und miteinander in Verbindung gebracht werden, fo wird man leicht einfehen, daß ſich daffelbe Princip, durch welches es ung gelungen ift, die Ultima Thule mit dem alten Indien in Verbindung zu bringen, ohne daß wir dabei durch gefhichtliche Ueberlie— ferungen bedeutend unterjtüst wurden, ſich auf die ganze bes mwohnbare Erde, felbft auf diejenigen Kocalitäten,, anwenden laßt, in Betreff welcher uns die Gefhichte noch meniger helfen fann, oder uns ihren Beiftand auch mohl ganz vers fagt. Ruͤckſichtlich mehrerer derfelben ift der Gegenftand der Unterfuchung offenbar einfacher. So eriftiren, 3. B., ruͤck— fihtlih der Americanifchen Menfcenfhläge allerdings Ver— ſchiedenheiten, welche die Unterfheidung vieler Stämme ges ftatten; allein zugleich ift die Einheit des Grundtypus fo auffallend, daß fie ſich von den an die Eskimos grängene den Tſchippewyern big zu den Feuerländern im tiefften Suͤ— den des Welttheils nicht verfennen läßt. Die fparfame, aber weitverbreitete Bevölkerung der Inſeln des Stillen Weltmeeres bietet in einer höchft auf: fallenden Weiſe den doppelten Beweis der gleichen Abftam- mung, theils in der Aehnlichkeit der Körperbildung, theile in derjenigen der Sprace, dar, waͤhrend die Abmeichungen in beiderlei Hinficht, fewie in den Eitten und Traditionen, den aufmerffamen Ethnologen in den Stand feßen dürften, den Entwidlungsgang und die geographifche Verbreitung diefer Menfchenfamilie ebenfo buͤndig nachzumeifen, mie dieß von Niebubr und Dr. Arnold in Berug auf die Bewohner Stalien’8 gefcheben ift. Keine Gruppe der Mens fhenfpecies ift indeß durch phyſiſche Charactere und geogras phifche Begraͤnzung fchärfer beffimmt, als die Africanifche oder Aetbiopifche. Wei Feiner ftellen fi zwar den Forſchun— gen des Ethnologen größere Schwierigkeiten in den Weg, aber bei Eeiner bieten fich ihm auch reichere Quellen an den da= bin einfchlagenden Materialien dar, um dieſe intereffante Unterfuchung nach allen Richtungen zu verfolgen und zulegt da8 ermünfchte Ziel zu erreichen. Hier finden wir die phyſiſchen Charactere am Stärf: ften ausgeprägt; ferner umzäblige Sprachen, die fid) jedoch nad den Wörtern, dem Baue, der hoͤchſt eigenthümlichen 9 * 135 Ausfprahe und Betonung in größere Gruppen vereinigen laffen, wovon der Philolog jedody bisjegt nur fhmahe Anz deutungen befist. Hier Eönnen ung die älteften Urkunden der heiligen und profanen Geſchichte behülflih feyn. Hier ftehen Schrift, Sculptur und Malerei dem Ethnographen huͤlfreich zur Seite, wie fih denn, z. B., in einem einzis gen Altägpptifhen Gemälde noh heutzutage Gopten, Fu— lah's, Juden und die fihmärzeften Meger unverkennbar unterfcheiden laffen. Hier finden wir mannigfaltige Kunft: producte, die ſich entweder aus den älteften Zeiten ers halten haben, oder noch jetzt bei Völkern, die Jahrhun— derte lang von allem Verkehr mit civilifirten Nationen ab» gefperrt gelebt haben, hervorgebraht werden. Hier Eonnen der Ethnologie theild duch dag Studium der feit den älter ften Zeiten gezähmten Thiere, theils durch das der wilden Thiere und Menfhen wichtige Auffhlüffe werden. Ich will diefe Skizze nicht durch Hinweifung auf die im Dbigen noch nicht angeführten Gruppen der Menſchenſpecies zu fehr aus: dehnen, da die Mitglieder der Ethnologifben Gefellfihaft be: reits mit mir von der Ueberzeugung durchdrungen feyn wer: den, daß es nur gemeinfchaftlihen Zufammenwirfeng bedarf, um den fonit vereinzelt daſtehenden Beobachtungen ibren vollen Werth zur Erreihung des ung vorfhmebenden Zwek— kes zu ertheilen. Hierdurch werden nicht nur viele fehon vorhandene brauchbare Materialien zweckmaͤßig verwendet, fondern auch viele andere beigefhafft, oder vor unwieder— bringlihem Verluſte bewahrt, und der Gegenſtand überhaupt in einer moͤglichſt erfchöpfenden und in’s Ginzelnfte gehenden Weife feine Ertedigung finden. Man hat die Frage aufge— worfen, wie eine Ethnologifhe Gefelfhaft zu Werke geben müffe, um ihren Zweck moͤglichſt vollftändig zu erreichen? Nach der obigen Darlegung Desjenigen, was in diefer Be: ziehung bereits geicheben ift, ſcheint e8 mir ausgemad)t, daß 03 die Ethnologiſche Gefellihaft bauptiächlih auf Erlangung folgender drei Arten von Mittheilungen anlegen müffe: 1) Driginalmittheilungen in Betreff aller Abtheilun— gen und Unterabtheilungen der verichiedenen Gruppen der Menichenfpecies. Um diefe zu erhalten, fcheint es zweckmaͤ—⸗ Sig, daß für alle Forſcher, namentlich Meifende, eine Reihe von Fragen aufgefeßt werden, auf deren Erledigung fie ihr Hauptaugenmerk zu richten haben. 2) Auffäse folher Art, wie fie die Gefellfhaft be= teit8 im frefflicher Art, 3. B., von Dr. Richard King, über die Eskimos, beſitzt, bei deren Abfaſſung die Beobach— ter aus eigner Kenntniß des Volks und forgfältiger Benuzs zung und Sichtung der darüber eingezo.enen Erkundigungen über die frühern Zuflände deffelben berichtet haben. Hierbei ift namentlich auch die geographifche Verbreitung der Stimme hiſtoriſch zu berüdfichtigen, weil dieß zur Berichtigung irri— ger Ungaben, fowie zur Feftftellung der Graͤnzen jeder Grup: pe, oder jedes Stammes, von der höchſten Wichtigkeit wer— den Eann. Durch Arbeiten diefer Art werden nicht nur uns fere bereits erlangten Kenntniffe auf einen ficheren Boden ge: ftelt, fondern zugleich viele, noch fehlende, wichtige Mates rialien erlangt werden. 625. XXIX. 9, 136 3) Die dritte Glaffe von Schriften wuͤrde fih auf bie Unterfuchungsmethoden, die Befhaffenheit der erforberli= chen Beobachtungen, fowie die Folgerungen beziehen, die aus den von den verſchiedenen Forſchern gelieferten Materialien abzuleiten wären. Die meitere Ausbildung der Forſchungs— methode wird fih zu unferer Wiffenftaft ungefähr verhal- ten, wie die Auffindung neuer Formeln zu der Mathema= tie, neuer Reagentien zu der Chemie, und auf diefem Wege laffen ſich vielleicht neue Entdedungen unter allen, felbft den bekannteften, Völkern maden. (Schluß folat.) MNiscellen. Ueber den großen Ausbrudh bes Bulcans Mauna Roa aufden Sandmwidinfeln zu Anfang vorigen Jahr res erfährt man aus einem, in einer Americanifchen Zeitung abge— drudten, Brivfe folgendes Nähere: „Am 10. Januar brmerften wir bei Tagesanbruch, daß aus einer Orffeung in der Nähe des Gipfels des Mauna Roa, bei 1400 Fuß Höhe, geſchmolzene glüs bende Malen fchnell bervorquollen. Der Ausdruch nabm mebrere Wochen hintereinander von Tag zu Zag an Stärfe zu, fo daß breite Feuerſtrome an der Bergwand berabflojfen, was ein furcht— bar prächtiges Schaufpiel darbot. Dieß dauerte eine Woche nam der andern ununterbroden fort, bis vie Kavaftröme 20 bis 30 Engliſche Meilen Länge und die Hochebene erreicht hatten, melde den Mauna Roa vom Mauna Kra trennt. Um viele Zeit hatte ich Muse, mich mit dem Mifjionar Deren Paris aufsumadın, um das Phänomen mehr in der Näbe zu beobachten. Wir drangen durch einen dichten Forſt, der ſich zwiſchen Dilo, unferem Wonn= orte, und dem Berge binzieht, bis an den glühenden, no flüfjigen Stiom auf der DHohebene, welche die beiden genannten Berge fcheis det. Bon da wanderten wir lanas dem Strome bin an der Berge wand hinauf und fanden deſſen Qurlle in einem gewaltigen Kra—⸗ ter mitten in der Region des ewigen Shnees. An der Bergwand war die Lava bereits auf ihrer Dnerfläbe erhärter; allein jie hatte fi bei einer Ziefe von 50 bis 100 Fuß einen unterirdiihen Ca— nal gebildet, deſſen Mündung ringsherum mit glatter, verglaf’ter Maſſe eingefaßt war, und in dieſen Ganal ſtuürzte jich die Lava fortwährend aus dem Krater mit einer Geſchwindigkeit von 15 big 2) Englifhen M:ilen auf die Stunde hinab Diefen unterirdiichen Strom Eonnten wir durch mehrere weite Spalten in der Berge wand deutlich wahrnehmen, während die Keuerflurb gräßlich unter unfern Füßen dahinrauſchte. Wir ftanden aleichſam auf der Eis: Erufte eines zugefrorenen Feuerſtromes. Unfere Wanderung war ebenso gefährlich, als mühfelja; allein wir fanden ung für unfere Mühe reicylich belohnt, und nie werde ich die furchtbar - majeitäti- fhen Scenen vergejjen, die ich bei diefer Gelegenheit fchau’e. Ueber den Kang des Delphinns melas aufden Fä— roer-Snfeln berihtet W. C. Trevelyan, Eſq., in dem Edinb. new philos. Journ., Oct. 1843 — Jan. 1844, daß deriels be für die Snfulaner von der hoͤchſten Wichtigkeit fen, da der Thran eines einzigen Exemplars etwa 14 Thaler wertb ift und außerdem das Fleifh, und der Speck Hauptnabrungsartifel der gemeinen Leute bilden. Das ceritere wird getrecknet, der letztere eingefalzen. Beim Fange begeben fih eine Anzabl Boote ferwärts von dem Zu— ge der Delphine und fuchen dieſe in das feichte Waſſer auf den Sand zu treiben, wo fie dann leicht zu erlegen find. Co fängt man oft mehrere Hunderte auf einmal; doch muͤſſen fie oft aus großer Entfernung an die Kuͤſte getrieben werden. Am 21. Juni 1843 wurden 288 Stück erlegt; aber die Jagd batte fhon am 18. Zuni begonnen und hatte fib wohl 40 Englifhe Meilen weit um die Snfeln ber erftredt. Heuer bat man eine neue Methode, die Delphine zu jagen, zum erftien Male mit Erfolg angewandt. Die Snfulaner haben fich, mit einem Koftenaufmwande von 900 Thalern, 137 ein Netz von 200 Klaftern Länge und 14 Klaftern Tiefe verfchafft, deffen Mafchen 1 .Quatratfuß groß find. Das erſte Mal, wo man ſich diefes Nepes bediente, wurden 236 und am 26. Auguft nod 400 gefangen. Auch an andern Küften fönnte man fich diefes Ver— 625. XXIX. 9, 138 fahrens gewiß mit Vortheil bedienen, und wenn bas Fleifch nicht ſchmackhaft genug befunden werden follte, fo Eönnte man daraus, fewie aus den Knochen, Dünger bereiten und nur den Thran zu Gute machen. 3.357 aaa Hs on Ueber Heilung der Lungenſchwindſucht. Von Erneft Boudet, Von dem Geficytspuncte ausgehend, daß tuberculöfe Entartung kein abſolut unbeilbares Uebel fey, habe ih mid) befttebt, folgende Probleme zu löfen : 1) Wie groß ift die Zahl der Heilungen von Lun— gentuberfeln bei'm Menfchen ? 2) In weldhem Evolutionsſtadium Eönnen Tuberkeln heilen; und wenn fie in verfhiedenen Stadien heilen, wels ches ift dasjenige Stadium, in welchem man am Meiften eine Heilung erwarten Eönne? 3) Wie gefhicht die Naturheilung der Lungenſchwind— ſucht? 4) Welche diaͤtetiſche und therapeutiſche Bedingungen beguͤnſtigen dieſen gluͤcklichen Ausgang? 5) Und wie kann man von den Fällen von Natur— heilungen für ein ratıonelles Heilverfahren Nußen zieben ? Zuberculöfe Entartung der Lungen» und Bronchialdruͤ— fen Eann viel öfter einen günftigen Ausgang nehmen, als es wohl die Mehrzahl der Aerzte glauben. Die wird fich aus folgenden Thatſachen leiht herausftellen. Bei fehr jungen Kindern find Tuberkeln der Reſpira— tionswege felten: unter 835 im Sabre 1842 im Höpital des Enfants trouves gemachten Leichenöffnungen an Kindern in einem Alter von einem Tage bis ein Jahr wur— den Zuberkeln nur 15 Mal, oder 1 Mal unter 64 anges troffen. Im Alter von einem bis zwei Jahren find die Tu: berkeln fihon viel häufiger, und zwar 1 Mal unter 12. Im Alter von zwei Jahren ift die Häufigkeit der Tu— berkeln ſchon beträchtlich größer. Nachdem ich hintereinander, und ohne Auswahl, die Refpirationsorgane von 197 Individuen von 2 bis 76 Jah— ten unterfuht habe, welche in den Spitäleen von Paris an verfchiedenen Krankheiten und felbft an Zufällen der VBerwundungen, die fie plößlib und mitten in einer blühenden Geſundheit hinrafften, verftor: ben waren, bin ich zu folgenden MRefultaten gelangt: Im Alter von 2 bis 15 Jahren habe ich Tuberkeln der Fälle gefunden (33 Mal unter 45). In einem vorgefchrittenen Alter erreicht das DVerhälts niß der tuberculöfen Individuen und ber nicht tuberculöfen feine größte Höhe. Denn unter 185 Individuen im Alter von 15 bie zu 76 Jahren fand ich bei 116 in den Kun: gen= oder Bronchialdrüfen eine größere oder geringere An: zaht feifcher, oder after Tuberkeln, fo daß diefe Erankhafte Production während biefer langen Lebensperiode 6 Mal in 7 Faͤllen vorkommt, und daß man demnach fließen Eann, bei 3 daß in diefem Alter und unter den angegebenen Bedinguns “gen Tuberfeln in den Lungen, in der Regel, vorhanden ſeyen, und daß ihr Nichtvorhandenfeyn eine Ausnahme mache. Diefes Nefultat, welches auf den erften Blid faft uns glaublich erfcheint, erklärt fih bald, wenn man bedenkt, daß diefe krankhaften Producte, je nad dem Grade ihrer Entwidelung, fib dem allgemeinen Gefundheitszuftande leicht anpaffen koͤnnen Die Heilung der Tuberkeln der Reſpirationswege iſt nicht ſelten und kann namentlich in den Lungen auf ver— ſchiedene Weiſe vor ſich gehen. So kann ſich die Tuberkel— maſſe von den benachbarten Geweben iſoliren; fie wird dann von einee fibröfen, fibrorcartilaginöfen, kalkigen Schicht umgeben, oder letzte befteht nur aus einer ſchwarzen Maffe. Die Tuberkelmaffe Eann ſich auf eine dreifahe Weiſe verdichten; entweder fie trodnet aus, fo daß fie eine zer— teiblihe Maffe darftellt, oder fie wird zaͤhe, fefter und fühlt fib fettig an, oder endlich fie verwandelt fich in eine unor= ganifhe, Ealfige, oder gnpsartige Maffe. Sie fann aber aud) ganz verfdiminden durch das beftündige Zunehmen der ſchwarzen Lungenmaſſe. Sie kann auch zum Theil, oder ganz abſorbirt werden, und im letzten Falle bleibt nur die leere Huͤlle zuruͤck. End— lid) kann fie noch ausgeſchieden werden. Ale dieſe Heilarten Eönnen auf folgende fünf reducirt werden: 1) Eequeftration — Die Tuberfein befommen mitten im Rungengewebe eine Hülle, und aledann wird ihre Gegenwart für das Organ indifferent: ein Proceß, melden die Natur ſehr häufig einfhlägt. Diefe Cyſten umgeben nit nur die ganzen unverändert gebliebenen Tuberkeln, fon= dern ifoliren auch diejenigen, welche bereits tiefe Veraͤnderun— gen erlitten haben. Iſt ihre Entartung, z. B., Ealfiger Art, fo fhüst ihre fibröfe Hülle das benachbarte Gewebe vor Zerreifung und demnady vor Entzündung. 2) Verhaͤrtung. — Diefe bietet drei verfchiedene Arten dar: A. Der Tuberfel wird zäbe, feft und fettig anzufüblen. — Dieſe Modification fcheint in einer ge— wiffen Anzahl von Fällen die aͤußerſte Gränze der tuberculös fen Entwidelung zu feyn. Iſt das Erankhafte Product erft bis dahin gelangt, fo verändert es das Ausfehen nicht mehr und fcheint nicht mehr fähig, ſich wiederum zu verhärten. B. Der Tuberfel wandelt fih in eine trof fene und zerreiblihe Maffe um. — Diefe Ums wandlung ift nichts Anderes, als die erfte Periode des Ealfs oder gypsartigen Zuftandes ; indeß bin ich, nad) einer großen 139 Anzahl von Fillen, geneigt, zu glauben, daß dieſe Veraͤn— derung, Unter gewiffen Umjtänden, bleibend werden Eann. ©. Der Zuberkel verwandelt fih in eine kalk- oder gypsartige Maffe. — Die Ummandlung in eine fteinige Maffe kommt wirklich und haufig vor, und diefe Veränderung gehört zu den gewöhnlichen und merkwuͤr— digen, welche ich angetroffen habe. Ohne mich bier weiter auf längere Eröcterungen einzulaffen, will id mich nur da: rauf beſchraͤnken, anzugeben, daß ich mehrere Mal mitten in vollkommen characteriſirten Tuberkeln ein Lager barter, ſteiniger, anfangs halbdurchſichtiger, opaker und außerordent— lic kleiner Körner angetroffen habe, welche ſpaͤterhin ſich vergrößerten und ſich agglomerirten; fo daß fie nach und nad) von Innen nah Außen die ganze Maffe des Tuberkels einnahmen. — Aub die mifroffopifde Unterfubung bat mid) zu demfelben Reſultate geführt. Ich fand nämlich im Centrum von Tuberkeln, bei welchen ich mit dem Gefühle oder bloßem Auge feine Kaltkörnchen nahweifen Eonnte, mit Hülfe des Mikroſkops fehr deutlich Eleine, opake, unregelmi- ige Granulationen, welche nichts Anderes, als Rudimente von Steinmaffen, waren. Die chemiſche Analyſe beftäs tigte diefe Anfiht,; mein Bruder Felir Boudet, bat näm: lid) gefunden, daß dieſe falinifhen Maffen offenbar diefelbe Zufammenfegung zeigen, wie die unorganifchen Theile der Lungentuberkeln. Merkwürdigerweife beitehen fie nicht aus £oblenfaurem, oder phosphorfaurem Kulfe, von welchem fie nur eine außerordentlich geringe Quantität enthalten, ſon— dern bejonders aus Chlornatrium und ſchwefelſaurem Na: fron: 0,409 0,288 0,697 auf 1000, 3) Umbildung in fchwarze Lungenmaſſe. — Diefe Heilungsart der Rungentuberkein ift fehr merkwürdig. Häufig bemerkt man naͤmlich an bereit harten, conjiftenten, jedoh ſich fettig anfühlenden Tuberkeln an ihrer Spitze fhwarze Flecken oder Streifen und an ihrem Umfange eine Schicht eines Fohlenartigen Stoffs; diefe Flecke breiten ſich aus, die Streifen werden breiter, der ſchwarze Umkreis ver: fürst ſich, und zulegt findet man entweder Eleine, faft voll: fommen ſchwarze Zuberfelmaffen, oder Tuberkeln von der Größe eines Stednadelkopfes mitten in einer melanotifchen Maffe, oder Eleine, abgerundete und incyſtirte Körner, wels he die Form und den Sitz von Tuberkeln haben und fi neben E£leinen Tuberkelmaffen befinden, die ſchon im Begriffe ftehen, in melanotifche Entartung überzugehen. Ob bei diefer Ummandlung eine Abforption des Tuberkelftoffes ftatt- finde, und diefer durch die ſchwarze Maffe erfegt werde; oder ob der Tuberkel bloß auf Koften des um ihn herum unge: häuften Kohlenftoffs fih ſchwarz färbe, weiß ich nicht zu entfcheiden. 4. Abſorption. — Der Tuberkel kann abforbirt werden; ich habe fehr häufig Tuberkeln beobachtet, welche in ihrer Gonfiftenz verändert und auf dem Wege zur Heiz fung fih befanden und eine ungewöhnliche Form zeigten. Anftatt rund, waren fie oval, elliptiſch, einige hatten eine Chlornatrium . : Scwefelfaures Natron . 625. XXIX 9, 140 fihelföemige Geſtalt; endlih habe ich melde beobachtet, bie hervorfpringende Spigen und Rudimente von grometrifhen Figuren zeigten, Sollte man demnach nicht fließen, daß dieſe fonderbaren Figuren ihren Grund in einer ungleichen Abſorption verfchiedener Theile in der Umgebung diefer frank: haften Productionen haben? Außerdem hatte ich zumeilen Gelegenheit, inmitten einer ſehr dünnen, wie feröfen, Cyſte einen Eleinen Tuberkel zu beobachten, welcher ein Viertel fo groß, wie ein Hirfe- Eorn mar und gleihwohl mit dem bloßen Auge, oder mit dem Mikroſkope alle Merkmale dieſes Krankheiteproductes zeigte. Menn der Tuberkel fi erſt eine Eurze Zeit in das Lungen» gewebe abgelagert bat, und wenn er erft im Entſtehen ift, ift er niemalg fo Elein; felbft wenn der Tuberkel aus einer Mitiargranulation hervorgegangen, ift er ſtets vier oder fünf Mal fo groß, wie ich es chen angegeben babe. Wodurch anders, als durch Abforption Eonnen die Tuberfelmolefüle verfehmwinden? Endlich babe ib auch noch, neben diefen klei— nen, noch etwas Tuberkelmaſſe enthaltenden Cyſten, andere Cyſten gefunden, welche den erften vollfommen gleih, aber leer waren. Die Zuberkelmaffe, welche diefe Höhlen aus— füllte, war demnach gefhwunden. Aus diefen Thatſachen ſchließe ih, daß die Zuberfelmaffe duch Abfor ption mitten in dem Lungenparenchym ver— fhwinden fönne. 5. Ausſcheidung. — Diefe habe idy nur dur die Bronchien hindurch erfolgen fehen, und auf diefe Weife kann die Runge von einer ziemlich beträchtlihen Menge Tuberkel— maffe befreit merden. Diefe verfchiedenen Heilmethoden (welche auch vereint bei einem und demfelben Sndividuum vorkommen fonnen) babe ich in den Lebensaltern von drei bis jehsundfiebenzig Jahren beobachtet. Bei Kindern ift ein Stilljtehen in der Entwidelung der Tuberkeln felten, bis zum Alter von drei Jahren babe ich dieß Eein einziges Mal beobachtet; von drei big fünfzehn Jah— ren zmolf Mal, wobei zwei Mal tuderculoͤſe Excavation ftattfand; ſpaͤterhin, von fünfzehn bis fechsundfiebenzig Jabz ten, iſt die Heilung ſchon viel gewöhnlicher. Im Alter von ungefihr einundſechszig Jahren babe ih Spuren von Heilung der Tuberkeln unter 116 Fällen fiebenundneunzig Mal gefunden; und in einundfechszig Fällen. unter fieben= undneunsig war dieſer befriedigende Zuftand mit feinem neuen Uebel vorgefellfhaftet, der Kortfchritt der Krankheit war voll: kommen und wahrſcheinlich auch dauernd gehemmt. Die Umbildung der Rungentuberkein Eann in jedem Stadium ftattfinden, als im Zuftande der Raubbeit, oder der Erweihung, unter der Form von graner Granulation, von gelben ifolirten, oder aqglomericten Zuberfeln. Selbft die Heilung tuberculöfer Excavation der Lunge Eommt verbältnißmäßig ziemlich oft vor. Unter 197, nicht auserwählten, Fällen fand ich zehn Mal die Cavernen voll: kommen vernarbt, ohne eine Spur von friſchen QTuberfeln, und in act Fällen fand ih eine mehr oder weniger volls Eommene Vernarbung, zugleih mit Vorhandenſeyn feifcher Zuberkeln. — Unter günftigen Umftänden vernarben die Cavernen fehr häufig, wobei jih eine Schleimmembran, zus 141 weilen auch eine fibröfe, oder eine fibröß=Enorpelige Hülle, bildet. — Hierbei fann die Höhle Elaffend bleiben und mit den Brondien communiciren, oder nicht; im legten Falle enthält fie eine gasförmige Fluͤſſigkeit, oder eine kalkartige Ablagerung; endlich kann die Höhle obliteriren, indem ihre Wandungen innig miteinander verwachfen. Die Theile, welche vernarbte Tuberkeln oder geheilte Gavernen umgeben, find faſt immer für die Luft impermenbel und von ſchwarzer Maffe oder Narbengewebe durchzogen, melde in den Nach— bartheilen aͤußerſt merkwürdige Form s Veränderungen vers anlaffen, Bei Kindern habe ich diefelben Veränderungen der Zus berkeln beobachtet, wie bei Erwachfenen, mit Ausnahme der: jenigen Veraͤnderung, welche duch Infiltration fchwarzen Stoffes in die Tuberkelmaſſe entfteht. In diefem Alter fheinen aud die Gavernen, mie ich e8 in zwei Fällen zwi— fhen act und zehn Jahren beobachtet habe, wie bei Erz wachfenen, fich zu vernarben. Tuberkeln der Bronialdrüfen koͤnnen auf diefelbe Weife dernarben, wie die der Lungen. Auch ihre Gavernen fönnen heilen, und noh mehr, die Ealkartige Maffe, welche fie bäus fig einfließen, kann durch ein Bronchialgeſchwuͤr entfernt werden und dieſes leste fich fpäterhin vernarben. Fe nah dem Siße der veränderten Tuberkeln, Eann man bis zu einem gewiffen Puncte annäherungsweife die Lebenszeit beſtimmen, in melcher fie fich entwidelt baben. Ich will nur ein Beifpiel anführen: da Tuberkeln der Brons hialdrüfen und der unteren Theile der Lungen im Verhältz niffe zu anderen Theilen bei Kindern viel häufiger find, als bei Erwachfenen, fo ift e8 ſehr wahrfcheintih, daß, wenn man bei einer bereits älteren Perfon kalkartige Tuberkeln an der Lungenbaſis und in den Lymphdruͤſen dieſes Dryanes vorfindet, die Zuberfeln, von welchen man nur noch Spu: ten antrifft, fich bereits in der Kindheit entwickelt haben. Ih habe die häufige Umwandlung des Tuberkels nicht nur an Leichen machgewiefen, fondern, geftügt auf die merk: würdigen Nefultate, die mir die pathologifhe Anatomie ger liefert bat, babe ih auch an Lebenden die Wahrheit des Gefagten zu beftätigen gefucht; ich babe fogleich eingefehen, daß die Heilung der Lungenfhwindfucht, melde heute für etwas außerordentlich Seltenes gilt, den Heilkräften der Nas tur durchaus nicht unzugänglih if. In weniger als einem Jahre habe ih vi.rzehn Fälle beobachtet, unter denen ſechs mit Erweichung der Tuberkelmaſſe oder deutlicher Gavernen= bildung. Diefe vierzehn Fälle, verbunden mit zehn Fällen von vollfommen vernarbten Gavernen, welche ih an Reichen vorgefunden babe, maden zufammen vierundzwanzig Fälle aus, deren Gewicht den Aerzten hoffentlich wiederum einigen Muth einflößen wird, da fie, wegen der Erfolgleſigkeit der verfihtedenften Behandlungsweiie der Phthifis, jeden fernern Verfuh zur Erreihung eines, wie fie glauben, vergeblichen, Zweckes aufgegeben zu haben fcheinen. Diefe vierzehn Fille von Phthiſis, welche bei Lebenden geheilt wurden, haben gezeigt: daß gewiſſe Perfonen, welche die deutlichften Symptome von Phrhifis im letzten Sta: dium an fih trugen, nach einiger Zeit, lange Fahre hin- duch, ſich wiederum einer guten Gefundheit erfreuen; 625. XXIX. 9, 142 daß, wenn der allgemeine Gefundheitszuftand bei biefen Sndividuen befriedigend ift, das örtliche Leiden fich anders verhält, indem es immer, tie ic) bereit angedeutet habe, mehr oder weniger große Veränderungen in dem allgemeinen Gefundheitszuftande hervorruft; daß die Heilung der Gavernen in der Kindheit, wie im vorgefchrittenen Alter, ftattfinden Eann; dag Phthiſis, von den Eltern aufl die Kinder erblic) übertragen, felbft in ihrem legten Stadium heilen koͤnne, je= doch feltener, als erworbene Phehifis ; daß Phthiſiker, durch vollkommen verfciedene Mittel behandelt, oder fich felbft Überlaffen, auf gleihe Weife ges nefen, und daß demnach die Heilung der Phrhifis am Haͤu— figften der Natur anbeimfällt; x daf man bei Phthiſikern nicht, wie die Chirurgie vorz fchreibt, große Operationen verbieten darf. Drei Subjecte von zehn big zwanzig Jahren litten an unbeilbaren Knocenfranf« beit n einer unteren Gliedmaaße und außerdem nıh an phthisis confirmata, und diefe wurden, nach Abtraguny de8 kranken Gliedes, wieder, wie e8 fcheint, auf bleibende Weiſe geheilt, Aus diefen Unterfuhungen geht nun endlich hervor, daß die Tuberfelaffection nicht, wie der Krebs, eine mwefentlih unheilbare Krankheit ift; daß fie, im Gegentheile, häufig geheilt wird, und daß ihre Gefahr mehr ihrem Sitze (als in einem für den Organismus außerordentlih wihtigen Drgane), ferner ihrer Ausbreitung und namentlid ihren Recidiven, als ihrer Natur an und für fih, zus zufchreiben ift. (Revue med., Sept. 1843.) Ueber apoplexia meningea bat Here Prus eine Abhandlung, welche auf fechszehn, im Bieetre und in der Salpetriere gemahten Beobachtungen fi fügt, in der Academie Royale de Medeeine zu Paris, mitgerheilt. Der Verfaffer erklärt fich gegen die Ges wohnheit, zwei verfchiedene Krankheiten unter dem Namen apo- plexia meningea uſammenzuwerfen: die Hämorrhagie in der Höhle der arachnoidea und die Himorrhagie in dem Sub: arahnoidalgewebe. Indem er. diefe beidın Affectionen in ihrer Entwidelung verfolgt, zeigt er, daß fie durch ihre anaz tomifhen Charactere, durch ihre Symptome, ihren Verlauf und Ausgang voneinander abweichen. Unatomifhe Charactere. Bei der Hämorrhagie in der arachnoidea findet der Erguß, in Folge einer Ers halation, ftatt; bei der haemorrhagia subarachnoidalis war von den 24 überlieferten Ballen meni,ftens funfzehn Mal eine Ruptur der Arterien oder Venen. Bei der erſten Art ſcheint das Blut, in der Geftalt eines größeren oder Eleineren Klumpeng erſcheinend, ſich nur menig von dem Orte zu entfernen, wo es ausgehaucht worden ift, während bei der zweiten es ſich mit der Hirn» Nüdenmartsflüffigkeit vermifcht und ſtets die Tendenz bat, fih in den Gehirn— ventrikeln und in der Rüdenmarkshöhle zu verbreiten. Bei der erften Art ift das Blut immer ringeum von Pfeudo- membranen eingehuͤllt, deren Eriften; man vier bie fünf Tage nah dem Erguffe conftatiren Eann, was bei ber ziveis 143 ton Art niemals der Fall if, Man hat auch niemals in der Subarahnoidalhöhle jene mit halb reforbirtem Blute angefüllten Gpiten vorgefunden, welche mehrere Beobachter in dev Höhle, innerhalb der arachnoidea gefunden haben, und welche den von der Natur zur Erzielung einer Heilung eingefchlagenen Weg andeuten, Symptome. Das, was wir von der Tendenz des Blutes bei der haemorrhagia subarachnoidalis, ſich weiter zu verbreiten, und von feiner Tendenz bei der andern Form, ſich abzugränzen, gefagt haben, läßt vorausjeben daß die Erſcheinungen des Drudes bei der letztern weit ftär: ker ausgeſprochen ſeyn werden, als bei der erfteren, und in der That fand bei der haemorrhagia subarachnoidalis nur drei Mal unter 24 Fällen eine mehr oder minder de it: liche Paralyfe der Bewrsung flatt. Dasegen findet fib un» ter 8 Beobachtungen von haemorrhagia interarachnoi- dalis febs Mal eine motoriihe Paralyfe der dem Erguffe entgegengefegt n Seite. Die Gefüblsparalnfe ift, wenn fie vorhanden ift, leicht und vorübergebind. In beiden Fällen findet eine anhaltende Somnolenz und coma ftatt, allein bei der haemorrhagia intraarachnoidalis treten gegen den fünften oder ſechsten Tag, alfo um die Zeit der Vil- dung der Pfeudomembran, die Zufälle der arachnitis ein. Prognofe. Die haemorrhagia subarachnoida- lis ift in einer Zeit von wenigitens acht Tagen immer tödts lid gewefen; bei der zweiten Form lebten die Kranken noc) einen Monat und darüber. Behandlung. Bei der Himorrhagie in der arach- noidea muß man ftets den Zuftand diefer Membran vor Augen haben, aufmerffam die fortichreitende Bildung der Pfeudomembran beobahten, und die gefahrdrohende arach- nitis verhüten oder bekämpfen. Bei der haemorrhagia subarachnoidalis muß man fih damit begnügen, die Haͤ— morrhagie zu befchränfen oder anzuhalten, und foviel, als möglich, ihr Miedereintreten verhindern. Sr lien Eine Behandlung der Neuralgia ischiadica ift von einer Frau zu Gaffano feit vielen Fahren mit Gluͤck in An— wendung gebracht worden, welche in der Application eines gewiſſen Krauts auf die Ferſe befteht, wodurch hier eine Wunde entfteht. Verfchiedene Aerzte, denen die Reſultate, welche fie mit diefem Mittel erzielte, auffiel, haben endlich herausgebradt, daß diefes fo berühmte Mittel die frifhen Blätter von Ranunculus sceleratus ſey, welches, wie befannt, eine ſtarke blafenziehende Kraft befist. Dr, Rofit Fioravente hat nun aus diefer Entdeckung Nugen gezogen, und damit ibm zu jeder Jahreszeit ein folches Mittel leicht zu Gebote ftehe, da der Ranuneulus nur im Commer und Herbſt wähf't, fo bediente er fich der frifchbereiteten Ganthariden: pafte, welche er auf die von Gallofitäten befreite Ferſe applicirt. Diefe Callofitäten müffen vor allen Dingen mit Garaplasmen er: 625. XXIX. 9, 144 weicht‘ und alsdann mit einem Biftouri entfernt werben; bicrauf muß die Ferſe mit ſtarkem Weineſſig gewaſchen und darüber eine halbe Unze einer frifh bereiteten Gantharidenpafte aufgelegt wer⸗ den und diefe Ddafelbft zwei eis vierundswanzig Stunden lirgen bleiben, um eine gute Blaͤſenbildung zu erzielen. Iſt diefe bis da= bin noch nit zu Stande gefommen, fo muß bdiefelbe Quantirät Paſte auf eben diefilbe Weife applicirt werdin. Dr. Kioravente bat in zwölf Fallen von nervöfem Huftweh, bei melden verſchie— dene Mittel fruchtlos blieben, durch dieſes Mittel vollfommene Dei: lung herbeigeführt, Dierbei bemerkt er, daß in den angeführten Fallen das Uebel nicht ganz frifh war, weil es in einem ſolchen Falle dep antiphlogiſtiſchen Behandlung leicht weit, aber auch nicht zu alt, weil folge Falle allen Mitteln, fetbfl dem, welches die Srau „u Caſſano anwendet, widerfieht. — Hierauf sicht Dr. Bioravente aus feinen Beobachtungen folgende Schlüſſe: 1) Das nervöfe Hüftwehb ann durch Revulsoria leichter, als burg olle anderen Mittel befämpft werden, was bereits von den älteften Sthrififtelern erkannt ward. 2) Ein foldes Revulſivmittel ift wirffamer an der Ferfe, als an jeder andern Stelle des kranken Gliedes. Es ift bekannt, daß Gotugno bei feiner Behandlung des Ischias nervusa den beften Erfolg von dem Gebraudhe der Revu'saria, befonder8 aber von dem Gantharidenpflafter, erhielt, weliscs er, wenn es nöthig fehien, oftmals wiederholte und immer da applicirte, wo die Verzweigungen diefes Nerven am Oberfläche lihjten liegen: fo, 4 B., an der untern und äußern Seite des Kniees, oder unterhalb an dem äußern Rande des Fußes. Nach der empirifhen Bibandlungsmeife der Frau von Gajjano, fowie nach den Beobadıtungen des Dr. Polli und denen des Dr. Fio— radente erfheint indeß die Ferie als diejenige Stelle, wo ein Blafenpflafter am Wirkfamften it, und wo man am Leicteſten eine vo.lfommene und dauernde Heilung erzielen Eönnte. (Annali univ, di med, Mai 1345.) Zabadsräudherungen gegen Gicht wird in dem Bul- letin general de therapeutique empfohlen. — Diefes Mittel, deſ— fen Wirkfamkeit dur gute Zeugniſſe beftätigt zu ſeyn fcheint, ift nit mehr neu. Nach Herrn Dr. Hinard, welcher dieſe Tabacks— räucherungen an ſich felbit erprobt bat, foll diefes Mittel, nament⸗ lid beitm Beginne, aber auch ber der größten Intenjicst der gich— tiſchen Schmerzen, von außerordentliher Wirkfamfeit feyn. Keine andere Golanee kann den Zabad criegen, und Herr Hinard be: dauert, daß er die Raͤucherungen mit diefer Pflanze nicht auch als Präfervativmittel in den Intervallen der Anfälle habe anmwen: den Eönnen. (Aprit.) — „Dieſe Note des Herrn Hinard“, fagt Herr NReveillE Paris, in dem Maitefre diefer Zeiticrift, „bat mich umfomehr intereflirt, als ih in den Artikeln, welche ich in dem Bulletin de therapeutique über Gicht und Rbeumatiemen veröffentlicht babe, fowie in meiner Schrift: Guide pratique des goutteux et des rhumatisants, diefes Mittel nicht übergangen babe. Ich bemerkte naͤmlich in T. II. p. 79 des Bulletin: Die von dem Abbe Girod neuerdinas empfohlenen Tabaksraͤucherungen beftehen darin, daß man den franfen Theil unaefähr eine Viertel⸗ ftunde (ang dem Rauche der trodenen Blätter diefer Pflanze, mel: che man nah und nach auf glübende Kohlen wirft, ausfest; dieje Räucerungen wiederholt man zwei oder drei Mal in 24 Stunden, und mebrere Tage bintereinander. Die biejegt hierüber arfammels ten Beobachtungen fpreben zu Gunften diefes einfaben und billigen Mittels. Der Abbe Girod raͤth noch, man folle fih bierauf, zur Verhinderung von Rücdfällen, einmal monatlich eines Fußbades aus einer Abkochung von einer Unze Tabak in Waffer bedienen. (Re- vue med., Aöut 1343.) Bibliographische Meuigkeiten. G. Brocchi, Conchiliogia fossile subappenina, con osservazioni geologiche sugli Appennini e sul suolo adjacente. Milano 1843. 2. Vols. 16 mit 1 Atlas in 4. Trattato di Fisica elementare etc. Vol. 1. Venezia 1843, Francesco Zantedeschi. Amelioration du r&gime alimentaire des höpitaux des pauvres et des grandes r&unions d’hommes vivants en commun. Par M. D’Arcet. Paris 1844. 8. M£moires sur le strabisme et la myotomie oculaire. Par J. Bouvier. Paris 1844. 8. m Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, aefammelt nnd mitgerheitt von dem Ober» Medieinalratde Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe mnd Profeffer Froriep gm Berlin, N. 626. (Nr. 10. des XXIX. Bandes.) Februar 1844, Gedruckt im Landes = Induftrier Somptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr Die Tafel fhwarze Abbildungen 3 9%r Preis eines aanzen Bandee, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 F 30 77, Die Tafel colerirte Abbildungen 6 gGr berg teugmur Re yime: Ueber die Kortfchritte der Ethnologie. Bon Dr. Hodgkin. (Vorgelefen der ethnologifhen Gefeufhaft am 22. Februar 1843.) (Schluß.) Offenbar kann der Gegenſtand der Ethnologie ebenfos wohl analytifh, als fonthetifch ftudirt werden. Für den erften Fall muß man fih im Beſitze von Criterien befinden, nad denen wir durch phnfifche Charactere die vorhandenen Bermifhungen und Verwandtſchaften auch da zu beurtheilen vermögen, wo ung Geſchichte und Sage ganz oder gänzlich im Stiche laffen. Aber feibft wo diefer Beiftand nicht fehlte, ift bisjegt verhältnifimäßig wenig gefcheben. Was die fpnthetifhe Methode betrifft, fo ift diefelbe bisjegt noch viel weniger in Anmendung gebracht worden. Sicher ich Liege fih auf dieſem Wege für unferen Gegenftand Biel leiften, da beftimmte Anz’igen vorliegen, daß gewiffe Combinationen, deren Elemente bekannt find, phyſiſche Chas tactere erzeugt haben, weihe denen von Menfchengruppen gleihen, deren Urfprung am Dunkelften ift. Weniger ſchla— gender Beifpiele, die mir vorgefommen find, nicht zu bes denen, weil ich, troß ihrer vermutblichen Erbeblichkeit, nicht im Befige der Mittel bin, fie gründlich zu motiviren, will ih bier nur noch auf die gemiſchte Race hinweifen, welche aus der Vermifchung des mollhaarigen Negers mit den fteif= und fohlichthaarigen Indianern Südamerica’s -entftanden if, und welche mit manchen Auftralifchen Wilden große Aehn— lichkeit hat. Die Gelegenheiten, eine große Mannigfultigkeit von Mifhlingsracen zu unterfuchen, bieten fich heutzutage in weit größerer Anzahl dar, als vormals, Der Sclavenhan: del hat von verjchiedenen Ländern Africa’ Neger, die fehr verfchiedene phyſiſche Charactere darbieten, nach Nord: und CS üdamerica, nah MWeftindien und verfchiedenen Gegenden Suͤdaſien's ıc. geführt, wo fie ſich mehr oder weniger mit andern Menfchenracen vermifcht haben. Malaien find nach dem DVorgebirge der guten Hoffe nung gefhafft worden, und fo find Kreuzungen zwifchen ihs No. 1726. — 626. Europäern, Kaffern, Hottentotten und Negern entz ftanden. Die Berykulies Vorderindien's hat man nad) Au— ftralien, Isle de France und Demerara transportirt, und felbft die fo feſt an ihrem Vaterlande hängenden Chineſen haben ſich über die Sundainfeln, ja bis nab America ver: breitet, wo fie vicfleicht in diefem Augenblide fhon Thee bauen, Endlih ift kaum eine bewohnte Stelle auf der Erde, wo die Wolluſt der Europaͤiſchen Reifenden nicht durch Ver— mifhung mit den Eingeborenen Mifchlinge hervorgerufen hätte, fo daß fi überall die Wirkungen der Kreuzung der Europäifhen Race mit Farbigen aller Urt an Schädeln und der Körrerbildung überhaupt ftudiren laffen. Die Re— fultate diefer Unterfuhbung würden fich Übrigens nicht auf die phyſiſchen Charactere befchränfen, fondern auch auf die geiftige Beſchaffenheit der Mifchlinge bezieben, in welcher Hinfiht jedoch noch fehr wenige methodifche Forſchungen ane geftellt worden find. Durch denfelben Proceß müffen überdem fehr grofe Veränderungen in Dinficht auf die Sprahe bewirkt worden feyn und noch bewirkt werden, und es märe fehr zu wuͤn— fhen, daß die Philologen ihre Aufmerkfamkeit dieſem Ge— genftande in höherm Grade zumendeten, ald es bisher ge- ſchehen if. Damit e8 nicht feheinen möge, als ob ich das Inter— effe, welches die Ethnologie, in diefem umfaffenden Begriffe des Mortes, gewährt, Übertrieben dargeftellt habe, will ich nur noch folgendes Gitat anführen. Lawrence bemerft in feinen Vorlefungen über den Menfchen: „Erſt in der neu= ern Zeit, und in’sbefondere durch die Beltrebungen Blu— menbach's, ift der Naturgeſchichte des Menfchen die ge= bübrende Aufmerkfamfeit zu Theil geworden, und ich ſtehe nicht an, zu behaupten, daß fein Gegenftand einer gründs lichen Unterfuhung würdiger ift, mögen wir nun die Sache nach ihrem wefentlichen Gehalte und ihrer Wichtigkeit für die Moltgefchichte, oder nur aus dem Gefihtspuncte des in- telfectuellen Genuffes betrachten, ' nen und 10 147 Es iſt für die Naturforfhung und Philofophie Uber: haupt von der hoͤchſten Wichtigkeit, daß wir Über die geiftis gen und phufifchen Gharactere des Menfchengefchlehts aus: gebreitetere Kenntniffe erlangen. Diele bedeutungsſchwere Probleme der Phyſiologie, welche die Geſchichte des Mens ſchengeſchlechts und feiner Fortpflanzung betreffen, find erſt ſehr unvollftändig gelöft. Die Pſychologie der Nacen iſt noch durchaus nicht gruͤndlich ftudirt worden, und daß dieß zur Vervolftändigung der Geſchichte der menfchlihen Natur und der Philofophie des Menſchengeiſtes unerläßlich ift, leuch— tet ein. Sind erft die meiften fogenannten wilden Völker: fchaften ausgejtorben, dann ift es zu fpät, an dieß Ge: ſchaͤft zu geben. Ueber das Vorkommen foffiler Menfchenknochen der vorgefchichtlihen Welt in Südamerica. Nachſtehender Auffag ift ein Auszug *) aus einem Briefe des Dr. Lund zu Lagoa Santa in Sütdamerica, der ſich während der legten febs Jahre mit Unterfuchung der thierifchen Ueberrefte in den Kalkbohlen des innern Bra— fitien’8 befchäftigt hat und gegenwärtig ein Wert in Däni- ſcher Sprache herausgiebt, das den Zitel: Blik paa Bra- siliens Dyreverdu etc. (Ueberfiht der Thierwelt Braſi— lien’8 vor der jeßigen geologifchen Epoche ıc.) Die darin enthaltenen Aufſchlüſſe entfcheiden allerdings die Frage, ob der Menfh fehon zugleih mit den großen ausgeftorbenen Thierſpecies, deren UWeberrefte man aus der Erde gräbt, gelebt babe, nicht mit voller Gewißheit; allein in Betracht, daß hier zum erften Male wirklich verfteinerte Menſchenknochen aufgefunden worden find, gewährt Ddiefer Beriht ein befonderes Intereſſe. Nachdem der Verfaffer an: gegebert hat, daß er in 200 Kalkfteinhöhlen Braſilien's 115 Arten Säugetbiere aufgefunden bat, von denen jegt nur 83 dort lebend getroffen weıden, führt er folgendermaa: Ben fort: „Unter dieſen zahlreihen Beweifen, daß früher eine ganz andere Drdnung der Dinge beftanden habe, als gegens wärtig, hatte ich jedoch noch nie eine Spur von der damaligen Eriftenz des Menſchen erkannt. Ich hielt daber den Satz, daß foffile Menfchenfnochen nirgends vorfommen, für ent: ſchieden, bis ich, nach fechejähriger Arbeit, endlich ganz une erwarteter Weiſe fo glüclich war, deren zu finden, und gwar unter Umftänden, nad) denen ſich mit ziemliher Si— cherheit annehmen läßt, daß noch mehr folder Knochen aufs gefunden werden werden. Diefe Knochen traf ich in einer Höhle in Vermiſchung mit denen entfdyieden ausgeftorbener Thiere, als Platyonyx Bucklandii, Chlamydotherium Hum- boldtii, Ch. majus, Dasypus sulcatus, Hydrochae- ris suleidens etc., an, und um fo größere Beachtung glaubte ic) denfelben ſchenken zu müffen. Uebrigens hat» *) Diefer Auszug ward dem Profeffor Silliman von Deren ©. ©. Salisbury, Profeffor der erientalifhen Sprachen am Yale-College, mitgetheilt und findet fih im 44. Bande des American Journal of Science abgedrudt. 626. XXIX 10, 148 ten fie fämmtlich das Gepräge Achter foffiler, ober verfteiz nerter Knochen. Sie waren theilweife in Stein verwandelt und theilmeije mit Eleinen Eifenoryd = Theilhen angefhmän: gert, wodurd fie nicht nur eine fehr bedeutende fpecififche Schwere, fondern zum Theil aud) Metallglanz erlangt hats ten. Hinſichtlich des hoben Alters diefer Knochen kann kein Zweifel beftehen; allein, ob fie genau derfelben Zeit anyes hören, wie die Knocen der Thiere, mit denen fie vermengt waren, dieſe Scage laͤßt fih nicht mit gleiher Sicherheit entfch:iden, da die Höhle am Ufer eines Seecs liegt, beffen Waſſer im der Mrgenzeit alljährlih in dieſelbe eindringt. Deßhalb dürften nicht nur zu verfciedenen Zeiten thierifche Ueberrefte in die Höhle geſchwemmt worden, fondern auch die einer frübern Epoche angehörenden mit den aus einer fpätern Zeit berrührenden vermengt worden fern, Diefe Vermuthung bat auch infomeit ihre Beftitigung gefunden, als man unter den Knochen ausgeftorbener Thierarten auch ſolche lebender Species findet, Auch leitet der Zuftand der legteren Knochen, die faft von derfelben Beſchaffenheit find, wie friſche Knochen, während andere fih in dem erwähnten balbmineralifhen Zuftande befinden, und eine andere Sorte zwifchen diefen beiden die Mitte zwifchen Friſche und Ver— fteinerung hält, auf diefe Anfiht. in ähnlicher Unterſchied war auh an den Menfhenfnochen wahrzunehmen, dur den fih ihre verfhiedenartiges Alter fehr deutlih kenntlich madıte. Indeß find doch alle, fowohl in der chemiſchen Beſchaffen—⸗ beit, als in ihrer Zufammenfügung (2), fo verändert, daß fie ſaͤmmtlich ſehr alt feyn müffen, und in diefer Beziehung würden fie ſelbſt dann ein bedeutendes Intereſſe darbieten, wenn erwiefen wäre, daß fie nicht gleichzeitig mit den Kno— chen der ausgeftorbenen Thiere in die Höhle gelangt find. Aus den Unterfuhungen Europäifcher Naturforfcher ergiebt fih, daß kein Landtbier, deſſen Knochen wirklich verfteinert find, innerhalb der bifterifchen Zeiten gelebt hat, daß es folglich wenigſtens vor 3000 Jahren gelebt haben müffe. Wendet man diefen Schluß auf die in einem gleihen Zus ftande befindlichen Menſchenknochen an, fo müffen auch diefe ein gleich hohes Alter befigen. Da wir indeß mit dem Ver— fteinerungsproceffe bisjetzt erft fehr ungenügend befannt find, namentlich infofern die zur Umbildung nötbige Zeit in Be— tracht kommt, fo läßt fib in diefer Beziehung durchaus Eein zuverläffiger Schluß ziehen. Denn es fönnte ja fehr wohl feyn, daß der Procef, nach Umftänden, viel ſchneller, oder viel Iangfamer, von Ötatten ginge. Dem fen nun aber, wie ihm wolle, fo fteht doch feft, daß diefe Knochen unge: mein alt, nicht nur weit Älter, als die Entdeckung Ame— rica's, fondern fogar vorgefchichtlihen Urfprungs find, indem man bisher noch nie verfteinertee Menſchenknochen gefunden bat. Daraus folgt aber, daß Brafilien in fehr alter Zeir fon bevölkert war, und fo drängen fih uns denn folgende Fragen auf: Wer waren diefe älteften Bewohner Brafis lien’s? Welcher Race gehörten fie an? Melde Lebensweiſe führten fie? Wie waren ihre geiftigen Fähigkeiten beſchaf— fen? Diefe Fragen laffen ſich glüdlicherweife ziemlich befrie: digend beantworten. Da ich mich im Befise mehrerer Schd- del befand, fo konnte ich die Stellung, welche diefe Men: 149 fehenrace im anthropologiſchen Syſteme einnahm, beftimmen. Der fchmale Kopf, die hervorragenden Badenfnohen, der Geſichtswinkel, die Bildung der Kiefer und der Augenhöhlen beweifen, daß dieſe Schädel der Americanifhen Race ange— hören. Bekanntlich fteht diefer die Mongolifche Nace am Naͤchſten, und der bedeutendfte Unterfchied zwifchen beiden ift, daß bei der erftern der Kopf mehr abgeflaht ift. Sn diefem Puncte fiimmen die foffilen Schädel nidyt nur mit denen der Americanifchen Race überein, fondern manche der— felben find fo ſtark abgeflaht, daß faft gar Feine Stirn vor— handen iſt. Die Menfchengefichter, welhe man auf den alten Mericanifhen Baudenfmalen abgebildet findet, zeigen bekanntlich eine hoͤchſt eigenthümliche Bildung, und naments lich verfhwindet der Schädel hart über den Augen und hat feine volle Entwidelung binterwärts. Diefe Unomalie, wels che man gewöhnlich einer Eünftlidien Entftellung des Kopfes oder dem baroden Gefhmade der Künftler Schuld giebt, erhält auf diefe MWeife eine fehr ungeswungene Erflärung, da nunmehr erwiefen ift, daß in America vormals eine Menfchenrace lebte, welche eine ſolche Schädelbildung be= faß *). Die aufgefundenen Skelete gehören Perfonen beis derlei Gefchlecht3 und waren von gewöhnlicher Größe, die männlichen jedoh größer, als die weiblichen. Nach diefen wenigen Bemerkungen über die koͤrperliche Beſchaffenheit der Urbewohner Brafilien’s, wollen wir auch deren wahriceinlis che geiftige Befchaffenbeit und deren Gulturzuftand betrachs ten. Da gegenwärtig als erwiefen zu betrachten ift, daß die Geiftesfähigkeiten der Entwicelung des Gehirns propor— tional find. fo folgt aus der Bildung der foffilen Schädel, daß die Intelligenz und der von diefer abhängige Culturzus fand der alten DBrafilier auf einer fehr niedrigen Stufe geftanden habe, daß fie in Kunft und Wiffenfchaft nur ſehr unbedeutende Fortfehritte gemacht haben Eönnen. Diefer Schluß wird durch die Entdeckung eines hoͤchſt unvollfommes nen Geräthes beftätigt, welches man neben den Sfeleten in der Erde fand. Es mar ein halbfugelförmiger Hornftein von 10 Zoll Peripherie, der auf der ebenen Seite glatt abz geführt war, und offenbar zur Zergquetfhung von Saamen oder anderen harten Stoffen gedient hatte. Da ich hier nicht beabfichtige, den Gegenftand in jeder Beziehung zu ergrüns den, indem ich dieß geſchicktern Händen überlaffen muß, fo will ih nur noch bemerken, daß ich fpäter noch in zwei ans dern Höhlen foffile Menfchenfnochen gefunden habe, aus de: nen die Gallerte faft gänzlich verfehwunden war, daher fie hoͤchſt zerreibli waren, Auf dem Bruce waren fie weiß, Leider Eamen fie aber nicht in Gefellfhaft anderer Thier— £nochen vor, fo daß fie Eein neues Licht Über die Frage ver= breiteten, ob die Menfchenfpecies fchon zu derfelben Zeit vor— handen gemefen fey, wie die ausgeftorbenen Thiergefchlechter. (Edinburgh new philosophical Journal, Octok. 1843 — January 1844.) *) Dennoch ift wahrfcheintih, daß dieſe Schäbelbildung durch Eünftliche Mittel zu Wege gebracht worden ift. Anm. d. Profefjors Silliman. 626. XXIX. 10. 150 Ueber die Berfchiedenartigkeit in der chemifchen Zufammenfeßung der im Meerwafler aufgelöf’ten Luft, je nach den verfihiedenen Tages- und Jah— reszeiten. Von Herrn Morren. (Aus einem Briefe des Verf. an Herrn Dumas.) Die Reihe von Verſuchen, welche Sie in Betreff der chemiſchen Analyſe der an ſehr verſchiedenen und weit von— einander entlegenen Orten geſammelten atmoſphaͤriſchen Luft angeſtellt, und die in'sbeſondere in Bezug auf die an der Oberflaͤche des Meeres geſammelte Luft zu ſo intereſſanten Reſultaten geführt haben, veranlaßte mich zu der Unterſu— hung, inwiefern die Quantität des Sauerſtoff- und Koh— lenfauregafes, melche die im Meerwaſſer aufgelöf’te Luft ent= hält, je nach den verſchiedenen Tages- und Sahreszeiten ab— aͤndern moͤchte. So gelangte ich zu Reſultaten, die mir wichtig genug ſcheinen, um Ihnen ſofort mitgetheilt zu wer— den, indem ich mir vorbehalte, Ihnen die vollſtaͤndigen Ta— bellen meiner Verſuche, die Einzelnheiten in Bezug auf die Tageszeit, den Stand der Ebbe und Fluth, die Temperatur und den Luftdruck ꝛc. erſt nach vollſtaͤndiger Ausarbeitung des erſten Theils meiner Abhandlung zu uͤbermachen. Es ift Ihnen bekannt, daß ich im J. 1841 erft in den Memoires de l’Academie de Bruxelles und dann in den Annales de Chimie eine Arbeit befannt gemacht ha= be, deren Hauptrefultate in Kolgendem beftehen, 1. Das ftehende füße Waffer hält, wenn die Son— nenftrahlen oder das zerftreute Sonnenlicht, namentlich uns ter der Mitwirfung von grünen mifroffopifhen Thierchen, auf daffelbe einwirken, ein Gas in Auflöfung, deffen Wer: haͤltnißtheile an Sauerftoffgas und Koblenfäure fehr abaͤn— dern. Nur das Stickgas behauptet darin faft conftant die— felbe Quantität. 2. Das Sauerftoffgas und Kohlenfäuregas vertau— fhen im Waffer ihre Stelle gegenfeitig um fo gefchwinder, je Eräftiger das Licht auf Leßteres einwirft. Es fcheint im— mer um fo weniger Sauerftoffgas im Waſſer aufgeloͤſ't zu feyn, je mehr Kohlenſaͤuregas es enthält, und umgekehrt; und dieß erkläre ich mir fo, daß unter dem Cinfluffe des Sonnenlicht3 die grünen mifroffopifchen Thierchen das im Waſſer aufgelöfte Kohlenfäuregas zerfeßen und deffen Koh— lenftoff abforbiren, fo daß das freigemordene Sauerſtoffgas ſich unter vorzüglich günftigen Umftänden befindet, um im Waſſer aufgelöf’t zu werden. 3. Diefe Oxygeniſatien hat bei Sonnenaufgang ihr Mi— nimum und um 4— 5 Uhr Abends (im Sommer) ihre Ma— rimum erreicht. Bei Ealtem Wetter, wenn der Himmel bewoͤlkt und bei regnerifhem Wetter tritt eine Unterbrechung in der regelmäßigen Aufeinanderfolge diefer Erfcheinungen ein. Wenn die Thierchen verfchwinden, fo ift auc) das Ma: rimum der Drygenifation vorüber. 4. Das erzeugte Sauerftoffgas kehrt großentheils in die Atmofphäre zurüd. Diefe Erſcheinung hat beftändig, 10 * 151 bei Tage und bei Nacht, ihren Fortgang, obgleich bei Tage in flärkerm Grade, als des Nachts. 5 Die grünen Thierchen wirken bei dieſer Erſchei— nung ähnlich, wie die grünen Theile der Pflanzen. Die Anomalie, welche unter gewiffen Umftänden die Analyſe der an der Dbderflihe des Meers gefammelten Luft darzubieten fcheint, veranloßte mich, zu unterfuchen, ob nicht auch das Meerwaffer die Eigenfhaft befige, fich unter dem Einflufe des Lichts mit Sauerſtoff anzuſchwaͤngern, wie dieß bei ftehenden füßen Gewäffern der Fall ift, wo diele Erfcheinung felbft dann noch in merklichem Grade ftattfinder, wenn feine beträcbtlihe Anzahl von grünen Thierchen vorz handen ift. Ich bedaure fehr, daß in der Arbeit des Herrn Levy nicht alle den Beobachtungen vorhergehenden Umftände, na— mentlih die Zageszeit, der Zuftand des Wetters an dem fraglichen, fowie an den vorhergehenden Tagen, der veränder- lihe Barbenton des Meeres, ganz genau angegeben worden find; denn fie würden, meinen Erfahrungen zufolge, licher auf eine Erklärung der verfchiedenen in feiner Arbeit ange— führten Thatſachen geführt haben, Bon den Lévy'ſchen Mefultaten babe ich leider erft im Laufe des Augufts 1845 Kenntniß erhalten; denn da ih mich an der Serküfte bei St. Malo aufbielt, fo bätte ic) andernfall® meine Beobachtungen weit früher beginnen können. So war e8 mir erft zu Ende September möglich, da die Herrichtung der Apparate, mit denen ich jeßt die im Waſſer aufgelöftte Luft ungemein leicht und genau analyfire, deren Befchreibung ich jedoch hier unterlaffen muß, einige Zeit erforderte. So verfolgte ich denn vom Ende Septembers bis zum 7. December die Veränderungen in der Quantität des im Meerwaffer aufgelöften Sauerftoff:, Stick- und Kohlenfäu: tegafes unter allen den Umftänden, welche diefer Zeitraum darbot, je nach den verfchiedenen Tageszeiten. Ich beſchraͤn— ke mich gegenwärtig darauf, Ihnen die von mir erlangten ducchfchnittlihen Mefultate mitzutbeilen. Ich werde fie in einer ähnlihen Form darlegen, wie die in Betreff der flehen: den fügen Gemwäffer erlangten 1. Das Seewaffer hält, unter der Einwirkung des directen und zerjtreuten Sonnenlichtes, felbft wenn dag Meer ſtark bewegt ift, Sauerftoffgas und Koblenfäuregas in ver: ſchiedenen Duantitäten in Auflöfung. Die Menge des auf: gelöften Stidgafes ändert ſehr wenig ab. 2. Wenn mehrere f[höne Tage aufeinanderfolgen, fo nimmt die Quantität des aufgelöftten Sauerftoffgars all: mälig zu. Ihr Marimum erreiht fie an Jagen, wo die ſtaͤrkſte Beleuchtung ftattfindet. 3. Die Quantitäten des Sauerftoffyafeg und Kohlen— fäuregafes fcheinen im umgekehrten Verhältniffe zu einander zu ftehen. 4. Die Orpgenation ift bei Sonnenaufgang am Ges tinaften und zwifchen Mittag und 3 Uhr Nacmitt. am Stärkften (d. b., zu der Sahreszeit, in der ich beobachtet habe; denn im Sommer, glaube ih, wird dag Marimum 626. XXIX. 10. 152 ziemlich zu berfelben Stunde ftattfinden, wie bei ben ſtehen⸗ den füßen Gemäffern). 5. Das Sauerftoffgas und das Kohlenfäuregas find an einem in Betreff der Beleuchtung fhönen Tage der jegis gen vorgerudten Jahreszeit (December) zu den verfhiedenen Stunden des Tages folgendermanßen vertheilt: Kohlenſaͤuregas Sauerftoffgas Um 6 Uhr Morgens, Fluth 13 Procnt 33,5 Procent Mn Vittagnnenbe 0 36,2 — Um 6 Uhr Abend, FZtutb . 10 — 354 — Dieß find Durchſchnittszahlen, und id glaube mid) al- fo befugt, mit Sicherheit zu fließen, daß: 1) weil ih in dem Meerwaffer nie weniger als 33,3 Procent Sauerftoffgas gefunden habe, diefe Art Waſſer mehr davon enthalte, als das füge Waffer der Bäche und Slüffe, in dem die Herren v Humbo!dt und Gap: Luffac nie über 52 Procent Saueritoffgas fanden; 2) in den Monaten Detober, November und December die Orpgenation zu den günftigiten Tageszeiten fih bis auf 36, ja 58 Procent erheben koͤnne; 3) da die geringfte Quantität des im Meerwaffer aufs gelöf’ten Kohlenfäuregafes 6 — 8 Procent beträgt, dieſelbe immer bedeutender ſey, als die, welche man im ſuͤßen Fließ—⸗ waſſer aufgelöf’t findet; 4) die Menge der im Meerwaffer befindlichen mifros f£opifhen Thierchen wohl nicht bedeutend genug fen, um diefe Nefultate zu erklären. Diefe Thatfachen, welche mir nit nur binfihtlih der phyfifhen Geographie, fondern auh in Betreff der Erledi— gung mander Fragen aus dem Gebiete der thierifdien und degetabilifhen Phnfiologie wichtig ſcheinen, verdienen auh in andern Localitäten näher unterfucht zu werden. Ich möchte vorfchlagen, daß dergleihen Forfhungen nicht nur in Betreff des Waſſers des Mittelmeeres, fondern aub hauptſaͤchlich in Anſehung der Aequatorialmeere, wo die Sonne vorzüglich mähtig einwirkt, angeftelt würden. Dergleihen Verſuche würden Über die chemifche Zufammenfegung der Atmoſphaͤte, fowie über den Grund des Dorhandenfeyns der Algen und Zoophyten, ja felbft von Fiſchen, welche zum Leben eines mit Sauerftoffgas hinlänglic verfehenen Waſſers bedürfen, viel Licht verbreiten. Das füße Waffer wird, zumal wenn es einige Zeit unbewegt gewefen, an Sauerſtoffgas ärmer; diefer Umftand wäre alſo fehr geeignet, das Erſticken der an das Meerwaffer gemwöhnten, in füßes MWaffer gebrachten Fiſche zu erklären, Ich hoffe, daß diefe Mittheilung der Academie binrei: chend intereffant fcheinen werde, und batte erſt die Abficht, mehr auf die inzeinheiten meines Beobahtungsverfahreng einzugehen; da, wenn beliebt würde, aͤhnliche Unterfuhuns gen in andern ocalitäten anftellen zu laffen, eine Verftäns digung binfichtlich des Verfahrens wefentlih nothwendig ift, damit die Nefultate ſich bündig miteinander vergleihen lafz fen. Dabei habe ih mich bei meinen vielen Verſuchen von den Vorzuͤgen, die das eine Verfahren vor dem andern hat, aus eigner Erfahrung hinlaͤnglich überzeugen Eönnen. Se: 153 doch hielt ich diefe Details für eine bloße briefliche Mittheis lung für zu weitläuftig. Der Frühling, welche Jahreszeit an unfern Küften auf die Vegetation unter dem Meere eine fo belebende Wirkung dußert, die Monate März, April und Mai, verfprechen die intereffanteften Refultate, und erft, nachdem ich diefe gewon: nen, gedenke ich der Academie meine Arbeit vollftändig vor— zulegen. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sc. T. XVIl., No. 26, 26. Dec. 1843.) Miscellen. Ueber die flügellofen Vögel Neufeeland’s hat Pros feffor Owen (vergl. Neue Notizen XXIX. Band ©. 39.) am 2. Zebruar auch der Royal Institution einen Vortrag gehaltın. Meh— rere, feit 1839 aus Neufeeland nady England gelangte Knocen hatte Profefor Owen für ſolche erfannt, die einem ähnlichen Vogel, wie die ausgejtorbene Dronte von Isle de France, angehört haben müßte. Die innere zellige Structur Dderfelben war weniger fein und faferig, als bei irgend einem der langen Knochen der Säuge— thiere; nod) weniger fonnten fie einem Reptil angehören, da bie Knochen diefer Thiere meift gang mafjiv jind. Die ganze Beſchaffen— beit deutete auf Vogelknochen hin, und obwohl ſich mehrere Epecies &aracteriliren ließen, war doch nirgends ein Flügelfnodyen aufzus finden, So ſchloß denn Profeffor Owen, diefe Knochen müßten einem Vogel angehört haben, der dem Apteryx Auftralien’s, je: doch im rieſigen Maaßitabe, ähnlich gewefen fig. Profeffor Owen machte auf die fonverbare Organifation des Apteryx aufmerffam, bei dem der Schnabel einer Schnepfe, die Füße eines Huhns und der Rumpf eines Gafuars fic vereinigt finden, und widerlegte dadurch die Anficht derjenigen Naturforfcher, weldye läugnen, daß «8 jemals 626. XXIX. 10. 154 eine Dronte gegeben habe, weil fie einen ähnliden Rumpf und ähnlibe Beine, aber einen Geirrfchnabel gehabt haben folle, wie fih aus einer Abbildung im Daag ergicbt, die bald na der Ber fignatme von Tele de France von Seiten der Holländer angefer= tigt werd, Profeffor DO wen fprah die Vermutbung aus, daß die ftraußartigen Vögel vor Alters eine viel größere geographiſche Verbreitung gehabt haben, als gegenwärtig, und erinnerte in dies for Beziehung an die fofjilen Bogelfpuren im Sandſteine in Con— necticut. Die ftraußartigen Vögel mußten an den nabrhaften Wurzeln der Neufeeländifchen Farrnkraͤuter eine zufagende Nahrung finden. Wahrſcheinlich wurden fie von den erften menſchlichen Be— mwohnern jener Inſeln ausgırottet, die ſich wohl erft, nachdem diefe Quelle von Thieripeife verfiegt war, zur Menfchenfreflerei bequem: ten. Bei der Entdedung Neufeeland’s fand man dort befanntlich kein einziges vierfüßiges Thier, außer einer Eleinen Rattenart. Profiffor Owen theilte eine hypothetifche Abbildung einer der Spe— cies jener Neufeeländifhen Vogelgattung, die er Dinornis nennt, mit. Sie muß 14 — 15 Fuß body und ein Mittelding zwifchen Strauß und Gafuar gewefen feyn. 3ur Erreihung einer größern Stätigfeit des Compaffes bat man neuerdings Verfuche angeftellt. Die locale Anzirhung der Maanetnadel war bekanntlich bisher bei gußeifernen Dampffchiffen ein ſehr großer Uebelftand. Herr Buſhe bat nun einen Neutralifationsapparat erfunden, auf deffen Gonftruction er durch einen Zufall aeleitet wurde. Er befteht in ſtark magnetis fhen Stangen, Röhren oder Drähten von Stahl, weldye die locale Anziehung in einen gemeinſchaftlichen Mittelpunct concentriren, der an einem Univerfalgelenfe bänat. Die Stangen ftehen aufrecht, und das Echwanfen des Schiffes hat auf die Stellung derfelben feinen Einfluß, während die Scheibe und Nadel fi) borizontal um die (Mittel?) Stange drehen. Aus den zu Woolwich anaeftellten Verfuchen ergab ſich in einem Falle, daß der Buſhe'ſche Compaß im Durdfchnitte um 4°, und in einem andern, daß er um 6° 10° richtiger zeigte, als der gemöhnliche. ep RR Ucber gangraena faciei und feine Behandlung. Bon Henry Obre. Der Brand des Gefihtes Eommt in großen Städten vor, wo Kinder in engen, fchlechtventilitten Räumen Icben, Reinlichkeit febr vernachläffige wird und Krankheiten felten eher beachtet werden, als big die ärztliche Hülfe nur wenig noch zu fruchten vermag, Menn folhe Kinder von lange wierigen, oder fchwächenden Uebeln beimgefucht werden, fo erfchöpft fichb bald ihre Lebenskraft, und bei folchen Kranken tritt dann das oben befprochene Uebel auf. Der wahre Ges fihtsbrand ift eine Folgefrankheit des Typhus, der acuten Erantheme, einiger Hautausfchläge, fowie auch zumeilen von Keuhhuften. In dem Zuftande der Erfchöpfung, nad) eis nem heftigen Anfalle jener Krankheiten, find die Haut und Schleimhaut fehr geneigt, krankhaft zu entarten und bran— big zu werden. Am Häufigften tritt eine völlige Desorga— nifation der Haut nah Scharlah auf; die Bedeckungen des Halfed gehen in einen Zuftand von sphacelus über, mel: her oft fo weit dringt, daß die Muskeln bloßgelegt werden, und die Blutgefäße oft wie präparirt erfcheinen, Wenn die Schleimhaut nah einem Typhusfieber brandig wird, fo fin- det diefes entweder im Munde, oder — bei Frauen in der Scheide ftatt, und ich habe mehrmals in den legten Sta: dien des Typhus Nafe und Ohren brantig werden fehen. Menn ein fpontaner Brand im Geſichte entiteht, fo befchränft ſich diefes gewoͤhnlich auf eine Gefichtshälfte, mit einer Eleinen kreisrunden Verfhmwärung an der Commiſſur der Lippen, oder an der Wangenfchleimhaut beginnend, am Häufigften an der Gränze deffelben und des Zahnfleifches. Diefe Verfhwärung bat anfanglih ganz das Ausſehen ei: nes Mercurialgefhwüres und Eann dann von dem urfprüng= lihen Puncte fi meiter ausdehnen und die Machbargebilde zerftören. Mit dem Fortfihreiten derfelben werden die Zähne gelodert und fallen aus. Die Ulceration greift raſcher in der Tiefe, als im Umfreife, um fib. Die abgeftorbene Portion wandelt fich in eine weiche, breiartige Maffe um, wel— che man gewöhnlich an der wunden Fläche anhangen findet und einen gangrändfen Gerucd verbreitet; die Aufßere Be— defung, melde ein rothes, glattes Ausfehen hat, beginnt nun anzuſchwellen und fühlt fi allenthalben hart und höfs Eerig an, aufgenommen unmittelbar oberhalb der Ulceration, wo fie fo weich ift, daß der leichtefte Drud fie duchbricht. Die erweichte Haut wird bald blau, ein Zeichen, daß bie Ulceration bis zur obern Fläche vorgefhritten ift, melche fie nun durchbricht. Won jest an macht fie fchnelle Fortfchritte, 155 die inneren Theile bes Mundes werben bloßgelegt, ber grös fere Theil des Gefichte® wird zerftört, der Knochen entblöft, und in einigen Fällen wird nicht nur Mund und Nafe, fon» dern auch das Auge zerftört; gewöhnlich erliegen aber die unglüdlihen Kranken bereits früher ihren Leiden. Mein Hauptzwed ift e8 jedoch, die Aufmerkfamkeit auf die Behandlung diefes Uebels zu lenken. Um im Anfange fein Fortfchreiten aufzuhalten, kann wenig mehr gefchehen, als Beruͤckſichjiigung der allgemeinen Symptome, Darreis hung von tonieis und Verhütung der Diarrhoͤe. Oertlich babe ih Abkochung von Eichentinde, oder Zormentillwurzel, fowie Salz: und Öalpeterfäure, wiewohl ganz ohne Erfolg, angewendet. Menn der Kranke dem Leiden nicht fhon im Anfange erliegt, fo fehreitet es fchnell vorwärts und zerftört die Aus Bere Dede. In diefem Zuftande hat ein Mitte fih von der entfiheidendften Wirkung gezeigt, ich meine das Ölühei: fen. Die Application eines rothgluͤhenden Eiſens auf das Gefiht erfheint furchtbar; aber fie Fann, ohne Schmerzen bervorzubringen, geichehen. Ein flahes Stud Stahl wird an der Zunge entlang eingeführt, um diefe zu fehligen, und das glühende Eiſen dann an die ganze gangrändfe Partie applicirt. Sobald irgend ein Fleck unberührt geblieben ift, fhreitet der an andren Stellen zum Stehen gebradhte Brand an diefem Puncte weiter. Mac der Application des Gluͤh— eifeng lege man einen Breiumfhlag auf, Nah ein big zwei Tagen fällt der Schorf ab, und die Wunde zieht ſich bald, unter Bildung von Granulationen, zufammen. Als Beweife für die Wirkfamkeit jenes Mittels will ich bier zwei Fälle erzählen; in dem einen derfelben war der Brand eine Folge des Typhus, in dem andern von Eranthemen. 1) Ein Knabe, neun Jahre alt, in einer ungefunden Wohnung Lebend, erlitt einen Zyphusanfall und wurde mit China und Wein behandelt. Als er fo weit hergeftellt war, daß er im Bette auffigen Eonnte, bemerkte man eine Ulceras tion von aſchgrauer Farbe am äuferen und hinteren Theile des Zahnfleifches des Oberfiefers. Sie hatte fich, bevor man fie ent)edte, ſchon fo weit verbreitet, daß die zwei erften Backen— zähne loder geworden waren und bald ausfielen. Salpeter— fäure wurde applicirt, aber die Verſchwaͤrung ging bald auf die Schleimhaut der Wangen über, welhe hart, geſchwollen und glänzend war. Nah ein bis zwei Tagen war die Bade im Umfange eines Halbfronenftüds durchloͤchert. Das Geſchwuͤr ſah brandig aus und verbreitete einen fehr ftarken Geruch. Die Hände der Kranken mußten befeftigt werden, damit er nicht einen aufgelegten Breiumfchlag abriffe ; dabei faß er aber im Bette auf und aß Fleifh. Das Uebel machte nun teißende Fortfchritte, indem es nah Vorne bis zur Commiffur der Liopen, nach Hinten bi auf 1“ vom tra- gus fich verbreitete. Das Glüheifen wurde nun auf die äußere kranke Fläche, mit geringer, oder gar einer Befchwerde für das Kind, applicitt. Auf eine Woche wurde hierdurch das Uebel zum Stehen gebracht, worauf es unter der Haut wieder feine Verheerung begann. Die Ränder des Geſchwuͤres waren unregelmäßig und aufgeworfen, die inneren Theile des Mundes ganz freigelegt, 62€. XXIX. 10. 156 fowie ber Dberfiefer biß zum Jochbeine. Das Gtüheifen wurde nun mit demfelben Erfolge, wie das erſte Mal, ans gewendet ; der Schorf fiel bald ab, und Granufationen bilde: ten fib; die doppelten Zähne an diefer Seite fielen num aus. Don bdiefer Zeit an befferte fih das Ausfehen der Munde; fie 309 fib zufammen, vernarbte und der Kranke ging allmälig feiner vollftändigen Genefung entgegen. Jetzt fann er feinen Mund nur 1” weit öffnen, in Folge der Verwachſung der Wange mit dem Zahnfleifhe der ergriffen gemwefenen Seite. 2) Ein Mädchen, drei Sabre alt, welches ſtets im großen Städten gelebt und meift vegetabilifhe Nahrung genoffen hatte, war Meconvaleecentin von den Maſern, als die Mutter einen ſchwarzen Fleck am Kinne bemerkte, mel: cher bald gefhmürig wurde. Am folgenden Zage waren die naheliegenden Theile ſchon zerftört. Sch ſah jegt die Kranke zum erften Male. Sie lag auf dem Rüden, augenfchein- lich wenig, oder feinen Schmerz empfindend; die Bedeckung des Unterkiefers, nach Vorne von der Inſertion des mas- seter, ift gaͤnzlich zeritört, ausgenommen eine ſchmale Brüde, melde die Mundwinkel miteinander verbindet; der bloßgelegte Knochen fängt an, zu ſchwinden, die Haut rings: herum ift blaß, angefchwollen und verhärtet; Geruch fehr durchdtingend; Puls 108. Zunge braun belegt. Wein und Chinin wurden innerlid) gereiht und Salpeterfäure Aus ßerlich an die erkrankte Oberfläche applicirt, welche Mittel aber das Uebel nicht im Fortfchreiten hinderten; der Brand zerftörte die Communication zmwifhen den Mundwinfeln, trennte die Balis der Zunge von dem Knochen, ſchritt nad Unten faft bis zum Zungenbeine fort, legte die glandula submasxillaris frei, und alle Zähne am Unterkiefer fielen aus, während die am Oberkiefer unverfehrt blieben. Das Glüheifen wurde nun auf die brandige Fläche applicirt und nachher Chlorüberfchläge gemaht. Am folgenden Tage zeigte ſich ſchon eine entfchiedene Befferung. Da, wo das Eifen applicirt worden war, ftand das Uebel, aber an der Innen— feite des Mundes, wo es hatte nicht angewendet werden Eönren, breitete es fih nah zwei bis drei Tagen aus, wo— rauf das Kind an Erfhöpfung ftarb. (Edinburgh Med. and Surg. review, Jan. 1844.) Heilung eines widernatürlihen Afters mittelit Dupuytren's Enterotom. Bon Dr. Rendu, Scarpa hat gezeigt, auf welche Weife die Natur die Dei: lung des in Folge eines eingeflemmten Bruches entftandenen Fünft« lihen Afters zu Wege bringt. Er zeigte, wie hierbei das offene Darmftüd mit den umgebenden Wundrändern verwädhl't, der Darm ſich defwegen in die Bauchhoͤble nicht zurüdzichen kann und daher zum bleibenden Nabel wird. Es kann aber auch, weil das Darmftük von der Wunde ſich entfernen und einen Theil des Bruchſackes mit fich ziehen Fann, die Bildung einer Zmwifchenhöhle zwifchen den beiden getrennten Darmjtüden zu Stande kommen und eine Heilung eines in Kolge eines eingeflemmten Bruches ent— ftandenen widernatürlihen Afters erfolgen Scarpa bat au gezeigt, daß ein gleicher Vorgang, wie bei penetrirenden Wunden des Unterleibes mit Trennung eines Dar: 157 mes, auch bei Unterleibsbrüchen ftattfinde, wenn dieſe fi unter einer Narbe einer längft geheilten Unterleibswunde bilden, und diefe Dernien brandig werden. Bei alten Nabelbrüchen, ſowie bei Bauhbrüchen, iftder Bruch— fat mit den Aponeurofen und der Unterleibswandung innig ver: wachen; das ausdehnbare Zellgewebe, welches fonft die Bruchſaͤcke umgiebt, fehlt bei legter, und wenn diefe brandig werden, fo kann der Darm fidy in die Bauchhoͤhle nicht zurückziehen, es bildet ſich kein Hauttrichter, und fo entftehen unheilbare widernatuͤrliche After. Heutzutage find die von Scarpa als unheilbar betrachteten widernatürtihen After durch Dupupytren’s Arbeiten nicht mehr als foldye anzuſehen, und vermitcelft des von Legterem angegebenen Enterotoms Eönnen alte und fonft unheilbare widernatürliihe After zur Heilung gebracht werden. Diefes Inſtrument wurde in einer aroßen Anzahl von Fällen bei widernatürlichen Aftern, welche in Folge von cingeflemmten Brühen oder Wunden mit Gubjtangverluft des Darms entftanden waren, mit glüdlihem Erfoige angewendet. Meines Willens ift aber nur ein Fall bekannt, in welchem tas Enterotom bei einem brandig gewordenen Nabelbruhe angemwender wurde. Diefer Fall ift von Herrn Robert in den Iuegons orales von Dupuytren angeführt worden. Der Gebrauch des Enterotoms hat den Kranz ten nicht nur von einem läjtigen Uebel befreit, fondern fogar vom gewilfen Zode errettet. Vierzehn Zage nah) der Bruchoperation nıhmen die Kräfte des Kranken, trog der Verabreichung kräftiger Nahrung, immer mehr ab; der obere Theil des Darmcanals war nur kurz, und der Kranke wäre gewiß erlegen, wenn bdiefer Zuftand noch eine Zeitlang gedauert hätte. Wiewohl kaum drei Wochen ſeit der Einklemmung verfloffen waren, fo ſah ſich doch Herr Ro— bert durch die Umftände genöthigt, das Enterotom zu gebrauchen, Auf diefes dreilte Verfahren erfolgre weiter Fein Zufall, wohl aber die Heilung. Der Kranke lebt heute noch und befindet ſich im Bi- eetre. Die einzige Spur feines alten Leidens, welche noch zurück geblieben ift, befteht in einer Oeffnung von ungefähr einer Linie Durchmeſſer, durch welche nur eine Eleine Quantität von mit Galle gefärbtem Schleim abgeht. Auch ich hatte Gelegenheit, als Interne in der Pitie einen wie dernatürlichen After zu beobachten, der in Folge eines eingeklem ms ten Nabelbruches entftanden war; das Enterotom wurde in Ge— brauch gezogen, und der Kranke wurde geheilt, bis auf eine Eleine Deffaung, duch) welche, wie in dem Falle von Robert, gefärbter Schleim abfloß. Dieſen Fall will ich nun näher angeben, ſowohl wegen der Seltenheit der Anwendung des Enterotoms bei wider: natürlichen Aftern nach Nabelbrüchen, als wegen befonderer Eigens thümlichkeiten, welche diefes Uebel in feinem Verlaufe zeigte. Am 24. Januar 1833 wurde eine 49 Sabre alte Frau, von Elciner Statur und guter Gonftitution, zur Pitie in die Abtheilung des Herrn Lisfranc gebracht. Cie litt feit langer Zeit an einem nur theilweife zurüdzubringenden Nabelbruche. Am 20. Ja— nuar Abends befam fie während des Genuffes einer Suppe hefti— ars Leibweh mit Bredyneigung und Erbrehen. Die Kranke ver: fuchte damals vergeblich, den Bruch zurüdzubringen. Am 22ften verordnete ein Arzt Blutegel um die Geſchwulſt; die Zufälle vers blieben jedoch, und die Kranke wurde vier Stunden nad) dem Er: ſcheinen der Zufälle in’s Spital aufgenommen, Die Schmerzen find nicht fehr heftig, und eg ift Fein Erbrechen zugegen; vierzig Blutegel um die Geſchwulſt. Am 2öften Morgens ftellt ji das Erbredyen wieder !ein; das Sefiht ift eingefallen, der Puls Elein; man befchlieft die Ope— ration. Die Gefhmwulft in der Nabelgegend fcheint unterhalb des Na: bels zu liegen und ift von der Größe eines Apfels; die fie bedeks kende Haut zeigt eine erpfipelatöfe Röthe und fcheint mit den dar: unterliegenden Theilen verwachſen. Bei der Betaftung der Ges ſchwulſt fühlt man in denfelben einigen Widerftand. Man macht nun einen Kreuzfchnitt mit der Scheere auf diefer Geſchwulſt. Hierauf wird der Bruchfad mit den Fingern aufgeriffen; die Fett: klumpen, welche dem Nese angehören , werden entfernt, und nun fieht man das gefpannte und ſchwaͤrzliche Darmftüd. Bei Unter: + 626. XXIX. 10, 158 ſuchung des mit dem Bruchringe in Contact ftehenden Darmftüds entſteht ein Riß, und eine röthliche übelriechende Flüffigkeit fließt in reichlicher Menge ab, Hierauf fpaltet man das brandige Darm» ftüd in feiner ganzen Länge, erweitert die Brudäffnung nad Oben, zieht eine Fadenſchlinge durch das Mefenterium und bedeckt die Wunde mit einer einfahen Gompreffe. Bis zum 27ften nichts Beſonderes; an diefem Tage erfolgt jedoch eine Austeerung durch die Wunde. Am 6. Februar hat ſich die Wunde gereinigt; man kann Leicht das obere Ende von dem untern unterfcheiden, aber die Fäcalmaffe erzeugt auf der Haut ein Eryfipelas mit Blafen, wogegen man eine mit Rampferöl getränfre Gomprefje anwendet. Der allgemeine Zur ftand iſt vortrefjlich; feit mehreren Tagen nimmt die Kranke Nahs rungsmittel zu fich. Am 30. März hat die Haut am Unterleibe faft ihre vollfoms men normale Farbe wiedererlangt; es war ‘feine Stuhlausleerung erfolgt, und die Kranke litt fehbr an Zenesmus. Im Grunde der Wunde firht man beide Darmenden; und an jedem bderfelben be- merkt man die periftaltifche Bewegung. Da am 25. Juli das Allgemeinbefinden fehr befriedigend war, fo wurde Dupuptren’s Enterotom applicirt, Mehrere Zage zuvor wurde die Wunde mehrere Mal fondirt, und man nabm eine Art von Brüde wahr, melde beide Darmhöhlen voneinander trennte. In den erften Tagen wurde die Zange nur wenig gefchloffen, hierauf aber gradiweife immer ftärker, Dieſem Verfahren folgten einige Goliken, verbunden mit nausca; diefe Zufälle nahmen ab, und am 5. Auguft löfte fich die Zange. Zwiſchen den Zangenars men bemerkte man ein Stüd von jener Brücke, welches mortificirt war. Tags darauf ließ die Kranke einige Winde durch den After; am 7. Auguft hatte fie einige Coliken und etwas Stuhlentleerung, Zwei Zage darauf war wiederum eine ebenfo geringe Stuhlentleerung erfolgt; der größere Theil der Fäcalmaffe wurde durch die Bauchwunde entleert. Einige Zage darauf verblieb der Zuftand derfelbe, wie vor der Application der Zange. Am 1. December, zehn Monate nach der erften Application des Enterotoms, wurde das Inftrumen: von Neuem angelegt. Man hatte wiederum eine fehr aroße Brücke, welche das untere Ende des Darmes von dem obern trennte, wahrgenowmen. Sn den ers ften Zagen wurde die Zanac nur wenig gefchleffen und verblieb fo bis zum zehnten Tage. Anfangs batte die Kranke Neigung zum Erbrechen, welde drei Tage anhielt, Seit diefir Zeit ift Erin Zu— fall wieder eingetreten, und bie Zange löPte ſich am 24. December. Während diefer ganzen Zeit genoß die Kranke nur Fleiſchbruͤhe und Suppen. Am 24. und 25. December gingen der Kranken wieder, Bläs hungen durd) den After ab, und fie hatte wieder Colikſchmerzen. Am 26. Dechr. Abends wurde ein Lavement verabreicht, und die Kranke gab diefes mit Fäcalmaffen von fi. Seit diefer Zeit wurde der Stuhlgang regelmäßig, die Wunde am Unterleibe vere — ſich und ließ nur eine kleine Quantität Faͤcalmaſſe durch⸗ gehen. Am 18. Januar 1839. Da die Bauhwunde noch fortbefteht, fo frifht man ihre Ränder an und vereinigt fie mittelft der um— wundenen Naht. Es entwidelt ſich ein Eryfipela®, und die Verei— nigung mißglüdt. Im April 1840, alfo funfzehn Monate fpäter, wurde, da die Bauchwunde noch immer fortbeitand, die Autoplaftie verfucht. Es entwickelte ſich jedod ein Eryfipelas, und die Operas tion war von feinem Erfolge. u Am 27, December 1841 war die Wunde der Bauchwandung noch immer vorhanden, indeg it ihr Umfang geringer, als im Sabre 1839 und 1840; auch die aus diefer Deffnung ausfließenden Flüffigkeiten find nicht fo reichlich; indeß ift noch immer ein fehr läftiges Uebel zurückgeblieben. Es wurde nun ein neuer Verſuch gemacht. Nachdem die Wundränder angefrifcht waren, verfuchte man ihre Vereinigung mittelft der Sutur. Wiewohl diegmal fi en Erpfipelas ausbildete, Fam die Vereinigung doch nicht zu tande. Seitdem wurde Fein neuer Verfuch mehr gemacht, die Wunde nahm allmälig an Ausdehnung ab, und im März 1843 war die 159 Kranke volllommen geheilt, fie hatte ihre frühere Leibesſtaͤrke wie— bererlangt, die Stühle waren wieder regelmäßia, und die einzige Spur ihres früheren Uebel war nur noch eine ungefähr eine Einie breite Wunde, durch welche nur etwas grünliher Schleim abging. Es ift ſehr wahricheinfich, daß die Kranke diefe Oeffnung ihr ganzes eben hindurch behalten, und daß alle Heilverfuche mehr ſchaͤdlich, als nuͤtzlich, ſeyn werden. Dieſer Fall ſcheint von großem Intereſſe, ſowohl in Bezug auf die Krankheit ſelbſt, als auch in Bezug auf den Heilungsver— ſuch der Bauhwunde. Es treten Zufaͤlle einer Einklemmung auf, indeß ſind dieſe von zu geringer Heftigkeit, als daß deßwegen die Dperation nicht auf den fünften Zag hätte verſchoben werden follen; alsdann aber ift das Darmſtuͤck brandig, und es bat fich ein widernatürlicher Af— ter gebildet, fo daß daraus hervorgeht, daß die Sntenfirät der Symptome nicht immer mit der Tiefe der Verlegung in geradem Berbältniffe ftebt. Der widernatürliche After beftand bereits febs Mouate, als man das Enterotom zum erften Male applicirte Wendet man dieß Ins ftrument bei einem erft fehr kurzer Zeit beftehenden Eünftlichen After an, fo läuft man Gefahr, die noch nicht erlofchene Entzündung wiederum hervorzurufen, und lestere Fann an ſich fchon tödtlich werden, oder man reißt Adhäfionen auf, welche Blutergiegungen aufhielten. Die erite Anwendung des Entorotoms war ohne blei— benden Erfolg, während nad) der zweiten, vier Monate Später ftatt habenden, Application die Käcalmaffen nicht mehr durch die Bauch— wunde abgingen und die Stühle regelmäßig wurden. Dieß glau: ben mir dadurd) erklären zu Eönnen, daß bei der erjten Anwendung der Zange nur ein Fleiner Theil der Brücde gefaßt und das Pine derniß nur zum Theil befeitigt wurde. Aber auch diefer erzeugte fib bald wieder von Nruem, indem die innige Verwachfung der Ueberrefte des Brubſackes mit der aponeurotifhen Umkleidung der Bruhöffnung den Rücktritt der Theile nach der Bauchhoͤhle vers binderten. Dieß führt uns auf die VBermutbung, daß in der zwei— maligen Anwendung des Enterotoms die Verfchiedenbeit der erhal— tenen Refultate nur von der Tiefe abhing, in welder die Zangen in den Darm eingriffen; deßwegen hatte die Kranke bei der eriten Application nur einige Coliken und Eein Erbrechen, bei der zweiten aber jteilte fi Erbreden ein; deßwegen konnte auch die erfte Zanae jchon nach zehn Tagen, die zweite erft am vierundzwangigs ften Tage entfernt werden. Das bei der zweiten Application von der Zange erfaßte Stüd war beträdhtlih genug, um eine freie Communication zwifhen dem obern und untern Darmflüde her: zuftellen. Diefer Fall zeigt, fowie der des Herrn Robert, daß Du: puytren's Enterotom bei widernatürlien Aftern, welde in Folge von Nabelbrüchen entftanden find, anwendbar fey ; außerdem gebt aber, meiner Meinung nah, aus dieſem Kalle noch bervor, daß jeglicher Verfuh, Bauchwunden zur Vernarbung zu bringen, nußlos jey, und daß man, wenn die Käcalmaffen wieder ihren nor— malen Ausweg nehmen, die Schließung der Deffnung in der Bauch— wand der Natur überlaffen müffe. (Revue med., Aout 1843.) 626. XÄIX. 10, 160 Miscellen Ueber ein neues Auflöfungsmittel ber Harnfleine hat Herr Alerander Ure in dem Provincial Medical Journal eis nige Erperimente bekannt gemacht. Das neue Mittel ift das Li⸗ thyacarbonat. Die auflöfende Kraft diefes Mirteis ift zweimal fo ſtark, als die des Natroncarbonats, des Kalicarbonats und dı8 Borar und achtmal ftärer, als die des Natronbicarbonats, weldrs das wirkfame Princip des Vichy-Waſſers ift. Ein Darnftein, der aus Schichten von Harnfäure und von oralfaurem Kalte beftand, wurde in eine Unze deſtillirten Waffers mit 2 Decigrammen Eis thyacarbonat funf Stunden lang bei Bluttemperatur gelegt, und fand jih danach, daß er fünf Grammen verloren batte, an vielen Stellen erodirt fhien und zwifhen den Schichten dis oralfauren Kalkes tiefe Furchen zeigte. Die Zlüfjigkeit war gelblich geworden und zeigte bei'm Erkalten einen flo@igen Niederfhlag von Eitbyas irat. Durch Chlorwaſſerſtoffſaͤure wurden noch 3 Gran reine Harnfäure gefällt. Dieß fcheint, in der That, zu bewiifen, daß eine Schwache Auflöfung des Litbyacarbonats dem Bikys Wafler weit vorzuziehen fey. — Ein halder Gramm barnfaures Natron (Die Hauptmaſſe der gichtifchen Eoncretion) Löf’r fi in einer Unze deftillirten Walfers bi Blutwärme vollfommen auf, wenn ein Gran Lithyacarbonat zugelegt wird. Die Auflöfung bleibt klar und farbe los; 3 Gran des barnfauren Natrons bei gleicher Temperatur in ebenſoviel reines Waſſer gelegt, erleidet gar feine Veränderung. — Keins der bisherigen Auflöfungsmittel der Darnfteine gleicht, in Hinſicht auf Energie, der Wirkungsmweife. Gelingt es, mittelft eis ner Einſpritzung in die Blaſe einen Harnftein um mindefteng einen Gran in der Stunde zu verkleinern, fo wird derfelbe nicht nur eis nen geringern Umfang, fondern auch geringere Gonjiftenz befommen, er mird zerfallen und mit dem Urine weggeſchwemmt werden. Das genannte Mittel ift jedoch Außerft felten und der Berfafler empfiehlt den Pharmaceuten, ſich mit ter Darftellung deffelben aus dem Epos dumen (dem Triphan, welder in den granitifchen Felsarten auf der Snfel Utön in Südermantand, Sterzing in Tyrol, bei Dub lin und zu Peterbead in Schottland vorkommt) darzuftellen. Das Spodumen von Dublin enthalt 51 Procent Lithya. ‚Die neue Behbandlungsweife von Sourdant, zur Heilung des Stotterng, befteht, nach einem befonderen darüs ber von Becquerel publicirten Schriftchen , darin, dag er die Stotternden ſprechen läßt, während fie durch eine leichte willkuͤhr⸗ liche Anſtrengung den Bruſtkaſten, mittelſt Erhebung der Rippen und Niederdruͤcken des Zwerchfells, erweitert haiten. Bei'm Spree chen laͤßt er moͤglichſt wenig Luft verwenden und immer ein Wenig langfamer ſprechen, als gewöhnlic. ‚ Ueber die Folgen übermäßiger Ertenfion bei der Einrihtung von Shulterlurationen ftellte Gerdy meh⸗ tere Verſuche an Reichen, mittelft eines Slafchenzug:s, an, bei mwel- chem Zerreißung des nervus medianus und der arteria brachialis nebft mehreren der übrigen Nerven und Venen erfolgte, — felbft noch ehe die Gelenkkapſel durchriſſen war. (Annales de la Chirur- gie, Oct. 1843,) —— ——— — Bibliographische Neuigkeiten. s A Description, historical and topographical, of Genoa, with Remarck on the Climate and its Influence upon Invalids. By Henry Jones Bunnet, MD., Resident Physician etc, Lon- don 1844. 12. Applied Chemistry, in Manufactures, Arts and Domestic Eco- nomy. Edited by Edward Andrew Parnell. Vol. I, Lon- don 184. 8. A Vaccä Berlinghieri Trattato dei Mali venerei. Firenze 1845. 8, Statistique medicale de la province d’Alger, melde d’observa- tions agricoles. Par L. F. Trollier. Paris 1844. 8. Meue Üotizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, arfanımelt und mitgetheilt von dem Obers Medieinalratde FEroriep zu Weimar, und dem Medicinalraıhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N 62%. (Nr. IL, des XXIX. Bandes.) Februar 1844, Gedruckt im Landes = Snduftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 R. 30 2%, des einzelnen Stüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%. Hoc * Beobachtungen uͤber die Entwickelung der Ge— ſchlechtsorgane und der Saamenfluͤſſigkeit bei den Kruſtenthieren. Bon Herrn Harry D. S. Goodfir, Conſervator des Muſeums des Collegiums der Wundaͤrzte zu Edinburgh *). Kurz bevor dag männliche Kruftentbier in die Begat— tungszeit tritt, bemerft man an deffen Geſchlechtsorganen eine fehr bedeutende Veränderung, fo daß fie ein ganz ans deres Anfehen erhalten, als früher, Diefe Veränderung tritt zuerft an dem Zeftikel felbft ein, welcher fih, wenn er ſich in Unthätigkeit befindet, in den Falten der Leber faft ganz verliert. Zuerſt vergrößert fich die Drüfe mittelft der Keimzellen **), indem jeder acinus der Drüfe thätig, ſecer— nirend und mit Eleinen Zellen angefüllt wird, die Kerne um: fließen. Diefe Secretion bat ihren Fortgang, bis die Keimzelle ganz voll ift, worauf fie platzt und fidy in die Höhle des acinus ergieft. Nachdem diefe Eleinen gefernz ten Zellen oder fecundären Zellen, wie wir fie nennen wollen, in der Höhlung des acinus eine Zeitlang gelegen haben, fo nehmen fie ebenfalls einen thätigen Character ale fecernirende Zellen an und vergrößern ficb, indem fie ein vas deferens binabrüden, bedeutend, während fie fih zu: gleih mit jungen Zellen füllen. Wir werden fie nun auf ihrem Wege von dem acinus in das vas deferens hin- ab verfolgen. In dem acinus finden wir die meiften nur ein Wenig vergrößert; eine bedeutende Anzahl derfelben ent= halten jedoch ſchon zwei, drei, vier oder mehr Zellen, und einige darunter find fogar fo groß, wie die in der epididy- mis gefundenen. Wenn mir weiter abwärts die contenta der epididymis unterfuchen, welche bei diefer Thierclaffe eine Urt von Behälter zur gehöriger Ausfcheidung der Zel: *) Ein Eurzer Auszug des zum Drude vorbereiteten Werkes: Crustaceological Researches, Th. 1. *') On the Ultimate secreting structure, and on the laws of its Funetions. By Mr. John Goodsir; in den Transactions of the Royal Society of Edinburgh, Vol, XV., Part. II. N». 1727, — 627, Ri. Du, iR len zu ſeyn fcheint, fo finden mir, ftatt einer großen Zahl von einfachen gefernten Zellen, darin faft immer große, von jungen Zellen firoßende Mutterzellen. Indeß enthalten manche diefer Mutterzellen nur eine, zwei oder mehr junge, mährend andre fih noch in demfelben Zuftande befinden, als damals, wo fie den acinus verließen, von dem fie urfprüngs lich fecernirt worden waren. Steigen wir noch meiter hin= ab, und unterfuchen wir den inhalt des vas deferens, fo werden wir finden, daß diefe Mutterzellen ſaͤmmtlich groß find und von jungen Zellen ſtrotzen, ja daß manche darunter fogar geplagt find, fo daß die jungen um die entleerte Mut terzelle her zerfireut liegen. Die Zellen, welche in dem vas deferens berften, find jedoch frühreif, wenngleich das Plaz— zen auch in manden Fällen in der epididymis und fogar höher in der Drüfe ftattfindet; denn im Allgemeinen wer— den alle diefe Mutter= oder fecundären Zellen, bevor fie plagen, in die spermatheca des Weibchens gefprist. In— deffen ſcheinen die Vorbereitungen zu diefer Zerflörung der Mutterzellen lange bevor der Zeftifel das Marimum feiner periodifhen Entwidelung erreicht hat, in dem vas deferens vor fih zu geben; denn der Unterfchied zwifchen den Zellen in der epididymis und denen im vas deferens ift höchft auffallend. Die in der erfteren find voller jungen Zellen, an denen die Wandung der Mutterzelle dicht anliegt, fo daß fie gleihfam zu einer compacten Maffe vereinigt werden; während die in dem letztern, wenngleich fie völlig ausgedehnt find, nicht ganz mit Zellen, fondern theilweife mit einer Flüffigkeit gefüllt find, welche die in der Mutterzelle enthals tenen jungen Zellen voneinander, ſowie von der Wandung der Mutterzelle zu trennen ſcheint. Wenn man fib ein Krabbenmweibchen Eurz vor dem Laichen verfchafft, fo finder man die spermatheca ganz mit diefen jungen Zellen ge: füllt, die wir fünftig die primären oder fpermatozpis fhen Zellen nennen werden, während ein Paar Mutter- oder fecundäre Zellen zwifchen denfelben umherfhmwimmen. Iſt die Krabbe noch reifer, ſo werden wir finden, daß dieſe ſecundaͤren Zellen durchaus verſchwunden ſind. Dieſe Zellen ſchweben in der spermatheca in einer dicklichen, eiweißar— 11 163 tigen Fluͤſſigkeit von milhichter Farbe. Im ganzen Vers laufe des Teſtikels und der epididymis finden wir in einer dicklichen, gallertartigen Feuchtigkeit, außer den Zellen, unres gelmaͤßig geftaltete bellfarbige Maffen einer Subſtanz, wels che, wie e8 f&heint, die Nahrung der Zellen bildet; denn dies felbe zeigt fi) in den höheren Theilen der Organe ſtets in größter Menge, und dort find die fecundären Zellen im th&: tigften Wachſen und Secerniren begriffen, daher fie reichlicher Nahrung bedürfen; während man im vas deferens, nad: dem die Zellen den Zuftand der Meife erlangt haben, wenig oder nichts von diefer Subftanz findet. Wie und in wel: chem Theile de8 Drgans diefelbe fecernirt wird, habe ich bisjegt noch nicht ermitteln koͤnnen. Dbige Befhreibung von der Secretion und Entwidelung der Saamenfeuchtigs keit gilt für alle Kruftenthiere. Indeß wird man finden, daß diefe Feuchtigkeit bei faft jeder Species eine eigenthuͤm— liche Berchaffenheit hat. Im Mais und Junihefte der An- nales des Sciences Naturelles findet man einen Auf: fag über die Saamenfeuchtigkeit der Kruftenthiere und Cir— rhopoden von Herrn Kölliker zu Zürich. Diefer Herr betrachtet die fadenförmigen Körperchen, die man, in der Re— gel, in den Teftifeln der niedrig organifirten Kruftentbiere findet, als Spermatogoen. Diefelben find aber, meinen Beobahtungen zufolge, fhmarogende Entozoön ($ilarien). Sch hatte diefelben fhon, ehe ih Herrn Kölliker’s Aufz fas gelefen, beobachtet und diefelben für Dasjenige gehalten, wofür ich fie noch jeßt anfehe, und zwar aus folgenden Gründen: Nah Beobahtungen über den Urfprung und die GEntwidelung der Spermatozoön bei den höher organifirten Kruftenthieren, hat man gefunden, daß diefelben aus Zellen und nur aus Zellen entftehen. Nun hat man aber diefe Fi: larien ſtets von derfelben Befchaffenheit und ohne alle Ver— Anderung ihrer Charactere gefunden. Ueberdem ging die Entwidelung der Saamenzellen bei diefen niedrig organifirs ten Kruftenthieren ſtets in derfelben Weife von Statten, mie bei den höher organifirten, und ohne daß fich in den primä= ren Zellen irgend etwas diefen Filarien Aehnliches gezeigt haͤtte. Dieß gilt auch von Hein Kölliker’s Beobachtun— gen in Betreff derfeiben Feuchtigkeit bei den Cirrhopoden, die man gegenmärtig als Kruftenthiere zu betrachten hat *). Indem die Eier dur) die spermatheca ſtreichen, Eommen fie mit den Spermato;oön in Berührung und wer: den auf diefe Weife beftuchtet. Sie ſcheinen in diefem Or— gane auch einen dicken Ueberzug von Eiweißſtoff zu erhals ten, welcher fpäter zum Eiſacke wird. Die bei diefer Ihierclaffe eigends zum Schuge der Eier, nad deren ntweichen aus den Eierftöden, und mährend diefelben Außerlich an der Mutter befeftigt find, beſtimmten Organe find ungemein intereffant. Bei forgfältiger Unter: fuhung wird man finden, daß Ddiefelben in diefer ganzen Thierclaffe entweder in unvollftändig entwicelten Beinen, oder in ſehr ſtark entwidelten Theilen von Beinen beite: *) Bagr Edinburgh new philos. Journal, July 1845, Vol. 35, p- 83. 627. XXX. 11. ; 164 ben. Den erftern Fall trifft man bei ben höher organifier ten Kruftenthieren, 3. B., bei Brachyurus, den Anomou- ra ünd Macroura, ferner bei den ipinnenförmigen Krus ftenthieren. Dei ten Stomapoda fieht man zuerft,. wie diefe Organe einen. andern Character, nämlich den ſchuͤtzen⸗ der Schuppen, annehmen. Doh neigen fih fhon bei ben niedrig organifirten Macroura, 3. B., bei Hippolytus und Palaemon, die Drgane zu diefer Bildung bin, indem bei dieſen die Eier mitrelft Fäden an breite Schuppen befes ftige find; und wenn bei den übrigen Gattungen dieß nicht der Fau-ift, fo findet man den gemöhnliben Panzer des Körpers Übertrieben ſtark entwidelt, fo daß die Raͤnder defs felben in manchen Fällen an der Abdominalflihe des Körs pers beinahe zufanımenftoßen. Bei den Amphipoda, Laemodipoda und Isopoda haben diefe eiertragenden Schuppen mit denen der Stoma- poda viel Aehnlichkeit. Bei den Branchiopoda ift diefer Character, und zwar in einer befonders intereifanten Form, no& vorhanden. Bei Apus find die Eier in einer Höhle enthalten, welche durd) die Ermeiterung des erften Gelenkes bes eilften Fußpaares zu zwei großen Ereiscunden hohlen Platten gebildet wird, welche, wenn fie zugeflappt werden, einen wirffamen Schug gewähren. Durch die Gattungen Branchipus, Artemia etc. gelangen wir zu Daphnia, Polyphemus und Euadne, wo mir diefes Schusmittel im Zuftande feiner ftärfften Entwidelung, nämlih ein oder mehre Fußpaare ungeheuer entwidelt treffen, fo daß fie nicht nur die Eier, fondern den ganzen Körper bededen. Diefem Umftande verdanken diefe Thiere ihr groteskes Anfehen. Bon diefer Form aus gelangen wir durch fchroffere Uebergänge durch Saphirina und. Cetochilus zu Monoculus. wo mir ein durchaus verfchiedenes Schußmittel finden. Statt einer ftarfen Entwidelung ber Füße, fehen wir, daß ein oder mehrere Paare derfelben durchaus fehlgefchlagen find, und daß jedesmal, wenn das Thier mit Eiern beladen wird, Side oder Blafen hervorwahfen. Diefe Form geht auf alle Siphonostoma über und reiht bis zu den Aranei- formes, wofelbft jene Organe wieder faft diefelbe Geſtalt annehmen, wie bei den Kruftentbieren, mit denen mir den Anfang gemacht haben, jedoch vielleicht nocdy mehr ganz ges woͤhnlichen Füßen gleihen, an welche die Eier in Geftalt Eleiner , runder Kiffen Eleben, Die Metamorphofen der Karven find eigenthümlih und intereffant. Sie gemähren brauchbare Kennzeichen zur Feſt— ftellung der höher organifirten Gruppen dieſer Claffe, ja felbft der Species. (Edinburgh new philos. Journal, Oct. 1843 — Jan. 1844.) Zwei Verfahrungsweifen, Silicium zu bereiten. Bon Dr. Samuel Bromn. Ueber die fchon mehrmals erwähnten Verfuhe des Dr. S. Bromn, die hemifchen Elemente der Körper umzuändern, werden aufs Neue folgende Mittheilungen gemacht: „Dieſe bier folgenden ausgewählten Variationen eines Verfah⸗ tens, fefte Kohle in Silicium zu verwandeln, werden bier bloß als Zormeln gegeben, von feiner analytifchen Unterfuhung begleitet 165 und felbft ohne die Erläuterung einer inferimiftifcken Hypotheſe, in: dem ein methodifcher Bericht über diefen, fowie über andıre Bes weife des elementären Sfomerismus, welche in meinem Laborato= rium ausgeführt worden find, veröffentlicht werden wird, fobald die zuerft im Sahre 1841 befannt gemadjte und hier von Neuem bes ftätigte Entdedung *) gehörig beivaprheitet und allgemein angenoms men jeyn wird. l. — 1) Bereite eine Quantität Bleicyanid forgfältig. Wiewohl bisjege nur eine Verbindung von Cyan und Blei befchries ben worden ijt, fo muß ich doch hier bemerken, daß die befprochene Berbindung dirjenige ift, welche das Atomgewicht des Metalles zu 103,73 beftimmt, ale #5 Cy? von Denen bezeichnet wird, melde annehmen, daß ein Atom Stictoff 7,09 Waiferitoff gleichkommt, und als Pb Cy von Denen, welche Stickſtoff als gleich ſchwer, wie Waſſerſtoff, annehmen. Wenn Kalicyanid zu einer Auflöfung des Bleiprotacetats binzugefegt wird, fo bildet fich ein weißer, diffufer Niederfchlag. Die Salze müffen rein und in bdeftillictem Wajfer aufgelöf’t feyn. Das Bleicyanid felbft muß forgfältig ausgemwafchen und getrocinet werden, mit den gehörigen Vorſichtsmaaßregeln vor einer Zerfegung. Prüfe dafjelbe vor dem Beginne des zweiten Theis les des Procefes. Erbige ein halb Dugend Körner in einer lans gen Reagensblafe mit enger Definung bis zum Schmelzpuncte des Bleies, bis das Cyanid durch und durch geſchwaͤrzt ift. Wenn die Eleinfte Spur von Feuchtigkeit, Blaufäure, Cyan, oder Ammoniak fich zeigt, fo ift das Eyanid nicht mehr zu gebrauchen. Mit einem Worte, fichere die mehanifche und chemifche Sntearität der Ber: bindung mit der forgfältigften Vorfiht, denn der Erfolg des Um: mwandlungsproceffes hängt weit mehr von der Realifation einer idea: len Reinheit des Gegenftandes des Verſuches ab, ale die Analogie vermuthen laffen follte, Ein jedes Aequivalent von Ammoniak, z. B., welches fich während des naͤchſten Actes der Operation zeigen würde, wuͤrde die Ausſchließung von mwenigftens acht Acquivalenten Kohle von der Umwandlung beftimmen, Kurz, wiewohl man kaum das Bleicyanid fo nachläfiig bereiten Eann, daß Nichts von der Kohle deſ— fetben durch das zu befchreibende Verfahren in Silicium umgewan— delt werden follte, fo wird doch eine fehr geringe Unreinheit das Refultat fo fehr compliciren und das Product verringern, daß der Operirende in Ungewißheit gerathen wird. 2) Wähle eine ftarfe Röhre von Böhmifchem Glafe, 10 Zoll lang und 1’ im Durchmeffer, verfchließe diefelbe durch Siegellack an dem einen Ende, befeitige anbängende Feuchtigkeit und fülle fie halb mit Bleicyanid an, ziehe fodann die Röhre fo nahe an der Oberflaͤche des Cyanids, als moͤglich, 3 Zoll lang aus, ftopfe den engen Theil mit seinem Zoll Baummolle aus und ziehe dann, ohne die Baumwolle zu verkohlen, die Röhre bis zur Dünne eines Haar— röhrchens aus. Lege an der Röhre eine halbröhrenförmige Rinne von Eifen an, welche ein Wenig länger, als die Röhre, ift, „5 die und von zwei Stielen von ftärkftem, in Holz auslaufenden, Eifendrahte geftügt ift; zuͤnde unter derfelben fo viele Dochte einer mit Löcher verfehenen Spirituslampe an, daß das Bleicyanid in feiner ganzen Maffe von der Klamme umgeben wird; laffe dann die untere Kläche eine Viertelftunde lang von der Flamme berührt werden, und hebe dann die Dochte mehr heraus, bis die Rinne gang von derfelben umfpült wird. Die Röhre muß fo weit erhigt wer— den, als es paffend gefchehen Eann, ohne einen Theil der contenta derfelben zu ſchmelzen, oder das leäte Product am Glafe anhängen zu laffen. Einige Verfuhe der Art koͤnnen vorher nothwendig werden. Setze die Operation eine Stunde hindurch fort, und drehe die Röhre alle Minuten herum. Nichts wird entweichen, als Stikftof. Die Röhre wird nun leiht mit einem pneumatifchen Apparate in Verbindung geſetzt, um das gasformige Product zu meffen und zu unterfuchen. ) ©. die Abhandlungen: 1) Ueber die Bereitung des Paracyanogen in großen Quans titäten, und über den Sfomerismus von Cyanogen und Para- cyanogen, 2) Ueber die Erzeugung des Silicium aus Paracyanogen gi Den of the Royal Society of Edinb. 1840 — 41. 627. XXIX. 11. 166 Sn der Röhre bleibt nun ein graublaues, ſchwarzes und zer— kruͤmeltes Bleipulver zurück, welches durchaus nicht am Glafe ade bärirt, wofgen nicht, wie bereits angegeben, die Temperatur zu ſehr gifteigert worden ift. Salpeterfäure von 1,42 fpec, Gewicht orygenirt das andere Ingrediens diefer Subftang, mie aud das Blei, und zwar um fo fchneller mit Huͤlfe der Hitze, wodurch bet Hinzufügung von Waſſer eine durchſichtige und farblofe Loͤſung hers vorgebracht wird. In gefchmolzenes Chlorkali geworfen, ſpruͤht es nicht, gleich den Garbureten, Funken, fondern reagirt ruhig, bis es ganz oxygenirt iſt. 8) Feile nun die Roͤhre und brich ſie durch unter dem zu— erſt ausgezogenen Theile, ſchmelze den ſcharfen Rand der Roͤhre mit dem Lothrohre ab und ſchuͤtte das Bleiproduct in eine Mifchung, von 1 Theil Salpeterfäure von 1,42 fpec. Gew. mit 6 Theilen Waller, Lab es dann eine halbe Stunde lang bei 100° F. digeri— ven. Das Blei wird nun aufgelöf’t, aber ein lofes, flociges und nußbraunes Pulver ausaefchieden ſeyn. Bringe das Legtere wieder zulammen, indem Du die metallifche Köfung einige Minuten lang aufkochen läßt, fammele es und waſche es dann auf einem feinen Filtrum auge, worauf es bei 212° getrocdnet wird. Das Product iſt Silicium, der Operateur muß es aber auf eine eigene Weife prüfen. Man denke nur daran, daß, wenn es Silicium ift, diefes bei einer weit niedrigern Temperatur, als je zuvor, producirt ift und es daber befondere Eigınfchaften fo aut, wie das durd das Feuer bewirkte Element, zeigen kann. Man verwechſele es nicht mit Paracyanogen, wenn es auch in heißer Schwefelfäure löslich ift. Paracyanogen ift dem Silicium ebenfo äbnlih, wie Acidum hydromellonieum, der Kiefelfäure aber nicht mehr und aus den— felben Urſachen. Dieſes Verfahren bietet drei Schwierigkeiten dar, welche aber kaum erwähnt zu werden verdienen. Das Cyanid muß rein und trocken ſeyn. Das Erbigen muß lange genug fortgefest und hin— länglich hoch feyn, fonft findet die Veränderung nur theilweife ftatt und das Product ift mit Paracyanogen gemifht. Die Temperatur darf nicht zu body feyn, fonft wird entweder etwas von dem feften Producte des Erperimentes der Röhre anhängen, oder, was noch ſchlimmer ift, eine eigenrhümliche Reaction wird am Glafe eintre= ten. Wenn die Operation mit reinem Materiale gut ausgeführt it, fo wird fie ein halbes Atom Silicium für ein jedes Atom Cya— nid geben, vorausgefest, daß das Atomgewicht des lestern 130,18, des erfteren 22,22 Waſſerſtoff ift. Es ift unmöglich, das heißt, in dem Ginne, in welchem die— fes bei einem Erperimente der Fall feyn kann, daß das Silicium das Kali und den Gauerftoff vırlaffen follte, um ſich mit dem Bleie zu verbinden, während der Kohlenftoff des Cyanids fich mit der ungerfegten Subſtanz der Röhre verbindet, Abgefehen von dem Mangel der fichtbaren Spur irgend einer Action auf das Innere der Röhre, fowie davon, daß die Dige eine fo ftarke gewefen ift, um das Glas im Gerinoften flüffig zu ma= Ken, würde gin folder Austaufch allen Dem widerfprechen, was in Betreff der gegenfeitigen Zerfegungen im Allgemeinen und der chemi— Shen Verwandtſchaft des Kohlenſtoffs zum Kiefel in’sbefondere befannt ift, Auf der andern Seite ftebt die AUnnabme, daß Kohle und Kies ſel ifomerifch find, mit Nichts im Widerſpruche und erläutert zu— gleih Vieles, was fonft in den Geheimniffen der Schöpfung uner— forfchlich ift, Diejenigen jedoch, welche zu fceptifch find, mögen eine eiferne Röhre fubftituiren. Die in meinem Laboratorium angewens dete ift 8” lang, *“ im Durchmeffer der Aushöhlung, 1 di an Metall und mit einem Schraubenftöpfel verfehen, melcher longitu— dinal perforirt ift, und die Höhle ift mit Gyps ausgefüllt. Die Köhre wird vermittelit eines eifernen Ringes, welcher an einem in ein hölzernes Geftell geſteckten Stabe befeftigt ift, über das Feuer gehalten, und dann mit ihr, wie oben befchrieben, verfahren. IH. — 1) Nachdem eine Quantität blaufaures Eifenorydul= ammonium, wie die Verbindung Fe N? C° H° von den Verthrie digern der hypothetiſchen zufammengefegten Radicale genannt wird, mit der nöthigen Gorgfalt bereitet ift, treibe das Ammoniumcya- nid nach den von Berzelius gegebenen Vorfchriften aus, um blaufaures Eifenorpöul zu bilden. Diefem Eifencyanid oder Nitro— carbonat nimm feinen Stieftoff bei fo volifiänbigem Abſchluſſe der 11 167 Luft, daß das von Berzelius fogenannte Eifenbicarburet rein zuruckbleibt, eine Verbindung, welche duch freie Verbrennung in ihr eigenes Gewicht des Sesquioryd von demfelben Metalle umger wandelt wird. 2) Fülle einen nichtglafirten Halb »Ungen: Schmelztiegel von Berliner Porcellan, welcher dem Feuer am Beften widerfteht, mit diefem Bicarburet an, Eitte den Deckel feft auf, umgieb das Ganze mit feuerbeftändigem Thone hoch und erhalte es zwei Stunden lang auf dem Schmelzpuncte des Eiſens. Es wird auf diefe Weife gänzlih in ein Product umgewandelt werden, welches einer Ver— bindung von Eifen und Kiefet analog ift, infofern, als es, in Ehlors kali, während der rafchen Zerfegung durch die Dige, geworfen, nicht gewaltfam erplodirt, fondern, ohne das geringfte Sprühen zu zeis gen, raſch in Eiefelfaures Eifen umgewandelt wird, aus weldem, befreit von dem zurückdleibenden Chlorkali, die Kiefelfäure auf die gewöhnliche Weife fortgefhafft werden Fann, Das Siciliuret, oder Anafifiticiuret ift ein glänzendes, dichtes, ſchwarzes Pulver, und das Silicat ift glänzendroth. Es iſt Schade, daß das Erperiment nicht mit Genauigkeit in einem anderen, in Bezug auf fein Material weniger tadelnswer— then Schmelztiegel angeftellt werden kann. Es giebt fein Metall, welches im Stande ift, die erforderlihe Zemperatur zu ertragen und nicht auf das Garburet fo reagirt, daß die beabfichtigte Um— mwandlung verhindert wird, indem felbft das Eifen diefer zerftören: den Action fähig ift. Es ift demungeachtet leicht, diefe Weife der Operation entfcheidend zu machen, indem man den feuerbeftändigen Thon fortläßt, den Ziegel in gefhmolzenen und gepilverten ſchwe— felfauren Kalk bringt, welher von einem größern Ziegel und eben— falls feuerbeftändigem Material eingefchloffen ift, und dann das Berfahren wiederholt, bis mehr Kiefelfäure auf diefe bisjegt noch anomale Weife bereitet ift, als der Ziegel aufiwiegen Bann, in wel— chem diefe Ummwandlung auf folhe Weife Häufig ftattgefunden ha— ben wird. 627. XXIX. 11. 168 Miscellen. Die Verbreitung bes Bernfleins zeigt fi von immer größerem Umfange, indem ſich derfelbe, nad den neuern Unterfus dungen, aud in Schleſien gefunden hat, wo er im füdlihen Abs hange der Eoffener Höhe, zwiſchen Brieg und Löwen, fieben Meis len von Breslau, in Studen von 4, ja bis zu ; Pfund vorkommt. Er ift gewoͤhnlich milchweiß, oder weißlich. Ourchſichtigkeit zeigen nur Eleine Stüde, in deren einigen man aud ſchon Infecten vors gefunden hat. Man kann diefer Nachricht nody beifügen, daß bes reits vor längerer Zeit im Königreidye Polen, nur wenige Meilen von der oberſchleſiſchen Graͤnze, in Bladjoonia, ziemlih große Stüde Bernftein gefunden worden find, Weber das Borfommen des Vibrio humana (Tri- china spiralis).. — Dr. Anor fand im Jahre 1836 zuerft dieſes Thier in den menſchlichen Muskeln, und feit diefer Zeit nur noch ein Mal, im Jahre 1839, unter einer Menge von mehr, als 100 Leihen. Dr. Cizars fah unter zwei- bis dreihundert Fallen nur ein Mal die Trrichina in den Muskeln einer Krau von funfzig Zahe ren und von magerem Körperbaue; die Muskeln waren blaß und weih. Dr. Handyſide fand unter 143 und Dr. Madenzie gleichfalls nicht ein einziges Mal das Thier. Daraus geht hervor, daß der Vibrio humana in Schottland fehr felten ift, da bei fünfs hundert anatomifch unterfuchten Leichen er nur in drei Fällen vor: handen war. (Lond. Med. Gaz., Sept. 1843.) Ueber die Made, welhe faulenden Schinken ver. zebrt, bat Herr Leon Dufour der Parifer Academie die Res fultate ſchwieriger und ausführlicher Unterfuhungen in einer Abs handlung vorgelegt, welche die Naturgefhichte von Piophila Pe- tassionis ebenfo erfolgreih behandelt, wie Swammerdam die Naturgefhichte der Käfemade verfolgt und in’s Licht gefegt hat. — — — —— — Ale, Ueber von mechanifhen Urfachen herrührende Lungenkrankheiten. Bon Dr. Calvert Holland. *) Diefes Werk bildet gewiffermaaßen die Fortfesung der Kebenzftatiftit von Sheffield (Vital Statistics of Shef- field) deffelben Verfaffers, indem hier nur umfaffender von den, eine gewiffe Claffe von Handwerkern betreffenden That— ſachen gehandelt und die Krankheiten, denen die Schleifer unterworfen find, fowohl von dem pathologifhen, als mes dieinifhen Standpuncte aus, unterfucht werden. Die ſta— tiftifhe Schilderung der Sheffield'ſchen Schleifer, in Betreff ihrer Kebensweife, Sterblichkeit, Ehen und Erziehung, ift nicht ohne Sntereffe, bietet jedoch für die Lefer des frühern Werkes des Dr. Holland wenig Neues dar **). Allein fonft ift die obengenannte Schrift fehr reich an neuen Beob— achtungen und Anſichten, ſowie mit großem Scharfſinne *) Der Zitel feiner Schrift ift unter den Bibl. Neuigkeiten ber N. Notizen Bd. XXVII. ©, 170. nachzuſehen. ! **) ober diefe Materie befindet fich bereits in dem 28. Bande, ©. 270, der Notizen a. d. G. der Natur: und Heilk. (1830) ein Auffag des Dr. Arnold Knight, eines am allgemeinen Krankenhaufe zu Sheffield angeftellten Arztes. D. Ueberf. Lak ———— und Umſicht abgefaßt. Fuͤr den Arzt hat dieſer Theil der Schrift ein hohes Intereſſe; allein wenn Dr. Holland als eine durch die Erfahrung feitgeftellte Thatſache angiebt, daß fih die Veranlaffung zu dem Siehthume der Schleifer durch eine einfache und wohlfeile Lüftungsmethode verbannen laffe, fo erhätt fein Werk dadurch für die menſchliche Ges feufhhaft einen unberechenbaren Werth. *) Ohne in die Einzelnheiten der fatiftifchen Angaben einzugehen, wollen wir bemerken, daß die beiden ſchaͤdlich— ften Befchäftigungen bei diefem gefährlihen Gewerbe das Gabel: und Nähnadelfchleifen find. Unter 1000 Perfonen von 20 bis 29 Jahren fterben in England durchſchnittlich 165, in der Stadt Sheffield 184 und bei den Gabelſchlei— fern 475, und das Alter von 50 Jahren erreihen von 1000 Perfonen in England und Wales 451, in Sheffield 399, aber Eein einziger Gabelfchleifer. Das Nähnadelpolis ten ift der Gefundheit noch fhädlicher, aber es treiben auch nur verbältnißmäßig wenige Leute diefes Gefhäft. Unter *) Alle feühern Verfuche, diefem großen Uebelftande abzuhelfen, waren nämlih, wie wir aus Knight's Auffage erfehen, im dem Maafe gefcheitert, daB die Arbeiter diefer unbequemen und wenig nüglihen Vorrichtungen bald überdrüffig wurden und, wie früher, ohne allen Schuß ſchliffen. D. Ueber. 169 biefen ift aber die Sterblichkeit fo groß, daß nur felten eis ner 30 Jahre alt wird, und wenn dieß der Fall iſt, fo hat er wahrſcheinlich mehrere Jahre diefe Art von Arbeit aufgegeben. Und dennod dürfen diefe Leute, wenigitens zu Hatherfage, in Derbpfhire, dem Hauptfige des Nähnadels f&hleifens, des Tages nicht länger, ald 6 Stunden, arbeiten. Bei den übrigen Arbeitern, die troden fchleifen, ald den Scheeren-, Meſſer-, und Rafirmefferfhleifern, ıft die Sterbs lichkeit nicht gleich fihredenerregend; dennoch aber viel bes beutender, als bei andern Gewerben, fo daß überhaupt nur wenige Schleifer ein Alter von 50 Sahren erreichen. Der Tod iſt Übrigens für fie kaum ein Unglück zu nen= nen; denn ihr ganzes Leben ift ein ſchmerzhaftes Siehthum, fo daß die, welche am SFrüheften fterben, eigentlih am Gluͤcklichſten zu preifen find. Dem Dr. Holland zufolge, Iaffen fih die von me— hanifchen Urfahen herrührenden Lungenkrankheiten in zwei Hauptabtheilungen bringen. Bei der einen Claſſe bietet der Patient im Allgemeinen diefelben Symptome dar, wie bei ber gewöhnlichen Lungenfhwindfucht; indem fih Abmage— rung und Schwäche in einem frühen Stadium zeigen und bis zum Tode ftufenweife zunehmen. Bei diefer Glaffe von Patienten verfhlimmert und befchleunigt, Dr. Holland’s Anſicht zufolge, das Schleifen das Uebel eigentlih nur, ohne deſſen Urfache zu feyn. Von diefen Patienten würden manche, ja wohl die meiften, unter allen gewöhnlichen Umftänden an phthisis fterben. Das trodne Schleifen ſchlachtet fie nur ſchneller und vielleiht unter größern Schmerzen hin. Wo erblihe oder conftitutionale Anlage zur Schwindfuht vor— handen ift, wird diefe Anlage durch das trodne Schleifen ſchnell entwidelt, und ſolche Perfonen fterben fehr früh. Iſt, wegen f[hwädlicher Gonftitution überhaupt, natürliche Hinneigung zur phthisis da, fo fönnen dergleichen Indivi— duen, je nach den Umftänden, mehr oder weniger lange aus: dauern; allein auch hier geflaltet fich die Krankheit in der Hauptfahe, wie die gemeine phthisis. Die am Süngften fterbenden Perfonen gehören diefer Claſſe an. Die Symptome, welche man bei den Patienten der zweiten Claffe bemerkt, haben mit denen der phthisis wer nig gemein, außer dem peinigenden Huften, der indeß nicht immer ein Begleiter der Tuberkelſchwindſucht ift und mit dem der Schleifer noch Jahre lang fortleben Eann. Das Muskelfleifh, der Appetit, die Muskel: und felbft conftiz tutionale Kraft dauern bis zu einem fpäten Stadium der Krankheit fort, wenigftens derjenige Grad von Körperkraft, der fich bei einem Schleifer Überhaupt erwarten läßt. Denn er befindet fih den ganzen Zag in einer fehr unbequemen Stellung, indem er fib über fein Werkſtuͤck hinbeugt und die mit ſchaͤdlichen Theilchen angeſchwaͤngerte Luft einathmet. Er iſt mehrentheils außerordentlich unwiſſend und, bei ſchlech— tem und unſicherm Lohne, liederlich. Dieſe Claſſe von Pa— tienten beſteht aus urſpruͤnglich kraͤftigen Perſonen, welche, je nad) der Kraft ihrer Conſtitution, den ſchaͤdlichen Poten— zen mehr oder weniger lange widerftehen. Doc, überleben wenige das vierzigfte oder fünfundvierzigfte Jahr, wenn fie nicht eine Zeit lang ein weniger aufreibendes Gefchäft bes 627. XXX 11. 170 Dr. Holland zählt mehrere auf, die vor— her dem Soldatenftande angehört hatten, Solange fie aber auch leben mögen, fo find fie doch fortwährend frank, Sie werden beftändig von halbacuten Bruftentzündungen gepeis nigt; der eingeathmete Staub wirft auf die Schleimhaut der Luftröhre und Bronchen ein und veranlaft eine begins nende Desoryanifation derſelben, fowie die‘ Bildung von krankhaften Subftanzen, die von der Größe einer Sohannig: beere bis zu der einer Pferdebohne abwechſeln. Die Brons chendruͤſen vergrößern ſich haufig, oder werden eigentlich in eine ſchwarze, harte, Enirfhende Subſtanz umgemanbdelt, deren Volumen bald einer Hafelnuß, bald einer Walnuß gleich fteht. Bei'm Durchfchneiden derfeiben hört man genau denfelben Ton, als ob man einen weichen Stein mit dem Scalpel durchſchnitte. Wenn man etwas davon abfchneidet, bemerft man eine fchwarze glänzende Schnittflähe, und wenn man mit der Schärfe des Scalpels darüberführt, fo Elingt es, als ob man dieß bei einem Steine thäte. In manden Fällen boten die Lungen ein Anfehen dar, als ob in deren ganze Subſtanz ſchwarze Johannisbeeren einge: fprengt wären, und diefe Körper waren ebenfalls hart und Enitfhend. Man bemerkte diefelben ebenfowohl an der Ober: flähe der Runge, als mitten in der Subſtanz der legtern. Da wir hier in pathologifhe und medicinifche Einzeln: heiten nicht näher eingehen Eönnen, fo wollen wir nur noch einige Auszüge von allgemeinerem Intereſſe mittheilen. Man bemerkt bei den Schleifern fehr häufig Adhäfios nen zwifchen der Runge und der pleura costalis, und diefe Adhifionen find gewöhnlih ſehr ausgedehnt und feft, was ſehr begreiflich ift, da der Schleifer beftändig Brufts entzundungen unterworfen ift, denen er, ohne feine Arbeit auszufegen oder Nüdjiht auf Diät zu nehmen oder einen Arzt zu Rath zu ziehen, ihren Lauf läßt. Diefe Anfälle find, in der Regel, halbacut, und obgleicy fie dem Schleifer Schmerz verurfahen und unbequem fallen, fo befümmert er ſich doch gewöhnlich nıcht fehr darum. Wie ſorglos dieſe Leute in diefer Beziehung find, ift kaum glaubhaft, und diefe Stimmung rührt ebenſowohl von ihrer Unwiffenheit, als der Ueberzeugung ber, daß dergleichen Leiden eben eine nothwendige Folge jener Befchäftigung feyen. Auch betrach: tet der Schleifer das Leben überhaupt als eine fehr werth— lofe Sache. Auf diefe Weile fommt denn nicht felten der Fall vor, daß fih die Schleifer ihrer Leiden wegen nicht früher an einen Arzt wenden, als bis bereit ausgedehnte Structurz veränderungen eingetreten find, die fih nur in etwas lin— dern, aber nicht heilen laffen. Hätten wir ung nicht durd) den Augenfchein von dem Thatbeftande überzeugt, fo mir: den wir es kaum glaubhaft finden, daß menfhlihe Weſen in unferem erleuchteten Zeitalter dergleichen Krankheiten Sabrelang mit fich berumfchleppen, ohne ſich viel darum zu befümmern, was daraus entfteht. Dennoch hat diefe Sorglofigfeit einen genügenden Grund, den man unter anderen Umftänden einen philoſophiſchen nennen würde. Denn Dr. Holland führt an, es fey an £eine gründliche Heilung zu denken, wenn fid der Patient trieben haben. 171 nicht einer anderen, gefündsren VBerhäftigung zuwendet. Dieß ift außer allem Zweifel. Es ift in der. That ein merfwürdiger Umftand, daß die Moralität und der Lohn der Schleifer um fo nies driger ft, je gefundheitsfhädlicher die Arbeit ift, der fie obliegen. Bekanntlich fchleifen manche Arbeiter naß, andere tro— Eon. Die Artikel, welche auf erftere Urt gefchliffen werden, find meift voluminoͤs, 3. B. Sägen, Senfen und andere dergleichen Inſtrumente, während die Artikel, welche troden gefchliffen werden müffen, mehrentheils Elein find, als Ra— firmeffee, Scheeren, Mefferklingen, Gabeln und Naͤhnadeln. Sn Betreff der Lebensdauer, ſowie der Intelligenz und Achtbarkeit beider Klaffen von Arbeitern, befteht nun ein ſehr bedeutender Unterfhied. Die Naßfchleifer find über haupt weit beffer unterrichtet und mohlhabender, als die Trockenſchleifer. Man follte glauben, die Arbeit werde um fo höher bezahlt, je gefährlicher fie iſt; allein dieß ift keines— weges der Fall. In der Megel wird die Arbeit um fo fhlechter bezahlt, je gefährlicher fie für die Gefundheit ift. Die Hauptfahe ift die Verhinderung der Krankheit, und fie läßt fih, Dr. Holland zufolge, durd eine ein— fahe und mohlfeile Luͤftungsmethode bewerkftelligen. An der dem Arbeiter gegemüberbefindlihen Seite des Schleif: fleing wird ein Trichter angebracht, der wit einem unter oder auf dem Fußboden hinftreichenden Canal communicict. Diefer Canal mündet an irgend einem bequemgelegenen Puncte der Mauer aus und führt den Metallftaub weg. Un der Mündung des Canals befindet ſich ein Ventilator, der durch diefelbe Mafchinerie gedreht wird, wie der Schleif— ftein. Der Bentilator oder Saugfächer bringt in dem Küf: tungscanale einen folhen Zug hervor, daß aller metalfifche Staub in die Trichter gezogen und aus dem Zimmer ges führt wird. Bei zweckmaͤßiger Einrichtung diefes Apparate laßt fih die Luft in einer Scleiferei faft fo rein erhalten, wie die in einem Staatszimmer. Sn der Spindelmanufactur der Herren Yeoman und Shaw zu Sheffield ift die Einrichtung fo trefflih beſchaf— fen, daß der ſaͤmmtliche Staub befeitigt wird, und in dies fem Falle fährt derfelbe aus dem Lüftungscanale in einen außerhalb des Gebäudes angebrachten Waffertrog, in dem fib binnen wenigen Wochen eine ungeheure Menge Schlamm anhäuft, der fo ſchwer in’s Gewicht fällt, wie Metall. Die Koften der Einrihtung betragen für jeden Schleifer kaum 1 Pfo. Sterling, da der Apparat fo ungemein einfach ift und aus faft werthlofen Materialien beftebt. Die Gefepgebung follte hier einfchreiten, und den Fa— brikherren uͤberall die Anlegung ſolcher Lüftungsapparate zur Pflicht mahen, wie dieß bei anderen Manufacturzieigen fhon zu ähnlihen Zwecken gefhehen if. Dann würden unfäglihe Leiden verhindert werden, und Ddiefes grüßliche Gapitel aus der Statiftit der Krankheiten verſchwinden. Denn in den Merkftütten, wo der fragliche Apparat feit Zıyren in Anwendung gemefen ist, hat der Verfaffer auch) nicht einen Lungenfranfen gefunden, während in anderen 627. XXIX. 11. 172 Werkſtaͤtten, wo biefelbe Art von Schleifarheit betrieben wurde, die Rungenkrankheiten furchtbar graffirten und bas Leben der Schleifer abkürzten. (The Spectator.) Wie man gewiffe Augenfrankheiten, je nad) der Abmwefenheit eines oder mehrerer der drei Lichter, die fih, wenn man die Flamme einer Kerze vor die Pupille hält, im Auge abipiegeln, gleid bei ihrer Entftehung erfennen kann. Von Herrn Magne. Der verftorbene Profiffor Samfon mahte im Sahre 1837 in feinem Clinicum auf folgende Umftände aufmerf- fam, die ihm in Betreff der Diagnoſe gewiffer Geſichtskrank⸗ heiten ſehr wichtig erfhienen. Wenn man vor das Auge eines Amaurotiſchen, deffen Pupille erweitert ift, die Flamme einer Kerze hält, fo unterfcheidet man ſtets drei hintereine anderbefindlihe Bilder det Flamme, Das erfte oder vors derfte ift fehr Iebhaft und aufrechtitehend; das zweite oder mittlere weniger hell und verfchrtftehbend, und das dritte oder hintere weit matter, als die beiden anderen, und, wie das erite aufrechtftehend,. Das vordere aufrechte Bild wird durh die Hornhaut zurückgefpiegelt. Das mittlere, verkehrte, Bild rührt von dem hinteren Segmente der Kapfel der Kryftalllinfe ber. Das hintere aufrechte Bild ſtammt von dem vorderen Segment berfelben Kapfel. Iſt die Hornhaut undurchſichtig, fo bemerkt man keines der drei Bilder, Iſt die vordere Kapfel undurhfichtig, fo fehlen die beir den hinteren Bilder. Iſt die hintere Kapfel undurdfihtig, fo fehlt das ver— Eehrtftehende oder mittlere Bild. Mit anderen Worten, bei dem von der Verbunfelung der hinteren Kapfel herrührenden grauen Staar fehlt das mittlere oder verkehrte Bild, bei dem von Verdunfelung der vorderen Kapfel berrührenden grauen Staar ift nur das "vordere aufrechte Bild fichtbar, was auch bei dem grauen Staare der Fall ift, bei welchem ſowohl die Kryſtalllinſe, als ihre Kapfel undurchſichtig iſt. Die Verfuhe, mwelhe Herr Pasquet in diefer Be— ziehung anffellte, beftätigten, daß felbft der beginnende graue Staar ſich auf diefe Weiſe ftets von dem ſchwarzen Staare und vom glaucoma unterfceiden läßt. Soll diefe Probe aber ein untrügliches Nefultat geben, fo muß der Erperimentator fi genau nah der Vorſchrift des Erfinders richten. Zuvoͤrderſt ift eine unerläßlihe Ber dingung, daß die Pupilfe erweitert fen. Das Feld der Pur pille ift in der That fehr Elein, und wenn man eine Flam— me vor die Jris hält, fo wird daffelbe noch Eleiner, fo daß, wenn man £eine Vorkehrungen getroffen bat, man die Bils der in einem Raume von höchftens drei Millimeter Durch— 1 73 meffer zu ſuchen hätte. Nur ein Außerft geſchickter Beobach— ter koͤnnte in diefem Falle der Aufgabe genügen. Deßhalb ift fehr vathfam, daß man den Rand der Pupille fo ſehr, ald möglich, erweitere. Mit Hülfe von Belladonna kann ber Flähenraum der Pupille verdoppelt, ja verdreifücht wer— ben, und der Kreis, in dem fich die Kichter bewegen, 7 bis 8 Millimeter Durhmeffer erlangen. Allein die Belladonna wirft langfam, und es kann ſich die fchleunige Anftellung bes DBerfuches nöthig machen. In diefem Falle läßt ſich die Erweiterung der Pupille augenblidlih dadurch erreichen, daß man einige Tropfen des Atropins des Dr. Ochler in das Auge tröpfelt, Eine andere wichtige Bedingung ift, daß man das Auge in einem vollfommen dunfelen Raume unterfuche. Sonft bringt das aufere Licht in dem Auge Neflere hervor, welche bald trügerifhe Bilder veranlaffen, bald das Erfen: nen der ächten Bilder verhindern koͤnnen. Außer den von dem Zuſtande der Pupille und der Anmefenheit fremden Lichtes abhängigen Urſachen, giebt es deren noch andere, weldhe einen Jerthum in Anfehung der Abwefenheit der Bilder veranlaffen koͤnnen. Es giebt zwei Bälle von beginnendem grauen Staare, in denen man den— noch drei Bilder unterſcheiden kann. Diefe anzugeben ift von Wichtigkeit. Der erfte ift derjenige, wo der Staar fo unerheblich ift, daß er lediglich in einem Woͤlkchen befteht, durch welches die Kichtftrahlen, wenngleich nur ſchwer, drin= gen Fönnen. Der zweite ift derjenige, wo die Undurchfich tigkeit an dem Umkreiſe begonnen bat und nur eine Eleine Stelle der Oberfläche der Kıyftalllinfe einnimmt. Der Chirurg, welcher in diefem Falle drei Lichter er— Eannt hat, Eann fchließen, daß Eein grauer Staar vorhan— ben fey, und wenn diefer fich nach einiger Zeit dennoch of: fenbart, fo wird er den Irrthum in feiner Diagnofe auf Rechnung der Trüglichkeit des Samfonfhen Verfahrens ſetzen. Dieß find die beiden einzigen ſchwierigen Falle, und dennoch kann der Beobachter fih auch in ihnen vor jedem Irrthume ficher ftellen. Wenn nämlich der Gefichtsfehler nur in einem leichten MWölkchen befteht, fo gleichen die Lich: ter, die man bemerkt, nicht durchaus denen, die man in ei: nem gefunden oder amaurotifhen Auge wahrnimmt. Nur das vorderfte ift glänzend, die anderen aber fo matt, daß ber Chirurg, in Verbindung mit anderen Zeichen, feine Diagnofe danach feftitellen Eann, Sn dem zweiten der erwähnten Fälle, wo die Ober: flähe der Kryſtalllinſe nur an einer Eleinen Stelle ange griffen ift, bemerkt man ebenfalls drei Bilder, wenn nicht gerade diefe Stelle der Meflerion entfpricht, und dennoch) wird der Dculift, feiner frühern Unterfuchung zufolge, das unvolllommene Sehen weder dem ſchwarzen Staare, noch dem glaucoma zufhteiben Eönnen. Man muß dann das Auge Bewegungen nad) verfhiedenen Richtungen ausführen laffen und ihm einen Gegenftand vorhalten. Sobald diefer in die Richtung des Kerns des grauen Staares zu liegen kommt, wird er nicht gefehen werden, und in diefe Rich— tung hat num der Chirurg die Flamme der Kerze zu brin: 627. XXIX. 11. 174 gen, worauf er nur noch ein oder zwei Lichter fieht, je nachdem fich die Verdunfelung vorn oder hinten befindet, und nun kann er dreift fchließen, daß er e8 mit einem Falle von grauem Ötaare zu thun habe, (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sc., T XVIII., No. 4 22. Janv. 1844.) 9 Die Verbindung von Chininum sulphuricum mit Kohlenſaͤure bei Behandlung der Sumpffieber wird von Dr. Meirieu in dem Bulletin general de therapeutique empfohlen. Herr Meitieu, welcher feit mehreren Jahren in einer an Suͤmpfen reihen Gegend practifirt, wo die intermittivenden Fieber endemifch berrfchen, bat das Chinin in allen Formen angewendet; da aber das ſchwefelſaure Chinin in gemiffen Fällen feiner Erwartung nicht entfprach, fo verband er e8 mit Eohlenfaurem Gas, um gegen die eiterige Infection, welche ſich mit einem fpagmodi: fhen Zuftande verbindet, vortheilhaft einzumwirken. Zu dies fem Ende verordnete er eine Miſchung von Acidum tartari- cun, fchwefelfaurem Ghinin, Kali bicarbonicum und Zuder. Er ließ nad mehreren Sntervallen und in mehreren Dofen diefes fiebervertreibende Braufepulver während des Aufbraufens, in einem halben Glaſe Waffer aufgelöft, neh: men, Die Kranken trinken e8 gern, und die Wirkung er— folgt gewöhnlich nach drei oder vier Gaben dieſes Pulvers. Durch Mifchen des lektern mit einem Liter Waſſers bereis tete diefer Practiker ein gashaltiges Mineralwalfer, welches wirkſame Kraft gegen die intermittirenden Fieber befißt. Diefe Anmendungsweife des fehmefelfauren Chinins ſchien ihm ras tionell, und die Erfahrung beftätigte die Wirkung des Medi— camentes, indem es nicht nur den verderblihen Einfluß des Miasma’s in den einfachen intermittirenden Fiebern, fondern auch in allen bösartigen Fiebern, die aus Sumpfcontagien entftehen, vernichtet. Er hat in feiner Praris beobachtet, daß das ſchwe— felfaure Chinin, aufgelöft in Schwefel-, Weinſtein- oder Gitronenfäure, viel Eräftiger und in weit geringerer. Dofis, als dag gewöhnliche fehmefelfaure Chinin , wirfe. Die Be: teitungsmeife beider ebenerwähnter Mifhungen ift folgende: 1. Biebervertreibendes Braufepulver. Be. Acidi tartariei sicci 9 Gram. Chinini sulphuriei 10 Centigr. Tere exactissime et adde Natri carboniei aciduli 120 Centigr. Sacchari albi 2 Gram. Ds, Auf ein Mul in einem halben Glafe Waffers, während des Aufbraufens zu nehmen. Oder beffer, man (ft in 30 Grammen Waſſers eine Mifhung aus dem Acidum tartaricum und fihmefelfaurem Chinin, und eine aus Natron carbonicum acidulum und Zuder, getrennt, auf, dann mifht man beide Solutionen zufammen und läßt fie während des Aufbraufens nehmen. 175 £2. Fiebervertreibendes gashaltiges Waffer. B. Chinini sulphuriei 60 Oentigr. Acidi tartariei sicci 4 Gramm. Natri carboniei aciduli 5 Gram. Sacchari albi . .380 — Wafeır » 2 B ı Litre. Man muß zunächft den Zuder in bie Flaſche hinein thun, dann dag in Acidum tartaricum gelöfte ſchwefel— faure Chinin und unmittelbar darauf das Bicarbonat; als— dann verſchließt man fie fogleich hermetifh, um den Austritt des Gafes zu verhindern. Diefes Waffer verabreiht man in der Dofis von ginem halben Glaſe bis zu einem ganzen alle zwei Stunden. In den Anftalten von fünftlichen Mi: neralwaͤſſern wäre es leicht, dieſes Waffer einfacher zu bes reiten, indem man zu einem Liter Waffer 50 Gentigramm bis 1 Gramm (zuvor in einer gleichen Quantität Weinfteins oder Citronenfäure) aufgelöftem Chininum sulphuricum hinzufügt und hierzu wiederum fünf oder ſechs Mal foviel Kohlenfaͤure hinzufest. Herr Meirieu hat auf diefe Weiſe das Chininum sulphuricum tartarisatum verabreicht, ins dem er es mit Selters-Waſſer vermifht, und er glaubt, daß diefe Ießte Werabreihungsweife als prophylactifches oder cu— rativeg Mittel bei den intermitticenden Fiebern für Diele leichter zu erhalten wäre. Auch viele andere Urzeneimittel Eönnte man in einer ähnlichen Verbindung mit Kohlenfäure verabreichen, welche in der Therapie von großen Nugen feyn könnten, Miscellem Ueber das Erfpirationsgeräufh und Brondials athbmen bei Ertravafaten in der Pleura; von Monne— ret. — Die Herren Barth und Roger haben behauptet, daß Zubargeräufh in der Pleurefie nur ausnahmsweiſe vorfomme; gebt man jedoch ihre Werk dur), fieht man die Sorgfalt, mit der fie die Diagnofe der Pleurefie und Pneumonie auf andere Umftände, als auf die Brondialreforption, zu begründen fuchen, fo merkt man, dag jener Ausfprud nicht vollkommen ihre Meinung enthält; weß— wegen man auch ohne Befremden in einem Artikel über Pleureſie im Diectionnaire de Me&decine, an welhem Herr Barth mitges arbeitet hat, meift eine Anficht findet, welche noch weiter geht, als die des Herrn Monneret, der diefes Phänomen nur bei ei— nem Drittel der Kranken zugiebt, während die Verfaffer jenes Ar— tikels im Dictionnaire .de Medecine (die Herrn Chomel und Rarth) fih darüber folgendermaaßen ausipreben: „Bei ber Mehrzahl der Subjecte wird, wenn das fanfte oder ftärkere nor: male Athemaeräufhh aufhört, diefes durch ein trodnes und rauhes Geraͤuſch, ähnlich) dem, welches man vernimmt, wenn man in eine 627. XXIX. 11. 176 ziemlich weite Roͤhre einblaͤſſt, erſetzt. Diefes Geräufh mirb das Bronchial- oder Zubargeräufd genannt.” Man fiebt demnach, daß ale Schriftfteler über das Vorhandenſehn dies fes Phänomens im Heinen find, und wenn fie «6 weniger über deffen Häufigkeit find, fo geben fie weniaften® zu, daß dieſes Ge⸗ raͤuſch jedenfalls Lob häufig genug vorfommt, um eine Meinung, welche durch Laennec's Autorität eine Zeit lang in der Wiſſen⸗ ſchaft beftanden har, zu modificiren. Der Auffog von Monneret ift von nicht geringerer Bedeutung, indem er einige Unterfuhungen über den Si, die Dauer und den Character des in Rede ſtehen⸗ den Geräufhes enthält, Er ſagt: Das pleuritiſche Seräuſch unters ſcheidet fich zuweilen von dem in der Pneumonie; es ift im Allge⸗ meinen weniger oberflaͤchlich, ſchwaͤcher und trockner; indes gleicht es zuweilen doch fo dein pneumoniſchen Geräufhe, daß man ſich irren kann, wenn man die Diagnofe auf dieſes einzige Zeichen bas firen wit. Es ftellt fi mit der Erfpiration cin, und fehr bäufig dehnt es ſich auch auf die Snfpiration aus; daraus folgt, daß das in Rede ftchende Phänomen demjenigen ähnlich iſt, welches man bei beginnender phthisis beobadıtet; niemals aber hat Monneret das pleuritifhe Geräufch bei der Snfpiration beobachtet, ohne daß es nicht auch zugleich bei der Erfpiration vorhanden war. Die Stellen, an welden man dieß Geraͤuſch wahrnimmt, find in der Reihenfolge feiner Häufigkeit folgende: 1) der Raum zmwifchen dem untern Winkel des Scyulterblattes und der Wirbilfäule; 2) nady Unten; 3) nad) Außen von diefem Winkel; 4) feltener an feinen Seiten= und unteren Theilen; 5) feltener endlich an den vorderen Theilen bis zur vierten Rippe. Monneret bat feine Gection gemacht, weil alle Kranke genafen, fo daß er nicht willen fonnte, ob ein befonderes Verhältniß, wie auegedehnte Verwachſungen der Lunge an die Bruftmandungen, die Urfahe des Bronchialathmens waren, welches er in einigen Fällen annahm; indeß laffen die Une terfuhungen der Herrn Hirg und Woillez Eeinen Zweifel zu, daß diefes Phänomen von einer diden Schicht von Flüſſigkeit here rübre, welche zwifchen Lunge und Bruftmandungen ausgebreitet if. Wenn daher die Unterfuhungen des Herrn Monneret nichts Neues Über das pleuritiſche Geraͤuſch geliefert haben, fo gewähren fie doch den Nugen, daß fie Mißverftändniffen vorbeugen, welche von einigen Schriftftellern über diefen Gegenftand veranlagt wurden, (Gaz. Med.) 3ur Heilung der Mydriasis paralytica, der Ber weaunaslähmung der iris, welche von der Amaurofe dadurd) zu unterfcheiden ift, daß dem Kranken das Schvermögen nidjt mans aelt, wenn man ihn dur eine in einem Kartenblatt angebrachte Nadelftih-Deffnung hindurchſehen läßt, empfiehlt Dr. Neubaufen in dem mebicinifhen Gorrefpondenzblatt Rheiniſcher Aerzte III. 3., die Anwendung des Saftes von Euphorbia eyparissias. Bei ei— nem Schneidergefellen, der ſich durch Ueberreizung der Augen eine reine mydriasis zugezogen hatte, wendete er den friſchen Saft (einen Zropfen auf zwei Unzen deftillirten Waſſer) als Augentros pfen an und flieg mit der Dofts, bis fich eine conjunctivitis in mäßiaem Grade gebildet batte, deren Folgezuftände mit Bleiwaſſer bis zur vollftändigen Befeitigung behandelt wurden. Mit der Abs nahme der Entzündung war die Zunahme der Bewegungen der iris zu bemerken, Bibliographische Neuigkeiten Electrical Experiments. By G. Francis. London 1844, 8. Transactions of the Zoological Society in London. Vol, III. Part II, London 1844, 8. Nouveau trait& des retr&cissements de lur&tre et des maladies qu'ils produisent, Par Hubert Rodrigues, Professeur etc. Montpellier 1844. 8. Menoires sur les fleurs blanches et leur traitement par l’iodure de potassium et les injections de coloquinte, Par le Docteur P.C. Serve. Paris 1844. 8. — —— —— — — ce weetiten aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, geſammelt und mitgerheilt von dem Obers Mebieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinafratbe und Meofeffor Froriep zu Berlin, ’ 3 N°. 628. Gedruckt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gr (Nr. 12. des XXIX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 80 8, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x Februar 1844, Wr DISC ne Auen De Ueber die, von Seiten der Nordamericanifchen Bereinigten Staaten veranlaßte Reife um die Welt, Lange waren nur England und Frankreich Nebenbuh— ler auf dem Meere, wenn e8 galt, das Reich des Wiſſens durch große Reiſen zu erweitern. Cook, Bancouver, Tlinders, Parry, Beechey, King, Fitzroy umd Roß, fowie Bougainville, La Peroufe, Kabillare diere, Duperrep, Frencinet und D’Urville, haben ihre Namen unfterblich gemacht. Beide Nationen unters nahmen ihre Erpeditionen nicht lediglich um des Laͤndererwer— bes und des Handelsintereffes willen. Sie rüfteten diefelben in der Meife aus, daß dadurch die Wiffenfhaft nah Moͤg— lichkeit Gewinn erhalte, und da ift faft Eein Strich von dem Aequator bis zu den Polen, der nicht von ihren Schiffen durchfreuzt worden wäre, Was auch immer über die Bes fchaffenheit und die Hülfsquellen der von ihnen befuchten Gegenden, über die Sitten, Spraben und die Geſchichte der dort mohnenden WVölferfchaften, über die herrſchenden Winde, Strömungen, über aftronomifhe Puncte u. f w. ermittelt werden konnte, ward foryfältig gefammelt und zu= fammengeftellt. Cook ward eigendg nah dem Stillen Ocean gefhidt, um den Durchgang der Venus durh die Sonne zu beobahten; und Sir Joſeph Banks und Korfter be: gleiteten ihn auf verfchiedenen feiner Reiſen um die Welt. Der legten Erpedition unter Fitzroy ward Herr Darwin beigegeben, der die Wiffenfchaft in vielen Beziehungen be— teichert hat. Frankreich hat England, in Betreff der Frei: gebigkeit, mit der die Entdedungserpeditionen ausgeftattet wurden, fowie der Pracht, die man auf die diefelben befchreis benden Werke verwandte, noch übertroffen Die vielen Fo— liobaͤnde, welche dafelbft auf Koften der Regierung veroͤffent⸗ licht worden ſind, gereichen jener Nation zum hoͤchſten Ruhme. No. 1728. — 628, Endlich find auch die Vereinigten Staaten in die Weihe der Entdedungsreifen unternehmenden Voͤlker eingetreten. Die von ihnen ausgerüftete Erpedition ift bereits in die Heimath zurüdgekehrt. Sie ward nach einem Plane vorbe: teitet, wie man ihn von einer fo civilifitten, müchtigen und unternehmenden Nation erwarten Eonnte, und die Nefultate, die fie geliefert hat, dürfen denen, die durch irgend ein an— deres ähnliches Unternehmen erlangt worden find, ſich wuͤr— dig an die Seite ftellen. Die Erpedition ward vom Lieu= tenant Charles Wilkes befehligt, dem tüchtige Dfficiere zur Seite flanden, nnd die große Anzahl von harten, mwelhe während der Dauer der Neife angefertigt morden find, zeugen von der Thätigkeit, Ausdauer und Geſchicklich— Eeit des Befehlshabers und feiner Gehülfen. Von den Muͤh— feligfeiten, denen fich die Seefahrer bei diefen Arbeiten zu unterziehen hatten, haben wohl Wenige von Denen einen Begriff, die den Bericht über die Leiftungen am Studirtiſche lefen. Der Verluft eines Schooners mit Mann und Maus, das Scheitern eines anderen Schiffes (der Kriegsſchaluppe Peacock), bei welchem die Mannfchaft nur das nadte Leben rettete, die Niedermigelung zweier Dfficiere durch die Bewohner der Fidſchi-Inſeln und eines Matrofen durch die binterliffigen Bewohner der Kingsmill-Inſeln, waren die beflagenswertheften Ereigniffe; aber nur ein kleiner Theil der gefährlichen Abenteuer. Don allen Seiten drohten den Heifenden, zu Waffer und zu Lande, Gefahren. Mit dem einfahen Thatbeftande des von den verfchiedenen Theilneh— mern der Erpedition Erlebten ließen fih Bände füllen, de— ten Inhalt ebenfo unterhaltend, als romantifh, feyn würde. Mit Vergnügen erfährt man, daß das Publicum bald einen umftändlichen Bericht über die Meife erhalten wird. Die Theilnehmer find jest daran, die von ihnen gefammels ten Thatſachen toiffenfchaftlich zu ordnen und zum Drude vorzubereiten. Sie arbeiten unter der Leitung der Biblio: thefö- Commiffion des Congreſſes. apitain Wilfes be- 12 179 arheftet die eigentliche Meifebefhreibung, die harten und phyſicaliſchen Beobachtungen, und die übrigen Zweige find ebenfall® tüchtigen Händen anvertraut, Welchen Umfang das Work erhalten wird, läßt fih nody nicht genau angeben ; aber die Kupfer allein werden einige Foliobände bilden und in einer Ähnlihen Art ausgeführt werden, wie die, melde die Befhreibung der Neife des Astrolabe zieren. Einftweilen wird wohl Sedermann, der fich für derglei— chen Angelegenheiten interefjict, über die Materialien des derz nalen vorbereiteten Werkes und die Bedeutung der auf der Reiſe gemachten Sammlungen etwas Näheres zu erfahren wuͤnſchen, und unfere perfönlihe Bekanntfhaft mit den Hirs ten, Die an der Erpedition Theil genommen, feßen ung in den Stand, diefen Wunfd in einer zuverläffigen Weife zu befriedigen. Zuerft wollen wir den Weg mittheilen, welden bie Erpedition eingehalten hat, und wie er fich in des Gapitain MWilkeg’s Ueberfiht der Fahrt aufgezeichnet findet. Um 19. Auguft 1838 verließen die Schiffe die Vor: gebirge des Chefapeafe und feegelten nah Rio Saneiro, wo— bei fie unterwegs der Inſel Madeira und den Inſeln des grünen Worgebirges einen Eurzen Beſuch abſtatteten. Von Rio aus begaben fie fi am 6. Januar 1839 auf den Weg nah Rio Negro, an der nördlichen Gränze Patagonien’s, und von da nah der Naſſau-Bai auf dem Feuerlande, etwas weitlih vom Cap Dom. Won dort aus Ereujten der Peacock (Pfau), der Porpoise (Meerfchwein) und die beiden Schooner in verfihiedenen Richtungen gegen den Süd: pol bin; allein die Jahreszeit war fhon zu weit vorgeruͤckt, als daß fie Viel hätten ausrichten Fönnen, da fie exit am 24. Februar ausfeegelten. Doch erreichte der Schooner Flying Fish (dee fliegende Fifh) 70° 14 f. Br., alfo faft eine fo hohe Breite, als fie Cook jemals erreichte, und zwar ziemlih an derfelben Stelle, wie Cook. Der Schooner Relief erhielt Befehl, in einen fih nah Süden ziehenden Seearm einzulaufen, der mit der Magelhaensſtraße in Ver: bindung fteht, traf jedoch höchft widrige Winde und entz ging, nachdem er auf einem Ankerplage unter der Noirs Inſel vier Anker eingebüßt hatte, dem Schiffbruche mit ges nauer Noth. Der Vincennes blieb in der Naffau: Bay und ftellte dort Küftenaufnahmen und magnetiihe Beobach— tungen an. Im Mai 1839 fanden fich die Schiffe wieder bei Balparaifo zufammen. Nur ein Schooner, der Sea- Gull (die Seemöve) fehlte, da er, gleich nach dem Auslaus fon aus der Naſſau-Bay, durch einen Sturmwind Schiff: bruch gelitten hatte. Am 6. Juni feegelte das Gefhwader nah Gallao in Peru ab, und von da aus wurde der Re— lief, da er ſich zu einer folchen Reife wenig tauglich erwies fen hatte, nah Haufe zurüdgefhidt. Am 12. Juli ver: ließ das Geſchwader die Südamericanifche Küfte und feegelte gegen Weſten. Dabei wurden vierzehn bis funfzehn der Paumotu:Snfeln, zwei der Gefellfchafts-Infeln und Die fümmtlihen Schiffer: Infeln befuht und deren Küften vers meffen. Am 28. Nov. langte die Erpedition zu Sidney in Neufüdwallis an. 628. XXIX. 12, 180 Die Schiffe traten nun ihre zweite Fahrt gegen den Suͤdpol an. Das erfte Land, das fie trafen, befand ſich unter 669 30’ füdl. Br. und 160° öftt. Länge Der Vin- cennes und Porpoise fuhren an dem Rande des feitfte- henden Eifes bis 97° oftı L. weſtlich und fahen auf eine Strede von 1500 Enylifhe Meilen von Zeit zu Zeit Land. Wenn das Eis es geftattete, näherte fih der Vincennes dem Lande bis auf 3 — 10 Engl. Meilen. Un einem Dite, der den Namen Piner’s:Bai erhielt, fand man bei 30 Faden Ziefe Grund, und man hoffte, das Kelfengeitade betreten zu Eönnen; allein plößlid erhob fih ein Sturm, der 36 Stunden anhielt und das Schiff weit verſchlug. Die Fahrt wurde dann meiter gegen Weſten fortgefest, aber nirgends gelang es den Reiſenden, zu landen. Auf dem diht am Lande ftehenden Eiſe fammelte man große Steinblöde, die ſich gegenwaͤrtig in der Mationalgalles tie im Patentamte befinden. Zwei derfelben, einer von Bas falt und ein anderer von derbem, rothen Sanditeine, wies gen je etwa 80 Pfund. Außer diefen find viele Eleinere Proben von grauem, oder fleifchfarbigem Granit, Gneiß, weißem und rothem Sandfteine, Bafalt, röthliher Thonerde ıc. vorhanden. Der Peacock wurde, bald nachdem er an das Eis gelangt war, von diefem eingefhloffen, indem er in eine Luͤcke einfeegelte, um, wo möglih, das Land zu erreichen, und 24 Stunden lang glaubte fih die Mannfhaft rettungslod verloren. Man hatte bei 320 Faden Grund gefunden *). Am 24. Februar 1840 verlieh der Vincen- nes das Eis, und am 24. April befanden fih alle Schiffe wieder bei Zongatabu beifammen. Während der Fahrt ges gen den Südpol hin, hatten ſich mehrere der wiffenfchaftlis hen Begleiter der Erpedition auf Neuholland und Neuſee— land mit Beobahtungen und Anlegung von Sammlungen befhäftigt. Diefe ſtießen auf Neufeeland wieder zu ihren Gefährten. Nachdem das Gefhmaber einige Tage bei Zongatabu verweilt hatte, feegelte es nach den Fidſchi-Inſeln, mofeldft faft vier Monate lang Vermeffungen und andere Beobach— tungen angeftellt wurden. Dann begab es fih nad den Sandwih:Infeln, und unterwegs wurden viele Eleine Corals leninfein befuht und aufgenommen. Der Vincennes verweilte den Winter Über bei den Sandwich-Inſeln, und während dieſes Aufenthaltes wurden auf dem Gipfel des Bulkans Mauna Loa (oder Roa) in einer Höhe von 14,000 *) In Nordamerica hat man an der Entdedung von Sand an diefee Stelle fehr gezweifelt, indem man wahrfcheintih den mit den Franzofen entftandenen Streit um die Priorität der Entdedung für einen folhen über den Thatbeftand der Ents deckung gehalten bat. Durch die Hier angegebenen Um— fände wird die Sahe erledigt. Auch find neuere Nach— rihten von der Franzöfifhen rpedition in Nordamerica eingegangen, nad) weldyen diefe auf die Priorität verzichtet. Den Küftenftrih, welden Ro$ befahren baben fol, wollte Bellamy zuerft entdeckt haben, und Sapitain Wilfes ver: gaß, als er denfelben in die, von ihm dem Gapitän Roß überfandte, Charte eintrug, Bellamy's Namen zu ers wähnen. 181 Fuß Pendel: und andere phnficalifhe Beobachtungen anges ftelt. Zuweilen hatte man bei Sonnenunfergang Gelegen— heit, dag intereffante Phänomen zu beobachten, daß fich der Schatten jener Bergriefen am öftlihen Himmel darftellte, Mährend der Zeit freuzten der Peacock und der Flying Fish in den Aequatorgegenden des Stillen Oceans und nahmen, außer den Sciffer-Infeln, den Kingsmill-Inſeln und dem Garolinifhen Archipel, zahlreiche Eleine Corallenin— fen auf. Der Porpoise Lieferte Charten von mebreren früher noch nit unterfuchten Snfeln der Pomatu: Gruppe (auf der Handatlas:Charte unter dem Namen Niedrige Ins feln) und ging dann wieder bei Draheite vor Anker. Im Frübjahe 1841 befanden fih der Vincennes und Porpoise zeitig an der Küfte des Dregon: Gebietes, wojelbft der Peacock und Flying Fish erft im Juli anlangten. Beim Cinlaufen in den Columbiafluß verunglüdte der Pea- cock. In's Innere des Dregongebieted wurden mehrere Ausflüge von 6600 — 1000 Meilen, ſowie auch einer nad) San Francisco in Californien, gemadht. Die Schiffe verließen Californien im November 1841, nahmen an den Eandwich-Infeln Mundvorrathb ein und feegelten dann nad den Philippinen, wo fie bei Manilla anlegten; dann nach Mindanao und durh den Sulu (Soo: loo)= Archipel und die Balabac-Straße nad) Singapore, wo fie im Februar 1842 anlangten. Don da fteuerten fie nad der Sundaftraße, nah dem Vorgebirge der guten Hoffnung, an St. He'ena vorüber, und langte im Juni 1842 zu New-York an, nadıdem fie etwa drei Sabre zehn Monate abivefend gewefen und 80 — 90,000 Englifhe Meilen zu: tüdgelegt hatten. Die Zahl der auf diefer Fahrt aufgenommenen Snfeln beträgt etwa 280, außer 800 Meilen an den Küftens und Slußufern des Dregongebietes, ſowie |1,500 Meilen am Lande und Eisrande der Südpolarregion. Nach zahlreichen zweifelhaften Snfen wurde geforfeht, Untiefen unterfucht, Riffe entdedt und in die Charten eingetragen, Häfen vers meffen und in vielen Fällen entdeckt. Ueberall ward die geograpbifche Breite und Länge mit der größten Sorgfalt beſtimmt. Sehr viele zweifelbafte Puncte in der Geogra— phie des Stillen MWeltmeeres wurden auf diefe Weiſe aufge: £lärt, und die Erpedition wird unfern Seefahrern die volle ftändigfte Charte von diefem Ocean liefern, welche eriftirt. Nächft dem Dregongebiete muß die Fidſchi-Gruppe für die mwichtigfte unter den von der Grpedition unterfuchten Ländern gelten. Dieſe Gruppe ift ein wahres Labyrinth von hoben Inſeln und Gorallenriffen, und in jenen Gemäf: fern find fhon unzählige Schiffe gefcheitert. Diefe Inſeln werden wegen ibres Sandelholzes, ihrer Schildfröten und ihrer Biche- de-mar *) befucht, und zu jeder Zeit findet man in jenen gefährlichen Gewäffern Amerikaniſche Schiffe. *) Die Biche-de-mar ift eine große, gurfenförmige Golos thurie, melde ſich in der Nähe der Gorallenriffe aufhält; ges tobt und dann über einem Schmauchfeuer gedörrt, gehen ganze Schiffsladungen davon nah China, wo diefe Waare als ein Leckerbiſſen fehr gut abgeht, 628. XXIX. 12. 182 Die Gefammtzahl der Infeln, die zu diefer Gruppe gehös ten, beträgt ungefähr 150. ine darunter mift etwa 4,000 Engl. Quadratmeilen und eine andere nicht viel meniger. Sie find fruchtbar und werden einft in commercieller Hinz ſicht unter allen Infeln des Stillen Oceans den erften Rang einnehmen, wozu ihr Flächengehalt fie um fo mehr berech— tigt. Gute Häfen giebt e8 dort in Menge. Don Samoa= oder den Schifferinfeln, die zwar Eleiner aber ſchoͤner find, als die Fidſchi-Inſeln, ließe fich viel be— tihten. Sie enthalten, im Berbältniffe zu ihrem Flächen= gehalt, wenigftens fünf Mal foviel fruchtbaren Boden, als die Sandwichinſeln. Allein wir würden unfern Bericht über Gebühr ausdehnen, wenn wir auch nur im Vorbeigehen über alle von der Erpedition befuchten Puncte reden wollten. Man ſtieß aub auf einige noch unbekannte Snfeln, und eine darunter wurde um Mitternacht gerade noch zeitig genug bemerkt, um deren Niffe zu vermeiden. Indeß darf man dort heutzutage nicht mehr viel zu entdeden hoffen. Auf der ebenerwähnten Inſel maren die Cingebornen mit der Eriftenz von weißen Menfhen fo durchaus unbekannt, daß fie Ießtere für Bewohner der Sonne hielten; denn fie meinten, das Schiff oder die „ſchwimmende Inſel“ Eönne von der Sonne abjeegeln, wenn diefe des Morgens aus der See bhervortauche, oder ſich Abends in diefelbe ſenke. Die er: fhrodenen Wilden braten all’ ihr Bishen Hab und Gut an’g Ufer, um damit die ihnen als Götter erfcheinenden Anfommlinge zu verföhnen, und als die Boote vom Ufer abftießen, wiefen jene nach der Sonne, indem fie zu fragen f&hienen. ob fie dahin zurüdfehrten. Beobahtungen mit der Magnetnabel, dem Thermome— ter und Barometer wurden auf der ganzen Fahrt unausge— fest angeftellt. Das tiefe Senfblei wurde mit einem da— tan befeftigten Thermometrographen vielfältig in's Meer hin— abgelaffen, und man ermittelte zahlreiche intereffante That— faben, die über die flachern und tieferen Strömungen in der See Licht verbreiten. Ueber Eternfchnuppen wurden auch Beobahtungen angeftellt; desgleichen über das Zodia— Eallicht, das Süpdliht, Ebbe und Fluth, den Lauf und bie Drehung der Sturmwinde ıc. 4 Den Sitten und Gebräuchen, der Lebensmweife, dem Aberglauben und den religiöfen Gebräuhen, Sagen ıc. der be: ſuchten Völkerfhaften wurde, obne Ausnahme, Aufmerkſam— Eeit geſchenkt, und von deren Geräthfchaften, Kleidungsftüf- Een ıc. legte man vollftändige Sammlungen an. Diefe find bereitS in dem Saale oder der Nationalgallerie des Pa— tentamts ziemlich volftändig geordnet. Jede Inſel oder Snfelgruppe hat ihr eignes Fach, und nah den Ctifetten fann man auf den erften Bli den verhältnifmäßigen Cul— turzuftand der Voͤlkerſchaften beurtheilen. Indem mir die Nationalgalerie durchwandern, legen wir gleihfam im Nu eine Fahrt durch das Stille Meltmeer zurüd und befoms men dabei von deffen verfchiedenen Producten und der In— telligenz feiner Bewohner einen deutlichen Begriff. Der Neuholländer ſteht tief unter dem, wenngleich aud) noch barbarifchen, Fidfehis Infulaner. Der erftere wird durch 122 183 Nichts als eine Streitkolbe, ein Paar andere rohe Maffen und einen Eleinen eirunden Schild repräfentirt; er hat keine Kleidung und kein Hausgeräth, denn er lebt nit in Haͤu— fern. Dagegen find zwei Glagkäften *) mit den von den Fidſchi-Inſulanern angefertigten Artikeln, Streitfolben vers fhiedener Urt, Sperren, Bogen und Pfeilen, Geweben vers fhiedener Art, Männer» und Frauenkleidern, nebft Arms und Halsbändern von Mufheln und Menfchensähnen, Pes ruͤcken von Fidſchi Haaren, welche die Art und Weife erläus tern, wie die Eingebornen ihr Haar ordnen, Kämmen, Schminke zum Bemalen des Geſichts, Kopfkiffen (eine Art Bodgeftell von Holz), mufifalifhen Inftrumenten, Modellen von Ganoeg ꝛc. angefüllt, fo daß man den ganzen Kunfts fleiß dieſer Inſulaner mit einem Blide überfchaut, und wenn fih einige Infulaner in die Nationalgallerie bringen ließen, fo würde ein Beſuch der leßtern in ethnographifcher Bezie— bung falt ebenfo belehrend fen, als ein Befuh auf den Inſeln felbft. Den Vortheil hätte man im erftern Falle unffreitig, daß man nicht Gefahr liefe, von diefen Kannibas len überfallen und aufgefteffen zu werden. In einem be: fondern Kaften, welcher die Schäbelfammlung der Erpedition enthält, findet man auch einige Schädel von Fidſchi-Inſu— lanern. An einem derfelben fieht man ein großes Brand: fled. Bald nachdem der Peacock vor einer Eleinen Fid— ſchi Stadt vor Anker gegangen war, famen früh Morgens eine Menge Eingeborne an Bord, weldye noch die halbabge: nagten Knochen der Menſchen-Cadaver in den Händen hats ten, die fie während der Nacht verfchlungen hatten. Sie nagten daran im Beiſeyn der Reiſenden weiter, ohne ſich dabei irgend einer Schuld bewußt zu ſeyn. Einer der Wil- den hielt den ebenerwähnten Schädel in der Hand, und als er denfelben für eine Kleinigkeit zu verkaufen eingemilligt hatte, riß er vorher das noch darin befindlihe eine Auge heraus und nagte an den Muskeln des Kopfes weiter. Mir erwähnen diefer gräßlihen Thatfache nur defhalb, weil noch immer von mandyen Seiten her geläugnet wird, daß bei diefen Wilden die Menfchenfrefferei üblich fer. Sowohl die Officiere, ald die Matrofen waren Augenzeugen Ddiefes Vorfalls, und nach mehrfachen Ähnlichen Bemerkungen läßt ſich nicht daran zweifeln, daß fie das Menfchenfleifch für den erften aller Lederbiffen halten. Das Zöpfergefchire der Fid— ſchi-Inſulaner ift vorzüglich merkwürdig, da die Polnnefifchen Voͤlkerſchaften mit der ZTöpferei ganz unbekannt find. Eben fo intereffante Sammlungen wurden in andern Localitäten veranftaltet; wir müffen diefelben jedody mit Stillſchweigen übergehen. Die Mappen der Künffler find mit intereffanten Zeich- nungen aller Art, namentlich Landfchaften und Porträts, *) Diefe Glasfäften in der Nationalgalerie find 12 Zug lang, 8 Fuß body und 4 Zuß tief. 623. XXIX. 12, Schnabel gänzlich fehlen. 184 reihlih gefüllt. Man findet bie Scenerei der Inſeln, bie Berge und Wälder, Dörfer, innere und äußere Anficht der Wohnungen und Gemeindehäufer, die Tempel, Feſtungs⸗ werke, Hausgeräthe, Ganoes, die Rathsverſammlungen, die Kriegertrachten, die haͤuslichen Scenen, die Gebräuhe, das Zättowiren, die Urt, wie die Cingebornen kochen, effen, Ga: va trinken, Siiche fangen und trodnen, ſchwimmen, fpielen und fih fonft unterhalten; die Kriegstänze, Keulentänze, Gaufterkünfte und viele andere Dinge in treuen Abbildungen dargeftellt. Die zahlreihen Porträts find fo gelungen, daß die Eingebornen, welche bei der Anfertigung derſelben nicht zugegen gewefen waren , menn fie diefelben erblidten, den Namen der porträticten Perfon mit Verwunderung auss tiefen. An Landſchaften enthält die Sammlung, außer 500 BVorgebirgsflizien, über 500 Handzeihnungen, an Portraits etwa 200 Sie beziehen fih auf alle von der Erpedition befuchten Puncte von Madeira bis Et. Helena. Näheres Eönnen wir bier darüber nicht mittheilen. Die wichtigften ethnographifhen Beobachtungen bezie— ben ſich auf die Gefhichte, Wanderungen und die phyſiſche und geiftige Gonftitution der verfhicdenen Voͤlkerſchaften. Diefe Gegenftände, fowie au das Sprahftadium, wurden ganz befonders berüdjichtigt. Auch fanden ſich in diefer Beziehung vorzüglich günftige Gelegenheiten zu Beobachtun—⸗ gen und Erkundigungen, fo daß wir fehr intereffanten Mits theilungen entgegenfehen dürfen. Wir fönnen vor der Hand nur einiger Reſultate gedenfen. (Schluß folgt.) FA. len. Ueber die Schimmelpilze desverfhimmelten Bro: des find in den legten Jahren zu Paris mehrere Unterfuhungen angeftellt und bekannt geworden. Die zur Entwidelung der Pilze vorzüglich beitragenden Umftände find Feuchtigkeit des Brodes und Feuchtigkeit der Luft und cine Wärme von 30 bis 40° Gentigr. und Zutritt des Lichtes. Der Schimmelarten find mehrere, am Häufigften ift e8 eine mit rofenrothen, in’s Violette übergebenden Keimförnern am oberen Ende der röhrigen, weißlichen Fäden. Vorzugsweife Fommen fie aus der Saamenhaut ( epispermium ) und aus der Oberfläche des Eiweißförpers (perispermium), dagegen weniger und feltner aus dem eigentlichen Kern des Getraides. Daraus ergiebt ſich dann gleich die practifche Folgerung, wie es räthlich ift, fo wenig Kleie, wie möglich, unter das Mehl zu bringen und den Zeig mit möglihft wenigem Waſſer anzumadhen und mie nöthig, das Brod gehörig ausbaden zu laffen. Atricha clamosa ift der Name, welchen Sohn Gould eis nem in Weftauftralien gefundenen Gingvogel (Fam. Sylviadae) ges geben hat, weil ihm die fteifen Borften (vibrissae) unter dem Er wird nur in dichtem Gebüfch an— getroffen und zeichnet fich durch feine außerordentlich laute Etim: me aus, 185 He 1 623. XXIX. 12, 186 kunde. ueber Cyanoſe. Von Dr. David Craigie. Seitdem William Hunter (Medical Observations and Inquiries, vol. VI. Art. XXVll. 1783) und Dr. Pulteney (Transactions of the college of physi- cians. vol. Ill. Art. XXI. 1785) ihre Säle von directer Communication zwifchen der rechten und linken Hälfte des Herzens mit den phyſiologiſchen und pathologifhen Folgen derfelben veröffentlichten, find mehrere Fälle von veiſchiede— nen Graden der Gyanofe mitgetheilt worden. Die erſte Era twähnung dieſes Uebeld finden wir bei Sandifort (Ob- servationes Anatomico-Pathologicae. Lugdunum Ba- tavorum 1777. Cap. I. de rarissimo cordis vitio), welchen Sal Gaub 1769 und Hahn 1776 gefehen hats ten. Corvifart verdanfen wir die erften fuitematifchen Anſichten Über diefes Uebel, indem er in feinem Werke über die Krankheiten des Herzens namentlich aus einer von Cail: liot in Strasburg veröffentlichten Differtation mehrere früt: her wenig gefannte Fülle zur Erläuterung der pathologifchen Veränderungen, welche in Folge der Cyanoſe eintreten, aufges führt hat (Essai sur les maladies et les lesions organiques du coeur etc. IVme. Classe, Art. II. $. II. p. 303. Paris 1818). Aus diefen Thatſachen geht hervor, daß die Symptome der Gyanofe oder des mor- bus caeruleus niht nur vom Offenbleiben des foramen ovale abhängen, fondern aud von einer angeborenen oder erworbenen Perforation des septum cordis, oder von einer Communication der Aortenmuͤndung mit einer angeborenen Deffnung in der Scheidewand, oder von dem Urfprunge der aorta zugleih aus dem rechten und linfen Ventrikel (cf. Sandifort, Dr. Nevin, den 47ften Sal von Gin trac, den Fall von Dlivry und von Dr. George Gre— gory), oder von dem Urfprunge der Xungenarterie aus dem linken Ventrikel, während die aorta aus dem rechten ent— fprang (cf. den Fall von Baillie), oder von dem Urfprune ge der Uorten= und Rungenarterien aus dem linken Ventri— kel (cf. Marechali's Fall), oder endlich von dem Umftans de, daß nur eine Vorkammer und eine Kammer vorhanden find, aus welcher legteren ein gemeinfamer Stamm entfpringt, der fih dann in die aorta und Lungenarterie fpaltet. Cine genauere und volftändigere Beſchreibung der Uebels finden wir bei Kreifig (die Krankheiten des Herzens, ſyſtematiſch bearbeitet 2c. Berlin 1816. Theil 2, Abtheilung 2, ©. 825), welcher eine Contraction oder Werengerung der Lun— genarterie beobachtete und zuerft Dderfelben ihre geeignete Stellung anwies. Man vergleihe ferner die Monogra: phieen von Cart Fr. Haaſe (Leipzig 813) und J. €. Stein (Götting. 816). Im Jahre 1814 gab Herr Gintrac eine Neihe von Faͤllen heraus, welche er fpäter (1824) im einer eigenen Monographie mit allen bis dahin befannten zufammenftelfte (Observations et recherches sur la Cyanose ou maladie bleuc. Paris 824). Er wandte feine befon= dere Aufmerkſamkeit auf den Zuftand der Lungenarterie, wel— de in 16 von 35 Fällen mehr oder weniger verengert und in 5 andern obliterirt war. Die leste Affection kommt felten vor, und das Leben kann nicht lange dabei beftehen; fo finden wir in einem der 5 von Gintrac angeführten Fille ein Kind, welches nur firben Tage lebte, in einem ans deren ein Kind, welches im fünften Monate ftarb, und in einem dritten lebte das Kind nur fünf Wochen. Louis veröffentlichte im Jahre 1823 feine Anfichten über die Gyanofe in den Archives generales de mede- eine in einer Abhandlung über die Communication der rechten und linken Herzhoͤhle. Er unterfcheidet jene Affec— tion 1) in eine Communication der Vorkammern vermittelft des offen gebliebenen foramen ovale; 2) in eine Coms munication der Herzkammern vermittelft der Durchbohrung der Scheidewand; 3) in eine Communication zwifchen den echten und linken Herzböhlen vermittelft des ductus ar- teriosus oder einer Perforation der Scheidewand der Ven— trifel; 4) in eine Communication zwifchen den Vorkammern und Kammern duch Deffnungen in ihrer Abgränzung, und 5) in eine Communication zwifchen den rechten und linken Herzhöhlen vermittelft des foramen Botalli und der aus beis den Ventrikeln entfpringenden aorta. Im Verlaufe feiner Unterfuhung legt er befonderen Werth auf die verfchiedene Form von Contraction der Lungenarterie, deren Urfprung er auf verfchiedene Zeiträume zurüdführt. Einige derfelben, wie die in Folge einer Perforation der Zwiſchenwand müf- fen, nad) feiner Anfiht, angeboren ſeyn; andere jedoch hält er für neuere Bildungen, und behauptet endlih, daß die Durhbohrung in mehr, als der Hälfte der Fälle mit einer ſehr ftarfen Verengerung der Xungenarterie, melde als an— geboren angefehen werden kann, zufammenfalle (cf. Me- moires ou recherches anatomico-pathologiques par P. Ch. A. Louis D. M. Paris 1826. p. 301). Aus dem Studium der zahlreihen von Gintrac an gegebenen Fälle, fowie aus der Erwägung der Einzelheiten des bald mitzutheilenden Falles, habe ih den Schluß ziehen zu fönnen geglaubt, daß ein gewiffer Grad von Zufammens ziehung oder Verengerung der ungenarterie nicht nur bie Primärz, fondern auch die hauptfählichfte Affection ift, und daß das Dffenbleiben des foramen ovale, oder die Perfos ration des Ventrikels als abhängig von diefer Contraction anzufehen find, und großentheild dadurch hervorgebracht wer— den, daß jene Gontraction vorher in einem fo hohen Grabe ftattfand, daß die freie und normale Circulation ducd die Rungenarterie unausführbar wurde. Drei verfchiedene Affectionen find es, denen die Lungens arterie unterworfen iſt; bei der erften findet eine fehr unges möhnliche Gontraction der Cylindergeſtalt derfelben ftatt; die zweite befteht in volftändiger Obftruction ihres Inneren, und 187 die dritte ift eine größere ober geringere Verſchließung ihres Saneren duch Zufammenwachfen und wechfelfeitige Adhifion ihrer Klappen, Nach den bigjegt uͤberlieferten Fällen erſchei— nen die zwei erften Affectionen angeboren; allein es ift nicht leicht zu beflimmen , ob die dritte angeboren ift, oder von einem Krankheitsproceffe abhängt, welcher bald nad) der Ge- burt eingetreten if, Im Frühling des Jahtes 1841 kam mir ein Fall vor, in welchem dieſe Affection in einem fo hohen Grade vorhanden, daß e8 ſchwer zu begreifen ift, wie das Leben bis zum neunzehnten Jahre fortbeftehen Eonnte, 1) Am 7. April 1841 Nachmittags fand ich am Thore des Hofpitals einen jungen Mann vom Lande mit faft purpurrothem Gefihte und Lippen, der an ungemein großer Athemnoth litt und fo ſchwach war, daß er nicht im Stande war, eine Treppe hinaufzus fteigen. Die nähere Nahforfchung ergab nun Folgendes, Diefer junge Mann, Namens Andrew Wanchope, hatte ftet8 an kurzem Athem, befonders bei kaltem feuhtem Wetter gelitten. Das Ger fiht, die Lippen, die Hände und Nägel waren fters von Purpurs farbe oder Livide gemwefen, und wenn auch diefe Färbung zu gewiſ— fen Zeiten weniger ftark, als zu anderer, war, fo verfchwand fie doch nie gang. So lange er ſich erinnern Eonnte, hatte er an Herzklopfen oder heftigem Herzſchlagen gelitten, welches durch kör« perliche Anftrengung oder bei'm Erſteigen einer Anhöhe ungemein geftrigert wurde. In den legten zwei Jahren waren auch die Kür Be und Knoͤchel zuweilen angefhwollen, welhes Symptom aber ftets wieder verſchwand. Es war vor einiger Zeit wiedergefommen und zur Zeit feiner Aufnahme ftark, Ungeachtet diefer Klagen fuhr er doch fort, leichte Arbeiten auf dem Felde zu verrichten, bis er ungefähr eine Woche vor feiner Auf: nahme von einem ziemlich reichlichen Blutfpeien befallen wurde, wel: ches unerwarteter Weife ohne vorhergegangene Eörperliche Anftrengung oder Geiftesaufregung eintrat. Der Blutfluß war in der legten ne mehrmals von Neuem eingetreten, zumeilen felbft zwei Mal taͤglich. Die Purpurfarbe des Geſichtes, der Lippen und der Naͤgel hielt an, die Zunge war von livider Purpurfarbe an der Spike, Tonft von einem bleifarbigen Ausfehen, ausgenommen im Mittel: puncte, wo ihre Farbe durch einen graulichen Beleg von einiger Dice verdeckt wurde; die Innenfeite der Lippen und Wangen war von einer ungewöhnlich tiefolauen Farbe, und die Gefäße der Con— junctiva tiefblau; das Oedem an den Füßen und Knoͤcheln dauerte fort. Das vordere Theil der Bruft war fehr hervorftehend,, das Bruftbein gewölbt und die Schultern fehr erhöht. Die Reſpira— tion wurde achtundzwanzig Mal in der Minute von den acceſſori— fhen Muskeln mit vieler Anftrengung ausgeführt. Das Refpiraz tionsgeräufh war brondial, blafend und befchränft, an einigen Stellen dem cavernöfen Athmen jih annähernd, mit etwas trod- nem, fonorem und pfeifendem Staffeln, doch Eeine feuchten Raſſelge— räufhe. Die Herzargend ergab bei der Percuffion einen außergez wöhnlid dumpfen Ton, allein oberhalb der dritten Rippe, an der linken und rechten Scite des Bruftbeins, war der Ton beil, und an einigen Stellen tympanitiſch. Die Herzfchläge waren 92 — 96 in der Minute, der Impuls ziemlich ſtark zwifchen der vierten und fiebenten Rippe. Die Herzfdläge wurden auch in der Magenge: gend und rehts vom Bruftbeine gehört, und bei dem erften Tone vernahm man ein lang andauerndes Raſpel- oder Sägegeräufh. Die Diagnofe wurde auf eine Communication zwiſchen den rechten und linken Herzkammern, wahrſcheinlich durch das foramen ovale, auf Hypertrophie des rechten Ventrikels und wahrfcheinliche Verengung der Rungenarterie aeftellt. Die Behandlung beftand nur in der Darreichung von Abführz mitteln, in vollfommener Ruhe und darauf im mäßigem Gebrauche don anodynis und antispasmodicis, Snnerhalb vier Zage ward die Athemnoth bedeutend erleichtert, und der Huften weniger häufig und quälend; die Karbe des Geſich— teö, der Lippen und Hände war etwas weniger tiefblau, wie bei 626. XXIX. 12, 168 ber Aufnahme, aber die Gefäße ber Gonjunctiva waren noch dunkel gefärbt, und die Nigel hatten eine tiefolaue Färbung. Das Oedem an ven Fußen hatte abgenommen, die Urinfecretion mar vermehrt, —7— der Puls auf 83 reducirt, der noch zuweilen auf 92 — 96 ieg. Als man um dieſe Zeit das Herz von Neuem unterluchte, hörte man die Pulſationen deſſelben noch ſehr deutlich rechts oem Bruſtbeine; bei'm erſten Zone vernahm man noch das raube Raspelgeraͤuſch, welches auch ſehr deutlich und ſtark auf der rede ten Seite des sternum, unmittelbar unterhalb der dritten und viers tin Rippe, vernommen wurde und daſelbſt das Refpirationeges raͤuſch verdeckte. Die Derztöne wurden auh am Kuden, wiewehl weit weniger ſtark vernommen, Der Zuftand des Kranken blieb von nun an ziemlich bderfelbe, außer wenn er verfuchte, aufzuftchen und umherzugeben, indem dann die Athemnorh zunahm und die Wangen und Eippen unges woͤhnlich livide wurden. Am: 10. Mai traten am Abend Fieberfröfte ein, denen ein Blutfluß aus den Lungen folgte. Diefer ftand bald, und am näch⸗ Nen Zage war der Auswurf nur mit Blut geftreift. Der Anſchlag des Herzens war ftarf uno mühfam, 96 Schläge in der Minute mit dem obenangigebenen Raspılgeräufte; Puls fehr klein; Ges fit und Eippen wieder livide, Haut Ealt, große Schwaͤche. Um 14. Elagte der Kranke felbft über Kälte, Gefiht und Err tremitäten livide, das Athmen wurde befchleunigt und nahm an Frequenz nad) und nad) zu, bis am Morgen dıs 15. Mai der Tod eintrat. Section am 17. Mai, Unbedeutende alte Adbäfionen ver— banden beide Pieurablätter mit der Rungenpleura, großentheils aus Zellgewebe beftebend, aber gegen den converen und bintern Theil der Bruft an Feftiakeit zunehmend, Zwei Unzen einer durdjfichtigen ftrobfarbenen Fluͤſſigkeit im Herzbeurel, das Herz ſehr vergrößert, befonders an der rechten Kammer und Borkfammer, Die Membran der fossa ovalis bünn und nesförmig mit vielen Eleinen Höhlen am untern Theile ihres limbus; dicht an der valvula tricuspidalis fand ſich eine Ereisrunde oder vielmehr elliptifdhe Höhle, 2 im Durchmeifer, melche unmit- teibar mit der linten Vorkammer communicirte. Die Wandungen des rechten Ventrikels waren fehr verdickt und bedeutend fefter, als gewöhnlich. An der Epise des DVentrikels fand fich eine Ablage— rung, zum Theil aus fibröfem Blute, zum Theil aus mißfarbiger Fibrine beftehend, zwifhen den Wandungen des Herzens und den columnae carneae. Die legteren waren weit größer und fifter, als gewöhnlid. Die valvula tricuspidalis war fehr weiß und opak an ihrer Ventricularfeite, doch war die durch diefelbe gebildete Oeff— nung nicht contrahirt. Die Rungenarterie war im Durchmeffer an ihrem Urfprunge und der Verbindungsftelle mit der Bafis des rechten Ventrikels Eleiner, ale gewöhnlid. Am Urfprunge derfelben fanden ſich nicht, wie gewöhnlich, drei gefonderte hatbmondförmiae Klappen, fondern eine fefte, opafe Membran, concav gegen den Ventrikel bin, conver gegen die Arterie, und in das Innere der legteren fo emporge= mölbt, daß fie einen abgeftumpften Kegel bildete, mit einer Kleinen Deffnung in der Mitte und an der Epige, welche nur fo groß war, daß eine Sonde eindringen Eonnte. Diefe Orffnung war am Rande von einem erhabenen Saum umgeben, ähnlich den warzens artigen Vorfprüngen, welche man gewöhnlidy an kranken Klappen vorfindet. Bei der Unterfuhung der converen oder Arterienfeite jener Membran bemerkte man drei Eleine membranöfe Streifen zwiſchen der Membran und den Wandungen der Arterie , welche die Anbefe tungeftelle einer jeden Klappe andeuteten und zugleich zeigten, dag divfelben feft miteinander verbunden waren. Die Ausbudtung zwi— fhen zweien diefer Streifen war tiefer, als die zwifchen den beiden andern. Das Gewicht des Herzens betrug 18 Unzen. Der linfe Ventrikel und dag linfe atrium waren von normalem Umfange und fonft gefund. Die Spige der linken Lunge war feft, folide und enthielt eine Höhle von der Größe einer mäßig großen Nuß. - 189 Einige Stellen am oberen Theife des unteren Cappens waren ſolid, feit und ungewöhnlicy dunkel gefärbt, Es fanden jich aud) einige andere Eleine Höhlen, die fid) aber nur als erweiterte Brons chien auswieſen. Die rechte Niere war ſehr groß und wog 9 Unzen. Sie war geſund, bis auf eine Stelle an der Baſis einer der Tubularkegel, welche dunkelfarbig war, und an welcher die geſtreifte Subſtanz dunkler, als gewoͤhnlich und faſt obliterirt war. Un einer andern Stelle war eine ahnliche Veränderung in dem geſtreiften Gewebe eingetreten, welches letztere faſt geſchwunden und durch eine erweichte rothfarbige, kernigte Maſſe erſetzt war. Die linke Niere war zuſammengeſchrumpft und geſchwunden, fo daß ſie mit der capsula renalis nur 1} Unze wog. Jede Spur ihrer urfprünglichen Gorticalz und Medullarfubitang war völlig verſchwunden, und nur die Kelchhuͤlle mit einer, oder zwei infundi- bulis waren zurücgehlieben. 2) Zhomas Sheares, virrundvierzig Jahre alt, aufgenoms men am 14. Januar 1841, ein Eifenbahnarbeiter, wurde, feche Wochen vor fiiner Aufnahme, nach einem wüften Leben von zehn Zagen, von einem heftigen Huſten befallen, melcher anfangs trofs fen und darauf von einem copiöfen Auswurfe begleitet war; Hei— ferkeit, Kopfſchmerz und Durſt traten dann ein, und der Kranke nahm fehr an Kraft und Fleifh ab, Bei der Aufnahme war das sensorium nicht gang frei; der Kranke klagte über Schmerz in der Stirngegend, war ſehr heifer und fprach fehr undeutlih, anſchei— nend in Folge feiner fehr befchleunigten Refpiration; häufiger Hu— ften, ohne Auswurf; Puls 120, ſchwach; Zunge did belegt; Ges — livide (zwoͤlf Blutegel auf die Bruſt; ein Blaſen— pflafter). Die Refpiration blieb fehr frequent, gegen 60 in der Minute; delirium in der Nacht, Schlaflofigkeit, Tod am 17. Februar, Section am 21. Februar. — Die linke Lunge etwas verkleinert; die Innenfläche der linken pleura feſt adhärirend; eine ſehr große Zuberkelhöhle an der Spige der linken Zunge, welche faft den ganzen obern Eappen einnahm, und in welche mehrere große Brondjialröhren mündeten; das Uchrige der linken Lunge war dicht, in Folge einer Ablagerung gelber Zuberfeln, von denen einige er— weicht waren und Eleine vomicae bildeten, Die rechte Lunge war fehr groß; aber der hintere und mittlere Theil des oberen Lappens, der hintere Theil des mittleren Rappens und die oberen und hinteren Theile des unteren waren verdichtet, in Folge einer Ablagerung gelber Zuberfeln und einer intercurrens ten Pneumonie. Einige diefer Tuberkeln waren dem Erweichungss zuftande nahe. Der linte Rand der Außenfläche des Herzbeutels abhärirte faft an der Goftalpleura der linken Seite. - Das Herz, in feinem Umfange vergrößert, wog 13 Unzen 2 Drachmen. Bei der Eröffnung des Herzbeutels erſchienen die Lungenarte— rie und die aorta fehr ausgedehnt und fühlten fi) fo an, als ob fie voll Luft wären. Als man fie auffchnitt, Fam eine Menge Gas, ſowie fhaumiges Blut hervor, in welchem dunkelfarbige Blutklum— pen ſchwammen. Die äußere Oberfläche der rechten Vorkammer war von einer bünnen Rage fefter, nesförmiger Lymphe bedeckt, augenfcheinlich das Refultat einer früheren Entzündung, wahrſcheinlich von langer Zeit her. Die rechte Vorkammer war fehr erweitert und zugleich bedeutend dicker und fefter, als gewöhnlich. Der rechte Ventrikel war ſtark hypertrophifch, und feine Höhle war zugleich enger (cons centrifhe Hypertrophie). Die valvula tricuspidalis war an einigen en verdickt und zeigte einige Eleine Erhöhungen an ihrer pitze. Die Semilunarklappen der Lungenarterie waren ſtark verdickt, und an ihren Raͤndern ſo miteinander vereinigt, daß ſie einen Ring bildeten, welcher nur die Spitze des kleinen Fingers durchließ. Die Lungenarterie war ſehr erweitert und ihre Haͤute verduͤnnt. Die linken Herzhoͤhlen waren geſund. Die halbmondfoͤrmigen Klappen der aorta waren etwas ver⸗ dickt; die aorta in ihrem Bogen erweitert, wiewohl nicht fo fehr, 628. XXIX. 12, 199 wie die Cungenarterie, und auf ihrer Innenflaͤche war eine Menge von Eleinen, gelblihen Erbabenheiten verftreut, Im unterın Theile des ileum cinige Eleine Erhöhungen von blaßgeıber Farbe. 3) Ein junges Mädchen von 15 Jahren ging gewöhnlich fo langfam, daß ſie alle Augenblicke ftilftchen mußte. Die Dände, Nägel, das Geficht, die Lippen und das Weiße im Auge waren ftark purpurfarbig. Während des Winters und bei Nordwind fühlte fie fi immer dem Zode nahe. In diefem Zuftande blieb fie drei Sahre, nachdem fie TZacconi zuerſt gefehen hatte, bie endlich die Schwäche einen fehr hoben Grad erreichte, die Stimme erlofh und die Kranke im achtzehnten Jabre farb. Bei der am Tage darauf vorgenommenen Section fand man die Lungen zufammengefchrumpft, mit etwas Fıüfjigkeit in denfelben und fehr dunfelgefärbt, Auf dem diaphragma waren an 3 Unzen zäbes, dunkles Blut verbreitet. Das Derk war von cubifcher Form. Der linke Ventrikel hatte die Geftalt des rechten, und der rechte die des linken mit ſtarken Muskelbündeln, Die Eungenarterie war durch die gegenfeitige Adhäfion ihrer drei valvulae sigmoideae fo gefhlofen, daß eingefprigtes Walfer nur durch eine Eleine, vorher mit einer Sonde gemachte, Deffnung bineindrang. Dir ductus Botalli war verfchloffen; aber das foramen ovale, befonders an der Site des rechten Ventrikels, war weit größer, als «6 bei'm foe- tus zu feyn pfleat (ef. Tacconi, in the Bononiensi scientiarum atque artium instituto, atque academia, T. VI. p. 64). 4) Gruveilhier giebt einen Fall an, in deifen Gefchichte er fagt: Die Mündung der Lungenarterie war auf eine eigen: thümliche Weife verengert, durch eine Art von diaphragma, wels des in der Mitte von einer regelmäßig Ereisrunden Deffnung, von der Größe einer Rinfe, durchbohrt war. Diefe Scheidewand, con— ver an der arteriellen oder oberen Flaͤche, concav an der ventris culären oder unteren, zeigte in ber erfteren Richtung drei ers habene Streifen, zwifchen welchen fich ebenfoviele Vertiefungen bes fanden, Sie ftellte die Sigmoidvalveln vor und war augenfcheine lich auf Unkoften derfeiben entftanden. Sn diefem Falle war der rechte Ventrikel gleichfalls hypertro— phiſch, mit Hypertrophie der columnae carneae; aber es iſt Erine Erwähnung des foramen ovale, oder des septum cordis, gethan, ausgenommen, daß das leptere weniger hypertrophiſch, ale das Uebrige des Ventrikels, war. Das erftere war augenfchrinlid ges ſchloſſen. Der intereſſanteſte Punct in dieſem Falle iſt die Zeit des Ent— ſtehens dieſer eigenthuͤmlichen Entartung. War ſie angeboren, oder bildete fie ſich erſt einige Zeit nach der Geburt? Dieſe Frage läßt ſich faſt unmoͤglich aus einem Falle beantworten, aber verſchiedene Umſtaͤnde in Wanchope's Falle und beſonders das Offenbleiben des foramen ovale ſprechen zu Gunſten des angebornen Urfprungs, oder mwenigftens für das Entftehen derfelben bald nach der Geburt, Cruveilhier giebt zu, daß die erſte Idee, welche der Anblick jener Zwiſchenwand hervorrief, die war, daß diefes Gebilde ein anz geborenes fey. Er füat hinzu, daß man unmöglich eine angebos rene Bildung diefer Art bei Individuen annehmen kann, welde nur kurze Zeit vor ihrem Tode Symptome der Krankheit gezeigt haben, giebt aber zu, daß das Dffenbleiben des foramen ovale ſehr für die Annahme eines Angeborenfeyns jener Affection fpricht. Diefe Betrachtungen ſprechen alle dafür, daß dieſe Verändes rung angeboren war, oder weniaftens fehr bald nad) der Geburt entftand. Die Bläue des Gefichts und derkippen wurde vom Anz fange an beobachtet; die heftige Action des Herzens war gleichfalls ein frühes Symptom gewefen, und der Kranke hatte von Kindheit an an kurzem und ſchwerem Athem gelitten. Eine Deffnung von beträchtlihem Umfange bildete eine unmittelbare und freie Verbin— dung zwifchen der rechten und linken Vorkammer, und die membra= noͤſe Scheidemand felbft war fo feft und vollftändig, daß ſie uns möglich für eine Neubildung gehalten werden Eonnte. ’ Man hat gewöhnlich angenommen, daß das Dffenfeyn des fo- ramen ovale in gerader oder fchräger Richtung eine primäre Afs fection des Herzens und nachtheilig für den Kranken fey, ins dem es die Vermifhung des Blutes aus dem rechten Ventrikel mit dem des linken geftattet. Snnerhalb gewiffer Graͤnzen ift diefe 191 Anſicht wohlbegrändet, und in einer geroiffen Menge von Faͤllen beeinträchtiat das Dffenbleiben des foramen ovale die Ernährung und verfürgt bas Reben. Ih fchließe jedoch ſowohl aus den oben angegebenen, fomie aus anderen Thatfahen, 1) daß das Dffenfeyn des foramen ovale felten eine primäre und alleinftrhende Affection iſt; 2) daß, wenn fie allein vorfommt, fie nicht nachtheilig ift, und das venöfe Blut der rechten Vorkammer dadurd nicht nothwendigermeife mit dem arteriellen der linken vermifcht wird, und 5) daß, gang im Widerz ſpruche mit den biejest aufgeftellten Behauptungen, das Offenblei— ben des foramen ovale in fehr vielen Fällen ein Mittel, das Leben zu verlängern, iſt. Aus den obigen Fällen, ſowie aus dem häufir gen Vorkommen der Verengerung oder Zufammenziehung der Lun— genarterie, geht dagegen hervor, daß diefe Veränderung das pris märe &eiden ift und nicht nur das Dffenbleiben des foramen ovale, fondern auch die Hypertrophie des rechten Ventrikels zur Folge hat. Diefe ift immer die Folge, mag nun entweder nur der Umfang der Lungenarterie fehr verengert feyn, oder diefe in einen Blind- ſack enden, oder durch eine aus der Verſchmelzung der halbmond— förmigen Klappen entftehende Membran verfchloffen feyn. Die Wirkung einer folhen Behinderung ift deutlih. Das Blut kann nicht mit der gehörigen Kreibeit und Leichtigkeit in die Eungenarterie treten. Die Folge ift eine Ueberausdehnung 1) des rechten Ventrikels und eine übergroße Anftrengung frines Muskel— apparates; 2) der rechten Borfammeriund eine übergroße Anftrengung ihres Musfelapparates, mit einer ungemeinen Dilatation ihrer mems brandfen Portion; 3) des ganzen Venenfyftems und ein Gongeftivs zuffand deſſelben. Die Lungen erhalten dabei nur wenig oder fein Blut, das Blut wird daher nicht gehörig orygenirt und decarbo= nifirt. Diefes ift, ohne Zweifel, ein großes Uebel, aber Bihat, Dr. Williams und Dr. Kay haben nachgewiefen, daß venöfes Blut ausreicht, um die Lebenskraft zu erhalten. Es ift, in der That, weniger ſchlimm, als eine totale Obftruction eines der groͤ— Seren Gefäße und befonders eines Gefäßes, wie die Lungenarterie, welcher Zuftand die alleinige Urfahe der kurzen Lebensdauer der daran leidenden Perfonen if. Das Dffenfeyn des foramen ovale bietet dagegen das einzige Mittel dar, das Leben zu verlängern, wenn eine fo bedeutende Function, wie die Circulation durch die Zungen, beeinträchtigt ift. Aus verfhiedenen Thatfahen der Entwickelungsgeſchichte des menſchlichen Eies glaube ih, berechtigt zu feyn, ſchließen zu koͤn— nen, daß die Obftruction, oder auch die mangelhafte Entwicelung der Lungenarterie, die anatomifche Urfache der Perforation der Schei— demand ift, fowie des Urfprungs der aorta aus den beiden Ventris fein. (Edinburgh Journ., Oct. 1843.) MNMiscellen Ueber Compreſſion der Facialnerven zwiſchen dem Winkel des Unterkiefers und dem Zißenfortfage bei einigenRervenaffectionenhatDr. Ducros der Königl. 628, XXIX. 12, 192 Academie ber Mebicin einen Aufſatz überreicht, in welchem er zu folgen« den Schluſſen kommt: 1) Ein ſchmerzhafter Drud auf die Geſichts⸗ nerven hebt fogleich den tic douloureux und die heftigfte Migräne. — 2) Migräne und nervöfe Geſichtsſchmerzen mit Gongeftivsuftand und Pulſiren der Zempıralarterien widerſtehen den Wirkungen dieſes Druds und weichen nur einer Nervenerfhütterung, mittelft einer Ap⸗ plication von Ammoniak auf dem Gaumengemwölbe und an ben binteren Nafenöffnungen , verbunden mit einem reichlichen Thränenfluffe., — 3) Die Hinterhauptsichmerzen weichen nit dem ſchmerzhaften Drude der Geſichtsnerven; bei diefer Art von Gephalalgie muß man in der Rinne comprimiren, weldie vom musculus splenius und complexus gebildet wird. — 4) Der Schmerz zwiſchen ben beiden Schultern weicht ebenfalls dem Drude in diefer Rinne. — 5) Gompreffion der Gefichtsnerven beider Seiten bebt den Schmerz nicht, wenn legter nur auf einer Seite vorhanden ift. In eis nem folben Falle muß der Drud nur auf die fchmerzbafte Seite angebracht werden. — 6) Ein ftarfer Drud mit Schmerz bes Zahns fleifhes auf eine Stelle, wo ein Zahn jist, hebt den Zahnſchmerz eines benachbarten cariöfen Zahnes. — 7) Die ſchmerzhafte Com— prefiion eines cariöfen nichtfchmerzhaften Zahnes hebt ſogleich den Schmerz eines andern leidenden Zahnes und wirft zugleih auf alle Nerven des fünften Paares. — 8) Die fchmerzhafte Gompreffion der Geſichtsnerven bedt ſogleich gewiſſe Ohnmachten, Ecclampfleen, Epiles pſieen und gewiſſe hyſteriſche Anfalle. 9) Manchmal find hyſteriſche Anfälle mit vorausgehendem Schwindel und aura epileptica von dem Kranken dadurd verhindert worden, daß er mit beiden Daumen die Gefichtsnerven comprimirte. — 10) Eingenommenbeit des Kos pfes mit Melancholie (spleen) weicht dem öfteren ſchmerzhaften Drud auf die Facialnerven. (Gaz. med. de Paris.) Ueber den Zuftand des Herzens bei Greifen fommt Herr Neucourt, nah einem längern Auffage in den Archives generales, vom September 1343, zu folgenden Schlüffen: 1) Das Herz bei den Greifen ift an Volumen dem der Erwachſenen wenigs ftens gleih, tft aber eine Veränderung vorhanden, fo ilt es grös Ber. — 2) Die Die der Derzwandungen ift im Greifenalter grö— Ser, als in den andern Altern. — 3) Sämmtlihe Mündungen find weiter, als bei'tm Erwadjfenen. — 4) Bloße Verknoͤcherungen der aorta veranlaffen nicht notbwendig Functionsftörungen des Herzens, — 5) Ihr Vorbandenfeyn wird nur dann durh Sym— ptome wahrgenommen, wenn fie mit Verengung, oder Snfufficienz der Mündungen verbunden find. — 6) Die Verfnöherungen des unteren Endes der Bauchaorta find häufiger, als die jeder ander ren Stelle dirfes Gefäßes. — 7) Es ift faft gewiß, daß die Krank: beiten des Herzens (Verengerung und Snfufficienz) fi bei den Greifen durch diefelben Symptome mittelft der Aufcultation Fund geben, wie bei Erwadfenen. — 8) Nah dem Tode findet man die verfchiedenen Herzböhlen umfomehr verkleinert und verenat, je raſcher der Tod erfolgt war. — 9) Es können abnorme Geräufhe an den Derzmündungen wahrgenommen werden, obne da& die Fun— ction geftört fey. — 10) Krankbeit des Herzens, felbft mit be= deutender Kunctioneftörung dieles Organes, Fann mährend einer langen Reihe von Jahren beftehen, ohne den Tod herbeizuführen, Bibliographische C, J. Hartman, Handbok i Skandinaviens Flora, innefattende Sveriges och Norriges vexter, till och med mossorna. Stokh. 1843. 4, — Traité des phenomenes electro - physiologiques des animaux par Mr. Matteucei; suivi de recherches anatomiques sur le sy- Nemagkeiten steme nerveux et sur l’organe &lectrique de la torpille. Par M. Paul Savi. Paris 1844, 8. M.6 8. in 4, Recherches historiques et critiques sur la provocation de l’accou- chement premature. Par A. Lacour. Paris 1844. 8, lllustrations of the Theory and Practice of Ventilation, By Dr. Reid. London 1844. 8, en — — Vene Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefanmelt und mirgerheilt von den Obers Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und den Medicinalrarhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N? 629. (Nr. 13, des XXIX. Bandes.) Februar 1844, Gedrudt im Landes » Snduftrie » Comptoir zu Weimar, Preis eines — Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 30 °7A des einzelnen Stüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 939: Die Zafel colorirte Abbildungen 6 9Gr 3 1 A Sa a a = Ueber die, von Seiten der Nordamericanifchen Vereinigten Staaten veranlaßte Reife um Die Melt. (Schluß.) Man wußte laͤngſt, daß die Bewohner der oͤſtlich von den Fidſchi-Inſeln im Stillen Weltmeere zerſtreutliegenden Hauptinſelgruppen, die man gewoͤhnlich unter dem Namen Polyneſien zuſammenfaßt, derſelben Menſchenrace angehoͤren, oder, in der That, daſſelbe Volk ſind, welches Dialecte einer und derſelben Sprache redet, die mit dem Malaiiſchen nahe verwandt if. Die Erpedition hat Materialien zur Ausarbeitung einer vergleichenden Grammatif und eines ver- gleihenden MWörterbuches der wichtigften Mundarten (nas mentlich derjenigen der Sandwich, Geſellſchafts-, Freund: fhafts-, Schiffer und Hervey = Infulaner, fowie der Neu: feeländer) gefammelt, und aus diefer Vergleihung und den Traditionen mehrerer Inſulaner ſcheint fich zu ergeben, daß der urfprüngliche MWohnfig diefer Wölkerfchaften auf den Schif— fer = Snfeln zu ſuchen fey, und daß von dort aus die vers ſchiedenen Inſelgruppen durch abfichtliche oder zufällige Aus: mwanderungen bevölkert worden fenen. Die große Infel oder den Welttheil Neuholland glaubte man bisher von unzähligen Stämmen bevölfert, von denen jeder eine ihm ganz eigenthümliche Sprache rede. Die Er» pedition hatte Gelegenheit, gründliche grammatifalifhe Kor: fhungen rüdfihtlih der Sprachen zweier Stämme anzu= ftellen, deren MWohnfige über 200 Engl. Meilen voneinan- der entfernt liegen, und dabei ergab fich eine fehr innige Verwandtſchaft, nicht nur in Betreff der meiften Wörter, fondern auch rüdfichtlih der Beugungen und der Eleinften Eigenheiten. Mit Hülfe mehrerer Vocabularien ift die Ver: gleihung über den ganzen Welttheil ausgedehnt morden, und das Refultat derfelben ift fo ausgefallen, daß fih mit Grund annehmen läßt, die Bewohner von Neubolland feyen, gleich denen Polynefiens, nur Stämme deffelben grefen Volkes und fprechen Dialecte, die von derfelben Hauptſprache ftam= No. 1729. — 629, an 1 a al ee men. Don den Miffionären erhielt man, in Betreff des Characters, dir Gebräude und religiöfen Anfichten diefer merkwürdigen Menfchenrace, fehr werthvolle Nacrichten. Die Bewohner der großen und volfreichen Fidfchi- Gruppe haben, megen ihrer Mittelftellung zwiſchen den oftwärts wohnenden gelben Völferfchaften Polynefieng und den Ocea— nifhen Neyern im Meften, die Aufmerfjamfeit der Ethnos graphen lange befonders befchäftigt. Das Refultat der, waͤh— rend eines viermonatlichen Aufenthaltes bei diefen Inſeln, mit Sorgfalt angeftellten Forfchungen beftcht darin, daß über den Urfprung diefer Völkerfhaft und deren Verbindung mit den benachbarten Volksſtaͤmmen viel Neues und Uner= wartetes ermittelt worden if. Das Publicum wird von, in's Einzelnſte gehenden, Nachrichten über die Gebräuche, Sagen und Dialecte diefer Inſulaner in Kenntniß gefest werden und eine Örammatit, fowie ein MWörterbudy mit etwa 3000 WVocabeln, erhalten. Wieder eine intereffante Gruppe find die Kingsmills Inſeln, die durch unfere Erpedition zum erften Male genau aufgenommen worden find. Sie liegen im weftlichen Theile des Stillen Oceanes genau unter dem Aequator. Es find ihrer ſechszehn, fümmtlich der Corallenformation angehörend, und das Land erhebt fid) nirgends höher, als 20 Fuß, über den Mecresfpiegel. Ahr Flächenraum beträgt zufammen nur 150 Engl. Quadratmeilen. Man findet auf ihnen Eeinen Stein, als Corallenmaffe, kein vierfüßiges Thier, als die Ratte, und nur 50 Pflanzenarten. Dennody fand man auf diefem £leinen, von der Natur fo Färglich bedachten Raume eine ftarke Bevölkerung von mehr, als 60,000 See— len, die, in Anfehung der Gefittung, nicht einer Volker: fhaft Polynefiens nachſteht. Es läßt fich denken, daß der Character und die Sitten diefer Leute, melde unter fo ei= genthümlichen Umftänden leben, viel Neues und Intereſſan— tes darbieten. Mit Hülfe zweier Matrofen, die man glüd: licherweiſe auf diefen Inſeln traf, und von denen einer ſchon feit 5 Sahren dafelbft gefangen gehalten worden war, erhielt man über diefe Puncte, ſowie über die Sprache und wahr— 13 195 fcheinliche Abftammung der Einwohner, die fhägbarften Nachrichten, Im Dregongebiete verfhaffte man fich Vocabularien von 26 Sprachen, die 13 verfchiedenen Familien angehören. Man hat wohl fein ähnliches Beifpiel, daß auf einem fo beſchraͤnkten Flächenraume foviele verfciedene Sprachen nes beneinander beftehen. Gewöhnlic hat man überall, wo man an das Vorhandenfeyn vieler felbftffändiger Sprachen in eis nem engen Raume glaubte, bei näherer Unterfuchung ges funden, daß manche darunter miteinander nahe verwandt waren. Die Nordweftküfte Nordamerica's macht jedoch von diefer Regel eine auffallende Ausnahme, indem ſich bei ge: nauerer Unterfuchung berausftellte, daß, in der That, dort mehr felbjtftändige Sprachen geredet werden, als man früher glaubte. Auf der andern Seite hat man jedody aud) Spus ven von Sprahverwandtfchaft gefunden, wo man deren vor— ber nicht vermuthete, und der Umftand ift bemerfenswerth, daß ſich eine Sprachfamilie von der Nachbarfhaft der Beh: ringsſtraße bis füdlih vom Golumbiafluffe erſtreckt Zu Singapore erhielt die Erpedition von einem dort mwohnenden Noroamericaniihen Mifjionär cine von ihm mit großem Muͤhe- und Koltenaufwande angelegte Sammlung werthvoller Malaitfcher und Bugis-Manuſcripte, deren In— balt fih auf die Gefchichte, Mythologie, Gefege, Gebräuche 2c. der Dftindifchen Inſeln bezieht. Seit dem Verlufte der beerlihen Sammlung des Sir Stamford Naffles, welche mit dem Schiffe, auf dem fie nah England gebracht wer: den follte, verbrannte, ift diefe Sammlung wohl die bedeus tendfte, die überhaupt eriftirt. Dem Hiftoriker, wie dem Philologen, dürfte fie eine fehr wichtige Ausbeute gewähren. Die von der Srpedition heimgebrachte Vögelfammlung nimmt fih in der Mationalgallerie bereits fehr fchon aus, wenngleich erſt zwei Drittel derielben aufgeftellt find. Sie enthält zufammen etwa 1000 Species und doppelt foviel Eremplare. Gegen alles Erwarten fand ſich, daß viele Voͤ— gel Deeanieng ein fehr befhränftes Wohngebier haben. Meh— tere Inſelgruppen befisen Species, die man nur auf ihnen findet, und mancde Arten find auf eine einzige Inſel be— ſchraͤnkt. Die Zahl der neuentdedten Species beträgt etwa 50. An Säugethieren Eonnten die Naturforfcher der Erpe: dition nur wenig fammeln. Keine Infel des Stillen Welt: meeres, mit Einfhluß Neufeeland’s, beſitzt ein inländifches Säugethier, Fledermäufe ausgenommen. Uebrigens wurden ruͤckſichtlich der auf den befuchten Keftländern lebenden Säus gethiere viele intereffante Nachrichten gefammelt, auch einige neue Arten entdedt, Nachftehend theilen wir eine, foweit es vor der Hand möglich, genaue Lifte der in andern Zweigen der Zoologie gefammelten Species mit: She . R 2 \ . R . 8239 Urten Meptilien - n r 5 N 5 140 — Kruftenthiere . A ; R :. 90 — Snfeten . . n ® ; ° 1500 — Muſcheln » 2000 — Zoophnten (mit Ausſiut Gorallen) 30 — Gorallen n : B i . 450 — 629. XXIX. 13. Unter biefen befinden fih an neuen Species She . B BB Ni; wg ” Reptilien 2 r 5 ü s 2 4 — Kruftenthiere » - > e { : 600 — Inſecten > 2 ⸗ — 500 — Muſcheln . .260 — Zoophyten (mit Ausſchluß der coalnn 200 — Corallen 100 — In ——7— Kataloge findet man die Zahl ber in den verfchiedenen Localitäten gefammelten Fiſch-⸗ und Reptilienarten angegeben. Fiſche. Reps = die Madeira und Inſeln des grünen a: 12 6 Rio Janeiro 4 > : 104 25 Patagonien und Feuerland — 5 Valparaiſo 327 Deu . R - & A —656 6 Paumotu⸗Inſeln und Dtaheite . . 87 7 Samoa oder Schiffer: Infeln . - .64 8 Auftralien : s g = = 30 118 Neufeeland . ? 25 6 Zongatabu und Fidſchi⸗ Inſein 1317 48 Sandwich » Snfeln, etwa . N { . 100 4 Dregongebiet, etwa . : B e 60 15 Galiforniven . r k - en 2 Sulu (Sooloo) = Meer 2 : : . 18 8 Manilla 5 2 R R : u 1 Eingapore . 2 : = Zim. 9 Vorgebirge der guten Hoffnung - — = Auf der hohen See (im atlantifchen Derane?) 9 Unter den 600 neuen Species von Kruftenthieren ges bören etwa 200 Dceanien, und zwar großentheild ganz neuen Gattungen und Familien, an. Der Ocean wimmelt von winzigen Kıuftenthieren. und felten wirft man bei gutem Wetter ein Handneg aus, ohne etwas Neues zu Tage zu fördern. In manchen Meeren find fie fo zahlreich, daß fie das Waffer viele Duadratmeilen weit roth färben, was, 3- B., vor DValparaifo an der Suͤdamericaniſchen Küfte der Fall war. Hierin befteht das von verſchiedenen Reiſenden erwähnte rothe oder blutige Waffe. Wenn diefe Thierhen in folher Menge vorbanden find, follen fi die Walfiiche von ihnen nähren, und mit dem eigentlihen Malen ift dieß auch wohl der Fall. Jedes Thierchen ift nicht über 1 Linie lang; aber in Maffe verfhlungen, gewähren ſie dem groß: ten Seeungeheuer hinreihende Nahrung. Das falerige Fiſch- beinnes am Gaumengewölbe des Walfiſches eignet ſich zur Abſcheidung der Thierchen vom Maffer, weldyes lestere durch die Spriglöcher herausgefprudelt wird. Diefe und andere winzige Kruftenthiere wurden vielfach fecitt, und man er— langte dadurch Kenntnif von mehreren intereffanten phofto- logifhen Ihatfahen. Da die Species meift durchſichtig find, fo Laffen ſich faft alle Lebensproceſſe, felbit die Bewe— gungen jedes Muskels und der Blutkörperhen, durch den Sefihtsfinn wahrnehmen. 197 Die verfchiedenen Entwidelungsftadien der Entenmu— fhel, weldye in der Jugend mit Cypris Aehnlichkeit hat und dann mit deutlichen zufammengefegten Augen umbers fhwimmt, wurden genau fLudirt und deren Verwandtſchaft mit den Krujtenthieren außer allen Zweifel geftellt. Die in der Nationalgallerie aufgeftellte Corallenfamme lung ift ganz vorzüglich anziehend. Die Schönheit und Manniyfaltigkeit diefer Gegenftände flreift an's Wunderbare, und die beften Sammlungen, die wir bisher in Nordames tica hatten, gaben davon nur einen fehr unvoliftändigen Bes griff. Aus diefen Materialien beftehen die unermeßlichen Niffe des Stillen und Indiſchen Oceans, von denen mande über 1000 Engl. Quadratmeilen Ausdehnung befigen. Weber drei Viertheile aller Inſeln des Stillen Weltmeeres find durch die Corallenthiere aus dem Meere heraufgebaut wor— den, und der fortfchreitenden Arbeit dieſer Gefchöpfe, dem Emporfteigen der Infeln und Riffe, dem Ausfüllen der Haͤ— fen oder Lagunen ıc. ward von der Erpedition Überall die gebührende Aufmerkfamkeit gewidmet, was mit um fo mehr Erfolg gefhehen Eonnte, da von ihre foviele Goralleninfeln beſucht und unterfudt wurden. Von vielen Gorallenthier= hen wurden colorirte Abbildungen angefertigt, die ung von deren veihem Farbenfpiele einen angemeffenen Begriff zu geben geeignet find. Viele derfelben waren früher noch völz .lig unbekannt, da, wegen der Schwierigkeiten, die man bei'm Einfammeln derfelben zu überwinden bat, diefer Zweig der Zoologie bisher nur fehr unvolltommen ergründet wor— den: ift. An zoologi chen Abbildungen wurden im Verlaufe der Neife aus den verfchiedenen Zweigen angefertigt: Von Reptilien > 2 79 Species — Fiſchen . A . 60° — — Mollusken, Mufcheln und Thiere 500° — — Zoophyten, erclufive der Corallen 350 — — GCorallen 5 £ . 140° — — Kruftenthieren . 3 500. — Die Mannigfaltigkeit und Schönheit der Seethiere an den Goralleninfeln des Stillen Weltmeeres laffen fih nicht be: ſchreiben. Gleich den Vögeln in unfern Wäldern, tummeln fib bunte Fiſche in den Gorallenhainen herum und herrlich gefärbte Mollusken bededen den Boden, mie mit einem Blumenteppih. Der Bewohner unferer nördlichen Himmels: gegenden glaubt fih hier iu eine neue Schöpfung verſetzt, und viele diefer Wefen haben fo auferordentlihe Formen, dag man ſich nur durch den Augenfchein von deren Wirklichs keit Überzeugen kann. Mer die berrlicken colorirten Abbil- dungen, welche die Künftler der Erpedition geliefert haben, durchgeſehen hat, wird zugeben, daß fich hier mit Morten wenig befchreiben läßt. Viele der neuen Species find noch nicht abgebildet. Während foviele Gegenftände augenblickliche Beruͤckſichti— gung erheifhten, mußten andere nothmendig vernachlaͤſſigt werden, und nur von denen Eonnte man auf der Stelle Ab- bildungen anfertigen, deren Farben und Geftalt am Ber: gaͤnglichſten waren. 629. XXIX. 13. 198 Zehntaufend Pflanzenfpecies in etwa 50,000 Eremplaren bilden das Herbarium der Erpedition. Kolgender Catalog giebt über die Zabl der an verfchicdenen Fundörtern gefamz melten Arten Nachmweifung : Madeira . . . . . . 300 SInieln des grünen Vorgebirges & 60 Brafilien , 2 a 2 : —80 Rio Negro (in Patagonien) . — 150 Feuerland . 2 - — 43220 Sili . 8 2 } R s 442 Peru R R R 3 A 2,8520 Dtaheite — 288 Samoa Echiffer-Inſeln) . 457 Neuſuͤdwallis £ ° ° ° 787 Neufeeland . £ - ° 2398 Auckland⸗Inſeln . s x R 50 Tongatabu — 236 Fidfehi · Infeln he 1 786 Gorallen = Snfeln . 2 h s 29 Sandwich: Snfen . 5 R e 883 Dregon = Gebiet R s — . 1213 Galifornien . 2 . . - 519 Manila . E 2 4 J 43 Singapore . . . — 80 Mindanao . ° 2 — 0 Eulu : Snfeln . 2 & — — 58 Mangſi-Inſeln . 5 2 80 Vorgebirge der guten Hoffnung - 300 ©t. Helena & > . > R 20 Summa 9646 Mit Einfluß der Moofe, Flechten und Zange wird ſich die Zahl über 10000 belaufen. Außer getrodneten Ersmplaren, wurden 204 lebende Pflanzen mitgebracht, die fih gegenwärtig im Gemädjshaufe des Watentamtes befin= den, wofelbft man auch unzählige Pflanzen fieht, die aus den mitgebrachten Sämereien gezogen worden find. Von Simereien wurden 1156 Arten gefammelt, Miele von der Erpedition herrührende Pflanzen fieht man ſchon hin und wieder in den Gewächshäufern der Vereinigten Staaten, fo- wie England’ und anderer Europäifcher Ränder. Auch eine Holzfammlung ift angelegt worden, und die intereffanteften Hölzer darin find die von baumartigen Species von Oxa- lis, Viola, Repogonum, Piper, Geranium, Argy- roxiphium, Dracophyllum, Rubus, Bromelia, Lobelia und Compositae, fowie Stüdr vom Schafte der Baumfarın und Palmen. Es find colorirte Abbildungen von 108 Plan: zenſpecies vorhanden. Außer den erwähnten Gefichtspuncten, die man in j00= logifeher und botanifher Beziehung fefthielt, wendete man der geographifchen Vertheilung der Pflanzen und Thiere ganz befondere Aufmerffamfeit zu und ermittelte in dieſer Be— ziehung viele wichtige Thatfachen. Die Berichte über die— fon Gegenftand und die vielen Charten, welche denfelben er— läutern, gehören zu den intereffanteften Ergebniffen der Er- pedition. Die DVertheilung der Zoffilien ift dabei gleichfalls 132 199 nicht unberuͤckſichtigt geblieben, fo daß auch die Geologie und die Geſchichte der vorweltlihen Schöpfungen nicht leer aus» gehen. Die von der Erpedition befuchten Gegenden maren in geologifcher Beziehung ungemein intereffant. Die Inſeln des Stillen Deans Hftlih von Neucaledonien beftehen entwe— der aus Bafalt oder aus Korallen. ine große Menge der lestern find, wie gefagt, unterfuht worden und man hat darüber viel Kehrreiches ermittelt. Die Thatſachen dienen Darwin’s Theorie ruͤckſichtlich der ntftehung diefer In— fein ſehr zur Beſtaͤtigung, führen aber, in Betreff der Areale der Senkung und Echebung im Stillen Dcean *) auf ganz verſchiedene Schlüffe. In diefer lestern Beziehung wurden fehr zahleeihe Beobachtungen angeitellt. Die Bafaltinfeln ffammen aus verfchiedenen Epochen, von der jüngften vulz Eanifhen bis zu ſehr alten Zeiten, wahrſcheinlich bis zur Mitte der fecundären Formationen hinauf. Die ältern In— feln find wegen ihrer fonderbaren topographiſchen Befchaffens heit merkwuͤrdig. Faſt nirgends in der Melt findet man fo tiefe Schluhten, jo hehe und ſpitze Piks und ſcharfe Gebirgsfimme miteinander vermiſcht. iner der hohen Ge: birgsrüden auf Dtaheite, der fih 6000 Fuß über die Mee— resfläche erhebt, hat einen fo ſcharfen Kamm und fo ab» fhüffige Winde, daß man fi rittlinge auf denfelben feßen und zu beiden Seiten in einen Abgrund von 1000 Fuß Ziefe hinabſehen kann. Nur fo kann man no ungefähr 30 Fuß nah dem noch 1000 Fuß böbern Gipfel zu em— poreutfhen, da wo die Büfhe aufhören, mit denen der Kamm fonft bewachſen ift, und die dem Neifenden als Ge: länder dienen. Nach der berühmten Gorallenbanf auf den Bergen von Dtaheite fuchte man vergebens. Die Sundwihinfeln enthalten Balalıfelfen jeden Alters von den jüngften vulfanifchen Formationen bis zu den äf» teften hinauf, die der Stille Ocean aufzumeifen hat- fowie auch Corallenfelfen und emporgeſchobene Rıffe. Sie bieten in Anfehung der Structur und Formation der vulkanifchen und Kalkfteinfelfen viel Sntereffantes dar. Die hohen ſtei— fen Wände und zerfihmetterten Bergmaffen erfüllen den Nords amerifaner mit Staunen. Es liegt auf der Hand, daß die Inſel Owaihi (Dahu) der zertrümmerte Ueberreft zweier ho— ben Bulfane if. Ein mehr als 20 Engl, Meilen langer und 1000 His 3,000 Fuß hoher fteiler Abhang ift, wie es fheint, ein Durchfchnitt eines jener Wulfane, der in der Mitte entzwei barft und zur Hälfte in's Meer verfanf. Oweihi ift theitweife von einem Corallenriff umgeben, das 25 Fuß hoch über das Maffer emporragt, und ähnliche Spuren von noch bedeutenderen Erhebungen trifft man auf anderen Inſeln. Neubolland bot der Erpedition Gelegenheit, eine Pflan: zemfanımlung aus der Steinfohlenformation zu veranitalten. Die Kohle ijt bituminös, und die Flöse find fehr ausgedehnt, Auch von foffilen Mufheln und Gorallen (im Ganzen etwa 130 Species), wurden aus dem naͤchſt der Kohle Lagern= *) Bergl. Nr. 72. 100 d. BL, 629. XXIX. 13. 200 den Sandſtein Sammlungen gewonnen. Die Geologle ber Steinkohlenformation, des fie Überlagernden Sandfteins und des darunterliegenden fofjilienführenden Sandfteins ift, fowie das Verhalten der Zrapppfeiler und Lager, höchſt intereffant. Außerdem bemerkt man feine Felsarten. Etwa 100 Species von Foffilien, unter denen ſich Ruͤckenwirbel von Getaceen, Ueberrefte von vier Kifcharten, Krabben, Echini und Mufheln bifinden, wurden in einem thonführenden Sandftein, bei Aftoria am Columbiafluffe ges funden. Auch in das Innere des Dregongebietes, fowie nad) Galifornien, wurden weite Yandercurfionen gemacht. Die Anden wurden fowohl in Peru als in Chili bes fliegen, und im erjtern Rande fand man auf denfelben einen Ammoniten bei 16,000 Fuß Höhe. Die Sammlungen in der Nationalgallerie enthalten Neihenfolgen von Stufen aller befuhten Gegenden; baruns ter Edelſteine, Gold- und Eifenerze von Brafilien, Kupfer erze und Silbererze von Peru und Chili, außer andern, welhe nur zur geologifhen Gharacterificung der Länder dienen. Mir müffen unfern Bericht nun fchliefen, nach mels chem man indeß f&hon hinreichend wird bemeffen Eönnen, daß die auf die Erpedition verwandten, an fi keineswegs ſehr bedeutenden Koften (da die Schiffe zugleih den Dienft eines gewöhnlichen Kriegsgeſchwaders in dem Stillen Ocean verfahen und der Befehlshaber Wollmaht zu Abſchließung von Handelsverträgen ꝛc. batte), duch deren Mefultate bei Weitem überwogen werden. (The American Journal of Science. Vol. XLIV, No. 2. Edinb. new philos. Journ. Oct. 18543 — Jan. 1544.) Miscellen ueber den Einfluß des Lichts auf die Pflanzen hatte Herr Hunt, Secretär der polytechnifben Gefellfhaft von Sornwallis, fon in den Jahren 1340 und 1842 Verſuche ange⸗— ftelt, aus denen fi) ergab, daß Pflanzen, welche unter grünen durchſichtigen Subftangen wuchſen, ganz farblos waren, folde unter gelbenetwas wenfger bla& wurden, folde unterretben eine ungefunde Farbe batten, daß aber eine unter blauen wachſende Kreffenfaat gang eben fo grün wurde, ala wenn fir dem gewöhnlichen Tageslichte ausgeſetzt geweſen wäre. Hr. Hunt fest gegenwärtig feine Verſuche über die Bildung des Chloros phylis fort und hofft diefelben bis zur nächiten Zufammenfunft der Britiſchen Gelehrtengefellfihaft vollenden zu Fönnen Er ver: muthet, daß die Sonnenſtrahlen in heißen Himmelsſtrichen in die: fer Beziehung anders wirken, als in gemäßigten. Auch Profeffor Draper und Dr. Gardner liegen ähnlihen Forſchungen ob. Uebrigens proteftirt Herr Hust gegen die ihm von Dr. Gard— ner zugefchriebene Meinung, als ob blob das blaue Licht dass jeniae fep, welchem die Kraft, die Pflanzen arün zu färben, ins wohne. (London, Edinburgh and Dubl. Phil. Mag., Febr. 1844.) Ueber bie Klüge der Heufhreden hat Dr. Boftod ein Schreiben von feinem Sohne erhalten, der in Indien, zwifchen Cawnpoor und Agra, einen folchen Heuſchreckenzug beobachtet hat. Die Zahl der Heuſchrecken war fo groß, daß die Atmofphäre faft ganz verdunfelt war. Sie Schienen ſich in dem Verbältniffe von 4 englifhen Meilen in einer Stunde zu bewegen, und obgleich die Wanderer in entgegengefester Richtung zogen, beburften fie doch zwei bis drei Stunden, um durch fie hindurchzukommen. a _ 201 629. XXIX. 13, 202 DEE ho wre: Ein Fall von partieller lobulärer Pneumonie mit Ecclampfie und Keuchhuften. on Guerfant. Anı 26. Suni wurde in’s Kinderhofpital ein zwei Jahre altes Kind, Namens Bremel, aufgenommen. Das Kind war von gus ter Gonftitution, gewöhnlich gefund, vaccinirt und hatte weder an Roͤtheln, noch Mafern, noch an Kopfgrind gelitten. Die Eltern find im Allgemeinen gefund. Vor ungefähr drei Wochen wurde es Trank; in den erften acht Zagen huftete es etwas und hatte einige Male Erbrechen Die Mutter giebt an, daß es während diefer Zeit faft immer ziemlich ftarfes Fieber gehabt habe. Seit vierzehn Tagen bat es convulfivifhe Huſtenanfalle. Während der Anfälle werden die Wangen und das Geſicht faft ganz dunfelroth, in’s WBläuliche fpielend. Während der Keuchhuftenanfäle ift die Oppreffion ſehr beträchtlich. Zugleich find nausea und Erbrechen einer gallertartis gen Flüffigkeit vorhanden. Vierzehn Zage lang bat das Kind nur etwas Milch genoffen; bei Berührung ift der Leib nicht ſchmerz— haft. Seit zwei Tagen hat es reichlihen Durchfall. Es ift bereits erwähnt, daß das Kind feit drei Jahren fort— mwäbrend an Fieber leide; diefes beginnt Nachmittags mit Froft, wonah Hitze und Schweiß folgen. Vor zehn Zagen hat es nur einen Anfall gehabt, bei welchem der ganze Körper nach Rücdwärts gezogen wurde, bie Arme geſtreckt und die Hände gefcloffen mwarın; der Hals ift nod Rückwärts gebogen; der Mund halb ge: Öffnet; die Augen nad) Oben verdreht; das Geficht geſchwollen und von durkeibläulichrother Farbe. Der Anfall beginnt mit einem ſchar— fen Schreie, wonad das Kind ruhig bleibt und während des fünf Minuten dauernden Anfalles nicht fehreit. Seit jenem Zage ift ein ähnlicher Anfall nicht wirdergefchrt und das Bewußtſeyn nicht vers loren gegangen; das Kind fchlummert während des Tages, waͤh— rend der Nacht aber ſchlaͤft es wenig, oder gar nicht und der Schlaf wird fehr häufig durdy den Huſten unterbrochen, melcer ſehr ſtark ift. Während der Nacht fchreit es faft unaufhörlich fehr ſtark. i Die Urfahe der Krankheit wiffen die Eltern nicht anzu: eben. 5 Bei'm Eintritte zeigte der Puls 160 Schläge in der Minute, Am 27. Zuni war der Puls 143 bis 152 und fehwer zu zäblen wegen feiner Häufigkeit; Dyspnöez kurze Refpiration, wenigſtens 82 Athemzüge in der Minute. Die Percuffion erzielt nichts, nur ift der Zon nah Unten und Links etwas matt; die KRefpiration ift faft überall und auch nach Hinten gut; an der Stelle, wo der Ton matter ift, hört man ein geringes Grepitationsgeräufh. Der Bauch ift, felbft bei'm ftärkften Drude, nicht empfindlich. Auf dem Körper bemerkt man feinen Ausfchlag. Die Herzfchläge und Geräufche find fo vermiſcht, daß man durch die Aufcultation nichts unterfcheiden kann. Sechs blutige Schröpfföpfe am hinteren Theile ber Bruft; eine verfüßte Malvenabkochung, abgerahmte Milc. Am 28. Suni hat das Kind während der Nadıt viel gemeint und faft fortwährend gefeufzt und gehuſtet; auch waren einige con= vulfivifhe Huftenanfälle mit pfeifender Infpiration, ſowie fie im Keuchhuften beobachtet werden, vorgefommen. Die Erfcheinungen der Aufeultation und Percuffion find diefelben, wie geftern. Malvens decoct, weißer Saft mit Tartarus stibiatus; ftrenge Diät. Am 29. Suni hat das Kind viel gehuftet und am Tage ge— niefft. Zwei oder brei Mal Erbrechen. Puls 122. Bei'm Huften richtet es fich auf. Diefelbe Gefhwulft und Röthe des Geſichts während ber Huftenanfälle. An diefem Morgen ift die Gelichtss farbe frifh. Die Refpiration 68. Die Nacht war ziemlich ruhig. Diefelben Ausfeultationserfcheinungen. Der Leib felbft bei Berüb- — Malvendecoct, Saft mit Kermes; abgerahmte Am 30. Juni. Puls 144, klein, faft fadenfoͤrmig, häufig aus— fegend; bie Refpiration fehr befchleunigt, 80 in der Minute. Ge: ftern war fein Erbrechen; zwei oder drei Huftenanfälle mit Ans fhwellung und dunkler Farbe des Geſichts. Das Schleimraffeln der vorhergehenden Tage hat abgenommen; Malvendecoct, Saft mit Kermes und Zinforydz ein Bad, Senffußbad, firenge Diät. — Am Abend deſſelben Tages war der Huften viel ftärker und haͤufi— ger; Erbrechen nad) jedem Huſtenanfalle; die Nefpiration fehr ber fchleuniat, 80 bie 84; Puls 160, klein; Haut warm, etwas feucht. Eonvulfionen gegen 6 Uhr Abends. Strabismus convergens. Stei— figfeit der oberen Gliedmaaßen; Contractur der Finger; bläuliche Färbung des Geſichts. Das Kind ftarb unter Convulfionen. Leihenöffnung. — Refpirationsorgane. Die linke Lunge zeigte an ihrem unteren Theile und an einer Stelle des mittleren Lappens cine ftarfe partielle Congeftion, ähnlich der rothen Depa= tifation. An der Spipe beider Lungen fand man, außer einer geringen Dilatation der Broncien, nichts Abnormes. Das Lungengewebe ift, außer an den bezeichneten Stellen, crepitivend; die Bronchial— drüfen beider Seiten find roth, etwas angefhmwollen, enthalten je= doch feinen Eiter. Nervenfpftem. Die Hirnhäute find ſtark mit Blut gefüllt; die sinus der harten Pirnhaut enthalten ſchwarzes halbflüffigıs Blut, die Gorticatfubftang des Gebirns ift rofenrothb. Die Mark: fubftang zeiat auf dem Durdfchnitte Blutötröpfchen; die plexus chorividei find blutftregend; die linke Hemifphäre zeigt weniger Gongeftion, als die rechte. Etwas Blutferum in den Ventrikeln. Das Feine Gehirn zeigt ebenfalls Congeſtion. (Das Kind hatte vier Zähne in der oberen und zwei in der unteren Kinnlade.) Vorftchende Beobachtung ift von fehr großem Snterefje;z denn wir finden bei demfelben Eubjecte drei Affectionen von verfdyiedener Natur, die zugleich auftreten und gleichen Schritt halten, Wir wollen jie demnach näber betrachten. Bei ber Aufnahme des Kine des erklärten die Eltern, daß es feit drei Wochen Eranf fiy und nur ein Mal, und zwar zum erfien Male in feinem eben, einen convulfivifcen Anfall gehabt habe, von dem fie uns Feine Befchrei= bung arbın und über den wir auch feinen Aufichluß erhalten konn— ten; jedoch unterliefen wir es nicht, genau darauf zu adıten, bis ein neuer Anfall uns deutlich zeiaen würde, mit welchem Leiden wir es zu thun hatten. Die Diagnofe rüdfichtlid) diefis Symptomes war demnad unklar, bis in den eriten Zagen nad) der Aufnahme des Kindes neue Symptome derfelben Art auftraten. 3ur Zeit, als dag Kind in das Epital gebracht wurde, war die Rungenaffection, von welcher wir die Symptomengruppe bereits angegeben haben, vorberrfchend. Es möchte jedoch nicht unpaffend feyn, einige Betrachtungen über die fogenannte lobuläre Pneumo: nie, eine bei Kindern häufiger, als bei Erwachſenen, vorfommende Affection anzuftellen, und welche durch ihre Eymptome und ihren Verlauf bei beiden öfters verfchieden ift. Sn der lobären Pneumonie firht man bei der Leichenöffnung im Augemeinen, daß die Lunge auf ihrem Aeußeren roſenroth erfcheint ; fie ift weich) und zeiat violettrothe, umfchriebene fefte, häufig ber: vorragende und dem Fingerdrucke widerfichende Etellen. Dieſe Ver— änderungen haben namentlich ihren Sig an dem hinteren Theile, und man muß fich wohl hüten, fie mit der Congeſtion zu verwechſeln, welche nach dem Zode, in Folge der fchiefen Rage diefes oder jenes Organes, fich bildet. Der Durchſchnitt der Lunge ift grauroͤthlich und dunfelvivlettz; jeder rothe Fleck auf der Außeren Fläche ent= fpricht dem Snnern des Parenchyme, deffen Färbung viel dunkler ift und offenbar einen Gonaeftionsfnoten darftellt, welcher der ro— then Hepatifation in der gewöhnlichen @ungenentzündung ähnlich if. Er ift demnad in feiner Gonüifteng, feinem Ausfehen und ſei— ner Dichtigkeit vollfommen identifch mit einer entzündeten Zunge. Will man aber diefen oder jenen Character wahrnehmen, fo ift es nöthig, den Eranfen Theil des entzündeten Lungenlappens, wenn ic) mich fo ausdrücden darf, von den geſunden Theilen des Organes zu trennen. Man begreift leicht, baß das hepatijirte Läppchen nur im Waffer unterfinfen werde, wenn eö von den aefunden, ihn um— gebenden und fpecififch leichteren Theilen befreit feyn wird. Die 203 durch Druck ausgepreßte Fluͤſſigkeit, melde von dem Eranfen Theile herruͤhrt, iſt eiterig und mit Schlamm untermifht. Wie die los bäre Pneumonie, fo zeigt auch die lobuläre Pneumonie drei Pe: rioden, weldye mit den drei befannten Graden der gewöhnlichen Entzändung correfpondiren. Der erjte Grad giebt ſich zu erfenz zen durch eine dunkelviolette Röthe der durch die Entzündung ers ariffenen Lungenläppdhen. Die aus den kranken Theiten ausgepreßte Fluͤſſigkeit iſt roth, blutig und ſchaͤumend. In dem zweiten Grade iſt die Farbe der entzuͤndeten Knoten grau- oder gelb⸗roͤthlich; letztes iſt der Fall, wenn man ſich in der Uebergangsepoche von der zweiten zur dritten Periode befindet, Asdann ift auch die Fluͤſſigkeit eiterig, weniger ſchaumig und hie und da mit gelben Fäden untermifcht, ein fiheres Zeichen der bes ginnenden Eiterung. In dem dritten Grade it die Kärbung des Parenchyms gang gelb und die durch Einſchnitte ausfliegende Fluͤſſigkeit ift ebenfalls gelb und eiterig; in Ausnahmefällen ift fie zumeilen grau, und man Tann, wenn man diefer Farbe nicht große Aufmerkſamkeit widmer, die Urſache des unglüciihen Ausgangs diefer Krankheit überfehen. Und, in der That, zeigt das graue Gewebe eine Faͤrbung, welche wenig von der normalen abweicht; gleidhywohl aber ift fie deutlich zu erkennen, wenn man ihre Charactere mit denen einer normalen unge vergleicht. Die entzündeten Puncte naͤmlich ragen über die Schnittflädye bervor, während in den gefunden heilen das Gewebe zujammenfällt. Die Sharıctere der Flufiigfeit anlangend, fo find fie fait diefeiben, wie wir ſie früber angegeben haben. Man ſieht aus dem oben angegebenen Leichenbefunde, daß die in Rede ftehende Pneumonie, obaleid) eine lobuläre Pneumonie, dod) nicht zu jener Varietät von Entzündung gehört, welcher man in der legten Zeit den Namen warzenförmige Pneumonie gegeben bat. Der Fall, von dem j Bt die Rede ift, nähert fich vielmehr der fogenannten partiellen und lobären Pneumonie, einer Korm, die ſich nur duch die Ausbreitung der Entzündung und die wenig deutliche Abmagerung der entzündeten, congeftiven und gefunden Parthieen unterfcheidet. Uebrigens giebt es eine Periode, bei welcher ein Theil diefer Charactere verſchwindet. Sn der dritten Periode ift die alle gemeine lobuläre Pneumonie nichts Anderes, als die gewöhnliche lobäre Pneumonie. Hat endlich die wenig verbreitete Hepatifation ihren Sitz an der Baſis oder am vorderen Rande der Lungenlappen, im Ganzen alfo der gewöhnligen Entzündung aͤhnlich, fo ftelle jie die Form dar, die von Delaberge Marginalpneumonie genannt worden it. Diefe Form wird bei Kindern unter ſechs Sahren felten beobs achtet. Y Sndem wir nun die Symptome der Pneumonie als bekannt übergeben, wollen wir nur darauf hindeuten, daß das Crepitations— geräufh in diefer Krankheit gewoͤhnlich ſchwaͤcher ift, als in der lobären Pneumonie, und daß ee zuweilen nur das einzige Sym— ptom it, welches man während der Krankheit wahrnimmt. Es iſt felten, wenn überhaupt, möglih, daß man ein Geraͤuſch noch im dritten Stadium der lobulären Pneumonie wahrnimmt. Eine Yneumonie bei Erwachſenen, oder Kindern zu diagnofticiren, bält nicht ſhwer, jedoch eine fihere Diagnofe zwiſchen den verfchiedenen Formen bei Kindern zu ftellen, ift von Außerfter Schwierigkeit, und wir wollen in diefer Beziehung einige kurze und einfache Data ans eben. : Ein in einer großen Partbie der Runge verbreiteter matter Zon mit ftarfem und ſehr verbreitetem Bronchialathmen deutet auf feine andere Korm der Pneumonie, als auf eine lobäre, oder fehr intenfive und bereit® in ein fpäteres Stadium übergegangene allge— meingewordene lobuläre Form. Iſt die Krankheit primitiv, fo ift mehr Grund vorhanden, auf eine lobäre Pneumonie zu ſchließen; ift eg eine confecutive, fo darf man mehr auf eine lobuläre Pneu— monie denfen. Der Verlauf der Krankheit ift noch entfceidender für die Diaanofe; demnady ift die lobäre Pneumonie von wiebereins tretendem Grepitationsgeräufche begleitet, zur Zeit, wenn fie an Sntenfität abnimmt. Wir wollen nicht länger bei diefen Unter— f&hieden verweilen, welche für die Praris von geringer Wichtigkeit find, weil die allgemeine und Örtliche Behandlung in den verfchies denen Fällen immer diefelbe ift, wobei freilich die individuellen Ums 629, XXIX 13, 204 flände und bie Bedingungen, in welchen fi die Kranken befinden, zu berück ichtigen find. Nun noch einige Worte über die Symptome, welche aus bem Allgemeinbefinden hervorgehen. Erpectoration war nicht vorhanden, und wir haben an einer andern Stelle bereits Gelegenheit gehabt, bemerkbar zu machen, daß diefes Symptom um fo feltener vorhans den it, je jünger das Kind. In Ausnabmsfällen ift zwar etwas Erpectoration vorhanden, aber niemals ift jie mit Blut vermifcht, wie in der lobären Pneumonie. Die Imdicationen, welche wir im vorhergehenden Kalle aus dem Duften ziehen Eonnten, waren fat Nul, wegen der Compli⸗ cation mit dem Keuchhuſten, wodurch der Huften in ein Pfeifen währen» des Einathmens ausartete, fo dag man in jeder Minute eine Erftictung befürchtete. Statt der fonft gewöhnlichen Rüdenlage, bemerkt man, wie im vorliegenden Falle, häufig eine mehr jigende Stellung, was bei ale len Affectionen der Refpirationsorgane gewöhnlich ift, bei welchen Außerfte Dyspnde und Erſtickungsnoth vorhanden ift Die Be: fehleunigung des Pulſes und der Refpirationsbervegungen fteben im geraden Verhältnije mit den Ausbreitungen und dem Sntenjitätss grade der Krankheit. Im vorliegenden Kalle gingen die Schläge nicht über 160 in der Minute; bei einer ſolchen Zahl find die Puls» f&hläge, zumal bei fo jungen Subjecten, fo fhwad, daß ſie in eine Art Zittern ausarten und fehr ſchwer zu zählen find. Die Fre: quenz der Refpiration war nicht geringer. In den erften Zagen waren 48 Athemzüge in der Minute, die bald auf 60 und felbft auf 80 jtiegen. Diefe Zahl ift gemöhnlid als das Marimum der res queng bei den jüngften Kindern zu berradyten und audy bei ibnen ſehr felten. Bei etwas alten Subjecten überfteiat die Zahl der Re— fpiration nicht leicht 60. Der Verlauf der lobuldren Pneumonie ift fehr rafh, da das Kind, trog der energifchften Behandlung doch ſchon am fechsten Tage ftarb, Zwar datirte ſich die Krankheit fait feit drei Wochen her, indeß ift es, nad) der Ausfage der Eltern, wahrfcheinlih, daß die Krankheit erft in den legten Zagen vor der Aufnahme des Kindes jenen ernften Character angenommen habe, melden fie bei'm Ein: tritte zeigte. In dem uns befchäftigenden Falle ift demnach der Zod in der acuren Periode der Krankheit eingetreten und nicht, wie man dirfes zumeilen beobachtet, nad) einem langfamen, mehrere Wo⸗ chen dauernden, Verlaufe. Die Prognofe ift immer bedenflih und um fo bedenflicher, je jünger das Kind ift und je weiter dag Leiden bereits vorgefchritten und in einem fpäteren Stadium fich befindet. Die Urfadhen ar— langend, fo jind fie diefelben, wie in der aewöhnlichen Pneumenie. Die Behandlung unterfcheidet fiy in Nichts von der gewoͤhn⸗ lihen Pneumenie. Bei Kindern ift die antiphlogiftiiche Metkode in ibrer ganzen Stärfe unftatthaft, und man bat häufig die groͤß— ten Vorwürfe fih zu maden, weil man glaubte, daß der kindliche Draanismus dem erwachſenen aleihflomme.. Sm vorliegenden Falle waren bereits bei der Aufnahme des Kindes nervöfe Zufälle von zweideutigem Character vorhanden, über welhe man faſt aar Eeine Auskunft hatte; jedoh war man von ihrem Vorhandenſeyn überzeuat, und es war nöthig, ihrem abermaligen Auftreten, fo viel als möglich, vorzubeugen. Nun weiß man, daß bei Individuen von ſchwacher Gonftitution und bei ſolchen, die zu nervoͤſen Zufällen aeneigt find, die Blutentziehungen bäufigere und jtärfere nervöfe Zufälle oder Convulfionen hervorrufen. Da aber in vorliegendem Falle die entzündliben Symptome am Meiften zu fürdten waren, fo nabm Herr Guerfant feinen Anftand, dem Kinde fechs blutis ge Schröpfföpfe auf dem Rüden appliciren zu laffen und verord+ nete zugleich Looch blanc und 2 Gentiaramm Tart. stib. Das Alter, Temperament und die Conititution des Kindes be— ffimmten Herrn ©, zur Verabreihung einer fo Eleinen Dofts Tart. stib.; auch mußte in einem fo complicirten Zuftande eine Srritas tion des Darmcanald moͤglichſt vermieden werden, und aus diefer Beforgniß allein vertaufchte Herr G. den Tart. stib. fpäterhin mit Kermes. Trotz diefer Behandlung ftellten fih doch Convulfionen ein, die AehnlichEeit mit der Ecclampfie hatten, und die offenbar von einer materiellen Veränderung des Nervenſyſtems berrührten, welche aber nach dem Tode nicht aufgefunden werden Eonnte. Wie 205 dem aber auch) fey, fo traten, als die Lunge affection bereits fo weit gediehen war, daß keine Hoffnung auf Heilung vorhanden war, die Gonvulfionen mit erneueter Heftigkeit wieder ein. Antispasmodica blieben fruchtlos, und das Kind ftarb unter den heftigen Zufällen. (Gaz. des Höpitaux, 18. Juill 1345). Beobachtungen über Goralgie von Parife und Bonnet. (Sm Auszuge) Sn dem Juli- und Auguſthefte der Archiv, gener. de med. 1343 cheilt Dr. 3. Parife feine Beobachtungen und Verfuche über die Verlängerung und Werkürzung der Unterextremitat mit, aus denen wir bier das Wefentlichite entnehmen, Der Verfaſſer bes giant mit einer hiſtoriſchen Ucbirficht, von Gaelius Aurelianus anfangend, welcher fhon die Verlängerung und Verkürzung brobache tet hatte. Perit ſprach nur von der Verkürzung, nad) ibm eine Folge der Ausſtoßung des Schenkelkopfes aus dem Gelenke durch die Eynovie. Morgagni empfiehlt die Mejfung beider Extremitäten und ſchreibt der Gontraction oder Lähmung der Huͤftmuskeln einen bedeutenden Einfluß auf die Verlängerung oder Verkürzung des Schenkels zu. Nah Paletta ift gleichfalls die Muskelaction von Bedeutung, und die Veränderungen in der Länge des Gliedes häns gen von der Bildung leerer Räume zwiſchen den Gelenkflaͤchen ab; an einer andern Stelle dagegen fchreibt er die Verlängerung einer Entzündung und Anfchwellung der Gelenkknorpel und des ligam. teres zu. Sabatier ift der Anſicht, daß der Luration, melde durch die Anfamınlung von synovia im Gelenke entfteht, ftets cine Verlängerung des Gliedis vorangehe. Larrey fchreibt die Ver— längerung einer Anfchwellung des ligam. teres, die Verkürzung der Zerftörung der Gelenkflaͤchen zu, ftelt aber die Verlängerung oder Verkürzung als ganz unabhängig von einer Luxation hin. Hun— ter erklärte die Verlängerung des Gliedes aus einer Genfung des Bedens, Brodie aber war es, welcher die Neigung des Beckens eis nächfte Urfache der Verlängerung oder Berfürzung angab, und tiefe legteren für fcheinbar erklärte. Fricke unterfchied die coxar- throcace als wirkliche Gelenkentzündung, bei der das Glixd ftets verkürzt if, von der Coxalgie, einer Art von Muskellähmung, bei der das Glied ſtets verlängert ift. Der Verfaffer weif't aber nad), daß Fricke durd die Mejfung nicht minder getaͤuſcht worden fen, als andıre Wundärzte durch die bloße Beſichtigung. Auf ähnliche Taͤuſchungen, abhängig von der höheren oder tieferen Stellung des Bedeng, haben Gaedechens, Malgaigne und Guerin auf: merffam gemacht, welche Stellung Malgaigne für primitiv hält, Guerin dagegen von der fchrägen Lage der Schenkelbeine gegen die Are des Beckens abhängen läßt. Der Verfaſſer geht nad) dies fer biftorifchen Weberficht auf die genauere Unterſuchung der fcheins baren und wirklichen Verlängerung oder Verfürzung über, indem er Sheinbar die von den verfchiedenen Laaeverbältniffen der Sliedmaagen zur ſenkrechten Beckenare abhängige Stellung und wirf£lich diejenige nennt, welche von der Veränderung der abſe— luten Laͤnge der Knochen herrührt. Die an einem gefunden Indie piduum vorgenommenen Meffungen ergeben nun die Reſultate: 1. daß die Stellung des Gliedes zur Zeit der Unterfuchung auf das Refultat der Meffung von Einfluß ift; 2. daß, wenn man von der spina anterior superior bis zu ben Gondylen des Oberſchenkels, bis zur Kniefcheibe oder bis zu den Knoͤcheln mißt, man eine Länge findet, welche zunimmt bei der Adduction und Ertenfion, abnimmt bei der Abduction und Flexion; 3. daß bei diefer Art der Meſ— fung die größte Länge durch eine combinirte Stellung der Adduc— tion und Ertenfion, die größte Kürze durch die der Abduction und Blerion gegeben wird; 4. daß die Mejfung von der spina poste- rior superior bis zu denfelben gerade die umgekehrten Refultate ergiebt. Die Stellung des Gliedes ift als ein primitives Eym: ptom der Krankheit anzufehen, welches fecundär die Abweichung des Beckens hervorzubringen vermag. Jene Stellung ift von dem BVorhandenfeyn einer größeren oder geringeren Menge Synovie im Gelenke abhängig. Die Muskeln des kranken Gliedes find con: 629, XXIX. 13. 206 trahirt, die Bewegungen derfelben faft ganz aufgehoben und wer: den durch die Bewegungen des Beckens compenfirt. Es ift nicht das Becken, welches ſich auf der Eranten Seite fenkte, fondern der Stamm, welder ſich auf der entgegengefegten Seite neigre. Die Abweihung des Beckens ift die Folge der feften, Stellung, weldye der Schenkel der Erankın Seite im Verhältniffe zum Biden ans nimmt. Die Stellung des Franken Gliedes beftimmt die des geſun— den. Die jeitlihen Beugungen, fowie die abwechfelnden Kruͤmmun— gen der Wirbelfäule find dazu beftimmt, die allgemeine Are des Koͤrpers in die abnorme Richtung der Unterertremitäten zu brin- gen. Die Neigung des Beckens auf der leidenden Seite führt die anſcheinende Verlängerung für das Auge und die anfcheinende Ver— fürzung für die Mejlung, von der spina ilii anterior superior aus, herbei. Die Erbibung dıs Beckens bringt die umgetihrten Er— fheinungen hervor: anfcheinende Verfürzung für das Auge und an— fcheinende Verlängerung für die Meffung von demfelben Puncte aus. Die fheinbaren Verfchiedenheiten für das Auge gehen daraus bervor, daß man die Unterirtremitäten nicht als zwei gleicharmge Hebel betrachtet, deren obere Enten aber nicht in gluicher Höhe fieben und weiter voneinander entfernt find, als die untırın. Die ſcheinbaren Unterſchiede für die Meffung gehen daraus hervor, dag man vergleichungsweiſe die Entfernungen mißt, welde die Enden zwei einander aleicher Linien, die aber Winkel mir verfchiedenen Oeffnungen bilden, zwiſchen fich laffen. Die anfdjeinende Werkürs zung fur das Auge ift ftets von viner anfcheinenden Verlängerung fur die Meffung begleitet und umgekehrt, wenn die malleoli einans ander naber ftehen. Die Meffung von der spina ilii superior po- sterior ergiebt die umgekehrten Refultate von der durd) die Mef: fung von der spina ilii anterior superior aus erhaltenen, und alfo analog denen, welche die Befichtigung giebt. Die anfcheinende Ver— läncerung und Verkürzung für das Auge und für die Meffung koͤnnen zu gleicher Zeit mit der wirklichen Verlängerung oder Vers kuͤrzung vorhanden jeyn. Dieſes in Betreff der feheirbaren Verlängerung und Verkuͤr— zung; was nun aber die wirkliche Werlängerung und Verkürzung anb.langt, jo finden wir im erſten Stadium der Goralgie eine wirkliche Verlängerung des Gliedes in Folge der fich anhäufenden Sy: novie im Gelenke, einer Vorumszunahme des Schenkelkopfes u. ſ. w. Die Eraftigfte Muskelcontractien vermag nicht eine bemerkbare Vers kürzung des Gliedes zu bewirken, wenn man den Schenkelkopf in die Pfanne hineinftößr. Die Verminderung, Abnugung, Zerftörung des Schenfelfnorpels allein oder des Pfannenknorpels allein, oter beider zugleich, bringen eine Verkürzung berver welche im letztern Falle auf 4 bis 5 Milimeter fteigt. Die Verkürzung ift um jo größer, je mehr der Schenkelfopf zerftört ift und die Pfanne cine bedeutende Erweiterung erlitten hat. Das Eintringen in das Bek— Ten verurſacht eine beträchtliche Verkürzung, die aber nad) der Form und der Ausdehnung der Perforation verfchieden if. Ber der Euration nah Dben und Außen ift die Verfürzung um fo ftärs fer, als der lurirte Kopf weiter von der Dfenne entfernt ift. Eine wirkliche Verlängerung in Folge einer Hypertrophie des Schenkel— Eopfes, oder in Kolge des Umfchlaaens des Schenkelhalſes gegen den Körper des Knochens, kommt febr felten bei der Coxalgie vor; fihr oft beobadtet man dagegen cine wirkliche Verkürzung aus Atrophie in der Längsrichtung der Knochen, ferner zuweilen in Fol— ae der ftärkern Neigung des Schenkelbalfes geaen deſſen Körper, der Kürze des Dalfes oder der abnormen und rhachitiſchen Kruͤm— mungen des Schenkelförpers. Mas den femiotifhen Werth der Veränderungen in der Länge der Gliedmaaßen betrifft, fo ift die wirtliche Vırfinzung aus Atro= pbie immer wichtig und macht im hohen Grade die Prouncfe ſehr zweifelhaft. Die anfcheinende Verlängerung für das Auge, abhän= aig von der Abducrion und einem gewiffen Grade der Flerion des Schenkels gegen das Beden, zeigt eine Anfammlung von Flüffig: keit im Gelenfe an. Zualeich findet hier aber eine wirkliche Ver— längerung in Folge des Ausweichens des Schenkelkopfes aus dem Grunde der Pfanne ftatt. Nimmt die anfcheinende Verlängerung zu, fo zeigt diefes eine neue Reizung im Gelenfe an; nimmt fie nach längerem Befteben etwas ab und bleiben die Bewegungen doch erſchwert und fchmerzhaft, fpringt zuglwich der trochanter ma,or 207 mehr hervor, fo droht die Luxation am hinteren oberen Aus— nitte. Ki Die anfcheinende Verkürzung für das Auge, verbunden mit ber Adduction und einem gewiffen Grade der lerion, wird felten im Anfange der Goralgie beobachtet. Sie zeigt an, daß wenig Klüf- fig&eit im Gelenke fey, und daß die harten Theile zuerft ergriffen worden. Folgt fie auf eine anfcdeinende Verlängerung für das Auge ohne Abnahme anderer Symptome und ohne wirkliche Vers kuͤrzung, fo ift zu befürchten: daß die Gelenkflüffigkeir in die Mus— felzwifchenräume, oder in das Beden fi einen Weg gebahnt babe. Findet zugleih eine Verkürzung für das Auge und die Meffung, fowie ein Vorfpringen des trochanter major, ftatt, fo wird eine Ruration eintreten. Zritt zur anfcheinenden Verkürzung fuͤr das Auge eine wirkliche von 4 bis 5 Millimeter binzu, fo läßt fi eine Erofion der Knorpel annehmen; it jene größer ohne Vor: fprung des trochanter major, fo findet eine bedeutendere Zerftös rung der Gelenkflächen oder felbft ein Durchgang in das Becken ftatt. Findet man bei obiger Verkürzung eine wirkliche Verlaͤnge— zung von 5 — 6 Millimeter, fo kann man annehmen, daß im Ger lenke wenig Flürjigkeit fen, der Schenkelfopf aber durch die Ans fhwellung des Zellgewebes in der Pfanne, oder des ligam. teres, oder des Kopfes felbft nah Außen gedrängt werde. Im Allgemeis nen ift die anfcheinende Verkürzung für das Auge ein gefährlicheres Symptom als die Verlängerung. Am Scluffe werde nody bes mer£t, daß bei der Unterfuhung ſowohl Beſichtigung, ale Meffung in Anwendung gebracht werden mülfen. So weit Parife. Wir Enüpfen hieran das Refun:e eines Auffases von Bonnet in dem Journal de chirurgie par Malgaigne, Fevr. et Mars 1843, über denfelben Gegenftand an. Nah ihm ift die Verlängerung des Beines in der Goralgie immer nur ſcheinbar und von der Lage des Kranken abhängig. Wenn bei einer Hüftgelenksaffection das Eranfe Glied verlängert ift, fo findet man die spinae ilii tiefer und weiter nach Vorn gelegen, als auf der gefunden Seite; der Schenkel iſt dabei zugleich etwas gebogen und abducirt. Die vers änderte Stellung des Bedens, wobei die spina ilii tiefer und wei— ter nach Vorn gelegen, oder der Schenkel leicht gebogen und abdus cirt ift, reicht für fich allein bin, um die Verlängerung der Beine zu erklären. Es ift alfo eine Combination von dreierlei Veraͤnde— rungen der Stellung, feitlibe Senkung, Neigung der spina nad Born und Abduction des Beines, woraus man erklären fann, daß bei einer Verlängerung von 2 Zoll die feitlihe Streckung des Bedens nur einen Zoll betragen kann, obne daß man die Hypo— thefe einer Subluration des Gelenkkopfes nöthig hätte. Die Stel: lung der Darmbeinfpige nah Vorn, nebft der Flexion und Abducz tion, machen die Verlängerung von 2 Zoll erklärlih. Die Vers Türzung, die von einer neu angenommenen Lage berrührt, kann ſich gang wie eine Verkürzung in Folge einer fpontanen Zuration auf dad Darmbein auönehmen, und die Fehler in der Diagnofe Eommen daher in folhen Fällen fehr häufig vor, Die Kranken mit Ver: türzung des Beines pflegen alle auf der gefunden Seite zu liegen; der kranke Schenkel ift gebogen, abducirt und nady Innen rotirtz der Darmbeinftahel der kranken Seite fteht höher und weiter nad) Hinten, als auf der gefunden Seite. Die wahre Urfache der Luxa— tion ift die Combination einer gemwiffen Stellung mit Zerftörung der Bänder und des Pfannenrandes. Die bisher befannfen Fälle von Wiedereinrihtung einer fpontanen Hüftgelenksverrenfung find 629, XXIX. 13, 208 zu unvollftänbig berichtet, als daß man nit vermuthen bürfte, daß man eine geheilte Hüftgelenkcontractur eigenthümliher Weife für eine Wicdereinrihtung der Euration gehalten habe, MNiscellen. Ueber das Kali hydrocyanicum, meldes in neuefter Zeit häufig, anftatt der Blaufäure, in der Mebdicin angewendet worden iſt, und einige Mal unglüdliche Folgen gebabt bat, theilt Drfila Unterfuhungen mit, woraus ſich ergiebt, daß das Kali bydrocyanicum ein energiihes Gift ift, man mag es nah Wies ger's Methode dadurch bereiten, daß man einen Strom des Aci- dum hydrocyanicum in einer Löſung des reinen Potassium leitet, oder daß man das gelbe Kali ferruginoso-Lhydrocyanicum calcinitt. Die Wirkung ift ganz ähnlich der Blaufäure und fann in der Dos fis von menigen Gran fogleidy tödtlih werden. Das fogenannte Kali hydrocyanicum, welches man durch Galciniren getrod@neten Muskerfleifches mit Kali erbält, wie e8 in mandyen Manufacturen und bei einigen Pharmaceuten gefchieht, entbält faum eine Spur von Kali hydrocyanicum. Es ift hauptfählih aus Kali-Garbonat, Chlorid 2c. zufammengefegt und bat nicht mehr Wirkung auf den tbierifchen Organismus, als ebenfoviel Kali carbonicum, Das Pro— parat enthält einen Ueberſchuß an Kali und cs ift befannt, daß das Kali hydrocyanicum durch Rothgluͤhhitze zerfegt wird. Die Folge davon, daß zwei Präparate eriftiren, wovon das eine in dın Eleinften Dofen fehr heftig wirft, und das andere in den größten Dofen ganz unmwirkfam bleibt, ift, daß mehrere Kranke als Opfer gefallen find. Ein Practiker, der von der großen Doſis des einen feine Wirkung gefehen hat, verfucht ähnlihe Dofen des andern, welches run fogleih unglüdlihe Folgen bat, DOrfila fand aud, daß das Kali hydrocyanicum feineswegs fo leicht zerfest wird, als man gewöhnlich annimmt. Selbſt wenn man daſſelbe mehrere Stunden kocht, und es längere Zeit an der Luft liegen läßt, zer: fest es fich nicht vollfommen. Eine fehr eigenthümliche Manie ift an einem, vor Kurzem in dem hospice de l’Antiquaille zu Lyon verftorbenen, Seren beobachtet worden. Der Kranfe, vormals ein Ubrmader war die [chende Sncarnation des Decimal-Enftems. Jede Zablenz bezeichnung, welche nicht fireng in diefes Syſtem einftimmte, feste ihn in Wuth. Diefe Manie, an und für ſich unſchädlich, nabm einen Character von gefährlicher Verrüdtbeit an, wenn man ibn in Freiheit fih bewegen ließ, denn alsdann erregten alle Ges genftände, welhe im Stande waren, fein liebes Decimal: Ey: ftem zu beeinträchtigen, feinen Zorn in hohem Grade, und ibr Anblick brachte ihn zu fchlimmen Handlungen. Wehe dem Ges mwürzfrämer, dem Bäder, einem Fleiſcher 2c., deſſen Ladenartifel die Preisbeftimmungen in Sous an fih hatten. Unfer Mania- cus ‚warf fih gleich auf diefe profcribirten Zeichen und zerftüfs Eelte Alles, was damit befudelt war. Auch befchränfte er ſich nit darauf. Oft wirkte die Sndianation bei ihm fo weit, daß er zu den Magiftratsperfonen ſich eindrängte, ibnen ftrenge Ges genvorftellungen machte und fie aufforderte, das Gefeg in Kraft zu erhalten, oder ihren Pla an Menfchen abzutreten, die würdiger wären, die Stelle einzunehmen. Uebrigeng redete er über alle ander ren Gegenftände gefunden Geiftes. Bibliographische Neuigkeiten. Manual of Electrieity, Magnetism and Meteorology. By Dr. Lardner. 2 Vols. London 1844. 12. On the Connection of Geology with terrestrial Magnetism. By E. Hopkins. London 1844. 8. Trait& des maladies chirurgicales et des operations, qui leur conviennent. Par le Baron Boyer etc. Paris 1844. 8. Recherches anatomiques, pathologiques et therapeutiques sur les maladies des organes urinaires et genitaux, considerees spe- cialement chez les hommes agés; ouvrage entierement fonde sur de nouvelles observations. Par L. Aug. Mercier etc. Paris 1843. 8. — —— — — Wene Motizen ausdem Gebiete der Hatur- und BDeilkunde, gefammelt und mirgerbeilt von den Obers Medieinalrathe Froriep gu Weimar, und dem Medicinalratbe und Meoiefer Froriep au Berlin, No. 630. (Nr. 14. des XXIX. Bandes.) Februar 1844. Gedrudt im Landes= Induftrie- Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 &. 30 2%, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 96: Ir. si 3er Ueber die Vulkane der Auvergne. Bon Sapitän Rozet. (Bericht des Herrn Dufrenoy an die Academie der Wiffenfch.) Einer der berühmteften Geologen unferer Zeit, Herr Leop. v. Bud, ſchrieb, nachdem er jene majeftätifchen und malerifchen Berge, die man Puys nennt, befucht hatte, an Pictet in Genf: „Wenn Eie Vulkane fehen wollen, fo gehen Cie nicht nah Stalien und Sicilien, fordern lieber nah Clermont.“ In der That bieten weder die phlegräis fchen Felder, noch der rauchende Veſuv, noch der himmelho= he Aetna, dem Geologen eine felhe Mannigfaltigkeit von merkwürdigen Erfcheinungen, wie die Auvergne, welche deß— balb auch gegenwärtig die Geologen aller Länder anlodt. „Nirgends in Stalien”, bemerkt Herr Dufrénoy, „fiebt man fo lange und fchmale Lavaftrome, wie die von Graves neire und Murol, welce ſich ftundenweit in Thaͤlern binzies ben und, allen deren Krümmungen folgend, fih wie Waſſer um das geringfte Hinderniß herumfchlängeln. Man muß fih wirklich wundern, daß die vulfanifhe Befchaffenheit des Bodens diefer Provinz, die man mit Recht das Vaterland der Vulkane nennen Eann, erft in der Mitte des verfloffenen Sahrhunderts erkannt und erft nach langem Hin= und Herftreis ten allgemein anerkannt worden iſt. Zwei franzofifche Ge— lehrte, Guettard und Malesherbes, Eehrten von einem Befuche, den fie dem Veſuv abgeftattet, durch die Auvergne nah Paris zurüd. „Die Eegelfürmige Geftalt der Berge, welche fih um Clermont aufthürmen, die Befchaffenheit ih: tes Geſteins, die Form ihrer Waͤnde, Alles erinnerte die beiden Academifer an die vulfanifhe Formation bei Neapel. Sie glaubten, die heißen Schladen des Veſuvs von Neuem zu betreten, und die erlofchenen Krater der Kette der Puys erinnerten fie an den rauchenten Schlund, von dem fie fo eben zuruͤckkehrten. Guettard machte diefe Entdedung, die Jedermann in Verwunderung fegte, in einer Abhandlung bekannt, die er im Sahre 1752 der Academie vorlegte, und erft zwanzig Jahre fpäter wurde die Angelegenheit durch N». 1730. — 630, Fe... klei Desmareſt's Arbeiten zu Gunften der Meinung Guet: tard's vollftindig erledigt. Faſt ein Sahrhundert fpäter befand ſich Here Rozet, Capitaͤn vom Gencralftaabe, der, behufs der neuen Karte von Frankreich, die Auvergne zu vermeffen hatte, in der Lage, die dortigen vulfanifhen Er— fbeinungen Schritt vor Schritt zu verfolgen, und die Früchte der von ihm im diefer Beziehung angeftellten Unterfuhungen bat er unlängft der Academie in einer ausführlichen Abhand— lung vorgelegt. Der Boren der Auvergne beftcht aus fünf Arten von Formationen; nämlich: das Granitgebirge, das Steins Eohlengebirge, die tertiäre Format ion, dag Di— luvium und endlih die vulfanifhe Formation. Diefe legte zerfällt, je nady dem Alter und den fih daran fnüpfenden Erfheinungen, in drei deutlich characterifitte Gruppen, nämlih: Die Trachyte, die Bafalte und die favavulfane. Das Trachytgebirge bildet drei Haupt— gruppen, welche das gewaltige Granitplateau Mittelfrank— reichs Frönen. Diefe find der Me Ene, der Cantal und die Monts Dore. Here Rozet bat nur die beiden legten un— terfuht. Der Gantal befteht faft durhaus aus Trachyt und nimmt ſich als ein riefiger Kegel aus, der in der Mitte eine gewaltige Ausbudhtung von mehr als act Kilometer Durcdmefier darbietet. Tiefe Thaͤler gehen von derſelben nach allen Richtungen aus, wiedie Epeichen eines Rades, und ertheilen diefem Berge einen Character, der, in Verbindung mit mehreren andern Erfkeinungen, die Herren Elie de Beaumont und Dufrenoy dazu berechtigte, denfelben als einen Erhebungsfrater zu bezeihnen. Die Bes fhaffenheit des Geſteins, welches in dem fo eben eröffneten, 1200 Meter langen Zunnel von Lioran, zwifchen den Thaͤ— lern von Aurillac und Murat, weithin blofgelegt worden ift, dient der Hppothefe , daß diefe Formation eine emporgefchos bene fey, ſehr zur Unterftürung. Nach der ganzen Länge diefeg gewaltigen Zunnels befindet man fich ftets in demfels ben Trachytlager, und diefer Umftand wäre mit der Anficht unverträglic, daß der Bergſtock des Cantal dur die all: 14 211 milige Anhäufung von ausgeworfenen Materialien entſtan— den ſey. Here Rozet bemerkt, daß unter den zahlreichen Gun: gen, welche den Trachyt-Tuff durchfegen, mehrere aus Pho— nolitb beftehen. Der beträchtlichfte iſt der Kegel des Puy de Griofe. Der Phonolith ift alfo jünger, als der Zrachyt. Die Monte Dore bilden einen gewaltigen Gebirgsitod, in deffen Mitte ſich, wie bei'm Cantal, eine große Ausbud): tung befindet. Die Form des Kraters ift weniger regelmaͤ— fig; allein die Aufeinanderfolge der Zrachytlager ift Dagegen deutlicher marfirt, Die Beſchreibung des Herrn Rozet liefert, Deren Dufrenoy zufolge, einen neuen Beweis, daß das Zrachytgebirge Mittelfrankreichs erſt nach der Bil— dung feines Gefteins emporgefhoben worden iſt. Diefe Be: fhreibung ſchließt mit dir Darlegung der Erfcheinungen des Puy de Dome, jenes durch feine Geftalt , feine bedeutende Höhe und feine Iſolirung io merfwürdigen Berges. Ungeachtet der großen Anzahl von Arbeiten, welche die Auvergne zum Gegenſtand haben, hatten die Geologen big: ber nur eine befhränkte Zahl dev Bafaltlager genau un: terſucht. Rozet bat fih dem in's Cinzeinfte gehenden Studium des Bafalts, an alen Stelen, wo fib derfelbe zeigt, unterzogen, und ift dadurch in den Stand gefeist wor: den, die bisherige Anficht zu widerlegen, als ob alle Bafaltz lager, alle Baſaltkuppen, welde im Innern der Rimagne vorkommen, die Ueberrefte eines gewaltigen Lagers feyen, welches einft die ganze Geyend überdedt habe und fpäter duch die Wafferfluthen des Diluvium zerriffen worden fey. Das legte Gapitel der Arbeit des Herrin Rozet ber fhäftige fih mit der Lavaformation, die man, feit Guettard's Entdedung, unter den Formationen der Au: vergne am Eifrigſten unterſucht hat. Wenn wir ung von den einzelnen Thatſachen zu einer allgemeinern Betrachtung des Gegenftandes erheben, fo wer- den wir, Herrn Rozet's Anfibt nah, finden, duß die Zrachpte durch zwei Hauptfpalten gebrochen find, welche mit den Sranzöfifchen Alpen parallel laufen. Die Trachyte ha— ben din Granit und das tertiüte Gebirge durchbrochen und fogar das aͤlteſte Lager des Diluvium überdeckt, Die Hauptmaffe der Bafaltausbrüche iſt den beiden Dmeigen, welche die Limagne ducchfchneiden und die beiden Gebirgsketten des Forez und der Auvergne miteinander vers binden, ziemlich genau gefolgt. Ihre allgemeine Richtung bildet mit der der Trachnte einen Winkel von ungefähr 60°; allein die geſchmolzene Maffe drang auch durch die bereits zur Zeit der Erhebungsepohen des Mont Bifo, Gorfica’s und der weltlichen Alpen gebildeten Spalten und verbreitete fih fo über jenen Steeifen hinaus, in ſchraͤger, ja felbft ſenkrechter Richtung zu demfelben. Leider hat Herr Nozet den mit den beiden andern paraffel laufenden dritten Strei— fen der Bafaltausbrühe, welcher füdlib von St. Flour vorbeiftreiht und am Fuße de8 gewaltigen Granitplatraus ber Lozere ausgeht, nur an deffen öftlichem Ende unterfucht. - Bu diefem Streifen gehört ein fonderbarer Spitzberg, der ſich einzeln und wie verloren mweftlih von dem obengenannz 630. XXIX. 14. 212 ten Drpartement über bem Dorfe Chalbettes erhebt, wo eine ftarke heiße Quelle entfpringt. Die jüngften Krater, aus denen Lavaftröme hervorge- brodhen find, welche mit denen des Veſuvs und Yetna Aehn— lidykeit haben, Erönen das große Gewölbe der Kette des Puy de Döme in zwei Linien, welche 6 SKilometer voneinander entfernt find und in der Nihtung von Morden nah Süden, parallel mit der Erhebung Gorfica’s, jtreihen, mit den Ba: faltausbrühen aber einen Winkel von 86° bilden. Die meiften diefer Krater befinden ſich in einem fehr langgeftred: ten und von Morden gegen Süden gerichteten elliptifhen Circus, der von ſteilen Granitwinden umſchloſſen ift, deren Höhe über 830 Fuß Meter beträgt. Die Lavaftröme find durch Riſſe gebrohen, weldye Lüden in dem elliptifchen Hauptkcater bilden, und haben von da aus fi über die Umgegend verbreitet. Aus der Arbeit des Herrn Rozet, melhe auf dieſe Meife die fämmtlihen vulkanifhen Erſcheinungen der Au: vergne umfaßt, ergiebt ſich die innige Verbindung melde zwifchen diefen und den algemeinen geologifhen Ecſcheinun— gen befteht; „und wenn‘, bemerkt Herr Dufrenon, „die Entitehungsart der Wulfane noch problematifh wäre, mie fie es nod vor wenigen Fahren war, wenn die Geologen nicht überzeugt wären, daß die Quelle der vulkaniſchen Aus: brühe in der Gentralwärme der Erde zu ſuchen fen, mie dieß in Betreff aller Erpftallinifhen Steinarten aller geolo- gifhen Epochen der Fall ift, fo würden ung die wichtigen Beobachtungen des Herrn Rozet diefe für die Geſchichte unferer Erde fo intereffante Thatſache offenbaren.’ Der Verfaffer der uns hier beſchaͤftigenden Abhandlung bat in der legten Sigung der Ucademie, in feinem und feiz nes Gollegen, Haſſard's, Namen, eine andere Abhandlung : über die wahrfcheinlihen Urfachen der Unregelmäßigkeiten der Erdoberfläche ꝛc., vorgelefen. Künftlihe Deffnung im Magen der Thiere. Von Dr. Baffomw aus Moskau. (Vorgetragen der Kaiferlihen Naturforfchergefellfchaft zu Moskau am 17. December 1842.) Man weiß, daß die Anfchauung eine der nothiwendigs ften Bedingungen für die Fortfchritte der Naturwilfenfchaf: ten if. So ift, nach den fo berühmten Erfahrungen und Beobachtungen Beaumont’s, die Throrie der Magenver: dauung bei'm Menfchen Elarer und wahrer geworden. Er: waͤgend nun, daß der Full, welher ſih Beaumont dar: bot, zu den feltenften gehört, find wir auf die Frage geführt worden, ob es nicht möglich fen, jenen nachzuahmen und zu wiederholen, indem man einen Eünftliyen Weg im Magen der Thiere eröffnet? Die von uns an acht Hunden ge: machte Erfahrung antwortet, wie es uns fcheint, bejahend auf die vorgelegte Frage. Indem wir für jegt von den Umftänden und Vorſichtsmaaßregeln, welche unfere verfchie- 213 denen Verſuche begleitet haben, abfehen, werden wir hier nur die mwefentlichft pojitiven Reſultate darlegen: 1. Die befte Weife, zum Magen zu gelangen, ift, eis nen Einſchnitt durch die Bauchwandung zu machen; ber Meg durch die Bruft ift gefaͤhrlich und fhwieriger. 2. Um das Thier zur Operation vorzubereiten, genügt es, daffelbe fehszehm bis zwanzig Stunden ganz ohne Nah— ung zu laffen, damit dev Magen leer fey. 3. Der Schnitt durch die Bauchdecken muß der Linie parallel ſeyn, welche vom unteren Ende des Bruftbeins bis zum vorderen Ende dır legten Rippe binabteigt, und zwar in einer Entfernung von 2“ parallel von der angegebenen Linie und dem Ende der Rippen, in einer Ausdehnung von 2", 4, Sogleich nad) dem Schnitte durch die Bauchwan— dung erfcheint das große Ne& in der Wunde. Man zieht es vorfichtig bei Seite, bis der Magen fich in der Deffnung zeigt. Man kann aud den Magen in der Bauchhöhle ver: mittelft eines oder zweier Singer fuchen. Sobald der Magen bloßliegt, erfaffen wir feine vordere Wand vermittelft des Daumens und Zeigefinger der linfen Hand und ziehen einen bedeutenden Theil diefer Wandung hervor, um die beiden Reihen der arteriellen Gefäße zu entdecken, welche aus der a. coronaria ventriculi und gastro-epiploica dextra kommen und zwifcyen die Mustilfafern dir Mas genwand eindringen. Diefe nun, mit zwei Fingern haltend, durchſtoßen wir zwiſchen den beiden Neihen der Arterienaͤſte, der Speiferöhre gerade gegenüber, cin Wenig nah dem Grunde des Magens bin, die Bedeckungen der oberen Wundz lefze nahe am äußeren Winkel vermittelft einer gefrummten und mit einem gewichf’ten Faden verfehenen Nadel, laffın diefelbe 4. weit unter die Muskellage des Magens eindrin: gen, und ziehen fie dann durch die andere Wundlefje, wor— auf wir die unterbrochene Nath durdy zwei einfache Kno— ten mahen. Das Netz muß darauf an feine Stelle zurücigebracht und 14" nad Innen von der erften Gutur auf diefelbe MWeife an jenen eine zweite gemacht werden; dar— auf wird die zwifchen den beiden Suturen liegende Magen— wand in einer Länge von 10 — 12" durdfchnitten. Nun ift es nöthig, die Lefzen dieſes Schnittes mit denen des äußeren Schnittes in Contact zu erhalten vermittelft ſechs bis acht unterbrochener Näthe, fo daß der Schleimhautfchnitt dicht an dem Hautfihnitte liege, 5. Mac) beendigter Operation erhält der Hund drei Tage hindurch nur Waſſer oder eine Abkochung von Hafer— grüße, vom vierten bis zum fünften Tage diefelbe Abko— hung mit Fleifh, und vom neunten Zage an kann man ihm die gewöhnlichen Nahrungsmittel geben, aber jedesmal nicht mehr, als ein halbes Pfund. 6. Die Wunde heilt dann per primam intentio- nem. Bei dem einen am 21. September operirten Hunde haben wir einige Näthe am 22. September, bei dem ande: ven am 8. November operirten Hunde alle Näthe am 14. November entfernt. 7. Nah der Vernarbung der Wunde darf das hier jedesmal nicht mehr als ein Pfund Nahrung auf ein Mat 630. XXIX. 14 214 befommen, Man giebt ihm erſt zwei bis drei Stunden nach dem Freſſen zu trinken. 8. Die Eünftlihe Deffnung ſchließt fid) gewöhnlich ziemlich gut durch die Falten der Schleimhaut. Doc fließt zuweilen etwas Magenfaft ab, befonders wenn die Deff: nung größer ift, als mir oben angegeben haben, und der Magen durch eine zu große Menge Nahrung ausgedehnt ift. Um jenes Abfliefen zu verbüten, haben wir ung, als eines Obturators, eines Stuͤckes Schwamm bedient, welches in den Magen eingeführt und dur einen Faden zurücdgehalten wird, welcher an durd) die Haut gezogenen Metalltingen bes feftigt ift. 9, Wenn man nah der Heilung der Munde e8 ver= nacläffigt, jeden Tag Etwas durch die Fünftlihe Deffnung einzubringen, fo bat diefe große Neigung, ſich zufammenzies ben und fogar ſich volfländig zu verfchliefen, wie wir es bei dem erften von uns operirten Hunde gefehen haben, an mwelbem wir den Schnitt mehrmals wiederholen mußter. Ueberdieß ift e8 Elar, daß ſelbſt wenn diefe Deffnung nicht von Natur dazu binneigte, ſich zu verfchließen, es durchaus nicht ſchwierig ſeyn würde, die Wunde nah Belieben zum Vernarben zu bringen, indem man vorher die Nänder der äußeren Deffnung anfrifcht. Es wäre Überflüffig, ung bei der Anwendung aufzu= halten, welche die Phnfiologie von der oben befchriebenen kuͤnſtlichen Deffnung machen fann. Auferdem aber beweifen obige Erfahrungen, mie es ung fcheint, die Möglichkeit, in den menfchlichen Magen einen kuͤnſtlichen Weg bei gewiffen für unbeilbar gehaltenen Krankheiten zu bahnen, 3. B., in den Fällen von Verſchließung der Speiferöhre durch verſchie— dene Gefhmülfte von Magenpolpp, u. f. wm. (Auszug aus dem Bullet. de la societe Imper. des natural. de: Moscou, t. XVI, 1843.) Entgegnung auf die Bemerfungen des Herrn Deshayes über eine Abhandlung des Herrn Alcide D’DOrbigny, die den Titel: Beobadı- tungen über die normale vergleichende Etellung der zweifchaaligen Mufcheln, führt *). Bon Alcide D’Orbigny. Here Deshayes befindet fih im Serthume, wenn er fagt, daß wir die gegenwärtig, allgemein geltenden und auf die gefammte Zoologie anzumwendenden Methoden umzu— ftoßen und diefelben durch eine, lediglich für die zweiſchaali— gen Molluefen paffende, Methode zu erſetzen ſuchen. Wenn Herr Deshayes die gefammte Zoologie in's Auge gefaßt hätte, ftatt nur die Mollusken zu betrachten, fo würde er vielmehr gefehen haben, daß in den unfhägbaren Merken eines Cuvier und De Blainville, fomwie in dem Gabi- nete der vergleichenden Anatemie des Mufeums, fämmtliche Kupfer und Präparate ganzer Thiere, fowie die Skelete ber *) Vergleihe Nr. 585. (Wr. 13. des XXVII. Bandes) ber Neuen Notizen ꝛc., Seite 193. 2 14 215 noch jest lebend vorhandenen und ausgeftorbenen Thiere, fib in: ihrer normalen Stellung befinden, d. h., daß ber Menſch überall aufrecht abgebildet, oder bingeftelt, Die übrigen Säugethiere aber dieß in horizontaler Stelung find; daß man aber nirgends dahin geftrebt hat, allen Ges ſchoͤpfen eine gleichartige Stellung zu ertheilen, z. B., den Menfchen auf den Bauch zu legen, oder den Hund auf die Hinterbeine zu ftrUen, und daß man ebenjowenig einen Echinus umgewandt hat, um die Mundfeite zur obern zu mahen wie dieg Herr Deshayes in Betreff der ſymme— teifhen Bivalven unternehmen mochte, Da man bei der Wiſſenſchaft nach allgemeinen Gefrgen zu verfahren hat, fo war e8, um die wünjchenswerthe Öleichformigkeit in die Abbildung, oder Aufftelung der Gefhöpfe zu bringen, uns erläßlih, den Bivalven ihre, [hen durch Adanfon einges führte, normale Lage zu vindieiren. Alſo nicht, um eine, allgemeinen Principien widerfprechende, willeührlihe Ausnahme zu machen, fondern vielmehr, um auch diefe Zhiere den für alle andere beffer befannte Thiere angenommenen Grundſaͤz— zen zu unterwerfen, [hlugen wir vor, Die zweiſchaa— Ligen Muſcheln in ihrer normalen Ötelluny ab— zubilden; wobei wir überdem von dem für die Geologie erfprießlihen Geſichtspuncte geleitet wurden, daß fid) der Beobachter nah den Abbildungen richten koͤnne, um zu bes ffimmen, ob die in den Erdfchichten enthaltenen Bivalven ſich dafelbft in ihrer natürlichen Lage befinden, oder nicht. Herr Deshayes irrt ſich ferner, wenn ex glaubt, daß zwifchen der Art und Weiſe, wie er, und derjenigen, wie Here de Blainpille die zweifchaaligen Mufcheln abs bilden läßt, Eein weſentlicher Unterfhied beftehe. Man vers gleiche nur die dritte Tafel der Principes de Malacolo- gie von de Blainville mit den ſaͤmmtlichen Zafeln des Traite elementaire von Deshayes, und man wird fich Davon Überzeugen, daß zwilchen der Stellung der Mufceln bier und dort ein Unterichied von 90° ift, während in bei— den Fällen diefelbe Seite die vordere bleibt. Ebenfo wird man ſich Überzeugen, daß die von Des hayes beliebte Ab: bildungsweife mit der normalen Stellung einen Winkel von 1809 bildet, was Daffelbe ift, als ob man einen Menfchen mit den Füßen nad) Oben gekehrt abbilden wollte. Um die Anwendung unferer Anfiht über die normale Stellung der Bivalven auf die Geologie zu befämpfen, bee Hauptet Herr Deshayes, der Fall, wo man Bivalven in Erdfhichten noch in ihrer natürliben Stellung finde, komme ungemein felten vor; die Foſſilien feyen dafelbit, gleich ges fhobenen Steinen, je nach ihrer fpecififhen Schwere, abgee lagert. Die Geologie Läßt ſich aber heutzutage ebenfowenig, wie die Palsontologie, neh in der Studirftube abhandeln, Menn Herr Deshayes die mächtigen Kalk» oder Thon: Lager des oolithifchen, Orfordſchen, Kimmeridgefhen und Port: landſchen Gebirges, welche die Küften des Oceans von der niortifchen Sevre bis zur Charente bilden; ferner das Dre fordſche, Kimmeridgefhe und Portlardfche Gebirge in den Departements Haute» Marne und Vonne; den Lias, den ginteren Dolith, den großen (groben?) Oolith, das Orford = 630. XXIX. 14, 215 und Kimmeridgeſche Gebirge der Deus : C&ores, bes Galvabog, der Vienne, des Ain, Rhoͤne, Doubs, Jura ꝛc.; die Kreides formation von Gorbieres, der Charentemundung, der Deur = Séotes, Maingzet :Koire, des Sndreset= Loire ıc., an Det und Stelle unterfuhte, ſo würde er dort die fofjilen Bival- ven genau in derſelben Stellung finden, wie fie die noch jestlebenden befigen und ſich folglich überzeugen, daß ſich diefe angeblihe Ausnahme in Frankreich faft überal finder Die Abbildung der Bipalven in ihrer normalen Stellung ift demnad) für die Geologie Eeinesweges ſo unwichtig, als Hr. Deshayes meint, und fie ertheilt Überdem der Zoologie diejenige wuͤnſchenswerthe Gleidıförmigkeit in Betreff der Daritelung aler Thiere, weldye bisher, in Folge einer rein willkuͤhrlichen und conventionellen Methode, nicht ftattfand. (Comptes rendus des seances de l’Academie des Sciences, T. XVIL, Nr. 26.. 26. Dec. 1845,) Miscellen, Ein Meteorſteinfall hat am 16. September 1848, halb fuͤnf Uhr Nachmittags, dei dem Dorfe Klein-Wenden, nordweſtüch von Almenhauſen, im ſuͤdlichen Theile des Wipperthales, ſtattgehabt, und zwar bei gang heiterem Himmel. Weder Gewolk noch Licht— exſcheinung einer Feuerkugel waren ſichtbar. Man herte einen furchtbaren Kanonenſchuß (ſchwächer wurde dieſer bei Erfurt ver» nommen) und dann ein Getoͤſe und Gepraſſel, das mit vielen auf einem fchnelfahrenden Wagen zufammengerüttelten Steinen vergli= en wurde. Man fah den Stein von Sudoſt nad Nordweit fallen; er machte im dürren Boden eine Vertiefung pon nur 4 — 5 ZU und war (was immer bemerft worden ilt) fo heiß, daß man ihn erft nad) mehreren Minuten berühren Eonnte. Es iſt nur ein eine iger Stein gefunden, ob man gleich anfanas hoffen durfte, es wäre ebenfalls ein Stein in Almenhauſen gefallen, wo das Sepraiz: fel befonders ftark gehört worden war. Der Meteorfkin von Klein: Wenden hat die merkwürdige vierfeitige prismatoidiiche Korm, weis Ge Herr Schreibers an jovielen zu ganz verfchiedenen Epochen und in fehr entlegenen Ländern gefallınen Metrorkeinen beobach— tet hat. Er lag auf dem Boden fo, daß die breite Grundfläche nad) Unten und die verjchobene, faſt pyramidale Zufpigung nach Den gerichtet war. Eine chemiſche Analyſe diefes Eleinen aus dein Weltraume hrrabgefallenen Aſteroiden bat noch nicht gemacht wer— den können. Herr G. Rofe erkennt eine auffellende Ahnlichkeit mit dem Aörolithen von Errleben Der von Klein-Wenden enthält eine graulich weiße, feinkörnige Grundmalfe, in der das Nideleifen in meiltens febr feinen, feltener etwas größeren Körnern eingefprenat iſt. Daneben liegen einzelne bräunlidy graue, bis Erbfen arese Körner von unebenem Bruce. Herr &, Hofe bemerkt, daß die Grundmaffe mit Säuren gelatinirt. Der Aëkrolith und die Zeug: niffe über die Art fiines Falles werden wieder in der reichhaltigen Sammlung von Meteorfteinen aufbewahrt werden, welche das Ro. niglihe Mineralien: Kabinet zu Berlin befigt. Ueber Dieleceras (sic?), eine Art zu den Hymenoptera (Tenthredinidae) gehöriges, Braſilianiſches Inſect, bat Curtis ber ren Mittheilung an die Linnean Society aelangen laffen, das die Larven derfelben einen, ihnen gemeinfhaftliden, Coccon bilden, was bei Snfecten nody nicht beobachtet worden war. Der Goccon hat eine danglich runde, bienförmige Geftalt. Die Außenfeite it von einer Cage wolliger Subftanz überzogen, die wohlgeeignet iſt, fowohl das Waffer abzuhalten, als auch den Angriffen der Ichneu⸗ moniden Widerftand zu leiften. In der innern Geite befteht der Goccon etwa aug dreigia Zellen, die einige Aehnlichkeit, z. B., in ber Größe, mit denen der Wefpennefter haben, obgleich fie nicht fo re: gelmäßig in der Form find. h EL 217 630. XXIX. 14. 218 De le en Ueber die Temperatur der Kinder in phyfiologifcher und pathologifcher Beziehung. Bom Dr. Henry Roger Mehrere Phnfiologen, unter Anderen W. Edwards, der berühmte Birfaffer des Werkes: Influence des agens physiques sur la vie, haben ſich mit der thierifchen Wärme gefunder Organismen befhäftig. Herr Andral bat, in feinen Worlefungen an der medicinifchen Facultät, die Gefege feftzuftellen gefuht, nach denen die Temperatur des Körpers bei den Krankheiten erwachfener Perfonen ab: Ändert. Der Zweck unferer, auf ſechs- bis fiebenhundert Berfuhe gegründeten, Arbeit ift, daffelbe Studium im phyfiologifhen und pathologifhen Zuftande bei Kindern zu verfolgen und daffelbe für die Semiotik der Kinderkrank— beiten nußbar zu machen. Unfere Beobachtungen haben zu folgenden Hauptrefultaten geführt: Phyſiologie. — Gleich bei der Geburt be: figt das Kind eine ebenfo hohe Zemperatur, wie die, welche man an ihm einige Tage, ja felbft einige Jahre, fpäter beob= achtet; allein diefe Wärme von 37,25° Gentigr. vermins dert ſich faft augenblidlidy, und nach einigen Minuten kann das Thermometer ftufenweife bis 35,50? gefunfen feyn. Schon am folgenden Tage nimmt e& indef feinen urſpruͤng— lihen Stand beinahe wieder an, indem die mittlere Tem— peratur von fünf Kindern einen vollen Tag nah der Ge: burt 37,05° betrug. Bei dreiunddreifig gefunden Kindern, die einen bis fieben Zage alt waren, betrug die Temperatur durchfchnittlich 37,089. Bei fünfundzwanzig, vier Monate bis vierzehn Fahre alten Kindern war fie etwas höher, naͤm— ih 57,21°. Pathologie — Das Marimum der Zemperatur bei allen Verfuhen war 42,50°, das Minimum 23,50°. Die Temperatur der Eranfen Kinder fhwanfte alfo um 199, waͤhrend diefe Differenz bei Erwachfenen nur 7° beträgt. Sedesmal, wenn die Temperatur bei einem Kinde 58° tberfteigt, ift Sieber vorhanden. Die genaue Feftitellung der Erhöhung der Temperatur ift, zumal bei Neugeborenen, wo fie das ficherfte Zeichen des fteberifchen Zuftandes ab: giebt, ungemein wichtig. in neugeborenes Kind Eann naͤm— lich, bei dem anfcheinend gefundeften Zuftande, 120, ja bis 140 Pulsſchlaͤge und 40, 60, ja bis 84 Athemzüge darbie: ten, Nach der bloßen Zahl der Pulsfchläge und Athemzuͤge laͤßt fih die Anweſenheit von Fieber nicht beftimmt erken— nen; aber wenn man die Temperatur zugleich beobachtet, ift dieß ſtets möglich. Das Thermometer zeigt an, daß Fieber vorhanden iſt; allein es zeigt die Veſchaffenheit, oder die Art des Fiebers nicht an, welches eintägig, nichtausfegend, ausfegend, idio= pathifh, oder fnmptomatifch feyn und dann entweder von einer Phlegmafie, oder einer Pyrexie herrühren kann. Die Entzündungen entbinden nicht mehr Wärmeftoff, als die Pprerien, und umgekehrt. Diejenigen Krankheiten, welche bei Kindern die ftärffte Wärme entwideln, find: Pneumonie, typbofes Fieber und meningitis. Diefe drei Krankheiten haben überdem eigenthümliche Kennzeihen, deren Kenntniß für die Diagnofe fehr wichtig ift. Bei der meningitis finet die Temperatur gewöhnlich im Mittelftadium, während die Mefpiration und der Puls langfamer werden ; fpäter werden die drei Sunctionen wieder thätiger. Das Sinken der Xemperatur in einer Periode, die zwifchen zwei Eracerbationsftadien in der Mitte Liegt, ift demnah ein pathognomonifches Zeichen der Entzündung der Meningen. Diefe, der meningitis eigenthümlichen, Schwaͤnkungen in der Zemperatur dienen dazu, diefelbe von den andern Gehirnfrankheiten und dem, mit Gehirnſympto— men complicirten, typböfen Fieber zu unterfcheiden. Das typhöfe Fieber ijt die einzige Krankheit, bei der eine bedeutende Erhöhung der Temperatur mit einer nur mäßigen Befchleunigung des Pulſes vergefellfchaftet feyn kann. Menn daber bei einem im Bette liegenden Kinde, deffen Puls in der Minute nicht über 100 Schläge thut, das in die Achfeihöhle eingeführte Thermometer big auf 40 oder 41° fliege, fo ließe fih ſchon hieraus mit ziemlicher Sicherheit auf das Vorhandenſeyn einer Dothinenterie ſchlie— fon. Bei den Kindern, namentlich bei fehr jungen, läßt fib in gewiſſen Bällen die oft fo ſchwierige Diagnofe des typhoͤſen Fiebers und der enteritis nach den Anzeigen des Thermometers feftftellen. Wenn fih der Stand des In— firuments mehrere Tage lang auf 38° oder 38,50° hielte und nie 399 erreichte, oder überftiege, fo hätte man auf eine einfache enteritis zu fehließen; fliege indeß dag Ther— mometer bis 41, oder gar bis 42°, fo würde man auf ty: phöfes Fieber zu fließen haben. Wenn bei einem Kinde, deffen Puls und Athem merk: lic befchleunigt find, das Thermometer 41, oder auch nur 40° zeigt, fo läßt fib daran mit Cicherheit das Vorhan— denfeyn einer Pneumonie erkennen. Die Anzeigen des Thermometers find zur Unterfcheidung der Entzündung der Lungenlappen von der Entzündung der haarförmigen Ver: jweigungen der Brondien (bronchitis capillaris) ſehr werthvoll. Wenn das Thermometer nicht über 38° fteigt, fo läßt fi nur auf bronchitis ſchließen. Die Krankheiten, bei denen fib die Temperatur ernie: drigt, find ſelten. Locales Sinfen der Temperatur fin: det bei Lähmung, Gangrän, Cholera, Wechfelfieber während der Froftperiode ſtatt. Es ift nicht erwiefen, daß die allgemeine Körper: temperatur, in der Achſelhoͤhle unterfucht, bei Erwachfenen je ſinkt. Bei den Neugeborenen ift dieß indeß bei Dedem, oder Verhärtung des Zellgewebes fiher der Fall. Menn bei einem ein bis acht Tage alten Kinde das Thermometer unter 36° fteht, fo hat man die Entwidelung bes Dedems zu befürchten. Fallt das Thermometer bis 34°, 32°, 30°, oder gar darunter, fo ift die Krankheit völlig ausgebildet. Diefe Erniedrigung der Zemperatur ift zumei- 219 ten außerordentlich ſtark. Bei manchen Kindern fällt das Thermometer bis 28, 26, 24 und felbft 23,50%. Nichts Eann diefer gebeimnißvollen Potenz, welche die Urſache des Sinfens der Temperatur ift, Schranken fegen, nicht einmal jene andere Potenz, welche die Temperatur beftändig erhöht, die acute Entzuͤndung. Die Temperatur fährt fort, zu ſin— Een, wenngleich die primäre Krankheit fat immer durd) dop— pelte Pneumonie complieirt wird, und die Eleinen Kranken werden noch Eälter, als die Keichen von andern Kindern, die an andern Krankheiten feit zehn bis zwölf Stunden geſtor— ben find. Das Thermometer leijtet bei manchen Krankheiten der Semiotik dDirecte Dienfte, indem es deren Eriftenz pofitiv anzeigt; in anderen Krankheiten dient e8 der Diaqnofe in— direct, indem feine Anzeigen, in Verbindung mit anderen Kennzeihen die Dingnofe feftftellen. Wir find demnach der Meinung, daß die Anwendung des XTihermometers in der Clinik nicht nur (wie die Herren Bouillaud und Andral fie verfteben) zur Berichtigung der unbeftimmten Anzeigen des Gefuͤhls des Arztes und der Kranken, fondern aud als ein höchft nuͤtzliches Hülfgmittel der Diaynofe, allgemein eins geführt werden follte. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sc. T. XVIL, No. 26. 26. Dec. 1843.) Ueber primäre krebshafte Entartung und Verſchwaͤrung der Lunge. Bon Dr. D. Macladhlar, Bor Laennec wußte man fehr wenig über bösartige Affectionen der Lunge, und diefe wurden fajt immer für fe: cundär gehalten. Nah Laennec verdanken mir die mei— ften Kenntniffe von diefem Gegenftande dem Dr. Stofes, nah welchem dann von fpäteren Schriftftelleen neue Thats fahen geiammelt wurden (vgl. Dr Hughes, im Guy’s Hospital Reports von 1841; Hodgfin, Walfhe in ihren Schriften, und Dr. Taylor’s Abhandlung in The Lancet. March 18542. Die Refultate der neueren Un: terfuhungen des Dr. Stofeg finden wir in The Dublin Journal, May 1842: man vergleihe auh Dr. Walfbe: Ueber die phyſicaliſche Diagnoſe der Rungenfrankheiten). Fol: genden Fall von primär Erebshafter Degeneration und Ver: fhwärung der rechten Tunge, der mir vor Kurzem vorfam, gebe ih als Beitrag zur Gefhichte und Pathologie des Krebfes in der Ihorarhöhle. 3. 9., 62 Jahre alt, aufgenommen in dem Royal Hospital von Chelfea am 4. October 1842, Elagte über einen fehr häufigen trodenen Huften, Athembefchwerden, bes fonders bei der Rüdenlage und allgemeine Schwäche. Meh— vere Wochen vorher war er ſchon wegen diefer Symptome in Behandlung gewefen, welhe allmälig an Intenſitaͤt zu= genommen hatten. Die angewandten Mittel hatten ibm Eeine Erleichterung verihafft, und er bradıte die Nächte ſchlaflos in figender Stellung zu, mit einem quälenden, kiz— zelnden trodenen Huften, doh ohne Schmerz in der Bruft, oder Fieber. Das Gefiht war blaß, und befonders an den 630. XXIX. 14. 220 Augenlidern oͤdematoͤs angefchmollen; der Urin fparfam. Der Kranke kam am 9. d. M. in meine Behandlung. Phyſicaliſche Zeihen: Auf der linken Bruft: feite ergab die Percuffion einen hellen Ton, und das Ath⸗ mungsgeräufh mar pueril, doch ohne rhonchi. Auf der rechten Seite Percuffioneton durchweg dumpf, aber nicht ganz fo in der Gegend der Bruftwarze, und das Athmungs: geräufh, durchweg ſchwach und an einigen Stellen fehlend, war von einem gelrgentlihen Schleim = Knifterraffeln längs der Wirbelfäule begleitet. Die angewandten Mittel blieben fruchtlos; der Kranke brachte die Nächte faft immer ſchlaflos und huftend zu und die Athemnoth nöthigte ihn, balb aufrebt im Bette zu fisen. Bei einer erneuerten Unterfuhbung am 12. October hatte die Dumpfheit des Percufiionstones zugenommen und war befondere an der hinteren Seite der Bruſt volllommen ausgebildet, und die Wandungen widerftanden dem Finger— drude. Das Athmungsgeräufh mar vollftändig verſchwun—⸗ der, und obwohl eine leihte Nefonanz der Stimme längs der Bafis der rechten scapula fortbeftand, fo war fie doch weniger deutlib, als auf der andern Seite, und die aufges legte Hand fühlte durchaus Feine Vibration. Die rechte Seite [dien fihb en masse zu bewegen, die oberen Inter⸗ coftalrdume blieben normal, weder eingefunfen, noch hervor— tagend ; nah Hinten und Unten waren fie weniger deutlich). Die Meffung ergab Eeinen Unterfhied; aber für das Auge erfchien der obere Theil der rechten Seite in feinem. Durch— meffer von Born nah Hinten zufammengezogen, während diefelbe nah Unten voller und beträhtlih nah Hinten auf: getrieben war. Das rechte hypochondrium tagte bervor und gab einen dumpfen Ton auf 2 bis 3° über die Rip— pen binaus bei der Percuffion; Herzſchlag normal; Puls regelmäßig, aber ſchwach. Bei'm Schluden empfand der Kranke Eeine Befchwerde, bis zwei bis drei Tage vor feinem Tode, und der Appetit war nur wenig beinträchtigt; Urin fpärlich. Die phyſicaliſchen Zeichen blieben feitdem dielelben; der anfangs trodene Huften wurde zuletzt zuweilen von einem fpärlihen braͤunlichen Schleimauswurfe begleitet. Am 7. November Elagte der Kranke zuerft über Unbehaglichkeit auf der rechten Brufffeite; das Gefiht war nun ganz geſchwol— len, befonders des Morgens und die Comjunctiva gerötbet; Handgelent und Hände wurden ödematos; am 16. Nov. hat das Dedem die Schulter erreicht, fhritt dann raih auf die Bruft fort, ergriff aber nicht die unteren Ertremitäten. Um 18. war das Ausfehen des Kranken furchtbar entitellt; die gerötheten Augen ragten weit hervor, und beide Arme wa- ven ungeheuer angefhwollen; die Dpspnde und der Huſten nahmen zu, und der Kranke ſtarb plöglih am Morgen des 22. Novembers, ungefähr drei Monate nach dem Beginne der Krankheit. Sectionsbefund, dreißig Stunden nad dem Tode: Die ganze rechte Brufkfeite war von einer feften, unnachgie— bigen Maffe ausgefüllt, welche die Leber 2 bis 3" unter den Rand der Rippen gefhoben hatte und fo feft an die Nachbargewebe adhärirte, dag man fie nur durch eine ſotg— 221 faltige Section entfernen Eonnte. Als diefe Portion durch Aufhebung des Bruſtbeins bloßgeleget wurde, bot fie eine rofenrothbe Färbung dar. Bei'm infchneiden drang das Meffer in unzählige Höhlungen, welche von der Größe ei: ner Erbfe big zu der einer Wallnuß variirten. Diefe, durch die ganze unge verftreuten, Höhlen waren zum großen Theile mit einem dien, gelben, ftinfenden, zerfließenden Eiter angefüllt, andere enthielten eine dünne, jaudige, ſtinkende Materie, während noch andere, die mwenigften an Zahl, mit einer weißlichen, breiartigen Subftanz, erweichter Gehirnmaſſe aͤhn⸗ lich, ausgefüllt waren. Die Wuandungen diefer verfchiedenen Höhlen waren zerriffen, uneben und von feiner Membran ausgekleidet. An der Wurzel der Lunge, auf das Herz drüdend und feft an dem Herzbeutel anhängend, befand ſich eine große, dichte, weiße Enotige Subftanz, welche die obere Hoblvene umyab, disfelbe, fowie den rechten bronchus, comprimitte und den rechten Ajt der Lungenarterie faſt ganz verſchloß. Dieſe feſte Geſchwulſt widerſtand dem Meſſer, und die eingeſchnittene weißgefaͤrbte Oberflaͤche zeigte eine fibroͤſe, dem aͤchten Krebſe aͤhnliche Structur. Aus den Schnittflächen quoll bei dem Drucke eine rahmartige Fluͤſſigkeit in Tropfen hervor. Unmittelbar an dieſer ſtirrhoͤſen Maſſe waren die auch an andern Stellen der Lunge bemerkten Abfceffe klei— ner, je näher der Oberfläche aber defto größer, und von dunfelgrüner Farbe. inige vergrößerte Broncialdrüfen, mit ſchwarzer, Eohlenartiger Materie angefüllt, hingen feft am tumor an, und zwei bis drei melanotifche Tuberkeln la— gen dicht daran. Die linke Seite der Bruft enthielt eine große Menge Elaren Serums; die Lunge felbft war vollfommen gefund, ſowie aud die pleura. Das Herz bot nichts Auffallendes dar, der rechte Vens trikel war wahrfcheinlich etwas erweitert, Die Leber ragte mehrere Zoll unter die Rippen hinab, war blaß, aber, fowie die anderen Baucheingeweide, fonft gefund. (London Med. Gazette, March 31. 1843.) Ueber Gehirnerweihung giebt Herr Durand Fardel einen fehr ausführlichen Auf⸗ faß, an deffen Schluß er fagt: Den Compler der in diefer Arbeit enthaltenen Beobachtungen gebe ich als ein treues und fo vollftändige® Gemälde der Gefchichte der Anatomie der Gehirnerweichung, ald der begränzte Raum e8 nur ims mer geftattete. Gewiß find die beiden vorzuͤglichſten Puncte des Studiums diefer Krankheit die Therapie und die Diaz gnofe, obwohl man nicht fehr daran gewöhnt ift, fich unter dem erſtern Gefichtspuncte mit der Krankheit zu befchäftigen; aber e8 ift nothwendig, vor Allem fich eine vollfommene Kenntniß ihrer anatomifhen Verhältniffe zu verfchaffen. Gewiß ift diefes letztere Stubium aͤußerſt nothwendig, da man gemwöhnlid) einigen Krankheiten, von denen ich, mie ich glaube, deutlih genug nachgewieſen habe, daß fie der 630, XXIX. 14. 222 Gehirnerweihung zugefchrieben werben müffen, einen ganz verfchiedenen Urfprung giebt. Ih will nun in der Kürze die vorzüglichften Stufen, welche die anatomiſche Entwicke— lung der Erweihung durchläuft, zufammenfaffen, und be: merfe nur noch erftens, daß alle Formen, weldhe das Uebel nacheinander annimmt, in Uebereinftimmung mit den Schlüfs fen ftehen, die wir aus dem Studium feiner acuten Periode gezogen haben, daß namlich die Gehirnerweihung eine Ent: zündungsfrankheit fey; und zweitens, daß der Verlauf und die Natur ihrer verfchiedenen Veränderungen Feine von den Hprothefen, die man über das Weſen diefer Krankheit aufs geftellt bat, zulaffen, als da find: gangraena, in Folge verminderter Girculation, oder einer Blutentmifchung, eine Krankheit eigenthümliher Art; Scorbut, ein fpecifis ſches Uebel, das von vorgerüdtem Alter abhänge u. f. w. I. Die Gehirnerweihung entfteht immer in Folge einer Blutcongeftion und wird, mit einigen fehr feltenen Ausnahmen, in ihrer acuten Periode von Roͤthe begleitet, 1. Wenn fie den chronifhen Character annimmt, fo verfchwindet diefe Roͤthe, und an ihre Stelle tritt gewöhn: li eine gelbe Farbe, als Spur des im Anfange infils trirten Blutes, welche gewöhnlich und fehr deutlid in der Corticalfubftang bemerkt wird. Il. Die hronifhe Erweihung fpricht ſich zuerit durch eine Verminderung der Gonfiftenz der Markſubſtanz, ohne Nöthe, aus. IV. Später nehmen die Windungen der Corticalfubs ftanz die Geftalt membranartiger, gelber, weißer Platten an, gelbe Platten der Windungen. V. Zu gleiher Zeit wird in der Medullare und in der grauen Gentralfubftanz das Nervenmark flüffig und ver- wandelt ſich in eine trübe, Eörnige, der Kalkmilch ähn: liche Flüffigkeit, welche ſich in die Iwifchenräume der zellis gen Bänder infiltrirt, welche nichts Anderes find, als das Gellulargewebe des Gehirns, das durch die Verfluͤſſigung des Mervenmarks entblößt ift, eine cellulöfe Snfil: tration, VI Sn einer nod fpätern Periode verfhmwinden bie fo ermweichten und veränderten Theile, und es erfdjeinen ent— weder Ulcerationen an der Oberfläche des Gehirns, oder umfchriebene Höhlen, oder ausgedehnter Subftanz: verluft. VI. Die Erweihung ſcheint in jeder Periode ihres chroniſchen Zuftandes eines Stillftandes und fo auf diefe Weiſe einer Art von Heilung fähig zu feyn, aͤhnlich den Heerden von Hämorrhagien, in welchem Falle dann die für beren Symptome verſchwinden, und die geftörten Functio— nen, wenn auch nicht ihre Integritaͤt, aber doch weniaſtens eine fo volltommene Freiheit wiedererlanyen, als das Vorhanz denfeyn einer theilweifen und unheilbaren Deserganifation eines begränzten Punctes des Gehirns geftattet. 223 Luxation der Halswirbel. Bon Profeffor Horner, Ein zehnijähriger Knabe, Thomas Brierly, ſtuͤrzte, etwa 20 Fuß hoch, in einen Keller hinab, blieb betäubt liegen und wurde, nach Angabe der Seinigen, mit, unter dem Körper eingebogenem, Kopfe gefunden, Bewußtlos und ohne Bewegung wurde er nah Haufe gebracht; er hatte Duetfhungen am Kopfe, und fein Hald war fteif und ab— norm gebogen, indem er an der linken Seite eine große fihlangenförmige Ausbeugung und an der rechten eine tiefe Goncavität bildete, wobei das Geficht rechts nah Unten ges wendet war. Drehung des Kopfes war nicht moͤglich und der Hals unbeweglich. Es wurden Vlutegel und erweichende Mittel in Anwendung gebracht. Zwei Tage nah dem Zus falle Eehrte das Bewußtſeyn wieder; die Sinneseindrüde wa— ten normal, jedoch Elagte der Knabe über Zaubheit und Prickeln in der linken obern Ertremität. Als der Knabe in der Clinik vorgeftellt wurde, war die Deformität des Halſes immer noch vorhanden, wenn auch vermindert. Rotationen £önnen jetzt mit demfelben bis zu einem gewiffen Puncte aus: geführt werden, jedoch mehr nah Rechts, als nach Linke. Bei Unterfuhung der Stellung der Queerfortfäge der Wirs bel zeigt fi), daß der obere Queerfortfag des vierten Hals— wirbel8 auf der linken Seite um einen halben Zoll weiter nah Born ftehe, als der des fünften Halswirbeld, woraus jich ergab, daß der linke untere fihiefe Kortfaß des vierten Wirbels von dem obern fhiefen Fortfase des fünften nad) Born luriet und dafelbft firirt war. Wahrſcheinlich ift die Sntervertebralfubftang zum Theil, oder gan; zerriffen und die beiden Wirbel werden nur durch die Übrigen Bänder und durch die Muskeln noch zufammengebalten. Vor den Einrich— tungen diefer Lurationen ſcheuen ſich die Chirurgen; Def: fault vermeigerte fie geradezu, und Boyer erzählt im vierten Bande feines Werks, daß ein junger Menfch mit einer folhen Verlegung unter den Händen der Wundärzte geftorben fey. Die Gefahr der Einrichtungsverfuche ift leicht begreiflih, wenn man bedenft, daß, um den Fortſatz aus feiner Cage wieder hervorzuheben, jedenfall® die Beugung des Halfes nach der Seite noch gefteigert werden muß, wodurch zu neuen Trennungen und jedenfalls zu Compreffion und 630, XXIX 14, 224 Zerreifung des Ruͤckenmarks Veranlaſſung gegeben merbe. Auch Brierly wurde nuc mit einigen allgemeinen Regeln für fein Verhalten entlaffen. Sechs Wochen nach dem Zu: falle war fein Allgemeinbefinden gut, alle feine Funct ionen waren in Ordnung; er befuchte die Schule, und ed war zu erwar⸗ ten, daß bei'm allgemeinen Wachethume auch fein Hals alls milig eine gerade Richtung annehmen werde. (American med. Exam. 21. Jan. 1843.) Mi LE Ueber die zu beobadtenden Regeln bei ber An: wendung ber Methode von Brasbdor, zur Deilung von Uneurysmen des truncus brachio-cephalicus bat Herr Diday der Academie royale den wédedine eine Abhandlung überreicht, in welcher er folgende Lehrfäge aufitellt: 1) Bei jedem aneurysma, wo es möglid) ift, das Ergriffenfeyn des truncus ano- nymus zu erfennen, muß man bie art. subclavia und die carotis unterbinden, Die Analyfe der bisjegt befannten Thatſachen zeigt, daß die Ligatur eines diefer Aefte nicht ausreichen fann, um bie Heilung herbeizuführen. — 2) Die zu gleicher Zeit vorgenommene Unterbindung beider Stämme ift das ficherfte Verfahren, aber, troß eines glüdlicy verlaufenden Falles, möchte Herr Didan bie: fetbe, wegen der begleitenden Gefahren, nicht anrathen. — 3) Wenn man nadheinander die beiden Aefte des truncus anonymus unterbinden will, und einer derfelben vor der Dperation obliterirt erfcheint: fo muß man mit der Unterbindung des anderen die Be: handlung beginnen. — 4) Aber man muß hierbei die wirkliche, oder definitive Obliteration von der feheinbaren unterfcheiden „ wel: che bei diefem Gefäße das Aufbören feiner Pulſationen, hervorges bracht durd) den vom Aneurysma auf feinen Urfprung ausges übten Drud, vorfpiegelt. — 5) Wenn vor der Operation die beiden Stämme auf gleihe Weile wegfam erfcheinen, fo muß man zuerft den Stamm der Seite unterbinden, auf welder ber tumor zu wachen fcheint; im Kalle eines Zmweifels würde man mit der carotis anfangen, deren Unterbindung nad) den ftatiftifchen Angaben um die Hälfte weniger gefährlich ift, als die der subela- via. — 6) Als allgemeine Regel dient, daß man bie zweite Unter: bindung nicht eher unternehmen darf, als bis die Wirkung der ers ften ftationär geworden erfcheint, als bis, 3. B., der Umfang der Geſchwulſt abzunehmen beginnt. 3ur Gonfervation der Leihen für anatomifcbe Arbei— ten empfiehlt Here Dupre Latour die Anwendung des Greofots und namentlich die Einführung des confervirenden Dunftes durd) die Luftröhre und die Deffnungen des Darmcanals, Bibliographiscde Lois generales de la Chaleur. Concours pour une chaire de Physique medicale. Par Alph. Gucrard. Paris 1344. 4. Monographie de Malpighiacees ou Exposition des caracteres de cette famille de Plantes, des genres et especes qui la com- posent. Par Adrien de Jussieu. Paris 1844, 4. ⸗ Neuigkeiten. Practical Chart of Diseases of the Skin, ker. London folded, in 8, 1844. Des Temperamens consider&s dans leurs rapports avec la San- te. Par Hipp. Royer-Collard. Paris 1844. 4. By George A. Wal- Menue Üotizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, geſammelt und mitgetheilt von dem Obers Medieinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medisinalrarhe und Mrofeffor Froriep zu Berlin, N 631. (Nr. 15, des XXIX. Bandes.) Februar 1844, Gedruckt im Landes = Snduftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ag. oder 3 &. 30 2%, des einzelnen Stuͤckes 3 9Gr Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 g%x DR a a Ueber die Erzeugung der Flammen in Qulfanen, fowie die daraus abzuleitenden Folgerungen. Bon Herrn Bory de Saint Vincent, Sn dem Auffage von Heren Leop. Pilla Über dens felben Gegenftand (vergl. N. Notizen Nr. 599. [Nr. 5. des XXVIN. Bandes] ©. 70) habe ich mit Vergnügen die Beftä: tigung einer meiner früheren Beobachtungen gefunden, der ich damals keine befondere Wichtigkeit beimaß. Herr Pilla hatte, wie er uns fagt, den Veſuv be— reits gegen zehn Jahre lang beobachtet, als er in der Nacht vom 2. Suni 1833 zum erſten Male wirkliche Flammen aus demfelben fommen fah. Um Flammen diefer Art genau zu erfennen, muß man fih den Deffnungen, aus denen fie fehlagen, bedeutend nd: bern, fid) in den Krater des im Ausbruche begriffenen Vulkans, oder doch wenigftend an deffen Rand begeben, und dieß kann natürlich nicht ohne große Gefahr gefchehen. Die: fer feßen fidh die Forſcher nidyt immer gern aus, und fie haben oft die Deffnungen, aus denen die Lava aus den Minden des Krateıs ftrömte, fälfhlib für den Krater felbft ausgegeben. Diefe Deffnungen fönnen aber fowenig für den eigentlihen Krater gelten, als die Schneppe eines Keffels deſſen Hauptöffnung ift. Dort fieht man auc nie die den Vulkanen eigenthümlihen Slammen. Sch wenigfteng habe, fo oft ich mich jenen Mündungen auch genähert habe, des ten nie bemerkt, auch nie erfahren, daß irgend Semand ders gleichen wahrgenommen hätte. Ich unterfuchte vor fehr geraumer Zeit eifrig und ges wiffenhaft einen achten Krater, der beträchtlich größer war, als es der Veſuv je gewefen. ,. Diefer Krater”, fagte ich, im XIM. Sabre der Republik (Voyage en quatre iles des mers d’Afrique, T. II.), „ſchien durch einen im In— nern des Berges fiattgefundenen Impuls herausgetrieben worden zu feyn, und am Rande der Erhebung fprudelten Beuergarben heraus. Diefes gewaltige vulkanifche Laborato— rium hat fich fpäter häufig weiter emporgehoben und wieder No. 1731. — 631, r ua I gefeßt, wie ich fhon damals vorausfah. Nachdem ich mich nun an den Rand der trichterföormigen Deffnung felbft, aus der die Erplofionen kamen, begeben hatte, erblidte ich vor jenen Garben ein Beden, in welches die in die Höhe ges fhleuderten Stoffe zurüdfielen. Diefe entwichen dann aus demfelben und gelangten, in Geftalt eines Baches, der vers fhiedene Fälle macht, an die Bafis des Randes des Kra— ters, wo fie fenfrecht unter unfern Füßen in einer Schlucht verſchwanden. Won diefem Feuerfttome entwidelten fich durhaus Feine Dämpfe, die ung beichmwerlich gefallen wären, oder uns vor Gefahr gewarnt bätten Nicht weit rechts von den Garben befand fid) ein Loch, aus dem ich Anfangs Nichts hatte hervorfommen fehen ; aber, als es dunkel gewor— den, ſah man von Zeit zu Zeit ftoßweife bläulidye Flammen, wie die von MWeingeift, herausfahren. Sie wurden mit ei— niger Heftigkeit bhervorgettieben und veranlaßten ungefähr daffelbe Geraͤuſch, wie Loͤthrohrflammen. Diefelben hatten felten über drei Fuß Höhe, und ihr Schein ward oft durd) den der Feuergarben verdunfelt. Dieß find die einzigen Flam— men, die ich je in Krateın wahrgenommen habe, und es täft fid) annehmen, daß die Vulkane überhaupt feine andern erzeugen. Was man bei den Vulkanen gewöhnlich für Flam— men ausgiebt, find nur glühende Dämpfe, oder Dünfte ꝛc.“ Loe. eit. p. 247 — 248. Das prächtige Schaufpiel, das ſich mir damals darbot, fand durchaus unter denfelben Umftänden ftatt, mie dasjes nige, welches man 40 Sahre fpäter in Stalien wahrgenoms men bat. Dieß muß mid um fo mehr freuen, da man meine Beobachtung zum Theil wenig beachtet, zum Theil ſogar für ungenau ausgegeben hat. Gegenwärtig, wo diefes Factum für die Geologie von befonderem Intereſſe ift, intereſſirt auch mid) daffelbe noch mehr, wie früher. Doc, führte ich ſchon damals an, daß die Achten vulfanifchen Slammen fid nur an den Deffnungen, die mit den vulfanifchen Heerden in directer DVerbindung ftehen, niemals aber an den Lava— ſtroͤmen zeigen. 15 227 Ueber die Bildung der Seide hat Herr Robinet, Mitglied der Königlich Franzöfifhen Landwicethſchaftlichen Geſellſchaft, der Academie der Wiffen: fhaften feine Beobachtungen und Erfahrungen mitgetheilt. Es hat fih in der legten Zeit ein Streit Über die Frage erhoben, in welchem Zuftande die Seidenmaterie unmittelbar vor deren Austreten in Form von Faͤden aus den Raupen überhaupt, und in’sbefondere aus dem Seidenwurme, ſich befinde. Manche haben die alte Anficht vertheidigt, der zu— folge diefe Materie in den für fie beitimmten Behältern im flüffigen Zuftande vorhanden wäre; Andere haben behauptet, die Seidenfäden feyen fihon in der Raupe ganz fertig, und diefe bilde daraus nur Stränge, indem fie diefelben zum Spinnen ihres Gocons austreibe. Wie der Stand der Anz gelegenbeit damals war, als Here Robinet feine Arbeit unternahm, ließ fi) die Prüeriftenz der Süden in der Raupe faum laugnen, da fie namentlich durch die Strauß: Dürf: beimfchen Verſuche einen hohen Grad von Wahrfcheinlich: £eit erhalten hatte und die alte Meinung für widerlegt galt. Here Robinet hat nun die Frage von allen Seiten neu unterfucht; zuvörderft hat er anatomifche Arbeiten in Betreff des Secretionsapparated der Seide unternommen, und die Seidenmaterie , von dem Augenblide ihrer Bildung an big zu dem ihrer Ereretion in Geftalt eines feſten Fadens ftudirt. Die von ihm unternommenen ſehr zahlreihen Verſuche haben ihn zu folgenden Refultaten geführt. 1.) Die Seide entweicht durch ein einfaches, häus tiges Mundftük, das fih in einem Eegelförmigen fleifhigen Anhängfel der Unterlippe der Seidenraupe bez findet, und das Herr Nobinet den Seidenrüffel oder Spinnrüffel nennt. 2.) Zu diefer Deffnung gelangt die Seide durch einen ganz kurzen einfahen Canal, der duch die Vereinigung der beiden Seidenröhren entftehet. 3.) Der vordere Theil der Seidenröhren ift haar» töhrhenförmig und geht in den, ſehr ausgeweiteten mittlern über, der der eigentliche Seidenbehälter ift. Der hintere Theil befteht in einem ſehr langen dünnen Eylinder, der wahrfcheinlih da8 fecernirende Dt: gan ift. 4.) Die Seide befindet fih im Zuftande einer dick— lihen gallertartigen Slüffigkeit in den beiden hinteren heilen des Organs. Sn der capillarifhen Röhre gewinnt fie an Seftigkeit, und an der Ausführunggöffnung langt fie im feſten Zuſtande an. 5.) Die Raupe drückt den Faden mittelft eines knie— förmigen Stüdes zufammen, das fih an der Verei— nigungsftelle der beiden capillarifhen Nöhren befindet. Auf diefe Weiſe Eann fie die Ereretion der Seide hemmen und fih an ihrem Faden aufhängen. 6.) Die Seidenmaterie iſt an fich- immer farblos, Die Färbung, welhe fie in manchen Fällen zeigt, rührt von einem Weberzuge ber, der fie in den Behältern begleitet und mit ihr austritt, 631. XXIX. 15, 228 7) Die conifhe Geftalt des Seibenfabeng rührt von ber flufenmweifen Verengerung ber capilarifhen Röhren her, welche mie ein Drahtzug wirken. 8.) Alle übrigen Erfheinungen, denen zufolge man vermuthet hatte, daß die Seide im Zuftande eines Stranze ges in den Behältern vorhanden fen, erklären ſich leicht dar: aus, daß fie in den capillarifhen NRöhren, bevor dieſe fih vereinigen, feſt wird, 9.) Mit dem Strauß: Dürkheimfhen Berfuche hat es feine Nichtigkeit; allein er beweiſ't nicht die Präs eriftenz des Fadens in den Behältern. 10.) Lyonnet behauptete keinesweges, wie man ans geführt hat, das Vorhandenſeyn eines Seidenfnäuels; er batte erkannt, daß die Seide in den Behältern als Flüffigs keit eriflice und in der capillarifchen Nöhre feft werde. Doc waren feine Beobachtungen nicht vollftändig genug. 11.) Die Erklärung diefer Erfheinung bleibt Eünfti- gen Forfhungen vorbehalten. Es ift nämlich noch genauer nachzuweiſen, wie e8 fommt, daß die flüfiige Seidenmaterie in den capillarifchen Nöhren die Geftalt eines feften Fadens annimmt. In diefer Beziehung ift man bis jest lediglich auf Vermuthungen befchränft. Ueber die Zaguanuß oder das vegefabilifche Elfenbein. Bei Gelegenheit der am 4. December 1843 ftattges fundenen Verfammlung der St. Andrews philosophi- cal society legte Profeffor Connell Proben von der Taguanuß, fowohl im Naturzuftande, als zu Zierrathen verar- beitet, vor, indem er zugleich bemerkte, daß er fich gegen= wärtig mit der chemifchen Analyſe diefer merfwürdigen Sub: ftanz befchäftige und bereits anführen Fönne, daß fie unter anderen einige Procente von einer ftiditoffhaltigen Subftanz enthalte, die nah allen Kennzeihen vegetabilifher Käfeftoff fey. Desgleihen enthalte fie auch etwas Eiweißſtoff. Die Taguanuß ſtammt von einem Baume, der an den Ufern des Magdalenenfluffes in Neugranada (RepubliE Co— lumbien) wihft. Humboldt und Bonpland fanden denfelben bei Barancas Vermejas, Ibaque, am Fuße des Berges Quindiu, am Rio Opon und bei Cana di Chu- curi. Die fpanifchen Botaniker Ruiz und Pavon tra= fen ihn auch in den Wäldern Peru's, an den wärmern Stellen der Anden, und nannten ibn Phytelephas ma- crocarpa. Willdenow veränderte diefen Namen, ohne genügenden Grund, in Elephantusia macrocarpa. Die Eingeborenen von Columbia nennen ihn Tagua oder Cabeza de Negro (MNegerkopf), welcher lestere Name wahrfcheins lih von der Form der Nuß herruͤhrt. Alles, was wir über diefen Baum wiſſen, befhränkt ſich auf die Nachrichten, welche uns die obengenannten fpanifchen Botaniker über ihn mitgetbeilt haben: ,, Die Indianer deden ihre Hütten mit den Blättern diefer ungemein fhönen Palme. Die Frucht enthält anfangs eine Elare, gefhmadlofe Flüfiigkeit, mit mel: cher Reifende ihren Durft zu ftillen pflegen. Später wird 229 diefelbe milcicht und füß, und die Maffe verändert, wäh: rend fie erhärtet, ihren Geſchmack allmälig, bie fie zulegt fuft fo feft wie Elfenbein wird. Die in den jungen Fruͤch— ten enthaltene Flüffigkeit wird, wenn jene gepflüdt und ei: nige Zeit au bewahrt werden, fauer. Aus den Kernen fhneiden die Indianer Stodfnöpfe, Spulen, allerhand Spielzeug, das weißer und eben fo hart, wie Elfenbein, ift. aber durch Waſſer erweicht wird, jedoch nach dem Auftrodz nen feine vorige Härte miedererlangt. Die Bären freffen die junge Frucht fehr begierig " Der Baum, von welcher diefe Frucht ffammt, ift eine Palme, mwelhe Humboldt und Kuntb zu den Pandanaceae reinen. Die Gattung Phytelephas enthält bis jest nur zwei Arten, Ph. ma- erocarpa und Ph. mierocarpa. Der harte Theil des Kernes ift das fogenannte albumen, d bh. die Gubftanz, welche den Embryo umgiebt und zu deffen erfter Ernährung beftimmt ift. Er ift von derfelben Natur, wie das Getrai— demehl, die wuͤrzige Subftanz der Muscatnuß und dag Sleifch der Cocosnuß, und dieß albumen wird eben bei mandıen Palmen ungemein hart. Das der Dattelpalme ift eben fo hart, aber nicht weiß und voluminös genug, um für den Drechsler Werth zu haben, Die Doumpalme bei Theben in Aegypten, deren Früchte man in Alerandrien Pfeffornüffe nennt, hat ein ähnliches albumen, aus dem man Perlen zu Roſenkraͤnzen drebt, und unfer Correfpon= dent Herr Murray bat ung mitgetheilt, daß er ein Modell von der doppelten Gocosnuf oder Meer» Cocoenuß befige, welches aus einer Portion ihres eigenen albumen gefchnit: ten, fo bart wie Eifenbein und fehr ſchoͤn polirt ſey. Auch zu Knoͤpfen an Sonnenfhirme, Fächer ıc. wird daffelbe ver: arbeitet und ift dann von Elfenbein nicht zu unterfceiden. (Edinb. new Philos. Journ. Oct. 1843 — Jan. 1844.) Ueber Helminthen im menſchlichen Auge. Von den Herren Nordmann und Rayer. Das Beftehen von Entozoën im menichlichen Auge ift meiftens mit gewiffen Krankheiten diefes Organs verbunden. Bon diefem Gefichtspuncte aus haben die Verfaſſer die vers ſchiedenen bereits befannten Fälle aufgeführt, in welchen das Vorkommen an Würmern im Augapfel oder auf feiner Au: ßeren Fläche nachgewiefen war. 1) Filaria oculi humani. — Bei einem Greife, welcher von einem dorpelten Linfenftaar operirt wurde, bat Herr von Nordmann in der einen, noch von ihrer Kapfel umgebenen Kenftalllinfe zwei ſehr durchſichtige Thierchen in dem humor Morgagni beobachtet; es waren die zufammenge: rollte Fudenwürmer, die mit dem Mikrofcope ſehr deutlich zu erkennen waren. In einem andern Falle hat Profeffor Juͤngken nad) der Ertraction eines Staars bei einer ziemlich bejahrten Frau in der einen Linſe eine lebende Filaria yefunden, welche in der Kapfel eingeſenkt und 51 Linie lang war. Auch Herr Ammon in Dresden hat in der ertrahieren Linfe eineg einundfechzigiährigen Mannes drei Fadenwürmer beobachtet; 631. XXIX. 15, 230 der eine war ungefähr zroei Linien lang, der zweite etwas Eleiner, und der dritte betrug kaum 3 einer Linie. Auch Baren Larrey führt in feinen Memoires et Campagnes, p. 223. t. I, einen Zall von Filaria uns ter der conjunctiva an. 2) Cysticereus cellulosae, — Sn der Vers fammiung Deutfcher Naturforfher und Aerzte zu Heidelberg, im Sabre 1829, hat Dr. Sommering einen merkwuͤr— digen Fall bei einem Maͤdchen von achtzehn Jahren mitges tbeilt, welche an einer beftigen Ophthalmie litt, und bei wel= ber in der vorderen Augenfammer ein Cysticercus, von der Größe eines Wickenkorns, vorhanden war, welder dag Sehvermögen nur ftörte oder beeinträchtigte, wenn der Wurm fi vor die Pupille legte; gewoͤhnlich aber hielt er ſich im Grunde der vordern Augenkammer auf. Diefer Wurm war bis dahin noch nicht im menfchlichen, mohl aber im Schweins— auge beobachtet worden. Her v. Nordmann hatte ſchon von diefem Thiere einen Fall der Art beſchrieben, wo mit diefem Wurme zugleihb auch Verknoͤcherung der scle- rotica und ein Linfenftaar vorhanden war. Bei drei jungen Kindern, bei welden Dr. Eftlin eine Balageſchwulſt am Augapfel erftirpirte, fand diefer Arzt den Cysticercus cellulosae in der viscöfen Slüffigkeit im In— nern der Cyſte fhwimmen. Die Doctoren Häring und Baum aus Danzig, fowie Florent Cunier, haben dies fen Parafiten gleichfalls nachgewieſen; der erfte in einer ku— geligen Gefhmulft auf dem Augapfel eines Mädchens von fieben Jahren; der zweite bei einem dreiundzwanzigjäbrigen Mädchen in einer Geſchwulſt am inneren Augenmwinfel; und endlich der dritte in einer ähnlichen Geſchwulſt bei einer fies benzehn Sabre alten Perfon. Den erften Fall ausgenom— men, lag die, dag Entozoon einfchließende Gefhmulft zwis fhen conjunetiva und sclerotica. 3) Monostoma. — v. Norbmann hat zuerft ein Beifpiel von mikrofcopifchen Trematoden im Menfchens auge befannt gemadt. Acht Monostoma fanden fih in der Subjtanz einer gleih nad ihrer Ertraction unterfuchten Kryſtalllinſe. Diefe Thierchen lagen in den oberften Schich— ten der Kryftalllinfe, „5 Linie lang und bewegten fih, wenn auch langfam, nachdem fie in warmes Waſſer gethan waren. 4) Distoma. — Bei einem mit einem £infenftaar und zugleich partiellee Opacität der Kapfel geborenen Kinde, welches in Folge eines Mefenterialleidens farb, fanden fich vier Distoma zwifhen der Kıyftalllinfe und der Kapfel. Bei Unterfuchung der legten konnte man an ihrer äußeren Flaͤche mit bloßem Auge die Stelle erkennen, tele fie in Form von E£leinen, undurfichtigen Sleden einnahmen, Die Thierchen waren ein Viertel bis eine halbe Linie lang und von einer weißlichen, nicht durcfceinenden Maffe umgeben, welche gleihfam eine Hülle um fie herum bildete. 5) Echinococeus. — Diefes Thierdien wurde zwi— ſchen retina und chorioidea bei einem jungen Manne im Blindeninftitute gefunden, welcher an Tuberkelſchwindſucht farb, und welcher während friner Jugend an einer heftigen Ophthalmie litt, die in gänzlihe Blindheit überging, Der Wurm hatte das Ausfehen eines weißlihen Blaͤschens und How: 231 enthielt ein zweites, welches wiederum eine Quantität Eleiner, theild runder, theils ovaler Wuͤrmchen einfchloß, 6) Trichina spiralis. — Diefer Wurm ift bereits mehrere Male in den Muskeln des Auges gefunden worden; bei einem Manne von fechs;ig Fahren fand Bifchoff in allen Muskeln des animalen Lebens, befonders aber in den Augenmuskeln, eine große Zahl von veficulöfen Granulatio- nen, welde die Trichina spiralis enthielten. Diefen Wurm hat fhon Farce in den Augenmusfeln gefunden. Entwidelung von Würmern unter der conjunctiva, deren Gattungscharacter nicht beftimmt werden Eonnte, ift fhon mehrere Mal bei Eingeborenen von Zropenländern bes obachtet worden. Bajon, Guyot, Clot-Bey, Guyon und Blot, ein Arzt zu Martinique, hatten Gelegenheit, ihn nachzumeifen. Das DVorhandenfeyn folder Thierchen erzeugt Ophthalmieen, welche nur nad) Entfernung diefer Paraſiten verfhwinden. Miscellen. Ueber die thieriſche Elektricität hat Herr Matteuc— ci ein ſehr intereffantes Erperiment gemadht. Es war ihm noch nie gelungen, Säulen (eleftrifche) mit den Organen lebender roth:= blütiger Thiere zu Stande zu bringen, und nur nah Schlüffen hatte er angenommen, daß die Muscularftrömung, deren Zeichen um fo langer andauern, je tiefer das Thier in der Thierreihe fteht, im Gegentheile in Proportion um fo ftärker feyn müffe, je höher die Stelle des Thieres in der Reihe fey. Jetzt meldet er, daß das Experiment feine Annahme beftätige. „Mit vieler Sorge und Mühe‘, fagt er, „„ift es mir gelungen, eine Säule von fünf les benden Zauben berzuftellen; die beiden Schenkel jeder Zaube waren 631. XXIX. 15. 232 von ber Haut entblößt (&corche) und ein Feiner Theil ber Mus» kelflaͤche des einen Schenkels bloßgelegt (a decouvert)." Nachdem dieſe Flächen gehörig genähert und gelagert waren, hat Dr, Mats teucci an feinem Gulvanometer bei dem erften Verfuhe 15° ers halten, von einer bei dem Zhiere immer vom Innern des Muskels nah der Dberflähe gehenden Strömung. Diefe Strömung hat raſch abgenommen und nad) Verlauf einiger Minuten, bei dem brite ten Erperimente, zeigte der Galvanometer nur noch 6°, immer in derfetben Ridtung. Here Matteucci glaubt, daß das ergoſſene und coagulirte Blut eine der Urfadyen der Abnahme fey, und in ber Znat, wenn man es mwegnimmt, fo zeigt ſich die Strömung un einige Grade vermehrt. Die größte Stmwierigkeit ift, die Theile in Berührung zu halten. Ein vergleibendes Erperiment mit fünf Srölhen hat am Galvanometer 10° gezeigt. Ueber bie Procellarideen haben die Herren Hombron und Jacquinot der Parifer Academie eine Abhandlung übers reiht, in welcher fie ſich bemüht haben, darzutbun, daß bdiefe Sturmvögel die einzigen, wefentlid dem großen Weltmeere ange: hörigen Vögel find, und daß lie nur von Mollusken und Gruftas ceen Leben, nie von Kifhen. Sie find der Anjiht, dag die Sturm: vögel nicht die Stürme anfündigen, wie man doch fo oft wieders holt hat; daß fie aber dann den Schiffen folgen, um ſich von den davon fallenden Ercrementen zu nähren, und weil fie anderwärts feine Nahrungsmittel finden. Sie fegen fih nie auf die Sergel ftangen der Schiffe, weil ihre Körperbildung dieß unmöglich macht. Ihr zahlreiches Beifammenfeyn Eündigt nicht die Nähe des Landes an, fondern nur einen Ueberfluß von Mollusten und Gruftaceen, von denen fie fih nähren. Die Herren Hombron und Jac quinot flimmen nit mit Cuvier überein, der den Sturmod- gen, als kräftigen Seeglern, eine fehr große Ausbreitung nad allen Seiten hin zuſchreibt; fie glauben vielmehr, daß fie Graͤnzen des Clima's und der Wohnung haben. Cine neue Glaffification der Procellarideen, welche die Herren Hombron und Sacquinet aufitellen, giebt den Characteren, welche das Innere des Schnabels darbietet, eine große Wichtigkeit. — J (ak au Die Ueber Entzündung und Abfceßbildung der Uterin= anhänge. Bon Dr. Fleetwood Churchill. Griter Fall. Im Mai 1842 confultivte mich Mary Kearng, welche ſich für fchwanger hielt, wiewohl fie regelmäßig menftruirt war. Sie war 44 Jahre alt, hatte fünf Kinder gehabt, von de= nen das jüngfte zwei Jahre alt war, und empfand feit einiger Zeit Schmerzen in der Inguinalgegend und oberhalb der Schaam— gegend. Kurze Zeit, nachdem fie mich confultirt und ich fie für nicht fchwanger erklärt hatte, nahm der Schmerz zu und fie fühlte Etwas fid) links vom Schaambeine loͤſen, worauf eine Menge eis terartiger Materie aus dem Maftdarm abfloß; ein blutig seitriger Ausflug dauerte eine Woche hindurch an, worauf er verſchwand und die Kranke genas. Wenige Wochen darauf Rückkehr des Schmerzes, erneuter Ausfluß, der nach einer bis zwei Wochen auf: hörte. Sn der Woche vor dem Eintreten des Ausfluffes empfand fie ein heftiges Ziehen in der Leiftengegend 5 dabei ftarfer Schweiß, Appetitmangel, Dysurie und Tenesmus, welche Symptome in’sges fammt nad) der Ausleerung der Materie verfchwanden Angewen— det wurden Blutegel und Breiumfchläge auf die fchmerzhaften Stellen, Eleine Dofen Galomel und James-Pulver und zuweilen ein Abführmittel. Zweiter Fall. Frau Harris, 23 Jahre alt, feit zwei Jah— ren dvecheirather, regelmäßig menftruirt, Einderlos, empfand haͤufi— gen Drang zum Urinlaffen, zumeilen mit Befchwerden verbunden; im Urin ein roͤthlicher Nieverfchlag; Abnahme der Geſundheit; vers minderter Appetit, Abmagerung; bald barauf ftarfe Anſchwellung im Unterleibe, VBerfchwinden obiger Symptome. Bei der Unterfur ung fand id eine Gefhmwulft, die fait bis zum Nabel reichte, an Geftalt einem vergrößerten uterus ähnlich, und ſich ſeitlich bie zu den fossae iliacae, befonders auf der rechten Seite hin, erftredte. Sie war hart und beweglich, auf der rechten Seite bei'm Drude ſehr empfindlih; der cervix uteri von normalem Umfange, buch im Beden ftehend, hinter demfelben fühlte man eine weiche Ges fbwulft. Zwei Tage nad) der Unterfuhung floß eine Menge eiter- artiger Materie durh den Maftdarm ab, die Geſchwulſt verklei— nerte fi, die Empfindlichkeit fhwand. Der Ausflug dauerte noch einige Zeit an, die Gefchwulft wurde immer Eleiner und die Krante genas. Dritter Fall. Frau W., vor fünf Wochen entbunden, Anz fhwellung zwifchen der Seite des os pubis und der spina anterior superior ossis ilii, Schmerzparorysmen an dieſer Etelle feit dem zehnten oder zwölften Tage nach der Entbindung. Vier Mal Ader: laß in zwei Zagen, eröffnende Bouillons, Cavements und cathartica mit diaphoreticis aromaticis; Verkleinerung der Geſchwulſt, Ver: fhwinden derfelben nach ſechs Wochen der Behandlung (Aus Pu- zos, 1759 p. 358.) Wir geben nun zum fiebenten Falle über. Siebenter Fall. Anna Coffey, %6 Jahre alt, feit einem Monate vom erften Kinde entbunden; zwei Tage darauf Scüttel: froft, Schmerz und Empfindlichkeit des Unterleibes, Die Schmer: zen localiſirten ji in der linken regio iliaca, die Kranke konnte nicht aufrecht ftehen und fich bewegen; ftehende Schmerzen in der ebengenannten Gegend mit Dysurie und Tenesmus; nach wenigen - 233 Zagen eine Geſchwulſt dafelbft, die allmälig zunahm, Anfangs hart, ſchmerzhaft und empfindiih, fpäter weniger ſchmerzhaft. Die Scheide heißer, als gewöhnlich, doch nicht angefhwollen; die Dysu— zie und der Zenesmus ließen nah. Blutegel, Umſchlaͤge, Blaſen— pflafter Außerlih, innerlih Calomel mit gelinden Abfuͤhrmitteln, wurden mit fehr gutem Erfolge angewendet. Die Schmerzen hör: ten auf, die Empfindlichkeit ließ nad), und die Geſchwulſt nahm bedeutend an Umfang ab. Achrer Fall. Frau M., 32 Jahre alt, vom erften Kinde am 22. Mai 1843 nad einer Dauer von achtzehn Stunden glücklich) entbunden. Am jiebenten Zage eine febris ephemera in Folge einer Erfältung, die allmälig befeitigt wurde; acht Tage fpäter Diarrhöe, nach deren Bufeitigung Eneifende Schmerzen. Die Quan— tität der Lochien um diefe Zeit vermindert, die Milchjecretion hatte faft ganz aufgehört, Puls 100, Zunge weiß, etwas Durft. Die Kranke Eonnte nicht gerade ſtehen; bei der Unterfuhung fand ich an der linken Seite der symphysis ossium pubis eine Geſchwulſt von der Größe eines Kleinen Apfels, rund, hart, gefpannt, ſchmerz— haft und empfindtih. Blutegel, Fomentationen, Breiumfcläge bemwirkten bedeutende Befferung, und auch die Gefchwulft wurde klei— ner und verlor ihre Empfindlichkeit. Fünf Wochen nad) der Ente bindung trat die Menftruation ein, mit bedeutender Erleichterung aller Symptome. Zennter Fall. Elifa Rodden, 23 Zahre alt, Mutter von drei Kindern, früher gefund, hatte wenige Tage nady einer leichten, raſchen Entbindung einen ftarfen Schred, nad) welchem fie Etwas im Rüden krachen fühlte und auf kurze Zeit bewußtlos wurde. Lohien und Milch unterdrüct, Unfähigkeit, das rechte Bein zu ges brauden; Schmerzen in der rechten regio iliaca, zumeilen Frofts anfälle. Bei der Unterfuhung per rectum fühlte man eine Ges ſchwulſt zwifchen dem uterus und den Wandungen des Beckens. Nach der Anwendung von Fomentationen zeigte fid cine Anſchwel— lung unten in der rechten Seite des Unterleibes, welche bis zur Größe eines Kindeskopfes anwuchs, weich wurde, und in der reche ten Inguinalgegend gerade oberhalb des ligam. Pouparti aufbrad) ; vollftändige Genefung. Zwoölfter Fall. Frau P., 40 Jahre alt, im November 1841 mit der Zange entbunden, Dammriß; Anfall von metritis, im Fe— bruar 1842 peritonitis, im März ein zweiter Anfall. Nach Bes feitigung bdeffelben fand man bei der Unterfuhung einen tumor nahe bei der rechten regio iliaca von der Größe eines Gänfeeieg, ſehr empfindlicy bei'm Drucke; zwei Zage darauf Ausflug von Mas terie per vaginam et rectum, allmälige Abnahme der Geſchwulſt, Genefung. Neunzehnter Fall. Eine Dame aus der Provence hatte eine Fiftelöffnung oberhalb und ein Wenig feitwärts vom ospubis, durch welche eine Sonde tief in das hypogastrium eingebracht werden Eonnte. Diefe Fiftel war in Folge eines nad) der Entbin: dung eingetretenen Abfceffes entftanden, der vor einem Sahre geöff: net worden, aber feitdem nicht verheilt war. (Aus Puzos, p. 365). Zwanzigſter Fall. Eine Frau, 24 Jahr alt, zart und fhmädtig, wiewohl gefund, wurde am 6. Mai 1840 gluͤcklich, wie wohl ſchwer, von ihrem erften Kinde entbunden. Vier Tage darauf Froſt, Hitze, Schmerz in der rechten Inguinalgegend. Frictionen mit Spec und fchweißtreibende Getränke befeitigten den Froft. Da das Uebel aber fhlimmer wurde, ward am 14ten ein Arzt gerufen, der zweimal Blutegel, dann Breiumfchläge, und Mercur innerlich, wie Außerlich, zum Einreiben verordnete. Da diefe Behandlung Nichts Leiftete, fo wurde Dr. Kdwenhardt am 4. Zuli gerufen, welcher die Kranke in folgendem Zuftande fand: Geficht fehr bleich, mager und fehr verändert, die rechte Lende zurücdgezogen, flectirt und am oberen Ende angefhwollen; die Inguinalgegend derfeiben ©eite gleichfalls gefhmwollen, gefpannt, weißlich, fehr empfindlich, aber ohne Yulfation, die Geſchwulſt war gleichmäßig aefpannt und hart, ohne Erweihung an einer Stelle, ohne Roͤthe oder Auftreiz bung. Die linke Inguinalgegend und der ganze Unterleib gefpannt, aber nicht empfindlich, der rechte Schenkel Eonnte nicht ohne Schmerzen und Beſchwerden extendirt werden. Bei der innern Unterfuchung zeigte ſich die Scheide faft ganz trocken, auf der rech— ten Seite angefhmwollen, und cin auf dieſelbe angewendeter Druck 631. XXIX. 15, 234 fteigerte die Schmerzen in der Inguinalgegend. Das ovarium wur« de von dem in den Maitdarm eingeführten Finger leicht erreicht und war angeſchwollen und ſchmerzhaft. Die Kranke war überdieß fehr abgemagert, hatte Fieberanfälle mit abendlidyen Eracerbationen, vollſtandiger Schlaflofigkeit, reicylichen, fauren Schweißen, mit Fries ſeleruption und Diarrhoͤe. Die Michfecretion war nicht vouftändig unterdrückt, Blutegel, Mercurialeinreibungen und ermweichende Umſchlaͤge wurden von Neuem auf den leidenden Theil applicirt, fowie Gel: terwaffer und Milch zum Getränke gegeben; fpäter bitte Mittel mir Salzfäure. Am 12. zeigte ſich eine Eleine, runde Erhabenheit gerade ober= halb des rechten Horizontalaftes des Schaambeins, zu gleicher Zeit fand man die Scheidenwandungen mehr aufgetrieben und den dur den Maſtdarm gefühlten tumor vergrößert; aud litt die Kranke an tenesmus, Ein Biftouri wurde tif in die Gefhmulft bineingefenft, aber nur Blut floß ab. Am 19. Befhwerden bei'm Urinlaffen, ftärkerer tenesmus; eine Eleine Menge Eiter floß aus der Scheide duch eine Oeffnung in der angefhwollenen Portion. Lömwenhardt ſtieß von Neuem in den tumor ein und erreichte den Eierftod, worauf eine große Menge Eiter abfloß. Bedeutende Erleichterung, VBerfchwinden der Dysurie und des tenesmus; der Ausflug per vaginam dauerte bis zum 4. Auguft an, und durch die Bauchwandungen bis zum Anfange Septembers; am 15. Seps tember vollitändige Genefung. (Archives generale de medeecine.) Zweiundzwanzigfter Fall. Sarah Bryant, 32 Jahre alt, 1334 von ihrem fünften Kinde entbunden, empfand drei Wochen nach der Entbindung Schmerzen in der Gegend der Gebärmutter, worauf ihre Gefundheit fehr beeinträchtigt wurde. Eine Gefhmulft, welche ſich fpäter als ein chroniſcher Abſceß ergab, bildete fich in der linken riftengegend, genau an der Stelle eines Keiftenbruches. Als die Kranke im September 1837 in das Weftminfter : Hofpital aufgenommen wurde, war jie bedeutend abgemagert; mit dem Abs feeffe ftanden zahlreiche finuöfe Gänge in Verbindung, melde an der Hüfte verliefen. Diarrhöe war nicht vorhanden; zuweilen wur: den Abführmittel nöthig, die Stuhlausleerungen waren von Schmer— zın begleitet. Die Behandlung war rein palliativ, und die Kranke ftarb, von Schmerzen aufgezehrt, am 11. Dctober 1837. Section: Die flexura sigmoidea coli, der Maftdarm , die Gebärmutter und die Blafe waren an der linken Seite der Bedens böhle durch alte Adhäfionen miteinander verklebt; auch der untere Theil des colon adhärirte an die Wandung der rechten fossa iliaca und ftand in genauer Verbindung mit einem der vom Abfceffe aus— gehenden finuöfen Gänge. Die Abfceffe waren auf die linke Seite des Bedens und der Lumbargegend befchräntt und verliefen weite bin über die Oberfläche des os ilium und der unteren falfchen Rip: pen, welche in großer Ausdehnung von ihrem periosteum entblößt waren. (Med, gazette, vol. XXV,) Dreiundzwanzigfter Fall. Anna Finnigan, dreiundviers zig Jahre alt, vom vierten Kinde entbunden, befam Krämpfe in den Waden und enden, die fich auf den Unterleib verbreiteten, wegen welcher fie zwei Mal Blutegel und Mercur befam und nad) einem Monate, wenn auch ſchwach, doch hergeftellt war. Sn Folge einer ftarfen Erkältung befam fie drei Tage darauf einen heftigen Schüttelfroft und bemerkte am naͤchſten Morgen eine Geſchwulſt im unteren Theile des Bauches, welche allmälig an Umfang zu— nahm. Am neunten Tage wurde fie in das South Dublin Union Workhouse aufgenommen, Am 16. März Geſchwulſt von der Größe eines Fleinen Kine desfopfes, welche die regio hypogastrica und iliaca sinistra eins nahm und fich auf den halbın Raum zwifchen der symphysis ossium pubis und der rechten spina anterior superior ossis ilii hin erftredte. Sie ift ſehr fchmerzbaft bei der Leichteften Berührung, fehr hart und unbeweglih, die Haut darüber unverändert und vollkommen verfciebbar. Nachtſchweiße, bedeutende Schmerzen bei'm Uriniren, Buor albus, wenig Milch, Durft, Yuls 90, fehr ſchwach (ſechs Blutegel, ein großer Breiumfchlag über die Ges ſchwulſt, Fomentationen, eine falinifhe Mirtur, milde Nahrung). 17. März. Schmerzen vermindert, große Schwäche. 235 %. Mir. In der Naht cin Schüttelfroft und heftiger Schmerz in der linken Bruftfeite. Gin Senfteig wurde ohne Erfolg appticirt. Starke Dumpfheit des Percufiionstons bei ſchwachem Refpirationsgeräufhe an jener Stille; Puls 100, ſehr ſchwach, Zunge belegt, Gejiht eingefallen (Senfteig wiederholt; Ammon, carbon. grjj. und eine blaue Pille alle vier Stunden). 27. Maͤrz. Schmerz in der Bruft nicht vermindert, ftärkere Dumpfheit, Kniterraffein, etwas Auswurf, Huſten (Pillen zu wiederholen mit grß Hippo (?) und grj. pulv. Doweri; großes Blafenpflafter, dann Mercurialfalbe). 23, Mirz. Mund afficirt; Schmerz verfhmwunden, Huſten weniger ftörend, Auswurf derfeibe (einfaher Salbenverband, eine Pille alle ſechs Stunden, etiwas Arrow-root.) 29. März. Bruitaffection fait gang gehoben; der tumor im Unterleibe größer, Haut adhärent, Uriniren reichlich, ſchmerzlos, ein Ausfluß aus der vagina, Zunge reinigt fiy, Puls 90; mehr Mich. (MNahrHafte Koſt; ein expectorans mit Ammon, carbon, und vinum Hippo.) 13 April. Die Gfhmwulkt ftärker; dunkle Roͤthe am unteren und mittleren Zoeite derſelben. Da die Bedeckangen vollitändig adhärircen, fo machte ih eine kleine Deffnung, aus welder eine große Menge dunkelfarbige Materie abfloß, worauf eine große Höhle zuruͤckolieb (China, Fleifh, Porter). Die Kranke bejjerte ſich raſch; aus der Deffnung floß täglich etwas Marerie ab, bis zum fiebenten oder ayten Tage, worauf fie fich völlig ſhloß und eine Eleine Verhärtung in der Umgegend zurücdblieb, auf welche linim. Camphor, eingerieben wurde, Aus den angeführten Fällen will ih nun einige practifche Schluͤſſe ziehen. 1) Die Entzündung der Uterinanhänge kann acut, oder chro— niſch ſeya. Im eriten Falle bildet jie eine der Warieräten der Kindbetrfieber. Dre. Zonnelte fand achtundfunfzig Fälle von oophoritis und fünf von Abfceffen unter 190 Fällen von Puerperalz fieder. Dr. Lee erzäplt, daß in einem Falle der Eierſtock in eine große mit Eirer angefüllte Cyſte verwandelt erſchien, welche an den Bauhmandungen adhärirte, und deren Inhalt nah Außen dur eine gefhmwürige DO finung abjloß. In einem anderen todtlich verlaufenden Falle verfledten die entzündeten Ucerinanhänge mit: einander und adhärirten an dem Baunrelle am Rande des Bek— Eens, indem die Entzündung lid) auf das Zellgewebe außerhalb des Bauchfells verbreitet und eine beträdhtlihe Eiteranfammlung im Verlaufe des psoas und iiacus internus bervorgebraht hatte, Mas die Symptome der acuten Form betrifft, fo bemerkt Dr, Lee kurz: Der Schmerz it gewöhnith geringer, als bei ter pe- ritonitis, und hat vornehmlich feinen Sitz in der fussa iliaca , von wo aus er fi nach der Cendengegend, dem After und den Schen— keln hin verdreitet. Bei'm Drude zeigt ſich befonders eine Franke hafte Empfindlichkeit in den feitlichen Theilen des hypogastrium, Die allgemeinen Symptome find nicht wefentli von denen der peritonitis verfchieden; oft beginnt das Uebel mit einem heftigen Fieber, auf welches Schnell prostratio virium und andere Verände: zungen folgen, welche eine Entzündung des Muskel: und Schleim: bautgewebes des uterus characterifiren. — Die hronifhe Form ift von verfhiedenen Autoren unter verfchiedenen Namen aufgeführt worden. Puzos nennt die Ab— fceffe : „Milchdepoöts“ oder milhidhte Ablagerungen im hypoga- strium®* und Levret: ,„Milhanfhoppungen im Beden’, in der irethümlihen Anjiht, daß diefelben dur eine Milchmetaftafe verz urſacht würden, 2) Die chronifhe Entzündung der Uterinanhänge kommt, wiewohl feiten, unabhängig von Schwangerſchaft oder Entbindung vor, weit häufiger aber nach der Entbindung und in verfchtedenen 3vifhenräumen, bald drei bis zehn Tage, bald mehrere Wochen nach derfelbin. 3) Urfahen. Zu denfelben gehören: Schlag, Fall, Schred, Erkältung; Unterdrüdung der Milch oder der Lochien, zumeilen langanbaltender Druck des Kindeskopfes bei ſchweren Entbinduns gen, endlich kann diefe Affection der Ausgang der acuten Entzün: dung feyn. 631. XXIX. 15, 236 4) Art bes Auftretens. Diefe kann fehr verf&ieben ſeyn: a. In gewiſſen Faͤllen erfheinen nur wenige oder keine Sym⸗ ptome als Vorläufer, Beine unangenehme Empfindung in der regio iliaca, in welcher die Kranke beiim Auflegen der Dand eine Ge⸗ ſchwulſt entdeckt. b. Oder die Kranke hat nach einem Wohlbefinden von einigen Tagen einen leichten Fieberankall mit ſchießenden Schmerzen im Unterleibe, welche nach einiger Zeit nachlaſſen, wiewohl das Fieber ohne eine beſtimmte Urſache fortdauert, bis ſich nach einiger Zeit das Uebel entwickelt bat. c. In anderen Fällen iſt der Anfall oͤrtlich, vom Anfange an Schmerz in einer oder der anderen regio iliaca, Empfiadlichkeit, bald darauf Anfchwellung und Kieber. d. Endlih kann die Affecsion anfänalih wie ein allgemeines Leiden des peritonaeum auftreten, der Schmerz verbreitet ſich über den Unterleib und kehrt in Parorysmen wieder, Schmerzbaftigkeit bei'm Drude, Fieber; aber nah und nach laffen die allgemeine Empfindiickeit und der ausgebreitete Schmerz nad) und localifie ten lid. 5) Symptome. Anfhmwellung oder umſchriebene Ge— ſchwulſt fommt in allen Fälen vor und cdharacterifirt das Uebel. Sie findet fih entweder oberhalb des ligamentam Pouparti der li- nea ileo pectinae«, nimmt zumeilen eine fossa iliaca vollftändig ein und erftrect fich felbit aufwärts bis zum Nabel und vorwärts bis zum Nabel und vorwärts bis zur linea alba — ober jie liegt tiefer im Becken und reicht gerade bis zum Poupartiſchen Bande. Im eriten Kalle ift der tumor größer, mehr begrängt und beweglicher, im legten Kalle mehr diffus, unbeweglih und ſchmerzhafter. In beiden Fällen it er fehr hart, bis Eiterung eintritt, und cmpfind= lich bei'm Drude. Im erften alle entdecken wir bei der Unter ſuchung per vaginam nicht immer eine Veränderung; die Seite Eann kuͤhl feyn, man findet Eeine Anſchwellung in. derſelben, und die Beweaung des uterus verurfabt nur geringe Schmerzen. Im legs tern Falle dagegen, fowie auch im erfteren, wenn die Entzündung mehr diffus ift, ift die vagina heiß, etwas empfindlich, und an einer Seite oder im oberen Theile derfelben neben dem cervix uteri fühlt man eine harte, fhmerzhafte Anſchwellung, die augenfceinlih mit der Gefhmwulft in der Leiſte zufammenhänat; aub Fann in dieſen Fällen der uterus nicht ohne heftige Schmerzen beweat werden. Schmerz begleitet ftetS das Uebel und bat frinen ©ig bei der Gefhmwulft, von welcher aus er nah allen Richtungen hin— fhießt. Wenn der tumor body jtebt, wie oberbalb des Beckenran⸗ des, fo ift der Schmerz mehr auf denfelben beſchränkt; wenn er im Beden und in der Leijte jich befindet, fo verbreitet er ſich durch die Beckenhoͤhle, zum After hinab, nah dem Rüden bin, an der Hüfte entlang. Sn folhen Faͤllen ift es meiſt febr ſchwer, oft aanz unmöglih für die Kranke, den Schenkel zu ftreden; aud das Ge— ben ift erfchwert und fehmerzhaft. Sn diefen Fällen, wenn der tu- mor in der Bedenböble fich befindet, wird die Kranfe oft von te- nesmus und häufiaem Drängen zum Urin'affen gequält, wahriceins lich in Folge der Verbreituna der Seritation auf die Blafe und den Maftdarm. Zumeilen behindert der tumor, wenn cr groß iſt, mes chaniſch die Zunctionen diefer Organe, und die Kranke leidet an Dysurie, oder ift nicht im Stande, ihren Darmcanal zu entleeren. Das Fieber bietet, fowohl in Betreff feiner Intenſitaͤt, als der Zeit feines Eintrittes, Verfhiedenbeiten dar; in einigen Källen acht es den erften örtlichen Symptomen voran, oder begleitet dies felben, in andern tritt es nach dem Erfcheinen der Geſchwulſt ein. In wenigen Fillen ift es faft aanz auf den Abend beſchränkt, und während des Eiterungsproceffes finden ſich in faſt allen Källen abendlibe Eracerbationen. Der Puls variirt von 90 bis 110; die Zunge ift beleatz; die Haut heiß; der Durft beträchtlich, und der Urin dunfelgefärbt. Der Appetit ift ftets ſchlecht. Die Symptome treten etwas milder auf, wenn das Uebel nicht mit der Entbindung zufammenhängt. 6) Ausaänae: £ a. in Zertheilung. Diefes ift am Haͤufiaſten der Kall bei den Gefhmwülften, welche ſich oberhalb des Beckenrandes befinden und nur eine befchränfte Ausdehnuna haben; der Schmerz nimmt ab und hört endlidy ganz auf; die Gefhwulft wird weniger empfinde 237 lich, Eleiner und verfchwindet endlich. Diefes dauert einen bis drei Monate; b. in Abſceßbildung. Bei eintretender Eiterung fühlt man ges woͤhnlich eine Act von Erweihung mit einem dunkeln Gefühle von Fluctuation in der Geſchwulſt äußerlich, oder innerlich; die Kranke Elagt über ein ftärferes Rlopfen, und zuweilen über Schuͤttelfroͤſte; die Bedeckungen derdunnen ſich, und der Eiter bahat ſich einen Weg entweder nach Außen, durch die den Tumor bedeckenden Bauch— wandungen, oder in dag peritonaeum, worauf eine ſtets beunrubiz gende, aber nicht immer tödt!iche, peritonitis entftehr, oder in die vagina, durch welche er abfli. gt, oder in die Blafe, oder in den Darmcanal, und befonders in den Majtdarm, wo er dann mit den faeces entleert wird, oder in das umgebende Zellgewebe, wo er verweilt, bis er einen Ausgang findet. Der Eiter kann nun auf einem diefer Wege entleert werden, und wenn die Drffnung groß genug ift, fo wird der Sack ausgeleert. der Abſceß füllt ſich aus und verheilt. Wenn aber die Deffnung Elein ift, fo kann der Aus: fluß eine unbeftimmte Zeit lang andauern, indem die Deffnung fi: ftulös bleibt und die Heilung verhältnißmäßig ſchwer iſt; c. in den Zod, in Kolge der Ausdehnung des Uebels, oder der durch daffelbe hervorgebradhten fecundären Affectionen. 7) Diagnofe, Diefe wird fehr erleichtert, wenn das Uebel eine gehörige Zeit nach der Entbindung auftritt und befonders, wenn die Kranke an Schmerzen im Unterleibe gelitten hat. Wenn wir in folhen Fällen eine Geſchwulſt in der einen, oder anderen fossa iliaca finden, mit Empfindlichkeit und Schmerz, fo haben wir Grund genug, die beſprochene Affection zu diagnofticiren. Wenn dagegen der Anfall unabhängig von der Entbindung eine £ritt, oder eine beträchtliche Zeit nach derfelben,, fo ift es zuweilen ſchwer, denfelben von chronifchen organiſchen Uebeln des Eierjtods zu unterfcheiden, befonders, wenn die Geſchwulſt fid oberhalb des Beckenrandes befindet; am Sicherften leiten uns hier der Grad des Schmerzes und der Störung des Allgemeinbefindens, welche weit bedeutender bei der vorliegenden Affection find, Won ischias wird eine genaue Unterfuchung diefe Krankheit bald unterfcheiden laffen. 8) Behandlung. Die HDeilanzeigen find: 1) die Zertbeis Yung der Gefhmwulft zu bewirken, oder 2) die Eiterung zu beförz dern und den Eiter zu entleeren. Im Anfange ift nody Zertheis lung möglich, und wiederholte örtliche Blutentziehungen, Breium: fhläge, fpäter eine Reihe von Eleinen Blafenpflaftern, zeigen ſich bier fehr nüglih. Auch Fomentationen und zuweilen ein Sitzbad, befonders aber Einfprigungen in die Scheide von warmem Waffer, zweimal täglich, find erfolgreih. Innerlich Mercur in Eleinen Dofen bis zur beginnenden Salivation; zumeilen ein Abführmittel; bei Schlaflofiakeit, in Folge des Schmerzes, ein Opiat. Wenn das Uebel abzunehmen beginnt, empl. Hydrargyri. Diät bland, nahrhaft, aber nicht reizend. — Gelingt jedoch die Zertheilung nicht, fo ift Eiterung nicht zu vermeiden, und diefelbe ift durch Zomentationen und Breiumfcläge zu befördern. So früh, als möglich, eröffne man den Abſceß, um Eiterfenfungen zu verhüten, am Beften duch die Bauchwandungen, oder durch die Scheide. Wenn die Gefchwulft fehr hoch liegt und beweglich ift, fo daß man ein Abfließen des Eiters in die Bauchhoͤhle bei'm Eröffnen befürdy- tet, fo made man einen Einfhnitt bis auf das die Bauchwandun: gen befleidende Bauchfell, ohne es zu durchfchneiden, und made Breiumfhläge, worauf dann der Eiter zuletzt unfehlbar durch die Wunde abfliegen wird. Deffnet fich der Abſceß von felbft, fo müffen wir den möglich fhlimmen Folgen vorzubeugen fuchen, jedenfalls aber den Sad ents leeren und dem Eiter freien Abfluß verfchaffen. Wenn der Eiter gehörig entleert ift, fo gebe man der Kranz fen eine Eräftige Nahrung und Wein, oder Porter. (Dublin Jour- nal, Sept. 1843.) Fall von eigenthümlichen Hirnfymptomen, mit Bemerkungen. Bon G. Galvert Holland. Richard J., achtundzwanzig Zahre alt, Kohlengräber, war im Ganzen ftets gefund gewefen, mit Ausnahme einer Grippe, die er 631. XXIX. 15 238 vor ſechs Sahren gehabt hatte, und heftiger Schmerzen im vorbes ven Theile des Kopfes, ſechs Monate vor feiner jegigen Krankheit, weshalb er damals acht Zage lang das Haus hüten mußte. Die Schmerzen ließen dann nad, und er wurde fo weit hergeftellt, daß er fein Gefchäft betreiben Eonnte, welches er bis vor ungefähr ſechs Wochen fortfegte, zu weicher Zeit er nicht nur heftige Kopfihmers zen befam, fondırn auch an Symptomen einer fehr bedeutenden Störung in der Function des Magens zu leiden begann. Er barte häufig Aufftogen, fehr unangenehmen Geſchmack im Munde, große Abgeſchlagenheit und Scläfrigkeit, welde legtere ihn fo fehr überwältigte, daß er bei Zifche während des Mahles einfchliefz auch war fein Appetit ſehr beeinträchtigt. Nachdem diefe Sym— ptome ungefähr vierzehn Zage lang angedauert hatten, beficl ihn, wenn er ſich in lirgender Stellung befand, eine unmiderftehliche Neigung, zu fprehen. Die Arriculation ward ungemein haftig, und feine Sdeen waren unzufammenhängend und lächerlich. Um dieſe Zeit ftammelte er oft, fowohl in, als außerhalb dis Bettes. Er war fich jener Neigung, zu ſchwatzen, und der Ungereimtheit feiner Bes merfungen wohl bewußt, war aber nicht im Stande, eines von Bei— dem zu unterdrüden. Nachdem diefe Symptome eine furze Zeit lang gedauert hatten, fing er an, feinen Kopf fchnell bald nad) der einen, bald nad) der andern Seite hinguwenden, und diefe unmille führliben Bewegungen traten ungefähr viermal des Tages ein, Das Sehen war nicht beeinträchtigt, ebenfomwenig der Zaftjinn. Der Geſchmack war alienirt, augenfcheinlih in Folge einer Störung im Magen. Nach einem jeden Anfalle jener unmillführlis chen Bewegungen des Kopfes war das Gehör ſehr beeinträchtigt, und zwar fo fehr, daß er Das, was ihm ganz naheftehende Pers fonen fagten, niht hören Fonnte. In der legten Woche hat er Beine ummwillführlichen Bewegungen gehabt. Zuweilen ftammelte er, ee in neuefter Zeit weit feltener, und weniger ftark, als rüber Bor dem Eintritte des gegenwärtigen Uebels hatte er an eir nem fehr ungefunden, mit ſchlechten Dünften angefüllten, Plage gearbeitet. Diefes ift die kurze Befchreibung eines höchft feltenen und in= tereffanten Falles. Im den Werken von Klourens, Rolando, Magendie, Bell, Kobftein, Marſhall Hall u, U. finden wir feinen Fall, der ähnliche Erfheinungen darböte, ſey es in Folge einer Krankheit, oder als Refultat directer Experimente. Es find Fälle berichtet, welche einige analoge Symptome darbieten, auf welche wir nachher zurüdkommen werden, Der Gegenftand unferes Falles war ein Mann von 5’ 7 Größe, von einer mehr ſchlanken Geftalt, aber musculös und Eräf- tig, und batte im Allgemeinen einen untadelhaften Lebenswandel gefuͤhrt. Als er in meine Behandlung kam, war feine Zunge leicht belegt; der Appetit mangelhaft; Stuhlverftopfung; Stuhlgang un= regelmäßig. Seine Geiftesfähigkeiten fhienen hoͤher entwicelt zu ſeyn, als es gewöhnlich bei Köhlern der Fall zu feyn pflegt. Er beſchrieb feine Symptome ungemein aenau und deutlich. Sein Aussehen zeigte jedoch eine geringere Einſicht, als er befaß, und war zumeilen felbft in einem geringen Grade das eines Idioten, wiewohl es, durch die Unterhaltung aufgeregt, mehr Ausdruck bes fam. Einmal trat in meinem Beifeyn einer der obenbefchricbenen Anfälle ein. Der Kopf bewegte fi mit ungemeiner Schnelliafeit von einer Schulter zur andern, indem er einen fo großen Kreisab— fchnitt beſchrieb, als feine Lage und Befeitigungspuncte nur ges ftatten Eonnten. Sch vermochte nicht, die Dscillationen zu zählen; fie waren ungefähr 20 in einer Viertelminute. Als der Paroryss mus vorüber war, war das Geſicht hochgerörbet, und der Kranke fhien etwas erihöpft, ſowie auch feine Ideen etwas verwirrt waren. Das Stammeln wurde durch den Paroryzmus gefteigert, for wie auch der Trieb, Daffelbe zwei bis drei Mal zu wiederholen, welches ein durchaus unmillfübrlicher Act war, und den id) in eis nem andern Falle beobachtet hatte, wo unzweifelhaft eine Desorga= nifation im Gebirne vorbanden, und der durch eine mehrjährige Krankheit eingeleitet worden war. Die eigenthümlichen Phänomene, melde in der Gefchichte dies fes Falles bemerkt zu werden verdienen, find 1) die unmiderftehliche 239 Neigung, zu fprehen, und zwar ungufammenhängenb, während ber Kranke ſich zu gleiher Zeit feiner Unfähigkeit, jenen Trieb zu unterr drüden, ſowie der Verkehrtheit feiner Reden, bewußt war; 2) die verfchiedenen Paroryamen im Laufe von 24 Stunden, in welcen der Kopf auf die angegebene Weife oscillirte; 3) die Richtung des Geiftes, diefelbe Sache mehrere Male zu wiederholen, unabhängig von irgend einem Verlangen des Kranken, fo zu handeln, weiche Eigenthümlichkeit befonders nad jedem Parorysmus ſtark hervors teat. Die Erwägung diefer Symptome ließ uns Erinen Zweifel an dem Vorhandenfeyn eines Hirnleidens, und ihr Wefen, aufgehellt durch die Verfuche der Phyſiologen, ließ bdaffelbe in der Gegend der medulla oblongata diagnofticiren. Die Behandlung war fomohl eine allgemeine, als eine locale, Die Verhältnijfe, in welchen fi) das Individuum vor dem Anz falle befand, der mehrftündige Aufenthalt in einem dunfeln und dumpfigen Raume, das Einathmen einer giftſchwangeren Atmofphär re und die darauffolgende Störung im Digeftionsapparate zeige ten die Nothwendigkeit, zuvörderft die allgemeinen diätetifhen Ver— bältniffe zu berüdjichtigen. Die Erankhaften Phänomene traten erft mehrere Wochen nad) Beeinträchtigung des Appetits, nach dem ungemein fchlehten Gefhmade im Munde, der geftörten Action des Darmcanals und dem Gefühle von Erfchöpfung ein. Die Er: wägung der wahrfcheinlichen ercitirenden Urſachen diefer Symptome führten darauf, die Kopfaffection für das Refultat der allgemeinen Störung zu halten, und dem directen Schädlichen Einfluffe der At— mofphäre, welche der Kranke mehrere Monate hindurch eingeathmet hatte, zuzufchreiben. Milde mercurialia und Abführmittel, dann die erftern mit tonicis, bildeten die conftitutionelle Behandlung. Dertlich wurden zuweilen Blafenpflafter, bald im Nacken, bald hinter den Oh— ven, angewendet; die Diät wurde fehr forgfältig regulirt und re= gelmäßige Bewegung im Freien anempfohlen. Sn wenig mehr als fünf Monaten war der Kranke volftändig geheilt und Eehrte zu feis ner Arbeit zurüd. J Was nun die obenangefuͤhrten Phaͤnomene betrifft, ſo wollen wir ung bier ſtreng an die überlieferten Thatſachen halten. Starke unmwillführlicye Bewegungen, ſchnell nah Vorwärts zu eilen, Schnell ruͤckkwaͤrts zu gehen, oder ſich herumzudreben, find von Phyſiologen beobachtet und befchrieben worden, ale Phänomene bei Krankheiten gewiffer Theile des Gehirns, fowie auch diefelben Er» fcheinungen durdy Experimente hervorgebradhjt wurden. Dr, Lau— rent hat der Academie de medecine ein junges Mädchen vorge: ftellt, welche in den Unfällen eines nervöfen Uebels ſich genöthigt fieht, ziemlich ſchnell rückwärts zu gehen, ohne im Stande zu feyn, den fih auf ihrem Wege darbietenden Hinderniffen auszumeichen (Magendie’s Phyſiologie). Andral berichtet folgenden Kal eines Mädchens, welcher dem unfrigen gewiffermaaßen analog ift. Als diefes Mädchen in das Spital Fam, fchien fie ganz wohl zu feyn. Man bemerkte nur, daß ihr Kopf anhaltend bald nad Rechts, bald nach Links ſich drehte. Sie fah bleich aus, aß wenig, ſchlief gut, war fieberfrei und Elaate über Nichts. In diefem Zuftande blieb fie ungefähr funfzehn Zage, worauf die Symptome jih an— ders geftalteten. Das Auge wurde trübe, die Lippen blaß und trocken; fie verfiel in einen Zuftand von Depreffion, welcher mehr und mehr zunahm, und fie farb ohne Krämpfe oder Lähmung. (Journal de physiologie. T. II. p. 111.) Serres erzäblt einen Fall, in welchem ein fehr unordentlid lebender Menfch plöglich dag Gefühl bekam, als ob er ſich um andere Dinge herumdrehte, nicht 631. XXIX. 15, 240 aber dieſe um ihn, worauf er unmittelbar fi bann wirklich herum⸗ drehte. Er ftarb vier Monate nach dem Anfalle, und bie Section ergab folgenden Zuftand des Gehirns, Die Demifphären waren von normaler Beſchaffenheit. Im Gentrum des Eintritts des pedunculus cerebelli in die rehte He⸗ mifphäre befand ſich cine 9’ lange, von Außen nadı Innen fchräg verlaufende und in ihrem größten Queerdurchmeifer 5 breite Aus— hoͤhlung. Un der Äußeren Begränzung bdiefes Abfceffes war bie weiße Subſtanz gelblich und confiitenter, als gewöhnlid, gewor⸗ den. Ein gelbliher Streifen durchfchnitt die Höhle und theilte fie in zwei Hälften, eine vordere und eine hintere. Die hintere, wel⸗ che fehr tief in die Hemiſphaͤre des Kleinen Gebirns hinabftieg, war mit einer Materie von brauner Farbe und Geifenconfiftens ange⸗ füllt. In der vorderen Höhle befand fi eine dickere braungelbe Maſſe, die durchaus nicht an den Wänden der Höhle anbing. Die ganze rechte Hemifphäre des Eleinen Gehirns war confi= ftenter, als die linke, und die Ausftrahlungen der weißen Sub⸗ ftanz batten eine gelbliche Faͤrbung, welche fi nibt an denen ber anderen Seite vorfand. (Anat, comparee du cerveau, vol. II., . 625.) R Aus den pathologifhen Unterfuchungen, ſowie aus phyſiologi⸗ fhen Erperimenten, gebt bervor, daß jene verfhiedenen abnormen Arten der Bewegung ihren Grund in einer Structurv:ränderung des pedunculi cerebelli und eines Theiles der medulla oblongata haben. In dem von Serres berichteten Kalle waren die eriteren weit⸗ hin entartet, und Magendie bat genügend dargethan, daß eine ſchwere Verlegung des peduneuli das Thier ſich Schnell herumbres hen läßt, und die Bewegung hält fo lange an, als ihr Feine äußeren Hinderniffe entgegentreten. Er beftimmte auch, daß die Kreisbes wegung von Rechts nad Links durch einen Durchſchnitt der me- dulla oblongata hervorgebraht wird. (Edinb. Med. and Surg. Journal, 1844, Jan., p- 63.) NMNiscellen Als weiße Erweichung des uterus, in Kolge der Ent= bindung, bezeichnet Herr Bureau cine eigenthümlihe Werändes rung, welche ſich bei einer fechsunddreißigjährigen Frau nad) der vierten Entbindung fand. Sie hatte bereits mehrere Jahre an eis ner Anſchwellung des uterus gelitten. Im zweiten Monate waren drei reichlihhe Blutungen eingetreten, wonach fie von einem todten Kinde entbunden wurde. Drei Zage darauf entwidelte fich eine metroperitonitis, wozu fich ein adynamifches Fieber, mit intermit= tirendem Typus, gefellte. Am einundzwanziaften Zage erfolgte der Tod. Bei der Section fand fi das peritonaeum normal; daf- felbe bildete allein eine fefte Hülle für den uterus; diejer felbft ift weich, teigia anzufühlenz fein Gewebe gleicht dem ausgewaſchenen Faferitoff, läßt fich zwifchen den Fingern zerreiben und zerreißt bei dem mindeften Zuge. Sn der Höhle deffelben findet ſich eine breiis ae, bräunlihe Schicht; zwiſchen den Uterusfafern findet ſich Eein Eiter, dagegen im linfen ovarium und im ligımentum latum der= felben Seite ein Abfceß. Die ophthalmia neonatorum wird von Dr. Hoden nur mit einer ſchwachen Auflöfung von Alaun (1 Gran auf 1 Unze) behandelt, welche täglih drei Mal, nad Reinigung des Auges, zwifchen die Augenlider getröpfelt wird, Bibliographische Scoperta di due nuovi alcaloidi nelle china gialla filosa, e del vero componimento organico amaro della medesina. Opuscolo Chimico di B. Jori. Reggio 1843. 8. Geology, Introductory, descriptive and practical. By D. T. Ansted, Professor of Geology in King’s College London. Part I. London 1344. 8. Urnıicakterteı Manuale di Ostetricia minore, esposto secondo l’ordine delle lezioni date nell’ J. R. Universita di Pavia dal Professore Teodore Lovati. Milano 1843. 8. Idrologia minerale, ossia descrizione di tutfe le sorgenti di ac- ue minerali note sin’ ora negli Stati di S. M. il Re di Sar- Mena etc. per Bernardino Bertini, preside emerito e consi- gliere della facolta medica. Seconda edizione etc. Torino 1843. 8. ———— — —— — Menue Motizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, gefammelt und mitgetheilt von dem ObersMeticinafrathbe Froriep zu Meimar, und dem Medicinafrathe und Profefer Froriep gu Berlin. N. 632. (Nr. 16. des XXIX. Bandes.) Februar 1844, Gedruckt im Landes = Induftrie- Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 9%r Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 30 r, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x Ira ut vr unlängft bei St. Helens entdedten merkwürdigen foffilen Bäume. Bon C. W. Binney, Secretär der geologifhen Geſellſchaft bon Mancdıefter. *) Es dürfte nicht leicht eine foffile Pflanze zu fo viel fachen Befprebungen Veranlaffung gegeben haben, wie die Stigmaria. Sie ift unter allen in den Steinkohlenflögen vorkommenden Pflanzen die gemeinftez; allein über ihre wahre Natur bat bis jeßt die größte Ungerißheit geberrfcht. In den Kohlenminen von Xancafhire findet man ohne Aus— nahme Spuren von derfelben. Cie kommt auf der Soble von allen Flögen der Minen in Menge und ohne alle Beimifhung anderer Pflanzen vor. Die langen bindfadenartigen Faſern, die man feither für Blätter gehal— ten hat, verbreiten fih vom Stängel aus nach allen Rich— tungen ftrahlenartig, und oft fieht man die Faſern ohne den Stängel. Bei aufmerffamer Unterfuhung findet man fie aud) in den obern und unteren Theilen der meiften Kohlen: flöge, mehrentheil® mit ihren bindfadenformigen Unhängfeln. Seltener fommt fie auch an der Dede der Kohlenbergmerke und in dem Sandfteine vor. An der Sohle find, wie gez fagt, die Eremplare am Häufigften anzutreffen, und oft findet man, daß fie aus dem untern Theile der Steinkohle in den darunter liegenden Thon, und zwar, wo dieſer maͤch— tig ift, unter bedeutenden Winkeln, wo er fchwach ift, faft horizontal, einftreichen. Unter den vielen Botanikern, welche über diefe Pflanze gefchrieben haben, hat vorzüglih Herr Steinhauer dieß fehr gründlich getban. In einer Abhandlung, welche fich im erften Bande der neuen Folge der American philoso- phical Transactions befindet, befchreibt er die vollkom— menfte Form des Foffils als einen mehr oder tocniger platt= gedruͤckten Cylinder, der gewöhnlich auf der einen Seite ftärfer abgeplattet ift, als auf der andern. Häufig ift dies fe am Stärkften abgeplattete Seite fo eingedrüdt, daß fie Ueber die *) Mitgetheilt vom Verfaffer und voraelefen der geologifchen Sefeufhafe von Mancheſter am 26, Dctober 1843, N». 1732. — 682, Ki Dr gefurcht erfcheint. Die Oberfläche zeigt quincunrartig geord— nete Pufteln oder narbenartige Vertiefungen, in deren Mitte fih eine Erhabenheit befindet, deren Mittelpunct häufig durch einen fleinen hervorftehenden Flecken gezeichnet if. Nach den verfchiedbenen Arten und Graden von Zufammendrüdung und wahrfceinli nach den verfchiedenen Zuftänden der Pflanze felbft, nehmen diefe Narbın ein fehr verfchiedenarz tiges Anfeben an, indem fie fich zuweilen zu undeutlichen Spalten, wie die an der Ninde alter Meiden, geftalten, zu— teilen, wie in den Abdrüden in Kohlenblende, nur ffizzens artig als concentrifche Kreife erfcheinen. Er ift der Anficht, daß die faferigen Fortfäge, acimi, Dornen, oder wie man fie fonft nennen mag, urfprünglid cplindrifch gemefen feyen, und daß man an Eleinern Portionen diefer Cplinder einen Mittelreis (dag Mark?), welcher dem Flecken oder Puncte in der Mitte der Puſtel entipreche, deutlich unterfcheiden Eönne, ja daß mande dieſer Gplinder eine Ränge von 20 Fuß befisen. Auch bemerkt er, daß die Furche der Cylin— der ſich ſtets auf der untern Ceite befinde, und vermuthet, daß ſich das Mark aus der Mitte nadı Unten herabgefenft habe, und nach mweitern Bemerkungen fließt er, daß der Stängel ein cylindriſcher Stängel oder eine cplindrifhe Wur— zel gewefen fey, die ziemlich horizontal in dem weichen Schlamme auf dem Grunde von Süßmwafferfeen oder des Meeres ohne Aeſte, aber nach allen Seiten Faſern aus— fendend, gewachfen fen; daß diefe Wurzel in der Mitte ein Mark befeffen habe, deffen Structur eine andere war, ale die des umgebenden Holzes oder der um dag Mark her bes findlichen Zellſubſtanz; und daß diefes Mark an dem ältern Ende des Stängeld dichter und ausgeprägter geweſen fen, als nad) der Spitze deffelben zu; daß vielleiht außer dieſem Mittelmart noch Längsfafern vorhanden getvefen feyen, welche die ganze Pflanze, wie bei Pteris aquilina, durch⸗ festen. Uebrigens fey kaum anzunehmen, daß fih von dies ſem kriechenden Stängel irgend ein aufrechter erhoben habe.“ Die Herren Lindley und Hutton gelangen, nach— dem fie, vol. I, p. 106 ihrer Fossil Flora, die Be: merkungen Steinhauer’s vollftändig mitgetheilt haben, 16 243 632. XXIX. 16, 244 zu dem Schluffe: 1) die Stigmaria fen eine niederliegen- erftern. Herr Adolphe Brogniart hat umlängft die Anz de Landpflanze gewefen, deren Aefte ich von einem gemein: ſicht ausgeiprohen, bie Stigmaria fen nidts weiter, als ſchaftlichen Mittelpuncte regelmäßig ausgebreitet und zulegt Die Wurzel der Sigillaria, da beide rückſichtlich der Innern gabelförmig gefpalten hätten; 2) die Pflanze fey faftig ger Structur bie größte Aehnlichkeit miteinander haben. Auch wefen; 5) fie habe zu den Dicotyledonen gehört; 4) die Zu: noch andere Geologen find zu demjelben Schluſſe gelangt ;, berfeln am Stängel bezeichneten die Stellen, von denen die allein da fie feine bündigen Beweiſe für ihre Anſicht beis Blätter abgefallen,; 5) die Blätter ſeyen faftig und cylin- bringen Eonnten, fo ift diefe wenig beachtet worden. driſch gewefen. Diefe Scrififteller bemerken, in der Ein— Die drei, in dem beifolgenden Durchſchnitte abgebilde- leitung zum zweiten Bande ihres Werkes, nachdem fie ans ten, foſſilen Bäume, welche ich zu befchreiben gedenke, wur— geführt, daß fie zwei au der Dede des Bensham-Floͤtzes des den im legtverfloffenen Sommer in dem Weißſandſteinbruche Jarrow Kohlenbetgwerkes aufgefundene, ſehr vollitändige Er« des Heren Littler bei St. Helene aufgededt, als man emplare unterſucht, die Mitte der Pflanze bilde einen homo» den grauen verhärteten Thonſchlamm abraͤumte (der in jener genen, ununterbrochen fortlaufenden Becher oder eine Kuppel Gegend Warren genannt wird, und der mit der Sohle vie: und beftehe nicht aus den in eine einzige Maſſe zufammen. ler Koblenflöge Aehnlichkeit hat), um zu dem darunterlagerns gepreßten Ueberreften der Arme (Aeſte 2), was fir früher für den Sandſteine zu gelangen. Die Oberfläche des Bodens wahrſcheinlich gehalten Hätten; ferner fey die Stigmaria beſteht aus einer 6 bis 8 Fuß ftarfen Schicht bräunlicher feine Landpflanze gewefen, ſondern habe in weichem Schlam— Dammerde, unter weldher der Warren lagert, der die foſſi— me, wahrfcheinlich von fFehenden und ſeichten Gewaͤſſern ver Im Baͤume enthält. Diefe letztere Schicht ift etwa 27 Fuß getivt, da ie deren Ueberreſte in Gemeinſchaft mit denen eis maͤchtig und der darunter liegende weiße Sanditein etwa 30 ner neuen Urt Unio angetroffen hätten Fuß. Die Schihten find fämmtlih gegen Oſten unter ei: e SR; A 20 i Ri Im Jahre 18309 unterſuchte ib, in Gefekfchaft des J—— Dr ze ee — — Geiſtlichen Robert Wallace und des Herru Atkinſon, —— 9 ee ee —— = en Be einer von Norden gegen Süden gerichteten Weihe, etwa 8% einige aufrechtſtehende Exemplare des Stangels der Stigma- Fuß über dem Sandfleine und reichten bis an die Damm: zia reniformis, welche auf einem kleinen — De en funden worden waren, das man bei'm Graben des Zunnels —— er n VEN F von Clay Cross für die North Midland Eiſenbahn bei bee ion FOHksia sie ——— —————— Cheſterfield aufgedeckt hatte. Ich verfolgte daſelbſt deutlich, « eine Stigmaria bis zum unteren Theile eiıer r Sigillaria hinauf; da ich aber die Einfügung Oberfläche. der einen Pflanze in die andere nicht vollftändig beweifen Eonnte, fo entfchied ib mich nicht ges radezu für die Anficht, daß beide nur Theile deffelz ben Baumes feyen; allein ic war davon übers zeugt, daß die Herren Kindiey und Hutton fih in der Annahme, dieStigmaria fey eine Eup- pel⸗ oder becherfoͤrmige Pflanze und habe feinen aufs ] Im rechten Stängel befeffen, geirrt hätten. In mei: | ner Abhandlung uͤber die foſſilen Sifhe des Pende | Letonfhen Kohlenlagers, welde id im Jahre N „le! 90 kl I) AN II] ı | | il 1840 vortrug, und die S. 178 u, ſ. f. der Trans- N j Ill LEN actions of the Manehester geolog. Soc. ı il! 'll] | | A NS abgedruckt ift, bemerkte ich daher, die Stigmaria | ( Habe im Waffer auf dem fetten Schlamme von | 9 Buchten vegetirt, wie wir es jest bei'm Mangel: ! | baume zwiſchen den Wendefreifen ſehen. Inden 4 | | legten vier Jahren habe ich eine große Menge auf: « \ JUNE rechter Sigillariae unterfuht, bloß um mir eine —— — genaue Kenntniß von deren Wurzeln zu verſchaffen. Viele Kohlenbergleute haben aufrechtſte— hende Sigillariae mit einem Theite ihrer Wur— zein auf ſchwachen, nur 8 bis 12 Zoll maͤch— tigen Kohlenlagern gefunden, deren Sohle ; von mwurzelähnlichen Stigmariae wimmelte, und fie fchlof: Bemerkung. Die unvollkommene Skizze hat ledig: fen daher ohne Meiteres, die legten feyen die Wurzeln der lich den Zweck, dem Leſer eine deutliche Vorftellung von 245 der Stellung der Baͤume zu geben und bezicht ſich nicht auf deren äußere Charactere. Die Schichten, in welchen die Foffilien vorkommen, nehmen den untern Theil des mittleren Lancaſhireſchen Stein: kohlenbeckens ein, und befinden ſich etwa 360 Fuß über dem Bergwerke von Nufhey: Park, dem legten mächtigen Klöge der Formation, und zwifchen zwei Kohlenflößen, dem Sir Roger und einem nur 3 Fuß mächtigen Lager. Durch die Güte meines Freundes Herrn John Hawks: head Talbot, bin ic in. den Stand gefest, nachitehende Reihenfolge der Schichten mitzutheilen, welhe der Durch— fhnitt darbietet: Fuß Boll Steinkohle . 8 Su Quark o 5 — 1 Sir Roger: Grube Steinkohle . — 9 Quark > A 6 6 \Steinfohe » A I Warren mit foffiten Bäumen 51 Meißer Sandftein . ag it Steinfohle und Quark 3 Us ich den Det befuchte, waren die Bäume bereits geraume Zeit aufgedeckt, und Hunderte von Beſuchern hats ten diefelben ſchon befichtigt. Man hatte ihnen in der Ge: gend viel Aufmerkfamkeit geſchenkt, und Jedermann wollte etwas davon haben. Dem Eigenthümer des Steinbruches lag daran, fie zu erhalten, und er ertbeilte demgemäß feinen Leuten Befehle; allein obgleih die Baͤume in einer fenk- rechten Felswand ftecten, fo kamen doc während der Nacht zwei Mal mit Leitern verfehene Diebe und ftahlen einen Theil der Wurzeln, Der mittlere Stamm war bereit verfhmwunden. Nr. 1., der am Meiften nah Süden fteyende Baum, ift bei Mei: tem der größte und befist Wurzeln, die bei Nr, 2. und 3, nur ein geuͤbtes Auge entdecken Eonnte, Sowohl der weiße Sandftein, als der verhärtete Thon— fhlamm, in welchem die Foffilien gefunden wurden, enthält Eremplare von Lepidodendron, Calamites, Pecopteris nervosa, Neuropteris und mehreren anderen Steinkoh: lenpflanzen. Der Durchmeffer des größten Exemplares, Nr. 1., ber trägt an der Bafis etwa 2 Fuß 9 Zoll und chen etwa 1 Fuß 2 Zoll. Seine gegenwärtige Höhe ift 7 Fuß; alle diefe Maaße find nur nach dem Augenmaaße gefchägt. Ue— brigeng verficherten die Arbeiter, es fey oben ein 2 Fuß langes Stuͤck befeitigt worden, fo daß die Gefammthöhe 9 Fuß betrug. Kaum die Hälfte des Durchmeffers ift aufge det, und das Uebrige ſteckt noch in feiner urfprünglichen Umhüllung. Bier Hauptwurzeln find entblößt; dieſe ent: fpringen deutlich paarweife von dem MWurzelftode, wie bei den zu Diron Fold auf der Eifenbahn von Manchefter nach Liverpool gefundenen Bäumen. Zwei von den Wurzeln wa— ten vor meiner Ankunft befeitigt worden, fo daß nur noch 632. XXIX. 16. 246 8 Zoll lange Stummel vorhanden waren; die dritte: ließ fich aber 14 Zoll und die vierte 2 Fuß weit verfolgen. Die Arbeiter verficherten mir, alle vier Wurzeln hätten fich bis 9 Fuß weit vom Stamme verfolgen laffen. Saͤmmtliche Wurzeln find mit einer dünnen Schicht bituminöfer Kohle überzogen, welche an der Gangart hängen bleibt, fo daß fie gefhält erfcheinen. Die Oberfläche der Wurzeln iſt ſchwaͤrz⸗ lih und mit Nippen und Furchen verfehen, die auf beiden Seiten von Linien auslaufen, welche mit der Laͤngsaxe der Wurzeln parallel fireihen, ein eigenthuͤmlicher Character, welcher vom feligen Bowman auh an den Wurzeln der bei Diron Fold ausgegrabenen Bäume wahrgenommen wurde. Obwohl die von mir unterfuchten Wurzeln fi auf den Hangenden der Schichten befanden, fo fenften fie ſich doch in den verhärteten Thon unter einem ſtaͤrkern Winkel ein, als die zu Dixon Fold. Ich unterfuchte zuerft dieje— nige auf der Sübdfeite des Stammes. Bei näherer Befiche tigung bemerkte ich die Faſern, welche man fo lange für die Blätter der Stigmaria gehalten hat, ‚von derfelben in allen Nihtungen, aber von der untern Seite in größerer Menge, als von der obern, ausgehend. As ich die Gangart, auf welcher die Fortſetzung der Wurzel gelegen hatte, befichtigte, fand ich die mit einer Eleinen Erhabenheit in der Mitte vers fehenen Narben, die converen, tunzligen Linien, welhe man an ftarfen Eremplaren der Stigmaria fo häufig wahrnimmt, und das Mittelmark, welches ſich offenbar gefenft und eine Suche in der Gangart gebildet hatte. Die Faͤſerchen oder Wuͤrzelchen maren fümmtlich abgeplattet und zeigten etwas einer Mittelare Uehnliches. Manche ließen fid 8 Fuß vom Stamme abwärts verfolgen, und andere festen ſich zwar nit ununterbrochen von diefem aus fort, ließen ſich aber 8 bis I Fuß weit hinab verfolgen. In der That, wurde die fümmtliche, zwifchen der Bafis des Stammes und ber Dberflüche des weißen Sandfteines liegende Schiht von dies fen, von den Hauptwurzeln ausgehenden Würzelchen durch— fest. Ein Eindringen in diefes Geftein felbft Eonnte ich nicht wahrnehmen. Hart unter dem Stamme, doch nicht deutlich mit dieſem verbunden, lief ein 2% Zoll ftarfer und ein Wenig nah Norden geneigter Stängel, wie eine Pfahl: wurzel, herab. Er war etwa 2 Fuß lang, aber da ich nur die Gangart unterfuchen konnte, fo ließ ſich deffen Beſchaf— fenheit nicht näher ermitteln. Die gegen Norden gerichtete Wurzel reinigte ich zwei Fuß weit forgfältig von der Gange art und fand, daß die Wuͤrzelchen nach allen Richtungen ſich von derfelben aus verbreiteten, zumal aber in Menge von der untern Seite derfelben ausgingen. Außer diefen fand ich eine runde, allmälig dünner werdende, gerade Wur— zel von 1 Zoll Stärke. Ich bemühte mih, ein Fragment der Wurzel mit der Winde zu erlangen; allein e8 gelang mie nicht, indem die Eohlige Hülle ftet an der Gangart fefthing, fo daß die Wurzel gefchält blieb. Dbwohl ich den Stamm Nr. 1. 4 Fuß weit nah Oben forgfältig unterfuchte, fo Eonnte ich doch daran nicht die an Sigillarıia fo häufig vorkommenden Narben erfen- nen. Der Stamm war, mit Ausnahme einiger Eleiner, mit Kohle verfehenen Stellen, gefchält und mit unregelmäßigen 16 * 247 ſchwach converen und durch ſchmale, untiefe Furchen vonein: ander getrennten Rippen gezeichnet. Manche diefer Rippen und Furchen theilten fi und verbanden ſich miteinander ohne Regelmaͤßigkeit, indem fie fih in wellenförmiger und ſchraͤger Richtung verbreiteten, in einander‘ Übergingen und miteinander verfhmolzen. Ich nahm Abdrüde von den Rippen auf gefhwärstem Papiere, und diefelben zeigten durchs aus denfelben Character, wie bei den Bäumen von Diron Bold. Das Eremplar Nr. 2. war, als id den Steinbruch befuchte, bereits nicht mehr vorhanden. Die Arbeiter be: mer£ten mir, fie hätten an demfelben keine Wurzeln wahre genommen. 3 liegt jet zertruͤmmert in dem benachbacten Steinbruche und fheint etwa 15 Zoll im Durchmeſſer ges habt zu haben und faft cylindrifch gewefen zu feyn. Das Innere deffelben befteht aus einem fehr feinförnigen harten Stein, welcher zwar Fein eigentlicer Sandjtein ift, aber doch mehr Sandtheile enthält, ats die Gangart, im die er einge: lagert war. Auch bemerkte ih daran nicht einen ſolchen innern Gplinder, wie man deren an aufrechtſtehenden Staͤm— men fo häufig wahrnimmt, jedoh am der einen Seite eine der Länge nach laufende Vertiefung Aeußerlich zeigte er die Narben, Rippen und Furchen, die man an der Sigillaria reniformis findet, fe deutlih, daß über die Species kein Zweifel beftehen Eann. Mr. 3 ſteht noh an ihrer urfpränglihen Stelle im Steinbruhe, naͤmlich etwa 8 Fuß über dem Sandfteine. 4 Zuß weit ift diefer Stamm aufgededt, und der obere Theil deffeiben ift noh mit Thon bededt. An der Baſis beffelben bemerkt man die Hauptwurzelm nicht deutlich, wie bei Mr. 1.; als ich aber den Thon darunter losbrach, fand ich, obwohl die Hauptwurzeln verfhwunden waren, diefelben von einer gemeinfhaftlihen Are ausgehenden Faſern oder Mürzelhen. Der Stamm hat etwa 10 Zoll Durchmeffer und erfcheint gefhalt, fowie mlindrifh. Deutliche Marben Eonnte ih am demfelben nicht wahrnehmen, allein nach den Rippen und Furchen muß man ihn für eine Sigillaria halten. As ih die Gangart in der Nähe des Stammes un: terfuchte, bemerkte ic) mehrere grasartige Faſern, welche den angeblichen Blättern von Lepidodendron ähnelten und horizontal von ihm ausliefen; da ich aber deren Einfuͤgung nicht deutlich erkennen Eonnte, fo wıll ih c8 nicht auf mid) nehmen, fie für Blätter oder Madeln zu erklären, wenngleich fie den Producten, welhe Herr M, Dames an einem fei- ner gegenwärtig in Maturaliencabinet der Geologiſchen Ge— feufhaft von Manchefter befindlichen Exemplare für ſolche hält, ungemein ähnlich find. Später, wenn der Baum erſt weiter aufgedeckt feyn wird, Hoffe ich meine Anficht über diefen Gegenftand beftimmter ausfprechen zu Eönnen. Schließlich will ich bemerfen., daß über die Identitaͤt des Eremplars Mr. 1 mit dem Eremplare Nr. 5. von Dis 632. XXIX. 16. 248 ron Fold, welches ber fel. Bomman, nad forgfältiger Unterfuhung, für eine gefhälte Sigillaria erklärte, kin Zweifel beftehen kann. Allerdings haben ſich gemichtige Stimmen gegen die Anfiht Bomwman’s vernehmen lafs fen; allein nah meinen Unterfuhungen an vielen großen Eremplaren von Sigillaria muß ich annehmen, daß man am untern Stamniende fehr alter Gremplare nicht jene regelmäßigen Rippen, Suchen und Warben findet, wie man fie an jungen Gremplaren fo conftant bemerkt, daher id) ber Meinung Bowman's vollkommen beipflihte. Das Eleinere Eremplar Nr. I iſt unftreitig eine Sigillaria re- niformis, allein nur die benachbarte Lage der beiden Stäms me Nr. 1 und 2 läßt auf eine Identitaͤt der Species ſchlie— fen. Nr. 3 ift ebenfalls eine Sigillaria, und obmwohl de: ten Hauptwurzeln verfhmwunden find, fo iind doch die von den Stellen, wo jene früher ſich befanden, ftrahlenförmig ausgehenden Wuͤrzelchen durchaus ganz fo befhaffen, wie bei Me. 1. Inſoweit diefer Character alfo beweifend ift, muß Mr. 3 uns ebenfalls für eine Sigillaria gelten. ESchluß folgt.) Ma s n Menſchenknochen von riefenartiger Größe bat Herr Profeffor v. Baer, am 22, October 1343, der Kaiſerlichen Academie der Wilfenihaften zu St. Petersburg vorgelegt. Es ſind das femur und die tibia des linken Beines, und die fibula des rechten. Woher fie ffammen, weiß man nicht, jie überte,ffen aber an Größe Alles, was man von großen Menſchenknochen gefeben bat. So mißt, z. B., das femur 26,45, während das, von Cheſelden auf Zafel 37 feiner Osteographia abgebildete riefen- arsige femur nur 24° mißt; Die jetzt beſchtiebene tibia mißt 21”, Nach Herrn v. Baer's Anjiht mußte fonac der Menſch, welchem diefe Knochen angehört hadın, faft 9 Fuß Dohe gehabt haben. Eine fharf umfdhriebene leuchtende Stelle auf der See bemerit Capitain $. Eardley Wilmor in der Nacht dieffeits des Vorgebirges der guten Hoffnung, unter 10° n. Br. Das Licht, welches don diefer Stille ausging, war jo intenſiv, daß man dabei lefen Eonnte, und daß es Eräftige Scyatten bewirkte. Das Schiff fegelte ziemlich zwei Stunden lang durch dieſelbe, ges langte dann an den Rand derfelben, fegelte dann etwa eine halbe Stunde lang außerhalb derfelben und gelangte dann wieder hinein, bald aber wieder aus derjelben heraus, da jich dann der Rand vor— züugiih fcharf darſtellte. Das aus dieſer Stelle gefhöpfte Waller wurde in Glasbouteilen aufbewahrt und dem Dr. Faraday zur Analyfe übergeben, der darin viel Schwefelwafferftoffgas und einen Niederfhlag fand, der halb aus Schwefel, halb aus organiſchem Stoffe beftand. Die organifchen Formen waren zerfegt; allein ofs fendar hatte das Waſſer urfprünglic viele Thierchen enthalten, (Aus den Verhandlungen der Royal Society, Annals and Mag. of Nat. Hist., Sept. 1343.) Nefrolog. — Der, vorzüglih mit Unterfuhungen über die Gräfer befchäftigt gemwefene Botaniker, Kaiferl. Ruſſiſche Staatss rath und Academiker zu St. Petersburg, Dr. Carl Bernhard Trinius, geboren. 1818 zu Eisleben, iſt am 12, März geftorben. 249 632. XXIX. 16, 250 fd si Me a Ueber einige Formen von Paralyfe im Säuglings = uud Kindesalter. Bon Dr. Charles Werft. a) Fälle angeborener Paralyfe. — Mebecca Swan, acht Jahre alt, deren neun lebende Gefchwifter ges fund und Eräftig find, der Water gefund, die Mutter im legten Stadium der Phthifis, — war von Geburt an ein zartes Kind, und ihre Verwandten verfihern, daß fie feit ihrer früheften Kindheit die rechte Seite nur unvollftändig gebrauchen Eonnte. Sie ift mager und fieht ziemlich kraͤnk— üch aus; die Geiftesfräfte vollfommen ungeftört. Die Laͤh— mung der rechten Seite tritt fehr deutlich hervor, fie hinkt beim Gehen, tritt ftets auf den Zehen auf, die Ferſe bedeutend über den Boden erhoben, und mendet bei jedem Schritte den Fuß nad) Innen. Den rechten Arm Eann fie, wiewohl nur unvollftändig, gebrauchen, die Finger der rechten Hand find ſtets flectirt und gegen die flahe Hand hin gezogen, und obwohl fie dies felben ertendiren Eann, fo Eehren fie doch, fobald ihre Auf: merkſamkeit davon abgelenkt wird, in die flectirte Stellung zuruͤck. Die Senſibilitaͤt der rechten Extremitaͤten iſt ungeſtoͤrt, aber die Magerkeit und der geringere Umfang derſelben in Vergleich zu den linken Extremitaͤten zeigen, daß die Nu— trition hier nur ſehr unvollſtaͤndig von Statten gegangen iſt. Der linke Arm mißt vom acromion bis zum Ende des radius 144’, der rechte 13°; der Umfang des linken Armes in der Mitte des Oberarmes beträgt 53, des rechs ten 5’, vom linfen trochanter big zur $erfe find 24, rechts 221". Der Umfang des rechten Beines und der Hüfte ift bedeutend geringer, ald auf der linken Seite. Ein ähnliber Fall, in welchem jedoch die Deformität noch deutliher ausgefprochen war, fam mir vor einigen Monaten vor. Die Kranke war ein Mädchen von achtzehn Jahren, bei welchem nicht nur die Ertremitäten, fondern auch das Gefiht auf der linken Seite weit fürzer und Eleis ner war, als auf der rechten. Die Mutter gab an, daß die ungleiche Größe der beiden Körperhälften von der frühe: fien Kindheit an beftanden hätte, ohne daß Krämpfe oder ein anderes Symptom von acutem Hirnleiden vorangegans gen wären. Die linke Seite war ſchwach, die Bewegung unvollftändig, aber die Senfibilität ſchien nicht beeinträchtigt zu ſeyn. Die Geiftesfräfte waren etwas zuruͤckgeblieben. 6b) Fälle, in welchen die Paralyfe Gonvulfionen oder andere Symptome von Gehirnftörung begleitet, oder auf fie folgt. — Fälle diefer Art kommen fehr häufig vor und find für die Praxis wichtiger, als die erſte— ven, da fie oft große Beforaniß erweden, wiewohl fie in den meiften Fällen endlih gut verlaufen. Die Krankheits— erfcheinungen find fehr Häufig mit Störungen im Dentitions⸗ proceſſe verbunden. Walter Scott Taylor, vierzehn Monate alt, dag zarte Kind von Eltern, die zwei Kinder an der Auszehrung vers loren hatten, hatte in der erften Woche des Januars 1840 einen milden Anfall von Mafern, von welchem es ohne ein ungünftiges Symptom wieder genas; doch kam e8 am 28. Januar in ärztliche Behandlung wegen unbedeutender chadjis tifcher Anfchwellungen der Gelenke. Am 30. Sanuar, 4 Uhr Nachmittags, wurde ed plößs lich von convulfivifhen Bewegungen des linken Armes be= fallen, der Mund wurde nach der linken Seite hingezogen, und das linke Augenlid fiel herunter. Diefer Zuftand daus erte ungefähr eine Stunde an, worauf das Kind fo wohl, wie früher, erfchien und ziemlich ruhig fchlief Am 31. je: doch, um 8 Uhr, trat ein ähnlicher Anfall ein und dauerte wieder ungeführ eine Stunde lang. Er £ehrte um 4 Uhr Nachmittags zurüd und war nun von rotatorifchen Bewe— gungen des Kopfes begleitet. Bevor der Anfall eintrat, fchrie das Kind fehr viel und warf nachher oft den Kopf zurüd, Im Berlaufe des Tages bemerkte man, duß es feinen linken Arm nicht mehr gebraudte, und am folgenden Morgen, nach einer gut zugebrachten Nacht, hing der Arm Fraftlos an der Seite herunter, und die Hand war unbrauchbar. Mit dem Vorrüden des Tages erlangte das Kind allmälig wieder den Gebrauch feines Armes, und am Nachmittage £onnte e8 feine Finger bewegen, obwohl die Hand ſchwach war und e8 den rechten Arm mehr, als den linken, gebrauchte. Die Puralnfe des Gefichte8 oder des Augenlided war vers fbwunden, beide Pupillen reagirten auf gleiche Weiſe gegen das Licht. Das Kind ſchien ganz munter zu feyn; Stuhlaugs leerung regelmäßig, Zunge rein. 7. Februar. Zuſtand faft derfelbe, die Hand wird nicht bewegt, das linfe Bein wird etwas nachgefchleppt, Kopf ziemlich) heiß, fonft ganz wohl. (Kleine Dofen Mercur mit Kalt alle Abende.) 17. Februar. Hand und Fuß nod ſchwach; das linke Auge wird nicht vollftändig gefhloffen; Zunge belegt, Wer: ftopfung. 22, Februar 4 Uhr Nachmittags. Das linfe Bein wird nicht gebraucht, Unmohlfeyn und Aufgeregtheit durch ol. Ricini befeitigt 25. Februar. Linke Hand Eräftiger, das linke Bein noch fraftlos; Zahnfleiſch leicht angefhwollen. ( Einfhneis den des Zahnfleifhes, Hydr. c. ereta fortzufigen, ein Li— niment an das Bein zu appliciten.) 28 Februar. Hand Eräftiger (Hydr. c. creta auszus fesen, Liniment an dag Bein.) 3 März. Das linke Bein wird etwas mehr gebraucht, wird aber noch bei'm Gehen nachgeſchleppt; Neigung zur BVerftopfung (ol. Ricini). Von diefer Zeit befferte fih das Kind bei dem Gebrau: che von Abführmitteln und reigenden Linimenten an das Bein; am Ende Aprils war ed vollftändig genefen. 251 William Chefhire, 35 Jahre alt, von Geburt an ſchwach, hatte am 30. December 1340 einen Krampfanfall, der 5 Minuten anbielt; während bdeffelben zudte er fehr, und der Mund wurde nad) der linken Seite hingezogen. Am 31. December trat, ald Jemand die Thüre des Schlafzimmers plöglich öffnete, ein zweiter Anfall von zebn Minuten ein; Juden, Schielen, Verziehen des Mundes nach Links während des Anfalles , die beiden legteren Symptome bielten auch nach demfelben noch einige Zeit an. Als ich ihn am 1. Januar fab, fand ich den Mund etwas nach der linken Seite hingezogen, das rechte Auge konnte nicht ges f&hloffen werden, und beim Stirnrunzeln oder Schreien blieb die rechte Seite des Grfihts ganz ohne Bewegung. Die Senfibilität war auf beiden Gefihtshälften ungeftört. Stuhl: gang regelmäßig, Zunge feucht, aber braun belegt, Puls 105, £räftig, (Calom. gr. jj alte Abende, Inf. Sennae jeden Morgen.) 5. Januar. Kein neuer Anfall, aber die Paralyfe des Gefihtes dauert fort, Schmerz hinter dem rechten Ohre. Auf die Application von vier Blutegeln an diefe Stelle folgte fogleih Erleichterung; diefelben Mittel, wie früher, wurden fortgebrauht, und am 9. Januar war die Laͤh— mung falt ganz verfhwunden, Purgirmittel nod einige Tage hindurch, eine ſtimulirende Ginreibung an das Geficht, ftells ten das Kind am Ende eines Monats vollftändig wieder her. ec) Falle, in welchen die Yahmung ohne ein Zei— chen von Gehirnleiden eintrat. — Diefe Fälle find bei Weitem die häufigften, fie haben oft einen fehr chroni— fhen Verlauf und erfcheinen oft unheilbar, obwohl meift allmälig die Beſſerung wieder eintritt. Sn einigen Fällen werden die Kinder, anfcheinend voll: Eommen gefund, plöglidy von diefer Urt der Paralyfe befals len, aber baufiger folgt fie auf einen Anfall von Mafern oder Scharlach, oder tritt bei ferophulofen und ſchwachen Kin— dern ein, gewöhnlich dann mit Verftopfung complicirt. Sfabelle Smith, 2 Jahre I Monate alt, ſtets gefund, mit Ausnahme eines Keuchhuſtenanfalls, war eines Mor: gens, im Suni 1841, nachdem fie am Abende zuvor ganz wohl zu Bette gegangen war, durhaus unfähig, das rechte Bein zu bewegen, oder zu ftehen. in Arzt verordnete Eins reibungen an das Bein, und dug Kind genas fo weit, daß ‚eg, wiewohl mit Schwierigkeit, ftehen und gehen Eonnte, Bei'm Gehen wandte es den rechten Fuß nach Außen in ei: nen rechten Winkel mit dem Körper, und hob den Fuß nicht über den Boden hinauf. Das rechte Bein war 4 Eleiner im Umfange rund um die Wade, als das linke, und fühlte fich bedeutend Eilter an. Das Kind war wohlge— nährt, fah gefund aus, Stuhlgang regelmäßig, alle Func— tionen normal. Henry Barrett, 16 Monate alt, ging am Abende des 20. Juli 1841 gefund zu Bette, wurde in der Nacht fieberhaft und unruhig und hatte am Morgen ganz den willkuͤrlichen Einfluß Über das rechte Bein verloren, dabei Berftopfung. Als ih ihn am 23. Juli fah, bewegte er die Glieder, bis auf das vechte Bein, ganz gut. Wenn man diefes Glied Eniff, fo ſchrie das Kind und bewegte die Zehen 632, XXIX. 16, 252 etwas, Eonnte aber ben Fuß oder dad Bein nicht zuruͤckzie— hen, ober den Dberfchenkel bewegen. Sch verordnete ihm eine Eleine Dofis Jalappe fogleih zu nehmen, und dann jes den Morgen zu wiederholen. Unter Anwendung diefes Mittels fhritt die Beſſerung allmälig fort, als er im September von Pneumonie befallen wurde, an welcher er ftarb, Alfred Uppleby 7% Fahre alt, von gefunden Eltern geboren, feit feinem vierten Jahre gefund, früher häufig Unfälle von Group. Am 6. Februar 1841 bemerkte die Mutter, das das fonft gefunde Kind feine linken Gliedmaaßen weit weniger, als die rechten, gebrauhte. Als ih esam 27. Februar fah, fand ich einen blaffen, zarten Knaben, mit fehr ſchwachem Pulſe, dabei Verftopfung,, Zunge leicht belegt. Bei'm Ges ben fchleppte er das linke Bein nad) und wandte den Fuß nach Innen, und obwohl er feine linke Hand gebrauden Eonnte, fo war er doch nicht im Stande, einen Gegenitand mit derfelben fo feft zu ergreifen und zu halten, wie mit der rechten Hand. Zumeilen, wenn er ging oder ftand, glitt das linke Bein unter ihm aus, und er fiel auf den Boden. Ich verordnete ihm Calomel c. Senna täglih, weldye Mittel ihn heftig purgirten, obne feinen Zuftand zu verbefz fern. Ich ging daher am 2. März zum Stahlwein über und feste die Abführmittel aus. Innerhalb einer Woche hatte er weit mehr Kraft im Beine befommen, aber der Arm blieb in demfelben Zuftande, wie früher. Sch verord- nete nun ein teizendes Finiment auf den Arm, legte eine Slanellbinde um das Bein und fuhr mit dem Eifen fort. Am 20. April war das Kind vollftändig genefen. Sn einem ähnlihen Falle führte der Gebraud) des Ferrum hydroiodi- cum in £leiner Gabe, dreimal täglih mit einem Pulver aus Rheum und Hydrarg. c. creta alle Abende, und eines Li— niments innerhalb eines Monats vollftändige Heilung herbei. Zuweilen bleibt permanente Laͤhmung des Gliedes zu— ruͤck. Diefes war der Fall bei William Hinton, viertes halb Fahre alt, welcher, wenn auch ferophulös und von uns gefundem Ausfehen, doch bis dahin gefund gewefen war. Bor ungeführ zehn Monaten bemerkte man, daß das linfe Bein und der linke Arm fhwah wurden. Das Bein beſ— ferte fib von felbft, aber der Arm wurde fchlimmer, bis er ganz unbrauchbar wurde. Der deltoideus und die ans deren Muskeln‘ des linfen Armes waren fo fehr gefhmwuns den, daß der Umfang deffelben nar die Hälfte des rechten betrug. Der line Oberarm hing aus der Pfanne beraus, fo daß man einen Finger zwifchen den Kopf des Knochens und das acromion legen Eonnte, und die Meffung von der Spige des acromion bis zur Spitze des Zeigefingers ergab auf der linken Seite 123”, auf der rechten 12". — Wenn nun au die Lihmung ſehr häufig während des Zahnens eintritt, fo ift fie doch Eeinesweges auf dieſe Pe— riode befchränft. Sie umfaßt oft die obere und untere Er: tremität zugleich, im welchem Falle die untere Ertremität ſich ſchneller beffert. Die Paralyſe ift gewöhnlich unvoll: ftändig, indem einige Kraft die Finger oder Zehen zu bewe— gen zurüdbleibt, während weder der Arm noch das Bein bewegt werden koͤnnen. Die Senfibilität ift nicht beeinträchtigt 253 und ich habe in feinem Falle Neflexbewegungen beobachtet. Zuweilen ift die Senfibilität gefteigert, und in ſolchem Falle trägt daß gefunde Glied die ganze Laſt des Körpers, der Fuß der afficieten Seite wird bei'm Gehen einwaͤrts gemens det, und die Zehen deffelben ruhen auf dem Nüden des ges funden Fußes. Sene erhöhte Senfibilität ift gewöhnlich zu verfchiedenen Zeiten ſehr verfchieden, und das mangelnde Schmerzgefühl bei'm Gegendrüden des Gelenkkopfes gegen die Pfanne, ſowie das Fehlen des firen Schmerzes im Knie der affteirten Seite, unterfcheiden diefe Lähmung binlänglih von Coxarthrocace. Mas den Unterfehied zwiſchen Paralyfe in Folge von Structurveränderungen des Gehirns und der weniger geführ: lihen Form, welche diefer Auffag behandelt, betrifft, fo tritt die Paralyſe in Fällen von Gehirntuberfeln gewöhnlich nicht plößlib ein, noch betrifft fie von Vornherein die obere und untere Ertremität zugleich, fondern gewöhnlich zuerft die obere. Kopffchmerz und andere unbeftimmte Zeichen von Gehirnlei— den gehen gewöhnlich voran, der Kranfe gebraucht das affi— cirte Glied, weniger gern als das andere, bewegt e8 aber noch, wiewohl auf eine zitternde Weife, und die eingetretene Paralyſe ift gewöhnlid von einem unwillkürlichen Zittern oder Buden des Gliedes begleitet. Die Fülle, bei denen nody am Meiften Zweifel obwals ten Eönnen, find diejenigen, bei welchen die Lähmung nad) Gonvulfionen eintritt. Bei Gehirntuberkeln tritt jedoch nur ſehr felten eine vollftändige Lähmung nad) dem erften Krampf: anfall ein, fondern gewöhnlich zuerft cine feſte Gontraction der Finger einer Hand oder eines Gelenkes, welche mehre Stunden und felbft länger andauert, und dann allmälig, nachdem noch mehre Anfälle eingetreten find, in wahre Paz ralyſe übergeht. Gehirntuberkeln find auch fat immer von Kopfiihmerz und einem eigenthümlichen stupor begleitet, welcher gewöhnlich dem Krampfanfall vorangeht und falt im: mer darauf folgt. Die Prognofe ift gewöhnlich yünftig zu ftellen, doch bat man auf die wahrfceinlich langdauernde Meconvalescenz Nücdfiht zu nehmen. Hinton’s Fall zeigt jedoch, daf die Paralyfe permanent feyn kann, und Dr. Abercrombie erzählt einen Fall, in welhem eine Paralyfe des rechten Deines bei einem achtzehnmonatlichen Kinde das ganze Le— ben binduch anpielt. Eur. Aus den cbenangeführten Fällen fiebt man, wie wirkfam die Anwendung von Abführmitteln iſt. Die babituelle Verftopfung jedoch, welche oft bei ſchwachen Kindern vorfommt, wird füglich nicht durch draftifhe Purganzen, fondern durch milde Abführmittel befeitigt. In einigen Fäls len haben fid) tonica febr bewährt; reizende Linimente lei— feten oft fehr viel. (London Med. Gaz, Sept. 1843.) Ueber die Behandlung der Brühe des Ober: ſchenkelbeins vermittelft der Ertenfion, combinirt mit der fchiefen Ebene. Von Dr, Labouverie Die Anfihten der Wundärzte theilen fich zwifchen der fortgefegten Extenſion vermittelft des mehr oder minder mo: 632. XXIX. 16. 254 bificirten Defauftfhen Apparats und verfchiedener anderer Apparate, melde die Muskelcontraction bekämpfen und dem doppelten planum inelinatum, welches, die Muskeln er> ſchlaffend, ihre Gontraction aufhebt, aber nicht volftändig, weßhalb die Reſultate deffeiben im Allgemeinen weniger glücklich find, als die der Extenſion, welches letztere aber doch häufig angewendet wird, weil der Kranke e3 leichter ertraͤgt. Nach meiner Anſicht koͤnnte man die Vortheile der Ex— tenſion und Flexion auf folgende Weiſe vereinigen: Man legt um das Knie eine Rollbinde und befeſtigt, am Kniee angekommen, vermittelſt dieſer Binde unten am Schenkel eine Schiene, deren zwei Enden, zu beiden Seiten des Kniees hervorragend, dazu dienen, die Extenſion zu bewirken; die Theile, welche einigen Drud aushalten müffen, und befons ders die Kniekehle, fhügt man durch Gompreffen und be: Eleiftert die Nollbinde der größern Feſtigkeit wegen. Darauf lege man das Glied auf eine doppelte fchiefe Ebene, deren auffteigende Fläche mit der Scultetfchen Binde bedeckt wird, welche man auf die gewöhnliche MWeife anlegt. Die äußere Schiene gebt nur zwei big drei Zoll über den trochanter hinaus, damit dag Ende derfelben bei geboges nem Schenkel nicht das Bett berühre; dieſes Ende wird überdieß durch eine untergelegte Schiene, wie Default’s große Schiene, zurüdgehalten; das andere Ende ftellt ein ges börig fixirtes Queerſtuͤck aus Holz, oder Eifen dar, an wels chem die Köpfe der zur Ertenfion beftimmten Schiene ſich anfıgen, mit einem Worte, «5 ift eine verfürzte Deſault'ſche Schiene, Diefe Verfahrungsweiſe hat, nad) meiner Anficht, große Vortheile; die Kraft, welche nötbig ift, um die Erten: fion zu ‚erhalten, wird meit geringer feyn können, als diejenige, welche erforderlich ift bei geſtreckter Lage des Bei— nes, denn hier hat man, da die Muskeln flectirt find, nur die Netractilität derfelben zu bekämpfen; man bat daher die Ercoriationen und die Gangrän der comprimirten Theile weit weniger zu fürchten, und der Apparat wird viel leich: ter eıtragen. Man braucht nicht den Winkel der geneigten Ebenen zu erheben, um das Gefäß zu erhöhen, wodurch man die Ercoriationen der Knicknehle vermeidet, und überdieß kann man als doppelt geneigte Ebene Polftir benugen, mie e8 Dupuptren that, da man in diefem Falle nur beabfich> tigt, die Slerion zu unterhalten, während die Ertenfion durch einen andern Apparat bewirkt wird, Ich fagte, daß das Ende der äußeren Schiene nur uns gefahr 2 biß 8“ über den trochanter hinaus ugehen braucht, wodurch die untergelegte Schiene weniger fchräg zu liegen fommt, ihr Zug von Innen nah Außen ſtaͤrker wrd, aber fie die Fractur dann auch deſto leichter zum Ausweichen bringt. Man Eann diefe Unbequemlichkeit vermeiden, indem man den berfchenkel ertendirt erhält und fih mit der Flexion des Unterſchenkels begnügt; dann kann man die Schiene bis zur erista ossis ilii auffteigen laffen. (Gaz. med., Nro. 14, Avril 1843.) 255 Behandlung der Arfenikvergiftung durch diuretica. Von Dr. Angonarb. Herr Drfila hat, nahdem er durd) zahlreiche Ver— fuche gefunden hatte, daß, wenn man mit Arfenik vergiftete Thiere reichlich uriniren ließe, das Gift ausgetrieben würde, eine neue Behandlungsweife der Arfenikvergiftung vorgefchlas gen, welche in der Anwendung milder und diuretifcher Slüf- figEeiten befteht, die aus 3 Kitres Waſſer, einem halben Litre weißen Meines, 1 Litre Selterwaffer und 30 big 40 Grammen Kali nitricum zufammengefegt find. Diefe Flüf« figkeiten müffen in der zweiten Periode der Behandlung reiche lich gegeben werden, wenn man annehmen fann, daß der größere Theil der arfenigten Säure, die im Werdauungsca: nale vorhanden war, durch Erbrehen und Stuhlausleerung fortgefhafft ift; denn wenn diefelben vor der Entfernung der Säure genommen würden, fo würden fie diefelbe auf: löfen und ihre Neforption befördern: kurz die diuretica follen durch den Harn den Theil des Giftes eliminiren, wel— cher von allen Geweben abforbirt worden feyn wuͤrde. Folgender Fall beftätigt Herrn Drfila’s Anfiht: Donnerstag den 23. Februar 1843, ungeführ um 3 Uhr, wurde ich zu der Hebamme N. gerufen, melde vor einer halben Stunde 15 Grammen Arſenik genommen hatte, Ich fand die Kranke in folgendem Zuftande: Heftige Schmer= zen in der Magengegend, Gefühl von Brennen dafelbit, die Berührung diefer Stelle nicht zu ertragen, Brechneigung ohne Stuhlausleerung, brennenden Durft ohne deutliches Wer: langen, ihn zu flillen — dennoch verfchludte die Kranke Alles, was man ihr reichte, mit einer ftarfen convulfivifchen Bewegung der Kinnbaden — Kontraction der Ertremitäten, Hände und Füße Ealt; Puls wenig befchleunigt; Refpiration etwas accelerirt; das Geſicht zumeilen verzerrt; das Licht ſchien empfindlih zu fenn, und die Augenlider waren oft gefhloffen; Blick lebhaft und durchdringend; Bewußtſeyn ungetrübt. Behandlung: Zwei Gran Brehmeinftein mur: den fogleich in zwei Dofen in zwei Gläfern Waffer gegeben. Das erfte Glas brachte ein fehr reichliches Erbrechen ſchwaͤrz— licher und f&hleimiger Maffen hervor. Die aqua Althaeae nıtrata verurfahte mehrmals Erbrechen von derfelben Bes fhaffenheit, wie das erfte Mal, und wurde in fehr großen Quantitäten gegeben. Dennod trat erft um 10 Uhr Abends, 632, XXIX. 16. 256 fieben Stunden nad der Vergiftung, die Urinfecretion ein, und der bis zum folgenden Morgen um 8 Uhr fehr reich: lihe Harnabgang ergab ungefähr 10 Litres. 25. Februar. Heftige Magenfchmerzen; Application von zwölf Blutegeln an die Magengegend; ein Bad von zwei Stunden — ermeichende Gataplasmen; Kortfegung der mixtura nitrosa und der Bäder, Reconvalescenz nad) 8 Tagen; völlige Wiederherftellung nach vierzehn Tagen, Der Urin war arfenithaltig geweſen, ein Beweis, daß der Arſenik reforbirt worden war, Miss ceilc® Eine bödhft merkwürdige pathologifhe Thatfade erzählt Herr Bary in den Annales d’oculistique: in eilfjähri= ges Mädchen, weldyes fich feit zwei Jahren mit Nähen beſchaͤftigte, batte immer eine gute Gefundheit. In den erften Zagen des Au— aufts beklagte fie fih über einige Schwierigkeit, ſich zu ſchneutzen; die Schleimhaut der linken Nafenhöhle war troden. Bald ftellte ſich ein Thränen des Auges ein, und eine Geſchwulſt zeigte fih am der Bajis der Nafe, gegen den inneren Augenwinkel derfelben Seite. — Am 20. Auguft fah man zum erften Male aus dem rothen und entzundeten Auge Eleine Klümpchen von Fäden verfhiedener Farbe und Länge. — Als Herr Bary berbeigerufen wurde, fchenkte cr Den, was man ihm erzählte, Eeinen Glauben; aber bald erbielt er die Ueberzeugung, daß die Sache wahr fen. Mehrere Eollegen festen mit ihm die Thatſache außer Zweifel. Sie fanden, daß eine Deffnung, welche etwa in der Mitte der Thränencarunfel ibren ©is hatte, die fremden Körper durchließ. Die Deffnung war trich⸗ terförmig und verfchwand unmittelbar nach dem Austritte jedes Fa= denklümpdyens. Indem man eine Eleine gefnöpfte Sonde einführte, fonnte man ſie leicht in den Thraͤnenſack eindringen laffen. Eine Communication zwilchen dein Munde und dem sinus maxillaris eris firt nit. — Das Kind hat die Gewohnbeit, wie faft alle Näs tberinnen, mit den Zähnen gewiſſe Fadenendchen abzubeißen; dann macht es von ihnen im Munde Eleine Bällhen und verfchlingt fie. Ein Theil der fo in Kluͤmpchen zufammengeballten Fäden fcheint bei ibm den Weg durch die hintere Nafenöffnung zu nehmen, dann in den Nafencanal überzugeben und von da in den Thränenfad, von mo fie fidy eine Deffnung in den mittleren Theil der caruncula la- erymalis gebildet haben. Diefe Erflärungeart, an und für ſich wahr⸗ ſcheinlich, wurde dadurdy völlig beftätigt, da& das Kind das Abbeiben der Käden unterlaffen mußte und dann ih Nichts wieder an der Mündung der Deffnung des Thränenfads gezeigt hat. — Niımals it ein Sadenbällhen dur die Nafengrube abgegangen. Eine Verflebung der Wände der tunica vagina- lis propria testis bei Erwahfenen kommt, nad Robert Knor, aud ohne vorausgegangene Entzündung, ziemlid Häufig vor. (Lond. Med, Gaz., Sept. 1843.) Bibliographische Meuigkeiten. A History of British Fossil Mammalia. Part I. London 1844. 8. Notice scientifigue sur les courans atmospheriques, contenant une classification complete de tous les vents. Par L. B. de Garrique. Paris 1544. 8. By Professor Owen. A supplementary Report on the Results of a Special Inquiry into the Practice of Interment in Towns made at the reıuest of her Majesty’s principal Secretary of State for the Home Departement. By Edwin Chadwick, Esq., Barrister-at-Law London 1343. 8. Hygiene veterinaire militaire. 1844. 8. Par L. J. B. Rochas, Paris. mm — ———— Nene’NMotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, arfanımelt and mitgerbält ven dem Dbers Medieinalratde Frsriep zu Weimar, und dem Terisimolsahe nm Profeffer Frsrier gr Berlim, N? 633. (Nr. 17, des XXIX. Bandes.) März 1844, Gedrucdt im. Landes » Snduftrie =» Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 &. 30 27, des einzelnen Stücdes 3 99r Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 7%. 1 TR SE — Ueber die unlängft bei Et. Helens entdedten merkwürdigen foſſilen Bäume. Bon E. W. Binney, Secretär der geologifhen Geſellſchaft von Mancheſter. S Der fruͤher erwaͤhnte, bei Clay-Croß gefundene auf— rechte Stamm war unſtreitig ebenfalls ein Exemplar der Sigil- laria, während die Wurzel ſich als eine Stigmaria auswies. Nachdem wir nun die oberen Portionen diefer Stäms me betrachtet haben, mollen wir nod Einiges über deren unteres Ende bemerken. Daß die Wurzeln diefer Eremplare aͤchte Stigmariae feyen, ließe fich allerdings mit Grund bes zioeifeln, wenn der Beweis auf den Fafern oder Mürzelchen allein beruhte; allein wenn wir nit nur diefe, fondern auch die Narben und das Mittelmarf, kurz alle Charactere ein— ander genau gleich finden, fo kann über die Identität kaum noch ein Zweifel beftehen. Die nur theilweife entblößten Stimme Nr. 1 und Nr. 3 find in Betreff der Vertiefungen, die man an aufs techtftehenden Sigillariae fo durchgehende findet, und die der ſel. Bomman für eine Wirkung von Schmaroger: pflanzen hielt, die jedoch wahrfceinlicher von einer Verſez— jung der holzigen Mittelare herrübren, nicht unterſucht wor— den. An Mr. 2 bemerkt man diefelben, obwohl der innere Eylinder, deffen Abweichung von dem Mittelpuncte die Ver: tiefung veranlaßt haben dürfte, gegenwärtig nicht, wie in andern Fällen, wahrgenommen werden kann, und nur viels leicht fihtbar werden mürde, wenn man das Cremplar in ſenkrechter Richtung zerſchluͤge. Diefe inneren Cylinder, welche man in der Mitte auftechtftehender Sigillariae fin: det, find noch nicht mit genügender Genauigkeit befchrieben worden, Eönnen aber der Beobachtung der Sammler unmög- lid) entgangen feyn. Wenn die Bäume in grobem Sand: feine vorkommen, find jene Cylinder zwar nicht häufig wahr— zunehmen, aber bei den in Thon eingelagerten fehlen fie felten, infofern fie nicht etwa durch Laub oder andere Pflan— zentheile verſtopft worden find. Un einem Eremplare der Si- gillaria, welches von Clay-Croß ftammt, ficht man den Cy— No. 1733. — 633. x UN] Be linder mit Eobligen Stoffen umhült; umd er hat in dieſem Falle äußerlich Achnlichfeit mit dem Stängel eines gemöhn- lichen Calamites oder einer Endogenites striata. Bei diefem Exemplare ift der innere Cylinder die einzige im In— nern des Stammes enthaltene vegetabilifhe Subſtanz, und zufaͤllig kann diefelbe wohl nicht hineingelangt feyn, mie dieß zuweilen der Fall ifl, wenn Galamiten in Vermengung mit andern Pflanzen angetroffen werden, Obwohl fih nun nad) einem einzelnen Eremplare nicht wohl folgern läßt, O daß eine dieſer bisher fuͤr beſondere Species ange— \ fprochenen Pflanzen nur \ das Innere eines Stän: gels oder Stammes einer anderen fen, fo darf ung doch die bisher allgemein geltende Meinung nicht davon zuruͤckhalten, auf diefem Wege weiter zu forichen; denn die Stigmaria galt aud) bis jegt für eine befondere Species und fcheint doch eigentlih nur die Wurzel der Sigillaria zu ſeyn. Die Berfaffer der Fossil Flora gedenken p. 24. Vol. IM. ihres Werkes, bei Gele genheit der Befchreibung der Foffilien von Burdiehoufe, der Seltenheit der Calamiten, der fajt gaͤnzlichen Abweſenheit der Stigmaria und des gänzlichen Fehlens der Sigillaria. Ich habe dagegen überall Calamites in Gefellfhaft von Sigil- laria und Stigmaria, entweder auf der Sohle oder an der Dede des Lagers, gefunden. Die Stigmaria oder Sigillaria, welchen von beiden Namen man aud) beibehalten mag (der Ießtere fcheint die vorzugsweife zu verdienen), war ein Baum, der unftreitig in Waffer wuchs; denn der hartgewordene Thonſchlamm, von welhem die in obigem Artikel befchriebenen Exemplare um— geben find, hat fih aus Waſſer niedergefchlagen, und die Lage der nach allen Richtungen fi verbreitenden Wurzeln und Wuͤrzelchen zeigt, daß fi die Stämme noch auf ihren urfprünglichen Standorte befinden, und daß fie nicht etwa dahin geſchwemmt worden find, wo fie gegenwärtig aufrecht 17 259 ſtehen. Auch ift der Umftand zu beahten, daß fie fich ziemlich mitten zwifchen zwei 100 Fuß voneinander ab: ſtehenden Kohlenflögen befinden, indem ſich daraus ergiebt, daf, wie allmälig ſich auh der Schlamm aus dem Waſſer niedergefhlagen haben mag, die Biume dennoch mit einem betraͤchtlichen Theile ihreg Stammes unter Waffer geftanden und vegetirt haben mülfen. Diefer eigenthümlihe Standort großer Bäume ift fehr intereffant. Die Pflanzenphyſiologen werden nunmehr Über die Sunctionen der faferigen Anhängfel, die von den Furchen des Stammes der Sigillariae ausge: hen und zu der Ernährung diefer fonderbaren Bäume beige: tragen haben mögen, zu einer beftimmtern Anfiht gelangen koͤnnen. Ueber die Geologie einiger Puncte der Weſtkuͤſte Afrika's und der Ufer des Nigerſtromes, bat W. Stranger, D. M., der Londoner geologiſchen Ge— feltfchaft, unterm 24. Mai 1843, Folgendes mitgetheilt: 1. Sierra Leone. Die vorherrfhende Gebirgsart ift ein eifenfchüffiger Sandftein mit undeutliher Schichtung, der durch das Auswittern des Eiſens blafig geworden ift. Das Eifen Eommt in concentrifhen Lamellen, auch in zu— weilen ſtark magnetifchen Knauern vor. Unter dem Sand: fein lagert an mandyen Stellen ein derber alaunhaltiger Thon, in den Holzfragmente eingelagert find. Bei Kings: town zeigt fih der Sandſtein 40 Fuß mädtig. Die Win: de des Feftungsberges und die Kuppen der Berge um Sier— ra Leone her beftehen aus Hyperſthen. Nirgends zeigte fich in der Umgegend vulfanifches oder granitifhes Goeftein. 2. Liberia; Monrovia. Das Goeftein in der Nachbarſchaft des Mefurada : Fluffes ift Grünftein. In der Naͤhe des Negierungsgebaudes zeigt fich eiſenſchuͤſſiger Sands ftein, der dem von Sierra Leone ähnlich ift.. Der Verfaf: fer fah Fragmente von Gneiß, aber Eeinen Gneiß als fefte Gebirgsart, und man zeigte ihm ein Stud grobförnigen Granits, welches angeblih 40 Engl. Meilen ftromaufwärts gefunden worden war. 3. Sinoo-Fluß, unter 5° n. Br., 9° w. 8. v. Greenw. Auf der Süpdfeite des Fluffes find Eleine Gneiß— berge, welche hie und da von nach allen Richtungen ftrei- chenden Granitgängen, auch an einer Stelle von eindr 2 Fuß breiten Trappader, durchfegt werden, die von W.N.W ger gen D. ©. D. ftreiht. Der Verfaffer fand in der Nach— barfhaft Grünftein, weldyer in Hornblende Üüberging, Fonnte aber deffen Verbindung mit dem Gneiß nirgends auffinden. Das nördliche Flußufer, ift niedrig und fandig, und im San: de fand fih ein Block von dem mehrerwähnten eiſenſchuͤſſi— gen Sandftein. 4. Gape:Coaft:Caftle. Das Kaftell ſteht auf einem Granitfelfen, der feinförnig ift und in den Maffen von Hornblende eingelagert find. Der Feldfpath ift fleifch- farben und an vielen Stellen mit dem Quarze vermifht, fo daß eine fchone Varietaͤt des Truͤmmergranits (graphio granite) entfteht. Etwa eine Meile nördlih vom Kaftell fieht man Glimmerſchiefer an dem Öranit anftehen und un— 633. XXIX 17, 260 ter dieſen in fübliher Richtung und unter einem Winkel von 409 ftreihen. Der Schiefer ift nicht metamorrhofict , aber ſtark zerfest. Der Granit ſowohl, als der Glimmerfhiefer werden von Quarzadern durhfegt, und im dee Stade ſieht man eine Maffe Gtimmerfciefer in den Granit eingelagert, weicher Gänge in den Schiefer ausfendet. An einer Stelle bemerkt man einen 12 Fuß maͤchtigen Grünfteingang, der den Granit durhfegt und dann felbft dur eine Granitader duchfhnitten wird. In den Glimmerfhiefer find Thaͤle gewühlt, und der Granit ragt in Maffen empor, welhe man faͤlſchlicherweiſe für Fuͤndlinge gehalten bat. 5. Accra. Die Stade ift auf Sandftein gebaut, welcher gegen S. D. hängt und gegen}. S. W.und O N. D. Ausläufer abgiebt. Ruͤckſichtlich der mineralogifhen Be: fhaffenheit gleiht er dem jungen rothen Sandſtein von is verpool. Die Oberfläche des Landes um den Salsfee her, wilder im Norden von der Stadt und etwa 30 Fuß über der Meeresfläche liegt, if ein fandiger Thon oder Lehm, der eine große Menge Mufcheln aus den Gattungen Achatina, Arca, Cytherea und Cerithium enthält. Bei der Meier tei auf dem Berge, 14 Engl. Meilen von Accra, befteht das Geitein aus weißem und rotbem Quarze, welder eine Neigung von 40° gegen S. W. bat und von Adern defs felben Geſteins unter rechten Winkeln zu der Neigung durch— fest wird. Diefe Adern find röther, ald das übrige Geflein, welches der Verfaffer für umgemwandelten Sandftein hält. Das Gold, welches man bei Cape = Eoaft: Caftle, Ana= mabre und Accra findet, wird aus dem Sande gewaſchen. Diefer Sand ift gemöhnlih weiß und enthält Eifen und Hornblende. Der Feldfpath ift bei Anamabre grün und an manden Stellen zwiſchen Gape:Coaft:Caftle und Accra zu einem Thon zerfest, welcher glänzende Glimmertheildhen ent= hält, die man nicht felten für Gold angefehen hat. 6. Die großen Sefters. Das dortige Geftein ift Gneiß, "welcher, wie bei'm Sinoo-Fluß, von Granit durchs fegt wird. Der im Granit enthaltene Feldfpath opalefeirt. 7. Nigerftrom. Das Delta des Nigers ift ein flaher, fumpfiger Landftrih, der aus Thon, Sand und vie= len vegetabilifhen Stoffen befteht und fih 120 Engl. Mei: len von der See landeinwärts bis Eboe erffredt. Die Ufer des Fluffes erheben fih nur einige Fuß über die Meeres: oberflähe. Won Eboe bis Iddah, auf eine Strede von 100 Engl. Meilen, fteigt der Boden allmälig an, aber er ift noch immer ſchlammig und von ähnliher Befchaffenheit, wie der des Delta. Bei Iddah zeigen fih die erften Selfen. Sie find, nah der Barometermeffung, 185 Fuß bob und beftehen aus Sandftein, deffen Schichten mehrentheils ho— tizontal find, zumeilen aber auch unter einem Winkel von 5° gegen ©. D. neigen. Diefer Sandftein ift feinkörnig und befteht aus durchfcheinenden Theilben von weißem Quarze. Die oberen Lagen find ſtark eifenfhüffig. Die Lagen werden von nah allen Richtungen ffreihenden Klüfs ten durchfegt. Die eifrigften Nachſuchungen lieferten nur ein, noch dazu fehr undeutlihes, Foſſil, das Pollicipes gleicht. Die Uferwände beitehen bei Iddah aus dem Auss Läufer einer von N. D. gegen S. W. ftreihenden Bergkette. 261 Bon Iddah big Kirree befteht der Boden aus Sandſtein derfelben Art, der ſtellenweis mehr oder weniger eifenfhüffig ift. Der Character der Gegend ift der eines von jühen Minden, an deren Fuße Gerölle liegt, begraͤnzten Tafellan— des, Bei Kirree zeigen fih Lager von Glimmerfhicfer, die gerade nah Weſten unter einem Winfel von 85° ab: fallen und auf dem rechten Flußufer fib zu hohen Mafz fen aufthürmen, zwiſchen denen der fogenannte Vogelfel— fen, eine in den Ölimmerfciefer abgelagerte Quarzmaſſe, hervorragt. Der Glimmerfchiefer ruht auf dem Granit, melcher den Berg Soracte und die benachbarten Berge bil- det und ſich nicht über 1200 Fuß erhebt. Die Beau— fort = Snfel befteht aug Granit, welcher fo vermittert iſt, daß die Oberfläche, durdy das Hervorragen der Feldfpath = Kıyz falle, bedeutende Rauhigkeiten darbietet. Der Granit ent: hält wenig Glimmer und befteht aus Feldfpath, Quarz und ein Wenig Hornblende. Zwifchen den Granitblöden findet fich fette Dammerde. Die Blöde find mauerartig übereinander: gethürmt. Bei Okazi zeigt fih der Granit grobfürniger und mit ſchoͤn opalescirendem Feldfpathe verfekt. Er er: firedt fi bis Adda- Kudda und wird dort mit Gneif vers mifcht, welcher einen Nleigungsmwinfel von 60° gegen Süden darbietet. Der Gneiß enthalt nah allen Richtungen ſtrei— chende Granitadern. Weiterhin enthält der Granit wieder eingelagerte Gneißmaffen. Von Adda:Kudda firomaufwärts befteht das Rand, foweit es erforfcht worden, aus horizons talftreichendem Sandftein, der meift ſtaͤrker eifenfchüffig ift, als meiter ftromabmwärts. Bei'm Stirling Berge zeigt fich das Eifen unter der Form von Bohnenerz. Der Granit fcheint die Mittelare zu bilden, während der Glimmerfchiefer und Gneiß ihn feitlich begleiten oder in ftarfen Winkeln abfal- len. Der Granit folgt der Linie der fogenannten Kongber= ge, melde man nirgends ‚höher, ald 1200 Fuß, gefunden hat, Der Sandftein überlagert den Glimmerſchiefer regel- los. Dr. Stranger glaubt, daß die am Niger beobadh: teten Gebirgsarten drei geologifhen Perioden angehören: 1) dem Durchbruche des Granits und der Erhebung des Glim— merfchiefers und Gneißes; 2) der Ablagerung des Sandfteing auf den Wänden des Glimmerfchiefers und Gneißes, und 3) der Erbebung des ganzen Landes, bei welcher Gelegen— heit der Granit, der Glimmerfihiefer und der Sandftein von Waſſerſtroͤmen durhbrohen und die das Delta bildenden Geſchiebe abgelagert wurden. (The Annals & Mag. of nat. Hist., Sept. 1843.) Ueber die Mericanifchen Orchideen. Unter allen Pflanzengruppen, melde die Zierde der Zropengegenden bilden, ift wohl die Familie der Orchideen, welche übrigens unter allen Himmelsftrichen ihre Repräfen: tanten befist, diejenige, welche, wegen der Eigenthümlichkeit ihrer Structur und der Schönheit ihrer Farben, die Blice am Meiften auf fich zieht. As fih Linné um’s Jahr 1743 mit derfelben befchäftigte, zählte fie 9 genera und faum 100 Speciee. Sm Sahre 1789 zählte Ant, Rau: vent de Juſſieu 13 genera auf. Dagegen finden fih deren in Endlicher's genera plantarum (1836 633. XXIX. 17. 262 — 1840) nicht meniger als 342, welche nicht wohl unter 3000 Arten entbalten. Um diefe auferordentliche Vermeh⸗ rung hat ſich in'sbeſondere der beruͤhmte engliſche Botaniker Lindley verdient gemacht. Schon aus dieſen Zahlen läßt ſich die Wichtigkeit der Stellung beurtheilen, welche die Or— chideen im Pflanzenreiche einnehmen. Herr Rich ard hat nun, durch ihm zugekommenene ſehr vollſtaͤndige Sammlun— gen aus Merico dazu befähigt, eine Monographie der Dr: ideen diefes Landes aufgefest und diefelbe, in feinem und des Herrn Galeotti Namen, der Academie der Wiffen- fhaften am 25. März diefes Jahres vorgelegt. Merico ift wohl unter allen Kändern der Erde dasje— nige, welches am Neichften mit Orchideen ausgeftattet iſt. In Eeinem anderen Lande findet man fie von gleicher Größe und Pracht, von merfwürdigeren Formen. Zur Kenntniß der Mericanifhen Orchideen hat nun die fünfjährige Reife des Herrn Galeotti, der mit reihen Sammlungen und zahlreichen Abbildungen zuruͤckgekehrt ift, fehr weſentlich bei— getragen. Auch ein junger Belgier, Herr Linden, bat auf diefem Gebiete mit Erfolg geforfht, und nad) diefen Materialien, fowie den Herbarien des Parifer Mufeums und des Heren Benj. Deleffert, haben die Herren Richard und Galeotrti ihre Monographie bearbeitet. Mexico läßt fih als ein gewaltiges Tafelland betrach- ten, das einerfeit8 nach dem Stillen Ocean, anderntheils nad) dem Atlantifhen Ocean abfällt. Zwiſchen den bren= nenden Ebenen an den Küften, melche den Namen Terra caliente führen, und den mit ewigem Schnee belegten Berggipfeln liegen eine Reihenfolge von Stufen, die zufam- men eine fenfrechte Höhe von 4,000 Metern darbieten, und die fih in eine gewiffe Anzahl von Wegetationsregionen, oder ifophytifhen Stufen, ſcheiden laflen, welche im Allgemeinen mit den Sfothermallinien übereinftimmen. Auf diefen fämmtlihen Stufen findet man Orchideen, und zwar durchgehende an Standorten, wo viel Feuchtig- feit herrſcht, welche zum Gedeihen der Schmaroßerpflanzen unerläßtich ift. In der erfien oder heißen Region finden fidy einestheils dürre Steppen, auf denen Mimosa: Arten und Gräfer vegetiren; anderntheils durch Flußbetten gebildete Dafen, wo die Orchideen durch Schomburgkia tibicinis, Oneidium und mehrere Species von Habenaria repraͤ— fentirt werden. Diefe Region reicht bis 1,000 Meter hin: auf. Von 1,000 bis 1,200 Meter trifft man eine Mi- fhung von Pflanzen der heißen und gemäßigten Zone Die gemäfigte Negion auf der Seite des Atlantifchen Dceang, welche die Herren Richard und Galeotti in drei Unter- regionen theilen, ift an Drchideen weit reicher, In der er= ften Unterregion, der gemäßfigt=heißen, findet man de= ten eine große Menge; manche vegetiren auf der Rinde der Eichen, andere im Schatten der Wälder oder auf feuchten Telfen, während noch andere unter dem Schuge der, die Savannen überziehenden, Gräfer vegetiven. Die zweite ge- mäßigte Unterregion, oder die der Baumfarn, wird von den Weifenden als ein wahres irdifches Paradies befchrieben. Dort wachſen faft alle befannte Arten von Stanhopea, deren prächtige wohlriechende Blüthen bis zu 2 Decimeter 1732 263 (73 Zoll Rhein.) Duchmeffer darbieten; ſowie man bort aud noch viele andere, hoͤchſt intereffante, Pflanzen finder. Die dritte gemaͤßigte Unterregion, die der Salsapa- rilla und Jalappa, bietet nur einzelne Orchideen dar. Die Liquidambar und Baumfarn find verfhwunden; die Fichten und Erdbeerenbaͤume treten auf. Dann gelangt man in die Ealten Megionen, welche den Europäiihen Mei: fenden an die Vegetation der Alpen und Porenden erinnern, Diefe Alpenregion beginnt bei 2,200 bis 2,300 Meter Höhe und ift reih an Orchideen. Die lesten Repräfen: tanten der Phanerogamen finden fih auf den Gipfeln der höhften Berge bei 3,300 bis 4,150 Meter, und die Ha- benaria prasina, Malaxis graeilis und einige Palan- thera Arten find die legten Occhideen, welhe man auf: waͤrts anteifft. Die gemäßigte und die Ealte Region Mexico's befisen ungefähr eine gleiche Anzahl Occhideen. Das Ta: felland, welches weit weniger fruchtbar ift, als die öftliche Abdahung der Cordillera, bat nur wenige Pilanzen diefer Familie aufzumweifen. Die weſtliche Abdahung, deren Zuß vom Stillen Weltmeere befpült wird, fcheint dagegen an Dchideen fehr reih und auch mande ihr eigenthümliche Ars ten zu befigen; allein diefes Gebiet iſt neh nicht hinreichend durchforſcht worden, Den Schluß der Arbeit der Herren Rihard nnd Galeotti bildet eine tabellarifhe Zufammenftellung der neuen genera ($amilien? 6 an der Zahl) und Species (152). Erjtere find folgende: Malaxideae (30 Arten) ; Epidendreae (35 Arten); Vandeae (25 Arten); Ophry- 633. XXIX. 17. 264 deae (15 Arten); Neottieae (10 Arten); Spirantheae (17 Arten). Miscellen Ueber ben Schwerdifiſch bat man im Monat Kebruar wieder folgende Beobahrung gemaht: Die Brigg Lord Byron, von Limekilns, erhielt auf der Reife von Weftindien nadı Eivers pool plöglidh einen Let, ohne daß man begriff, wie. Es wurde für räthlid befunden, nad Jamaica zurüdzufehren, und als auss geladen worden war, ergab ſich, das der Schade von einem Shiwerdtfifhe verurfaht worden. Das Shwerdt des Fiſches war duch den Kupferbefhlag, dann duch die Bohien in fchräger Rihtung 5 Zoll lang hindurch und endlih no in den Kiel einz gedrungen, fo daß in den Bohlen eine Deffuung war, durch welche eine Kinderhand eingebraht werden founte. Ein Stück des Schwerdtes, welches der Gapitän behalten bat, it 6 Zoll lang und 1} 3oU did, und von feitem Knochen; aber ein längeres Stud fiedt nod in dem Kiele. Die Gewalt, womit das Schwerdt eine gedrungen ift, muß ſehr groß geweien ſeya; ſchon oft mag dir Untergang eines Schiffes auf diefe Weife verantaßt worden fen: hier war es nur mit großer Noth gelungen, das Shiff in den Hafen zu führen. (Caledonian Mercury.) Außerordentlih große Klintglasmaffen find jest in Berlin zu @infen verarbeitet worden, Herr Bontems, Direce tor der Glasfabrik zu Choify. bat der Academie der Wiſſenſchaf⸗ ten eine &infe von 18 Zoll Durchmeffer, und Herr Guinant eine von 20 Zoll Durchmeſſer vorgelegt. Das Stüd Glas ift gar noch in zwei Stüde geſchnitten worden durch die Unmilfenbeit eines Op: ticus, welcher Herrn Guinant überredete, dag eine Linſe von 3 Fuß Durchmeſſer außer aller Proportion fey und zu nichts dienen könne! So mie fie ift ift fie doch noch die größte, die biejegt ver⸗ fertiat worden, und Herr Arago ſchlaͤgt den Werth derjelden auf 40.009 Francs an, ER u Ueber die Urfachen und die Behandlung der Dtorrhöe. Bon M. R. Wilde, Ausflüffe aus dem äußeren Gehörgange, feyen fie nun von fchleimiger, eitriger, jauchiger, feröfer oder fchleimig = eitriger Befchaffenheit, find gewöhnlich die Folgen einer Ent» zundung. Die Entzündungen des Ohres laſſen fih eintheiz len nach der Urt der Entzündung, nah dem afftcirten Ge— webe, oder nach der DertlichEeit des Uebels, und alle werden duch das Alter, Temperament, Lebengweife, Conftitution und erbliche Anlage der Kranken modificirt. Die Art der Entzündung ift nah den ergriffenen Geweben verfihieden : fo haben wir im Hauptgewebe die diffufe, erpfipelatöfe oder die berpetifche Form, welche am Ohrlaͤppchen und im meatus externus auftritt und daſelbſt Blaͤschen, Blafen, Abfhups pung, Verfhwärung, oder fchleimig=eitrigen Ausfluß, nach dem Fortfhreiten des Uebel oder nach der größeren Ausdeh— nung, deffelben bervorbringt. Die umfchriebene, Abſceßform kommt gewöhnlich an der vorderen Mündung und dem Bo- den der Äußeren Oeffnung vor; die rein phlegmonöfe Art, acut wie chronifch, dagegen in den mehr nach innen ges legenen Theilen des Ganges und auf der Oberflaͤche des Zrommeifelles. Die Entzündungen des Ohrlaͤppchens find gewöhnlich erpfipelatöfer Art, und die der Trommelhöhle oder des mittleren Ohres, wenn fpontan entftanden und nicht von anderen Theilen ausgegangen, meift diffus, ergreifen die ganze Schleimhaut und gehen in Eiterung über. Wir wollen uns bier fpeiiell mit den Entzündungen des äußeren Gehörganges und der Äußeren Flähe des Trommelfelles beſchaͤftigen. Ich möchte diefelben eintheilen: in einfache acute Entzündung de3 meatus externus und de3 Trom— melfelles, diffus über die ganze Oberflihe verbreitet, analog den heftigen Eatarchalifhen Entzündungen des Auges; in die herpetifhe Entzündung, welde, hauptfählih das Oberhäut- hen und die Schmalz» und Fettdrüfen ergreifend, einer ophthalmia tarsi zu vergleihen; in einfache umſchriebene Entzündung oder Abfeedirung des Ganges, melde meift an feiner Mündung vorfommt, glei einem Hordeolum an dem Rande der Augenlider; in Abfcefbildung zwifchen den Schichten des Trommelfelles, gleih einem Hypopium spurium eorneae; in cronifhe diffufe Entzündung des Ganges und des Trommelfells mit profufer fchleimig = eitrie ger Abfonderung, analog einer chtoniſchen Ophthalmie, und endlich in diejenige Entzündung, wo diefelben Symptome vorbanden find mit einem granulirten Zuftande des Trom— melfells, ſehr ähnlich der befannten granulirten Befhaffenheit des oberen Augenlides und dem gefäßreichen, pannöfen Zu— ftande der Hornhaut. An diefe lestere laffen fi anreihen diefelben Symptome und ein ähnliches Leiden mit polppöfen 265 Auswühfen an den Wandungen be3 duferen Gehörganges, und endlich) die otitis chronica , begleitet von Dtorrhöe und complicirt mit fiftulöfen -Deffnungen im Knorpel, pers forirenden Geſchwuͤren des Trommelfells, Entblößung der Gehörfnöchelben, Polypen oder Fungen in der Zrommel: böhle und caries der Knohenwand und des Zikenfortz ſatzes. — Bis vor gar nicht langer Zeit befaßen wir Eein befferes Mittel, den äußeren Gehörgang und das Trommel— fell zu unterfuchen, als den bereit von Fabricius Dil: danus angegebenen, von Stard, Deleau und Kramer verbefferten und von dem Inſtrumentenmacher Weiß zu Lon— don modificirten gewöhnlichen Dbhrfpiegel. Bei den Unter: fuhungen mit diefem Inſtrumente ift dag Haupterfordernig ein ftarkes, unmittelbares Licht, welches ohne Unterbrehung auf das Zrommelfell oder den Theil des Ganges, welden wir zu unterfuchen wünfchen, auffaͤllt. Dieſes wird am Ber ften vermittelft der Sonnenftrahlen erzielt ; da aber die ges mwöhnlichen speeula nur den äußeren Enorpeligen Theil deg Ganges zu erweitern oder gerade zu machen vermögen, fo kann ein geübter Beobachter, befonders bei weitem Gehoͤrgan— ge, das Trommelfell oder menigftens einen Theil deffelben ohne ein folhes Inſtrument ebenfogut, wie mit einem fols chen, befchauen, wenn er nur das Außere mit der einen Hand aufhebt und mit dem Daumen der anderen Hand den tragus nah Vorwärts drüdt, fobald dag Licht nur ſtark ift und direct auf den Gang auffällt. Bei allen fol hen Unterfuhungen muß jedoch der Kranke tiefer ſitzen, als der Arzt, den Kopf leicht gebeugt, gegenüber einem Fenſter, durch welches die Sonne hindurchfcheint, und zwar am Bes ften in den Mittagsftunden. — Man hat auch ein Fünft: liches Licht empfohlen, fo, z. B. Cleland’s Converglas, welches vor ein Wachslicht gehalten wird, um die Lichtſtrah— len im Gebörgange zu concentriren. Bozzini fügte einen Concavfpiegel hinzu; Deleau ftellt einen brennenden Wachs: ſtock zwifchen zwei Soncavfpiegel. Das befte Inftrument der Art ift unftreitig dag von Buchanan angegebene und be— fonders von Kramer in Berlin verbefferte (daher auch jetzt gewöhnlich Kramer’s Ohrlampe genannt.) Die Befchreis bung deffelben findet fi in Linde’s Handbuch der Ohren heilkunde 1840. Wenn nun auch diefe Rampe den Gehör: gang und das Paukenfell unftreitig ſehr ſtark erleuchtet, fo kann ich doch aus vielfältiger Erfahrung verfihern, daß der eigenthuͤmlich dunfelgelbe Glanz, welchen fie auf die Dbjecte wirft, den Beobachter entfchieden verhindert, mit Genauigs Eeit die Zuftinde zu unterfuchen, wo die Farbe und die Art der Gefäßverbreitung die Hauptmittel einer wahren Diagnofe ausmachen, und es Eommt Eeine Eünjtliche Beleuchtung dem Lichte der Sonnenftrahlen gleih, oder macht daffelbe ent» behrlich, weßhalb man in wichtigen Fällen, wie, 3. B., bei Operationen in der Nähe des Trommelfells, diefes ſtets vor— zugiehen hat. Da ih nun gefunden habe, daß alle bisjeßt zur Un— terfuhung oder für die Operationen im äußeren Gehoͤrgange erfundenen Inftrumente, als Mittel des durchgehenden Lichtes, welches das einzige wahre Object eines speculum ift, man: gelhaft find, — denn es ift ein Irrthum anzunehmen , daß 633. XXIX. 17. 266 irgend ein Apparat mehr vermag, als die aͤußere Deffnung und das äußere Dritttheil des Ganges gerade zu machen und zu erweitern, — fo habe ich mich während der legten drei Sabre zu diefem Zwecke eines Eleinen Inftruments mit dem gluͤcklichſten Erfolge bedient. Es ift, meines Wiffeng, zuerft von Dr. Gruber in Wien angewendet worden, da derfelbe ſich aber dabei des Fünftlichen Lichtes einer Kramer fen Lampe bediente, fo hatte er nicht diefelbe Gelegenheit, den Werth und den Nusen deffeiben zu prüfen. Das In— ftrument befteht aus conifchen filbernen Röhren von verfchie: denem Caliebr, eine jede 14 lang, “ in der größten Werte und von 2 bis 4" an dem kleinern Ende variitend, Zumweilen wird ein größerer oder Eleinerer Umfang noͤthig werden; um dag Snitrument aber bequemer in der Tafche tragen zu Eönnen, laffe ich gewöhnlich drei Röhren anferti- gen, welche ineinander paffen. Sie müffen fo leicht, als möglich, gemacht werden, von Innen, und Außen gut polit, mit einem ftarken Runde an der weiteren Deffnung und die Eleinere Deffnung gut abgerundet, fo daß das Ohr bei'm Einführen nicht gereizt wird, Bei Anwendung diefes In— ſtrumentes muf der Kranke, wo möglid, dem vollen Sonnen— lichte gegenüber fisen, und fein Kopf in einen folhen Wins kel gebracht werden, daß, wenn das Inſtrument in den Ge: hörgang eingeführt wird, die Kichtfirahlen gerade durch dafs feibe auf dag Trommelfell auffallen. Der tubus wird nun mit einer Hand in den Gehörs gang eingeführt, während mit der andern das aͤußere Ohr nach Oben und Hinten gezogen wird; es wird fo weit, als möglich, ohme Schmerz zu verurfachen, hineingefchoben; ber Kopf des Kranken und auch der tubus werden etwas von einer Seite zur andern bewegt, und ihre Meigung oder Schraͤgheit fo lange verändert, bis ein voller Lichtftrom auf dag Trommelfell fällt. Da der tubus nun gewöhnlich 4 von feiner Eleinen inneren Deffuung durch den engen Theil des Gehörganges an der Vereinigungsftille feines mitt: leten und aͤußeren Dritttheils angehalten wird, fo läßt man, indem man die größere Deffnung langfam von der einen nad) der andern Seite hin bewegt, den Lichtftrahl auf jeden Theil befonders rund um die erweiterte Portion des Gehör- ganges unmittelbar nah Außen vom Xrommelfell auffallen, und indem man ihn etwas zurüdzieht, kann auf diefe Weiſe ein jeder Theil des Gehörgangeg für fi unterfucht werden. — Mir kommen jest zu der Aetiologie der Otorrhoͤen und zu den Vorurtheilen, welche in Betreff der Behandlung der— felben eriftiren. Es fey mir zuvörderft geflattet, als ein Beifpiel für hunderte den gewöhnlichen Verlauf eines Falles von Otorrhoͤe zu befchreiben. Um die Zeit, wenn der Schleim, welcher im normalen Zuftande dag Trommelfell und den Gehoͤrgang während der j Kindheit bedeckt, nicht mehr fecernirt wird, — um die Zeit ber Dentition oder in einer anderen Periode der Kindheit — nad) der plöslihen Unterdrüdung einer purulenten Ophthal⸗ mie — mährend des Berlaufes, oder als die Folge eines Eranthems — nah einer Erkältung, bei einem ferophulöfen habitus, bei einer Störung in der Function der Verdauung oder aus irgend einer anderen eine Entzündung erzeugenden 267 Urſache wird ein Kind plöglich, oft mitten im Schlafe, von Schmerzen im Ohre, die oft von der heftigften Art find, befallen, dabei fieberhafte Erregung, zuweilen felbft Delirien, Oder diefelben Symptome find bei einem Erwachſenen vors handen. Welhe Behandlung wird nun gewöhnlich einges fhlagen® Warmes Del, Terpenthin, ätherifhe Oele, Del und Opium, Kampferfpiritus, linimentum volatile und an: dere ähnliche reizende Subftanzen werden in’s Ohr geträufelt. Das Uebel fehreitet fort, und der Leidende bringt Tage und Nähte in heftigen Schmerzen, begleitet von Unruhe und Aengſtlichkeit, zu. ine Unterfuhung wird nicht ange— ſtellt, fondern Abführmittel reichlich gegeben und vielleicht ein Blafenpflafter an den Zigenfortfas applicirt. Endlich tritt Eiterung ein, und wenn der Ausfluß des Eiters gehörig ftattfinden Eann, fo empfindet der Kranke bedeutende Erleich— terung; das Uebel wird nun chronifh, der Ausfluß profug, flodig, mißfarbig und haufig fötid; partielle Taubheit tritt ein, da aber das Allgemeinbefinden nicht bedeutend leidet, fo wird dem Uebel wenig Aufmerffamkeit geſchenkt. Wenn in diefem Stadium der Krankheit, aufer den Snjectionen von warmem Waſſer, nod andere Mittel angewendet werden, fo beftehen Ddiefe aus noch mehr empirifhen und heftig reis zenden, wie Gantharidentinetur, Oleum Origani eretici, Creofot und den ftärfjten Aegmittein, welche in dag Ohr geträufelt werden, und um die äußere Luft abzuhalten und den Ausflug zurüdzuhalten, werden Baummwollenpfröpfe in das Ohr geftopft. Wenn die Freunde des Kranken fich noch meiteren und befferen Raths erholen, fo wird das Uebel als leiht, ale ein rein conftitutionelles gefchildert, welches mit zunehmenden Kräften und Jahren verfhwinden wird; daß e8 jegt noch nicht gerathen fey, da8 Uebel zum Stehen zu bringen; eine Fon tanelle wird auf dem Arme angebracht, und Seebaͤder, ſo— wievon Zeit zu Zeit eine leicht adftringirende Wafhung, wer— den angerathen. Zroß allen Dem fhreitet aber die Krankheit gewöhnlich vorwärts; Knochenftücde gehen mit dem Ausfluffe ab; dieſer Leßtere variirt in Quantität und Qualität von Beit zu Zeit; zuweilen wird er di und Elümprig; von gelb: licher Farbe und Shleimconfiftenz und ift an Quantität fehr gering, bis in Folge einer Erkältung, oder eines Lufts zuges ıc. eine plögliche Cracerbation des Schmerzes eintritt; der Ausflug dünn, weißlich, flodig wird und an Menge fo zunimmt, daß er aus dem Gehörgange hervorſtroͤmt und in der Nacht die Nahtmüge und das Kopfkiffen durchnaͤßt. — Nachdem diefer Zuftand ein big zwei Sahre hindurch gedauert bat, finden wir, wenn wir die Theile unterfuchen, den Rand des äußeren Gehörganges verdidt, von blafrother Farbe und feine obere Portion befonders mit gelblich - braunen Kruften bedeckt; aus dem unteren Rande und die Höhle der Ohrs mufchel ausfüllend, fließt ein leimiger, febleimig = eiteriger, Elebriger Ausflug ab, von gruͤnlich gelber Farbe und von för tidem Geruche, während der Gehörgang felbft mit einem ei: terigen Ausfluffe angefüllt ift, inmitten welcher in fehr vie len Fällen eine Eleine Förnigte Maffe, nicht unaͤhnlich der Spitze einer halbreifen Himbeere, fich zeigt, und wenn man, um das Ohr zu unterfuhen, das äußere Ohr in die Höhe 633. XXIX. 17. 268 hebt, fo klagt der Kranke faft immer Über Schmerz im Ge hörgange, welher auch durch Drud auf den tragus und jumeilen aud durch Druck auf den Zigenfortfag erzeugt wird. Wenn nun ein Polnp diefer Art bemerkt wird, fo ſucht man dirurgifhe Huͤlfe; der Polnp wird mit einer Zange erfaßt, oder unterbunden und ein Stüd deffelben ges mwaltfam herausgezerrt; da aber die Wurzel zurüdbleibt und bald wieder emporwuchert, fo verfuht man, bieielbe durch ftarke Aetzmittel zu zeiftöoren, Im Folge deffelben tritt von Neuem Entzündung und Ulceration der Wandungen des Canales ein, welche heftige Schmerzen erzeugen, die ſich Über den Kopf verbreiten und zumeilen ein Reizfieber hervorbringen. Man nimmt feine Zuflucht zu mebr emollirenden Ap⸗ plicationen. — Der Polyp erlangt feinen frühern Umfang wieder und wird entweder das ganze Leben hindurch mit der dadurch hervorgebrachten Zaubheit getragen, oder gebt in eis nen, fpäter zu befchreibenden, gefährlichen Zuftand über, Wenn nun, wie es zumeilen der Sal ift, der Polyp nicht fortwaͤchſ't, oder wenigſtens nicht äußerlich fihtbar wird: fo vermindert fih mit dem Kintritte der Pubertät der Ausflug und hört endlich ganz auf; aber es bleibt entweder eine be= trächtliche Verminderung, oder ein vollftändiger Verluſt eines jeden fcharfen Hörens zurüd. Im ſchlimmeren Falle bört aber der Ausfluß nicht auf; der Ulcerationsproceß fchreitet raſch vorwärts; das Trommelfell und die Gehoͤrknoͤchelchen werden zerftört, oder die leßteren wenigftens unfähig gemacht, ihre Function zu verrichten; das Uebel verbreitet fih auf die cellulae mastoideae, und der ganze Zigenfortfas wird cariös; fijtulöfe Deffnungen bilden jih hinter dem Ohrknor— pel; ein dünner, ſtark fotid riechender Ausfluß tritt ein; das Ohrlaͤppchen nimmt oft ein bläuliches, livides Ausfehen anz die motorifche Portion des n. facialis wird afficirt, oder es findet felbft ein Subftanzverluft des Nerven ſtatt; eine Laͤhmung der einen Geſichtshaͤlfte ift die Folge; der Augapfel wird prominirend; die ihrer natürlichen Bedeckung ber raubte Hornhaut ulcerirt; die Nafenflügel werden abgeflacht; der Mund ift verzogen; das Gehör gebt in den meiften Fäl- len auf der einen Seite gänzlich verloren; das Allgemeinbes finden leidet bedeutend. Zumeilen, und zwar gar nicht ſel— ten, nimmt das Gehirn und feine Häute an dem Krankheit: proceffe Theil; Delitien, Gonvulfionen, coma und Tod er+ folgen, und wenn je Genefung eintritt, fo ift es nah mo= natelangen Leiden und ſtets mit zurüdbleibender Entſtellung. Welches war nun das urfprüngliche Leiden, welches die ganze Reihe der oben befchriebenen Symptome hervorbradhte? Alter Wahrſcheinlichkeit nah, eine einfache Entzündung der den Außeren Gehörgang und die Oberfläche des Trommelfells auskleidenden Membran. Bei einer gerauen Unterfuhung der Theile bei'm Beginne des Uebels würde man den Ges hoͤrgang trocden, leicht gerörhet und ſchmerzhaft gegen die Berührung; die Secretion des Ohrenſchmelzes entweder feh— lend, oder dürftig; dieſes felbft fhwarz, hart und feft am Boden und der hinteren Wandung des Ganges adhärirend gefunden haben; das Trommelfell hatte fein eigentbümlich perlglänzendes Ausfehen verloren und eine allgemeine leicht bfaßröthliche Färbung angenommen, und zwei bis drei rothe 269 Gefäße verlaufen fichtbar auf demfelben in der Richtung des manubrium mallei. Wenn man die Unterfucbung in eis nem vorgerücdteren Stadium angeftellt hätte, fo würde man bemerkt haben, daß die den Gehörgang auskleidende Haut ver: dit worden fey und fich leicht in weißlihen Segen ablöfen ließe, unter. welchen ein dünner, ferög: eiteriger Ausfluß ſtatt⸗ findet, während dad Trommelfell gefäßreicher geworden ift, und wenn dag dünne Haͤutchen, welches feine aͤußere Ober: fläche be£leidet, ftüd'weife von dem Ausfluffe losgefpült wor— den ift, fo würde man es fo roth, gefäßreih und zottig, wie die Augenlidbindehaut in dem vorgerüdten Stadium eis ner katarrhaliſchen Ophthalmie, finden; die Lage des Ham: mers kann nur fehwer gefehen werden; die Abfonderung des Dhrenfhmalzes bat vollitändig aufgehört, und abgeloͤſ'te Stuͤcke Haut werden täglih aus dem Ohre mit dem Aus: fluffe herauggefpült. Unterfuhen wir daffelbe Ohr einige Monate fpäter, fo finden wir eine jede Spur des Oberhäutchens verloren ges gangen; der ganze Gehörgang ift in eine fchleimabfondernde Fläche umgewandelt; dag Trommelfell ift nicht nur gefaͤßrei— reicher geworden, fondern auch durchweg mit warzenartigen Granulationen bedeckt; in einigen Fällen zeigen -fich Eleine polypöfe Ererefcenzen, entweder von der hinteren unteren Wand des Ganges, deren Knochen und Knorpel zuſammen— flogen, ausgehend, oder in einer Vertiefung derfelben an ſei— ner hinteren Wandung in der Nähe des Trommelfells. In einer noch fpäteren Periode wird das Zrommelfell oft perfo- riet; die Zrommelhöhle öffnet ſich nach Außen, und einige von den Ohrknoͤchelchen, namentlich der Ambof, werden aus— geftoßen; von diefer Zeit an kann das Uebel felbft einem le— thalen Ausgange entgegengeben, Es giebt noch eine andere Form der Dtorrhöe, welche wahrſcheinlich anfangs auch nichts Anderes, als die ebenbes ſchriebene meningitis, geweſen ift; ich meine die Affection, welche während des Scharlachs, oder ald Folgekrankheit der- felben, auftritt. Sie kommt auf zweifache Weife zu Stande: entweder durch eine directe Entzündung des Gehörganges und des Trommelfells, wahrſcheinlich in Folge der Weiters verbreitung der Hautentzüundung auf das Ohr, melde eine Schleimabfonderung in einer filtulöfen Höhle hervorbringt, während fie am übrigen Körper in Abfhuppung übergeht; oder auch durch Abfeeffe, welche am Halfe und rund um den Außeren Gehörgang und die Ohrmufchel ſich bilden, in ben cartilaginöfen, oder fibrinöfen Theil des Ganges ſich Off: nen und dafelbft eine Otorrhoͤe hervorbringen und felbft nad) ihrer Verheilung unterhalten, in Folge des Erankhaften Zus el: diefer Theile. Maſern bringen nicht felten einen aͤhnlichen Zuftand hervor, wiewohl bei diefem Uebel die leg: tere Art der Verbreitung der Affection feltener vorfommt, Was die Behandlung diefer Affection betrifft, fo wird fie meift, aus Bucht vor den nachtheiligen Folgen einer Heilung derfelben, vernachlaͤſſigt. Da man nämlich bemerkt hat, daß bei'm Eintreten von Gehirnleiden Ausflüffe aus dem Gehör: gange von felbft aufgehört haben, fo hat man, die Urfache mit der Wirkung verwechfelnd, geglaubt, daß das plögliche Austrocknen derſelben Metaſtaſe auf das Gehirn hervor— bringe, eine eben fo rohe, wie unerwieſene Anſicht. 633. XXIX. 17% 270 Die nächte Urfache der Otorrhoͤe ift, meine Anficht nach, eine Entzündung; als entfernte Urfachen koͤnnen eine Menge von Umftänden, unter melden Erfältung die erfte Stelle einnimmt, wirken. Die Schriftfteller nehmen gewöhn- lich zwei Formen der otitis, eine ncute und eine chronifche an, welche leßtere gewöhnlich auf die erftere folge, und deren beiderfeitigeg Product die Otorrboͤe ſey. Chronifhe otitis tritt jedoch nicht felten idiopathifch, von geringem oder kei— nem Schmerz begleitet, auf. Im Kindesalter kann ein dünner Schleimausfluß während des Zahnens und wahr— ſcheinlich von demfelben abbangig vorfommen, und in einem etwas mehr vorgerüdten Alter alternirt derfelbe oft mit ſcrophu— löfer Augenentzundung. Falle der Urt zeigen wenig Schmerz oder Gefhwulft "und nur wenig ntzündungsfpmptome; Reinlichkeit, eine einfache adftringirende Wafchung, oder die Anwendung des vinum opii, fowie innerlid die Mittel, welche in der primären Affection fih wirkſam zeigen wuͤr— den, befonders aber auch ein leichter Gegenreiz im Naden, find bier anwendbar, In einem etwas vorgerüdteren Alter finden wir die Affection entweder urfprünglich als Scropheln beginnen, oder mit einer ferophulöfen Befchaffenheit der Drüfen des Halfes und des Gefammtorganismus des Kranken fo innig zuſam— menbängend, daß über das Mefen der Affection Erin Zweifel obwalten kann. Diefe beginnt entweder mit einem dünnen, hafergruͤtzaͤhnlichen Ausfluffe aus dem Gehoͤrgange, welder durch eine krankhafte Befchaffenheit der den Gehörgang und das Irommelfell augkleidenden Membran hervorgebracht wor— den ift, oder auf die Meife, daß eine oder mehrere der fups purirenden Drüfen vermittelft einer fiftulöfen Deffnung mit dem Gehörgange communiciren und dafelbft eine ähnliche Affection erzeugen. Meiftentheils haben diefe Drüfen gleiche falls eine äußere oberflädlihe Deffnung, aber ich habe eini= ge Fälle bei jungen Kindern beobachtet, in melden Abfceffe, gewöhnlid vor dem tragus liegend, ſich in den Gehörgang öffneten und keine äußere Oeffnung zeigten; in folhen Faͤl— ten läßt ein Drud auf die Theile vor dem tragus, oder der Act des Kauens die Materie heraustreten. Porrigo, eru- sta lactea, herpetifhe und andere ſich bis auf das Ohr verbreitende Eruptionen bringen, befonders bei ungeſunden Kindern, Otorrhoͤe hervor. Mechanifhe Verlegungen, wie Schläge oder die Einbringung fremder Körper bewirken oti- tis und fpäter Dtorchöe ; wofern fie aber nicht bei Perfo= nen von ausgefprochenem ferophulöfen habitus oder fehr heruntergefommenen Sndividuen vorfommt, dauert fie felten lange, oder nimmt einen ernfteren Character an. Zu den mechanifch wirkenden Urfachen wird gewoͤhnlich verhaͤrtetes Ohrenſchmalz gerechnet, aber ich kann nur fagen, daß ich Diefes nie beobachtet habe, noch audy nad) der Art, wie es ſich bildet und zurücgehalten wird, glauben, daß es Dtorchöe erzeugen Eönne. Fieber aller Art — ſowie überhaupt jede langwierige Krankheit — befonders aber die Erantheme und ganz vorzüglih Scharlach, gehen oft in Otorthoͤe über. Kal— te8 Baden ift eine häufigere Urſache der Otorrhoͤe, ald man gewöhnlich glaubt, daher auch die fo oft gegen das Uebel empfohlenen Seebäder nicht felten mehr Schaden als Nuss 271 zen ſtiften Ecyſipelas der Schaͤdelhaut, in die Obren bins ein ſich verbreitend, oder auch, was oft zu geſchehen pflegt, nur auf das aͤußere Ohr und den Gehörgang beſchraͤnkt, fit eine conftante Urfache von chronifcher Verdickung und Blen— norrhören aus den Ohren; diefe find aber felten profus und gleichen mehr den Secretionen, welche nah anderen Hautktank— heiten einzutreten pflegen, bei denen gewöhnlich das verdidte Oberhaͤutchen eine Zeitlang fortwährend abgeworfen wird — der Gehörgang wird jedoch nie, wie in anderen Füllen, eine teine Sihleimzfecernirende Oberfläche, oder ſchickt Granulatios nen oder gefüßreiche Excreſzenzen aus. Spphilis wird von den Schriftftellern als eine Urſache der Dtorchöe aufgeführt; ich kann nur fagen, daß ich nie einen Fall der Art angetroffen habe, noch im Stande gewe— fen bin, in den Werken Anderer die Gefhichte eines gehoͤ— tig beglaubigten Falles aufzufinden. Es bleibt noch zu be: weifen, ob die Membran des Gehörganges und des Trom— melfelles das Zrippergift aufzunehmen vermöge, Sch babe mehrmals Fälle von otitis beobachtet, welche in Otorrhoͤe übergingen, in Folge unpaffender Injectionen in den Ge: hörgang. Caries des Knohengehäufes des Ohres ift eine häufige und ſtets gefährliche Quelle von Dtorrhöen; aber hier entfteht die Frage, ob die caries von einer acus ten oder chronifchen otitis, die fih auf die Beinhaut und von da auf den Knochen felbft verbreitete, oder von einer Entzündung der Schleimhaut, die fih von der Trommel— höhle auf die cellulae mastoideae verbreitete, ausging. Das Letztere tritt, glaube ich, häufiger in den Fällen ein, wo nad) länger beftehender Otorthoͤe Stüde vom Zitzenfortſatze abgehen, Umfchriebene Entzündung und Abfceffe des Ge: hirns, welche eine Abforption oder caries des Schläfenbei: nes herbeiführen, Eönnen, behauptet man, Otorrhoͤe hervor— bringen, und der Eiter durch dag Ohr abgefondert werden. Meiner Anfiht nah, ift die Dtorrhöe hier das Primäre, welche deuteropathifh die Affection des Knochens und dann die des Gehirns hervorruft. Autoren fprechen von Abfceffen und Eiteranfammlungen innerhalb des Schädel, welche fid) durch die pars petrosa des Schläfenbeing einen Weg in den Außeren Gehörgang bahnen. Diefe Anfiht, durh That: fahen nicht unterfucht, Eann ich nicht unterfchreiben; es ift mwahrfcheinliher, daß, wenn das Gehirn der urfprüngliche Sitz des Uebels gewefen wäre, der Tod lange vorher einges treten ſeyn wuͤrde, bevor die Materie einen Ausweg durch den haͤrteſten Knochen des ganzen Körpers gefunden hätte. Endlich kann Otorrhoͤe durch bösartige Affectionen des Fels ſentheils des Schläfenfnochens felbft erzeugt werden; fo erz zählte mic Dr. Cuſack einen Fall von Oſteoſarkom an der pars petrosa und mastoidea, der tödtlich verlief. Die angeführten Affectionen des knoͤchernen Ohrgehäufes leiten ung 633, XXIX. 17, 272 zu zwei Kragen, welche bei der Deorchde von ber größten Wichtigkeit find, Die erflere betrifft unfere Prognofe, die andere bie Erankhaften WVeränderungen im Ohre, melde in Folge lange vernagläffigter Ausflüſſe entftehen können, (Schluß folgt.) Mi Der Ucber die giftige Wirkung des Kali nitricum has ben die Herren Mojon und Rognetta Erpırimente an Kanine hen angeſtellt und ſich hierbei die Röfung folgender drei Kragen zu Grunde gelegt: 1) Iſt es wahr, daß das Kalı nitricum von der Haut nicht abferbirt wird, wie juerft Orfila, dann andere Zoricologen angenommen baben? Ueber diefe Frage haben unfere Erperimente, fagen die Verfaffer, jener Anfiht ganz entgeaenges fegte Reſultate geliefert. Wir konnten, in der That, dur Ein fprigung tiner wäffrigen Auflöfung von Kali nitricum in das fubs cutane Zillgewebe tödtliche Vergiftungen herbeiführen. Zwölf Gram⸗ men diefes Salzes in 100 Grammen Waffer aelöft, töbten auf dirfem Wege ein Kanindien von mittlerer Größe binnen 6 oder 8 Stunden. 2) Welches ijt die Eleinfie, zur Todtung eines Kanins chens hinreihende, Doſis Nitrum durch den Wagen beigebradt? Das minimum hat ſich bei unferen Experimenten auf 2 Grammın berausgeftelt. 2 Grammen Kali nitricum, in 100 Grammen Waſ⸗ fer gelöf’t und mittelft ciner Röhre in den Magen eines Kanins chens eingebradjt, tödten cin foldyes Thier in 30 bis 40 Stuntenz 1 Sramme oder 14 Gramme tödten es nicht; nah 3 Grammen erfolgt der Zod fchon binnen 4 oder 5 Stunden. Außerdem wolle ten wir nody zu ermitteln ſuchen, ob das Nitrum wirklich in die Claſſe der bekannten Gifte, als ein irritirendes, fcharfes, entzünd= liches oder Ägendes Gift gehört. Und auch bierin baben unfere Experimente diefem wideriprechende Refultate geliefert. Bei der Leihenöffnung fanden wir nicht die aerinafte Spur einer Entzüns dung oder Erojion im Maaen, in den Därmen, in den Nieren, oder an einer andern Stelle. Ale Organe erſchienen weiß und auffallend fchlaff; nur die Venen des Unterleibes waren mit Blut gefüllt, wie bei'm Zode durch Apbyrie. Das merkwuͤrdigſte Phaͤ—⸗ nomen bei durch Nitrum vergifteten Thieren ift die außerordent= liche Urinfecretion. Die Thiere laffen faft bald, nachdem fie das Gift in den Magen befommen haben, ſehr reichlik Urin, und diefe Secretion hört erft einige Stunden vor dem Tode auf. 5) Wel— ches ift das Gegengift vom Kali nitricum® Unfere Unterfuhungen über die Wirkungen dirfes Salzes haben uns dahin geführt, feine dynamifhe Wirkung als eine afthenifirende und fchmwächende zu betrachten. Wir glaubten demnach, ibm ein ftimulirendes Heil— verfahren, zur Neutralifirung feiner Wirkung, enigegenfegen zu müffen. Wir löften defhalb 2 Grammen Nitrum in ungefähr 100 Grammen leihten Weins auf und brachten diefe Miſchung in den Magen, und beftändig haben die Thiere diefe Erperimente über: lebt. Hieraus glaubten wir fchliegen zu Eönnen, daß vie ftimulis rende Wirkung des Alkohols die giftige Wirkung des Nitrum neu= tralifive. Chorea, verbunden mit Paralyſe. — Dr. Turn— bull erzählt diefen Fall von einem vierzehnjäbrigen Mädchen, mo rechterfeits Convulfionen, linkerſeits jih Paralyſe arzeigt. Die Glieder der geläbmten Seite fielen, wenn fie in die Höhe gehoben, durch ihre eigne Schwere wieder zurüd. Da zugleih Drud auf die Gervicalmirbel Schmerz verurfachte, fo wurden Blutegel an diefe Stelle applicirtz innerlich Alo& mit Calomel. Nach vierzehn Tagen Deilung. (London Medieal Gazette.) —— —— ———e —ñ nun. } Bibliographische Considerations anatomico-physiologiques et historiques sur le Coipo du Chili. Me&moire etc. par P. Ackerman. Paris 1844. 4. Mit Kupf. Atlas de Botanique, ou Histoire naturelle des vegetaux. 1844. 18. Paris Nenigke ae Etudes sur les hernies abdominales et leur cure radicale. Par Constant Cavenne. Paris 1844. 8. Mit 3 Kupf. Fragmente zur Ophthalmiatrit, Bon Aug, Steinberg. Mainz 1844. 8. 154 ©. Mit 1 Taf (Ein neues Verfahren zur Operation des Staphyloms.) ni — — Menue Motizen au dem Gebiete der Matur- und Belkunde, geſammelt und mitgetheilt von dem Ober» Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeſſor Sroriep zu Berlin. N 634. * (Nr. 18, des XXIX. Bandes.) März 1844, Gedruckt im Landes = Induftrie s Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 FL 300%, des einzelnen Stückes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x Wera, ar Gare Flourens’s Vorlefungen über vergleichende Phyfiologie. Herr Flourens, Secretaire perpetuel der Föniglichen Acas demie der Wiffenfhaften, Profeffor der vergleichenden Phnfiologie am naturhiftorifhen Mufeum in Paris, hat während ver verflofs fenen Monate Auguft, September und October feinen Lehrcurs für das Sahr 1843 gegeben. Das reiche Intereffe, welches diefe Borlefungen bieten, fpornt uns an, den Hauptinhalt derfelben uns fern gelehrten Candeleuten mitzutheilen, die es gewiß. nicht verfäus men werden, wenn fie Gelegenheit .haben, in einer Herbſtzeit nad Paris zu kommen, diefen neugegründeten, crft feit wınigen Jahren beftehenden, Lehrſtuhl zu frequentiren. Wir unfrerfeits bewundırten ebenfofehr die Art und Weife, wie Herr Flourens den mädtigen Stoff, der fih ihm für die dießmalige Reihe feiner Vorleſungen darbot, bemältigte, mit einem Worte, die Behandlung des Stof— feg, die Methode, als uns die Materie felbft, die fih als Reſul— tat und Zwed einer hochgediehenen Wiffenfchaft aeltınd macht, in ihrer Großartigkeit und Wichtigkeit anſprach. Was Flourens Methode betrifft, fo ift fie die, einerfeits die Facta zu zeigen, die zur Auffindung und Aufftelung der großen Naturgıfege für’s anis malifche Reih, für’s Reich des intenfioften Lebens auf unferm Erdboden, beigetragen; andrerfeits und, in gleihem Maafe die ganze Entwicelung und Verkettung, wie That auf That, Gedanke auf Gedanke wirkte, um endlich jene Refultate als Frucht des Studiums und der Arbeit fo vieler Jahrhunderte aufblühben zu laffen, vor dem Zuhörer darzulegen. Es ift ein Wiederaufbaucn der großen Sdeen vor unfern Augen, ein dem vorangegangenen Denken großer Geifter emfiges und ebenfo geiftreihes Nachdenken, und noch mehr, es ift ein Weiterbauen und Weiterdenfen, weil jede Sammlung der Gedanken wieder neue fchafft, und weil Flourens viele neue Facta als mächtige Baufteine mit cin= und aufgelegt. Herr Klourens bezeichnet die vergleichende Phyfioloaie als 1 neue Wiffenfchaft, infofern nämlih neu, als die Wiſſen— ſchaften wohl nicht auf ein Mal und urplöglich entftehen, im Ge— gentheile meift fehr lange Vorbereitungeperioden bis zu ihrer foͤrm— lihen Anerkennung durchzugehen haben; infofern aber, als gerade dieſe Wiffenfchaft in ihrer befondern Pflege und Ausbildung unfrer Zeit aufbehalten blieb, ja fogar die vergleichende Anatomie, auf der fie eigentlich beruht, auch noch eine neue Wiffenfchaft genannt werden Fann. Man muß zu den planmäßigen Etudien, die die Männer am Ende des vorigen und Beginne diefes Sahrhunderts befchäftigten, herauffteigen, um an dem unzweifelhaften Anfange diefer Wiffenfchaft zu feyn, obwohl die legten und felbft ftarke Wurzeln bis auf Ariftoteles’ Arbeiten zurüclaufen, Schon No. 1734. — 634, zur Begründung der vergleichenden Anatomie nämlid bedurfte es aünftiger Umftände, deren Zufammentriffen nur zu gewiffen Epos chen ſich realifirte. Ariftoteles’ gewaltigem Genie kamen die geiftigen und materiellen Elemente feiner Zeit auf's Gluͤcklichſte zu Huͤlfe; er lebte in einem aufgeflärten Jahrhunderte — eb⸗— wohl die Kunft und Poefie Liebenden Griechen der phantafiereihen platonifchen Philofophie mehr, als der ftreng wiſſenſchaftlichen ari— ftotelifchen, bold waren — und er mußte die Fülle von Thieren, welche ihm durch die großartige Fuͤrſerge Alexander's zugeführt wurden, meiſterhaft zu benutzen. (Wie anders verhielten ſich die Römer unthaͤtig für die Wiſſenſchaft bei der uͤbergroßen Anzahl von auslaͤndiſchen Thieren, welche fie bei ihren Zriumphen und Spielen zur Schau ſtellten.) — Gelangte aber auch Ariftoteles in feinen anatomifhen und ptyſiologiſchen Forfhungen zu mandy’ irrthümlihem Refultate, fo ift doc feine erperimentelle Mes thode zur Begründung der Naturwiſſenſchaft überhaupt das immer Merthvolle an ihm, und darum finden ſich audy foviele und fo merkwürdige Thatfachen von ihm fdhen bezeichnet. Galien's geiftvolle Doctrinen bemädhtigten ſich hierauf der Sahrhunderte, und die Arbeit diefer war fofort nur Compilation, eine Wiffenfchaft zweiter Band. Die große Zeit nun brad an, in der Bacon, Galilei, Descartes, Leibnig und Nemton als ebenfoviele Sonnen in den verfchiedenen Fändern Europa's leuchteren, und Hinter dir nicht zu weit zurüczubleiben, für jedes folgende Zahrhundert ſchon ehrenvolt ift. Die Begründung ber Academieen endlich ficherte die Bearbeitung der verfchiedenen Zweige der menfhlihen Wiſſenſchaft auf dauernde Weiſe; und fo konnte es auch — und mit Hoffe nung auf Erfolg — geſchehen, daß man das vom Alterthume überlieferte Wiffen neuen Prüfungen an Thatſachen unterwarf, und für den Anfang zufrieden und froh war, Srrthümer niederzureißen. Perrault und Duverney gaben die erften fihern That— fachen in der befchreibenden Anatomie. An fie reihte fih Buffon, dem Daubenton für die Be— arbeitung der materiellen Parthie feiner Studien zur Seite fand. Beide lieferten Schon die vergleichende Anatomie in Maffe, indem fie die ganze Anatomie einer Species mit der einer andern ver— glichen. Buffon’s Schwanken zwiſchen Gartefifchen Syftem = und Nemwton’fhem Erfahrungsgeifte £ritt in feinen übrigen in ſovieler Beziehung fo ausgezeichneten Werfen hervor. Seiner Lehre von der Zeugung durch organifhe Molecuͤlen tritt Haller entgegen; Haller tritt überhaupt befämpfend auf, weil er berrfchen wollte; der außerordentlich gelehrte und erperi= mentirende Phnfiolog mußte aber auch Großes der Wiſſenſchaft zu gewinnen. 2 18 275 Camper, Vicq-⸗D'Azyr, Bonnet, Riaumur und die beiden Hunter arbeiten nach den verſchiedenen Richtungen der Naturwiſſenſchaft hin. ; Endiih erfheint Cuvier, der umfaffendfte Geift feit Ari: ftoteles; er beſaß neben der Erfindungsgabe Buffon’s die treueſte Brobachtungsgabez; er ward der wahre Gründer der verglei— enden Anatomie und feldjt der vergleihenden Phyſiologie; ibm verdankt im Allgemeinen vie Naturgeſchichte ihre Regeneration: Wir habın hier nur mit kurzen Worten die hiftorifhen Mo« mente angedeutet, an welchen Flourens die allmäliae Heran— bildung der veraleichenden Phyfiologie ausführlich nachweiſ't“ Be— ſonderes Jatereſſe erlangt dieſe Entwickelung noch durch die ſcharfe Zeichnung, welche Flourens von der Geiftesart der erwähüten Namen zu geben verſteht, und es dient dieſe ſcharfe Zeichnung ale Grundton des jedesmaligen Bildes, in dem für uns der Mann der Wiſſenſchaft Geltung gewinnen foll. als Elarer innerer Grund der unjver Würdigung anheimfallenden Werke. As eine erfte und Hauptfrage der vergleichenden Phyſiologie behandelt Flourens die ver Stätigkeit oder Wandelbar— teit der Species, deren erſtere — die Stätigkeit der Species — fih als Refultat der Unterfuhung herausſtellt Die Definitionen für species, genus, variatio ete. bilden die leiz tenden Momente. Flourens bezeichnet als Species — den Bes griff der äußern Aehnlichkeit, als unmefentliches Merkmal, auge ſchließend — die Gefammtheit von Individuen, welche unter fich zeu⸗ gen und in fortlaufender Kette wieder zeugungsfähige Individuen bervorbringen; als genus die Gefammtbeit zweier oder mehrerer Species, deren Individuen fih untereinander begatten, früher oder fpäter aber unfruchtbare Abkoͤmmlinge (Mulets) hervorbringen — in manchen ſuͤdlichen Gegenden hat man Maulthiere, aber nur noch für eine Generation, productiv gefehenz die Abkoͤmmlinge von Hund und Wolf zeugen nicht wieder —; als varietas (race) die Veränderung einer gegebenen Species, welche fih durch die Zeus gung fortpflanzen kann. Diefe Veränderungen bleiben aber immer innerhalb der Gränzen der gegebenen Species, und es bilden fi keine intermediäre Species; nur intermediäre Racen find möglich, weil die Sudividuen verfchiedener Racen einer Species ſich begat: ten und zeugungsfähige Abkömmlinge (Metis) hervorbringen. We: der verfchiedene Nahrung, noch Elimatifche Verhättniffe, noch die Hausthierfhaft vermögen die Species in ihren weientlichen Cha: racteren, befonders in ihren innern pſychiſchen Qualitäten, zu ver- andern. — Das Vorkommen der Hybriden zeigt, daß ſich auch im Pflangenreiche Eeine Zwifchenfpecies bilden; dagegen ift die Bils dung von Racen durch die Cultur — und ebenfo leicht möglich, wie dieß bei'm Thiere durch die Domefkicität wird. Die Schriftfteller, weldhe an die Wandelsarkeit der Species glaubten, haben fih aub an die generatio aequivoca gehalten; dahin gehören auch die Theorieen von angebäuften Keimen, von ineinandergefhachtelten Keimen u. f. fe Die Experimente von Zrembley, Reaumur, Bonnet, Spallanzani an Polys pen, Erdwürmern ꝛc follten ihre verfchiedenen Grundlagen feyn. Aber Schon Ariftoteles hatte nur für diejenigen Thiere die generatio aequivoca zuaelaffen, deren Zeuaungsorgane er nicht beobachten Eonnte, und Harvey's fchöner Ausſpruch: „Omne vivum ex oyo““, beftätigte ſich durch feine Arbeiten und durch die von Redi, Swamerdam, PVBallisnieri und Reaumur allmälig mehr, bis endlich Ehrenberg felbft in den Snfuforien die Zeugungse teile nachwies. Flourens beobachtete, daß in möglichit reinem, gut verwahrtem deftillirten Waffer Feine Snfuforien entftehen. Eine andere bedeutende Frage ift die nach den Bedingun: gen, welche gewiffe Thierfpecies der Hausthierfchaft fähig machen. Die Uebermacht unfrer Intelligenz Eann wohl im Allaes meinen die Zhiere zähmen; fie werden aber dadurch noch nicht zu Hausthieren, wie Buffon annahm. Friedrich Cuvier fand das hier zu Grunde liegende Princip: es ift der Trieb der Gefel— ligfeit. Die Thiere, welche in Gefellihaft, in Truppen leben, tragen auch die Fähigkeit in ſich, fih dem Menfchen, der im eis gentlihen Sinne für die Gefellfhaft geboren ift, deffen Geiſt ſich nur in der Gefellfhaft normal entwickelt, der Art anzufhließen, daß fie mit ihm und für ihn leben. Das Pferd, der Dhs, der 634. XXIX. 18. 276 — Eſel, das Shaaf, ber Hund ꝛc. leben alle, wo fie noch in wildem Zuftande vortommen, oder freigelaffen und wieder wild geworben lind, in Zruppen. Die Kage, welche nie in Drerden lebt, ſcheint tine Ausnahme zu machen; fie ift aber nur cın zahmes Zhier, nicht eigentlihes Dausthier; fic giebt uns Nichte. Gin ſcheinbares Zruppenieben führen, z. B., die Wölfe, welche nur zu gewiſſen Briten, durch Dunger getrieben, fih zufammenrotten. — Der Zrieh der Gefelligkeit ıft auch das der Hausthierſchaft der Vögel zu Grunde liegende Princip. . Mit befondırem Nahdrude bebt Klourens die Nothmene digkeit hervor, wenigitens in Frankreich, nicht bie Zahl der vors bandenen Dausthierg durhd Einführung anderer zu vermehren, obwohl einige ſehr Shön® und gewiß hoͤchſt nüglide Zhieripecics fh) zu diefem Behufe darbieten wurden — fondern dic verbans denen Speciee buffer zu pflegen und zu veredeln. Flourens erinnert daran, daß im Alterthume die arößten Staatemänner fi mit der eigentlichen Cultur ihres Landes ganz vorzüglich bes fchäftigt haben, mas die vielen Schriften de re rustica etc. nad: weifen, und daß unter den induftriellen Beftrebungen unfrır Zeit die Sorge für jenen Achten und wahren Nationalreihthum einigers maaßen in den Hintergrund trete. Bei der wirklichen Ueberpflanzung von Thieren im Als gemeinen fommen natürlih die Fragen der Acclimatilirung und befonders die der Temperatur in Anregung. Eine ſolche Ueber» ftedelung von ausländifchen Thieren hat, außer dem eigentlihen Rus gen für Naturgefchichte und Warionalöfonomie, auch noch den der unmittelbaren Belehrung und Aufmunterung für die arbeitende Menſchenclaſſe. Nichts Spricht mehr und directer zu ihrem Geifte, als ſolche Schaufpiele, die, wenn jie in Anftalten befteben, ihnen darum aud fo zugänglih, als möglih, gemacht werden follen, In Bezug auf die Veredelung der vorhandenen Haus— thieripecies kann einerfeits ein beharrlich fortaefegtes Paaren der vollfommeniten Sndividuen einer Race, wie Daubenton für die Staafe gethan, oder die Kreuzung verfchiedener Racen in ed» len Individuen, andrerfeits die Vermehrung und Verbefferung der Nahrungsmittel Unaebeures leiften, — Die Haustbiere find ein Reichthum der menfihlihen Geſellſchaft, der ihr taufendfältige neue Kräfte und die ibr unentbebrlichiten Nahrungsſtoffe verleiht; obne Hausthiere würde die menſchliche Gefellfchaft in gemilfer Beziehung unmöglich feynz; fie find in’sbefondere die nothwendigen Gefährten der arbeitenden Clafe, für die wir auf Mittel zur Berbefferung ihres Zuftandes überhaupt uns ftets bejinnen müffen, mit einem Worte, für die mir denken mülfen, da ſie für uns arbeitet. An die Frage der Domefticität fchließt fich die allgemeinere der Vertheilung der Thiere über den Erdball an, und wir trefs fen hierin ebenfo ein durchgreifendes Gefeg, wie in fo vielen ane deren Geſammterſcheinungen des Zhierreihs. Buffon’s aroßes Verdienſt tritt bier bervorz ordnend und feheidend alih er die ſcheinbar widerfprechendften Thatfachen aus und erfannte vor Allem, daß ih urfprünglich Feine Thierfpecies im Süden von America bee findet, die auch auf dem alten Keftlande angetroffen würde; nur im Norden zeigen fih fowohl Ihiere von verfchiedenen Species in Bezug auf die des alten Gontinentes, als auch welche von glei— her Species; aber auch die gleichen Thierfpecies find nur wenige an Zahl. Ein ähnliches Verbättniß findet zwiſchen Aſien und Arica ftatt, da in ihren nördlichen Theilen, die zufammenbängen, die Thierſpecies gemengt find; auch zwifchen Europa und Aſien waltet dajjelbe Ders hältniß 0b; (für Guropa überhaupt find dur feinen cultivirten und bewohnten Zuftand wefentliche Veränderungen in die Verthei⸗ lung feiner Theorie gebracht worden.) Was Sceanien betrifft, fo find die Thierſpecies feines oceidentalen Zheiles denen des benach⸗ barten Aſiens entſprechend; der Central-Theil bat feine eigene Thierwelt. Für Nordamerica und ben alten Continent mögen, gegenüber den zufammenhängenden Theilen von Aſien und Africa, und von Aften und Europa, die Berührunaspuncte entweder, noch un: bekannt, wirklich beftehen, oder einft beitanden haben und durch Erdrevolutionen gelöf’t worden feyn, oder die temporären Verbins dungen zur Eiszeit als Berührungspuncte gewürdigt werden koͤn⸗ nen. unſere Haͤusthiere find durch temporäre kuͤnſtliche Verbin— 277 dungen nach America verpflangt, dort frii und wild anırorben. — Es zeigen ſich, alfo die neuaufgefundenen Erdtheile aud) wirklich als neue, vom alten Gontinente in Bezug auf ihre Ani: malität ſehr verſchiedene. — Die von der Thierwelt America's ganz verſchiedene von Auftralien gewährt für die Eäugeihiere durch: gängig den befonderen Sharactır, daß fie Beutelrhiere find; die im füblihen America ſchon vorfommende Andeutung Liefer Thier— welt it dort eben nur Andeutung und Fommt in einer von allen Saͤugethieren Neuhollands verſchiedenen Thierſpecies ver. Solche einzeln vorkommende Thierſpecſes, gleichſam als Spuren einer auf anderem Gebiete zur Regel gewordenen Thierwelt, finden ſich baufia in den in gewiſſem naäͤheren Verhältniſſe zueinan— derſtehenden Erdtheilen Auch halten ſich die Thierreihen dir vers ſchiedenen Erdtheite für einın großen Theil ihrer Species gewiſſer— maaßen Parallele und Correſpondenz: fo geben die Säugethiere mir gewoͤhnlicher Productionsweiſe parallel den Marfupialthieren. Ueberdieß find die Größenverhältniffe der Thiere der alten Welt, Umerica’s und Neubollands im Allgemeinen verfchirden, und für America, und noch mehr für Neuhollard, bedeutend abnehmend, Die Geſetze der Diftributien der Thiere über den Erdball ges ben auch die Grundlagen zu einer Reformation der Geographie, welche bisher nur unter dem Gejichtspuncte der zufälligen Lage» Angraͤnzung die Länder betrachtet — die aber diefilben nach einer böbern Methode, nach der Natur ihrer Productionen, in Anſchau— ung bringen follte; fo würden jich, 4. B., die angenommenen drei Theile Africa's nur auf zwei nad) ikrın Zhierfchöpfungen verfcie: dene reduch en. Die Richtung der einzelnen Zhierfpecies und der auf den vers ſchiedenen Erdrbeilen vertommunden Thierreihen führt auf eine Fra: ge, welche vielleicht die bedcutendfte für das Verſtaͤndniß dis auf der Erde verbreiteten Lebens iſt; auf die Frage nämlich, ob die auf ihr eriftirinden Weſen cine ununterbredyene, der Würde nad zu» oder abnehmende Reihe bildın, eine fortgeſetzte Wefenftus fenleiter darjtellen, oder ob bedeutende Intervalle ganze MWefenreiben trinnen Leibnitzzens greße Ideen, welche der fort: arfisten Wefenreibe huldigen, werdın von Flourens in feinem Bortrage wahrhaft gefeiert, nicht um fie anzuerkennen, denn fie find von Cuvier aufs Kräftigite, und dur die Naturgefchichte, widerlegt worden, fondern um ihre Großartigfeit und mit ihnen den erhabenen Geniue Leibnigens zu verfunden. Bonneét bat Leibnitzens Ideen einen Körper gegeben, indem er fie in der Nas turgefibichte bewabrheitet darzuftellen fuchte; er hatte aber nur auf zufällige äußere Verbältniffe der Naturmwefen und nicht auf we: fenttiche innere Momente Rückſicht genommen; und gerade die Betrachtung dieſer zeiat, daß 18 feinen Uebergang von einım Reis he der Wufen zum anderen, daß es Eine equivofe Weſen giebt. Die Natur hat einen unacbeuren Epruna vom Thierriiche zum Pflanz zenreiche gemacht, und der Polyp tft Erin Ueberganarzur Vflanze, er ift nur Thier. Stine pflanzenartige Preducton, welche auch bei verftivdenen Würmern und fogar bei einigen Wirbelthieren be— ftebt, macht ibn nicht zur Pflanze: der Polnp bewegt ſich, vers daut und hat foaar Snftinct, fiine Beute zu fangen. Die Idee des Geſetzes der Fortgefegten Gradation der Wefen ift noch nicht von allen Naturbiftorikern aufargeben, aber fie wird überall fallen, weil diefis Gefig nur als Idee und nicht in der Wirklichkeit beiteht. Eu’vier hat hier die Feuchte angezuͤndet und aezeigt, wie es nicht einmal intermediäre Spicies einer größern Thierclaſſe gebe, viel weniger intermediäre Claſſen und noch weni: ‚ger intermodiäre Nice odır Repräfentanten derſelben; er bat bei ‚den thierifchen Organismen auf ihren wefentlichen, innern Charac— ter, auf's Nervenſyſtem gefeben und danah die vier unveränder: lihen Gruppen des Thierreichs bezeichnet; denn in der That bes ftimmt die Form des Nervenfyftems die Form des ganzen Thiereg, und alle andere Syſteme jind nur da, um jenem zu dienen und es zu unterhalten. An die Etelle des Geſetzes einer abfoluten Gontinuität, einer fortgefegten Wefen- Stufenleiter tritt dag der umfchriebenen Gruppen, innerhalb welcher wohl eine Grabation befteht, indem bie Einheit des Planes für eine beftimmte Wefen: Gruppe nicht immer durch die volle Anzahl der Materialien (durch die Einheit * 634. XXIX. 18. 278 der Cowpoſition) dargeſtellt iſt und, bei vielen Thieren z. B, ges wife Theile, ſcheinbar fehlend, nur in Spuren vorhanden find. Diefe Spuren find aber nicht Ucbergänge ‚zu anderen Gruppen, Es beſteht eine nothwendige Harmenie, welche div Verbindung der Organe, die Organifation,'rigeltz 05 giebt Organe, die fi) ausfchtießen und forche, die ſich nothwindig fordırn; alfo alle ihre VBerbindunaen find nicht möglich; darum muß es gemwilfe hiatus, Sprünge, geben zwiſchen den möglichen und unmöglichen Verbin— dungen, oder zwiſchen den verſchiedenen Gruppen, zwiſchen den ver— ſchichenen Wefen, und diefe hiatus find Dummach durch die Geſetze der organifchen Sorrelatienen bedingt. Es jind dies die von Cuvier fogenannten „Exiſtenz-Bedingungen“, in dinen er die Bezuͤge der Wıfen zueinandır und die ihrer Organifation zu ihrer Beſtim— mung aufgefaßt, und mit denen er cinerfeits und in ſtrenger Mer thode die berrlichftin Schöpfungen dır Naturgefchichte hinzugefügt, anderfeits die Principienfragen wieder angeregt bat. Die Naturhiftoriker follen endlich und bleibend zu dem Bewußt— feyn kommen, daß die dım Al der Dinge zu Grunde liegende Ordnung und Darmenie ein anordnendeg, beftimmendes vorher: febendes Weſen unabweisbar vorausfege, daß das Wort Natur, um jenes Weſen zu bezeihnen, uns wegen ſeienr Iweideutigkeit, cin Mal als das All der Dinge, das andere Mat als das allen Din gen inlieaende Princip, die Begrffe irreleitete und ihm unummuns den das Wort VBorfehbung, Gott zu fubftituiren fey. Flourens nennt unfere Epoche die Eritifche des menſchlichen Geſtes, und es fey an ihr, an den natunhiſtoriſchen Wiffenfchaften, oder viele mehr an den naturbiftorifchen Vorgängen, die Philoſophicen zu prüfen. Einen fpeciellen Gigenftand dir Philofophie, aber auch der vergleichenden Pbyfiologie, die Frage nah der menfhlidhen Sntelligenz und ihrer Qualität unterwirft Flourens, als die legte Abhandlung feiner dießmaligen Vorlefungen, dem naturhiftori- fhen Eramen. — Die vermeinte Aehnlichkeit zwifchen der menſch— lichen und tbierifchen Sntelligenz bat fdon Manche dahingeführt, beide als weſentlich diefelben, nur im Grade verſchieden, zu beftims men; andrerfiits bat ihre Differenz, z. B., Descartes veran— laßt, den Thicren jede Art Intelligenz abzufprecdhen, fie als Auto— maten zu betrachten, und dem Menſchen allein das hohe Princip ciner Intelligenz zuzugeſtehen. Es war auch gang des Geiftes Descartes“s, der fo vollkommen eins war, würdig, feine hohe Seelenkraft aub nit in geringfter Beziehung mit dem Zhiere theilen zu wollın. Zwei antreibende Kräfte find im Thiere zu unterſcheiden: In— ſtinct und Sntilligen.. Reaumur, De Geer und Bonnet has ben in ihren Schönen Beobachtungen dieſe Unterfcheidung nicht ge= medht; George Leroy, vom Geiſte Gondillac’s durchdrungen, fab nur Intelligenz in den Tieren, weldye auch nur eine im Grade geringere, als die menſchliche, ſeyn follte. — Friedrich Guvier, dem die Vermaltung des Jardin des plantes während dreißig Jahren anvertrant war, machte in diefir langen Zeit das fruchtbringendfte -Etudium diefes Betreffs an den Zhieren der Mer nagerie. Er fand, daß Inſtinct und Intelligenz nicht, in aleichem Bırbältniffe ab= oder zunchmend, die Scala des Tbierreiches durch= laufen, daß im Gegentheile ein umgekehrtes Verbältniß diefer Kräfte für die einzelnen Thierſpecies und Glaffen fich herausftelle, und daß fofort beide Kräfte auch in ihrer Betrachtung getrennt werden müffın. Es werden die Thiere der untern Glaffen bei'm Mangel aller, oder bei'm Befise einer nur geringen Intelligenz von der Senſi— bilität und dem Snftincte geführt. Zu den böher coraanifirten Thie— ren auffteigend, entwickelt fich die Intelligenz auch immer mehr, bat bei den Vögeln fchon einen hoben Grad erreicht und fteht bei den Säugetbieren auf feiner höchften Stufe. Es ereignet ſich aber bier daffelbe, was die Naturaefchichte in fovielen Bezichungen dar: thut, daß in den einzelnen Thierclaffen, fo aud) in der Glaffe der Säugethiere, die Qualitäten nicht gleihheitlich vertheilt find, dier felben im Gegentbeile in jeder Claſſe, ja in jeder Ordnung, eine neue Scala zu durchlaufen haben, und nur nah dem Range der Thierclaffe einen verhältnigmäßig entwideltern Höhepunct, fo unter den Säugethieren in der Ordnung der m “und unter dieſen 18 279 im Orang»Dutang, bie Qualitäten ber thierifhen Intelligenz ben Höhepuuct erreichen, Der Jaſtinct, bei den Infecten am Entwideltften, findet ſich in der Glafe der Säugethiere vorzüglich beim Biber im hohen Grade; der Biber gehört aber zu den Nagern, die im Allgemeis nen Außerft wenig Intelligenz zeigen. Das umgekehrte Verhaltniß des Inſtinctes zur Intelligenz zeige ih aud bei'm Menfhen. Das Saugen des Kindes it Act des Juſtinctes, die Jaätelligenz ent wickelt ſich erft fpäter bei ihm; im Maaße ihrer Entwickelung tritt der Inſtinct zurüd. Auch der Character der beiden Kräfte an fih läßt in ihnen weſentliche Unterfchieve erkennen. Im Inſtincte ift Alles nothwen— dig, unveränderlid), primitiv; in der Jatelligenz ift Nichts noth: wendig, Jondern Aus zufällig, erlernt: der Dund würde die Künfte nicht machen, wenn es der Menſch nicht wollte, aber der Biber baut immer, auch ohne Beiſpiel, wenn er ganz ifolirt gehalten wird, und fein Daus ihm ſchon vom Menfch.n gegeben ift. Der Inſtinct bezieht jich auf's Beſondere, bat feinen beftimmten Ger genftand; die Intelligeng it dem Allgemeinen zugewendet, daſſelbe Thier Eann vermöge der Intelligenz vielerlei verrichten. Vom Inſtincte, als dem Principe der Handlungen ohne alle Erfenntniß (deffen was ift und nicht it), und von der tbierifchen Sntelligenz, ais dem Principe dır Handlungen mit diefer Er: kenntniß (Bewußtſeyn), ift weſentlich verſchieden die menſchliche Intelligenz, als Princip der Handlungen mit Selbſtbewußtſeyn, mit Freiheit, mit Sittlichkeit, die Vernunft, welche die Sprache der Voͤlker zu allen Zeiten anerkannt hat, und die Sprache der Voͤlker iſt das unmittelbar richtige Urtheil (le ben sens). Eine anatomifhe Frage drängt id) vor Allem auf: die nad dem Sige der Intelligenz, oder anders geftellt: In welchem Theile des Drganismus tft die Verbindung des Griftes mit der Materie direct verwirkliht. — Als Träger des vitalen Principe im Ullgemeinen bietet fih das Nervenfyftem dar; es ift das Oberſte und Herrſchende im Organismus. — Dem neungehnten Jahrhun— derte blich es vorbehalten, die wichtige Frage definitiv zu löfen, ob das Nervenfyftem ein einfaches Organ ſey, d. b., alle feine Theile dieſelbe Bunction haben, oder nit. Diefes ſpecielle Stu— dium war am Bellen in den Wirbelthieren zu vollbringen, und es wurde vorerft für die Nerven und das Ruͤckenmark gluͤcklich ausges führt, Seit dem Jahre 1822 hat Flourens Licht in die Kennt— niß des Gehirns und feiner Kunctionen geworfen und bie vier, das— felbe conftituirenden, Zheile mit ihrer verfchiedenen Verrichtung bezeichnet. — Das Rewenfyftem, als weſentlich vitales Syſtem, bri dem die mechaniſchen Berhaͤltniſſe Feine Erklärung der Zunction geben, antwortete nur auf die Erperimentation, und diefe, in neuer Methode geleitet, enthüllte uns, bag im Säugethiere ei: gentlih vier Nervenſyſteme, und im Gehirnnervenſyſteme vier vons einander zu fondernde Theile beftehen, obgleich nichtsdeftoweniger die Einheit des gangen Rervenſyſtemes durch die fich gegenfeitig Energie verleipenden Theile phyſiologiſch ebenfo factifch iſt. Sm eigentlichen Gehirne, in den großen Gehirnlappen, iſt endlich der fpecielle Sig der Intelligenz nachgewieſen. Das Drgan der Intelligenz aber ift unempfindlich; fo wenig bewahrheitet ſich die Phiofophie, welhe Denken und Empfinden als von gleicher Qualität betradptet; und die aud) behauptet, daß alle unfre Ideen von den Sinnen kommen. Wäre Legtires der Fall, fo müßten die Thiere mit den f&härfften Sinnen auch bie intelligenteften Wefen feyn, und ein faft greifbares Erperiment müßte nicht das Gegen— theil lehren. Wenn man nämlich das Organ der Intelligenz, die großen Gehirnlappen, wegnimmt, fo fieht das Thier nicht mehr; aber die Senftbilität des Auges, das Spiel der iris befteht fort, da das dem Auge vorftchende Gehirnorgan, die Virrhügel, nicht verlegt worden, alfo das ganze Sinnesorgan unverfehrt und nur das Drgan des den Sinneseindruck aufnehmenden und erfens nenden Principe vernichtet if. Es iſt alfo die Senfation unb die Vorftellung etwas Verſchiedenes. Das Schen wird unmöglich, wenn das Drgan mangelt, beffen Princip die Senfation fich vors ftellen, oder das fie aufnehmen kann; und wird wieder unmöglich, wenn das Drgan der Snnervation mangelt, welches den ſinnlichen 63%. XXIX. 18. 280 ae bis an bie innerfte Gränze bes Sinnesorganes fortleir ten fol. Das große Gehirn, als Sig der Intelligenz überhaupt, zeigt auch ein gewiſſes Groͤßenverhaͤltniß in Bezug auf den Entwidelungs: grad der Intelligenz felbft, und indem das Größenverhältnig Hier nicht abfoluc, fondern nur relativ zur Größe des Individuums ſelbſt zu nehmen ift, zeigt ih das menſchliche Gehirn als das entwidelt: e. — Ein Eageverhältnig macht ſich geltend zwifdyen dım großen und Eleinen Gehirn, welches letztere bei'm Menſchen von erfterem ganz bedeckt it und es, in der Thierreihe abwärts gehend, immer weniger wird. — in abnehmendes Verbältniß zeigt ſich auch, vom Menfhen, als dem Gulminarionspuncte, begianend, in der Reichhaltigkeit der Gehienwindungen. — Was das Erperiment für die Verrichtung aufklaͤrte, ſtelte die vergleichende Anatomie für das Drgan her. ' Flourens befhäftigt fi endlich mit der Frage der Ein beit des Ichs, der Einheit der Intelligenz. — Die Phrenolos gen nehmen, ohme genaue anatomiſche oder phyſiologiſche Prüfung, — obwohl des ausgezeichneten Anatomen Gall urfprünglide Idee Feine grundlofe, nur eine falfche war — die Vielheit der Kacultäs ten an, und bie Intelligenz in ihrer Gefammtheit wird ihnen nur zum Gollectiobegriffe der verfchiedenen Kacultäten: zum Wort. Da jede Facultaͤt ihr eigenes Organ hoben fol, io zäblen die Einen fiebenund;wanzig, die Anderen fünfunddreißig intelligente Hirnchen, wie Bonnet die Mechanik der Fdeen, bie überhaupt aber nicht eriftirt, durch das Vorhandenſeyn von ifolirten und affcdirten Herz venfafern zu erklären fuchte. Auch kommt es den Phrenologen in ber Bezeichnung ber verfchiedenen Zacultäten gar nicht darauf an, ob jie ihnen das Attribut Inſtinct, Sinn, Gift, Zalent ꝛc. beis legen; als ob diefe Begriffe alle gleihen Werth bätten. Das Erperiment aber zeigt, dag man eine gewiſſe Quantirät Gehirn, von welcher Seite immerber, fchichtenweife wegnehmen fann, obne die Intelligenz zu vernichten; daß aber, fobald fie für eine Function aufgehoben, fie zugleich für alle übrigen mitverſchwun— ben ift; und, was noch mehr ift, wenn durdy einfache, oder wenig= flens nicht mit zu großem Gubftanzvirlufte verbundene, Werlesuns gen des Gehirns die Intelligenz aufgcheben war, die verlegten Zheile aber wieder beiten, auch die intellectuellen Kacultäten wies ber erſcheinen und zwar alle zugleich. Es ift das aufnehmende HPrincip alfo eines, und nur die Senfationen find vielfad. Der Character der dem Menſchen eigenthuͤmlichen Intelligenz ift philoſophiſch bezeichnet und ihr phyſiologiſch die Einheit geretz tet worden; es ift endlich für ihre Eriftenz, als legte oder erfte Duelle, die Urquelle alles Lebens, Gott, anzuerkennen, und indem fo die menſchliche Intelligenz diefe ihre Qualitäten erkennt, macht fie das moralifhe Princip geltend, weldes fie zu ſolchem Scelöftftudium antreibt. Die Sinne nämlich geben ihr nur Kennt: niß von den phyſiſchen Dingen, aber nicht von der moralifchen Welt, ebenfowenig als die Intelligenz in uns bie phyſiſche Welt, ohne Vermittelung phyſiſcher Organe, ergreifen fönnte. Die Er: tenntniß des göttlihen Princips in uns kommt alfo nit von Augen, fondern von Innen, aus une. Die moralifhe Kreibeit für unfere Handlungen und das innere Gefühl des moraliihen Febs lens find aber die unbeftreitbaren Aeugerungen und Bewahrheituns gen der Erifteng unferer unfterblichen Seite, Betrachten wir, rüdblidend auf die Beantwortung fo inhaltz ſchwerer Sragen, den allgemeinen Fortſchritt, melden die Na— turgefchichte in unferem Sahrhunderte gemacht, fo daß fie unver— hohlen und ſich Elar die Alles ordnende und jchaffende Vorſehung als Urguell des Lebens anerkennt: fo erfreuen wir uns nicht mins der der befonderen gluͤcklichen Reſultate in Bezug auf die, alles Leben beherrfchenden, großen Gefege, welche uns die Srätigkeit der Species lehren, ein Kactum, das, ald Grundlage zur Er— Eenntniß der Einheit der Menfchenfpecies, von fo großer Bedeu: tung iſt; die ung ferner die Erifteng der Menfchengruppen — und nicht die der ununterbrodyenen Reihe, der allmälig höher ae- benden Entwidelung der Wefen — lehren, durch welche Thatſache wir ſchon im Voraus die wefentliche Berfchiedenbeit des Mens fhen vom Thiere ald möglich dargethan fehen, die ung endlich, 281 durch die Nachweiſung der Verſchiedenheit der menſchlichen von der thierifhen Jutelligenz, als wirklich beftehend gezeigt wird. Die Prüfung der menſchlichen Intelligenz felbft, weiche als moralifches Individuum, als moraliſches Untheilbares, fi kundgiebt, indem fie durch das Vermögen, fich auf ſich felbft zu befinnen, und dadurd auf ihren göttlichen Urfprung — zur Eitts lichkeit und Keligion gelangt. i Diefe Prüfung des menſchlichen Geiftes dürfte mit anderen großen Ergebnijfen aus der Naturgefchichte, von denen wir nur eine erwähnen wollen: die Paläontologie, zum naturwiffens ſchaftlichen Nachweis der Unfterblihfeit der Seele führen. Slourens hat in feinen dießmaligen Vorlefungen wegen bedräng: ter Zeit, wie fo viele andere, an bie erörterten ſich anfchließende, Fragen, aud die der Paläontologie nicht berühren Fönnen, Wir unjererfeits glauben aber, fie hier nennen zu dürfen, da aus der BVergleihung der Eriftenzart der durch die Paläontologie aufges klaͤrten fruheren animalifhın Schöpfungen mit der Eriftenzart der jesigen, die Erde belebenden Weſen jich höchit befriedigende Schlüffe für die Beftimmung und weite Zukunft des Menſchengeſchlechtes, und ſonach für das Loos des ihr innewohnenden Geiſtes ableiten laffen. Die Paläontologie hat uns die Grundlage und den Anfang der Erde in ihrer jegigen Geftalt und ter auf ihr entwickelten We— fen, und fomit audy des Menſchengeſchlechts, gezeigt; fie kann — richtig aufgefaßt — uns audy über das Ende oder den Zweck dies fer Schöpfung. belehren. Wir haben uns bemüht, in dem Vorhergehenden die Vorlefuns gen Flourens's in einer, den Sharacter und den Inhalt derfels ben bezeichnenden Skizze wiederzugeben; Eonnten natürlid die un: zahligen Einzelnheiten nicht aufführen, welhe Flourens bei jedem vorrüdenden Schritte in der Löfung feiner Aufgaben zum Nachweiſe feiner Ausfprüche beibringt, Einzelnheiten, die ſich bei'm Vortrage um fo intereffanter machen, als ihnen die Schäße des hieſigen naturbiftorifhen Mufeums im Allgemeinen, und die werth— vollen Präparate der Flourens'ſchen Laboratorien in’sbefondere, als pojitive Belege beigegeben werden. — Es bleibt uns nun noch übrig, zu erwähnen, daß für die Branche der vergleichenden Phyfiologie, zu ihrer fehnellen Foͤrde— rung, durd die, von $lourens angelvgte, Menagerie experi- mentale eine neue bedeutende Zuthat zu der beftehenden ſchoͤnen und großartigen Anftalt im Jardin des plantes beigefügt wurde. Die Menagerie experimentale, auf einem großen abgefonderten Gebiete in diefem herrlichen Garten angebracht, umfaßt, im Style der ganzen Anlage erbaute, Hüttchen und Häuschen zur Beherber— gung der, für Erperimente geeigneten Thiere, zur Ausführung der Erperimente und fofort. Eigentlich) war wohl die ganze Mes nagerie fon früher ald Menagerie experimentale anzufehen, 634. XXIX. 18, 282 und, 3. B., Friedrich Cuvier's Studien über den Inſtinct und die Intelligeng der Thiere waren gewiß als Eiperimente an den bier vorhandenen Thieren zu betrachten. Noch mehr verdient fie diefen Namen aber jegt, da die verfchiedenften, felbft wilden Thiere, wie es die oftmalige Gelegenheit erfordert, zur Experimentirung benutzt werden, und fo die allgemeine Menagerie eine nothwendige Ergänzung der abgefonderten, ſpeciell fogenannten Menagerie ex- perimentale, in der That, ausmadıt. Herr Flourens, der den Deutfchen Genius unendlich vers ehrt, war hocherfreut, als wir ihm Mittheilungen über die in Deutfchland gegründeten phyfiologifhen Snftitute machten, welche, neben anderen Zweden, ebenfalls die Förderung der Phyfiologie durch rationell geleitete Erperimente im Auge haben. Paris, im December 1843, Dr. ©, Feldmann. Miscellen. Ueber Stidftoff-Orndul im feften Zuſtande enthält: die Wiener Zeitung Folgendes: ‚Nachdem mir die Darftellung der Konlenfäure in flüffigem und feftem Zuftande auf eine ganz ges fahrloſe Weiſe gelungen war, wurde ich gleich auf den Gedanken gebracht, auch andere Gasarten auf diefelbe Weife zu behandeln. Ich wöhlte zuerft das Sticftoffr Orydulgas, und «8 gelang mir ohne Schwierigkeit, dafelbe als eine fehr compacte, weiße Maffe darzuftellen. Ich Fonnte indeß, wegen nicht hinreichende Menge, nod) Feine näheren Unterfuchungen, bezüglich des Temperaturgra— des, anftellen, jedoch fchien mir die Temperatur. nod weit unter derjenigen zu ſtehen, welde die fefte Kohlenfäure erzeugt, indem das momentane Berühren mit dem Finger fhon eine Blafe an demfeiben bewirkt, Zum Klüffigwerden erfordert es einen Druck von 50 Atmofphären. Ich werde, nach genauerer Unterfuchung, alle näheren Angaben, fowohl des Zemperaturgrades, als des ſpe— cififhen Gewichtes, in einem wiſſenſchaftiichen Blatte veröffentlichen. Sohann Natterer.” Ueber die Zufammenfesung der atmofphärifchen Luft in der Mitte eines bevölferten Stadtviertels von Paris und im freien Felde haben die Herren Bouffingault und Lewy vergleichende Verſuche im Großen angeftellt und die Rıfultate der Ucademie der Wiffenfchaften vorgelegt. Es wurden zwei Apparate in Zhätigfeit geſetzt: der eine im College de France, der antere zu Andilly bei Montmorency. Die Verfuche haben dargetban, daß die Luft in Paris eine merklich größere Quantität Kohlenfäure enthalte, als in Andilly. Wodurd) fich der hygieniſche Einfluß der Luft großer Städte und der Landluft erklären läßt. BE Sn — —— 3 Dr A a a Ma ee Merlin a Ueber die Urfachen und die Behandlung der Dtorrhöe. Von MR. Wilde. (Schlug.) Mas die Prognofe betrifft, fo muß fie, wofern wir nicht den Tall ganz genau zu erfennen vermögen, und weil tie bei beftehender Dtorchöe nie fagen Eönnen, wie, wann oder wo diefelbe enden, oder welchen Ausgang fie nehmen Eann, ftets fehr vorfichtig geftellt werden. Aus eben diefer Urfahe dürfen wir Otorrhoͤen nicht fich felbft oder der Nas tur überlaffen, fondern müffen durch alle in unferer Macht ftehende Mittel fie zu heilen verfuchen. Bevor id nun von den in Folge vernachläffigter Otor— thöe oder chroniſcher otitis entftehenden Erankhaften DVerän: derungen fpreche, will ich einen kurzen Abftecher machen, um die Erfcheinungen zu erläutern, welche ber Gehörgang und das Trommelfell in einem gefunten Ohre mährend des Lebens darbieten. Der äußere Gehörgang, gebiidet von den Gehörfortfägen des Schläfenbeing, der ſtarken fibröfen Membran, melde zum Theil jenen mit der cartilauinöfen Portion des Ganges verbindet, und dem Knorpel felbft ift eine unregelmäßig ges frümmte Röhre, welche fih nah Aufen in die Ohrmuſchel öffnet, nach Innen durch das Trommelfell verfchloffen wird. Sein Queerdurchſchnitt ift meiftentheilg von ovaler Geftalt, aber ein jeder + Zoll feiner Laͤnge ift nach feiner Befchafs fenheit, Größe und anatomifhen Einrichtung, fowie auch bei verfchiedenen Individuen, verſchieden. Die BVerfchiedenheiten und Eigenthümlichfeiten der anatomifhen Structuren des 285 Ganges find die Momente der verfihledinen und eigenthlims lichen patholo,ifhen Erfheinungen, welche bderielbe darbietet, Unmittelbar an der Äußeren Deffnung, wo die Murcel in die aͤußere ovale Orffaung übergeht, beſteht der Gang faft vollitindig aus reinem, mit feinem perichondrium Üüberzogenen Faſerknorpel und aus dem feinen Hautyewebe der allgemeinen Bekleidung des aͤußeren Dhres. Hier ift die Haut mit feinen, weißen, nach Janen gerichteten Haa— ten, ſowie mit zahlreichen Zalgdrüfen oder Baͤlgen, bededt; biev hängt sie auch lofer mit dem Knorpel, als an irgend einem andern Theile der Rohre, zufammen, und diefeg er— Elirt den Umſtand, daß umſchriebene, in die Bildung Eleiner Abſceſſe übergebende Entzündungen an diefer Stelle häufiger vorkommen. Diefe Abſceſſe befinden fi) in der Mehrzahl der Faͤlle auf dem Boden oder an der bintern Wandung diefes Theiles, und die dichte Befchaffinheit der Bedeckung erklaͤrt dir Urfache der empfundenen Schmerzen und der langfamen Eröffnung, wenn fie ſih felbjt überlaffen werden. Phlegmonoͤſe und erpfipelatöfe Entzündungen befallen vor: uͤglich diefen Theil des Ganges, aber felten wird cr zu eis ner fchleimabfondernden Dberflihe. Die naͤchſte Portion des fibroscartilaginöfn Theiles der Roͤhre Eann mit Recht die Drüfenabtheilung genannt werden, da in ihr die das Ohrenſchmalz abfondernden Drüfen fib befinden; fie ift unge: fähr 2 lang und der engfte Theil der Roͤhre. Ihre Wins dung enthält weniger Knorpel, und mehr dichte fibroͤſe Structur, als die vorhergehende Abtheilung, und in ihr wird die Hautjtructur feiner, und die Fettbälge und Haare weni— ger. Im gefunden Zuſtande, vermittelft eines Ohrſpiegels unterfuht, findet man fie gewöhnlihb mit Obrenfchmalz bedeckt, welches hier eine Art Ring bildet; dieſes ift nach Hinten und auf dem Boden am Dickſten und Härteften, während es nach Vorn und Oben weit dünner iſt. Bei der Einführung eines Ohrpinſels oder bei der Berührung Ddiefes Theiles der Roͤhre mit irgend einem Snjtrumente Elagen viele Perfonen über ein Prideln im Schlunde, welches Hu— ften bewirkt, fowie dieſelbe Reizung des nächitfolgenden oder knoͤchernen Theiles des Ganges oft auf die Thraͤnendruͤſe des Auges diefer Seite wirkt, In diefem Theile des Ges börganges ift am Haͤufigſten der Sitz polypoͤſer Ererefcenzen, welche von zehn Fällen acht Mal von der hinteren Wan— dung ausgehen. Der Urfprung derſelben ſcheint in den Shmalzdrüfen zu liegen Die Drüfenabtheilung des Ge: börganges degenerirt häufiger, als die aͤußere, zu einer ſchlei— migen oder fchleimig =eitrigen Secretionsflaͤche; Abſceſſe bil: den fih felten in ihr, aber Bläschen, berpetifhe Ausfchläge und andere Hautaffectionen haben gewoͤhnlich in diefem Theile ihren Sig. Die nichfte Portion des Gehörganges iſt die meitere, theils Enöcherne, theils fißröfe Abtheilung,, weldhe nach Innen duch die membrana tympani gefchloffen wird. Im ge: funden Zuftande zeigt die Auskleidung dieſes Theiles des Gehörganges, welhe genau an den Knochen und andere Theile, auf denen fie fich befindet, angefügt ift, eine feine, glatte, trodene und perlweiße, glänzende Oberfläche, ähnlich 634. XXIX. 18, 284 der des Trommelfelle, mit beffen äußerer Rage fe ‘ufams menbingt. In einem volffommenen normalen Ohre ift fie niemals mit Schmalz bededt, aber bei der Ent uͤndung wird fie verdidt, mafjig und fehr gefäßrih. Diefe Abtheilung ift, gleih dem Trommelfelle, felbit gegen die Berührung ſeht em⸗ pfindlich, und in Folge ihres genauen Zufammenbanyes mit dem Knochen ohne Zweifel mit der Hau.tfig des Schmerzes bei dor otitis. Bei der Drorrchde wird fie eine reine Schleimflaͤche, fhidt aber felten Granufationen von einiger Größe aus. Kleine ungen entftehen-zumeilen in ihr, fowie mitunter caries dafelbft fih bildet; auch kommen hier Eleine, oberflaͤchliche, apbthenartige Ulcerationen ver, aber fie wird nicht jo häufig oder fo beftig von Hautkrankheiten, wie die beiden anderen Portionen, afftcirt. Was nun das Trommelfell betrifft, fo zeigt diefe duͤn— ne, ovale Membran an ibrer Aukenflähe fait dieſelben Gharactere, wie die. Auskleidung des Enocernen Theiles dee Gehörganges, indem fie eine graulich = weiße, trodene, durch⸗ ſcheinende oder halbdurchſichtige Membran darſtellt, melde in fchräger Nichtung das innere Ende des aͤußern Gebörgans ge8 ausfüllt und denfelben von der Irommelböhle trennt. Innerhalb derfelben fieht man den Handgriff des Hammets, weldyer von Oben nach) Unten und etwas nah Vorn geht. Diefer Knochen, welcher ungefähr die Hälfte des Weges quer über die Membran hinläuft, theilt fie in eine obere und untere Portion, welche beide jedoh durchaus verſchie— den find don dem Eleinen beutelartigen Vorſprunge einir fibrös= mucöfen Memöran, welcher binter dem Kopfe des Hammers ſich befindet, und melden Sharpnell als „membrana flaceida* befhrichen hat, ein Gewebe, wel: ces, wie mir fcheint, beiim Menſchen rudimentär, aber bei niedern Thieren, befonders bei Schaafen, mehr ausge⸗ bildet it. Die vordern und bintern Abtheilungen der wahz ten membrana tympani find verfchieden gefrümmt und dit, und das ganze Trommelfell ift nicht an der Außen- feite concav, fontern feine obere oder vordere Portion ift flach oder leicht concav, mährend der Theil unter und bins ter dem Hammer gegen die äußere Deffnung bin conver ift. Diefe untere Portion bat aud ein glaͤnzenderes Aus— fehen, als der obere oder vordere Theil. ine jede Abweichs ung von jener Krümmung des Trommelfells verurſacht ein ſchwaches Gehör. Das Trommelfell ift Entzündungen und allen Folgen derfelben unterworfen; bei der Deorelde wird es oft gefäßreich, zottig und dann granulirt — eine Schleim und felbjt Eiter abiondernde Fläche, gleih einem pannus, aber ich habe niemals einen Polyp oder Schwamm von feiner Oberfläche oder feinem Nande aus entftehen febn Die beiden Portionen des Trommelfells, der flahr und fhlaffe obere Theil und der dichte, convexe untere, werden verſchie— dentlib von Krankheiten afficirt. Wo Nupturen des Trom— melfells durch einen Zufall, wie duch Kanonenſchuͤſſe oder andere laute Getöfe, oder felbft, wie ich e3 in dem Falle einer alten Dame gefehen babe, durh Ausfhnäusen eintre— ten, finden diefe, nach meiner Erfahrung, ſtets an dem uns teren, dichtern Theile ſtatt, während der obere, oder der var dem Hammer gelegene Theil faſt immer durch Ulceration 233 afficirt ift, und bei otitis chronica und Otorrhoͤe perz forirt wird. Sn den Lagen der membrana tympani bilden fich Abſceſſe, erdige Ablagerungen; Hautkrankheiten breiten ſich oft auf diefelbe aus. Was die Behandlung der Dtorrhöe betrifft, fo ift die erfte Bedingung, genau den Zuftand des äußeren Gebörganges zu ermitteln, indem man denfelben mit lauem Waſſer ausfprist und dann einen jeden Theil deffelben durch dag speculum bei ſtark einfallendem Lichte unterfubt. Im erften Stadium und bei der mildeiten Form des Uebels finden wir die Auskleidung des ganzen Ganges und die Äußere Page des Trommelfells gefäßreich, fchleimig, verdidt und opak. Bei einfacher Dtorrhöe bes ſtreiche ich die Fläche gewoͤhnlich mit einer Auflöfung von Höllenftiin (gr. x auf die Unze) vermittelt eines feinen Kameelhaarpinjels, welches Verfahren ich ungefähr alle drei Tage wiederhole. In der Zwifchenzeit wird das Ohr Abends und Morgens, au öfter, wenn der Ausfluß fib ſtatk an: fammelt, mit reinem, lauwarmen Waſſer, vermittelft eines elaftifhen Gummibeitelhens ausgefprüst, und Abends eine leicht adfkringirende Flüffigkeit in das Ohr geträufelt, bis fie den Gang angefüllt hat, welhe man wenige Minuten darin läßt und dann auslaufen läßt. Die verfciedenen zu Augen: wäffern angewendeten Salze find hier befonders anwendbar, vornehmlich die von Blei, ZinE und Kupfer. Ich ziehe ges wöhnlich das erftere vor, entweder aus effigfaurem Blei, gr. vjjj bis xx auf die Unze, oder beffer in folgender Form. ® Lig. Plumbi aectici a Ag. Rosarum . 5) Dom Aue oder Kupfer find die paffendften Präparate: der liquor Cupri aluminati und die Aqua saphirina, oder liq. Cupri ammoniat. sulphur. in gleibem Vers hältniffe, wie die Bleilöfungen. Wenn der Ausfluß fotid ift, fo Eann man Chlorkalkauflöfung des Morgens mit Nu: gen anmenden. Reinlichkeit, oder, mit andern Morten, das Ausſpri— Gen ift von der höchften Wichtigkeit und macht bei einfacher DBlennorehde den Hauptpunct der Behandlung aus. Das Ausitopfen des Ohres mit Baumwolle oder dergleichen ift durchaus verwerflich. Mas die allgemeine Behandlung betrifft, fo findet fie faft nur bei ausgefprochenem ferophulöfen Habitus, und wenn die Drüfen am Halfe gleichfalls Erankhaft ergriffen find, ftatt. Zuweilen bringe ich eine Fontanelle auf dem Arme an, wiewohl diefe im Allgemeinen ſelten nöthig feyn wird. Sch habe oft bemerkt, daß gegen das Ende einer Stor: thöe, in Folge einer einfachen chroniſchen otitis, befonders Kinder leichten, frifhen Anfaͤllen von Dtalgie unterworfen find, und daß ſich Adfceffe rund um die Mündung des Gans ges bilden. Am Wirkfamften dagegen hat ſich mir die Application eined blafenziehenden Liniments hinter den Ohren auf dem Bigenfortfage und das Dffenbalten der Stelle einige Zeit hindurch gezeigt. Zu- diefem Zwecke laffe ih ol. Crotonis in linim. saponatum auflöfen, oder wende auch die tinct. 634. XXIX. 18. 286 Iodi mit einem Einen Zuſate von Kali hydroiod. und acetum Lyttae an. Wenn eine Otorrhoͤe von langer Dauer entweder von felbft, oder im Folge der angewandeen Mittel aufhört, fo wird die ausfleidende Membran des Gehörganges ungemein verdidt, und das nun miedererzeugte und weiße Oberhäut: chen wird in Feßen losgeftoßen, welche oft e Gang ganz ausfüllen. Sn ſolchen Fällen fprist man das Ohr gut aus und entfernt alle zurücdbleibenden Hautſtuͤcke mit einem klei— nen Silberfpatel und einer Zange; die Theile werden dann mit einer Höllenjteinlofung befleiben, und wenn der Auss flug aufgehört bat und das Haͤutchen dünner und weniger mweiß geworden ift, vollendet man die Cur duch die Anwen: dung von Ung. hydrarg. nitr. diluti, warm mit eis nem Kameelhaarpinſel aufgetragen. Die Complicationen ‚welche Dtorrhöeen langwierig und fhwerer heilbar machen, find krankhafte, gefäßreiche Aug: wühfe, welche oft duch die, das Trommelfell bededenden Öranularionen erzeugt werden. In ſolchen Fällen erſcheint der Boden des Gebörganges fo roth und gefaͤßreich, wie ein granulirtes Augenlid. Wenn die Sranulationen von dem Trommelfelle felbit, oder von den Wandungen der Trom— melhöhle ausgehen, fo befteht das befte Mittel, fie zu ent— fernen, darin, den Theil alle zwei Tage mit Hollenftein zu touchiren. Dft wird der Höllenftein im Munde von Pers fonen gefhmedt, an deren Trommelfell derjelbe appli: cirt wird. Die legte Urfahe und Complication der Otorrhoͤe find Polypen Fleifchige, geftielte, Eranfhafte Auswüchfe im Ohre, faft farblos, don einem dünnen Häutchen bededt, ſchmerz⸗ (08, welche nicht als Folge einer Entzündung erfcheinen und nicht von Ausfluß .begleiret find, babe ih zumeilen, wiewohl weit feltener, beobachtet, als die Auswuͤchſe, von denen ich bier rede, welche meiſtentheils auf den glanduloͤs— ceruminöfen Theil des Gehorganges befhränft und durch fhmälere Wurzeln, als die Fungen, befeftigt find. Gemwöhne lich wird angegeben, daß Polypen eine glatte Oberfläche haben, während die Fungen gelappt find; ich befiße jedoch einen, von der hinteren Wandung der Drüfenportion des Gehörganges entfernten Polypen, welder die legtere Eigen— thuͤmlichkeit befißt. In vielen Fällen Eönnen Polypen zus gleih mit Granulationen auf dem Trommelfelle, oder von dem mittlecen Ohre ausgehenden funyöfen Muffen vorkom— men. Der Polyp erfheint gewöhnlih an der Außeren Deff: nung, während ungen mehr im Grunde des Ganges vor: Eommen, wiewohl fie auch aͤußerlich erſcheinen koͤnnen. Zur Entfernung der Polypen und anderer fungöfen Auswuͤchſe find verfhiedene mechaniſche Mittel in der Form von Zangen, Ligaturen u. f. w. erfonnen worden, fie ha— ben fich jedoch in’sgefammt als unzureichend gezeigt. Wir müffen zuerft uns fo genau, wie möylid), über den Auge gangepunct der Erankhaften Auswuͤchſe zu vergewiffern ſu— hen. Wenn fie Elein, von rundliher Form und nicht fehr tief im Gehörgange figen, fo Eann man fie häufig mit ei— ner langen, gefrümmten Scheere entfernen, an welcher nur 3“ der Spigen fhneidet, und melde im Ganzen 5" lang 287 ift, oder mit einem Eleinen boppelfhneidigen Meffer, ober mit einem gefrümmten, welde Inſtrumente in’sgefammt, fowie auch eine gezäbnte Zange, durch den Dhrfpiegel hin» duch fehr bequem angewendet werden fönnen. Den größten Werth zur Entfernung von Ohrpolypen aus jedem Theile des Gehörganges hat ein kleiner Schlin= genapparat, welcher aus einem feinen, 5" langen, Stiele aus Stahl befteht, mit einem beweglichen Niegel, welcher auf dem queeren Theile gegen den Griff hingleitet; bag Eleine obere Ende, abgeflacht und von Loͤchern durchbohrt, welche mit dem Stiele parallel laufen, darf nicht „;' im größten Durchmeffer Überfchreiten. in feiner Silber, oder noch beffer, Platinadraht, mit feinen Enden an dem am Griffe befindlichen Queerriegel befeftigt, geht durch die Loͤ— cher in dem abgeflachten Theile des Eleinen Endes des In— firumentes und muß fo lang fenn, daß, wenn der Riegel dicht gegen den Griff hin zuruͤckgeſchoben wird, die Ligatur gehörig angefpannt und durch die Löcher am kleinen Ende dicht zufammengezogen wird. Bei der Anwendung diefes Upparates wird der Qurerriegel vorwärts gefchoben, und an dem Drabte am Eleinen Ende eine gehörig große Schlinge gemadht, um den krankhaften Auswuchs in fich einzufchließen, welchen diefelbe dann umgiebt und gegen deffen Wurzel fie vermittelft des Stieles angedrüdt wird; der Queerriegel wird dann aufwärts bis dicht an den Griff hingefchoben und das innerhalb der Schlinge Befindlihe wird unfehlbar durchge— ſchnitten, oder hervorgezogen. Gewöhnlich pflegt etwas Blus tung einzutreten, welche man erft aufhören "läßt; dann wer— den die. Theile mit lauwarmem Waſſer ausgefpult, und das Ohr von Neuem unterfuht, ob noch ein Theil des Poly: pen zurücdgeblieben ift, welcher dann mit dem bewaffneten Uegmittelträger touhirt wird. Diefes wiederholt man täglih, bis jede Spur des Ffranfhaften Auswuchſes ver— ſchwunden ift. Schließlich will ich nun noch einige der Folgen, welche eine langedauernde Dtorchoe hervorbringen kann, Kurz zu⸗ ſammenfaſſen: Andauernde Verdickung der Wandungen des aͤußern Gehoͤrganges, beſonders an ſeiner Muͤndung, welche dadurch zuweilen verſchloſſen, oder in eine ſchmale Spalte umgewandelt wird; nachtheilige Einwirkung auf die glandulae ceruminosae; krankhafte Beſchaffenheit der 634. XXIX 18. 288 ausfleidenden Membran; Verdidung und Opacität des Trom⸗ melfells; Einſinken diefer Membran, in Folge der Einwir- fung von Entzündung auf die Bewegungen der Gehörknd- chelchen; ein granulirter Zuftand des Trommelfells; Perfos ration, oder volftändige Zerflörung deffelben; polnpöfe und fungöfe Ererescenzen; Verluſt der Gehoͤrknoͤchelchen und ends lih caries des Schlaͤfenbeins mit allen feinen gefährlichen Symptomen und Folgen. (Dublin Journal, January 1844.) Miscellen. Ueber polypöfe Derzconcretionen bat Herr ®ers rier, in dem Re«ueil des M&moires de Medecine par Jacob, Cas. Broussais et Marchal, Vul. 53. Paris 1842, auf's Neue Beobs achtungen mitgerheilt, aus benen, nah feiner Anficht, folgende Schluͤſſe hervorgehen follen: 1) Die Faferftoffconcretionen, ſoge— nannte Derzpolypen, Eönnen lange vor dem Zode vorhanden fenn. 2) Sie Eönnen durd ihr Volumen ſowohl die Girculation, als die Bunctionen der Klappen beieinträdhtigen. 3) Durh Verhinderung der vendfen Girculation veranlaffen fie anasarca, 4) Durd dies felbe kann eine Störung der arteriellen Girculation bedingt, und Schlagfluß veranlaßt werden. 5) In manden Fällen können bei beträdhtlihher apoplectifcher Ablagerung die kaͤhmungsſymptome fehlen. (In derfelben Sammlung fommt fodann die Mittheilung der ber reits früber in den Notizen beſprochenen fogenannten Epibemie fibröfer Derzconcremente von Dr. Peyſſon aus Lyon.) Ueber bas Verhältniß bes Gewidhts ber Lungen zu dem Körpergewidhte reifer, neugeborner Kinder vor dem Athmen giebt Taylor die Refultate von 12 Beobs achtungen, welche außerordentlich verſchieden ausfallen: Stel. ] 2 | 3 4. l 5. 6 Koͤrper 57000 Gr. 62660 Gr. | 34504 | 47170 | 51890 | 51890 Zungen 1: 82 1:91 192:54| 1921671 -1.57700213152 oder 694 Gr.| 683 Gr. | 630 703 744 520 ER TIME BERITIIETRTTE Körper 29966 47925 39370 | 56160 | 3+125 | 41788 ungen 1:45 15:74 1.: 72 1 2 56:1.1.:7391 41.2 45 oder 666 658 550 1000 861 920 (Guy’s Hospital Reports 1842. N. 14.) Sibliographische Geologieal Obseryations on the Volcanic Islands, visited during the voyage of H. M. S. Beagle, together with some notices on the Geology of Australia and the cape of Good Hope etc. By C. Darwin. London 1844. 8. The nervous System of the human Body, as explained in a series of Papers, read before the Royal Society of London. With an Appendix of Cases and Consultations on Nervous Diseases. By Sir Charles Bell etc, 8d Edition. London 1844, 8. M. K. Neuigkeiten Outlines of Pathology and Practice of medicine. By William Pulteney Alison, M. D., Part 3. Chronic or non febrile Diseases. London 1844. 8. An Essai on the Tongue in functiona! Derangement of the Stomach and Bowels, with some observations on the Ton- gue’s aspect in organic disease of the Lungs. By Edward Williams. Colchester 184 8. m — — —— Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, geſammelt und mirgerbeilt von den Ober» Metieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalratbe und Profeſſer Froriep gu Berlin. N. 639. Gedrudt im Landes = Induftrie» Gomptoir des einzelnen Stüdes 3 99x zu Weimar. I: „as tr wer (Nr, 19. des XXIX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 7%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3.99: Die. Tafel colorirte Abbildungen 6 99x März 1844. ah Kl a Ueber den Mechanismus der Fiftelftimme (Fal— fettftimme). Bon Herrn Petrequin, Oberarzt am Hötel Dieu zu Eyon, und Herrn Diday. 1. Die phyſiologiſche und muſikaliſche Geſchichte der Fiftels ſtimme ift bisjegt in clafjifchen wiſſenſchaftlichen Werfen entweder gar nicht, oder doch nur fehr mangelhaft abgehandelt worden. Da ih in ihe zwei Reihen von ganz verfchiedenartigen Zhatfachen be= gugnen, fo mußte man aus zwei verfhiedenen Quellın Bemweismite tel fchöpfen, geeignet, einander zu controliren und zu ergänzen. Durch diefen Dualismus wird eincstheils das Studium dis Ge: genftandes fehr erfhmwert, anderntheils aber auch, fowohl für den Phyſiker, als für den Künftler, um fo intereffanter gemadht. Wenn der Mechanismus der Stimme lange Zeit ein Geheims niß war, wenn die Hauptgefege deſſelben noch zu enthüllen find, fo dürfte der Grund wirklich in dem Umftande liegen, daß man vielleicht nie eine fchmwierigere Frage in einer weniger methodifchen Meife unterfucht hat. Während bei allen übrigen Functionen des Organismus die Phyfiologen den Gang der Natur in allen Eins zeinheiten mit der größten Genauigkeit verfolgen und die dabei waltenden Gefege aus den beobachteten Zhatfachen zu ermitteln ver: ſuchen, bat man diefes durchaus logifhe Verfahren in Betreff der Erfcheinungen der Stimme gänzlich außer Acht gelaſſen. Nicht nur die befondern Verfchiedenheiten, fondern fogar die beiden Hauptab— theilungen der Singſtimme (die Fiftelftimme und die Bruftftimme) werden in den beften Abhandlungen über diefen Gegenftand unter diefelbe Theorie zufammengefaßt. Die nothwendige Folge eines folhen Verfahrens war, daß man zu feiner befriedigenden, zu kei— ner rationellen Theorie gelangen konnte. 2. Bon diefen Betrachtungen geleitet, fuchten wir bereits vor drei Sahren das Studium der Stimme nady einer umfaffendern und rationellern Methode zu behandeln, indem wir die phyſiologi— ſche und mufikalifche Gefchichte der gedämpften oder bedeck— ten Stimme (voix sombree) zu aeben verfuhten (E. Gazette medicale, 1840, No. 20). Diefer früber noch nirgends behandelte Gegenftand *) erweiterte die Aufgabe noch um cine Fraae mehr, und unfere Erörterung derfelben dürfte für Wiffenfchaft und Kunft nicht *) Wir berufen uns in diefer Beziehung auf das Urtheil der Academie felbft (Comptes rendus de I’Institut, Seance du 12. Avr. 1841 und Gaz. med. 1841, p. 270). Da in mebreren bamals zum Vorfchein gefommenen Reclamationen unfere Prio— ritaͤt als zweifelhaft dargeftellt worden ift, fo ift es nicht übers No. 1735. — 635. unfruchtbar gewefen feyn. Indem wir nun diefelbe Korfchung weiters führen, -merden wir ung jegt mit Unterfuhung der Fiftelftimme befchäfs tigen. Die ift der Zweck vorliegender Arbeit. Abgefeben von dem Sntereffe, das fchon ihr Zitel erregt, dürfen wir verfichern, daß man darin manches Neue finden wird. Der Name Fiftelftimme ift allbe= Fannt, die genaue Bedeutung des Wortes dagegen ift in tiefes Dun— kel gchüllt. Auf der einen Seite find die Muſiker über die Arten und über den Umfang diefes Regifters nicht einig; auf der andern muß man aefteben, daß auch die Wiſſenſchaft trotz mancher verdienftlis chen Arbeiten über dieſen Gegenftand denfelben doch noch keines— wegs vollftändig ergruͤndet hat. Die clafſiſchen Werke erwähnen der Fiſtelſtimme kaum, und der Grund biervon lieat auf der Hand. Da alle Theorieen uͤber die Etimme mit Zuarundeleaung der Bruftitimme aefchaffen worden waren, fo ließ ſich die Fifteiftimme nicht in diefelbe Formel ein= zwängen. Für zwei fo fharf voneinander geſchiedene Erſcheinun— gen bedurfte man zweier verfchiedener Hypotheſen. Nun hat es aber nur fehr wenige Schriftfteller gegeben, die ſich die Loͤſung bei— dır Probleme ernftli hätten angelegen ſeyn laffen, und in Betreff ſelbſt diefer Schriftfteller behalten wir uns den Nachweis vor, doß fie, felbft bei einſichtigerer Forſchung, doch nicht zum Ziele aelan= gen Eonnten. Die Eritifhe Beleuchtung ihrer Anfichten wird den erften Theil diefer Abhandlung bilden. In dem zweiten werden wir fodann die Theorie entwiceln, die wir uns durch directe Verſu— che und durch die vergleichende Beobachtung der Erfcheinungen des Geſanges in beiden Regiftern gebildet haben. 3. Vor Allem handelt es fih um Feftftellung des Begriffs der Fiftelftimme; denn felbft die Muſiker verftchen darunter keineswegs durchgehende Eines und Daffelbe. Zu diefem Ende, und um die Fiftelftimme von allen andern Abarten der Stimme ftrenge zu fcheiden, wollen wir hier folgende Säge aufftellen: Die Stimme zerfällt bei'm Singen in zwei verſchiedene Arten: die Bruftfiimme und die Fiftelftimme, Die Brufiftimme zerfällt in zwei Abarten, die helle (metals lifche) und die gedämpfte (bededte). Man bat die Fiftelftimme auh die Kopfftimme genannt, mährend Andre aus der Fiſtel- und Kopfftimme zwei vers ſchiedene Regifter bildeten und auf diefe Weile drei Arten von Etimme annahmen,. Diefe Eintheilung hat Feine binreihende Be— gründung. Auf der einen Seite ift der Name Kopfftimme durch— aus unpaffend, indem er zu falfchen Anfichten über die Bildungsart der Fiftelftimme verleitet; auf der andern lehrt uns die Erfahrung, daß es gar keine Art von Stimme giebt, auf die er jich eigentlich flüffig, bier daran zu erinnern, daß bdiefelbe als hiftorifche Thatſache feitfteht. d 1 291 anwenden ließe, indem Alles, was nicht Bruftftimme ift, zur Fi: ftelftimme gehört, fo daß alfo jene Benennung weder in phyſiolo— gifher, noch in mufikalifher Beziehung gerechtfertigt ift *). Ueberdem hat man eine gemiſchte Stimme anzunehmen beliebt, welche eine eigne Art bilden foll, die jedoch ihrem Wefen nad) beiden Regiftern angehöre. Wir haben hierüber cine völlig feſte Anſicht, indem wir mit Bennati (Recherches sur le me- ) Diefer Verſuch ift nicht neu, fondern wurde ſchon von Müls Ler mit demfelben Erfolge angeftellt. D. Ueber, No. 1736. — 636. ber, Dalsentzündungen zu veranlaffen. Was die Kiftelftimme be= trifft, welche einen ungemöhnlid fchönen Klang und bedeutenden Umfang befaß, fo hat fie fich weder alsbald, noch fpäter, weder in ihrem Umfange, noch ihrer fonftigen Befchaffeneit, irgend vere ändert. Uebrigens fehlt es nicht an Ähnlichen Beifpielen. Unfer Freund, Herr Dr. Defpiney, hat in feiner Inauguradiffertation (Theses de Paris du 18. Nov, 1837, p. 14) die Gefhichte von vier Perfonen, von denen drei ausgezeichnete Sänger find, um= ſtaͤndlich mitgetheilt, bei denen die Erftirpation der Mandeln nicht die geringfte Veränderung in der Fiftelftimme zu Wege bracte. So vielen Beobadhtungen gegenüber, und während die Folgen dies fer Operation fo befannt find, daß Fein Sänger Anftand nimmt, ſich derfelben zu unterwerfen, hat der von Bennati erzählte Fall, in welchem das entgegengefegte Rejultat eingetreten feyn fol, durch⸗ aus keine Beweiskraft. Einestheils waͤre dieß die einzige bekannte Ausnahme von der Regel; und dann würden hundert negative Fälle unfern Sag nicht umftoßen, wenn er durd) einen einzigen pofitiven aeftügt würde. Wenn man ohne Mandeln fingen kann, fo beweif’r dieß, daß diefelben nicht zum Gingen notbwendig find. Diefer Sag läßt fi in Feiner Weife widerlegen. Dagegen fann in dem Falle, wo nach dem Ausichneiden der Mandeln die Fiftelftimme u von taufend anderen Urſachen eine diefe üble Folge veranlaft aben. . 14. Der Todesftoß ift endlich der Colombatfchen Theorie durch die fo befannten Verfuche verfegt worden, bei denen man die glottis ei= nes lebenden Thieres bloßaelegt und durch die Wunde nach Außen ges richtet, dann aber dennoch flötenartige, oderächte Fifteltöne vernommen bat, die alfo erzeugt wurden, ohne daß die Wandungen der Schlund = oder Rachenhöhle, durch welche die Zöne gar nicht mehr ftrichen, zu de= ren Bildung beitragen fonnten. Wir haben, in Gemeinschaft mit dem Profeffor Rey, an der Veterinärfhule zu Lyon, dergleichen Vers fuche mit Hunden angeftellt und ganz ähnliche Refultate erlangt. Die Töne, welche dabei aus der offen vor unfern Augen liegenden glottis entwichen, nahmen von Zeit zu Zeit den Character der Fiftelftimme an. Will man nun bier den Ton auf Rechnung der Einwirkung von Wandungen fegen, mit denen die Ruftfäule aar nicht in Berührung Fam, und die diefelbe folglich nicht in Schmin- gung fegen Eonnte? Wir wollen bier noch auf die Verfuche hin— teilen, welche Müller mit einem vom menfclichen Gadaver ab— aelöjten Kehlkopfe anftellte, und bei denen es ihm gelang, aͤchte Fiſteltoͤne zu erzeugen. Phyfiologie. Bd. II. Da auf dieſe Weiſe mit der Colombatſchen Theorie mancherlei unlaͤugbare Thatſachen im Widerſpruche ſtanden, ſo mußte ſie in ſich ſelbſt zerfallen. 15. Die Muͤllerſche Theorie, — Bisher war die Bil- dung der Fütelftimme andern Theilen, als der glottis felbft, zuges 20 307 fchrieben worden, Herr Geoffroy-&t.:Hilaire ſuchte den Sig derſelben in dem Raume zwiſchen den cart. arytaenoideac; Hr. Colombat in der Oeffnung des Schlundes, oder dem istlmus Fauciumz; die Müllerfche Theorie vindicirt die Bildung der Zone beider Regifter der Stimmritze felbft, Er drückt ſich daruder fols gendermaaßen aus: „Der wefentlihe Unterf—hied der Regiſter befteht darin, daß bei den Falferttönen bloß die fiinen Rander der Stimmbanoer, bei den Brufttönen die ganzen Stimmbänder lebhaft und mit gros Ben Ercuriionen fchwingen. Die Erzeugung der Fifteltöne hängt von der Theilung der Stimmbänder in der Richtung ihrer Eänge ab, fo daß diefelben nur nah einem Theile ihrer Breite, welcher den Rand bildet, in Schwingung treten. eine gewijfe Breite beſitzt, wird natürlich die Faͤhigkeit befigen, in ſehr verfchiedener Weife zu fhwingen, wenn man darauf bläf't. Manchmal vibrirt der Rand allein, und dann wird der Reit der Membran durch den Luftſtrom nur angefpannt; mandmal vi: brirt die ganze Membran. Phyfiologie des Menjchen, franzoͤſiſche Ueberf. 1840 Bd. II, p. 194 *). — — — ) Wir haben ung genoͤthigt geſehen, dieſes Citat aus mehreren Bruchſtuͤcken zufammenzufegen, um dem Leſer eine vollſtandige Ueberſicht der Mullerſchen Anſichten vorzufuhren. Sein Ga: pitel uͤber die Stimme, welches, in Betreff der Gelehrſamkeit und Entwickelung der Belege, ſo ausgezeichnet iſt, verdient in Beziehung auf Klarheit keineswegs daſſelbe Lobz denn, wie— wohl jeder Sag an und für ſich ſehr verſtaͤndlich iſt, fo vere mißt man do in deren Aneinanderreihung eine ftreng Logis ſche Folge. Selbſt einige Widerfprüche findet man in dem, an genialen Anjichten fonjt fo reihen, Auflage, Man vergleis che, 3. B., was er über den Einfluß eines ftärkern Luftftoßes fagt, welcher einmal (S. 126) die Kifteltöne tiefer, und ein ander Mal (S. 130) diefelben Höher machen fol. Die Citate find der Franzoͤſiſchen Ueberfegung des Werks entnoms men, welche wir bei unferer Arbeit zu Rathe gezogen haben. Der Ueberfeger hält es für paffend, hier eine vollitändigere Zufammenftedung der Hauptfäge der Müllerfchen Theorie mit— zutheilen, als die von den Verfaffern gegebene, bei welcher dies felben fich auf Aushebung einiger Saͤtze aus dem einzigen d. XIX., ©. 195, Bd. Il. des Müllerfhen Handbuchs beifchräntt haben. 1) Der Kehlkopf, refp. die unteren Stimmbänder, find das einzige Drgan der Stimme, Derfelbe verhält ſich, wie ein mit Wind: und UAnfagrohr veriehenes Zungenwerk. 2) Sämmtlihe Zöne werden dur die Schwingungen der (unteren) Stimmbänder gebildet. 3) Die Weite der Stimmrige hat auf Höhe und Ziefe dee Zones keinen Einfluß. 4) Die verſchiedene Höhe und Tiefe der Zöne entfteht zu: ai durch die ſtaͤrkere oder ſhwaͤchere Spannung der Stimme nder. 5) Bei gleichbleibender Spannung der Stinimbänder wird ber Ton fehr anſehnlich erhöht: a) duch ftärkeres Anblafen der Stimmbänder (z. B., durch Schreien); b) durch Verengerung des unteren Zugangs zu dem Kehl: kopfe (Kopfitimme). 6) Die Zöne der Bruftftimme entftehen durch Schmwingunr gen der Stimmbänder in ihrer ganzen Ausdehnung. 7) Die Zöne der Kifterftimme werden gebildet duch Schwins gungen des inneren oder Randtheiles der Stimmbaͤnder. 8) Die oberhalb der unteren Stimmbänder gelegenen Theile (das Anfagrohr) haben auf die Höhe und Tiefe des Tones kei— nen Einfluß (was Bennati’s Anjicht geradezu widerfpricht). Ihre Bewegungen find rein confenfuell. Dagegen tragen fie zu dem Klange des Zones fehr weſentlich bei. Wenn übrigens die Verfaffer unferm berühmten Landsmanne MWiderfprüche in den von ihm erlangten Refultaten hinſichtlich der Erhöhung und Vertiefung der Falfettöne, durch ftärkeres 636. XXIX. 20. Ein Ligament, welches, 308 Müller gründet feine Zheorie auf Verſuche, bie er am menſch⸗ lichen Kehlkopfe angefteut hat. Er erzeugte fo achte Fiſteltöne und fah dabei leichte Schwingungen der Ränder der Gtimmbänter, Dennoch bat uns die Beweisfuhrung des Berliner Profiffors nicht von der Richtigkeit feiner Theorie überzeugen können, .. 16. Zuvörderft hat Müller folgende Schwierigkeit unerle, digt gelaffen. Er begnugt ſich damit, zu behaupten, daß bei der Fiſtelſtimme nur der Rand der Stimmbänder ſchwinge. Allein vermöge welches dußeren Einflufes, vermöge welcher organiſchen Modification wird denn dieſem Bande die Eigenſchaft ertheilt, das es nur noch an feiner Oberfläche in Schwingung treten kann ? Sind die in feinem Muskelbundel enthaltenen Zafern fo unabhängig vone einander, daß ſich jede für ji zufammenziehen fann? Dper findet an feinen beiden Enden ein folder Zug ftart, daß nur deffen Rand gefpannt wird? In dieſer Bezichung fucht der Verfaffer nicht ein— mal irgend eine Erklärung aufzuitelen, Ueberdem muſſen wir bes merken, dag Müller bald nurven der Shwingung eis nes Theiles der Breite der Stimmfaiten (Stimmbänder), bald von deren Zheilung duch Schwingungsfnoten in der Rihtung ihrer Länge redet. Mit weichem Vertrauen man nun aud die Worte diefes Gelchrten aufzunehmen bat, fo darf man doc behaupten, daß die Anatomie und Phyſiologie hierin ger gen feine Theorie ftreiten. Der Kefer kann über Das, was Muls ler mittheilt, nicht völlig aufs Reine fommen, da der Verfaſſer fih nicht völlig ausfprihtz und da der Mechanismus dieſer teils weifen Schwingung nicht dargelegt wird, fo läßt ſich gegen die Wirklichkeit derfelben mancher gegründete Zweifel erheben. 17. Wir wollen jedody einmal annehmen, die Sache verhalte fi wirktih fo, dann ift die Schwierigkeit deßhalb noch nicht befei- tigt, Sondern nur auf ein anderes Gebiet verfegt. Der wefentliche Unterfchied zwiſchen Fiftele und Bruftftimme beruht nicht auf der Höhe, fondern auf dem Klange der Zone, Müller erkennt dies ſelbſt an. Aber dieſe unterfcheidende Eigenſchaft erklärt er nicht, und durch feine Theorie wird fie indirect geläugnet. Diefer Eins wurf ift von hoher Bedeutung und verdient, näher in’s Auge ge: faßt zu werben. Müller fcheint nur die Höbe der Fifteltöne beachtet zu bas ben, und in diefer Beziehung würde die Hypotheſe des alleinigen Schwingens der Ränder eine ziemlich plaujible Erklärung abgeben; denn in der Acuſtik ficht der Grundſatz feſt, daß, die Zabl der Schwingungen tönender Saiten (fowie die Höhe der erzeugten Töne) fih umgekehrt verhält, wie deren Durchmeffer. So wird, z. B., eine Quinte bei gleiher Länge und Spannung hoͤhere Zöne geben, als die zweite oder dritte Saite einer Violine. Allein dieſe Höbe ift bei dem uns hier befchäftigenden Gegenſtande nur eine Neben: ſache; denn die. Eigenthümlichkeit der Filteitöne beruht hauptſaächlich auf deren Klang, und wie diejer entſteht, mußte erklart werdın. Wie es nun Müller nicht beigefalten ijt, daß er, indem er die Sifteltöne der Wirkung fchwingender Zungen zufhrieb, diefelben nothwendig unter die Kategorie der Röhrcbenmunpdftücdtöne (Zungen; pfeifentöne) brachte, iſt ſchwer einzufehen. Denn mögen nun tönende Streifen oder Zungen ganz, oder theilweiſe, nur an den Rändern oder an der ganzen Oberfläche ſchwingen, fo Eann doch der Ton, wenn er durch dergleichen Schwingungen bewirkt wird, nur einem KRöhrchenmundftüctone analog feyn. Der Mechanismus ift derfelbe, folglih auch der Character. Denn die duch eine Mündung ſtrei— ende Luft kann nur auf zweierlei Art tönend werden, indem fie ihren Umkreis in Schwingung fegt, oder indem jie ſelbſt fchwingt. Sn dem einen Kalle entfteht ein Roͤhrchenmundſtuͤckton, in dem anz dern ein Flötenton. Mit welhem von beiden bat aber die Fiitels ftimme die meifte Aehnlichkeit? Müller felbft ift der übrigens von Jedermann getbeilten Meinung, daß die Filteltöne den Zlöten- tönen durchaus entiprechen; daher es gewiß um cine Hypotheſe fehr mißlich ftebt, deren Vorderfäge zu Folgerungen führen, welche dem Zeugnijfe des muficalifchen Gehörs geradezu widerſprechen. Anblafen vorwerfen, fo haben fie die Nebenbedingungen über- feben, unter denen diefe verfchiedenen Modificationen des Tones eintreten. 309 18. Aus diefem Irrthume geht nothwendig ein zweiter hervor, „Da“, fagt Mülter, „das Stimmband vine gewilje Breite hat, fo ift es natürlich fähig, in fehr verfchiedener Weife zu Schwingen.‘ (p- 94.) Allein wenn der Unterfchied zwifchen der Fiſtel- und Bruftftimme lediglich darauf beruhte, daß bei diefer eine andere Anzahl von Fafern fchwingt, als bei jener, fo müßte die Fiftelftimme all: mälig in die Bruſtſtimme übergeben Tonnen, indım mehr und mehr Tafern in Schwingung gefegt würden. Es würden daher Ueber— gangstöne von gemifchter Natur, oder gemifchtem Klange criftiren, und die beiden Negifter koͤnnten fich miteinander verschmelzen. Diefer Schluß läßt ſich nicht vermeiden, Alein, daß deſſen Präs miffen falfch find, ehrt die Erfahrung. Denn die beiden Regifler bleiben bei der menfchlichen Stimme ftets ftreng gefchivden; mas nicht Bruftftimme ift, ift Siftelftimme. Der grübtefte Sänger kann das Ohr in diefer Beziehung nicht täufchen, und es ift ebenfowenig möglich, diefe biiden Glaffen von Zönen im Gefange miteinander zu verwechfeln, als bei einem DOrgelfpiele div Töne der Pfuifen, die Ctreihinftrumente nadyahmen, mit denen ter Pfeifin, die Blasins ſtrumente nachahmen, miteinander zu verwechſeln. Es bat nidt nur jedes der beiden Regiſter befondere characteriftifhe Eigenfchaf: ten und feine eigene Scale, fondern der Uebergang von dem einen zum andern erfordert ungemeine Anftrengung, und der Augenblick, wo dieß gefihiekt, wird vom Zuhörer, wie vem Sänger, deutlich bemerkt, was abermals beweif’t, daß beiden ein anderer Mechanis: mus zu Grunde liegt. 19. Demnach widerfpricht der fraglichen Theorie mehr ala ein erheblicher Umftand, wie wir befriedigend dargethan zu haben glauben. Ueberdem laffın ſich die ſaͤmmtlichen Thatſachen, auf die fie ſich ftügt, aud) nad) andern Principien erklären. Aue Müll: texr’s Verſuchen eraiebt ſich: „daß bei der Fifteiftimme die Schwin— aungen der Gtimmbäander einen nur geringen Umfang haben.“ Dies ift in der Wirklichkeit begründet, und läßt ſich am menfclis chen Gadaver, fowie am Eünftlihen Kehlkopfe, Leicht bemwriien. So weit die Beobachtungen reichen, haben wir dem Berliner Profeflor alles Lob zu fpenden und uns zu unferer Uebereinftimmung mit ihm nur Glücd zu wünfchen. Allein feiner Theorie Eönnen wir aus den angegebenen Gründen nicht beipflichten, und wir find nur nod) den Beweis fchuldig, daß wir eine baltbarere aufzuftellen haben, in der alle Erfcheinungen ihre Erklärung finden. Wir geben zu, daß bei der Fiftelftimme die glottis diefelbe Rolle fpielt, wie die Mundöffnung der Flöte. Die Schwingungen ihrer Ränder bleiben alfo, wie bei jenem Snftrumente, befchräntt und fait nicht wahrs nehmbar. Aber jene Schwachen Schwingungen, welche bei der Mül- lerichen Zheorie ein Stein des Anftoßes waren, werden bei der unfrigen zu einem ſehr werttvollen Beweismittel, Wir werden uns weiter unten weiter hierüber ausjprechen. 20. Defpinen’s Theorie, — Nach der chronologifhen Drdnung, ſowie in phyfiologifcher Beziehung, muß die Defpineys ſche Hypotheſe nad) derjenigen Müller’s betrachtet werden. Sn der Grundlage einander ähnlich, aber in der Form verfchieden, find beide denfelben Einmwürfen ausgefegt, wie wir gleich fehen werden. „Wir wollen ‘/, fagt Here Defpiney, ‚annehmen, bei der Bildung der über der Mittelftimme liegenden Zöne werde durch die Ihätigkeit eines der mm. constrictores der glottis eine Note, 5 B., ein d, erzeugt. Wenn diefe Thätigkeit fich ftärfer äußert, fo Eönnen dadurch die Stimmmwände einander mehr genähert und, & B., ein e gebildet werden. Allein diefe gezwungene Contraction iſt ungleih, unficher, unftät, und der Ton e wird unvollfonmen, und befigt nicht die gehörige Reinheit. Nun tritt, 3. B., ein ans derer musc. constrietor, der Eräftiger wirft, oder eine günftigere Cage hat, um die Stimmbänder zu nähern und fie anzufpannen, in den Zuftand der Gontraction, wirkt auf die durchftreichende Luft ein und vollendet die Bildung des Zones: fo kann cine auffteigende Reihe von Tönen gebildet werden, wobei fich der Sänger viel we= niger anzuftrengen braucht und weniger Schwierigkeiten zu über: winden hat." „Hierin liegt das aanze Geheimniß der Fiftelftimme, nämlich barin, daß ein Mugfel ftatt eines andern die Gontrace — — (Physiologie de la voix et du chant, 1841, p- 43. 636. XXIX. 20, 310 Diefe Hppethefe nimmt auf den erfton Bli durch ihre fcheins bare Einfachheit für fi) ein; allein im Grunde genommen ift fie doch durchaus dag und unbeſtimmt. Welches find die Muskeln, die nachrinander Eräftiger oder günftiger gelegen find? Wo hat man diefe Reihenfolge von Muskeln zu fuchen, deren Gontraction dieſelbe Art von Bewegung, nur in verſchiedenen Graden, auge führt. Es wäre alfo gewiffermaaßen für jede Note der Zonleiter ein eigner Muskel vorhanden! Weit entfernt, das Geheimniß aufs zuklären, fcheint ung diefer Uebergang der Gontraction von einem Muskel auf den andern vielmehr cin neues Geheimniß. Bisher Fannten wir am menſchlichen Kehlkopfe verfhiedene Bündel, durch welche die Stimmbänder angefpannt, vinander genäbert, zufammens gezogen wurden; jeder mit befondern Attributen und einer ſpeciellen Thaͤtigkeit ausgeftattet. Wir müfjen abwarten, daß Herr Defpie ney uns diejenigen näher bezeichne, deren einzige Function darin bejtehen würde, ein anderes Buͤndel abzulöfen und deffen Wirkung in höherem Grade hervorzubringen. ; Allein, abgıfehen von dieſer wohl unüberfteigbaren anatomiſchen Schwierigkeit, haben wir es mit einer anderen, nicht weniger furchtbaren zu tbun, Wie Müller, fo fchreibt aud Herr Dee fpiney die Fifteltöne lediglich den Schwingungen der Stimmbäne der zu; allein der Erftere hatte wenigftens eine vigenthümliche Art von Schwingungen, im Bergleich mit denen der Bruftitimme, aus genommen, während der Letztere beiden NReaijtern einen durcaus abnlichen Mechanismus beimift. Wir müffen bier alfo unfern Haupteinwurf gegen die Müllerfche Theorie mit verdoppelter Kraft wiederholen. Wern der Unterfchied in den beiden Regiftern ledig— lih von dem verfchiedenen Durchmeffer der glottis herrührte, fo könnten diefelben wohl im Zone, nicht aber in ihrem Weſen, im Klange, voneinander abweichen. Denn folange der Zon in derfels ben Weife erzeugt wird, bleibt er wmefentlich derfelben Art, wie denn, z. B., ein Röhrchen: oder Zungenmundftüc, fo eng man es auch machen mag, doch nie einen andern Ton, als einen Zungene mundftüctton, bervorbringen Fann. Die Erklärungsart des Herrn Defpiney Fönnte alfo nur auf die Höhe der Töne paffen, wäh rend der weſentliche Unterfcbied, der im Klange der beiden Kegifter, dadurd) in Eeiner Weife erklärt wird. Die Hypotheſe ift demnady ungenügend. 21. Der Arbeit des Herrn Garcia über die menfchliche Stimme bat eigentlich Feine neue Theorie untergelegen (f. L’Esculape, Mai 1841). Erkennt man darin auch den gelıhrten Profeffor, fine det man darin auch manche für deh Künftler intereffante Einzelne heiten, rücdlichtlid der Abgränzung der beiden Regifter und der Erfheinungen des zweiten, fo vermißt man dagegen durdaus phy= fiologifche Betrachtungen, welche über den Medyaniemus der Fiftel: ftimme ein neues Licht verbreiten Fönnten. Ueberhaupt hat es der Verfaffer hierauf gar nicht abgefehen. Außer vielen fehlerhaften Ausdruͤcken ), werden wir in der Kolge nody andere wiſſen— ſchaftliche Ketzereien hervorzuheben haben. „Um den tiefiten Ton des Fiſtel-Kopf-Regiſters (der Fiftelftimme) zu erzeugen, hebt der Kehlkopf von derfelben niedrigen Lage aus zu wirken an, wie bei dem erſten Bruſttone.“ (L’Esculape. Mai 1843, p. 108). Diefe Behauptung, auf die der Verfajjer mehrmals zurücfömmt (p. 122), ift durdaus irrig, und Jeder— mann Fann fich hiervon fehr Leicht überzeugen. Man braudt bloß der cart. thyroidea mit dem Finger zu folgen, während man in dem einen und dann in dem andern Regifter einen Käufer abwärts ausführt, und man wird dann, ohne Weiteres, finden, daß bei ber *) Die Theorie der Stimme ift durch eine ungenaue Zerminolo= gie fo verwirrt worden, daß man es uns nicht übel nehmen wird, wenn wir in diefer Hinſicht einen etwas fcharfen Zabel ausfprehen. Man muß wirklich Forfchungen angeftellt haben, wie die, zu denen wir uns genöthigt fahen, um fich einen Be= griff von den ducch dergleichen Unrichtigkeiten veranlaßten Schwierigkeiten machen zu koͤnnen. Dergleichen Fehler Können auf Unterfuchungen der Art den nachtheiligſten Einfluß äußern, und Jedermann follte ſich in diefer Beziehung den firengften Purismus zum Gefehe machen. 205 311 legten Note des Fiſtelregiſters ber Knorpel weit weniger tief her⸗ adgeftiegen ift, als bei der legten Nore des Beujtcegijters. 22. Was den Mechanismus der Fiſtelſtimme ſelbſt betrifft, fo beſchrankt ſich Herr Garcia auf folgende Angaben: „Wir ſind der Anjiht, daß bei'm Singen durch die Fiſtel die untere glottis, vorausgefegt, daß fie allein dabei thätig iſt, nad einem undern Mechanismus wirkt, als bei der Erzeugung der Bruſtſtimme. Dies fer Mechanismus müßte erft näher ermittelt werden; als lein es laßt ſich auch annehmen, daß die untere glottis die Vülfe der obern in Anfpruh nimme*), und dann wäre zu ergründen, wie die beiden Stimmrigen zufammenmirten (p. 123). Gemiß ift eine Theorie, die ji auf die Bermuthung eines nod zu ent: dedenden Mechanismus gründet, nit der Urt, daß ſich deren Urheber dabei Blößen geben könnte. Herr Garcia wird uns er- lauben, mit berfelben Zurüchaltung, wie er, zu Werke zu geben, und ihn mit aller weicern Kritit zu verſchonen, denn eine jo auf: geftellte Theorie kann Feine Anſpruche auf wiſſenſchaftliche Bedeu: tung maden **). h 23. Die wären nun die vorzüglichften Theoricen, welche über die Fiftelffimme aufgeftelle worden find ***). Allerdings hätten wir deren noch mehr anführen Eönnen, wenn wir jeoe noch fo verfehlte Hypotheſe nad ihrem Werthe oder Unmwerthe hier hätten wurdigen wollen ; allein dieß war unfer Zweck nicht. Indem wir nicht nur darauf bedacht waren, Beftehendes über den Haufen zu werfen, fondern zugleih auch darauf etwas Neues und Beſſeres aufzurichs ten, bemühten wir uns bei Beleuchtung der verfchiedenen Theorieen, bie Thatfahen von deren Auslegung zu trennen. Jene madıten wir ung, infofern jie auf Wahrheit berupten, zu Nutze; diefe ftelle ten wir, durch eine Vergleihung mit den Ergebnijfen der directen Beobachtung, in ihrer Unhaltbarfeit dar; und überhaupt ſchwebte uns bei diefer Kritik durchgehends die Gründung einer neuen befz fern Zheorie, als legter Zweck, vor Augen. $. U. Theorie des Mechanismus der Fiftelftimme, 24. Wir haben nun die Unzulänglichkeit der gangbarften phyſiolo—⸗ giſchen Theorieen zur Erklärung des Mechanismus der Filtelftimme nachgewieſen. Uber au in mufitalifher Beziehung herricht, felbit Dieſe Behauptung Eann felbf in diefer auf Schrauben gejtelle ten Weife nicht zugegeben werden; indem ihr die Verſuche Müller’s widerfprehen (a, a, D. ©. 100), welhe Defpir nen und Andere mit demfelben Erfolge wiederholt haben, und bei- denen man Brufttöne, fowie Filteltöne, erzeugte, indem man in einem menſchlichen Larynx blies, von welchem alle über den untern Stimmbändern befindliche Theile befeitige worden waren. *) Wir möchten bezweifeln, daß die von Herrn Stephen de la Madelaine verſuchte Erflärungsweife in der gelehrten Welt mehr Gluͤck machen werden. In feinen unlängft erfchie- nenen Betrachtungen über die Theorie des Gefanges (France musicale, 1843, p. 225) findet fich über den Mechanismus der Filtelftimme folgende Stelle: „Es bedarf feiner weitläufs tigen Auseinanderfegung, um darzu:bun, daß die, von dem bis zum hoͤchſten Yuncte emporgeftiegenen Larynx erzeugten Kopf oder Fifteltöne alle ihre, gleichviel 0b guten oder ſchlechten, Eigenfhaften dem Pharyng, der ſich derfeiben bemächtigt und fie modificirt; ferner den Einfalss und Reflexionswinkeln des bintern Gaumengemölbes umd endlih der Geräumigkeit der duch die Mundhöhle gebildeten Glode verdanken.’ #**) Die Iheorieen unferer berühmten Landsleute, Gottfr, We: ber, Ehladni, Liscoviue, Lehfeldt 2c. hätten hier wohl eher eine Beleuchtung verdient, als die mehrerer Franzoſen, denen diefe Ehre zu Theil geworden. JIndeß fpricht die zum Theil auf die Anlichten feiner Vorgänger gebaute Müller: ſche Theorie die gegenwärtig in Deutfchland allgemein geltende Meinung aus, und infofeen es unferen Verfaſſern gelungen ift, diefe gewiffermaaßen zu widerlegen, erfcheint eine Kritik der früher in Deutſchland beliebten Theorieen hier überflüffig. D. Ueberſ. 636. XXIX. 20. 312 hinſichtlich ihrer auffallendſten Eigenſchaften und Merkmale, berfelbe Mangel an grundlicher Erkenntniß. Die beſondere Beſchaffenheit diefer Art von Stimme, ihre Grenzen, ihr Klang, die Bebingun: gen, nad weilchen ſich bei ihr die Zonart ändert, die Verſchieden ⸗ beiten, die fie in den verſchiedenen Zbeilen der Scale barbieter, die Veränderungen, denen fie nad dem Alter, dem Geſchlechte, der bes fonderen Arı der Stimme der fingenden Perfon unterworfen ift, ihre mefentlihen Mängel, ihre Ausbildungsfähigkeit, ihre richtige mufikalifhe Anmwendung, diefe ſaͤmmtlichen Puncte find nod fait gar nicht oder doch nicht gründlidy genug unterfuht. Daher wür⸗ de eine, fomohl aus dem Geſichtspuncte der Kunft, als der Wils fenfhaft abgehandelte vollitändige Gefhichte der Kiftelftimme noch heutzutage eine ebenfo intereffante als ſchwierige kriftung feyn, und es läßt ſich Eühn behaupten, daß das Studium der menſchlichen Stimme und die Mujit dadurch ſehr weſentlich gefördert werden würden, Unfer Plan ift indeß vor der Hand nicht fo umfaffıno, ins dem wir ung hier lediglich auf den Mechanismus der Fiſtelſtimme zu befchränten gedenten. Da wir aber, wegen der Schwierigkeit des Gegenftandes und der Unzulänglicpkeit der bisher aufgeftellten Theorieen, die Sache von allen Seiten zu beleuchten wuͤnſchen, und da man ferner durch das Studium aller Einzelndeiten einer Er« ſcheinung am Sidjerften zu einer rationellen Erfenntniß derfelben gelangt, ſo haben wir unfere Forſchungsmethede auf eine viel breir tere Grundlage geftellt, als unfere Vorgänger. Zupörderft - werden wir die Hauptcharactere diefer Art von Stimme beſchreiben, wie jie ſich dem unbefangenen Beobachter darbieten, ohne dabei irgend eine Theorie zu berüdjichtigen, oder eine Erklärung zu verfuhen, und erft dann werden wir daran gehen, den Mechanismus diefer faämmt- lichen Erfheinungen zu erläutern. Bon diefer Verfahrungsweife verfprehen wir ung mehrfache VBortheile. Sie empfiehlt ſich durch Einfachheit und Bermeidung von Wiederholungen, fowie durch logiſches Fortſchreiten vom Ber kannten zum Unbekannten. Auch der Eefer wird, indem ibm erit die Thatſachen und dann die Erklärung derfelben vorgeführt mer: den, zum Selbſtdenken angeregt. Denn jeder Punct der empiriſchen Geſchichte der Erfcheinung wird für ihn ein Problem, an dem er feinen Scharfſinn üben fann. Indem er mit dem Werfafler beob— achtet, fucht und zweifelt, entdedt er in Gemeinfchaft mit ihm, und wenn er endlih zu der allgemeinen Theorie gelangt, befindet er fi im Stande, zu beurtbeilen, ob lie in Anfehuna der Erklärung fänmtliher Erfceinungen allen Anforderungen entfpricht (Kortfegung folgt.) Miscellen. Ruͤckſichtlich der Verbindungen des Phosphors mit dem Wafferftoff bat der Chemiker Paul Thenard am College de France ermittelt: 1) Daß es wenigftens drei Waſſerſteff⸗ Phosphore, cin feites, ein tropfbar rlüfjiges und ein gasformiges, giebt, von denen das erite weniger Waſſerſtoff, als das zweite, und diefes noch weniger, als das dritte, enthält. 2) Daß das von Herren Leverrier entdedte feite Waferitoff: Phosphur am Be: ften dargeftellt wird, indem man felbftentzündbares Phosphor: Wal: ferftoffgas durch concentrirte Salzfäure jtreichen läßt 21. Diefer Körper befteht nicht aus einem Aequivalent Phosphor und einem Aequivalent Wafferfioff, wie Leverrier angiebt, fondern aus zwei Arquivalenten Phosphor und einem Arquivalent Waſſerſtoff. 3) Das gasförmige Wafferftoff:Phosphür ift mit dem nicht felbft entzünd: baren Phosphormwaflerftoffgas gleichbedeutend. Der Verfaſſer zeigt, wie das felbftentzündbare Phosphormwafferftofigas feine Selbitent: zuͤndbarkeit verliert, wenn man es mit Phosphor: Protoclorür, Salzfäure und Hydrobromfäure in Berührung bringt; dag jih dann feſtes Waſſerſtoff-Phosphuͤr niederfhlägt und das Gas in den Zuſtand von nicht felbftentzündbarem Phosphor: Wafferftoffaas übergeht, weldes der Einwirkung aller frühern Agentien Widers ftand leiftet, Der Verfaffer vermuthete, daß die Selbftentzündbars keit des Phosphor: Wafferftoffgafes von der Anmeienbeit einer ge: ringen Quantität einer fehr entzündlihen Materie herrübre, welche bei gewöhnlichen Temperaturen tropfbar- flüffig fey, und deren Dämpfe fi in Höchft geringer Menge mit dem Phosphor Waffer 313 ſtoffgas vermifchten. Bei den zur Befkätigung diefer Anficht ans geftellten Werfuchen bildete fich das tropfbarzflüffige Wajleritoff s Phosphür. Die geringfte Beimifhung von diefer Flüffigkeit macht das nicht: felbftentzundbare Phosphor-Wafferftoffgas und fogar das Wafferftoffgas felöftentzundbar. Ja, es dürfte diefe Eigenſchaft allen brennbaren Gasarten ertheilen. Dieſes neue Phospbür hat Herr Thenard nod nicht gründlich analyfirt; allein er. vermus 636. KXIX..20. 314 thet, daß es aus zwei Xequivalenten Phosphor und drei Aequiva⸗ lenten Wajferftoff beftehe, und verfpricht, ſich nächitens weiter uͤber diefen Gegenftand vernehmen zu laffen. Diamanten find nun auch in dem großen Mericanifchen Gebirgsrücden entdeckt worden, nämlich in der Eierra Madre in der Richtung gegen Acapulco, im Südweft von der Hauptſtadt. — Be ee —— Ueber Anfchwellungen der prostata. Bon Wilkinſon King, Spmptome von &ronifcher Anfchmwellung ‚der Vorftehers drüfe Eommen felten unter dem Alter von funfjig Fahren vor. Nach Everard Home erreicht ein Mann felten das achtzigſte Lebensjahr, ohne mehr oder weniger an einer Kranfs beit dieſes Dryanes zu leiden. Die häufigften Urfachen, fagt er, von Entzündung der prostata find üppige Lebens: weife, Ausſchweifungen in Baccho et Venere, Obſtructio— nen und Erkältung; Alles, was die Blutcirculation an den Genitalien abnorm fteigert, kann die Urfahe einer Entzuͤn— dung der prostata werden, deren Blutgefäße in den letztern Merioden des Lebens ihren tomus verlieren (cf. Ueber die Krankheiten der Vorfteherdrüfe, vol. I. p. 18, 19.) Nah Wilſon (Ueber die Harns und Geſchlechtsorgane, P. 332) fommt das Uebel am Häufigften bei Solchen vor, welche ents weder im Gefchlehrögenuffe zu enthaltfam oder zu ausſchwei— fend geweſen find. Gonorrhoͤen und Stricturen find nicht minder häufige Urfahen von Anfchwellung der prostata und deuten auf eine hronifche, dem Wechſel unterworfene Entzuͤndung hin. Scrophelablagerungen kommen gleihfall® in dir prestata vor, welche mit injection und Hypertrophie beginnen und mit dem Abfterben des Theiles enden. Eine gewiffe Vergrößerung der prostata findet man oft nach dem Tode, entweder allein oder mit Strictur coms -plicirt, und zwar felbft vor dem funfzigften Jahre. Von dreizehn tödtlich verlaufenden Fällen bei Männern, welde über fünfundfechzig Sahre alt waren, fand man in feinem die wahrhafte prostata der Greife als eine ausgıfprochene Affection. Zwei derfelben zeigten eine Affection der prostata mit strictura urethrae, und in einem war eine Entar- tung des dritten Lappens vorhanden. Bei Allen waren hros nifche Krankheiten verfhiedener innerer Organe die vorherr= fhenden Urfahen des Sinkens der Gefundheit, catarrhalifche Affectionen und Bronditis waren häufig. Das erſte Stadir um der Anfchmwellung der prostata finden mir von einer reichlichen mäfftigen, weniger Elebrigen und faum mehr ges färbten oder opaken Fluͤſſigkeit, als der Speichel bei Kin: dern ift, begleitet, deren Uebermaaß, wie ich gefunden habe, meiftentheils von Erkältung abhängig ift. Brodie bemerkt, daß im hohen Alter die Vorfteherdrüs fe gewöhnlich, wo nicht immer, an Umfang zunimmt. Die chroniſche Anſchwellung der prostata ift ein Uebel eigen: thümlicher Art und laͤßt ſich mit Bronchocele vergleichen ; fie kann im höhern Alter nicht mehr geheilt werden. Die Entwidlung des mittleren Lappens erfcheint fehr einfach. Ein gewiſſer Betrag von Drüfenanfhmellung verfchiebt die Harnroͤhre innerhalb der prostata, indem fie die beis den Enden dieſes Theiles der Röhre in die Höhe hebt. Die Anfhwellung des hintern Randes der prostata erzeugt eine querlaufende Erhöhung zwiſchen der Höhle der Blaſe und ihrem Ausgange. Diefe Erhöhung ift der £leinfte Theil der Drüfe, welcher durch eine Art von tunica albuginea fireng abgegränzt wird; er Eann daher leicht in die Höhle der DBlafe hinein anfhwellen. Wenn man fib eine aus ftrahlenförmig verlaufenden Röhren beftehende Halbfugel vorftellt und jene Röhren fidy alle gleichzeitig angefchwollen denkt, fo würde die Geftalt der Maffe verändert feyn, und ihre ebene Oberfläche ein hohler Kegel werden. Auf diefe Weiſe fönnen wir die Verfhiebung der Harnröhre mit der angefhmollenen prostata erklären. Nicht immer aber liegt die Urfahe der Dbflruction im mittlern Lappen, die pro- stata fann in die Blafe wie ein weites os tincae quer ge— fpalten jenn und nur oben mangelhaft hineinragen; einer von den Seitenlappen kann prädominiren, oder der mittlere Kappen ſehr auf einer Seite liegen. Die aus der Obftruction hervorge= benden ſchlimmen Folgen Eönnen feyn: Compreſſion der Harnröhre, oder Verluft des tonus der Blaſe, oder eystitis; auch die fehlehte Application des Gatheters kann Gefahr bringen. Sand in den Canaͤlchen fommt häufig vor. Die gewöhnliche Affection der prostata bringt erft im vorgerüdten Grade Obftruction hervor. Die Secretion der— felben geht mit dem Harne ab. Es ift wahrfheinlih, daß Hppertrophie der Blafe genügt, um jede durch die prostata gegebene Obſtruction, ausgenommen die des mittleren Lappens und die Fälle von plöglicher und allgemeiner Injection der vergrößerten Drüfe, aufjumiegen. Cooper fpricht ven der Anſchwellung der prostata als einer Folge des Alters und nicht einer Krankheit, als einer wohlthätigen Veränderung, um eine theilmeife retentio urinae. in einem Alter zu bewirken, to faft immer eine incontinentia urinae eintreten würde. Meiner Anficht nad beginnt die chroniſche Anſchwellung der prostata weit früher, als man glaubt, und fie ift dann auch noch heilbar. Eine Verdickung und dunkle Röthung der prostata find zumweilen im vierzigften Kebensjahre auffallend, aber eher mit Kraft als Schwäche der Blaſe verbunden. Mas die Palliativcur der Anfchwellung betrifft, fo brins gen auslerrende Mittel Erleichterung; Vernachlaͤſſigung, die 315 winterlihe Jahreszeit oder Erceſſe bringen Mecidive der Ins jeetion, Anfhwellung und Dbftruction hervor. Die theilweife Anfchwellung der prostata ſcheint älts liche Minner weniger zu befallen. Eine der Folgen der Anſchwellung ift die, daß die Se— cretion der Vorfteherdrüfe ungemein zähe und fehr reichlich) wird, Diejer Elebrige Schleim fommt allein aus der entz zündeten Drüfe, was dadurch bewiefen wird, daß man, nad) Home, diefelbe in einem Falle mit einem Ende in der Blafe fhwimmend gefunden hat, wihrend das andere Ende in Eleine Filamente getheilt erfchien, die auf dem veru mon- tanum endigten. Die Menge der Secretion hängt, wie man beobadıtet hat, mehr von dem Grade der Neizung, als der Anſchwellung der Drüfe ab, und da diefe vermehrte Secretion in Füllen von Anfhwellung dieſes Theiles in Folge von Stricturen vorfommt, wo der Körper und die feitlihen Lappen allein afficirt find, fo Laßt ſich daraus ſchließen, daß die Affection der mittleren Lappen allein diefe Wirkung bervorbringt, indem fie eine Zerrung und Störung in jedem Theile der Drüfe erzeugt. Wenn die Blafenfchleimhbaut der Sitz acuter Entzüns dung wird, fen es zum erſten Male, oder als Recidiv, fo wird die Muskelhaut oft ungemein reizbar, felbft wenn nur die geringfte Ausdehnung von Innen durch den Harn be: wirkt wird. Diefer Zuftand Eann duch Obſtruction der Harnröhre fehr erfchwert werden. Wenn die Anfchwellung den größten Theil des Urins, wenn auch mit großer An: ffrengung, entleeren läßt, fo Eönnen die Symptome, in gleis hem Grade, Monate andauern, find jedoch zumeilen Stei— gerungen aus den umnbedeutendften Urfachen unterworfen. Die Symptome Eönnen fogar, wie Dome bemerkt, nach— laffen, ohne daß das Uebel felbit im Geringften abgenom: men bat. Jene Affection der Musfelhaut kann in eine harte, andauernde Gontraction oder Strictur der Blaſe ſelbſt übergeben. Mais die Behandlung der Drüfenanfhwellung betrifft, fo befeitigen mild entleerende Mittel und ruhiges Verhalten die temporäre Entzündung, oder laffen vielmehr die Anz fhmwellung abnehmen. Cine geregelte, tonifirende Diät vers hütet die Necidive und ſtaͤrkt den Körper gegen aͤußere fchädz fihe Einflüfe. Wärme und magere Koft befeitigen die ers böhte Erregbarkeit nah Erkältung und Ueberfüllung. Der Gatheter ift hier oft, wenigſtens auf einige Zeit, unentbehrlih, wiewohl er in diefen Fällen auh am Mei: ften Unheil fiften ann. (The Lancet, Febr. 10. 1844.) Ueber die Urfahe des Todes durch Lufteintritt in die Venen. Bon Sopn E. Eridhfen. Die Anfihten, welche bisjegt Über diefen Gegenftand aufgeftellt worden find, laffen ſich auf folgende zurüdführen: 1) Der Tod ift dag Nefultat der Ausdehnung der rechten Herzhöblen Myſten, Dupupytren, Cormaf, Amuffat und Bouillaud). 636, KXIX. 20, 816 2) Der Tod ift das Nefultat einer duch den Durds gang der Luft in den Gefäßen des Gehirns bemirkten Reis zung Bichat.) 3) Die Action des Herzens wird durch den ſchaͤdli⸗ dyen Einfluß der aus dem Venenblute ausgefhiedenen Koh lenfäure aufgehoben, Marchal.) 4) Die Girculation ftodt in den Lungen, fey es in Folge eines in Ddiefen Organen eingetretenen Emphnfems (Piedagnel und Yeron), fey es duch die Obftruction ihs rer Gapillargefäße (Bouillaud und Mercier), ſey es endlih durch die Veränderungen, welde in der Nefpiration eintreten. Die erfte Anfiht kann nicht angenemmen werden; ers fteng beweifen die Erfahrungen, daß jene Ausdehnung nicht ftattfindet, wenn man nicht eine große Quantität Luft durch eine große Sprige mit Gewalt bineintreibt; ferner haben nicht alle Schriftiteller auf gleiche Weife diefe Urſache des Todes aufgefaßt. Einige haben vermutbet, daß die ſich erz wirmende Luft an Umfang zunehme und fo die Ecweite— rung berbeiführe. Da aber die Luft mit jedem neuen Waͤr⸗ megrade um „I, mehr an Umfang zunimmt, als fie bei 32° F. hat, fo geht daraus hervor, daß, wenn fie von der äußeren Zemperatur, 60° F., z. B., in die des Venenblu— tes von 1109 übergeht, ihre Ausdehnung nur S betragen Eann und alfo zu ſchwach iff, um das Phänomen zu erflä- ven, von dem es jich bandelt. Andere haben geglaubt, daß waͤhtend der Diaftole die Luft, welche einem großen Drude duch die Spitole ausgefegt geweſen war, eine Ausdehnung erleiden muß , welche die Bewegungen des Herzens hindert, indem fie die Ausdehnung der teten Herzkammern vers mebrt. Diefe Erklärung würde richtig fenn, wenn man nicht gleich darauf fühe, daß die valvula trieuspidalis dir Luft geftattet, aus der Kammer in die Vorkammer zurüds zugehen, und demgemäß fid) dem durch die Syſtole bewirkten Drude zu entziehen. Wenn wir aber audy zugeben, daß je— ne Ausdehnung der Herzböhlen duch das fpontane Eintre— ten der Luft cben’o ftattfinde, wie durch das gewaltfame Eintreiben derfelben durch die Spritze, fo würde diefes nicht genügen, um die Gontractionen des Herzeng zu bemmen, denn die Erfahrung hat aezeiyt, daß die ploglihe Verlänges tung der Herzfibern, wie im Allgemeinen bei alen Musfelfüs fern, den Contractionen mehr Energie verleiht. Endlich führt Erihfen ein an einem Hunde angeftelltes Erperiment an, in welchem man nad Eröffnung der Droffelader das durch das Eindringen der Luft hervorgebrahte Geraͤuſch vers nahm, und das Thier die diefem Zufalle eigenthümlichen Symptome darbot; bei der Section fand man in den rech⸗ ten Herzhoͤhlen, ſowie in den Hohlvenen und der Lungenat— terie, blutigen Schaum, aber feine Erweiterung derfelben. Andere Verſuche haben ferner nachgewieſen, daß nad dem Tode des Thieres das Herz noch fortfuhr, zu pulfiten, was unmöglich feyn würde, wenn die Ausdehnung und Hemmung des Herzens Urſachen des Todes wären. Die zweite Anficht Eann bei der Unterfuhung der That— fahen nicht Stand halten; man findet niemals Luft in den Hirngefüßen des Thieres, wenn es ein Hund oder Hafe iſt; 317 nur bei dem Schaafe und Pferde hat Amuffat dad ela: ftifrhe Fluidum und nod dazu in geringer Menge in den lineen Herzhöhlen und in den Arterien gefunden. Die dritte Anſicht ift kaum einer Widerlegung werth. Mir wiffen, daß die Bewegungen des Herzens durd den Eintritt von Luft in die Venen nicht angehalten merden, daß daffelbe noch einige Zeit nach dem Tode des Thieres ſchlaͤgt. Geben wir felbft zu, daß die Elimination der Koh: Ienfäure ftattfinde, fo beweifen die von Nyften angeftellten Berfuche, daß diefis Gas durh das Herz hindurchgehen Kann, ohne die Schläge deffelben anzuhalten. Mas nun die vierte Anficht betrifft, fo wird es nicht fehwer feyn, die Richtigkeit derfelben nachzumeifen. Erſtens ſtocken alte in die Venen injicirten fremden Subftanzen, wie Quedfilber, Del, Eiter, in den Gapillargefäßen der Lun— ge, und behindern fo die allgemeine Circulation, ferner — und diefes ift daS Hauptargument — findet man blutigen Schaum in der Rungenarterie und den rechten Herzhoͤhlen, mährend man denfelben gar nicht oder nur in fehr geringer Menge in den linken Herzhöhlen und den Rungenvenen fin: det, welche überdieß, wie das ganze Arterienfpftem, faft blut: leer find, Das mit Luft vermifchte Blut ftodt alfo in den Lun— gen, aber wie? ift es in Folge des Emphyſems (Piedag— nel, Leroy), oder der Störung, weldhe in den für die Haͤ— matofe nothwendigen Beziehungen zwifchen der Luft der Zungenzellen und dem Venenblute eintritt, oder endlich in Folge eines einfah mechaniſchen SHinderniffes, welches das Vorhandenſeyn von Luft in den Gefäßen herbeiführtt? Die erfte Anficht ift, wenigfteng in der bei Weitem größeren Mehrzahl der Fälle, nicht flatthaft, da man bei den Thieren fein Emphyſem findet; die zmeite kann richtig feyn, aber es ift durchaus unmöglich, fie nachzuweiſen. Erichſen ift als ſo der Anjiht, daß die Vermifhung des Blutes mit der Luft den Durchgang des erftern durch die Gapillargefäße der Zunge fehr behindert. Es ift befannt, daß das Worhanden: feyn von Kuftblafen in den Haarröhrchen den Durchgang der Tlüffigkeit verzögert, indem eine jede Blafe den Impuls der Slüffigkeit ſchwaͤcht oder durch ihre elaftifhe Reaction ganz aufhebt. Hier ift Überdieß noch ein Erperiment zum Be: weife: man bringe in die Lungenarterie eines fo eben getödz teten Hundes eine Röhre, an welche eine mit einem Haͤmo— dynamometer verfehene Eprige befeftigt iſt, und treibe eine Flüffigkeit ein, fo fieht man, daß die Kraft, welche nöthig ift, um diefe Flüffigkeit durch die Gapillargefäße der Lunge binducchgehen zu laffen, das Quedfilber um 14 — 2" fleis gen läßt. Man nehme dann die Sprige fort und blafe Luft in die Rungenarterie, fo fieht man, daß zur Erneuerung der injection eine Kraft erforderlich ift, welche dag Queck— filber um 3 — 34” fteigen läßt. Damit alfo das mit Luft vermifchte Blut nad) dem fpontanen Eintritte derielben duch die Gapillargefäße hindurchgehen Eönne, muß die Eners gie der Contraction des Herzens faft um das Doppelte ges fteigert feyn. Das in den Lungen flodende Blut wird nun nicht mehr zu den Mervencentren hingefendet, daher eine Art der 636. XXIX 20, 318 syncope, tie nad) bedeutenden Blutverluften, daher das Aufhören der Athembewegungen in Folge mangelnder Sinner: dation, und dann der Zod. — Da das Eindringen der Luft in die Venen das Reſultat der Inſpiration ift, und um fo leichter eintreten wird, je ſtaͤrker diefe ift, fo raͤth Erichſen die Bruft des Kranken, bei welhbem man eine Operation in der regio sub- oder supraclaviecularis ausführen will, mit einer dierten Binde zu umgeben. (Aus Edinb. med. and surg. Journal in Arch. gen. de med. Fevr. 1844.) Ueber den Ginfluß der Zodesart auf die Erzeu- gung von Gongeftion in den Nieren und in der Leber, Von Dr. Aldridge, Bihat hat die verfchiedenen Arten des Todes als Apoplexie, Afpbyrie und Syncope gut befchrieben. Spätere Unterfuhungen haben gezeigt, daß er in Bezug auf den Mechanismus des Todes durch Aſphyxie im Irrthume war, indem er denfelben dem verderblichen Einfluffe des ſchwarzen Blutes auf das Gehirn zufchrieb, während es eine That— fache ift, daß das ſchwarze Blut niemals das Gehirn er— reicht, da die Lungenvenen nicht im Stande find, daffelbe in die linke Herzkammer zu bringen. Die Mittel, die Todes— arten voneinander zu untericheiden, find von Devergie fehr genau befdirieben worden, und ich gebe hier dag Nefume, mit welchem er das Gapitel über die Todesarten befchlieft. Menn die Zodesurfahe auf die Weiſe wirft, daß die Action des Herzens vollftändig aufgehoben wird (Syncope), fo finz den wir die Lungen, dis Gehirn und dag gefammte Gapil= largefäßipftem in einem faft normalen Zuftande; die Arte— tien enthalten Blut, fowie auch beide Herzhälften in einer faft gleichen Menge. — Geht der Tod von den Lungen aus (Aſphyxie), fo find die linke Herzhälfte, die Arterien und die Gehirnfubftanz faft blutleer, während das allgemeine Gapillargefäßfnftem, die Venen, die rechte Herzhälfte und die Lungen mit Blut angefült find. — Geht endlidy der Tod vom Gehirne aus (Apoplerie), fo find die Arterien und die linke Herzhälfte blutleer, während die rechte Herzhaͤlfte, die Denen und die Lungen eine große Menge Blut enthalten, wiewohl meit weniger, als bei dem aſphyktiſchen Tode.“ (cf. Medecine Legale, t. I. p. 57.) Aus dem Vorhergehenden ergiebt fi, daß bei dem To— de durch syncope das Gehirn mit Blut überfüllt erfcheint, im Vergleiche mit dem Zuſtande dieſes Drgans bei dem Tode durh Aſphyxie, und daraus erklärt fib die ſcheinbare Anomalie, daß das Gehirn ſich bfutreicher bei einem Thiere findet, welches fich verblutet hat, al8 wenn es erwürgt ift. Die Lungen find ſowohl bei der Apoplerie, ald bei der Aſphyxie mit Blut überfüllt; diefes zeigt uns, daß wir nicht den Betrag der Lungencongeftion während des Lebens durch die Ergebniffe nad) dem Tode beurtheilen Eönnen. Die Aufgabe diefer Arbeit ift nun zu zeigen, daß die Principien der Blutvertheilung außer den Lungen, dem Her— 319 zen und dem Gehirn auch auf andere Drgane, namentlich auf Leber und Nieren, ihre Anwendung finden. Herr O'Ferrall hat mic auf folgende Weife zu dies fer Entdeckung geführt: er hatte einen Kranken in feiner Privatpraris, welcher plöglic an Fettdegeneration des Hera zens ftarb, Wenige Zage nach dem Tode unterfuchten wir die Eingeweide; Fäulniß mar bereits bis zu einem gewiffen Grade eingetreten, und durch die gebildeten Gafe, weldye das Blut aus den großen Gefäßen in die Eingeweide gedrängt batten, waren diefe mit Blut überfüllt. Was aber befons ders Herrn O'Ferrall's Aufmerkfamfeit auf fi zog, mar die blaffe Berchaffenheit der Leber und der ungemeine Con— geftivzuftand der Nieren. Sch kam auf die Idee, daß die— fe8 eine Folge der Art des Todes wäre. Seit diefer Zeit habe ich bei jeder Section den Zuftand von Gongeftion der Eingeweide in Bezug auf die Art des Todes mir gemerkt und habe folgenden Lehrſatz, mit den nachher anzugebenden Ausnahmen, gefunden. Wenn die rechte Seite des Herzens und die Lungen mit Blut angefüllt find, fo ift die Leber eine fogenannte „nußbraune Xeber” oder fonftwie gleichmäs Big im Gongeftionszuftande, während die linke Herzhälfte, das Gehirn und die Nieren blutleer find. Wenn die linke Herz- hälfte und die Arterien an der basis cerebri Blut ent: halten, fo biuten auf gleihe Weiſe die Nieren bei’'m Ein— fhneiden, während die Lungen und die Leber verhältnigmäs fig blaß und blutleer find. Es ift nit ſchwer, die Urfache hiervon einzufehen. Bei der syncope hört die Action des Gentralorgans der Gireulation plöglid) auf, das Blut bleibt, wie während deg Lebens vertheilt, die Arterien bewahren ihren Inhalt, und die vornehmlich mit arteriellem Blute verforgten Drgane blei— ben in. demfelben Zuftande, wie vor dem Tode; daher fins den wir das Gehirn und die Nieren mit Blut angefüllt. Bei der Aſphyxie oder Apoplerie Eann das Blut nicht decar: bonifitt werden, und deßhalb nicht zur linken Herzhälfte hin: gelangen; die Arterien fahren fort, ihren Inhalt in die Ca— pillargefäße zu treiben, erhalten aber feine compenfirende Zu: fluht, daher die Blutüberfüllung des venöfen Syſtems und die Blutleere des arteriellen, daher die Blutüberfüllung der vorzüglih mit venöfem Blute verforgten Leber und Lungen und die faft völlige Blutleere des Gehirns und der Nieren. Ausnahmen hiervon machen, nach meiner Erfahrung: 1) Fälle, in denen in Folge eines chronifchen Leidens oder andauernder Blutflüffe das ganze Gefäffnftem fo fehr geleert ift, daß in Eeinem Drgane eine Gongeftion vorhan= den feyn Fann, 636. XXIX. 20, 820 2) Fälle, wo die Tobesart complicirt getvefen ift, ober wo ein lange an aſphyktiſchen Zufällen leidender Kranke plöglidd an syncope ftarb; man findet dann etwas Blut in den linken Herzhöhlen, die Lungen find mit Blut über: füllt und die anderen Cingeweide mehr oder weniger im Gongeftiongzuftande, 3) Fälle, in denen Gongeftiongzuftände eines Organs während der Leber vorhanden geweſen find und nad dem Tode fortbeftehen. 4) Gadaveröfe Anfhoppungen. (Dublin Journal, Jan. 1841.) Miscellen. Ueber die locale Urfahe der Schwerhörigkfeit bat Herr Zoynbee Beobadhtungen angeftellt und in der Dublin Me- dical press, Sept. 1343, die Refultate von 120 anatomifchen Uns terfuhungen mitgetheilt, Er fagt, daß die fogenannte nervöfe Zaubheit in der großen Mehrzahl der Källe die Kolge einer Ent: zündung der Schleimhaut der Zrommelhöhle fey. Diefe kommt in drei Graben vor. Sn dem erften Grade hat die Membran nody ihre normale Textur und Feinheit; fie zeigt nur ausgedehnte Ger fäße oder Blutaustretungen auf ihrer mit den andern Theilen ver- bundenen $lähe. Bei dem zweiten Grabe ift die Membran entweder einfach verdickt, oder die Verdickung ift mit Ablagerung fäfiger oder kalkartiger Maffen verbunden, oder endlih, es babın fih an verfhiedenen Puncten der innern Fläche der Trommelhoͤhle pfeudomembranöfe Bänder gebildet, weldye bisweilen fo zablreich find, daß fie faft die ganze Zrommelhöhle ausfüllen. Sie verbin« den den Steigbügel mit dem Ambos, das Trommelfell mit irgend einer Stelle der innern Fläche der Trommelböhle, den Hammer mit dem promontorium 2c., bisweilen den Ambog, die innere Flär che der Trommelbhöhle und die Scheide des tensor tympani; am Häufigften (24 Mal unter 120 Fällen) finden ſich diefe Verbindun— gen zwifchen dem GSteigbügel und den benachbarten Theilen der ins nern Flaͤche der Trommelhoͤhle. Die Bänder follen, nad Herrn Toynbee, bisweilen Blut- und Scrophelmaterie enthalten. Im dritten Grade findet fich Ulceration; die Membran der Trem— methöhle ijt geftört, ihe Muskel atrophirt, die Knoͤchelchen werden necrotifch, und die Affection Fann jih auf das Gehirn fortpflanzen, Ueber die Knochenbildung auf derinnern Kläde der Schäbdelfnoden bei Wöchnerinnen, worauf befannts ih Rokitanski zuerft aufmerkfam geworden ift, bat Herr Dus creft in den fo eben erfchienenen Me&mvires de la Société medica- le d’observation de Paris. Tom. II eine Reibe von Unterfuhuns gen mitgetheilt, aus denen er folgende Refultate zieht: 1) Man findet in der Schädelfläche der im Wochenbette gaeftorbenen Frauen eine neugebildetle Schicht, welche Anfangs Enorplig ift, fpäter aber die Gonfiftenz der Knochen annimmt. N) Der Schädelfnoden und die mit jenen Stellen in Berührung ftebende dura mater zeigen Feine befondere Veränderung. 3) Man findet jene Schicht vorzugs- weife bei jungen $rauen. 4) Die Gegenwart jener ofteopbytifchen Schicht giebt zu Eeinem befondern Symptome Veranlaffung. Bibliographische Neuigkeiten. Special- Anatomy and Histology. By Will. E. Horner, MD. 6th Edition. 2 Vols. Philadelphia 1844. 8. Scenes and Tales of Country Life; with Recollections of Na- tural History. By Edward Jesse. London 1844. 8. Treatise on the use of the sympathetic Nerve and its Ganglions, with their Influence on various Diseases of abdominal and Pelvis Viscera. By J. B. Proctor, MD. London 1544. 4. Mit Kupf. Scrophula: its Nature, Causes and Treatment; and on the Prevention and Eradication of the strumous Diathesis. By W. Tyler Smith. London 1844. 8. m — —— Vene Üotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, orfammelt und mitgerheitt von den Obers Medieinalrathe Froriep ju Weimar, und den Medicinalratbe und Profeſſer Froriep zu Berlin, No. 637. (Nr. 21. des XXIX. Bandes.) März 1844, Gedruckt im Landes=Induftrie- Comptoir zu Weimar. i des einzelnen Stüdes 3 99x Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 30 2%, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr Vu st: +1 2X Ueber den Mechanismus der Fiftelftimme (Fal- fettftimme). Von Herren Petregin, Oberarzt am Hötel Dieu zu Lyon, und Herrn Diday, ($ortfesung.) Mufikalifhe Geſchichte der Fiſtelſtimme, aus dem phnfiologis ſchen Gefihtspuncte betrachtet. Wir haben gefehen (Nr. 3), daß man unter Falſett- oder Fiſtelſtimme eine Art von Stimme verfteht, die in Anfehung ihrer Grängen und ihres Klanges von der gewöhnlichen Stimme, welche man unpafjend die Bruftftimme*) nennt, fehr abweiht. Je nachdem fich diefer oder jener Korfcher eine befondere Anficht von deren Mez chanismus gebildet, hat man fir auh Kopfftimme, Fiftelfopf: ffimme, $lötenftimme 2c. genannt, Der Klang und Umfang maden die Fiſtelſtimme zu einer Stimme sui generis, Bon diefen beiden Sharacteren ift der wich tigfte der Klang, welcher im gemeinen Leben, fowie auch für viele Mufiter, das einzige unterfcheidende Kennzeichen der Fiftelftimme ift. Er ift ein wefentliches Attribut, welches trog aller individugl: len Abweichungen fortbefteht, und an dem man die Fiftelftimme un— ter allen Umftänden erkennt, mögen die Zöne noch fo hoch oder tief feyn, oder mag der Sänger ſich noch foviel Mühe geben, den Klana durch Kunft zu verändern. 26. Worin befteht nun aber diefer Klang? Er unterfceidet fih von dem der Bruftftimme durch größere Zartheit, Sanftbeit und durchdringende Kraft zualeich, Eurz durch feine Uehnlichkeit mit den Flötentönen; denn am Genaueften läßt fich jede ncue Perceps tion durch die Vergleihung mit einer allgemein bekannten ſchildern; und die Aehnlichkeit mit der Flöte ift fo auffallend, daß fie fich, wenn man die Zöne der Fiftelftimme hört, gleichfam von felbft barbietet. Gleich den Floͤtentoͤnen, ermangelt die Kiftelftimme jener Träftigen männlichen Schwingungen, welhe die Bruftftiimme cha= racterifiren. Sie fhmeichelt dem Ohre durch den Reiz einer leich— ten Ausführung, eines zwangloſen Mechanismus, der fehr wenig Anftrengung nöthig macht. Dagegen fehlt ihr jene unwiberftehliche Kraft, durch welche die volltönenden Noten der Bruftftiimme ung hinreißen. Diefer Unterfchied zwifchen den beiden Regiftern ift ent« *) Nyſiolo iſch betrachtet, ift diefe Benennung falfch, weil die Bruftftimme nicht in der Bruft, fondern durch den Kehlfopf erzeuat wird. Wir behalten fie aber bei, weil fie den usus für ſich hat, . N°- 1737. — 637, kunde. ſchieden. Man fühlt ihn allerdings noch beſſer, als er ſich beſchrei— ben läßt; allein faft jeder Leſer wird ihn aus feiner Erinnerung beftätigen Eönnen; indem ein jedes nur irgend geübte Ohr die beie den Stimmen auf der Stelle erkennt und es den Augenblid merkt, wenn ein Sänger von dem einen Regifter zu dem andern übergeht. Modificirt wird der Klang der Fiftelftimme allerdings theils durch die individuelle Befchaffenheit jeder Stimme, theils nad) der Höhe und Ziefe der in ihr gefungenen Noten. Während er bei den tiefen Zönen bedeckt und matt ift, gewinnt er aufwärts allmälig an Feltigkeit und wird fpäter troden, pfeifend und in den hoͤchſten Zönen fait erftidt Die Kraft des Tones folgt in ihren Modificas tionen derfelben Ordnung. So ſchwach fie in der Tiefe ift, fo in- tenfiv wird fie in den Mitteltönen des Regiſters, und nad) den böchften Noten zu erlifcht. fie ftufenweife wieder. 27. Wir wollen nun den Umfang bes Reaifterd und die Lage anzuaeben verfuchen, weiche deffen Ecale in der Zonleiter der menfclichen Stimme behauptet. Dieß ift ein wichtiger Punct; denn wenngleich er fi durch individuelle Verſuche erledigen läßt, fo bleibt er doch theoretifch nichtödeftomweniger zweifelhaft. Man follte meinen, baß da, wo Jedermann zugleich Gegenftand und Be— urtheiler des Verſuchs ſeyn fann, wo es alfo nur auf richtiges Gehör und Urtheil ankommt, ein Irrthum Faum möglich fey. Man fchlage aber die erften Autoritäten über diefen Gegenftand, Bennati und Golombat, darüber nah. Alle ftimmen in der Angabe überein, daß die Fiftelftimme da anhebt, wo die Bruſtſtim— me aufhört, daß die untere Graͤnze des zweiten Regifters an der oberen des erften liege. Der Einfluß diefer vorgıfaßten Meinung bat fich fo fehr geltend zu machen gewußt, daß, als Rufc diefelbe zu berichtigen ſuchte (©. die Ueberfegung feiner Unterfuchungen über den Mechanismus der menfchlihen Stimme von Bennati, ©, 109), Bennati es unternahm, ihn zu widerlegen. (U. a. D., ©. 152). fo daß alfo die Unmwahrheit grgen die durch bie unlaͤug— barften Zeugniffe unterftügte Wahrheit in Edug genommen ward, Wiewohl feit Müllers Korfhungen die Phyſiologen fich der beſ— fern Ueberzeuaung mehr und mehr zuncigen, jo wird es doch nicht überflüfftg feyn, wenn wir bier auf eine für Viele noh ſo dunkle und in mehr als einem neuern Werke gang unrichtig dargeftellte Trage zurüdfommen. Die Fiftelftimme und Bruftftimme haben nicht jede für ſich ein genau abgegränztes Gebiet, wie man lange Zeit gewähnt hat. Im Gegentheil greifen deren Scalen übereinander, und die Mitteltöne gehören Eeinesweges ausfchließlih nur einem Re: giſter an, fondern Fönnen in beiden gefungen werden, Ihre Gränzen find alfo nad) Dben und nad) Unten fcharf beftimmt; allein, da die Fiftelftimme da beginnt, wo die Bruftfiimme noch nit ihre größte Döhe erreicht hat, fo greifen die Scalen der bei: 21 323 den Regiſter in einer Ausdehnung von brei bie vier Tönen über einander. Wir wollen dieß durd) ein Beiſpiel erläutern, Bei dem Tenor fängt die Bruftftimme in der Tiefe bei e,*) oder bei d, an und reicht bis zu a, oder h, hinauf. Was die Fiſtelſtimme ber trifft, fo ift bei demfelben Sänger deren tiefiter Ton gewöhnlich g, oder a,, und deren hödjfter e, oder f, **). Wir reden hier nämlich” nur von den wirklich mufifatifhen und im Gefange anmendbaren’ Zönen, und wir müffen in diefer Bezichung bemerken, daß wir die untere Graͤnze der Fiſtelſtimme, obwohl fir in mandjen Singſchulen noch tiefer verlegt wird, ſchon ziemlich niedrig ange⸗ nommen haben. Auf der Buͤhne wird der Tenoriſt die Fiſtelſtim— me felten unter d, benugen, fo wenig, wie er ſich der Toͤne be: dienen wird, die über f, hinausgehın. Die bedeutendfte Kraft und Fülle bejist die Fiſtelſtimme in ihren Mitteitönen bei hy, Ca, d., welche die fhönjten und wirkfamften des Regifters find. Ue— ber das f, hinaus, ja bei mandıen Individuen ſchon 1 oder 1% Zon tiefer, verliert ber Zon an Umfang und erhält gewiffermaaßen mit dem gepreßten zifhenden Geraͤuſche der hoͤchſten Flageolerröne Aehnlichkeit, und obgleih die Fifteltöne in jenen hohen Regionen noch vernehmbar find, fo werden fie doc für den Gefang werthlos. Die Confequenzen diefes Umftandes werden ſich in der Folge weis ter herausitellen. Die beiden Hegifter berühren ſich demnach nicht an ihren Ends puncten, fondern laufen eine gewiffe Strecke nebeneinander hin, (Mülter, a. a. D. ©. 125). Diefer Umftand ift lange verfannt worden, und dennoch konnte man jid) tagtäglid) davon überzeugen. Auf der Bühne hört man ja beftändig ganz diefelben Zöne bald in der Bruftftimme, bald durch die Ziftel fingen. Die Wahl des eis men oder des andern Regifters wird den Sängern, theile durd bie hatürlihen Eigenfchaften ihres Organes, theils durdy den Ausdruck vorgefchrieben, den jie dem melodifhen Gage zu geben gedenken, und öfters liegt der Wahl auh dee Wunfch, mit ihren Kräften bauszuhalten, zu Grunde. Ja, die Ausführung in dem einen oder in dem andern Regifter ift in Abſicht auf die Schwierigkeit fo feih, daß der Sänger fid oft unbewußr für das Eine oder das Andere entfcheidet. Gewiß Liegt hierin ein fehr auffallender Be: weis, wie fehr es Noth thut, die bisher übliche Begraͤnzung der beiden Regiſter zu reformiren. 23. Die Sänger find der Noten ber Fiftelftimme nicht alle im gleichen Grade mächtig, und zwar gilt dirfe Bemerkung nicht bloß von den individuellen Verſchiedenheiten oder der mehr oder weniger bedeutenden Helle und Reinheit diefer Stimme. Der Uns terfchied iſt weit fchroffer. Die eine Claffe von Sängern fingt naͤmiich ohne alle Anftrengung durd) die Kiftel, bei der andern fehlt diefes Regiiter, oder cs befteht nur in mageren, erzivungenen Tö— nen, die gar Feine mufikalifhe Anwendung vertragen, Die ent: ſchiedenen Baßſtimmen Fönnen, in der Regel, nit oder doch nur fehr unvollkommen durd die Kiftel fingen ***). Bei den Kindern *) Die Zahl, welche hier neben die Noten gefegt ift, bezeichnet die Dctave. As Grundton gilt er, welches durdy eine 8 Fuß lange offne Draelpfeife hervorgebraht wird. Das e der No— tenlinien des G»Schlüffels (das eingeftrihene c) wird alfo nad diefem Syftem durd ce, auegedrüdt. — Wir lajfen die im Driginale angewandte Bezifferung beftehen, und ber merken nur, daß der Grundton, ce ,, des hier befolgten Sy— ſteme dem © der großen Detave en'fpridt, woraus ſich denn alle übrige Angaben ohne Weiteres ergeben, D. Ueberf, **) So beftimmt wir diefe Grängen audy hier feftftellen, fo find fie doch ihrer Natur nach unbeftimmt, indem diefelben nad der individuellen Belchaffenheit jeder Stimme cinige Veraͤnderun— gen erleiden. Obwohl man nun aber in Betreff des Aus— gangspunetes der beiden Regifter bei verfchiedenen Perfonen Abweihungen beobachtet, fo bleibt doch merkiwürdigermeife das gegenfeitige Verhältnig der beiden Regiſter bei allen Indivi— duen ziemlich daffelbe. **+) Dieß ift eine auf die Erfahrung gegründete Regel, und als folhe Eann fie ohne meiteren Beweis hingeſtellt werden, da Sedermann aus feiner Erinnerung Belege dazu wird auffinden 637. XXIX. 21. 324 dagegen ift das zweite Regifter ziemlich entwidelt; allein mande darunter verlieren e8 zur Zeit der Mutation. Doch büßen «6 die Frauen nur felten ein, 29% In diefer Beziehung ift ein noch fonderbarerer Unters ſchied wahrzunehmen. Die Fiſtelſtimme ift nit nur entweder vors handen, oder nihr vorbauden, je nachdem der Sänger ein Zenorilt, Barpytonift, Bafjift 2c. ift, fondern felbft unter Stimmen derfilben Glaffe finder man ruͤckſichtlich des Vorhandensſeyns diefes Regiſters durchaus edenfo ſchroffe Unterichiede. So befigen die Zenoriften ziemlich allgemein die Kiftelftimme; allein bei mandjen darunter fehlt fie ganz, oder ilt fie doch nur fo unvolltommen vorhanden, wie beiden Bafjıften. Und das Conderbarfte bei dieſer Erſcheinung ift, dag man ben Grund derfelben nirgends entdeten kann, Bon zwei Sängern, des ren Bruftjtimme genau denfelben Umfang hat, bei denen die Brufts töne faft genau dieſelbe Stärke und fonftige Beſchaffenheit haben, bejigt vieleicht der Eine eine fehr entwickelte Fiſtelſtimme, während bei dem Andern diefes Regiſter ganz fehlt. 30. Sehr merkwürdig ift ferner der Umftand, dag Diejenigen, bei denen die Fiſtelſtimme fehlt, faft gar nichts dafür thun können, um diefe Luͤcke auszufüllen. Vergebens beftrebr ſich die Kunft, hier der Natur zu Dülfe zu Eommen. Bennati bat dir fon be= merkt (U. a. D. ©. 54), und er beruft ſich auf zahlreiche Fälle, die er, felbft zu beobachten, Gelegenheit hatte. Mehr als ein Mal bot ſich auch uns Gelegenheit, uns von der Richtigkeit diefer Bes merfung zu überzeugen. Einer unferer $reunde, Dr. De..., ber faß eine fo umfangsreihe Zenorftimme, daß er Bruft:h, in Ber mol ohne alle Schwierigkeit fingen fonnte, und tennoh war es ihm, aller Anftrengung ungeachtet, nicht möglich, eine einzige Note der Filtelftimme zu fingen. 31. Endlich ift ein characteriftifches Zeichen der Fiftelftimme, daß fie fo wenig Anftrengung erfordert. So fehr die Bruftitimme, zumal die gedämpfte, bei Ergeugung der böhern Zone, die dabei gemachte Anftrengung verräth, fo leicht und natürlich fcheint die Bildung der Fiftelftimme von Statten zu geben. Dies it fo auf: fallend, daß der Sänger fich dabei oft auszuruhen ſcheint. Sobald auf dem Theater ein Schaufpieler lange duͤrch die Bruftitimme ger fungen hat und nun zur Kiftelftimme übergeht, fo giebt jich in ſei— nen Zügen, in feiner Stillung eine Abfpannung, ein Uedergang zur Ruhe deutlich zu erkennen z; und diefe verminderte Spannung tbeilt fi, wie durch Sympathie, den Zuhörern mit. Hieraus erklärt fih auch, weßhalb man durch die Fiſtel weit länger bintereinander fingen Eann, ohne Athem zu fhöpfen, als durch die Bruftftimme; man giebt bei erfterer in derjelben Zeit weit weniger Luft aus, und esift wahrzunehmen, daß die mit Verzierungen überladenen Orgel: puncte, die endlofen Goloraturen der Italieniſchen Mujit den Ges brauch der Kiftelftimme faft inftinetmäßtg vorfchreiben. Wenigitens fpriht die Erfahrung bierfür. Obgleich ein ausgezeichneter Ge: fanglehrer neuerdings diefen Sag geläugnet hat (veral. Nr. 40), fo werben wir doch weiter unten darthun, wie deffen Behauptun— gen, welche den unferigen fo fchroff entgegenftehen, einer Auslegung fähig find, bei der fie neben den unfrigen beftehen Eönnen. Dieg wären benn die Hauptfennzeichen, welche die Fiſtelſtimme barbietet, wenn man fie ohne alle vorgefaßte theoretifhe Anfichten aus dem muſikaliſchen Gejichtspuncte betrachtet. Außerdem verdies nen noch mandje Betrachtungen, wegen der baraus abzuleitenden Kolgerungen, hier eine Stelle zu finden. Wir werden derfelben aber erft fpäter gedenken, und zwar da, wo fie unmittelbar zur Aufklärung diefes oder jenes Punctes verwandt werden Fönnen. Theorie des Mechanismus der Filteljtimme. 32. Wir find nun fo weit vorgefchritten, daß wir unfere Theorie der Fiftelftimme darlegen fönnen. Die jih aus der Beob— achtung unumftößlih ergebenden Puncte find bereits vorgetragen Fönnen, Sie wirb nicht einmal durch das Beiſpiel des ker eühmten Martin aufachoben. Denn diefer eigenthümliche Sänger war allerdings in Anjehung der tiefen Chorden feiner Stimme ein ächter Bafiift, Eonnte aber zugleih faft alle Bruftnoten eines Zenoriften fingen, 825 worden, und in ihnen wird unfere Theorie zualcid ihre Quelle und ihre Belege finden. Denn wenn fie richtig ift, fo muB fi aus derfelben die vollftändige Erklärung aller obigen Charactere erges ben; und die Bündigkeit der Erläuterungen, welche fie geftattet, wird ihr einestheils zur feften Grundlage dienen und anderntheils ein untrügliches Griterium abgebin, um jie zu würdigen. Kurzgefaßt läßt fi) unfere Theorie folgendirmaaßen ausbrüf: Een: Um die Fifteltöne zu erzeugen, nimmt die glot- tis eine ſolche Stellung und Befhaffenheit an, daß die Stimmbänder niht mehr nad Art eines Mund: ftüds ſchwingen £önnen. JIhr Umkreis ftelltdann das Mundloch einer Flöte dar, und der Ton wird, wie bei dergleihen Inſtrumenten, nicht mehr durdh die Schwingungen der Deffnung, fondern durd die der Luft felbft erzeugt *. Wir werden weiter unten nachweiſen, wie der menſchliche Kehlkopf diefe Bedingungen verwirklicen fann, wie diefe Umgeftaltung der glottis aus cinem Mundftücröhrchen (Zungenröhrchen) in eine Mundöffnung bewerkftelligt wird: Vor der Dand ftellen wir nur im Allgemeinen die durch dieſen Mechas n'smus bewirkte Folge hin. Wir wollen nun die oben beſchriebe— nen Charactere der Reihe nach wieder vornehmen, und wir werden finden, daß deren deutliche und natürlide Erklärung für die eben ausgıfprochene Theorie Zeugniß ablegt. Phnfiologifhe Erklärung der mufikalifchen Charactere der Siftelftimme, 33, Die Brufttöne und Fifteltöne unterfcheiden ſich, wie gefaat, bauprfählic in Beziehung auf den Klang. Diefe VBerfibiedenartias Eeit in der Wirkung feßt eine folche in der Urfache voraus. Herr Magendie bat dieß fchon hervorgehoben, indım er (Pre- cis el&mentaire de Physiologie, 3. edit. T. 1. p. 322) fagt: „Die Töne der Bruft: und der Fiftelftimme unterfcheiden ſich in diefer Beziehung in dım Grade, daß fie von verfchiedenen Snftrumenten herzurühren feinen.‘ Allein mit der blo— Ben Angabe einer Verfchiedenheit ift die Sache nicht abgethan; es muß auch ihr Wefen näher ergründıt werden. Aber auch über dies fin Punct find alle Beobachter derfeiben Meinung. Fifteltöne, Floͤ— tentöne gelten felbft den Sängern von Profefiion für gleichbedeu— tende Ausdrücke. Und wenn man auf die Autorirät einer allacmein anerkannten Aebnlichkeit hin eine Theorie gründen Eann, fo bat wohl Feine eine unbeftreitbarere Grundlage, als die unfrige. Jene Aehnlichkeit ift fo fchlagend, dag Herr Geoffroy-St.⸗Hilaire für feine Hypotheſe jedes weitern Beweiſes entbehren zu Fönnen glaubte. (©. Nro. 5). Und es läßt fih, in der That, behaups ten, daß man fie nur anzufündiaen braucht, um der Zuftimmung eines Seden, der je durch die Kiftel bat fingen hören, gewiß zu fiyn. Diefe Sicherheit aründet ſich auf die finnliche Wahrnehmung, auf das Gefühl, und fteht infofern über jedem Beweis durch Indus ction. Kein anderes Inſtrument, als die Flöte, Eann zugleich fo fanfte und durchdringende Töne erzeugen, wie die einer ſchoͤnen Fiſtelſtimme. 34. Gegen dieſe Analogie laͤßt ſich nirgends ein gegruͤndeter Einwurf erheben, und jeder Leſer war wahrſcheinlich ſchon mit der— felben befannt. Uebrigens läßt fich derfelben leicht die volle Kraft eines mathematifchen Bewciſes ertbeilen. Das Organ der menfch- lihen Stimme ift, in der That, ein Blafeinftrument. Den Gefezs zen der Phyſik zufolae, kann es alfo den Zon nur in zweierlei Art erzeugen: durch die Schwingungen der Stimmbänder oder durch die Schwingungen der gegen diefe antreibenden Luft. Die Bruftftimme gründet ſich auf den erfteren diefer beiden Mechanismen; die Fiftel: flimme ann nur dem letztern ihre Entftehung verdanken. Diefe *) Diele Theorie von dem Mechanismus der Fiftelftimme ift von uns ſchon im Jahre 1859 aufgefunden worden, als wir Untere ſuchungen die Natur der gedaͤmpften Stimme anſtellten. ©. Gaz. med., 1840, p. 305. Unfer $reund, der Dr. 9. Gouturier, hat diefelbe in feiner Snauauraldiffertation (The- ses de Paris, v. 3. Mai 1841, p. 51) bereits als von uns entdeckt angeführt. 637. XXIX. 21, 326 Solgerung ift unvermeidlich; denn, wollte man fie läugnen, fo müßte man für zwei fo wefentlich verſchiedene Wirkungen, wie es die beiden Arten von Stimmen find, einen und denfelben Urfprung annchmen, Diefer Syllogismus ift unangreifbar; allein wir werden ung nicht bei demfelben beruhigen. Das rationelle Studium der Eigens haften der Ziftelftimme bieret zuviel Sntereffe dar, verſpricht der Wiſſenſchaft zu erheblichen Gewinn, als daß ıs nicht völlig erfchde pfend behandelt zu werden verdiente. Wir wollen daher die That— ſachen nod) weiter theoretifcy zu erörtern fuchen. 35. Den Baßftimmen gehen, in der Regel, die Fifteltöne ab, und wir haben weiter obın (Nro. 28) ung darüber ausgefpros Ken, wie dieß zu verftenen fiy. Die Erfcheinung ift conftant und erklärt fi) ganz natürlich. Aus dır Vergleichung des Stimmappas rats bei dem Manne, der Frau und dem Kinde hatte man bereits längft in Erfahrung gebracht, daß die normale Weite der Stimme tige um fo bedeutender ift, je tiefere Töne die Stimme einer Per= fon erzeugen Fann. Die Anatomie hat diefen, ſich ſchon von felbſt als wahrſcheinlich darbietenden Schluß vouftändig bewiefen, und feit ben von Bennati vorgenommenen Scctionen weiß man, daf jene Oeffnung bei den Baffiften wirklich einen größern Durchmeffer hat, als bei den Zenoriften.e Herr Gruveilbier hat in feiner Ana- tomie descriptive, T. Tl. p. 676, dieß beftätigt. Sobald dieß feft- ſteht, wird ung die Phyfit den Edylüffel zu dem Problem liefern. Wenn die in eine Röhre eingeblafene Luft tönend werden foll, muß fie auf ihrem Wege eine Verengerung triffen, an der fie fich brechen kann. Die Grundbedinguna des Medianismus der Röhren mit Mundöffnungen ift, in der That, daß der Durchmeffer der verens gerten Stelle zu den Dimenfionen der Röhre ein ſolches WVerbälts niß habe, daß die Luft nicht durch jene ftreihen kann, ohne in Schwingung zu treten. Demnad liegt auf der Hand, daß ſich der umfargereihere Kehlkopf eines Baffiften, z. B., mit einem Fla— geolet vergleichen läßt, deſſen Lefze zu ftark Elafft, oder mit einee Röhre mit einer Mundöffnung, deren Lefze zu ſtark aus— geweiter ift. Denn die glottis bietet dem Kuftftrome Eeinen hin— lönglib engen Durdiaang dar, daß er fid brechen Fönnte; mit einem Worte, das Etimmorgan der Baffiften befigt nicht die zur Erzeugung der Floͤtentoͤne gecignete Genftruction. Deßhalb fehlt diefer Art von Sängern die Fiftelftimme. — Allerdings Fönnen fie durch außerordentliche Anftrengung ihrer mm. constrietores die Oeffnung der glottis hinreichend verengern ; allein das Refultat bleibt dennoch daſſelbez die vermöge diefer erzwungenen Verenge— rung erzeugtin Zöne find den übertrieben hehen Fifteltönen der Zenori= ften durcaus analcg. In beiden Fällen hat die auf die Verenge— rung gerichtete Anftrengung den höchften Grad erreicht; in beiden Faͤllen muß die Wirkung eine ähnliche fiyn. Und in der That er- innern die wenigen Fifteltöne, welche die Baffiften erzeugen koͤnnen, auffallend an denjenigen Theil deſſelben Regifters, welcher bei den Zenoriften die köchfte Spige ihrer Scala bildet (Nro. 26 und 27); bei beiden ift der Zon wie erftict, zugleich bedeckt und pfeifend, mühfam gebildet, Eeiner Ausziehung fähig, kurz, für mufifalifche Zwecke unbraudbar. Man wird nun ohne Weiteres einfchen, warum bei Frauen und bei Kindern die Fiftelftimme durchgehende fo entwidelt ift, und warum diefes Regifter bei eintretinder Mannbarkeit fo häufig verloren gebt. Unfere Erklärung genügt für alle dieſe Erfcheinuns gen, und alle dirfe werden, umgekehrt, zu ebenfovielen Belegen für jene. 36, Nach tenfelben Principien wird man fich die individuellen Varietäten der Fiftelftimme rücfichtlich ihres Umfonges und ihrer Stellung in der Gefangtonleiter erklären können. Wenn diefe Art von Stimme mehr oder weniner tief beginnt, wenn fie cine größere oder geringere Anzahl von Tönen umfaßt, fo liegt der Grund dies fer Abweichung eben darin, dab das Etimmorgan bei verfchiebenen Perfonen cine verfciedene Beſchaffenheit befigt. So wird, da fich der tirfe Tenor (der Baryton) gewiffermaafien dem Baß nähert, deffen Fifterftimme die Unvollfommenheiten derjenigen der Baffiften in gewiffem Grabe bdarbieten. Dagegen fegt eine in den höhern Gegenden liegende Bruftftiimme eine engere glottis voraus, und in der That, hat in diefem Falle die Fiftelftimme einen weit fchönern Pier 327 Klang und beginnt bei e,, mährenb fie bis zum e, ober f, hin: aufreiht. Diefer rein auf anatomifhen Grunden beruhende Unterz ſchied giebt auch Auffchluß Über die Abweichungen, welche man bei den Zenoriften in Bezug auf das Vorhandenſeyn ber Fiftelftimme bemerkt *), ſowie darüber, daß fo felten durch Urbung diefem Mangel abgeholfen werden kann. Wir glauben jedoch dadurch, daß mir alle diefe Abweichungen in den Zunctionen auf anatomische Verſchie— denheiten zurütgeführt haben, noch Erineswegs Alles erklärt zu has ben. Denn wie viele organiſche Einzelnheiten find für uns noch ein Geheimnig! Nur wird man gewiß in diefen Bemerkungen ei: nen fejten Anhaltpunct für fernere Forſchungen erkennen, und nur das Studium der individuellen Verfciedenheiten in der Organiſa— tion kann ung über die Gründe der fo auffallenden und fpeciellen Eigenrhümtichkeiten in der Stimme jedes Kuͤnſtlers weitere Auf: ſchluͤſſe geben. 37. Wenn eine ſehr hohe Note der Bruſtſtimme lang ausge— z0gen wird, fo bemerkt man ftets, daß in dem Augenbiide, wo der Sänger den Zon bedeutend mäßigt, derfelbe den Klang dır Fifteiftimme annimmt. Diefe Veränderung ift unmilltürlih, und es Eoftet um fo mehr Mühe, diefelbe zu verhindern, je höher der Zon ift. Bei den hoͤchſten Tönen hält dieß fo ſchwer, daß ficher fein Zenorijt das a, oder h, lang ausziehen und dabei den Klang der Bruftftiimme fortbeftehen laſſen kann. Diefe Tendenz ift con— ftant, indem man jie, ohne Ausnahme, bei allın Sängern findet, Sie ift unüberwindlih, und aller Aufmerkſamkeit, aller Uebung un: geachtet, läßt fie ſich nicht beſiegen. Diefer Umftand wirft auf bie Art der Erzeugung der Fiftelftimme ein fehr helles Licht; denn der Mechanismus einer Function läßt ſich durch Fein Mittel ſiche— rer ergründen, als indem man die von ihrer Ausführung untrenne baren Befonderheiten richtig auslegt. und wenn man den Grund einer conftant unter denfelben Umitänden eintretenden Erfcheinung ermirtelt bat, fo hat man auch fat immer ein allgemeines Gefeg ergründet, Diefe bisher nur unvollftändig beobachtete und in Feiner Weife erklärte Erfheinung bat nun, vermöge unferer Theorie, alles Räthe felhafte verloren. Wir wiſſen, daß, wenn man einen Ton mäßi« gen oder ſchwaͤchen will, die glottis fich inftinctmäß’a verengert, damit der Ton nicht, in Folge der Verzögerung der Geſchwindig— keit des Luftitroms, tiefer werde **). Da wir aber einen ſehr boben Ton in’s Auge gefaßt haben, fo hat diefe verengernde *) Die Verfaffer haben leider unterlaffen, diefen fi durchaus nicht von felbft darbietenden Aufſchluß näher nachzuweiſen. Der Ueberf, **) Diefe Compenfationg = Zunction haben wir in unferer Arbeit über die gedämpfte Stimme (Gaz. med. 1840, p. 310 et 311) nachgewieſen. Wir ergreifen diefe Gelvgenbeit, um ans zuerfennen, daß ſchon Müller cine ähnlibe Gompenfationg s Tycorie aufgeftellt hart:. Die Priorität kommt alfo in diejer Beziehung dem Berliner Profeffor zu, deifen Anjihten über den fraalihen Panct wir damals, als wir unfere Arbeit der Oeffentlichkeit übergaben, no nicht fannten. Wir verfielen ganz felbftftändia auf diefelbe Löfung des Problems. Wenn wir aber zu demfelben Shluffe gelangten, fo geſchah dieß doch auf einem verfhirdenen Wege, was wir hier hervorheben wols len. Nahdem Müller feine Anſicht gang einfach ausgefpros hen hat, beſchraͤnkt er fih darauf, duch Verſuche am Cadas ver zu ermitteln, ob fi durch Abfpannung der Stimmbänder 7. KKIX. 21. “wähle zu völliger Reife fommen zu lalfen 328 Anftrengung auf bereits ftark angefpannte Stimmbaͤnder einzuwir⸗ ten. Da demnad der Euftftrom gegen fhon fehr gefpannte Eina- mente antreibt, fo befigt er nicht Kraft genug, um fie in Sawin⸗ gung zu fegen. Da ibm dieß nun nit möglich ift, fo bricht er ſich feldft an den Ligamenten und mird felbft zum tönenden Kör: per. tatt cin Roͤhrchenmundſtück (Zungenpfeife) zu bilden, nebs men daher die Lefzen der Stimmrige die Natur einer Floͤrcamund⸗ Öffnung an, und der erzeugte Ton wird zu einem Fiſteitone. in dem Augenblide, wo man ftärker bläf’r, die Erhöhung des Zones verhindern laffe. Daraus würde fi aber, wie man ficht, nur ergeben, daß bei'm lebenden Menſchen ber vermusr there Mechanismus, wenn er wirklich vorhanden ift, die Richtigkeit der Intonirung zu erhalten vermödte, Wir dagıgen haben unfere Bemweisführung auf die directe Beobach⸗ tung gegründet, und glauben, außer Zweifel geftellt zu haben, dag diefe von Müller nur vermutbete und ald dem 3wede genügend demonftrirte Bewegung während des Lebns wirklid fFattfindet. (Schluß folat.) ai sceiten. DieNahforfhungendes Herrn Huntüberden Eins fluß des Lichts auf die Vegetation geben darauf Finaus, zu beweifen, daß die hellſten Lichtftrahlen das Keimen bindırn und der Entwidelung der Pflanzen in ihrem jüngften Alter ſchaden. ©o, z. E., fliehen Pflanzen, welde man in den rotben Strahlen zu vegetiren zwingt, das Licht, wie einen Einfluß, den fie zu vers meiden ftrebten, während blaue Lichtftrahlen einen wohitbätigen Eins fluß auf die Entwidelung der Gewaͤchſe haben. — Herr Bunt bat aber doch aub gefunden, das, obgleich der Einfluß der blauen Licht⸗ ftrahlen bedeutend fey, um Keimung und Wachsthum der GSewädhie zu befchleunigen, ihre Wirkung dody zu reisend werde, um die Ge: Der Pflanzenſaft ſcheint gang und gar zur Hervorbringung einer fhönen dunkelarü— nen Biätterbilvung ver.vendet zu werden; aber Blumen und Saas men fann man nur eıhalten, wenn man dem blauen Lichte die gel— ben Strahlen fubftituirt, welche am Meiften geeignıt find die volls ftändige Entwidelung zu fihern — Herr Hunt bar aub beobs achtet, wie die grünen Strahlen die merkwürdige Wirkung haben, das Bleihwerden (l’etivlement) der Gewächſe berbeizufübren und wie die Pflanzen die fonderbare Eigenfhafr haben, Eproffen von außerordentliher Cänge zu freiben, um diejeniae Natur des Lichtes aufgufuchen, weldhe ihnen am Meiften guͤnſtig ift. Sn Beziebung auf Elima it bemerfenswertb, daß Simpfon und Deafe auf ihrer Reife an der Nordfüfte von America im Jahre 1837 vom 11. November bis Ende Januar die Kälte gewoͤhnlich 32° bis 33? unter dem Gefrierpuncte, einige Mal fogar 50° fanden. Bei 490 lud Herr Simpfon eine Kugel von ge: frorınem Quedfilber in feine Piſtole und ſchoß fie durch ein zolldickes Bret. Die tägliche Speiteration jedes Mannıs betrua, wınn man Vorrath genug batte, acht bis zwölf Pfund Fleiſch — eine unges beure Quantität, mit der Confumption in gemäßiaten Climaten verglichen, Am 11. März hatte die Kälte den boͤchſten Grad ers reiht. Ein Spiritus:Thermometer ftand auf 60°, ein anderes auf 66°. MT kanal. D:..e Ueber die Behandlung der eclampsia gravidarum vor normalem Ende der Schwangerſchaft. Bon Dr. ©. Harris. Der Verfaſſer raͤth in den Fällen von Eclampſie, wo die gewöhnlichen Mittel ohne Erfolg angewendet worden find, den Muttermund Eünftlich zu erweitern, und führt, zur Er: läuterung feiner Anficht, folgende zwei Faͤlle auf: Im Frühiahre des Jahres 1838 wurde ich zur Con: fultation zu Mad. N., einer ftarken, gefunden, plethorifchen, ungefähr fehszehn Jahr alten Frau gerufen, melde mit ib: vem eriten Kinde fhmanger war. Sie war im fünften 329 Monate ihrer Schwangerſchaft und hatte big dahin fich einer Erättigen Gefundheit erfreut, mit Ausnahme von vorliberges benden Schmerzen und Schwere des Kopfes, Roͤthe des Ges fihtes und Ohrenklingen. Ploͤtzlich traten Gonvulfionen ein und Eehrten in Zwiſchenraͤumen von 20 — 50 Minuten zuruͤck. Bis zu der Zeit. wo ich fie fah — vielleicht zehn Stunden nach dem Beginne des Unfalls — batte fie zwei: undzwanzig bis Ddreiundzwanzig deutlich gefonderte Anfälle gehabt. Ein berbeigerufener Arzt hatte ihr reichlich zur Ader gelaffen und diefes mehrmals während des Tages wieder bolt, Abführmittel gereicht und reizende Applicationen an den Ertremitäten gemacht. Sch fand bei meiner Ankunft die Kranke ganz obne Bewußtſeyn, die Pupillen, firirg und verzogen, rreagirten nicht gegen den ftärkften Lichtreiz, das lautefte Geräufh murde nicht gehört, die Deglutition war, wenn fie überhaupt ftattfand, unwillkuͤhrlich, und die Kraft der Urticulation war gänzlich aufgehoben. Das Athmen war müh: fam und ftertorös, der Puls ſchwach, flatternd und zumeilen kaum zu fühlen, Won einer Thaͤtigkeit des uterus zeigte fich Eeine Spur, und der Muttermund war gänzlich gefchloffen, bart und unnadhgiebig. Wir reichten nun mehrmals Secale eornutum in Dofen von 20 Gran, von denen aber, wegen der Unfähigkeit zu fchluden, nur fehr wenig in den Magen kam, und auf weldye auch Eiine Gontractionen der Gebärs mutter erfolgten. Da die Paroxysmen mit ungeminderter Heftigkeit immer wieder eintraten, fo entichloß ih mich, das accouchement force vorzunehmen. Nachdem ich daher die Frau in eine Queerlage hatte bringen laffen, drang id) mit dem Zeigefinger der linken Hand in die Scheide bis zum Muttermund ein und brachte ihm vorfichtig, aber mit Beltigkeit, in den uterus hinein, Der zweite Finger murde gleichfall8 neben den erften eingezwängt, Hierdurch war der Meg etwas erweitert, und nachdem ich mich von einer Kopf: lage des foetus überjeugt hatte, zog ih meine Finger zus tue und führte den Perforator ein, mit dem ich den Kopf durchſtach. Darauf brachte ich den Hafen ein, welchen ich, in Ermangelung eines geburtshulflichen, mir in der Gefchwins digkeit aus der Spindel reines Spinnraded gemacht hatte, und firiete mit einiger Schwierigkeit die Spige in den Schüs delfnochen. Diefe waren gedoch fo weich, daß fie der leichz teften Kraftanftrengung nachgaben. Endlich gelang es mir, die Spitze zwifcben den Knochen an der Baſis des Schädels zu firiren, und mit mäßiger Gewalt anziehend, zog ich end: lih nad mehreren Stunden den foetus und die Nachge— burt heraus. Wenig oder Eein Blutfluß folgte. Die Frau wurde dann wieder auf den Nüden in’s Bert gelegt, und Blafenpflafter, fowie warme Umfchläge, auf die Ertremitäten applicirt, melde Ealt und mit Elebrigem Schweiße bededt waren. Zwei bis drei Anfälle traten noch ein, aber weni: ger heftig, als früher, und in voneinander entfernten Zwis ſchenraͤumen. Cie blieb in einem comatöfen Zuftande an vierundzwanzig Stunden hindurch, oft ganz pulslos und uns fühig, Etwas zu fhluden. Allmaͤlig jedody trat eine Rea: ction ein, das Athmen wurde weniger ftertoros, der Puls langfamer und voller, die Haut wärmer, das Geſicht weni: ger livid, und die Augen. befamen ein mehr natürliches 637. XXIX. 21. 330 Ausfehen. In dieſem Zuftande blieb fie mehrere Stunden und erwachte endlich, wie aus einem tiefen Sclafe, indem fie Seufzer und unarticulirte Töne ausſtieß. Das Bewußt⸗ ſeyn kehrte zurüd, fie fing an, ſich mit ihren Freundinnen etwas zu unterhalten und nahm etwas flüffige Nahrung, aber die vollftindige MWiederherftellung aller Functionen z0= gerte noch einige Tage. Milde Abführmittel, zuweilen ein Purgans aus Quediilber, eine nahrhafte, reizlofe Koft, Fri— etionen und Ruhe brachten bald völlige Genefung herbei. Sie ift feitdem drei bis vier Mal ſchwanger geweſen, hat aber nie ein lebendes Kind zur Melt gebracht. Gewöhnlid) abortirte fie im fünften oder fechsten Monate und litt vors ber an Schwindel und Kopfſchmerz, und einmal an leichten GConvulfionen, welche nach der Ausftofung des foetus auf: börten, aber eine theilmeife Lähmung in einem Arme und Buße ſechs bis acht Monate zuruͤckließen. — Im Februar 1859 wurde ih zu Mad. N. gerufen, welche, mit ihrem fünften Kinde ſchwanger und ungefübe dreifig Jahre alt, an Puerperalconvulfionen litt. Mager und nervös, hatte fie nie eine feſte Gefundheit gehabt und hatte in den legten Jahren an Etärfe und Kraft abgenommen. Sie befand ſich am Ende des fünften oder am Anfange des fehsten Monates ihrer Schwangerfchaft. Die Anfälle hatten bereit8 act bis zehn Stunden gedauert, als ich fie zuerft fab und waren vielleicht zwölf Mal eingetreten. Das 08 uteri war nicht erweitert, von Wehen feine Spur. Nach— dem reichliche Aderläffe ohne Erfolg gemacht worden waren, entfchloß-ih mich zum accouchement force , welches id) ungefähr auf diefelbe Weile, wie im erften Falle, ausführte. Sie hatte nur einen Ar fallnah der Ertraction des foetus, blieb aber mehrere Sturden hindurch ganz bewußtlos. Am näcften Zage kehrte das Bewußtſeyn zurüd, aber fie Eonnte noch nicht deutlich articuliren. Am folgenden Abend trat Sieber ein mit deliria mussitantia und einem langfamen, aber vollen Pulſe. Der Unterleib war meder fchmerzhaft noch aufgetrieben, aud war die Wuginalabfonderung ganz normal: doch fand mehrere Tage hindurch eine retentio urinae ftatt, welche die Anwendung des Catheters nöthig macte. Um die Heftigfeit der Reaction zu mildern, wurde ein Aderlaß am Arme gemacht und Schröpfföpfe an die Schlaͤfe geſetzt, kalte Umfchläge auf den Kopf applicirt und der Darmcanal entleert. Der Zuftand dauerte fehs Tage an, mit einer leichten Remiffion der Symptome am Bor: mittage, aber einem heftigen Fieber mit Delirien am Abend. Waͤhrend diefer aanzen Zeit fhlief fie Eeine Stunde ruhig, und Morph. sulphur, gr. £ bradte nur einen unruhigen Stupor herbei. Sie unterhielt fi zumeilen des Morgens einige Minuten bindurd ganz vernünftig, zu andern Zeiten aber zeigte fie fich gegen Alles, was fie umgab, gleihgültig. In diefem Falle war augenfceinlih ein Drud auf das Ge bien vorhanden, ſey e8 in Folge von Gongeftion oder Ers auf. Sie ftarb am fiebenten Tage. (London medical Gazette, Sept. 15. 1843.) 331 Lithotriptiſche Behandlung fungoͤſer Blafen-Polypen. Bon Dr. Badıe. Erfter Fall. N., ahtundvierzig Jahre alt, mager und ſchwaͤchlich. Obwohl er feit vielen Jahren gewöhnt war, Getränke im Uebermaaß zu fib zu nehmen, war fiine Ges fundheit fters gut gewefen. Ungefähr im December 1342 fing er an, einen häufigen Drang zu empfinden, fein Waffer zu laffen, fowie einige Schwierigkeit bei'm Ausführen dieſes Dranges. Der Strom des Urins nahm am Umfange ab, und zuweilen ging derfelbe nur tropfenweife ab. Bei'm Harn laffen empfand er heftige Schmerzen an der Wurzel des penis; diefer Schmerz nahm an Heftigkeit gegen das Ende der Entleerung zu und verfhwand mit dem legten Tropfen. Im Allgemeinen war der Urin Elar und hell, zuweilen jedoch trübe, und bei'm Erkalten feßte fih ein gelber Niederichlag ab. Diefe Symptome nahmen allmälig an Heftigkeit zu; der Drang zum Urinlaffen trat alle halbe Stunden ein, und der Schmerz wurde heftiger. Der Strahl des Urins war fehr dünn und fhwach und mit Blut gemifcht. Bei dem erften Auftreten des Blutharnens, welches nad) einem trunfenen Zuftande eintrat, gab der Kranfe den Genuß von spirituosis ganz auf. Das Blutharnen Eehrte jedoch von Zeit zu Zeit wieder. Er ließ ih nun von einem Arzte uns terfuchen, der nah Anmwenduug eines gewöhnlichen Gatheters einen Eleinen Stein in der Blafe zu finden glaubte, und den Kranken nad) Paris fohicte, um ſich daſelbſt operiren zu laffen., Als man hier gleichfalls zuerſt die Unterfuchung mit einem gewöhnlihen Gatheter anftellte, fand man zwar eine eigenthümlihe Verhärtung der Eichel und der corpora eavernosa und eine Krümmung des penis nach der rech— ten Seite hin, in Folge einer angebornen Atrophie des ent: fprechenden corpus cavernosum, Eonnte «ber den Cathe— ter mit Leichtigkeit bi8 zum DBlafenhalfe einführen. Hier wurde es jedoch ſchwer, ihn weiter zu bringen, bi8 man den Griff abwärts drüdte, was das Vorhandenfeyn einer Anz ſchwellung der prostata anzuzeigen ſchien, wiewohl eine folcye bei der Unterfuhung vom Maftvarme aus nicht er= mittelt werden Eonnte. Man fand Eeinen Stein, da man aber vermuthete, daß die Anfchwellung der prostata das Dafeyn deffelben verbergen möchte, fo entſchloß man ſich, fpä= ter die Blafe genauer zu unterfuchen. In der Zwifchenzeit wurden Ruhe, Bäder, Clyſtire angewendet und Bougies häus fig eingeführt, um die Reizbarkeit der Harnröhre herabzus ftimmen. Acht Tage nach dem erften Befuche wurde eine genaue und forgfältige Unterfuhung der Blaſe vermittelft des fchna= belförmigen Steinzerbrechers angeftellt. Man überzeugte fi, dag kein Stein, aber ein fungus an der redyten Seite des corpus trigonum vesicae vorhanden fey. Derfelbe faß mit einer ſchmalen, geftielten Bafis feft, und man fand eg daher für gerathen, ihn durch Zerquetfchen zu zerftören. Die Dperation wurde ohne Schwicrigfeit ausgeführt und verur— fahte faum etwas Schmerz. Der Kranke nahm fogleich darauf ein Bad, in welchem ein Stüd dee Schwammes, fowie etwas Blut, abging. Am zweiten Tage entleerte er 037. XXIX. 21, 832 von Neuem ein beträchtlihes Stud des Schwammgewaͤchſes. Die Gefundheit des Kranken war ungeftört geblieben. Fünf Tage fpäter wurde die Operation wiederholt, und ber Reſt der Geſchwulſt auf dieſelbe MWeife, wie früher, zermalmt. Gleich nah der Operation wurde der Kranke aufgefordert, feinen Urin zu laffen, und brachte, mit etwas Schwierigkeit, Stüde von zerriebenem Zleifche heraus, von denen einige fehr groß waren. Die Zertur derfelben gli der der Schleimpo: lypen in der Naſe und war nur etwas fefter. Etwas Blut ging auch dieſesmal ab, feitbem aber nicht wieder. Der Kranke fühlte fih nad der zweiten Sitzung ſehr erleich— tert. Der Schmerz bei'm Uriniten war verihmunden, der Strahl des Uring voll und ſtark, und der Drang zum Harn— laffen trat nur noch febr felten ein. Bei einer dritten Sig: ung nad) acht Zagen fühlte man auf der rechten Seite des corpus trigonum feine fungofen Stüde mehr, dagegen auf der linken Seite deffelben mehre auf breiter Baſis auf: figende Hervorragungen; fie wurden zerflört, ohne daß Die Bafis angegriffen wurde. Bei einer neuen Unterfuhung nah acht Zagen waren Feine Unregelmäfigfeiten am corpus trigonum und in den anderen Theilen der Blafe mebr auf: zufinden. Der Kranke Eehrte bald darauf vollfommen her: geftellt nab Haufe zurüd, nachdem die ganze Behandlung nur ſechs Wochen gedauert hatte. Bemerkungen — Der gegebene Fall zeigt erftens den ungemein großen Einfluß, melden die Lithotritie auf die Diagnofe und Behandlung von DBlafenübeln ausgeübt bat, und zweitens die eichtigkeit, mit welcher fungöfe Ge: ſchwuͤlſte mit Blafenfteinen vermechfelt werden Eönnen. Bei diefen letzteren Affectionen find die Symptome faft ganz oder ganz diefelben: derſelbe häufige Drang zum UÜkiniren, diefelben Schmerzen während und nah dem Harnlaffen, die— felben Anftrengungen, von leichter Hämaturie begleitet. — Wir wollen jedoch bemerken, daß bei Blafenjteinen der im penis gefühlte Schmerz nah der Entleerung de3 Urins fortdauert. — Wenn wir daher nur die Symptome be= rücfichtigen, welche der Kranke ung darbietet, To ift es bei der fo großen Aehnlichkeit zwifhen beiden Affectionen fait unmöglich, eine fihere Diagnofe zu ftellen, zu welcher wir je: doh, wie obiger Fall zeigt, vermitteljt der, bei der Lithotri— tie angewendeten Inftrumente in allen den Faͤllen gelangen £önnen, wo die Blafe nicht ihre Raͤumlichkeit eingebüßt bat. Wenn die Blafe zufammengefhrumpf: ift, jo wird es ſchwer, wo nicht unmöglih, die Inſtrumente in ihrem Inneren zu handhaben. Das Unzureichende eines gewoͤhnlichen Cathe— ters gebt gleichfalls aus unferem Falle hervor. Mir Hülfe jener Inftrumente laffen ſich die verſchiede— nen Durchmeſſer der Geſchwulſt, ferner, ob fie ſchmerzhaft ift, oder nicht, ob fie geftielt ift, ermitteln, und endlich auch diefelbe von einem Steine oder von den columnae carneae der Blafe unterfcheiden. Was das Weſen der Auswüchfe betrifft, welche fih innerhalb der Blaſe entwiz deln, fo wird daffelbe durch die Behandlung felbjt nachge— wiefen, welche, indem fie diefelben zerftört und ihre Austrei— bung aus der Blafe bewirkt. zeigt, ob fie mucös oder fibrös find. Nur mit careinomatöfen Gefhwülften Eönnte man fie 333 verwechſeln, wenn jetoch eine careinomatöfe Affection der Blafe vorhanden ift, fo find der allgemeine Zuftand des Kranken, die Farbe der Haut, die Art der Schmerzen, die Empfindlichkeit der Gefhmulft bei'm Drude und die prae- gressa des Falles faft immer der Urt, daß fie die wahre Beſchaffenheit des Uebeld anzeigen und den Arzt von einem gewagten örtlihen Heilverfahren abhalten, Nicht allein der Diagnofe wegen müffen wir ung der lithotriptiſchen Suftrumente bedienen, fondern auch im der Behandlung jener Affectionen. Die verfchiedenen gegen Na— Tenpolppen anyewendeten Operationsmethoden, wie Ereifion, Cauteriſation, Unterbindung, find in’sgefammt bei Blafenpo= lypen verfucht worden, haben fid aber fümmtlih als ſchwer in ihrer Ausführung und gefährlich in ihren Folgen gezeigt. Die beiden allein zuläffigen Operationen find dag Ausrei— Ben und das Zerquetfhen, und Civiale mendet von dies fen nur die legtere vermittelft feines gefchnäbelten Steinbre: ers, ald die weniger gefahrlofe, an. Die von ung beobach— teten und von Civiale berichteten Fälle zeigen, daß yeftielte Polypen auf diefe Weife, mögen fie nun in der Höhle der Blaſe oder am Halfe deffelben ihren Sitz haben, angegrif— fen werden Eönnen. Diefe Polypen werden, wenn fie frei von Adhäfionen find und in der Blafenhöhle gewiffermanz Ben frei fchweben, leicht zerſtoͤt werden. Diefes ift jedoch nicht mit den Polnpen der Sal, welche auf breiter Baſis auffisen und feit an den Wandungen der Blafe anhängen ; diefe müffen forgfältig geſchont werden. Zweiter Fall. — Ein mehr als fiebzig Fahre alter Mann litt an Hamaturie, Drang zum Uriniren und Schmerz jen am Ende des penis nad) dem Harnlaffen. Die Unterz ſuchung mit einem gewöhnlichen Gatheter ergab feinen Stein, fondern eine Eleine Blafe, welche eine Quantität Urin, mit Blut gemiſcht, enthielt. Die Behandlung befhrankte ſich auf die Anwendung von Bädern, Cipftiren und Sujectionen von lauwarmem Waſſer in die Blafe, in der Abficht, die Cas pacität der Blafe duch Verminderung der Gontractilität ihrer MWandungen zu erhöhen. Diefe Behandlung war mehrere Tage hindurch fortges feßt worden, und der Urin begann ſchon weniger mit Blut gemifcht zu feyn, als plöslich ein großer collapsus des Kranken, dann Fieber eintrat; in der Nacht fing er an zu deliriren, am folgenden Tage war er comatoͤs, blieb mehrere Tage in diefem Zuftande und ftarb dann. Bei der Section fand man die Blaſe bis zur SKleinheit eines Gaͤnſeeies zufammengezogen. Die Muskelhaut war ſtark hypertro— vhifh. Auf der Schleimhaut fanden fid) mehrere himbeer— ähnliche Geſchwuͤlſte mit fehr Eleinen Stielen; zwiſchen den warzenartigen Vorfprüngen derfelben fand fich noch etwas von der dien ſchwarzen Ftüffigkeit, welche während des Lebens ausgeleert worden war, mit Falkartigen Maffen vermifcht; die eine Niere doppelt fo groß, als gewöhnlich, erweicht, ſtark injicirt, und bier und da in derfelben ſchwarze, mela= notifche Flecke. Die fibröfe Hülle der Niere ließ ſich wie eine Pfirfihfchaale abziehen. Die Gehirnhäute waren mit Ses tum angefüllt — (L’Experience.) 637. XXIX. 21. 334 Zuweilen kommen auch Blafenpolmpen vor, ohne daß, wie im erflern Falle, die einem Blafenfteine eigene Sympto⸗ mengruppe dabei vorhanden waͤre. So erinnern wir uns eines von Velpeau behandelten alten Mannes, der einen klei— nen Polypen nahe am Blafenhalfe hatte, aber nur an Bes ſchwerden bei'm Urinlaffen und zuweilen an vollftündiger Harnverhaltung litt; der Gatheter drang mit der größten Leichtigkeit in die Blaſe. Der Kranke ftarb an einem an— deren Uebel, und fo hatte Velpeau Gelegenheit, feine bereits während des Lebens geftellte Diagnofe zu conflatiren. — Die Polppen, welche in der Blaſe, auf ihrer Schleimhaut, vorkommen, find faſt immer weich oder himbeerähnlich, was auh bei den Rachen- und Maftdarmpolnpen der Falı ift, während die Nafens und Gebärmutterpolppen meift fibröfer Natur find. Diefes erklärt fih aus der anatomifhen Ver: fchiedenheit der afficirten Schleimhäute; in der Nafe ift die auskleidende Membran nicht bloß Schleimhaut, fondern ein dichtes fibrös = mucöfes Gewebe; und im uterus liegt das dünne Schleimhautblaͤttchen, welches die innere Höhle aus: Eleidet, auf einer dichten fibröss musculöfen Membran, wäh: vend die Schleimhaut der anderen genannten Drgane faft ganz frei von einer Vermifchung mit fibröfem Gewebe ift. (The Lancet, Febr. 10. 1844.) Bildungsgefhichte der Steine aus Harnfäure. Von Dr. Aldridge, Die allgemeine verbreitete Anficht Über die Bildung und Geſchichte der Harnfäure= Steine ſcheint folgende zu fern: Gewiſſe Arten der Nahrung, atmofphärifhe Einflüffe und befondere conftitutionelle Prädispofition werden als Gaufals momente der „Harnſaͤurediatheſe“, eines Zuftandes, gefchildert, welcher fih durch eine Hinneigung zu einer vermehrten Se— eretion der Harnfäure aus den Nieren characterifirt. Da diefe Säure und ihre Salze nur ſeht wenig löslich find, fo erftarren fie leiht in den erften Harnmwegen und bilden Gries oder Eleine Steine, welhe, nah und nach durch die Kraft des Harnftromes längs der Harnleiter fortgegogen, Anfälle von Nierencolif herbeiführen. Einige diefer Eleinen Steine können in der Blaſe zurüdbleiben, wo fie auf Un- Eoften "der faturirten Flüffigkeit, welche an ihnen vorüber: fließt, wachſen; indem fie aber in der Blaſe viel Beſchwerde verurfachen und heilfame Bewegungen hindern, fo wird ein cachectifher Zuftand hervorgebraht und eine neue Dyscraſie begruͤndet. Dieſe letztere iſt die phosphatiſche Diatheſe, in welcher eine Tendenz zu einer vermehrten Sectetion von Phosphaten ſich zeigt; dieſe Salze, gleichfalls wenig loͤslich, folgen den Geſetzen der Kryſtalliſation und lagern ſich auf dem bereits durch die Lithate gebildeten Kerne ab. Dieſe Diatheſe kann auf einige Zeit durch Heilmittel beſeitigt werden, aber nur, um einer Ruͤckkehr der Harnſaͤure-Dia⸗ thefe Plag zu machen. Die Behandlung, welche diefe Hys pothefe an die Hand giebt, ift fehr einfah. Alkalien loͤſen die Lithate, Säuren die Phosphate auf; wenn daher die Harnfäure= Diathefe vorherefht, gebe man Alkalien, wenn die phosphatifhe Diathefe, Säuren, 335 Ich glaube, daß biefe ganze Theorie auf Jrrthum bes ruht, und erlaube mir hier in kurzen Saͤtzen das zu geben, was ich fir wahr halte: 1) So oft die Secretion der Haut, der Gaſtropul— monalfchleimhaut, oder des Zellgewebes vermehrt ift, ift die Quantität des Waſſers im Harne verringert. 2) So oft eine Icritation der Nieren, fey fie primär oder ſecundaͤr nad einer acuten oder fubacuten Entzündung eines anderen Drganes, vorhanden iſt, vermindert ih die Quan— tität des Waffers im Harne. 3) So oft die Quantität des Waſſers im Harne ges ringer ift, als das erforderliche Minimum, um die ſchwer— loͤsliche Harnfäure oder Superlithate bei einer gegebenen Temperatur aufgelöft zu erhalten, ſchlagen fich dieſe Sub: ftanzen bei jener Temperatur nieder, wenn nur der Urin hinlaͤnglich fauer ift. 4) So oft die Harnfüure oder die Superlithate fih nieberfchlagen und in irgend einem Xheile der Harnwege zurüdbleiben, fo wirken fie wie fremde Körper und erregen eine entzündliche Action in den anftoßenden Schleimhaut: flächen, welche Action fid nad) Abwärts bis zum Ende der Harneöhre und aufwärts bis zu der Röhren» und Rindens fubftanz der Nieren hin verbreiten kann. 5) So oft die Röhren» und Rindenfubftanz der Nie ten auf eine fubacute Weife fih entzunden, wird ein all gemeiner, cachectifher Zuftand des Drganismus hervorges bracht und der Harn hört auf, fauer zu fen. 6) Eine jede irritirende Urfahe, wie die unvorfichtige Einführung von Gathetern u. f. w, ift im Stande, die fubacute Entzündung der Nieren in eine acute umzuwans dein, welche fich durch wiederholte Schüttelfröfte, unterdrüdten oder fpärlihen und blutigen Urin zc. zu erkennen giebt. 7) Sobald der Urin aufhört, fauer zu feyn, kann er nicht länger die erdigen Phosphate aufgelöf’t erhalten, und dieſe ſchlagen fih dann auf jede Subſtanz in den Harn: wegen nieder, welche als Kern dienen kann. 8) Um die Ablagerung der Harnfäure oder der Super: lithate in den Harnmegen zu verhüten, müffen die Urfachen, welche eine Verminderung der Quantität des Waſſers im Harne bewirken, entfernt werden. 9) Um die Ablagerung der Phosphate zu verhüten, muß die Säure des Harns duch Befeitigung der vorhan— denen acuten, oder fubacuten nephritis wieberhergeftellt werden. 637. XXIX. 21. 836 10) In gemiffen Fällen von hronifher eystitis wird Kalkphosphat von der Blafenfhleimhaut ausgeſchieden. 11) Die Hauptablagerung aus dem Urine im alfali- ſchen Zuftande befteht aus Erpftallifirten Phosphaten. 12) Die löslihen Steine, melde aus einer Mifhung von Eryitallinifchem Phosphate und Kalkphosphate beftehen, werden bei Gomplication von chroniſcher eystitis und fubs acuter nephritis hervorgebradht. (Dublin Journal, Jan. 1844.) Miscellen. Wie vorfihtig man bei dem Gebraude mander hirurgifhen Snftrumente feyn müffe, dazu theilt ein Ungenannter in der London Medical Gazette, January 1844, folgenden Beleg mit, der um fo beachtungswerther erfcheint, als Lallemand’s Verfahren, die proftatiihe Portion der Darn: röhre zu cauterijiren, ſich fo nüglid bewährt und mehr und mehr in allgemeinen Gebrauch fommt. Der Berichterftatter wandte daffelbe vor drei bis vier Jahren mit dem günftigften Erfolge an. Beim Vorſchieben des Stilets floffen einige Zropfen aus dem Ende des Catheters, durd welche feine Finger ſolche dunkle Flecke erbielten, wie fie das falpeterfaure Silber zu veranlaifen pflegt. Binnen einer Viertelftunde reinigte er fein Inftrument gründlich und that es in das Bindzeug. Etwa ein Jahr darauf hatte er Gelegenheit, daffelbe wieder zu benugen. Als er num das Gtilet unterfuchte, fand er, daß die vorüberaehende Berührung mit fals peterfaurem Silber daſſelbe fait fo mürbe, wie das Mark eines Schilfrohres, gemacht hatte. Es zerbrady bei Anwendung der ges ringften Kraft in Stüden von 1 Zoll Länge. Wäre dieß geſche— ben, während ſich der Aegmitrelträger in der proſtatiſchen Portion der Harnröhre befand, fo hätten die Folgen graͤßlich ſeyn müffen. Das SInftrument war von einem fonft acdhtbaren, aber der Chirurs gie durchaus unfundigen Meifter gearbeitet, der feine Schuldiateit getban zu haben ulaubte, indem er nur die Enden des Stilets aus aͤchtem, den Reft aber aus Neufilber (german silver) ange» fertigt hatte. Ueber Verlängerung des Körpers nad jedem epi- leptifchen Anfalle, erzählt Dr. 3. G. Kloppert in der Lancet einen intereffanten Fall, wobei der Kranke nad jedem Anfalle 13 Niederl. Zoll (1! Centimeter) bald mehr, bald weniger verlängert wurde, Seit zwei Jahren leidet der Kranke an Epilepfie, deren Anfälle in Zwiſchenzeiten von fünf, fieben, fünfundzwanzig oder dreißig Tagen ſich wiederholten. In den freien Zwiſchenraͤumen nahm der Kranfe an Größe nicht zu, fo dag der Verfaffer die Anzahl der Zolle, um weldhe der Kranke feit dem erjten Anfalle gewach— fen war, angeben und daraus wieder die Gefammtheit der Anz fälle ableiten Eonnte. 3ur Gompreffion bei orchitis empfiehlt Dr. &id- tenftein zu Zutter, in v. Walter’s Sournal II. 1., zwei Luft: Eiffen, welche in einen Stahlbügel gefpannt find. Bibliographische An Essay towards a correct theory of the nervous System. By John Harrison. Philadelphia 1844. 8. The principal Offices of the Brain and other Centres, By J. Swan. London 1844. 8. Neuigkeiten. Thoughts on Physical Education and the true Mode of impro- ving the Condition of man. By Charles Caldwell, MD.; with a recommendatory Preface of Geo. Combe. 2d British Edi- tion. Edinburgh 1844. 8. The Diseases of Children, their Symptoms and Treatment etc. By G. A. Rees. London 1844. 12. Uene VNotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, geſammelt und mirgetheilt * von dem Obers Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medisinalrarhe und Profeſſor Froriep ju Berlin, N 638. (Nr. 22, des XXIX. Bandes.) März 1844, Gedrudt im Landes - Induftrie =» Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 . 30 2%, des einzelnen Stüdes 3 99x Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9% 1 Be a EI u. Ueber den Mechanismus der Fiftelftimme (Fal: fettftimme.) Bon Herrn Petrequin, Oberarzt am Hötel Dieu zu Lyon, und Heren Diday, (Schluß.) 38. Gleich allen Compenſations-Erſcheinungen wiederholt ſich auch dieſe, wiewohl in umgekehrter Richtung, an der unteren Graͤnze der Stimme. Man verſuche die tiefſte Note der Fiſtel— ſtimme, alfo g, oder f, lang auszuziehen, und ſowie man derſel— ben einen bedeutenden Grad von Kraft zu geben verſucht, nimmt fie unvermeidlidy den Klang der Bruftftiimme an. Hier haben wir wieder die nämliche Wirkung, auf welche die nämliche Erklärung paßt. Um biefen tiefen Ton der Fiftelftimme zu bilden, war die Deffnung der glottis fo ſtark erweitert, als fie es nur irgend feyn konnte, ohne daß die Stimmbänder in tönende Schwingung träten. Sowie fie nur im Geringjten mehr erfchlafften, mußten fie aus dem Zuftande ftarrer Lefzen, welche die Luft in Schwingung fegen, in den felbftfchwingender Ränder übergehen. Diefe größere Erſchlaf— fung wird aber durch das Beduͤrfniß der Compenfation geboten (f. unfer Me&moire sur la voix sombree, Gaz. med. 1340, p. 310 et 311); fie tritt alfo ein, und die vorherzufebende Wirkung, näm= lich das Umfegen der Fiſtel in die Bruftftimme, ift, wie auch die Erfahrung lehrt, die unausbleiblide Folge. 39. Die Fiftelftimme unterfcheidet fi, wie gefagt, von der Bruftftiimme auch durch die Leichtigkeit ihrer Erzeuaung und den geringen Aufwand an Luft, den fie erheifcht. Die höchit genauen Berfuhe Müller’s beweifen die des Mehreren, und übrigens find alle Muſiker diefer Anficht. Auch diefer Umftand erklärt fich ebenfowohl aus unferer Theorie, wie er für diefelbe Zeugniß ablegt. Wo die Luft die Schwinaung veranlaßt, muß deren Strom kraͤf— tiger, folglich die Ausathmung ftärfer feyn, und deßhalb muß ſich der Sänger auch bei der Bruftftimme bedeutend mehr anftrenaen, als bei der Fiftelftimmr ; deßhalb kann er bei den Zönen der erſte— ten nicht fo lange aufhalten; denn die bei’'m Ausathmen thätigen Muskeln Eönnen nur bei einem gewiſſen Grade von Anfüllung der Lungen mit Luft Eräftig genug einwirken, um die zur Erzeugung der Bruſttoͤne nöthiae ftarke Strömung hervorzubringen. Bei der Fiftelftimme Liegen aber durchaus andere Umftände vor. Der Mechanismus der Flöte ift an die Stelle desjenigen der Roͤhrchenmundſtuͤcke (Zungenpfeifen) getreten. Da alfo die Luft felbftftändig ſchwingt/ fo hängt die Zahl der Schwingungen Iedige lic) von dem Zuftande der Deffnung ab, und der Sänger kann ben Luftſtrom langfamer ausfließen laffen, ohne daß fich deßhalb die Bedingungen der Bildung des Tones ändern. Deßhalb erheifchen No. 1738. — 638, RE a a die Noten des zweiten Regifters nur eine ſchwache Ausathmung, und fie Eönnen alfo weit länger ausgezogen werden, als die ent- ſprechenden Noten der Bruftftimme, 40. Wahrſcheinlich hat ein befannter Mufiktehrer unferer Zeit den Umftand, daß die Noten einander entfprehen müffen, außer Acht gelaffen, als er unlängft die Frage in einer ganz verfchiedes nen Weife zu erledigen fuchhte,. Sm Widerſpruche mit dem eben Gefagten, im Widerfprude mit den Refultaten der allgemeinen Beobachtung, behauptet Herr Garcia, „der Zon der Kiltelftimme erfhöpfe, wennaleidy er im Verhältniffe zu dem der Bruſtſtimme ſehr ſchwach fey, die in der Lunge enthaltene Luft weit ſchneller.“ (©. a. a. D. ©. 122) )). Diefe Anficht verftößt fo fehr gegen die allgemein geltende Meinung, daß man anfangs irgend einen auffallenden Fehler in dem Inductionsproceſſe vermuthet, durch welchen der Verfaffer zu diefem Schluſſe gelangt if. Man leſe nur ten Bericht über den Verſuch, auf weichen der Verfaffer den= felben gründet. „Wenn man auf einen Bruftton denfelben Eon der Filtelflimme folgen läßt, fo läßt fich die Schwädhung der Schwingungen alsbald hören und fühlen. Diefe Verminderung der Kraft möchte Einen auf die Vermutbung bringen, daß der Auf: wand an Luft geringer fen, und doc) finder das Gegentheil ftatt. Man wird den Widerfpruch, in welhen Herr Garcia ver: fallen ift, leicht begreifen Indem er mit der Note der Fiftelftims me erperimentirte, welche mit der der Bruftftimme unifono ift, war der Irrthum unvermeidlidi; denn man nimmt in der Gefang: muſik in’sgemein an, daß in jedem Regiſter die niedrigen Zöne, fetbft wenn fie Schwach aefungen werden, immer einen merklich arößern Aufwand an Luft erheifhen, als die hohen. Dieſen Um— ftand darf man bei Unterfuchungen dieſer Art nie aus den Augen verlieren. Indem nun Herr Garcia einen Ton wählte, der ab— mechfelnd in dem einen und in dem andern Regifter gefunden wer: den Eonnte, hat er offenbar einen tiefen Zon der Kiftelftimme mit einem hoben der Bruſtſtimme verglichen. Hierin liegt der. Fehler des Verſuchs, wie feines Schluffes. Wenn der Verfaffer jenen Un: türfchied beachtet und entſprechende Noten beider Regiſter, das beißt folche gewählt hätte, die beide um eine gleiche Anzabl von Zönen von dem Urfprunge der refp. Scalen entfernt geleaen bär- ten, fo würde unftreitig das Refultat des Verfuhs fo ausgefallen feyn, daß er feine Anficht hätte aufgeben mülfen. 41. Demnad ftellen alfo die Bruftftiimme und bie Fiſtelſtim— me zwei in Anfehung des Klanges ihrer Zöne und der Tonleiter ihres Reaifters verfchiedene Snftrumente dar. Ein Stüd laufen fie nebeneinander hin, dann bildet das eine die Fortſetzung des an- 9 Vergl. Neue Notizen Nr. 381 (Nr. 7. d. XVII. Bbs.), ©. 97 u. ff. 22 39 deren, und vereinigt umfaffen fie die fammtlihen Töne, welche bie Geſangſtimme des Menfhen erzzugen kann. Der Sänger findet alfo hivr, wie der Componiſt im DOrchefter, eine bedeutende Anzahl von Tönen zu feiner Verfügung, die jedoch unter verſchiedene Ja— firumente vertheilt find, von denen jedes feine befonderen Eigen: ſchaften hat und feine befondere Anwendung findet. An ihm ift es, diefe verfchicdenartigen Mittel, um ſich auszudrüden, in ihrem na— turlichen Bereiche mit Geſchick und Gefhmad zu verwenden, Als kein das Geſangorcheſter, wenn wir uns diefes Ausdruckes bes dienen dürfen, unterliegt, im Vergleiche mit dem Snitrumentalors chefter, einem eigenthümlihen Mangel. Da bdiefelbe Deffnung abs wechfelnd als Roͤhrcheumundſtück und als Flötenmundloh dienen muß, indem zwei fo verfchiedenartige Mechanismen ihren Sitz in demfelben Rohre haben, fo laßt ſich begreiflicherweife der Ueber— gang von dem einen zum an»zrn nit immer ohne Schwierigkeit vermitteln. Und in der That kann man nie unmerklih von einem Regifter zum andern übergehen. Indem man entweder von Oben nah Unten oder von Unten nah Dben alle Noten der Stimme durchläuft, läßt fich, in dem Augenblicte der Untaufhung der Res gifter, cin gewiſſes Abfegen nicht vermeiden, welches im erftern Falle eine unangenehme Wirkung auf das Ohr hervorbringt. Die Regeln, die man in diefer Beziehung in den Singſchulen empfohlen findet, und die anhaltenden Uebungen, welche man die Schüler maden läßt, um diefem Uebelitande nah Moͤzlichkeit abzuhelfen, beweifen zur Genüge, daß derſelbe eine wefentlihe und normale Zugabe zu dem menfhliben Singorgane ift. Auch gelingt deſſen Befeitigung nie vollſtaͤndig. Durch Gefchielichkeit und vorbedachte Wahl des Augenbiics der Vertaufhung, und indem man den Zon zur rechten Zeit verftärkt oder ſchwaͤcht, läßt fich diefer Fehler ver: f&hleiern, aber nie ganz vermwifchen. 42. Diefe Bemerkungen gelten hauptſaͤchlich von dem Ueber— gange von der Fiftelftimme zur Bruftftimme, denn diefer bietet die meilten Schwierigkeiten dar. Dieß willen die Sänger wohl, und um bei einem abfteigenden Läufer diefe natürliche Unfchönbeit nah Möalichkeit zu verfchleiern, forgen fie dafür, die Fiſtelſtimme fo tief hinab beizubehalten, daß die auf diefelbe folgenden Brufttöne fih an einer Stelle diefes Regifters befinden, wo deren Erzeugung leichter ift. Und dennoch bleibt die Vertaufhung dem aufmerkfas men Zubörer immer fehr wahrnehmbar. Unfere Theorie liefert auch die Erklärung diefer fonderbaren Erfheinung, die bisher noch Niemand aus dem phyfiofogifchen Ge: fihtspuncte zu beleuchten gefuht hat. Bekanntlich wird bei der Fiſtelſtimme der Umkreis der glottis zu einem ftarren Rande ges madt. Bei der Bruftitimme dagegen muß fih der Grad der Spannung der Stimmbänder bei jedem Zone ändern Hierin liegt, der Hauptſache nach, der ganze Unterſchied. Daß fich der Ucber: gang von der Bruftfiimme zur Filtelftimme durch Kunſt und Ue— bung verſchleiern läßt, beareift fich leicht; denn es handelt jich da« bei für den Sänger nur darum, daß er einen völlig beftimmten Zuftand der glottis bewirkt, welcher für den ganzen Umfang der Fiftelftimme derfelbe bleibt, und mit dem er ſich alfo durd lange Uebung völlig vertraut machen Eann. Allein, wenn man von den Fifteltönen zu den Brufttönen übergeht, fo muß man auf der Stelle einen gewiſſen Grad von Contraction und Spannungder glottis trefs fen, und dieß ift zu einer quten Wirkung ebenfo unerläßlich, als es ſchwierig iſt; denn da die Anfpannung der Stimmbänder in diefem Regifter bei jedem Zone fich ändert, fo kann der Sänger es felbft durch lange Uebung nicht dahin bringen, diefen Grad von Span: nung in jedem Falle genau zu treffen, indem diefer Grad nur einer der unzähligen Grade ift, welche den verſchiedenen Brufttönen ent⸗ fprechen. 43. Ein zweites, nicht weniger bedeutendes Hinderniß liegt in der Unmöglichkeit, ein Röhrchenmundftüd (Zungenpfeife) in demfelben Augenblicte zum Ertönen zu bringen, wo man in dajjelbe bläf't. Zwifchen dem Augenblicde, wo man zu blafen anfängt, und dem, wo der Ton beginnt, verftreicht immer eine gemiffe Zeit. Demnad) tritt bei dem Nöhrchenmundftüde der menſchlichen Stimme, wie bei den Eünftlicben Snftrumenten, notbiwendig eine Paufe, eine Eurze Unterbrehung des Zones ein, welche das Unangenchme des Ueber: ganaes von der Fiftel = zur Bruftftimme noch vermehrt, 638. XXIX, 22, 340 Demonftration der Theorie ber Fiſtelſtimme durch Verſuche. 44. Alle Eigenthumlichkeiten der Aiftelftiimme haben auf bie bargelegte Weiſe durch unfere Theorie ihre befriedigende Erkiärung gefunden. Wir wenden uns nun zu Bemweifen noch fchlagenderer Arı Wir haben dargethan, daß uns nur der Mechanismus ter Flöte das gehörige Verſtandniß der mulikalifgen Gharactere der Fiſtel⸗ flimme gejtartet. Wir wollen sun nahmeifn, dag man mitteift diefes Mechanismus, in der That, Wirkungen breroorrufen fann, weiche mit denen der Kifteljtinnme völlig identiſch find. Jedermann giebt zu, daß, um die Brufitöne zu erzeugen, die Stimmbänder nad) Art eines Roͤhrchenmundſtücks Shwingen. Nimmt man alfo mit uns an, daß die Fiſtelſtimme dadurch bervorgebradt werde, daß diefe Bänder oder Lefzen lich in ſtarre Känder verwans dein, fo muß man vor Allem unterfuden, was geſchieht, wenn man ein Rohrchenmundſtuck in Zhätigkeit fest, dejfen Zungen man unfähig gemadt hat, in Schwingung zu treten Denn die Analos gie zwifhen dem natürlichen Apparat muß ſich als vollfommen fhlagend herausjtellen, und auf keine andere Weiſe liege fich bie Richtigkeit unferer Theorie entfheidender darthun. Wir Eönnen alsbald ankündigen, daB das Reſultat unferer Anfiht fo günitig war, als wir nur irgend hoffen durften, Wir gingen bei diefem Verſuche folgendermaagen zu Werke. Wenn man das Röhrhienmundftüd eines Kaaotts oder einer Ho⸗ boe zwiſchen die Lippen fast und dajjelbe nah feinem gewöhnlichen Mechanismus ertönen läßt, fo erkennt man obne Schwierigkeit, daß die erzeugten Zöne denen des Bruſtregiſters genau entipre: hen, Wenn man nun, ohne die Lage der Rippen zu verändern, ohne aufzuhören, zu blafen, eine Pincette fo an das Mundftüd ans fhiebt, daß deren Kneipen die Ränder dejfelben leicht berühren, fo wird man in demfelben Augenblicke eine vollitändige Veränderung in der Befchaffenbeit des Tones bemerken. Während derfelbe erft voll und ſchwirrend war, ift er plösglich höher, fanft und pfeifend geworden. Es iſt dieß der Uebergang von den Roͤbrchenmundſtück⸗ tönen zu den Zlörentönen, von der Bruftitimme zur Fiſtelſtimme; und der Vergleich ift jo fehlagend, daß man unmillführlib auf dene fetben hingeleitet wird, und daß er jih dem Geiſte alsbald darftellt, wenn man jich über das erlangte Refultat Rechenichaft geben will. Um diefen Verfuh mit Erfolg zu wiederholen, find einige Vorſichtsmaaßregeln nörhig. Allein eben in diefen liegt wieder ein Berveis von der Bündigkeir der Analogie zwiſchen den Bruft- und Fifteltönen, auf der einen Seite, und den Zönen des freien Röbr: &enmunoftüds, fowie den Zönen des Röbrchenmundftüds, deifen Schwingungen man unterbrohen bat, auf der andern Seite. So muß man den Luftſtreom ein Wenig langfamer einftreichen laffen, mas mit den von ung (Nr. 31) angegebenen Regeln in Bitreff der Erzeugung der Fiftelftimme völlig übereinftimmt und durch die Verfuhe Müller’s, welcher die zu einer Bedingung ihrer Erzeus gung macht, außer allen Zweifel geitellt ift. So ift auch der durch das, mit der Zange gehaltene, Röhrchenmundftüd erzeugte Ton hös ber, als der vorher durch das freie Roͤhrchenmundſtuͤck bervorges brachte, und diefer Unterfchied ftimmt mit dem diatonifhen Inter: vall zwifhen den beiden Regiſtern volllommen überein. — Was den Grad des Drudes anbetrifft, welchen man mit der Zange aus— zuüben bat, fo muß derfelbe fo ftark feyn, dag dic Schwingungen des Röhrchenmundftücs gehemmt werden; er darf aber nicht fo ſtark feyn, daß der Luftſtrom unterbroden wird. Durch ein Wer nig Uebung wird man bald dahin gelangen, den richtigen Grad von Drud hervorzubringen. Auch kann man, wie wir die häufig ger than haben, ftatt der Pincette die Zähne zum Zufammendrüden des Mundftüks anwenden. Sobald deren Spigen die Wandungen deſſelben berühren, verändert fih der Ton augenblidlih, und er bleibt fo lange ein Flötenton, als die Zäbne fih mit dem Munds fü in ganz leichter Berührung befinden. 45. Die ih aus diefem Verſuche ergebenden Folgerungen leuchten ohne Weiteres ein. Man braudt deſſelben bloß zu er wähnen, um feine ganze Bedeutung zu erkennen Auf diefe Weife erklärt fich eine von Herrn Magendie conftatirte Thatfache , de— ten durch uniern Verſuch aufgeflärte Nebenumftände um fo bes mweifender werden, da fie an einem Apparat beobachtet wurde, welche mit dem Stimmorgane eine noch größere Aehnlichkeit dar: 341 bietet. „Als ih, fagt Herr Magendie, mit dem von Herrn Caanard:Larour erfundenen Eünftlihen Keylkopf Verſuche anz freute, begegnete es mir öfters, wenn ich die Federharziefs zen ftark anfpannte, daß ich Töne erzeugte, die ſich zu ven gewöhnlichen Zonen des Inſtruments ungefähr ebenfo verhielten, wie die Fifteltöne zu den Brufttönen.” Vergl. Precis elem. de Physiologie, T. I, p. 323. Bier haben wir unfern Verſuch in einer andern Geſtalt, bier fehen wir, dag [bon Herr Magendie deſſen Bedeutung erkannt bat. Alerdings hat der berühmte Phy— fiotog nicht diefelben Folgerungen daraus gezogen, wie wir, ſon— dern das Refultat als ein nur zufällig erlangtes hervorgehoben. Aullein diefer Umftand thut der hoben wiſſenſchaftlichen Bedeutung des Berfuchs Eeinen Eintrag, und er dient unferer Theorie ebenſo— wohl zu einem werthvollen Belege, wenngleich er nicht ſyſtematiſch zur Unterftügung derfelben angıftellt wurde. 46. An diefe mittelft des Eünftlihen Kehlkopfes erlangten Res fultate laffen fih paffeno diejenigen anreihen, welche mit dem menſchlichen Kehlkopfe felbft gewonnen worden find. Man hat weis ter oben gefehen, daß, wenn man Luft zwifchen die im geeig— neten Grade angefpannten Stimmbänder eines Cadavers einbtäf’t, ſich Zöne erzeugen laffen, die denen der Fiſtelſtimme durchaus gleichen (S. Müller a. a. O., ©. 93). Die Erktä« rung diefes Schriftftellers hat ung, wie gefagt, nicht befriedigt; als lein die Thatſache ift deshalb doch vollfommen verbürgt und von bober Wichtigkeit. In der Auseinanderfigung der durch Mülsz ler’s Verſuche erlanaten Rufultate ftellte fih nun aber der merk: mwürdige Umftand heraus, Daß der Ton jedes Mal in dem Augen: blicke die Natur der Kiftelftimme annahm, wo ſich die Schwinguns gen der Stimmbänder in dem Grade vermindert hatten, daß fie nur noch an deren Rändern fihtbar waren. Hier haben mir aljo unfern Verſuch wieder nad) allen feinen weſentlichen Bedingungen, nur in einer andern Korm, 47. Dieß wäre alfo unfere Theorie, die wir, unferer Anficht nad, auch fo vollitändig bewiefen haben, als es bei Fragen dieſer Art möglich ift. Sie erklärt die muſikaliſche Geſchichte der Fiſtel— ftimme, erläutert alle ihre Charactere und verfolgt diefelbe in alle ihre Einzelnheiten. Sie bringt in der überzeugendften Weife alle unterfcheidenden Eigenfchaften diefer Stimme am Fünftlichen und natürlichen Kehlkopfe wieder zum Vorſchein. Endlich ift ihre voll: kommene Uebereinftimmung mit allen befannten Gefegen der Aku— fit auch nadygemwiefen worden. Was wäre demnad) zu deren Der monftration noch nötbia? Bedarf eine Hppothefe, gegen die Feine beobachtete Thatſache ftreitet, weiche die ftrenafte Analogie für ſich hat, noch fernerer Beweiſe? Will man von ung verlangen, daß mir duch Vivifectionen erbärten, daß fih die Sahe am lebenden Menfchen wirktich fo verhält? Hat man denn je für andere mit Gunſt aufgenommene Theorien über die Stimme folche materielle Beweife verlangt? Nein! Man bat von ihnen nichts begebrt, als daß die Töne mit denen irgend eines muſikaliſchen Snftrumens tes verglichen würden, und daß nachgewieſen würde, wie der menſch⸗— liche Kehlkopf die Mittel beige, den Mechanismus dieſes Inſtru— mentes zu reproduciren. Und dieß mit vollem Rechte; denn mo e8 in der Natur der Sache liegt, daß man die Natur nicht auf der That felbit ertappen Fann, da muß man auf einen bandgreiflichen Beweis verzichten und die Aufgabe auf einem andern Wege zu loͤ— fen verfuchen. Bon dem phufikalifchen Zuftande des Stimmorgand bei der Fiſtelſtimme. 48. Wir haben nun nur noch zu betrachten, wie die ver— ſchiedenen Bedingungen eines floͤtenartigen Inſtrumentes bei dem Stimmorgane durch das Zuſammenwirken der verſchiedenen Theile deſſelben verwirklicht werden koͤpnen. Nun kann aber der Ton in den Roͤhren mit Mundloͤchern nur unter der Bedingung entſte— ben, daß dieſelben wenigſtens zwei Beſtandtheile befisen; eine Oeffnung mit ſtarrem Umkreis und eine den Luftſtrom leitende Roͤhre (ein Windrohr), deren raͤumlicher Inhalt ſich verändern läßt. Wir muͤſſen alfo nach den Geſetzen der Phyſik die Modis ficationen unterfuchen, welche der Stimmapparat erleiden muß, wenn er diefen beiden Bedingungen entfprechen fol. u 638 XXIX. 22. 342 ‚ Deffnung Die Mündung ober das Loch wird durch die Stimmrige gebildet. Zu diefem Ende werden ihre Lefzen in einem ſolchen Zuftand erhalten, daß die Ruftfäule diefelben nicht mebr in Schwingung ſetzen Fann, oder dieß dody nur in dım Grade Fann, daß, wie bei der Flöte, dee Umkreis der Mundöffnung ſchwingt. Allein, worin beſteht dieſer Zuſtand? Wird die Starrheit, welche die Stimmbaͤnder erlangen, ihnen durch die Zuſammenziehung des m, tbyreo-arytaenoideus verliehen? oder rührt ſie von der Hebel— bewegung der cart. thyroidea her, deren Wirkung darin beftcht, daß ein Zug auf die beiden Enden der Stimmfaiten ausgeübt wird 2 Hat man das gleichzeitige Wirken diefer beiden Urſachen anzunche men? Haben wir auch in dın Muskelfaferbündeln dag Vorhan— denfeyn von Stimmbändirn, oder, nab Barthez’s Ausdruck, eine ftatifhe Kraft zu vermuthen, die von der eigentlihen Contra— ction unabhängig feyn würde? Herr Geoffroy: St.:Hilaire hat ſich hierüber hoͤchſt treffend folgendermaaßen geäußert: , Man’ fann in dieſer Beziehung nur Vermuthungen aufftellen, und wir werden uns derfelben ganz enthalten.” U. a. O. S 340. Allein nicht bypotberifch und ſich aus diefer Unſicherheit ſelbſt ergebend ift, daß bei fo vielen Mitteln der Erfenntniß die Erfheinung nicht für unerklaͤrlich gelten Fa:n. Und wenngleich deren innerſter Me— chanismus noch mit dem Schleier des Geheimniſſes bedeckt iſt, fo darf man doch uͤber deſſen Wirklichkeit nicht den geringſten Zweifel hegen, da man einestheils weiß, daß er möglich iſt (Nr. 48) und anderntheils, daß er nothwendig ift (Nr. 34). 49, Es bietet fi inde hier ein Einwurf dar, den wir zu befeitigen fuchen wollen. Wenn cs, wird man fagen, wahr ift, daß die Erzeugung der Fiftelftimme fehr wenig Mühe Eoftet, daß der Sänger und Zuhörer dabei gleihfam ausruhen, fo fheint diefe Eigenſchaft mit der andauernden erzwungenen Starrheit der Stimm= bänder nicht wohl verträglih. Die Theorie fheint ſich hier mit der Erfahrung im Widerfpruche zu befinden, indem fi) aus der logtern ergicht, daß das Singen durch die Fiftel wenig Anftrengung erheiſcht, während die erftere lehrt, daß deffen Mechanismus befon= dere Anftrenaung erfordert. Dieſe Schwirrigkeit ift nur fcheinbar, indem der Einwurf nur auf einer ungenauen Vorftellung von dem Mechanismus der Ans ftrenaung berubt. Man würde fi, in der That, von der Erſchei— nung einen ganz falfchen Beariff machen, wenn man die fichtbaren Zeichen von Ermüdung, welche dieſelbe begleiten und deren unbes grönzte Fortdauer verbieten, lediglih auf Rechnung der Zufammens ziehung der glottis feßen wollte, Von diefer rühren fie durchaus nicht ber, fondern fie haben ihren Grund in der ftarfen und ans haltenden Gontraction der Ausatbmungsmuefeln. Will man ſich davon Überzeugen, fo erhalte man nur die glottis im verengertem Zuitande, ohne dag man zualeich die Luft Eräftiger durch diefeibe austreibt, als bei'm gewöhnlichen Ausatkmen. &o lange man zu diefem Acte keine ftarke Thätigkeir dir die Erfpiration vermitteln- den Kräfte hinzutreten läßt, wird man nirgends ein Zeichen von Anftrengung. weder das Anſchwellen der Halsvenen, noch Roͤthung des Gelihts 2c wahrnehmen. Hieraus folgt, daß dag Gefühl der Anftrenguna nur in böcft geringem Grade von dem Zuftande der glottis abhängig feyn Fann. Dimnach Eönnen bei der Filtelftimme die Ränder der glottis fehr wohl lange Zeit unausaefest ftarr ge— halten werden, ohne daß man äußerlich das geringfte Zeichen von Anftrenaung wahrnimmt, Vorausgefegt alfo, daß bei der Fiftelftimme die Stimmbaͤnder fi im Zuftande der Starrheit befinden, wäre es intereffant, zu un— terfuchen, ob der Durchmeffer der glottis ſich je nah der Höhe der zu erzeugenden Zöne ändert. Der Gegenftand ift ziemlich ſchwierig; denn wenn ſich auf der einen Seite aus der Verenge— rung der Oeffnung viele Veränderungen des Zones erklären *), fo *) Bekanntlich tritt bei Röhren oder Pfeifen mit Mundlöcern, wenn das Rod) zu eng ift, der Umftand ein, daß die Pfeife octavict, d. h. einen höhern Zon anklingt, als der ihrer Ränge zufommende Grundton (Wergl. Biot, Precis Elem. de Phy- sique experimentale, T. I. p. 412), Dieß ift bei den Fünfte lihen Snftrumenten ein Uebelftand, weil der Grundton der vollfte und reinfte von allen ift, weiche das Snftrument erzeus gen Fann, Bei dem menfhlichen Kehlkopfe dagegen, wo bie Ren 343 Eönnen fie doch auch ohne diefen Umftand erklärt werben, indem, manchen Forſchern zufolge, ſchon die Veränderlichkeit der Länge des Stimmrohrs zur Hervorbringung diefer Wirkung genügen würde. Es ift übrigens ſehr wahrſcheinlich, daß beide Urſachen bei der Bilz dung des Tones gemeinfhaftlid wirken. Dieß geſchieht, z. B, bei der deutſchen Flöte (Queerflöte), wo der Spieler, um die Zöne zu erhöhen, die Lippe vorfchiebt und fo das Loc verengert, während ihm zugleich der Fingerfag dazu dient, die Länge des Rohrs zu vermindern. Und das Zufammenmwirken ähnlicher Agentien bei dem Stimmorgane ift um fo wahrfheinliher, da fi) die Bedingungen diefes doppelten Mechanismus in ihm vereinigt finden. 50. Das Rohr des Stimmorgans. Wir werden uns bei der Befchaffenbeit des Rohre, durch welches die Luft bei Er— zeugung der Filtelftimme der glottis zugeleitet wird, nicht lange ‚aufhalten. Die Veränderungen, welche es in Betreff der Stim— mung bei Erzeugung der Brufttöne erleidet, finden ſich in den bes ften muſikaliſchen Werken hinreichend genau angegeben , fo daß wir bier nicht auf diefelben zurüczufommen brauden, indem fie für beide Regifter ziemlich diefelben find. Wie beim Hoboe und der Flöte das Rohr wenig Verfchiedenheit darbieter, ſo bedürfen auch die dieſen Inſtrumenten analogen Arten der menſchlichen Stimme, die Bruft: und die Fiſtelſtimme, keiner Verſchiedenheit in ihrem Kohre. Nur ift zu bemirken, daß, da in das Bereich der Fiftels ftimme höhere Zöne fallen, alle die Höhe derfelben bedingenden Modificationen bei diefer Art von Stimme jih weit ftärker auss Sprechen, als bei der Bruſtſtimme. So erhebt ſich bei der obern Graͤnze des zweiten Regiftere der Kehlkopf fo bedeutend, daß der obere Rand der cartilago thyroidea nidyt mehr mit dem Finger gefühlt werden Fann, und die Deffuung der Schiundhöhle mehr, als die Hälfte ihrer natürliben Weite, eingebüßt hat. Allein wie bes merfenswerth und auffallend diefe Weränderungen auch feyn möz gen, fo muß man ji) doch fehr hüten, ihnen eine größere Wichtige Eeit beizumeffen, als fie wirklich befigen. Sie beziehen ſich, wie gefagt, nicht auf die Natur, fondern auf die Höhe der Töne, und fie wirken Eeinesmeag, wie Bennati und Solombat anaes nommen haben, bei der Erzeugung des Tones mit, fondern fie has ben lediglich den Zwed, das Stimmrohr der Höhe oder Stimmung des in der glottis erzeugten Zones anzupaffen. Indeß ift bier, wie bei der Bruftitimme, der Einfluß der Veränderungen am Rohre keineswegs conftant oder unumgänglich noͤthig. Wenn man die Zöne der Fiftelftimme auf eine befondere Weife erzeugt, wenn man fie dämpft, fo kann man die ganze Zonleiter diefes Regiſters durchlaufen, ohne daß der Kehlkopf feine Höhe ändert. Dieſe Bes obachtung, welche wir zuerft in Betreff der Bruſtſtimme machten, bat fpäter Herr Garcia aud auf die Fiſtelſtimme ausgedehnt. Uebrigene fällt die gedämpfte Kiftelftimme, nad) ihren Cha- vacteren und ihrer muſikaliſchen Wirkung, durchaus denfelben Ge— fegen anheim, wie die, welche wir früher hinfihtlich der aedämpf: ten Stimme überhaupt aufgeftcllt hatten. (Gazette medicale, No. 8 u. 9, 1844.) Räumlichkeit des die Luftitrömung zuführenden Robre (Wind: rohrs) ſich jeden Augenblick der Weite der glottis anpalfen kann iſt diefe Fähigkeit des Dctavirens fein Nachtheil, fone dern ein Vorzug, indem fie zu einem Mittel der Veränderung des Tones wird. *) Und wo überdem ein fehr Eünftliches Anfagrohr vorhanden te Der Ueberf. 638. KXIX. 22. 344 Mıiıscellen Ucber die Ihthnopodoliten, oder die verfteiner: ten Spuren von gehenden oder Eriehenden Fiſchen aufdem Sandfteine der Steinfohlenformation, welche von Dile Potts zu Chefter auf ciner Steinplatte in der Näbe des Schachtes einer Koblengrube zu Moftyn in Flintſtire entdeckt wurden, bat Profeffor Dr. Budland am 24. Mat 1343 der Bons doner geologiſchen Geſellſchaft beriditer, ind:m cr darauf aufmerk⸗ fam madte, daß man bisjegt noh in feiner aͤltern Gebirasart, ale dem jungen rotben Sandfteine, Thierſpuren entdedt habe. Da nirgends dır Abdruck eines aͤchten Kußes oder einer Klaue zu feben iſt, fo verwirft Dr. Buckland die Anſicht, daß diefe Spuren von einem Reptile herrühren fönnten. Sie beftihen aus Efrummlinigen Schrammen, welde fih zu beiden Seiten eines ebenen Raumes mit regelmäßigen Abftänden von etwa 2 Zoll zeigen und von den Bruftfloffen eines Kifches herrühren durften. Sie liegen in faft gleihweit voneinander entfernten Reiben, von denen jede drei Schrammen enthält. Gie find fämmt ih nad) Außen ein Wenig conver, und zwifchen ihnen fcheint ſich der Körper des Kifches bes funden zu haben. Solcher doppelten Reihen von Schrammen zählt man auf der Steinplatte 3 hintereinander. Die Eindrücke der rede ten und linken Klofe liegen einander nicht genau gegenüber, und der Fiſch ſcheint ſich krummlinig, ein Wenig zur Rechten, fortber wegt zu haben. Jeder Eindrud ift vorn am Ziefiten und wird binterwärts flacher. Ale diefe Umjtände ſcheinen dafür zu fprechen dag die Eindrüde von drei Enodyigen Kortfägen an den Bruftfloffen eines Fifches herrübren. Dr. Budland machte auf die Structur der jegt Lebenden Siluroiden und Lophoiden, fowie des Kletterbars ſches (Anabas scandens) und des Haſſars (Doras costata), fomwie auf die Rocomotion des gemeinen Seehahns, auf dem Boden des Meeres aufmerkffam, und wies auch darauf hin, daß mehrere fofz file Fiſche der Steinkohlenformation eine ähnliche Gtructur mie der Seehahn befeffen haben müßten. (Annals and Mag. of Nat. History, Sept. 1343.) Ueber die Structur und Glaffification der Mys riapoden hat Herr G. Newport am 19. März d. J. in der Linnean Society eine Abhandlung vorgelefen, wobei er auch die von Dr. Leach in dem British Museum binterlaffenen Materialien zu Rathe gezogen. Die Myriapoden jind von mehreren Gnitematiz tern zu den Inſecten gefellt, weichen aber in vielen Ruͤckſichten von wahren Inſecten ab. Sie find mebr den Zarven der Infecten äbns lid. Sie unterfcheiden fib von Inſecten dadurk, daS fie mit eiz ner Eleineren Anzahl von Segmenten geboren, welche jpäter zunebs men und den Körper des Thieres verlängern, bis es feine Reife erreicht hat. Inſecten haben fters dieſelbe Zabl von Seamenten. Bei wahren Infecten finden ſich nur fechs Füße, bei den Miriapo— den ift jedes Seament mit mehreren Beinen versehen, die in mans chen Arten auf 160 in der Zahl fteigen. Die Myriapoden jind auch den Eruftaceen und Arachniden nicht näher verwandt, aber es giebt einige Species, welche ſich einer diefer Glaffen mebr näbern. Bei der Anordnung der articulirten Thierclaffen glaubt Herr News port, daß diefe Gruppe zunaͤchſt den Wirbelthieren geftellt werden müffe, und er bringt die Infecten an die Spige der articulirten Claſſen. Er that dieß wegen der größeren Entwidelung des über dem oesophagus liegenden Ganglion, welches er für den Repräfens tanten des Hirns der Vertebralen anfah, und woraus er die größere Intelligenz und Inftinct diefer Thiere erklärt. Bei der Anordnung der ganzen Gruppe nimmt er nicht allein den Verdauungsapparat, fondern auch Haut, Bewegungsorgane und Nervenfyftem zum Führer. ae iR an. Ueber fibröfe Gefchwülfte. Bon Prof, Lefauvage. Mit dem Namen fibröfe Gefhwülfte hat man gewoͤhn⸗ lich ſolche belegt, welche fehr häufig in zellgewebsreichen Theilen vorkommen und fehr groß werden Fönnen. Ihr Wachsthum gefchieht in ihrer eigenen Mitte durch eine Art von Intusfusception, ohne fih jemals auf Koſten eines Dr: gang felbit nicht einmal des fie umgebenden Jellgewebes, zu entwideln, wie ich darthun werde. Da fie demnad mit 345 den lebenden feften Theilen nur in Berührung ſtehen, fo Eönnen fie, obgleid) an ſich unempfindlih, nur durch Drud von Zeit zu Zeit Schmerzen hervorrufen. Dergleiben Geſchwülſte babe ih in der weiblichen Bruft, im serotum, in der Leiftenfalte, an dem bintern Theile des Schenkels, im mesenterium zc. angetroffen. In der weiblichen Bruft zeigten fie noch das Befondere, daß ſie immer an dem bintern Theile der Drüfe ihren Sis hatten, und mit ihrer Vergrößerung wurde .diefe fehr flach und bes dedite die ganze vordere Fläche der. Geſchwulſt. Profeffor Velpeau hat in feinem lehrreichen Artikel Bruftdrüfe im Dietionnaire de medecine oder Re- pert. gen. des sc. med. fie nur ausſchließlich als Bruſt— drüfengefhwülite befchrieben und fehr richtig behauptet, daß fie aus verhärteter und orgalnifirter Fibrine oder Albumine beftehen. Nach diefen und aͤhnlichen Be— mertungen habe ich das Unzureichende des Mortes fibroͤs zur Bezeihnung diefer Gefhwülfte erkannt und dafür lieber die Bezeihnung gelatinosalbuminöfe Gefhmülfte gewählt, eine Bezeichnung, welche, wie ich darthun werde, durch die Drganifation derfelben gerechtfertigt wird. Profeffor Müller bezeichnet diefe Geſchwuͤlſte mit dem Namen fibro s albuminofe Geſchwuͤlſte. Zu den Characteren, welche diefer den Gefchwülften beilegt, muß ich noch hinzufügen, daß fie bei'm Drude eine fo täufchende Fluctuation zeigen, daß der geübtefte Practiker dadurch irre geleitet werden Eönnte. Solche Zmeifel haben mich oft zur Punction verleitet, und diefes Mittels mußte ih mid auch bedienen, um Xerzte, welche im Zouchiren ſehr geübt find, von der Abwefenheit jeder Flüffigkeit zu überzeugen; Häufig enthalten diefe Gefhmülfte in ihrem Innern Eleine Cyſten mit einer vöthlichen oder braunen Fluͤſſigkeit und, merkwuͤrdig genug, diefe mitten in einem kaum aus.es bildeten Zellgewebe befindlichen Körper hatten Wandungen, deren Zellenftructur bereits ausgebildeter war, Ein anderes, bisjegt noch unbeachtet gebliebener Um— ftand, welcher einiges Licht auf die Natur des Gewebes und die Entftehungsweiie der gelatinozalbuminöfen Geſchwuͤl⸗ fte verbreiten Eann, ift der, daß dieſes Gewebe, mit der Lu: pe betrachtet, mit einer großen Menge neuentitandener Bluts gefähe verfehen ift, die man ſehr wohl unterſcheiden kann, und die untereinander verflotten find; im Allgemeinen find fie 3 — 4 Drcimeter lang; Ramificationen Eonnte ich bei ihnen nit wahrnehmen. In zwei Fällen, wo ich einen Troicart in's Centrum der Gefchwulft einige Tage vor der Erftirpation eingeftofen hatte, ergab fich nach der Operation, daß an der Einftichsftelle ein Bluterguß ftattgefunden hatte, ein ficherer Beweis, daß eine Menge Blutgefäße verletzt wurden. Ih mag die zahlreihen Fälle, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, nicht anführen; Ale ſcheinen indef auf das Entfhiedenfte zu beweifen, und Boyer, Bayle Vel— peau ıc. haben e8 auch ausgeiprochen, daß die Abtragung von gelatino-albuminöfen Geſchwuͤlſten an ſich nicht gefähr: lich ift, und daß fie ſich nicht von Neuem wieder bilden, 638. XXIX. 22. 346 wie dieß fo häufig bei feirchöfen Geſchwuͤlſten der Fall ift, mit welden fie von Cinigen verwechjelt wurden. Diefer Character fiheint eine Folge der Entwicelungsweife dieſer Geſchwuͤlſte und ihres Iſolirtſeyns inmitten von Organen zu ſeyn. Dennoch will id einen Fall anführen, welcher eine merkrürdige Ausnahme von diefer, nach vielfachen Beobach— tungen aufgeftellten Negel, macht, und zu gleicher Zeit wird er mir dazu dienen, die Natur und Phnjiologie diefer Ge: ſchwuͤlſte feftitellen zu £önnen. Fall. — Madame FJvonet, dreiundfehgzig Jahr alt, von ſchwacher Gonftitution und moralifbem Lebenswan— del, war niemald Frank gemwefen und hatte in ihrem fechs: undvierzigften Jahre ihre Negeln verloren im Jahre 1830 befam fie in der rechten Bruft einen Anfangs geringen Schmerz, welcher durh Drud vermehrt wurde, Gleich dar: auf erfchien eine Eleine Geſchwulſt, welche lange Zeit ſchmerz— 108 blieb. Erſt im November 1831 nahm die Gefchmwulft dermaaßen an Größe zu, daß fie im nächftfolgenden Februar, als ich die Kranke zum erften Male fah, die Größe eines Kopfes hatte. Sie war gleihmäfig abgerundet, nicht ges Lappt, weich, fo daß ich eine Flüffigkeit in ihrem Innern vermuthete und einen Zroicart in diefelbe einftieß; acht Ta— ge vor der Operation war fie übrigens gar nicht fermerzhaft beweglich, die Haut auf derfelben, fowie auf den Achfeldrüs fen, war nicht verändert Diefen Symptomen nach, zögerte ih nicht, der Kranken die Operation vorzufchlagen, welche am 22. Februar 1832 verrichtet wurde. Wir fanden die Bruſtdruͤſe volllommen gefund und abgeplattet vor der Ge: ſchwulſt liegend. Wie in den andern Faͤllen, welche ich bes obachtet habe, beftand auch hier die Gefhmulft aus einem weißlihen, elaſtiſchen, ziemlich refiltenten Gewebe, welches dutch Drud oder Debnen in unregelmäßige Lamellen ſich zerreißen ließ. Man bemerkte in derfelben mehrere wohl organificte Cyſten und, mit der Loupe, eine Menge Eleiner Blutgefäße. Ich Eonnte die Kranke nur felten fehen, da fie in einer entfernten Vorftadt wohnte. Die Wunde wurde täglich vers bunden. Shre Ränder entzündeten fich aber mehrere Mal, fo daß die Heilung nur langfam vor fi ging. Kaum war diefe aber feit einigen Tagen zu Stande gefommen, als eine neue Gefhwulft zum Vorſchein Eam, welche bald die Größe eines Eies erreihte. Die Narbe wurde eingeriffen, und die Haut zog ſich bis zur Baſis der Geſchwulſt zurück, fo daß diefe drei Viertel ihres Umfangs bloßlag. Sie wurde mit Leichtigkeit erftirpivt und zeigte ein ähnliches Gewebe, wie das der erften Geſchwulſt. Man fagte mir in den erften Tagen des Mai, daß die Vernarbung bereits vollendet fen, daß aber eine neue Ge— fhwulft zum Vorfcheine fomme, und fie hatte bereits das Volumen einer fehr großen Nuß erreicht, als ich die Kranke am 10. Mai wiederum operirte. Die Heilung kam £urze Zeit darauf zu Stande, aber faft zu gleicher Zeit erſchien auch wiederum eine andere Geſchwulſt. Am 16. September entfernte ich auch diefe, welche damals bereits die Größe einer Fauft hatte. Sie enthielt eine Menge Cyſten mit bräunlicher Fluͤſſigkeit, und 847 das fie umgebende Zellgewebe war vöther und etwas ge: ſchwollen. Bald darauf ein neuer Ruͤckfall; 1833 wurde demnach eine etwas kleinere Geſchwulſt, als die vorhergehende war, abgetragen. Am 3. Mai wurde eine andere Geſchwulſt, von der Größe eines kleinen Apfels, ers ftirpiet. Die VBernarbung war kaum beendet, als dieſes Mal drei Gefhwülfte zum Vorſcheine kamen, zwei unter der Nar— be, die dritte etwas über derfelben. Die größte mar wie ein Ei groß. Die Dperation wurde am 50. Juni untere nommen. Das Zellgewebe an der Baſis diefer Gefchmülfte mar gefhmwollen und fehr indurirt. Ich fürchte eine ſcir— thöfe Umwandlung, und daß die Vernarbung nicht zu Stanz de kommen möchte, Dennoc, trat fie bald ein, aber glei) darauf entwicelten cd zwei neue Geſchwuͤlſte. Die Kranfe verlor nun den Muth, und ich fuchte fie auch nicht mebr zu einer Operation zu bewegen. Die Gefhmülfte erreichten bald einen großen Umfang, lie zerriffen die Narbe, drangen durch diefe hervor und ftellten zwei unregelmaͤßige Warallelos gramme dar. Es war nun Elar, daß ihr Wachsthum nicht welter vor ſich gehen Eönne, als durch Abforption ihrer ads härirenden Flächen. Zulest nahmen fie den ganzen Raum zwifchen dem Stamme, dem Arm und dem gebeugten Vor— deraem ein und fonderten eine reichlihe Menge fero =mucöfer Fluͤſſigkeit ab, welhe die Kranke bededte und zugleid ers fhöpfte, fo daß der Tod am 24. November erfolgte, Leihenöffnung. — Die beiden Geſchwuͤlſte bo— ten keine neue Eigenthuͤmlichkeit dar; fie beftanden aus dem— felben weißlihen, pfeudomembranöfen, mehrere Gyften und viele Gefäße enthaltenden Gewebe. Es muß nod) bemerkt werden, daß, troß der vielfachen Exſtirpation, das auf dem großen Bruſtmuskel gelegene Zellgewebe noch fehr reichlic) vorhanden war. Es war mit einer eiweißhaltigen Flüffigs keit infiltrirt, zeigte aber Eeine feirrhöfe Natur, Allen bisherigen Beobachtungen entgegen, ift hier eine gelatino : albuminoͤſe Gefhwulft fieben Mal nach ihrer Abs tragung von Neuem entftanden. Mac jeder Operation zeig: ten die Gefchmülfte immer den naͤmlichen Gbaracter: es waren immer CEyſten mit einer gefärbten Flüffigkeit und zahlreichen neu entftandenen Gefähen, ohne daß es jemale möglich war, die Urfache ihres Entfteheng anzugeben. (Arch, gen.. Fevr. 1844.) Ueber Ginrenfung veralteter Rurationen. Von Darke. Es ift feit den Verſuchen des Herrn Sedillot bes kannt, daß der vorzüglichte Nusen der Flaſchenzuͤge darin befteht, daß man mit denfelben einen anhaltenden Zug aus— üben fann, bis die Muskeln, eher ermüdet als überwältigt, Eeinen Widerftand mehr leiften. Der Fall des Herin Darke überfchreitet indeg noch um Vieles die Megeln, melde, in Bezug auf diefe Operationsweife, bei ung Geltung haben. Denn ſovielen Werth wir auch auf die Wirkung einer lang« famen Ausdehnung legen, fo zweifeln wir, ob man bei ung 638, XXIX. 22, am 18. Februar 348 diefe länger, als akt Stunden lang fortfegen wird, mie dieß in folgendem Falle geſchah: Eriter Fall. Ein Mann von 20 Zahren erlitt bei einem alle eine Luxation des linken Ellenbogengelenkes nad Hinten. Die Anfhwellung der Weichtheile madıte zuerft die Diagnofe zweifelhaft, und erft nach zwei Monaten Eonnte man die Natur des Uebels erfinnen, aber alddann mar bie Einrentung mißglüdt. Seitdem wurde der Flaſchenzug drei Mal, aber immer vergeblih, angewendet. Fünf Monate nah dem Falle war der Vorderarm etwas gebeugt, um 4 Zoll verkürzt und konnte fih nicht über einen Zoll weit ftreden. Das Dberarmbein lag vor dem radius und cu- bitus, das olecranon ragte fehr hervor und lag ungefähr 3 Zoll höher, als gewöhnlich; der triceps war erfchlafft. Die geringfte Bewegung rief in dem Arme etwas Schmerz hervor. j Um 31. Auguft 1842, gerade 6 Monate nah dem Falle, fhritt ih zur Meduction. Der Kranke faß mit aus— geftredtem Arme, und der Ellenbogen wurde gegen einen que gepolfterten verticalen Pfoften geftüst. In diefer Stellung wurde der Kranke mittelft Gurte, welbe um den Arm, uns ter der Schulter bis zu einem in der Wand befeftigten Ringe gingen, befeftigt. Der Vorderarm wurde mit einer feuchten Binde bedeckt, und unter diefer befand fich das Armband, an deffen Nande die Stränge des Flafhenzuges brfeftigt wa— ten. Um 3% Uhr fing man mit der Erteniion in gerader Linie an, deren Kraft alle sehn Minuten allmalig veritärft murde. Um fünf Uhr ſchien das oleeranon fih feiner normalen Stelle genähert zu haben, worauf man mit der Traction nachließ, und diefelbe in einer geraden Linie nur in einem Winkel von 25 Grad fortfegte. (Waͤhrend diefer Veränderung forgte man dafür, daß die Traction durch Ges bülfen unterhalten wurde.) Um 8 Uhr war der Winkel auf 60 Grad gebracht. Da aber in diefem Augenblide der Dperation der Ellenbogen fit) nah Vorn verfhob, fo fah man ſich genötbigt, unmittelbar an ihm eine Gegensrtenfion vorzunehmen. Die Adhärenzen gaben nun allmälig nad, und die Knochen nahmen nad) und nach ihre frühere Lage ein, als plößlicy der Ring aus. der Mauer ausriß; indeg war dieſes Ereigniß von keinem Belange, wegen der Ges genertenfion, die man am Ellenbogen angebracht hatte. Um zehn Uhr wurde die Ausdehnung in einem rechten Winfel gemadt. Nach einer Stunde wurde fie eingeftellt. Hierauf befeftigte man den Vorderarm an den Ring und ließ als— dann den Flafıhenzug an der Stelle wirken, wo die Ge— genertenfion ausgeübt wurde, d. h. unterhalb des Ellenbo⸗ geng, und fo fuchte man auf diefe Weiſe das Ellenbogen= gelenE in einem rechten Winkel auf dem Pfojten zu beugen. Diefe neue Ausdehnung wurde bis Mitternacht fortgefeßtz und als darauf die Knochenköpfe ihre normale Stellung twieder eingenommen hatten, ließ man mit der Ausdehnung ftufenweife nad. Um folgenden Tage fand fih betraͤchtliche Geſchwulſt und erpfipelatöfe Entzündung des ganzen Gliedes ein. Jetzt find zwölf Wochen feit der Einrichtung verfloffen, und der Verlauf ift ein ſehr günftiger; der Kranke kann feinen Vors 349 berarm beugen und theifweife fireden, der Art, daß er fein Kinn mit der Hand zu berühren im Stande it. Zweiter Fall. Diefer betrifft eine ganz ähnliche Lu: ration, welche ſeit bereits vierzehn Wochen bei einem jun: gen Manne von 19 Jahren beitanden hatte. Die Behand: lung war vollkommen diefelbe; da aber die Einrenfung ſchon feit langer Zeit gefchehen war, fo kann man nur zugeben, daß das Glied alle feine Functionen wieder verrichten kann Diefer Erfolg ift hinreichend, die Wundärjte in einem ähnlihen Falle zu diefem Verfahren anzufpornen, da in der ganzen Literatur bisjegt noch Feine fo alte Luxation des Humero:Cubitalgelenkes befinnt geworden ift, welche mit fo wenigen Zufällen zurüdgebracbt worden wäre. Es ilt indeß zu bedauern, daß Herr Darke die Kraft, melce er zu jeder Zeit der Operation angewandt hatte, in Gewichts— beftimmung anzugeben unterlaffen bat, und dieß umſo— mehr, als eine ſolche Angabe zum Haltpuncte für die Wund— ärzte hätte dienen Eönnen, welche diefes Verfahren zu wie: derholen Gelegenheit haben würden. (Gaz. med.) Commotio medullae spinalis. Nobert Fletcher, Matrofe, fünfundfunfig Sabre alt, aufgenommen am 3. Juli, war von einer Höhe von ungefähr 16° auf den Rüden gefallen, indem ein Bret, über welches er gerade hinging, mitten durchbrab. Die unteren Extremitäten hatten ihre Senfibilität volftändig vers loren, und die Kraft der willfürliben Bewegung war nur in einem geringen Grade zurücgeblieben; im unteren Theile der MWirbelfäule waren heftige Schmerzen vorhanden, melde befonder8 in der unmittelbaren Nähe des Dornfortfaßes des legten Lendenwirbels empfunden wurden; dabei retentio urinae und sedes involuntariae. (Schröpfföpfe, Calo— mel sr). alle Stunden.) Die Wirkung des Mercurs wurde jedody nur langſam herbeigeführt, in Folge des faſt unmittels bar darauf eintretenden heftigen Purgirens. Der Gatheter wurde dreimal täglich eingeführt; der entzogene Harn mar ſtark ammoniacaliſch Am dritten Tage nach der Aufnahme war die Laͤhmung der Gliedmaaßen in Bezug auf Senſibilitaͤt und Motilitaͤt vollſtaͤndig geworden; die Reflexaction konnte, wenn ſie auch vorhanden war, nur mit Muͤhe erweckt werden. Jn- continentia urinae trat ein, indem der Harn tropfenmweife abfloß, und die Diarchöe dauerte ungefhwädt fort, unge: achtet das Calomel ausgefegt und Opiate, fowie andere ſtopfen— de Mittel, angewendet worden waren. Der Organismus fhien von Stunde zu Stunde fhwäher zu werden, der Appetit blieb jedoch gut, und der Kranke unterhielt die fihere Hoffnung auf Genefung. Milde tonica mit nahr: after Koft wurden nun, wiewohl ohne günftigen Erfolg, angemendet. Am 10. Elagte er über ſtarke Schmerzen im Damme und hypogastrium , wenn die Urinblafe ausgedehnt war. Der Harn, welcher allmälig an ammoniacalifchem. Geruche und Dichtigkeit zugenommen hatte, roch, wenn er mit dem 633. XXIX. 22, 350 Gatheter entzogen wurde, fehr unangenehm, und war fo ſehr mit Blut und eiterartigem Schleime vermiſcht, daß er ein opakes, Glaretwein = ähnliches Ausfehen zeigte. Nach Ent— leerung der Blafe wurde der Schmerz, über welchen der Kranke während der Ausdehnung derfelben geflagt hatte, heftiger. Bon diefer Zeit an bis zum 25. traten eine neuen Spmptome ein, außer daß der Kranke zulest von ſchlafloſen Nächten und betraͤchtlichem Uebelbefinden zumeilen gequält wurde. Die Ubmagerung des Körpers war immer ftärker geworden, dabei gaͤnzliche Appetitlofigkeit, Apatbie und Reiz: fieber. Er ſiechte fo bis zum 27, wo er ftarb, vierundzmanzig Tage nad dem Anfalle. \ Autopfie: Der ganze Bauch tympanitifch ‘aufges trieben ; ein großes Geſchwuͤr hatte die größere Portion des Kreuzbeines freigelegt; Duͤnn- und Dickdarm von flatus ausgedehnt, im legteren nur eine geringe Menge flüffiger faeces Die Nieren von normaler Größe, aber ftar mit Blut überfüllt; die Harnleiter fat dreimal dider, als gewoͤhn— lich, die augkleidende Membran dunfel und gefäßreih. Die Blaſe entbielt ungefähr 6 Unzen eines dichten, fotiden Urins, der innig mir Blut, Eiter und Schleim gemifcht war; die Schleimhaut der Blafe war bier und da durch Verſchwaͤ— rung zerftört, über den größeren Theil derfelben jedoch batte fib eine dide Pfeudomembran gebildet, welche von einer dichten, weißlichen, unregelmäßigen erdigen Ablagerung des det war. Auch die Schleimhaut der Harnröhre war bier und da ulcerirt und mit Eiter untergoffen. Prostata ver— arößert. ine genaue Unterfuhung ergab nicht die Eleinfte Fractur an der Wirbelfäule, noch irgend eine Dislocation der Mirbelkörper. Das Ruͤckenmark war in feiner Mitte am unteren Theile erweicht, und eine durchfichtige, mit Blur tingirte Flüffigeeit hatte fi in die Scheide derſelben er= goffen. (Lancet, January 10. 1544.) Krankheit des pancreas. Bon Dr. Sames Arthur Wilfon. U Tait, einundvierzig Jahre alt, Dienftbote, an Erceffe gewöhnt, wurde am 21. October 1835 in das Er. George :Hofpital aufgenommen. eine Teint war krank— baft und fein Ausſchen angftvoll. Er litt frit langer Zeit an einem fortwäbrenden Schmerze in der Magengegend, eis nem Ziehen, Reifen, mit ungemein heftigen Eracerbationen; diefer Schmerz nahm in der Nüdenlage zu, fowie nah dem Effen und dann, wenn der Kranke verflopft war; während der Paroxysmen war Kopfichmerz und Schwindel dabei. Sechszehn Monate vor feiner Aufnahme hatte er Blut ges brochen, und dieß hatte ſich häufig während feiner Krank: heit wiederholt. Die Verftopfung war bartnädig, die Harn: fecretion normal. Er Elagte zuweilen über eine läftige Em: pfindung in der Herzgegend, aber der Puls war ftets res gelmäßig, langfam, Elein, und machte 65 Schläge in der Minute, Die Fuͤße waren immer Ealt; fehr große Schlafz lofigkeit. Ungefähr einen Monat nad) der Aufnahme des 351 Kranken und nach einer voruͤbergehenden Erleichterung kehrte der Schmerz in der Magengegend mit neuer Heftigkeit, bes fonders in der Macht, mie früher, wieder, Zu gleicher Zeit Froftichauer mit fehr heftigen Kopffehmerzen; die Augen ſtack injieirt; der Puls ungemein frequent. Auf eine Art von delirium furibundum, folgte ein vollftändiger Vertuft des Bewußtſeyns mit bedeutender Bläffe des Gefichtes, und der Kranke ftarb im coma. Man hatte, troß forgfältiger Unterfuhungen der Ma— gen» und Nabelgegend, Eeine Zeichen einer organifchen Ver: Änderung aufzufinden vermocht, und defwegen hatte man nur aus den Symptomen auf eine Geſchwulſt gefchloffen, welche vielleicht von der unteren Flache der Leber ausging und die benachbarte Magengegend umyab. Während des Aufenthaltes im Hofpitale brachte nur der wiederholte Ges brauch von Abführmitteln momentane Crleihterung. Das Erbrechen wurde weder durch Braufemifchungen, noch durch Blaufiure in Eleinen Gaben geftillt. Opium verfchaffte wer der Schlaf noh Pinderung deg Schmerzes, und Calomel zeigte fih nur als Abführmittel nuͤtzlich. Leihenöffnung vierzehn Stunden nad dem Tode. — Dide Fettſchicht an den Bauhmandungen; vollftän: dige Verwachfung des Herzbeutels mit dem Herzen, welches fonft gefund war und im Janern viele fefte Blutklumpen enthielt. Gehirn weicher, als gewöhnlich; die Markfubftanz deffelben fehr gefäßreih: in der großen Arachnoidalhöhle nur eine ges ringe Menge Serum, fowie auch in den Ventrikeln. Ma: gen erweitert, Leber blaß, weich und bruͤchig; Milz erweicht und. breiartig. Das Gewebe des pancreas war ungemein hart und zufammengezogen, der ductus pancreaticus mit einer compacten, weißen, erdartigen Maffe angefüllt, welche, ches miſch unterfucht, ſich aus faſt reiner Eohlenfaurer Kalkerde und aus einem fibrinöfen Kerne von thierifdiem Stoffe zus fammengefest zeigte. Dr. Wilfon, ſchließt aus dieſem Falle auf die Wichtigkeit deg pancreas für den Organismus, da die Beränderung diefes Drganes falt die einzige Urfahe fehr ernfter Symptome im Leben und endlich des Todes des Kranken war. Er fihreibt den tödtlichen Ausgang einer Uns terbrechung der ercernirenden Function de8 pancreas zu und findet einen Beweis für feine Behauptung in den Ge: birnphänomenen der legten Tage des Kranken. Er vergleicht diefe Thatſache mit denen, wo gesen Ende von Krankhei— ten der Harnwege, bei welchen die Secretion des Urins auf: 638, XXIX. 22, 952 gehoben .ift, Delltlen eintreten. (Medico clirurg, Trans» actions, T, XXV,) * Miscellen * Ueber Paracentesis thoracis bei acuter pleuri- tis von Profeffor TZrouffeau. — Bisjegt bar man diefe DOpes ration nur bei chroniſchen Ertravafaten verrichtet; Here Trouſ⸗ feau dringt aber auf ihre Anwendung in acuten Zälen, da diefe häufiger tödtiidy verlaufen, al6 man glaubt; wie namentlih Louis dargethan hat. Es iit nämlich befannt, da& diefer Schriftfteller niemals eine einfache pleuritis den Zod herbeiführen fah, wenn fie ein fonit gefundes Indivivuum betrafz wiewohl er die Möglichkeit nicht läugnete. Herr Zrouffeau führt abır drei Faͤlle von acus ter pleuritis an, melde dennoch den Zod zur Folge hatten. Der intereffantefte derfeiben ift in Kurzem folgender: Gin Mädchen von frhezehn Jahren, gemöhnlih fehr wohl, aber nervös, befam eine pleuritis, welche, obaleih in drei Zagen drei Mal zur Ader gelaffen, Galomel und ein großes Beficatorium verordnet wurden, dennoch fo zunahm, daß am neunten Tage die Haut kalt und das Gefiht blaß ward, die Kranke zeigte Neigung zu Lipothymie, Orr thopnöde und ſrufzte fortwährend. Sie war dem Tode nahe. Bei halb figender Stelluna verrichtete Herr TZrouffeau in der Höbe der neunten linfen Rippe und in gerader Richtung mit der Achfels grube eine Incifion mit der Lancette, wie bei'm Aderlaffe. Er zog darauf die Haut nad) Oben, fo daß die Incijionsftelle in den Zmis fhenraum des adten Intercoftalraums zu liegen fam, ftich das felbft über dem obern Rande der Rippe einen Zroicart ein und entleerte auf diefe Weife vier große Gläfer (ungefähr 800 Gran) gelbliben Serums. Während des Abfluffes der Flüfjigkeit preßte Herr Zrouffeau den Unterleib und die Nippen der Kranfen zus fammen. Gr centleerte jedoch nur foviel Flüffigkeit, als ihm für das Leben der Kranken binreihend ſchien. Nah Entfernung der Ganäle z0g fi die Haut fogleih über die Incifionsitelle zurück und verfchloß die Bruftwunde, Nach beendigter Operation fchien die Kranke neues Leben zu gewinnen. Sie athmete leiht, hatte eine Beenaung und der Puls wurde wieder voll.” Sn der dar— auffolgenden Naht fchlief die Kranke fehs Stunden. Nah und nach verbefjerte jib der Zuftand. Das Herz, welches ſtark nach Rechts gedrängt war, nahm feine frühere Stelle wieder ein. Am ſechszehnten Zage nad) der Operation war die Rranfe in vollfoms mener Gonvalcscenz. (Journ. de med., Nov. 1843.) Eine amaurosis rheumatica ift durd die Salze tampfbäder zu Iſchl, nah Dr. von Brenner, gebeilt worden. Ein v’erundzmanzigjähriaes Mädchen, welches fchon länaer an rbeumatifchen Schmerien in Zähnen und Kopf gelitten, wurde plöglih ohne weitere Schmerzen auf dem linken Auge voll Eommen blind, mit unbemweglicher Pupille. Die gewöhnliben Mits tel halfen nichts; nach dem fünfundzwanziaften Dampfbad aber war die Heilung volllommen und bleibend erreicht. (v. Waltheris Sourn. Il. 2.) Nekrolog. — Sir Henry Halford, früber Dr. Baug- bam Bort, Leibarzt von Georg III. IV. und Victoria, lange der Arzt der vornehmen Welt, Prof. dis R. College of Physi- cians, geb. 1766, geftorben 9. März 1844. Bibliographische Heuigkeiten The London Physiological Journal, or Montbly Record of obser- vations on animal and vegetable Anatomy and Physiology; chiefly by the aid of the Microscope. Goodfellow, MD. and E. T. Quecket No. 1..2. 3. 4. London 184. 8. >. . A system of Natural Philusophy, in which the elements of that Science are familiarly explained with appropriate questions. Edited by S. T.° By John L. Comstock MD., carefully revised, with additions, by Geo. Lee, New edition. London 184. 12. A complete condensed practical Treatise on Ophthalmice Medi- cine. By Edward Octavius Hocken, MD. Part. 1. London 1844. 8. Observation d’un cas de fistule vesico-intestinale. Par le Doc- teur P. L. Barbier etc,, de Melle. Paris 1844, 8. M. 8 ⸗ — r — — — N e s t =. g ha > zu dem neunundzwanzigften Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur und Heilkunde. (Die Römifhen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabifchen die Seiten.) %. DCXXI. 79. DCXVII. Abſceß der prostata. Abforptionstraft der Pflanzen. 1. DCXVIIL. ı7. Acanthosoma chrysalis. DCXXXV. z06, Africa, Weftküfte, Geologie einiger Puncte derf. DOXXXIII. 259, After, mwidernatürliher, mittelft Dupuys tren's Enterotom geheilt. DCXXVI. 156. Aldridge, Bildungegefhichte der Steine aus Harnfäure. DCXXXVII. 334. Aldridge, über den Einfluß der Zodesart auf die Erzeugung von Gongeftion in ben Nieren und ber Leber. DCXXXVI. 318. Amaurosis rheumatica durch Ealztampf: bäder geheilt. DCXXXVIII. 350. Anatomie des Glama, DCXKIII, 97. Aneurysma dissecans, DCXXIV. 119. Aneurysmen, Behandlung nad Brasdor. DCXXX. 224. Angonard, über Behandlung der Arfeniks bergiftung durch diuretica. DCXXXII, 255: Apoplexia meningea. DCXXV. 142. Arfenievergiftung durch diuretica behans delt, DCXXXIL 255. Arzneikocoladen. DCXXXV, 301. Ascidien, Augen derf. DCXXIII. go. Asthma intermittens,. DCXAII. 92. Atricha clamosa, ein Weftauftralifher ©Singvogel. DCXXVIII. 184. Auge, menfdl., Helminthen in bemfelben. DCXXXI. 229. Augen der Bivalvenu. Ascidien. DCXXII. 80. DCXXIII, 99. Augenwunde mit Eifenfragment, DCXVIII, 32. Auvergne, Vulkane derſ. DCXXX. 209, B. Bäume, foſſile. DCXXXIL 241. DCXXXIIL. 257. Bäume, Zerftörung derf. durch Scolyti, DCXVIII. 26. Baffow, eine kuͤnſtliche Oeffnung im Ma: gen der Ihiere zu Verdauungserperimen: ten zu erhalten. DCXXX, 212. Begattung der Tellina planata, DCXX, 57: Bennet, über die Entzündung der Nerven: Gentren. DCXIX. 46. Bernard, neue Verſuche über bie Bir: dauung. DCXIX. 33. Bernftein in Schleſien. DCXXVIT. 168. Bienenwachs, Erzeugung def. DCXVIII. 21. Binney, über die unlängft bei St. Helens entdeckten merkwürdigen fofiilen Bäume. DCXXXII, 241. DCXXXIII. 257. Bivolven, Augen derf. DCXXIII. 99. Bivalven, normale Stellung der. DCXXX. 214. Blafenpolypen, fungöfe, lithontriptiſch be handeit. DCXXXVIL. 33r. Blafenfcheidenfifteln. DCXVIII. 32. Blafenfteine aus Harnfäure. DCXXXVII. 334 Blennorrhagie bei Frauen. DCXXXV, 297. Blitz eine Uhr in der Taſche fhmelzend, ohne den Mann zu verlegen. DCXXI. 74. Bonafont, über Verſchließung des Gehör: ganges und Operation derf. DCXXIV. 128. * 354 Bory be Saint Vincent, über Erzeugung der Flammen in Vulkanen. DCXAXI. 225. Boudet, über Heilung der Lungenfhwinb: fuht. DCOXXV, 137. Brasdor’s Methode der Aneurysmen » Be: handlung. DOXXX. 224. Brondialathmen bei Ertravafaten ber pleu- ra, DCXXVII. 175. Brown, zwei Verfahrungsweifen, silicium zu bereiten. DCXXVII, 164. Brühe des Oberſchenkelknochens, behanbelt mittelft der Ertenfion combiniet mit der fhiefen Ebene. DCXXXII. 253. C. Cataracte, ſchwarze. DCXXII. 86. Chininum sulphuricum mit Kohlenſaͤure verbunden bei'm Sumpffieber. DOXXVII. 147. Churchill, Fleetwood, über Entzündung u. Abſcebbildung in ben Uterinanhängen. DCXAAI, 231, Clima im nördlichften America, DCXXXVII 328. Coccon, gemeinfhaftlidyer, einer Brafitiani: fhen Tenthrediniden-Act. DCXXX. 216. Commotion d. Rüdenmarkes. DCXXXVLII. 349. Compaß, Neutralifationsapparat für benf. . DCXXVI. 154. Gompreffion bei orchitis, 336. Gompreffion bes Facialnervs zwiſchen dem Winkel des Unterfiefers und dem Zigen: fortfaße, bei einigen Nervenaffecticnen, DCXXVIII. 191. Congeſtion in den Nieren und der Leber, durch die Todesart influirt. DCXXXVI, 318. Sonnell, über die Taguanuß ober das des getabitifche Elfenbein. DCXXXI. 228. Coxalgie Betrachtungen über dieſelbe. DCXXIX. 205. Craigie, über Cyanoſe. DCXXVIII. 185. Gruftaceen, Entwickelung ihrer Geſchlechts— organe u. Saamenflüfjigkeit. DCXXVII. 161. Cyanoſe. DCXXXVII. DCXXVIII. 185. a — D. Darke, über Einxenkuug veralteter Luxatio— nen. DOXXXVIIL 347. Darmperforation glüdlid geheilt. DCXX, 63. Delaffiauvde, über Theobromine und Arz— neicdyocoladen. DCXXAV. 301. Delphinus melas, $ang beffelben auf ben Farder-Inſeln. DCXXV. 136. Diamanten in Merico. DCXXXVI, 314. Diarthrodialfnorpel, Schwinden derfelben durd Reibung: 20, DCAIX, 39. Dinornis, eine erlof&ene WBogelgattung. DCXIX. 39. Drüfen d. Lippen. DCXVII. 7. DCXVIII, 25. \ €. Ecclampsia gravidarum vor normalcm Ende der Schwangerfhaft. DCXXXVII. 327: Einridytung veralteter DCXXXVIIL 347, Electricität, thierifdye, intereffantes Expe— riment über diefelbe, DOXAAT. 221. Electriſche Geräufde, die man auf ten Al: pen hört, DCAXI. 74. EmailsAugen von Boiffenee verfertigt. DCXXII. 96. Entwidelung ber Geſchlechtsorgane Saamenflüffigkeit der DCXXVII. 161. Entzündung und Abfcegbildung in den Ute: tinanhängen. DCXXXI. 23'. Epilepfie, Werlängerung des Körpers wäh: rend der Anfälle. DCXXXVII. 336. Erdboden, Zemperatur deſſelb. DCXXIV. 120. Erihfon, über tie Urfahe des Todes durch Eufterntritt in die Venen. DCXXXVI. 3iß · Ethnologie, Fortſchritte in derſ. DEXXIV, 113. DCXXV. 129. DCXXVI. 145. Euphorbia cyparissias, bei Mydriasis pa- ralytica. DPCXXVII. 176. Expirationsgeraͤuſch bei Extravaſaten in der pleura. DCXXVII. 175. Lurationen. und Kruftenthiere, Erftirvation bes Oberſchenkels im Hüftge: lenke. DCXIX, 48. Eırftirpation einer die Nafenhöhle ausfüllen: ben und in den pharynx hinabreichenden Geſchwulſt. DCXX. 62. F. Faͤrbende Materien im Amethyſt, Carneol und Feuerſtein. DCXIX. 40. Falſeitſtimme, ſ. Fiſtelſtimme. Fardel, Durand, über Gehirnerweichung. DCXXX. 221. Fettbildung in DCXXIL 88. Fiſtelſtimme, Mechanismus DCXXXV. 28. DCGXXXVI 305. DCXXXVII. 321. DCXXXVIII. 337. Slammen in Qulfanen, wie ſie ſich erzeugen. DCXXXL. 225. Flintalasmaſſen, DCXXXIII. 264. Flourens, uͤber vergleichende Phyſiologie. DCXXXIV. 273. Foſſile Bäume, zu St. Helens entdeckt. DCXXXII. 241. DCXXXIII. 257. Froriep, über Noma. DCXVII. 13. der Leber der Gaͤnſe. derſelben. außerordentlich große. G. Gaͤnſeleber, Fettbildung in derſ. DCXXII. 88 . Caugraena faciei und deſſen Behandlung. DCXXVI. 153. Gebärmutterhais, Erankhafte Röthe, Blaͤs— hen, Aphthen und Granulationen an demſelben. DCXXIII. 103. Gehirnerweichung. DCXXX. 221. Gehoͤrgang, angeborne Verſchließung deffrl« ben durch eine Operation aehoben, DCXXIV. 128. Geologie einiger Puncte der Weftküfte Af⸗ rica's. DOXXAIILI. 259. Geſchwülſte, fibröfe. DCXXXVIIL 343. Gefhwulft in der Nafenböhle, bis in den pharynx hinabreichend, erftirpirt.DCXX. 62; Gefhwür in der Nafe, aus eigenthümlicher Urfahe. DCXXXV, 304. Geſellſchaft, hippokratiſche, italienifche, von ausſchließlich römifd = katholifhen Mits gliedern. DCXXIV. 128. Gewebe, gefäßlofe, mit eigenthümlidher, gleihförmiger Drganifationss und Nur teitionsmweife. DCXXI, 73. Gicht mit Tabacksraͤucherung behandelt. DCXXV. 144. Giraffe, zur Anatomie derfelben. DCXXII. 87- Glama, zur Anatomie beffelben. DCXXIII. 92. Goodfir, über die Entwidelung der Ge: fhlebtscrgane und der Saamenflüffigs Eeit der Kruftenthiere. DCXXVIL. 16:, Guerfant, über partielle lobuläre Pneumo: nie ‚mit Ecclampſie und Keuchhuſten. DCXXIX. 201. H. Halswirbel, Luxation derſelben. DCXXX. 223. Harnroͤhrenverengerung zu dilatiren, nach Montain. DCXVII. 16. Harnſaͤure-Steine in der Blaſe. DCXXXVII. 334- Barnfteine, neues Auflöfungsmittel berf. DCXXVI. 160. 4 Harris, über die Behandlung der ecclam- psia gravidarum, ver normalem Ende der Schwangerſchaft. DOXXXVII, 327. Heilkunde, Statiſtik derſelben. DCXIX, 47 Helminthen im merſchl. Auge. DCXXXI. 229. Herz, Zuſtand deſſelben DCXXVIII. 192. Herzcöncretionen, polypoͤſe. DCXXXIV. 288. Heufchredenzüge in Snbien. 200. Hirnſymptome, eigenthuͤmliche. DCXXXI, 237. Hodgkin, über die Fortfchritte der Ethnos logie. DCXXIV. 113. DCXXV. 129. DCXXVI, 145 Holland, Calv., über von mechaniſchen Ur: fahen berrührende. Lungenkrankpeiten. DCXXVIL. 167. bei Greifen. DCXXIX. Regifen Holland, C., über einen Fall von eigens thümlihen Hitnſymptomen. DCXXXI. 237. Hombron, Über bie Ränder und Eisfelder der füdlihen Falten Zone, DCXIX, 37. Horner, über Luration der Halswirbel, DCXXX. 223. Hydrocele des zunten Mutterbandes, DCXXXV, 304. 3. Sarfon, Über einen merkwürdigen Selbfts mord buch DBerfhluden eines großen Schluͤſſels. DCXVU. 13. Ichthyopodoliten, oder verſteinerte Spuren gehender oder kriechender Fiſche u. ſ. w. DCXXXVIII. 344. K. Kali hydrocyanicum. DCXXIX. 208. Kinder, Temperatur derſelben in phyſio⸗ logiſcher und pathologiſcher Hinſicht. DCXXX. 217. King, über Anfhwellungen der prostata. DCXXXVI. 313. Ken Knodenbildung auf der Innern, Flaͤche ter Schädellnoden bei Woͤchnerinnen. DCAXXVI, 320, Knor, Rob., über. das. Schwinden der Diar: throdialfnorpel durch Reibung. DCXIX, 39. Kotſchu, Theod., naturforfchender Reifen der in Aegypten, Nubien, Faſokel, Kor: dofan, Cypern, Syrien und Kurdiſtan. DCXX. 58. ©. Labouverie, über die Behandlung der Brü- de des Oberſchenkelbeins, vermittelft der Extenſion combinirt mit ſchiefer Ebene, DCXXXII. 253. Lafargue's Erflirpationsart erectiler Mut: termahlgeſchwuͤlſte. DCXXI. 80. Lebensverfiherung Shwindjüdtiger. DCXIX. 39. Leihen zu conſerviren durch Creoſot. DCXXX. 224. 355 Le Roysd’Etiolles, über Abfceffe der pro- stata. DCXXII. 87. Lefauvage, über fibröfe DCXXXVI. 343. Leuchtende Stelle auf der Ser. DCXXXII. 248. Licht, Einfluß defjelben auf die Pflanzen, DCXXIX. 200. Licht, Verfuge über den Einfluß deffelben auf die Vegetation. DCXXXVIL 328. Lippenbrüfen, Unterſuchung über dicfelben. DCXVII. 7. Lisfranc, über krankhafte Röthe, Bläschen, Aphthen und Granulationen auf dem Gebärmutterhalfe. DCXXII. 103. Lithyacarbonat, ein neues Auflöfungsmits tel der Harnfteine. DCXXVI. 160, Loupe, zufammengefegte. DCXXXV, 296, Luft, atmofphärifhe, in Paris und auf dem Lande. DCXXXIV. 282. Eufteindringen in eine große Vene, gluͤcklichem Ausgange. DCXXIII. Lufteintritt in die Venen. 315 Luftroͤhre, Verengerung derſelben. DCXX. 57 · Lund, uͤber das Vorkommen foſſiler Men— ſchenknochen der vorgeſchichtlichen Welt in. Suͤdamerica. DCXXVI 147. Lunge, primaͤre krebshafte Entartung und Verſchwaͤrung derſ. DCXXX. 219. Lungen, Gewichtsverhältniſſe derſelben bei neugeborenen Kindern, DOXXXIV, 288, Geſchwuͤlſte. mit 110. DCXXXVI. Lungenkrankheiten, welche von mechaniſchen Urſachen herruͤhren. DCXXVII. 167. Lungenſchwindſucht, Heilung derſ. DLCXXV. 157. Luxation der Halswirbel. DOXXX. 223. Luxationen des Oberarms im Scultergelenke, Gefahren bei übermäßigee Extenſion. DCXXVI. 160, Luxationen, veraltete, Wiedereinridhtung derſ. DCXXXVIIL 347. M. Macladhlar, über primäre Erebshafte Ent: artung und Verſchwaͤrung der Lunge. DCKXXX, 219 356 Magen, Fünftlihe Oeffnung in bemferben zu Verdauungserperimenten. DCXXX. 212 Magnetnadel » Schwanfungen 1840 bis 1841. DCXVII. 8. Mandeln, über die hronifhen Anſchwellungen derfelben bei Kindern. DCOXX, 61. Manie, eine fehr eigenthuͤmliche. DCXXIX. 208. Matteucci'8S Erperimente über thieriſche Eiectricität. DCXXXL 231. Mayer, zur Anatomie dee Glama, DCXXNI. 97. Medulla spinalis, Commotion berfelben. DCXXXVIII. 399. Meer, ſcharf umfchri-bene leuchtende Stelle deffelben. DCXXXIL. 248. Menfhenfnoden, fofiile, in Sübamerica, DCXXVI. 147. Menfhentnoden riefiger Größe. DCXXXII. 248. Mercier, über Blennorrhagie bei Frauen. DCAXAV. 297. Meteorfteinfall zu Kleinwenden am September 1843. DCXXX. 216, Merico, Orchideen daſelbſt. DCXXXIII. 261. Morren, über die Verſchiedenheiten in ber hemifhen Zufammenfegung der im Meer— waffer aufgelöj’ten Luft, je nad den ver: fhiedenen Zages» und Sahreszeiten. DCXXVI. 150. Mott, DBalentin, Abtragung einer, die Naſenhoͤhle ausfüllenden und bis in den Pharynx reihenden, Gefhmwulft. DCXX, 62. Mydriasis paralytica (Bewegungslähmung der iris). DCXXVII, 176. Myriapoden. DCXXXVIII. 344. 16. N. Naſengeſchwuͤr aus eigenthuͤmlicher Urfache. DCXXXV. 30% Nekrolog, — Staatsrath Bernhard Tri: nius. DCXXXII. 248. — Sir Henry Halford. DCXXXVIII, 352, Neroincentren, Entzündung DCXIX, 46. Nefterbau der Vögel. DCXVII. 8. Neuralgia ischiadica, Behandlung derf. DCXXV. 133. derfelben. RE UENT vn Noma, über bie Natur deffelben, DOXVIE. 13. dv. Norbmann, Helmintben im menſchlichen Auge. DCXAXI, 226. D. Oberſchenkelbeinbruͤche, behandelt mittelſt der Extenſion combinirt mit der ſchiefen Ebene. DCXXXII. 253. Obre, über gangraena faciei und feine Behandlung. DCXXVI, 153. Ophthalmia neonatorum mit Xlaun bes handelt. DCAXAI, 2,0, D’Orbigny, über die normale Stellung ber zweifhaaligen Mollusfen. DCXXX, 214 Orchideen, mericanifhe. DCXXXIII. 261. Dtorrhöe, Urſachen und Bebandlung der. DCXXXIII. 263. DCXXXIV. 281. P. Palatoplaſtie, oder Operation zur Heilung des geſpaltenen harten und weichen Gau— mens. DCAXII 9% Pancreas, Krantheit def. DCXXXVIIL. 350. Paracentesis thoracis bei acuter pleuri- tis. DCXXXVIII. 352. Paralyfe im Säuglings- und Kindesalter, DCXXXI. 249. Parife u.Bonnet, über Goralgie. DCXXIX. 205. Pathologiſche Thatſache DCXXXII. 256. Payan, über ſehr ſchmerzhafte callöfe ty- losis der Fuͤße. DCXXI. 78. Peacock, über dag aneurysma dissecans, DCXXIV, 119. Petrequin, über den Mechanismus der Fiz ftelftimme DCXXXV. 289. DCXXXVI. 305. DCXXXVI. 321. DCXXXVIII. 337- feltener Art. Pflanzen , Abforptionsfraft derſelben. DCXVII. 1. DCXVIII. ı7. Dhosphors und Wafferjtoffverbindungen. DCXXXVI. 3:2. Phthisis, Behand'ung terfelben. DCXIX. 40. Phthisis, häufig nad den Pecalitäten, DCXXII. 112. Phyſiologie, vergleidhente, 273» Pleura s Ertravafat, mit Erfpirationsars räufh und Bronchialathmen. DCXAVIL, 175. Pneumonie, partielle, lobuläre, mit Gcs clampfie und Keuchhuſten. DCXXIX, 201. Polypen, fungöfe, in der Blafe: lithen— triptifh behandelt. DCXXXVII. 331 Procellarideen. DCXXXI. 232. Prostata, Abfceife te-f. DCXXII. 37. Prostata, Anfhiwellungen derf. DCXXXVL, 313. Prus, über apoplexia meningea. DCXXV. 142, DCXXXIV, R. Rayer, über Helminthen im menfhl. Auge. DCXXXI. 229. Reife um die Welt, von den N. %. Bereis niaten Staaten veranlaßt. DCXXVIII, 177. DCXXIX. 193. Rendu, Heilung eines widernatürlihen Afs ters mittelft Dupuytren's Enterotom. DCXXVI. 156. Rhbeumatiemus mit neuen Mitteln behans delt. DCXX. 64. Rhone, Ucberfhiwemmungen defj. DCXIX. 35- Rhythmus, Einfluß deſſ. auf Menfchen und Thiere. DCXX. 58, Kiberi, Eindringen von Luft in cine große Vene, während einer Operation, mit glüde lihem Ausgange. DCXXIII. rıo. Robert, über die hrenifhe Anſchwellung der Mardeln bei Kindern. DCXX. 61. Robinet, über die Bildung der Seide. DCXXXI. 227. Roger, über die Temperatur ber Kinder, in phyſiologiſcher uud pathologifher Hinz ſicht DCXXX. 217. Rozet, uͤber die Vulkane der Auvergne. DCXXX. 309. S. Sammlung, naturhiſtoriſche, von der Reife dir Schiffe Erebus und Terror, DCXXIII. 103, Schimmelpilze bes verfhimmelten Brobes. DCXXVIII. 194. i Scinfenmade (Piophila petassionis), DCXXVII. 168. Schirmquallen, Wafers und Blutgefäße derfelten. DCXXI. 71. Schwangere, ecelampsia bei denfelben vor normalem Ende ber Schwangerſchaft. DCXXXVII. 327. Schwerdtfiſch, Gewalt def. DCXXXIII. 264. Schwerhoͤrigkeit, locale Urſache berfelben, DCXXXVI. 320. Schwindſucht, Sterblichkeit in berfelben. DCXIX. 47. Sebaſtian, uͤber die Lippendruͤſen. DCXVII. 7. und DCXVIII. 25. Sechs ftaarblindgeborene Brüber. DCXXI. 80. Seeforelle, Wadhsthum und Wanderung der. DCXXIV. 119. Seide, Bildung derfelben. DCXXXI. 227. Selbftmord durch Verſchlucken eines großen Schluͤſſels. DCXVII. 13. Silicium, zwei Bereitungsarten beffelben, DCXXVII. 164. Simpfon, 3. Y., über die angeblihe lin: fruchtbarfeit der Frauen, welde als Zwillinge zugleich mit einem Kinde männs lien Gefdhlehts geboren worden find, nebft Bemerfungen über die durchſchnitt⸗ lihe Verhältnißzahl ber Einderlofen Ehen. DCXX. 49. DCXXI. 65. Steinnuß oder vegetabilifhes Elfenbein, DCXXXV. 296. Stidftofforydul in DCXXXAIV. 282. Stottern, Jourdant's Behandlungsweife deffeiven. DCXXVI. 160. Stranger, W., über die Geologie einiger Puncte der Weftküfte Africa's und des Ufers des Nigerficomes. DCXXXIII. 259 ©Stratton, über asthma intermittens, DCXXII. 92. Eumpffieber, durch eine Verbindung von chininum sulphuricum mit Kohlenfäure behandelt. DCXXVII. 174. Sydenham-Geſellſchaft in DCXVII. 16. feſtem Zuſtande. London. 8. Zabafsräuderungen gegen Gicht. DCXXV. 144 . WE. Taguanuß, oder vegetabilifhes Elfenbein. DCXXXI. 228. Tellina planata, Begattung derf. DCXX, 57. Zemperatur ber Kinber, in phyſiologiſcher und pathologifher Ruͤckſicht. DCXXX, 217. Zenthrediniden, gemeinfhaftliher Goccon bei einer Art derſelben. DCXXX, 210. Theobremine. DCXXXV. 301. Thierleben im Golfe von DCXVIII. 24. Tod, Art deſſelben auf Erzeugung von Gongeftion in den Nieren und der Leber influirend. DCXXXVI, 318. Zöne, Erzeugung derfelben, nad Fermond. DCXXIII. 104. Toynbee, über den Gefäßmangel und bie eigenthümliche gleihförmige Weife der Drganifation und Nutrition gemwiffer Ge: mwebe. DCXXI. 73. Trichina spiralis. DCXXVII. 168. Trinchinetti, über die Abforptionskraft der Pflanzen. DCXVII.ı. DCXVIII. ı7. Tunica vaginalis testis, Wände berfelben auch ohne bemerfbare Entzündung zus weilen jufammenverflebend, DCXXXIL 256. Tylosis, fchmerzhafte callöfe, der Füße. DCXXI. 78. Gariaco, U. Unfruchtbarkeit, angeblihe, der Frauen, welche als Zwillinge zugleih mit einem Kinde männlichen Geſchlechts geboren find xt. DCAXX. 99. DCXXI. 65. Uterinanhänge, Entzündung und Abfceßs bildung in denfelben. DCXXXI. 231. Uterus, weiße Erweichung beffelben. DCXXXI 240, V. Vaché, lithontriptiſche Behandlung fungoͤ— fer Blaſenpolypen. DCXXXVII. 331. Variola confluens bei einem neugebornen Kinde einer aut vaccinirten Mutter, DCXXII. 112. Vene, in welche bei einer Operation Luft einftrömte, mit glüdlihem Ausgange. DCXXIII. 170. Venen, Eufteintritt in dicfelben, mit toͤdtli⸗ dem Ausgang, DCXAXVI. 315. 357 Verdauung, neue Verſuche über dieſelbe. DCXIX, 33. Nögel, flügellofe, Neu:Scelands. DCXXVI. 153. VBorfiht in Bezug auf diruraifhe Ins firumente. DCXXXVII, 336. Vulkan Mauna Roa auf den Sandwich- Snfein. DCXXV. 136. Vulkane der Auvergne. DCXXX. 209. Yuifane, Erzeugung von Flammen in denſ. DCXXXI. 225. W. Wachs, Erzeugung deſſ. DCXVIIT. 21. Wachsthum und Wanderung der Seeſorelle. DCXXIV 119. Warren, Mafon, über Palatoplaftie ober Dperation zur Heilung des aefpaltenen b.rten und weihen Gaumens. DCXXII. 94 Wafer: u. Blutgefäße dee Schirmguallın. DCXXI. zr. Wafferfrebs (Noma), $allyon. DCXVII. 11. Mafferfrebs, Natur def. DCXVIN. 2. Waſſerſtoff- und Phosphor » Verbindungen. DCXXXVI. 312. Weft, über einige Formen von Paratyſe im Säuglinge » und Kindesalter. DCXXXIL. 249 Wilde, über die Urfahen und Behandlung der Otorrtöe. DCXXXIII. 263. Wıl, über die Waffer- u. Blutgefäße der Schirmquallen. DCXXI. 7ı. Will, uͤber Begattung der Tellina planata. DCXX. 57. Will, über die Augen der Bivalven u. Ag: cidien. DCXX11. 80. DCXXXIII. 99. Wilfon, über Krankheit bes pancreas, DCXXXVIII 350. Woͤchnerinnen, Knodenbildung auf ber ins nern Fläche der Schaͤdelknochen bei denf. DCXXXVI. 320. . Worthingten, über Verengerung der Lufts röhre. DCXX 57. Wunde bes Auges. DCXVIII. 32. 3. Bone, ſuͤdliche kalte, über Länder und Eis—⸗ feider derf, DCXIX. 37. Zucker aus diabetiſchem Blute. DCÄXMU. 95 7 358 Bi A. Alison, W. P. DCXXXIV. 288. Ansted, D. T. DCXXXI. 239. Armstrong, Edw, DCXIX. 48. B. Balmain, W. DCXX. 63. Barbier, P. L, DCXXXVIII. 352. Barthes. DCXXIV. 127. Beau, E. DCXXIII, III. Bell, Ch. DCXXKXIV. 287. Bennet, J. H. DCXXXV. 303. DCXXVI. 160. DCXXXI. 290. DCXXII. III. Boyer. DCXXIX, 208. Bunnet, Henr, Jon. DCXXVI. 159. Berlinghieri, A. Vacca. Bertini, Bernardini. Bonanıy, C. Caldwell, Char. DCXXXVI. 336. Campbell, W. DCXX. 64. Castle, Mich, DCXXIV, 127. Chadwick, Edw. DCXXXIII. 256. Chardel, C. DCXXXV. 303. Churchill, Fr. DCXXII, 96. Comstock, J. L, DCXXXVIII, 352. D. Darwin, C, DCXXXIV, 287, Demeaux. .ICKIX. 48. F. Francis, G. DCXXVII. 175. G. Garner, Rob, DCXXII. ırı. Garrique, L. B. de. DCXXXII. 256. Goodfellow, S. T. DCXXXVIII, 351. Guerard, Alph, DCXXX. 223. Guy, Will. A. DCXVIII, 32. de lie 72 A I a DV1 H. Ball, Spencer C, DCXKII. 95. Harrison, John. DCXXXVII. 335. Hartmann, C. J. DCXXVII. ıgr, Henfry. A. DCXXI. 79. Hocken, E. O, DCXXXVIII. 352, Holland, G. C. DCXXII. 96, Hopkins, E. DCXXIX. 207. Horner, W. E. DCXXXVI. 319. I. Jacquot, Felix, DCXXI. 80. Janson, Ch. L. DCXXI. 80, Jesse, Edw. DCXXXVI. 319. Johnstone, Henr. Coleman. 31. Jori, B. Jussieu, Adr, de. DCXVIII, DCXXXI. 239. DCXXX, 223. L. DCXXVIII, 192. Lardner, DCXXIX, 207. Lee, Geo, DCXXXVIII. 352. Litte, EE DCXAIV, 128. Lovati, Teodore,. DCXXXI. 290. Low. DCXX, 79. Lugol, J. G. A. DCXXXV, 304. Lacour,, A. M. Mailliot. DCXXIII, 112. Marchessaux, L. DCXXIV. 127. Mead, H. M. DCKXVIII. 31. Mercier, L, Aug. DCXXIX. 193. N. Nelaton, A. DCXXIV, 128, Noad, Henr. M. DCXXII. 95. 0. Owen. DCXXXII. 255. ul 7 Pi Parnel, Edw. Andr, DCXXVL, 159 Perceval, James. DCXIX. 47. Pritchard, Andr. DCXXXV. 303, Proctor, J. B. DCXXXVI. 320, Q. Quecket, E. T. DCXXXVII. 351. R. Rees,G. A, DCXXXVII 336. Reid. DCXXVIII. ı92. Requin, A, L. DCXVIII. 32. Ridge. DCXVII. 16. Rigg, Rob, DCXVII, 15. Rochas, L, J. B. DCXXXII 256. Roche, Aubert. DCXXIII. 112. Rodrigues, Hubert. DCXXVII. 176. DCXIX. 37. DCXIX. 47. DCXXX. 224. Rogers, Henry Davison, Rogers, Will. Barton, Royer-Collard, Hipp. S. Savi, Paul e DCXXVIII. 192. Scheve, Gust, DCXXIV. 127. Serve, P.C, DCXXVII, 176. Smee, Alfred. DCXVII. 16. Smith, W. Tyler. DCXXXVI. 320. Swan, J. DCXXXVII, 335. T. Taylor, Alfred. S. DCXX. 64. Travers, Ben, DCXVII. 16. Trollier, L. F- DCXXVI. 160. Tulk, A. DCXXLI. 79. W. Walker, George A. DCXXX. 224, Williams, Edw, DCXXXIV. 283, In 100012 049 gg 2 Ey I nn — — U OO WEHR Pe vr — - . - er — — - Fan u an - + < = — — —— WET a » = = " — a a — tr Ki ee (_ ui * x = . ie u re ne = Pe 2 — — — — u = , * nn — — Zu * - * — — Por * I ⸗ Da ee ——— *— — — * — — — —— J * = +4 - — ar * —— .- — — v.