j Da U — a Ze — — — > nn ee. ————— 7 | l } 4 1 17 ji * 233 7 sw Aal FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY or THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY — wen R VPe — — — un * * Arn —— DIE - R Be KL, "Er RN —* — FA era Pr * EN EN u — — Eu — — — 5 —* * Be — Er) * F ee A N Neue Üotizen 2 aus dem Gebiete der Matnr- und Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt „(aa\ nu. 5m von = . [3 [3 [2 ur Ludwig Friedrich v. Sroriep, |. des Ordens der Würtembergifchen Krone und des Großherzogl. S. Weimar. Falken » Ordens Ritter, der Philofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. ©. Ober: Mebicinalrathe zu Weimar; Director der Koͤnigl. Preuß. Academie gemeinnügiger Wiffenfhaften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldinifch: Garolinifchen Academie der Na: turforfcher, der Ruff. Kaiferl. Academie der Naturforfcher gu Mostwa, der Gefellfchaft naturforfchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Gefellihaft für die gefammte Naturkunde, der phyſicaliſch-mediciniſchen Societät zu Erlangen, der mineralogifchen Geſellſchaft zu Sena, der Niederrheinifchen Geſellſchaft der phyſiſchen und mebdicinifhen Wiffenfchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Koͤnigreiche Würtemberg, der Société d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfchenden Geſellſchaft zu Leipzig, der Senken— bergifchen naturforfchenden Gefellfhaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apothefer= Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiftit und Gartenbau in Weimar, der Gefellfchaft zur Beförderung der gefammten Naturwiffenfhaften in Marburg, der Schleſiſchen Gefellfhaft für vaterländifche Eultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica Berolinensis, der naturforfhenden Gefellfchaft zu Halle, des Kunft= und Handwerksvereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Gefellfchaft des Dfterlandes, der Geſellſchaft für Natur und Heitwiffenfchaftzu Heidelberg, der Srenska Läkare- Sällskapet zu Stodholm, der medieinifchen Facultät der K. U. Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu Nav York, der Academie garale de Medecine zu Paris, der Geſellſchaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Budyareft, der mebdicinifchen Gefellfchaft zu Warfhau, des Vereins Großherzogl. Badiſcher Medicinal: Beamten für die Beförderung der Staats: Arzneitunde, der Kaiferl. Königl. Gefellfchaft der Aerzte in Wien und des naturwijfenfchaftlichen Vereines des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliede; und Dr.. Ro be#t 5:6 ar ip, des rothen Adler-Ordens vierter Claſſe Ritter, Königl. Preußiihem Mebdicinalrathe und Mitgliede der wilfenfchaftlichen Deputation für das Medicinalmefen im Minifterium der Geiftlichen- x Unterrichts: und Medicinal= Angelegenheiten; Profeſſor an der Friedrich: Wilhelms -Univerfität, Profector an der Charite -Heilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober: Eraminations- Commiffion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Correfpondenten ber Königlichen Academie gemeinnügiger Wiffenfhaften zu Erfurt, der 'Academie royale de Medecine zu Paris, der Hufelandifchen mebicinifchen Geſellſchaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Geſellſchaft für Natur- und Heilkunde zu Berlin, der Geſellſchaft re Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stodholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der K. R. Geſellſchaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Hamburg, der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu Neuz Drleans und des Deutfhen Vereins für Heilwiffenfchaft zu Berlin; Ehren: Mitgliede des Vereins Großherzogl. Badiſcher Medicinal = Beamten für die Beförderung der Staats=Arzneitunde, des Apothefers Vereins im nördlichen Deutfchland und des naturwiffenfhaftlichen Vereines des Harzes. 2) mar ſte06 zwei und zwanzig Stüde (Nro. 639 bis 660), eine Zafel Abbildungen in Quarto, Umfchlag und Kegifter enthaltend. April vis Suni 1844, Sm Verlage des Landes-Induftrie-Comptoirs zu Weimar. 184 4 3 sr BEN ——— —* BER * ae Abi Kalt, "apa m J — TR u ln — A | I rn Barden 22. 8v0 er w r —— wu seien] Ber ur ur DI BETT SE Kor Lange ar Ania? when 1. * d —— Ns 2 the Bm! htm rk —— * aa a7, if —28 or ee Le x Er pe, ArSRRREE, NE: Arch kann DB — Dane Se A es Ad. MR Be ‚ ' I 1) RER ar And m DEATH SE DR Hk MO u I Wr: Adi 8 5 { % ae NE Kr Yn Sri IF) FR Sn eh r — ——— NE — MP * —— 4 si ” ü AT FEN ah. Hd 1, AR FR — ar ln — —B ur E I —— De RE en nn; ed ee Be OHNE 4 TS Ann mi E ar 0 umtand 7 rar Neid a — sin ren re t — RR: wi; Fa: HE 0 2 * ın v % FM PIRDZERR, a a Le —S—— BUBBLE a mu er AT ET u" je — ER Br PD | Se: ae: rn ae Der a ort rue er ee, a ns Triites“ x ur Ind er 1 — Hene Motizen aus dem Gebiete der Hatnr- und Beilkunde, arfammelr und mirgerbeitt ven dent Ober» Merieinalratbe Froriep ın Weimar, und dem Medicinaliothe und Mrofeffer Froriep gu Berlin, 9 Ne. 639. Gedruckt im Landes=- Induftrier Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 gGr Bl: 0 Ueber die Structur und Fortpflanzung des Genus Sagitta. Bon Charles Darwin, Vicepräfidenten ber geolog. Gefellfchaft. 2c. (Dierzu Figur 62. auf der mit biefer Nummer audögegebenen Tafel.) Die Species diefer Gattung zeichnen ſich durch die Einfachheit ihrer. Structur, die Dunfelbeit ihrer Ders wandtfchaften und die gewaltige. Zahl ihrer Gremplare aus, von denen die Meere der heißen und gemäßigten Zonen wimmeln. Die Gattung wurde von Quoy und Gaimard gegründet *); drei Arten find von Heren A. D’Drbigny befchrieben. und abgebildet worden, und unlängft hat Profeffor Forbes der Bririfhen Fauna eine Specied hinzugefügt und. in Betreff der Structur diefer Gats tung viele Befonderheiten mitgetbeilt, Der Ocean hat kaum ein Geſchoͤpf aufzumeifen, das häufiger wäre. , Ich fand es unter 21° n. Br. im Atlantiſchen Weltmeere und dann wieder unter 18° f. Br, unfern der Brafilianifchen Küfte, Zwifhen 37° und 40° f. Br. wimmelte das Meer, in’s: befondere bei Naht, davon. Sie ſchwimmen gewöhnlich in der Nähe der Oberflaͤche; allein im Stillen Weltmeere 309 ich, unfern der Küfte Chili’s, Eremplare aus einer Tiefe von + Fuß. Sie leben nicht ausfcließlih auf der hohen See, wie Herr D’Drbigny meint; denn an der Patago» nifhen Küfte fand ich deren an Stellen, wo das Waſſer nur 10 Faden tief war, in Menge, Alle Exemplare, die ich fing, beſaßen zwei Paar feit: liche Floſſen, allein ich glaube, fie gehörten nicht derfelben Species an. Die, melde ich unter 370 — 40° ſ. Br. fing, waren fiher Sagitta hexaptera, D'Orbigny's und nachſtehende Bemerkungen, welche ſich hauptſaͤchlich auf *) Annales des sciences naturelles, T. X., p. 282. Herrn D’Drbigny’s Beobachtungen darüber find in deffen großem en Werfe, Mollusques. p. 140., mitgetheilt. Profeffor €. Kor: bes berichtete der Wernerian Society zuerft, vor vier Jah— ren, über diefe Gattung und hielt diefes Zabr einen Vortrag ‚über denfelben Gegenftand vor der British Association, N». 1739. — 639, (Nr. 1. des XXX. Bandes.) April 1844. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 R6. oder 3 30 X, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x kunde. deren Fortpflanzungsweiſe beziehen, gelten, mo das Gegen— theil nicht ausdruͤcklich bemerkt iſt, von dieſer Species. Herr D'Orbigny und Profeffor Forbes haben dieſe Gattung proviferifeh zu den Kernkiemen-Mollusken (nu- cleo-branch ‚mollusca ?) geftelt, aber ihre Anſicht noch keineswegs bündig nachgewieſen. Kopf. — Der linienlanzettförmige Kopf, der von durchſichtiger, gallertartiger, Elebriger Textur ift, finder ſich durch einen deutlichen Hals vom. Körper, getrennt, Der Kopf ift, im rubenden Zuftande, ein Wenig ‚abgeplattet und abgeſtutzt Ergelförmig; wenn er ſich in Thätigkeit befinder, nimmt der bintere Theil. defjelben die Geftalt ‚eines Halbz mondes oder Hufeifens an, in deffen Goncavität die der Länge nach. gefaltete Mundöffnung liegt. An jedem Schen— kel des fleifhigen Hufeifens ift ein aus acht ſtarken, gektuͤmm⸗ ten, leicht hatenformigen Zähnen beſtehender Kamm befeftigt. Wenn das Thier lebhaft ift, ſo fchlägt es diefe borſtenar— tigen Zähne beftändig vor feinem Munde zufammen, Sind fie zuſammengeſchlagen, und befindet fich. der Kopf im Zus ftande der Unthätigkeit,. fo fcheinen fie. dem Munde weit näher zu liegen, als wenn im Zuſtande der Thätigfeit deren fleifchige Baſis ausgebreitet if. Die mittleren Zähne find die längften; außer ihrer Thätigkeit bei'm Zuſammenſchlagen und der Bemwegungsfühigkeit ihrer fleifchigen Baſis, Eann jeder Zahn ſich für. ſich feitlih feinen Nachbarn nähern, oder von ihnen entfernen, „Die Mundöffnung liegt auf der ſchraͤgen Oberfläche eines; zwifchen den zwei. fleiſchigen Schen- fein hervortretinden Theiles. Dicht am Munde befinden ſich noch zwei Meihen fehr winziger Zühne, melde von andern Beodachtern überjehen worden find, und die ich nur mit Huͤlfe einer ſtarken Vergrößerung. entdeden konnte. Diefe zwei Reihen winziger Zähne ragen nad) Innen und, in Be: zug, auf, die, Zähne der beiden. Kaͤmme, in transverfaler Richtung hervor; fo daß, wenn die legtern über dem Munde zufammengefchlagen find, die winzigen Zähne ſich mit ihnen freugen und fo das Entweichen irgend eines zwiſchen den längern krummen Zähnen gefaßten Gegenftandes wirkſam 1 3 y 639. XXX 1. 4 verhindern. Von Augen oder Tentakeln konnte ich nicht die geringſte Spur entdecken. Ortsveraänderungsorgane. — Das Thier be: wegt ſich ſchnell und ſtoßweiſe, unter Biegung feines Koͤr⸗ pers. Die beiden feitlichen Floſſenpaare und die Schwanz: flojje liegen ſaͤmmtlich in derfelben horizontalen Ebene. Mit einer ſchwachen Lupe betrachtet, fcheinen fie aus einer zarten Membran zu beftehen; allein unter einer Linie von 55 Zoll Brennweite erkennt man daran außerordentlich feine, durch— fihtige Strahlen, welche einander, wie die Fäferchen am Barte einer Feder, berühren, aber, wie es mir ſchien, nicht dur) eine Membran miteinander vereinigt find. Der Schwanz dient nicht nur als Fortbewegungsorgan, fondern auh zum Anheften; denn wenn man das Thier in ein Becken mit Waſſer that, fo heftete es fih zuweilen mit feinem Schwanse fo feit an die glatte Wandung deffelben, daß 8 fich ſelbſt duch heftiges Bewegen des Waſſers nicht ablöien ließ. Von den zahlreihen Cremplaren, die ich mir verfchaffte, fand ich nie eins, melches fib mit den Zähnen an den Eis ern von Seethieren oder andern Körpern feftgebiffen hätte, wie e8 Herr D’ Orbigny bei mehreren ſeiner Species beob— — Innere Eingeweide. — Innerhalb des Koͤrpers, in derſelben Ebene, wie der mit Laͤngsfalten beſetzte Mund, befindet ſich eine plattgedruͤckte Roͤhre oder Hoͤhle, welche, wenigſtens bei den unter 18° ©, Br. gefangenen Erems plaren, die Fähigkeit beſaß, fih an verfchiedenen Stellen zufammenzu;ichen und aus;udehnen, und innerhalb derfels ben bemerkte man deutlich eine periftaltiiche Bewegung. In diefer Höhle Eonnte ich bei der Sagitta hexaptera in der hintern Körperhälfte deutlich ein zartes Gefäß erkennen, wel⸗ ches ich für den Darm halte, weil e8 auf der einen Seite des Körpers an der Schwanzwurzel auszumuͤnden fchien. Don einem Kerne (nucleus), von Kiemen, einer Keber oder einem Herzen Eonnte ich Feine Spur auffinden. In einigen ganz jungen, faum aus dem Cie gekrochenen Eremplaren be: merkte ich indeß ein deutlich» pulficendesg Organ im vorderen Theile des Körpers, auf das ich fpäter zurückkommen werde. Fortpflanzung. Der Zuftand des Zungenappas rats ift bei zu gleicher Zeit gefüngenen Eremplaren fehr vers fhieden. Wenn man ein Eremplar nimmt, bei weldem diefer Apparat ſtark entwidelt ift, fo zeige fih der Schwanz oder der dünne zulaufende Theil des Körpers, in welchen der Darmecanal nitt eindringt, der Länge nah durch eine außerfb zarte Scheidewand getrennt und mit einer teigigen gekörnten Maffe gefüllt. Die zu jeder Seite der Scheides wand liegende Siule von diefer Maſſe fheint (denn bes ſtimmt mödte ih es nicht behaupten) ebenfall® wieder in zwei Hälften gefchieden zu ſeyn, fo daß eigentlich vier Saͤu⸗ len vorhanden ſeyn wuͤrden, wie Figur 62. es darſtellt. Diefe ganze Maffe circulirt beitändig in einer ftätigen und regelmaͤßigen Weife, etwa wie die Fluͤſſigkeit in den Staͤn⸗ geln der Chara. Die Maffe firömt in den beiden Außeren Säulen aufwärts, und in den beiden mittlern Säulen nad) der Schwanzfpige zu oder abwärts, Die Cireulation in den äußeren Säulen zeigte ſich an deren äußeren Wandungen 4 ’ und in den mittlern Säulen an deren inneren MWandungen am Kräftigiten. Dies würde ſich leicht erklaͤren laſſen, wenn wir annehmen, daß die beiden” Oberflaͤ hen der mittlern Scheidewand mit Wimperhaaren bedeckt ſeyen, welche der entgegengeſetzten Richtung ſchwingen, wie andere Wim perhaare, mit denen die Janenſeite der Schwanzhaut befegt fen. Der mehr im Zuftande der Ruhe befindliche Theil der Saͤulen zwiſchen den beiden Strömungen veranlaßt vielleicht die optifhe Taͤuſchung, daß auf jeder Seite der mittlern Scheidewand noh eine Scheidewand vorhanden fey. Die Circulation war an der Schwanzmwurzel nod) eins mal fo gefhmind, als an der Schwanzfpiße. Da, wo fie - am Gefhwindeiten war, fand ich, daß ein Körnchen binnen 5 Secunden auf dem Mikrometer 45 Zeil zurüdlegte, und indem ich die langfamere Bewegung an anderen Stellen in Anfchlag brachte, berechnete ich, daß bei einem Cremplare, deffen Schwanz „5 Zoll lang it, ein Körnchen binnen et= va 6 Minuten einen vollen Umlauf macht. Sch konnte die Körnchen deutlich verfolgen, indem fie in der einen Säule berabftiegen, ſich an der Spise des Schwanzes mendeten und dann in einer anderen Säule hinaufitiegen. Bei Ers empların, wo die Zeugungsorgane weniger ſtark entwidelt waren, enthielt der Schwanz fehr wenig geförnte Maffe, und in demielben Verhältniffe, wie wenig davon vorhanden war, zeigte fih auch deren Girculation weniger Eräftig. Bei einigen Exemplaren fehlte diefelbe ganz und mar auch Feine Circulation wahrzunehmen. Wenn der Schwanz mit Eräftig cieculirender Maffe gez fuͤllt iſt, finden fich auch jederzeit zwei große, darmförmige, rings gefchloffene Eierſtoͤcke, welche fih, wie man in Figur 62. OO fieht, von der Schwanzwurzel zu beiden Seiten des Darmes aufwärts erſtrecken. Sie find mit Eiern ges fuͤllt, welche fich bei demfelben Exemplare in verfchiedenen Zus finden der Entwicklung befinden, und deren Länge 55 bie z5 Zoll beträgt. Ihre Geſtalt ift zugefpist oval (B), und fie find mit dem fpigen Endereihenweife an den Wan dungen der Dvarien angehefter. Die vollftindig ausgewache fenen löfen ſich bei der Leifeften Berührung ab. Wenn die Eierſtoͤcke viele faft ausgetragene Eier enthalten (ſonſt aber nicht), fiebt man auf jeder Seite des Körpers eine Eleine kegelfoͤrmige und, wie e8 fcheint, durchlöcherte Hervorragung, A, A, durch welche ohne Zweifel die Eier ausgeleert wers den. Bei verfchiedenen Eremplaren zeigen die Ovarien eine verfchiedene Größe und die Eier einen verfchiedenen Grad der Entwidelung. Bevor irgend Gier vollſtaͤndig ausgebildet find, findet man die Ovarien mit einer förnigen Maffe anz gefüllt, die jedoch ſtets von gröberer Textur ift, als die im Scywanze enthaltene. Wenn die Ovarien auch von diefer Maffe Nichts enthalten, fo find fie ungemein zufammenge: ſchrumpft und bilden einen nierenförmigen Sad. Bei vies len unter 18° S. Br. gefangenen Eremplaren fand ich eis ne fehr nahe Beziehung zwifchen der Quantität der im Schwanze circulirenden Maſſe und der Größe der Eierftöde. Nah diefem Umftande und der Achnlichkeit der gekör Maſſe, die die Eieritöde enthalten, bevor ——— den Eiern gezeitigt ſind, moͤchte ich mit ziemlicher Sich 5 639. XXX. 1. 6 folgern, daß fich die koͤrnige Maffe zuerſt im Schwanze entwidelt und von dort in die Ovarien übergeht, wo fie ſich allmälıg in Eier umbildet. Ich konnte indeß zwiſchen dem Schwanze und den Doarien durchaus keine Communication entdecken, obwohl ſich auf der Sohle der Oparien ein Raum befand, wo eine geſchloſſene Mündung vorhanden ſeyn Eonnte. Das volftindig ausgebildete Ei bietet, wenn man es von einem jerriffenen Dvarium dur leichte Berührung abs gelöft hat, das durch Figur 62. B dargeftellte Anfehen dar. Es ift durnfcheinend und enthält in feinem Innern ein win: ziges Kügelhen. Zwei Mal an demfelben Tage, und noch ein Mal eine Woche darauf, beobachtete ich deutlich folgende merkwürdige Erfcheinung. Die Spike des Eies fing, we— nige Minuten, nachdem daffelbe abgelöfft worden, an, zu ſchwellen, und nahm bald die in Ü dargeftclite Form an. Waͤhrend dieß geſchah, fchien dag im Innern befindliche Kuͤgelchen ebenfalls an Umfang zujunehmen, und zugleich wurde die durchfichtige Flüffigkeit, mit welcher das Ei und deffen aufzetriebene Spitze aefült war, allmälig undurchſich— tig und koͤrnig. Die Spise fuhr fort, anzufdwellen, bis fie faft fo groß war, wie dag Gi felbft, und alsdann murde die ſaͤmmtliche gekörnte Maffe allmälig aus ihrer urfprüngs lihen Kapfel in die neugebildete ausgeleert, was durch die Gontraction einer das Ei, wie in D dargeftellt, ausfleiden: den Membran bewirkt zu werden fchien. Sobald dieß ge: ſchehen war, trennten fid) die beiden Kapfeln langfam von— einander, Die eine blieb als eine bloße leere Schaale zu: ruͤck, und die andere beftand aus einer fugelförmigen Maffe gekörnter Subſtanz, innerhalb welcher ſich ein Eleines Kuͤ— gelhen wahrnehmen ließ. Ich vermuthe, dieß war daffelbe Kügelhen, wie dasjenige, welhes man anfanys im Eie (B) bemerfte, und daß deffen WVolumvermehrung auf einer durch die Ummandlung der e8 umgebenden durchſichtigen Fluͤſſigkeit veranlaßten optifchen Taͤuſchung beruhte. Dieſes Kuͤgelchen enthält, twie fih aus dem Folgenden ergicht, wahrfcheinlich nur Luft. Die Erfheinung dauerte im Ganzen nur zehn Minuten, und in einem Falle beobachtete ich den ganzen Proceh, ohne das Auge ein einziges Mal von dem Mikro: ffope zu entfernen. Am 27. und 29. September 1832 durchfegelten mir biefelbe Gegend des Oceans *) (auf der Höhe von Bahia Blanca an der Nordpatagonifehen Kuͤſte, wo ih 25 Tage früher foviele Eremplare der Sagitta hexaptera mit, von Eiern firegenden Dvarien angetroffen batte, und nun fand ih unzählige auf der Dberfläche des Meeres ſchwimmende Gier. Sie zeigten verſchiedene Grade von Reife; die am Menigften ſtark entwicelten ftellten ſich als, in einer groͤ— ern Eugelförmigen Hülle enthaltenen, Kugeln einer geförn: ten Subftan; dar. Im naͤchſten Stadium fammelt fid) diefe Subftang im Geftalt eines dünnen Streifens an einer Seite der innern Kugel an und fteht ein Wenig Über de *) Ih will bier noch bemerken, daß ich zu Anfang April auf ber Höhe der Abrolbor an der Bralilianiihen Kuͤſte unter Mi 18° f. Br. zahlreihe Eremplare der vierfloffigen Sagitta an: traf, deren Gierftöcke mit anfcheinend völlig reifen Eiern ges füllt waren. ren Umriß hervor. Bald darauf bildet diefelbe einen deut— li hervorragenden Ring, der fib um zwei Dritttheile des Umereifes der innern Kugel erſtreckt. Diefer hervorragende Ring ift der Embryo, durch welten ſich, nad deffen gan- zer Ränge, ein feines Gefäß erſtreckt, während fih das eine Ende zu einem Kopfe verdidt. Der Schwanz löft ſich zu: erft von feinem Anbeftepuncte an der Oberfläche der innern Kugel ab, was dann auch mit dem Kopfe der ift. So: bald das junge Thier auf diefe Weife frei geworden: ift, liegt e8 gekrümmt in der aͤußern Schaale, während die in- nere Kugel, an deren Umtreis es ſich entwicelt hat, auf die eine Site gedrängt iſt und deren Functionen, wie es f&heint, ihre Endſchaft erreicht haben. Das mittlere Gefaͤß, welches der Darm ift, wird. um Wieles deutlicher; um das Schwangende her unterfcheider man eine ausnehmend feine haͤutige Floſſe, und das Thierchen durchbricht die Äußere fppärifhe Schaale und ſchwimmt algbald- ſtoßweiſe, wie die alte Sagitta. Am vordern Ende des Numpfes, in der Nähe des Kopfes, nimmt man deutlich ein pulüirendes Or— van wahr. Das Ei enthält in allen feinen Entwickelungs— ftadien ein winziges Kügelhen, vermöge deffen es an der Dberflähe des Waffers gehalten wird, indem dirk Kügelchen ein mit Luft gefültes Schwimmbläshen zu feyn ſcheint. Meiner Anfiht nad, ift dieß daffelbe Kügelden, welches man bereit im Cie wahrnimmt, fobald diefes aus dem Dvarium hervorgetreten ift. Die Veränderung von dem Zus ftande, wo in dem ſchwimmenden Cie die innere Kugel aus gekörnter Maffe ohne irgend eine Spur von einem Embryo befteht, in die darauffolgenden Zuftände muß ſchnell erfolgen, denn am 27. September befanden fich fämmtlihe Eier in dem erfteiwähnten Zuftande, während fchon am 29, ep: tember die meiften theilweife entwidelte Junge enthielten. Diefe ſchwimmenden Gier hatten „4 Zoll Durchmeſſer, wäh: rend die, aus geförnter Maffe beftebenden. Kügelhen, melde ih aus den zugefpigt=eiförmigen Schaalen austreiben fab, kaum Zoll im Durchmeſſer bielten‘ Da jedoch die Gier in den Ovarien von verſchiedener Größe waren, je nachdem fie einen geringeren oder bedrutendern Grad von Meife ers langt hatten, fo läßt jih annehmen, daß ſie auh nad dem Ausıreten aus dem Kierftode noch zu wachſen fortfahren. Schließlich will ih die Hoffnung ausfprechen, daß diefe we— nigen Bemerfungen über die Fortpflanzungsweife dieſes merk— würdigen Genus gründlichere Kenner in den Stand ſetzen mögen, deffen wahre Verwandtſchaften zu beftimmen. Erklärung der Figur 62. I Darmroͤhre. OO Eierftöde. AA Deffnungen der Eierftöde und Seitenfloffen. TT der in vier Säulen von einer circulirenden gekörnten Maſſe, deren Richtung durch Pfeile angedeutet iſt, getheilte Schwanz. E das eben aus dem Ovarium ausgelöfte Ei. C daffelbe im erften Stadium der Veränderung. D daffelbe in einem fpätern Stadium. (The Annals and Mag. of Nat. History, January 1544.) 7 639. XXX. 1. 8 Leber den Magenfaft und feine Rolle bei der Ernährung. Bon Dr. Claude Bernard. Der Verfaſſer ſchließt eine größere Abhandlung mit folgenden Rejultaten: } 1. Zuder und Eiweiß, in einem anderen Vehikel als im Magonfafte aufgelöf’t, werden nicht im Blute zerfeßt, und durch den Harn ausgefhieden, ohne die geringfte Vers änderung erfahren zu haben, 2, Zuder und Eiweiß kuͤnſtlich chymificirt, d. h. im Magenſafte aufgelöfe und digerirt, find im Blute geblieben, haben fih in demfelben zecſetzt, und find erft dann in den Harn uͤbergegangen, nachdem fie die verſchiedenen Phänomene der Verbrennung, zu welchen die eigenthümlihe molecuͤlaͤre Reaction des Magenfaftes fie geeignet gemaht hatte, un— terworfen worden waren, 3. Die Subftanzen alfo, mit” welhen wir erperimens tirt haben, find im Wiſſer und im Magenfafte aufgelöf’t worden. Die in den Magenfaft gebrachten haben, ‚außer der Auftöfung, eine andere Modification erfahren, welche ſie vers hindert, fo in den Harn Überzugehen, wie die nur im Waffer aufgelöften und digerirten Subftanzen. Jene eigenthümtiche fäuernde Eigenfhaft des Magen faftes, welche die Subftanzen fühig macht, fi im Blute in andere Elemente zu zerfegen, von denen die Einen zus rlbleiben und die Anderen in der Geftalt der legten Pro: ducte durch den Harn und die Reſpiration ausgeichteden werden, dieſe Eigenthümlichkeit, fage ich, uͤbt nicht auf alle Körper ihre Wirkung aus. Es giebt gewiſſe Subftanzen, auf welche ber Magens faft gar nicht einwirkt, fo, 3. B. holzige. Andere Stoffe wiederum Löf’t der Magenfaft nur auf, ohne fie verdaulih zu mahen, wie die mineralifchen Sub: ftanzen, z. B. Maaneſia, blaufaures Eifenkali u. f. w. Damit alfo der Magenfaft eine Subſtanz afjimilirbar made, ift es nicht genug, daß er bdiefelbe auflöfe, Diele Subitanz muß auch volltändig im Blute verfchwinden, und dieſes macht alfo für uns die wefentliche Eigenfhaft einer nahrbaften Subftan; aus. (Gaz. med. de Paris, Mars 1844.) Miscellem Ueber den nervus accessorius Willisii. Man hatte lange ſchon ermittelt, daß der nervus vagus den ten hin— teren und der. accefforifche Nerv von den vorderen Straͤngen des Rüdenmarks entſpringt; Bifhoff, Arnold und Longet kamen durch Erperimente und durch anatomıfch= pathologifche Be— obachtung zu demfelben Refultate. Aus dirfen Thatſachen konnte man folgern, daß der nervus vagus tin Empfindungs:, der n. ac- cessorius ein Bewegungsnerv war. Herr G. Morganti bes muhte jich, zu erforjchen, ob dir jich auch durch Erperimente an lebenden Säugethiere ergebe. Wenn der n. accessorius entweder in dem Wirbelcanal, zwiſchen dem Atlas und dem Hinterhaupte, oder nachdem er aus dem Ganale hervorgefommen war, mit einer Pincette gequetfcht wurde, jo veranlaßte dieß immer Gontractionen den mm. cucullaris und sterno - cleido - mastoideus, aber nivmals Schmerzäußerungen. Wenn Dderfelbe Nerv ber feinem Austritte aus dem foramen durchgefchnitten wurde, jo murde firts bumerft, daß unmitrelbar hernah die Stimme rauh und undeutlid und von einem blafenden Geraufhe begleitet wurde, — Alles Zeidyen von Paralyiis der Etimmbänder., Die Schluſſe, welche Here Mor: ganti nun daraus ableitet, jind folgende: 1) Der nervus acces- sorius ift ein Berwegungsnerd. 2) Durch feinen äußeren Ajt ift er ein Beweger derjenigen Muskeln, in welche er fich verbreitet. 3) Durch feinen innern Alt ift er ein Beweger der eigenthümlichen Mus: Eeln des larynxz er it daher der Nerv fur die Stimm. 4) Der aus Bere Alt ift gebildet von den erſten Faſern, welche von dem Rucken marte kommen, d h., von den unteren Faſern. 5) Der innere At wird ger bildet von den legten Fafern, weldye von dem Ruͤckenmarke kommen, d. b., don denen, welche unter dem nervus vagus entfpringen und bildet zum Theil den Pharyngealnerven: er bildet auch vennervus recur- rens und giebt die Bermegungsnervenfafern, welche das fogenannte zehnte Paar in feinem Laufe abgiebt. 6) Der n. accessorius bil: det den dorderin Zweig des n. vagus. (Annali universali di Me- dieina.) Ueber den Einfluß, den eine hoͤchſt vollfommene Lüftung eines Eßzimmers auf den Apperit der Gäfte außert, hat Dr. Reid vor einigen Jahren in vinem nad) feinem Plane erbauten Saal des Elubbaufes der Royal Society in Edinburgh angeftellt, wo etwa funfzig Mitglieder tafein ſollten. In der Ucbers zeugung nämlich, daß bei hoͤchſt vollEommner Luftung dıs Saales der Appetit der Gifte weit ftärker feyn werce, als unter gewöhnliden Umftänden, hatte er, um die höchſt vollkommene Lüftung zu erzie— len, dafür geforgt, daß alle Verbrennungsproducte der Gasflams men aus dem Saale gefüyrt wurden, wahrend bejtändig eine große Menge der reinften gewärmten wohlriechenden Euft in denfelden einftrömte. Der Erfolg war, daß die Herren dreimal fo viel Wein tranfen und auch bedeutend ftärker aßen, wie gewöhnlich, und daß der Caſſirer der Gefeufhaft eine gewaltige Rechnung zu bezahlen hatte. Der Gaſtwirth vom British Hotel, weldyer Speifen und, Getränke lieferte und jic) auf den, ihm aus vielen frühern Erfab: rungen befannten gewöhnlichen Appetit der Geſellſchaftsmitglieder eingerichtet hatte, mußte einen Küdenmwagen nach dem andırn abs gehen laffen und Fam in nicht geringe VBerlegenbeit. Won Magenz drüden, Kopfiveh 2c war am folgenten Tage bei keinem Theilneh— mer die geringfte Spur wahrzunehmen, obwohl ich Leute aus ſehr verfchiedenen Ständen, Richter, Advocaten, Aerzte, Varlamentsr glieder, Sees und Landofficiere, unter der Gefellfehaft befunden hatten. i ö—— Hei Ueber die Luͤftung bewohnter Raͤume. (Nach Dr. D. B. Reid's unlaͤngſt erſchienenem Werke: Illu- strations of the Theory and Practice of Ventilating.) Die Lüftung ift für die Gefundheit und Reinlichkeit ebenfo wichtig, als das Waſchen, und daher follte jedem Mohnzimmer beftändig foviel reine Luft zugeführt und ver— dorbene Luft aus denfelben ausgeführt werden, ald die Um— fände dieß erfordern. Zuvörderft hat man indeß zu beach— ten: in welcher Art der Verbrauch und die Verunreinigung der Luft, welche das fortwährende Zuftrömen von ei unverdorbener Luft erheiſchen, in unbewohnten Räum ftattfinden. | reger, yajt fo ſchlimm, als das Uebel. ſchwierigkeit bei einer guten Lüftungsmethode liegt eben dar— in, daß die Luft ſchnell wechfeln muß, aber der Körper zus gleich keinem ſchaͤdlichen Zuge ausgefegt ſeyn darf. Diefe Aufgabe foll practifch gelöf’t werden. Denn die Haupt: 28 9 | Vorſicht A a 7 NN AR A 10 find uͤbri⸗ n hat ſich zur Ans er Hand, ch welche ir wollen beftehe in fenkam— imlich ein iche Luft mperatur, . Wenn des Haus durch das Haus eins 1, da das in jedem elcher zur bnzimmer ı nur die neammer ‚ fo wird eindrins ı äußern, jeife wird ’r vorges [gemeinen Dfenfams Fig.s6. der zufäls ine große U | - oͤhnlichen es Haus | zanz eins | dienenden | te haben. | 2 Qua: | | geforgt Perfonen, | genügen. den Ums 1ah auf ? Äußere ich, wie, fchließen ade Luft in den % u En die Thuͤren, oder durch eigends durchgebrochene Ganäle, in die Zimmer gelangen. Die verdorbene, oder bereits zum Arhmen gedient habende Luft leite man durch ein Kamin (oder einen Zugofen) aus dem Zimmer, oder wenn dieſes befonders ftart mit Perfonen gefuͤllt ift, fo fege man in fol- Neue Notizen N?osg NO 4 desIEX Bandes. Fig.t. Fig.38. N \\ ) \ Fig.5s. Leo 9 { \-0 9 (ee 9. 639, XXX. 1. Jeder Menſch bedarf im Durchfchnitt etwa 1 Gallone reiner Luft in der Minute oder 60 Gallonen in der Stunde. Nun nehme man an, jede Perfon fchöpfe ihren Bedarf aus einem mit teiner Luft gefüllten befonderen Behaͤiter mittelft einer Nöhre, fo daß nur vollkommen reine Luft in ihre Lun— ge gelangen würde, fo müßte in diefem Falle, wenn fich zehn Prrfonen im Zimmer befanden, ein Quantum von 600 Gallonen Luft pro Stunde zugeführt werden. Die nächte Stage ift nun, wie hat man diefe st in’s Zimmer und in den Mund der derfelben bedäri. Perſonen zu fordern? Dieß laͤßt ſich nicht auf eine fo eıniohe Weife bewerfftelligen, daß man die Thür oder das Fenfter weit genug öffnet, um das Einſtroͤmen von 600 Gallonen Luft in der Stunde zu geſtatten; denn man kann die Thuͤr oder das Kenfter aufs machen, ohne daß reine Luft in das Zimmer eindringt oder an den Mund der darin befindlichen Perionen gelangt. Die Luft mus zum Cinftröomen genöthigt werden, wie alsbald näher dargelegt werden foll. Der zweite Punct, auf den es anfommt, ift die Weg— ſchaffung der verdorbenen Luft aus dem Zimmer. Einen Theil der eingeachmeten Luft confumiren wır, indem wir ihn unferm Körper einverleiben; den Reſt athmen wir wieder aus. Diefer Reſt follte nicht wieder durch neue Athemzüge in die Lunge gelangen, da er mit einem ſchaͤdlichen Gaſe verfegt ift, mit demfelben, deffen ſich die Franzoſen fo haͤu— fig zum Selbftmorde bedienen, und von welchem wir durch⸗— fhnittlih 5 Gallonen in der Stunde ausatbmen. Außer: dem hauchen die Lungen eine beträchtlibe Menge Waſſer— dunft aus, der die Luft ebenfallg verunreinigt. Werner duns ftet von unferer Haut beftändig folches ſchadliche Gas aus. Die auf diefe Weiſe von dem Menfchen ausftrömenden gas förmigen Unreinigkeiten vermifchen fi mit der ihn umges benden Luft, und fo verunreinigt er in der Minute foviel davon, ald er in der Stunde verbrauht. Waͤhrend wir alfo in der Stunde 60 Gallonen reine Luft verbrauchen, verunreinigen wir durch unfer Ausathmen und Ausdunften 60 Gallonen der und umgebenden Luft, und diefe muß alfo befeitigt werden. Demnach machen ſich zwei Proceffe nöthig, wenn die Luft in einım Zimmer rein und gefund bleiben fol. Es müffen aus demjelben pro Perfon 60 Gallonen unre.ne Luft entfernt und ebenfoviel reine in daffelbe eingeführt werden. Dieß Eann durch zweierlei hinreichend einfache und bekannte Verfahren geſchehen. Man hält erftens Tbü: ten und Fenfter immer hinreichend weit geöffnet, daß ges nug reine Luft einftrömt, und forget zweitens ftets für ein ftarkes Feuer im Kamin (oder Zugofen), fo daß die unreine Luft durch den Schlot abzieht. Werden diefe beiden Küf: tungsmaaßregeln gleichzeitig angewandt, fo zeigen fie ſich als lerdings wirkfam; allein leider! ift hier das Mittel, in der Regel, faft fo fhlimm, als das Uebel. Denn die Haupt: fchwierigkeit bei einer guten Rüftungsmethode liegt eben dar: in, daß die Luft ſchnell wechfeln muß, aber der Körper zu— gleich keinem fchädlihen Zuge ausgefest ſeyn darf. Diefe Aufgabe foll practiſch gelöf’t werden. 10 Die ung hierbei zu Gebote ftehenten Mittel find übris gens völlig beftimmt und fehr einfach, und man hat ſich nur darüber zu wundern, daß fie biejegt fo wenig zur Anz wendung gekommen find. Zuvörderft liegt auf der Hand, daß cine große Deffnung vorhanden feyn muß, durch welche friſche Luft in das Haus eindringen kann, und wir wollen annehmen, diefe befinde fih zur ebnen Erde und beftehe in dem Fenfter eines Kaͤmmerchens, welches wir die Ofenkam— mer nennen wollen. In demfelben befinde fi nämlıh ein Ofen von ſolcher Kraft, daß dur ihn die fümmtlihe Luft der Kammer fchnell bis zu einer angenehmen Zemperatur, 3. B. 60° Fahr. (125° R.), gebeizt werden fann. Wenn nun diefe Kammer direct mit dem Xreppenraume des Haus ſes communncirt, fo wird offenbar die fümmtliche durch das Fenſter der Ofenkammer einftrömende Luft in das Haus eins ftreichen und daffelbe mit reiner warmer Luft füllen, da das gewöhnliche offene Kamınfeuer (oder Zugofinfeuer) in jedem Zimmer einen Zuy durch den Schlot veranlaßt, welcher zur Abfuhrung der verdorbenen Luft aus einem Wohnzimmer im Allgemeinen volllommen ausreiht; und wenn nur bie äußere Kuft immer vollig freien Eintritt in die Ofenfammer und von diefer aus in den allgemeinen Hausraum hat, fo wird aus diefem immer nur warme Luft in die Zimmer eindrins gen und die aͤußere Ealte Luft gar Fein Beſtreben äußern, durch die Fenfterrigen einzudringen. Auf diefe Weife wird dem Eindringen alter Falten Zugluft in das Zimmer vorges beugt; denn die durch das Kaminfeuer aus dem allgemeinen Hausraume berbeigszogene Luft ift bereit8 in der Ofenkam— mer erwärmt worden. In einem von vielen Perfonen bewohnten oder zufäls fig uͤberfuͤlten Zimmer ‚muß aber noch ferner die Vorſicht angewandt werden, daf, außer dem Kamine, oben eine große Deffnung aufgeſchloſſen werden kann, melde Luft aus dem Zimmer, entweder in einen zweiten, neben dem gewöhnlichen angebrachten Schlot, oder in einen im Dbertheile des Haus fes befindlichen Ventilator abführt. Es muß nur ganz eins fach dafür geforgt fern, daß die zur Lüftung dienenden Oeffnungen die den Umſtaͤnden angemeffene Meite haben. Menn man für jede Perfon eine Deffnung von 2 Qua— dratzolfen rechnet, fo dürfte für genügende Füftung geforgt fen. Befinden ſich alfo in einem Saale 600 Perfonen, fo würde eine Röhre von 40 Zoll Durchmeſſer genügen. Mire fie enger, fo wiirde fie dem Zwecke, je nach den Um— ftänden, im mindern Grade ent’prechen. Das Geheimnif der Ventilation beruht demnah auf folgenden einfaben Grundfägen. Man laffe die äußere Luft ungehindert durch eine große Deffnung, die ſich, wie, J. B, ein gewoͤhnliches Fenfter, mehr oder weniger ſchließen 1äft, in das Haus einftreichen, und dieſe einftrömende Luft in einer Ofenkammer gehörig erwärmen, dann frei in den allgemeinen Hausraum eintreten, von da aber entweder durch die Thüren, oder durch eigends durchgebrochene Canaͤle, in die Zimmer gelangen. Die verdorbene, oder bereits zum Arhmen gedient habende Luft leite man durch ein Kamin (oder einen Zugofen) aus dem Zimmer, oder menn diefes befonders ſtark mit Perfonen gefüllt ift, fo fee man in fol- 41 639. XXX. 1. Gem Falle größere und eigende zu. diefem Zwecke anges brachte Deffnungen in Betrieb. Auf diefe Meife geſchieht allen Anforderungen ein Genüge. In Häufern, die auf diefe einfache, anfsrucslofe Weiſe geluͤftet werden, wird der Zweck am Bolltommenften erreicht, während in anderen, weis che von geheimnißvollen Röhren, Trichtern, Klapsen, Schnurr: raͤdchen ꝛc. wimmeln, häufig fehr verdorbene Luft anzutrefs fen ift. Ueber die Erhaltung der Zähne, Bon U. F. Zalma. Es ift von dem Verfaffer in Belgien ein Scriftchen publicirt worden, worin in Bezug auf die Hygiene der Zühs ne mande gute Bemerkung enthalten ift und namentlich mancherlei Vorurtheile in Bezug auf die Zahnheilkunde bes fprochen werden. Ueber caries der Zähne und das Feilen und Plombiren derfelben macht Derfelbe folgende Bemerkung: Die Caries der Zäaͤhne ift die häufigfte, nachthei— ligfte Zahnkcankheit; fie erfcheint bisweilen als ein einfacher Fleck an einer Stell», welche auf ungehörige Weiſe gerieben oder gedrüct wird; befonders fehr eng gereihte Zähne von weicherer Zertur find diefer Veränderung ausgefest. Co lange diefer Fleck oberflächlich ift, eine, geringe Ausdehnung und ein graues oder fhwärzliches AUnfehen hat, kann man die Stelle mit der Seile wegnehmen. Die gefunden Theile de8 Ocgans werden dadurch von einer teizenden Urfache be: freit, und es kann Ans vollftändige und bleibende Heilung die Folge ſeyn. Man firht nicht feiten auf diefe Weiſe gefeilte Zähne während eines langen darauf folgenden Lebens unverändert und immer fchmer;lo8 bleiben. Wird der rechte Zeitpunct aber verfäunt, bat fi) hinter dem Fiecke bereits eine vertiefte Aushoͤhlung gebildet, fo genügt die Feile nicht mehr. Diefe würde eine zu dicke Schicht von Knochenſub— ſtanz zeritöcen, die pulpa wäre niht mehr hinreichend ge: fhügt, fie würde ſich entzünden und die Ausziehung uncrs laͤßlich machen. Es wäre daher erforderlich nach forgfältiger Keinigung und Austrodnung der kranken Höhle die verlos tengegangenen Theile des Knochens möglichft zu erſetzen und die veränderte Fläche vor der reizenden Einwirkung der. Luft, der Nahrungsmittel und befonders der Säure zu bewahren. Auch in diefem Falle darf indeß die Dperation nicht verfchoben werden, denn wenn die cariöfe Höhle auh ſchon tief ift, und wenn der kranke Zahn felbft bereits von Schmerz und Meißen befallen war, fo kann man immer nod hoffen, den Zeitpunct dis Verluſtes der Zahnkrone noch eine Zeite lang hinaus zuſchieben, wenn auch die Fortſchritte der Zerſez— zung nicht fuͤr immer oder auch nur fuͤr eine lange Reihe von Jahren aufzuhalten find. Iſt, in der That, die Aus— höhlung fo groß, daß fie etwa ein Viertheil der Zahnkrone einnimmt, fo werden die Eranfhaften Erhalationen um fo teichlicher feyn, und dadurch wird die verftopfende oder auge füllende Subſtanz bald wieder locker gemacht, wodurch dieſe nicht allein unnuͤtz, ſondern ſelbſt ſchaͤdlich werden kann. Es kommen aber auch Faͤlle vor, in welchen der Er— folg des Ausfuͤllens, Plombirens, nicht allein unmoͤglich 12 wird, ſondern wo durch die Operatien ſelbſt die bedenklichſten Zufaͤlle hervorgerufen werden koͤnnen. Dieß iſt der Fall, wenn die Fortſchritte der Caries ſo betraͤchtlich ſind, daß die eigentliche Zahnhoͤhle geoͤffnet und die pulpa gar nicht oder nur unvollkommen durch eine Knochenſchicht bedeckt iſt; die Knochenſchicht iſt alsdann zu duͤnn, als daß ſie einen ſelbſt nur mäßigen Druck aushalten koͤnnte. In dieſem Falle er— regt das Plombiren die furchtbarſten Schmerzen und Ner— venzufaͤlle und es wird ungeſaͤumt die Extraction des Zahnes erforderlich. Es iſt alſo feſtzuhalten, daß ſowohl das Feilen der Zähne als die Ausfuͤllung kranker Ausboͤhlungen ihrer Nas tur nad immer ſchmerzloſe und gefabrloje Operationen find, welche einen guten Zuftand der bereits in der Zerftörung begriffinen Zähne noch beträchtlicdye Zeit erhalten können, Diefes günftige Nefultat ift aber nur zu erreichen, wenn die Operation ganz im Anfang der Erankhaften Veraͤnderung felbft vorgenommen wird, und da ſolche Anfänge nur von einem Sachkundigen erkannt werden koͤnnen, fo ergiebt fich die NMothwendigkeit, den Mund von Zeit zu Seit von dem Zahnarzte unterfuchen zu laſſen. Die zum Plombiren cariöfer Zähne verwendeten Sub— ftanzen erfordern befondere Beachtung. Früher wurde Blei, Binn und Gold angewendet. Kodann trat die leichtflüffis ge Mifchung von Regnard und Darcrt an die Stelle und in neuerer Zeit Taveau's päte d’argent (das foges nannte Succedaneum mineral) oder der belge mastix. Alte diefe Mittel find indeß bald wiederum verlaffen worden, denn ebenfo wie Blei und Zinn fi orpdirten, dadurch ihre Cohaͤſion verloren und zu raſch zerfielen, ebenfo find jene leichtflüffigen Mifbungen wegen des darin enthaltenen Quedfilbers der Zerſetzung unterworfen. Sie werden das durch fpongiös, von den Mundflüffigkeiten durdbidringbar und täufhen auf diefe Weife das Vertrauen der Kranken. Es fheint fogar, nad mehreren meiner Beobachtungen, ale wenn dieſe Amalgame cine galvanifhe Wirkung entwidelten, welche geeignet ift. auf das Nervenfpftem ein uwirken, währ rend der Mercur die Zahnfahmwandung angreift. Meine Beobachtungen ftimmen in diefer Beziehung mit denen de8 Herrn Lefoulon vollkommen überein, welcher fid) folgendermaafen ausdrüdt: „Ich muß an diefer Ploms bage tadeln: 1) daß fie eine trübfehwarze Faͤrbung annimmt, welche unangenehm ausſieht; 2) daß fie ſich durch Zerfeze zung des Mercurs merklich verkleinert; 8) daR fie eine Por rofität annimmt, durch welche ſich die Mundflüffigkeiten in, die Eranke Zahnböhle infiltriren; 4) endlich und hauptfäche lih, daß fie durch die Einwirkung des Mercurs eine Kranks, beit. des Alveolarperioftes berbeiführt, wobei am Zahnfleifche ein übelriechended Hervorfidern von Fluͤſſigkeit ſtattfindet.“ Die forgfältigften Beobahtungen in meiner Praxis haben, mich darauf geführt, daß ich zum Ausfüllen cariöfer Zähne, nur das reinfte Zinn und, noch beffer, nur das reinfte Gold anwende, welcdes zu dieſem Zwede in Außerft zarte und biege fame Biättchen verarbeitet ift: Dieſe dringen in die, feins, ften Vertiefungen ein, bilden eine compacte, feſte Maffe und toiderftehen jeder hemifchen Zerſetzung. 13 As allgemeine Schluͤſſe des ganzen Schriftchens wer» den folgende Süße aufgeführt. 1) Die Zahn = Hygiene ift ein wichtiger Theil der alls gemeinen Gejundheitepflege und muß in hohem Grade die Aufmerkfamkeit der Familien, der ffentlichen Erziehungs » Snftiture und des Gouvernements erregen. 2) Die gilt befonders von Belgien, wo in Folge der Ealten, feuchten Luft und ded allgemeinen Mangels an Sorgfalt die Zähne, in der Regel, von weicher Zertur und der cariöfen Zerftörung fehr auegefegt find. 3) Um gegen die uͤblen Gewohnheiten in diefer Bezie⸗ bung zu wirken, ift e8 am Beſten, die jungen Leute beider Geſchlechtet daran zu gewöhnen, daß fie fih täglich mit ges eigneten Subftanzen Mund und Zähne reinigen und forgs fältig die Erhaltung ihrer Zähne unter, Augen behalten. 4) Daß Überdieß während des ganzen Lebens, befons ders aber während der Kindheit und Jugend bis zur volls ftändigen Beendigung des Zahngefhäftes, der Mund immer von Zeit zu Zeit von einem geſchickten Zahnarzte unterfucht werde, welcher allein im Stande ift, gleih vom erften Ans fange an krankhafte Veränderungen zu bemerken und weitere Berftörungen zu verhüten. 6) Diefe Viſiten fönnten fo feftgefegt werden , daß fie von fünf bis zwölf Fahren monatlih ein Mal, von zwölf bis fünfund;wanzig Jahren vierteljährliih ein Mal und fo: dann halbjährlih ein Mat ftattfinden. 6) Würde die Regierung die Nothwendigkeit diefer Hy: giene des Mundes anerkennen, fo würde fie großen Nugen dadurch fliften, wenn fie. die Initiative ergriffe und an den verſchiedenen Schulen Zahnärzte anftellte und die Municis palitäten veranlafte, diefem Beifpiele an ftädtifhen Schulen zu folgm. (A. F. Talma, Memoire de la conser- vation des dents et sur quelques prejuges relatifs a l’art du dentiste. Bruxelles 1843. 8.) Ueber eine mit Störungen in den Uterinfunctionen zufammenhängende Form von Rheumatismus. Von Dr. Rigby. Seit mehreren Fahren bin ic darauf aufmerffam ge: worden, daß manche Etörungen im Uterinfofteme oft mit einem Zuftande des Drganismus zufammenhängen, welcer, wenn er die Ertremitäten befällt, unter dem Namen: rheus matifhe Gicht, arthritis u. f. w. befannt iſt. Dieſes iſt befonders der Fall bei gewiffen Formen von Dysmenorrhde, Entzündung des orificium und des cervix uteri mit als buminöfen Ausflüffen und im erften Stadium des scir- rhus uteri. Die örtlichen Symptome diefes Zuftandes find Schmer: zen in der Gebärmutter mit einem Gefühle von Schwere, Ausdehnung und Abwärtsdrängen und häufig ein ſtarkes Klopfen in der Gegend des uterus und des Maſtdarmes. Die Schleimhaut ift relariet, fehr angefhmwellen und mit 639 XXX. 1. 14 Blut Überfüllt, aber ohne Symptome activer Circulaticn in dem Theile, und die Kranfe bat oft die Empfindung, als ob der Ganal verengert, oder faft gefchloffen fey. in dik— fer, eimeißartiger Schleim, entweder dem Eiweiße, oder dem Milchrahme ähnlih, wird abgefondert; der uterus fcheirt an der Affection Theil zu nehmen, indem er gewöhnlich et: was größer und härter, als im gefunden Zuftande, ift; das os uteri ift angefhwollen und fdrmerzbaft, und in fdwes teren Sällen treten reißende Echmerzen und Entzündung des Theiles ein. Sn vielen Fällen findet eine deutliche Abfonderung von Luft auf der den uterus, oder die vagina ausfleidenden Schleimhaut ſtatt, melde die Kranke ſelbſt merft, indem jene entweicht, wenn fie die Bauchmuskeln in Action fegt, die Schenkel bewegt u. ſ. w. In einigen Fällen fammelt fie ſich felbft in der Gebärmutter an, dehnt fie aus und gebt dann auf ein Mal in großer Menge ab. in äbnlı: her Zuftand des Maftdarmes begleitet faft immer diefe Af— fection und characterifirt fih dur ſtarke Hämorthoidalcon: geftionen; in vielen Fällen wird ein albuminöfer Saleim, ähnlih dem aus der Scheide, abgefondert. Auch Gas ent— weicht, welches augenfcheinlih im Maſtdarme felbft gebildet wird und nicht von dem Darminhalte in den höhern Por- tionen der Gedärme herrührt, da ſich immer im untern Theile des Maftdarmes Winde finden, ohne vorangebendis Aufftoßen, oder andere Zeichen, daß fie durch die periffals tifche Bewegung längs der Gedärme gebildet worden wären. Der Harn ift gewöhnlih von hohem fpecififchen Ges wichte, ſtark fauer, mit ftarfen Niederfchlägen von Harn: fäure und harnfaurem Ammonium; phosphorfaurer Kalk ift ftets in Menge vorbanden, die andern Phosphate in mehr variablen Verhältniffen; eigenthuͤmlich ift aber in dem Harne vieler diefer Kranken der große Ueberfhuß von Harnftoff, welcher fo häufig vorhanden if. So habe ih in ſechs von mir behandelten Fällen unter ad)tundvierzig Analyſen zwei— unddreißig Mal jenen Ueberfhuß gefunden, In vielen dies fer File find fehr deutlibe Symptome von gichtifchen oder theumatifhen, oder rheumatifch=gichtifhen Affectionen der Ertremitäten vorhanden geweſen. Die örtlihen Epmptome der oben befchriebenen Uterinaffection zeigten denfelben raſchen Mechfel der Zu: und Abnahme, wie rheumatifhe Gicht in anderen Theilen des Körpers, und find genau duch diefelbe Behandlung gemildert worden. Jener Congeftivzuftand der Schleimhaut mit albuminöfen Secretionen ift nicht der Scheide und dem Maftdarme bei einer rheumatifch = gichtis ſchen Gonftitution eigenthümlich, fondern kommt auch in der Harnröbre vor. Unter ähnlichen Umftänden babe ich auch Luftblaſen aus der Blaſe bei'm Gatbeterifiren einer Dame von lururiöfer und unregelmäßiger Lebensweiſe fommen fe: ben. Der Congeſtivzuſtand und die Feuchtigkeit der con- junetiva bei gichtiſhen Gourmands und Trunkenbolden, und der laut raffelnde Schleimbuften, ſowie der reichlidie Aus— wurf derfelben, zeigen, daß in ſolchen Fällen auch die Schleim: baut anderer Theile des Körpers mit afficirt iſt. Gewiſſe Formen von Aſthma gehören zu berfeiben Kategorie; die 15 piöglihe Anfehoppung der Schleimhaut: der Luftzellen und der Luftwege, die darauffolgende Dyspnde, der reichlice Auswurf, welcher eintritt, fobald der Anfall nachzulaffen bes ginnt, der befannte Zufammenhang zwifchen Aſthma und der gichtifchen oder rheumatifch=gichtifhen Diatheſe, ſowie mit Nierenleiden, — Alles diefes trägt dazu bei, jene Uns fit zu beftätigen. Was die Behandlung betrifft, fo würde die erfte Ins dication ſeyn, die Zuruͤckhaltung ungefunder Secretionen im uterus zu verhüten, dann die gefunde Action dieſes Organes zu befördern, befonders wenn die angegebenen Symptome fih bei einer Kranken zeigen, an der fchon früber andere Zeichen von einer rheumatiſchen oder gichtifchen Diathefe bes merkt worden find? (Aus Dr. Zodd: Ueber Gibt und theumatifhes Fieber im Dublin Journal, Jan. 1844.) Miscellen Einige Beobadhtungen von hydrocele cystica theilte Here R. Lifton der Royal medical and surgical Society mit, wobei er anführte, daß er eine Beobachtung gemacht habe, wonach er annehmen müßte, daß es Wafferanfammlungen im scero- tum gebe, welche genauer zu den Hoden und den Saamengäng: chen in Beziehung ftänden, als man gewöhnlid annehme. Haben Geſchwuͤlſte diefee Art einen großen Umfang erreicht, fo ift es ſchwierig, wo nicht unmoͤglich, zwiſchen dem eingebalgten und dem gewöhnlichen Waſſerbruch zu unterſcheiden. Nur im Anfange der Bildung Fönnen wir die Natur der Gefhmwülfte richtig erkennen. Einer der gewöhnlich angeführten bemerkenswertheften Unterfchiede zwifchen dem Balgwafferbruh und der einfachen Anfammlung in der tunica vaginalis befteht darin, daß bei erfterer die Fluͤſſig— Eeit Elar und durchſichtig ift und keine Spur von Eiweißflocken enthält, während bei den Operationen zualeich in den Haͤuten des Balges eine geringere Neigung zur Entzündung ſich aus— drüdt, als bei gewöhnliher Hydrocele. Ein Fall zeigte Herrn Lifton die wahre Natur diefer Verhältniffe. Vor etwa neun oder zehn Monaten wurde er von einem Deren von mittlerem Alter wer gen einer Scrotalgefhwulft um Rath gefragt; beide Geiten des Scrotums waren reichlich mit Waffer gefüllt. Der größte Balg wurde punctirt und gab acht bis neun Unzen dünner Fluͤſſigkeit, ähnlich deftillirtem Waffer mit ein Wenig Seife darin. Die ander re Seite wurde einige Monate fpäter punctirt und gab fünf oder ſechs Unzen gemöhnliches Serum. Bor Kurzem Fam nun der Kranke wieder, damit der erfte Balg nochmals entleert werde. Die Flüfiiakeit fah ebenfo aus, wie früher. und zeigte kaum eine Spur von Eiweiß. Am zweiten Sage nad) der Dperation wurde eine Eleine Quantität diefer Flüffigkeit mit dem Mikroſkop unterfucht, und es fand fich, daß fie voll Saamenthierdyen war und einige 639. XXX. 1. 16 Primitivgellen, in denen fih die Spermatogoen entwickeln, fo wie Schleimkügelden enthielt. Wäre die Fluffigkeit fruher uns terfucht worden, fo würden wahrfcheinlich die Thierchen in Ber wegung gefunden worden feyn. — Diefe Beobachtung wurde durch die Unterfuhung der Flüfjigkeit beftätigt, welche aus einer Kleinen Cyſte in dem Scrotum eines 53jähriaen Mannes genommen war, welcher zugleich an einer Sarnröhrenftrictur litt. Die Flüffigkeit war auch bier faft durchſichtig und farblos und enthielt zahlreiche Spermatozo@n, von denen viele eine beträchtliche Zeit, nachdem die Fufigkeit aus der Cyſte genommen war, fi) no lebhaft beweg— ten. Herr Liſton bezog ſich noch auf die Unterfuchung mehrerer Cyſten, welche mit dem Körper des Hodens und Nebenhodens ges nau in Verbindung lagen und flug folgende drei Fragen zur fere neren Unterfuhung vor: 1) Enthält die are Fluͤſſigkeit aus den Balggefhmwülften des Scrotums oder der Leiltenargend jedes Mal oder menigftens öfters Saamenthierchen ? 2) Welcher Zur fammenhang befteht zwifchen den Saamencanälchen und diefen Cy— ften. 3) Kann nicht eine Erweiterung eines Teiles der epidydi- ınis oder des vas deferens, durch Verftopfung oder auf andere Weife, bisweilen zu diefen Anfammlungen Veranlaffung geben? — Würde feftgeftellt , daß diefe Höhlen mit einer Schleimbant ausge— Eleidet feyen, fo würde fi daraus eine einfache Loͤſung dır Schwie— rigkeit heraugftellen, daß die Radicalheilung durch Sujıction bei denfelben ſchwerer zu erlangen ift, als bei feröfen Eyften. (Lon- don med. Gaz) Ueber die Anwendung des Potaſſium-Jodurs ge— gen das, durch Mercurialcuren entftandene Zitterm, fowie gegen Bleifranfheiten, haben die Herren Natalie Guillot, Hofpitalarzt in Paris, und Melfens, der Academie der Wiffenfchaften, in deren Sigung vom 25. März 1844, eine Mits theilung gemacht, aus der fich ergiebt, daß durch fie mehrere Pas tienten mit dieſem, erft neuerdings in die Praxis eingeführten völlig unfhädlichen Medicamente vollftändig hergeftellt wordeh ſind. Es wäre zu wünfchen, daß daffelde gegen terriäre ſyphilitiſche Leiden allgemein in Anwendung Fame, zumal da bei'm Gebräuche deſſel⸗ ben eine allzuftrenge Diät nicht nöthig ift. Sie haben davon nad) und nad bie zu vier und fehs Grammen täglich verfchrieben. Drei bis vierhundert Grammen genügen zu einer vollftändigen Cur. Ucber die Zeit, während weldher Speifen und Ge tränfe im Magen verweilen, hat Naffe Verſuche ange: fteltt, indem er vermittelft der, Percuffion die Speiſen von ihrem Eintritte in den Magen bis zum Ausgange durd den pylorus con= ftatirte. Nach dem dumpfen Percuffionstone zu urtheilen, ruͤcken die penoffenen Speifen ftätig von der linken nach der rechten ©eite fort. Sie gehen, in der Regel, niemals rückwärts. Bei nicht gerinnen— den Getränfen nimmt der Ton bald ab, bei Kleifchfveifen dauert er etwa zwei Stunden, bei Vegetabilien länger, + Bei reichlichem Genuſſe von Flüffiakeit erhält der Ton etwas Weiches, und ber Finger fühlt ein Schwappen. Wird bei feften Speiſen viel ge— trunfen, fo dauert der dumpfe Ton länger, wobei aud) der Wein feinen Unterfchied macht. Ueberhaupt wird durch verdauungftörens de Einflüe die Dauer des dumpfen Tones verlängert. (Rhein. Gorrefp.:Blatt 1843. Nr. 17.) Bibliographische Species filicum. By Sir W. J, Hooper etc. Part I. ‚ London 1344. 8. Sur le Phenomene Erratique du Nord de l’Europe et sur les mouvements recents du Sol Scandinave, Par M.A. Daubree, Professeur a la Faculté des Sciences a Strasbourg. Stras- bourg 1844. 8. Mit 1 Karte von Norwegen. A practical Manual, containing a Description of the general, chemical and microscopical Characters of the Urine and its Neuigkeiten Deposits, both in Health and Disease; with the best methods of separating and estimating their ingredients; also a suceinet account of the various concretions occasionally found in the body and forming caleuls. By John Will. Griffith, MD. London 1844. 8. Mit 2 Taf. . wahr Medicines, their uses and mode of Administration, including a complete Conspectus of the three British Pharmacopoias, an account of allthe new Remedies, and an Appendix of formu- lae. By T. Moore Neligan, MD. Dublin 1844. 8, 4 — m — — (Hierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Meue Motizen auß vem Gebiete ver Hatur - und BDeilkunde, arfammelt und muirgerbeitt von dem Obers Medieinalrane Froriep ın Weimar, und dem Medisinalrorbe und Mreieffer Froriep gu Berlin No. 640. Gedruckt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr 22a: ae ı A (Nr. 2. des XXX. Bandes.) Preis eins ganzen Bandes, ven 24 Begin, 2 Rp. oder 3 380 7%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr April 1844. FR RE RN U © Weber den periodifhen Abgang von Giern bei Frauen und Eäugethierweibchen. Von Herren Raciborski.*) In einer Reihe von hoͤchſt intereffanten Abhandlungen weift Herr Naciborsfi nad, daß ſich bei Frauen, fewie bei allen Säugethierweibdyen periodifh Eier abtöfen, welche fih in dem Dpiductus (den Fallopifchen Nöbren) wahrnehmen laffen. Die Periode, zu welcher dieß bei den Thieren ſtatt— findet, nennt man die Brunftzeit bei der Frau iſt e8 jedes: mal bei der Menftruation der Fall. Indem der BVerfafier den Character der Fallopifhen Nöhren und der Dvarien bei vielen Thieren unterfuchte, gelang e8 ihm, nachzuweiſen, daß diefe Nöhren aͤchte Oviducten und, ihren $unctionen nad, den Gierleitern der Vögel analog find. Er biftätigte durch vielfache Sectionen Biſchoff's Anſicht, def während der Menftruationspericde der Frauen, ſowie während der Brunfts zeit der Saͤugethiere, fib Eier in den Ovarien entwideln und ausgeftoßen werden, gerade wie dieß bei Vögeln und Fiſchen der Fall ift. Bei Weibchen, die nur ein Junges gebären, entwickelt fib auf diefe Weile nur ein Ei: kei folchen, die mehrere Sunge auf einmal gebären, werden mehrere Eier entwidelt und in die Fallopiſchen Nöhren oder Dpiducten ausgeleert. Dieß geſchieht durchaus unabhängig von der Befruchtung, Diefe belebt in der That nur dag ſich abgelöf’t habende Ei, mie dieß auch bei den Vögeln gefchieht. Worausgefegt, daß der männlihe Saame mit dem Cie in Berührung fommt, bevor letzteres in den Uterus gelangt ift, findet Befruchtung fatt; tritt diefe aber, wie bei Jungfrauen, und allen Thierweibchen, die feine Gelegen: heit zur Begattung haben, nicht ein, fo wird dag Gi un: befruchtet ausgeftoßen oder gelegt, wie dieß ebenfalls bei Vögeln und Fifhen gefchieht. Naciborski verfolat die Graaf'ſchen Bläschen genau durch alle Stadien ihrer Entwidelung, von der Zeit an, mo *) Vergl. Nr. 576 ©, 55 und Nr, 582 © 152 im XXVII. Bde. d. Bl. N». 1740, — 640, * ſie zuerſt in dem Eierſtecke auftreten, bis zu der, wo ſie ſich allmaͤlig der Oberflaͤche dieſes Organes naͤhern und der Ausſtoßung zur Zeit der Menſtruatien oder zur Brunſtzeit entgegengeben. Indem fie fich bei Säugetbieren der Ober— fläche nähern, bemerft man, daß fie aus einem Blaͤschen befiehen,, welches mit einer ziemlich klaren, gelblichen klebri— gen Fluͤſſigkeit gefuͤlt if. Die Wandungen dieſes Bläg- chens beſtehen aus vier Membranen, ven denen das peri- toneum und die tunica propria des Dvariums zmei bilden und nur deffen hervorragende Oberfläche bedecken. Die dritte Membran iſt die wichtigſte, nämlich die tunica propria des Graaf'ſchen Blaͤechens. Sie ift rings geſchloſſen und mit zahlreichen Gefäßen verſeben. Ihre innere Oberfläche ift frei, etwas zettig und mit einer körnigen Feuchtigkeit in Berührung. Cie hängt mit den beiden erſten Membra- nen durch loderes Zellgewebe zufammen. Die vierte Mem— bran ift zelliger *) Art und umbüllt die zulegt befchriebene tingeherum, auegenommen an der obern hervorragenden Seite, wo lettsre von den beiden erfterwähnten Membranen bededt if. Diefe Hiute liegen ſaͤmmtlich dicht aneinander, und «8 befindet ſich zwifchen ihnen auch keine Fluͤſſigkeit. Bei Annäherung der Brunftzeit oder Menftruation nehmen die am Oberflaͤchlichſten liegenden Blaͤcchen bedeutend an Umfang zu und verlieren ihre Durcfictigkeit, in Folge der Verdickung der dritten Membran eder tunica propria tes Blaͤschens. Zugleich wird die Feuchtigkeit flärfer ges £örnt, als früber. Zur Brunſt- oder Menftruationgzeit felbft tritt innerhalb des Blaͤschens eine Congeſtion und häufig Blutergiefung ein. Macht man zu biefer Zeit einen Ein: ſchnitt in daffeibe, fo flieht eine biutfarbene Feuchtigkeit aus, mitten in welder ſich oft das rigenthümlihe Ci entdeden laͤßt. Monige Tage nah dem Eintritte der Brunſt oder Menftruation plakt, wenn man das Meibchen von dem Männchen gefondert gebalten hat, das Bläschen und Ieert feine contenta aus. Unterfudht man e8 einige Tage ſpaͤ⸗ *) Zellig faſeriger? ” 19 640. XXX. 2. ter, fo erfennt man an der Oberfläche eine Eleine fpaltför: mige Deffaung, aber die Nünder haben fid) bereits wieder vereinigt. Man bemerkt dann, daß die Höhlung des Beu— telhens merklich an Umfang verloren hat und oft einige Eleine Blutkluͤmpchen enthält. Die Veränderungen, melhe diefe Hoͤhlung erleidet, bieten boͤchſt merkwürdige Erfbeinungen dar. Nah dem Platzen des Beutelchens zieht fih die Außere oder faferige Membran zufammen, fo daß die tunica propria des Beus telchens unregelmäßig faltig wird. Diefe gleicht dann einer Blafe, welche in eine Höhlung geftopft worden ift, welche weit Eleiner ift, als die Blaſe ſelbſt. Die Wandungen find unregelmäßig gegeneinandergepreßt, und da fie endlich an den Berührungsftellen adhäriren, fo findet fid) an der Stelle de3 früheren Graaf’fhen Bläschens eine fleifchige Maffe. Diefe bietet dann eine leberartige Conſiſtenz und Farbe dar, und wenn man, in diefelbe einfchneidet, zeigt fie, in Folge der darin vorgegangenen erwähnten Veraͤnder— ungen, ein feßiged Anfehen. In manchen Fällen ift die innere Höhlung nicht völlig obliterirt, da einige Blutflümp: hen noch zuruͤckgeblieben find. Diefe fleifhigen Maffen laſ— fen ſich mit der Pincette leicht in derfelben Weiſe auszichen, wie es mit der innern Membran des Bläschens vor dem Eintreten der Brunft oder Menftruation hätte gefihehen koͤnnen. Nach Maaßgabe der ſeit der Brunſtperiode verſtrichenen Zeit und je nachdem neue Graafſche Blaͤschen gegen die Oberflaͤche des Eierſtockes hin ſich erheben, nehmen die eben beſchriebenen fleiſchigen Maſſen an Umfang ab und eine blaßbraune Farbe, wie die von verwelktem Laub, an. Bei'm Durchſchneiden zeigen ſie ſich weniger fetzig, ſie ſenken ſich immer tiefer in das Gewebe des Eierſtockes ein, und zuletzt erſcheinen ſie nur noch als kleine blaßbraune Tuberkeln. Auch dieſe nehmen noch fortwaͤhrend an Umfang ab, und endlich zeigt ſich nur noch ein blaßbrauner Punct, bis auch dieſer verſchwindet. In den vielen, von Herrn Raciborski veroͤffent— lichten Abhandlungen uͤber dieſen Gegenſtand findet man zahlreiche Faͤlle angefuͤhrt, wo die erwaͤhnten Thatſachen an den Cadavern von, bald während, bald unmittelbar vor oder nah der Menſtruation geftorbenen Frauen, fowie an ſolchen von während, vor oder nach der Brunfkzeit getödteten Thies ren beobachtet wurden. Alle Beobahtungen fprechen für die von Herrn Raciborski aufgeftellte Anficht, daß bei uniparen Thieren nur ein Ei, bei multiparen aber mehe tere Eier ſich jedesmal entwideln, wenn das Meibchen hitzig wird, und daß ſolche Eier ganz unabhängig von der Vollziehung des Goitus aus dem Dyarium ausgeftofen werden; ferner daß bei der Menitruntion der Frau ein Gleiches ftattfindet; daß man daher zur Brunftzeit oder zur Zeit der Menftruation ohne Ausnahme Graaf’fhe Blaͤs— hen in den Eierftöden findet, und daß auf das Platzen die: fer Bläschen unabänderlih corpora Jutea folgen. Aus der Anmefenheit der eorpora Jutea oder der Graaf’fchen Blaͤschen in den Dvarien läßt fi) demnach in Eeinem Falle 20 folgern, daß der Verluft der Sungfraufihaft oder ein Coitus ftattgefunden habe; nur das Vorhandenſeyn eines befruchteten Eies im Uterus Eann diefen Verluſt darthun. (L’Experience, Nov. et Dec. 1843. Edinburglı Med. and Surg. Journal, April 1. 1844.) Analytifche Unterfuhungen über das Weſen der Verdauung und Ernährung. Bon George Rof. Protein ift nicht das letzte Element der Verdau— ung ftiditoffiger Nahrungsmittel. Weder Protein, noch irgend eine andere Subſtanz, ift ein gleihformiges Product der Verdauung der verfhiedenen fticftoffigen Beftandtheile unferer Nahrung, wiewohl fie, glei dem Protein, der Balls der albuminöfen Subftanzen, eine Eigenfhaft nothwen— dig bejigen müffen, nämlich die Löslichkeit in Säuren. Diefe ift der Gentralpunct eines Kreifes von Veränderungen, an dem die äußerten Segmen!e der ganzen Circumferenz verfchivdene Phafen zeigen fönnen, indem fie auf der einen Seite die Eigenfhaften des Eiweißes, auf der andern die des Käfeftoffes darbieten. Das Re— fultat der Verdauung fliitoffiger Subftangen iſt das Erzeugnis einer Subſtanz aus dem Albumen, weldye dem Käfeftoffe ähnlich ift, und einer andern aus dem Käfeftoffe, welche die Eigenfchaften des Albumen erlangt hat; diefe Elemente jind jedoch defhalb nicht identifh. Wenn Albumen die Stelle einer Balis vertritt, fo gleidyt es dem Caſein, wenn Gafein als Säure wirkt, fo reagivt dajjelbe gleich dem Albumen. Eiweiß ift demfelben Gefeße, in Bezug auf Alkalien, wiewohl im modificivren Grade, unterworfen, indem eine ſehr geringe Portion Eiweiß durch ein großes Verhältnig von lig. Kalı caustici nievergefchlaaen wird, aber unter gewöhnlichen Um— ftänden ift Eiweiß in Argkali löslich. Caſein erfährt auf diefe Weife raſcher den Einfluß des Alkali, denn wenn es auf diefe Weife behandelt wird, fo tritt faft immer duch den Einfluß der Hitze ein Niederfchlag ein, wodurd cs die dem Albumen eigenthümlichen Eigenschaften erlangt. Das Gefagte beiehrt uns darüber, wie das nicht gerinnbare Product der Verdauung in der lymphatiſchen Fiüffigkeit und im Blute gerinnbar wird, denn diefe Flüfjigkeiten bieten alkatifche Eigenfhaften dar und muͤſſen daber den nähren= den Subftanzen, welche im fie übergehen, Gerinnbarkeit mittheilen. Der Verdauungsproceß zeigt eine Reihe von Veränderungen, welche mit der Reduction irgend einer organifhen Primitivfubftang im Verdauungscanale beginnt und mit der Wiederummandlung diefer Subftanz in ihren urfprünglihen Zuftand, oder in einen andern diefem ähnlichen und auch gleich diefem die Reihe ſchließenden en— bet. Es fcheint Fein erfennbares Element zu feyn, in welches ſolche Subſtanzen vor ihrer neuen Umwandlung reducirt Werden, aber ein jedes Stadium ift ein Statium des Uebergangee. Diefe Bemerkungen laſſen fih auf gleiche Weifv auf das Eiweiß und den Faferftoff der Milchgefäße anwenden, indem man findet, daß ihre Eigenthümlichkeiten unter verſchiedenen Umftänden variiren und we— fentlich vorübergehende find. Milchſäure ift das nädhfte Princip der Verdauung von Mehl ıc. Milhfäure ift ein Stadium des Uchbergangsproceffes der Res duction mehlhaltiger Speiſen; diefe Säure ift weder allein das Product einer Zerfegung unverdeuliher Nahrung, noch einer krank⸗ baften Reizung des Verbauungscanales, fondern das gewöhnliche Erzeugniß der Verdauung meblhaltiger Nahrungsmittel im Dünne darme. Dr. Prout vermuthete, daß die Anfammiung von Milch: fäure im Magen und in den Gibärmen Erbrechen und Diarchöe bewirke; ich halte jedoch diefe Anficht für hypothetiſch, da ich nicht einfeben Eann, wie wine fo ſchwache Säure einen fo fhädlichen Eine fluß auf den Verdauungscanal auszuüben vermag. Das Vorbans denfeyn einer Säure im Magen bringt nicht nothiwendig Erbrechen hervor. Diefes Symptom ift unter den Umftänden, wo Milchfäure in der ausgeworfenen Fluͤſſigkeit fich findet, nur einer abnormen 21 Fermentation ber unverdaulichen Subſtanz zuzuſchreiben, fowie der Production anderer dem Normalzuftande fremden Subſtanzen, wie Kohlenfäure und anderer Safe, weldye eine Ausdehnung und Reis zung der Verdauungsorgane herbeiführen. Ueberdich überlader die nit affimilirte Maffe !elbft das Eingeweide, bewirkt nausea und die gewöhnlichen Folgen derſelben. Reforption der Nahrung durd bie Venen. Magendie ftcllte, wie befannt, die Reforptionsfähigkeit der Venen feſt, aber dieſe Thatſache bat bisjetzt noch nicht die Reſul— tate geliefert, die mon davon bätte erwarten koͤnnen. Liebig bes merkt, daß es möglich fey, daß die nicht fticftoffigen Beſtandtheile der Nahrung, nachdem fie irgend eine Veränderung erlitten haben, von dem Darmcanale unmittelbar zur Leber geführt und in der— felben in Galle umgewandelt werden, wo fie mit den Producten der metamorpbofirten Guwebe zufammenfommen und dann ihren Weg durch die Girculation vollenden. Die Richtigkeit diefer Anz ſicht ftellte fidy mir bei einer genauen Unterfubung der von Tier demann und Gmelin über die Verdauung angıftıllten Verſuche entgegen. AUnalyfe der von Ziedemann und Gmelin angeftell: ten Erperimente. Diefe beiden Phyſiologen fanden, daß bie feften Beftandtheile bes Serums im Chylus eines faftenden Pferdes beftanden aus: Eimiiß . R - + R . 3 76,2 Animalifcher Materie, in Waffer lösıih „ 2:67 Animalifher Marerie, in Alkohol loͤslich . 16 989 Nach der Verdauung eines aus Hafer beftehenden Futters aus: Eiweiß . . . . . frag . 61 Animalifher Materie, in Waffer löslich e 3 Animaliſcher Materie, in Alkohol löslich, (Mmovo 20 Theile fettftoffig waren) » a . E 98 Nah der Verdauung ift alfo eine geringere Menge von Eis weiß vorhanden, als während des Faſtens, was durdaus uners Elärlich ift, wenn wir die Reforption des Albumen durch die Milch— gefäße annehmen, Unterfuchen wir die Sache etwas genauer, fo finden wir im Chylus nad der Digeftion 20 Theile fettftoffiger Moterie, welche in anderen nicht vorhanden ift; diefe 20 Theile find gerade + vom ganzen Betrage, Wenn wir nun 20 Theile fereftoffiger Materie zu den urfprünglichen 100 hinzufügen, fo muß ein jeder Beflandtbeil, ſobald Feine chemifhe Veränderung eintritt, eine verbältnißmäßige Menge verlieren, mit andern Worten, 100 Theile müffen nun virhältnigmäßig weniger enthalten, als 100 Theile anfänglih. Ziehen wir nun 1 von einem jeden Ingredieng ab, fo wird fidy Folgendes herausftıllen: Eiweiß . — . 76:5 = 15 und 76 — 15 = 61 Theile Animatifche Materie, in Alkohol löslich 16:5= 3:16 — 3 =13 5 Animalifche Materie, in Waffır loͤslich 6: 5, 12527617 1,2= 7480 Diefe Berechnung ftellt faft genau den Betrag der verfchicder nen Beftandtheile des Verdauungechylus dar, denn wenn wir die fettftoffige Materie abziehen, fo bleibt: Eiweiß . 2 & p R h e . 61 Animalifche Materie, in Alkohol loͤslich : 14 Animalifhe Materie, in Waffer löeih - . 8 ,, Die einzige Differenz liegt in dem Betrage der in Waſſer loͤs— lichen Subftangen; diefe ift aber zu unbedeutend, um dem Werthe der Berechnung Eintraa zu thun und läßt fich einem Fehler in der Analyfe zufcreiben. Aus dem Vorhergehenden können wir alfo ganz genau nadıweifen, daß bei'm Pferde wenigftens die Lymph— gefäße allein Kettftoff abforbiren. Die relativen Verbältniffe der ganzen Menge der feften Steffe {m Serum der verfchiebenen Parthieen des Lymphſyſtems eines mit Hafer gefütterten Pferdes werden auf folgende Meife angegeben: 640. XXX. 2. 22 Das Serum bes ductus thoracicus enthält . - v 3,04 Das Serum der Beckenlymphgefaͤhße enthält . € . 31 Das Errum des Shylus in den Lymphgefäßen enthält . 4,9 Diefe Angaben fheinen auf den erften Blick fo unvereinbar, wie die frübern, zu feynz wenn wir fie aber forafältia durchnehmen, fo werden fie als angemejfen erfceinen. Das Serum des duetus thoracieus enthält 3 Procent fefter Stoffe, abır wir baben eine andere Zabelle, weldye zeigt, daß das Verhältniß der feften Stoffe im ductus thoraciceus eines faftenden Pferdes 4,7, alfo 1,7 mehr ift, als das des gefütterten Pferdes. Wenn wir 4 von den feften Beftandtheilen des Serums eines grfütterten Pferdes abzichen, fo bleiben nur 2,4 Procent übrigz alfo die contenta des ductus thoracicus erleiden während der Vers dauung eine Auflöfung von ungefaͤhr 4 Procent, Wenn nun die feften Bıftandthrile des Serums in diefem Maage verdünnt werden, fo ift cs wahrfceinlidy, daß das Gerinn⸗ ſel oder der Kaferftcff in demfelben Berhäftniffe verdünnt werden würde. Sch vermuthe jedoch, daß nach den vrıfchicdenen Umftäns den aud mehr oder weniger Faferftoff fecernirt und in die ymphe arfäße gebradht wird, und felbft, wenn jene Umftände unveränders lih wären, fo babe ich Feine Data, um den Betrag des Gerinn- feld im Chylus eines faftenden und gefütterten Pferdes resp. genau zu beftimmen Es find jedoch ähnliche Facta von großer Bedeutung vorhanden. Dieſelben Autoren geben an, daß der Betrag des trodnen Ges rinnſels im Chylus, nachdem derſelbe durch die Meſenterial— drüfen hindurchgegangen ift » nk — 0,37 im ductus thoracicus,. — . 0,19 in der Bedeniymphe . a 2 F s - 0,18 beträgt. Nun beträgt augenfcheinlich die im ductus thoracicus ſich fins dende Fıbrine nur die Hälfte des in den Chylusgefaͤßen enthaltenen ; der Chylus iſt alfo foweit verdünnt worden und ſteht in genauem Berhältniffe zur Auflöfung des Eerums. Daraus geht nun hervor, daß die Mefenterialdrüfen die Organe find, welche die Kibrine in den Chylus während der Verdauung bringen. Was nun die Weife berrifft, auf welche der Chylus auf feie nem Wege durch die Ekylusgefäße verdünnt wird, fo kann dirfe eine vierfache feyn, Die Verdünnung findet entweder durch Ab— forptien von Waffer von der Darmoberfläce ftatt, was aber nicht die Urſache ſeyn kann, da der Ehylus der Chylusaefäße mehr feſte Beitandtbeile, alfo aud) weniger Waffer, als der im ductus thoraci- cus enthält oder durch die Bildung von Waffer in Folge von auf den Chylus ſelbſt einwirkenden hemifchen Veränderungen, welche aber noch nicht nachgewiefen find — oder durd eine Secretion von Waffer aus den Wandungen der Chylusaefäße und angränzenz den Organe, mas nicht wahrscheinlich ift, weil diefe Secretion nur mwährend der Verdauung eintreten, nur aus Waffertheilchen beſte— ben würde, und weil wir wiffen, daß die dem Chylus von einigen jener Organe mitgetheilte Flüffigkeit mebr fefte Stoffe enthält — oder endlich dadurch, daß in die Chylusgefäße eine verdünnte Flüfs figkeit von ähnlicher Veſchaffenheit Fineinfommt, cine Anſicht, die, nach meiner Meinung, allein Stand halten kann. Findet nun aber jene Verdünnung in dem Grade ftatt, wie wir es annehmen? Wir wollen fiben Wir haben oben gefunden, daß dir Betrag des trocnen Gerinnfels im ductus thoracieus 19 Procent, in den Chy— luögefäßen 37 Procent, in der Beckenlymphe 13 Drocent war, daß alfo die Beckenlymphe eine ſehr verdünnte Flüffiokeit if. Wenn mir drei Theile Bedeniympbe zu einem Theile Ghylus aus den Cbylusgefaͤßen hinzufügen, fo haben wir 76 in 400, der vierte Theil davon ift 19, d. i., 19 Procent, der Betrag von trodnem Gerinnfel im Serum des ductus thoracicus. Die Chylusgefäße abforbiren Fetrftoff und nicht Albumen. Aus meinen genauen Unterfuchungen der von Tiedemann und Gmelin gelieferten Data babe ich gefunden, daß die Chylus— gefaͤße Albumen nit als ſolchen abforbiren, daß Keine chemifche Veränderung in den Beftandtbeilen des Chylus eintritt, daß die Chylusgefaͤße von den gewöhnlichen feften Beftandtheilen des Cby— lus allein das Fett abforbiren, und daf die Wurzeln der Pfortar 2 “ 23 der die Producte vegetabilifcher Nahrung zugleich mit dem reducir⸗ ten Eiweiße, welches Feine Verbindung mit Del eingegangen hat, abforbiren. Del, aus der Galle erbalten. Ziedemann und Gmelin haben nadjgewiefen, daß die Uns terbindung des ductus choledochus das Vorfommen von Oel in den Chylusgefäßen verdindere, und daß die Galle Fett nicht aufs life. Das Oel muß alfo entweder aus der Gallenfäure, oder durch die Eimvirkung diefes Principes auf unfere Nayrung gebildet wer— den. Sedenfalls vermuthe ih, daß das Del aus der Gallenfäure tommt. Die Atombeftandtheite diefer Säure erklären die Leichtige keit diefer Umwandlung, nämlich: Gallenfäure befteht aus: C33 N H% O3 3 gleiche Theile Del = 33 30 3 5 gleihe Tyeile Kohlenſaͤure = 5 10 1 gleicher Theil Ummoniaf = 303 38 1 33 13 Gallenfäure + 02 Befhaffenheit der Chyluskügelden. Sh vermuthe, daß diefe Kügeldyen aus einem Sterne von Del und ciner Umhüllung von Eiweiß befteben; auch fpridht ihre runde Korm für diefe Entſtehungsweiſe. Es ijt jedoch nicht wahr: ſcheinlich, daß alle Oelkuͤgelchen dieſe Verbindung in den Chylus— gefäßen eingehen, im Gegentheile finder man, wie befannt, freies Del im CHylus. Die rothen Blutpartikeihen mögen aus diefen Kügelhen gebildet werden: ihre Eigenthamtichkeit, wenn aufgebros chen zufammenzulaufen, fcheint anzuzeigen, daß fie DO :lftoff enthals ten. Auf diefe Weife alein koͤnnen wir begreifen, wie der Sauer— ftoff der Atmofphäre, ih mit den rotben Partikeihen verbindend, auf den Delftoff fo einwirken Fann, daß er denfelben zur Erzeu— gung von Wirme verbrauht. So würde alfo die Menge der ent: widelten Wäirmz2 der Bildung und Zerſtoͤrung der rothen Partikel: chen angemeifen fegn. Die Chylusgefäße abforbiren das aus der Zerfigung des Gal: Ienftoffes enrftchende Fett, wodurch aber die Aufnahme von Fett duch) diefe Gefäße im Allgemeinen nicht ausgeſchloſſen wird, fie el im Gegentheile das als Wahrung genoffene Fett reich» lich auf. Bildung ber Blutkügelden. Die Bildung der Blutfügelhen aus den Chyluskuͤgelchen ſcheint im ductus thoraeicus durch die Vereinigung der Milgiymphe mit dem Chylus vor ſich zu gehen. Die rothe Karbe der Milz: Iymphe bei Pferden und anderen Thieren, namentlid bei den Ber: bivoren, ift längft bekannt geweſen, und früher alaubte mın , daß die Milz das zur Bildung der Blutfügelchen beftimmte Organ ſey, Die Milz ift olfo das Eliminationsorgan bes rothen Färbeftaffs, und 640. XXX. 2. 24 fo finden wir bei den Zhieren, bei denen die Function des Athmens am Mueiften ausgevildet ift, am Meiſten Färveftoff in der Lymphe der Milz. Diefer Färbeitoff nun kommt in den ductus thoracicus, verbindet fih dort mit den Chyluskuͤgelchen und bildet einen Ue— berzug um dieſelbez während des Athmungsproceſſes wird dann das Blutkügelhen volljtärdig organiſirt, indem es gehörig oxydirt und dazu geeignet gemacht wird, zur Erhaltung der animaiiichen Wärme mit beizutragen. (Lancet, Febe. 10, 1844.) ' MNMNiscellen Die fogenannte galvanometrifhe Bouffole ift cin von Herrn Dujardin cerfundenes Inftrument, mit dem er, die Kraft ſehr intenfiver electriiher Stromungen, 3. B. diejenige der Voltaiſchen Apparate, zu meſſen, vorſchlaͤgt. Es befteht aus einer gewöhnlichen Boujfole, deren Kapfel von Dolz it, und durd deren Boden in einem geradlinigen Falze, der in der Richtung desjenigen Durchmeſſers ftreiht, welcher dem Nullpuncte der Kreisffale ents fpricht, ein durch das Holz binreichend ijolirter, nidyt umfponnes ner Kupferdrath eintritt. Die Nadel der Bouffole fertigt Herr Dujardin folgendermaaßen an: Er nimmt eine Stridnadel oder ein Stück Pendelfeder von der geeigneten, aber möglidy geringır, Stärke. Der mittlere Theil wird auf einem rothglühenden Eifen erweiht und ihm die Form eines Eleinen Bogens gegeben, welcher die gewöhnliche Büchfe der Magnetnadel ırfegt. Er ſchneidet die Nadel rautenförmig zu, ſchlagt in den obern Theil des Bogens mit einer Punze cin Loch, welches die Spige des Stiftes aufzu— nehmen bejtimmt ift, und magnetijirt und balascirt dann die Nas del in der gewöhnlichen Weife. Ueber das verfhiedene Gefühl der Individuen, welche fih in einem und demfelben Raume befinden, ruͤckfichtlich derſelben Zemperatur, batte Dr. Reid, weicher die Lüftung der Parlamentspäujer angeordnet hat, Gele— aenheit, recht intereffante Erfahrungen im Großen zu jammeln. In demfelben Augenblicke Elagte der Eine uber Kälte, der Andere über Hitze; der Eine fand das Haus zu troden, der Andere zu feucht, und Keiner war mit dem Zujtande der Dinge zufrieden, wıil er ihm nit zu allen Zeiten recht war. Je nachdem man fatt, oder hungrig, voll füßen Weines, odır nühtern war, je nachdem man eine lange Rede gehalten, oder den Mund ia der ganzın Si: sung noch nicht geöffnet hatte, rief man: „Es ift zum Erſticken beiß‘‘, oder „zum Erfrieren kalt“. Wo cine ftarfe Anhiufung von Perſonen war, Elaate man über ftoctende Luft; wo jih Einer als lein befand, über Zug. Kurz, weil Dr. Reid es Allen recht mas ren wollen mußte, hatte er vs Keinem ruht gemacht. — — — en —— Ge ac ende a; Ueber Fortpflanzung der Wuthkrankheit durch den Biß eines Pferdes, Der Güte des Herrn Geh. Raths Menzel, Direc: tors der Königlich Preufifben MRemonte » Deröts, verdanken wir die Mittheilung folgender intereffanter Thatſache, melde Herr Kroll (Roßarzt bei dem Nemonte : Depot Budupönen) beobachtet und amtlich mitgetheilt hat, „Im Februar 1833 zeigte ſich auf dem Hofe zu Alt-Budupoͤnen, Dftpreufen, ein toller Hund, biß dafelbft und fpäter in einem benahbarten Dorfe mehrere Hunde und wurde fodann getödtet; er war wahrfcheinlich (obwohl dieß, da es noch dunfel war, ven Niemandem bemerkt worden) an einem Remonteftalle hingelaufen und hatte dabei flnf Pferde, weiche wohl die Köpfe aus ihren Abtheilungen her: ausgeftedt hatten, gebijfen. Am 3 März 13353 gegen Abend wurde in Alt= Budupönen in einer Nemonte s Abtheilung ein Pferd von einem anderen am Widerriſte ſtark durchgebiffen. Da das Thier überhaupt ſehr unruhig ſchien und öfters nad) anderen biß, fo follte daffelbe gegriffen und aus der Abthei⸗— lung entfernt werden. Obgleich fonft ganz fromm, ließ fich daffelbe faſt nicht fangen und biß fogar den Knecht, der es fingen follte, in den Arm. Nun wurden die anderen Pfer— de binausgetrieben; das erjtere blieb von felbft in der Abs theilung zuruͤck, wurde mit der Sangleine gegriffen und in dem Kranfen:Stalle feparat aufgebunden. Da das Verhalten diefes Pferdes gleich verdächtig erfchien, fo wurde das von ihm gebiffene auch fofert feparirt und in Behandlung ges 25 nommen. Am anderen Tage hatte fih bie Tollwuth bei Erfterem ganz ausgebildet: — Das Pferd fand mitunter ganz ftill, fprang dann wieder in die Krippe, warf ſich nivs der, ſcharrte den Milt, biß nach Allen, die ſich ihm näher: ten, oder hieb mit den WVorderfüßen; bei allem Toben hat indeß das Thier den einfachen Strid, mit welhem es ans gebunden war, nicht zerriffen (wahrfcheinlit wegen der Schhmerzhaftigkeit des brandigen (?) Keblkopfes.) — Am 4. März wurde das Thier von dem Randftallmeifterv. Burgss dorf und von dem Ober-Roßarzt Bachmann aus Trakeh— nen beſichtigt und für toll erklärt. Den Biß diefis Pferz des hielten Beide für unfhhdlib. Am 6. März verens dete das Pferd unter den bekannten Erfcheinungen der Tolle wuth und auch der Waffericheu, denn es durfte Waſſer durchs aus nicht in feine Nähe gebradyt werden. In den folgens den vierzehn Zagen erkrankten aus verſchiedenen Abtheiluns gen noch vier Pferde, die aber immer gleich bemerkt und unfhädlic gemacht wurden. Das Verhalten während der Krankheit war nicht überall gleih. Das erfte Perd, fowie das von ihm gebiffene (wovon fpätır), war total waſſerſcheu; die vier aus anderen Stallabtheilunyen dagegen fpielten mit: unter in vorgebaltenem Waſſer, wurden aber wuͤthend, wenn des Abends Kicht in den Stall gebracht wurde, was wiederum die erftern zwei gar nicht forte. ins der lets tern vier Pferde warf fich jedesmal zu Boden und fprany fogleih wieder auf, fobald ein Menfh in den Stall trat; verließ Semand den Stall, fo blieb es ruhig. Alle veren— deten am vierten oder fünften Tage nah dem Erſcheinen der Kranfbeit. Das von dem erften Pferde gebiffene Thier (welches indeg auch glei Anfangs unbemerkt von dem Hunde ues biffen gewefen feyn könnte) wurde, wie ſchon gefagt, gleich nadıdem es den Biß in das Miderrift erhalten hatte, fepas riet; die Wunde wurde mit Ecifenwaffer und fodann mit fharfem Eifig gründlih ausgewafhen. Sodann wurde dies felbe mit Gantharidenfalbe gerieben und längere Zeit in Ei: terung erhalten. Später beilte die Wunde zu; da aber das Pferd gut fraß, ſich erbolte und überhaupt ganz muns ter war, fo wurde es als gefund betradıtet, blieb jedoch aus Vorſicht noh feparirt. Nah neun Wochen oder gerade am dreiundfehzigften Tage nah dem Biffe brad die Tollwuth plöglih unter denfelben Enmptomen aus, wie bei jenem erften Pferde, von welchem es gebiffen wor— den war, Tags darauf, am 6. Mai, wurde das Thier ges tödtet. Es wurde nur die Section des erften Pferdes, wels ches am dritten März verendete, vollzogen. Dabei zeigs ten ſich die Gedärme mit Luft aufgetrieben und, ebenfo wie der Magen, mit hellrothen Flecken beſetzt; der Schlund, die Kuftröhre, und vorzüglib der Schlund= und Kehlkopf, im hödften Grade entzundet; die Zunge am "Grunde dunfel: braun, ebenfo die Halsmuskeln. Die Hirnhäute waren mit ftrogenden Gefäßen durchzogen; in der Himfubftanz fanden fich rothe Puncte, und das Adergefleht war dunkel: gefärbt. Ein Mehres über die Section ergiebt fih aus den Acten nicht. Derfelbe Sectionsbefund ergab fich bei einem 640. XXX. 2, 26 zweiten Pferde, welches am 5. Mär; verfchieden war. Die Thiere, welhe am 9., 12. und 26. März an der Wuths £ranfheit geftorben waren, und dasjenige, welches fpäter am 6. Mai an derfelben Krankheit fiel, wurden nicht mehr feeirt. Der von dem erften Pferde gebiffene Knecht blieb ge: fund; e8 wurde jedoch ermittelt, daß er eine dide Jade ans gr habe und durch den Biß gar nicht verwundet geme- en ſey.“ Das am 6. Mai an der Wuthkrankheit gefallene Pferd ift wohl das erfte Beifpiel, daß der Biß eines tollen Pfers des bei einem anderen Pferde die Wafferfcheu hervorgerufen habe. Wir haben zwar oben bereits angemerkt, daß es als moglich zugegeben werden müffe, daß auch diefes legte Pferd nicht bloß von einem Pferde, fondern au von dem Hunde gebiffen worden fenn könne; dagegen fpricht für eine andere Entftehungsweife der Krankheit doch der viel langfamere Ver: lauf des Falls: indem naͤmlich alle fünf im Februar von dem tollen Hunde gebiffenen Pferde im Laufe des Monats Mär und zwar refp. am 3., 5., 9., 12. und 26. März erkrankten, fo erkrankte das Thier, an welchem ein Biß von dem Hunde nicht bemerkt worden war, und weldes am 3, März ven einem wuͤthenden Pferde gebiffen worden, erft am fünften Mai und fiel am fecheten. Bei den ermeid- ib von cinem wüthenden Hunde gebiffenen Pferden dauers te daher die Sncubationsperiode höchftens vier Wochen, und bi dem hoͤchſt wahrfcheinlih nur von einem mwüthenden Dierde gebiffenen Thiere dauerte fie gerade zwei Monate. Robert Froriep. Ueber eine eigenthümlihye Form von Group als Gomplication der Mafern. Bon Dr. Eharlıs Werft. Sm Herbfte 1842 war Diarrböe ungewöhnlih vorherrſchend bei den Franken Kindern im Royal Infırmary for Children, befon= ders aber im Auguft, wo von 178 Kranken 71 Kinder oder 418 daran litten. Im Siptember fiel das Berbältniß auf 24, im Oc— tober auf 14 und im November auf 32. Im Verbältniffe jedech, wie die Diarrhoͤe abnahm, wurden Fatarrhalifche Affectionen der Luftwege häufia. Brondialcatarıb, weldır im Auguit nur 11 $ beſiel flieg im Eeptbr. auf SO 2 und im Octbr. auf28$, und wiewohl es im Novbr. und Decımber weniger haufig wurde, fo blieb doch das Verhaͤltniß wie 18:100. Im Zuli 1842, um welde Zeit Diarrböe zuerft einen epidemiſchen Character annahm und 50 3 befiel, ka— men häufiger Fälle von Mafern vor, und das Uebel war nun epi« demifch, obwohl es mehrere Monate bindurd nur fporadifh gewe— fon war. Die Mafern berefcten epidemifch den ganzen Herbft bindurc, erreichten aber ihr Marimum der Häufiafeie erft gegen das Ende Novembers und den Anfang Decembers, in weldem legteren Monate 20 2 von allen meiner Bebandluna anvertrauten Kranken von dem Uebel bifallen wurden. Die Mafern wurden weniger bäufig im Anfarge des Jahres 1843, und ihre Stelle wurde von einem epidemifch werdenden Keuchhuften eingenommen, welcher in diefem Jahre allein epidemiſch geworden ift. Die epidemifche Gonftitution der ganzen Periode vom Herbſte 1842 bis zum folgenden Fruͤbjahre, welche überdich fih durch ein ungewöhnliche Vorherrſchen jiner Korm von ulcerativer Entzüns dung der Schleimhaut des Mundes, welde unter dem Namen von stomatit's bekannt ift, characterifirt, fehrint einige ihrer Eigen» 27 thämlichkeiten den damals epibemifch herrſchenden Mafern mitges theilt zu haben, indem jie eine fehr tüdifhe und gefährlihe Come plication erzeugte, welche in einer Affection der Schleimhaut des Mundes und der Luftwege beftand, die mehr der diphtheritis, ale dem gewöhnlichen croup glich. Rilliet und Barthez (Traite des maladies des enfans, t. II. p 721) jagen ausdrütlih, daß die Entzündung des pha- rynx und larynx, welche im Verlaufe der Mafern eintritt, gemöhns lich nur von geringer Bedeutung ift, daß ihre Symptome felten bedeutend und die durch diefelbe hervoraebradgten Veränderungen felten gefährlich find. Von diefer allaemeinen Regel finden ſich je doch einige bemerfungswerthe Ausnahmen: fo herrſchte in den Jah— ren 1837 — 1833 eine Mafernepidemie im Diitricte Beiigheim des Königreichs Würtemberg, bei welcher das Abfchuppungsftadium oft von einer ſehr ausgedreiteten Bildung von Pſeudomembranen in den Luftiwegen begleitet war (cf. Dr.G.&. F. Hauff, Mediz. Abhand— lungen. 8 Stuttgart 1339. ©. 79). Bei einer Mafernepidemie im Sabre 1835 in Sigmaringen (cf. Heyfelder, Studien im Gebiete der Heihwiffenihaft. Stuttgart 1839. 8. Bd. II. ©. 9.) und den anliegenden Landſtrichen bildeten fih Pfeudomembranen auf den Mandeln und im Gaumen, begleitet von andern Symptomen des croup; allein diefe diphtheritiſche Affection zeigte fi nur in eis nem Kirchſpiele, obwohl eine Tendenz zu derfelben auch in andern Gegenden durch die Bilduny von aphrhöfen Gefchwüren an der Zunge fih zu erkennen gab. ine ähnlichr Complication fand auch in einigen Faͤllen während der bösartigen Mafernepidenie zu Bonn in den Sahren 1829 und 30 ftatt (ei. Wolff, de morbillorum epi- demia annis 1829 et 30 Bonnae etc. gra:sante. Bonn. 1831.) Mas nun die von mir beobachteten ſechs Fälle betrifft, fo bor kei— ner derfelben bei'm Beginne irgend eine Cigenthümlichkeit dar. Dir vorhergehende. Gatarrh war nicht beftiger, als gewöhnlich, noh war au die Maferneruption ftärfer, als in den Fällen, wo eine ſolche Complication vorhanden war. In einem Falle trat die Affection des Schlundes am zweiten Tage der Eruption ein, in den anderen Källen dagegen erft gegen das Abnehmen derfelben oder bei'm Beginne des stad. desyuamationis. In dem erften von mir an einem Säuglinge beobahteten Kalle war der Anfall der Mafern verhältnismäßig milde geweſen; der jechste Zag nad) dem Erfheinen der Eruption war herangefommen, und Alles fhien eine gluͤckliche Reconvaleszenz zu verfprehen. Am jiebenten Tage ftellte fih etwas Shläfrigkeit mit einiger Zunahme des Maferncatarrhs ein, ſchien aber jo wenig gefahrvoll zu feyn, daß ich das Kind erft am neunten Zage beſuchte. Ich fand es an demſelben mit großer Ahemnoth, allen Symptomen des Groups in einem weit vorge: rüdten Stadium und großer prostratio virium. Diefe Symptome waren jeit vierundzwanzig Stunden vorhan— den gewefen und endeten nach ferneren zwölf Stunden tödtlich. Das Kind hatte eine heftige Entzündung der Mundfchleimbaut, mit Eleinen aphthöfen Gefchwüren auf derfelben und der Zunge, vom dritten Tage der Eruption an gebabt. Sohn Maybem, vier und ein halb Jahr alt, war bis zum 20. Sanuar 1843 gefund geweien, an weldiem Tage es unmwohl wurde, und am 22. Sanuar erſchien die Maferneruption reichlich. Alles Thien bis zur Nacht des 25. Januar gut zu gehen, in wels der er anfing zu buften, und am 26jten wurde dad Athmen erz fhmwert, von welhem Tage an das Kind immer fihlehter und fhlehter wurde. Die Mutter hatte vier Blutegel an den Hals gefegt, dem’ Rinde Medicin gereicht und warme Umfchläge auf die Bruft gemacht, Alles ohne Erleihterung, worauf fie es am 28. Sanuar zu mir brachte. Die Ueberrefte der Maferneruption waren noch auf dem Ger fihte und Rüden zu ſehen, der Geſichtausdruck war ſchwer und angftvoll, das Athmen erſchwert, ziemlich befchleunigt, bei der In— fpiration ein lautes Ziichen. zumeilen ein leichtes, rauhes, ziemlich Elanglofes Huften. Der Puls voll, hüpfend, aber leibt zufammen- drücdbar. Die Zunge rotb und troden mit Eleinen apbthöfen Flek— ten auf derfelben und einem bis zwei ähnlichen auf den Tonfillen, welche jedoch nicht fehr roth und nicht mit Pfeudomembranen be: deckt waren. Das Kind hatte an diefem Tage zuerft Schlingbe— ſchwerden, fowie zuweilen Anfälle von Dyspnöe, in weldyen Erſtik— 640. XXX. 2. 28 tung drohte, Die Aufcultation ergab Feine abnormen Geräufdhe in den Lungen, aber die Luft trat nur unvollftändig in diefelben ein, (Cupr. sulph. gr. ß. in Solution alle zehn Minuten, bis reichliches Erbrechen eintreten würde, dann alle Stunden, und Ung. merc. 3j zum Einreiben an die Schenkel alle zwei Stunden.) Um jieden Uhr Abends’ befuchte ih das Kind wieder. Es hatte neun Dofen von der Medicin genommen, nad der zweiten war Erbreden eingetreten, aber dann nicht wieder. Die Dyspnöe war etwas geringer, das Kind fhlief ruhig, als ich hineinfam, wur: de aber leicht erweckt, und zeigte bei’'m Erwachen ein weniger angft: volles Ausfihen, als am Morgen. Ich feste nun das Cupr. sulph. aus, ließ die Mercurialfalbe fortgebrauchen und verordnete Calom. gr. jj»» Tart. emet. gr. 3 alle zwei Stunden. 29. Sanuar zehn Uhr Vormitt. Das Kind hatte viel in ber Nacht gefchlafen, aber zwei bis drei Anfälle fehr heftiger Dyspnöe gehabt; es batte zu bredyen verfucht, aber nur etwas Schleim und zvar obne Erleichterung ausaeworfen. Stublauslerrung zwei Mal. Es faß aufreht im Bette; Gefichtsauedrud fehr angſtvoll; Jugu— larvenen fehr aufgetrieben; Inſpiration pfeifend; Huften ſchmerz— baft und mehr unterdrüdt, als am vorbergehenden Tage. Es ſchluckte ziemlich gut, aber ein heftiger Huften folgte zuweilen auf d’e Deglutition ; e8 Elagte über die Bruft und drückte bei der Beruͤh—⸗ rung des Halſes Schmerz aus. Haut heiß, Ertremitäten Ealt, Puls aleich frequent, aber ſchwaͤcher; Zunge noch roth und troden, doch Eeine bedeutende Röthe der fauces, noch Spuren von Pſeudo— membranen auf denselben; bedeutende Ulcerationen am Zahnfleiſche und einiger foetor des Athems. (Calomel ausgelegt,‘ Mercurials ſalbe fortzufegen;s Anımon. mur. gr. jj. Tinct. Squillae, gtt. x., Der, Senegae ZP alle zwei Stunden.) Am Abınd. Zuftand faſt derfelbe, aber der Puls 140 und durch gelegentlihe Parorysmen von Dyspnöe unterbrochen. 30. Sanuar 10! Uhr Vorm. Sch fand den Kleinen in den Armen feiner Mutter aufrecht jisend, nicht im Stande, zu liegen, das Geficht gerdtbet und un wmein angftvoll, die Stirn mir großen Schweißtropfen bedeckt. Reſpiration pfeifend, Stimme faft zum Lispeln herabgeſunken, Huſten rauh und Elanglos; die Luft trat nur fparfam in die Zungen ein. Zahnfleifh febr wund, Schlund roth, auf den Zonfillen etwas Pfeudomembran. (Blafenpflafter auf den oberen Theil der Bruft, Einreibung alle drei Stunden, Am- mon. alle zwei Stunden.) Im Laufe des Abends vermochte das Kind, ſich nicberzulegen, verfiel aber in coma, in welchen es, mit gelegentlichen Intervallen, am 31. Sanuar, verbarrte bis um fehe Uhr Vormitt. des 3. F— bruars, wo es ftard. Am Tage vor feinem Tode ſchien es mit arößerer Leichtigkeit, ale früher, zu athmen das Geſicht verlor viel von feinem anaftvollen Ausdrucke, die Rıfpiration wurde geraͤuſch— los und weniger mübfam, der Huften weniger ftedartig, die Stim— me deutliher, und erweckt, antıvortere das Kind vernünftig. Um Mitternaht am 2. Februar verſchwand jedoch dieſe trügerifche Beferuna, und fehs Stunden darauf trat der Tod cin. Bei der Section fand ſich das untere Dritttheil des unteren Lappen der rechten Lunge in dem Zuftande rother Depatifation ; die Bronialdrüfen waren geröthet und angefchwellen. Der weiche Gaumen war verdict und ödematös aufgetrieben, und auf der rechten Seite des Zaͤpfchens fand jih cin Eleines Geſchwuͤr. Die untere Fläche der epiglottis und die Schleimhaut des la- rynx war durchweg rauh und granulirt und fah wie erodirt von zahllofen kleinen Gefchwürsflähen aus Ihre Oberfläche zeigte eine fhmusige, afharaue Farbe, war nicht mit ciner Pfeudomem: bran überzogen, fondern nur von etwas ſchmutzigem Scleime ber dedt. — Die trachea war ftellenweife aerötbet, beſonders 1 Zoll oberhalb der Theilungsſtelle in die Brondien. Die größeren bron- chi waren intenfiv gerötbet, und die auf der rechten Geite entbiels ten eine fchaumiae röthliche Flüfjigkeitz die Eleineren Brondien dagegen waren nicht. injieirt. Der Bruder dieſes Kindes, ein fchönes, ungefähr 1 Jahr altes Kind, wurde zu derfelben Zeit von den Mafern befallen. Bei ihm waren die Mafern faft von Anfang an mit Pneumonie complicirt, und die Groupfpmptome, welche am dritten Tage eintraten, waren weniger ſtark ausgeſprochen. Das Zahnflifh wurde wund, die 29 Zunge roth, troden und gefhwürigz es verlor die Etimme, befam einen Grouphuiten, doch ohne den eigenthümlicdyen Klang, die Dys— pnöe war weniger beftig, als bei frinem Bruder, aber gleich ihm verfiel er in einen comatöfen Zuftand und ftarb am fiebenten Tas ge. Die Section wurde nicht geftattet. In allen drei ebenerwähnten Fällen ftellte fi das Wefen der Affection binlänglidy deutlich Heraus, und in zweien waren die Groupfymptome klar ausgefprodhen. Zuweilen jedoch läßt die Diagnofe ſich nicht fo beftimmt ſtellen. Das Kind ift augenfceins lid) kranker, als das bloße Vorhandenfeyn der Mafern es erflären würde, allein es drückt Eeine beftimmte Klage aus, und es läßt ſich fein fpecielles Leiden vines Organs ausfindig machen. Es ift ber deutende Schläfrigkeit, Abneigung zu fchlucken und zu ſprechen vors banden, aber der Huften Eann fehlen; kein Groupton begleitet die Rufpiration, und das Kind fpricht fo leife, daß es kaum möglich ift, eine Veranderung im Zone der Stimme ausfindig zu machen. In einem ſolchen Falle überfah ich dir gufährlihe Gomplication, bis es zu fpät war. Die Kranke, ein Mäddyın von fünf Jahren, murde von Mafırn befallen, und ich bewachte fie um fo forgfältiger, da fie fhon mehrere Anfälle von Group gehabt hatte. Das Athmın war ziem!icy befchleunigr, der Puls frequent und ſchwach, aber es war weder Huſten noch ein Groupton bei'm Ath— men vorhanden, noch entdeckte die Auſcultation ein bedeutendes Leiden der Lungen Das Kind wurde immer mehr ſtumpfſinnig, es nahm kaum etwas Getraͤnk, ſprach aar nicht, der Puis nahm an Frequenz zu, und es verfiel in eine Art von coma. Bei der Unterfuchung des Mundes fand ich nun die fauces ſtark geröthet und angefcywollen, und Streifen von Pfeudomembranen bededtin die Tonjillen und den Gaumen. Zwölf Stunden naher, am fünfs tin Tage der Krankheit, ftarb das Kind. Ellen Douglas, einundswanzig Monate alt, wurde am 9, December 1842 von Mafern befallen. Sie litt von Anfang an an Huften, und die Mafern waren mit pneumonia duplex complicirt, weiche durch Örtliche Blutentziehbungen und die Anwendung des Cas lomel mit Antimon befämpft wurden. Einiar Tage hindurch fchien das Kind fi zu beffern, wurde aber am 16. December fchlimmer, indem es eine kurze Zeitlang vor jich binftarrte und dann plöglic) im Betre in die Höhe ſprang. Die kleine Kranke wurde unruhig und oft von einem kurzen Huſten gıquä'tz ſie weigerte fich oft, zu trinken, obwohl das Schlucken feine große Beſchwerde zu verurfas Ken ſchien. Die Stimme wurde rauh, und einige Zage vor dem Zode trat völliae Sprachloſigkeit einz doch war zu keiner Zeit ein reifen bei'm Athmen oder ein deutliches Groupfymptom zugegen, allein die Zunge war roth und troden, und Eleine aphthöje Ger ſchwuͤre zeigten fid an ihren Rändern; auch war das Zahnfleifch wund, ein Umftand, der, wahrfcheinlich irrthuͤmlicherweiſe, dem aes reichten Mercur zugefchrieben wurde Die Unruhe ftieg, die Kräfte nahmen von Tage zu Zage ab, aber Erin neues Symptom zeigte fi bis zum 24iten, an welchem Tage das Kind, obwohl die Ops— pnöde nicht gefteiaert zu feyn fchien, nicht im Berte liegen bleiben wollte, fondern fortwährend in den Armen feiner Mutter oder im Bette aufrecht faß, und wenn man es auf einen Augenblick hin— legte, fo fprang es fogleih auf und nahm eine jigende Gtellung ein. Der Zuitand blieb derfelbe bis zum 25 December, an wels dem Tage um ſechs Ubr Morgens das Kind ftarb. Bei der Section fand jich eine lobuläre Pneumonie im erften Stadium im oberen Rappen der linken Lunge, veficuläre Pneumo— nie und graue Depatifation des größeren Zheils des unteren Raps pens. Sm rechten oberen Sappın war allgemeine lobuläre Pneu— monie im erften Stadium mit einem Flecken vother Hepatiſation vorhanden; graue Hepatifation in dem mittleren und unteren Lap— pen, mit etwas veficulärer Pneumonie im unteren. Die Wurzel der Zunge und der hintere Theil des Schlundes waren von Streifen einer Pfeudomembran bededt, und die. Ober: flaͤche der epiglottis bot ein aͤhnliches Ausſehen dar, indem Eleine ausgchöhlte Ulcerationen die Stelle der glandulae epiglotticae ein: zunebmen ſchienen. Die ganze Speiferöbre war ſtark injicirt und von einer vollftändigen pfiudomembranöfen Röhre ausgekleidet, wel: che bis zu 1° weit von der cardia des Magens hinabreihte und mit einem unregelmäßigen Rande endete. 640, XXX. 2. 30 Die untere Fläche des Kehldedelö war von Pfeudomembranen —— und zeigte geſchwuͤrige Stellen, aͤhnlich denen auf ber Obers Die Schleimhaut, welche die Gießkannenknorpel bededt, war höderig und angeſchwollen, und die Oeffnung der glottis war fehr verengert, theils durd die Anſchwellung, theils durch Ablagerung von Pfeudomembranen. Schmutzig-graue Pfeudomembranen Eleideten den larynx aus, füllten den Zwiſchenraum zwifchen den wahren und falfhen chor- dae vocales aus und verftopften den Eingang in den ventriculus Morgagni. Nach Entfernung der Pfeudomembran erfchien die Oberflaͤche des larynx uneben, wie von Würmern angefreffen, aber weder geröthet, noch im Gongeftivzuftande. Die Pfeudomembran reichte nicht über den larynx hinaus, bie trachea war durhaus nicht injicirt und enthielt nur eine Eleine Menge Schleim. Der legte Kal, welcher mir vorfam, war bei Evelina Zurs ner, achtzehn Monate alt, welche, als fie meiner Behandlung übergebin wurde, an Diarrhöe in Folge von Mafern litt. Die Eruption war feit vier Zagen verſchwunden; die Diarrhde war ftark, ven Tenesmus und blutigen Stühlen begleitet; an der In—⸗ nenfeite dis Mundes fanden ſich Eleine aphthöfe Gefhwüre. Vier Zage hindurch fchien fie ſich zu beffern; fie wurde darauf in drei Zagen nicht zu mir gebracht, und am Ende diefer Zeit Fam fie mieder mit erfchwerter Deglutition, faft vollftändiger Aphonie, leich- tem Groupton bei'tm Athmen und Pfeudomembranen , welche den ftark injicirten weihen Gaumen auskleideten. Nach vierundzivan- zig Stunden war das Kind todt. Die Lungen waren entzündet, und an einigen Stellen hatte die Pneumonie ihr drittes Stadium erreicht. Der weidye Gaumen, die fauces, der Kehldedel und der obere Theil des Schlundfopfes waren ftark injicirt und mit einer Pſeu— domembran bededt, welche feft adhärirte und ſich 14” weit in bie Ep:iferöhre hinein erftredte, Der Kehlkopf war von Eiter und einer, der im pharynx aͤhn⸗ lien, Pfeudomembran bededt; die Schleimbaut deffelben war ftark injieirt, aber nicht erulcerirt Diefe Injection hörte wie abgefchnit: ten am unteren Rande des Schildknorpels auf, und die trachea war ganz blaß, wiewohl fie etwas eiterförmige Flüffigkeit enthielt. (London Medical Gazette, Sept. 1843.) Falle von tetanus traumaticus mit Erfolg behandelt durch die Anwendung des Brechmweinfteins. Bon J. Bromn. Erfter Fall. Ramjaun Dola, ein Bauer von fünfzig Jah: ren und von ſchwacher Gonftitution, wurde am 22, December 1836 mit einer fehr unbedeutenden Wunde, oberhalb des Scheitel⸗ being jeder Seite, aufgenommen. Die Wunden waren durch einen Stod hervorgebracht worden, waren anfänglich nicht über 1 Zoll lang und bei der Aufnahme faft gebeitt. Sie wurden einfach vers bunden. Am Morgen des 24. Decembers bemerkte ih, daß der Kranke fehr undeutlib fprad. Die Muskeln des Halfes und Ges fichtes waren fihr rigid und die Rinnbaden feit geichloffen; Ges fichtsausdrud angitvoll; Puls fhwadh. (Tart. emet. gr. ß in Solution mit dünnem Sago, alle halbe Stunden.) Nahmittag: Um 1 Uhr etwas Uebelkeit, keine Veränderung. (Die Mittel fortzufegen.) 25. December. Unverändert; Beine Stublausleerung. (Infus, Sennae 3ij: Tart. stib. fortzufegen.) 26. December. Nacmittags: Etwas beffer; Muskeln nicht fo rigibde. 27. December, Mund noch gefchloffen, 29. December. Bedeutende üebelkeit; Stuhlverftepfung. (Inf. Sennae 3ij; Tart. stib, alle drei Stunden.) 30. December. Der Kranke beffert fi; die Muskeln werden fchlaff; der Unterkiefer kann bewegt und die Zunge ausgeftrecdt werden. (Mittel fortzufegen.) 31 Die Befferung fhritt nun von Tage zu Tage vorwärts, und der Kranke wurde am 18. Sanuar 1837 geheilt entlaffen. Zweiter Fall. Jebun Sheik, ein Eräftiger Mann von bdreis #i9 Jahren, wurde am 20. December 1837 mit einer großen, duch ein Schwerdt hervorgebrahten Wunde an der Aufenfeite des linken Unterfchenkels, nahe am Knoͤchel und bis zum Knochen drins gend, zu mir gebracht. Die Wunde hatte ein Schlechtes Ausſehen, da fie mehrere Tage hindurch vernadjläfjigt worden war, Im Anfange des Februars war die Wunde faft arheilt. Am 19. Sa: nuar bemerkte ich, daß der Kranke fehr ängftlich fey, und erfuhr auf meine Nachfrage, daß cr feir ungefähr ſechs Zagın eine Stei— figkeit an den Muskeln des Halfes und Geſichtes empfunden habe, bei erſchwertem Gebrauche des Unterkicfers und einem Gefühle von Steifigkeit von der Wunde aufwärts und längs der Wirbele fäule, welche Symptome allmälig zugenommen hatten. Die legte Nacht war fehr unruhig zugebracht worden. (Olei Terebinthinae gtt. xvı alle zwei Stunden; ago.) 10. Februar. Der Kranfe fühlt ſich beffer, weniger aͤngſtlich; Puls voll, gegen 70. (Oiei Terebinth. alle vier Stunden.) 11. Februar. Sciief ein Wenig; Symptome etiwas gemils dert. (Mittel fortzufegen.) Am Nachmittage erhielt der Kranke, wegen Stuhlverftopfung, Calomel gr. iij, mit Aloes gr. vij; Ol. Ricini. 12. Februar. Rein Schlaf in der legten Naht; alle Sym: ptome gefteigert;s Shwicrigkeit bei'm Eröffnen dıs Mundes und bei'm Verſchlucken der Speifen erhöht; ſtarke Zufammenfhnürung am vorderen Theile des Schlundes; großer Schmerz und Steifig— keit im Rücken und längs des linfen Beines; Puls gemäßigt. (Tart stib. er. 2 alle Viertelftunden, bis Uebelkeit eintrete, und dann feltener.) Nachmittag: Weit beffer; Symptome fihr gemildert; etwas Shlaf; vier Mal Stuhlausleerung; Puls 84, voll. (Tart. stib. alle halbe Stunden.) 13. Februar. Schlief ein Wenig in der Nacht; frei von Schmerz bis zum Morgen; nun Elagt er über Beengung auf der Bruft und fchießende Schmerzen vom proc. ensiformis zum Rüden bin; zuweilen ftarke Gontraction der Rücenmusteln; Puls 83, hart. 6 Gran Antimon waren in ber Nacht genommen wor: den, und mehrmals Uebelfeit eingetreten. Nachmittag: Kein Schmerz mehr; das Schlucken leichter ; zuweilen ein fchmerzhaftes Zucden im Beine, dann aufwärts im Rüden und in der Bruft; drei Stuhlgänge;z hat 6 Gran Antimon genommen: 14. Februar. Schlaf beffer: ziemlich wohl; Puls 100; reich: liche Harnabfonderung; nahm 5 Gran Antimon in der legten Nacht. Nachmittag: Den ganzen Tag leicht; Appetit; Puls 1025 zwei Stuhlaänges hat 6 Gran Antimon genommen. 15. Februar Schlaf gut; am Morgen Zufammerfhnürung am Beine und an der Seite. 6 Gran Antimon. 16. Februar. Ein Efeiner finuöfer Gang in der Wunde wird aufgefchnitten. Zumeilen treten nun noch Zudungen ein; der An: timon wurde bis zum 3. März gereiht und dann ausgeſetztz der Kranke wird am 12. März geheilt entlaffen. (Aus Bengal Trans- actions im Provincial medical Journal, July 1843.) 64. XXX. 2. 52 Miscellen Ueber das ohne Sauerteig bereitete Brodtfaat Dr. 3. Pereira in feinm Werke „über Nahrung und Diät’: Ein ſehr wohlfchmedendes nicht gefäuertes und leichtes Brodr wurde in mein? Gegenwart von dem Koche des Herrn Sohn Savory nad folgender Vorfchrift bereitet: Nimm 1 P'd. feines Mehl, 20 Gran gereinigte Pottafke , kaltes Waller 2 Nöfel odır q. s., 50 Zropfen Eiuflihe Salzfäure und einen Zheelöffel voll gepülverten weißen Zucker, miſche die Pottafche und den Zucker mit dem Mehle in eis nem großen Beden vermirtelft eines hölzernen Löffels, füge dann allmälig Waſſer hinzu, mit welchem die Säure vorber vermifcht worden, indem du es ſtets umrührft, fo daß ſehr ſchnell eine innige Miſchung ftattfinder, mache dann zwei Brodte daraus und ſchiebe fie fogleih in einen Backofen. Wenn etwas Kali dem Einfluffe der Säure entgehen follte, fo verurfacht es einen gelben Fleck, wels der jetoh von keinem Belang ift. Der Zuder fann, wenn man will, ausgelaifen werden. — Das nicht gefäuerte Brodt hat vers feriedene Vorzüge vor dem gewöhnlichen gefäuerten Brodte, Bei der Bercitung derfelben wird Zeit und Mühe geipart, und jede Gefahr, das Brodt durb die Anwendung eines ſchlechten Bärme oder durch eine zu lange fortgefegte Gährung zu verderben, vermies den. Es ift für ſchwache und dyspeptifche Perfonen, welchen das grfäuerte Brodt nicht behagt, fehr geeignet. Auch bei Harnkrank— beiten verdient es verfucht zu werden. An Porofität und Keichtige keit übertrifft e8 die Biscuits, daher es vom Magenfafte leichter durchdrungen und aufgelöf’t wird.” (Dublin Journal, Jan. 1844.) Chopart’s Erarticulation des Kußes mit nadı folgender dreimaliger Durchſchneidung der Achilles fehne, von Dr. Laborie. Im Sabre 1838 war die Erarticulas tion des Fußes gemaht. Die Vernarbung erfolate, aber nach zwei Monaten wurde der Fuß retrabirt; nad) zwei Jahren durchſchnitt Belpeau, weil Patient nicht mehr gehen Eonnte, die Achillesfehne. Dieß half nur Furze Zeit. Nelaton wirderholte nad) einem Fahre die Tenotomie; einige Monate danady zog ſich aber der Stumpf von Neuem zurück. Nun wünfchte der Kranke im Hofpitale Beaus jon die Amputation des Unterfchenfels von Herrn Robert. Die: fer gewährte die Bitte nicht, fondern durchſchnitt die Achilleefehne zum dritten Male, Der Fuß ließ fi nad) der Durchſchneidung faft vollfommen in die natürlihe Lage bringen. Es wurde fein Apparat in Anwendung gebradt, aber fo oft die Eleine Wunde, durch die das Tenotom cinaeführt worden war, ſich vernarbt hatte, wiirde durch gewaltſawmes Beuaen des Fußes die neue Sehnennarbe abgeriffen und dieß durch drei Wochen fortgefegt. Durch einen Mafchinenftiefel wurde nun der Fuß in gehöriger Stellung gehals ten. Nach einem Monate Eonnte Patient mit Leichtigkeit gehen, verließ das Epital und ließ fich feitdem nicht mehr feben, was ale Beweis feiner vollflommenen Heilung angenommen wird, (Annal. de la Chirurgie frang et étrang, Sept. 1843.) Den inneren Gebraud des Tartarus stibiatus bei Entzündungen empfiehlt Callemand in allen den Fällen, wo Blutentziehungen, wegen allaemeiner Körperfhwäce, nicht anmwendbar find. Unter die trefflihen Wirkungen diefes wiederholt bargereichten Bredhmittels gehört, nach ihm, auch die vafche und ſichere Befeiriaung von acuten Augenbiennorrhöen. (L’Experience 1345, Nr. 335.) Bibliographische Neuigkeiten Lecons el&mentaires de Botanique. Ire et 2e Partie. Paris 1844. 8. clerc.) Avec Atlas. Ueber die Pacinifhen Körperchen an den Nerven bes Menfchen und der Säugetbiere. Von I. Henle und A Koellifer. Mit drei Zafeln 1844. 4 (Die Vff. finden die Conjectur, daß die von Pacini zu Piftoja entdeckten und nach ihm benannten Körpers hen den elektrifhen Organen der Fifche an die Seite zu ftellen Par le Docteur Lamaoult, (Chez Langlois et Le- wären, gang plaufibel, provociren aber weitere Unterfuchungen und Verfuche, um in den Körperchen freie Electricität nachzu— weifen.) Memoires et observations de Chirurgie pratique, teur Bermond. Bordeaux 1844. 8. Recherches sur la phthisie pulmonaire et sur le traitement qui Ini convient. Par A. Rondard. Montpellier 1844. 8. Par le Doc- u —— — — Menue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur - und Heilkunde, gefanımelt und mitgerbeilt von dem Obers Medicinalrarbe Froriep zju Weimar, und dem Miedicinafrarde und Profeffor Froriep zu Berlin, N 641. (Nr. 3, des XXX. Bandes.) April 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 %, des einzelnen Etüces 3 99r Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 939: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr ent: Wr Bon dem in der Epoche der Steinkohlenformation herrfchenden Klima. Son RR Harkine Seitdem da8 Studium der foffilen organifchen Körper die tiefe Finfternig, welche die erften Zeitalter der Melt bededte, einigermaaßen aufgehellt, hat die Geologie unftreis tig fehr raſche Fortfchritte gemadt. Das Steinfohlenges birge, diefe Fundgrube der Snduftrie und des Mohlftandes, hat, wegen feiner Wichtigkeit für den Menfchen, die Auf: merffamfeit der Naturforfcher ganz befonders auf ſich ges zogen, und der theoretifche Theil der Geologie, in Betreff der Steinfohlenformation, ift eben fo intereffant, als die practiſche Bekanntfchaft mit der legtern vortheilhaft ift. Die Abhandlung, von der wir hier einen Auszug mit— theilen, befchäftigt ſich mit einer ſchwierigen Frage. Unter den wiffenfchaftlichen Thatſachen, fagt der Verfaffer, ift wohl feine geeignet, unfer Staunen in höherm Grade zu erregen, als die von William Smith entdedte, daß alle foffiliens führende Schichten der Erdrinde durh ihnen eigenthümliche Foſſilien characterifirt werden. Diefer Entdedung wegen, auf welche die fruchtbarfte Einbildungsfraft a priori nicht bätte verfallen Eönnen, ift William Smith mit Redt in England der Vater der Geologie genannt worden Eine Folge diefer Entdedung war, daß ſich nunmehr die relative Stellung jeder geologifchen Formation lediglich nad) den darin anzutreffenden Fofiilien beftimmen lief. Die: fer gegenwärtig als ein Ariom der Geologie geltende Satz ift behufs der Beſtimmung des Alters der geſchichteten For— mationen von der hoͤchſten Wichtigkeit. Die Foſſilien koͤnnen uns nicht nur uͤber das relative Alter der Gebirgsarten Aufſchluß geben, ſondern dieſe Art von Hieroglyphen liefern uns auch Nachrichten uͤber den Zu— ſtand der Erdoberflaͤche in der Epoche, waͤhrend welcher dieſe Formation ſich niederſchlug. Dieſer Gegenſtand hat von je— her fuͤr ſehr intereſſant gegolten. Denn wir finden in die— fer Formation die Ueberreſte jener erſten prächtigen Vegeta— Ao. 1741, — 641. a a tion der Erde, welche an Ueppigfeit derjenigen der feuchten Ebenen der jigigen Zropenländer nicht nachgeftanden haben kann, fih aber damals über alle Breiten erfiredte und im Vergleiche mit der jegigen Flora fo phantaftifh war, daß man deren Befhreibung den Roman der Naturgefchichte ges nannt hat Der Umftand, welcher, in Betreff diefer Flora, unfte Aufmerkfamkrit am Meiften zu erregen geeignet ift, möchte indeß die Gleichförmigkeit des Klima's fenn, welches während der erften geologiſchen Perioden herrſchte. Diefe Annahme gründet fih auf die Thatſache, daß die geographifhe Ver— theilung der organifhen Weſen während der alten Perioden eine weit größere Ausdehnung beſaß, als während der neuen. In den alten Formationen findet ſich eine und diefelbe fof— file Species Über ein ungeheures Areal verbreitet. So entz hält, 3. B., die filurifche Formation in Rußland und Ame— rica Ddiefelben Foffilien, wie in England. Die Devonfde Formation (der alte rotbe Sandftein) zeigt auf den Bri— tannifhen Snfeln, in Weftphaten, Belgien, Rufland die naͤmlichen Foffilien, und die im Eohlenführenden Kalkfteine anzutreffenden organifchen Weberrefte find in England und Skottland die nämlihen, wie in Rußland. Die Pflanzen des Steinfohlengebirges waren faft über die ganze Erdober— flähe verbreitet. Nicht nur England bot damals eine aͤhn— lihe Vegetation dar, wie wir fie gegenwärtig in den Tro— penländern finden, fondern auc in dem Steinfohlengebirge im hoͤchſten Norden, auf der Melville= Infel, auf Spiß« bergen ıc trifft man die nimliche Flora. Waͤhrend der Bildung der neuern Gebirgsarten ſcheint die geographiſche Vertheilung der Species auf weniger ums fangsreiche Areale befchränft geweſen zu feyn, woraus ſich auf ein meniger gleichformiges Klima ſchließen läßt. In dem jungen rothen Sandfteine haben, in der That, die Pflanzen den tropifhen Typus nicht mehr, und wenn mir die Koffilion der Kreide unterfuchen (melde Formation im Vergleiche mit der foeben befprochenen fehr jung ift), fo finden wir die Species auf weit Eleinere Diftricte beſchraͤnkt. 3 35 Man hatte mehrere Hppothefen aufgeftellt, um bie Gleihförmigfeit des Klima’3 zur Zeit der Steinfohlenforma= tion zu erklären; allein der Verfaffer ſucht nur diejenigen beiden zu widerlegen, welche bei den Geoloyen die günftigfte Aufnahme gefunden haben, Zuvörderft hat man vermuthet, die Erdare habe eine Verſetzung erlitten, d. h., dieſe Are habe früher in der Ebene des Aequators gelegen, denn da die Erde ellipfoidifch gejtaltet fen, fo Eönne fie Eeine andere dauernde Axe befeffen haben. Nach vieler Vorausfegung wären die jeßigen Tropenlaͤnder einft die Polarländer gewe— fen; allein auf weldye Weiſe liche ſich dann die Ablagerung der Steinfohlenflöße, die man in den heutigen Tropenlaͤn— dern findet, irgend erklären? Für die Unzuläffigkeit diefer Hppothefe fpriht auch der Umftand, daß die elliptifch ges ffalteten innern und aͤußern Schichten der Erdrinde einen gemeinfhaftlihen Mittelpunct und eine gemeinfchaftliche Are befigen, welcher Zuftand der Dinge, wie ſchon Sir John Herfchel bemerklih gemacht hat, fih nicht mit der An: nahme verträgt, daß die Structur der Erdrinde nah einem andern Notationsgefege erfolgt fey, als dasjenige, welches die Structur des Kerns der Erde beftimmte. Der zweiten Hppotbefe zufolge, foll die Gleihförmig: keit des Klima's während der alten geologifchen Perioden dem Einfluffe zuzufchreiben feyn, welchen die Gentralmärme des Erdballs damals auf deffen Oberflähe ausgeübt habe. Herr Harfneß widerlegt diefelbe durch die Bemerfung, daß die Leitungsfühigkeit der Erdrinde fo gering fen, daß die Gen: tralmärme der Erde nicht ein Mal das Eis der Polarge: genden zum Schmelzen bringen koͤnne. Wenn ferner diefe Urſache in der Wirklichkeit vorhanden wäre, fo müßte die Waͤrmeausſtrahlung der Erde noch jegt diefelbe feyn und der Erdball folglich eine Wolumverminderung erleiden, die jedoch) erwiefenermaaßen feit 2000 Sahren nicht ftattgefunden habe. Endlich liegt, dem Verfaffer zufolge, der Beweis, daß die Gentralwärme damals auf die Vegetation Eeinen größern Ein- fluß ausgeübt habe, als gegenwärtig, ſchon in dem Umftande, daß felbft in der Falten Zone Steinkohlenlager vorkommen. Denn in diefen Neyionen, wo die Sonne eınen großen Theil des Jahres gar nicht über dem Horizonte erfcheint, würde die Vegetation durch die Gentralmärme zerftört worden ſeyn; denn wenn Wärme ohne Licht auf die Pflanzen einmirft, fo erleiden die Producte ihrer Nefpiration eine Eranfhafte Veränderung und ihr Gewebe desorganiſirt fi. Herr Liebig und andere Gelehrie find der Anficht, daß der Kohlenftoff, aus welchem der größte Theil der Maffe der Pflanzen befteht, günzlih aus der Atmofphäre ftammt. Da nun die Vegetation der Steinkohlenformation rieiige Formen darbietet, und da die prächtige Flora diefer Forma— tion beweif’t, daß damals die, die Entwidelung der Weges tation beyünftigenden Bedingungen im hoͤchſten Grade vors handen geweſen feyen, fo enthielt wahrſcheinlich zu jener Zeit die Atmoſphaͤre eine weit größere Menge Koblenfäures gas, als gegenwärtig. In der That mußte damals der fämmtlihe gegenmärtig in den Steinfohlenlagern enthaltene Kohtenftoff unter der Form von Kohlenfäuregas in der At: mofphäre verbreitet ſeyn, aus welcher er durch die Pflanzen, 641. XXX. 3, 36 aus denen fich die Steinkohle gebildet hat, ausgezogen wors den ift. Herr Brongniart ift der Anſicht, daß, wegen des ftarken Verhältnißrheiles von diefem Gaje, die damalige Luft ſich für die Reſpiration der Landthiere nicht geeignet habe, und feine Meinung wird dur den Umftand beftätigt, daß die Alteften Weberrefte von in der Luft athmenden Thies ten ji erft in Sormationen finden, die jünger find, als das Steinkohlengebirye. Herr Harkneß meint, im geraden Verhältniffe zu der in der Utmofphäre enthaltenen größern Quantität Kohlens ſaͤuregas, ſey die Dichtheit der Atmofphäre bedeutender ges wefen, und zwar in dem Grade, daß fie ſich in Betreff der Ginmwirfung der Sonnenwärme ganz anders verhalten habe, als die jegige Atmofphäre. Es ift ein bekanntes phyſikali— ſches Geſetz, daß die Flüffigkeiten, fowie wahrſcheinlich alle nicht regelmäßig Ernftallijicbaren Körper, im geraden Vers hältniffe zu ihrer Nefractionstraft von der Wärme ducchfekt werden. Nun hängt aber die Mefractiongkraft von der Dichtheit ab, und da, nah Obigem, die Atmofphäre wäh tend der Altern Epochen weit dichter war, ald gegenwärtig, fo mußte fie audy weit leichter von der Waͤrme durchſetzt werden. Zur Erklärung der Gleichförmigkeit des Klima’ nimmt der Werfaffer an, diefe größere Dichtheit der Atmofphäre habe diefelbe weniger durchfichtig machen und ihr folglich eine größere Gapacität für den Wärmeftoff ertheilen müffen, möge diefer leßtere num von der Eonne oder von der Aueſtrah— lung der Erdwärme hergerührt haben. Das Refultat würde eine Mäßigung der Extreme der Hitze und Külte, d. h. eine gleichmäßigere Temperatur, geweſen feyn. Gegenwärtig ver— lieren die Regionen der Erde, während degjenigen Theils des Sahres, wo die Sonnenftrahlen auf fie am Schrägften einfallen, durch die Ausftrahlung nach dem Weltraume mehr Waͤrmeſtoff, als fie deffen durd) Abforption gewinnen; allein in den der Bildung des jungen rothen Sandſteins vorher: gegangenen Epochen wurde derjenige Theil des Waͤrmeſtoffs, welcher gegenwärtig in den Weltraum ausſtrahlt, von der Utmofphäre abforbirt, welche damals eine größere Capaci— tät für den Waͤrmeſtoff befaß, als gegenwärtig, und aud) diefer Umftand wirkte auf Erhaltung einer gleihförmigeren Temperatur hin. Dbigen Betrachtungen zufolge, fagt der Verfaſſer, leuch— tet ein, daß vor dem Beginne des animalifhen Lebens und wahrfcheinlih während unzähliger Sahrhunderte, welche der Scyöpfung der organifchen Wefen überhaupt vorbergingen, bis zu der Epoche, wo die Landthiere zuerft auftraten, die Erde ein wärmeres und gleichformigeres Klima befeffen has ben muß, als gegenwärtig. Diefe größere Gleichfoͤrmigkeit fheint von der größern Dichtheit der den Erdball damals umgebenden Atmofphäre, fowie diefe größere Dichtheit von dem ſtarken Verhältnißtbeile an Koblenfüuregas, welcher ge= genwärtig in der Steinkohle firirt iſt, bergerührt zu haben. Wir müffen geftehen, daß Herr Harkneß die That— ſachen, auf welche er feine finnreihe Hypotheſe gründet, in einer fehr fharfiinnigen Weife ausgelegt und zufammenges 37 ftele hat. Indeß läßt ſich ge,en feine Anfiht Manches er: innern. j Um zu beweifen, daß die Gentralwärme der Erde wäh: tend der Steinkohlenperiode auf die Erdrinde feinen größes ten Einfluß ausgeuͤbt habe, ald gegenwärtig, führt er an, Wärme ohne Licht fey der Vegetation unglnftig. Allein diefer Beweis läßt fich leicht widerlegen; denn offenbar wa— ren die Polargegenden, wo die Steinfohlenpflanzen damals vegetirten, zu jener Zeit wärmer, als gegenwärtig, und die Wirkung dieſer Wärme mußte diefelbe feyn, mochte letztere nun aus der Atmofphäre oder aus der durch die Gentrals wärme geheitzten Erdrinde herruͤhren. Mir möchten Anftand nehmen, mit Herrn Harfnef zu Iäugnen, daß der Einfluß der Gentralmwärme auf die Erd: tinde in der Steinkohlenperiode ftärfer gewefen fey, als ges genwärtig, denn da diefe Ninde in Folge des Erkaltens der Erde an Staͤtke zunimmt, fo mußte fie damals dünner feyn, und folglih mußte die Gentralmärme damals ftärker einwirs Een, als gegenwärtig, auch die Ausftrahlung anders beſchaf— fen feyn, als jest. Daraus, daß fi) die Erdrinde feit zweitaufend Jahren nicht zufammengezogen hat, läßt fich, un= feree Anſicht nach, nichts folgern, denn wie groß diefe Zahl auch in ihrem Verhältniffe zur Gefhichte des Menfchenge: ſchlechts erſcheinen mag, fo ift fie doc im Vergleiche mit ‚ben gewaltigen Perioden der geologifchen Gefhichte der Erde nur eine kurze Spanne Zeit. Der Einfluß diefer Centralwaͤrme ſteht mit Herrn Harkneß's Anfihten nicht im Widerfpruche, welche ung ‚übrigens ziemlich diefelben zu feyn fcheinen, wie die des Herrn Elie de Beaumont und Herrn Brongniart. Diefer Einfluß mufte die Dichtheit der AUtmofphäre vermehren und deren Durcfichtigfeit vermindern, indem, wie Herr Elie de Beaumont bemerkt, wegen ber geringen Dide der Erdrinde zur Zeit der Steinfohlenformation, fein Polareis vorhanden ſeyn konnte, auch die heifen Quellen und das Ausftrömen heißen Dampfes weit häufiger feyn mußten, als gegenwärtig; ferner, daß jedesmal, wenn die Sonne ſich von den Polen entfernte, der Boden fih mit Nebeln bededen mufte, melche die nächtlihe und winterlihe Ausftrablung verhinderten, und die Nächte und Winter wärmer machten, ohne der Sommerwärme Abbruch zu thun, alfo die mittlere Temperatur erhöhten; wozu noch der Einfluß eines wärs mern Meeres auf Ausgleihbung und Milderung des Klima’s binzufam. *) Die von Herrn Harkneß und bie von Herrn Elie de Beaumont aufgeführten Umftände zufammengenommen bewirkten alfo in der Vorzeit jene durch die Anmwefenheit der Ueberrefte einer Tropenvegetation in der Nähe der Pole bes zeugte Gfeichförmigkeit der Qemperatur. (Bibliotheque univ. de Geneve, Fevrier 1844.) *) Huot, Nouvel manuel complet de G£ologie. Encyclop. Roret. p. 118. 641. XXX. 3, 38 Ueber das corpus luteum, Von T. Wharton Jones, Esq. Baer's Meinung, daß das corpus luteum aus einem innerhalb der innern Lage des Graaf’fhen Blaͤs— chens (ovulum Graafianum) erzeugten Producte beftehe, wird von Bifchoff gegen die in England herrfchende An— ſicht unterftügt, nämlich, daß die gelbe Subſtanz zwiſchen zwei Lagen der MWandungen de8 Graaf’fhen Blaͤschens (wie Dr. Montgomery meint), oder außerhalb diefer beiden Lagen liege (wie Dr. Lee behauptet), Barry's Angaben *) find der Anfiht Montgomery’s günftig, ob- wohl er in der Hauptfahe mit Baer übereinftimmt, ohne dieß ındeß, wie es feheint, felbft zu wiffen. Barry be trachtet feinen „Eiſack“ (ovisac) als die innere Lage des Graaf’fhen Blaͤschens. Nun Eonnte aber Baer, wenn er angiebt, die innere Lage des Graaf’fhen Bläschens verwandle fich in das corpus luteum, dabei nicht an Barry’s Cifad denken, indem ihm die Eriftenz einer fol« hen Structur ganz unbefannt war, fondern er meinte die innere age der zelligevasculöfen Wandung des Graaf’fchen Blaͤschens, die Hülle von Barry's Eiſack. Dieß Alles ift Barry hinreichend bekannt; allein im 157jten Ab: f&hnitte feiner zweiten Cerie fpriht er ganz ohne Noth fein Bedauern darüber aus, daß er von Baer's Anficht abweihen müffe, und erklärt fi) in der Anmerkung mit Montgomery’s Meinung einverftanden, wodurd er jes doch mit ſich ſelbſt in MWiderfpruch geräth, indem Mont: gomery die Lagen des Graaf’fhen Bläshens ganz in demfelben Sinne nimmt, wie Baer. Sn der That, ift Dr. Barry's Eifad, oder Bi: fhoff’s tunica propria *) de8 Graaf’fhen Bläschens nur bei'm DBeginne der Entwidelung vorhanden und fpäter nirgends zu finden. „Meinen Beobachtungen Über die Bil: dung der Graaf’fhen Bläschen zufolge, fagt Bifhoff P. 45, habe ich allerdings eine tunica propria angenom— men, welche dußerlih mit einer Faferfchicht belegt wird und fammt diefer das Bläschen repräfentirt. Aber ich habe nie gefunden, daß diefe tunica propria ſich als eine befondere Lage des Blaͤschens trennen läßt, daher ich deren Vorhan— denfeyn nur theoretifh zur Erklärung des Entwidelungspro= cefjes angenommen habe. Barry fagt in feiner zweiten Arhandlung, Abfchnitt 154, p. 317, daß binnen wenigen Stunden, nachdem dag Ei aus dem Graaf’fhen Bläschen herausgetreten fey, der Eiſack fih ohne Schwierigkeit aus *) Vol. Bd. XI. und XIV., Nr. 228. und 306. der Neuen Notizen. *+) Die Ausdrüde Eifad (ovisac) und tunica propria werben in dem befchreibenden und erläuternden Gataloge des Mufeums des Königl. Collegiums der Wundärgte, Bd. V., in einem andern Einne gebraucht, wie oben. Eifad wird dort das ganze Graaf'ſche Bläschen genannt; tunica propria für die zellig = vasculöfe Wandung des Graaf’fhen Bläshens ober Bar: ry's Hülle des Eiſacks gebrauchtz während das, was, wie oben geſagt, von Barry Eifad, ober von Bifhoff tu- nica propria genannt wird, dort Eibläschen (ovarian ve- sicle) heißt. 5* 39 dem geplasten Graaf’fhen Blaͤſchen herausbrüden laſſe; allein im 155ften Abfchnitte fagt er: nah Verlauf von mehreren Tagen werde der urfprüngliche Eifad nicht mehr im ovarium angetroffen; und in einer Anmerfung bemerkt er, er wiffe nicht, ob in der Zwiichenzeit der Eiſack an Ort und Stelle veforbirt, oder ausgetrieben werde; beim Schweine will ex jedoch Uebervefte von den Eifäden in dem infundi- bulum gefunden haben. Mit Beziehung auf diefe Angaben bemerkt Bifchoff, er babe nie gefehen, daR irgend eine tuniea propria ſich nach der Austreibung des Eichens aus dem Bläschen von diefem abgelöfft habe. Die in der eriten Periode nach dem ntweichen des Eichens in dem Bläschen zu findende gallertartige Maffe ift, feiner Behauptung nad, keineswegs die tunica propria des Bläschens oder Beu— telhens des Eifades, wie Barry meint, fondern die Flüͤſ— figkeit des Bläschens und der membrana granulosa, welche nicht vollitändig entwihen und Ddidlicher geworden, aud duch ſtarke Entwidelung ihrer Zellen in eine Elebrige, zufammenhängende Maffe verwandelt worden ift. Barry's eigne Figur 98., Tafel V., dient dieſer Behauptung Bi: ſchoff's zur Beftärigung. Um auf Montgomery und Lee zuruͤckzukommen, fo beweiſen die von dieſen Herren dargelegten Faͤlle ganz unbeftreitbar, daß wenigftens die Achten eorpora lutea des Menſchen Eein Product der innern Lage des Graaf— ſchen Bläschens (dev innern Page in Baer’s, niht Bars tn’s, Sinne) find; denn bei diefen corporibus Juteis wird bald nah der Conception die innere Lage nur wenig verändert gefunden, und fie ift bei ihnen durchaus nicht der Sitz der Entwidelung des gelben Products. Die gelbe Subftanz ift, wohl zu bemerken, ein neu: hinzutretendes Product und nicht eine Umbildung des Bells gewebes irgend eines Iheiles der Wandung des Graaffcen Biäshens, wie Barry, Baer, Bifchoff und der Ver: faffer der Bemerkungen in dem Gataloge des Mufeums des 8. Collegiums der Wundärzte anzunehmen feinen. Die vom legtgenannten Verfaſſer mitgetheilfe Definition des cor- pus luteum, „das verdidte parenchymatoͤſe eigenthümliche Gewebe oder tuniea propria des Eiſacks“, iſt unrichtig. Nah den im Gataloge enthaltenen Angaben über die im Mufeum befindlichen corpora lutea muß zugegeben were den, daß die Präparate cher die Anfihten von Montgo: mery und Zee, infofern diefeiben miteinander übereinjtim: men, als die im ataloge felbft aufgeftellten, unterftüßen. Montgomery ift, wie oben bemerkt der Anficht, daß die gelbe Subftanz zwifchen den beiden Tagen fich be: finde, in welche ſich die zellige gefäßreihe Wandung bes Graaf’fhen Blaͤschens auf anatomifhem Wege zerlegen 641. XXX. 3. «0 laͤßt, während Zee behauptet, die gelbe Subftanz befinde ſich gänzlich außerhalb beider Lagen, und daß, wenn ziwis fen der gelben Subftanz und dem stroma des Eierſtockes irgend eine Membran vorhanden zu feyn fcheine, dieß ledige lih von der Verdichtung des benachbarten Theiled des Stroma herrühre. Nach der Unterfuhung des vom Dr. Lee vor einigen Jahren in den Medico-chirurgical Transactions befchriebenen ganz jungen corpus luteum, muß ſich der Verfaffer diefer Bemerkungen mit Dr. Lee's Anfiht ganz einverſtanden erklären, und das, was in dem mehr erwaͤhn— ten Gataloge bei der Befchreibung der im Muſeum des R. Gollegiums der Wundärzte befindlihen corpora lutea ges fagt it, iſt diefer Meinung ebenfalld durchaus günftiyg. (London medical Gazette, January 1844.) Miscellen Blumen und Früchte von Auftralien. Biele Frücte, welche in England nur in Häufern gezogen werden können, gedei— hen ia diefen Golonieen an gefhüsten Stellen im Freien, wogegen andere, denen das gemäßigte feuchte Elima Enaland’s zuſagt, in der heißen trodnen Atmofphäre Neuholland’s durchaus nicht gezo— gen werden können. Gewinnt der Coloniſt aud) ohne Mühe Weines trauben und Apfelſinen, fo entbehrt er dagegen den Apfel, die Joe hannisbeere, die Stachelbeere und die koͤſtliche Erdbeere. Wie es um die Früchte ſteht, ſo ſteht es aud um die Blumen. Diele eins heimiſche Biumen find ungemein faön, und die Pelargonien wach— fen wie Unkraut, allein viele der beliebteften Blumen Englante fommen in Reuholland nicht fort. Die einheimifhen Blumen jind meiſt ohne Wohlgeruh und fehr pergänalich, indem fie nur den Srühling über blühen. England ift in diefer Beziebung offenbar {m VBortheil; denn das ganze übrige Zabr hindurch ftehen die mit Geftrüpp bewachſenen Ebenen Neuhollands dürr und ſchmucklos da, während Englands Fluren faft das ganze Jahr über arünen und mit Blumen geziert find. (Bartlett's New-Holland, Edinburgh new philos, Journ. Jan. — Apr. 1844.) Ucber die hemifhe Analyfe der Haare theilt Van Laer folgende Refultate mit. Die Haare beſtehen aus einer dem Leime ähnlichen Subſtanz und aus einer andern. welche aus Schwe— fel und Proteine zufammengefegt ift. Der Schwefelgehalt it ſehr beträdhtlih; das mittlere WVerhältniß ift 5 zu 100; und dieß ift wahrfcheinlich die Urfahe, warum die Haare durch Merallialze ſchwarz werden. Der Verfaſſer konnte nicht, wie Bauquelin, färbende Dele, oder fchwarzes fchmwefelhaltiges Del in Schwarz zen, oder gelbes Del in rothen Paaren auffinden. Die Haare bes figen demnach feinen färbenden Stoff (2). Sie enthalten folgende fette und in Alcohol Löslihe Eubftanzen: Margarine, Margarine fäure, Elaine, einen braunen, in Waffer loͤslichen Ertractivftoff, falgfaure Soda, falzfaures Kali und efiigfaures Ummoniaf, Anore ganifhe Subſtanzen (fhrwefels und phosphorfaurer Kalk, Kieſel— fäure), fowie Eifenoryd, variiren in ihrer Quantität und fteben in keinem Zufammenhange mit der, Karbe der Haare, cin Refultat, welches dem Vauquelim's entgegengefest ift, welcher die Farbe vom Eifengebalte herleitete. (Yan Laer, Schrikundige Onderzoe- kingen, gedaan in het laboratorium der Utrechtsche Hooge- school, Tweede Stuck, 1842, in Arch, gen. Jan, 1844.) nn — —— — — u — a Ueber die Prognofe beim Scarlad) fagt Dr. Kennedy in feiner Befchreibung der Scharlah = Epidemie, welche in Dublin von 1834 bis 1842 herrfchte: Se länger der Anfall Über dem Kranken zu fehmeben fchien, bevor wirkliche Symptome auftraten, defto fchlimmer ftand e8 um den Kranken. Wenn der Arzt fruͤh herbeigerufen wurde, und die Tonfillen bereits ſtark angefchmollen oder das 41 64. XXX. 3. Exanthem ſchon vollftändig auf der Bruft ausgebrochen fand, fo Eonnte er gewiß feyn, daß der Fall ein fehr ſchwerer feyn würde, oder wenn er flatt deffen nur einige Anfchmels lung der Hände oder des Gefichtes fand, fo konnte er den— felben Schluß maden. Gin jedes Ohnmachtgefuͤhl bei’m Beginne des Anfalles oder irgend eine ungemöhnlidye Nies dergefchlagenheit, welche fih aus den anderen Symptomen nicht genügend erklären ließ, waren ſtets mit Argwohn zu betrachten. Die legte Epidemie bot reiche Gelegenheiten dar, alle die Bemerkungen zu beftätigen, welhe Schrififteller in Bezug auf die Eruption gemacht haben. So, 5. B., wenn fie zu fpät oder zu früh auftrat, oder wenn fie einen flüch tigen Character zeigte, erforderte der Fall ſtets Aufmerk— famteit. Es fehien auch als befonders ungünftig, wenn das Exanthem nur in Fleden zum Ausbrucde fam, Die Quan— tität der Eruption ſchien von größerer Bedeutung zu feyn, als die Qualität; nach den Büchern follte man vermuthen, daß eine Eruption von dunkler Farbe nothmwendigerweife uns günftig ſeyn müßte, was aber bei diefer Epidemie feines: weges immer der Fall war. Cinige der ſchlimmſten Fälle, welche genafen, boten eın fehr dunkelfarbiges Eranthem dar, dagegen in einigen fehr fhlimmen Fällen. hatte die Eruption eine ungewöhnlid glänzend = rothe Faͤtbung, und auf dem Unterleibe zeigte fi oft eine lebhaft geröthete Fläche. Wo nad) der vollftändig erfolgten Eruption ein neuer, von dem erften gänzlich verfchiedener, Ausbruch ſtattfand, war der Ausgang ſtets lethal. Daffelbe war dann gewöhnlidy der Fall, wenn die Eruption an Sntenfität von Stunde zu Stunde zunahm, während man nad) den anderen, zur Zeit vorhandenen Symptomen ganz das Gegentheil hätte ver: muthen follen; in folchen Fällen war auch ein ungemein bartnäciges Erbrechen und Purgiren zugegen. Lividität der Hände und Füße war flets ein unglnftis ges Zeichen, fowie auch Kälte der Haut im Allgemeinen oder unregelmäßige Vertheilung der Wärme. ine zu hohe Temperatur war beffer, als eine zu niedrige, doch ftellte ſich ein calor mordax als ungünftiges Moment für die Pro: gnofe. Die Neigung zu Froft, wenn auch nur augenblid fih und von einer fogenannten Gänfehaut begleitet, war ungemein ungünftig. Wenn eine bedeutende Frequenz des Pulfes vorhanden war, fo war der Fall ftets bedenklich. Sch fah jedoch mehre, wo er einige Zage hindurch mehr ald 140 fchlug, am Ende aut verlaufen; im Gegentheile verliefen Fälle tödtlich, be— fonders bei Frauen, wo der Puls bis wenige Stunden vor dem Tode 108 nicht überftieg. Ein Puls von 130 Schlaͤ— gen war bei Männern ein fehr ernftes Symptom, befonders wenn er zugleih ſchwach war. Erbrechen im Anfange des Anfalles war günftig, ſo— bald e8 nicht lange andauerte, aber eine jede Ruͤckkehr def: felben, nachdem es einmal aufgehört hatte, war ſtets beun= ruhigend, Won allen einzelnen Symptomen aber erforderte der Zuftand des Darmcanals vielleiht am Meiften Aufmerk⸗ famkeit. In fehe vielen der fehwerften Fälle fpielte Purgis ten eine Hauptrolle. Sein Erfcheinen am Anfange des Anfalles war wichtig, noch mehr aber, wenn es dann auf: 42 hörte und wiederkam. in jeber reizbarer Zuftand des Darm⸗ canals, fo, 3. B., die heftige Wirkung eines Clyſtirs oder eis ned ganz milden Abführmittels, erforderte ftets Aufmerkfams keit. Nicht allein aber in nicht complicirten allen der Epi— demie war Purgiren ein wichtiges Symptom, fondern auch deßhalb, weil in diefen Fällen bäufiger, al8 in anderen, $ols gefrankheiten, und gewöhnlich die ſchlimmſten derfelben, eine furchtbare Anfhmwellung des Halfes oder purulcnte Ergie— fung in die Gelenke, zu befürchten waren. Verſtopfung war darum nicht nothmwendig ein günfliges Symptom, wies wohl e8 dieſes doch in den meiften Fällen war, Der Zuftand des Schlundes gab im Allgemeinen we— nig Anhaltspuncte für die Prognofe. Ich fah Fälle günftig verlaufen, wo die Ulceration fehr ausgebreitet war, fowie andere, wo die Zonfillen fo angefhwollen waren, daß fie aneinander anftiefen. Es waren jedoch drei Zuftände, tele che ftets ein ſchweres Leiden anzeigten; das erſte war geringe oder gar feine Anfchwellung bei ftarfem Gongeftionszuftande und zuweilen livider Färbung; der zweite Neigung zu oe— dema glottidis und der dritte zu diphtheritis. Sobald die Zunge gegen den vierten oder fünften Tag troden murde, erforderte dieſes ſtets Aufmerkfamkeit: es zeige te entweder, dafi der Kranfe in einen typhoͤſen Zuftand vers fallen oder von einer äußeren Anfchwellung des Halſes bes fallen werden würde, Was die Gehirnſymptome betraf, fo waren Gonvulfionen und coma fehr bedenklich, wiewohl die erſteren noch günitiger, als das legtere, waren. Ich babe keis nın Fall von; Scharlady genefen fehen, wo tiefes coma ein— trat. Heftige Delitien waren ſtets fchlimm, doch Fam bei diefen zuweilen die auffallendfte Genefung zu Stande. Die ftarke Injection des Augapfels, fowie die flimmernz den Bewegungen der Umgebung der Pupillen, waren ſchlech— te Zeichen, ebenfo eine fortdauernd contrabirte Pupille. Wenn die Convulfionen mit coma alternirten, oder das letztere von unwillkuͤhrlichen Ausleerungen begleitet war, fo war der Fall faft hoffnungstos. Jede ungewöhnlibe Unruhe genügte, felbft wenn die anderen Symptomen verhältnifmäfig günftig waren, um Beforgniß zu erwecken. Bon den Nahkranfheiten des Scharlahs will ih nur eine in Bezug auf die Prognofe anführen, nämlich die Ans ſchwellung des Halfes. Selbft wenn fie nur eine Seite afs ficirt, war fie ein fehr ernfteg Symptom, und je jünger ber Kranke war, defto fehlimmer; wenn fie auf beiden Geiten vorkam, war fie natürlich noch gefährlicher, und ich ſah nie einen Fall genefen, wo die Anfhwellungen in der Mittellinie zufammenftiegen. Je früher die Anſchwellung während der Krankheit auftrat, defto fhlimmere Ausficht für den Kranz fen, denn dann traten weit eber Gonvulfionen oder coma ein, als in einer fpätern Periode, wo die Gefahr mehr von ausgedehnter Verfhwärung, von reiner Schwäche, oder mög= licher Hämorrbagie ausging. in Nachlaſſen der Anſchwel— lung, welches oft bemerft wurde, ftellte, nach meiner Erfah- rung, die Prognofe nicht günftiger. (Dublin Journal, Nov. 1 € Ueber den Schenkelbruch (hernia cruralis.) Von Demeaur. Ein befonderer Umftand Fommt noch zu dem fchon bekannten hinzu, um das häufigere Vorkommen der Schenkelbrüce bei Frauen zu erklären; bei ihnen ift nämlich der Schyenkelring weiter und die Schenkelgefäße Eleiner, als bei'm Manne, welche beiden Verhältniſſe die Entjtehung des Bruches begünftigen. Der Hals des Schenkelbruchſackes fteht nicht, wie man es all: gemein behauptet, mit dem ligam. Gimbernati in Verbindung; er liegt demfelben zwar fehr nahe, aber aus diefem Bande entftcht nur die Aponeurofe, durch welche der Brudy hindurchaeganaen iſt; es bildet, wenigftens gewoͤhnlich, Eeinen Theil des fibröfen Ringes, auf weldyen fi der Hals des Bruchfades abgedrütt hat. Die art. epigastrica, welche man gewöhnlich als dicht nach Außen vom Halſe befchreibt, ift von demfelben mehr als 1 Gentim. entfernt. Herr Demeaur bat diefe Unordnung an mehr, als fechezig Brüs hen, gefunden. Die Einſchneidung kann alfo das Gefäß nicht vers lesen, als nur dann, wenn man ihm eine zu große Ausdehnung giebt. Daffelbe 1äßt fich auf die Nähe der Saamengefäße bei'm Manne anwenden. Man weiß, daß die Beforgniß, diefelben zu verlegen, mehrere Wundärzte abhielt, das Biftouri nad) Oben zu führen. Herr Demeaur glaubt, dab diefe Beforgniß übertrichen fey. Er bat Gelegenheit gehabt, neun Schenkelbrüdhe bei'm Man: ne zu feciren, und die genaue Unterfuhung der Lage der Theile hat ihn zu der Anficht geführt, daß in der Mehrzahl der Fälle ein Eins ſchneiden von 1 Centim. nad diefer Richtung hin ungeftraft aus: geführt werden koͤnne. Wir dürfen jedoch nicht vergeffen, daß dieſe Sectionen ſich alle. auf nicht eingeflemmte Brüche beziehen; Herr Demeaur’s Schlußfolge Eann daher die Chirurgen nicht vollkom— men licher ftellen, da Niemand läugnen wird, daß die Ausdehnung der Ringe bei der Einklemmung im Stande ift, diefelben dem im Normalzuftande entfernter liegenden Gefäße anzunähern. Diefelben Anfichten ungefähr fpriht Here Demeaur über die Lagerungsverhältniffe der a. obturatoria aus. Selbſt wenn dieſes Gefäß hoch oben aus der a. epigastrica entfpringt, und der Brud)s ſackhals auf diefe Weife von der durch die beiden Arterien gebildes ten Schlinge gewiffermaaßen umgeben wird, hält Herr Demeaur die Entfernung für groß genug, um ohne Gefahr einzufchneiden, fo: bald nur der Schnitt innerhalb der gehörigen Gränzen bleibt. Noch eine andere Urſache ſpricht für die Unfchuldigkeit diefer Ope— ration, nämlich die, daß jene Arterienfchlinge den Schenkelring um: f&hreibt, und nah Herrn Demeaur die Einklemmung des Bru— ches niemals an diefer Stelle eintritt. Diefes führt uns darauf, einen der intereffanteften und am Meiften originellen Puncte diefer Arbeit zu befprechen, nämlich die Beftimmung der Stelle der Ein: tlemmung bei'm Schenkelbruche. Nah Herrn Demeaur Eann die Einklemmung des Grural: brucdhes entweder von einem fibröfen Ringe oder vom Halſe des Bruchſackes ausgehen, fie wird aber niemals im Niveau des fones nannten Schenkelringes hervorgebracht, und findet ftets in einer Deffnung der fascia cribriformis ftatt. Die Anficht des Herrn Demeaur läßt fich auf folgende zwei Puncte zurückführen: 1) Die Einftemmung findet niemals weder im Ringe noch im Niveau dee Scyenkelrinaes ftatt. Zuerſt Scheint fchon die Form der Bruchpforte ein genuͤgender Beweis dafür zu feyn. Arnaud nahm nur einen Schenkelring an; Scarpa glaubte einen wirk— lihen Canal zu finden; Cooper, Thomfon, Gloquet und Belpeau haben das Vorhandenfeyn eines fibröfen Reifens con= ftatirt, deffen fich erweiternder Theil von dem eigentlich fogenanns ten Schenkelringe (dem tiefen Scenkelringe oder Bauchringe einis ger Schriftiteller) gebildet wird. Wie Eönnte man alfo annehmen, daß, da die Theile cinen Reifen zu paffiren haben, fie am böchften Puncte die meifte Einfhynürung erleiden folen? Herr Demeaur fügt hinzu, daß in den zahlreihen von ihm beobachteten Fällen der Schenkelring gar Feine Rolle fpielte. Uebrigens, fügt er noch hin: zu, ift dee Ducchmeifer diefes Ringes relativ zum Umfange einer Hernie bei Weitem zu groß, als daß diefe in demfelben eingeklemmt werden Eönnte, Endlih weiß man, daß der Hals des Sackes 641. XXX. 3, 44 von der fibröfen Deffnung, welche ihn durchgehen läßt, einen Ein: druck bekommt. Herr Demeaur bat nun aber niemals den Bruchſackhals im Niveau des Schenkelringes gefunden. 2. Die Einflemmung des Schenkelbruches findet immer im Niveau der Wandungen des Reifens ftatt, welche ihn durch eine ihrer Oeffnungen hat hindurchgehen laſſen. Hören wir ihn hier ſelbſt. Bei einer großen Zahl von Schenfelbrüchen, mochten fie nun Darm: oder Negbrücde feyn, habe ich das Fallopiſche Band und einen Theil der darunter gelegenen fascia lata durchſchneiden können, ohne daß der Eingang des Sades erweitert worden wäre. Sch habe aud das ligam. Gimbernati durdyf&hnitten, mit Schonung des fibröfen Ringes, in deffen Niveau der Bruchſackhals ſich be: fand, uno dafjeibe Reſultat erhalten. In andern Fällen brachte ich, nachdem der Sad aus der fibröfen Deffnung entfernt worden war, den Finger in diefelbe ein und Eonnte dann nad) der Reihe das Fallopiſche Band an einer oder mehreren Ötellen, ja felbit das li- gım. Gimbernati durdfchneiden, ohne daß die Deffnung im Min— deiten erweitert worden wäre. Endlich legte ich bei einer Frau, die an einer nicht operirten eingeflemmten Schenkelhernie im Hotel Dieu geftorben war, die Theile bloß, durchſchnitt das ligam, Fal- lovii in feinee ganzen Dicke und fand, daß diefe Reſiſtenz dee Bruchſackhalſes diefelbe war; ich fand auch, daß dieſe Refiftenz nicht nur im Niveau des Bruchfadhalfes, fondern auch an einem fibröfen Ringe, in deſſen Niveau diefes fih befand, vorhanden war, Später durchſchnitt ich auch das ligam. Gimbernati, nichtsdeſto— weniger bot der Hals und der Ring dieſelbe Reſiſtenz dar. Nach den Anſichten des Herrn Demeaux nun, über den. Sig der Einflemmung, ift es bei der Zaris beffer, das Glied in eine leichte Ertenfion zu bringen, als es flectirt zu erhalten, Wenn die fibröfe Membran, durch welche der Schenkelbruch hine durchgegangen ift, ſich in einer völligen Erfchlaffung befindet, fo wird fie fih auch durch den Druck herabdrüden lajfen, während, wenn fie etwas geſpannt ift und die fibröfe Deffnung einen leichten Widerftand darbietet, der Bruch fich zwifchen zwei Kräften, der Hand des Dperateurs auf der einen und dem fibröfen Ringe auf der andern Seite, befinden wird. Aufdiefe Weife comprimirt, wird er fi in die einzige Oeffnung hineindrängen, durch welche er dem Drucke ausweichen Fann, nämlidy in den Schenfelring. Was die Erweiterung der Bruchpforte betrifft, fo ift Here Demeaur der Anficht, indem er annimmt, daß die Einflemmuna, mag fie nun vom Ringe, oder vom Bruchſackhalſe ausgehen, ftets an der untern Deffnung des SchenEelcanales ihren Sitz habe, daß man ben Umfang derfelben nach allen Richtungen bin ungefcheut einichneiden Fann, da Fein wichtiges Organ nahe liegt. Die Ger genwart der venn saphena nach Unten möchte allein es raͤthlich machen, den Schnitt nach dirfer Richtung hin nicht auszuführen. (Aus Ann. de la Chir. fraug. et etrang. im Gaz. med. de Pa- ris, 23. Mars 1344.) Ueber die epidemifche religiöfe Erftafe in Schwe: den in den Jahren 1841 und 1842. Von Dr. C. Sonden, Arzt am Irrenhoſpitale zu Stodholm. Diefe eigenthümliche Krankheit war im Allgemeinen durch zwei hervorftehende und bemerkfungswerthbe Symptome ausgezeichnet, von denen das eine Förperlih war und in einem fpasmodifchen Anfalle unmillfübrlicher Gontractionen, Verdrehungen u. ſ. w., das andere pfychifch in einer mehr oder weniger mwillkührlichen Exſtaſe beftand, während weldher der Kranke himmlifhe, übernatürliche Dinge zu fhauen glaubte und ſich angetrieben fand, über diefelben zu fprechen oder, wie das Volk faate, zu predigen. Zumeilen va— riirte das eine oder dag andere diefer Symptome etwas in einzels nen Fällen, aber diefe Variationen waren fo unbedeutend, daß jene im Grunde immer diefelben blieben. Der Krampfanfall beftand vornehmlich in convutfivifchem Auffahren, baßlichen oder Lächerlichen Verzerrungen, welche die Muskeln des Gefichtes, des Körpers, bes fonders der Ertremitäten, am Häufigften der Schultern, entftellten, und zumeilen in Sprüngen und Laufen, die oft jo gewaltfam wur— 45 den, daß der Kranke nicht auf einem Stuhle figen, nicht im Bette liegen zu bleiben vermochte, Die Krankheit war jedoch nicht von Tanzwuth oder halbparalytifdien Symptomen begleitet, wie wir fie bei'm gewöhnlichen Veitetanze finden. Als, was den Geift oder die Phanrajie des Kranken auf sine unangenehme Weife berührte, rief jene Verzerrungen hervor oder fteigerte fie; ja ein einziges von dem Kranken als gottlos angefihenes Wort, felbft wenn es ganz ohne Abficht und nur en passant ausgeiproden wurde, genügte, um fie erſcheinen zu laffen. Außerdem kehrten fie in unregelmäßis gen Zwifchenräumen wieder, befonders wenn Fremde zugegen was ven, font nicht fo oft, felten, wenn der Kranke allein war und tuum jemals in der Nacht. Ic weiß von feinem Kranken, der üder irgend einen Schmerz geklagt hätte, eine Frau ausgenommen, welche zuerfi von dem Uebel befallen wurde. Einige empfanden nur eine Eleine Unbehaglichkeit während des Vorlauferftadiums, ober die Meiſten fühlten während des Anfalls durchaus Fein Uns wohlſeyn, und erſchienen im Gegentheile fo wohl, wie je. Das Volk fah den Krampf als ein unfeplbares Zrihen von der Gegenwart des heiligen Geiftes im Körper des Kranken und als einen Beweis von der Haͤßlichkeit der Sünden an. Das phyſiſche Symptom characterifirte ſich durch eine mehr oder minder vollftändige Veränderung in dem gewöhnlichen Gebrau« che der Sinne, von wilder der Kranke ploͤtzlich im wachenden Zus ftande befallen wurde, duch den Mangel eines Elaren Bewustſeyns der eigenn Eriftenz und der perſonlichen Freiheit, fo daß die na— türfihe Kette der Geiſtesverrichtungen unterbroden war, während div Eyätigkeit der Einbildungsfraft außergewoͤhnlich gefteigert, oder wenigſtens ausfchließlich geübt wurde, fo daß der Kranke in einer anderen, als der ihn umgebenden Sphäre, zu leben glaubte. Dieſe Tyätigkeit gab ſich zu erkennen durch eine ummwiderftehliche Ge— fhwägıgkeit und durch eine andauernde Manie, dad Wort des Deren predigen zu wollen, durch Bilionen und Weiffagungen zu erkennen. Auch diefer Anfall trat in unregelmäßigen Zeitfriften ein, und Symptome des Krampfıs gingen ihm oft voran, begleiteten ibn und folgten ihm, Die meiften Aerzte, welche Augenzeugen dies fir Anfälle gemefen find, haben jie mit denen des Somnambulismus oder dis magnetifhen Schlafes verglichen, ohne jedoch im Stande u feyn, mit Beftimmtbeit zu behaupten, daß die Parorysmen dies —* Zuſtaͤnden angehörten. Die Reden oder Pridiaten wandten ſich fters auf religiöfe Gegenftände, wie es aud die Wolksbezeichnung: Predigtkrankheit andeutet; fie beftanden in Ermahnungen an die Süns der, ſich zu befihren, in Berwünfhungen gegen jede Art ven Immo— ralität, Trunkenheit, Fluchen u f. w., aber die Wuth der Prediger richtete ſich öfters gegen ganz unſchuldige Vergnügungen, wie Tan— zen, einfache Spiele, oder gegen Gegenftände der Kleidung, wie glaͤnzende Kämme, Knöpfe, Obrringe, rothe Kleider u. dergl. m.5 die Kranken fpradhen oft von Gefichten, welde fie vom Simmel, von der Hölle, von Engeln u. f. w. gehabt hättınz jie fagten auch das Ende der Welt und das jüngfte Gerücht, fowwie den Tag ihres eigenen Todes, voraus, wobei fie ihre Vorherfagungen als heilige Weiffagungen betrachtet wiffen wollten, bei welchen aber in'sge— fammt die Erfüllung ansblieb, und im Allgemeinen gabın jie Als led, was fie in dieſer Art von Erftafe faaten, für unmittelbare Eingebungen des heiligen Geiftes aus, Während der Parorysmen erglängten die Augen der Kranken von einem ungewöhnlichen Glanz ze und fchoffen oft Seitenblide. Die auffallundften Sefticutationen begleiteren die Declamation, die Einbildungskraft war jedoch nicht immer eraltivt; wenn diefes aber der Fall war, fo warın die Auge brüche derfelben ganz eigener Art, wie auch immer die Reden ſeyn mochten, oder häufiger war es der Fall, daß fie voll von Verwuͤn— ſchungen und Drobungen mit der Hölle waren. Die normalen Fun— ctionen gingen dabei ganz regelmäßig von Statten, aber die Ans fälle ließen große Schwädhe und Erfhöpfung zurüd. In der Mehrzahl der Faͤlle ließen fich Reine beftimmten Perioden angeben, dınn der Paroxysmus trat gewöhnlich plöglich und faft in feiner ganzen Intenfität, wie dur einen Zauberfchlag, auf. Vorboten Ban fi) jedoch zuweilen von längerer oder kürzerer Dauer, wels e in einem beftigen Gefühle von Unruhe oder Reue, in Opprefs fion oder einem leichten Schmerze im Kopfe und in den Gliedmaa— fen, erfchiwerter Reſpiration, Appetitmangel, in einer ſchmerzhaften 641. XXX. 3. 46 und brennenden Empfindung in der Bruft und einer Neigung zu Ohnmachten, in algemeinem Unbehagen, einer beginnenden Unfäs higkeit, den Kopf, die Arme und Beine willtührlic zu bewegen, in einer launijchen Stimmung u. f. w. beftanden. Das Geficht wurde abwechſeind rorh und blaß, der Ausdruc der Augen veräns derte fi und wurde gewöhnlich lebhafter. Der Ausbruch des Ues bels gab ſich durch Krämpfe und die obenerwähnte geiftige Erftafe mit einer unwiderſtehlichen Nigung, zu predigen, Eundz; während diefer Anfälle erklärte jich der Kranke für wobl, ja wohler als je— mals, Mehrere Grade in dır Zutınjität der Parorysmen find beobz adıtet worden. Ic glaube zwei deutlich gefonderte annchmen zu fönnen, einen gemäßigten und einen ftärferen. Sie glicdyen Fin jedoch einander in wefentlihen Puncten, d. h., der Kranke empfand in beiden Fällen diefelben Krämpfe, diefelbe unwiderſtehliche Neis gung, zu predigen, denfelbın Glauben an den unmittelbaren Einfluß einer höheren Macht. Der ſchwerere Zuftand war derjenige, in welchem die Kranken fid) nad einem Anfalle von Gonvulfionen bes fanden, wo fie ploͤtztich bewußtlos niederfielen, und eine längere oder kürzere Zeit hindurch in einem Zuftande von Erſchoͤpfung oder bewußtlos blieben ; während des Anfalles waren fie zumeilen volls kommen ruhig und befanden fich gleichſam in einem tiefen Schlafe, zuweilen traten fortgefegte Verzerrungen ein, jie fchlugen in bie Hände, feufzten, laͤchelten u f. f., dann erlangten fie den Gebrauch iprer Sinne wirder, als wenn fie aus einem tiefen Schlafe erwad)- ten und erzäbiten, daß fie übernatürlihe Viſionen gehabt haͤtten und ſprachen Weisfanungen aus. Die Krankheit befiel gewöhnlich junge Leute von fechzehn bis dreißig Jahren, oft auch Kinder von ſechs bis fehhszehn Jahren. Frauen bildeten die Mehrzahl, dody wurden auch Männer befallen, wiewohl diefe nicht fo als eraltirte Prediger auftraten. Die grös Fire Anzahl der Kranken gehörte der ärmeren Volksclaſſe an, doch feblten aͤuch nicht Brifpiele von Fällen bei Perfonen aus höheren Ständen, Bei Einigen herrſchten die fpasmodifhen Symptome ver, bei Andern die pſychiſchen, bei Anderen wiederum fehlte eine divfer Symptomenreihen gaͤnzlich. In milderen Fällen hatten die Kranken die Kraft, dem Anfalle zu widerftehen und ihn zu unters drucken, fobald nur ihr Wille ſtark genug war, aber die Anfälle kehrten dann um fo fhneller wieder; in den Källen dagegen, wo das Uebel mehr entwicelt war, war der Wille ſchwach oder wurde von dem vorgegebenen Geifte beherrſcht, und wenn die Symptome durch Mittel, fie zu unterdrücken, fichtlich geftiigert wurden, dauer: ten fie Wochen, felbft Monate an. Alle wurden durch eine Art geiftiger Anſteckung von der Krankheit befallen, nämlid dadurch, daß fic auf ein von der „Predigtkrankheit“ ergriffen:s Weib hörten oder es anfhauten. — Einige behaupteten fogar, daß es nur nös thig war, eine ähnliche Predigerfcene befpreden zu hören, um von derfelben Krankheit befallen zu werden, — nur die zuerft ergriffene Frau hatte die Affection zweifelsohne durch das zu viele Leſen frommer Bücher bekommen. Während einer langen Kraͤnklichkeit, welche fie mehrere Wochen hindurch an das Bette gefeffelt hatte, batte fie nichts Anderes gethan, ale die Bibel, die Pfaimen und andere religiöfe Bücher zu lefen, bis ındlich das Uebel zum Ausbruche kam. Während eines Jahres, daß dieſe pſychiſche Epi— demie dauerte, wurden mehrere Zaufend Perfonen von derfelben be= fallen. Jetzt, wo die Krankheit noch immer fortdauert, wiewohl weniger beftig und augenfcheinlich milder geworden, ift es noch zu fruͤh, die Gedichte ibrer Entwidelung auszuarbeiten, oder ſelbſt ftatiftifche Tabellen über die Anzahl der Kranken anzufertigen, und ich beforge, daß es überhaupt unmdglich ſeyn wird, genau die Zahl zu beftimmen, da feine officiellen Berichte bisjegt Darüber vorhanden find. Die an das Königl. Medicinalcollegium geſendeten Berichte umfaßten nur 300 Fälle, welche faum den fechezchnten oder zwan—⸗ zigſten Theil der ganzen Anzahl ausmachen. Bier, wie in ander ren Fällen liegen eigennügige Abfichten, die Sucht, Aufſehen zu ers regen und für heilig zu gelten, Berrüger auffteben, die, die Krank: beit zu haben, vorfpirgelten, aber man wird leicht begreifen, wie ſchroff die oft finnlofen und bis zum Ueberdruffe wiederholten Res den folder Leute ihrem göttlichen Urfprunge widerſprachen Nur der unwiffendfte und abergläubifchfte Theil des Volkes lieg fi) von einer ftaunenden Bewunderung thörigtermeife hinreiz 47 641. XXX. 3, gen. Der Zufammenfluß von Zuhörern aus der Bauernclaffe war jedoch fo groß, die blinde Exaltation und der Fanatismus hatten ſelbſt bei den für vernünftig gehaltenen fo zugenommen , befonders Anfangs, dab man die Menge, zu Zaufenden zu der Hütte des er: ftatifchen Predigers binftrömen fab. Es gelang nur ſchwer, den Haufen von dem wahren Wefen jenes Phänomens, d. h., von feis nem Eranthaften Seyn zu uberzeug n, welche Ueberzeugung no mebr dur den Umftand herbeigeführt wurde, daß Feine der für göttlich gehaltenen Prophezeihungen in Erfüllung ging. Was die Urſachen vorliegender Epidemie betrifft, fo will ich die weſentlich— ften derfelben hier aufzuführen fuchen. Als eine entfernte Urfache muͤſſen wir zuerft die Erziehung des Volkes anfeben, welche gang befonders auf religiöfe Untermweifung gerichter ift, die immer in ziemlich enge Gränzen eingefchloffen war, fo daß Leichtglaͤubigkeit, Mipleitung oder Fanatismus Leicht nachtheilig einwirken Eonnten, Es ift eine unbezweifelbare Thatſache, daß Phänomene, wie die obi— gen, fi) zuerft unter der am Menigften aufgeklärten Volksclaſſe zeigten, daß ferner an den Orten, two das Uebel anfänglich auftrat, die Gemüther lange Zeit vorher durch einzelne Predigten und Betuͤ— bungen von ©ectirern, ſowie durch zahllofe fanatifhe Pamphlets aufgeregt und eraltirt worden waren; endlich, daß die geiftige Stoͤ— rung aus einem vernadläfjigten oder irrigen Religionsunterrichte hervorging Es bedurfte keines ftarken oder außergewöhnlichen Impulſes, um die obwaltende Schwärmerei zu einem wahren Zuftande von Wahnfinn binüberzuführen. in folher Impuls trat jedoch cin, wenn ein an ſich reixbares und empfindfames Mädchen duch das häufige Leſen der Bibel und anderer religid- fen Schriften eraltirt wurde, und endlich in einen Zuftand von Erftafe nad) einer langen neroöfen Krankheit verfiel. Die Epide— mie verbreitete fih mit Blitzesſchnelle unter der bereits aufgeregten Menge. Viele wurden vollftändig afficirt, eine größere Zahl em: pfand mehr oder weniger deutlich ausgefprochene Symptome ber Krankheit, und alle Einwohner waren, wenn aud nit von der pſychiſchen Epidemie, doch von einem fanatifchen Geifte heimgefucht. Außer jener geiftigen Prädispofition find, nicht mit Unrecht, Trun— kenheit und der Genuß fchlechter Nahrung, wie des vom Brande ergriffenen Getraides, als Urſachen der Krankheit angegeben wor— den. (Gazette medicale 1343.) MNMiscellen Ueber Darmpverlegung duch Schlag auf einen Bruhfad, von Afton Key. — Dem VBerfaffer diefes Aufs faßes in Guy’s Hospital Reports 1842, Nr. 14., jind fünf ſolche Fälle vorgefommen, von denen zwei glücklich abliefen. Die Art, wie der Darm von einem Stoß, Schlage 2c. erreicht wird, ift in: different. patient weiß aber vielleicht gar nicht, daß er eine hernia hatte, und die Verlegung Eönnte dann einem Bauchorgane, oder dem Hoden und tunic. beigemeffen werden. Die Folgen der Darmcontujion find deeifah: acute Entzündung, oder ulcerirende, gangränescirende oder raſche Ruptur. Sm mildeften Grade ent— ſtehen Ekchymoſen und hoͤchſtens Lahmheit der musculosa, oder eine Leichte Verftopfung Doc find purgantia zu meiden; bie Natur läßt die Muskelyaut ruhen, ihre Nerven find temporär gez lähmt, fie bedarf Ruhe, und Reize würden Entzündung und Ei: terung erwecken; daher nur ein Kiyftier, oder bei Schmerzhaftig: 48 Eeit (beginnender peritonitis) Opium, deſſen Wirkung (oder Doſis), wenn mit Galomel gegeben, vorberrfchen fol. (Ebenfo ift der Verfaffer gegen Purganzen nad) Derniotomie.) Auch das Erbres hen it als Fingerzeig zu benugen, möglicyft wenig in den Darm einzufahren. Der Chirurg muß die hernia reponiren, der Darm koͤnnte, wenn im Sacke gelalfen, leicht Adhäfionen eingehen. — War die Contujion ftärker, iſt die Vitalität des Darmıs gelähmt, ohne Ruptur, fo ſpricht fich dieß mehrere Tage im Allgemeinber finden aus. Der Bruchſack ift voll von Darm, aber ohne die Spannung, wie bei SJrcarceration, zeigt gequetſchte Hautbe— deckungen, Empfindlicdykeit gegen Berührung; die Taxis gelingt leicht; auf die Erfhütterung des Nervenfyitems (Syncope, Bläffe, matter Puls 2c.) folgt bald Reaction und Örtlihe Entzündung. Ach Hier ift Repofition ohne Gefahr; entweder entjtehen Adhas fionen des Bauchfells, die Fäcalerguß verhüten, odır der Erguß tritt in den Bruchſack, wo dann die Zeichen der SIncarceration, Erbrechen, Berftopfung, Empfindlichkeit des Leibes, Hodenſack- Gefhmwulft, fich zeigen. Vor der Sorglojigkeit oder Verheimlichung Seitens bes Patienten bei folhen Eridyeinungen muß gewarnt werden. Ohne hernia würde ein Schlag auf den Leib den Darm meiftens nicht verlegen. Das chirurgiſche Verfahren muß fich dem Gange der Zufälle anfchließen. Die Eröffnung des Bruchſacks darf nur bei Käcalerguß nicht aufgefhoben werden. Die Erfahr rung lehrt, daß fie in Fällen von faliher Annahme einer Strans gulation gefahrlos war, Nicht leicht wird man, nad) dem Ver: faffer, Contufion und Ruptur verwechfeln, aber man darf Auch die, auf die Gontufion folgende Ruhe nicht als Beweis anſehen, daß der Darm nicht gelitten; denn, wie es fcheint, tritt erft mit beainnender peritonitis Reaction ein: bei ploͤtzlichem Kothextrava— fat werden die Zeichen unzweideutig ſeyn; bei allmäligem wird die Zeit und die Aufgabe der Behandlung (Entleerung des Ertra: vafats) ſich ſchon herausſtellen. Des Verfajfers Sicherheit liegt aber doch mehr in feinem Vertrauen auf feine Erfahrung, als in der Sache; eine fchleihende Entzündung des Darms dürfte lange genug, bis fie ſich nämlich zur Ulceration oder Zertheilung ents ſchieden hat, Zweifel bei der Eur unterhalten koͤnnen; der Verfafs fer räth zu Eeinerlei Haft. (Oppenheim’s Zeitfhrift, März 1844.) Ueber die Structur, Function und Krankheiten ber Kranzarterien des Herzens fuht Dr. Norman Che: vers in einer Eleinen Schrift darzuthun, daß diefe Arterien eine verfchiedene Structur von denen anderer Arterien von gleichem Ca— liber haben, und bemüht ſich, die Gründe diefer Verſchiedenheit anzugeben. Diefe beiteht, nad) dem Berfaffer, in dem Vorhan— denfeyn einer dien Schicht von Kreisfafern unter der feröfen Haut der Krangarterien, die fi) unter einem fpigen Winkel kreuzen; ferner in einer nur zwei Drittel fo dien Haut, wie die einer Arterie von gleichem Galiber, z. B. der arteria radialis. Es geht bieraus hervor, daß die Krangarterien zwifchen Arteriin und Ve— nen in der Mitte ſtehen. Diefe Structur fheint durd) die Function der Kranzarterien bedingt, welche, mebr als andere gleichgroße Arterien, dem directen Einfluffe des Herzens ausgefest, einem ftarken Blutandrange großen Widerjtand leiften muͤſſen. Endlich find die Kranzarterien, im Gegenfage zu den Arterien gleichen Galibers, allen Krankheiten, wie die aorta felbft, ausgefegt. (Guy’s Hospital Reports, April 1843.) Bbibliographische Heuigkeiten. Idiomologie des animaux, ou Recherches historiques, anatomi- ques, physiologiques, philologiuues et glossologiques sur le Ioneusg: des betes. Par Pierguin de Gembloux. Paris 1844. 8. Philosophie chimique, ou Chimie experimentale et raisonnde. Par Edouard Robin. Quatrieme edition revue etc. Tome I. Paris 1844. 3. Mit Kupf. Recherches de Pathologie comparee. Par Ch. F. Heusinger. Cahier 1er- Histoire comparee de la medecine veterinaire. Cassel 1844. 4. (Das zweite Heft [Nosographie compare&e] und das britte [Pathologie compar&e] werden in der Kürze auch erfcheinen.) Cases of Dropsical Ovaria removed by the large Abdominal Section. By D. H. Walne, Surgeon. London 1843. 8. — —— — — Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur - und Heilkunde, gefammelt und mirgerheilt von den Ober» Mebieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeſſer Froriep gu Berlin. NV. 642. (Nr. 4. des XXX. Bandes.) Aprit 1844, Gedrucdt im Landes = Induftrie» Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 Gr Preis eins ganzen Bandes, von 24 Begen, 2 Re. oder 3 Z 30 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr rer IR De Kritiihe Bemerkungen des Herrn Gay:Ruffac über die Theorie der chemifchen Erfcheinungen des Athembolens. Die Theorie, welcher die Kritif des berühmten Chemi— kers gilt, iſt nicht diejenige, die man noch vor wenigen Sahren von allen Lehrkanzeln der Phnfiologie herab ver: kuͤndete und der zufolge die Bildung von Kohlenfäure und Maffer, fowie die Erzeugung (Freimerdung) des Stickſtoffs in der Runge felöft bei der Berührung des Sauerftoffs der Luft mit den capillarifchen Blutgefäßen, ftattfindet. Diefe Anficht von den Erſcheinungen der Reſpiration bat man gegenwärtig faft durchgehends aufgegeben, und an des ren Stelle eine zwar nicht neue (denn man findet etwas ganz Aehnliches fhon in den Schriften Chaufſier' s und felbft in frühern Schriften), aber dob durch Herrn Mag: nus in Berlin von Neuem aus ihrer Vergeſſenheit hervor— gesogene Theorie gefeßt, nach welcher der Sauerftoff der Luft in der Lunge nicht direct auf das Blut einwirkt, fons dern einfah von dem Arterienblute abforbirt wird, während die chemiſchen Erfcheinungen, bei denen er mitwirken dürfte, außerhalb der Lunge, im Laufe der Girculation vor fich ges ben Mährend des Blutumlaufs foll ſich durch die Thaͤtig— keit der Haargefüße eine gewiffe Quantität des Sauerftoffs zur Bildung der Kohlenfäure, melde im Blute aufgelöft bleibt, mit Koblenftoff, eine andere Quantität zur Bildung von Waſſer mit Wafferftoff verbinden; das fo mit Koblens fäure gefhmwängerte Blut aber fich zu Wenenblut verändern, als folhes in die Lunge gelangen, dort feine Koblenfäure aushaucen, fi durch die Abforption von Eauerftoff von Neuem in Arterienblut verwandeln und feinen Umlauf aber— mals beginnen. Diefer Theorie fehlte bisjegt noch die Bes ftätigung durch directe Verſuche, aber gerade auf diefe wollte Herr Magnus bdiefelbe gründen. Auch hat er wirklich nachgewiefen, daß das Venenblut viel Koblenfäure enthält; allein diefer Beweis war nicht ausreichend; denn es mußte auch dargethan werden: 1) daß, im Falle das Arterienblut No. 1742, — 642, ebenfalls Koblenfäure enthält, daffelbe weniger davon ent= halte, als das Venenblut: 2) daß der Unterichied in dem Kohtenfäuregehalt der beiden Blutarten bedeutend genug fey. um die Erfcheinnung der Refpiration zu erklären; 3) daß die in der Runge durch dag Arterienblut abforbirte und im Laufe der Girculation wieder ausgefchiedene Quantität Sauer— ftoff zuc Erzeugung der bei dem Ausathmen ausgeleerten Quantität Kohlenfäure und Waſſer ausreichend fen; 4) daß das DVenenblut Stidftoff enthalte, und zwar mehr, ald das Arterienblut, im Falle leßteres ebenfalls deffen enthält. Die von Herrn Magnus erlangten Refultare bat Herr Gay Luffac in einer fehr Überfichtlichen Tabelle zu= fammengeftellt, und e8 ergiebt fich aus ihnen unwiderleglich, daß beide Arten von Blut Kohlenfüure, Sauerftoffgas und Stidgas enthalten. Wenn man aber die relativen Mens gen der letztern Stoffe unterfuht, fo finden fie fib in den beiden Blutarten gerade in dem entgegengefegten DVerhältniffe, wie das, welches der Theorie nad, flattfinden follte. Denn diefe erheifcht, daß das Venenblut mehr Kohlenfäure enthalte, als das Arterienblut, und aus den Maynus’fhen Verſu— chen geht hervor, daß daß legtere 18 Procent mehr davon enthält, als das erftere Diefelbe Schwierigkeit bietet fich binfihtlih des Stidgafes dar, von dem, der Theorie zufol> ge, das Arterienblut weniger enthalten follte, als dag Ve— nenblut, während jenes um die Hälfte mehr befißt, als dies fee. Nur das Verhaͤltniß des in den beiden Blutarten ent= baltenen Sauerftoffgafes ift der Theorie günftig, indem fic) davon im Denenblute nur balb foviel fand, wie im Arte— tienblute. Herr Gay-Luſſac beleuchtet das von Heren Magnus rüdfichtlih des Sauerftoffes erlangte Nefultat. Es liegt auf der Hand, daf, da die Kohlenfiure auf Ko: ften des abforbirten Sauerftoffs erzeugt wird, ein beſtimm— te8 Verhaͤltniß zwifchen den volumina diefer beiden Gas— arten ftattfinden muß; und daf, wenn man das Volumen der binnen einer gegebenen Zeit ausgeathmeten Koblenfäure Eennt, man auch zugeben muß, daß wenigftens ein entfpres hendes Volumen Sauerftoff binnen derfelben Zeit abforbirt 4 Sl werben müffe. Um diefer Anforderung der Theorie zu ges nüyen, hat Herr Magnus annehmen müfen, daß der Suuerftoff im Blute vierundzwanzig Mal leichter aufloͤslich ſey, als im Waſſer, oder daß das Blut eine vierundzwanzig Mat ftärkere Capacität für den Sauerſtoff befise, als das Waſſer. Eine fo außerordentlihe Aufloͤslichkeit ift allerdings moglich; allein aus den Verfuhen der Deutſchen Gelehrten geht diefelbe nicht hervor. Herr Magnus hat fein Raifonnement auf die An— nahme einer einfachen Auflofung im Blute *) gegründet und ſah fih dazu genöthigt. Die Kohlenfäure und das Stickgas, die fih bei der Berührung der Luft mit dem Blute aus diefem entbinden follten, durften darin nur ganz einfach in Auflöfung enthalten feyn, und wenn er für dag Sauerftoffyas. ein ftärkeres Gebundenfeyn duch chemiſche Verwandtſchaft angenommen hätte, fo wäre er in die alte Theorie zuruͤckverfallen. Nachdem Herr Gay-Luſſac die Hefultate der Magnus'ſchen- Unterfuhungn von noch mehreren andern Seiten beleuchtet und fie auch in diefen Beziehungen als für die Theorie ungenügend befunden bat, fbließt ec folgendermaaßen: „So unvollftindig diefe Kritik auch feyn mag, fo fcheint fi doh daraus zu ergeben, daß die Magnus'ſche Theorie bisjegt noch einer zuverläffigen Bes gruͤndung entbehrt, und daß fich in Betreff der chemifchen Erfheinungen des Athemholens fernere Unterfuhungen noͤ— thig machen. Dieß allein zu unternehmen, würde ich mic) nicht getraut haben; allein, da mir Herr Magendie dabei an die Hand gehen will, fo hoffe ih, daß fih aus unjern gemeinf&haftliben Beſtrebungen einige für die Wiſſenſchaft nicht unintereffante Reſultate ergeben werden.“ Nachdem Herr Gay-Luſſac feinen Vortrag beendigt hatte, legte Herr Magendie der Ucademie die Nefultate einer in feinem Laboratorium vorgenommenen vergleichenden Analyfe des Arterien» und Wenenblutes in Betreff des Ges baltes an Koblenfäure vor. Er fand in 100 Grammen Urterienblut 66 Milligramme und in 100 Grammen Be: nenblut 738 Millige. Koblenfaure. Durch dieſes Reſultat werden die Bemerkungen des Herrn Gay-Luſſac ruͤckſicht— lid) des Mangels an Uebereinitimmung zwifhen den Expe— timenten des Herrn Magnus und deffen Theorie unter= ftüst; denn indem diefe Zahlen dem von diefem Chemiker angegebenen Verhältniffe, daß im Arterienblute mehr Koh: lenfäure enthalten fey, als im Venenblute, widerfprechen, fo legen fie ein Zeugniß zu Gunften der Magnus’ ſchen Theorie ab. Berfuh einer ethnologifchen Beftimmung der mitt: leren Körpergröße in Frankreich. Bon F. Lelut, Der Verfaffer ging, um feinen Zweck zu erreichen, auf folgende Weife zu Werke. Das Gefängniß, deffen Arzt er *) Verſchluckung duch das Blut. D. Ueberf. 642, XXX. 4. 52 w ift, enthält Gefangene von 16 — 70 — 80 Suhren, meift aber von 20 oder 25 — 50 oder 55 Fahren. Diefe wers den bei ihrem intritte alle entEleidet gemeffen, und das Maaß eined Jeden wird dann in die Regiſter der Kanzlei eingetragen. Sie gehören faſt in’sgefammt oder vielmehe alle den nirderen Ständen an, welche, nad den Unterfuhuns gen der Herren VBillerme (Memoire sur la taille de l’homme en France, in Annales d’hygiene, t. I. p. 351) und Quetelet (Sur l’homme et le developpe- ment de ses facultes ou Essai de physique sociale, 2 Vol. Paris 1835.), von kleinerer Statur jind, als die höheren Clajfen der menſchlichen Gefelfhaft, und find faft aus allen Departemente. Die Größe derfelben zufammenge- nommen, kann alio ziemlih genau die mittlere Größe’ der Claſſe von Bewohnern Frankreichs geben, welche faft aus: ſchließlich die Gefängniffe bevölfern. Ich nabm nun, fagt der DVerfaffer, aus den Kanzleiregiftern den Betrag der Grös femeffungen von 2,000 Gefangenen, von 1830 an, auf und ftellte die Meffung in fünf Tabellen zufammen. Die erfte bezieht ſich auf die mittlere Größe der Gefangenen von 16% bis 173 Jahren; fie beträgt 1567 Millimeter; die zweite auf die mittlere Größe der Gefungenen von 20 Sahren, fie ift 1647 Millimeter; die dritte von 25 Jahren, fie beträgt auch 1647 Millim.; die vierte von 30 — 50 Jahren, fie ift 1657 Millim. oder 5' 1" 3"; die fünfte und legte von 50 Jahren und darüber, fie beträgt 1655 Millim. Mehr als die Hälfte der in die legte Tabelle aufgenommenen Individuen ftand im Alter von 50 — 55 Jahren, alfo denen aus der vierten Ta— belle fehr nahe oder faft gleich. Wenn man das Maaß von 1657 Millimeter als dag mittlere Maaß der Ermachfenen unter der ärmeren und wenig gebildeten Claſſe annimmt, fo fragt fih nun in Bezug auf die gefammte Nation, ob nicht die Größe der Perfonen aus höheren Glaffen in Franke veih die der Perſonen aus niederen Ständen, und die Größe der Städtebewohner nit die der Kandbewohner übertrifft, welche beiden Fragen bejabend beantwortet werden koͤnnen. Man wird ferner finden, daß die Bewohner des füdlichen Frankreichs Eleiner find, als die des nördlichen; die mittlere Größe der erwachfenen Gefangenen aus dem Süden ergab nur 1630 Millim., während die aus dem Norden 1657 Millimet. ergab. Moch genauer Eonnte ich jedoch dieſen Unterfchied der Größe zwifhen den Bewohnern ded Südens und denen des Nordens nah der Berechnung der mittleren Größe der Einwohner der Eleinen Stadt Gy im Mordoften Frankreichs, Departement Haute: Saöne, meiner Vaterftadt, deren Liſten feit vierzig Jahren mir vorlagen, beftimmen. Sn den Archiven der Kommunen wird nämlich die Koͤr— pergröße aller jungen ®eute ohne Ausnahme verzeichnet, wele che duch ihre Alter zum Gontingent gehören. So zog ich denn im September 1839 aus den Negiftern der Stadt Gy den Betrag der Körpergröße aller Männer von 20 Jah⸗ ten vom Sabre 1800 — 1838 aus und befam eine To— talfumme von 753 Männern bei einer jährlichen Durch— f&hnitts;ahl von 2075. In der Tabelle nun, melde ich darüber anfertigte, fchrieb ich die Daten der Geburt und des Aters auf, mie ich fie in den Negiftern meiner Vaterſtadt 53 verzeichnet fand. Es ift jedoch fehr wahrfcheinlich. daß bier, mie im Übrigen Frankreich, die Gonferibirten der Jahre 1808 — 14 nicht 20, fondern nur 18 Fahre alt waren; dagegen waren die Rekruten von 1816 und 17, weldye erft 1818 gemeffen wurden, damald 21 — 22 Fahre alt. Wenn man nun die Augen auf die in jener Zabelle jährlich anyegebenen Mitteljahlen wirft, fo fieht man, daß fie nicht febr von ein= ander verschieden find; doch find die Faͤlle hier in zu gerin— ger Anzahl vorhanden, um die Behauptung des Herrn Vil— lerme zu widerlegen, daß gegen das Ende des Kaiferreichs oder in den Jahren nad dem Sturze deffelben die Größe der Männer in Frankreich merklich abgenommen habe. Sn jener Tabelle findet fich das abfolute Minimum vom Sabre 1807, e8 beträgt 1415 Millim.; das Indivi— duum, auf welches fich diefe Angabe bezieht, war budlig, ohne jedoch durch rhachitis entftellt zu fern. Die Mittels zahl der Reihe der Minima ift 1556 Milim. Das abfos Iute Marimum ift 1900 Millim., e8 findet fih im Sabre 1821; die Mittelzahl der Reihe der Marima ift 1771. Endlich die Mittelgahl der Größe der 753 Conſcribir— ten in einer Periode von 37 Fahren ift 1658 Millim. oder 5 1” 3%, und faſt um 1 Millim. der mittleren Größe der Erwachſenen von der arbeitenden Glaffe in ganz Frank: reich. Es blieb mir nun noch Übrig, auch die Mittelzahl der Männer von 20 — 60 Jahren und darüber der Werglei: hung halber aufzufuchen; ich Eonnte jedoch zu diefem Zwede nicht mehr, als 144 Fälle, zufammenftelfen. Eine erfte Neibe von 27 Fällen zu 20 — 25 Jahren, als mittleres Alter 22 Fahre, ergab als Mittelzahl der Groͤ— fe 1679 Millim, Eine zweite Reihe von 21 Füllen zu 25 — 30 Jah— ten, mittleres Alter 27 Jahr 9 Monate, Mittelzahl der Größe 1697 Millim. Eine dritte Neihe von 74 Fällen zu 50 — 60 Jah— ten, mittleres Alter 38 Jahre, Mittelzahl der Größe 1681 Millim. Endlich eine vierte Reihe von 22 Fällen zu 50 — 60 Fahren, mittleres Alter 56 Jahre 6 Monate, Mittelzahl der Größe 1651 Millim. Aus den gegebenen Thatſachen folgt erftens, daß bei den Einwohnern obgedachter Gemeinde, fowie bei den Ge: fangenen das Wachsthum nit zu 20 oder 25, fondern erft zu 30 Sahren beendet ift. Von 30 — 50 Sahren bleibt die Größe ftntiondr, um dann wieder abzunehmen. Ferner zeigt fich, daß die Größe der Einwohner einer Gemeinde im Nordoſten Frankreichs beträchtlich die der Einwohner Frank: reihe, en masse betrachtet, Überfteigt, und zwar in allen Altern. Mill, Mill. Soift zu 20 Jahren die Größe der Gefangenen 1647, zu Gy 1658 : 25 ⸗ ⸗ ⸗ D ⸗ 1647 = = 1679 » 30—50 : s s . ⸗ 1657 = = 1681 60 J. u. daruͤb.⸗ ⸗ 5 ⸗ 1651 » s 1655 642, XXX. 4. 54 Der höhere Wuchs der Bewohner ded Nordoftene Franks reichs ift nicht nur dem Einfluffe des Klima's und der Ein- wirkung aͤußerer Umftände, fondern vorzisylich der Abftams mung der Bewohner der Franche-comté von den alten, mit großen Staturen begabten, Sequanern, die der Belgifchen oder Kimriſchen Race entftammten, fowie der Vermiſchung mit den im Anfange des fünften Jahrhunderts eingedrungenen Burgundern zuzuſchteiben, die Sidonius Apollinaris für Niefen erklärt und ihnen 7 Fuß Höhe giebt. (Annales d’Hygiene publique, Avril 1844.) MNMiscellen Ueber die Veränderungen in der Temperatur der Erde bat Robert Harkneß, Esq., der Eondoner geologifchen Geſellſchaft eine Abhandlung vorgetragen, in der er das pormalige höhere Niveau des Oceans durch die mährend der fogenannten Eis: zeit (der pofttertiären Veriode) berrfchende niedrigere Temperatur zu erklären verfuht. Man findet in vielen Ländern alte Meeres: ufer, von denen einige allerdings, wegen ihrer Berfhiebuna, ihre jegige höhere Lage einer wirklichen Erbebung verdanfın, die meis ften dagegen, da fie borizental und miteinander parallei ftreichen, nur durch das Zuruͤckweichen des Meeres entfianden ſeyn können. Der Verfaſſer begründer feine Theorie folgendermaßen: Nach Kobebue’s, Sabine's und Scoresby’s Beobachtungen ift die Temperatur des Seewaſſers überall bei 800 Faden Tiefe ziem: lih 40° Fabrenbeit, bei welcher Temperatur das füße Waffer ſeine arößte Dichtigkeit befigt, und da, nad Raplace, die mitt: lere Tiefe des ftilen Dcean’s 4 Engliſche Meilen, die des atlans tifchen Ocean's aber 3 Enalifdye Meilen, die beiden Occane zuſam— men alfo 3000 Kaden, von denen 800 Kaden etwa der vierte Theil - find, beträgt, fo liegt, feiner Anficht nad, die mittlere Temperas tur des fämmtlihen Meerwaffırs nicht weit von 400 F. Nach den vom Gapitain Sabine in hohen Breiten angeftellten Beobach— tungen folgert er, daß unter 40° F. das Seewäſſer ſich ungefähr in demfelben Verhöltniffe ausdebne, wie das füße Waffer. Wenn alfo während der pofttertiären Periode die mittlere Temperatur der Erde (Erdoberfläche?) geringer war, als gegenwaͤrtig, fo war da= mals die mittlere Temperatur der See ebenfalls niedriger, dem— nad) niedriger, ald 40° F. Folglich nabm des Seewaſſer damals einen größıren Naum ein, und feine Ufer lagen böber, als gegens mwärtig. Den Grund der argenwärtiaen hoͤberen mittleren Tempes ratur der Erde (Erdoberfläche) finder der Verfaſſer in der Erber bung großer Randftriche innerhalb der heißen Zone, die nachmals durch die Eonnenftrablen gebeigt worden feyen. (Lond., Edinb., and Dublin Phil. Mag., Third Series, Nr. 157, Febr. 1844.) Ueber Bewegungserfheinungen bei den Fiſchen bat Herr Geh. R. 3. Müller Beobachtungen in der Gefellichaft naturforfchender Freunde zu Berlin mitaetbeilt. Wenn ein Fiſch aus feiner gewöhnlihen Stellung auf die Seite geneigt wird, fo ftreben die Augen, ihre Stellung gegen den Horizont zu behaupten. Diefe entgeaengefegte Bewegung erfolgt mit phyſiſcher Nothwendigkeit, fie dauert fo lange, als der Fiſch in der neun Rage bleibt. Wird ein Fiſch, der auf der Seite lieat, dann noch weiter bis auf den Rüden umgedreht, fo ftellt fi die normale Stellung der Augen wieder ber, Bei Aenderung der Ruͤckenlage in bie Seitenlage tritt wieder die gegenftrebende Augenbewegung ein. Wird ein Fiſch in der verticalen Ebene feines Körpers um eine Queerachfe aedrebt, fo erfolgen dagegen Rotations Bewegungen der Augen um ihre eis gene Are, bei der Drehung nad) Oben oder Unten in entgegenger ſetzter Richtung. Beide Abweichungen zufammengerechnet betragen argen 45%. Bei der Drehung aus der Bauchlage in die verticale Stellung, fo daß der Kopf oben oder unten binfommt, erfolgt die Notation der Augen in umgekchrter Richtung mit der Bewegung des Körpers; bei der Bewegung des En aus der verticalem * 55 Stellung in die Rüdenlage rotiren die Augen in gleichnamiger Richtung mit dem Körper. Bei der KRüdenlage haben die Augen wieder die normale Stellung, wie in der Bauchlage. Die Verſuche find an Plögen und Hechten angeftellt. Ueber zwei neue Lagen von Öcbirgsmaffen aus Snfuforien als Meeresabfag in Nordamerica hat Herr 642. XXX. 4. 56. Profeffor Ehrenberg ber Berliner Academie der Wiffenfchaften eie nen Vortrag gehalten, worin zugleich eine Vergleichung derfelben mie den organifchen Kreidegebilden in Europa und Afrika angeftellt ift. Eine Reife zu naturhiftorifhen Zwecken nad den Moluden und Eelebes hat jet Herr Dr. Mohnike untere nommen. Dean uk Einrichtung des Englifchen Parlamentshaufes der Gemeinen in Bezug auf Erneuerung der Luft; duch den Dr. Keid. Die Hauptgrundlage aller behufs der Püftung ange: wandten Maaßregein bildet die Frage, wieviel feifche Luft dem in Rede ftehenden Raume dinnen einer gewiffen Zeit muß zugeführt werden Eönnen. In der Ueberzeugung, daß vor der Erledigung diefes Hauptpunctes in der ſyſtemaliſchen Lüftung von Gebäuden, Schiffen, Bergwerken ıc. fein wer ſentlicher Fortſchritt gefhehen Eönne, und dab irrige Anfich ten ruͤckſichtlich deffelben den Werbefferungen in diefer Be— jiehung ungemein hinderlich gewefen feyen, ließ Dr. Neid in Edinburgh eine Neihe von Zimmern bauen, in melden, bevor die beabfichtigten Cinrihtungen in den Parlamente: häufern zur Ausführung kamen, zahlreihe Verſuche anges ffellt wurden. In dem größten diefer Zimmer Eonnte das Einftrömen von Luft, fowohl der Quantität als der Qua— lität nach, gang nach Belieben requlirt werden, und dort * wurden Verſuche angeftellt, bei welchen die Zahl der im Zimmer befindlichen Perfonen von 1 bis 240 wechfeln. Durch die Refultate diefer Verfuhe ward Dr. Reid in der Anficht beftärkt, daß in dem Haufe der Gemeinen (demfelben, welches vor dem großen Brande das Haus der Pair war) folgende Veränderungen vorzunehmen feyen, weldye demnah aud zur Ausführung kamen. 1. Der Flächengehalt des Durchſchnitts der Möhre, durch melche die verdorbene Luft ausftrömte, wurde zu 50 Zus (Duadratfuß) feſtgeſtellt. Nah Sir Humphry Da: vy's Plan follte derfelbe, ald das Haus noch dag der Pairs oder das fogenannte Oberhaus war, nur 1 Fuß be: tragen. 2. Es wurde über diefer Deffnung ein Apparat ange: bracht, durch welchen das Ausftrömen der Luft außerordente lich befchleunigt werden konnte. Früher wurde dieß durch das Heigen eines feinen Ofens bewirkt, deffen Rauch haͤu— fig durch den Ausftrömungscanal in den Verſammlungsſaal zuruͤckſtroͤnte. Dagegen ift bei der gegenmwärtigen Einrich— tung der Fall noch nie vorgefommen, daß die verdorbene Luft durd die Ventilationsröhre zurüdgefttömt wäre; und feit 1836 befteht Ddiefe Einrichtung bereits, 3. Der Flaͤchenraum de8 Durchſchnitts der Möhre, durch welche die feifhe Luft einftreicht, wurde ebenfalls ver: größert. 4. Das Herabfteigen von Ealter Zugluft auf die Köpfe ber Anmefenden ward durch eine innere Glasdecke völlig uns moͤglich gemacht. 5. Die Bewegung der Luft von deren Einſtroͤmen bis zu deren Ausſtroͤmen wurde wie in einer pneumatiſchen Maſchine regulirt und das Haus in dieſer Beziehung als ein pneumatifcher Apparat behandelt. 6. Der Heigapparat ward verftärft und in einer Kammer angebracht, fo daß er jederzeit in Bereitſchaft ift und binnen der Fürzeften Zeit jede erforderlihe Quantität erwirmter Luft liefen kann 7. Es wurden Miſchkammern angebraht, in melden nach Umftinden die geheigte Luft mit jeder erforderlichen Menge Ealter Luft vermengt werden Eann. 8. Unter dem Fußboden ward ein Ausgleihungsraum angebracht, fo daß ſich Eeine localeın Strömungen und Luft: wirbel bilden koͤnnen, fondern jeder Theil des Fußbodens gleihförmig und regelmäßig mit der erforderlihen Quantität warmer Luft verforgt wird. j 9. Diefe gleihförmige Vertheilung wurde dadurch ers feichtert, daß faft eine Million Oeffnungen duch den Fuß: boden gebrochen find. und die durch diefe gehenden Luftſtroͤ— me wieder durch einen darübergebreiteten fehr poröfen und elaftifhen Teppich von Haartuch gebrohen werden. 10. Sn den Vorfäälen wurde durch abwechfelndes Be: legen des Fußbodens mit Matten und ruffiiben Fußreini— gern bafür geforgt, daß fo wenig, wie möglih, Schmug in den Verfammlungsfaal gefchleppt wird, was zur Neinheit der Luft in demfelben nicht wenig beiträgt: Diefe Einrich— tungen wurden mehrere Monate lang geprüft, bevor fie ihre endlihe Ausführung erfuhren. Durch eine neue Stellung der Baͤnke ließe ſich vielleicht erreichen, daß die Luft duch feine einzige von den Füßen berührte Stelle. einftreicht. Uebrigens ift die auf den höchftmöglihen Grad getriebene Vertheilung der einftrömenden Luft ein Haupterforderniß, das mit locale Strömungen durchaus nicht vorkommen Eönnen, und jede Stelle bei der geringftmögliben Bewegung der Luft ihren gehörigen Bedarf davon erhalte 11. Die Gallerien wurden mit frifcher Luft verforgt, und zwar in der Weiſe, daß die dort erzeugte Strömung die von Unten auffteigende verdorbene Luft von denfelben abhielt. 12. Es ward eine Kammer vorgerichtet, in welcher, abgefehen von dem Heißwafferapparate, die Luft feucht ge: macht, getrodnet, abgekühlt 2c. werden EFann. Diefelbe wur— de gleich bei Eröffnung des Haufes zur Anwendung gebracht, 57 und man ließ darin einmal während einer einzigen Sitzung 70 Gallonen Waffer verdampfen. 13. Zur Abhaltung alles Rußes wurde ein 42 Fuß langer und 184 Zuß breiter Schleier oder Vorhang ange: bracht, durch diefen werden, bei der ungünftigften Beſchaffen— beit der Atmoiphäre, während einer einzigen Sikung, etwa 200,000 ſichtbare Nußtheilben aufgefangen und vom Eins dringen in dad Haus abgehalten. 14. Die Luft aus der Hauptabzuht des alten Palaſt⸗ hofes (Old Palace Yard), durch welche früher die in die Haͤuſer eintringende Luft verunreinigt wurde, ward mittelft eines mit dem Hauptluͤftungsſchachte communicirendın Venti— lators bei Seite gefhafft. 15. Viele andere Quellen von ungefunder Luft wurden gleichfalls verftopft oder abgeleitet. 16. Die Quantität der in das Haus der Gemeinen einftrömenden Luft wurde durch eine einzige Klappe regulirt, fo daß fich diefelbe augenblidlih von Null bis zu der grüßt: möglichen erforderlihen Menge ftellen laͤßt. (us Dr. NReid’s Illustrations of The theory and Pratice of Ventilation; The Athenaeum Nr. 855, p. 240.) Beiträge zur Diagnofe des Empyems. Bon Robert &. Mac Donnel. Eine achtund;wanzigjährige Frau wurde am 6. Sep: tember in dag Meath Hospital aufgenommen. Sie hatte vor zwei Monatın an einer acuten pleuritis gelitten, welche Eräftig behandelt worden war. Bei der Aufnahme war fie fehr abgemagert, litt an Echmerz in der linken Seite, ein Menig unterhalb der Bruftdrüfe, huſtete, Erpectoration blu> tig gefärbt, Unfähigkeit, auf irgend einer Seite zu liegen; Puls 108, Elein und ſchwach. Die phyiicalifchen Zeichen waren: Dumpfer Percufiionston auf der linken Seite, ei: nige Zoll unterhalb des Schlüffelbeineg beginnend und ch abwärts nah Vorne und Hinten ausbreitend; auf der lin fen Seitenbruft gleichfalls dumpfer Ton; gänzlihe Abwe— fenheit des Refpirationsgeräufches an der ganzen dumpfen Stelle; am oberen Theile der linken Seite, fowohl vorne, als hinten, Percuffionsten heil, mit Bronchialraſſeln bei'm Nefpirationsgeräufche. Die untere Hälfte der Sternalgeyend war vollfommen dumpf und hier waren die Töne und Pul: fationen des Herzens ftärker, als anderswo. Die ganze techte Seite der Bruft, ſowohl vorne als hinten, tönte hell, und das Nefpirationsgeräufch war laut, pueril, obne Raſſeln. Nach vierzehn Tagen wurde der Huften heftiger und von einem reichlichen ſchleimig-eitrigen Augfluffe beglet: tet, fowie auch der Athem fehr Übelriechend wurde; Puls 106, ſchwach, Nefpiration 25, fehr mühfam; etwas Schmerz unterhalb der Bruftwarze. Am 26. September wurde ein Eleiner tumor, jedes Mal, wenn fie huftete, an der fchmerz= haften Stelle bemerklih; er war weich und ungemein em: pfindlicdy gegen die Berührung, aber nicht mißfarbig, oder Ödematös. Am 28. September ſtarkes Bronchialraffeln in der rechten Lunge und an der Spike der linfen Lunge vers mehrt, Auswurf ganz purulent. Wenn die Kranke ſich auf 642. XXX. 4, 58 bie linke Seite neigte, fo wurbe die Geſchwulſt beträchtlich größer, nahm aber ab, wenn fie auf der rechten Seite lag, und zeigte eine deutliche Fluctuation. Am 30. September Geſchwulſt bedeutend vergrößert, Auswurf purulent, reich» lich; Puls 108, ſchwach. Vom 1. bis zum 15. October ſtarke Diarrhie, zuweilen felbft sedes involuntariae. Sie jest fo groß wie eine Orange gewordene Gefhwulft war roth, glänzend, fluctuivend und hatte eine ftarfe diaftolifche Pulſation, welche verbreitet und an jedem Theile gleid) ftar& war. Das Stethoſkop ergab bei der genaueften, oft wiederholten, Unterfuhung feine Spur von Blafebalggeräufch, noh mar auch jenes, den Aneurysmen fo eiyenthümliche, Schrillen bemerkbar. Am 21. October Auswurf von uns gefähr einer Pinte grünen Eiter; Diarthoͤe fehr gemildert. Um 22. October barft die Gefhmwulft, und gegen 3 Quart ſehr fötiden Eiters floffen ab, morauf der Percuffionsten hell wurde; große Schwähe. Am 24. Dctober Refpiration in der rechten Lunge wieder gefund und frei von Waffeln; der tumor war eingefallen. das Nefpirationsgeräufh auf der afficirten Seite kaum hörbar, doch frei von Raffeln; alle metallifhen Symptome, ausgenommen das Klinien und das amphorifche Geräufch, waren vorhanden; Percuffionston tumpanitifh. An der offenen Stelle, wenn fie unbededt war, bemerkte man ein eigenthlmliches zifchendes Geraͤuſch bei jeder SSnfpiration. Die Kranke erboblt fib anfangs, fit aber bald wieder zufammen und flarb am 15. De: cember Die Section ergab in der rechten Lunge durchaus nichts Krankhaftes; die linke Runge war auf faft zwei Drittel der Pleurahöhle durch Adhäfionen mit den Rippen verbun— den, das Übrige Dritttheil war eine leere Höhle. Die Lunge mar aud an die Wirbeifäule durch zwei ſtarke Bänder be: feftigt, und ihr unterer Lappen war roth und hepatifict. Der Sad des Abfceffes reichte auch hinter die Lunge ziemlich) weit bin und war von einer dünnen Schicht organifirter Lymphe ausgekleidet. Im obern Lappen der linken Lunge Tuberkeln; die vierte Nippe nahe an ihrem Knorpel ganz cas riös, ebenfo die fehste. Die Leber war faft um die Hälfte vergrößert, angefchoppt und voll Blut. Der Verfaffer giebt nun nody zwei aͤhnliche Fälle von pulficenden, fluctuirenden Geſchwülſten; in beiden war das Herz nach Rechts verdrängt und brachte durch fein ſtaͤrkeres Anfblagen gegen die Wandungen des Abfieffes jene eigens thuͤmliche Pulfation hervor. Diefe Fälle zeigen, daß bag nothwendige Empyem *) — empyema of necessity, wie 08 der Verfaſſer nennt — leicht mit einem Aneurysma verwedh - felt werden Eann, befonders wenn es in der Form einer großen pulficenden Geſchwulſt erſcheint. Schwieriger nod) ift jedoch die Diagnofe von cancer pulmonum et me- diastini, welcher oft mit pleuritifchen Spmptomen beginnt, welchem aber eine auffallende varicöle und gewundene Be: fhaffenheit der Venen, fowie Dedem der Bruſt und des Armes, und zwar nur auf der leidenden Seite, eigenthüm: *) Diefer Ausdrud wurde früher für ein Empyem, welches nad Außen aufbrach, in England angewendet, 59 lich iſt, ſowie auch bei der letztern Affection weiche, elas ftifhe und ſchmerzloſe Geſchwuͤlſte an andern Theilen des Körpers vorkommen. Mas den Ausmwurf betrifft, fo ift es auffallend, daß eine reichliche purulente Erpectoration im erften Falle ſtatt⸗ fand, während doch bei der Section die Bronchialmembran volljtindig gefund erihien und durchaus feine Gommunis cation zwifhen dem Sade des Empyems und einer Bron= hialvöhre nachzumeifen war. Wir müffen alfo annehmen, daß in diefem Falle die Schleimbaut der Lungen und — was auch bier ftattfand — des Darmcanald eine vicas ritrende Ausfcheidung übernahm, fey e8 nun in Folge einer Keforption, oder Secretion, oder eined andern Proceffes. Diagnofe des Empyems mit reihlihem pus rulenten Auswurfe. Es find mehrere Fälle von Em— pyem überliefert, bei denen eine reichliche purulente Erpecto: tation ein hervorragendes Symptom war, aber in der Mehr: zahl derfelben Kein einziges phyſicaliſches Zeichen, nicht ein Mat die einer bronchitis jenes Phänomen erklärte Hier konnte man da8 Uebel mit Lungenabfceffen verwechfeln, dieſe find jedoh nicht von ſehr reichlihem Auswurfe begleitet, enthalten dagegen eine ausnehmend geringe Menge Eiter. Purulenter Auswurf bei'm Empyem deutet, wenn auch von einem ſchnellen Pulfe, Schweißen, Ubmagerung und ande— ten Symptomen der Hectif begleitet, nicht auf einen Tu— berkel- oder Lungenabſceß, wenn nicht unzweideutige Sym— ptome dieſer Affectionen zugleih vorhanden find, fondern ift im Gegentheile als das Mefultat einer Anftren„ung der Lebensthätigkeit, den Organismus von einer großen Menge Eiter duch eine der gewöhnlichen Golatorien zu befreien, anzufeben. Befhaffenheit der gefunden Runge bei’m Empyem. Es fommt jedoch eine wahre bronchitis der gefunden Lunge beim Empyem vor, wo dir Zunge der af— fieirten Seite fo fehr comprimirt und durch Adhäfionen firirt ift, daß fie Eeinen Theil am Athmungsproceffe zu nehmen vermag. In vier von mir beobachteten Füllen wurde dag Uebel durdy ein neues Fieber und vermehrte Athmungsnoth eingeleitet, ohne daß eine andere Urfache angegeben werden Eonnte, als die gefteigerte Function dev einen Zunge bei der Unbrauhhbarfeit der anderen. In diefen Fällen war der Auswurf nicht purulent, noch wich er in irgend einer Be: ziehung von dem bei acuter bronchitis gewöhnlich vorkom—⸗ menden ab, und in allen verfhmwand die Affection, fobald eine Befferung in der entgegengefesten Seite der Bruft eins teat. Cine zweite, nicht feltene, Gomplication von Empyem ift ein Kongeftivzuftand der Schleimhaut der gefunden Lunge, welcher die phyficalifchen Zeichen von bronchitis, oder eis nige der ftethof£opifchen Symptome der Pneumonie darbietet, doch dient hier zur Diagnofe die fehlende Dumpfheit des Mercuffionstones und die characteriftifchen sputa der Pneu: monie einerfeitö, fowie andrerfeits das Nichtvorhandenfeyn eines ftärkeren Fieber, einer Eracerbation des Huſtens, oder ftarkerer Uthmungsnoth, Symptome, welche faft immer ei- nen Unfall von bronchitis begleiten. Meder die allges meinen Symptome, nod) die eigene Empfindung, noch das 642, XXX. 4, Ausfehen des Kranken fprehen hafıcr, daß ein neues Bes hereingebrochen ſey. Eine Erklaͤrung für den Gongeftivzuftand der onen Lunge bei'm Empyem zu finden, hält nicht fehwer: ein Mal naͤmlich Eommt derfelbe meift in ſolchen Fillen vor, wo aus irgend einer ungewöhnlichen Urfache der Kranfe nicht auf der Eranfen Seite zu liegen vermag; dann zieht er ent: weder die Lage auf dem Müden, oder auf der gefunden Seite vor, oder nimmt die von Andral fogenannte Diaz gonallage an, während der gemöhnlichere Fall der ift, daß er immer auf der kranken Seite liegt. Bei einer jeden dies fer Lagen muß ein Gongeftivzuitand in einzelnen Theilen der Zunge begünftigt werden. Cine weit wichtigere und wirk— famere Urſache liegt aber darin, daß im Folge der compris mirten, collabirten und unwegſamen Beſchaffenheit einer Lunge die ganze Quantität des im Körper circulirenden Blutes in die gefunde Lunge getrieben wird, und in ders felben länger verweilt, als im gefunden Zuftande zur Rei— nigung der nur halb fo großen Quantität erforderlich iſt; und als eine natuͤtliche Folge hängt die Congeftion aus dies fer Urfahe von dem größeren oder geringeren Grade der Megfamkeit der Lunge der kranken Seite ab. Das Vers fehwinden diefes Zuftandes der Lunge iſt eines der erften Symptome, welches die Neforption des pleuritifchen Er— guffes anzeigt und in geradem Verhältniffe mit der allmd= lig zunehmenden Ausdehnbarkeit der comprimirten Lunge fortfchreitet. Befhaffenheit der Reber bei'm Empyem. Eine Auftreibung und Anſchwellung der Leber kommt nicht nur bei Empyemen der rechten Seite, fondern auch der lins Een Seite vor, und ſcheint von einer Congeſtion oder Anz fhboppung der Reber, ahnlich der bei Herz: und Lungens Eranfheiten, die mit unvollfommener Decarbonifation des Blutes verbunden find, vorkommenden, abzuhängen. Die patbologifche Anatomie weif’t Eeine wefentliche Structurver- Anderung des Organes nach; man findet es bedeutend verz größert und ftets mit Blut überfüllt. Doc kommt diefer Auftand der Leber nicht immer bei'm Empyem vor. Zum Schluſſe ftellt num der Verfaſſer die Hauptpuncte feiner bier beträchtlich abgefürzten Abhandlung folgendermaaßen jufammen: 1) Sn den zuerft angeführten Fallen finden wir eine neue Form des Empyems, welches „dag pulfitende Empyem der Nothwendigkeit“ genannt werden kann. 2) Bon den Bruftaneurpsmen läßt es ſich durch die Gefhichte des Falles, die ſich über die ganze Seite aus— dehnende Dumpfheit, während die Pulfation nur in der äußeren Geſchwulſt gefühlt wird; die Abweſenheit des Schrils leng und des Blafebalggeräufches, fowie durch die Ausdehs nung und Befchaffenheit der Fluctuation unterfcheiden, 3) Von dem Encephaloid der Lunge und des Mit— telfelleg unterfcheidet es fib durch den Mangel des ſchwar— zem Sohannigbeer» Gelee ähnlichen Auswurfes, einer fortz dauernden bronchitis, einer varicöfen Befchaffenheit der Denen und eines Oedems der leidenden Seite, fowie da= 61 duch, daß beiim Lungenkrebs die aͤußerlichen Geſchwuͤlſte ſich niht ausfchließlih am thorax bilden. 4) Reichlicher purulenter Auswurf beiim Empyem beutet nicht immer auf Höhlen in den Lungen, fondern kommt im Gegentheile hier häufig vor, und ſcheint das Re— fultat einer Bemühung der Natur zu feyn, den Körper von der Eiteranfammlung auf dem naͤchſten und geeignetften Wege zu befreien. 5) Diefes Symptom ift, wenn ed aus diefer Urſache hervorgeht, nicht von den gewöhnlichen Symptomen eines Zungenabfceffes, oder einer Entzuͤndung der Bronchialſchleim— baut begleitet. 6) Dft Eommt eine wahre bronchitis der gefunden Lunge bei'm Empnem vor. 7) Noch häufiger findet ein Gongeftivzuftand der ges funden Lunge ftatt. 8) Außer der Depreffion der Leber durch mechanifche Urfachen wird diefes Drgan auch in Folge einer Blutan— fhoppung bei'm Empyem vergrößert, welche Vergrößerung nicht auf das Empyem der rechten Seite befhräntt ift, ſon— dern auch vorfommt, wenn das Uebel in der linken Bruft: böhle feinen Sis bat. 9) Diefe Vergrößerung ift identifch mit derjenigen, welche bei anderen Affectionen der Lungen und des Herzens eintritt, wo in Folge der geftörten Sunctionen derfelben der Leber eine neue Function aufgelegt ift, naͤmlich die, Kohle aus dem Blute zu eliminiren. 10) Die Anfhwellung der Reber bei gewöhnlichen Herz» und Lungenfrankheiten verfchmindet, fobald die Ob— fruction der DBlutcirculation und Decarbonijation, welche fie hervorgebracht haben, befeitigt if. So iſt aud bei'm Empyem das Verſchwinden derfelben eines der erften Zeichen, welhe die Neforption des Erguffes und die Nüdkehr der Eranken Lunge zur Werrihtung ihrer Functionen anzeigt. (Dublin Journal, March 1844.) Ueber Empyem, und deffen Behandlung. Von Dr. Albert Kraufe. Mattheit des Percufjionstones, Mangel des Refpirationsgeräus ſches, und Vibration der Stimme, ferner Brondialathmen und puerile Refpiration find, nach dem Verfaffer, die conftanteften Zeis chens des Empyems. Nur zwei Mal ftanden die Rippen fo weit auseinander und waren die Bruftwandungen fo dünn, daß er die Fluctuation zwifchen der fünften und festen Rippe deutlich wahrnehmen fonnte. Das bippocratifhe Schwavpen bat er nur in zwei Fällen beobachtet, wo Luft oder Gas in der Bruſt ent= halten war, und gewöhnlich war zugleich metallifches Klingen vor— handen. Ausdehnung der Bruft ift faft immer vorhanden, nur in einem Falle hat fie der Verfajfer fhon na vierundzwanzig Stun: den wahrgenommen. Die größte VBerfchiedenheit bei'm Vergleiche der kranken mit der gefunden Seite betrug + Gentimeter. Sto— kes bezeichnet als Eymptom der Deprefiien des Iwerchfells auf der rechten Seite einen Ereisförmigen Eindrud der Bauchwand. Kraufe Eonnte dieſes Symptom niemals wahrnehmen. Dedem ber Eranken Seite fehlt felten und zeigt zuweilen einen fpontanen Erguß der Eiteranfammlung an. Das Empyem läßt fih demnach in zwei Varitäten unterfcheiden: die eine ift bloß durch die acuftis ſchen Erfcheinungen, die andere auch durch andere äußere Sym— ptome zu erkennen. Die Functionsftörung beginnt mit Schmerz, welche den Beginn der Erfudation begleitet. Die Dyspnde ift ſehr 6412, XXX. 4 62 ftart, wenn das Ertravafat raſch erfolgt und beträchtlich ift; in einem Falle, wo diefes 20 Pfund betrug, athmete der Kranke adıt= undzwanzig Mal in der Minute. Den trodnen Huſten, welder gleih vom Beginne des Empyem’s vorhanden ift, fchreibt er der Lungencongeftion zu. Die vom Berfaffer forgfältig angeftellten zahlreichen Leichenöff: nungen beftätigen, was ſchon lange bekannt ift, die Gomplication bes Empyems mit Tuberkeln. Das Verbältniß variirt indeß. Mohr fand bei zwanzig Leihenöffnungen funfzehn tubercutöfe tungen; Sfoda fand bei funfzehn Reiyenöffnungen zwölf. Nach dem Berfaffer jind jie zahlreicher und entwidelter in der kranken Lunge, in vier Fällen fanden fi) vomicae. Diefe Krankheit kommt in allen Eebensaltern vor; nad) Zus fammenftellung ſaͤmmtlicher Fälle von Andral, Sedillot, Skoda und Mobr fand der Berfaffer 137 Kranke, unter denen 96 Mänz ner, 13 Frauen und 23 Kinder waren. Junge eute bildeten die Mehrzahl, unter den Männern waren 5l und unter den frauen 10 jünger, als 30 Sabre. Die Mehrzahl der Deilungen trifft man ebenfalld bei jungen Leuten an; fo wurden unter fechezig Individuen dreißig geheilt, Bei Kindern ift dus Verhältnig noch größer, und zwar 16 zu 23. Unter den 137 Kranken waren bei 81 die linfe Seite, bei 56 die rechte Seite frank, Der Verfaſſer macht nun auf die Gefahr der Paracentefe der Bruft, wenn fie nicht unter den günftigften Umftänden vorgenom: men wird, aufmerffam und zweifelt an der Behauptung des Dr. Thomas Darvis, welder behauptet, unter 16 Kranken 12 durch Punctionder Bruft bei dem erſten Ericheinen von Symptomen eines Erguffes geheilt zu haben, da eine bevorftchende Gefahr für den Kranfen ihm allein ſchon die Operation anzuzeigen ſchien, ebenfo in dem Falle, wo ein rafher Verlauf und die Quantität des Er— guſſes der Art war, daß die Girculation gebindert wurde und das Geſicht Livide, die Dyspnde Außerft aroß war. Bei dem Cen— geftionsabfceffe muß man täglidy für Abflug des Eiters forgen. Hierauf ftellt nun der Verfaffer eine Betrachtung über die verfchiedenen Snftrumente zur Dperation des Empyem’s an, näms lih über die Ganüle von Boupier, ben Zroifar von Reca— mier, den Apparat von Stansfi, den von Skoda und Schuh, fowie endlich über den glatten Zroifar von Jules Guerin. We diefe Apparate haben ibre Vortheile und Nachtheile; um aber den Eintritt der Luft zu verhindern, empfichlt der Verfaſſer folgendes fehr einfaches Verfahren. Hat man die Bruft mit einem gemwöhn« lihen Zroifar geöffnet, fo läßt man die Ganüle zurüd und ver— fchließt deren Deffnung faft volllommen mittelit eines Stüdcens febr dünnen Leders, das Serum fließt durch ein Eleines Loch, wels ches man an der obern Deffnung der Ganüle gelaffen, aus. So— wie man merkt, daß die Flüfjigkeit weniger raſch zu fließen bes ginnt, fo ftopft man fofort mit dem Stuͤckchen Leder zu und zieht den Troikar zurüd, bei jeder Refpirationsbewegung legt ſich das Stuͤckchen Leder gegen die Oeffnung der Ganüle wie eine Klapr e vor. — Der Verfaſſer führt auch mehrere Faͤlle vor, welche vom the— rapeutifchen Gefichtspuncte aus fehr interejfant find. In drei Fäls len, bei welchen die Kunge vollfommen comprimirt war, gelang die Heilung volftändig bloß durdy die Anwendung innerer Mittel; drei Kranfe wurden einem fiern Zode durch die Punction entriffen, und vier Andere wurden durch diefelbe fehr erleichtert. Sm Allge— meinen ift das Empyem felbft nicht Gefahr drobend, fondern feine Somplicationen, und in vier Faͤllen haben diefe allein den Tod von Kranken herbeigeführt, die bereits der Gefahr eines Empyems ent: gangen zu ſeyn ſchienen. Ueber die Verderbniß des Regenwaſſers in neu angelegten Gifternen und über die Mittel, diefelbe zu verhüten, Bon Herren d'Arcet. Herr dD’Egligny, Einenthümer des Schloſſes Maffliers, nabe bei Beaumont-sur-Oise, ließ, da er nur ſchlechtes Brunnenwaſſer 63 zu feiner Dispofition batte, und genöthigt war, vom andıren Ende des Dorfes trinkbares Waller für den Gebrauch ſeines Haufıs ber— beiholen zu laffen, gegen das Ende des Jahres 18312 eine große Gifterne anlegen. Da id mich gerade auf dem Schloſſe in dım Augenblide befand, wo der Bauunternehmer anzeigte, daß die Eis fterne fertig und bereit fey, das Regenwaſſer aufzunehmen: war ich nicht wenig darüber erftaunt, daß er vie unmittelbare Anwens dung des Behälters vorfchlug, und fragte ihn, ob er etwa ein eis aenthümliches Mittel angewendet habe, um der Einwirkung des Regenwaffers auf den friſch angebrachten und aus Kalk und Stuͤk— ten Ziegel beftehenden Anwurf zuvorzufommen, Auf feine Erwis derung, daß er nur die Arbeit forgfältig ausgeführt habe, indem er den Mörtel gut gefnetet und den Anwurf gehörig geglättet ha— be, zweifelte ih an dem Erfolge und rieth Seren d’Egligny, nicht zuzugeben, daß man ſogleich das Regenwaſſer in der Giiterne auffange, indem ich ihm zugleih die Griechiſchen und Roͤmiſchen Architecten anführte, welche, nah) Vitruv und Plinius, den Ue— berzug ihrer Gifternen oder Wafferleitungen ftark Eneteten und glät= teten, indem fie ihn dabei mit Delfag oder warmem Leinöl oder ans deren fetten Mifchungen anfeuchteten, und überdieß die Behälter lange Zeit der freien Luft ausfegten, bevor fie diefelben zu ihrem Zwede verwandten. Mein Rarh würde nicht befolgt und die Ci— fterne fogleicy in Gebraudy aenommen- Als man im $rübjahre das in berfelben befindliche Wajfer verwenden wollte, fand man es grünlich und fo fehr mit Kalk überladen, daß das Vieh nicht davon teinken wollte, und der Gärtner es nicht einmal zum Begießen ber Sträude und Blumen gebrauchen Fonnte, indem es auf die Bläte ter und Blumen einen, weniaftens fehr unangenehmen, weißlichen Ueberzug zuruͤck ieß Herr dV’Egligny wandte jih nun wieder an mid), um dem Uebel abzuhelfen, und ich ging folgendermaaßen zu Werke: Die Cıfterne wurde völlig leer gemacht, und man wufdy dann die Mauern und den Grund gehörig aus, um fie troden zu machen, und fie in ihren früheren Zuftand wieder zu verfegen. Als ih nun in die Eijterne binabftieg und fand, daß das Waller, wel— ches ſich während des Winters in der Dicke der Mauern infiltrirt hatte, in unzähligen Tröpfchen aus denfelben hervorquoll: mußte ich darauf verzichten, fie trocden zu legen und fie dann mit fettigen Subftanzen, nad) dem Mufter der Alten, zu überziehen, und ich dachte daran, die Wände zunaͤchſt zu verfohlen, um fie vom Waf: fer unantaftbar zu machen, was ich auch auf folgende Weife aus— führen ließ. Ih ließ auf dem Boden der Gifterne in der Mitte ein Behältniß aus Ziegeln, welches 2 Meter auf jeder Seite und 2 Decimeter Tiefe hatte. anfertigen; diefes wurde mit Afche ange: füllt und auf derfelden jeden Morgen ungefähr 1 Hectoliter Holzes Eohle angezündet; während des Tages wurde die Deffnung der Ci— fterne faft vollftändig zugedecdt, und des Abends wieder eröffnet, um die Nacht hindurch die äußere Luft frei einftrömen zu laffen, damit die Eifterne ausgefältet und mit reiner, athembarer Luft ans gefüllt würde. Auf diefe Weife verfuhr man jeden Tag, wobei man Eorge trug, jeden Morgen vermittelft eines Krageifens 1—2 Grammen des Anmwurfs von einer jeden der vier PVerticalmauern der Ciſterne abzufragen. In weniger als acht Tagen gaben die Stüde des Anwurfs kein Kalkwaſſer und zerfegten nicht mehr das Ammoniakfalg, aber zu größerer Sicherheit feßte man das Verfah— ren noch drei Zage hindurd) fort Die Mauern der Gifterne was 642, XXX. 4, 64 ven nun gang trocdın und erſchienen in einem fehr guten Zuftande. Sch ließ nun die Aſche und den Behälter in der Mitte encfernen, der Boden wurde gehörig gereinigt, die Wände gewafchen und abs getrocknet und fogleid) das von den Dächern abfließende Regens waffer aufgenemmen, welches fo rein war, daß es fogleich ftatr des deftillirten Waſſers im Laboratorium verbraucht werden konnte. Die Eifterne hat feitdem immer fehr reins und gutes Waſſer ges liefert, wofür unter Anderem aud ein mir am 24. October 1840, alfo nad achtundzwanzigjaͤhrigem Gebrauche, vom Maire von Maffliers zugefendetes Schreiben zeugt, in welchem er fagt: Der Ueberzug der Ciſterne ift febr feft, und man hat bisjest noch Eeine Reparatur nötbig gehabt; das Waſſer läßt fich vortrefflich trinken und ift ohne ſchlechten Gefhmad, ſowie aud) fehr gut zum Waſchen und Einf.ifen. Schließlich will idy noch bier eines von Herrn Girardin in einem 1340 veröffinttichten Auflage angeführten Verfahrens gedens Een, welcher zur Berbeiferung des in einer zu La Vaupaliere nahe bei Rouen angelegten Ciſterne befindlichen Waffers in demfelben ein Dugend Kilogrammes pulverilirter Thierkohle auflöf’te worauf das Waffer fogleih gut wurde und aud jest nah vier Jahren volls Ra gut geblieben ift. (Annales d’Hygiene publique April 1844. Miscellen. Ein Mittel zur rafheren Heilung von Wunden fhlägt Reveilte-Parife im Bulletin de Therap., Nov. 1843. vor. Bei allen eiternden und gequetfchten Wunden vergeht eine geraume Zeit, bevor der Blutpfropf und alle in der Continuität getrennten Theile ſich abftogen. Diefes geſchieht immer erft in Folge von Entzündung, wonach die Eiterung um fo reichlicher und langrieriger ift, jemehr abaelöj’te Theile vorhanden find. Man unterftügt demnady das Beſtreben der Natur und erleichtert die Heilung, wenn man frühzeitig Blut oder andere Flüfjigkeiten aus der Wunde entfernt; dieß erreicht man am Beften durch Ausfaugenz diefes Mittel ift bereits lange bekannt und wird gewoͤhnlich gegen Nadelftiche angewendet. Jeder Schneider und Nänerin Eennt dic Mittel und faugt fih, nad einem Nadelftiche in den Finger, mit dem Munde das Blut aus der Wunde aus; durch diefes Mictel entfernt man das Blut und die fremden Körper und erzielt auf diefe Weife eine unmitlelbare Vereinigung. Kür etwas größere Wunden, und namentlich für foldhe, wobei das Ausfauaen gefähre Lich ſeyn möchte, fhlägt Herr Reveille-Parife die Anwendung der Ruftpumpe vor, welcdes zwar nicht immer Guppuration vers hüten wird, wodurch aber doch der größte Theil der reizenden Urs face entfernt, jene daher weniger profus wird und eine raichere Vernarbung zu Stande fommt. (Arch. gen. de Med., Janv. 1844.) Den Proceß des Verhungerns erklärte Profeffor Dr. Schultz in der Hufeland’fhen Gifellfehaft aus einer Verſchrum— pfung der Blutblafen, welche fich mikroſkopiſch ermitteln Laffez die verfchrumpften Blucblafen fönnen, nad ihm, nicht mehr normal refpiriren; fie wirken alſo auch nicht mehr durch ihren Sauerſtoff auf die Nerven, und es erklärt fih auf diefe Weife, warum der Hungertod auch zunaͤchſt vom Nervenfyftem ausgehe, Bibliographische Entwidelungsgefchichte der Cephalopoden. Bon Dr. Albert Köl: tiker. Mit 6 lithographirten Tafeln. Zürich 1844. 4, Precia de Chimie organique. Par M. Gehrardt. Montpellier 184. 8. Heu g-keiieemn. Traité complet de l’hypochondrie. Par J. L. Brachet, Profes- seur de }la pathologie generale etc. Lyon 1844. 8. De la Tenotomie appliquee au traitment des luxations et des fractures. Par M. De la Vacherie. Bruxelles 1843, 8. — — — —— Neue Üotizen audß dem Gebiete der Hatır - und Heilkunde, arfanımelt und mirgerheilt von dem Ober» Medicinalraıde Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarbe und Profeffior Eroriep zu Berlin, N 643. (Nr. 5, des XXX. Bandes.) April 1844, Gebrudt im Landes = Induftrie s Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 6. oder 3 30 X, des einzelnen Etüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99 Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9% 32 U ae Gh IK Ueber die phyſiſchen Charactere der Esfimos. Bon Rihard King, Dr. M. (Der ethnologifchen Gefillfchaft von London vorgetragen.) Unter den um den Mordpol her wohnenden Voͤlker— ſchaften find die Esfimos, wegen der Größe ihres Mohn: gebietes, die merkwuͤrdigſte. Diefe Fifchernation bevölkert die ganze nördlihe Küfte Mordamerica’d bis zum Prinz Williams-Sund am fillen Weltmeere und bie zur Kuüfte Labrador am Atlantifchen Oceane. Ihre weſtliche Gränze it die St. Lorenzinſel und ihre öftlihe Grönland. Obwohl Labrador ſchon lange Zeit auf der Dflfeite die fübdlichiie Graͤnze der Eskimos ift, fo fcheinen ſich deren Wanderungen doch früher noch weiter gegen Süden erftret zu haben, und damals hielten fie fib auch den Sommer über auf Neu: fundland auf. Der Abbe Raynal ſagt ausdruͤcklich, daß ſich nie andere Wilde auf diefer Snfet hätten feben laffen, als wihrend der Jagdzeit einige Esfimos, und diefe Anficht batte ib mir, ſchon bevor mir diefe Stelle in Naynal’s Merke zu Geficht gefommen war, nach einer forgfältigen Vergleibung der Berichte der Altern Neifenden, welche ‚eine nordweftlibe Durchfahrt fuchten, gebildet. „Sebaftian Ca— bot, fo fchreibt Purchas, brachte im Jahre 1497 drei, auf Neufundland gefangene, Wilde nah England, die in Thierfelle gekleidet waren, rohes Fleifh aßen und ein völlig viehifhes Benehmen zeigten. Der König unterhielt fie eine Zeit lang. Zwei Sabre fpäter ſah ich zwei derfelben in Englifher Tracht im MWeftminfter: Palafte, und ich hätte fie nicht von Engländern unterfcheiden fönnen, wenn man mir nicht gefagt hätte, wer fie wären; allein fie fprachen kein Wort.” Das, was Whitbourne über die Einges borenen Neufundlands berichtet (a. 1612), paßt auf die bekannte Lebensweife der Eskimos, aber nicht auf die der rothen Nordamericanifchen Indianer, Er fagt darüber Fols gendes: „Die natürlichen Bewohner des Landes find ge: No. 1743. — 643, kunde. ring an Zahl und dabei roh und wild. Sie wiſſen weder irgend etwas von Gott, noch von einer buͤrgerlichen Re— gierung. Sie finden fih nur im weftlihen und noͤrdlichen Theile des Landes, wohin die Engländer felten kommen. Aber die Franzofen und Basken, melde des Walfiſch- und Stodfiihfanges wegen ſich dahinbegeben, f&hildern fie als gefcheidte und, wenn man fie gut behandelt, fügfame Leute. Sie helfen den Europaͤern mit großem Fleiße und Gefchide bei'm Fangen, Zerlegen und Ausfohen der Walfiiche und dem Ausziehen des Thranes, und nehmen dafür Feine andere Belohnung in Anfprub, als ein Wenig Brod oder dergleis chen Kleinigkeiten.‘ Lieutenant Roger Curtis berichtet in einer, im Sahre 1773 an die Royal Society eingefand- ten Abhandlung, es hätten Nieder!affungen der Eskimes an verfchiedenen Puncten der Küfte bis zum St. Johns— fluffe hinab beftanden; allein ſchon feit vielen Jahren feyen diefe Keute, entweder wegen Streitigkeiten mit den Bergbe— mwohnern, oder wegen der Uebergriffe der Europder, nad dem fernen Norden gezogen. D’Reilly fagt (1818) Daf: felbe, wahrfcheinlib auf das Zeugniß des Lirutenants Ro— ger Curtis bin, aus. Der Islaͤnder Thorfin befchreibt im zehnten Sahrhundert die Bewohner von Winland als von niedriger Statur und mit Booten verfehen, die mit Le: der überzogen feyen. Man hat aber mit ziemlicher Gemiß- heit nachgewiefen, daß Winland füdlib von der St. Lorenz: Bai lag, und da wir die Eskimos fo weit füdlich zu ver: folgen im Stande find, fo ift es keineswegs unwahrſchein— ih, daß fie auf dem St. Lorenzſtrome in's Binnenland eingedrungen find; denn in der Nähe der Niagarafülle hat man zahlreiche Grabhügel entdedt, melde von den rothen Sndianern, bei denen dieſe Begräbnißmweife nicht üblich ift, einer ausgeftorbenen Menfchenrace zugefchrieben werden, welche das Land vor jenen bewohnt habe. Dr. Hodgfin unter: fuchte mit der ibm eigenen Sorgfalt und Scharffinnigkeit einen der in bdiefen Grabhügeln gefundenen Schaͤdel und 5 67 wies deffen große Aehntichkeit mit dem Schädel eines Eski⸗ mo’s nah. Ein Abguß des eriteren und das Driginal des teteren ift in dem von Dr. Hodgkin geordneten Mufeum des Guy's Hofpitals zu fehen, auf weldyes Mufeum uns fer Land mit gerechtem Stolze und das Ausland mit Bez wunderung blidt. Ueber die Statiftit der Esfimos befisen wir nur wenig Nachrichten. Die Bevölkerung der Nordweftküfte America’s vom Prinz Williams» Sund bis zur Barrow - Spise wurde im Sahre 1822 auf 2000 Köpfe; die an der Regenten-— Einfahrt im Sabre 1830 auf 160, die von der Melville = Halbinfel im Jahre 1823 auf 219, die von Labrador im Sabre 1773 auf 1623 gefhäst. Es ſcheint fih demnach, infoweit die vorhandenen Nachrichten dieß beweifen Eönnen, zu ergeben, daß der nordweftliche Zipfel von America, Lu: brador und Grönland, ftärker bevölkert fey, als der nörd: liche Küftenftrih am Polarmeere bin, und daß die Bevoͤl— Eerung von Dften gegen Weſten-(Weſten gegen Dften?) all= mälig zunebme, abgefehen von der Umgegend des Madenzie fluffes, wo die Eskimos, vielleiht in Folge der dort im vorzüglich hohen Grade vorhandenen Hülfsquellen, am Di: teften zufammengedrängt zu leben feinen. *) Die Eskimos reden alle wefentlich biefelbe Sprache, “und felbft die verfhiedenen Mundarten der Letztern weichen fo wenig voneinander ab, daß ein Cingeborener, mag er nun an der Küfte des Atlantifchen, oder des Stillen Oceans wohnen, ſich allen Stämmen der Eskimos verftändlich ma— chen kann. Der DVerfaffer der Researches into the physical History of Mankind (Dr. Prichard) hat in der erften Ausgabe feines Werkes der Schädelbildung des Eskimos nicht fpeciell gedacht; in der von 1826 findet fich jedoch die Beſchreibung und Abbildung eines Eskimoſchaͤdels, und beide find auc in deffen neueftem Werke: Natural History of Man, mitgetheiit. Der Zert lautet folgendermaaßen: „Das Geſicht ift rautenförmig und verläuft fich, wie eine der Sei- tenflächen einer Pyramide, nah Dben beinahe in eine Spitze.“ Mit diefer Befchreibung ftimmt die Abbildung überein. Allein duch die Vergleihung mit 4 in Blumens bach’s Decaden und mit 4 in Morton's Crania Ame- ricana abgebildeten, mit 1 in der Hunter’fhen Samms lung des Königl. Collegiums der Wundärzte vorhandenen, mit 1 im Mufeum des Guy's Hofpitald und mit 12 im der Sammlung des Phrenologen Deville befindlichen Es— Eimofhädeln wird die Anfiht des Dr. Prihard gänzlich entfräftet. **) „Die Stirn und die Seiten des Kopfes über den Schläfen find, nad) der Befchreibung, melde diefer Reiſende (O'Reilly?) rudfihtlih der Eskimos auf der Inſel Disco mittheilt, ſtark niedergedrüdt, der Scheitel *) Auch an der Mündung des Kupferminenfluffes fanden Hearne und Franklin die Estimos in großer Zahl. D, Ueberf. ) Bergl. O'Reilly, Greenland and the North-West Passage, p. 62. 643. XXX. 5. 68 ſehr hoch, und das Hintertheil des Kopfes, gleich der Stirn, niedergedrüdt. Der Schädel ift faſt wie die fpike Hilfte eines Hühnereied gebildet,‘ Nachdem ich aber 14 Schädel und die Abbildungen von noch acht anderen unter- ſucht babe, möchte ich glauben, Dr. Prihard und D’ Reilly haben beide den elben Schädel befchrieben, deffen eigenthümlihe Beſchaffenheit von zufälligen Umſtanden bes rührt, und da O'Reilly im Jahre 1318, Prihard aber im Sabre 1820 ſchrieb, fo möchte id annehmen, der Letz— tere babe fih den von Erſterm befchriebenen Schädel zu vers [haffen gewußt. Wie dem auch ſey, fo fteht doch feit, daß der von Dr. Prihard beſchriebene Eskimoſchaͤdel nicht als der Typus diefer arctifchen Menfcenfamilie betrachtet werden darf. ES würde ebenfo unrichtig feyn, wenn wir ung, bei den vorliegenden Materialien, der Meinung des Dr. Prihard anfchliegen, als wenn wir, da befanntlid die Eingeborenen des nordweftlichen America (Südamerica?) die Schädelform Eünftli zu verändern pflegen, der Ziedez mann’fchen und Pentland’fhen Anſicht beipflichten woll= ten, daß die in den alten Gräbern (den fogenannten Hua: cas) des großen Alpenthals von Titicaca aufgefundenen Schaͤdel von der Natur fo geftaltet worden feyen. An dem Schädel des Eskimo's bemerft man, meiner Unfiht nach, die Gefichtsbreite und den mäßig gewölbten Character der fogt- nannten Mongolifhen Race in fehr auffallender Weiſe. Das bervorftehendfte Merkmal find die auswärts hervortre- tenden Backenknochen, welche fich, indem fie ſich hinterwärts kruͤmmen, mit einem entfprechenden Hoͤcker der Schläfenbeine verbinden und mit demfelben einen großen abgerundeten Hü- gel bilden. Der obere Theil des Gefichtes ift auffallend platt, und die Nafenfnochen fallen mit den Backenknochen ziemlich in diefelbe Ebene. Mit der Schidelbildung flimmt die Gefichtsbildung überein. Das Geſicht ift rund und voll und die Nafe tief- liegend, was von dem Hervorragen der Baden herruͤhrt, das zuweilen in dem Grade ftattfindet, daß ein queer über diefelben gelegtes Lineal die Naſe nicht berrührt, wie Ca— pitain Lyon berichtet. Auch die Augen find von einer ei— genthümlihen Befhaffenheit, die gerade nicht von den ofteos logifhen DVerhältniffen des Kopfes abhängt. Sie find Elein und liegen fchräg in den Augenhöhlen, indem der innere Theil derfelben niedergedrüdt ift und der äußere verhältnißs mäßig weit hervorquillt. Herr Edwards, welcher die zweite Erpedition des Sir Edward Parry als Chirurg begleitete, hat eine bei vielen Eingeborenen der Halbinfel Melville an— zutreffende Eigenthümlichfeit beobachtet, welche darin befteht, daß der innere Augenwinkel von einer Zalte der benachbarten fhlaffen Haut bededt iſt. Diefe Falte erſtreckt ſich loder über die Ränder der Augenlider und bedeft den caruncu- lus lachrymalis, welcher bei den Europäern unbededt ift, fo daß fie gleihfam ein drittes halbmondförmiges Augenlid bildet. Diefe Eigenthuͤmlichkeit zeigte ſich vorzüglih aufs fallend bei Kindern, bei Erwachfenen weniger häufig und in geringem Grade. Diefe allgemeinen Merkmale ändern aber bei'm Eskimo, wie bei andern Nationen, bei verfchies denen Sndividuen ab; dennoch befisen die Eskimos, wie die 69 Suden, felbft wenn deren Gefichtäform ſich ber ber Euros pier nähert, einen ganz eigenthümlichen Ausdruck (yon). Man findet unter ihnen zuweilen ovale Gefichter und hobe römifche Naſen, und wenn dieß bei beiden Aeltern der Fall ift, fo haben die Kinder ſtets diefelbe Gefichtsbildung. Obwohl die Gefichter der Eskimos im Allgemeinen, nach europäifchen Begriffen, nicht ſchoͤn zu nennen find, fo haben fie doch bei den fämmtlichen Neifenden, von denen jenes Volk befucht worden ift, mehr oder weniger Beifall gefunden. Gapitain Cook fand nur wenige huͤbſch, aber den Ausdruck der meiften lebhaft, qutmüthig und offen, ja die Geſichtszuͤge mander Frauen angenehm und fein. Sir John Franklin und Dr. Rihardfon erklären die jungen Frauen und Kinder für huͤbſch, manche darunter ſo— gar für recht fhön, ja eine der erftern würde, ihrer Anſicht nach, felbit in Europa für huͤbſch gegolten haben. Sie fparten auch, gleich unfern Schönen, feine Mühe, um ihre Reize nach Möglichkeit zu erhöhen. Sir Edward Parry bemerkt in Betreff der am Fluffe Clyde und auf der Halbs infet Metville wohnenden Eskimos daffelbe und fügt hin— zu, daß eine der hübfcheften Srauen des letztern Stammes ein mehr ovales Gefiht, als die Eskimos fonft, fehr hübfche Augen, einen niedlihen Mund, ungemein weiße und reyels mäßig geftellte Zähne und foviel natürliche Grazie in ihren Bewegungen gehabt habe, daß diefelbe felbft durch die Wer: Kleidung der Eskimo'ſchen Tracht bemerklich gewefen fen. Zwei etwa zwanzigjährige und 5 Fuß 7 Zoll bobe Männer waren beide huͤbſch und einnehmend und deren Extremitäten wohlgebilder und muskuloͤs. Dabei waren fie fo thätig und männlich, daf fie für fo fehöne Eremplare der Menfchenfpe: cies gelten konnten, als fie irgend ein Land aufzumeifen bat. Ein Mann, Namens Tea, deffen Bruder, Frau und beide Töchter hatten ſchoͤne römifhe Naſen, und eine der Restern war ein ungemein hübfches junges rauenzimmer. Die Eins gebornen des Prinz Williams » Sundes haben, den Ber fchreibungen zufolge, im Allgemeinen breite, platte Gefichter, Eleine Augen, weiße, regelmäßig ftehende Zähne, zeigen aber doch viele individuelle Verfchiedenheiten. Die des Kogebues Sundes haben eine widerwärtige Gefichtsbildung, und der Ausdruck ift frech, aber nicht dumm; dabei find ihre Augen Elein und ihre Badenknochen hoch (Kobebue', während Ca— pitain Beechy fie als gut ausfehend befchreibt, obwohl fie verhältnifmäßig früh bäßlich werden (mag vorzüglid von den Frauen gilt) und im höhern Alter ein wüftes, wie durch Keiden entftelltes, Anfehn erhalten, welches durch die ſchwaͤ— tenden Augen und bis auf das Zahnfleifh hinab abgenuß: ten Zähne noch toiderlicher wird. Diefen Zuftand der Zähne findet man bei allen alten Perfonen aller Esfimoftämme *) Bei den Eskimos am Madenziefluffe und den von dort bis an die Außerfte weftlihe Gränze von Sir Sohn *) &8 ift dieß eine Eigenthümlichfeit, welche ſich, außer in den Nordpolarländern, unferes Wiffen, nur bei den Bufchhottens, totten findet. D. Ueberf. 643, XXX. 5. 70 Franklin angetroffenen find die Backenknochen weniger hervorragend, als bei den übrigen Esfimog, die Augen aber ebenfo Elein und die Nafe ebenfo breit, wie bei den Letztern (Sir Sohn Franklin). Im Betreff der Eskimos an der Negenten s Einfahrt bemerft Sir John Roß: die Frauen feyen allerdings nicht ſchoͤn, aber deren Gefichts;üge fanft und deren Wangen, gleich denen der Männer, roͤthlich; ein Mädchen von dreizehn Jahren habe fogar für huͤbſch gelten £önnen Lieutenant Noyer Curtis betrachtete die Eskimos von Labrador als im Allgemeinen nicht eben häßlich, obgleich man unter ihnen allerdings hin und wieder ein Außerft gars ſtiges Gefiht gefunden habe, Ihre Gefichter find platt und deren Nafen kurz Die Gefichtsfarbe der Eskimos ift, nah Sir Edward Parry, Hearne, Lyon und Curtis, nicht dunkeler, als die der Portugiefen, und die beftändig bedeckten Körpertheile find fo weiß, wie bei den Küftenvölkern des Mittelmeeres. Ein fehr ſchoͤnes gefundes Roth färbt die Wangen der Frauen und Kinder, und häufig trifft man Geſichter, die denen der Europäer an Weiße nicht nachftehen; die Geſichter der Maͤnner ſind dagegen mehr gelblich. Sir Martin Fro— biſher ſagt, ſie haͤtten dieſelbe Geſichtsfarbe, wie von der Sonne gebraͤunte Landleute. Die Bewohner der St. Lorenz⸗ Inſel ſind etwas weißer, und am Prinz Williams-Sund iſt, nach Cook, der Teint der Frauen und Kinder weiß, aber ohne alle Beimiſchung von Roth. Der Bart ift dünn, aber in manchen Fällen das Kinn dennoch vollftändig bewachfen. Der Schnurrbart ift dichter, das Haupthaar ſchlicht, grob, rabenſchwarz, dod) bei ganz jungen Kindern etwas in's Bräunliche ziehend. Am Kör: per haben fie nur wenig Haare, bei Manchen fehlt e8 dort ganz (Cook, Curtis, Parry, Lyon), und bei den Es— Eimos auf der St. Lorenz: Snfel fehlt fogar, nah Beechy, der Burt. Bei allen Leuten wird dag Haar weiß, mas an der Regenten = Einfahrr häufig beobachtet wurde, waͤh— tend auf der Herfchel=Infel, weftlih vom Madenzie » Fluffe, eine alte Frau mit filberweifem Haar als Ausnahme er: ſchien. (Sranflin). An der Negenten: Einfahrt wurde auch ein fehsundfunfzigiähriger Kahlkopf von Sir John Roß bemerkt. (Schluß folgt.) AU iger Pen, Ueber elaftifhe und unelaftifhde Shwimmblafen der Fiſche theilte Herr Geh. R. J. Müller in der Gefellfchaft naturforfchender Freunde zu Berlin Beobachtungen mit. Beide fin- den ji in Verbindung miteinander bei Cyprinen und Choracinen. Die vordere Schwimmblafe ift durd eine ihrer Häute in hohem Grade elaftifch, fo daß fie dur) Gompreffion der hinteren Blafe, deren Ausführungsgang vorher unterbunden ift, um ein Drittel ihres Volumens ausgedehnt werden kann und bei'm Nachlaß des Drudes ſich um ebenfoviel wieder verkleinert; die hintere dagegen ijt unelas ftifhb und kann nicht ausgedehnt werden. Da beide mit Muskeln verfeben find, fo bat es der Fiſch in feiner Gewalt, ſich vorn oder binten leichter zu machen. Diefe Bedeutung haben audy die, vom Berfaffer befchriebenen, befonderen Apparate bei einigen Siluroiden und bei den Ophidien. Bei'm Auffteigen der Cyprinen aus der 5* 71 Ziefe muß die vorbere Schwimmblafe, wie in der Ruftpumpe, fich ausdehnen. Ueber die Korallenthiere des fühen Waffers hat Dr. Sömmering, zu Frankfurt am Main, feine Beobachtungen, mit den Hauptergebniffen der Forſchungen Ehrenberg's zuſam— mengeftellt, in ciner Abhandlung am Stifrungsfefte der Senken: bergifchen naturforfhenden Geſellſchaft mitgetheit. Eine magnetiſch-electriſch-telluriſche Batterie, welche die Herren Palmieri und SantieLinari erfunden 643. XXX. 5. 72 haben, unb über welche Bere Arago ber Academie, in beren Sigung am 22. April, berichtete, erzeugt den electrifhen Funken mittelft der magnetifchen Induction der Erde, Die Verſuche, die in einem Briefe des Herrn Melloni an Herrn Arago darger legt find, laffen über das wichtige Factum, daß die eleftro= dynas miſche Thätigkeit des Magneten und diejenige, welche die conftante Richtung der Magnetnadel erzeugt, durchaus identifche Kräfte jind, nicht den geringften Zweifel beftehen. Sie dienen den Arbeiten Umpere’s als Komplement. 3 a A 0 a BEE 5 7 Ueber den drohenden Tod und die nervöfen Affectionen bei Neugebornen. Bon Dr. Rihard Doherty. Die Todesarten, welchen die Neugebornen’ausgefegt find, geben, wie im fpäteren Alter, vum Gehirn, von den Lungen oder vom Herzen aus. Der Hirntod kann auf zweifache Meife herbeigeführt werden, einmal wie bei der Gompreflion, wo die Athmungsfunction zuerft leidet und dann, wie bei der Erſchuͤtterung, wo die Herzaction unmittelbar angehalten wird. Die erfte Art oder die durh coma ift am Häufigs ften bei Neugebornen, und characterifirt fich, wie die Apople= gie im höheren Alter, durch venöfe Zurgescenz. Aufgeblafens ſeyn des Gefichtes und durch eine langfame und behinderte Reſpiration. Das Gefiht nimmt, wenn es bervorgetrieben wird, fehr oft eine Purpurfärbung an, welche aber bei fchnel: ler Beendigung der Geburtsarbeit bald verfchwindet; wenn aber in Folge einer Verzögerung oder aus irgend einer an— deren Urfache die Nüdkehr des Blutes aus dem Kopfe vers bindert wird, fo deutet die äußere Anſchoppung eine ähnliche Berhaffenheit innerhalb des Schaͤdels an, und wenn auch nach vollendeter Geburt das Herz noch einige Zeit zu ſchla— gen fortfährt, fo wird doch die Nefpiration nur fehr ſchwierig oder auch garnicht wiederhergeftellt. Diefelben Folgen koͤnnen eintreten, wenn der Kopf einem lange fortgefesten Drude ducch die Thätigkrit des uterus ausgefeßt gemefen, oder im Ausgange eines engen Bedens gequetfeht worden ift, fowie auh nicht felten nad) Anwendung der Zange. Nach der Genefung von den unmittelbaren Folgen diefed Zuftandes Eann eine Gongeftion in geringerem Grade fortdauern, welche Convulfionen oder Lähmung erzeugt, wofern nicht die zur Befeitigung derfelben geeigneten Mittel angewendet werden. — Was die zweite Art des Hirntodes betrifft, fo haben Choſſat's Srperimente gezeigt, daß bei WVerlegungen des Gehirns, welche ftarf genug waren, um eine Erſchuͤtterung bervorzubringen und befonders, wenn das Ruͤckenmark unters halb des Halſes bedeutend verlegt wurde, die Girculation in den Gapillargefäßen einige Zeit hindurch felbft mehr, als die Action des Herzens, beträchtigt erfchien, wenn auch folche Fälle duch die allmälige Hemmung der Circulation endlich tödtlich verlaufen (Influence du systeme nerveux sur la chaleur animale. Paris 1820.) Diefer fcheint denn aud die Art des Todes zu feyn, wenn der foetus, nadıs dem er einer Eräftigen Uterinaction ausgefegt geweſen oder der Kopf deffelben ftoßweife gegen refiftirende Puncte, wie gegen einmwärtsgefrummte Sigbeinftaheln gedrängt morden ift, endlich bleih von Farbe mit relarirten Gliedmaaßen und pulslofer oder nur ſchwach pulficender Nabelſchnur herausges trieben wird, fowie auch in Fällen von Steißlagen, wenn in Folge der großen Kraftanfirengung, um den Kopf herauszu— ziehen, das Ruͤckenmark verlegt wird. Wenn in folhen Fäls len nicht vafche Hülfe geleiftet wird, fo enden fie fchnell tödt- lich in Folge der Erfhöpfung, oder Krämpfe treten in kur— zer Zeit ein. — Die Behandlung der beiden Formen des drohenden Gehirntodes it eine von der anderen etwas ab— weichend. Bei der eriteren oder apoplectifhen Form ift zunähft Blut aus der Nabelfhnur zu laffen, warme Bider und Meibungen anzuwenden und Kälte auf den Kopf. zu appliciren. Gegen die zurüdbleibende Gongeftion nügen einen oder mehrere Blutegel an eine Fontanelle und Eräftige Abführmittel, wenn es nöthig it, in Verbindung mit Wein: molEen oder anderen Meizmitteln. Wenn Krämpfe eintreten diefelben Mittel, dabei Calomel, Gegenreize im Naden und Kataplasmen an die Beine. Die fo oft hierbei angewende— ten Zerpenthinchyftiere kann ich nicht empfehlen. Nah Bil: Lard findet bei diefem Zuftande auch ein Kongeftivzuftand der Darmfchleimhaut ftatt, g’yen den ein Blutegel an's epi- gastrium und andere angemeffene Mittel anzuwenden find. Es ift gut, folhen Kindern nicht fogleih die Bruſt geben zu laffen, fondern ihnen erſt etwas verfüßte Milch und Waſſer zu reichen. Bei der zweiten Korm ift das Blutlaſſen nicht zuerſt anzumenden, warme Bäder, Neibungen des Körpers, Am: moniaf, vor die Nafe gehalten, Senfteig an die Füße, etwas MWeinmolken mit einigen Zropfen Aether find die bier zus nädhft angezeigten Mittel. Sehr gut iſt auch das Beſpriz— zen mit kaltem Waffer, und zwar abwechfelnd mit dem Ges brauche des warmen Bades, Mach meiner Anſicht ift auch bier das frühe Durchſchneiden der Nabelſchnur raͤthlich. Das Lufteinblafen muß als das lebte der anzuwendenden Mittel in Anfprub genommen werden; in folden Fällen nügen auch durch die Herzgegend geleitete galvanifche Strö- me. Wenn eine Neigung zu Gonvuliionen fich zeigt, fo muß man oft einen Blutegel an den Kopf feßen, aber immer erft fpäter und in Verbindung mit Neizmitteln zur Unterftügung der Kräfte. 73 Der Ausdrud Afpbyrie wird fehr häufig Fälfhlih auf ben Scheintod der Neugebornen angewendet, Es bezeichnet nur einen Zuftand in Folge einer Urfahe, melde den nös thigen Zufhuß von reiner Luft in die Bruſt einzutreten uns mittelbar verhindert. Nun findet aber bei dem Kinde bei der Geburt eine ſolche Urfache unter gewoͤhnlichen Umſtaͤn— den nicht flat. Das Kind ift dann von einer gefunden Atmofphäre umgeben, deren Eintritt in die Lungen durd) kein mechaniſches Hemmniß gehindert wird, und wenn das Athmen nicht ausgeführt wird, fo gefchieht diefes nicht durch einen Fehler in den Zungen und ihren Anhängen, fondern in Folge einer mangelnden Innervation, von weldyer die zum Athmen erforderlihen Muskelactionen abhängen, und defhalb follten wir anfänglid), wie bereits bemerkt, erft andere Mit: tel als das Kufteinblafen anwenden. Da ferner bei dem Kinde, welches noch nicht geathmet hat, die Befchaffenheit des Blutes in den Arterien und Venen diefelbe ift, To has ben wir bier auch nicht, wie bei'm Erwachfenen, den nach— theiligen Einfluß des fhwarzen Blutes in den Arterien zu beforgen, weßhalb denn auch die Umftände nicht fo fehr dran= gen, für die Reinigung des Blutes zu forgen, fondern eher Mittel anzuwenden find, welche auf das Gehirn und die peripherifhen Nervenenden wirken, von deren abgeftumpfter Empfindlichkeit das Nichtzuſtandekommen des Athmens abs hängt. in Hauptfehler des Eünftlihen Athmens iſt der, daß bei demfelben die Bruft durch den Drud der eingeb a= fenen Luft ausgedehnt wird, während bei'm natürliben Ath⸗ men die Luft in die Bruft in Folge der fpontanen Erwei— terung derfelben eintritt. Der Lungentod alfo oder die eigentlihe Afphyrie kommt nicht häufig bei Neugebornen vor. Man beobachtet diefelbe befonders dann, wenn das Kind von der Mutter erdrüdt, oder unbemerkt geboren wird. Wir müffen daran denken, daß in Fällen von Erftidung das Herz feine Srritabilitit noch einige Zeit nad dem Aufhören der Girculation beibes hält, und wir müffen uns daher dur diefen Umftand nicht abhalten laſſen, die Eünftlihe Nefpiration und andere Mit: tel anzuwenden, um die fuspendirte Lebensthätigfeit wieder— berzuftellen. Wenn Krämpfe während des Todeskrampfes oder nad) demfelben eintreten, fo find örtliche Blutentziehun— gen und die anderen bereits angegebenen Mittel angezeigt. Wenn ein Kind zur Welt Eommt, fo it Mund und Schlund gewöhnlid mit Schleim angefüllt, welcher, wenn er nicht entfernt wird, den Eintritt der Luft verhindern und Afphyrie herbeiführen Eann. Daffelbe tritt zuweilen ein, wenn die trachea und die Bronbialröbren mit dem liquor amnii angefüllt find, Hierher gehört auch der Tod in Folge eines Krampfes der Stimmrige, ine zu fchnelle Geburt kann gleihfaus den Lungentod herbeiführen, indem bier den Run: gen Feine Zeit vergönnt ift, fich für ihre neue Function vor— zubereiten. Joͤrg zuerft wies die nachtheiligen Einflüffe einer zu fchnellen Geburt nad indem er zeigte, daß in fol: hen Fällen in Folge des zu geringen Drudes, dem die pla- centa unterworfen ift, das foramen ovale feine genügende Tendenz erhält, ſich zu fehliefen, noch auch der Organismus die Nothwendigkeit zu athmen empfindet. Nac der Geburt 643. XXX. 5, 74 wird dann nur ein Theil der Lunge mit Luft angefüllt, mährend der übrige im Fötalzuftande bleibt, ein Zuftand, dem er den Namen Atelectasis gegeben bat, und melder, außer anderen ſchlimmen Folgen, Apoplexie in Folge des Mangels eines gehörig orpgenirten Blutes hervorzurufen vermag. Sn folhen Fällen darf die Nabelfhnur nicht eher unterbunden werden, bis das Athmen voliftändig hergeftellt ift. Später find innerli und aͤußerlich Reizmittel, fowie Mittel gegen die apoplectifhen und entzündlihen Folgeübel anzuwenden. Wenn man der Bruft Blut entziehen will, fo fest man am Beſten die Blutegel in die Achfelgrube, da das ſubcutane venöfe Geflecht dafelbft in unmittelbarer Ver— bindung mit den Gefäßen der Brufthöhle ſteht (Billiard), Zumweilen finden wir nad der Geburt eine crfchmwerte und tumultuarifhe Herzaction, und in folhen Fällen kann eine Roͤthung des Gefichtes, Gonvulfionen und felbft Tod eintre— ten. Solhe Fälle haben mwahrfcheinlich ihren Grund in ei: ner Tendenz der früheren noch nicht gefchloffenen Ganäle, ſich zu ſchließen, oder in einem Schwaͤchezuſtand des Herzens fetbft. Diefelben Symptome werden auch oft dadurch herz vorgebracht, daß die Nabelfhnur bei'm erften Luftfchnappen des Kindes und bevor das Cinathmen gehörig eingeleitet ift, unterbunden wird. Cie erfordern Blutentziehung in der Herzgegend u. f. w. Spncope oder der Herztod laffen fih am DBeften durch die Wirkungen des Blutverluftes erläutern. Blurflüffe aus dem uterus während der Schwangerfhaft oder der Ent: bindung Eönnen den Tod und die Austreibung des foetus bewirken, oder Urfachen einer mangelnden Vitalität des Kins des bei der Geburt, felbft wenn e8 ausgetragen ift, werden. Mir Eönnen nicht annehmen, daß diefes Nefultat durch eine unmittelbare DBlutentziehung vom Drganismus des Kindes hervorgebracht werde, denn die Erfahrung zeigt, daß baffelbe, wenn auch in fo enger Verbindung mit dem mütterlichen Organismus ftehend, dennoch eine von demfelben fo fehr un: abhängige Gireulation befißt, daß, wenn auch die Mutter fih zu Tode blutet, die Fötalgefäße dennoch ihres Inhalts nicht beraubt werden. Jenes Nefultat ift vielmehr dem Mangel jenes eigenthuͤmlichen Einfluffes, welhen die pla- centa auf die zu dirfelben durch die Mabelarterien hinge— führten Fiüffigkeiten ausübt, zuzuſchteiben. Diefes muß auch die Urfache des Todes ſeyn, wenn die contenta des uterus in die Bauhhöhle gerathen; aber felbft, wenn der foetus im uterus bleibt, ift der toͤdtliche Ausgang nicht einem Ausfluffe aus den Blutgefäßen, fondern einer Er: ſchuͤtterung des Nervenfpftems zuzuſchreiben, melde moͤgli— cherweiſe von der Mutter auf dag Kind übertragen wird. — Zur Syncope können wir auch die drohende Gefahr, melde dem foetus bevorfteht, rechnen, wenn er ſich mit den Füs fen zur Geburt ſtellt. Die Nabelihnur ift bier in Gefahr, einen bedeutenden Drud zu erleiden, wodurch dem linfen Herzen die Blurzufubr abgefchnitten wird. Das unter fols den Umftänden geborene Kind hat ganz das Ausfehen, als wenn es in einer tiefen Ohnmacht ſich befände, und bei der Eröffnung folder Körper findet man die linke Seite des Herzens blutleer, die rechte dagegen und die großen Gefäße 75 ſtaͤnmme mit Blut überfüllt. Am Anſchaulichſten wird jes dody der vom Herzen ausgehende Tod, — der fich durch blaffes, zufammengefallenes Gefiht, Ealte Ertremitäten und altmälig unbemerfbar werdenden Puls zu erkennen gicht, toährend das Athmen bis zum Ende andauert — in den Fällen, wo entweder in Folge einer Unaufmerkfamkeit bei der Geburt Blutung aus der Nabelſchnur eintritt, oder dies felbe bei Ulceration des Nabels nach abgefallener Nabel: ſchnur vorkommt. Die Behandlung folder Fälle ift diefelbe, wie unter ähnlichen Umftänden bei Erwachfenen: Ruͤckenla— ge, Application von Wärme und die Anwendung von Reiz: mitteln — in einigen Fällen mit Opiaten! — bei geeigne: ter Unterftügung der Kräfte; Lufteinblafen kann hier früh mit Nugen angewendet werden. Sowie das Gehirn, Eann auch dag Nüdenmark in eis nen Gongeftiongzuftand verfegt werden, in deffen Folge die Athmungsorgane parafyfirt werden. Wenn diefer Erankhafte Zuftand durch die Behandlung größtentheils befeitigt worden it, fo Eann er in einem geringeten Grade fortbeftehen, oder zu einer fpätern Zeit wiederkehren, woraus dann ſehr nach— theilige Folgen hervorgehen. Die onyeftion des Nüdens marks characterifict fih durch Convulfionen in den Ertremis täten und zuweilen im Geſichte, befonders aber durch teta— nifhe Krämpfe, welche gewöhnlich die Form des opistho- tonus annehmen. Sie erfordert diefelben Mittel wie die Hirncongeftion, nämlich oͤrtliche Blutentziehungen, Gegen: teize, Calomel mit James powder u. f. w. Nachdem ich bisher von din Gonvulfionen gefprochen, welche primär genannt werden fönnen und die unmittelbar von einer abnormen Beſchaffenheit der Gentralorgane der PBitalität, des Gehirns und Nüdenmarks, der Lungen und des Herzens abhänyen: komme ich nun zu den fecundären oder ſympathiſchen Störungen des Nervenfnftems. Es ift befannt, daß die durch fehädliche Stoffe in den Gedärmen bewirkte Reizung, fey es durch ein Zurüdhalten des Kindes pechs oder in Folge des Genuffes unpaffender Nahrungss mittel, eine fehr fruchtbare Quelle folder Affectionen ift. Aus der Analyfe von Fällen der Art gebt hervor, daß eine Störung im tractus gastrointestinalis niht nur ſpas— modifche Bewegungen, welche zugleich mit Zeichen von Ge: tebro = Spinal: Gongeftion vorfommen, erzeugt, fondern auch die Vertheilung des Nerveneinfluffes in Folge einer Reflex— action beeinträchtigen Eann, ohne daß jedoch irgend eine Af— fection der Nervencentren nachzumeifen wäre. Dr. Parrifh in Philadelphia bat nachgewiefen, daß Convulfionen bei Kindern aus Darmerämpfen hervorgehen Eönnen. Die Con: vulfionen nehmen faft diefelbe Behandlung in Anfprud, wie fie bereits oben angegeben worden ift, in einer dem Zu: ftande des Kindes angemeffenen graduellen Steigerung; aus er den Arzeneimitteln muß hier aber auch für eine geſun— de Koft Sorge getragen werden. Was den Gebrauch des Dpiums in folhen Fällen betrifft, fo darf daffelbe bei ob— waltender Gongeftion nicht angewendet werden; nad Befeitis gung derfelben jedoch wird ed ein fehr fhagbares Mittel, da es die Neizbarkeit mildert und die Prädispofition zu Krämpfen hebt. 643. XXX. 5. 76 Sn neuerer Zeit ift darauf aufmerkſam gemacht worden, daß para'prifche Affectionen bei Kindern unabhängig ven irgend einem nadtweisbaren Gerebro > Spinalleiten vorfommen £önnen. — Kinder find oft zu Gonvulfionen durch den Zus ftand der Mutter während der Schwangerſchaft und der Ge: burt prädisponirt. Endlich will ich noch bemerken, daß fpasmodifche Affectionen oder Lähmung gewiffer Muskeln in Folge der Verlegung eines Nerven während der Geburt vor— £ommen Eönnen. (Dublin Journal, March 1844.) Ueber die Hppertrophie der Milz bei Wechfelfiebern, las Herr Cornay in der Eikung der Acad. roy. de Me- deeine am 7. November. Folgendes find feine Schluß— folgen: 1) Ich fhlage den Namen Tourteau (Kuchen, Fies ber£uchen) vor, um die Hppertrophie der Milz zu bezeichnen, welche durch ein acutes oder chronisches Wechfelfieber hervor: gebracht wird, 2) Die acuten Mechfelfieber oder die mit regelmäßi: gen Anfällen koͤnnen in den cronifhen Zuftand uͤbergehen, d. h. anhaltend, langſam, ohne Anfülle oder Intermittenzen, zuweilen mit mehr oder weniger unregelmäßigen Eracerba= tionen, werden. 3) Die hronifhen Wechfelfieber Eönnen fi) von vorn herein entwideln, ohne daß fie nothwendigerweife anfangs acut feyn müßten. 4) Die einfache Hypertropbie der Milz ift nur ein Symptom des acuten oder chrenifhen Milzwechfelfiebers. 5) Bei der Hppertropbie findet niemals eine Ent;ün- dung der Milz ftatt. 6) Man Eann die Affection der Milz bei den Mechs felfiebern nicht al8 den Ausgangspunct derfelben anfehen. 7) €s ift faft unmöglich, die Hypertrophie mit ande- ten Gefhmwülften der Milz und des linfen Hypochondriums zu verwechſeln. 8) Die Hppertrophie verfchwindet bald und ift ge- fahrlos. 9) Die reforbirbaren Salze des Chinins heilen die acuten und chronifhen Milzwechfilfieber, fowie die Anſchwel— lung der Milz. 10) Aderläffe find bei dem chronifchen Milzwechfelfies ber nüglih, wenn die Gefäße entleert werden müffen, und begünftigen die Nüdkehr des Blutes in den allgemeinen Kreislauf; fie befchränfen ferner in gewiffen Fällen auf eine vortheilhafte MWeife die Hppertrophie der Milz. 11) Aderlaͤſſe find im der Mehrzahl der acuten Wech— felfieber von Nutzen; dieſe fheinen aud dann raſcher ges heilt werden zu koͤnnen. 12) Kräftige Diät im geringer Quantität, Eräftige Meine und toniea find fehr angezeigt bei denen, welche an acutem oder chronifhem Wechfelfieber leiden, befonders aber bei chronifhem Mitzwechfelfieber. 13) Die fauren Chininfalze find die fiherften Mittel, um die Hypertrophie und das diefelbe aufrecht erhaltende fhleichende Fieber zu befeitigen. 77 14) Das fhmefelfaure Chinin und die anderen fe- brifuga heilen nidt immer die acuten oder hronifchen Wechs felfieber; in folchen Fällen bewirkt die Veränderung des Ortes oft faft allein die Heilung. 15) Es ift ein Unterfchied zu machen zwiſchen den Fällen, die man in Paris beobachtet und denen auf friſch angefhwemmtem Land und an Suͤmpfen in der Nähe von Slufmündungen. 16) Die alten Aerzte Frankreichs haben fchon lange vor Entdeckung des Chin. sulph. die Fieberfuchen mittelfl China, tonifhen Mitten und localen Blutentziebungen in der Milz: und Aftergegend geheilt. (Arch. gen. de Med., Dee. 1843.) Ueber Maftdarmvorfall. Bon Dr. Henry MCormad, Prolapsus s. procidentia ani kommt fehr häufig, fowohl bei erwachfenen, als bei jungen Perfonen vor, am Häufigften bei den leßteren. In einigen Fällen follen Eleine Dofen Strychnin Heilung bewirkt haben; dieſes Mittel ift jedoch ungewiß und felbft gefährlich, befonders hei Kindern, In den lesten Jahren ift eine Art elfenbeinerner Pelotte, durch eine T Binde befeftigt, empfohlen worden, und ich ha= be fie bei einem früheren Militäc mit Erfolg angewendet. Here Hey behandelte einen fehr hartnädigen Fall, welcher von Kindheit an gedauert hatte und von profufen Haͤmor— thagien und anderen Unbequemlichfeiten beuleitet war, auf die MWeife, daß er eine herabhaͤngende Falte entfernte, wel— he eine feſtere Adhäfion des Maftdarms an dag umgebende Zellgewebe verurfaht hatte. Die Operation war vollkom— men erfolgreich, läßt fich aber nicht gut auf Fälle anwenden, bei denen Feine Ereisrunde Falte vorhanden ift. Eabatier und Andere ſchnitten das vorliegende Stüd ab, eine Operation, welche aber fehr bedeutende Blu: tungen zur Folge haben Eann. ftandes leitete wahrfcheinlih auf Dupuytren's Opera— tionsmethode. Der Kranke wird auf den Bauch gelegt, das Becken durdy Kiffen erhöht, die Schenkel auseinandergehals ten, fo daß der After frei daliegt, und dann twerden die vor: liegenden Falten, welche durd) ebenfoviele zum After führens de Rinnen voneinander getrennt werden, mit einer Pincette mit breiten Blättern ergriffen und vermittelft einer gefrimm: ten Scheere abgefchnitten. Wenn die Relaration ſehr be: deutend ift, fo Eann man die Erceifion bis zu F Zoll inner= halb des Afters hin verlängern, in andern Fällen genügen aber wenige Linien. Diefe Operation, welhe verhältnigmä- Pig von wenig Schmerz und Blutung begleitet ift, hebt die ungemeine Dilatabilität des Afters und fubftituirt ein neues, dicht anfchließendes Gewebe einem ungemein loderen. Die Kranken haben in den erften Tagen gewöhnlich Eeine Stuhl: ausleerungen; die Operation war in allen Fällen günftig, mit Ausnahme eines einzigen bei einem Kinde, mo fie we— gen des Straͤubens deffelben nicht gehörig ausgeführt wer— den Eonnte, 643, XXX. 5. Die Erwägung diefes Ums 78 Da eine fehr große Anzahl von Maftdarmvorfällen "bei Kindern in meiner Praris vorfam, fo wuͤnſchte id ſehr, eine geeignete Behandlung ausfindig zu machen. . Strychnin leis fiete Nichts, Ealte Bäder und die Erwartung vorgeruͤckterer Fahre waren langwierig und von ungewiffem Erfolge. Sch hatte ein Kind zu behandeln, welhes vom erften Lebensjahre an an diefem Uebel gelitten hatte; der Maftdarm trat bei jeder Stuhlausleerung vor, zuweilen 1 Zoll und mehr, und mußte immer zurüdgebraht werden, was ziemlih ſchwierig und nicht ſchmerzlos war. Das Kind fah fehr ſchlaff aus; litt oft an Diarrhöe, und fein Allgemeinbefinden litt fichtlich. Ih batte die verfchiedenften Mittel angewendet, unter andern Seebüder und falte Befprigungen: — Alles ohne Erfolg, auch die Hoffaung, dag Uebel mit den Sahren fhwinden zu fehen, verlor fib immer mehr. Die Ueberles gung führte mich endlih auf folgendes Auskunftsmittel, welches die vernünftige Mutter mir auszuführen verfprach. Als das Kind zu Stuhl ging, wurde die Äußere Haur am After nach der einen Seite hin vermittelft des ringsherum ausgeftredten Firgers gezogen. Das kleine Mädchen fträubte fi) anfangs dagegen, und Elagte, daß es nicht feinen Darm⸗ canal entleeren koͤnne. Man beruhigte e8 jedoch, die Stuhl- entleerung erfolgte, und von diefem Tage an — es ift nun ein Monat ber — ift kein Vorfall wieder eingetreten. Die Stuhlausleerungen, welche früher zwei bis vier Mat täglich erfolgten, wurden jeßt feltener, und die faeces befamen eine beffere Gonfiftenz und eine natürliche Farbe, während die Gefundheit des Kindes in jeder Beziehung fich befferte. (Dublin Journal, July 1843.) Beobachtung eines Falles von fractura incompleta des Scyenfelbeines bei einem Greife. Bon Herrn Debrou, Ein zweiundfechgzigs bis dreiundfechszigjähriger Mann wurde in das Hötel-Dieu zu Orleans gebracht. Er gab an, daß er am Tage zuvor auf der Straße gefallen fen, wieder hätte aufftehen Eönnen, aber genöthigt gewefen ſey, fih) nach Haufe tragen zu laffın. Bei der Unterſuchung erkannten wir leicht, daß weder eine Fractur des Hüftbeines, oder des Beckens, noch eine Luxation des Oberſchenkels vor— handen gewefen fey, waren aber einige Zeit in: Zweifel, ob der Schenfelhals nicht gebrochen ſey. Es fand ein lebhafs ter Schmerz in der Gegend des großen trochanter ftatt; das rechte Bein war fürzer, ald das linfe, und der Kranke vermochte nicht, felbit den Ober- und Unterfchenkel in die Höhe zu heben. Wir erfuhren jedoch wiederum, daß der Mann fic bereits im feiner Kindheit den Schenkel gebrochen hatte, wofür auch eine leichte Abweihung des Oberfchenkels feiner Länge nah zu fprechen fhien, und auf diefe Meife ließ fi die Verkürzung von wenigen Linien, welche vorhan= den war, erklären. Uebrigens konnte der Kranke das Bein, fobald wir es nur Etwas vom Bette entfernten, allmälig felbft, wenn aud unter Schmerzen, in die Höhe heben. Hierzu fommt noch, daß die Spike des Fußes weder nach Innen, nod nad) Außen gerichtet war, daß man durch Feis 79 nen Handgriff Crepitation wahrnehmen konnte, und daß, wenn man das Knie rotiete, man deutlich in der Schaam— buge den Schenkelkopf dieſelbe Bewegung masben fühlte, Ueberzeugt, daß wir es hier nur mit einer einfachen Gone tufion der Hüfte und des Öberfchenkeld zu thun hätten, ließen wie den Kranken fih auf Kiffen legen und Bleimaf: fer auf die fchmerzhafte Stelle umfchlagen. Am nähiten Morgen zeigte fih eine Ekchymoſe von der Hüfte bis zum innern Theile des Oberſchenkels hin; Schmerz bei der Be: rührung ſehr lebhaft etwas oberhalb des mittleren Theiles des Oberſchenkels, an welhe Stelle 12 Blutegel gefest wurs den. Wir unterfuhten das Glied täglich forgfältig und be: troffen von der Dauer und der Firietheit des Schmerzes glaubten wir, daß ſich vielleicht eine Phlegmone entwideln Eönne, und ließen von Neuem 10 Blutegel appliciren. An der DVorderfliche des Schenkels zeigte fih Auftreibung und Gefhwulft; am neunten Tage röthete fih die Haut fled: weiſe in großer Ausdehnung. Es trat ein Eryſipel ein, welches ſich über die Hüfte und den Hodenfad verbreitete und bis zum Kniee herabitieg. Mit der Hautrörthung ftell: ten ſich allgemeine Symptome ein, der Kranke fing an zu deliriren und ftarb nah 11 Zayen am 8. Juli. Bei der Section fand ih, nah Bloßlegung des Kino: chend, eine fehräge Fractur von 15 Gentimeter Länge, wel: der nach Unten 17 Gentimeter unterhalb der böhften Par— thie des Schenkelkopfes begann und bis zum Eleinen tro- chanter hinaufftieg, welchen diefelbe queer, durchzog. Beim erften Anblide fah die Fractur, wie eine rothe Linie auf der Beinhaut aus, welche felbjt unverfebrt war; an feiner Stelle zeigte fih eine Spur von Splitterung. Die Con: tinuität des Knochens war, allem Anfcheine nach, durchaus nicht unterbrohen; die rothe Linie war platt und gerade, wie mit Dinte gesogen. Aber bald überzeugten wir ung, daß eine wirkliche Fractur vorhanden war, denn ald wir die beiden Enden des Oberſchenkels bewegten, als ob wir fie voneinander brechen wollten, ermeiterte fich die Linie ihrer ganzen Länge nach und ging faft 1 Linie weit auseinander. Bei diefer Bewegung folgte dag innere Dritttheil der Dice des Knochens, welches unverfehrt geblieben war, der Ers weiterung nicht. Es war alfo eine unvollftändige Fractur des Körpers des Schenkelbeines. (Arch. gen. de Med., Dec. 1843.) 643, XXX. & 80 Subeutane Durchfchneidung der zu den Lymph— drüjen der Leiſte führenden Lymphgefaͤße zur Ver: hütung der Bubonen. Bon Diday. Der Zweck diefes Verfahrens ift, die Bildung oder wenigftens bie Vereiterung der Bubonen, welche bei Schankern an den Ge: ſchlechtstheilen entftehen, zu verhüten; es foll verhindern, daß das ſyphilitiſche Gift nicht von dem Schanker auf die Lymphdruͤſen übertragen werde. Es befteht in der fubcutanen Durchſchneidung der Eymphgefäße, weiche diefe Uebirtragung vermitteln. Man macht diefen Einfchnitt, febald die biginnende Anfhwellung der Drüfen — die ſpaͤtere Entwicklung eines Bubo anzeigt oder fuͤrch⸗ ten läßt. Die Operation ift einfach: man bildet eine Hautfalte in der Richtung des Syenkelbogens und ftößt perpendiculär unter diefe alte nad) Janen von der Drüfenanfdjwellung und von Oben nad) Unten ein gerades Zenotom mit fcharfer Spise ein, deffen Schnei: de nad) der Ziefe hin gerichtet ift. Man fchneidet dann in biefer Richtung auf eine Ausdehnung von höchftens 3 Centimeter ein, wendet dann das Meffer und zieht es, div Schneide genen die Haut gewendet, zurück, fo das es dieſe b.rührt und die dicht unter dere felben gelenenen Gewebe qrtrennt werden. Zwei Pflaiter aus Di- achylone guammat., zwei big dr.i Tage auf dir Äußere Wunde gelegt, verhindern jede Eiterung. Bei diefer Eleinen Operation durchfchneidet man die zuführens den Lymphgefäße an dem Drte, wo jie miteinander convergiren, bevor fie in die Drüfe eintreten. Die tiefern Theile brauchen nicht verlegt zu werden. Was die Zeit anbetrifft, zu welcher diefe Operation auszu— führen ift, fo ift die befte diejenige, wo der Schanfer nod im Fortfchreiten ift, wenn er noch am fraenulum praeputii ſich befine det und wenn er ftark eitert. (Gaz. med, de Paris, Mars 1844.) Miscellen Tod durdy Abreißung der vena azygos — Ein adhtunddreißigjähriger Hufar, der bis dahin ganz gefund geweſen war, ftürzte mit einem Schrei plöglih vom Pferde und verfchied. Bei der Section fanden ſich die Erfcheinungen einer Verblutung und im mediastinum posterius ein Blutaustritt; von 4 Pfund. Als Quelle der Blutung zeigte ſich an der rechten Seite der vena azygos zwilchen dem fiebenten und achten Halewirbel iin, die Hälfte des Gefäßes trennender, Queerriß mit alatten Rändern; das Ges füß feloft etwas erweitert. Der Beobachter, Regimentsarzt Dr. Flögel, meint, daß die Enappe Kleidung mit dem, in Ungarn üblichen, Baucdriemen die Veranlaffung zu jener Wenenberftung gewefen fey. «Defterr. Wochenfchrift 1844, Nr. 11.) Gegen veraltete Gefhmüre mendet Dr. Barbieri eine, mit Mutterforn bereitete Salbe (1:8) an, wodurd in Eur: zer Zeit das übele Ausſehen der Geſchwuͤre befeitigt worden und die Vernarbung herbeigeführt feyn ſoll. Bibliographische Neuigkeiten The Genera of Bird. By George Robert Gray, Senior-Assi- stant of the zoological Departement in the British Museum. Illustrated with about three hundred and fifty Plates, by David William Mitchell. Part I., imp. 4t0. With four co- loured and three plain Plate. London 1844. W. Prolik, Tabulae ad illustrandam embryogenesin hominis et mammalium tam naturalem quam abnormem, fasc. I. — De Vrucht van den Mensch en van de zoogdieren, afgebeeld en beschreven in hare regelmatige en onregelmatige ontwikke- ling. Aflever. 1. t’Amsterdam 1844. M. 5 K. (Ö©ollen etwa 100 Lieferungen, a 3 Fl., werden.) Recherches statistiques sur le suicide, appliquees a l’hygiene publique et à la medecine legale. Par G. J, Etoc- Demazy, Medecin en chef de l’Asile des alienes de la Sarthe. Paris 1844. 8. i Recherches sur le traitement medical des tumeurs cancereuses du sein. Ouvrage pratique base sur trois cents observations (extraites d’un grand nombre d’auteurs). Par S. Tanchou. Paris 1844. 8. EEE u Mene Wotizen a u s dem Gebiete der Nalur- und Beilkunde, arfammelt und mitgerbeilt von dem Ober,» Meticinalrarbe Eroriep gu Weimar, und dem Medictnalratbe und Mrofeffer Froriep gu Berlin, No. 614. (Nr. 6. des XXX. Bandes.) Aprit 1844. Gedrudt im Landes = Induftrie» Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99r Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogın, 2 R6. oder 3 30 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r 1 u | Ueber die phyſiſchen Gharactere der Eskimos. Bon Rihard King, Dr. M. (Der erhnologifhen Gefeufhaft von London vorgetragen.) (Schluß.) Die Eskimos ſind von ſtarkem Koͤrperbau und geſun— dem Anſehen, haben kleine Hände und Füße, gut geformte Knoͤchel und einen aufrechten, leichten Gang (Goof, Koßes bue, Franklin, Hudfon, Frobifber, Curtis). Der Hals und die Schultern der Frauen find etwas ftark, aber gut gebaut, und die Arme und Handgelenfe zumeilen ſchoͤn geformt. Obgleich fie zur Dickleibigkeit keine Anlage haben, find jie doch gewöhnlich nicht hager, aber ihr Fleiſch zeigt wenig Derbbeit, und jelbft bei gefunden jungen Min: nern find die Muskeln nicht ſcharf bervortretend. Angeklei— det fehen fie allerdings ſtaͤmmig aus, allein entEleidet find fie mehrentheils fhmähtig (Hearne, Lyon). Dana haben wir bei ihnen auf feine bedeutende Körperkraft zu fließen, zu welchem Schluſſe auch Gapitain yon gelangs te, indem er einige von feinen Leuten Eskimos von gleicher Größe entgegenftellte und jie Gerichte hiben lieh, da fich denn ohne Ausnahme zeigte, daß die Engländer Laſten, wel: che die Eskimos nur mit der größten Anftrengung heben konnten, mit Reichtigfeit hoben. Sir Edward Parrp ift der Meinung, beide Nacen flinden einander an Körperkraft gleich, und Crank giebt an, die Eskimos von Grönland feyen uns darin weit überlegen. Crank fagt, ein Mann, der drei Tage lang nichts, wenigſtens nichts weiter als Sees gras, genoffen habe, Eönne fein Kajak mitten in den tobend- ften Wellen regieren, und die Weiber ſchleppten oft ein gan— zes Nennthier oder ein Stüd Zimmerholz oder einen Stein, der noch einmal fo ſchwer fen, wie ein folcher, den ein Eus vopder zu heben vermöge, vier Stunden weit. Da bie grönländifchen Eskimos athletifhe Uebungen treiben, fo läßt fih nicht an ihrer Körperkraft zweifeln; allein Crang hat diefelbe unftreitig überfchägt. Nach meinen Beobachtungen möche ih glauben, daß die Eskimos den Europäern im N 1744 — 64. ———— Durchſchnitte an Stärke gleichſteben; indeß iſt dieſer Ge: genſtand noch nicht hinreichend unterſucht, ‚um denſelben ge⸗ hoͤrig zu beurtheilen. Die Statur verdient ebenfalls beſondere Beruͤckſichti— gung, und die verfhiedenen Reiſenden haben über dieſen Punct in allgemeinen Ausdrüden berichtet, aus denen fich jedoh das durchſchnittliche Verhaͤltniß mit ziemlicher Sicher— beit ergiebt. Der größte Mann, den Beechy am Kotze— buefunde finden Eonnte, maß 5 Fuß 9 Zoll, und das Durch— fhnittsmaaß fämmtliher von ihm beſuchten Stämme vom KopebuesSunde bis zur Barrew-Spitze, mit Einfhluf der St. Lorenz: Infel, betrug 5 Buß 74 Zoll. Das Maag der Anwohner des Boothia : Meerbufeng mar bei'm männlir hen Geſchlechte 5 Fuß 33 Zoll bis 5 Fuß 10 Zoll, die Durchſchnittsgroͤße alſo 5 Fuß 64 Zoll; bei'm weibliden Geſchlechte 4 Fuß 94 Zoll bis 5 Fuß 54 Zoll, durchfchnitte lid alfo 5 Fuß 17 Zoll. Bei den Eingebornen am Ciyde: fluffe waren die Männer 5 8. 44 3.685 F. 6 Z., die Frauen 4 3. 10 3. bis 4 F. 11 Zoll body. Unter zwan— zig Individuen jedes Geſchlechts auf der Metville- Halbinfel waren die Männer 4 F. 11 3. bis 5 $. 10 3, durch— ſchnittlich 5 $ 55 3-5 die Frauen 4 F. 83 3. bie 5 $. 35 3, durchſchnittlich 5 3. O4 Zoll groß. Nah Lieutee nant Chappell's Bericht meffen die Eingebornen der Sa— vages-Inſel im Allgemeinen 5 5 5 3.68 5 F. 83,, die Männer durhfhnittlib 5 Fuß 6 Boll und die Frauen 5 8 1 3. Dffenbar nimmt die Statur der Eskimos in der Richtung von Oſten nad) Weften an Höbe zu. Die Esfimo’s ordnen ihr Haar je nah den Stämmen auf verfchiedene Weiſe. Was die Männer betrifft, fo tra- gen manche daffelbe lang und laffen es unordentlich um den Kopf herabhängen (O'Reilly, Franklin, Parry). Ans dere fchneiden das Haar vorn kurz ab, fo daß e8 ihnen nicht in's Geſicht herein hängen kann (Parry, Franklin, Srobifher); noch Andere thun daffelbe fowohl vorn als hinten (Rogebue, Coof, Roß, Beechy); während fich die Eskimo's am Kotzebue-Sunde (Beehy, Kogebue) 6 83 = Y x & und der Schismareff- Einfahrt (Beehy) nur eine tunde Stelle auf dem Scheitel, gleich den Eatholifhen Geiftlichen, Eahl ſcheeren. Diefe Mode fand ſich auch bei einigen Es— Eimos der MelvillerHalbinfel (Party) und am Madenzies Fluſſe (Franklin), während fie auf der St. Lorenz-Inſel haͤufig vorfam (Beehy!. Auf der Southampton = Snfel trägt der Eskimo fein Haar in eine runde Maffe, fo groß wie ein Kinderkopf, aufgerollt, welche ſich über der Stirn erhebt. Capitaͤn Lyon unterfuchte einen foldyen Haarballen genauer. und fand, daß er aus ſechs langen geflochtenen 36: pfen beffand, die indeg mit Schmug und Xhierhauren fo durchwirkt waren, daß fie einem groben Haarfeile glichen. Diefe Zöpfe waren an ihrer Wurzel dicht zufammengebun= den und maaßen etwa 4 Fuß. Auf der Oberlippe und am Kinne laffen die Esfimos die Barthaare ziemlich durchgehends 1—13 Zoll lang wachſen, und mande tragen auch einen Knebelbart zwifchen dem Kinn und der Unterlippe. Die Frauen am Prinz Williams-Sunde flehten das Haar auf dem Scheitel in einen Eleinen Zopf, und viele ſtecken daffelbe hinten auf, wie die Europäiichen Frauen, laffen aber das Übrige lofe herabbängen (Coof). Die am Mak— Eonziefluffe tragen e8 gefhmadvoll von Hinten auf den Scheis tel gefchlagen und mit Schnuren von weißen und blauen Glasperlen oder weißem Leder zufammengebunden. Born ift daffelbe gefcheitelt, fo daß es beiderfeits einen dicken Zopf bildet, an welchem Glasperlenſchnuren bis auf. die Hüften binabhängen (Franklin, Rihardfon. Am Kopebue: Sunde (Beechy), Boothia-Meerbufen (Rof) und auf der Meiville-Halbinfel (Parry, Lyon) wird das Haar in zwei Zöpfe getheilt, die auf beiden Seiten des Kopfes vor den Schultern herabhängen. Um diefelben ftrif zu machen und aufzubinden, bedienen fie fih eines dünnen Streifens von Rennthierhaut, welcher an einem Ende an ein 14 Zoll lans ges rundes Stud Knochen befeftigt ift, das oben ſpitz zus läuft und mit Leder überzogen ift. Die Vorrichtung fieht aus mie eine Eleine Peitfche, deren Stiel an dem Zopfe in die Höhe ftreicht, während deren Schnur fpiralformig darum gewunden ift, fo daß jich ein folher Zopf beinahe fo aus— nimmt, wie die, welche früher von den Englifhen Matrofen getragen wurden. Der Riemen dieſes Zopfiteifers oder fos genannten Zogleega’s ift in der Art von Nennthierfell anges fertigt, daß er, wenn er um den Zopf gewunden ift, abwechs felnd Streifen von weißem und dunkelm Pelz zeigt, und er nimmt fid auf diefe Weiſe ungemein nett aus. ine Frau, die ihre Haar nicht auf diefe MWeife ordnet, gilt für nachs läffig, und die huͤbſchen Frauen beſuchten unfer Schiff nie anders. Die, welche weniger auf Eleganz fehen, ordnen das Haar auf jeder Seite in eine lodere Flehte, oder haben nur auf einer Geite einen Togleega und auf der andern eine einfache Flechte. Andere geben fih gar nicht damit ab, ihr Haar zu flechten, fondern ftopfen es nur unter den Bruſtlatz ihrer Saden. Diefe nachläffige Anordnung der Hate fand man auch bei den Eskimos am Clyde-Fluſſe (Srobifher) und an der Hudfonftraße (Chappell). Die von Kabrador, der Hud— 644. XXx 6. — * nen Knoten aufgebunden ſind. 84 ſonſtraße (Ring) und dem großen Fiſchfluſſe (yon) ſcheiteln das Haar vo ne in zwei Bündel, die mittelft eines Bandes von weißem Rennthierfell feftgehalten werden, das um den Kopf gewunden wird, wihrend. die Übrigen Haare anmutbi über den’ Hals und die Schultern fallen oder hinten inc Auf der Southamptonir findet man diefelbe Mode, allein man bedient fich dort Erines Bandes, fondern flicht die Haare felbft in der Art, daß fie an Dre und Stelle bleiben. Die Grönländer flech— ten dag Haar zufammen und binden es oben auf dem- 8: pfe in einen Knoten (D’Reilly, Egede). ri Die Kreisbinde von weißem Nennthierfelle, welche die Eskimos am großen Fifhfluffe und in Labrador. zu einem nuͤtzlichen Zwecke tragen, wird bei manchen Stämmen geles gentlih nur der Zierde wegen getragen. Zumeilen wendet man an deren Stelle einen oben entweder fügezahnigen oder fhlichten mefjingnen Reifen (Parry, Curtis) oder eine aus zufammengefchnürten mefjingenen Knöpfen gebildete Binde an (Frobifher. In mandıen Fällen putzen jich ſelbſt die Männer in diefer Weife, und bei den Anwohnern des Kotze— buefundes beftebt die Schnur aus abwechfelnden weißen und blauen Mufcheln, bei den Bewohnern der Metville= Halbinfel aber aus mehreren abwechfelnd fhmwarzen und gelben zufam: mengenähten ledernen Streifen. Am obern Rande hin ift etwas Haar Eünftlich damit verflochten, fo daß es mit der Hautiein ſehr nettes gewürfeltes Mufter bilder. Am untes ten Rande hin bängen mehr, ale hundert Eleine Zähne, meift Rennthiergähne, die durdy doppelte Sehnenfüden befes fligt find und eine fehr hübfhe Franfe bilden (Parry). Halsbänder, Armbänder und Ohrgehänge werden felten ges tragen. Es ift überhaupt nur ein einziges Mal ein Hales band bei den Estimos, und zwar vom Capitaͤn Beechy an einer Frau am Kogebue: Sunde, beobachtet worden. Daffelbe beftand aus aneinandergefhnürten Bernfteinftüden. Armbänder und Ohrgehänge finden fi bei den Eskimos am Prinz Williams-Sunde häufig (CooE£), dagegen bei denen der Kogebue : Einfahrt nur felten (Koßebue, Beechy). Die Armbänder beftehen aus Eiſen oder Kupfer (Koßebue, Beechy), Stüden Bernftein, oder Muſcheln, oder Glasperlen, welche aneinandergefchnürt find (CooE); die Ohrgehänge wa— ten an der Koßebue: Einfahrt aus blauen Glasperlen, an dem Prinz Williams-Sund aus Bündelhen von Fragmen— ten vöhriger Mufcheln angefertigt. Diefe Eskimos zeichne= ten fih auch dadurd aus, daß beide Geſchlechter Ohrgloden trugen (Cook). Die Ihren waren nicht in der bei uns üblihen Weiſe durchftochen, fondern hatten am untern und äußern Rande mehrere Loͤcher. Meder Kogebue, noch Beechy haben angegeben, ob bei den Anwohnern des Kozs zebue-Sundes die Ohren in derfelben Weiſe durchloͤchert wa— ven. Am geoßen Fifhhfluffe verzierte man die Ohren haupt: ſaͤchlich mit Hermelinpel; (King), und Sir John Roß ers hielt von einem Eskimo an der Negenteneinfahrt eine Eleine Stange von Eifenerz, welche, an einer Sehne aufgehangen, im Ohre getragen worden war. Lieutenant Roger Curs tig berichtet, in Labrador behängten die Eingebornen ſich die Köpfe mit ſchweren Kaften von Glasperlen, melde fie über den Ohren am die Haare befefligen; und Gapitain Lyon fand, daß die Bewohner der Southampton«Snfel dies felbe Mode bei ſich eingeführt hatten, aber ſtatt der Glas— perlen bald Eleine Enöcherne Zierrathen, bald unregelmäfig geftattete Stufen Blei anwandten, die mit vieredig zuge— ſchnittenen Stüddyen von der Klaue eines Vogels abwech⸗ felnd aneinandergefhnürt waren. Obwohl man an der Kozs zehue-Einfahrt nur eine einzige Frau mit einem Halsbande bemerkte, fo waren doch andere mit einem höcdft eigenthuͤm⸗ lihen Zierrath verfchen. Sie hatten naͤmlich unter den Kleidern um die Hüften drei bis vier Schellen und eine ſolche noch tiefer hängen, welche leftere die Größe wie die Schelle eines Gaffenfehrers hatte. In welcher Abſicht die Schellen dort angebracht waren, ließ fidh nicht errathen, allein nach der Politur ihrer Oberfläche und der Art und Weiſe, mie fie auf: gehängt waren, mußte man fchließen, daß fie lange an jenen Stellen verweilt hatten. Uebrigens mufte die größere Schelle der Trägerin bei'm Gehen ziemlich beſchwerlich fal— In Beechy). Zu Die Operation des Taͤttowirens wird im Alter von etwa 10 Jahren vorgenommen und fehr einfach verrichtet, indem man einen mit Lampenſchwarz und Thran beftriches nen Faden mittelft einer Nähnadel unter der Haut durch— zieht. Mührend des Durchziehens wird mit dem Daumen auf die Haut gedrüdt, fo daß die Farbe zurücdbleibt und ein unausloͤſchlicher biäulicher Streif entiteht. Die Opera: tion iſt fchmerzbaft und dauert lange, da die Nadeln aus Sifchbeinftreifen biftehen. An denjenigen Theilen, wo das Durchzieben der Nadel nicht thunlic ift, bedient man ſich des Einftehhens von Puncten (Parrp). Wiewohl die Männer ſich nicht tättowiren, fo durch— bohren ſich doch viele den untern Theil des Gefichtes, um verfchiedene Zierrathen in den fo gebildeten Loͤchern zu tra— gen. Vom Prinz Williams :» Sunde bis an den Madenzie: fluß findet man diefen Gebraud durchgebends; im anderen Gegenden ift derfelbe aber bisjekt noch nicht angetroffen morden. Die Unterlippe, die Mundwinfel und die Nafens ſcheidewand find die vorzugsweife behufs des Durchbohrens gewählten Stellen. In der Regel gefchieht dieß indeß nur an den Mundwinfeln, und in die Köcher wird ein mit zwei Knöpfen verfebener und entweder mit blauen Glasperlen vers jierter, oder einfacher Stab von Elfenbein (Walroß;ahn ?) eingeführt, der an jedem Ende einen Knopf bat Diefer Zierrath befteht auch zumweilen aus Stein, als Spedftein, Porphyr oder Srünftein (Cook, Kobebue, Franklin, Beechy). Die Männer am Madenziefluffe (Franklin) und die Frauen auf der Chamiffo = Infel (Beechy) durd= bohren ſich überdem die Nafenfheidewand und fteden durch das Loch Federkiele, Knochen oder röbrige Mufcheln, die auf einer fteifen Sehne aneinander gereibt find. Am Prinz Williams: Sunde durhbohren ſich beide Gefchlechter die Nafe in diefer Weiſe, geben aber der Unterlippe vor den Wangen den Vorzug und verfahren dabei auf zweierlei Art. Manche fpalten naͤmlich die Unterlippe geradezu in der Nichtung des 64% KAX. 6. Mundes mittelft eines Einfchnittes, ber, ba er oft ſchen bei Kindern, die noch gefäugt werden, angebracht wird, mit der Zeit eine Länge von meht als 2 Zoll erhält, fo daß die Leute die Zunge durch denfelben hervorftcden können, wähs tend die Raͤnder deffelben fich ordentlid) wie Lippen ausneh— men. Dieß mar bei dem erften Eskimo der Fall, welcher von einem Matrofen des Gapitains Cook gefehen wurde, fo daß jener meinte, die Cingeborenen hätten zwei Mäuler. Die Täufbung war auch, wie Cook berichtet, fehr zu ente fbuldigen In dem künftlihen Munde wird ein platter, dünner Zierrath getragen, der gemwöhnlid aus einer Mus ſchel oder einem Stüde Knochen beftcht, das bis zum dick— ſten Theile binab in Zähne getheilt ift und an diefem dis den Theile beiderfeits eine Hervorragung befigt, mittelft des ten es zwiſchen den Lef:en der Deffnung befeftigt wird, während der gezahnte Theil hervorragt und aͤußerlich ſichtbar ift. Das andere Verfahren befteht einfab darin, daß man die Unterlippe an verfchiedenen Stellen durchbohrt und durch die fo gebildeten Köcher Stifte von Mufcheln ftedt, deren Köpfe fih an der Innenſeite der Lippe unter den Zähnen mie eine zweite Zabnteite ausnchmen. Am untern Ende der Stifte find Schnuͤrchen von Ölasperlen befeſtigt, melde bis zur Spitze des Kinns berabbängen. Diefe Stirte laffen fib nicht fo leicht befeitigen, als jener in den Fünftlidyen Mund eingefegte Zierrath, welcher ſich ohne Weiteres herz auenehmen und wieder einlegen Lüßt, Die Cefimos am Madenziefluffe legten auf den legtern Artikel foviel Werth, daß fie ſich von demfelben nicht trennen wollten ($ran£lin), während die am Prinz Williams: und Kobebue-Sunde ihn ohne Umſtaͤnde hergaben (Cook, Beechy), ohne fich da= tum zu fümmern, daß aus der ſchlecht vernarbten Oeff— nung über dem Kinne der Speichel heraustriefte. Ja, fie lachten darüber, wenn Jemand Gfel vor ihnen bezeigte und tedftin die Zunge aus der Definung hervor, indem fie mit, den Augen blinzelten. Auch ſtecken fir, ftatt der eigens hierzu angefertigten Zierrathen, manche andere Gegenftände in die Deffnung. Vor Cook erſchien ein Mann, dem zwei, eiferne Nägel, wie Hauer eines Ebers, aus derfelben herz vorragten, und ein anderer fuchte cinen großen meffingenen Knopf in diefelbe einzufegen (Cook). Durch die Naſen— ſcheidewand werden Ablen und große Kabeljauangeln geltedt, und die Meiber hängen Ohrringe und Fingerhüte binein. (Franklin). Die Löcher werden nah Crlangung der Mannbarfeit angebracht, indem man einen Einfchnitt, der weit genug ift, um einen $ederfiel aufzunehmen, etwa eis nen halben Zoll unter jedem Mundmwinfel macht, mas zur Folge hat, daß die Unterlippe fich fenkt und der Mund offen ftehen bleibt (Franklin). Die Oeffnung wird von Fahr zu Sahr erweitert, bis fie einen halben Zol im Durchmef: fer hat; im fpätern Lebensalter ift fie oft noch größer. Gas pitain Beechy erhielt von einem Eskimo an der Schiemas ref» Einfahrt einen fhön polirten Jaspis von 3 Zoll Laͤnge und 14 Zoll Breite. Nachdem die Operation vollbracht worden, muͤſſen die cylindriſchen Eifenbeinftöde, die man binduckhftectt, oft gedreht werden, damit fie nicht an dem f[hwärenden Fleifche anbacken. Mit der Zeit wird den E8: 6* 87 kimos dieß fo geläufig, wie den Mufelminnern das Drehen an ihrem Schnurrbarte (Beedyy). (The Edinburgh new philosoph. Journal, Jan. — April 1844.) Miscellen. Sein, fhon vor längerer Zeit angelündigteg, ver: vollfommnetes Verfahren, um die photographifdhen Plattenjmit einerempfindlihden Schicht zu überziehen, bat Daguerre nun durch Heren Arago der Academie mittheilen laſſen. Der Verfaffer hatte nämlich erkannt, daß bei dem bisherigen Verfahren diefe Schicht zu dünn fey, als daß fie alle Abſtufungen und Tone der Gegenftände Eräftig und hervortretend genug darftellen könnte, Indem er die Platte mit mehreren Metallen übereinander be: legte, dieſelben durch Reibung pulverijirte und die zwifchen ihren Theilchen verbieibenden leeren Räume mit ſchwacher Shure bıhandelte, gelang es ihm, die galvanifhe Thätigkeit zu erregen, welche die Anwendung einer weit ftärkern Sodürfhicht geftattet, ohne daß anın, während das Licht in der Camera obscura feine Wirkung thut, den Einfluß des entbundenen Jods zu befürchten hätte. Die 64. XXX. 6. neue, aus mehrern Joduͤren beftehende empfindliche Schicht kann gleich⸗ zeitig alle Grade des Chiaroscuro aufnehmen, fo daß man die ſtark beieuchteten Grgenftände mit ihren naturgemäß befchaffenen Mittels tönen binnen ſehr Eurzer Zeit erhält. Zudem der Verfaſſer endlich den Metallen, deren er jidy anfangs bediente, noch das Gold hin— zufügte, gelang es ihm, die Schwierigkeit zu bejiegen, welche das. Brom als den Proceß befchleunigende Subſtanz darbot. Die Subs ftangen, weldhe bei dem neuen Verfahren in Anwendung kommen, find: 1) eine Auftöfung von Quedfilber: Bihlorüur; 2) eine Aufld: fung von Quedjüber-Cyanür; 3) weißes Steinöl, welches mit Sa ’peterfäure gefäuert ift; 4) eine Auftöfung von Gold: und Plas tina⸗ Chloruͤr. Das Verfahren, in deſſen Einzelnheiten wir bier nicht eingehen Eönnen, ift etwas umftändticher, als das früher übli- he, bietet abır geübten Photographen keine befondern Schwierige keiten dar, Die Erneuerung der Luft auf demifhem Wege ift in den legten Tagen des Aprils in Paris in einer Taucherglocke erprobt worden, in welcher fich ein Chemiker, an dem Quai d’Or- say, auf den Boden ber Seine berabließ, und indem er dag aus— geathmete Eoblenfaure Gas abforbiren ließ, und neuen Gauerftoff und Sticftoff entwidelte, eine halbe Stunde in der Glode unter Waffer verweilte, U ———— — — — —_ —__— —_ — Zu u ne we u ur 2 Ueber die Lebenöverficherung Eranfer Perfonen. Dom Ober: Medicinalrathe Fro riep. Die Leſer der Motizen werden ſich erinnern, daß ich, feit langer Zeit für die Verpflanzung und Ausbildung der Lebensverfiherungs=Anftalten nah und in Deutſchland mich interefjirend, immer empfohlen und darauf hingearbeitet habe, daß man die Lebensverſicherung nicht bloß für Menfchen, die ſich im Zuftande der Gefundheit befinden, eintreten laffen, fon= dern aud auf foldhe, welche nicht zu den Gefunden gerechnet werden und gewöhnlich von Lebensverficherungs: Anftalten aus: gefhloffen ſind, erſtrecken möge. Sch habe namentlich in den Nummern 2. 3. und 4. der N. Notizen in einer Ubhandlung „Weber Kebensverfiherungs-Anftaiten, Bemerkungen vom medi: einifchen Standpuncte‘' meine Anſichten mitgerheilt, welche fpäter, wefentlich vermehrt, als einzelne Eleine Schrift zu Weimar 1837 in 8. erfchienen find, worin ih Bedingungen aufges ftelt habe, unter welhen ich damals ſchon die Verfiherung kranker Leben für unbedenklih hielt.— Sn Deutfhland ha: ben fih jedoch die Verſicherungs-Anſtalten zur Verſicherung Eranker Leben noch nicht entfchließen Eönnen. Dagegen waren in London einige Anftalten, namentlih the Asylum life Office (Cornhill No. 70 und Waterloo Place), darauf eingegangen, weniaſtens ın einzelnen Fällen aud für Kranke Berficherung zu Übernehmen, Das war fchon etwag, aber noch nicht genügend. Seit einiger Zeit aber hat die Medical, invalid and general Life Office (25. Pall Mall) wirklich regelmaͤ⸗ fig die Lebensverſi herung auch für Kranke eintreten Laffen, und zwar niht bioß mit dem Erfolge, daß fie den Kran— fen und beren Familien die wohlthaͤtige Beruhigung der Lebensverfiherung verfchafft, fondern auch einen wohlver« dienten oͤconomiſchen Vortheil für die Verfiherungs : Anftal- ten felbft gewährend. " 3 “ Ich ſaͤume nicht, dasjenige, was befagte Verſicherungs— Anftalt darüber bekannt gemacht bat, und worunter ſich einis ge fo neue als wichtige Bemerkungen befinden, in Folgendem überfegt mitzutheilen und zur Beachtung zu empfehlen. „Die wiffenfhaftlihe Statiſtik ift erft ganz neuerdings auf die durch verfchiedene Krankheiten veranlaßte Sterblid)- Eeit, fowie die Dauer diefer Krankheiten, mir Erfolg ange: wandt werden, daher ſich auch früher Eeine Probabilitäte- Tabellen über diefen Gegenftand zufammenftellen ließen, und eine Geſellſchaft das Nifico, das Leben von mit irgend einer befondern Krankheit behafteten Perionen zu verlichern , ohne Gefahr hätte übernehmen Eönnen. Gegenwärtig befindet man fib dagegen im Beſitze hinreichender ftatiftifcher Data, um die Pebeneverfiherungen auch auf diefe Fälle ausdehnen zu Eönnen, ja um die Verfiherung des Lebens von Patien- ten auf eine nody zuverläfjigere Baſis zu gründen, als die des Lebens gefunder Perfonen. Neben der BVerfiherung des Lebens der Gefunden befaßt fih demnach die genannte Gefellfhaft vorzugsweiſe mit der— jenigen des Lebens von Patienten, und zwar: erfttich, weil ihe dadurch ein weit größerer Gefhäfte: kreis eröffnet wird, als ihn alle übrigen Lebensverficherungs » Anftalten zufammengenommen beſitzen, und R zweitens, weil diefer Zweig des Geſchaͤfts, feiner Na- tur nach, das Intereffe der Unftalt weniger gefährdet, in— dem er auf fiherern Grundlagen beruht. Dieß find. zwei hochwichtige Thatſachen, Uber dir wir uns etwas mweitläuftigsr ausfpreben zu müffen glauben, ins dem wir vorläufig bemerken, daß ſich das Alter von funfzehn bis ſechszig Jahren vorzugsmweife zur Lebensverfiherung eig— net, und daß fih die nachſtehenden Bemerkungen lediglich auf diefe Lebensperiode beziehen. 1. Die in den beiden Sahren 1840 und 1841 in London vorgefommenen Sterbefälle aller Art beliefen fich auf 30,513, und die von Auszehrung herrührenden allein auf 10,688, woraus ſich ergiebt, daß mehr, als ein Drittel aller Sterbefaͤlle waͤhrend der angegebenen Lebensperiode durch dieſe Krankheit veranlaßt werden. Wollte man dieſelbe Uns terfuhung auf andere Krankheiten, als: Aſthma, Waſſer⸗ ſucht, Kopffrankbeiten (Hirnkrankheiten), Herzkrankheiten ıc., ausdehnen, fo würde man finden, daß Über die Hälfte der anzen Bevölkerung, bei einer gewiffenhaften ärztliben Un— terfuhung, von dem Zutritte zu einer gewöhnlichen Lebens: verſicherungs⸗Anſtalt ausgefchloifen werden müßte. In an: dern großen Städten England’s, als: Birmingham, Livers pool und Manchefter, ftellt fih daffelbe Verhaͤltniß beraus. Die ſaͤmmtlichen Todesfälle betragen dort im Durchſchnitte jährlid) 5,023 und die von Augzehrung berrührenden allein 1,988, alfo beträchtlich mehr, als ein Drittel der Gefammts ſterblichkeit. Mit den großen Städten Schottlands verhält 8 ſich ebenfo. In feche derfelben beliefen ſich binnen einer gewiffen Periode die ſaͤmmtlichen Sterbefälle auf 23,078, und davon kamen auf die Auszehrung allein 6,359, jowie auf ſechs andere Haurtkrankheiten 9,754, welche letztere ſich demnach auf mehr, ald 42 Procent der Zotalzahl belaufen. Die Todesliften der Stadt Glasgow von 1856 bis 1840 weifen eine Totalzahl von 14,107 Sterbefällen nah, von benen auf die Auszehrung 4,087 und auf fünf andere Krankheiten 6,425, d. h. mehr ald 45 Procent der Zotals zahl, kommen. Die bier in Rede ftebenden Krankheiten find ſolche, mweldye mehrentheis in chronifher Form auftreten und dem Leben oft erft nach vielen Jahren ein Ende machen, obwohl fie, bei ſtrenger aͤrztlicher Prüfung, den Patienten von der Theilnabme an einer gewöhnlichen Lebensverſicherungs-An— ſtalt ausfchliegen würden; und da fih aus Obigem ergiebt, daß der größere Theil der Bevölkerung jener Städte in diefe Kategorie gehört, fo gebt ſchon aus dieſem Umftande der Werth, die Wichtigkeit und die Originalität der bier in Ne: de ſtehenden Lebensverſicherungs-Geſellſchaft hervor. 2. Der Umftand, daß fich das Leben Eranker Perfonen mit weit mehr Zuverläffigkeit verfihern läßt, als dag gelun: der Perfonen, ift für das Intereſſe der Geſellſchaft von dır höchften Bedeutung und bedarf einiger nähern Erläutes zungen. Das eigentlihe Rifico, welhes man bei allen Verſiche⸗ rungsgefchäften übernimmt, befteht in der Möglichkeit, daß die Sterblichkeit unter den Verfiherten in einem höheren Grade wirklich ftattfinde, als man nad den Tabellen, auf welche die Berechnung der Prämien gegründet ift, anzunehs ‚644. XXX. 6. 90 men bat. Diefe Abweichungen nennt man bie Schwankun⸗ gen in der Sterblichkeit, und diefe find nun in Betreff kran⸗ Er Perfonen weit geringer, als unter einer ganzen Bevoͤl⸗ kerung oder den aus diefen gewählten gefunden Perfonen. In London fterben, z. B., alljaͤhrlich an der Auszeh⸗ rung oder Lungenſchwindſucht ungefähr ebenſoviel Menſchen, als in Glasgow deren Überhaupt mit Tode abgehen; wenig— ftens treffen beide Zahlen hinreichend genau überein, um ba= raus buͤndige Folgerungen zu ziehen. Nun findet fib, daß im lestern Falle die Schwankungen die Höbe von 45 Pro« cent, im erftern aber nur die von 9 Procent erreichen, oder daf, mit andern Worten, die Schwankungen bei den duch Auszehrung veranlaßten Sterbefällen nur ein Fünftel fo groß find, als die Schwanfungen in Betreff der fämmtlichen Sterbefälle. In Mancefter, Liverpool und Birmingham betragen, obwohl bier die kleinern Zahlen ein ungünftigeres Verhaͤttniß ahnen laffen, die Schwankungen in Betreff der durch Schwindſucht herbeigeführten Sterbefälle nur 3 Pro: cent, woraus fih der Sag, daß bie Wahrſcheinlichkeitsbe⸗ rechnung in dieſem Falle auf einer ſicherern Grundlage bes ruht, als bei den Geiammtfterbefällen, um fo mehr ergiebt. Mir haben bier die Auszehrung bervorgehoben, nicht weil fie günftigere Nefultate gewährt, fondern weil fie, wegen der aröfern Zahlen, für unfern Gas am Beweifenditen ift; als fein die Unterfuchung bat ſich auf viele andere Krankheiten erſtreckt und man ift ſtets zu demfeiben Reſultate gelangt. Sn London betrug bei neun Krankheiten, unter denen ſich Aſthma, Wafferfuht, Rheumatismus Leberfrankheiten, Herz: krankheiten und Nervenktankheiten befinden. das Schwanken nur 74 Procent, und bei fünf Krankheiten in einer andern Socalität nur 7 Procent, während fie bei eilf Krankheiten an einem andern Drt und bei niedrigern Zahlen 6,2 Pros cent nicht überflieg. In den größten Städten England’s (London ausgenommen), ald Mandeiter, Liverpool, Birming: bam, Leeds, Sheffield, zufammengenommen, erhoben ſich die Schwankungen bei eilf Hauptkrankheiten auf nur 6,4 Proc. Die auffallende Gleihförmigkeit in dieſen Refultaten muß unftreitig die Ueberzeugung begründen, daß das Geſetz der Sterblichkeit bei dieſen Krankheiten ein ziemlich unwan— delbares fen. Innerhalb des gan,en Bereichs der Probabili⸗ taͤtsrechnung ſcheint in der That das Sterblichkeitsverhaͤltniß kranker Perfonen ſich am Sicherſten feſtſtellen zu laſſen. Haͤu⸗ fig iſt von Schriftſtellern die Sterblichkeit unter einer gans zen Bevölkerung als ein Beiſpiel der Zuverläffigkeit gewiffer Arten von Ereigniffen aufgeltellt worden; aber aus obigen Thatſachen ergiebt ſich, daß in Betreff der Sterblichkeit un: ter Patienten eine noch weit größere Beſtimmtheit ob⸗ waltet. Wir muͤſſen bemerken, daß, indem wir die Krankheiten mittelft des Princips der Schwankungen prüften, wir uns nicht auf eime Kocalität oder auf eine Menfchenclaffe bes ſchraͤnkt, fondern ſowohl die groͤßten Städte England’s und Schottland's, als viele laͤndliche Difkricte, auch die Erfah⸗ rungen mehrer Verſicherungsgeſellſchaften, die ſich nur mit Gefunden befaßten, in Betracht gezogen haben. Dabei hats 9 ten wir Gelegenheit, den Einfluß verſchiedener Dertlichkeiten: auf die Lebensdauer zu. beurtheifen, und fo gelangten wir zur Kenntniß einer merkwürdigen Thatſache, nämlich daß das Leben auf dem Lande im Allgemeinen weit länger daus ert, als in. den Städten, daß aber bei den an chroniſchen Kranke beiten. leidenden.P ıtienten die Lebensdauer hier wie, dort jich ziemlich gleich bleibt. So beträgt, 3 B, auf dem Lande die wahrfcheinliche Lebensdauer bei einem Menfchen von 30 Sahren nod) 36,7 Sabre, in Städten, 3. B. Glasgow dagegen, nur 27,6, fo daß ein Unterfhied von etwa 33 Procent ftattfindet. Man vergleihe nun aber Perfonen deffelben Alters, in welchem. die Anlage zur Schwindſucht bereit8 zur Entwidelung gekommen ift, und die zulest an diefer Krankheit fterben werden, miteinander, und fo wird man finden, daß fie in den Grafihaften Effer, Norfolk und Suffolk wahrſcheinlich noh 14,5 Jahre, in großen Städten (Glasgow) noch 14,4, oder (in London, Birming: ham und Mancheſter) noh 13,9 Jahre zu leben haben, fo daß hier nur ein Unterfchied von 0,17 Procent oder 1,57 Procent vorhanden ift. Mihrend alfo im erfteren Falle zwifchen dem Leben auf dem ande und dem in Städten eine Differenz; von 33 Procent befteht, ift ein folcher im legtern (bei Schwindfühtigen) faft gar nicht vorhanden. Daffelbe gilt von. mehreren andern, ebenfalls vergleichend unterfuhten Krankheiten. Diefe allerdings bisher noch wes nig bekannte Thatſache ift, genau genommen, nur eine na= türlihe Folge des Schluſſes, zu dem wir früher gelangt find, daß nämlich die Shwankungen der durch gewiffe Krank— heiten veranlaßten Sterblichkeit fih innerhalb ſehr enyer Gränzen balten, daß alfo äußere Umftände fehr wenig Eins fluß auf diefelben haben. Aus all diefem geht num hervor, daß die Schmanfuns gen in der durch Krankheiten veranlaßten Sterblichkeit weit geringer find, als bei derjenigen für gefund erfannter Per: fonen, oder bei derjenigen der Gefammtbevölferung, und deßhalb Laufen die Anftalten bei der Verfiherung von Par tienten auch weniger Gefahr, als bei der von gefunden Derfonen. Um diefen Schluß auf die Gefhäfte einer Lebensver- fiherungsanftalt anzuwenden, wollen wir bemerken, daß, wenn bei einer Gefellfhyaft, die bloß das Leben für gefund befundener Prrfonen verfihert, die Tabellen eine wahrſchein— lihe Zahl von 100 Sterbefüllen jährlih nachweiſen, ſtets Gelder für 145 Sterbefälle zur unmittelbaren Verfügung bereit gehalten werden müffen; und daß dagegen bei einer fothen, die nur Verfiherungen auf das Leben Eranker Pers fonen annimmt, nur Fonds für 109 Sterbefälle verfügbar zu feyn brauchen; d. h., das Riſico verhält ſich im letztern Falle zu dem im erftern ftattfindenden wie 9 : 45, ift alfo nur Z fo groß. Dieſe Tharfahe ift für das Intereſſe der neu geftifteten Gefeufhaft von der höchften Wichtigkeit und ſtellt die Zuverläffigkeit und Nichtigkeit der Grundfäge, auf die fie bafirt ift, außer allen Zweifel,” 644. XXX. 6. Ueber, hydrocephalus, weldyer in einer beſendern Lebensperiode eintritt. Von Dr. Henry Kennedy. j Die Form des hydrocephalus, deren Befchreibung ih jest zu geben münjde, kommt nit in der Kindheit, fondern in fpäteren Jahren vor und ift, meines Wiffeng, nod von Feinem Schriftfteller angeführt worden, Aber— crombie ausgenommen, welder drei bis vier Faͤlle giebt. Mehr als 30 Fille des Uebels kamen in den legten I Jah— ten in meine Behandlung. Die Krankheit tritt mit einem fehr tüdifhen Character auf, bat einen eigenthuͤmlichen Verlauf und wird nur zu oft tödtlich. { Sie pflegt zwifchen dem zwölften und fünrfundzwanzige ften Lebensjahre vorzukommen; am Gewöhnlichiten beobach— tet man fie im funfzchnten Jahre. Nah meiner Erfahs tung kommt fie weit häufiger bei rauen, als bei Männern, im DBerhältniß wie 2 : 1, vor. Die Krankheit beginnt meift mit den gewöhnlichen Fies berfpmptomen, welche jedoch in einer fehr milden Form auf— treten; man findet einen befchleunigten Puls, eine heiße Haut, eine belegte Zunge und Kop’fähmerz. Zumeilen aber Elagt der Kranfe 4 bis 5 Tage hindurch Über feinen Kopf, bevor irgend ein anderes Symptom auftritt; er fühlt Schwere im Kopfe und zuweilen Schmerz, und ih habe Mädchen gekannt, welche vor dem Anfalle ihre Haare fchneiden zu laffen „wünfchten. In den meiften Fällen jedoch beginnt, wie fchon er⸗ waͤhnt, das Uebel mit einem leichten Fieberanfalle; die ans gewendeten Mittel ent prechen allen Erwartungen, und Alles f&heint 10, 12 bis 14 Tage lang ſehr gut zu geben. Ich babe felbft Kranke gekannt, die fich fo wohl befanden, daß fie das Bett verlivfen, jedoch nach ein oder zwei Jagen wieder bertlägerig und von der Krankheit befallen wurden. In der Mehrzahl der Fälle jedoch verläßt der Kranke das Bert niht, bis Symptome eintreten, welche von den früs been ſehr verichisden find, und die Krankbeit nimmt dann ihren gewöhnlichen Verlauf, Die Symptome nehmen dann, wiewohl fehr allmälig, einen ernfteren Character an, die Zunge wird beleuter, die Haut firberbaft heiß, und der Pulg,. welcher 80 bis 90 gefchlagen hatte, fteigt auf 100 Schläge, Die Kranken Elagen dann auch über den Kopf, aber im Algemeinen nur fehr wenig; nur in 4 Füllen war die Kopfs affection fo groß, daß fie von vorn berein die Aufmerkſam— £eit auf fi 309. Zuweilen wurde ich auf die ernfte Natur de3 Uebel nur dadurch aufmerkffam gemacht, daß die Wärs terin zufällig angab, der Kranke habe im der vorhergehens den Nacht nicht fo gut, wie fonft, gefchlafen, er habe aus dem Scjlafe gefprohen, oder fey mit einem Schreie auf gewacht. Diefe Symptome erregten immer meine Aufmerk— famfeit in hohem Grade, denn oft dauerten fie 5, 4 bie 5 Nächte hindurch, obwohl der Kranfe am Tage fo wohl er= ſchien, daß man die nächtlihe Unruhe für unbedeutend hätte halten Eönnen. In anderen Fällen trat als das erfte Sym⸗ ptom Brechen auf; e8 zeigte fich entweder nur ein Mal oder mehrere Male, war aber nie fo hervorſtechend, wie bei'm 93 "hydrocephalus’ infantum und fehlte oft ganz. Es trat häufiger des Morgens, als zu einer andern Tageszeit, auf. j In dem obenbefchriebenen Zuftande verbleibt nun der Kranke, ohne eine bemerkenswerthe Veränderung, 4 bis 5 Tage, und dann treten andere Symptom? auf. Der Kranke delicirt Erwas während des Wachens gewöhnlich gegen Abend, doch nur momentan, und er fommt, wenn er angefprocen wird, fogleih wieder zu fih. "Der Gefihtsausdrud wird bedrüdt und ausdrudslos, und der Kranke hat eine Neigung zum Schlummern. Der Puls bleibt auf 100 und fteigt felten bis 120; die Zunge ift jedoch fehr belegt, und dieſes Symptom ift conftant. Der Kopfſchmerz nimmt zu, tritt aber zumeilen nur während des Huftens auf; gewöhnlich hat er feinen Sig im Vorderkopfe, zuweilen aber nimmt er auch den ganzen Kopf ein. Wenn im bdiefer Periode Blutegel applicirt werden, fo verſchaffen fie wenigftens auf 36 big 43 Stunden Erleichterung. Nach 2, 3 bis 4 Tagen te: ten num zuweilen unmwillfürlihe Ausleerungen ein; in ander ten Fällen tritt Schielen ein, aber in fehr unbedeutendem Grade; es ift meift intermittirend, ift in einem Augenblide vorhanden und verſchwindet im naͤchſten, oder es wird beob= achtet, wenn der Kranke ſich felbft Überlaffen wird, und verfhmwindet in dem Augenblide, wo man ihn anſpricht. Wenn es in leichtem Grade vorhanden ift, fo kann man es am Belten in einiger Entfernung erkennen; zuweilen et» greift e8 nur ein Auge, zuweilen beide. Außerdem habe ich Fälle beobachtet, wo der eine Augapfel in hohem Grade ſtarr fand, welches dem Gefichte einen eigenthümlichen Aus: drud verlieh. Die eine Pupille ift dann etwas größer, als die andere; der Augapfel felbft ift nur wenig geröthet, aber oft bemerkt man eine ptosis des einen Augenlides. Im Allgemeinen find die Augenfpmptome die widhtigften und eonftanteften. Was den Puls betrifft, fo feige er anfänglih von 90 bis 108, fällt aber dann im Laufe von vierundzwans zig Stunden plöglih auf 60, 55, felbft 48, und bleibt fo zwei Tage. Nun fchreitet dag Uebel weit raſcher vors waͤrts, als früher, der Puls fteigt von Neuem, und zwar bis zum Tode, indem er oft 130 bis 140 Schläge macht. Die Geifteskräfte nehmen ab, der Kranke kann jest ſchwerer aus dem sopor erweckt werden, und endlid tritt coma ein. Während der Zeit, daß der Puls fo niedrig ſteht, babe ich gefehen, mie Gonvulfionen die eine Körperhälfte ergriffen, und wenn auch diefes nicht der Fall war, fo bemerkte ich gewöhnlich einen fpaftifchen Zuftand der Oberertremitäten in den legten zwei biß drei Tagen des Lebens. Verſtopfung war Eein hervorftechendes Symptom. Gegen das Ende traten Symptome von Erguß in die Bronchien ein, unter denen der Kranke zufammenfant. Die Pupillen veränderten fich nicht bedeutend gegen das Ende. Die völlige Dauer des Uebels beträgt ungefähr drei Wochen. Der Kranke liegt gewöhn: lich im Bette auf der einen Seite und oft die Beine aufs märts gezogen, bis einen oder zwei Tage vor feinem Tode. Sehr häufig legt der Kranke eine Hand an feinen Kopf, und die Augenbrauen find, felbft im Schlafe, zufammens gezogen. Im zwei Bällen fangen die Kranken faft die ganze CR. XXX. 6. 94 Naht hindurch, und zwar nach derſelben Weife; in andes ten Fällen yrinf'ten die Kranken mit den Zähnen. Wie ih glaus ftarb aud die berühmte Malibran an diefer Krankheit Die Erſcheinungen nah dem Tode find fehr conftant ; befonders finden fih die Erankhaften Veränderungen an der arachnoidea an der basis cerebri. Man findet hier diefe Membran opaf, unter derfelben eine große Menge ers goffener gelatinöfer Lymphe, deren Farbe zwiſchen Weiß und Geb ſchwankt, und welche befonders an der Commissura tractuum opticorum und in der fossa Sylvii ausge: {proben war; nach diefen Theilen fand ſich der Erguf am Häufigiten auf der Varolsbrüde. Zumeilen, wiewohl felten, fand ich eine deutlihe Lymphſchicht an der arachnoidea, und in drei Fällen hatte diefe Lymphe ein granulirtes Aus- feben, gleich Eleinen Tuberkeln, fowie ich e8 auch oft bei Kindern fand, die an hydrocephalus. geftorben waren. Die Oberflihe des Gehirns war oft ganz gefund, wiewohl fie in anderen Faͤllen ſich mehr oder weniger in einem Con— geftivzuftande befand, während unter der arachnoidea fe- röfe Flüffigkeit im geringer Menge vorhanden war. ehr tonftant war ein Erguß in die Ventrikel, welcher 3 bis 2 Unzen betrug. In den anderen Höhlen des Körpers waren die Erfheinungen ftets ferophulöfer Natur. In den Lun— gen fand ich ein Mal Spuren von Tuberkeln, als wenn fie feit langer Zeit abgelagert wären, von kreidiger Befchaffen: beit, aber in zwei anderen Fällen waren fie frifcher, aber nod weniger an Menge und roh. Sm Unterleibe befchränke ten fich jene Erſcheinungen nur auf das Bauchfell, und bier fand ic zwei Mal kleine Portionen diefer Membran mit einer deutlihen Schicht tuberculöfer Materie bededt. Im Altgemeinen aber fanden ſich keine Erankhaften WBeränderuns gen weder in der Bruft, noch in der Bauchhöhle, eine That⸗ fuhe, wodurd die vorliegende Form des hydrocephalus fehr von der gewöhnlichen Form abweiht. Die Erfcheinuns gen aber, welche, wiewohl nicht conftant auftretend , doch immer den Character der scrophulosis an ſich trugen, deus ten, nad meiner Anficht, auf die wahre Natur des Uebels, als auf eine ferophulöfe, bin. Die Diagnofe des Uebels ift Eeinesweges eine leichte. Die Krankheiten, mit welchen es am Leichteften verwechfelt werden Eann , find im Anfange einfaches Fieber und fpäter Hpfterie. Was den Unterfchied vom einfachen Fieber bes> trifft, fo befteht diefer nur darin, daß, wenn auch die Kranke von Tag zu Zag nad ihrer Ausfage beffer wird, doch ein gewiffes Etwas ihrer Behauptung widerfpriht So wird die Zunge nur immer belegter, und die Nichte werden fchlaf: 108 zugebraht. Umftände der Art müffen ſtets den Arzt vorfihtig feyn laffen, umfomehr, wenn fie fih in einer Pe— tiode des Lebens finden, in welcher das Uebel vorzufommen pflegt. Als practifche Regel ftelle ich die auf, daß, wenn in dem Alter von funfzehn Fahren ein milde Fieber unerwar— tete Symptome zu zeigen beginnt, diefes, aller Wahrfcheins lichkeit nach, der von mir oben befchriebenen Gebirnaffection zuzufchreiben ift. Als Hülfsmittel der Diagnofe will ich noch bemer£en, daß von den afficirten Männern drei Viertheile Perfonen von einem fehr ſchwerfaͤlligen Ausſehen und geift 95 108 waren, mit langem Geiiht, großen Lippen und einem vorfpringenden Kinne. Die Frauen hatten gewöhnlich ein deutlich ausgeſprochenes fanguinifhes Temperament. Die Diagnofe von Hniterie ift oft fehr ſchwer: im Alls gemeinen dient bei der legten der Zuftand der Nierenfecres tion und der Umftand, daß die Kranke, wenn fie aud) bes mußtlos erfcheint, doch gegen aͤußere Gegenftände reagict, zur Unterfcheidung. Die Prognofe ift im höchften Grade ungünftig: mit ſehr wenigen Ausnahmen ift der Ausgang immer tödtlic) gewefen. Wenn der Puls einmal gefallen war, habe ich Keinen mehr genefen fehen. Behandlung. Beim erften Anblid und bei Er— wägung der im Gehirne gefundenen pathologifchen Werände: tungen koͤnnte man glauben, daß eine von Anfang an ratios nell gelsitete Behandlung einige Hoffnung gewähren koͤnnte. Aber diefes bat fih als ein Irrthum herausgeftellt. Merz cur, Blutentziehung, Jod, Blafenpflafter, Abführmittel, diu- retica und James's Pulver blieben in’sgefammt erfolglos. Zuweilen wurde der Körper von Mercur gar nicht afficirt, zuweilen trät eine reichlihe Salivation eine Woche vor dem tödtlihen Ausgange ein, ohne im Geringiten den Verlauf des Uebels zu modificiren Für einige Zeit helfen jene Mit: tel wohl, aber bald ſchwand die Spur von Befferung. Als led dieſes ſpricht hier für meine oben aufgeftellte Anficht, daß das Uebel feiner wahren Natur nach ein ferophulöfes ift, und zwar eine mehr chroniſche, als acute Entzündung. Die Fälle, welhe glüdlich verliefen, traten von vorne herein acus ter auf, fo daß früher energiſch eingeſchritten werden konnte. Meine Behandlung beftand in wiederholten örtliben Blut: entziehungen, in der reihlihen Anwendung von Mercur und DBlafenpflaftern und anderen durch die Erfahrung gerathenen Mitteln. : Ich ſchließe meine Abhandlung mit folgenden Schluf- olgen: 1. Eine Gehirnaffection mit hydrocephalifhem Charac- ter iſt durchaus nicht felten zwiſchen dem zwölften und fünf: undzwanzigften Fahre. 2. Sie ift häufiger bei Frauen, ald bei Männern, in dem DVerbältniffe von 2:1. 3. Sie beginnt meift mit mildem Fieber, welches un— verändert zehn, zwölf bis vierzehn Tage andauert. 4. Zuweilen beginnt fie mit ftarfen Kopfihmerzen, wo: bei aber der Kranke noch ausgehen Eann. 9. Wenn zuerft Fieber vorhanden war, fo treten die erften Zeichen einer Veränderung zum Schlimmen gewöhnlich in der Nacht ein. 6. Man bemerkt dann eine deutliche Steigerung des Fiebers. 644. XXX. 6. 7. Der Puls zeigt im hohen. Grade die Eigenthuͤmlich⸗ Eeit ded hydrocephaliſchen. n 8. Veränderungen an den Augen find oft die frübeften mwarnenden Symptome. ’ 9. Die pathologiſchen Veränderungen beſchraͤnken fich meift auf die arachnoidea an der Balis des Gehirns, mit mehr oder weniger Erguß in die Ventrikel. 10. Die Krankheit fcheint einen fpecififhen und zwar ferophuiöfen Character zu baben. 11. Die Bebandlung ergiebt noch fehr ungünftige Res fultate, am Meiften baben locale Blutentziehungen mit Mercur und Blafenpflafter geleifte. (Dublin Journal, July 1843.) Miscellen. Ueber Vergiftungen durh Thierftoffe; von Alf. ©. Taylor. — Drei Mirgliider der Familie eines Hirten, ndms ih Frau, Sohn und Tochter, bie beiven Letzten noch in zartem Alter, erkrankten Sonntags dın 20. December 1840. Der zwei Sahre alte Knabe ftarb am folgenden Zage, und man vermurhete eine Vergiftuug. Die Frau litt an Brechneigung obne Durdifall, beide Kinder aber erbrachen fib mehrere Mal und hatten Durch— fal. Bei der Leichenöffnung fand man Entzüntungsfpurn im Magen und in dem oberen Theile des Dünndarms, ſowie heftige Entzündung dee peritonaeum. — Hierauf ſtellt der Verfaſſer Betrachten über folgende drei Fragen auf: Sind die Zufälle Folge einer Bergiftung durch eine reizende mineraliſche Subſtanz; — oder entwicelten fie ſich auf natürlichem Wege; — oder endlich find fie bloß in Folae von Ingeſtion von Nahrungsmitteln ent= ftanden. — Endlich fließt er mit ziemlibem Rechte, daß fie aus legtgenannter Urfadye berrühren,, und führt mehrere Kalle an, bei melden veränderte animalifhe Subſtanz binreihten, um den Zod berbeizuführen. Indeß ift doch zu bemerken, daß feiner von den Perfonen, welche von dem Fleifche des Thieres gegejjen hatten, das man für verdorben bielt, erfranfte, und daß das Haupt der Familie, wo jene Zufälle jtattarfunden, menig oder gar nicht bes theiligt war. (Guy’s Hospital Reports, 2d Series, April 1843.) Ueber&arynaotomie beieinem Polypen des Kehls Eopfes bat Profeffor Ehrmann in der Sißung der Acad. des sciences am 1. April folgende Beobachtung mitgetheilt: Bei einer dreißiajährigen Frau hatte ſich eine fibrös =cellulöfe Excrescenz im larynx entwickelt. Der fremde Körper befand fich zwifchen den Lefe zen der glottis, er hatte fehr fchwere Zufälle herbeigeführt, und machte rafhe Hülfe nöthia, denn es drohte Erſtickung. Herr Ehrmann madte den Zuftröhrenfhnitt und führte eine Röhre ein mit dem Vorbehalte, fpäter zur Erftirpation des im larynx firirten Polnpen zu fehreiten Am zweiten Zage darauf ale bie Refpiration auf dem fünftlichen Wege voufommen frei vor ſich aing, trug er den durd Spaltung des Schilvfnorpels fihtbar geworde— nen Polypen länas des ligam. inferius sinistrum glottidis ab, nadır dem er ihn mit einer Pinzette gefaßt hatte. Die Frau befand ſich am festen Zage nah der Operation in dem befriedigendften Zuftande. Nach einer der Academie gemachten fpätern Mittheilung ift die Perfon ohne weitere Zufälle jest völlig geheilt. Geit dem einundzwanzigften Tage nach der Operation drang Feine Luft mehr durch die Wunde, und am 16, April war aud) die Wunde der Haut— bedeckungen vernarbt, Bibliographisce Neuigkeiten. Researches on Light, an Examination of all the Phenomena connected with the chemical and Molecular Changes, produ- ced by the Solar Rays. By R. Hunt, ete. London 1844. 8. Characters of Minerals. By E.J. Chapman. London 1844. 12. Prevention, Causes and Prevention of Curvatures of the Spine. By S. Hare. London 1844. 8. Mental State of Deaf and Dumb. By Dr. Rob. Fowler. Lon- don 1844, 12. m — —— Menue Motizen a u s dem Gebiete der Natur- und Keilkunde, arfanımelt und mitgetbeilt von dem Ober» Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medisinalranhe und Profeffor Frorien zu Berlin, N 645. (Nr. 7, des XXX. Bandes.) April 1844, Gedrudt im Landes = Snduftrie = Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 E 30 ar, des einzelnen Etüdes 3 gGr Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr 20 to... Anatomie des Phalangium Opilio, Latr. Bon Alfred Tulf, Eſq. (Hierzu die Figuren 43. — 61. auf der mit Nummer 639. [Nr. 1, biefes Bandes] ausgegebenen Zafel.) Der Verfaffer liefert in diefer Arbeit ein in's Cinzelns fte gehende Schilderung der in der Umyegend von London häufigften Species der Afterfpinnen, welche nah den For: ſchungen von Zreviranus, Latreille, Namdohr, Hermann, Marcel de Serreg, Herbft und Andern manche Lüde in der Anatomie diefer eigenthuͤmlichen Gat— tung ausfüllt. Seine Abhandlung zerfällt in zwei Haupts theile, die Außere und innere Anatomie. Nüdfichtlid der erfteren befchränfen wir ung auf Mittheilung der fehr gruͤnd— lichen Unterfuhungen über das Hautffelett und einiger Ber merfungen, in welchen der DVerfaffer von feinen Vorgängern abweiht. Die innere Anatomie werden wir ausführlich mittheilen, Das Hautffelet wird bei Phalangium, wie bei andern Arachnida, durd die ununterbrochen, aber mit vielen DBiegungen und Ausläufern, zur Aufnabme der ver: ſchiedenen Eingeweide und Anfügepuncte der Muskeln, ſich über den ganzen Körper erftredenden Integumente gebildet. Ceine Textur ift zaͤh und Iederartig, wie bei den ächten Spinnen, und am Vorderkörper, nämlich auf der obern und untern Eeite des cephalothorax, auf der Sternalplatte und den erften Ruͤcken- und Bauchfegmenten des abdomen, fes fter, als am Hinterkörper. Es befteht aus drei Lagen, wel: de nur loder aneinanderhängen und fi daher leicht von einander trennen laffen. Die aͤußere, die Epidermis, ift farblos und durchſichtig und befteht aus zahlreichen winzi— gen, unregelmäßig conifchen und hervorragenden Zellen, die dicht nebeneinander, aber einander nicht berührend, auf einer gemeinfchaftlihen Membran figen. Außerdem bemerft man größere, weniger durchfichtige und ftärfer hervorragende, aber fparfamer vertbeilte Zellen, welche bier und da furze Dor: nen bilden. Endlich zeichnen ſich noch befondere abgeftumpft No- 1745. — 645, rm a Mk he Eegelförmige oder warzenförmige Hervorragungen aus, deren Zahl überhaupt gering ift und die, wo fie vorfommen, tes gelmäßig vertheilt find. Won ihnen entfpringt aus einer, an der Seite ihrer Wurzel figenden Tuberkel eine einfache Bor— fle. Sie fiehen auf der Mitte fümmtliher Nüdenfegmente in einer einfachen Reihe, ferner um die Hornhäute des mitt= leren Augenpaares her und an den Seiten, fowie an dem aͤußeren Nande des cephalothorax. Doc bieten fie an den erften beiden der genannten Stellen die am Meiften zuge: fpiste Form dar. Un der innern Oberfläche der Hautbedef- kungen fieht man, daß rundliche Vertiefungen in das Innere diefer großen Tuberkeln führen, woraus ſich ergiebt, daß fie einfach aus der Auswärtsfehrung der Epidermis, die an die— fen Stellen bart und hornig geworden ift, entftanden find, Die Elvinften Zellen dringen eine kleine Strede weit in diefe Höhlungen ein, welche gewöhnlich einen ſchwaͤrzlichen Kern von Färbeftoff enthalten. Die Anheftepuncte der Muskelfafern ftelfen fi als zahlreihe rundlihe oder ovale Flecken von blaßbrauner Farbe und verfchiedener Größe dar, die ſich auf Eleinen innern Erhabenheiten befinden, welche gewiffen duns Fein eingefenften Puncten der äußern Oberfläche entfprechen und von faferiger Textur find, die durch die darangefügten getheilten Enden der fasciculi entfteht. Unter der erften Rage befindet fich die zweite, nämlich die das Pigment enthaltende. Sie befteht aus einer weißen zarten und homogenen. Membran, auf der eine Förnige Maffe ruht, die zwiichen ihr und der Epidermis Eleine Fladen bil: det, welche den aͤußerlich fihtbaren dunfeln Flecken und Abs zeichnungen des Thieres entiprecen und fib auch in das Innere der hohlen Tuberkeln fortfegen. Unter diefer Rage bez findet ſich die dritte, welche dem corium der Snfecten analog zu feyn fcheint, das fich jedoch von dieſem infofern unter: fcheidet, als fie nicht aus zahlreichen, miteinander vermwebten Faſern zufammengefegt ift, fondern eine einzige Schicht von regelmäßiger Structur bildet, welche derjenigen der Lungen: fpinnen gleiht. Sie befteht aus mehreren Bündeln von bedeutendem Umfange, die durch weite Rüden voneinander 7 99 getrennt find und auf der unten Fläche des Thieres, mo te am Zahlreichſten find, längsweife ftreihen, während fie an den Seiten mehr. f[hräg laufen. Jedes Bündel enthält ſechs mehr oder weniger lange, abgeplattete Faſern, die dicht aneinander liegen und parallel laufen, fo daß fie ein Band bilden, welches, wenigftens an der untern Fläche des abdo- nen, von dem eingebogenen ande des einen Segments nad) dem aͤußern Rande des naͤchſten überfkreicht, wobei jede Safer für fih an beiden Enden an die früher erwähnten Echabenheiten aur der innern Flaͤche der Epidermis angebef: set ift, während die mittlere Portion frei über den Zwiſchen⸗ raum zwiſchen dem beiden Segmenten ftreiht und ſich mit der Spige einer feinen Nähnadel leicht in die Höhe heben lüft. Bei zweihundertfacher Vergroͤßerung nad einer Diminjion fieht man, daß jedes dieſer Bündel aus einer Anhäufung von winzigen Faͤſerchen befteht, welde ih an den Enden der abyelöf’ten Bündel darftellen und denfelben ein pinfelars tiges Anfehen geben. Auf den Fafern bemerkt man durch: aus feine Qurerftreifen, und fie iöfen fih durch Maceration nicht, wie gewoͤhnliches Muskelgemwebe, auf. An gewiffen Stellen, z. B., an den Seiten des abdomen und thorax, ſtellen fih die Bänder in dreiediger Form dar, fo daß die Spibe des Dreivds aufwärts gekehrt iſt, und ich habe un: ter diefen Umftänden einen ſehr ſtarken Perlmutterglanz an ihnen bemerft, Bergleiht ‚man diefe Structur der Hautbedeckungen von Phalangium mit der der Epeira maculata, Fab., fo bemerft man in vielen Stüden eine bedeutende Aehnlich— keit. Der Hauptunterfhied befteht darin, daß bei Keßterer die Fafern des corium dichter geordnet und im Verhältniffe zu der Größe des Thieres weniger voluminoͤs find; daß fie ferner alle im Innern des abdomen nah der Queere ftreis den und, fowohl untın, als oben, durdy eine bedeutinde Fettlage eingehükt find, die, mit Ausnahme einiger an den: felben Stellen einzeln vorfommenden adipöfen Körnden, bei dem Phalangium Opilio nirgends wahrzunehmen iſt. Frog der gänzlichen Abweſenheit der Queerſtreifen, möchte ih die Faſern des corium als eine dünne Muskelſchicht betrachten, welcher bei den Arachniden überhaupt diefelben Functionen obliegen, wie den regelmäßigen Laͤngsmuskeln des thorax und abdomen der Inſecten, welche Muskeln fonft bei der bier in Mede ftehenden Familie und Glaffe ganz feh— len würden. Hahn hat in feinen „Arachniden“ die fih auf das Gefchlecht gründenden Unterſchiede ın den Palpen des Miünns chens und Weibchens von Phalangium Opilio durdy Ab: bildungen erläutert, Am vierten Gelenke des Maͤnnchens fol fih ein haariger Fortfag befinden, welcher fult fo groß ift, wie das GelenE felbft, während bei'm Weibchen ein fols cher Anhängfel nicht vorhanden und die Gelenke überhaupt dünner und gleichartiger feyn follen. Ich habe die Palpen mehrerer männlichen und meiblihen Exemplare forgfültig unterfuht und eine folhe Structur, wie fie Hahn be: f&hreibt, nirgends finden Eönnen. Die Gelenke zeigten fich beim Männchen nur dider, als bei'm Weibhen, die Bor: ften auf denfelben ftärker, auch ſchaͤrfer abfegend, und die 645, XXX. 7. 100 vordere Anſchwellung bes endftändigen Gliedes fhroffer abfez= zend und mehr rundlid,. . Innere Anatomie. — Muskelfyftem. Die fih ſchon aus der großen Fänge und Dünne der Ertremitäten, im Beryleihe mit denn von Phalangium, fowie aus dem Umftande fchließen läßt, daß der Kestere im ſchnellen Laufe zwiſchen den erftern gehoben und im Gleichgewichte erhalten werden muß, während die Spinne ſich häufig auf ſehr rau: hem Boden, über Steine und Kıduter hinwegbewegt, find die zu diefen Functionen beftimmten Muskeln von bedeutenz dem Umfange, und fie bildın bei MWeitem den wichtigſten Theil diefer Glaffe von Organen. Sie befteben aus zablreis hen ſtarken Bündeln, welde an der Innenſeite der Hüftges lenke entipringen, dieſe Gelenkhoͤhlen faft ganz ausfüllen und dann nach dem trochanter vormwärtzftreihen, an wel— chem fie angefügt find. Die Dueerftreifen auf denfelben find ungemein deutlib und ſcharf markirt und die Elemenz tarfäferchen von’ bedeutender Staͤrke. Weide laffen ſich bei einer Vergrößerung von 30 — 40, nah einer Dimenfion, wahrnehmen. Auch das diefelben umhüllende sarcolem- ma läßt fih dann entweder, indem es fich hie und da von deren Oberfläche loghebt, oder bei'm Zerreißen nach der Queere deren Enden verbindet, deutlich fehen. Die folgenden Ges lenke der Beine find zu Elein, als daß fih die Vertheilung der Stred = und Beugemuskeln genau wahrnehmen ließe; allein, wenn man fie vorſichtig auslöftt, fo fiebt man big zum untern Ende der zweiten Portion der tibia hinab (wos felbft zwei lange feine Sehnen entfpringen, weldhe fih an der untern Fläche der fämmtlichen Zarfalgelenfe binziehen), wie die Muskelfafern von dem einen Gelenkkopfe zun ans dern üÜberftreihen. Die Hauptmusfeln der chelicerae und palpi beftehen aus einem m. elevator und m. depres- sor für jedes diefer Drgane, und die mm. depressores find etwas flürker, al8 die mm. elevatores. Div übrigen mit den Kauorganen in Verbindung ftehenden Buͤndel jind zu winzig, als daß fie firh irgend genügend demonftriren lie: fen, Der übrigen Muskeln, die zur Vermittlung einer ſpe— ciellen Function beftimmt find, werden wir bei Gelegenheit der Organe gedenken, zu denen fie gehören. Ich habı bereits auf die wahrfcheinlihe Beftimmung der Laͤngs- und Queer: fafern des corium aufmerkfam gemadt, die zur Wermindes rung des Umfanges des Rumpfes, in’sbeiondere der Abdomi— nalhöhle, bei Ausleerung der reremente, bei'm Eierlegen und beim Hervortreiben der aͤußern Zeugungstheile beider Geſchlechter dienen dürften. Drganeder Ernährung. — Gleich dem Nahrungs: fhlaude der Achten Spinnen und Scorpionidae, befteht derjenige der Phalangia aus einem geraden Darme, weldyer von einem Ende des Körpers bis zum andern flreicht, wel: cher aber, ftatt, wie bei jenen, nach feiner ganzen Ausdeh— nung verfchirdene Grade von Weite darzubieten, ſich in der Abdominalhöhle zu einem geräumigen Sacke erweitert, tel her beinahe deren ganze Breite einnimmt. Er beginnt vorn mit einem häutigslederartigen pharynx, Fig. 43. p h, we'e cher fich Außerlih zwifchen dem erften und zweiten Kiefele paare Öffnet und innerhalb der concaven Structur, ex, liegt, 101 welhe wir den epipharynx nennen. Seine Oberfläche ift gekruͤmmt, fo daß fie fi der innern Fläche des epipha- rynx anpaßt, und bietet in der Mitte eine laͤngliche borni: ge Platte (*) dar, deren vordere Hälfte, Figur 44 d m, ſchmal niedergebogen und nad der Spige zu, mo fie eine hornige Kefze (2) bildet, eingeihnürt if. Zu beiden Seiten dieſer Lefze und etwas niedriger liegen zwei andere ( U), und zwifchen diefen drei Lefzen befindet fich die fhmale, uns deutlich dreiftrahlige obere Mündung des pharynx, weicher ſich weiter unten zu einer weiten Queeröffnung (a) aus: breitet. Savignpy *) wurde wahrſcheinlich dur den Ans bli der erwähnten Kefzen, welche fich bei geringer Wergrößes tung als dunkle Flecken daritellen, zu der Anſicht verleitet, als ob der pharynx der Phalangia zwei oder drei Deff: nungen beſitze. Die hintere Hälfte diefer Platte ift hinten auegerandet und faft dreimal fo breit, wie die vordere, aud) Lings der untern Fläche tief gefurcht, während die Wanduns gen diefer Furche in Geftalt zweier fharfen krummen Kan: ten in die Höhlung des pharynx vorfpringen. Aud die vordere Hälfte der Platte fheint mit einer winzigen Furche verfehen zu feyn, welde die Fortfegung jener bildet. Zu beiden Seiten und über diefer Platte erhebt ſich der pha- rynx in Geſtalt zweier linienförmigen Laͤngskanten, melde ziemlich parallel zu einander bis zum Anfange des oeso- phagus fortlaufen und äußerlihb mit langen conifhen Herz vorrayungen befegt find, an welche die Sehnen von zahlrei— den, nad) der Queere geftreiften Muskelbuͤndeln angefügt find, von denen mande zur Seite des pharynx aufwärts, andre ſchraͤg niederwärts ſtreichen. Zu jeder Seite des pha- rynx befindet ſich ein Paar fürzer horniger Zähne, Figur 45 t, welche dicht aneinander liegen und fich nach Innen und ein Wenig nady Dben gegen die hintere Hälfte der Nüdenplatte des pharynx erfireden. An ihren aͤußeren Seiten befinden ſich ähnliche Kanten oder Leiften zur Anfüs gung einer horizontalen Parthie Muskelfafern (m), während andere Muskeln (m) sich fehräg Über den pharynx bis zu bdeffen binterem Ende erftreden. Der pharynx ift in der Mitte am Breiteſten und verſchmaͤlert fich gegen den Anfang des häutigen oesophagus (oe) wieder, welcer, nachdem er fih von jenem abwärts gebogen, Über das Tho— tar: Ganglion ftreibt und, bevor er fi zu dem großen Magenfade (Figur 46 6) erweitert, eine Art von Kropf (d) bildet. Es ift intereffant, die eben befchricbene Beſchaffenheit der Pharynx-Roͤhre von Phalangium in Verbindung mit der befondern Ernährungsweife diefer Gattung zu betrach— ten. Die Araneida fönnen, da bei ihnen diefe Structur und die Epeiferöhre ungemein winzig find, den verſchiedenen Inſecten, von denen fie ſich nähren, nur die Säfte ausſau— gen. Die ebenfalls fleifhfreffenden Afterfpinnen koͤnnen das gegen ihren Fraß nicht nur ausfaugen, fondern auch kauen, welcher doppelte Proceß in folgender Meife bewirkt zu were ben ſcheint: Da ſich das erfte Freßzangenpaar ununterbro: hen in die Ränder des epistoma und das zweite Paar in *) Memoire sur les animaux sans vertebres. Paris 1816. 645. XXX. 7. 102 die des labium fortfegt, fo wird die horizontale Einwirkung diefer Theile gegeneinander, wie fie bei den Inſecten flatt: findet, gewiffermaafen verhindert, und fie arbeiten daher in fenfrechter Richtung, wobei das vordere Freßzangenpaar, als das beweglichere, in der zwifchen dem zweiten Paare und der Unterlippe befindlihen Hehlung auf und niederfährt und fo den Fraß zerreibt, wie dieß fhen von Treviranus be meet worden iſt. Ueberdem ift der hornige Bogen der erz ften maxilla auf beiden Seiten mit dem vordern Theile de& pharynx verbunden, fo daß, wenn die Muskeln des legtern in Thatigfeit find, fie an dem Bogen ziehen und dadurch die hoblen Beutel, auf denen er lirgt, fraff machen dürften. DOurch diefe wird nun mahrfcheinlid der Körper des gefans genen Inſects zufammengedrücdt, fo daf die Säfte heraus— treten und, mit Hülfe der Haarröbrcherangiehung von Geis ten der meihen Haare auf der Dberfliche der maxillae, durch die deeilippige Deffnung in die Furche oder den Ganal der Nüdenplatte des pharynx fliefen, während die ſchen bedeutend erweichten feſten Theile des Fraßes durch die groͤ— fere Deffnung in die allgemeine Höhlung des pharynx ges langen und, bevor fie in die Speiferöhre eintreten, zwifchen den an den beiden Seiten des pharynx ftehenden Zähnen noch ferner zerkleinert werden. Diefe Anſichten über bie Beſtimmung der Theile ergeben fib aus der Structur der leßteın, welche indeß zu winzig find, als daß man fid) durch unmittelbare Beobachtung von der Wahrheit des Gefagten: überzeugen Eönnte. Mir verweifen den Leſer bei diefer Ge— fegenbeit auf einen fehr intereffanten Auffag des Kapitän &. Hutton über die Lebensweiſe einer großen Species von Galeodes, indem ſich aus demfelben eruiebt, daß andre Arten von Zracheenipinnen ebenfalld ihren Fraß ganz verſchlin— gen *). Die Afterfpinnen, menigftens die hier in Rede ftes hende Species, find Nadıtthiere und fungen ihre aus lie: gen, Müden und Eleinen Xepidopteren beftchende Beute, in: dem fie diefelbe vorfichtig befdyleidhen und dann einen Sag nach derfelben thun. Herbft fagt fehr richtig: „Sie fprins gen und ftürzen auf die Beute, wie die Kage auf die Maue, und halten fie mit den Palpen, wie mit Händen ſelbſt.“ Sch babe häufig in Gefangenfchaft gehaltene Eremplare von Phalangium cornutum einander mit der größten Hart: naͤckigkeit verfolgen fehen, wobei, in der Regel, das größere Eremplar auf das Eleinere loeftürzte, e8 mit den langen Beinen erariff und deffen Körper zwiſchen feine chelicerae und palpi faßte und verfchlang, die Beine aber liegen lief. Zumeilen bedienen fie fib auch eines ihrer Beine, um den im Munde gehaltenen Fraß zu fügen Die Anhängfel am zweiten Paare der Hüftgelenfe dürften einen ähnlichen Zweck haben. Sch wende mid nun zur Betrachtung der übrigen Theile des Verdauungsapparates, welcher megen der zahl: reichen blinden Saͤcke, die den Nahrungsſchlauch fo bededen, daß man ihn, ohne fie zu befeitigen, gar nicht wahrnimmt, fo böchft merkwürdig ift. Diefe coeca laſſen fih, ruͤck— ) S. Neue Notizen Nr. 598. (Nr. 4. d. XXVIII. Bantee), S. 49 u. ff. 7 « 103 fichtlich ihrer Lage, in folhe, die auf der Rüdenfeite, in folhe, die auf der Bauchſeite und in folhe, die zu beiden Seiten des Canals liegen, eintheilen; ruͤckſichtlich des Umfanges, zerfüllen fie in große und kleine Coeca. Indem mir am obern Ende beginnen, bemerken wir zuvör: derft ein Paar große Länglihe Säde, Figur 45. AA, zu beiden Seiten der Medianlinie, welche fich durd die ganze Länge des abdomen crftreden. Sie find hinterwärts etwas breiter, als vorn, und füllen je etwa den vierten Theil der Weite der Abdominalböhle aus. Sie find, gleich zwei anderen Paaren langer Coeca, nah ihrer ganzen Länge an den Darm gehefter und beftehen gleihfam nur aus Aus: läufern der Wandungen des leßtern, ziwifchen denen ſich die Mündung befindet, mittelft deren das vordere Ende der Side mit dem Darme communicirt. Zwiſcen dieſen bei— den coeca befindet ſich eine Furche oder Verfenkung, Die ſich nad) Vorne zu erweitert, und in der die hintere Abthei: lung des dreifächerigen Herzens liegt, zu deffen beiden Sei— ten ſich der obere Theil der Gallengefäße befindet, der theils weife auf diefen blinden Saͤcken rubt. Gleich vor diefen großen coeca find vier Reihen Eleiner coeca, die bis an den vordern Theil der Brufthöhle reihen. Die beiden vor: dern (a'a’, b’b'), die fich gegen die Seiten des mittleren Sehnerven anlehnen, beftehen aus einem Paar Eugelförmi: ger Taſchen; die dritte Neihe, welche aus zwei Taſchen auf jeder Seite (c’c') zu beftehen fcheint, enthält, in der That, zu jeder Seite nur eine, weldhe indeß durch eine tiefe Einfhnürung getheilt ift. Die vierte und legte Reihe (d“ d) fheint ebenfalls doppelt zu feyn; allein bier wird dieß Anfehen durch die Aufwärtserftrefung des rundlidyen Endes eines Paares coeca (ee) veranlaßt, welche in das vordıre Ende zwei langer, mehr nad) Unten liegenden Side (Figur +46. ee) münden, weldye wir fpäter befchteiben werden. Zwiſchen den vier hintern Zafchen liegt die mittlere Herz: kammer (Figur 45. H) und auf ihnen die Schlinge der obern Gallengänge. Die vordere Herzkammer liegt zwifchen den beiden folgenden Paaren. Weiter unten, aber an den Seiten des Nahrungsſchlauches, befindet fih das Paar lanz ger coeca (Figur 46, CC), von welhem oben die Nede gewefen ift. Sie find länger und fehmäler und weniger ab— geplattet, als das oberfte Paar, und erweitern fih nad hinten zu beiden Seiten des Maftvarmes (7). Zwiſchen ihnen bildet der Magenſack (G@) eine bedeutende Auftreis bung nad Unten. Zu beiden Seiten des Darm3 gewahrt man eine Reihe von vier kleinen flaſchenfoͤrmigen Saͤcken (Figur 45. a b c d), die in ihrer natürlichen Lage gegen die Mandungen der Abdominalhöhle niederwaͤrts gebogen find, und die dem vorderen Ende der großen obern coeca gegenüber anheben, von Vorn nah Hinten zu allmälig fhmäler werden und bis an das andere Ende jener coeca reihen Nah Treviranus's Befchreibung öffnen fie fich in zwei lange, darunterliegende coeca, was fiher unrichtig iſt. Diefe liegen in dem Zwifhenraume zwifchen ihnen und dem obern Paare, find aber an ein anderes Paar von langen feitlihen Auswaͤrtskehrungen (BB) des Darms angeheftet, welche durchaus von jenen verfchieden, aber zum Theil durch 645. XXX. 7. 104 fie verborgen find, und die Ramdohr in feiner Schrift über die Verdauungswerkzeuge der Inſecten „große gefranzte Seitenzotten” nennt. Wenn man die Abdominaleingeweide in ihrem mittleren Theile nad) der Queere durchfchneidet, wie 28 in Figur 47. dargeftellt ift, fo erkennt man die res lative Lage dieſer Auswärtskehrungen des Darmes (BB) und der beiden andern Paare großer eoeca (AA, CC) in ihrer Beziehung zu dem Magen (8) ſehr deutlich. Auch bemertt man, daß, in Folge des von Seiten dieſer coeca ausgeübten Drudis, die obern zwei Drittel des Mugenfaks kes (8) eine unregelmäßig fünfedige Geftalt darbieten, wähs tend unten die Oberfläche de8 Magens conver ift. Auf der äußeren Seite der drei vordern Paare Eleiner coeca befinden ſich noch drei Anſchwellungen. Die beiden vordern (Figur 45. hg), von denen eine etwas länger ift, ale die andere, ſcheinen ſich miteinander zu verbinden und öffnen fi), micteljt eines gemeinfchaftliben Halfes, in den Darm. Die bintern, faft doppelt fo langen (ff) kruͤmmen fid) rückwärts und münden, abgefondert von den beiden andern, in den Darm ein. So beſitzt alfo der Nahrungsfchlaud des Phalangium Opilio dreißig blinde Side, nicht einunddreißig, wie Ramdohr angiebt, der einen, zwi⸗ ſchen den vorderften coeca entjpringenden, unpaarigen Sad abbildet, den aber weder Treviranus, noch ich, haben aufs finden können. Hinterwärts endigt der Nahrungsfchlaudy im einen kurzen weiten Maftdarm (7°), deffen Mündung zwis fhen den legten Rüden und Baudyfegmente des abdomen liegt, fo daß der After fih im gleicher Höhe mit dem letz— tern befindet. Rüdjihtlih der Functionen, welche diefe zahlreichen eoeca bei der Verdauung zu erfüllen haben, laffen ſich nur ſchwer bündige Vermuthungen aufitellen. Sie fcheinen im Allgemeinen eine characteriftifhe Zugabe zu dem Nah: rungsfhlauhe von Gefhöpfen, die ſich ausſchließlich von den Saͤften anderer Geſchoͤpfe nähren, wie, 3. B., der Blutz egel, Planaria, Aphrodyte, Nicothoe und unter den Arachnida die ichten Spinnen und die Scorpione, ferner unter ten Acaridea die Gattungen Ixodes und Gama- sus, und daher hätte man erwarten follen, fie bei Pha- langium, deffen Maul, wie gefagt, auch zum Kauen ein: gerichtet iſt, weniger ſtark entwidelt zu finden; und dennoch fehen wir fie hier mer&wiürdigerweife im noch größerer Zahl und Ausdehnung, als bei den rein blutfaugenden Araneiden. Von manden Phyſiologen find diefe Theile als Behälter zum Auffpeichern der Nahrungsſtoffe gehalten worden, da— mit das Thier längere Zeit, ohne Nahrung zu fich zu neh— men, ausdauern Eönne; allein dieſe Anficht feheint wenig für fih zu haben. Denn der Mugen enthält, in der Regel, eine glatte, ſchwarze, ovale Maffe von Auswurfeftoffen (Figure 48., wo f diefelde in halber natürlicher Größe dar— fteltt), und fonderbarerweife ift dieſelbe (e, vergrößert) im eiz ner befondern häutigen Hülle (m) entbalten, welde jene ohne Unterbrehung umgiebt und undeutliche Queerfalten dar— bietet. Diefe Maffe behält ihren Zufammenhang auch, nach: dem die Hülle von ihr befeitigt worden, und wenn man fie zerbröckelt, fo findet man, daß fie aus den umverdauten 105 harten Thellen von Inſecten, als den Augen, Beinen, Fluͤ⸗ geln und Fühlern, befteht, die in eine koͤrnige Subftanz eingelagert find. Unterſucht man dagegen die contenta der coeca, fo findet man darin ebenfalls eine ähnliche Eörz nige Subftanz, aber keine Xheile fremder Organismen, Kieße fih hieraus nicht ſchließen, daß wenigftens eine der Bunctionen diefer coeca in dem Srcerniren diefes Stoffes beitehe, der fih in den Mayen ausleere und die Nah— tungsftoffe zufammenteime? Die die faeces umgebende Membran dürfte den Zwed haben, die zarten Theile des Darmes vor Zerreifung duch die fcharfen und oft dornens artigen Theile der Inſecten zu ſchuͤtzen. 3 (Kortfegung folgt.) Miscellen. Ueber die Umwandlung des Faſerſtoffes in But: terfäure überreichte Herr Dumas, im Namen des Herrn Wurtz, in der Sigung der Acad. des Sciences am 15. April eine Arbeit. Der bei der Sommerbige der freien Luft ausgefegte Faſerſtoff ers weicht fich vollftändig nah acht Zagen. Die Producte diefer faus ligen Zerfegung find eines Theiles Eiweiß, weiches man Leicht ifos liren Eann, indem man die Flüffigkeit durd Subacetas Plumbi fäur und den Nirderfchlag durd) einen Strom Kohlenfäure zerfigtz andern Theiles Koblenfäure, Eſſigſaͤure, Butterfäure und Ammo— niaf. Die Butterfäure kann nur vermittelft eines ſehr complicirten 645. XXX. 7. 106 Deſtillationsverfahrens gehörig rein dargeftellt werden. — Es tft wahrſcheinlich, fugt Herr Wurg hinzu, daß das Eiweiß, der Ka— feftoff und die albumindfen Stoffe im Allgemeinen unter dem Eins fluſſe der Faͤulniß und durd die Einwirkung des Kali denen der Fibrine unter diefen Umftänden analoge Veränderungen erleiden. Da die flüchtigen Fettfäuren mit den neutralen fetten Körpern ges nau verbunden find, fo begreift man, daß der Faſerſtoff unter ges wiſſen Umſtaͤnden ſich nicht mehr in Butterſaͤure ummandeln kann, ſondern in einen fetten neutralen Körper, und wenn man auch dieſe Umwandlung kuͤnſtlich nicht zu bewirken vermoͤchte, ſo ſieht man wenigſtens ein, daß ſie unter gewiſſen Umftänden im Drganismus vor jich gehen kann. (Gaz. med. de Paris 1844, No, 16.) Ueber die Erankhafte Veränderung des Blute bei Hunden durch ein Haematozoon Bee ber Gattung Filuria haben die Herren Gruby und Delafond der Acades mie der Wilfenfhaften, in deren Sigung vom 15. April, fernere Beobachtungen mitgetheiit, denen zufolge die Filaria nur bei fünf Hunden unter 250 angetroffen wurde. Die Dunde, bei denen dieß der Fall war, fhienen übrigens der vollfommenften Geſundheit zu genießen, Ihr Blur war röther und enthielt mehr Serum, als im normalen Zuftande, und die in Anfebung der Diät vorgenoms menen Veränderungen hatten auf die Zahl der Würmer feinen Einfluß. Wenn man an Hunden mit normal befhaffenem Biute die Zrangfufion von wurmhaltigem Blute vornimmt, fo ift nad acht Zagen keine Spur mehr von legterem bei ihnen wahrzuneh⸗ men. In die mit feröfen Membranen ausgekleideten Höblen oder: in das Zellgewebe gebracht, kann dieſe Filaria nicht fortleben. Sie entwickelt ſich im Blute und ſcheint dieſes ihr natuͤrliches Eie— ment nie zu verlaſſen. Matte sch a De Ueber die hronifche rheumatifche Arthritis. \ Bon Dr. Todd, Es ſteht zu erwarten, daß diejenigen, welche ſich fort— an mit diefer eigenthümlichen Form von Yiheumatismus bes ſchaͤftigen werden, ihre Unterfuhungen nicht auf die bloße pathologifche Veränderung in den Gelenfllächen der Knochen und in den benachbarten Theilen befchränfen werden, fondern daß fie eine Behandlungsmeife aufzufinden ſich bemühen, an welche die Practifer ſich halten Eönnen, um den Fortfchritt des Uebels zu hindern, denn wenn einmal die Veränderung eingetreten ift, fo ift nicht zu erwarten, daß unfer Einfchrei: ten die normale Beſchaffenheit der Theile wiederherzuftellen vermag. Es eriftirt eine mit Ddiefem Uebel, wie e8 in der Schulter und Hüfte vorfommt, zufammenhängende Eigen— thuͤmlichkeit, für welche wir vergebens in Schriften über diefen Gegenftand eine Erklärung zu finden ung bemüht baben, es ift die Atrophie der Eleinen Muskeln in der Nähe des Gelenke, während die Übrigen Musteln des Gliedes ihren Umfang und ihren tonus behalten. Adams fagt in der Cyclopedia of Anatomy, s. v. abnorme Befchaffens heit des Huͤftgelenks: „Die Hinterbade der gefunden ©eite fteht ungewöhnlich hervor, während die der leidenden Seite ganz abgeflaht und feine Spur von der Gefäßfalte zu finden iſt. Die Muskeln des Schenfeld feinen auch etwas atropbifch geworden zu feyn, wiewohl fie ihre Feftig: feit nicht verloren haben, und wir conftant finden, daf die Made der leidenden Seite weder an Umfang noch an Feftig: keit der anderen nachſtehe.“ Daffelbe bemerkt Dr. Smith in feinem Aufſatze: Ueber die Diagnofe der Fracturen des Stentelhalfee. (Dublin Journal vol. VL.) Aehnliches haben wir bemer£t, wenn dag Uebel im Schultergelenke feis nen Sig hatte; in diefen Fällen find die Muskeln des Schulterblattes in'sgeſammt atrophiſch und Eraftlos, während die des Ober» und Vorderarmes, fowie des trapezius, ganz normal geblieben find. In einem Falle hatte das Uebel in dem Gelenke zwifhen den Metacarpalfnochen des Daumens und dem os multangulum majus feinen ©iß, und bier fand daffelbe Gefeß ftatt, denn die Muskeln des Daumenballens waren alle atrophifh, dagegen die des Vorder: und Oberarmes normal. Unter den vielen eigens tbümlichen Veränderungen der das Franke Gelenk umgeben: den Theile ift diefe Form der Atıophie der benachbarten Muskeln, ohne Sclaffheit oder Erweichung ihres Gewebes oder Schwinden der übrigen Meichtheile des Gliedes, eine der interefjanteften. Cine andere mit jenem Uebel zuſam⸗ menhaͤngende Thatſache iſt die Tendenz des Fingers, nach der Ulnarfeite hingezogen zu werden, wenn das Handgelenk oder die benachbarten Gelenke afficirt ſind. Dieſer Umſtand iſt noch nicht erklärt. Wo ſo verſchiedene Gewebe ergriffen ſind, wuͤrde es wuͤnſchenswerth ſeyn, zu wiſſen, in welchem der Krankheits— proceß feinen Anfang nimmt. Vor einiger Zeit haben wir in einem Auffage des Dr. Knox über das ligam. teres des Schenkelknochens beim Menfchen (cf. Edinburgh Med. and Surg. Journal N. CXLVII. p. 128) einige Bemerkungen gefunden, welche auf diefen Gegenftand einie ges Licht zu werfen fcheinen: Als ich einft, der anatomis 107 fhen Demonftration halber, das HüftgelenE eröffnete, fand ih, daß das ligamentum teres nicht vorhanden war, während alle übrigen Structuren volkommen gefund zu feyn ſchienen. Bei näherer Unterfuhung fand fih, daß eine Urrophie oder Abnutzung der Knorpel, fowohl am Schenkel⸗ kopfe, ald an der Pfannenfläche, begonnen batte. Die einzi— ge Spur eines ligamentum teres war eine feine Safer, welche gleih einem Stüde Zwirnsfaden aufgerollt auf der Dberflähe des Fettanhanges in dem Einfdn tte lag und mit einem anderen Theile zufammenbing. Das entgegengefeßte Gelenk war gefund. Dr. Knor ſtellt folgende Fragen auf: Mar diefer Fall nur der einer urfprünglichen Mißbildung. die hauptfählih in einem Fehlen des lig. teres beftand? Ruͤhrte die Zerftörung des Bandes von einer alten Dielo: cation des Gelenkes her, welche, feit vielen Jahren teponitt, Eeine erkennbaren Spuren am Kapfelligament zurüdgelaffen, aber dennoch das lig. teres zerftört hatte? Dann verſuch— te er folgende Erklärung, als die wahrfcheinlichfte, zu geben: Das ganze Ausfehen läßt fich jener eigenthuͤmlichen Veraͤn— derung. Atrophie der Knorpel und der Synovia'membran ge: nannt, von feiner pofitiven UWlceration oder iterbildung begleitet, zufchreiben, und fieht fehr einer rein mechaniſchen Berftörung diefer Gewebe in Folge der porcelan = oder elfen= beinartigen Ablagerung auf dem Knochen ähnlich, ein Ver: fahren, welches die Natur einzufchlagen fcheint, um bie weitere Zerftörung des Gelenkes zu verhüten. Denn es ift Elar, daß das, was die Knorpel zerftörte, auch die runden Bänder zerftören konnte, oder wenn das runde Band zuerft geriffen ift, würde nothiwendigerweife auch die Abnutzung oder dus Schwinden der Knorpel und die Porcelanablagers ung folgen. Dr. Adams und Todd betrachten Beide einen Fall auf den großen trochanter als eine nicht feltene ercitivens de Urſache des Uebel. Es heißt nicht zu weit gegangen, wenn man denfelben Cinfluß plöslichen Verſtauchungen des Gelenkes zuſchreibt, welche eine Nuptur oder Zerreißung des runden Bandes herbeiführen, befonders da das Uebel ſich am Häufigften bei der Menfchenclaffe findet, deren Beſchaͤf— tigungen fie beiden Zufällen ausfesen. Dr. Todd giebt ferner an, daß man nicht fehr felten das runde Schenkels band bei Pferden fehlend findet. Er fehreibt das Fehlen deffelben einer Ruptur in Folge einer plöglich einwirkenden Gewalt, Eurz einer Verrenfung, zu. Außer dem Fehlen des Bandes finden andere, wie er glaubt, confecutive Veränderun: gen im Gelenke ftatt, welche gemwiffermanßen das Reſultat des urfprünglihen Zufalles find, nämlich Atrophie der Knor: pelüberzüge und die Umwandlung eines Theiles wenigfteng der abgefchabten Oberflächen in die Gifenbeinftructur. Diefe Beobachtungen widerftreiten jedoch Eeinesweges der rheuma— tifhen Beſchaffenheit des Webels, denn eine Umänderung der Ernährung, mie fie duch einen Fall bedingt ift, wird eben- fo, wie man dieſes bei der Gicht beobachtet, auch rheuma— tifhe racerbation in dem verlegten Gelenke hervorrufen, welhe ohne diefe Veranlaffung darin nicht Platz gegriffen haben würde. (Aus Dr. Todd's Auffag über Gicht und rheumatifches Fieber in Dublin Journal, January 1844 ) 645. XXX. 7. 108 Eine Gefhwulft im Beden. Von Ch, Hodgkins. W. B, fieben Fahre alt, ift Gegenftand diefer Beob— achtung. Mitte November’d bemerkten die Eltern des Knaben, daß diefer, als er vom Spielen mit feinen Game: raden zurückehrte, nad) Vorn geneigt gehe; er Elayte, daß er einen Schlag gegen den Unterleib erhalten habe. Das Kind befam indeß bald feine frühere Munterkeit wirder, und da man in jener Gegend Eeine Gontufion wahrnahm, fo bielt man e8 nicht für nöthig, einen Arzt um Rath zu fragen. Einiz ge Tage fpäter hatte der Kranfe Schwierigkeit bei'm Urini— ten, er ftand des Nachts bäufig auf, und erft nad vielen Anftrengungen ging der Urin ab. Diefer Zuftand dauerte vierzehn Tage lang; worauf er fid) verfchlimmerte, und nun wurde ich am 1. December zugezogen. Ich fand din Knaben liegend, mit gebeugtem Körper und erhobenen Glied— maaßen; er Elagte über Schmerz im Leibe, über Durft; fieberte, und feit vierzehn Lagen war er noch nicht zu Stuhle gewefen und hat nur fehr wenig Urin gelaffen. Sch verords nete ein Abführmittel und Somentationen auf den Unterleib, Tags darauf wirfte das Abführmittel, aber der Urinab— gang war noch vermindert, Es wurde ein zweites Abführ- mittel und calmirende Umfchläge auf den Unterleib verord- net, wonach der Kranke reihlihe Stuhlentleerung hatte und das Fieber nachließ; da aber noch Fein Urin gelaffen wurde, fo applicirte ich den Gatheter und entfernte zwei Pinten Urin von ammonincalifhem Geruce. Am 5. December dauerte die Urinverhaltung noch fort; ih unterfuhte nun das Kind forgfältig, und mittelft des in den Maſtdarm eingeführten Fingers erkannte ich eine Verdickung der Harnblaſenhaͤute, nahm aber feine Geſchwulſt im Unterleibe oder im fleinen Beden wahr. Am 8. December. Während der legten beiden Tage ging der Harn umwillführlih und tropfenweife ab, und der Knabe, welcher fib früher den Gatheter nicht einbringen laffın mollte, bat nun felkft darum, da die Ausdehnung der Blafe ihm Schmerzen verurfachte; weßhalb dieß tüglich geſchah. Die Hartnädigkeit diefes Zuftandes ließ mih auf eine Paralyfe der Harnblafe fchließen ; ich wollte einen elaſti— fhen Gatheter einbringen und zurüdtlaffen; aber id) Eonnte nicht bis zur Blaſe vordringen, und der Knabe wollte das Fiegenbleiben eines metallenen Catheters nicht dulden. Um 14. December unterfuchte ich den Eleinen Kranken von Neuem durdy das reetum und erkannte eine Geſchwulſt in der Gegend der prostata; der Unterleib ift ausgedehnt, und die Function feiner Drgane fehr unregelmäßig. Be— hufs der Verkleinerung der Gefhmwulft verordnete ih Kali hydroiodicum ; die Application von Blutegeln wurde nicht geftattet; indeß nahm das Uebel zu Um 10. Januar iſt die Blaſe ſehr ausgedehnt und reicht bis zum Nabel in die Höhe; die Hoden find zuruͤck— gezogen , der Knabe magert ab, und der Appetit vermin— dert fich. Am 25. Sanuar. Das Uebel nimmt täylih zu; das Kind ift fehr abgemagert, dir Unterleib ſehr voluminoͤs; das 109 linke Bein ift ddematös; das Serum hat einen uͤbeln Ge: ruch; die Blafe reiht faft bis zum Magen. Durch die Bauchdecken hindurch nimmt man hinter der Blafe eine Geſchwulſt wahr, melde rafh an Größe zunimmt; alle andere Symptome bleiben diejelben; das Kind ſtirbt am zweiten Februar. Leihenöffnung, vierundzmanzig Stunden nah dem Tode. Nach Eröffnung der Unterleibshöhle fand man die Blafe febr ausgedehnt und verfchoben; ihr Hals ift über die Schambeine in d’e Höhe gedrängt, und ihr Grund reicht bis zum colon transversum und der großen Curvatur des Magens. Die Winde des Drgans find fehr verdidt, vas ricoͤs; an ihrem hinteren Theile bemerkt man einen ſchwar— zen, gangraͤnoͤſen Fleck. Hinter der Blaſe befindet ſich eine barte Gefhwulft, welche faft das ganze kleine Boden aus: fülte, der Art, daß man nur mit Mühe die Finger zwis ſchen diefe und die Knochen bringen fonnte; fie hängt mit der Blafe zufammen und reiht hinab bis zum rectum; fie nimmt das ganze Corpus trigonum und den DBlafenhals ein und reicht einen Zoll über die Cinmündunggftelle der Ureteren herauf. Man könnte fie für eine fehr vergrößerte prostata halten, da fie deren Form bat; fie ift 7 Zoll lang und 4 bis 5 Zoll beit und wiegt 5 bis 4 Pfund. An ihrem hinteren Theile bemerkt man einen Eindrud oder eine Ninne für dag rectum. Ihr Gewebe ift dem der prostata ähnlich ; e8 ift leicht zerreißbar und an Farbe der fpaniihen Seife aͤhnlich; die Ureteren find fehr erweitert und alle anderen ingemweide zurückgedraͤngt. (Provincial Med, and Surg. Journ. Febr. 1843.) Ueber die Behandlung von Narben nad Verbren- nungen. Von James. Der BVerjaffer hat vierzehn Falle von bedeutenden Con— tracturen nach Verbrennungen notiert, acht aus feiner eigenen Praxis, welche er in’sgefammt glüdlidy bifeitigte, und ſechs aus anderer Praxis, wo, wie er glaubt, auch in’sgefammt Heilung erfolgte. Folgender Auszug wird die von ihm an: genommene Verfahrungsweiſe verdeutlichen. Mihrend bei den Gliedmaafen keine Schwierigkeit ob⸗ waltet, die geeignete Etellung der Theile zu erhalten, nach: dem die Narbe frei gelegt worden, indem bier nur ein Ges: lenk betheiligt ift und diefes leicht fixirt wird, fo ift dieſes keinesweges am Halfe der Fall, wegen der eigenthümlichen Beweglichkeit diefed Theiles, welche hauptſaͤchlich durd) die zahlreichen Gelenke an dem Halstheile der Mirbelfüule bes wirft wird. Es liefe fi a priori vermuthen, daf, wenn man den Kopf nah Hinten firirt, Knie und Bruftbein zus gleich hinreichend auseinander gehalten werden; allein dieſes ift nicht der Kal. Um die Wirkung der contrahirenden Narbe auszugleichen, wird die Wirbelfäule am Halfe mit eis ner Krümmung nad einer Seite bin oder nah Ruͤckwaͤrts verkürzt. Diefe Annäherung unmöglid zu machen, wurde daher der Gegenftand meiner Bemühung. Sch bedachte, daf, wenn ein Apparat zwifhen den Schlüffelbeinen und dem Unterkiefer angebracht werden Eönnte, welcher ſich ruͤckwaͤrts 645. XXX. 7. 110 gegen die basis cranii hin erftredte, die Schwierigkeit be: feitigt werden möchte. Der von mir angegebene Apparat erfüllt nicht nur diefen Zweck, fondern bat auch noch außer» dem den DVortheil, die Haut durch die Action der Schraube in die Höhe zu heben, fo daß die Rageveränderung der Weichtheile wie der Knochen allmälig ausgeglichen und Hals und’ Gefiht gänzlich oder großentheils ihrem früheren Ver— hältniffe miedergegeben werden, denn es ift zu erwähnen, daß die Knochen felbft, wie bei'm Talipes oder Varus, in ihrer Geftaltung verändert werden. Die ftarre Narbe hält die Bruft und das Gefiht dicht aneinander, fo daß mit dem fortfchreitenden Wachsthum der ganze Knochenapparat firirt wird und, wie ich e8 in einem Falle gefeben habe, wo eine Seite vornehmlich afficitt war, die orbita diefer Seite weit tiefer, als die andere, fieht. Auch habe ich die unteren Schneidezaͤhne durch den Drud der Zunge in eine horizon= tale Rage gebracht gefehen, indem der von den Muskeln der Unterlippe geübte Gegendruck gänzlich fehlte. Ich behaupte zwar nicht, daß alle Spuren einer fo großen Entſtellung durd die Operation vernichtet werden Eönnen, ab.r die Lippen werden doch gefchloffen werden koͤn— nen, der Speichel zurüdgehalten, deutlich articulirt werden, Kopf und Geſicht gerade gehalten und frei bewegt, die unteren Augenlider nicht umgeftülpt u. f. w. feyn. Die Gontrac- tur wird auch nicht miederfehren, fobald der Apparat noch einige Monate nach vollendeter Heilung getragen wird. Der Apparat befeitige aber nicht allein die vorhandene Entftellung, fondern vermag auch, wenn er zur gehörigen Zeit angewendet wird, die Gontracturen nah Brandnarben zu verhüten, wovon mir gerade jetzt cin Beiſpiel vorliegt, und Eann aud ferner mit Vortheil in din Fällen angewens det werden, wo die Halswirbel in Folge von Krankheit nach— geben, oder eine folhe den Zahnfortſatz des epistropheus befallen hat und eine Stüge nothwendig nird. Es darf jedech nicht verfchwiegen werden, daß die Opes ration lange dauert, zuweilen ſchwer und fehr fchmerzhaft iſt, daß die Nachbehandlung fehr große Aufmeikſamkeit erfor dert und der Kranfe lange im Zimmer bleiben muß. Ein anderes operatives Werfahren ift Eürzlih von Herrn Mutter in Philadelphia vorgefdlagen und ausgeübt morden. Es beftehe in der Anwendung des Tagliacozzis ſchen Princips, die am Halfe gemabte Wunde nah Ent: fernung der Narbe zu bededen. Ich glaube jedoch, daß in fhmweren Faͤllen diefe Verfahrungeweife ohne gleichzeitige Anz wendung der Halsbinde ihren Zweck nicht erfüllen wird, und in den meiften Fillen der Art find die benachbarten Bes deckungen felbft in die Affection fo ſehr mit bineingezogen, daß fie Beine paffenden Materialien zu einem Lappen herge= ben fönnen — Eleine Narben an irgend einem Theile des Körpers habe ich zumeilen durch Aetzkali zerftört. — Was nun die Behandlung felbft betrifft, fo befteht fie darin: 1) Daß die verhärtete Marbe von den darunter gele— genen XTheilen getrennt wird, naddem fie in den meiften Faͤllen mit Brodie's Meffer eingefchnitten worden iſt, und in allen Faͤllen cin Lappen gebildet wird, der unter dem 111 Kinne aufwärts gefchlagen wird. Die Stellung des Krans Een ift hierbei am Beſten die liegende. 2) Daß man den Lappen unter dem Sinne durch breite Heftpflafterftreifen und eine fascia uniens, welde auf dem abgefhorenen Scheitel zufammengrhalten wird, befeftigt. 3) Daß man die freigelegte Flaͤche am Halſe mit feuchter Charpie und Gataplasmen aus Brodt und Waffer bedeckt, welche durch eine Papphalsbinde feftgehalten werden, bis reichlich Eiterung eingetreten iftz; der Kopf wird dabei gleichzeitig nad Ruͤckwaͤrts gebeugt. 4) In der Anwendung des Schraubenhalsbandes nad) eingetretener Eiterung. Der Apparat muß wenigſtens noch mehrere Monate, nachdem die ur vollendet ift, getragen werden. Zum Schluffe will ich noch bemerken, daß in dem von Dr. Mutter berichteten Falle die sterno-cleido-mastoi- dei durhfohnitten werden mußten, allein das Individuum war ahtundzwanzig Jahre alt und hatte die Verbrennung im fünften Lebensjahre erlitten, weßhalb bier ‚die Muskeln fehr verkürzt waren. In den von mic operirten Füllen war nur in einem eine fo lange Zeit verfloffen, aber auch in dies fem reichte das Sciraubenhalsband aus. (Aus Provin- eial Journal in Dublin Journal, Nov. 1843.) Miscellen Kryptogamen der behaarten Oberhaut als Urfar hen der tinea tondens. Die tinea tondens (Mahon) over herpes tonsurans (Cazenavey) ift vornehmlich eine Krankheit der behaarten Haut, weldye ſich durch das Ausfallen der Haare an abs gerundeten Etellen, weldye mit Eleinen, weißlihen Schuppen und Keinen Rauhigkeiten bedeckt find, charackerifirt. Wenn man die Haarfragmente aufmerffam unter dem Mikroſcope unterfuchte, fo findet man, daß ihr ganzes Gewebe von Kryptogamen ausgefüllt ift, und daß die Haare noch von ihren Epidermalfchuppen bedeckt ind, wenn das ganze Innere derfelben ſchon voll von Sporidien ft. Diefe Kryptoaamen nehmen ihren Urfprung im Innern der Haarwurzel unter der Form einer runden Gruppe von Keimkörs nern; mit dem Kortwachfen des Haares wachfen auch die Krypto— gamen, bis das Haar aus dem Balge hervoraefommen ift. Die Kryptogamen, welche die tinea tondens ausmachen, find fo fehr von denen der physo- alopvecia (porrigo decalvans) verfchicden , daß man beide Krankheiten niemals miteinander vermwechfeln koͤnnte; ihr Gig felbft, ihre Entwidlung und ihr Verhältnig zum Gewebe 645. XXX. 7, 112 der Haare find gleichfalls verſchieden. Die Kryptogamen der tinea beftehen nur aus Keimförnern und Reihen derfelben , felten fieht man die Keimkörner gleich Zweigen verlängert; die des porrigo da= gegen haben zahlreiche gefrümmte, undulirte Zweige, an deren Sei— te die Keimkoͤrner gelagert find. Bei dertinea find die Keimkörner groß (ihr Durchmeſſer gleich 5 auf => Millim.) Die des porrigo dagegen find fehr Elein, ihr Durchmeſſer beträgt nur I Millim. Bei der tinea erfüllen die sporulae das Innere der Daas re, während die Außenfläche wenig verändert ift; die sporulae der Microsporon Oduini dagegen figen an der Außenfläche der Paare und bilden eine wahre Scheide um biefelben. Die Kıryptogamen der tinea entjtchen und entwideln fich in der Haarwurzel; die des porrigo dagegen an der Außenflahe der Haare, nach Außen von den Daarbälgen. Diefe Charactere find fo fehr conftant bei der tinea tondens, daß man bei diefer Krankheit nicht ein einziges krankes Daar finder, welches fie nicht darböte. Die tinea zeigt fein anderes pathologifches Product als diefe Kıyptogamen, und fie verdient in die Reihe der vegetabilifchen, paralitifhen Krankhei: ten neben der plıyto alopoecia, dem mentagra u. f. w. aufgenom: men zu werden. Um die tinea von der porrigo zu unterfceiden, fhlägt Here Gruby, Berfaffer obigen Auffages, vor, ihr den Na: men rhizu-phyto-alopoecia zu geben. (Sitzung der Acad. des Sciences v. 1. April in Gaz. med. de Paris 1844, No. 14.) Gegen incontinentia urinae ift das Kali nitri- cum von Dr. Young in den Medical Times empfohlen worden. Eine Dame von funfzig Jahren wurde wegen einer Incontinenz, die bereits einer großen Anzahl von Mitteln widerftanden hatte, mit fteigenden Gaben von Gantharidentinctur behandelt. Es wurde zulegt ein Vejicator auf dein perinaeum offen gehalten und von der reinen Gantharidentinctur täglich drei Mal reinen Theelöffel ges geben. Dennoch folgte Feine Beſſerung. Während diefer Behands lung wurde die Kranke nun von einem heftigen Gatarrh mit Fie- ber befallen, welcher übrigens auf die Incontinenz Eeinen Einfluß übte. Die Fortfesung der Behandlung ſchien indeg bei diefem Zuftande zu gefährlich, es wurde daher die Zinctur ausgefest und ein Abführfals mit verdünnten Getränken und einem Fuße bade, ſowie Abends eine beruhigende Mirtur, verordnet. Nach eini- gen Tagen hatten die Symptome von Catarrh an Intenfität abge: nommen, die erfte Krankheit aber war immer auf demfelben Puncte geblieben. Nun erhielt die Kranke 10 Gr. Kali nitricum alle drei Stunden; zwei Tage darnad waren nicht allein die Symptome von Catarrh, fondern auch die Harnincontineng verfchmwunden. Allmälig wurde nun die Gabe des Nitrums vermindert, und die Heilung batte Beſtand Der VBerfaffer führt noch fünf Källe (drei Frauen und zwei Männer) an, mo nur 10 Gr. Ka'i nitricum dreiftündlid mit einem Keinfaamenaufguß gegeben wurden. Bei allen Fällen hörte die Incontinenz in den erften vierundzwanzig Stunden auf. Denfelben Erfolg batte die Behandlung einer ange: bornen Incontinenz bei einem Knaben von nıun Jabren. Diefer erbielt 10 Gr. Nitrum drei Mat täglidy und nad einer Woche bie: ſes Mittel nur alle andere Tage noch fünf Wochen lang. Auch bier foll die Sncontinenz bleibend geheilt worden feyn. Bibliographisce Histoire naturelle des Coleopteres de France. Par M. E. Mul- sant. Palpicornes. Pyon 1844. 8. Verſuch einer allgemeinen phnfiologifhen Chemie. Bon G. 3, Mulder, Profeffor an ber Univerfität zu Utrecht Mit eigenen Zufägen des VBerfaffers für diefe Deutſche Ausgabe feines Wer— kes. Nah dem Holländifhen von Dr. H. Kolbe. Braun ſchweig 1844. 8. (Die biejegt erfchienene erfte Lieferung bebanz delt: I. Chemifhe und oraanifhe Kräfte. II. Anorganifche, organifche und organifirte Körper; Pflanzen und Thiere.) Neuigkeit.e De l’education physique des enfans depuis la naissance jusqu’au sevrage. Par le Docteur Honor& Chailly. Paris 1844. 8. De la Morve et du Farein, maladies contractees par ’homme aupres des animaux alteints de ces memes maladies et trans- mises par l’inoculation de l’homme à d’autres chevaux et à des mulets. Par M. F. M. Audouard. Paris 1844. 8. nn — — — — — — Menue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, aefammelt und mirgerbeilt von dem Ober Mevieinalrarhe Froriep zu Wennar, und dem Mertiinalrorbe und MPrefeffer Sroriep gu Berlin, IN. 646 (Nr. 8. des XXX. Bandes.) April 1844, Gedrudt im Landes = Induftric- Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdıs 3 gr Preis cires ganzen Bandes, von 24 Begen, 2 86. ober 3 FL. 30 as, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r Mrasihi Anatomie des Phalangium Opilio, Lutr. Bon Alfred Tulk, Eſq. (Slerzu bie Figuren 43. — 61. auf der mit Nummer 639. INr. 1. dieſes Bandes) ausnegebenen Wafel.) (Bortfegung.) Von den, von Treviranus als Gallengänge („Gall: gefaͤße“) befchriebenen beiden Gefäfipaaren mindert ſich das obere (Figur 45. so, 80), nachdem es auf der bintern Reihe der Eleinen coeca eine Schlinge gebildet hat, von der Nüdenfeite des Darmes nach deffen Bauchfeite herum, wo es bei dem Weibchen über einen Theil des ovarıum ftreiht und mit dem Urfprunge der Tracheenſtaͤmme in Ver: bindung fieht, dann aber auf ſich ſelbſt umgeſchlagen it und eine einfache Roͤhre bildet, welche gerade vorwaͤrtsſtreicht und zwifchen den Muskeln des Kauapparates verfchmindet, Das zweite Paar (Figur 46. sv‘ sv) liegt mehr ſeitlich vom Nahrungsſchlauche; ich habe e8 aber unmöglich gefun: den, deffen Lauf genau zu verfolgen. Treviranus giebt an, es fen Eürzer, ald das vorige und endige zwifchen ten blinden Säden. Indeß ſetzt es fih wahrſcheinlich ebenfalls nad den Kauorganen fort, und beide Paare dürften dafelbft zum Ausfondern einer fpeichelartigen Feuchtigkeit dienen. Die von Treviranus als fertige Maffe bezeichnete Structur bejteht aus einer Reihe von lonyitudinalen und parallelen darmförmigen Körpern, welche aus häutigen Roͤh— ten beftehen, die im Innern einen geförnten Stoff enthals ten und auf der untern Fläche des Magens liegen. Sie dürften die Function einer Keber erfüllen Girculationgorgane. — Diefe find bei Phalan- gium ebenfo einfah, als die übrigen Structuren zufams mengefegt find. Sie beftehen aus einem, in drei Kammern getheilten, Herzen, welches auf der obern Fläche des Nah: rungsſchlauches in einer Rinne liegt. Die hintere Abthei: lung (Figur 45. p) ift birnformig und liegt zwifchen den vordern Enden der beiden großen obern coeca, mit dem breiten Ende nad) Vorne, während der entfprehende Theil No. 1746, — 646, rkunde— der Rinne ebenfalls erweitert iſt. Die mittlere Kammer (H) bat etwa denſelben Umfang, wie die beiden endſtaͤn— digen Kammern, und ift in der Mitte faft wie eine Sands uhr eingefhnürt. Sie liegt zwifchen den beiden bintern Rei- ben der kleinen coeca und fleht auf beiden Seiten mit der Langsportion der Schlinge der obern Speichelgefäße in Beziehung. Die vordere Abtheilung (a’) hat diefelbe Form, wie die hintere, und liegt in einer Verſenkung der beiden vordern Neiben der Eleinen blinden Säde. Sie verlängert ſich ſchraͤg niederwaͤtts zu einem fehr dünnen Gefäße. wel— ches ſich auf ſich ſelbſt umſchlaͤgt und dann horizontal vor— waͤrtsſtreicht. Die Structur des Herzens beſteht aus einer Reihe von transverſalen, gekruͤmmten, musculoͤſen Baͤndern, zwiſchen denen ſich helle haͤutige Portionen befinden. Sie iſt ſtark mit Nerven verſehen, welche in longitudinaler Rich— tung uͤber dieſelbe hinſtreichen. Zeugungsorgane — Müre der Anatom nur mit der anomalen DBefchaffenheit des Zeugungsapparates bei den Lungenfpinnen, mit der fonderbaren Verfegung der Befruch- tungsmerf-euge an die Epigen der Palpen tes Maͤnnchens und dem Ausgehen der inneren Drgane bei beiden Gefchleche tern in eine einfache transverfale Mündung an der untern Fläche des abdomen bekannt, fo würde er fich fehr verwun— dein, wenn er bei'm Seciren einer Afterfpinne nicht nur gehörig entwidelte innere Organe, fondern auch einen maͤnn⸗ lichen und weiblichen aͤußern Gefchlehtsapparat fände, der ſich, nad Größe und zufammengefegter Etructur, fogar dem der Inſecten an die Seite ftellen läßt. In folhem Grade fönnen wichtige Unterfchiede in der Structur der innern Theile durch ähnliche aufere Formen maskirt ſeyn. Die Zeugungsorgane beftehen bei’'m Männchen des Phalangium Opilio in einem penis, der in einer Scheide eingefchloffen ift, in einem vas deferens und gemwiffen er: cernirenden Drüfen, die den Hoden entſprechen. Alle diefe Theile liegen in der Abdominalhöhle in der Nähe ihres vor: deren Endes, an der untern Flaͤche hin, unmittelbar unter den Hautbedeckungen. 8 115 Die Hoden beftehen aus einem Haͤufchen länglicher, ſchmaler und etwas gewundener blinder Röhren (Figur 40. st), welche, wenn der penis fih an feiner normalen Stelle befindet, Uber der Scheide deffelben liegen, und melde, in: dem fie nad) einem gemeinſchaftlichen Mittelpuncte conver— yiren, fid zu einem einzigen Saamengange (d) vereinigen, welcher nach dem Ende des männlidyen Drgans weiterftreicht. Das Häufhen Saamenröhren fteht oben mit dem Median: abdominalnerven, welcher über daffelbe binftreicht, und der untern Flaͤche des Magenfads in Beziehung. Zu beiden Seiten bdeffelben fieht man die langen unteren coeca des letztern, und zwifchen den feitlidyen Roͤhren ragen die, dieſe Organe verforgenden, Nervenganglien (199 hervor. } Das vas deferens (©), welches in der bereits bes merkten Meife weiterftreicht, läuft in gewundener Richtung über die Hoden, denen es im hinten Theile feines Verlaufs in der Structur fehr ähnlich ift, und erftredt fich etwa zwei Mal foweit, wie diefe, in die Abdominalhöhle. Seine vor: dere Hälfte ift zäh und hornartig (©) und bis faſt zu der Stelle, wo es in den penis tritt, von einem länglich = eis formigen Körper von beträchtliher Conſiſtenz und Dide (©) ‚umgeben. Der penis (Figur 50 pP) bietet zwar eine einfache Structur dar, ift aber wegen feiner Länge, die faft der Hälfte der Fänge des abdomen gleichkommt, merkwürdig. Er befteht aus zwei deutlich verichiedenen Portionen, ei: nem Körper (P) und einer Eichel (g), die beide eine fehr fefte lederartige Textur darbieten. Der Körper, weldyer bei Weitem die größere Portion des Drganes ift, zeigt nach feiner ganzen Runge eine ges Linde Krümmung, deren Goncavität aufwärts gekehrt ift, und während er anfangs breit ift, wird er nach dem vor: dern Ende zu allmälig ſchmaͤler. Er ift von Oben nah Unten plattgedrüdt und auf der obern Seite gefurcht. An feiner Bafis bietet er oben eine große halbmondförmige Diff: nung (0) dar, welche die Fortſetzung des Saamenganges, oder den ductus ejaculatorius duchiäßt, welcher ihn nad) feiner ganzen Laͤnge als eine ftarre, hornige Röhre durch— fest und in die Bafis der Eichel mündet. Das vordere Ende des Körpers des penis ift etwas aufgetrieben und zeigt zwei Eleine ovale und concave Platten (Ps), welche an deffen oberer Seite liegen und zu beiden Seiten der Ruͤckenfurche ſchraͤg divergiren. Sie ind dunkler gefärbt, als der übrige Körper und an der Innenſeite dur einen fhmalen Zwifchenraum voncinander getrennt. Der dunfel: braune Außere Rand verlängert fih in der Mitte in Geftalt eines Dreieckes und biegt fib nah der Medianlinie zu. Die zweite Portion des penis, die Eichel (9), iſt an die erfte gelenkartig angefest und ruht fehräg abwärts auf den erwähnten Platten. Sie ift nah Hinten zu am Breiteften und tritt dort in Geftalt einer rundlichen Baſis hervor, an welcher zwei dünne Hebemuskeln angefeßt find; an ihrer obern und untern Fläche ift fie concav und an dem Gipfel mit einem fpigen, leicht gebogenen, beweglichen Häkchen be— fest, an deffen Bafis fih unten eine winzige dreiedige Deff- nung befindet, durch melde der Saame austritt. 646. XXX. 8. 116 Dieſer ganze penis iſt in einer Scheide (Figur 51., sh) enthalten, welche theilweife in der Höhlung des Ster- num (Ss) und theilweife an den Bauhmandungen liegt, und etwa noch ein Mal fo lang ift, wie das erftere, Sie ift breiter, als das von ihr umbüllte Organ, und läßt, ‚Bei ihrer durchſcheinenden Bıfhaffenheit, den Umris des penis (P) ſehr deutlich durch ihre Wandungen hindurch erkennen. Obgleich Treviranus dieſes Drgan als eine einfache Scheide befchreibt, fo beſteht es doch aus zwei langen Porz tionen mit fehr deutlichen Raͤndern, welche miteinander durch eine Membran verbunden find, die bei'm Seciren fehr leicht zerreißt, wenn man nicht befonders forgfältig verführt, und auf den erften Blick den Glauben veranlaffen Fonnte, das Organ beftehe aus zwei abgefonderten Klappen. Das uns tere diefer Stüde ift gefielt und auf diefe Weiſe der ent— fprechenden Oberfläche des penis angepaßt, an der e8 liegt; hinterwaͤrts hängt e8 mit dem untern Theile des Randes der in der Bafis des Drganes befindlichen Deffnung zufams men. Seine Seitenränder werden nad) dem vordern Ende zu dicker und gehen in zwei auswärtsgebogene hornige Ha— Een (h) aus, welche zu beiden Seiten mit den Rändern der Sternalplatte zufammenhängen, die einwärts gebogen ift und an diefer Stelle fi) mit dem vordern Theile der Scheide verfhmilzt (a). Die zweite Portion der Scheide, welche an den Nand der Deffnung der urethra angefügt ift, ers ſtreckt ſich flach über die gefurchte Dberfläbe des penis und geht vorn in einen rundlihen, freien Saum (*) aus. Aus der Deffnung der beiden zufammengefügten Stüde der Eichel ragt das männliche Organ hervor. Die natürliche Lage der ebenbefchriebenen heile ift, wie folgt: Unten, in feiner Scheide in der Goncavität des sternum, liegt der penis. Darüber und die vordere Hälfte der Scheide bedectend, während die divergirenden Nun: der der letztern und die Eichel fichtbar bleiben, befindet ſich das Haͤufchen der Saamengekaͤße. Gleich hinter dem leß= tern liegt die hornige Portion des vas deferens in ihrem Polſter der Lange nach auf der obern Fläche der hintern Hälfte der Scheide, aber nicht ganz bis an deren Ende, veihend, fo daß die Deffnung in den penis vollfommen fihtbar bleibt. Die zwei Structuren, welhe Treviranus die Bänder der Scheide nennt, find unfkreitig ein Paar mm. retractores (Figur. 49. rm). Sie entfpringen zu beiden Seiten der Deffnung in der Bafis des penis, wo fie am Breiteften find, und ftreihen ruͤckwaͤrts längs der untern Flächen des abdomen, wo fie zu den beiden Aeften des Medianabdominalnerven und feinen Ganglien (ng) in Beziehung treten, worauf fie divergiren und fich in die feitz lichen Winkel des vorlegten Nüdenbogens einfügen. Ein Theil der Faſern diefes Muskels ftreicht jenfeits feines Urs fprunges weiter und bildet eine musculöfe Scheide, melde fheinbar aus ſtarken ifolivten Elementarfäferchen befteht, die, nebeneinanderftreichend, eine einfache, die Scheide des penis, dus vas deferens und die Saamenröhren bededende, Schicht bilden. Hinter den Hoden und ſich queer über die untere Fläche des Magens erftredend, ſieht man eine breite darmförmige 117 Röhre (*), welche zickzackfoͤrmig gebogen und an 5, cder mehr Stellen eingefhnürt if. Zreviranus war der Ans fiht, fie gehöre zum Zrugungsapparate des Maͤnnchens, da fie dem Weibchen fehlt, und fpiele bei der Abſonderung des Saamens irgend eine Nolte. Sie ift haͤutig, enthält eine gekörnte Subftanz und gebt an beiden Enden in zwei lange fadenförmige Roͤhren aus, ven denen Treviranus ans giebt, daß fie ſich zwiſchen den blinden Eiden des Darm⸗ canals verlieren. Ich habe den Verlauf diefer winzigen Ca— näle böchft forgfältig unterfucht und gefunden, daß fie vor— waͤrts flreiben und fib in der Nähe des Urfprungs der Tracheenſtämme um dieſe von Den nad) Unten frümmen, worauf fie ſich am innern Ende der Spirncularfurhe vers lieren, wo fie wahrfceinlib nad Außen münden. Die Bunction diefer Organe wird auf diefe Weiſe aͤußerſt pros blematifch, Sm Herbfte bemerft man an den Männchen des Pha- langium Opilio fehr häufig, daß der penis und deffen Scheide aus ihrer Höble völlig bervorgetrieben find (Figur 53.), wodurch fie ſich wahrfceinlih auf den Wegattungsact vor— bereiten. Hierbei wird die Innenfeite der Scheide nah Aus Ben gekehrt und die frummen, biegfamen Hafen an den beis den vordern Winkeln derfeiben ebenfalls umgekehrt, fo daß fie nicht mehr aufwärts, fondern, gegen das Ende des Actes bin, niederwärtd und rückwärts gebogen find. Aber nicht nur die Äußeren Zeugungsergane erleiden auf diefe MWeife eine bedeutende Werinderung in ihrer Sage, fondern aud) die innern werden gewiffermaagen verfehoben. Die hornige Portion des vas deferens und der fie umgebende polfter artige Körper (Figur 51. © ©), der dicht an der Wurzel des penis darangefügt ift, und die Muskeln zu beiden Geiz ten des leßtern, werden mit diefem Dryane aus der Ab— dominalhöhle getrieben, und treten, indem bdaffelbe feine Scheide verläßt, in diefe ein, befinden fich aber, da diefelbe ling gemacht ift, mit deren äußerer Oberflähe in Beruͤh— rung. Das erfigenannte Organ (Figur 52, ©") ficht man deutlich durch die herausgetretene Scheide hindurch, und kann, felbft wenn ſich fümmtlihe Theile in ihrer natürliben Lage befinden, leicht in der Scheide hineingejogen werden, wenn man die Epige ded penis mit einer feinen Pincette faft. Die Heraustreibung wird, meiner Anficht nach, durch die GContraction der Fafern des corium und die dadurch vers anlafte Verminderung des räumlichen Inhaltes der Abdo— minalböhle, wodurd ein Drud von Hinten auf den penis entſteht, bewirkt, während die Zurüdziehung des leßteren und zugleich der Scheide durch die zwei oben befchriebenen, zu diefem Behufe eigens vorhandenen Muskeln geſchieht. Dur) das Hervortreiben des vordern Theiles des vas deferens nimmt daffelbe in Bezug auf die blinden Saamenroͤhrchen durchweg eine geradere Nichtung an, fo daß der Saame aus legtern viel leichter in jenes einfließen Eann. Die weiblihen Zeugungsorgane haben im ab- domen eine ähnliche Rage, tie die männlichen und beſte— ben aus folgenden Theilen: einem Cierleger (ovipositor), der, gleich) dem penis, in einer Scheide enthalten ift, eis 646, XXX. 8, 118! nem Eierſacke (ovisaccus) und dem Eierſtecke (ova- rium). *) Das ovarium (Figur 54. O)ift eine zarte, weiße, durchfihtige, häutige Roͤhre, melde fih um die ganze Pe— tipherie der Bauchſeite des abdomen zieht und ſich vorn bei Oc einwärtswendet, um in den Eierſack einzumiünden. Oben fteht fie mit der untern Fläche des Magens und der Fettmaffe in Beziehung; unten mit der endfländigen Pors tion des Eierlegers, dem oviductus und den Abdominals nervenganglien, während fie fich beiderfeits tief unter die coxae des hinterften Fufpaares verfenft, wo die beiden Tracheenſtaͤmme in der Nähe ihres Urfprunges über diefelbe hinwegſtreichen. Die vordere Hälfte dieſer Roͤhre (Oa) ift fbmal, und fie erweitert ſich dann allmälig nah Hinten zu, wo fie eine große Menge Eier in allen Stadien der Ent: wickelung, von der Gröfie einer Eleinen Stednadeltuppe bis zu einem dem unbemaffneten Auge faum erkennbaren Um— fang, enthält. Ich babe ſtets bemerkt, daß die größten und in ihrer Entmwidelung am Weiteften vorgefchrittenen Eier in dem, dem Eierſacke am Nächfien liegenden Theile des ovarium, oder an dem innerften Theile deffelben ſich befan— den. Jedes Ei liegt in einem befondern blinden Saͤckchen deg ovarium feft umfchloffen und kann nur wahrgenom— men werden, wenn man diefes Saͤckchen umwendet, fo daß das Ei heraustritt. Im vordern Theile des ovarium, welcher unregelmäfige Häufchen von einer undurdfichtigen, geförnten Subſtanz enthält, habe ich nie Eier wahrgenomen. Das nähfte Drgan, der Eierfad (Figur 54. und 55. U), nimmt den Raum ein, welcher zwifchen dem in— nern Umereife des Eierſtockes liegt und befindet ſich oben mit der Fettmaffe in Berührung, während die mittleren und feitlihen Abdominalnerven darüber hinftreichen. Er bes ſteht aus zwei Fächern oder Kammern von bedeutender Größe und conifcher Geftalt, deren Gipfel vorwärts gerich tet find, und die ducch eine eingefchnürte Portion (*) mits einander communiciren. Diefe Portion ift, wenn die Theile fib in ihrer natürlichen Lage befinden, ven Unten durch die Scheide des Eierlegers bedeckt, da fie fib längs der Me- dienlinie befindet. Die etwag größere rechte Kammer muͤn— det mit ihrem dünnen Ende in dag ovarium da ein, wo diefes Organ ſich einmwärtsbiegt, während aus der linken Kammer der oviductus entfpringt. Im unausgedebnten Zuftande nehmen beide Kammern nur einen geringen Raum im abdomen ein; allein wenn fie mit Ciern gefüllt find (Figur 55.), haben fie einen folhen Umfang, daß fie, nebft dem Gierleger und deffen mm. retractores, faft die ein— zigen Drgane find, welche man, nad) Befeitigung der Bauch— integumente, wahrnimmt. In diefen Kammern erhalten die Eier unftreitig ihre legte Bekleidung und Entwidelung, be— vor fie gelegt werden. Der oviducetus (Figur 54. 09), welcher da, wo er anhebt, breit ift, erfcheint als eine Fortfegung der linken Kammer, von welcher aus er fich rüdwärts biegt und in *) Der Eierleiter (oviductus) ift hier ausgelaſſen. D. Ueberf. 8 * 119 Geſtalt einer, ih unter dem ierfade hinziehenden, langen, dinnen Röhre mehrere Falten maht. Dunn ftreiht er vorwärts und tritt in die Baſis des Cierlegers. An einer Stelle feines Lauf ſtreicht er über den linfen m. retrac- tor des Eierlegers. Er ift etwa noch ein Mal fo Lang, wie der legtere, und feine Textur muß, gleich der des vor: dern Theiles des ovarium, fehr elajtifh feyn, indem fonft die Eier nicht durch dieſe anfcheinend unverhältnigmäßig ens gen Nöhren gehen Eönnten. (Bortfegung folgt.) AUTs.celhe m Ueber den Tezcoco⸗See in Merico und die Maf fen von $liegeneiern auf demfelben findet jich in Mexico as it wıs and as it is By Brantz Mayer, Secretary of the U. S. Legation to that country in 1841 and 1342 New-York 1344. Folgendes: „Als wir den See erreihten, war der Anblick außerordentlich fhön. Das Waffer bildere eine Elare und edle Aus: breitung, welche in ihrem tubigen Buſen jeden Hügel und Berg des Thales wiederfpieaelte, während nach Norden, wo er ſich mit San Eristoya! vereinigt, See und Horizont ineinander Üsergingen. Sonderbar aber iſt, dag bei'm Sondiren des mittelſten Theiles dis Zeees ih nur 21 Fuß Waſſer fanden. Die Bootsleute ſchoben die ganze Strede von 12 Engl. Meilen mit Stangen, und wir fasen nach allen Seiten Fifher, welche längs dem See wateten und inre Boote fortfchoben, indem fte felbine mir Fifchen beladeten, oder die „„Fliegeneier” von den Gewaͤchſen fammelten, melde in langen Reihen als Nofter für die Infecten gepflanzt waren. Diefe Eier Lagay ıcatl genannt) waren eine Lieblingsfpeife der Indianer lange vor der Spanifhen Eroberung und jind, wenn fie etwas gebaden find, in Anfehen und Geruch dem Fifchrogen nicht unähnlic. Nach „Froͤſchen“ in Frankreich und „Vogelneſtern“ in China, Eöns nen ſie als eine wahre Delicateſſe angeſehen werden, und ich finde, das fie ſelbſt auf faſhionabeln Tafeln in der Hauptſtadt nicht vers achtet werden. Pater Gage fagt ©. 111 in feinen Reifen , daB „mn einer gewiſſen Sahreszeit die Indianer Nege bätten, womit jie einen gewiffen „Staub“ abftreiften, der auf dem Waller des Seees 646. XXX. 8. 120 von Merico ſich bildet und (like oas of the sea) zufammergefne: tet wird. Sie fammelten viel davon, brachten es in Haufen und machten Kuchen daraus wie Backſteine. Sic verkauften nit allein diefe Waare auf dem Markte, fondern verfendeten jie auch weit auf andere Märkte und aßen fie mit fo gutem Appetit, als wie den Kaͤſe; ja jie ind der Meinung, daß. diefer „Schaum der Fettigkeit des Waſſers“ Urfache it, daß fo eine große Zahl Vögel auf den See kommt, welche zur Winterszeit unendlih if." Die wurde im fjiebenzehnten Jahrhundert geſchrieben und „unendlich ift noch jegt die Zahl der Vögel, wilder Enten zc., wovon dirfe Seeen und benachb arten Sümpfe im Winter bedeckt jind. Mah rechnet, daß 120,000 bis 200,000 jäbrlid auf die Moͤrkte in Mexico Eommen und die wohlfeilfte Nahrung für das Volk liefern.‘ Ueber das gemeine africaniihe Chamäleon hat Hr. Rusconi forben eine Brofhüre herausaraubın, in welder er zus vörderft die Meinung, als ob die Zufr bei'm Hervorſchleudern der Zunge irgend eine Rolle fpiele, ſowie diejunige Houfton’s wider legt, weicher die Verlängerung der Zunge dem Borhandenfeyn eines ercctiien und gefäßreihen Gewebes, wie das des corpus caverno- sum der männlichen Ruthe, zufchreibt. Rusconi beweif’t, daß Duvernoy's Anjiht die richtige ift, nämlich daß die Erſchei— nung durch die Eräftige Gontraction gewilfer an dem us hyoideum befeitigren Muskeln bewirkt wird, Ueber vie Muskein des keulen— formigen Zheiles der Zunge giebt Rusconi ganz neue Aufichlüffe Der vordere Theil der Zunge bietet, wenn dieſes Organ in der Mandroͤhle liegt, eine Ausbuchtung mit zwei Refzen dar, welche mit der den &.im enthaitenden drüfigen Membran auegekleidet ift. Houfon, Dumeril und Duvernon baben geglaubt das Thier fbieudere die Keule der Zunge in derfelben Geitalt heraus, wie die, wel ve jie hat, wenn fie in der Mundhöhle enthalten ift, und dieſer Jerthum bat ſie zu der Anficht geführt, daß die der Keule eigenthümlichen Muskeln dazu dienen, die Lefzen einander zu n&s bern und die Infecten zu fangen. Rusconi’s B.obadhtungen zufolge, wird dagegen die nach der Qucere gefaltene und einen blinden Sack bildende drüfige Membran, wenn das Thier ſeine Zunge zum Herausſchleudern vorbereitet, durch die der Zunge eigenthümlidhen Muskeln vormwärtsgezogen, fo daß die Ausbuchtung oder Vertie— fung der Keule verſchwindet und dieſe convır wird. Sobald die Zunge in die Mundhöhle zurüdgefehrt ift, nimmt fie ihre frühere Geftalt wieder an. (Annales des Sciences naturelles, Mars 1844.) 8.10 —— Klinifche Beobachtungen über Hüftgelenfleiden. Bon Benjamin Phillips. Die Coxarthrocace zeigt in dem erften Stadium ihres Verlaufes fehr wandelbare Symptome, «8 kann ein dums pfer Schmerz vorhanden feyn, oder auch ganz; fehlen, und dann bemerft man nur eine gewiffe Schwäde im Gliede, eine Neigung zum Hinfen und ein Gefühl von Steifheit am Morgen. Wenn der Schmerz vorhanden ift, fo ift er gewöhnlich anfangs nicht andauernd, aber er fann am Abend, wie bei'm Nheumatismus, zunehmen. Wenn der Schmerz ſich mehr firiet, fo wird er nicht immer an derfelben Stelle empfunden; zumeilen wird er am Staͤrkſten oberhalb, zumei: len unterhalb, zuweilen im Niveau des Gelenfes empfunden, zuweilen aud in der Schaamgegend. Er nimmt dann bei der Bewegung, befonders aber durb Drud auf den tro- chanter, zu. In manchen Fällen ift der Schmerz an der Hüfte gering, firirt fi dagegen auf dag Kniegelenk oder breitet ſich auch laͤngs des ganzen Gliedes aus. Fixirt er fih am Kniegelenke oder am Knöchel, fo ift er zuweilen fo heftig, daß er den Hüftfchmerz verdedt und den unerfahres nen Arzt irre leiten Eann. Mehrere erfahrene Wundärzte baben angegeben, daß ein Drud auf dag Knie in folden Fällen den Schmerz nicht fteigert, und daß Ddiefes für die Diagnoje benugt werden kann; meine eigene Erfahrung be» ftätigt jedody die Wahrheit diefer Angabe nicht. Ich habe die Kranken bei einem Drude auf dag Knie laut auffchreien hören, während in demielben gar feine Affection vorhanden war. Ferner hat man angegeben, daß in foldhen Fällen Eeine Anſchwellung des Kniees ftattfindet, allein meine Er: führung bat auch dieſes nicht als richtig beftätigt. Diefe Symptome Eönnen Monate, felbft Fahre anz dauern, und der Kranke befindet fich bald beffer, bald ſchlech— ter. Zumeilen find die Symptome von Anfang an acut, der Schmerz beftig, dabei Anichwellung, Fieber und Unfaͤ— higkeit, das Glied zu bewegen; Schmerz, fheinbare Verlaͤn— gerung des Gliedes und Nachſchleppen des Fußes find je— doch die drei wichtigſten Symptome des erften Stadiums. 121 Im zweiten Stadium find die Enmptome bereits ſtaͤrker ausgeiprohen. Die anfcheinende Verlängerung dis Gliedes befteht fort, zu gleicher Zeit werden die Beugemuskeln des Beins in Bewegung gefeßt und der Kranke tritt auf den Beben auf; auch die Hinterbade der afficirten Seite ift abges flat, der Schenkel hat an Umfang und Feſtigkeit abgenom: men, und der trochanter fteht mehr hervor. ine jede Bewegung, melde die Gelenkflaͤchen miteinander in Berühs zung bringt, ift jetzt ſehr jchmerzhaft, das ganze Gewicht des Körpers ruht daher jegt auf dem gefunden Beine. Das dritte Stadium aracterifirt ſich durch Verkuͤr— jung des Glicdes, mag nun Luration oder caries vorhan— den feyn. Gewöhnlich ift die Verkürzung von den gewöhns lichen Zeichen einer Dislocation nad Dben begleitet; der Fuß ift nah Innen rotiert, der trochanter nady Oben und Vorne gerichtet, In feltenen Fällen findet eine Verkürzung ohne eine Veränderung in der Richtung des Fußes ftatt; Diefes gefchhieht, wenn der Boden der Pfanne nachgiebt und der Kopf des Schenkel in diefelbe hineingeräth. Die ſchein— bare Verlängerung kann plößlich eine wirkliche und der Ge: lenkkopf nach Unten in das foramen obturatorium diglo: cirt werden, was aber auch ſehr felten der Fall ift. Das dritte Stadium ift weit ſtaͤrker, als eind der ans bern, markirt. Das Bein ift verkürzt, und zuweilen ift dann das Urbel abgelaufen, der Schmerz ift vermindert, der Schenkelkopf ſchafft ſich fetbft eine Gelenkboͤhle, aber eine unbeilbare Lahmheit bleibt zurüd, Haͤufiger jedoch bildet fih cine ſchmerzhafte Geſchwulſt rund? um das Gelenk, Fluctuation wird bald bemerft und der Abſceß bricht entwe— der von felbft auf, oder wird geöffnet, und eine Quantität Eiter fommt heraus. Um dieie Zeit wird, nab Dzondi, der Schmerz im Kniee heftiger; in den meiften Fällen wird die Deffnung fiftulos, in anderen ſchließt fie fich nad eini— ger Zeit. Wenn das Kind nad) Eröffnung des Abſceſſes der Ir— ritation erliegt, fo find die Erſcheinungen nad dem Tode fehr verſchieden. Die Theile rund um das Gelenk iind oft mit Eiter infilteirt, die finuöfen Gänge können felbit mit dem Gelenke communiciren, die Gelenkkapſel ift mehr oder weniger vollftändig zerftört, die Meichtbeile innerhalb der Pfanne find oft angefchwollen, fo daß der Schenfelfopf nad Außen gedrängt ift, in anderen Fällen find fie zerftört und entfernt. Zumeilen ift das ligam. teres zeiftört, zuweilen ift es beträchtlich verlängert. Der die Pfanne und den Schenkelkopf befleidende Knorpel ıft entweder erweicht oder zerftört, der Knochen felbft bloßgelegt und cariös, und Ans chyloſe kann entftehen. In einigen Faͤllen hat der Boden der Pfanne nachgegeben und der Eiter fi) aus dem Gelenke in den Maftdarm einen Weg gebahnt. Nicht felten findet man den Schenfelfopf am bintern Theile des Hüftbeing, fowie auch auf dem foramen obtu- ratorium. Obwohl es möylih ift, daf zu einer beftimmten Zeit in einem beftimmten Falle eine leidite Verlängerung des Gliedes ftatıfindet, fo ift e8 doch gewiß, daß in gewöhnlichen Faͤllen die Verlängerung nur fcheinbar ift. Sobald der Kranke eine UnbequemlichEeit im Gelenfe empfindet, fängt er an, das 646. XXX. 8, 122 Glied zu ſchonen, «er. flüge fi nur auf das andere, die Leifte des entfprechenden Hüftbeins fteigt höher, als die entgegengefeßte hinauf, und das Bein der afficirten Seite ift in diefer Aus» dehnung fcheinbar länger, ald das andere, und der Fuß wen: det fih nah Born. Diefes Symptom kann im Anfange ber Krankheit dadurdy befeitigt werden, daß der Kranke eini: ge Zage hindurch das Bert hütet; wenn es jedoch fon lange beftanden hat, fo kann e8 einen beftimmten Grad von Krümmung der MWirbelfäule herbeigeführt haben, und dann vermag die horizontale Lage daffelbe nicht To leicht zu bes fetigen. Es ift jedoeh ausgemaht, daß Fälle von wirklis cher Verlängerung eintreten £önnen, fobald der Schenkelkopf in das foramen obturatorium hinabfteigt, aber dieſes gez ſchieht felten. So characteriſtiſch auch die gemöhnlihen Symptome des Hüftleidens fern mögen, fo fehen wir dody täglich, daß fie befonders in den erften Stadien des Uebels verfannt werden. Unterfuten wir daher genauer den Werth der eins zelnen Symptome. ins der früheften Zeichen ift ein ges wiſſer Grad von Schmerz oder Unbehag!ichkeit, welche oft während des Gehens empfunden werden, zumeilen durch einen plöglich auf den trochanter oder die Ferfe bei crtendirtem Beine ausgeübten Drud bervorgerufin werden koͤnnen und zumeilen bedeutend find. Man erwäge jedoch, daß das Feh— len des Schmerzes Erin Beweis für das Nichtvorhandenfenn einer Affection des Gelenkes ifl. in wichtiges Ermptom ift die fcheinbare oder mwirflihe Verlängerung des Gliedeg, allein man muß die Unterfuchung fehr forgfältig anftellen, um diefen Punct zu befimmen. Zu diefem Zmwide find verfchiedene Verfahrungsweiſen vorgefchlagen worden. Man tegt, 3 B, den Ktarfın im Beite auf den Rüden und mißt mit einem Bande yenau die Entfernung zwiſchen der spina ilii anterior superior und dem obern Rande der pa- tella; welches nun immer auch die Nei ung des Beckens jenn mag, fo muß, wenn die Entfernung auf beiden Seiten gleich ift, auch die Laͤnge der Gliedmaaßen einander gleich feyn. Andere haben die Sache auf andere Weife angefangen, fie laffen den Kranken fih auf einen Stubl fegen, mit dem Rüden gegen die Lohne geftüst und die Beine genau parallel mit einander nad Vorwärts richten; zuerft verglichen fie die beiden Kniee mit: einander, ob eins über das andere hinausragt, und dann die beiden Ferfen. Andere Wundärzte wiederum ftellen die Un: terfuhung in ſtehender Stellung an. Am Beften ift es, in ungewiffen Fällen alle Unterfuhungsmweifen anzuwenden. Die ſtehende Stellung fest ung in den Stand, die Nidhtung der Mirbelfiule und des Beckens, fowie das Worragen des tro- chanter, zu ermitteln; dieſes thun wir, indem wir und fo= wohl vor, als binter den Kranken ftellen. Die fheinbare Verlängerung ift ein wichtiges Zeichen, wenn es zu anderen binzufommt, allein bat es Eeinen großen Werth. Brodie hält die Abflabung der Hinterbade für eins der conftante: ften Zeihen von Ulceration der Knorpel. Diefe Abflahung ift von Schlaffheit begleitet, und beide find gemöhnlich das Refultat von Untbätigkeit der Glutaren. Brodie verläßt ſich ſehr auf diefes Zeichen, um die Ulceration der Knorpel von einer Entzindung des Gelenkes zu unterfheiden, im 123 fegteren Falle, fagt er, iſt eine größere Bälle, eine Anſchwel⸗ lung vorhanden. Ich Eann jedoch hierauf keinen fo großen Werth legen, fo wenig wie auf den Grad und die Art des Schmerzes. Es giebt Krankheiten, mit welchen die Huͤftaffection nur zu haͤufig verwechſelt worden iſt. Zu dieſen gehoͤren die luxatio congenita, die rheumatiſche Entzuͤndung der Hüfte und Eiterung in Folge von caries oder nécrosis rings um das Gelenk. Bei der angebornen Luration ift das Glied von der Geburt an verkürzt. Wenn wir dag Kind auf das Bert legen, dad Borken firiren und am Beine ziehen, fo Eönnen wir e8 obne Schmerz verlängern, fobald aber der Zug nachläßt, tritt die Verkürzung fogleich. wieder ein; den Shenfelfopf Eann man in der fossa iliaca ſich bewegen fühlen, es ift Fein Schmerz vorhanten, der Schen— kel kann frei bewegt werden, und die Fußſohle ruht auf dem Boden. Wir unterfheiden die coxarthrocace von Rheuma— matismus der Hüfte duch den Character des Schmerzes, welcher, bevor er die Hüfte befiel, andere Theile afficirt has ben Eonnte. Chronifhe iterung rund um die Hüfte in Folge von caries oder necrosis läßt ſich von der hei eis nem Hüftleiven vorkommenden dadurch unterfheiden, daß der Schmerz geringer ift, wenn das Glied bewegt wird und forts dauert, wenn dag Gelenk in Ruhe if. Der Verlauf des Uebels ift fehr verſchieden Mehrere Wundärste haben bes bauptet, zu einer verhältnißmäßigen frühen Zeit den wahr ſcheinlichen Verlauf der Krankbeit angeben zu können, Bo— yer glaubte die Nichtung angeben zu koͤnnen, in welder die Dislocation eintreten würde. Er ſchloß alfo: da, wo eine bedeutende Verlängerung des Gliedes von Anfang an vorhanden, wo der Schmerz groß und eine Anfchwellung am oberen Theile des Schenkels vorhanden ift, Eönnen wir annehmen, daß das Uebel von einer Anfchoppung in den Sys novialmembranen und Gelenkflaͤchen ausgegangen ift, daß der Schenkelkopf am oberen Iheile der Gelenkhoͤhle entfchlüpfen und auf die Außenflihe des Hüftbeins bingleiten wird, Unter den entgegengejegten Verhaͤltniſſen ift es wahrſchein— licher, daß caries die Dislocation herbeiführen werde, wel- he dann zuweilen am oberen und Auferen, zuweilen am in= neren und unteren Nande eintreten wird, Menn das afficirte Glied frine normale Geradheit ei— nige Zeit hindurch weit länger, als das andere, und die Fü: - higfeit, wenn aud unter Schmerzen, Notationsbewegungen zu machen, beibehält, und Abfceffe fih an irgend einem Theile des Schenkels- bilden, fo Eönnen wir vermuthen, daß der Boden der Gelenehöhle cariös ift, und daß das Uebel, felbft ohne Dislocation des Knochens, toͤdtlich verlaufen mag. Wenn das Uebel feinen Ausgang in Ancplofe nimmt, fo behält das Bein die Stellung welche ihm mitgetbeilt wor— den ift. Wird das Uebel durch die Bildung eines neuen Gelenkes geheilt, fo entfteht eine Aushöhlung an der Stelle, wo fich der Schenkelkopf befindet, der Kopf wird bei diefem Drude felbft ſchmaͤler und flacher, und die umgebenden Ges webe wandeln fih in eine Kapfel um, 646. XXX. 8. 124 In der Mehrzahl der Fälle find wir nicht im Stande, irgend eine beftimmte Urfacye für das Hüftleiden anzugeben: es ſcheint die Folge einer gefhwächten Gonftitution zu feyn, wiewohl audy mechanifche Urfachen als verantaffende Mo— mente wirken koͤnnen. Was die Behandlung betrifft, fo ift zunächft abfolute Ruhe von der größten Wichtigkeit, und, um diefe zu erlangen, find verfchiedene Apparate, Modifica— tionen der bei Fracturen des Schenkelhalfes angewendeten — angegeben worden; fie dürfen im Allgemeinen eıft nach Mo— naten abgelegt werden. — Das Uebel ift fo conftant mit einer gefhwächten, oft ferophulöfen Conſtitution verbunden, daß befondere Sorgfalt auf das Allgemeinbefinden verwendet werden muß. Gute Nahrung und zuweilen tonica, fowie der Genuß der friſchen Luft, find wefentlibe Heilmittel, Dertlihe Blutentziebungen Eönnen felbft bei blaffen, ſhwam— migen, ferophulög:ausfehenden Kindern mit Nugen angeftellt werden; die jedesmal entzogene Quantität kann Elein feyn und doch das Allgemeinbefinden gekraͤftigt werden; bei guter Gefundheit und acuten Symptomen fann auch eine größere Menge Blut entzogen werden. Wenn die Heftigkeit der Spmptome befämpft ift, fo muß ein Gegenreiz etablirt wer— den, fen es duch vesicatoria perpetua, Bontanelle, Hanrfeile, Moren, oder dag Glüheifen. Die Blafenpflafter müffen alle fech8 bis fieben Tage wiederholt werden, bis als ler Schmerz verſchwunden ift; es ift daher beffer, nicht ſehr große Zirkelpflafter rund um das GelenE zu legen, fo daß die Irritation fo lange, als möglich, auf der gefunden Haut erhalten wird. Ich halte diefe Anwendungsweife für wirk— famer, als felbft Haarfeile und Fontanelle. Ueberdieß has ben diefe beiden das Unangenehme, daß die Granulationen “auf den Fontanellen fungös werden und die Erbfen hinaus— treiben; ein ähnlicher fungöfer Zuftand koͤmmt auch bei der Anwendung des Haarſeils vor, und in beiden Füllen wird die Abfonderung ſchlecht befchaffen und jeder mohlthätige Einfluß geht verloren. Einige Wundärzte begnügen ſich damit, nah dem Schroͤ⸗ pfen nur verhältnißmäßig milde Mittel, wie magere Koft, warme Bähungen oder Bäder, diaphoretica, Brechwein— ftein und Dpium anzuwenden. Diefe Mittel wenden fie im erften Stadium des Uebel an und appliciren dann, wenn es nötbig iſt, Gegenreize, wie Brechweinfteinfalbe, Blaſen— pflaſter, Haarſeile und Aetzmittel. Ich habe dagegen jedoch einzuwenden, daß ein großer Theil der an der 6oxarthro- cace Leidenden ſchwache, ferophulöfe Kinder find, und jede ſchwaͤchende allgemeine Behandlung fie nur nech mehr her— unterbeingt. Wenn trog unferer Behandlung große Ab— feeffe fich bilden, fo ift die Anſicht der Aerzte über das eins zufchlagende Verfahren verfchieden: Einige öffnen diefelben frühzeitig, Andere warten, big fie ſich gehorig zugefpist haben. Es ift nicht Leicht, fih hier zu entfcheiden. Kleine Eiteran— fammlungen werden bier und da unter der Anwendung von Gegenreisen reforbirt, größere unterminiren und zerſtoͤren leicht die umgebenden Gewebe. Auch in Bezug auf das Eröffnen der Abfceffe find die Unfichten verfchieden. Wenn wir £lappenartige Deffnungen machen und fie vafch wieder fließen, fo wird die Höhle fich wieder füllen, und wenn 125 wir auch die Deffnung ſchnell zwei» bis dreimal verfchlies Ben, fo wird fie doch nm Ende filtulös, hektiſches Fieber und Zod können die Folgen fern. Sch halte es daher für das Beſte, einen energifchen Gegenreiz in der Nähe zu etas bliren, und die Höhle fo lange, ats möglich, gefchloffen zu ers halten. Wenn die Symptome nadlaffen, die Menge des Eis ter3 abnimmt und die Flüffigkeit ein befferes Ausfehen bes fommt, fo kann der Kranke nach und nach genefen, doc) müffen die Theile fo ruhig, als möglich, erhalten werden. Ein Punct ift in den legten Fahren viel befprochen worden, ob nämlih, wenn Alles gut geworden ift, irgend ein Verſuch gemacht werden folle, den Schenkelkopf wieder in die Pfanne zu bringen. Um darüber zu enticheiden, müß: ten wir willen, in welchem Zuftande die Pfanne fih bes finder, Die meilten Aerzte find der Anſicht, daß die Höhle ausgefüllt wird, e8 jind jedoch Falle berichtet, wo fie nur wenig ſich verändert hatte. inige Aerzte, Letzteres für das Häufigere haltend, haben verſucht, durch Ertenfion des Ölie: des den Kopf zurüczuführen, biß er, wie man glaubt, feis nen eigentliihen Platz wieder eingenommen hat; er wird dann in diefer Stellung lange Zeit hindurch firirt und bleibt endlich in derfelben. Bis jest liegen jedoch noch feine gün= fligen Nefultate für die Anwendung der Meductiongmetho: de vor. (London Medical Gazette, Dec. 1843.) Grftirpation des uterus durch den Bauchſchnitt. Bon U M. Heath. Sane Burns, fecbsundvierzig Sahre alt, unverbeirathet, nie früher ſchwanger, aufgenommen in das Manchester Union-Hospi- tal am 6. November a. c. Die Kranke hatte in den legten vier Sahren an ftarker Metrorrhagie gelitten, welche alle drei bis vier Wochen wiederkehrte und jedesmal neun bis zehn Tage andauerte. Bor zwölf Monaten bildete fid) am unteren Theile des Bauches in der linken regio hypochondriaca eine Gefhwulft von dem Um— fange einer großen Orange, welche, obne Schmerzen zu verurfas hen, raſch an Umfang zunahm und oft von großen Blutverluften begleitet war. Bon Außen gefehen, gli der Leib dem einer im fiebenten Monate ihrer Schwangerfhaft befindlidyen Frau, indem die Geſchwulſt in der Mittellinie lag und ſich vom Beten aus bis ein Wenig über den Nabel hinaus erſtreckte. Sie fühlte fich feft an und war nad) allen Richtungen bin beweglich. Auch die Un: terfuchung per vaginam ergab feine Schwangerfchaft; der Äußere "Muttermund lag etwas nach Vorne und war gefchloffen, die Spalte queer und der Mutterhals birnförmig, Wenn man den Finger gegen das os uteri andrückte und den tumor in die Hoͤhe hob, ins dem man ihn durdy die Bauchwandungen hindurch erfaßte, fo be— merfte man einiae Bewegung dee uterus, was zu der Annahme führte, daß die Gefchwulft an diefem Organe befeftigt jey. Nach wiederholt und auf's Genauefte anaeftellten Unterfuchungen kam man endlich zu dem Schluſſe, daß eine Eierftocdsgefchwulft vorhanden fey, und fand den Kall für die Operation vermittelft des großen Bauchichnittes geeignet. Nach einer die Auslcerungen regulirenden und die Kräfte unterftügenden Vorbereitungskur wurde die Ope— ration am 21. November Vormittags 11 Uhr ausgeführt. Ein Schnitt von ein Wenig unterhalb des fihwerdtförmiaen Knorpels big zu 11” von der Schaambeinverbindung in der Mittellinie, aber ein Wenig links vom Nabel abweichend, drang durch die Haut, das Fettzellgewebe und die fascia superficialis und legte die fascia transversalis frei, Nac einer kleinen Paufe, während welder 646. XXX. 8, '126 eine Ligatur um einen Eliinen Aſt ber a. epigastrica inferior ar= legt wurde, ward ein Stück der fascia transversalis mit der Pins certe erfaßt und durchſchnitten, um eine Hohlſonde einzuführen, mit welcher die Deffnung gebörig erweitert wurde, um meinen Fin: ger einzuführen, und unter der Zeitung deffelben den Schnitt ebens fo groß, wie die äußere Wunde zu machen, worauf dann aud) das Bauchfell auf diefetbe Weiſe geöffnet wurde. Der tumor fam nun zum Vorfcheine und zeigte ſich als der von ıiner feften Maffe aus: gedehnte uterus. Jch entſchloß mich num, venfelbin en masse zu entfernen, führte meine Dand über den Gebärmuttergrund und hins ter denfelben , hob ibn aus der Bauchboͤhle hinaus, führte zwei doppelte Ligaturen ein und erflirpirte die Maffe. Die Blutung war ſehr gering, und die Wunde wurde tann lege artis gefdloffen. Als die Operirte in’s Bett gebraht worden war, trat Erbrechen ein und heftiger Schmerz am Nabel, wilde Eymptome durd ein Stärkeciyftir mit Morpheum aceticum faft ganz befeitigt wurde. Der Zuftand der Kranken blieb nun im Ganzen befriedigend, aber am nädjften Morgen ftellte ſich rafh collapsus ein, und der Tod erfolgte 17 Stunden nah der Operation, Section. — In der Bauchhoͤhle 14 Unzen Blut, weldye aus der Schnitrfläche adaeflofen waren; Milz und Nieren febr er» weicht, Leber, wie faft alle andere Organe, anaͤmiſch. Die erftirpirte Majfe beftand aus dem ganzen Körper bes uterus, welcher ein dichtes Neugebilde umhuͤllte. Sie war voll Eommen wei), gleichförmia, Eugelförmie, wog 6 Pfund, hatte einen Durchmeſſer von 7” von Dben nad Unten und einen Umfang in queerer Richtung von 20 Die Wandungen des uterus hatten faft durchweg 3 Zoll an Dicke zugenommen und die Muskelfibern waren ebenfo, wie bit vorgerüdter Schwangerfchaft, entwickelt. Der tumor nahm augenfiheinlich feinen Urfprung im Muskelgewe— be dicht unterhalb der Schleimhaut und war nach Unten vom fun- dus und befonders nach Links hin vorg: fchritten, indem er die Schleims haut vor ſich binfhob welche fein Fugelförmiges unteres Ende mit einer glatten, glänzenden Oberfläche überzog. Das Neugebilde war hart, feit, ſehr dicht und Enirfchte bei'm Einfchneiden, es war gelbs lichweiß gefärbt, ohne virle Gefäße und war in abgearänzte, unres gelmäßige Laͤppchen durch bläutiche, halbdurdfichtige Linien abgız theilt, nicht unähnlidy den Streifen, welche wahre feirrhöfe Forma— tionen durchſchneiden. (London Medical Gazette, Dechbr. 1843.) Ueber die pathologifche Anatomie der tuba Eustachii lad Herr Bonafont in der Sigung der Academie des scien- ces am 15. April. Der Berfajfer verfihert, wiewohl er auch das Vorkommen ven Taubheit in Folge einer Anfchoppung der Röhre zugiebt, daß jene weit häufiger durch eine Verengerung derfelben, in Folge einer Verdickung der fie auskleidenden Schleim— baut, hervorgebracht werde. Davon ausgehend, bat Herr Bor rafont, nacddem cr ſich von der Unzulänglichkeit gasförmiger Snijcctionen aller Art, dem in folchen Fällen gewöhntich als eins ziges therapeutiſches Agens angewendeten Mittel, überzeugt hatte, diefelben durch eine rationcllere Methode erfegt, welde ein wirk— licher Fortfchrite in der Behandlung der Zaubbeit ift. Nachdem er die Befchaffenheit und den Gig der Verengerung erfannt hat, bekämpft er diefetbe durch die Metbode der Erweiterung, aͤhnlich der bei Harnröbren » Stricturen angewendeten, mit Hülfe einer Eleis nen Dode von Gummi elasticum, oder einer Darmfaite, welche, vermittelft eines filbernen Gatbeters, in die tuba eingeführt wird, Kerr Bonafont ift auf diefe Bebandlungsweife durch fehr ger naue anatemifche Studien über die, die Trompete auskleidende Membran, ſowie über die der Paukenhoͤhle, geführt worden. Nachdem ibm milrojtopifhe Beobachtungen das Vorbandenfeyn einer Minge von Schleimbälgen auf der ganzın Schleimhaut der Trompete vachgewieſen hatten, während er Eeine auf der Schleim— baut der Trommelhoͤhle aufzufinden vermocte, fand er hierin einen genügenden Grund für den Unterfchied zwifchen dem in der Troms melhoͤhle fecernirten Producte, welches wefentlich fchleimig ift, und 127 der Soeretion der Trommel, deren Durchſichtigkeit ihr eine große Kehnli neeit mic dee Secretion feröfer Däute verleiht. Jenes Feh⸗ len druͤſiger Körper in der Trommelboͤhle ſtimmt volonunen mit dem Nugen Üserein, melden Herr Bonafont einer jeden Dies fer Membranen zufhreist, fowie m’t den von ihm daſelbſt beobe achteten patbologiichen Veränderungen. Daber der Unterſchied — welcher ung einen großen practifhen Werth zu haben Scheint — den Here Bonafont zwilchen den beiden Mmbranen madıt, indem er die der Trompete zu den Shleimhäuten, die der Trome melhöhle dagegen mehr zu den ſeroͤſen Haͤuten zählt. Der Ver: faffer ſchließt feine Arbeit mit folgenden Schlusfolgen: 1) Die M:mbran, weldhe die tuba Eustachri auskleidet, ift nicht von derfelven Beſchaffenheit, wie die der Trommelhoͤhle. 2) Diefer Unterfchied ergiebt jich fowohl aus dem Fehlen der, in der Trompete zahlreih vorhandenen Scleimdrüfen auf der Membran der Trommelhöh'e, ale auch aus den pathologifchen Beränderungen ‚diefer Membranen. 3) Diefer Unterfchied in der Organifation muß nothwendis germweife auch eine Differenz der Affectionen herbeiführen, welche die Trompete oder die Trommelhöhle befallen, fowie aud) die Bes handlung eine verſchiedene ſeyn muß. 4) Die gasförmigen Douchen aller Art find meift bei der Behandlung diefer Art der Taubheit unweſentlich, da fie in Einem Falle Etwas gegen die Verengerungen der Trompete zu leiften vermögen. 5) Bei der Verengerung dieſes Canales beftcht die einzig rationelle und befriedigende Nefultate ergebende Behandlung das rin, fie auf diefelbe Weife, wie die Stricturen in anderen, mit eis ner Shleimhaut überzogenen Canaͤlen, zu behandeln Die Me: thote der Ermeiterung bat, meiner Erfahrung nad), conftant die hartnädigften Strictucen der Tromprte überwunden, und in kei— nem Falle habe ich mic) genöthigt gefehen, zur Cauterifation meine Zuflucht zu nehmen. 6) Die Cauterifation darf nur mit der größten Vorſicht ans gewendet werden, fobald Stricturen vorhanden find, welche dies felbe durchaus erforderlidd machen, was mir aber, bei ciner fehr ausgebreiteten Praris, niemals vorgekommen ift. (Gaz. med. de Paris 1844, Nr. 16.) MNiscellen Bonlilceration und AUnfhmwellung des Gebärmut: terhalfes ftellt Sr. Dr. Bennet drei Arten auf: 1) folche Ulcera= tionen, welche bei Frauen vorkommen, die nody nicht geboren haben und keine Symptome einer acuten fopbilitifchen oder einfachen vagini- tis zeigen; 2) folche, welche mit vaginitis oder mit primären oder fecundären ſyphilitiſchen Affectionen vorfommen; 3) endlich ſolche, welche nad) einer Entbindung oder einem abortns ſich zeigen. — Ulcerationen der erften Urt, ohne Entzündung, find felten und ent— ftehen im Allgemeinen nah Erceffen im coitus, oder auch wohl nad) dem erften Umgange mit dem andern Geſchlechte. Die Schleim: haut des Gebärmutterhalfes iſt alsdann mehr oder weniger tief 646. XXX. 8. 128 erodirt, und fihr häufig ift ein heftiger Schmerz oder ein merk!is ches Unwohlſeyn nicht vorhanden. Dennoch müſſen dieſe Ulceratice nen paſſend behandelt werden, weil ihre Vernarbung ſich in die Länge zieht, fie nicht ſelten ernſtere Erſcheinungen herbeiführen und, nad) Herrn Emery, eine haufige Urfache der Sterilität werden durch die Anſchwellung, weiche die E’ppen des Gebärmuttermundes erleiden, Und wodurch das orificium verfchlojfen wird. — Uns ter den Fällen der zweiten Art bietet nur cine geringe Zahl ent— ſchiedene Charactere fpphilitifcher Ulcerationen dar, entweder, weil fie durch Gaurerifationen mosificirt wurden, oder meil fie eine eis gentbümlihe Diepofitien zeigen, ihren urfprünglichen Character zu verbirgen. Sie fommen häufig bei mit syphilis behafteten Frauen vor. Bei der Mehrzahl der von Herrn Bennet beobachteten Kranken waren, mit Ausnahme eines weißen Fluſſes, pathologifche Erfcheinunaen, wie Schmerz in der Lumbar- und Hypogaftrifchen Gegend, oder ein Gefuͤhl von Schwere, nit vorhanden. Sft eine heftige fpecififche vaginitis zuaegen, fo fcheint die Utceration Folge diefer Entzündung zu feyn. Iſt fie hingegen Folae einer Entzune dung der Schleimhaut des Gebärmutterhalfes feleft, fo find immer die Schleimbälge Sitz der Ulceration oder kleiner apbtböfer Ge— ſchwuͤre, welche anfangs einzeln und in aroßer Anzahl daftehen, zulegt aber zufammenfließen und eine größere oder Eleinere Ulceras tionsfläce darftellen. In ſolchen Fällen ift immer Anſchwellung des Gebärmutterbalfes vorbanden. — Die dritte Art von Ulcıras tionen ift, nah Heren Bennet, bie häufisfte.e. So foll untır zwanzig Kranken in den Spitälern bei neungehn die Affection von einer Entbindung oder einem abortus, welche zuweilen fogar ſchon vor mehreren Jahren ftatthatten, berrühren. Ihre Urfachen find mehrfach: allgemeine oder locale metritis, Einriffe, Zerrung oder Gontufionen des Gebärmutterhalfis und feiner Schleimhaut , 2c. 2c. Uebrigens erfcheint die W'ceration gemöhnlid als ein confecutives oder bealeitendes Leiden, feltener als cin primitives. (Journ, des connniss. med.-chir., Nov. 1843 ) Ueber die elfenbeinartigen Geſchwülſte der Bruft überfandte Herr Lefauvage der Academie des sciences, am 15. April, einen Auffag - Unter dem Namen Cancer eburne hat Pros fefor Alibert Gefhmwülite bezeichnet, welche auf der weiblichen Bruft erfcheinen und mit den anderen Affectionen, deren Sitz jenes Organ fo häufig ift, weder in den Enmpromen, nod im Ausgange und in der Structur Analogie befisen. Sehr unterfchies den von den Productionen, welche fich durch eine einfache cellulöfe Ausbauhung bilden, und wachfen, indem fie die benachbarten Theile nur auseinanderdrängen und comprimiren, entwidıln fich jene Elfenbein: Gefhmwülite, wie der Skirrh, auf Koften des Zelle aewebes und wacfen, indem fie nach und nadı das umgebende Gewebe in fih bineinzieben. Zu dirfem aemeinfamın Character kommen aber noch andere differentielle, und befonders der nad) Alibert, daß dieſe Krankheit niemals in Verfhmärung übergeht. Ihr Sie ift ausfchließlich die weibliche Bruft; diefe Krankheit Eann befonders mit dem Skirrh verwechfelt werden. Wie diefer, bemächtigt fie fich des Zellgewebes, giebt es gewiſſermaaßen beran, concentrirt es in fich, folivificiet es und wandelt es auf eine ganz eigenthümliche Weife um; aber die Härte des Gewebes, die gleiche förmig abgerundete Dberflähe, das Fehlen dee Schmerzes in der Mitte des Heerdes und das Ausbleiben der Verfhmwärung fihern die Diagnofe. nenne en nen Bibliographische British Marine Conchology. By C. Thorpe. London 1844. 12. Trattato di fisica elementare. Di Francesco Zantedesco. Tomo I. Venezia 1843. 8. Obstetric Tables. New Edition, comprising a practical Trea- tise on Midwifery. Illustrated with numerous coloured dis- heuigkeiten. sected Drawings, by with the progressive Stages of Partu- rition etc. and the manual Operations of the Science are demonstrated with peculiar perspicuity and fidelity. By George Spratt. London 1844. 4. Quelques mots sur l’organisation de la medecine en France. Par le Docteur Louis Fleury. Paris 1844. 8. — Ellen — —— Mene Notizen auß dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, arfammelt und mirgetbeilt von dem DObers Medieinalrarde Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarde und Profefior Froriep ju Berlin, N 64%. (Nr. 9, des XXX. Bandes.) Mai 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 6. oder 3 80 a, ing 1 a Anatomie des Phalangium Opilio, Latr. ‚Yon Alfred Tulk, Eſq. (Hierzu die Figuren 43.— 61. auf der mit Nummer 639. [Nr, 1. biefes Bandes] audgegebenen Tafel.) (Bortfegung.) Der Eierleger (ovipositor) ift ein langes, abge: plattetes und gefieltes Organ (Figur 56.), das oben eine Furche darbieter und, in feine Scheide eingefchloffen, längs der Medianfläche des abdomen hart unter den Hautbe— dedungen liegt, durch welche hindurch man daffelbe von Aus Ben als eine ſchwarze Linie wahrnimmt, woran man, ab: gefehen von der brdeutenderen Größe und Gonverität des abdomen, das Weibchen ohne Weiteres von dem Männ: den unterfcheiden Eann. Er ift theilweife in die Goncavis tät der Sternalplatte an dem unbefeftigten Rande derfelben eingelagert und ift etwa 4 oder 4 fo lang, wie das ab- domen. Oben befindet er ſich mit dem vordern Theile des ovarium, der eingefhnürten Portion des Eierſackes und dem oviductus, an den Seiten mit dem Mittelab: bominalnerven und den feitlihen Nändern der Sternalplatte in Berührung. Er befteht aus einer Reihe von bornigen Ningen (Figur 56. a), deren Zahl 33 ift, und die vom bintern Ende aus bis faft zur Mitte des Organes weiter, dann aber bis zur Spike beffelben wieder enger werden. Seder diefer Ninge ift mit einer einfachen Reihe von Bor: ften befegt, deren Bafis eine Anfhwellung darbietet, und von denen zwei von den 7 bis 8 vordern Ringen zu bei: den Seiten des Gierlegers horizontal vorftehen, während fie weiter hinterwärtd an Länge und Zahl abnehmen. Der erfte und die beiden festen Ringe find blaſſer gefärbt, als die Übrigen, und gleihfam nur angedeutet. Vorn endigt ber Eierleger mit zwei Organen von befonderer Structur. Diefe beftehen aus einem Paare Eurzen, fiumpfen und et: was conifhen Anhängfeln, die mit dem letzten Ninge frei No- 1747, — 647, des einzelnen Stüdes 3 99 Die Zafet Schwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr a articuliten und einander entgegengefegt find, fo daß fie eine Art von Zange bilden, welche fih zum Faffen der Eier bei deren Austreten und zum Einlagern derfelben in das Neſt vortrefflih eignen muß. Jedes diefer Eleinen Organe bes fist zwei Gelenke oder Glieder. Das untere (Figur 57. 5) ift ftumpf, vieredig, und deffen aͤußerer elliptifcher Rand ift mit einigen Borften befegt, die fo lang find, wie das Glied breit ift, und rechtwinklig von dem letztern abftehen. Die Außere Seite deffelben ift dunfelgefärbt und, gleich den Ringen, von horniger Tertur. Das zweite oder endftändige Glied (EC) ift länger und fehmäler, als das vorige, fein innerer Rand gerade und häutig, und feine Spike ftumpf Eegelformig. An der aͤußern Seite dieſes Gliedes bemerkt man in der Nähe der Spike eine Eleine Vertiefung, in wels her ein Pinſelchen (d) von £urzen ftumpfen Dornen, die auf einem rundlichen Polfter ſtehen, eingefest ift. Es wäre intereffant, die Beſtimmung diefer merkwürdigen Zugabe zu £ennen. Range, auf Zuberfeln fisende, Borften, die am Gipfel Eürzer werden, ftehen von diefem Glivde ab. Die Ringe des Eierlegers find durch eine Zwifchenmembran, melde von der das ganze Organ auskleidenden Membran deutlic) verfchieden ift, miteinander verbunden. Diefe legtere allges meine Membran (Figur 56. m’) ift eine Fortfegung des oviduetus, und man firht auf bderfelben häufig ſchwache Eindrüde der Ninge. Hinten, wo die Ringe aufbören, iſt die diefelben verbindende Diembran auswärts und aufwärts umgefchlagen, und die Fortfegung diefer Falte Über den ganz zen Eierleger bildet die Scheide dieſes Organes, eine der merkwürdigften Structuren der .Afterfpinnen. ‚Sie befteht aus einer dünnen Membran, melde der Queere nach ges faltet und faft durchgehende mit Eurzen, ftumpfen, coniſchen Dornen dicht befegt ift. Betrachtet man diefelbe bei gerin- ger Vergrößerung, fo erfheint die Membran wie mit zahl: teichen Kreuzlinien gezeichnet, und an den Kreuzungsftellen zeigen ſich Eleine Sterne oder bdreizadige Dornen. Dief nimmt ſich fehr artig aus, beruht aber auf einer optifhen 9 131 Taͤuſchung, indem die in der Wirklichkeit einfachen conifhen Dornen auf die Membran Schatten werfen und diefe feibit um die Dornen her in einer eigenthümlihen Weiſe gerun: zelt ifte Denn wenn mun eine Portion der Membran bei 570: oder 1020facher Vergrößerung nach einer Dimenfion unterfucht, fo erfennt man die wahre Structur der Dornen deutlich, in’sbefondere wenn man jene Portion zwifchen zwei Glasplaͤttchen unterfuht, in welhem Falle ſich öfters einige Dornen ablöfen. ine andere Eigenthümlichkeit diefer Scheide ift deren große Elafticität, indem fie fi bis zum Deeifachen ihrer natürlichen Ausdehnung ftredin läßt, ohne zu zerreis Ben und, fobald die ausdehnende Kraft aufhört zu wirken, in ihre vorige Geftalt zurüdihnelt. Sm abdomen zeigt die Scheide des Eierlegers eine ſchwaͤrzliche Farbe, die jes doch von deren Falten und den zahlceihen Dornen herruͤhrt; denn je flärfer man fie ausdehnt, defto blaffer wird fie, bie zulegt die Membran und die Dornen fih ganz weiß dars ftellen. Wenn der Eierleger nicht vorgeftredt ift, liegen die Dornen auf der innern Oberflähe der Scheide, diht an diefelbe angedrüdt, mit vormärtegerichteten Spigen; allein wenn diefe Theile herausgekehrt find, was in ziemlich glei: cher Weiſe bewirkt wird, wie be’m penis des Münncens, fo ftehen die Dornen aufrecht und ertheilen der Dberflüche der Scheide ein rauhes Anfehen, welches von dem fehr ver: fchieden ift, das fie im SSnnern des abdomen darbot. Die Dornen hören in geringer Entfernung vom vordern Ende der Scheide bei einer ziemlich ſchroff abfesenden Queerlinie auf und fegen ſich auswärts zu beiden Seiten in zwei krumme und fteife Falten der Membran fort, welche den Haken in der Scheide des penis entfprechen. Ihre Bellimmung ſcheint bei beiden Gefhlechtern zu feyn, die Mündung der Sheide offen zu halten, fo daß fih dem Austreten des das tin enthaltenenen Organes Eein Hinderniß in den Weg ftel: len Eann. Die nadte Membran der vordern und untern Portion der Scheide hängt mit einer Cinwärtsbiegung der Lefze des Bruftbeines zufammen. Außer der fo eben befihriebenen Scheide ift noch eine folhe von weiser Farbe (Figur 54. ms) vorhanden, weldye den Eierleger locerer umgiebt und aus einer einfachen Lage von ſtarken Elementarfaſern befteht, die der Länge nach pas rallel nebeneinander liegen und zufammen eine dünne mus— culoͤſe Röhre über der zurüdgefchlagenen Portion oder eigents lihen Scheide des Eierlegers bilden. In der Nähe des vorderen Endes dieſes Legtern divergiren diefe Fafern zu beiden Seiten von ihrer früheren geraden Nihtung und bil— den ein Paar ſchraͤg hinterwaͤrts ſtreichende Muskeln. Der hintere, breitere und fürzere, derfelben ift von gedrückt dreis eckiger Geftalt und mit feiner fcharfen Kante an den Sei: ten der Baſis der Sternalplatte befeltigt; der vordere ift lang und ſchmal, und feine Fufern divergiren nah Sinnen, während fie fich, wie die des anderen Muskels, ohne Unter: brechung in die Scheide fortfegen. Sein aͤußeres Ende ift mit dem de3 hinten Muskels verfhmolzen und an derſel— ben Stelle, wie diefes, angeheftet. Diefe musculöfe Scheis de bietet an dem hinteren Ende der Cierleger Eeinen freien Saum dar, fondern ift gegen fich felbft nach Innen umge: 647, XXX. 9, 132 fhlagen, und ein Theil ihrer Faſern hängt offenbar mit denen der mm. retractores zufammen, während andere über dem oviductus weiterzuftteihen und deffen Äußere zus fummenziehbare Hülle zu bilden ſcheinen. Nah wiederhols ter mikcoj£o,ifcher Unterfuhung der Structur obiger Schyeide*), fowie derjenigen der entiprechenden männlichen Organe, bin ich überzeugt, daß fie eine musculöfe Textur befigt, indem jene longitudinalen Faͤſerchen, die von einem Ende derfelben bis zum anderen reichen, jedes aus einer einfahen Reihe feheibenförmiger Koͤrperchen beftehen, welde in einer befons deren Scheide eingefhloffen it. Manche dieſer Scheibchen find gleich Glasperlen voneinander ein Wenig getrennt, je— doch noch immer duch ihr sarcolemma verbunden; andere liegen fchräg übereinander, gleih Geldſtuͤcken, und wenn man fie ſenkrecht gegen ihre hohe Kante betrachtet, fo neh— men fie ſich wie Querſtreifen aus. Die mm. retractores des Eierlegers (Figur 54 7m) divergiren ein Wenig von der Bafid jenes Organes, an wels ches diefelben angefügt find und find mit dem anderen Ende, wie bei'm Männchen, an den vorlesten Nüdenbogen bes feftigt. Außer obigen Organen finden fih zwei lange, dünne blinde Röhren, welche an der unteren Flaͤche der musculoͤ— fen Scheide des Eierlegers hinftreihen und in ihrem Innern eine geförnte Subitanz enthalten. Jede derfeiben wird von einer zarten trachea begleitet, die ſich fpiralformig um dies felbe windet und auf ihr verdjtelt, und fie feinen auf beiden Seiten an der Stelle, wo der Eierleiter in den Ei: erleger eintritt, in jenen einzumünden. Nach ihrer Geftalt und Lage möhte man diefe Möhren für die Repraͤſentanten der gluten = fecernicenden Organe der Inſecten halten. Die Zeugungsorgane beider Geſchlechter bieten bei Ph. Opilio bedeutendes Intereſſe dar, indem erft Geoffroy**) und fpäter Latreille in feiner Histoire naturelle des Fourmis die Anfiht vertheidigt hatten, diefe Species fey *) Nachdem ich fchon die Probebogen meiner Abhandlung ere halten hatte, fand ich, daß ich mich rüdjichtlich eines Punc— tes in der Structur der musculöfen Scheide des penis und Eierlegerö von Phalangium geirrt habe. Die hier ald Ele: mentarfafern befchriebenen Organe find nämlich fehmale, lange Bündelchen, welde durh den Druck der Glasplättchen, zwifchen die fie behufs der mikroſkopiſchen Unterfuhung gelegt worden, nad) der Quere gefpalten und in die oben be— fhriebenen Scheiben zerlegt worden waren. Unterfucht man jedoch die Oberfläche derfelben genau, fo findet man dies felbe fein geförnt, und dieß Anfehen rührt von den zahlreichen darin enthaltenen Faͤſerchen her, von denen jedes aus Reihen von Elementartheilhen oder (nah Bowman) Fleiſch— molecülen befteht, die in der Richtung der Querſtrei— fen fpalten. Diefe eigentbümlihe Structur der Scheibchen war mir, bei Anwendung einer zu geringen Vergrößerung, ents aangen. Das sarcolemma überzieht diefe Bündelchen in Ges ftalt einer zarten Membran. Die Bündelchen find bei diefer Scheide des Phalangium nicht zu ftarken Bündeln oder Muse keln vereinigt, twie an den Beinen und anderen Organen, fondern bleiben von einander abgefondert, aber dicht nebeneinanderlies gend und bilden zufammen eine hohle Röhre, **) Histoire abregee des insectcs, 1762. 135 nur das Weibchen von Ph. cornutum. Sn ſeinem Werke sur la generation des Faucheurs hat Latreille dın Begattunysact, nebft den demſelben vorangehenden Kämpfen, awifchen mehreren Exemplaren von Ph. cornutum und Ph. Opilio fehr genau geſchildert, umd er fehlivft mit den Morten. ‚Mehrere Sremplare feierten auf diefe Weife ihre Hochzeit in meinem Beifeyn, und fomit beftcht über die Sache fein Zweifel." Treviranus erklärt diefen Srrthum Latreille's dadurdı, daß diefer zufällig immer nur maͤnn⸗ lihe Eremplare von Ph. cornutum und weibtihe von Ph. Opilio fecirt habe, was leicht vorfommen konnte, da man zu gewiffen Zeiten oft nur diefes oder jenes Gefhleht von denfelben Species flügellofer Inſecten antuifft; fowie dadurch, daß fih vor Ratreille Exemplare von verſchiedenen Spe— cies wirklich begattet haben dürften. Wenn fich die Sache fo verhält, fo muß man Latreille feinen Serthum zu Gute halten, wenngleich jene beiden Species aus ferordentlih verfchieden voneinander find, und ich fie, nad) allen meinen Beobachtungen, für zwei ſtreng voneinander verſchiedene Arten halten muß. Aeußerlich bieten die beiden Geſchlechter des Ph. Opilio zwar nur ſehr wenig unterfcheie dende Merfmale dar, allein bei meinen zablreichen Sectionen babe ich faſt ein gleiche Anzahl Männchen und Weibchen getcoffen. Was Ph. cornutum betrifft, welches auf Trifz ten und unter Steinen auf den Kreidebergen in der Gegend von Dover Fehr binfig ift, fo habe ich daffelbe nur felten in Gefellfhaft des Ph. Opilio getroffen, welche Species ſich mehr an den getünchten Mauern der Ställe, als auf offnem Felde, aufhält. Ueberdem befhreiben Hermann, Herbft und Habn fämmtlidy diefe Thiere als gefenderte Species, und der Vestgenannte hat bride Gefchlechter von Ph. cor- nutum abgebildit, und bemerkt, daß er beide oft in der Begattung angetroffen habe. Xon Ph. Opilio ſagt er: „Nah Latreille foll diefe Art das Meibchen von Ph. cornutum ſeyn; allein ich traf folhe® nod nie mit jenem in Begattung, wohl aber ſehr oft die beiden Geſchlechter diefer Art, Bruft an Bıuft gedrüdt und mit den Fuͤhlfuͤßen fid) umklammernd, in Begattung an." In feiner Befhreibung von der Körperftellung des Maͤnnchens und Weibchens während des coitus hat Hahn die Beobachtungen Ratreille”g beftätigt, der indeh noch folgende, etwas unklare Angabe hinzugefügt: „Die Begat: tung dauert etwa drei bis vise Secunden, wobei jedoch nicht, wie bei vielen Inſecten, ein Zuſammenhaͤngen ftattfindet. Die Begattung wird vollzogen, ohne daß das Männchen irgend ein characteriftiihes Kennzeichen feines Geſchlechtes fihtbar werden läßt." Hieraus wird gefolgert, daß das minnlihe Organ nicht in die vagina des Meibdiens ein: geführt werde, und allerdings findet, in Betracht der rela= tiven Stellung der beiden Thiere und da die Eichel des Maͤnnchens, fowie die Ausleerungsöffnung des Saamens niht gegen das Weibchen, fonden von demfelben weg gewendet iſt; da ferner die Eichel, nach ihrer Anfüg: ungsweife an den penis, nicht nach der entgegengefeßten Richtung gebeugt werden kann, eine mechaniſche Schwierig- keit ftatt, welche für Latreille's Anſicht ſpricht. Es 647, XXX. 9. 134 find in dieſer Beziehung offenbar noch fernere genauere Bes obachtungen hoͤchſt wünfhenswertb; denn wenn der Begat— tungsact in der von Fatreille angegebenen Weife vellzos gen wuͤrde, chne daß der penis in die vagina eingeführt wird, wozu befüße dann die minnlihe Ruthe eine fo voll» ftändig entwidelte Organiſation? Nervenſyſtem. Nüdfichtlib des Neivenſyſtems haben die Phalangia mit dem Typus der ungefhmwänz: ten (?anourous) Arachniden viel Achnlichkeit. Wegen der relativen Lage ihrer Mundorgare, welche, bei der Abs weſenheit eines deutlich abfegenden Kopfes, ſich unten in gleicher Höhe mit din Hüften der Beine befinden, von des nen fie in der That nur Modificationerl find, liegt die vor— dere oder die dem Gehirn entfprehende Maffe (Figur 50. cg) vor, ftatt über dem oesophagus, indem der Kektere, nachdem er über das Thoraxganglion hingeſtrichen, ſich fhräg niederwaͤtts biegt, um jene Organe zu erweichen. Es befteht aus zwei laͤnglichen, abgeftumpft Eegelförmigen Ganylien von graulichweißer Farbe, deren Gipfel vorwärts gerichtet find, während deren Grundflächen ſich zu zwei kur— jen Schenfeln verlängern, durch welche fie mit den Seiten des vorderen Nandes des Thorar » Ganglien cemmuniciren, und die zwiſchen ſich eine ellirtifhe Oefſnung (*) laffen, durch welche der oesophagus ftreiht. Sie find mit einem gemeinfcbaftlichen lodern neurilemma überzogen, und «8 entfpringen aus ihnen wenigjteng drei deutliche Nerven. Der mittlere, ftärkfte, hat einen breiten gemeinfchaftlichen Urfprung und fpaltet ſich bei feiner Mitte in zwei Stämme (on), welche aufwärts zwiichen die vordern coeca des Nahrungsſchlauchs, fowie die Muskeln der chelicerae und Marillarpalpen, fireichen und fih auf der untern Fläche des mittlern zu= fammengefügten Augenpaares ausbreiten. Die beiden ans deren 20) find weit Eleiner, und find auswaͤrts nach den feittiben Augen gerichtet. Megen des, zur Bewegung der langen fadenförmigen Beine und zu der durch fie zu bewirkenden Stuͤtzung dee Rumpfes erforderlichen bedeutenden Betrages von Nerven— kraft, ift das Zhorar-Ganglion von großem Umfang, fo daß es faft die ganze untere Fläche der Kopfbrufthöhle eins nimmt. Es ift von blafferer Farbe und fefterer Zertur, als dag Gehirnganglion und ſcheint aus. der Vereinigung zweier oder mehr Sanglien entftanden zu feyn. Es befiebt aus einer Queerportion, welde hinter dem oesophagus liegt, und deren vordere und hintere Nänder elliptifh und ſcharf begränzt find; ferner aus zwei feitlihen WVerlängerungen, die fih zu beiden Seiten diefer Quserportion nab Vorn und Hinten eiſtrecken. Born reichen diefelben bis zu den Enden der ganglia cephalica; fie biegen fih ein Wenig nieder: waͤrts und fenden von ihrem Gipfel einen Nerven aus, fo= wie auch an deren innerem Rande ein folder entfpringt, während fie binten ſehr kurz und ftumpf find und je einen ftaren Stamm an das hinterfte Fußpaar abgeben. Drei andere Stämme gehen von ihrem aͤußern Rande nad) den übrigen Ertremitäten. Vom hinteren Rande der Queerpor— tion entfpringen drei Aeſte, welche die Baucheingeweide vers forgen: 1) Ein Mittelabbominalnerv (m), welcher unter 9 * 135 dem transverfalen Tracheengefaͤß, ſowie über dem ovarium und Eierfade, bei'm Weibchen, und über den Saamengefaͤ— en, bei'm Männchen, binftreiht und ſich im zwei Aeſte (49) theilt, die mit birnförmigen Ganglien von bedeuten: der Größe verfehen find. Ueber diefe Ganglien hinaus, fez: zen fich die Aeſte eine Eurze Strecke weit fort, verbinden fi) dann duch einen Queerfaden (**), worauf fie fih in we— nige zarte Nervenfäden zerfpalten, welche wiederum anaſto— moſiren und ein offenes Nervenfaͤdennetz bilden, das ſich über das ovarium, den Cierleiter und das Gewebe des corium vertheilt. 2) Die beiden aͤußern oder feitlihen Abdominals nerven theilen fi in der Mühe ihres Ausgangapunctes je in zwei Aeſte, von denen der aͤußere (gg) febr Eurze, in feinem Verlaufe zuweilen zwei ganglienartige Anſchwellungen darbietet und an die Zeugungstheile, in der Mühe ihrer dus ßeren Mündung, Zweige abyiebt. Das innere Paar (ag) ftreiht ruͤckwaͤtts faſt parallel mit dem Mittelſtrang, ift ebenfall® mit Ganglien bejest und theilt fih, nab Trevi— ranus, in je drei Fäden, welche fich über die untere Fläche des Nahrungsſchlauches und der benachbarten ingeweide verbreiten. Das Thorar »Öanglion fteht in der Mitte, oben und hinten mit dem transverfalen Tracheengefäße ſeit— ih mit den Haupt-Iracheenftimmen und untın mit dem Ende des ierlegers (Figur 61. t) in Verbindung. Es war wichtig, zu ermitteln, ob fih in der Structur der Ganglioncentren des Nervenfpitems von Phalangium irgend eine Spur von der Trennung in zwei befondere Par: tbieen entdeden laffe, wie man fie bei den Inſecten als die Repräfentanten der Bewegungs- und Gefühle : Säulen, von denen bei den MWirbelthieren die Spinalnerven entfpringen, befchrieben bat. Zu diefem Ende unterfuchte ich ſowohl das ganglion thoracieum, als die ganglia abdo- minalia unter dem Mikroffope, und fand, daß beide aus einer Anhaͤufung von Kügelchen beftehen, die bei den erften ſehr deutlich find, indem fie dafelbft einigermaaßen Fettblaͤs— chen gleichen, die in der Art zufammengetreten jind, daß fie ein unregelmäßiges Netzwerk bilden. Die Mervenfäden, wels che entweder nach oder aus dieſen Ganglionanfchwellungen ſtreichen, feinen, wenn fie an den leßtern anlangen, plos: lih aufzuhören und ſich gleibfam mit deren Structur zu verfhmelzen. Sch gedenfe dieſer Umftände bier im Vorbei: geben, weil fie Dasjenige beftätigen, was Profeffor Owen in feinen gehaltreihen Worlefungen über die Urustacea ruͤckſichtlich der Falfhheit oder wenigftens nicht allgemeinen 617. XXX. 9. 136 Stichhaltigkeit obiger Analogie in Betreff der Gfiedertbiere bemerkt bat ). Die auffallendite Eigenthümlichkeit am Nervenipfteme der Phalangia ift die Anmwefenheit mehrerer großer queergeftreifter Muskelbitndel, die ftrahlenförmig von den Seiten des ganglion thoracicum auslaufen, an welz ches fie durch Eurze Sehnen geheftet jind. Sie find in der Art geordnet, daß, je nachdem das eine oder das andere Fa— ferbündel in IThätigkeit tritt, die Nervenmaſſe (das gan- glion) entweder vorn oder rüdwärts, entweder auf= oder niederwaͤrts gezogen wird. Mir ift nicht bewußt, daß diefe Fihiukeit, die Nervencentren willkuͤhrlich zu verfegen, bei ir⸗ gend einem andern Gliederthiere anzutreffen wäre. (Schluß folgt.) *) Lectures on the comparative Anatomy and Physiology of the Invertebrate Animals, 1843, ' Miscellen Dzon ift ein, vom Profeffor &. F. Schönbein entdeckter, dem Chlor oder Brom ähnlicher, einfaher Körper, welcher bei der, in der atmofphärifchen Luft erfolgenden, Volta'ſchen Zerfez= zung des Waſſers zum Vorſchein Eommt, neuerdings aber auch von Profeffor Shönbed auf chemiſhem Wege dargeftellt mors den ift. Alle, durd die bisherigen Erperimente erlangten That— faben erklären fib, nad) Profiffor Shönbein am Ungezwun— genften aus dır Annahme, daß der Stidftoff der Atmofpbäre eine Verbindung von Ozon mit Wafferftoff fey. Heptostomum hirudinum ift der Name einer neurn Gıttung von Eingeweidewürmern aus der Ordnung der Tremato— den, welche Herr Schomburg in Blutegeln entdeckt und in der Berfammlung der Geſellſchaft naturforfcender Freunde zu Berlin befchrieben hat. Ueber die Lebensweife der gemeinen Kroͤte bemerkt Herr Alfred Tulk, im Märzhefte der Annals and Mag. of Nat. Hist., daß diefes Thier fich nicht nur von Snfecten und Würmern, fondern auch bauptfächlich von großen Käfern nähre. Er fand den Magen einer Kröte ganz mit den hornigen Ueberreften von Ste- ropus madidus ‚ Omasius melanarius, Calathus ete. gefüllt. In Freidigen Gegenden, wo die Käfer vorzüglich häufig find, fand er Krö- ten ganz mit Käfern vollgepfropft, und zwar darunter den Carabus violaceus und mebrere größere Curculioniden, z. B. Otiorhynchus niger. Er fah felbft eine Kröte zwei lebendige Eremplare von Carabus violaceus und von Carabus moniles verfihlingen. Wahr: ſcheinlich begaben ſich deßhalb die Kröten, die man in Bäume und Steine eingewahfen gefunden hat, an dergleichen Orte, um Käfer zu fangen, und fanden dort ihre Rechnung, bis die Vertiefung, in die fie fich gefest hatten, zuwuchs oder zufinterte. Dee RT Erftirpation eines wafferfüchtigen Eierftodes durch den großen Bauchſchnitt. Bon D. Henry Walne, Wundarzt. Madam F., 58 Jahre alt, conſultirte mich im Juni wegen einer ſtarken Anſchwellung des Unterleibes, welche ganz das Ausſehen einer Schwangerſchaft zur vollen Zeit hatte. Die Menſtruation war ſeit vier Jahren ausgeblie— ben; die Kranke litt oft an Leukorrhoͤe, hatte fuͤnf lebende Kinder geboren und mehrere Male abortirt. Bei der Uns terfuhung fand ich eine abgerundete Hervorragung des Un: terleibes von umfcriebener Form, welche fluctuirte und ganz f 137 beweglih war; das Befinden war gut, und fein Zeichen von allgemeiner Wafferfucht vorhanden. Die Geſchwulſt hatte feit länger ald 2 Jahren an Umfang zugenommen, und zulegt etwas Beſchwerde verurfacht, wiewohl fie Eeine Schmerzen erzeugte. Dom serobieulum cordis bis zu der Schaam ergab die Meffung 174” und 374” im Ums fange. Ich ftellte meine Diagnofe auf ein Leiden des Eiers ſtockes und ſchlug die Operation vor, welche auch angenom= men und auf den 6. November biftimmt wurde. Nachdem die Temperatur ded Zimmers etwas Über 70° F. gebracht worden, wurde der Kranken, da ein, am Abende vorher gereichtes, Abführmittel nıcht gewirkt batte, ein Kly— ftir gegeben, welches die erwünfchte Erleichterung verfchaffte. Die Kranke wurde nun auf ein Lager gebradht, die Füße gegen das Bettende und den Nüden von Kiffen uns terſtuͤzt. Ich nahm nun meinen Pla zur rechten Seite der Kranken und begann mit einem Schnitte durch die Deden und die Sehnenausbreiting, dann duch das Baud): fell von 14” Länge. in Finger wurde nun in die Bauch: feuhöhle eingeführt und die fluctuirende Cyſte deutlich ges fühlt: es floß Feine Flüfjigkeit ab. Sch erweiterte nun den Schnitt mit dem Scalpell von Oben nah Unten bis auf eine Linge von 13”, oder etwas mehr, zuerſt in den Bauch: beden, mit Vermeidung des Nabels, und dann im Bauch— felle von der Eleinen Deffnung aug mit cinem gefnöpften Biftouri, geleitet von zwei Fingern meiner linfen Hand, aufwärts und dann abwärts in Dderfeiben Ausdehnung, fo daß der Schnitt etwa 3° unterhalb der Herzgrube anfing und 14 oberhalb des Schaambeins endete. Sobald. dieies ausgeführt war, dehnte ſich die Wunde auf jeder Seite aus, und die Gefhmulft trat langſam berver, jedoch rafcher, fobald ihr größter Umfang durch die Wunde gedrungen wat. Das rechte ovarium ergab ſich als das afficirte, und ein Gehülfe leitete dag Hewvortreren der Geſchwulſt. Ich führte nun zwei Singer hinter das ligam. latum ein und legte, von diefen geleitet, vermittelt einer Mädel, mit dem Dehre dicht an der Spitze und in cinem Griffe befeftigt, eine dops pelte Ligatur um den Stiel; die Liyatur wurde dann durch: f&hnitten und aus der Nadel gezogen, welche darauf herz ausgeführt wurde. Nachdem die Enden der Ligatur fo an: geordnet worden waren, daß die beiden Hälften des Stieles gefondert unterbunden werden konnten, knuͤpfte ich eine der— felben zu, wobei aber der feidene Faden tif. Der zurüds bleibende wurde nun benußt, um cine zweite doppelte Liga— tur einzuführen. Nach Unterbindung des Stieles durchſchnitt ic) denfelben zwijchen der Geſchwulſt und der unterbundenen Stelle, worauf die ganze, mihr als 16 Pfund fehmere, Maffe berausgeboben werden konnte. Ich unterfuchte nun das abgefchnittene Ende des Stieles und unterband eine bes deutende Arterie. Die Kranke fühlte nun ſtarke Urbelkeit und verfuchte, ſich mehrmals zu erbrechen, wiewobl Nichts herausfam. Die getrennten Bedeckungen wurden indeß über den Bauceingeweiden gefchloffen gehalten, um das Eindrin— gen von Luft zu verhüten. Da Erin einzelnes Gefäß mehr blutete, fondern das Blut aus dem ganzen Stiele hervor: 647. XXX. 9. 138 quoll, fo wurde berfelbe in feinem ganzen Umfange untere bunden. Die Blutung fland, die Wunde wurde gereinigt, und 12 blutige Nähre angelegt, lange Charpie auf jeder Seite aufgelegt, und breite Heftpflafterftreifen über diefelbe hin, von einer Seite des Körpirs zur andern, geführt, ine breite Binde, in der Mitte ganz, aber in acht Rollknoͤpfe gefpalten, wurde nun ziemlich feſt umgelegt, und die En— den auf jeder Seite des Bauches abwechfelnd befeftigt. Um Schluffe der Operation war der Puls des Kranz Ein 76, allein fie war blei und kalt und verlangte etwas zue Stärkung; als fie in's Bett gebracht werden war, wurde eine Wärmflafche an ihre Füße gelegt, fie wurde güt zuge— deft und ein anodynum geteiht, welches alle Stunden wiederholt werden ſollte; es beftand aus Morph. acet. Gr. 5 Camphor. Ziß. Eine Stunde nah der Opera= tion flug der Puls 82, drei Stunden fpäter 96, Sie war warm geworden, hatte 2 Stunden gefchlafen und fhwigte nun ftart. Bei der Unterbindung des Stieles hatte ſie über Schmerz in der Leiſte geklagt, fowie auch die Wunde im Ganzen ſchmerzte; dieſes dauerte noch zwei bis drei Stunden an, ließ aber dann nad. in Gefühl von Klopfen trat dann ein, weldes im Laufe ter Nacht ebenfall® auftö.te. Um 12 Uhr, zehn Stunden nad) der Dperation, ließ ib 5 Unzen Urin ab; die Kranke hatte von Neuem 3 Stunden gefchlafen; Puls 94 vor der Anz wendung des Catheters, 89 nach derfelben. Etwas Erbrechen ausgenommen, zeigte fih nichts Bes merfengwerthes bis zum fehsten Tage, von welchem der Bericht alfo lautet: 11. November. Nacht nicht fo gut, zwei Mal Erbre: ben, dabei viel Galle, fortwäbrende Uebelfeit und zuweilen Aufftoßen; 6 Unzen Urin; fein Stublgang, zuweilen Knei— fin im Bauche, Puls 80. Ic verband die Wunde und entfernte alle Naͤthe unterhalb des Mabels, ließ aber die oberhalb bderfelben zurüd. (Beef-tea mit Sal.) Um Mittag Eeine Befferung, Puls 53, Zunge dunkelbraun, ftark belegt, Schläftigkeit, zuweilen Geiftesverwirrung, fortwährens de Uebelkeit, zuweilen Erbrechen, haͤufiges Aufftoßen, Schmerz am Nabel (anodynum im Nothfalle zu wiederholen, dann ein Klyſtit nach zwei Stunden). Das erſte anodynum erleichterte die Uebelfeit, verfchaffte etwas befferen Schlaf und belebte die Kranke fehr. Das Klyſtir brachte den Abgang von flatus und etwas weniger füßulenter Materie zu Wege. Nach dem zweiten anodynum hatte fie eine ruhige Nacht, und fühlte fih am Morgen de8 12. Novembers beffer; 12 Uns zen Urin in der Nacht gelaffen; faſt Eeine Uebelfeit mehr; Puls 79, wei und voll, Haut warm und reichlich tranfpis tirend, zumeilen Aufftoßen, welches nod Schmerz am Nabel verurfacht. Die Kranke wünfhte Thee und Zwiebad und nahm eımas beef-tea mit geröftetem Brodte. Während des Tages ſchritt die Beſſerung fort, 9 Unzen Urin (Klpftir und anodynum Abends), Stublgang, welcher zum Theil aus einer großen, harten Maffe faeces beftand; Nacht gut. 13. November. Kein Schmerz oder Uebelfeit; 16 Un: zen Urin, Zunge feucht, ſich reinigend, zuweilen noch sin- gultus. Ic verband die Wunde und entfernte die zuruͤck⸗ 159 gebliebenen Naͤthe; adhäfive Muffe bedeckte die noh nicht geſchloſſenen Theile, welche an Drei Stellen zuſammen nit über 3" betrugen Sie befand fih, während die Wunde verbunden wurde, ganz wohl und heiter, befam aber bald darauf wieder U.belkeit und andere Symptome, denen eines eingefiemmten Bruches aͤhnlich. Sie glaubt, daß der Vers band zu feit anliege, und als ic einen Pflaflerftreifen auf: bob, fand ich, daß befonders einer zu feft gelegen hatte; er befand fid) Über einem nod nicht vollſtaͤndig geſchloſſenen Theile der Wunde, wo ein Darm leicht bededt von adhaͤ— ſiver Materie, dem Drude ausyefegt war. Als ich dieſes Pflaſter entfernte, fühlte die Kranke fih erft ſchwach und unwohl, aber bald darauf bedeutend erleichtert. Nach Lok: terung des Verbandes blivb ung nur noch ein beunrubigendes Symptom üser, Mibhrere Stunden waren naͤmlich verflofs fen, ohne daß fie ihren Urin gelaffen hatte, der Gatheter wurde daher zum legten Male angewenter (Klyſtit und ano- dynum zu wiederholen). Am 25. November zeiyten fich die Eigaturen am Shaamende der Wunde, und am 27. Nov. entſernte ich diejenige, weldhe um die Arterie des Stieles gelegt worden war. Am 29. fühlte fih die Kranke ganz wohl, die Wunde war geheilt, bis auf eine ganz feine Deffs Kung am untern Ende derfelben, wo die Lıgaturen lagen und einen Punct am Nabel mit caro luxurians von der Größe einer Eibſe. Man reichte noch von Zeit zu Zeit, zur Berhätigung der etwas trägen Stublausleerung, ein mils des Rhabarbertraͤnkchen oder etwas Bitterſalz, aber fonft blieb jie wohl und erlangte raſch ihre Kräite wieder. Am 6. Januar wurden die Ligaturen des Stieles, an denen man virgebens bis jeßt gezerrt hatte, ftrangartig zufammen: gewidelt, bis man Widerftand fühlte; dieſes wurde am 8. Sanuar erneuert, und am 10, Januar wurden fie ohne Schmerz oder Widerftand herausgezogen. In wenigen Tas gen war die Deffnung gefchloffen, und die Kur vollendet. Was nun die erfticpirte Geſchwulſt anbetrifft. fo mar der größere Theil der Maffe flüffig, in einer bis zwei Cyſten enthalten. ine Subſtanz, ungefähr zwei Faͤuſte groß, an einigen Stellen von feirrhöfer Härte und ungleicher Geftalt, nahm den Zheil der Geſchwulſt cin, wo die tuba Fallopii, fi) gegen ihr ostium abdominale bin fchlängelnd, genüs gend zeigte, daß er das rechte fehr vergrößerte und in feiner Form veränderte ovarium war. Die Flüffigeeit war die gewohnlid in wafferfüchtigen Eierftöden gefundene, und die En Portion ift mwahrfheiniih von feirrhöfer Beſchaffen— eit. — Dr. Walne führte die Operation zum zweiten Male an einer fiebenundfunfsigjährigen Dame aus, welde an ih— tem Uebel feit fechszehn Sahren litt. Sie erhielt eine nah: hafte, aber nicht den Darmcanal befchwerende Speiie, fowie 13 Pinten guten beef-tea ungefähr zwei Stunden vor der Operation. Diefe glich der erften, der Schnitt war 12" lang, die Gefhwulft 163 Pfund ſchwer, im Umfange 2' 112”, im verticalen Umfange 2° 6° und nit fo feft, wie die andere. Die Operirte genas vollfommen. (Dublin Journal, Nov. 1843.) 7. XXX. 9 140 Ueber die oͤlhaltigen Nahrungsmittel. Von Dr. Pereira Die firen Dele ‚oder Fette find ſchwer und lanyfam verbaulich, welches befonders dur Dr. Beaumont’sg bir Einnte Verſuche an dem Menfchen mit der Magenfiftel dar— gethan worden ift. Er fand, daß der Magenfaft ſehr lang— fam und ſchwach auf fetthaltige Dinge einwirfe. Die mitts lere Zeit, welche zur Chymification fettiger Subftanzen noth— wendig ift, ift, nah Dr. Beaumont, folgende: —— Mittlere Zeit der Chymification. Sm Maaen. | Sn Gefäßen, Zuberei: | Stuns Minu: | Zuberei: | Stuns Minus tung. den. ten. tung. den. ten. Butter. ne 3 30 — gekocht. 4 36 —— 10 0 — getoht. | 5 Box BE 0 Dlivendl. vor, 60 o Die erffe Meränderung, welche das animaliſche Fett nab dem Verſchlucken deffelben erleidet, befteht im einer Umwandlung in flüffiges Del, durch die Wärme deg Mas gens. Dieſes Del wird ſehr langfam in einen tabmäbnlis chen Chymus umgewandelt, welcher unzählige, dem unbes waffneten Auge nicht fihtbare Delkügelben enthält, fo daß das Del eigentlich nicht aufyelöf’t wird, fondern, gleich dir Butter, in der Milch, oder, wie dag Del, in einer Emul— fion nur ſchwebend erhalten wird. Daher find Dele, oder Fette, wenn fie in der Form einer Emuliion, oder von Milch verſchluckt werden, leichter verdaulich, als im rohen oder un= vertbeilten Zuftande. Sch babe wiederholt fettige Subſtanzen der Einwirkung einer Eünftlichen VBerdauungsflüffigkeit aus— gefegt, welche geronnenes Eiweiß, oder beefsteak raſch auflöfte. In keinem Falle jedody bin ih im Stande ges weien, das Fett oder Del aufgelöf’t zu erhalten. Wenn bartgefochte Eidotter in diefe Fluͤſſigkeit gebracht wurden, fo ward das Eiweiß in demfelben raſch aufgelöf’t, allein dieſes war nicht mit dem gelben Fette der Dotter der Fall, wel— bes nur in der Flüffigkeit diffundirt wurde und diefelbe rahmartig oder gelblichweiß und opak machte. Das Fett oder fire Del auf oben angegebene Welſe nun vertbeilt und vielleiht auch fonftwie verändert, wird von den Lymphgefaͤßen veforbirt, denn es ift bekannt, daß die Opacität des Chylus gänzlih oder hauptfählih von dem Vorhandenfeyn unzähliger Eleiner Delkügelchen, koeigie ſchnell in Aether geloͤſ't werden, herrührt. Die Chymification der fettigen Subftanzen wird durch das Vorhandenſeyn der Galle im Magen begünftigt. Galle findet fih, nah Dr. Beaumont, felten im Magen, bes fondere Umftände ausgenommen. Sch babe bemerkt, fagt er, daß, wenn Fett oder ölige Nahrung längere Zeit hinz 141 durch genommen wurde, in den Magenfluͤſſigkeiten ſich ges woͤhnlich Galle vorfand. Die ebenangegebene Wirkung der Galle rührt vielleicht theilmeife von der Alkalescenz derfel: ben her. Bei vielen dyspeptiſchen Individuen wird Fett nicht gehörig chymificirt. Es legt ſich auf die contenta des Ma: gens in Geftalt eines Delhäutchens, wird ftarfriechend und zuweilen ſtatk ranzig, und erregt in diefem Zuftande Sod— brennen, nausea und Aufftoßen, oder zuweilen auch wirks liches Erbrechen, Die größere Tendenz einiger öligen Sub: tanzen, Störungen im Magen hervorzubringen, fcheint mir davon abzuhängen, daß diefe leichter flüchtige Fettſaͤuren er: zeugen, welche meift ungemein feharf und reigend find. Da: raus erklärt ſich der nachtheilige Einfluß des Genuffes von Hammeltett, Butter und Fifhölen, von denen das erftere Bodfiure, die zweite Butters, Ziegens und Kuhſaͤure und die legteren Delphinfäure enthalten, Der Einfluß der Waͤrme auf fettige Subftanzen be: wirkt verfchiedene chemifche Veränderungen in denfelben, wo⸗ durch fie ſchwerer verdaulich und fchudlicher für den Magen werden. Dyspeptiker follten deßhalb fih aller gebratenen Speifen enthalten, da bei dem Braten die Hitze gewöhnlid) vermittelft Eochenden Deles oder Fettes angewendet wird, Bire Dele geben bei'm Kochen Kohlenſaͤure, einen leichten entzundlihen Dampf und ein fcharfes flüchtiges Del, Acros fein oder Ucroleon genannt, ab, während die Fettfäuren der Dele frei werden. Sch habe ſtets bemerkt, daß gefochte Butter fhhädlicher für den Magen ift, als gekochtes Dlivens dl. Dieſes fihreibe ich dem leichteren Freimerden der ſchar— fen flüchtigen Säuren der Butter unter dem influffe der Hige zu. Das Fett von gefalgenem Schweinefleifhe und Spede ift für manchen ſchwachen Magen weniger [hädlich, als frifche animalifhe Fette. Dieſes muß von einer mit bem Bette bei'm Einfalzen vorgehenden Veränderung herz rühren. Fire Dele oder Fett find ſchwerer verdaulich und fehäds licher für den Magen, als irgend ein anderes Nahrungs: mittel, Viele Dyspeptifer, welche reines Fett oder Del ftreng dermeiden, wenden #8 in einer mehr verhüllten Form, und zwar nicht minder zu ihrem Nachtheile, an. Solche Indi— viduen müffen keine Cidotter, Eeine Leber, Eein Gehirn, welche alle an Del reich find, genießen. Milch und befons ders Milhrahm wird von einigen Perſonen ſchlecht vertra— gen, oder, wie fie fügen, es liegt ihnen ſchwer auf dem Magen, und zwar in Folge der darin enthaltenen Butter. Better Käfe enthält Butter und macht daher leicht Werdau: ungsbefchwerden. Daffelbe findet bei Braten aller Art, ges [hmolzener Butter, geröfteten Butterfbnitten, Butterfuchen, Pafteten, Fettpuddings und Schmalzpuddings ſtatt. Mebre Arten Sifhe, wie Labs, Heringe, Sprotten und Yale, find reich an Del und daher ſchwerer verdaulich. Weberhaupt macht aber das Braten und Zubereiten mancher Speifen mit gefhmolzener Butter diefelben ſchwerer verdaulih. Die Ölhaltigen Saamen, wie von Hafelnüffen, Wallnüffen und Kokusnüffen, find ſehr ſchwer verdaulich; Chocolade, aus den 647. XXX, 9. 142 öligen Saamen von Theolroma Cacao kereitet, ift das ber feine paffende Nahrung für einen fdwahen Magen. Hähes, Schmorfleiſch und Fleifhbrühen mirken oft, wegen des in ihnen enthaltenen Oels oder Fettes, nachtheilig. Bei der DBereitung von Suppen für magenfdwadhe Perfonen muß daher das Fett forgfültig abgefhäumt werden. (Aus Dr. Pereira: Ueber Nahrungsmittel und Diät ıc. in Du- blin Journal, January 1844.) Neue Operation des Maftdarmvorfalls. Von Dr, Robert, : Die verfhiedenen Behandlungsweifen des Maftdarms vorfalles find Eurz folgende: 1) Das Glübeifen als das ältefte Verfahren, 2) die Exciſion, melde von Sabatier zuerft angeführt ift, und welhe wegen der Haemorrhagie als fehr bedenklih gefchils dert wird, 3) die Ligatur, welche Copeland auf die Art macht, daß er eine Nadel duchfliht und hinter diefer die Ligatur umfdylingt, während Kifton einen Doppelfaden durch die Geſchwulſt zieht und in zwei Hälften unterbindet. Blandin unterbindet in vier einzelnen Abtheilungen. 4) Hey trug die Äußeren Falten ab und heilte dadurd den Vorfall. 5) Dupuytren ſchnitt mehrere duch Haemor— rhoidalknoten gebildete Falten ftrahlenformig um den After herum aus. 6) Man macht auf dem prolapsus je nad) der Anfhwellung der Theile mehr oder minder tiefe Laͤngs— ſchnitte, um die Verbindung zwıfhen Schleim» und Mus: kelhaut vollftändiger zu machen, Dem Dr. Robert Eam nun im Suni 1839 ein Fall vor, bei welbem cin ungefäbr 1 Zoll langer Vorkall tros einer Unterftügungsbinde immer wieder vortrat; er war mit unmillfürlihem Faecalabgange verbunden, außerdem war eine Senkung der Gebärmutter und allgemeine Erſchlaffung der Bauchdecken zugegen. Es war bereits eine Exciſion der Schleimhaut verfuht worden; Bei der Üübermäßigen Erfhlaffung des sphineter hatte fie nichts geleiftet, und auch die Übrigen Bebandlungeweifen gaben Eeine Ausſicht auf Erfolg, Dr. Robert v rfuchte daher am 13. Juli 1839 folgendes Verfahren: Zuvoͤrderſt wurde die Kranke durch Falten und den Gebrauh des Opiums und durch eine am Abend vor der Operation ges reichte Purganz zu einer Länger dauernden Stublverhaltung vorbereitet. Sodann wurde fie am genannten Tage in die Stellung, wie zur Operation der Majtdarmfiftel, gebracht. Die hintere Hälfte de3 Umfangs des Afters wurde mit einem Vförz migen Schnitt umgeben, welcher bis durch den sphincter bins durch geführt wurde. Die zwifchen beiden Jncifionen liegen» den Meichiheile wurden mit der Schere meggenommen, die Blutung aus der tiefen Wunde war bald zum Stehen gebracht, und hierauf wurden mittelft tief eingreifender ges Erümmter Nadeln drei Zapfennähte angelegt. Dies war zuerft fehmerzhaft, wurde jedoch bald ruhig ertragen; die Kranke wurde auf den Nüden gelagert, und man ließ eis nen elaftifchen Gatheter in der Blaſe liegen; die Wunde wurde mit Compreffen, die in Goulard'ſchem Waſſer einges 143 taudit waren, bedeckt. Die Spannung durch die Naht war gering, und die Suturen fonnten feche Tage liegen bleis ben. Am funfzehnten Zage war nur noch ein Eleiner Streif zwifchen Haut und sphineter gerade nad Hinten unvers beitt, die Kranke hatte noch keinen Stuhlgang gehabt, und e8 wurden, um einen ploͤtzlichen Abyang der FBaecalmaffen zu verhüten, diefe, ſoweit fie ſich erreichen ließen, mittelft eis ner curette entfernt. Am achtzehnten Tage erfolgte will: kuͤrlich ein Stuhlgang ohne Schmerz und ohne üble Folgen für die Narbe. Mittelſt Compreffion und Cauterifation mit Höllenftein wurde im Verlaufe eines Monats der Les berreft der Wunde vollends zur Heilung gebraht. Am 24. Auguft fand die Kranke auf, es zeigte ſich wieder eim Eleinee Wulſt, welcher jedoch feine Fortſchritte machte, Stublgang und Klyſtire wurden willkuͤrlich zuruͤckgehalten. Am 15. Septemper wurden zu beiden Seiten des Aftere Streifen mit dem Glüheifen gemacht, mas wenig wirkte. Hierauf folgte eine Behandlung mit bittern Traͤnken und den Pillen von Blaud. Dabei verkleinerte fi der Schleim: hautwulft um ein Betraͤchtliches und verſchwand faft vollkom⸗ men. Seit dem Frühjahre 1840 hat die Kranke ihre Bes ſchaͤftigung als Waͤſcherin wieder begonnen und feine weitere Beläftigung von ihrem Uebel erfahren. (Memoires de ’A- cademie royale de Medecine Tome. X. Paris 1843. ©. 88.) Misecllem Ueber die gewoͤhnlichſten Krankheiten der Blutes egel. Die große Mortalität unter den Blutegeln, welche befon= ders in den legten. Zabren vorgefommen ift, fchreibt der Apotheker Herr Falken zu Abo auf Rechnung eines unvorſichtigen Sams melng, eines langen und unvorfihtigen Zransportes, einer fehlers haften Aufbewahrungsart und mangelhafter Pflege. Die aus dies fen Urſachen entftehenden Krankheiten der Blutegel find contagiöfer Natur und Fönnen in wenigen Tagen eine bedeutende Sterblichkeit unter denfelben veranlaffen. Zu folchen Krankheiten gehören, nad) des Verfaffers Erfahrung: 1) Die Knotenkrankheit Knuts— jukan). Das Thier hat nad) Hinten zu ein eigenthümtiches Anſe—⸗ hen und fcheint an mehreren Stellen durd) einen feinen Faden zus fammengef&hnürt zu feyn. Inwendig im Körper, befonders am bins tern Theile, finden fich kleine Verhärtungen von geronnenem Blute, die fih hin und her ſchieben laffen und die Größe eines Senfkorns haben, Die zufammengefhnürten Theile find gleihfam geläbnit, während die übrigen gefund find, und fo kann der Egel in diefem Zuftande ein bis zwei Tage leben, Bei genauer Unterſuchung fine 647. XXX. 9 144 det man, daß die Oberhaut von Vorn nah Hinten zufammene ſchrumpft und ındlich einen fiinen Faden bildet, der ‘din Egel eins ſchnurt. Wenn man den Egeln im Anfange oft weiches Waffır, in dem etwas Zucker aufgeloͤſ't ift, reicht, fo ann man fie oft noch laͤnger erhalten. ‚ Die Krankheit Fommt oft zur Paarungszeit, vom April bis Juni, jedody auch zu andern Zeiten, in Folge ſchlech— ter Wartung u. ſ. w. vor. 2) Sarbige oder gelbe Kranke heit (roet eller gels jukan). In diefer Krankheit ſchwellen dem Thiere Kopf und Fuß gleichzeitig an, aus dem After wird das membrum viriie ausgeftoßen, die Geſchwulſt verbreitet fich über den ganzen Körper, und das Blut geräth in Verderbniß. Endlich ent— ſtehen Gonvulfionen, und es erfolgt der Tod. Diefe ift die gefährs lichfte Krankheit und tödtet in wenigen Stunden. Diefelbe wird durch Ammoniacal: Dämpfe hervorgebracht, entfteht aber aud) durdy andere Urfahen. Ammoniak ift ein ſchnell tödtendes Mittel für Blutegel, und es hat die große Sterblichkeit derfelben in Apothe— fen ſehr oft ihren Grund darin, daß fie folhen Dämpfen ausge: fegt werden. Die Krankheit ift heilbar, wenn der Fußtheil dis Thieres zuerft anſchwillt. Man fliht die Gefchwulft mit einer Nadel auf, drüdt das verdorbene Blut aus und fegt das Thier in laues Waffe. Durch das Waſchen mit lauem Waffer, dem Eſſig zugeſetzt iſt, oder mit lauer füßer Milch, ſtellt man das Thier wieder her 3) Maulgeſchwulſt (Munsvullnad). Bei'm Einfammeln werden die Blutegel durdy rohes Abreißen von den Stellen, wo ſie ſich angıfogen haben, oft befchädigt, und ift die Folge davon‘, daß fich nad) riniger Zeit eine Gefchwulft am Maule bildet, und das hier vom Kopfe bis zum Fußende hin abftirbt. Auch wenn die Biutegel kurz vor dem Transporte viel Blut befommen haben, entfteht diefe Krankheit. Werden ſolche kranke DBlutegel unter gefunde gelaffen, fo erkranken diefe ebens falls, wahrfcheintich in Folge der Verderbniß des Waffers , welche jene erregen. 4) Schleimkrankheit (slemsjukan). Die Blutes gel fehen jämmerlich aus, find mit einem weißen Schleime bededt, der das Waffer einem Leinſaamendecoct ähnlich macht, fie find matt und fterben gewöhnlich in Zeit von drei Tagen, von Hinten nach Vorn zu, ab. Der Berfaffer glaubt, daß verhindertes Gierlegen während des Zransportes die Urfache fey. Man beobachtet fie von Zuni bis Auguſt. (Dppenheim, Februar 1844.) r Eine Berfälfhung der Kleie durch Sägefpäne ift in Srankreih durch Chevalier feftgeitellt worden. ae ter hatte diefelbe wohlfeil zur Fütterung feiner Kühe gekauft, diefe aber gaben von da an weniger Milh. Die Entdeckung geſchah zunaͤchſt vermittelſt der Loupe; ſodann aber, bei Gelegenheit der gerichtlichen Unterſuchung, auch durch chemiſche Unterſuchung. Es wurden naͤmlich einige Körner mit etwas Jodwaſſer, dem ein mes nig Efjigfäure zugefegt war, befeuchtet. So wurde die Äächte Kleie blau, mährend die Sägefpäne ſchwarz wurden. (Annales d’Hy- giene publique.) Eine byfterifhe Aphonie ift von Dr. Broderfon, in Finnland, duch den inneren Gebrauch des falpeterfauren Silbers, 7; Gran pro dosi alle zwei Stunden, in kurzer Zeit geheilt wor— den. (Dppenheim, Febr. 1844.) m Te ST —————— — Bibliographisce A System of Mineralogy, comprising the most recent Discove- ries. By James D. Dana. 24 Edition. New York 1844. 8 Mit K. Proof eener Geologische Kaart van de Nederlanden. Door Dr. W. C.H. Staring. Groningen 1844. Royal Folio. (Schr dankenswerth.) JJ— The Northern Journal of Medicine, a monthly Survey of the Progress of medical Knowledge, at Home and abroad. Edi- ted by Will. Seller, M.D., and T. Lindley Kenys, M.D. Edinburgh 1844. 8. Nr. I. Trait& de therapeutique generale veterinaire. Par O. Delafond. Paris 1844. 8. (Vergl. Nr, 575, INr. 3. d. XX VII Bandes.]) —— m — — Menue Notizen a u s dem Gebiete der Nalur- und Beilkunde, R arfammelt und mirgerbeilt von dem Ober » Mebdieinafrathe Froriep pn Weimar, und dem Medisinalratbe und Profeſſor Froriep ju Berlin. N. 648 (Nr. 10. des XXX. Bandes.) Mai 1844, Gedrudt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. bes einzelnen Gtüdes 3 99x Preis eines ganzen ——— von 24 Bogen, 2 46. oder 3 30 I, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r in. br Rd Anatomie des Phalangium Opilio, Latr. Bon Alfrıd Tulf, Eſq. (Bierzu bie Figuren 43. — 61. auf der mit Nummer 639. [Nr. 1. biefed Bandes] ausgegebenen Kafel.) f (Sb I uf). Sinnesorgane. Mit Ausnahme des Geſichtsſin— nes, läßt fich der genaue Sig der Sinnesorgane bei Pha- langium nur vermuthungsweife angeben, wie dieß auc bei den Inſecten der Fall if. Den Walpen und den zarten Enden der Füße des vorderften und der zwei hintern Paare wohnt unftreitig der Zaftfinn in fehr hohem Grade inne; während dag zweite Paar , das länger ift, als die Übrigen, und welches die Afterfpinne, vorzüglich im Zuftande der Rus be, in die Höbe hält, ibr die fchwingenden Bewegungen in der Luft fuͤhlbar machen und fie fo zeitig vor Diefer oder jener berannabenden Gefahr warnen dürfte. Die chelice- rae, welhe man gewöhnlich für die Nepräfentanten der Fuͤh— ler bält, dürften fi, ihrer Geftalt nady zu urtheilen, nicht wohl zur Vermittlung des Gehörs eignen. Der Augen find vier an der Zahl; zwei liegen auf der Mitte des Kopfbruſt— fchildes, und das andere Paar in der Naͤhe feiner vordern Eden. Bei den erftern, die in ihrer Größe, hohen Lage und SHervorragung einen Erſatz binfichtlih ihrer geringen Zahl, im Vergleihe mit den auf der Medianlinie liegenden Augen der Araneida, zu befigen feinen, habe ich Äbnliche Structuren ermittelt, wie die, aus denen, nah Müller und Andern, das Auge des Scorpions befteht, zuvoͤrderſt nämlich eine Schicht ſchwarzen Pigment, welche unftreitig durch eine choroidea, welche an den Seiten dider ift, als oben und unten, und welche an ihrer innern Fläche die retina ftüßen muß, an Dit und Stelle gehalten wird; ferner eine lass feuchtigkeit, die fich als eine convere durchfichtige Stelle im Mittelpuncte der Pigmentfhicht eingelagert zeigt, und ends lich eine winzige runde plattgedrüdte Kryſtalllinſe, die aug concentrifchen Kamellen befteht und bei dem lebenden Thiere durch die Hornhaut hindurch fichtbar ift, welche legtere nur No. 1745, — 648, k. eine glatte, durchſichtige Portion der allgemeinen Hautbedek— kungen if. In Figur 60 om find ein Paar Muskeln dargeftellt, welche zu beiden Seiten nad) dem mittlern Aus aenpaare geben, das feitlid miteinander verbunden ift. Die Beftimmung diefer Muskeln muß ſicher feyn, irgend eine Beränderung in der Lage der innern Feuchtigkeiten des Aus ges unter der unbewegliben Hornhaut zu bewirken und fie auf diefe Weife den Bewegungen des ganglion thoraci- cum anzupaffen und zugleih auf die cephaliſchen und opti= fhen Nerven einzuwirken. Ueber diefes Verhaͤltniß verbreis tet der Umftand einiges Licht, daß bei allen Gremplaren von Opilio, bei denen ih das Kopfbruftfchild befeitigte, die Pigmentſchicht und Glasfeuctigkeit, obne Ausnahme, an dem Ende des nervus opticus befeftigt blieb, während die Kryſtalllinſe an der hintern Seite der Hornhaut fißgn blieb, mas auf eine fehr lodere Verbindung hindeutet, wenn eine folhe überhaupt vorhanden if. Das feitlibe Augenpaar ift nicht fo deutlich entwidelt und hervorfiehend, als das mittlere, und fcheint bei manden Species ganz zu fehlen, wie ich denn, 3. B., an einem Cremplare von Phalan- gium quadridentatum aud nicht die geringfte Spur von demfelben zu entdeden vermochte. Refpirationefyftem. Die Nefpirationgorgane der Phalangia befteben aus zwei großen Tracheenſtaͤmmen (Fi⸗ qur 6, welche zu beiden Geiten der Kopfbrufthöhle liegen. Sie beginnen an zwei stigmata, welche ſich aͤußerlich zwi— ſchen den hintern Hüften und der untern Fläche des abdo- men öffnen und von da nad) Innen, Vorn und etwas nach Oben ſtreichen, nad ihrem vordern Ende zu aber gegeneins ander convergiren. In ihrem Verlaufe bomerft man mehrere Gıweiterungen, von denen ftarfe Aeſte ausgehen. Bei der fhrägen Rage der bintern Hüften, müffen ſich diefe Stäm: me ctwag plößlih um deren Gonverität berumbiegen, und bei der Enge des für das spiraculum vorhandenen Raums, find fie an jener Stelle zufammengedrüdt und von geringes tem Kaliber. Ihre Beziehungen finden in der Richtung von Hinten nad) Vorn in folgender Weiſe flatt: Indem 10 147 fie unter ben hintern Hüften hervorfommen, ſtreichen fie über den Theil ded ovarium, von welhem oben angegeben worden, daß er fich dort auf beiden Seiten tief einfenkt, und laufen dann an den Innern Enden der Hüftgelenke hin, indem fie theilweife auf den Muskeln ruhen, welche in diefe offnen Höhlen einftreihen, während fie nad ihren vordern Enden zu über den Seiten und fchenkelartigen Aeſten des Thorax-Ganglion liegen. An dieſen Staͤmmen iſt deren Dicke und Kuͤrze einigermaaßen merkwuͤrdig, und man unter— ſcheidet fie beim Seciren leicht durch ihren ſtaͤrkern Perl— mutterglanz von andern Organen. Am Beſten laſſen ſie ſich unterſuchen, wenn man von der Ruͤckenoberflaͤche aus ſe— cirt und das Herz, ſowie die ſaͤmmtlichen Verdauungswerk— zeuge, ſowie beiim Weibchen das ovarium und den Eier— fad, befeitigt. Abgeſehen von den Hauptſtaͤmmen, ſagt Straus— Durckheim in ſeinem unlaͤngſt erſchienenen gediegenen Werke: Traite d’Anatomie comparee. Paris 1842, habe ich die Tracheen der Holetren nah) Form und Anord» nung nie genau erkennen Eönnen. " Zreviranus hat je: doch ſchon vor längerer Zeit die Nefpirationgröhren und des ven Zweige befchrieben und dargeitellt; da dieß indeß von dieſem ausgezeichneten Beobachter in einer nur fehr allges meinen Weiſe gefchehen ift, fo laßt ſich auf diefem Gebiete noch manche intereffante Nachlefe halten. Die Aeſte der erften Ordnung welche ebenfalls in bedeutender Stärke von jedem der Hauptflimme ausgehen, find vierzehn an der Zabl, und die meiften derfelben verzweigen ſich zwifchen den Bruft: eingeweiden, während auf jeder Seite nur drei dem abdo- men zugetheilt find. Die erfte diefer Abdominal-Luft— töhren (at) geht von der innen Wandung des Stam— mes hart vor der Stelle ab, mo derfelbe in das stig- ma mündet, und ftreiht gerade hinterwärts eine Strede ungetheilt fort, worauf fie ſich in mehrere Zweige fpaltet. Die beiden nächften Arfte entfpringen nicht weit von dem erften dicht nebeneinander. Der erftere läuft ebenfalls eine Strecke weit als einfahe Roͤhre hinterwärts, fpaltet fich dann gabelförmig, und jeder diefer Zweige theilt fich wieder in zwei oder drei, fo daß eine Anhäufung von langen Tra— cheen entfteht, die faft von gleicher Stärke und parallel mitz einander find. Der innere Aft theilt fich in geringerer Ent: fernung von feinem Urfprung, als die andern, in dünnere und mehr in der Richtung der Medianlinie ftreichende Roͤh— ten, welche die Abdominaleingeweide und Gefchlehtsorgane mit Luft verforgen. Der vierte Aſt (f), vom Hauptftamme ausgeht, welcher unter einem fpigen Winkel ift vorzüglich far, indem er faft das halbe Kaliber des Stammes felbft befist, und er Läuft, wie diefer, nach Born und Sinnen, convergirt aber mehr gegen den ihm entfprechenden Aſt der andern Seite. Nachdem er den Hauptftamm verlaffen, fenkt er fih unter deffen Niveau und läuft nach dem hintern Ran— de des Thorar- Öanglion, unter welhem er binftreiht und dann plöglich in eine rundliche Eeulenförmige Auftreibung en— det, von welcher drei Zweige ausgehen. Der hinterfte diefer Zweige nimmt eine eigenthümliche Nichtung ; freicht 648. XXX. 10. 148 trangverfal nah Innern, über ben mittleren Abdominalner⸗ ven und den vordern Theil der Scheide des ierlegers des Weibchens, wie Figur 61 zeigt, und anaftomofirt mit der entfprechenden Roͤhre der entgegengefegten Seite, fo daß er hart hinter dem Thorax-Ganglion einen zarten Bogen bile det. Bon der Vorderfeite diefed Bogens, deffen oben unter dem Wamen: „transverfales Tracheengefaͤß“ Erwaͤhnung ge⸗ ſchehen iſt, gehen zwei lange, dünne, kruͤmme Roͤhren aus, die vorwärts ffreihen und wahrſcheinlich in die Maxillar— palpen eintreten. Treviranus hat eine unpnarige Röhre befchrieben, welche zwifchen Ddiefen beiden entfpringen und vorwärts ftreihen foll, während eine andere dieſer gerade gegenüber entfpringen und rüdwärts ftreichen fol. Sch ha— be diefe beiden legtern Zweige in feinem Falle auffinden fönnen, aber an mehreren Eremplaren des Phal. Opilio zwei Zracheen entdedt, die, dem vorderen Paare faft gegenz über, von dem Bogen entfpringen und in die Abdominal— hoͤhle ftreihen. Die beiden andern, von dem Hauptſtamme ausgehenden Aefte laufen unter dag ganglion thoracicum, und deren legte Verzweigungen treten zu beiden Seiten des Sehnerven hervor und verforgen die benachbarten Dryane. Der Hauptflamm des Tracheenſyſtems giebt außerdem nur noch einen Aft von feiner innern Wandung ab, welcher fih in der Nähe des ganglion opticum verzweigt und dann, allmälig dünner werdend, in eine endftändige Röhre (te) ausgeht melde die Luft in das innere der chelice- rae einführt, und von deren äußerer Wundung mehrere Eleine, mehr oder weniger parallele Röhrchen entfpringen. Die Aeſte, welhe von der aͤußeren Wandung des Hauptftammes ausgehen, entfpringen paarmeife. Es find vier Paare vorhanden (c 2), und ein Aft jedes Paares geht längs der oberen Fläche der Muskeln in die Hüftgelenke über, um die Beine zu verforgen, während der andere nad) den Wandungen und ingeweiden des cephalo-thorax ftreiht. Da die zwei vorderen Fußpaare in ihrer Richtung von den beiden hinteren divergiren, fo ift der Raum zwi- fen den beiden mittleren Roͤhrenpaaren größer, als der zwifhen dem erften und zweiten, oder dritten und vierten Paare. Außer den obenerwähnten Zracdeengefäßen, findet man überall deren toinzige Verzweigungen, von denen manche in den Körper des penis und Cierlegers, andere zu beiden ©eiten des pharynx, zwifchen deffen Muskeln, eindringen, andere der Peripherie des Ovariums folgen, ſich zwifchen die blinden Saamenroͤhrchen begeben ıc. Was die Structur der Tracheen bei Phalangium beteifft, fo ift es mir nicht gelungen, das Vorhandenſeyn einer von deren fpiralförmigen Fafern verfchiedenen fetöfen, oder Schleimmembran zu entdeden; allein da die Windungen jener Faſern doh im irgend einer Meile miteinander in Verbindung feyn müffen, fo dürfte dieß allerdings durch eine Schleimhaut, ſtatt einer, die Nöhren auskleidenden, gewöhn- lihen Membran, geſchehen. Man bemerkt an diefen Ges fäßen ein Anfehen, welches dem der Bläschen der Inſecten ähnlich ift und von einer Unzahl von runden Flecken her— rührt, die man auf den erften Bli für Eleine Deffnungen halten möd)te, und die in vorzüglicher Menge ganz regellos 149 über die Hauptftämme vertheilt find, waͤhrend fie an ben Aeſten und Zweigen immer feltener werden. Bei einer fünfpundertfahen Vergrößerung nad einer Dimenfion uns terfucht, ftellen fie fi als zweierlei Art dar, Die größeren befißen einen ſcharf umfchriebenen Nand, ftehen mit der Spiralfafer in weniger inniger Verbindung, ragen häufig über deren Oberfläche bedeutend hervor und erſcheinen als einfache Kerne, um welde her ſich noch eine Zelle entwißs £elt hat. Diefe Structur, deren nähere Befchaffenheit und Beftimmung ſich ſchwer beurteilen laͤßt, beweif’t wenigfteng, daß die Flecken nicht, wie mande Forfcher gemeint haben, ftellenweife Erweiterungen der Tracheen find. Die spiracula find lange, ſchmale Spalten, die fich im Grunde der, zwifchen dem hinteren Hüftpaare und dem abdomen befindlihen Hautfalte befinden. Ihr binterer Rand ift fo einmärts gefhlagen, daß er eine dreiedige, ftumpfe, niedergebogene hornige Platte (pP) bildet, melde an der, dem Urjprunge der zweiten und dritten Abdominal— trachee entfprechenden Stelle in die Bauchhoͤhle hineinragt. Sie ift niht mit Muskeln verſehen, kann fich aber auf der, diefelbe füßenden Innenfeite der Hautbededung frei hin= und herbewegen, fo daß fie für eine Art von pafjiver Klappe gelten Eann, welche auf der einen Seite dazu dient, die ſchwaͤchere Seite der Spiracularöffnung zu verftärfen, und auf der anderen, fie niederwärts biegfam zu machen, fo daß die Trachee fich volftändig erweitern und, wenn das Ein ftreichen von weniger Luft nörhig iſt, ſich theilweiſe ſchlie— fen Eann, Sie dürfte auch dazu dienen, die Luftröhre während der Bewegungen der hintern Hüften, fowie, wenn das abdomen des Weibchens viel Eier enthält, vor Zuſam— mendruͤckung zu ſchuͤtzen. Der äußere Rand diefer Platte ift der längfte, und die Enden des Spaltes verlängern ſich in ſchwache Furchen. Die directe Beziehung, welche zwiſchen der Entwickel— ung der Reſpirationsfunctionen und der Lebhaftigkeit eines Thieres beſteht, laͤßt ſich bei der Afterſpinne deutlich erken— nen. Die langen Beine verlangen unſtreitig eine außeror— dentliche Kraft zu ihter Bewegung und um den Koͤrper ge— hoͤrig im Gleichgewichte zu halten, ſo daß, wie einer unſe— ver alten Naturforſcher bemerkt *), wenn der menſchliche Körper auf diefe Weiſe geftügt wäre, der Menſch hundert: undfunfzigmal ftärfer fenn müßte, als er es ift, wenn er nicht mit der Bruft auf den Boden fallen follte. Dems nach begreift man den Zweck der bedeutenden Stärke und DVerzweigung der Tracheen, fowie, weßhalb diefelben haupt— fächlich in dem cephalo-thorax vertheilt find, an welchem die Locomotionsorgane und deren Eräftige Muskeln figen, waͤh— tend nur wenige Möhren nach dem abdomen geben, deffen unvollfommen entwidelte Segmente wenig Beweglichkeit be: fiten. In bdiefer legten Beziehung bieten die Inſecten wirklih einen auffallenden Gegenfag zu den Phalan- gia bar, *) Hooke’s Micrographia, 1665, Obs. 47, on the Shepherd- Spider, 648. XXX. 10, 150 Am Schluſſe diefer Beſchreibung der Anatomie der Phalangia dürfte man einige Bemerkungen über den Rang und die Stellung derfelben unter den Gruppen der Arach- nida von mir erwarten; allein dazu ift der Gegenftand noch nicht hinlänglic aufgeklärt. Denn wieviel wiffen wir denn eis gentlich bis jeßt Über die innere Drganifation von Galeo- des, Chelifer Pycnogonum und die zahlreiche Familie der Acari? Unter ſolchen Umftänden muß ic mich vor der Hand lediglih auf Darleguny der Thatfahen befchräns fen, ohne mid) auf weitere Folgerungen aus denfelben einz äulaffen. Erklärung der Figuren. Figur 43. Untere Anfiht des epipharynx, wo man fieht, wie der pharynx in demfelben liegt, und wo man den Anfang der Speiferöhre bemerft AA, das erſte Ma— gillenpaar mit feinen Bögen; 22 die zweiten Glieder der Palpen; s das ſenkrechte septum. Figur 44. Die vordere Deffnung des pharynx; dp das abmärtsgebogene Ende der Nüdenplatte deffelben, wel des an feinem Gipfel eine hornige Lefze bildet; am’ m’ die Muskelbündel. Figur 45. Der Ernährungsapparat, von Oben ger fehen, nadjdem der pharynx und oesophagus_ befeitigt morden, Figur 46. Derfelbe, von Unten gefehen, Die coeca find in beiden Figuren in derfelben Meife bezeichnet. Figur 47. Ein fchräger Querdurchſchnitt deg mittlern Theiles der Abdominalorgane des Weibchens von Phalan- gium Opilio. Die epidermis ift weggenommen, fo daß nur nod) die unter derfelben liegende Hautfhicht am’ m’ mit den auf derfelben liegenden Fafern des corium, mm, an Ort und Stelle geblieben ift. Die Beziehungen des ova- rium, O, und des Cierlegers, or, find ebenfalls wahrzu— nehmen. Figur 48, Die ovale Maffe der faeces, welche in ihre hautige Hülle eingefchloffen if. Sch bin nit im Stande gewefen, mit Hülfe des Mikroſkops, irgend eine deutliche Structur an der, diefen Sad bildenden Membran wahrzunehmen, die als eine vollfommen homogene, glatte Haut erfcheint, welde ihrer Dünnheit wegen völlig durch— fihtig ift. Ich habe fie bei den vielen von mir unterfuch- ten Eremplaren des Phalangium Opilio ohne Ausnahme angetroffen. Figur 49. Die präparirten männlichen Geſchlechtsor— gane, von Unten geſehen; cc, das feitlihe untere Paar der langen coeca; a, der After. Figur 50. Der penis nad) befeitigter Scheide, von Dben gefehen. Sigur 51. Derfelbe, in feiner Scheide, sh, in der Goncavität des Sternum, Ss, liegend. Figur 52, Die Scheide und der penis, durch die Mündung der Geſchlechtstheile vorgeredt, von Unten ge: fehen. 1, 2, 3, 4, die Hüften der Beine; B, das zweite Kieferpaar; D, Anhängfel der zweiten Hüftgelenke, 30." 151 Figur 53. Männchen bes Ph. Opilio, von ber Geis te gefehen, mit herausgetretenen Geſchlechtstheilen. Die Beine find am Ende der dritten Glieder abgef&nitten. Figur 54. Die weiblihen Geſchlechtstheile, von Uns ten gefeben. Die natürliche Lage der Theile iſt einigermaa⸗ ßen geſtoͤrt. or, das Ende des aus feiner ächten ſchwarz⸗ gefaͤrbten Scheide hervorgetretenen Eierlegers, der von ſeiner musculöfen Scheide, ms, umgeben iſt. 729, ng, die Abdos minalnervenganglien; /, Die Fetimaffe over Xeber; 3, 4, . Hüften des binterften Fußpaares; D die Anhängfel der zweiten Huͤftgelenke. Figur 55. Das ovarium und der Eierfad, von Oben gefehen, der leßtere ſtark von Eiern ſtrotzend; 0 ©, der Eis erleiter oder oviduetus; 0’, einzelne Eier, von ihrer Dot: terhülle umgeben. Figur 56. Der von feinee Scheide abgelöfte Eier— leger oder ovipositor. Nur 20 feiner Ninge find darge— ſtelltz m’, die ihm auskleidende Membran, auf der man Ein» drüde der Ninge bemerkt. Figur 57. Eine ftärker vergrößerte Anfiht des Endes des Eierlegers; a, die Ringe. Figur 58. Weibchen des Ph. Opilio, bei dem der Eierleger und deffen Scheide aus der Abdominalhähle her: ausgeredt find. Figur 59. Das vom Körper abgelöf’te präparirte Nervenſyſtem. An der Stelle, wo die von den Abdominals ganglien ausgehenden Zweige miteinander communicirenbe= meret man eine Werdidung der Mervenfäden. Figur 60. Muskeln des zufammenftoßenden mittlern Augenpaares. Figur 61. Das Refpirationsfpfiem. Die Hautbe— dedungen find von der Ruͤckenſeite abgelöft, um die Tra— been bloßzulegen; 28, die musculcfe Scheide des OVipo- sitor. die theilweife abgeriffen ift, damit die aͤchte Scheide darunter fihtbar werde; ag ag’, Nervenganglien; 9°, m, die Zuruͤckziehmuskeln; 00, oviduetus; ch, die Baſalglieder der chelicerae; mp die Marilärpalpen: 1, 2, 3, 4, die Hüftgelenke; den transverfalen Xheil t des ganglion thoracicum, und das ganglion cephalicum von wel: 648. XXX. 10, 152 chem der Sehnerve on ausgeht, bemerkt man in ihren Bes ziehungen zu den Zracheenftüämmen linker Hand. Der zweite und dritte Aſt der bdominaltracheen find abgeriffen, fodaß man die ihrem Urfprunge entſprechenden Deffnungen in den Hauptſtaͤmmen erblidt. (The Annals and Mag. of Nat. Hist., Sept., Oct. and Nov. 1843.) Miscellen. 3wei Eremplare einer Species von Manis (M. mul- tiscutata, Gray), welche Herr Fraſer auf der Inſel Fernando Po erhalten, hatte diefer der Londoner zoologiſchen Geſellſchaft vorgezeigt. Sie waren, nad) den Knochen zu urtheilen, ride völlig erwachſen; das größte war 30 Zoll lang, woron auf den Schwanz 18 Famen. Er batte die Thiere auf Fernando Po etwa cine Woche lang am Erben erhalten und in dır Stube umpherlaufın laffen, wo jie die dort ſehr häufigen Einen ſchwar— zen Ameifen fragen. Sie waren frifchgefangen ſchon ganz zahm und Eletterten im Zimmer umher, ohne jih um die Anweſen— heit der Menſchen zu kümmern. An den rauhbehauenen Eckpfo— ften des Zimmers kletterten ſie ſehr behende hinauf und mit nach Unten gerichretem Kopfe wieder herab. Zuweilen rollten fie lich auch Fnauelförmig zufammen und ließen ſich fo herabfallın obme anfcheinend durch den Sturz im Geringften zu leiden, da dieſer durch die halbaufgerichterten Schuppen bedeutend gebrochen wurde. Bei'm Klettern Fam der unten mit ftark zugefpisten Schuppen be: fegte Schwanz dın Füßen zu Dülfe, und mit demfelben und ben Hinterfüßen Elammerte fi das Thier an den Pfoften fo feft, daß es den Leib horizontal zurüdkbiegen und fih fo hin und her— biegen Fonnte, woran e8 Gefallen zu finden ſchien. Es ſchlief ftets mit zufammengewiceltem Körper und keilte ſich in diefer Lage fo feit in einen Winkel des Zimmers ein, daß Herr Krafer es uns möglich) fand, es gegen jeinen Willın berauszubringen, da Die Spigen der Schuppen in jede Eleine Vertiefung der umgebenden Gegenftände hineingedrüct waren. Die Augen find fdywarg und fehr hervorragend. Die Goloniften nennen diefe Epec’es Autadillo, und die Boobies nennen fie Gahlalı. (Anuals and Mag. of Nat. Hist., No. LXXXIII., March 1544.) Die Berfammlung der Naturforfher und Aerzte Deutfhlands wird fih in dem Jahre 1344 am 15. September in Bremen verfammeln und ift von ven Geſchaftsfuhrern, Herrn Bürgermeifter Smidt und Herrn Dr. G. W. Focke dafelbft, une term 15. Mai die Einladung dazu erfolgt, fowie der Wunſch auss geſprochen, daß die Abſicht, dahin zu Eommen, fowie die Vorträge, welche gehalten werden follen, den Gefhäftsführern vor dem 1. September angezeigt werden mögten. u ——— un ——_—_ —_ — Din tel ch Lan Em Ueber die mifroffopifhe Anatomie der Zuberfeln 1a8 Here Lebert in der Sitzung der Academie des Sciences vom 4. Maͤrt, und Folgendes find die Ergebniffe feiner Unterfuchungen: 1. Die conftanten mifroffopifhen Elemente der Zus berfeln find: moleculäre Körnchen, eine interglobuläre Hya— Linfubftanz und die eigentlihen Zuberfelforperchen oder Körnz chen. Sie haben einen Umfang von 0,05—0,01 Millimes ter, ihre Form ift unregelmäßig, winflig, mit abgerundeten Eden; ihre Umtiffe gewoͤhnlich rund und fiharf abgefihnits ten; fie umfchließen in ihrem gelblichen, etwas opalifirenden Innern eine gewiffe Anzahl ven Molecuͤlaͤrkoͤrnchen, aber feinen Kern. Waffer, Aether und ſchwache Säuren verän: dern fie nicht: concentrirte Säuren, fowie Aetzammoniak und eine concentrirte Auflöfung von Aetzkali, loͤſen fie auf. 2. Die Verichiedenbeiten in der Größe der Tuberkel— fügeldhen find unabhängig vom Alter und den Organen, in welchen die Zuberkeln abgelagert find. Am Beften Laffen fie fih in den gelben rohen Tuberkeln jtudiren. 3. Die Anfiht, daß die Tuberkelſubſtanz und ihre Kuͤgelchen nur eine Modification von Eiter find, wird durch die mifroffopifhe Unterfuhung widerlegt, welche deutliche Verſchiedenheiten zwifhen beiden nachweiſ'ſt: Die Eiterfü- gelchen find größer, regelmäßig halbrund, enthalten ein bis zwei Kerne und zeigen eine £örnige Oberfläche. Sie find 153 gewöhnlich frei und ifolirt, während die Tuberkelkuͤgelchen, befonders im rohen Zuftande, eng amsinander hängen. Die Krebskügelchen find zwei bis vier Mal fo groß und umſchlie— en einen Kern, in welchem fid oft ein bis drei Eleinere Kernchen finden, 4. Bei der sarcocele, ſowie bei dem Skirrh und dem Encephaloid der Bruſt, trifft man zumeilen eine £üfigte, gelblihe Subftanz, welche dem Tuberkel ſehr aͤhnlich ſieht, aber die mikroſkopiſche Unterſuchung weiſ't in derſelben nur von Fett infiltrirte Kerne von Krebskuͤgelchen nach. 5. Wenn der Tuberkel ſich erweicht, fo ſchmilzt feine interglobuläre Subſtanz, die Körperchen fallen auseinan— der, runden ſich ab und koͤnnen, indem fie Fluͤſſigkeit abs forbiren, als umfangreicher erfcheinen; dieſes jtellt jedoch nicht eine Wergrößerung, fondern eine beginnende Zerſez— zung dar. 6. Der Eiter, welcher ſich mit den- erweichten Tuber— kein vermifcht findet, kommt von den Theilen, welche diefel: ben umgeben und ift Eeinesweges eine Umwandlung der Zu: berkelſubſtanz felbft, aber der Eiter verändert rafch den Zus berkel und macht feine Elementarbeftandtheile ſchwer er— kennbar. 7. Die Kuͤgelchen des erweichten Tuberkels zerfließen endlich in eine körnigte Fluͤſſigkeit. 8. Die Verkreidung der Tuberkel ſtellt ſich unter dem Mikroſkop in der Geftalt amorpher, mineraliſcher Koͤrnchen dar, die oft mit Choleſterinkryſtallen und Pigmentelementen gemiſcht find. in Theil, der Tuberkelkuͤgelden wird dann abforbirt, während der andere lange Zeit unverändert bleis ben Eann. 9. Man findet zuweilen im Tuberkel Fett, Melanofe, Fibern gruͤnlicher Kügelhen und Kryſtalle von der Form der rbospborfauren Ammoniat:Magnefia. 10. Die Elemente der Entzuͤndung, der Ausfhwigung, der Eiterung und die verfchiedenen Formen des Epitheliums finden ſich zuweilen zufällig gemifht mit den Ciementen des Tuberkels und haben fo Veranlaffung zu Irrthuͤmern in 5ezug auf diefe leßteren gegeben. 11. Der Tuberkel der Lunge hat gewöhnlich feinen Sitz in dem elaftifchen interveficulären Zellgewebe; doch wer— den fie auch zuweilen in den Lungenblaͤschen oder in den capillaren Bronchien fecernirt. 12. Das die Tuberkel umgebende Gewebe ift entwe— der faft normal, oder entzündet. 13. Der Grad der Gonfiftenz der Lungen, welde der Sitz einer acuten oder chronifhen Entzündung find, hängt von ihrem Gehalte an Fibrine, an flüffigem Blaſtem oder an Kügelchen ab. Viel Fibrine mit wenig Blaftem und wenig Kügelchen bringt WVerhärtung hervor, viel Flüffiges und viele Kügelhen Ermeichung. 14. Die grauen balbdurchfichtigen ranulationen der Lungen beftehen aus Tuberkelkörnchen, aus einer reichlicheren und durcfichtigeren Interglobularfubftanz, ald im gelben Zus bertel und aus mehr oder minder intacten Pulmonalfibern. Sie find Übrigens nicht immer der Ausgangepunct des gel: ben Millaͤrtuberkels. 648. XXX. 10. 154 15. Die mifroffopifchen Unterfuhungen widerlegen bie Anficht, daß die graue Granulation das Product von Ent— zuͤndung ift. 16. Die Zuberkelcaverne ift ein Lungengeſchwuͤr, ganz analog dem Haut- oder tuberculöfen Darmgefhmwüre und ift nicht nothmendig die Folge von Eiterung. Im Allge— meinen ift die phthisis von einer Ulcerationsdiathefe. bes gleitet. 17. Die Flüffigkeit der Gavernen enthält folgende Elemente: Zuberkelftoff mit aufgeblafenen oder zerfließenden Kügeldyen,, zumeilen Citerfügelhen in geringer Menge, Pyoids Kügelben, granulirte Kügelben, Schleim oder eittis gen Schleim, Blutfügelhen, Pulmonalfibern, ſchwarzes Pig: ment, Epithelium, Kınftalle und Fettkügelhen. Selten fin— det man aber alle diefe Pigmente zufammen. 18. Unter diefer flüffigen Schicht finden fih Pfeus domembranen, unter welchen man eine wahre eitererzeugende fibrög s vasculdre Membran antrifft. Sie ift gewoͤhnlich un— vollftändig, weil die folgenden Zuberkelercretionen fie in die Höhe heben und zerreißen, 19, Diefe eitererzeugende Membran ift ein Heilbeftres ben der Natur, welche die Gavernen zu ifoliren fuht, um fie vernarben zu laffen. Die Vernarbung wird oft dur) eine neue faferftoffige Secretion, welche in gewiffen Fällen von einer Ereideartigen Secretion begleitet ift, begünftigt. 20. Der Auswurf der Phthiſiker enthält Schleim, Eiterfügelhen, Epithelium, cine reichlibe granulirte Sub» ſtanz, welche mwahrfcheinlich von einer gewiffen Menge vers ſchiedenartiger Tuberkelmaſſen herfommt; kleine gelbliche Hautſtuͤcke, die Ueberreſte von Pfeudomembranen; Pulmo— nalfibern; Fettblaͤschen; mit Faſerſtoff vermiſchte Blut— kuͤgelchen; große granu'irte Kuͤgelchen; kleine Vibrionen und Ueberreſte von Nahrungsmitteln, welche nur zufällig beige— miſcht find. 21. Der Auswurf bietet alſo im Allgemeinen keine befondern Charactere dar. Die Pulmonalfibern, welche man zuweilen in demſelben antrifft, moͤchten das einzige ſichere Zeichen ſeyn, daß man es mit Tuberkelcavernen zu thun bat; übrigens kommt bie größere Menge des Auswurfes aus den Bronchien und nicht aus den Gavernen. 22. Die Verdidung der pleura, welche gemöhnlic die Tuberculifation der ungen begleitet, hat nicht ihre ein» zige Urfache in der Entzündung, fondern au in einem Ues bermaaße von Ernährung. Die pleura wird gefäßreicher, weil fie einen Theil des Blutes ter obliterirten Capillarges füße von der Oberfläche der Lungen erhält; fie wird auch ein fupplementäres Girculationgorgan in ‘der phthisis und vermehrt noch die Anaftemofen mit der AUortencirculation durch die feſten Adhärenzen an den Bruftwandungen. 23, Weder um die Zuberkeln herum, noch in den Pfeudomembranen bilden fi neue, von der allgemeinen Cir— culation unabhängige Gefäße. Die Unterfuchungen in der Embryologie und Patbogenie haben uns zu der Anficht ges führt, daß die neuen Gefäße fih nur centrifugal entwideln und ſich ftets von der allgemeinen Girculatlon aus bilden. 155 648. XXX. 10, 24. Die Enorpelartige Ummandlung der Pſeudomem⸗ branen ift nur die Entwidelung eines dichten, fibröfen Ges webes; ihre Verfnöcherung nur eine Anhäufung oder Ablas gerung mineralifher oder amorpher Subftangen. 25. Die Knocentuberkel find feltener, ald man es gewwöhnlih annimmt; man hat oft concreten Eiter für dier felben angefehen. 26. Man muß von der Scrophelfrankheit die tuber= culöfen Affectionen, ſowie die chronifhen Entzündungen ber Augen, der Drüfen, der Haut, der Knochen und der Ges lenke trennen, bei denen eine genaue Unterfuchung feine bes fondern dyscrafifhen Elemente ergiebt. 7 27. Die grauen ranulationen der Meningen zei: gen auf eine fehr evidente Weiſe in einem fibröfen Gemebe die den Tuberkeln eigenen Kügeldhen. 28. Die Leber ift zuweilen der Siß zahlreicher Tus berfeln, und dann kann man diefelbe leicht mit Krebs vers wechſeln, befonderd da der letztere zumeilen das Ausfehen des Tuberkels zeigt; im erftern Falle ergiebt das Mikrofkop Zuberfelfügelchen, im zweiten formlofe Encephaloidfügelchen. 29. Die Fettentartung der Leber und des Herzens zeigt bei der Lungenſchwindſucht eine Tendenz zu einer in= neren Fettablagerung, während das Fett allenthalben in den aͤußern Organen verſchwindet. 30. Die durch die Tuberkel des Bauchfells bewirkte Perforation des Darmcanals führt in ſehr ſeltenen Fällen eine Entzuͤndung mit Adhaͤſion an den Bauchwandungen und Bildung eines widernatürlihen Afters herbei, welche dem Kranken noch fein Leben auf einige Zeit ftiftet. 31. Die Gonfiftenz des rohen fubmucöfen Darmtu: berkels ift im Allgemeinen weniger feft, als die in anderen Drganen. Das tubereulöfe Darmgeſchwuͤr zeigt Eeinen Ei: ter, man erblidt in demfelben Weberrefte der Schleimhaut und Muskelhaut, vermifcht mit verfchiedenartigen Tuberkel— Eügelchen und überdieß mit Gylinderepithelium, deffen junge Zellen für Eiterfügelchen gehalten werden Eönnten. 32. Man findet zumeilen auf diefer Franken Darm— fchleimhaut polypöfe, melanotifche und tuberculöfe Excres— cenzen. 33. In ſehr ſeltenen Fällen trifft man Zuberkelftoff zwifchen den Arterienhäuten an 34. Der Herzbeutel enthält zumeilen viele Tuberkel- maffe in alten Pfeudomembranen. In einem Falle von Adhaͤrenz des pericardium mit dem Herzen und allen umliegenden Theilen hatten fi Anaftomofen zwifchen den Zweigen der Kranzarterien und den Gefäßen an der Ober: flähye der Zungen gebitbet. 35. Die Tuberkeln und der Krebs fehließen fich ges genfeitig nicht aus, Man findet fie niht nur beilammen, fondern e8 ift gar nicht ein Mal nachgewiefen, daß fie ein: ander in ihrem Verlaufe und ihrer Entwidelung hemmen. (Gaz. Med. de Paris, Mars 16. 1844.) Cystocele vaginalis fol, nah Malgaigne, häufiger vorfommen, ald man im Allgemeinen annimmt. Er führt 39 Fülle von einfacher oder mit rectocele und prolapsus uteri complicirter cys- tocele an, weldye er zu beobachten Gelegenheit hatte. — Die eystocele vaginalis kommt gewöhnlich bei Frauen vor, welche mehrere Mal geboren haben, in einem Alter von dreißig bis vierzig Jahren. Indeß bat fie Malgaigne aud) dreimal bei Einderlofen Frauen beobachtet. Sandis fort fah fie einmal bei einer Jungfrau von fünfunds zwanzig Jahren und Aftten Cooper bei einer anderen von fiebzehn Jahren. Anftrengende Beichäftigungen ſcheinen hierzu zu prädisponiren; fie fommt auch häufig bei Waͤ— ſcherinnen vor, was mahrfheinli von einer Erfchlaffung berührt, bedingt von der Feuchtigkeit, in der dieſe leben. — Selten entiteht eine cystocele vaginalis gleid nad der Entbindung, fondern erſt einige Zeit nachher, zumeilen langfam und allmälig, zuweilen aber auch ploͤtzlich in Folge einer Anftrengung. Die Symptome diefes Zuftandes find folgende: Rothe Geſchwulſt in der Scheide von der Größe eines Zauben: oder Hühnereies, zuweilen bis zu der einer Fauft und darüber. Diefe Geſchwulſt fiebt run,lib aus, namentlich an ihrem vorderen Theile und hat einige Quer— falten; bei'm Geben und bei Anftrengungen nimmt fie. an Größe zu und verkleinert fich oder verſchwindet in der Ruͤk— Eenlage. Durch Contact mit dem Urin wird fie gereizt und fhmerzhaft. Anfüllung und Entleerung der Harnblafe hat nicht immer Einfluß auf die Größe der Geſchwulſt. Es ift häufiger Drang zum Uriniren, als gewöhnlich; zuweilen iſt er fogar andauernd, und felten ift das Harnen er— ſchwert — Mären diefed immer die Symptome einer cystocele, fo wäre ihre Diagnofe nicht ſchwierig; allein es Eommen häufig Verfchiedenheiten vor. So ift zumeilen die Gefhmulft fo Elein, daß fie von der Kranken und dem MWundarzte überfehen wird. Andere Male ift die Harnaus— leerung auch febr erſchwert. Malgaigne erzählt biervon ein Beifpiel: Eine Frau, welche an einer eystocele va- ginalis litt, Eonnte am Tage ihren Urin leicht, während der Nacht aber nur mit Schwierigkeit laffen. ine Andere Eonnte nur ihren Harn laffen, wenn fie die Gefchwulft ſtark zufammendrückte, und eine Dritte mußte hierbei ftehen. In einigen Fällen endlich ging die Gefhwulft zurüd und kam nicht mehr oder erft nach einer fehr langen Zeit wieder zum Vorſcheine. — Alle diefe Umftände Eönnen die Diagnofe erfhweren, und Malgaigne maht mit Recht auf bie Nothwendigkeit aufmerffam, das Geficht und Gefühl zu Hülfe zu nehmen; die Unterfuhung der Frau muß im Ste— ben gefchehen, nachdem man fie bat hujten oder gehen laffen. Ohne diefe Vorſichtsmaaßregeln kann die Gefhmwulft unbemerft bleiben und die Zufälle der Kranken einem andern Umftande zugefchrieben werden. — Man muß auf eine eystocele nicht zu voreilig fchließen. Cine Kranke Elagte Herrn Malgaigne über fehr häufigen Drang zum Urinis ven, was ev ber genannten Urſache zuzufchreiben im Begriffe 157 648. war; aber mittelft de8 Touchirens erkannte er fogleih, daß man es mit einer anteversio uteri zu thun habe. Eine cystocele fann von felbft und ohne Behand: lung verfhmwinden; indeß ift dieß doc) felten; man muß vielmehr fuchen, die Geſchwulſt mitrelft eines Peffariums zurüdzuhalten. Das Peffarium in Form einer Sanduhr iſt das zwedmäßigfte; es hat indeß, wie alle andere, den Nachtheil, daß es eine fortwährende Neizung und zumeilen fogar einen läftigen Ausflug unterhält. Zweimal bediente fih Malgaigne bloß eines Perindalbandes, und es gelang ihm, die Beſchwerden der cystocele dur diefes Mittel zu befhwichtigen, welches, wenn es auch nicht immer nüßt, fid) doch durch feine UnfhädlichEeit empfiehlt. Malgaigne redet übrigens der Radicalkur mittelft des Verfahrens von Jobert nicht das Wort; er hält e8 in der Mehrzahl der Fälle für unzureichend und begnügt fih in feiner Praris mit der Palliativbehandlung. (Man vergleiche über Ddiefe Krankheitsform meine Beobachtungen in meinen Chirur— gifhen Kupfertafeln, 82. Heft Tafel CCCCXVI. ®. 8.) (Journal de Chir., Novembre et Decemb. 1843.) Fal von Berfnöcherung und Obliteration der Pfortader. Bon Profeffor Gintrac, Pierron,45 Fahre alt, Eräftig gebaut, früher Mis litär, feit 2 Jahren Handwerker. Palpitationen und Athem— noth unterworfen, war er im Spitale du Gros -Caillou an einem beginnenden ascites behandelt und ihm Erleich— terung verfchafft worden, alleın er war mehr oder weniger leidend geblieben. Seit 2 Jahren hatten die Dyspnöe, das Herzfhlagen, die Anfhmwellung des Leibes und dag Dedem der untern Gliedmaaßen ihn genöthigt, jede Arbeit aufzu— geben. in Aderlaß und Abführmittel verfchafften Eeine Erleichterung. Am 10. Suni in das St. Andre: Hofpital aufgenom= men, bot er folgende Symptome dar: beträchtliche Dyspnoͤe, befonders bei'm Gehen zunehmend, Herzfhläge energifch, tu: multuarifch, mit einem deutlihen Blafebalggeräufche und leich— ten Feilgeräufche in der ÖSternalgegend; Puls ruhig, aber voll; Leib aufgetrieben, meteoriftiih in der Mitte und matt an den Seiten mit deutlicher Fluctuation; Zunge troden und roth an den Seiten und an der Spise, braun belegt; Zahnfleiſch blutend, doch nicht livide; zuweilen Nafenbluten, Durft, Appetitlofigkeit, Kopfſchmerz und zuweilen Schwin: del (Uderlaß von 400 Grammen, Blutkuchen weich, Eeine Speckhaut; diuretifhe Tifane, dazu wird Digitalis, Scam- monium und dann succus Sambuci gefegt). Etwas Befferung, aber nah einem Diätfehler Zunahme der Aufr treibung des Leibes, Schwächerwerden des Pulfes, Tod. Autopfie. Allgemeine Snfiltration; das Herz groß; die aorta zeigt an ihrem Urfprunge und in einer Ausdeh— nung von ungefähr einem Zoll Durchmeſſer eine blaurotbe Stelle, von weißlichen, zugerundeten, vorfpringenden, knor— pelartigen Flecken befegt, und einige andere Flecken von dunz XXX. 10. 158 kelrothet Farbe, und dem Ausfehen nach Pufteln fehr ähns lih. Das Bauchfell enthält ungefähr 2 Kilogrammen einer Elaren Fluͤſſigkeit. Die Leber ift blaß, Elein, zufammenges fhrumpft, mit warzenartiger, weißlicher Oberflähe; die Gal— Ienblafe enthält eine gelbe, nicht fehr die, Flüffigkeit in mäßiger Quantität. Die Pfortader ift oberhalb der Vers einigungsftelle der Milz» und obern Gefrögvenen von einem fehr alten, an der innern Membran adhärirenden, tiefſchwar— jen und ziemlich feften Blutklumpen ausgefüllt. An derfels ben Stelle zeigen die Wandungen der Pfortader mehrere Knochenplatten, von denen die drei größten 1 bis 2 Genti: meter lang und 1 bis 2 Millimeter did und faft ganz wink: lid) find. Sie befinden ſich zwifchen der inneren und mitt: (eren Membran, adhäriren aber wenig. Alle Venen des Un: terleibes, weiche in die Pfortader münden, find mit Blut überfüllt und varikoͤs. Die Milz ift verlängert, von Außen wie marmorirt und weißlich, im Innern dunfelcotb; die Mas genfchleimbaut ift bräunlich gefärbt. (Aus Journal de Med. de Bordeaux in Gaz. Med. de Paris, 2. Mars 1544.) Ueber Behandlung der Epilepfie. Von Dr. Eemoine. Sn einer Unterhaltung über Epilcpfie mit Dr. Pinet:Granb- champ lobte mir diefer die guten Erfolge, welche er bei diefer Krankheit durch den Gebraud eines Tranks erhielt, dıffen Zuſam— menfegung ihm von Dr. Delanglard mitgetheilt wurde. Die Formel ift folgende: EB Aquae florum Tiliae, 64,0 — Laurocerasi, 12,0 Syrupus florum Aurantiorum, 32,0 Liquor Ammonii, guttas decem. M.S Herr Pinet-Grandchamp fah nad) diefem Mittel die Hef— tigkeit, Dauer und Häufigkeit der Anfälle abnehmen; Herr De: langlard, dem er diefe Formel verdankt, hat zahlreiche Erfolge ges fehen, wenn er diefe Arznei während der Verläufe der Anfälle reichte, deren Eintreffen er von den Verwandten des Kranken zu erfah— ren ſuchte. Auch ich beſchloß, von diefim Mittel Gebraud zu machen, und folgende find meine Beobachtungen hierüber. Erfter Fall. — &., ſechsunddreißig Sabre alt, fchlank, früber von gutir Conſtitution, war eilf Jahre lang Seemann ge: wifen, und liebte während diefer Zeit die geiftigen Getränfe fo ſehr, daß er täglich fat zwei Schoppen Branntwein zu fih nahm. Hierauf arbeitete er als Zifchler im Mai 1841 an einem Haufe, als er plöglih vom Schwindel befallen wurde und vom vierten Stockwerke auf das erfte binunterjtürgte. Die hierauf entftandenen Hirnfymptome wurden mit geeigneten Mitteln befämpft. Einen Monat nadı dem Falle verfpürte er eines Morgens ein Gefühl von Zufammenfchnürung an der Bafis der Bruft, er bekam Schwindel und verler dag Bewußtſeyn; das anfangs rothe Geficht wurde nun faft Schwarz, die Augen waren gefhloffen, der Mund convulfivifch verzogen, er war mit Schaum bededt, die Refpivation leiſe, die Srrremitäten wurden entweder Erampfhaft bewegt, oder waren fteif; nach einer Stunde weinte er heftig, die Anfälle ließen nad, und der Kranfe wußte nichts, was vorgefallen war; er Elagte nur über äußerfte Müdigkeit und unbeziwinglice Neigung zum Schlafen. Diefe Zufälle erneuten fih vier oder fünf Mal wödentlid. Im Monat Mai 1842 wurde ich zu Hülfe gezogen und war Zeuge eis nes Unfalls, der eine volle Stunde dauerte. Die Refpirationgbes ſchwerde war fo groß, daß ich einen Aderlaß verordnete, um Suf— focation zu verhüten. Ich verordnete ihm, von jener Solution täge 159 lich drei Eßloͤffel voll zu nehmen. Der Kranke verbrauchte zwei fother Verordnungen , ſetzte ſechs Wochen lang die Arznei aus, nahm darauf eine zweite Verordnung, blieb zwei Monate ohne Arz- nei, ließ fie darauf zum vierten Male ſich verabreihen und ſetzte fie darauf ganz aus. Faſt ein Jahr nad) Beginn der Behandlung bat der Kranke nur noch einen geringen Kopfichmerz gehabt, der Furze Zeit andauerte. Er iſt gegenwärtig als Zagrlöhner bes ſchaͤftigt. Zweiter Kal. — N., fuͤnfunddreißig Jahre alt, von lym— phatiſcher Conſtitution und Naͤherin, hatte am Il. Januar 1833 waͤhrend ihrer Regeln einen heftigen Schreck, wodurch dieſe zwar nicht unterbrochen wurden, aber doch nur drei Tage ſtatt, wie ge— woͤhnlich, fünf Tage floſſen. Einen Monat fpäter ſtieß fie ploͤtzlich einen lauten Schrei aus, der Kopf wurde heftig nach der rechten Seite bewegt, die Augen nach Oben verdreht, die Zunge gerieth hierbei zwiſchen die Zaͤhne, ein ſchaumiger und blutiger Speichel floß aus dem Munde; die anfangs gelbliche Geſichtsfarbe wurde in den folgenden Tagen blaͤulich, heftige Convulſionen der Arme wechſelten mit Erſtarren ab; jeder Anfall dauert eine halbe, drei Viertel und felbit eine ganze Stunde; nad) dem Anfalle weiß die Kranke nicht, was vorgegangen. Die Anfälle erneuern fih auch foäterhin. Indeß wurde die Kranke fchwanger, und während des Saͤugens blieben die Anfälle weg, Echrten aber nad) dem Entwöh: nen mit, erneuerter Heftigkeit wieder. Hierauf wurde die Kranfe im Höpital St. Louis an einer acuten meningitis behandelt. Nach diefer Krankheit wurden die Anfälle viel häufiger, fo daß fie zehn Mal an jedem Tage wiederkehrten; auch hatte fie fortwährend Neigung zum Schlaf, diefer aber war immer durch ſchreckhafte Träume unterbrochen; ihre Arme waren ihr ganz taub, und dus Gedaͤchtniß geſchwaͤcht. Nach verschlichem Gebrauche von Arzeneien im Höpital St. Louis fam die Kranke zu mir. Sc) verordnete ihr die antiepileptifche Solution zu Anfang September 1843. Don jener Zeit ab bis zum 5. April nahm die Kranke acht folder Quan— titäten. Nur im Februar hatte fie einige zehn Minuten dauernde Anfälle, ohne das Bemußtfeyn zu verlieren; fie fühlt fich feitdem leicht, kann fich ihrer Arme bedienen, wenn «8 noͤthig ift, bis Mit— ternacht wachen, und vier oder fünf Stunden ruhig Schlafen; auch ihre Regeln dauern wiederum fünf Zage lang an, wie vor ihrer Krankpeit. Dritter Fall. — B., von kleiner Statur und Eräftiger Gonftitution, früber Korbmacher, 40 Jahre alt, bat fih im Alter von achtzehn Fahren fo fehr dem Trunke ergeben, daß er ſechs Monate lang täglich 15 Liter Wein trank. Vor bereits zwanzig Jahren befam er Unfälle von Gephalalgie mit nausen; er murde mit Ealtem Schweiße bedecdft und verlor das Bewußtſehn. Wähe rend des Unfalls war das Gejicht bald blaß, bald violett, bald blau; Augen und Zähne waren geſchloſſen, ſchaumiger Speichel floß aus dem Munde, die Ertremitäten waren fteif. Diefir Zus ftand dauerte 1 bis 11 Stunde, Er wußte darauf nicht, was vors geganaen. Die Anfälle ftellten fih übrigens bald bei Zage bald bei Nacht ein und wiederholten ſich vier oder fünf Mal monatlich. Selten blieb ihm, wenn er die Vorläufer verfpürte. noch fo viel Zeit, fih ein Glas Waller zu fordern. Das Gedaͤchtniß blieb zwar ungetrübt, doch mangelte Appetit und Schlaf aänzlih. Sei— ne Hände und Füße waren beftändig eisfalt, der Puls regelmäßig, 648. XXX. 10. 160 aber klein. Ich übernahm feine Behandlung am 16. des letzten Sanuar, feitdem befam er täglich drei Eplöffel voll von der Medie cin, welche anfangs bei ihm ſtarke Diurefe bewirkte. Seit dem ane argebenen Zeitraume bat der Kranke nur am 6. Februar einen fünf Minuten dauernden Anfall, wobei das Bewußtfiyn nicht verloren ang; Schlaf und Appetit find wiedergefihet. (Revue med,, Oct. 1343.) MNiscellen Ein neues Mittel zum Erkennen der Arſenikflek— “Een bat Herr Durand, Dbers Pharmaceut der Hofpitäler von Gaen, am 15 April der Ucademie der Willenfchaften zu Paris mitgetheilt. Bekanntlih hatte Biſchoff zur Unterfheidung der Arferit = von den Antimoniumfleden den Gebraud) des liquor La- baraquii vorgefihlagen, welcher die erfteren auftöf’t und die [egs teren nicht. Herr Durand hat nun eine Reihe von Verſuchen angeftelt, um in Erfahrung zu bringen: 1) ob die anderen Hy— polorite, die Chloraufiöfung, Bromauflöfung, tas Chlorgas und die Bromdämpfe, die Arſenikflecken ebenfalls auflöfen und die An— timoniumfleden nicht angreifen; 2) in welchem Zuftande fich dag, durch diefe Agentien aufgelöf’te Arfenik befindet. Das für die ge— richtliche Medicin wichtigfte Reſultat, welches ſich bei viefen Uns terfuhungen berausftellte, iſt folgendes: Um fich zu überzeugen, ob die mit Hülfe des Marſh'ſchen Apparats erzeugten Flecken von Arſenik oder Antimonium berrühren, braucht man nur einen Chlorſtrom auf diefelben einwirken zu laffen. Rühren fie von Ars ſenik ber, fo verfchwinden fie augenblidlih; und wenn man in das Gefäß, welches fie enthielt, aufgelöf'tes falpeterfaures Silber teöpfelt, fo erhält man arfeniffaures Silber in Geftalt eines zie— gelrothen Pulvers, welches ſich leicht prüfen läßt, indem man es nad) dem Zrocnen mit ſchwarzem Fluffe vermifcht und in einer Röhre erhigt, die an dem einen Ende dünn ausgezogen worden, und die man am anderen dor dem Loͤthrohre zuſchmilzt. Dann bildet fih in dem dünnen Theile derfelben ein Ring von fublimirs tem Arſenik. Den Äußeren Gebraud der Arnica montana em— pfiebft Dr. Haurowiz in der medicinifhen Zeitung Rußland'e, 1844 3. (Infus. flor. et rad. a 5ß auf Zxı.) Er fchreibt dem Mittel den beftimmteften Einfluß auf das Nervenfyftem zu (nächft dem Stryhnin). Bei allen Verlegungen foll nicht nur die Vereinigung und Blutftillung, fondern auch die Herftellung der Innervation aefihert werden, und dieß geſchehe am Zuverlaͤſſigſten mirtelit Arnicabähungen. Es werden einige Fälle von Erſchuͤtte— rungen des Nervenſyſtems und von Rißwunden angeführt, die für das Mittel zu fprechen fcheinen. Verfälfhuna des Thee's zu Paris und London. — Die Theebändler in London verfchaffen ſich gebrauchte Therblätter, laffen fie trocnen, rollen fie mit Huͤlfe eines leichten Darreng aus fammen und fegen, um das fehlende Thein, weldes dem Thee ſei— nen Gefchmad giebt, gu erfegen, verfchiedene Droguen und eine geringe Quantität Blaufäure zu. In Varis werden die Thechläts ter mit einem, aus Indigo, Talk und Chromblei beftehenden Pulz ver grün gefärbt, Bibliographische Neuigkeiten. Brief Description of the Characters of Minerals; forming a fa- miliar Introduction to the Science of Mineralogy. By Edward J. Chapman. london 1844. 8. Mit 3 8. Memoria seconda sui Minerali della Svizzera Italiana. Di Luigi Lavizzari, etc. Capolago 1843. 8. Sui principali morbi che dalle paludi derivano all uomo ed agli animali. Memoria del Professore Telemaco Metara. Roma 1843. 8. On calculous Concretions in the Horse, Ox, Sheep and Dogs etc.; being the Substance of two Essays read before the Vete- rinary Medical Association. By W. J. T. Morton. London 1344. 8. Mit color. Kupf. — —— — — — Vene Motizen auß vem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, arfanımelt und mirgerheilt von dem Obers Medicinalrarde Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarhe und Profeffor Sroriep zu Berlin, N 649. (Nr. 11, des XXX. Bandes.) Mai 1844, Gedruckt im Landes » Snduftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 30 2%, des einzelnen Etüces 3 gGr Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Zafel colorirte Abbildungen 6 Gr Be ee a Ueber die Wirkung des gelben Lichts bei Erzeu: gung der grünen Farbe der Pflanzen, fowie über die Wirkung des indigofarbenen Fichtes in Betreff ihrer Bewegung nad) dem Lichte. Bon D. P. Gardner, Dr, M. Der Zweck diefes Auffases, fagt der Verfaſſer, ift, zu bemweifen, daß die verfchiedenen Strahlen des Sonnenſpectrums in Betreff ihrer Cinwirfung auf die Pflanzen verfchiedene Eigenfhaften beiigen; ſowie in’sbefondere, daß diejenigen Strahlen, welche die grüne Farbe der Pflanze erzeugen, durchaus von denen verfchieden find, welche die Bewegung nah dem Fichte zu veranlaffen, indem die grüne Farbe hauptfächlic durch die gelben und die fraglihe Bewegung vorzüglich durch die indigoblauen Strahlen vermittelt wird. Nahdem Dr. Gardner daran erinnert hat, daß de Gandolle, v. Humboldt ıc, dargethan haben, daß das Fichte zur Erzeugung des Chlorophylls unumgänglich nothtwendig fen, berichtet er über die Art und Weiſe, wie er feine Verſuche veranftaltet hat. Mitteift eines Helioftats ward ein Sonnenftrahl in ein vierediges Rohr reflectirt, welches durch einen Fenfterladen ging. Diefes am innern Ende gefhloffene Rohr enthielt ein gleichfeitiges Flintglasprisma, welches ſenkrecht ftand, und das gebrochene Licht drang durch eine, an der einen Seite des Rohrs angebrachte Deffnung in das Zimmer. Alles nicht durch das Prisma gebrochene Licht wurde durch eine Blende abgefperrt, Die Beobachtungen wurden im Nord: americanifhen Staate Virginien bei befonders ſchoͤnem Wet: ter vom 6. Juli bis 1. October 1843 angeftellt. Die angewandten Pflanzen waren Sämlinge von Ruͤ— ben, Kobl, Senf, Erbfen, Puffbohnen, fowie ältere Exem— lare von Solanum nigrum, S. virginianum, Plantago major, Pl. minor ete.; doc bald wandte Dr. Gard= ner faft ausfchließlich junge Nübenpflänzhen an, indem er mit diefen die beften Nefultate erlangte, Er fäete fie in No- 1749, — 649, Dinaß, Käften mit Abtheilungen oder in Näpfe und ließ fie fich im Dunfeln entwideln, big fie eine Höhe von 1 — 1% Engl. Zoll erlangt hatten. Alsdann wurden fie in einer Ents fernung von 15 Engl. Fuß von dem Prisma der Einwirkung der Sonnenftrahlen ausgefest. In jedes Fach des Kaftens fielen nur Strahlen derfelben Farbe, und jedes enthielt et= wa 100 Pflänzeen. Dr. Gardner fand ftets, daß die grüne Farbe fi in dem Face des Kaftens, welcher die gelben Strahlen em= pfing, am Stärfften entwidelte. Drei Eleine Tabellen, in welchen die ntenfität der unter der Einwirkung der ver— fhiedenen Strahlen erlangten Farbe aufgeführt ift, ſollen jur mweitern Erhärtung diefer Thatfache dirnen *), Die Er— jeugung des Chlorophylls offenbart ſich Telbft unter den günftigften Umftänden erft, nachdem die Pflanzen dem Lichte ziemlich lange ausgefegt gewefen find. Der fürzefte Zeitz raum, welder dazu erforderlich war, um eine der Mitte des gelben Strahlenbündeld ausgefegte Nübenfaat grün zu färz ben, war zwei Stunden; allein oft waren ſechs Stunden und darüber nöthig. Die durch die Einwirkung des Lichts auf die Pflanzen erlangte grüne Farbe ift ziemlich dauerhaft, indem ein Aufenthalt von 72 Stunden im Finftern diefelbe bei einer Nübenfaat kaum merklich ſchwaͤcht. Die Feld: pflanzen koͤnnen ihre grüne Farbe mandhmal im Dunkeln drei Wochen lang behalten, vergelben aber doch zulest. Um die Wirkung der verfebiedenen Arten von Licht: ftrablen zu vergleichen, beobachtete Dr. Gardner, wieviel Zeit die in den verfchiedenen Fächern enthaltenen Pflänzchen brauchten, um einen beftimmten Ton der grünen Farbe zu erlangen, Für das gelbe Fach fand er 34 Stunden; für das orangefarbene 44 Stunden, für das grüne 6 Stunden. Nah 173 Stunden hatten die dem blauen Strahle ausge: fegten Sämlinge einen Ton der grünen Farbe angenommen, ”) Es ift uns nicht recht Elar geworden, welcher Methode fich Dr, Gardner bedient hat, um die verfchiedenen Grade der SIntenfität der grünen Farbe durch Zahlen auszudrüden. 11 163 welcher nur der Hälfte der Intenſitaͤt des Normaltons gleich geihäst ward. Wohnt num aber die Fähigkeit, grün zu färben, den &hemifdyen, den wärmenden, oder den lichtgebenden Strahlen den Spectrums inne? Den chemiſchen (tithonifchen Dras pas; fe N. N. Bd. XXV., Re. 1 und 2.) kann diefe Faͤhigkeit nicht zugefchrieben werden, weil, wenn man im Dunfeln bleid gewordene Pflinzchen von Sonnenftrahlen befcheinen läßt, die durch eine Auflöfung von Kali: Bichros mat geftrichen find, welche concentrirt genug ift, um alle che= mifhe Strahlen aufjufaugen, diefe Pflänghen binnen außer: ordentlich kurzer Zeit grün werden. Die Wüärmeftrahlen find es ebenfalls nicht, weldye die Färbung bemwirfen; denn daß Marimum der Wärme der Strahlen, welche durch ein Fiint: glasprisma gegangen find, ift dem Marimum der Wirfung auf abgebleihte Pflanzen nicht proportional. Wir haben alfo anzunehmen, daß das Chlorophyll durch das lichtgebende Agens oder Licht, im engern Sinne des Wortes, entwicelt werde. j Wenn man eine Rübenanfaat dem Sonnenfpectrum in einem Kaften ohne Fächer ausfest, fo bemerkt man, daß die Pflanzen ſich fämmtlidy einer gemeinfhaftlichen Are zuneis gen; die von den rothen, orangefarbenen, gelben und grünen Strahlen getroffenen neigen ſich gegen den indigofarbenen Strahl, während die von dem violetten Strahle beleuchteten Pflaͤnzchen ſich jenen entgegenneigen. Gebt man das Er- periment binlänglih lange fort, fo nimmt die Saat ſich aus, wie ein Kornfeld, deffn Halme durch zwei entgegengefeßte Winde niedergelegt worden find. Die gemeinfchaftliche Are, welcher fich die Pflänzchen zuneigen, ift die Linie, nach mwels cher der indigoblaue Strahl Fraunhofers vom Prisma nach dem Saamenbeete gerichtet if. Die in dem indigo= blauen Lichte felbft ſtehenden Pflaͤnzchen neigen ſich gerade nach dem Puncte des Prisma hin, von welhem aus ihnen das Licht zugeht; die vom rothen, orangefarbenen ꝛc. Strahle getroffenen Pflaͤnzchen richten ſich nicht direct nach dem Prise ma, fondern fchief nad) den Pflänzchen zu, welche vom in— digofarbenen Strahle beleuchtet find. Diefe feitliche Neigung nimmt ab, je nachdem die Pflänzchen der Are näher ftehen, fo daß die vom blauen und violetten Strahle getroffenen von der Linie, welcher die fie beleuchtenden Strahlen folgen, nur wenig abweichen. Aus diefem und anderen VBerfuchen fchließt Dr. Gards ner, daß die die Bewegung hervorbringende Kraft in dem indigofarbenen Strahle enthalten fey. Die zur DVeranlaf: fung der Neigung erforderliche Lichtmenge ift ungemein ge= ring, und die Erſcheinung fcheint von der Intenſitaͤt deg Lichts fo wenig abhängig, daß man durch Goncentrirung der Strahlen über eine gewiſſe Gränze hinaus fehr wenig ge: winntz allen Farben des Prisma wohnt hinlaͤngliche Kraft zur BVeranlaffung der Bewegung nach dem Lichte inne, Zu diefen Verſuchen in Betreff des Strebens der Pflanzen nach dem Fichte eignen fih die in der Dunkelheit fi entwidelt habenden Pflanzen beffer, als die grünen, da fie weit em: pfinblicher find. Bei den einige Tage dem Lichte ausgefeßt gewefenen find die Bewegungen wenig bemerkbar, und in 649. XXX. 1. 164 den holzigen Theilen dürften diefelben ganz aufhören. Die Bewegung rührt, von einer gewiffen Einwirfung auf den Stängel her; denn fie fand nad) Befeitigung der Blätter in allen Faͤllen ſtatt. Noch merfwürdiger ift der Umftand, daß ſich die ganz nmiederliegenden Pflanzen wiederaufrichten, wenn man jie wieder in die Dunkelheit bringt, Diefe Ers fheinung laͤßt ſich am Beſten beobahten, wenn man die Saͤmlinge nicht der directen Einwirkung der Sonne ausge— fest hat. Die Wirkung des Lichtes, von welcher die Bewe— gung abhängt, fcheint demnach eine vorübergehende und diefe Bewegung nicht von einer dauernden Veränderung in der Structur der Pflanze begleitet zu feyn. Hier bietet ſich wieder die Frage dar, ob die bewegende Thätigkeit den chemifchen (tithonifihen), oder wärmeerzeugens den, oder endlich den lichtgebenden Strahlen zuzufchreiben ſey? Die Eigenfchaft, welche das Kali-Bichromat befißt, die hemifchen Strahlen zu verfhluden, dient auch hier zum Beweiſe, daß diefe Strahlen nicht diejenigen find, melde die Bewegung veranlaffen. Dr. Gardner that dieß ebenfalls dar, indem er die im indigoblauen Strahl enthaltenen ches mifhen Strahlen mittelft eines gläfernen Trogs, welcher Eifen:Perfulphocyanur enthielt, verfhluden ließ. Den wär: meerzeugenden Strahlen Eann die Bewegungskraft nicht zu= gefchrieben werden, weil fie in demjenigen Theile des Spee— trums, der die wenigfte Wärme erzeugt, am Staͤrkſten wirkt. Berner Eönnen die Mondftrahlen, felbft ohne Goncentrirung, binnen ein bis zwei Stunden eine bedeutende Bewegung ber: vorbringen. Diefes Refultat fcheint ſchlagend, da man in den Mondftrahlen nody nie die geringfte Waͤrme hat ent= deden fönnen, Wenn alfo die Anmefenheit des MWärmes ſtoffs fih mit dem Thermoſcop, und die der chemifchen Strahlen durch Silbercompofitionen ermitteln läßt, fo muß dagegen die Bewegung der Pflanzen nad dem Lichte der Wirkung der Lichtftrahlen, im engern Sinne des Wortes, bei: gemeffen werden. Es befteht zwifhen den Strahlen , welche das Chloro- phyll entwideln, und denen, welche die Zerfegung der Koh: lenfäure bewirken, eine innige Beziehung. Wir haben in der That gefehen, daß die Entwidlung der grünen Farbe der Pflanzen in’sbefondere im gelben Strahlenbündel ſtatt— findet; dieſer Farbe fihreibt der Dr. Draper die Faͤhig— keit, die Kohlenfäure zu zerfegen, im höchften Grade zu, und Sir W. Herfchel und Fraunhofer verlegen, ebendahin das Marimum der Leuchtkraft. Das Marimum der Wir: fung biefer drei Thätigfeiten liegt aber nicht nur an derſel— ben Stelle des Spectrums, fondern deren Intenfität verän- dert ſich auch in den verfchiedenen farbigen Räumen in dem felben Verhältniffe. Hieraus ergiebt fih, daß die grüne Farbe der Pflanzen und die Zerfesung der Kohlenfaure von demfelben unwägbaren Agens herrühren, welches zugleich das Sehen vermittelt. Diefe Erfcheinungen haben mit den auf der Daguerrefhen Platte hervorgebrachten Veränderun: gen, welche von. einer chemifchen Thätigkeit im eigentlichen Sinne berrühren, durchaus nichts zu fchaffen. Wenn die vom Dr. Gardner erlangten Refultate fi) durch fernere Verfuche beftätigen, fo werden fie auf die 165 Pilanzenpbpfiologie von erheblihem Einflufe feyn. Sie feinen fidy mit der von de Candolle aufgeitellten Theo— vie Über die Bewegung der Pflanzen nad dem Lichte nicht vereinbaren zu laffen; indem die diefe Wirkung bervorbrinz genden indigofarbenen Strahlen die Fähigkeit, die Kohlenfäus ve zu zerfegen und das Lignin zu erzeugen, nicht zu befigen feinen. So ftellt, 3. B., Dr. Gardner folgende, aus feinen Verſuchen abzuleitende, finnreihe Anfiht auf: Da, wie wir geſehen baben, die Bewegung der Pflanzen nad dem Lichte von den indigoblauen Strahlen herrührt und dieſe Erſcheinung durch ſolche Strahlen von fehr geringer Jnten— ſitaͤt vermittelt werden kann, ſo duͤrfte die im Vergleiche mit dem Sonnenlichte ſehr intenſiv blaue Farde des Him— meld das Wachſen der Pflanzen in ſenktechter Richtung ges wiſſermaaßen beftimmen. (Bibliotheque universelle de Geneve, Fevr. 1844.) Ein Fall von Unvermögen, Farben zu unterfcheiden. Bon Dr. Boys de Loury. H., Sohn eines Tuchfaͤrbers, übte das Gefchäft feines Vaters mehrere Fahre lang, mußte es aber aufgeben, weil er, wie er angiebt, die Nüancirungen der Farben, was doc bei feinem Stande von Wichtigkeit war, niemals unterfcheis den Eonnte. Ich ftellte mit ihm folgende Verfuhe an; ich zeigte ihm mehrere Zeuge von verfchiedener Farbe und Nuͤ— ancirungen. ine fchöne fehr belle Dranges Farbe ſah ex für einfaches Gelb an; Apfelgrün hielt er für gelb, und zwi: fben den beiden genannten Farben fand er Eeinen großen Unterfchied; ein Bund orangengelber und braun chinirter Seide hielt er fuͤr dunflergelb, ohne die beiden legten Far— ben ebenfalls voneinander zu unterfcheiden; Aprikofenfarbe gilt ihm ebenfalls für gelb. — Lilla ift für ibn Blau, dunkel Veilchenblau hielt er für grau, zwifchen Blau und Killa weiß er Erinen Unterfchied; am Beſten unterfceidet er die Nünncirungen in der grauen Farbe. Färberröthe und Zinno— ber kann er nicht unterfcheiden, er hält fie für bläulic oder gar für blau; Roſenroth hält er immer für ſchmutzig weiß. Schönes Braun bält er für vollkommen ſchwarz; endlich er— f&heint ihm Garmin bei'm erften Blicke dunkelblau, bei auf: merkſamer Betrachtung hingegen erkennt er es als violett, Die Stube, in weldyer ich mich mit H. befand, ift mit Tapeten ausgefhlagen, an melden Blumenbouquette aus Rofen, Beilhen, Goldlad, blauen Malven und Blumen: blättern dargeftellt find, Die Veilchen hielt er für Flieder, die Malven für Nofen, Goldlack hingegen blieb für ibn gelb; die Nofen verwechfelte er mit den Blättern, an diefen erkannte er jedoch die Farbe, weil, wie er bemerkte, die Blätter nur gruͤn gemalt würden. Es ift bekannt, daß, wenn man eine lange Zeit einen ſehr weißen und beleuchteten Körper betrachtet alsdann feis nen Blick auf einen andern weißen, weniger beleuchteten, Körper hinwendet, man an dem legtern einen gelben Filed wahrzunehmen glaubt, von einer Form, wie der erfte Koͤr— per war; hierauf werden die Raͤnder diefes Fleckes grünlich, und diefe verbreiten fi bis zum Gentrum; darauf erfcheint 639. XXX. Il. 165 er auf diefelbe Weiſe roth und endlich indigofarben; die Neihenfolge der Farben iſt unveränderlich, immer treten fie in derfelben Ordnung auf, und nur in der Dauer der Far— benbilder find einige Verſchiedenheiten, denn diefe richtet ſich nach dem größern oder geringern Eindrucde auf das Sehor— gan. Es ift ferner befannt, daß, wenn man flatt des weis fen Körpers, weldhen man betrachtet, einen bellgefärbten an die Stelle fest, dieh, in Bezug auf die Neihenfolge der Far— ben, £einen Einfluß bat, fie treten in der nämlichen Reihens folge auf; dieſes Phänomen geht demnah im Gefichtsor- gane vor fih. Sch ftellte mit H. ein gleiches Erperiment an, feßte aber voraus, daß das Mefultat nicht mit dem gewöhnlichen übereinftimmen werde, und fo war es au. Zeigte ih naͤmlich Herrn H. zuerſt Gelb, fo fah er als- dann nur Drangengelb, weldes vom Umfange des Gegen- ftandes aus ſich zur Mitte bin verbreitete; bierauf folgte nur Blau, welches immer dunkler wurde und zulegt nur violett erfhien. Bei H. fehlte demnach in der Neibenfolge ber Farben das Grün und Roth; man kann alſo ſchlie— Ben, daß das Prisma, oder der Negenbogen bei ihm nur diefe beiden Farben zeigen werden. Dr. Szokalski hat im Sahre 1841 eine Menge Fälle zufammengeftelft, welche ſich auf diefelbe Anomalie be— ziehen und noch merfwürdiger find. Hiernach wird Roth von vielen Menfchen mit Blau oder Grün verwechfelt und ein junger Mann bemerkte feine Snfirmität erft in feinem fiebenten Sabre. Einſt fand er einen rothen Strumpf, mit welchem er das ganze Dorf umherlief und fih nach dem Befiger erkundigte; man mar darüber verwundert, daß er diefen nicht Eannte, da nur eine Perfon rothe Strümpfe trug; es ergab fi, daß er fie für blau bielt. Won Weis tem erkannte er Eeine Kirfhen auf dem Baume, weil er fie mit den Blättern verwechfelte, und nur in der Nähe er— fannte er fie duch ihre Form. Auch er war genöthigt, feine Profeffion als Färber aufzugeben. Andere Perfonen müffen ihr Gefchäft, als Schneider oder Tuchhaͤndler, aufz geben, da fie an den Kleidern Stoffe von gan; andrer Farbe anbringen. Ein Andrer, welcher ſich gerade auf einer Ebene befand, in welcher viele Menfchen zu einem Fefte verfams melt waren, hielt die Negenfchirme, welche diefe, da es plöglich zu regnen anfing, ausgefpannt batten, für ein blaues Feld über der Erde, und fah auf diefe Meife zwei Himmel; die Regenſchirme waren jedoh roth. Er £annte fein Ger brechen und fcheute fo fehr einen Mißgriff in diefer Bezie— bung, daß er niemals ein Urtheil über eine Farbe ausfprach, bevor er fie nicht erft nennen hörte. Der Chemiker Dal- ton hatte denfelben Fehler und berichtete hierüber in den Philosophical Transaections. Er hatte auch verfucht, den Fehler feines Geſichtes zu verbeffern, und es alüdte ibm auf die Meife, daf er, um den Unterfchied zwilchen Roth und Grün zu finden, eine Siegelladftange mit einem Baumblatte verglich, da er auf eine andere Meife diefe beis den Farben vollfommen verwechfelte, Der merfwürdigfte Fall der Edinburger Transactions betrifft einen Menfchen, welcher die Farben faft gar nicht unterfchied. Ale fah er für einen Kupferftih oder bas- 41,7 167 reliefs an. Die Wangen eines Kindes, eine Pfirfiche hatten die Farbe der Sonne, Der Himmel, die Büume, Alles fab nah ihm grau aus, fo daß er beſtaͤndig fich irrte und bei nahen Gegenftänden das Gefühl zu Hülfe nahm. Die: fer Menſch, welcher die Gegenftände nur duch ihre Form wahrnehmen Eonnte, war wegen feines Fehlers mit ſich felbft zerfallen. Dieſes Gebrehen, welhem Szokalski den etwas complicivten Namen Arcromatopſeudopſie beilegte, wurde von ihm in mehrere Claſſen getheilt. Zur erften Claffe ges bören die Individuen, bei welchen, wie bei den Letzten, eine Perception der Farben faft volllommen fehlte und nur Weis und Schwarz unterfihieden werden Eonnte. Gelb, welches unterfchieden werden Eonnte, bildete eine zweite Claffe; in einer dritten erkannte man Roth und Blau; die legte Claffe endlich, welche fehr zahlreih it, Fann Weiß, Gelb, Roth, Blau und Schwarz unterfheiden; nur die durch die Wer: bindung dieſer Farben entftehenden Nuͤancirungen koͤnnen von den Subjecten diefer Kategorie nicht gehörig wahrge— nommen werden. Die iris des Herrn H. ift beilblau und in der Mitte mit gelben Fleden, was man bei Perfonen, welche an dies fer Affection leiden, ganz gewöhnlich antrifft; auf gleiche Weiſe vermig er, wie diefe Letzten, die Gegenftände bei truͤbem Lichte und in der Abenddaͤmmerung beffer zu unter: ſcheiden, als am hellen Tage. ndlih war Herr H. der Einzige feiner Familie, welcher diefe Anomalie zeigte. Szokalski betrachtet die Affection als erblih; der Bruder Dalton’s hatte daffelbe Gebrehen, wie er; ber Berfaffer citirt eine Familie bis zur dritten Generation bin auf, in welcher alle Mitglieder, bis auf die Coufins, in ver: fhiedenem Grade afftcirt waren. Wo foll man nun die Urfache einer folchen Affection, welche fait immer erblich ift, fuhen? In welchen Gebilden liegt diefe Urſache? Sol man fidy mit der Farbuny der iris begnügen? oder foll man fie in einer fehlerhaften Struc— tur des Sehnerven, oder der retina ſuchen? Bei der leß: ten Gonjectur will ich mich Etwas verweilen. Wenn auch die parhologifhe Anatomie bisjegt den Beobachtern einer ſolchen Affection niht zu Hülfe gekommen ift, und wenn es auch wahrfcheintich iſt, daß fie niemals eine Stüge ge: währen werde, fo fann man doch wenigftens daran denken, dab man einer Atrophie diefes Drganes, welche unjeren Sinnen vielleiht nicht wahrnehmbar ift, eine Abweichung bei Eckennung der Farben zufcreiben müffe. Betrachtet man unfer Gefiht mit dem der Sagdthiere und der hochfliegens den Vögel, fo bemerkt man eine ebenfo große Verſchie— denheit in ihrer Gefihtsweite, mit der unftigen vergli= chen; als in der Entwickelung der retina. Die retina der Thiere namlich ift nicht nur mit Runzeln an ihrer Ober: fläche verfehen, um die Flähe des Geſichts-Conus zu vervielfältigen, fie ift auch ein Paar Mal umgefchlagen, fo daß ihre anfcheinende Die mehrere Mal ihre wirkliche 649. XXX. 11. 168 Dicke übertrifft, ohne daß fie von ihrer Durchfichtigkeit etz was 'verlöre Eine folhe Beſchaffenheit der retina findet man bei dem Adler. Diefen Betrachtungen will ich noch einen Ball hinzufügen. Ein Menſch wurde durch eine Piſtolenkugel verwundet, welche unter dem Kinne duch den Mund hindurchging, ohne die Zunge zu verlegen, den harten Gaumen und den Bor den der Augenhöhle zerfchmetterte; von diefer ſchmerzhaften Verlegung wurde der Mann geheilt, die retina war voll» kommen paralpfirt, ausgenommen an einer Eleinen Stelle, wo fie ihre Empfindlichkeit für das Licht behalten hatte. Wil nun der Kranke mit diefem Auge fehen, fo dreht er e8 fo lange, big er den betreffenden Gegenitand findet, die Farben Eann er jedoch nicht unterfcheiden; zeigt man ihm eine Porcelanpalette mit Farben, fo hält er legte für eben= fo viele Loͤcher, fo daß er fie mit dem wirklichen Loche der Palette verwechfelt; es it demnach in diefem Falle unmöys lich, die Action der retina bei der Wahrnehmung der Fars ben zu verfennen. (Revue med., Nov. 1843.) 1 Us Ueber Superfötation hat Herr Levrat der Academie Royale de Medecine zu Paris eine Abhandlung eingereicht, worin er behauptet, daß Fälle davon weit häufiger feinen, als man ges mwöhnlih annimmt. Mehrfahe Schwangerfhaften follen immer Superfötation feyn, was man nur deßwegen nicht erkenne, weil bei 3 villinasfch.vangerfhaften die Geburtspelfer immer fogleid zur Ertrastion des zweiten Kindes fchritten,, anjtatt die zweite Ges burtsarbeit abzuwarten. Herr Royer:Collard ift derfelben Anfiht und führt namentlich an, daß eine Huͤndin, welche von zwei Hunden verfchiedener Race belegt worden, Zunge zur Welt bringen könne, welche ſaͤmmtlich von der Race des erften feyen. Er ſchließt daraus, daß duch die erfte Begattung mehrere ovula befruchtet feyn Eönnen, von denen eins in die Gebärmutter gelange, die übri- gen dagegen im ovarium bleiben, bis fie in Folge der durch eine zweite Begattung bewirkten Aufregung ebenfalls herabfteigen (!). Auf diefe W:ife Eönne man zwei Väter für eine Conception ans nehmen, indem der erfte in mehreren Eiern die Befruchtung vorbes reite, der zweite fie beende. Herr Royer=:Gollard hält es für möglich, daß eine Frau die Kinder eines erften Mannes durch Ver: mittelung eines zweiten zur Welt bringe. (Es verdient daran er— innert zu werden, wie De. Wendelftadt jun. in Weslar fhon in den erſten Jahren diefes Sabrhunderts eine ähnlihe Anſicht hatte und in dem Allgemeinen Anzeiger der Deutfchen mittheilte, wo er unter andern die Thatfache anführte, dab oft die Kinder einer zwei— ten Ehe dem erften verftorbenen Ehemann aͤhnlich fehen. Eine Discufiion, die damals Goethe zu dem fo nediihen Epigramm veranlaßte: „Weinet nicht, geliebte Kinder, die ihr nicht geboren ſeyd“ u. ſ. w. Die Thraͤnenwerkzeuge find im meiblihen Geſchlechte febr entwidelt. Ganz befonders hat Herr Profeffor E. Huſchke dieß an der Thränendrüfe gefunden, die fogar abfolut ſchwerer war, als im männlichen Auge. Sie war in weiblichen Leichen um ein Dritz tel fhwerer, als bei'm Manne, weit voluminöfer und hatte auch ein hellrothes, loderes Gewebe, das bei'm Manne fefter gefunden wurde. Aus diefem anatomifchen Verhalten erklärt ſich ungezwungen die groͤ— Bere Anlage des weiblihen Gefhlehts zur Thränenabfonderung. — Daffelbe Verhalten ailt von den abführenden Thraͤnenwerkzeuügen. So war an einem Manne der eine Ehränenpunct 0,6, der andere 0,4 Millimeter weit, bei einer $rau der eine 0,9, der andere 0,7 Millimeter, 169 €49. XXX. 11. 170 et ehem Aneurysma arteriae popliteae, geheilt durch Gompreffion der arteria cruralis. Bon Dr. Edward Hutton, Mihae Duncan, 30 Sabre alt, ein Landmann von ziemlich gefundem Ausfehen, aber von unregelmäßiger Lebens: weiſe, wurde am 3. October 1842 in dag Richmond-Hoſpi— tal aufgenommen. Cr gab an, daß er vor zehn Tagen während eines Wadenkrampfes im rechten Beine, dem er während des verfloffenen Jahres unterworfen gewefen war, zum erften Male eine Gefhmwulft in der rechten Sniefehle entdedit habe, welche damals den Umfang eines Huͤhnereies hatte; drei Zage darauf bemerkte er eine Anfchwellung des Fußes und Knoͤchels und empfand Schmerzen an der Aufes ten Seite des Beines. Zur Zeit feiner Aufnahme in das Hofpital hatte die Gefchmwulft etwas an Größe zugenommen und nahm den untern Theil des Kniefehlenraumes ein, Sie pulfirte ſtark und wurde bedeutend verkleinert, wenn man die art. eruralis comprimirt. Sobald man mit der Compreffion nachlief, vergrößerte fich die Gefchwulft wieder und ein gurrendes Geräufch begleitete das Miedereinftrömen des Blutes in den anrurmsmatifhen Sad. Das Bein war etwas angefchmwollen, die Venen an demfelben turgescirten, und der Kranke klagte Über ein prickelndes Gefühl in dem Beine; der Puls war 60 und regelmäfig, und das Allges meinbefinden erfchien nicht afficirt. Man ſchlug dem Krans ten die Unterbindung der art. cruralis vor, aber er lehnte fie anfaͤnglich ab und wünfchte, daß man andere Mittel ans wenden moͤchte. Drei bis vier Wochen hindurch beobachtete er die Ruͤckenlage, und man legte cine Compreffe und einen Derband an; da aber die Geſchwulſt allmälig an Umfung zunahm und der Kranke durch den Druck Scymerjen em: pfand, feßte man diefe Behandlung aus. 1. November. Da der Kranke noch immer gegen die Dperation ſich fträubte, fo entſchloß ich mich, eine Compreſ— fion der Schenfelarterie zu verfuhben. Da ich gerade ein Inſtrument zur Hand hatte, welches dazu diente, den ſecun— dären Blutfluß nach einer Unterbindung der art. cruralis zu unterdrüden, fo machte ih von diefem Gebrauch. Es war fo conftruirt, daß man vermittelft einer Schraube und eines Kiffens einen Druck auf den Verlauf der Schenkel: arterie und den Gegendrud auf der entgegengefesten Seite des Gliedes anwenden Eonnte, ohne den Kollateralkreislauf zu beeinträchtigen. Anfänglich wurde die Schenkelarterie in dem mittleren Dritttheile des Oberſchenkels comprimiet, aber die Comprefs fion verurſachte ſoviel Beſchwerde, daß fie nicht ertragen werden Eonnte, und nach einigen Applicationen wurde der Apparat entfernt und am oberen Theile des Gliedes ans gebracht. 12. November. Die Schenkelarterie wird bei ihrem Austrittspuncte aus der Bedenhöhle unterhalb des ligam. Poupartii, comprimirt und der Drud mehr, als vier Stunden lang unterhalten, 14. November. Die Gefhmulfi fühlt ſich etwas fes fter an, das gurrende Geräufh, welches man früher bei'm MWiedereintreten des Blutes in den Sad fühlte, ift nicht mehr bemerkbar; die Pulfation wie früher. 19. November. Der Umfang des Beines ift an der Stelle der Gefhwulft um 4" Eleiner, als bei der letzten Meffung. 22. Nov. Gompreffion von drei Stunden; nach ihrer Beendigung Eehrt die Pulfation wieder zurüd. 24. Nov. Gompreffion von fehs Stunden; daffelbe Reſultat. 25. Nov. Der Kranke vermag die Compreſſion wegen Schmerzen in der Inguinalgegend nicht zu ertragen, und Elagt auch Über etwas Schmerz in der Gefhmulft. 26. Nov. Die Compreſſion von Neuem vier Stun: din lang angewendet; da das Inſtrument entfernt wurde, hatte die Pulfation im tumor aufgehört, welcher ſich feit anfühlte und frei von Schmerzen war. 27. Nov. Nüdkehe der Pulfation in leihtem Grabe ; beftändige Compreſſion. 28. Nov. Keine Pulfation in der Gefhmwulft, fie hatte an Größe abgenommen und mar feft. 29. Nov. Sedeftündige Gompreffion, tion, dreiftündige Com: reffion. 1. December. ine Arterie von dem Umfange der a. temporalis pulfitt längs der Dberflähe der Geſchwulſt, welche ganz feft, an Umfang ſehr verringert und ganz frei von Pulfation ift. Die Anwendung des Snftrumentes wur: de nun ausgefest. Die Schenkelarterie pulfict normal. Um 7. December wurde die Xemperatur beider Beine an der Wade unterfuht: Temperatur des aneurpsmatifchen Gliedes 86° F. (24° R), des gefunden Beines 90° 8. 12550 N.) keine Pulfas Temperatur deg aneurysmat. Gliedes des gefunden u nn — ac‘) (255° R.) 12. December 889 8. 90° F. (253° R.) (262° R.) 20. — 90° F. 910 F. (263° R.) ZT, — — 91? F. 27. December war die Geſchwulſt auf den Umfang ei— ner kleinen Wallnuß reducirt und fuͤhlte ſich ſehr hart an; der Kranke wird entlaſſen. Nach ſechs Wochen beſuchte er mic auf mein Verlangen: die Geſchwulſt war nun nur noch fo groß, wie eine Dafılnuß und feſt; der Kranke hatte feine gewöhnliche Beſchaͤſtigung wieder aufgenommen. Seit diefem Falle hat Dr. Cuſack auf ähnliche Weife einen Fall von Popliteal-Aneurysma und Dr. Belling ham einen andern im St. Vincents : Hofpital mit günfti« 171 gem Erfolge behandelt. Diefe Behandlungsweire fcheint zu voreilig von den Wundärzten aufgegeben worden zu feyn, wahrſcheinlich deßhalb, weil der angewendete Drud fo groß wir, daß er für den Kranken unerträglich wurde. Man muß einen möglichft geringen Druck, welher genügen mag, das Gefäß zu fchließen, anwenden, und wenn diefer nicht ertragen werden kann, fo wird es gut fiyn, die Arterie theils weile zu comprimiren, fo daß der Impuls der Circulation gemildert wird. Bei einer aneurysmatiſchen Diathefe ift diefe Behand» lung anzuwenden, bevor man zur Dperation feine Zuflucht nimmt. Wir reihen bier Dr. Cufad’s Fall an: Sohn Lynch, fünfundfunfzig Fahre alt, ein Xohgärber, von kurzem, Eräftigem Bau, aufgenommen in das St Öte: vens = Hofpital am 17. Januar 1843. Sm vergangenen Herbite hatte er ein ſchweres Fieber, von welchem er Lang: fam genas; ungefähr fünf Wochen nachher empfand er brens nende Schmerzen vom Knie abwärts nad) dem Knöchel hin, befonders längs der äußern und veidern Seite des Beines; diefe Schmerzen hielten an bis ſieben Tage vor feiner Auf: nahme, zu welcher Zeit er, als er auf der Straße ging, plöglih einen ſehr heftigen Schmerz in der Wade empfand, der nach dem Knoͤchel hinlief und ihn zum Niederſitzen nd: thigte. Als er feine Hand auf die fchmerzhafte Stelle legte, fühlte ex zum erſten Male dafelbft eine Anſchwellung von dev Größe feiner Fauſt; er kam mit einiger Schwierigkeit nach Haufe, aber der Schmerz nahm allmälig ab, und am nächften Tage ging er feinen Geſchaͤften, wie gewoͤhnlich, nah; während der folgenden Tage wurde die Anſchwellung Eleiner, fo daß fie bei feiner Aufnahme nur die Hälfte ihres urfprünglichen Umfanges einnahm. Der Kranke hatte ſich gewöhnlich damit befchäftigt, Laften eine Leiter binaufzutragen; feit dem Fieber hatte er an Huften und Herzklopfen gelitten; er pflegte viel zu ttins Een, hatte aber in den legten zwanzig Sahren maͤßig gelebt; er hatte nie Mercur gebraucht, Bei der Unterfuhung findet ficb eine Gefhmwulft am untern Winkel der linken Wade, im Verlaufe der art. po- plitaea, von der Größe eines Huͤhnereies; fie ift elaſtiſch und pulfict fonchroniftifch mit dem Herzen, wiewohl ftärker, als daffelbe; ein mäßiger Druck auf die Schenkelarterie un: terbricht die Pulfationen und entleert die Gefchwulft, fo daß ſie kaum gefühlt werden kann. Die Haut ift nicht mißfarbig, die Geſchwulſt nicht empfindlich beitm Drude, ausgenommen an ei: ner Stelle aufjeder Seite, von dem Umfange einer Fingerfpiße; fie ift glatt und eben auf der Oberfläche, und das aufgelegte Ohr vernimmt deutlich ein Geräufh; die artt tibiales anterior und posterior find an beiden Süßen nit zu fühlen, alle Gefäße fcheinen erweitert und dünne Deden zu haben; im Herzen Fein abnormes Geräufch, aber der Impuls deffelben ift ſchwach und die Pulfationen intermitticend und unregel: mäßig; der Puls jest 70, Elein und unregelmäßig, variirt aber von 60 — 90, ohne bemerfbare Urfache; die Linke Lunge ift emphyſematoͤs aufgetrieben, die oberflächlichen Ve— nen der Wangen fehr erweitert und geben dem Gefichte eine dunkelrothe Farbe; Zemperatur gleich an beiden Beinen, 649. XXX. 11. 172 22. Januar. Eine Rollbinde wird von den Zehen big zur Schaamgegend hinauf leicht umgelegt. (Tinet. Digitalis gtt. v. drei Mat täglich.) 4. Februar. Kein bemerkbarer Unterjchied; wenn bie Binde nicht fehr forgfültig angelegt wird, fo verurfacht fie ihm nad zehn big zwölf Stunden am Oberſchenkel Schmerz; am heutigen Tage wird eine Compreffe über die Geſchwulſt und die Binde wie früher, angelegt. (Tinet. Digit. gtt. x. drei Mal täglich.) 22 Februar. Keine Veränderung. Herr Hutton wendet fein Inſtrument an, nadıdem das Kiffen an einer fo hohen Stelle, ald moͤglich, auf der Schenfelarterie und mit genügender Stärke feftgefbraubt worden, um die Pulſation der Geſchwulſt volftändig zu hemmen; eine Compreffe wurde dann auf dag aneurysma gelegt und durch eine von den Zehen anfangende Binde befeftigt. Bald darauf fühlte der Kranke fib unmohl; nach anderthalb Stunden wurde fein Geficht bleich, der Puls ſchwach und langfam und er Elagte über ein Ohnmachtgefuͤhl mit einem Gefühle von Schwere an der Stelle der Pelotte des Kiffens, von da bis zum Herzen, mit dem Gefühle von Blutandrang gegen den Kopf, beyleis tet von profufem Schweiße an der Stirn und dem Scheitel, Das Inftrument wurde nun gelodert und der Kranke er= bolte jich bald; als er fih vollig erholt hatte, wurde die Pelotte wieder niedergefchraubt, aber er konnte fie nicht Linz ger, als eine halbe Stunde nacheinander, ertragen. (Digitalis fortzufeßen.) 24. Februar. Der Kranke erträgt die Anlegung des Inſtruments fo lange, als er es vermag und lodert es dann, worauf er es wieder niederfchraubt, wenn or frei von Schmerz ift; er Elagt befonders über die Congeftion gegen den Kopfz die Pelotte gleitet fehr leicht von der Arterie ab; cr fagt, daß er in Folge einer eigentbümlichen Gmpfindung, als ob ibm von der Stelle des Kiffens aus Etwas aufwärts laufe, ſagen Eonne, wenn die Pulfationen in der Geſchwulſt ges bemmt find. doch irrt er ſich oft; lodere Unlegung des In— fteumentes, nur um die Stärke der Pulfationen zu mildern. (Digitalis fortzuiegen.) 27. Februar. Er ift fehr ruhig und ausdauernd ges weſen, aber auf das aneurysma ift £eine Wirkung ber: vorgebracht worden. Man legte Herrn Hutton’s In— ftrument bei Seite und legte eine Binde an. Temperatur beider Beine durchweg gleih (Digitalis fortzuiesen ) 4. März. Keine Veränderung. (Tinet. Digitalis gtt. xv., drei Mal täglich.) 16. März. Herrn Crampton’s Inſtrument, mo- dificirt von Herrn Daly, murde angelegt, und, um den Impuls im aneurysma zu vermindern, feine Compreffe oder Binde über der Gefhmwulft. Puls 63, fehr intermitz tivend, flieg bald auf 90. (Digitalis fortzufegen.) 18. März. Der Kranke erträgt diefes Inftrument weit beffer, als das andere; hat nicht das unangenehme Gefühl des Blutandrangs gegen den Kopf, und Elagt befonders über das Wundfeyn in Folge des, durch das Kiffen bewirkten Druckes; diefer wird gemildert, indem man den Theil mit 173 Mehl beſtreuet. Keine Veränderung in der Geſchwulſt. (Di- gitalis auszulaffen.) 22, März. Die Geſchwulſt ift entſchieden härter und Eleiner, der Impuls fehr verringert, zuweilen nur Schril: len im aneurysma, zuweilen gar feine Bewegung in dem: felben, felbft nach Entfernung des Drudes, aber fie Eehrt bei der leifeften Bewegung des Körpers wieder; Feine Schmerz= baftigkeit mehr an jeder Seite; Huften; Puls 67, fehr unregelmäßig. (Mixt. expectorans cum tinet. Opii camphorata.) 23. März. Pulſation hat ganz aufgehört; der tumor ift febr hart, von dem Umfange einer grofen Wallnuß; man kann eine große Arterie oberflächlih, nad dem aneu- rysma bin verlaufend, fühlen, über welchem fie leicht mit den Fingern gerollt werden kann, fie theilt fih dann in zwei Zweige; die Gelenkgefaͤße erfcheinen nicht vergrößert. Wegen eines, am 19. eingetretenen oedema cruris hatte man eine Binde umgelegt; in den leßten zwei Nächten hatte er ein faft umerträgliches Jucken in der Hüfte gehabt, doch ohne Roͤthe oder fonft ein Zeichen von Reaction. 25. März. Das Inftrument wird heute abgelegt. Die art. eruralis fann deutlich verfolgt werden Big zu der Sehne des triceps und vastus internus. (Mixt. ex- pectorans cum Aq. Laurocerasi.) | 1. April. Die Gefhwulft verkleinert ſich; die oben erwähnte erweiterte Arterie ift Eleiner geworden; feine Ver: änderung der relativen Temperatur. 7. Apsil. Der tumor nimmt immer mehr an Um: fang ab; die ganze Arterie Eann verfolgt werden, bis fie in das aneurysma eintritt, aber im unteren Dritttheile des Dberfchenfeld und in der Wade ift die Pulfation fo ſchwach, daß man fie nur bei einer genauen Unterfuhung fühlen fann, (Mixt. expectorans fortzufegen.) 14. April. Der tumor £ann jegt mit Leichtigkeit ges faßt werben; die erweiterte Arterie ift fehr Elein geworden, während die art. poplitaea am erfranften Gliede jegt ebenfo ſtark pulfirt, wie am gefunden; eine Menge harter Stränge laufen über die Gefhmulft weg. Die Palpitatio: nen des Herzens dauern fort. Puls 68, intermittirend. (Dublin Journal, May 1843.) Heilung einer entero-peritonitis mit wahrſchein— licher Perforation eines Darmes duch große Do- fen von Opium. Von Dr. 3. B. Riche zu Obernay. Zu den guten Wirkungen des Opiums in den Mes ningitis = Epidemieen zu Avignon und Straßburg muß nod) folgender Krankheitszuftand hinzugefügt werden. Am 14. Februar 1841 wurde ich zu einem vierzehn: jährigen Knaben’ gerufen; er war von guter Conftitution, und groß und ſtark für fein Alter. Seit den 10. Febr. hatte er Eeinen Stuhlgang gehabt; der Unterleib war fehr ſchmerzhaft, fehr aufgettieben; die Nefpiration beſchwerlich und frequent; kein Schlaf; der Kranke erbrach alle genoffes nen Speifen und Getränke, 649. XXX. 11. 174 Die Circulation nahm an dem Zuftande nur wenig Theil; der Kranke hatte nur wenig Hitze, und das Sen: forium war vollfommen frei. Einen Zag vor Beginn der Krankheit hatte der Kna— be viele faure Rüben (eingefalzene Rüben, welche wie Sau: erfraut aufbewahrt werden) gegeffen; er fehlief gewöhnlich in einer feuchten, offenen und unbeizbaren Dachſtube. Der Arzt des Dorfes verordnete eine Mirtur, Kipftire und kalte Umſchlaͤge auf den Unterleib, jedoch ohne allen Erfolg. Den baldigen Tod des Kindes befücchtend, verordnete ich zum Getränke reines Waffer und faure Milch; ferner Eins teibungen mit einer Salbe aus 32 Grammen unguentum neapolitauum und 1 Gramm Calomel, und verfcrieb: 100 Grammen Lindenblütbenwaffer, 40 Gentigr. extrac- tum Lactucae und 30 Grammen Gummifyrup, eflöffel: weife zu nehmen Hierauf trat eine merklihe Befferung ein, der Unterleib wurde meicher, aber die Verftopfung dau— erte fort, Nur einige Tropfen einer hellgelben wäfferigen Slüffigkeit fanden fich von Zeit zu Zeit in feinem Bette vor, Nun verordnete ich ein Abführpulver aus Calomel, Salappe, Cremor tartari, extractum Belladonnae, und mit diefem Pulver wurde am 16. und 17. Februar fortgefahren. Am 17. Februar Nachmittags litt der Knabe viel; der Stuhlgang, ohne fehr häufig zu feyn, war mit Tenesmus verbunden und mit Abgang eines rörhlihen Schleimes. Der Unterleib war von Neuem fehr gefpannt, die Refpira= tion behindert; Unterleib und Gefchlechtstheile begannen öde: matoͤs zu werden; der Kranke fchlief nicht, war fehr aufge: regt, der Kopf war frei. Ich befürchtete, ein Darm fey entweder ſchon perforirt, oder es merde fich eine Perforation bilden und verordnete deßwegen 20 Gentigrammen extractum Opii und 50 Gen: tigrammen extractum Graminis, ftündlic vier Pillen zu nehmen. Am 19. Februar wurde mir berichtet, daß ber Kranke fih nad) den Pillen fehr wohl befunden habe, feitbem er aber £eine mehr habe, fei er kraͤnker geworden; er ift ſehr aufgeregt und hat wenig gefchlafen. Ich ließ nun ftatt vier Pillen achte nehmen, und die— felbe Dofis am andern und darauf folgenden Tage wieder: holen. Am 22. Februar befand fi der Knabe mohler, er hatte gefchlafen und war ruhiger. Extractum Opii et Hyoscyami, von jedem 25 Gentigrammen auf zehn Pillen. Am 23. Februar diefelbe Verordnung. Am 25. Februar Opium und extractum Hyoscyami, von jeden 50 Gentigrammen auf zwanzig Pillen, Am 27. Februar. Der Zuftand des Knaben iſt fehr befriedigend. Er hatte nur etwas Schmerz in der Nabel: gegend, hatte gegeffen und gefchlafen. Zur Befeitigung des Schmerzes verfchrieb ih: Morphium muriaticum, 10 Gentigrammen ; Aqua destillata, 150 Grammen, Mimo: ſenſchleim und Sytup, von jedem 30 Grammen; und übers dieß Einreibungen mit Brechweinfteinfalbe. 175 Vier oder fünf Tage ipäter erfuhr ich, daß der Knabe ausgegangen fey und fpäter, daß er feine Beſchaͤftigungen bes gonnen habe. Diefer Knabe nahm in zehn Tagen 2,40 Grammen extr. Opii, 1 Gr. extr. Hyoscyami und 0,10 Gram⸗ men ſalzfaures Morphium, ohne Erfheinungen von Narcofe, und der Kranke hatte biernach num mehrere Stunden ans dauernde ruhige Intervallen. Die Befferung ſtellte fid) gleich) nad) dem Gebrauche des Opiums ein. Es ift Elac, daß der Knabe fi eine Indigeſtion durch das wenig nahrhafte und faure Nahrungsmittel und durd) Erkältung zugezogen hatte. Diefer Indigeftion folgte eine Enteroperitonäalreizung mit beginnendem volvulus, deffen weitere Ausbildung duch die Mercurialeinreibungen ge: hemmt wurde. Bei Verordnung des Abführpulvers habe ich einen gro= fien Fehler begangen; denn wenn durch daffelbe der Durch— gang der Fäcatftoffe und die periſtaltiſche Bewegung nicht vollkommen hätte wiederhergeftellt” werden Eönnen, fo märe dadurch die Inteſtinalreizung und das Allgemeinleiden vers mehrt worden. Sch würde aus der Austreibung des Uns terleibes, der Snfiltration der Gefchlechtstheile und der aus ferordentlichen Aufregung mit erfhwerter Reſpiration nicht auf eine Perforation gefchloffen haben; aber die Beforgniß vor einem fo furchtbaren Zufalle führte mir fogleih die von mehreren Englifchen Aerzten und von Dr. Louis veröfs fentlihten Fälle in's Gedaͤchtniß über die günftige Wirkung des Opiums in Fällen, welche dem meinigen ahnlich waren, d. h., bei heftiger peritonitis und bei drohender oder bes ftehender Perforation. Der Erfolg rechtfertigte mein Ver— fahren, ohne mir Gewißheit über die Perforation zu laffen. Vorliegender ift ein Fall mehr, um die Uerzte zur An: wendung des Opiums in Fällen von peritonitis, volvu- lus und eingeflemmten Bruͤchen aufzufordern, wenn man zu fpät gerufen wird, um zu operiren, und wenn Gefahr droht. Schmerzen befänftigt zu haben, ift in ſolchen Fällen ein wichtiges und glüdliches Nefultat.. Nur durch Ber fimpfung der Schmerzen und Aufhebung der periftaltifchen Bewegung habe ich meinen Kranken gerettet. Ich will nur noch hinzufügen, daß in diefem Falle die Pillenform vorzuziehen fey, weil das Opium in diefer 649. ÄXX. Il. 176 Form mehr örtlich wirft, wenig raſch abforbirt wird und eine Art Verdauung erleidet, melche die Gefahr feiner AUb- forption um Vieles verringert, (Revue med., Dec. 1843.) Miscellen. Bon einer beunrubigenden syncope in Folge des Eindringene von Luft in eine Bene, während einer Erarticulation des Dberarmes, fprad) Barnaby Cooper in der Sigung der Royal medical and chirurgical Society vom 12. December 1343, Die Kranke, neunzehn Jahre alt, hatte eine bösartige Gefhwulft am Oberarme, weldye die Erarticulation in= dicirte, welche binnen kaum einer Minute mit fehr geringem Blut— verlufte ausgeführt wurde. Die subelavia wurde fogleich darauf unterbunden, und der Verfaffer war eben im Begriffe, eine etwas angefhmwollene Drüfe in der Achfel zu entfernen, als er plöglich ein gurgelndes Geraͤuſch vernahm und die Kranke in einen collap- sus verfiel, der augenblicklichen Zod drohte: das Geficht ward tod— tenbleich, die Pupillen fixirt und gegen das Kicht nicht rragirend, der Puls ſchnell, Elein und flatternd, wiewohl zuweilen regelmäßig; das Arhmen unregelmäßig, befchleunigt und ſchwach und zumeilen von einem tiefen Seufzer begleitit. Die Kranke wurde fogleih in eine horizontale age, der Lappen über die Wunde gebracht und durch Heftpflaiter befeftigt, und verschiedene Reizmittel angewendet, Eine Stunde verftrih, bevor fie fich hinlänglicy erholt hatte, um aus dem Operationsfaale entfernt zu werden. In's Bett gebracht, ließ fie faeces und Urin unwillfübrlich abgehen. Als die Reaction eintrat, ftieß fie ein anhaltendes Gefchrei aus und beugte und ex— tendirte abwechfelnd das rechte Bein, während das linke ganz ruhig blieb und empfindungslos zu feyn fhien. Die Kranke. Elagte auch über Schmerzen im Kopfe und Naden, Mehrere Zage hindurch hielt fie die Augen gefchloffen; Unterertremitäten in demjelben Zu— ftande wie früber, Puls fihr frequent. Dpiate befeitigten die Uns rube und verfhafften Schlaf. Am vierten Tage wurde auch das linke Bein von unwillkuͤhrlichen Bewegungen afficirt, die am fole genden Tage aber fchon nvachließen. Nach anderthalb Monaten verließ fie das Hofpital, indem bloß ein leichtes Ziehen im linken Beine zurüdgeblieben war. (London medical Gazette, Decem- ber 1843.) Bon der Wichtigkeit ungefäumter Behandlung der Veſicovaginal-Fiſteln bandelt ein Auffas des Herrn Nottingham in den Medical Times. Darüber ift man zwar ziemlich einig, jedoch wird bier noch ein neuer Grund hinzugefügt, indem Fälle angeführt werden, in melden eine nadjfolgende Vers arößerung der Fiftel ftatt hatte, wozu coitus, oder irgend eine andere mechanische Urfache, die Veranlaſſung giebt. Es ift nament- lich ein Fall fpeciell angeführt, in welchem ein Auffhub von drei Monaten, d. h., bis zum fechsten Monate nach der Entbindung, die Oeffnung um das Dreifache vergrößert hatte. ů—— — Bibliographische Samuel Thomas von Sömmering, Lehre von den Eingemweiden und Sinnesorganen des menſchlichen Körpers. Umgearbeitet und beendigt von E. Huſchke. Mit 2 Kupf. Leipzig 1844. 8. (Bildet den fünften Band der von Th. 2. W. Bifhoff, 3. Henle, E. Huſchke, F. W. Theile, ©. Valentin, 3. Vogel und R, Wagner beforgten Ausgabe, und fcheint mir fehr gelungen. Die zwei Rupfertafeln find ſehr Lehrreih angeordnete Darftellungen vom Aueerdurchfchnitte des Rumpfes, in Beziehung auf die to: pographifche Lage der Eingemeibe.) Rapports du physique et du moral de ’homme et Lettres sur les causes premieres.. Par P.J. G. Cabanis. Avec une table analytique par Destutt de Tracy. Huitieme edition, augmen- DER Ug he U van tee de notes et précédée d’une notice historique et philoso- phique sur la vie, les travaux et les doctrines de Cabanis. Par L. Peisse. Paris 1844. 8. Ricerche ed esperimenti intorno alla formazione della cotenna del sangıe, ed al suo valore sintomatico nelle malattie. Di Gio- vanni Polli. Milano 1843. 8. Observations on the Extraction of Teeth, being a practical In- quiry into the Advantages and Safety attending the Appli- cation of properly constructed forceps and an Exposition of the Dangers to which the Use of the Key is liable. By J. Chitty Clendon. 24 Edition. London 1844. 8. Mit Kupf. — ——— ———— —— — Menue Motizen ausdem Gebiete der Hatur - und Deilkunde, arfammelt und mirgerheilt von dem ObersMedicinafratbe Froriep zu Weimar, und dem Medisinalrarhe und Profeſſor Froriep zu Berlin, N°. 650 (Nr. 12. des XXX. Bandes.) Mai 1844. Gedruckt im Landes» Sneuftrie- Gomptoir zu Weimar. “des einzelnen Stüdes 3 96x Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 36. oder 3 FL. 30 X, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 gGr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 Gr Hr dr a er; Ueber die unterfcheidenden Kennzeichen der drei Menfchenfchläge Nordafrica’s: des Arabers, Kabylen und Mozabiten, Bon Herrn G uyon Unterfheidende Kennzeihen des Arabers. — Körper troden, ſchlank; Hals lang; Höhe mehr als mittelmäßig; Augen fhwarz; Haare ſchwarz mit Hinneigung zur Lockenbildung; Haut ein Wenig bräunlich; Geſicht laͤnglich, feitlih zufammengedtüdt; Schädel von Vorn nad) Hinten eiförmig; Stirn ſchmal, ſchraͤg; Nafe lang, gebogen, troden; Zähne lang, ſehr fchön. Die Schaͤdelknochen zeichnen ſich durch ihre geringe Dide aus. Herodot bemerkt daffelbe in Bezug auf die alten Perfer, und dieß deutet auf einen gemeinfchaftlichen Urfprung beider Völker hin, für den auch die Nachbarſchaft beider Stamm » Länder fpriht. Die Einwanderung der Uraber in Africa fchreibt fib erft aus der Zeit der Aug: breitung des Islams ber. Von da gingen fie zu Anfang deg achten Jahrhunderts mit den ſchon früher in Africa anfäffig gewefenen Mauren und Berbein nach Spanien über. Berbern nennt man die in den Gebirgen Marokko's baufenden Kabpylen. Unterfcheidende Kennzeichen des Kabplen. — Körper unterſetzt, musculös; Hals kurz; Höhe gering; Augen und Haare ſchwarz, zumeilen auch braun; Hautfars be heller, als bei'm Araber; Geſicht oval, vol; Schädel fih der Kugelgeftalt nähernd, nach Hinten zu Eegelförmig zulaufend; Stirn weniger ſchmal und fehräg, als bei'm Ara: ber; Nafe mittelgroß, did; Zähne weniger lang und fehön, ald bei'm Araber. Der Kabyle bewohnt die Gebirge, und ſchon diefer Um— ftand hat auf die Modificirung feines Organismus Einfluß. So findet man, z. B., in den Thälern Eröpfige Kabylen, wahre Kretins, und dort hat man den Typus der Race nicht zu fuchen. Schon früher hatten wir Gelegenheit, dies No. 1750. — 650, felbe Bemerfung in Betreff der Abkoͤmmlinge der alten Go— then zu machen, melde gegenwärtig unter dem Namen Ca— got's in den Pprenden zu finden find, *) Sm Allgemeinen find die Kabylen ein fhöner Menſchenſchlag. Sie bilden den Hauptſtamm der jegigen fogenannten Mauren, die aber mit den alten Mauren nur deren frühere Wohnfige gemein haben. Der jegige Maure ift ein Product vielfaher Kreus zungen, und er befißt eine vorzüglich ſchoͤne Drganifation, über die wir und an einem anderen Orte weiter auszulaffen gedenken. Er bildet bekanntlich das Gros der Bevölkerung in den meiften nordafticanifchen Städten. Der Kabyle ift, gleich dem Araber, urfprünglich in Africa nicht einheimifh, aber weit früher eingemandert, alg diefer. Er feheint pbönicifhen Urfprungs zu ſeyn. Mir gilt er für den alten Numidier, welcher nicht Daffelbe ge: wefen zu ſeyn fcheint, wie der alte Maure der Griechen und Roͤmer. Der lestere war wohl der Urbewohner, wo nicht ganz Nordafrica’s, doch desjenigen Theils deffelben, den er noch zu Saluft’8 Zeiten bewohnte. Dieß gedenke ich naͤch— fteng in einer unläugbaren Weife darzuthun Unterfcheidende Kennzeihen des Mozabi: ten. — Körper unterfester und fleifchiger, als der des Arabers; Höhe mittelgroß; Augen und Haare ſchwarz, lo— dig: Haut olivengrünlich; Geficht oval, weniger edig, alg bei'm Araber; Schädel von Vorn nah Hinten eiförmig, feitlich zufammengrdrüdt, wie bei'm Araber; in fenfrechter Richtung fehr hoch; Stirn ſchmal, weniger fchräg, als bei’m Araber; Nafe ziemlich groß, fleifchig, zumeilen fpiß zulau— fend. Zähne ziemlich lang, fehön. Der Mozabit ſtammt aus dem Driente, gleih dem Araber und Kabylen ; allein Über die Zeit, zu melcher er in Africa eingewandert ift, weiß man nichts. Manche find der Meinung, dieß fey erft damals gefchehen, als fie als eigene teligiöfe Secte auftraten, daher fie als Schismatiker zur Auswanderung gezwungen worden feyen., Die entgegenges *) Bergl. No. 510 (No, 4 d. XXIV. Bos.) ©, 56 u. ff. d. Bl. 12 179 feste Anficht findet ihre Begründung in ber geographifchen Stellung diefes Volkes, welches den ſuͤdweſtlichen Theil der Provinz Algier bewohnt und durch fpatere Ankoͤmmlinge dahin gedrängt worden zu feyn fcheint. (Uomptes ren- dus des seances de l’Ac. d. Sc., T. XVII, Nr. 18., Avril. 1844 ) Ueber das Vorhandenfeyn von Kiemen bei einem vollfommen neuropterifchen Inſecte, Pteronarcys regalis, Newm. Bon Harn Nemwport*) Da ich duch die Gefälligkeit des Herrn Barnftone ein prächtiges neuropterifches Inſect, Pteronareys regalis, welches jener Meifende am Fluſſe Albany in Nordamerica unter der hoben Breite von 54° fand und in MWeingeift aufbewahrte, erhalten hatte, fo unterfuchte ich daffelbe genau, wobei ich denn mit VBerwunderung an diefer Species im voll: kommenen Zuftande eine Neihe von Thoraxkiemen entdeckte; denn in der Megel findet fih dirfe Art von äußeren Reſpi— rationgorganen bei dieſen Inſecten nur an der Larve oder Nymphe. Daß die Äußeren Kiemen bei einem geflügelten und in jeder andern Beziehung zum Fliegen organificten Sn: fecte fortbeftehen, ift eine Anomalie, über deren Zweck man nur duch die genauefte Beobachtung Bekriedigendes mird ermitteln koͤnnen. Dieß ift, meines Wiſſens, das einzige. genus der Neuroptera, wo die Kiemenform der Reſpira— tionsorgane der Larve und Nymphe bei'm vollfommenen In: fecte fortbeftehbt. Als ib bei dem mir von Herrn Barn— ftone mityetheilten SSnfecte jene Organe zum erften Male bemerkte, war ich geneigt, zu glauben, deren Anwefenheit rühre von einem zufälligen Umftande ber; allein fpäter Eonnte ich deren Spuren an vielen im trockenen Zuftande aufbes wahrten Cremplaren, fowie auh an den Nymphen derfelben Species, wahrnehmen, Sie find bei der Nymphe nur etz was ftärfer entwidelt. Cs find aus Fafern zufammenge: feste oder büfchelförmige Kiemen, und es find acht Paare Kiemenſaͤcke vorhanden, auf deren aͤußeren Theilen zahlreiche lange borftenformige Faſern entfpringen , die zufammen auf jedem Sade ein dichtes Büfchel bilden. Diefe Kiemen ſte— ben wie die von Herrn Pictet bei der Larve der Ne- moura einerea P. aufgefundenen, auf den Achten Stig— mamündungen, d. h. an den Eingängen zu den großen Laͤngs— tracheen des Körpers, welche ſich an den feitlihen und uns teren Theilen de thorax und an den Bafilarfegmenten des abdomen finden. Das erfte Prar Side liegt an den Integumenten des Halfes zwifchen dem Kopfe und dem prosternum; das zweite und dritte Paar, von denen jedes aus zwei Buͤſcheln befteht, liegen zwifchen dem prosternum und dem mesosternum, hinter den Hüften des erften Fußpaares; das vierte und fünfte Paar befinden ſich zwi— fhen dem mesosternum und dem metasternum hinter den Hüften des zweiten Fußpaaresz; das ſechste Paar hin: *) Der entomologifchen Gefellfihaft in London vorgelefen am 4, December 1845. 650. XXX. 12. 180 ter dem dritten Fußpaare, da wo thorax und abdomen zufammengrängen; das fiebente und achte Paar beftehen je: des aus einem einfahen Buͤſchel und befinden ſich mehr ſeitlich, als die Übrigen, das fiebente am erften und das achte am zweiten Baſilarſegmente des abdomen. Dieſe letzterwaͤhnten Kiemen entfprehen, in Betracht der von ihnen an den AUbdominalfegmenten eingenommenen Stelle, gewiffen ſcheinbar gefchloffenen oder obliterirten Stigmaten, welche man an den mehr hinterwärtd liegenden Abdominalfegmen= ten bemerkt. Die Lage der Kiemen ift alfo ebenfo abnorm, ald deren Vorkommen am Inſecte im vollfommenen Zuſtan— de; denn im Allgemeinen find die Kiemen bei den Larven längs der Seiten der Abdominalfegmente geordnet, und öfters wirken fie zur Drtsveränderung mit Bei den Larven und Nymphen der Peorliden, deren Locomotion durch Eräftige Beine bewerfitelligt wird, Eönnen fie jedoch eine ähnliche Beftimmung nicht haben. Bei Pteronareys find die bei— den hintern Fußpaare der Nymphe behufs des Schwimmeng ſtark gewimpert, wie bei Dytiscus, fo daß die zarten und aus Faſern beftchenden Kiemen zu diefer Function nur tes nig mitwirken Eönnen. Selbft in der Structur weichen die Faſern von den fadenförmigen Kiemen der Sialidae ab, bei welchen diefe Organe aus vier bis fünf Articulationen zu beftehen fcheinen und zur Locomotion dienen. Bei Ptero- narcys find die Filamente einfah und nicht articulirt; jede Tafer ift weih, zart, von der Baſis nach der Spitze zu dünner werdend, und endigt in eine leichte, abgeftumpfte Spitze. Im Innern ftreicht durd) jede Faſer nad) deren Länge eine Trachee bin, welhe, wie die Safer felbit, weiterhin immer dünner wird und fich zuletzt in zwei Aeſte theilt, die fich bis an das Ende der Fafern verfolgen laffen. Allein an diefem Ende felbft babe ich nie eine Deffnung entdecken Eönnen, ſowie auch feine directe Verbindung zwi— ſchen der äußeren Oberfläche und den Veräftelungen diefer Tracheen, und ich bezweifle fehr, daß eine ſolche Directe Communication eriftirt. Herr Pictet bat bei den Larven aller Arten von Perla, mit Ausnahme von Perla nigra und Perla vi- rescens, an dem thorax figende Kiemen gefunden, daher fih auf eine VBerfchiedenartigkeit in der Lebensweiſe dieſer beiden Species fchließen läßt. in ähnlicher Unterſchied ift zwifchen der Nymphe von Pteronarceys regalis und der von Perla abnormis, Newm., welche feine Kiemen befißt, wahrzunehmen, und Herr Barnftone, welcher die Lebens— weife diefer beiden Inſecten ungemein forgfältig beobachtet hat, theilt mir mit, daß er die erfte Larve ſtets auf dem Grunde von fließenden Waſſern, die zweite aber immer in den Spalten von in’s Waſſer tauchenden behauenen Baus men oder unfern des MWaffers liegenden Baumſtaͤmmen ge: funden habe, und daß man die Häute der Nymphe gewöhns ih am Rande der Flüffe unter Steinen antreffe. Diefe Berfihiedenheit in der Kebensweife der Nymphen 309 unfere Aufmerkfamfeit auf die Abweichungen in der Lebensweife der vollfommenen Inſecten. Herrn Barnftone zufolge, ift Pteronareys regalis ein Nachtthier, das man gewöhnlich) bei Tage unter Steinen oder an feuchten Stellen verſteckt 181 findet, und welches erft in der Abenddaͤmmerung zu flirgen beginnt. Hat diefes einigen Bezug auf den Fortbeftand der Kiemen und auf die Art und Weife, mie die Lüftung der Nahrungsfäfte bewirkt wird; oder beftchen die Kiemen nur zufällig fort, während die Mefpiration durch einen andern Apparat ohne deren Beihuͤlfe vermittelt wird? Daß auf der Sternaloberfliche des thorax drei Paar Mündungen liegen, fcheint auf den erften Blick der letztern Annahme günftig; allein es waͤre noch nadzumeifen, daß dieſe Muͤndungen mit den Tracheen communiciren, denn ſie be— finden ſich in der Mitte der Sternalportion jedes der Seg— mente zwifchen den Hüften, und an diefen Stellen find, in der Negel, keine stigmata zu finden. Vor der Hand Laffe ich jedoch diefe Frage auf ſich beruhen, da fie nur durch die ges naueften anatomifchen Unterfuchungen entfchieden werden kann. Sch will bier bemerken, daß es in Betreff der Reſpi— rationgfunction wenig Unterfhied macht, ob die Flüffigkeis ten des Körpers mittelft der in den Körper, in Lungen, Stigmaten oder Tracheen eingeführten Luft direct oder durd) Waſſer oder Dampf, welche Luft in Auflöfung halten und auf Äußere Kiemenorgane einwirken, indirect gelüftet worden; denn im legtern Falle kommt die Luft an der Ober: flähe diefer Organe mit den Flüffigkeiten des Körpers eben= fomohl in Berührung, als dieß bei den in der Luft lebenden Thieren dadurch gefchieht, daß die Luft in die Stigmaten:c, eindringt. Die Function der Kiemen oder für das Ath— men unter Waſſer beftimmten Organe Eönnen ebenfomohl in der Luft von Statten geben, infofern diefelbe nur hinlaͤng— lich ſtark mit Feuchtigkeit angefhwängert ift, um diefe Or— gane im gefunden Zuftande zu erbalten. Mehrere Umftinde in Betreff der Mefpiration der Lar— ven bemweifen die Nichtigkeit diefer Anfichten auf's Klarfte und ftehen mit der anfcheinend abnormen Fortdauer der Kie- men als Rofpirationsorgane bei Pteronareys gewiffermaaßen in Beriebung. Herr Weftmwood führt in feiner Modern Classification of Insects, Vol. II. p. 50, Anmerkung, als einen in Betreff des Athmens der Sialidae merfwürdis gen Umftand, die Beobachtung Pictet’s an, daß eine dies fer Larven funfzehn Tage in Erde lebte, ehe fie ſich in eine Nymphe verwandelte, und dieß ift, feiner Meinung nad, der einzige befannte Fall, wo ein mit äußern Reſpirations— organen verfehenes Inſect fähig gewefen wäre, die atmo— fpbärifhe Luft längere Zrit zu athmen. Ich ſehe indeß nicht ein, wie Weftwood oder Pictet in diefem Um— ffande etwas fo Außerordentliche haben finden Fönnen ; es liegt darin nichts Auffallenderes, als in der allgemein be— Eannten Erſcheinung, daß die Naupe der gemeinen Sphinx viele Zage lang in ihrer, in feuchter Erde angebrachten Zelle vermweilt, bevor fie fih in eine Puppe verwandelt. In der That wird die Nefpiration der Larve, je näher der Zeit: punct der Verwandlung rüdt, immer geringfügiger, und fie gelangt zulegt faft ganz zum Stilleftand. Demiufolge ift auch die Flüffigkeit, in der fich das Inſect befindet, ſey dies felbe nun Waffer oder mit Wafferdunft gefättigte Luft (denn die Erde, aus der die Zelle befteht, muß feucht fern), zur Unterhaltung der Kiemenrefpiration geeignet. ‘Um dieß weis 650. XXX. 12, 182 ter bar,uthun, brauche ih nur auf die hinreichend bekannte Thatſache hinzumeifen,, daß die Kruftenthiere fort und fort in der Luft athmen fünnen, wenn nur die Riemen durch das in den Falten des thorax enthaltene Waſſer feucht ere halten werden. Schließlib Eomme id) auf die ſchon oben berührte Frage zuruͤck, ob nicht etwa die Rebensweife der Pteronarcys regalis mit dem $ortbeftande der Kiemen im Zufammenbange ftebe, und dieß möchte ich mit großer Wabrſcheinlichkeit behaupten. Die Pteronareys ſcheut das Tageslicht und hält ſich bei Tage unter Steinen und überhaupt an Stellen verftedt, wo die Luft ſtark mit Wafz ferdunft gefhmängert ift, und unter diefen Umftänden Eann die Nefpiration allerdings durch die Kiemen vermittelt werden. Ich will nod bemerken, daß die Kiemen ein durchaus haracteriftifhes Kennzeichen diefee Gattung von Inſecten zu feyn fcheinen, wiewohl man bisher diefen Organen Feine be= fondere Beachtung geſchenkt hat. Bei getrodneten Exem⸗ plaren fchrumpfen fie zufammen, fo daß fie faft unkenntlich werden. Allein ich habe diefelben an den erften von New: man befchriebenen Eremplaren erkannt, welche ſich in der Sammlung der Londoner entomologifchen Geſellſchaft befin— den. Sie find fo verhornt, daß man fie leicht überfiehr, und mürden wohl biejegt noch unerkannt geblieben fern, wenn mir nicht durch Mittheilung eines in Weingeiſt aufs bewahrten Eremplares die Gelegenheit geworden wäre, die Kiemen an diefer Species in ihrer völligen Entwidelung zu unterfuhen. (Annals and Magazine of Natural Hi- story ete. No. LXXXI. Jan. 1844.) Ueber die Pflanzen, von welchen Myrrhe und Weihraudy gewonnen werden, hat Major W. EC. Harris, welcher die Gefandtfhaft an den Hof von Schoa in Abyffinien begleitete, der Linnei- fen Gefelfchaft zu London am 5. December 1843 Fols gendes durch deren Secretär mittheilen laffen. Der Myrrhenbaum (Balsamodendron Myrrha) wächft an der Küfte des rothen Meeres bis zur Straße Babzel-Mandeb in der untern Region der dürren Berge, wo die Danakil- und Adacil = Volkeffimme haufen, in Menge. Man nennt ihn Kurbeta, und es find davon zwei Varietäten vorhanden. Die eine, von der man die beffere , Sorte des Gummi gewinnt, ift ein zwergartiger Straub mit tief fägezähnigen, krauſen, mattgrünen Blätz tern. Der andere, welder eine Subftanz erzeugt, die mehr wie Balfam, als wie Moyrrhe, ausfieht, wird 10 Fuß hoch und hat hellgrüne, glänzende, ſchwachgezaͤhnte Blätter. Die Myrxrhe, melde man dort Hofali nennt, fließt in Menge aus jedem Ginfhnitte, in Geftalt einer milchichten Feuch— tigfeit, die merklich fauer ſchmeckt und fib während des Auftrodnens in Gummi verwandelt. Die Fahregzeiten, zu denen man die Mprrhe fammelt, find der Januar, wo fi nad) dem erften Regen die Knospen zeigen, und der März, wo der Saame reif ift. Jeder Vorüibergehende fammelt davon und bewahrt die Myrrhe in den hohlen Budel feines Schildes auf, um fie an den erften Sclavenhändler, den er auf der Caravanenftraße trifft, gegen eine Hand voll Ta= 12% 183 bad zu vertaufhen. Auch die Kaufleute der Seeküfte laffen, ehe fie aus Abyſſinien zurüdkehren, in den Wäldern auf dem meftlihen Ufer des Fluſſes Hawaſch Myrrhe fammeln, und führen auf diefe Weiſe große Duantitäten von diefer Eoftdaren Subftanz aus. Die Eingeborenen geben biefelbe zuweilen ‚ihren Pferden, wenn diefe ermüder find, zu freffen. Der Straub, von welchem man den Mecca’ihen Balz ſam gewinnt (Balsamodendron Opobalsanum), waͤchſ't auf der gegenüberliegenden Arabifhen Küfte bei'm Worge: birge Aden, wo man ihn Beschan nennt, welhes Wort wahrfheinlih mit Balfam verwandt ift. Dieß ift der Balessan des Neifenden Bruce, weldhem ber ächte Myr— rhenbaum wahrfcheinlihh nie vorgefommen ift. Der Balfam fließt aus jedem Einfchnitte in Menge, und indem fih das ätherifche Del ſchnell verflüchtigt, bleibt ein geſchmackloſes Gummi zurüd. Den Weihrauch findet man, des Majors Harris Ungabe zufolge, hauptfählih an der Küfte Somauli, in der Nachbarſchaft des Vorgebirges Gardafui. Bei Bundar Maryah, 20 Engl. Meilen füdmeftlib von Ras Feeluf, ftreihen die Berge 3 Engl. Meilen von der Küfte und er: reichen eine Höhe von 5000 Fuß. Bei taufend Fuß Höhe befindet ſich eine, von allen Seiten durch fteile Berge ums gebene Ebene, und diefe ift über und über mit Weihrauch: baumen und Gummiacacien bewachfen. Die erftern wach: fen durchgehende aus den nadten Wänden der weißen Mar: morfelfen, oder über die Ebene zerftreuten Bloͤcke deſſelben Gefteines, ohne daß fich irgend Erde an ihren Wurzeln befünde. An der Baſis des Stammes bildet fih ein Wulſt, welcher etwa drei Mat fo ſtark ift, wie jener, und aus eis ner Subftanz befteht, die zwifchen Ninde und Holz die Mitte hält. Sie hängt Außerft feft an dem Steine und fieht von fern, wie ein Klumpen Mörtel, aus. Der Stamm erhebt ſich aus der Mitte diefer Maffe, biegt jich erft ein Wenig und fleigt dann ſenkrecht bis zur Höhe von 40 Fuß. Die Krone befteht aus Eurzen Aeften, welche fehr hellgrüine, fhmale, am Ende abgerundete, 5 bis 6 Zoll lange, 1 Zoll breite und, nach Art einer Hemdfraufe, gefaltete Blätter tragen. Der Umfang des S:ammes beträgt gewöhnlich 1 Fuß bis 14 Zoll. Die Rinde ift durchaus glatt und be: ftebt aus vier deutlichen Lagen, von denen die Außerfte fehr dünn ift. Die zwei folgenden zeigen eine ungemein feine Structur, indem fie mit Del getränftem DBriefpapiere glei: hen, völlig durchſichtig und ſchoͤn bernfteingelb find. Die Eomaulis bedienen fich derfelben ftatt des Papieres, um darauf zu fchreiben. Die innerfte Lage ift etwa ein Zoll 650. XXX. 12. 184 did, von mattröthlicher Farbe, zaͤh und leberähnlich, dabei ſtark aromatifch riechend. Schneidet man tief durch die in: nere Rindenfhicht ein, fo fhwigt eine Flüfiigkeit von der Farbe und Gonfiftenz der Milh aus, welche an der Luft zu einer harten Maffe vertrodnet. Von den jungen Bäus men erhalt man dag befte Gummi, von. dın Altern dages gen nur eine helle Elebrige Fluͤſſigkeit, welche Copalfirniß gleiht und ſtark nah Harz riecht. Während der Suͤdweſt- Monfuhns fammeln die Hirtenftämme von Ras Feeluk fehr viel Weihrauch, welchen fie an die Djtindifchen Banyans vertaufchen, von denen einige in den Dörfern längs ber Abyſſiniſchen Küfte wohnen, Auch kommen während der fhönen Jahreszeit von Maculla und anderen Puncten der Arabifhen Küfte Boote herüber, um das mittlerweile ges fammelte Gummi gegen ein grobes baummwollnes Zeuch eins zutaufchen, welches von den Schäfern getragen wird, (An- nals and Mag. of Nat. Hist., No. LXXXIII. March 1844.) Miscellen. Ueber Regeneration der infe hat Valentin bei zwei Kaninchen Verſuche gemacht; fie erfolgte in beiden Fällen; mikro— fEopifhe Unterfuhung zeigte die eigenthümlichen Linfenzellen und Fafern, legtere in ungeordnetem Zuftand, außerdem eine fremdartige feinfornige, trübende Subſtanz und eine Flüffigkeit, in welcher eins zeine Linſenzellen ſchwammen. Den Entwickelungsgang ſchildert er folgendermaaßen: In dem Raume innernalb der verlegten Lin— ſenkapſel fammette fi) eine Cytoblaſtem-Maſſe, in der Einfenzellen und fpäter Linfenfafern entſtehen, anfangs breiter, fpäter feiner werdend und ſich mehrend. Durch fortdauernde Bildung neuer Subſtanz entfteht ein fefterer Älterer Kern und ein weicherer perie pberifher Theil; an der verlegten Stelle der Kapfel entfteht Feine neue Subſtanz; weil die Kapfel zufammengefallen ift, fo wird die neue Linſe abgeplattet. An der Kapfel ift fein Gefäßneg zu fehen, die Bildung des Kryftallförpers fcheint daher durch Endosmofe zu erfolgen. (Henle und Pfeufer’s Zeitfchrift I. 2.) Ueber die Rebensweife des Amerifanifhen Kros codills hat Herr Schomburgk beobachtet, daß fie fi unter einander nachſtellen. Auf dem Takutufluſſe fchiffend, nahm er ein Mal eine heftige Bewegung im Waffer wahr, und als er nun ſchneller rudern !ieß, näberte er fich bald einem großen Kaiman, wel— che ficy foeben eines anderen, des Eleineren Kaikutſchi, bemächtigt hatte. Der Kaiman hatte feine Beute in der Mitte des Körpers gefaßt, fo daß Kopf und Schwanz zu beiden Seiten des ungeheuren Rachens heroorragten. Der Kaikutſchi vertbeidigre fich dafeLbft immer noch, aber vergebens. Als Herr Schomburgk noch näher Fam, tauchte der Kaiman unter: da dieſer aber feine Beute nicht unter Waffer verfhlingen Eann, fah er ihn bald nachher das Ufer des Fluffes hinaufflimmen. Nekrolog. — Der emeritirte Profeffor der Naturgefchichte zu Wien, Dr. Med. 3. U. Ritter von Scheerer, ift am 10, April, ahtundadhtzig Sahre alt, geftorben. Manen t: 1.6 ame In. Dirhate Ueber die Urfachen und operativen Heilmethoden des entropium und Der trichiasis. Von W. R. Wilde. In den meiften Füllen läßt fi) dag entropium auf irgend eine Form von Entzündung zurüdführen, Meine Abfiht ift, bier von jener eigenthümlichen Form des inve: terirten entropium, befonders des oberen Augenlideg, zu ſprechen, wo die Einwärtsfehrung als eine hronifche erfcheint, und feine ftärfere Entzündung des Augapfels vorhanden ift, als die Reizung und abnorme Befchaffenheit der Wimpern erzeugt. Die Anfiht, daß die Erfchlaffung und Anfchwel: 185 lung der Deden ber Lider eine conftante Urfahe der Eins waͤrtskehrung ſey, ift jest faft vollſtaͤndig verworfen, aber häufig fehen wir, daß fie zuweilen die acute Form der allgemeinen Einwärtsfehrung der Fider, wie fie bei heftigen Augenentzundungen vorfommt, berbeiführen, ſowie ih auch nicht daran zweifle, daß jie zur Bildung des chronifchen und atonifhen entropium des unteren Lides bei alten, fchlaffen Derfonen, wenn das darunter gelegene Fett yeihmunden ift, mit beitragen. Allein aud in diefen Fällen, glaube ich, ift ſtets eine gleichzeitige Gontraction der, das untere Aus genlid überkieidenden, Bindehaut vorhanden. Mas die vermutete ungleidymäßige Gontraction des Schließmuskels der Augenlider, oder die gefteigerte Thaͤtig— keit des Jevator palpebrae superioris, oder Überhaupt jede Action der lestern betrifft, fo iſt diefes noch nicht hin= länglich begründet, und wenn auch diefe Umftände die Ein: wärtsfehrung unterhalten und fteigern, fo ıft diefes nur eine fecundäre Wirkung, nachdem der tarsus durch die Con— traction der DBindehaut bereits abnorm einwärtd gebogen if. — Die Laͤhmung und Erfhlaffung des m. levator palpebrae als Urfahe des entropium (Ware) reicht gleichfalls niht aus; und wenn aud Verſchwaͤrung und Zufammenziehbung des Tarſalknorpels längs feines freien Randes eine partielle Einwärtskehrung herbeiführen Eann und fiher aud eine Dislocation oder Unregeimäßigkeit der Wimpern bewirkt, fo fehlen doch Beweife dafür, daß fie irgend ein bedeutendes entropium des ganzen oben Lides zu erzeugen vermögen. Nach meinen Erfahrungen bin ich der Anficht, daß in faft allen Fällen das bedeutende chronifhe — nicht trauma= tifhe — entropium, in Folge einer Verdidung und Eontraction der conjunctiva palpebrarum, zum Theil durch chronische Entzündung herbeigeführt, ıntitert So— bald dann ein Mal der Tarfalrand durd; den Zuftand der Schleimhaut in eine fehlerhafte Richtung gebracht worden it, nimmt der anliegende Muskelapparat bald Theil, und das bei'm entropium fo conftant vorfommende Zwinkern unterftügt nicht nur die Affection, fondern verſchlimmert fie auch noch. Crampton erkannte fehr wohl den Antheil der contrahirten Bindebaut an der Bildung des entropium (ef. An Essay on the Entropeon as Inversion of the Eyelids. London 1805) und nimmt an, daß die von dem Augarfel auf den oberen Rand des Zarfalknors pels ſich zuruͤckſchlagenden loſen Falten der Bindehaut uns ter gewiffen Umftänden fib contrabirn. Wenn die Gons traction zunimmt, fo daß die Falten nicht bloß obliterirt werden, fondern die innere Membran auch wirklich kuͤrzer wird, als die äußere Dede: fo giebt der Rand des tarsus, welcher nah Außen keinen Stüspunct findet und fortwaͤh— tend von Innen ber angezogen wird, bald nad) und Eehrt fi) andauernd nach Sinnen. Die Gontraction der Binde: baut jedoch, auf welche ich die Aufmerkſamkeit meiner Les fer zu richten wuͤnſche, bat nicht ihren Sitz in den obern lofen Falten der zurücdgefchlagenen Bindebaut, wo fie dann das ganze Fid aufwärts und ruͤckwaͤrts ziehen, aber £einen Einfluß auf den freien Rand haben £önnten, fondern in der 650. XXX. 12, 186 ben Knorpel uͤberkleidenden conjunctiva und befonders in dem Xheile, welcher mit dem Zarfalrande der Lider parals lel und ungefähr 4” von demfelben aus verläuft. Die Häu: figkeit des entropium unter den niederen Ständen, melde ihre Augen vernachläffigen und die Seltenheit derfelben in höheren trägt dazu bei, dieſe Anſicht zu beftätigen. Die Folge jener DVernachläffigung, fagt Grampton, iſt eine Ercoriation und darauf folgende Gontraction der Haut am außeren Winkel der Augenlider, worauf dann eine Gontracs tion der VBindehautfalte, welche das ligam. internum tarsi bildet, entftrht. Mas die Urſachen der trichiasis betrifft, fo muß ic zuerft mit Scarpa bemeiken, daß die Wimpern nicht, wie man früher allgemein annahm, auf dem Sinorpel in einer einzelnen Linie oder Reihe figen, fondern daf, in der That, da, wo fie hervorfommen, eine untegelmäßige, dreifache Linie vorbanden ift und die Wimpern, nah Art eines Spanifhen Reiters, an ihren Enden einander durchkreuzen, oder begeg— nen Daraus folgt, daß die Haare nicht parallel miteins ander von ihren Wurzeln bis zu ihren Enden verlaufen koͤn— nen, und bei einer genauen Unterfuhung finden wir, daß die Zwiebeln diefer Haare nicht nur fehr unregelmäßig find, fondern auch weit voneinander divergiren, fowie fie fich in die Haut verlieren. Bei der psorophthalmia und befonz ders bei tinea palpebrarum, wenn Entzündung den ganz zen Nand der Augenlider, befonders des oberen, befüllt, und die Haut ſtark anſchwillt, während Eleine Abfceffe fi rund um die Wurzeln der einzelnen Haare bilden und die ganze Fläche in einigen Fällen ein condylomatöfes Ausſehen dar— bietet, werden die Zwiſchenraͤume zwifhen den Wimpern, in Folge der Eranfhaften Ablagerumgen, größer, fo daß die normale Richtung der Haare verändert wird, indem fie mebr voneinander divergiren, da, wo fie die Haut durhbohren, als an ihren MWurzein, und fir zeigen ein bufchiges, febr unre— gelmäßiges und verdrebtes Ausfeben in einer deutlich aus: gefprochenen Ddreis oder vierfahen Reihe. Wenn nun aud das urfprüngliche Uebel, welches diefen Zuftand herbeigeführt bat, raſch befeitigt wird, fo bleibt doch die fibröfe Ablage: tung längs des Augenlidrandes in einem gewiffen Grade zurück und unterhält die Entftellung oder abnorme und vers ſchobene Befchaffendeit der Wimpern ganz, oder zum Xheil, wodurd dann allmälig eine trichiasis berbeigeführt wird, indem die Spige der Wimpernlinie an ihren Wurzeln längs bes Knorpeld und die Baſis an ihren feinen Enden fich befindet. Auf aͤhnliche Weife kann distichiasis herbeige- führe werden, und der entzundlibe Reiz kann ſich dann vom Rande auf die Innenflaͤche des Lides fortpflanzen und fo Gontraction und entropium herbeiführen. Behandlung. — Diefe kann entweder eine pallia= tive oder radicale fern. Die erftere befteht in einer Entfers nung der beläftigenden Wimpern, fo oft es nöthig iſt, oder in der temporären Application von Heftpflafterftreifen, Kiffen, Leimbinden und anderer mechanifcyen Mittel, um das Lid in einer ſolchen Stellung zu erhalten, daß die Wimpern das Auge nicht mehr beläftigen; fowie in dem Zufammenfleben Eleiner Haͤufchen von Haaren durh Gummi und andere glu— 187 tinsfe Subftangen, wo dann die normalen Wimpern die um: regelmäßigen oder einwärtsgekehrten tragen. ° Die Nadicals cur befteht in der Ausübung folcher chirurgifhen Opera: tionen, welche entweder den einwaͤrtsgekehrten Knorpel in feis ne normale Stellung wieder zurückbringen durch Entfernung eines Theiles der Augenlider, oder duch Aetzen derfelben, oder duch Zrennung des Zarfalrandes vom Knorpel. und Alles dieſes modifteirt durch verfchiedene Einſchnitte und Stellungen des Randes — oder die Wimpern mit ihrem Boden theilmeife oder gänzlich entfernen. Ich will bier nur Eurz von der Methode Crampton's und Guthrie’ einerfeits und der von Profeffor Jäger und Saunders ausgeführten andrerfeit fprechen und dann meine eigene, eine Modification dieſer legteren, befchreiben. Grampton’s Methode befteht in einer Trennung des Tar— ſalknorpels an feinem inneren und äußeren Ende, indem der erfte Schnitt jenfeits des Thränenpunctes und der zweite an der äußeren Commiſſur, fo daß man die ligamenta tar- si mit einf&hließt, gemacht wird, worauf dann, wenn die Einwaͤrtskehrung nicht befeitigt ift, dieſe perpendiculären Sthnitte an ihren Enden dur einen Längsfehnitt, welcher parallel mit dem Giliarrande des Lides vrrläuft, vereinigt werden. Die Theile werden dann einige Tage lang durch ein suspensorium palpebrarum in einer auswaͤrtsgekehr— ten Stellung erhalten, um den einmärtsgefehrten Knorpel zu feiner Normalſtellung wieder zurüdzubringen. Guthrie modificiet diefe Methode dahin, daß er den Laͤngsſchnitt in der eonjunctiva durch den Knorpel fortfeßte und das aus: wärtsgekehrte Lid an der Augenbraue befeftigte. Gegen diefe Methoden des Schnittes läßt fich Folgen- des einwenden: fie befeitigen nicht immer die Einwaͤrtskeh— rung und das Uebel Eehrt leicht wieder. So vortrefflich auch Crampton’s Operation in dem erften Stadium des reinen Entropium ift, fo unwirkſam wird fie bei irgend einer vorhandenen trichiasis. Crampton räth die Sfolation und Ausmwärtsfehrung der Portion des Fides, auf welchem die einwärtsgefehrten oder unregelmäßigen Haare ftehen, aber ſehr oft find diefe fehr unregelmäßig verſtreut und ein jedes einzelne Haar würde für fi eine Dperation erfordern. Wenn ferner der Rand der Augenlidfpalte durchfchnitten wird, fo verliert der Schließmusfel feine Kraft, das untere Lid wird bald eftropifh, die Thraͤnenpuncte nehmen die Thränen nicht mehr auf, und es findet ein fortwährendes Thränenträufeln ftatt. Nah Guthrie wird der einwaͤrts— gekehrte Theil des Knorpels vollftändig abgeloͤſ't, und ich habe Fälle gefehben, wo drei Monate nach der Operation derfelbe flab auf dem Lide auflag und die Wimpern nach Unten und Vorn hingen, und es fo fchwierig war, das Aus gentid aufzuheben, daß das Auge von ptosis afficirt zu feyn erfchien. Zwecmäßiger frheint alfo die zweite Operationsmethode, nämlich die vollftändige Entfernung der Wimpern und ihres Bodens. Saunders made in diefer Abficht, nachdem er eine dünne Hornplatte unter das afficirte Augenlid gebracht hat, einen Schnitt hinter den Wimpern, an ihrer ganzen Länge hin vom Thränenpuncte bis zum Außeren Winkel und 650 XXX. 12, 188 fhneidet dann den ganzen Tarſalrand mit den Mimpern ab, Er Legt Eeinen weitern Verband an. Der einzige Einwurf, welcher diefer Operationsweife gemacht werden Eann, ift die Zerflörung der Meibomfhen Drüfen. Profeffor Jaͤger modificirt diefe Methode, und Ddiefe will ich nun, mit einer leichten, von mir angebrachten Veränderung, ald die mir am Gerignetften und Wirkfamften fheinende kurz befchreiben, Der Kranke wird in einen Stuhl mit hoher Rüden: lehne gefeßt, oder lehnt das Haupt gegen die Bruft eines Afiftenten; darauf wird ein Spatel von Horn oder Elfen— bein unter das obere Augenlid eingeführt, und mit der lin= Een Hand des Dperators dafelbft feftgehalten, melde Hand fih an die Wange des Kranken anlegt. Der Gehülfe zieht nun mit dem Zeigefinger feiner rechten Hand die Augenlid— haut aufwärts und drüdt fie gegen den arcus Superci- liaris an, fo daß die Bänder vollftändig gefpannt und aus— wärtsgefehrt werden, welche dann der Dperateur mit dem Daumennagel der linfen Hand gegen den Spatel andrüdt. Nachdem fih nun der Dperateur über die Lage der Thbraͤ— nenpuncte vergewiffert hat, macht er mit einem Eleinen, fei— nen, gegen die Spiße hin mehr, ale gewöhnlich, gekruͤmmten und am Nüden ctwas eingezahnten Scalpell einen Ein: ſchnitt durch die äußere Bedeckung parallel mit und unge— fähr 3" hinter dem Giliarrande der Fider, im rechten Auge von der aͤußeren Commiffur bis zu den Thränenpuncten, im linken umgekehrt. Bei diefem Schnitte müffen die Fafern des m. orbieularis zum Theil in ihrer Längsrichtung ge— trennt werden; ftet3 tritt nach demfrlben eine bedeutende Blutung ein. Jaͤger vollendet nun dag Uusfchneiden des tarsus, indem er das Blatt des Meffers fehief nach Unten und Innen wendet und fo durch wiederholte Eleine Schnitte auf dem Spatel den Theil des Lides, auf welchem die Wim— pern fißen, abfehneidet. infacher jedoch und angemeffener ift es, den Spatel fortzunehmen, den auferen Winkel deg Augenlidrandes mit einer feingezahnten Pincette zu erfaffen und, an der Seite des Kranken ftchend, dag ganze Stud abznfchneiden Man unterfucht nun dag Pid, und follte man noch die Wurzel eines zurüdgeblichenen Haares auffinden, fo erfaßt man diefe mit einer feingezabnten oder Wimper— Pincette und fehneidet jene mit etwas von dem umgebenden Zellgewebe vermitteljt des Scalpelld oder einer gefrümmten Schere aus. Nah Stillung der Blutung lege id dann zwei big drei Suturen zuerft durch den dünnen Rand des Knorpels und dann mit Einfhluß des ligamentum exter- num, welches auf diefe Weife fich genau an die Augenlid = bindehaut anlegt. Die Fäden werden dann dicht abgefchnit= ten und nah drei Tagen entfernt, wo dann die Wunde meift verheilt ift und Eeine Üüblen Folgen weiter eintreten. Der Nusen diefes Verfahrens befteht in der vollftänz digen Entfernung des corpus delicti ohne Gefahr eines Recidives, ohne Entftellung, ohne Dislocation der Thraͤnen— puncte, ohne nachfolgendes Thränenträufeln, ohne ptosis oder Umftülpung des untern Augenlides bei erhaltener In— tegrität de Knorpel und faſt vollftandiger Echonung der Meibomfchen Drüfe. (Dublin Journal, March 1843.) 189 Ueber acuten Rotz bei Menſchen. Bon Element Hatberton. Nachdem der Verfaffer mehre Fälle von tödtlih vers laufendem Rotz bei Menfhen mitgetheilt hat, geht er zu folgenden Bemerkungen über: Ein ſechs bis acht Tage andauernded Fieber geht dem Ausbruche diefer Krankheit vorher. Der Kranke leidet an heftigen Scüttelfröften, Kopfichmerzen, Neizbarkeit des Ma— gens, Durft, Müpdigkeit, Mangel an Kruft und frequentem Pulſe. Befonders Elagt er Über heftigen Schmerz; in den Gliedern und im Rüden, fowie über Steifigkeit und Hitze in den Gelenken. Das Uebel Eann in diefer frühen Periode mit acutem Rheumatismus verwechfelt werden, wovon «8 an Beifpielen nicht fehlt. Bei dem einleitenden Fieber des Rotzes und des Wurms ift die Beſchaffenheit der Haut eis genthuͤmlich; fie ift troden, raub, brennend heiß; in feinem der von mir beobachteten Fälle habe ich fie in diefem erften Stadium im Mindeften feuht gefunden. Das Gegentheil beobachtet man gewoͤhnlich bei'm acuten Nheumatismus, da Schmeiß eines ber erften und cdharacteriftifchften Symptome beffelben ift. Auch das Ausfehen des Kranken bei der Rotz— krankheit ift eigenthuͤmlich und deutet eine ernfte organijche Verinderung an; fein Geficht ift bleih, angftvol und muth— 108, die Geſichtszuͤge fpig und zufammengezogen; cine eigene Unruhe und Hinfälligkeit fpricht fih in feinem ganzen Wer fen aus und das Fieber nimmt bei'm Fortfchreiten einen ſchleichenden typhöfen Character an; der Puls ift Elein, fres quent (in einem Falle 160 in der Minute) und undulirend; die Zunge ift troden, braun und zittert; Diarchde und uns willfürlibe Austeerungen treten ein; Zittern des Gliedes und subsultus tendinum, Wuthanfälfe, deliria mussi- tantia, stupor und coma. In diefem zweiten oder typhoͤ— fen Stadium der Krankheit zeigen fich die örtlichen Charac— tere des Rotzes und des Wurms, und je größer die Hinfaͤl— ligEeit ift, defto mehr entwideln ſich die verſchiedenen Schoͤrfe und Formen der Eruption, nicht zu gleicher Zeit, fondern nacheinander. Sch will nun die verfhiedenen Formen der Eruption zu ſchildern verfuchen, 1) Finden wir entzindete Oberflächen, welche an Aus— dehnung von zwei Zoll bis zur völligen Fänge eines Gliedes variiren, die tieferen Gebilde mit ergriffen, ödematös, von erpfipelatöfem Ausfehen, an einigen Stellen Erhöhungen, unelaftifh und rauh bei der Berührung; fie gehen in sphace- lus über und verbreiten einen unerträglihen Geſtank 2) Oberflaͤchliche und fubcutane Puſteln, rund oder oval von Geftalt, welche in großer Menge nacheinander erfcheis nen, in wenigen Stunden völlig reif werden und eine feröfe Fluͤſſigkeit enthalten, unter einer weißen Hautkruſte ohne Roͤthe oder Geſchwulſt in der Umgegend. 5) Kleine erpthemartige rothe Flecken, welche an Ge: lenken liegen und in sphacelus übergehen, indem der Mor: tificationspunct in der Mitte eines verhärteten Grundes bes ginnt; von ihm nad allen Seiten hin divergiven rothe Ringe. 650. XXX. 12. 190 4) Als ein fpäteres Symptom, welches gegen den Aus— gang der Krankheit auftritt, erfcheint ein Ausflug aus beiz den oder einem Naſenloche von gelbem, zähem Schleime, welches ſich in dunkle Jauche umwandelt, und 5) Entzuͤndung der Lymphgefaͤße und Lymphdruͤſen in der Naͤhe von brandigen Puſteln und von ihnen ausgehend. Daß der Rotz, der Wurm durch Anſteckung von Pfers den, Maulthieren oder Efeln auf Menfhen übergeben , läßt ſich nach den vorliegenden Fällen nicht mehr bezweifeln; aber nicht immer werden alle Perfonen, die mit den Franken Thieren umgehen, angeftedt. Kann nun das Uebel durch Anftefung von einem Menſchen auf den andern übertragen werden? Nach meinen Erfahrungen nicht, *) denn die Krans fen, welche ich behandelte, lebten in niedrigen, ſchlecht vens tilirten Hütten, obne Licht oder freie Lufteirculation, in denen eine Menge Perſonen zufammengedrängt waren, und doch wurde Keiner von der Umgebung der Kranken angeſteckt. Diefe meine Anfiht wird auch durch die Ergebniffe der Ve— terinaͤrkunde beftätigt. Die Mebrzahl der berühmteften Ve: terinärärzte früherer und jegiger Zeit haben die Behauptung ausgefprochen, daß der Rogß und der Wurm nur durch Gons tagion mitgetheilt werden, und daß eine frühzeitige Abfon- derung der kranken Thiere von den gefunden, gehörige Sorg: falt und die nötbige Aufmerffanikeit auf Reinlichkeit die Meiterverbreitung jener Uebel verhindert. Man bat bei dem Rotz und Wurm eine acute und eine chronifche Form unter: f&hieden. Die Pferde, von welden meine Kranken angeftedt wurden, litten an der leßteren Form, und die erkrankten In— dividuen hatten ſich einige Zeit hindurch mit den kranken Thieren befchäftiget, bevor fih bei ihnen das Uebel zeigte — ein Umjtand, welcher darin feine Erklärung findet, daß durch Contagien mitgetheilte Krankheiten Moden, ja felbft Monate lang im Dryanismus latent ſeyn £önnen, bevor fie fi) bemerklich machen. Das Uebel fheint unverändert und in feinen Cigentbümlichfeiten nicht modificirt in den menſch— lien Organismus überzugehen, indem es feinen zerflörenden und bösartigen Character beibehält, wie eg das mit einem Efel vorgenommene Erperiment beweif’t, der am zweiten Tage Erank wurde und am fünften ſtarb. In Crmangelung irgend eines fichern Heilmittels oder felbft eines Mittels, welches diefes fo furchtbare und tödtende Uebel zu erleichtern ver— may, ein Uebel, von dem bis jegt noch Keiner genefen ift: müffen wir unfere ganze Aufmerkfamkeit auf die Prophyla— xis wenden, und foviel als möglidy dafür Sorge tragen, daß die an dem Rose leidenden Thiere bald getödtet werden. (Dublin Journal, July 1843.) *) Diefem wird durch die neueften Erfolge aus Paris wider: ſprochen. Bol. Neue Notizen Nr. 709. Bd. 25. ©. 16. Amaurofe geheilt durch die Inoculation des ſchwefelſauren Strychnins. Von Herrn Berleg. Die Paͤchterin B., von nervöfer Gonftitution, wurde im Oc— tober 1842, bei'm Hinausgehen aus einer Kirche, von ciner ziem— 191 lich heftigen Hemicranie befallen, auf welche cine beträchtliche Vers minderung des Senverindgens auf dem Linken Auge folgte. Nah einer zweimonatlichen erfolglofen Behandlung kam die Kranke, am 3. Januar 1843, zu mir und bot folgende Symptome dar: Linke Pupille erweitert; iris gang unbeweglich, ſelbſt bei'm ftärkjten Lichte. Wenn man jedoch das amauroriiche Auge vervedt, das rechte dagegen, welches bereits die erften Symptome der Amauroje darbot frei ließ, und dann beide Yugın zu gleicher Zeit einem ftarken Lichte ausfegte, fo trat an dem Eranfen Auge eine leichte Veränderung der Pupille ein. In der Tiefe des Auges war Eeine Farbenveränderung zu bemerken; die Kopfſchmerzen beftanden, wies wohl minder heftig, als früher, fort, und das Schvermöaen war auf der Eranken Seite gänzlich erlofchen; der völligen Blindheit waren Photopjieen vorangegangen. Nachdem verfchiedene Mittel erfolglos angewendet worden waren, entfchloß ſich Herr Verleg, die Snoculation des Strychninum sulphuricum zu verfuchen, welche er auch auf folgende Weile ausführte: Er brachte in ein Uhralas 1 Gran Strydnin, mit 2 Tropfen Waffer vermifht, und madıte am erften Zage zwölf Impfſtiche mit der Lancette; ſechs unterhalb de8 linken Auges, in der Richtung dcs nervus infraorbitalis, und ebenfoviel oberhalb des Auges und der Nafenfpise, da wo der ramus ethmoidalis des nervus nasociliaris endet und die Ciliar— nerven ausachen. Die Kranke empfand an demfelben Tage no Feine gute Wirkung; am nächften Morgen trat ein leichtes Zittern in der Nichtung der Smpfpuncte ein. Nach zwei Tagen Rube in— oculirte Here Berleg von Neuem, und zwar mit drei Stichen mehr, worauf die Kranke einen leichten Nebel zu fehen glaubte. Nah fünf weiteren Sisungen, in weldyen die Smpfftihe bis zu dreißig vermehrt wurden, fing fie an, die Gegenftände voneinans der zu unterfceiden, und nach der achten war das Schvermögen vollfommen wiederhergeſtellt, ſowie auch die anderen Symptome verfhwanden, nahdem 5 Gran Strychnin verbraucht waren. Die Heilung beſteht nun fchon feit zwei Monaten. (Gazetta medica de Milano, Jan. 1844.) Miscellen. Ueber bie Urfadhe des diabetes lag Herr Mialhe in der Sigung der Academie des Sciences am 15. April. Als der Berfaffer fih neulih in einem Kalle von zweifelhafter Harnruhr mit der Auffuchung des Zucerftoffes befhäftigte, fand er, im Wi— derfpruche zu der allgemeinen Annahme der Chemiker, daß der Trauben = oder Harnruhrzucker weder in der Kälte, noch in der Hise eine reducirende Wirkung auf das Kupferoryd ausübt, und daß derfelbe diefe Eigenfihaft erft dann erlangt, wenn auf ihn eine freie alEalifche oder Eohlenfäurehaltige Subftang chemifch eingewirkt hat. Diefe einfache Thatfahe, fagt er, hat ihm den Schlüffel zu der augenfheinlichen Urfache der Harnruhr gegeben. — Es gebt, in der That, aus feinen Unterfuchungen hervor, daß alle kohlen— wafferftoffenthaltenden Nabrunasftoffe, mie der Zraubenzuder, Stärkemehlgummi, oder Dertrin u. f. w., nicht eher affimilirt werden Eönnen, als bis fie durch die Alkalien des Blutes in neue Producte umgewandelt worden find, unter denen ein Körper vor: 650, XXX. 1% 192 kommt, ter mit einer fehr eneraifchen Dekoxygenationskraft begabt it, fo daß er das Bleiſuperoxyd in Orydul, die Eifenexydſalze in Oryduıfalze, die Kupferexydſalze in Oxydulſatze und felbft in mes tallifches Kupfer ummandelt, — Aus dem Vorhergebenden folgt, daß die Indiviouen, bei weldjen die erwähnte chemifche Zerfegung bei der Aufnahme zucker- oder ftärkemeblhaltiger Stoffe in dem Organismus ftartfindet, keinen Zucker in der Nierenausfcheidung baben Fönnen. Nun ift diefes aber der Normalzuftond der Men: fiben; bei'm diabetes dagegen kann jene wichtige Zerfegung nicht frattjinden, und zwar aus folgenden Urſachen: Die Diabetifchen fhwigen nicht, und da alle Hautausſcheidungen fauer jind, fo folgt daraus, daß, wenn dieſe Secretionen unterdrüdt find, das Vor: bandenf yn freier, oder nur Fohlenfäurehaltiger Alkalien im Blute, und demzufolge auch die chemiſche Reaction, die erfte Bedingung der Affimilation des Zuckers, unmöglich wird; daher fommt es, daß der Zucker mit allen feinen früheren Eigenfchaften aus dem Körper berausfommt. — Der diabetes hängt alfo von einem Fehler dir Aſſimilation, oder der Ernährung ab. Der Zucder, weit entfernt, zur Ausführung der organifchen Veränderungen dienen zu können, wirft wie ein fremder Körper, ven dem fich der Organismus ftets zu befreien ſucht. So ift alfo die fo ftarke Zucerbildung aus den jtärkemehlhaltigen Stoffen bei'm diabetes nur ein Phänomen von geringer Bedeutung, welches keineswegs die Art pafliver Intoricas tion erklärt, in welche die zuckerbaltigen Stoffe die Perfonen vers ſetzen, bei welchen die normale Zufammenfegung des Blutes ver— ändert ift, d. i. bei den Diabetiihen. — Aus diefen Thatfachen folgt, daß die gewöhnlich rein animalifche Koft als Heilmittel beim diabetes diefen Zweck nicht erfüllt, daß fie nur eine rein palliative Behandlung ausmacht, und daß man nur von der gleichzeitigen Anwendung fmweißtreibender Mittel und alkalifher Präparate Et— was erwarten Fann, (Gaz. med. de Paris, 1844, No. 16.) Striectura tracheae. Sn der Gisung der pathologifchen Sefeufhaft von Dublin am 26. Februar 1842 leate Herr O. Ferral ein Präparat von einer fehr intereffanten Affection der trachea vor. Der Gegenftand des Fallcs war eine ſechsundzwan⸗ zig- bis fiebenundziwanzigjährige Frau gewefen, welche früher an phagedänifcher Ulceration des Schlundes mit Erfolg behandelt wor= den war. Fünf bis fehs Monate nachher Fam fie in’s Spital mit pfeifendem Athmen, quälendem Huften, Alalie und bedeurene der Dysphagie zuruͤck. Als der Finger in den Schlund eingeführt wurde, fühlte fi die epiglottis rauh und verkürzt an, das Re— fpivationsgeräufhb war an der ganzen Bruft ſchwach, aber nir- aends ein dumpfer Percuffioneton, auch kein Zeichen von Hepati— fation der Lunge odır von der Gegenwart einer Geſchwulſt in der Bruft. Die Frau ftarb plöglih, Der Kehldeckel fand fich theile weife zerftört, der rechte Gießkannenknorpel war aleichfalls ulcerirt, aber beide waren in der Heilung; die trachea felbft war contras birt, ihre Wandungen gegeneinandergedrängt, die Schleimhaut derfelben blaßgelb, die Knorpel erweicht und die Entfernung zwi⸗ fchen ihnen vermindert; hinten befand ſich, an der Stelle der Schleimhaut, ein dichter, feiter Auswuchs, der mit dem hinteren verdickten Zellaemebe zuſammenhing; unterhalb der carti'ago cricoi- dea war die trachea fo fehr verengert, daß nur eine Schmale Bou— gie durchging; an der Stelle der Srrictur war die Schleimhaut ulcerirt gewefen. (Dublin Journal, Nov. 1843.) ———— Bibliographische Recherches sur les polypiers flexibles de la Belgique, et par- ticulierement des environs d’Ostende. Par M. G. D. Westen- dorp. Brugues 1843. 8. Indice degli articoli del museo d’anatomia fisiologica e patolo- gica umano - comparata dell I. R. Universita di Pisa etc. 1841. Di Filippo Civinini. Lucca 1842. 8. Ne ug Rec Denn. Manuel pratique d’Orthopedie, ou traite &l&mentaire sur les moyens de prevenir et de guerir toutes les difformites du corps humain. Par F. L. E. Mellet. Paris 1844. 18. Nouveau forceps approuv& par l’Acad&mie royale de Medecine de Paris, et destine a &viter le d&croissement des branches. Par D. Tarsitani. Paris 1844. Mit 2 Kupf. — Neue Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, arfanımelt und mitgetbeilt von dem Obere Medieinalrarmde Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarde und Profeſſor Froriep zu Verlin, N 651. (Nr, 13, ded XXX. Bandes.) Mai 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie s Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 Z 30 2%, des einzelnen Stüdes 3 Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gYr ı BOT Be: ae "DAR Ueber die Geſchlechter, Repreductionsorgane und Entwidelungsart der Girropeden (Girripeden). Bericht der Fiicher über das Maidre, und Beihreibung einiger neuen Arten von Kruften- thieren. Bon Henry D. ©. Goodſir, Esq. (Elerzu bie Kiquren 1. bie 8 unb ıR.bid 26. auf der mit Nummer 639, Nr. 1. dieſes Bandes] aufgegebenen Tafel.) Erfter Abſchnitt. Ueber Das Männchen des Balanus. — Man war bieher ungewiß darüber, ob die Ge: ſchlechtet bei den Cirropoda getrennt, oder in einem und demfelben Individuum vereinigt feyen, und es find in diefer Beziehung durhaus entgegengefegte Ansichten vielfab aus: geiprochen und vertheidigt worden. Ruͤckſichtlich der Anato> mie und Phnfiologie der Geſchlechtstheile diefer Thiere ſtim— men nicht zwei Schriftfteller miteinander überein, und deß— balb bat man alle bisher ausgefprochenen Meinungen darlız ber mit Mißtrauen zu betrachten. Die Cirropoda galten bis auf die neueſte Zeit für Mollusten, und darin liegt unftreitig der Grund fo vieler Verwirrung und Ungewißheit. Hunter, welcher der erfte Schriftiteller ift, der die Anatomie diefer Thiere einigermaaßen forgfältig ftudirt hat, fpriht feine Anfihten in Betreff der Gefchlechtstheile fols gendermaaßen aus: „Wahrſcheinlich find alle Entenmuſcheln Zwitter und zwar ſolche der erften Glaffe d. h., Selbſtbe— feuchter: denn nie Eonnte ich Gefchlechrstheile verſchiedener Art entdeden, fo daß ich hätte fayen, oder vermuthin füns nen, melde Individuen männlichen und welche weiblichen Geſchlechts ſeyen“ Er befchreibt die von ihm fogenannte roͤhrige Portion des Teſtikels, die vasa deferentia und den penis, erwähnt aber nicht des Eierftodes. Die falfchen Schlüffe, zu denen Hunter in Betreff der eigentlichen Natur diefer Organe gelangte, müffen auf Rechnung des Umftandes gefegt werden, daß er nur unbefruchtete Erem: plare unterfuht hat. No. 1751 — 651. kunde. Cuvier war hinſichtlich des hermaphroditiſchen Cha— racters der Cirripoda derſelben Anſicht, weicht aber in Betreff der Anatomie und Phyſiologie der Geſchlechtsorgane von Hunter ab. Was Hunter für den Teſtikel hält, betrachtet Cuvier als den Kierftod, die vasa deferentia Hunters als die Eierleiter und den penis als den Eierle— ger (die Legeröhre). Diefe Anficht bildete er ſich, weil er das Organ, weldes er für dag ovarium hielt, mit Eleinen Koͤrnchen angefüllt fand, die er für Eier anſprach. Dageyen meinen einige andere Schriftfteller, u a. Eir Everard Home, die erwähnten, von Hunter und Cu— vier für die einzigen Ge chlechtsapparate gebaltenen Organe ſeyen nur die männlichen Organe, und dag ovarium liege in dem Ötiele; auch finde die Befruchtung mittelft des Drganes ftatt, welhes Hunter den penis nannte. Diefe Anſicht ift, was die Lage der Gierftöde in dem Ztiele ans betrifft, unrichtig. Der Irrtthum ſchreibt ſich offenbar da— her, daß man in dieſem Theile des Koͤrpers Eier gefunden hat, die bereits aus dem Ovarien entwichen waren. Sie werden dort aus den Eierlegern abgeſetzt, um dort zu verwei— len, bis fie reif genug find, um aus dem Körper des Mut: terthiere® zu entweihen. Man findet ferner an dieſem Theile des Thieres nirgends eine Epur von drüfiger Streu: ctur, welche fi zu Gunften jener Meinung anführen ließe. Indem wir diefe verfchiedenen Anſichten betrachten, finden wir, daß Cuvier fi, in Betreff der weiblichen Zeu— gungstheile, der Wahrheit am Meiften genähert hat. Nimmt man einen gemeinen Balanus (B. balanoides) im Monate April von feiner Klippe und unterfuht man dag Thier, fo wird man die Dpiducte, oder die von Hunter fogenannten vasa deferentia, mit einer ungeheuern Zahl mwinziger gel ber Körnchen gefüllt finden. Diefe find die Eier. Nach ei: ner gewiffen Zeit ftreihen fie durd die Dviducte und den Eierleger, das Organ, welches Hunter den penis nannte, und werden auf diefe Meife in das innere der Mufchel, oder vielmehr in die zwifchen dem Körper und Mantel des Thieres befindliche Höhle eingeführt. Die Eier find in unter 13 195 gelmaͤßig gefchichtete Maffen am Boden bdiefer Höhle geord⸗ net, und zumeilen ift Ddiefelbe vollfommen damit gefüllt. Zu dieſer Jahreszeit iſt der Eierleger beſtaͤndig niederwärts und einwaͤrts längs der rechten Seite des Körpers des Thie- res gebogen. Die Eier find, wenn fie: fich innerhalb der Doiducte befinden, ; wie, gefagt, von Eugelförmiger Geftalt; “allein, indem fie entweichen, oder kurz nachdem fie in der Mantelhöhle abgefegt worden find, nebmen fie eine ovale Sorm an, die am hintern Ende fpiser ift, als am vordern. Sind fie reif genug, um aus dem Mutterförper getrieben zu werden, was entweder früher oder ſpaͤter geſchehen kann, al® das Junge aus dem Eierſacke bricht, fo werden fie in aufeinanderfolgenden Strömen oder Stößen bei jeder Zurüd: ziehung der Wimpern audgeftoßen. Aus obigen Angaben eriieht man, daß Cuvier's Anfiht in Betreff der Natur der von ihm beobachtsten Koͤrnchen richtig war, daß fie nämlich wirklich Eier find; daher das von Hunter ald das männlihe Secretionsorgan be: trachtete Organ, in der That, der Eierftod ift. Der einzige andere Theil alfo, welher die Molle eines Befruchtungsor: ganes fpielen Eonnte, war dag robrige, rüffelartige Drgan, welches, manden Schriftftelleen zufolge, in der Nähe feiner Bafis eine drüfige Structur har und von ihnen ale das Analogon des Teſtikels betrachtet wird. Indeß laͤßt fih, in der That, an diefem Apparate Eein druͤſiges Anfehen, oder eine folhe Structur wahrnehmen, daher diefe Meinung kei: nen Grund hat. Aus obigen Bemrrkungen geht demnac hervor, daß das Thier, welches man früher als hermaphroditifch betrach— tete, weſentlich weibliche Zeugungsorgane befist, und daß Befruchtungsorgane durchaus fehlen. Wir haben alfo danach zu fehließen: 1) daß die Cirropoda keine Zwitter feyen; 2) daß die Gefchlechter getrennt feyn müffen und 3) daß das Männdyen als ein befonderes Sndividuum vorhanden ſeyn müffe. Hear J. V. Thompfon, deſſen Meinung in Betreff der Naturgeſchichte diefer Thiere vom größten Gewichte ift, fagt bei Gelegenheit des Eleinen Kruitenthier ähnlichen Ge: ſchoͤpfs, welches er fpäter als die Larve des Balanus er: kannte: „Die Umftände veranlaften zu dem Glauben, daß e3 die Larve, oder der larvenartige Zuftand irgend eines Kru— ftenthieres fey, oder (da man früher ermittelt batte, daß die Cirropoda Kruftenthiere feyen), daß es das Männchen eines foiben fey, da ich nicht geneigt war, anzunehmen, beide Geſchlechter feyen in demfelben Sndividuum vereinigt. Zu Gunſten dieſer Anficht läßt ſich aucd anführen, daß bei vie: len Kruftenthieren die Männchen bedeutend Eleiner und an— dersgeftaltet find, als die MWeibhen; 3. B., bei Caligus und Bopyrus, und daß fie auch bei manchen felten und nur zu einer gewiffen Zeit vorkommen." Derfelbe Schrift: ftelter fagt ferner: „Haben wir, nad) Erwägung der gan: zen Naturgefhichte diefer Thiere, anzunehmen, daß fie herm- aphroditifch feyen? Diefer Umjtand wäre mit Dem, was wir bei allen Kruftenthieren finden, fo fehr im MWiderfpruche, daß wir ihn mit Necht bezweifeln.” 651. XXX. 13, 196 Da ih mid; ſelbſt davon’ überzeugt hatte, daß die Cirropoda keine Hermaphroditen find, und zugleich fah, daß die Jungen und Larven diefer Thiere felbft Kruften tras gen, fo gerieth ich, zum Zheil durch J. B. Thompſon's Meinung darauf geleitet, auf die Anſicht, daß es befondere Individuen von beiden. Geſchlechtern gebe, und‘ daß das Maͤnnchen wahrfcheinlib den nivdrigern ſyphonoſtomiſchen Kruftenthieren, als Lernaea ꝛc., gleiche ). Man findet das Männchen der Lernaea ſtets in der Nähe der Außer: lißen Doiducte und in einigen Fällen an denjenigen Kör: pertheilen feftfigend, in melden das ovarium liegt, z. B., bei Anchorella uneinata. Daraus ſchloß ih, daß man das Männchen des Balanus in einer ähnlidien Rage ans treffen ‚werde, Deßhalb unterſuchte ih den Eierleger genau bei fehr vielen Exemplaren und zu allen Jahreszeiten; allein nirgends konnte ich etwas, einem abgefonderten Thiere Aehn— liches entdeden. Zu Anfang des Monats Mai 1843, als ih Weib: chen des Balanus balanoides noh immer in der Hoff: nung umnterfuchte, meine Vermuthung bejtätigt zu finden, beobachtete ich jedoch einen Eleinen fleifdigen Körper, nicht auf dem Cierleger, fondern auf dem Körper des Thieres, unmittelbar über den Ovarien. Diefer Körper hing bedeu: tend feft, und als man ihn abgefondırt in ein Gefäß mit Seewaffer brachte, zeigte er fich lebend und, dem äußeren Unfeben nad), den Lernaeae ſehr aͤhnlich. Bei genausrer Unterfuchung zeigte ſich der winzige vor— dere Theil des Körpers Fruftenartig und aus ſechs Gliedern gebildet. Der Augen find zwei; fie find ſchwarz, glänzend und geftielt. Die vier Fühler find für gewöhnlich in fort: währender Bewegung. Wegen der unfymmetrifchen Ber fihaffenheit der beiden Körperbälften it diefes Thierchen zur Locomotion durhaus ungeſchickt; allein die Eruftige oder vor: dere Abtheilung des Körpers bewegt ſich unaufhörlich vor: waͤrts und ruͤckwaͤrts. Wir wollen nun dieß Thier, das wir für nichts An: deres halten Eönnen, al dag Männchen des Balanus, ge: nau befchreiben (ſ. Figur 18.) Das ganze Thier ift frohfarben und die vordere oder Eruftige Portion deffelben am Helfften gefärbt. Der Körz per befteht, wie bereitß bemerft, aus zwei Haupttheilen, eis nem vordern und hinteren; der erftere iſt winzig, kruſtig und aus ſechs Articulationen gebildet; der letztere ungegliebert, breit, fleifhig, gelappt und zufammenziehbar. Das Thier bat auch eine Anzahl fleifchiger Füße oder Ertremitäten. Ein langes, fleifchiges, ſchwanzaͤhnliches Anhängfel erftredt fih in der Medianlinie nah Hinten. Der vordere Theil *) Profeffor Edward Korbes vom King’s College zu London wies in feinen zu Edinburgh im Sahre 1840 — 41 gebaltes nen Vorleſungen über Zoologie cine Aehnlichkeit zwifchen Lernaea und den geftielten Entenmufcheln nad, nämlid in Betreff der Außerlichen Dviducte der erftern und der Gtiele der lestern, indem er diefe beiden Organe als den Zeugungs= apparat, oder als Behälter anfah, welche dazu beftimmt feyen, die Eier in einer gefhüsten Tage dem Zuftande der Reife ent: gegenzuführen. 197 diefer Körperportion iſt breilappig und ragt oben bis über die Eruftige Portion hinaus, fo daß diefe, wenn das Thier fi) in feiner natürlichen Lage befindet, vollfommen vers borgen ift. Das erſte Segment der Eruftigen Portion ift das größte unter allen und von halbkreisformiger Geſtalt. Es ftügt den Kauapparat,, zwei Paare Fühler, die beiden Augen, ein Paar ſtark kammförmige Organe und ein Paar lange, ſcharfe, Elauenartige Gliedmaaßen (Figur 3. a). Die Augen find groß, glänzend, ſchwarz, geftielt und, wie e8 fcheint, einigermaaßen beweglich). Das erftere oder vordere Fühlerpaar befteht je auß eis nem einfachen breiten, platten, ſchuppenfoͤrmigen Gliede, deffen Ende mit fieben bis acht langen feinen Fäden befegt it. von denen die beiden erften zweigliederig find. Jeder der aͤußern Fühler befteht aus neun Gelenken, von- denen die beiden erften für geflielt gelten Eönnen; die legten ſieben find viel zarter und dünner, und jedes träut am hinteren (distal) und vordern Ende einen Dorn. Das neunte ift an ber Epise mit zwei oder drei langen und fehr feinen Dornen befegt. Der Mund liegt am hinteren Ende dieſes Segments. Er ſcheint zum Saugen eingerichtet; allein dieß hat, wegen ber ungemein winzigen Befchaffenheit diefer ganzen Körpers portion, noch nicht gehörig ermittelt werden koͤnnen. Eine fehr ſtark fammförmige Schuppe erhebt ſich von der Bafis des erften Fühlerpaares auf beiden Seiten. Diefe Schuppen entfpringen faft auf der Medianlinie und bededen die vorderen Fühler. Der hintere Rand ift mit fieben bis acht langen, ſcharfen und Eräftigen Zähnen bewaffnet. Ein zweites Paar ftarker Elauenförmiger Ertremitäten ift an der MWurzel der vordern Fühler eingepflanzt, welche letztere hin— terwaͤrts gerichtet find. Das Thier bat zehn Füße, auf jeder Seite fünf. Jeder derfelben befteht aus fechs Gliedern, von denen dag legte mit einer ſtarken endftändigen. Klaue bewaffnet ift. Das erfte, zweite und dritte Paar find ziemlich) Eurz, und bei ihnen iſt das legte Glied fphärifch geftaltet. Das vierte Paar ift lang und ſtark, aber das fünfte viel dünner. Die Extremitäten find, wie es fcheint, zur Locomotion unge: ſchickt und deßhalb für gewöhnlich auf die Abdominalfläche des Körpers niedergefchlagen, mit Ausnahme des lebten Paa— tes, das fich fortwährend zu bewegen fcheint. Bei den vier mittleren Segmenten find die aͤußern Ränder bis faft zur Medianlinie unter den Körper umge: fhlagen. Hinten find diefe einwaͤrtsgeſchlagenen Ränder ſtark fammförmig, nach Art der an der Wurzel des erften Fühlerpaares fißenden Organe. Diefe dienen unftreitig zum feften Antlammern an das Weibchen während des Begat— tungsactes. Die aͤußern Zeugungsorgane liegen an der Wurzel des legten Fußpaares; fie find gegliedert, und ein feines Gefäß, das vas deferens, zieht fich von der Baſis eines jeden derfelben an der Nückfeite des Segments hin bis zum Tes ſtikel, welcher wahrſcheinlich in der weichen Portion des Körpers liegt (Figur 6, 6). 651. XXX. 13, 198 Die weiche Körperpertion beficht aus drei Abıheilune gen, die mittelſt balsartiger Cin;hnürungen voneinander getrennt jind, fo daß diefe Portion in drei gleichgroße Abs ſchnitte zerfaͤllt. Der erfte diefer letzteren iſt dreilappig uud ift bereits beichrieben worden Der zweite trägt zwei arms artige Srtremitäten, die zu beiden Seiten deſſelben entſprin— gen und gleidfam die vordern Gprtremitäten darſtellen. Diefe laufen rückwärts und verjüngen fi ganz allmälig zu einer Spige. Der dritte Abſchnitt beſitzt ebenfalld zwei gang ähnliche Ertremitäten und außerdem sinen ferwanzartigen Anbängfel, der auf der Medianlinie zwiſchen den beiden an— dern entipringt. Ueberfchauen wir die obige Befchreibung, fo Eönnen uns die Aehnlichkeiten des fraulichen Thieres mit dee von Herrn J. V. Thompfon befariebenen Larve nicht ents geben, und diefelben find von erheblicher Wichtigkeit, 3. B., die beiden geftielten Augen ꝛc. Das Thierden ift auch mit andern Kıuftenthieren, 3. B., den Lernaeae. durd feinen weichen, fleifhigen Körper, mit den hoͤhern Kruftenthieren aber durch feine geftielten Augen und Fühler, nahe verwandt. Nah Thompfon’s Unterfurungen über die Meta— morphofen der Cirropoda lief fic) deren VBerwandtichaft mit dın Kruftenthieren kaum bezweifeln. Nur ein Punct machte ihn noch unficher, nämlich der angeblibe Herma— phroditismus der Cirropoda, da ja einer der Hauptuns terfchiede zwifchen den höher und niedriger organifirten Glie— derthieren eben darin befteht, daß die Geſchlechter bei dın erjtern getrennt, bei den leßtern vereinigt find. Diefer Um— ftand würde demnach die Vereinigung der Cirropoda mit den Crustacea nicht geftattet haben, und defhalb bildete man bisher aus beiden zwei befondere Glaffen. Betrachten wir alfo dad oben befchriebene Thier ale das Männchen des Balanus, fo räumen wir diefes einzige Hinderniß der Vereinigung der Cirropoda mit den Cru- Stacea volllommen aus dem Wege, und die erftern müfz fen ung fortan für Kruftentbicre gelten. Was die Cinwürfe betrifft, die dagegen erhoben wer— den dürften, daß diefes Thierhen der männlihe Balanus fen, fo läßt fich erftens fragen: warum bat man es nicht früner bemerkt? Hierauf läßt fit) Mehreres erwidern. Bes Eanntlih werden die Männchen verfchiedener Kruftenthiere nur zu gewiffen Jahreszeiten fihtbar, und zugleich reicht eine Befruchtung für mebrere Generationen bin. Nun find diefe Umftände aber gerade von denjenigen Arten von Kruftentbieren befannt, denen die Cirropoda angereibt wer- den müffen, und hierdurch erhält unfere Anſicht, ruͤckſichtlich der natürlichen Stellung der Cirropoda, eine fernere Bes ftätigung. Der männlihe Balanus fommt unftreitig nur zu ges wiffen Sahreszeiten zum Vorſcheine. Während der Begat: tungszeit ift wahrſcheinlich die hintere Körperportion, welche die Gefchlechtsorgane zu enthalten fheint, bedeutend vergrö- fert, und nachdem der Begattungsact volljogen worden, wer— den diefe Organe auf eine gewiffe Zeit atrophiſch. Betrach— ten wir alfo diefe Vermuthung als richtig, fo darf man ſich nicht darüber wundern, daß die fo aͤußerſt winzige vordere 15 * 199 Körperportion des Minnhens am Körper des Weibchens far gewöhnlich Überfehen wird. Auch iſt der Umftand merk⸗ wuͤrdig und binfichtlih der Beſtaͤtigung obiger Wermuthung nicht unwichtig, daß bei denjenigen Cremplaren, wo die Eier bis in die Mantelhöhle eingedrungen find, Eein Männchen angetroffen worden ift, fondern daß dieß nur bei den ans ſcheinend noch unbefruchteten MWeibdyen der Fall war Da uͤbrigens dieſes Thier mit andern Kruſtenthieren in vielen Puncten Aehnlichkeit hat, ſo wird es paſſend ſeyn, wenn wir hier auf noch einige darunter aufmerkſam machen. Mit ven Lernaeae hat es in vieler Beziehung Ver: wandtfchaft, allein mit feinen fo nahe, als mit denjenigen der Sippe der Ergajilier von Milne Edwards, und der einzigen Species der Gattung Nicothoa aus diefer Sippe ift es auffallend aͤhnlich Uebrigens ftehen die Cirropoda überhaupt diefer Sippe in vielen Puncten nahe. Die Larven ver Lernaeae und Cirropoda gleihen einander außeror— dentlich, fowohl in ihrer innern als äußern Structur. Beide find freie Thiere, alein indem fie fih dem Zuftande ber villigen Ausbildung nähern, wachen die Weibchen feſt und werden monftrös, während fih die Männchen an deren Körper auf oder neben dın Zeugungstbeilen anheften. Die Organe der Ortöveränderung liegen um den Mund ber und wirken in bedeutendem Grade als Refpirationsorgane. Die Sungen beider find mit Sehwerfzeugen verfehen, die im fpätern Lebensalter, bei den Cirropoda ohne Ausnahme, bei den Lernaeae in faft allen Fällen abfterben. Aus diefen Umſtaͤnden ergiebt fih die nahe Verwandts ſchaft diefer beiden Ihierfamilien, und daß nicht bloß eine gewiffe Analogie zwiſchen ihnen ſtattfindet, zur Genuͤge. Sn der That, laffen fib die Cirropoda als Lernaeae be: trachten, die an leblofen Körpern keſtſitzen, während die leg: tern an lebenden Körpern amgebeftet find. Uebrigens ift dieſer Unterichied nicht ganz flveng zu nehmen, da wir aud) Cirropoda finden, welche an der Haut der Cetacea fißen Mod) in einigen andern Puncten hat der männliche Gircopode mit den Kruftenthieren Aehnlichkeit; doch haben die eiben Eeine befondere Wichtigkeit. Mit Podothalama ift er vermöge feiner Augen und mit Isopoda vermöge der Structur feiner Füße und der vordern Abtheilung feines Körpers verwandt. Die natürliche Größe dieſes Thieres ift, wenn die Zeus gungsorgane den hoͤchſten Grad von Entwidelung beſitzen, etwa 1 Linie Länge und 1 Linie Breite. In einigen Faͤl— len wird e8 jedoh dadurch um Vieles breiter, daß es mit einem Schmaroger:Kruftenthiere behaftet iſt. Diefer Schma— toßer ift ein Sfopode, der zu der Familie der Jonier des Herrn Milne Edwards gehört und den Typus einer neuen Gattung in diefer Familie bilden wird (Fig. 7). Mir wollen nun eine Eurze Befchreibung von diefem Schmarogerthiere mittheilen. Es fällt nur die weichen Theile feines Dpfers an und dieß oft im beträchtlicher Anzahl. Bringt man es in’s Geſichtsfeld des Mikcofkops, fo ent: det man, daß es in diejenige Abtheilung der ifopodifchen Kruftentbiere gehört, welhe Milne Edwards die fisenden J opoden nennt Es iſt etwa eine Viertel:-Linie lang und faft 651. XXX. 13, 200 farblos, mit Ausnahme des mittlern Theiles des Körpers, welcher dunkelbraun ift. Der Körper befteht aus fieben Segs menten, von denen das zweite das längfte zu feyn fcheint. Diefes ift indeß ebenfalls, obwohl fehr undeutlich, gegliedert, und befteht wahrſcheinlich aus fünf Segmenten, indem die fünf Fußpaare an daffelbe angefegt find. Ein langer, dreigliedriger Fühler entfpringt zu beiden Seiten des eriten Segmentes, an deffen hinterm und Außerm Winkel. Die beiden erften Segmente find am Diditen und beide zufammengenommen dem dritten, deffen Ende mit zwei Dornen bewaffnet ift, ungefähr an Länge gleich Fünf Paare fehr Eurzer, aber dicfer und Eräftiger Beine entfpringen von dem folgenden (wieder in mehrere undeuts lihe «Segmente zerfallenden) Segmente. Jedes Bein hat drei Glieder *); das erfte Glied ift did und kurz, das zweite to:it dünner und das dritte und leßte Eugelförmig und am Ende mit einer Eleinen Klaue' bewaffnet. Zu beiden Seiten der ſechs folgenden Körperfegmente entfpringt eine lange, ziemlich abyeplartete Schuppe, und jede diefer Schuppen trägt an der Spige zwei, drei oder vier lange, fadenförmige dünne Dormen, die fehr fteif und hinterwärts gerichtet find Die zwei leisten oder endſtaͤndi— den Schurpen find zugleich die ftärfften und die längften, indem die Dornen nad) dem vordern Ende zu ſtufenweiſe an Lange abnehmen. Entfernt man diefes Thier von feinem natürlichen Auf: enchaltsorte, fo find deſſen Bewegungen ungemein ſchwach, und e8 ift, wie es fcheint, durhaus huͤlflos. Die Sehors gane fehlen ibm entweder ganz, oder find doch höchft win— jig, und das Thier bedarf auch derfelben vermöge feiner Les bensweife nicht. Die Eier find groß und nehmen allmälig die Form eines langgeftredten doppelten Kegeld an, jemehr da3 Junge ſich dem Durchbrechen duch den Eiſack nähert. *) Im Originale ftcht: pointed, offenbar ftatt: jointed. D. Ueberſ. (Schluß folgt.) Miscellen. Einige unbefannte Bienen erwähnt Herr Schom« burg£ in dem Berichte über feine Reife nach den Quellen des Takutu. Auf feiner Wanderung in den Savannen traf er häufig auf Nefter wilder Bienen „Sie gehörten zu einer Gattung, wel: he die Macui:Indianer Wampang nennen: die Wapisiana ca- muiba, Die Neſter oder Stöde jind gewöhntih auf Baumäften befeftigt und haben 2 bis 3 Fuß Länge, Die Materialien, womit diefe Bienen bauen, find Stüden Holz, durch einen Kieber verein’gt, auf welche fie fo lange herumtreten, bis er die Conſiſtenz von Pas pier und ein feftes Gewebe hat. Ihre Zellen find ſechseckig und enthalten nur die gewöhnlich fogenannten Würmer und Honig; der legtere ift ungewöhnlich ſuͤß. Merkwürdig ift, daß in Eeinem diefer Stöde, und Kerr Schomburgk hat deren viele geöffnet, fih eine Spur von Wachs vorfand. Die Biene ijt Erin und nicht über ‚5 bis I Zoll lang. Der Körper ift dunkelbraun und haarig, von famm’artigem Anfehen ; Flügel am abdomen find ſchwarz und von rojtfarbigen, faft gelben Streifen eingefaßtz die oberen Flügel durchſichtig, die Außeren Eden braun, und mit acht bis neun Fels 201 len gezeichnet. Sie ſticht fehr ſchmerzhaft und bie Indianer, um fib der Nefter zu bemächtigen, machen Feuer darunter, worauf die Infecten ihre Wohnung in Maffe verlaffen. Herr Schomburgk fah aber einmal, wie ein Indianer, welcher der Beſchwoͤrer oder piaiman ſeines Stammes war, ſich nur dem Nefte näherte, mit den Zingern daran Elopfte und fo alle Bienen heraustrieb, ohne 651. XXX. 13. 202 daß eine derſelben ihm. verlegte: er bumerkte dabei, wie er feine Be unter feine Achſelgruben zog, che er an den Bienenftod lopfte. Verania Margaritifera ift der Name einer von Rüps pell, auf feiner Reife in Sicilien, entdediten neuen Art von Ges phalopoden. Mat ER Do Dee Ueber die Gigenthümlichkeiten Franfhafter Ge: ſchwuͤlſte, in welden Krebs vorkommt. Bon Dr. Hodgkin. In diefem Auffage, welcher eine Fortfegung früherer Arbeiten Hodgkin's über denfelben Gegenitand ift, bes ſchreibt der Verfaſſer zuerft die verfchiedenen Formen, melde man mit den verbefferten Mikroſkopen jet entdedt, und vers ſucht, die £ernhaltigen Zellen, welhe Müller in diefen Structuren nachgemwiefen hat, mit jenen zufammengefesten Coften in Zufammenbang zu bringen, weldye von dem Aus tor früher befchrieben worden waren (Motizen Nr. 606. Band 28. ©. 185), wo diefelben als der Ty.us aller Af: terproductionen aufgeführt werden. Folgende Schluͤſſe zieht ber Verfaffer aus den in feinem Aufſatze enthaltenen Be: obachtungen. 1) Die fruͤher uͤber die Exiſtenz des Typus zuſam— mengeſetzter ſeroͤſen Cyſten in zufaͤlligen Neubildungen auf— geführten Anſichten haben ſich, ohne Ausnahme, beſtätigt. Der Verfaſſer hat ſie nicht bloß bei Menſchen, ſondern auch bei mehreren anderen Saͤugethieren und bei Voͤgeln ge— funden. Mehrere ausgezeichnete Beobachter find durch eigne Unterfuhungen mit feinen zufammengetroffen, wie Delpec und in neuefter Zeit Rokitanski, welder iem perfönlich mitgetheilt, wie er endlih dabin gekommen, diefelben Anjicye ten anzunehmen 2) Die mikroffopifhen Unterfuhungen diefer Gewebe, obwohl aͤußerſt intereffant, yeben doch Eeine vollfommen ent: fcheidenden Merkmale irgend einer befonderen Form zufüls liger Neubildung, fondern fie beweifen nur, daß die Theorie ber Eernhaltigen Zellen auch auf diefe Neubildungen anwend: bar fen, während die Anficht, daß fih Krebsmaterıe im Blut bilde und an den einzeinen Stellen, wo Gefhmülfte entfte: hen, ausfcheide, dadurch befeitigt werde. 3) Daß, um eine vollftändige Anfiht von der Ent: ftehung diefer Structuren zu befommen, man die Zellentheo: tie Shwann’s und Müller’s, die Coagulationstehre des Verfaſſers und den Organiſationsproceß, wie ibn Kier— nan nachweiſ't, verbinden müffe, als drei Entwidelungss ftadien, welhe in der ebenaufgezäblten Dcdnung vorzukom— men feinen; daß aber keins der Phänomene für ſich allein als ein binreihender Beweis der VBögartigkeit betrachtet wer⸗ den Eönne, indem diefe, wie fchon in dem frühern Auffage nachgemwicfen fey, als die Summe verfchiedener Merkmale betrachtet werden müffen. 4) Daß die hemifdye Analyfe, obwohl äußerft wichtig und intereffant, dody nur ein unvolllommened und ungenü:s gendes Griterium abgebe, da die vorfommenden Beſtandtheile variiren £önnen, oder während der fortfchreitenden Entwicke⸗ lung ſich verändern. 5) Daß bei Operationen zur Entfernung einer Ge: ſchwulſt diefer Art es außerordentlth wichtig fey, durchaus keine von dieſen aͤußerſt Eleinen Cyſten zurücdzulaffen, welche häufig in dem umgebenden Zellgewebe Koͤrnchen bilden, felbft wenn daffelbe in jeder andern Beziehung volllommen gefund ausfehen mag. Dieß fcheint eine Art der Ausbreitung der Krankheit zu feyn, welche von der Entzündung unabhäns ig ift. € 6) Die Unterfuhung beweif’t, daß die infiltrirte Form diefer Krankheiten in den Geweben vorkommt, welche die teine Neubildung umgeben, fofern nämlich diefe Structuren der Sig von Entzündung gewefen find, woraus fich ergiebt, daß die Augfiht auf Erfolg bei der Operation unendlich viel geringer fen, wenn bereits folhe Entzündung in der Um: gebung ftatrgefunden hat. Das Vorhandenſeyn der eigens thümlichen Erankhaften Stoffe im Innern der Gefäße fcheint eine der Arten zu feyn, auf welde ſich Infiltration in Fo!ge von Entzündung bi.detz fir ift daher auch nicht als genügen» der Beweis für die Praͤexiſtenz ſolcher Materie in dem cirs culirenden Blute zu betrachten. Ueber die Krankheiten des Herzens. Bon Profeffor C. Forget. Einem größeren Auf atze des Verfaſſers entnehmen wir folgende Schlußfolg n: 1) Die pericarditis geht häufig in allgemeine oder partielle Adhärenzen des Herzens mit dem Herzbeutel Über. 2) Die Adbärenz;.n fcheinen namentlid nad) einer pericarditis sicca vorzufommen. 3) Diefe Adhärenzen find eine mächtige Urfache von Etörungen für das Gentralorgan der Circulation. 4 Diefe Störungen find um fo bedeutender nnd ges fährliher, je feifher und ausgedehnter die Adhärenzen find. 51 Die characteriftifben Kennzrihen der allgemeinen und frifhen Adhärenz find: ſtarke, tumultuarifhe und ver: wirrte Herzſchlaͤge, ein biäufiger, Eleiner, ungleihmäßiger und unregelmäfiger Puls; Dyspnde, Präcordialangft, Nei— gung zu Ohnmachten, feröfe Infiltration, Lungenanſchop⸗ pung, Anfchoppung in den Eingeweiden, Cyanofe ıc. 203 6) Dis von Dr. Sander "angegebene ‘Zeichen — Depreffion des epizastrium während der Spſtole — iſt in £einer der Beobadtungen des Verfaſſers conftatirt wors den, und er bat es in anderen Fallen gefunden, 7) Keine jener Zeichen iſt für die Adhärenz des Herz⸗ beuteld pathognomoniſch, thuͤmlich. Alle dieſe Zeichen finden ſich nicht immer bei einem und demſelben Individuum vereinigt. Keines dieſer Zeichen iſt conſtant, andauernd, unvers aͤnderlich. 8) Alte jene Zeichen haben nur durch ihre Vereini—⸗ gung und ihren Zufammenbang mit anderen conftitutionellen Berhä.tniffen eines gegebenen Falles Werth. 9) Die Verwahfung kann bei acuten Fallen den Tod herbeiführen, oder in chroniften ihn beguͤnſtigen; es ift nicht ein Mal nadıgewiefen, daß eine alte Adbaren; nicht durch die verlängerte Behinderung der Herzth tigkeit endlich Waſſerſucht und Zod bewirken koͤnne. 10) Se älter jedoch die Verwachfung ift, defto mwenie ger bedroht fie das Leben; ed kann fogar dahin kommen, daß fie Kein bemerkbares Hinderniß mehr für die Circulation abgiebt. 11) Der einzige Vortheil allgemeiner Verwachſung befteht darin, daß diefelbe vor weiteren Herzbeutelentzünduns gen fhüst, ebenjo wie die Eünftlih hervorgerufene Verwach— fung der Scheidehaut des Hodens vor einem Recidive der hydrocele f&üst - 12) Der vermuthete Zufammenhang der Verwachſung des Herzbeuteld mit der Hypertrophie des Herzens iſt ra— tionell, erwartet aber nod) die Sanction der Thatfachen. 13) Da die Verwahfung ein häufiger Ausgang der Entzündung ift, fo haben wir diefe um fo energifcher zu befümpfen. 14) Die Möglichkeit, während des Lebens die Bils dung und das DVorhandenfeyn der Adhärenzen des Herzbeus tel8 mit dem Herzen zu conftatiren, kann nüglih feyn, ſo— wohl um zur rechten Zeit die Fortfchritte der adhaͤſiven Ent: zündung zu befümpfen, als auch, um den hinzufommenden Zufällen zu begegnen, welche alte Adhärenzen bei vorkom⸗ menden Krankheiten herbeiführen koͤnnen, als aub, um die Störungen, welche diefe Adhärenzen in dem Zuftande an— fcheinender Gefundheit bewirken fönnen, vorauszufehen und zu verhüten. (Gaz. med. de Paris, 1844, No. 15.): Erblichkeit des Wahnfinns. Sn der Sigung der Academie de Medec., am 2. April, las Herr Baillarger eine Arbeit Über diefen Ge: genftand und legte der Academie einen Atlas ftatiftifcher Ta: belfen, das Resume von 600 Beobadytungen erblicher Gei: ſteskrankheiten, vor. Der Berfaffer hat fich die Beantwortung der drei fols genden Fragen vorgenommen. 1) Iſt der Wahnfinn der Mutter unter fonft gleichen Umftänden häufiger erblic, als der des Vaters? 6öl, XXX. 13, oder derjelben ausfhliefend eigens 204 2) Geht in Fällen erblichen Wahnſinns die Krankheit der Mutter auf eine größere Anzahl von Kindern, ald die des Vaters, über ? 3) Geht der Wahnfinn häufiger von der Mutter auf die Töchter und vom Vater auf die Söhne über ? Ad 1) Bei 455 von erblihem Wahnfinn in directer Linie Befallenen war die Krankheit Übertragen worden von der Mutter h . 271 Mat = dem Water . 2 au ten, der Unter chied beträgt 89 oder +. Der Wahnfinn der Mutter ift alfo um 4 häufiger erb= lich, als der des Waters Ad 2) Bon 271 Familien, in welchen die Krankheit von der Mutter aus übertragen worden war, hatte fih die Krankheit zur Zeit der gefammelten Beobachtungen gezeigt bei einem einzigen Kinde . 205 Mal = 2 Kindern > - OD 8 ua 3 - . res = 4 = . . I er 271 Geſammtzahl der wahnfinnigen Kinder 346. Der Wahnſinn der Mutter hatte ſich alfo Kinder 7TO Mal auf 271, alfo in metr als I übertragen. Bon 182 Familien, in welchen der Wahnfinn vom Vater herrührte, hatte die Krankheit zur Zeit der Beobach⸗ tung ergriffen: auf mehre der Fälle, ein einziges Kind 2 62M 2 Kinder ar ° . 226 es Sn: A ar 5 — 182 Geſammtzahl der Kinder: 210 Der Wahnſinn des Vaters hatte ſich alfo auf mehre Kinder 30 mal auf 182, d. i. in Z der Fälle, übertragen. So ſcheint alfo der „Senn ber Mutter, uͤberdieß bau: figer erblich, al& der des Vaters, auch bei fonft gleichen Ver⸗ haͤltniſſen eine größere Anzahl von Kindern zu befallen. . Ad 3) Unter 346 Kindern, welche die Krankheit von der Mutter geerbt hatten, waren 197 Mädchen und 149 Knaben. Der Unterfhied beträgt 48 oder I. Unter 215 Kindern, weldhe den Wahnfinn vom Vater geerbt hatten, waren 128 Knaben, 87 Mädchen; Unterfchied 41 oder . Der Wahnfinn der Mutter überträgt fich alfo in PR Verhaͤltniſſe von Z häufiger auf Mädchen, ald auf Knaben; der des Waters dagegen in dem Berhättniffe von # häufiger auf Knaben, als auf Mädchen. Menn man diefe Nefultate miteinander vergleicht, fo findet man fehr bald zwei andere Beziehungen, welche ohne Sntereffe find. Man findet auf 271 Knaben 146, die ihre Kranke heit von der Mutter, 125, die fie vom Vater hatten, Une terfchied kaum &; bei den Mädchen dagegen ift der Unters 205 fchieb weit bedeutender, denn von 274 hatten 189 den Wahn⸗ finn von der. Mutter und nur 85 vom Vater ererbt. Der Unterfchied beträgt 104, d. i. mehr als die Hälfte. Daraus laͤßt ſich ſchließen, daß die Knaben beinahe eben fo oft den MWahnfinn vom Vater oder von der Mutter überfommen, daß dagegen die Mädchen menigftens zweimal fo oft den Wahnfinn von der Mutter, ald vom Water, erben, » Wenn man obige Refultate auf die Prognofe bei Kin: dern geifteskranfer Eltern anwendet, fo folgt 1) daß der Irrſinn der Mutter in Bezug auf Erblich— Eeit von größerer Bedeutung ift, ald der des Vaters, nicht nur, weil jener häufiger erblich ift, fondern auch ſich auf eine größere Anzahl von Kindern überträgt. 2) Die Uebertragung der Geifteskrankheit der Mutter iſt mehr für die Mädchen, als für die Knaben zu fürchten, ‚die des Waters dagegen mehr für die Knaben. i 3) Die Üebertragung des MWahnfinns der Mutter ift für die Knaben keinesweges mehr, als die des Vaters, zu be: fürdten dagegen zweimal fo fehr für die Mädchen. (Ga- 'zette med. de Paris, 1844. N. 14.) Ungewöhnliche Hüftgelenks »Verrenfung, neue KReductionsmethode. Bon Dr. Sohn Davies. Sohn Hart, 20 Fahre alt, aufgenommen am 14. November 1843, mit einer Verrenkung des linken Oberſchen— Eelkopfes in das foramen obturatorium. Der anfänglich berbeigerufene Arzt hatte eine bedeutende Kraftanjtrengung, fowie einen ftarfen Aderlaß, angewendet, aber den Knochen nicht reponiren £önnen. Nach der Aufnahme des Kranken in das Spital wurde die gewöhnliche Repofitiongmethode: die Ertenfion an dem verrenkten Gliede queer über das ent— —— und die Erhebung des Kopfes des Knochens aus ſeiner falſchen Stellung, aber vergebens, in Anwendung ge— bracht. Man ging darauf zu der von A. Cooper bei ei— ner drei bis vier Wochen alten Verrenkung in dag foramen ovale empfohlenen Reductionsmethode über. Der Kranke wurde auf den Nüden gelegt und das Becken durch -ein Handtuh an die Bettſtelle befeftigt. in ausgepolfterter Niemen wurde dann rund um den oberen Theil des dislo— eirten Gliedes gelegt; an diefen Riemen wurden Handtücher Bent, um eine Kraft nad) Außen bin in einem rechten Winkel mit dem Körper anzubringen. Diefe Methode ents fernte den Schenkelfopf binnen 2 bis 3 Minuten aus dem foramen obturatorium, und die Reduction deffelben in die Pfanne fand unter einem. lauten Knarren ſtatt. Man glaubte, daß der Gelenkkopf in der Pfanne geblieben fey, aber ich vermuthe, daß er in demfelben Augenblide zur in- eisura ischiadica hinfhlüpfte. Bei der Unterfuhung der Hüfte am 24. diefes Monates, nachdem die Anfchwellung zum großen Theile befeitigt war, fand ich nicht Alles in Ordnung. Der trochanter major fand weiter nad) Hin— ten und Unten, als gewöhnlich, die Zehen waren etwas 651. XXX. 13. 206 nad Innen gewendet, und das Knie ftand faft 1’ tiefer, als das andere. Sc fand, in der That, daf der Gelenk: kopf fi in dem untern Hüftbeinausfhnitte befand und uns mittelbar unter der Spina ischii lag. Die gewöhnliche Ertenfiongmethode bei einer Verrenkung in die incisura ischiadica würde, wiewohl ‘ohne ‘den geringften Erfolg, angewendet. F Ich ging nun zu folgender Methode Über: Der Kranke wurde auf die gefunde rechte Seite gelegt, ein breites Hand» tuch um das Becken applicirt, um es an die Bettſtelle zu firiren, ein ausgepolfterter Niemen an das verrenfte Glied, fo hoch, als möglich, angebrabt; an diefen Riemen wurde das eine Ende eins Flafıhenzuges befejligt und das andere Ende, in einiger Entfernung von dem Kranken, firirt, fo daß die Kraft am oberen Zheile des Schenkels nad Vorne in einem rechten Winkel mit dem Körper angebracht war. Mährend der Flaſchenzug wirkte, bielt ein Gebüife den un: tern Theil des Gliedes feft, fo daß er denfelben als Hebel binugte, indem er ihn allmälig und ſchonend nah Hinten brachte und ihn leicht nad Außen rotirte, Zu gleicher Zeit drüdte ich den trochanter major nad Vorn, und binnen einer Minute war die Nepofition vollftändig gelungen. Der Kranke kann jest fein Glied gut bewegen und gebt an Kruͤk— Een umher. Diefer Fall war ohne Zweifel der einer Ver— tenfung nah Hinten und Unten in den untern Huͤftbein— ausſchnitt, welcher, nah U. Cooper, ungemein felten ift, und der hier in Folge der Neduction der erſten Dislocation fi gebildet hatte. (London Medical Gazette, Dec. Fälle von Amaurofe in Folge von Wunden. Bon Dr. W. Clay Wallace, I. Patrid Burns, fünfunddreifig Jahre alt, ein Steinmeg, wurde am 8. October von mehreren Männern angefallen, niedergeworfen und über ‚dem rechten foramen infraorbitale verwundet. Die Wunde machte ihm fo we: nig Beſchwerde, daß er nach zwei Tagen wieder an feine „Arbeit ging. _ Zehn Tage darauf wurde die Sehfraft auf dem rechten Auge beeinträchtigt, und da er glaubte, daß die Verdunfelung durch den Grind auf der Wunde verurfacht wuͤrde, fo kratzte er diefen ab, jedoch ohne die geringfte Befe ferung. Bald fah er fich genöthigt, feine Arbeit ganz aufzus geben ; die Sehkraft des afficirten Auges wurde fo fehr vers dunfelt, daß er Nichts beftimmt unterfcheiden Eonnte, wies wohl er, wenn man mit der Hand vor dem Auge vorbeis ftrich, angeben Eonnte, daß Etwas vor demfelben ſich befuns den habe. Am 13. November, an welhem Tage ich den Kranken zum erjten Mate fah, fehnitt ich die Marbe aus, welche un: gewöhnlich ſtark prominirte, und entdedte bei'm Einfchneiden ein Stuͤckchen Stahl in derfelben, 207 & Stryehnini Alcoholis . Acid. acetiei ß M. ds. — Zum Cinreiben in die Schlaͤfen Mors gend und Abends, & Pilul. Calom. et Coloeynth. alle zwei Abende eine zu nehmen. 17. November. Die Wunde war fat geheilt, und das Sebvermögen fehr gebeffert. Er kann jeßt die Finger un: terfheiden und, wiewohl mit Schwierigkeit, große Buchftaben erkennen; die unbehagliben Empfindungen an der Seite des Kopfes find verſchwunden. Zwei Monate nah der Operation war feine Sehfraft bedeutend gebeffert, wiewohl nicht völlig wiederhergeftellt. 1. Sohn Williams, fünfundzwanzig Fahre alt, ein Sleifcher, erhielt am 9. Dctober während eines Wahl— kampfes durch eine unbekannte Waffe eine. Wunde auf dem techten unteren Augenlide, unter dem Rande der orbita und in der Mitte zwifchen dem foramen infraorbitale und der Sehne des m. orbicularis palpebrarum. Nah feiner Angabe wurde er fogleih auf beiden Augen blind und mußte nah Haufe geführt werden. Da am zweiten over dritten Zage, nahdem die Anſchwellung befeitige war, dus ‘Schvermögen des rechten Auges vollftändig wiederhergeftellt war, fo glaubt er, daß die zeitweilige Blindheit durch die Geſchwulſt, welhe das Deffnen der Augentider verhindert, herz beigeführt worden fey. Seit der Verlegung ift dag linke Auge vollkommen amaurotifch geblieben; er kann mit demfelben nicht den geringften Fichtftrahl unterfcheiden und reagirt ſelbſt nicht auf den Glanz einer laterna magica. Die iris ift etwas aus: gedehnt und ganz unbeweglich, fobald das andere Auge ges fhloffen wird; wenn aber beide Augen offen find, fo ſtim— men ihre Bewegungen vollftändig mit, denen des anderen Auges überein. Mit Ausnahme der Narbe unter dem tech: ten Auge und des gänzlihen Verluſtes der Sehkraft auf dem linken, ift Eeine Krankheitserfcheinung vorhanden Mit großer Schwierigkeit erlangte id vom Kranken die Erlaubniß, die Narbe ausfchneiden zu dürfen, in welcher fich ein Eleiner fremder Körper vorfand; zur Vereinigung der MWundränder durch die blutige Nath wollte er ſich auf Eri» er . ij 651. XXX. 13, 208 nen Fall verftehen. Seitdem Ift er mir aus den Augen ges tommen (London medical Gazette, March 1843.) Misecllen Ueber Fortpflanzung der Wuthkrankheit dur ans dere Thiere, als die Hunde, find in der Thierarzneiſchule zu Wien Beobachtungen angeftellt, welche der Gefellihaft der Aerzte in Wien im October 1343 mitgerbeilt worden find. Ein von einem acbiffenen und wuthkranken Schweine ebenfaus gebiffenes jungıs Schwein blieb gefund; die an gebiffenen und wuthfranten Kühen hängenden Kälber wurden ebenfalls nicht krank; wuthkranke Pferde baben neben ihnen ftehende Pferde ohne allen Nachtheil gebiffen. Ein Hund dagegen, ber mit dem Pfortaderblute eines an ber Wutbhkrankheit geitorbenen Menſchen geimpft wurde, ftarb an der Wuthkrankheit. (Berichte d. K. K. Gef. d. Aerzte.) Ein Firniß zum Schug metallener Snftrumente vor der Orydation vonDr. Puppi wird in den Oeſterr. Med, Jahrb. Februar 1844 angeaeben. Sn 11 Pfund Weirg:ift von 36° B. töfe man in einem Schmelztiegel bei mäßiger Erwärmung gleiche Theile (3 Quentchen) Gummi, Sandarad) und Maftir und 1 Quente hen gerceinigtes Fichtenharz auf, giebe die Auflöfung ab, und bes wahre fie in einer wohlverſchloſſenen Flaſche. Das wohl gereinigte und mit Leder abgetrocduete Suftrument wird mittelft eins Daare pinfels mit dem Firniß überfirihen. (Ein vollfommen braudbarır Firniß zu demfelben Zwecke ift der jegt überall zu habende Nou- veau Vernis a Tableaux von Sochnee et Freres, welcher auf gleiche Weiſe aufgeftrichen wird, außerordentlid raſch trodnet und mit Weingeift leicht wieder abzumifchen ift. M. F.) Segen curvatura dorsi fihlagen bie Herren Chailly und Godier in der Gigung der Acad. Roy. des Sciences am 29. Januar einen tragbaren Apparat mit dreifahem feitlicyen (Arch gen. de Med., Fevr. 1344. — Zur Behandlung des delirium tremens empfiehlt Brachet im Journal de Medecine de Lyou, Decembre 1843, den Liquor Ammonii caustici, täglich zu 15 bis 20 Zropfen, hin⸗ reichend verdünnt, in mehreren Dofen zu verbrauden. Er führt ſehr günjtige Erfahrungen dafür an. Bibliographische Neuigkeiten A Manual of British Botany; in which the Orders and Genera are arrauged and described according to the natural system of Decandolle etc. By D.C. Macreigkt, M. D. London 1344. 8. Remarks on the use of Vivisection as a Means of Scientific Re- search, in a Letter addressed to the Earl of Caernarvon etc. By Richard Jameson. London 1844. 8. On Dysmenorrhoea and other uterine affections. By Edward Rigby, M. D. London 1844. 8. i ch €. Cannftadt. Die fpecielle euseiunte und —J—— vom kliniſchen Standpuncte aus bearbeitet. II. 1. bis 6. Lieferung. 1842 — 1844. Der dritte Band enthält die Local: Pathologie und folgt hier zunächft dem erften Bande, wel⸗ her die Elementarformen der Krankheit ſchilderte. Durch Volle ftändigkeit, Ueberſichtlichkeit und möglichfte Klarheit in der Ber arbeitüng des Einzelnen hat ſich diefes Buch fhon während fei« nes allmäligen Erſcheinens großen Beifall erworben. ' m ç — Menue Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mirgerbeitt von dem Ober» Medieinalratbe Froriep gu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeffer Froriep gu Berlin N. 652. Gedrucdt im Landes » Induftric- Gomptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 99x (Nr. 14. des XXX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 80 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x Mai 1844, 3, gr ag A Ueber die Gefchlechter, Neproductionsorgane und Entwidelungsart der Girropoden (Girripeden). Bericht der Fifcher über das Maidre, und Beichreibung einiger neuen Arten von Kruften- thieren. Bon Henry D. ©. Boodfir, Ef. (Sierzu bie Figuren 1.—8. und 18.—26. auf ber mit Nummer 639. [Nr. 1. diefes Bandes) ausyegebenen Kafel.) (SH, lu) Zweiter Abſchnitt. Won der Larve des Ba- lanus balanoides. — Wihrend des größern Theiles der Monate April und Mai d. 3. (1843) war das Waſſer um die Infel May her von unzähligen Schwärmen junger Balani ſchwaͤrzlich gefärbt. Diefe Cirropoden hängen in ungeheurer Zahl an den fteilen Felſen der Küfte unter dem niedrigften Stande der Ebbe feſt Sch verſchaffte mir eine Anzahl Eremplare von diefen Felſen und that diejenigen, welche von Eiern ſtrotzten, in ein befonderes Gefäß, wo fie regelmäßig mit friſchem Waſ— fer verforgt wurden, bis die Jungen ausfrohen. Auf diefe Meife Eonnte ich deren Entwidelung und Structur genau beobachten. 5 Bei denen, wo die Eier erft kurz vorher aus den Dvarien entwwichen waren, zeigten fich diefelben in der Mantelhöhle dicht zufammengedrängt, fo daß fie große und fefte Schich— ten bildeten; allein während fie ibrer Neife entgegenfchritten, wurden diefe Maffen loderer, und fie verfhmwanden allmälig, indem die Jungen nah und nach aus dem Körper des Mut: terthieres entwichen. Kurz ehe das Junge den Eifad durchbricht, nehmen fih die Eier aus, wie Figur 21. Sie find dann halb durch— fihtig, und man kann die Bewegungen des Thiercheng durch die Membranen hindurch wahrnehmen. Die Larve, kurz nad) dem Auskriechen, ift in Figur 23. abgebildet. Der Körper ift birnförmig, nämlich vorn did und rundlih und hinten dünn und ſpitz. An einigen Körz No. 1752, — 652, GR Tage 1 Ma ung perftellen ift fie beinahe farblos; im Alfgemeinen hat fie aber eine dunfelbraune Farbe, die in der Mitte am Xiefften ift. Das Auge ift groß und ſchwarz, und liegt in der Mes dianlinie im der Nähe des vorderın Randes. Seine Geftalt ift quadratifh. Faſt in gleicher Rinie mit dem Auge und vom feitlihen Nande beider Körperfeiten entfpringt ein kur— zer, bornartiger Kortfag, der ein Wenig nah Vorn ge: kruͤmmt ilt. Der Körper befteht aus einer Anzahl von Segmenten, mwelhe nad) dem hintern Ende zu am Zablreichften find. Das legte Segment ift mit drei fharfen, ſtarken Dornen bewaffnet, welche nah Hinten gerichtet find. Diefes Thier hat drei Paar Füße, von denen das erfte einfach ift, die beiden legten aber doppelt find. Die erften Beine beftehen aus einer größern oder geringern Anzahl lan« ger Dornen. Die beiden folgenden Fußpaare find je doppelt oder aus zwei Xheilen beftehend, welche aus einem gemeins fhaftlihen Stiele entfpringen. Der vordere Theil ift ge: gliedert, aber der hintere befteht nur aus einem Stüde, welches falt fo groß ift, wie die vordere oder gegliederte‘ Portion. Jede diefer Abtheilungen ift mit einer großen An— zahl langer Dornen bewaffnet. Das dritte und letzte Fuß: paar ift in derfelben Weiſe gebildet, wie das eben befchries bene, aber weniger groß. Nachdem die jungen Balani ungefähr eine Mode alt geworden find, nehmen fie das in Figur 8. dargeftellte An: fehen an. Sie haben ſich bereit8 bedeutend verändert und find etwas größer, befonders aber in ihren Bewegungen leb⸗— hafter geworden, als fie zur Zeit des Auskriechens waren. Um vordern Theile des Körpers hat ſich ein breites Segment entwidelt, und die früber befchriebenen hornartis gen Fortfäge bilden nun die hintern und aͤußern Winkel dies ſes Segmentes. Daffelbe ftüst fi auf das erfte Paar Füße, die fortwährend nad) Vorn gerichtet und nunmehr nur aus drei Öliedern zu beftehen feinen. Das Auge ift groß, glänzend, ſchwarz und quadratifch. 14 211 Der übrige Theil des Körpers iſt birnfoͤrmig, aus mehr teren Segmenten zufammengefeßt, und die beiden übrigen Füße (Fußpaare?) entfpringen von beiden Seiten deffelben. Der Schwanz befteht aus zwei langen Dornen, welde von beiden Seiten eines der letzten Körperfegmente entfpringen, Diefe Dornen find faſt fo lang, als der ganze Körper und an ihrer Außern Raͤndern ſtark kammartig eingefchnitten, Das erſte Fußpaar entfpringt am vordern Theile des erften Kögperfegmentes; die Füße deffelben beftehen aug einem Stiele, der zwei oder mehrere Segmente bdarbietet, und aus zwei befonderen Portionen und Gliedern, die aus dem Gtiele entfpringen, und deren Structur dieſelbe ift, wie im frühern Stadium des Thieres. Die Bildung des legten Fußpaares it von gleicher Befchaffenheit. Dritter Abichnire. Ueber die Yarve des Ba- lanus Tintinnabulum. — Keine Thierfamitie hat den Spftematikern mehr zu fhaffen gemaht, ale die Cirro- poda. Linne ftellte fie zuerftzu den fhanligen Mollus: Een. Guvier folgte anfangs diefer Einrihrung, brachte fie aber fpäter als befondere Claffe zwiſchen die Weichthiere und Sliederthiere Lamark, Katreille, Macleay und ans dere Schriftfteller behielten diefe Unordnung bei, doch behaups teten die beiden Legtern, die Cirropoda ftänden den Glie— derthieren näher, als den Mollusken. Die Entfcheidung diefer wichtigen Frage war indeß un— ferm Landsmanne, 3. V. Thompfon, vorbehalten. Als diefer zufällig in den Beſitz einiger winzigen mufchelähntichen Thierchen gefommen war, hielt er diefelben anfangs für noch unbeſchriebene Kruftentbiechen; als er fie aber längere Zeit in Seewaſſer lebendig erhielt und genauer beobachtete, gelang es ibm bald, deren Natur und DVerwandtfchaften genügend zu ermitteln. Er drüdt fih darüber folgendermaaßen aus: „Sie wurden am 1. Mai gefangen, und in der Nacht des 8. Mai hatte ih das Vergnügen, zu beobachten, daß zwei davon ſich gehäutet und in junge Entenmufcheln verwans delt hatten, welhe an dem Boden des Gefäßes feſtſaßen“. Diefe Angaben erledigen die frühern Streitigkeiten in Be: treff der den Cirropoda im Thierreiche anzumweifenden Stel: lung großentheils. Zu Anfang März 1843 bemerften Profeffor Reid von St. Andrews und ich, als wir die Bewegungen einis ger fehr großen Balani (Balanus Tintinnabulum) beob- achteten, daß einige derfelben, jedesmal wenn fie die Wim— pern zurüczogen, mit ſehr bedeutender Kraft eine große Menge winziger Körnhen aus fich heraustrieben. Wir ſchenkten damals diefer Erfcheinung wenig Aufmerkfamkeit, Am folgenden Tage fanden wir indeß zu unferer Verwun— derung, daß das Becken, in welchem ſich die Balani be: fanden, von unzähligen fehr winzigen, aber fehr lebhaften, Thierchen wimmelte, da es und denn alsbald beiftel, daß dieſes die Zungen feyn müßten, welche die Balani am vor: bergehenden Tage aus fid) getrieben hätten. Als wir eines diefer Thierchen unter das Mikroffop brachten, hofften wir eines jener von Thompfon beſchriebenen mufchelähnlichen Thiere darin zu erkennen; allein ftatt deffen hatte es fait genau das Anfehen eines jungen Cyelops. Um uns vor 652. XXX. 14. 212 jeder Taͤuſchung fiher zu ftellen, wurde einer der alten Ba- lani geöffnet, da wir denn die große Höhle des Mantels mit denfelben Körnhen, wie die, welche wir früher hatten austreiven fehen, gefüllt fanden. Cinige derfelben wurden mit Seewaffer in einem Uhrglaſe unter das Mikroſkop ges bracht. Sie waren durchaus unbeweglic, eiförmig, an dem einen Ende mehr zugefpist, als an dem andern (Figur 20.) Das Auge, oder vielmehr der Theil, den wir für das Auge hielten, wurde etwas vor (?) der Medianlinie *) und in der Naͤhe des obern Randes bemerkt. Nah Eurzer Zeit mach: ten einige darunter Anftrengungen, aus dem Cie hervorzu= brechen, und als ihnen dieß gelungen war, nahmen fie fi Außerlich ganz fo aus, wie junge Cyclopen. Anfangs was ten die Anftrengungen zum Entweihen aus dem Eijade ſchwach, allein fpäter wurden Ddiefelben Eräftiger, und mit— telft des Schwanzes, welcher ploͤtzlich Eraftig auf und nies dergefcehnellt ward, wurden die Membranen, in denen fie enthalten waren, an der Abdominaloberfläche gefprengt, wo— tauf das junge Thier entwih, Es daue:te indeß einige Zeit, bis die Beine vollftändig ausgelöft waren. Zehn bis funfzehn Minuten, nachdem die Eier aus dem Körper der Mutter genommen worden waren, batten die ſaͤmmtlichen Sungen ihre Eifäde durdybrohen, welche nun leer zwiſchen ihnen umberlagen. Die AehnlichEeit mit den Larven von Cyelops ift fehr auffallend, und wenn wir nicht den po— fitiven Beweis in Händen gehabt hätten, daß fie vom Ba- lanus Tintinnabulum abftammten, fo würden wir fie für junge Cyclopiden gehalten haben. Nah vielen fruchtloſen Bemühungen fah ich die Uns möglichkeit ein, jie irgend lange am Leben zu erhalten und auf diefe Weiſe ihre Verwandlungen beobachten zu fünnen. Wir waren daher darüber in Ungewißheit, ob fie eine erſte und zweite Metamorphofe erleiden und ehe fie die Form der Aeltern annehmen, erft die von Thompfon erwähnte Muſchelform annehmen, oder ob fie unmittelbar die Ge— ſtalt des Mutterrhieres erlangen. Da diefe Species nicht diefelbe ift, wie die von Thompfon beobachtete, fo läßt fih Ddiefer Punct vor der Hand durchaus nicht entfcheiden. Da ih indes glücdlicherweife Gelegenheit hatte, eine Reihe ähnliber Beobahtungen mit den Jungen des Balanus ba- lanoides anzuftellen, worüber oben berichtet worden ift, fo findet ſich dieſe Frage bereit gewiffermaaßen erledigt und ift anzunehmen, daß alle Balani wenigftens zwei Verwand— lungen erleiden, bevor fie den Zuftand der Reife erlangen. Wir wollen nun eine kurze Befhreibung der Larve die— fer Species mittheilen. Vergl. Figur 19. Don Oben gefehen, nimmt ſich der Körper des Thiers birnförmig aus, indem der vordere Rand rundlich ift und das hintere Ende ſpitz zuläuft. Der ganze Körper befteht aus drei Segmenten; das erfte bildet den arößten Theil des Körpers, die beiden andern find winzig. Zwei lange, unge: *) Nach der weiter unten gegebenen Befchreibung liegt es in der Medianlinie, gleih hinter dem vordern Rande des Körpers, Ueberhaupt kann vor der Medianlinie ein Körpertheil liegen. D, Uederf. 215 gliederte Ertremitäten ragen zu beiden Seiten der Mittels linie vom vordern Rande hervor und entfpringen, wie es fheint, von der Abvominaloberfläche des Körpers. Berner entfpringen zwei kurze Fühler, hart an den beiden Seiten der ebenerwähnten Ertrentitäten, von diefem Rande Das Auge liegt ein Wenig binter dem vordern Rande und in der Medianlinie des Körprre. Zwei ſehr ſtarke und dide Füße entfpringen zu beiden Seiten dieſes erften Körperfegments. Diefelben find gabels förmig und jeder der beiden Theile entfpringt von einem gemeinfchaftliben Stiele, der aus drei Gliedern befteht. Die beiden Theile felbft find, wie es feheint, nicht geglies dert, aber mit einer Anzahl ſehr ftarker Dornen bewaffnet. Das zweite Körperfegment ijt winzig; das dritte und legte ebenfalls winzig und zugefpigt, dabei mit drei jlarfen Dornen befeßt, welche nach der einen Eeite (der linken) ges bogen find, und von denen der am Meiteften rechts ſtehende der fürzefte ift. Alle diefe Farven ſchwimmen, nah Art der Monocu- li, ftoßweife. Sie ſchnellen ſich, mittelft der beiden Paare dorniger Ertremitäten, vorwärts. Auch der Schwanz ift in fortwährender Bewegung. Vierter Abichnitt. Ueber das Maidre der Sifher. — Da id unfere Fifher häufig von „Etwas““ teden hörte, das fih im Sommer in großer Menge im Frith of Forth zeige, und dag fie Maidre nannten, wos von fie mir aber nie eine deutliche Befchreibung geben konn— ten, fo beſchloß ich, daffelbe ſelbſt näber zu unterfuchen. Man fagte mir, dieß Maidre werde meift an der In— fel May in größter Menge getroffen, und zwar nur in den Sommermonaten, bauptfächlicy zur Zeit der Häringsfifches rei. Meinen Beobachtungen zufolge, muß es aber auch waͤb— rend der Frühlingsmonate vorfommen, da bei den jest ges fangenen Häringen die Mägen mehrentheils damit gefüllt find. Bei Gelegenheit vieler Ausflüge auf die Inſel May fand ich im Verlaufe des vorigen Jahres, daß das Maidre aus einem ungeheuern, ununterbrochenen Schwarme winziger Thierchen beftebt. Diefe gehören den Cirropoda, Crusta- cea und Acalepha an, Unter diefen. waren die Kruftenthiere am Häufigften, und zwar beftanden diefe aus Amphipoda und Entomo- straca, von denen die erftern in nicht fo großer Zahl vor: banden waren, als die legten, Welche die Hauptmaffe des Maidre bilden, Aub die Acalepha waren häufig und unter diefen zeigten fich die verfchiedenen Species von Beroe in größ: ter Zabl. Sch bemerkte, daß die größten Maffen des Maidre an den gefhüßsten Ufern der Inſel vorkamen. Wenn man von Oben in's Maffer blidte, fand man baffelbe durd) die fich bewegenden Entomostraca fo verdunfelt, daß man nur wenige Zoll unter der Oberflibe Nichts mehr erkennen Eonnte. Bildet ſich aber zufüllig ein heller Raum, fo daß man bis auf den Grund fehen kann, fo fieht man gemwals tige Züge Köhler: Fifhe, welche die winzigen Thierchen in Menge verfchlingen; auch Eleine Züge Häringe, die denfelben 652. XXX. 14. 214 mit größerer Behendigkeit nachftellen. In der größten Menge findet jih indeg das Maidre in den tiefen Buchten oder Ausböhlungen der Uferwinde, und dort find auch alle Feinde diefer Thierchen in größter Zahl zu treffen. Dieß benugen die Fifcher, zumal wenn die Fifche: rei eben begonnen hat, indem fie ihre Mege vor dieſen Höhlen ausfpannen und die Häringe durch das Herabwer— fen großer Steine aus ihren Booten oder von der Uferwand erfchreden, fo daß fie auf diefe Weife oft einen fehr reichen Fang thun. Uebrigens ftellen noch andere Thiere dem Maidre nad. Die Infel wird zu diefer Jahreszeit häufig von vielen Ceta—⸗ ceen umſchwaͤrmt, und man fieht dann große Züge Delphine und Meerichweine behende umherfchwimmen. Zumeilen hebt auch der riefige Norqual feinen ungefhlahten Nüden aus dem Waſſer. Ich habe in den letzten Jahren eine große Anzahl bie: fer Getaceen (Delphine und Meerſchweine) unterfuht und nie irgend Etwas in deren Magen gefunden, was mit den Neften eines Härings oder anderer Fifhe Aehnlichkeit gehabt hätte, obgleih der Häring zu derfelben Zeit in dem Frith of Forth ungemein häufig war. Sch bin defhalb der Mei: nung, daß dieſe Getaceen die Häringe lediglih aus dem Grunde begleiten, weil fie derfelben Nahrung, nämlich den Entomostraca und Acalepha, nachgehen, wie die Haͤ— ringe ſelbſt. Das Maidre befteht, wie gefagt, dem größern Theile nah, aus Entomostraca , von melden ich eine bedeus tende Anzahl noch unbekannter Species fing, von denen ich eine bier hervorheben will. Bei Gelegenheit eines meiner Ausflüge nach der Inſel May beobachtete ih, daß das Eeewaff:r in beträchtlicher Entfernung von der Inſel ſchwach röthlih gefärbt war, und daß diefe Farbe immer dunkler wurde, je näher wir der Inſel famen, während zugleich die Oberfläche des Waſſers ein fehr merfwürdiges Anfeben darbot, ald ob beftändig feiner Sand auf diefelbe herabriefelte. Sch glaubte erft, es regne, fand jedvod bald, daß beide Erfheinungen von einer unermeßlichen Zahl Eleiner, rother Entomostraca herrührten, die ich früs ber nie in folher Menge wahrgenommen hatte. Bei nähe: rer Unterfuchung ermittelte ich, daß diefe Thierchen zu der Gattung Cetochilus des Herrn Rouzel de Vauzeme gebörten, welcher von der durch ihn entdedten Species (Ce- tochilus australis), der einzigen bis dahin befannten, im 1. Bande der Annales des Sciences naturelles eine genaue Beſchreibung mitgetheilt bat. Den Angaben diefes Schriftftellers zufolge, findet fich diefelbe im ftillen Welt: meere unter dem 4Often Grade füdlicher Breite. Sie bil- det, fagt er, fehr ausgedehnte Bänke oder Schichten, welde dem Waſſer eine rothe Farbe mittheilen und den in jenen Gewäffern ſich aufhaltenden Walen reihlihe Nahrung ge: währen. Erflärung der Figuren. Figur 1. Nüdenanfiht des vordern Theiles bed Koͤr— pers des männlichen Balanus. 2. Abdominalanficht def: 14 * 215 felben. 3. Abdominalanficht des erften und zweiten Seg— ments deffelben; @ erfted Segment. 4. Drittes Fußpaar. 5. Viertes Fußpaar. 6. Fünftes Fußpaar; db äußere Zeugungsorgane. 7. Sthmarogerthier. 8. Zweites Ent: widelungsftadium der Larode deg Balanus balanoides. . 18. Abdominalanficht des Maͤnnchens des Balanus bala- noides. 19. Larven des Balanus Tintinnabulum. 20, Ei deffelben. 21. Ei des Balanus balanoides. 22. Natuͤrliche Größe deffelben, 23. Erſtes Entwicelungsftas dium der Larve des Balanus balanoides. 24. Natür: liche Größe. 25. Larven des geftielten Circopoden, von eis ner Figur copiet, die Thompfon in den Philosophical Transaetions aufs Jahr 18335 mitgetheilt hat. 26. Natuͤrliche Größe des männlihen Balanus. (Edinburgh new philosophical Journal, April — July 1843.) (Wird forigefegt.) Mıscellen. Ueber ein, in neuerer Seit entdedtes, Shmas rogerthier der menſchlichen Haut ward der Royal Society zu London, am 14. December 1343, ein Aufſatz des Herrn Eras: mus Wilfon, ectore der Anatomie und Phyſiologie am Middles fir: Dofpital, vorgetragen. Das Thierchen (Kutozoon folliculo- rum) ward vor länger als einem Zahre vom Dr. Simon ent det und im Sunihefte 1842 von Müller’s Archiv 2c. befchries ben. Indeß fand Herr Witfon, welcher diefen Geaenftand ein balbes Jahr lang eifrig unterfuchte, die Simo n'ſche Beihreibung ungemein fehlerhaft. Sein Auffas foll über diefes merkwürdige 652. XXX. 14 216 Thierchen, welches in ben follieuli sebacei der menſchlichen Haut lebt und ſich von den, dajfelbe umgebenden Sceretionen nähert, rich⸗ tigere Auffdylüfe geben. Er legt die anatomifhe Structur der verfihiedenen Organe im Einzelnen dar und beſchreibt in’sbefons dere den Apparat, mittelft deffen der Kopf in den thorax zurüds gezogen wird, die Augen, die Eier und die merkwürdigen Form» deränderungen, welche der Embryo während feiner Entwickelung erleidet, fehr genau. Er nennt das Thierchen einjtweilen Einto- zoon, es Undern überlaffend, einen paſſenden Gattungsnamen für dajfelbe zu ermitteln. (London, Ediub. and Dublin Phil. Mag., June 1844.) Die Africanifhe Buano:Infel Ichaboe — liegt etwa eine Eleine Stunde vom Ufer der Südweit: Kujte von Africa. Es it die Jaſel ein unfruchtbarer Felfen, etwa eine halbe Stunde im Umfange, bat feine Bodenerde und nicht die Spur von Vege— ation Der Guano bilder eine Schicht von etwa 20 Fuß Dide und zeigt Feine Verfchiedenheit in der Qualität. Das Feſtland ift fehr fandig und bei'm Sturmwinde kann ein Schiff, Tılbit in der Ent’ernung von 100 Engliſchen Meilen, mit Sand überftreut wer— den. Die Vögel des Landes find cine Art von Pinguin und koͤn— nen gar nicht, oder wenigftens nicht weit, fliegen, weil ihr Flügel eine Art von Floffe if. Man glaubt, daß der Gapitän Parr (von dem Schiffe Anna von Briftol), welcher das Africanijche Gua— no brachte, der Erfte war, der feinen Fuß auf die Infel feste, welcher man jih nur mit Schwierigkeit näbern Eann, da fein Ha— fen vorhanden und das Ufer mit beftiger Brandung umgeben ift. Bei'm Derumgehen auf der Inſel Eonnte er feinen Fuß faft nicht auffegen, ohne auf die Vögel zu treren, und letztere ließen ſich nicht weiter dadurch ftören, als daß fie mit dem Schnabel auf feine Füge pickten, und wenn eine Flinte abaefeuert wurde, fo flatterten fie nur ſehr wenig und machten großes Geräufh. Auf hundert — weit längs der Küfte findet ſich Erin füßes Waſſer und kein egen. J a Gauterifation des larynx mit Höllenfteinauflöfung. Von Rul: Dgez. Der DVerfaffer bedient fih als Aegmittelträgers einer Bellocq'ſchen Nöhre ohne Dode. Der am vorderen Ende befeftigte Ning dient dazu, den rechten Zeigefinger aufzuneh— men, welcher, vom Daumen geftüsßt, das Inſtrument feſt er: hält. Der olivnformige Knopf ift von einem Loche durch— bohrt, durch welches mehrmals der Faden durchgrführt were den kann, welcher dazu beitimmt ift, einen Eleinen Shwamm feſt zu halten. Der Kopf des Kranken wird unterftüßt, der Mund geöffnet, die Zunge beruntergedrüdt und dann ber Schwamm tief eingebrabt. ine unwilllührlihe Schlingbes wegung läßt dann den pharynx und larynx in die Höhe fteigen, was man benußt, um das Inſtrument weiter vor: zuführen. In diefer Stellung firiet, ftößt der Shwamm gegen die epiglottis in dem Augenblicke, wo der Kehlkopf wieder herabfteigt, und die Fluͤſſigkeit, mit der er getraͤnkt it, fließt num in den Kehlkopf Will man den larynx tie: fer hinab cauterifiren, fo fest man die Dode auf, wodurch man den Knopf mit dem Shwamme tiefer hinabfteigen Laf: fen kann (Annales med. Belges). Diefes Verfahren hat die große Unbequemlichkeit, daß, da der Schwamm von den Nindern des Gaumens bei'm Herabfteigen gedruͤckt wird, die Fluͤſſigkeit ſchon frühere aus ihm herausgedraͤngt mird, bevor er den larynx erreicht, oder daß die Shleimfloden, welche fih an ihm anfesen, die Flüfjigkeit nicht frei abflie= Ben laffen. Wir fehlagen daher, um diefen Uebelftand zu vermeiden, folgendes Verfahren vor: Man laffe einen Eleinen filbernen boblen Gatheter mit ftarfer, befonders am Schnabel auszefprocener Krümmung anfertigen, der nur eine einzige Doffnung an der Concavität gan; nahe am Ende bat, gieße etwas von der Arsflüfjigkeit hinein, welche man durch das Anfchlagen eines Fingers auf die Außere Deffnung vor dem Ausfließen bewahrt, führe fie dann bis zum la- rynx ein und hebe den Finger ab, worauf fih dann die Fluͤſſigkeit in belichiger Menge ausbreitet. (Gaz. med. de Paris, Mars 1844.) Ueber eine fihmerzhafte Affection der Bruftdrüfen. Von Dr. E. Rufz aus Martinique. Aſtley Cooper iſt der einzige Schriftfteller, bei wel chem ich eine Befhreibung diefer Krankheit gefunden babe. Meine Beobahtungen find den feinigen volllommen ähnlich und demnah nur eine Wiederholung derielben; indeß find die leßten doh nicht ohne Sntereffe in Bezug auf das Wefen diefer Krankheitsform und hauptfählich auf ihre Behandlung A Cooper hat diefe Affection irritable Gefhmwulft oder Neuralgie der Bruſtdruͤſe genennt: indeß bin id) zweifelhaft über die Matur derfelben geworden, nachdem ich dag 217 Merk von Balleir, (über Neuralgiven, Paris 1841) yes leſen habe. Diefer Letzte hat mämtich daryethan, daß die Neuralgieen ſich vorzüglich characteriſiren durch fchmerzhafte Puncte an verfchiedenen Stellen im Verlaufe der Nerven, Nun aber habe ich nichts Aehnliches außerhalb der Brufts drüfe in einem Falle gefunden, in welchem es mir möglich) mar, das von ihm empfohlene Verfahren auf paffende MWeife in Anwendung zu bıingen. In derfelben fanden fi naͤm— lih fire und bleibende fhmerzhafte Stellen vor, fonft aber, und zwar im Verlaufe der nn. thoracici und interco- stales, als die einzigen Merven der Bruſtdruͤſe, habe ich bei'm Drud Eeinen Schmerz hervorrufen Eönnen. Diefer Gegenftand bietet demnah noch manche Puncte zur Aufklärung dar, und ich glaube, daß folgende Beobach— tungen nicht ohne Nusen feyn werden, zumal man fid) noch wenig mit diefer Krankheit befchäftigte. Eriter Falle — Schmerz und partielle Anfhmwel: lung der Bruftdrüfe. Guter Erfolg ver Compreſſion undder Berbeiratbung. — Demoifelle £., ſiebenzehn Jahre alt, von zarter Conſtitution, mager und Inmphatifch , erfreute ſich jedoch immer einer guten Geſundheit; jie ift gut und reichlich men— ſtruirt und leidet weder an Kopf» nody anderen Schmerzen. Bor ungefähr zchn Monaten befam jie von einem Kinde einen Stoß mir dem Kopfe auf ibre linke Bruft. Diefem Zufalle fchreibt fie jene fait anhaltenden, dumpfen und zumeilen zunehmenden Schmer— gen zu, an welchen fie feither leidet. — Am 7. October 1838 fand ich fie in folgendem Zuftande: Die linke Bruft fehien etwas größer, als die rechte, die Farbe derfelben mar nicht verändert, aber bei'm Berübren fühlte fi die Bruftdrüfe härter und größer, zumal an ihrer äußeren Seite an; an dieſer Stelle ift der Druck ſchmerzhaft und die Drüfe überalt fehr bewealih. Der Schmerz erſtreckt fih bis gegen den Winkel des Scuiterblattes und bie gegen das Bruftbein, aber er geht nicht bis zum Ruͤckgrat und nah Vorn nicht über die linea mediana außerhalb der indurirten Drüfe. Der Druck ift nicht fhmerzbaft. Nachdem nun die Kranke Blutegel, Veficatore und Einreibungın angewendet harte, ließ ich die Gomprefjion verfuchenz zugleich vererdnete ich Pillen aus Alc& und Ferrum su'ph., alle zwei Zage. Unter dieſer Behandlung verſchwanden die Schmerzen nad) ſechs Wochen, die Bruft wurde weicher, und div Kranke ſchien volliommen hergeſtellt und kebrte nah Haufe zurück. Sch erfuhr, daß die Schmerzen ſich zwei Monate fpärer wieder cingeftellt hatten; als fih die Kranke aber nad einiger Zeit verheiratbete, wurde fie vollkommen aufund. — In zwei anderen Faͤllen war die Compreſſion wirkfamer und die Krantheir Eebrre nah dir Anwendung dieſes Mitrels nicht wie— der. Das Heirathen war bei dieer Affeetion von gutem Erfolge, denn auch in einem anderen Kalle Hatte ich Gelegenbeit, dich au beobachten, da die Krau drei Kinder fäuate und an der Bruft keine Unbequemlichkeiten dabei verfpürte. Auch Aſtley Cooper betrach— tet das Heirathen als das befte Auflöfungsmittel bei diefer Af: fection. Zweiter Fall. — Lancinirende Schmerzen, partielle Snduration, fubcutanr Incifion Deilung — Eine Mutattin von fünfunddreigia Jahren, auter Gonititution und mager, hatte dreimal geboren, aber niemals an einer bedeu— tenden Krankbeit arlitten. Sie wohnt gewoͤhnlich auf dem Lande und confultirte mich im November 1341. Die Bruftdrüfen find wenig entwickelt, weich, elaltifchs die Warzen aber aut ausgebildet. Die fie bedeckende Haut ift natürlih, und nur nach Unten fiebt man einige bläuliche Venen durbſchimmern. Die Wrufterüfe ſelbſt ift auf beiden Stiten von gewöhnlicher Größe; ſie ift beweglich, jer dich bemerkt man an derfelben bie und da einige harte, erbfenaroße, bei'm Berühren fchmerzhafte Puncte, welche der Sitz fpontaner, fancinirender Schmerzen find, fo beftia, daß fie die rau verans laßten, aus weiter Kerne Hülfe aufzufucben. Diefe Schmerzen were den durd) den geringiten Stoß hervorgerufen und verbreiten ſich 652. XXX. 14. 218 nad Oben bis zum Sclüffelbeine und nicht bis zum Rüden hin; der Druc außer den angrgebenen Puncten ift überall ſchmerzlos. — Am 13. November machte ich drei fubcutane Einfchnitte in die Drüfe mit einem gewöhnlichen Zenotom. Cs flog etwas Blut aus ben Eleinen Wunden aus, wodurd eine bläulicye Infiltration dur) die Haut hindurd) fi bemerkbar madıre. Die Operation war nicht febr ſchmerzhaft. — Am 19. December waren die Zufälle faft ver: ſchwunden, und id machte zwei neue fubcutane Incifionen, gleid) dın erſten. Es genügte, etwas englifches Pflafter über die Eleinn Wunden zu deden und die Bruft mit einem Tuche zu unterflügen. Die Kranke beobachtete zwei oder drei Tage lang Ruhe, jedoch btoß aus Vorfiht. Am 15. December waren die bartın Etellen bereits verſchwunden, feine Schmerzen mehr vorhanden, und die Kranfe befand ſich ſehr wohl. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Es it mir unbefannt, ob die fubcutane Incifion als resolvens von Gefhmwülften der Bruft jemals angewendet wurde. Ich babe jedoch diefem Mittel vor allen anderen milderen den Vorzug gegeben, weil die Frau arm war und von dem Lande zu mir kam, obne daß fie Zeit hatte, die langfamere Wirkung der gewoͤhnlichen Mirtel abzumarten ; auch liegen es ihre VWermögengsumftände nicht zu, jich bier mit diefen zu dverfeben. Und fo verwarf ich bei diefer Kranken die Compreſſion, die viele Zeit und Sorgfalt erfordert. Dritter Fall. — Schmerz und Induration, Darts näcdıgkeit des Uebels. Daarfeil, Acupunctur, fubcus tane Inciſionen. Aſſez, eine Mulattin von dreiunddreigig Jabren, mager, häufig Eranklit, ſchwaͤchlich, litt während der jieben Sabre, daß ich jie Eenne, an Feiner erbebliten Krankheit, hatte je: doch anhaltende dumpfe, zumeilen fich ſteigernde Schmerzen in der linken Bruft. An gewiſſen Zagen erftredten fi die Schmerzen bis binauf zum Sclüffelbeine, zuweilen auch bis zum Rücken und längs des Armes; aber tre der forgfältiaften Nachforſchung konnte man ſchmerzhafte Stellen weder in der Adfelgrube, noch am Halſe auffinden. Die linke Bruft war nicht größer, ale die echte. Die Bruftdrüfe war fehr beweglich, im Ganzen nicht vers größert, aber bie und da bemerkte man auf derfelben harte, Schmerzes ba'te und wie Haſelnuß große Knoten. Während fieben Jahren ift der Schmerz bleibend, obne an Intenſität zuzunehmen, noch eine Veränderung in den Geweben brrvorzubringen. Vergeblich babe ih wiederholt Bluteael 12 aufeinanderfolagende Blafenpflafter, Einreibungen von Une. Ka’i hydrviodieum mit flüchtigem Einis mente, mit Opiumtirctur, felbft mit Brechw.infteinfalbe, angewandt, Von allen dieſen Mitteln batte die Kranke faft gar keine Erleich— terung. Am 26. October 1339 zog ih durch die Bruftdrüfe ein Haarfel, wobei aus ener Ärterie Blut ausfloß, die ich compris mirte, Es ftellte fi darauf eine bedeutende Eiterung tin, und die Bruft wurde fchmerzbaft. Am 18. November entfernte ich wider: um das Haarſeil, wonach ſich Erin Abſceß bildete, fondern bie Winde rafch heilte. Wennaleih die Härte nicht mebr fo merklich und zum Theil gefchmolzen war, fo kehrten die Schmerzen doch zurück und verbreiteten fich feit einiger Zeit bie auf die rechte Bruft. Die Kıanfe wurde durch dirfelben fo beiäjtigt, daß fie zu Allem, felbft zur Amputation ter Bruft, ibre Zuftimmung aracben baben würde. — Am 31. Auauft 1840 madıte ich die Acupunctur mit 6 Nadeln. Alte diefe Mittel brachten zwar eine auaenbliclihe Ers leichterung,, abır am 1. September 1842 beklagte fih Affez doc, obaleih die Bruͤſte weih und ohne alle Härte waren, über lebs bafte Schmerzen, die fich bis zum Rüden verbreiteten, aber uns ftät waren, fo daß ihre Richtung. nicht anargeben werden Eonnte und der Drud an feiner beftimmten Stille fhmerzbaft war. Da entfchloß ich mich zu fubcutanen Incifionen, die im vorigen Falle von fo guter Wirkung waren. Am 1 und 8. September incidirte ich die Drüfe durch ihre ganze Dicke und nad allen Richtungen bin. Das erfte Mal fand durch die Eleine Wunde, welche durch Ginführung des Tenotoms entftans den war, ein WBlutausfluß ftatt, der aber durch Gompreffion fos gleich aeftillt wurde. Man bemerkte nur eine ziemlich bedeutende Echymofe, die jedoch keinen bedenklihen Zufall veranlafte. Am 1. November it die Kranke wohl, aber die Schmerzen find noch nicht vellfommen verſchwunden, und von Zeit zu Zeit verfpürt fie 219 noch lancinirende Schmerzen. Diefe Krankheit ift wirklich von einer verzweifelten Hartnätigkeit, Iſt es jedoch nicht bemerk nswerth, daß ein fo lanadauernoer Schmerz keine organiſchen Veraͤnderun— gen hervorgebracht hat? und iſt dieß nicht gerade ein Grund, der uns veranlaßt, diefe Affection den Neuralgieen zuzuzaͤhlen? — Vierter Sal. — Schmerzen, Verhärtungen, Am— putation. Saft natürliher Zuftand der Bruftdrüfe. — Rofie, eine Malattin von 43 Jahren, von kräftiger Conſti— tution und guter Gefundheit, litt jeit 10 oder 12 Jahren an Iebz haften, tiefen und zuweilen unerträglihen Schmerzen in der linken Bruft. Diefer Schmerz ift nicht dauernd, fondern ftellt ſich in unregelmäßigen und fehr häufigen Zvifhenräumen ein. Er geht von der Bruſt bis zu den Shiüffelbeinen und dem Rüden hin und wird durch den geringften Druck hervaraerufen, weßhalb die Kranke diefen fehr ſcheut. Diefe Brut bietet Erine Verfchiedenheit von der rehten ſchmerzloſen dar, nur ijt fie etwas größer, aber weich, und an derfelben bemerkt man einige harte Knoten, die empfindlicher, als die anderen Theile find. Die Frau verjiiherte mir, daß jie bereits alle möglichen Mittel, als Blutegel, Blafenpflafter und ſehr viele Einreibungen, angewandt habe und faate, jie fey gekommen, um fih die Bruft amputiren zu laffın. Ih aab dirfem ſehr bes fimmt ausgefprohenen Wunſche der Frau am 8. Mai 1833 nad). Bei der Amputation hatte ich bloß einige kleine, am obern Rande der Wunde und faft an der Haut gelegene, . Gefäße zu unterbin= den. Die Vernarbung war bis zum 18. Juni vollfommen und die Schmerzen gänzlich geſchwunden. Seit jener Zeit babe ich die Frau oftmals gefeben, und jedes Mal zeigt fie mir, Außerft lebhaft, ihre Ertenntlihkgit, indem fie mir verfihert, daß fie mir ein neues Le— ben verdanfe. Die amputirte Bruftorüfe zeigte Folgendes: Cie ift von einem fehr reichlichen Fettzellgewebe umgeben; ihr eignes Gewebe ift feſt, perimurterähnlich, weiß und hat das Ausfehen und die Gonfifteng eines Ligamentes; Granulationen find nicht zu bes merken; zwei oder drei Puncte, welche ſich während des Hebens als Knoten Fund gaben, find von gleicher Zertur, als die übrige Drüfe, jedoh ift das Drüfengewebe an diefen Stellen cin Wenig dichter. Hier und da finden fih Knaͤuel Kettzellgewebee. Das Drüsr fengewebe iſt hart, ohne unter dem Scalpelle zu kniſtern; auch bei dem ftärkiten Orucke Eommt keine Flüfjigkeit zum Vorfcheine. Die eigenthümliche Membran der Drüfe läßt ſich fchwer lostrennen, und man Eann feine mer£lihen Verlängerungen derfelben in die Drüfe hinein wahrnehmen. Der Luft ausgefegt, wird dag perlmutterare tige Gewebe roth; kurz diefe Drüfe Scheint faft vollkommen nors mal zu feyn, nur ift ihr Gewebe ein Wenig härter und mehr perls mutterartigs; jedod wird man hierin feinen Beginn einer Degenes ration fehen wollen. Der Erfolg rechtfertigt die Operation; was aber in diefem Falle bemerkenswerth erfcheint, das ift der anatomische Zuftand der Drüfe, welcher nad) einem 10 oder 12 Zahre langen Leiden faft normal war. Reicht dieß hin, um diefe Affection zu den Neure algieen zu zählen ? Außer diefen vier angeführten Fällen find mir noch fieben ans dere, ganz ähnliche, vorgefommen. Man Eönnte demnad) fagen, daß dieſe Affection im Martinique gar nicht felten ſey. Die Symptome waren immer ein anhaltender, gewöhnlich dumpfer Schmerz, der aber von Zeit zu Zeit unerträglich, oder doch fo heftig war, daß die Kranken ſich von ihm um jeden Preis befreit wiffen wollten. Diefer Schmerz hat immer als Ausgangs— punct die Bruftdrüfe und verbreitet fi zu den Nachbartheilen hin, jedoch unregelmäßig und ohne dem Verlaufe der Nervenäfte zu fol: gen. Der Drud ift nur an gewiffen Stellen der Drüfe fehmerz: haft; diefe Stellen find härter und ftellen abgerundete Knoten dar, deren Größe von der einer Erbfe bis zu der einer Haſelnuß variirt. Die Heftigkeit der Schmerzen ſteht nicht im Verbäftniffe zur Größe der Knoten, Zuweilen find bei den heftigften Schmer: zen nur fehr Eleine Knoten vorhanden, und bei der Affez fehen wir fogar nad) dem vollfommenen Schmelzen der Knoten die Schmerzen nod) fortbeftehen. Bon eilf Perfonen, die ich beobachtet babe, litt nur eine an Migraine. Diefe Affection ſcheint keinen Einfluß auf irgend eine Kunction des Drganismus auszuüben. Ich lebe in der Nähe dev Mehrzahl 652. XXX. 14. 220 der Perfonen, div mir vorgeftellt wurden, und Alle erfreuen ſich ei⸗ ner guten Geſundheit und haben nie an einer befonderen Krankheit gelitten. — R Diefe Krankheit kann fehr lange dauern. Sch kenne eine Da: me, die den Beginn derfelben über zwanzig Sahre herleitet, und merkwardiger Weife jind bei ihr die Knoͤten nicht größer gewor— den. Auch bei den Kranken, die ich feit ſieben Jahren beobadıre, ee id) immer das örtliche Leiden volllommen ftationär bleiben ehen. It auch dieſe Krankheit ohne Gefahr für das Leben, fo iſt fie doch ſehr beläftigend für die Kranken; einige Perſonen befinden ſich immer in einem kraͤnklichen Zuftande, fürchten, daß ſich ein Krebs entwickeln würde und verfallen zuligt in eine Art von Hypochon— drie. Diefes Leiden verdient daher die Aufmerkfamkeit des Arztes. 3% habe niemals dirfe Krankheit in Krebs ſich umwandeln fehen, und bei einigen Frauen, weldye an dieſem legten Uebel leiden und die ich forgfältig befragt habe, habe ich niemals gefunden. daß die Entſtehung des Krebfes vor langer Zeit aus vinem Ähnlichen Zuftande, wie ich ihn beichrieben, fich berausgebilder babe, Ger woͤhnlich macht der feirihöfe Knoten raſchere Foͤrtſchritte. Ueber— die waren unter den eilf Kranken, bei welchen fich die ſchmerz— hafte Affection der Bruftdrüfe entwickelt hatte, fünf jünger, als zwanzig Jahre, das heißt, fie befanden fi) in einem Alter, wo das Krebeleiden fehr felten ift. ’ In der vierten Beobachtung kann nicht überfehen werden, daB das weißliche, harte und dichtere Gewebe der Rnoten einige Analos gie mir feirrhöfem Gewebe hat; jedoch geben diefe Knoten bei'm Drucde Eeine Klüfjigkeit von id), wie das feirrhöfe Gewebe. Ueber: dieß bietet der, während einer langen Zeit fich aleichbleibende Zu— ftand eine zu große Verfchiedenbeit dar, als daß cine Verwechſelung möglih wäre. Sc bin daher vollfommen überzeugt, daß in der Mehrzahl der Fälle die von mir beſchriebene Krankheit Fein begin— nender Krebs it. Ob jie aber eine Neuralaie fen, darübır bin ich noch in Zweifel. Zwar find die Schmerzen intermittirend, fie ha— ben aber nur die Bruftfnoten als fire Puncte, folaen jedoch nicht dem Verlaufe iraend. eines Nerven. Anderentheils ſteht auch ihre Heftigkeit niht im Verhältniffe zur Größe der Knoten der Drüfe, und bei Aſſez dauern, wie bereits erwähnt, die Schmerzen, troß des Verfihwindens aller örtliben Härte, nodı fort. Sn Bezug auf Diagnofe ift folgender all nicht ohne Intereffe: Künfter all. — Eyſte der Bruft, welhe mit der in Rede ftcbenden Krankbeit verwecdhfelt werden Eönnte. — Madame E., dreißig Jahre alt, von Fräftiger Con— ftirution, die bereits mehrere Male geboren, verfpürte in der rechs ten Bruft diffufe Schmerzen, die fich bis zum Rüden und zum rechs ten Arm hin verbreiteten. Diefe Schmerzen werden durch die gez rinafte Bewegung dre Arms hervorgerufen, fo daß die Kranke nicht mehr nähen kann. Der Drud ift nur an einer Stelle der Bruft ſchmerzhaft, und hier merft man eine acringe, nicht aenau umfchries bene Härte die mit der Bruftrrüfe zufammenbänat; jedod) ift legte überall ſehr beweglich. Die Karte der Bruft ift natürlicy und das Vo— Lumen des Organs nicht vergrößirt. Der Arzt der Madame &., ein Anhänger der Brouffaisfhen Schule, hatte ihr faft 300 Blutegel, Gataplasmen, Einreibungen und eine Mınge Hausmittel vererdnet, Sm December 1839 ſchlug ich ihr die Gompreffion vor, vermittelft eines Bandes und Gompreffen von Schwamm, welche fie einen Mos nat lang fortfegte. Nach diefer Zeit waren die Schmerzen voll: fommen aewichen, umd die Kranke Eonnte fich ihres Armes bedie= nen. Statt der Härte der Bruft ift nun eine Geſchwulſt von der Form und Größe einergroßen Mandel vorhanden; man Eann fie mit zwei Fingern umfaffen, und an derfelben nimmt man eine gewiffe Glafticität wahr. Ich ſchlug hierauf Madame GC, vor, ſich diefe Geſchwulſt entfernen zu laffen, jedoch verweigerte fie es. — Waͤh— rend des ganzen Sahres 1840 befand fih Madame &. fehr mohl und Eonnte nähen und auch wieder ein Corfet tragen. Im Mai 1841 verfpürte fie einige Tage lang Schmerzen und ließ fich deßwegen einen erweichenden Breiumichlag auf die Bruft legen. Tags darauf entftand eine ernfipelatöfe Gefhwulft, morauf ich gerufen wurde. Sch ergriff die Gelegenheit, um der Madame C. einen Einfhnitt in die Bruft zu machen, worauf aus der Ger 221 ſchwulſt eine reihlihe Menge einer ſchmutziggelben Fluͤſſigkeit aus— flog. Der eingeführte Singer drang in eine breite, tafchenförmige Vertiefung ein, die feitwärts und vor der Bruftdrüfe fich befand, Die Wände diefer Cyſte waren hart und Enorpelig, Madame E, wollte jedoch die Erftirpation diefer Cyſte nicht zugeben. Es blieb nun eine Filtelöffnung zurücd, durch weiche ein reichliher Ausfluß ftatıfand, und ein Bundel Fleiſchwärzchen an der Filtelöffnung blus tete bei der Leifeften Berührung. Da endlich entſchloß ſich Mada« me &. am 9. December zur Erftirpation der Cyſte; fie war unges faͤhr 2 Zoll tief, und ihre Wandungen waren weißlic und fibrocars tilaginös ; fie befand fich zum Theil an der Außern und vorderen Seite der Bruftdrüfe und fah aus, wie einer der Synovialbälge vor den Gelenken, die zuweilen eine gleiche Veränderung zeigen, Die Erftirpation bot nichts Befonderis dar, und Madam E. war am 19. November 1841 vollfommen wohl. Hiernady könnten Gyften in der Bruft zu Anfang leicht mit der in Rede ftehenden Krankheit verwechfelt werden. Auch in dies fem Falle made idy auf den guten Erfelg der Comprefjion aufs merkfam. Aus dem bisher Geſagten können wir nun folgende Momente bei der Entwicelung dirfer Affection hervorheben: Das Uebel entfteht gewöhnlich bei Frauen; indeß hatte ich Gelegenbeit, es bei einem Ecdiffscapitän, einem robuften, achtunds dreißigjährigen Manne, zu beobadyten, welcher über einen beftigen Schmerz in der rechten Biuftfiite Elagte, mwofelbft man kaum cine leichte Verhärtung wahrnahm. Das U:bel fhien nad) der Applis carion eines Schröpffopfes geſchwunden zu feyn, kehrte aber nad) einm Jahre wieder. Ih ließ ein Blafenpflafter legen, und feit drei Jahren ift der Mann geheilt. Das Alter variirte vom achrächnten bis zum achtundviergigs ften Sabre. Die beiden achtundvierzig Jahre altın Frauen litten bereits feit langer Zeit Schmerzen. Im Allgemeinen waren die Perfonen mager und nervös; nur in vier Fällen (worunter auch die Kranke des vierten Falles) waren fie wohlbeleibt. Bon eilf von mir beobachteten Fällen betrafen ſechs Fälle juns ge Mädchen, fünf jedoch Frauen, die bereits genährt haben. — Die Krankheit nimmt ſehr häufig nur eine Bruft ein; in acht Fäl: lon war die linke, zwei Male hingegen waren beide Brüfte zugluich Sitz der Schmerzen. Drei Mal waren die Frauen ſchlecht mens ſtruirt. Indeß Eonnte ich die Sympathie nit wahrnehmen, wels che, nad) Aſtley Cooper, zwifchen diefer Affection und der Uterins function ftattfinder Ein Stoß auf die Bruft ift die einzige occafionelle Urſache, welche von den Kranken angegeben wurde. Im Allgemeinen wurde die Zeit des Stoßes weiter zurücdatirt. Das Uebel war nicht uns mittelbar darauf entftanden, fo daß nicht genau ermittelt werden Eonnte, ob dieß nicht eher eine bloße Meinung des Kranken, als die wirkliche Urfahhe des Falles wäre. Größe auf die Brüfte find bier zu Rande, wie überall, von den Frauen fıhr gefürchtet. Behandlung. — Ic habe bereits erwähnt, wie oft bie gewöhnlichen Mittel, als Blutegel und wiederholte Blafenpflafter, lange angewandt wurden und oft ohne Erfolg waren; ebenfo war es mit Einreibungen von Kali hydroiodieun, Ammoniacum, Gans tharidentinctur und Brechweinfteinfalbe, Ich mußte demnach in den meiften Fällen zu Eräftigeren Mit— teln fchreiten. Zwei Male wich die Krankheit wiederholten Adführs mitteln und zwei Male dem Druckverbande; diefes letzte Mittel eig: net fich jedoch wenig für arme Kranke: 1) weil es die Bewegun: gen beeinträchtigt; und 2) weil es große Vorficht von Seiten der Kranken und des Arztes verlangt. — Die Acupunctur und ein Haarfeil durch die Bruft, was ich jedes ein Mal anwandte, hatten nur einen vorübergehenden Erfolg. Deßwegen bediene ich mich ber fubcutanen Incifionen, die ohne Gefahr, ohne Schwierigkeit und raſch ausgeführt werden Eönnen, keine befondere Nachbehandlung bedürfen und mir zwei Mate gute Dienfte geleiftet haben (f. Fall 2. und 5.); ich empfehle fie daher ben Practifern. — (Arch. gen. de M&d. Sept. 1343.) 652. XXX. 14, 222 Ueber Behandlung des Amputationsflumpfes durd) Beſpuͤlen mit Waffer, Bon Dr. Je ffetead. Erfter Fall. Ein junger Mann, mager und gefund, gerieth in eine Maſchine, wilde ihm das Handgelenk vom Vorderarme abriß und einen Brudy des Oberarms herbeifuͤhrte. Sch führte den Girkelfchnitt 3 Zoll unter dem Ellenbogen aus und verband den gebrochenen Oberarm auf die gewoͤhnliche Weiſe. Nach Unterbins dung der Gefäße wurde das Glied mit Waffer von 60° F. gewas ſchen, bis die Blutung aus den Eleinen Gefäßen vollftäntig nad'ges taffen hatte. Ich zog dorauf die Wundränder durd zwei Heftpfla— fter von 1’ Breite und 6” Länge zufammen und ſchlang ein leiner nes Tuch um das Glied, welches fehs Stunden hindurdy mit Waſ— fer von 60°? F. (12° R.) feucht gehalten wurde, worauf ich einen feuchten Berband anlegte, der fo Eubl erhalten wurte, als es nur dem Kranfen angenehm war, Am vierten Zage wurde der Ver: band abgenommer, das Glied von einem Gebülfen fchräge über ein untergejtilltes Gefchirr achalten, und fünf Gallons Quellwaſſer, bis zu 80° $. (227 R.) erbigt, aus einem 1’ obirhalb des Gliedes ars haltenen Kruge in einem Etrome auf ten Arm argeffen, fo daß der Strom des Wallers das Glied 4“ oberhalb des Schnitte traf und dann über die Wunde hinlief, Auf den Raum von 2 ift tie Wunde per primam intentio- nem verheilt, und das Uebrige fichr gefund aus; die Zen peratur des Gliedes ift normal; es ift wenig Fieber oder Aufregurg vor: handen. Alle zwei Tage wurde das Begießen und der Wafjerver: band wiederholt, und vierzehn Tage nad) dim Unfalle war die Wunde verheilt, Die Abfonderung war ffets gering und frei von üblem Gerus &e; die Granulationen rein und gefund, der Schmerz gering. Zweiter Fall. Ein Koblengräber mit ferophulöfem Leiden des Kniegelenkes, dag Bein ſtark ödematös, die Lebensart fihr wüft, Eein organiſches inneres Leidin. Die Amputation wurde vermitteljt des Girkelfchnittes im oberen Dritttheile des Oberſchen— feld ausgeführt. Verband und Nachbehandlung diefelben, wie im vorbergihenden Falle, Heilung des Stumpfes nad viır Wochen. Die Granulationen waren Anfangs g’änzınd und fihlaff, das Zell— gewebe fonderte viel Serum ab, aber ter andauernde Gebrauch des Wafferverbandıs und des Begießens batte fefte Granulationen und eine ziemlih arfunde Eiterung zur Folge. China, Ammo- nium und Wein befeitigten das Fieber und die Schwaͤche. Zwölf Monate hindurch blieb der Mann geſund, dann aber trat in Kolge feiner unregelmäßigen Rebensweife eine fpontane Mortification des anderen Beines ein, der er erlag. Dritter Fall. Ein junger Mann gerietb in eine Mafcine, mwodurd ihm der Arm oberbalb des Ellenbogengelenfes abgeriffen wurde; die Umputation wurde durch den Girkelfchnitt 4 Zell unter dem Schuttergelenke ausgeführt, der Stumpf auf die mehrfach an— gegebene Weife bıbandelt, und die Wunde heilte in drei Wochen bei geringem Schmerze, mäßiger Suppuration, gefunden Granulationen und einem fiften Stumpfe, obwehl die Familie des Kranken feros phulös war. Vierter Fall. Ein Knabe, vierzehn Jahre alt, wurde von einer Mafchine erfaßt, welche ihm den Fuß 3” über dem Knoͤchel abrif. Amputation 4° unter dem Knice. Heilung in drei Wochen, Künfter Fall. Einem Manne, funfzia Jahre alt, von un: mäßiger Lebensmweife und epileptiſchen Anfällen unterworfen, von dunklem, teigigem, ungefundem Ausfihen wurde die rechte Hand von einer Maſchine abgeriffen. Die Sehnen, Muskeln und Knochen der zwei eriten Finger und ihre Metacarpalfnodyen waren durchweg zermalmt, die Knochen des Daumers, Ring» und Eleinen Fingers mehr oder weniger befchädiat. Ich fehnitt die zwei cerften Finger mit ihren Metacarpalknochen ab und lagerte die übriggebliebenen Finger auf eine platte Schiene. Verband und Begießung, wie oben. Heilung in fünf Wochen. 225 echſter Kall. Gin junger Mann, von geſundem Auäfehen, PN ei Bas rechten Arm in ein Mafchine, welche die Streck⸗ fehnen der Finger bloßlegte, indem fie die Haut und Fascie des Handruͤckens bis zum Hındaelente hinauf abriß, die Metatarpal⸗ knochen des Zeige: un) dritten Fingers an drei Stellen fracturirte und die Finger in’sgefamme heftig quetſchte. Ih refecirte ben zweiten und dritten Singer mit ihren Mtacarpaifnohen, unter ban) die biutenden Gefäße, lagerte den übriggeblievenen Theil der Hand auf eine flahe Schiene, band den Daumen und mei Finger mit Heftpflafterftreifen aneinander und machte den Waſſerverband. Die Hand blieb ganz gut die erſten zwei Tage, worauf der Kranke über Schmerz und Aufregung klagte. Bei ver Entfernung des Verbandes am vierten Zaze fah man drei lebendige Maden in den Metacarpalräumen in einer Maffe von Eiter und geronne: nem Blute kriechen, melche bei dem Verſuche, fie fortzunehmen, ars dem Gofihtekreife verfchwanden. Ih wandte die Begießung an, konnte aber keine reine Wunde erhalten, indem die Scnitt⸗ ränder dunkelpurpurroth waren. Ich verband die Wunde mit Eharpie, in Chlorkalk getauht; nach zwei Zagen wurde der Ver⸗ band abgenommen, und die Wunde ſah geſund aus, die Maren maren verfhwunden und die Materie ließ fi abmafıyen. Ich legte noch einmal den Chlorkalfverdand an, und am naͤchſten Zage den Mafferverband; nach vier Wochen war die Wunde volftändig ger heilt. (London Medical Gazette, Sept. 1843.) Miscellen Eine Heilung einer Contractur des Kniegelenkes durch Operation und ortbopädifche Behandlung er: wähnt Dr. van Wageninge zu Rotterdam. Der Fall betrifft einen jungen Mann von achtzehn Jahren, welcher 1835 eine Gons tufion des linken Kniees erlitten hatte, ohne aegen diefelbe etwas gethan zu haben. 1842 kam der Kranke dem Verfaffer zum erften Male zu Gefichte; das Eranfe G!ied war abgemagert und fhien um 4 — 5 Gentimeter fürger, als das rechte; das Hüftgelenk zeige te nichts Abnormes und der etwas gegen das Beden hin gezogene Oberfchenkel Eonnte leicht bewegt werden. Das Knie ragte ſtark über der tibia hervor; die Knieſcheibe kann nur wenig, das Ge— Iene nur etwas nady Hinten bewegt werden. Die Brugemusfeln des Unterfchenkels waren ſtark contrahirtz die Haut in der Kies beuge hing durch tiefgehende Narben, welche in Fo ge von Ab ſceſ⸗ fen im Jahre 1840 entſtanden waren, mit der Fascie zufammen. Der Unterfchenfel war nach Hinten und Außen contrahirt, wobei zugleich eine unvollkommene Euration beftand, und der Schenkel bildete demnach einen Winkel von 100°. Der Fuß hatte faft das Ausfes ben von einem pes equinus und einem varus; das Fußgelenf war je: doch freiin feinen Bewegungen. Dr. van Wageninge verrichtete am 24. Septbr. die ſubcutane Durchſchneidung des musculus semi- tendinosus, semimembranosus, gracilis und sartorius, darauf durchs 652. XXX 14. 224 ſchnitt er die fehr gefpannte Echenkelfatcie und die Sebne des bie: pe. Die Wunden wurden ſogleich geſchloſſen. Hierauf trennie er vermite teift des Tenotoms die bandartigen Kortfäge der fascia interinuscu- laris, durch weldhe die Haut nad) Innen gezogen wurde; hierauf ıxtene dirte er das G.ied fo viel, als moͤglich. Der Kranke litt bierbri aus Berordentiih. Das G.ied wurde hierauf in einen orthopädiichen Aps parat gebracht und dafelbft bis zu einem Winkel von 120 Grad ges ſtreckt. Am 25. September entf.rnte man den Apparat zum erften Maie; die Wunden waren vernarbt, und das Glied behielt feine Richtung bei. Alsdann wurde der Apparat wiererangelegt, das Glied mehr geftredr, und im Monat November war der Kranke faft vollkommen geheilt. Im Mai Eonnte der Kranke feinen Schen— kel bewegen, beugen und ftreden; nur waren diefe Bewegungen nod) etwas beſchraͤnkt, bei deren Ausführung man ein ſchwaches Geraͤuſch wahrnahm, welches dır Verfaſſer der Atrophie der halbe mondförmigen Knorpel des operirten Kniegelenkes zufchrieb. (Journ, ned de la Neerlande, Janvier 1844.) Dislocation des Schenfelfopfes bei coxarthro- cace. — In der GSigung der patholog'iſchen Geſellſchaft von Dublin zeigte Herr Smith ein Präparat von coxarthrocace mit Dislocation des Schenkelkopfes auf die Ruͤckſeite des Hüftbeines vor. Er bemerkte, daß die Verkürzung des Gliedes bei der Gore algie felten das Refulrat einer Dislocation ſey, fondern gewöhns tih durch eine Abforp:ion des Schenkelkopfes, oder durch eine Er— weiterung der Pfaune, oder duch eine unvolftändige Luration be— wirft werde. In dem vorliegenden ale war das Urbel raſch verz laufen. Der Kranfe, ein vierzehnjähriger Knabe, war nur ſechs Monate Frank, und die Dislocation trat ungefähr vier Monate vor feinem Zode ein. Der Schenkelkopf ragte durch die, durch Ulce— ration zerftörten, Bedeckungen hervor. Die Pfanne war ulcerirt und ihres Knorpelüberzuges beraubt, und die Knochenſtuͤcke, aus denen fie zufammengefegt war, hatten fich faft gänzlich voneinan— der getrennt. Die Epiphyſe des Oberſchenkels war faft gang abs aelöf’tz das Gelenk war von einem großen Abfceffe umgeben. Der Schenkelkopf war von Lymphe überzogen und lag zwifhen dem . glutaeus medius und minimus. (Dublin Journal, March 1844.) Darreihungsformen der Cortex Radicis Puni- cae Granati ale Bandwurmmittel find in Wien folgende: — 2 bis 3 Ungen der Wurzelrinde mit 6 Pfund deftillirten Waſ— fers in einem zinnernen Gefäße 18 Stunden bei der aemöhnlidyen Temperatur digerirt und fodann bis zu 8 Unzen Col, gekocht; — od°r: 2 bis 4 Unzen der Wurzelrinde mit 24 Unzen bdeftillirten MWaffers in einem Glasgefaͤße 24 Stunden Ealt digerirt, das infu- sum abgegoffen und der Rücdftand mit Brunnenwaſſer 1 Stunde gekocht, und dieß fo lang wiederholt, bis das Waller dabei nicht mehr braun wird; fämmtlihe Klüffigkeiten werden bis zur Gallerte confiftenzg (etwa 6 Unzen) eingedampft. — Bei beiden Kormen fegt man als Gorrigens etwa 6 Unzen Wein hinzu. (Berichte der KK. Sefellfhaft der Aerzte zu Wien ) Bibliographische Precis el&mentaire de Physique. Par E. Soubeiran. Seconde edition. Paris 1844. 8. Histoire naturelle des Insectes apteres. Par le Baron Walcke- naer. Acheres, Phryneides, Scorpionides etc. par M. Paul Gervais. Tome III. Paris 1844. 8. Plus un Atias de 9 p). in 8v0. Neuigkeiten Considerations generales sur les &coles preparatoires de mede- eine et de pharmacie. Par Senac. Lyon 1844. 8. Recherches sur la nature et le traitement d’une cause fr&quente et peu connue de retention d’urine, et sur ses rapports avec les inflammations et les retrecissemens de l’urethre etc. Par L. Auguste Mercier. Paris 1344. 8. — — — — Vene Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, arfımmelt und miraetbeilt von dem Obefs Mebdicinalrarhe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N°- 653. (Nr. 15. des XXX. Bandes.) Mai 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie s Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bardes, von 24 Begen, 2 Ae. over 3 & 30 * bes einzelnen Stüdes 3 79 Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99 natur Anatomiſche Unterſuchungen uͤber das elektriſche Organ des Zitterrochens. Bon Herrn Jobert von Lamballe. Nah einer hiftorifch = Eritifchen Unterfuhung der Ar— beiten meiner Vorgänger, babe ich in meiner, der Academie vorgelegten Abhandlung die anatomifchen Reſultate darge: legt, zu denen ich gelangt bin. Hier werde ih mich auf diejenigen befchränfen, welche den elektriſchen Apparat bes treffen, indem ich die Haut, die ercernirenden Gandie und die längs derfelben anzutreffenden ſchleimfuͤhrenden Gtanu— lationen , ıc. mit Stillſchweigen übergehe. Die einhüllende Membran. — Diefe Mem: bran, die ich mit Ruͤckſicht auf ihre Structur die fero= albuginifhe und. mir Nücdficht auf ihre FBunctionen, die prismagenifche menne, ift einer der wichtigften Theile, welche man an dem elcktrifhen Apparate des Zitter: rochens zu betradten bat. Diefe Membran, durch welche hindurch man die gefels derte Structur des Organs unterfcheidet, ift fein, durchſich⸗ tig, ziemlich feſt und aus einander kreuzenden Fafern gebilz det; außerhalb glatt, innerhalb fettig und an dem Organe fefihängend (dicht anliegend?) Zwiſchen ihr und der Sub: Manz des leistern befindet fich fein Zellgewebe. An der ins nern Fläche derfelben bemerft man eine große Anzahl von vieleckigen Zellen, deren Kanten wenig bervortreten. Diefe Art von dadıziegelförmiger Anordnung dient offinbar dazu, das Organ und die einhüllende Membran fefter miteinanz der zu verbinden. Die Ic$tere fendet durchaus feinen Aus: Käufer irgend einer Art in das Innere der unter ihr liegenz den Subſtanz Einige wenige Blutgefäße fehlängeln fich nur auf der Aufienfeite derfelben hin. Wenn man den Grund jeder vieledigen Zelle forgfäls tig unterfuht, fo erſcheint er wie zottig und mit einer eis mweißartigen Elebrigen Feuchtigkeit belegt. Diefe Oberfläche bat rücfichtlich der Functionen Aehnlichkeit mit der matrix des Nagels; deßhalb befinden fi die fammtlichen Zellen an No. 1753. — 653. Bonibi Mn Dir ti der Innenfeite diefer Membran. Sie ift, mit einem Worte, ein fecernirendes Organ, die die Priemen erzeugende Membran. Diefe Hülle befteht aus zwei verfchiedenen Portionen, einer Rüden = und einer Bauch-Portion. Beide find gleich: artig organiiirt und an den halbmondförmigen Knorpel mits telſt einer Reihe Eleiner fefter Sehnen befeftiget. In dem zwifchen ihnen befindlidhen Raume liegt die Subſtanz des elektriſchen Apparats. Das elektriſche Organ. Unter der oben befchries benen Membran bemerft man eine weißliche, weiche, faft teigige Subftanz , auf der ſich jenes Syſtem von vieledigen Feldern, welche wir bei Gelegenheit der Frismagenifden Membran befchrieben haben, wieder darftellt, Diefe ellipſoidiſche Maſſe befteht aus einem Bündel einfah aneinandırliegender prismatiſcher Saͤulen, und, mit Ausnahme der ftarfen Nervenftimme und ihrer Veräftelun: gen, ift zwifchen ihnen Nichts, weder Zellgewebe, noch ſehni— ge oder aponeurotifhe Fäden, nod Blutgefäße, noch cine ausgetretene galleıtartige oder fchleimige Feuchtigkeit, zu bes merken. Diefe Saͤulen werden vermittelft ihres gegenſeiti— gen feitlihen Drudis, fowie durch die Etügung, melde ihnen die Membranen gewährt, und die Einfügung ihrer Enden in die vieledigen Zellen an der Snnenfeite der Mem— bran, in Surtapofition gehalten. Bisher hatte man die Priemen entweder ald hohle, mit einer eigenthümlichen Feuchtigkeit gefüllte Saͤulen ober als durch Querſcheidewaͤnde, zmwifchen denen fi cbenfalls eine befondere Flüffigkeit befinde, in Abfchnitte getheilte Säulen betrachtet. Nach unferen Beobachtungen ergicbt fih nun Folgendes. Die Prismen find maffiv und beftehen aus gleiche artigen Granulationen, die fo Übereinanderlicgen, daß man auf den erften Bli eine, aus einem einzigen Stüde bes ftebende Säule zu feben glaubt. Die obere Fläche der er: ften und die untere Fläche der legten Granulation derfelben Säule find conver und ftoßen unmittelbar an die Innen» feite einer der polpgonalen Zellen der einhüllenden Membran. Bei allen Übrigen Granulationen ift die obere Seite convar 15 227 und die andere conver, ſodaß ie fih ineinander fügen laf: fen. Sie find, wie die Membran, mit der Oberflaͤche der prismatifchen Säulen, ferner diefe Säulen miteinandır und mit den fie umgebenden Nervenfäden, ohne Dazwiſchenkunft von Zellgewebe, verbundn. Die mittlern Säulen ents halten 109— 12. diefee Granulationen, welche ebenjos wenig, wie die Prismen, eine befondere Einhüllungsmembran befigen. Sie find maffiv und enthalten im Innern durch— aus Eeine Fluͤſſigkeit. Zerquetſcht man fie, fo löfen fie ſich durchaus in eine homogene ſchleimig-gallertartige oder eiweiß— artige Maſſe auf, in der man feine Spur von Drganifas tion oder Membran erkennt. Mur bemerkt man zuweilen am Umkreiſe diefee Maſſe eine bedeutrndere Derbheit, als an deren mittlerem Theile. Cine angeſchwitzte Feuchtigkeit ift weder zwifchen den Prismen, noch zwifhen den Granu: lationen wahrzunehmen, aus welchen jene beftchen. Die ganze Maffe zeigt nur einen mehr oder weniger bedeutenden Grad von Feuchtigkeit, welche als eine allgemeine Erſchei— nung der Endosmofe und Erosmofe zu betracten ſeyn dürf— te, und welche zwifchen allen Theilen des Apparats, fowie zwifchen ihm und der ihn umhülenden Membran, anzutıef: fen iſt. Man bemerkt im elektrifhen Apparate feine Spur von Blutgefaͤßen. Bei der Betrachtung der Merven des eleftrifchen Ap— parates beichreibe ich die Anordnung der vier Gebirnlappen und befihäftige -ich mich in’sbefondere mit der Structur des vierten Rappens. Sch werfe die Frage auf, ob er wirklich einen befonderen Gebirnlappen bilde, oder ob er ein bloßes Anhängfel des Eleinen Hirng, wie Ölainville meint, oder ein Mefpirationslappen, wie $loureng annimmt, oder endlich eine bloße Anſchwellung des verlängerten Marks fev, wofür ihn Matteuci und Savi halten. Ein Ner: venrfaden tritt an eine der aus Granulationen beftehenden fleinen Säulen; er theilt jih, und alsdann winden fich die beiden Zweige völlig um diefelben und bilden, indem fie ſich wieder vereinigen, eine Schlinge, welche ringsumher mit Maſchen oder Schlingen von derfelben Geftalt und Befchaf: fenheit communicirt. Zuweilen unmfaffen die Arme diefer Nervenfhlinge mehrere Granulationen; zuweilen liegt nur eine einzige Granulation in dem Felde der Schlinge. An den Enden diefer Nirvenverzweigungen befindet ſich alfo ein Netz mit vieledigen Maſchen, in denen die fämmtlihen ein: einen Granulationen, die zufammengenommen eine prismaz tiihe Säule bilden, in Geſtalt außerft zahlreicher Körner gleihfam fehmebend erhalten werden. Wird der Nerv an feinem Urfprunge gereizt, fo verbreitet fih die Erregung duch deffen ganze Verzweigung. Die Nerven verlieren ſich alfo in dem Ocgane fo wenig, wiein der gallertartigen oder ei— weißactigen Maffe ıc., was von fämmetlihen frühen Bes obadıtern behauptet worden ift, Sie nehmen eigentlih in dem elektrifhen Drgane des Zitterrochens Eein Ende, fondern bilden einen Kreis, deffen legte peripberifche Schlingen die Strömung, welche durch fie gegangen ift, wieder nad) dem Mervenftamme, von dem fie ausgegangen ift, zurüdleiten, Was die Phnfiologie des Apparats anbeteifft, fo ift, meiner Auſicht nah, unter allen in diefer Beziehung aufge: 653. XXX 15. 228 ftelften elektrifchen Theorieen diejenige der Strömung, wie fie von Nobili und Ampere dargelegt worden ift, die einzige haltbare. Schließlich wollen wir eine Bemerkung mittheilen, welhe Herr Dumas in feinen VBorlefungen gemacht ha und die wir durch unfere Unterfuchungen vollkommen beſt tigt gefunden haben, namlich daß der Zitterrochen, Zitternal, Silurus, eleftrifhe Froſch 2c., welche eigenthuͤmliche electris ſche Apzarate beſitzen, Ausnahmen von der Regel find, und daß man die an dieſen Thieren wahrzunehmenden Erſchei— nungen nicht nach den allgemeinen Geſetzen erklären Eann, welche bei höher organiſirten Thieren walten. Bei diefen fpielt die Circulation in Betreff der Erzeugung der Elektricis tät eine fehr wichtige Rolle. Dies bat Herr Dumas be— wiefen, und wir werden daffelbe durch neue Thatſachen, die wir baldigft mitzutheilen gedenfen, noch fefter zu begründen ſuchen. (Comptes rendus des seances de l’ Acad. d. Sc., T. XVIII, Nr. 18, 29. Avr. 1844.) Ueber die Entwidelung der Thiere äußert fih Here Profeſſor Koͤlliker am Schluſſe feiner „Entwidelungsgefhichte der Gephalopoden” fols gendermaaßen : „Was nun die für jegt noch einzig mögliche morpholo« giſche Auffaffung der Entwidelung der Thiere betrifft, fo bat Baer’e Scarffinn das Richtige geahnt, wenn er dene felben Alten urjprünglic die Geſtalt hohler Kugeln oder Blafın zufcbreibt. Bei den Thieren mit volllommener Fur: dung namlich verwandelt jich zu einer gewiffen Zeit die aͤu— Ferfte Schicht der Kugeln zu einer eigenthuͤmlichen, blafens formigen Hülle, Keimblafe bei den Säugerhieren nah Bis fhoff, Umbüllungsbaut der Batrachier na Reichert, während bei denen mit partieller Furchung diefe Hülle das durch fich bildet, daß vom Furchungspole aus die Furchungs— kugeln ji) immer weiter über den Dotter ausbreiten und denfelben endlich umfcließen. Das allgemeine Vorfommen einer folhen Hülle, die man Keimblafe nennen Fönnte, ift wohl, mit Ausnahme von Baer, nur darum überjehen worden, weil fie bei den Einen Thieren fih bildet, bevor die Anlagen des Embryo's vorhanden find, fo meift da, wo totale Furchung ſich findet, bei anderen dagegen der Embryo fhon während. deren Entſtehung fih anzulegen beginnt. Bei diefer Keimblafe nun, als dem legten allen Thieren ges meinfamen Momente, muß die Vergleihung der verſchiede— nen Typen der Entwicelung begonnen werden. Man kann nach der Art und Weiſe, wie die erite Anlage des Ems beyo’3 fich bildet, zwei Hauptformen unterſcheiden. 1) Alfeitige Entwidelung, Evolutio ex omnibus partibus, bei welher der Embryo mit friner ganzen Leibesoberflaͤche auf ein Mat entitebt. 2) Einfeitige Entwidelung, Evolutio ex una parte, wo der Embryo mit einem einzelnen Theile, dem ſo— genannten: Primitivs oder Urtheile, zuerſt ſich bildet. Der erfte Typus findet fi) wohl bei allen unter den Mollusken ftrhenden, durch wahre Eier ſich fortpflanzenden 229 Thieren und iſt durch die Erfahrung bei dın Polnpen, Quallen und Eingeweidewürmern nachgewiefen, bei denen allen der Haufe der Eleineren Furdungsfugeln unmittelbar in den Embeyo übergeht. Hier ift alfo die Keimblafe ſelbſt Embryo. Die verfhiedenen Abtheilungen, die zu dieſem Typus gehören, laſſen ſich für jetzt nicht anders unterfceis den, als durch die Art und Meife des Wachsthumes, welz ches bei den einen im der Fängenrichtung, bei den andern in der Queerrihtung erfolgt. Der zweite Typus ift bei den Mollusken, Glieder und Mirbelthieren verwirklicht, Er ſcheidet fib nad der Bes fhaffenheit des Primitivtheiles und nad der Art und Weis fe, mie der Embryo aus demfelben hervorwaͤchſ't, im zwei Gruppen: 653. XXX. 15. 230 a. mit doppeltfpommetrifher Entwidelung (Evolutio bigemina), wo ber Primitivtbeil die Nerven- feıte des Thietes ift und der Embryo vom Primitivtheile aus nach zwei entgegengefegten Richtungen mit ſymmetri— fhen Theilen hervorwaͤchſ't (Glieder, Wirbeltbiere.) b. mit firabliger Entwidclung (Evolutio ra- diata), wo der Primitivtheil dem Hinterleibe gleich ift und durch flädyenartige, nad allen Seiten gleihmäß.ge Ausbreis tung waͤchſ't (Moltugken). Bei jeder dieſer Gruppen fönnen nody zwei größere Abtheilungen unterfchieden werden, die ich in folgendem Sches ma, das eine Ueberfiht der ganzen Eintheilung enthält, ane gemerkt habe: Schema der Entwidelung der Thiere: Der Embryo entfteht: > 11 — 121700000 — — mit einem Primitivtheile, Kvolutiv ex una parte, wädf’e: — nach zwei Richtungen mit Symmetrie beider Seiten, Evolutio bigemina, in der Flaͤche nach allen Richtungen gleiche mäßig, Evolutio radiata, mit dem ganzen Leibe zualeich, Evolutio ex omnibus partibus, — Q /\_ — — — die Ruͤckenplatten — — — — — verwachſen: bleiben offen, ganz —— — — Birbelthiere werden zu ſehr früb: ſpaͤt laͤchter Dotterſack): Gliedern: Gaſteropoden (voruͤber- Cephalopoden Gliederthiere Acephalen gehender Dotterſack): Limax Wenn wir nun auch, wie aus dieſer Zabelle hervor: geht, fo vicl erreicht haben, daß wir die Hauptgruppen der Thiere nach ihrer Entwidelung unterfcheiden Eönnen, fo fehlt body noch viel zu einem befriedigenden Reſultate. Wir Een: nen eigentlih nur die allgemeinen Momente, die uns die erfte, etwas genauere Beobachtung ergiebt; von den feineren Berhältniffen, auch abgefehen von der Hiftologie, ift ung noch das Meifte unbekannt, fo namentlih, was die Bildung Vermiſchte Bemerkungen über die thierifche Wärme. Von John Davy. In der Sigung der Royal Society zu London am 21. December 1843 ward der Schluß einer Abhandlung des Dr. Davn Über die thierifhe Wärme vorgelefen. In der erften Abtheilung derſelben hatte der Verfaſſer die Anſicht, als ob alte Fiſche kaltbluͤtig fenen, bekämpft, indem er Arten aus den Gattungen Thynnus und Scom- ber als DBeifpiele vom Gegentbeile anführte und die Beob— achtungen befchrieb, die er mährend feines Aufenthaltes zu Conftantinopel an Pelamys Sarda anftelite, deren Tem— peratur er 7° F. höher fand, als die des oberflächlichen Seewaſſers, alfo wohl 12° höher, als die des tiefen Ste: waſſers. umſchließt die Keimblaſe ſchnuͤrt ſich von der Keimblaſe ab Strahlthiere waͤchſ't nicht: waͤchſ't in Würmer mwädf't: —— = in der Richtung feiner Quecradhfe in ber Ride — s⸗ gg — mit dem Hinter- mit dem Vorderleibe, tung ſeiner leibe: der Hinterleib: Laͤngenachſe: — — — — Quallen die kaͤnge: Polypen der Eingeweide anbelangt. Doch laͤßt der mit jedem Tage zunebmende Eifer für das Studium der Entwidelungsges ſchichte, der durch die immer fleißiger benusten Mikroffope ftets neu belebt wird, hoffen, daß dag von dem großen For: fer, von Baer, begonnene Werk immer fköneren Fort: gang nehmen und in nicht entfernter Zeit eine vergleichende Entwidelungsgeftichte das große Material in ein harmoni— fhes Bild zufammenfaffen werde‘. Er theilte mehrere Eigenthümlichfeiten, in Betreff des Blutes diefes Fiſches, fowie des Schwerdrfifches und gemei- nen Ihunfifches, mit, melde ihm mit dir Temperatur in Beziehung zu ftehen feinen, und ſtellte die Vermuthung auf, daß der Kern und die Umhüllung der Blutkuͤgelchen ungleidnamig eleftrifch feyn, aus diefer Urfache aber bei’m Auefheiden des Saueiſtoffs während der Reipiration Eräf- tiger einwirken dürften. Im zweiten Abfchnitte, welcher ſich mit der Tempera⸗ tur des Menſchen im böbern Alter befhäftigt, brachte der Verfaſſer eine Anzahl von Beobachtungen bei, die zu dem Zwecke angeftellt wurden, die Temperatur mehr als adhıtzige jähriger Perfonen zu ermitteln; und bei denen fid das un— ‚erwartete Nefultat ergab, daß das Thermometer, wenn man deffen Kugel unter die Zunge folcher alten Leute bringt, cher 15 * 231 höher, als niedriger, fteht, als bei Leuten von mittleren Sahren; und. diefe Erfcheinung will. der Berfaffer aus dem Umftande erklären, daß bei alten Leuten faft alle eingenoms menen Nahrungsftoffe auf Unterhaltung der Refpiration ver: wandt werden. Sm dritten Abfchnitte, wo von dem Einfluffe der Luft von verſchiedener Temperatur auf die thieriihe Wärme die Rede ift, bringt der Verfaffer, nachdem er daran erinnert, was ec über das Steigen und Fullen der Temperatur des Menfhen bei'm Uebergange in dir heiße Zone, ſowie in dies fer bei'm Herabfleigen von hohen Bergen in die Ebenen, wahrgenommen, gewiffe Beobachtungen bei, aus denen er— fihtlih wird, daß in England ähnliche Temperaturwechſel binnen wenigen Stunden eintreten, wenn man aus Eulter Luft in geheizte Zimmer übergeht, was auch durch viele Er: perimente beſtaͤtigt wird, die der Verfaffer in dem fehr vers aͤnderlichen Clima Conftantinopels anftellte, wo der Stand des Thermometrrs vom März bis Zuli 1841 von 31° bie 94° fhwonkte: Im vierten Abſchnitte befchreibt er die Beobachtungen, welche er ruͤckſichtlich der Wirkungen einer mäßigen Leibes— bewegung, z. B., Spasierengehens, auf die Temperatur des Körpers angeftelit hat, und aus denen ſich ergicht, daß dies felbe die Vertheilung der Wärme begünftigt und deren Er: böhung in den Extremitaͤten bewirkt, dagegen die Tempera: tur des Rumpfes, oder der tiefliegenden Theile weniy, oder nit vermehrt. (London, Edinb, and Dublin Phil. Mag., June 1844.) Miscellen. Zur Erhaltung animaliſcher Subſtanzen, ausge— ſtopfter Thiere ꝛc. hat Gannal neuerdings cin verbeſſertes Ver— 653. XXX. 15. 252 fahren mitgetheilt, wodurd nicht nur der Faͤulniß, ſondern auch den Jaſectenfraße wirtſam vorgebeugt wird. Er nimmt 1 Pfund Alaun, 100 Grammen gepülverte Brechnuß und 3 Kiter Waller, laͤßt die Mifyung bis auf 21 Liter einkochen und dann verfühlenz gießt die Elare Flüffigkeir ad und fprigt.die Präparate damit aus, Mir vier Eßloͤffeln dis Rückſtandes 1 Bodenfages) vermiſcht er ein Eidotter und reibt mit diefem Zeig die Snnenjiite der Haut und die daran noch verbliebenen Fleiſchtheile cin. Dur das Eidotter wird die durch den Alaun gegerbte Haut geſchmeidig erhalten. Zur Erhaltung der Vogelfedern bringt ex drei Verfapren im Vorichlag: 1) gepülverte Brechnuß; 2) eine Tinctur von Brechnuß, in Alco⸗ hol macerirt: 100 Grammen in 1 Liter; 3) eine Aufloͤſung von 2 Srammen Strychnin in 1 Liter Alcohol. Man beſtreicht die Haut mit dieſen Fluͤſſigkeiten mittelſt eines weichen Pinſels, ſo wird kein Inſect den Federn ſchaden. Haben die Federn ſehr zarte Farben, fo iſt der Strychnintinctur der Verzug zu geben. Bei folchen Vögeln, die eine fehr feine Haut haben und die deßhalb das Erweichen mit einer Fluͤſſigkeit nit virtragen, wird die ges pülverte Brechnuß vorſichtig, aber gründlich eingerieben. In allen Fallen läßt jich obiger Teig anwenden. Arfenit, behauptet Gane nal, ſey durchaus unbraudbar. Ueber einen Zug Heufhreden, weldhen der Chirurgus Sobn Aſhton Boſtock zwiſchen Cawnpore und Agra, in Bordire indien, beobachtete, meldet Derſelbe in einem Briefe an fiinen Vater, Daß die Heuſchrecken ziemlih genau gigen Oſten und mit einer Geſchwindigkeit von 4 Engliſchen Meilen auf die Stunde geflogen feyen, während der Briefiteller in der entgegengeſetzten Richtung feinen Weg verfolgt habe. Deunod befand ır ſich zwei bis drei Stunden lang mitten in dem Heuſchreckenſchwarme, der die Luft verdunfelte und den ganzen Gefichtsfreis einnaym, fo daß man feldft nabe liegende Gegenſtände nur undeutlih wahrnehmen Eonnte. Blickte man gerade aufivärts, fo glaubte man einen fehr ſchweren Schneeſchauer zu erkennen, und der Boden war mit den Inſecten bedeckt wie im Herbſte von welken Blättern. Mehrere drangen in die Saͤnfte der Reiſenden einz ſie waren 2! Zoll lang, fleiihfarben, mit dunfelbraunen Abzeichen. Die Eingebornen wands ten alle Mühe an, fie von ihren Fildern zu verfheuhen. (Annals and Magaz. of Natural History, June 1344, Supplementary Number.) ———— —————————— — a ag Vs pn ra 0 ea den Ueber das Hornhaut = Staphylom. Bon Dr. James H. Pickford, Leveille war der Erſte, der in einer Anmerkung zu feiner Sranzöfifhen Ueberfesung von Scarpa’e „Ueber die Ktanfheiten des Auges“, s. v, staphyloma, zuerft auf das conifhe Hornhaut: Staphytom aufmerffam madıte. Seine Befchreibung des Uebels ift fo genau, daß wir bier feine ei— genen Worte anführen wollen: Ich habe vor Kurzem eine eigenthümliche Kranfbeit der Hornhaut beobachtet, welche id nur zu den Stapbylomen zählen kann. Bei einer Dame von fünfunddreißig Fahren, deren beide Augen auf normale Weiſe gemölbt find, und die fonft gefund ift, ſteigt der Mittelpunct der Hornhaut auf beiden Augen allmilig fo in die Höhe, daß dirfe Membran nicht mehr, wie gewöhnlich, einen regelmäßigen Kreisabſchnitt bilder, fondern ein ſtark vorfpeingender Kegel iſt, der an ſeiner Mitte mit einer Spitze endiget. Von der Seite angefeben, gleicht die Horn: haut einem duckhfichtigen Trichter, deffen Spige nah Aus Ben gewendet ift, Bei gewiffen Stellungen des Auges fchyeint die Spige des Kegels etwas weniger durchſichtig zu ſeyn, als die übrige Hornhaut; bei anderen dagegen erfcheint der, trübe Punct fo Elein, daß er das Sehen nicht fehr behin— dern Eann, Wenn das Auge gerade gegen ein Fenſter ges fteut wird, fo veflectirt diefer vorfpringende Punct in der Mitte der Hornhaut, Statt das Licht durchzulaſſen, daffeibe fo ſtark, daß es zu leuten ſcheint, und da dieſes Phänos men gerade der Pupille gegenüber fkattfindet, fo kann die Kranke die Objrcte nur undeurlih unterfcheiden. (cf. Trai- te pratique des maladies des yeux, traduit de Vlta- lien de Scarpa par J. B. F. Lereille. T. U. p. 179. Paris 1802.) Meder Geſchlecht noch Alter ift von diefem Uebel bea freit. bei Frauen ſcheint e8 jedoch haͤufiger vorzukommen. Wardrop (Essays on the morbid Anatomy of the human eye, vol. I. p. 117. Edinb. 1508) bar es bei einem fechsjihrigen Knaben beobachtet, und Adams (Journal of Seience and Arts. Vol. U. p. 402. Lon- don 1817) ſah es bei einer mehr als 70 Sabre alten Perfon; das mittlere Alter jedoch leidet am Häufigften 233 daran. Zumeilen ift ed angeboren (cf. Manuel pratique d’ Ophthalmologie par Prof. Stoeber. Strasb. 1834.) Das coniſche Hornhaut »Staphylom, staphyloma pellucidum, ift eine ziemlich feltene Krankheit, wiewohl Demours angiıbt, daß er und fein Vater, welcher vom Jahre 1747 an prafticirte, in ihren Sournalen mehr als hundert Fälle aufgezeichnet haben (cf. A. P. Demours 'I'rait& des maladies des yeux, T. 1, p. 316, Paris 1818). Beer jitoh erwähnt von diefer Krankheit Nichte. — Wardrop giebt (op. eit.) cine ausführliche Beſchreibung des Uebels, welches vr Ergeiförmige Hornhaut nennt. Man virgleiche ferner Zyall in Kdiub. Med, and Surg. Journal 1811. vol. VII. p. I. über das staphylo.na conicum pellucidum; G. E. Wimmer Thesis de Hyperceratosi. Lips. 1831 und Himty, Bibliothek für Ophthalmologie ꝛc Bd. I Hannover 1316. Bei dem befprodenen Uebel ift die normale Gonverität der Hornhaut virloren gegangen, cine durchſichtige Kugelgeftalt, ans ſcheinend von der normalen Zertur der Dornbaut durchaus nicht weſentlich verſchieden, onme vorhergegangene und begleitende Schmers zen oder Entzündung, ift an ihre Stelle geireten; die cornea iſt nad) Vorne virläng:rt und zeigt dem Beobachter einen eigenthüms lich glänzenden, funfeinden Punct, als wınn ein folider Kryſtall in ihrer Mitte ſich bıfände, Diefes Phäromen wird durch die ftarke Refraction der durch— gehenden Lichtſtrahlen vom Hornhautkegel, zugleich) mit der Reflece tion eines Theiles aller auf feine Oberfläde auffallunden Strahlen in gehörigem Verhaltniſſe zu dem Ginfallswinkel bervorgebradt. In weit vorgefchrirtenen Kalten findet man nicht felten die Spige dis Kegels opak. Diefes kann eine Folge von Entzündung feyn, die durch die Reibung der Augenlider an dem Dornhautvors fprunge bewirkt wird, oder aus anderen Urſachen hervorgegangen it, denen ein fo eigenthuͤmlich geftaltetes Auge unterworten ift. Wenn der entzündliche Zuftand fehr heftig ift, fo kann Ulces ration und Staphylom die Folge fiyn. Demours fagt: Die Hervorwölbung nimmt in einigen feltenen Fälen zu, wird von Ophthalmie bealeiter und geht dann in staphyloma corneae übır (op. eit., p. 516). Die Kranken werden bei'm Beginne des Uebels turzfichtig , find aber, bei'm Fortſchreiten deffelben, außer Stande, kleine Gegenftände voneinander zu unterſcheiden, ſelbſt in der Rich⸗ tung der Augenare, fobald jie nicht in ciner Nähe von 1’ oder fo ungefäbe vor die Hornhaut gebracht werden. Jedes dircete Seren ift nun faft gang, wenn nit gänzlich, aufgebobin, wirwohl an der Schläfenfeite des Auges ſelbſt kleine Gegenftände leicht unterſchieden werden. Iſt das Uebel weit vorgeſchritten, ſo klagen die Kranken oft darüber, daß ſie einen Kreis oder einen Kreis von Ringen rund um ein brennendes Licht oder Lampe erbliden. Sch babe jedody ſelten Kranke gefunden, welchen ein Licht oder ein anderer glänzen der Körper vier bis fünf oder mehrere Male verdoppelt erſchien, obwohl diefes von Autoren erwähnt, und von Bremfter den Uns regelmäßigkeiten des Hornhautkegels zugefchrivben wird, deifen Oberfläche, nach ibm, zahlreiche Eleine, fphärifche Erbabenheiten und Bertiefungen zeigt. Diefe Unregelmäßigkeiten jedoch erklären cbenfogut die ketten— artige Erſcheinung des obenerwähnten Kreiſes, indem eine jede Er- habenbeit, in der That, ein Eleiner Kegel it, fo daß man ſagen kann, die Spige des ftumpfen Kegels beftehe aus einer Anhäus fung von Eleinen Kegeln, die unreaelmäßig zufammengeworfen find und nur mit Hülfe einer ftarken Lupe oder durch Beobachtung der Veränderungen, welche on dem durch die Oberfläche hindurchgebinden Bilde einer brennenden Wachskerze hervorgebracht werden. erkannt erden fönnen. Einige Schriftfteller find der Anficht, daß die Eegelförmige Geſtalt der Hornhaut in einer Ablagerung von durchſichtiger Mar terie, und von derfelben Befchaffenbeit wie die Hornhaut felbft, auf der dußern Oberfläche derfelben ihren Grund habe. Diefe Anficht ift von M. Jäger (ef. Ammon’s Zeitfchrift, Bd. I. ©. 548. Dresden 1830) und Mibdlemore als irrtbümtlich nachgewiefen, von welchen der Erſtere bei der Unterfuchung der Hornhaut nad) dem Zode einer von jenem Uebel afficirten Perfon eine centrale 653, XXX. 15. 234 Vertiefung fand von dem Umfange einer mäßig erweiterten Pupille und von viner Schreibpapier ähnlichen Subſtanz, mit einer Verdik⸗ tung am Rande, weiche allmälig gegen die sclerotica hin zunahm. Middlemore fagt (lreatise on the Diseases of the Eye and its Appendages, vol. 1. p. 532: Anm. London 1835): Ich harte einmal Gelsgenbeit, div Hornhaut nad) dem Tode von einer Perfon zu unterſuchen, welche an conifcher Hervorwoͤlbung berfels ben in hohem Grade gelittin hatte, und ich fand die Platten weni— ger gegeneinander verſchiebbar, der Rand der Hornhaut hatte feine nermale und gewöhnlide Dice, aber ihre Spige war weit dünner, als gewöhnlidy, und nur außen opaf, fonft ſchien Feine Veraͤnde— rung ftattgefunden zu haben. Zur Berräftigung diefer Behauptungen dient auch ein ven Wardrop erwähnter Fall, wo dir cornea in Folge eines auf das Auge erbaltenen Schlages geborften war. Einige glauben, daß der humor äqueus, in größerer Menge als gewohnlich abgeſondert, die Kammern dis Auges ausdıhne und den Mittelpunct der Hornhaut nady Born dränge (ef. Lyall, op. eit. pp 10, 11). Warum würde aber denn die Hornhaut eine co— niſche Geſtalt annehmen? Man begreift leicht, wie eine Zunahme der wälferigen Feuchtigkeit die Dornhaut ausdehnen , verdünnen und entzünden, ihren Durdmeffer vergrößern, die Pupille erweis tern und die Beweglichkeit der iris beeinträchtigen, ein Gefübl von Bölle und Spannung im Auge bewirken und Kopfichmerz oder Schmerzen rings um die orbita hervorrufen ann, von melden Eymptomen kein einziges bei der conifhen Hornhaut vorfommt, aber es iſt nicht fo Lie zu begreifen, wie jene Zunahme des hu- mor aqueus eine Kegelgeſtalt bervorbringen follte, Zravers (Synopsis of Diseases of the Eye. 2re Ausg. p» 124. London 1321) ift der Anficht, daß tie Affection in einem Verdunnungs- oder Abforptioneprocffe des intirlamıllären Gewe— bis der Hornhaut beftehe, in deffen Folge dire ihre normale Reſi— ftinzkraft gegen den Druck der contenta des Augapfels verliere. „Das Uebel,’ fagt er, „iſt zumeilen langfam in feinem Verlaufe und bedarf Monate, filbft Jahre zu feiner Bildung; dagegen habe ich «8 zuweilen ın dır kurzen Friſt von act Wochen frine größte Ausdehnung erruichen feben. Sid feibft überlaffen, weicht jedoch die Dornhaut nicht ab, fondern bleibt in der beſchriebenen Lage“. Märe Travers’s Anſicht richtig, fo, behaupte ich, müßte und würs de die Hornhaut weihen. Gr fügt binzu, daß fein biejegt vorges fchlagenes Mittel ven einem wobltbätigin Erfolge begluitet geweſen ſey. Zravers iſt der winzige Echrififteller, meins Wiffens, wels cher dem Ucbel einen conftitutionellen Urfprung zuerkennt und eine allgemeine Behandlung empfichlt. Er bat Eiſen und Arſenik fehr wirffam gefunden. Mit diefen Mitteln verbindet er kalte Bäder und das Öftere Oeffnen der Augen unter kaltem Quellwaſſer. Ans dere ſchreiben das Uebel viner manaelbaften Action der ernährere den Gefäße zu (ef. Wiliianı Makenzie a practical treatise on diseases of the eye. 2. Edition. p. 625. London 1835), melde Annahme nody am Meiftın der Wahrheit nahe zu kommen feeint. MWae die von_den Echriftftellern vorgeſchlagene Behandlung betrifft, fo ftimmen alle darin überein, daß die Therapie nit mine der bei diefer Krankheit im Dunkel liegt, als tie Pathologie. Vers ſchiedene allgeme'ne und oͤrtliche Mittel find in'sgeſammt ohne Ers folg angewendet worden, Einige Aerzte empfehlen die Appl’cation von ein ober zwei Biutegeln an das untire Augenlid oder die Schlaͤfe, einmal bie Woche, Andere ratten Blutentziebungen, öfters ESchröpfen, Fons tanelle an den Schlaͤfen, immerwährende Blafınpflafter und ad— ſtringirende Augenwoͤſſer an. Einige Schriftſteller haben, der Anſicht folaend, daß das Uebel von einem Ueberfluſſe d:6 humor aqueus herrühre, alfo die Folge einer Neigung zum hydrops fıy, Galomel innerlih gereicht, um das Lymphſyſtem zu berbätigen, doch obne den aeringften Erfolg. Andere baben die Flüffiakeit entleert, nicht daran denkend, daß fie fi) ungemein fchnel wieder anfammele, denn fobald der Einftich binlänglich verheilt ift, wird auch die Fluͤſſigkeit ſich wieder in den Kammern argefammelt haben. — Andere empfehlen einen conftane ten und paſſend angebrachten Drud auf die Epige des Hornhaut: kegels, welches Mittel wohl ſchlimmer ſeyn mag, als die Krankheit 235 ſelbſt. Einige Autoren, durch eine ſehr veihej Erfahrung von der Unwirkfamkeit der Mittel überzeugt, begnügen ſich damit, Nichts zu thun. — Adams entfernte die Kryftalllinfe, damit, wie er ans giebt, die Fichtftrahlen auf die Neghaut fielen und nicht durch die guiteigerte Refractionskraft der Hornhaut und Einfe in einem für den Sehapparat zu nahen Puncte gefammelt wurden. — Schon Herfchel fagt, indem er von kurzſichtigen Perſonen Spricht. fie haben zu ſehr convıre Augen, und diefer Fehler läßt ſich durch ges eignete Gläfer verbeffern. Es giebt jedoch, wiewohl feltene, Fälle, in welchen die Hornhaut fo prominivend wird, daß es unmöglich wird, eine hinlänglich concaves Glas anzuwenden, Solche Falle würden von unheilbarer Blindheit begleiret feyn, hätten wir nicht den Eühnen Vorſchlag einer Operation, weldye allein durd die Beftimmtheit unferer Kenntniß von dem wahren Wefen und dem Geſetzen des Sehens gerechtfertigt wird und darin beftebt, dag Auge zu eröffnen und die voltommen gefunde Kryſtalllinſe zu entz fernen (ef. Art. „Light‘ in Encyclop. Metropolitana, p. 398. $- 358). Derfelbe Schriftiteller fhlägt als Mittel gegen Tas durch Mißbildungen der Hornhaut entftchende mangelhafte Sehen vor, ‚eine Linſe von einer fait gleich ftarfen Rifractionsfraft, an deren Dserflähe dem Auge zunaͤchſt ein genaues Intaglio, als Abbild der unregelmäßigen Hornhaut, ſich befindet, vor dem Auge anzubringen. Sollte, fagt er ferner, ſich ein ſehr ſchlimmer Fall von unregelmäs ßiger Horahaut finden, jo verdient es wohl beachtet zu werden, ob nicht wenigfiene cin temporäres beutliches Sehen dadurch vers fhafft werden Eönnte, daß man mit der Oberfläche des Auges durdfichtiges thierifches Eiweiß, welches in einer halbrunden Glass capfel enthalten ift, in Contact bringt, oder einen genauen Abdruck der Hornhaut aufnimmt und auf ein durchſichtiges Medium uͤber— trägt. Dieſes Verfahren würde natuͤrlich ſehr delicat ſeyn, aber doch gewiß weniger, als ein lebendes Auge zu eroͤffnen und ſeinen Inhalt herauszunehmen.“ Ds die Entfernung der Kryſtalllinſe eine gluͤckliche Kuͤhnheit genannt zu werden verdiene, möchte ic) ſehr bezweifeln. Könnten nur die ichtitrablen mit gewohnter Re— gelmäßigkeit der Gonvergenz die Linfe erreichen, fo würde Alles gut feynz ein tiefes doppelt, concaves Glas, würde durd) das Bes wirken einer früheren Divergenz den Mangel des Sehvermoͤgens erfegen. Sollte dieß aber der Kal feyn, fo würde eine Eigenthiums lichkeit des Ucbels felbft verihmwinden, denn wäre die Refractions— Eraft der Hornhaut nur gefteigert und nicht im Exceſſe vorhanden, fo würden alle eintretenden Strahlen zur Linſe und Neghaut gehen, ohne jenes eigenthümliche Glänzen, Leuchten und Diamanten äbn: liche Funfeln eins der weſentlichſten Erfheinungen der Krankheit, bervorzubringen. Die Entfernung der Linſe aus der Sehaxe kann, behaupte ich, keine Wirkung auf den Hornhautfegel haben, denn diefer refrangirt die auf den oberen Theil feiner Oberfläche auffallenden Strahlın ungehörig und im Erceffe und ftellt fih ihnen als fortwährende Schranke entgegen, daß fie nicht zur Einfe mit der gewöhnlichen Gonvergeng und Regelmäßigkeit gelangen koͤnnen. Die Figur der gefunden Hornhaut ift ein Euipfoid der Um: drehung um die größere Are, in weldem die Krümmung aller Durchfhnitte gleich iſt; fie bildet in jeder Richtung einen Bogen von 96° 55° 20°; die Lichtitrahlen, welche in einem fpigeren Wins kel als 43° auf fie fallen, gehen hindurch, und es tft fur das volle kommene Schen weſentlich, daß alle auffallende Strahlen, welche in die Pupille hineingeben, die ausgenommen, welche mit der Au— genare zufammenfallen, refrangirt werden, convergiren und fih in einem Brennpuncte auf der Negbaut vereinigen, und für die Voll kommenheit der dafelbft erzeugten Bilder ift die genaue Gonvergenz aller diefer Strahlen zu ihren refpectiven Brennpuncten hin DHaupte bedingung. Wenn demnah Strahlen, welche mit der Augenare pas rallel find, oder Bündel peripherifher Strahlen eines gegebenen Kegels oder mehrerer Kegel an einer vor oder hinter der retina ges fegenen Stelle convergiven und fi in einem Brennpuncte vereini— gen, fo ift das Sehen undeutlih, und im erften alle werden die Strahlen, welche die Netzhaut nicht treffen, decuſſiren und fortge— hen, indem fie, an ihre Oberfläche anftoßend, außerhalb des glängens den focus der Eentralftrahlen Lichtkreiſe bilden, die dem Durdmeffer der Bafis eines folhen Kegels ober ſolcher Kegel an dem Vereini— 653. XXX. 15, 236 gumaspuncte entfpredhen. Hieraus geht hewvor, daß, wenn in Zolge einer ungchörigen Lichtbrechung durch den Hornhautfegel, einer oder mehrere ſoicher Kegel gebildet werden, eine entfprechende Anzahl ſolcher Kreiſe, einer innerhalb des anderen, auf der Neghaut an der Berührungsftelle ſolcher peripherifhen Strahlen ſich barftellen. (Bier folgt nun eine mathematifche Auseinanderfegung , die wir übergehen.) Wenn man behaupten follte, daß die Zerftörung der Einfe ein Einfinfen oder Abflahen des Hornhautkegels herbeiführen würde, fo muß darauf erwidert werden: daß Fein foldhes Einfinfen oder Abflachen eintreten Eönnte. Nehmen wir, z. B., an, daß das Uebel in einem aufgefegten foliden Kegel von durdlichtiger Materie, tis nem krankhaften Auswuchſe aus der Mitte’ der Hornhaut bıftehe, fo £önnte derfelbe weder einjinfen, noch ſich abfladyen, noch ftume pfer werden, und wenn wir dagegen die Urſache dis Uebels in eis ner veränderten Form der vorderen Kammer, einer Zunahme des geraden Durchmeſſers, einem hohlen Hornhautkegel mit einem une gemein dünnen Gipfel fuchen, deſſen Seiten an Dicke gegen die Balls hin zunchmen, wie es Jäger befchricben bat, fo würde cine vermehrte Secretion der wäljerigen Feuchtigkeit, als Kolge der Entfernung der Linſe, jedenfalls den früher von derfelben eingenoms menen Raum ausfüllen und jo die Entfiellung und das Uchel be— ftändig machen. Tyrreli machte auf ein fehr geiftreic) erfonnee nes, aber fehr unwirkſames Mittel aufmerkfam, um das mangels: bafte Schen zu verbeſſern. Es befteht in,einer Veränderung der Stellung der Pupille, und in einer Entfernung derfeiben aus dem Mittelpuncte der Hornhaut, oder dem am Meilten in feiner Geftalt veränderten Theile derfelben bis nahe an den Rand, wo am Wenige ſten Veränderung ftattgefunden hat; der Fehler der Brehuna wird dadurch fehr verringert, das Sehen wird deutlicher und der Brenne punct verlängert (cf. op. cit. p. 277) Diefes bewirkte er dadurch, daß er den Äußeren und unteren Theit der Hornhaut mit einer breiten Nadel punctirte und dann den Pupillarrand und ſoviel von der äußeren Portion der iris in die Wunde hineinzog und daſelbſt einflemmte, als nötbig ift, um die Pupillaröffnung der iris ihre Etellung verändern zu laffın aus dem Mittelpuncte nad) der äue Seren und unteren Seite der Hornhaut hin. > Dur diefes einfache Verfahren, fagt er, habe er das Sehen, und zwar in zwei Fällen fehr bedeutend, verbeffert. Man fieht jez doch leicht ein, daß die wohlthätigen Wirkungen der Operationen auf das Sehvermögen ungemein befchränft und einfeitig gewefen ſeyn müffen. Aus dem bis jrgt Mitgetheilten geht bervor, daß die Refuls tate aller eingefchlagenen Bihandlungsmethoden in’egefammt unges nügend und mangelhaft gewefen find. Was nun die von mir eingefchlagene erfolgreihere Behandlung berrifft, fo will ich bier 3 Fälle mittheilen, welche jene am Be— ften verdeutlichen werden. Erfter Fall. Hannah Hudfon, 28 Jahre alt, aufgenom« men am 1. Mai 1832 mit conifher Hornhaut auf dem linken Auge. Sch ließ ein Blafenpflafter auf die Echläfe legen und nach⸗ ber mit cerat. Canthar. verbinden; innerlich 5 Gran von den blauen Pillen alle Abende und eine Mirtur aus Chinin und Magn. sulphur. zwei Mal täglich. 5. Mai. Zod innerlih, Außerlih als Collyrium und jeden Abend in Salbenform in die Augenlider eingerieben. 7. Zuni. Neben dem Zod ein Brechmittel aus Zinc. sul- phur. gr. xwv. (!), zwei Mal wöchentlih, frühmorgens zu nehmen. 12. Suli. Eine Dispofition zu demfelben Uebel auf dem rede ten Auge bedeutend vermindert. Es ift noch immer ein Kreis um die, mit diefem Auge angefhauten, Gegenftände, doch kann die Kranke mit demfelben beffer und in größerer Entfernung leſen. 23. Zuli. Ein leiter Fieberanfall ftörte die Behandlung. 26. Zuli. Die Brechmitrel werden nun alle Morgen gereicht, Jod innerlich und äußerlich fortgefegt, von Zeit zu Zeit Blutegel an das Auge, und ftatt der Zodfalbe eine ftärfere Merkurialfalbe. — Am 3. October bedeutend gebeffert entlaffen. 237 ‚Zweiter Fall. Anna Bollands, 21 Jahre alt, hyſteri⸗ fhen Krampfanfällen unterworfen, aufgenommen am 12. März 1833 mit Ergeiförmiger Hornhaut. Bei ihrer Aufnahme war nur das linke Auge afficirt. (Zinci aulphur. Bi, Magnes. sulphur. Ziv, alle Moraen zu nehmen.) Nach 12 Monaten vollfommen gebeilt entlaffen. Ungefähr 18 Monate nady ihrer Entlaffung wurde jie wegen eines Nüdfalls des Uebels wieder aufgenommen. Diefilbe Behandlung, wie frü— ber, wurde, mehrere Monate hindurch, mit gleich gutem Erfolge angewendet, Dritter Fall, Marie Boys, 27 Iahre alt, eine Schneir derin, am 10. September 1839 wegen einer fehr bedeutend conis fhen Hornhaut auf dem linken Auge aufgenommen. (Tart. emet, gri., Magn. sulphur. 3 jj, jeden Morgen zu nehmen.) 13. December. CEnſchieden bejfer. Hornhaut flacher. 4, Februar 1840, Hornhaut noch flacher. Die Kranke fagt, fie könne beſſer fehen. 24. November, Bedeutend gebeffert und nach eignem Wunſche entlaffen. 10. Mai 1842. Wirderaufgenommen mit conifher Hornhaut, diefelbe Behandlung. Am 2 Mai 1843 war die Hornhaut fait ganz flach; die Kranke wurde entlaffen, hinlänglicy hergeftelt, um ihr Geſchaͤft wieder aufzunehmen und mit gebejfertim Allgemein: beſinden. Ich will nun verſuchen, das Rationelle einer ſolchen Behand— lung durch die Berückſichtigung der anatomiſchen Structur dis af— ficirten Theiles und der wahrſcheinlichen Pathogenie des Uebels zu erläutern. Einige Anatomen behaupten, daß die Hornhaut, diefe Mem— bran, melde eine fo wichtige Function in der thierifhen Oekono— mie zu erfüllen hat, weder Blut:, noch Lymphgefäße, noch Ner— ven habe. Beffer wäre es zu fagen: unzweifelhaft bat fie nicht nur Blutgefäße, fondern auh Nerven und Eympbacfäße, wiewohl wir diefelben durch unfere Sinne nicht erfennen koͤnnen. Die volltommenfte Durchſichtigkeit ift der Hornhaut eigen; fer ben wir aber nicht gefunde und krankhafte Thätigkeiten ebenfo ſchnell, wie in irgend dinem andern Theile des Körpers, auftretin, und Eönnen wir wohl nur einen Monunt annehmen, daß jie nicht organijirt ſey? \ Die Hornhaut ift, wie andere Gewebe, der Entzüntung, Ul: eeration, Eitirung, Mortification u f. w. untenworfen. Seben wir nun nicht, 4. B., bei Verfchwärung dieſer Membran Blutges fäße, welche rothes Blut zu der ulcerirten Portion binführın. Warum follen wir annehmen, daß diefe Gefäße früher nicht vors handen geweſen find? Nein, es find in der Hornhaut Blutgefäße enthalten. Hat fie aber auch Lymphgefäße und Nerven? Was die Reforptionsthätigkrit betrifft, fo wird diefe wohl von Keinem beftritten werden. — Es ift eine anerkannte Wahrbeit, daß Ners ven ſtets Blutgefäße begleiten. Wenn wir daher das Vorhanden— ſeyn der letzteren annehmen, wenn fie auch von einem fo durchlicdye tigen und bewundrungemürdig zartın Gewebe find, daß fie unferen mifroffopifchen Unterfuhungen, unfern ftarfften Linſen entgeben, fo können wir auch fließen, daß die gewöhnlichen Begleiter der Blutacfäße hier, wie anderswo, vorfommen. Berühre man nur die Hornhaut, oder vielmehr ihre Äußere Bedeckung mit dem Nagel des Fingers, fo wird heftiger Schmerz und Thränenfluß bervorgebradt. Aber, Fönnte man einwenden, die Bedeckung der Hornhaut ift micht diefe feibft. Ich gebe es zu, aber jene ift dennoch mit einer hoben Senjibilität beaabt, und doch iſt diefe bekleidende Membran durhfichtig; man ſieht Feine Nervenfäden über ihre Oberfläche verlaufen, und doch jind fie da, und zwar mit einer fehr hohen Senfibilität begabt. Welche directen Beweiſe haben wir aber, wenn fie vorkanden find, für das Vorhandenſeyn von Blutgefäßen, Nerven und &ympbs aefäßen in dır Hornbaut? mas fagen die Anatomen über die Dorns baut und ihre Organiſation? Müller fagt in feiner Pryfiologie, Band 1.: „Die Hornhaut deſteht aus 3 Schichten, außer der zarten Epitheliumfchicht, melde 653. XXX. 15. 238 ihre freie Oberfläche bekleidet. Die oberflaͤchlichſte Schicht wirb dur heißes Waſſer ſogleich fchneeweiß; die innerfte Schicht ift die membrana humoris equei, welche an die lamina fusca seleroticae fig anheftetz die mittlere Schicht, welche die Dauptfubitang der Hornhaut ausmacht, wird durd ein Netzwerk glängender Fafer: bündıl ohne Koͤrperchen gibildet. Dieſe wird durch Kochen ganz in Knorpelleim umgewandelt. — Das Vorhandenſeyn von Ges fäßen in der Subftang der Hornhaut ift zweifelhaft; fie find nie injicirt worden. *) Demungradjtet bilden ſich penetrirende Ge⸗ fhwüre und Granulationen in der cornea, deren Vorkommen ohne das BVorbandenfeyn von Geſfäbhen ſich kaum begreifen läßt. Bei faft ausgetragenen Kälberfötus babe ich wiederholt rothes Blut führende Gefäße in der conjunctiva corneae gefehen und fie mit einer Lupe mehr, als eine Linie, über den Rand der Hornhaut hinaus verfolgen Fönnen. Denle hat diefe Gefäße injicirt und abgebildet, fie maaßen von yzlrg” bis 245, und die feinften Zweige nahmen die Injıctionsmaffe nicht auf; ihre Stämme, welche aus einem rund um tie Hornhaut verlaufenden Kranzgefäße ente fpranaın, waren etwas größer. Profiffor Regius bat ähnliche Gefäße bei errvadfenen Thieren injicirt. Bei der Entzündung entz hält, wie bekannt, die Hornhaut rothes Blut führende Gefäße. Alle diefe Thatſachen machen e8 fehr wahrfheintih, daß auch die Hornhaut und Linſenkapſel, denen man biejegt nur feröfe Ge⸗— fäße zugefchrieben bat, in der That, mit rothes Blut führenden Gefäßen vırfeben find. Wenn wir jetody) annehmen, daß Blutgefäße auch in durch⸗ fihtigen Mimbranen vorfommen, fo beweifen wir dadurch keines— weges, daß alle Gefäße Liefer Theile einen folhen Umfang haben, daß Nie rorhe Blutkorperchen durchlaſſen. Es ift im Grgentheile wahrfcheintich, daß der größere Theil der zarteren Gefäße diefer Theile nur den flüfjigen Theil des Blutes, die Blurflüffigkeit, durchs lujjen, Travers fagt: Man bat in dem Negerauge zahlreiche Lis nien beobadhtit, melde vielftitige Figuren zwiſchen den Platten der Hornhaut bilden und fir wegen ihrer röthlichen Färbung für Blutgefäße gehalten (Op. eit., p. 20). Charles Bell fagt (the Anatomy of the human body, Vor. III., p. 250. London 1805) „In einem Auge, in welchem die conjunctiva, fowie die inneren Gefäße des Auges, fibr fiin injicirt waren, beſchloß ich, forgfältig die Structur dir Hornhaut zu unterſuchen, und beobachtete nach langer Maceration, wobei fir ſtark aufſchwoll, eine Rıibe von Ge— fäßen, die gänzlich von den Endiaungen der kleinen Blutgefäße verfchirden waren. Die Eleinen injicirten Blutacfäße hörten, wie abgefchnitten, am Rande dir Hornhaut auf, Aber tie, melde ich erwähnt babe, jind einerthümlih, in aroßer Menge vorhanden, groß und vollfommen durchlichtia; fie find groß gegen die Mitte der Hornhaut bin und nehmen argen den Rand bin ad. Ihre freie Communication bildete ein Netzwerk, welches tief in der ver— dickten Subftang dir cornea lag. Der Umfang, die vollftändige Durdfichtigfeit und genaue Veibindung zwifchen diefen Gefäßen konnte darauf leiten, dieſes eine gellige Structur zu nennen ' Eymphgefäße find in Menge in der Hornhaut vorhanden; fie find von Fohmann mit Mercur injicirt worden, weldyer auch ge⸗ zeigt bat, daß fie in ungemein großer Anzahl in der aanzen Dornz bautfubftang vorfommen. Arnold bat fiein den Vabb. Anatomi- cae Fasc. II. tab. 2 %ig. 7 und 10 abgebildet. Was die Nerven in der Hornhaut betrifft, fo berubt der eins ige vorhandıne Beweis für ihre Eriftenz auf der Autorität des Profeſſors Schlemm (cf. Encyklopäd. Wörterbuch der mebicin. Wiſſenſchaften, Bd. IV. ©. 23. Berlin 1830), weldyer Zweige der Giliarnerven in die Hornhaut binıin verfolgt haben will. Diefem ift jedoh von Arnold, rach einer fehr genauen anatomiſchen und mifroffopifhen Unterfucung der Augen des Menſchen und aröfes rer Thiere, peſitiv widerfprodhen worden (cf. Anatom, und phyſiol. *) Profeffor Römer in Wien ift es gelungen, fie zu injiciren. 5. Bemerkungen über die arteriellen Gefäße der Bintebaut des Augapfels in Ammon’s Zeitſchrift für die Ophthalmo— logie, Vel. V., p. 21. 1837. 239 Unterf. über das Auae des Menfhen, S. 29. Taf. I. Fig. 2. Hei: delb. und Leipzig 1832.) Wenn jedoch das wirkliche Vorkommen von Nerven in ber Hornhaut deßhalb beftritten wird, weil wir fie nicht aufzufinden vermögen, fo läßt ſich doch ihr Einfluß auf die Blutgefäße und Enmpfgefäße, welche aufgefunden worden find, unter feinen Um: ftänden mwegläugnen. Die Eiliarnerven fommen, wie befannt, aus dem ganglion eiliare und dem ramus nasociliaris des erften Aſtes des n. trige- minus (und aus dem äußeren Alte des ramus inferior n. oculi motorii). Das ganglion ciliare crhält feine radix longa vom n. nasociliaris n. trigemini, welcher Aſt, bevor er in die Augenhoͤhle sinteitt, einen Faden (die radix media) vom ganglion cervicale supremum erhält, und feine rad. brevis vom (plexus caroticus internus) n. oculimotorius, und empfängt auch einen deutlichen Fa— den vom plexus cavernosus (ganglion caroticum) n. sympathici, welcher daffelbe mit dem Syſteme des sympathicus in Verbin— dung fest. Die Giliarnerven ftchen alfo in Verbindung mit dem Cerebro⸗ſpinal⸗ und fyınpathifhen Syſteme und leiten ihren Eins fluß von denfelben ab. Die allgemeine Senfibilität des Auges rührt vom n. ophthal- Micus und dem ramus nasociiaris her, während die Nutrition des Organs unter dem Einfluffe des n. sympathieus fteht. Wenn man das gınglion cervicale superius- entfernt, fo erfolat eine Ent— zündung des Augıs mit Erguß von Lymphbe;z daſſelbe ift von Mayer, nach Unterbindung dee n. sympathicus, beobachtet worden (ef. Gräfe und Walter’s Journal der Chir. und Augenheilk. Bd. X p. 3. Berl, 1328). Bei Störungen des Allgemeinbefinz dens acht die Hornbaut oft in Verfhiwärung über. Dr. Macken— zie ſagt, daß er befonders bei abgemanerten Kindern oft die Dorn: haut eincs Auges ober beider Augen dünn und prominirend obne viele jidjebare oder felbft ganz ohne Entzündung perforirt werden gufeben hat. Im Jahre 1832 fah er mehrere Fälle von derfelben bösartigen Ulceration der Hornhaut nah hösartiger Cholera. Wenn man zugiebt, daß Blut: und Lympharfäße und Nerven in der Hornhaut vorhanden find, fo wird man Leicht einfehen fönnen, wie eine mangelnde Xunervation eine Erankhafte Action der Blut = und Lymphgefaͤße herbeizuführen vermag. Sobald cin Erankhafs ter Zuftand eingetreten it, fey es in den abforbirenden, ſey es in den ernäbrenden Gefäßen, fo muß entweder eine Ab = oder Zunahs me der Theile die Folge ſeyn. Wenn daher die Action der Lymphgefaͤße zu fehr überwiegt, fo würde eine Verdünnung der Hornhaut eintreten, während die ausgleihende Natur dußerlich neuen Stoff ablagern würde. Diefre wird das Wachsthum des Uebels, fowie die von Brewfter befhriebenen Unregelmäßigkeiten auf der Außenfläche des Hornhautfegels; den von Jaͤger aefundes nen centralen und inneren Eindruc mit peripberifher Verdickung; den hohlen Kegel mit der ungemein dünnen Spitze, bie allmälig nad der Baſis hin an Subftang zunimmt, erklären. Ferner wird darin die geringere Beweglichkeit der Hirnhautplattın aegeneinans der und das Nichtplatzen der Hornhaut feine Erklärung finden, ins dem ihre verlängerte Form das Product des Wachsthums ift und nicht der veriorenen normalen Refiftenz gegen den Druck der con- tenta des Augapfels. Sch glaube daher beredhtigt zu ſeyn, anzunehmen, daß bie fes gelförmige Hornhaut, ceratoconus, von einer durch die Schwäche der Hornhautnerven herbeigeführten fehlerhaften Action ihrer Eyuınphz gefäße abhängt, welche einen vermehrten Anfag aus den ernährens 655, XXX. 15. 240 den Sapillargefäßen hervorruft, um den Folgen jener fehlerhaften Action entaegenzumirken. Die Krankheit ift analog der excentrifchen Hypertrophie der Herzkammern und dem aneurysma, Da es nun möglich ift, daß die Gefäße und Nerven der Hornhaut auf aͤhnliche Weife angeordnıt find, wie in der Pus pillarmembran, fo muͤſſen fie gleih Strahlen nad) einem Mits telpuncte bin mehr oder weniger convergiren, und daraus würde birvorgehen daß der Mittelpunct der Hornhaut die Stelle fiyn wird, wo alle zufammentreffen. Wenn nun durd eine Berinträdhr tigung der Nerveneneraie eine fehlerhafte Action der Blut: und Lymphgefaͤbe berbeigeführt wird, fo werden abnorme Abforption und Ablagerung gerade an Liefer Stelle ftattfinden, Was nun die Pathogenie des vorliegenden Uebels betrifft, fo ſcheint jene manaelbafte Action der Blut- und Lympharfäße, der Hornhaut, deren combinirte Wirkung die hyperceratosis ift, von einer Störung oder Reizung im tractus gastro-intestinalis durch bie Vermittlung des vagıs, sympathieus und der Giliarnerven herz zurühren. Jene Schwäche dır Gapillargefäße verlangt nun zu ihrer Heilung die Anwendung toniſcher Mittel, und da, wie Dr. Bil: ling gezeigt bat, Bred) » und Abführmittel cine beruhigende und aditringirende Wirkung haben, und Antimon einen localen toniſiren— den oder adftringirerden Einfluß auf die Gapillargefäße entzünditer oder im Gongeftivzuftande fich befindender Theile, fowie auf diejenigen aller fecernirenden Gewebe aucübt, fo geht die Heilwirkung dirfer Mittel auf jene Krankheit von felbft hieraus hervor. Die primäre Wirkung findet auf die Magennerven, auf die affociirten und con— fenfuelen Nervengeflechte ftatt, die fecundäre auf dem Wege der Eympathie auf die krankhaft agirenden Blute und Lymphgefaͤße der Hornhaut. (Dublin Journal, January 1844.) Miscellen Gefhwüre am Mutterhalfe während der Schwan: gerfhaft follen, nah Dr. Coſtilhes (Clinique des Höpitaux des enfans), nicht felten ſeyn und abortus veranlaffın. Es ift Schmerz in der regio hypogastrica und Leucorrböe vorhanden; der Ausflug ift immer weißlichgelb, und die Gefhwüre um den Muttermund berum find fpedig und wuchernd. Die Gefhwüre veranlajfen abortus, wenn man fie nicht heilt, was Herr Goftil: bes durch wöchentlich zwei bis drei Male wiederholtes Betupfen mit der feften Wiener Pafte und nadyfolgende Einfprigungen von Alaunauflöfung mit Waffer mit Sicherheit bewerkftelligen zu koͤn— nen behauptet. Gegen Anfhwellungen der Milz nah Wechſelfie— bern empfiehlt Dr. Weitenweber zu Prag die China und führt zur Beitärigung einen Fall an, in welchem cin 25jähriger Menſch, der bereits drei Mal, und zwar zulegt 10 Wocen lang, an einer quartana gelitten hatte und nun, bei trüber Gemuͤths— ffimmung, Mattigfeit und fhmusgigbleifarbner Haut, cine betraͤcht⸗ lihe Milzaufrreibung hatte, dur fünfmöchentlihe Behandlung mit tonifch auflöfenden Mitteln nichts, als cine etwas beffere Haute farbe, erreichte; hierauf aber Chinapulver mit Zimmt, von jedem 8 Gr. alle 3 Stunden, erhielt; bei diefem Verfahren nahm die Milz— gefbwulft von Taa zu Tag ab, fo daß nach Verlauf von 24 Tas aen gar feine Milzanfchwellung mehr ku fühlen und die Gemuͤths— ſtimmung wieder volllommen heiter war. (Defterr. Wochenſchrift 1844, Nr. 12.) Bibliographische Neuigkeiten. Memoires de la Société geologique de la France. Tome I. (der zweiten ©erie). Prem. Partie. Paris 1844. Mit 6 K. Execursion through the Slave States, from Washington on the Potomac to the Frontiers of Mexico; with sketches of po- . pular Manners and geological Notices. By G. W. Feather- stonhaugh. London 1844. 8. Observations on the Efficacy of medicated Inhalation in Pul- monary Consumption. By A. B. Maddock, Esq. London 1844. 8. On the Diseases of Women. By Dr. Rowe. London 1344. 8 mm — — ——— — | Menue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, aefammelt und mirgerheitt von dem Ober» Medieinalrarbe Froriep gu Weimar, und dem Medicinalrarde und Profeſſor Froriep gu Berlin. N. 654. (Nr. 16. des XXX. Bandes.) Mai 1844. — im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. des einzelnen Gtüdes 3 9%r Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ro. oder 3 30 2, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel — Abbildungen 6 9%r tr ——— Ueber die Function der Lymphgefaͤße. Bon R. Willis, Dr. Med. Durch alle neueren Fortfchritte in der Phnfiologie ift die Beftimmung der fogenannten Lymph- oder abforbis renden Gefaͤße keineswegs Elarer, fondern vielmehr räthfels hafter geworden. Nachdem man ihnen über ein halbes Jahrhundert lang ausfchließlicy den Zweck zu abforbiren zugefchrieben, hat befanntlih Magendie in neuerer Zeit aus feinen Verſuchen gefolgert, diefelben hätten mit der Ab- forption durchaus nichts zu fchaffen, indem diefe Function lediglih den Venen oblirgen. Während er jedoch die Lymph⸗— gefäße auf diefe Weiſe ihres bisherigen Amtes entfegte , hut er ihnen fein neues angewiefen, fo daß fie gleichfam als eine Überflüffige Zugabe im Organismus erſcheinen, wobei man ſich doch unmöglich beruhigen Eann. Profeffor Nutoipp Wagner aͤußert in feinem Hand» buche der Phy ’oloygie vom Jahre 1841, daß ſich die Bedeu— tung und der Zwed der Lymphgefaͤße weder aus phyſiolo— fogifäen, neh aus anatomiſchen Betrachtungen genügend ermitteln laffe. Die Frage, wozu diefe Gefüße dienen, ift alfo, glei der in Betreff der Functionen der Milz, der Bruftdrüfe, der Schilvdrüfe ıc., noch zu erledigen. Sn einer Abhandlung, über die fpecielle Function der Haut, welche ib am 9. März 1845 der Royal Society vortrug *), wird ich nach, daß die Ausfcheidung einer gewifz fin Quantität bloßen Waſſers durch die ſchweißerzeugenden Drüfen darauf binwirfe, daß das Blut von allen oberflaͤch— liden Theilen des Körpers nad dem Her en zurückjtröme, indem ich zugleich die Meinung Außerte, daß bierdurch die Endosmofe oder Abforption von Seiten der Venen haupt fächlich bewirkt werde. Bei Durclefung der gründlichften neuern Arbeiten über die Abforption überzeugt man ſich davon, daß die Nothwen— *) Ein Auszua davon befindet fi in Nr. 576. (Nr. 4. XXVII, Bos.) ©. 53 d. Bl. No. 1754. — 654, digkeit des Unterfcheideng zwiſchen der die Ernährung eines Organs vermittelnden, oder Die Secretion eines Organes un— terhaltenden Flüffigkeit von derjenigen, welche nad Vollzie: bung diefer Proceffe aus dem Drgane zurüdkehrt, allgemein eingefehen wird; allein, meiner Anfiht nad, ift man bei diefer Unterfcheidung keineswegs richtig zu Werke gegangen. Die Fähigkeit des Einſaugens, auf welche gegenwärtig die Phyſiologen diejenige der Abforption durhaus zuruͤckzufuͤhren geneigt feinen, kann immer nur bei Slüffigkeiten oder Sub⸗ ftanzen ftattfinden, welche nicht homogen oder nicht miteinander im Gleichgewichte find. Befaͤnden fi Die verfchiedenen feften und flüffigen Stoffe, aus denen der thierifche Körpır befteht, ſaͤmmtlich in demfelben phyſikaliſchen und chemifchen Zuftande, fo würde fein Austaufh von Stoffen zwifchen ibnen jtattfinden; die Wandungen der Arterien nichts aus: baucen, die der Venen nichts einfnugen. „Wenn ji, „fagt Müller in feinem Handbuhe der Phyſiologie, „diejelbe Blutmaffe ftets mit demfelben Theile der Gewebe in Bes rührung befinde, fo würde die Einfaugung nad) einer ge= wiffen Zeit nothwendig zum Stilleftand gelangen. Die Be: wegung des Blutes muß demnad die Cinfaugung infofern begünftigen, als die Portionen, welche bereit8 der Abforprion unterworfen geweſen, fortgefchafft werden, fo daß die Urfache der Endosmoſe ſich ſtets erneuert." Die Nothwendigkeit des Unterichrideng zwifchen dem ausffreichenden und einftreis chenden Blutſtrome in Betreff der Endosmofe ift in diefer Stelle Elar ausgeſprochen; allein weder hier, noch fonft ir: gendwo in feinem Werke, hat Profeffor Müller Etwas über den Grund des Unterſchiedes zwifchen Ddiefen beiden Strömen gefagt. Wenn man anführt, daß die Arterien im Verlaufe der Girculation ausfhwigen, und daß die Venen abforbiren, fo erwähnt man nur einer allgemein zugeftandes nen Thatſache nicht aber der Mittel, durch welche eriiere zum Ausfbwigen und die legtern zum Einſaugen fübig ges macht werden. Buͤßte das Blut nicht zwifchen feiner Strö« mung nad Außen und nah Sinnen Etwas ein, wodurch deffen Dichtigkeit vermehtt wird, fo würde in die ruͤckkehren⸗ 6 243 den Ganäte Eeine Endosmofe, naͤmlich in dem Sinne ſtatt⸗ finden, in welhem die Phyfiologen dieſes Wort gewöhnlich als gleichbedeutend mit: Durchdringen unter Wolumsver: mehrung der durchgedrungenen Subſtanz oder Flüffigkeit, verftehen. Ich glaube früher nachgewieſen zu haben, daß die [hweißerzeugenden Drüfen eines der Glieder eines gro: fen Spftems feyen, dem eigends die Function obliegt, dem Blute Waſſer zu entziehen und fo die Bedingungen vorzu— bereiten, die weſentlich dazu nöthig find, wenn die zum Zwede der Ernährung und Belebung durch die Arterien duchgefhmigten Flüffigkeiten in die Venencirculation zurüd: Eehren folen. Ih fage ein Glied des diefem wichtigen Zwecke dienenden Syſtems; denn es läßt fih nicht erware ten, daß der Einfluß der fchweißerzeugenden Drüfen fi tief unter die Körperoberflähe erſtrecke. Da die unter der Haut liegenden Venen eine Flüffigkeit fortleiten, welde um den ganzen Betrag der Hautausdünftung mafferärmer ift, als die Flüffigkeit in den Arterien, von welchen aus jene Venen gefpeil’t werden, fo werden fie zwar den Geweben, durch welche fie flreichen, ſehr viel Feuchtigkeit entziehen, allein auf die tieferen Theile wird ſich diefer Einfluß nicht erſtrek— ken; diefe würden fortwährend der Ueberfüllung von Seiten des beftändig aus den fie ernährenden Arterien durchſchwiz⸗ zenden Plasma unterworfen feyn, oder e8 würde, da zwi— ſchen diefen Theilen und der Flüfjigkeit in den capillarifchen Arterien keine gegenfeitige Anziehung ftattfände, alle Aus» fhmwigung aufhören. Diefen tieferliegenden Geweben ſcheint nun die Natur duch die lymphatiſchen oder abforbi- venden Gefüge zu Hülfe gefommen zu feyn, deren Zuncs tion, meiner Anfiht nah, Darin befteht, dem Blute einen heil feines MWaffergehaltes zu entziehen, damit der ruͤckkehrende Strom didliher werde, als der nah Außen ffreichende. Die erſte fih hier darbietende Frage ift: von welcher Beſchaffenheit ift die Flüffigkeit, die durch die lymphatiſchen Gefäße fortgeleitet wird? Waͤre fie dicker, als der liquor sanguinis, fo Eönnte daducd die Dice des durch die Ver nen in das Herz zurüdkehrenden Blutes nicht vermehrt mer: den; wäre fie dagegen weniger di, fo würde - fie im Ver— haltniffe zu ihrer Dünnigkeit oder ihrem MWaffergehalt , im Vergleiche mit dem Blute, fich dazu eignen, diefe Flüffigkeit in den Venen zu verdiden und diefelben zur Entwäfferung der Gewebe, durch welche fie ſtreichen, gefhidt zu machen, Nun hat man aber die Proben von menſchlicher Lymphe, fowie von der Lymphe gefunder vierfüßiger Thiere ſtets bei der Analyfe weit dünnflüffiger gefunden, als das Blut. In derjenigen Lymphe, welche Marchand und Colberg aus einem offenen Lymphgefaͤße am Dbertheile des Fußes ſam— melten, fanden diefelben 96,92 Procent Waffe. Die von Bergmann analyfirte, die unter ähnlichen Umftänden er— langt worden war, enthielt 96,10 Procent Waffer. In der, welhe Dr. G. D. Rees analpficte, und die aus Abdomi— nal = &ymphgefäßen eines gefunden Affen herftammte, betrug der Waffergehalt 96,53 Procent. Diefe, von verſchiedenen geſchickten Chemikern erlangten Refultate fimmen in einer 654. XXX. 16. 244 auffallenden Weiſe miteinander überein und Eönnen für hoͤchſt zuverläffig gelten. Dagegen enthält, nah Lecanu's vielfältigen Prüfungen, das menſchliche Blut nur 77,8 bie 82,7 Procent Waſſer. Die Lymphe ift demnad eine weit dünnere Flüfiigkeit, als das Blut, und wenn diefelbe dem Blute entzogen wird, fo wird dieſes feinerfeitd zum infaus gen von Feuchtigkeit weit geſchickter werden. Die ſich auf diefer Stufe der Unterfuhung darbietende Schwierigkeit ift. die Art und Weiſe zu ermitteln, wie die Lymphe aus dem Blute ausgefchieden werde. Durch einen bloßen mechanifhen oder phuficalifchen Proceß, welcher mit dem der Einfaugung verwandt oder damit identifch ift, kann dieß nicht gefchehen. Magendie und deffen Schüler fpras hen den Lymphgefaͤßen alle Abforptionsfähigkeit ab, und ine fofern man unter diefer die phyſicaliſche Eigenfhaft des Eins faugens nah Art der Venen in irgend einem hohen Grade verfteht, hatten fie, meiner Anfiht nah, vollfommen Recht. Die Venen find, in der That, die einzigen abforbirens den Gefäße im eigentlihen Sinne des Wortes; d. h., fie find die einzigen, deren Function, abgefehen von deren Hauptbeftimmung, die darin befteht, das Blut nach dem Herzen zurüdzuführen, auf der Einfaugungsrähigkeit beruht. Sebift die Milchgefaͤße find, wie ich nachweifen werde, Feine Ausnahme von diefer Regel. Alte Gewebe des Körpers ſau— gen zwar ein; allein dieß gefchieht, ausgenommen bei den Bienen, ungemein langfam, und nur bei diefen, ſowie viel- leiht bei den Darmzotten, fcheint die Function von der blos Ben phyſicaliſchen Eigenſchaft, daß fie Flüfiigkeiten ſchnell durchlaffen, abzuhangen. Manche Functionen find, in der That, in vielen Fällen gerade der Gegenfaß der Endosmoſe, z. B., bei der Ausſcheidung des wäfferigen Speichels, Bauchz fpeicheldrüfen-Suftes, Schweißes und Harnes aus dem ver— gleihungsweife diden Blut, Nah den anerkannten Ges fegen der Endosmoſe Eönnten ſolche Flüfiigkeiten ſich nicht vom DBlute trennen. Uebrigens unterliegt es feinem Zwei: fel, daß jedes Gewebe und Drgan des Körpers mit einer befonderen Wähl: und Ausfcheidungsfraft begabt ift, auf welcher unftreitig deffen Entwidelung und Wachsthum theil- tveife beruht, und vermöge deren e8 aus dem plasma, von dem es befeuchtet wird, die befonderen Beſtandtheile, die zu deffen Ernährung dienlich find, ſich aneignet. Die Knochen wählen aus demfelben den Gallertftoff und phosphorfauren Kalk, die Muskeln den Faferjtoff, dag Gebirn und die Ner— ven eimeißftoffige und fertige Subftanzen ꝛc. Ferner haben die drüfenartigen Organe hoͤchſt eigenthümlihe, wo nicht wirklich ſchaffende Kräfte, vermöge deren fie, während ihs ter Ernährung, verfhiedene Flüfiigkeiten, die man gewoͤhn— lih deren Secretionen nennt, aus dem Blute ausſchei— den oder bereiten und in die für diefelben vorhandenen Ca— naͤle führen. In derfelben Weiſe fcheinen die Lymph- und Milchges fäße ihre Functionen zu verrichten. Diefe Gefäße laffen ſich, in der That, als mwefentliche Beftandtheile einer durch den ganzen Körper verzweigten Drüfe betrachten. Ihre Wan— dungen und beutelformigen Anfänge beftehen, nach den Bes 245 obachtungen der gründlichften n:uern Forſchet *), aus einer Anhäufung gekörnter Materie, aus Kernen und Zellen in berfhiedenen Graden von Entwidelung, wie dieß, meines Wiſſens, mit der innerften Structur aller bekannten fecernis renden Organe der Fall if. Es ziehen hier, wie in andern Fällen, Kerne, die in einem fortgehenden Repıoductionspros ceffe begriffen find, eine gewiffe Quantität Förniger Materie an ſich, worauf fie von einer feinen, mit Fluͤſſigkeit gefülls ten Hülle umgeben werden, fo daß fie Zellen darſtellen. Sobald diefe reif geworden, plagen fie und ergießen ihre Füffigkeit in das Lymphgefaͤß, in dem fie gewachfen find, und mit deffen innerer Wandung fie fih in Berührung bes finden. Die fecernirte Fluͤſſigkeit ift bei den Lymphgefaͤßen Lymphe, welche, wie wir gefehen, durchſchnittlich 965 Pros cent Waffer und 34 Procent fefte Subftanzen enthält. Diefe legtern find, ihrer chemifhen Zuſammenſetzung nach, diefelben wie die des liquor sanguinis **). Die Lymphge⸗— fäße oder, genauer gefagt, die Zellen, aus denen ihre Wanz dungen beftehen, äußern demnah, im Verlaufe ihrer Ent— wickelung eine fpecielle Vewandtſchaft zu den waͤſſerigen Theilen des Blutes, und indem fie diefelben aus der in den haarförmigen Arterien cireulirenden Fluͤſſigkeit ausziehen, mas hen fie den in den Venen nach dem Herzen zurüdkehrens den Strom in demfelben Verhältniffe dicker und ertheis ten demfelben die Fähigkeit der Abforption oder Endogmofe, fo daß fie das aus den MWandungen des Xrterienfnftems — ausſchwitzende plasma fortwährend und ſchnell vers ndern. Die Auffaugung des Chylus durch die Mitchgefäße oder die Lymphgefaͤße der Därme wird auf diefelbe MWeife bewirkt, wie die der Lymphe in andern Körpertheilen; jedoch findet bier unftreitig ein höherer Grad von Durdhdringung ftatt, al® irgendwo andere. Die neue Phyſiologie weil’t die Anſicht einer Abforption durch offene Mündungen geradezu zurüd. Die Lymphge’äße des Darmcanals fangen, wie alle übrigen, mit blinden Saͤcken oder Canaͤlen an, und der ein: zige Unterſchied, der fich zwifchen ihrer Structur und der der Lymphgaefaͤße überhaupt wahrnehmen läßt, feheint in der böhern Entwidelung der wefentlichen Elemente des Syſtems, der gefernten Zellen, zu beftehen, welche bier fehr deutlich auftreten. Die Abforption des Chylus laͤßt fih auf diefe Weiſe leicht erklären. Die Subftan; der Darmzot'en, wo deren vorhanden find; die Subftanz des fhmammigen Ge— webes, welches die innere Rage der dünnen Daͤrme bildet, wo jene nicht mehr angetroffen werden, ift, gleich der Sub: *) Beral. in’sbefondere Henle’s Allgemeine Anatomie, ©. 550 und Taf, V. Fig. 26. **) Man bat allın Grund, anzunehmen, daß Blutfcheibchen ſich in beträchtliher Anzahl in den Lymphgefaͤßen entwiceln, Die eimweißftoffige Feuchtigkeit, welche diefelben enthalten, ſcheint die matrix oder das blastema jener wichtigen Zellen zu feyn, und fie entftehen darin wahrſcheinlich als eine nothmwendige Folge der Ausarbeitung, welche diefe Feuchtigkeit in den lym— pbatifhen Drüfen erleidet. Uebrigens kann ic) diefen Zheil der Functionen des Inmphatifchen Syſtems nur als einen uns tergeordneten betrachten. 654. XXX. 16. 246 ftanz anderer Gewebe, in einem befländigen Wachsthume und Abfterben begriffen. Das Abfterben findet hier, mie bei drüfigen Organen überhaupt, im Innern, in der Gegend von Zwifchenzellen- Gängen oder Ganälen, ftatt, melde Gas näle in dem bier betrachteten Falle Inmpbatifche oder Milch—⸗ gefäße find. Allein die Zellen, aus denen die Darmzotten und die fleifchige innere Membran der Därme großentheils beftehen, entwideln fih in mittelbarer Berührung mit dem Chymus, und ein Theil diefes Chymus durchdringt diefelben, Sowie fie ihre Reife erlangt haben, plagen fie und ergießen ihre Fluͤſſigkeit in Vermiſchung mit einer eigenthümlichen koͤrnigen Materie, in die Ganäle, zu denen jie in Beziehung ſtehen. Die flüffigen Beftandtheile find der Chylus und die Candle der Milhgänge*). Die contenta der ger £ernten Zellen de3 Darmcanals find nämlich nur dann meiß und milchartig, wenn Chymus, und zwar folder von einer gewiſſen Befchaffenheit, in den Därmen vorhanden ift. Fehlt folher, fo jind deren contenta wafferhell und farblos, oder doch beinahe farblos, fo daß dann das Product ihrer Reife und ihres Platzens nicht mehr Chylus, fondern Lymphe ift. Der Chylus unterfcheidet fi, in der That, von der Lymphe nur infofern, als er einen größeren WVerhältniftheil von eis weißartigen und fettigen Stoffen enthält, was mit der Bes flimmung diefer Flüffigkeit, welhe die Ernährung des Or— ganismus zu vermitteln hat, volllommen harmonirt; denn der Eimweißftoff repräfentirt die fticftoffhaltigen, das Fett die nichtftidftoffhaltigen Weftandtheile des Thierförpers **). Die anatomifche Vertheilung der Lymphgefaͤße fteht mit der hier aufgeftellten Anficht über deren Functionen vollfom: men im Einklange. Nach dem Gefeße, daß jedes Organ fib in der Nähe derjenigen Theile befindet, die feiner Fun- ctionen bedürfen, muß die Sunction der Lymphgefaͤße eine allgemeine feyn, da das Syſtem über den ganzen Organis— mus verbreitet ift. Herr Lane hat indef befonders auf den *) Doellinger fheint in diefer Beziehung zuerft das Rechte getroffen zu haben. Er nahm an, die Darmzotten reproducirs ten ſich fortwährend an deren äußerer oder dem Darm zuge- Eehrter Dberflähe durch die Anbeftung von Theilchen dee Cbymus in derfelben Weife, wie die Keimmembran dee Ems bryo durch die Ablagerung von Theilchen des Dotters währt, und erlitten zugleid an ihrer innern Oberfläche eine Aufld— fung, durch weldyen Proceß der in die Milchgefäße aelangende Chylus erzeugt werde. Hierin liegt offenbar der Keim einer Anſicht, welche, feit Doellinger fchrieb, außerordentlich fruchtbar geworden ift. Vergl. Froriep's Notizen Bd. J., No. 2, 1822. Hätte er nur weiter geſchloſſen, daß die An— haͤufung von gefernten Zellen, aus welcder die Darmzotten befteben, aus der allgemeinen ernährenden Fiüfjigkeit ftamme, fo würde er fihon vor Purkinje deffen arbaltvolle Anfichten über die geheimften Proceffe der Drüfenfecretion aufgeftellt has ben (S. Verfammlung der deutfchen Naturforfcher und Aerzte zu Prag, 1837, in Oken's Iſis, Nr. 7, 1838, ©. 573), melde Anfichten neuerdings von Goodfir weiter geführt und erbärtet worden find. **) Vergl. die Analyfe der Lymphe und des Chylus, welche ſich Herr Lane gleichzeitig von demfelben Thiere verfchafft hatte, von ©. O. Rees, M. D., in der London Medical Gazette, fowie Herrn Lane's trefflichem Artikel: Lymphatic system, in der Cyclopedia of Anatomy and Physiology. 16 * 247 Umftand aufmerkfam gemacht, daß die Lymphgefaͤße Eeiness wegs nach Art der Arterien, Venen und Nerven nad) allen Eleinften Theilen des Körpers verzweigt find. Man trifft fie überall nur als Gefäße von einer gewiffen Stärke, die man von den Drüfen der Achſelgrube und der Leiſte mit unbewaffnetenn Auge, oder mit dem Meffer und der Zunge niederwärts bis zu den Fingern und Zehenſpitzen verfolgen fann. Sie laufen unter der Haut und in dem Raume zwifchen den Muskeln in mehr oder weniger parallelen Rich: tungen auf weite Streden hin, ohne Seitenzweige aufzus nehmen, obwohl fie häufig ineinandermünden. Anſtatt, wie die Bone aufwärts immer ftärfer und aus Zweigen zu Aeſten, . aus Aeſten zu Stämmen zu werden, ſieht man vielmehr die Hauptgefäße auf der obern Seite des Fußes und auf dem Handrüden und der innen Handflaͤche ji in viele, etwas engere, Ganäle zertheilen, die aufwärts ſtreichen und erft wieder zufammenftoßen, wenn fie ſich einer Gruppe von Lymphdruͤſen nähern. Der Einfluß diefer Gefäße foll offens bar vertheilt, nicht concentrirt werden. Kurz die Lymphge— faͤße der Extremitäten haben überall denfelben Character und in ihrer Einrichtung die größte Aehnlichkeit mit den bedeck— ten Entwäfferungsgräben der Landwirthſchaft. Auch haben fie etwas Uehnliches, wie diefe, zu verrihten. Nur an den, die Eingeweide umgebenden, feröfen Membranen bieten die Lymphgefaͤße, rüdjihtlich der Art ihrer WVertheilung, ein, den Venen ähnliches, Anſehen dar. Doch fieht man fie auch dort im Allgemeinen nicht fid) in ausgedehnter Weife veräfteln und in immer fchwäder werdende, ja zuleßt ver— fhwindende, Zweige vertheilen, ausgenommen an der untern Fläche der Leber. Sie find mehr büfchelartig, wie ein Buͤn— del Nutben, geordnet. In Betreff der Lymphgefaͤße der Gingeweide, bemerft Müller ausdrüdlih; „Mir ift Eein abforbirendes Gefäß bekannt, welches nicht dem unbewaffnes ten Auge erkennbar wäre”, und dieß wird durch die neueften Unterfuchungen des Herrn Lane beftätigt. (gl. Cyclop. of Anat., Vol. lil., p. 217.) Mın giebt gegenwärtig ziemlich allgemein zu, daß die Lymphgefaͤße nur in den Raͤumen zwiſchen Organen, oder auf der Oberfläche von Organen vertheilt find. inige Candle dürften auch die größern Blutgefüße der Eingeweide auf eine gewiſſe Strecke nah dem Drte ihrer Beftimmung zu begleiten; aber ficher dringen fie nie in die Eubftanz, oder das Parenchym irgend eines Organes ein. Die Duedijilberausfprigungen, welche Fohmann, Panizza und Andere bewirkten, indem fie eine Roͤhre auf's Gerathewohl in dag Fafergemebe und Pa: tenchym der Organe einführten, find, nach der Anſicht der beften Anatomen, Ausfprisungen der im Innern der Organe enthaltenen Luͤcken und nicht folhe der Lymphgefaͤße. Die Nahbarfhaft, nicht die unmittelbare Anweſenheit der Lymph— gefäße ift alfo den Organen erforderlih, und dieß fimmt mit den Anſichten überein, die ih, ruͤckſichtlich ihrer Fun» etionen, aufgeftellt habe. 654. XXX. 16. 248 Diefen Anfihten bient bie merkwürdige Entwidelung bes Lymphſyſtems, welde wie bei Schildkröten, Eidechſen und Schlangen, alfo bei Thieren bemerken, bei denen die allgemeinen Hautbededungen offenbar zum Ausfcheiden, oder Durclaffen von Waffer, oder Waſſerdunſt untauglic find, und bei denen folglich ſich irgend ein Erſatz nöthig machte, noc zur befonderen Unterffügung. Ohne Uebertreibung läßt fih von diefen Thieren fagen, daß bei ihnen dag Lymph— ſyſtem enorm entwidelt ift; und es hat bei ihnen eine foldye Ausdehnung und Stärke, daß es an verfhiedenen, von dem Urfprunge der Canaͤle mehr, oder weniger entfernten Stellen wirkliche Side oder Herzen bejigt, welche die Beftimmung haben, die contenta nach dem Gentralorgane der Lymph— circulation fortzutreiben. Ob bei den mit luftdichten, oder hornigen Hautbedeckungen veriehenen, höher organiſirten Thieren, wie Manis und das Panzerthier, eine entſpre— chende Zunahme in Anſehung der Zahl und Staͤrke der Lymphgefaͤße ſtattfindet, iſt mir nicht bekannt, da es mir an Gelegenheit gefehlt hat, dieſelben zu unterſuchen; allein ih moͤchte annehmen, daß dieß wi:Elih der Fall fey. " Wichtig ift auch der Umftand, daß bei yewiffen Krank— heiten, wo die Sunctionen der Haut ſich "vermindern, z. B., bei Wafferiuchten, das Lymphſyſtem den hoͤchſten Grad von Eutwickitung erlangt. Um die Lymphgefaͤße zu demonſtriren, waͤhlen die Anatomen, wo möglıch, jederzeit dag Cadaver eines Menfhen. der an einer, mit allgemeiner Wafferfucht complicirten, Krankheit geftorben ift. (Schluß folgt.) Miscellen Ueber den Bau eines, aus dem Geftein ausge arbeiteten Teleoſaurus-Schaͤdels, aus dem Lias von Boll, hat Herr Geh. R. Joh. Müller zu Berlin der Gefelle ſchaft naturforfchender Freunde dafelbft einen Vortrag gehalten. „Es beitätigt fih, daß die hintere Nafenöffnung an derfelben Stille, wie an den Lebenden Grocodilen und Gapialen ift, aber fie durchbohrt nicht den Körper des Keilbeins, welches ſchon nach ofteologifhen Principien unmöglich ift, fondern wird von dem hinteren Ende der ossa pterygoidea, oder Flügelbeine, bedeckt, deren abgebrodyenen hinteren heil man für das Kıilbein gehalten hat. Die Flügelbeine find fehr lang und anders aeftaltet, als bei lebenden Gavialen. Es giebt zwar unter den foſſilen Gavialen mehrere Gattungen nach dem Baue der Wirbelr Gelenke, Schilder und Zähne, aber Thiere, welche dem Teleosaurus in allen we— fenttihen Dingen gleich find, find ohne Grund davon getrennt worden und haben zu zahlreichen fynonymen Gattungsnamen Ver: anlaffung gegeben. ’’ - Einen lebenden Gecarcinus, aus dem Innern von Peru, hat vor Kurzem Here von Tſchudi, der ihn jest ſchon zwei Sabre in der Gefangenſchaft lebend erhält, der Geſellſchaft naturforfchender Freunde in Berlin vorgezeigt. Nekrolog. Zwei, für Naturforfhung Reifende, Del: gorgie (Frangofe) und Wilberg (Schwede), find im füdlichen Africa (im Masakas:Lande) von den Eingeborenen leider ermor— det worden. 654. XXX. 16, 250 Heesche buuh mann nd 8, Ueber rhachitiſche Verkruͤmmungen. Von Dr. W. J. Little. Oft trifft man auf Kinder, welche vollkommen geſund geboren und anſcheinend ganz geſund um die Zeit des Zahnens oder des Entwöhnene an Gaftro » Snteftinalftör tung leiden, troß aller reichlich gefpendeten Nahrung abs magern und zu der Zeit, wo die Kinder gewöbntich zu gehen verfuhen, £einen Gebrauh von ihren Beinen mas chen. Man jiebt leicht ein, daß in ſolchen Fällen die Ga— ftco : Inteftinalfförung die Verdauung und Affimilatien der Nahrung, die Aufrechterhaltung der normalen Structur und das Wachsthum der verfchiedenen Theile ded Organismus beeinträchtigt. Undrerfeits findet man auch Kinder, weiche, bei der Ges burt Eräftig, mit vorrücendem Alter ſchwach werden, und zwar in Folge der unkräftigen Muttermilch. Diefe Schwaͤ— che kann einen fo hohen Grad erreichen, daß fie cine wahre Kacerie ausmacht, welche unter dem Namen rhachitis bekannt if. Bei diefer Kacherie erleidet das Knocheninftem eine Reihe Erankhafter Veränderungen, welche fich zuerft durch Mangel an Kalkfalgen und dann durd) verminderte Feſtigkeit characterifirt. Darauf erfolgt dann endlich eine Erankhaft vermehrte Kalkablagerung, eine abnorme Dichtigkeit und Volumszunahme der Knochen, kurz die fogenannte elfen— beinartige Veränderung. Wenn rhachitis fo früh im kind— lichen Leben vorkommt, daß die Knochen noh nicht gehörig verfnöchere find, fo Eann man fagen, daß ein Stillftand in ihrer Entwidelung eingetreten fey; wenn fie dagegen in einer fpäteren Periode eintritt, fo erfolgt, wie man annimmt, ein Schwinden der bereits abgelagerten Kalkfalze, und die Kno— hen erleiden eine Erweibung. In der größeren Mehrzaähl der Fälle beſteht rhachitis in einer gehemmten Entwik— £elung. j Rhachitis ift aber nicht alein eine Affection des Kno— chenſyſtems, ihre Wirkungen treten bier nur ſichtlicher her— vor. Nach meiner Anfiht wird ein jedes Gewebe des Dr: ganismus von dem Mangel an tonus und Feltigkeit ers griffen — die Knochen, Bänder, die willflhrlihen und uns willkuͤrlichen Muskeln mit ihren Anhängen, die Häute und drüfigten Organe Wahrſcheinlich bleibt aud das Nervenfpftem nicht vers fhont. Die Mehrzahl der Fälle von chroniidem Waſſer— kopf Eönnen wir als Manifeftationen von rhachitis betrach— ten. Einen Beweis für die Allgemeinheit der rhachitis befigen wir in der Verfchlechterung und Armuth des Blutes an einigen der für das gehörige Gedeihen der Gebilde mes fentlichen Beftandtheile Rhachitiſche Verkruͤmmungen werden felten früher bes achtet , ald bis das Kind anderthalb bis zwei Jahre, zumeis len auch mehr, alt geworden ift, während die Vorläufer = Symptome, wie leichte Vergrößerung des Kopfes, Schwäche des Ruͤckens, bleiches Geficht, ſchlaffe, fette Gliedmaaßen, zoͤgerndes Hervortreten der Zaͤhne, aufgetriebener Leib mit anhaltender leichter Störung des Magens oder Darmcanals fih vom fechsten bis zwölften Monate zeigen. Bald mer: den die Handgelenke aufgetrieben, die Rippen flachen fid ab, der Bauch treibt fih auf, die Schienbeine werden frumm, und das Kind kann nicht ſtehen. Diefes ift das zweite Stadium der rhachitis, in weldem die Deformität ſchen deutlich hervorititt. In dem niächften Stadium werden noch mehrere Gelenke verfrümmt, die inneren Knoͤchel finfen unter der Laſt des Körpers ein, die Beine werden kruͤmmer, die Kniee ftehen nach Innen hervor und ſtoßen aneinander, die Oberſchenkel frümmen fih nah Vorne, das Beden neigt fib auf den Schenkel, und lordosis der Lendenwirbel tritt ein, Das Mißverhaͤltniß zwifhen dem Umfange des Leibes und des thorax erreicht jest feine größte Höhe, das erftere beträgt das Doppelte oder Dreifahe des Normaluftandes, während der thorax ausnehmend ſchmal, die Seiten der ruft flah oder feibft ſtark eingezahnt find. Das Brufts bein ſteht oft nah Born hervor, oder fein unteres Ende fteigt niit den Knorpeln der linken Rippen in die Höhe, den Wis derftand des Herzens gegen den Drud bezeichnend. Die Pulfationen dieſes Organs find oft über eine große Ausdeh— nung fihtbar. In fchweren Fällen werden aud die Schluͤſ— f Ibwine, die Oberarm = und Vorderarmfnochen ſtark gekrümmt. Dft leidet auch der obere Theil der Wirbeifäule. Das Wahsthum des Kranken bleibt natuͤrlich bei diefen Entſtel— lungen fehr zurück. Die Verkruͤmmungen der Dbrrertremität ftören die Function derfelben nicht fehr und erfordern daher felten eine fpecielle Behandlung. Die bäufigfte rhachitiſche Des formität der Unterertremität, welche öfters unfere Aufmerk: famteit in Anſpruch nimmt, ift die mit dom Namen: rum: mes Knie, genua valga benannte, welche in einer Kruͤm— nung des Kuiees nad) Innen befteht. Entweder ift ein Knie leicht affieirt, oder die Deformität erreicht eine bedeu— tende Ausdehnung, fo daß der Unterſchenkel fat in einem teten Winfel mit dem Oberſchenkel ſteht, während dag ans dere Bein gerade bleibt, oder wenn beide Knice ergriffen find, fo ift das eine — gewöhnlich das linke — mehr verfrümmt, ald das andere. Ein leichter Grad diefer Diformität kann fhon in dem Alter von zwolf bis funfzehn Monaten vor: fommen; zuweilen vermindert ſich diefelbe, mit Zunahme der allgemeinen Kraft, fo fehr, daß fie nicht mehr die Aufmerks famfeit auf ſich zieht, oder fie verfchwindet auch gänzlich. Dfe wird fie jedoch für gebeilt gehalten, während eine ge: naue Unterfuchung die Spuren ihres Vorhandenſeyns zeigt. Wird die Entitellung vernacläffigt, fo nimmt fie allmälig zu; die Locomotion wird ſehr behindert und wird oft ganz unmöglib. Man überlaffe ſolche File nicht der Natur; fobald einmal die gerade Nichtung der Beine in irgend eis nem bedeutenden Grade verändert ift, wird die Hülfe der Kunft unumgänglich nothwendig., Die Affection beginnt 251 mit einer Erfchlaffung der das Gelenk umgebenden Bänder und Muskeln, die Sunenfeite des Kniees ift weniger gefhüßt, als die Außenfeite, daher die Krümmung nah Einwaͤrts. Dieſe ift entweder von einer faft unmerklichen oder von einer beträchtlichen Krümmung der Beine und oft von einer Ein: märtsneiqung des Knöcheld begleitet. Der condylus in- ternus femoris wird ſtark prominirend und zuweilen uns verhaͤltnißmaͤßig aufgetrieben, während die Entwidelung des cond. externus zurüdbleibt. Auch der Kopf der tibia erfcheint ungewöhnlich did; zuweilen vagt feine Innenflaͤche nur etwas hervor; zumeilen findet ein auffallender Vorſprung 2 bis 3“ unterhalb des inneren oberen Randes diefesg Kno— chens ftatt. Nachdem das Uebel eine geraume Zeit hindurch beftanden, contrahiren ſich gewiffe fibröfe Gewebe an der du: ßeren oder concaven Seite des Gelenkes, und erleiden eine organifhe Verkürzung. Diefes findet meift an dem m, bi- ceps, der Anheftungsftelle des vastus externus und den äußeren Seitenbändern des Kniees ftatt. Eine ganz ähnlich ausfeherde Deformität findet man oft bei Individuen, welche fehr früh bei Arbeiten befchäftigt murden, die viel Gehen oder Steben erfordern, wie bei La— den= und Laufburſchen, Buchdrudern, Schneidern u. f. mw. Zumeilen entfteht fie durch eine Verſtauchung, einen Fall oder eine andere zufällige SSnfultation des Knieed. Genua valga fönnen neben anderen rhachitifhen Deformitäten vor: Eommen. Die Kniee beugen fih zuweilen nach Außen, oder ein genu valgum bewirkt durch feinen Drud gegen das andre Knie die Richtung derfelben nah Außen. Behandlung. Allgemeine therapeutifche und diätes tifche Behandlung ift in diefer, wie bei jeder anderen rha— chitiſchen Deformität, wefentlih, fo lange die Kacherie bes fteht; wenn aber das Allgemeinleiden befeitigt ift und bloß noch die Deformität zu behandeln bleibt, fo hat man die fpeciell für die Befeitigung der abnormen Form angezeigten Mittel anzuwenden. Diefe beftehen großentheild in meca= nifhen Snfteumenten, und zuweilen findet die Zenotomie ihre Anwendung. Bei der Behandlung des eriten Stadiums der Affection find folgende drei Indicationen zu beachten: Die Befeitigung des Grundübels, Hebung des Uebergewichts des Körpers, welches die Deformität fteigert und Geraderichtung der bereits beftehenden Verkruͤmmung. Der erften Indication genüsen wir durch die Darreis chung von Eifen- und Jodpraͤparaten, durch die Entfernung nad einer reineren Atmofptäre, Land- oder Seeluft, Eins fhränfung der flüffigen und häufigen Darreihung animalis fer Nahrung. Zuweilen kann eine mäßige Menge Wein und Waffer oder dünnes Bier gereicht werden; zumeilen mer: den gelinde Abführmittel nöthig ine paſſende Bauchbinde verhütet die Auftreibung des Leibes, unterftügt die aufrechte Stellung des Körpers, behindert die Abdominal- und beför: dert die Thorar-Refpiration. Die zweite Sndication wird dadurch erfüllt, daß man entweder dem Kinde nicht geftattet, Gehverſuche zu machen, oder eine mechanifche Stüge anwendet. Wenn die Zendenz zur Deformität fehr groß und das Kind fehr jung ift oder ausgemachte rhachitis vorhanden ift, fo findet man, daß, 654. XXX. 16. 252 wenn auch dad Kind inftinetmäßig fih zu flügen verfucht, doch fo große allgemeine Schwäche vorhanden ift, daß man gut thut, die aufrechte Stellung gar nidyt zu dulden und das Kind lieber auf dem Boten fpielen zu laffen. Ausfahs ten im Seien ift bei irgendwie gutem Metter fehr fürdere ih. Iſt aber das erfle Kindesalter vorüber, fo ift es faft unmö,lich, das Kind vom Geben zurüdzuhalten, die rhachi— tifhe Kacherie nimmt wahrjceinli ab; die Glieder werden kraͤftiger, doc) zeigt fih bei aufrechter Stellung eine bedeu— tende Neigung der Gelenke. Hier find mechaniſche Stüß: mittel von dem größten Nutzen und fünnen ohne Bedenken angewendet werden. Der dritten Sndication, welche in der Befeitigung der Gontraction und VBerfürzung der andauernden Deformität beiteht, wird dadurch genügt, daß gerade Schienen an der Außenfeite der Kniee angebradyt werden, welhe Tag und Nacht getragen werden müffen und nur von Zeit zu Zeit theild der NeinlichEeit halber, theils um Frictionen und Mas nipulationen anzuwenden, abzunehmen find. In ſchweren Fällen genügen gewöhnliche Schienen niht, und man muß dann Eiſen anwenden, welches an die Schuhe befeftigt ift. Menn weyen des vorgerüdtern Alters, oder wegen der Nigis dität der Gewebe die mechanifhen Stügmittel nicht wirk— fam genug fich zeigen, fo Fann man die Cur durch fubcutar ne Durdfchneidung des biceps, der Sehne des vastus externus und der Fascie dafelbft befchleunigen , worauf dann nach der Vernarbung die Mafchinen wieder anzulegen find. Die mecanifhen Mittel find ein bis zwei Jahre lang anzuwenden, bis die Gelenkflächen fih an ihre veräns derte Stellung gewöhnt und die Musfeln mehr Kraft be: £ommen haben. (Lancet, Jan. 27. 1844.) Ueber Tracheotomie in Fällen von chronifcher Affection des larynx. Von Dr, U Watſon. Der Durchgang der Luft zu den Lungen wird durch chroniſche Affectionen des Keblkopfs behindert und ift nad) der in der Larynröffnung der trachea dadurch bewirften Verengerung mehr oder weniger gehemmt. Ent,ündung der Schleimhaut und anderer Xheile des larynx, idiopathifh oder fpecififh, endet zumeilen mit Anfchwellung und Ver— dickung der afficirten Theile (oedema glottidis), welche oft von Ulceration begleitet find. In feldhen Fällen findet Aphonie, erfchmwerte, zuweilen ſchmerzhafte Deglutition und mehr oder ‘weniger behinderte Refpiration ftatt. Die diefem Uebel Unterworfenen, welche ich gefihen habe, maren alle über die Mitte des Lebens; die meiften deffelben fchienen an feinem anderen Uebel zu leiden, einige jedoch hatten Ka— tarch, andere Mpphilitifhe Symptome. Diefe chroniſche Affection der larynx kann fortdauern und allmälig zunehmen, ohne dem Kranken viel Beſchwerde zu verurfachen, bis fie endlich die Deglutition und Refpie ration fo fehr behindert, daß das Allgemeinbefinden bedeus tend afficirt wird. Im weiteren Verlaufe der Krankheit wird die Mefpiration meift mehr und mehr behindert, bis 253 Me Erſtickung droht oder auch ben Kranken wirklich toͤdtet. Dieſe behinderte Reſpiration bietet in den angegebenen Faͤllen mehre eigenthuͤmliche Charactere dar; die Athemnoth iſt nicht gleichmaͤßig; ſie tritt gewoͤhnlich anfallsweiſe in der Nacht ein und iſt von einem eigenthuͤmlich kraͤhenden Tone begleitet, indem die Inſpirationen mehr als die Erfpiratios nen behindert find. Der Kranke ficht ſehr Ängftlih und elend aus, ſcheint nad Luft zu ſchnappen und fest alle Athemmuskeln in heftige Action; in £urzer Zeit werden die Lippen und die Körpersoberflähe blau, und der Kranke kommt in Gefahr, zu erftiden. In diefem Zuftande kann die raſche Hülfe des Wundarztes das Leben des Kranken buch die Operation der Zraceotomie retten und zugleid) benfelben in einen Zufland von verhältnißmäßigem Wohlbe— finden und Sicherheit verfegen, fowie auch eine fpätere Heis lung des Uebels erleichtern. Einige Fälle mögen bier zur Erläuterung beigefügt werden. I. Alice Stotten, achtundzwanzig Jahre alt, auf: genomnen am 21. Auguft 1838. Geit ſechs Monaten Affection des Schlundes mit Schmerzen, Beſchwerden bei’m Schlucken, Heiferkeit und Anfällen von Dyspnöe, dabei ein beträchtliher purulenter Auswurf. Die fauces roth und gefhwollen, etwas Ulceration an den hintern Partieen, bedeckt von zaͤhem, eiterartigem Schleime. Die Aufculta: tion zeigt eine allgemeine, chronifhe bronchitis. Puls 76, weih; Abmagerung; Haut Eühl; Appetit gut. Durch die gewöhnlichen Mittel anfangs gebeffert, vers fhlimmerte fib nah 2—3 Wohen der Zuftand plöglic, und die Anfälle von Dyspnöe drohten Erſtickung. Am 12. September eröffnete idy die trachea und führte eine Sil: berröhre ein. Sogleich Erleichterung, Schlaf ; der Auswurf nahm ab, und die Kranfe verließ nach wenigen Wochen das Spital mit der Röhre in der Kuftröhre. U. Peter Dalgleih, fünfundzwanzig Jahre art, Arbeitsmann; aufgenommen den 19, December 1838. Er Elagte über Beſchwerden bei'm Athmen und bei'm Verſchluk— fen fefter Speifen; die Snfpiration ift von einem ftarfen fonoren Zone begleitet, der befonders in der Gegend des ScyildEnorpel8 gehört und während des Schlafes ſtaͤrker wird. Schlund, larynx und Lunge gefund. Drei Monate darauf in Folge einer Erkältung angina faucium, Sei: ferkeit, Athemnoth. Durch Blafenpflafter, calomel mit Dpium und andere Mittel anfangs erleichtert, verfchlimmert fih fein Zuftand duch eine neue Erkältung wieder; die fauces roth und gefhwollen, Drglutition und Refpiration erſchwert, die Erfpiration erfchwert und von ftarfem fonos ten Raffeln begleitet. Blutegel, Blafenpflafter und Antimos nialien verfhafften Erleihterung, aber am 6. Januar bedeur tende Verfhlimmerung, Athemnotb, Zuftand von Afphyrie; das Bewußtſeyn geſchwunden, die Refpiration bat aufgehört, der Puls ift flatternd, unregelmäßig und langfam. Die Zracheotomie wird fogleich zwifchen dem Bruftbeine und dem Schildknorpel ausgeführt, vier Ringe der trachea durch— fhnitten und eine Röhre eingelegt, und da noch keine Spur von Athem ſich zeigte, wurde Luft eingeblafen und die Bruft 654, XXX. 16. 254 comprimirt. Der Pule wurde deutlicher, es erfolgte eine Infpication, darauf eine Erfpiration, sin Zıttern des Bes ſichtes und leichte Convulfionen des Körpers treten ein mit plöglicher Erweiterung der Pupilte. Der Athem war bald vollſtaͤndig wiederhergeftellt, die anderen Symptomen ſchwan⸗ den, und der Kranke ging feiner Genefung entargen, aber im März ftarb er an bronchitis. (Edinb. Med. and Surg. Journal, April‘ 1844.) Ueber die hyſteriſche Paralyſe. Von Dr. M. Macaris, Die hyſteriſche Paralyſe befteht in einer Atonie, einer Unthätigkeit des Nervenſyſtems, hervorgegangen aus den befz tigen Erfhürtsrungen, weldhen daffelbe durch einen Anfall von Hyiterie ausgefegt wird. Diejenigen Theile, welche diefer Paralyſe unterworfen find, find die, welche vom Cerebro Spinal-Nervenſyſteme verz forgt werden — im Allgemeinen alle organifhen Apparate, deren Functionen fi auf die Erhaltung des organifchen Kebens beziehen, ferner audy die Organe, melde, wenn auch zum organifchen Leben gebörend, dennoch zum Theil der Herrſchaft des Willens unterworfen find, wie der Maftdarm, die Blafe und die Speiferöhte, Die bufterifche Paralyſe bezieht fih bald auf die Con tractilität der Muskeln, bald auf die allgemeine oder locale Senfibilität, bald endlich auf beide zugleih. Die durch fie hervorgebrachten Phänomene find mwechfelnd, fie verſchwinden raſch, um bald wieder zu erfcheinen und folgen fih aufeins ander. Ihre Dauer variirt von einigen Minuten bis zu einigen Zagen, Wochen, felbft Jahren, dann verfchwinden fie allmälig oder piöglidy und im Augenblicke. Die Paralyfe der Senfibilität wird befonderd an den Sinnesorganen beobachtet, welche oft ihre Functionen nicht mehr erfüllen können, ohne daf der ihnen eigenthümliche Locomotionsapparat mit ergriffen wäre. Die Anaͤſtheſie kann die Haut allein oder die Haut und die Muskeln zus gleich ergreifen; fie kann vollitändig oder unvollftändig fenn, meift tritt fie mit Cinemmale auf. Oft geht ihr ein Ges fühl von Schwere in dem fpäter afficirten Theile voran. Selten behalten die der Empfindung beraubten Glieder noch die Fähigkeit, fih zu bewegen, doch find einige Beilpiele - davon vorbanden. Die fpeciellen Sinne fönnen durch dies felben Urſachen geſchwaͤcht, oder vernichtet werden. So bes obachtet man nicht felten den Verluft des Gefichtes, des Gehörs, des Geſchmacks, des Geruches. Nach dem Ver: faffer zeige fib die Amaurofe am Häufigften, nah ihr die Zaubheit. Diefe fpeciellen Anaͤſtheſien koͤnnen vollftändig oder unvollftändig ſeyn, fie erfcheinen gewoͤhnlich ploͤtzlich nach einem Anfalle, zuweilen gebt ihnen eine Schwähe des Drs ganeg, wie Störung des Sehvermögens, Ohrenklingen u. f. w. voran, und meift leidet nur ein Auge oder ein Ohr. Die Meoktilitätsparalyfe afficirt häufiger die Kranken, weldye ſchon einmal von derfelben befallen geweſen find. Sie kündigt ſich gewöhnlich durd) ein befonderes Phänomen 253 an und tritt plöglich nah einem ſchwachen oder heftigen hyſteriſchen Anfalle auf. Der Verfaffer glaubt bemerkt zu haben, daß fie haͤufiger die untern Ertremitäten befalle, als die oberen, im Geaenfage zu der paralysis saturnina, aber, wie bei dieier, afficire fie mehr die Stred » ald die Beuge: musfeln der Gliedmaaßen. Neben diefer Paralyſe kommt zuweilen Schmerz in den gelähmten Gliedern vor. Sie kehrt, wenn fie befeitigt ift, fehr leicht wieder. Am Häufigften aber merden die Hyſteriſchen von der Motilitite» und Senfibilitätsparalnfe zugleich befallen. Diefe beiden Affectionen zeigen fih nicht immer an demfelben Gliede oder demfelben Organe, denn es ift ziemlich haufig der Fall, daß die Amyoſthenie die Unterertremitäten und die Anäfthefie die Haut des oberen Theiles des Körpers einnimmt u. f. w. Sehr häufig ift diefe Pacalyſe von Aphonie oder wenigfteng von Stammeln begleitet. Ihr Verlauf ift höchft eigenthuͤm⸗ lich. Dieſelbe Kranke Eann in Folge verfchiedener Anfälle bald von Paraplegie, bald von Hrmiplegie, bald von Amaus roſe, Taubheit, Aphonie befallen ſeyn, bald wiederum tritt die Paralyfe des oesophagus. der Blafe, des Maitdarmes ioliet oder zugleich mit der an amderen Körpertheilen vorz bandenen auf, und zuweilen erfcheinen alle diefe Phänomen zu gleicher Zeit. Es kommt ziemlih häufig vor, daß die Morilitätspas ralyſe volftändig ift, während die Seniibilität nur ſtumpf geworden ift, und umgekehrt. Beide Arten der Paralyſe koͤnnen auf einmal oder allmaͤlig verſchwinden, zu gleicher Zeit oder eine nach der anderen. Von allen Paralnfen giebt die bnfterifche die befte Pro: gnofe und läßt ſich am Leichteften heilen ; oft bewirkt dieſes die Natur felbft. Doch kann, fagt der Verfaffer, felbft in den gluͤcklichſten Fällen der Arzt oft zur raſchen Wiederher— ftellung der Gefundheit beitragen und die Heilfräfte der Natur bedeutend unterftügen. Bei'm Beginne der Paralnfe rühmt Piorry die guten Wirkungen des fchiwefelfauern Chinins, in Alkohol, Zimmttinctur u. f. w. aufgelöft. Wenn die hyſteriſchen Anfälle eine Art von ntermittenz zeigen, fo ift das fchmefelfaure Chinin angezeigt. Treten diefe Zufaͤlle zur Zeit dev menses auf, fo iſt es gerathen, dag Erfcheinen derfelben zu begünftigen; zuweilen hat fich ein mäßiger Aderlaß nüslich gezeigt. Iſt die hyſteriſche Paralyſe veraltet, fo applicire man Voficatore an die Nierengegend, und wende reizende Frie— tionen, Dampfdouhen und befonders die Electricität, fowei 654, XXX. 16, Strychnin und Brucin an. Man muß Uberdisß die Kranken auffordern, ihre ganze Willenskraft auszuüben, um einige Bewegungen zu Stande zu bringen, und fie wie Kinder fprechen lehren, wenn fie fprachlos geworden find, In den Fällen endlich, wo alle diefe Mittel erfolglo8 geblieben find, fann man auf eine vortheilhafte Weife vom thierifchen Magnetismus Gebrauch mahen. (Aus Annales Medico- psvchologiques in Gaz. des Hopitaus, Nr. 12. 1844.) NMiscellem WAbtragung einer erectilen Gefhwulftin der Knie Eeble von Lifton. Ein Knabe von 10 Jahren wurde nad) dem Spitale gebradht mit einer Gefchwulft an der rechten Kniekehle, welche vor zwei Jahren zuerft bemerkt worden war; damals war fie nur klein und verurfachte Eeine Unbequemlichkeit; fie wurde abır nad) und nach größer, und nach einem Sahre confultirte die Mut⸗ ter einen Wundarzt, welcher deutliche Yulfationen, aber fein Ge— räufch, in derfelben wahrnahm. Es wurde win Haarfeil durch die= felbe gezogen und daifelbe, nad) erfolgter Eiterung, wieder entfernt, Dennoch nahm die Geſchwulſt an Größe zu. — Bei der Aufnahme war bie Geſchwulſt laͤnglich, ihre Länge der Längenare des Gliedes entfprechend und betrug 31 Zoll; ihre Größe war die eines Huͤh— nereies. Sie nahm die Parthie der rechten Kniefchle ein. Die fie bedeckende Haut war von normaler Färbung; Yulfation, oder ein Geräufh, Fann in derfelben nicht wahrgenommen werden; der Druck ift nicht fehmerzhaft. — Die Geſchwulſt ift elaſtiſch und undeutlich fluctuirend, namentlich, wenn das Glied geftredt ift. — Lifton bielt die Geſchwulſt für folio; verrichtete aber die Erplo: rativpunction, wodurd eine Menge fchwarzen Blutes entleert ward. Aus Beforgniß, die vena saphena externa angeftochen zu haben, machte er eine zweite Punction, wobei Feine Flüfjigkeit mehr aus— floß. Darauf wurde die Gefchwulft bloßgeleat und erftirpirt. — Das Wichtigfte diefer Operation ift, daß die Gefchwulft mit dem musculus semimembranosus zufammenhing, von welchem auch ein Theil entfernt werden mußte. — Die Unterfuchung der Gefchwulft eraab, daß fie aus einem zelligen Gewebe beftand, : welches mit Blut infiltrirt war; es war eine erectile Geſchwulſt, welche mit einır Kettmaffe umgeben war, in weldyer ſich die zweite Punctions= ftelte befand Lifton glaubt, daß dieſes accidentelle erectile Ge— webe, wildes mit der Haut nicht verwachfen war, vem musculus semimembranosus ausgina. Der Knabe wurde vollfommen geheilt. (Medico -chirurgival Transactions, 2. Series, T. VIII.) Morbus coxae, Zuration des Schenkelkopfes. — In der Sigung der Pathologiſchen Gefellichaft von Dublin am 16. Avril 1842 zeigte Herr Adams ein Pröparar von Krankheit des Hüft: aelenfes vor, in welter Euration hervoracbradıt war. Das Sub— ject des Falles war ein fechezehnjähriger Knabe. Der Schenkelkopf war erweicht und nad) der- Rüdfeite des Huͤftbeines hin verrenkt; das Bein war verkürzt und adducirt, Abfceßsildung und Eiterung war erfolgt und der Kranke war der Dectik erlegen. Das Kapfelligas ment war vollftändig zerftört worden. (Dublin Journ., March 1844.) Bibliographische Meuigkeiten Recherches physiologiques sur la vie et la mort. Par M. F. X. Bichat. Nouvelle edition, prec&dee d'une notice sur la vie et les travaux de Bichat, et suivie de notes par le Docteur Cerise. Parise 1844. 18. Traite de chimie appliquee aux arts. VII. Paris 1844. 8. Par M. Dumas. Tome Traite elementaire et pratique de Pathologie interne. Par A. Grisolle. Tome ]. et II. Paris 1844. 8. Recherches et observations cliniques sur la nature et le traite- ment des fievres graves (typhoides, ataxiques, maligues,) etc. Par le Docteur Francis Devay. Paris 1844. 8. — — —— —— — | Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammrelt und mirgerheilt von dem Obers Mebieinnlratbe Froriep zu Weimar, und dem Mericinalrarhe nnd Mrofeffer Froriep zu Berlin, N 655. (Nr. 17, des XXX. Bandes.) Suni 1844, Gedruckt im Randes = Induftrie »s Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 K 30 ax, des einzelnen Stuͤckes 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gr Be Tr Ueber die Kunction der Lymphgefaͤße. Bon R. Willie, Dr. Med. (Schluß.) Die Beziehungen des Lymphſyſtems zur Circulation in den haarfoͤrmigen Blutgefaͤßen, ſowie deſſen Einwirkung in der bereits bezeichneten Richtung, werden durch die Art und Weiſe, wie es ſich zuletzt mit-den Blutgefaͤßen verbindet, noch weiter beftätigt. Die waͤſſerige Fluͤſſigkeit, welche ſich die Lymphgefaͤße aneignen, wird nicht in der Nachbarſchaft der Organe, wo fie geſammelt worden, in die Venen gelei: tet; denn dadurch würde eine abermalige Verdünnung des zum Herzen zurücdkehrenden Blutſtromes, eine Aufhebung alles Gefchehenen bewirkt werden. *) Die contenta der Lymphgefaͤße ergießen fih in das Blut erft in dem Augen: blide, wo daffelbe in das Herz einftrömt, von wo aus dafs felbe unmittelbar nach der Lunge getrieben wird, woſelbſt es, abgefehen von der befonderen Art von Laͤuterung, der e8 dort unterworfen wird, foviel Waſſer verliert, daß dag in den Rungenvenen enthaltene Blut etwas dicliher ift, als dag in den ungenarterien befindliche, und jenes dadurch in den Stand gefekt wird, die Entmwäfferung des feinen Ge: webes des Mefpirationsorganes zu bewirken. Dieß ift, in der That, meiner Anfiht nah, der Zweck der ® nyenaugs hauchung oder Rungenausdünftung, melche allerdings ſchon aus phyfißalifchen Gründen gemiffermaaßen unvermeidlich ift, aber auf diefe Weiſe zur Vermittelung eines wichtigen Le— bensproceffes dient. *) Bei manchen niedriger organifirten Thieren fcheinen nicht alle Lymphgefäße ihre contenta in den zwifchen der vena jugularis interna und den venae subelaviae liegenden Winkel zu eraies Gen. Dieß dürfte in’sbefondere auch bei den Vögeln der Fall feyn, bei welchen, den Befchreibungen nah, mehrere bedeus tende Lymphgefaͤße in die Venen der Abdominalhöhle münden follen. Lippi, welcher dieſelbe anatomifche Anordnung auch bei'm Menfchen und den höcften Säugethieren nachzuweiſen fuchte, verfehlte diefen Zweck, bei Gelegenheit feiner, deßbalb mit den ausgezeichnetften franzöfifchen Anatomen gehabten Discuffionen, durchaus. Uebrigens Eonnte das Blut der vena cava ascendens, welchem der Harn und die ganze Tranfpir ration der untern Ertremitäten entzogen worten ift, aller, dings fehr verdünnt werden, ohne deßhalb die Fähiakeit einzubüs fen, die Gewebe, durd) welche jenes Gefäß ftreicht, zu entwäffern. No- 1755, — 655, Kin Bi Zur ferneren Beftätigung meiner Anſichten, rüdfict: lid) der Functionen des Lymphſyſtems, möchte ich noch auf die merkwürdig ftarfe Störung hinweifen, melde der ganze Drganismus erleidet, fobald die Functionen, oder die Struc— tur der feröfen Membranen irgend beeinträchtigt find, welche Membranen id) als Apparate zur Befchidung einer großen Anzahl von Lymphgefaͤßen betrachte. *) Beifpielsweife will ich die Entzindung der feröfen Membranen und die irgend aus— gedehnten Adhäfionen der einander gegenüberliegenden Ober: fläben derfelben erwähnen. Die in diefen Fällen ftattfin- denden Störungen fchreibt man gewöhnlich der Behinderung der Bewegungen in den Organen, deren feröfe Bedeckungen betheiligt find, dem Umfange der erkrankten Oberfläche ıc. zu; allein fie hängen offenbar von einer tiefergehenden Ur— fahe ab. Meiner Anficht nad, leidet die Ernährung, über: haupt die Lebensthätigkeit des betroffenen Organes. Die für den Zutritt der ernährenden Flüffigkeit, für die Beſei— tigung der ausgenugten Materie erforderlichen Bedingungen find tbeilweife aufgehoben, und daraus entfpringt zuvoͤrderſt ein hoher Grad von conftitutionaler Störung, und fpäter die lebenggefährlichen Folgen, welche das Erkrankten der fe: roͤſen Membranen nach fi zieht. Bisher hat man angenommen, das Lymphſyſtem der Haut diene zur Vermittelung des, zwifchen den [hwammir gen Wandungen der Arterien und Venen ftattfindenden, noth— wendigen Austauſches der ernährenden Flüffigkeit ; allein höchft- mwahrfcheinlich wird durch dirfelbe Function das Hinzutreten und der Durchgang der Strömung, welche die nod im In— nern der Arterien und Venen eingefchloffene, nährende Fluͤſ— figeit liefert, in gleich hohem Grade begünftigt. *) Bon Belange ift der Umftand, daß die einzigen beiden Abdo⸗ minalorgane, welche nicht in Kalten des Bauchfelld liegen, nämlich die Bauchfpeicheldrüfe und die Nieren, ſolche find, welche eine ungemein waͤſſrige Secretion liefern. Da das in den haarförmigen Arterien diefer beiden Organe enthaltene Blut an diefe Secretionen foviel Waffer abarben muß, fo wird das in deren capillarifhen Venen befindliche Blut in der Weiſe verdickt, daß es, unter fehr geringer Beihülfe von Sei⸗ ten der Lymphgefäße, fähig ift, die Entwäfferung ihres ©rs webes zu bewirken, 17 259 Seit Cutlen's Zeit haben die Phyfiologen ſtets eifrig nody nach einer andern Urfache der Circulation des Blutes in den Hanrgefüßen geforicht, ald der von dem Herzen aus— gehende mechaniſche Antrieb, und dieſem Beſtreben verdans Eon mehrere Eühne Hpsothefen ihren Urfprung. Die anges febenften unter den jetzt lebenden Phyſiologen erkennen je: doh, außer der Bewegungskraft des Herzens, Feine Kraft an, welche bei den höher organifirten Thieren bei der Cir— culation mitwirfe, Diefer Anfiht trete ich unbedingt bei; allein deßhalb fteht es mir nichtsdeftoweniger frei, zu unterſuchen, ob nicht Mittel vorhanden feyen, durch welche der Kauf des Blutes, in’sbefondere in deffen winzigen Gefäßen, erleichtert werde. Es laͤßt fih nicht läugnen, daß eine dielihe Flüffigkeit, wie das Blut, in feinem Laufe durch Gefäße, die nur zaFanı oder 7555 Zoll im Durchmeffer haben, auf bedeutenden MWiderftand flogen müffe, und dennoch fehen wir das Blut in den durchfcheinenden Theilen lebender Thiere durch dieſe feinen Canaͤle fo gefhwind fließen, daß wir eher glauben fellten, e8 würde durch diefelben gefaugt, als getrieben, und daß wir ung jedenfalls durch den Augenfhein von der völlis gen Ueberwindung jenes Widerftandes überzeugen. Es ift gewiß eine fehr merkwürdige Thatſache, daß die in einem feinen Gefäße eines lebenden Thieres enthaltene Blutſaͤule diefes Gefäß nicht von einer Wandung zur ans dern, als ein gleichförmiges Gemengfel von gefärbten und ungefärbten Körperhen, fowie Plasma, füllt. Die ro— then Scheibchen fahren gefhwind in der Are des Canals bin, als ob fie von den Wandungen deffelben zuruͤckgeſto— fen würden; die farblofen Körperchen dagegen rollen in eis ner Schicht von merklich dicflihem Plasma, welche fich zwi— fben den aneinandergereihten, rotben Scheibchen und der Wandung des Gefaͤßes befindet, in Berührung mit dieſer MWandung bin, ale ob fie von derfelben angezogen würden. Diefe Anordnung ift unftreitig von hoher Wichtigkeit, und man kann, meiner UAnfiht nach, über deren Weſen nicht leicht im Zweifel bleiben, wenn man die Ausdehnung des Apparates bedenkt, welcher eigens zu dem Zwecke vorhan— den ift, eine WVerfchiedenheit in der Confiftenz des nach Aus Ben und des nach Sinnen gerichteten Stromes der Circula— tion, und folglich einen fortwährenden Austaufch zwifchen den Grundbeftandtheilen diefer Strömungen zu bewirken, welcher den Gefegen der Anziehung heterogener Subjtanzen und denen der Endosmofe unterworfen ift. Die Wandungen der Arterien fchwigen, von den fig: maformigen Klappen der beiden großen Stämme der artt. cardiacae bis zu den Außerften Enden ihrer peripherifchen Verzweigungen, beftändig eine Flüffigkeit aus, die weit duͤn— ner ift, als der liquor sanguinis und die theild durch die ſchweißerzeugenden Drüfen aus dem Organismus herausges ſchafft, theils durch die Lebensthätigkeit der Lymphgefaͤße in diefe geleitet und darin verarbeitet wird, um an der gehoͤ— rigen Stelle wieder in das Blut zurücdgeleitet zu werden. Die Wandungen der Venen, welche mit einer Flüffigkeit gefüllt find, die um den ganzen Betrag des, an der Körz peroberfläche ausgedunfteten und in die Lymphgefaͤße gelanz genden, Waſſers dicklicher, oder waſſeraͤrmer ift, faugen da: 655. XXX, 17. 260 gegen beftändig aus den Geweben, durch welche fie ftreichen, Feuchtigkeit ein. Auf dieſe Weiſe werden fortwährend ver: fbiedene Fähigkeiten für Erosmofe und Endogmofe, eines— theils zwifchen den Blutgefäfen und dem liquor sangui- nis, und anderntheils zwifhen dem liquor sanguinis und den, denfelben enthaltenden, Canaͤlen, fowohl den zu: führenden, als den ausführenden, von deren Urfprung bis an deren Ende, erzeugt. (London med. Gaz., April 1844.) Beſchreibung gewiffer Belemniten, an denen noch ein großer Theil ihrer einſt weichen Theile erhalten ift, aus dem Orford- Thon bei Chriftian Malford in Wiltihire. Vom Profeffor Richard Owen. *) Der Berfaffer befihreibt in diefem Auffage Exemplare von, in obiger Localität gefundenen, Belemniten, an denen fih noch ein großer Theil der früher weichen Theile erhalten findet. Nachdem er an die abweichenden Meinungen ver= ſchiedener Forſcher binfichtlihb der Natur und Verwandt: ſchaften diefes ausgeftorbenen Thieres erinnert bat, macht er in’sbefondere auf die Entdedung des Tintenſackes bei Be- lemnites aufmerkſam, von welcher in den Zoological Transactions, Vol. II, fowie in der Cyclopaedia of Anatomy and Physiology, Art. Cephalopoda, ge= handelt worden if. Durch diefe Entdeckung ward er, in Betracht der phyſiologiſchen Beziehungen diefes Drganes, ver— anlaft, die Belcmniten von den Polythalamacea de Blain— ville's zu entfernen und in die höhere Didnuny der Ger phalopoden zu verfegen. Zunaͤchſt befpricht der Verfaffer die Structur der Schaale und weif’t nach, daß der fpathartige Spieß, fowohl nad feiner mifcof£opifhen Structur, ald nah dem Umftande, daß die Kammern des Phragmocons bei Eeinem der befchries benen Exemplare von fremdartigen mineraliſchen Subſtan— zen durchdrungen find, als dag Mefultat der urfprünglichen Drganifation zu betrachten fey. Phragmocon nennt er den gefümmerten (zelligen) beberformig = Ergelformigen Theil der zufammengefesten Schaale des Belemniten, und den Namen alveolus nimmt er ausfhlieflihb für die Pfanne, oder Vertiefung, an der Baſis des Spießes in Anſpruch, in melche der Phragmocon eingelaffen ift. Er theilt eine genaue Beichreibung der Scheide des Phragmocons, fowie der Structur der Kammern, mit. Die fraglihen Eremplare find fo gut erhalten, daß fih die Geltalt und Ausdehnung des Mantels, deſſen Fortfegung über die Außenfeite der Schaale und die Anordnung feiner Muskelfafern genau er: Eennen laffen. Das Thier ift mit zwei Seitenfloffen vers ſehen, die halboval find und vor dem fpathartigen Spieße, mitten auf dem Mantel, befeitigt find. Die Muskelfafern der Floffen, der Trichter und beffen Muskeln werden zunachft befchrieben; ferner der Kopf, die Augen, welche groß und auffigend find, die Kopfarme, deren 8 vorhanden und Spuren von zwei Mebententateln. Die gewöhnlichen Arme find mit einer doppelten alternivenden Reihe von fharfen hornigen Hafen befegt, wie bei manchen *) Mitgetheilt der Royal Society zu London am 21. März 1344. 261 noch lebenden Arten von Onychoteuthis, aber die Arme find verhaͤltnißmaͤßig länger. Ihre Muskeiftructur ift an den fofiiten Eremplaren zu erkennen, und der Verfaffer vergleicht fie mit der bei den Decapoden. Die Stärke der Elemen⸗ tarzMuskelfafern des Belemniten ift diefelbe, wie bei Ony- ehoteuthis; aber der Character der Queerftreifen, welche bei den Elementar: Muskelfafern der Gepbalopoden nur ſchwach entwicelt find, ift an den fofiilen Eremplaren nicht zu er: mitteln, Won den innern Organen der Belemniten ift, außer dem ſchon früher von Budland und Agaffiz ent: dedten Zintenfade, nur die hornige Auskleidung des Vor— magens an den fofjilen Eremplaren zu erkennen. So wird denn die Folgerung, daß der höhere, oder zweikiemige Typus der Drganifation der Gephalopoden noth= wendig mit dem Vorhandenſeyn des Tintenapparates verges felfchaftet fen, dadurd) bejtatigt, daß fih am fofjilen Bes lemniten ein, die Schanle umhüllender und mit einem Paare musculöfer Floſſen verfehener, Mantel, große aufligende Aus gen und wenige, aber große und zufammengefegte, Kopf: arme vorfinden. ; Schließlich mweift der DVerfaffer die mehr unmittelbaren Verwandtſchaften von Belemnites nah, indem er darauf aufmerffam macht, daß dieſes Thier Merkmale in fich vereis nigt, welche gegenwärtig unter mehrere Gattungen vertheilt find, 3. B., eine zufammengefegte innere Schaale, melde in diefelben Hauptportionen zerfsllt, wie bei den Sepien, aber zugleich diefelbe gekaͤmmerte Structur darbietet, wie die Schaale der Spirula; ferner mit Hafen beſetzte Kopf— arme, wie bei Onychoteuthis und endlich die weit nad Vorne angefesten, rundlichen Floſſen, wie man fie bei Spi- rula und Rossia findet, Der Abhandlung find Abbildungen beiyegeben, melche die befchriebenen Gremplare, ferner mifrofkopifche Anfichten der Schaale und des Musfelgemebes und eine, nach den Anbhaltepuncten der foifiien Eremplare entworfene Darftels lung des Lebenden Belemniten uns vorführen. (London, Edinb. and Dublin Philos. Mag., June 1844.) Weber die Temperatur von Quellen, Brunnen und Flüffen in Indien und Aegypten, fowie der See— und Tafelländer innerhalb der Wendekreiſe; nebft einigen Bemerfungen über Bouſſingault's Verfahren zur Beſtimmung der mittleren Tempe: ratur der Aeyuinvetialgegenden. Bon Lieutenant Newbold in der Madrarfhın Armee, Der DVerfaffer diefer, der Londoner Royal Society am 22, Februar dieſes Jahres voraetragenen Abhandlung macht zuvoͤrderſt auf die Mangelhaftigkeit der Nachrichten aufmerkfam, welche man bisher in Betreff der Temperatur und chemifchen Zufammenfesung des Waffers der Quellen und Fluͤſſe Indiens und Aegyptens, fowie Über deren geo= grapbifchen und geologiften Verbältniffe, befaß. In gegen» waͤrtiger Abbandlung theilt er die Kinzelnheiten vieler von ihm über diefe Gegenftände angeftellten Beobachtungen mit, welche, feiner Anſicht nah, einen ſchaͤtzbaren Beitrag zur Hydrographie Indiens, fowie Anhaltepuncte zu fernern phys 655. XXX. 17. 252 ſicaliſchen Forfhungen abgeben werden. Die Beobachtungen erſttecken fih, mit unregelmäßigen Abftänden, von Alerans drien bis Matlacca, d. h. von 31° 13’ n. Br. bie 2° 14° n. Br. und von 279 bis 103° öftt. Länge von Greenwich. In den Golumnen der Tabellen ift das Datum der Beob— achtungen, die Breite, Länge, ungefähre Höhe Über der Mee— tesfläche, geologifhe Beſchaffenheit der Umgegend, Tiefe des Waſſers, Ziefe bis an deffen Dberflähe, Temperatur der Luft, mittlere Jahrestemperatur der Kocalität, wo ſich die Quelle 2c. befindet, ꝛc. möglib genau angegeben. In der den befonderen Bemerkungen gewidmeten Golumne findet man deren über die chemiſche Beſchaffenheit des Waffers, die Größe der Quellen und Brunnen, die von andern Bes obachtern erlangten Refultate ıc. Im Allgemeinen fand ſich unter niedrigen Breiten die Zemperatur felbft der tiefften Quellen und Brunnen ein Menig höher, als die mittlere Temperatur der Luft, wiewokl einige Ausnahmen vorfommen, namentlih in der Nachbar: ſchaft hoher Bergketten, wo Falte Quellen entfpringen, die mwabrfcheinlic von einem weit beträchtlihern Niveau herab: fommen, als das der Ebene, wo fie hervorfprudeln. Star ſaliniſche oder fhmwefelhaltige Quellen befisen im Durchſchnitte eine höhere Zemperatur, als folhe von reinem Waffer. So: wohl falinifche, als Ealte Quellen fprudeln zuweilen nur wenige Fuß von heißen und Süfmwafferquellen, welde Er: ſcheinung der Verfaffer von dem Umftande herleiten moͤchte, daß die Quellen durch verfchiedene Adern zwifchen den oft ſtatk geböfchten bdarunterliegenden Schichten der Erdrinde auffteigen, fowie, daß fie aus fehr verfchiedenen Ziefen kom— men. Brunnen erlangen, brfonder8 wenn fie einen Waffe fpiegel von geringer Ausdehnung haben und bebufs der Ber mwäfferung ftar in Anfprub genommen werden, kuͤnſtlich eine böbere Temperatur. Die Temperatur von feichten offinen Brunnen, Quellen und Flüffen, namentlih folchen mit fan: digen Bettin, ift, wegen des Fräftigen Einwirkens der At— mofphäre, täglichen Schwankungen ausgefigt, und das ober— flaͤchliche Waſſer tiefer Brunnen nimmt bis zu einer Tiefe, weldhe von der Durcfichtigkeit des Maffers, der Ausdeh— nung feiner Oberflähe, dem Grade, in weldem er der Ein: wirkung der Luft ausgefegt ift und der Heiterkeit des Him— mels abhängt, an diefen Schwankungen Theil. Iſt das Waſſer trübe, fo wird es an der Oberfläche färker erwärmt; allein bei einer Tiefe von 1 — 2 Fuß wirken die Sonnenftrabs len meniger £räftig auf daffelbe ein, als auf Elares Waſſer. Mas den Vorfhlag Bouffingault’s betrifft, wie fih die mittlere Temperatur der Aequinectinlgegenden annds hend beſtimmen laffe, nämlib daß man an einer, vor der unmittelbaren Einwirkung der Sonnenitrablen, fowie vor der nächtlichen Ausftrablung und dem Einfidern der Tage— waffer gefchüßten Stelle ein Thermometer etwa einen Fuß tief in den Ertboden einfenfen folle, fo ergab ſich bei den vom Verfaffer in dieſer Beziehung angeftellten Verſuchen, daß der Erdboden bei diefer Ziefe jährlichen und (bei leichten Bodenarten) tägliben Schwankungen in der Temperatur un: terworfen fen, deren Grad von der Intenſitaͤt der Sonnen— ftrahlen und nächtlichen Ausfttahlung abbüngt, welche Po: tenzen ſich natürlidy ihrerfeits nad) dem Zuſtande der Atmo— 1 * 263 fphäre und dem Grabe richten, in welchem die Oberflaͤche vor diefen Einflüffen gefhüst ift. (London, Edinburgh and Dublin philosophical Ma; Magazine, June 1844.) Ueber die Färbung des Chylus dur Krapp hat Here Bouiffon einen Brief an Heern Flourens gerichtet, den der legtere unlängft der Academie der Wiſſen— fhaften mittheilte, und den wir hier auszugsweife wies dergeben. Die Phyfiologen find über den fraglichen Gegenjtand nicht derfelben Meinung; manche behaupten, mit Haller, Hunter, Lifter, Blumenbad zc., die mit den Nah: tungsmitteln in den Magen eingeführten fürbenden Sub: ſtanzen gingen, vermöge der Abſorption, in den Chylus über und theilten diefer Flüffigkeit die ıhmen eigenthuͤmliche Farbe mit; andere, 3. Bd. Magendie, Tiedemann, ıc., wollen ſich hiervon bei den von ihnen angeftelten Verſuchen nicht haben Überzeugen fönnen. Die Beobachtung einer fo einfachen Erſcheinung, wie die der Harburg des Chylus nich dem Genuffe farbiger Nahrungsſtoffe, ift fo leiht zu madıen, daß man faum ans nehmen kann, die erftgenannten Beobachter hätten ſich bei ihren Verſuchen getaͤuſcht, und wenn die legtgenannten zu anderen Neiultaten gelangten , fo muß man annehmen, daß ihre Verſuche in wefentlihen Puncten abweichend. angeftellt worden feyen. Die von mir unternommenen Erperimente haben mic davon überzeugt, daß der Chylus, je nah der Art und Weiſe, wie man bei den Verfuchen verführt, entweder ge: färbt wird, oder nicht. sriter Verſuch. Zwei Kaninchen, die man vor: ber hatte faften laffen, wurden mit Nleie gefüttert, mit der man ziemlich viel Krapp= Pulver vermifht hatte Man ließ fie drei Stunden lang von diefem gefärbten Futter fo» viel freffn, als fie wollten; dann tödtete man fie, während der Verdauungsproceß in vollem Gange war. Die Lymph— gefäße des mesenterium. die Ganglien derfelben Region und dr ductus thoracicus waren mit leicht opalescirens dem Chylus gefüllt, an dem feine Spur von der eigenthim: lihen Farbe des Krap,s wahrzunehmen war. Dagegen war das DBlutferum von diefer Subftanz deutlich gefärbt. Zweiter Verjud. Zwei andere Kaninchen be— kamen daffelbe Sutter, allein längere Zeit, indemj/fie erft am folgenden Tage gerödtet wurden. Der Chylus war noch nicht gefärbt; allein das Blutwaffer war dieß fehr deutlich, und die rothe Färbung zeigte fih auch an mehreren fecernir= ten Flüfjigkeiten, namentlich am Harne. Dricter Verfuh. Zwei Kaninhen wurden zehn Tage lang mit Kleie gefüttert, die mit gepülvertem Krapp vermifht war; dann ließ man fie zwei Tage lang fireng faften, damit im ductus thoracieus nur Lymphe anzu: treffen wäre. Man tödtete hierauf die Thiere, da fi) dann in faft allen Stüfjigkeiten, und namentlih an der Lymphe des duetus thoracicus, die rothe Farbe des Krapps deuts lid) bemerken ließ. Vierter Verſuch. Zwei Kaninhen ließ man, dag eine zehn, dus amdere vierzehn Tage lang foviel mit 655. XXX. 17. 264 Krapp gefärbte Kleie freffen, als fie wollten. Dann tödtete man fie, während der Verdbauungsproceß im vollen Gange war. Bei beiden zeigte fih die vothe Färbung am Chylus des ductus thoracicus weniger auffallend, als an der bei’'m vorigen Verſuche aus diefem Ganale gewonnenen Lym— phe,, allein doch fo deutlih, daß User dieſelbe Erin Zweifel beftehen Eonnte. Die meilten Zlüfjigkeiten, fowie das Kno— chengewebe, waren geröthet. Diefe Verſuche führen auf folgende Schluͤſſe: Der Faͤrbeſtoff des Krapps wird durch das Venenſyſtem abſorbirt und faͤrbt alſo den Chylus nicht direct; wenn aber die Krappfuͤtterung lange genug fortgeſetzt wird, um die Ver— breitung des Faͤrbeſtoffes im ganzen Ocganismus zu bewir— Een, fo wird die Lymphe, gleich den übrigen Flüfiiskeiten, damit angefdywängert, und fie ertheilt dann dem Chylus, indem fie fih mit demfelben vermifht, eine rothe Farbe. Die Färbung des Chylus ift alfo dur die Dauer der Krapp— fütterung bedingte. Während der erſten Tage behält derfelbe feine naturgemäße Farbe bei; fpäter bietet er die der farbi— gen Subitanzen dar, mit denen dad Thier gefüttert worden ift. (Comptes rendus des seances de l’Ac. d. Sec. T. XVIII, Nr. 15, 29 Avril 1844.) Ali sc can. Sagacität der Fühfe — drudsvolle Töne hören, und ihre Zungen ſind —— damit bekannt. Sie verändern ihre Toͤne nach den Umſtaͤnden. Zuwei— len heulen und bellen ſie, ein anderes Mal ſollen ſie ein ſehr me— lancholiſches Geſchrei hoͤren laſſen, wie das des Pfau's. Ein ganz beſonderes Geſchrei gebrauchen ſie, wenn ſie vom Schmerze ge— plagt ſind; aber ſie laſſen ihn nie merken, ſelbſt in der Agonie des Todes. Ein beruͤchtigter Wilddieb und Fuchsfaͤnger, jetzt einem beſſeren Geſchaͤfte nachgehend, erzählte: daß, wenn er in den Waͤl— dern gewefen ift, das Gebeul der Füchſe zuwerlen ohne Unterlaß fortdauerte. Zu diefer Zeit kamen die gang jungen Fuͤchſe immer fucchtlos aus der Erde hervor. Aber wenn die Alten ihn im Walde bemerkften und einen eigenthümlichen und hart en Schrei von jih gaben, fo zogen die Jungen ſich unmittelbar in die Eroe zuruͤck, und Nichts konnte fie bewegen, wieder hervorzufommen. Er erzählte mir, daß er ftundenlang in einem Baume geſteckt und darauf gewartet habe, daß fie hervorfommen und in eine Grube faulen folren, die er gegraben und an deren D ffnung er ein Huhn als Köder angebracht gehabt habe. Aber wenn die Jungen eins mal die Stimme der Alren gehört hatten, fo rührten jie fich nicht. Stine einz'ge Hoffnung, fie zu fangen, war dann, die Alten zu vergiften; dieß thar er, indem er Arfenik in den Leib eines frifch aetödteten Thieres einrieb. Wenn fie todt waren, fo trieb der Hunger die Jungen hervor und fie wurden leicht in Netzen oder Fallen gefangen. Wenn er zufällig einen jungen Buchs gefangen hatte, ohne die eltern getödtet zu haben, fo kamen dieſe, das Gefchrei ihrer Zungen börend, faft dicht an ihn heran und gaben Zeichen der größten Aengſtlichkeit und Noth und Kiageröne von fich. Die Anbänglichkeit der Führe an ihre Jungen ift, in der That, außerordentlich, und der erwähnte Fuchsfänger verjicherte, daß fie, wenn jie felbige in Gefahr, oder in ihrem Schlupfwinkel entdeckt glaubten, die Zungen eine große Strecke weit in ihrem Maule fortz getragen hätten 2c.. (Jesse, Country life.) Sn Beziehung auf Nahrungsmittel ift zu bemerken, das in Zerranova, einer Eleinen, an der Suͤdkuͤſte von Sicilien, zwi— ſchen Gergali und Scoglietti gelegenen Stadt, aus dem Feigen: Specht ein weißes Fett gezogen wird, welches von den Keefermäulern Si— ciliens und Neapels fehr geliebt wird. Auch in Malta gebrauchen Fuͤchſe laſſen hoͤchſt aus— 265 alle angefehenen $amilien es als Butter, Eine unermeßlihe Menge Vögel, die in Negen gefangen werden, ſind nöthig, um fo vich 655. XXX. 17, 266 großen Haufen in einen fehr großen Dfen geworfen und das Fett fo ausgeſchmolzen. Es mird in Bouteillen aufbewahrt und die Bert zu liefern. Wenn ſſie getötet worden find, werden fie in Vogelreſte weggeworfen. a a EM 0 0 9 Fall von Erftidung in Folge einer mechanischen Urfacdhe. Von Dr. Robert Jackſon. Am 17. Januar 1844 wurde ih um 3 Uhr VBormit- tags zu 9. ©., einem 31 Jahre alten Boͤttcher, gerufen, welcher todt feyn, oder in tiefer Ohnmacht liegen follte. Bei meiner Ankunft fand ich ihn wirklich todt, der Körper lag entkleidet auf dem Rüden im Bette. Das Geſicht war bleib und hatte ein wildes Ausſehen; die Pupillen wa— ten erweitert und die Oberfläche des Körpers ziemlih warm, As ih in den Mund hineinſah, bemerkte ich eine Eleine Menge einer wahrjceinlid aus dem Magen ausgeworfenen Maffe auf der Zunge liegend. — Auf meine Nachfrage erfuhr ich, daß der Verſtorbene eine unregelmäßige Lebens— weife geführt habe und dem Trinken fehr ergeben geweſen ſey. Am Donnerstage, dem Tage vor dem Tode, aß er zu Mittag gefochte Kartoffein mit Fleifhbrühe und verließ bald darauf das Haus; am Abend wurde er, ſtark betruns fen, heimgebracht. Gegen 9 Uhr wurde er unwohl und erbrah ih und murde dann zu Bert gebraht. Seine Mutter ftand, aus dem erſten Schlafe erwachend, auf, um nah ihm zu fehen, und hatte, durch fein Ausfehen erfchredt, zu mir gefandt. Bei der Entfernung des Schädelgewölbes erfchienen die Hirnhäute ſtark injicirt, und die Subſtanz des Gehirns felbft zeigte auf der Schnittflähe zahlreiche rotbe Puncte. Die Blutleiter der dura mater waren mit Blut angefüllt Die Yungen waren auf beiden Seiten von dunkelfarbi: gem Blute angefhoppt, die Linke adbäricte fift an der Nippenpleura, und ihre Spise war mit Tuberkeln befeßt, von denen einige fhon nahe daran waren, in Erweichung überzugehen. Die linke Herzbälfte war contrahirt und leer, während die rechte erweitert und mit dunklem flüffigen Blute anges füllt war. Ich ging jeßt an die Unterſud ung der trachea, und als ich diefeibe aus dem Körper entfernte, indem id) einen infchnitt oberhalb des Zungenbeines machte und nachher die Scheere an dem bintern Theile des larynx und der trachea herabfuͤhrte, ftellte fihb auf ein Mal die Ur: face des Todes deutlih dar: ein Stüd Kartoffelihaale von unregelmäfig dreieckiger Geftatt, wenig länger, als 1, dünn, wie das feinfte Papier und volltommen durchſichtig, fand ſich nämlich wiſchen den Falten der igamenta thyreo-ary- taenoidea eingeflemmt und verſchloß vollftindig die Stimm: tige. Eigenthuͤmlich ift die Are und Weiſe, wie biejelbe an diefer Stelle firiet war, und wie fie gewirkt haben mußte: eins der Enden des Stüdes Kartoff liſchaale war über dem oberen Ende des Schlitzes der Stimmrite befeſtigt, während die beiden anderen Ränder frei waren und cine Art von Klappe bildeten, als welche fie auch ohne Zweifel eine Zeit lang wenigftens gewirkt hatten, indem fie, bei jeder Erfpira: tion in die Höhe gehoben, bei der Snfpiration wieder berz unterfielen und fo in Eurzer Friſt den Tod berbeiführten. Die fraglihe Subftanz war, aller Wahrſcheinlichkeit nah, mit anderen Maffen aus dem Mayen in die Höbe geworfen worden, war nur bis zum Schlunde, oder zum hinteren Theile des Mundes gekommen, und vermoͤge ihret Leichtigkeit durch die bei ferlafenden Betrunkenen fo gewöhns lihen tiefen und ftarken Snfpirationen an die Stelle, wo fie gefunden wurde, bingezogen worden, und aus reinem Mangel an phyſiſcher Kraft war der Unglüdlihe nicht im Stande gewefen, fie aussuhuften. (Edinb. Med. and Surg. Journ., April 1844.) Ueber die Draljäure- Diathefis lad Herr B. Jones in der Sigung der Royal medical and chirurgical Society am 9. April 1844. Der Berfajz fir begann mit einem Gitate aus Biglo (sie?), welcher im Sahre 1833 fagte: „Wir haben oft in den Sedimenten des Harnes Ähnliche (oktaëdriſche) Kryftalle gefunden, welche man ihrer Geftalt nach für aus Kulichlerüc beftehend bätte halten Eönnen, wenn die Löslichkeit dieſes Salzes und die geringe Menge, melde fih davon in Urin findet, diefe Annahme geftattet hätte‘. Dr. Going Bird beftimmte im Jahre 1842, daß diefe oftaedrifchen Kryſtalle aus oraifaurem Kalke beftänden. Da, nad Wilfen des Verfaffers, Eein chemifher Beweis ge: gebin worden war, fo wurde er darauf bingeführt, das Se: diment zu analpfiren. Bei der Unterfuchung des Harneg zu diefem Zwecke wurde das fehr häufige Vorkommen jener Kryſtalle im Nheumatismus beobachtet. Im einem Falle von leichtem Rheumatismus wurde der Einfluß der Diät und der Bewegung auf die aus barnfaurem Ammoniaf und oralfaurem Kalke gemifchte Ablagerung der Gegenftand des Erperiments. In anderen Füllen, wo die Kınftalle vorkom— men, waren die Symptome vollig verſchieden, indem eine Reizung der Harnorgane vorwaltete. Die Gontraction der Kıyitalle zu oralfaurem Kulfgriefe ſchien — wenigftens in einem Falle — die Urfache diefer Verfchiedenheit der Sym— ptome zu fern. Der Verfaſſer bemerkt, daß die Krvftalle nit oft in genügender Quantität vorfommen, um eine Analyfe zu ge— fintten, aber im Detober 1843 unterfuchte er den Harn eines Kranfın und zu gleicher Zeit drei Eleine Nierenfteine, welche im Juli, Auguft und September abgegangen waren. Der Urin enthielt unter dem Mikroftope Mengen von Dftaödern, gemifht mit einigen Kıyftallen von Harnfäure. Die Steine beftanden in’sgefammt aus oralfaurem Kalte, mit Harnſaͤure vermiſcht. 267 Der Berfaffer hat auch Fälle von acutem Rheumatis⸗ mus unterfuht und fiets in dem Harne von Patienten der Art jene ofraedrifhen Kryftalle gefunden. In einem Falle war er im Stande, einige Erperimente Über den Einfluß der Diät und Bewegung auf die Ablagerung des barnfauren Ammoniak's zu machen, und fand, daß die ofta@derifchen Kınftalle an Quantität zu verfchiedenen Zeiten des Tages variirten. Es würde nicht ſchwer halten, die Beifpiele von dem Zufammenhange zwifchen aktaedrifhen Kıpftallen und Rheumatismus zu vervielfältigen; da aber für die Be— handlung der legteren keine Veränderung daraus hervorgeht, fo fcheint das factum nur intereffant, indem es den genauen Bufammenhang zwifchen der rothen Ablagerung und den of: taëdriſchen Krpftallen nachweiſ't und fo einen neuen Stüß- punct für Liebig's Theorie in Betreff des Urſprungs des ors alfauren Kalks liefert. Das Borhandenfeyn von oftaedrifhen Kryſtallen im Urin ift häufig von Symptomen ganz verfchiedener Urt bes gleitet. Der Kranke Elagt Über Schmerz in den Lenden, häufigen Drang zum Harnlaffen, welcher zuweilen gering an Quantitaͤt, zuweilen fo reichlich wie bei Harnruhr iſt. Das Bedürfniß, die Blaſe zu entleeren, tritt plößlich auf, und wenn ihm nicht Genüge gefchieht, fo entfteht ein heftis ger Schmerz. Der Harn zeigt bei der Unterfuhung nur eine leichte Wolke, welche bei'm Erhitzen nicht verſchwin— det. Mit dem Mikroffope unterfucht, ſcheint diefe Wolke zuweilen ganz aus ofta@drifhen Kenftallen, baufiger aus diefen mit Schleimfügelhen gemifht, zu beftehen, und zu— weilen finden ſich graße und Eleine Epitheliumsſchuppen dafelbft. Die Symptome gleihen genau denen durd einen Elei= nen Stein in der Niere bervorgebrachten, und in einem Falle verſchwanden fie plößlich nach einem heftigen Schmerze laͤngs des WVerlaufes des rechten Harnleiterd und einer leichs ten Retraction des Hodens. Der Verfaſſer fihließt mit der Bemerkung, daß die Behandlung, welche fih am Wirkſamſten bewährt hat, die: jenige war, welche dag Allgemeinbefinden befferte. In zwei Fällen traten dee Symptome nach einer Gemüthsaufrequng ein; Arzneimittel fruchteten wenig, aber fowie die Urfache der Aufregung befeitigt mar, verfchmwanden auch die Sym— ptome. (Löndon Medical Gazette, April 19. 1544.) Ucber Mercur und Jod als Heilmittel der syphilis. Bon Dr, Hoden, Einen größeren Auffag Über diefen Gegenftand fihließt der Verfaſſer mit folgenden Refultaten: 1) Mercur und Jod machen die beiden Hauptmittel aus, auf welcde die befte und rationellfte Behandlung der verfhiedenen Stadien und Spmptome der syphilis ſich vorzüglich bafict, obwohl keins von beiden, als ein specifi- cum angefehen, noch empirifch angewendet werden darf. 2) Wenn Mercur und Jod, unterftügt von Beobach— tung, Einfiht und Erfahrung, und mit folhen Mitteln com: binirt, welche die Aerzte anwenden würden, wenn fie unter 655. XXX. 17, 258 dem Begriffe specificum nicht die blinde fpecififche Anwen⸗ dung eines Heilmittels verfiänden, in Anwendung gezogen werden, fo gehören fie zu den trefflichften Helmitteln des Arʒneiſchatzes. 8) Eine modificirte Anwendung des Mercurs iſt faſt für alle Formen geeignet, beſonders aber für die indurirten Formen primäre syphilis. 4) Bei lues universalis ift eine modificirte Anwens dung des Mercurs faft eine conditio sine qua non bei der Mehrzahl der fecundären Eymptome, bei den tertiären dagegen entweder fhadlich oder nuslog, 5) Sod ift bei faft allen Symptomen primärer Sys phylis unwirkfam, ausgenommen einige Formen von pha- gedaena mit großer Schwäne und Störung des Allgemeins befindeng. " 6) Bei allgemeiner lues ift es in der Mehrzahl der fecundären Spmptome ein weniger fhägbares Mittel, als Mercur, ausgenommen einige Fälle von Pufteleruption, phas gedänifhen Nachengefihmwüren, rupia und fecundären Ulcera= tionen von bösartigem Character, alle dur eine Eachektifche und gefhmädhte Gonftitution bezeichnet, während bei tertids ten Symptomen Jod weit wirffamer ift, als Mercur, und feine Wirkungen weit entfchiedener und gewiffer find, als bei irgend einer anderen Enymptomengruppe. 7) Mercure und Jod werden vortbeilhaft verbunden in Fällen, welche zugleich fecundäre und tertiäte Symptome darbieten. 8) Mehrere Formen des Mercurs von örtlicher oder allgemeiner Wirkung find bei den verf&iedenen Symptomen der Syphilis anwendbar, doch ift ſtets die mildefte allge meine Wirkung, fobald fie nur das Uebel zu beawingen ver= mag, vorzuziehen. 9) Das einzig fihere in der Behandlung der Enphis lis anmwendbare Sodzräparat ift das SodEali, welches nie in zu großer Gabe gereicht werden darf, deßhalb auch in der Mehr— zahl der Fälle von Syphilis den Mercur nicht erfeßen kann. Anhang. — Schanker in der Harnröbre compliciren oder fimuliven zuweilen Gonorrböe und befinden fih am Häufigften an der Mündung der urethra, wo fie dann leicht durch bloße Trennunq der Lippen entdeckt werden koͤn— nen, zuweilen aber auch tiefer binein, mo man fie dann an der umgebenden Härte und dem Schmerz an ihrem Sitze erkennt. Primäre phagedaͤniſche Geſchwuͤre mit weißem Grunde fißen oft an div Mündung der Harnroͤhre. Dr. Wallace berichtet in feinen Vorlefungen vier Falle von ins durivtem Echanfer mit f[hwarzem Secret. ie boten in's— gefammt eine ftarke Induration, eine einentbümliche Faͤr— bung des Geſchwuͤres dar, welches ſtets oberflaͤchlich ſaß, und auf welches Mercur hoͤchſt vortheilhaft einwirkte. Dieſe Geſchwuͤre haben eine auffallende Tendenz, eine eigenthuͤmli— che nußbraune oder ſchwaͤrzlich-braune Färbung anzunebmen, dieſe Farbe iſt aber nicht conſtant, ſie kommt und verſchwin— det. Dr. Williams fuͤhrt einen Fall an, in welchem die oͤrtliche Anwendung des ung. hydr. nitr. oxyd. bei einis gen Formen phagedänifcher Rachengeſchwuͤre fich fehr wirk— fam zeigte. Dr. Wallace sizählt drei Fülle von heftiger 269 655. puſtuloͤſer fecundärer Syphilis, " wo Jodkali fehr glnftig wirkte. In allen diefen Fällen waren die Pufteln fehr groß, einige bildeten große Gefhmwüre, andere waren von den eis genthuͤmlichen tellermufchelähnlihen Gruften bededt, und die Geſchwuͤre glihen einander auffallend, ſowohl in der Art ihrer Verbreitung, al® in der Art der Heilung; Hals und Mund waren in allen ſtark ulcerirt, die Synovial= und fibröfen Häute litten in zwei Fällen, im dritten nur die äußere Haut; in zweien trat eine Erfoliation der Alveolarz fortfäge und der Naſenknochen ein; in allen waren die Sym— ptome fophilitifcher Hektik fehr ausgeſprochen Bei rupia zeigte ſich gleichfalls das Jodkali innerlich und das ung. hydr. nitr. oxyd. äußerlich fehr wirkſam, ferner, nach Chomel, in einem Falle von Eroftofe am Schaͤdel mit heftigen Schmerzen und Nacteracerbationen. (Edinb. med. and surg. Journ., April 1844.) Falle von fehweren Kopfverlegungen mit glüdlis dem Ausgange. Von Dr. Martin Erſter Fall. Franz Symes, Moter, dreiundzwanzig Sabre alt, fiel am 20. Januar um zwei Ubr Nadymittags durdy eine Luke des Halbverdeds nieder auf den unteren Boden. Er ivurde bes mwußtlos aufgehoben mit einem Bruche des Linken Schluͤſſelbeins und ausgebreiteter Zerreißung an der rechten Stirnfchläfengegend. Aus dem rechten Ohre jicterte Blut hervor; Ecchymoſe rund um das rechte Auge und unter der conjunctiva mit beträdhtlicher Herz borragung des Augapfele. Bei der Aufnabme war die Haut birih und fühl, und ber Verwundete warf fortwährend die Arme und Beine, obwohl nicht krampfhaft, herum. Er ftöhnte oder murmelte leife vor ſich bin, die Augen waren gefchloffen, die Pupillen nicht erweitert und voll: ftändig contractil. Unterhalb der Zerreißung befand fich ein großer Blutpfropf, nach deffen Durchſchneidung eine Fractur entdeckt wurde, welche gegen die orbita hin verlief, Kein Stertor, Puls 65, ſchwach, kein Erbrehen. Man ließ mit dem Katheter etwas Urin ab, ſchor das Haupt kahl, applicirte warme Umfchläge auf die Wunde und befeftigte die Beine durch Handtuͤcher, fo daß fie nicht umbergeworfen werden Eonnten. 21. Januar, 10 Uhr Vormittags. Da diefen Morgen etwas Reaction eingetreten war, fo wurden 10 Ungen Blut gelaffen. Um 11} Ubr erfchien er mehr comatoͤs, und das Athmen war unge— fähr cine Viertelftunde lang ftertorde; darauf murmelte und ftöhnte er wieder, Unruhe die Naht bindurd. (Klyſtir.) 2 Uhr Nachmittag. Harn unwillkührlich gelaffen, ruhiger, Puls 84. 4 Uhr Nachmittags. Nach dem Klyſtir zwei reichliche Auslee⸗ zungen fchwarzer faeces. Puls 100, allaemeiner Schweiß. r * Uhr Nachmittags. Ruhiger, Puls 96, der Schweiß dauert ort. 22. Januar Nacht, Zuitand derſelbe. 10 Uhr Vormittags. Puls 96, vierundbreißig Athemzüge in der Minute, Pupillen noch contractil, Urin gelaffen, kein Stuhl— ang. 3 Uhr Nachmittags. dem Ohre. (Kiyitir.) 8 Uhr Nachmittags. Puls 72, unregelmäßig, Refpiration 20, linfe Pupille contractil, rechte nicht erweitert, wird aber eher ards Fer, als Eleiner, beitm Vorhalten eines brennenden Lichtes ; etwas Schnarchen und Aufblafen der Lippen; ruhiger, aber zuweilen in unzufammenbängende Ausrufe ausbrechend; etwas Abgang von faeces nah dem Kiyftir, 23. Januar, 9 Ubr Vormittags. Zuftand derfeibe, nur etwas ruhiger, Puls 56, Rıfpiration 20, Pupillen ziemlich träge. Pupillen träger, etwas Blutung aus XXX. 17. 270 4 Uhr Nachmittags. Pule 64, fein Urin, der Ga’beter wird eingeführt, aber die Blaſe ift foft leer; der Kranfe nimmt Arrow- root und Flüfjigkeiten, ſcheint mehr bei Bewußtſeyn. 24. Zanuar, 9 Uhr Vormittags. Puls 66, Refpiration 20, ziemlih ruhig, Harn unwillküͤrlich gelaffen. — 9 Uhr Nachmit-⸗ tags, Puls 90. 25. Januar. Mehr bei Bewußtſeyn, der Kranke antwortet vernünftig, fonft Zuftand derſelbe. Das linke Schlüffelbein wird mit einer achtkoͤpfigen Binde vers bunden. 26. Sanuar. Puls 64, Refpiration 22, Pupillen völlig cons tractil, Harnlaffen und Stublgang neh unmwillfübr!ich. 27. Januar. Puls 68, etwas kichtſcheu und Kälte der Ertres mitäten. 30. Sanuar. Halb comatöfer Zuftand, Puls 60; aufgerichtit, ftöbnt er etwas, antwortet aber vernünftin, muß nur laut ange— fprohen werden. (Pulv. Jalap. compos. 3j.) 31. Sanuar. Etwas mehr comatde. 1. und 2. Februar. Etwas beſſer. R 3. Februar, In der Nacht ftarkes Nafenbluten, mehr bei Ber wußtſeyn. 4. Februar. Etwas Naſenbluten. 5. Februar. Rechte Pupille weiter, als die linke, die Wuns den am Kopfe gehen der Heilung entgegen. 9, Februar. Biejetzt immer ſehr ſtill, doch vollkommen bei Bewußtfeyn, Puls 60, Pupillen normal, Darmcanal effen. 15. Februar. Schmerzen im richten Ohre, die am 16, vers ſchwinden. Bin Von daran wurte er immer Eräftiger und vernünftiger, am 2. März als Invglide entlajjen. i : Zweiter Fall. William Walker, vierundzwanzig Jahre alt, Bootsjunge, von grazilem Körperbau, fiel am Abend dis 2. April 1842 durch eine Luke von dem mittleren auf’s untere Verdeck und wurde bewußtlos aufgehoben. Oberhalb des rechten Scheitel⸗ beinhoͤckers befand ſich eine Wunde; Blutausfluß aus dem rechten Dhrez vine Fractur war nicht zu entdecken. Puls 90, regelmäßig und voll, Haut warm und feucht, Pupillen zufammengegogen; Erz brechen des Mageninbalts, mit Blut vermiſcht. (Arerlaß von 16 Ungen, Kopf kabl gefchoren, alte umſchlaͤge) In den erſten fuͤnf Tagen ſchienen alle Kräfte des Nervenfy: ſtems in einem Zuftande ausnehmender Deprefion zu ſeyn, er lag volllommen bewußtlos da, ausgenommen, wenn er aufgerüttelt wurde und beantivortite dann Fragen vernünftig , ſchien aber ſehr ſchwer zu faſſen; er war bleich, Puls ſchwach, nie über 60, Haut fühl. (Abführmittel, Ruhe, Mercur.) 1 Naͤch acht Tagen genas er allmälig ohne üble Symptome und wurde am 19. April vollkommen gebeilt entlaſſen. h —* Dritter Fall. Jehn Loyland, 17 Jahre alt, ein kräftiger, gefunder Knabe, fiel am Morgen des 9. Februare 1842 von einer bedeutenden Hoͤhe herab auf den Kopf. Er wurde fogleih in den Kranfenraum in einem Zuftande von stupor gebradyt; der Schaͤ— del wurde kabl arfchoren, eine feuchte Kappe aufgefigt und er in’s Spital geſchickt. E j Bei feiner Aufnahme war das Geficht von auter Farbe, druͤckte aber Schmerz aus, Haut normal, Zeichen von Gontujion in der rechten Eindengegend und an der crista ossis ilium. Der rechte Arm hing etwas herab, aber an der Schulter war keine Verlegung zu entdeden. Der Kranke brachte oft die line Hand an die rechte Schulter; Contuſion des rechten Kniees; eine Geſchwuiſt von der Größe eines Eies oberhalb des unteren vorderen Winkels des rech⸗ ten Scheitelbeins; vollftändige Bewußtloſigkeitz wenn er aufgerüts telt oder bewegt wird, fo fchreit er in furdtfamem, meinwlichem Tone; Pupillen etwas erweitert; Puls 100, klein, (fchmale Keſt, warme ümſchlge auf den Kopf) Ein Klyſtir brachte eine klum⸗ prige Ausleerung zu Wege, bald darauf ließ er den Harn ummills kuͤhrlich in's Bett. 9 Uhr Nachmittags. Aderlaß von 16 Unzen. 10. Februar, 9 Uhr Vormittags. Pupillen vollſtaͤndig contrac⸗ til, Brine Spur von Bewußtſeynz er ſchlummert ſchnarchend. Puls 100 (Calomel gr. x-, Pulv. Antimon gr. v), ſogleich zu nehmen ) 271 655. 8 uhr Nachmittags. Puls 80 Reichliche Stuhlentleerung. 11. Februar. Schrie fortwährend in der Nacht, etwas Lichte ſcheu, Puls 100. (Ein eröffnendes Klyſtir, 24 Blutegel an die Schlaͤfen) Den ganzen Morgen hindurch jammerte er und wurde erſt am Abende rubiger. 12. Febr, Umgebung. 13. Febr. Puls 78, Gefiht etwas geröthet, Pupillen leicht erweitert und träge. 14. Febr. Am Morgen fehr unruhig bis um 5 Uhr Nadım. Puls 70, Haut Eühl, am Nachmittage vollkommen bei Bewußtfeyn. 15. Febr. Am Morgen ruhig, Nachmittags wieder lärmend. Puls 90. Bon da an fortfchreitende Befferungz; am 18. März ge: beilt entlaffen. Vierter Fall. James Gill, vierundzwanzig Zahr alt, Mas trofe, that einen heftigen Fall und wurde bewußtlos, mit erweiter— ten Pupillen, aufgehoben. Nach 2 Stunden Erbrechen, die Pupil: len zogen ich etwas zufammen; er zeigte auf die rechte Seite als auf die leidende. Um 10 Uhr Nachmittags Aderlaß von 8 Unzen, darauf wurde er ohnmächtig und, da er fid nicht erholte, in's Spi: tal geſchickt. * 23. Maͤrz. Bei der Aufnahme 8 Uhr Vormittags Haut blaß und Eühl, Gefihtsausdrud fharf zufammengezogen, und er fchien auf der rechten Seite liegen zu wollen. Der Kopf wurde geſcho— ren, aber feine Deprefiion bemerkt, obwohl er fih unrubig beweg— te, wenn man oberhalb des rechten Ohres einen Druck ausübte. Er war vollfommen bewußtlos, Pupillen fehr erweitert, Athmen mübfam , aber weder befchleunigt, noch ftertorös, er ftöhnt etwas. au dem Catheter wird eine Pinte Urin abgelaffen. Puls 100, lein. . 10 Uhr Vormittage. Der Puls ift auf 48 gefunfen, varüirt fpäter zwifchen 48 und 60, Pupillen bald erweitert, bald contra= birt; Urimund faeces unwillkuͤhrlich. 2%. März. Noch bewußtlos, Puls fehr unregelmäßig , faft Bauens, Pupillen erweitert, aber bei ftarkem Lichte ſich contras ivend. 233. März. Das Bewußlſeyn Eehrt etwas wieder, blieb aber noch, wie der Puls, bis zum 7. und 8. Maͤrz geftört, von da an fortfchreitende Befferuna bis auf cine hartnädiae Verſtopfung; ges beilt entlaffen am 19. April. Ungefähr zwei Monate darauf wur— de er jedoch wegen einer gewiffen Dumpfheit des DVerftandes und eines Gefühle von Schwere im Kopfe wieder aufgenommen. Diefes war während der Hiße des Sommers, er wurde deßhalb aus dem Dienfte entlaffen und nad) Englard gefickt. Fünfter Fall. Sohn Turner, neungehn Jahre alt, fiel am 20. April 1842 über Bord, wurde aber fogleich, wiewohl bewußt: los mit erweiterten Pupillen und ftertoröfem Arhmen, vollem und frequentem Pulfe aus dem Waller gerettet und in’s Schiff zurüd: gebracht. (Kopf gefchoren, Ealte Wafchungen.. Um 10 Uhr Abends trat die Reaction ein (Aderlaß von 14 Ungen, Calom. Yj Puls 68, der Kranke ift aufmerkffamer auf feine XXX. 17, 272 und ein Kiyftir.) Er erbrady fi einmal in der Nacht und hatte eine Stuhlausieirung. ‚Bei der Aufnahme am Morgen des 21. Aprit Haut warm, Geſicht ziemlich geröthetz er lag bewußtios da, ſchien aber, wenn aufgerüttelt, im Stande, eine Frage theilweife zu verftehen, Sins nesthaͤtigkeit erlofhen, Reſpiration erfhwert, Herzaction ſchwach, Puls 100, weich, etwas Klopfen in den Schlaͤfen, auf der Schaͤ— delhaut eine 1° lange Wunde oberhalb der tuberositas occipitalis, und Anſchwellung und Ecchymoſe auf der linken Seite des Kopfes, 22. April. Liegt ganz ftil; Puls 90, weich, Urin und faeces unwillkuͤhrlich, obwohl er diefes zu wiffen ſcheint. 23. April. Er ſtreckt, dazu aufgefordert, die Zunge heraus, ſpricht aber nicht. Mehrere Tage blieb er noch in einem Zuftande halber Bes mwußelofigkeit, und wurde am 10. Mai gebeilt entlaffen. (Bericht der im Königl. Seeſpital zu Malta behandelten Fälle im Edinb. med. and surg. Journ., April 1844.) Miscellen Ueber die Anwendung des Colchienm in der Gicht fagt Dr. Todd in feiner Schrift über Gicht und Rheumatismus (London 1843): 1) Das Colchieum darf nicht in der aſtheniſchen Form der Gicht gegeben wirden. 2) Das Colchicum darf weiber bei’m Gintritte dee Parorysmus, noch bevor,der Darmcanal durch milde Abführmittel gehörig entleert ift, gereicht werden. 3) Die eı= fien Gaben diefes Mittels müffen fehr kiein fiyn und koͤnnen allmä= lig gefteigert werden. 4) Das Colchicum muß zuerft ſtets rein, mit Eeinem anderen Mittel verbunden, gereicht werden, bis der Arzt fi überzeugt hat, daß es dem Kranken nicht übel befemmt, auch Fann bei Verbindung des Colchicum mit anderen Mitteln die Wirkung nie rein beurtheilt werden. 5) Es darf nicht fo lange gereicht werden, bis es mausea, Erbrechen oder Purgiren hexvor— bringt. Diefe Wirfungen mülfen als Zeichen von der ungünftigen Wirkung des Mittels angefehen werden. 6) Die Wirkung dis Colchicum fann alg eine günftige betrachtet werden, wenn hei fei= nem Gebraude der Harn an Menge zunimmt, oder die Galle reiche Uber abaefondert wird, wenn die faeces, wenn auc feſt, von Schleim umgeben find und die Haut ftarf ſecernirt. Die Wirkun— aen des Colchicum müffen forgfältig bewacht werden, da es mie Di’gitalis und bei längerem Gebrauche plöglid eine zu heftige Wirkung äußert, gewiffermaaßen durch Ueberfättigung. Als NReagens zu Ermittelung der Wirkfamfeit der Digitalis bezeichnet Herr Falcken, Apotheker in Abo, eine Auflöfung des Gyaneifen: Kali, 10 Gran pulverijirte Blatter werden eine Stunde lang mit fotendem Waffer infundirt. Zur abgefühlten Colatur fegt man 20 bis 30 Tropfen einer Auflöfung von 15 Gran Syaneifen : Kali in $ Unze deftillirten Waffere. Wirk— fame Digitalis giebt nun eine allmäline Träbung dıs Infuſum's. Erfolgt diefe in 10 bis 15 Minuten nicht, fo iſt die Digitalis niht hinreichend wirkfam. Die wirkfamfte war die aus der Schweiz ber zogene. (Oppenheim's Zeitfchrift, Februar 1844.) Bibliographische Histoire ou élémens de la Faune frangaise. Par J. Braguier et Maurette de Luchon. Ornithologie. Livraisons 1 et 2. Paris 1344. 12. Histoire physique, politique et naturelle de l'ile de Cuba. Par Ramon de Sagra, Directeur du jardin botanique de la Ha- vana. 1re Partie. Histoire physique et politique.. Tome I., 5 volumes, 8v0. Paris 1844. j Neuigkeöfttze Loisirs medicaux et litteraires, recueil d’eloges historiques, re- lations medicales de voyages, annotations de voyages etc. Par J. P, Pointe. Lyon 1844. 8. De la meningite cerebro-rachidienne et de l’encephalo- menin- gite epidemique. Par N. J F. Rollet. Paris 1344. 8. nn er — — Menue Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und BDeilkunde, acfammelt und mirgerheilt ven dem Ober» Medicinalrathe Froriep ju Weimar, und den Medicinalrarbe und Profefer Froriepyu Berlin. N 0. 656. Gedrudt im Landes=Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 9%r 11 Aa aa Die geologiihe Stellung alter Formationen, durd) die Befihaffenheit des jegigen Meeresgrundes erläutert, Von William Rhind, Esq. Während die Naturforfcher den Zuftänden der Atmo— fphäre und der Schichten der Erdrinde ihre volle Aufmerk: famkeit zugewandt haben, ift in Betreff des Oceans ver: hältnifmäßig weniger geſchehen. Nüdfichtlich feiner Tiefe, Temperatur, Strömungen, der Wohngebiete feiner Pflanzen und Thiere ꝛc. bleibt noch gar viel zu erforſchen übrig. Abgefehen von den vom Ocean umfpülten Feftländern und Inſeln, bedeckt derfelbe ununterbrochen den ganzen Erd: ball mit einer MWafferfchicht, deren Tiefe von ein Paar hun— dert Fußen bis vielleicht zu 4 oder 5 Engl. Meilen wed: felt. Er hat mit der Atmoſphaͤre infofern Achntichkeit, als feine Theilchen ſich in beftindiger Bewegung befinden, indem mande davon durh Waͤrme ausgedehnt, andere durd Kälte dichter werden; während unregelmäßige Strömungen, die ih— ten Grund hauptfäclich in den ungleihen Tempetaturen der hohen und niedrigen Breiten baben, deffen Maffer bes ftändig in Maſſe bewegen und auf Ausgleihung feiner Tom: peratur binwirfen. Wegen der Geſetze, welchen die tropfs baren Flüffigkeiten unterworfen find, ıft deffen Temperatur jedoch gleichförmiger und ftätiger, als die der Luft, fo daf diefelbe an den Polen weniger von der am Arquator ab— weicht, als dieß in DBetreff der Atmofphäre der Fall ift. Genaue Beobachtungen binfichtlich der Temperatur des Oceans in verfchiedenen Breiten und in verfchiedenen Tiefen fehlen uns noh. Doc haben einige Beobachter folgende Refultate erlangt: Breit. Temp. d. Tiefe. Temper. Oberflaͤche. Fahrenh. Fahrenh. 30 %' ©, 73° 1000 Baden 42° Wauchope. 20° = * * 1000 — 45,50 Sabine. 9 21R. 2350 — 770 õ Xrquator. 880 800 — 55° [Rogebur. Mittlere Temperatur zwiſchen den Wendekreifen: 1° bei 25 Faden Tiefe. No. 1756. — 656, (Nr. 18. des XXX. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 FL 30 2, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr Suni 1844. 2a So 1 eh, an a Breite, Temp. db. Ziefe. Temper. Oberflaͤche. Fahrenh. Fahrenh. 362, ION, 71,92 100 52,8° 302.398, 77675 300 44° Kogebue. 44° 17° ©. 54,9° 196 33,8° Mittlere Zemperarur 1° bei 28 Faden Tiefe. So moͤchte es alfo fcheinen, daß innerhalb der heißen und der gemäßigten Zonen die Zemperatur des Dceang von der Oberflaͤche abwärts mit 25 bis 28 Faden Tiefe jedes Mat um 1° Fahr. ſinkt. In £ältern Regionen ſinkt, wenn die Zemperatur 55%, oder weniger, brträyt, das kalte Waffer wegen feiner größern fpecifiiben Schwere, hinab, und eine wärmere Schicht erhebt fib an die Oberflähe (Scoresbn, Roß). Peron fand, daß ſich die Temperatur des Oceans von der Oberflaͤche abwaͤrts allmaͤlig erniedrige, und Ellis fand dieſelbe bei 1 Engl. M. Tiefe conftant. Im Allgemeinen gilt demnach die Regel, daß in der heißen, ſowie in den gemaͤßigten Zonen die Temperatur des Oceans ſich nach der Tiefe zu vermindert, daß dieſe Ab— nahme in den obern Theilen am Scnellften ſtattfindet, waͤh— rend bei einer gewiſſen Tiefe die Temperatur fortwährend diefelbe bleibt. In der heißen, ſowie in den gemäßigten Zo— nen, find die feichteften Gegenden des Deeans ſtets die wärmften, daher das Waſſer der Fluthbecken und an niedri- gen Küftenftriben bin höher temperirt ift, als das des ho— ben Meeres, oder felbft das Über niedrigen Niffen und Bän- fen, welde mitten im Weltmeere liegen, befindliche. Die Binnenmeere, die Eeine Ebbe und Flutb haben, werden eben: falls, je nach der Breite, eine verfchiedene Temperatur be- fisen. Die DOftfee, 3. B., die fich unter einer hoben Breite befindet, wird £älter fenn, al® der Ocean. Der Dcean hat demnach, gleich der Atmofphäre, feine Temperaturzonen, aber in umgekehrter Nichtung, indem die obern Zonen des Dceans die wärmiten, und die dem Grunde näher liegenden die Eälteften find. Die obern Regionen des Oceans find voll ſowohl vegetabilifhen, als animalifhen Lebens; allein, wie in der Atmofphäre findet ſich eine Gränze, über weldye hin: 18 in der gemäßinten Zone: 275 aus weder Thier, noch Pflanze lebend zu finden iſt. Diefe Gränze wird nicht nur duch die Abnahme der Temperatur bedingt, fondern beruht auf noch andern Urfahen, 3. B., der größern Dichtigkeit, dem mangelnden Lufte und Licht: zutritte ꝛc. Die Tiefe, bei der Pflanzen und Thiere ganz: ih verfhwinden, iſt noch nicht genau ermittelt; allein daß eine folhe Graͤnze vorhanden ift, unterliegt durchaus Erinem Zweifel, da man in bedeutenden Entfernungen von den Kü: ſten aus beträchtlichen Ziefen wohl Schlamm und Steine, aber Eeine organifchen Wefen vom Meeresgrunde heraufziebt. Wahrſcheinlich ift jedoch diefe Ziefe, je nad) der Breite, eine verfchiedene, Es ſcheint gegenwärtig auch ausgemacht, daß die Ser: tbiere, je nach den Claffen, Gattungen und felbft Arten, in beffimmten XZiefen leben. Wer mit dem Schleppnege nah Mollusken gefifcht bat, wird gefunden haben, daß be: flimmte Species nur in beftimmten Localitäten anzutreffin find, und Profeffor E. Forbes hat in dem Aegeifchen Meere zwiſchen 2 und 230 Kaden Tiefe acht folher Re: gionen ermittelt, von denen jede eine eigenthumliche Be— volkerung von Mollusken und Strabithieren befist. *) Diefe Regionen dürften, wie Profeffor Forbes bemerkt, rüdjicht- lich der DVertheilung der Spe:ies, den geographiichen Breiten ziemlich entfprechen. Man bat allen Grund, anzunehmen, daß auch die Fiſche aͤhnliche Wohngebiete einhalten, denn ſchon lange bat man jie im Allgemeinen in Küften= und Hochſee Fifhe eins getbeilt, welche Kintheilung die Fifher auch hinfichtlich der Muſcheln annehmen. Bekanntlich find gewiffe Sifhfamilien ſtreng auf bes ftimmte Localitaͤten beſchraͤnkt. Manche, 3. B., der Kabel: jau, bewohnen die ticfen Meere; andere, wie der Roche und andere Plattfifche, die Untiefen der Sandbaͤnke; während viele Species nur in Buchten und in Fluthbetten anzus treffen find. Im Allgemeinen läßt fih demnah ein fent: rechter Ducchfchnitt des Oceans, wie ein hoher Berg in der beißen Zone betrachten, der ebenfall® in feinen verfchiedenen Niveaus mehrere Temperaturzonen darbietet, von denen jede ihre eigenthuͤmliche Bevölkerung hat. Aus diefer Befchaffenheit unferer gegenwärtigen Meere fcheint fih nun diejenige der alten geologifchen Schichten in einer fehr einfachen und beftiedigenden MWeife erklären zu laffen. Denn, wenn wir eine Reihe folher Schichten fin: den, welche befondere Lager foffiler Weberrefte in regelmäßi: ger Aufeinanderfolge enthalten, fo leuchtet ohne Meiteres ein, ‘daß diefe Ueberrefte in derfelben Weiſe geordnet find, wie es die Mohngebiete der in dem Uroceane lebenden Thiere waren, forie, daß diefe Localiſirung einzig und allein von den Tiefen des MWaffers abhängt, in welchen jede Thierart leben konnte. Bei diefer Anficht des Gegenftandes erklärt fih dann auch leicht, weßhalb die obern Schichten fo reih an Foſſi— lien find, und warum diefe legtern in den tiefern Schichten immer feltner werden, bis wir zuleßt an eine Granze gelan— *) Vol. N. 602., Nr, 8, d. XXVIII. Bdes d. Bl, 656. XXX. 18, 276 gen, wo alle Spuren von Thier- und Pflanzenleben vers ſchwinden. Angenommen, es wuͤrde in unſern Tagen durch einen gewaltigen Ausbruch von plutoniſchen Gebirgsarten eine Res gion unſeres Seegrundes, 5. B., das Becken des Forth bis in die hohe See binaus, über die Meereöfliche cmporges fhoben, fo würden mir in den Schichten des fo gehobenen Diſtricts Ddiefelben Anzeigen über die aufeinanderfolgenden Wohngebiete der dort jet lebenden Seethiere finden. In den obern, oder fogenannten jüngern Schichten würden ſich Flußfiſche und Süßwaffermufheln in Kreideſchlamm oder Maͤrgel eingelagert zeigen; auf diefe würden Schichten fol gen, die von Seemufcheln wimmeln; weiterhin, im Sands fteingefhiebe und Conglomerate, würden fich die verfchiede= nen Species der Rochen und anderen Plattfifche zeigen; noch weiter nach dem hohen Meere zu würden der Kabeljau und Schellſiſch vorherrſchen, bis wir endlih in den fchieferigen Schichten, welhe ſich in den ruhigen, unbevölferten Tiefen des Oceans gebildet haben, vergeblih nad) organifhen Ue⸗ berreſten forſchen wuͤrden. Auf dieſe Weiſe laͤßt ſich auch erklären, warum Schich—⸗ ten von bedeutender Maͤchtigkeit, welche durchaus denſelben mineralogiſchen Character darbieten und, wie es ſcheint, uns ter denſelben Umſtaͤnden, ſowie waͤhrend derſelben Periode entſtanden ſind, dennoch in ihren obern und untern Lagen verſchiedene Thierſpecies enthalten koͤnnen. Ein Unterſchied von mehreren hundert Fuß in der Tiefe des Waſſers, folg— lich Verſchiedenheiten in der Temperatur und anderen Um— ſtaͤnden, war hinreichend, verſchiedenartige Bewohner nach jenen Meeresgruͤnden zu ziehen. Agaffiz konnte feine Fifchfpecies in zwei verfchiedenen Formationen entdeden, wenn» gleich diefelben Gattungen (genera) in mehreren vorkom— men. Dieß ift auch binfichtli der Schaal-Weichthiere der Fall. Im Allgemeinen find die Species auf beftimmte Arten von Meeresarund befchränft, wiewohl fih das Wohn- gebiet mancher Gattungen über mehrere Formationen aus— dehnt. So finden fih die Zrilobiten, Goniatiten und Pen— natulen nur in den älteften und tiefften fofjilienführenden Schichten; die Produeti und Spiriferae haufen in den mittleren; die Terebratulae haben noch ein ausgedehntes res Wohngebiet bis in die Kreide hinauf, und die Ammos niten ſcheinen auch fehr weit verbreitet gewefen zu feyn, obs wohl fie ihren Hauptfiß in der oolithifchen Formation haben. Wiewohl die Anordnung der foffilen Thiere ruͤckſicht— lih des Uebereinanderlagerns in allen bis jetzt erforfchten Theilen der Erde ziemlich dieſelbe zu ſeyn fcheint, fo find doch die mineralogifchen Charactere der äquivalenten foffilien- führenden Schichten nicht immer diefelben, fo daß das Vor— handenfenn beftimmter Foffilien nicht ſtets auf dasjenige be= flimmter Mineralien fließen läßt. Der Character der Nies derfchlagsformationen hängt von dem der ältern Formationen ab, aus deren Abgängen ſich die Niederfihläge gebildet has ben, melde demnach in verfchiedenen Localitäten verfchieden ſeyn Eönnen. Desgleihen Eönnen Schichten in mineraldgis fher Beziehung einander gleichftehen und dennoch ganz vers fhiedene organifche Weberrefte enthalten. So haben wir, 277 je nach der Ziefe, in der die Sandſteine abgefekt wurden, verjchiedine Arten von Sandfteinen, die, wen»gleih mines ralogiſch diefelben, dennoch verfchiedene Gattungen von Fof: filien darbieten. Daſſeibe bemerkt man bei £reidigen und thonigen Niederfchlägen. Ferner iſt auch die Anſicht nicht mehr haltbar, doß die Foſſilien der Schlüffel zu den verfchiedenen Altern der Schichten fryen; was bloß dann der Fall ift, wenn eine Reis be von Schichten ſich wirklich über einer anderen gebildet hat, und felbft in diefen Fällen können fich verfchicdene Schichten gleichzeitig gebildet haben, indem fich die höhern und nicdrigern in gleihformiger Boͤſchung in die tiefe See hineinerftredten, Mo Ein Uebrreinanderlagern ftattfindet, liegt es auf der Hand, daß die fogenannten UÜrfcieferformationen im tiefftin See: grunde ſich noch fortwährend angehäuft baben Fönnen, waͤh— tend der Lias und Rogenſtein ſich in feichtern Meeren bils beten. Aus denfelben Prämiffen läßt ſich ſchließen, daß die fämmtlihen foffiten Thiere ſehr wohl in dem Uroceane gleichzeitig gelebt haben koͤnnen, ohne daß eine Species fic) in das einer andern angewiefene Wohngebier einzudrängen brauchte. Bei Beruͤckſichtigung des gegenwaͤttigen Zuſtandes des Oceans laͤßt ſich auch uͤber die Bildungsweiſe der alten Schichten mancher Aufſchluß erlangen. So werden die obern Waſſerlagen des Oceans von Stroͤmungen und Winden ſtark bewegt, waͤhrend die untern vergleichungsweiſe ruhig und ungeſtoͤrt bleiben. Der Gneiß und ſogenannte Urſchiefer haben ſich offenbar in großen Tie— fen und ruhigem Waſſer gebildet, daher ihre regelmaͤßig blaͤtterige Structur und ausgeglichene Feinkoͤrnigkeit. Das Uebergangsgebirge dagegen deutet auf heftige Be— wegungen und Strömungen bin, wo Felſen gewaltſam zer: truͤmmert, Steinbrocken durch Stroͤmungen fortgefuͤhrt und glattgerieben und zu verſchiedenartigen Conglomeratlagern abgeſetzt wurden. Dieſelben Bemerkungen paſſen auf die aͤltern Sandſteine, waͤhrend der Kreideſchlamm und Lias auf die Einwirkung von Strömungen hindeuten, welche das leichtere damalige Alluvium der Flüffe weit hinaus in die tiefere See führten. Die Oolithen haben fich ihrestheiles noch mehr füftenwärts und zugleich in den wärmern Regio— nen des mehr oberflächlichen Waſſers gebildet, daher fie eis nen paffenden Grund für die zahlreichen Species von Me- lania oder Snfufionstbierchen darboten, aus melden die kugelfoͤrmigen Theile diefer Gebirgsart, nah Ehrenberg, hauptfächlich beftehen, welche derfelben ihren Hauptcharacter verleiben. Die Bergkalk = Schichten waren hoͤchſtwahrſcheinlich Korallen und Encriniten-Riffe, die fi beinahe bis an die Oberflaͤche des Waſſers erboten, aber ein Wohngebiet bil: deten, das in Anfehbung der Zemperatur und in anderen Beziebungen von dem mehr Eüftenwärts liegenden Dolith abwich. Ueber diefen Riffen fcheinen ſich, wahrſcheinlich be— vor fie ſich fenkten und andere Veränderungen erlitten, die Steinkohlenlager abgefegt zu haben. Diefe Steinfohlenlager, welche zufammen eine Mächtigkeit von 2000 bis 3000 F. 656. XXX. 18, 278 erreihen, ſcheinen infofern eine Ausnahme von den übris gen Meerformationen zu bilden, als fie in Anſehung der Hof: filien durchgehends eine große Gleichförmigkeit darbieten, fo daß in den tiefern "Lagern diefelben organifchen Ueberreſte vorkommen, wie in den höhern. Dieß erklärt fi aus dem Umſtande, daß die Foſſilien faft durchgebinds dem Pflanzen= reiche angehören und zwar Landpflanzen find, melde durch Flüfe und Gießbaͤche vom Lande in’s Meer geflößt wurden, oder auch vielleiht theilmeife nacheinander über denfelben Stellen wuchſen, wo wir fie gegenwärtig antreffen, welche Stel: len durch allmälige Ser tung der untern Schichten wiederholt unter Waffer gefegt worden ſeyn dürften. Ginige Flußmu— ſcheln und Flußfiſche find gelegentlih in der Steinkohlenforma: tion zu finden; allein Die verfchiedenen Arten zeigen nicht die re= gelmaͤßige Aufeinanderfolge, wie fich diefelbe in achten Meerfor: mationen durchaus darftellt, felbft nicht, wenn die Formation eine Mächtigkeit von mehrern hundert Klaftern erreicht. Diefe Ausnahme, welche die Steinfoblenlager von dem allgemeinen Geſetze bilden, bietet in Bezug auf die Anordnungsweife, melde in allen übrigen Formationen durchgehende herrfcht, ein interef- fantes Beweismittel dar.*) Die Unmefenbeit oder Abwe— fenheit irgend einer Reihe der geologifchen Kormationen er— Erätt fi ebenfalls leicht aus der Tiefe oder Seichtheit des Uroceans an irgend einer gegebenen Kocalität. So läßt fich, 3: B., aus dem Vorherrſchen der oolithifhen und tertiären Formationen in der Gegend der Alpen und überhaupt in ganz Mitteleuropa fhlicfen, daß der Urocean dort im All: gemeinen feıht geweien fey. Daffelbe feheint in Suͤdeng⸗ land der Fall gewefen zu ſeyn, waͤhrend ſich die See nach Nordweſtengland hin und weiter nordwärts Über Schottland mehr und mehr vertieft baben dürfte. In Südamerica feblt, nah Hern Elie de Beaumont’s Angaben, die oolithifhe Formation durhaus, während die Gneiß-, Schie— fer: und filurifche Formation fehr vorherrfchend find. Auch die Kreide: und tertiäten Formationen find fehr ausgebrei— tet, was dafür fpricht, daß dort die Urfee abwechſelnd tief und ſeicht, aber nirgends mittelmäßig tief, gewefen fey. Def: ters Eommt der Fall vor, daß manche der juͤngern oder höbern Formationen, als die Kreide und der Oolith, unmittelbar auf Gneiß oder Schiefer liegen; dieß Fann daher Eommen, daß die legten plößlich bis zu dem Niveau der erftern em: porgeftiegen find, fo daß fich die mittlern Formationen nicht bilden Eonnten, und die in diefem baufenden Thiere nirgends ein paffendes Wohngebiet fanden. Wenn dergleihen Schichten über deren urfprüngliches Nivenu emporgefchoben worden, läßt fi annehmen, daß deren Bewohner, infofern fie nicht fofort getödtet worden, ſich alsbald in tiefere Negionen beueben haben. Häufig haben Geologen die Bemerfung gemacht, daß foffile Ueberrefte, namentlich Fiſche, fih nur an befonderen Stellen, 3. B. in einer nur wenige Zoll mädtigen Schicht von Alaunſchiefer (shale) finden, mährend über diefer Schicht vielleiht ein mehrere hundert Fuß miüchtiges Lager derfelben Formation fich befindet, in der man Eeine Spur ) Der Berfaffer will wohl hiermit nur fagen: Exceptio fir- mat regulam. D. Ueberſ. 18 * 279 von organifchen Ueberreiten trifft. Dieß dürfte auf eine Ka: taftcophe auf dem Boden des Oceans hindeuten, durch wel che Myriaden von Fiſchen auf einmal begraben wurden, wäh rend zugleih die Schicht ſich weit unter ihr urjprüngliches Niveau ſenkte, weduch die fpätern Niederſchlaͤge in einer fo tiefen Region flattfanden, daß kein lebendes Weſen ſich dort aufhalten Eonnte Oder der obere Theil der Sormation kann plöglich Über den Thonichiefer geſchwemmt worden feyn, ohne Daß irgend eine bedeutende Miveauveränderung eintrat. Diefe Anſchwemmungen duch heftige Ströme oder Kataſtro— vben im Dcean feinen die Urfache der Anhäufung häufig vorfommender mächtiger Seefanditeinlager zu feyn, in denen man auf viele hundert Fuß Staͤrke kaum eine Spur von organifchen Ueberreſten entdeckt. Wenn man deren ja fins der, fo beftehen fie nur aus einzelnen Schuppen und Gras ten, fo daß fih annehmen läßt, die Körper, zu denen dieſe gehoͤrten, feyen durch heftige Bewegungen im Wuifer zers ſtuͤckelt worden. ; Wewohl Senfungen von Schihten zuweilen vorkom— men mögen fo creignen fich diefeibin doc offenbar weit felz tener, als Erhebungen, indem wir nur höͤchſt felten auf eine Umkehrung der Drdnung in der Lage der Foſſilien ftoßen, deren allgemeine Gültigkeit duch die gediegenen Arbeiten der Geologen fo außer allen Zweifel gefest worden ift. Es ift wirktiih zum Verwundern, wie genau die organijchen Uerberrefte ihre relative Lage in den Erdſchichten überall beis behalten, wohin bı8 jeßt die Forſchungen der Geologen ges drungen find. So hat man die Meprafentanten der groß— britannifchen Formationen mit beinahe denfelben Foſſilien auf dem eucopäiſchen Feltlande, in Aſien, America in den entfern— te son Rindern des ſtillen Weltmeerrs, ja ſelbſt innerhalb des nöcdiichen un) füdlihen Polarkreiſes angetroffen. Diefe Gleichartigkeit der Gefhopfe deutet auf eine Gleihförmigkrit in der Temperatur und anderen Verhaͤltniſ— fen de3 Uroceans, wie fie gegenwärtig. nicht mehr vorhanden ift, sowie auf eine abweihende Vertheilung des Ihierlebens auf der Erdoberfläbe, im Veradleiche mir der Gegenwart, bin. Wir werden bier nit von den Veraͤnderangen hans dein, weldye die Sauna der See und in’sbefondere die Schaalthiere, je nah den WVerfihiedenbeiten in der Localität, Temperatur und auderen äußeren Umſtaͤnden, erleiden, weil odiger Gegenſtand mebr in da8 Gebiet der Frage ruͤckſicht lich der vormaligen Temperatur der Erdoberfläche überhaupt einſchlaͤgt. Uebrigens wollen wir bemerken, daß folde Au: fere Umſtaͤnde zuweilen Veränderungen in dem Anſehen der Thiere veranlaffen, welche ſogar ſoecifiſchen Unterfchieden gleichfteben. So find die Zchaalthiere von Binnenmeeren, im Vergleiche mit ibren gleichnamigen Verwandten, die das Meltmeer bewohnen, wahre Zwerge (vergl. E. Forbes), und nicht nur die Größe, fondern auch die Farbe und Ges ſtalt dor Mufchel Eann ſich verändern. In jenen in die Höbe gefhobenen Ufern, welche man in Schottland und vie— len Rindern Europa’ fo häufig findet, bemerkt man Mus ſcheln, welche, wie es fiheint, fpecifiih von denen verfihies den find, die in den benachbarten Meeren leben. So hat man an den Ufern des Clyde Species gefunden, die mehr 656. XXX. 18. 280 den arktiſchen Character an fih tragen, als diejenigen, wel— he fih gegenwärtig in dem Fluthbette dieſes Fluffes aufs halten. (James Smyth auf Jordanhall, in Edinb. Phil. Journ.) Dieß Eann lediglich eine $ Ige der Niveauveräns derung der Localitaͤt ſeyn, wodurch jih die Temperarur ın einem geringen Grade verändert hat, indem ſich, z. B. das Bette der friths gehoben hat und folglich das Waſſer feihter geworden ift. Das Waffer des Ciyde dürfte vormals von folder Beſchaff nheit gewefen fenn, daß darin Wohn— Örter waren, deren Temperatur derjenigen der Buchten der arktiſchen Negionen näher kam Wenn obige Schlüffe auf einem nicht ganz unhaltba= ten Grunde beruhen, fo dürften unfere geologiiben Sym— ptome einer gewiffen Umgeftaltung beoürfen. er Zuvoͤrderſt wird der mineralogiſche Character behufs der Stellung und Slafüfication der Gebirgsarten durchaus maaß— gebend feyn. Wenn, 5. B., Kreidefhlamm duch Stroͤmun⸗ gen in eine gewiſſe Ziefe des Dceans hinabgeſchwemmt wor— den ift, fo wird man darin Produeti- und Ganoidenfifche finden; ward derſelbe Schlamm hoher abgefegt, fo enthielt er Belemniten und Ammonitn; und in einem Falle nennt man ihn Eoblenfastenden Kauf, in dem andern Lias. De jept uͤbliche Momenclatur: primäre, Tecundäre und tertiäre Form tionen, iſt ın vielen Fällen durchaus unpaf: ſend. Daffelbe gilt von vielen Namen, die fih auf das relative Alter der Gebirgsarten beziehen. Die organifchen Ueberrefte werden Eünftig nur die telas tive oder vielleiht, im Hinblide auf die Analogie der jeßt ledenden Soecies, die aofolute Ziefe der Formationen im U:oceane anzeigen. Sie können das relative Alter der letz— tern nie entfcheidend beweilen, wie denn, 5. B., der die tiefften Stellen des Oceans einft bemwohnende Trilobit durchaus Eein böheres Alter anfprehen Eann, als Cardium, welches den Sand gleich unter dem Stande der Eobe bewohnt. Forma: tionen von hohem und tiefem Niveau Eönnen einander be= rühren, ohne daß man anzunehmen braucht, die Zwiſchen— glieder feyen weggeſchwemmt worden. Eine oder mehrere geologifhe Formationen fünnen in gewilfen Kocalitäten ganz fehlen, indem ſolche von hoͤhern oder niedeigern Niveaus an deren Stelle getreten find... Die Geiammtreibe der geologifhen Formationen Eonnte fih durchaus nicht an allen Stellen der Erdoberflähe bilden, fotange der Dcean nicht Überall eine gleiche Tiefe darbot. (Edinb. new philos. Journal, January — April 1844.) Miscellen Bon aftronomifhen Forfhunaen bat Herr Arago, als Berichterftatter der Doputirten Kammer:Gomitte über eine Credit— forderung für die Sternwarte, einige intereffante Refultate mitgetbeiltz z. E., daß man durch die neuen großen Zelefcope die Entfernung des Sterns 61 im Schwan ermittelt habe. BDiefer Stern fey fo weit entfernt, daß das Licht deffelben zehn Sabre gebrauche, um zur Erde zu gelangen und daß, wenn er plöglich verſchwaͤnde, wir ihn doch noch zebn Sabre am Himmel fehen würden. Dabei durch laufe das Licht in jeder Secunde 77 000 Weaftunden. Er erzählt dann ferner von den Doppelfternen,, von dem Gemichte der Him— melskörper, namıntlih, daß die Sonne 355,000 Mat ſchwerer fey, 231 ald die Erbe, von ber Bildung der Sterne au? Nebilfled:n von der Atmofpbäre der Venus, den Fommend.n und verſchwindenden Schhneefloden des Mars, von dem 8000 Wegftunden von dem Gas turn entfernten Ringe deffelben, von den hoben Gebirgen des Monr des, von denen 22 höher, als dir Montblanc und der „Dörfel” fos gar 23,000 Fuß body ſey, von den Stürmen auf dım Jupiter, welche die Wolken in einer Stunde 96 Wegftunden weit treiben 2c. 656. XXX. 18, 282 Das ziemlich vellſtändige Skelett eines foffilen tleinen Saugethieres aus der Gattung der Moſchus— thiere ıft in einer fchiefrigen Braunkohle bei dem Dorfe Rott an der oͤſtlichen Seite des Sirbengebiraes gefunden und, durch Vermitt⸗ lung des Oberberg: Gefdiworinen Bebner in Ober: Gaffel, in tas naturbiftorifhe Mufeum dır Univerfität Born gılangt. Es kommt am Meiften mit dein auf Java lebenden Zwerg: Wiofdyustpiere übersin. ME nr eh tar Ueber die pathologifchen Zuftände des Blutes bei Rheumatismus und Gicht. Von Dr. Williams, Die Hautauddünftung entbäit Milchſaͤure und mild) faures Kali und Ummonium, welche wahrfcheinlih aus der Umbildung oder dem Verfalle der Gewebe, befonders der Muskeln, hervorgehen. Daher find diefe Proructe fo reichlich bei ſtarker Muskelanſtrengung vorhanden, und wenn die Hautausdünftung duch dufßere Kälte yebemmt wird, jo fönnen fie im Blute zurücdgebalten werden und Nheumatismus, Störungen in der Harnfecretion oder vers fbiedene Hautkrankheiten bervorbringen Die fehr ern: ften Folgen, welche zumeilen aus ter Cinwirfung einer plöslichen Kälte auf den ſchwitzenden Körper hervorgeben, laffın fihb zum Theil auf diefe.be Urſache, fowir auf die in der Gi:culation bervorgebrahte Störung, zurüdführen. Nheumatismus tritt befonders leicht in Folge einer Erfäls tung ein, wenn der Korper von ſtarker Muskelanftrengung erfchöpfe ift, und ich habe oft beobadtet, daß der Rheuma— tismus befonders die Glieder befüllt, welhe am Meiften ans geitrengt worden find. Wenn die Haut nicht mehr ausdüns ftet, fallt eine größere Functionsübung auf die Nerven, wor— aus verfhirdene Krankheiten diefer Organe hervorgehen koön— nen, und wenn diefe auch ihre Aufgabe nicht erfüllen, fo bäuft fi die Milchfüure im Blute an und verurfacbt, ins dem fie wahrfcheinlich als eın Ferment wirft, die Bildung von mehr Harnfäure und deren Zufammenfeßungen, ſowie verwandter Producte; diefe erzeugen bei zur Ent uͤndung ges neigten Sndividuen rheumatiſches Fieber, bei mehr torpiden Gonftitutionen verfchiedene örtliche rheumatiſche oder gichtis ſche Affectionen. Alle File der Art find wegen der fauren Belhaffenheit der Haut: und Nierenexcretion bemerkens— werth. Die Mittel gegen den Rheumatismus follten dahır nicht rein antiphlogiftiih, fondern auch von der Art fen, daß fie den Eranfhafıen Stoff aus dem Biute entfernen hel— fon. Sn leichteren Fillen mögen sudorifica genügen, in anderen dagegen müffen auc die Nieren und Leber angeregt werden, den Eliminationspro ei zu fördern, und verfciedene Gombinationen von Colehieum und Alkalien mit Mercur, Dpium und Jodkali werden gemeiniglib dieſen Zweck zur Genuͤge erfüllen, Die Veränderungen des Blutes in Folge der Umgeſtal— tung des Chylus und der Gewebe, mit Cinfhluß der Pro— coffe der Nutrition und Meparation , find biejegt zu wenig unterfucht worden, um dem Pathologen irgendwo Anbaltes puncte datzubieten. Prout, Liebig und Andere haben intereffante Anz ſichten über diefin Gegenſtand gelisfert, aber fie find zu ehe bypotbetifh, um eine allgemeinre Anwendung für die Mi: dicin erlangen zu können. Es feheint jedoch annehmbar, mit jenen Veränderungen zwei bemerfenswerthe Krankheitszuſtan— de zufammenzujtellen, auf deren Pati ologie die Chemie viel Licht geworfen bar, naͤmlich Gidt und andere Harnfäur krankheiten und die Harnruhr. Gicht und die gewöhntichfte Art des Harngriefes haͤn⸗ gen. wie man jet allgemein annimmt, von einer übermäßis gen Erzeugung von Hamfäure im Organismus ab. Diele Säure, eine ſtark ftidfloffige Zufammenfegung, wird bei de: nen reichlich erzeugt, welche viel animalifche Koſt aenieken, und bei denen Störungen im Diueflions= und Aıfimilationge proceffe vorhanden find. Daber wird lie auch durch uͤppige und fißende Lebensweiſe erzeugt. ie ift eine der niederen Formen thieriſcher Materie, in welchen die höheren Elemente: Faſerſtoff, Eiweiß, Gelatine u. f. w., in ihrem Forticreiten zur Diffolution überzugeben firvben. Sie wird daber da im Ueberfchuffe hervorgebracht, we mehr fticftoffige Marerie da iſt, als zur Meubiltung der Gewebe erforderlich ift, oder als die vitalın Affımilationefräfte zu diefem Zwecke fid ans zueignen vermögen. Wohrſcheinlich gebt fie aber auch aus einem Verfalle der Gewebe bervor, befonders bei fieberhafter orer entzuͤndlicher Reizung, während und nach welcher reich» liche Ablagerungen von Lithaten im Harne bemerft merden. Die Eranfhaften Wirkungen eines Ueberichuffes von Harnfiure find nah dem Betrage der’eiben und nad ander ten Umftinden febr verſchieden. Die Nieren iind die eigent— lichen Colato ien, durch welche fie aus dem Blute eliminirt wird, und fie leiden zumeilen durh die in Folge defien er: zeugte Neigung; daber Eönnen nephralgia und nephritis entfteben, oder das mit der Säure im Harne fecernirte Waf- fer und Alkali kann ungenügend feyn, um fie aufgelöf’t zu erhalten, und jie kann fib in Form von Sand oder Gries oder Steinen in den Nieren oder in der Blafe ablagern, und verſchledene Srritationen und Dbftructionen im Harnapparate Eönnen die Folge fenn. Zuweilen aber ermangeln die Mies ten ihrer Climinationskraft; die Harnſaͤure und ihre Zufam= menfegungen bäufen fib dann im Blute an und fönnen verichiedenartige Neizung und Functionsſtoͤrungen — unre— geimsfige Gicht — erjrugen, bis endlich irgend ein Umftand die Reizung auf ein Glied firirt, und ein Anfall von ar- thritis anomala ift die Folge. St diefer Anfall vollſtaͤn— dig, fo wird Entzündung mit mehr oder weniger ficberhafs ter Aufregung erzeugt, welche nachläßt, fowie eine reichliche Ablagerung im Harne eintritt, welche die Entfernung des 283 krankhaften Stoffes anzeigt. Je mehr das Fieber acut und firiet und je ſtaͤrker daffelbe ift, deft» reichlicher ift die Ab— Ingerung, und deſto freier wird der Kranfe nachher von der Krankheit. Wenn dagegen die Intzimdung gering iſt, ihren Platz verändert und das Fieber Leicht ift, fo fehlerpt fie ſich gewoͤhnlich lange hin und der Organismus wird nicht etz leirbtert. Wenn die Gicht auf diefe Weiſe lange dauert oder häufig wiederfehrt, fo häuft fi zuweilen das Material derfelben fo fehr in den Gelenken an, daß es in der Form einer gyps- oder Ealkartigen Maffe, welche aus harnfaurem Natron befteht (gichtiſche Kalkiteine), ſich ablagert. Diefe &ronifhe Form der Gicht hängt mit einer mebr oder weni— Statiftiihe Tabelle der relativen Sterblichkeit in den Sahren 1838, Todesfälle 656. XÄX. 18, 284 ger andauernden Störung der Digeſtions- oder Affimilas tionsfunctionen zufammen, welche ihre Behandlung ſchwieri—⸗ ger oder weniger erfolgreih, als acutere Formen der Gicht, madıt. In ſolchen croniſchen Faͤllen ſcheint die Harnfäure in großer Menge erzeugt zu werden, indem fie eine unbes fiimmte Zeitlang in großen Quantitäten im Harne abgelas gert wird, den Körper aber niemals frei läßt. Solche Fälle find gemeiniglich entweder erblich oder durch unregelmaͤßige Lebensweiſe oder ungeeignete Webandlung inveterirt. (Dr. Williams Prineiples of Medicine, Lond. 1843. 8.) England nach den verichiedenen Todesurfadhen in 1859, 1840. \ a ea one Verhältniß der jährlichen Todesfälle auf 1,000,000 &ebende. Urfadhen des Todes. Ee 5 1840 Aus allen Urſachen 342,529 383,979 as | ma | ame | |. 359,561 22,580 ah, 855 22,878 Aus fpecificirten Urſachen ° Ö 330, 559 | 330,497 351,757 — | EEE SS 1|Endemifhe, epidemifhe und Patigalhie Krankheiten . 67,877 65,343 76,060 4,596 4,321 4,947 2| Krankheiten des Nervenſyſtems 49,704 49,215 50,768 3,365 3,255 3,302 3| Krankheiten der Refpirationsorgane . 90,823 90,565 92,907 6,149 5,989 6,043 4 ⸗ ⸗Circulationsorgane 3,562 3,788 4,370 241 250 284 - 5 Ri = VBerdauungsorgane . 19,306 20,767 22,525 1,307 1,373 1,465 6 = = SHarnorgane . 1, 651 1,534 1,697 112 101 110 7 : = Gefchlechtswerkzeuge 3,263 3,412 3,623 221 226 236 8 2 =. Bewegungsorgane 2,102 2,020 2,167 142 134 141 9 5 des Hautſyſtems . 420 448 525 23 30 34 10 von unbeftimmtem Sitze » 44,232 46,362 43,396 2995 3,066 3,148 11 Hohes Alter 35,564 35,063 36,793 2,408 2,319 2,393 12Aeußere Urfachen oder Gepattehätigfeiten 12,055 11,930 11,922 816 792 775 1|Yoden h & ® s . 16,263 9,181 10,434 1,101 604 679 Mafern . . . 5 . 6,514 10,937 9,326 441 723 607 Skharlad) E = 2 © . 5,802 10,525 19,816 393 683 1,239 Keuchhuſten 9,107 8,165 6,132 617 540 399 & oup . . Ö ‘ . . 4,463 4,192 4 336 302 277 282 Aphthen . = . . 5 1,090 1,019 1,209 74 67 76 Diarrhöe le & . . P 2,432 2,561 3,469 163 170 225 Ruhr — 627 537 628 43 36 4 Brechdurchfall 331 394 702 22 26 45 Snfluenza, . ° ® . . 806 837 1,030 55 59 67 Raltes Fieber 5 . . . 44 95 133 3 6 9 Remittirendes Fieber . . . 182 136 248 12 9 16 Typhus & « 18,775 15,666 17,177 1,271 1,036 1,117 Rofe > 6 Z ° ö . 1,203 1,140 1,217 81 75 79 Syphilis 7 . . . . 159 142 195 11 9 13 Hundemuth . . > “ . 24 15 12 2 1 1 2| Gehirnentzündung ‘ . . . 2,178 2,362 2,588 148 157 168 Waferkopf . 3 . ‘ . 7,672 7,749 8,000 519 512 520 Schlagfluß 5,630 5,293 5,451 381 350 355 Lähmung R . . . . 4 975 4,910 5,490 337 325 357 Krämpfe . — 26,047 25,408 25,770 1,763 1,630 1,676 Starrframpf — 129 122 142 9 8 9 Veitetang — . . 24 52 25 = 4 2 Fallſucht 2 a R x ® 1,093 1,186 1,098 74 78 72 Wahnfinn ® 5 5 ° . 367 424 363 25 23 24 Säuferwahnfinn 3 g 5 182 205 233 12 14 15 Krankheiten des Gehirns u. f. w. r 1,407 1,495 1,603 95 99 104 3|Laryngitis . 99 62 106 7 + 7 Bräune . ® . . ö . 432 659 630 29 43 44 Bronchitis . . . . 2,067 1,663 2,053 140 110 133 Pleuritis 582 588 '702 39 39 | 46 285 656. XXX. 18. Urfahen bes Todes, Pneumonia Hydrothorax . Aſthma Schwindſucht « * Krankheiten der Lungen u. f. w. 4Herzbeutelentzuͤndung Aneurysma. Krankheiten des beriens u. ſ. w. 5|3ahnen . Gastritis, Enteritis Peritonitis h Phthisis meseraica Helminthiasis Ascites , . Verſchwaͤrung Hernie —— Kolik oder ileus Intussusceptio Strictur — Blutbrechen Krankbeiten des Magens u, # w. Krankheiten deö pancreas Hepatitis . Gelbſucht Leberkrankheiten Milzkrankheiten 6VNephritis Iſchurie. Diabetes . 6| Cystitis 3 . Lithiasis . Strictur . + . . . . Krankheiten der Rieren u. . w. 7|Niederkunft . 5 Fehler der Menftruation Eierſtockswaſſerſucht Krankheiten der Gebärmütter u j. 8 Arthritis Rheumatismus Krankheiten der Geiente u u. 9| Karbunkel 5 Phlegmone Geſchwuͤre Fiſteln Hautkrankpeiten u uf. 10) Entzündung . Blutfluß . MWafferfucht . Abfceffe . Brand . . Purpura Scropheln Krebs . Seht - Gicht — * Atrophie. Schwaͤche Mißbildungen + Ploͤtzliche Tobesarten 11 !Unmäßigteit . Hunger Gewaltſamer Tod (Aus dem British Almanac for 1844.) * w. * . . ſ. w. 1833 . 17,999 306 Todesfaälle. | 1839 18,151 2,149 5,188 59,959 2,551 135 102 3,551 5,016 6,524 183 706 773 120 347 Jaͤhrliche Anzahl der Todesfälle auf 1,000,000 Eebende. 286 237 Miscellen. Ueber die Behandlung der keberfi den durch Theer kat Herr Dauvergne in dem Bulletin de therapeutique, Deubre. 1843, einen längern Aufſatz gegeben, in welchem cr zuerſt die Leber— flecten als ſoſche beitiinmt, wilde in der Daut durch chemiſche Zer— fegung, oder eine Aolagerung, entftehen. Er erinnert dabei an Die Färbung der Daut durch den inneren Gebrauch des Hoͤllenſteins, fovie an den, von Darrold beobahteten Fall, im welchen ein Mann ganz ſchwarz wurde, dem, nachdem er ſehr viel Quſckſilber genommen batte, Schwefel verordner wurde, wodurch jih in feis nem Körper S hwefel-Queckſilber bildere. Die ſchwer zu erklaͤ— rende Ericyeinung der marmorirten Leberflecken erktärt er dadurch, daß bier nicht nur die Säfte einen Erankhaften farbenden Stoff ab: fegen können, fondern auch die Haut in ihrer chemiſchen Beſchaf— fenbeit, oder in ihrer Gapillarität, verändert fey, (2) fo dag ger wife Theile des gefunden und normalen Gruors zurücdgenalten werden, Durch ketzteres follen ih auh die weißen Flecken des vitiligo erklären, welche als eine Atrophie des Malpighi'ſchen Netzes zu betrachten feyen, während diefe Hautlage bet den Leberflecken hypertrophiſch fey, indem die Blutgefäße ftärker entwidelt und mehr mit Blut angefüllt erfheinen, wodurdh erhöhte Färbung und ein Zucen bei ftärferer Bewegung und bei'm Schwitzen bedingt fy. Sm Sommer find die Flecke ‚empfindlich, im Winter, und durch adstringentia, werden fie bleicher. Die Einwirkung des Sonnentihts wird zwar häufig angeführt, indeß ift etwas Bes ftimmtes der Art bei Vergleihuny des Südens und Nordens, oder von Gefangenen und Candbauern, nie beobachtet wordın. Die Sonnenwärme bewirkt allerdings erhöhte Kärbung und Jucken. Die Sommerflecken verhalten ſich in diefer Beziehung anders, weil diefe bei Vermeidung der Sonnenftrahlen ganz verfhwinden. Bei Leberflecken ift die epidermis frei von der patboloaifhen Foͤrbung, während bei Sommerfprojfen diefelbe der Hauptiig der Färbung ift. Eine befondere Beziehung zu Eeberfrantheiten giebt der Vers faffer nicht zu. Die Behandlung durch adstriugentia mit Schwe— fet bat nie einen Erfolg gebabt, welher der Mühe werth gewe— fen wire. Der Verfaffer wandte nun zuerft bei einem jungen Midhen, weldyes, wegen großer Leberflecke am Hals und an den Schultern, ſchon viele Mittel vergeblich gebrau ht hatte, eine Salbe von Theer, mit Zincum sulphuricum, als Einreibung an, mo: duch die Flecke mit der Zeit gang verfchtwanden. Später wandte der Verfaſſer eine einfache Theerſalbe an, in dem Werhältniffe von drei heilen Schweinefett und einem Theile Theerr. In allen Fällen verfhwanden die Flecke gänzlich und ohne wiederzufehren. Eine neue Behandlungsmethode eingellemmter Hernien fhlägt Arnott vor. Er faat: Zuerft hat man ver: nachläfiigt, die Verfahrungsmweifen der Zaris gehörig zu clafiifici« ren. Sie find zahleeih, aber häufig einander widerfprechennd. Man muß alfo nur bdiejeniaen combiniren, welche gleihmäßig wirken. Man kann alle diefe Mittel in folgende Slaffın eintbeilen: 1) Dies jenigen, melde das Volumen der vorgefallenen Theile vermindern; 2) diejenigen, welche die Bruchpforte erweitern, oder nachaiebiger machen; 3) diejenigen, welche die Unterleibshöhle zur Wiederauf: nahme der Eingeweide geeignet machen, es mögen die Därme ents 66. XXX. 18, 288 leert, oder die Bauchwaͤnde nachgiebiger gemacht w.rd.n; 4) dicje⸗ nigen, welche direct reduciren, Mtweder durch Druc nad Innen, oder duch Zug von Innen; 5) diejenigen, welche gugen die Eure zundung und, die uͤbrigen Folgen der Einfhnürung wirten. Hierauf geht Herr Arnott zu einem neuen Vorſchlage über, Andauern— der Druck und Anwendung der Kälte Jind biejegt am Wirkfamften gewefen. Diefe find zu combiniven. Man bringt den Kranken in die Cage zur Zaris, füllt cine Blafe mit Faltem Waſſer, legt diefe auf die Geſchwulſt, damit fie einen gleihmäßigen Druck ausübe, und erhält dieſes Wajler fortwährend Ealt, indem man mittelft einer Köhre fortwährend kaltes Waſſer zuleitet, während durch die andere das erwärmte abfließt. Bei erforderlicher längerer Dauer dis Drucks kann man das Waffır duch die Wirkung der compri— mirten Luft erfegen. Bleibt diefes Verfahren ohne Erfolg, fo em— pfiebtt Here Arnott folgende neue Methode: Die Ausdehnung vermittelft Einfprigung aroß r Maffen von Flüfjiafeit vom untıa ven Ende des Darmes aus. Die Wirkfamkert dieies Verfahrens beweil’t folgendes einfache Erperiment: Man unterbinde eine Darmſchlinge an einem Ende, bringe an tem anderen Ende cine Sprige an, faffe irgend eine Stille der Darmſchlinge feft zwiſchen die Finger und fprige nun mit Kraft ein, fo wird man in dem Maade, als das untere Darmftüc ſich mit Flüſſigkeit füllt, fühe len, wie die Darmfchlinae zwiichen den feltdruckenden Fingern wei— ter gleitet, bis fie ganz eneſchlüpft. Dieies Verfahren fcheint alleroings nur für Dickdarm: Brüche anwendbar, da für Duͤnndarm⸗ Brüche vorher die Sleocdcalklappe überwunden ſeyn müßte Bi fhwaher Einfhnürung Eönnte indeg auch wohl die, im Bruce liegende, Darmſchlinge ſich füllen; deßwegen empfichlt Arnott, während der Einfprigung mit den Fingern auf die Geſchwulſt zu drücden. Schwer it es, zu beftimmen, bis zu welchem Grade man die Einfprigung fleigerr dürfte, (The Lancet, August 1843.) Daß Tuberkeln nicht die Urfadhe der Phthiſis feyen, wird in einer der Vorlefungen in Graves System of elini- cal Medicine, Dublin 1343, auszeführt. Er faat darin, daß die Entwitilung des Zuberkels ebenſo, wie die Phthiſis, nur die Folge einer ſcrephuloͤſen Anlage fen, welche die befondere Tendenz habe, Gewebe zu bilden, die auf einer nieder n Stufe der Animalifation fteben. Bon Scropheln rübren, nad ibm, drei Zunaenkrankheiten ber, nämlich ferophulöfe Cungenentzündung, feropbulöfe bronchitis und Zuberfelbildung. Alle drei Eönnen vereinzelr, aber auch com— binirt feyn, und es foll die Cunaenvereiterung nicht Kolge des Tu— berkels, fondern Kolge dirfer Kombination mit ferophulöfer Lun— genentzündung, feyn. Ueber die Anwendung des fchmwefelfauren Zinks zum Einbalfamiren hat Herr Sucquet der Academie der Wiffenfhaften zu Paris, in deren Sisuny vom 35. März, eine Mittbeilung gemacht, welche, zumal fiir anatomifche Theater, von Wichtigkeit werden Fann, da er zualeich ein Verfahren angegeben bat, wie man diefes, in den Fabriken ziemlich theure, Product wohlfeil berftellen Eann. Die Verſuche des Verfaffirs behufs dee Einbalfamireng find ohne Ausfprigung der Gefäße und ohne Oeff- nung der Eingeweidehöhlen angeftellt worden, indem er die Leichen ganz einfach in einer Auflöfung des genannten Salzes maceriren ließ. Bibliographisce Report of the thirteenth Meeting of the British Association for the Advancement of Science; held in Cork in August 1843. London 1844 8. Physiologie de la Terre, etudes geologiques et agricoles. Par M. le Marquis de Travanet. Bourges 1844. 8. Heuigkeiten. Memoires de Chirurgie pratique; contenant la cataraste, l'iritis et les fractures du col du femur. Par le Docteur Pamard, Chirurgien en chef des höpitaux d’Avignon etc. Paris 1844. 8. The Nature and Treatment of Deafness and Diseases of the Ear and the Treatment of the Deaf and Dumb. By William Dufton. London 1844. 12. — —e — Mene Wotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgetbeilt von dem Obere Medieinalrathe Eroriep zu Weimor, und dem Medisinalrarhe und Mrofeffor Froriep zu Berlin, N 657. (Nr. 19, des XXX. Bandes.) Suni 1844, Gedruckt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 FL. 30 2%, des einzelnen Gtüdes 3 99: Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorivte Abbildungen 6 9Gr a RE Ne Unterfuhungen über das Clima Franfreidys. Bon Herren Fuſtes. Diefe Unterfuhungen zerfallen in drei Theile: 1) die Darlegung ber fi auf die Veränderung des Clima's besies henden Thatfachen; 2) die Erörterung diefer Thatſachen zur näheren Beftimmung des Characters diefer climatifchen Ver: änderungen, und 3) die Unterfuchung der Umftände, welche ſich als die Urfache diefer Veränderungen betrachten laffen. Es handelt ſich in diefer erften Abhandlung übrigens nur um die rein gefchichtliche Darftellung des Gegenftandes, Diefe Gefhichte hebt mit der Eroberung Gallien's durch Julius Cäfar, 50 Sahre vor Chr, Geb. an und umfaßt 19 Sahrbunderte. Gallien hatte zu Caͤſar's Zeit ein fehr rauhes Clima; die Winter waren ungemein Ealt, traten fehr bald ein und hielten fehr fange an. Alle fchiff: baren Flüffe, mit Einbegriff der Rhone, ftoren zu, und dag Eis war fo ſtark, daß ganze Armeen mit ihrem Gepäde fiher darüber gehen Eonnten. Der Winter fing im Octo— ber an und dauerte bis in den April hinein, Negen war damals in Gallien fehr häufig, und die Stürme waren fo heftig, daß die Einwohner felbft in den dichten Wäldern kaum bhinreichenden Schuß davor fanden. Der Weinſtock und Feigenbaum Fonnten offenbar in einem folhen Glima nicht cultivirt werden. Die Bodencultur Gallien’ entfprach feiner Fruchtbar: keit nicht. Unabfehbare, undurchdringliche Waͤlder bededten das Land. Der Verfaffer berechnet den damaligen Flächen: raum der Waldungen Galtien’s vom Rhein big an die Py— tenden auf 46 Millionen Hectaren. Diefes rauhe Clima wurde fehnell milder Alte Schrift: fteller des erften Sahrhunderts legen dafür Zeugniß ab, Indeß war diefe Milderung doch nicht fo bedeutend, tie wir fie in fpätern Jahrhunderten finden. Die Weincultur hatte vor Strabo’s Zeit ihre Gränze am Fuße der Gevennen, Columella fand dieſelbe fehon bei den Allobrogen (im Dauphine), und Plinius fand den Weinſtock im Viva: No. 1757. — 567, Bud Abe rais wild und fah ihn in der Viennaife, der Auvergne, ja bis in den Franche-Comté hinein gedeihen. Als endlich Do: mitian im Jahre 96 n. Chr. ©. die Weinberge Gallien’s zerftören ließ, war die nördlihe Gränze des Meinbaues bei Autun und im Gebiete der Biturigen (Berrn). Diefe meteorologifchen Veränderungen waren von topo= graphifchen begleitet. Der WVerfaffer weiſ't diefelben in Bes treff des Zuſtandes der Wälder, der Landwirthſchaft und Ci— vilifation nah. Diefe erfte Reihe von Veränderungen bes ginnt mit Auguftus und reicht bi8 Domitian. In den folgenden Jahrhunderten verbefferte ſich das Clima Frankreich's fortwährend. Als der Kaifer Probug den Galliern den Weinbau von Meuem geftattete, Eonnte der legtere, welcher im Sahre 96 unter dem 47ſten Breitegrade feine Graͤnze gefunden hatte, an der Seine hinunter mehr nah Morden zu betrieben werden. Der gegen die Kälte empftndlichere und zu Anfang unferer Zeitrechnung nur füd: li von den Gevennen anzutreffende Seigenbaum folgte dem Meine weiter nördlih, Der Kaifer Julianus, der ſich im vierten Jahrhundert in der kleinen Stadt Lutetia bes fand, ruͤhmt die Milde des dortigen Clima's, fowie die Trefflichkeit des Weins und der Feigen, Auch erfahren wir durch einen feiner Briefe, daß zur Zeit des Sommerſolſti— tiums die Halmfruͤchte im nördlihen Gallien bereits reif würden. Sm füdlichen Frankreich hatte fih das Clima ebenfo: wohl verbeffert als im nördliben. Aufonius von Bor: deaur und? Sidonius Apollinaris laffen darüber kei— nen Zweifel, Die Wälder murden fortwährend gelichtet, während die Bodencultur und Gefittung Fortfchritte machten. As im fünften Sahrhundert die Franken Herren von Gallien wurden, fanden fie deffen Clima nocd milder, als es zur Zeit Julian's gewefen, Zu bdiefer Zeit wurden durch heftige Negengüffe häufig Ueberfhmemmungen veranlaft, und die Sommerhitze ftellte fi) bald ein, dauerte lange, fo daf man faft jedes Jahr zwei Mal Ärnten Eonnte. Der Mein: flo drang nun bis zur hoͤchſten noͤrdlichen Gränze vor. 19 231 Er bededte die Normandie, Bretagne und Picardiv, wo da— mals guter und zum Theil ausgezeichneter Mein erzeugt wurde. Die Weinlefe fand gewöhnli im September, zu: weiten fogar im Auguft, ſtatt. Auch in diefen nördlichen Provinzen ward die Aernte ſchon in der zweiten. Hälfte, des » Zuli gehalten, wie fih aus den alten Urkunden, Chroniken und Kaufcontracten ergiebt, die ſich aus jener Zeit bie auf die unftige erhalten haben. Mit dem neunten Sahrhundert trat der Culminas tionspunct der Milde des franzöfifchen Clima's ein, obwohl erſt im zwolften Sahrhundert ein Ruͤckſchritt zu bemerken ift, fo daß daffelde zwei Suhrhunderte lang ftationär blieb. Die Winter brachten ebenfalls Regen und Stürme, ganz Nordfrankreich war mit: Weinpflanzungen bededt, und die Aernte fand fortwährend Ende Juli, fowie die Weinlefe im September, ftatt. Noh im dreizehnten Jahrhunderte fand man im nord» öfllidhyen Frankreih Weinberge, Im Fahre 1200 waren deren zu Dieppe; 1223 und 1239 in der Divcefe Beau: vais, und manche der dortigen Weine waren, wie Arago bemer£t, fehr trinfbar, indem, nach dem, von einem Nor— wmännifhen Zrouvere aus der Zeit Philipp-Auguſt's mit: getheilten DVerzeichniffe, der Beauvaisfhe Wein ſich mit den beften Sorten des Königreihs meffen Eonnte. Indeß war der Meinbau bereits längere Zeit im nördlichften Theile jes ner Provinzen verfhmunden. Zu Cherbourg fand fih im Sabre 1212 Eeine Spur mehr davon. Die Acten der Div: ces Amiens, unter denen fih die von Ponthieu und dem Boulonnoig befinden, erwähnen ſchon feit 1105 Eeines Mei: nes und feiner Weinberge mehr, und Wilhelm von Dre: tagne fchrieb im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, die Bewohner von Auge (Eu) tränfen moufjirenden Aepfelwein, welcher auch von den Neuftriern (zwifchen der Seine und Loire) fehr gefchäßt werde. Funfzehn im Anfange des drei— zehnten Sahrhunderts fchnell nacheinander flattfindende fehr ungünftige Sahre befchleunigten das Verſchwinden des Meins ſtockes im ganzen nordweftlihen Frankreich, wo nun der Ci— der den Wein verdrängte. Schon in der Mitte des zwoͤlf⸗ ten Sahrhunderts, wo der Erfolg der Weincultur im Sin: Een begriffen war, hatte man fih auf den Kernobftbau zu legen angefangen, und bis zum vierzehnten Sahrhunderte war die Aepfelcultur überall eingeführt. Mur in einigen ganz vorzüglichen Ragen baute man noch in der Normandie, Bretagne und Picardie ein Wenig Wein; übrigens vers ſchwand derfelbe vom zwölften bis vierzehnten Jahrhundert aus Flandern, dem Artois, der Normandie, Bretagne und Picardie durchaus, ohne daß es fpäter, troß mancherlei Ver: fuche, gelungen wäre, die Weincultur dort wieder emporzus bringen. Die BVerfchlechterung des Clima's in Frankreich be: ſchraͤnkte fih anfangs auf diefe Provinzen und drang erft weit fpäter allmälig gegen Südweften vor. Die zu Coucy bei Laon gegen Ende des funfzehnten Jahrhunderts angeleg: ten Weinberge lieferten einen trefflihen Wein. Alle agro— nomiſchen Schriftfteller des fechszehnten Sahrhunderts ruͤh— men noch die Güte und Stärke des in der Umgegend von 657. XXX. 19, 202 D7 Paris gebauten Weines, zumal’ besjenigen von Argenteuil, Marly, Meudon, Ruelle und Montmartre. Man las ihn im Monat September. Umfomehr gedieh der Wein in den ſuͤdlichern Provinzen Frankreih’s, wie Arago in Betreff des Mäconnais und Vivarais nahweiftt. Zugleich fah man in verſchiedenen Gegenden von Languedoc und faft in der ganzen Provence die Drangen, Apfelfinen und Citronen im Seeien gedeihen, und felbft da8 Zuckerrohr war, nad) Dis ver de Serres's Zeugniß, dafelbft acclimatifirt. Im Laufe des fiebenzehnten und achtzehnten Jahrhun— berts fuhr unfer Clima fort, rauber zu werden. Aus der Picardie verſchwanden die legten Ucberrefte des MWeinbaueg, und ebenfo aus der Normandie und Bretagne, Die Weine aus der Nahbarfhaft von Paris kamen in Mifcredit. Meiter füdlıh im Languedoc Eonnten der Drangenbaum, Apfelfinenbaum und Gitronenbaum niht mehr im Freien ausdauern. Das Zuderrohr bedurfte in der Provence-fünft- lihen Schußes; der Dlivenbaum wurde gegen die Kuͤſte des Mittelmeeres zuruͤckgedraͤngt. Trotz der augenfcheinlicden Verluſte, wurde im fiebenzehnten Sahrhundert noch zu Ars gence, bei Caen, bet Evreup und an den Seineufern in der Normandie, fowie ftellenweife in Maine, Anjou und der Zourraine, viel und £refflicher Wein gebaut. In'sbeſondere genoß der Wein von Orleans, im Snlande, wie im Aus— lande, einer wohlverdienten Berühmtheit. Den Dlivenbaum traf man bei Garcaffonne, fowie an der Dftküfte, bei Saint— Andeol, in großer Menge. In der Provence wuchſen Pal: men (Dattelpalmen?), deren Früchte, dem Kosmographen Davity zufolge, fo gut waren, wie die Afticanifhen. Auch waren, demfelben Schriftfteller zufolge, die Ebenen zwiſchen Dregon, Air und Marfeille, bei Saint : Chamaz, Miramas, Senas und Malemort fo gut mit Drangen:, Apfelfinen = und Citronenbaͤumen beftanden, wie die zwifhen Marfeille, Hyeres, Fréjus ꝛc. Im Dictionnaire geographique von Corneille finden fich diefe Behauptungen Davity’s beftätigt. Zu Perpignan in Rouffilon ſah man damals eine lange Allee von hundertjährigen Drangenbäumen im Freien. Das achtzehnte Jahrhundert raubte unferm Lande alle diefe Vortheile. Während feines Laufes wurden die legten Meinberge der Normandie und Bretagne zerftört und die von Maine fehr herabgebracht; die Meine von Anjou, Dre leans und Sens verloren fehr an Güte, der Delbaum ver— ſchwand bei Garcaffonne, und feine Cultur an der DOftküfte verminderte fich fehr; die Palmen trugen in der Provence durchaus Feine Früchte mehr; die Drangenbäume mußten im Rouffillon in Häufern untergebracht werden, und gediehen felbft in der ‚Provence nicht mehr nördlicher, ald Hyereg, Vence, Connate und Nizza. Arthur Young fand 1787 und 1789 eine Fülle von Pflaumen, Pfirfiben, Kirfhen, Zrauben und Melonen in franzöfifchen Provinzen, wo diefe Früchte zum Theil fehon jeßt nicht mehr gedeihen, und er traf den Delbaum bei Gar: caffonne beginnend und bei Montelimart aufhörend, Jetzt dagegen wird die Traube in der Normandie, Bretagne und Picardie kaum noch im Freien reif, und die Pfirfihe und 293 andere feinen Steinobftforten gedeihen dort nur an Spalies ren, Bei Garcaffonne bat allır Baumoͤlbau aufgehört, und auf dem linken Rhoneufer ift über Donzere (4 bie 5 Stun: den füdlib von Montelimart) hinaus feine Spur davon mehr zu treffen. Herr U. De Candolle gab im Sabre 1835 an, der Delbaum fen feit 1789 im Departement de ’Aude um 5 Moyriameter zurücigewichen. Uebrigens bes hauptet Maltebrun, die Waizenaͤrnte falle gegenwärtig um ein Viertel weniger ergiebig aus, als 1788 (?). Hierauf befchränft ſich der hifterifche Ueberblid der thatfächlihen climatifhen Weränderungen Frankreichs feit neunzehn Sahrhunderten. In der zweiten Abhandlung wer: den wir den Character diefer Veraͤnderungen näher zu bes ftimmen fuchen. (Comptes rendus des seances de l’Ac. d. sc., T. XVII... No. 2, Janv. 1844.) Sandftein- Pfeiler und Höhlen im nordweftlidyen Auftralien. Wir bemerkten hier, fo erzählt Grey in der Beſchrei— bung feiner Ausflüge in jener Gegend, eine merkwürdige Erfheinung. Mehrere Morgen Landes dieſes hochliegenden Diftriets waren mit hoben, einzeln ftehenden Sandfteinpfeis fern von den grotesfeften Formen beftanden. An einer Stelle zeigte ſich ein regelmaͤßiges Kirchenſchiff obne Dach mit einer Meihe maffiver Pfeiler zu jeder Seite; an einer andern erhoben fich die Beine einer zertrümmerten Statuͤe auf einem Piedeftale. Manche diefer halbverwitterten Saͤu— {en waren mit wohlriechenden Kletterpflanzen bedeckt, waͤh— rend der Fuß durch eine üppige Vegetation verborgen war, wodurch die Sonderbarfeit ihres Anſehens noch um Vieles vermehrt ward. Zwei big drei darunter, die ich maß, bat» ten über 40 F. Höbe, und da die Gipfel der fammtlichen Pfeiler ziemlich in daffelbe Niveau fielen, fo hatte offenbar diefe Gegend einft eine um wenigftens 50 Fuß beträchtliches re Höhe, als gegenwärtig. Won der Spike eines diefer Pfeiler Überfhaute ich die Umgegend, da ich denn überall Brichen von derfelben ausgedehnten Zerftörung entdedte. Das Murmeln von unterirdifchem Fließwaſſer z0g meine Auf: merffamfeit auf ſich, und als ich in meiner Selfenfpalte binabfletterte, gelangte ich in eine Höble, in der fich die über dem Boden wahrzunehmenden Grfcheinungen genau twiederholten, nur daß die Säulen bier ein Dach hatten. Durch die Höhle floß ein Bach, melcher in der Negenzeit zu einem reißenden Strome werden mufte. un leuchtete mir ein, daß über fang oder kurz das Dach diefer Höhle zufammenftürzen und die Säulen derfelben an das Tages: licht gegangen und ſich, ebenfo, wie die obern Säulen, mit Vegetation bededen würden. Diefe oberen Eäulen befanden fib wahrſcheinlich fruͤher aanz in derfelben Lage, wie die, welche die von mir befuchte Höhle enthielt, und die einft zwiſchen ihnen befindlichen Materialien, fowie die alte zu: fammengebrochene Oberfläche des Bodens, find in dag Meer geſchwemmt worden. In der Megenzeit bemerkte ich fpäter, daß die meiften Bergbäche am Fuße einer £leinen Anhöhe 657, XXX. 19 294 auf dem hoben Zafellande entfprangen und, nachdem fie eine Eurze Strede in einem fandigen Bette gelaufen, fih in eine Belfenfpalte verloren, auch nicht cher wieder zu Tage kamen, als am Fuße der jühen Wand, melde das Zafelland bes gränzt. Dort bradıen fie als ſchaͤumende Ströme hervor, die unftreitig im Innern des poröfen Sandfteingebirges, durch dag fie fih ihren Weg gebahnt hatten, bedeutende Zerſtoͤ— rungen anrichten müffen. Wieviel Sand auf diefe Meife aljährlihb aus dem nordmeftlidien Theile Auftraliens in das Meer geſchwemmt wird, läßt fid nicht wohl berechnen; allein unfireitig ftammen die Materialien der auggedehnten Sand: bänfe Lings der Küfte diefes Laͤndergebiets aus dirfer Quelle, Ein einziger heftiger Negenguß, der nur wenige Stunden anhielt, ſchwemmte von einem mit Gerfte befüeten Gebreit? eine faft fünf Zoll tiefe Sandſchicht weg, weldhe die folgen— den Güffe wieder fortführten und weiter nach der See zu bewegten (Edinburgh new philosoph. Journal, Ja- nuary — April 1844.) Folgenden Bericht über die Section eines Drang: Utang : Weibehens (Simia Satyrus, Linn.) las Profeffor Owen am 24. October 1843 der Londoner joologifhen Geſellſchaft vor. Das am 11. October geftorbene Drang » Utang = Weib: chen wurde von mir am folgenden Zage fecitt. Es wog 41 Pfund und war fünf bis fechs Jahre alt. Als er am 4. Januar 1839 in die Menagerie der Gefellfchaft gebracht wurde, betrug deffen Gewicht 33 Pfund 8 Unzen. Der Zahnmechfel hatte feit etwa einem Sabre begonnen und feiz nen Fortgang gehabt. Unter den bleibenden Zähnen maren die euften Achten Badenzähne beider Eeiten und Kiefer zu- erft, dann die beiden mittlern untern Schneidezaͤhne, hierauf die zwei breiten mittleren Schneidezaͤhne des Oberkiefers durchgebrohen Bald darauf fielen die zwei feitlichen oberen Schneidezähne und der linke feitliche untere Schneidezahn (Milchzähne) aus, allein die bleibenden Erfaßzähne waren zur Zeit des Todes des Thieres noch nicht aus dem Zahn: fleifche hervorgefommen. Damals befaß das Thier alfo noch folgende Milchzaͤhne: den rechten feitlichen unteren Schneide— zahn, die vier Spigzähne und acht Backenzaͤhne. Die Kronen der bleibenden Zähne (bicuspides), wel: che auf diefe folgen follten, waren etwa halb entwidelt, Die der großen bleibenden Spitzzaͤhne hatten die Geftalt hobler Kegel, die, mie jene, von großen und ſehr gefäßreis chen matrices geftügt wurden, welche in dem Uebergangs— proceffe zur Zahnfubftanz begriffen waren. Die Kronen und Wurzeln der bleibenden feitliben Schneidezähne waren ziem— lid) vollftändig entwicelt; aber ven der matrix des legten achten Backenzahns des Unterfiefers war £eine Spur zu feben, Die Häute des Gehirns waren ungewöhnlich ſtark in— jieirt, und zmwifchen der Spinnwebehaut und pia mater be: fand fi viel Serum. Desgleichen hatte ſich ungemein viel 19” 235 Blutwaffer in die Bruſthoͤhle, dem Herzbeutel und bie Bauchhoͤhle ergoffen. Die hauptfächlichen und tödtlichen krankhaften Veraͤn⸗ derungen fanden fih in det. Brufthöhle. Die rechte Lunge war beinahe nad) ihrer ganzen Ausdehnung mit den umge: benden Wandungen verwahfen. Ihre Subſtanz war ducd)s aus von Tuberkeln eingenommen, unter denen manche be: reits, in der Mitte weich) zu werden begonnen hatten. Die line Lunge war der Sig einer fpäter eingetretenen und hef— tigern Entzündung gewefen; ihr Zellgewebe ftrogte von blu: tigem Serum, und der untere Theil war bepatifitt. ine Eleine Cyſte mit feften Wandungen, die mit einer wafferhel: len Fluͤſſigkeit gefüllt war, adhärirte an deren Oberfläche. Am Herzen bemerkte man einen 3 Zoll breiten ovalen Flek— Eon von undurchſichtiger Lymphe auf der Oberfläche, wie dieß ſchon früher bei einem Orang-Utang der Fall gewefen war, und auch an der Oberflähe des Herzens hing eine Cy— fte, wie die an der linken Lunge. _ Die Schleimmembran der Puftröhre und Bronchen war rofaroth und die Röhren mit fhaumigem undurhfihtigen Schleime gefüllt. Der rechte Lappen der Leber war vergrößert und der Sitz einer Congeſtion. Das Epiploon adhärirte ein Wenig an der Milz, welche eine geringe Anomalie darbot, die man zuweilen am Menfchen wahrnimmt, nämlich eine Eleine Ne: benmilz von etwa 5 Zoll Durchmeſſer, melde gerade unter der eigentlihen Mil; am Epiploon hing. ine geringe Verſtaͤrkung der Vasculofität an einigen Stellen ausgenom« men, befand ſich der ganze Nahrungsſchlauch im normalen Zuſtande. Die Kehlkopffaͤcke erſtreckten ſich bis zu den Schluͤſſel⸗ beinen und Schultergelenken, aber nicht uͤber die Schluͤſſel— beine hinaus. Die Eierſtoͤcke waren ſchmal und lang und deren Ober— flaͤche ein Wenig knotig. In mehreren der Graafſchen Blaͤschen fand der Profeſſor Eierchen und eines derſelben enthielt deren zwei. Sie haben ungemein viel Aehnlichkeit mit denen des Menſchen, und in ihrer dickeren durchſichti— gen tunica vitellina iſt eine ſehr feinkoͤrnige Maſſe, for wie dag Keimbläshen enthalten. Ihr Durchmeſſer beträgt 555 Zoll. Profeffor Omen zeigte eines diefer Eichen vor und bes ſchloß feinen Vortrag mit Bemerkungen über dag Gehirn, welches, mit Einſchluß der pia mater, 11 Ungen 2 Drach— men 12 Gran Avoirdupois wog. (Annals & Mag. of nat. Hist., June 1844, Supplementary number.) Miscellen Ueber die wahrfheinlihe Dauer des Lebens. Die wahrfcheinliche Dauer des Lebens erkennt man leicht aus der Zeit, 657, XXX. 19. 296 mo bie Zahl ber Geborenen auf die Hälfte reducirt ift; in ber Enge liſchen Zabelle beträgt fie 454 Jahre, Es ift wahrſcheinlich, daß ein Kin) 451 Jahre leben werde, denn 100.000 find nach 45 Jahs ren auf 50,301 — faft die Hälfte — reducirt, es findet daher fat eine gleihe Ausficht ftatt, bis 454 Jahre zu leben, oder vorher zu fterben. Die wahrſcheinliche Lebensdauer eines Knaben beträgt 44, eines Mädchens 47 Jahre. Wie lange wird eine Frau von 25 Jahren wahrfcheinlich leben? Das Leben gegen 25 in der Zas belle ift 31,337, die Hälfte davon 15,668, eine Zahl, welde das Alter von 66 Jahre erreicht: alfo find 41 Fahre die wahrſchein— lihe Dauer ihres Lebens. Welches ift die wahrfh:intiche Lebenes dauer eines Mannes von 60 Fahren? Die Zahl diefes Alters bes trägt 18,808, die Hälfte davon, welche bis zu 73 Jahre bleibt , ift 9 404, alfo wird er wahrſcheinlich noch 13 Jahre leben. — Anges nommen, man wünfcht den Einfluß der Factoreiarbeit oder irgend einer anderen Beſchaͤftigung, des Aufenthaltes in einer Schule oder in einer Stadt zu ermitteln, fo ift zuerit die mittlere Wahrfcheins lichkeit der Kebensdauer nach der Engliſchen Lebenstabelle zu bez flimmen. Die Kinder folen zu 10 Jahren eingetragen werden, fo ift 70.612 für diefes Alter, und 63,627 für das Aiter von 15; die mittlere Wahrſcheinlichkeit der fünfjührigen Lebensdauer beträgt alfo 686.7 und das Verhältniß in welchem diefe Wahrfcheinlichkeit ab = oder zunimmt, beftimmt genau den Einfluß der Umjtände, unter welchen die Kinder geftellt find. Wenn man die Reihe der Lebens den zufammenaddirt, fo beträgt die ganze Anzahl 4 165 890, ziehe die Hälfte von 100,000 davon ab, und 4 115,890 wird die Zahl der Jahre feyn, welche die 100,000 Perfonen Leben. Dividire die Lebensſahre 4 115,890 dur) 100 000, und das Product 41,16 wird das mittlere Lebensalter fyn. Diefes wird die Lebensausjiht — das vie moyenne von Deparcieur —genannt, für Männer ift fte 40 Sahre, für Frauen 42 und für beide Gefchlehter 41. Durd) Wiederholung des Verfahrens wird die Lebensausſicht eines jeden Jahres erhalten; fie ift zu 5 Zahren 50, zu 10:47, zu 20:40, zu 30: 34, zu 40:27, zu 50:21, zu 60:14 u. f. w. Das unges fahre Alter, in welhem Perfonen von 30 Jahren fterben werden, ift 64, und 74 das ungefähre Alter, weldes 6Ojährige erreichen werden. (Aus dem Berihte der General-Regiftratur in London med. Gaz., Febr. 1844 ) Ueber die Sntenfität des Lichtes, weldhes die Koh— le bei’m Davyſchen Verſuche erzeugt, haben die Herren Fizeau und Foucault der Parifer Academie der Wiffenfchaften am 17. Zuni febr intereffante Verſuche mitgerheilt. Bei der Leiche tigkeit, mit welcher man mittelft der Bunfenfchen Säule die Kohle zum Glühen bringen fann, hatte es für jene Herren keine Schwierig: keit, das bei diefer Gelegenheit entwidelte Licht in Betreff der Intenſi— tät mit den übrigen vorzüglich merkwürdigen Lichterzeugern zu vers gleihen. Zu diefer Vergleihung bedienten fie fi des Sonnenlichts und des vor dem Knallgasgebläfe erhitzten Kalks, während fie die ches mifhen Veränderungen der gegen dın Endruck des Lichts vorzüglich empfindlichen Subftanzen als photomerrifhes Mittel anwandten. Sie gelangten dabei zu folgenden Refultaten: Die Intenfität des von einer gewöhnlihen Bunfenfhen Säule erzeugten Lichtes ver: hält fih zu der des Sonnenlichtes wie 1.4, und diefes an ſich ſchon ſehr ſtarke Verhältnig laͤßt ſich unftreitig noch ſteigern. Sa, die Herren Fizeau und Foucault hoffen ſogar auf dieſe Weife ein Licht erzeugen zu Eönnen, welches intenfiver ift, als das der Sonne. Das mittelft des Oxygen-Hydrogen-Geblaͤſes er: zeugte Licht befist nur „Z, der Intenjität des Sonnenlichts oder 5 derjenigen des mittelft der Bunfenfhen Säule erzeugten Lid): tes. Uebrigens erleidet die Kohle bei diefen Verſuchen merkwuͤrdi— ge Veränderungen. Sie wird zu Graphit und läßt ſich zum Zeich— nen auf Papier benugen, (Journal des Debats, 20. Juin 1844.) Nefkrolog. — Der verdiente Naturforfher Etienne Geoffroy:- SaintsHilaire, Profeffor am Pflangengarten 2C,, ift am 19. Suni geftorben. 657. XXX. 19, 298 I ihre Sa ana ep re de an ar Ueber Obftructionen der Rungenarterie. Von James Paget. Die Obſtructionen, von denen hier die Rede ift, find bie durdy während des Lebens gebildete Blutflumpen hervor: gebrachten. Sie kommen in faft allen den Fällen vor, mo die Gapilfar :Circulation in einem Theile der Lunge eine ge« taume Zeit vor dem Tode gehemmt wird, und zwar in Folge der Anordnung der Lungenarterien, welche nicht anafto« moſiren, ausgenommen an ihren Eleinften Aeften und in den Gapillargefäßen, fo daß, wenn irgend ein Theil diefes Sy: ſtems obftruirt wird, eine Stodung des Blutes in allen zu diefem Theile binführenden Aeſten der Arterien ftartfinden muß. Man findet die Aefte der Fungenarterien gewöhnlich mit altem Gerinnfel angefüllt: 1) in Fallen von eigentlicher Lungenapoplerie, 2) bei ftarfem Dedem der Lungen, brfonders ber der Form, melde von eigenthuͤmlicher Brücigfeit des Gewebes begleitet ift und bei alten Perfonen leicht zu Herz: leiden oder Emphyſem, nach wiederholten Unfällen von bron- chitis, binzutritt, 3) bei Pueumonie mit fefter Ablagerung; 4) bei Krebs der Lungen, wenn die Erebshafte Maffe durch bie Circulationin die Zweige der Lungenarterien geführt wor— den ift Außer diefen Fällen aber, wo die Bildung der Gerinn= fel in größerem oder geringerem Grade eine Folge der Ob: fruction in den Gapillargefäßen der Zunge ift, kommen auch andere vor, wo fie als das Haupt- und primäre Leiden erz ſcheint. Der BVerfaffer giebt drei folcher Fälle. In allen diefen waren zahlreiche Zweige der Lungenarterien der zweis ten, dritten Ordnung u. f. w. vollftindig durch Blutgerinn⸗ fel verftopft, welches fich augenfcheinlih lange vor dem To— de gebildet hatte, und außer welchem eine genügende Urfache des Todes aufgefunden werden Eonnte, In einem diefer Fälle hatte ſich ein Theil des Gerinnfels organifirt und bil» dete blaffe, fefte Bänder und Schlingen, welhe an die Wan: dungen der Arterie befiftigt waren. In zweien diefer Fälle war feine Spur von früherer Entzündung der Lungenarte— tie oder ihrer Aefte vorhanden; fie waren in jeder Bezie— bung gefund, ausgenommen, daß fie in ihren Häuten ein zeine Flecke gelber Ablagerung batten, eine Veränderung, welche, nach dem Verfaſſer, bei den fecundären und Eleinern Zweigen der Lungenarterien ſehr gewöhnlich if. In dem legten der mitgetheilten Falle fanden fich zahlreiche faferftof: fige attycanan in den Pulmonarvalveln mit warzenars tigen Auswüchfen und Verſchwaͤrung des anliegenden Theiles der Arterie. In diefer Rungenarterie waren nur zwei Klap— pen vorhanden, und der Verfaffer bemerkt hierbei, daß in der Mehrzahl der Fälle, wo in der Lungenarterie oder aor- ta nur zwei Klappen gefunden wurden, diefe krankhaft entz artet waren. Er deutete darauf hin, als ein Beifpiel davon, daß ein angeborener Mangel in der Form eines Theile von einer wichtigeren angeborenen Unvollfommenheit in dem Ge: webe deffelben begleitet ift, und machte auf die Nothwendig— £eit aufmerkfam, die letzteren Unvolltommenheiten al® prä= disponirende Urfahen von Krankheit in dem unvollflommen gebildeten Theile anzufehen. (London medical Gazette, April 19. 1844.) Ueber die Refection des Ellenbogens und eine neue Methode derfelben. Bon U. M. Thore. Die Abfiht des DVerfaffers diefer Snaugural:Differtar tion ift befonders, ftatiftifh nachzuweifen, daß die Folgen obiger Operation nicht fo gefährlich find, als man gewöhn: lid) glaubt. Er hat 102 Fälle gefammelt, von denen 14 wegen traumatifcher Verletzungen des Gelenkes und 88 mes gen organifcher Affectionen ausgeführt wurden. Won den eriten war bei 12 der Erfolg günftig, bei 2 zweifelhaft; von den lebten von 68 günftig und 20 ungünftig oder les tbal. Wenn man mit diefen Nefultaten die in den von Malgaigne, fowie von Thore und Mannourp, ge fammelten Fällen von Amputation des Oberarm vergleicht, fo findet man, daß bei den legteren auf 172 Fälle 72 uns günftige Eommen. Die Mortalität ift alfo bei der Amputa— tion wie 1:25, bei der Nefection dagegen wie 1:5. Ein zweiter Punct blieb nun noch zu unterfuchen übrig, ob dem feines oberen Gelenfes beraubten Vorderarme ein Theil feiner Functionen erhalten und er nicht ein unnüßes Glied würde. Nach den zahlreichen von Herrn Thore angeführten Ber obachtungen nun zeigt fih, daß troß der größten Sorgfalt der MWundärzte die Vereinigung der Knochen ſehr felten ges lingt. Bald gleiten die einander fehr genährrten Knochen, deren Enden abgerundet und mit Knorpel bededt find, leicht aneinander hin, fo daß fehr ausgedehnte Bewegungen aus: geführt werden koͤnnen; bald find die Bruchſtuͤcke weit von einander entfernt und nur durch ſchwache fibröfe Bänder vers bunden, welche dem WVorderarme eine zu große Beweglichkeit laffen, der man aber zum Theil abhelfen Eann. In einem Falle diefer Art ließ Robert den von ihm Dperirten einen Verband tragen, der aus zwei Eupfernen Riemfcienen bes ftand, von denen eine den Arm von Vorne, die andere von Hinten umfafte, im Niveau des Ellenbogengelenkes articulirt waren und auf diefe MWeife dag entfernte GelenE erfegten. Die Muskeln, deren Anfaßpuncte durchfchnitten worden find, wie der biceps, brachialis internus, erlangen nad einer gewiffen Zeit folide Adhärenzen, und nad) und nad) laffen fic) die Bewegungen der Flerion und Ertenfion, der Pronation und Supination wieder ausführen. Der Vorderarm und die Hand, während der Krankheit eine lange Zeit hindurch zur Unthätigkeit verdammt, erleiden eine Art Atrophie, aber nad einem Sahre oder anderthalb Jahren hat das Glied einen ziemliden Grad von Kraft 299 und ziemlich ausgedehnte Bewegungen wieder erlangt, wies wohl nicht immer eine fo lange Zeit dazu erforderlich ift. Ein von Tenton operirter Kranker Eonnte nach vier Wochen weben und einen Eimer Waſſer tragen, und in fehr vielen Fällen ift die Heilung nah 5 — 6 Mo: naten vollftändig. Bei folchen Refultaten ift es wohl nicht mehr geftattet, die Nefection des Ellenbogengelenkes, wie frü: her, zu verwerfen, und fie verdient den Vorzug vor der Am— putation des Oberarmes in alle den Fällen, wo man zwifchen beiden Operationen die Wahl bat. Das neue perationsverfahren nun, welches Herr Thore vorichlägt, ift folgendes: 5 Gentim. oberhalb des olecranon und in der Mitte der Hinterfeite des Gliedes ftoßt man ein ftarkes Scalpell bis zum Knochen ein, ſenkt dann dag Meffer und macht einen Einfhnitt, welcher bis 5 —6 Gentim. unter das olecranon hinabreicht; auf diefen eriten infchnitt fällt man einen zweiten Queerfchnitt vom condylus externus humeri aus big zum Nadialgelenke bin. Das Uebrige der DOperation- weicht nicht von den fruͤ— heren Verfahrungsweifen ab. Man gelangt, nad. Herrn Thore, auf diefe MWeife mehr unmittelbar zu den Theilen des Gelenkes, welche man zuerft anzugreifen hat, und ifo: lirt leichter das olecranon und den oberen Tpyeil der ulna; der n. ulnaris ift dabei mehr gefhüßt, und endlich wird die Wunde fo angelegt, daß der Eiter leicht abfliefen Eann. Allein diefes Verfahren gefkattet vielleicht nicht, die zu durch: fhneidenden Theile genügend zu erkennen, befonders nach Dben, und da man den Schnitt in der Mitte des Gliedes macht, fo ift wohl eine Eiteranfammlung im Innern zu bes fürchten, welcher man aber dadurch vorbeugen Eonnte, daß man den Schrägfehnitt näher am innern Rande der ulna ausführt. (Arch, gen. de Med. Aoüt 1843.) Geburt und Befchreibung eines zweiföpfigen Kindes. Von Felix Benedini zweileibigen, Im Mai 1843 wurde ich zu Donna Domenica Salvini in St. Lorenzo di Magno, einer ungefähr dreißiajährigen, Eräftig ges bauten Dame, welche bereits 2 Kinder geboren hatte, gerufen, um die von der Hebamme als abnorm eriannte Geburt auf dem Wege der Kunſt zu beendigen. Bei der Unterfuhung fand ich den Kopf fhon in der unteren Bedenapertur in der erften Poſitien eingekeilt, welcher aber troß der ſehr ſtarken Wehen durchaus nicht vorrüdte, Nach Hinten zur linken Seite des Gefichtes des Kindes fühlte ich den Finger einer Hand und argwohnte fhon eine doppelte Schwanz gerfchaft. Ich legte nun die Zange an, und es gelang mir, mit derfelben den Kopf bis vor die Schaamlefzen zu bringen, aber die ftärkfte Kraftanftrengung vermochte nicht die Geburt aanz zu been: den. DBergebens fuchte ich mit ſtumpfen Haken die Schuitern, das vermuthete Hinderniß des Austrittes des Kindes, zu Löfen, und zog mit denfelben nur zwei Arme hervor, von welchen einer 2 Hände hatte. Das Kind, welches bisjegt gelebt hatte, ftarb nun: ich der collirte den hervorſtehenden Kopf und verfuchte die Wendung, durch welche ich aber nur eine kleine Extremitaͤt herunterbrachte. Bei einem neuen Verfuche gelang es mir, einen mwohlgebildeten Zuß bis vor die Schaamlippe hervorzuführen, und ein zweiter er= fchien am Beckenausgange; da dieſe aber durchaus nicht weiter zu bringen waren, legte ich um den vorliegenden Fuß eine Schlinge 657. XXX. 19, 800 und zog an dem andern, während ich mit der Dand den uterus eine Erumme Bewegung von Rechts nach Links machen ließ, bis ich endlih auch dieſen herunterbrachte, um den ip gleichfalls eine Schlinge legte und mit mäßiger, aber anhaltender. Gewalt an— zichend die Geburt vollendete. Das Kind war ein Zwillingsmon— ftrum, zu einem vereinigt, fehr groß, zweikoͤpfig und mit uͤberzaͤh⸗ ligen Ertremitäten. Es wiegt 124 Wiener Pfund und ift 18 Par. Zoll lang, der Umfang beträgt 194 Zell. Die Nägel jind vells ſtandig entwiclt, die Haare dicht und lang, bedecken die beiden wohlgebildeten Köpfe, von denen ein jeder die Größe eines ges wöhnlichen Kinderkopfes hatz die DOberflähe des Körpers ift gang von Wollhaar entblößt, die Gliedmaagen fehr entwicelt, und die Gonfiftenz aller äußeren Gewebe ſpricht für die vollkommene Reife des Kindes. j Wenn man die Mißgeburt von Außen untırfuht, fo findet man 2 Kindeskörper, in Eins verfchmolzen, von denen einer der rechte, der andere der linke genannt werden Fann, und zwar längs der Bruft und des Bauches auf die Weife, daß der linke foetus an feiner linken Seite fich mit der linken Seite des rechten vereis nigt hat. Die Bruft ift breit, und die Rippen länger und gebos gener, als gewöhnlich, inferiven ſich an das Bruftbein, weldes in der Mitte ftark hervorragtz an den Seiten bemerft man auf der gewöhnlichen Stelle die beiden Brüfte, aber nad) Hinten und Links findet man die Spuren einer andern fehr engen und unregelmäßig entftellten Sternalgegend; hier fieht man auch auf der Daut zwei Eleine Hervorragungen mit einer Art areola, fehr nahe beieinander, ſowie eine dritte, welche mit den erftern ein Dreieck bildet und die Stelle des Nabels bezeichnet. Die Richtung beider Wirbelfäus len, fowie ihre age, ift bei einem jeden Kinde vollfommen normal, nah Dben; etwa + 3oll voneinander entfernt, nähern fie fi dann einander und treten am Anfange des Heiligenbeins zufammen. Um oberen Theile des doppelten Stammes findet man die bei= den Köpfe, jeden mit feinem entfprechenden Dalfe, einer dem an— dern volllommen gleih, das Geſicht nah Vorwärts gerichtet; bei beiden die Schilddrüfe vergrößert. Zu den Eeiten dee bejchriebes nen thorax hängen die beiden Arme an ihrer normalen Stelle; nach Hinten, gerade in der Mitte zwiichen beiden Köpfen iſt an einer Art deformer scapula ein dritter Arm eingelenkt, deffen Schulter— theil Fürzer und dicker, als gewöhnlich, und deifen im Rnochenbaue doppelter Vorderarm am inneren Theile bis zur Handwurzel ein Stuͤck ausmacht, worauf er fich theilt, und zwei Eleine Hande an ihm herabhängen. Der Unterleib wird, je weiter er nach Unten fih erſtreckt, defto einfacher und dünner, bie er endlich nur einem Kinde anzu— gehören fcheint; die Beine befinden ſich an ihrer gemöhnlichen Stelle, aber nach Hinten und Links erfcheint oberhaib des normalın Bek— kens ein zweites Hüftbein, fomwie ein anderes formlofes Stuͤck Bek⸗ fen, von dem ein knochig-fleiſchiger Vorfprung von 2“ Die und 6“ Länge mit 3 Gelenken ausgeht, deſſen unteres Ende faum die Geſtalt eines menfchlihen Fußes bat and mit 3 Phalangen oder Arten von Zehen, mit Nägeln verfehen, endet. Eine einzige Nabelfhnur befindet fih in der Mitte des vor— deren Theiles des Bauches; die einfachen Gefhlehtsorgane find männtiche; die Ruthe ift ziemlich gut entwickelt, der Hodenſack et— was fchlaff, aber groß und nur 2 Hoden enthaltend; längs der raphe zeigt genau an der hinteren unteren Wurzel des penis eine ' einzige Deffnung mit ıinem Schliebmuskel die Stille des Afters an, welcher an der gewöhnlichen Stelle nicht vorbanden ift. Bei der inneren Unterfuchung erſchien die Brufthöble fehr groß und er= ſtreckt fihb von einer Wirbelfäule zur anderen hin; in der Mitte befand fih ein aroßer Sad, der Herzbeutel, in demfelben dicht aneinander liegend 2 Eleine Herzen, die in mehr, als 2 Unzen wäfe friger Fluͤſſigkeit ſhwammen; zur Seite der beiden Wirbelfäufen je eine zufammengefallene, röthliche Runge; im Herzen doppelte Arterien und Venen, dann ein ductus arteriosus; eine an ben beiden Wirbelfäulen adhärirende Membran fchloß nad Hinten bie Höhle: nach Oben eine große Thymusdruͤſe, nach Unten ein Zwerch— fel. Sn der Unterleibshöhle eine fehr große Leber, welche den ganzen oberen Theil der Bauchhoͤhle einnahm, am deren concaver 301 Seite fih die Nabelvene inferirtz Gallenblaſe, Magen, pancreas, Milz und Gedärme einfad und an der normalen Stelle. In der Shaamgegend zwei Darnblafen, eine nad) Vorne, die andre mehr nach Dinten, die erfte mit Urin angefüllt, die andere faft leer, beide mit einem Halſe endend und in eine Darnröhre übergehend. Bier Nieren, zwei an der gewöhnlichen Stelle und zwei Eleinere in einer fehe engen, oben hinten befindlihen Art von Höhle. Das Sternocoftal: Gerippe erſchien, nah Eröffnung ber hins teren Höhle, genau vereinigt, unförmlih gefrümmt, ſechr dünn, hinter demfelben 2 Eleine eingefchrumpfte Lungen, die eine Linke von der Wirbelfäule des rechten Kindes, deſſen linke Lunge fie war, und ihre ernährenden Gefäße aus dem rechten Herzen erhaltend, die andere an der rechten Seite des linken Kindes und vom linken Herzen aus verforgt; ein fehr kleines Zwerchfell fchied diefe Eleine öhle ab und ftand in unmittelbarer Verbindung mit dem grös een diaphragma. Sn der Bauchhoͤhle derfelben Seite eine fehr Eleine Reber, an beren concaver Seite fich keine Nabelvene fand; alle andern Bauch— eingeweide wenig entwidelt. Uebrigens waren alle Eingeweide vollfommen normal gebildet und in dem Zuftande, wie fie bei einem gefunden, wohlentmicelten neunmonatlidyen Kinde vorfommen. (Gazetta medica di Milano, Jan. 1844.) Neues Staarmeffer. Bon Dr. Sohn Scott. Die gewöhnlich gebrauchten Hornhautmeffer nehmen nicht nur von der Spitze bis zum Griffe an Dicke und Breite zu, um die Deffnung, welche fie in die Hornhaut machen, indem fie durch die vordere Augenfammer dringen, auszufüllen und, fo das Abfließen des humor aqueus zu verhüten, fondern ihre Breite ıft auch dem radius der Hornhaut gleich, fo daß fie einen Schnitt vom Umfange deffelben in die Hornhaut machen, und diefes gefchieht dadurch, daß das feilförmige Inſtrument durch die Hornhaut hindurchgeftoßen mwird, wo dann der fihneidende Rand des Meffers die Trennung vermittelt der Gewalt bewirkt, mit welcher der Rüden des Meſ— fers gegen den entgegengefegten Rand der Wunde angedrücdt wird. Diefes gewaltfame Durchſtoßen eines Eeilförmigen Inftruments von ſolchen Dimenfionen durch die vordere Augenfammer ift, meiner Anſicht nach, die Urfadhe fo vieler Schwierigkeiten und Gefahren, welche mit der Operation verbunden find. Die angewendete Ge— walt drängt das Auge gegen den inneren Augenmwinkel bin, wor durch die innere Seite der Hornhaut den Augen des Operateurs entzogen und es außer Stand gefegt wird, dicht am Sclerotical— tande den Ausjtich zu machen, weßhalb der Schnitt zu Elein wird, um die cataractöfe Linſe hinaustreten zu laffen. Wenn diefe Einwärtsfehrung des Auges durch einen auf bie Nafalfeite des Augapfels ausgeübten Drucd verhindert wird, fo Tann der humor aqueus leicht ausfließen, bevor das Meffer weit ‚genug durch die vordere Kammer hindurchgedrungen ift, um eine Verwundung ber iris bei Beendigung des Schnittes zu verhüten; und felbft, wenn das Meffer fo weit vorgedrungen ift, daß die iris nicht unter dem Rande defjelben ausweichen kann, fo bringt der noth igerweife auf den Augapfel angewendete Druc oft einen fo n Muskelframpf hervor, daß das Ausfließen des humor vi bt, und der ftarke Druck auf die inneren Häute eine ge— faͤhrliche Entzündung zu bewirken vermag. a. i aͤßt der auf diefe Weife erzeugte Krampf nad der Ertrac er Linſe nicht nad, und dann kann die iris nach Vor— mwärts gedrängt und das Anfchließen des Hornhautlappens verhin— dert werden; unter diefen Umftänden ift es nötbig, die membrana hyaloidea zu punctiren und eine Eleine Quantität des Glaskoͤrpers ausfliegen zu laffen, wenn der Krampf nicht nad) einiger Zeit von ſelbſt nadhläßt. Diefes Verfahren läßt fich mit völliger Sicherbeit ausführen, fobald es nur mit großer Sorgfalt aefchiebt, und der Kranke ſich in der Ruͤckenlage befindet. Zumeilen bleibt, wenn der Glaskoͤrper ausfließt, in Folge des Krampfes der Augenmuskeln 657. XXX. 19. 302 ein Theil der Glashaut durch den Hornhautſchnitt vorgedränat, welden man dann mit dem jilbernen Ende der Gurerte zuruckbrin⸗ gen muß. Die Einführung einer Nabel in die vordere Augenkammer läßt ſich ftets ohne die geringfte Schwierigkeit ausführen, und. fie ann gewöhnlich in derfelben lange genug gehalten werden, um das Ges webe der Linſe zu zirftören, ohne den humor aqueus ausflichen zu laffen, ungvachtet der wiederholten Bewegungen derfelben, welde nothwendig find, um die Dperation auszuführen. Als ich über diefen Umftand nachdachte, fiel es mir cin, daß, wenn ein Meffer angefertigt, werden Eönnte, welches ſich mit einer gleicy geringen Kraftanftrengung, als die Einführung einer Nadel erfordert, eins führen ließe und eine ſolche Form hätte, daß der Hornhautſchnitt obne Gefahr, die iris zu verwunden, vollendet werden könnte, die die Operation begleitenden Schwierigkeiten und Gefahren weſentlich vermindert werden würden. Sc erinnere daran, daß bei der ges mwöhnlichen Art zu oprriren das Meſſer fich feinen Weg durch die Hornhaut fhnittweife bahnt, was. bedeutende Kraftanftrengung er— fordert, während daffelbe nach meiner Methode in die vordere Aus genfammer ohne arößere Trennung der Hornhaut, als die Einfühz rung erfordert, eingebradht und die Membran nicht eber durch— fchnitten wird, ale bis beide Geiten der Hornhaut punctirt worden find ; das Mefjer bat ferner eine folde Geftalt und ift dann fo ge: lagert, daß ein Borfallen der iris vor den Rand defjelben wenig zu befürchten ift. Die Zwecke, welche ich bei der Gonftruction des Meffers zu ers reihen ftrebe, find: 1) Daß es lang genug ſey, um vollftändig duch die vordere Kammer zu dringen, und den inneren Rand der Hornhaut zu trennen, 2) Daß es von ber Epige bis zum Griffe nur foviel an Breite und Dice zunehme, als nötbig ift, um das Ausflichen des humor aqueus bei feinem Durcdgange queer durch die vordere Kammer zu verhindern, daß aber feine Breite nicht im Verhältniffe zu den Dimenfionen bes auszuführenden Schnittes ftehe, da diefer Umftand, meiner Anſicht nad, alle die Schwierigkeit der Einfühs rung und bie vorzüglichften Gefahren der Operation herbeige— führt hat. 3) Daß es eine ſolche Geftalt habe, daß es, in die Mitte des Äußeren Randes der Hornbaut, und queer durch die vordere Kammer geführt, raſch die innere Seite der Hornhaut durditeche, und in diefe Stellung gebracht, wird der fehneidende Rand fo weit nad) Außen vom Pupillarrande der iris ſich befinden und einem fo großen heile ihrer Vorderflädye enrgeaenfegt feyn, daß das Vortreten derfelben unter den Rand des Meffers und demnad die Durchſchneidung derfelben verhindert werden wird. 3 4) Daß, wenn der Hornbautfchnitt auf diefe Weife ausge— führt werden fol, der Rand des Meffers nur dem Rande des Schnit— tes auf jeder Seite und nicht einem größeren Theile der inneren Fläche deſſelben entgegengefegt fey, wodurch die Trennung der en erfhwert werden würde, wie es bei Beer’s Meffer der all ift. Um biefe Zwecke zu erreichen, muß das Meffer einen Kreisabs Schnitt von größerem Durchmeſſer, als der der Hornhaut ift, bee ſchreiben. Der Rüden des Meſſers beſchreibt den fechsten Theil eines Kreifes, deffen Radius 10’ beträgt. Der Theil dee Bogens alfo, welchen der Rüden des Meffers bildet, ift 10% lang und demnad) 4° größer, als der Durchmeffer der Hornhaut, und das Bıatt if demzufolge lang genug, um die Trennung derfelben ohne Schwie⸗ tigkeit zu vollenden. Das Meffer ift am Griffe 2 breit und läuft dann geaen die Spitze fpig zu; es nimmt aud gleichmäßig an Die und Breite von der Spige bis zum Griffe zu, fo dag es die Oeffnung, welde es in die Hornhaut macht, vollftändia aus⸗ füllt, wodurdy das Ausfliefen des humor aqueus verhütet wird. Um den oberen Hornhautichnitt mit diefem Meffer zu machen, wird es auf die gewöhnliche Weife zwifchen Daumen, Zeige: und Mittelfinger gehalten, während die beiden anderen Finger auf der Wange des Kranken ruhen, den Griff etwas gegen die Seite des 503 Geſichtes hin geneigt, während die Spige in die Hornhaut an ihe rem Schläfenrande eingeftohen wird; der Griff des Meffers wird dann nach Dben gewendet, fowie das Blatt durch die vordere Kammer dringt, und wenn der Ausſtich an der inneren Seite der Hornhaut gemaht wird, wird der Griff des Meffers faſt in rech— tem Winkel mit der Schläfe ftehen. Das Meſſer wird nun volle ftändig duch die vordere Kammer queer hindurchgezogen, wobei man forgfältig den Rüden des Inftrumentes nad) Abwärts drücken muß, bamit die Wunde durch den fchneidenden Rand nicht unnöthie ger Weife erweitert werde, Iſt diefes gefcheben, fo wird die Spike & des Meffers den inneren Augenwinkel erreicht haben, und die hneide deffelben fo weit vom Pupillarrande der iris entfernt feyn, daß fie bei der Vollendung des Hornhautſchnittes nicht wohl durch fchnitten werden Eann. Die Spige des Meffers wird dann nad) Dben geführt, wobei der Griff etwas nach der entgegengefegten Richtung bin geneigt wird. Der Dornhautfchnitt an der inneren Seite ift nun vollendet, und nur eine Eleine Portion an der oberen und äußeren Seite ift noch zu trennen, welches bei'm Zuruͤckfuͤhren des Meffers mit Leichtigkeit ausgeführt wird, Bei diefem Verfahren wird Eeine unnöthige Gewalt angewens det, Muskelkrampf wird weit feltener eintreten, der humor aqueus wird nicht fo leicht abfliegen Eönnen, und follte diefes der Fall feyn, fo ift die Form des Meffers und feine Cage in der vorderen Kam— mer der Art, daß die iris wohl Faum vor ſeinen Rand fallen kann, und follte auch diefes eintreten, fo Eann fie mit dem leichteften Fine gerdrude auf die Hornhaut zurüdgebraht werden. Die Quet— ſchung der iris durch den gewaltfamen Druck derfelben gegen das Meffer, wenn ein Krampf der Augenmuskeln eintritt, wird gleich- falls vermieden, ſowie die darauffolgende chronifche iritis, (Aus Sohn Scott, der Staar und feine Behandlung zc. London 1843 in Dublin Journal, Nov. 1843.) MNMiscellen Ueber halbfeitiges Lendenweh mit Geitwärte- Krümmung. Bon Dr. Steifenfand in Krefeld. Verfaſſer macht auf diefe Form von lumbago mit dem Bemerken befonders aufmerkfam, fie fey bisjegt von den Nofologen nicht befonders be- achtet worden, mwahrfcheinlich wegen ihres feltenen Vorkommens, und doch fey ihre nähere Kenntniß wegen der leicht möglichen Vers wechſelung mit andern Zuftänden von Wichtigkeit, da der Kranke nicht die Lenden, fondern die Hüfte befchuldigt, befonders bei gleiche zeitiger Mitleidenfchaft der Glutäen. Namentlich leicht Eönnte der Arzt hierbei in der Art getäufcht werden, daß er glaubte, eine Lu— ration des Oberſchenkels vor jich zu haben, wie es auh dem Bere faffer anfangs erging, denn der Körper des Kranken ift bei'm Ste: hen ſtark nad) einer Seite gebogen und fcheint bloß auf der gefun: den Seite zu ruhen, in der Urt, als ob der große Rollhügel der leidenden Seite höher liege. Bei horizontaler Cage ift das Gelenk frei, beweglich und unfchmerzhaft, was mit Berüdfihtigung der ©eitwärts: Krümmung des Ruͤckgrates gegen eine Verwechſelung mit Euration des Oberſchenkels ſichert. Verfaſſer, welcher diefes Uebel drei Mal beobachtet hat, hält es für ein rheumatifches Lei: den und erklärt als Grund jener Krümmung des Lendentheils vom Ruͤckgrate das Halbfeitige des Lendenwehes, wodurch die Lenden und Ruͤckenmuskeln der leidenden Seite gleichfam paralyfirt find, 657. XXX. 19. 504 und fügt bei, durch eine einfache antirheumatifche Behandlung habe er das Uebel allmälig ganz gehoben. — Weferent kann indeffen mit des Verfaffers Anſicht ſich nicht gang einverftehen, fondern ‘hält das vom Berfaffer gefhilderte Uebel bloß für eine Zerrung der betreffenden Muskeln, nebft dem hinzugetretenen, andauernden Krampfez denn in den zwei erften vom Verfaffer beobachteten Fäl« len war eine die genannten Muskeln betreffunde Gema.tthätigteit die alleinige Urfache, und nur im dritten Falle ließ ſich, außer der lesteren, eine hämorrhoidale und rheumatifhe Complication, aber auch nur Complication, nachweiſen. (Med. Correfp. = Blatt Rhein. und Weftphäl. Aerzte, 1843.) Gegen eine befondere Form von Gaftralgie eme pfiehlt Farini den anhaltenden Gebrauch der Limatura Ferri, Man beobachtet diefelbe gewöhnlich bei Leuten, melde bei thätiger und angeftrengter Zebensweife ſtarke Effer und Trinker waren und, zu einem ruhigen und bequemen Leben übergehend, ihrer Gewohn— heit in legterer Beziehung treu blieben. Farini befchreibt das Uebel folgendermaaßen: Des Morgens, fo lange die Patienten nüchtern find, haben fie den Mund voll füßlichen Speichels und find von Schleim gequält, welcher fie zu vergeblihen Brechan— ftrengungen zwingt. ingenommenbeit des Kopfes, Schwindel, Abgeſchlagenheit, Drud und Schmerzgefühl in der Dberbaudges gend, Appetit: Mangel, zuweilen Ekel vor aller Speife. Nach dem Eifen befinden fie fich jedoch beffer und die Brechneigung verſchwindet dadurh. Suppe, Milch, Gemüfe widerftcehen, dagegen bekommt gelalzenes Fleiſch, Brod, überhaupt folide Nahrung gut, ebenfo mäßiger Weingenuß, welcher jedoch, übertrieben, Veranlaſſung zu Pyrojis, zu Leberleiden giebt. Blutentziehungen, Purganzen und Diät bringen auffallenden Nachtheil. Die Eifenfeile muß anhals tend und darf allmalig bis zu hoher Dofis (6 Dradymen auf den Tag) genommen werden. (Gazetta Medica di Milano.) Ueber eine ganglionförmige Umwandlung der Nerven hat Herr Dr. Günsburg der Academie des sciences zu Paris feine Beobachtungen mitgetheilt. Gin fehsundfunfzigiähe tiger Zagelöhner, der an heftigen Rheumatismen gelittenhatte und unter Symptomen allgemeiner Paralyfe geftorben war, zeigte bei der Section nichts Krankhaftes, als folgende Veränderung des drit— ten und vierten Sacralnervenpaares auf beiden Seiten. Die beie den Nerven der linken Ceite gingen nah einem DVerlaufe von 44 Länge in eine weißliche, birnformige und 1’ lange Gefhwulft über, An den entfprehenden Nerven der andern Seite war die Gefhmwulft etwa um 2 Eleiner. Die Nerven, welche aus diefen Gefhmwülften hervortraten, waren dünner, als die zur Geſchwulſt führenden. (L’Experience 1843.) Gegen die Hornfpalten bei'm Pferde empfiehlt Pros feffjor Dr. Hertwig folgendes Verfahren: Er fchneidet 1 bis 2 Linien vom Rande der Krone eine Eleine Furche queer über bie Spalte und reibt am Saume des Hufes Unguent. Cantharidum ein; es hebt ſich das Raͤndchen; diefes wird entfernt, und es wähft nun von ber Fleifhwurzel aus ein neuer Hornftreif nadız fo wie dieſer vorfhiebt, wird die Hornfpalte durd zwei Laͤngs— fchnitte ifolirt und der von den beiden Schnitten begränzte Strei— fen entfernt, worauf die Luͤcke durch den nachwachſenden neuen Hornftreif folid ausgefüllt wird. Diefes Verfahren läßt fi m. m. auch auf die Behandlung der Spalten an den Nägeln der Mens fhen anwenden. Bibliographische History of British Ferns and Allied Plants. London 1844. 8. The fossil Remains of the Animal Kingdom. By E. Pidgeon. London 1844. 8. By E. Newman. Be ui. nen, Musée d’Anatemie pathologique. Bibliotheque de medecine et de chirurgie pratique, representant en relief les alterations morbides du corps humain. Par le Docteur Felix Thibert. Paris 1844. 8. 8 De l’itendite du typhus et de la fievre typhoide. Par le Docteur Gaultier de Claubry, etc. Paris 1844. 8. m —— —— Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mirgerheilt von dem Ober„Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarhe und Profeffior Froriep gu Berlin N. 658. (Nr. 20. des XXX. Bandes.) Suni 1844, Gedrudt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 9Gr Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 f 30 m, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x een Te RT Dun; Ueber den Einfluß des Drudes auf die geologifch- chemiſchen Erfcheinungen. Bon Herrn J. Fournet. Der Drud, welchem die Auflöfungen und Verbindungen der Gafe unterworfen waren, fpielt bei den geologifhen Er— fheinungen eine fo wichtige Rolle, daß es nicht nur von Bes: lang ift, die verfchiedenen, unter feinem Einfluffe ftattgefuns denen Erfcheinungen zufammenzuftellen, fondern auch nach— zuweifen, inmiefern danach die aus den im Laboratorium angeftellten Verſuchen abgeleiteten Folgerungen zu modificie ten find. In der That Fommt es häufig vor, daß der Chemiker, deffen Proceffe in unverfchloffenen, oder wenig Miderftand leiftenden, oder nicht luftdichten Gefäßen ausges führt werden, fi) nad diefen einen durchaus falfhen Bes griff von den Meactionen macht, welche eintreten müffen, wenn flüchtige oder gasfürmige Subftanzen in Höhlen ab— gefperrt und von allen Seiten comprimirt find, deren Fels fenwandungen ihnen einen ftarren, unbefiegbaren Widerftand entgegenfegen, fo daß fie auf feine Meife entweichen Eönnen. Dieß ift ein Hauptgrund, weßhalb die Nefultate, zu denen die Geologen gelangen, fortwährend beftritten werden. Als fein diefer Widerſpruch bat wenig auf fih, da die Beob—⸗ achtung ein eben fo ficherer Führer ift, als die durch Vers fuche gewonnene Erfahrung, welche nur zu oft der erftern nachtritt, und Geologie hat zumal dadurch der Miffenfhaft fo große Dienfte geleiftet, daß fie jener ihre volle Geltung verfchaffte. Faſſen wir alfo die Erfheinungen in ihrem Urfprunge auf und verfolgen wir deren Ergebniffe Schritt vor Schritt. Schon um's Jahr 1755 batte Strange den nit caleinieten Kalkftein auf dem Gipfel mancher Bafaltkuppen der Euyaneifchen Berge gefunden. Sm Jahre 1784 beob— achtete auh Fa ujas bei Rohe: Maure und Villeneuve⸗de— Berg, daf der Kulkftein durch Laven erfaßt und ermeicht werden Eönne, ohne die Zerfegung zu erleiden, welche ges möhnlich durdy hohe Zemperaturen eintritt. Aehnliche Erz No. 1758. — 658, — ſcheinungen wurden ſpaͤter bei Torre dei Greco wahrgenom⸗ men; allein erklaͤren konnte man dieſelben nicht, und erſt im Sahr 1795 ſtellte Hutton die erften Anſichten Über den Einfluß des Drudes auf. Seine über den Mandelftein an: geftellten Unterfuhungen hatten ihn überzeugt, daß der Eohs lenfaure Kalk ſich darin unter ſolchen Bedingungen darftelle, daß man nothmwendig zugeben müjfe, diefe Gompofition fey einft geſchmolzen gewefen; allein noch lange befand man fich über deren wahre Beſchaffenheit im Zweifel, bis Blad durch feine Entdeckungen in Betreff der Koblenfäure und deren Verwandtſchaft zur Falkigen Bafis nähere Auffchlüffe darüber gab. Seinem Scharffinne entging die Aehnlichkeit nicht, welche diefe Verbindung mit dem fohlenfauren Barpt befigt, der bekanntlich die Koblenfäure fo feft hält, daß man ihn fchmelzen kann, ohne daß er fich zerfest. Warum follte alfo der Eoblenfaure Kalk nicht ebenfalls unzerfegt in Fluß fommen Eönnen, wenn ſich ein mechaniſches Hinderniß der Trennung der Koblenfäure von ihrer Baſis mwiderfegt? Dieß war die fruchtbringende Entdedung, welche es Hutton möglid machte, feine Anſichten ruͤckſichtlich der Entftehung mander Gebirgsarten und der Steinkohle zu erz meitern und zu begründen, und wenn er ſich damit begnügt hätte, mit Hülfe derfelben gewiffe Erfheinungen in den Gängen zu erklären, fo würde er fih nicht von der Wahr: heit entfernt haben; allein, wie die meiften Neuerer, über: fhoß er das Biel, indem er feine Anfiht auf die in der Kreide vorkommenden Kiefelnauern, die Septaria, das Bi— tumen der gefchichteten Zormationen, die Adhäfion der Quarz: £förner in den Sandfteinen und endlih auf den feften Zu: fammenhang der Kalffteinfhichten überhaupt ausdehnte, in: dem er behauptete, alle diefe Refultate feyen unter dem Einfluffe eines heftigen Drudes und einer hohen Tempera— tur unter tiefen Meeren eingetreten. Ein folher Keim mußte ſich indeß zur Frucht entwik- fein. Hall fuchte die Fingerzeige Hutton’s zu beftätis gen , indem er Kreide, Mufchelfragmente, Marmor, Kalk: fpath pulverifirt in porcellanene Röhren eintrug und dieſe 20 307 bis zum Schmelzpuncte des Silbers (21 bis 23 Grab Wedgwood) unter einem etwa acht Atmofphären betra- genden Drude erhigte. Der Berfuh gelang, und man erhielt auf diefe Weife eine Art weisen, eryitallinifhen, durchſchei— nenden Marmors, welcher fih poliven ließ, und aus deffen Beſchaffenheit fih folglih ergab, daß er fich wenigſtens in einem teigartigen Zuftande befunden babe, in weldem ſich feine Xheilden im der angezeigten Weiſe hatten ordnen Eönnen. Diefer Verſuch war fo wichtig, daß er verdient hätte, mit cbenfoviel Genauigkeit wiederholt zu werden, wie Die, mwelhe Kavoifier, Seguin und Bauquelin anwand: ten, um die Zuſammenſetzung des Waſſers über allen Zwei: fol zu erheben. Die Chemiker würden dadurch gegen allzu: Eühne Folgerungen von ihrem Standpuncte aus mistrauifch geworden und geneigter gewefen feyn, diefem Verſuche eine allgemeinere Bedeutung einzuräumen. Indeß behielt man denfelben doh im Auge und wiederholte ihn mit verfchiedes nen Abaͤnderungen. Auch ließen- zumal die Geologen dies fen Fingerzeug nicht unbeactet. Bucholtz drüdtee 4 Pfund reine gewafchene Kreide feſt in einen Ziegel ein, den er nur mit einem Baditeine bededte. Nachdem er den Ziegel eine halbe Stunde lang einer heftigen Weißgluͤhhitze ausgefrgt batte, fand er, daß die Kreide ein Sechstel von ihrem räumlichen Inhalte eins gebüßt hatte, und daß die oberflächlichen, fowie die mit der Wand des Ziegel in Berührung befindlihen Theile derſel— ben bis zu einer Ziefe von 0,002 Meter in lebendigen Kalk verwandelt worden waren. Weiter nad) Sinnen fand fich eine gelblichweiße, fehr harte, ſchieferfoͤrmige Maffe, die eis nigermaaßen gefhmolzen gewefen war, und in der Mitte eine folhe, an der die Zeichen der Schmelzung fih noch deutlicher erkennen ließen. Als man diefee Product in Salz: fäure auflöf’te, erhielt man 45 Procent Kohlenfäure, alfo ungefähr ebenfoviel, wie die genaueften Analyfen dem Kalk— fteine zufchreiben. Hausmann beobadhtete feinerfeit® in den KHochöfen Mermiand’8 in Schweden Kalkfteine um den Ziegel her, die fo erweicht waren, daß man fie mit einer Eifenftange fo leicht durchftoßen Eonnte, als ob fie aus Schnee beftan: den hätten, und hieraus läßt fih mit Sicherheit fließen, daß felbft ein fehr geringer Drud dag Entweihen flüchtiger Körper, welche mit firen Bafen verbunden find, verhindern Eönne, welche Thatfahe Gay Luffac auf einem verfchiede: nen Wege, aber durchaus ebenfo bündig, und zwar durch Folgerungen dargethban hat, die fid) auf die Erfheinungen der Deftillation gründen. Der Proceß gelingt vorzüglich gut, wenn das Feuer recht fchnell einwirft; denn ald Gaffola derben Kalkitein ber Flamme des Knallgasgebläfes ausfeste, fah er denfelben ſich mit koͤrnigem Kalke überziehen, deffen Körner rhomboe: driſch waren, Uebrigens dürften folgende, von Brewſter erlangte Nefultate, welche beweifen, daß die flüchtigen Pro: ducte fih nicht nach allen Richtungen hin gleich leicht ent: binden, die Anfiht unteritügen, daß gewiſſe Kryſtallgruppi— tungen diefe Entbindung gewiffermaaßen verhindern Eönnen, 658. XXX. 20. 308 So ftrömen die Kohlenfäuretheilhen aus dem erhisten koh— lenfauren Kalke in der Richtung von Linien, welde mit der Eleinen Diagonale parallel laufen. Wenn man die Loͤthrohrflamme gegen die Seitenflihe einer Gypslamelle fpielen läßt, fo fhmilzt diefe und dag Gas entweiht unter Aufbraufen; allein wenn die Flammenfpige gegen die Haupt: fpaltfläche antreibt, befiegt der Wafferdampf den MWiderftand leiht, und der Gyps entledigt ſich feines Waſſers ohne aufzubraufen, oder zu ſchmelzen. Mun denfe man fid) uns regelmaͤßige Anhäufungen von Kiyſtallen, wie es die Zufs Eermarmore oder andre ähnliche halbkryſtalliſirte Maffen find, und man wird in diefen Fallen offenbar eine Menge Eleiner verftopfter Stellen erhalten, welche, in Verbindung mit dem Einflufe der Cohaͤſion und der Verwandifhaft, auf Mär figung der zeriprengenden Thaͤtigkeit der Hitze hinwirken werden. So gut begründete Refultate mußten fidy ganz unges jwungen zur Erklaͤrung der Entftehung der von vulkanifcher Tätigkeit herrührenden Kalkfteingänge darbieten. Indeß erregte die angebliche Entdedung folder Gänge in Zoscana von Seiten de8 Herrn Savi bei mandhen noc lebenden Geologen Frankreich's Bedenken gleicher Art, wie die, welche die Wernerianer oder Neptuniften damals geltend machten, als zuerjt behauptet wurde, der Bafalt fen vulkanifchen Ur: fprungs. So wahr iſt es, daß allgemein angenommene Anz ſichten den beweifendften Thatfahen gegenüber, diefen noch) lange den Plag ftreitig machen. Die Legtern hielten e8 für abfurd, daß man eine fleinartige Subſtanz in die Glaffe der gefhmolzen gewefenen Körper bringen wolle, weil diefe glas: artig feyn müßten; die Erftern fanden den Kalkftein zu we— nig fchmelzbar, daher er fich hätte zerfegen müffen, und überdem herifchte in der Wiffenfchaft die falſche Anficht von dem Vorbandenfeyn eines Ernftallinifchen fedimentären Urkalks vor, und für folhen erklärte man die Gänge in Toscana. Sch habe mich alfo von der Wirklichkeit der Entdek: Eungen des Herrn Savi Überzeugen müffen, und im Sahre 1838 traf ih in der SJuraformation der Alpen eine große Bundgrube von Gängen, die bei der Mannigfaltigkeit ihrer Bufammenfegung zu Unterfuhungen aller Art Gelegenheit darbieten. Die allgemeinen Refultate diefer Beobachtungen werde ich bei einer andern Gelegenheit mittheilen, da ich mih bier nur mit der Conftatirung der Hauptthatfache, naͤmlich des Vorhandenſeyns eines plutonifhen Kalkfteines, zu befaffen habe. Zu diefem Ende mußten Lagerjtätten aufs gefunden: werden, mo bdiefes Mineral fib in einiger Bezie— bung zu Subftanzen befindet, deren Urfprung nicht zweifels haft feyn kann. Welche Mineralien find aber entfchiedener plutonifh, als der Feldfpath, Abit, oder Pyroren, Nun boten mir aber die Gänge, mit welchen der Surafandftein des Mont Cenis wie ausyefprißt oder geſpickt iſt, bald die von mic gefuchte Verbindung dar. Man findet darin Felds foath, Eoblenfauren Kalt, Quarz und Eiſenſpath ineinan= dergefeilt und fo gleichzeitig entftanden, daß fie fich gegen— feitig bei'm Kryſtalliſiren im Wege geftanden haben, fo daß die Hervorragungen der einen Subftanz Eindrücke in der andern veranlaßt haben. Von nun an Eonnte ich nicht mehr. 309 den geringften Zweifel hegen, und ich nahm Erinen Anftand, alle ähnliche Ragerftätten auf den Alpen zu den vulfanifchen Gebirgsarten zu rechnen, wie jich dieß aus meiner damals befannt gemachten Abhandlung Über die Kıyftallifation der Gänge ergiebt. Diefer Anfiht, die ich erft forben gewonnen hatte, mas ven indeß bereits mehrere andere Beobachter. Herr Haus: mann hatte fen im Sabre 1818 Ddiefelbe Meinung in Betracht der Entftehbung der Gänge in Schweden und Nors wegen geäußert, weil er dort Pproren in derfelben Weiſe mit Kalkſtein vergefellfchaftet gefunden hatte, und Leon— hardt machte ungefähr um Ddiefelbe Zeit, wie ich, auf die merkwürdigen Erſcheinungen diefer Art aufmerkſam, die er feinerfeit8 in den Gängen von zudirähnlibem Kalkſteine wahrgenommen hatte, welche die Stiinfoblenformation von Wolfſtein in Rheinbaiern durchfegen. ? Mir wollen nun daran erinnern, daß das Waſſer theils in der Reichtigkeit, mit welder es die Gasform annimmt, theils in Betreff des Umftandes, daß es fich wie eine ſchwache Säure verhält, der Kohlenfäure ungemein aͤhnlich iſt. Es fpielt alfo in den Hydraten, oder vielmehr in den zeolithis ſchen Hydrofilicaten, welche fih in den vulcanifchen Fels ar— ten, 3. B., den quarzführenden Porphyren, den Melaphys ten und Bafalten, deren Blafen und Höhlen fie ganz, oder theilweife ausfüllen, fo haufig finden, ungefähr dieſelbe Rolle, wie die Kohlenfänre in den f£oblenfauren Verbindungen, Allein da der Einfluß des Drucdes bei deren Bildung bes reits in einer neuern Abhandlung Über die Porphyre darges legt worden ift, fo muß ich es bei diefer Andeutung bewens den laffen, da es Überflüffig fiyn würde, das bereit Ges fagte bier zu wiederholen. Die Gefhichte der MWiffenfchaft bietet häufig Eigen— thümlichkeiten dir, welche bizarr erfcheinen Eönnten, wenn man nicht wüßte, duß man bei einem fo umfangreichen Studium, wie das der Geologie, oft genötbigt ift, gınz befondere Wege einzufchlagen, fo daß die Geologen im Kaufe ihrer Unterfuchungen haufig dieſes oder jenes uͤberſehen. Waͤh— rend fie fich, 3. B., ın Unterfubungen über die Zeolithe erfchöpftin, war ihnen nicht beiyefallen, daß die Perfulphure, die Arfenio = Sulphure und andre Ähnliche Maffen ebenfalls einen Theil ihres Schwefels oder Arfenifs in Dampfform einbüßen können, daber auch fie denfelben Cinwitfen, mie die Sarbonate und Hpdrofilicate, unterliegen. Indeß kommen diefe Schwefelkiefe, oder Schwefelverbindungen in den Gäns gen, welche man als Producte eines Schmelzproceſſes anzu: feben vollfommen berechtigt ift, febr bäufig vor, und wenn fie ibren Ueberſchuß an feitgewordenen Gaſfen (Gafolith) bes halten baben, fo ift di-f einzig und allein derfelden Urfache zuzufchreiben, welche in den früher erwähnten Verbindungen das Waſſer und die Koblenfäure feſthielt. Aus den Beobachtungen von Knor und Vraconnot ergiebt fich Überdem das Vorhandenſeyn von Erdharzen (Bis tumen in mebreen, weſentlich plutonifhen Mineralien, und dieß Nefultat ift um fo auffallender, da fich diefe Körper ziemlich durchgehende im fire Eohlige und in gasförmige 658. XXX. 20. Gunſten des einen Körpers gegeben werden. 310 Beſtandtheile zerlsgen laſſen. Alein Cagniard:atour bat auch nachgewieſen, daß letztere ſich unter Driud nicht verflüchtigen, denn als er Holz in eine Glasröbre einführte, und diefe bis zum Rotbgluͤhen erhißte, fo ſchmolz die Subs ftanz zu einer bituminöfen Maffe, welche eine gewiffe Menge Gas enthielt. Die Eriftenz einer großen Anzahl von Mineralien hängt alfo wefentlib von dem Drude ab, und diefer fpielt dem— nach in der Erklärung der geologifhen Erſcheinungen bereits eine bedeutende Rolle; allein wenn man defien Einfluß aus dem Gefichtspuncte der Wechſelwirkung der chemiſchen Vers wandefchaften betrachtet, jo bietet derfelbe eine andere Reihe von Reſultaten dar, welche voch weit merfwürdiger find, als jene, und deren Hauptwirkungen wir bier anführen wol— (en, nachdem wir £lrzlich auf die Puncte hingewielen haben werden, welche man dabei nie aus den Augen verlieren darf. Es läßt fi annehmen, daf die Wahlverwandtfhaften durch verfchiedene Temperaturen feine Veränderungen erleis den; denn da fie Eigenfhaften des Stoffes find, fo müffen fie ebenfo unveränderlih feyn, mie die Molechlen. Das Waſſer, welches bei niedrigen Temperaturen die Kiefelfäure aus den Eirfelfauren Verbindungen verdrängt, thut dieß auch bei hohen Temperaturen, vorausgefest, daß die Körper durch Drud zufammengehalten werden, Ebenfo wird es ſich na= türlich mit der Kohlenfäure verhalten, welche weit Eräftiger wirt, als das Waſſer. Auch bieten ſich in der Natur eine Menge von Fällen dar, wo Eohlenfaure Verbindungen bei Anwefenheit von Kiefelerde mitten in Maſſen kryſtalliſirt find, welche bis zum Schmelzpuncte erhigt waren. Wenn zweitens die Wahlverwandtſchaften zweier Körper ziemlich diefelben find, fo kann fehon durch das Vorhanden— feyn einer größern oder geringern Maffe der Ausſchlag zu Wenn man, z. B., I Atem Bleinlanz mit 1 Atom Zinn behandelt, fo vertheilt fi der Schwefel gleihförmig in die beiden Metalle Blei und Zinn, fo daß man ein Doppelfulphur, eine Verbindung von gleichen Proportionaltheilen, erhält; behandelt man aber 1 Atom Bleiglanz mit 2 Atomen Zinn, fo wird der Bleiglanz volle ſtaͤndig entfchwefelt, und das Product beftcht aus der naͤm— lichen Fegirung, wie früher, mit einfahem Zinnfulpbur. Man wird ferner zugeben, daß die Umftände, unter denen die Verwandtfchaften ihre Thaͤtigkeit am Vollſtaͤndig— ſten äußern, diejenigen find, wo die Körper fid) miteinander in Berührung befinden. Wenn, 3. B., paffende Verbälte niftheile von gefhmolzenem Blei, Eifen und Schwefel fo aufeinander wirken, daß fib das Eiſen des fümmtlichen Schwefels bemächtigt und das Blei frei bleibt, fo befißt das Eiſen die größere Verwandtſchaft für den Schwefel. Altein wird fich die Sache ebenſo verhalten, wenn einer der Körper die Gasform annehmen Eann? Dief läßt ſich be— zweifeln, denn die Dazmwifchenfunft des Waͤrmeſtoffes fpielt dann eine Rolle, indem fie den Aggregationgzuftand der Pars tikelchen verändert, und das dann entftehende Product Läft ſich als das Nefulcat zweier Kräfte, nämlich der Wahlver— wandtfchaft und der die Ausdehnung der Materie bewirken⸗ 20.7 Sil den Kraft, betrachten. Um alfo in biefem Falle die relative MWahlverwandtfchaft zu würdigen, muß man auf irgend eine Meile das Gas zwingen, mit dem feften oder tropfbarflüfe figen Körper in inniger Berührung zu bleiben, und ficd dann überzeugen, ob das Reſultat noch daffelbe if. Der Drud ift aber ein folhes Mittel, und wir wollen einmal betrad)= ten, was aus der Anwendung deffelben entfteht, wenn man es mit Körpern zu thun hat, welche ziemlidy diefelbe Ver: wandtichaft zum Sauerftoffe bejigen, wie, 5. B., der Koh— tenftoff, Wafferftoff, Schwefel, das Eifen und mehrere an= dere Metalle. Da das eben Behnuptete nicht von Jedermann zuge geben werden dürfte, fo muß vorläufig noch auf Mehreres aufmerffam gemacht werden. Man nimmt in der Chemie an, das Eifen laffe fich duch Kohlenftoff reduciven, und diefe Körper ftehen in den Tabellen über die Mahlverwandtfhaften, in Folge dieſer Unnahme, fehr weit voneinander. entfernt; allein diefe Claf: fification, welche, nach den Reſultaten, die man mit Tie— gelm erhält, welche mit Kohlengeftübbe ausgefhlagen find, als richtig erfcheint, wird nichtsdeftoweniger bei näherer Un— terſuchung der Erſcheinungen hoͤchſt zweifelhaft. Sn der That, beweiſen die alten Verſuche Pott's über die Verbrennung des Eiſens, welche fpäter von Bier: ley und Darcet wiederholt worden find, daß diefes Metall eine überaus große Verwandtfhaft zum Sauerftoffe befist, indem e8, werm man es bis zum Nellcothglühen erbist und dann dem £räftigen Luftſtrome eines Schmiedegebläfes aus— fegt, mit ungemeiner Lebhaftigkeit verbrennt, und diefe Ver— 653. XXX. 20, 312 brennung ift weit lebhafter, als die des Kohlenftoffes unter ähnlihen Umftänden. (Schluß folgt.) Miscellen. Bon Störung in der Entwidelung hat Herr Dancel der Academie royale des sciences foigenden Fall eines jungen Mädchens von 21 Jahren mitgetheilt: Diefes Mädchen, mit nor« malen Dimenfionen geboren, entwickelte ſich, wie andere Kinder, bis zum Alter von 31 Fahren; von diefer Zeit an hörte fie vollftäns dig auf zu wachſen, ohne daß ihre Gefundheit litt, oder daß ihre Lebensweiſe fich verändert hätte. Cie blieb in demfelben Zuftande bis zu 181 Fahren, ihre Größe betrug damals 94 Centimeter 11’ 11” Yar.), ihre Geiftesfräfte waren die eines SLjährigen Kindes. Zu 21 Fahren wuchs fie ein Wenig, und ihre Döhe betrug 95 Sentimeter (2° 11° 9 Par.); feit diefer Zeit ift Eeine weitere Veränderung eingetreten. Ruͤckſichtlich der Structurbder Euſtachiſchen Röhre bemerkt Herr Bonafont in einem, der Pariſer Academie derſelben Wiſſenſchaften am 15. April vorgeleſenen Aufſatze, die Membran, welche jenes Organ auskleidet, ſey von derjenigen verſchieden, mit weicher die Wandungen der Trommelhoͤhle bekleidet find. In letz— terer find feine Krypten aufzufinden, während die erftere deren fehr viele enthält. Die krankhaften Veränderungen, denen die eine und die andere diefer Membranen unterworfen find, beweifen diefen Uns terichied in dir Structur noch mehr, und demgemäß müffen auch die Behandiungsmethoden verſchieden gewählt werden. Bei der Verengerung der Euftahifhen Röhre fcheint die Ausweitung allen übrigen chiruraifchen Mitteln vorzuziehen zu feyn. Nur felten darf man die Gauterifation anwenden, und nie darf dieß ohne die größte Vorficht gefchehen, Das Einblafen von Gafen oder Daͤm— pfen würde in diefem Kalle, Herrn Bonafont’s Meinung zufol- ge; gar nichts helfen. (Archives generales de Medecine, 4e Se- rie, T. V, Mai 1844.) Br eh ar Diarrhoea fibrinosa oder d. tubularis. Bon Sohn Grantham. Diefe Krankheit kommt felten vor und ift ungemein bartnädig, indem fie gewöhnlich dhronifb wird. Dr. Go: ding Bird fagt in Guy’s Hospital Reports: „Es ift wahrſcheinlich, daß die Follikel der Hauptfis dieſes Uebels find, denn wir wiffen, daß fie zuweilen einen dien Schleim abfondern, welcher in feinen phyſikaliſchen Eigenſchaften we: nig von geronnenem Ciweiße, oder felbft Faſerſtoff verſchie— den ift, und die Unterfuhunygen der neueren Chemie weifen niht nur den genauen Zufammenhang, wo nicht Identitaͤt, zwifhen Saferftoff und Eiweiß nach, fondern zeigen auch, daß zur Bildung von Schleim wenig mehr erforderlich ift, als die Hinzufügung falinifchen Stoffes zu Albumen in ei: nem Zuftande der feinften Vertbeilung, und andrerfeits, daß die Zurüdhaltung der falinifchen Partikelchen eine Secretion von Eiweiß, ftatt Schleim, bewirken kann.“ Sn den von mir beobachteten Fällen nahm die Abfons derung der Gedärme in den erften Stadien des Uebels eine f&hleimartige Beſchaffenheit an, dann eine gemifchte fchleiz migsfibrinöfe, und endlich enthielten die Ausleerungen wirks lihe Fibrine. Den Entleerungen von Fibrine gingen lang anhaltende Schmerzen im Unterleibe, fowie eine große Uns gleichheit in der Zemperatur der Haut, und große Empfinds lichkeit gegen eine feuchte Atmofpbäre, melde ſpasmodiſche Schmerzen im Unterleibe herbeigeführt, voran. Wenn das die fauces und hinteren Nafenhöhlen auskleidende epithe- lium von der Affection mit ergriffen wird, fo leidet der Kranke fehr an heftigen Kopfihmerzen, befonders in der Scläfengegend, und an großer Neizbarkeit. Es findet eine große Neigung zur Säurebildung im Magen ftatt, melde unter der Anwendung fluͤſſiger Nahrung zunimmt. Die Bauhfhmerzen haben ſtets einen Erampfhaften Character und find zuweilen fehr heftig, indem fie fih nad dem Bla: fenhalfe und an der inneren Seite des Schenfeld herab vers breiten. Die Zunge wird weiß belegt, mit Zahneindrüden an den Rändern, zuweilen bildet fich eine Ulceration pha— gedänifcher Art an den Zonfillen. Der Puls iſt felten vers ändert; die Haut ift oft, beſonders auf der Bruft, am ‚313 Halfe und im Geihte, mit zahlerihen Papillen beſetzt; der Urin zeigt eine anaͤmiſche Befchaffenheit der Nieren an; zuweilen finden fi in ihm deutliche Spuren von Eiweiß, felten enthält er ‚die normale Menge Phosphate. Bei einer Steigerung des Fiebers, oder bei Gemuͤthsaufrequng findet man eine größere Menge barnfauren Ammoniaks, als ges woͤhnlich; häufig findet ſich in folhen Fallen die Schleim: haut der Blafe verdidt. Die faeces, welhe fehr felten mit dem Faſerſtoffe vermifht find, haben oft ein ganz nors males Ausfehen Wiewohl die meiften Autoren das Uebel Eeineswegs für tödelic erklären, fo glaube ich Lob, es in Atrophie der Gedärme übergehen gefehen zu haben. Urfahben. — Meiner Erfahrung nah, wird das Uebel ſtets dur die Darreibung von Merkur, zugleich mit dem zu bäufigen Gebrauche von Abführmitteln, hervorgerus fen; das QDuedfilber desorganifirt das Blut, indem e8 die fibrindien Partikelchen abſcheidet. Behandlung. — Man muß große Sorgfalt auf die Localität, in welcher der Kranke fih aufhält, in Bezug auf ihre Trodenheit und ihr Freifeyn von malaria verwens den; die Kleidung muß warm feyn, Flanell dicht auf der Haut, Korkfoblen an den Füßen; Cinreibungen des Körpers oder Stammes mit Del oder Fett jeden Abend und warme MWafhungen mit Seife und Waffer alle Morgen; regelmaͤ— Fige Uebung des Muskelfpftems ohne Ermuͤdung. Die Diät ſey mäßig und Eräftig und beftehe aus Brod und Fleiſch mit Sal; und Gewürzen. Alle Neizmittel find nachtbeilig ; wenn der Magen nicht reisbar ift, oder vielmehr, wenn die Säure nicht Überwiegt, ſo kann man Milch als diluens mit großem Nugen geben. Abführmittel taugen im Allge— meinen Nichts, wo fie jedoch indicirt find, wenn, 3. Bar große Anhäufungen von Fibrine im Darmcanale Schmerzen verurſachen, da ift ein Theeloͤffel voll Nicinus: Del das Beſte. Ammoniak und Alkalien find bei Magenfüure, oder bei überwiegendem harnfauren Ammoniak im Urine north: wendig; ammonium carbonicum nüst als antisepticum bei typhöfen Fiebern. As tonica find die Mineralfäuren vorzuziehen Jeden Morgen ein Clyſtir von warmem Waſ⸗ fer, altmälig bis auf 50° F. reducirt, mit Hinzufügung von narcoticis, wenn es nöthig ift. Reichen alle diefe Mittel nicht aus, dann wende man das falpeterfaure Silber, in Form eines Klyſtirs, 4 gr. Morgens und Abends, an; da> bei zuweilen ein warmes Salzwafferbad. Im Anfanae des Uebels Eann man auch mit Nuten das Kali hydroiodi- cum mit Morphium, das erftere zu 10 Gran Morgens und Abends, das Iegtere zu 4 Gran Abends, anwenden. Im Allgemeinen muß die Behandlung eine negative fern. (London Medical Gazette, Nov. 1843.) Unterfuchungen über die Natur und Behandlung der Lungengangran bei Kindern bat Dr. Erneſt Boudet in den Archives generales de Medecine, Sept. 1843, mitgetheilt; die hauptſaͤch— 658. XXX. 20. 314 lichften Refultate derfelben find folgende: Der Brand der Lungen erfcheint häufiger in der Kindheit, als in anderen Lebensepochen. j Ebenfo ift es mit den anderen Arten des Brandes, die fpontan, oder aus phyfifhen Urfachen entftehen. Bei'm Kinde bleibt der Rungenbrand feltener auf dies fem Organe befchränft, fondern er tritt gewöhnlich an meh» teren Stellen des Organismus zugleih auf. — Bei der Lunge bat er vorzüglich feinen Sitz an den unteren und hinteren Zheilen und zeigt eine merkliche Tendenz, fih auf die Nacbarorgane auszubreiten: fo dringt er durch das mediasticum, zerftört die pleura und durdibohrt den oesophagus; überdieß kann er auch durch die Beruͤh— tung der brandigen Maffen ſich weiter ausbreiten, die die Theile zerflören, mit denen fie in Beruͤhrung Eommen. a Der Brand ftellt drei deutlich verſchiedene Formen dar, namlich die der Flecke, der Knoten und der diffufen Form, Er kann ſich abgrenzen und heilen, wie bei'm Erwach— fenen. Der brandige Giterpfropf wird von einer organiſir— ten Pfeudomembran umgeben und von dem benachbarten Ge: webe volllommen getrennt. Dertliche Urſachen, wie Entzlns dıng und Zuberfeln der ungen, fcheinen keinen fichtlichen Einfluß auf die Hrrvorrufung von Brand dieſes Drganes zu haben, Der Brand der Runge fcheint, wie die anderen ſponta— nen Brandarten der Kindheit, ſich beftindig unter dem Eins fluffe von Urfachen zu entwideln, welche auf den ganzen Organismus einwirken: fo, zum Beifpiel, disponirt bierzu eine fchlechte Gonftitution und geftörter Gefundheitszuftand. Die nächfte Urfache aber diefer Krankheit und beftändige Urfahe des Lungenbrandes iſt eine Veränderung des Blutes in Folge von Scorbut, Nötheln oder von Scharlach, welche fih wahrend des Lebens durch Haͤmorrhagieen, Purpuraflef: Een und Erweichung des Zahnfleifches characterifirt, und nach dem Tode durdy Ecchnmofen, duch Blutunterlaufungen und durch vollftändiges Flüffigwerden oder durch Aufloͤſen des Blutes ausfpriht. Diefe merkwürdige Veränderung des Blutes ift wahrfheinlih dag Nefultat der Verringerung der Fibrine und des Urbermanfeg von alkaliſchem Zuftande des Blutes. Die Indicationen bei der präfervativen und curas tiven Behandlung des Runaenbrandes und der fpontanen Brandarten find folgende: Stärkung der Gonftitution ſchwa— her Kinder, Vermeidung von Anſteckung durch Nötheln und Scharlach, und Zuvorfommen eines ſchweren Ausbruches dies fer Erantheme durch forgfültige oder wiederholte Impfung. — Baldige Verbefferung des, in Folge von Scorbut oder Eranthemen veränderten Blutes durch den aͤußeren und innern Gebrauh von Säuren der analeptica und antiseptica. — Iſt der Brand bereits in den Lungen oder im Munde u. f. w. entifanden, fo muß man fogleich zum allgemeinen Heilverfahren fehreiten und diefelben Mittel, wie gegen ött= liche Leiden, anwenden, als Gauterifation des brandigen Zahnfleifhes mittelſt concentrirter Siuren, Wafhungen, 315 Injectionen, faure und antifeptifhe Gurgarismen und auss leerende Mittel. Radicaleur der Varicocele vermittelft des Inein— anderrollens der Venen des Saamenftranges. Bon Herrn Vidal. I. Befhreibung des Verfahrens. — Eine gerade, ftarke und lanzettförmig endende Nadel wird an dem anderen Ende in der Richtung ihrer Are angebohrt. Ein fehr ſchwacher Silber— draht, von dem Durchmejfer einer dicken Stednadel, deffin Ende umgebogen ift, wird in diefe Nadel cingefädelt. Der Dperateur trennt die variföfen Gefäße vom vas deferens, diefes wird nah Sinnen und Hinten an der Seite des septum scroti und der Wurs zel des penis gegogen. Die variföfen Gefäße werden erfaßt und mit dem Daumen und Zeigefinger der linfen Hand in einen «ins zigen Strang geſchlungen. Diefe Gefäße befinden fih nun in einer Hautfalte, weldye die Finger in die Höhe gehoben haben und nad) Hinten begrängen. Die Spige jener Finger dient zur Leitung bei’m Ein. und Ausführen der Nadel, welche an der Seite des Zeigefinz gers eintritt und an der Ceite des Daumens binausgeführt wird, und den Gilberdraht nad ſich zieht. Eine Schlinge dirfes Drah— tes wird dann hinter die variföfen Venen gebracht. Die beiden Enden des Drahtes fommen fo aus den zwei Oeffnungen dis scro- tum, welche ungefähr 2'* voneinander entfernt find, beraus. Zwi— ſchen diefen beiden Oeffnungen wird eine Charpiekugel angebracht, auf welcher, wie auf einem Kiffen, der Draht gefnotet wird. Une ter diefen Knoten bringt man eine Hohlſonde (sonde cannelee), welche den Eleinen- Stab des alten compresseur des arteres vor= fteut, und dreht fie, wie diefen, herum. Es ift leicht, die Einfachheit diefes Verfahrens einzufchen. Wenn eine zu ftarfe Zufammenfchnürung zu heftige Schmerzen vırz urſachen oder eine heftige Entzündung hervorbringen follte: fo würde e8 genügen, den GSchlingenfihnürer ine Tour rüdmärts ma— chen zu laffen und umgekehrt. Man könnte au, wenn die Ent: zundung zur Phlegmone binneigte, das Kiffen entfernen und erwei— chende Umfchläge anwenden. Sobald Alles wieder in Ordnung ges bracht it, legt man die Gompreffe wieder unter den Knoten und bringt die Sonde wieder an. Alle drei Tage dreht man den klei— nen Eifenfchaft in der Richtung der Gonftriction, welche auf dieſe Meife allmälig gefteigert wird, ohne daß man genörkigt wäre, den Faden auf einen Augenblic® zu lockern, um dann fefter zuzuziehen, wie es bei anderen Arten der Unterbindung erforderlich ift. Am funfzehnten Tage Fann Alles vom Drahte durdfchnitten feyn, melden man ganz unter der Haut findet, oder welcher die Haut felbft fhon erariffen hat. Um vollfommene Gewißheit dar— über zu haben, daß feine Vene ausgefchloffen bleibt, kann man die Hautbrüce mit einem Biftouri durchfchneiden oder auch den Drabt diefes Durchſchneiden ausführen laffen. Gewöhnlich warte ich nicht darauf und durchfchneide die Haut. Diefes Verfahren ift nichts Anderes, alg die Unterbindung en masse der Alten, welche auch eigentlich als fubcutane Riaatur ans gefenen werden kann Mean fieht leicht ein, daß die ſoeben beſchrie— bene Operation weit gefahrlofer tft, als die Breſchet's. Ein einfacher Silberdraht dringt durch den Hodenfack, ohne daf ein con- tentum deffelben mit der äußeren Luft in Berührung fommt. Nun kann aber diefer Faden eine fehr lebhafte Entzündung bervorrufen, welche übriaens erft nach der Bildung der Blutklumpen in den Denen entftehen würde. Da man nur eine mittelbare Ligatur in Maffe machen will, fo entfernt man ſich von den Venen und ift nicht der Gefahr ausgefegt, fie zu durchdringen und fie vor ihrer DObliteration zu entzünden, wie es bei ganz unmittelbaren Ligatu— ren vorkommt. Nach meiner Operation findet eine Anfchoppung im Niveau der Ligatur ftatt, und es bilder fich ein tumor von dem Umfange des Hodens. Diefer verfchwindet zum Theil am achten Tage nad Wegnahme des Drahtes, nur an den Gefäßen felbft bleibt ein Eleiner Knoten zuruͤck, welcher länger fortbefteht. 658. XXX. 20, 316 Mein Verfahren ift von allen übrigen das einfachfte und Leiche tefte, fowie es aud, nad) meiner Erfahrung, das gıfabrlofefte iſt. Vielleicht fhügt diehes Verfahren nit mehr vor einem Recidiv, als das des Herrn Breſchet, denn es befchränft ſich darauf, die der nöfe Circulation an einer Stelle des Saamenftranges und an einer Partie der Daut des Dodenjades zu hemmen, um die Bildung obliterirender Blutklumpen und die Umgeftaltung der Venen in bloße Stränge zu befördern. Es ift jedoch wahrſcheinlich, daß öfs ters, welche Methode der Unterbindung auch in Anwendung gezo⸗ aen werden mag, das Blur von Neuem die tunterbundenen Venen durdläuft, indem fie entweder nicht vollftändig ebliterirt find, oder ihre Höhle, in Folge der mehr oder minder vollftändigen Reforption der Blutklumpen, jich wiederhergeſtellt hat. Diefe Umftändy bewo⸗ gen mich, die Venen an zwei verfciedenen Stellen zu. unterbinden. Ich legte oft zwei Figaturen an, eine obere in der Nähe dır Wurs zel der Nuthe und eine andere nahe am Hoden. Ich zcg anfangs lih nur die obere Rigatur zufammın, die andere nurde dann fpär ter geknuͤpft. Doch treten auch bier zuweilen Recidive cin denn die Venen behalten eine bedeutende Länge und laffen den Hodın in einer Art von prolapsus, was cine der mädhtigften Urfachen des Ruͤckfalles iſt. Sch entſchloß mich demnach nicht nur, die Venen des Saamens ſtranges in verſchiedenen Höhen zur Oblitergtion zu bringen und don einander zu trennen, fondern auch den Saumenftrang zu vers kuͤrzen, um ein wirkliches Auffteigen des Hodens zu bewirken, und zwar vermittelft einer einzigen Sigatur. Um bdiefe doppelte Indie Cation zu erfüllen, rolle ic die Venen des Stranges um zwei Gils berdrähte. ll. Verfahren. — Umrollen der Venen dee Saamenftrans 908. Der erfte Act ift durchaus dem des bereits bifchrichbenen Vers fahrens gleih. Ein Eilberdrobt wird hinter die Venen des Saa— menftrangee vermittelft der oben anaegebenen Nadel gebracht. Nas del und Katen dringen durh den Hodenſack unter Leiturg die Daumens und Zeigefingers, welche vorher die Venen und das vas deferens voneinander gefondert haben, indem jıne nach Hinten, dirfe nach Vorn in eine Hautfalte gebracht werden, Der zweite Act befteht darin, vermittelft derfelben Nadel einen anderen Ei!berdraht ver die Venen zu bringen, fo daß diele Ge— fäge fich zwifchen zwei Fäden befinden. Zu dieſem Bebufe werden Zeigefinger und Daumen, welde hinter din Venen jich befunden babın , vor diefelben gebracht, und mit denfilben die Haut in die— fir Richtuna gefpannt, um die beiden Deffnungen wieder hervorzu— bringen, aus welcden die beiden Enden des Gilberdrabtes wieder bervortreten. Indem man ten Drabt etwas umbirat, fo daß ders feibe einen Bogen mit hinterer Gonverität beickreibt, fann man die beiden Deffnungen einander bedeutend nähern, und verfürst auf diefe Wiife den Wea, welchen der zweite Drabt zu durchlaufen bat. Durdy dieſelbe Ocffnung führe man a'fo den zweiten Draht ein und aue. Wenn der vor den Gefäßen befindtiche Draft einmal angebracht ift, fo bieat man den hinteren feviel, als möalic, um, worauf ſich der vordere etwas Frümmt. Die Venen befinden ſich nun zwifchen den beiden Dräbten, deren Enden noch frei jind. Der dritte Act beftebt darin, die Enden der Dräkte zufams menzudreben. Anfänalich wirft die Zorfion nur auf fie filbjt, die Hräbte bilden eine Schlinge, welche die Wenen enthält und immer enger wird. Die erfte Zorfionsbemwegung reducirt den plexus ve- nosus auf den Zuftand eines wirklichen Stranges. mehr man aber mit der Zorfion vorrüct, defto fefter verſchlingen ſich die bei— den Drätbe und bilden endlich einen ziemlich rififtenten Gtrarg, welcher, um feine Are gedreht, die zwifchen den beiten Drähten ber findliben Theile in feine NRotationebeweaung hineinziihen muß, So rollen fi) dann die Venen auf diefem doppelten Drahte auf, wie ein Scil um eine Role. Nun haben aber diefe Venen cin punctum fixum von Seiten dee Urterleibes, welchee nicht nachgiebt, während das untere Ende diefer Gefüge mit dem Hoden, welder bewegt und dislocirt wird, eins ausmacht. Derfelbe wird alfo ges aen das punctum fixum nad) Oben gegen den Bauch hingezogen. Man legt nun eine Eleine Charpiefugel auf die Haut zwifchen dem Puncte des Eins und Austretens des Metalldrahtes, deffin beide Enden auf diefem Tampon vermittelft einer neuen Torſion befeftigt 317 werden. Dann bringt man unter den Strang eine Hohlfonde, welche man nad) Art der Welle am compresseur des arteres hers umodreht, Es findet alfo 1) eine Aufrollung der Venen auf diefe Silber drähte, 2) eine Comprefjion diefer zwifchen und vor den Drähten befindlichen Venen und 3) eine Durdfcneidung diefer Gefäße in verfchiedenen Höben ftatt. Man rhut gut daran, die Drähte die Haut durchſchneiden zu laffen, denn die oberflächlichen Venen, wel: che nicht zum Saamenftrange gehören und zwiſchen dieſem und ber ‚Haut verlaufen, werden auf diefe Weife comprimirt und dann durchfchnitten, was noch mehr genen ıinen Rüdfall ſichert. Web: rigens ziehen die Hauptvenen des Saamenftranaes, indem fie fich auf den Dräbten aufrollen, eine Menge kleiner Venen mit, welche einer gewöhnlichen Unterbindurg entfchlüpfen würden. (Gaz. des Höpitaux, No. 54. 1844.) Drei Fälle von Zracheotomie bei Krankheiten des Kehlkopfs. Ben J. Dunsmure. Erſter Fall. Cheyne, zweiunddreißig Jahre alt, eine Waͤſcherin, von plethoriſcher Conſtitution, kam Anfangs Januar 1342 nach dem Dispensary wegen Heiſerkeit, Huſten, Dyspnöe und Schmerz bei'm Drucke des Kehlkopfs. Seit drei Monaten leidet fie an Huften und Stimmtojigfeit; feit einigen Tagen ift jevob aud ihre Refpiration erfchwert, Man empfahl ihr, das Zimmer zu hüten und felbft füch zu Bette zu legen; es wurden ihr Blutegel und revu'soria, fowie Ant monpraͤparate, verordnet. Je— doch wich die Krankheit dirfen Mitteln nicht und ſchien fogar taͤglich zuzunehmen; der Huften war heftiger, die Stimme metal: liſcher und die Infpiration ſchwieriger und pfeifender geworden, während die Erfpiration verhältnifmäßig Licht von Statten ging, Am Tage vor meinem Beſuche hatte fie einen geringeren Anfall von Dyepnöe, als die bald nadjfolgenden waren. Während des übrigen Zages und der Natt wurden dieſe Anfälle häufiger und gefahrdrohender, fo daß die Kranke fi an alle umberliegende Ge— genftände anktammerte, um ſich Erleichterung in ihrer fehr ängft: liben Cage zu verfhaffen. Nach einem foldyen fehr heftigen An: falle fand ich die Kranke in folgendem Zuftande: Sie faß in ih— rem Bette aufrecht, da die horizontale Lage unmoͤglich war; die Hülfsmusteln der Refpiration am Halfe und am Gefichte waren fehr in Thaͤtigkeit; das Geficht hatte einen aͤngſtlichen Ausdruck, war mit kaltem Eledrigen Schweiße bedeckt; die Rippen waren lie vide und bläulich; der Puls befchleunigt, ſchwach und Kein; die Halsvenen ſtark angefhwollen. Bei Unterfuhung der Bruft fand ih, daß die Lungen nicht Sitz des Schleimraffelns feyen, wohl aber hörte man auf beiden Seiten ronchus sibilans und sonorus. Sie wünfchte unter jedem Preife erleichtert zu werden und gab zur Tracheotomie fogleih ihre Einſtimmung. Diefe wurde auf die gewöhnliche Weife, unterhalb der Schilddrüfe, ausgeführt und in die trachea eine Canuͤle von mittlerem Durdimeffir eingelegt. Uns mittelbar darauf folgten heftige Erampfhafte Bewegungen, und durd die Sanüle wurde eine Menge Schleim ausgeworfen. Nach einiger Zeit wurde die Refpiration leichter, jedoch verfiel die Kranke in einen Zuftand von Schwäche und Hinfälligkeit, und man fah fi genöthigt, ihr in Eurzen Zwifchenräumen Wein zu verabreis hen. Nachdem aber die Reaction vollftändig eingeleitet war, vers ordnete ich ihr Galomel und Samespulver, alle drei Stunden zu gebrauchen, Zwei Tage nach der Operation war immer heftiges Fieber zugegen, die Rufpiration aber blieb leicht. Es gefellte ſich noch ein geringes erysipelas um die Wunde hinzu, was die Fie— berbeiwegung noch unterhielt. Als das Zahnfleiſch ſchmerzhaft zu werden anfing, wurde das Galomıl ausgefegt. Am zwölften Tage nad der Operation wollte man fich überzeugen, ob die Refpiration auf normale Weife geſchehen Fönne, und verftopfte demnach mit dem Ringer die Oeffnung der Ganüle, und als hierdurd fein Nach— theil der Kranken erwadfen war, fo wurde die Ganüle entfernt, Nah wenigen Tagen vernarbte die Wunde, die Stimme Eehrte wieder und die Refpiration wurde ohne Schwierigkeit ausgeführt. Ich fah die Kranke drei Monate fpäterz die Narbe war kaum zu 658. XXX. 20. 318 feben, und fie konnte ihre Bıfdhäftigung als Wäfcherin wieder vors nehmen. Auch vor zwei Monaten erfuhr id, daß fie ſich wohl: befände. Zweiter all. Diefer betrifft einen Maurer von dreiund— zwanzig Sabren, den ich vor einem Jahre an fecundärer syphilis behandelt hatte Als er in meine Behandlung kam, litt er an einem ſtarken Speichelfluſſe. Das Gaumenfvegel und die Mandeln waren bededt mit Gefhmwüren, weldye die ſyphilitiſchen Charactere zeigten; au litt der Kranke an einem paputöfen Ausfchlage über den ganzen Körper, fowie an Stimmloſigkeit. Er gab an, daß er in Newcaftlv vor zwei Monatın angeſteckt worden fen, und ta er hörte, daf Mercur alle fppbititifche Leiten heile, fo glaubte er, ſich feibft mit dieſem Mittel heiten zu können. Als ich dın Kranz ten fab, waren die Scanfer volllommen vernarbt, I lich ihn nun Sarfaparille und Kali hydroiodieum, und fpäter Protoi- duretum hydrargyri, in Eleinen Dofen, gebrauden und toucirie die Geſchwuͤre mit Höllenftein. Zwei Monate nad) der Behand— lung nahm die Stimmlojigkeit zu, jedoch Eonnte der Kranfe gut atmen. Die ſchon früher vorhandene Echwierigkeit bei'm Schluk— Een ftiigerte jich nun auf's Hoͤchſte, fo daß er Erine feften Nah— rungemittel verſchlucken Eonnre und ganze zwei Monate nur ven Milch leben mußte. In dem Maafe, als die Geſchwüre vırnartz ten, wurde zwar die Schwierigkeit bei'm Schlingen etwas gerinz ger, dauerte jedoch fort, und ein Theil der Flüfjigkeit wurde durch die Nafe wieder ausgeſtoßen. Nah) dem Berfchwinden des papus löfen Ausfchlages bildeten fich wirder erythema und zohlreihe Rus piaflecken aus, melde wiederum, nad) ihrem Verſchwinden, mit Puſteln vermiſchte Tuberkeln zurücdtichen. In diefem Zuftande verblieb der Kranfe bis Anfanas März; um diefe Zeit erfältete er fih, wonach die, vorher leicht gewefene, Reſpiration erſchwert und der binzugefommene Huſten ſehr beläftiaend wurde. Der Kranke hatte Schmerz bei'm Drucd auf den Kehlkopf, und er hatte Zrakeal»Infpiratien. Antimonpräparare und Revulforien beftis tigten zwar dieſe Symptomes da jedoch der Kranke in einer uns geheizten Stube ſich aufhielt, fo ftellten fie fi) am 1. April wie⸗ der ein. Als er ſich am anderen Zage kraͤnker fühlte, fo ließ er mid rufen. Ich fand ibn im Bette figend, mit aͤngſtlichem Aus— drude im Geſichte, beichwerlihem Arhmen, heißer Haut und ras ſchem Pulfe. Blutegel auf. die vordere Seite des Halfıs und einı, der früheren ähnliche Behandlung waren von feinem Erfolge. Sn der Nacht vom 6 April hatte er einen Anfall von Dyepnde, und am 7ten war ein zweiter erfolgt. Sch ſchlug die Trachcoto— mie vor, und der Krarfe mwilligte ein. Es muß noch bemerkt werz den, daß alle fichtbaren Gefchwüre im Halfe vernarbt warın, wits wohl fie ven Zeit zu Zeit wieder aufbrachen. Mittelft des, in den pharynx eingeführten Fingers fühlte ich den Kehldeckel hart und verdict, feine Ränder etwas nach Außen umgeftülpt und feine Oberfläche etwas uncben. Zuweilen verfuchte ih auch, durch Ders abdrücken der Zungenwurzel, den Kehldeckel zu fehen, indeß arlang diefes nicht, und ich mußte von diefen Verfuchen abftehen, weil fie zu febr reisten. Ich hatte jedody allen Grund, zu glauben, daß Gefhmwüre, ſelbſt auf dem Kehldedel, vorhanden waren, wenige ſtens batte ding den Anfchein nad dem eiterigen Auswurfe, der beträchtlichen Ahmagerung des Subjects, dem Vorbandenftyn von Geſchwuͤren in den Nachbartheilen und der fteten Stimmlofigteit. Die Operation wurde leicht aufgeführt. Sowie nun der, durd) die Ganüle bewirkte Reiz vorüber war, murde die Refpiration leicht, und der Kranke gab durch Zeichen zu veritchen, daß er ſich febr erleichtert fühle. Es trat kein mißlihes Symptom hinzu. Ungefähr zwölf Tage nad) der Operation entfernte ich die Ganüle und verfchloß mit meinen Fingern die äußere Oeffnung; da Eonnte die Refpiration auf dem normalen Wege nicht vor ſich geben; dieg Verfahren babe ich oft verfucht, jedoch ftets ohne befferen Erfolg. Und auch jegt noch kann der Kranke obne Ganüle nicht athmen. Sein allgemeiner Gefundheitszuftand hat fich ſehr gebeflert und, obgleich noch mager, bat feine Musculatur doch größere Feſtigkeit erlangt. Der Schmerz bei'm Schluden ift geſchwunden, es find aber immer noch fophilitifche Tuberkeln auf dem Gefichte vorhanden. Dritter Falle. Am 9. October 1842 wurde ich zu dem fünfs jährigen X. gerufen und fand ihm in folgendem Zuftande: Die 819 Reipiration war ſehr befchleuniat, und fie hatte den Character der Zracjealrefpiration, die Inſpiration lang und fonor, worauf eine geringe Erfpiration folgte; das Geſicht war blaß, mit Faltım viss cöfen Schweiße bededt und der Ausdruck ſehr ängſteichz die Schultern wurden bei jeder Snfpiration ſtark in die Höhe gehoben und alle Dülfsmuskeln bei der Refpiration in volllommene Thäs tigkeit gefegtz die Unterfuhung der Bruft ergab, daß die Rungen gefund feyen, es war nur ronchus sibilans und sunorus zu hören; die Haut war heiß; der Puls 120 und ziemlich Eräftig; die Ver nen des Halſes waren ftrogend mit Blur gefüllt. Die Aeltern berichteten, daß der Knabe gewöhnlich geſund fey, fünf Tage zu: vor aber einen Kieberarfall befommen habe, worauf gegen Abend Huften, mit geringen Beſchwerden bei'm Athmen, folgte. Ein Arzt verordnete darauf zwei Blutegel und ein Abführmittel, wollte aber die weitere Behandlung des Knaben niht fortführen. Da bei meinem Erfcheinen Blutegel nicht mehr genügt baben würden, fo öffnete ich eine Dalsvene und verordnete 2 Gran Calomel alle zwei Stunden. Am anderen Zage erfuhr ih, daß der Kranke eine beffere Nacht gehabt habe und die Reipiration leichter von Statten gehe; der Gefihtsausdrud war ruhiger und der Puls gut. Der Gebrauch des Calomel wurde fortgefegt und Antimon hinzugefügt. Der Kranke befferte fih immer mehr bis zum 11. October; nad)= dem aber der Kranke auf's Neue ſich erfältet hatte, fand ich ihn am 12, Dctober wiederum in einem ſchlechten Zuftande, und Tags darauf war diefer noch fchlimmer; die Refpiration mühfamer; der Puls ſchwaͤcher und frequenter. Ein abnormes Geraͤuſch war in dee Bruft nicht zu hören. Sch fah ihn am Abende wieder, und es war alsdann erfichtlich, daß er, fich felbft überlaffen, erlivgen müffe, und das einzige Mittel, von dem man noch etwas erıvar« ten könnte, fchien mir die Tracheotomie zu feyn. Sch nahm mir demnach die Doctoren Graham, Weir, Duncan und Paters fon zu Hülfe. Bei unferer gemcinſchaftlichen Unterfuhung börten wir ein geringes crepitivendes Geräufch etwas unter dem mittle: ren und hinteren Theile der linken Zunge. Schleimraſſeln war nicht zugegen. Da nun die ungen nur wenig afficirt waren und das Grepitationsgeräufc ſich nur erft feit dem Morgen eingeftellt batte, fo befchloffen wir, die Dperation zu verrichten. Nach Zu: ftimmung der eltern, führte ich die Operation ohne befondere Zu: fälle aus, nur war die Einführung der Ganüle etwas ſchwierig. Gleich nad ihrer Einführung wurde viel Schleim durch dieſelbe entleert, jedoch ging der Reizzuftand vorüber und die Refpiration wurde leicht. Der ausgeworfene Schleim war fehr viscös, aber bei'm Einfchneiden der trachea fand ich feine Spur einer Pſeudo— membran vor. Drei Stunden nah der Dperation war die Res fpiration nody leicht; der Puls 1605 der Gejichtsausdruc aber be: friedigend. Die Naht war aut. Am Morgen fand fich die Ganüle mit Schleim verftopft; es war DyApnde vorhanden, dieſe vers ſchwand aber fogleih, als die Ganüle gereinigt war. Es wurde mit dem Gebrauche des Calomel und Antimon fortgefahren, fomie mit dem bereits früher verfchriebenen Domwerspulver. Das fubere- pitirende Geräufh der linken Lunge war verfchmunden. Am 15. Dctober befindet fih das Kind wohl; nachdem ich am Abend den, die Canüle verftopfenden Schleim entfernt hatte, verfchloß ich mit meinem Finger die äußere Deffnung derfelben, und der Knabe fuhr fort, leicht zu refpiriren. Ih hielt die Ganüle nunmehr nicht für nöthig. Von jest ab befferte fi) der Kranke immer mehr, die 658. XXX. 20, 320 bronchitis verfchwand nah und nah, und nach Verlauf von vier: zehn Zagın war die Wunde am Halfe volltommen vernarbt, (Lond. and Edinb. Monthly Journal of medical Science, Febr. p. 101.) Miscellen. Neue Inftrumente zur Unterbindung der Poly pen des uterus befchreibt Herr Lucien Boyer. Nah dem Borgange des Herrn Recamier und um die Gonftriction beliee big fteigern zu können, hat er das Ende des Knotenſchließers von Default fo einrichten laffen, daß daffelbe, ohne an Umfang zus zunehmen, ſich an eine Stelle anſchließen koͤnne; vermittelft diefer, von Zage zu Zage gefteigerten Einfhnürung hat ſich ein, von ihm auf dieſe Weife behandelter Polyp am ſechsten Tage gelöf’t, obs wohl fein Stiel weit dider war, als bei einem anderen, mel» cher, mit Default’s Knotenfhlinger unterbunden, erft am neuns ten Zage ſich loͤſ'te. Um die Unbequemlichkeiren eines gera— den Knotenfchlichers zu vermeiden, ließ Herr Boyer gekrümmte anfertigen, die einen aus cinem einzigen Gtüce, andere aus mel's reren Stüden, getrennt, oder articulirt und biegfam, welche fich dem Umfange des tumer und der Aushöhlung der Snnenfläde des Beckens anpaffen können. — Herr Boyer flug ferner eine neue Methode für das Abfchneiden des Polypenſtiels vor, welcher er den Namen Saͤgenſchnitt (serrecision) giebt, und die darin befteht, daß man den Stiel des Polypen vermittelft eines, wie bei einer Ligatur angebrachten, Fadens durchſaͤgt. — Nachdem der Faden um den Stiel des Polypen geleat worden ift, firirt ihn Herr Boyer dvermittelft eines, feinem proviforifchen Rnotenichlieger analogen SInftruments, welches aber fo angebracht ift, daß es nicht von der Dberflähe des Stieles abgleite, und durch einen Gehülfen gehörig firirt erhalten werden EFann. Der Operateur zieht dann ftark an ben beiden Enden des Fadens, wie bei einer, nad allen Richtun— gen bin biegfamen Kettenfäne, und durchfägt den Stiel. — Der Berfaffer glaubt, daß dieſes Verfahren die Vortheile der Ligatur und des Schnittes in fich vereinige. Es wirft auf den Polypen, ohne vorher eine Senkung deffelben nothwendig zu machen und ohne daß ein fehneidendes Snftrument in das Innere der Theile eingeführt werde. Es führt auf der Stelle den Schnitt aus und aiebt auf diefe Weife wahrfcheinlich eine Garantie gegen das Eins treten einer Hämorrhagie, denn feine Wirkung auf die Blutgefäße, welche der Stiel enthalten mag, befteht mehr in einem Reiben, als in einem wirklihen Schneiden. Es kann überdieß mit einer, vorher angebradjten, Kigatur combinirt werden, welche nur einige Stunden bindurh applicirt wird, da bderfelbe Faden zu beiden Zweden dienen kann. (Gaz. med. de Paris, 1844. Nr. 16.) Der Phosphorbrei, welcher in Preußen, ftatt des Arfeniks, als Rattengift eingeführt ift, weil er durch feine Orydation fhon nad wenigen Tagen unmwirffam werde und daher zu Vergiftung der Menfchen weniger, als das arfenikhaltiae Rattenaift, gemiß— braucht werden Fönne, ift, nad) einer Mittheilung des Dr. Grö— benfhüg zu Grüneberg, dennoch in einem Kalle noh nach funfs zehn Tagen Veranlaffung zu einer Vergiftung arworden; was ſich wohl dadurch erflärt, daß, bei Bereifung des Phosphorbreies mit Fett, ein Theil des Phosphors vor der Einwirkung des Sauerſtoffs der atmofphärifchen Luft gefhügt wird. (Wereinszeitung 1843.) ee ET TE u Te Ss Bibliographische Neuigkeiten. jenen Price-Essay on Chemistry. By G. Fownes Les Steppes de la mer Caspienne, le Caucase, la Crim&e et la Russie meridionale; voyage pittoresque, historique et scienti- fique. Par M. X. Hommaire de Hell, Livraisons 1—5. Pa- ris 1844. 8vo u. d. K. in Fol. London Manuel de petite chirurgie, contenant les pansemens, les ban- dages etc. Par M. A. Jamain. Paris 1844. 12. Trait& philosophique et clinique d’Ophthalmologie, base sur les principes de Ja therapeutique dynamique Par M. F. Rog- netta, Paris 1844. 8. — © = * auß Ucne Wotizen Dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefanımelt und mirgerheilt von dem Obere Medieinalrarhe Froriep zu Weimar, und dem Miedisinalrame and Prefeſſor Froriep zu Berlin, N. 659. (Nr, 21, des XXX. Bandes.) Sum 1844. Gedrudt im Landes s Induftrie »s Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ab. oder 3 Z 30 2%, des —— Stuͤckes 3 99: Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 96r Han Er Ueber den Einfluß des Drucdes auf die geologifch = chemiſchen Erfcheinungen. Bon Hırın 3. Fournet, SH lu f) Herr Magnus bat ferner nahgemicfen, daß Eifen, welches man bei der möglichniedrigften Temperatur, entwe— der mittelft eines Stromes von Wafferftoffgas, oder duch Calcinirung des Eleefauren Eifens, reducirt, faft fo porös wird, wie die Koble, welche man durch Galcination vegetas bilifher Stoffe erhält. Es befigt alfo, gleich diefer, die Eigenfhaft, das Sauerftoffgas in feinen Poren zu verdich— ten, oder niederzuichlagen, und in diefem Zuftande von aͤu— ferft feiner Zertheilung reicht die. geringe Temperaturerhoͤ— bung, welche aus diefer Verdichtung entfpringt, hin, um es, fobald e8 mit der Luft in Berührung tritt, zu entzuͤnden. Ebenfo verhält e8 fi) mit dem Uranium, Nickel und bes fonderd mit dem Kobalte. wenn man jenen Zuftand von feiner Zertbeilung durch Beimifhung von Glycin- und Alu: min: XTheilchen vermehrt. Jene Metalle find die einzigen, an welchen man bdiefe Erfcheinung wahrnimmt, da fie zus gleich die einzigen find, welche die dazu nöthigen Bedingun— gen in fich vereinigen, nämlich: eine hinreichend ſtarke Ver— wandtichaft zum Sauerftoffe und die Faͤhigkeit, bei fo nie— drigen Temperaturen reducirt zu werden, daß fein Zufams menfließen der Theilchen ftattfindet. Das Kupfer, z. B., befigt die legtere Eigenfchaft, aber nicht die erftere, Halten wir nun diefe Wirkungen mit denjenigen zus fammen, welche man am Koblenftoffe wahrnimmt. Diefer Körper befindet ſich in der Holzkohle, dem Beinfhwarze, Lampenſchwarze, in den zur Schießpulverfabrication zuſam— mengeriebenen Subftanzen ıc. im Zuftande der feinften Zer: theilung, und dennoch entzlindet er fich unter foldien Um— ftänden bei'm Zutritte der Luft nicht von ſelbſt. Nach den merkwürdigen Verſuchen von Aubert Eann er fi aller dings von felbft entzüunden, aber nur, wenn er durch eine befondere Behandlung fo fein zertheilt ift, Voh er einer fchmies No. 1759, — 659, J kunde. rigen Fluͤſſigkeit aͤhnelt und dann in Faͤſſer gepackt wird, in welchem Falle er ſich in der Mitte des Faſſes ſo erhitzen kann, daß er in Brand geraͤth. Anfangs ſteigert ſich ſeine Temperatur unter dieſen Umſtaͤnden ſehr langſam; dann nimmt ſie ſchneller zu, und wenn er in Brand gerathen ſoll, ſo muß eine Maſſe von wenigſtens 80 Kilogrammen beiſammen ſeyn; denn eine um die Haͤlfte geringere Maſſe erhitzt ſich bloß bis 470 (Centigr.?). Allein was beweiſ't dieſe Thatſache, wenn man ſie mit derjenigen vergleicht, daß ein ganz geringes Volum Eiſen ſich von ſelbſt entzuͤnden kann? Daß bei'm Kohlenſtoffe eine ſo große Maſſe dazu gehört, damit die durch Niederſchlagung des Sauerftoffes erlangte Wärme fih nad und nad) anhäufen koͤnne, waͤh— tend bei'm Metalle die bloße Verwandtſchaft hinreiht, um diefe Wirkung zu veranlaffen, und wenn ſich daffelbe unter gewöhnlichen Umftänden nicht entzündet, fo liegt dieß nur an feiner außerordentlich ftarfen Gohäfion. Aus diefer Vergleichung dürften wir demnach fchon fhließen, daß das Eifen ein leichter orydirbarer Körper fen, ald der Kohlenftoff, wenn ſich diefer Anficbt nichts Anderes entgegenfegen liche. Es Läßt id) aber behaupten, daß der Kobienftoff durch die Bildung von Kohlenfäure fortwährend abgekühlt werde, melde, indem fie die Gasform annimmt, beftandig einen Theil des freigewordenen MWärmeftoffes wies der bindet, während das Eifen, welches mit dem Sauerftoffe ein fires Product bildet, diefem abfühlenden Einfluffe nicht unterworfen iſt. Wir müffen alfo nach bündigern Refulta- ten forfchen, und in bdiefer Beziehung wird die Geologie bald mit Beweifen auftreten. Allein wir wollen ung zuvoͤr— derſt zum MWafferftoffe wenden. Bon diefem Gafe nimmt man mit Recht an, daß es eine geringere Verwandtſchaft zum Sauerftoffe befige, als der Kohlenftoff, da die glühenden Kohlen das Maffer zer— fegen, wobei der Wafferftoff frei wird, Ueberdem wird, nad) Sauffure, dem Sohne, das Koblenoryd nicht zerftört, wenn daſſelbe in Verbindung mit Waſſerſtoffgas durch eine weißglühende Glasröhre freicht, obmohl es, nah Berzes 21 323 lius, theilweiſe zerſtoͤtt wird; und daraus läßt ſich wenigs ſtens auf eine beinahe vollkommene Gleichheit der Verwandt: ſchaft ſchließen. Wir haben alfo hier zu unterfuhen, ob diefer Gafolith leichter oder ſchweter orydirbar ift, als das Eifen, um in Anſehung der richtigen Glafjification zur Ges wißheit zu gelangen. - Durch Waffer wird das Eifen bei gewöhnlichen Tem: peraturen nicht oxydirt, denn unter deffen Einwirkung er: zeugt fih nur dann Noft, wern das Metall vorher eine ge: wiffe Quantität Sauerftoff aus der Atmofphäre abforbirt hat? Das MWaffer tritt zwar, wenn ihm Schwefelfäure beigemifht ift, feinen Sauerftoff an das Eifen ab, allein ein Drud von nur wenigen Gentimetern der Flüffigkeit reicht zur Verhinderung diefer Zerfegung bin. Herr Gay-Luſſac hat bewiefen, daß bei einer hoͤ— bern Temperatur das MWaffer in Form eines Dampfſtroms die Bildung von fhmwarzem Cifenoryde veranlaßt, und duß bei derfelben Temperatur diefes Oryd duch MWaflerftoffgas reducirt wird. Er erklärt diefeg Nefultat nah dem Ber: tholletfhen Geſetze durch den Einfluß, den die Maffen ausüben, indem er anführt, die Wirkjamkeit der Wahlver— wandtfchaften hänge fowohl von dem Grade der Verwandt: ſchaft felbft, ald von der Quantität der in Thaͤtigkeit tre— tenden Körper ab, woraus lich denn ergeben würde, daß der: gleihen Oxydationen und Neductionen eintreten Fönnen, teil die gasformigen Producte des Proceffes fortwährend befeiz tigt werden und der Verwandtfchaft der nachftrömenden Maffen niht bindernd in den Meg treten. Derictbe Che: mifer fheint auch anzunehmen, daß das Reſultat ein ganz anderes feyn mürde, wenn man den Proceß in gefchloffenen Gefäßen vornähme, wo nicht immer neues Gas an die Stelle des erzeugten träte, und wo die immer partielle Oxydation oder Reduction zum Stillftande gelangen würde, fobald das Waſſerſtoffgas oder das Waſſer, einerfeits, und das regulinifche oder orydirte Eifen, andrerfeits, ſich fo zu einander verhielten, daß fie fih miteinander in’s Gleichge— wicht fegen koͤnnten. Dieß wäre der gegenwärtige Stand der Chemie in Betreff diefer Frage. Wir, unfterfeits, fügen binzu, daß ſich Die unter folhen Umftänden eintretenden Mirkungen mit denen vergleichen laffen, welche zwifchen dem Zinne, Blei und Schwefel in den oben erwähnten Fällen fih zu erkennen geben, und überdem möchten wir hervorhes ben, daß dieſe Unhaltepuncte gewiffermaafen auf eine Öleid): beit der Kraft oder Verwandtfchaft des Waſſerſtoffs und des Eiſens hindeuten. Es handelt fih nun darum, zu fehen, ob die Geologie nicht über diefen Punct neues Licht verbreiten koͤnne. Klaproth und Vauquelin haben erkannt, daß geroiffe Bafalte zugleich Koblenftoff und eine große Menge Eifenoryd im freien Zuftande oder in dem eines Carbonats enthalten, und Here Gay⸗Luſſac ſtellt in diefer Bezie— hung den Einwurf auf, der Kohlenftoff hätte wenigftens einen Theil des Eiſenoxyds reduciren müffen, indem er ſich ſelbſt in Kohlenfäure verwandelt hätte. Er ftügt ſich hier— bei auf den Umftand, daß ein fehmelzbares Erz, welches ſelbſt weniger als 10 Procent Eijenoryd enthält, einen be: ‘ 659. XXX. 21. 324 deutenden Theil bes letztern rebuciren läßt, was Klaproth, Gueniveau und Berthier entweder durch directe Ver: ſuche, oder mittelft der Analyfe des Glasſchaumes der Hochs Öfen, im welhen man nur 2 bis 3 Procent Eiſenoxyd fins det, dargethan haben. Die Bafalte enthalten deffen aber bis zu 25 Procent, und deßwegen laffe ſich nicht annehmen, daß neben einem fo großen Verhältnißtheile von diefem Or: yde auch Kohlenftoff vorhanden ſeyn Eönne, ohne daß ders feldbe einen Theil des Oxyds reducirte. Dennoch ift dieß nicht der Fall. Zahlreiche Analyſen haben nunmehr darge— than, daß die Oxyde in den Baſalten neben Kohlenſtoff und Kohlenwaſſerſtoffverbindungen (Hydrocarburen) exiſtiren, und der Grund hietvon iſt, daß der Druck ſich der Bildung der fluͤchtigen Producte widerſetzte und Alles daher in dem den einfachen Wahlverwandtſchaften entſprechendſten Zuſtand vers blieb. Auf dieſelbe Weiſe erklärt es ſich, wie es kommt, daß in den Gaͤngen in der Naͤhe von Arendal in Norwegen, ſowie in denen in Schweden mehrentheils, der Graphit, Anthracit und die verſchiedenen Arten von Bitumen ſich ne— ben und dicht an dem Eiſenoxydul vorfinden, obwohl, nad) den intereffanten Beobachtungen Hausmann’s, Hiſin— ger’s und D’Aubree’8 dieje Gänge wefentlich plutonifch find. Endlich laͤßt fi) nun begreifen, wie das Bitumen und die verfchiedenen Hpdrocarbure fich in gewiffen Amphis bolen und Pyrorenen, fowie in einer Reihe von mehr oder weniger eifenfhüfiigen Steinarten, die in den Merken von Knor und Braconnot aufgeführt ift, einfach aufgelöf't finden Eonnten. Die vorflehend dargelegten Nefultate führen uns alfo auf den Schluß, daß das Eifen, nebft dem Nickel, Kobalt, Uran (2), Mangan und den erdigen, fowie alfalinifhen Me— tallen, aller Wahrſcheinlichkeit nad, an die Spike der brenns baren Stoffe zu ftellen feyen; und man wird fich einft dar— über wundern, wenn der Kohlen» und Wafferftoff, diefe Stoffe, deren fih die Chemiker und Metallurgen vorzugs— weife zum Neduciren bedienen, zurüdtreten müffen, indem man bei dem neuen Spiteme der Claffification der Kräfte von der Unveränderlichkeit der Molechlen oder derjenigen der Kräfte ausgeht, welche diefelben im Falle der Gleichheit der Maffen befigen, während die meiften anderen Umftände, auf die man fich bisher geftüst hat, nur mehr oder weniger complicirte Wirkungen find. j ‚ Die Verwandtfhaft des Schwefels für den Sauerftoff fcheint der des Koblenftoffs und des Waſſerſtoffs nahe zu Eommen: So werden die fchwefelige Säure und die Schwer felfäure durch den Kohlenjtoff in Kohlenoryd und Kohlenz fulphur zerlegt, während der Mafferftoff mit der ſchwefe— ligen Säure Waffer, Schwefel und in manchen Fällen Schwefelwafferftofffäure (acide sulthydrique) bildet. Alle reducirbaren fchwefelfauren Metalle werden duch den Koh: Ienftoff in der Art zerfest, daß fie Sulphure bilden, während der MWafferftoff eine gewiffe Anzahl derſelben nicht zu reduci— ren vermag, oder auch mit andern Waſſer und fchmefligfau: res Glas, ja aud) Oxyſulphure, Sulphure, zuweilen auch tegulinifhes Metal und fchwefelmafferftofffaures Gas (gaz —— Aus dieſen Verwandtſchaften erklärt 825 es ſich demnach au, wie e8 kommt, daß das foffile Feders harz auf dem ſchwefelſauren Barpt der plutonifchen Blei⸗ glanggänge in Derbyihire anfteht, ohne daß fid) ſchweflig— faures Barium gebildet hat. Um diefen chemifchen Einzelnheiten die mögliche Voll ftändigfeit zu geben, haben wir noch einige andere geologis ſche Nefultate hinzuzufügen, durch melde die vorftehenden Anfihten beftätigt und generalifirt werden. Menn man Eoblenfauren Kalt mit Koblenftoff in Bes rührung bringt, fo zerfest er fi unter Bildung von Koh: lenorpdgas, welches ſich natürlich unter der Einwirkung des Märmeftoffs leicht ausdehnt. Indeß bemweif’t ung der in dem plutonifhen Kalkfteine bei Baireuth enthaltene Graphit, daß dergleichen Reactionen im Gebiete der geologiſchen Er: fheinungen keineswegs ftattfinden Dir Schwefel ift ein fehr orpdirbarer Körper, welcher zugleich zu dem Eifen eine fehr bedeutende Verwandtfchaft befigt; daher e8 feheinen dürfte, daß in den Fällen, wo ein ftarker Verhaͤltnißtheil Eifen:Perfulphur (fchwefligfaures Eis fen: Perorpd) ſich mit einem Protoryd oder Petoxyd (Deuts orpd?) in Berührung befindet, derfelbe feinen überfchüffigen Schwefel an diefe Oxyde hätte abtreten müffen. Das Re: fultat diefer Neaction würde alfo, abgefehen vom fchmweflig- fauren Gas, Eifen» Protofulphur oder felbft, wenn der Ues berfchuß bedeutend genug wäre, eine Verbindung des Perfuls pburs mit dem Protofulphure, d. h. magnetifher Schwefels Eies, feyn. So haben ſich aber die Sachen nicht geftaltet; das Protofulphur ift in den Gängen durchgehends eine wah— re Seltenheit. Sn dem von Xraverfelle zeigt ſich die magnetifhe Verbindung ungemein vereinzelt, und man trifft dort das Perfulphur in Menge mitten unter Maffen von Eiſenoxydul. Die Kroftalle des einen find fogar häufig in die des anderen eingefchachtelt. Wenn fich die ſchweflige Siure in den plutonifchen Gängen auf Koften des Suuerftoffs der benachbarten Oxyde hätte bilden Eönnen, fo würde man ebenfomwenig eifenhaltige oder kupferhaltige Schwefelfiefe in eifenfhüffige Eilicate ein: geiprengt finden, wie dieß bei dem Chlorit, Amphibel, Ve: nit (2) ꝛc. der Fall ift. Die Kiefelerde (Kiefelfäure?) wäre fiber von jener Siure verdrängt worden; der überfchüffige Schwefel hätte ſich des Eiſens bemaͤchtigt, und man würde ganz einfach Protofulrbur und Quarz nebeneinander finden ; allein die ſchoͤnen Gänge zu Campiglia in Toscana, zu Traverfelle in Piemont und zu Chemin im MWalliferlande, wo die Umftände diefer Art von Neaction ungemein günftig waren, bieten auch nicht die geringfte Spur davon dar; und daraus folgt, daß fich der Drud der Bildung der gasfürmis gen Verbindungen felbft in den Fällen widerſetzt, welche dies felbe, den im Laboratorium gemachten Erfahrungen zufolge, am Meiften begünftigen. Man wird fich unftreitig über die einfache Meife wun— dern, auf welche im Vorftehenden die Bildung der geringen Anzahl der Körper erklärt ift, welde in der Zufammenfeß: ung der Gänge eine Role fpielen. Die fo zahlreihen Saͤu⸗ ren, welche wir täglich mittelft verwidelter Neactionen muͤh— fam erzeugen, find davon ausgefchloffen, und man findet, 659. XXX. 21. 326 wenn ich mich fo ausdrüden darf, von allen diefen Gompo= fitionen nur diejenigen, welche eine robufte Gonftitution bes figen, weil fie das Achte Product der auf ſich felbft befchränt- ten VBerwandtfchaften find. Die Übrigen, weniger beftändigen, löfen fih in ihre Beftandtheile auf, fo daß das Waffer, die Erdharze, Fluorure, Sulphure, Sulfate, Garbonate, Sili— cate und Hydrofilicate faſt die ganze Lifte der Neagentien und Producte des großen unterirdifchen Laboratoriums bilden ; und wer fühlt fidy nicht dennoch bei der Betrachtung der, mittelft fo einfacher Mittel erlangten Verbindungen von größerem Staunen ergriffen, al$ bei dem NHinblide auf die verworrene Anhäufung der Materialien, welche ung die vers widelten Proceffe der neuen Chemie liefern. Der Druck mirft no auf eine von den Verwandt: ſchaften unabhängige Weiſe, indem er zumeilen einander ent— gegengefegte Refultate bervorbringt; fo Eann er die Auftöfung begünftigen oder verhindern, was wahrſcheinlich nah Maaß— gabe der Zuſammendruͤckbarkeit der Körper der Fall if. Dieß bat Perkins mit Hülfe folgender Verſuche darzuthun gefucht. Eine mittelft Durceinanderfehüttelng von Bergamottoͤl und Alkohol bereitete Emulfion wurde unter einem Drude von 1100 Atmofphären vollfommen durchſichtig, woraus ſich fhließen läßt, daß eine volljtändige Auflöfung eingetre= ten war, Sn einer, an dem einen Ende gefchloffenen Glasroͤhre, welche mit reiner Gffigfäure gefüllt und demfelben Drude ausgefeßt wurde, bildeten fih, im den obern firben Achteln ihrer Länge, ſehr Starke Effigfäureftpftalle, die fih in Bes rührung mit der Luft lange erhielten. Der untere Theil der Flüffigkeit beftand nur noch aus ganz ſchwacher Eäure. Herr Beudant hat auch gezeigt, daß man größere Kryſtalle, als gewöhnlich, erhalten Fönne, wenn man ſich eis ner langen Roͤhre bedient, an deren unterem Theile eine Retorte angefest ift. Wenn dann der ganze Arparat mit der Auflöfung gefüllt ift, fo entfteht ein hinreichender Drud, um die fraglihe Bildung zu veranlaffen. Obuleidh der Perkinsſche Verſuch in Betreff der Eſ⸗ figfäure Manches zu wünfchen übrig läßt, fo geftatter deffen Reſultat nichtödeftoweniger eine Anwendung auf die Geo— logie. Mir brauben nur kuͤrzlich daran zu erinnern, daß in mehreren Gängen Sachſens und des Harzes Mineralien, weldye bei einer gewiffen Tiefe in fehr großen Kıpftallen vore kommen, weiter nad Unten in immer Eleinern angetroffen werden und zuleßt ganz verſchwinden. Diefes Nefultat kann zwar an mehrere Bedingungen oder Urfachen geknüpft ſeyn; allein wenn man auch darüber im Zweifel bleibt, woher «8 rühren mag fo beweifen doch jene Verſuche, daß der Drud unter den möglichen Urſachen aufgeführt werden muß. Menn nun aber der Drud bei allen, ſowohl dyemifchen, als mechaniſchen Erfcheinungen der Gänge eine fo wichtige Rolle fpielt,, was foll man dann zu der Anficht fagen, daß diefelben durch Werflüchtigung und Niederfhlagung der Me: talle und Metalloide entftanden fernen? Diefe Entftehungs: weiſe Eann man allerdings gewiffen, in engen Klüften ſich gebildet habenden Producten zufchreiben; allein die Sublis 21 27 mation zue Grundlage einer allgemeinen Theorie zu machen, laͤßt fih in keiner Weiſe rechtfertigen, da dem nicht nur die Thatfachen offenbar widerſprechen, fondern man ſich da: durch auch zu ebenfo Eoftfpieligen, als hoffnungsiofen Un: ternehmungen hat hinreißen laffen, deren bier näher zu etz wähnen nicht der Drt ift. (Comptes rendus des Se- ances de l’Acad. d. Sc., Nr. 11. 11. Mars 1844.) Anatomiſch-phyſiologiſche Unterfuhungen über die ; Beftimmung der Bruftdrüfe. Bon EL. Picci. Der Berfaffer erinnert erft an die beiden Hypotheſen, welche den meilten Beifall eclangt haben, und von denen die Philipp Verheyen'ſche (welche fpäter von Caldani wieder aufgefrifcht wurde) diefes Organ als eine Drüfe bes trachtet, welche zur Verarbeitung der Lymphe vor deren Ues bergang in den ductus thoracieus diene; während die an: dere, von Hewfon in Vorfhlag gebrachte, der Bruftdrüfe die Beltimmung anweiſ't, eine eigenthuͤmliche Feuchtigkeit zu fecerniren, welche durch Vermiſchung mit dem Blute def fen Affimilation erleichtere. Hierauf ftellt der Verfaffer feine eigene Hnpothefe auf. Ihm zufolge ift die glandula thy- mus ein Hülfsorgan der Lunge, und ihre, fo zu fagen, mechanifchen Functionen beftehen darin, bei dem foetus die nöthigen VBerhältniffe der Entwidelung der Bruft in Bezug auf die ungen, fowie nach der Geburt das Verhaͤltniß der Entwicelung der Lungen und des thoxax, zu regeln. Er freitt zuerft ein Gefeg der Organiſation auf, daß naͤmlich alle Theile fih nah einem gewiſſen Verhältniffe ebenmüßig entwideln. Dann fucht er diefes Geſetz auf die Bruſt ans zuwenden. Da die Lungen vor der Geburt gleihfam atro« phifch find, weil fie Eeine Sunctionen zu erfüllen haben, und folglich ihr Umfang mit dem des thorax in keinem wihti: gen Verhältniffe fteht, fo Eonnte die Natur ihren Zweck nicht paffender erreichen, als durch die glandula thymus. Diefes Organ, fagt der Verfaffer, entwickelt fih bei dem foetus um fo färker, je weniger dieß in Betreff der Lungen ber Fall ift, und bei den Meugebornen bietet es den ungen um fo mehr Raum dar. als e8 nun felbit atrophiſch wird. Su der That bietet erft beim Erwachſenen der thorax eine den Lungen genau angepaßte Umhüllung dar, während das gegen bei jüngeren Individuen die Geftalt des thorax duch die Bruftdrüfe bedingt wird. Wenn durch diefes Organ die nöthige verhältnigmäßige Entwidelung nicht bewirkt worden wire, fo würde der thorax im Verhaͤltniſſe zur Lunge fid) zu ſtark entwickelt haben, und um dem vorzubeugen, hätte die Natur dafür forgen muͤſſen, daß die Wandungen der Bruft bis zur Geburt fih mach der Geftalt der ungen felbft abgeformt Hätten; allein wenn dieß der Fall ges wefen wäre, würden die Lungen, da die Knochen zu ihrer Entwidelung längere Zeit in Aaſpruch nehmen, als die Lungen, einem geführlichen Drucke ausgefegt gewefen feyn. Dieß ift um fo wahrfcheinfiher, da die Lunge nicht nur in Folge der Ernährung, fondern auch in Folge des Ein: 659. XXX. 21. 328. dringend des Blutes und ber Luft in ihr Inneres an Vo— lumen zunimmt. Die Lage der Bruftrüfe im vorderen Theile des Mitrelfelles und in der Medianlinie, felbft die Textur diefes Organes und die flärfere Entwidelung, die es in feinem unteren Theile darbietet, fcheinen dem Verfaſſer ebenfalls zu Gunften feiner Meinung zu fprehen. Zu dem Umitande, daß bei vielen Neugebornen, deren thorax ſtark entwidelt ift, die Bruftdrüfe noch allmälig bis zu Ende des zweiten Jahres wählt und erſt atrophiich wird, wenn die Zungen ihre volftändige Entwickelung erlangt haben und die Blutcirculation zur Vollkommenheit gediehen ift, treten noch an verfihiedenen Thieren gemachte Beobachtungen hinzu, aus denen hervorgeht, daß alle mit ähnlichen Lungen, wie der Menich, verſehene Thiere ebenfalls eine glandula thy- mus beſitzen, während dieſes Organ bei denjenigen Thieren fehlt, welche durch Kiemen oder häutige Lungen athmen. Uebrigens wird bei den MWinterfchläfern die Bruftdrüfe ab» wechſelnd größer und Eleiner, während ſie bei den Amphibien das Marimum der Entwidelung darbietet. Einen legten Grund für feine Hppothefe erkennt der Verfaſſer endlich in dem pathologifchen Umftinde, daß man bei der Lungenſchwind— fucht die Bruftdrüfe, in der Regel, ziemlich ftarf entwickelt findet. (Amnali univers. di Med. Sept. 1843. Ar- chives generales de Medeeine. 4° Serie, T. V. Mai 1844.) Miscellen. Inder unter das Meer hinauslaufenden Botak lack-Grube, in Cornwallis, haben die Bergleute die Verſu— Hung und Kedheit gehabt, die Erzader aufivärts bie zu dem Mee— re zu verfolgen. Aber die Deffnungen waren ſehr Elein und da das Geftein fehr hart ift, fo genügte eine Bedeckung von Holz und etwas Gement, um das Waller auszufchliegen und die Menfchen vor den Kolgen ihres rafchen Entfchluffes zu fihern. Herr Den: wood befchreibt einen Beſuch, den er einmal während eins Stur— mes in einer folchen untermeerigen Grube abitattere, folgendermaa: gen: ‚An dem einen, in gleiher Flaͤche fortlaufenden Ende ſee— wärts, etwa 30 bis 100 Faden vom Ufer, konnte nur wenig von der Wirkung des fehr aufgeregten Meeres gehört werden, außer in den Iwifchengeiten, wenn der Rüdfluß irgend einer ungewoͤhn— lich großen Welle einen großen Kiefel über den felſigen Meeresbo— den auswärts rollte. Aber wenn wir unter der Balis des Felfens ftanden und in dem Zheile der Grube, wo fih nur 9 Fuß des Felſens zwiſchen ung und dem Ocean befand, führte das ſchwere Rollen der großen Felsſtuͤcke, das unaufnörliche Urbereinanderreis ben der Kiefel, das furchtbare Donnern der Wellen, mit dem Lärs men und Kochen, wenn fie zurüditrömten, mir einen Sturm in feiner fchredtichften Form zu lebhaft vor, als daß er je wieder hätte vergeifen werden koͤnnen Mehr als ein Mal, wo wir in Zweifel geriethen, ob auch das Felſenſchild uns Sicherheit gewähr ren werde, zogen wir ung furchtſam zurüd, und erſt nach wieder- holten Verfuchen erhielten wir Vertrauen genug, unfere Unterfur dungen fortzufegen 20.’ Der Erompetenfäfer von Penang ift eine ſehr interef- fante naturbiftorifche Merkwuͤrdigkeit, welche anderswo noch nie ge: fehen worden. Der Zrompetenfäfer iſt felbft nicht groß, bat einen langen, trompetenförmigen Ruͤſſel, eine Art von Fühler, aus welchem er einen fo lauten und anhaltenden Ton von fih giebt, daß man kaum glauben Eönnte, daß jemals ein Infect einen dergleichen Ton von fih geben Eönne; es gab mehr die Idee von einen Vogel: freie, x E., wie von dem Glocdenvogel, von dem Lachvogel ꝛc. (Voyages of the Nemesis.) 829 659. XXX. 21, 330 Bee bh un dee. Ueber die Behandlung der Scropheln mit Wallnußblättern, Von Dr. ©. Negrier, Ueber diefen Gegenftand bat Here Negrier in den Archives generales de Medecine, Mai und Juni 1842, feine Veodadtungen niedergelegt, 56, an Scropheln in den verfciedeniten Formen leidende, Kranke waren Du: mals mit den Walnußblättern behandelt worden. Dir Krank: heitsformen waren bejonders ferophulöfe Augenentzundungen, Deüfinanfhwellungen ohne Geſchwuͤre, gefhmwürige Drüfenz geſchwuͤlſte und Knohenübel mit Fiftelgefhwüren. Das alls gemeine Nefultat jaßte damals Herr Negrier in folgen— den Worten zufammen: „Von dieſen 56 Knaben find 31 geheilt worden und biejetzt geheilt geblieben, 18 haben, ohne vollftändig geheilt zu ſeyn, fich ſehr merklich gebeffert, und die meiften von ihnen find auf dem Wege zur Heilung. Vier haben für ihre Gefchwüre ven dem Gebrauche des Heilmittels Nichts gewonnen; unter ihnen ift einer (dev fies benundvierzigite,, deffen Kräfte merklicd zugenommen haben, und von dem ich glaube, daß der Gebrauch des Leberthrans ihn bald herftellen wird. Vier Bebandelte find während der Eur geftorben: zwei erlagen der Iuberkelfhwindfucht, einer farb an acuter Dimentzändung und der vierte an einer Ents zuͤndung beider ungen. Die Cur mit den Wallnufblättern bat fo günftige Er: folge gewährt, daß fie wohl einer ernitern und fortgefeßten Berüdfihtigung, befonders von Seiten der Spitalärzte (welche fie genauer anwenden koͤnnen, als die andern), werth ſeyn dürfte. Die Erfahrung bat mich gelehrt, binducch fortgefeste, Gebrauh des Wallnußblaͤtterextracts niemals üble Wirkungen bervorbringt. Diefes Mittel, wel dies man in die Klaffe Der ſchwach aromatifch = bittern eins reiben kann, befigt eine faſt nie fehlende Mirkfamkeit gegen Scropheluͤbel. Es bethaͤtigt zuerſt die Verdauung und den Kreislauf; es ſtaͤrkt alle Verrichtungen in betraͤchtlichem Grade. Ob es eine beſondere Wirkung auf das lymphatiſche Syſtem bat? Die beobachteten Fälle bereditigen, es zu glauben. Unter feinem Einfluffe werden die Muskeln filter, die Haut befommt eine rofenrothe Faͤrbung und verliert ziemlich fchnell ihre bleichfüchtige Bläffe. Iſt vielleicht in den Wallnußblaͤt— tern, außer dem Zannin, ein anderer wirkfamer Stoff enthal- ten, welcher der ftärfenden Kraft diefes Pflanzenftoffes nicht entgegenwirkt ? Ich will bier Feine Vergleichung des von mir empfohs Ionen Mitteld mit den bisjegt gewöhnlich gebrauchten an— ftellen. Der Zuftand, worin fich die meiften von mir ans geführten Kranken befanden, thut hinlänglih dar, daß jene andern Mittel Nichts geleiftet hatten, als ih zu den Walls nußblättern meine Zuflucht nahm. daf der, lange Zeit Ich will nod die Vorſchriften zu verſchiedenen, von mir gebrauchten, Zubereitungen mittheilen. So £önnen bie Uerzte, welche das von mir empfohlene Mittel verfuchen wollen, daffelbe genau anwenden, und den Erfolg mit groͤ⸗ ßerer Beftimmtheit würdigen, Die Aufgüffe von Nufbaumblättern werden bereitet, indem man von den Eleingefchnittenen Blättern, fo= viel ald man mit drei Fingern faffen Eann, in 250 Gram— men — 8 Unzen (3 Dradmen und 4% Gran) kochendes Maffer bringt, Man verfüßt den Aufguß mit Zuder oder mit einem Syrupe, deffen Zubereitung ich nachher angeben werde. Ich gab täglich zwei bis drei Zaffen diefes Auf: guffes; man kann deren jedoch bis zu fünf nehmen laffen. Die Abkochung der Wallnufblätter, welche fo vortheilhaft in Wafhungen und als Verbandmittel wirkt, indem man die sum Verbinden der ferophulöfen Geſchwuͤre beſtimmten Baͤuſchchen damit traͤnkt, muß gefättigter ſeyn, als der Aufguß. Sc wende eine kleine Hand vell Blätter auf ein Kilogramm (— 275 915) Waffer an und laffe das Kochen 10 bis 15 Minuten lang fortfeger. Sie ilt ebenfalls in oͤrtlichen und allgemeinen Baͤdern ſehr nüslich, derzägtich wirkſam aber zur Einſpritzung in Fiſtelgaͤnge. Das Irtract wird aus den Nußbaumblaͤttern mit: telſt Druck bereitet. Wenn man die trodenen Blätter dazu binußt, fo Eann man diefe Zubereitung, fo oft es nöthig ift, in allen Jahreszeiten wieder neu machen laffen, wäh: tend man ed, ſich der frifhen Blätter bedienend, in zu großer Menge bereiten müßte, wo es dann der Verderbniß ausgeſetzt iſt. Man bereitet den Wallnußblaͤtter-Syrup mit dem Extracte, indem man 40 Centigrammen von dieſem (= 6} Gr.) mit 82 Grammen (= 15 35 Gr.) einfa- chen Syrups vermengt. Auf diefe Weife weiß man, wel: ces die Gabe des angewandten Mittels if. Man kann dann auch Sytup mit den gruͤnen Blättern bereiten; ev ift dann arematifcher, als der mit dem Ertracte bereitete; es Lift fih dann aber die Menge dee Mittels, welche ber Kranke täglich nimmt, nicht fo genau beflimmen. Kleinen Kindern gebe ich in 24 Stunden zwei oder drei Kaffeelöffel voll Syrup; bei Erwachſenen bin ich niemals uͤber 64 Grams men geftigen (= 25 1 3, 105 Gr). Die gewöhnliche Gabe für letztere E32 (— 3 35 Gr.) biszu 40 Grams men (15 23 2+ Gr.). Die Pillen aus dem Wallnufßblätterertracte beftehen jede aus 20 Gentigrammen (= 3+ Gr.) Ertract, welches durch eine hinlänglihe Menge Wallnußblaͤtterpulver fteif gemacht worden ift. Sch laffe davon gun täglich neh⸗ men und bin niemals über 4 geftiegen. In manchen Faͤl— fen endlich, in welden Einreibungen in die Franke Gegend von Nusen ſeyn Eönnen, gebrauche ich als Salbe. BR MWallnufblätterertract SO Grammen (= 15 3 Gr.) Fett . .M — (13 23% 6) Bergamottöl . 15 Centigt. (2% Gr.) 831 . Diefe Einreibungen müffen gelind und ungefähr eine DViertelftunde lang, zwei Mal täglih, gemacht werden. Obſchon ed aus der Natur der in Mede ftehenden Krankheit von felbft folgt, dab die heilfamen Wirkungen der Behandlung ſich manchmal erft fpät äußern, fo kann ich doch nicht genug wiederholen, daß der Arzt Ausdauer haben muß, denn wenn die Wallnußblätter fih in den Händen anderer Aerzte unwirkſam bewiefen haben, fo liegt der Grund hier— von darin, daß der Kranke, oder der Arzt felbft, ihres Ge— brauches zu früh müde geworden find. Man wird zu wars ten: wiffen, wenn man bedenft, daß hier zur Erlangung eis ner dauernden Heilung nicht bloß die Wirkungen des Uebels zu befimpfen find, fondern aud die Körperbefchaffenheit des Kranken tief eindringend umgewandelt werden muß. Mit demfelben Mittel find in Bonn Verſuche gemacht toorden, welche ebenfalls günftig ausfielen, wie die von Naſſe deutfch herausgegebene Differtation des Dr. Kreuz: wald (Bonn 1843) ergiebt. (Die Behandlung der Scro— pheln mit Wallnußblättern nach dem Frz. des Dr. G. Nes grier, zu Angers, mit Beifügung eigner Beobachtungen von Dr. M. 3. Kreuzwald, herausg. v. Fr. Naffe Bonn 1843. 8.) Here Negrier felbft hat feine Verſuche mit dem ge- nannten Mittel weiter fortgefeßt und fie in den Archives generales de Medecine, Februar 1344, ausführlich mit— getheilt; e8 möge indeß hier genügen, Obigem nur noch fols gende Schlußfäge beizufügen, welhe als dag Reſultat der neueften Unterfuhungen Négrier's zu betrachten find: 1) Scrophulöfe Krankheitsformen werden im Allge— meinen duch den Gebrauch der Wallnußblätterpräparate ra— dical geheilt. 2) Die Wirkung derfelben ift conftant genug, um auf die Heilung von 3 der mit ihnen behandelten Krans Een zu technen. 3) . Die Wirkung ift gewöhnlich langfam: je nach der Urt der Symptome und nah der Gonftitution der Indivi— duen find 20 bis 50 Tage erforderlih, damit die Heilwirs tungen des Mitteld bemerkbar werden, 4) Die duch MWallnußblätterpräparate geheilten Kranz £en bleiben faft alle gefund. Recidive find felten. 5) Bei dem innern Gebrauhe des Mittels find Ans fangs nur allgemeine Wirkungen zu bemerken, der locale Einfluß zeigt ich erſt ſpaͤter. 6) In manchen Formen der Scropheln bemerkt man erft nach längerer Zeit einen wirkſamen Einfluß diefer Be— handlung. Dieß gilt befonderd von den nicht ulcericten, ferophulöfen Drüfenanfchwellungen. 7) Gefhbwüre und fiftulöfe Gänge mit, oder ohne Garies heilen vafcher, außer bei Perfonen von fog. trodnem nervoͤſen Temperamente. 8) Scrophuloͤſe Augenentzuͤndungen dagegen werden durch dieſes Mittel ſicherer und raſcher geheilt, als durch ir— gend eine andere Methode. 659. XXX. 21. 832 Fälle von Gaftrodynie und ihre Behandlung: Von Dr. Thomas Mayo, Herr A., früher Arzt in Indien, ungefähr ſechsundfunf⸗ zig Sahre alt, groß, mager, von biliöfem Temperamente, welcher viel Strapazen erduldet und frühet etwas frei ge= lebt batte, war vor vier Jahren von einer der gleich zu bes f&hreibenden ähnlichen Affection durch die eilfmöchentliche Ans wendung der pilulae Hydrargyri und darauffolgenden Ger brauch der Garlsbader Wäffer befreit worden. Vor act Monaten wurde er von Schmerzen in der Herzgrube befal— len, welche gewiffermaaßen andauernd waren, aber durch den Genuß von Speifen bedeutend geftrigert wurden und vom fortfchreitendem Marasmus begleitet waren. Er mandte das gegen anfänglich von Neuem pill. Hydr. an, aber diefes Mal nahm das Uebel dabei zu und eine Reizung des. Darmcanals trat ein. Nach erfolglofem Gebrauhe verſchie— dener Mittel, unter diefen Blutentziehungen, tonica und Als Ealien, zog er Mercurialeinreibung in Gebrauch, welche er bie zu dem Tage meines Befuches, d. i. at Wochen lang, mit deutlicher Erleichterung des Schmerzes und Befferung des Allgemeingefühls , doch ohne Aufenthalt der Abnahme an Kraft und Gewicht, welches Ießtere jede Woche ermittelt wurde, fortgefegt hatte. Der Puls war ruhig, ziemlich) Eräftig und frequent, Refpiration gut, Stuhlausleerungen gefund, Urin mäßig fauer, ziemlich dunfel gefürbt und in ges höriger Menge gelaffen. In der Vorausfesung, daß Herr U. des inneren Ges brauches eines Mercurialmitteld zur Erzielung der vollen Wirkung derfelben bedürfe, vertaufchte ih die Einrribungen mit den pille. Hydr. submuriat. comp. gr. v, zwei Mal täglih zu nehmen, mit dem beften Erfolge; anfangs nahm der Kranke auh an Gewicht zu, welches aber bald ftationär blieb. Sch fubflitwirte nun obigem Mittel das dec. Sarsapar. comp. mit Hydr. oxymuriat. und tinet. Chinae, was fehlecht vertragen wurde. Am 28. Zuli (1831) wurden die Plummerfhen Pillen zwei Mal täglich gereicht, dabei Mercurialeinreibungen täglich eine Stunde lang. Diefe Mittel wurden, ohne den Darmcanal zu ieritiren, in wechfelnden Quantitäten big zum 10. No— vember fortgefegt. Die Diät war indeffen einfach und mäßig, Vegetabilien wurden nicht geftattet; eine Eleine Quantität Reres-Wein wurde täglich genommen. Der Kranke felbft bemerkt, daß das Genießen von Nahrung ihm am Wenigſten Schmerz verurfachte, wenn fein Köuper in einem Winkel von 459 gebracht war, in welcher Lage auch eine fonit nicht bemerk— bare beträchtliche Härte und Voͤlle der Leber 2 unterhalb der rechten Rippen fichtbar wurde. Sm Anfange Decemberd ging er nach Brighton und fehrieb mir von da aus, daß er an Obſtruction leide, wel— ches Symptom in feiner früheren Krankheit eins der evften Zeichen der Befferung gewefen mar. Er verfuhte bier, ftatt der Plummerfchen Pillen, das extr. Taraxaci gr. xv., zwei Mat täglich, welches indeß 833 feinen Appetit verminderte. Cine Gabe von Kali sulphu- rieum, in Pülnawaffer zuweilen genommen, zeigte fich ſehr wohlthätig gegen die Paroxysmen des Magenfchmerzes und ‚der Seritation; im nähften Sommer vollendete der Gebrauch der Garlsbaderwaffer zu Brighton die Gur. Madam S., mager und nervös, von mäßiger Les bensweife, aber vielen Gemüthsleiden ausgeſetzt, confultirte mib am 23. October 1837 wegen eines Schmerzes im epigastrium, an dem fie ſchon lange, brfonders nad) dem Effen, litt. Sie fab febr krank aus, Augen eingefunfen, Körper abgemagert, Puls fchnell und reizbar, Zunge rein, kein Schmerz bei'm Drude auf den Leib, der weder ges ſpannt, noch aufgetrieben war: Stuhlentleerung normal. Pillen aus Calom. gr. 3p. d. mit extr. Coloc. comp; und pil. Rhei comp. hatten zuweilen Erleichterung vers ſchafft; vegetabilifhe Koft hatte fie bei Seite gefest. Ich verordnete eine weiche, breiartige Nahrung aus Mehlfpeifen, dabei weißes Fleiſch und Fifhe (& Pil. Hydr. muriat. mit. comp., Pulv. Ipecac. comp. 5 Jjj- f. pill. xjj i. o. u. — &Pil. Rhei comp. gr. jj, Bismuth. nitr, oxyd. alb. gr. jj., Opii gr. £ täglich vor dem Früh: ftüde. — & Pil. Rhei comp. 9j, Extr. Coloc. comp., Extr. Hyose. 7 gr. sv), f pl. xjj s. 1—2p r. n.). Diefe Mittel wirkten fehr wohlthaͤtig. Am 14. Mai 1841 wurde id) von Neuem wegen eines Mecidivs des alten Uebels confultirt, das nun jenen Mitteln widerjtand, dabei Sodbrennen mit etwas Erbrechen oder Uebelkeit, Stubl etwas träge, wenig Gallonabfonderung, heftige Schmerzen nad dem jedermaligem Genuſſe der Speiſen. (& Extr. Opii gr. jj, Extr. Aloës, Gentianae ; 9j, Sapon. medic. gr. x, Calom. gr. jjj, f. pil. XX. S. 3 Mu täglich nach jeder Mablzeit eine Pille. — B Calom. gr. v,. Linim. camphor. comp., Linim. saponat. comp. 30; S. Die Hälfte täglich in der Magengegend einzu: reiben. — B Inf. Caryophyli. 3jv, Ag. Pimentae 3)6; Ammon. sesquicarb. 9jj, Lig. Potassae 5], Tr. Humuli 3jjj, Syr. simpl. 5j. M. Ds. von Zeit zu Zeit zwei Eßloͤffel. Die Kranke genas vollftändig und nahm an Fleifh und Kraft zu. M. R., der Bruder diefer Dame, ungefähr von dems felben Alter, litt feit mehreren Jahren an Gaftrodynie, wels che zwei bis feh8 Stunden nab dem Effen eintrat, dabei ſtarkes Aufftoßen und Auftreibung von Gas; Abmagerung, Puls frequent, regelmäßig, fonft alle Functionen normal. Er hat ein thätiges Leben geführt, war immer mäßig gewefen und hatte nur zumeilen fpirituöfe Getränke reichlich genoffen, welche den Anfall aufhielten, der aber fpäter dafür defto flärz ker auftrat. Alkalien mildern ihn nur wenig. Vor vier Jahren ftellte fi bedeutendes Dedem der Beine und asci- tes ein, welches erftere durch Acupunctur der Ober- und Unterfchenkel gänzlich befeitigt wurde. Im Jahre 1842 verordnete ih Morph. muriat. zu gr. 3 — ß Abends, wel: her die Schlaflofigkeit befeitigte; der Gebrauch der Alkalien fhien das Uebel ſtationaͤr zu machen. Eiſen wurde verfucht, doh ohne Erfolg. Won den andern Mitgliedern derfelben Familie ftarb eins zwifchen feinem funfzigften und fechszigs 659. XXX. 21. 334 ſten Jahre an Magenkrebs. (London med. Gaz., April 19. 1844.) Ball von Epilepfie in Folge eines Stoßes auf den Kopf, mit Erfolg behandelt. Von Dr, Sfaac Parrish. , H. T., zwanzig Jahre alt, groß und mager, ferophus 168, ſtieß ſich mit feinem Kopfe gegen eine Gasröhre, fiel ſogleich bewußtlos zurüd und befam nach menigen Augen: biiden Gonvuljionen. Nach dem Anfalle blieb ein heftiger Kopfſchmerz zuruͤck, aber der Kranke fühlte fi wohl genug, nad feinem ziemlich entfernten Haufe zu Fuße zurücdzufehs ven. Kaum hatte er die Thür feines drei Stod hoch ges legenen Zimmers erreicht, fo ftieß er ein lautes Gefchrei aus und fiel in heftigen Rrämpfen auf den Boden nieder. Das Geſicht war hoch gerötdet, der Kopf heiß, die Augen ges röthet, der Puls geipannt, Schaum vor dem Munde und allgemeine Muskelkraͤmpfe. Eiswaſſer wurde über den Kopf gegoffen und Senfteige an die Füße gelegt, Worauf dee Anfall nah wenigen Minuten aufhörte. Blutegel an die Schlaͤfen und Senfteige an verfhiedene Theile der Ertres mitäten befeitigten auch den nah den Kraͤmpfen eingetretenen Stupor völlig, ſowie aud der Schmerz; im Kopfe bedeus tend nachließ, und der Kranke ganz ruhig und vernünftig wurde. Mach ungefähr einer Stunde fing er jedoch an, Un: zufammenhängendes zu reden, abwechſelnd zu einen und zu laden, wobei der Kopf heiß und das Geſicht geröthet wurde; dieſer Zuftand wich bald der Anwendung Falter Waſchungen, und ein ruhiger, natürlicher Schlaf trat ein. Bei der Unterfuhung des Kopfes Eonnte nuc eine leichte Contufion entdedt werden. Am nähften Tage hatte der Kranke mehre Anfälle von heftigem Kopfſchmerze, dabei Ra: hen, Weinen u. f. w., wie oben, wobei er mehrmals Mis nuten lang bewußtlos war, in den ntervallen aber ſich ganz leiht und wohl befand (Dec. fol. Sennae c. Mag- nes. sulphur., falte Umſchlaͤge, magere Koft.) Am Zage darauf Anfälle weniger häufig, nah 2 — 3 Tagen ganz befeitigt. Acht Monate hindurch — vom. Aus guft 1839 — April 1840 — blieb der Kranke von dem Uebel verfchont, im April trat jedoch während de8 Singens in einer Kirche ein neuer Anfall ein, auf den nun bei der geringften Aufregung neue folgten. Der Kranke wurde auf das Land geſchickt, blieb dafelbft auch von feinem Uebel bes freit; kaum war er aber zur Stadt zurüdgefehrt, fo traten die Anfälle fo häufig und heftig auf, daf fie den Freunden des Kranken die größte Beforgniß einflößten. Den Unfällen ging jegt jedesmal ein ſchießender Schmerz in dem Theile des Kopfes, welcher der Sig der Verlegung gewefen war, voran; der Kranke faßte am diefer Stelle in's Haar, zog heftig daran und verfiel dann in Krämpfe. ine neue Un: terfuhung ergab einen fehmerzhaften Punct von der Größe eines DViergrofhenftüds, ein Wenig nach Lines von der Pfeitnath, deffen Berührung heftigen Schmerz; und allge: meine Nervenaufregung erzeugte. Die Aufmerkfamkeit wurde nun ausſchließlich auf diefe Stelle, als den Ausgangspunct 835 der Aura, hingelenft, und am 1. Auyuft 1840 — gerade ein Jahr nad) dem Anfalle — machte ich einen 2" langen Schnitt durch die empfindliche Stelle der Schädelhaut durch bis auf den Knochen undilegte mehre Erbfen in die Wunde ein, worauf nach wenigen Zagen Eiterung eintrat und eine Sontanelle etablict war. Zu gleicher Zeit wurden tonica, Salzbäder u. ſ. w. angewendet, und id) hatte die Freude, die Schmerzen und Krämpfe allmälig gänzlich verſchwinden und das Allgemeinbefinden fich bedeutend beffern zu fehen. Nah 7 Wochen wurde die Fontanelle zugeheilt, und der Kranke ift bis jegt — ein Zeittcaum von zwei bis drei Jah— ten — vollfommen von feinen Anfällen befreit geblieben. (London Medical Gazette, Dec. 1843.) Fall von ergotismus convulsivus. Bon Bonjean. Der Verfaffer hatte frühes. behauptet, daß das Baden und Verdauen zum Theil die giftigen Eigenſchaften des Mut: terkorns zerflöre. Zum weiteren Beweiſe für dieſe Anficht theilte er der Academie folgende Falle mit. Eine Familie zu Enverd in Ober - Savoyen, aus den beiden Eltern und fieben Kindern beftehend, von weldhen das ältefte ſechszehn, das jüngfte zwei Sabre alt war, genoß vom 15. bis zum 18. November acht Laib Brodt, weldhes aus vier Theilen Gerfte und einem Theil Roggenmehl beitand. Die fünfundvierzig Sabre alte Mutter wurde zuerft von den Symptom’n der Vergiftung ergriffen. Am 18. No: vember fühlte fie ſich unwohl und hatte wiederholte Anfälle von SFcoftihauer; am 19. November befand fie fid weit fchlechter und in einem Zuftande von Stupor und Proftra= tion; am 20. November waren ihre Haͤnde und Fuͤße in einem Zuftande Erampfbafter Steifheit, und fie hatte ihr Bewußtfeyn und ihre Senfibilität völlig verloren. Won dies fer Zeit an traten die Krampfanfälle nur periodifh ein, und die Kranke genas, Am 20. November wurden der ältefte zehnjährige Knabe, ein ſechs Jahr altes Maͤdchen, und dann das Ältefte ſechszehnjaͤhrige Mädchen nacheinander auf diejelbe Meile ergriffen, und am 21. und 22. November wurden die drei anderen Kinder gleichfalls von Ähnlihen Krämpfen. mehr oder weniger befallen. Der Vater, ein fraftiger Mann von ungefähr funfzig Sahren, litt am Menigften, obwohl er am Meiften vom Brodte gegeffen hatte. Die Krampfparoryg- 659, XXX. 21. 836 ⸗ men traten ziemlich regelmäßig ein und dauerten in jedem Falle an zwölf Stunden. Während diefer ganzen Zeit litten die Kranken fehr. Nachdem der Paroxysmus voruͤber war, fhtiefen fie ruhig und waren bei'm Erwachen alle hungrig und eBbegierig. Das Mehl, aus welhem das Brodt bereitet worden war, wurde forgfältig unterfuht und beftand aus 86 Theis len gutem Roggen, Gerfte und Saamen von Lychnis gy- thago, und aus 14 Theilen Mutterorn in 100 Theilen. 250 Pfd. diefer Mifhung wurden in 218 Laib Brodt umgeformt, fo daß diefe nicht weniger als 304 Pfund Mutterforn enthielz - ten. Diefes giebt eine geringere Quantität, ald 24 Pfund Mutterkorn, weldye innerhalb drei Zagen von der Familie verzehrt wurde, Nach diefen Thatfachen, fagt Herr Bonjean, fann man unmöglich die Wirkſamkeit der Hise und des Backens zur Verminderung der fhhadlichen Eigenfhaften des Mutter: Eorns bezweifeln, Aus dem Nefultate von mehr als vierzig an Thieren angeftellten Erperimenten fließt der Verfaſſer, daß eine gleihe Quantıtät allein nicht ohne tödtliche Wire £ung hätte genommen werden Eünnen. (Comptes rendus des seances de l’Academ. des Sciences, Jan. 15. 1544.) AL8cellen Die necrotifhen Knodenftüde an einem Ampu— tationsftumpfe find, nah Kerguffon, zu extrahiren. Ge— woͤhnlich empfiehlt man bei diefem Zuftande eine erfpectative Ber handlung. Da diefe jebody häufig mehrere Jahre erfordert, fo entſchloß fih Herr Ferguſſon in einem Falle, in welchem nach einer Schenfelamputation zwei Sahre neun Monate lang eine Fie ftel am unteren Ende des Stumpfes offen geblieben war und ein btoßliegendes Knochenftück gefühlt werden Eonnte, ftatt einer zwei⸗ ten Amputation den Stumpf durch einen Kreuzfchnitt zu fpalten, das Knochenſtuͤck mit einer frarken Zange zu faffen und ein, 5 Zoll langes, necrotifhes, nad Dben zugefpistes, Knochenſtuͤck, allers dings unter beträchtlichen Schmerzen, zu entfernen. Die Wunde heilte ohne weitere Zufälle. (Lancet 1343.) Ueber die Anwendung des Jodkali gegen Bleivers giftung haben die Herren Natalis Guillot und Melfens in der Sitzung der Acad. des sciences am 35. März eine Mittheie lung gemacht. Bisjetzt haben fie diefes Mittel allein angewendet, indem fie übrigens die Kranken, wenn fie es koͤnnen, ihre gewöhns lihe Nahrung aeniegen laffen. Sie fteiren allmalig mit der Gabe bis zu 4—6 Grammen täglich; 200 — 500 Gr. genüaten zur völ- ligen Heilung. (Gaz. med. de Paris 1844. N. 13.) Bibliographische Meuigkeiten. Lectures on Agricultural Chemistry and Geology. By J. F. Johnston. 1844. 8. Atlas des Insectes, composd de 110 planches; repr&sentant la plupart des insectes de&crits dans le manuel d’Entomologie. Paris 1844. 12. Des inhumations preeipitees. Par Leonore Lenormand. Macon 1844. 3. L’art des accouchemens; par feu J. L. Baudelocque. Huitieme edition, reyue.etc., precedee de !'&loge de l’auteur par M. Leroux, et d’une notice sur sa vie et ses ouvrages par M. Chaussier. Deux Volumes. Paris 1844. 8. Mit 10 Kupf. nn — —— — — | Menue Üotizen ausdem Gebiete der Hatur - und Deilkunde, gefammelt and mitgerbeilt von dem Ober» Meticinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalratde und MPreieffer Freriep gu Berlin. N. 660. Gedrudt im Landes= Induftrier Gomptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 Gr (Nr. 22. des XXX. Bandes.) Suni 1844, I Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. ober 3 , 30 x, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr Die Tafel colerirte Abbildungen 6 96r Ha. 50. uu.E Ueber die Bildung der Girculationsorgane und des Blutes bei den Wirbelthieren. Bon den Herren Prévoſt und Lebert. Aus den in der Abhandlung der genannten Herren dargelegten Bemerkungen ergeben ſich folgende Saͤtze: 1) Das Keimbläschen ift im Eichen des Frofches zeis tig wahrzunehmen und verfchwindet nah der Brfruchtung. 2) Die Beſtandtheile des nicht befruchteten Eies bilden fihb auf folgende Weile: Das noch wenig entwidelte Ei enthält Bläschen mit Kernen; die Hülle und der zellige In— halt diefer Bläschen bilden fih in Körnchen und kleine Kuͤ— gelben um, welche untereinander oder um die Kerne her Unhäufungen bilden, während die Kerne ihrerfeits ſich in durchfcheinende Kügelchen verwandeln. Diefe Hiufchen neh: men meiftentheild eine fie umhüllende Membran an, und fo bilden fi die Dotterfügelben. Das zur Neife gediehene Ei befteht alfo aus Koͤrnchen, Kügeldhen, Haͤufchen, welche theilweife um durchſcheinende Bläschen her gruppirt find, und Dotterfügelben, welhe fümmtlih Beftandtheile enthals ten, die das Keimbläschen umgeben, 3) Das befruchtete Ei enthält folgende Beftandtheile: a. Körnhen von 0.0012 bis 0.0025 M. (Millimeter?) Durchmeſſer b. Abgeplattete Urkügelchben von länglicher Form und 0,0087 bis 0,01 M. Länge und 0,005 bie 0,0062 M. Breite. ce. Große Kuͤgelchen von 0,05 bis 0,0375 M. und darüber, welche aus Körnhen und Urfits geldhen beftchen, die um einen burchfcheinenden Ken von 0,025 bis 0,03 M. Durchm. gruppirt find. Dieß find die Kügelhen des vitellus, welche den Kuͤgelchen des Dotterg im Bogeleie entfprehen. Diefe Analogie wird noch durch den Umftand vermehrt, daß man in dem Innern zuweilen eine Mittelhöhlung findet, welche der mit weißen Kügelchen gefüllten ähnelt, die man im Vogeleie antrifft. Cine ge: wiffe Anzahl diefer Kügelhen haben Feine umbüllende Mem⸗ bran. d. Eörnige Kügelchen, die von 0,0125 bis 0,025 M. Durhm. e. Kügelhen von 0,02 bis 0,05 M Durdm., No. 1760, —. 660, Ki <16.) Mendrn welche in ihrem Innern Koͤrnchen, die fih in Molechlär bewegung befinden, winzige Kügelchen und einen durchfcheinen= den Kern von 0,0125 bis 0,015 M. Durchm. enthalten. Diefe Kügelhen, welhe wir organoplaftifdhe nennen, bilden die Grundlage der erſten Bildung des Blutes, aller Gewebe und aller Organe. 4) Die Scheidung der Beftandtheile des Eies in Dot— ter= Kügelcben und organoplaftifche Kuͤgelchen ift eine der erften Wirkungen der Befruchtung. 5) Die Membran, welche den Embryo einhüllt, wird an ihrer Innenſeite von organoplaſtiſchen Kügelchen gebilder, melde durch die im Laufe der Entwidelung des Eies ftatt: findende Ausdehnung deffelben plattgedrüdt werden. Diefe Kügelhen enthalten fehr zeitig Pigment£örner. 6) Der Froſchembryo bietet auf feiner ganzen Körpers oberfläche fchwingende Wimperhaare dar, welche Eeine Anz hängfel der Epitbelienzellen find, und melde man bei Em: bryonen von 1 Gentimeter Länge noch bemerkt. 7) Das Pigment bildet fi in den organoplaftifchen Kügelben. In der choroidea, in welcher es fhwärzlich- blau ift, behalten die Kuͤgelchen ihre ziemlich regelmäßige Geſtalt; in der Haut nehmen die das Pigment entbaltens den Kügelchen eine unregelmaͤßige abgeplattete Geftalt und feitliche Ausläufer an, welche ihnen fpäter ein fternartiges und noch fpäter ein gefranf’te8 Anfeben geben. Sie fahren fort, durch Candle miteinander zu communiciren, und auf diefe Meife bilden fich die Pigmentnege. 8) Die Muskeln der willfürlichen Bewegung entwideln fih bei dem Froſche früher, als die Citculationsorgane. Sie *entfiehen aus organoplaftifhen Kuͤgelchen, welche fich verlängern und bündelmeife ordnen. Ihr Eörniger und blaͤs— henförmiger Inhalt verwandelt ſich in Urfafern. 9) Der Rüdenftrang bildet fid) aus Kernen von orga= noplaftifchen Kügelhen. Die durchfcheinenden Kügelchen werben größer, indem fie die Koͤrnchen und Urkügelchen, welche diefelben umgeben, abforbiren. Bei einigen Repti— lien, 3. B. bei den Larven der Tritonen, bilden fi im 22 339 Innern diefer großen Zellen Kerne, Rings des Ruͤckenſtran— ges fieht man einen aus durchfcheinenden Bläschen und Körnhen, welche fih zwifhen den Wirbelfäulen = Plarten verlängern, bejtehenden Rand, welcher diefe letztern mit dem Strange felbft zu verbinden und auf diefe Weife einen An— fang des Knorpels darzuftellen fcheint. 10) Die Blutkügelchen entftehen durch eine unmittels bare Umbildung der organoplaftifhen Kügelhen. Diefe less tern entledigen ſich zuerft theilweife ihres, aus Körnchen und Bıaschen beftehenden Inhalts. Diejenigen Körnchen und Bläschen, welche darin bleiben, nehmen eine gelblihe Faͤr— bung an, und dann werden die Kügelchen ellipfoidifh. Die Eleinen flimmernden (en paillette) Kügelhen verfhmwinden früher, al die Koͤrnchen, und je nachdem diefe leßtern an Zahl abnehmen, verwandelt fi) die gelblihe Färbung des ganzen Kügelhens in eine röthlihe., Die Anfiht, als ob die Blutkuͤgelchen aus den Kernen der organoplaftifhen Kuͤ— gelchen entftänden, fcheint uns -auf unrichtigen Beobachtun— gen zu beruhen. Die Bildung der weißen Blutkügelchen füllt in ein weit fpäteres Entwidelungsftadium. 11) Das Herz bildet ſich bei'm Frofche erft, nachdem die Organe der willfürlihen Bewegung eine gewiffe Entwik⸗ Eelungsftufe erlangt haben. Es befteht zuerft aus einem, in der Mitte aufgetriebenen Canale, welcher an der Vereinig— ungsftelle des dotterartigen und organifhen Theiles mit dem thierifhen Theile des Embryo's liegt. Die erften Bewequn: gen deffelben find nur ſchwache Schwingungen und gleichfam periftaltifche Gontractionen. Bald bemerft man die Tren— nung des Dhres vom Ventrikel; foäter tritt der bulbus der aorta deutlich hervor, und fobald alle Theile ſich gehörig darftellen, nimmt auch die Spige des Herzens diejenige Form an, welche fie behalten fol. Die Bewegungen find nun nad) und nad) fräftiger und regelmäßiger geworden. Der Herzbeutel hat ſich fhon bei dem erften Auftreten des Dhres und DVentrifels um das Herz her gebildet. 12) Die Muskelfubftanz des Herzens beftand zuerft aus umnverfehrten organoplaftifhen Kügelchen; fpäter ver- fhwanden deren Wandungen, und deren inhalt bildete eine koͤrnige Zwifchenfubftanz, deren Kerne fich ſtreckten und durch die Form von fpindelförmigen Koͤrperchen in die von abge: tundeten Cylindern Übergingen, in deren Innern ſich fpäter die Urfafern entwideln. Sobald die Subftanz des Herzens einige Feſtigkeit erlanat bat, erkennt man darin die deffen Ernährung und Wachsthum vermittelndem Gefäße. 13) Die Kiemen ftellen ſich erft als einfache wulftige Baͤuſchchen zwifchen den Kiemenfpalten dar. Später werden fie regelmäßig dreilappig, und nachdem fie die Integumente durchfegt haben, theilt fi jeder Kappen in drei Langgeftred- te Laͤppchen. Ihre Oberflähe ift mit fhwingenden Wim: pern befest, ihre Subftanz befteht anfangs aus organopla= ſtiſchen Kügelhen, welche bei'm erjten Eintreten der Circu— lation fich in einer fehr regelmäßigen Weife miteinander grups piren oder voneinander entfernen. 14) Wahrſcheinlich bilden fich die erften Gefäße in der hämoplaftifhen Membran oder in einem ähnlichen Drgane 660. XXX. 22. 340 und verbreiten fihb dann vom Herzen aus in alle diejenigen Theile, in denen die Circulation zuerft eintritt. 15) Die ſehr einfahe Circulation in dem Hafen der Tritonenlarven, wo fih die Urterie durch einfaches Zuruͤck— biegen in eine Vene verwandelt, bört, gleich der in den Kiemen, duch die almälige Verkürzung und dag Verſchwin— den dir Gefäße auf, wodurch die Atrophie und dag Abfterz ben der Drgane herbeigeführt werden. 16) Mit der eriten vollftändigen Cicculation des foe- tus der Batrachier verhält es ſich folgendergeftalt: Das Venenblut, welches von dem Herzohr in den Ventrikel übers gebt, verbreitet fic) durch den bulbus der aorta in die Kiemen, wenngleich auh Gefäße in andere Theile, als diefe Reſpirationsorgane, freihen. Dieſes Venenblut wird in den Kiemen zu Arterienblut und ftreicht großentheil®, nachdem ebenfalls Gefäße an verfchiedene benachbarte Theile abgege= ben worden find, zu beiden Seiten in einem in die aorta eintretenden Stamme zurüd Don da aus durchſtroͤmt dag Blut alle Körpertheile und Eommt durch ſtarke Venenſtaͤmme in dad Herzohr zurüd. 17) Das Herz verengert ſich während der Gontraction um ben dritten Xheil feines Durchmeſſers. Die Contrac— tion ift auh in dem bulbus der aorta deutlich wahrzus nehmen, welcher in jeder Beziehung ein Hülfsorgan des Mittelpunctis der Gireulation zu feyn fcheint. 18) Die Haargefäße bilden fich ſtets in centrifugaler Nihtung und unter dem Einfluffe der allgemeinen Circula— tion. Es find fecundäre, tertiare u. f. w. Bögen, welche von einem Pulsiderchen zu einer Eleinen Vene übergehen. Nie haben wir im Embryo eines Wirbeltbieres Gefäße wahrgenommen, die fih unabhängig von der allgemeinen Circulation gebildet und zulegt mit derfelben in Verbindung geſetzt hätten. 19) Aus directer Beobachtung ergiebt fid) das Vorhan— denfeyn von Haargefäßen, die zu winzig find, als daß die Blutfügelben durch diefelben gehen Eönnten; duch andere, etwas ſtaͤrkere, ſieht man bald Blut, welches Küyelchen enthält, bald eine farblofe Flüffigkeit, in der ſich Feine Kuͤ— gelchen befinden, ftreichen. 20) Die beiden Hauptvortheile, welche das Studium der Embryologie bei den Batrachiern darbietet, find: 1) daf die organoplaffifchen Kügelchen bei diefen Thieren einen fehr bedeutenden Durchmeffer beiigen, welcher das Erkennen aller Einzelnheiten ihrer Umbildungen geftatter; 2) daß die Kiez mencireulation eine völlige Umwandlung erleidet, welche ung über den rudimentären Zuftand diefer Girculation bei den Vögeln und Säugethieren Auffhluß giebt. Sie ift zugleich, wie wir fpäter nachzuweifen gedenfen, in Betreff der Ent: widelung und Structur der Lungen des Embryo's und er: wacfenen Thieres, ungemein belehrend. (Comptes ren- dus des Seances de l’Ac. d. Sc., T. XVII, Nr. 3, Janv. 1844.) 341 Ueber den Einfluß der durch farbige Gläfer fal: lenden Sonnenftrahlen auf die Vegetation der Pflanzen und das Keimen der Saamen. Bon Herrn Zantedeſchi, Profeffor der Phyſik zu Venedig. (Bericht der Herren de Suffieu, Ad. Brongniart, Bouffin- gault und Dutrodet.) Diefe in Stalienifcher Sprache abgefaßte Abhandlung wurde der Academie am 10. April 1843 zugeftellt *). Die erften Unterfuchbungen über den Einfluß der farbigen Kichte ftrahlen auf die Vegetation gehören Senebier an und geben bis zum Sabre 1782 zurüc **). Diefer Phyſiker wandte große Fla— ſchen von fehr dünnem Glafe an, welche mit Garmin geröthetes, mit Gurcuma und Soffran gelb gefärbtes und mit Lackmustinctur violett gefärbtes Waſſer enthielten. Die Pflanzen, und Gaamen wurden dem durch diefe, mit farbigem oder reinem Waſſer gufullten Flaſchen gegangenen Lichte ausgeſetzt und in den vier Sakren, mähe an deren Senebier erperimentirte, erlangte er folgende Re: ultate: Zuerft Eeimten die dem gelben und violetten Fichte ausgeſetzten, dann die dem rothen Lichte ausgefegten , zulegt die in der Dunkel— beit gehaltenen Saamen. j Die Verlängerung der Etängel und Wurzeln fand in folgene der Ordnung ftatt: am Stärkften war fie in der Dunfelbeit, dann im gelben, dann im violetten und im rothen kichte; noch ſchwaͤcher unter dem Einfluffe des durch Flafchen mit reinem Waffer gefalle— nen Lichts; am Schwaͤchſten endlich bei Pflanzen, die ohne Dazwi— ſchenkunft irgend eines Mediums dem Tageslichte ausgefeßt gewe— fen waren. Das bloße Tageslicht zeigte fi dagegen ſtets am Kräftigften in Betreff der Grünfärbung der Pflanzen, worin ihm feiner der farbigen Strablen, aus dem es beſteht, gleichkam. Die violetten Strahlen wirkten dem Bleichwerden der Pflanzen ftärker entgegen, als die übriaen farbigen Strablen ***). Diefe Verſuche wurden mit Saamen und jungen Pflanzen von Salat, Spinat und Schminkbohnen angeftellt. Carradori beftätigt in einem, 1341(2) erfchienenen Werke +) die von Senebier erlangten Refultate infofern, als den violerten und blauen Strahlen die Kraft, die Pflanzenthbeile arün zu färben, im boben Grade inwohne, wiewohl das gemeine Licht diefelbe im böhern Grade befiße. Vierundzwanzia Sabre nabdem Garradori feine Beobadys tungen angeftellt hatte, nämlich 1817, gab der Dr. Scebaftiano Poggioli eine ſehr merkmwürdiae Arbeit über denfelben Gegen— ftand heraus +}) Dieſer batte aber die Pflanzen nicht dem durch farbige Glaͤſer gefallenen Lichte, Sondern den farbigen Strahlen des Sonnenfpectrums ausgeſetzt. Indeß wandte er nur die beiden aͤußer— ſten Strahlen des Spectrums, d. h., die rothen und violetten, an. Da ihm ein Helioſtat abging und er folglich die Gefäße, in denen die Pflanzen ftanden, mit der Hand verfchieben mußte, um fie den Drteveränderungen dee Sonnenfpectrums anzupaffen, fo Eonnte er bei diefen ungemeine Geduld in Anfpruch nebmenden Verfuchen nicht mit allen Karben des Spectrums zugleich erperimentiren. . Er verfuhr bei feinen Verſuchen folgendermaaßen: In zwei gleichgroße und fonft gleichbefchaffene Gefäße wurden gleichviele Saar *) Und damals fchon theilten die genannten Berichterftatter die Schlußfolgerunaen mit, zu denen der Verfaffer arlanot war, Man findet diefelben in Nr. 568. (Nr. 18 des XXVI. Bans des) ©. 78 und 79 d, Bl. D. Ueberf. *) Memoires physico- chimiques. Influence des différents rayons qui composent la lumiere solaire sur les plantes qu’on y fait vegeter. **+*) Physiologie vegetale, T. IV., p. 273. +) Della fertilita della terra. ++) Opuseuli scientifici, Bologna, T. I. p. 9. Della influenza che ha il raggio magnetico sulla vegetazione delle piante. 660. XXX. 22, 342 men von Raphanus rustic.nus gefäet, Die aufgehenden Pflänze chen entwickelten ſich zufällig in dem einen Gefäße Präftiger, als in dem andern; die weniger Eräftig entwiceltin wurden den violet— ten Strahlen auggefegt, auf die andern wirkten die rothen...Strahs ten ein. Dieß gefchah vier Zaae hintereinander täglich ſechs Stun— den lang. Schon am dritten Zage waren die im violetten kichte degetirenden, früber ſchwaͤchern Pflänzchen Eräftiger entwickelt, als die im rothen Lichte venerirenden , weldye legteren am vierten Zage an Bleibfucht litten. Der Verfaffer beobachtete, dag in beiden Gefäßen die Saamenblätter ihre Lage änderten und ihre obere Fläche dem Prisma, d. b., in dem einen Gefäße dem rotben und in dem andern dem violetten Lichte, zumendeten, Diefe Richtung trat bei den, dem violetten Lichte ausgefegten Pflaͤnzchen weit früs ber ein, als bei den, dem rothen Lichte ausgefegten. Sie hatte nur durch die Biegung der Blattftiele jener Gotyledonenblätter und der Stängel felbft zu Wege gebracht werden Eönnen, Herr Pog— gioli erwähnt dieſes Umftandes allerdings nicht ausdrüdlich, allein es Fonnte, der Natur der Sache nat, ſich nicht anders verhalten. In diefer Bezietung muß ich (bier redet Herr Dutroder als Berichterftatter der Gommifjion) bemerfen, daß bei den von mir und Deren Pouillet, unter Beitülfe dee Herrn Eilbermann d. Aelt. und des von dieſem erfundenen Helioftats, angeftellten Ver- fuchen fi junge Pflaͤnzchen von Alsine media gegen ben rothen Strahl des Sonnenfpectrums binbogen. Diefe Thatfache ift gegen— märtig außer Zweifel gefegt. Herr Poggioli, welder mit Pflaͤnz⸗ chen von Raphanvs rusticanus erperimentirte, ſah, daß die beiden Cotyledonenbloͤttchen ihre oberen Flaͤchen crftlih dem violettın, dann dem rothen Lichte zukehrten. Die einander gegenüberftehenden endftändigen Blättchen unferer Alsine media - Pflängcdyen wendeten gleichfalls ihre oberen Flächen gegen das rothe Likt, dem fie bei dem bier in Rede ftehenden Verſuche ausgefist waren. Deßhalb baben wir im Grunde diefelbe Erfcheinung beobachtet, melde Herr Poggioli fhon vor27 Zahren wahraenommen bat, obwohl diefer der Biegung des Stängele nicht ausdrücklich erwähnt, durch welde Biraung jedoch jene Richtung der Saamenbtätter erft möglich ward. Uebrigens will ich bemerken, daß diefe Biegung bei unferem Ver— ſuche nicht erft nad) zwei bis drei Tagen, wie bei Poggioli’s Pflänzchen von Raphanus rusticanus, fondern ſchon an dem Tage eintrat, wo der Verſuch beaann, nnd zwar bei einer Temperatur von + 18 — 19 Grad des hundertgrädigen Thermometers. Aehnliche Verſuche ftellte Herr Poggioli mit Pflängchen von Brassica oleracea viridis an, und nad feiner Schäsung verhielt ſich die Kraft, mit welcher die rothen und violetten Strahlen eins wirkten, wie 1:3. As Herr Poggioli auf Blätter von Indianiſcher Kreffe und Meinblätter, welche in Waffer eingefest waren, einestheils rothe und anderntheils violette Strahlen einwirken ließ, bemerkte er, daß fih aus denfelben auch nicht das mwinziafte Bläschen Sauerſtoffgas entwicelte. Ferner nabm er wahr, daß die Saamen der Brassica eruca unter dem Einfluffe der rothen Strahlen des Sonnenſpec— trums fchneller feimen, als unter dem der grünen, fowie fchneller unter dem Einfluffe der grünen, als unter dem der violetten. Wir gelangen nun zu Zantedefhi’s Verſuchen, mit denen es fi Eürzlich folgendermaaßen verhält: Ein bölgerner Kaften ward in fieben Fächer getheilt und dieſe Fächer wurden refp. mit orangefarbenem, violettem, gelbem, blauen, grünem und ſchwarzem Glafe bededt. Rothes Glas hatte ſich der Verfaffer nicht verfhaffen Eönnen. In die mit orangefarbenem, gelbem, grünem, blauem und violettem Glaſe bededten Fäcer ward je eine Balfaminenpflanze gefegt. Unter dem blauen Glaſe wuchs diefelbe länger, als unter ir— gend einem andern. Unter dem grünen fand gar feine bemerkbare Verlängerung ſtatt, und die Pflanze ftarb den achten Tag. Am Kräftigften entwickelte fich die unter dem violetten Glaſe ftehende Pflanze: indeß ftarben deren Blütben doh ab. Am Schwähften zeigten fich die unter dem orangefarbenen, gelben, arünen und blauen Glaſe befindlichen Pflanzen. Unter dem violetten und gruͤ— nen Glafe bebielten die Blätter ihre grüne Karbe; unter allen übrigen Gläfern vergeibten fie. Unter dem violetten, blauen und he 343 grünen Glafe bogen ſich die Stängel nah dem Lichte zu, unter dem orangefarbenen und gelben blieben fie gerade, Bei andern Verſuchen brachte Zantedeſchi Stödcden von Ocymum viride, Myrtus moscata und Cereus pentalophus unter grünes Glas. Die beiden erften diefer Pflanzen warfen die Blaͤt— ter ab, die dritte hielt ſich (ange in gutem Stande und wuchs fehr lang, indem fie fid) nad) dem Lichte zu bog. Herr Zantedeſchi fäete in die Fächer feines Kaftens, welche mit verfchiedenfarbigen Gläfern bededt waren, Balfanıinenkörner, Diefe Feimten vom zweiten Tage an in dem grünen Fade; am vierten Zage in dem gelben und orangefarbenen, am fünften Tage in dım blauen, endlich in dem Face, welches mit gar keinem Glafe bedeckt und folglic; dem gewöhnlichen Lichte ausgefegt war, erft am neunten Toge. Unter dem grünen Glafe nahmen die Cotyledonenblätter eine grüne Färbung an, welche denjenigen abaina. welde dem gewoͤhn— lihen Lichte ausgefest gewefen waren. Unter anderen Gläfern wurden diefe Blätter gelblich. Herr Zantedeſchi legt hiernaͤchſt folgende Verſuche dar, welche er mit Stauden von Kchinocactus Ottonis angeftellt bat, die in mit farbigen Gtäfern gefchloffenen Fächern ftanden, und dies ſes Mal hatte er fich au ein rothes Glas zu diefem Zwecke ver— fhaffen Eönnen., Vom 26. Juni His Ende Octobers entwicdelten ſich die noch jungen Stoͤcke unter den veridiedenen Gläfern auf verfchiedene Weife. Unter dem violoften und orangefarbenen wuds fen fie 2 Centimeter ; unter dem gelben und dem grünen I} Gens timeter, und unter dem rothen und blauen nur 1 Gentimeter länger. Bei zwei anderen, am 19. Juli und am 6. Auguft vorgenome menen, Meffungen war das Verhältnig des Wachsthums dirfer Pflanzen ein durchaus anderes gewefen, fo daß der Verfaffer ſich nicht getraut, aus dieſen Verſuchen irgend fichere Schlüffe abzu— teiten. As Herr Zantedeihi Saamen von Echinoeactus Ottonis in jedes der Fächer feines Apparats gelegt' hatte, ſah er fie binnen vierundzwanzig Tagen in den mit violettem und blauem Glaſe be: deckten Fächern, forwie in demjenigen Eeimen, welches feine Decke hatte. In dem mit grünem Glafe verſehenen keimten fie binnen neunundzmwanzig und in dem mit rothem bedeckten binnen dreißig Tagen. Der Verfaſſer that Pflaͤnzchen von Oxalis multiflora in die Fächer feines Apparats, und dieſe verhielten ſich, wie folgt: 660. XXX. 22, 344 Die Stängel bogen ſich unter dem violetten, blauen und gruͤ— nen Blafe nad) dem Lichte zu; thaten die aber unter dem rothen, gelben, orangefarbenen und ſchwarzen durchaus nit. (Comptes A des seances de I’Ac, d. Sc, T. XVIII., No. 19, 6. Mai 1844.) MNMiscellen. Ueber die Temperatur in Mexico beißt es in Kene dall’s Narrative: „Als wir die Lava-Region verließen, wurde die Morgenluft milder und eine Vegetation von mehr lururiofem Wahsthume trat an die Stelle von im Wachsthume zurücgeblies benen Fichten und Kiefern, und das Meer von Dünften tief unter uns fing an, ji durdy Wirkung der Sonne zu zerftreuen, Den Blick rückwärts wendend, Eonnten wir fiben, wie flichende Nebel— maijen und Wolfen an den Bergfeiten aufiväarts krochen und fi bald in den Klüften und Epalten zu verbergen und zu verſchwin— den figienen. Dir Wagen raffelte rafcher die ſich windende Straße hinab, und bei jedem Schritte boten ſich neue Schönheir ten dar. Jede Ummwälzung der Räder ſchien uns in ein neue Klima zu bringen, jede nachfolgende Minute brachte eine mildere und balfamifchere Luft mit fih. Voͤgel von glängendem Gefieder fah man den Weg Ereuzen und von einem Klump der dunkelgrünen Gebüfhe zum andern flattern, während hier und da eine einfache Wohnung, von einem Fleck reich cultivirten Bodens umgebin, die ungleihen Spigen der Bergklippen hervorhob. So plöglid) ift der Uebergang, daß ein Eurzes Stündden den Reifenden aus bleichem, furchtbarem Winter in hellen, fonnigen Fruͤhling verfegt, aus einem Winter, welber ihm unveränderlich ſchiem in einen ewigen Frühling. In einem Augenblicke ift er ſchauernd, frierend, fich die Hände reibend in den tierras frias, in dem näcften wärmt er ſich in dem milden Sonnenfdeine der tierras templadas oder temperivten Landjtriche mitten unter Orangegebüfchen und unzähligen Blumen ꝛc. Ein lebendes Eremplar des Upasgiftbaumes ift vor Kurzem durch die Dftindifche Compagnie der Horticultu-al Society überjendet worden und befindet fi in dem Chiswick: Gar— ten. Es ift in völlig gefundem Zuftande und, troß der Fabeln der Holländilhen Reifenden, kann man ſich ihm ohne Gefahr nähern. Jedoch ift es ein fo heftiges Gift, daß Eein vorjichtiger Mann es ohne gehörige Vorſicht anfaffen wird. Aue. Ueber die feitlihen Abweichungen des Bedens. Von Dr. M, Mayor. Unter dem Namen luxatio spontanea femoris vers fieht man eine bisjegt wenig erfannte Affection, deren Be: nennung Coralgie, coxarthrocace, weder dag Weſen derfel: ben, noh die Diagnofe und Cur zu beflimmen vermay. Eine ſolche Krankheit, wie fie von allen Autoren und Elini- ſchen Lehrern befchrieben wird, ift übrigens fehr felten und fehr häufig mit der einfachen ſeitlichen Abweihung des Bek— kens zufammengemworfen worden. Die unmittelbare Wirkung diefer Neigung des Bodens ift nothivendigerweife die Verkürzung des Gliedes der Seite, wo die erista ilii höher ſteht, und die Verlängerung der andern Ertremität. Die Diagnofe beruht demnach auf dem Unterſchiede des Höheftanded der beiden spinae ilii anteriores superio- Luk 3a Mad 1g, res, während die beiden Extremitäten von gleicher Laͤnge find, und die Meffung wurde von eben diefen spinae ilia- cae bis zu entfprehenden Puncten der Dder:, Unterſchenkel, oder Füße angeftellt. Zwei zwiſchen dem Nabel und einer jeden spina, oder zwei gleichen Puncten, an jeder Ceite der Hüftbeine ausgefpannte Fäden bilden einen Winkel, defz fen eine Seite mehr horizontal ift, oder von der Mittellinie mehr abweicht und oft länger ift, als die andere, indem fie der höher ftehenden Bedenfeite entfpriht. Wenn man nun eine Linie zieht, oder fich denkt, welche von dem einen Hüft beinfamme zum andern geht, und eine zweite, welche unter den beiden Fußſohlen durchgeht, fo werden die beiden Kinien parallel feyn. Das geeignetfte und genauefte Snftrument zur Beftimmung der verfchiedenen Länge ift das von mir in meinem neuen Spfteme der Verbandlehre befchriebene und abgebildete. Es befteht aus einem doppelten beweglichen Winkelmaaße, aus welhem man ein Parallelogramm bilden 345 ann, welches die mebeneinanderliegenden Unterertremit.iten umfaßt, und im Augenblide zeigt, wenn eine der cristae höher fleht, um wieviel mehr der entfprehende Fuß nad) Dben gezogen ift, al® der andere, Die regio trochan- terica macht aud einen beträchtliten Vorfprung nah Oben und Innen, fo daß ſie faft um 2 Zoll weiter von der Mits tellinie, als auf der andern Seite, entfernt ift, wenn man die Entfernung von der spina ossis sacri abmift, Ein Zuftand der Art kann übrigens durch die Retrac— tionskraft eines jeden Sndividuums fehr gut hervorgebracht werden, was man gewiffermaaßen homöopathiſch jur Radi— calcur dieſer Affection benutzen Eann. Es iſt nur nötbig, daffelbe in umgekehrter Nichtung anzuwenden, als diejenige ift, welche erfordert wird, um die Heilung zu bewirken. Wenn jene bedeutende Affection 'vernachläffigt wird, fo bat fie faft immer zur Folge: 1) die Permanenz ber Verkuͤr— zung, 2) die volftandiae Verwachſung des Gelenkkopfes mit den Wandungen der Pfanne Daraus gebt das Hinken hervor, welches um ſo nachtheiliger ift, da im Folge der Anchyloſe die Bewegungen des Oberſchenkels ganz denen des Beckens überlaffen werden, foweit diefe nämlid von den Lumbarwirbeln zugelaffen find. Der Ausgangspunct Ddiefer Störungen ift oft ein zuweilen chronifcher, nicht felten auch acuter pathologifcher Zuftand des Hüftgelenkes, welchen eine deutliche Tendenz zur Adhärenz der Knochen untereinander und ein anhaitender und fehr heftiger Erampfhafter Zuftand der Ruͤckenmuskeln auf der einen Seite der Wirbelfäule bes gleiter. Uber auffallender Weite zeigt fich diefe außerge— wöbnliche und anhaltende Gontraction der Organe der Loco— motion bald auf der Seite, melde der Sitz des Urbels ift, bald auf der entgegengefesten Seite, wildes Phänomen noch bisjegt unerflärt geblieben ift. Die dringendfte Indication befteht darin, die beiden Füße, Kniee und die beiden Spinae ilii fo bald, als mög: lich, in gleiche Höhe zu bringen und fie auf derfeiben länger oder Fürzer zu erhalten. Die antiphlogiftifchen, erweichens den, narcotifchen, tevulfivifchen, auflöfenden Mittel bleiben, allein angewendet, faſt immer erfolgios,, die mechanifchen Mittel find es, auf die man ſich vornehmlich verlaffen Eann. Die Wirkung derfelben muß fih nad der zuweilen ſehr be: deutenden Nefiftenz der aufgeregten motorifchen Kraft richten und defhalb ſehr energiih feyn. Die mecanifchen Mittel brechen den nervöfen Krampf, welder dazu beiträgt, den Kopf des Oberſchenkels ſtark und bartnädig gegen die Wan— dungen der Pfanne anzudrängen, die Urfache des Uebels zu unterhalten, oder die Heilung zu verhindern. Folgende 2 Fälle mögen bier als Beweis der Wirkſamkeit derfelben auf: geführt werden: 1) Ein junger Menfh erhielt im Sabre 1808 auf die Dorfalfläche der letzten 4 Finger der Hand einen ziem: lich heftigen Schlag mit einem Stüde Holz. Sie wurden ſogleich flectirt und bildeten eine feſt gefchloffene und harte Fauft, wobei aber fo lebhafte und reifende Schmerzen vors handen waren, daß Convulfionen einzutreten drohten. Nichts mar im Stande, dieſe Schmerzen zu mildern, bis ich mit gehöriger Kraftanftrengung die Fauft öffnete und fie auf eis 660. XXX. 22, 546 ner breiten Schiene ertendirt erhielt, worauf jie ſogleich verihmwanden. 2) Dr. Descombes luxirte ſich den Oberfchenkel im Sabre 1810; die Repofition bot nichts Befonderes dar, und es ſchienen feine weiteren uͤblen Folgen zu befuͤrchten zu ſeyn. Uber nach einigen Tagen wurde der Kranke von heftigen Schmerzen in den Glutaͤen befallen mit einer fo ftarken Re: traction des trochanter und einer fo bedeutenden Dislocaz tion des Gliedes, daß ich feſt überzeugt war, eine Fractur des Schenfelhalfes vor mir zu baben. Nachdem ib mid vom Gegentheile überzeugt hatte, fuchte id) den Krampf durch kraͤftige Zractionen und Manipulationen nah jeder Richtung bin zu breden. Kaum hatte ich diefeiben begons nen, als der Kranke in Ohnmadt fiel, worauf das Uebel augenblidtich und für immer befeitigt war. Bei der Behand- lung diefer beiden Bälle leitete mic) der wohl befannte Grund: faß, daß man den ſchmerzhaften Krampf im Fuße, in der Made u. f. w. raſch befeitigen kann, wenn man mit Dielen Theilen verfhiedene Bewegungen, die im Öegenfaße zu dem, durch die abnorme Gontraction gewiſſer Muskeln diefer Theile hervorgebrachten, Zuftaude ftehen, vornimmt. Diefe beiden Thatſachen bemeiien alfo: 1) daß man dir patbologifchen Gontractionen dur ſtarke und die vitale Reſiſtenz derfelben überwindende XTractionen zu befeitigen vermag, und 2) daß bei diefem hartnädigen Kampfe dicfe Tractionen endlich nid;t nur heftige Spasmen aufhören, fons dern fie auch nach Eurzer Zeit gänzlich verſchwinden laſſen. Um diefes Nefultat zu erbalten, ift es nothwendig, daß der Apparat fo eingerichtet fen, daß er die höhere Seite hinabjteigen laffe und die geſenkte erhebe, gleih den Skalen einer Wange. Nun ift es ſehr leiht, Zractionen an einer Unterertremität auszuführen, oder die Ertenfion zu machen, indem man oberhalb der Knöchel, oder der Kniee, oder an diefen beiden Stellen felbft und an der fcheinbar verfürzten Seite eine Schnur anbringt, welche in einiger Entfernung vom Fuße an einen feiten Punct befeftigt wird. Und wenn derfelbe feinen Stuͤtzpunct nimmt, indem er fih gegen die Leiſte, oder dag Sitzbein der entgegengefegten Seite, welche verlängert ift, binfrümmt, fo wird augenfcheinlih eine doppelte Wirkung zu gleicher Zeit erfolgen, genau, wie an der Mangfchale der eine Kopf des radius derfelben auf: fteigt, während der andere ſich ſenkt — es wird alfo zu gleicher Zeit eine Zraction und Repulſion (Ertenfion und Gontraertenfion der Autoren) an den beiden Enden deffelben radius ſtattfinden. — Sch babe eine Abbildung meiner Maſchine in der Abhandlung: über die Chirurgie, Erfah— tung und Tachytomie gegeben. Sie ift fehr einfah, indem fie aus einem ſtarken Schafte befteht, welcher lang genug it, um von den falfchen Nippen bis einige Zoll unterhalb des Fußes zu reihen, welcher höher zu ftehen ſcheint. An feinem obern Ende ift eine Schraubenmutter angebracht, und dag untere endet mit einer Verlängerung im rechten Winkel. Die Gurte, weldye ſich an die Köpfe des Schaftes befefti- gen müffen, find lang und gut mit Baumwolle durchnäbt, und feine, weiche Leinewand wird nach Art einer Gravatte um fie gefaltet, Die Köpfe des einen heften ſich am obern 847 Theile des Schaftes an, und wenn man, um Zractionen am andern Fuße anzubringen, einen dritten Gurt oberhalb des Kniees anlegen will, fo legt man um das Bein eine Cir— £elbinde, um das Anſchwellen des Beineg felbft zu verhindern. Diefer Apparat, welcher nichts Anderes ift, als eine Anwendung der Lehren Default’s und Hagedorn's, it leicht zu bandhaben, und den Gewichten, welche man am Fuße anhängt, fowie den Bändern, welche die Achſel an die Spike des Bettes befeftigen, vorzuziehen. Ohne die Wirkung deffelben zu flören, kann der Kranke das Bett verlaffen, fih auf einem chaise longue ausftreden, ein Bad nehmen u. f. w. Man fann auh mit einem Zuge die Zractionen nach Belieben fteigern und fhwächer machen. Sie find übrigens Eraftiger, wenn fie direct und in der Richtung der Körperare bei vollkommen ertendirtem Gliede ausgeführt werden und nicht auf einem planum inelina- tum, wie bei $racturen des Oberſchenkels und namentlic) des Halfes deffelben. Bei diefen.liegt e8 daran, die kraͤf— tigften Muskeln des Schenfels zw erfchlaffen, während bei den feitlihen Abweihungen des Beckens diefe Muskeln Eei: neswegs gefpannt find. In der That, find nur die der Lendengegend auf der verkürzten Seite contrahirt, aber fo far, daß zur DBefeitigung diefer Contraction eine Zraction und Nepulfion, wie bei einer Luxation des Dberfchenkels, erforderlich ift. Die Hauptfache ift, daß der Arzt fih nicht duch den Miderftand, welchen ihm der lebende Organismus darbietet, einfhüchtern laffe, und daß er fih im Gegentheile bemühe, jenen fo ſchnell, als möglid), und mit einer gehoͤ— tigen Kraftanftrengung zu überwinden. Es kann fogar der Fall eintreten, daß er ;u einer Schraube, oder zu einem Hebel der Art, wie ich ibn bereits für die Reduction von Zurationen angegeben habe, feine Zuflucht nehmen muf, und der Stüspunct derfelben wird am Vortheilhafteften an dem Dueerbrete, welches fib am untern Ende der Schiene be: findet, angebracht werden. Dieler Hebel bewirkt alfo zu gleicher Zeit eine Traction und Repulſion an den beiden Schalen der Wiage. Wenn diefe einmal in gleibe Rich— tung gebracht ſind, fo werden fie in derfelben vermittelft der angegebenen Bänder gewaltfam erhalten. Iſt die Reduc— tion unvolllommen und find heftige Schmerzen, oder andere Schwierigkeiten der Fortſetzung der Operation im Wege, fo wahre man fich den erlangten Vortheil, indem man die Con— tentivmittel wirken läßt, bis man den Kampf wieder begin- nen kann. Der Schmerz nimmt in dem Maafe ab, je umſichti— ger, Eräftiger, oder glücklicher diefer Kampf geführt wird, und hört auf. fobald der Zwed erreicht if. Die Contrac— tionen, welche die eine Seite des Bedens fo fehr fpannen und firiren, werden fo vollftändig beruhigt, daß ich ein feit länger als ein Jahr afficirtes Glied nach vier Wochen wie— der in volle Freiheit feßen konnte, nachdem es ſechs Monate lang übermäßig in die Höhe gezogen mar. As Beweife für die practifhe Brauchbarkeit meines Verfahrens füge ih hier zum Schluſſe einige Beobadhtuns gen an: 669, XXX. 22, 343 1. Tomini, 19 Sahre alt, wurde am 27. Juni 1843 wegen einer Coralgie mit Bedenabweichung von vier— jähriger Dauer in’s Hofpital aufgenommen, und verließ dafs felbe gebeilt am 14 October. Die Verlängerung fand auf der Eranken Seite ftatt, weßhalb die Zractionen an der ger funden Seite und die Nepullion gegen die Keifte der Leidens den und ſehr ſchmerzhaften Hüfte bin ausgeführt wurde. Diefer Umftand verdient bemerft zu werden, indem er bes weift, daß reſiſtirende Araftanftrengungen, begleitet von einem gebörig energifhen Drude, fat unmittelbar an dem Site des Uebels angebracht werden fünnen, ohne die Heilwirfung im Mindeften zu beeinträchtigen. Der Kranfe hat von feiner ſchweren Krankheit, wie mir Herr Meilland vom 9. März fchreibt, Nichts übrig behalten, ald die Anchyloſe und etwas Hinken. 2. Paris, 46 Jahre alt, empfand im Anfange des Jahres 1845, ohne befannte Urfahe, Schmerzen im linfen Hüftgelenfe, welche ihn nicht minder beiim Stehen, ale beim Geben, heimſuchten. Im September wurde das Uebel fhlimmer und der Gebrauch des Gliedes mehr und mehr erſchwert, ja ganz unmoͤglich gemacht, fo daß der Kranke immer im Bette blieb. Noch batte fib die Anchyloſe nicht ausgebildet, aber die linken Sacro-Lumbarmuskeln fühlten fi fehr zufammengezogen an. Am Morgen nad) feiner Auf— nahme in das Hofpital, den 15. Februar, cauterifirte man ftreifenweife mit concentrirter Schwefelſaͤure die Gegend des abgemwichenen großen trochanter, bededte fie mit gekraͤm— pelter Baummolle und applicirte dann den Apparat zu gleichzeitigen und anhaltenden Zractionen und Nepulfionen. Sehr bald war das linke Bein ebenfo lang, wie dag rechte, gemaht, und nach zwölf Tagen fonnte man die Schnüre abnebmen, ohne daß die geringfte Zendenz zum Nückfalle fih zeigte, während Paris dag Glied nad allen Richtun— gen hin ohre Schmerzen bewegte. Als der Kranke am 10. März das Spital verlieh, Eonnte er ohne Stod ganı qut geben. (Gazzetta medica di Milano No. 15. 1844.) Ueber eine eigenthümliche Affection der Augenbrauen. Don George Robinfon. Sm Sommer 1842 traf ih eine Dame, melde den größten Theil ihrer Augenbrauen und Wimpern verloren hatte und dadurch fehr entftellt worden war, Das Uebel war zuerft vor ungefübr zehn Jahren bemerkt worden, mo die Augenbrauen ſich almälig fo fehr von ihrer Verbindung mit der Haut löften, daß bei'm jedesmaligen Wafchen des Ge— fichtes ein halbes Dugend Haare am Handtuche hängen blieb. Ferner bemerfte die Kranke anfangs ein beftiges Juden der von den Augenbrauen bededten Haut, welches faft unertraͤg— lich wurde, wenn fie in ein geheiztes Zimmer trat oder et= was Marmes oder Meizendes an den Theil brachte. Diefe Neizbarkeit der Haut, ohne Zweifel zuweilen duch Kragen und Reiben erhöht, brachte eine ftarfe Roͤthung der Deden der Augenbrauen zu Wege. Nach fruchtloſer Anwendung verfchiedener Mittel, und nachdem das Uebel vier Jahre lang * 349 gebauert hatte, börte die krankhafte Empfindung und das Ausfallen der Haare allmälig auf und ift feitdem nicht wicdergefommen. Da die Kranke aber feſt des Glaubens war, daß irgend ein Inſect das Uebel erzeugt babe, fo batte fie jeden Eleinen Gegenftand, welder an der Inſertionsſtelle der Haare ſich fand, oder an diefen nach ihrer Entfernung adhärirte, forgfältig aufbewahrt, aber die Gegenftände waren alle zu Elein gewefen, um mit bloßem Auge richtig beurs theilt zu werden. Später jedoeh fand fi einmal ein grös Ferer Geyenitand unter den heller gefürbten Partikelchen, welcher mir mit ähnlichen früher gefammelten übergeben wurde, Als ich das Ganze unter dem Mikroffope unter— ſuchte, fand ich, daß daefelbe zum größeren Theile aus lei: nen Stüden Epidermis beftand, deren Schuppen miteinane der verklebt und von einem blutigen Serum etwas verun— teinigt waren. Unter diefen befanden ſich aber zwei Körper, melde nach ihrer Form und der Feftigkeit, die fie unter eis nem angewendeten Drude bewabrten, augenfcheinlich die Eier eines Eleinen Inſectes waren, Bei einem derfelben batte der Entwidelungsproceß bereit8 begonnen, denn man fab an demfelben ſechs Eleine Worfprünge, deren relative Stellung fie als rudimentäre Beine zu erkennen gab. Der größere und dunflere Gegenftand zeigte alle die characteri= fifhen Eigenſchaften eines vollſtaͤndig entwidelten Inſects. Der ovale Körper war binten breiter, ale vorn, die Beine, ſechs an der Zahl, waren lang, biegfam und fpiß zulaufend. Diefes Inſect war alfo, aller Wahrſcheinlichkeit nach, die Urſache des Uebels geweien. Im Herbfte deffeiben Jahres entdeckte ih unter dem Mikroffope zwei ganz ähnliche In— fecten an dem Körper einer Fliege, fowie ih aud bei weis terer Unterfuhung ganz; diefelbe Form von Inſecten noch) oft bei Fliegen beobachtete. Es iſt faft umnörbig, zu fagen, wie leicht die Fliegen jene Infecten auf einen fo bloßgıftelten Theil des Körpers, tie e8 die Augenbrauen find, ablagern fönnen. Das befte prophylaktiſche Mittel möchte darin beftehen, die Augen brauen, aufer allgemeiner Neinlichkeit, in den Sommermona: ten Abends und Morgens regelmäßig abzubürften. (Lond, med. Gaz., Febr. 1844.) Ueber pneumothorax. Von Dr. H. M. Hughes, Eine ausführlihe Arbeit über diefen Gegenftand in Lond. med. Gaz., Jan. 1844, ſchließt der Verfaffer mit folgenden Schluffolgen: 1. Pneumothorax verläuft oft nicht fo fehnell tödts lich, wie es, befonders von den Franzöfifchen Pathologen, ans gegeben worden ift. a 2. Die Zerfegung ergoffener Flüffigkeiten und gasförs miger Aushaudyungen des Bruftfells während des Kebens find wenigftens zweifelhafte Urfadhen des pneumothorax. 3. Die Entftehung des pneumothorax ift bisjegt nur bei einer Communication der pleura mit der Äußeren Luft nachgemwiefen worden. 660. XXX. 22. 350 4. Die häufigften Urfahen des pneumotlorax find ph:hisis, Empyem und Sungenbrand; abgefehen von Aufes ven Derlesungen, ift pneumothorax aus anderen Urfarhen ung: mein felten, 5. Pneumothorax kommt, als eine Folge der phthi- sis, mit einer ſehr Eleinen Höhle, oder ohne eine folche, in der Lunge vor, 6. Nach den bisjegt gegebenen Berichten kommt pneu- mothorax häufiger bei Männern, als bei Frauen, vor, fos wie aud die rechte Seite der Bruft häufiger, als die linke; afficirt wird. 7. Dringende Dyspnde und große Proftration begleis ten nicht nothwendig den Eintritt des pneumothorax. 8. Pneumothorax fann eintreten, ohne daß irgend ein Symptom genau den Zeitpunct des Eintrittes beftimmt. 9. Tympanitiſche Reſonanz bei der Percuffion und Feblen des Mefpirationggeräufdres find nicht pathognomoniſch für pneumothorax, da diefe phyſikaliſchen Zeichen auch ohne denfelben, fowie dieſer ohne fie, vorfommen kann. 10. Pneumothorax wird gewöhnlich leicht durch phy—⸗ fitalifhe Zeichen erkannt, aber zuweilen ift felbft mit Huͤlfe derfelben die Diagnofe ſchwierig und ungewiß. 11. Das Fehlen der Symptome, welde gemöhnlid) bei'm intreten des pneumothorax ſich zeigen, und der phyſikaliſchen Zeichen, welche denfelben gewöhnlich begleiten, hängt mahrfcheinlib von dem Vorhandenfenn eines bedeutenz den Leidens in der Runge, von ausgedehnten pleuritifchen Ads haͤſionen, oder von beiden zufammen ab. 12. Se größer die Krankheit der Lunge und je ausge— dehnter die Adhäfionen der afficirten Eeite find, deſto weni: ger ausgefprohen find watrjheinlih die Symptome des Anz falles und dejto weniger characteriſtiſch die phyſikaliſchen Zei— hen der Krankheit. 13. Erweiterung der Seite, Dislocation des Herzens und Vorwärtsdrängen der Leber begleiten nicht nothwendig den pneumothorax. 14. Wenn die genannten Symptome zugegen find, fo hängen fie wahrfcheinlidh davon ab, daß die Deffnung in der pleura von Eleinem Umfange oder verftopft ift, oder von flüffigem Erguffe; da fie gewoͤhnlich nicht bei einfadem pneumothorax vorfommen, wenn die Deffnung groß oder frei von theilweifer Verſchließung, oder wenn die ergoffene Fluͤſſigkeit nicht beträchtlich iſt. 15. Die Paracentefe ift beim pneumothorax nicht zu empfehlen, ausgenommen in der Abſicht, drängende Sym⸗ ptome, die aus der Anfammlung des Gaſes hervorgeben, zu befeitigen, oder den flüffigen Erguß, welcher dabei vorkommt, zu entfernen. 16. Die allgemeine Behandlung des pneumothorax, muß nach den Symptomen, weldhe ein individueller Fall dar— bietet, eingerichtet werden; in allen Fällen jedoch und unter ‚allen Umftänden ift vollfommene Ruhe von großem Nutzen. 17. Es ift wahrfheinlib, daß das Hinzufommen von pneumothorax in einigen Fällen vorgefsrittener phthisis zur Verlängerung des Lebens beigetragen bat. 861 18. Es iſt kein genuͤgender Grund vorhanden, anzu⸗ nehmen, daß pneumothorax unheilbar ſey. Unterſuchungen und Experimente uͤber die Gegen— gifte von Sublimat, Kupfer, Blei und Arſenik. Von Bouchardat und Sandras. Eine groͤßere Abhandlung uͤber dieſen Gegenſtand ſchlie— en die Verfaſſer mit folgenden Reſultaten: Als Gegen— gifte Eönnen angefehen und in der Medicin angewendet werden : Gegen Sublimat: Ein Mifhung aus Zink- und Eifenfeile, oder das durch Mafferftoff reducirte Eifenpulver, oder das feuchte Schwefeleifenorydhydrat. Gegen Kupfer: Eine Mifhung aus Zink und Ei- fenfeile, Eifen duch Waſſerſtoff reducirt; Zinkfeile, oder Schmefeleifenorpdhydrat. Gegen Blei: Das feuhte Schwefeleifenorpdhndrat. Gegen Arfenif: Das feuchte Eiſenoxydhydrat; das trockne Eiſenoxydhydrat und das feuchte Schwefeleifenorpd= hydrat. Das zuletzt angefuͤhrte Mittel hat den uͤberwiegenden Vorzug vor allen uͤbrigen, daß es die Beſchaffenheit aller der dier oben angegebenen Gifte veraͤndert und beſonders in ſolchen Faͤllen anwendbar iſt, wo wir keine Zeit haben, aus— findig zu machen, welches von jenen Giften genommen wor: den if. Was die Weife betrifft, in welcher jene Gegengifte zu reihen find, und die Dofen, in weldhen man fie anzus wenden hat, fo erfheinen die einfachften Mittel als die bes ften. Das Zink- und Eifenpulver kann in einer Lativerge fuspendirt, oder in einer Oblate verfchludt werden. Das genetete ifenhydratpräparat Eann in der Form einer Gal— lerte, wie man ed vom Droguiften erhält, genommen wers den. Nach dem Gegenmitrel laffe man laues Waffer nad) teinfen und kitzle den Schlund mit einer Feder, um Erbre— hen und die Austreibung des Giftes zu bewirken. Die Anftrengungen bei’'m Erbrechen verbreiten das angewendete Gegenmittel ficherer auf der Magenflaͤche. In Bezug auf die Dofis bewiefen die Erperimente, daß 100 Gran Eifens oder Zinfpulver genügten, um jede ſchaͤdliche Wirkung von 15 Gran Grünfpan zu verhüten. 15 Dramen der feuchten Schwefelmaffe waren erforderlich, um diefelbe Wirkung bei derfelben Gabe Grünfpan hervor: zubringen. Um als Gegengift gegen 44 Gran arfenige Säure zu wirken, waren 15 Dramen ber feuchten Schwe: 660, XXX. 22, 552 felmaffe, oder SO Drachmen des feuchten Eiſenoxydhydrats, oder 20 Drachmen des trocknen Eifenorydhydrats erforderlich. Was die Zeit betrifft, im welder die Geyengifte mit Nusen anzuwenden find, fo kann in Bezug auf Grünfpan das Verfirichenfeyn von 40 Minuten nad Verſchlucken des Giftes nicht als hinreihender Grund dienen, um das Ges gengift nicht zu reichen; Arſenik dagegen wird fchneller re— forbirt. - . Demungeachtet follte das Gegengift doch immer gereicht werden, weil e8, wenn auch nicht im Stande, das bereite Neforbirte zu neutralifiren, doch die weitere Neforption durch Zerfegung des im Magen Zuruͤckgebliebenen verhindert. (Bull. gen. de therap , Oct. 1843.) Miscellen Die HydrocephaloidsKrankheit wird, nah Mare fhal Dall, in zwei Stadien zu theilen ſeyn: in das der Rei— zung und das des Zorpors. Erſteres zeichnet fi) aus durch Reizbarkeit, Unruhe, Fieber, rothes Gefiht, heiße Haut, beſchleu— nigren Puls, Auffabren und Wimmern im Schlafe, Flatulınz und bejchleunigte Diarrhöe. Bei Kortdauer diefer Reizung, oder bei Unterlaffung der Anwendung von Reizmitteln tritt das zweite Sta— dium ein: das Geficht wird blaß, die Haut EFühl, verminderte Reigbarkeit, Erweiterung und Unbeweglichkeit der Pupillen, langs fame, feufzende Refpiration, vaube Stimme, grüne Darmausleeruns gen, kalte Ertremitäten, ſchwacher, aber frequenter Puls, folgen nah. Kommen Blutentziebungen und ſchwaͤchende Mittel hinzu, fo ift der Eleine Kranke verloren. Der Grund diefer Krankheit ift Erfhöpfung, meiftens durch Diarrhöe oder Blutungen. Der Zus ftand ift das Gegentheil des hydrocephalus acutus. Die Diagnofe von diefem wird befonders duch die Fühlen, blafen Wangen gege— ben, welche bei'm hydrocephalus heiß und geröthet find. Für die Cur muß zunäcft die Function des Darmes geregelt werden, durh Dpiumtinctur, Kalkwaſſer, Magnesia und Rhabarber; for dann muß man die Kräfte heben, durch Ammonium, Wein und gute Nahrung. Im Stadium der Reizung warme Bäder, in dem des Zorpors Blafenpflafter. Ueber Nabelblutungen hat Dr, E. Buchner in einer befondern Schrift bemerkt, daß fie von den Nabelfchnurblutungen zu unterfcheiden feyen, und daß ihre Urſache in einer, fich über die Geburt hinaus erftrecdenden Neigung des Blutes, feine Bahn nicht zu verlaffen, gefucht werden müffe. Die venöfe Blutung ift hierbei bedenkliher, als die arterielle und ift bier daffelbe Verhältnig ans zunehmen, wie bei Blutungen aus den @ungengefäßen. Zur Bes handlung empfiehlt er zunaͤchſt abdftringirende Mittel mit Druck, welcher aber fchonend auf die Art angewendet werden muß, daß die freie Ermeiterung der Bruft nicht gebindert werde. Am Zweck— mäßigften wird, wenn diefe Mittel erfolglos waren, die Zorfion angewendet und nur, wenn diefe wegen Retraction der Gefäße uns ausführbar ift, legt man das blutende Gefäß mittelft eines Eins fchnittes bloß und unterbindet ed. (De omphalaemorrhagia com- mentatio academica auctore Dr. C. C. E. Buchner, Monachii 1843,) Sibliographische Cours &l&mentaire de Chimie generale inorganique, theorique et pratique; A l’usage des Universites et écoles industrielles. Par M. Louyet. Bruxelles 1844. 8. Sulle leggi del movimento della popolazione negli Stati di ter- rafirma di S. M. il Re di Sardegna. Osservazioni estratte del secondo Volume delle Informaziuni publicate dalla Com- missione superiore di statistica del Piemonte. Torino 1843. 4. We u 1/g0kae ulgen, De l’inamovibilite dans le traitement des affections chirurgicales. Par Alex. Boinet. Paris 1844. 8. Trait& de Pathologie cerebrale ou des maladies du cerveau. Nouvelles recherches sur sa structure, ses fonctions, ses alte- rations et sur leur traitement therapeutique, moral et hyg'e- Par Scipion Pinel. Paris 1844. 8. nique. — — — —— Wk e g:. Dr a zu dem dreißigften Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. (Die Römifchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabifchen die Seiten.) PR Amaurofe, geheilt durch Snoculation des fhwefelfauren Stryhnins. DCL, 190. Aneurysma art. popliteae, geheilt durch Gompreffion der a. crurali. DCXLIX. 169, Aphonie, bufterifhe, duch falpeterfaures ©ilber geheilt. DCXLVII. 144. Arnica montana, dußerlid, DCXLVIII. 160. Arfenikfleden, ein neues Grfennungsmittel derfilben. DCÄLVIIT. 160. Arthritis, chroniſch⸗- rheumatiſche. DCXLV. 105. Aftronomifdye Forſchungen, einige Refultate derfelben. DCLVI, 280. Athemholen, über die Theorie der chemi— ſchen Erfcheinungen deffelben. DCXLII, 49. Augenbrauen, eigenthümliche Affection derf. DCLX. 348. Auftralien, weftlihes, mit Sandftein = Pfei: lern und Höhlen. DCLVII, 295. B. Beden, feitlihe Abweichung DCLX. 343, Belemniten, an denen noch ein großer Theil ihrer einft weihen Theile erhalten ift. DCLV. 260. Benedini, Geburt und Befdyreibung eines zweikoͤpfigen, zweileibigen Kindes. DGLVII. 299. Bergwerksgruben unter dem Meere, DCLIX, 328. Bernard, über den Magenfaft und feine Nolle bei der Ernährung. DCXXAIX, 7, deffelben. Bewegungserfheinungen bei ben Zifchen. DCXLII, 54. Bienen, unbekannt 200. Bleivergiftung, mit Jodkali zu behandeln. DCLIX. 336. Blumen und Früchte aus Auftralien. DCXLI. 40. Blutegel, gewöhnlicdfte Krankheiten derfelb. DCXLVII. 143, Blut, patbologifche Beſchaffenheit deffelben in Rheumatismus und Gidt, DCLVI, 231. Blut und deffen Bildung bei Wirbelthieren. DCLX. 337, Boinet, Aler. DCLX. 452. Bonafont, über pathologifhe Anatomie der tuba Eustachii. DCXLVI. 126. Bonjean, über einen Fall von ergotismus convulsivus. DCLIX. 335. Boudhardat und Sandras, Unterſuchungen und Erperimente über die Gegengifte von Eublimat, Kupfer, Blei und Arfenik, in Guyana. DCLI. DCLX, 351. Boudet, über die Natur und Behandlung der Lungengangrän bei Kindern, DCLVIII, 313. Bouiffon, über die Färbung des Chylus durh Krapp. DCLV. 263. Bouffole, galvanometrifhe, von Dujardin. DCXL. 24. Boys de Loury, Über einen Fall von Uns vermögen, Farben zu unterfcdeiden. DCXLIX, 165. Brehmweinftein, gegen tetanus traumaticus, DCXL. 30, Brod ohne Sauerteig. DCXL, 32, Brown, Fall von tetanus traumaticus, mit Erfolg behandelt durd) Anwendung des Brechmweinfteins. DCXL. 30. Bruftdrüfe, Beftimmung derfelben. DCLIX 3277. Bruft, elfenbeinartige Geſchwuͤlſte derfelben, DCXLVIL, 1283, Bruftdrüfe, ſchmerzhafte Affection dexfelben. DCLII. 216. 6. Chamaͤleons »Zunge, DCXLVI. 120, Chopart’s Erarticulation des Fußes, mit Durchſchneidung der Achillesſehne, von Laborie. DCXL. 32. Chylus, durch Krapp gefärbt. DCLV. 263. Girculationsorgane und deren Bildung bei den Wirbelthieren. DCXLX. 337. Girropoden, Geſchlechter, Reproductiongor- gane und Entwidelungsart derfelben. DCLI. 193. DCLII. 209 Gifternen, neuangelegte, in Bezug auf Er: haltung des Regenwaffere. DCXLII. 62, Clima in $ranfreih. DCLVII. 289. Colchicum gegen Gicht. DCLV. 272. Gontractur des Kniegelenkes DCLII. 223, Corpus luteum. DCXLI. 38. Group, eigne Form deffelben als Compli: cation von Mafern. PCXL. %. Curvatura dorsi, Apparat von Chailly und Godier. DCLI. 208. Cystocele vaginalis. DCXLVIII. 156. 354 D. Daguerre's Vervolllommnung feiner Phor tographie. DCXLIV. 87, D'Arcet, über Verderbniß des Regenwaflers in neuangelegten Gifternen. PCXLII. 62. Darmverlegung, duch Schlag auf einen Bruchſack. DCXLI. 47. Darreichungsformeln der cortex radicis Punicae Granati. DCLII. 224. Darwin, Ch., über die Structur und Fort: pflanzung der Guttung Sagitta. DCXXXIX. 1. Davies, Sohn, über eine ungewöhnliche Hüftgelenk: Berrenfung. DCLI. 205. Davy, J., Bemerkungen über die thieris fhe Wärme, DCLIII. 229. Debrou, über einen all von fracııra fe- moris incompleta bei einem reife. DCKLIMN. 78. Delirium tremens. DCLI. 2083. Demeaur, über den Schenkelbruch (hernia eruralis).. DCÄLI. 43. Diabetes, Urfadhen def. DCL. 191. Diarrhoea fibrinosa s. tubularis. DCLVIII. 311. Diathefis zur Oralfäure. DCLV. 266, Diday, über fubcutane Durchſchneidung der zu den Leiftendrüfen führenden Lymph— gefäße, zur Verhütung der Bubonen. DCXLIII. 80. Digitalis, veagirt auf Gyaneifen - Kali. DCLV. 272, Dislocation des Schenkelfopfes bei coxar- throcace. DCLII. 224. Doherty, über den drohenden Tod und die nervoͤſen Affectionen bei Neugeborenen. DCXLIII. 71. Druck, Einfluß auf geologiſch-chemiſche Erſcheinungen. DCCVIII. 305. DOLIX. 324. Dunsmure, Tracheotomie bei Krankheiten des Kehlkopfes. DCLVIII. 317. E. Eier bei Frauen und Saͤugethierweibchen, uͤber den periodiſchen Abgang derſelben. DCXL. 17. Eierſtock, Exſtirpation DCXLVII. 135. Elektriſches Organ DCLIII. 225. Elfenbeinartige Geſchwuͤlſte DCXLVI. 128. eines kranken. des Zitterrochens. der Beuft. Re A r. Empyem, Beiträge zur Diagnofe bdeffelben. DCXLII. 57. Empyem und deffen Behandlung. DCXLII. 61. Entero - peritonitis, durch große Opium geheilt. DCXLIX. 173. Entozoon folliculorum, Wilſon's Beobach— tungen. DCLII. 215. Eutropium und Trichiasis, Urfadhe und operutive Deilmethode der. DOL. 183. Entwidelung ber Thiere. DCLIII. 228. Entwidelung des menfhlihen Körpers, Störungen in derfelben, DCLVIII, 312. Epilepfie, Behandlung der. DCXLVIII. 158. Epitepiie, in Folge eines Stoßes auf den Kopf, mit Erfolg behandelt. DCLIX. Dofen 334, Erbe, Veränderungen in der Temperatur derfelben. DCXLII. 54. Grectile Geſchwulſt in der Kniekehle abge: tragen. DCLIV. 256 Ergotismus convulsivue. DCLIX. 335. Ernährung, über das Wefen derf. DCXL. 20. Erſtickung aus feltener mechaniſcher Urs fache. DCLV. 265. Eskimos, phyſiſche Charactere derfelben. DCXLIII. 65. DCXLIV. 84. Eufadifhe Röhre, Structur berfelben. DCLVIIT. 312. Ertafe, epidemifhe religiöfe in Schweden. DCXLI. 44. Exſtirpation eines wafferfüchtigen Eierftods durd) den großen Baudyfchnitt, DCXLVII. 135, 5 Faſerſtoff, fin Butterfäure umgewandelt. DCÄXLV, 105. Firniß zum Schutze metatlner Inftrumente, DCLI. 208. Fiſche, Bewegungserfcheinungen bei denſelb. DCKXLII. 54. Fische, elaftifche und unelaftiiye Schwimm: blafen derfelben. DCXLIII. 70. Forget, C., über die Krankheiten bes Der: jens, DCLI, 202. Foſſiles SEelet eines Eleinen Moſchusthieres im ©iebengebirge. DCLVI. 232. Fournet, J., über ben Einfluß des Druk— kes auf die geologiſch-chemiſchen Erfcheis nungen. DCLYIII. 305. DCLIX. 321. Fractura femoris incompleta, DCXLIII. 73. Frankreich's Clima. DCLVIT. 239, Froriep, 8%. F., über Lebensverſicherung kranker Perſonen. DCXLIV. 87. Fuͤchſe, Sagacitaͤt derſelben. DCLV. 264. Fuſtes, Unterſuchungen uͤber das Clima Frankreich's. DCLVII. 289, G. Gannal, uͤber Erhaltung animaliſcher Sub— ſtanzen. DCLIII. 231. Gardner, über die Wirkung des gelben Lich— tes bei Erzeugung der grünen Farbe ber Pflanzen, fowie über die Wirkung des ins digofarbenen Lichtes in Betreff ihrer Bes wegung nad) dem Eihte. DCXLIX. 161. GSaftralgie, befondere Form der. DCLVII. 304. Gaftrodynie und ihre Behandlung. DCLIX, 352. Gay = Luffac, über die Theorie der chemi— Then Erfheinungen des Athemholens. DCXLII. 49. Gecarcinus,, lebender, DCLIV. 248. Gefühl, verſchiedenes, der Temperatur in einem und demfelben Raume. DCXL. 24. Gegengifte von Sublimat, Kupfer, Blei und Arfenit. DCLX. 351. Gelbes Licht, Wirkung dejjelben auf die grüne Farbe der Pflanzen. DCXLIX, 161. Geologie alter Formationen, durch den jetzi— gen Meeresgrund erläutert. PCLVI. 273. Geologifch = hemifhe Erfcheinungen, durch Wirkung des Drucdes influirt. DCLVIII. 305. DCLIX. 321. Geſchwuͤlſte, Erankhafte, in welchen Krebs perfommt, DCLI. 201. Geſchwuͤre am Mutterhalfe während ber Schwangerfdaft. DELIII. 240, Geſchwulſt, erectile, in der Kniefehle, ab— getragen. DCLIV, 256. Gintrac, über Verknoͤcherung und Obliteras tion der Pfortader. DCXLVIII. 151. Boodfir, H. D. ©., über die Gefchlechter, Reproductionsorgane und Entwicelungss art der Girropoden und über das Maidre und einige neue Arten von Kruftenthieren. DCLI. 193. DCLII, 208. Grantbam, J., über Diarrhoca fibrinosa. DCLVIII. 3i1. ®uano, africaniidyer. DCLII. 216. Guyon, über die unterfcheidenden Kennzeihen der drei Menſchenſchlaͤge Nordafrica's, des Araberd, Kabylen und Mozabiten. DCL. 177. H. Haare, chemiſche Analyſe derſelben. DCXLI. 40. Haematozoon bei Hunden. DCXLV. 106. Harkneß, R., von dem in der Epode der Steinfohlenformation herrſchenden Glima, LCXLI. 33 Harkneß, R., über Veränderung in ber Tem⸗ peratur der Erde. PCXLII. 54. Harris, W. E., über die Pflanzen, von melden Myrrhe und Weihraud, gewons nen wird. DCL. 182. Hatberton, über den acuten Rod bei Men: fhen. DCL, 189. Heath, U. M, über Erftirpation des Utes rus durch den Bauchſchnitt. DOXLVI. 125. Heptostomum hirudinum. DCXLVII. 156. Hernien, eingeflemmte, eine neue Behand: lung dagegen vorgeichlagen. DCLVI. 287. Herz, Krankheiten deffelben. DCLI. 202. Heuſchrecken-Zuͤge. DCLIII. 232. Hoden, über Mercur und Jod als Heil— mittel der Syphilis. DOLV. 262. Hodgkin, über die Eigenthuͤmlichkeit Eranks bafter Gefhwülfte, in welden Krebs vor: fommt. Hornhaut:Staphylom. DCLIII, 231. Hornfpalte bei Pferden, Verfahren gegen diefelbe. DCLVII. 30%. Huͤftgelenkleiden, kliniſch DCXLVI. 119. Huͤftgelenkverrenkung, beobachtet. ungewoͤhnliche Art. DCLI. 205. Hughes, H. M., über Pneumothorar. DCLX. 349. Button, Ed., über das Aneurysma der Kniekehlens Arterie, durch Compreſſion der a. eruralis geheilt. DCXLIX, 169. Hydrocele cystica, Beobadtungen über dief. DOXXXIX. 15. Hydrocephaloid: Krantbeit. DCLX. 352. Hydrocephalus in befenderen Lebensperioden, DCXLIV. 92, J. Jackſon, R., Fall von Erſtickung in Folge einer mechanifhen Urſache. DOLV. 265. Sames, über Behandlung von Narben nad) Verbrennungen. DCXLV. 109, Incontinentia urinae, durd) Kali nitricum geheilt, DCXLV. 11% Kegiften Sndigofarbenes Licht, deffen Wirkung in Betreff der Bewegung der Pflanzen nad dem Lichte. DCXLIX 161. Snfuforien in Gebirgsmaffen America's. DCÄXLII. 55. Inſect, vouftändig neuropterifches mit Kie: men. DCL. 179. SInftrumente zur Unterbindung der Polypen des Uterus. DCLVIIL. 320. Jod und Mercur ald Heilmittel der Syphi⸗ lie. DCLV. 267. Sobert (von Lamballe), anat omiſche Untere ſuchungen über das electrifhe Drgan des Zitterrohene. DCLIII. 225. ones, B., Über Dralfäure: Diathejis, DCLV. 266. ones, über dad corpus luteum. DCXLI, 38. 8. Kennety, über Hydrocephalus in einer be: fonderen Lebensperiode. DCXLIV. 92. Kennety, über die Progrofe bei'm Schar: lad. DCXLI. 39. Kiemen bei einem vollftändig neuropterifgen Sniecte. DCL, 179. Kınd, zweileibiges und DCLVII. 299, King, über die phnfifhen Charactere der Esfimos. DCXLILI, 65. DCXLIV. 81. Kleie durd) Sägefpäne verfälfcht. DCOXLVII 144. Klima während der Erode der Steinkoh— lenformation. DCALI. 33. Kölliter über die Entwickelung der Thiere. DCLII. 223. Körpergröße, DCALIT, 51. Kohle bei'm Davyſchen Verſuche, Inten— ſitaͤt des von ihr ausgegebenen Lichtes. DCLVII. 296 Korallenthiere DCXLIII. 71. Kranzarterien des Herzens, Structurfunce tion und Krankheiten derjelben. DCALI. 48. Krapp den Chylus färbend. DCLV. 263. Kraufe, über Empyem und deſſen Behand— lung. DCALII. 61. Kröte, Lebensweiſe derfelben. 136. Krokodil in America, über die Lebensweiſe deffelben.. DCL. 18% Kıyptogamen der behaarten Oberhaut ald Urfahe der tinea tondens, DCALV, ill, zweikoͤpfiges. Frankreich. mittlere in des ſuͤßen Waſſers. DCXLVI. 855 & Larpngotomie bei einem Polypen des Kehl: kopfes. DCXLIV. 96. Larynx, Gauterifation bdeffelben. DCLII. 216. Larynx, chroniſche Affectionen deſſelben haben Tracheotomie veranlaßt. DCLIV. 352. Leach, Jeſſe, über Behandlung des Ampus tationsftumpfes durch Befpülen mit Waf- fer. DCLII. 222. Leben, mwahrfcheinlihe Dauer deffelben bei Menfdyen. DCLVII. 295. Lebensperfiherung kranker DCXLIV. 87. Leberflecken durch Theer behandelt. DCLVI. 237. Lebert, über die mikroſkopiſche Anatomie der Tuberkeln. DCXLVIII. 151. Lebert und Prevoft, über die Bildung der Girculationsorgane und des Blutes bei Wirbelthieren, DCLX. 337. Lelut, ethnolog. Beltimmung ber mittleren Körpergröße in Frankreich. DCXLII. a. Lemoine, über Behandlung der Epilepfie. DCXLVIII. 158. Lendenweh, halbfeitiges , mit Geitwärts: frümmung. DCLVU. 303. Licht, gelbes. DCXLIX. 161. richt, indigofarbenee. DCXLIX, 161. Licht Intenfität der Kohle bei'm Davyſchen Derfonen. Berfuhe. DCLVII. 296. Linfe, NRegenerationderf. DCL, 184. Little, W. J., über rhaditifhe Verkruͤm⸗ mungen. DCLIV, 249. Lüftung bewohnter Räume. DCXXXIX 7. Lüftung des Eßzimmers und deren Einfluß auf den Appetit. DCXXXIX. 8. Luft, Eindringen derſ. in eine durchſchnittene Bene. DCXLIX. 176. Lufterneuerung, auf chemiſchem Wege. DCXLIV. 87, Lufterneuerung durh die Einridtungen in dem Engl. Parlamentshaufe. DCXLII. 56. Lungenarterien, DCLVII. 297. Eungengangrän bei Kindern, Natur und Behandlung derfelben. DCLVIII. 313. Lymphgefaͤhe, Function derf. DCLIV. 241. DCLV. 257. Lymphgefäßftränge der Leiftendrüfen, ſub— cutane Zerfchneidung derfelben, zur Ver: hütung der Bubonen. DCXLIIT. 80. Spftructionen derſelben. 356: M. Macaris, M., über buteeifähe Paralyſe. DCLIV. 254. Mac Donnel, Beiträge zu Diagnofe des Empyems. DCXLII. 57. Magenfaft und feine Rolle bei der Ernäh: rung. DCXXXIX. 7, Magneto⸗electriſche-Batterie. DCXLIII, 71. Maidre. DCL. 193, Malgaigne, über DCXLVII. 156. Manis multiscutata, Xebensweife beffelben DCXLVIII. 152. Mafern complicirt durch eine eigenthümli, he Form von Group. DCXL. 26 Maftdarmvorfall. DCXLILL. 77. Maftvarmvorfall, neue Operation deffelben. DCXLVII, 142. Mayo, Th., Gaftrodynie und deren Ber handlung. DCLIX. 332. Mayor, M., über die feitlihen Abweichun— gen bes Bedens. DCLX. 343. M'Cormack, uͤber Maftdarmvorfall. DCALIII. 77. Meeresgrund, der jetzige, die geologifche Stellung alter Formationen erläuternd. DCLVI. 273. . Menfhenfhläge Nordafrica's: Kabylen, Araber und Mozabiten. DCL. 177. Mercur und Jod als Heilmittel der Sy: philis. DCLV. 267. Milz, Anſchwellung derfelben nad) Wechfele eystocele vaginalis. fiebern mit China behandelt. DCLIII. 240. Mohnite nah den Moluden reifend, DCXLI. 56. Morbus coxae. DCLIV. 256. Mutterkorn in Salbenform, gegen veraltete Gefhwüre. DCXLIII. 80, N. Nabeltlutungen. DoLX 352, Nahrungsmittel aus dem Fette eines Spech— tee, DCLV. 264. Nahrungsmittel, ölhaltige. DOXLVIT. 140. Karben nacy Verbrennungen. DCXLV. 109, Naffe, über das Verweilen der Nakrungss mittel im Magen. DOXXXIX. 16. Negrier, H., über Behandlung der Scro— pheln mit Wallnufblättern. DCLIX, 329. Nekrolog — J. A. v. Scheerer. DCL, 184. — Delgorgie. DCLIV. 248. — Wilbere. DCLIV. 248. — Etienne Geoffroy:Eaint:Pilaire. DCLVII. 296, KRegiüflten Nekrotiſche Knochenftücde an einem Ampus tationsftumpfe. - DCLIX. 336. Nerven, ganglionförmige Umwandlung berf. DCLVII. 304. Nervus accessorius Willisii, 16. Neugeborene, Todesarten, von denen fie bes droht find, und nervöfe Affectionen derſ. DCXLUIT. 71. Newbold, über die Temperatur von Quels len, Brunnen und Flüffen in Sndien und Aegypten, fowie der See: und Zafelläns der innerhalb der Wendekreife. DCLV, 261. Newport, über das Vorhandenfeyn von Kiemen bei einem vollfommen neuropte= riſchen Inſect (Pteronarcys regalis ). DCL. 179. Nordafrica's Menfhenfhläge, Araber, Kas bylen und Mozabiten. DCL. 177. D. Ogez, Gauterifation des larynx mit Hoͤl— lenfteinauflöfung. DCLII. 215. Opium, in großen Dofen, gegen entero - peritonitis. DOXLIX. 173. Drang: Dutangweibdyen, Section ſolchen. DCLVII. 294, Dwen, Rich., Beſchreibung gewiffer Be: lemniten, an denen nod ein großer Theil ihrer einft weichen Theile erhalten ift. DCLV. 260. Dralfäure- Diathefis. DCLV, 266, Ozon. DCXLVIIL. 136. P. Paget, Jam., über Obſtructionen der Lun— genarterie. DCLVII. 297. Paralyſe, hyſteriſche. DCLIV. 254. Parlamentéhaus, Einrichtung zu Erneue— rung der Luft DCXLII. 55. Parrish, Iſ., Epitepfie in Folge eines Sto— Res auf den Kopf, mit Erfolg behandelt. DCLIX. 344. Pereira, über ölhaltige Nahrungsmittel. DCXLVII. 140. Pflanzen, von welchen Myrrhe und Weiher raud) gewonnen werden. DCL. 182. DPfortader, Verknoͤcherung und Obliteration derfelben. DCALVIII. 157. Phalangium opilio, Anatomie deffelben. DCXLV 97, DCXLVI. 113. DCXLVII. 129. DCXLVIIT. 145. Phillips, Benj., Elinifche Beobachtungen über Huͤftgelenkleiden. DCXLVI, 119, DCXXXIX. eines HPhosphorbrei ald Rattengift, Vorſicht ers beifhend. DCLVIII. 320. Photographie, vervollfommnet. 87. Picci, L., anatomifche Unterfuchungen über die Beftimmung der Brufldrüfe. DCLIX, 3237. Pickford, Sam. He, über das Hornhautfta= phylom. DCLIII. 231. Pinel, Scipion. DCLX. 352. Pneumothorax. DCLX. 349. Potassium jodur. gegen tertiäre fpphilitifhe Krankheiten und Bleikrankheiten. Pre oft und Lebert, über die Bildung der Girculationsorgane und des Blutes bei den Wirbelthieren. DCLX. 337. ' Pteronarcys regalis. DXL. 179. DCXLIV. d. — Raciborski, uͤber den periodiſchen Abgang von Eiern bei Frauen und Säugethiers Weibhen. DCXL. 17. Negenwaffer in Eifternen zu bewahren, DCXLII. 62. Reid, Einridgtung d, engliſchen Parlaments hauſes in Bezug auf Erneuerung d. Luft DCALII. 55. Neid, über die Lüftung bewohnter Räume, DCOXXAIX. 7. Refection des Ellbogens und eine neue Mer thode derfelben. DCLVIT. 298. Rhacdhitifche Verfrümmungen. DCLIV, 249, Rheumatismus mit Störungen in der Uterins function verbunden. DCXXXAL, 13, Rhind, W., die geologifhe Stellung alter Formstionen durd, die Befchaffenheit des jegigen Meeresgrundes erläutert. DCLVI. 273. Riche, eine entero-peritonitis mit wahr— feinlicher Perforation des Darmes durd) große Dofen Opium geheilt, DCXLIX. 173. Rigby, über eine mit Störungen in den Uterinfunctionen zufammenhängende Form des Rheumatismus. DCXXXIX. 13. Robert, neue Operation des Maſtdarmvor— fales. DCXLVII. 142, Kobinfon, G., über eine eigenthuͤmliche Afs fection der Augenbrauen. DCLX. 348. Roß, analytifhe Unterfuhung über das Wer fen der PVerdauung und Ernährung. DCXL. 20. Notz, acuter, bei Menſchen. DCL. 189, Rufz, über eine ſchmerzhafte Affection der Bruftdrüfe, DCLII 216, ©. ? Sagitta, Structur und Fortpflanzung biefer Gattung. DCXXXIX, 1. Sandfteinpfeiler und Höhlen im nordweſtli⸗ chen Auftralien. DCLVII. 298. Scharlach, Prognofe bei demfelben. DCXLI. 39. Schenkelbruch (hernia cruralis). DCXLI, 43. Schwimmblafen, elaftifhe und unelaftifde, bei den Fiſchen. DCXLIII, 70. Scott, 3., neues Staarmeſſer. DCLVII. 301. Scropheln mit Wallnußbiättern behandelt. DCLIX, 329, Section eines Drang = Dutang : Weibchens. DAXLVII, 294. Sonden über die epibemifche religiöfe Exta— fe in Schweden 1841 — 1842. DCXLI. 44, Sonnenftrahlen durdy farbige Gläfer fallend, in ihrem Einfluffe auf die Vegetation und das Keimen der Pflanzen. DCLX. 341. Etaarmeffer, neues. DCLVII. 801. Statiftifhe Tabelle der relativen Sterblich— feit in England nad ben verſchiedenen Todesurſachen in ben Sahren 1838, 1839 u. 1840. DCLVI, 284. Steinkohlenformation, Klima während der Epoche derfelben. DCXLI. 33. Sterblihkeitstabelle nady den verfchiedenen Todesurſachen in England in den Jahren 1838, 1839 und 1840. DCLVI. 284, Strictura tracheae. DCL. 192, Guperfötation. DCXLIX. 168. Syphilis , Mercur und Jod Heilmittel derf. DCLV. 267. T. Talma, A. F., uͤber Erhaltung der Zaͤhne. DCXXXIX. 11. Tartarus stibiatus innerlich bei Entzuͤndun⸗ gen. DCXL. 32. Teleosaurus = Schädel aus dem Lias von Boll. DCLIV. 248. Temperatur von Quellen, Brunnen und Fluͤſſen in Indien und Aegypten, fowie der See» und Zafelländer in den Aequi— noctialländern. DCLV, 261. Temperatur von Merico, DCLX. 544. Tetanus traumaticus erfolgreih behandelt mit Brechweinſtein. DCXL. 30. Tezcoco » See in Merico. DCXLVI. 119, Theeverfaͤlſchungen. DCXLVIII, 160. ie zur Shore, A. M., über bie Refection des Ell— bogens und eine neue Methode berfelben. DCLVII. 298. Thränenwerkzeuge, Sehr entwidelt beim Weibe. DCXLIX 168. Todd, über chronifd) = rheumatifche arthritis. DCXLV. 105. Tracheotomie bei dhronifdyer Affection bes larynx. DCLIV. 252. Zrompetentäfer, DCLIX. 828. Tuba Eustachii, pathologiihe Anatomie der. DCXLVI. 126. Zuberfeln, mitroffopifche Anatomie berfelb. DCXLVII. 151. Zuberfeln feyen nicht Urſache ber Phthifis. DCLVI. 2883. Tulk, Alfr., Anatomie des Phalangium opi- lio. DCXLV. 97. DCXLVI. 113. DCXLVII. 129. DCXLVIII. 145. u. Ulceration und Anfhwellung des Bärmutz terhalfes. DCXLVI. 127. Ungefäuertes Brod, DCXL. 32. Unvermögen einiger Menfchen, die Farben zu unterſcheiden. DOXLIX. 165. Upasgiftbaum, lebendes Exemplar in Lon— don. DCLX. 344. Uterinfunctionen, Stoͤrungen in denſelben als Form von Rheumatism. DCXXXIX, 13: Uterus, Erftirpation deſſelben mittelft des Bauchſchnittes. DCXLVI. 125, D. Baricocele, Rabicalcur derfelb, DCLVIII. 315. Begetation und Eaamenkeimung, durch fars bige Sonnenftrahlen influirt. DCLX. 341. Vena azygos, Abreißung berfelben mit töbtlihem Ausgange. DCXLIII. 80. Denen des Saamenftranges, Sneinanderrols len bderfelben als Radicalcur der Varico— cele DCLVIII. 315. Verdauung, Über das Weſen berfelben. DCXL. 20. Verbrennungsnarben, Behandlung berfelben. DCXLV, 109. Verania Margaritifera. DCLI, 200. Verfammlung der Deutſchen Naturforfcher und Aerzte in Bremen. DCXLVIII. 152. Vergiftungen durch Thierftoffe. DCXLIV, 96, "357 ‚Verhungern, Proceß deſſelben. DCXLII. 64. Verleg, Amaurofe geheilt durch Inocula— tion bes ſchwefelſauren Strydnins, DCL. 190. Befico:Baginal:Fiften. DCXLIX. 176. Vidal, Radicalcur der Varicocele mittelft Sneinanderrollens der Venen de Saa— menjtranges. DCLVIII, 315. W. Waͤrme, thieriſche. DCLIII. 229. Wahnſinn, Erblichkeit deſſ. DCLI. 203. Wallace, W. Clay, Ameuroſe in Folge von Wunden. DCLI. 206. Mallnußbslätter gegen Scropheln. DCLIX, 329. Walme, D. H., Erftirpation eines waffer- füchtigen Eierftods durch den großen Bauchſchnitt. DCXLVII. 135. Watfon, A., über Tracheotomie in Fällen von chroniſcher Affection des larynx. DCLIV. 252. Weit, über eine eigenthümlide Korm von Group als Gomplication der Mafern. DCXL, 26. Wilde, W. R., über die Urſachen und ope= rativen Heilmethoden des entropium und der trichiasis. DCL. 183. ‘ Williams, Dr., über die pathologifdhen Zu— fände des Blutes bei Rheumatismus und Gicht. DCLVI. 281. Willis, R., über die Function der Lymph— gefäße. DCLIV. 41. DCLV. 357. Wunden, Mittel zu rafcherer Heilung bderfel: “ben. DCÄXLII, 64, Wuthkrankheit, Fortpflanzung durch den Biß eines Pferdes. DCXL. 23. Wuthkrankheit, Fortpflanzung derſ. durch andere Thiere. DCLI. 208. 3. Zähne und deren Erhaltung. 11. Bantedefhi, über den Einfluß der, durch farbige Gläfer fallenden Sonnenſtrahlen auf die Vegetation ber Pflanzen und das Keimen ber Saamen. DCLX, 341. Zink, fchwefelfaures, zum Einbalfamiren ans gewendet. DCLVI. 288. Bitterroden, electriſches Organ deffelben. DCLIII. 225. Zweikoͤpfiges, zweileibiges Kind, DCLVII, 299, DCXXXIX. 358 A. Audouard, F. M. DCXLYV. 112. B. Baudelocque, J. L. DCIX. 336. Bermond, DCXL. 32. Bichat. DCLIV. 255. Brachet, J. L. DCXLII. 64. Braguier. DCLV, 271. c. Cabanis, DCXLIX. 175. Cannstadt, €. DCLI. 208. Chailly, H. DCXLV. 111. Chapman, E.J. DCXLIV. 95. DCXLVII. 175. Civinini, Filip. DCL. 191. Clendon, J. Ch. DCXLIX. 176. D. Dana, J. D. DCXLVI. 143. Daubree, A. DCXXXIX. 15. Delafond, O. DCXLVII. 143. “ Devay, F. DCLIV. 256. Dufton, W. DCLVI. 238. Dumas. DCLIV. 255. E. Etoc-Demazy, G. J. DCXLII. 80. F. Featherstonhaugh, G. W. DCLII. 239. Fleury, Louis. DCXLVI. 128. Fowler, Rob. DCXLIV. 96. Fownes, G. DCLVIII. 319. G. Gaultier de Claubry. DCLVII. 304. Gehrardt. DCXLII. 63. Gervais, P. DCLII. 223. Gray, G. R. DCXLIII. 79. Griffith, J. W. DCXXXIX. 16. Grisolle, A. DCLIV. 256, ME Zu b a a u 9 H. Hare, S. DCXLIV. 96. Henle, J. DCXL. 31. Heusinger, Ch. F. DCXLI. 48. Hommaire de Hell. DCLVIII. 319. Hooper, W. J. DCXXXIX, 15. Hunt, R. DCXLIV. 95. Huschke, E. DCXLIX. 175. r. I. Jamain, A. DCLVIII. 320. Jameson, Rich, DCLI. 207. Johnston, J. F. DCLIX. 335. K. Kenys, T. Lindley. DCXLVII. 144. Koelliker, A. DCXL, 31. L. Lamaoult. DCXL. 31. Lavizzari, L. DCXLVIII. 159. DCLIX. 336. DCLX. 351. Lenormand, L. Louyet. M. Macreight, D. C. DCLI. 207. Maddock, A. B. DCLII. 240. Maurette. DCLV. 271. Mellet, F. L. E. DCL. 192. Mercier, L. A. DCLII. 224. Metaxa, T. DCXLVII. 160. Morton, W. J. T. DCXLVIIT. 160. Mulder, G. J. DCXLV. 111. Mulsant, E. DCXV. 111. N. Neligan, T. M. DCXXXIKX. 16. Newman, E. DCLVII. 303. P. Pamard. DCLVI. 288. Pidgeon, E. DCLVII. 304. DCXLI. 63. ie Pierquin de Gembloux. DCXLI. 47. Pointe, J. P. DCLV. 272. Polli, Gi. DCXLIX. 176. R. Ramon de Sagra. DCLV. 271. Rigby, Edw. DCLI. 208. Robin, Ed. DCXLL 47. Rognetta. DCLVIII. 320. Rollet, N. J. F. DCLV. 272. Rondard, A. DCXL. 32. Rowe, Dr. DCLIII. 240. S. Seller, Will. DCXLVII. 144. DCLII. 224. Societe gevlogique. DCLIII. 239. Soubiran, E. DCLII. 223. Spratt, Geo. DCXLVI. 128. Staring, W. ©. H. DCXLVII. 143. Senac. T. Tanchou, S. DCXLIII. 80. Tarsitani, D. DCL. 192. Thibert, Fel. DCLVII. 304. Thorpe, C. DCXLVI. 127. Travanet. DCLVI, 287. VE Vacherie, de la, DCXLII. 64. Vrolik , W. DCXLII. 79. W. Walne, D. H, DCXLI. 48. Westendorp, G. D. DCL. 191. Z. Zantedesco, Franc. DCXLVI. 123. Üene Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- md Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt von Ludwig Friedrich v. Froriep, bes Ordens der Würtembergifhen Krone und des Großherzogl. ©. Weimar. Falken » Ordens Ritter, der Philofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. 9. ©. Dber-Mebicinalrathe zu Weimar ; Director der Königl. Preuß. Academie gemeinnüsiger Wiffenfchaften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldiniſch-Caroliniſchen Academie der Na: turforfcher, der Ruf. Kaiſerl. Academie der Naturforfcher zu Moskwa, der Gefellfchaft naturforfhender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Geſellſchaft für die gefammte Naturkunde, der phyficalifch=mebicinifchen Societät zu Erlangen, der mincralogifchen Gefellfchaft zu Sena, der Niederrheinifhen Geſellſchaft der phyfifchen und medicinifchen Wiffenfchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Königreihe Würtemberg, der Societe d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfchenden Geſellſchaft zu Leipzig, der Senken- bergifchen naturforfchenden. Gefellfhaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunfchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker: Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiftit und Gartenbau in Weimar, der Gefellfhaft zur Beförderung der gefammten Naturwiffenfchaften in Marburg, der Schlefifchen Geſellſchaft für vaterländifche Eultur zu Breslau, der Societas medico-chirurgica Berolinensis, der naturforfchenden Gefellfhaft zu Halle, des Kunft= und Handwerksvereins des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Geſellſchaft des Dfterlandes, der Gefellfhaft für Natur- und Heilwiſſenſchaft zu Heidelberg, der Svenska Läkare- Sällskapet zu Stodholm, der medicinifhen Facultät der K. U. Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New= York, der Academie Royale de Medecine zu Paris, der Gefellfhaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Budareft, der mebdicinifchen Gefelfhaft zu Warfchau, des Vereins Großherzogl. Badifher Medicinal: Beamten für die Beförderung ber Staats: Arzneitunde, der Kaiferl. Königt. Gefelfchaft der Aerzte in Wien und des naturmijfenfchaftlichen Vereins des Harzes Mitgliede und Ehrenmitgliede; und Dr. Robert Sroriep, des rothen Adler » Ordens vierter Claffe Ritter, Königl. Preußifhem Medicinalrathe und Mitgliede der wiſſenſchaftlichen Deputation für das Medicinalweſen im Minifterium der Geiftlichen Unterrichts: und Medicinal = Angelegenheiten 5 Profeffor an der Friedrich Wilhelms» Univerfität, Profector an der Charite = Heilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Academie der Künite, Mitgliede der Königl, Ober: Eraminations= Commiffion, practifhem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Correfpondenten der Königlichen Academie gemeinnügiger Wiffenfchaften zu Erfurt, der Academie royale de Medecine zu Paris, der Hufelandifchen medicinifchen irurgifhen Geſellſchaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Geſellſchaft für Natur» und Heilkunde zu Berlin, der Gefellfchaft für Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Gtodholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der R. N. Gefeufchaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Hamburg, der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu Neu— Orleans und des Deutfchen Vereing fuͤr Heilwiffenfhaft zu Berlin; Ehren» Mitgliede des Vereins Großherzogl. Badiſcher Medicinal: Beamten für die Beförderung der Staats-Arzneikunde, je a im noͤrdlichen Deutfchland und tes naturwiſſenſchaftlichen ereines des Harzes. KCinunddreißigfter Band, zwei und zwanzig Stüde (Nro. 661 bis 682), eine Tafel Abbildungen in Quarto, Umſchlag und Regiſter enthaltend. Suli vis September 1844. ar. Verlage des Landes-Induſtrie-Comptoirs zu Weim 1844. hi vr u * ee ee rra er — rad, mr“ — ua reta® — u *— RN PENEE HH er a DA | lt Bin —X A; sd f ö " A . FEN > n REM Ba [77 Ar —— era —— — 24 Term — bi ee wi Ag: * ——— —2 As sah Ba Th REIN ef —* — — —R ia u, sh — at RE — —— — ————— A Kr alter + reg ae re a “ h Würd * — —— — Be. 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Sch bringe hiermit eine bisher noch nicht zur Anwen— dung gefommene Meıhode zur Kenntniß des Publicums, um dunkle Röhren, welche nach Höhlungen de8 menfhlichen Körpers ftreichen, mittelft des von Prismen zurüdgeftrahlten Licht3 zu erhellen und zu unterfuchen. In Betreff des dazu dienenden Inſtrumentes machte ich vergangene Woche der Koͤnigl. Schottifhen Gefellfhaft der Künfte eine Mittheilung; allein ich wünfche meine Gr: findung fo bald, als möglich, auch dem ärztlichen Publicum befannt zu machen, da diefelbe, meiner Anfiht nad), bei der Behandlung vieler Krankheiten, melde einen verborgenen Sig baben, von großem Nußen feyn fann, was denn auch bereit8 in Edinburg durch die Erfahrung hinlaͤnglich feſtge— ſtellt iſt. Ich habe, gleich vielen meiner Collegen, gar haͤufig die Unvollſtaͤndigkeit der Mittel gefuͤhlt, die dem Arzte zu Ge— bote ſtehen, wenn es ſich darum handelt, die Beſchaffenheit von Leiden zu untekfuhen, welche einen verborgenen Sitz der fraglichen Art haben, wie fie in der Praris fo haufig vorkommen. Worzüglih wurde ih duch einen Fall, den ih im leßtverwichenen November zu behandeln hatte, auf diefe Unvolllommenheit bingewiefen, und ich beftrebte mich daher, derſelben nah Möglichkeit abzubelfen. Sch hatte eine chronifche Krankheit des Ohres vor mir, melche von eis nem Ausfluffe, ſowie von bedeutender Schwerhoͤrigkeit, bes gleitet war und bereits feit drei Jahren beftand. Meine Abſicht war zuerst darauf gerichtet, ein nur auf dieſes Dr: gan berechnetes Inſtrument zu erfinden; allein ich fand bald, daß das Princip, auf welches ich verfiel, einer weit größeren Ausdehnung fähig ſey und fich zur Unterfuhung von Krank: beiten eigne, die einen noch viel tieferen und verborgeneren Sitz haben, und die man bisjest noch nie am lebenden Körper durch unmittelbare Beſchauung hatte unterfuchen können. Das zu diefem Zwecke von mir angewandte Mittel boftand in der Beleuchtung durch die Strahlen volftändig No. 1761. — 661, e zurüchwerfende Prismen von Flintglas, und um den Lefern einen deutlichen Begriff davon zu geben, habe idy daffelbe durch Abbildungen erläutert. Die Enge und Kruͤmme des aͤußern Gehörganges, ſo— wie die Haare, mit welchen er gewöhnlich bewachfen ift, treten befanntlich der genauen Befichtigung feines tieferen Verlaufes als natuͤrliche Hinderniffe entgegen. Mit Hülfe des speculum laffen fich, bei der bemweglidien Befchaffenheit der Enorpeligen Portion der Nöhre, diefe Schwierigkeiten ins deß leicht befiegen, Allein der übrige Theil des Canals wird auf diefe Weife nicht hinreichend beleuchtet, daher der Arzt die wahre Befchaffenheit der Membran der Trommel— höhle nicht mit genüngender Sicherheit crfennen kann, um ſich von der Befchaffenheit oder Heilbarkeit der Krankheit zu überzeugen, oder auch nur zu beflimmen, ob Einfprigungen ohne Gefahr vorgenommen werden koͤnnen. Ehe ih die zur Erfüllung diefes Zweckes als vollfoms men ausreichend befundene Beleuchtungsmethode befchreibe, will ich bemerken, daß, meiner Erfahrung zufolge, chronifche Krankheiten des aͤußeren Ohres in größerem oder geringern Grade mit unnatürlicer Verengerung des Gehörganges, mes: gen Eranthafter Verdickung feiner Wandungen, complicirt find, und da diefer Umftand dem Eindringen der Töne ein phyſiſches Hinderniffe in den Weg legt, fo müffen alle auf Miederherftellung des Gehoͤrs abzielenden Mittel, weldhe nicht auf Zuruͤckfuͤhrung des Gebörganges zu feiner norma= len Beſchaffenbeit berechnet find, verhaͤltnißmaͤßig unwirkſam bleiben. Das hier empfohlene Inſtrument hat daher die Einrichtung erhalten, daß es nicht nur den verſchiedenen Entwickelungsſtufen des Gehoͤrorgans, nach Jugend oder Alter, angepaßt werden kann, ſondern auch eine Anzahl ſtufenweiſe ſtaͤrker werdender Ausweiter bietet, melde zur Beſeitigung der Strictur dienen ſollen, und deren Beſchaf— fenheit ſich auf daſſelbe Princip gruͤndet, welches man bei der Behandlung von dergleichen Krankheiten an andern Koͤr— pertheilen anwendet. Das auf unſerer Tafel Figur 31. abgebildete Inſtru— ment befteht aus einem geraden Schaft, aa, welcher 5 Zoll lang ift und fich in einen Ring, b, von 4 Zoll Durdys i 3 661. meffer im Lichten endigt, welcher Ning an feiner innern Seite mit Mutterfhraubengängen verfeben if. In dieſe Mutterfhraube laffen ſich vier gerade Noöhrchen von 4, 3, 2 und 1 Linie Durchmeſſer im Lichten, fowie auch ein trich— terförmiges Röhrchen, d, einfhrauben, welches zur vorläufi: gen Unterfuhung, fowie zur Beſeitigung alles angehuuften Ohrenſchmalzes, welches das Eindringen des Lichts verhin— dern wuͤrde, endlich zur Einfuͤhrung von Inſtrumenten und anderen oͤrtlichen Mitteln dient. Von dee Mitte des gera— den Griffes erhebt fih ein Bogen, e, der ſich mittelft eines Zupfengelenfes, /, gegen die andere Seite des Griffs bin wenden läßt. Diefer Bogen oder Erumme Arm bildet das Stativ für das aufrechtftehende flintglaferne Priema, g, welches ſich mit der Deffnung des angefhraubten Roͤhrchens in gleicher Höhe befindet. Das Prisma ftedt in einer mes tallenen Buͤchſe und laͤßt ſich durch Berührung mit dem Finger um feine Achfe drehen, oder mittelft einer Eleinen Drudichraube, 4, in jeder beliebigen Lage feftitellen. Auf diefe Weiſe ift das Inſtrument zum Gebrauche fertig. Das Röhrchen wird in dag zu unterfuchende Obr eingeführt, nach: dem man den Patienten in eine guͤnſtige Stellung zum Lichte hat niederfigen laffen. Der Chirurg begiebt fih zur Seite des Patienten in eine bequeme Stellung, dreht die eine Fläche des Prisma gegen dus Kicht und daffelbe dann fo weit um feine Achfe, bis das Spectrum in den Grund des Roͤhrchens und auf die zu unterfuchende Oberfläche füllt. Wenn man fih durd einige Uebung mit den Beziehungen des Specttumd und des Organs vertraut gemacht hat, fo macht die gehörige Stelung des Inftrumentes fehr wenig Schwierigkeit, und fobald man fie zu Wege gebracht hat, ift auch der Gegenftand vollitändig beleuchtet, und zwar um fo greller, je mehr Licht auf das Prisma einfällt. Die Theorie diefes Snftrumentes berubt auf der Re— flexion der fämmtlihen Strahlen. Das Licht wird von der einen Seitenflide des Prisma aufgefangen, von der zweiten zurüdgeftrahlt und aus der dritten gegen dag Ob— ject geworfen, wie durch die punctirten Linien, xyz, ange: deutet ift, fo daß man durch das Prisma binducchfehen kann. Die Beleuchtung ift nicht unnatürlich oder blendend; daher der Gegenftand in feiner wirklichen Färbung erfcheint und man die wahre Form der Krankheit erkennt. Die Bor: züge diefer einfachen Beleuchtung werden von practifchen Aerzten vollkommen gewürdigt werden, und nad) vielfachen Berfuhen bin ich überzeugt, daß fih durch Goncentrirung des Lichts mittelft Linfen oder Hohlipiegeln, ſtatt durch das Prisma, das bier in Rede ftehende Inſtrument in Eeiner Weiſe vervollfommnen laſſe, obwohl jene jih in manden Fällen, wo ſich eine vorzüglich ſtarke Beleuchtung nöthig macht, nebenbei als nuͤtzlich bewähren dürften. Wenn man Erankhafte Theile durch das Prisma be: leuchtet, fo erfpart man fih alle die Weitläuftigkeiten, die vom Gebrauche eines reflectirenden Spiegels, defjen Krüm: mung dem Abftande des zu betrachtenden Gegenſtandes vom Spiegel jedesmal genau angepaßt werden muß, weil der Gegenftand fonft undeutlich und verzerrt ſich darftellen wuͤr— de, ungertrennlich find. Auch unterliegt das von mir er= XXL. L. 4 fundene Verfahren nicht den mehrfahen Ginwürfen, melde mehrere zu demfelben Zwecke in Vorſchlag gebrachte Vorrich— tungen treffen, welche von ausgezeichneten Chirurgen empfoh— len worden find. Wegen der bequemen Richtung des Lichts bei der Beleuchtung durch dag Prisma, Eann dajfelbe nicht durd) den Schatten des Beobachters adgefchnirten werden, wie dieß bei jedem gerade hinter ihm einfallenden directen Lichte der Fall feyn würde, welher Nachtheil fogar dann ftattfindet, wenn Sonnenlicht angewandt wird; und wenn eine Lampe oder Linſe zwiihen das Auge und den zu betrachtenden Gegenſtand gebraht wird, fo verändert nicht nur die blen— dende Beleuchtung das characteriftifhe Anfehen deffelben, fondern ein folher Apparat muß auch, wenn er zur Leitung irgend einer chirurgifchen Dperation dienen foll, gerade in eine foldye Rage gebracht werden, daß er bei der Befeitigung eines fremden Körpers oder andern Manipulationen fehr im Wege iſt. Durch diefes, feiner Conſtruction nach, der tiefen Lage erkrankter Theile in Höhlungen ſehr angemeffene In— firument wird man den Vortheil erreiben, weit ungenirter operiren zu fönnen. Auch bei Krankheitsfüllen am uterus der Frauen ift es für die Patientinnen gewiß ein moralifher WVortheil, daß man die Theile genau unterfuhen kann, ohne daß jene wiſ— fen, daß leßtere beleuchtet find, fo daß die Schambhaftigkeit weniger beleidigt wird. Ferner babe ih mich durch verfhiedenartige Verſuche überzeugt, daß man mitteljt eines, in dag Knie eines gebo= genen Roͤhrchens eingefeßten und durch ein zweites, in der bereit8 angegebenen Meife beleuchteten, vollftändig reflectiren— den Prisma’s Gegenftände genau fehen Eann, die wegen ih— ter Lage durchaus nicht in gerader Richtung betrachtet wer: den koͤnnen; 3. B., die Deffnung der Euſtachiſchen Roͤhre, der glottis, in der Kehle fteengebliebene fremde Körper ıc. Beifpielsweife Eann ih anführen, daß ich mittelft einer einfahen Vorrihtung, weldhe aus zwei Möhren beftand, von denen jede 1 Fuß lang und 1 Zul im Lichten ftark und in die an ihrer rechtwinkeligen DVereinigunsgitelle ein techtwinfeliges Prisma eingefest war, im Stande war, die genaueften colorirten Abbildungen zur Anatomie erkrankter Augen anzufertigen, indem ich durch die bejchriebene Vorrich- tung das Bild des am andern Ende des Inſtrumentes bes findlihen Gegenitandes fo deutlih und fiharf erhielt, als ob er ftei an der Sonne gelegen hätte. Sch boffte diefem Artikel die Abbildung eines Inſtru— mentes beifügen zu £önnen, welches ich gegenwärtig, behufs der Unterfubung der Keblgegend, anfertigen laffe, welches indeß, trog mehrmaliger Abänderungen, feinem Zwecke noch nicht vollftäindig entfpricht, weßhalb ich diefe Mittheilung - noch verfchiebe. Uebrigens läßt ſich eine Eranfhaft verän- derte Oberfläche genau betrachten, wenn fie am Ende einer 12 Zoll langen und I Zoll weiten geraden Röhre liegt, und ic) hege die zuverfichtlihe Hoffnung, daß ſich innerhalb die: fer Entfernung mittelft diefes Verfahrens eine zuverläffigere Behandlung tiefliegender Stricturen und Krankheiten des Maftdarms, fowie der Harnorgane, werde erreichen laffen. Daß diefe leßtere Erwartung nicht aus der Luft gegriffen 5 661. XXXI. 1. 6 ift, laͤßt fi aus dem Umftande abnehmen, daß die gerade Nöhre des Heurteloup’fhen Steinzertruͤmmerers einen Durcdmeffer von + Zoll befigt. (London Medical Ga- zette, May 1844.) Ueber die in den älteren Gebirgsarten vorhande= nen Eubfiftenzmittel für lebende Gefchöpfe bielt Profeffor Daubenn am 31. Mai d. J. eine Vorle— fung vor der Royal Institution, in der er zuvoͤrderſt bes merkte, es möchte, da gerade an jenem Tage eine Mond» finfterniß ftattfinde, nicht unpaffend ſeyn, über die vermuths lie Structur und Befchaffenheit jenes Zrabanten mit Bes jiehung auf den Gegenftand feines Vortrags Einiges zu ers mwähnen. Wenn man annimmt, ein Menfch beträte die Oberflaͤche des Mondes und finde dieſelbe in demjenigen Zus ftande, welchen die Aftronomen jenem Himmelskorper zu—⸗ ſchreiben, nämlih obne Waffer und Atmofpbäre, voller trich— terförmiger Berge oder Krater von Vulkanen, aus denen Rauch, Wafferdampf und fhädliche Safe emporfteigen: wuͤr— de er da nicht eher annehmen, daß der Mond jenen vers derblichen Agention ganz anbeimgefallen fin, als daß er für den Aufenthalt lebender Wefen vorbereitet werde? Dennoch fprehen die Ergebniffe der Geologie dafür, daß die Erde ſich einft in demfelben Zuftande befunden habe, in dem ſich der Mond gegenwärtig befindet, und nach den Erfcheinungen, welche diefelbe gegenwärtig darbietet, dürfen wir fchließen, daß auf ihr einit ein Zuftand der Dinge geberrfcht habe, mit welchem zwar fein. eben irgend einer Art verträglich war, der indeß die Erde zur Aufnahme von lebenden Wes fen vorb>reitete und diefelbe für folce Weſen, die, wie der Menſch, mit Gefühl für das Erhbabene und Schöne begabt find, zu einem angenehmeren Aufenthalte ;u macen, bes rechnet war. Der Profeffor machte nun auf die Vorfehrungen auf: merffam, melde in jenem vorbereitenden Stadium unferer Erde zum Beften der kuͤnftigen lebenden Bewohner getroffen worden ſeyen. Jene ngredienzien der Erdrinde, melde in’ebefontere zum Nub und Frommen der lebenden MWefen beftimmt zu ſeyn feheinen, laffen fih in folche eintheilen, welche fpeciell zum Bellen des Menfchen, und in folde, wel: che zum Beſten der Pflanzen und Zhiere im Allgemeinen dienen follten. Die erftere, meift mehr oder weniger giftige, Claſſe kommt in Adern vor, die mehrentheils in den ältern Gebirgsarten vorhanden und gleihfam vor dem Auftreten lebender Weſen dahin verftedt morden find, 3. B., Kupfer, Zinn, Blei, Queckſilber und andere Metalle; tie letztere Claſſe dagegen ift mehr allgemein durch die ganze Erdrinde verbreitet, obwohl meift in Eleinern Quantitäten beifammen. Dabin gebören die firen Alkalien, welche in allem feldfpatb: artigen und andern Geftein vulkaniſchen Uriprunas eriftiren und fib durch die Einwirkung von Luft und MWaffer nad) und nach, fowie es dag Beduͤrfniß der lebenden Weſen er: beifht, aus denfelben herauslöfen; während fie, wenn fie in einem auflöslichern Zuftande, 3. B., in erdigen Stoffen, vorhanden gewefen wären, längft in die See gefpült worden wären, bevor fie den organifhen Wefen hätten zu Gute fommen können. in anderer weſentlicher Beſtandtheil im der Siructur der Thiere ift die Phosphorfäure, welche ſich, wegen der Leichtigkeit, mit der fie ihre Eigenfchaften veränz dert, wegen des Charaeters ihrer Krpftallifation und (bei der phosphorfauren Knochenerde) wegen der Verbindung des Doppelfalzes ıbibafifhen Salzes) mit dem Tripelſalze (tribas fiiben Salze) zu leihen Theilen, weßhalb diefe gegenfeitig ihrer Zendenz zum Kryſtalliſiren entgegenarbeiten und ſich der zarten Zertur der thierifchen Fafer leichter anfchmirgen fönnen, ganz vorzüglich zu einem Beftandtheile lebender Or— ganismen eignet. Nun fragt es fi aber, woher Thiere und Pflanzen diefes nothwendige Ingrediens erlangen? Pros feffor Daubeny und andere Forfher haben fein zertheilte Spuren davon in vielen fecundären Gebirgsarten entdedt; da diefe aber von Altern Gebirgsarten herrühren, fo bat man anzunehmen, daß e8 auch in diefen vorbanden ſeyn müfe. Nun ift uns mwenigftens ein Fall bekannt, in wel— chem dieſe Subſtanz in beträchtliher Menge in einer Ge— birgsart vorfommt, welche, foviel wir bisjegt beurtheilen koͤnnen, vor der Eriftenz des XThierlebend da war. Diek ift der Schiefer von Eftremadura in Spanien *), wo man bei'm Dorfe Logrofan dieß Material in Menge findet. Profeffor Daubeny hat den Drt vor einem Sabre befucht und gefunden, daß der phosphorfaure Kalk dort eine, meift 10 Fuß maͤchtige Schicht bildet, die fich etwa zwei englifche Meilen weit längs der Oberfläche hinzieht und auch einen bedeutenden Procentgebalt von flußfaurem Kalt enthält, welder, den Unterfuchungen des Berfaffers zufolge, fih in fait allen frifhen und foffiten Knochen findet, fo daß die Natur diefe Subftanz als eines der zu den Knochenffeleten der Thiere nothwendigen Materialien aufgefpeichert zu ha— ben jcheint. Uebrigens fcheinen auch Vorkehrungen getroffen worden zu fepn, daß es den lebenden Gefchöpfen ebenfowenig an den ihnen nöthigen flüchtigen Ingredienzien fehle. Aus der Anziehungskraft, melde alle roröfen und ftaubförmigen Körper gegen die Safe ausüben, erklärt fic die Art und Meife, wie die leßtern mit den fecernirenden Oberflächen der Pflanzen in Berührung gebracht werden; allein man darf nicht vergeffen, daß von den vier Grundftoffen, aus denen die Körpertheile befteben, die ſich durch Hitze verfluͤch⸗ tigen laffen, der Sauerftoff allein direct abforbirt werden fann. Von den drei anderen muß der Mafferftoff in Form von Maffer, der Stidftoff in der von Ammonium und der Kohlenftoff in der von Kohlenfäure dargeboten werden. Nun fcheint es die Beftimmung der Wulcane gewefen zu ſeyn, die zwei legtern Stoffe in genügender Quantität zur Speifung der lebenden Weſen zu liefern; denn ſowohl Am— menium, als Koblenfäure, werden aus den Kratern in uns gebeuren Qunntitäten auegetrieben, in weldher Beziehung Profefor Daubernp auf den Veſuv und andere feuerfpeis ende Berge, fowie deren Umgebungen, binwied. Die Er: zeugung des Ammoniums im Innern der Erde läßt fich, feiner Anſicht nab, nad der von ibm ſchon vor längerer Zeit angenommenen Theorie der Vulkane erklären, welche *) Phoephorit keimmt in Mähren zc, felbft im Granit vor. D. Ueberfs 1 . 7 661. XXXI. 1. 8 fih auf die große Entdetung Sir H. Davy's gründet, daß die Erden und Alkalien metallifche Bafen befigen. Wenn man zugefteht, daß die Subftanzen, die wir in Geftalt von Laven und andern ausgeworfenen Maffen aus den Vul—⸗ Eanen fommen fehen, ſich im Innern der Erde ganz, oder theilweife im unorydirten Zuftande befinden, und daß erſt Seewaffer und dann Luft durch Spalten und Klüfte allmaͤ— tig zu ihnen hinabdringen, fo laſſen ſich alle nachfolgenden Erfheinungen ohne Schwierigkeit erklären, nämlich die aus ferordentlihe Hige, das Entweichen von Sulzfäure, die reiche lihe Ablagerung von Schwefel, die gewaltige Menge von Kohlenfäure, die aus dem Innern der Erde hervorfommt, und endlich die Salze, welde Ammonium enthalten. Denn wenn ſich durch die Zerfegung des Waſſers, in Folge feines Zufammentreffeng mit den alkalifben Metallen, Waffecftoff entband und diefer unter ſtarkem Drude mit Stickſtoff in Berührung trat, fo mußte ſich, allem Anfcheine nah, Am: monium bilden. So find denn- jene zerftörenden Kräfte, melhe auf den erſten Bli allem Leben feindlich entgegen: treten, gerade das Mittel, um diejenigen Materialien zu erzeugen, aus denen alle organifchen Weſen gebildet find. Altein obwohl auf diefe Weiſe für das Vorbandenfeyn dies fer Materialien geforgt ift, fo folgt daraus noch nicht, daß der Menſch fi) nicht zu beftreben brauche, noch größere Duantitäten davon beizuichaffen, als die Natur deren fertig geliefert hat. Im Gegentbeile befteht feine Aufgabe darin, mit diefen Hülfsquellen hauszuhalten und fie auf die beft: möglihe Weiſe zu verwenden. Indem fih Profefor Daus beny auf die neuefte Schrift Liebig's bezog, fprah er fit) dahin aus, Ddiefer berühmte Chemiker koͤnne unmoͤglich die Abſicht gehabt haben, der Erhaltung der flüchtigen Sn: gredienzen der Dünger: und Compoſthaufen entgegenzutreten, wihrend er die Wichtigkeit der feſten Beſtandtheile vorzugs: weife hervorgehoben habe. Allerdings gebt Nichts verloren; denn die Excremente, welche in das Meer geführt werden, vermehren die Weppigkeit der dortigen Vegetation, welche ei: ner großen Menge von Seetbieren Nahrung liefert, von de— nen ſich wieder MWaffervögel nähren, die die Düngitoffe, welhe vorher auf den Meeresgrund gefchwemmt tworden waren, wieder auf's Trockne bringen, wo fie fib, 3: B., auf den Inſeln des ftillen Oceans, als Guano anhäufen; und fo holt fihb England aus den fernften Theilen der Erde die Düngftoffe zurück, welche es, wegen der fehlerhaften Eintibtungen in feinen großen Städten, fortwährend an daß Meer verliert. Dieß ift jedoch ein ſehr weitläuftigeg Vers fahren, und das wahre Geheimniß jeder rationellen Land— wirthichaft befteht darin, die uns zu Gebote ſtehenden Mit— tel auf dem E£ürzeftmögliben Wege fo zur Anwendung zu bringen, daß wir für unfern Aufwand an Mühe und Ko— ſten genügend belohnt werden Miscellen Ueber die Gattung Sarcophyte wurde am 4, Juni der Juinnean Society zu London cine Abhandlung von Deren Griffith, aus Indien, verlefen. Die Beſchreibung war nad) einem getrocneten Eremplare abgefaßt, welches der Verfalfer von Heren Harvey erhalten hatte, Die Pflange hat nicht einen fune giformen Character und hat Uebermaaß von rothfärbender Sub: ſtanz. Endliher hatte früher diefe Gattung befchrieben; der Verfaffer hat die, von Endlicher befchriebene, über die pollene tragenden Maffın weggebende Membran nidyt geſehen; die Anthere kam derjenigen der Rafflesia näher, als der der Balanophora, war aber der von Rhizophora noch mebr aͤhnlich. Die Structur des Dvariums zeigt mehre Anomalien. Im Ganzen find die Vers mwandtfchaften diefer Gattung fehr zweifelhaft. Lindley hatte fie zu den Cytineae, Endlicher zu den Cynomoriaceae und zu den Baladophoreae gerechnet; aber jie unterfdied ſich ſehr von ihnen, und ihre Schmarogernatur allein Eonnte eine fothe Stellung nicht rechtfertigen. Der Verfaſſer glaubt, daß die Maffe der Affinitäten in der Pflanze auf Urticaceae hinweife. Ueber die, in Pflanzgenzellen enthaltenen Kry: ftalte hat Herr €. Quefett der Microscopicai Society einige Bemerkungen mitgetheilt. Er giebt an: „daß in den meiften Faͤl— len die Stellung diefer Körper ungewiß ift, aber in einigen Fäls len, wie in den Zellen der Saamenhülle der Ulme, find bie Kryſtalle in allen Exemplaren regelmäßia geftellt und fcheinen nur an den Wänden derjenigen Zellen feftzuhängen, welche einander in der horizontalen Fläche berühren. Ueber den angeblihen Nugen diefer Körper in dem vegetabilifhen Reihe theilt Herr Quekett die Anſicht des Profeffor Bailey (zu West Point im Staate Neu: Hork), daß diefe Körper dazu beitrügen, durch das Zer— fallen der Pflanze und der vegetabilifchen Subſtanzen, Subftane zen für den Unterhalt Eünftiger Pflanzen zu liefern. Die außer: ordentlihe Quantität (oft 80 Procent in der getrodneten Pflanze) und ihre Zufammenfegung, oralfaurer Kalt, fcheint in den mei— ften Fällen geeignet, durch die Zerfegung des Dralfalzes in Koble und Sauerſtoff, zwei wichtige Elemente der Pflanzenftructur zu liefern’. J Spontane Blutſtillung bei Zerreißung einer großen Arterie. Bon Dr. John Houfton. (Pierzu die Figur 22, auf der mit dieſer Nummer ausgegeb. Tafel.) Simon White, dreiunddreißig Fahre alt, wurde in das Dubliner Stadtfpital aufgenommen, nachdem ihm der techte Oberarm an der Infertiongjtelle de$ m. deltoideus vom Körper abgeriffen worden war, Bon den Zreibriemen eis ner Mühle erfaßt, war er von denfelben in die Höhe geho— ben worden, der Arm wurde vom Körper getrennt und fiel mit ihm auf einen Haufen Hafer in geringer Entfernung. Er lag eine Eurze Zeit bewußtlos, ftand aber bald wieder auf und flieg drei Sproffen einer Leiter hinunter, ohne zu wiffen, wie er anzab, daß er feinen Arm verloren hätte — fo ploͤtzlich geſchah die Verlegung, und fowenig litt er in Folge des Gliedabreißens. Er wurde dann fhwach und übel und nad) ungefähr einer halben Stunde in das Zpi: tal gebraht. Der Puls war Elein und unregelmäßig. er fah blaß und erſchreckt aus und klagte Über Drud auf dem Herz zen, war aber fonjt fo wohl, daß er die Treppen zu dem Krankenſaale ohne Unterftügung hinauffteigen wollte. In's Bett gebracht, wurde er von Froſt befallen, wenn auch ohne irgend eine bemerkbare Abnahme der normalen Wärme dig Körpers. Das Athmen war etwas befchleunigt; da aber feine Freunde angaben, daß er ſchon früher an der Bruft Kig.3. Fig... Wig- 5. Fig. 6. 0 ayaupen von Det n Eleines Stud reinen Blutgerinnfels gleich dem in ihrer Höhle, aber dag Uebrige, was ſich vorn zeigtey beftand aus den angegebenen Gebilden, nämlich einer Miſchung von Blut und Zellgewebe, welche eine volftindige Schranke gegen jede weitere Himorrhagie bildete. Diefe kluͤmprige Maffe ließ fich felbft eine Eurze Strecke zwifhen den Häuten hinauf verfolgen und hatte 10 effer des Gefäßes Zeichnung, Figur r Größe in einem eſe Umftände : achter Laͤngsſpalt, de zu zeigen. at, welche unten d darbieten. über die anderen und von kluͤmp⸗ ıd der durch die und ein Blutcoa- fe der an den “ angeftellten Er: verwundeter Arte: zu maden, laſſen die Erſcheinungen jen am menfclis im Bau der Ge: 8 Blutes und in en und Sclüffen, ie Necht gezogen ndes Beilpiel von e durch den Eins felbe tritt, wie ſich :iffen nicht bluten. fähigkeit hinaus ftifche inn’re und Quere gefpalten. att, fondern eine ließ ſich vermöge den, wodurch fie jleih einer Sands eitung fielen die Zellhaut, nach eis ‚relebt , Über die ıtinuirlihe Maffe eben des Blutes. e eingetreten feyn n vorn gefchloffes he, blaͤuliche Ans die bei'm erften ng entbielt, wie Syn UDO TEEN DWrrurye rr unir prir⸗·rviuuuue, fluͤſſiges Blut und zeigte durch fein Anſchwellen und Pulſiten bei jedem Herzſchlage, daß er noch in unmittelbarer Verbindung mit dem Inneren des Gefaͤßes ſtand. Die Hemmung der Hämorrhagie war hier völlig mes chaniſch. Ich glaube fogar, daß dieſes unmittelbar ber Fall war, ald eine Folge des Actes der Verlegung am Gefäße ſelbſt, und gänzlid, unabhängig von der Scheide beffelben Fig. Fig. Hig-5. Fig. 6. v8 ® 0 Kig.8. EB en Fig.1c. DD u Fig.ı2 „d Neue Notixen No 6614 .N® 4 des KURT Bandes. 9 £61. XXXI. 1. gelitten habe, fo wurde dieſes Symptom nicht ſehr bes adıret. — Die Oberflaͤche des Stumpfes zeigte, nachdem der rohe, in Eile uͤbergelegte Verband abgenommen worden war, eine Decke von kluͤmperigem Blute und Hafer, welcher letztere feſt im Fleiſche ſaß. Sie war ſehr unregelmäßig. Won den Merz ven hingen einige — befonderd der medianus — mehrere Zoll lang heraus, indem fie von ihren Zweigen am Vorder— arme losgeriffen worden waren ; andere kamen gar nicht zum Borfcheine, die an ihren Wurzeln im Urmgeflechte losyerifz fen worden waren, Die Muskeln und die Haut an der Außenfeite des Armes waren wie mit einem Meffer im gez rader Nihtung getrennt, während an der Innenſeite die Muskeln und Nerven unregelmäßig und die Haut an ber Seite deutlich durch eine zerreiiende Gewalt in mehre Stuͤk— ke gettennt war. An keinem Theile der Wunde fand ein Ausfluß von Blut ftatt, nur aug den wenigen zerjtreuten Muskelgefäßen ſickerte etwas hervor. Das Ende der art. brachialis lag nicht ſichtbar da, fondern wurde durch coa= gulirtes Biut bedeckt, welches zwiſchen den zerriffenen Theilen eingefhloffen lag. Um die HDauptarterie vor einer neuen Blutung zu fibern, ſuchte man fie der Unterbindung halber auf, und als man fie von ihrer zerriffenen Scheide mit dem Finger getrennt hatte, erihien fie dunkelgefaͤrbt, glatt und ange: ſchwollen, fo daß das Ende den größten Umfang battr. Zwiſchen Mittelfinger und Daumen gedrücdt, fühlte fie fich weih und elaſtiſch an, als wenn fie mit halbflüfjigem, baibgeronnenem Blute dicht anyefüllt wäre, und wurde duch mit dem Herzſchlage gleichzeitige Pulfationen ausge— dehnt und gehoben; aber demungeachtet Fam fein Tropfen Blut aus ihrem getrennten Stumpfe. Das Gefäß wurde ungefähr 1’ oberhalb des abgeriffenen Endes unterbunden, kalte Umfchläge gemacht und etwas Wein gereiht. Am naͤchſten Tage wurde der Arm im Schultergelenke erarticu- lirt, und der Kranke in geböriger Zeit vollftändig wiederher: geftellt. Ich gebe aber, mit Hinweglaffung alles Uebrigen, ſogleich auf die Beſchreibung des Gefüßes über. Das Ende der außeren oder Dellgewebshaut des Gefifes war an der Stelle der Zerreißung über die Mündung der getrennten ins neren und mittleren Haut gezogen und von einem Blut— flumpen ausgefüllt, welcher mit den feinen Machen des zertiffenen Zellgewebes an feiner inneren Oberfläche vermifcht und innig verbunden war. Die beiden inneren Häute der Urterie waren — wenn man fo fagen fann — mwenigfteng 4 weit in die aͤußere hineingezogen, der Durchmeſſer der Roͤhre verkleinert und in Querrunzeln gelegt, aber an feiner Stelle, als an der eigentlihen Trennungsitelle, zerriffen; der Canal war von einem Coagulum ausgefüllt. Nach Außen von der Mündung diefer Haͤute befand fich ein Eleines Stud reinen Blutgerinnfels gleich dem in ihrer Höhle, aber das Uebrige, was ſich vorn zeigte, beftand aug den angegebenen Gebilden, nämlich einer Miihung von Blut und Zellgewebe, welche eine vollftindige Schranke gegen jede weitere Haͤmorrhagie bildete. Diefe kluͤmprige Maffe ließ fich ſelbſt eine Eurze Strecke zwifhen den Häuten hinauf verfolgen und hatte 10 durdy) den Drud von Außen den Durchmeffer des Gefäßes mit verkleinern helfen. Die beigefügte Zeihnung, Figur 22., welche die zerriffene ‚Arterie in normaler Größe in einem Querdurchſchnitte zeige, verdeutlicht alle diefe Umftände : 1. Arteria brachialis. 2. Die Sicherheitsligatur, 3. Gin nach der Exarticulation gemachter Rängsfpalt, um die Lage der Häiute am zerriffenen Ende zu zeigen. 4. 4. Die innere und mittlere Haut, welde unten an der Zerreifungsftelle einen ſchartfen Rand darbieten. 5 5. Die äufere Haut, fait 4” über die anderen Hiute binausragend, am Ende geſchloſſen, und von kluͤmp— rigem Blute ausgedehnt. 6. 6. Ein kleiner Raum, entfprechend der durch die inneren Häute gebildeten offenen Mündung und ein Blutcoa- gulum enthaltend. Bemerkungen. — Die Ergebniffe der an den Biutgefäßen niederer Thiere in der Abficht angeftellten Er: perimente, um die bei der Medintegration verwundeter Arte— rien eintretendene Phänomene anſchaulich zu machen, laſſen fib nicht in ihrer ganzen Ausdehnung auf die Erſcheinungen übertragen, welche bei ähnlichen Verlosungen am menfclis chen Körper ſich zeigen. Verfchiedenheiten im Bau der Ge: fiße, in den Graden der Gerinnbarkeit des Blutes und in der Neconftructionekraft thun den Analogieen und Schlüffen, welche fonft aus Erperimenten der Art mit Necht gezogen werden Eönnen, bedeutend Eintrag. Der vorliegende Fall bietet ein genügendes Beiſpiel von der Blurftillung bei einer zerriffenen Artetie durch den Eins fluß der aͤußeren Membran allein dar. Daffelbe tritt, wie fi vermuthen läßt, bei Arterien ein, die quer zerriffen nicht bluten. As die Arterie Über ihre MWiderftandsfühigkeit hinaus gezerrt wurde, gab fie na, und die unelaftifche inn’re und mittlere Haut wurde zuerft einfach in die Quere gefpalten. Es fand bier ein unregelmäßiger Bruch ftatt, fondern eine einfabe Spaltung. Die Äußere Zellbaut ließ ſich vermöge ihrer Ausdehnbarkeit faft auf 1” hinausftreden, wodurd fie in eine Röhre ausgezogen wurde, die fich gleich einer Sands uhr in der Mitte verengte. Bei der Zerreitung fielen Die gedehnten und zerriffenen Fäden der feinen Zellhaut, nad) eis nem Puncte bingezogen und zufammen verklebt, über die Mündung des Gefaͤßes als eine glatte, continuirlihe Maffe bin, ohne eine Deffnung für das Ausfließen des Blutes. Der Bluterguß, welcher fonft. auf der Stelle eingetreten feyn würde, wurde dadurch gehemmt, füllte den vorn gefchloffes nen Ring vorn aus und brachte jene weiche, bläulihe Ans fhwellung am Ende des Gefüßes hervor, die bei'm erften Blicke fo auffallend hervortrat. Jener Ring entbielt, mie man aus feiner Meichbeit ſchließen Eonnte, flüffiges Blut und zeigte durch fein Anſchwellen und Pulſiten bei jedem Herzſchlage, daß er noch in unmittelbarer Verbindung mit dem Inneren des Gefaͤßes ſtand. Die Hemmung der Hämorrhagie war hier völlig me— chaniſch. Ich glaube fogar, daß diefes unmittelbar der Fall war, ale eine Folge des Actes der Verlegung am Gefäße felbft, und gänzlid, unabhängig von der Scheide beffelben 11 661. XXXL I. 12 oder den umgebenden Gebilden, welche ſich alle entfernen lies fen, ohne einen Blutfluß zu veranlaffen. Man kann nur fragen, wo fam das verloren gegangene Blut her, wenn die Urterie auf der Stelle hermetifch verfchloffen war? Meiner Unfiht nah, nicht aus dem Gefäße, fondern aus den Are terien und Venen des unteren Theiles der Extremität und aus den Venen und Eleineren Gefäßen des Stumpfes; aud) fpricht der Umftand, daß der Verletzte faft unmittelbar nad) dem Unfalle 3 Sproffen hinabfteigen Eonnte, die Staͤrke feiz nes Pulfes, feine Körperwärme und der mehr durch Furcht als duch Blutverluft bervorgebrachte Froſt dafür, daß die verlorene Menge des Blutes fo unbedeutend gewefen feyn muß, daß die Hauptarterie des Gliedes wohl kaum dabei bes theiligt feyn Eonnte. Es find zwar auh Fälle bekannt, in welchen bei Abs teißung einer Ertremität febr gefährlihe Blutungen eintras ten, obſchon ein dem befchriebenen ähnlicher Zuftand der Hauptacterien herbeigeführt worden war. Allein die Fälle find nicht immer diefelben, entweder trat die Zerreißung an einer Stelle ein, wo eine große Arterie abgegeben wird, und wo die fpontane Blutftillung nur unvollfommen ausgeführt wurde, oder dad Gefäß bing mit einem benachbarten reſiſti— renden Gegenftande zufammen, wodurch gleichfalls ein aͤhn— liches ungünftiges Nefultat die Folge war, Der gefunde oder Eranke Zuftand des Gefaͤßes, die verfchiedene Structur verfchiedener Arterien, der größere oder geringere Zuſammen— bang der äußeren Zellgewebsbart mit der fibröfen Scheide find gleichfalls von Einfluß. In letzterer Hinſicht findet, 3. B., ein Unterfchied zwifchen der a. axillarıs und brachialis einerfeit8 und der a. iliaca und ceruralis andererfeits ftatt, woraus fib dag weniger Gefährlibe von Blutungen aus den erftgenannten Gefaͤßen im Vergleiche mit denen der leßteren erklärt. Der oben gegebene Fall Eann, wie ich glaube, als Bes weis dafür gelten, was früher mehr vermuthet, ald mit Be: ftimmtbeit behauptet werden Eonnte, wenigftens in Bezug auf den menſchlichen Körper, daß die Außere Membran allein ohne Gontraction der ganzen Arterie und felbft Gerinnung de8 Blutes an deren Mündung im Stande ift, augenblid= lih und andauernd das Ausſtroͤmen des Blutes an einer zer— tiffenen Arterie zu verhüten. (Dubl. Journ.,. Nov. 1843.) Gutartiges osteosarcoma. (Hierzu die Figuren 25., 26., 27. u. 28. auf der mit biefer Nummer ausyegebenen Tafel.) In der Sigung der pathologiſchen Gefellfhaft zu Dub: lin am 22. Sanuar 1842 legte Heir Adams der Goefell- fchaft einige Beifpiele von fogenannten gutartigen oSteo- sarcomae (Mütler’s Enchondrom) vor, Melde Hand und Fuß afficirt hatten. Das Sntereffantefte derſelben ver— dankte er Herrn Cuſack, welher am vergangenen Don: nerstage die hier in der Zeichnung beigefügte ſehr difforme Hand am Handgelenke erarticulirt hatte. Die Gefchichte des Falles ift folgende: Mary Bennet, 45 Jahre alt, aufgenommen in Stevens Hofpital im Anfange des Janu— ars 1842, abgemagert und anamifch; die rechte Hand in eine große Eugelförmige Maffe entartet, von dem- Umfange einer Melone, und 7“ im Durchmeſſer; Mittele und Ringe finger mit ihren Metacarpalknochen fhienen der Hauptſitz de8 Uebels zu ſeyn; rund um diefe hatte ſich die große Ge— ſchwulſt gebildet, fo daß der Zeige- und Eleine Finger weit auseinander gefpreizt waren; die beiden legten Phalangen des zweiten Fingers waren frei geblieben und ragten deutlich aus dem hintern Theile und der Gonverität der Erankhaften. Maffe hervor. Der Zeige:, Ring- und Eleine Finger was ten, in Folge der Größe der Geſchwulſt, unfähig gemacht, ihre Functionen zu verrichten, und befanden ſich in einem atros phifchen Zuftande, Figur 25. und 26.5 auf der Oberfläche der Gefhmwulft waren zablreiche, Kleine Erhabenheiten, einige derfelben weih und dunkel fluctuirend, über anderen war die Haut ulcerirt,. und aus den Fiftelöffnungen floß eine dünne, fötide Materie ab; am untern Theile der Gefhwulft befand fich ein tiefes, fauliges Gefhwür, aus dem oft Hi: morchagieen erfolgten. Das Uebel hatte mit einer Anſchwel— lung des Kopfes des Metacarpalfnochens des Mittelfingers begonnen; die Geſchwulſt hatte 3 Sabre lang langfam zu: genommen und 7 Sabre vergingen, bevor der Ningfinger auf gleihe Weiſe afficirt wurde; die Hautdecken waren dieſe ganze Zeit hindurch unverfehrt geblieben. Die Kranke gab an, daß fie ungefübe 8 Jahre hindurch Feine Schmerzen empfunden habe; aber am Ende diefer Zeit fingen die Be— wegungen des Fingers zuerft an, Unbequemlichkeit zu vers urfachen, und zumeilen traten in der Macht, wenn die Hand tubig lag, Schmerzen ein. Während der legten 12 Moz nate hatte die Gefhmwulft um das Doppelte an Umfang zus genommen, und die bededende Haut wurde an verfchiedenen Stellen roth, entzündet und endlich ulcerirt. Der fortdaus ernde ichoröfe und fotide Ausfluf, die Entzündung und Vers eiterung mebrerer Portionen der krankhaften Maffe und vor Allem die bäufigen Blutungen erklärten den Schwaͤchezuſtand und das fihledyte Aussehen der Kranken und indicirten die Erftirpation der Geftwulft, welche, wie fhon erwähnt, von Herrn Cuſack ausgeführt wurde. Autopfie: Die Garpalfnohen gefund. in Länge: fehnitt war in die Erankhafte Maffe gemacht worden, wel— cher longitudinal durch den Metacarpalfnohen des Mittels fingers hindurchging; diefer Knochen ift Eürzer, als gewoͤhn— li, und fein unteres Ende verlängert, von einer halbſphaͤ⸗ riſchen Vertiefung ausgehoͤhlt, welche von einer glatten, ge— faͤßreichen Haut ausgekleidet und von einer albuminoͤſen Fluͤſ— ſigkeit ausgefuͤllt war; der umgebende Knochen hypertrophiſch. Die aus der Geſchwulſt hervorragenden Phalangen der Fin— ger hatten jede directe Knochenverbindung mit den Phalan— gen, zu denen ſie gehörten, verloren, Figur 27.; die Ober: flibe des Schnitte an der Gefhwulft bot ein Enorpelarti= ges Ausfeben dar, als wenn eine weiche, halbdurchſichtige, cartilaginöfe Maſſe in halbrunden Zellen, die an Durchmefs fer von 1 bis 10 Lmien variicten, abgelagert worden wäre; die Zwiſchenraͤume zmwifchen den Cyſten waren von einer fehr gefäßreichen Zellhaut und die Cyſten felbft von einer glattın Membran ausgekleidet, und Enorpelartige Stüde von der Größe und Geftalt einer Erbfe ließen ſich vollſtaͤndig aus 13 mehrern Eleinen Gpften herausnehmen; eine diefer Cyſten enthielt, nachdem jie ihrer albuminofen Flüffigkeit entleert war, 2 Eleine, bhalbcartilaginöfe Körper, die mit dünnen Stielen an der Innenflaͤche dir Cyſte befeftige warın. Die größeren, Eugelförmigen Maffen erſchienen weniger Enorpelars tig, als die Eleineren, und boten mehr das Ausfeben einer von Cyſten umgebenen ſteatomatöſen Maffe dar; andere dar yeyen hatten eine Art braunlich» gelber Erweichung oder De: generation erlitten, wahrfcheinlih ın Folge einer fehleihenden chroniſchen Entzündung und einer nicht recht zu Stande ges fommenen Eiterung. Herr Adams legte ferner noh die Zeichnung eines Fußes von einem achtzehnjährigen jungen Menfhen vor, an welchem ſich ein Diteofarcom an der inneren Seite und am Fußruͤcken bis zur Größe einer Citrone entwickelt hatte, und vom Metatarfaltnochen der großen Zehe ausgegangen war, Figur 28.; die Geſchwulſt war durchweg von fefter Confi: ſtenz, und etwas uneben an der Oberfläche, die Haut ge: fund. Here Adams entfernte die Gefhmwulft an ihrer Ba— fis vom Metatarfaltnohen; bei der Unterſuchung zeigte fie eine Knochenſchaale, und in derfelben ein Enorpelartiges Ger: webe mit membranöfen Zwifchenwänden Der Kranke ges nas volljtindig. (Dublin Journal, Nov. 1843.) Falle von geheilter Paralyſe. Bon Dr. Hovell. Im Frübjahre 1840 wurde E. 3. von lymphatiſchem Tempera mente und nicht ſehr kräftiger Gonftitution von ptosis und Amaus roſe des rechten Auges befallen, wegen welcher Uebel er nacheinan— der drei Aerzte anſprach, welche ihm Alle Mercur in ziemlich gror Ger Dojis gaben, doch ohne Salivation hervorzurufen. Nachdem diefe Behandlung einige Monate lang fortgefegt worden war, wurs de die Ptofe gemildert, aber er blieb amaurotifh, wurde von Gars bunkel befallen und fein Allgemeinbefinden begann zu leiden. Im März 1841 wurde ih zu ihm gerufen, um ihn zu cathes terifiren und fand ihn im Bette, an Paraplegie mit retentio uri- nae und incontinentia alvi leidend; die Paralyfe war vollftändig, indem Senfibilirät wie Motilität unterhalb des zweiten oder drit— ten Rücdenmwirbels erlofhen waren. Diefer Zuftand hatte fechs Wochen angedauert, und außer den angegebenen Uebeln war noch bei den Verfuchen, den Gatheter einzufübren, cin falfcher Weg ger macht worden. Der Kranke hatte cine große More in der Lenden— gegend und ein Gefhwür auf jedem trochanter; er war fehr ab— gemagert, geſchwaͤcht und entmutbigt. h Ich verordnete zur Stärkung des Kranken eine Eräftige Diät, und Chinin mit Eifen und verdünnter Schwefelfäure, und ba bie Nächte fchlaflos zugebracht wurden, fo gab id 4 Gran Morphium Abends vor Schlafengeben. Ein kydroftatifches Bett wurde her— beigefchafft, welches, außer der größeren Bequemlidkeit, die es dar— bot, auch cine weitere Ausdehnung des ‘decubitus verhütete. Im Laufe des naͤchſten Monates war er bedeutend gefräftigt, und die Wirkung des Strychnins wurde nun zunäcft, aber obne Erfolg, verfuht. Um dieſe Zeit war dag einzige Zeichen von Vitalität in den Beinen cin zuweilen eintretendes convulfivifches Zucken der Muskeln. Ich ging nun zu der Anwendung eines electro:magnetie [hen Apparates über, und zwar wurden die Pole der Batterie in den hohlen Räumen hinter den malleoli interni über den nn tibia- les posteriores angebracht. In den paar erften Zagen erfolgte feine Wirkung, aber eines Morgens erzählte er mir mit großer Freude, daß er feinen großen Zeh bewegen koͤnne; bald darauf er» langte er die Kraft, alle Zehen beiwegen zu können, dann den Fuß zu beugen und zu ſtrecken und fo fort, bis er das ganze Bein ber wegen Eonnte. Die Motilitätsfraft war anfangs nicht ftark genug, 661. XXXI. 1. 14 um die Schwere des auf dem Bette liegenden Gliedes zu Üüberwins den; wenn es jedoch mit der Hand in die Höhe gıhoben wurde, fo fonnte er den Dber = und Unterſchenkel biugen und wider ausſtrek⸗ ken. Um diefe Zeit war auch die willführliche Kraft über die Biafe und den Mafttarm cinigermaoßen wiederbergiftellt, und ia) ließ nun den «iecrrifchen Strom directer durch die Theile gehen, indem ic) den einen Pol an das Ente eincs in die Blafe einges braten Gatheters und den anderen oberhalb des Kreugbeins befes ftigte. In einer Beziehung waren tiv Wirkungen des Galvaniss mus fehr auffallend; vor feiner Anwendung waren die Muskeln des Beines dünn, geſchwunden und fchlaff, fie wurden jetzt voller, feft und feibft hart. Während des unmittelbaren Ginfluffes des Galvanismus trat eine conftante und Eräftige Muskelcontraction ein. Senes war nun mehr als ficbenzig Mal angewendet worden, ‚jedes Mal im Durchſchnitte mehr, als drei Viertelftunden, und der Kranke hatte allmälig ſoviel Kraft erlangt, daß er, auf beiden Seiten unterftügt, ein bie zwei Schritte geben Eonnte. Um dieſe Zeit, vie Monate nad dem Beginne ber von mir eingefchlagenen Behandlung, mußte diefeibe gewiffer Umftände wer gen untirbrechen werden. und wurde, da er bald darauf auf's Land ging, nicht wirder fortgefegt. I sr kann er eine Meile (Enat.) weit, nur auf einem Stode geftügt, achın; fein Allgemeinbefindın ift beffer, als vor feiner Krankbeitz Blafe und Maftdarm fungi— ren zwar nody nicht normal, abır ır hat doch die Herrfchaft über fie; er reitet bäufia aus. Sch muß noch hinzufügen, daß er feche Sabre vor dem Eintreten der Paraplegie und fehs Monate nach feiner Verheirathung einen Anfall von Hemiplegie befommen hatte, von dem er vollftändig gınıfen war. — II. Sobn Dehalfted, einundzwanzig Jahre alt, war in’s London Hospital am 31. Sanuar 1333 aufgenemmen worden, in— dem er von einer Höhe von 14 Fuß auf das Verde eines Schiffes gefallen war und ſich den Kopf gegen eine Eifenftange geſtoßen hatte. Er Elagte über Schmerz oberhalb des linken Scläfenmues fels, wo einige Zeichen heftiger Quetſchung vorbanden waren, ſo— wie auch über ftarke Schmerzen im Rüden, befonders oberbalb des fiebenten Halswirbels und der drei oberen NRüdenwirbel; die Pere cuſſion längs des PVerlaufes der Wirbelſaͤule verurfachte niraents Schmerz. Er empfand audy eine ftarte Taubbeit im rechten Beine, die Senjibilität war erhalten, aber div Mot’litär gänzli verloren gegangen. Er bracte eine unrubige Nacht zu und Flaate am näcften Morgen über große Schmerzen im unteren Theile der Bruft, die nah dem Rüden hinſchoſſen; auch war etwas Fieber mit heißer Haut u. f. w. vorhandınz der Puls war langfam, Elein und mübfam. (Aderlaß von Zxvı, vierzig Blutegel an's NRüdgrat; eine Auflöfung eines Antimonfalzes); der Urin mußte wegen retentio urinae mit einem Catheter abgelaffen werben. 9 Uhr Vormitt. Er bat das rechte Bein theilweife, wiewohl unmillführlich, bewegt, indem er noch feinen willkuͤhrlichen Einfluß auf daffelbe bat: wenn man die Fußſohle Eigelt, fo wird das ganze Glied Erampfhaft contrabirt. Am nädften Zage ließ er etwas Urin, und das Ficber war etwas gemildert. R Hydr. muriat. mit. Pulv. Ipecac. comp. a gr. jj. Ale vice Stunden zu nehmen. 3. Februar. Mehr Blutegel an die Wirbelfäule; der Kranke laͤßt feinen Urin; die Contraction der Muskeln bei'm Kigeln des Fußes bat bediutend nadıgelaffen, aber die Paralyfe dauert noch fort. (Calomel fortzufegen). Ein Abſceß batte fih oberhalb des rechten Schläfenmusfels gebildet, welcher geöffnet wurde und Eiter, mit coagulirtem Blute und Serum gemifcht , entleerte. 6. Februar. Sehr gebeffert, der Mund ift etwas afficirt (Mercur fortzulaffen). Am Abend des 8. Februar fing er an, zu deliriren, und zwar fo beftig, daß er nur mit Schwierigkeit im Bette gehalten werden konnte; der Puls war ſchwach und die Er: tremitäten kalt. Er nahm 40 Tropfen Laudanum in einem Glafe Wein, brach es aber faſt fogleich wieder aus. Er befam nun I Gran Morphium alle zwei Stunden, bis er ruhig werden würde, 15 661. XXXL 1, 16 Nach der vierten Gabe verfiel er in einen tiefen Schlaf, welcher bis zur Mitte des nächlten Tages andauerte; am naͤchſten Abend traten leihte Delirien ein, welche von Neuem durch Morphium befeitigt wurden. Bon diefer Zeit an ging er feiner Genefung entgegen und wurde am 10. April entlaffen, indem er den Gebrauch des gelähme ten Beines, den großen Zeh ausgenommen, wiedererlangt hatte. Us er fpäter zum Hoſpital zurücdkehrte, war der willkuͤhrliche Einfluß und die frühere Kraft völlig wiederhergeftellt. Um diefelbe Zeit wurde ein anderer junger Mann in’s Spital aufgenommen, welcher ungefähre 7 Fuß hoch von einer Leiter heruns tergefallen war und einen Schlag oberhalb des vierten bis fünften oberen Ruͤckenwirbels erhalten hatte. Er Elagte über Schmerz an die— fer Stelle, und bei der Unterfuchung der Bruft bemerkte ich, daß der Bruftkaften unthätig und beiwegungslos bei der Ja- und Erfpiras tion in Folge einer Paralyfe der Intercoftalmusteln blieb, indem die Refpiration vornehmlich durch das Zwerchfell und die Bauch— musfeln ausaeführt wurde. Er wurde mit allgemeinen und örtlis hen Blutentziehungen und Mercur behandelt und war nach wenis gen Zagen wiederhergeftellt. Die Paralyfe im erften Falle fcheint von allgemeiner Schwaͤ— che und einem krankhaften, wahrſcheinlich andämifchen Zuftande des Ruͤckenmarkes — einem Zuftande, der vielleicht beginnender Erwei— Kung analog und mit der Zunction des Rüdenmarkes, der Inners vation unvereinbar ift, — abhängig geweſen zu ſeyn; die wieder: holte und fortgefeste Anwendung des Mercurs einige Monate vor— ber terug, nach meiner Anfiht, zur Erzeugung des Uebels mit bei, Menn wir eine dem Calomel beigelegte Wirkung erwägen, nämlich die, das rothe Blut raſch zu zerftören (!), fo erfheint Jenes mehr als wahrſcheinlich. Die auffallend gute Wirkung des Chinins und Eifens in diefem Falle mag vielleicht zur Unterjtüsgung der Anſicht Liebig’s dienen, da& diefe und andere Mittel derſelben Claſſe dadurch wirken,.daß fie ein Bildungs- oder Elementarprincip, wels ches im Gehirne oder Rüdenmarke fehlt und zugleich für die ge: funde und normale Befhaffenheit deffeiben, ſowie für die Ausübung feiner Function, nothwendig it, berbeifhaffen. Die Schwihe des Hrganismus, als abhängig von der phosphatifhen Diarhefe, läßt fih leicht dadurch erflär n, dag der Organismus einiger wichtigen mit dem Harne ausgefchiedenen Gonftituentien verluftig gebt, und die am Schnellften wirkende und, in der That, einzige Weife, das Uebel zu heilen, befteht darin, jene Ercretion zu verhindern, oder auch das fehlende Princip kuͤnſtlich zu erfegen. Mercur trug andrerfeits ohne Zweifel in den beiden anderen Fällen zur Genefung mit bei und möchte im Allgemeinen bei traue matifcher Paralyfe, wo feine fpontane Heilung eintritt, angerciat feyn. Sn dronifhen Fällen von Paraplegie und anderen Fäls len der Paralyfe ift die Diagnofe und die danach einzurichtende Behandlung fhwieriger. Dr. Farre ift der Anfiht, daß Mercur da ftets angezeigt fey, wo Paralyfe bei Perfonen vorkommt, welche eine Tendenz zu Entzündungen der feröfen Membranen mit Ablas gerung von Lymphe baden, und daß derfelbe in ſolchen Fällen in großen Gaben anzuwenden ſey. Da wo ein geihmächter Zuftand des Organismus mit Anämie und mehr ein Gongeftivgujtand, als wirkliche plethora, vorhanden ift, verfprechen der Galvanismus und die electriſch-reizenden Mittel, zugleih mit tonicis, am Meiften Erfolg. Es ift noch zu bemerken, daß in den beiden Icgten Fällen die Paralyfe durch eine Erfhütterung des Ruckenmarkes bei oder nahe bei dem Urfprunge der die afficirt gemefenen Theile verfehenden Nerven hervorgebracht war. (london med. Gaz., January 1844.) Miscellen. Ueber Blafenfheiden-Brüd)e, oder cystocele vagina- lis, theilt Herr Malgaigne in feinem Journal de Chirurgie feine Beobachtungen aus dem Gentralbureau der Parifer Spitäler mit. Danach ift die einfache Eyftocele unter allen, im Scheidencanale vorkommenden Brüchen und Vorfällen die haͤufigſte. Man findet fie zwifchen dem dreißiaften und vierzigften Sahre und naͤchſtdem zwie ſchen dem vierzigften und funfzigften am Häufigften, meit feltener im höheren Alter und nie (oder faft nie) vor dem zwanzigften Sabre, Schwangerfhaft und Entbindung geben häufig die prä« disponirende Urſache, doc find fie nicht nothwendig. Beſchaͤftigung fcheint von wenig Einfluß, indeß kommt die Krankheit bei Wär fcherinnen doch häufig vor. Die Größe der Geſckwulſt variirt zwifchen der eines Tauben» und Huͤhnereies, doch findet man audy Fälle, wo die Geſchwulſt fauftaroß zwifchen den Schaamlippen hervorragt. Die Gefhwulit enthält bald den Grund, bald den mittleren Theil, bald nur den Hals der Blafe, und bei ſehr Eleiz nen Gefhwülften auch wohl die Harnröhre. — (Ueber das Ver: bältniß der eystocele zu prolapsus uteri et vaginae habe ich in meinen Chirurgiſchen Kupfertafeln, 82. Heft Zafel CDXVI. und CDXVII., eine Reihe von Beobachtungen mitge— teilt. R. 8.) Ueber den Gebraud der Platina gegen syphilis hat der verftorbene Fricke Verfuche angeftellt, deren Ergebniffe in Dppenheim’s Journal, Februar 184%, mitgetheilt find. Es erges ben fih daraus folgende Refultate: — 1) Daß das Vlatin » Natrium: Chlorid in Kleiner Dofis (1 bis 4 Gran) feine auffallende objective und fubject've Erfcheinunaen, abgerechnet geringe Verdauungsbe— fhwerden, Berftopfung, etwas Magendrücen, welche indeg bald verſchwinden, darbietet, wenngleich es keinem Zmeifel unterliegt, da& größere Dofen auffallendere Störungen herbeiführen werden. 2) Daß daffelbe, verfteht fich immer in Eleiner Doſis, auf fein beftimms teg Draan erkennbar fpecififh einwirkt. 3) Daß eine durch daffels be bervorgerufene allgemeine Umftimmung des vegetativen Lebens möglich ift, in den vorliegenden Fallen aber nicht erkennbar war. 4) Daß cine fpecielle Einwirfung deffetben auf einzelne Syſteme, z. B. auf die Schleimbaͤute, nicht nachgewiefen werden konnte, 5) Daß cs Feinen Einfluß auf Afterproductionen und Degenerationen, von denen anzunehmen war, daß fie auf dyscrafifchem Boden hafz ten, bemerfbar äußerte. 6) Daß mithin feine Wirkſamkeit bei ver— alteten Trippern, weißem Fluffe, Gondylomen, ſyphilitiſchen Defors aanifationen u f. w. mweniaftens fehr problematifh it, und die Anwendung deſſelben in diefen Fällen jedem andern, mehr rationel- len die Individualität des Kranken berüdjichtigenden Verfahren nachſtehen muß. Bibliographische The medals of the Creation, or first Lessons in Geology and in the Study of organic Remains; including Geological Ex- cursion to the Isle of Steppey, Brighton, Lewes, Tilgate Forest, Faringdon, Swindon, Calne, Bath, Bristol, Crich Hill et. By G. A. Mantel, Esq. ete. Illustrated by co- loured Plates and several hundred beautiful Woodcuts of fos sil Remains. 2 Vols. Loudon 1844. 8. George Biddel Airy, magnetical and meteorological Observa- tions, made at the Royal Observatory, Greenwich, in the Years 1840 and 1841. London 1345. 4 Weniger Observations on the epidemic Fever of 1845, in Scotland anıl its connection with the destitute Condition of the Poor. By W. Pulteney Alison. Lonpon 1844. 8. Miscellaneous Contribution to Pathology and Therapeuticsz being a Series of original and practical Papers on Rirkets, Hydrocephalus, Impotence and Sterility, Pulmenary, Apo- plexy and Haemoptysis etc. By James Richard Smytk, M D. Linton 1344. 8. ' Es —ñ— — (dierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Uene Wotizen a u s dem Gebiete der Matur- und Beilkunde, arfammelt und mirgerheilt von dem ObersMedieinafratbe E roriep zu Weimar, und den Medicinafrarhe und Profeſſot Froriep gu Berlin. No. 662. (Nr. 2. des XXXI Bandes.) Juli 1844, Gedrudt im Landes = Snduftries Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gr 1 BON: MaaE: AENE N BENN ; Ueber die Gampanularien an der Küfte von Oftende in phyfiologifcher, embryogenifcher und zoologifcher Beziehung. Bon P. 3. Ban Beneden. *) (Pierzu bie Figuren 1. bis 21. auf der mit voriger Nummer [Nr. 1. diefes Bandes) ausyegebenen Zafel.) Die Entwidelung der niedrig organifirten Gefchöpfe müßte, auf den erften Blick zu urtheilen, ebenfo einfach ſeyn, als deren DOrganifation; allein je mehr fidy die Beobachtun— gen vervielfältigen, um eine fo größere Mannigfaltigfeit von Formen ftellte ſich unfern Bliden dar, Nah dem, mas uns die Herren Siebold und Sars Über die fo höcft merfwürdige Entwidelung der Medufen mitgetheilt haben (vgl. Siebold, Beiträge zur Naturgefhichte der wirbels lofen Thiere, in 4. Danzig 1839, und Sars in Wieg« mann’s Archiv, Sabrgang II.), bieten ung nunmehr die Gampanularien und Zubularien einen fehr fchlagenden Be— leg hierfür dar. Diefe in ihrer Textur fo einfahen Poly: pen erleiden Achte Metamorphofen, und zu der Zeit, wo fie fih ihrer volftändigen Entwidelung, oder vielmehr dem fortpflanzungsfähigen Alter nähern, ift ihre ‘Drganifation nibt am Zufammengefegteften. Mehrere Organe des be— zügliben Lebens find nur. in dem zweiten Stadium ihrer Entwidelung vorhanden, und bereit verfehwunden, wenn diefe Polnpen ihre leste Geftalt annehmen. Nach dem Aus: Eriehen aus dem Cie befißen fie fümmtliche Charactere der Medufen, fowie deren Bewegungs= und Lebensweiſe, na» dem fie ſchon im Eierſtocke mit den Afterien und Hydren eine große Aehnlichkeit befaßen. Als erwacfene Thiere fteis gen diefe Gefchöpfe wieder eine Stufe tiefer in der organis fhen Scala. herab, während wir in den übrigen Glaffen gewöhnlih das Gegentheil hiervon finden. Die Formen, *) Diefe, in zoophytologifher Beziehung, höchft intereffante Abe handlung, von der wir hier das Wichtigſte mittbeilen, ift ſo— eben im XVII. Bande der Memoires de l’Academie royale de Bruxelles erſchienen. No. 1762. — 662, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 36. oder 3 Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr Die Tafel Core Abbildungen 6 99x 3 80 ar Riss Ur En De die fie vorübergehend annehmen, haben manche Forfcher ge: täufcht, fo daß leßtere verſchiedene Species, ja Genera das rauf gegründet haben. Die Medusa marina, Slabber, aus der Peron und Refueur unter dem Namen Ophe- lia eine eigne Gattung gemacht haben, ift nichts weiter, ald eine junge Campanularia. Ebenſo verhält es ſich mit der Medusa papillata, Ot. Fr. Müller, und meh— teren andern Arten, Der Naturforfcher, welcher fih damit befaßt, den Gang der Mopdificationen zu fludiren, melde die organifirte Materie erleidet, und der Glafüficator finden demnach hier Gelegenheit zu wichtigen Beobahtungen. Um die Nothwendigfeit neuer gründlicher Unterſuchun— gen bei dem jegigen Stande der Zoologie noch deutlicher hervorzuheben, wollen wir eine kurze hiſtoriſche UWeberficht mittheilen, und erſt dann die fraglichen Thiere in anatomis ſcher, phyfiologifher und embryogenifher Beziehung betrach— ten, zum Schluß aber von den Arten handeln, welde wir an den Küften bei Dftende zu ftudiren Gelegenheit hatten. Mir werden nur der Arbeiten derjenigen Schriftfteller gedenken, welche diefe Thiere im Naturzuftande beobadı: tet haben. Ellis befchrieb im Jahre 1756 unter dem Namen Corallinen Seeproducte, welche in der Geftalt Pflanzen gleihen, indem fie aus mehrern dünnen, in feine Zweige getheilten Aeſten beſtehen. Die Campanularien find für den genannten Engliſchen Naturforfcher Corallinen: er befchreibt mehrere Arten derfelben und berichtet über dag Thier und deffen Fortpflanzung viel Merfwürdiges. *) Ellis hat das Thier diefer verfchiedenen Gorallinen nicht nur gekannt und abgebildet, fondern auch, die Blaͤs— den mit ihren an der Nabelfchnur (Sic) befeftigten Eiern ſtudirt. Diefe Eier, fagt Ellis, find lebendig geworden und fcheinen ihm offenbar lebende junge Polypen zu fenn. MWährend er fie beobachtete, fah er manche derfelben ſich ab- löfen, ſich ausdehnen und bewegen, und zwar in derfelben *) Ellis, Naturgeſchichte der Corallinen. 2 19 Meife, wie es bei den Süßwafferpolypen (Hpdren) ber Fall ift. Diefe jungen Polypen entfalten, wie amdere Polypen, ihre am Kopfe kreisförmig geordneten Greiforgane. Die Ab: bildung, die er von ihnen mittheilt, gleicht derjenigen, welche neuerdings von den Herren Kiffer und Loͤven befannt gemacht worden ift. Che die jungen Polypen frei werden, liegen fie an der Oberfläche der Eierſtockskapſel. Diefe Ellis’fhen Beobahtungen find offenbar nur von einer geringen Zahl von Naturforfchern verftanden tor: ven, Um deren Wichtigkeit zu würdigen, mußte man eis nige Entwidelungsphafen dieſer Thiere Eennen; allein der Leitfaden, welcher jeder Beobachtung ihre richtige Stelle an: weif’t, fehlte der Wiffenfhaft noch. Gavolini ftellte einige Jahre fpäter Beobachtungen über die nämlichen Polypen im Meerbufen von Neapel an; allein er gelangte zu fo verſchiedenen Refultaten, daß er nicht anfteht, die jungen Polypen des Ellis für Gebilde der Phantafie zu erklären. *) Die Eier verlaffen. fagt Ca— volini, den Eierſtock, ehe fie mit irgend einem äußern Organe verfehen find, und fie feben gerade aus, wie Plan: zenfaamenförner. Abweichendere Refultate laffen fid nicht leicht denken, und dennoch find dieß zwei Maturforfcher, die für ungemein glaubwürdig und geſchickt gelten müffen. Die Frage blieb durchaus unentfchieden, bis Herr Grant feine Beobachtungen über die Campanularia diechotoma bekannt machte. **) Er erklärte zuvorderft Alles, was Tein Landsmann Ellis von diefen jungen Polypen gefagt hatte, für irrig, und fuchte, wie dieß gewöhnlich geſchieht, den Beobachtungen deſſelben eine foldhe Auslegung zu geben, daß fie den feinigen nicht mwiderfprehen. Man begreift einiger maaßen, wie Grant ſich in diefer Beziehung zu weit fühs ven laffen fonnte; denn da er in allen Stüden Cavolini beipflihter, fo glaubte er fhon aus diefem Grunde die Els lis ſchen Beobahrtungen für durhaus ungenau erklären zu müffen. Wenn die Refultate der Beobachtungen in einem fo grellen Widerfpruche miteinander ftehen, fo ift dieß faft im— mer ein Zeichen, daß noch wichtige Thatfachen zu ermitteln übrig find, und es ift dann gewöhnlich mißlich, fi zu Guns ften der einen, oder der andern Anficht zu entfcheiden, bes vor die Luͤcken in unfern Kenntniffen ausgefüllt find. Un— ferer Anſicht nah, haben ſowohl Ellis, als Cavolini und Grant, nur befchrieben, was fie wirklich gefehen ha: ben; allein Eeiner dieſer Forfcher hat den Gegenitand mit der nöthigen Ausdauer ſtudirt. Wenn fih die Zhatjachen ganz in der nämlihen Weiſe wiederholen follen, müffen die Beobahtungen genau unter denfelben Umftänden angeftelft werden; man muß häufig gerade diefelben Species ftudiren, und wenn dieß auch nicht in Bezug auf die gefammte Ents widelung vom ie bis zur vollftändigen Ausbildung des *) Cavolini, Memorie da serv. alla storia nat. de pol. mar. Napoli, 1785. **) Grant, Edinburgh new philosophical Journal, Vol. I., p. 150. Vergl. Notizen aus dem Gebiete der Nat.» und Heilk, Kr. 440. (Nr, 22%, des XX. Bdes.), Mai 1828. 662, XXXI. 2. 20 Geſchoͤpfes gefchieht, fo muß es doch wenigftens bis zur namlihen ntwidelungsphafe gefhehen. Diefe nämlihen Umſtaͤnde laffen fich aber fehr felten genau wieder herbeifuͤh— ten, und darin eben liegt häufig der Grund der Verfihies denheit in den Refultaten. ; % Herr Grant hat die nod im der Kapfel enthaltenen Eier der Campanularia diehotoma beobachtet. Er hat „laͤngs der Oberfläche der Eier eine Strömung und um diefelben her jenen eigenthümlichen f[hwingenden Gürtel bemerft, den man an gewimperten Oberflächen ftets wahrnimmt." Als die Kapfel zerriffen wurde, traten Die drei Eier heraus und fingen alsbald an, auf dem Boden des Gefäßes ſich hin und her zu bewegen. Er Eonnte dann „die ſchwingen— den Wimpern an ihrer Oberfläche deutlich ſehen.“ Wenn Herr Grant der Einzige wäre, welcher an ber Dberfläche der Eier ſchwingende Wimpern beobachtet haben wollte, fo würden wir einen Anftand nehmen, zu behaups ten, daß die Bewegung der Flüffigkeit um das Ei her ihn in eine optifhe Taͤuſchung habe verfallen laffen, fo daß er an die Anmwefenbeit von Wimpern glaubte; denn diefe Bes wegung erftredt ſich über den ganzen Polypen und felbft bis in's Innere des ovarium; allein in neuefter Zeit hat Herr Löven diefe Anfiht Grant's beftätigt, und wir beſchraͤnken uns alfo Darauf, anzugeben, daß wir in Eeiner Entwidelungsperiode der Eier ſchwingende Wimpern an des ten Dberflähe haben wahrnehmen koͤnnen, und zwar bei Eeiner der in der Grant’shen Arbeit namhaft gemachten Arten von Campanularia. Meyen hat ebenfalls von diefen Polnpen im jugend: lihen Alter gehandelt. *) Er will gleihfalls ſchwingende Wimpern am Umereife der Eier gefehen haben: allein er weicht infefern von Herrn Grant ab, als er die Bildung von Zentafeln vor dem Austritte des Jungen aus der Ei— erſtockskapſel beobachtet haben will. In diefem legtern Puncte flimmen unfere Beobachtungen mit denen des Preußifchen Naturforſchers überein. Sn den Philosophical Transactions vom Sabre 1834 hat Herr Kifter Beobachtungen über die Campanu: larien befannt gemacht. *) Er fah, gleih Ellis, Eier, fieben an der Zahl, welhe an der Eierſtockskapfel befeftigt waren. Diefe bildeten an der Seite, wo die Kapfel ſich öffnet, eine Hervorragung, und er fah Körperchen hervor: Eommen, welche Ueberreften von Membranen glihen. Der Körper diefer jungen Polppen ift von ovaler Geitalt und mit einem kurzen Stiele verfehen. Am Vordertheile der Kapfel bildet fih eine Deffnung, und die im Innern bes merkbaren beweglichen Theilhen fahren aͤußerſt raſch aus diefer Deffnung hervor. Sie ſchlagen verfhiedene Richtun— gen ein, und man muß ihnen, der Meinung Liſter's nad), wohl eine eigenthümtiche Vitalität zuerfennen. Der Mund öffnet und fchließt fih, und Here Kifter hat zwar dieſe *) Meyen, Reife um bie Erde. Nova acta Academiae nat. cur. Vol. XVI.. Supplem. p. 193. *«) Lister; Some Observations on the Structure and Func- tions of tubular and cellular Polypi. Phil. Trans. 1834, p- 375. 21 jungen Polnpen nicht ſich ablöfen,, aber ihre Geſtalt veraͤn⸗ dern und durch Abforption verfdiminden ſehen. Dieſe Lifterfchen Beobachtungen find genau, aber une vollftändig. Die Jungen hängen wirklich zur Zeit, wo fie gelegt oder geboren werden, an der Kapfel feft; allein wenn man fie eine Zeit lang nicht aus den Augen läßt, fo fieht man, wie die jungen Polnpen ſich ablöfen, ihre Anhängfel allmälig entfalten und fih frei um den Mutterpolypen ber bewegen, Die Abforption des Sungen darf nur einer Zer— fegung oder Schwaͤchung derfelben zugefchrieben werden, der fie zur Zeit der Beobachtung zufällig unterlagen. Die bes weglihen Partikelchen, von denen der Verfaffer redet, find nur die Kügelhen, melde die im Innern der ganzen Cos lonie befindliche Fluͤſſigkeit mit fi fortführt, und welche ſchon Cavolini mit den Blutkuͤgelchen der höher organis firten Thiere verglichen hatte. Zwei Sabre fpäter machte ein anderer englifcher Na— turfoſcher, Herr Dalyell, Beobachtungen über denfelben Gegenftand bekannt. *) Ihm zufolge find die Gier anfangs unbeweglich; allein na und nad nehmen fie langfame Bes wegungen an, weldye durchaus von denen verfchieden find, die man bei den Eiern der übrigen Polnpen, wie, 3. B., bei den Sertularien, Sluftren, Actinien und Alcyonen beobadhs tet. Diefe Eier, fagt Herr Dalyell, gleichen denen der Medufarien. Ehe er ihren Urfprung Eannte, batte er fie Animaleulum tintinnabulum genannt , weil fie in der Geftait einem Gloͤckchen gleichen. Der Körper der jungen Polypen nimmt fich wie ein Uhrylas aus und ift am Rande mit 25 Tentakeln, die wie Franſen ausfehen, fowie in der Mitte mit einem Anhängfel verfehen. Sobald die junge Campanularia ſich abgelöft bat, ſchwimmt fie ſtoßweiſe und taucht von Zeit zu Zeit. In diefem Zuftande beobach— tete fir Dalvell at Tage lang. Aus den Eierſtockskap— fein ging £ein anderes Product hervor, als diefe jungen Po— Iopen. Diefe Beobabtungen wurden an dir Sertularia (Campanularia) diehotoma angeftellt und ſtimmen in jeder Beziehung mit den unfrigen überein. Endlih hat Herr Löven in den Verhandlungen der Stodholmer Academie eine Abhandlung über diefen Gegen: ftand befannt gemacht **), allein bevor ich diefelbe beleuchte, wird e8 nicht unpaffend feyn, ein Paar Worte über die Art und MWeife zu fagen, wie Ehrenberg diefe Polypen in Betreff der Gefchlechter betrachtet ***) Der gelehrte Berliner Mikrograph nimmt an, es gebe von diefen Polypen weibliche und gefihlechtslofe Sremplarr. Er hat bei den Gorynen und Sertularien die vorne offnen Kapfeln gefeben, und nicht felten findet man in denfelben Polppen , die zwar nod nicht vollftändig entwidelt, aber ”) Edinb. new philos. Journ. XXI, 91 — 92, 1836. v. Fro— riep's Notizen, Bd, L, Nr. 6 und Bd. XLIl, Nr. 18. Iſis, 1838. "+, Verhandlungen der Eönigl. ſchaften, 18355. MWiegmann’s Archiv, und 321. a) — Korallenthiere des rothen Meeres, Berlin, 1884, S. Schwed. Academie der Wiffen: 1837, p. 249 662. AXKI. 2, 22 doch fchon mit Tentafeln verfehen find. Um diefe ber, fagt Ehrenberg, bemerkt man Gier. Diefe Eremplare be— trachtet der Verfaffer als Weibchen, während die übrigen ihm für geſchlechtslos oder unfiuchtbar gelten. Unfern Beobachtungen zufolge, find diefe angeblichen Weibchen nichts Anderes, als die den jungen Individuen, welche mit Eiern umgeben find, die in der Entmidelung weniger weit fortgejchritten find, als diejenigen, aus denen fie felbft gekrochen find, gemeinfchaftlihe fleifhige Maffe. Diefe Polypen find eierlegend-lebendiggebärend (ovosvivipar); bie Eier entwideln ſich naceinander, und das Junge, wels ches zuerſt auskriecht, iſt, Herrn Ehrenberg zufolge, ein Meibhen, hinter welbem man fi Eier entwideln fieht. Es liegt aber fo wenig ein genügender Grund vor, dieſe Individuen als Weibchen zu betrachten, als den Eifad, welcher fi bei den Hydren an der Seite des Körpers ent widelt , ein Weibchen zu nennen, Wir müffen annehmen, daß Herr Ehrenberg dieſe Anſicht nicht aus dem Studium der Sertularien und Cam: panularien gefchöpft habe. *) Mit diefer Etelle Ehrenberg's vor Augen, fchrieb Here Loͤven feine Abhandlung. Er betrachtet die Erflä- rung Ehrenberg’s ohne Weiteres für richtig und bedau— ert fogar, daß feine Vorgänger diefe finnreidye Unterfcheis dung der Geſchlechter nicht gekannt haben. Diefe Bemerkungen theilte Herr Löven im Sahre 1835 dem Publicum mit. Die achfelftändigen Kapfeln hält er alfo nicht für Eierftocsfapfeln, fondern für weiblihe Sins dividuen, und die mirflihen Polypen, obne einen Grund dafür anzugeben, für männliche Individuen. Der ſchwedi— ſche Naturforfher erblict, in der That, in den achfelftändigen Kapfeln faft volftändig entwicelte Polypen und fieht hinter denfelben Eier, die mit ſchwingenden Wimperbaaren befest find, und die er ald ein Product jener Polypen betrachtet. Diefe Eier werden vor der Entwidelung irgend eines Orga— nes audgetrieben. Bei der Gattung Syncoryne (Tubularia) bat Herr Loͤven etwas Aehnliches beobachtet, jedoch mit dem Unter: fhiede, daß er die Meibchen ſelbſt fi) von dem Stiele ab: löfen und frei umherſchwimmen ſah, und dafi er in ihrem Innern £eine Eier wahrnahm. „Aber noch,“ fagt der Vers faffer, „ift übrig, genau zu beobachten, wie die Meibchen fih frei mahen und die Eier fih entwickeln.“ Diefe letz— tere Beobachtung eben würde Herrn Loͤven die Augen ges öffnet und ihm die Unrichtigkeit der Ehrenbergfchen Bes ſtimmung baben erkennen laſſen. Diefe in Betreff der Syncorynen gemachten Beobad)- tungen ſtimmen in allen Puncten mit denjenigen überein, welche wir hinfihtlib der Gampanularien angeftellt haben, und zwar in dem Grade, daß man bei der Vergleihung der Figuren glauben möchte, wir hätten daffelbe Sndividuum vor ung gehabt. Wir werden fpäter die große Aehnlichkeit nachweifen, welche in diefer Beziehung zwilchen den Campas nularien und Tubularien herrſcht. *) Wiegmann if bereits gegen biefelbe aufgetreten. 2 * 23 Mir haben beobachtet, baß beide ſich genau in derfels ben Weife fortpflanzten, wie ſehr auch fonft die eine Gat: tung von der andern abweihen mag. Uebrigens dürfte es bei diefen Zhieren, fo gut, wie bei anderen Polypen, vers fhiedene Arten der Fortpflanzung geben. Im Jahre 1859 theilte Herr Milne Edwards ber Pariſer Academie der MWiffenfhaften mit, Herr Nords mann babe fo eben die Bewegungsfähigkrit der Campanu— larien im jugendlichen Alter genau ermittelt. Die jungen Polypen feyen frei, mit Anhängfeln verfehen und den Mes dufen ungemein ähnlich. *) In Betreff der Entftehung diefer Thiere herrſchen dem: nach gegenwärtig zwei einander fchroff geyenüberftehende An— fihten. Manche Forſcher haben die Ellisfhen, andere die Cavolinifhen Beobachtungen beftätiset. Die Herren Dalyell, Löven (in Betreff der Syncorynen) und Nords mann ftimmen mit dem Erftern rüdfichtlih der Entwidel: ung von äußern Organen im Augenblide der Geburt, der Aehnlichkeit der Jungen mit dei- Medufen und ihrer Loco— motion überein; während die Herrn Grant und Loͤven— (in Betreff der Campanularien) die Eier mit ſchwingenden Mimperhaaren bedeckt und bei'm Austreten aus dem Eier: ftodfade ohne irgend ein aͤußeres Organ fanden. Meyen pflichtet dieſen Letztern hinſichtlich des Worbandenfeyns der ſchwingenden Wimperhaare, aber nicht ruͤckſichtlich des leg: tern Punctes, bei. Muͤſſen nun nothwendiq die Einen oder die Andern Unrecht haben, oder trifft man etwa bei den Gampanularien, je nach den verſchiedenen Jahreszeiten oder Species, mehrere Arten der Reproduction? Dick ift die Trage, deren Erledigung wir beabfichtiyen, Wir haben die: fe Polypen in allen ihren Entwidelungsftadien, von dem Erſcheinen des Eied, wenn es noch aus feinen durchfichtigen Bläschen befteht, bis zu ihrer Verwandlung aus Medufen in Campanularien ftudire, indem wir dem Auftreten der verfhiedenen, theils zeitweiligen, tbeil® bleibenden Drgane die größte Aufmerkfamkeit widmeten. Wir begannen diefe Unterfuchungen im Laufe des Aprils und feßten diefelben ununterbrodhen bis zum folgenden Sanuar fort, wiederholten unfere Beobachtungen und fanden ohne Ausnahme Dvarien, welche Junge in verfchiedenen Entwidelungsgraben enthielten. (Nun verbreitet ſich der Verfaffer über feine Unterfu: hungen in Betreff der Structur der Campanularien und der Girculationsbewegung, welde in deren Innern ftattfin: det. Die Nefultate, zu denen er gelangt, ftimmen faft durchgehends mit dem überein, was gegenwärtig in ber Wiſſenſchaft allgemeine Geltung hat. Sm dritten Gapitel handelt er von der Neproduction, wie folgt) : Gleich allen diefen Polypen, befißen die Campanularien zwei Neproductionsarten, die durch Knospen und die durch Eier. Wir wollen zuvörderft Einiges über bie erftere be: merken. Die Knospen bilden ſich auf dieſelbe Weiſe, wie bei den Hydren; als einfache Auswuͤchſe, welche ſich nach Au⸗ *) Comptes rendus de PAcadé mie des Sciences, 1839, 662. XXXI 2, 24 fen entwideln und diefelbe Geftalt annehmen, wie der Zweig, aus dem fie hervorwachſen. Diefe Knospen entite= hen in beftimmter Zahl und in. beftimmten Entfernungen voneinander, und diefem Umftande verdankt der ‚Polypens ftamm ſeine vegelmäßige Geftatt. Die Kapfel, welche die Eier enthält, bildet fih genau in derfelben Weiſe, wie diejenige, welche den Polypen ente hält. Im letzteren Falle gewinnt die Knospe, nachdem fie ihre volle Fänge erreicht hat, an Dice, und der Polyp oder die fie ſchuͤtzende Scheide verändert fih. Die gemeinſchaftli— che Höhluny erſtreckt fi bis in die Spike, und man be= merkt die Girculationsbewegung bis an die Stelle, welche zum Munde werden fol, Bis dahin ift noch Feine Deffs nung vorhanden. Nah dem Rande zu und rings um denjenigen Theil ber Knospe, welcher zum Koͤrper ded jungen Polypen ge: morden ift, erheben ſich Tuberkeln, welche fchnell wachfen, und welhe am Ende des Aftes bald eine Krone bilden. Dieß find die Zentafeln. Mittlerweile bat fi die Haut an der inneren Seite der Zentakeln nady Vorne zu entwik: Eelt, um den Nüffel zu bilden, und am Gipfel geöffnet. Auch communicirt die innere Höhlung direct mit der Außen— welt. In der Eierftodskapfel bilden fich keine Polypenindiz viduen; nur die gemeinfchaftliche Maffe hat ſich vermehrt, und um biefelbe her ift ein Sad) von eigenthümliher Ges fatt entftanden. Im Innern dieſer fleifhigen Maffe bil— den fih nun die Eier. Mir haben im Laufe der Monate April, Mai, Suni, Juli und bis in den Auguft hinein Eierftocskapfeln getrofs fen. Während diefer Monate zeigten ſich an den aus Eiern ftammenden Jungen, weldye neue Colonieen zu bilden, be= flimmt waren, immer genau diefelben Erſcheinungen. Sch habe nun die Sampanularien von Neuem während des Januars ſtudirt und die Gieritodsfapfeln, wie während der Sommermonate, mit Eiern und Jungen gefüllt gefuns den. Ich habe in diefer Beziehung nicht den geringften Unterfchied wahrnehmen Eönnen. Die Kapfeln oder Fächer, in denen die Polnpen ent: halten find, find jederzeit endftändig, während die Eierſtocks— kapſeln achjelftändig find. In derfelben Jahreszeit und an demfelben Fundorte trifft man Polypenſtaͤmme, die eine Menge Eierftodsfapfeln enthalten, mitten unter andern, in denen man feine Spur davon findet. Der Grund diefer Verſchiedenheit ift und nicht bekannt. Die Zahl der in einer Kapfel enthaltenen Eier bleibt fih nicht gleih. Man fieht deren gewöhnlich fechs bis acht dicht aneinanderliegend und verſchiedene Grade von Entwik— Eelung bdarbietend. In andern Kapfeln trifft man deren nur eines oder zwei; allein wahrſcheinlich find in dieſem Falle die übrigen bereits ausgefrohen. Am Zahlreichften find die Eier bei der Campanularia geniculata. Diefe Eier entwideln fih im Eierjtode (Eierftodskapfel) ſelbſt; die vorderen Eriechen fchon aus, wenn die hinterften ſich noch in einem fehr unceifen Zuftande befinden, 25 Wenn das Ei feine höchſte Entwickelungsſtufe erreicht bat, berften die Wandungen der fleifchigen Maffe, von mels cher es umfchloffen ift, und es entweiht aus der Kapfel durch eine bei deren Mitte (am Gipfel?) entftandene Deff: nung, aus der nad) und nah auc die fämmtlichen übrigen jungen Polypen in’s Freie gelanyen. Mährend das Ei fi noh im Eifade befindet, findet zwifchen der Dotterhöhle und der gemeinſchaftlichen Höblung des Polnpenftammes eine Communication ſtatt. Die in deffen Innern eirculirende Flüffiukeit dringt, fobald die erſte Mundhöhle ſich gebildet bat, bis in das Ei ein. Nach der Ernährung durch den Dotter findet demnach eine andere Ernährung mittelft des Nahrungsfaftes der ganzen Colo— nie ftatt. - Die verfchiedenen Bewegungen der dem Auskriechen naben Embryonen, welche in derfelben Subftanz liegen, wels he daneben die noch unbeweglichen Gier ernährt, find volls kommen deutlih wahrzunehmen. Es wird ung alfo nicht fchwer werden, die Reihe von Veraͤnderungen zu ermitteln, welche das Ei zu erleiden hat, bevor es den Eierftod verläßt. Wir ertappen die Natur auf der That, und man wird ung nicht befchuldigen Fonnen, daß wir Embryonen anderer Gefchöpfe vor ung gehabt hätten, Durch die gemmipare oder fnogpenbildende Neproducz tion vergrößert ſich alfo der Polypenſtamm oder die Golos nie, während die Meproduction durch Eier die Bildung neuer Colonieen bezweckt. (Schluß folgt.) Miscellen. Bon einem Schwerdtfiſch iſt neuerdings wieder ein Schiff, der Royal Archer von Glasgow, welcher mit Guano von Schaboe nad) England feegelte, ducdhftochen worden. Ein Stüd 66%: XXXI. 2, 26 von dem Schwerdte ‚blieb fteden und veranlaßte ein bedeutendes Lk. Am 5. Juli wurte in den Glasgower Docden die Reparatur des Schiffes begonnin, ta man denn ein 19 Zoll langes Etüd von der Waffe des Fiſches fand, welches 16 Zoll tief in das Holz= werk eingedrungen war. Das Schwerdt hatte den doppelten Kupfer— beſchlag und cine 3} zöllige eichene Planke durcftoßen und war dann einer, 8 Boll ftarfen, eichenen Rippe begegnet, die es 2 Zoll tief angeftochen und dann’gefnictt hatte, worauf es durch die Diele dee unteren Sciffraums gedrungen war, melde an jener Stelle aus einer zweizöligen Planke beftand. Hiernach kann man fi eine Vorftelung von der Kraft madıen, mit welcher das Geeuns getbüm gegen das Schiff angerannt war. Sachverſtaͤndige Zeugen erklärten, daß eine Kanonenkugel Feine größere Wirfung geäußert haben würde. Das baufiae Anfallen der Schiffe von Seiten ver, namentlich im Mittelländifhen Meere ſehr häufigen, Schwerdtfiſche ift wohl dem Umſtande zuzufchreiben, daß dır Fiſch das Schiff für eines der großen Merrthiere hält, mit denen er in Keinte fchaft lebt. Eine Befhreibung eines foffilen Rochens aus dem Berge Libanon, von Sir Philip Grey Egerton, ift am 26. Ju: ni in der Siguna der Geological Society zu London verlefen wors den. Dieſer böchſt merkwürdige foffile Fiſch iſt durch Gapitän Gras ves aus Syrien gebradht. Es ift ein wahrer Rode, denen der jetzigen Pericde ähnlich, aber ganz von einer breiten, biegfamen, tnorplichtehäutigten Floſſe umgeben. Die Haut fcheint glart aumes fen zu feyn, und es ift Feine Spur von Hautſtacheln und Kyoten oder Vertheidigungswaffen vorhanden. Aus der anfcheinenden Hülfs lojigfeit deffelben flieht Sir Philip Grey Egerton, daß er watrfcheintich mit einem electrifchen Apparate bewaffnet geweſen ſeyn möge wie Torpedo. — Der Name ift Cyclobatis oligodac- tylus. Ein Fall von frübzeitiger Pubertät ift von Herrn Ruelle zu Sambray in dem Bulletin de l’Academie royale de medecine, mitgetheilt worden, Ein Knabe, im April 1839 ges geboren, war mehrere Wochen fo ſchwach, daß er nicht einmal die Bruft nehmen Eonnte, Als er dagegen im Alter von drei Jah— ren vier Monaten von dem Arzte wiedergefehen wurde, fand diefer ihn von der Größe eines achtjährigen Knaben mit gutentwidelten Muskeln, zwanzig Zähnen, ftarfem Appetit und einem über fein Alter entwicelten Verftande. Der Bart wurde um die Wangen und den Mund bereits fidıtbar, der penis mit unbededter glans war im fchlaffen Zuftande 31 Zoll lang; die regio pubica mit langem fhwargen Haare bedeckt; Erectionen traten bei jeber Be: rührung ein, und der Knabe war der Mafturbation ergeben, wo— bei Seminalflüffigkeit ergoffen wurde. > TR Ueber sibbens, eine eigenthümliche Art von Gondylomen. Don D Willi Sibbens entftehen nicht unter der Form von Pufteln, wie die meiften Schriftfteller über diefen Gegenftand anges ben, fondern unter der von Tuberkeln oder Gondylomen, Diefer Jrerthum ift jedoch deßhalb zu entfchuldigen, weil dann, wenn das Gondylom zu ulceriren beginnt, das zarte Oberhäut- chen oft rund um den Tuberkel ſich bläschenförmig erhebt. Sch bin nicht im Stande gewefen, bei den sibbens die einfache und ulcerirte Form zu unterfcheiden. Die Zubers keln bilden fich nicht zu gleicher Zeit, fondern nacheinander, ER Be a a + und zeigen ſich bei einem und bemfelben Individuum in ber einfahen, wie in der ulcerirten Form. Ohne Zweifel ift bei £räftigen Gonftitutionen und reinlihen Individuen die Neigung zur Ulceration geringer, ald im umgekehrten Falle, allein ich halte den Unterfchied nur für den verfdiedener Stadien. Die Tuberkeln ulceriren an einigen Stellen weit früher, als am anderen; fo ulceriren fie früh auf den Ton— fillen und im Gaumen, wo fie gewöhnlich zuerft erfcheinen, Eönnen aber felten deutlich gefehen werden. Auf der Zunge, den Wangen, den Mundwinkeln, dem After, den Leiſten und an den Gefchlechtsorganen kommen fie oft zwar dicht gedrängt vor, fehmelzen aber felten ale zufammen und ulces tiren weniger leicht. 27 662. Ein Sibben:Condylom kann an Umfang von dem eines Sitbergrofhens bis zu dem eines Viergroſchenſtuͤcks variiren, ift entweder Ereisrund oder laͤnglich und über die Oberfläche erhöht von der Die eines Viergrofchenftüdes bis zu dem eines Pfennige. In feinem einfahen oder ulcerirten Zus ftande hat e8, wenn e8 auf dem Ruͤcken und hinteren Theile der Zunge vorkommt , das Ausfehen einer gewöhnlichen Marze, und unterfcheidet fi in feiner Farbe nur wenig von den umgebenden Theilen; an den Mundwinfeln und am After hat e8 diefelbe Geftalt, ift aber weißer, als die umgebende Haut. In der Schaamyegend und in der Ach— ſelgrube, wo es fehr felten vorkommt, ift es dunkelroth und glänzend, und an diefen Stellen befonderd nehmen dieſe Condylome nah Abfhälung des zarten Dberhäutchens ges wiffermaaßen die Geftalt einer Himbeere an, von welcher dag Uebel feinen Namen bat. In dem zweiten Stadium find die Gondylome, wenn fie auf dem Nüden der Zunge figen, von Eleinen, glänzenden, tothen Höfen umgeben, indem die normale Hülle rund um biefelbe entfernt if. An der Commiffur der Lippen und rund um den After verändern fie fich wenig, fo daß man fagen kann, daß fie nur auf den Tonſillen, der Zunge und an der Innenſeite der Schaam- lippen ulceriren, anderswo aber nur zu Bläschen ſich erhes ben. Un der DVorderfeite des Hodenfades, oder an ber Schaam nimmt der ulcerirte Tuberkel die Form einer Krufte oder einer Schuppe an, was auch an der Stirn der Fall if. Sibbens in Folge des coitus find nicht immer von Gonorrhöe begleitet, und befonders bei Männern öfters ohne diefelbe. Am Ende eines Monates nach ihrem Beginnen find die sibbens in gewöhnlihen Fällen auf eine oder beide Ton— fillen beſchraͤnkt, anfcheinend in einem Zuftande oberflächlis cher Berfhmwärung und mit einem dünnen, weißlichen Se— crete bedeckt, welches ein Hauptfennzeichen dev vorliegenden Ufection ausmacht. Die Umgegend ift in fcharfer Abgraͤn— zung entzündet, und einige Submarillardrüfen angefchwollen. Diefe Symptome machen das Uebel in den erften vier, fünf bis ſechs Wochen aus, und der Kranke Elagt nur über et= was Wundfeyn und Schmerzhaftigkeit beitm Schluden har— ter Speifen. Bald nach diefer Periode zeigen fich die Con— dylome an anderen Theilen des Mundes und erheben fid) nad fechs bis acht Wochen rund um den After. Zwiſchen dem zweiten und dritten Monate hat das Uebel feine Neife erlangt und bietet dann folgende igenthümlichfeiten dar: Wenn die Theile an der glottis implicirt find, fo ift der Patient heiſer — doch nicht immer, — die Mandeln und der Rand des Zäpfchens haben ein granulictes, teißliches Ausfeben, Gaumen und Zäpfchen find verdidt und zuſam— mengezogen, fleigen und fallen nicht mit der gewöhnlichen Leichtigkeit, und von ihnen aufwärts ſteigt eine entzündliche Roͤthe, welche felbft bis zur Dice des Mundes hinaufreicht und dort fcharf abgefchnitten endet. Dicht an beiden Mundwinkeln it ein Haufen von flahen, marzenartigen Auswüchfen, einige wenige ähnliche Eönnen auch auf dem Rüden der Zunge, oder am Rande derfelben, oder an der Innenfeite der Wangen figen, und immer findet ſich eine Par: XXXI. 2, kommen. 28 tie derſelben rund um den After auf geroͤthetem Grunde. Zuweilen kommen aber von Vorn herein boͤsartiger auftretende Faͤlle vor; die Schlingbeſchwerden ſind ſehr bedeutend; zuweilen zeist ſich ein Exanthem, aͤhnlich den Maſern oder Roͤtheln, zuweilen, wiewohl felten, befaͤllt das Uebel auch die Zehen. Ich bin uͤberzeugt, daß ſelbſt bei der gewoͤhnlichen Form der sibbens, d. i., in den Fällen, wo das Gift durch den Mund in den Organismus eingebracht ift, die Condylome oft am perinaeum , an der Schaam und den Geſchlechts— organın in Folge bloßer Ausbreitung vorfommen; in allen Fällen jedoch, wo das Uebel zuerft an diefen Theilen aufs tritt, iſt es durch den Beifchlaf mitgetheilt. Im legteren Kalle werden die Leiftendrüfen fruͤh afficirt, haben aber Feine Neigung zur Suppuration. Die Zonfillen wurden bei dies fer Form felten vor ſechs Wochen afficirt und zumeilen gar nicht Die fecundären Symptome der sibbens befchränften fih, nach meinen Beobachtungen, allein auf die Haut und find unbedeutend. Am Häufigften kommt eine Art von pityria- sis: Fleden vor, und zwar gewöhnlid auf der Bruſt und den Armen. Diefe Flecken find von verfchiedener Größe, roth, vöthlihbraun, gelblich, oder bleifarbig, zumeilen mit Schuppen bededt. Auch kleine Stellen mit psoriasis bes det fommen vor, feltener eine Art ecthyma. Sn Betreff der Periode der Eintrittes oder der Zeit zwiſchen der Anſteckung und dem Auftreten der erften Spmzs ptome Fonnte ich bisjeßt zu Feinem gentigenden Refultate Einige Schriftfteller geben fieben bis zehn Wochen an, wofür manche Wahrfcheinlichkeit vorhanden ift. Man hat gefagt,, daß sibbens, gleich den yaws in Meftindien, nah einem Verlaufe von ſechs bis zwölf Mo— naten von der Natur gebeilt werden, wofür der Umftand fpricht, daß, je länger die sibbens beftanden haben, fie des ſto leihter und gründlicher geheilt werden. Diefe bedeutende Tendenz des Giftes, wenn einmal in den Drganigmus eingebracht , feinen beflimmten Verlauf durchzumachen, zufammengenommen mit der Thatfache, daß id) sibbens niemals zwei Mal bei demfelben Individuum beobadıtete, laffen mich annehmen, daß, wie bei den yaws, der erite Anfall vor einem zweiten fhüße. Außer diefer Aehnlichfeit mit den yaws, theilen fie aud mit diefen die meißliche Ulceration der Zonfillen, den fungöien Character der Gefhwüre und den Verlauf, unterfheiden fid aber da= durch von diefen, dak den sibbens nie allgemeine Sym— ptome vorangehen, nie ein cachectifher Zuftand der Conſti— tution durch fie hervorgebracht wird und die Gefhmüre auf die Naͤhe des Mundes und der großen Emunctorien J ſchraͤnkt ſind. Reinlichkeit iſt nicht nur das beſte ro yet der sibbens, fondern trägt auch wefentlich zu ihrer Heiz lung bei, und daher find Waſchungen des ganzen Körpers mit Waffer und ' Seife fehr wohlthätig und nothwendig. Mercur hat eine fpecififhe Wirkſamkeit bei den sibbens und wird gewöhnlich von Vorn herein angewendet. Wenn das Allgemeinbefinden nicht geftört ift, fo läßt man bie Kranken oft ihren gewöhnlihen Geſchaͤften nadıgehen und eine blaue Pille Abende und Morgens nehmen, bis das Zahnfleiſch leicht afficiet wird, alfo etwa vice biß fünf Wo— hen hindurd, und dabei cauterifirt man die Geſchwuͤre im Munde. Die Condylome am After und an den Geſchlechts— organen verſchwinden ſehr ſchnell unter der Örtlihen Anwen— dung des ung. hydrarg. fort. und Reinlichkeit. Das Ues bei widerfteht, felbft ohne jede örtlihe Application, der Anz wendung des Mercur felten über zwei bis drei Wochen, bes aͤlt dabei aber feine Zendenz, einen beftimmten Verlauf Pr macen, fo febr, daß die Kranken zuweilen felbft nad) voller Salivation immer wieder von Neuem in unfere Bes handlung kommen, Sn folhen Fällen reicht dann das Aetz— mittel aus. Wenn die Submarillardrüre zu ihrem Mor: malzuftande zurücgefehrt und ein jedes Symptom des Uebels auf drei bis vier Monate verſchwunden ift, können die Krans ken ſich meift für völlig geheilt halten. Kinder, welde die sibbens nad) der Geburt oder fpäter bekommen haben, werden zuweilen durch einen einzis gen Gran Galomel täglih in zwei bis drei Wochen volls kommen hergeftellt. v Jodkali innerlih und Jodtinctur oͤrtlich haben mir Lange foviel nicht geleiftet, als Calomel und Höllenftein. Die fecundären Symptome verſchwinden meift bei blo— Ger Reinlihkeit nab und nach vollftindig (Lond. and Edinb. Montlıly Journal, 1844.) Ueber den Einfluß der Witterung auf Krankheiten. Bon Dr. John Webfter. Aus einer Reihe von Beobahtungen, die Verfaffer im St. George: und St. James» Hofpital anzuftellen, Gele: genheit hatte, geht hervor, daß Bruftaffectionen häufiger bei kaltem, als bei mildem Metter waren, während Fieber und Abdominalleiden weit öfter im Frühling und Sommer, ald in den andern Sahreszeiten, beobadhtet wurden. Der April ergab ſich al® der ungefundefte, der December als der gefundefte Monat im Jahre. Bruftaffectionen waren am Bahlreihften im Januar und am Seltenften im September, während Unterleibsleiden im Auguft ſehr häufig vorfamen; der April hatte die meiften Fieberfülle, December und März die wenigften. Das Ealte SJanuarwetter war den zu Pneumonie und pleuritis Prädisponirten ſeht ungünftig, welche Krankheiten dagegen in fehr geringer Anzahl während des warmen Aus guftmonates vorfamen. Der Verfaffer maht dann auf die auffallende Seltenheit entzundliher Krankheiten der Bruft: organe, nah dem Erfcheinen der Cholera in London im Jahre 1852, aufmerffam, indem Affectionen der Art nicht nur weit feltener im Spitale wurden, fondern auch die bis dahin mit fo großen Nuten angewendete Antiphlogofe nur mit der größten Vorfiht in Ausübung gebracht werden durfte. Wenige Krankheiten ſchienen mehr von der Witterung ab: hängig zu ſeyn, als diejenigen, in welchen eine Abfonderung 652. XXX 2 30 von Blut aus einer innern Oberfläche ftattfand, befonders Biutfpeien, welches weit feltener in dem Fälteren Monaten des Jahres, als bei dem warmen Krühlingswerter und im Anfange des Sommers, vorfam, indem von 107 an hae- moptysis leidenden Kranken nur 5 in 12 Januarmonden davon ergriffen wurden, während 17 File in den Aprilmos naten vorfamen. Der BVerfaffer gebt dann auf den Eins fluß über, weichen gemwiffe Jahreszeiten auf fieberhafte Krank: beiten, Exantheme, Affectionen des Kopfes und Nervenſy— ftems, fowie auf locale Uebel, ausüben, und giebt dann eine Tabelle Über das Verhältnig der in zwölf Jahren geheilten und geftorbenen Kranken, woraus hervorgeht, daß während der November: und Septembermonate weit mehr Kranke geheilt entlaffen wurden, als in den andern Monaten; im December und Januar wurden am Wenigſten entlaffen, im Febtuar ſtatben am Meiften, im April am Wenigſten. Affectionen der Bauchotgane verliefen am Meiften tödtlich im September, Typhen im Auguft, Affectiomen der Bruſt und des NMervenfpftems im October und Mai, und Haut: ausfhläge im September, Nah einigen Bemerkungen über die Schwierigkeit, zu einem genauen Nefultate in Betreff des Einfluffes der Wits terung auf Krankheiten zu gelangen, giebt WVerfafler unter Anderem an, daß Menorrhagie am Häufigften bei Suͤdweſt⸗ winden und befonders nah Gewittern vorfam, während rege niges, windiges, oder ſtuͤrmiſches Wetter mit Sinfen des Barometerd haemoptisis erzeugten, und Elares, froftiges und trodnes Wetter, von Nordmwinden begleitet, das Erfcheinen von Scharlach begünftigte. Geiſteskrankheiten feinen fo gut, mie fomatifche Af— fectionen, unter dem Cinfluffe der verichiedenen Jahreszeiten zu ftehen. So fam der Irrſinn häufiger während des war: men Sommermetters, als in der milden, oder kalten Jah— tegzeit vor, indem mehr weibliche Kranke im Mai und mehr männliche im Juli aufgenommen wurden, als in irgend eis nem andern Monate des Jahres. Mit der Sterblichkeit verhielt e8 fi gerade umgekehrt, denn im Sanuar fanden am Meiften und im Juni am Wenigften Todesfälle ftatt, in dem Berhältniffe von 10,91 Pr. : 3,28 Pr. Das Verbältnig der Heilungen war auch fehr von ber Sahregzeit abhängig, indem mehr Kranfe als geheilt im Herbfte und wenn das Metter gemäfigt wurde, als im Srühlinge oder Sommer, entlaffen wurden: fo mar das Ver— hältnig der Geheilten im November 67,23 Pr., im Mai dagegen nur 37,41 Pr. (London med. Gaz., March 1844.) Heilung einer Elephantiafis durch Guajac und Jod. Von Cazenave. Eine Frau bemerkte im Jahre 1835 eine Fülle im techten Beine, welche ohne Schmerz allmälig zunahm, fo daß fie den Strumpf nicht anziehen Eonnte. Sie breitete S1 ſich über das ganze Bein aus und nahm allmälig an Um: fang zu, bis die Articulationen des Hüft= und Kniegelenkes kaum noch gefehen werden Eonnten, und das Bein einer fe: ften, harten Fleiſchſaͤule glih. Während dieſes Zuftandes des Beines wurde es zweimal nacheinander von Exyfipel befallen, acht Jahre nachdem das Bein zu fhmwellen be: gonnen hatte. Im Jahre 1841 Eam fie in Deren Caze— nave’s Behandlung. Die allgemeine Form des Gliedes techtfertigte den Namen: Elephantenfuß. Alle gewöhnlich am gefunden Beine fihtbaren Eindrüde und Vorſpruͤnge waren unter der enormen Hppertrophie der Haut und des Zellgewebes verfhmwunden. Dber= und Unterfchenfel waren in einem formlofen Sleifhkiumpen verfhmolzen. Zwei Gru— ben, durch eine überhangende Hautfalte gebildet, bezeichneten allein die Stelle des Hüft: und Kniegelentes Die Con: dylen des Oberſchenkels und die Kniefheibe waren nicht zu unterfcheiden. Der Haden und die Sohle des Fußes was ten allein vom Uebel verfchont geblieven. Der Rüden des Fußes war enorm angefhwollen und hing über die Sohle hinüber. Die Haut hatte eine todtenweiße Farbe, war aber fonft gefund; eine Verhärtung von Drüfen oder Blutgefäßen war nicht zu finden. Die ganze Gefhwulft fühlte fi feit und vefiftent an; Schmerz war nicht vorhanden, aber die Senfibilität war ſehr mangelhaft. Man verordnete der Kranken eine ſtarke AbEochung von Guaiac ‘und Mezereum; das Bein wurde von den Zehen an forgfältig umwidelt, an jedem zweiten Tage die Binde entfernt und Dampfdouchen an die Oberfläche appli— cirt, fowie eine Salbe aus Jodkali eingerieben; dabei Exäf: tige Diät, Wein und Ruhe im Bette. Diefe Behandlung wurde etwas länger, als drei Monate hindurch, fortgefest, nad welcher Zeit das Bein feinen normalen Umfang bie auf eine Stelle am Nüden des Fußes wieder erlangt hatte. Herr Cazenaveführt (L’Experience, Sept. 1843) an, daß ihm mehre andere Fülle der Art vorgefommen feyen, welche alle duch diefe Behandlungsmeife mehr oder weniger gemildert, und einige felbft geheilt wurden. Miscellen Ueber einige der membrana decidua eigenthüm: lihe Krankheiten bat Herr Devilliers jun. eine Abhand- lung herausgegeben, veranlaßt durch folgende intereffante Beobach— tung. Eine fiebenundgzwanzigjährige Frau von zartem Körperbau abortirte im fiebenten Monate mit einem halb. verfaulten foetus und wurde, nachdem mehrere Störungen in der Menftruation eins getreten waren, von Neuem ſchwanger. Während der Schwanger: 662. XXXL 2, 32 f&haft trat mehrmals ein Blutfluß cin, mit dem bald reines Blut, baıd ein roͤthlihes. Serum entleert wurde, Gegen das Ende des fünften Monates der Schwangerſchaft kam jie von Neuem mit ei— nem todten foetus nieder, und Folgendes fand ſich an der decidua, Zwiſchen dem PVereinigungspuncte der Ränder der placenta und der Eihäute fand ſich faft ringsherum ein braunröthliches, ziemlich confiftentes Gewebe in der Geſtalt von membranöfen Lappen, an gewiſſen Stelen 3 — 4 Gentim. lang und 6 — 8 Millim, did, und zum Theil an den Membranen felbft adhärirend. Dieſes Ges webe enthielt hier und da in feiner Dice Blutklumpen von alter und neuer Bildung und war von einer röthlichen Flülfigkeit ine prägnirt, ähnlich der während der Schwangerfchaft ausgefloffenen, Der Berfaffer war von Born herein der Anſicht, daß diefes augenz ſcheinlich veränderte Gewebe der Ueberreft der verdidten hypertros phifchen decidua fey. Um fich davon zu überzeugen, löf'te er das amnion vom Nabelftrange, darauf diefen von der placenta an tie nem Theile feines Umfanges, Eonnte aber an der Dberfläche dis legteren andere Spuren derdecidua, als die oben angıgebenen, nicht auffinden ; in der That, man ſah an einigen Stellen, daß das kranke Gewebe aus zwei Schichten beftand, einer äußeren oder Ute— rinfhicht, und einer inneren, von welder jene mit Leichtigkeit abe gehoben werden Eonnte, da fie nur durch Zellſtoff mit derfelben verbunden war. Die legtere Schiht war an das chorion durd) feine und zahlreiche von diefen ausgehende Zotten befeftigt. Beide Blätter vereinigten fih im Winkl an den Rändern der placenta, in welche fie fich fortzufegen fchienen, aber die pathologiichin Veraͤn— rungen, welche fie ergriffen hatten, erftredten fid nit über 2 —3 Millimeter von der Kötalfläche des Mutterfudyens und ließen die decidua reflexa unberührt. Trotz der bedeutenden Veränderungen, welche die Ueberrefte der decidua erlitten hatte, Eonnte man den— nod hier und da Theile ihrer beiden Dberflähen unterſcheiden, welche miteinander in Berührung ftanden, glatt und eben waren, während die anderen Portionen die, der decidua eigenthuͤmlichen Porofitäten zeigten. Diefen pathologifhen Veränderungen fchreibt Herr Devilliers die während der Schmwangerfchaft eingetretenen Zufälle zu. Ueber Knochentuberkeln. — Parife fand bei einem fiebenundzwanzigjährigen Manne, der cin allgemeines Knochenleiden hatte, alle drei Formen der tuberculosis: 1) Sm erften Gacrale loche des os sacrum einen wirklichen ifolirten Zuberfel von der Größe einer Erbfe. Man Eonnte ihn vollftändig von dem benach— barten Knochengewebe ablöfen, welchem er nur durch fehr dünne Fafern adhärirte, die zur einhüllenden Membran binliefen. Das Innere des Tuberkels war opak-weißgrau gefärbt. Die umliegens den Knochenzellen und das deckende Derioft unverändert, 2) An verfchiedenen Puncten des os sacrum und os ileum eine graue, halbdurchſichtige Maſſe, weldye viele Knochenzellen ausfüllte und genau jenen Maffen glih, von denen das Lungengewebe der Phthi— fis infiltriet zu feyn pflegt. Dabei waren die umgebenden Knos &henparticen und Camellen, fowie das Verioft, ganz gefund. ie nige ber infiltrirten ©tellen gingen in's Gelbe über und batten einen rotbgefärbten Umkreis in der Rnocenfubftang, was ſich aus dem vorgefchrittenen Zuftande der Infiltration und einer gewiſſen Reizung erklären läßt. 3) Endlich Necrofe der drei Lendenwirbel, ihre Dichtheit vermehrt, ihre Zellen mit einer gelblich = eiterartigen Maffe angefüllt und durch die Hypertrophie der diejelben bildenden Lamellen bedeutend verengert, ‚(Archives generales de Medecine.) Bibliographische The wild Sports of southern Africa, being the Narrative of a Hunting Expedition from the Cape of Goad Hope through the Territories of the Chief Moselkatze to the Capricorn. By Major Sir W. C. Harris. 4th Edition. 26 coloured Pla- tes, London 1844. 8. Flora antaretica, or Botany of the antarctice Voyage. Part I. By'J. D. Hooker. london 1844. Mit 8 Tafein. ——_ ir — Neuigkeiten On the Nature and Treatment of some of the more important Diseases, medical andsurgical. 2d Edition. By John Char- les Hall, M.D. Retford 1844. 8. | Lectures on the Theory and Practice of Midwifery etc. By Robert Lee, M.D. With numerous Woodengravings. Lou- don 1844. 8. Neue Notizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgerbeilt von dem Obers Mebieinalrarhe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarde und Profefor Eroriep zu Berlin, N. 663, (Nr. 3, des XXXI Bandes.) Juli 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2:9p. oder 3 30 7, bes einzelnen Stücdes 3 99: Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gGr . ı Dee Ban GER: | BO Ueber die Gampanularien an der Küfte von Oftende in phyfiologifcher, embryogenifcher und zoologifcher Beziehung. Bon P. I. Ban Beneden. (Dierzu die Figuren 1. — 21. auf der mit voriger Nummer [Nr. 1 diefed Bander] auögegebenen Tafel.) (Schluß.) Embryogenie. — Das Ei hat anfangs eine ſphaͤ—⸗ riſche Geſtalt. Es liegt mitten in der Subſtanz, mit der „die Eierſtockskapſel gefuͤllt it. Eine, dem Kelche des Eier— ſtocks der Vogel analoge Membran umgiebt daſſelbe. Wenn man dieſelbe zerreißt, ſo iſt das Ei iſolirt, und man be— merkt daran die verſchiedenen Bläschen, d. h., unter der Dottermembran einen Dotter, welcher das Purkinje ſche Bläschen enthält, und mitten in diefem den Wagnerfchen Flecken, welcher ſich ebenfalls unter der Form eines Blaͤs— chens darftellt. Diefe beiden inneren Bläschen verſchwinden, ohne daß man im Innern anderweitige Weränderungen wahrnimmt, fo daß man fie für reforbirt halten möchte. Das Volumen des Eies bleibt fih in einigen Kapfeln, wo die Eier noch ſeht Elein find, gleich. Die Bläschen find bereits fämmt: lid verfchwunden *). Die erfte Erfcheinung, welche man nunmehr bemerkt, befteht in einem organifhen Proceffe, welcher die Äußeren Dotterzellen in eine unter der Dottermembran liegende Schicht umbildet, welhe mir ald den MNepräfentanten eines Blaſtoderms betrachten Eönnen. Das Volumen des Eies bat fih ein Wenig vergrößert, *) Die beiden legten Säge find wahrfcheinlih durch eine fehler« bafte Interpunction des Driginals unverftändlich geworden, und follten wohl Folgendes befagen: „Das Volumen des Eies bleibt fich gleih. Im manchen Kapfeln find die Bläschen ber reits ſaͤmmtlich verſchwunden, wenn die Eier noch fehr Elein find. D. Ueberf. No. 1763. — 663. kunde. Dieſes Blaſtoderm wird rings um den Dotter her ftärfer und bildet eine Art von Wulſt (Figur 5. und 6.), wenn man das Ei im Profil betrachtet. Man Eann fchon jest die relative Rage der in der Entwidelung begriffenen Drgane wahrnehmen. Sm Innern des Blaftoderms bilden fich Zellen , deren Anordnung bemerfenswerth ift (Figur 7. und 8., b). Diefe Zelfen befinden fi) in Gruppen von je fünf Stüd gegen die Peripherie hin und bieten das Anfehen von ebenfovie: len Kryſtallen dar. Sie bilden zufammen ein Viered. An jeder Ede bildet ſich alsdann wieder eine Zelle, welche die beiden Gruppen miteinander verbindet, und deren Zahl bis auf vierundzwanzig fteigt. Diefe vierundzwanzig Zellen wer— den zu den Zentafeln, melde den Körper des Polypen Erönen. Zellen einer andern Art bilden fih, acht an der Zahl, hinter den erfterwähnten (Figur 8, c, c). Sie treten faft gleichzeitig mit diefen auf und find paarweife, ebenfo regel= mäßig, wie die andern, gruppirt, Aus ihnen entftehen die Sinnesorgane, Man Eann nicht umhin, diefe Erfheinung mit der der Kıyftallifation zu. vergleihen. Man fieht, in der That, wie fi diefe Zellen, gleich Kryſtallen, dollkommen ſymmetriſch um einen Mittelpunct ordnen und ſich zu Vieren, Achten, Zwoͤlfen ꝛtc. gruppiren. Der Embryo bat bei dieſem Grade der Entwickelung die Geftalt einer ftarfen Linſe. An feiner unteren Fläche bildet fich in der Mitte derfelben eine Tuberkel, aus welcher der Körper des Polppen entfteht, und an diefer Stelle fin: det die einftige Befeftigung ftatt. (Figur 10, a.) Die vier Zellen, welche fich zmwifchen den Gruppen bils den, find dermaafen zufammengedrüdt, daß fie von den an— bern gleihfam verdrängt werden und nur halb fovtel Raum einnehmen, wie diefe. Bald aber drüden fie ihrerfeits ges gen die anderen, und dann fieht man rings um die Scheibe eine regelmäßige Reihe von Bläshen (Figur 11.) SICH 35 Alle diefe vierundzwanzig Zellen entwideln fih nuns mehr ungemein unregelmäßig und wachſen fümmtlich nad) Außen. Bald ftellen fie ſich als ebenfoviel Zuberkeln dar. (Figur 12.) x Die andern acht, inneren, Zellen ſchlagen eine verfchies dene Rihtung ein. Sie dehnen ſich unter= und einwärts von den vorigen aus. Ihre Geftalt bleibt diefelbe, und man bemerkt bis zum Ende des Embryonenlebens einen Kern in der Mitte, der fih, wie die Kıyftalllinfe im Auge oder ein Dtolith) im Ihre ausnimmt. Sie werden ein Menig nad) Außen gedrängt und bleiben mittelft einer Art von Stiel an die Scheibe geheftet. Die um die Scheibe her befindlihen Zuberkeln verlän: gern fih nah Außen, werden immer länger und verleihen dem Embryo das Anfehen eines Seeſternes. Diefe verlän= gerten Tuberkeln entfprechen den Strahlen. Der Kern im Innern der Zuberkeln bat fammt feiner Zelle eine länglihe Geftalt angenommen und macht diefe Strahlen im Innern hohl. Es bilden ſich in ihrem Sins nern neue Zellen in beftimmter und mahrfheintih in allen Faͤllen gleiher Zahl. Durch diefe zweiten Zellen gewinnen die Strahlen fhnell an Volumen, und aus ihren Ueberreften entftehen die Scheidewände, welhe man nach der ganzen Ausdehnung der Tentakeln bemerkt. Auf diefe Weife bes greift fi, wie diefes Wachsthum fo regelmäßig von Statten geht und diefe vierundzwanzig Tentakeln jämmtlich eine gleis che Länge erhalten. Wäre die Zahl der fecundären Zellen ungleih, fo würde auch die Länge der Tentakeln ungleid) ausfallen. Diefe Scheidewände der Tentakeln feinen mit den Queerlinien der Musfelfafern AehnlichEeit zu haben. Der Embryo ift noh immer in den Eierſtock einges ſchloſſen; allein er führe ſchon deutlihe Bewegungen aus, die man dur die Wandungen feiner Kapfel hindurch un— aufhörlih von Statten gehen fieht. Diefe Strahlen, welhe wir, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Anhängfeln der Medufen, einftweilen als Circhen betrachten wollen, find, folange der Embryo in feiner Schaale eingefchlojfen ift, unter die Scheibe niedergefchlagen ; allein, fobald er auskrieht, entfalten fie fid) und bewegen fie fih ungemein regelmäßig. Die Cierhen find ſaͤmmtlich mit Eleinen Bläschen be= fest, welche ihnen ein runzeliges Anfehen geben. Es find aber Eeine Wimperhaare, wofür man fie halten dürfte, und von denen an diefen Polypen nirgends etwas zu finden iſt. Mir werden weiter unten auf diefe Bläschen zurüdfommen. Wir haben weiter oben von einer Tuberkel geredet, welche ſich bei der Mitte der unteren Flähe der Scheibe bildet. Diefe hat fi) mit den Cirrhen entwidelt und fährt bis an das Ende des Embryonenlebens ftets fort, zu wach: fen. Sie repräfentirt jenen, bei den Medufarien fo vers fhiedenartig geftalteten Anhängfel, welcher fih mitten auf der unteren Seite des Schirme findet. Wir werden diefelbe den rüffelförmigen Fortfaß nennen, wie man fie bei man- hen Medufen genannt hat. Diefes Organ zieht fih nah allen Richtungen zufams men und dehnt fih nad allen Richtungen aus, verändert 663. XXXI. 3, 36 beftändig feine Geftalt und hat im diefer Beziehung nicht wenig Aebnlichkeit mit dem Körper der Hydren. Zeitig bils det fi an feinem Ende eine Deffnung, weldie den Mund tepräfentict, weil fie mit der Dotterhöhle communicirt. Als lein diefer Mund ift nur ein zeitweiliger, indem ſich fpäter der ächte bleibende Mund, der Einfügeltelle der Tuberkel ges genüber, auf der entgegengefezten Seite der Scheibe bildet, fobald nämlih der Embryo (junge Polyp ?) fi feftgefegt hat. Jener zeitweilige Mund ift mit vier Lefzen umgeben, welche ihm die Geftalt eines Kreuzes geben. (Figur 16. 5). Die Dotters oder Werdauungs: Höhle hat nunmehr, da ein Mund vorhanden ift, mit dem Embryo an Volumen zugenommen, aber ihre fadförmige Geftalt behaltın. Sie it mit unregelmäßigen Granulationen theilmeife gefüllt, die man zeitig wahrnimmt, die aber ein Wenig gelblich gewor— den find. Sie waren anfangs farblose. Gegen das Ende diefes Stadiums hin bilden einige derfelben Eleine Anhaufuns gen von Materie, aus denen alle zuc Ernährung dienliche Stoffe ausgezogen zu feyn fcheinen. Dies ift dag meco- nium. h Bei einigen Eremplaren haben wir die in dem. Innern des Polypenftammes circulirende Ftüffigkeit bis in das In— nere der Dotterhöhle des Embryo eindringen feten. Die Ernährungsflüffigkeit der ganzen Golonie würde alfo die Ent: widelung des Embryo vollenden. Wenn wir, in der That, bedenken, daß fih die Eier in den Wandungen der gemeins fhaftlihen fleifhigen Subftanz bilden, und daß fich der Nahrungsfaft durch diefe Subftanz nah ihrer ganzen Aus: dehnung verbreitet, fo begreift man fehr wohl, daß berfelbe auch den Embryo rings befeuchten kann, fobald deffen um: hüllende Membran geborften ift, fo daß die Fiüffigkeit dann duch die Mundöffnung in die Magenhöhle eindringen wird. Es ift weiter oben von den Zellen die Rede geweſen, aus denen ſich die Sinnesorgane bilden. Diefe Zellen trea ten, wie gefagt, fehr zeitig auf. Sie haben daffelbe Anſe— ben, wie das Ohr und das Auge bei den niedrig organie firten Thieren und bieten auch diefelbe Structur dar. Es find zwei fphärifhe ineinandergefhachtelte Bläshen. Der junge Polyp befigt alfo Organe der Beziehung (zur Außen: welt), von denen man, menn er feine vollftändige Ausbil— dung erreicht hat, nichts mehr bemerkt. Mir werden als— bald von nod andern bezüglihen Organen handeln, welche ebenfalls nur vorübergehend exiſtiren, naͤmlich deutlichen Muskeln und Nerven mit Ganglien (Figur 16, d, c). Menn der Polyp noch in feiner Kapfel eingefh)loffen ift, bemerkt man, obwohl erft gegen das Ende biefes Sta: diums hin, vier Schnuren von musfelartiger Berfchaffenheit. Sie ftreihen von der einen Seite der Scheibe bis zur anz ° dern und fchneiden einander bei deren Mitte unter rechten Winkeln, fo daß die beiden (je zwei?) Muskelſchnuren ein Kreuz bilden. Diefe Schnuren oder Stränge find ifolirt und beftehen aus deutlichen durchfcheinenden Faſern. Wenn fie in Thaͤtigkeit oder Gontraction treten, nähern ſich die Raͤnder der Scheibe einander, und der junge Polyp ahmt diefe, bei den lebenden Medufen fo characteriftifche, Bewe— gung nad). 87 An diefen Schnuren hin bemerft man am Rande bed Dotterſackes vier rundliche, deutlich begrängte Körper, deren Oberfläche unregelmäßig, ja ein Wenig Enotig ift, und die wir für Nervenganglien halten (Figur 16, e). Wir haben ung von dem Vorhandenfeyn von Commiffuren und deutlichen Mervenfäden überzeugt. Allein diefe Ganglien hängen an ben Muskelfchnuren feft, und diefe Verbindung wird, unferer Anfiht nad, durd Nerven bewirkt. Nervenfäden find zwi— [hen den Muskelfafern nicht zu erkennen; auch haben wir zwifchen den Sinnesorganen und den Ganglien feine Ver— bindung zu entdeden vermocht. Es wird ein Wenig gewagt fcheinen, bei den Polypens embryonen von Muskeln, Nervenz und Sinnedorganen zu teden, da von diefen fpäter Feine Spur mehr vorhanden ift; allein felbft deren nur zeitweilige Exiſtenz ſcheint uns fein genügender Grund gegen die Nichtigkeit diefer Auslegung. Der Polyp bedarf während feiner umberfchmweifenden Lebens— weife Beziehungsorgane zur Außenwelt, weil er eine neue Colonie gründen fol. Sobald aber er eine paffende Stelle gefunden bat, werden ihm diefe Organe ebenfo überflüffig, als fie ihm vorher norhwendig waren. Seine fümmtlihen Lebensfunctionen bezichen fich alsdann nur noch auf die Er: nährung und Fortpflanzung *). Merkwürdigerweife hat Herr Loͤven in Betreff der Gattung Syncoryne Daffelbe beobachtet. Diefe röhren: förmigen Polypen werden ebenfalls in fehr jugendlibem Als ter frei und find, gleih den Gampanularien, mit Augen verſehen. MWiegmann, der über die Kövenfhe Arbeit in feinem Archiv berichtet, ftellt die Frage auf, ob nicht ein Widerſpruch darin liege, daß diefe höher organifirten Exem— plare dem Fortpflanzungsgefchäfte nicht obliegen ſollen. Als lein, um dieß zu begreifen, muß man ſich erinnern, daß Here Loͤven der Ehrenbergfhen Anficht folgt, und daß diefer junge Polyp ihm tür ein Weibchen gilt, meil er in einer Eierſtockskapſel entfteht, während wir ihn nur als ein gewöhnliches Junges betrachten. Herr Köven bat bei den Gampanularien jene Anfiht mit den Thaiſachen in Ein— lang bringen fönnen; allein bei den Syncorynen ſieht er ſich in große Verlegenheit gefegt. Er kann ſich über die Art und Weife, wie der Polyp fich hier von dem Mutters polypen ablöf’t, Eeine Mechenfchaft geben, denn die Weib: den leben, dieſem Schriftfteller „ufolge, frei und fern von dem befeftigten Polnpenftamme. Nachdem die Gampanularien diefe Ertwidelungsftufe erreicht hhben, verlaffen fie ihr Fach und ſchwimmen frei *) Das Vorhandenfeyn von Sinnesorganen bei den jungen Po— Iypen wird nicht jo außerordentlich erfcheinen, wenn man fich der neuerdings in Betreff des Ohres der Gafteropoden und Acepbalen, fowie in Betreff des Auges der Afterien und Aca— lepben, gemadıten Beobadhtungen erinnert. Die Structur die— fer beiden, bei den höher organifirten Thieren fo verſchiedenen Drgane ift, fo zu fagen, bier faft dieſelbe. Werden ctwa diefe beidin Organe bier durch ein einziges repräfentirt, wie es mit fait allen andern Apparaten der Fall it, und Eönnte man nicht annehmen, daß diefes Organ fowohl für die Schwingungen, welde den Ton, als für die, welche dag Licht erzeugen, empfindlich ſey? Derſelbe Körper würde dann al Kryſtalllinſe und als Dtolith fungiren. 663. XXXL 3, 88 im Meere umher. Es nimmt fih hoͤchſt merkwürdig aus, wenn man Hunderte von jungen Polypen auf diefe Weiſe nah Art der Medufen in einem Glafe Waffer umher⸗ fhwimmen fieht. Diefe vorlibergehenden Lebensformen find ſchon von mehreren Forſchern für ermachfene Thiere angefehen worden. So redet Stabber von einer milroffopifhen Sermedufe, auf welche Peron und Lefueur ihre Gattung Obelia gegründet haben, und die doc nur ein junger Polyp ift. Herr v. Blainville führt diefe Gattung zwar mit auf, bezweifelt jedoch deren Nichtigkeit, und Her Efhfholg hält diefelbe für eine Rhizophyſe, welche der des Mittelmees tes nabe ſtehe. Die Medusa papillata. Müller (Zoo- log. Dan.), fowie au die Medusa hemispherica, bes findet ſich in demfelben Falle, MWahrfcheinlich werden aus demfelben Grunde noch an= dere Medufen aus dem Gataloge der Thiere verfchrinden müffen, wenn man fie erft in ihren verfchiedenen Lebensepo— hen genauer ftudirt haben wird. Auf die Stabberfde Medufe hat midy Herr Gervais aufmerffam gemacht, nachdem ich ihm einen Theil meiner Beobachtungen mitges theilt hatte, Ih fand diefe jungen Polypen in einem Gefäße, in welchem idy mehrere mit lebenden Polypen verfehene Frag» mente von Polypenftämmen aufbewahrte. Sch pflegte die Gegenftände, welche ich zu unterſuchen wuͤnſchte, mit der Lupe zu fuhen. Eines Morgens fand ich nun Hunderte von Thierchen, welche winzigen Medufen gliben, und nach— dem ich eines davon auf den Gegenftandsträger des Mikro— ſkops gebracht hatte, glaubte ich noch fefter, eine Medufe vor mir zu haben. Ich zrichne fie mit der größten org» falt ab, befchreibe fie, und nehme nad einer Etunde bereits eine ziemlich bedeutende Formveränderung an derfelben wahr. Das ganze Thier war umgekehrt; die Cirrhen hatten fich nach der entgegengefeßten Richtung umgefchlagen; der ans fange convere Schirm war concav geworden, und der mittels ftändige Anhängfel war größer geworden. Sch zeichne das Thier nochmals ab. Sch wußte nicht, woher auf ein Mat alle diefe kleinen Gefchöpfe gefommen fenen, die ich den Abend vorher noh nicht bemerkt hatte. Sch fuchte verges bens, ob nicht etwa Gier in meinem Gefäße vorhanden feyen, aus denen jie herrübren fönnten,, denn wegen der großen Zahl derfelben vermuthete ich, fie ſeyen mährend der Nacht ausgefrohen. Aber al mein Suchen war vergebens. Sch ftudirte damals die Campanularien, von denen ich bes reits verfchiedene Arten befaß. Zu diefen wandte ich mic von meinen fogenannten jungen Medufen. Allein, wie groß war mein Grftaunen, als ich in einer der Eierſtockskapſeln eine Bewegung bemerkte. Ich öffnete die Kapfel und fah meine junge mifroffopifhe Medufe aus derfelben hervorkom— men. Der Geyenftand wurde mir immer intereffanter. Sch fand glücticherweife Embryonen von allen Entwidelungs: graden, fogar Kapfeln, welche Eier in allen Entwidelungs: zuftünden enthielten, und der Schleier, welcher noch vor einer Stunde jene mpfteriöfen Medufen verhuͤllte, war als— bald gefallen. Da ich fämmtliche Modificationen, von dem 3* 39 mit dem Purfinjefhen und Wagnerfhen Bläschen ver: fehenen Cie aufwärts, hatte verfolgen Eönnen, fo war die Natur diefer merkwürdigen Thierchen außer allen Zweifel geftellt. 5 Meiter erſtrecken ſich meine Beobahtungen nicht, und obgleich icy den jungen Polypen nicht zu einem Polypen— ffamme habe werden fehen, fo habe ich ihn doc bis zu dem Zeitpuncte beobachtet, wo er eine neue Colonie zu gründen, im Begriff it. Won den fpäter eintretenden Veränderuns gen fann man fich, nad) der Analogie, eine hinreichend fichere Borftellung machen. Die Campanularia befigt, zu der Zeit, mo fie einer Medusa ähnelt, nur eine einzige Oeffnung, und zwar am Gipfel des unteren mittelftändigen Anhaͤngſels. Wir haben gefehen, daß fid) ihr Körper, wie der Finger eines Hands ſchuhs umftülpt, daß die Circhen links und zu wahren Ten— tafeln werden. Der Polyp fest fih mit dem Ende dee mittelftändigen Anhaͤngſels oder mit dem zeitweilig vorhan— denen Munde feſt. Indem die Zentafeln ihre Richtung verändern, vertieft fih der Nüfen des Schirme, und bei der Mitte deffelben entiteht eine neue Deffnung, welche mit der Verdauungshöhle communicirt und der bleibende Mund it. Sie befindet fib der zuerft vorhandenen gegenüber. Die Ründer diefer Deffnung ftreden ſich dann vorwärts und bilden den rüffelformigen Fortfaß. Der an feiner Bafis befeftigte Körper des Polypen ftredt fih, und es bilden fich an der Seite deffelben Knogpen, während die oberflüchliche Schicht der Haut erhärtet und den Polypenſtamm bildet. Der Polyp waͤchſ't, mit einem Worte, nach Art der Hy: dren, nur mit dem Unterfchiede, daß die [eßtern Eeinen aͤch— ten Polypenitamm befißen, und jih die Knofpen an einem anderen Theile des Körpers entmwideln. Die Entwidelung der Knofpen, welhe wir weiter oben betrachtet haben, dient zur DVervollftindigung unferer Schil— derung der Entwidelung der Campanularien, Ich babe diefe Beobachtungen im Laufe des Monats April 1842 an der Küfte von Dftende angeftelt, und ich erinnerte mich desjenigen, was bereitd Über denfelben Gegen: ftand gefagt worden mar, damals nur fehr umdeutlich, Als ich nach Loͤwen zuruͤckkehrte, wunderte ih mid), daß die Schriftftellee in diefer Beziehung fo fehr voneinander abwi: hen, und meine Beobahtungen ftanden mit dem, mas der gelehrte Schwedifhe Naturforfcher, Herr Loͤven, neuerdings bekannt gemacht hatte, fo ſehr im Miderfpruche, duß ich mir vernahm, meine Unterfuchbungen bei nächfter Gelegenheit fortzufegen. Sch ftudirte nun die Sampanularien von Neuem mitten im Sommer, im Herbſte und im Januar, und obs wohl ich meine Unterfuhungen auf mehrere Specied ausdehn: te, war doch das Reſultat ſtets daffelbe. Die Eremplare, welche Herr Loͤven als Weibchen befchreibt, fheinen mir nur noch nicht abgelöf’te junge Polypen zu feyn. Was die mit ſchwingenden Wimperhaaren bedeckten Eier betrifft, wel he fich im Innern der mir für Junge geltenden Cremplare felbft bilden follen, fo ift mir nichts dergleichen vorgefom: men, und ich weiß diefen Umftand mit meinen Beobachtuns gen nicht in Einklang zu bringen, Indeß Fann ich an der €63. XXXI. 3. 40 Genauigkeit der Beobachtungen bed Herrn Löven nicht zweifeln; allein die meinigen habe ich zu oft wiederholt, um diefelben nicht über allen Zweifel erhaben zu halten. Waͤhrend eines großen Theils des Jahres habe ich alle vierzehn Tage Sendungen niedrig organifirter Seethiere aus Dftende erhalten. Bei der Umficht, mit weldyer die Herren Lanzweert und Paret diefe Sendungen zur Eifenbahn beforgten, erhielt ich die Thiere faft immer lebendig, und wenn Gampanularien darunter waren, unterfuchte ich diefe jedesmal. Defters fielen die Nefultate etwas verfähieden und in der Weile aus, daß ich mir die Auslegung, weldye Herr Loͤven aufgeftellt bat, gewiffermaaßen erklären Eann. Wir haben an der zu Löwen unterfuhten Campanularia geni- culata die Theilung des Eies in MWülfte oder Knoten be= obachtet, wie dieß bei dem himbeerförmig werdenden Dotter gefhieht, und in einigen Fällen glauben wir bemerkt zu has ben, daß diefe Knoten ſich voneinander trennten, fo daß das erfte Ei in frinem Innern mehrere Eleinere Eier enthielt. Alein diefe Eier zweiter Formation trugen an der Oberfläche des Körpers Feine Wimperhaare, und wir haben nicht ges feben, daß fie aus der Kapfel herausgetreten wären. Diefe Theilung wurde Übrigens nur bei den zu Löwen beobachteten Gampanularien bemerkt, fo daß die Frage entiteht, ob dieſe Erfcheinung eine normale ſey. SIE fie eine ſolche, fo hätten wir bier eine ähnliche freiwillige Theilung, wie bei den Me— dufen und anderen Gefhopfen. Hieraus würde fic erklären, wie Here Loͤven zu von den unferigen fo verfchiedenen Mes fultaten gelangen Eonnte, und wir würden begreifen, wie er felbft einen fo bedeutenden Unterfchied zwifchen den Campa— nularien und Syncorynen finden Eonnte. Denn er hat, wie bereitö oben angegeben, an den Syncorynen im jugendlichen Alter die Form der Medufen erkannt, Schlieglih Eönnen wir alfo bemerken, daß die Campa— nularien lebendiggebärend find, und daß man die Jungen oder die gemeinichaftliche Subftanz der Eierftocskazfel mit Unrecht für weibliche Sndividuen gehalten hat. Die Eier werden, gleih den Knospen, von der ganzen Gefellfchaft aus erzeugt, und die Individuen find ſaͤmmtlich geſchlechtslos. Die jungen Gampanularien befisen gegen die Mitte ihres Embryonenlebens bin die Geſtalt, Dryanifation, Bes wegungen und Xebensweife der Medufen. Diefe Polypen beſitzen aub in diefem Entwidelungs: ftadium Organe des Beziehungslebens: Muskeln, Nerven, Sinnesorgane. Wenn der Embryo fih feftfegt, um eine neue Golonie zu bilden, verfchwinden diefe Dryane des Ber jiebungslebens. Als junge Zhiere find dieſe Polypen alfo weit höher organifirt, als im erwachfenen Zuftande. Sm dritten Theile feiner Abhandlung befshreibt Herr Ban Beneden ausführliher, als dieß bisher gefcheben, die verfchiedenen Arten der Gattung Campanularia, auf welche fih diefe Unterfuchungen beziehen, nämlih:- O. ge- latinosa, C. geniculata, C. volubilis und C. Syringa. Endlich find derfelben drei Tafeln beigegeben, deren interef- fantefte Figuren wir hier mittheilen. 41 Erfiärung der Figuren. Figur 1. Cine abgefonderte Eierftodsfapfel. — a, fleifchiae Subſtanz, in deren Innern fi die Eier wie in einem Eierftode bilden. Die gemeinſchaftliche Circulation erjtredt fi) bis an den Gipfel diefer Kapſel, und die Flüfſigkeit kann die Jungen befruchs ten. Der Eiſack zerreißt und dadurch wird eine unmittelbare Communication bewirkt. — db, die Eierftocdsfapfel (die Hülle der Eierftostapfel?1. — c, die Deffnung, durch welche die Jungen berauötreten. — d, e, Eier und Junge; an den legtern bemerkt man bie Cirrhen. Figur 2. Eine Eierftodskapfel, berausgetretenen Embryo bemerkt. — weniger reifen Jungen gefüllt. Figur 3. Ein Ei mit feinem Dotter und feiner dünnen, durch— figtigen umbüllenden Membran, welche zeitig zerreißt. Fiaur 4. Der Dotter organifirt ſich an feinem Umkreiſe zur Bildung des Blaftoderms. an welder man einen faft Das ganze Innere ijt mit Fiaur 5. Derfelbe nody etwas weiter entwicdelt und im Pros file aefeben. Das Blaſtoderm ift gebildet und zumal an der Stite verdickt. Figur 6. Derſelbe noch etwas ſtaͤrker entwickelt. Figur 7. Ein Emoryo in demſelben Entwicdelungsftadium, von Vorne gıfehen und jtärker vergrößert. a, die den Ueberreft des Dorters enthaltende Höhle. b, die am aanzen Umkreife entwicels ten Zellen, deren Zahl fich ftets gleich bleibt, und aus denen ſich die Zentafeln bilden. Figur 8. Derfelbe in einem etwas fpätern Stadium, von ders ſelben Seite und bei derfelben Vergrößerung gefeben. Die vierunds zwanzig Zellen haben fich verlängert und zeigen in der Mitte ihren Kern. — a, dirfelbe Höhle, wie in der vorigen Figur; aus ihre bildet ji der Magen, 5, 5, die verlänaerten Zellen oder rudis mientären Zentafeln. ce, c. c, die acht Zellen, die zu den vorer: wähnten ſtets dieſelbe relative Rage beibehalten und ein Ginnesors gan bilden. Figur 9. Der Embryo, unter berfelben Vergrößerung, wie die frübern Figuren, von der untern Fläche aus geſehen. a, fleifchis ges Anhängfel, welches zum Körper des Polnpen wird. Fiaur 10. Der Embryo, von derfeiben Seite wie die Figuren 5 und 6 gefeben. a, das fchon in der früherern Figur angrzeigte Anhaͤngſel. db, die Verdauungshöhle. c, die Scheibe. d, Rand der Scheibe mit den rudimentären Tentakeln. Figur 11. Der Embryo, unter derfelben Vergrößerung, wie Figur 7 und 8 und ebenfalls von Vorne gefeben. Die Tentakelzelz len baben fid) nach Außen ausgedehnt. Man fieht auh die Sinness organzellen, c, c. Figur 12. Derfelbe etwas weiter entwidelt; der Rand der Zentakein fängt an, gekraͤuſelt zu werden. Figur 13. Ein verflümmelter Embryo, fchräg von der untern Seite aus gefehen , bei derfelben Vergrößerung, wie der erfte (Kia. 1, 2). a, der Anbängfel und b, der erfte Mund. — c, einer der Eünftigen Tentakeln ifolirt. Figur 14. Ein etwas weiter fortgefchrittener Embryo, ven berfelben Seite geſehen. Figur 15. Ein bei derfelben Verarößerung, wie Figur 7 und 8, 11 und 12, von der obern Seite aus gefehener Embryo, welcher einer Afterie gleicht. 663. XXXI. 3. 42 Figur 16. Ein chen fo ſtark vergrößerter Embryo zu der Zeit, mo er aus dem Eicrflode tritt, von ber unterın Seite aus ges feben. a, fleifchiges Anhängfel., 5, erfter Mund. c', Verdau⸗ ungshöhle d, Muskelſchnuren. e, Nervenganglien. f, Sinnesore gane. 8, Cirrhen oder Tentakeln. Figur 17. Derſelbe bei einer weniger ftarfen Vergrößerung im Profile gifehen. Er gleicht, nicht nur in Anfchung der Korm und der Organe, fondern auch in Betreff feiner eigenthümlichen Ber wegungen, durchaus einer mikroſkopiſchen Medufe. a, Körper, b, eriter Mund, Figur 18. Derfelbe, ein Wenig fchräg geſehen. Figur 19. Nach einigen Stunden hat er ſich umgeftülpt. Die Girrhen find nun vormärts gerichtet und gu Zentafeln aeworden. Die Steibe bat fidy in der Mitte vertieft, der Anbängiel ift zum Koͤr⸗ per geworden, und der Embryo beftet fi mit dem unteren Ende dejfelben an. Die Drgane des Beziehungslebens, die Sinnesorgas ne, Nerverganglien und Muskeln find im Begriffe, zu ver: fhwinden, Figur 20. Das Thier ift volllommen umgewendet, und es gras bören nun nur noch ſehr geringe Veränderungen dazu, daß es zu einer vollitändigen Campanularia wird. a@ und b deuten die Forms a ae desjenigen Körpertheils an, mittelft deffen es fich eſtſetzt Figur 21. Ein einzelner Tentakel der Figur 16, an deſſen Baſis man das Sinnesorgan bemerkt, (Aunales des Sciences na- turelles, Dec. 1843 ) Miscellen. VBoneinem Caraiben-Albino meldet im Colonial Ma- gazine Herr Young, daß er in dem Dorfe Lereboyer ein völlig weißes Kind von drei Jabren gefehen babe, deffen Eltern cin ganz ſchwarzer Garaibe und cine fupferfarbige Frau waren. Young hielt es anfänglich für den Abfömmling eines weißen Vaters, fand aber, bei genauerer Betrachtung, die dicken Lippen, die Nafens und Kopfbildung, die nebft dem wolligen weißen Haar aufdie Garaibenabs ftammung hinmwiefen. Die gegen das Licht fehr empfindlichen Aue gen hatten das biäuliche Roth der Albino’s, Augenbrauen und Wimperhaare waren weiß, die Haut eine fahle weiße Farbe. Eine Beobahtungs: Erpedition auf den Gipfel des Montblanc beabfichtigten die Herren Bravais, Profeffor der Affronomie zu Lyon, und Martins, Profeffor der Naturges fhichre zu Paris, zu unternehmen; um einige wichtige Puncte der Phyſik, Meteorologie und Geologie aufzuklären, wollten fie ihre Zelt für fehs Tage auf dem hoͤchſten Berge Europa’s auffchlagen. Es follten gleichzeitig Beobachtungen zu Chambery, zu Genf, zu Aofta, auf dem großen St. Bernhard und noch einigen anderen Stationen gemacht und alsdann mit den von Herren Bravais und Martins zu denfelben Zeiten auf dem Montblanc angeftell ten verglichen werden. Die vierte Verfammlung der Skandinaviſchen Naturforfher hat diefes Jahr, am 13. Juli anfangend , zu Shriftiania ftattgehabt. Die Zahl der anmwefenden Gelehrten betrug 147, worunter 23 aus Schweden, 33 aus Norwegen, 37 aus Dä: nemarf und vier aus andern Laͤndern. Bin: oh Sn: DE, Ueber die Aufcultation des Gehirns. Bon Dr. ©. ©. Whitney. Wenn man den Kopf eines gefunden Kindes aufcultirt, fo hört man im Gehirne vier ſehr verfchiedene und vollfoms men deutliche Geräufche, welche augenfheintih duch den Act der Refpiration und Deglutition, durdy den Impuls des Herzens und durch die Stimme hervorgebradht werden. Der eine Ton, welcher zuerjt unfere Aufmerkfamkeit auf fih zieht, wird durch das Anfchlagen der Luftwelle gegen die MWandungen der Nafenhöhlen bei'm Athmen erzeugt, beginnt und endet mit dem refpiratorifchen Acte und ift in bdiefer Beziebung eigenthuͤmlich und leicht zu erkennen. Diefen Ton hat man den Dirnton des Athmeng genannt. 43 Der zweite Ton, welcher unfer Ohr trifft, ift einer, deffen Impuls aus der Entfernung mitgetheilt zu werden ſcheint. Es ift augenfcheintich der des Herzens und ift weich, halfend, ähnlich dem, weldhen man hervorbringt, wenn man -fanft auf die aufgeblafenen Baden Elopft. Diefer Ton ift gleichzeitig mit dem Herzſchlage und ift an Häufigkeit und Intenſitaͤt verfhieden. Er ift der Hirnton des Hers zens genannt worden. Der ſcharfe, ducchdringende und fhwirrende Ton, welcher den Act des Schreiens oder Spres chens begleitet und oft fo deutlich über den ganzen Schaͤ— dei hin zu hören ift, heißt der Hirnton der Stimme. Er variict etwas in feinem Timbre an verfchiedenen Stel— len des Kopfes und ift am Wenigſten heil und durchdrin— gend an der noch ungefchloffenen Fontanelle. Der le&te, im Normalzuftande hörbare Ton begleitet den Act der Deglus tition, ift dumpf, ſchwer, flüfig und gan; eigenthuͤmlich. Diefes ift der Hirnton der Deglutition. Diefes find die Geräufche,, welche an dem Kopfe der Kinder vor Schließung der Fontanelle gehört werden. os wie das Alter vorruͤckt und die Dichtigkeit des Gehirns und Schaͤdels zunimmt, erleiden diefe Zone einige Mopdificationen. Die Veränderung jedoch, welche einige derfelben in den zahls reihen Affectionen des Gehirns erleiden, find ungemein ges tingfügig, während andere fo deutlich im ihrer Befhaffenheit verändert werden, daß fie Symptome des Gehirnleidens werden. Außer einer Modification des Hirn-Herztones bei ges wiffen Affectionen des Schädelgewölbes kommt eine gleichs bedeutende Veränderung des Hirn: Stimmtones vor, wels her für eine eigenthümliche Krankheit des Gehirns faft pas tbognomonifh ift. Er ähnelt dann dem Zone, welcher den Erguß von Flüffigkeit zwifhen die Pleurablätter begleitet, und wird gleichfalls nur beim Erguffe von Flüfjigkeit zwis ſchen die Hirnhäute gehört. Er ift, in der That, die Ae— gophonie des Gehirns. Während der 5 Jahre, in welchen ich die Beobahtungen über den vorliegenden Gegenftand ans ftellte, habe ih das Hirnblafebalggeräufh, oder eine Modi: fication deffelben in nicht weniger, als 8 verfchiedenen Af— fectionen des Gehirns, beobachtet. In einigen derielben war es ein wohlausgeſprochenes, conftantes und unveränderlicheg Symptom, in anderen war dieß weniger der Fall, während es in allen auffallend genug war, um als ſchaͤtzenswerthes und unabhängiges phfifalifches Zeichen zu erfcheinen. Die verfhiedenen Krankheiten, in welchen diefes Sym— ptom vorhanden und characteriftifh war waren: einfache Gongeftion, oder Srritation; acute Entzündung des Gehirns mit oder ohne Erguß; hydrocephalus chronicus; acute oder locale Compreffion des Gehirns; Verhärtung oder ſcirr— thöfe Entartung der Subjtanz des Eleinen Gehirns; Der: Enöcherung der Dirnarterien; Uneurysma der a. basilaris und Aneurysma und gewiffe hydrocephalifhe Krankheiten. Das Blafebalggeräufh habe ich in neunzehn Fällen acuter Gehirnentzundung beobachtet, und zwar in allen als ein hervorftehende8 und unzmeideutiges Symptom. Außer dem Blajebalggeräufhe wurde meine Aufmerkfamkeit anfänglich auf einen eigenthümliben Ton geleitet, welcher mit dem Durchgange der Stimme durch das Gehien und den Scyäs 663. XXXI.. “ del zufammenhing. Er tönt weit fhärfer und heller, als der Ton der natürlihen Stimme und ift dabei von einem zitternden Schwirren begleitet, Er ift dem Zone der Aego— phonie fo aͤhnlich und kommt bei fo Ähnlichen pathologifchen Zuftänden, wie diefer, vor, daß ich ihn niet beffer zu be= zeichnen vırmag, als die Dirnägophonie, weldhe bis zum legten Augenblide des Lebens gehört wird, mährend das Hirnblafebalggeräufh mit der Abnahme der Kräfte vers fhmindet. (Aus Amer. Journ. of Med. Sciences in Dublin Journ., May 1844.) Ueber Maftdarmfifteln. Von Roux. Alle Afterfifteln gehören nicht eigentlich dem After an. Einis ge Eönnen fi in der Umgebung des Afters bilden und zeigen alds dann gang verfchiedene Charactere wie die wirklichen Afterfifteln, Sm wahren Sinne des Wortes follte man Afterfifteln nur diejeni— gen nennen, welche an einem die Afteröffnung umgebenden Punct fi) bilden und durch eine Eiterhöhle oder einen Abſceß verurfadht und unterhalten werden , der lid) in dem das rectum umgebenden Gewebe gebildet hat, ohne daß jedoch irgend eine Verlegung die— fes Eingeweides vorhanden wäre, oder ein anderer Theil oder ein mehr oder weniger entferntes Organ mitleide, Dieß dürfte man, meiner Meinung nah, unter dieſer örtlichen Affection verfichen, wenn man einen richtigen Begriff von ihr haben will. Hiernach wird es leicht feyn, fie von einer Menge anderer filtulöfer Affectio« nen zu unterfcheiden, welche in diefer Gegend häufig find, und wels che — fuͤr den erfahrenen Wundarzt verſchiedene Charactere darbieten. So, z. B., Fiſteln, welche durch Harnabſceſſe, die mit der Blaſe oder urethra communiciren und ſich in der Umgebung des Afters oder im perinazum Öffnen; ſolche, welche in Folge von fomptomatifhen Abſceſſen nady organifchen Verlegungen des Mafts darmes oder eines Knochentheils des Beckens entftehen: dieſe Fir ftein fann man mit den wirklichen Afterfiiteln nicht verwechſeln. Zwar bleibt eine Anzahl folcher organifcdyen Uebel verborgen, und diefe geben fich nicht durch Außere Erſcheinungen Fund; hat aber das Uebel gewiſſe Kortichritte gemacht, fo entwickeln ſich gewöhnlich mebrere Abfcejfe und die Fiftelgange öffnen fih durh die Haut nah Außen. Sit in folhen Fällen der Wundarzt nicht auf feiner Hut, ver: Eennt er die wirkliche Urſache diefer Fifteln und entfchließt ſich zur Operation, fo wird diefe niht nur vergebens feyn, fondern er wird auf diefe Weife den Fortfchritt des Uebels noch begünftigen und fogar das Leben des Kranken gefährden. Es ift um fo wichtiger, die wahren Afterfifteln von den false fben zu unterfcheiden, als fie gar nicht felten find; auch ift es lei ht, jie zu verkennen, wenn man fie nicht aufmerkſam betrachtet. Es find aroße Unterfbiede zwifchen den Afterfiiteln, je nachdem ſie bei'm Manne, oder Weibe vorfommen, und die Sndicationen für deren Behandlung find ſehr verfchieden. Wir wollen daher hierbei etwas vermeilen, Afterfifteln bei'm Weibe Fönnen in Folge eines Dammtiffes nad) ſchweren Entbindungen entftehen, und man fieht leicht ein, wie die Behandlung in diefem Falle von der der gewöhnlichen Fi— fteln verichieden feyn muß. Zumeilen befindet ſich die außere Deff- nung der Kiftel mitten im perinaeum , zuweilen ganz nahe an ber hinteren Gommifjur der vulva, In folden Fällen muß man ſehr vorjihtig feyn, daß man nicht wichtige Theile ohne Noth verlege, und zugleich muß man den Kiftelgang, foweit es noͤthig ift, eine fchneiden, damit die Fiftel radical heile. Es find hierbei befondere Regeln zu beobachten, welche fich nach den Umftänden richten. Sn andern Fällen befindet fich die äußere Oeffnung der Fiſtel an ber rechten oder linken Schaamlefze; und auch in dieſen Fällen Eann der After und die Scheide betheiligt feyn, Es find mir meh: 45 rere Fälle von Fifteln vorge'ommen , wobei ih gendthigt war, bie Biftelgänge wiederholt zu incidiren, bevor die Heilung bleibend war. Unter andern erinnere ich mich einer Dame, welche an einer Maſt⸗ darm:Scheidenfiftel litt. Sch beſchraͤnkte mich anfangs darauf, den Ziftelgang, welcher mit dem After communicirte, zu incidiren, und "glaubte, daß die Natur die Vernarbung bewirken werde; aber die Wunde flog fi nicht; es bildeten ſich Eiteranfammlungen an der Scheide, und ich fah mich genötbigt, die Wandung diefer legten Höhle weit zu fpalten; alsdann verheilte die Wunde durch fefte Bernarbung. Man ficht alfo, wie Afterfifteln bei Krauen , je nad) ben vers fhiedenen Partien, durdy melde fie verlaufen, auch befondere Sndicationen erheifchen. Selbft wenn eine Maftdarmfiftel mit als ten ihren eigenthümlichen Gharacteren, wenn Entblößung des Maft: darms vorhanden und offenbar die Operation indicirt ſcheint, fo darf nicht überfehen werden, daß fie nicht immer ein einfaches und rein Örtliches Uebel, fondern häufig die Kolge, z. B., eines ors ganifhen Knochenleidens fey. Solche Abfceffe bilden ſich indeß felz ten an dem After, Sondern häufiger in der Eeiftenfalte, am Ober— ſchenkel, an den Weichen 2c.; Eommen fie aber in der Nähe des Afs tere vor, fo bilden fie fehr häufig ſehr characteriftifhe Fifteln. In folhen Fällen darf offenbar nicht operirt werden, da hiers durch nur eine neue und beträchtlichere Wunde entftehen, die nicht vernarben und die Kräfte des Kranken erfhöpfen würde, Einige Kifteln find nur als Symptome einer organifchen Afs fection des Maſtdarms zu betrachten und dürfen ebenfalls nicht ope= rirt werden. Es ift nicht ſchwer, diefe Fiſteln zu erkennen; dennody werden fie verfannt und die Kranfen nuglos operirt. Zu zmeien ſolchen Fällen wurde ich bereits gerufen, wobei eine fehr cdharactes riftifhe Maftdarmfiftel vorhanden war, deren Operation von ander ven Wundärzten für nöthig erachtet wurde; nachdem ich aber die äußeren und inneren Theile der Eranten Gegend genau unterfucht hatte, erkannte ich ein organifches Feiden des Maſtdarms und ent: hielt mich jeglicher Operation. Iſt eine folche mißlihe Gomplicas . tion zugegen, fo kann ein gefchidter Practiker faft bei'm erften An— blick und ohne Unterfuchung der inmern Theile, fondern bloß nad dem äußeren Anblide des Afters und feiner Umgebung, fogleih auf das Hauptleiden fchliegen. Es find nämlich unter ſolchen Umftäns den mehrere Fifteln, als Folge zahlreicher Abfceffe, um den Rand des Afters herum zugegen, die umgebende Haut ift bläulich » livid und zeigt eine eigenthümlihe Härte; die ganze Stelle fühlt fi teigig an und ift angefchwollen. Diefe einfache Außere Unterſu— Kung genügt fehr oft, um fofort auf eine Krankheit zu fehließen, welche durch die Unterſuchung durch den After zur Gewißheit wird. Die Operation der Fiftel würde in einem ſolchen Falle von feinem Nusen feyn. 3umeilen findet man einfache Maftdarmfiiteln, ohne eine ſchein— bare Gomplication, deren Operation aber doch weder nüglich noch angezeigt ift, wegen des gleichzeitigen Beſtehens einer wichtigen Krankheit eines andern Organs, z. B., tuberculosis der Lungen, Diefe Complication ift häufig bei ſolchen, welche an Maftdarmfis fteln leiden; man dürfte demnach annehmen, daß diefe Fifteln die Folge von Zuberkeln find, welche fi) in der Nähe des Maftdarme entwiceln, und es entfteht die Krage, ob ſolche Kifteln operirt wer: den dürfen, oder nicht. Sch bin nicht der Anficht, daß die Heilung diefes oͤrtlichen Uebels ſchaͤdlich ſey auf dem allgemeinen Zuftand der Phthifis und die Entwidelung der Zuberkeln befchleunige , wie dieß von einer großen Zahl Practifer angenommen wird, die in ſolchen Fällen die Maftdarmfiftel als eine vicariirende Stelle für die Lungenaffection anfehen. Iſt die Suppuration der Fiftel reichs lich, fo daß die Kräfte des Kranken dadurch erfchöpft zu werden fcheinen, fo ift, im Gegentbeile, der Grund diefer Erfhöpfung zu befeitigen. Ueberdieß erfolgt der Tod bei der Phthiſis nur fehr langfam, und nicht felten zieht fich diefe Krankheit Jahre lang hin und kann zumeilen fogar heilen. Wozu follen wir daher zum Vor: aus bedacht feyn, den Tod diefer Unglüdlihen aufzuhalten, indem wir ihnen eine Erleichterung verfagen, die fie fo gern wünfchen, und welche überdieß einen wohlthätigen Einfluß auf das Hauptleis den haben kann? 663. XXXIL. 3, 46 Es muß hierbei bemerkt werben, daß die Heilung von Fifteln zuweilen nach der Operation raſch vor fich gebt, und daß jie ein gutes Ausſehen zeigen ; hierauf bleiben fie plöglich ftehen und mwers den ber Sig einer reichlichen Suppuration, die durch nichts beſei⸗ tigt werden Fann. Ich behandle gegenwärtig einen Kranken, der fih in diefer Lage befindet. Er wurde vor drei Monaten an einer Maftrarmfiftel, die man für einfach hielt, operirt, und da die Wunde nicht verheilen wollte, fo madıte man neue Incifionen, in der Meinung, daß ein Eiterheerd vorhanden fen; troßdem blieb die Wunde ftehen und fuppurirte reichlib, ohne jedoch irgend eine Vernarbung zu zeigen. Zu einer gewiſſen Zeit fchien diefer Mann an Phthifis gelitten zu baben, und es ift wahrfcheinlih, daß dieſe conftitutionelle Krankheit, wiewohl erit nur im Entftehen, auf den Verlauf der Maftdarmmwunde einen Einfluß ausübt. Aus diefem Allen dürfen wir den Schluß ziehen, daß es im Allgemeinen wohl beffer feyn möchte, die Maftdarmfifteln der Phthi— fiter beftehen zu laffenz wird jedoch das Uebel dem Kranken läftig und faft unerträalich, wird es durch feine Euppuration Urſache eis ner bedeutenden Schwaͤchung, fo kann man ohne Writeres, und zus meilen fogar mit entſchiedenem Nutzen, operiren. Test noch einige Worte Über die Behandlung der Maftdarm= fiſteln. — Unter den verfchiedenen in Gebrauch geweſenen Ver— fabrungemeifen gegen diefe Kranfbeitsform bat die Erfahrung die Sncifion als das ficherfte und wirkfamfte Verfahren nachgemie: fen. Selbſt die Ligatur ift vollkommen verlaffen, wiewohl fie einige Zeit lang allen anderen Mitteln vorgezogen wurde: außerdem ift fie auch bei callöfen Kifteln mit mehreren Gängen, wie fie häufig vorkommen, nicht anwendbar. Indeß ift diefe Operation, fowie fie in ben Büchern befchrie= ben, und mie fie im Allgemeinen ausgeführt wird, nicht ohne Uns bequemlichkeit und hat häufig Recidive zur Folge. Ich babe mir daher feit einiger Zeit gewiffe Regeln aufgeftellt, die ſich durch die Erfahrung als vortbeilhaft bewährt haben. Sch bin von der Ans fiht ausgegangen, daß die Maftdarmfiftel von Entblößung eines Theils des Maftdarms herrühre und zur Urſache eine mehr oder weniger große und hinaufreihende iteranfammlung habe, Sie fann nur eine einzige, 3. B., innere, oder nur eine oder mehres re äußere Deffnungen haben. Gine innere Deffnung giebt es, mei— ner Meinung nach, nicht, und diejenigen täufhen ſich, welche glau— ben, daß eine foldye immer bei einer Kiftel vorhanden feyn muͤſſe; vielmebr fehlt fie häufig, wiewohl die Fiſtel mit allen ihren cha— racteriftifhen Merkmalen wirklich vorhanden ift. Und dieß beftä= tigt fich fo fehr, daß, wenn man diefe innere Deffnung als ein Ende des Uebeld anfiehbt und von bier aus die Inciſion macht, die Operation häufig nur unvolllommen wird und das Uebel von Neuem entfteht; denn häufig Test fich die Entblögung des Mafts darms weit über die innere Deffnung fort, und man muß die Ins cifion big zu den äußerften Enden fortfegen, wenn die Operation gtüden fol. Aus dem Gefagten gehen nun die Regeln für die Operation hervor. Es ift bekannt, daß, wenn die Haut erodirt und das Rectum entblößt ift, eine einfache Sneifion längs des Fiftelganges nicht hinreichen würde, und die Fiftel fid) obne Zweifel wieder bilden werde. Demnach darf man in folchen Fällen die aͤubern Theile weder ſchonen, noch die beträchtliche Ausdehnung der äußern Wunde fürchten, die dic ſcheinbare Kleinbeit des Fiftelganges felbft gar nicht zu erheifchen fcheint. Es ift aber nöthig, diefer breiten Munde eine, der Vernarbung günftige, Form zu geben. Won dies fer Regel, welche Einige nur in Ausnahmefällen zulaffen möchten, made ih immer Gebrauch; denn die Beohadıtung und Erfahrung beweif’t e8 deutlich, daß eine Entblößung faft immer vorbanden ift, dag eine einfache Incifion in fehr vielen Fällen mißglüdt und zu neuen und ſchmerzhaften Operationen veranlaßt. Um alfo von der Operation ein ficheres und gutes Refultat zu erzielen, muß man, meiner Meinung nach, zuerft die Incilion im Rectum fo hoch binauf, wie eg entblößt ift, verrichten, obne fich um die innere Oeffnung der Fiftel zu kümmern, und da gewöhnlich diefe Entblößung nicht fehr boch reicht, fo braucht man eine Vers legung des Peritondums nicht zu beforgen. Nur ein einziges Mal hatte ich diefes Ungluͤck; aber glücklicher Weife wurden die heftigen 47 Symptome der peritonitis, die fich einftellten, befämpft, und bie Kranke genad. Hierauf muß man die Außere Wunde ermeitern und alle abgelöften und kranken Hauttheile entfernen. Die auf diefe Weife ausaeführte Operation iſt zwar etmas länger dauernd und fhmerzhafter, aber ihr Erfolg ift um fo ſicherer, und ein Re— cidiv feltener, als nad der Methode mittelft einer gewöhnlichen Sncifion. ‘ ’ — Nun noch einige Bemerkungen uͤber die Behandlung nach der Operation der Maſtdarmfiſteln. — Die Form und Beſchaffenheit der Wunde nach der Operation und die Natur des intereſſirten Gewebes macht es begreiflich, daß die Vernarbung hier nicht ſo von Statten gebt, wie bei allen gewöhnlichen Wunden. — Alle die Afteröffnung umgebenden Wunden heilen langfam, weil die Faͤcalmaſſen bei ihnen vorbeigehen und nothiwendig einen Reiz auf fie ausüben; hieraus folgt, daß man mit allen Deilvers fuhen nur den der Natur ftören würde. Es folat hieraus der practiihe Schluß, daß man die Verheilung und Vernarbung der Wunden nur langfam erzielen müffe; eine Zeit lang müffen fie fo: gar Elaffend erhalten werden. Man muß demnah, anftatt die Wände zufammenzudrüden, eine ftarfe Mifche einführen und Eites zung im ganzen Fiftelgange hervorzurufen fuchen. Bei Anlegung diefes Verbandes muß man dafür forgen, nicht einen neuen Gang, das ift, eine zweite Entblößung bes Maftdarmes zu bilden, was duch ein ungefchictes Verfahren leicht entftehen Fann. Auch kommt es zumeilen vor, daß, felbft wenn die Operation vollfommen war, die Wunde, nachdem fie eine Zeit lang von guter Beſchaffenheit war, trog aller Mühe dennoch ftehen bleibt, und der Wundarzt muß alsdann zu befonderen Mitteln feine Zuflucht nehmen, um Heilung zu erlangen. Bor Allem muß man fi bes muͤhen, die Urfache aufzufinden, welche der Vernarbung widerſteht, und diefe Urfachen Eönnen unglüciicherweife mehrfach feyn. Zunaͤchſt Eönnen es Örtliche Urfachen feyn, 3. B., eine Ent— blößung des Rectums, welche bei der erften Operation überjchen wurde, Führt man den Finger in den After, fo ftößt man auf einen blindendenden Gang. Sn folchen Fällen muß man die Wunde, welche man bereits bis zur Entblößung gemacht hat, verlängern, und alsdann wird ſich bei einem paffenden Verbante die Wunde ohne Shmwierigkeit vernarben. In anderen Fällen ift die Entblö- Bung Außerlih in den Geweben, welche den After umgeben; bier muß man ebenfo verfahren und alle Theile der Haut, welche von Oberhaut entblößt und verdünnt find und ſich ſchwer überhäuten moͤchten, ein= oder ausfchneiden. Deßwegen halte ich für unums gaͤnglich nothwendig, die Außern Theile der Fiftel genau zu unters ſuchen und alle kranken Hauttheile dreift wegzufchneiden. Andere Male ift die Urfache mehr eine allgemeine, conftitutios nelle, wie dieß häufig bei cachectiſchen Subjecten, Phthifikern ꝛc. vorkommt. Bier bleibt alsdann die Heilung der Wunde, nachdem fie anfcheinend fich zur Vernarbung neigte, p!öglich fteben, fie wird blaß, graulih und jaudig. Unter ſolchen Umftänden muß man, wie erwähnt, auf die Urſache zurückgehen und vor Allem dieſe, Toll die Heilung gelingen, bekämpfen. Zumeilen bildet ein ſyphilitiſches Leiden Hinderniß zur Heilung, und vorzüglich find es Wunden am After, welche unter diefem Erankhaften Einfluffe eine Tendenz zur Degeneration zeigen. In folhen Fällen muß man anfangs die 663. XXXL 3, 48 Wunden mit Unguentum mercuriale behandeln jund felbft, wenn es paffend erfcheint, den Kranken einer allgemeinen antifyphilitie fhen Krankheit unterwerfen. Schlieblich will id noch einen hierher gehörigen lehrreichen Fall mittheilen. £ Ih behandelte einen jungen Polen an einer Maftdarmfiftel, melde einfah war und nichts Befonderes darbot. Der Kranke gab an, daß er ſich immer wohl befunden habe, und wiederholt verficherte er, daß er niemals angeftekt gewefen wäre. Diefer Ausfage traute ich und verrichtete die Operation. Die Wunde verlief anfangs gut und fchien zu heilen; bald aber: blieb fie ftehen, ulcerirte und befam ein fungöfes Ausfehen, und nun erft geftand der Kranke auf wiederholtes Anfragen, daß er mehrmals angeſteckt und wahrfcheinlich nicht gründlich geheilt worden fey. Wir verbans den darauf die Wunde fofort mit Mercurialfalbe, und in Eurzer Zeit war fie geheilt. (Gaz. des Höpit., 23, Mai 1344.) Miscellen. Bon Selbft:-Erdroffelung in Enieender oder lite gender Stellung werden in der Defterr. Wochenſchrift 1844, Nr. 11., wiederum mehrere Fälle mitgetheilt. — Der erfle Fall betrifft einen Mann, welcher eine Schlinge an einem Fenfter bes feftiat hatte, niedergefnieet war und, durd Einlegen des Kopfes in die Schlinge, fi) den Tod gegeben hatte. Der Bezirksarzt, Dr. Schleifer in Neuhofen, führt hierbei an, daß ihm in zwölf Sahren achtzehn gerichtlihe Sectionen Erhängter vorgekommen feyen, von denen eilf fo niedrig bängend gefunden wurden, daß fie nur durch mehr oder weniger ſtarkes Kniebeugen die Zufammenz fchnürung des Halfes möglih machen Eonntenz bei keinem war bie Schlinge feſt zuſammengezogen. Am Auffallendften ift der Kal von einem Bauer, ber fih, im Juni 1843, in feinem Stall ers hängte. Die Schlinge war fo weit, daß der Mann fehr bequem den Kopf hindurchſtecken Eonnte, und der Strict hing fo tief herab, daß der Mann nicht nur gang niederfnieen, fondern den Körper fogar nach Vorwärts in halbliegende Stellung bringen mußte, um die Zufammenfchnürung zu bewerfftelligen; bie Arme hingen foaar fo weit herab, daß die Fingerfpisen den Erdboden berührten. Ber merfenswerth ift, daß alle diefe eilf niedrig Erhängten früher Spuren von Wahnfinn gezeigt hatten, während unter den fieben Anderen, die ſich fo body aufhingen, daß ihre Füße den Erdboden nicht erreichten, fünf waren, bei welchen nie eine Spur einer Geis ftesfrankheit bemerkt worden war, fondern bedrängte Verhältniffe, Schande und dergleichen das Motiv zum Selbftmorde hergaben. ®ummiauflöfung gegen Verbrennungen empfiehlt Dr. Rhinde zu Edinburgh. Bei Verbrennung des erften und zweiten Grades foll man den verbrannten Theil mit einer Gummie auflöfung drei bis vier Mal, in Zeit von etwa zehn Minuten, überftreichen. Bläschen müffen zuvor geöffnet werden. Es fommt darauf an, daß die Gummifchicht die verbrannten Stellen voll= kommen bedede; deßwegen muß die erfte Schicht mit einer düne nen Solution gemadt werden, (Edinburgh Med. and Surgical Journal, 1843.) er — —— — — Bibliographische Crania aegyptiaca; or Observations on Egyptian Ethnography derived from Anatomy, History and the Monuments. By Sa- muel George Morton, M.D. Philadelphia 1844. 4. (Mit 14 Kupf.) Essays on Natural History, chiefly Ornithology. By Charles Waterton, Esq. etc. 2d Series. London 1844. 8. Neuigkeiten De la Coxalgie. Par J. G. Maisonneuve (de Nantes). Paris 1844. 4. Expose d’une nouvelle methode de traitement pour les fractures du corps et du col du femur. Presente a l’Academie Royale de Medecine par J. B. Griffoult; peu &tudie et mal rapporte par M. le Professeur Velpeau. Paris 1844. 8. m — — — Neue Notizen audsdem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, ae ſammelt und mitgerbeilt von dem Ober» Mericinafratbe FE roriep gn Reimar, und dem Mipiinalrarbe und Mrofeffer FEroriep gu Berlin Ne. 664. (Nr. 4. deö XXXI. Bandes.) Juli 1844. Gedruckt im Landes-Induſtrie -Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 30%, des einzelnen Stüdes 3 99x Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr Die Tafel colerirte Abbildungen 6 9% et Unterfuhung einiger Monftrofitäten an Pflanzen, welche über die Structur des Griffelö und den Urfprung der Eierchen Licht verbreiten. Bon Herrn Ad. Brongniart. Mährend, nad) der Behauptung mander Botaniker, die placenta ein Fortſatz der Mittelare, oder eine achfels ftändige Are ift, welche an das Carpellenblatt angefegt, oder mit demfelben verbunden ift, behaupten andere, die Eierchen feyen nur mobdificirte Anhängfel oder Theile der Garpellen: blätter ſelbſt. Zur Unterftügung der letztern Anſicht führt Here A. Brongniart eine von ihm an Delphinium elatum beobachtete Monftrofität an, wo die Garpellen alle Grade von Blattumbildung erlitten und an ihrem Rande Eierchen darboten, die mandımal normal waren, mandmal aber auch allmälig in den Zuftand der Seitenläppden des Garpellenblattes felbft uͤbergingen. Die wichtigfte Monitrofität, welche man unter vielen andern bemerfte, war diejenige, wo die Garpellenblätter ges gen ihren Gipfel bin ein dur ihre Vereinigung geſchlof— fene® ovarium bildeten, welches faft normal befchaffene Eierhen enthielt, während fie am ihrem untern Theile ein Blatt darftellten, deffen Mänder gelappt, einwärts gefaltet und voneinander getrennt waren, auch feine Eierchen trugen. An den Rändern diefer Carpellen ließen fich alle Uebergangss zuſtaͤnde von feitlichen dreifpaltigen Yappen des Blattes big zum aͤchten Eichen wahrnehmen. Durch die Garpellenblätter zogen fich drei Haupt:Fängs: Merven, ein mittlerer und zwei feitliche; die leßtern enıfpras hen den Rändern des Garpellenblattes, wie daffelbe fich bei normaler Beichaffenheit der Griffel darftellte, wo diefe Raͤn— der durch ihre Vereinigung die innere Naht der Garpellen bilden. Die Wandung deg ovarium murde blofi von dir Dortion des Blattes gebildet, welche zwifhen dem Medians umd den Seitennerven lag, während die außerhalb der Geis tennerven fallende Portion des Blattes Erinen Theil des ovarium bildete, fondern in Eierchen umgebildet war, Die No. 1764. — 664. da 1a sh he 74 Verwandlung war unverfennbar, da diefe Rappen nicht fehl- gefchlagen waren, fondern ſich an deren Stelle Eierchen ents widelt hatten; allein fie waren Eleiner, gekruͤmmt und gegen ſich felbft niedergefchlagen, fo daß fie den funiculus und das Primin, oder die Äußere Memtran des Eichens, bildeten. Man konnte leiht wahrnehmen, daß von den drei Zaͤh— nen, welde jedes diefer Laͤppchen darbot, die feitlihen atro— phiſch wurden, indem fich die Baſis des Lappens verfchmä- lerte und dın ganz kurzen funieulus des Eichens bilderr, mährend der mittlere Theil jedes Lappens hohl wurde und fib in Form einer Haube aufwärts und einmwärts kruͤmmte, fo daß er das Primin bildete. Was den Keın (nucleus) betrifft, fo entftand derfelbe aus einer Art von zelligem Aus: wuchſe, oder einer Warze, die fih auf der obern Fläche des Mittelnerven jedes Kappens, ein Wenig unterhalb feines Gipfels, befand. In den ausgebreiteren und zur Bildung der Integumente von Eierchen nicht verwendeten Lappen war die dem Kerne, oder nucleus entfprehende Warze fehr Hein und auf dr etwas concaven obern Flaͤche des blattars tigen Faprens völlig nadt auffigend. Dei den Lappen, des ten Gipfel eine bederförmige Höblung darbot, nahm der mehr oder weniger entwidelte, oder voluminöfe Kern den Grund diefer Höblung ein, welde dem Primin entſprach. Bei den blartformigen Lappen, wo fid die Eiform in gro: ßerer Vollkommenheit entwidelt hatte, mar die Deffnung der becherformigen Hoͤhlung verengert und nahm ſich ganz, wie das Mikropyl aus, der Kern war mehr entwidelt, und fein freier Gipfel entfprach der Oeffnung in den Integumen: ten des Eichens, wie in deffen normalem Zuftande. End» ib nahm das Eichen mehr und mihr die Form und Or: ganifation des gemöhnlichen Eichens diefer Pflanze an. Mir müffen alfo zugeben, daß bei der fraglichen Pflanze die Gefäßbiindel jeder placenta, oder die fogenannten Pis ſtillſhnuͤren, durch die feitlihen Merven des Carpellenblattes gebildet wurden; daß jedes Eichen einem Lappen oder gro- fen Zahne dieſes Blattes entfprah, und daß deffen funi- eulus, fowie die raphe bis zur chalaza, durd den Mits 4 51 664. telnerven dieſes Seitenlappene gebildet wurde, daß das oft gefäßreihe außere Integument des Eichens nichts Anderes war, als die auf ſich felbft umgefchlagene Spige diefes blattz förmigen Lappens, weldhe eine Urt von Haube bildete, daß auf der andern Seite der Kern ein neues Product, eine zellige Warze, war, welche fih auf der obern Flaͤche diefes Lappens des Blattes und in der Höhlung, die fi daſelbſt gebildet, entwidelt hatte, Her Brongniart hält die Anfiht für unhaltbar, dag diefe Seitennerven der Garpellenblätter, aus denen ſich in dem bier in Rede ftehenden Falle baid Eierchen, bald gesähnte Lappen entwicelten, eigenthuͤmliche Sortfäge der Gentralare feyen, die lediglich den Zweck haben, Eichen zu erzeugen, wie viele Phnfiologen behauptet haben. Here Brongniart nimmt an, diejelbe Ötructur finde überhaupt in allen Fällen ftatt, wo die placenta am Rande, oder an der innern Flaͤche des Garpellenblattes aus gefegt ift. Der Verfaſſer erwähnt demnaͤchſt einer andern Mon: firofität, aus einer Pflanzenfamilie, wo dag ovarium auf den erften Bli von der gewöhnlichen Structur der zufams mengeießten Ovarien bedeutend abzumweihen fcheint, naͤmlich aus den Giuciferen. Dennoch entftanden die Eierdyen in diefem Falle auf dirfelbe Weiſe, wie oben Es wurden nämlich ſaͤmmtliche Blüthen einer Nübenpflanze unter’udt. Bei mandıen bildeten die beiden Garpellenblatter die Schote in der normalen Weife; bei anderen waren diefelben ſehr ſtark entwideit, fo daß fie eine faft blafenfürmige Scyote bildeten, in der: £leine blattförmige Organe an die Stelle der Eierchen getreten waren; zuweilen zeigten ſich ſtatt der Garpelfen felbft zwei abgefonderte Blätter ohne Eierchen. Manche der blafentörmigen Schoten ſchienen zuerft die gewöhnlidye Drganiiation des (Hriffels der Kreuzblumen ges habt zu haben, wenngleih fie duch ihren laͤngern Stiel (support) und ihre ſchmaͤlere Scheidewand in Geftalt und Gröge bedeutend abwichen; allein als man fie öffnete, be— merkte man, daß Eeine wirklihe haͤutige Scheidewand vor— Danden war; die verdidten Saͤume der Garpellen hatten ſich einander genähert und befanden ſich ihrer ganzen Laͤnge nad) miteinander in Berührung, oder waren nur an einer Stelle miteinander verwachlen. Die Ränder der beiden Garpellen waren dagegen in den meijten Fällen ihrer ganzen Länge nad) ungemein innig miteinander verbunden, Aus den Rändern dieſer Carpellen entftanden blattfürs mige Kappen, welche die Stelle der Eierchen einnahmen, ſich gegen die Sunenfeite der Garpellen zuruͤckbogen, an ihrer Baſis mit den legtern zufammenhingen, ziemlich in diefelbe Ebene fielen und in zwei oder drei ſcharfe Zähme getheilt waren, fo das fie dem Munde eines fiederjpaltigen Blattes genau glihen. Durch jeden diefer Lappen ſtrich ein zurrer Merve, und die Unterabtbeilungen des Lappens twaren von Seitennervon durchzogen, Aus der Verbindung diefer Blaͤtt— hen an ihrer Balis, aus ihrer Rage in derfelben, mit der Axe der Schote parallel ftreichenden Ebene ergab fish deut: ich, daß ſie Feine abgefonderten Blitthen, fondern Portio: nen eines einzigen gelippten Blattes waren, Bei der Jurz XXXI. 4. 52 tapofition diefes gelappten Randes in Bezug auf den ähnlich gelappten Rand des andern Garpellenblattes, und bei der Vereinigung der der Fänge nad) ftreihenden Gefäßbündel beis der Garpellen zu einem einfachen Medianbündel, nahm ſich dieſes Gebilde aus, wie ein einziges, an der Innenſeite, ins nechalb der Naht der Garpellenblätter, anliegendes, fieders fpaltigeg Blatt, fo daß man hätte glauben können, der Griffel. beftehe aus vier Ereuzförmig geordneten Blättern, von denen zwei die Klappen oder Wundungen des ovarium und die beiden andern die placentae bildeten. Bei nahe: ter Unterfuhung der Monftrofität ſtellte ſich a aber dieſe Er⸗ klaͤrung als unwahrſcheinlich heraus. Außer den bereits angezeigten Theilen, waren an dieſen Griffeln ſtets zwei kurze chlindriſche Aeſte vorhanden, welche in Tuberkeln oder Warzen endigten, die rudimenfüre Blaͤt⸗ ter darftellten. Diefe entſprangen aus der Achſel der Gars pıllenblätter und waren nichts weiter, als deren achfelftäns dige Knospen, die ſich in Geftalt einer dünnen Are verlüns gert hatten. Auch aus der Mitte dı8 ovarium, zwiſchen den beiden Garpellen und von der gefpaltinen Baſis ber Scheidewand, entfprany oft eine etwas längere cylindriſche Ure, die auf ihrem Gipfel Eleine, zu einem Köpfen vers einigte Blätter trug. Dieß war off.nbar die Verlängerung der Hauptare der Blume. Auf diefe Weife traf man im Innern dieſes Piftils ſaͤmmtliche Mopificationen, die ein Zweig mit zwei einander gegenüberftihenden Blaͤttern nuv darbirten kann, miteinander vereinigt, ohne daß irgend eine an der Bildung einer placenta theilgenommen hätte. Bei den wenigen Catpellenblättern, die fi im Uebergangsftadium zu freien Blättern. befanden und fih an der Spitze voneinz ander zu trennen begannen, boten die an der Baſis mitein— ander verbundenen Carpellen noch ihre eierchenförmigen Laͤpp— ben dar, die dann mehr volljtindig von den Garpellenblät: tern abzuhängen fchienen und nicht die mindeite Neigung zeigten, ein zweite, von legten unabhänyiges, Paar zu bilden. Es ift bemerfengmwerth, daß in demfelben Verhaͤlt— niffe, wie die Carpellenblätter die Blattform vollſtaͤndiger annabmen und vollkommen frei wurden, die das Eichen re: präfentirenden Laͤppchen verſchwanden, und bei den meijten Bluͤthen waren die beiden Blätter oval und ganzrandig, aber mit drei fehr deutlichen Rängsnerven verfehen, während die Säume niht eine Spur von der fiederfpaltigen Form dar— boten, welche fie nur zu haben fhienen, wenn fie den Cha: tacter der placentae unnahmen. Ferner ift bemerfenswerth, daß bei den auf diefe Weife völlig blattförmig gewordenen Griffen fich die Eleinen achſel⸗ ftändigen Aeſte oder Zweige, - fowie die Werlängerung der Hauptare wiederfanden, auf deren Gipfel fi, obwohl in einiger Entfernung von. der Einfügung der Garpellenbläts ter, entweder eine. aus winzigen. Blättern, von denen bie äußeren mit den Garpellen ein Kreuz bildeten, beftehende Knoſpe oder auch Eleine fehlfchlagende Blüthenknofpen bes fanden. | So finden wir denn bei dieſer Pflanze mit innig ver: wachſenen Garpellen, daß die Eierchen ebenfalls ein Anhänge ſel und Product der Modification der Ränder des Carpellens blattes find, wie dieß bei den Garpellen von Delphinium der Fall war. Die placenta lift ſich unmöglid als ein Product der Haupt- oder Mebenage betrachten, weil wir diefe in Geftalt Eleiner Zweige entwidelt und in diefer Ge: ſtalt neben den placentae eriftirend finden. Es bleiben demnad nur noch die Griffel mit einer freien centralen placenta übrig, bei denen es einigermaafen ſchwer zu halten ſcheint, fie auf denfelben Typus, d. h, auf Garpellenblätter mit randftändiger Placentabildung, zurüdzu: führen. Allein in Betreff diefer muß bemerkt werden, daß deren Griffel nach zwei fehr verfchiedenen Typen, nämlid) wie bei den Caryophylleen und den diefen verwandten Familien, und wie bei den Primulncern und ähnlichen Pflanzen, gebildet find. Auch da dient das Worfommen von Monftrofititen zur Beftätinung der Unterfdhiede, auf welche die normale Structure rüdfichtlii der Zufammenfezs jung diefer Griffel hindeutet, So bietet der Griffel der Caryophylleae in vielen Fällen Scheidewaͤnde tar, melde in einem mehr oder weni— ger vorgerüdten Entwidelungeftadium abjterben und vers ſchwinden, und die placentae feinen, wie bei den gewoͤhn— lichen vielfächerigen Piltillen, die aneinandergrtretenen und um die gedachte Are der Blume her miteinander verwadhfes nen Ränder der Garpellenblätter einzunehmen. Dieß wird durch eine von Herrn Bravais mitgerheilte Monftrofität bei einer Pflarze aus der Familie der Sileneae (wahr: f&heinlich einer Saponaria) beftätigt, mo bie Garpellen theilz meife frei und offen geworden waren und an ihren Rändern Eierchen trugen. Bei den Primulaceae dagegen finden ſich nie Spu— ren von Scheidewaͤnden; die Eierchen find an einer beinahe fugelförmigen placenta befeftigt, die fib nicht in Laͤngs— Bündel trennen läßt, und bei den häufig vorkommenden Monftsofitäten von Primula, Anagallis, Cortusa , Ly- simachia ete., bat man nie gefunden, daß fi der Grif: fel in eierchentragende Garpellenblätter verwandelt hätte; vielmehr’ trägt dann die in Geftalt einer Gentralfäule vers längerte mittelftändige Placenta-Axe mehr oder weniger mo: dificirte Eierchen, welche ſich in ebenfoviele befondere Blätt: chen verwandeln, als Eierchen vorhanden find. So erſcheint alfo in dieſem Falle die placenta von den Garpellenblättern wirklich verfchieden und aus der vers längerten Are der Blume gebildet , melde fleine, in Quirle und Nofetten geordnete Blaͤttchen trägt, die die Fähigkeit beſitzen, ſich in ebenfoviele Cierhen zu verwandeln. Herr Brongniart hat die Umbildung der Eierchen in mehr oder Meniger rudimentäre, fowie monftrös zuſammenge— kruͤmmte Blaͤttchen bereitg bei der Primula chinensis be: ichrieben. Gin ähnliches Beiſpiel könnte er in Betreff der Anagallis phoenicea anführen, wenn bei diefer nicht fämmtliche Eierchen dur drei bis vier Quirle von je fünf auffißenden, ovalen und mit drüfentragenden Haaren ge: tänderten Blaͤtthen, die indeß nirgends in die Form von wirklichen Eierchen übergingen, erſetzt geweſen wären. Die Eierchen wären demnach zweierlei Urfprungse. Bei der einen Art, welche bei MWeitem den meiften Phanerogas 664, XXXI. 4 54 men eigen ift, entfpringen die Eierhen von dem Saume der Garpellenblätter ſelbſt und repräfentiren die Rappen oder Zähne diefer Blätter; bei der andern, die nur menigen Fa⸗ milien, z. ®., den Primulaceae, Myrtineae, Theo- phrasteae ete., fowie auch wahrſcheinlich den Santala- ceae, angehört, entſprechen die Eierchen ebenfovielen befon= deren, aus der Verlängerung der Blumenare hervorgehenden Biärtern. (Annals & Mag. of Nat. Hist., June 1844, Supplementary number.) Ueber die mifroffopifhe Structur der Mufcheln. Bon William B. Carpenter. (Brief an Rihard Taylor, einem der Redacteure der Annals and Mag. of Nat. Hist.) Sn den Annales des Sciences naturelles, Febr. 1844, ift ein Auszug aus meinem, im Decemberhefte 1845 Ihres Journals mitgerheilten, Aufſatze Über die mifroffopifche Structur der Mufceln enthalten, welhem der Herausgeber, Her Milne:Edmwarde, folgende Bemerkung vorausſchickt: „Der BVerfaffer dicfes Aufſatzes nimmt auf feine Vorgänger nicht die geringfte Ruͤckſich. Im Sabre 1786 arbeitete Heriffaut eine in den Memoires de l’Academie des Sciences abgedrudte Abhandlung über die Organifation der Mufcheln aus, deren Mefultate mit den von Herrn Garpenter erlangten ziemlich uͤbereinſtimmen.“ Da ib im guten Glauben war, meine Forfhungen fiven ebenfomohl neu, al8 mir eigenthümlih, fo war ic über diefe Behauptung um fo mehr erftaunt, als viele der von mir erlangten Nefultate dur die neuern Vervollkomm— nungen der Mikroffope bedingt find, felglib von feinem Maturforfcher des vorigen Sahrhunderts gemonnen werden Eonnten. Noch mehr erftaunte ich aber, als ih in dem von Herrn Milne-Edwards citirten Bande der Memoi: ren ıc. den Namen Heriffaut fo wenig, als einen Auf: fa Über die Structur der Muſcheln finden Eonnte. Auch in den Sach- und NMamenregiftern der fraglichen Denkfchrif: ten babe ih, nach den bekannten Beitiägen Neaumur’s, we'che allen fpätern Forfhungen über die Bildung und das Wachsthum der Mufcheln zur Bafis gedient haben, nichts dahin Einſchlagendes auffinden Eönnen. Auch das Nachſchlagen der verfhiedenen Wörterbücher der Naturgefchichte und der fpftematifhin Wirfe De Blaim ville’S8, Deshaves's und anderer Gondpliologen bat mid mande fdöne Stunde gefoftet, und ich finde des Na— ment Heriffaut’$ nirgends gedacht, als in tem Art. Con- chyologie der Encyclopédie methodique, wo bemerkt ift, daß Heriffaut durch mehr finnteihe, als bindige, Verſuche babe nahmeifen wollen, daß die Mufcheln, gleich den Knochen der Thiere, nicht, wie Neaumur nadge: wiefen, durch Aggregation, fondern durch Intusſusception wachſen, welcher Beweis ihm aber nicht gelungen fen. Nur in Betreff des Skelets der Echinodermata ha— ben Andere, meines Wiſſens, ſchon daffelbe enttedt, wie id, und dieß habe ih aud in meinem Aufſatze chrlih ans gegeben, da ich mir durchaus nicht beigeben laffe, fremdes 4 * 55 Verdienſt auf meine Rechnung zu fegen. Meine Unterfus chungen in diefer Beziehung liefien indeß die des Profeffors Balentin, vor der Derausgabe feiner Monographie, weit binter ſich. j Sch fordere daher Deren Milne: Edwards auf, feine mir zum Nachtheile gereihende Angabe weiter zu beyründen. Uebrigens ift der in ten Annales des Sciences naturelles enthaltene Auszug aus meinem Aufſatze in dem Institut covirt, und dieſes Journal bat denfelben nad dem im Athenaeum befindlihen ſehr unvollfommenen Bes richt über meine Arbeit uͤberſetzen laffen. So bat ſich, ;- B , der grobe Fehler eingefhlihen, daß ich in Vorſchlag bringe, die Gattung Pandora. megen der Aehnlichkeit in der Structur der Schaale, zu ten Margaritaceae zu ſtel⸗ len. Aus meinem Driginalartikel kann fih Jedermann uͤber— zeugen, daß man mich gänzlidy mißverftanden hat. (An- nals and Mag. of nat. Hist., June 1844.) Von den durd Durft veranlaßften Qualen entwirft Major W. Cornwallis Harris in feinem 1843 zu ®ondon erfchienenen Neifewerfe: The Embassy to Shoa, the Highlands of Aethiopia. folgende Schilderung. Die Schreden jener graͤßlichen Nacht zu befchreiben, märe unmöglih. Die Ausjicht, daß nur 16 Englifche Meis len weiter Waffer in unerfdopfiicher Menge‘ vorhanden fey, bielt unfern Muth eine Zeit lang aufrecht, und wenn ein Maulthier vor Erjwöpfung niederfanf, ftrengte ſich deffen Meiter ämiig an, den ſteilen Berg zu Fuß zu erflimmen. Allein die Mühfeligkeiten und Entbebrung-n batten uns fo mitgenommen, daß wir noch feine 2 Meilen zurüdgelegt hatten, als fhon Viele nicht mehr fortfonnten und zu— ruͤckblieben. Von dem gluͤhenden Hauche des mitternaͤchtlichen Si— rocco angeweht, erſcholl der fhwahe Ruf nah Waſſer nun unaufhoͤrlich aus einer Menge von ausgedoͤrrten Kehlen, und da man für die ganze Reiſegeſellſchaft nicht mehr, als 15 Gallen von diefer unſchaͤtzbaren Flüffigkeit auftreiben Eonnte, fo fonnte diefem Verlangen nur fehr unvollitindig entfpros chen werden Ein Earger Schluck verdünnten Meineffigs Imderte einen Augenblick den brennenden Durft, der in den Eingeweiden wüthete, und ſelbſt einige der Schwaͤchern mad): ten fih wieder an's Werk; alfein die Wirkung war vorliber- gehend, und nach wenigen Schritten ſanken fie wieder ermat— tet nieder, indem fie mit ſchvacher Stimme erklärten, es fen mit ihnen vorbei, und fie würden nicht wieder aufſtehen. Hunde hauchten auf der Stelle ihr Leben aus, und Pferde und Mautthiere wurden, da fie nicht weirer fortzubringen wa: ten, mit Widerftreben zuruͤckgelaſſen, während die heldenmuͤthig— fien Soldaten, die vor keiner Batterie zurüdgebebt, vom Durfte überwunden, den Much finfen ließen, ſich ftöhnend niederlegten, duch feine Ermahnungen der Dfficiere zum Weitergehen vermocht werden Eonnten, und dem Tode, als dem Ziele ihrer fürchterlichen Qualen, ſehnſuchtsvoll entge: genjammerten. 664. XXXL 4. 56 Waͤhrend Viele von dem Troß auf diefe Weile buͤlf— 108, bewußtlos, oder halbtodt zurüdgelaffen werden mußten, verierten fich Andere, die fo ſchnell, als möglich, zum Wafs fee zu gelangen ftrebten, in dem Geftrüppe der Wildniß und konnten fih nur mit Mühe wieder zurechtfinden. Als die rotbe Sonne im Zorn über dem Saljfee aufging, ges gen deffen gräuliches Ufer der gewundene Pfad fi nun bins 309, ſank der Muth Aller, die bis dahin ven Mühfeligkeiten noch nicht erlegen waren. Ihre ermatteten Augen verduns kelten ſich, der Kopf wurde ihnen fhwindelig, und die von den Führern ſtets unterhaltene Ausfiht auf die Nähe von Waſſer erfhien wie ein täufchender Traum und konnte ihre magifhe Wirkung nicht mehr üben; als plöslih, wo aub den Muthigften faft alle Hoffnuny entſchwunden war, ein wilder Beduine, wie ein vom Hımmel gefandter Engel, mit einem Schlauche voll trüben Waſſers erſchien. Diefer in der Außerften Noth eingetroffene Vorrath, den fih Mo— bammed Ali aus dem fleinen Teiche von Hanlefanta ver: fhafft hatte, den er mit der Mannfhaft ſeines Stammes, troß des ohnmaͤchtigen Miderftandes der „rothen Wilden“, befegt hatte, wurde den Nadızüglern zugefertigt. Et langte bin, um Allen foviel Waffer über das Geſicht und in die Kehle zu ſchuͤtten, daß fie ſich wieder aufraffen und weiter fortfchleppen Eonnten, und fpät Abends waren fie ſaͤmmtlich, geifterbleih und gleihfam den Klauen des Todes entrons nen, in dem Lager verfammelt, welches ohne die Vorſicht und Feftigkeit des Sohnes. Ali Abi's wohl Verlat er⸗ reicht haben würden, Miscellen. Ueber die auf. der, mit Nr. 661. (Nr. 1. diefes Ban— des) ausgegebenen Tafel Figur 32, abgebildete merk: wuͤrdige Monftrofirät des Griffels von Primula vul- garis berichtet Herr Charles C. Babinaton im Sunibefte 1344 der Annals and Mag. of Nat. Hist : Auf den Grunde der Bumenfrone fab man einen Eleinen fleifhiaun Becher, aus defjen Mitte fih ein cylindrifcher Stiel erbob, auf deſſen Mitre fi ein zweiter flächerer Becher befand, deffen Rand wellenförmia war. Mitren in dem legteren Becher, oder Näpfiben, bemerkte man eine nacdte Ergelförmige placenta, die mit fchildförmigen Eierchen bes fest war. An die Stelle des ovarium war alfo ein becherförmiger Korper und an die der Eopfförmigen Narbe ein nadtes fleifchines ovarium getreten, Bluͤthen von normaler Structur fanden ſich ncbft zwei. mit dieſer Monftrofität verfebenen, auf demfelben Stod? Die übrigen Theile der monftröfen Biumen waren nicht verändert, und die Staubgefäße hatten ihre gewöhnlite Stellung. Wahrſcheinlich befteht dieß fonderbare Drgan aus zwei Quirlen von Garpell’nblättern, ftatt eines, wie dieß bei Primula öfters vorkommt, und der innere Quirl hatte ich nicht vollftändig genug entwidelt, um fih über den Eierhen zu ſchließen. Erhaltung der Leihen. — Herrn Dupre it es ges lungen, die Fäulniß durch die Anwendung antifeptifher Subftan: zen, in Gasforn, zu verhindern; zu dieſem Zwecke bringt er Rohe in eine Rerorte, deftillirt diefelbe und bringt, vermittelft einer Röhre, den Apparat in directe Ve rbindung mir einer der Hauptarterien. (Arch. gen. de med., Mars 1341.) Nekrolog. — Der verdiente Lehrer der Chemie zu Mar: burg, Geh. Medicinafraty Dr, Wurzer (geb. 22, Suni 1765), ift am 30. Zuli mit Zode ‚abgegangen, ẽ 57 664. XXXI.4. 58 Mr sc A a ae ar Me Ueber Nabelvenen - Entzündung. Von Zrouffeau. Ich habe mich bereits bemüht, die Beziehung darzutbun, welche das Eryſipelas Neugeborner mit den Venen des Na— beiftranges haben kann. Ich habe darauf aufmerkfam ges macht, wie leicht der Mabel nah der Geburt fich entzunden, wie diefe Entzündung ſich zu-rft auf die Nabelvenen und Arterien bis in den Unterleib hinein und darauf auf's pe- ritonaeum und das fubeutane Zellgewebe in der Umgegend des Mabels forteflanzen kann. Auf diefe Weife nun fuchte ih die Entwidelung des Erpfipelas Neugeborner zu erklären, welches ſich faſt immer auf der Haut der Schamgeuend querft zeigt und von dort aus fi erft auf den ganzen Kerper verbreitet und beinahe immer toͤdtlich abläuft, Eben auf diefe Weiſe findet auch die von Unders wood gemachte Beobahtung ihre Erklärung, nämlich daß man bei den Sectionen der an Eryſipelas verftorbenen Neu— gebernen ſehr häufig beftige peritonitis findet. Seitdem ih nun auf diefen Gegenfand meine Auf: merkſamkeit gerichtet, find mir neun Fülle vorgekommen, welche mir ziemlich deutlich nachzumweifen fcheinen, daß das Erpfipelas Neugeborner identiſch mit gewiffen ſchweten Fäl— ler von Expfipelas ıft, welche dem Chirurgen fo häufig bes gegnen. Am 16 April wurde ein etwa 4 Wochen altes Kind in's Spital gebracht. Es muß hierbei bemerkt werden, daß eine Anzahl Frauen und Kinder zu dieſer Zeit ernſtlich erkrankten. Zwei Tage vorher bekam es eine merkliche ernipelatöfe Anſchwel— lung an den Geſchlechtstheilen. Tags darauf hatte ſich das Erpfipelas auf den Unterleib verbreitet, und trotz der Erif: tigiten Behandlung nahm das Uebil den Rumpf, die Arme und den Kopf ein und das Kind ftarb fieben Tage nad Beginn der Krankheit. Bei der Section fanden wir die Peritonaͤalhoͤhle mir puriformer Fiüffigeeit und albuminöfen Flecken erfüllt. meter vom Nabel, fowie die Pfortader mit ihren hauptſaͤch— lichſten Verzweigungen, waren mit dicklichem Eiter gefüllt, und ihre Wandungen außerordentlich verdickt. Indem wir die Verzweigungen der Pfortader in der Leber verfolgten, fans den wir fie von verdichtetem Zellgewebe umgeben und mit einem weißlichen Serum infiltrirt. Einen ähnlichen Leichenbefund hatten mir vor einigen Monaten in einem andern Falle angetroffen. Wie fi hierbei peritonitis entwicelte, laͤßt ſich leicht erklären. Es kann nämlich der Nabelſtrang nad der Ge: burt als ein fremder Körper betrachtet werden, welder an dem Nabelringe mitrelft eines Brandſchorfs von dem leben— den Gewebe abgeftoßen werden. muͤſſe. Dieſe Abftofung gefhieht nun in Folge einer oͤrtlichen Entzündung, melde, mie man leicht einfieht, auf den Übrigen Theil der Nabelve— ne „und .auf. die Pfortader ſich ausdehnen Eann, Der Lebertheil der Nabelvene bis 2 Gentis' Gluͤcklicher Weiſe iſt aber dieſe Entzuͤndung nur unbedeutend; in Aus: nahmefällen indeß, zumal in Puerperalfieber»Epidemicen, wo die geringite Entzündung bei Mutter und Kind eine Meis gung zum Ausgange in Eiterung zeigt, kann jene Entzün: dung, fo leicht fie auch ſeyn möge, von der Mabelvrne aus fib auf den Übrigen Theil des Gefäßes, auf das einhüllende peritonaeum, von hier auf die übrige feröfe Membran und endlich auf die Pfortader und ihre größeren Berziveigungen verbreiten. Diefen epidemifdhen Einfluß bat auch Undermwood hervorgehoben, und nad ihm kommt das Eryiipelas der Neu: gebornen am Häufigiten in Puerperalfieber »Epidemieen vor, und hierbei findet man das peritonaeum der Kinder eben» fo verändert, wie bei den Frauen. Das Erpfipelas würde denmach ald das Pıoduct eines allgemeinen Zuftandes ers fdeinen, welcher fih bei'm Kinde fehr häufig durch Oph— thalmieen und Aphthen augfpricht, und dieß wäre die mils dere Form; zuweilen aber durch Entzündung der Nabelvene und peritonitis, die ſchwerſte Form. Ebenfo Eann bei Frauen, bei welden in Epidemicen fib die Diatbefe duch gaftrifhe Beſchwerden und ſelbſt durch’ Entzündung der breiten Murterbänder und Dparien offen: bart, dieh als die mildere Form betrachtet werden, mährend pllebitis uterina und ‚peritonitis, aus derſelben Urfahe entjtanden, fehr häufig tödtlic find. Faft täglih Eommen dem Wurdarzte Todesfälle vor,’ in Folge von Eryſipelas und Eiterreforption, felbft nad) der einfachften Operation. Diefe Unglüdsfälle werden zu gleis cher Zeit faft in allen Hofpitälern großer Städte beobachtet, ebenfo wie in der Privatpraris; und faft immer richtet auch’ das Puerperalficber zu eben diefer Zeit große Verheerungen an. Aus dirfem Grunde muß man aledann auch eine ganz eigenthümtiche Gonftirution anerkennen, welde für die Neus gebornen auf gleihe Weiſe verderblih und die Urſache aut Entwidelung vielfacher Kocalaffectionen wird, von —* eis’ nige haͤufig tͤdtlich ablaufen. Der Beweis für dieſe epidemiſche; Sonflicutiekt * nicht allein aus dem gleichzeitigen Vorhandenſeyn einer gros’ fen Anzahl von Krankheiten hervor, die unter fich 'eine ges’ wiffe Verwandtichaft haben, fondern auch aus dem unger woͤhnlich heftigen Verlaufe, welchen fheinbar nur ‚tocaleVers' legungen nehmen. So faben wir eines Morgens’ ein Kind mit blaſſem, ängftlihem Geſichte, Fieber und» dem Anſcheine nach ſehr krank, wiewohl Keine großen “Functionsflörungen vorhanden waren. Indeß zeigte ſich eine Eleine erpfipelatöfe Stelle an dem linken Nafenflügel; "fo unbedeutend diefes jedoch ſchien, fo ſagte ich fogleih vorher, daß dag Etyſi— pel ſich von bier aus Über den ganzen Körper“ verbreiten und daf das Kind gewiß fterben werde: "Und "am andern Tage trat der Tod wirklich ein; das Eryſipel hatte abet kaum den vierten Theil der linfen Wange -eingenommen, Bei der Section fand ſich fonft nichts, was ‘fo-fehnelk‘ den: Tod: herbeiführen Eonnte; gleichwie in < gewiffen “Puerperal-* 59 fiber: Epidemieen ebenfalls die Reichenbefunde keinen Auf: ſchluß über den raſch erfolgten Tod geben. Es entfteht nun die Frage, ob bei folchen epidemifchen Zuftänden die individuelle Conftitution nicht ſchon durch eis nen occulten feptifhen Zuftand zu einer Entmifhung dispo⸗ nirt fen, die felbft durch eine geringe occafionelle Urſache her— beigeführt werden könne. Ob aber diefe Störung im Nerz venſyſtem, oder im Blute, oder im Zellgewebe vorhanden fey, muß dahingeftellt bleiben; denn wit £ennen bei diefem Zuftande nur einige entfernte Urfachen, die nähern bingegen- (Gaz. des. find und werden wohl ein Geheimnif bleiben, Höpit., Juin 1844.) Ueber Maftdarm- Krebs. Bon Rour. Allgemeine Symptome — Beim Beginne der Krankheit find folhe faft gar nicht vorhanden, fondern die: Symptome find fämmtlih local; hat fib aber fpäterhin die Erebshafte Cachexie deutlicher herausgeftekt, fo wird die Haut gelblich, erdfahl und characteriftifh; fie wird zugleich mie beftäubt. Darauf werden die Kranken während der Nacht aufgeregt, fchlaflog, haben lancinirende Schmerzen, die ſich bäufig wiederholen. Hierzu geſellen ſich reichliche Schweiße mit Diarrhoͤe, welche den Kranken die Kraͤfte rauben und fie zuletzt aufreiben. Selten iſt der Puls fieberhaft, aus: genommen in der weiter vorgefchrittenen Periode der Krank- heit. Zumeiten tritt auch Erbreden hinzu. Diagnofe. — Diefe ift zuweilen fehr ſchwierig. Es find ung viele Kranke mit Maftdarm : Krebs aus der Provin; zugeſchickt worden, damit fie an Fiſteln, Fiſſuren des Afters, Haͤmorrhoidalgeſchwuͤlſte 2c. opetirt würden. Ans drerfeitd aber koͤnnen anfcheinend feirrhöfe Geſchwuͤlſte für fopbititifdye, oder andere gehalten werden. In zweifelhaften Faͤllen muß man anfangs ein antifppbilitifches Verfahren einfhlagen. — Man muß fih aber aud genau von dem beflimmten Sige und von der Ausdehnung des Krebfes Übers zeugen, bevor man eine Dperation vornimmt, da fehr wichs tige Organe mitleiden fönnen, die forgfältig verſchont bleis ben müffen. Zuweilen täufht man fid über die Ausbreis tung des Uebels; ein Grund biervon ift folgender: Das Rectum wird nämlicd durch den Krebs ausgedehnt, legt ſich bei den Stublaugleerungen in eine Falte und verbleibt in diefem Zuftande, fo daß, wenn man ihm während des Les bens mit, dem Finger unterfucht, man glaubt, daß ber Krebs ſich nicht über 2 oder 3 Gentimeter ‚höher hinauf erftrede; yleiht man aber die Falte des Mectums bei der Section aus, fo fieht man, daß er fi bis zum Peritonäum hin exftrede Prognoſe. — Im Allgemeinen richtet fih die Pro— „guofe nach der Ausdehnung, dem Sige und der Dauer der Krankheit. 1) Nach der Ausdehnung. Beſchraͤnkt ſich der Krebs auf die Aufiere Deffnung des Afters, oder reicht er kaum einige Linien Höher, fo ift er von geringer Bedeutung; ſteigt 664. XXXI. 4. 60 er aber höher hinauf, hat er eine Ausdehnung von 3 ober 34 Zoll und nähert er ſich demnach dem Peritonaͤum, alde dann ift die Prognofe zweifelhaft und der glüdlihe Auss gang felten. h 2) Nah dem Size. Nimmt der Krebs einen höher gelegenen Theil des Maftdarmes ein, und d’r untere Theil bleibt gefund, fo kann feine Operation vorgenommen werz den und der Tod des Kranken ift unvermeidlich. t 3) Endlich richtet fih die Prognofe nach dem Star dium der Krankheit. Default führt in feinen Merken‘ eine große Anzahl Fäle von Heilung des Maftdarmerebfes an; diefe Krankheit beftand in eine Verengung des Rectums, oder der Afteröffnung in Folge von ndurationen. Unter diefen Fällen waren gewiß viele von wahtem Krebſe. Es kommt demnach) fehr viel auf die Periode der Krankheit an; denn die Kranfen können in der erften Periode geheilt wer: den, wo das Uebel noch local und wenig vorgefchritten iſt; fpäterhin ift die Heilung fehr zweifelhaft, wenn das Uebel’ fo weit gediehen ift, daß alle Oreration unmöglih wird. Auch kommt e8 bei der Prognofe auf die Form des Krebs fes an; fo ift der Scirrhus weniger gefährlich, al$ das En⸗ cephaloid, da letztes fich fehr rafch und in verfdiedenen Or⸗ ganen zugleich entwidelt, wenngleich auch der Scierhus eine: Neigung zur Fortpflanzung zeigt und von feinem urfprüng- lichen Sige aus Zwerge in die NMachbargebilde ausfhidt.' Das anſcheinend mehr begränzte Encephaloid zeigt ein Beftres ben, fih in von feinem urfprünglichen Site entfernten Or— ganen wieder zu erzeugen, und die mifroffopifhen Beobache tungen zeigten, daß die umgebenden Gewebe Keime derfelben Subftanz enthalten; jedenfalls ift nach der Operation einer Encephaleidgefhwulit ein Recidiv in einer vom Site des Uebels entfernten Stelle zu fürchten ; während der Scirrhus, der fih nah und nad in der Nachbarfchaft feines urfprüngs lichen Ortes verbreitet, wahrfheinlich, wenn er volllommen entfernt wird, entweder gar nicht, oder an derfelben Stelle wieder erfcheint Endlih giebt es auch Erebehafte Gefchwüre, welche weniger bedenklich find, als die primitiven Krebfe, und welche man mittelft einer zweckmaͤßigen Behandlung ohne Furcht eines. Recidivs heilen Eann. Behandlung. — Sie richtet ſich nad dem Grade des Uebels; fie ift: 1) palliativ, wenn der Krebs fchon weit vorgefchritten ift und die allgemeine Conftitution bes Kranken bereits in Mitleidenfcaft gezogen ift; 2) curativ im entgegengefesten Falle, und alsdann find die Mittel, des ten man ſich bedient, vielfach, und zwar: 1) Die Compreffion; fie ift in der erften Periode des Krebfes, wenn er noch nicht ulcerirt ift, anwendbar. - Bei'm Maſtdarmkrebſe Eann die Compreffion nur von Innen nad) Außen mittelft cylindriſcher Körper, welche man in den Maftdarm felbft einführt, bewirkt werden. Zu diefem Be— hufe haben die Engländer elaftifhe Canuͤlen, die Franzofen hingegen Mefchen von immer größerem Volumen in Gebraud gezogen. Die Canuͤlen follen den Vortheil haben, daß fie niht nur die Afteröffnung erweitern und die Geſchwulſt, von der fie ausgefüllt wird, zufammendrüden, fondern daß 61 fie auch, da fie hohl find, zugleich die Fäͤcalmaſſen durch: taffen, fo daß fie immer liegen bleiben fönnen, außer wenn fie gereinigt werden follen. Indeß haben die Canuͤlen große Unbequemlickeiten. Einmal werdin fie von vielen Kranken wegen ihrer Härte gar nicht ertragen; d ann aber muͤßten fie mindeften® in der Dide des Daumens angewendet werden, wenn fie den wahren Nutzen leiften follen, was gewiß Erin Kranker ertragen möchte, nd» lih Eönnen die Faͤcalmaſſen Eeinesweges durch den Ganal der Roͤhre entleert werden, es verftopft fi im Gegentheile diefer Canal fehr häufig und vermehrt fogar noch die Schwierigkeit der Stublentleerung. — Dahingegen werden die weichen Me: ſchen ſeht leicht ertragen und haben den Vortheil, daß fie beliebig vergroͤßett und zugleich mit paffenden Arzneiftoffen verfehen werden £önner, Iſt die Ulceration der Krebsgefhwulft noch nicht weit ausgedehnt, fo kann man fie von den gefunden Nachbartheis len trennen und vollends entfeinen mit der Wahrfcheinlichkeit einer radicalen Heilung. Recamier hat für folhe Fälle die Unterbindung der Gefhmulft vorgefchlagen, worauf wir gleich zuruͤckkommen werden. Erſtreckt fih aber die Geſchwulſt böber hinauf, fo ift das Uebel unheilbar, da die Operation nicht verrichtet werden fann. Bis zum Fahre 1826 hat kein MWundarzt eine ſolche Gefchwulft zu operiven gewagt. BeEclard bat fie indeß vorzeichlagen, und Lisfranc hat fie 1826 ausg-führt und beflimmte Regeln für die Opera: tion angegeben. Soll die Operation mit Erfolg gemacht werden, fo darf die Gefchwulft nicht die excavatio rec- to-vesicalis überfchritten haben, welche fich in einer Hoͤhe von 6 bis 7 oder von 5 bie 8 Gentimeter. befindet; gewöhn: lich darf fie nicht über 7 Gentimeter binaufgehen, weil fonft das Peritondum geöffnet und die Operation gefährlich wird; von gleicher Bedeutung wäre fie, wenn die Gefhwulft mit den Nachbartheilen verwachſen wäre, wie mit der Schamge gend, der Harnröhre 2c. Und da das Uebel fi häufiger bei der Frau, als bei'm Manne zeigt, fo verwächft die Ge: fhwulft nicht felten mit der Scheide ıc.; wenn dieß gleich eine mißliche Gomplication ift, fo giebt fie doch Feine Gegen- anzeige ab, da fhon Krebfe mit Recto:vaginal:VBerwahfung operirt wurden und die Heilung bleibend war. Endlich muß die Operation, wenn fie ale rationell gelten foll, bei tein örtlichem Uebel und wenn noch feine Krebscacherie vor— banden ift, unternommen merden« Juin 1844.) Ueber die Zufammenfegung des meconium und des vernix caseosa fprab Dr. J. Davy in der Sigung der Roy. med. and chirurg. Society am 2. März 1844. Die miftoffopis fhen Gharactere des Kindspechs treten fehr deutlih hervor und zeigen feine zufammengefegte Beſchaffenheit; ein verwiretes Gemiſch von Kügelben, Platten und Mole— cuͤlen. Die Kuͤgelchen, ungefähr 355” im Durdmeffer, find ſehr zahlreih und bilden einen Haupttheil der ganzen 664, XXXI. 4 (Gaz. des Höpit., es zeigt: 62 Maſſe. Nah ihrer Geftatt und Größe und ihrer Unloͤslich— keit in Waffer und Alcohol feinen fie verzugsmeife aus Schleim zu befiehen. Die Platten haben eine zweifache Borm, eine unregelmäfige, von 5.55 — 19/5 im Durch: meffer variirend, in Waffer heißem und faltem Alcobol, ver: diinnten Säuren und Alkalien unlöslih und den Epithelium— ſchuppen ähnlich, für welche der Verfaffer fie aud hält — und eine regelmäßige von großer Dünne und Durchſichtigkeit, unlöslib in Waffer und Säuren, ſowie in Faltem Alcohol, aber löslih in heißem Alcohol, welche Eigenfhafen für Eboleſterin ſprechen. Die Molechle variiren an Gröfe von 3055 — 70805” im Durhmeffer und fönnen, da fie in Maffer unlöstih, in Alkalien dagegen loslih find, als vor— nehmlih aus fettiger Materie beftehend, angrfehen werten. Außer diefen ngredienzien, welden dag meconium feine Gonfiltenz und Elebrige Beſchaffenheit verdankt, findet ſich noch ein anderer Beſtandtheil, von dem die Maffe ihre Farbe und Gefhmad und wahrfcheinlid auch ihre Wider» ſtandskraft gegen Faͤulniß bekommt, und melher mit dem Geſchmacke und Farbeftoff der Galle identiſch zu ſeyn fcheint. Die fpecififihe Schwere de8 meconium überfteigt die des Waſſers, es ſinkt in einer gefättigten Auflöfung des Kod): faljes von 1148 fpec. Gewicht zu Boden. Die Quantitäten des Kindspechs, welche ber Verfaſſer, erhielt, waren zu gering, um eine genaue Analyſe zu ges ftatten ; allein bei einem von einem gefunden Kinde unmitz telbar nad) der Geburt erhaltenen specimen wurde, das Verhaͤltniß der Ingredienzien beftimmt, und die Wefultate, waren ungefähr folgende: 23,6 Schleim und Epitheliumfchuppen, 0,7 Choleſterin und Maıgarin, 3,0 Farbe- und Schmedftoff der Galle und Dlrin, 72,7 Waffer. 100,0 Ein Theil deffelben meconium wurde zu Aſche vers brannt, e8 brannte mit einer glänzenden Flamme und ließ 0,692 roͤthliche Aſche zurüd, die vornehmlich aus Cifenoryd und Magnefia beftand mit einer Spur von pbosphorfaurem Kalke und gewoͤhnlichem Salze. . Der kaͤſigte Ueberzug ergab, unter dem Mikroſkope uns terfucht, Kerne, Platten und Molecüle. Die Platten bile den den Hauptbeftandtheil, fie haben die Eigenthümlichkeiten der — die Kerne die der Fettmaterie, ſowie auch die Molechte. Die Platten find in fhwahen Säuren und in Alkalien, fowie in heißem und kaltem Alcohol, unlöss lich; fie find von unregelmäßiger Geſtalt und variiren an Größe von zb — 7555“ Im Durchmeffer. Der vernix iſt anfcheinend leichter, als Waffer, auf welchem er fhwimmt, aber dieß rührt von-der in demfelben befindlichen Luft ber. Wenn er, in Alcohol eingetaucht, unter die: Luftpumpe ge: bracht wird, fo finet er im Waſſer bei 60° 5. (12° X); ein auf diefe Weiſe bebandeltes specimen hatte ein ſpeci— fifhes Gewicht von 10,039. Won butterartiger Gonfiftenz in feinem gewöhnlichen Zuftande bei einer Temperatur von 60° F. (12° R.) wird er mit dem Fallen der Temperatur 63 härter und mit dem Steigen berfelben faſt halbflüfiig, fo, 3. B., bei 1000 F. (300 R.), wodurd er bei der Geburt fo nuͤtzlich als glatte, fhlüpfeige Subſtanz wird, Ein einzelnes speeimen der ſchluͤpfrigen Maffe von großer Reinheit wurde analyfirt und beftand aus 13,25 Epitheliumſchuppen, 5,75 Dlein, 3,13 Margarin, 77,87 Waſſer, 100,00 Der Verfaſſer bemerkt, daß in Betreff des Urſprungs jener beiden Subſtanzen die vorhergehenden Reſultate, von einem theoretiſchen Standpuncte aus betrachtet, deutlich zu zeigen ſcheinen, daß beide Excretionen ſind und zwar das meconium hauptſaͤchlich aus der Leber, das vernix aus der Haut. Er führt die Anſicht Raſpail's an, daß ein Theil des meconium aus Darmzotten beftehe, welche er aber vergebens geſucht hat. ! VBauquelin und Buniva fehloffen aus ihrer Unter: fuhung des vernix, daß derfelbe keine Ereretion des Kin: des, fondern eine Ablayerung des liquor amnii auf ber Oberfläche deffeiben fey. Diefe Anſicht bedarf, wie der Vor: faſſer bemerkt, Keiner Widerlegung. Bichat verwarf fie aus dem Grunde, weil Eeine folhe Ablagerung fib auf dem Nabelſtrange und der Sunenflihe des amnion vorfinde, und Fam zu dem Schluffe, welher fehr richtig zu ſeyn fcheint, daß das vernix aus der Haut des foetus fomme und eine Secretion der Art fen, wie fie an mehreren Zheilen des Hautſyſtems nah der Geburt vorfommt. (London med. Gaz., March 1844.) Miscellen. Ueber die therapeutifhen Wirkungen des Meer: waffers fandte Dr. Guaftılla, von Trieſt, dir Societe me- dicale d’&mulation eine ausführlihe Abhandlung cin, dir wir fol: gende Stlußfolgen entnehmen: 1. Der äußere Gebrauch des Meerwaffere ift nur dann in mehren chroniſchen Krankheiten wahr: baft nuͤtzlich, wenn derſelbe Monate lang fortgefegt wird. 2. Das Meerwaffer brauht nicht, um nüslih zu feyn, den Gtuhlyang zu befördern. 3. Zum G:tränke muß das Wıffer fern von der Küfte und in großer Ziefe gefhöpft werden. Man läßt es dann mehre Stunden bindurd in Faſchen gefüllt ftehen, gießt es dann forgs fältig ab, oder filtriert c6. 4. Das Meerwaffer muß bei der Tem— peratur getrunken werden, welche ed in der Natur hat; wenn man es erwärmt, fo bewirkt es Erbrechen, 5. Die Dinzufügung von 664. XXXI. 4 64 4 bis 5 Gewichtöthellen Kohlenfäure macht, ftatt, wie es Pass quier und Rayer glauben, den Geſchmack zu verbeffern, denfels ben nur noch unangenehmer, läßt dagegen das Merrwafler von dem empfindlichften Magen beffer ertragen. 6. Die gewöhnliche Gabe für Kinder von drei bis fieben Jahren beträgt 15 bis 18 decagrammes (2! bis 3 Unzen), auf zwei Mal; man fann bie zu 23 decagrammes auf den Zag fleigen. Bei Erwacfenen muß man mit 24 decagrammes (4 Ungen) anfangen, und fteigt bie zu 36 bis 40 decagrammes (5 bis 6 Ungen), pro die zwei bie drei Mat Einige Englifcdye Aerzte reihen es in weit größeren Dojen. 7. Die angefehenften Practiter der Italieniſchen Geeftädte wenden das Mecrwajfır bei metritis und hepatitis chronica, bei Drüfens anfdyoppungen und allen Formen der Scropheln an. 8, Wenn das Meerwaſſer Verftopfung hervorbringt, was felten der Fall ift, fo muß man daffelbe von Zeit zu Zeit ausfegen, um etwas Ma- gu«sia, oder ein anderes Abführmittel, zu reihen. 9, Die Ele— mente, welche die Armofphäre vom Meere aus erhält, theiten dere ſelben fehr bedeutende therapeutiſche Wirkfamkeit mit. (Gaz. des Höpitaux, Nr. 3. 1844.) Ueber die Schildfröte als Nahrungsmittel fagt Dr. Pereira in feinem Werke: ‚Ueber Nahrung und Diät 2.” Die grüne oder eßbare Schi:dEröte wird von dem Epifuräer fehr geſchaͤtzt. Auf den Märkten von Jamaica wird fie wie Rindfleiſch gekauft und verkauft. Für den Seefahrer in den Tropen iſt fie als ein fhägbarıs Nahrungsmittel fehr wichtig; das trädhtige Meibchen wird fehr gefhägt. In Europa wird die Schhildfröte vorzüglih zur Bercitung von Suppen angewendit. Das große Rüdenfhild wird von Naturforſchern Carapace, von Köcen Cal- Jipash genannt, während das Bauchſchild bei den Erjteren Plastion, bei den Letzteren Callipee heißt. Nachdem dieſe beiden Schilder vor dem Anrichten vom Thiere abgenommen worden find, werben fie gebrüht, damit der Koch die Schaalen, oder Schuppen, ablöfen könne; dann werden fie gekocht, bis die Knochen voneinander ger trennt werden Eönnen, und die Ffuͤſſigkeit wird dann für fich aufe bewahrt. Die weicheren Theile des Schildes, auf dirfe Weife ihrer Knochen beraubt, fowie Theile der Schwimmhaͤute, werden, wenn fie erfaltet, in ſhraͤge oder oblonge Stuͤcke geſchnitten, welche die beliebten glutinöfen oder gelatinöfen Erüde in der Schildkroͤten— Suppe ausmadhen, und welche oft irrthümlicherweife für gruͤnes Fett gehalten werden. Die Etüde vom Callipash jind von Außen dunfelgefärbt und werden zumeilen ſchwarzes odır arlınes Fleifch aenannt, während die vom Callipee von Außen weiß find, Das Fleiſch der SchildEröte wird zumeilen ſchnittweiſe zu London in den Schenken verkauft, meift aber für die Suppe verwendet. Das Fettgewebe (arünes Fett) des Thieres ift von grünlich-gelber Farbe, und deßhalb ift das Ziier die grüne Ech’idfröte genannt worden, Der ausgeſchmolzene Speck, oder das Kett, ift hellgelb und gleicht an Ausfehen und Geſchmack dem Marke -» Das Fett wird gleiche falls für die Suppe verwendet, aber viele der nach London gebrachten Schildfröten enthalten wenig Fett. Das grüne Fett fol dem Urine eine grüne Faͤrbung mittheilen. Die Schildfröte iſt ſehr nahrbaft und wahrfheinfib auch, wenn fie rein ges kocht ift, Leicht verdaulih; im der Form der Schildkröten » Suppe kann jie leiht Verdbauungebefchwerben machen. Bibliographische Zoology of the Voyage of H. M. SS. Erebus and Terror etc Part I. By John Edw. Gray. London 1844. 4. Par le Baron Cuvier et M, Strasbourg 1844. 4. et 6. Histoire nature!le des Poissons, A. Valenciennes. Tome XVII. Neuigkeiten Report of the Progress of practical Medieine in the Depart- ment of Midwifery and the Diseases of Women and Children during the Years 1842 1843. By Charles West, MD. etc. Londun 1844. 8. Remarks on the Efficacy of Matico as a Styptie and Astrin- gens. With additional Cases etc, By Thom. Jeffrey, MD Liverpool and London 1344. 8. 1 u — — Menue Motizen audß dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gelanmelt and mirgerbeilt von dem Ohers Mebdicinalratde $rorier zu Trimar, umd dem Medisinalrore and Prefeffer Freriep zu Berlin, N 665. Gebrudt im Randes = Induftrie s Gomptoir zu Weimar, (Nr. 5, des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. odır 3 30 2%, des einzelnen Etüdes 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr Juli 1844, RE - Ueber die, durch Forfhangen unter dem Meere gewonnenen geologifchen Refultate. Mitgetheilt dem Großbritannifhen König. Inftitute am 23. Fer bruar 1844 von Edward Forbes, Profiffor der Botanit am King’s College zu London. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fuchten die Stalienifchen Naturfotſcher Marfili, Donati und Sol: dani die relative Lage der in ihrem Vaterlande vorfommen: den organifchen Ueberrefte durch die entfprechende Vertheitung der auf dem Grunde des Adriatifchen Meeres lebenden Ge: ſchoͤpfe zu erklären. Sie forfchten auf dem Grunde die jebigen Meeres nach der Erflärung der Erſcheinungen, mel: che der emporgefchobene Grund der Urmeere darbietet. Das Inſtrument, deffen fie ſich bei ihren Forſchungen bedienten, war das gewöhnliche Aufterfchleppneg. Die erlangten Res fultate waren für die Geologie wichtig; allein feit jener Zeit ift in Abſicht auf diefe Forfchung wenig geſchehen. Die Geologen hatten Uber dem MWaffer genug zu thun, und die Naturforſcher ftellten ihre Unterfuhungen mit viel zu gerins ger Beruͤckſichtigung der Geolonie und der Naturgefchichte der Thiere und Pflanzen in Bezug auf die Zeitfolge an. Wenn fich diefelben des Schleppnetzes bedienten, fo gefchah dieß faſt lediglih, um feltener Zhiere habbaft zu werden. Ueberzeugt, daß Forſchungen diefer Art, wenn fie mit Beruͤckſichtigung fÄmmtlicher Naturwiffenfchaften und deren gegenfeitiger Verbindung geleitet werden, zu noch wichtigern Nefultaten, als die bisher erlangten, führen mußten, babe ich feit Jahren das Schleppneg auf dem Meeresgrunde ans gewendet, und in gegenmärtigem Auffage werde ich Über eiz nige der merkwuͤrdigſten Thatfachen und Folgerungen berich> ten, zu denen ich gelangt bin, fowie deren Beziehungen zu ber Geologie kurz andeuten. I. Die lebenden Gefhöpfe find niht auf’s Gerathbewohl auf dem Meeresgrunde vertheilt, fondern gewiffe Species Leben, je nad der No. 1765 — 665. kunde. Tiefe, an gewiſſen Stellen, ſo daß das See— bette eine Reihe von Zonen oder Regionen dar— bietet, von denen jede ihre eigenthümliche Be— völferung beſitzt. — Jedermann, welcher an den eng— liſchen Kuͤſten den zwiſchen den Meereshoͤhen bei der Ebbe und der Fluth liegenden Streifen Landes unterſucht hat, muß bemerkt haben, daß die dort lebenden Thiere und Pflan- jen nicht gleichmaͤßig über diefen ganzen Strich veıtheilt find, fondeın daß gewiffe Arten nur bis zu gewiffen Abftänden von deffen Rändern reihen. So trifft man die Auricula - Arten nur bart an dem Rande der Fluthhoͤhe, in Gefell: faft ven Littorina caerulescens und saxatilis, Ve- lutina Otis, Kellia rubra, mehreren Balani etc. an, und von Pflanzen findet man dort den gelben Chondrus erispus (das isländifhe Meer der Apotheken) und Coral- lina offieinalis. Auf diefe folgen andere Thier- und Pflanzenformen 3.3. Littorina littorea, Purpura lapil- lus, Trochi, Actineae, Porphyra laciniata und Ul- vae. Nah dem Rande der Ebbenhöhe zu zeigen Lottia testudinaria, Solen siligua und Rlıodomenia palma- ta, nebſt zahleeiben Zoophyten und Aecidien, einen dritten Gürtel des organiſchen Lebens an, der indeß mit den beiden anderen durch gewiſſe, allen dreien gemeinfchaftliche Arten, wie Patella vulgata und Mytilus edulis, in Verbin— dung ſteht. Diefe Unterabtheilungen des Seebettes, die zur Zeit der Ebbe von Waſſer entbiößt find, haben an der enges lifchen, franzofifchen (wo fie von Audouin und Milne Eds wards ſtudirt wurden) und normegifhen Küfle, mo Sars fie mit großer Schärfe feftgeftellt hat, die Aufmerks ſamkeit der Naturforfcher ſchon vor längerer Zeit auf ſich gezogen. Diefe Unterabtheilungen des thierifchen Lebens zwifchen der Fluth-⸗ und Ebbenhoͤhe ftellen nun die Vertheilung der Thiere auf dem ganzen Meeresgrunde im Kleinen dar. Das Refultat meiner, erft in den britifchen Meeren, dann im Ae— gnptifhen Meere angeftellten Forſchungen fiel dahin aus, daß ich eine Reihe von Zonen oder Negionen nad) der Tiefe 5 67 663. ermittelte und bie thierifhen und vegetabilifhen Bewobner einer jeden als durdy gewiſſe Species characterifict nachwies. Indem ih den zwiſchen der Fluth- und Ebbenhoͤhe fallen: den Streifen als eine dieſer Zonen gelten ließ und fie die Küftenzone nannte, fand ich tiefer noch eine Weihe gleich be: langreicher Zonen. In den britifhen Meeren folgt auf die Küftenzone diejenige der Laminariae, welche mit Wildern von breitlaubigen Fuci beftanden ift, yeifchen denen ſich eis nige der zierlichjten und mit den glänzendften Farben gesierten Bewohner des Oceans aufhalten Di: ift der Lieblingsort der Lacunae, Rissoae und der Mollusfen mit nadten Kir: men. Zwifchen diefer Zone der Laminariae, in welcher die Kloca der See ihren Culminationsvunct erreiht zu baben fheint, und der Zone der Corallinen, welche zwifhen Tie— fen von 20 und 30 Faden liegt und von ſchoͤnen biegſamen Zoophyten, ſowie zahlreichen Species von Molluseen und Kruftentbieren, wimmelt, die man fic) lediglich mittelft des Schleppnetzes verfhaffen ann, findet fich gewöhnlich ein Gürtel von Schlamm und Kirs- Die großen Baͤnke von einmugfrligen Molluseen, Monomyariae, welde in vie— len Difteicten der nördlihen Meere vorfommen, fallen gro» Bentheild in diefe Zone und bieten dem Zoologen die reichfte Ausbeute. Mod) tiefer finder fih eine, bis jest noch wenig erforfchte Zone, aus der mir die mafjigern Gorallen unferer Küften, fowie Mufcheln aus der Klaffe der Brachiopoda, erlangen. Im öftliben Mittelmeere (mo ich, unter dem einflußreihen Beiftande des Capitains Graves und der mit der Aufnahme des Mittelmeeres befchäftigten Ingenieure, die Zonen ded Meereggrundes in einer Ausdehnung und mit einer Genauigkeit zu beflimmen im Stande war, die ji in den britifhen Meeren nur unter aͤhnlichen günftigen Umftäns den erreichen ließ), unterfbeidet man zwiſchen der Meeres: oberflähe und der Tiefe von 230 Faden (tiefer babe ich den Grund nicht unterfucht) acht deutlich characterilicte Zonen, welche theilweife mit denjenigen übereinflimmen, von denen foeben in Betreff der nördlichen Meere die Rede gemefen ilt. Ueber diefe acht Zonen wird man in dem zunaͤchſt erfcheinen: den Bande der Transactions of the British Associa- tion, welcher Geſellſchaft ich bei deren letzter Zufammens Eunft einen Vortrag über diefen Gegenftand hielt, *) einen umftändlihen Bericht finden. Wenn wir die Vertheilung und Veruefellfhaftung der organifchen Weberrefte in den emporgefchobenen Betten der tertiaren Meere unterfuhben, fo finden wir Zonen nad) der Tiefe, welche fo deutlich dyaracterifirt find, wie die des jetzi— gen Oceans. Sch habe mich biervon dur genaue Vergleichs ung der jüngern Pliocene-Schichten auf der Inſel Rhodus, wo jene Kormation eine bedeutende Stärke erreicht, mit dem gegenroärtigen Zuftande dee benachbarten Meeres überzeugt, und indem ich die Vergleihung durch die jüngern lieder der tertiären Formation fortfegte, erlangte ich die unlaͤug— barften Bemweife von ähnlihen Erfheinungen. Die Shih: ten der Kreideformation bieten ähnliche Zeugniffe dar, und 9 Vergl. No, 602 (No. 2 d. XXVIII Bèes.) ©, 117 d. Bl. XxXxxl. 5. 68 ohne Zweifel hat zu allen Zeiten der Grad der Tiefe einen entſcheidenden Einfluß auf die Vertheilung des animaliſchen Lebens in dem Meere ausgeübt. Wenn daher unfere Forſch⸗ ungen eine großere Ausdehnung gewonnen, dürfen wir hof— fen. die Tiefe, bei welcher eine organiſche Ueberreſte entha tende orinstiäh abgelagert wurde. mit ziemlidyer Genaui £eit beftimmen zu koͤnnen. Jeder Geolog wird obne Weite: tes zugeben, daß die Geſchichte der Niederftlagssformationen und die Geologie überhaupt auf diefe Weife fehr weſentlich gefördert werden wuͤrde. I. Die Zahl der Species iſt in den kick Zonen weit geringer, als in den böhern. Die DBegetation verfhwindet bei einer gewiffen Tiefe, und die Abnahme der Zahl der Zhierfpes cie$ läßt auch in Betreff dDiefer auf einen nicht ſehr fernen Nullpunct ſchließen. — Diefer Schluß gründet fih auf meine Unterfuhungen im äyeifhen Meere. In den niedrigen Zonen werden der Pflanzen immer weniger und bei 100 Faden ift nur noch eine einzige Specieg, eine Nullipora, vorhanden. Wiewohl die tiefen Zonen eine weit .großere Ausdehnung in fenkrechter Richtung haben, als die hoͤhern, fo ift doch die Zahl: der Thier pecies in den leßtern weit bedeutender. Die tiefite Zone, die achte, übers teifft im Mirtelmeere an Ausdehnung alle übrigen zuſam— mengenommen; dennoch ift deren Fauna verhaͤltnißmaͤßig arm, und an der unterften der erforichten Stellen derfelben findet man nur noh acht Schaalthierſpecies. In der Kuͤ— ften,one beträgt deren Zahl 150. Wir dürfen daher mit Recht ‚den Schluß ziehen, daß e8 einen Nullpunct deg thierifhen Lebens gebe, wie in Betreff des vegetabilifchen Lebens ein folcher wirflih aufgefunden worden if. In der See hat das Thierreich eine größere fenfrechte Ausdehnung, als das Pflanzenreih; auf dem Lande ift das Gegentheil der Fall. Die Anwendung, welche diefer Umftand, daß in dem Meere bei einer gewiffen Ziefe alles Leben verfchwindet, auf die Geologie findet, liegt auf der Hand. Alle unter diefem Nullpuncte ftattfindenden Miederfehläge werden ohne oder beinahe ohne organifche Ueberrefte feyn. Der größere Theil d:8 Seegrundes ift weit tiefer, als diefer Nullpunct; folglich wird der größere Theil der ſich dort bildenden Mice derfchläge Eeine organifchen Ueberrefte enthalten. Deßhalb ift der Schluß irrig, dag diejenigen Niederfchlagformat.onen, in welchen wir keine Spuren oryanifchen Lebens finden, enie weder vor der Erfhaffung der Thiere oder doch zu einer Zeit entftanden feyen, wo das Meer verhältnißmäßig arm an XThieren geweſen fy. Ein folder Niederfhlag kann fihb nämlih in einem fehr tiefen Meere gebildet haben. Und daß dieß in Betreff mander äl: teren Gebirgsarten, 3. B., der großen Schieferformationen, der Fall gewefen ſey, wird dadurch noch mwahrfcheinlicher, daß die wenigen darin anzutreffenden Foſſilien zu Familien gehören, welche gegenwärtig die größten Tiefen bewohnen, 3: B., die Brachiopoda und Pteropoda, deren Webers tefte, wenngleich die Thiere felbft frei umherſchwimmen, ſich nur in fehr tiefen Niederfchlägen anfammeln. Die oberften Ablagerungen, in welchen man die meiften organifchen Webers 69 tofte zu erwarten bat, find diejenigen, welcde, in Folge der zerftörenden Wirkung der Entbiökung, ‚dem WVerfhminten am Meiften unterworfen find. Die großen und fuft allır Foſſilien entbehrenden Schichten von Scaglia, melde im füdliben Europa und mweltlihen Afien fo vorberrfchend find, wurden wahrfceinlich größtentbeils unter dem Nullpuncte bes thierifhen Lebens abgeſetzt. Die wenigen in ihnen ent: baltenen, meift aus Nummuliten beftebenden SFoffilien ent: fprechen den Foraminifera, welde gegenwärtig mehrentbeilg im der tiefften Zone der Thiere anzutreffen find. Es ift Ein Grund vorhanden, die Abwefenbeit der Spuren lebens der Weien in ſolchen Gebirgearten auf Rechnung einer me— tamor: hofirenden oder umbildenden Naturtbärigkeit zu ſetzen. II. Die Zahl der nordifben Formen von Thieren und Pflanzen ift nicht in allen Zonen der Tiefe dıefelbe, fonderg nimmt entweder der MWirktihkeie nad, oder durch Ötellvertretung, mit der größern Tiefe zu. — Die Vergeſellſchaftung der Species in der Küften one ift in der bier in Rede ſiehen— den geographiſchen Region am Characteriftifchften ausgeprägt; allein in den tieferen Zonen finden wir die Sauna und Flo: ra durch die Anweſenheit von Species modificırt, welche in nördlihern Meeren der Küftenzone eigentbümlich find. Diefe Bemerkung bezieht fih natürlih nur auf die nördliche Halbe £ugel der Erde, obmohl mir, der Analogie nad, ſchließen dürfen, daß auf der füdlichen etwas Aehnliches, aber in ums gekebrter Richtung, der Fall ſeyn werde. Es ſcheint bier, tbeoretifh genommen, das Gefeg zu walten, daf die pas rallelen Niveaulinien der Ziefrzonenden Brei— tegraden der Temperaturzonen auf der Dber fläche der Erde entfprechen, und dieß würde mit dem bekannten Geſctze in Betreff der Vertbeilung der Landıhiere und Landpflanzen übereinftimmen, demzufolge die Nis veaulinien den geograpbifhen Breitegraden entfpreben. Wenn wir, 3. B., in tropifchen Yändern an einer Gebirgsmand binanfteigen, fo finden wir aufeinans derfolgende Gürtel , in denen die Vegetation einen (je nad der Hemifpbäre) immermehr nordifchen oder füdlihen Cha: racter annimmt, der fid) entweder durch gleichartige Species oder durch Stellvertretung ähnlicher Formen fund giebt, Eben’o finden wir in der See, je tiefer wir binabileigen, eine ähnliche Mepräfentation der Klimate in parallelen Zo— nen. Das eine ſolche Stelivertretung fkattfinden diirfte, war bereitd von Sir Henry De la Beche in Betreff der Meertbiere *), fomie von Lamourour in Berreff der Ser: pflanzen, geahnet worden. Mir gewährte es einen hohen Genuß, die Vermurbungen diefer ausgezeichneten Forfcher zu beftätigen. Der Umftand, daß eine ſolche Mepräfentation wirklich ftattfinder, ift für die Geologie von großer Wichtig: feit. Ale Schlüffe auf das Klima, welche man aug der 3ahl von nordifchen Formen in Gebirgsarten, welche ver: ſchiedenartige organifche Ueberrefte enthalten, zu ziehen, fich *) Pe sehn Jahren, in feinen Researches in theoretical Geo- 08)+ 665, XXXI. 5 70 berechtigt hielt, find teügerifch, wenn nicht zugleich die Ziefe beruͤckſichtigt wird, bei welcher der Niederſchlag ſtattfand. Hat man aber den Einfluß dieſes Elewentes einmal feſtge— freie (die Möglichkeit dieſer Feftftelung habe ich bereits nadgemicfen), fo geminnen unfere Schlüſſe eine Zuverläffiy: feit. auf die fie fonft einen Anfprud maden fünnten. Auf dieſe Meife wird unftreitig die Prüfung nad) Procenten, welhe Herr Lyell in Vorſchlag gebracht hat, eines der wichtigſten Kriterien für die Geologie und die Naturgefchichte überhaupt werden; und die werthvollſten Echlüffe, zu denen ib bei der Spftematifiiung meiner im dgeifhen Meere gemadten Beobachtungen gelangte, murden, in der That, durdy Anwendung der Lyell'ſchen Methode erlangt, IV. Nicht alle Varietäten des Seegrundes eignen fib in gleibem Grade zur Förderung des tbierifhen und veygetabilifhen Lebens. — Sn allen Ziefe;onen finder man bin und wieder mehr oder we— niger verödete Striche, die meift aus Sand oder Schlamm biftehen. Die wenigen, Ddiefelben befuchenden, Thiere find mebrentbeils weih und fehr vergänglid. In manchen ſchlam— migen und fandigen Strichen giebt e8 indeß febr viele Wuͤr— mer, daber ſich die, von diefen Ichenden, Fiſche dahin zie— bin. Die Seltenheit von Ueberreften von Schaalthieren in Sandfteinen, die Abdrüde von Würmern auf Sandſteinen, an denen man Spuren von Wellenfhlag erkennt und die fib offenbar in feihten Gemäffern niedergeſchlagen haben, fomwie die Ueberreſte von Fiſchen, welche man bäufig in der— gleichen Steinen findet, erklären ſich großentbeils aus den oben erwähnten Umftänden. V. Die Bänfe von Serthieren einer gewif: fen Art haben eine beftimmte Begränzung. Jede Art Eann nur auf Meeresgrund von einer ges wiffen Befhaffenheit leben. Sie Eann felbft dadurch ausfterben, daßfih der rund in Folge ihrer eignen Vermehrung verändert. — So wird, 3. B., eine Kamm: Wiufhel: (Pecten opercularis) oder Auftern»Banf, wenn fid die Usberrefte der yeftorbenen Thiere dafelbft in der Art angefammelt baben, daß der Grund volftändig verändert worden ift, zum fernern Bes mohnen von Seiten diefer Species untsuglih. Es entwik £elt fi dort feine Brut mehr, die Species ſtirbt in dieſer Localitat aus, und deren Ueberrefte verfanden, worauf ſich dann Über der ausgeftorbinen Colonie eine neue von derſel— ben, oder einer andern, oder mebrern Species anfiedeln Eann. Diefe Art von Wechfelwirtbichaft bat auf dım Meeresgrunde unausgefest ihren Fortgang und gewährt eine fehr einfache Erf ärung, weßhalb fofjilienführende und nicht foſſilienfuͤh— tende Schichten miteinander abwechſeln; indem die organi- ſchen Ueberrefte felten regellos in Felsmaſſen eingelagert find, fondern Lager von verfchiedener Dice bilden, welche mit ans deren Lagen, die Erine Koffilien enthalten, abwechfeln. Diefe Abwechſelung kann in manden Fällen aud einen andern Grund haben, nämlich die abwechfeinde Erhebung und Sen: fung des Meeresgrundes, wodurch die Bewohner einer Tiefe zone zu Grunde gegangen und die einer andern Zieferegion 5 * 71 665. XXXI. 5, an deren Stelfe getreten find. Aus der Wirkung diefer Schwanfungen in dem Niveau des Seegrundes erflärt ſich auch das mehrmalige Wiederauftreten von Schichten, welde in einer und derfelben Ziefenzone entftanden zu ſeyn ſchei⸗— nen, in gewiffen Gebirgsarten. VL Thiere, weldheein ausgedehntes Wohn: gebiet nah der Tiefe haben, befigen ein foldes aub, in der Regel, in geographiſcher, oder geo: logifcher, oder beiderlei Beziehung. — Th fand, daß diejenigen Schaalthiere des Mitt:Imeeres, welche fowohl gegenwärtig in der See, als in den benachbarten Gliedern der tertiären Formation vorkommen, ſolche find, welde dıe Fähigkeit befigen, in mehtern Tiefezonen zu leben, oder eine weite geographifche Verbreitung haben, während bei vielen derfelben beides ftattfinder. Daffelbe gilt von den Schaal— thieren in den tertiären Schichten Großbritanniene. Die Urs ſache liegt auf der Hand: ſolche Species, welhe im Raume die ausgedehntefte horizontale und ve.tifale Verbreitung dar— bieten, find gerade diejenigen, welche in den längften Zeitz täumen ausdauern Eönnen, indem ſie durch Kataſtrophen und zerftörende Potenzen wenizer leicht ausfterben Eonnten, als foldhye, deren Wohngebirt in beiderlei Richtung befchränfe ter ift. Auch finden wir in der Kreideformation, daß folhe Specied, wilde mehrere Epochen jener Periode uͤberdauer— ten, gerade die wenigen Arten find, weldye man zugleich in den Kreidefelfen Europa's, Aſiens und America's antrifft. Graf D’Arhiac und Herr De Vernenil find in ihrer trefflihen Abhandlung über die Sauna der palaͤozoiſchen Ges birgsarten, melde Herrn Murchiſon's und Proreffor Sedgwid’s Werke über die Mbeinprovingen anghaͤngt ift, zu dem Schluffe gelangt, daß diejenigen Foffilien, welche die meitelte geographifche Verbreitung darbieten, zugleich dies jenigen find, welche in ſenkrechter Richtung die aus.jedehns tefte Verbreitung befisen. Meine Beobachtungen über die foffilen Schaalthiere und deren foffile Repräfentanten haben mid) auf daffelbe Reſultat geleitet. So ift denn aus vons einander ganz unabhängigen und auf in der Zeit weit aus: einanderliegende Erfiheinungen bezüglicben Forſchungen die Erfenntniß deffelben allgemeinen Gefeßes berworzegangen. VI. Weihthiere wandern im Rarvenzus ftande, fterben aber in einem gewiffen Stadium ihrer Metamorpbofen, wenn fie auf, ihrer Ent: wi@elung ungünjftige Bedingungen ſtoßen, d. b., wenn fie nicht die befondere Ziefezone erreis hen, die ihrem Fortleben als vollfommene Thiere angemejfen ift.— Diefer Sag, welher, mei: nes MWiffens, hier zum erflen Male aufgeftellt wird, fast zwei bis drei Behauptungen in fih, die einer näheren Er: Läuterung und Nachweiſung beduͤrfen, bevor ich deffen Ans nahme erwarten darf. Erſtlich: daß die Mollusken wandern. m vierten Bande der Annals of Natural History (1840) theilte ich einen zoo⸗geologiſchen Bericht über eine Muſchelbank in der Iriſchen See mit, in wel: chem idy meine fiebenjährigen, zu einer gewiffen Jahreszeit gemachten, Beobachtungen Eurz zufammenftellte. In diefer 72 Abhandlung bemerkte ih, daß an den Küften der Inſel Man gewiffe Mollusken erfhienen feyen, welche man früher dort nie angetroffen hatte. Es waren hinreichend befannte Tellermufcelarten, von denen eine hart an der Küfte ſich aufhält. Damals Eonnte ich mir das Erfcheinen derfelben nicht erflären. Seitdem find vielfahe aͤhnliche Thatſachen zu meiner Kenntniß gelangt, und den Fifchern ift die ſoge— nannte Berfegung der Muſchelbaͤnke hinreichend bekannt, welche von ihnen irrigerweife dem Fortſchwimmen ganzer Muſchelbaͤnke nad einer andern Gegend zugeſchrieben wird. Selbſt die Kamm: Mufcdeln Eönnen fih aber als vollfoms mene Xhiere nur auf eine fehr geringe Strede fortbewegen; die Auftern beſitzen aber eine nocd viel geringere Ortsver— änderungsfühigeit. Die Verfegung oder Wanderung wird von den jungen Thieren im Larvenftande bewirkt. Diefes füyrt mich auf einen zweiten Punct, welcher der Erläutes tung bedarf: Alle Mollusten erleiden eine Mes tamorphofe, entweder im Cie, oder außerhalb des Eies, die Meerfpecies aber mebrentheils außerhalb des Eieg. Die Metamo:phofen find bei verichiedenen Sippen noh nicht genau befannt; allein man weiß von denfelben doch genug, um allgemeine Schlüffe ziehen zu Eönnen. Bei einer großen Claffe der Moltusten, den Gasteropoda, feinen alle Species unter derfelben Form, ſowohl der Schaale, als des Tbieres, in’s Leben zu treten. Die Schaale ift ganz eins fach, fpiralformig und dag Thier mit zwei gewimperten Fluͤ— geln oder Lappen verſehen, mittelſt deren es kraͤftig durch die es umgebende Flüfjigkeit fbwimmen kann. Sn diefem Stadium befindet ed fib indemfelben Zuftande, wie die Pteropoden, wenn fie vollffändig ent: widelt find, *) und die Form ift diefelbe, mag nun das Thier fpäter mit einer Schaale verſehen feyn, oder nicht. Dieß ergiebt fih aus Dalyell’s, Sars’s, Alder’g, Hancod’s, Allman's und meinen eignen Beobachtun— gen. In diefem Stadium wandern die meiften Specieg, indem jie mit Leichtigkeit das MWaffer durchfchneiden. Ein Theil der Reife kann auch zuweilen von den ſchnurenfoͤrmig aneinander gereihten Eiern zurüdgelegt werden, die man zu gewiffen Zeiten in Menge in der See trifft und die von Strömungen mit fortgetrieben worden. Mein Freund, Lieu— tenant Spratt, von der König. Marine, hat mir neulich die Abbi'dung einer Kette von Molluskeneiern zuge andt, die 80 Engl. Meilen von der naͤchſten Küfte angetroffen worden war, und nachdem die Eier reif gevorden, krochen aus denfelben Larven mit Schanlen und von der eben be: fhriebenen Geftalt. Wenn fie die Zone und den Grund erteihen, welche dem volltommenen Thiere zufagen, fo entz wideln fie fi) und gedeihen; allein wenn ihre Entwidelungs: periode eber eintritt, als fie eine ihnen zuſagende Localität erreicht haben, fo fterben fie und ihre zerbreblihen Schaa— len finken in die Ziefe der See hinab. Millionen und aber *) Es ift nicht unwahrſcheinlich, daß die Form der Larve ber Pteropoden die eines Ascidien = Polypen ift, ſowie die Larve der Tunicata einen Hydroiden⸗Polypen repräfentitt. 73 Millionen müffen auf diefe MWeife umkommen, und jede Hand voll feinen Schlammes, den man aus der adıten Ziefezone des mittelländifhen Meeres heraufzieht, wimmelt von diefen merkwürdigen Schaalen der Molluskenlarven. *) Wenn die Entwidelung diefer Larven nicht durch das Geſetz beſchraͤnkt wire, daß fie nur in der Zone ftattfinden kann, welche für das vollkommene Thier genau yaft, fo würs den die Ziefezonen ſich laͤngſt gegenſeitig verwifcht baben, und ſchon die Eriftenz diefer Zonen beweif’t für dieſes Ges feb. Unſer Vertrauen zu deren Beftändigkeit, welches durch den Umftand, daf die Mollusken wandern, erfhüttert wer— den Eönnte, wird auf diefe Weiſe wiederhergeftellt, und mit ihm unfer Vertrauen zu den auf die Geologie bezüglichen Schluͤſſen, die fih aus den unter dem Meere angeftellten Nachſuchungen zieben laffın. . Manche der in diefer Mittbeilung angeführten That: ſachen jind neu, andere ſchon früher zur Kenntniß des Pu— blicums gelangt; allein fie beruhen fämmtlid auf meinen eignen perfönlichen Beobabtungen. (Edinburgh new Philos. Journal, Jan. — Apr. 1844.) *) Der Kern der Schaalen der Cephalopoda ift eine fpiralförs mige Univalve, die in der Geftalt den obenerwähnten unents wickelten Schaalen ähnelt, und die Erfahrung muß erft Lehren, ob nicht vielleicht alle Cephalopoda ihr Ecben unter der Ge— ftalt ſpiralſchaaliger Pteropoden beginnen. 665. XXXL 5. 74 M ıscellenm Proteus anguineus. — Aus Gign in Dalmatien wird aemeldet, daß am 9. Juli nach einem heftigen Regen etwa zehn GEremplare jenes merkwürdigen, mit permanenten äußeren Kiemen urd innerer Runge verfihenen Thiers aus einem dort vorhandenen Erdſchlunde herausgetreten feyen und aufbewahrt würden. Schon vor einigen Jahren babe man ebenhafeibft zwei Gremplare dis Proteus aefunden, der bisher nur in der Adelsberger Grotte in Krain gefunden worden ift. — In den Berliner Nachrichten fügt ein Naturfreund bei, daß er vor etwa zwanzig Jahren aus einem mittelmärkiſchen, mit ($ranitftüden ausgemauerten offenen Bran— nen eine Kiemen-Eidechſe hervorgezogen babe, welche an Geftalt und Farbe durchaus cin Proteus, aber nur 3 Zoll lang, geweſen. (Möchte wohl nur ein Wafferfalamander mit vergänglichen Kiemen im erften Lebensſtadium gemwefen feyn.) Anwendung des Eifes bei der Bentilation. — Eine Reihe von Erperimenten find in dem Hanover-Square Rooms ans aeitellt worden, um deren vollftändigere Ventilation zu erreichen. Das Verfahren von Day ift als das vollfommenfte dazu ausge— wäblt worden, welder die Archimedesſchraube zu Hülfe nimmt, mittelſt welcher Frifche Luft in Räume von jeder Größe eingetries ben wird, ohne den mindeften Zua zu vıranlaffen. Bei der letzten Anweſenheit der Königin in den Goncerten für alte Mufit wurde diefe Procedur angewendet, und während den Abend hindurch in der freien Luft 69 bis 70? Fahr. war, fo flieg die Temperatur im Saale nie über 70°, obaleih er dicht gefüllt und durd) Gas bill erleuchtet war. Diefe neue Erfcheinung in der Geſchichte der Ven— titation wurde dadurch bewirkt daß die Luft durd) Troͤge? (trays) von Eis durchgehen mußte. Die dadurd bewirkte Annehmlichkeit murde allgemein ancrfannt und die Anwendung der Vorrichtung fir ähnliche Fälle von den Eigenthümern befdloffen. Nekrolog. — Der feit einem halben Jahrhunderte in Edinburg als Profeffor der Chemie angeftelte Dr. Hope ift am 20. Zuni geftorben. a ka, Ueber die Elimakterifche Krankheit. Bon Dr. Henry Kennedy. Die Elimakterifhe Krankheit, welche zuerſt Halford im Jahre 1815 genauer befdhrieben bat, fommt nidt nur im vorgerüdteren Lebensalter vor, fondern ift auch gar nicht felten bei Individuen, welche zwifhen zwanzig bis dreißig Jahre alt find. Ueber die Urfachen derfeiben ift wenig bes kannt, doch gehören zu denfelben vornehmlich Erkältung, die Influenza, plösliche Erfhütterungen des Körpers, Ge: müthsunrube, Ausfhweifung u. f. w. Das Uebel beginnt gewöhnlich fehr allmaͤlig; 3 — 6 Moden fönnen vergeben, während welder ſich das Individuum nicht ganz wohl fühlt, ohne aber Über etwas Beſtimmtes zu lagen. In feltenen Fällen fieht der Kranke fhon fehr früh ſchlimm aus, was aber gewöhnlich erft fpäter einzutreten pflegt. Nach einiger Zeit treten nun bald flüchtige, ziehen: be, durch den ganzen Körper fich verbreitende, oder mehr auf eine Stelle fixirte Schmerzen ein, und der Kranke fühlt ſich ſchwach und zwar mehr bei'm Liegen, al® bei'm Gehen. Nicht immer Eommt aber dag Uebel fo allmälig berum, ſon⸗ dern zumeilen beginnt es gleih mit acuten Symptomen, die nad einem biliöfen Anfall auftreten und zuweilen als febr acute Kopffpmptome eriheinen. Nachdem jene erft erwähns ten Schmeizen einige Zeit hindurch beftanden haben, nimmt der Appetit ab und geht bald ganz verloren, der Kranke magert ab, die Kraft des Geifles und Körper nimmt ab und Schlaͤfrigkeit tritt ein. Der Puls ift dabei zumeilen befchleunigt, zuweilen gar nicht verändert. Beſonders auffals (end aber ift die Veränderung des Ausſehens, der Kranke fieht nicht nur übel aus, fondern ſcheint auch um mehrere Jahre gealtert zu feyn. Die obenerwähnten Symptome, welde felten ganz als lein daftehen, fondern gewöhnlih nod von andern begleitet find, befallen nun bald vornehmlih den Kopf, die Bruſt oder den Bauch Wenn der Kopf ergriffen ift, fo Elagt der Kranke gewöhnlich über Schmerz in demfelben, der den gans zen Kopf befüllt, oder fih auf die Stirn oder den Hinters 75 kopf beſchraͤnkt. In einigen Fillen Elagt der Kranke nicht fowohl über Schmerz, als über Schwere, welche bei jeder Bewegung zunimmt, in andern über Klopfen und Haͤmmern im Kopfe; alle diefe Empfindungen find faft ohne Ausnah— me periodifh. Diefe Symptome fönnen in einer fchwereren Form vorbanden und von einem Gefühl von Taubheit und ſelbſt Laͤhmung einer Seite des Körpers begleitet ſeyn. Diefe Laͤhmung ift nicht vollftändig, da die Kranfen voll: ftändig von derfelben genefen. Befaͤllt das Leiden die Bruſt, fo klagt der Kranke über heftige Schmerzen in den Schul: tergelenten, ber heftige, brennende Schmerzen in dem einen oder in beiden Schlüffelbeinen, oder in den benachbarten Meichtheilen, oder in einem oder mehreren Nücdenwirbeln. Die gewörnlihften Bruftfymptome find jedoch Anfälle von Dpspnöe, welche bei Tage leicht find, des Abende aber und während der Macht mit größerer Hefligkeit wiederkeh— ren. Dabei kann Herzklopfen oder Huften vorhanden fern, Das Verdauungs yftem leidet ſehr conftant bei dem vorlies genden Uſbel, ſchlechter Gefhmad im Munde, App:titlofigs Eeit, bis zur Abneigung gegen alle fefte Nahrung fteigend, Durſt Dospepfie, Schmerz nad) dem Eſſen, Gaftrodynie, Garanhaufung, Neigung zur Verftopfuna u. f. w. find fehr bäufige Symptome. Syn vielen Fällen lagern ſich im Harne Lithate ab, und zuweilen nimmt derfelbe auch an Quantität ab. Außer den obenerwähnten Schmerzen in den: Rüden: wirbein fommen äbnlidye in der Lendengesend vor, zuweilen auch eine ſehr heftige ischias und andere Meuralgieen, fowie MNervenaffectionen anderer Urt, zu welhen aud ein Brennen in der Hand: und Fußſohle gehört. Ziemlih häufig fommt aub amasarca der Unterer: tremitäten vor, befonders bei Älteren Individuen. Zudem fomntifchen Leiden gefellen fih nothmwendigerweife auch pſy— chiſche, die Kranken werden mürrifch, trübe geftimmt, muth— los und für ihre Beſchaͤftigungen untauglih, zuweilen un: gemein reizbar und empfindlich. Das Elimakterifhe Uebel Eommt eben fo häufig bei Männern, als bei Frauen vor, nur mit dem Unterfchiede, daß Männer während derfelben mehr an Störungen der Verdauung und des Gehirns, Frauen mehr an Lungen = oder Herzſymptomen leiden. Die Dauer des Uebels ift fters eine langwierige, ich habe niemals eine geringere, als vier bie fünf Monate, beobachtet, währen ich andererfeitS Indivi— duen erft nach zwei Fahren von ihrem Uebel befreit werden fab. Die mittlere Dauer möchte ungefähr neun Monate betragen. Sn Betreff der Diagnofe gewähren am Meiften Anz haltspuncte die Schlaflofigfeit, die Abnahme des Appetits, des Fleifches und vor Allem der verinderte Gefihtsausdrud — und zwar Alles ohne beftimmte Urfache, In der Mehrzahl der Fülle nimmt das Uebel einen günftigen Ausgang, doh kann e8 auch in höherem Alter fo: wohl, wie in früheren Jahren, tödtlich verlaufen. Die Ge: nefung ift meift vollftändig. Mas die Behandlung betrifft, fo muß dieſe dem vorwaltenden Schwaͤchezuſtande der verfchiedenen Functio— 605. XXXI. 5. 76 nen des Organismus, befonders aber dis Nervenſyſtems, angspaft werden, und im Allgemeinen zeigen ſich dems zufolge erreginde Mittel am Wirkſamſten. Da das Uebel fit) nit coupiren läßt, fondern durch Mittel, welde dieſes besweden, eber veıfchlimmert werden kann, fo ift es gut, eine Zeitlang erpectativ zu verfahren, und dann die ger eigneten Mittel anjumenden. Von großem Einfluffe ift auch die pſychiſche Behandlung; wir muͤſſen dem Kranken Muth einſprechen, ibn mit der Ausſicht auf voliye Geneſung be: tubiyen u. f. w. Zu den Mitten, weiche fib mir am Mohithätigs ften gezeigt haben, gehören Chinin und andere toniea, die Schleimharze, eſſigſaures Blei, anodyna und purgan- tia, welche alle natürlich mit der gehörigen Vorſicht und Berüdiichtigung des individuellen Falles anzuwenden find. Außer den tberapeutifhen Mitteln ift auch der Wechſel der Luft und der Umgebung nüslih, doch erft, nachdem wenig— fieng die Hälfte der mittleren Zeitdauer des Uebels ver: flrichen if. In den Füllen, wo der Appetit nicht ganz verloren gegangen ift, muß die Diät einfach und mäßig feyn; in vielen Sällen wird animalıfde Koſt nicht vertragen, und 08 ift daher eine andere und mildere Nahrung zu reichen. Zur Erläuterung des Geſagten mögen folgende Fälle dienen: J. Ein Herr von fiebenundzwanzig Jahren empfand, ohne eine beftfimmte Urſache dafür angeben zu können, eine auferordentlite Schwaͤche in den Knieen, welche zu ver fbiedenen Zageg:eiten Fam und ging und ohne weitere Sym: ptome vierzehn Tage lang dauerte. Darauf Elagte er über brennende Schmerzen in dem einen und zumeilen in beiden Schluͤſſelbeinen, welche anfangs leicht waren und nur bei Tage auftraten, nad und nadı jedoch heftiger und anhalten= der wurden, und endlihb dem Kranken jede nädtlihe Ruhe raubten. Außerdem litt der Appetit, der Kranfe magerte ab, der Geſichtsausdruck veränderte fib auffallend zuweilen trat ein Gefühl von Brennen in den Handflüchen ein, und ftet8 war eine Neigung zur Verftopfung verhanden. Die Zunge war rein, der Puls ruhig, wurde aber bei der leich- teften Anftrengung oder nach dem Genuffe einer Eleinen Quantität irgend eines Reizmittels bedeutend erregt. Der Geift war trübe und ungemein niedergefchlagen. In diefem Zuſtande blieb der Kranke faft fieben Monate, während wel— her die verfchiedenften Mittel und unter andeın auch Lands luft ohne Erfolg angewendet wurden. Mach diefer Zeit nahe men die Symptome allmälig ab, anfcheinend durch den Ge: brauh von großen Dofen Chinin, und endlich genas der Kranke nach zehn Monaten vollftändig und ift bisjegt, ein Zeitraum von ſechs Sahren, volllommen gefund geblieben. II. Cine Dame, von ungefähr dreifig Fahren und un: verheiratbet, fing an, Über allgemeine Schwaͤche zu Elagen, zu welcher fi bald eine geftörte Verdauung und periodifche fehr heftige Schmerzen binzugefellten, welche zuweilen von einem Gefühle von Schwindel in fo hohem Grade begleitet waren, daß die Kranfe in Gefahr kam, zu fallen. Nah ſechs Wochen verſchwanden diefe Kopffpmptome, worauf die Bruft 77 affieire wurde. Sie befam jegt heftige Anfaͤlle von Dys— pnoͤe in dee Naht, gewöhnlich zu derfelben Zeit, fowie auch, jedoch in ſeht unbeſtimmten 3 vifhenriumen, hoͤchſt beläftis gende Palpitationen des Herzens. Die Dyspnoͤe wurde zus mweilen fo arg, daß die Kranke ihr Bett verlaffen und die Fenſter öffnen laffen mufte, um bucftäblih nad Luft zu fhnappen D.efe Symptome wurden duch die Behandlung etwas gemildert, aber beftanden doch mehr als vier Monate, worauf eine Seereife, zugleid) mit pbarmaceutiiben Mitteln, befonders Schleimharzen, ihre Gefundheit wiederherzuftellen ſchien; aber e8 dauerte weit länger, bevor jie vollfommen bergeftellt war. Div Kranke war Übrigens weder bufteriich, noch war die Menftruntion während ihrer Krankheit im Geringften geſtoͤrt. Der eigenthuͤmlice Ausdrud ihres Ges ſichtes hat fich jest nach einem Zeit aume von vier Jahren noch nicht verloren. (Dublin Journal, May 1844.) Ueber das Sumpfmiasma. Bon Dr. Daniel Gardner, Profeffor der Chemie zu Sidney. Die ganze Arbiit des Ver'aſſers fügt fih auf folgen: de Süße: 1) Schwefelwaſſerſtoffgas ift in allen ftaynirenden Ges wäffern und in der Luft mancher Sumpfgegenden vorhanz den. — Diefe Thatſache ift nach den Unterfuhungen des Herrn Daniel Gardner im Jahre 1841 in Bezug auf die Gemwäffer Afrıka’s zu Sierra Leona, Congo und an den benahbarten Meeren unlaugbar, und nach den Proben, wel: he die Englifhe Admiralität ihm verfchafft hat, ſcheint dieß aud bei den Sümpfen America’ der Fall zu feyn. Auch geht dieß aus den Unterfuhungen, welche der Verfaſſer an einigen Wäffern des Gontinents am Drte felbft, nicht durch Proben und auf ſehr leihte Weife anftellte, hervor; bier: durch wird jeder Arzt in den Stand gefegt, die Unterfu: chungen fortzufegen, oder fie vielmehr an den Gemäjlern, die ſich in feiner Nähe befinden, ohne Schwierigkeit zu wies derholen. Er bedient ſich hierzu des metallifhen Silbers, welches gegen die Berührung mit dem Schwefel fo empfinds lih ift, daß man damit einen Theil, welcher in drei Mils tionen Theilen Waffer gelöf’t iſt, entdecken kann. Die biers zu anzuwendende Silberplatte, weldhe man, behufs der Auf: findung des Schwefels, der Kuft oder dem Waffer ausfebt, muß vollfommen rein und obne Flede feyn. Als das befte Mittel, die Quantität des Schmwefelmafferftoffgafes in den Mineralwäffern nachzuweiſen, ift unftreitig das Silber; jede Gewichtszunahme deffelben ftellt die gleihe Quantität reinen Schwefels dar. Herr Gardner ftellte feine Verſuche mit Silbermuͤn⸗ jen von verfciedener Größe an, nachdem fie zuvor wohl gereinigt wurden; fie wurden in der Mitte durchbohrt, das mit fie mittelft eines Fadens aufgehängt werden Eönnten; fo zugerichtet, wurden 30 Stüd in verfchiedene Stellen des Waſſers angebrabt, wo man glaubte, daß ſich dafelbft Sumpfmiasmen entwidelten, und zwar in einem Kreiſe, 605. XXXL 5, 78 deſſen Durchmeſſer ungefähr jieben Meiten betrug. Nach Verlauf von vierundzwanzig Stunden waren bereits 2 der Münzen mit Flecken gefunden, bei anderen hingegen bemerkte man diefe erft nah Verlauf von einem Monar; dieß lBte war namentlich der Fall bei Münzen, melde in der Xuft aufgehangen waren. Das allgemeine Reſultat diefir Ver— fube war demnach, daß alle ffagnirenden Waſſer fumpfiger Gegenden eine größere Quantität Schw: felmafferftoff enthals ten, als die Flüffe. So waren fünf Wochen nöthig, damit eine in dem Buffalo aufgehangene Münze einen leichten Schwefelfled zeigte, während eine andere in der Luft aufges hangene, und zwar 18 Zoll Über die fläche eines ftagnirenz den Sumpfes, ſchon nadı acht Zagın Flede zeigte. Was den Urfprung dieſes Gaſes betrifft, fo leitet ihn der Verfaſſet zundcft von den angefhwemmten Stoffen ber, welche immer eine große Menge vegetabiliiher Subſtanzen enthalten, deren Zerſetzung je nah der Wärme des Klimu’s und Leichtigkeit ihrer Sauerftoffaufnahme variirt; es befindet ſich ferner in der Nähe jener leicht zerfegbaren Subftangen ein Sulfat, welches durch Vernichtung feiner Säure jers feßt wird. Auch die vegetabilifchhen Stoffe, weldye häufig Schwefel enthalten oder Sultate in den Gewäffern aufnche men, wirken auf eben die Weife, woraus Herr Gardner den Schluß zieht, daß die Gegenwart von Sulfaten in den Gewäffern oder in dem Boden mit den vegetabilifhen Stof: fen die vorzüglichfte Urſache ihrer Schaͤdlichkeit ausmakht, und daß diefe wedir von der Ausdehnung, noch der Ziefe des Gebietes, noch von der geologifhen Structur, noch von der Quantität des Waſſers, welches auedunftet, abhängt, fondern ganz einfah von der Quantität Schwefel, mwelder mit den Vegetabilien fih verbindet. Deßwegen giebt auch das Meerwaffer,, welches eine fo große Quantität Schweſel enthält, Fein Miagma und ift nur an den Küften und wo fih Niederlagen von angefhwemmten Stoffen bilden, ſchaͤdlich. 2) Die Sumpfgegenden haben dieſelben Eigenſchaften, wie die, in welchen ſich Schwefelwaſſerſtoff in großer Men— ge erzeugt. 3) Man hat angenommen, daß gewiſſe Agentien die MWirkfamkeit der Ausdünftungen der Sümpfe vermehren. Die, welche diefer legten Anficht find, haben diefen Einflug theild dem Berdunften des Thaues, theils der Koblenfäure jugefchrieben: in früheren Zeiten waren die Anfichten über diefe Miasmen noch unhaltbarer. 4) Das Schwefelmafferftoff ift das wirkſame Princip, welhem man die verfchiedenen Formen der Sumpffieber an den Ufern des Meeres und im Innern des Landes zufchreis ben muß. Sollte indeß das Schwefelmafferftoff das wirffame und fbädlihe Princip der Sumpfmiagmen feyn, fo müßte man auch überall, wo dieſes Gas in merfiiher Quantität vor: handen ift, viele und ſchwere intermittirende Fieber vorfins den, was ſich aber durchaus nicht bewährt, (Gaz. med. 4. Mai 1844.) 79 665. Ueber die dunfele Bauchlinie und die Bildung eines Hofes um den Nabel als Zeichen der Entbindung. Bon Dr. Montgomery. Der Verfaffer ift durch feine Beobachtungen Über diefen Gegenftand zu folgenden Nefultaten gekommen: 1) Die dunkele Linie ift meift, wenn auch nicht immer, bei Wöchnerinnen und gegen das Ende der Schwangerſchaft vorhanden. 2) Sie ift zuweilen zu jeder Periode der Schwanger- ſchaft ſichtbar. Der Verfaffer fah fie ſchwach, aber doch bes merklich, ausgeprägt bei einer Dame von fehr dunfelm Haar und Augen, welde vor Kutzen im zweiten Monate abortirt hatte. Demzufolge 3) ift jene Linie, wenn fie fichtbar ift, Eein Beweis dafür, daß die Frau in einem vorgeruͤckten Stadium der Schwangerfihaft oder von einem lebensfähigen Kinde entbun= den worden iſt. * 4) Zuweilen findet fie ſich bei Zuſtaͤnden, welche durch: aus nicht mit der Schwangerfhaft zufammenhangen. In eis nem Falle fah fie der Verfaffer bei einem zehtyährigen Mädchen, welches an einem Mefenterialleiden litt, und in einem anderen Falle bei einee Dame, welhe an Dvarialgefhmwulft und An: ſchwellung der Leber litt. 5) Die Tiefe der Farbe ſteht gewöhnlich im Verhaͤlt⸗ niffe zur Dunkelheit der Haare, Augen und der Haut, doc) giebt es viele Ausnahmen davon. 6) Sie ift gewöhnlich einen bis zwei Tage nad der Entbindung dunkler und beftimmter abgegrängt, als vor oder während derfelben. 7) Ihr Schatten und gefättigte Färbung find zu vers fchiedenen Zeiten bei demfelben Falle ohne deutliche Urſache verfchieden. 8) Den Hof um den Nabel hat der Verfaffer nur zur Zeit der Entbindung zur gehörigen Zeit beobachtet, doch mag er auch wohl während der Entbindung vorkommen. (Dublin Journal, May 1844.) Miscellen Ueber einen gallvon Schmwangerfhaft bei Mut: terkrebs berichtet Herr James Miller im London and Edin- XXXI. 5. 80 burgh monthly Journal, Apr. 1844. Eine fiebenunddreißig Sahre alte Frau, Mutter von dire Ki:dern, von ſchlechter Gonititution, die aber früher am uterus nie Schmerzen gefühlt, ließ Hrn. Mile ler wegen Schmerzen rufen, die jie ihrer herannabınden Entbin— dung zufchrieb. Aus der Mutterſcheide floß eine ſehr uͤbelriechende Feuchtigkeit. Bei'm Zoudjiren fand der Art den erweiterten und halboff nftchenden Mutrerhals verhärtet und mit einem tiefen Ges ſchwuͤr behaftet. Die Verhärtung ſchien weit nach dem uterus zu binaufzureihen. Unter diefen Umftänden ſchrieb der Arzt die Schmerzen durdaus auf Rechnung des Erebsartigen Uebels. Ei— nige Zeit darauf ward er wieder zu dır Frau gerufen, die bee hauptete, fhon firbenmal Wehen empfunden zu haben und ihrer Entbintung nabe zu feyn. Allein der Mutterhals erweiterte ſich niht, und mit dem Finger konnte man nur die franfen und des— organijirten Theile erreichen. Nach zwei Zagen ward Kerr Simpe fon von Edinburgh zur Gonfultation zugezogen, der als einziges Mittel, das Kind zu retten, vorſchlug, Einfchnitte in den Mutter⸗ bals zu madjen und die Zange in Anwendung zu bringen, Dieſer Dperation wollte ſich dic Kranke nicht unterwerfen, melde bald darauf ftarb, ohne vorher entbunden worden zu fenn. Bei der Section zeigte fih, daß der Krebs bis an die Eierftöke hinaufe reichte und ſelbſt diefe ergriffen tatte. Der foetus war fo in Fäulniß übergegangen, daß vr bereits fiit mebreren Zagen tobt finn mußte, daher die Operation zu Nichts genügt haben würte, obwohl unter ähnlihen Umftänden nur durd eine foldhe die is burt moͤglich gemacht wırden fann, da die Desorganjation des uterus und des Mutterhalfes die Gontractionen des erftern und die Erweiterung des lıgtern verhindert. Ueber die Entwidelung von Pfeudomembranen an der inneren Oberfläche der Darnbiafe, in Folge der Anwendung von Santhariden auf die äußere Dauts oberfläce, bat Dr. Morels Lavallee der Parifer Academie der Wiſſenſchaften, am 1. Zuli, eine intereffante Abhandlung übers reicht. Er führt viele Fälle auf, wo Blafenpflafter, auf die Bruft oder andere Theile des Körpers aelegt, nicht allein Strangurie und andere Srritationen der Darnblafe, fondern aud) eine Blafene ziebung in dieſem Organe hervorbradjte, und giebt an. daß Por— tionen einer Membran nachher in der Secretion gefunden wurden. &s follte daher die Anwendung von Blafenpflaftern immer mit Vorkehrungen gegen die Wirkungen der Abforption von Santhariden verbunden werden, indem fonft fehr bedenkliche Rıfultate zu fürchten ſeyn Eönnen. Die einfahe Anwendung eines Fieinen Blafenpflar fters hinter dem Ohre wird zuweilen Strangurie veranlaffen, wenn nicht Mittel angewendet werden, dich zu verhüten, und obgleich dieß nicht in folchem Grade der Fall ift mit felbft viel größeren, an anderen Stellen applicirten Blafenpflaftern, fo ift es doch im— mer aut gegen die Möglichkeit der Abforption, welche ein fo wich— tiges und empfindliches Oraan, wie die Harnblafe, ftören kann, Vorkehrung zu treffin. Einige Aerzte verordnen eine vorherges hende Anwendung von pulverifirtem Gampber auf die Stelle, wo⸗ bin das Blafenpflafter Eommen foll: doch ift dieß nicht immer wirk⸗ fam. Der Patient follte Gummiwaffer, dem einige Tropfen Spi- ritus Nitri dulcis zugefegt find, reichlich trinken. Bibliographische Opinions nouvelles en matiere de physique et d'astronomie. Par Jaques Thomas Chassarant. Nimes 1844. 8. Elementi di fisica per uso delle scuole elementari maggiori del regno lombardo- veneto. Del Dott. Gio Alessandro Majocchi, etc. Milano 15843. 8. Mit 6 Zafeln. Neuigkeiten. De l’anteversion et de la retroversion de l’uterus. Par L. Edouard Lacroix. Paris 1844. 8. Traite theorique et pratique de l’art des accouchemens, com- prenant etc. Par P. Cazeaur. 2. edition (premiere partie du Volume). Paris 1844. 83. Mit 2 Kupf. (Die zweite Abe theilung wird naͤchſtens nadhjfolgen.) — — — — — Menue ÜMotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, mfammehı und mirgerkeitt ron dem Ober» Meticinalrarhe Froriep zu Weimar, and Dem Medistnalrarhe und Mrofeffor Froriep gm Berlim N. 666. Gedrudt im Landes = Induftrie» Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x (Nr. 6. des XXXI. Bandes.) I Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 fZ 30 7%, Die Tafel ſchwatze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 Gr Juli 1844, er Neue Erfteigung des Montblanc. Bon Dr. 9. A. Grant. Wiewohl neuerdings viel Über die Gletſcher gefchrieben worden ift, fo haben doch die bei einem Beſuche derfelben von Seiten eines wiſſenſchaftlich gebildeten Mannes gefamz melten Beobachtungen noch immer viel Sntereffe. Den nachſtehenden unterhaltenden Bericht verdanken wir dem Drofeffor Silliman. Den jest beftehenden Gefesen zufolge, ift eine Beſtei— gung des Montblanc ein Eoftfpieliges Unternehmen, weil eine große Anzahl von Führern angenommen werden muß, und die dabei zu beobachtenden Fermalitaͤten find überdieß ſehr laͤſtig. Wenn eine Gefellfihaft den Berg erfteigen mill, fo mird zuvorderft für die Wallfahrt der Führer und Reiſen— den eine Meffe in der Dorfkirche gelefen, und die Führer, zu deren Heil dieß befonderg geſchieht, müffen derfelben bei: wohnen. Es bleibt aber immer ein erhebender Anblid, wenn man diefe muthigen Bergbewohner, bevor fie den Ge: fahren der Erfleigung trogen, diefe religiöfe Feierlichfeit bes gehen fiebt. g Der Verſuch, den Montblanc zu erflimmen, fam mir ganz unerwartet, da ich felbft Eeine große Luſt hatte, mich den Gefahren eines ſolchen Unternchmens auszufegen, und noch weniger das Leben der dazu nöthigen Führer gefährden wollte. Allein da ich mich mit zwei Engländern in Geſell— fchaft befand, welche feft dazu entfchloffen waren, fo ließ ich mich dazu bereden, mich ibnen anzujchließen. Nachdem wir den Wirth von unferer Abfiht unterrich— tet hatten, ſchickte derfelbe alsbald nach Couttet, welcher aus den ihm zu Gebote ftehenden Führern achtzehn der zus verläffigften für ung ausmwählte; und als die Leute die Vor: bereitungen, die der Wirth fir unfere Beföftigung unters wegs getroffen hatte, ſahen, entfchloffen ſich noch fechs, ung als Freiwillige zu begleiten, wenn wir fie unterwegs zeh— rungsfrei halten wollten. Nachdem Alles den Abend vorher in Bereitſchaft gefegt worden war, frühftücdten wir Mors NO. 1765. — 666, Er gens um 4 Uhr den 15. Juli. Das Wirthshaus bot zu diefer frühen Tageszeit eine fehr gefchäftige Scene dar, wähs tend die Führer den Mundvorrath in die verfchiedenen Torniſter padten, welder, in der That, im Vergleiche mit der muth— maßlichen Zeit unferer Abmefenheit, ungeheuer groß ſchien. Eine Stunde fpäter wanderten wir bereit$ am Fuße des Berges bin. Ich und meine beiden Freunde titten Mauithiere, und fo reif’ten mir fort, bie mir in den Dichten Fichtenmald gelangten, dur den unfer Weg führte. Ends lich Eonnten unfere Maulthiere, wegen der Felsblöde und umgefallenen Bäume nicht meiter fort; wir ftiegen daher ab, ſchickten fie zurüd und Eletterten zu Fuße in dem Fichten— malde weiter, der jedoh nah und nad) immer bdürftiger wurde und zuleßt ganz aufhörte, fo daß mir nirgends etwas Anderes fahen, «13 Eable Felfen, zwifchen denen bin und wieder ein verfrüppelter Buſch wurzelte. Um etwa 9 Uhr gelangten wir an die Gränze des ewigen Schnees, wo wir Halt madıten, um ein zweites Gabelfrühftüc einzunehmen. An diefer Stelle gedachten wir, den Buiffong: Glerfcher zu betreten, queer Über denfelben zu gehen und den Berg auf der entyegengefegten Seite zu erfteigen, da wir dieſen Meg für weniger ſchwierig und gefährlich hielten, als dem dieffeitigen nach den Grands Mulets hinauf, wofelbft wir zu übernachten gedachten. Hier ftellte ich einen Verſuch an, um das täglide Vorruͤcken des Glerfhers zu becbahten. Sch nahm drei große Steinblöde mit möglich glatten Oberflächen, und, nachdem ich fie, etwa 10 Fuß voneinander, in eine gerade Linie gelegt hatte, vifirte ich ling der nach dem Berggipfel zugefehrten ebenen Seiten derfelben bin, fo daß diefe genau in diefelbe inte zu liegen kamen. Dann ließ ich noch drei Steine, etwa 50 — 60 Fuß voneinander, auf den Glet- fher tragen und in diefelbe gerade Linie, wie die drei fürs her erwähnten, legen, um fo die relativen Ortsveränderungen erkennen zu Eönnen, welche alle diefe Steine bei meiner Ruͤckkehr erlitten haben würden. 6 83 Einen ähnlichen Verſuch bereitete ich Abende, bei unfe: rer Ankunft bei den Grands Mulets, vor; und als ih am folgenden Tage um 1 Uhr Nachmittags dahin zurückkehrte (nad) 19 Stunden), fand ich die Steine um 12 bis 13 Zoll mehr bergab gerudt; als ich ferner um 4 Uhr Nachmittag, alfo nah 31 Stunden, wieder an die Station des erften Erperiments gelangte, waren die dortigen Steine um ctwa 21 Zoll herabgerüdt, was auf 24 Stunden durchſchnittlich 16 Zoll beträgt. Die Zahl der Pulsfhläge und Athemzuͤge hatte ich bei ſaͤmmtlichen Neifegefährten zu Chamonir (Chamouny) vor der Abreife ermittelt und gefunden, daß erftere durhfchnitte lich 66 und Iegtere 162 auf die Minte beugen. Auf der Station der ewigen Schneelinie beobachtete ich eine ges ringe Befchleunigung , indem auf die Minute 82 Pulsſchlaͤ— ge und 18 Athemzüge kamen, nachdem wir eine Wiertels ſtunde geraftet hatten und natürlih vor dem Effen, da während des DVerdauungsproceffes der Puls fchnelfer zu ges ben pflegt. * Um 10 Uhr Vormittags betraten wir den Gletſcher, und wir fanden Anfangs das Steigen weder ſchwierig noch ermuͤdend, indem wir ſaͤmmtlich mit tuͤchtigen Alpenſtoͤcken verſehen waren, die im Falle der Noth als ein drittes Bein dienen konnten, und da unſere, eigens fuͤr dieſe Reiſe an— gefertigten Schuhe uͤber die ganze Hacke und Sohle hin mit Naͤgeln mit viereckigen Koͤpfen beſchlagen waren. Die ungemeine Reinheit dieſes Gleiſchers faͤllt allen Denen auf, die die anderen Gletſcher des Chamonix-Thales befuht haben, und die Spalten deffelben zeigen das Blau: lichgrün bis zum Tiefblau in der ſchoͤnſten Wollfommen: beit. Die Spalten dieſes Gletſchers find weit tiefer, laͤn⸗ ger und weiter, als bei anderen Gletſchern deſſelben Tha— les, und dieß rührt wahricheinlich von deffen bedeutender Größe und ungewöhnficher Steilheit her. Ihre Breite bes trägt ein Paar bis viele hundert Fuß und ihre Länge mes nige Ruthen bis 1 oder 2 Engl. Meilen. Die Tiefe der: felben bat de Saufiure auf hoͤchſtens 600 Fuß geſchaͤtzt. Doh halten Manche diefe Angabe für übertrieben, und al: lerdings ſtimme ich dem bei, infofern behauptet werden wollte, daß diefe Tiefe haufig vorfomme; allein daß mehrere Spalten unter dem großen Plateau wirklich fo tief find, kann ic mit Sicherheit verbürgen. ine in’sbefondere, Die ih mit einem, auf der Stelle zu diefem Zwecke vorgerichtes ten rohen Inſtrumente maß, und die fich nicht weit von den Grands Mulets befand, hatte nicht weniger alg 8 bis 900 Fuß Tiefe. Dieſelbe war etwa eine Vierteimeile breit und ſchien dadurch entftanden zu feyn, daß die untere Wand fo weit von der obern abwärts geglitten war, mährend die obere fcheinbar ihren Drt nicht verändert (natürlich nur ſcheinbar, da fich die ganze Maffe der Gletſchers beftändig fortbewegt) und durch das Herabfallen von Lawinen auf dies felbe fo fehr an Höhe zugenommen hatte, daß fie mehr als 200 Fuß über den Rand der untern hinauscagte. Wenn man nun die Gefammttiefe der Spalte von dem hoͤchſten Puncte der oberen Wand aus maß, fo fand man jene zu faft 900 F, während fie, vom hoͤchſten Puncte der unteren 666. XXXI. 6. 84 Wand aus gemeffen, nicht ganz 600 Fuß maf. Die mödite wohl das Marimum der Tiefe feyn, melde irgend eine der von ung bei diejer Erfteigung beobachteten Spal— ten befaß. In der Negel find die Spalten jedob nur wer nige Fuß bis zu 50 oder 60 Fuß tiefe Wei vielen find die Winde ſenkrecht, bei den tieferen jedoch ftets zickzackig, und in viele der tiefften Eann man, wenn fie nur weit ges nug find, mittelft Seilen und Beilen, deren man bei fol: chen Expeditionen hoͤchſt nothwendig bedarf, ohne Gefahr hinabfteigen. Die Spalten, über die man am Schwerften binübergelangen kann, find diejenigen, deren Breite 60 bis 80 Fuß und deren Tiefe SO bis 100 Fuß beträgt. Diefe find haͤufig fehr lang, und, um nicht bis an's Ende derſel— ben längs ihres Randes hinwandern zu müffen, wird zumeis len der Verſuch gemacht, auf den Brüden über diefelben zu geben, welche durch Lawinen entftanden find, welche gewal— tige Schnremaffen in die Spalten einfeilen und auf diefe Meife an vielen Stellen zuverläffige Bruͤcken über diefelben bilden, die 10 bis 20 Fuß über deren Ränder emporragen und menn fie ungefähr cbenfo breit find, cinen ſichern und bequemen Uebergang moͤglich machen; während andere unten hinreichend breit find, um mit vollflommener Sicherheit bes treten werden zu Eönnen, aber oben, in Folge des Meg: ſchmelzens des Schneees, fo fpig zulaufen, daß es gan; uns möglich ift, auf deren Kamme, der nur wenige Zoll breit, aufrecht zu fteben, daher man fih, wie auf einen Sattel, auf dieſelben feßen und fo weiterrutichen muß, wozu freilich ftirke Nerven und Vorfiht gehören. Bergauf ift- der Ue— bergang über diefe Brüden indeß nody weit leichter und we— niger gefährlib, al8 bergab, wo man in die Ziefe der Spalte hinabſehen muß und fich über die gefahrvolle Lage, in der man fich befindet, nicht täufchen Eann. Mir gingen über diefe Schnee» und Eismeere von etz wa 10 Uhr Morgens bis halb ſechs Uhr Abende und ges langten dann an die Grands Mulets, weldye wir wenig: fteng zwei Stunden früher erreicht haben würden, wenn wir nicht eine neuentjtandene große Spulte getroffen hatten, die im vorigen Fahre, wo mehrere unferer Führer den Berg zum legten Male beftiegen hatten, noch nicht vorhanden ges weſen war. Ihre Breite war verfchieden, naͤmlich 50 Fuß bis eine DViertelmeile, und indem wir an deren Rande hin— wanderten, mußten wir mwenigftens 1,000 Fuß böber fteis gen, ald das Niveau der Grands Mulets, ene wir eine Stelfe fanden, wo der Uebergang möglich war, und die fich bei etwa 2 der Ränge der Spalte befand. Dort bog ſich diefelbe beinahe unter einem rechten Winkel plöglich herum und war über 200 Fuß weit mit Lawinenſchnee gefüllt, welcher von dem großen Plateau oder dem Gipfel des Berges herabge— ftürgt war und in der grandiofeften Weiſe zeigte, wie durch die Schwerkraft diefe ungeheuren Schnee- und ismaffen abwärts ruͤcken, indem fie oft auf Cispiedeftalen fo genau in der Schwebe gehalten werden, daß die Sonne von leb= tern nur nody ein Menig wegzuleden braucht, um den Sturz einer neuen Lamine zu veranlaffen. Als wir an biefer Stelle die Spalte paffirten, gingen wir unter überhängen- den Schneebergen hin, die zum Theil mehr ald 100 Zug 85 bob waren. Es war eine Scene der wildeften Pracht, und bier empfahlen uns die Führer das ftrengfte Still ſchweigen und das leichtefte und vorichtigfte Auftreten, was ich jedoch damals mihr mie eine unſchuldige Lift betrachtete, durch melde fie uns einen hoͤhern Begriff von der Wichtig⸗ keit der Dienfte, die fie uns leifteren, beizubringen gedäcten. Da ich außerordentlich ermüdet war, und wir bier vor dem Winde und den blendenden Sonnenftrablen Edus fanden, fo fehlug ic vor, eine kurze Raſt zu halten, wogegen jetoch mein Führer den beftimmtiften Ginfpruh erhob, indem er fagte, daß, wenn ich unter diefem überhängenden Eisberge ſtille ftände, er fi) gemöthigt fühe, mich weiter zu tragen. Zugleich machte er mid) auf das von Oben herabtropfende Maffer aufmerffam und meinte, binnen einem Tage müffe der Berg zufammenbrehen; ja die geringfte Erfhütterung würde ihn fehon jest, fammt den höher liegenden Schnee⸗ maffen, die ſich wieder auf ihn flügten, zu Falle bringen. Da mir dieß fo nachdruͤcklich, obwohl leife, zugeflüftert wurde, fo ging ich weiter. Unfer Kohnbediente, den ich mitgenommen hatte, ging bart ver ung, und da der’elbe ziemlich) unbehols fen und langfam war, fo tbat er einige Febliritte; als dieß mein Fübrer bemerkte, ging er ſchnell auf ihn zu, bielt ihn feit und fügte, ich möge vor diefim Menfchen vorbrigchen, indem durch einen folhen falfhen Tritt das Miedergeben einer Lawine veranlaßt werden fönne, die uns verfchütten wide, wenn wir ung binter dem bifünden, der daran ſchuld ſey. Nach wenigen Minuten hatten wir diefen gefährlichen Pak im Rüden; wir fegten ung nieder und betrachteten in Sicherheit die gefabrvolle Stile, die wir foeben überfahrits ten "hatten. Hier ſahen wir nun andere Eievorgebirge, welche über denen, unter weldien wir bingegangen waren, von ganz ſchmalen Schneeftreifen geftügt wurden, während über deren Ränder Schneefhichten, die kaum flarf genug ſchienen, um fich felbft zu tragen, gleih Guirlanden herab— bingen. Unfere Führer bemerften bier, daß wir felbft nun bin— teichend beurthrilen fönnten, ob ihre Warnung vor der Ge: fahr, die durch die geringfte Luftfhwingung an folhen Or— ten entſtehen £önne, übertrieben gewefen fey. Hierdurch fühls ten wir uns zu folgendem Erperimente veranlaft. Wir bes fahlen den fümmtlichen Leuten, aus voller Bruft dreimal Hur: tab zu rufen. Bei dem erften Hurrah zeigte fich feine merk: lie Bewegung; aber bei'm zweiten gab ſich, obmohl der Miderhall Eeinesweges fo Eräftig war, wie das Echo in tirz. ferliegenden Bergſchluchten, zuerft an den guirlandenartig herz abbängenden Scneefhichten eine deutliche Wirkung kund, und bei'm dritten Hurrah löj’ten fie fih ſchnell hintereinan— der ab, big eine eben nicht fehr große etwa 80 Fuß tief auf einen der gewaltigen Cisfelfen ſtuͤrzte, melcer fo genau in der Schwebe hing, daß er durch diefen Stoß in Beweg— ung geſetzt wurde und eine Eleine Etrede binab glitt. Er bemegte fich ſcheinbar nicht fehneller, als ein Menfch geben kann; doch war das durch feine Bewegung erzeugte Mo: ment, wegen feines gewaltigen Volumens, ein fehr bedeus tendes, und er modte 12 — 15 Fuß weit fortgerutfcht ſeyn, als er anhiele, da fein Fuß mit einer anderen 666. XXXI. 6, 86 Eismaffe in Berührung gefommen mar. Dabei befam aber fein Gipfel das Uebergewicht, und fo ftürste er in die Spalte hinein, worauf eine Scene der wildeften und großartigften Berwirrung folgte, Kine große Lawine nad der andern feßte fih in Bewegung. Zuerſt bewegten fie ſich langſam und ftätig, bis fir an eine fifte Maffe anſtießen, wo fie ſich dann überſchlugen, in’s Roten kamen und zuletzt eine ſolche Geſchwindigkeit erlangten, daß fie mit unmwiderftehliher Kraft Alles vor fich nieberriffen und zertruͤmmerten, fowie fie felbft dabei in Sthde fprangen. Zueiſt lief fi jede einzeln verfolgen, allein tirfer unten, mo fie eine unbefcreibliche Gefhwindigkeit angenommen hatten und in gemaltigen Saͤtzen Über die vorfpringenden Theile des Gletſchers flogen, mar dieß nicht mehr möyulih. Jedes Hinderniß fihien ihre Kraft und Wuth zu vermehren, bis fie, aerftörend und zer— ftört, alle feftin Umriffe verloren und ſich in ein wildes S chneegeftöber auflöften. Diejenigen Neifenden, welche vom Chamonir » Thale aus dergleichen Giemaffen vom Gipfel des Berges haben herabſtuͤtzen ſehen, koͤnnen fih, wegen der großen Entfers nung, feinen Begriff von dem Umfange derfelben machen. Vom Thale aus bält man fie für nicht größer, al3 15—20 Zug im Quadrate, während fie dem ihnen benachbarten Zus ſchauer eine Fläche von 1 — 2 hundert Fuf in’s Gevierte darbieten, Diefe Art der Lawinen unterſcheidet fih von den fogenannten Etaublawinen, wie die Alpenbemwohner fie nen= nen, welche fih aus dem lockern, frifchgefallenen Winters fehnee bilden, bevor derfelbe theilmeife weugıthaut und erbärs tet ift, indem der Schnee von den im Hochgebirge fo haͤu— figen Wirbrhirinden zufammengeführt und aufgethuͤrmt wird. Dergleichen Lawinen vergrößern ſich, während fie berabrollen, bis fie viele Morgen Landes auf einmal bedecken und Waͤl— der, Felder und Dörfer unter fib begraben. Eme andere Art von Lawinen, die fogenannten Grundlawinen, gehen hauptfählib im Mai und Suni nieder, wenn der Schnee dur die Kraft der Sonnenfirablen fdon compacter gewors den ift. Sie beftehen aus feuhtem Schnee und Eis und tichten ebenfalls große WVerheerungen an. Derqleichen Lawi— nen waren diejenigen, welche 1720 bei Obergeſtelen in Wals lis, fowie 1749 im Tavetſch, fo gewaltige Vermüftungen bes wirkten. In den Alpenthälern weiß man ſich von vielen Unglüdsfäken der Art aus alter und neuer Zeit zu erzaͤh— lien. Der fosenannte Lawinenwind, von deffen verheerenden Wirkungen verfchiedene Schriftfteller berichten, wird unftreis tig durch das beftige Nachftrömen der Luft in den durch die Wucht der Lawine erzeugten leeren Raum veranlaft, wozu noch die durch das Auffchlagen des gewaltigen Echneeballs erzeugte ſtarke Erſchuͤtterung der Luft und des Bodens kommt. Die Alpenbewohner wiffen von diefem Lawinenwinde viel zu berichten, und führen unter Anderem an, ftarfe Fichtenftäm= me wiürdın durch denfeiben glatt abgeſchnitten, obne daß die Ninde im Gerinuften verlegt werde; allein mir ift durchaus Nichts vorgefommen, mas fih nicht aus dem Nachftürzen der Luft in das durch die Lawine erzeugte partielle Vacuum hätte erklären laffen. Auf diefe Weife wurden im Dorfe Nonda im Visp: Thal im Jahre 1720 viele Häufer nieder: 6 * 87 geriffen und jertrümmert, und auch einer der Thuͤrme des Kloſters Diſſentis duch die Erfhütterung in der Luft zu Falle gebracht, als etwa eine Viertel engl. Meile davon eine Lawine niederging. Diefe Erfhütterung der Luft laͤßt ſich ja auch im hoben Grade wahrnehmen, wenn in der Mühe von Häufern Kanonen gelöft werden Ein recht einleuch— tendes Erperiment erläutert die Wirkungen eines fih ſchnell duch die Luft bewegenden Körpers. Wenn man eine ver: ftöpfelte leere Glasflıfhe auf den Boden flellt, und aus ei: ner Buͤchſe eine Kugel dicht Über den Stöpfel wegſchießt, fo fliegt derielbe aus der Flaſche, indem über derfelben rlößlich der Drud der Atmoſphäre aufhört, daher die in der Flaſche enthaltene Luft fih ausdehnt und den Sioyfel heraustreibt. Die Grands Mulets ſind zwei aus dem Buiffons- Gletſcher herausragende Felfen, die fo fpiß und fteil find, daß Eein Schnee auf ihnen liegen bleiben Fann. Hier bielten wir unfer Nachtlager. Im Thale war vor unferer Abreife eine Kanon? geladen und verabredet worden, daß dieſelbe abge— feuert werden follc, fobald man unſer duch Ferneöhre bei den Grands Mulets aniihtig werde. Dieß yefbab ; aber we— der ich, noch einer meiner Meifegefäbrten, börten den Knall, obwohl einige unferer Führer bebaupteten, fie bitten den Rauch gefehen. Ih hatte ſehs alte Lauben mit auf den Berg bringen laffen, und zwar die ſtaͤrkſten und wildeften, welche ih im Taubenſhlage des Wethshauſes hatte finden Eonnen. Zwei davon follten nun von den Grands Mulets aus lo3gelaffen werden, nachdem die Zeit des Abfliegens auf einem Stüdben Pergamente, das an dem einen Fuße bes feftigt war, bemerkt worden. Der Wirth war beauftragt worden, die Zeit der Ankunft der Tauben zu Chamonir yes nau aufzufhreiben. Sch warf eine der Tauben ein Paar Fuß hoch in die Luft, damit fie die rechte Richtung beffer wahrnehmen fönne; allein zu meiner Verwunderung flatterte fie nur ein Wenig umber und ließ ſich dann geſchwind nie: der. Als wir fie fangen wollten, verfuchte fie zu fliegen, Eonnte fich aber nicht erheben, und fo lief fie mit ausges fpannten Flügeln ein Paar Schritte weit und wurde ohne Schwierigkeit gefangen. Ich glaubte, fie fen im Korbe auf dem Transporte beſchaͤdiſt worden, und ſtellte denfeiben Verſuch mit drei andern Tauben an; allein der Erfolg war derfelbe, und hieraus ergiebt fih, daß die Luft zu dünn war, als daß die Tauben ſich in derfelben hätten erheben Eönnen, Um folgenden Tage aber liefen wir fie etwa auf dem halben Wege zwifchen den Grands Mulets und der obern Gränze der Vegetation fliegen, da fie dern gerade auf Chamonir zu flogen und dafelbjt unftreitig viel früher anlanyten, als wir die Graͤnze des ewigen Schneed wieder erreichten. Nachdem wir hier 20 Minuten geraftet hatten, wurde nob vor dem Einnehmen des Abendbrodes die Zahl der Pulsfhläge und Athemzüge in der Minute beobachtet, und jene im Durchſchnitte zu 120 dieſe zu 30 befunden. Wie— wohl nun diefe Zahl um Vieles bedeutender war, als die Normalzahl, und weiter aufwärts noch immer flieg, fo be: merkte ih doh an mir, nämlih, wenn ich mich nicht bes wegte, duchaus nicht die Athmungsbeſchwerden, von denen viele Reifende berichten. Auein ſchon in diefer Höhe fand 666. XXXL 6. 88 ih, daß ich meit ſchneller, als fonft, müde und im Zur ftande der Bewegung die Refpiration in der Art befchleunigt wurde, daB mir das Athemholen beſchwerlich fiel. Nach kurzer Raſt hörten jedoch alle Athmungsbeichwerden auf, woraus fib ergab, daß die Wirkung nicht von der Dünnheit der Luft an ſich, fondern von der Bewegung in diefer dünnen Luft herruͤhrte. Se böher man fteigt, deſto fchneller ermat— tet man, deſto wiederholter macht ſich dag Beduͤrfniß der Ruhe fühlbar, indem die Musfelkraft immer mehr ihre Aus— dauer einbüßt. Sobald man fi jedoch in die horizontale Lage begiebt, indem man ſich auf den Schnee niederlegt, fühle man fih nur abgefpannt, aber nicht ermüdet, woge⸗ gen das Gefühl der Müpigkeit augenblicklich zuruͤckkehrt, for bald man die Muskeln wieder in Thätigkeit fest. Am Bes fhwerlihften fiel uns der brennende Durft, der zum Zheil von der, durch die Körperbewegung veranlaßten, ſtarken Aus— dünftung berrübrte, zum Theil aber auch dem befonderen Zuftande der Luft zuzufcpreiben war. Mit der Zunahme des Ducftes nimmt der Appetit nach feften Nahrungsmit- teln ab, bi8 man vor diefen einen wirklichen Ekel verfpürt. Dieß erfuhren felbft die Führer in hohem Grade an jich, die an den Grands Mulets die fetteften Fleiſchſpeiſen gierig verfchlangen, aber auf dem großen Plateau an einem Hühnerflügel genug hatten und dagegen ſehr nach dem Bor: deaurweine verlangten, den ich für mid hatte einpaden laf: fen. Das einzige Getränf, welches mir ſchmeckte und mir den Durſt ftillte, war die mouffirende Limonade. Sch faßte etwas Schnee in die Hand, befeuchtete denfelben mit der Limonade und ließ ibn im Munde zergehen. : Meine beiden Freunde und ich Übernachteten auf dem hoͤchſten Punete der Grands Mulets; da wir aber fürdhe teten, unruhig zu fchlafen und vielleicht ungeſchickte Bewe— gungen zu machen, daduch aber vom Felfen binabzuftürzen, fo bauten wir aus lodern Steinen eine etwa 10 Fuß lange halbEreisformige Mauer auf, die in der Mitte zwei Fuß und an den Enden 1 Fuß bob war. Wir befreiten die Oberflaͤche des Felfens von Lofen Steinen, breiteren über diefelbe unfere Schafpelze und bedienten uns eines Torni: fters als Kopffilfens. Als ich eben meine wollene Dede um mich her flug, fanf die Sonne unter den Horizint und beleuchtete mit ihren matten Strahlen eine der erhabenſchön— ften Scenen, die das menfchliche Auge je gefehen bat, und die ung für die bisher erduldeten Mühfeligkeiten überfchwäng: lih belohnte. Ich ſuchte nun einzufhlafenz; allein das Ungemwöhntliche meiner Rage, die Zodtenftille und die Erleb- niffe des eben verftrichenen Tages regten meine Phantafie in dem Grade auf, daß ich nicht ſchlafen Fonnte, während der weite blaue Himmel, der ſich mit zahllofen Sternen über mir wölbte, mich eher zu geiftiger Berhäftigung, als zur Ruhe einlud. Lange Eonnte ich diefen ftillen Betrahtungen nicht obliegenz denn der Tag war ungemöhnlid heiß gewefen, und deſſen Wirs Eungen aaben fich durch das Niedergehen von Lawinen zu erkennen. Da die Grands Mulets bei 10,000 $. Höhe, unter dem großen Plateau, bei zwei Dritteln der Hoͤſe des Montblanc und etwa 2500 $uß von dem Gipfel der Aignille du Midi, mitten aus eis nem Gletſcher hervorragen, fo brechen ſich an ihnen viele der von 60 den benachbarten Gipfeln herabſchießenden Lawinen. Ich batte noch keine 20 Minuten gelegen, als ich durch ein furdtvarıs Kra— chien aufgeſchreckt ward, von welchem der ganze Fels erbebte. Ich fprang auf und ſah über die Wand des Felfens hinab, währınd der eben aufgigangene Mond Aues fait fo deutiih, wie am Zaye, erkennen ließ, und nun fab ich die Lawine weiter bergab fturzen und mehrere taufend Fuß unter mir auf cem Gletſcher zerſtieben. Binnen etwa einer Stunde gingen noch virle Lawinen niedırz ans fangs fiel etwa von zehn zu zebn Minuten eine; dann fo'gten fie raſcher, endlich wieder langfamır aufeinander, bis ſie ganz aufbörs tın und wieder allgemeine Stille herrfchte, die nur dann und ıwann durch das fogenannte Stöhnen der Alpen unterbrochen wurde, das vom Plagen des Geetſcherciſes herrührt. Das Herabſturzen der Lawinen zu dieſer Tageszeit wird durch das durch die Sonnenſtrablen veranlaßte Wegthauen des Eiſes her— beigeführt, da in dieſen Höben die Wirkung des ganzen Tages er— forderlich ift, um bdiefen Erfolg bervorzubrinaen. Das Zraumals fer frißt den Fuß der Echnees und Eismaſſen an, und dieß ijt nod einige Zeit nach Sonnenuntergang der Fall, worauf fih dann eine Lawine nach der andern ablöf't, bis die Nachrfälte das Waſ— fer wieder zum Gefrieren bringt und die ihrem Falle entacgenhars renden Majfın wieder bis zum folgenden Abende befeitiat. IH legte mid) nun wieder nieder, fpürte abır durchaus eine Neigung zum Schafe, fondern betrachtete den gejtirnten Himmel, der ſich von dirfer erbabenen Stelle aus vorzüglich prachtvoll ausnahm. As id) etwa eine Stunde fo zugebract hatte, bemerkte ich kleine Lichtſcheine vor den Augen, die mit denen des Nordlichtes Aehnlich— feit hatten; ich glaubte erft, dieß fen eine Wirkurg der durch die Blendung des verfloffenen Zuges veranlaßten Augenſchwaͤche; allein die Lichterſcheinung wurde immer bäufizer, und ich überzeugte mich davon, daß bier keine Augentäufhung vorliege. Ich ftand auf und fchaure in der Richtung nah Chamonix binab, da ich denn die Urfache alsbald gewahrt, indem cin Sewitter über das Thal losgebrochen war. Die ſich ſchlaͤngelnden Biige nahmen fich, indem fie dur die dichten Wolfen fubren, ungemein f[hön aus. Cie biendeten Eeincsweas in der Weile, wie wenn man fie über fich fieb!, fondern zeiaten ſich als fcharfe, rothe, zadige Kichtitreifen. Obwohl wir die Blige deutlich fahen, konnten wir doch durchaus feinen Donner vernehmen. Ob dieß einer befonderen Beſchaffen— ‚beit der Atmoſphaͤre, oder nur der Duͤnrheit der Luft, oder der Entfernung zuzufchreiben war, oder ob diefe Erfheinung an diefer Stille eine conftante ift, Eann ich nicht fagen. Uebrigens erfuhr id) am folaenden Zage bei meiner Ruͤckkehr von meinem Wirthe, daB es in den nicdern Regionen febr ſtark gedonnert habe. Wir verlichen die Grands Mulets zwifchen 2 und 3 Uhr M. und langten zwifchen 8 und 9 Ubr auf dem arofen Plateau an. Die Ausjicht von diefer hochliegenden Stelle ift beinahe graͤnzenlos, und bei dem heitern Wetter lag das Land ringsum, mit Ausnahme der vom Gipfel des Montblanc verdeckten HDimmelsgegend, wie auf einer Charte vor unfırn Bliden ausacbreitet. Der Flächen: raum des großen Plateau mag etiva 10 Morgen betragen und bil: 666. XXXI. 6, 0 det eine faft horizontale Ebene. Zwiſchen ihm und dem Gipfel des Montblanc liegen die fogenannten rothen Felfen (Roches rou- ges). Die Wolfen begannen aber nunmehr von allen Seiten auf: zufteigen und die Ausſicht zu verhüllen, fo daß wir 18 in Bezug auf die Lıigtere für gang zwecklos bielten, bis zum @ipfel hinauf: zuklettern, der ſelbſt durchaus von Wolfen umlagert war. Wir dachten daber auf unfere Heimkehr, die wir aub, im Vergleiche mit der Herreiſe, ſehr leicht und ſchnell bewerkſtelligten, da wir binnen wenigen Minuten die Schneeebenen binabal’tten, mit dern Eriteigung wir Etunden zugebracht battın. (The Athenaeum; London and Paris Observer, No. 1004, July 21. 1844. Bal. Nr. 79. S. 200. der Neuen Notizen und die dafelbft citirten Stal⸗ len der Notizen, in’sbefondere Nor. Nr. 947., ©. 1., März 1835 ) Miscellen. Ueber Sandhofen fagt Sobnfton in feinen Travels in Southern Abyssinia: „Heute war ich Zeuge von eimr fehr ine tiveffanten Aebnlichkeit zwifchen dem Giima und dem peofifden Character diefes Landes (Abyflinien) und defjenigen, durch welches Moſes die ISfraeliten bei ihrer Flucht aus Aegypten führte. Eis nige Zropfen Regen und einige ferne Donnerfhläge bealcititen das Poänomen. In wenigen Minutın Elärte ſich der Himmel auf, das kurze Edyweigen des Ragers wid ıinem Ausbrude ven Aus- rufen und Lachen, wie die Leute der zurückweichenden Saͤule folg: ten, um ihren flatternden Matten und Etriden nadızufegın. Ic tam aus meiner Zurücgezogenhrit bervor und fab, in eine Pe: wegung nadı Welten bin, eine unartcure Säule von Sand, welde vom Boden bis in den Himmel ſich erfirecfte und in Ferm und Umfang ganz ten ungeheuren Wafferhofin aͤhnlich war, die im auf dem Meere, in ter Nähe der Inſel Ceylon, gefehen hatte. As ih Ohmed Medina über dirfe Sandtofen fraate, und ch fie in Adal häufig finen, erzäblte er mir, daß zumeilen zwanzia oder dreißig zu gleicher Zeit auf der weiten Ebene gefeben werden fönnten, auf welcher ihre Bildung ftatthabe, urd fügte binzu, daß fie immer von etwas Regen bealeitet ſeyen und von Wetter: leuchten amı Horizonte, und daß dieſe Zeichen die Beduinen nad Gegenden hinleitete, wo es ihnen nicht fehle, Waffer für ihre Deers den zu finden’. Den Fall einer Frau obne Genitalien giebt C. v. Hartmann in Oppenbeim’s Zeitſchr, 1844 Nr. 1. Die Frau, fiebenunddreißig Sahre alt, wurde auf das Verlangen ihres Mans nes unterfucht, und es fand ſich Folgendes: An der Etelle der labia exterma zwei Daurfalten, die labia interna und die elitoris fehlten, die Harnröhre öffnete fih an der gewoͤhnlichen Stelle wie eine Fiftelöffnung in der Haut, an der Stille der vagina fand fi ein Blindſack von 14 Zoll Tiefe. Nah Durchſchneidung diffelben fonnte Berfaffer weder cine vagina nody einen uterus entdeden, fondern fand nur lockeres Zellgewebe, Netroloyg. — Der bocdverdiente Chemiker Dalton ift, 78 Jubre alt, zu Mancheſter geftorben. werte hick us nd 2, Ueber die Entzündung der Schleimhaut des mittlern Ohres. Bon Dr. 3. Toynbee. Die Trommelhoͤhle ift von einer dünnen Membran aus: gekleidet, welche das Paukenfell Überzieht, und die man ohne Schwierigkeit von demfelben zuweilen abzichen Eann. An diefer Stelle umhuͤllt fie auch zum Theil die chorda tym- pani und die Sebne des m. tensor tympani. Im ns nern bedeckt fie die Oberfläche das promontorium und der befonderen Membran des runden Fenfters, gebt über den Rand des ovalen Fenfters hinaus, wo fie fih auf die Obers flähe des Steigbügeld zurücfhlägt und umhuͤllt endlich die Sehne des m. stapedius und die Gehoͤrknoͤchelchen mit ihren Rigamenten. Im gefunden Zuftande ift diefe Membran fo ungemein dünn und durchſichtig, daß es ſchwer hält, ihr Vorhandenſeyn zu conftatiren; fie befteht aus ausnehmend feinen zarten Bu: fern und bat in ihrer Stiuctur viel Analogie mit den ferd: fon Membranen. Auf ihrer Oberfläche ift eine Schicht von ſehr Eleinen Epitheliumzellen ausgebreitet, welche ihrerfeits wieder don anderen abyeplatteten, großen und langen Zellen bedeckt find und mit einer Reihe gut entwidelter und fefter Wimpern enden. Die Blurgefäße find zahlreich, aber fie 9 find fo fehr capillar und fo felten von Blut ausgedehnt, daß fie im Normalzuftande unfichtbar find. Im pathologifchen Zuftande jedoch find diefe Gefüge ſehr erweitert und mit Blut angefült. In der Kindheit ift die Membran fehr ges faͤßreich und erſcheint bei einer gelungenen Injection von nesförm'gen Veraͤſtelungen durchzogen. Unterhalb der Schleimhaut befinden ſich die —— ungen des n. tympanicus, eines Zweiges des glosso -pha- ryngeus. Außer den Zweigen diefer Nerven Habe ih auch vermitteljt des Mikroſkops zahlreiche Faͤden entdecken koͤnnen, welche von allen Seiten her an die Membran, welche die innere Wandung der Paukenhoͤhle auskleidet, ſich vertheilen, und ihr Vorhandenſeyn erklaͤrt die ſehr heftigen Schmerzen, welche die Kranken bei der Entzuͤndung dieſes Gewebes empfinden. Im Normalzuftande bedeckt nur eine ſehr geringe Menge Schleim die Dberflihe der Membran des mittlern Ohres; die fortwährenden Bewegungen der Wimpern, die ich oben erwähnt habe, haben ohne Zweifel die Wirkung, die Anhäus fung des Schleimes zu verhindern: Die Entzlindung der Schleimhaut der Trommelhöhle erzeugt verfchiedene Erankhafte Zuftinde, welche nah drei Stadien voneinander gefondert werden Eönnen. Im eriten Stadium bewahrt die Schleimhaut noch ihre ganze Feinheit, obwohl ihre Blutgefaͤße ſehr erweitert und finuos geworden find, und Blut in ihrem Gewebe oder häufiger an ihrer adbärirenden Flaͤche ausgetreten if. Man bat auh Blut zwiſchen derfelben und der eigentliben Membran des runden Fenſters (der membrana secundaria tyinpani), und in fehr acuten Füllen Lymphe auf ihrer feinen Fläche abgela= gert gefunden, Die zweite Periode characterifict fih durch ein Zuſam— mentreffen fehr wichtiger anatomifcher Veränd:rungen, von denen folgende die wefntlihften find: 1) Eine fehr betraͤcht— liche Verdidung des Gewebes der Membran, welches zu: weilen pulpös und flocdig iſt; die Mervengeflechte verbergen ſich, oft verlieren fih der Fußtritt und die Schenkel des Steigbuͤgels völlig in dieſer Verdickung, während das runde Fenſter nur als ein oberflähliher Eindruck auf der ange: fhmwollenen Membran erfcheint; zuweilen findet auch eine An— bäufung von Schleim ftatt. 2) Verſchiedenartige Goncres tionen bilden ſich auf der Oberflähe der verdickten Membran. Sn einigen Fillen haben diefelben die Conſiſtenz des Kaͤſes und gleichen der Zuberfelmaterie, in anderen find fie fibrög= Falfartig und ausnehmend bart. 3) Eine der häufigften und für diefe zweite Periode der Krankheit am Meiften characteriftis fhe Veränderung jedoch iſt die Bildung häutiger Streifen zmwifchen den verfchiedenen Theilen der Paufenhöble. Diefe bandartigen Streifen find zuweilen fo zahlreih, daß fie faft die ganze Höhle ausfüllen. Man findet fie die Innenflaͤche der Membran des mittleren Ohres mit der Innenwand des Trommelfelld, mit dem Steigbügel und dem Amboße verei- nigen, Man hat fie aub zwifchen dem Hammer und dem promontorium, und gleichfals zwifchen dem Ambof, den MWandungen der Paukenhöhle und der Muskelſcheide des ten- sor tympani beobachtet, und fie verbinden die verſchiede— nen Partieen der Peripherie des runden Fenſters miteinan: 666. XXXI. 6, 92 der, fodaß fie ein Ne& um die membrana secundaria bilden. Beſonders häufig finden fid) aber Ddiefe Adbärenzen zwifchen den Schenkeln des Steigbügels und den anftoßenden Wandungen der Paukenhoͤhle; dieſes war, 5. B., 24 Mal unter 120 Faͤllen, alfo bei £ der Kranken, der Fall, Sn eis nem Falle waren die adhäfivn Streifen 5 an der Zahl, in anderen Faͤllen war die Verwachſung fo bedeutend, daß man bei’'m Entfernen des Steigbügeld die Schleimhaut der obern Fläche des promontorum ablöj’te, Zuweilen find diefe Streifen fo groß und ausgedehnt, daß fie wie eine mem: branöfe Hülle ausfehen. Sie enthalten zuweilen Blut und Zuberkelftoff; zuweilen ift die Oberfläche di8 promontorium faltig, und in zwei Fällen war die Membran, welche fih an den Fußtritt des Steigbügels anheftet, verfnöchert, und die Anchyloſe deffelben mit dem ovalen Fenſter vollfiändig. Die Adhärenzen, welche den Steigbügel mit den Wans dungen der Zrommelhöhle verbinden, müffen natürlih die normalen Bewegungen des erfteren behindern, welcher fehr haufig fo feft mit dem ovalen Fenfter verbunden ift, daß es eines ftarfen Druckes mit dem Scalpell bedarf, um ihn von demielben zu trennen. Morgayni fügt (Epist. anat. VI. $ 4), daß er in der Paufenhöhle zahlreihhe Membranen gefunden habe, welche fih den Bewegungen der Geboͤrknoͤ— chelchen widerfegten; es ift ſehr wahricheinlich, daß diefe ad— häfiven Streifen, in der That, den Bewegungen diefer Knoͤ— chelchen Unregelmüäigfeit mitteilen. Sch bin geneigt, Die Zaubheit und mehre der fehmerzhaften Empfindungen, welche diefelben begleiten, wie das Dbrenfaufen u. f. w., dem forte gefegten, auf die contenta des Labyrinths durh den Steige bügel, welder in Folge der Bildung diefer Adhaͤtenzen und ihres fpäteren Zufammendrängens nah Innen gezogen wird, ausgeubten Drud zuzufchreiben. Sch bin in diefer Anſicht durch die Unterfuchung mebrerer Lebenden Perfonen unter= ffügt worden, und babe, in der That, oft beobachtet, daß in den Fällen, wo das Paufenfell durch die Krankheit zerftört war, oder in denen, wo die contenta des Vorhofes Feinen Drud mehr vom Steigbügel erhalten — ald wenn diefer anchyloſirt wäre — die Kranken beffer hörten, als diejenigen, deren Affection augenfcheinlich in einer Verdidung und Vers wahfung der befprohenen Membran beitand, Eine andere Wirfung der pathologiichen Veränderungen diefer Periode ſcheint mir aroße Aufmerkfamkeit zu verdie- nen: Es möchte, nah den Unterfuhungen des Dr. Wolla— fton und des Profeffor Müller über die Phyſiologie der Hörorgane, wahrfcheinlich feyn, daß eine zu ſtarke Span— nung des Trommelfelles ein Hinderniß für die Fortleitung der Zonfchiwingungen des inneren Ohres abaiebt; bei einigen Sectionen haben wir gefunden, daß diefe Membran mit den verfchiedenen Theilen der Paukenhoͤhle durch fefte Adhaͤrenzen verbunden war, und in anderen Faͤllen war die Sehne des Muskels von einer dicken Haut umgeben, während in ande= ren wiederum diefer Muskel und das Gewebe des m. tem- sor tympani ſehr atrophiſch waren. Alle diefe Erankhaften Modificationen müffen, obne Zweifel, einen nachtheiligen Ein— fluß auf das Trommelfell ausüben, woraus gewiß viele der bei der Taubheit beobachteten Phänomene hervorgehen, Ja der dritten Periode der Entzündung der Schleims haut des mittleren Ohres ift Ulceration da, das Zrommel: fell iſt zerſtoͤt und der Spannmuskel deffeiben atrophifd). Die Gehörfnöhelhen find pathologiſch verändert und gehen endlih ab; die Verlekungen afficiren häufig die Wandungen der Zrommelböhle und dringen bis zum Gehirne, oder zu andern wichtigen Organen. Zum Schluſſe fey e8 mir geftattet, eine überfichtliche Tabelle der verfchiedenen Veränderungen der Schleimhaut, wie fie fih mir als die Mefultate von 120 Sectionen ers geben haben, hier anzufügen. A. Erfte Periode der Entzündung. 1) Einfache Entzündung ber Schleimhaut, Er— weiterung der jinuöfen und mit Blut über: füllten Gefäße : R i 10 File, 2) Idem mit Schleimanbiufung . ee 3) Entzündung der Membran und Tluterguß in ihrem Gewebe — — 8 — 4) Idem mit Erguß von blutigem Serum in die Zrommelböble - R s . 1 — 5) Idem mit Ergus von plaftifher Lymphe in die Trommelhöhle . x R . 2 — 6) Idem mit Erguß von Eiter in die Trom— melböhle .» a A r R — B. Zweite Periode der Entzündung. 1) Einfahe Verdidung der Schleimhaut der Iirommelböhle . F a 2 S Faͤlle. 2) Membran verdickt und pulpoͤs. 2 — 8) ⸗ ⸗ ⸗flockig ——— 4) Idem und die Höhle mit adhaͤſiven Strei— fen angefüllt 3 = 1 — 5) Membranöfe Streifen, das Trommelfell mit der inneren MWandung der Trommelhoͤhle verbindend — Ss — 6) Membranöfe Streifen, das Trommelfell mit dem promontorium und die chorda tym- pani mit dem stapes verbindend . 1 — 7) Idem, das Zrommelfell mit dem Amboß ver: einigend . - . N a “ı la 8) Idem, das Trommelfell mit dem Steigbügel vereinigend . ; , . N 2 — 9) Idem, das Trommelfell und die chorda tym- pani mit dem Steigbügel verbindend 1 — 10) Idem, das Trommelfell und den Hammer mit dem promontorium verbindend? „. 1 — 11) Idem, das Trommelfell und die chorda tympani mit dem Amboß verbindend 2, — 12) Idem, das Trommelfell und die Gehörfnö- dheldien mit der innern Wand der Pauken: hoͤhle verbindend . } ? 5 1 — 13) Idem, den Hammer mit der innen Wand der Paukenhoͤhle verbindend x . 2 — 14) Idem, den Amboß mit der innern Wand der Paufenhöhle vrrbindend . 5 1 — 666. XXXI. 6. 94 15) Idem, ben Steigbügel mit dem promon- torium verbindend . } 24 Falle. (London medic. chirurg. Transact., T. VIII. 1843.) . . Ueber den Einfluß des Mutterforns auf den foe- tus im uterus. Von Dr. Ph. Edw. Beatty. Es ift befannt, daß die Anfichten der Aerzte über den Nutzen des Mutterforns als webentreibendes Mittel ſehr verſchieden find, indem die Einen daffelbe als gang unwirkſam völlig verwerfen, die Anderen die zu beftige Wirkung und die Gefahr, den Tod des Kindes zu verurfachen, fürdten und wicder Andere behaupten, dog diefes Mittel ftets ohne Gefahr für Mutter und Kind gereicht werden könne. Durch eine reihe Erfahrung belehrt, bin ich im Stande, zu behaupten, daß feine der drei angegebenen Anfichten die richtiae fey, und daß die Wahrheit in der Mitte liege. Das Mittel wirkt. frifch und aut aufbewahrt, in der That, fehr enır: giſch und übt nicht nur auf die Murrer, fondern auch auf das Kind feinen Einfluß aus. Es muß mit großer Vorſicht angcwens det werden, denn während es in einem Falle die Geburt vines le— benden Kindes befördert, zerftört «8 in einem anderen das eben des Kindes vor der Geburt, oder wirft fo nachtheilig auf daffelbe ein, daß es bald nady der Geburt ftirbt, oder bringt eine ciacn« tbümlihe Wirkung auf das Nervenfgftem deffelben bervor., Die Berfhiedenheit der Wirkung auf das Kind hängt von ber Länge der Zeit ab, welche zwifchen der Darreihung des Mitteld an die Mutter und der Beendigung der Geburt verftreicht. Tritt diefe fchnelt ein, fo erleidet das Kind Nichts, und wenn ſelbſt zwei Stunden dazwiſchen verftreichen, fo ift die Wahrfceintichkeit dafür, daß das Kind no lebend geboren werden wird. Man fchreibt gewöhnlich den Zod des Kindes der im uterus durd; das Murters torn bewirkten Aufregung zu, melde von der normalen Wehen: thätigkeit darin abweicht, daß nach Erregung der Uterincontraction feine vollftändige Relaration der Fibern deffelben erfolgt. Es ift eine anhaltende, bald mehr bald minder fhmerzbafte Webe vorhanden, die aber nie ganz aufhört. Die Wirkung diefer anhaltenden Gontrec: tion der Uterinfafern auf die aroßen Blutgefäße, welde dic Wandun— gen der Gebärmutter durchziehen, um zur placenta zu gelangen, muß eine Behinderung der Circulation in einem beitimmten Grade feyn. Obwohl nun aber diefe Urſache chne Zweifel in einigen Fällen dazu beiträgt, nachtheilige Wirkungen auf das Kind heivorzubrins gen, fo glaube ich doch, daß diefes nicht in allen Fällen die einzi— ge Urfache des fchlimmen Ausaanges ift, fondern daß zuweilen ein nachtheiliger Einfluß auf das Rerveniyftem des Kindes ftattfindet, welches Reſultate von verfchiedener Intenjirät erzeugt, die von dem Tode des Kindes bis zu fpasmodifhen Muskelcontractionen nad der Geburt variiren. Der Verfaſſer giebt nun eine Anzabt von Fällen und geht dann zu folgenden Bemerkungen über. In ten eben angeführten Fällen war der Zuftand der Kinder ‚febr verſchieden von dem der Neugeborenen, die unter gewöhnlichen Umftänden und obne Anwendung des Mutterfoins zur Welt kommen. Die unters fcheidenden Sharactere find: Die allgemeine Lividität die Haut: oberfläche, die allgemeine Rigidität des Muskelſyſtems, welche Steifheit der. Beine und Zufammenballen der Hände bei den Kine dern, welche ihr Leben einbüßten, zur Kolae hatte und die bemers kenswerthe Urt des abwechfelnden Krampfis und Gelaͤhmtſeyns, welche bei denen eintrat, die wieder in's Leben zurücgerufen wur: den. Am Naͤchſten fommt diefem Zuftande der Neugeborenen der: jenige, wo die Kinder todt zur Welt Eommen, mit Symptomen von Gongeftion in den Dirngefäßen, bei welchen wir das Geficht aufger dunfen und livide finden, aber die eigenthuͤmliche Affection der Muskeln und des Nervenſyſtems fehlt. Kinder, welche diefe Gonger ftionserfcheinungen darbieten, werden gewöhnlich nad) einer ſchwe— ren Geburtsarbeit geboren, was aber in ben oben angeführten Fällen nicht ftattfand, von denen einige langfam verliefen, Erin eins ziger aber fchwer war, 95 Daß auf den foetus in utero von den civculirenden Fluͤſſigkei— ten der Mutter ein Einfluß ausgeübt werden kann, wird durch die allgemein befannte Zhatfache der Uebertragung von Syphilis, Polen u. f. w. bewiefen, und daß in den Mugen der Mutter aufs genommene Subftanzen das. Kind afficiren können, geht aus den Erperimenten Magendie’s hervor (cf Velpeau, de l’art des ac- couchemens, p 196.), welches im Thierfötus den Geruch des Kams pfers und die Farbe des Krapp, womit er die Murterthiere gefütz tert hatte, wiederfand. Diefes wird ferner durch einen von d'Ou— trepont mitgetheilten Fall (Revue medicale, t. IV. p. 121) bes miefen, wo ein foetus ducd das von der Mutter genommene Opium vergiftet wurde. . Die Berichte über die verfchiedenen Epidemieen von Ergotismus zeigen den convulfivifchen Character der durch das als Nahrungs» mittel angewandte Mutterforn hervorgebrachten Krankheit und laf- fen das Gehirn und Ruͤckenmark als die vornehmlich afficirten Or— gane erkennen. Unterfudhen wir nun die Wirkungen dieſes Mittels, wenn es direct in die Girculation gebracht wird, wobei id) bemer= fen muß, daß der foetus in utero in Bezug auf die Einbringung ſchaͤdlicher Subſtanzen in feinem Organismus ſich in denfelben Ver: hältnilfen befindet, wie die Thiere, denen wir Flüfjigkeiten in die Venen einfprigen, denn wenn der Giftftoff den foetus erreicht, fo kann diefes nur durch die Nabelvene gefchehen. Erfter Verſuch. Herr Wright (ef. Edinb. med. and surg. Journal vol. XXXV.) injicirte einen ftarfen Aufguß des Mutterforns in die Droffelader eines Hundes, welcher während der Operation heulte und jich ftark fträubte; bald darauf Abflug des Harns in einem ſtarken Strome, Erweiterung der Pupille, unzible bare Schnelligkeit der Herzſchlaͤge. Nach 4 Minuten Abnahme der Herzaction an Stärke und Frequenz, allaemeine Schlaffheit der Muskeln mit leichtem Zittern des ganzen Körpers. Eine Minute fpäter ſchneller und Eräftiger Herzſchlag, vollftändiger opisthotonus; nah anderthalb Minuten leiſes Wimmern, Herzaction langfam und mühfam, Athmen langfam und tief, Zod neun Minuten nah der Injection. Zweiter Verſuch. Ein anderer Hund wurde auf diefelbe Weife behandelt, aber ſchon nach der Injection der halben Quantität erfolgten heftige Muskelfrämpfe, Erweiterung der Pupille, Abgang der faeces; nach dreiviertel Minuten Convulſionen beendet, Huͤlf— lofigfeit und Schlaffheit der Gliedmaaßen, frequenter, fhwacher Puls, nad) einer halben Minute Leichtes Zittern der Muskeln der Hinter: und Vorderpfoten, Herabjinken des Unterfiefers und voll: ftändiger emprosthutonus, Derzaction fehr langſam und ausfegend, nah 4! Minuten. Zod. Wird nun das Blut der Mutter von den fhädlichen Eigen: Thaften des Mutterkorns imprägnirt? Herr Wright hat bewie— fen, daß das Mutterfornöl, — von welchem bie eigenthümliche Wirkung des Mittels abzuhängen fheint — im Blute der Zhiere, welche das Mittel durh den Mund aufgenommen baben, lich fins det. Wir Eönnen alfo nun begreifen, auf weldye Weife der Eins fluß des Giftes von der Mutter auf das ungeborene Kind überges ben Eann, Es möhte auf den erften Blick fonderbar und ſchwer zu er- klaͤren erfheinen, wie ein in den gewöhnlichen Medicinalgaben und mit anfcheinender Gefahrlojigkeit von der Mutter genommenes Mittel nabtheilig auf den foetus in utero wirken kann. Allein die Schwierigkeit wird zu großem Theile befeitigt, wenn wir er: wägen, das das Mutterkorn fihr allgemein, wenn aud nicht in 666, XXXI. 6, 96 irgend einer fchädlichen Ausdehnung auf den Organismus der Muts ter einwirkt, und zweitens die große Empfänglichkeit des Kindes für den Einfluß der narcotica. Es ift Elar, daß eine je längere Zeit nach der Aufnahme des Mittels in den Magen der Mutter verfteichen ift, die fchäadlichen Elemente defjelben defto ficherer reforbirt und mit dem Blute vers mifcht, und defto gewiffer auf den foetus durch den fortwährend beranfommenden Blutjtrom durch die Nabelvenen übertragen wers den müffen. Aus dem Gefagten gebt, mie ich glaube, hervor, daß die Dare reihung des Mutterforns bei einer Kreifenden von Gefahr für das Kind begleitet ift, fobald eine für die Reforption und Uebertragung feiner fhädlihen Beſtandtheile ausreichende Zeit vor dem Geborene werden des Kindes verftreicht, und, nach meiner Erfahrung, bin ich geneigt, zwei Stunden als die Gränge der Sicherheit feftzuftels len, über welche binaus das Leben des Kindes in Gefahr kommt. Das Mutterkorn follte alfo niemals in einem Falle gegeben wer— den, wo die Geburtsarbeit wahrfcheinlih noch länger, als zwei Stunden nad) der Darreichung deffelben, dauern wird, ausgenom= men, um das Leben der Mutter zu retten, wie bei placenta prae- via und bei Haͤmorrhagie, und fobald wir finden, daß die Entbin— dung zivei Stunden lang zoͤgert, müffın wir zur Kunfihülfe unfere Zuflugt nehmen. (Dublin Journal, May 1844.) Miscellen. Stahlhäkchen zum Fixiren bei Knochenbruͤchen. — Malgaigne verfiel darauf, Spitzen oder Hafen von Gtahl in die Knochen hineinzuftecden, um bei gewilfen Brüchen derfelben die Bruchſtuͤcke miteinander in Berübrung zu erhalten, wofern die are mwöhnlihen Mittel nicht dazu ausreihten. Er wandte diefes Vers fahren zuerft bei Bruͤchen der Knirfcheibe, und zwar mit folhem Erfolge an, daß, wie er fast, feine eigene Erwartung übertroffen wurde, indem er nicht vermutbet harte, daß Stahlhaken mehre Wochen lang durh Haut, Sehnen und Beinhaut hindurchgeſteckt gehalten und fpäter wieder entfernt werden könnten, chne daß ire gend eine Eiterung fich jest oder fpäter bildete. Durch den gün= ftigen Erfolg ermuthiat, wandte Herr Malgaigne auch bei Brücken des Unterfcheufels einen ſelchen Apparat an, VBerengerung der tuba Eustachiana. Gegen die Bemerkung des Berichterftatters über Bonafont’s Mittheilung an die Academie des seiences, Avril 1844, (Reue Rotizen Nr, 645. Nr. 8. des XXX. Bandes) ©. 126) betreffend die Be— handlung der Zaubheit mittelft Dilatarion der Zubenverengerung durch Darmfaiten, reclamirt Herr Dr. Kramer, indem er an= führt, daß er bereits 1836 in feinen „Obrenkranfheiten”, Geite 253, diefes Verfahren gegen Verengerungen der Euftaifchen Trom— pete, behufs Einleitung der Luftdouchen, empfohlen bat. Die Anz wendung der Luftdouchen verwirft Benafont gang: er bezweckt mit den Darmfaiten lediglich die Erweiterung der verenaten tuba. Man wird abwarten müffen, ob die Erfahrung dem Vorſchlage von Bonafont mehr practifhe Bedeutung fichert, was erſt zur Bezeichnung deffelben als eines Kortichrittes berechtigen Fönnte. Es ift kaum zu erwarten, da phylioloaifhe Gründe dafür fprechen, daß überhaupt die Bedeutung der Euftadifchen Trompete für das Gehör nicht fo hoch angefchlagen werden fann, als es fit Stard gefchehen ift. R. 8: Bibliographische Fauae möridionale, ou description de tous les animaux ver- tebres vivans et fossiles, sauvages et domestiques, qui se ren- eontrent toute l’annee ou qui ne sont que de passage dans la plus grande partie du midi de la France. Par J. Crespon. Tome II. Nimes et Montpellier 1944. 8. Flore de la Loire-Inferieu:e. Par M. James Lloyd. Paris 1844. 18. Keuvigkeissın Lectures on the more important Diseases of the thoracic and abdominal Viscera, delivered in the University of Pennsylva- nia. By N. Chapman, M.D. Philadelphia 1844. 8. Par N. Oulmont. Paris Recherches sur la pleurésie chronique. 1844. 4 EEE 9001t Neue Wotizen aud dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, grfammelt und mirgerheilt von dem Ober» Mebieinolratte Froriep zu Weimar, und dem Pedisinalrare und Prefeffer Froriep zu Berlin, N 66%. (Nr. 7, ded XXXI. Bandes.) Juli 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie s Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 80 2, des einzelnen Stuͤckes 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr 1 v MyeP, ARE, GB | Er « ER | when | ae az 2 Ueber die Structur und Functionen der iris. Bon C. R. Hall, Esy. (Der Royal Society vorgetragen am 9. Februar 1843.) Der Negenbogenhaut haben die Phnfiologen von jeher viel Intereffe gewidmer; Mangel an Aufmerkfamfeit ift alfo nit daran fehuld, daß die Anatomen über die eigentliche Beſchaffenheit und die Thaͤtigkeitsweiſe diefes Drganes noch keineswegs zu einer feften, oder allgemein anerkannten Ans fiht gelangt find. Bevor diefe Frage aber erledigt ift, laßt fib auch über die Gefege, welche den Bewegungen der iris vorftehen, nichts Sicheres feitftellen. Daß die Frage ungemein verwicelt und deren Löfung ungewöhnlich ſchwierig fey, laͤßt fi ſchon aus dem Um: ftande ſchließen, daß die tüchtigften Beobachter in Betreff derfelben zu fo abweichenden Refultaten gelangt find. So nahmen Bieuffens, Haller, Niherand, Fourdan und Ammon an, die iris fen ein weſentlich gefaͤßreiches Organ und beſitze durchaus keine Muskelfaſern; während Ruyſch, Heiſter, Winslow, Sabatier, Janin, Maunoir, Home, C. Bell, Müller und wohl die meiften neuern Anatomen diefer Membran zwei Dartieen von Muskelfafern, die eine zum Werengern, die andere zum Erweitern der Pupille, zufchreiben. Munro, Medel und Treviranus läugnen, das Vorhandenſeyn ermeiternder Muekelfafern, geben aber zu, daß ein Schliefmuskel für die Pupille exiſtire. Herr Tra— vers und Dr. Bolton find derfelben Anficht und wollen die Erweiterung der Pupille lediglich von der Elafticität abs bängig machen. Arnold vermuthet, nah dem WVorgange mehrerer andern deutfchen Anatomen, die Bewegungen der iris werden durch ein contractiles Zellgemwebe bewirkt. Blumenbach, dem es ebenfalls nicht gelang, in der iris des weißen Kaninchens, des Elephanten und des Wal: fiſches Muskelfafern zu entdeden, und der ſich nicht davon überzeugen Eonnte, daß alle Erfcheinungen der Bewegung der iris fi durch die Annahme eines erectilen Gewebes No. 1767. — 667. erklaͤren ließen, beanügte ſich damit, ihr eine eigenthümliche Structur zuzufchreiben. Serres mift den Nerven der iris felbft eine beſon— dere Zufammenziehungskraft bei, durch melde die Veraͤnde— rungen in der Größe der Pupille bewirft werden follen. Snmitten fo widerfprechender Anfichten, unternahm ich die Forſchungen, deren Nefultate ich bier mittheile, ohne zugleich behaupten zu wollen, daß ſich von feiner Seite et= was dagegen einwenden ließe. Doch darf ich bei einem fo ſchwierigen Gegenftande wenigſtens auf nadfichtige Beur— theilung rechnen. Was die Fifche betrifft, fo Eonnte ich bei'm Kabeljau, Schellfiſche, Rochen, Häringe und Karpfen keine Muskel: fafern erkennen. Sprist man die iris des Kabeljau aug, fo bemerkt man eine eigenthümliche Anordnung der Gefäße. Diefe bilden auf der hintern Fläche der Iris, als Forts fegung derjenigen der choroidea, Schlingen, welche ſich frummlinig nad) dem Rande der Pupille hinziehen. Auf der vordern Oberfläche find die Gefäße ziemlich in derfelben Weiſe geordnet, wie bei der vena verticosa (vorticosa?) des menfchliben Auges. Man fieht eine Anzahl winziger Gefiße gegen denfelben Punct hin convergiren, woſelbſt man einen rothen Flecken bemerft, indem fich dort ein kurzer Ges fäßftamm befindet, der durd die Iris nach deren binterer Oberflaͤche ftreiht. Nach Befeitigung der Krpftalllinfe zeigt fib der Nand der Pupille in der Breite von etwa 4 Linie mit einem Ninge von ſchwarzem Pigmente bededt. Beide Dberfläben haben einen matten Silberglanz und find dicht mit Flecken befest, die auf der hintern meift braun, oder ſchwarz, auf der vordern zum Theil goldfarbig und glänzend find. Die größern ſchwarzen Flecken find fternformig. Nichts den processus ciliares der hoͤhern Thiere Aehnliches ift zu finden. Die Geftalt der Pupille ift elliptiſch und deren große Are nad) der Queere gerichtet. *) *) Statt des Augenlides ift eine ftarfe Hautfalte vorhanden, bie fi) am Umereife der Vorberfeite des Augapfels in die sclero- 7 99 Die Pupille der Aeſche ift bienförmig,, und deren Gi: pfel vorwärts, aufwärts und einwärts gerichtet. Bei'm Rochen iſt die Pupille unten herzfoͤrmig, wäh: rend vom obern Theile der iris ein gefranzter, dreieckiger Fortſatz, wie ein winziges Weinblatt, herabhaͤngt. Von Muskelfaſern bemerkt man keine Spur; aber der herabhaͤn— gende Fortſatz und die Portion der iris, welche deſſen Ba: fis bildet, find offenbar gefäßreicher, als die übrige Iris. Ein in zwei Hörner auslaufender Spalt von etwa 4 Linie Weite zwifhen dem fägezäbnigen Rande des herabhängenden Fortfages und den Rändern der feitlihen und untern Porz tionen der iris bildet die Pupille. Nachdem man den Aug— apfel geöffnet hat, läßt fich der Fortfag in der Weiſe aus: dehnen, daß die Pupille gänzlich gefchloffen wird, Was die Reptilien betrifft, fo habe ich nur die iris des Froſches unterfuht. Die Pupille ift groß, etwas oval, und deren größter Durchmeffer nad) der Queere gerichtet. Die vordere Oberfläche der iris ift mit bronzefarbenen Punc— ten auf einem glänzenden Goldgrunde dicht befest, die hin: tere Oberfläche mit einem dunklen Pigmente bidedt. Bei der mikroſtopiſchen Unterſuchung Eonnte ich Nichts entdeden, was im Anfehen, oder in der Structur mit Muskelfafern Aehnlichkeit gehabt hätte. Bekanntlich ift die iris bei den Fiſchen und manchen Reptilien unbeweglih *), und deßhalb dürfen wir bei diefen nicht erwarten, daß die Structur des Organes von ganz ähnlicher Beihaffenheit fey, wie bei andern Thieren, bei de: nen deffen Sunctionen thätiger find. Wenden wir ung zu den Vögeln, fo zeigt ſich bei der Zaube die WVorderfeite der Iris glatt und glänzend, während wir auf der hintern Seite Eeine folche Zone mit ſtrahlen— artig gerichteten Linien finden, welche die iris in eine Gi: liar= (äußere) und Pupillar- (innere) Portion theilen, wie wir fie bei den Säugethieren wahrnehmen. Ueberhaupt find mit unbewaffnetem Auge Eeine Fafern an der iris der Vögel zu entdeden. Mittelft des Mikroſkops koͤnnen wir jedoch fehr feine, Ereisformig (concentrifch) geordnete Linien erkennen, die den ganzen Raum vom Rande der Pupille bis zum befeftigten Rande der iris einnehmen. Bei der greilgelben iris des Haushuhns und Hühnerfalken, welde, mit unbewaffnetem Auge betrachtet, auf beiden Seiten glatt und homogen erfheint, laſſen ſich mittelft des Vergröße: rungsglafes diefe Kreislinien wahrnehmen. Die iris des jungen Hühncheng eignet fih, da ſich viele der gelben fürs benden Bläschen durd) MWafchen leicht befeitigen laffen, zur Unterfuhung vorzüglich gut. Wenn man fie auf Glas aus: breitet, ſo kann man bei dreißigfacher Vergrößerung des Durchmeffers die concentrifh um die Pupille geordneten Fa: tica fortfeßt und bei'm lebenden Thiere durchſichtig ift. Von dem vordern Theile der cornea ift dieſelbe durd) einen ges f&hloffenen Sad getrennt, den eine glatte, fchlüpfrige Membran auskleidet. *) Ic concentrirte die Strahlen der Sonne und kuͤnſtliches Licht mictelft einer ſtarken Linſe und ließ fie ſowohl unter Waffer, als außerhalb bejfelben auf die Pupille eines lebenden Krofches und Goldfiſches fallen, ohne daduͤrch den geringften Eindrud auf die Regenbogenhaut zu bewirken, 667. XXXI. 7. 100 fern ſehr deutlich , dagegen keine Laͤngsfaſern (Fafern in der Richtung des radius der iris?) erkennen. Bei der Gans findet man an der Bafis der Iris cine eigenthümliche Anordnung der Gefäße. Kleine Venen, die den Würzelchen einer Eriechenden Wurzel gleichen, vereinigen ſich zu einem gemeinſchaftlichen Aſte, welcher ruͤckwaͤrts ſtreicht und winzige Gefaͤße, die von der choroidea und den pro- cessus ciliares, meift jedvoh von legtern, kommen, in feinem Laufe aufnimmt. Mehrere folder Aeſte verbinden fih, nachdem fie etwa eine Linie weit gelaufen, zu yemeins ſchaftlichen Stämmen, deren im Ganzen vier vorhanden zu feyn fcheinen, welhe zwiſchen der choroidea und sclero- tica durchzuſtreichen feinen und die Venen aufnehmen, in welche die unzähligen Eleinen Gefäße der choroidea ein: münden. Bei der gemeinen Eule ijt die iris fehr breit, und fie f&heint, nach der Anordnung ihrer Gefäße zu urtheilen, aus zwei befonderen Portionen zu bejtehen. Die Ciliarportion (äußere Portion) bietet eine Anzahl langer, bins und bers gebogener Gefäße dar, melde ſich häufig miteinander ver— binden und da, wo die innere Portion der Iris anhebt, eine erhabene Linie darftelen. Von diefen Anaftomofen aus ſtrei— chen zahlreiche fehr feine Gefäße fdyräy gegen den Rand der Pupille, indem fie einander in ihrem Laufe Ereuzen, fo daB fie ein fehr vermwiceltes Gefäßneg bilden. Vor den langen Gefäßen in der Giliarportion ſtreichen virle kleinere Gefäße von dem Sefißringe aus, den die langen Cilinrarterien an der Bafis der Iris bilden. In den Zwifchenräumen zwifhen den Gefäßen bemerkt man unter dem Mikroſkope Queerfafern, die jedoch weniger deutlich find, als bei'm jungen Hühndyen. Am Giliarrande der choroidea befinden ſich Eleine pyramidenförmige Erhös hungen oder Zäpfchen, deren eines Ende mit vielen der klei— nen Gefäße der choroidea zufammenbängt, während das andere mit den langen bin und her gewundenen Gefäßen der Iris, von denen bereitd die Rede war, communicitt, Ich Eonnte nicht bejtimmt ermitteln, ob jede diefer Fleinen Pyramiden ein einziger Gefüßftamm, oder nur eine bündels formige Anhäufung von £leinen Gefäßen ſey. Das der iris zuyekehrte Ende ift manchmal mit einem, mandmal mit mehreren der langen Gefäß. verbunden, Sind die letern Venen, fo dürfte jede diefer Pyramiden durch Theilung und weitere Veräftelung der urfprünglihen Vene in mehrere klei— nere Venen gebildet werden, welche eine Strecke weit gerade laufen, ebe fie fih in die choroidea veräfteln. Die Ereisförmigen Fafern ftellen fih an der iris der Sans und Ente deutlih dar; aber weder bei diefen, nod) andern Vögeln, habe ich Längsfafern entdedien Eönnen. Sn einem, in Müller’s Archive für Phyſiologie, Jahr— gang 1837, enthaltenen überaus gründlichen Auffage über die iris der Vögel giebt Dr. Krohn zu Petersburg an, es laffen ſich bei den meiften Vogelarten an der iris vier Las mellen oder Schichten deutlich erfennen: ‚1) Die vordere Pigmentmembran, welcher die Regen— bogenhaut ihre Farbe verdankt; „2) die Saferfchicht ; 101 „3) eine fehr dünne Membran, welche der letztgenann⸗ ton Schicht als Unterlage dient; „4) Die hintere oder Uveal:Pigmentmembran. Außerdem will ich noch folgender Beobachtungen des Dr. Krohn gedenken: „Bei ſehr ſtarker Vergrößerung findet man, daß das vordere Pigment aus farbigen Partiz kelchen befteht, die nach dem Rande der Pupille zu weniger bicht zufammengedrängt find, weßhalb die iris dort blaffer gefärbt if. Am Rande der Pupille felbft fehlen dieſelben ganz, fodak man dort einen dunfeln Ning des Uveal» Pig: mentes durch die iris ducchfchimmern fieht. Wagner’n zus folge, rührt die gelbe Farbe der Negenbogenhaut bei Strix bubo und dem Haushuhne von der Anmwefenheit häufchens bildender gelber Delbläschen her. Das vordere Pigment ift mit einem fehr feinen fhüßenden Haͤutchen bededt. „Nachdem man dag Pigment von der ganzen Ober: flähe der iris vom Ciliar= bi8 zum Pupillar: Nande vors fihtig .abgewafchen hat, bemerkt man dicht aneinanderliegens de parallelftreichende Faſern, welcht concentrifh um die Pus pille ber geordnet find. Worzüglich deutlich zeigen fie fih an dem Giliartande, wo fie jederzeit breiter und in mehreren Schichten übereinandergelagert find. Nach der Pupille zu nehmen fie an Dide ab, und am Rande diefer Deffnung, fcheinen fie eine einfahe Lage zu bilden. Alle diefe Fafern nehmen ſich wie primäre Muskelbündelchen oder fecundäre Muskelfafern aus. Sie zeigen ſich, gleich diefen, in Form von quergeftreiften Gylindern. Behandelt man fie mit Als cohol, fo treten die Duerftreifen deutlicher hervor. Zumeis len, befonders in der Naͤhe der Pupille, haben die Faſern das Anfehen von Snfecten » Tracheen, was indeß auf einer optifchen Taͤuſchung beruht. Die Fafern der iris gehören zu den feinften Muskelfafern, die es überhaupt giebt. Die didjten darunter haben ziemlich diefelbe Stärfe, wie die Muskelfafern des Herzens, Bei den Naubvögeln find fie am Schwaͤchſten. „Maunoir und Mud haben an der iris der Eulen, des Schwans, des Falken, Kranichs und Truthahns kreis— förmige Fafern wahrgenommen, und Zreviranus fand in der Nähe des Gilinrrandes der iris des Falken Fafern, mwels che mit der Peripherie der iris parallel laufen, und an denen ſich, bei dreihundertfacher Vergrößerung, Querftreifen, wie an Muskelfafern, erkennen laſſen.“ Gegen diefe Beobachtungen des Dr. Krohn Iäßt ſich bemerken, daß e8 Meber’n durchaus nicht gelang, an der iris der Vögel Muskelfafern wahrzunehmen; und wenngleich DProfeffor Owen von einem feinen Neswerfe einander durchs kreuzender Faſern redet, fo ſcheint er daffelbe dody nicht als musculös zu betrachten. Kein Anatom hat behauptet, in der iris der Vögel ftrablenartig gerichtete Muskelfafern entdeckt zu haben. Man mag die iris der Vögel unterfuchen, auf welche Weiſe man wolle, nirgends läßt fi) eine Spur von ſolchen Fafern entdeden. Der von Crampton ale musculös befchriebene, und, meiner Anſicht nad, diefe Befchaffenheit wirklich beſitzen⸗ 667. XXXI. 7, 102 de Kreis oder Ring an der Bafis ber iris kann, in Betracht feiner Verbindungsweiſe, zur Ermeiterung der Pupille nicht dienen und folglih das Analogen des Erweiterungsmuskels, deffen Vorhandenfinn bei den Säugethieren Manche behaups ten, nicht ſeyn. Dennoch ift die Negenbogenhaut bei den Vögeln ungemein thätig. Man vergleiche in diefer Bezieh— ung, 3. ®., die des Papagai's mit der des Ochſen. Wenn zur Erweiterung der Pupille ein Muskel überhaupt nöthig wäre, fo müßte man erwarten, denfelben bei den Voͤgeln vorzüglih ſtark entwidelt zu finden. Die Vertheilung der Nerven in der iris läßt ſich bei der Gans und Eule deutli wahrnehmen. Fünf bis ſechs Nerven divergiren von einem Puncte, welcher ſich nicht weit von der Stelle befindet, wo der Sehnerve eintritt, und fos bald fie an den Giliarförper gelangt find, trennen fie ſich weiter voneinander, indem fie bogenförmig um die Periphes tie der iris flreihen und feine Süden in deren Gewebe fenden, Säugetbiere. Bei'm Kaninhen und Hafen, der Kae, dem Hunde, Eichhorn, Schweine, Schaafe und Och— fen ift die vordere Oberfläche der Iris zwar von verſchiede— ner Farbe, aber durchgehends glatt und glänzend; die hin— tere Oberfläche aber mit einem dunfeln Pigmente belegt und, von deren freiem biß zu deren befeftigtem Nande gemeffen, fhmäter, als die vordere, mweil die processus ciliares an die Peripherie der iris gehbeftet find. Sobald man das Pigment abgewafchen hat, ſtellen fi) die convergirenden Na= dien deutlich dar. Am Belten zeigen fie fich bei der iris des Ochſen. Vermoͤge des plöslichen Aufhörens diefer Strahlen bitdet fich zwifchen der Giliarz und Pupillars Portion der iris eine Scheidelinie. Die relative Größe diefer beiden Porz tionen hängt hauptfächlih von der Geftalt der Pupille und dem Grade ab, in welchem fich diefelbe bei Lebzeiten Ändern Eonnte, Iſt die Deffnung kreisfoͤrmig, fo ift die Pupillar: portion durchgehends ziemlich gleich breit und haben die Ra— dien durchgehendg ziemlich diefelbe Länge, indem fie nur an ber , der Naſe zugekehrten Seite ein Wenig Eürzer find, fos daß dort die iris etwas fehmäler ift, al8 an andern Stel— len. Auch finden wir dafelbft den Kreis der Giliarfortfäße am Schmälften. Am Gadaver, 3. DB. des Hundes und Hafen, nimmt die Gilinrportion der Iris etwa drei Viertel und die Pupil- larportion ein Diertel der Gefammtbreite ein. Iſt die Pus pille nah der Quere oval, wie bei'm Scaafe und Ochfen, fo ift die iris oben und unten breiter, als an den Seiten, und zugleich find dort die Strahlen länger und die Pupil= larportion weit breiter, daher, wenn fie fchlaff geworden ift und dann geſtreckt wird, der obere und untere Wand zwei convere Linien bilden, welche die Pupille volfommen bedefs en, ja übereinandergreifen. Bei der Kage, mo der größte Durchmeffer der Pupille fenerecht fteht, nimmt man gerade das Gegentheil wahr. Hier find die ſeitlichen Portionen der iris weit breiter, als die obere und untere. Bei lebenden Katzen ift die Pupille in der Dämmerung rund und bei Tage in fenfrechter Richtung mehr oder weniger ſtark elliptiſch. T * 103 Diefe Verfchiedenheit in der Geftalt rührt von der verhält: nigmäßigen Schmalheit der obern und untern Portion ber, vermöge deren diefe Portionen, nachdem fie durch die Gons traction ftraff geworden ‚nicht weiter nachgeben koͤnnen und folglich für die übrige Iris zu Stüßpuncten werden. Bei den großen Arten des Kagenyefchlechtes foll die Pupille bei jedem Grade von Tageshellung rund feyn, und bei diefen dürfte demnach) die obige anatomifhe Beſchaffenheit nicht ftattfinden. An der Pupillarportion der iris aller foeben namhaft gemachten Thiere bemerkt man ganz feine, miteinander pas tallellaufende Linien, die ſich concentrifb um die Pupille ziehen. Sie feinen fih dem Ciliacrande nicht mehr zu nähern, als die bereits erwähnte fcheinbare Scheidelinie. Bei der dien dunkelbraunen iris des Ochſen macht die Farbe den Gegenitand zur mikroſkopiſchen Unterfuhung weniger paffend, allein wenn man ihn nach längerer Maceration auf Glas ausfpannt und trodın werden läßt, fo kann man die Freisformigen Faſern felbft mit unbewaffnetem Auge deutlich erkennen. Sie haben einen etwas wellenföormigen Lauf und kreuzen einander zumeilen, fo daß man glauben Eönnte, fie feyen miteinander verwebt, was Lauth ſchon bemerkt hat. Megen dee Stärfe diefer Kafern, im Vergleiche mit der mi: Erof£opifchen Beſchaffenheit der Faſern bei der Megenbogen: haut vieler andern Ihiere, Laffen fie fih kaum für primäre oder Elementar-Muskelfafern, fondern bat man fie vielmehr für Bündelhen von dieſen letztern zu halten, und jede der ſehr deutlich wahrnehmbaren braunen Linien ſcheint ein ſol— ches Bündelchen zu bilden. Die convergirenden Falten, wel— che die Strablen auf der Uveal-Oberflaͤche der iris bilden, fibeinen die Falten einer fi aus den processus ciliares fortfegenden Membran zu feyn und find in ihrer Structur den Muskelfafern durchaus nicht aͤhnlich. Diefe Membran Laßt fid) bei'm Dchfen nicht leicht in der Art befeitigen, daß man die Belchaffenheit der übrigen Iris genau ermitteln kann; allein gewiß laffen fi Eeine deutlichen frahlenartig geordne— ten Muskelfafern entdeden. Sest man eine vorher gefäu: berte und macerirte iris in verdünnte Salpeterfäure ein, fo 667. XXXI. 7. 104 werden auf ber vorbern Oberfläche der Pupillarportion Anz Deutungen von weißen zickzackigen Linien fihtbar. Mehr nad) dem befeftigten, ald nach dem freien Rande der Regens bogenhaut läßt fich auf deren vorderer Dberflüche häufig eine Reihe concentrifcher Runzeln wahrnehmen, welche verfhwinz den, ſobald man die Iris ausfpannt. Ich habe dirfelben häufig an der iris lebender Pferde, Hunde, Dchien und Katzen, auch erwachſener Menfchen und Kinder, gefunden. Sit die iris des Ochſen nach dem Tode erfchlafft, fo ſtellt ſich diefe Erfheinung in hoͤchſt auffallender Weiſe dar, und diefem Umftande ift e8 wohl zuzufchreiben, daß Dr. Monro angiebt, er habe auf der vorderen Oberfläche der iris des Nindes ein breiteß, plattes, ovale Organ mit Fafern von dunfelvöthlicher Farbe angetroffen, welche ziemlich in derfelz ben Weiſe geordnet feyen, wie die des m. orbicularis palpebrarum, und diefe beichrieb er unter dem Namen des Schließmuskels der Pupille, indem er eine Abbildung binzufügte (On the eye and ear, 1797, p. 111). (Fortfegung folgt.) Miscellen Ein botanifher Garten zu Rom ift von bem jest re= gierenden Papfte der Botanik geſchenkt und mit den nöthinen Häufern ausgeftattet worden. Er befindet fih an den öftlichen. Ab- hängen des SJaniculus, feitwärts dis Palazzo Salviati in Tra— ftevere; die Direction ift dem bekannten D. Donarelli anver— traut. Der zoologifhe Garten zu Berlin ift feit Kurzem ers öffnet. Die Einrichtung einer Menagerie, in der zu diefem Behufe eingerichteten Abtheilung des Thiergartens daſelbſt, ift eine Anlage, welche. nicht allein der Reſidenz eine große Zierde und Unterhaltung gewährt, fondern, durch eine Geſellſchaft wiſſenſchaftlicher Männer, an deren Spige Geh. R. Lichtenſtein ſteht, geleitet, auch der Wiſſen— ſchaft nügtich werden wird. Den Grund zu der Sammlung der Thiere hat die Menaaerie von der Pfauen-Inſel abgegeben, und dazu find dann durch Ankfäufe, durch Schenkungen von S. M. dem Könige und von Privatperfonen und vorzüglich durh Sendungen von Reifenden Bereiherungen gefommen. Befonders ift vondem Herrn R.S home: burgk aus Guiana eine Vermehrung bereits eingetroffen und eine andere, bedeutenbdere, noch zu erwarten. Später mehr darüber! Died ik Ann” De Chirurgifhe Bemerfungen über die parotis. Bon dem Profeffor Bartolomceo Panizza. (Hierzu die Figuren 23. und 24. auf der mit Nummer 651. [Nr. I diefes Bander] ausgegebenen Tafel.) Die Diagnofe ber Krankheiten der Ohrſpeicheldruͤſe ift, trotz der häufigen und gründlichen Beſchreibungen derfelben, biejegt noch ſehr ſchwierig und ungewiß, nicht allein in Bezug auf die krank— hafte Veränderung, fondern auch auf den eigentlihen Sitz der Krankheit felbft, indem ſich Geſchwuͤlſte von ähnlicher Befcaffen: heit, wie diejenigen, welche in der parotis felbft entftchen, in den diefelbe umgebenden Zheilen entwickeln und mit jenen leicht vers wechfelt werden Eönnen. Die Gefhihte der Chirurgie bietet viele Beifpiele der Art dar. Cullerier erzählt den Fall einer Dame, welche eine ungez mein große Gefchmulft zwifchen dem Ohre, Halfe und Mund hatte, die von verfchiedenen Aerzten und Wundärzten für einen Krebs der parotis gehalten wurde. Als die Kranke an marasmus gefterben war, fand ſich bei der Unterfuhung, daß die Gefhwuift das Pros duct einer Degeneration der Eymphdrüfen und des Zellgewebes war, mährend die parotis zwar bedeutend comprimirt und ungemein verkleinert, aber fonft durhaus keine Structurveränderung erlitten hatte. Ein ähnlicher Fall findet fi bei Boyer, und ich felbft irrte mich einmal in meiner Diagnofe. Wenn nun fon die Er: Eennung von Gefhwülften in der Gegend der parotis Schwierige Eeiten darbicten kann, wenn fie Elein, von kurzer Dauer find und die naͤchſten Urfachen, fowie die von Anfang an begleitenden: E'yms ptome, deutlich erfannt werden, fo ift dagegen dir Diagnofe unge— mein ſchwer und die Ermittelung dee eigentlichen Sitzes fat unmöge lic), wenn die Geſchwuͤlſte groß find, lange beftanden haben, und die Urfahen, der Anfang und der Verlauf der Symptome nicht conftatirt werden Eönnen. Die Korm, die Unregelmägigkeit, Bes weglichkeit, der freie oder gebinderte Gebrauch der Kinnlade, die befonderen Entartungen der Geſchwülſte bieten durchaus keine Ans baltspuncte dar. Die parotis ift fehr vielen und verfchiedenen Veränderungen unterworfen, indem ſich Anſchwellungen in Folge einer reinen Hy— pertrophie, einer Verbärtung nad einer chronifhen oder acuten Entzündung, einer ferophulöfen, farcematöfen, fungöfen, feirrböfen oder carcinomatöfın Enrartung bilden. Diefe legtere bösartige Degeneration der parotis ift bei ders felben weit häufiger primär, als bei den anderen Spriceldrüfen, nicht nur, weil fie mehr ausgedehnt und obirfläclich liegt und da= ber äußeren Einflüfen mehr ausgefegt ift, fondern auch, weit fie von ciner größeren Menge von Blutgefäben und Nerven umgeben iſt, wodurd fie weit raſcher von dın fchädlihen Potenzen afficirt und in ibrer Organifation verändert wird. Unter den Fällen von Krebs der parotis kamen mir zwei vor, bei welchen ich am Gadaver feine Veränderungen der nahen und entfernten &ymphdrüfen vorfand. Einer derfelben kam bei einem Laſttraͤger von funfzig und einigen Jahren, von Eräftiger Eenftitus tion vor, welcher in Kolge einer heftigen Erkältung von tinır Ent: zündung der linken parotis befallen wurde, die in Verhärtung überging. Dir Kranke fegte, ftatt ſich einer geeigneten Behand— lung zu unterwerfin, fein befchwerliches Gefchäft fort und über: nahm fi oft im Weinaenuffe. Er batte fpäter noch zwei Anfälle von parotitis, nach welchen die Verhärtung fo ſehr zunabm, daß die Bewegung der Kinnlade fehr behindert wurde. Nach Bırlauf eis niger Monate, während welcher fein Allgemeinbrfinden noch gut blieb, hatte er Das Unglück beitm Aufladen eines Koffers einen febe beftigen Stoß in der Gegend der verbärteten parotis zu bes kommen. Diefes genügte, um eine neue entzündliche Reizung her— vorzurufen, und die erkrankten Gebilde To zu afficiren, daß die Verhaͤrtung eine bösartine Tendenz annabm. Schr bald traten wiederkehrende lancinirende Schmerzen in der Drüfe ein, welche ſich allmälia auf die nabeliegenden Theile dis Kopfes und Halſes verbreiteten, mit ſchmerzhaften Zuckungen am Dinterkopfe und Nak— fen, Die Geſchwulſt wurde mebr hervorragend, bödrig, dunkel— roth und an einigen ©tellen weih, die Bewegung der Kinnlade war noch mehr erfchwert, und eine beginnende Paralyfe der Muss kein der entfprechenden Gefichtshälfte trat ein. Nach drei Mona— ten wurde der tumor an zwei Stellen geſchwuͤrig, welche fich ſehr raſch zu einem aroßen fungöfen, freffenden Gefchwüre umaeftalte: ten, welches eine jauchigte Fluͤſſigkeit und von Zeit zu Zeit venoͤ— fes Blut abfonderte. Das Allgemeinbefinden nabm ab, der Kranke wurde von Zebrficber erariffen die Schmerzen wurden immer befs tiger und anhaltender, der Mund konnte nicht mehr geöffnet wer« den, und bäufiae venöfe Blutungen traten ein, bis der Kranke nad) vier Monaten feinen Leiden erlag. Die krebshafte Entartung erı ſtreckte ſich über die ganze parotis, und die Zerftörung der Drüfe und die Ausdehnung des freffenden Geſchwuͤres waren fo groß, daß einige Stellen des Kieferaftes und Fortſatzes, des processus ma- stoideus und der processus styloideus bloß dalanen. Alle in der Nähe gelegenen Theile waren angefchwollen, verhärtet, feirrhös entartet und ſpeckartig, ebenfo wie der obere Theil des sterno-ma- stoideus, der masseter, das den condylus umgebende Zellgewebe, der m. pterygoideus internus und der hintere Bauch des diga- strieus. Bei einer folhen Zerftörung der Theile und einer folchen Veränderung der Gewebe, war «8, in der That, überrafchend, die glandulae submaxi!lares und die Lymphdruͤſen des Halſes, fowie die beiderfeitigen Speicheldrüfen, unverlcst zu finden. Weder in der Bruſthoͤhle, noch in der Bauchhöhle und im Gehirne fand fi) eine Veränderung der Eingeweide. Einen anderen Fall beobachtete ich bei einem jungen Mädchen zwifchen achtzehn bis zwanzig Jahren, von quter Gonftitution und der blühendften Geſundheit. Ohne eine beftimmt anzugebende Urs 667. XXXI. 7. 106 fate, es wäre denn eine Unregelmaͤßigkeit und Eparfamkeit der Menftruation, wurde fie von einer acuten parotitis der rechten ©eite befallen, welche in Folge einer unpaffenden Bebandiung in eine fehr ausgebreitete und allen refolvirenden Mitteln trogende Verbärtung überging: Das Uebel geftaltete fih fo, daß Profiffor Gairoli einen beginnenden Krebs der parotis erkannte, und die Kranke ftarb 17 aller angewendeten Mirtil nach einigen Menas ten. Bei der Section fand ſich ein tiefes Gefhmwür an der paro- tis mit krebsartiger Härte eines Theile des m. masseter, des mı. sterno mastoideus und seiner Eubmoarillardrüfe, aber auffallend ars nug boten die Speicheldrüfen, die anderen Lymphdruͤſen am Hal⸗ fe, die Eingerweide der Bruft und des Bauches durchaus Keine Bränderungen dar, Nur der pancreas fand ſich aufgetriebin, vers hartet, ſpeckartig und ganz ſcirrhoͤs in feiner ganzen Ausdehnung, befonders aber an der Durdenalportion, — sine Veraͤnderung, twels die dazu beitrug, die phyſiologiſche Beziehung zu verdeutlichen, welche zwifchen den Speicheldrüfen und dem pancreas vorbanten ift. Außer der feirrhöfen Entartung ift die parotia einer ähnlichen Degeneration unterworfin, welche aber darin von jener abweicht, daß die Krebsgeſchwulſt ſich in eine fungöfe, gefäßreiche, plattrunds liche, der Hirnmaſſe aͤhnliche Maſſe ummwandelt, welche fo weich ift, daß man bei dır Berührung alauben möchte, fie entbalte Fluͤſ— fiakeit. Durch diefe Erweichung erleider die Eubftang der parotie eine ſolche Veränderung, daß alle anatomifchen Charactire derfels ben vertoren geben. Diefe eigenthümliche Veränderung der harten Parotidenge— ſchwulſt hat noch das Beſondere, daß bei dem Vorrüden der Ers wıihung der tumor in furzer Zeit fo fehr an Umfang zunimmt, dag er an Größe dem Kopfe des Individuums gleichkommt. Bon diefer Art der Erweichung babe ich drei Beifpiele geſe— ben, welche in'sgeſammt in der Art der Entwideluna, im Verlaufe und Ausaange, fewie in ihren anatomifchen Characteren, miteinans der übereinfamen, fo daß es genügen wird, einen derfelben bier zu befchreiben. f Deomenica Gamberini, eine Dame von zarter, aber geſun— der Konftitution, die aber mehr zur Inmpbatifchen binneigte, hatte ihr vierzigftes Jahr erreicht, ohne wine bedeutende Krankheit erlite ten zu haben, ausgenommen einige Anfälle von kaltem Fieber, welche durch China aluͤcklich befeitigt wurden. Gegen Ende ihres vierzigften Lebensjahres wurde fie von einer parotitis rheumatica der linken Seite befallen, welche vielleicht als nicht ſehr heftig mit milden Mitteln behandelt wurde. In Folge deffen trat eine chro— nifhe Verbärtung ein, welche etwas angefhwollen, unfchmerzbaft bei'm Drucke und unbeweglich blieb; diefe Veränderung betraf mehr den äußeren Theil und denjenigen, welcher fich auf den masseter ftügt, als den tieferen, weßbalb auch die Bewegungen der Kinnlas de unbebindert biieben. Nach einigen Monaten, in welchen man Feine Zertheilungsmittel angewendet batte, entftand ein beftiaer frampfbafter Schmerz am Ohre, welder ſich über die ganze ent» fprehende Seite des Kopfes verbreitete, befonders gegen den Scheis tel und Naden bin. Der Zuftand des Pulfee, die fparfame Men— ftruation, der wachfende tumor an der parotis und die fchmerzs baften Empfindungen forderten zu einer reichlichen Blutentziebung auf, welche man durch Blutegel an die Schlaͤfe und den processus mastoideus anftellte, worauf Yurgirmittet wiederbolt in Anwen⸗ dung gezogen wurden, welche Mittel die Schmerzen bedeutend mil— derten. In der Folge unternahm man eine reſolvirende Behand— lung durch dın innerlihen Gebrauch der Cicuta und dee Calomel und Mercurialeinreibungen in der Umgegend ber Anfchwellung. Diefe Bebandlungsweife verminderte, obwohl fie lange Zeit fortge— fegt wurde, den Umfang der Gefchwulft durchaus nicht, und dies ſelbe zeiate fogar bei der Annäherung der Involutionsperiode eine Neigung, fi zu vergrößern. Die wiederholte Application von Blutegeln an die Hämorrhoidalaefäße und die Anwendung von Puraantien verzögerten das Fortfchreiten, aber im ſechsundvierzig⸗ ften Sabre, in welchem die menses aanz aufbörten, fing die Ges ſchwulſt, welche damals von der Größe einer Kauft, glatt, unbes weglih und von Marmorbärte, ohne abnorme Entwidelung ber Hautvenen, war, an, fi) zu vergrößern. Nach und nad wurde fie unregelmäßig. hoͤckerig, und wurde, indem fie allmälig zunahm, 107 bier und da livid, weich und nadgebend bei der Berührung. Da ie fich immer mehr als eine ferophutöfe, bösartige Anſchwellung herausftellte, fo war jede kuͤnſtliche Eröffnung unnuͤtz und felbft fhädlich, da diefelbe zum Nachtheile für das Leben der Kranken die fungöfe Degeneration nur noch mehr befchleunigt haben würde. Der tumor wuchs ungemein, fo daß er nach einigen Sahren faft die ganze linke Seite de Kopfis und Halfes einnahm, und war fo fhwer, daß er den Kopf zu der entiprechenden Seite hinzog, obs wohl die Geſchwulſt durh ein an der Schulter befeſtigtes Kiffen geftügt wurde. Der gerade Durchmeffer derfelben betrug 8 Paris fer Zoll; nad) Oben ftand fie mit ihrem Außerften Ende faft in gleicher Höhe mit dem Scheitel des Kopfes, und von da aus drückte fie auf die Ohrmuſchel und den Enorpligen Gehörgang (cf. Fia. II. Nr.2). Der Queerdurchmeffer betrug 10 Zoll, der Umfang 26; der tumor war hoͤckerig, wei und faft durchweg fluctuirend; an einigen Stellen fühlte man hier und da verftreute Enorplige Härten, glei angefhwollenen Drüfen. Die Haut war dünn, gefpannt, glänzend, von dunfelrother Farbe, ganz von Venen durchzogen, von welchen einige fehr groß waren, befonders am vorderen, Auße- zen und unteren Theile, wo fie ein unentwirrdares Neg bildeten (8ig. I. No. 4.) Die Geſchwulſt war beweglih und hing durchaus nicht mit dem Kieferfnohen und dem Jochbogen zuſammen, fo daß man bei'm Anziehen derfelben den Finger unter ihr einführen und den ramus maxillae frei fühlen Eonnte. Am Meiften war der tumor oben angeheftet, und der Mund nad) der entgegengefesten Seite hingexogen, in Folge der faft volle ftändigen Lähmung der Muskeln der linken Geſichtshälfte, deren Senfibilität normal war. Nachdem die Dame an der Abzehrung geftorben war, injicirte ich die Blutgefäße und führre die Section aus, Nah Wegnahme der allgemeinen Bedeckungen, welche ſehr verdünnt waren,-fand ich den platysmamyoides und einen Theil des sterno-cleido-mastoideus verdünnt und an der Gefhwulft ausge— breitet. Die Stüspuncte derfelben waren die nämlichen, wie die der parotis felbft, indem fie am oberen Theile feft mit dem Enorp= ligen Theile des äußeren Gehörganges, fowie mit dem vorderen aponcurotifchem Theile des masaeter, zufammenhing, mit welchen Stellen auch die parotis im Normalzuftande am Feſteſten verbunden ift. Die enorme Anfchwellung der parotis hatte den aponeurotis ſchen Theil des masseter gedehnt und verdünnt, und fie diente ihm zum Gtüspuncte an der Verlängerung der aponeurotifhen Schicht, welche fid) von der Schläfe am arcus zygomaticus über die parotis felbft verbreitete. Nach Dben und Hinten war fie an dem höheren und inneren Theil des sterno-mastoideus, an der fos- sa digastrica des processus mastoideus und an der Balls des Griffelfortfaßes, forwie auch an der Gelenkfapfel des Kiefers befe: ftigt. Als ih Queckſilber in den Stenonifchen Gang injicirte, defz fen Wandungen in diefem Falle fehr dünn und daher weit dehnbas rer, ale aewöhnlich, waren, drang es mitten durch die Lappen der Gefhmwulft und ertravafirte hier und da in die fungöfe Maffe der parotis. Die Blutgefäße, befonders die venöfen, zeigten fich fehr entwicelt, fomohl an der Äußeren, als an der inneren Seitez viele oberflächliche angefchwollene Venen ſchlaͤngelten fib und verweb— ten fich ineinander, indem fie durdy verfchiedene Zweige mit den tieferen in Verbindung ftanden. Andere oberflählihe Venen an der vorderen Seite der Geſchwulſt endeten in zwei große Venen, welche fi mit der: submaxillaris und thyreoidea superior zu einem Stamme vereinigten (Figur 1. Nr. 3), welcher in die jugularis in- terna mündete, Der größere Theil der oberflächlichen Venen verei« niate fich zu größeren Zweigen von der unteren Hälfte der Ge— ſchwutſt und trug zur Bildung der jugularis externa bei, welche Vene in diefem Kalle aus zwei dicken Veräftelungen, an Durchmef» fer dem Eleinen Finger gleich, gebildet wurde, welche längs des m. sterno-mastoideus herabftiegen und an der entfprechenden subela- via endeten (Figur 1. Nr. 5.). Der innere Theil der Gefchmulft, welcher ſich auf den masseter Iehnte und in der Vertiefung zwi— fchen dem ramus mandibulae und dem processus mastoideus lag, zeigte das venöfe Syitem ungemein entwidelt. Bedeutend vergrös Bert war der venöfe plexus parotido- massetericus, welcher zwi⸗ ſchen dem hinteren Theile des masseter und der parotis liegt; fürs 7. XXXL 7. 108 ner ber fo verwickelte Schädelpferus, welcher den condylus und bie cavitas glenoidalis umgiebt; und die Queervenen des Gefichtes, for wie der Stamm der maxillaris interna — alle Venen, welche mit zwei oder drei anfehnlichen Verzweigungen in die jugularis interna mündeten. Was die Arterien betrifft, fo war die Vergrößerung der Eleinen Zweige zu bemerken, welde die maxillaris externa am unteren Theile der parotis abgiebt, fowie auch des Stammes der carotis externa, da, wo er in die parotis eintritt (Figur I]. Nr. 11.), der art. auricularis posterior, der anderen Figur 11. Nr. 12, dargeftellten Arterienäfte, der maxillaris interna und der Zweige der carotis externa, welche fih in der Geſchwulſt verloren. Die von den Bededungen freigelegte Geſchwulſt zeigte nun beffer ihre unregelmäßige , bödrige Geftalt und erſchien wie in ebenfoviele Maffen getheiltz der größere Theil ihres Umfange zeigte fich bei'm Drude fo weich, als ob Flüfiigkeit in ihr enthalten feyn müßte, war dagegın an anderen Puncten von Knorpelhaͤrte. Nachdem ich in verfchiedenen Richtungen Durchſchnitte gemacht hatte, fand ich im Allgemeinen eine weiche, weißröthliche GSubftang, befonders an der Stele, wo Fiaur I. Nr. 1. das Meffer gezeichnet ift, ohne irgend eine Anfammlung flüfjiger Materie. An einigen YPuncten zeigte ſich eine harte, weiße, fibröfe Gubftang, welche dem Meſſer wider: ftand. Viele anfehnliche, ſowohl arterielle, als venöfe Blutgefäße verloren fih im Inneren und waren befonders am weichen Theile der Gefhmulft ungemein entwidelt. So war alfo das Product der fungöfen Degeneration der parotis eine Degeneration, welche ſich auf das entiprechende Zellgewebe und zwei ringsumliegende Lymphe drüfen verbreitet hatte, während die anderen und diejenigen, welche fid) gewöhnlich unter dem unteren Theile der parotis neben dem m. sterno-cleido-mastoideus finden, und alle die Drüfen des Hals fes und des übrigen Körpers fih im Normalzuftande befanden. Bedeutende Schriftfteller, unter ihnen Boyer, haben angenomr men, daß die Beweglichkeit der Geſchwulſt als ein jicheres Zeichen dafür gelte, daß die Krankheit ihren Sitz nicht in der parotis, jons dern in den Lymphdruͤſen und dem die Obrfpeicheldrüfe umgebenden Zellgewebe habe, indem es uncrkfärlicy wäre, daß die parotis, wel⸗ che im Normalzuftande innig mit den umgebenden Theilen verbuns den ift, beweglich fey, wenn fie von Scirrhus ergriffen wäre, eince Krankheit , welche die Befeftiaung der erkrankten Partie mit den Nachbargebilden bedeutend vermehre. Jene Bıhauptung läßt fich aber, meiner Anfiht nah, nicht durchführen, und die Thatſachen, welche ich aufführen werde, fcheinen mir zu genüsen, um zu zei— gen, daß die Beweglichkeit der Gefchwulft Fein fo wichtiges dia— anoftifches Merkmal ſey, als man glaubt. Es ift zwar wahr, daß die parotis im Normalzuftand an ihrem oberen Theile tief gelagert ift und an der hinteren Portion der cavitas glenoidalis, an dem Gapfelligamente des Unterfiefers, an dem Enorpligen und Enöchernen Gehörgang, an dem Innern der Bajis des proc. styloideus, an der fossa digastrica des processus mastoideus, an dem oberen und ins neren Theil des sterno-cleido-mastoideus, an der portio zygoma- tica der aponeurotifhen Schicht und an dem oberen aponeurotifchen Theil des masseter befeftigt ift; aber der oberfläcliche und une tere Theil derfelben find fo fehr beweglich, daß ein leichter Zug genügt, dieſelbe herauszuziehen, chne daß ein Anhaltepunct vors handen wäre. Nun wird e8 leicht zu begreifen ſeyn, wie bei ciner ſolchen Krankheit, welche die Gränzen der parotis nicht übers ſchreitet, die zunchmende Echwere derfelben die Anheftungspuncte ausdehnt und verlängert, die Drüfe zum großen Theile nah Aus fen aus ihrer Höhle zwifchen dem Afte des Unrerkiefers und dem Zigenfortfage zieht und fie befonders nach Unten fehr beweglich macht. Aehnliches fommt bei den Lymphdrüfen des Halfes, der Ahjfelgrube, der Weiche und der mamma vor, deren Beweglich— feit mit der Zunahme ihres Gewichtes fih vermehrt. Sch felbft hatte in zwei Fällen Gelegenheit, obige Thatſachen beftätigt zu finz den, einmal in dem oben befchriebenen Falle, und dann in einem anderen zu Mailand an der verftorbenen Marchefe Lutti beobach— teten. Diefe Dame hatte gegen das Ende des Jahres 1816 einen Anfall von acuter parotitis der rechten Seite gehabt, welche in eine chronie fche Verhärtung überging, fo daß die Drüfe etwas angefchmollen blieb. Verſchiedene Örtliche und allgemeine Mittel wurden ohne Erfolg ange: 109 wendet. Im Zabre 1838 litt fie von Neuem on neuralgifhen Schmers gen an jener Stelle und am Kopfe, und da fie wabrnahm, daß die Geſchwulſt größer und an einigen Puncten weid wurde, fo wurde ich zur Gonfultation berbeigerufen. Ich fand eine Geſchwulſt von dem Umfange einer großen Kauft in der Gegend der rechten paro- is, welche durchaus unbeweglih, hart, ſcirrhoͤs und an einigen Stellen erweiht war. Die Erweichung ſchritt allmälig immer weiter, und die Geſchwulſt wurde nad wenigen Monaten volumiz nös und fihmer, fo daß, nachdem die Anheftungen gelockert waren, fie immer beweglicher wurde, ausgenommen am oberen und tiefern Theile und dem, welcher auf dem masseter liegt, gleich unter dem Jochbogen, wo die natürlichen Bänder der Drüfe am Staͤrkſten find. Diele Thatfachen überzeugten mic) noch mehr, daß man fein großes Gewicht auf die Beweglichkeit der Geſchwulſt legen dürfe, um über den Sig derfelben in den Lympbdrüfen und im Zellgemes be zu entſcheiden, um fo mehr, als die Anatomie lehrt, daß außer den die parotis umgebenden Enmpbdrüfen diefe gewoͤhnlich vor dem Ohre in der Nähe des tragus gelegen und die zwei oder drei ane deren längs dem Äußeren Rande der parotis felbft und zumeilen einige andere Eleine Drüfen in einer ſenkrechten Richtung in der Dice derfelben. an der Außeren Oberfläche liegen. Wenn dieſe Drüfen nun anſchwellen, fo würde eine faft unbewegliche Geſchwulſt entftehen, welche man mit der parotis in Zufammenbang bringın Könnte, ohne daß jie aber dieſelbe im Mindeften betheiligte. Die Diagnofe kann alfo nicht von der Beweglichkeit oder Un— beweglichkeit der Geſchwulſt abhängig feyn , fondern jie muß auf die genaue Erforfhung der Entftehungsmweife des tumor, feiner Ur« ſachen, Symptome, der individuellen Gonftirution und der Kortfchrirte der Krankheit bearündet werden. Wenn nun die Gefdywulft in der That ihren Sig in der parotis hat, und die einfache Ver: bärtung derfelben in scirchus übergeht: fo bilder ſich eine farcos matöfe Degeneration oder fungus medullaris encephaloides, die Geſchwulſt erreicht einen großen Umfang und wird bemeglich, indem die Drüfe durch ihre eigene Laſt bervorgezogen wird. In anderen Fällen daargen, wo die Affection fih auf die umlie— genden Theile, nämlih auf den sterno-cleido-mastoideus, pte- rygoideus internus und auf den masseter verbreitet, bleibt die Geſchwulſt unbeweglich. Eine fo große Beweglichkeit nun aber die parotis an ihrem unteren und mittleren Theile erlangen Eann, fo wird fie doch ftets nach Oben- und Innen ihre normalen Eräftigen und feiten Anbeftungspuncte behalten. Sobald nun bei einer ſolchen Gefhwulft äußere und innere Mittel ohne Erfolg angewendet worden jind, fe bleibt Fein anderer Ausweg, um den Kranken vor einem gewiſſen Tode zu fihern, ale die Erftirpation; aber diefe Operation bietet fo große Schwierige keiten und Gefahren dar, daß jie von vielen bedeutenden Wundärzs ten durchaus widerratben wird, wiewohl fie zuweilen mit glücklis chem Erfolge ausgeführt worden ift. In der That, wenn man bee denkt, wie die parotis zu großem Theile tief zwifchen dem ramus mandibulae und dem processus mastoideus bis zum Geitentheile des pharynx gelagert ift, wie fie die carotis externa und viele Zweige derfelben, die transversa faciei und die maxillaris interna umgiebt; wenn man an die Communication ihrer Venen mit den großen Venengeflechten, weldye den condylus mandibulae umlagern und mit denen, welche vom hinteren Theile des masseter zur Drüfe hervorlaufen, denkt; wenn man die vena jugularis externa, die maxillaris interna und die anderen großen Venenſtaͤmme berüd: ſichtigt und endlich erwägt, daß bei einer Erftirpation der parotis nicht nur viele Zweige der dritten Halsnerven, einige Aeſte des n. quintus, der nn. intercostales, aber befonders die Verzweigun— gen und felbft der Stamm dis n. communicans faciei, welcher ganz dicht an der parotis liegt, durchfchnitten werden müffen: fo wird die Operation als eine fehr gefährliche und unfichere erfchei: nen. Wenn ich jene anatomiſchen Verhaäͤltniſſe berüdjichtige und die Analyfen der von einer Erftirpation der parotis aufgeführten Fälle betrachte: fo bim ich geneigt, anzunehmen (wie auh Riherand, Boyer und Andere angegeben haben), daß in den meiften Fällen die Erftirpation nur theilweile ausgeführt worden und in vielen die parotis felbft unberührt geblieben ift, und nur Geſchwülſte entfernt worden find, welche von den Lomphdruͤſen oder vom Zellgemwebe 667, XXXI 7. 110 ausgingen, oder Balggeſchwuͤlſte oder Lipome, welke ſich in dirfer Gegend entwidelt hatten. Denn in den Befchreibingen der Exs flirpation der feirrhöfen parotis gefhicht feine Erwähnung von Dämorchagieen, von nach der Operation eintretenden Zufällen, uns ter welchen die Lähmung der Geſichtsmuskeln der entſprechenten Site nit ausbiciben Eonnte, Zrog der großen Schwierigkeiten aber, welche die Erftirpa= tion der parotis mit ſich führe, glaube ich nicht, daß fie ganz aus der Reihe der Operationen gejteidyen werden müffe , und ich bin der Anſicht, daß fie unter günftigen Verhältniffen des Kranken fowohl, als der Rocalirät ausgeführt werden Fönne. Wenn nämlich die Des generation, von weldyer die parotis und’ die umgıbenden Theile ers griffen find, wenigftens nicht diffus ift, und eine ifolirte, etwas bes weglihe Geſchwulſt bildet, welche duch ihre Schwere die parotis aus ihrer tiefen Nifche hervorgezogen bat: fo kann man mit grös Berer Reichtigkeit die Gefäße, welche durdhfchnitten werden müjlen, unterbinden. Demungeacdhtet bleibt die Operation ftets eine fehr bedeutende. Im Allgemeinen, je härter und compacter die Geſchwulſt ift, defto weniger jind die Gefäße entwidelt, während bei der weichen Geſchwulſt der parotis, bei der fungöien und markſchwammartigen Degeneration derfelben, die Entwidelung des Gefäßſyſtems oft jo bedeutend ift, daß förmlidy ein ausgedehntes corpus cavernosum gebildet wird, Nach den von mir an Feihen angeftellten Verfuchen und mei— nen Beobadjtungen an patbologifhen Präparaten glaube ich fol: gende Operationsweiſe als die zweckmäßigſte aufftellen zu Eönnen, Nach gemachtem Hautfchnitte untırbindet man die oberflädlidhen Venen, wenn fie groß find, nach der Reihenfolge, wie fie jich dar— bieten, und erftirpirt dann die Gefhmwulft von Unten nah) Oben, Gewoͤhnlich finder fid) der platysmamyoides untırhalb des Tumors gefpannt und bandförmig, oder nady Art einer ligamentöfen Aus— breitung: deßhalb fchneidet man in die Qucere, hebt die Geſchwulſt in die Höhe und legt zwei Rigaturen um die v. jugularis externa, zwifchen welchen man diefelbe durchſchneidet. Um die Gefhwulft beffer in die Höhe heben zu Fönnen, wird es zuweilen gut feyn, eins der feften Bänder, welche fie unterftügen, nämlich die aponeu: rotifhe Ausbreitung, welche fih vom Jochbogen zur Geſchwulſt bin erftrecft, und die des m, masseter wegzunchmen (Figur I. Nr. 1.) Darauf hebt man die Gejhwulft noch mehr in die Höhe und kann nun leichter die carotis externa in der Nähe des Kieferwin— kels bloßlegen, indem man das Zellgewebe, welches längs des oberen Randes der Sehne des m. digastrieus ſich befindet, zerreißt. Man legt dann um die Arterie zwei Ligaturen, welche aud ven die AUrterie begleitenden Venenſtamm mitumfaffen, der befonders von der maxillaris interna und der temporalis profunda gebildet wird, welche im Parenchym der parotis zufammen mit der Arterie verlaufen und nad) Dben mit dem Venengeflechte in Verbindung ftehen, welches den condylus und die fossa glenoidalis umgiebt. Nachdem man nun den Schnitt zwifchen den beiden Ligaturen weiz ter geführt hat, trennt man die Gefhwulft von Unten nad Dben und löf’t fie von den Theilen, mit denen fie in Verbindung fteht, wobei man jede größere Vene, die ſich darbietet, vor der Durchs fchneidung doppelt unterbindet. Wenn nun fo die Gefchwulft bis zu ihrem oberen Ende ge— trennt ift, und diefes nicht degenerirt, aber ſehr gefäßreich ift, fo thut man am Beften, um dajjelbe eine Ligatur zu legen, diefeibe feft anzuziehen, und dann allıs unterbalb der Ligatur Bes findtiche abzutragen, um fo die Verlegung jener von mir oben erwähnten, fo vielfach verzweigten Venengeflechte zu vermeiden. In dem Falle aber, wo die Venen nicht fo ‚bedeutend entwickelt find, oder die ganze parotis degenerirt ift, muß man bie totale Erftirpation ausführen, indem man die Blutung durch Sompref: fion oder adftringirende Mittel zu befeitigen fucht. Bei allın güns ftigen Verhättniffen bleibt die Operation mehr oder weniger ſchwie— tig und gefährlich, je nachdem die Gefhwulft mehr oder weniger ausgebreitet, befeftigt oder gefäßreich ift. Die Unterbindung der carotis externa bei ihrem Urfprunge, oder etwas höher hinauf, iſt unumgänglicy nothwendig, indem man fonft bei jedem Schnitte den einen oder den andern Aft derfelben, wie die meningea media, ma- 111 xillaris interna, auricularis posterior, transversa faciei u. a. un⸗ terbinden und die Arterie endlich doch durchſchneiden muͤßte, da ſie faſt immer mitten im Parenchym der parotis liegt. Die Unter— bindung der carotis externa genügt, wenn man von Unten nach Oben operirt, um die arterielle Blutung zu verhüren; wenn aber die Degeneration der carotis ſich aud) auf das ganze die Arterie umgebende Zellgewebe bis zum Urfprunge derfelben verbreitet bat, fo unterbinde man die carotis communis, wie e8 Dr. Sfambert mit gluͤcklichem Erfolge in einem Falle gethan hat. Trotz diefer Borforge ift jedoch ein bedeutender, wenn auch nicht artericller, doch venöfer Blutverluſt unvermeidlich, indem zahleeihe Venen durchfchnitten werden mülfen, beſonders die bedeutenden Geflechte am masseter und der cavitas glenoidalis, aus denen eine fehr hef: tige Blutung ftattfinden kann, befonvers bei den Individuen, wo das Venenſyſtem fehr entwickelt ift, eine Blutung, welche wegen der Verbreitung der oberflächlichen Venen, die mit den Geflechten innerhalb des Schaͤdels in Verbindung fteben, ſchwer zu hemmen it. Es wird ftets zweckmaͤßig feyn, die großen Venen, welche fih darbieten, zu unterbinden, bevor man fie durchſchneidet, ſo— wohl aus dem oben angegeführten Grunde, als auch wegen ber Gefahr des Eindringens von Luft in diefelben, wodurd, wie be— kannt, das Leben fait augenblicklich erlöfchen Eann. Erklärung der Figuren. Figur 23. 1. Aponeurotifhe Ausbreitung auf der Gefhmulft. 2. Ductus stenonianus. 3. Benenftamm, gebildet durch die vorderen und tiefen Venen der parotis, der v. submaxillaris, lingualis und thyreoidea su- perior, aus denen cin dicker Stamm hervorgeht, weldyer, tiefer eindeingend, in die v. juzularis interna mündet, Oberflaͤchliche Anaftomofen zwifchen den Zweigen der tiefen Bes nen ‚der parotis und denen der v. jugularis externa. 5. Vena jugularis externa, aus zwei ftarken Aeſten, einem vorderen und einem hinteren, zufammengefegt, welche in die v. subela- via münden. . Arteria carotis communis. . Vena jugularis interna. Figur 24 Die Gefhmwulft, in die Höhe gehoben und etwas von der Schulter entfernt, um die Blutgefäße zu fehen, 1. 1. 1. Die umgebende Hautbededung. 2. Das auf der Geſchwulſt liegende Ohrläppchen. 3. Processus mastoideus. 4. Qucerfortfaß des erften Wirbels. 5. Hintere Aefte der v. jugularis externa. 6. Vena jugularis interna. 7. Beträchtliher Venenaſt, welcher in bie v. jugularis interna mündet und aus der die carotis externa in die Drüfen hinein be= gleitenden Vene, aus der v. thyreoidea superior und submaxil- laris etc. gebildet wird. 8. Anaftomotifcher Venenaft zwifchen der v. jugularis externa und den Aeſten der tiefen Venen ber parotis, 9. Arteria carotis communis. 10. Arteria carotis interna. r It Ze} 667, AXAL 7. 112 ——— carotis externa, ſoweit ſie an der Geſchwulſt ver⸗ laͤuft. 12. Hautvenenaͤſte, welche gebogen nach Unten und Innen von der Geſchwulſt verlaufen. 13. Arteria auricularis posterior. 14. Stelle, wo der Stamm der carotis externa in den tumor eindringt. Die Richtung diefis Stammes ift anfänglich abwärts und gebogen, ba die Arterie durch die Schwere der Geſchwulſt ein Wenig nach Unten, aber nah Innen von der Gefchwulft, ges zogen wurde; nachdem bdeufelbe viele ftarke Aeſte abgegeben und die a. maxillaris interna abgegeben hat, erfcheint er, wie ges woͤhnlich, vor dem Dhre und wendet ſich zur Schläfe hin, Miscellen. Ueber das Präparat einer partiellen Fractur des Schenfelhaljes und über die Quelle der Nutri— tion des Schentclfopfes las B. B. Cooper, im Namen des Herrn Wilkinfon King, in der Sigung der Royal and chi- rurgical Society am 2. März 1844 Das Präparat war vom einem zweiundficbenziajährigen Manne, welcher an’ Pıneumonie ger ftorben war, ufertapfanfsig Tage, nahdım er eine Verletzung an der Hüfte befommen hatte. Der Schenkelhals war an feinem ſchmaͤlſten Theile durch eine Kractur faft ganz getrennt, der Kopf war nad) Rüdwärts gebogen und der vorftehinde Theil des Halſes faft 4 Zoll weit in die Knochenzellen hineingetrieben. Die Weiche theile waren gefund. Die einziae Spur einer Dflification befand fih an der Baſis des noch unterftügenden Theiles. — Der Ver: fafer ging dann auf einige Brobadhtungen über, welche er vor Kurzem über die, den Schenkelkopf verlorgenten Arterien gemackt hatte. Er hat gefunden, daß die Arterie, welche zu diefem Theile hin verläuft, während er noch Epiphyfe ift, das Leben hindurch bleibt; fie ift ein großer Endaft der arteria circumflexa interna, weiche ein Wenig hinter und unter dem höchſten Puncte des Schen- kelhalſes in ein Loch eintritt, sich dann Über das dichtere Lager von Zellen, welches durch die Vereinigung der Epiphyfe mit dem Körper entiteht, hinkruͤmmt und über die Snfertion des ligamen- tum teres hinaus verläuft, welches er, wie Verfaſſer alaubt, auch ernährt. Er ſchloß mit Bemerkungen über den Einfluß, welchen diefes Gefäß in Fällen von Schenkelhals-Bruͤchen haben kann, die vitalen Actionen des Schenfelfopfes zu erhalten und die ligamen— töfe Vereinigung zu befördern, da jenes einen folchen Verlauf nimmt, daß es bei Brücken der Art nicht betheiligt wird. Gin —— Gefaͤß will der Verfaſſer am Oberarm-Kopfe gefunden aben. £ Tinctura Jodi als blutftillendes Mittel, — Ei: nem Greife von achtzig Sahren, welcher, nach längere Zeit ans dauernder retentio urinae, eine. fo heftige Blafenblutung bekommen batte, daß fein Leben in die höchfte Gefahr gefegt wurde, injicirte, nad frudhtlofer Anwendung anderer Mittel, Herr v. Magenine gen eine Auflöfung von tinetura Jodi Zi auf aq. Zjii in bie Blafe, worauf die Blutung fogleih ftand und der Kranke bald völlig hergeftellt wurde. (Journ. med. de la Neerlande, Mars 1344.) Bibliographische Neuigkeiten Trait€ de mineralogie. Par A. Dufrenoy. Tome 1. 1344. 3. (Es werden drei Bände und ein Atlas.) Essai d’une description geologique du Departement de Seine et Marne. Par M. de Senarmont, Ingenieur des Mines. In 8. (15 Bogen.) — de Seine-et-Oise; par le meme. In 8. (17 Bogen.) Paris 1844. Paris Statistique des maladies Epid&miques, dans l’Arrondissement de Lille de 1832 à 1843. Rapport etc. par A. Gosselet, Me- decin des epidemies. Lille 1844. 8. Du climat et des maladies du Bresil, ou Statistique medicale de cet empire. Par J. F. X. Sigaud. Paris 1844. 8. — —— — — — Menue Üotizen auddem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, gefammelt und mitgerheilt von dem Ober» Mebieinalratde Froriep zu Weintar, und dem Medisinalrarbe und Profeffor Froriep yu Berlin. N. 668. Gedruckt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. (Nr. 8. des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 fL. 30 @%, Suli 1844. des einzelnen Stüdes 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr Ueber die Structur und Functionen der iris, Bon E. R. Hall, Esq. (Der Royal Society vorgetragen am 9. Februar 1843.) (Fortfegung.) Bei lebenden Säugetbieren fehen wir. die ganze Aus: dehnung der iris nicht. Sie erftredt fih an ihrem Umfreife beträchtlich weit über die Verbindung der cornea mit der selerotica hinaus. Durchſchneidet man ein in Alcohol erz härtetes Auge ſenkrecht, fo fieht man, mie fehr durch die Anbeftung der Gilinrfortfäße an die iris die Auedehnung der bintern freien Oberfläche der iris, im Vergleiche mit der der vordern, geichmälert wird. Dieß zeigt fich in’sbefondere bei'm Ochſen und Schaafe fehr auffallend. Der durch die langen Giliararterien auf der Vorderſeite der iris gebildete Gefäßring tritt an der blaßgefärbten Re— genbogenhaut des Hundes, der Katze, des Kaninchens und Hafen recht deutlich hervor, wenn man fie in verdünnte Sal: peterfäure taucht, wodurch das darin enthaltene Blut braun gefärbt wird. Kleine gewundene Zweige geben von diefer arteria coronaria der iris aus und verforgen deren Strucz tur nad Oben und Unten reichlich, was man an der diinnen halbdurchſichtigen iris der jungen Kate deutlich wahrnimmt. Außer den firahlenförmigen Falten der uvea find feine wellenförmige Fäden vorhanden, welde in unregelmäßiyen Abftänden von dem befeftigten Rande nah dem Rande der Pupille ftreihen und ſich von der DVorderfeite aus gefehen am Deutlichften ausnehm:m. ie fheinen £einen feftbeftimm: ten Lauf zu haben nnd theilen und verzweigen ſich öfters. Menn man die iris am lebenden Menſchen bei einer Beleuchtung unterfucht, welche ſtark genug ift, um eine maͤ— Fige Zufammenziehung der Pupille zu veranlaffen, fo bemerkt man eine Anzahl von Hervorragungen, welche bei in der Entfernung eines Drittels der Breite der Iris von deren Pupillarrande am Deutlichften hervortreten. Bei blauen und grauen Augen find diefelben weißlich und gut erkennbar, bei braunen Augen braun und mehr wie winzige Büfchel geftals N. 1768. — 668, tet. Dom duferen Theile diefer Hervorragungen ftreichen zahlreihe Streifen nah dem Giliarrande.. In Buͤndelchen geordnet, beginnen diefe Etreifen am Umkreiſe der iris; fie convergiren dann fücherförmig und bilden durch ihre Verei— nigung eine der erwähnten Hervorragungen. Diefe find in Betreff der Form und Gröfie fehr verfhieden. Sie ſtehen mehrentheils miteinander in Verbindung und bilden fo einen unregelmäßigen, aber nicht ununterbrochenen Ring. Vom in— nern Rande diefes Ringes fieht man febr feine parallele Finien nad) der Pupille ftreichen, wofelbft ein ſchmaler Ring, der fo dunkel ift, daß man ihn bei oberflaͤchlicher Unterfuchung faum bemerkt, deren innere Begränzung bilde. An man: chen Negenbogenhäuten, namentlich den braunen, fieht man die früher erwähnten Streifen gleich zarten Fäden von der Baſis der iris bis zur Pupille ftreihen, indem ſich, ftatt der gewöhnlich mahrzunehmenden Hervorragungen, nur ei— nige winzige Buͤſchel zeigen, welche dunkler gefärbt find, als die übrige iris. Bertrandi befchreibt diefe als Gefäße, Zinn als Faſern; Haller läugnet, daß fie musfelartig feyen, ſtellt aber binfichtlid ihrer Natur Keine beftimmte Anſicht auf. Von diefen flocculi radiati, tie er fie nennt, foll die Farbe der iris hauptfächlich abhängen, wiewohl dag pigmentum nigrum, fowie die Gefäße und Nerven, auch mit zu ders felben beitragen dürften. Dr. Jacob hält fie für musfel- artig und vergleicht fie den carneae columnae und chor- dae tendineae des Herzens, „ſowohl was die Geftalt und Anordnung, als die Unregelmäßigfeit ihrer Structur betrifft”. Jourdan und Herr T. Wharton Jones haben fie für Verzmeigungen der Giliarnerven erklärt. ES hält ſehr ſchwer, einen diefer Streifen zu ifoliren und abgefondert zu unterfu= hen. Bringt man fie an die Luft, fo ſchrumpfen fie zus fammen, bis kaum nod der Umriß der frühern Hervorrag— ung Eenntlic ift. Unter dem Mikroſkope ftellen fie ſich als bin und her gewundene Fäden dar, welche fih in der Nähe der Pupillen in zwei oder mebr feinere Fäden trennen, die ſich weiter zertheilen und unter den Pupillarfafern (2) verlie— 8 115 ren. Dem Anfehen nad, haben fie mit Muskelfaſern Beine Aehnlichkeit; ihre Elementarfäddyen find ftärker und ohne Qurerftreifen. Ihre directe Fortfegung in die Ciliarnerven habe ich nie ermitteln koͤnnen; allein da es ſchwer hält, ſich das menſchliche Auge hinreichend feifh zu verfhaffen, fo babe ich an demfelben die Giliarnerven felbft nie weiter, als bis zum corpus ciliare, verfolgen Eönnen. In Betracht der großen Menge von Giliarnerven, welche in den Ciliar— förper ringe um den befeftigten Rand der iris eintreten, follte man a priori glauben, deren Bertheilung müffe deut: lih erkennbar ſeyn; allein wenn wie foldhe nicht in den leicht fihtbaren plerusförmigen Streifen der vordern Oberfläche ers Eennen wollen, hält e8 ſchwer, noch außerdem Spuren von ihrer Beſtimmung aufzufinden. lich Muskeln zur Erweiterung der Pupille, fo würden wir fie bei Vögeln und anderen Thieren fo gut, wie bei'm Mens: ſchen, antreffen. Allein dieß ift nicht der Fall. Bei'm Och— fen babe ich mehrere der Ciliarnerven durch das corpus ci- liare binduch bis in die iris hinein verfolgt, ‚in deren Ges webe fie fih veräfteln und wieder miteinander vereinigen. Die Gründe, weßhalb man diefe Streifen als nicht musculös zu betrachten hat, find: 1. Dem Unfehen nah find fie von den Musfelfafern verſchieden. 2. Bei vielen Thieren, deren Pupille die Faͤhigkeit ſich zu erweitern beſitzt, ſind ſie nicht vorhanden. 3. Bei'm Menſchen ſind ſie ſehr unregelmaͤßig ver— theilt; an manchen Individuen ſtellen ſie ſich ungemein deutlich dar; an anderen find fie kaum fichtbar, waͤhrend deghalb doch die Iris in dem einen Falle nicht thätiger ift, als in dem anderen. 4. Da die Hervorragungen häufig keineswegs regels mäßig um die Pupille ber geordnet find, fo möchte man glauben, daß caeteris paribus jede Gontraction fib in den durch jene Streifen gebildeten größten Hervorragungen am Stärkften äußern müffe; daher fi) die Pupille nicht gleichförmig erweitern, fondern nach der Richtung, in der fih jene größten Hervorragungen befinden, am Stärfften gezogen werden müffe. 5. Müren fie musculög, fo müßten fie während der Erweiterung der Pupille in Thaͤtigkeit feyn und folglich dann kuͤrzer und ſtaͤrker hervorragend erfcheinen. Dagegen find fie aber, wie Haller beobachtete, während der Er: weiterung der Pupille weit ftärfer hin und hergebogen, als während deren Zufammenziehung. Daß es eine Gefäße feyen, folgert Dr. Jacob aus dem Umftande, daß diefe Streifen weit ftärfer find, als die Gefäße der iris, und daß fie in ihrer Anordnung durchaus von der Anaftomofe der Gefäße abweichen, wozu mir noch hinzufügen Eönnen, daß durch das Ausfprigen der Iris die Streifen in Eeiner Weiſe verändert werden, Allein obgleich fie felbit weder einfache Gefäße find, noch aus einer An: haͤufung von Eleinern Gefäßen beftehen, ijt doc) die fie vorn überziehende Membran fo außerordentlich gefäßreich, daß, wenn man fie bei 250facher Vergrößerung unterfucht, wäh: 668. XXXL 8. Wären diefe Streifen wirt: 116 rend die Brennweite genau mit dem oberflächlichften Theile jufammenfällt, man nichts, als winzige Gefäße, wahrnimmt. Wenn die iris des Menſchen abgelöft und vorfichtig in Waifer hin» und herbewegt, bis fämmtlihes Pigment befeitigt worden, dann aber auf Glas ausgefpannt und ges trocknet wird, fo ift fie zur miktoſkopiſchen Unterfuchung mit ducchfallendem Lichte hinreihend durchſcheinend. Sch will bier die MRefultate der Unterfuhung der unausgefprigten Nez genbogenhaut mittheilen, da Sömmering’s fhöne Abbils dungen der gut ausgefpristen iris bereits vorliegen, und die innerfte Structur des Organes, abgefehen von den Gefäßen, durch das Ausfprigen weniger deutlidy wird. Wenn man die Iris in der angegebenen Weiſe präparirt hat, fo lafs fen fih die Umriſſe der vorderen Streifen, fowie die der bintern Strablen und Gefäße auf den beiden Oberflächen, obwohl nicht in gleicher Deutlichkeit, wahrnehmen. Auf der hintern bemerkt man einen ſchmalen bandförmigen Streifen, welcher die Pupille umgiebt. Mit unbewaffnetem Auge lafs fon fih in diefem die fehr zarten Fafern, welche dag Mikro» ſkop deutlich erkennbar macht, kaum unterfcheiden. ie find ungemein fein, blaf, gelblid) = afhgrau und bilden eine fehr dünne, aber ſcharf begränzte, Schicht, welche auf und hinter der Pupillarportion der iris liegt. Ihr Durchmeffer ift bes deutend geringer, ald der der vorderen Streifen, von denen fie auch im Anfehen durchaus abweichen. Diefe winzigen concentrifchen Faͤden fcheinen maffiv zu ſeyn und baben bie auffallendfte UebntichEeit mit den Fafern, welche jeden der beiden Saugnaͤpfe umgeben, die fih auf der untern Ober: flähbe des durchſcheinenden Agulus foliaceus (?) befinden, und die man, nach deren Rage und Anfehen, für Muskel: tinge zu halten hat. Uebrigens habe ich in der Iris durch— aus nichts einer Muskelfaſer Aehnliches entdecken können. Gefäße von demfelben Kaliber anaftomofiren fo reichlich mit: einander, daß fie ein hoͤchſt verwideltes und ſchoͤnes Mes bilden. Hier und da fieht man noch ein Paar Scheibchen von Blutkuͤgelchen in den DBlutgefüßen. Arterien und Bes nen laffen ſich voneinander nicht unterfcheiden, fondern man erblidt nur ein in außerordentlich hohem Grade miteinander communicirendes Gewebe von Gefäßen *) *) Wenn man die richtige Brennweite nur im Geringften vers rüct, fo zeigen ſich Erjcheinungen, die ſich naturgemäß aus— nehmen, aber auf optifdher Zäaufhung beruhen. Man Fann dann zu dem Glauben veranlaßt werden, die iris beftehe durch— aus aus Freisförmigen, fchrägen und ftrahlenartig geordneten Far fern. Bei fehr ftarker Vergrößerung ift die für die hervorras gendften Theile paffende Brennweite für die tieferliegenden falſch, und wir fehen dann einmal nur die obere Schicht der anaftomofirenden Gefäße, ohne irgend Fäden wahrzunehmen; oder ein ander Mal den Umriß der vorderen Streifen durch darüberliegende Gefäße verdunfelt. Der Grad der Beleuch— tung modificirt das ſich darbietende Anfehen ebenfalls bedeu— tend. Die Linfe muß achromatiſch feyn, und je geringer die Vergröfierungskraft ift, mit der fich ausreichen läßt, um fo beffer ift es, da man dann ein weit arößeres Gejichtsfeld hat, ohne das Inſtrument anders ftellen zu müffen, Zur Unterfus chung der concentrifhen Fafern der Pupille eignet fich eine mäßig ftarte Beleuchtung am Beften, während die vorderen Streifen fih am Deutlichften zeigen, wenn man eine Portion 117 Den zottigen Character, vermöge deffen, dem Dr. Ammon zufolge, die Membran der vordern Oberfläche der iris von der glatten, durchſichtigen tunica, welche die Horns haut auskleidet, fo fehr abweicht, habe ich nidyt wahrneh— men können. Herr T. W. Jones giebt an: „eine ununs terbrochene Membran, welche die vordere Kammer der wifs ferigen Feuchtigkeit auskleidet, laffe fich nicht demenfttiren, wogegen fich eine folche in Betreff der bintern Kammer des humor aqueus eher nacweifen laſſe.“ Dr. Ammon dagegen Eonnte feine feröfe Membran an der hintern Ober— fläche der iris finden. Henle fand es unmöglih, an der einen, oder der andern Oberfläche der iris, oder auf der Kapfel der Krnftalliinfe ein epithelium zu entdeden, wäh: vend Valentin ein foldes auf beiden Oberflächen befchreibt, Here T. W. Jones hat im Auge des Lammes an der vordern Oberfläche der vordern Wandung der Kapfel der Kınftalllinfe epitheliiche Körperhen erkannt. Da auf diefe Weife die Mefultate der mikroſkopiſchen Unterfuhungen nicht miteinander Übereinflimmen , fo läßt fid) vor der Hand, wer gen des glatten, glänzenden Anfehens der Innenfeite der vore dern und hinten Kammer der wäfferigen Feuchtigkeit, an— nebmen, daß beide durchaus mit derfelben zarten feröfen Membran ausgekleidet feyen. Es ift unwahrſcheinlich, daß verfchiedene Theile derfelben gefchloffenen Höhle, die ſich fos gar mit derfelben Secretion in Beruͤhrung befinden, in Bes treff der Drganifation wefentlid voneinander abweichen follten. Auf der hinteren Oberfläche der Iris bemerken wir die zarten Strahlen, welche tie Analoga der ſehr wahrnehmba— ven Falten auf der uvea des Dchfen find. Wie Dr. Ja⸗ eob anführt, feinen diefelben allerdings derfelben Art zu feyn, wie die processus ciliares. Wenn man diefe und die iris gründlih waͤſcht, bis fie von Pigment durchaus befreit find, und dann einen Augenblid in verdünnte Salpes terfäure taucht, fo fcheint jeder Giliarprocef aus einem Mit: telftamme zu beftehen, welcher nad) beiden Seiten eine große Anzahl ſehr winziger Zweige ausfendet. Unter dem Mikro: fEope zeigt fich diefe baumförmige Anordnung ungemein fchön und die Gefäßverbindung zwifchen der iris und den pro— cessus ciliares fehr deutlich. An den legtern find keine Muskelfafern wahrzunehmen. Herr Lawrence bemerkt, die Gefäße der iris fcheis nen fein rothes Blut zu enthalten; wenigftend fließt, mie er fagt, wenn fie verlegt wird, Fein Blut. Sch dagegen habe gefeben, daß bei der zufälligen Verlegung der iris mit der Stanrnadel ſich rothes Blut in die vordere Kams mer ergoß, und nach den in den Gefäßen der iris bei der mikroſkopiſchen Unterfuhung erkennbaren Scheibchen von Blutkuͤgelchen läßt fi annehmen, daß beim lebenden Mens ſchen rothes Blut in denfelben circulire. In der That laf: fen fi bei’m Icbenden, menſchlichen Albino mittelit einer einfachen Linſe winzige rothe Gefäße erkennen, und bei’m weißen Kaninhen kann ein fcharfes Auge bdiefelben fogar ohne Beihülfe einer Linfe wahrnehmen. der iris mit Waffer befeuchtet und mit zurüdgeftrahltem Lichte unterſucht. 668. XXXI. 8. 118 Nach der anatomiſchen Unterſuchung ſchließe ich alſo, daß die iris aus einem außerordentlich gefäßreichen Gewebe beſtehe, welches durch Gefäße mit der choroidea, den Giliarfortfägen, der selerotica und cornea verbunden und mit Nerven reichlich verfeben ift, die ſich an der menfclis den iris wahrfcheinlich vorn als fadenförmige Streifen zeis gen; daß fie auf beiden Oberflächen mit der Membran der wäfferigen Feuchtigkeit überzogen und mehr oder weniger ftarf mit Pigment belegt fen, welches, je nach feiner verfchiedenen Farbe an der vordern Oberfläke, der iris ihre characteris ftifche Färbung ertheilt und durch feine dunkle Farbe an der hinten Oberfläche ein übrigens halbdurchſichtiges Ges webe völlig undurdfichtig macht; ferner, daß die iris eine Lage concentrifher Muskelfafern entbalte, die fih bei'm Menſchen und bei den Säugetbieren an der hintern Ober- fläche der Pupillarportion befindet, fi aber bei den Voͤgeln bis auf eine weit geringere Entfernung von dem Giliarrande erftredt und folglich eine weit breitere Lage bildet, und bei den Fifchen, fowie bei manchen Reptilien, gar nicht eriftirt. Wie find nun aber diefe Folgerungen mit der Phyſio— logie vereinbar? Von der Hypotheſe des Franzoͤſiſchen Academifers Mexy, welcher behauptete, die Gontraction der Pupille rühre von dem Einftrömen des Mervengeiftes in die Längsfafern ber; oder von der Hppothefe von Weitbrecht, melcer meinte, die Pupille ziehe fid zufammen, wenn die iris nad der Kryftalllinfe zu gezogen werde, und erweitere fib, wenn legtere wieder nady der Hornhaut zu gezogen werde, bis auf die befannteften Hypotheſen der neueren Zeit find die mei: ften Tbeorieen zur Erklärung der Functionen der iris vag und unbefrirdigend ausgefallen. Haller’s Meinung zufolge, beftcht die iris aus eis nem erectilen Gewebe, welches durdy die Einwirkung des Lichtes auf die Netzhaut gereizt und ftrogend werde. Ri— cherand fpricht fi über diefe Anficht folgendermaafen aus: Um die Bewegungen der iris zu erflären, braucht man nicht anzunehmen, daß Muskelfafern in derfelben enthalten feyen. Man reicht damit aus, daß man weiß, fie befite eine ges fäßreihe, ſchwammige und nerventeihe Tertur. Die duch Sympathie auf die iris übergehende Reizung der Netzhaut veranlaßt ein ſtaͤrkeres Cinftrömen von Säften; ihr Gemebe wird dicker und nimmt eine größere Fläche ein; der Rand der Pupille nähert fi dem Mittelpuncte derfelben, fo daß lestere eine immer engere Deffnung bildet. Sobald die Urs fahe des Reizes zu wirken aufhört, indem mir aus der Helle in die Dunkeiheit gelangen, fliefen die Säfte in die benachbarten Gefäße zurüd, das Gewebe der iris ſchrumpft ein, und die Pupille wird um fo größer, je bedeutender die Dunkelheit ift.” Daß fih die Pupille durch das Strogen der Gefäße der Iris zufammenziehe, fand Herr Renard, als er Verſuche zu dem Zwede anftellte, die Wirkungen der Ausdehnung des abdomen durch Gafe, fowie des dadurch veranlaften Aufrwärtsfteigens des Zwerchfelles, zu ermitteln, da denn, unter andern am Cadaver fich darftellenden Zeichen von Andrang der Säfte nah dem Kopfe, auch die Veren— gerung der Pupille eintrat. Diefe Thatfahe wird zur Un 8 * 119 terftügung der Theorie der Erectifität angeführte. Allein dies felbe, fowie die Verengerung der Pupille bei'm gelungenen Ausfprigen der winzigen. Gefäße der iris, beweif’t dody weis ter nichts, als daß ein fchlaffes Gewebe fih ausdehnt, wenn deffen zahlreiche Gefäße fih ausdehnen, und nicht, daß die ſchnellen und feinen Bewegungen der lebenden iris einzig von der abwechſelnden Entleerung und Ausdehnung ihrer Gefäße herrühren. Der zufammengezogene Zuitand der Pu— pille bei iritis ift zur Unterftügung der Meinung angeführt worden, daß die Gontraction der Pupille im normalen Ju: ftande vom ftärkern Einftrömen von Blut in die iris ab: bängig fey. Bei diefer Krankheit ift, foviel ich meiß, der Grad der Verengerung der Pupille gewöhnlich dem Grade der krankhaften Reizbarkeit der Iris proportional, fo daß alfo die Empfindlichkeit gegen das Licht und nicht das Stro— gen der Gefäße als Maaßſtab der Contraction der Pus pille dient. Bei der ſyphilitiſchen Negenbogenhautentzundung, mo häufig die Empfindlichkeit gegen das Licht eben nicht in ho— bem Grade ftatifindet, it die Pupile, in der Regel, weis ter, als bei andern Varietäten von iritis. Dffenbar läßt fih von den Erfheinungen, welde bie iritis darbietet, Eein Grund für, oder wider die Theorie der Erectilität herleiten. Die Abwefenheit von arteriae he- licinae in der iris beweiſ't nicht, daß deren Structur nicht erectil fey; denn follte fih die Richtigkeit von Müller’s Anſichten beftätigen, jo würden ſich die ſaͤmmtlichen Erfcei: nungen der Erection nicht wohl duch die Anwefenheit diefer Urt von Gefäßen erklären laffen. Auf anatomifhem Wege laͤßt fih demnach die Erectilität der Iris nicht widerlegen. Auch dürfte der Einwurf nicht haltbar feyn, daß wir fein anderes DBeifpiel Eennen, wo ein erectiled Gewebe fo augen: blicklich gefüllt und geleert würde, wie dieß bei den aͤußerſt tafhen Bewegungen der iris der Fall feyn müßte. *) Die Gleichheit des Kaliber und das Außerft ftarke Anaftomoficen der Blutgefäße der iris würden aͤußerſt ſchnelle Wechſel in der Quantität ihrer contenta geftatten, und wenn wir bes denken, wie ſchnell das menſchliche Gefiht erröthen oder etz blaffen fann, fo braucht man nur die feinere Structur der iris in Anſchlag zu bringen, um die Gefhwindigkeit in den Bewegungen der iris, felbjt bei der Theorie der Erectilität, begreiflich zu finden, Der Hauptgrund, weßhalb fih die Bewegungen ber iris nicht Lediglich der Erectilitaͤt zufchreiben laffen, fcheint in dem Umftande zu liegen, daß bigjegt noch nicht darge— than worden, daß die Ausdehnung eines erectilen Gewebes unmittelbar nach dem Tode duch Reizung der daffelbe ver— Torgenden Nerven bewirkt werden koͤnne. Dagegen ift be wiefen, daß die Thätigkeit der Muskeln überhaupt, fowie *) Bei dem Chamäleon hängen, nad MilnesEdwards, die Farbenwechſel ebenfalls von dem abwedjfelnden Stroßen und Zufammenfallen eines erectilen Gewebes, zugleich aber, wie die Bewegungen der iris, wenigftens in den meiften Fällen, von der Einwirkung des Lichtes ab, während jene, nad) den Beobachtungen des Ueberfegers, zuweilen ebenfo augenblicklich eintreten, wie dieſe. D. Ueberf. 668. XXXI. 8. 120 die Contraction bee Pupille, in dieſer Weiſe veranlaßt wer» den Eann. Ruͤckſichtlich der Frage, ob die iris musculös fey, vers dient die Art, wie Belladonna und einige andere narco- tica die Erweiterung der Pupille bewirken, nahere Beach— tung. Um die Erfiheinungen, von denen die äußere Ans wendung der Belladonna auf das Auge wirklih begleitet ift, genau zu ermitteln, wählte ic eine Frau, deren eines‘ Auge mit völlig ausgebildetem grauen Staare durd Vers dunkelung der Kıpftalllinfe behaftet war, fo jedoch, daß die iris ihre Erregbarkeit noch befaß, während die Sehkraft des anderen Auges durchaus nicht gelitten hatte. In diefem Falle Eonnten die Wirkungen der Belladonna in £einer Weiſe duch, in den Hintergrund des Auges, mit welchem dev Verſuch nicht angeftellt wurde, eindringendes Licht com= plicirt werden. Man benegte in der Entfernung von 1 Zoll die Haut. rings um das gefunde Auge her reichlich mit Belladonna = Ertract, nahm aber nad) einer Stunde noch feine Wirkung wahr. Hierauf ward eine ſtarke Auflöfung - deffelben Er: tracts in Waffer in das Auge getröpfelt und mit derjelben Fluͤſſigkeit befeuchtete Compreffen auf die Augenlider. gelegt. Binnen einer halben Stunde war die Pupille vouftändig ers weitert worden, während fih die Pupille des kranken Auges zufammengezogen hatte. Wenn aber das gefunde Auge: ges ſchloſſen war, fo erweiterte fih die Pupille des andern, nicht narcotifirten, Auges bis zu demfelben Umfange, den fie vor der Anwendungı der Belladonna auf das’ gefunde Auge ges habt hatte. Zugleich wurden folgende Erſcheinungen wahts genommen: | 1) Die Frau hatte auf der ganzen Stelle, wo die Belladonna eingewirft hatte, ein Gefühl von Abftum: pfung und Spannung und im Uugapfel das Gefühl von Steifheit. 2) Grelles Licht veranlaßte eine unangenehme Blen— dung, aber £eine Veränderung in dem Umfange der Pupille. 5) Wenn die Frau fih bemühte, benachbarte Gegens ftände genau zu betrachten, fo empfand fie leihten Schwin: del und ein verworrenes Gefühl im Kopfe. 4) Ueber eine gewiffe Entfernung hinaus, zeigten ſich die Gegenftände deutlich und im ihrer natürlichen Färbung ; aber wenn fie näher gerückt wurden, erſchienen fie trübe und verworren, größer, als es ihrem Gefichtswinkel zufolge hätte der Fall feyn müffen, und ohne Ausnahme röthlicy gefärbt, 5) Diefe Störung in der Sehfraft hielt etwa 24 Stunden lang an. Da die in die conjunctiva gettöpfelte Belladonna um fo viel ſchneller wirkte, fo möchte es feinen, als ob die Belladonna abforbirt werden müffe, bevor deren Wir— £ung fich geltend machen Fann. 8 ift möglich, daß fie die Erweiterung der Pupille indirect, vermöge ihrer Einwirkung auf das Gehirn, veranlaßt, indem, wie fi) aus dem Prik— Eeln und der Zaubheit in den Augenlidern ergiebt, die Enz den des fünften Mervenpaares afficirt werden. Durch die indirecte Einwirfung vermittelft des linfenförmigen Gans glions allein werden die Erſcheinungen (wie Manche vermu— 121 thet haben) fiher nicht hervorgebracht; denn hei der Katze laͤßt ſich die Pupille durch Eintroͤpfeln von Belladonna in das Auge erweitern, und bei dieſem Thiere findet keine dis recte Communication zwiſchen dem fünften Nervenpaare und dem ganglion ophthalmieum fat. Es ift alfo wahrs ſcheinlicher, daß die Belladonna direct einwirke, und zwar auf die Fäden der Bewegungsnerven felbft, zu denen fie durch Endosmofe gelangt. Wirkte fie durd) das sensorium ein, fo ließe fid) erwarten, daß beide Augen afficirt würs den, wie denn, z. B., beide Pupillen ſich zufammenziehen, wenn das Licht auch nur in ein Auge eindringt. Da volls kommen deutliches Seben flattfindet, wenn der Gegenftand binreichend deutlich (entfernt?) ift, fo Eann die Netzhaut nicht Direct afficirt fenn. Die Sehkraft ilt in feinem be: deutendern Grade geitört, als ſich aus der Erweiterung der Pupile erklärt. Daß die Belladonna nicht nochwendig mittelft der Gefuͤhlsnerven einwirkt, ergiebt fih ſchon aus den Berfuhen Müller’s, welcher fand, daß, wenn man ifolirte Bewegungsnerven mit narcotifhen Solutionen behan— delte, deren Reitungsfähigkeit eine Zeit lang aufgehoben wurde. Der T. W. Jones vermuthet, die Belladonna Eönne in der Weife wirken, daß fie die allgemeine Erreg: barkeit der Netzhaut, welche durch das fünfte Mervenpaar vermittelt wird, eine Zeit lang vermindert. Diefe Anſicht gründet fih auf die Annahme, daß die Netzhaut vermöge ihrer allgemeinen, oder gemeinen, nicht vermöge einer ſpe— ciell auf das Sehen berechneten Erregbarkeit auf die iris einwirke, was doch feineswegs ald erwiefen betrachtet wer— den kann. (Kortfegung folgt.) 663, XxXxXI. d. 122 Miscellen 3ahme Hyänen fand Herr Pallme nicht felten in Kordo— fan. „In dem Hofe eines Haufes zu Eobeid‘‘, erzähle er, „ſah ich eine ganz zahme Hyaͤne umberlaufen. Die Kinder des Eigenthuͤ— mers fpielten mit ihr, nahmen ihr das Fleifh, welches ibr als Butter gegeben wurde, aus dem Rachen, und ftedten ihr fogar die Hand in denfelben, obne von dem Raubtbiere verlegt zu werben. Wenn wir im Freien aßen, fo kam daffelbe ganz zutraulid an den Ziih und ſchnappte die ihm zugeworfenen Broden auf, wie ein Hund. Kin andermal bot man mir eine alte Dyäne mit ihren beiden Zungen zum Verkauf an. Die Iegtern wurden von dem Eigenthümer unter'm Arme getragen und hatten nicht einmal einen Beißkorb. Die Alte hatte allerdings einen Strid um das Maul; allein fie hatte fih 2 bis 3 deutfche Meilen weit von einem einzis gen Manne herführen laffen, ohne ſich im Mindeften zu fträuben. Die Africaner rechnen die Dyäne nicht einmal zu den reißenden Znieren und fürdten fi nicht im Mindeften vor derfelben. (Travels in Kordofan, London 1844.) Der Vogelmarft in Rom wird in ber Gegend ber Ro— tunda, des vormaligen Pantheons, gebalten und ift außerordentlich ftark verforgt. Droſſeln, Amfeln, Rothkehlchen, Lerchen und ans dere Eleine Vögel fieht man dafılbit haufenmweife, und man hat Beifpiele, daß in einem Zage 17 000 (!!) Wachteln in Rom ver: zollt worden find. Man fängt diefe Vögel, wenn fie auf ihren Wanderungen anlangen, an der Küfte des Mittellaͤndiſchen Meeris in gewaltig großen Negen. Im Fruͤbjahre und Herbſt fommen ganze Wagenladungen Ringeltauben auf den Markt. Die Vogel: bändter fehen Außerlicdy aus wie Banditen, find aber dennoch gute Cyhriſten; denn (man höre!) Waterton, weldier ung obige Nadıs richten in feinem neueften Werke (Essays on natural history, chief- ly ornithology ete. London 1844) mittheilt, fab diefelben an einem falten Wintermorgen ſchon um halb ſechs Uhr Morgens in die Je: fuiterfirche zur Meffe gehen, und fie verfchafften ihm mandyen fels tenen Vogel für feine Sammlungen. en re kn a ie, Dre Ueber die Wirkfamfeit balfamifcher Mittel gegen incontinentia urinae. Von Dr. Chabrely zu Bordeaur. Im verfloffenen Fahre ift bereits der Gebraud der Balsamiea von Dr. Chabrely als das Wirkſamſte bei incontinentia urinae empfohlen worden. ben derfelbe macht nun wiederum noch glänzendere Erfolge, als die ere ften waren, von den genannten Mitteln bekannt, fo daß nun fein Zweifel über die Wirkſamkeit derfelben mehr obwalten Eönne, jene Krankheit möge gleichviel, aus welcher Urfache entftanden feyn, und das Temperament und die Conftitution des Kranken fenn, welche fie wolle. Diefe Mittel wirken demnach fpecifiih und müffen ſich nad) dem Zuftande der Nieren, der Blafe und der Harnroͤhre richten, und aufers dem nod) nad) der Natur des abgefonderten Harns. Unter den vier von Herrn Chabrely bekannt gemad)s ten Fällen betrifft einer einen eilfjährigen , magern, ſchwaͤch— lihen, verwachfenen Knaben, welcher faft jede Nacht an einer incontinentia urinae litt, wobei der Urin felbft im tiefften Schlafe unwillkuͤhrlich abfloß. Er erhielt Xheerwafs fer, und zu gleicher Zeit wurde ihm folgendes Electuarium verfchrieben : B& Balsamum Styracis depur. . 6 Grammen Balsamum peruvinum ..6 — Me . ; - x . 90 — Pulvis gummi arabici . : . 4. s. Von dieſem Electuarium wurde Morgens und Abends ein Kaffeeloͤffel voll verabreicht. Nach einer dreiwoͤchentlichen Anwendung dieſer Mittel, in Verbindung mit einer kraͤftig naͤhrenden Diaͤt, war der kleine Kranke von ſeinem laͤſtigen Uebel geheilt, und letztes iſt nach einem Jahre nicht wiedergekehrt. Die drei anderen Faͤlle ſind dieſem analog; nur daß bei zweien derſelben, ſtatt des balſamiſchen Electuars, Pillen aus Balsamum Styracis 6 Grammen Balsamum tolutanum 8— verſchrieben wurden. Hieraus wurden Pillen von 30 Cen⸗ tigrammen gemacht, und verfilbert und taͤglich acht Pillen verabreicht. 123 Das Theerwaffer Fann durch ein Gamilleninfus, mit Syrupus Balsami tolutani verfüßt, erfeßt werden. Zu den genannten Balfamen kann man aud den Co: paivbalfam und felbft Theer zufeßen, oder fie mit einem oder dem andern der Ichtgenannten vertaufchen, wenn pecus niaͤre Verhältniffe die Anwendung der erften Balſame nicht erlauben. Diefe verfchiedenen Medicamente fönnen auch in Form einer Emulfion oder auch eines Halbklyſtirs gegeben werden, welches des Abends, wenn der Kranfe fih zu Bette legt, verabreicht wird. . Man Eann auch, wenn die Sncontinenz hartnaͤckig ift, Ginreidbungen von Zerpenthinöl mit Salbei in einer Salben= form machen laffen. Diefe Einreibungen müffen auf dem Hppogaftrium, im der Nieren: Lumbalgegend gemacht werden. (Bulletin med. de Bordeaux.) Ueber die Wirkungen des fchmwefelfauren Chinins bei der Behandlung des Gelenfrheumatismus. Bon Herrn Monneret. Bon zmweiundzwanzig an Nheumatismus leidenden In— dividuen (17 Maͤnnern und 5 Frauen) hatten 13 einen fieberhaften, heftigen und frifhen Nheumatismus mehrer Gelenke, 3 einen fieberlofen, 3 cinen auf ein Gelenk bes fhränften fieberhaften Nheumatismug. Bei einem Einzigen hatte der Rheumatismus fowohl in den Gelenken wie in den Muskeln feinen Sig, und war bei 2 andern von neuralgis fhen Schmerzen begleitet, Um die Wirkungen des ſchwefel⸗ fauren Chinins vergleihungsweife zu ftudiren, wurde dieſes Mittel zu gleicher Zeit Kranken gegeben, welche an Geſichts— rofe, Emphyſem, Neuralgie, Wechfelfieber u. f. w. litten. Es ward in einem Zranfe gereicht, dem man eine hinlängs lihe Menge Säure hinzufegte, um das Salz vollftändig aufzulöfen, welches auf diefe Weiſe im Zuftande des Biful: fats war. In einer Eleinen Anzahl von Fällen, und nur, menn die Kranfen fich weigerten, den Zranf zu nehmen, gab man ihnen das Mittel in Pulverform. Das Mittel wurde bei Allen im Durchſchnitte 10 Tage lang gegeben, bei meh: ten fogar 7, 12 bis 14 Tage, und zwar ſtets ohne Unter: brehung. Ein Kranker bat in 8 Zagen 29 Grammen (ZvjjP) Chinin, und nad einer wegen des Aufhörens ber Schmerzen eingeführten Unterbrehung von Neuem 18 Gr. (alfo im Ganzen 47 Gr.), ein Anderer 57 Gr. in 12 Tas gen, ein Dritter 50 Gr. in 11 Tagen genommen. Die Eleinfte Gabe betrug 2 Gr., die höchfte 6 Gr. Ungeachtet der Anwendung fo großer Dofen find nie üble Zufälle einge: treten. Man ftieg allmälig mit der Gabe, nachdem man ſich überzeugt hatte, daß die frühere Eein ernjtes Phanomen her: vorgebracht hatte, Einfluß auf die Symptome und die Dauer des Kheumatismus. — Von den zweiundzwanzig Kranken mwurden nur 7 vollftändig von ihren Schmerzen und der theumatifchen Affection befreit, und unter diefen litt Einer an Muskelcheumatismus mit Neuralgie, ein Zweiter an eis 608. XXXI. 8, 124 nem faft fieberlofen Gelenfrheumatismus ſchon feit 14 Ta— gen, ein Dritter an leichtem Nreumatiemus mit mäßigen Sieber. Bei dem Vierten dauerten die Schmerzen fhon 8 Tage lang, und die andern örtlichen Symptome waren nur ges ring. Cs blieben alfo nur 3 Fälle von acutem Gelenfrheuma übrig, welhe der Anwendung des fehwefelfauren Chining ges wichen zu feyn fehienen. — In den 15 andern Fällen bas ben die Schmerzen fehr auffallend abgenommen, Diefe Wir: kung zeigt fib felten am eriten, häufiger am zweiten und dritten Tage nach der Darreihung des Medicaments. Bei zwei Dritteln der Fälle ließen die Schmerzen fo ſehr nad), daß man an die Heilung des Rheuma hätte glauben Eönnen. Die Kranken bewegten ihre Glieder, obne Schme:zen zu em: pfinden, aber bald traten diefelben wieder auf, obwohl man das Mittel längere Zeit fortfegte. Die Abnahme der Gelenk: fhmerzen ſchien in einer ziemlich engen Beziehung zu der ne tenfität der nervöfen Störungen — eine Zrunfenheit, ein Zus ftand, dem durch eine ſtarke Dofis Opium oder Alcohol herz vorgebrachten analog — zu ftehen. Man war genöthigt, das Chinin zu dreien wiederholten Malen anzuwenden, weil die Schmerzen fid) von Neuem zeigten. Sie wihen dann ſchwietiger, erfchienen leichter wieder, und man mußte die Behandlung Länger fortfeßen. Jedesmal, wenn der Nheumatismus fich localifirt hatte und wenn ein hydarthrus eingetreten war, hat das Chir nin niemals genügt. Zuweilen verloren fich die Schmerzen momentan, aber die andern Eymptome blieben unverändert, und bald traten alle Zeichen eines tumor albus auf, Die: fer üble Ausaang fand bei 2 Kranken ftatt; in 3 andern. Füllen wurde man der Gelenkfrankheit Herr. — Nach dies fen Beobadytungen glaubt der Verfaffer, annehmen zu Eön= nen, daß, wenn das fehwefelfaure Chinin einigen Einfluß auf den acuten, vagen Gelenfrheumatismus hat, diefes nur dann der Fall ift, wenn die örtlichen Phänomene wenig intenfiv find, bereits mehre Tage dauern und die Schmerzen um: berirrend find und leicht von einem Gelenke zum andern überfpringen. Mas den Einfluß des Chinins auf die Dauer des Rheu— matismus betrifft, fo hat man gefunden, daß, mit Abzug der 5 Fälle des localifirten Nheumatismus, 17 übrig blieben, melde an Intenſitaͤt und Verlauf voneinander ſehr verſchie— den find; und daß, wenn man bdiefe 17 Fälle zufammen= nimmt, die mittlere Dauer der Krankheit 17 Tage betrug. Einfluß auf die Girculation. — Der Puls wur: de um 10 bis 20 Schläge langfamer; wenig ausgefproden am erften Zage der Behandlung, nahm die Verlangfamung am zweiten und dritten Tage zu. Diefe Veränderung fiel mit der Verminderung und dem Verſchwinden der Schmer: zen zufammen; fobald diefe wieder erfchienen, nahm der Puls wieder an Frequenz zu. Die Temperatur und die ans dern Fieberſymptome boten genau diefelben Verſchiedenhei— ten dar. Zum Beweife dafür, daß das fchmefelfaure Chinin Eeinen directen Einfluß auf die Circulation hatte, dient der Umftand, daß bei 3 Kranken, welche an Gefichtsrofe, altem pleuritifchen Erguffe, Catarrh und Lungenemphpfem litten und diefes Medicament nahmen, der Puls, welcher bejchleu: 125 nigt war, nicht im Geringften verlangfamt wurde. Er va: riitte nicht mehr bei 3 andern Individuen, welche an heftis ger, aber fieberlofer, neuralgia temporo-facialis, supra- orbitalis und ischiadiea litten. In diefen Fällen war der Schmerz das einzige Zeichen der Krankheit, und obgleich derr felbe bei einem diefer Kranken bedeutend abnahm, fo blieb die Circulation doch volllommen normal. Man reichte auch das Chinin in anhaltender Gabe dreien Kranken, welche an fe- bris intermittens tertiana und quartana litten, und es wurde fein bemerkbarer Einfluß auf die Girculation ber: vorgebracht. Aber wenn das Chinin die Thaͤtigkeit der Circulation nicht vermindert, ſo erhoͤht es dieſelbe auch nicht; der Puls iſt in keinem Falle weder kraͤftiger, noch frequenter geworden. Bon den 22 an Rheumatismus Leidenden boten 10 die Symptome ciner endocarditis, 2 die einer pericar- ditis dar. Dieſes würde beweifen, daß, wenn das Chinin diefe Gomplication auch nicht häufiger madıt, es doch auch nicht die Entwidelung und den weiteren Verlauf derfelben verhindert. Die in diefen Fällen beobachteten Entzündungen des Endos und Pericardiums waren gefahrlog. Alle wurs den geheilt, einige behielten bei ihrem Abgange noch ein fehr leiht:8 Blaſebalggeraͤuſch. Einfluß auf die Verdauung. — Die Mirtur ers zeugt in mehr als der Hälfte der Fälle nur Uebelkeit, Un: behagen und vorübergehendes Erbrechen. Wenn man aber den Gebrauch derfelben mehrere Tage lang fortfegt, fo wird das Erbrechen häufiger und hartnädiger, und mit demfelben wird eine ziemlich große Menge gelber oder grüner Gaile heraufgebraht, weldhe im Munde einen unerträglichen Ge: ſchmack zurüdiißt. Auf diefe Symptome folgt eine Ga: ftro « Snteftinalreizung, von der fpäter die Mede fenn mird. Die Fälle, in welden die Zunge ihre normale Farbe und Feuchtigkeit behält, und wo die Nahrungsmittel gut ver: daut werden, find die Falle von wenig fieberhaftem und we: nig fhmerzhafıem Nheumatismus, welche nicht dur ſtarke Dofen Chinin befimpft werden. — Bei 10 Kranken fand ſich ein Schmerz entweder in der Magengegend, oder gegen den Schwerdifortfaß hin, oder endlich hinter dem Bruftbeine. Bumeilen nahm der epigaftrifhe Schmerz durch Drud zu, oder trat bei den Athembewegungen ein und verbreitete ſich auf den übrigen Leib. Verſtopfung war häufiger, als Diar: rhoͤe; drei Individuen beklagten ſich über fehr ſchmerzhaften Stuhlgang. Einige Kranke klagten uͤber Schmerz und ein Gefuͤhl von Trockenheit im pharynx und Halſe, ohne daß irgend eine Anſchwellung aufzufinden war. Giftige Wirkungen. — Das ſchwefelſaure Chinin, lange Zeit und in großer Gabe geteicht, erzeugt, nach dem Verfaſſer, eine Vergiftung, welche ſich durch 3 voneinander gefonderte Reihen von Erfcheinungen characterifirt: 1) durch nervöfe Störungen; 2) durch eine Gaftro = Inteftinalreizung; 5) durd einen allgemeinen typhöfen Zuftand. Diefe Phä- nomene fönnen ifolirt vorkommen. 1) Nervöfe Störungen, Sie zeigen fih } bie £ Stunde nad) dem. Verſchlucken der erften Gabe des Chinins und nehmen bis zum Abend an Intenfitit zu. Die con: 668. XXXI. 8, 126 fanteften Störungen find Schwindel und Ohrenfaufen. Das lestere geht den anderen Einnestäufhungen voran, begleitet fie und befteht noch mit großer Intenſitaͤt 24 Stunden nad) der Darreihung des Mittels. Schwindel fehlt fehr felten, ift aber in feiner Intenſitaͤt verfhieden und, wie der Schwin⸗ dei im typhus, von stupor begleitet. — Die Störungen des Gefichtes find weniger conftant und fcharf hervortretend. Sn hoͤchſtens einem Drittel der Fälle war das Auge mie von einem Nebel umbüllt; Amaurofe zeigte fih nur bei 4 Sndividuen; einer derfelben litt an Gefichtsrofe, bei diefem war die Amaurofe volftändig, dauerte aber nur 24 Stun: den. 3 Grammen Chinin genügten, um fie bei einem ans deren an fieberlofer ischias Leidenden, deffen Befinden fonft ganz vortrefflich war, hervorzubringen. Sie war leiht und dauerte nur einige Stunden bei einem Kranken, der an neuralgia supraorbitalis litt. Dagegen verlor eine Frau mit localem und faft fieberlofem Nreumatiemus das Geficht vollftändig, nachdem fie binnen 2 Tagen 3 Gr. Chinin ges nommen batte. Cinige ungewöhnliche Erfheinungen, wie CS chlummerfuht, lebhaftes Juden in der Haut und etwas Delirium, laffen vermuthen, daß bei diefer Kranken eine ſchlimme Prädispofition vorhanden war. Nah 5 Tagen ver: fhwanden jedoch diefe Zufaͤlle vollſtaͤndig. Wei diefer Kranz Een waren die anderen nervöfen Störungen nicht ftärker, als bei anderen. Diefe ungewöhnliben Erfheinungen waren häufiger bei den Kranken, welche wenig Fieber hatten, oder ganz fieberfrei waren. — Die Trunfenheit nah dem Ges brauche des Chinins zeigt fih unter 2 Formen, entweder als fehr ftarke Aufregung, oder als Abgefchlagenheit und collapsus. In dem erften Falle bewegen fih die Kran- Een, wollen das Bett verlaffen, fpreten mit einer zitternden, oft ganz unverftändlihen, Sprache und veriihern, von ihren theumatifhen Schmerzen vollfommen befreit zu fenn, obs wohl noch Anfhmwellung und Roͤthe an den afficitten Ges lenken fortbeftehen. Diefe eıfte Form der Trunkenheit ift nicht die gemöhnlichere. Bei der Mehrzahl der Kranken beob— achtet man Abgefchlagenheit, stupor, eine große Schwaͤche, eine gewiffe Zrägheit der Auffaffungsfraft und des Gedaͤcht— niffes, fowie eine Mutblofigkeit. Zu aleicher Zeit ift das Auge matt, abgefhlagen, verglaft, die Lider halb geöffnet, das Sehvermögen bedeutend geftört, Ohrenſauſen und ftars fer Schwindel. 2) GaftrosSnteffinalreizung. Dieſe tritt nach den nervöfen Spmptomen ein. Die Kranfen haben binter dem Bruftbeine und gegen deffen Fortfag bin eine ſchmerz— hafte Empfindung, welche bei fehr vielen fih bie zum Schmer— je fteigert. Da diefe Erankhafte Empfindung den deutlichen Zeichen einer Snteftinalreizung oft voranging und diefelben begleitete, fo kann man fih mit Recht fragen, ob dieſe felbft nicht die Symptome einer Neizung der Speiferöhre und der car- dia waren. — Von 22, an Rheumatismus leidenden, Kranken erlitten 6 eine Entzündung der Verdauungsorgane, welche ſich durch folgende Symptome characteriſirt: rothe, trodne, rauhe Zunge, welde ſich, wie die Schleimhaut des Mundes, mit diphtheritifchen Flecken bedeckte, die in einem 127 Salle fih bis in den pharynx hinein erftredten; lebhafter Durft; häufiges, gallichtes Erbrehen; epigaftrifhe Koliks fhmerzen, Schmerzen im ganzen Leibe, Meteorismus, Vers ffopfung, dann Diarchie. In einem Falle beftanden die zahlreihen Stuhlgänge aus fait reinem Blute und aus Pfeudomembranen, in einem anderen nahm die Entzündung, im Magen und Dünndarme mäßig, befonders den dicken Darm ein; lebhafte Schmerzen das ganze Colon entlang, Kollern, häufige, dünne Stühle mit Tenesmus und Brennen am After. Die zu gleicher Zeit vorhandenen allgemeinen Symptome werden nachher befprohen werden. — Diefe gastro-enteritis war mehr, oder weniger heftig, in drei Fällen war fie ſehr bedeutend; im Allgemeinen dauerte fie jtemlich lange und Eehrte leicht wieder. In dem erften jener 3 Fälle verurfachten die erften Gaben des Chinins fehr lebs hafte, intermittirende, bei'm Drude nicht zunehmende Schmer— zen, dabei Zunge feucht, Appetit gut, Fein Durft, aber bald traten die oben befchriebenen Symptome ein In den beiden andern Fällen entwidelte jie fi na der Anwendung ſtarker Dofen des Chinins während 10 — 11 Tagen. 3) Typhoͤſer Zuftand. Derfelbe entwidelte ſich kurze Zeit nach den andern Zufällen. Das Geficht druͤckte Betäubung und Stumpfiinnigkeit aus. Nur bei 2 Krans fen zeigte fich diefer Zuftand ohne weitere Symptome Gr trat bei den 6 von gastro-enteritis befallenen Kranken auf; in 5 derfelben war der typhöfe Zuftand von ſehr gro— Ber Proftcation und wirderholtem Nafenbluten begleitet; in dem festen, wo die Reizung ded Dickdarmes vorherrfchte, war er fehr gering; bei Allen war die Geifteskraft gefchwächt und. träge, aber fonft nicht geſtoͤt. — Die typhöfen Phäs nomene zeigten fich bei mehrern Individuen ifolivt, bei ans deren hatten fie eine Intenſitaͤt, welche durchaus in Eeiner Beziehung zur Gaftro » Snteftinalreizung ftand. Diefe Phaͤ— nomene, welche von Haͤmorrhagieen begleitet waren, fcheinen dem Verfaffer von einer Veränderung des Blutes — einer verminderten Confiltenz deffelben — abhängig zu feyn. Bei 5 bis 6 Individuen, welche die Symptome der Vergiftung in einem hohen Grade darboten, fanden die Blutungen aus den Nafenhöhlen ftatt; bei einem fechsten floß das Blut zu gleicher Zeit aus den Harnwegen ab, und am Leibe bildeten fi Eleine Ecchymoſen; bei einer Frau erſchienen die Negeln reichlich 12 Tage vor ihrer gewöhnlichen Epoche; bei 3 ans deren Individuen war das Nafenbluten nur gering und zeigte fih nur an einem einzigen Tage, 668. XXXI. 8, 128 4) Mirkungen auf andere Functionen. Haut: Ein Kranker empfand auf der ganzın Haut ein lebhafıes Juden, welches von Eeiner fihtbaren Eruption bes gleitet war; bei einem zweiten zeigte ſich ein ſehr unbeques mes Stehen an der planta pedis; bei einer Frau Erus ption von erhabenen Sieden mit gezadten Rändern, ähnlich den Mafern, doch ohne die Symptome derſelben; bei einem Dritten wirklicher Scharlah, doch nur mit feinen localen Characteren; bei einem Vierten Eleine vorfpringende Papeln auf dem Bauche, welche bald verfhwanden; in einem fünfs ton Falle Papeln, mit Petechien gemifcht. Yarnabfonderung. — Die Quantität des Urins er— ſchien nicht merklich vermehrt, er entbielt eine ſebr beträchts lihe Menge fchwefelfauren Chinins, welcher leicht, mit Hülfe des Kali-Joduͤr-Jodurets, zu ermitteln war; 20 Minuten nach dem Verſchlucken des Saljzes Fonnte man e8 im Harne wiederfinden, und die Vergiftungszufälle verloren ſich fchmels ler und lange Zeit, bevor der Harn daffe be nicht mehr ent— bielt (Aus Journal de Medec. in Arch. gen. de Med., Mars 1844.) SI sche lee. Ueber Snoculation des Brechweinſteins. — Zur Vermeidung der, bei der aͤußeren Amvendung diefes Mittels fo oft eintretenden Urbelftände Schlägt Dr. Deaourge folgendes Ver— fahren vor: Man nehme etwas Brehweinftiinpulver und verreibe e8 auf einer Glasplatte mit etwas Waffer oder Del, tauche dann eine Eleine Cancette, oder Smpfnabel, in das Gemenge und bringe an dem gewählten Orte eine, dem Zwecke entfprechende Anzahl von Stihen an. Diefe Stellen entzünden fih ohne Weiteres, und die puftulöfe Entzündung leichtiren Grades verſchwindet bald, wenn man nicht auf die gebilseten Puſteln von Neuem etivas von der Flüffigkeit aufträgt, wozu fih Dr. Degourge eines Eleinen, hoͤl⸗ zernen Spatels, oder beffer eines Haarpinſels, bedient, Diefis Verfahren wird zwei bis fünf Zage hindurch fortgefcgt. (Journal de M&d. etc. de Bruxelles, Janv. 1844) Wirkung der Anisodus lucidus aufdie Pupille. — Die Anisodus lueidus, eine perennirende Erautartiae Pflanze aus der natürlichen Familie der Solaneen, wurde 1824 von Nee paul nah Europa gebracht. Im unferen Gärten blüht fie oft erft um die Mitte Zuni’s; jie fchießt dann ungemein raſch in die Höhe und wird bald größer, als die Atropa Belladonna; fie ift von blaßgrimer Farbe, Eine Zinctur aus 1 Unze getrodneter Blätter auf 8 Unzen Alcohol, von 232, brachten bei mehren Patienten eine ungemein ftarfe Erweiterung der Pupille zumege; die höchfte Gabe war 20 Tropfen in vierundzwanzig Stunden. Zwei dieſer Kranken litten noch einige Zeit an Amaurofe, welche nicht eher verſchwand, als bis die Medicin ausgelaffen wurde, (London Med. Gaz., Decbr. 1843.) Bibliographische Popular Cyclopaedia of natural Science. Zoology. Part I., including General-- Principles and Part of the Class Mamma- lia. By Will. B. Carpenter, M.D. London 1844. 8. Viro summe reverendo etc. D. G. D. J. Koch etc., de quinqua- ginta annis post summos in medicina honores rite captos non minore nominis gloria quam doctrinae medicae physicaeque ante omnia botanices emolumento exactis ete., gratulatur ordo medicorum interprete D. Carolo de Siebold etc., praemittitur len irren Dissertatio de finibus inter regnum animale et vegetabile con- stituendis. Erlangae 1844. 4. Pharmacopee de Montpellier, ou trait& special de pharmacie. Par J. P.J. Gay. 1er Vol. 1re Livrais. Montpellier 1844. 8. Traite theorique et pratique des plaies d’armes blanches. Par G. Scrive. Lille 1844. 8. — — — — — ir — Neue Motizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, srlammeli und mirgerheilt von dem Ober» Medicinalrarde FEreriep zu Weimor, und dent Medicinolvomde mmd Profefſer Frerirp zu Berlin. N 669, (Nr. 9, des XXXI. Bandes.) Auguft 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 Z 30 ar, des einzelnen Stüdes 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Zafel colorirte Abbildungen 6 9%r \ UP Se BEN 1 ale: Ueber die Structur und Functionen der iris. Bon C. R. Hall, Esq. (Kortfegung.) Diejenigen Fälle, in denen ftarfe Dofen von Bella- donna, welche innerlich genemmen wurden, die Gontraction beider Pupillen veranlaßten, find von Herrn Dalcpmple zur Unterftügung feiner Anfiht angeführt worden, daß die Belladonna in geringen Gaben und bei ihrem äußerlichen Gebraub, als ein Meizmittel der firahlenart'g geordneten Muskelfafern der iris wirke, deren Gontraction veranlaffe und die Pupille erweitere. Um zu erklären, wie cine febr ftarfe Gate Belladonna die Verengerung der Pupille zu Mege bringt, nimmt Herr Dalrymple an, die Ereisförs migen Fafern würden dadurch zur Zhätigfeit gereist, nad» dem die ffrablenartig geordneten durch die Stärfe der Dos ſis abgeftumpft und aufer Thätigfeit gefeßt worden feyen, wobei vorausgefest wird, die legtern ſeyen mwillfürlich, die erftern (die Ereisförmigen) unwillkuͤrlich beweglih, indem fich die Störungen in den Heerden der Nervenkraft an den will: kuͤrlichen Muskeln ſchneller fund gebe, als an den unmill: kuͤrlichen. Aber haͤlt denn der angebliche m. dilatator pupillae, z. B. bei Druck auf das Gehirn oder im letzten Stadium der Kopfwaſſerſucht, die Pupille vermoͤge ſeiner willkuͤhrli— chen Kraft im Zuſtande der Erweiterung? Diejenigen, wel— che zwei verſchiedene Partieen Muskelfaſern in der Pupille annehmen, gehen wirklich zu weit, wenn ſie behaupten, die Belladonna wirke nur auf eine dieſer Partieen ein, da wir doch dieſelbe Wirkung als eine Folge von Leiden ſehen, die mit der Aufhebung aller willführlihen Bewegung ver: gefellfchafter find. Ueberdem haben wir nach der Analogie zu folgern, daß die Belladonna die Zufammenziehbarkeit der Muskeln eher vorübergehend ſchwaͤche, als errege. Une ter der Form eines Stuhlzaͤpfchens angewandt, lindert fie den tenesmus; als Örtlihes Mittel am Mutterhalfe ges No. 1769, — 669, kuneede. braucht, ſoll ſie ſchmerzhafte ſpasmodiſche Contractionen der Baͤrmutter mildern; und in beiden Faͤllen zeigt ſie ſich wahrſcheinlich dadurch wirkſam, daß fie zugleich die krank— hafte Ertegbarkeit und die Reizbarkeit der Muskeln vermin— dert. Dr. C. B. Williams fand, daß unter verſchiede— nen narcotiſchen Mitteln der Conium- und Belladonna— Ertract die Zufammenziehbarkeit der Luftröhren (?air-tu- bes) am Wirkfamften ſchwaͤchte Durch Conium laͤßt, fib Dr. Chriſtiſon's Erfahrungen zufolge, die Reizbar— £eit der Musgfelfafern vorübergehend aufheben. Da wir miffen, daß fämmtlihe durch den Gefihtefinn veranlaßte Empfindungen auch von inneren Urſachen herruͤh— ten fonnen, daß leuchtende Spectra durch den ſchwarzen Staar, durch Galvanismus erregt werden, ja felbft nach der Erftirpation des Augapfels vorfommen fönnen, und daß in’sbefondere narcotica, wenn fie im Gehirne citeuliren, den Schein von Funfen vor den Augen veranlaffen,, fo fheint es durchaus rationell, die eigenthiimliche Wirkung des Opiums und ftarfer Gaben Belladonna einer Reizung an der Wurzel des Seh: oder dritten Merven, oder beider zu: zuſchteiben, welche Reizung durch die Girculation im Ge— birne erzeugt werde, da hinreichende Beweiſe vorliegen, daß diefe Girculation unter folben Umftänden bedeutend geftört ft. Jede folhe, durch die Bewegungsfäden des Dritten Nerven wirkende Reizung Fönnte die Gontraction der Pu: pille veranlaffen. Hiergegen läßt ſich nicht einwenden, daß die mm. orbitales nicht zugleih in Thätigkeit gefeßt wer— den, da die Iris, wegen ihrer ungemein feinen Organifation und ihrer eigenthümlichen Lage in einem flüfiigen Medium, febe wohl durch Weränderungen im Gehirne bewegt werden kann, welche in den gröber organifirten Muskeln feine Be: wegungen erzeugen. Sonſt fönnte ja die Pupille ihren Um: fang nie verändern, ohne daß zugleih eine Bewegung des Augapfels ftattfände. In einem alle von ptosis oder Auswärtsfehrung des Auges, der offenbar von Laͤhmung des dritten Nerven in Folge einer Kopfverlegung berrührt, bat gegenwärtig die bisher ſtarre und weit geöffnete Pupille ei- 9 131 nen geringen Grad von Thaͤtigkeit wirdererlangt, obgleich die mim. orbitales noch vollflommen Erafılos find. Auf diefe Meife erhalten wir gewöhnlich in dergleichen Fällen die, erz ſten Anzeigen einer eintretenden Befferung. Man hat angeführt, daß bei Laͤhmung der iris Feine Ermeiterung der Pupille ftattfinde, fondern daß die iris dann, wie jedes andere gelähmte Organ, ſchlaff und in its ternder Bewegung fen, und daraus gefolyert, daß durch Belladonna die Muskelfafern der iris keineswegs paraly: firt würden. Diefe Bemerkung fcheint indeß zu allgemein gehalten und die Folgerung ircig zu feyn. Wenn, 5. Bu, bei Demiplegie der Arm plößlich geläbmt wird, fo find die Muskeln anfangs Feineswegs ſchlaff und in zitternder Bewegung. Dei Laͤhmung des dritten Mervenpautes miüffen wir annehmen, auch die iris fen geläbmt, und doc) finden wir alsdann die Pupille nicht von mittlerer Größe, wie bei erfchlaffter und in unbeltimmter Bewegung befindlis er iris, fondern in fefter Erweiterung. Das Zittern der iris rührt wahrſcheinlich mehr son der Beſchaffenheit der Feuchtigkeiten, als von der der iris felbft, ber *). Es fiheint nody nicht genügend erklärt zu ſeyn, wa: tum, wenn Muskelfafern, welche zur Erweiterung der Pu: pille dienen, wirflih vorhanden find, Belladonna auf diefelz ben Feine Wirkung äußert, da diejes narcoticum doch ſicher die Kraft befist, die Zufammenziehbarkeit der Ereisförmigen Faſern vorübergehend aufzuheben Ein anderer, vom Dr. Bolton aufyeftellter Einwurf ift die permanente Erweiterung der Pupille bei amaurosis. „Laͤßt es ſich, ſagt derfelbe, nur denken, daß ein Muskel 20, 30 oder 40 Jahre fortwährend im Zuftande der Contras ction verharren koͤnne? Dieſe Anficht ift durchaus uns ſtatthaft“. Allein es giebt auch File von Amaurofe, in denen die Pupille Elein it; und in Betreff diefer ließe ich mit gleihem Nechte behaurten, es ſey unmoͤglich, daß der sphincter pupillae jo lange Zeit zufammengezogen bleis ben Eönne. Der ftärkfte Einwurf ſcheint zu feyn, daß es bisjegt noh Niemandem gelungen ift, durch unmittelbare Reizung der iris felbft oder der diefelben verforgenden Nerven, ent: weder durch mechanifche Verlegung oder durch Galvanismus, eine Erweiterung der Pupille zu Wege zu bringen, während jedes gut geleitete Erperiment diefer Urt beweif’t, daß durch Reizung des dritten Merven die Zufammenziehung der Pus pille, fowie häufig gleichzeitig die Thärigkeit einiger Muss *) Daß div Regenbogenhaut nicht nothivendig gelähmt ift, wenn die Pupille eine mittlere Größe hat und die iris fchlaff und zitternd ift, eraicht fih aus nachſtehendem Kalle: Eine Frau von vierzig Zuhren hatte von ihrem Manne mehrere Scyläge über das linke Auge erhalten. Sie erinnerte fid) nicht, früher mit irgend einır entzündlichen Augenkrankheit behaftet gewefen zu feyn, aber feit einigen Jahren hatte diefes Auge bedeutend an Sehkraft verloren. Die iris ift zitternd, die Pupille ziem— lich groß und das Auge zum Sehen faft unbrauchbar. Wenn man es bedeckt und dann plöglidy wieder entblößt, fo zieht ſich die Pupille ein Wenig zufammen. Durch Belladonna wird die Erweiterung der Pupille weſentlich gefteigert und das Zittern der iris in bedeutendem Grade vermindert. 669. XXXI. 9, 132 keln des Augapfels, zur Folge hat*). Strychnin afficirt bes kanntlich die ZThätigfeit der Muskeln, und wenn man Strychnin über einer Augenbraue einreibt, fo zieht ſich die Pupille diefes Auges ſtark zuſammen. * Fontana, Zinn, Porterfield und Andere hab vermuthet, die iris befinde ſich, wenn die Pupille u mengezogen ſey, im Zuftande der Ruhe, und dieß haupts ſaͤchlich aus dem Grunde, weil die Pupille, wenn die Thiere ſchlafen. wo doch die meiften Theile ruhen, zufammengezogen ift. Diefe Anſicht wird ohne Weiteres duch die Thatſache widerlegt, daß ſich die Pupille bei Meizung des Bewegungs: nerven zufammengieht, und daß diefelbe nach dem Tode groͤ—⸗ er ift, alg wenn fie fich bei Kebzeiten im Zuftande der Gone traction befindet. Gleich nah dem Tode behält die Pupille eine Zeitlang die Größe, melde fie in den letzten Augens blicken des Lebens beſaß, und fie kann dann fogar ſtark ers weitere: ſeyn, wie bei Gehängten und Ertrunfenen, oder auch Elein feyn, wie, 3. B., wenn der Zod durch Erfhüts terung des Gehirns erfolgt it. Wenn aber die Lebensthaͤ— tigkeit völlig von dem Körper gewichen iſt, zeigt fich Die Pupille weder ungewöhnlih eng, noch ungewoͤbhnlich weit. Dieß iſt der pafjivefte Zuftand der iris, nämlich derjenige, in melden fie lediglich vermöge ihrer Elafticität geräth, wenn ihr durchaus Feine Kebensthätigkeit mehr inwohnt. Herr W. T. Fones bewies auf eine fehr einfahe und finnreiche Meife, daß die Elafticität der iris fowohl nah dem Mit: telpuncte der Pupille zu, al8 von demfelben weg, wirkt. Er führte eine Sectiongpincette in die Pupille ein, ließ deren Spitzen ſich voneinander entfernen, fo daß die Iris zuruͤckge⸗ [hoben wurde, und entfernte dann die Pincette, da denn die iris ihre vorige Größe und Geftalt alsbald wieder annahm. Zerrt man dagegen eine im frifchen Zuftande befindliche iris von ihrem befiftigten Giliarrande abwärts und Läßt fie dann 108, fo zieht fie fib augenblidiih wieder zuruͤck. Andere Wirkungen werden durch die bloße Elaſticitaͤt nicht hervor: gebracht, und dieſe bemerkt man fowohl an der iris des Menfhen, als bei der der Thiere, vorausgefekt, daß die Membran nicht im Waſſer macerirt worden, oder in Suuls niß übergegangen ift. ; 2 Die Erfihlaffung des m. sphinceter pupillae würde demnach nur einen mittleren Grad von Erweiterung veran— laſſen, wenn die phyſiſche Elaſticitaͤt deffen einziger Antago— nift wäre, und dieſelbe Elafticität würde ebenſowohl der aus ferften Gontraction, als der Außerften Erweiterung der Pu— pille, entgegenwirken. Demnach muß noch eine andere Kraft vorhanden feyn, welhe auf Erweiterung derfelben hinwirkt. Daß diefe Kraft, ihrem Mefen nah, nicht musfelartig fey, folgere id daraus, daß deren Erfcheinungen von denen der Muskelthätigkeit in folgenden Puncten abweichen. 1. Die Erweiterung der Pupille läßt ſich nicht durch Reizmittel bewirken; demnach bejigt dad Agens der Erwei— terung feine Reizbarkeit. *) Mir dürfen nicht überfehen, dag Magendie gefunden hat, die Pupille des Hundes und der Kage ermweitere ſich nach Durdyfchneidung des fünften Nerven; allein gegen feine Ex— perimente läßt ſich Viel erinnern, 133 2. Die Erweiterung ift um fo flärker, je ſchwaͤcher das natürlıhe Meigmittel des Auges, das Kicht, iſt. 3. Sie ift in hohem Grade vorhanden, wenn die alls gemeine Muskelkraft des Körpers, 3. B., bei Apoplerie und Drud auf das Gebirn, gefunten ift. 4. Desgleichen unter dem Einfluſſe von narcotifchen Mitteln, mweldye die Gontractilität der Muskeln überhauit ſchwaͤchen. Wenn aber die bleße Elaſticitaͤt nicht hinreicht und ſtrahlenartig geordnete Muskelfaſern in der iris nicht vor— handen find, wodurch wird dann die Erweiterung der Pu— pille bewirkt? Nah Webers Dafürbalten, bedarf es zur Erklärung der Bewegungen der Iris weder kreisförmig, noch ftrahlenartig geordneter Muskein, fondern braucht nur das fhwammige Gewebe der Iris contractil zu fern, während ſich die äußere und innere Zone der iris nicht gleichzeitig, fondern abwechfelnd zufammenzieben *). Allein eine felche abwechſelnde Thaͤtigkeit der beiden Zonen iſt keineswegs ſtreng nachgewieſen worden. Soweit ſich dieß beobachten laͤßt, bewegt ſich, ſowohl bei Erweiterung als bei Verenge— rung der Pupille, die geſammte Textur der iris, wenngleich nicht in gleichem Grade. Vielleicht berechtigt uns das, was wir Über die Contractilitaͤt des Zellgewebes wiſſen, nicht das zu, die Moͤglichkeit zu laͤugnen, daß auf dieſe Weiſe die Bewegungen der iris bewirkt werden. Daſſelbe Argument, welches man gegen die Theorie angewandt hat, daß die bei— den Bewegungen der iris durch Muskeln bewirkt wuͤrden, laͤßt ſich ebenſowohl gegen die Anſicht geltend machen, daß die Zuſammenziehung und Erweiterung der Pupille der Con— tractilitaͤt des Zellgewebes zuzuſchteiben ſeyen, oder daß Übers haupt ein und daſſelbe Agens bier thärig ſey; naͤmlich: daß, wenn die Contraction durch daſſelbe Agens bewirkt wuͤrde, wie die Erweiterung, wir im Stande ſeyn muͤßten, die eine ebenſo leicht, wie die andere, durch Reizung dieſes oder je— nes Ciliarnerven zu veranlaſſen. Um einander ſo diametriſch entgegengeſeßte Wirkungen hervorzubringen, müßten die Fa: den des Zellgewebes der iris in zwei deutlich verſchiedene Partieen geordnet ſeyn, und dieß iſt in keiner Weiſe dar— gethan wotden. Wenn alſo das Zellgewebe der iris mit einem hoͤhern Grade von Contractionsfaͤhigkeit, einer an die Lebensthaͤtigkeit gebundenen Kraft, ausgeſtattet iſt, fo wuͤr— de durch ein dichteres Zuſammenruͤcken der in Thaͤtigkeit be— findlichen Faſern der freie Rand der iris nach dem befeſtig⸗ ten zu gezogen, dadurch aber der Flaͤchenraum der iris ver— ringert und die Pupille erweitert werden. Bei erectilen Geweben, die offen darliegen, werden durch Reizung die Gefäße ſtrotzend und die Structur folge lich umfangsreicher z allein, fobald die Neizung aufhört, zies ben ſich die Gefäße nicht unter das Normalmaaf zufammen und die Structur wird nicht weniger voluminoͤs, als ihr nas türlicher Zuftand c8 mit fih bringt. Dagegen ift die iris, wenn die Pupille im hoͤchſten Grade erweitert ift, ftärker jufammengezogen, als im normalen Zuftande, fo daß, wenn jene lediglich aus einem erectilen Gewebe beftände, die Fun— *) Tractatus de Motu Iridis, 1821 p. 43. 669. XXXI. 9, 134 etionen diefer Art von Organifation in diefem Falle mobdifi eirt feyn müßten, Dennoch würden wir, megen ded Gefüßs reidsthums der iris, der choroidea an ihrer Baſis und der Ciliarfortſaͤtze bei den Saͤugethieren, der Gefähgeflechte vor der Iris des Seehundes und Grocodils, des Vorhandenſeyns des pecten bei den Vögeln und der glans choroidea bei den Grätenfifchen, zu vermuthen haben, daß eine fo außers ordentlich ſtakke WVerforgung des Auges mit Blutgefaͤßen noch einen andern Zweck habe, als die bloße Ernährung des Auges. Herrn Toynbee's Beobachtungen in Betreff der Affimitation der nicht mit Gefaͤßen verfehenen Gemebe fpres chen dafür, daß in mandıen Zerturen des Auges die Kleinen Blutgefäße defhalb fo dicht zufammengedrängt fenen, um das Auge für die Abmwefenheit derfelben in andern Texturen deffelben zu entfdrädigen, dern Ernährung durch Abſorption der aus den benadibarten gefüßreichen Theilen ausſchwitzen— den Feuchtigfeiten bewirkt wird DBeifpielsweife führt er die Hormbaut, die Kıpftalllinfe und die Glasfeuchtiufeit an. Allein während der Gefäfreihtbum diefen Zweck erfüllt, fann er nebenbei noh eine andere Beflimmung haben, und die quirlartige Stellung und auferordentlihe Zahl der Venen in der choroidea , welche zwifhen Membranen liegt, die in der gewöhnlichen Art ernährt werden, laͤßt ſich auf diefe Weiſe nicht erklären. Die Gefüße der choroidea dienen vielleicht zur localın Anpaffung des Auges *), und die Frage verdient erwogen zu werden, ob die Pupille nicht durch die plößliche Entleerung des Gefaͤßnetzes der Iris, vers möge der vitalen Zufammenziehbarfeit der winzigen Blutge— fäße, volftändig erweitert werde. Die winzigen Blutgefäße der Iris, welche während dr Contraction der Pupille mit Blut gefüllte waren, ziehen ſich, fobald die Reizung der Netzhaut und die dadurch veranlafte Thaͤtigkeit des Ereisförz migen Muskels der iris aufhören, zufammen und entledis gen fi ihres Inhalts in demfelben Verbältniffe, wie der antagoniftifche Schließmuskel oder, wie ihn Krohn nennt, der m. tensor iridis, erfchlafft, und auf diefe Weiſe ers weitere fich die Pupille. Es ift unnöthig, bier Beweiſe beis zubringen, daß die fämmtlichen kleinern Blutgefaͤße cine vis tale Zufammenziehung befigen, da, 3. B., dev Ieere Zuftand der Arterien nah dem Zode, die Bläffe der Oberfläche und daß die Entzündungen mit Zertheilung endigen, ſich kaum in einer andern Weife erflären laffen. Als ich dag Auge eines lebenden meißen Kaninchens mit einer einfachen Linſe unterfuchte, Eonnte ih mit rothem Blute gefüllte Gefäße deutlich unterſcheiden; wenn die Iris ausgefpannt war, waren die Gefüße gerades geftredt, wenn die Pupille erweitert war, zeigten fich die Gefäße hin= und hergebogen ; aber fowie das Kaninchen todt war, verfchwanden alle Gefäße augenblidiih. Nach dem Anfeben ließ es fich nicht beurtheilen, ob die Gefäße in dem einen oder in dem andern Zuftande mehr Blut enthielten; allein meiner Anfiht nach, wohnt die fraglihe Kraft min: zigern Gefäßen inne, ald die, von denen bier die Rede ift. Ob die haarförmigen Gefäße ihre characteriftifhe Eigenfchaft dem Nervenfpfteme verdanken, ift eine Frage von bedeuten: *) Fuͤr den jedesmaligen Grad der Beleuchtung ? D. Ueberſ. 9 * 135 dem Intereſſe, die jedoch mit dem Gegenftande, den wir bier zu unterfuchen haben, in Eeiner Verbindung fteht. Die vitale Thätigkeit, mag. fie befhaffen feyn, wie fie wolle, welche in mandhen Fallen die Erweiterung der Pupille ver— anlafßt, hält noch eine Weile nah dem Tode an. Die Zeit ihrer Dauer laͤßt ſich indeß abfürzen. Wenn man die Hornhaut eines eben geftorbenen Menfhen anſticht und den humor aqueus auslaufen läßt, fo nimmt die Pupille ale: bald ihr mittleres Volumen an. Bei der Operation des grauen Staurs durdy Auszichung der Kıyftalllinfe, wo man vorher Belladonna angewandt bat, dehnt ſich, fobald die wäfferige Fruchtigkeit ausfließt, die ringförmige Iris augen— blidlih aus, fo daß die Pupille Eleiner wird und zumeilen der Kınftalllinfe den Durchgang verwehrt. In diefem Falle dürfte jedoch der Drud der Muskeln des Augapfels die bin: teren Feuchtigkeiten gegen die uvea treiben. und fo die iris vorwärts fchieben, fo daß die Pupille Eleıner wird. Wenn man die Dperation am Cadaver bewerfftelligt, fo erreicht man diefe Wirkung oft, wenn man mit dem dinger auf den Augapfel drüdt. Wenn aber dir Gefäße zur Beranlaffung der Ermeites rung der Pupille cine fo wichtige Rolle fpielen, worauf kann fib dann die phyſiologiſche Ansicht ſtuͤtzen, daß die Gontracz tion derfelben vielmehr duch einen eigenen Schließmuskel und nicht durch die Gefaͤße bewirkt werde? Daß der Nervenein: flug fähig ift, eine Ausdehnung der Haargefüße zu bewirken, ergiebt ſich aus dem Erröthen, aus dem gefäßreihen Fleden, der fih oft bei Neuralgie über den Enden des leidenten Merven zeigt und in’sbefondere aus der Erection. Indeß wiffen wir nicht, ob diefe Nefultate eine Folge der Schwaz hung oder Verftärfung der Mervenkraft der Gefäße if. Dr: Bilting folgert mit dem ihm eianen Scarffinn, die Haargefäße eines Theils, in dem Congeftion fkattfindet, ſeyen deßhalb fErogend, weil ihnen ein geringeres Maaß von Mervenkraft zugehe. Dem fey, wie ihm wolle, fo ift uns doch fein Fall befannt, wo Gefäße durch den Einfluß eines Muskelnerven ausgedehnt würden, d. h., fich erweiterten, wenn ein folcher Nerv gereizt wird, und fich zufammenzögen, wenn die Reizung aufhört. Wenn man den dritten Nerven galvanifirt, fo gerathen verfchiedene Muskeln des Augapfels in Thätigkeit und die Pupille zieht fich zufammen, Sit eg nun wahrfcheinlib, daß gemiffe Faͤden diefes Nerven die iris in der Urt reizen, daß fie jich ausdehnen, und daß die Gefähe der übrigen Faden die Contraction der Muskelfafern veranlaffen? Und dennoch müffen wir dieß annehmen, wenn wir nicht das Vorhandenſeyn eines beionderen Muskeld zum Zufam: menz'ehen der Pupille ſtatuiren wollen. Die Vereinigung von Gefäßthätigkeit und Musfel: Contractilität in den Fun— ctionen deffelben Organes findet man in dem musc. Hou- stonii und, Houfton zufolge, in dem Apparate, mittelft deffen die Zunge des Chamäleon’8 hervorgetrieben wird. Def: halb ift die von mir in Betreff der iris aufgeftellte Anſicht nicht gegen alle Analogie, Es laͤßt fih ſchwer erklären, weßhalb die Pupille bei der Abweſenheit des Lichts während des Schlafes nicht mehr erweitert ift. Uber die Sache wird deßhalb nit weniger 669. XXXL 9. 135 fhwierig, wenn man die musculöfe Befchaffenheit des Agens läugnet, das die Contraction der Pupille veranlaft. Im Gegentheit, während uns Eein Fall bekannt ift, wo, voraus: gefigt, daß der Geift unthätig fey, ein erectiles Gewebe im normalen Zuftande während des Schlafes anfhwelle, giebt Dr. Madenzie, auf Weber’s Autorität bin, an, daß der sphineter ani und der Schließmuskel der Harnblafe wähs end des Schlafs dem Entweichen der faeces und des Harns einen ftärkern Widerftand entgegenftellen, als im wachenden Zuftande, weßhald fih die Blafe in der Nacht oft weit ſtaͤr— ker mit Urin füllt, als dieß ihr bei Tage möglid) ift. Haller wandte gegen die Möglichkeit eines Schließ- muskel der iris ein, er Eönne nicht begreifen, wie durch einen folhen die Geftalt der Pupille bei der Katze in einer regelmäßigen Weife verändert werden Eönne. Ließe ſich an— nehmen, jede Elementar:Muskelfafer bilde einen volftandigen Kreis, fo hielte e3 allerdings ſchwer, die Werfchiedenheit in der Geſtalt zu erklären, welche die Pupille bei verfchiedenen Thieren darbietet; allein, wenn man jeder Elementarfafer nur eine gewiffe Länge zufchreibt, während fie ſaͤmmtlich fo geordnet feyen, daß fie concentrifh wirken, fo fällt diefe: Schwierigkeit weg. Jede Portion der iris, melde fehmäler ift, als die übrige Iris, würde, fobald fie ſich bis zu ihrer außerften Graͤnze ausgedehnt hätte, zu einem feften Puncte werden, an dem die übrigen Portionen einen Halt hätten. MWäre nur ein einziger folher feiter Punct vorhanden, fo würde die Pupille herzfoͤtmig, wären zwei gegenüber da, fo würde fie elliptifh; wären drei vorhanden, fo würde fie dreis eig geftaltet werden, und fo läßt fih nicht nur die vers fbiedenartige Geftatt der Pupillen im natürlichen Zuftande, fondern auch die noch weit verfchiedenartigeren Formen der— felben erklaͤren, welche diefe Deffnung bei'm Menfhen, im krankhaften Zuftande anzunehmen, fähig ift. Man hat behauptet, jeder Muskel befise feinen Antas goniften,, und wir dürften deßhalb in der Pupille Eeine con= teahirenden Muskelfafern annehmen, ohne zugleih das Vor— handenfeyn von ermweiternden Muskelfafern zujugeben. Bei den Gontractionen des Herzens findet indeß Eein andrer Anz tagonismus ftatt, als der von Seiten der Blutgefüße und der Elafticität feiner eignen Structur. Ebenfo liege fich ftatuiren, daß der Contraction des sphineter pupillae nur die vitale Gontractilität der Blutgefäße und die Elaſticitaͤt des Gewebes der iris entgegenwirfe. Ein anderer Einwurf, den man aufyeftellt hat, ift, daß, wenn die Bewegungen der iris durch Muskeln bewirkt würden, fein anderes Beifpiel am ganzen Menfchenkörper nachgewiefen werden koͤnne, wo Muskelfaſern gleich ſtarke Veränderungen in ihrer Länge erlitten. Allein die Muskel— fafern der Harnblafe und des Nahrungsſchlauches Bieten, nad) der Anfiht mancher Phnfiologen, bei der Ausdehnung und Zufammenziehung diefer hohlen Eingeweide durchaus ebenfo ſtarke Veränderungen in ihrer Länge bar. Aus phyſiologiſchen Gründen folgere ich: 1. daß die Gontraction der iris durch einen fpeciellen Muskel vermittelt des Bewegungsnerven bewirkt werde; 2. daß dieß der einzige Muskel der iris fey; 137 3. daß das Agens mittelft beffen die Erweiterung der Pupille bewirkt wird, noch nicht befriedigend ermittelt wors den fen; daß wir aber vermurhen dürfen, es beftehe in eis nem ungewöhnlib hohen Grade von vitaler Gontractilität, entweder des Zellgewebes, oder der winzigen Blutgefaͤße der iris; 4. daß die iris ein natuͤrliches Beſtreben habe, ver— möge ihrer Elaſticitaͤt von den Extremen der Contraction und Erweiterung zu einer mittleren Größe zuruͤckzukehren, und 5. daß übrigens die Elafticität bei den Bewegungen der iris feine weitere Rolle fpiele. (Schluß fo'gt.) Miscellen. Die Giraffenjagd wird, wie Herr Pallme, ein gebors ner Böhme, in feinem unlängit in London erſchienenen Werke: Travels in Kordofan berichtet, wegen des hohen Preifes, den man in Alerandrien für diefe Thiere bezahlt, fehr ftark betrieben. Ges mwöhnlich begeben fich zwei Reiter mit zwei Kameelen, die mit Les bensmitteln und Waller für mehrere Zage beladen find, zufammen in die Wüfte. Die Kameele werden an sinem paffenden Orte zus züdgelaffen, während die Reiter nah Giraffenfährten ſuchen. Fin— den fie eine, fo muß vor Allem feftgeftellt werden, wie alt jie iſt. ſt fie frifh und von ciner jungen Giraffe, fo beginnt die Jagd gleih, und der Zäger Eann darauf rechnen, daß er das Thier binnen wenig Stunden zu Geficht befommt; fobald dieß der Fall ift, begt ex daſſelbe, welches ſich durch die Flucht zu retten fucht. Die Giraffe iſt ſehr ſchnellfüßig, aber fo furchtſam, daß fie bin und wieder läuft und oft Daten fchlägt, fo daß ein geſchickter und gut berittener Jäger ihr bald den Vorfprung abgeminnt. Sobald 669. XXXI. 9. 133 diefer die junge Giraffe-eingeho‘t hat, wirft er ihre eine Schlinge über den Kopf, bindet das Ende des Seiles an feinen Sattel und zieht das Thier fo dicht, als möglih, an fein Pferd herbei. Die Giraffe fpringt hin und ber, wird aber durch das auf diefe Jagd abgerichtete Pferd bis zur nächſten Ortfchaft geſchleppt, wo man fie mit Kameelmild ernährt, bis fie nah und nad Heu und Gras annimmt. Milch bilder übrigens fortwährend einen Hauptbeftands tbeil der in Gefangenfhoft gehaltenen Giraffen. Der Zransport nady Alerandrien hat forann noch große Schwierigkeit, da die Gi— raffe zu den zärtlichften Thieren zu gehören fcheint, weßhalb fie auch fo theuer bezahlt wird. Zumeilen macht man aud dis Felles mes gen Zagd auf die Giraffe, deren Fleiſch Pallme wohlſchmeckend und nahrhaft fand. Ueber den nadhtbeiligen Einfluß des Rauches von Kalkbrennereien auf Weinftöde ftellten die Derren Aus bergier und &ecocg Unterfuhungen an und fanden, daß vor Errichtung der Kalköfen auf dem für die Unterfubung benugten Gebiete der Wein ſehr gut gerieth, was aucd während eines Jah— res der Fall war, als die Kalköfen nicht gebraucht wurden, daß dagegen in jedem Jahre, wo die Kalkbrennereien in voller Thaͤtig⸗ keit waren, der Wein fo fchlecht gerietb, daß er kaum zu trinken. war. Diefe Thatſachen zeigten, daß die fchädlihe Beſchaffenheit des Weines nicht vom Boden abbing. Die Unterfuhung ergab auh, daß die Weinſtoͤcke im geraden Berhältniffe zur Menge des vom Winde zu ihnen hergewehten Rauches zerftört murden, indem die in der Richtung des berrfchenden Windes ftehenden mehr und auf eine weitere Strede von den Drfen aus litten, als die an einer anderen Stelle ftebenden. Die Verfaffer Schreiben den ſchaͤdlichen Eins fluß dem Rauche der bei'm Verbrennen des Kalks gebrauchten Kohle, nicht aber der Kobtenfäure zu ; fie fanden, daß die rotben Trau— ben immer mebr litten, als die weißen; in einigen Källen hatte ſo— gar der aus den weißen Trauben ‚bereitete Wein faum aclitten, während der rotbe Wein von derfeiben Rocalität fo ſchlecht ſchmeckte, daß er faum zu trinken war. (Ann. d’ Hyg. publ ) Me ven bo apıcı Ab Dein Unterbrochene Girculation. Bon A. Crichton. t Bor ungefähr ſechs Fahren wurde ih, damals gerade vierundfiebenzig Sahre alt, von einem regelmäßigen Tertian⸗ fieber, in Folge einer ftarken Erkaͤltung, befallen; die Pas roxysmen waren heftig, wiewohl fie gewoͤhnlich nad drei Stunden in das Stadium des Schweißes übergingen. Das Uebel wich) der Anwendung von Chinium sulphur. und ei: ner angemeffenen Diät; doch blieb ich nach Befeitigung der Fieberanfaͤlle fehr geſchwaͤcht. Als ich meinen Puls eines Tages zufaͤllig unterſuchte, fand ich, daß er haͤufig ausſetzte, zuweilen bei jedem zehnten, zwoͤlften, ſechszehnten oder zwanzigſten, zuweilen nicht oͤfter, als bei jedem vierzigſten oder ſechszigſten Schlage. Die Ins tervalle füllten ungefähr die Zeitdauer von zwei bis drei Pulsfhlägen aus. Da ich mid) fonft ganz wohl befand, fo ſchrieb ich die Unterbrehung der Girculation einer allgemeis nen Schwädhe zu, und wandte von Neuem Chinin, eine Eräftige Diät und einige Gläfer alten Portwein an, wobei ib aud die Ausleerungen berüdfichtigte. Obwohl ich mid) in Folge deffen Eräftiger fühlte, fo blieb doch das HDaupts übel ungeaͤndert, und ich entfchloß mi, nach Bath zu ge: ben, deffen Wäffer befanntlih eine anregende Wirkung auf das Herz aͤußern. Ende October 1838 Eam ich dafelbft an und hatte den Brunnen nicht mehr als drei Wochen ges trunken, als mein Puls vollfommen regelmäßig wurde. Sch Eehrte im Frübjahre 1839 nady Haufe zurüd und erfreute mid von der Zeit an, bis vor ungeführ 6 Monaten, einer vortrefflihen Gefundbeit, worauf von Neuem eine unregels mäßige Action des Herzens, und zwar in höherem Grade, als früber, eintrat; denn nun feßte der Puls bei jedem zweiten, dritten, vierten oder fehsten Schlage aus, und das Gefühl von allgemeiner Schwäche und Ermattung mar verhältnißs maͤßig groß; ich konnte zu Feiner Zeit, weder bei Zage noch in der Nacht 19 Pulsſchlaͤge nach einander zählen, und das Aus—⸗ fegen des Pulfes trat eben fo häufig bei horizontaler Lage und felbft nach dem Genuffe von Speifen und Wein, als zu irgend einer andern Zeit, ein. Sch will bier noch bemerken, daß die Action des Her: zens — die Gontraction des linken Ventrikels — nicht aber die der Arterien, welche ihre normale Klafticität beibehalten zu haben ſchienen, unterbroden war. Da ib nun in mei: nem achtzigſten Jahre mich befand, fo hatte id Grund, einen organiſchen Klappenfehler für die Urfadhe des Uebels zu halten, und doc waren gewichtige Gegengründe gegen diefe Anfiht vorhanden. Wenn ein organifches Leiden in den Klappen des Herzens oder in der aorta im Anzuge if, fo findet man gewöhnlich, daß außer der unterbrochenen Cirs culation nod) andere auffallende Symptome, wie zuweilen Herztlopfen, oft eine abnorme Härte oder Schärfe des Puls 139 fes, fowie auch ein vorwaltender Mungel des Rhythums zwi: fben den aufeinander folgenden Pulsfchlägen, vorhanden find. Aue diefe Symptome, fowie aucd jede odematöfe Anſchwel— lung der Füße und Knöcel, fehlten. Ich entfchloß mich dens noch, mich duch das Sterhofcop unterfuchen zu laffen, bevor ih von Neuem nah Bath ging. Da nun die Unterfuch: ung durchaus feine organifche Störung ergab, fo ſchritt ich unverzüglich zur Brunnencur. Ich begann, wie früher, mit einer mäßigen Quantität, nämlich vier Unzen jeden Morgen um 7 Uhr, flieg aber bald auf 12 Unzen zweimal täglich um 7 Uhr Morgens und um 2 Uhr Nachmittags. Nach) 8 Tagen war der Puls bedeutend gebeffert, und bevor drei Wo hen verftrichen waren, war nicht die Eleinfte Unregelmaͤ— ßigkeit mehr in demjelben zu entdeden, was auch bis jet fo geblieben iſt. Wenn man bedenet, wie fehr gering die Menge des Eohlenfauern Eifens und anderer Salze in den Waͤſſern von Bath ift, fo kann man fid) nur über die ffimulirenden Kräfte derfelben wundern. Profeffor Daubenn hat eine Spur von Brom in ih: nen entdedt, deffen Cigenfchaften bis jeßt aber, die giftigen ausgenommen, durchaus nicht conftatirt find, und ich glau— be, daß noch ein flüchtiges Princip anfgefunden werden wird, welches die Heilkraft der Waͤſſer zu erklären vermag. Herr Cuff bat Jod in ihnen gefunden; aber die größs te Quantität deffelben, welche Profeffor Daubeny in irgend einer der Mineralquellen im Süden England's aufgefunden bat, war nicht arößer, al$ 1 Gran ın 10 Gallonen Maffer. Nun laͤßt ſich kaum annehmen, daß die flimulirende Kraft der Waͤſſer von Bath von einer fo geringen Quantität je: nes Princips abhangen fönne, befonders wenn man bebdenft, daß 12 bis 16 Unzen Waſſer die größte Quantität find, welche gewöhnlich des Morgens oder des Nadmittags ges trunfen werden. (London Medical Gazette.) einer Luxation nach Hinten. Bon Dr, Keißer. Madam Bougquier, ſechszig Jahre alt, nervös und ſchwaͤchlich, fiel am 25. September auf der Straße hin und ſuchte fi dabei, da die rehte Hand verwidelt war, mit der linken Hand zu halten, welche die ganze Luft die Koͤr⸗ pers trug. Bei'm Aufſtehen empfand Madam Bouquier einen lebhaften Schmerz im Handgelenke und konnte keine Bewegung ausfuͤhren. Eine halbe Stunde nach dem Anfalle herbeigerufen, fand ich Folgendes: Flexion der Hand gegen den Vorderarm, Unmoͤglichkeit ſie zu extendiren, nach Hin— ten ein Vorſprung von etwa 3 Gentim., über welchem eine Bertiefung, nad Vorn ein ähnlicher Vorfprung vom unteren Ende des radius gebildet. Sch fuchte Grepitation zu erhal: ten, indem ich Eleine Bewegungen nah allen Richtungen bin ausführen ließ, Fonnte aber Feine wahrnehmen. Die Unmöglichkeit der Eprtenfion, die Abweſenheit der Crepitation überzeugten mich, daß ich e8 mit einer Luxation des Hand— Beobachtung des Handgelenkes 669. XXXI. 9. 140 gelenkes zu thun habe, und ich verfudte die Reduction. Ich ließ am Vorderarme die Contra-Extenſion machen, ergriff feibft mit der einen Hand die Hand der Kranken, um die Ertenfion zu machen, und fuchte mit der andern die dislo— eirten Knochen wieder in ihr Gelenf zu bringen, was mie auch nicht ohne Schmerz gelang; ich Eonnte mit Leichtigkeit wahrnehmen, wie die Knochen an ihren Plas wieder zuruͤck⸗ kehrten. As dieſes erlangt war, lich ich jest die Bewegungen. ausführen, welde vorher unmöglich) gewefen waren, und fand zu meiner Freude, daß die Hand ertendirt und flectirt wer— den konnte. Waͤhrenddem bielt ich den Daumen auf dem Griffelfortfage der ulna und den Zeigefinger auf den des ra- dius und überzeugte mid) dadurch, ob diefe Apophyſen un: beweglib wären, und ob die Bewegungen nicht mehr ein Menig oberhalb des Handgelenkes vor ſich gingen. Die Apophyſen waren vollkommen unbeweglih, ich fuchte von Neuem Grepitation wahrzunehmen, fand aber feine, Als ih das Handgelenk ſich felbft uͤberließ, blieben die Xheile an ihrer Stelle und die Difformität trat nicht wieder ein. Ich legte nun eine Rollbinde um das Handgelenk, brachte dann Eleine Kiffen von Baumwolle, eins nah Hinz ten auf dem Handrüden, das andere nach Vorn auf dem unteren Ende des radius an und applicirte darauf hölzerne Schienen, die ich vermittelft einer zweiten Binde befeftigte. Am Ende von 25 Tagen wollte die Kranke, troß meis ner Einwendungen, die Holzichienen ablegen; id) erfeßte fie durch Pappfcienen, welche fie nur 8 Tage lang trug. Sie begnügt fih damit, cine Rollbinde um das Handgelenk zu tragen, welches fie aber dabei nicht gebrauchte. Aber am 5. Tage nach Entfernung des Arparates ließ fie mid rufen, indem fie fand, daß ihr Handgelenk wieder zur Slerion hin— neigte und einen Vorfprung nach Hinten bildete, der von Tage zu Zage größer wurde, Sch legte die Holzfchienen wicder an, und ließ fie erft nach 20 Zagen abnehmen. Nach diefer Zeit ließ ih das Handgelenk frei und empfahl nur einge Bewegungen zu machen; das Gelenk war fteif, wurde aber bald mieder difform. (Gaz. med. de Paris, Mars 9. 1844.) Ueber Fettgefchmwülfte oder Steatome. Bon B. C. Brodie. Es Eommen verfchiedene Arten von Fettgeſchwuͤlſten vor, aber die gemöhnlichfte ift die folgende: Das Fett gleicht gewöhnlihem Fette, nur daß es von zarterem und lodrerem Gewebe und von hellerer Farbe ift. Es befteht aus Laͤpp⸗ chen mit fehr dünnen Zwifhenmembranen, und nah Außen befindet fich eine membrandfe Hülle, in welder Die ganze Maffe liegt. Diefe Hülle hängt ſehr lofe an den Xheilen, in welchen fie eingebettet lieut; das von derfelben umſchloſſene Bett dagegen hängt fehr feft mit ihr zufammen. Diefe Gefhmülfte bilden ſich meift unter der Haut an einer Stelle, wo im Normalzuftande Fett fich befindet, das ber niemals am Hodenfade, an den Uugenlidern, oder in den innern Organen, Der tumor wird fehr oft nicht ents 141 deckt, wenn er von Eleinerem Umfange ift; in einigen Faͤllen bleibt er ſtationaͤr, meiſt aber nimmt er, wenn er fi ein Mal gebildet hat, allmälig an Umfang zu. Gr entfteht ger woͤhnlich, ohne daß der Kranke einen Grund dafür anzuges ben weiß, zuweilen fcheint er aber nach mechaniſchen Inſul⸗ tationen fich zu entwiceln. Die Diagnofe einer Fettgeſchwulſt unter der Haut ift gewöhnlich ſehr leicht. Sie theilt den Fingern eine eigens thümliche Empfindung mit, welde fib ſchwer befchreiben läßt; zumeilen ift fie elaftifdh, fo daf man faft verleitet wer— den Eönnte, Fluͤſſigkeit in derfelben zu vermuthen, dody wird ein wenig Uebung die Diagnofe fihern. Die Geſchwulſt ift gewöhnlich völlig umfchrieben, erzeugt feine Schmerzen, ift durchaus nicht empfindiih und macht dem Kranken gar feine Beſchwerden, außer wenn fie einen großen Umfang erreicht, und ift dann nur durch ihre Größe laͤſtig. Zuweilen befins det ſich jedoh die Geſchwulſt nicht in dem Fette dicht unter der Haut, fondern liegt tiefer, was die Diagnofe erfhwert. Menn der tumor tief liegt, fo ragt zuweilen ein Stüd deffelben außerlih hervor, während das Uebrige verborgen bleibt, Man glaubt dann leicht eine Eleine Geſchwulſt vor ſich zu baben, fobald man aber einfdneidet, -findet man eine große vor. Sowie eine Fettgefhwulft an Umfang zunimmt, wird aud die Haut verhaͤltnißmaͤßig ausgedehnt. Wenn fie fehr groß ift, fo bilder ſich eine Urt dicker Fascie über derfelben, ähnlich der bei einer großen alten hydrocele oder Heinie. An verfhiedenen Stellen der Fascie find Raͤume vorhanden, im welche der Finger einſinkt, als wenn e8 die Subjtanz der Geſchwulſt wäre. Die Haut über einer Fett: geſchwulſt geht ſehr felten in Entzindung und Ulceration über. Ich habe jedoch Entzündung in der Subftanz des tumor eintreten und einen Abſceß im Mittelpuncte deffelben fih bilden feben. Mir Ernnen kein inneres Mittel, noch irgend eine Orts lihe Application, welche diefe Geſchwuͤlſte zu befeitigen vers mögen, und das einzige Mittel, fie zu entfernen, bejtebt in ihrer Erftirpation. Diefe kann a:sgeführt werden, wenn der tumor Elein ift. Sch empfehle jedoch im Allgemeinen die Operation in diefer Periode nicht einmal, weil die Ger ſchwulſt vielleicht nie größer wird, und fo lange fie Elein ift, von feinem Belange ift, und zweitens, weil die Operation ſich leichter ausführen läßt, wenn dir tumor eine gewiffe Größe erlangt hat. Es iſt jedoch beffer, den tumor Erinen ſehr großen Umfang erreichen zu laffen, weil der Drud der Haut Adhafionen mit den benachbarten Theilen bervorbrin: gen kann. Wenn folhe Adhäfionen eingetreten find, fo wird die Operation erſchwert, und man ift nicht ficher, ein Eleineg Stud zurücdzulaffen, weldyes der Kern eines Eünftigen tu- mor werden kann. Sobald daher die Geſchwulſt groß ges nug ift, um duch ihren Umfang ſtoͤrend zu werden, exſtir⸗ pire man diefelbe. Man mache einen tüchtigen Hautfchnitt nicht auf der Geſchwulſt, fondern in diefelbe hinein, lege dann das Meffer bei Seite und trenne mit dem Finger die Cyſte, welche die Fettmaffe enthält, von den benachbarten Geweben, indem man einen Banpen nach dem andern bers vorzieht, bis endlich der tumor nur an einer Ede hängt, 669. XXXI. 9, 142 d. i., an der Etelle, wo die Gefäße eintreien und abgehen. Bei dem frübern Theile der Operation wird Erine Blutung erfolgen, aber bei dem letzten Theile derfelben findet man gewöhnlich 1 bis 2 Arterien, welche man unterbinden muß. Menn die Geſchwulſt unter einem Muskel liegt, fo ift die Dperation auf dieſelbe Weiſe auszuführen, nur mit dem Unterfchiede, daR man aufer dem VBloßlegen der Haut auch nod) die Muskelfafern zu durchfihneiden hat. Es giebt noch eine andere Art von Fettgeſchwuͤlſten, welche nicht felten vorkommt und, foviel ih weiß, nicht in Büchern befchrieben if. Es ift eine Ablagerung von Fett, der tumor ift nicht gehörig umfchrieben und hat Feine beftimmte Gränze, fo daß man nicht beftimmen Eann, wo das normale Fettzellgewebe aufhört und wo der krankhafte Auswuchs anfingt. Diefe Gefhwülfte find nicht fo weich und elaftifh, wie die gewöhnlicen Fettgeſchwülſte; fie Fons nen an jedem Theile des Körpers vorfommin, am Häufig: ften habe ich fie jedoh am Halſe beobachtet. Der liquor Kali caustici bat fih mir in Füllen der Art, innerlich längere Zeit gebraucht, fehr wirkfam gezeigt. Zuweilen kom— men Fettgefhmwülfte an verfchiedenen Stellen des Körpers vor, welche, wie Lymphdruͤſen, unter der Haut liegen. Sie verurfachen gemeiniglidy feine Schmerzen, erreichen eine ges wiffe Größe und bleiben dann ſtationaͤr, aber an anderen Stellen bilden fib wieder neue. Sie kommen bei fonft ans fheinend ganz gefunden Perſonen vor und hängen, ſoviel ih gefeben babe, mit feinem andern Leiden zufammen, Das Fett diefer Geſchwuͤlſte ift von fefterer Conſiſtenz, als in gewöhnlichen Fettgefhwälften; fie find? am Rande auf gleiche Weiſe abgegränzt ine jede derfelben, die eine uns gewöhnliche Größe erreiht, kann obne Schaden erftirpirt werden, aber wenn fie in großer Anzahl vorhanden find, fo wäre es thöricht, fie alle auszufchneiden. Ich habe fol- chen Kranken den liquor Kali caustiei in großen Deofen gegeben, und in 2 bis 3 Fällen mit entichiedenem Erfolge. Sn einem Falle verfhwanden die Geſchwuͤlſte faft ganz, oder ganzlih bei diefer Behandlung. Das Aegkali wirkt hier, glaube ih, auf folgende Weife: der fettige Theil der Ger ſchwulſt verbindet fih mit dem Kali. wird in die Circula— tion aufgenommen und fo ausgefhiedn. Das Aetzkali muß nur gehörig aufgelöft feyn, am Beften in feifhem Halb: biere, fonft auch in Mil und Maffer, oder in Gewürznels £enthee, oder in Ingwerthee, aber dann ift es in Eleineren Gaben zu reihen, weil Nichts von dem Alkali neutralifitt wird, wie es durch die Shure des Bieres der Fall if. Das Mittel muß Monate lang fortgebrauht werden. Eine fehr merkwürdige Art von Fettgeſchwuͤlſten kommt zuweilen, wies wohl fehe felten, vor. Sie ift von etwas fefterer Confiften;, als eine gewöhnliche Fettgeſchwulſt, und 2 bis 3 finden fich an verfchiedenen Stellen des Körpers. Wenn man fie aufs fhneidet, fo findet man in derfelben ziemlich folides Fett, und diefelbe von einer zurüdgefchlagenen Membran bebedt. Ueber der Gefchwulft liegt eine membranöfe Schicht, und eine andere bildet eine lodere Hülle um diefelbe, und wis ſchen den beiden Membranen ift der Raum von einem ha- litus ausgefüllt, fo daß fie nicht aneinander adhäriren. 143 Diefe Geſchwuͤlſte find ſchwer zw entfernen, weil man nicht nur den tumor felbft, fondern auch die umgefchlagene Mem⸗ bran zu entfernen bat. Un der weiblihen Bruſt fommt eine Gefhmulft vor, welcher Afttey Cooper den Namen hronifhe Bruftgefhmuuft gegeben hat. Diefe Gefhmulft iſt von eigentbümlichen Baue, gewöhnlich gelappt, und ein jeder Kappen befteht wieder aus £leinern Laͤppchen, die durch lockeres Zellgewebe zujammenz hängen. Sie fommt meift bei jungen Frauem vor, und verfchmwindet zuweilen von felbit; fie ift auf gleiche Weife, wie die gewöhnlichen Fettgeſchwuͤlſte, zu behandeln. Ich fagte früher, daß die Haut über einer Fettge— ſchwulſt nicht leicht erulcerirt, daß fich aber Eiter in der Geſchwulſt bilden und dann die Haut fecundär geſchwuͤrig werden fann. Aſtley Cooper jedoch pflegte zu behaupten, daß er nicht daran zweifele, daß eine Fettgefhmwulft zumeis len ihre Structur verändere und bögartig werde, und die Erfahrung widerftreitet diefer Behauptung nidyt. (London Med. Gaz., Febr. 1844.) . Ueber den fymptomatifchen Werth einiger Erſchei— nungen bei dem, durch Aderlaß gewonnenen Blute liefert Dr. Rigoni-Stern in Padua einen Gorrefpondenzartifel in der Zeitschrift der Gefeufh. Wiener Aerzte, I. 1., welchem wir folgende Refultate entnehmen : 1) Wenn- das Blut des Aderlaffes eine dichte Krufte dar: bietet, fo ift die darunter ftehende placenta weich, oder fait flüf- fig; weniger, wenn die Krujte minder dic; fehr zähe, wenn Eeine vorhanden ift. 2) Wenn das Blut deffelben Aderlaffes in verfchiedenen Glä- fern eine Krufte von abweihender Die und Zähigkeit "darbies tet, fo fteht doch die Menge des Blutwaffers mit der Größe des Kuchens und der Zähigkeit des cruor immer im enrgegengefegten Berbältniffe. 3) Die Abfonderung des Blutwaffers gefchieht größtentheils im Laufe der erften drei Stunden nad) dem Aderlaffe und ift meift nad vier bis fünf Stunden vollfommen beendigt. 4) Die fernere Abfonderung des Blutwaflers, fowie auc) die Schnelligkeit, mittelft welcher diefe gefchieht, wird verfpätet und endlich gehindert durch das fchon abgefonderte serum. 5) Der Unterfchied in der Menge des Blutwaffers von dem, durch den nämtichen Aderlaß in Gläfer von gleicher Größe und Inhalt abaelaffenen Blute Fann „7; der gefammten Menge des gez lajfenen Blutes, und vielleiht mehr, betragen. 6) Die Menge des Blutwaffers bei den Kranken wechfelt ges woͤhnlich von 30 bis 40 8 des gelaffenen Blutes; es kann aber bis zu einem Verhältniffe von 83 2 mit einem nicht fehr zähen Ku: hen, übereinftimmend mit dem Erben und der Wiedererlangung der Gefundheit, gelangen. ; 7) Die Abfonderung des Blutwaffers geht in Gläfern von gro— Sem Inhalte langfamer und vielleicht auch unvolllommener vor ſich. 669, XXXI. 9, 144 8) Die drei Elemente des gelaſſenen Blutes — Biutwaffer, eruor und Krufte — haben, jedes fir ſich betrachtet, fehr felten einen fymptomatifhen Werth; wenn man ihnen aber einen beis meffen woute, fo fällt diefer fort, wenn man erwägt, daß die Krufte des Blutes die nämlihe Bedeutung habe, wie die Lange ſamkeit des Gerinnens, und daß weder die Form der Krufte, noch des Kuchens, jede für ſich betrachtet, einen fymptomatiſchen Werth baben. . 9) Wenn das gelaffene Blut bei männlichen Individuen nach vier Stunden entweder einen zähen Kuchen, oder eine hinlänglich dichte und dicke Krufte darbietet, und das Verhältnig zwiſchen dem Blurwaffer und dem Kuchen nicht größer, als 40 : 60, iſt, fo ift gewöhnlid; ein neuer Aderlaß angezeigt. 10) Wenn unter den nämlidhen Brdingungen des Kucheng, oder der Krufte, das angezeigte Verhältniß von 50 : 50 ift, fo wird gewöhnlich der Aderlaß zugegeben, nur darf der Kuchen nicht allzu weich feyn. ; 11) Wenn bei ähnlicy obıwaltenden Bedingungen das Verhält: niß 60 : 40 odır aud 65 : 35 ift, fo ift der Aderlaß nur mit vie= ter Vorſicht zu wiederholen - 12) Wenn das Berhältniß des Blutwaffers größer, als dag zulegt angegebene, ift, fo ift der Aderlaß, wenn auch unter den obi« gen Bedingungen in den meiften Fällen erlaubt, diefer Urfadye wer gen nicht geftattet. . Miscellen. Liquor Ammonii caustiei bei Eclampfie. Mad, Berg, fiebenunddreißig Fahre alt, primipara, befam einen Anfall von Eclampfie, der, troß der Anwendung von Aderläffen, Blutegeln, Falten Umfchlägen auf den Kopf, Giyftiren, Calomel xc., an Hef— tigkeit zunahm. Opisthotonus trat ein, dabei incontinentia urinae et faecium, der Puls wurde kaum fühlbar: da verfchrieb Herr Seltes lig. Ammon. caust. gtt. jjj. in etwas Waller alle fünf Minuten. Nah der vierten Dofe nahmen die Conpulfionen ab und hörten bald ganz auf, Die’ Dofe war auf gtt. v. gefteigerr worden, bis da$ die Kranke 105 Tropfen genommen hatte. Die Entbindung wurde am nädıften Tage mit der Zange gluͤcklich voll endet; das Kind war ſchon längere Zeit todt gewefen; das Wo— chenbett verlief ohne weitere Zufälle. (Journ. med, de la Neer- lande, Avril 1844.) Tartarus emeticus bei Syphilis. — Dr. v. Wil: lenbrand wandte mit dem beften Erfolge den Brechweinftein bei einer urethritis syphilitica, fowie bei einem Recidiv der Syphilis mit fopbititifchen Geſchwuͤren im Halfe und an den Mundmwinkeln, complicirt mit Gelbfucht, an. Die Heilung der Gefhmüre erfolgte nad zwölf Tagen, Auch in anderen Fällen fopbilitifber Rachen— gefhmüre und primärer Schanfer am penis, fomwie bei ſyphilitiſchen Hautausichlägen und in einem Falle von paraphimosi-, brachte der Brechweinſtein baldige Heilung zu Wege; von dreißig Kranken er: litt nur Einer einen Rüdfall. (Oppenh. Zeiticrift 1844. Nr. 1.) Ein fünftfiher Arm ift (von Herrn Martin) ber Aca— demie der Wiffenfchaften zu Paris vorgelegt worden, wo die Fin— ger geöffnet und gefchloffen werden Eönnen, und zwar mittelft eines fehr wenig complicirten Mechanismus, der durch die Bewegungen des kurzen Stumpfs des Vorderarmes in Wirkfamkeit gefegt wird. Den Si zn m So une — — Bibliographische Neuigkeiten. Histoire naturelle des iles Canaries; par MM. Barker- Webb et Sabbin Berthelot. Ichthyologie par M. Valenciennes. Paris 134. 4. Carte geologiques des Cötes-du Nord. Paris 1844. 3. (Ohne Karte.) Par Eugene de Fourcy. Manuel pour servir à l’&tude des maladies des ovaires. Pre- mier memoire, contenant 1. les considerations anatomiques et physiologiques; 2. l’agenesie et les vices de conformation des ovaires; 3. l’inflammation aigu& des ovaires, ovarite aigu&, Par A. Chereau, D.M. Paris 1344. 8. Manuel pratique de Percussion et d’Auscultation. Docteur F, Andry. Paris 1844. gr. 18. Par M. le m Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Keilkunde, geſammelt und mitgerheift von dem Ober» Metieinalratbe Frorien gn Weimar, und dem Mediinalrotbe und Mrofeffor Froriep gun Berlin, — No. 670. BAM im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Gtüdes 3 gGr (Nr. 10. des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 FL 30 2%, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 4Gr Die Tafel —— Abbildungen 6 9Gr Auguft 1844. te Lo... x Ueber die Structur und Functionen der iris. Von C. R. Hall, Esq. (Schluß). Remerfungen. — I]. Ueber die Pupille des glatten Rochen. Bei diefem Rochen ift die Ge: ftalt des Augapfels hoͤchſt eigenthümlih. Er hat eine feits liche Stellung auf der Nüdenoberfliche des Kopfes, ift nach Born und ein Wenig nad) Außen gerichtet und nah Dben durchaus von Feiner knorpeligen Wandung bedeckt. Würe derfelbe Eugelförmig, fo würde er fehr bedeutend hervorragen, Deßhalb ift er oben platt und nur dort die an anderen Stellen halbfnorpelige sclerotica dünn und biegſam. An diefen weicheren Theil der selerotica ift der m. rectus superior eingefügt. Eine fpbärifhe Kıyftalllinfe macht einen concaven Ner: venfhirm (Netzhaut) noͤthig. Wäre die Pupille rund, fo würde. fie Lichtſtrahlen einlaffen,, welche den oberen Theil der (nicht concaven, fondern ebenen) Netzhaut träfen und ein verworrenes Bild erzeugten. Dieß wird dadurch verhindert, daf der processus palmatus der iris gerade diejenigen Strahlen auffingt, welche in diefer Weiſe auffallen würden. Bon einem knorpeligen Stiel getragen, welcher an feinem Ende, zur Aufnabme des glatten Enorpeligen Knopfes am bintern Theile der selerotica, ausgehoͤhlt ift, bewegt fich der Augapfel mit derfelben Leichtigkeit um feine Are, wels he ein Ähnliches Nuß- und Kapfelgeient den Bewegungen der Mirbelbeine des Fifches geſtattet. Zugleich würde ſich diefer Stiel jeder Zuruͤckziehung des Auyapfel® während der Thätigkeit der geraden Muskeln widerfegen. Da die elas ſtiſchen Membranen des Auges nicht zuruͤckweichen Eönnen, fo werden fie durch die vereinigte Thätigkeit der mm. recti wahrfcheinlih ein Wenig zufammengedrüdt. Da die obere platte Wandung des Augapfels die biegfamfte ift, fo wird fie am Meiften nachgeben, und zugleich wird die Gontraction N. 1770. — 670. A a | a al ded m. rectus superior auf Erhöhung feiner mittleren Portion hinwirken; der nach allen Seiten gleichförmig wir— Ende Drud der Glasfeuchtigkeit würde ebenfalls diefe obere Wandung ausdehnen und deren innere Oberfläche concaver machen. Da die obere Wandung des Augapfels mit der iris feſt verwachſen ift, fo wird, wenn jene gehoben wird, auch der obere Theil der iris und deren weinblattförmiger Forts faß in die Höbe fleigen und auf diefe Weife die Pupille erweitert werden, fo daß Lichtftrahlen auf einen Theil der Netzhaut gelangen, zu dem fie fonft feinen Zutritt haben. Da der Augapfel an einer Stelle um fo viel leichter nachgeben fann, als an feinen andern Theilen, fo wird das Nefultat der durch die Thätigkeit der mm. recti bewirkten Compreffion (indem nämlic die vordere Wandung gegen die nicht zuruͤckweichende hintere Wandung bingezogen wird) eine Verkürzung der von Vorn nah Hinten gerichteten Are und zugleich eine Erweiterung der Pupille feyn, fo daß das Au— ge dem Sehen entfernter Gegenftände angepaft wird. Daß der geringe Grad der Anpaffung, deffen der Fifh in Betreff der Brennmweiten oder der verfciedenen Dichtigkeiten der umgebenden media bedarf, auf diefe oder ähnliche Weiſe bewerfftelligt wird, ift auch deßhalb wahrfcheinlih, weil dem Arge der Rochen und anderer Kncrpelfifhe die glans cho- roidea fehlt. Wenn der m. rectus superior allein in Thätigleit wäre, fo würde er den oberen nachgiebigen Theil der sclerotica und zugleich den Worbang der iris heben, bevor er den Augarfel felbft in feine Kapfel aufwärts ges dreht hätte, fo daß auf dieſe Weiſe, ohne daß der Fifch fei- ne age ändert, einer gröfern Menge Kichtftrablen dag Ein— fallen von Oben möglib würde, als fonft hätten eindrin- gen koͤnnen. Da die Rochen faft immer auf dem Meeres: grunde liegen, fo leuchtet der Zweck diefer Einrichtung genüs gend ein. Voraurgefegt, daß es mit obigen Bemerkungen feine Nichtigkeit hat, dient die iris bei'm Rochen als eine paffive 10 147 Blende, welche nur inbirect durch die mm. orbitales, in’3: befondere den m. rectus Superior, bewegt wird. U. Ueber die Mittel, Durch welche ſich das Auge den Örennmweiten anpafßt. Die Fähigkeit des Auges, fih den Brennweiten anzupaffen, ift bald den Muss keln des Augapfels, bald den Blutgefißen, den Giliarfort: fäsen, oder der Kryſtalllinſe zugefchrieben worden. Im Nach— ſtehenden foll verfucht werden, nachzuweiſen, daß das Ne: fultat von dem Zufammenwirfen aller diefer Theile herruͤh— ten dürfte, während Eeiner derfelben für fich diefe Wirkung zu veranlaffen im Stande feyn möchte, Sir Charles Bell und Herr Sham waren der An» fiht, die Venen des Augapfels feyen, gleich denen deg Ges hirns, fo geordnet, daß die Wirkung jedes plöglich ſich der Nückkehr des Blutes durch das Venenſyſtem entgegenftellen: den Hemmniffes möglich gemildert werde, indem fonft durch das ungehinderte Zuruͤckſtauen des Blutes jene zarten Dr: gane leicht verlegt werden Eönnten. Herr Hunt vermutbet, die vasa vorticosa moͤchten zu der Abforption des pig- mentum nigrum gewiffermnaßen in Beziehung flohen. Wenn zurucfliegendes Blut aus dem Hauptftimme in eine Menge von Eleinen Gefäßen geleitet und vertheilt wird, Eann fo leiht kein Theil einem ſchaͤdlichen Grade von Druck unters torfen werden; allein ftatt in der Art geordnet zu ſeyn, wie die Denen, welche in die Laͤngsſinus münden, naͤmlich, daß fie von Hinten unter einem fpigen Winkel einftreihen und daher dem plöslichen Wirdereintreten des zuruͤckſtauenden Blutes ein möglich großes Hinderniß entzegenitellen, geben die Nedenäfte jedes vas vorticosum von der Peripherie des Hauptftammes ab, ftreichen eine Strede weit fort, ohne fih zu theilen und veräfteln ſich zulegt in außerordentlich winzige Venenzweige. Das einmal in die Hauptgefüße ges langte zurüdftauende Blut würde demnach ganz ungehindert in die Mebenäfte eindringen fönnen. Die vasa vorticosa verlaffen die choroidea und durchſetzen die sclerotica da, wo der Augapfel feinen größten Umfang befist, und ſtrei— chen durch die leßtere Membran in fihräger Richtung. Wenn daher die mm. recti duch ihre Gontraction den Augapfel comprimiren, fo verhindern fie den Durchgang des Blutes turh die Venen. Das fo am Zurüdfließen verhinderte Blut dehnt die vasa vorticosa, die ganze vendfe Schicht der choroidea und die processus eiliares aus. Da Fluͤſſigkeiten nach allen Richtungen einen gleichen Druck aus: üben und zugleich faft gar nicht zufammendrüdbar find, fo Eönnen die contenta des Augapfel3 dem Drude nicht nah: geben, fondern pflanzen denfelben mechaniſch auf den bieg— fanften Theil der Kapfel des Auges fort, welcher, da alle übrigen Portionen duch fehnige Schichten und fleifchige Theile der in Thaͤtigkeit befindlichen Muskeln geftügt find, die cornea ift. Diefer Theil des Augapfels kann aber von Innen Eeinen Drud empfangen, ohne daß die processus eiliares vorwärts getrieben werden, und da diefe an der Kapfel der Kıyftalllinfe feithängen, fo findet zugleich eine Bewegung der Kıyftalllinfe nah Vorne ſtatt. Weil die choroidea an der Eintrittöftelle des nervus opticus und gerade hinter dem Mittelpuncte des Sehens mit der scle- 70. XXXI. 10. 148 rotica verbunden und dort weniger gefäßreich ift, fo behaup— ten dieſe Theile ihre Stelle, und wenn fich die Kıyftalllinfe überhaupt vorwärts bewegt, fo wird die Wirkung diejer Ber wegung nicht durch eine entiprechende Vorwaͤttsbewegung des empfindlichften Theiles der Neghaut ausgeglichen. Zieht ſich die iris zugleih, in Folge der Verbindung der Baſis ders felben mit den Giliarfortfägen, zufammen, fo werden leßtere noch ftärfer vorwärts gejogen, die Gefäße der Iris ausge— dehnt und die Kryſtalllinſe noch weiter von der Netzhaut entfernt. Auf diefe Weife wird das Auge dem Seben naher Ges genftinde angepaßt, indem die cornea converer und deffn Brechungskraft verftärft wird, während, wegen des großern Abftandes der Neghaut von der Kryſtalllinſe, die Brenn— weite größer wird. Um entfernte Gegenftände betrachten zu Eonnen, werden die Muskeln willkürlich erichlafft, daher fich die Blutgefäße auf ihr normales Galiber zufammenziehen und die contenta des Augapfels nicht mehr gedrüdt werden, folslib die cornea in ihren normalen Zuftand zuruͤckver— fest und die Brennweite des Auges verfürst wird. Bei den Vögeln füllt ih, wenn das Zurücfließen des Blutes in ähnlicher Weife durch die Augenmusfeln gehemmt wird, das gefäßteihe marsupium mit Blut, daher es mebe Kaum einnimmt, ald in feinem zufammengefallenen Zuftante (Rymer Jones). Da der Augapfel fters voll iſt, fo muß ein Theil deffelben nachgeben, um den erforderlichen größern Saum berzugeben. Da nun der hinter dem cor— pus eiliare liegende Theil des Augapfels durch die Mus— kelthätigkeit, welche an den umgebenden Knochen feſte Stüß: puncte findet, am Machgeben verbindert wird, fo muß wies der die Hornhaut weichen und converer werden, mährend fie, fobald der Druck nadyläßt, wieder zu ihrer normalen Geſtalt zuruͤckkehrt. Vielleicht trage auch Crampton's Muskelring zur ſtaͤrkern Wolbung dir cornea und zur dis recten, oder indirecten (mittelft der Ciliarfortfäge bewirkten) Vorwaͤrtsbewegung der Keyftalllinfe bei. Bei den Fıfben würde die fogenannte glans choroi- dea, indem die Comprefjion der Venen der choroidea ten Ausflug des Blutes hemmt und durch die fpecielle Arterie der Drüfe fortwährend neues Blut zuftrömt, denfelben Zweck erfüllen, wie das marsupium bei den Vögeln. Da die Drüfe dann mehr Raum einnimmt, fo muß fie die vor ihr liegenden weichen Theile vorwärts treiben, während ein mittz lerev Theil der retina, wegen feiner hufeifenförmigen Ges ftatt., feſt in feiner Lage bebarrt. Die halbflüffige, gallertz artige Subftanz welhe man im Auge diefer (2) Fiſche zwi— ſchen der sclerotica und choroidea findet, würde eine gleichformige WVertheilung des Drudes begünftigen. Wenn das Auge ruht, wenn das Thier Erine abfihtlihe Anſtren— gung maht, folglih die Girculation durch den fehr gefüß: reichen Körper und die Membran der choroidea ganz frei von Statten geht, hat die Kenftalllinfe von der Neghaut denjenigen Abftand, welcher für das Sehen auf gewöhnliche Entfernungen paßt, und welcher geringer ift, als der für ſehr nahe Gegenftände, oder bei großer Dünnigfeit des Me: diums erforderliche, (Holmes Chapel in Cheshire, 8. 149 May 1844. Edinburgh Medical and Surgical Jour- nal, July 1844.) Naturhiftorifhe Nachrichten über die Inſel Boudeure. *) Die Infel Boudenre ift die weftlichfte unter den Amiranten (Sebeuen= Gruppe); die Südfpige liegt unter 6° 11° füdl. Br, und 52° 55° weſtl. &. von Grienwih. Cie ift Elein, etwa vier Engt. Meilen im Umfange, niedrig, auf Sorallengrund und am hoͤchſten Puncte vielleicht 40 Fuß über der Meeresflähe erhaben, mit Gorallınriffen umgeben und bat nur wenige Stellen, wo man mit dem Boote zu landen vermag. Das Waſſer ift fo Elar, daß man ſchon auf 15 Faden den Grund genau erkennt. Hat man ſich dem Rande an der ©. W. Eeite bis auf 100 Faden genähert, fo findet man auf 10 Faden Tiefe zwiſchen Gorallenbänken weiße Sandftreifen, die auten Anfergrund gewähren. Die Inſel ift von Menfcen völlig unbewohnt, ihre Vegetation unbedeutend und fris ſches Waffer nicht zu finden, doch aber durch Graben in den Sand zu erlangen. Niedrige Palmen und Buſchwerk bedecken einen Theil der Inſel, das Holz aber taugt zum Brennen wenig, weil es meift ſchwammig und hohl ift. Viele Palmen waren umaefallen und zum Theil verfault, andere wuchfen wieder zwifchen ihnen empor. Durch diefe vergehende und jich erneuernde Vegetation hat fih on mehreren Stellen der Infel guter Boden gebildet, wo fittes hohes Gras wähft. Von Menfchen ift, wie arfagt, die Infel nicht bes wohnt, wohl aber von unzählbaren Servögeln in Befig genommen, Dieß gefiederte Volk lebt bier nicht zu Zaufenden und Hunderts taufendem nein, ich fann mit gutem Gewiſſen faaen, zu Millionen, Mer fo etwas nicht geſehen, kann fih keinen Begriff davon mas chen und wird, was ich bier ſchreibe,“ fiir Webertreibung balten. Aber Gott weiß es, es ift die reine Wahrbeit und Uebertreibung bier unmöglich. Schon ebe Weiß (mein Gompagnon und Rbeder) und ich das Schiff verließen, hatte ich durch mein Fernrohr die Infel ges nau betrachtet und bemerkt, daß faft alle Bäume weiß ausſahen; ic) glaubte, es ruͤhre von den Ererementen der Vögel ber, und batte Aebnliches an der Küfte von Peru und Chili gefeben; fpäter abır überzeugte ich mich, dab es nur die Vögel felbft waren, welche die Bäume weiß madten. Zuagleich ſah ich ſoviele arfie: derte Gefchöpfe über die Inſel zieben, daß fie cine förmliche Wolke bildeten. ‚Um unfer Schiff Ereiftten die Vögel, und vom Rande aus bildete fich cin continuirlicher Zug von ibnen; wohin man ſah, über: al ſtieß das Auge auf Maffın dieſer Thiere. — Natürlih wurs den Gewehre, Munition und Proviant mitgenommen. Meis nem Steuermanne hatte ich gefagt, er folle das Schiff unter den Wind der Inſel bringen und fobald er guten Grund finde, den Anker fallen laffın. Moraers act Ubr verließen wir das Schiff und hatten den Etrand bald erreiht. Schon unterwegs wurden mir von unzäbligen Vögeln umgeben, bie fo breift was ren, daß wir fie mit den Rudern fihlagen Eonnten und ung förmtih anzufallen fhienen. Aber faum hatten wir das Rand be— treten, fo ging der Spectafel erſt recht los; ganze Wolken von Vögeln umfhwärmten unfere Köpfe, und dabei erhoben diefelben ein folch’ rafendes Geſchrei, daß man völlig betäubt wurde. Wir ſchoſſen auf's Geradewobl darunter und richteten Eine geringe Nieder— lage an; das aber fchreckte die Ueberlebenden nichtim Gerinaften, im Gegentheife wurde der Schwarm immer aröfer und wüthender ; man tonnte fie im Rliegen mit den Händen aus der Luft areifen und mit Stöden todtſchlagen; fie festen fih fogar auf den Gewehrlauf, während ich zum Schuſſe im Anfchlag lag. Die Bäume waren *) Aus einer briefliben Mittheilung des Schiffecapitaing und Sciffeigenthbümers A. Rodas an deſſen Vater, den Steuers ratb Rodag zu Greifswalde, gefchrieben am Bord des Bres mer Schiffes Alf im November 1843, 670. XXXI, 10. 150 mit Vögeln bedeckt, auf der Erde wimmelte es wie Ameifen von diefen Gäften, unzählige Zunge Frabbelten umher; unzählige Are faßen auf ihren Neftern und ließen fich bei'm Schnabel ſchütteln, ohne ihre Eier zu verlaſſen. Die meiften hatten nur ein Ei, mans che aud) zwei beifammen. Die auf Baͤume legten, hatten einige NReifer zufammengetragen als Untirlage, andere legten in den Sand und hatten bloß cin Eleines Loch singefharrt. Genug, id bin zu ftwah, um ein richtiges Bild dieſer ungeheueren Vogelmaſſe zu entwerfen, Selten oder nie muß bier ein Menich hintommen, denn fie fürchten den Menfchen durchaus nicht. Alle diefe Vögel ernaͤh⸗ ren fi von Fiſchen, wovon die See bier wimmelt; der Boden lag überall voller Gräten und Filchgerippe, wodurch ein unanges nehmer Geruch verbreitet wurde. Mir fiel, als ich unter einem Baume ftand, ein noch lebender Fifh von 1 Fuß Länge gerade auf den Kopf, den ein Vogel bei'm Scyreien hatte fallen Laffen. Wir unterliefen das Schießen unter diefe Vögel, die man ohne Gewehr, foviel man wollte, todtfchlagen konnte, und ich begab midy jegt queer Über die Infel nach der andern Eeite. Am Etrande fah ich einen Schwarm großer Echnepfen und ſchoß vier Stüd auf den erften Schuß. Diele waren aber feheuer, wie die Servdael, und liegen fih nur mit Mübe nabe kommen. Am Cırande bemerkte ic) eine kleine Pfüge und darin rin langes Thier, Aal oder Schlan= ge, beſchaͤftigt, Eleine Fifche zu fangen, circa 8 Fuß lang. Wähs rend ich meine Flinte ladete, näherte fi mein Junge der Pfüse, mwo ihn das Untbier erblicte, fich emporrichtete, den Rachen aufs fperrte und auf ihn losfuhr. Der Junge rig aus, das Thier ſchlängelte ſich aus der Pfüse über den Strand und verfhwand in der See, che ich mit Laden fertig ward. Weiß hatte ein ſolches Thier gluͤcklich geſchoſſen, es ſah faft wie cin Aal aus, hatte abır einen dicken Kopf und großen Rachen mit feharfen Zähnen. Die Farbe war gelblich mit vielen ſchwarzen Puncten. Wir ließen fpäter einige Etüde davon an Bord braten, die ganz aut fhmed= ten. Bei meinın Streifereien duf der Infel fah ich piöglich zwei Hühner, den unfrigen ähnlich; zugleich fam e8 mir vor, als böre ih kraͤhen und kakeln, und bald darauf flogen mehrere Hübner aus dem hohen Grafe auf, von denen ich mit jedem Kaufe eines berunterfchoß. Sie waren fett und ſchwer, unfern Haushuͤhnern an Geſtalt und Größe Ähnlich. Im kurzer Zeit hatte ich ſieben Etüd ırleat, und außerdem mehrere große tunfelbraune Tauben, Jetzt war aber meine Jagdtaſche fo fhwer, die ich voll von Schnes pfen, Hühner und Zauben harte, daß ich fie Faum mehr tragen konnte; ich Fchleppte mich zum Boote zurück, dort hatten meine Matrofen über 100 Seevögel liegen, die fie mit Stöden erſchla— gen, und eine Maſſe gefammelter Eier. Ich erquidte mih mit einer Flaſche Wein und ging dann mit Weiß und dem Zimmer mann nochmals dorthin, wo ich die Hühner zuerft erleate.e In kurzer Zeit ſchoß ich jest 13, Weiß 6 Stüd. Die Hühner muͤſ— fen bier ausaefegt und vermwildırt feyn, und amar ein weißes und ein buntes Pärchen. Sie hatten ſich ſchon ziemlich vermehrt, vers fieten fih im Grafe und Gefträude und flogen plößlic, wie uns fere Nebbühner, auf. Sch moͤchte wohl, daß Derjenige, der fie ausgeſetzt (wenn fie nicht vielleicht von einem geftrandeten Schiffe berrübren) das gute Gedeihen feiner Golonie erführe, es würde ibm gewiß Freude machen, und ic) ſage ibm hiermit meinen beften Danf, denn er bat mir nidht allein ein Sagdvergnügen, fondern ung Allen auch eine prächtige Mahlzeit bereitet. — Bon den Vos aeleiern, die wir in großen Maffen gefammelt, waren viele bebrü— tet und mußten weageworfen werben, die andern ließen ſich genie: Ben; auch habe ich einige ausgeblafen, um fie für Sammlungen mitzubringen. Während der Zeit, die ih am Rande zubrachte, battın meine Leute am. Bord fünf große Haififche geangelt und hars punirt; das Meer wimmelt bier von diefen Ungeheuern. — Alisce line Ueber das alljäbrlidhe Klüffigwerden des Blutes des beilinen Sanuarius zu Neapel hat der befannte Na= turforfcher Charles Waterton, (derfeibe, welcher den Eefern der 10 * 151 Notizen bereits feit geraumer Zeit durch feine „Wanderungen in Sudamerica’” [Wauderings in South-America] befarnt it) *), in einem foeben von ihm veroͤffentlichten Theil feiner G:lbit: biographie **) folgende Bejchreibung mitgetbeilt: „Die Flaſche, in weigem ſich von dem Blute des heiligen Sanuarıus bes findet, ward aus der. dem Heiligen gemweinten Kapelle genom— men und auf den Hochaltar der Kathedralkirche geſtellt, worauf die ganze Gemeinde die Litanei der feligen Jungfrau (beutae Vir- ginis) abfang und mehrere andere Gebete laut herſagte. As dieß vorüber mar, wurde die jilberne Statue des Deiligen ın feierlicger, andaͤchtiger Procefiion aus der Kapelle geholt und eben: fals auf den Hochaltar gejtellt. Alsdann ward das Dodamt in der dicht mit Leuten gefüllten Kathedrale gefeiert, und noͤchſtdem die Flafhe mit dem Biure von einem Ganonicus mitten in das Schiff der Kirche getragen, damit alle Anwefenden, die Neigung dazu verfpürten, das B.ut wirklich fehen und die Flaſche küſſen Tönnten. Es waren zwei Flaſchen vorvanden; eine große, welde von dem Blute enthielt, wie es während der Pinrichtung des Mar— tyrers aus defjen Wunden gefloffen war, und eine Eleinere, in mel: her das Blut noh mit dem Sande vermiſcht war, auf welchen es bei der Hinrichtung flo. Beide waren in cinem fehr ſtarken und ſchoͤn verzierten Gehäufe von Sir und Glas eingeihlojfen. Ich Tüpte das Gebäufe und Eonnte mid bei diefer Geleginheit durch den Augenſchein davon überzeugen, duß das Blut feit war. Taus fende von Menſchen aller Stände, ‚vom Fürften bis zum Better, befanden ſich in demſelben Kalle, wie ich, und der Canonicus, weiz er das Gehäufe hielt, während ich ſcharf ın daſſelbe hineinſab, bog es zum Deftern von einer Scite zur andern, um zu zeigen, daB das Blut nicht flüſſig ſey, wobei er das Gehaͤuſe nur mit den Zingerfpigen berührt. — Ic babe vergejfen zu bemerken, daB gleich nady Abhaltung des Hohamtes eine Anzahl Frauen in die Kapelle eingelaffen wurden. Dies ift ein Vorrecht, welches gewiſſe, mit dem heiligen Sanuarius verwandte Familien feit unvordenk⸗ lichen Zeiten bejisen. Diefe privilegirten Frauen ſagten die Liranei der feligen Jungfrau laut ber und fendeten andere brünitige Ge— bete zum Himmel empor, wobei ſie jich im einer jchwer zu befcrei= benden Weife geberdeten. Fremde, die mit der Italieniſchen Epras che nicht oder nur unvollfommen befannt find, und die den durch einen ſolchen Act erregten Enthuſiasmus nicht tbeilen, haben be: bauptet, diefe Frauen fhimpften und ſchmaͤheten den Heiligen, weil fein Blut nicht fo ſchnell flüfjig werde, als man es wunſche; allein *) Vergl. Notizen ꝛc. Nr, 261, ©. 296, Nr. 19. d. XII. Bdes. Sanuar 1826. *) Vergl. die Bibliographifhen Neuigkeiten in Neue Notizen Nr. 663. (Wr. 3. diefes Bandes) ©. 47. 70. XXXI. 10. 152 dieg ift durchaus ungegründet. Ich befand mid, mährend bie Grauen beteren, dicht bei ihnen, und ich hörte weder Drohungen, noch Schimpfiwörter, fordern nur Ausbrüche des andäcztigften Ei— fers. — Als meine Uhr 1 Uhr (Machmitt.) zeigte, hatte jich das Blut noch in feiner Weife verändert, und viele Menfchen waren nad) Daufe gegangen, fo daß die Kirche bedeutend Eühler geworden war. Genau um drei Viertel auf zwei erfchien aber plöglih das Blur völlig jlüfjig. Der Ganonicus, weldyer das Gihäufe trug, ging dicht an mir vorüber, und ich begleitere ihn bis zum Hochal⸗ tar, wo ich die Flaſche fuste und mein Gebet mit dem der Ver⸗ fammlung vereinigte, welche Gott dın Allmädıtigen fur das Zeichen feiner Gnade pries, das er den Gläubigen ſoeben durch ein uners gründlihes Wunder ertheilt hatte. — Eine Stunde. jpäter fügte ih die Flaſche noch einmal, und nah Verlauf derfelben Zeit von Neuem, u. ſ. w., im Ganzen fünf Mal. Dobei fah ich denn jes desmal, das das Blut vollfommen flufjig geblieben war und durch— aus feine Neigung zum Gerinnen zeigte, obgleich um fünf Uhr Abends die Luft in der Kirche ſehr fühl geworden war. Um die e Zeit Eüßte ih die Flafhe an jenem Zage (am 19. September) zum legten Male. Ih war über acht Stunden fortwährend in ver Kirche geblieben und harte Alles, was ji darin zutrug, mit ter gefpannzeiten Aufmerffamfeir beohachtet. Am 23. September bejuchte ich die Ratheorale von Neuem, in der Stunde von nun bis zehn Uhr Morgens, gleich nachdem in der Kapelle des heiugen Sanuarius das Hochamt grhalten worden war, Ich unterfukte das Blut auf's Genauefte. Cs bildete einen feiten Klumpen und war durchaus unbeweglich; der Ganonicus drebte die Reliquie vor meinen Augen um und um. Died war feine bifondere Bergünitie gung. Der ärmite Man Eonnte fo gut, wie die Königin Wittwe, die ſich gerade in der Kapelle befand, in diefe eintreten und die Reliquie beihauen. Wenige Minuten vor 10 Uhr wurde das Blut wieder fluͤſſig, und ich beſichtigte dafjelbe wiederholt in femem flüfs figen Zujtande, wie ih es am Nacmittage des 19. Septembers gerhban. Im meinen ganzen Leben batte Nichts einen fo gemaltigen Eindrud auf mich gemacht, als diefes Wunder. _ Alle meine frü— ber erlebten Wbentheuer traten vor diefem Ereignijfe in den Hinz tergrund zurüd, und ich fpreche biermit als meine volllommenfte Ueberzeusung aus, daß das Flüfjigwerden des Bluts des beiligen Sanuarius ganz unzweifelhaft dur ein Wunder bewirkt werde.’ Einige lebende Alpafa aus Peru, dort allgemein vers breitete nuͤßliche Hausthiere, Abart des Llama, bat der Herr von Speck⸗Scernburg auf feinem Rittergute Luͤtſchena, bei Leipzig, erhalten. Und it zu hoffen, daß diefes Thier (welches als Kalt: tbier etwa 1 bis 1! Centner trägt, eine in England fchon fehr ge— ſuchte Wolle liefert und ein wohlſchmeckendes Fleiſch hat,« ſich auch in Deutſchland werde einführen lajfen. (24. Auguft.) u ill... k mama. Aneurysma arcus aortae mit Bemerfungen tiber die Phyfiologie der Kehlkopfsnerven. Bon F. 3. Jackſon. Während des Worfchreitend des Uebels zeigten fich eints ge Phänomene, die nicht felten als die Folge der allmäligen Zunahme einer aneurnsmatifhen Gefhwulft in der Bruft bemerkt werden. Von diefen waren es eine fehr ausgeſpro— &hene Veränderung in der Stärke und dem Klange der Stimme, fowie zuweilen eintretende Erſtickungsanfaͤlle, welche eine Störung der Function des Kehlkopfes andeuteten : Die Veränderung der männlihen, tiefen Stimme zu einem Lispeln mußte von einer Veränderung der glottis und einer Dehnung der Stimmbänder abhaͤngen — eın Zu: ftand, welcher nur aus dem vorherrfchenden Einfluffe einer Muskelreihe hervorgehen konnte. Diefer Einfluß mußte von dem m. crico-thyreoideus und sterno-thyreoideus ausgeübt werden, deren Gontraction eine Spannung der Stimmbänder durch das Herabdrüden der Spige des Schild: Enorpels auf den Ringknorpel bervorbringt, und da die uͤbri— gen Muskeln des Kehlkopfes fih in einem halben paralyti: ſchen Zuftande befanden, fo mußte die gehörige Innervation irgendwie behindert feyn. Dr. Reid's Erperimente haben 153 bewiefen, daß die Application eines Reizes auf den n. la- ryngeus superior nur die Gontraction eines Muskels, des cricothyreoideus, bervorbringt, und daß eine Reizung des n. laryngeus inferior Contractionen aller anderen Muss tein des Kehlkopfes erzeugt. Aus einer Erwägung diefer Umftände diagnofticirt man in dem Falle, welcher das Subject der vorliegenden Mittheilung ilt, daß der nm. re- eurrens durch das Größerwerden des aneurysmatiſchen Sat: kes betheiligt war, und man ſchloß daraus, daß die Action aller Keblkopfsmusfeln, die de8 crico-thyreoideus aus« genommen, beeinträchtigt war. Die zuweilen eintretenden Anfälle von Erftidung wur— den zumeilen duch die Anſtrengung zu fpreben, zuweilen durch den Verſuch, Speifen fchneller, als gewöhnlich, zu verfehluden, erzeugt. Daß die Dyspnöde nit durch Drud auf die tra- chea und die Verengerung ihres Kalibers hervorgebracht wurde, ging daraus hervor, daß die Athemnoth nur perios difch eintrat. Auch bier geben Dr. Reid's Unterfuhuns gen eine genügende Erklärung für das vorliegende Phaͤ— nomen. Diefelben haben aber nachgewiefen, daß, wenn die uns teren Keblkopfszweige durchichnitten werden, oder der Stumm des vagus oberhalb ihres Uriprungs aus demfelben getrennt wird, keine Einſchnuͤrung der glottis, fondern sin paralptis fher Zuftand ihrer Muskeln eintritt. Nah dem erften durch die Operation erzeugten Paroxysmus tritt oft eine Periode der Ruhe cin, im welcher die Athembemrgungen mit Leichtigkeit ausgeführt werden, folange das Thier in Ruhe bleibt , aber "in ungewoͤhnliches Athmungsmement, wie im Anfange des Zappelns, bringt fogleib Erſtickungszufaͤlle her— vor, indem der Luftſtrom die Gießkannenknochel nach Innen dringt, welche durch die Paralyfe ihrer Muskeln in einen paſſiven Zuftand vorfegt worden find, und indem fie auf die Deffnung der glottis wie Klappen auffallen, behindern fie den Eintritt der Luft in die Lungen. — Aus diefen That: fachen Eönnte wieder gefchloffen werden, daß in dem vorlie: genden Falle der obere Kehlkopfsnerv vollkommen gefund war, der untere aber von dem aneurysma gedrüdt, und feine vorderen motorifchen Sunctionen behindert wurden. Das Berften des Aneurysma in den linken Pleuraſack verurfachte den unmittelbaren Tod des Kranken. Bei der Section fand man, daß der Sad aus einer Erweiterung des Aortenbo— gens in feinen unteren zwei Dritteln und befonders lüngs fei: nes converen Nandes beftand. Das aneurysma mar ſebr groß, indem es ſich nach Oben und Links bis zu 2” vom linken Lappen des Ningfnorpels ausdehnte und an 14 Pin— ten Blut fafte: es adhärirte feft mit der trachea und dem oesophagus, ohne aber einen Drud auf fie auszus üben. Der linfe n. recurrens wand fib rund um die ganze Maffe des aneurysma, war verdichtet, hart, roth, entzuͤndet, in das verdichtete Gewebe rund um das aneu- rysma eingebettet, und an feinem hinteren Theile war er ausgehöblt, feine Faſern getrennt und augenfcheinlich völlig desorganifitt. (London Medical Gazette, Dec. 1843.) 70, XXXL 10, 154 Ueber die Wirkung der tinctura bulbor. Colchici, des Kali nitricum und der Aderläffe bei'm Ges lenfrheumatismus. Von E. Monneret. Ueber die Wirkungen der tinctura bul- bor. Colchici. — Bon den Präparaten des Col- chieum gilt die*tinetura seminum für die Eräftigfte, und wir haben ihr nur defhalb die tinet. bulborum vor: gezogen, weil wir eine genügende Menge von der letzteren vorräthig hatten, um unfere Experimente vermittelft derfels ben zu Ende zu führen; diefe ift überdieh fehr kraͤftig. Man kann die Zinctur in einer Tiſane, oder einem Julep geben. Die leistere Art der Darreibung läßt dem Mittel feine volle Kraft und geftattet beffer, die Kranken zu bewachen, welche den Arzt fehr oft taͤuſchen, wenn das Mittel fchlecht ſchmeckt, oder unangenehme Zufille hervorgerufen bat. Die Meiften haben 4 — 16 Gr. (1 — 4 Dradmen) der Tins ctur in 24 Stunden, die Einen auf 1 — 2 Mal, die Anz deren auf 4 Mal genommen. Niemals haben wir mit wes niger, alg mit 4 Gr. (1 Drabme) angefangen, und wir fanden, daß man rafh mit der Dofis fteigen, aber die ho= be Gabe nicht lange Zeit hindurh anwenden fonnte, Eis nige Kranfe haben die Zinctur 7 — 10 — 15 Xage lang, aber mit einer einmaligen Unterbredung von 2 — 3 Ta— gen, genommen. Wirkung der tinetura Colchieci bei’m Rheumatismus. — Fünfundswanzig Kranken wurde diefes Mittel gleich nach ihrer Aufnahme in das Spital gereicht, und mir feßten es erft dann bei Ceite, ald wir die Gewißheit erlangt hatten, daß ihre Affection nicht abgenoms men hatte. Don diefen 25 Kranken litten 21 an Gelenk: thbeumatismus, 4 an verfchiedenen Krankheiten, 1 an Ges fihtslähmung, 1 an neuralgia femoro-poplitaea und 2 andere an morbus Brightii mit anasarca In feinem diefer Fälle war die Anwendung der tinet. Colchiei von erfichtlicher und dauernder Befferung begleitet. Bei 8 Krane fen nahmen die Schmerzen ab und verſchwanden felbft volls ftändig bei obiger Behandlung; allein bei diefen war der Rheumatismus ſchon feit mehreren Tagen vorhanden, kaum fieberhaft und war nah 12 — 15 Tagen beendet, oder er war ganz chroniſch, und in beiden Faͤllen genügte die durch das Mittel auf den Darm bemirkte ſehr ftarke Ableitung, um das Uebel aufhören zu laffen oder «8 zurücdzudrängen, die Befferung ftellte fich flets zu gleicher Zeit mit der Diars rhöe ein. Wenn die Wirkungen diefes Mittels gegen den Rheu—⸗ matiemus aub Null find, fo ift doch daffelbe nicht bei dem Darmcanale der Fall. Bei 25 Kranken, welche die tinct, Colehiei in arofer Gabe genommen haben, beobachtete ich nur eine einzige Urt von Vergiftungsfpmptomen; fie hatten ihren Sig im tractus gastro-intestinalis. Bei den meiften, ic koͤnnte fagen bei allen Kranken, blieb, fobald nicht jene individuellen Dispofitionen vorhans den waren, welche ftets eine Ausnahme von der Regel mas chen, der oberhalb des Zwerchfells gelegene Theil des Dige— 155 ftionsapparates den Zufällen, welche weiter unten eintreten, völlig fremd. Durſt war gar nicht, oder nur fehr mäßig vorhanden, felbft wenn Webelkeit und Erbrechen da waren; der bei der Mehrzahl verloren geyangene Appetit erhielt ſich bei Vielen; die Zunge war feucht, ohne die geringfte Möthe, oft mit didem Shleimüberzuge bedeckt, oder von zwei weiplis chen längs der Mitte verlaufenden Streifen durchzogen. Sie blieb blaß bei denen, welche Uebelkeit und häufiges Ers brechen hatten; diefe Kranken Elagten aud über einen fas den Geſchmack. Keiner derfelben empfand Schmerz; im Schlunde, noch Schlingbeſchwerden. ten Wirkungen der tinet. Colchici muß ich zuvoͤrderſt die Uebelkeit und das Erbrechen, die Diarrhoͤe, die Colik und das Kollern aufzählen. Zu einer erften Kategorie gehören die Kranken, welche diefe Symptome vereinigt in verſchiede— nen Abftufungen darboten. Dieß waren im Allgemeinen Diejenigen, bei welchen die tinet. Colchici in großer Gas be lange Zeit hindurch. angewendet wurde, und wo fie ener— giſch wirkte. — einer zweiten Kategorie gehören Diejenigen, welche reichliche Stuhlausleerungen und kaum etwas Uebels Eeit und zuweilen Erbrechen hatten. Endlich in eine dritte, ſehr befchränfte Kategorie Eommen Diejenigen, welche nur Uebelkeit und Erbrechen ohne vermehrte Stuhlausleerung hatten. Wir wollen diefe drei Kategorieen nacheinander durchnehmen: a. Die Neigung zum Brechen zeigt ſich zuweilen ei— nige Minuten, nachdem das Mittel in den Magen gekom— men war, oder mehre Stunden nachher; ſie verlor ſich bald und dauerte ſelten bis zum naͤchſten Tage. Uebelkeit ging oft dem Erbrechen voran, war aber zuweilen auch ohne daſ— ſelbe vorhanden. Das Erbrechen trat oft einige Minuten oder unmittelbar nach der Anwendung des Trankes ein, bei Anderen erſt waͤhrend des Tages oder der Nacht. Es wie— derholte ſich in ziemlich ſeltenen Zwiſchenraͤumen und er— ſchien hartnaͤckig wieder, wenn man die Tinctur in der Gabe von 12 Gramm. (3 Dr.) reihen wollte; bei mehreren Perfo: nen reichten 8 und felbit 4 Gramme aus, um diefe Wirkung bervorzucufen. Die ausgebrohenen Maffen waren bald grün oder grüngelb, bald gelb gefärbt und in faft allen Fällen von deutlich biliöfer Beſchaffenheit. Selten beftanden fie nur aus den Getränken. Ihre Dunntität war verfchieden, gewöhnlich waren fie nicht in großer Menge vorhanden und enthielten viel Galle, Faſt zu gleicher Zeit mit diefen gas fteifchen Ecſcheinungen traten ſehr heftige ſchneidende Koliks ſchmerzen auf, welche ſich Über den ganzen Bauch verbreis teten, von Einigen jedoch bald mehr laͤngs des colon, bald vorzüglic in der Nabelgegend empfunden wurden und den Stuhlausleerungen vorangingen. Die legteren traten 2 bis 3 Stunden nach der Dar— reihung des Mittels ein und hörten ſehr bald wieder auf. Um nähften Tage bat der Kranke noch 2 bis 3 Stühle, und am dritten Tage ift Alles vorbei, er verlangt zumeilen Nahrung an demfelben Tage, wo man dag Mittel ausgefrgt hat. Die Uebelfeit, das Erbrechen, die Kolik verfchwinden noch fchneller, was dafür fpricht, daß die Darmſchleimhaut nur vorübergehend irritirt ift. 670. XXXI. 10, Unter den falt conſtan⸗ 156 Die Diarrbde iſt ein conftantes Symptom, aber die Zahl der Stüple ift verſchieden und richtet ſich gewoͤhnlich nad) der angewendeten Dofis des Mittels; 4 bis 8 Grams men bewirken meift 2 bis 5 Stühle, 12 bis 16 Grammen 15 bis 20 in 24 Stunden. Der Grad der Reizbarkeit der Schleimhaut läßt die Zahl der Stühle variiren. Wenn heftige, ſchneidende Schmerzen und Afterzwang vorhanden ift, fo find die Ausleerungen frequent, wenig reichlib und die Excremente dysenterifcher Art. Bei vielen Kranken find die Stuhlgänge von lebhaften Schmerzen und von einem laͤſti— gen Gefühle von Hitze und Schmerz am After begleitet, ſehr häufig findet auch ein anhaltender Stuhlgang ftatt. Der Kranke machte vergeblihe Anftrengungen, oder entleerte nur eine Eleine Menge ſchleimiger, oder ſeroͤs-blutiger Flüfe figkeit, oder einige Winde. Der Tenesmus fand nur im den Fällen ftatt, wo die Diarrhoͤe und die Kolikjchmerzen heftig waren. Das Schneiden, welches befonders am uns tern Ende des Colon ftattfand, dauerte zumeilen 2 bis & Zage an, felbft nad) dem Aufhören des Erbrechens und der Diarıhie. Die Befchaffenheit der mit dem Stuhlgange entleerten Stoffe verdient eine ganz befondere Erwähnung, da fie bis jest wenig ftudirt worden if. Das zuerft Entleerte ift halb— flüffig, dann geht zu großem Theile ein gelblihes, augens ſcheinlich zelliges Serum ab, in weldem eine große Menge weißlicher, albuminöfer, dem Fiſchlaiche ähnliche Körner, ein durchſichtiger, gelblicher, mehr oder weniger mit Blut tingirs ter Schleim, eine röthliche, felte, dem Abfchabfel von Haas ven ähnlibe, Maffe und endlich eine gewiffe Menge Blut, mehr oder wenig mit Schleim gemifd;t, umbherfhwimmen. Die tinet. Colchiei bewirkt eine ziemlich reichliche Gasabfonderung im ganzen Darmianale, mit welcher das Kollern und die heftigen Kolikfehmerzen zufammenhängen, welche das Verfchieben der Darmgafe hervorruft. Bei meh teren Kranken fand jene Secretion längs de8 ganzen Darm: canales flatt, und die Gafe entwichen aus dem Munde und After. Die aus der Mifhung und Bewegung der Flüffigs Feiten und Gafe hervorgebenden Borborygmen waren bei allen Kranken vorhanden, welche mehr, als 2 big 3, Stühle den Tag über hatten, alfo faft bei Allen, da die Diarrhoͤe die conjtantefte Wirfung des Mittels war. Die Borborygs men waren ſehr ſchmerzhaft und dauerten auch nach dem Aufhören der Diarrhoͤe noch fort. Meteorigmus kam nur felten, und zwar in einem ziemlich ſchwachen Grade, vor; das Kollern war fehr vorübergehend und weit weniger conz , ftant, als die Borborygmen. b. Sch babe gezeigt, daß die gewöhnlichften Sym— ptome ſich, wenn auch ungleihmäßig, auf den ganzen Darm: canal vertheilten. Bei der Mehrzahl der Kranken hertſchten fie in den dien Daͤrmen vor, wofür die Zahl der Stühle, der Sig der Koliffhmerzen, der Stuhlzwang und die Gas: abfonderung zeugen. Der Magen war dagegen nur gering afficirt, die Zunge feucht, obne Roͤthe, fein Durſt, Appetit zuweilen gut, Verdauung leicht. Die Uebelkeit und das Er— breben waren weit flirhtigere und weniger intenfive Sym— ptome, als diejenigen, welche in den tiefen Partien bes 157 Darmcanals auftraten. Die Gruppe der Kolikſchmerzen kann als die häufigfte von allen angefehen werden. ec. Nur ausnahmsweife zeigte ſich die Ucbelfeit und bas Erbrechen bei einigen Kranken in größerer Häufigkeit und längerer Dauer. Gewöhnlich traten fie erft dann ein, wenn id auf 1 bis 2 Mate 8 bis 16 Gr. der Zınctur in einem Julep gegeben hatte, Aus dem Gefagten geht deutlich hervor, daß das Col- chicum vornehmlid auf den Darmcanal wirkt und in demfelben eine eigenthümliche Reizung erjeugt, melde aber nicht bis zur wirklichen Entzündung zu fleigen fheint. Der Bauch ift weih und unfchmerzhaft bei'm Drude, nur zus weilen ift etwas Schmerzhaftigkeit in der Weiche vorhanden, und die Diarrhde, die dysenterifhen Stühle, die Koliken. find nicht andauernd,. wie nah dem Gebrauche der Mittel, welche die Darmſchleimhaut wirklich irritiren. Die durch die tinet. Colchici bedingte Reizung ſceint von ſecerni— render Art zu ſeyn, d. b., ſie bat beſonders die Wirkung, die Darmfecretion zu verändern und zu vermehren. Derjel: bin Wirkung ift auch die Bildung der Darmgaſe zuzufchreis ben. Endlih bezeugen die Kolifihmerzen und der After: zwang, daß die Empfindlichkeit de8 Darmes und namentlich des Colons gleichfalls maͤßig ift. Man bat viel von der diuretiſchen Wirkſamkeit der tinet. rad. Colchici gefproben. Sie wurde zweien, an anasarca mit granulcfer Entartung der Niere leidenden, Kranken gereicht, und, wie ſich erwarten ließ, verminderte ſich die ſeroͤſe Infiltration und verfhwand in einem Falle felbft volitändig, nachdem das Medicament häufige und reichliche Stühle bewirkt hatte. Diefeldbe Wirkung mürde durch die Darreibung eines draftiihen Abfuͤhrmittels erzielt worden. ſeyn. Ich babe wohl nicht nöthig, hinzuzufügen, daß die Abnahme des hydrops nur momentan war, da die Urfache des Uebels nicht geheilt werden Eonnte. In den wenigen Fallen, wo die rheumatiſchen Schmerzen während der Anwendung der tinet. rad. Colchici vermindert wurs den, erfchien mir die Darmrevuliion als die augenfceinliche Urfache der vorübergehenden Befferung. Die tinct. Col- chiei hat alſo nicht jene fpecifiihe Wirkjamkeit, die man ihr beigelegt hat. Sie kann nicht einmal als cin Mittel betrachtet wers den, weldes die Thärigkeit der Harnabfonderung vermehrt, mwenigiteng wenn man fie in großen Dofen giebt. Mas nun die von den Anhängern Nafori’s den Präpas raten des Colchieum zugef&riebenen dynamiſchen, bypoftbes nifisenden Wirkungen betrifft, fo babe ib in Betreff aller Sunctionen, die ded Darmcanals ausgenommen, nur negas tive Nofultate erhalten. Nach meinen Erfahrungen ift alfo das Colchicum aus der Kifte der antirheumatica als eine reine Null zu ftreichen. Wirkſamkeit der Aderläffe bei'm Rheuma: tismus. In 19 Fällen von acutem Gelenkrheumatismus ließ ich wenigftens 3 AUderläffe in den erften vier Tagen ans ftellen und zweimal blutige Schröpfföpfe an die Herzgegend oder an die entzlindeten Gelenke appliciren. Nur im zwei 670. XXXI. 10. 158 Faͤllen wurden digitalis und Brechmittel zugleich angemendet ; die Aderläffe wurden in einander ziemlich nahen Äntervalien gemacht und in geböriger Stärke. Was nun den Einfluß derfelben auf die Dauer der Krankheit betrifft, fo müßte man, um dieie genau zu beftimmen, den Anfang der Affec- tion von dem Tage an datiren, wo die Schmerzen und das Fieber fich zeigten, und als das Ende der Krankheit den Tag betrachten, wo das Fieber aufhörte und der Puls normal wurde, wiewohl dieſe Beſtimmung nicht immer mit der nöthigen Genauigkeit durchzuführen war. Auf der anderen Seite ift e8 unbequem, nicht den Tag als das Ende der Krankheit anzufehen, an weldiem der Kranke das Spital verließ, denn oft war derfelbe wohl von allen Spmptomen des Rheumgtismus befreit, aber in einem folhen Zuftande der Schwäche und Anaͤmie, daß er noch einige Zeit im Spis tale verweilen mußte. Sch babe mich nicht an die oben ans gegebenen Regeln gebunden; um die Dauer des Rheumatis— mus zu beredinen, betrachtete ih, nach dem Votgange alter Aerzte, die Dauer des Aufenthaltes im Spitale als das Maaß der Dauer der Behandlung. Aber, ic wiederhole es, diefe Art der Berechnung ift fehlerhaft, weil es Elar ift, daß ein Kranker, weldher am zwölften Zage des Rheumatismus in's Spital fommt, ſchneller dur irgendwelche Behand» lung bergeftellt werden wird, als derjenige, deffen Krankheit nur 2 bis 3 Tage alt ift. Die mittlere Dauer de3 Aufenthaltes der Kranken im Spitale betrug 24 Tage, war alfo faſt eben fo lang, als wenn fie auf eine andere Weife behandelt worden wären, — Menn die Aderläffe einen günftigen Einfluß auf den Rheus matismus hatten, fo beobachtete ih, daß man bdaffelbe an den Veränderungen der Greulatien leicht bemerkte. Der Puls verlor allmälig an feiner Frequenz, ſowie auch die Temperatur der Haut abnahm. Zuweilen wird der Puls nach dem erften oder zweiten Aderlafje ruhiger, erlangt aber bald wieder feine frühere oder eine noch hoͤhere Frequenz, und die Schmerzen erſcheinen dann mit neuer Heftigkeit in den primär afficirten oder in den noch nicht afficirten Gelenfen. Sch bemerkte, daf, wenn die Abnahme des Pulfes das täus fbende Zeihen einer vorübergehenden Befferung war, die Temperatur der Haut abnorm erhöht blieb, Bei einigen Kranken, deren Reconvalescenz folide und andauernd war, fiel der Puls fogar bis auf 6 bis 12 Pulsfchläge unter feine normale Frequenz, und zwar bei den Kranken, denen reich ih Blut entzogen worden und deren Nheumatismus fehr acut gewefen war. Wenn die Aderläffe die rheumatifhen Schmerzen in den erften 4 bis 5 Tagen nicht befeitigen, fo darf man nicht darauf rechnen, daß fie zur Radicalcur der Krankheit viel beitragen werden; fie vermindern dann faum die Heftig: Eeit der Schmerzen und die andern örtlidyen Symptome. Es ſchien mir fogar, daf, wenn man, nad) Maafgabe der neu auftretenden Schmerzen, die Aderläffe wiederholte und die erften 4 Tage der Krankheit verfttihen waren, dag Indivi— duum nur geſchwaͤcht und in einen feiner Herftellung wenig förderlichen Zuftand von Anämie verfegt wurde; Blaſebalg⸗ geräufche erfchienen dann in den großen Gefüßen und zumeis 159 len an ber Baſis des Herzens, die Haut entfärbte fid, und teichliche Schweiße traten ein, der Schlaf ſchwand, oder war anhaltend geftört, und der Puls murde frequenter, Die Schmerzen gingen von einem Gelenfe zum andern über, oder blieben hartnadig in dem zuerft afficirten firirt. Außer der fehr langen Dauer der örtlihen Zufälle bes Rheuma und des Fiebers fah ich in Folge der Aderläffe ans dere Zufälle entftehen, welche ohne Zweifel mit rein indivis duellen Prädispofitionen zufammenbingen, defhalb aber nicht minder förend waren. Bei Einigen wurde ein mebr als die anderen afficirte® Gelene endlich der Sitz eines tumor albus oder einer fehr ſchwer zu befeitigenden chroniſchen Ans ſchwellung; ic fah eine bösartige Pneumonie bei einem, auf diefe MWeife anämifd gewordenen Rheumatiker den Tod herz beiführen; bei einem Dritten entblöfte eine große eschara eine große Partie des Heiligenbeines und brachte das Leben des Kranken in Gefahr, und bei Undern beftand Diarchöe meh: tere Mochen lang fort. Sch ſchließe alfo aus dem Worhergehenden, daß mäßige Aderläffe nur im Anfange der Krankheit, namentlich in den erften Tagen, Etwas nüsen koͤnnen, daß die Aderläffe da am Beſten gewirkt haben, wo ich fie früh und reichlih an= ftellen ließ, und daß fie der Methode vorzuziehen find , nad) welcher man mäßige Aderläffe die ganze Dauer der Krankheit hindurch anftellt. Kali nitrieum. Nur adıt Kranke wurden mit diefem Mittel behandelt, von diefen litt Einer an meningitis ce- rebro-spinalis, ein Anderer an Pneumonie. Bei Allen mar der Gelenfrheumatismus frifch und fehr intenfiv. Der Salpeter wurde zu 8 bis 30 (Zj)J bis 3) Grammen in Solution in einer Tifane gegebey: Der Einfluß des Mit: tels auf den Verlauf der Krankheit und die Heftigkeit ibrer Symptome erfhien mir rein Null. Die Gelenfihmerzen, die Zeihen der endocarditis wurden durchaus nicht verz mindert, die Frequenz des Pulfes und die fieberhafte Hitze nahm nicht wefentlih ab, und die Harnabfonderung wurde nicht reichliher. Mit einem Worte, der fehr acute Rheu— matismus, an welchem jene acht Kranken litten, wich nit den mäßigen Gaben des Nitrum, und man fab fich genoͤthigt, die Behandlung zu ändern, um der Entwidelung ernfterer Symptome zuvorzufommen. (Arch. gen. de Med., Mars 1844.) 670. XXXI. 10, 160 Miscellen. Behandlung der Amauroſe vermittelft der Gal: banopunctur, von Perfon, Herr Perfon hat bei mehreren Kranfen die Galvanopunctur vermittelft in der orbita und im Nak— Een angebrachter Nadeln mit Erfolg angewendet. Da jedoch diefis Verfahren bei einem Amaurotifhen Nidyrs leiſtete, fo entſchloß er jih, den Galvanismus directer auf das kranke Organ felbft anzu— wenden. Durch mebrere Erperimente an Thieren und durch die Unfchädlichkeit der Einführung einer Staarnadel queer durch den Glasförper beruhigt, brachte er in das Innere des Auges eine Acus puncturnadel und ließ einen ſchwachen galvanifhen Strom einftrö=: men, um die Nesbaut unmittelbar zu erregen. Sowie der Strom eingeleitet war, ftellte fih das Sehvermögen wieder her ,.aber nur während der Sitzung. Diefelbe Operation wurde am naͤchſten Morz gen mit demfelben Erfolge wiederyolt. Unglüclicherweife geftattes ten die fi im Augapfel und im Kopfe einftellenden Schmerzen die Fortfegung der Verfuche nit. — Bei einem anderen feit fünf Sahren amaurotifhen Kranken wandte Herr Perfon die Galvas nopunctur auf die Weife an, daß er eine Nadel auf die sclerotica bis zur Mitte des Glaskörpers und eine andere im Nacken eine pflanzte. Hier kehrte das Sehvermögen nicht nur zurücd, nachdem der Strom zwifchen den beiden Puncten eingeleitet war, fondern der mwohlthätige Erfolg der Operation dauerte theilmeile an, und die in zwei Gigungen erlangte Belferung hält nun ſchon achtzehn Monate an. (Aus Journal des Connaiss. med. chirurg. in Gaz, med. de Paris, Mars 23. 1844.) Krankheit des Hüftgelenfes. Sn der Gigung der pa= thologiſchen Gefellfhaft zu Dublin vom 26. Februar 1842 legte Herr Hamilton ein Präparat von einem eilfjährigen Mädchen vor, welches feit geraumer Zeit an der Düfte gelitten hatte; der rechte Dderfchenkel war in einem rechten Winkel gegen das Becken, gebogen und geffattete nur wine geringe SGeitenbewegung; ver Srhenfelfopf war mit der Fläche der Pfanne durch organiſirte Lymphe verklebt; aus der Pfanne führte eine Höhle in das Becken, fowie mehrere filtulöfe Deffnungen, weiche mit dem gleichfalls frank: haft enrarteten KRreuzbeine zufammenbingen; das Rückgrat war ge— frümmt. Here Hamilton bemerkte, daß die Verkürzung des Gliedes bei diefer Krankheit auf verfchiedene Urſachen zurüdaeführt werden förnte. In einigen, felteneren Fällen hingen fie von einer Dislocation des Scenfelfopfes, in anderen von einer Erojion des Kopfes und einer Austicfung der Pfanne ab. Dieſes Lestere ver— fianlichte er an einer Zeichnung von dem Falle eines Knaben, wo die Panne gänzlih von ihrem Kuorpelüberzuge entblößt, und die diefelbe bildenden Knochen in drei aufeinander verfchiebbore Stuͤcke getheilt waren: auch fand ſich die Höhlung ſtark ausactieft. In einem anderen Kalle, bei einem fechsundzwanzigjäbrigen Individuum, von weldhem er gleichfalls ein Präparat batte, war die obere Porz tion des Pfannenrandes erweiht und hatte fo fehr nachgeneben, daß der Schenkel aufwärts aexogen worden war. An einem Prä= parate war bie Höhle der Pfanne fo tief, dag Nichts, als eine Membran zwifchen dem Schenkelkopfe und der Bedenhöhle, übrig geblieben war. (Dublin Journal, Nov. 1843.) Bibliographische Trait@ de physiologie transcendentale, ou Legons sur la vie universelle et les loix necessaires qui la regissent. Par Al- cide Depierris. Paris 1844. 8. Histoire generale des membranes sereuses et synoviales des bour- ses muqueuses et des kystes sous le rapport de leur structure, Paris de leurs fonctions etc. Par le Docteur Edouard Gelez. 1844. 8. Uenigkente A Treatise on operative Surgery, comprising a Description of the various Processes of the Art, including all the new Ope- rations: exhibiting the State of surgical Science in its pre- sent advanced Condition. By Joseph Pancoast, M.D. Phi- ladelphia 1844. 4. The History, Structure, Economy and Diseases of the Sheep. In three Parts. By W.C. Spooner, V.S. London 1344. 12. m —ñ«— —— sol Neue Notizen aud dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, arlammelt nnd mitgerbeilt von dem Obers Mebdieinalrarte Frerien zu Weimar, und dem Mediinalramhe and Prefeſſor Froriep gm Berlin, N 671. (Nr. 11, des XXXI Bandes.) Auguft 1844, Bedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 K 30 2%, des einzelnen Stüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr Die Zafel colorirte Abbildungen 6 96x ra SE Er En. Grundzüge von Herrn W Hopfins’s phufifch- geologifchen Forfchungen *). Bon Charles Maclauren, Ef. Die phufifche Geologie, welche fich mit der Structur ber Erde im Ganzen, ohne die Aufeinanderfolge der Ger birgsarten in deren Rinde zu berüdfichtigen, beſchaͤftigt, ift durch die Arbeiten diefes ausgezeichneten Mathematikers bes deutend gefördert worden. Die Refultate, zu denen er durch feine gegenwärtigen Unterfubungen gelangt ift, find neu und intereffant, fowie in wiffenfhaftlicher Hinfiht wichtig. So viel mir bekannt, hat fie jedech noch keines der befannteren geologifhen Werke fich einverleibt, daher eine faßlihe Skizze derfelben ſich gewiß zu einem Fournalartifel befonders eignet. Die neuere Wiffenfchaft ift reih an Wundern, Wer follte meinen , daß die Sonne und der Mond, die ung fo fern ftehen und über die wir in fo vielen Beziehungen nichts wiffen, uns rüdfichtlic) der Structur des Innern der Erde, zu dem wir nie einzudringen vermögen, beftimmte und wichs tige Auffchlüffe verſchaffen koͤnnen? Dennoch iſt dieß der Fall, wie Here Hopkins in diefen fehr gelehrten Abhand— lungen nachgewiefen hat. Herrn Hopkins's Folgerungen beruhen lediglich auf den Wirkungen der Anziehungskraft der Sonne und des Mondes, wie fie durch die Erfcheinungen des Vorruͤckens der Nachtgleihen (praecessio aequinoctiorum) und der Nutation der Erdachſe angszeigt werden. Eine Analyſe ſei— ner tiefgehenden Berechnungen wuͤrde bier nicht an ibrer teten Stelle ſeyn. Ich beabfichtige, dem Leſer lediglich eis nen allgemeinen Begriff von der Grundlage und Form der Hopkins’fchen Methode, fowie eine Skizze der von ihm erlangten Refultate, beizubringen. Bekanntlich findet zwifchen der Sonne, den Planeten und allen übrigen zu unferem Sonnenfofteme gehörenden ") Outlines of Mr. W. Hopkins Researches in Physical Geo- logy, ist, 2d. and 8d. Series. London 1839 — 1842, No. 1771. — 671, kunde Himmelsförpern eine Anziehung flatt , deren Kraft im ges raden Verbältniffe zu der Maffe (d. b. dem Gewichte, fteht und ſich umgekehrt verhält, wie dad Quadrat ihrer relati= ven Entfernungen. Dißgleihen it bekanntlich die Erde feine volltommene Kugel, fondern ein abgeplattetes Sphaͤ— roid, defjen Durcdmeffer am Aequator um z45 größer ift, als an den Polen. Mit andern Worten, auf dem Arquas tor ift man 13 Engl, Meilen weiter vom Mittelpuncte der Erde entfernt, als an den Polen. Sn nes benftebender Figur bezeich⸗ net die run: de Figur @ einen Durchs fohnitt der Erde durch ihre Are; N den Nordpol \ und S en Suͤdpol; ab den gröfieren Abſtand der Erdoberfläche vom Mittelpuncte auf der einen, und c d auf der andern Seite der Erde. Waͤre die Erde eine vollfommene Kugel, fo würde die Anziehung von Seiten des Mondes keine Störungen auf derfelben erzeugen, und obgleih fie ein abgeplatteres Sphäroid ift, fo müde das Mefultat doc daſſelbe feyn, menn bie Mondbahn in der Ebene des Arquators läge, welche bier dur die Linie @ m bezeichnet ift; denn in Ddiefem Falle wide die Anziehungskraft auf der einen Seite der Erde die auf der andern Seite derfelben volltommen auf: heben. Allein die Ebene der Mondbahn fteht ſchief zu der des Aequators oder fällt in die Linie b M, und da der Ab» ftand des Trabanten vom Planeten nur dreißigmal fo groß ift, wie der Durchmeffer des legten, fo wirkt der Mond auf den ihm zunächft liegenden hervortretenden Theil, ab 11 F 163 ftärker ein, als auf ben gegenliberliegenden hervorragenden Teil, ce d. Das Nefultat diefer ftörenden Einwirfung ift, daß die Ebene des Aequators aus der Richtung @E in die Richtung Ge niedergejogen und eine entjprechende Beräns derung in der Lage der Erdare bewirkt wird, welche ſich von N S in »s umfegt. Diefe Veränderung in der Stels lung der Erdaxe wird die Mutation derjelben genannt, und zwar ganz paffend, da ſich die Lage der Erdaxe beftäns dig Ändert und auf diefe Weife bins und herfhwingt, fo daß jie den Kreis ihrer Hauptphafen binnen 183 Jahren oder binnen der Periode durchfchreitet, welche zu einer voll— ftindigen Umdrehung der MondEnoten gehört. Die Einwirs tung der Sonne fällt mit der des Mondes zuiammen, iſt aber verhältnißmäßig ſchwach. Die fecundäre Wirkung die: fer Nutation ift das Vorrüden der Nachtgleichen oder das alljährlihe Vorruͤcken der Arquinoctialpuncte um 50' gegen Weſten, vermöge deffen der Erdpol alle 25,800 Jahre einen Kreis von 47° Durchmeſſer um den Pol der Ektliptik befchreibt, In unferer Figur find die Hervorragung an dem Ae— quator abecd und der Winkel Nn, um den die Erdare ihre Nichtung verändert, viel bedeutender dargeftellt, als fie in der Wirklichkeit find. Da die Hervorragung auf jeder Seite der Erde nur 13 engl. Meilen beträgt, während der Erdhalbmeffer deren 4,000 mißt, fo trägt jeme nicht mehr aus, als wenn man einen Streifen Papier mitten um einen Spielball widelte, DBermöge der Nutation befhreibt ferner der Pol nur einen fehr Eleinen Kreis um feine mittlere Stellung, nämlich einen ſolchen, deffen Halbmeſſer etwa 900 Fuß beträgt. Um uns einen Begriff von der Winzigkeit diefer Veränderung zu madıen, wollen wir annehmen, eine 100 Fuß lange eiferne Stange ftelle die eine Hälfte der Erdare dar und fey an dem einen Ende befeſtigt, an dem andern aber beweglich, Würde nun das legtere um „5 Zoll nad) der einen Seite bewegt, fo wäre die Abweichung verhältnißmäßig fo ſtark, wie die, welche durch die Mond: nutation an der Erdaxe bewirkt wird. Der Durhmeffer der Erde ift, wie bereits bemerkt, qm Arquator um Zi, yrößer, als an den Polen, Defhalb wirkt die Anziehungskraft des Mondes an der Stelle a gleichſam mittelſt eines Hebels, der um einen Bruchtheil Unger ift, als wenn die Erde eine vollkommene Kugel wäre. Der Unterfchied ift fehr gering; allen wenn wir noch in Anſchlag bringen, daß die Anziehungskraft des Mondes bei d der bei = ausgeübten entgegenwirkt, und daß die Stel» lung der Erde fih nur um den Betrag der Differenz der beiden Anziehungen, welhe von der Ungleihheig der Ent: fernung abhängt, geſtoͤrt wird; daß ferner die Maffe oder das Gewicht des perturbirenden oder flörenden Körpers, des Mondes, (welche Maffe den Maaßſtaab feiner ftören- den Kraft abgiebt) nur zz von derjenigen der Erde bes £rägt; wenn alle diefe Umftände in Anfchlag gebracht wer— den, fo follte man meinen, die Wirkung fo ſehr geringfügis ger Urfahen müffe Eaum bemerkbar feyn. Diefer Schluß wäre indeß irrig. Die Wirkung wurde in der That zus erft bemerkt, und dieß führte zur Entdeckung der Urfadhe, 671. XXXI. 11, 164 Dr. Bradley beobachtete eine Veränderung in der Breite der Sterne, welche 9 Jahre hintereinander zu⸗, und dann wieder 9 Fahre lang abnahm, und ſich im Ganzen auf 18 Secunden belief. Er fand, daß deren Periode genau mit dem Umtaufe der Mondknoten zufammenfiel, und wurde fo auf die Ermittelung ihrer Urſache bingeleitet. Cavendiſh's berühmte Verſuche mit bleiernen Kus gein find unlängft auf Koften der Megierung wiederholt worden, und die Folgerung, welhe man daraus gezogen hat, ift, daß die mittlere Dichtigkiit oder Schwere der Erde ets was mehr als 55 Mal foviel beträgt, als das eines gleich großen Volumen Waffers *)). Die Gebirgsarten an der Oberfläche der Erde find aber im Durchſchnitte nur 24 Mat fo ſchwer, als Waffer, und folglih müffen die tieferliegen- den Beftandtheile der Erde den Unterfchied ausgleichen, alfo um ebenfoviel ſchwerer als 5% feyn, wie die Erdrinde mes niger ſchwer als 54 if. So gelangen wir zu dem Schluſ⸗ fe, daß die Dichtigkeit der Erde mit der Ziefe zunehme. Die Aftronomen vereinfachen fi) dag Problem, indem fie die Hervorragung abed als einen von der fphärifchen Maffe abgefonderten Ning anfehen. Wenn der Mond auf einen folden, fib im Weltraume drehenden Ring einwirkte, fo würde er eine fehr bedeutende WVerrüdung feiner Are vers anlaffen; allein diefe Verruͤckung ift auf die erwähnte fehr winzige Quantität befchränft, weil die Kugel, mit welcher der Ring zufammenhängt, Eein Beftreben hat, ihre Lage zu ändern und, vermöge ihrer Trägheit, der Veränderung in der Lage des Ringes widerſtrebt. Mit andern Worten, dee Ring hat eine verhältniimäßig ungeheuer große Maffe nach fih zu ziehen und erleidet daher nur eine fehr geringe Ders tüdung auß feiner Lage. Da das Volumen und die Dichtheit oder fpecififche Schwere der Erde, fowie das Volumen und die Dichtheit des Ringes abed, annähernd befannt find, fo Läßt fich die Einwirkung eines Körpers, wie der Mond, deffen Maffe und Entfernung ebenfalls bekannt find, mathematifd) be= rechnen. Herr Hopkins unterſucht zuvörderft die Erſcheinun⸗ gen des Vorruͤckens der Nachtgleichen und der Nutation un— ter der Vorausſetzung, daß die Dichtheit der Erde durchge— hends gleich ſey, und in dieſem Falle werden die Bedingun— gen der Feſtigkeit und Fluͤſſigkeit in Betracht gezogen. Hierbei beabfichtigte er, mie es fcheint, hauptſaͤchlich, die Richtigkeit feines Verfahrens zu prüfen, und wir brauchen und daher bei den Reſultaten nicht aufzuhalten. Er wen» det fi) dann zu dem Falle, wo, wie es fih in der That verhält, die Erde ald ein Körper von veraͤnderlicher Dicht: heit betrachtet wird, deffen Dichtheit mit der Tiefe zunimmt und durch die Zuffinde der Feftigkeit und Fluͤſſigkeit im Innern modiflcirt wird. Die mittlere fpecififche Schwere der Erde ift ungefähr biefelbe, wie die des ſchwerſten Eifenerzes, naͤmlich 5%. Uns J Das Verhaͤltniß wird in dem letzten Bande der Penny Cy- clopaedia wie 566: 100 angegeben. Diefes Werk ift, tretz ſei— nes anfprudsiofen Zitel®, eine wahre Fundgrube von Kennts niffen, die darin ebenfo genau als faßlich vorgetragen find, 165 ter Beruͤckſichtigung des Geſctzes, daß fih die Anziehunyse kraft verhält, wie die Quantitäten der Materie oder wie die Maffen, wollen wir annehmen, der Ring a bed habe dies felbe Dichtheit, wie die Kugel @, oder wiege 55 Mal fchwerer, als daffelbe Volumen Waſſer. In diefem Falle wuͤrde deffen, unter dem Einfluffe der Anziebung von Siis ten des Mondes, auf die Störung in der Lage der Erdare gerichtete Wirkung feiner relativen Maffe und feinem Abs ftande vom Mittelpuncte der Erde proportional ſeyn. Wäre aber die Dichtheit des Ringes nur der des Badfteines oder 23 Mat derjenigen des Waſſers gleich, fo würde deffen pers turbirende Wirkung auf eine Kugel, welche die Dichtheit des Eifenerzes befist, verhältnißmäßig gering ausfallen. Beſaͤße endlich der Ning nur die Dichtheit des Fichtenholzes, welche nur 4 derjenigen des Eiſenerzes beträgt, fo würde er die Lage der Kugel in einem kaum bemerkbaren Grade ftören. Allein die Dichtheit des Ninges und die durchfchnittz lihe Dichtheit der Erde find nicht die einzigen Elemente, welhe bei dem Problem in Anfchlag kommen. Auch die Befchaffenheit und Vertheilung der Materie im Innern der Erde find zu berüdjichtigen. An der Oberfläche, das wiſſen wir, iſt fie feſt. SIE fie aber bis zum Mittelpuncte feft, d. h., befteht fie bis dahin aus Theilen, die ihre gegenfeitige Lage nicht verändern? Mir wiffen, daß die Vulcane flüf: fige Stoffe auswerfen, d. h. ſolche, deren Theile untereins ander ihre Lage nad) den Geſetzen der Schwerkraft, Anzieh: ung von Außen und Gentrifugalfraft verändern koͤnnen. Bildet num diefe flüffige Maffe einen grofen oder geringen Theil der Gefammtmaffe? Liege fie der Oberfläche nahe, oder fern? Der Mond würde auf die Erde einen ganz an— dern ftörenden Einfluß ausüben, wenn fie faft ganz flüffig, als wenn fie faft ganz feft wäre; wenn die fefte Rinde der— ſelben nur 1; oder wenn fie die Hälfte der Gefammtmaffe bildete. Nach dieſen Angaben wird man ſich einen allgemeinen Begriff von der Aufgabe mahen Eönnen, welche Herr Hops Eins zu löfen hatte, und er fcheint diefelbe von allen Sei: ten hoͤchſt umſichtig erwogen zu haben. Das Nefultar, zu welchem er durch feine Unterfuchun: gen gelangt ift, fpricht er folgendermaafen aus: Wir duͤr— fen alfo im Allgemeinen zu behaupten wagen, daß das Minimum dermitdem beobadhteten Bor: tüden der Nachtgleihen verträglihen Stärke der Erdrinde + big E des Halbmeffers der Erde betrage. Die Erdrinde muß alfo wenigftens 800 big 1000 engl. Meilen ftark fenn. Man Überfebe nicht, daß dieß das Minimum der Dice ift, die fich mit dem beobachteten Vorruͤcken vereinbaren läßt. Die wirkliche Stärke kann weit bedeutender , ja der Erdball kann fogar bis zu feinem Mittelpuncte feft fenn, ohne daf dadurch die Bedingungen des Problems fonderlich betheiligt würden. Denn wenn die Rinde 1000 engl. Meiten did ift, fo bildet fie ziemlich # des Eubifchen Inhalts der Erde, und wiewohl die Übrigen 2 eine bedeutendere Dichtheit befigen fönnen, fo wird doch der Einwirkung der von Außen thaͤ— 671. KXKXI. 11. 166 tigen flörenden Kräfte durch die mittlere Lage deifelben ſehr entgegengearbeitet. Noch fehlen indeß zwei Factoren, um uns über die in Rede ftehenden Puncte volles Licht zu vers ſchaffen. Diefe find die Wirkung des Drudes in Betreff der DVerdihtung der Maffe der Ert£ugel und die Wirkung der Wärme, welche diefer Verdichtung entgegenarbeitet. Pror. Leslie ftellte mehrere Erperimente zur Eımittelung dee Vers hältniffes der Dichtheit zum Drude an, aus denen er fols gerte, daß bei einer Ziefe von 400 engl. Meilen oder 5 des Erdhalbmeſſers Marmor foft um die Hälfte, Waſſer dagegen mehr als viermal fo dicht feyn müffe, als an der Erdoterflähe, daher das Waſſer dort ſchwerer feyn würde, als der Marmor. Daraus ſchloß er weiter, die Dichtheit der Erde müffe im Innern fo raſch zunehmin, daf, wenn fie bis zum Mittelpuncte aus feften oder gefhmolzenen Stofs fon beftehe, die mittlere Dichtheit weit bedeutender ſeyn wer— de, als 53, Waffer — 1 geſetzt; weßhalb die Erde inwen— dig hohl und mit einer, wahrſcheinlich ungemein elaſtiſchen Fluͤſſigkeit, z. B. Elementarfeuer oder Licht, gefuͤllt ſeyn muͤſſe. Bei dieſen Berechnungen war der modificirende Eins fluß der Waͤrme außer Acht gelaſſen worden, und theils dieſerhalb, theils wegen der ſonſtigen ungenuͤgenden Beſchaf— fenheit der Data, ſcheint Leslie's Berechnung in der gez lehrten Welt nicht viel Auffehen erregt zu haben. Here Hopkins’s Folgerungen würden dagegen durch eine genaue Würdigung der Beziehungen zwiſchen Drud, Dichtheit, Schmelzbarkeit und Wärme nicht fehr wefentlih tangirt werden. Die danach bewirkte Gorrection mürde der Dide der Erdrinde, welche immer ein ſtarker Bruchtheil des Erd: radius bleiben würde, nur wenig hinzufügen oder entziehen. Da nad) dem Innern der Erde zu die Wärme fo bes deutend ſchnell fleigt, fo hat man geſchloſſen, daß ſchon bei einer fehr mäßigen Tiefe eine fo hobe Temperatur vorban-= den feyn müffe, daß jede befannte Subſtanz dort fehmelzen würde. Cordier, einer der erften, welche eine umfaffende und wiſſenſchaftliche Anficht über diefen Gegenftand aufitellz ten, meinte, die Erdrinde koͤnne nicht über 60 engl. Meiz Ion ſtatk ſeyn, ſey aber wahrfweinlich weit dünner, und er fhloß ferner, daß die aus den Vulcanen fliegende Lava nur Theile von der gewaltigen Maffe der im Gentralbehälter bez findliben geſchmolzenen Stoffe feyen, die dadurch herausge— preßt würden, daß ſich die Erdrinde durch allmäliges Erkal— ten zufammenziehe. *) Gleich Heren Leslie, brachte er den Antagonismus zwifben Drucd und Wärme nicht in Anz ſchlag. Auch madıte man gegen ihn ganz paffend den Ein: worf geltend, daß die Annahme einer fo unbedeutenden Stärke der feften Erdrinde (von nur z%, des Erdhalbmeffers), im Vergleiche mit der inwendig vorhandenen flüffigen Maffe, mit der erfahrungsmäfiigen Beftändigfeit der Erdoberfläche un= verträglich ſey. Heren Hopkins Folgerung ruht allerdings auf Feiner fehr breiten Grundlage. Es verhält fi mit ihr ungefähr *) Essai sur la Temperature de l’Interieur de la Terre, lu à l’Acad. d. Sciene, Juin 1827. Seine Schägung beträat 20 lieues zu 5000 Meter die lieue, v1;* 167 wie mit der Schägung ber Entfernung der Sterne, wobei man eine Differenz von 1 bis 2 Secunden in ihrer fheins baren Stellung zu Grunde legt, obwohl ſich eine ſolche Difs ferenz kaum von einem, Fehler in der Beobachtung unters fheiden läßt; allein in Ermangelung fiherer Beweismittel müffen wir auch dieß mit Dank annehmen. Dem Principe nad, halte ih fie für richtig, und wenn fie mit Fehlern be: haftet ift, fo find die Fehler im Grade, fowie denn auch die Anfihten über die Structur der Edkugel, zu denen ſie fuͤhrt, mit den aus anderen Quellen geſchoͤpften Thatſachen uͤbereinſtimmen. Die Reſultate, zu denen wir gelangt ſind, ſagt Herr Hopkins, muͤſſen einen entſchiedenen Einfluß auf unſere Theorieen von den vulcaniſchen Kräften und deren Wirkungs— art äußern. Viele Speculationen in Betreff der brennenden Vulcane beruhen auf der Unnahme, daß zwiſchen der Dbers flibe und dem flüfligen innern Kerne eine directe Commus nication mittelft einer Art von Sclot eriftire, und daß die Fluͤſſigkeit bei einer nicht fehe „bedeutenden Ziefe beyinne, nämlich bei derjenigen, wo die Temperatur To boch ſey, daß beinahe bloß unter dem atmofphärifchen Drude die Materia— lien der Erdeinde in Fluß gerathen würden. Nachdem ſich jedody gezeigt hat, daß die Erdrinde wenigftens mehrere hun: dert engliſche Meilen ſtark ſeyn müffe, wird die Hypotheſe einer directen Communication fo unwahrſcheinlich, Daß fih auf diefelbe nicht mehr zur Anitellung fernerer Speculatio: nen fußen läßt. Wir fehen und demnach ganz natürlich auf den Schluß geleitet, daß die flüffigen Stoffe der in Tätigkeit befindlichen Vulcane in unterirdiihen Behältern von mäßiger Ausdehnung enthalten feyen, welche Seeen, aber Esinen Ocean bilden. Dieß muß aud, wie ſich aus der ge: genwaͤrtigen Stärke der Erdrinde ergiebt, ſchon feit gewalz tig langer Zeit dee Fall gewefen feyn, und deßwegen ift es ſehr waͤhrſcheinlich, daß es ih zur Zeit aller der großen Erz ausgenommen, hebungen, die allererite vielleicht ebenfo verhielt. Die neben: ſtehende Figur 2. ftellt den Durchſchnitt ei⸗ ner Portion der Erdkugel zur Erlaͤute— rung diefer Hp: pothefe dar C DerMit: telpunct der Erdkugel L Die Rin— de von fer ften Subftans zen, deten Tiefe ; zu 1000 Enz. Meilen oder 4 balbmefferd angenommen ift. 5,5 Die Oberfläche der Erde oder Äußere Begränzung der Rinde, des Erd: 671. XXXI. 11. 168 tt ‚Die innere Oberfläche oder Begränzung ber — Rinde. N Der Erdkern, welcher mit feſten oder üffigen Sub: ſtanzen gefüllt feyn kann. r,r Behälter mit flüffigen Materialien, die fich bei einer mäßigen Ziefe unter der Erdoberflähe befinden und Erhebungsbewegungen, ſowie vulcanifhe Ausbrüce, veran— faffen. Herr Hopkins ift der Anfiht, die Entftrhung diefer unterirdifchen Seeen oder lifolirten Behälter mit gefchmolzes nen Subſtanzen laffe fib von zwei Urfachen herleiten: 1) der guößern Schmelzbarkeit der fraglichen Subftanzen, und 2) einer Abfpannung des Drudes, welcher dem Flüffigwers den bderfelben entgegenwirkt. Bekanntlich befteht in Aniehs ung der Schmelzbarkeit der die äußeren Theile der Erdkugel bildenden Gebirgsarten ein großer Uuterfhied, und cbenfo dürfte es fih auch hinfihtlid der in größeren Tiefen vor: handenen Subftanzen verhalten. Auch befördern befanntlich manche, als Flüfe oder Zufchläge wirkende Subftanzen die Schmelzung. Nahdem Herr Hopkins fo die größere Schmelzbarfeit mancher Theile wahrſcheinlich gemacht hat, zeigt er, wie diefelbe duch Erhebungen unterhalten und ges fleigert werden dürfte, und überdieß wird durch feine Hypo— thefe eine die Erhebungsbewegungen begleitende Erſcheinung erkläclih, welche den Geologen bisher viel zu fchaffen ges madt hat. AB $i gur 3. ftelle den Queer⸗ durchſchnitt einer Portion der aͤußeren Erdrinde dar, welche einige Engl. Meilen ſtark iſt und eine Erhe⸗ bungsbeweg⸗ ung erlitten hat, wobei ſie viele Spruͤn⸗ ge bekommen. Rift die Höhle, welche die geſchmolzenen Stoffe ents hätt deren Ausdehnung oder Anfchwellung A B in die Höhe getrieben hat. Nun werden, fagt Herr Hopkins, die Spalten faft nie parallel feyen und daher, wenn fie bins reichend verlängert werden, ineinander übergehen. In der Figur find fie dargeftellt, wie fie fib ausnehmen würden, bevor fie irgend eine Verſchiebung erlitten haben. Mehrere der abgefonderten Maffen find vollkommene Keile, wie b und h, andere abgeftußte Keile, deren breiterer Theil nad Dben gerichtet ift, wie d und f, noch andere abgeftußte Keile, des ten breiteree Theil nach Unten gerichtet ift, wie acegi. Diefe fämmtlihen Spalten werden ſich ziemlich gleichzeitig bilden. Nun nehme man an, die Maffe A B werde noch weiter in die Höhe gefhoben. Die Spalten werden nicht weiter werden; denn die vollftändigen Keile bA, weldye nicht bis an die darunter befindliche flüffige Maffe reihen, wer— den vermöge der Schwerfraft in die Lage binabfteigen, in welcher man fie in Figur 4, erblidt. Auch die abgejtugten Keile, deren ſchmales Ende nach Unten gekehrt ift, d/', werz den von Geiten der unten vorhandenen flüfligen Maffe wes niger Widerftand finden, als die Keile acegi, deren breis te8 Ende nady Unten gekehrt ift, und die ebenfalld niederfin: Een, und fo werden die verfhiedenen Maffen ſich wie in Figur 4. ordnen und einen ſich felbft tragenden Bogen bilden Wenn nun die Erhebung veranlaffende Urſache zu wirken aufbörte und die gefhmolzene Maffe zu ihrem ur: fprüngliben Volumen zurücdkehrte und ſich fegte, fo würs de die darüberbefindlihe felte Maſſe A B nur flellens weife oder vielleicht nirgends Drud auf jene ausüben. Wenn man nun bedenkt, daß das Fellwerden durch ſtarken Drud begünftigt wird, fo leuchtet ein, wie ein Theil der innern Maffe, durch Beſeitigung des früher auf ihr laftens den Drudes, im flüffigen Zuftande verharren Eann, waͤh— rend fonft ein Feſtwerden dieſes Theiles eingetreten feyn wuͤrde. (Schluß folgt.) / 671. XXXL 11. 170 Miscellen Wie man Büffel erfhhredt, zeigte Waterton, der bes kannte Kaimansritter (Veral. Notizen a. d. Geb. d. Nat. und Heilk. Nr. 261, ©. 296, Januar 1826, Bd. XI1.), feinen Stalie- niſchen Begleitern, die ihn davor warnten, ſich einer Büffelheerde zu nähern, weil diefe Zbiere ihn chne Weiteres zermalmen würs den. Er merkte ſich erit einige Bäume, auf die er im Nothfalle ſchnell hätte Elettern Eönnen, und ging dann auf die waidende Heer— de zu. Die Büffet börten ſogleich auf, zu arafın und fahen ibn an, als ob fie noch nie einen Menſchen erblidt hätten. Nun madıte Herr Waterton mit Armen und Beinen die aroteskeften Bewegungen und brüllte dabei aus Reibeskräften, wodurd er der Heerde ein folhes Schrecken einjaate, daß Bullen, Kühe und Käls ber Hals über Kopf das Weite fuchten. (Kssays on natural Hi- etury etc, Second Series, London 1844 ) In Beziehung aufdie Keimkraft der in Aegypti— (hen Grabdenfmälern aufgefundenen Waizenkörner Hatte man, wie fich die eier erinnern, bereits in Stalien interefs fante Erfahrung gemacht, die jegt in England wiederholt und refp. erweitert worden find wo man in einem durch die Abminiftration des britifhen Muſeums geöffneten Aegyptiſchen Sarkophage eine Bafe fand welche Waizenförner,, Erbfen und Wicken enthielt, des ren Alter nabe an 3000 Sabre ausmadht. Die Körner wurden von Deren Pettigrem dem Herrn W. Grinftone überliefert, welcher fie fäete. Der Waizen ift wieder aufgefhoffen, die Erbſen hingegen feimten nit. Eine Wide, die den efbaren Engliſchen Widen gli, wurde in einem Zreibbaufe mir größter Serafalt ars pflenzt und gepflegt. Einige Tage fpäter gab fie Zeichen vem Keimen, dann trat fie aus der Erde hervor und wucs zufehente und ftand (in der zweiten Hälfte des Auguſts) in voller Blürbe. Die Blume ift weiß, die Blumenfronen glodenförmig nad Art der Winden, aber nicht fo groß, und aus dem Centrum kamen Schoten hervor, deren man 19 zählte zc. ae Du er a u 0 u Ueber die paracentesis thoracis. Bon Hughes und Edward Cod. Man hält gewöhnlih die Punction des thorax für eine gefahrvolle Operation; die Verfaſſer find dagegen der Anſicht, daß diefelbe, mit einiger Vorſicht ausgeführt, ſtets gefahrlos ift, und wenn auch nicht immer Heilung, doch wenigftens in der Mehrzahl der Fälle Erleichterung zu ver: fhaffen vermag. Wenn pneumothorax vorhanden ift, fo koͤnnen drei Säle vorkommen, in welchen die Paracentefe nothwendig wird. Der erjte ift derjenige, bei welhem in dem Momente der Ruptur der Lunge der Eintritt der Luft in die pleura Erftidung droht; in dem zweiten ift die Krankheit bereits eine gewiffe Zeit vorhanden, die Deffnung in der Runge geftattet den abwechfelnden Aus- und Eintritt der Luft, fo: bald aber diefe Deffnung fich verengert oder obliterirt, fo ift die Luft genöthigt, in der pleura zu bleiben, und verurs facht eine heftige Dyspnde. Im dritten Falle endlich com: pliciet fi die ſchon längere Zeit beftehende Krankheit mit einem reichlichen Erguffe von Serum, weldyes durch Come preffion der Runge dag Athmen fehr behindert. Die Entlees ung der Flüffigfeit befeitigt in diefen Fällen die Dyspnde und die Erftidungsgefahr, fie verhindert nicht den Tod des Kranz fen, wenn ber pneumothorax die Folge einer bebeutenden Affection der Zungen ift, aber fie verfchafft ſtets eine wefents liche Erleichterung und verlängert das Leben, keinenfalls vers fhlimmert fie das Uebel. Ein hydrothorax, welder zu einer anasarca hin: zufommt und durch eine Herzkrankheit hervorgebracht ift, er— fordert die Eröffnung der Brufthöhle, wenn die Anfammz lung der Flüfjigkeit fo bedeutend geworden ift, daß der Tod aus Afphyrie zu befürchten ſteht. Auch in diefem Falle wird die Operation erleichtern, aber nicht heilen, und mehrs mals wiederholt das Leben des Kranken verlängern. Bei dem pleuritifchen Erguffe in Folge einer Entzüns dung und bei'm Empyem fann die Paracentefe günftigere Nefultate verfhaffen und, wenn feine bedeutende Affection der Lunge zugegen ift, völlige Heilung herbeiführen. Wenn dagegen Zuberfeln vorhanden find, fo vermindert die Operas tion nur die Dyspnoͤe und die Feiden des Kranken. Wenn das Erfudat alt ift, und die feit langer Zeit comprimirte Lunge ihre Permeabilität eingebüßt bat, fo ift es beffer, nur eine Eleine Menge der Flüffigkeit auf ein Mat zu ent: leeren, damit die Lunge nad und nad ihre normale Auge dehnbarkeit wiedererlange. Was die Diagnofe der verfchiede: nen Ergüffe betrifft, fo machen die Werfaffer befonders auf folgenden Umfland aufmerffam: man hat als Zeichen eines 171 Erſudats die Auftreibung der Intercoſtalraͤume und die Ver: geößerun; des geraden Durchmeſſers der Bruſt angegeben ; fie haben aber gefunden, daß die Rippen vielmehr einander genähert find, und daß Alfo die Intercoſtalraͤume in der Hoͤ— be abnehmen, ftatt zuzunehmen, daß ferner die Bruft mehr von Vorn nah Hinten und in der Queere, als in ſenkrech— ter Nihtung an Umfang zunimmt. Für die zweifelhaften Fälle bedient ſich Herr Cod eis nes fehr feinen Troicar's, welchen er vorher in die Bruft einführt. Fließt Fluͤſſigkeit durch die Canuͤle ab, fo bleibt kein Zweifel übrig, und man führt dann ein größeres In— fteument ein. Das Inſtrument, deffen fich die Verfaſſer bedienen, ift ein feiner Troicar, deffen Canuͤle 1," im Durch— meffer bat. Am Ende der Entleerung Eann zwar etwas Luft in die pleura eindringen, aber die Quantität ift fters fehr gering wegen der Enge der Canüle, und da die Eleine Wunde fih raſch ſchließt, fo wird die Luft bald reforbirt. Die BVerfaffer gaben endlidy eine Tabelle von 20 Kranz Eon, an welchen die Paracentefe ein oder mehrere Mal, bald wegen einfacher Ergüffe bald wegen eitrigen Exſudats, gez macht wurde, 7 murden vollftindig geheilt, 3 gebeffert, 9 ftarben. Der Tod war aber immer die Folge von Phthiſis und trat erſt fpater oder früher nach der Operation ein, ohne daß dieſe dazu beigetragen hatte. (Aus Guy’s-Hos- pital Reports, in Arch. gen. de Med., May 1844.) Ueber die paracentesis thoracis als „Heilmittel beim Empyem und entzündlidher Bruſtwaſſerſucht. Bon Dr. Hamilton Roe. Der Verfaſſer fpricht zuerft Über die faft allgemein anz genommene Anfiht von der Nuslofigkeit der Punction bei’'m Empyem und hydrothorax, indem die Flüffiykeit ſich doc wieder anfammele, die häufige nothwendige Wiederholung der Punction nur die dringendften Symptome erleichtere und die Erfahrung gegen die Operation zeuge. Seine eigene Er: fahrung hat ihn jedoch bewogen, von diefir Anficht abzuges ben, und eine genaue Analyfe der überlieferten Faͤlle feine Nefultate beftätigt. Won 39 zwifhen den Jahren 1812 — 1842 in Englifhen Journalen mitgetheilten Fällen verliefen nur 11 tödtlih, 24 Fälle kamen ihm felbft vor, und der Verfaſſer bemüht fib, zu zeigen, nach den von ihm erziele ten Refultaten, daß die Operation von Eeiner größeren Ge: fahr beyleitet fey, als irgend eine andere am menſchlichen Körper ausgeführte, daß die befürchteten uͤblen Folgen mehr eingebildet, als wirklich feyen, und daß die Paracenteſe ge: möhnlich erfolgreich fey, wenn fie früh gemug ausgeführt wird. Er miderlegt darauf die Anfiht, daß die endliche Entfernung pfeuritifcher Erguͤſſe von der Action der Lymph— gefäße abhänge, da diefelben nur die gefunde Secretion weg: fhaffen, nicht aber die Eranfhafte, und diefelbe uͤberdieß wohl durch die zu ftarke Ausdehnung der Membran, in welcher fie liegen, fowie durch die große prostratio virium und die functionelle Störung der Organe in Folge des Drudes gelähmt werden, 671. XXXIL. II. 172 Was die Gefahr der Operation anbetrifft, ſo hat der Verfaſſer keinen Grund dafuͤr aufzufinden vermocht, die eins dringende Luft wird meiſt raſch reſorbirt; doch da bei den fitutöfen Oeffnungen, welche in die pleura gemacht wer— den, das fortdauernde Einſtroͤmen der Luft nachtheilig wer— den kann, ſo haͤlt er es fuͤr zweckmaͤßig, die Fluͤſſigkeit auf einmal zu entleeren und die Oeffnung augenblicklich zu ſchlie— Ben. Im Allgemeinen Eann man höcftens drei Wochen ſich mit inneren Mitteln begnügen, bevor man die Paracentefe ausführt, da fonft nie völlige Heilung erfolgen Eann, d. b., völlige MWiederherftelung der Lungen zu ihrer normalen Func ion. Der Verfaſſer befchreibt darauf die krankhaften Veraͤn— derungen der pleura in Folge des langen Verweilens pu— rulenter Anfammlungen, befonders die Meife, auf welche endlich der Pleurafad in chronifhen Fällen von Empyem, wo der Erguf ſehr lanafam und fpät entfernt wurde, oblis terirt. Als fecundäre Wirkung kommt nicht felten eine tus berculöfe Entartung der entgegengefegten Lunge vor. Zu den verfchiedenen Veränderungen der Lunge bei pleuritifchen Erguffe gehören vorzüglich diejenigen, welche diefelbe der Ausdehnbarkeit berauben. In allen Fällen von hydrotho- rax treten diefe Folgen durch eine Verdichtung des Lungen gewebes ein, welche oft fo vollftändig ift, daß fie ſelbſt Eeine theilweife Erpanfion durch die Fünftliche Einführung von Luft geftattet. Bei Eiterergüffen verändert die pleura oft völlig ihre Befchaffenheit, bald adhärirt fie den Bruſtwan— dungen, bald ift fie fehr verdickt und contrahirt und befeftigt und comprimirt die Lunge fo fehr, daß feine restitutio in integrum möglich wird. Der Verfaffer bat die Paracentefe in 24 Fällen ange: wendet, von denen 18 genafen, 6 flarben; unter diefen 9 Flle von Empyem: 8 genafen, 1 ftarb; 13 Fälle von hy- drothorax inflammatorius: 9 genafen, 4 ftarben. Einer mar ein Fall von hydrothorax in Folge eines Herzleidens, wo die Dperation Erleichterung verfhaffte, 1 von pneu- mothorax ftarb. (Lancet, May 1844.) j Grftirpation eines tumor am Halſe. Cliniſche Vorleſung von Alcxander Shaw. Am 16. Februar 1844 habe ich eine Geſchwulſt von dem Halſe einer Frau entfernt, wobei wichtige Theile bloß— gelegt werden mußten. Die Frau war 54 Jabre alt, und wollte früher immer geſund geweſen ſeyn. Der tumor nahm! die rechte Seite des Halſes ein und erfiredte fih von ins nerhalb 14° von der clavicula bis zum Ohre und dem horizontalen Aſte des Unterkiefers, fo daß dag Ohrlaͤppchen über den obern Theil ausgefpannt wurde. In der Richtung von Born nach Hinten reichte e8 von der. Seite des la- rynx bis zum hinteren Rande des m. Sternomastoideus und erhob fich an feinem hervorragendften Puncte bis gegen 2“ Über die Fläche des Halfes. Won faft dreiediger Geftalt ag feine Bafis längs des Unterkiefers, und feine Spike wies gegen das vordere Dritttheil des Schlüffelbeines hin. 173 Es fand eine leichte Theilung deffeiben in zwei Lappen ftatt, und die Außere Droffelader verlief in einer Rinne zwifchen beiden. Die Haut war über der ganzen Gefhmwuljt volls kommen beweglihb, und menn man fie anfpannte, wurden die Fafern des platysmamyoides fihtbar, zum Beweiſe, daß Eeine Adhäfion zwifhen diefem Muskel und dem Afters gewächfe vorhanden war. Bei'm Aufheben des tumor von feiner Bafis erfchien er beweglih, wiewohl ziemlich feit ges lagert, und die Beweglichkeit trat bei'm Meigen des Kopfes nah der rechten Seite noch deutlicher hervor. Keine Arterie von betraͤchtlichem Umfange pulfirtte an der Vorderſeite der Geſchwulſt, die carotis verlief längs des vordern Randes derfelben und verlor ſich dann unter ihr Der tumor fühlte ſich wie ein fefter, elaftifher Körper, oder wie eine mit Fluͤſſigkeit angefülte Cyite an, die Wandungen waren aber fo gejpannt, daß Undulation nur ſehr unvelltommen unterfchieden werden Eonnte. Der tumor beftand ſchon feit 4 Jahren; er hatte als ein Eleiner harter Knoten im obern Dritttheile des Halſes, nahe am Ohre, obne Schmerz begonnen und nah und nah, ftet8 unfdmerzbaft, feinen jesigen Umfang erreicht, Hieraus ſchloß ih auf eine gutartige Fett» oder Balgge— ſchwulſt, die Geſchwulſt ftelte fid) aber als Medullarfarcom beraus. Das Ausfehen der Kranken war cachectiſch, die maheliegenden Drüfen gefund. Vor der Ausführung der Operation verfolgte idy den Verlauf der jugularis externa längs der Vorderflaͤche der Geſchwulſt, um jie bei'm erften Einfchneiden nicht zu verlegen. Sch machte nun einen Eins ſchnitt parallel mit diefem Gefäße, ungefähr 1” von demfels ben entfernt, nach Innen von der Inſertion des masseter bis nahe an's Sclüffelbein. Durch diefen Schnitt wurden die Faſern des platysma und die fascia superficialis colli bioßgelegt, welche darauf in derfelben Ausdehnung eingefchnits ten wuıden. Sch erwartete nun, daß der tumor von felbft vorfallen würde, aber er blieb fixirt, von einer andern Schicht Mustelfafern bededt, nämlich denen des Sternomastoideus. Nachdem ich nun diefe Fafern getrennt und bei Seite ges zogen batte, kam ich auf die glatte, glänzende Oberfläche des tumor und verfucte nun, um denfelben mit dem Fins ger herumzukommen, was jedod wegen der rigiden Härte der mit dem tumor in unmittelbarem Gontacte ftehinden Gewebe nicht leiht war; nicht beffer ging es mir, als ich ftatt des Fingers mich des Mefferftieles bediente. Sch bes merkte nun während diefer fruchtlofen Verſuche, die Geſchwulſt frei zu machen, daß ihr oberer Theil unter dem unteren Rande der parotis ſich verlor, deren dichte Fascie ihn eine Strede weit bededte. Nicht Willens, das Meffer früher am obern Theile des tumor anzuwenden, als bis er au den Seiten etwas frei gelegt war, fo daf ich feine Wan» dungen als Fübrer bei'm Einfchneiden benugen konnte, f&nitt ich ihn erft am untern Theile aus. Hier waren die Adhaͤ— fionen weniger rigid, und ich kam bald um den untern Rand berum, fo daß ich ihn mit den Fingern aufheben Eonnte. Waͤhrenddem brach die Subftanz des tumor unter meinen Fingern, und ein wahres Medullarfarcom bot fib dar. Es zeigte ſich nun die dunkeltorh gefärbte innere Droffelader, 671. XXXI. 11. 174 aufſchwellend, fobald fie von dem Drude der Geſchwulſt befreit war. Um diefe Vene nun zu vermeiden, richtete ich die Schneide des Meffers gegen den tumor hin und trennte immer vorfihtig die auf dem tumor aufliegenden Schichten der verdidteen Membran mit dem Mefferfliele, bevor ich fehnitt. So wurden nur einige Eleine "Gefäße durchſchnitten, welche unterbunden wurden, das gröfite derfelben war der ramus muscularis m. sternomastoidei. Als ib nun den tu- mor frei ın die Höhe hob, ftellte fich blofgelegt dar: der m. digastricus mit dem hypoglossus, die Scheide der carotis mit dem ramus descendens hypoglossi; einige Zweige der leteren, fowie zwei ziemlidy große Nerven vom plexus cervicalis superior, mußten durchſchnitten werden. Bei'm Herabziehen des obern Lappens der Gefchwulft mußte große Vorfiht angewendet werden, da zwei große Venenſtaͤmme, welche am Winkel des Unterkieferd zufamz menftießen, um die v. jugularis interna bilden zu hel- fen, dicht am tumor adhärirten und ſehr feyonend von demfelben abgelöf’t werden mußten. Nachdem id nun diefen Lappen des tumor, welcher aufwärts unter dem Unterkiefer verlief, und den anderen, welcher näher am proc. mastoi- deus ossis temporum lag, fteigemadht hatte, wurde die ganze Maffe abwärts und aus der Wunde hervorgezogen. Hierbei war nod etwas loderes Zellgewebe zu trennen, wels ches den tumor mit der inneren Droffelader verband, und trotz aller Vorſicht wurde eine große Vene durchfchnitten, welche fogleih unterbunden mwurde. Nachdem nun Alle entfernt war, murden die Wundränder durch 3 Suturen aneinander gebraht, ein einfacher Verband übergelegt und Hefipflafterftreifen applicirt, darliber eine leinene Gompreffe, dann eine baummollene und endlich eine Rollbinde. Der tumor bot bei der Unterfuhung alle Charactere eines Me— dullatſarcoms dar, in dem größten Theile feiner Ausdehnung fühlte er ſich fo elaftifh an und hatte die blafgraue Farbe, wie fie dem Sarcome eigen ift; auch war er in mehrere Zappen von runder Geftalt getheilt und von brauner, oder feibft fehwarzer Farbe; ein Rappen beftand aus einer mit einer braunen, wäfftigen Fluͤſſigkeit gefüllten Cyſte. Nah aht Tagen war die Wunde faft völlig gebeilt, und nur wenige gefunde Öranulationen waren an dem uns terften Theile derfelben vorhanden, welche bald einer gefun: den Narbe Platz machte. Mai 15. Die Narbe und die umgebenden Xheile ges fund, auch bat fich eine neue Geſchwulſt an irgend einem Theile des Körpers gezeigt. (Lancet, May 1844.) Verengerung des foramen lacerum posterius bei Wahnfinnigen und Selbftmördern. Bon Dr, N. Kastoff, Profeffor der Anatomie an der Univerfität zu Kiew, Berfaffer fand dirfe Verengerung an allen Echäbeln nad) ma- nia suicida, 21 an der Zahl, in größerer oder geringerer Volle 175 kommenheit, und zwar bei einer Weite der Deffnung auf der ges funden Seite von 41 war die verengte Oeffnung nur 2 8. weit, = 44 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ce : s » 35 5 gu TE Pr FT — sein jengie ⸗ ⸗ s 11 = Nah des Verfaffers Anficht kann dieſe Beobahtung einiges Licht auf die Pathogenie der GSeelenftörungen werfen, weil eine, hierdurch nothwendig bedingte Verengerung der Droffelader und eine knoͤcherne Einfhnürung des, für jie bejtimmten Aus zanges aus der Schaͤdelhoͤhle einen wichtigen Einfluß auf die Blutcirculation im Organe des Denkoermögens üben muß u. f. wm. Würde jene abnorme Bildung duch fernere Beobahtungen bei Wuhnjinnigen beftätigt, fo wären, nad) dem Verfajfer, folgende Schluſſe erlaubt: 1) Sie erklärt, warum die mania suicida und der eigentliche Wahnſinn nur in bejtimmten ebensperioden, und zwar nie vor eintretender Mannbarkeit, fich zeigen; denn gerade in diefe Periode fällt die vollſtaͤndige Verfnöherung des Felſen- und Hinterhaupts beines; bis dahin aber beftehen die Ränder des Droſſeladerloches nur aus Knorpelfubftang, welche dem Andrange des Butes nach— giebt. 2) Sie erklärt den Seibftmord, der in gemilfen Zamilien erblich ijt, und bei den Gliedern derfelben ftets nicht nur in dere felben &ebensperiode, fondern ſogar auch in demfelben Fahre beob— achtet wird; denn der normale fowohl, als audy der abnorme Ver— Endcherungsproceß durchlaufen gemwiffe Phafen, welche biemweilen in gewiſſen Familien durd viele Geſchlechter genau diefelben bleiben. 3) Sie erklärt die oft beobachtete Entwicklung der mania suicida in Folge eines Schlages auf den Kopf; denn das Droſſelader-Loch, am Boden des Shädels gelegen, ift eine derjenigen Deffnungen, welche Erfchütterung erleiden mülfen, der Schlag felbft treffe eine Stelle des Schaͤdels, welche er wolle, und eine folde Erz fhütterung Eann fehr wohl der Impuls zur urfprünglichen Veren— gerung des Loches fenn. 4) Genannte Verengerung der Droffelz ader und ihres Enöchernen Ganales muß, nad) des Verfaſſers Mei— nung, in beftändiger und enger Verbindung ftchen mit den orga— nifhen Veränderungen, welhe Foville und Andere ftetig, na— mentlih im rechten Ventrikel des Herzens, bei Wahnfinnigen fan: den. Ohne Zweifel ftehen mit ihr auch in Verbindung die Unres gelmäßigkeiten im Herz : und Pulsfchlage, wie Rufb, Foville, Georget u, A. bei Wahnlinnigen in der Mihrzahl der Fälle beobachtet haben. — Die Shlüffe, welhe aus des Verfaſſers Beobahtung über die Heilung der mania suicida und des Wahn finnes überhaupt für die Anwendung des Stetbofcops zur Diagnofe jener Krankheiten im Lebenden, für die Entfheidung der ſtets fchwer zu löfenden Krage der Zurechnungsfaͤhigkeit eines ©elbft: mörders u. f m. gezogen werben koͤnnen, will Verfaffer vor der Hand nicht berühren. Verfaffer führt endlich. noch an, daß, feines Wiſſens, bisjegt nur 3. Gottfr. Sanke (de foraminibus calva- riae, Lipsiae 1762, $. 11.) auf das obige wichtige Kactum aufs merffam gemacht habe. Oppenheim's Zeitfchrift 1844, 9. 1.) 74. AXXL 11. 176 MOSER. Rn 3 Die paractentesis thoracis wird gewöhnlich vorn, zwifchen der fechstin und jirbenten Rippe, ba, wo der serratus magnus und obliquus externus invinandergreifen, ausgeführt. Hırr-GColLes bemerkt in diefer Bezichung: Nach meiner Anficht ift die Operationeftele nah dem unteren Winkel der scapula zu verlegen. Der Kranke werde auf der, der mit Eiter angefüllten Site gegemüberliigenden Seite gelagert, den Arm der Lidenden Seite in einer Linie mit dem Körper, fo dag der Ellenbogen ger vade oberhalb des höchften Zheiles der crista ilium ſich befindetz die scapula ift dann zu fixiren; dann meſſe man 4 Finger breit abwärts vom Winkel der scapula ab, und 4 Finger breit queer von den proc. spinosi der Wirbel, und die perpendiculäre Einie, wo fie auseinandergeben, ſey die Stelle der Punction. Man make zuerft einen 3 bis 4 Zoll langın Schnitt, in quierir Richtung, durch die Haut, dann durch den latissimus Jdorsi und darauf durch die Sntercoftalmusteln, worauf man auf die pleura fommt. Eis nige rathen nun, dieſelbe durchzureißen, aber fehr oft iſt fie ſehr verdit, und man muß vorfichtig durchſchneiden. (Dublin medical Press, April 1844 ) Die Eompreffion gegen pruritus, von Dr. This tion. — Sn einer befonderen Echrift (De la compression. Na- mur. 1841.) ſchildert der Verfaff r den manninfaltigen Nußen, wılz den in der Mevdicin der Kierftirverband, ale Gompreflioneverband , angewendet, haben kann. Es wird fodann der Gempreffionsvers band auc gegen die Fälle von pruritus empfohlen, welche weder durch die Kräge, noch dur berpetifche Ausfchläge bedingt find. Sn diefen Fällen fo fie faft das alleinige Heilmittel feyn. Die Schwierigkeit, mit welcher diefes Uebel oft bekämpft wird, macht folgende Fälle befonders intereffant — Frau B., ſechszig Sahre alt, war ganz aefund, hatte jedoch Anlage zu einer pletbora, ge= gen welche jährlich ein Aderlaß angewendet wurde. An einem Aus⸗ ſchlage bat fie nie gelitten. Am 1. December 1837 befällt nun das Bein ein unerträgliches Juden, welches befonders in der Nacht heftig war. Achtmonatliche Anwendung von Bleiwalfer, warme und kalte Bäder, Mercurialeinreibungen, Bomentationen mit Mohndecoct, Belladonna ze. leifteten nichts. Zuletzt verfchafft 4 Gr. Morphium Nachts Ruhe, aber bei Tage dauerte das Uebel fort. Hieraufging man zu Aderläffen übers die erftin drei fruchteten etwas, aber im zweiten Monate diefer Behandiungsweife war das Jucken wieder fo ftar£, wie zuvor. Test wurde der Kleifterverband verfudıt und brachte augenbiicktih Erleichterung. Nach vier Wochen lang forte gefchtem Gibrauche des Gompreffionsverbandes ift die Heilung volle ftändig und nachhaltig. — M. D., vierundfechezig Sahr alt, ein Zrinker, hatte 1838 einen Anfall von Apoplerie, von welchem er fid) indeß erbolte und nur eine Lähmung des rechten Arms zurüde behielt. 1840 zeigte fih an Küßen und Beinen ein Oedem und folhes Suden, daB der Kranke nicht mehr fchlafen fonnte und duch das Kragen fi Wunden beibrachte. Adstringentia, narco- tica und andere Mittel blieben ohne Erfolg, der Kleifterverband Bibliographisce dagegen bewirkte augenblicklihe und nachhaltige Heilung. (Op—⸗ penheim’s Zeitſchrift, März 1844.) f RE cn Sg WERTET TTS Le ni guket in Combustion ofSmoke. By Charles Hood. 24 Edition. Lon- The actual Process of Nutrition in the living Structure. Demon- strated by the Microscope by W. Addison. London 1343. 8. Practical Treatise of Warming Buildings by Hot Water, on Ventilation and the various Methods of distributing artificial Heat and their Effects on animal and vegetable Physiology, to which are added an Inquiry into the Laws of radiant and conducted Heat, the chemical Constitution of Coal and the don 1844. 8. On the Decrease of Disease effected by Civilisation. By C. F. H. Marx, M.D. London 1844. 12. A practical Treatise on Diseases of the Eye. By Wm. Jeaffre- son, late Surgeon to the Bombay Eye Infirmary. London 1844. 8. m — Meue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, gefammelt und mirgerheitt von dem Ober» Metieinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medicinafrotbe und Profeſſor Froriep gu Berlin. Ne. 672. Gebrudt im Landes = Induftrie- Gomptoir zu Weimar. (Nr. 12. des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 80 %, Auguft 1844, des einzelnen Stüdes 3 99x Die Zafıl Schwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr ia lot var Grundzüge von Herrn W. Hopfins’s phufifch = geologifchen Forfchungen. Bon Charks Maclauren, Efq. (Shlusß) Man braudıt gerade nicht anzunehmen, daß der Bo: gen fih durchaus felber trauen könne; er mag theilweife von der darunter befindlichen Flüfjigkeit geftüst werden, oder an mancen Stellen durchbrechen und dort Pfeiler zwifchen den an beiden Enden befindlichen Widerlagern bilden. So fün: nen, flatt eines ununterbrohenen Seees im Innern der Erde, mehrere entfteben, welde entweder durch Candle mit: einander communiciren, oder nicht.” Die früher erwähnte Erfcheinung, melde ſich nach dies fer Hypotheſe fo leicht erklärt, ift folgende: Wenn in Bergwerken Verſchiebungen der Schihten und Gänge vor— Eommen, fo hat man die aus der Stelle gerücdte Portion aufwärts oder abwärts zu fuchen, je nachdem die queer durch die Schicht verlängerte Linie der Verſchiebung fidy von der Ebene der Schicht abwendet, oder derfelben zuneigt. Wenn 3: B., m, ein Lager in der Maffe e, plöslic aufhört, ins dem die Maffe d fih abwärts verfchoben und fo von @ ge: trennt hat, fo wird der Bergmann die Fortfeßung von m abwärts ſuchen und diefelbe bei 7 finden, meil ſich die Ver: ſchiebungslinie Z von der Ebene des Lagers abwendet, Hatte er dagegen das Lager 7 bearbeitet, fo würde er deffen Fort: fesung böher gefucht haben, weil der Winkel die entgegen gefegte Neigung darbietet. Die Erklärung liegt in dem Umftande, daß die gefchmolzene Maffe in der Höhle MR ei: nen ftärkern Drud auf die Maffen acegi, deren breite Enden nach Unten gekehrt find, ausübt, als auf die Maſ— fen bdfh, deren ſchmale Enden niederwärts gerichtet find, und bei der allgemeinen Bewegung werden folglich die erftern weiter in die Höhe gefhhoben, als die [e&tern, oder, um es anders auszudrüden, die legten gleiten fo weit nieder, big fie fih duch das Eintauchen ihrer fchmalen Enden in die No. 1772, — 672, kunde. Fluͤſſigkeit im Gleichgewichte befinden. Dieſe merkwuͤrdige Erſcheinung iſt den Bergleuten von Alters her bekannt; al— lein, meines Wiſſens, iſt es bisher den Geologen noch nicht gelungen, dieſelbe genuͤgend zu erklaͤren. Nach der Hypotheſe, daß die geſchmolzene fluͤſſige Maſſe in abgeſonderten Höhlen in mäßigen Tiefen vorhanden ſey, laffen fih auch mande vulfanifche Erfcheinungen durch die Thätigkeit eines Agens, das bekanntlich dabei nie fehlt, naͤm— lich des Wafferdampfes, erklären. Profeffor Biſchof zu Bonn berechnet in einer gelehbrten Abhandlung, daß ber MWafferdampf, wenn er den hoͤchſten Grad feiner Spann— kraft ausübe, eine 17 Engl. Meilen hohe Säule von flüf- figerv Lava tragen koͤnne. Die Tiefe, bei welcher die innere Erdwärme hinreihen würde, um Lava im gefchmolzenen Zuftande zu erhalten, wird zu 20 bis 30 Engl. Meilen gefchäßt; indeß befist man bisjetzt noch Eeine hinreichend vollftändigen Beobahtungen, um das Verhaͤltniß, nac wel: hem die Temperatur in der Ziefe fleigt, irgend ficher zu beflimmen. Dieß Steigen der Temperatur kann ebenfowohl in einer geometrifchen, als in einer arithmetifchen Progrefz fion ftattfinden, und in diefem Falle würde die Tiefe, wo die Lava flüffig feyn müßte, weit geringer feyn. Menn übrigens am Boden des Behälters ein bedeutender Ueber: fhuß von Hige vorhanden ift, fo kann durch die Girculation der flüffigen Maffe diefe weit höher hinauf gefchmolzen erhalten werden, als die Graͤnze liegt, bei welcher die Schmelzung nah der Berechnung eintreten müßte Der Wafferdampf fann aud nicht nur in die Höhle, in welcher ſich die ges fhmolzene Maffe befindet, eindringen, fondern ſich auch mit diefer felbft durch Spalten vermifchen, welche in den tiefen Schlund des Kraterd eindringen, und fowie eine in eine Ba: tometerröhre einftreichende Luftblafe das Queckſilber augen blicklich zum Steigen bringt, fo kann auch der Wafferdampf eine, mit feiner Erpanfionskraft im Verhältniß ftehende, flüf- fige Lavafäule in den Gandlen, welche mit dem Krater in Verbindung ſtehen, in die Höhe treiben. So Eönnen ab— 12 179 wechſelnd Säulen von Lava und Dampf audgemworfen wer⸗ den, wie man dieß auf Stromboli waͤhrnimmt, wo der Bulkan bald glühende Maffen, bald Dampfwolken aus— wirft. ie Dimit aber der Dampf die erforderliche ungeheure Kraft aͤußern Eönne, müffen wir annehmen, daß er ſowohl, als die Lava, auf die er einwirkt, in eine Höhle einge: ſchloſſen feven, die auf allen Seiten von feften Wänden umgeben ift, welche außer dem Schlote des Vulkanes und den Ritzen, duch welhe das Waſſer eintritt, nirgends eine Deffuung haben. Wenn die Lava zu einem gefdhmolzenen Deeane gehörte, der die ganze Mitt:Iportion der Erde ein: nähme, fo würde, wenn Waffer zu derfelben dränge, daſſelbe fi) in Dampf verwandeln und diefer längs der untern Seite der feften Erdrinde hingleiten, ſich an den höchften Stellen der gewölbten Höhle verhalten, und wenn er duch neue Zuflüffe, oder eine hinveihend hohe Zemperatur die noͤthige Kraft erlangte, die Rinde an dieſen Stellen ſorengen und vieleicht in Vermiſchung mit Lava dort durchbrechen. Das aus dem Meere in der Nähe der Kuͤſte in’s Innere der Erde eindringende Waſſer würde auf diefe Weife ebenfowont 500 oder 1000 Engl. Meilen von der Küfte einen Vulkan bilden £önnen, als in der Nähe derfelben. Allein hiergegen flreitet die Thatſache, daß alle in Thaͤtigkeit ftehende Vul— Eine fich in der Mähe des Meeres, oder großer Binnenſeeen befinden, woraus ſich zugleich ergiebt, daß das Waffer zur vulkanifhen Thätigkeit nothiwendig, und daß die geichmolz zene Maffe, auf die e8 wirft, in ifolirten Becken von ver: fhiedener Größe und Form, mitten zwifchen mafjiven und feften Winden, vorhanden if. So dürfte fih, z. B., ein 150 Engl. M. langes Beden unter Suͤd-Italien binzieben und den VBefuv, die Liparifchen Infein und den Aetna mit: einander verbinden. Unter Island dürfte fi ein ſolches Becken von 200 Engl. M. Länge und Breite befinden, und ein anderes von 4000 M., oder mehr Länge, aber verhält: nißmaͤßig geringer Breite fih unter den Anden binziehen. Daß eine unteriedifche Verbindung unter den Anden ftatt: finde, ſcheint fih aus dem Umftande zu ergeben, daß an einem und demfelben Tage drei weit voneinander entfernte Vulkane diefes Gebirges plöglih aus dem Zuftande der Ruhe in die heftigfte Thaͤtigkeit geriethen, und da zwiſchen ihnen eine faft ununterbrochene Reihe von Kratern zu finden ift, fo wird die fragliche Hypotheſe um fo wahrſcheinlicher. Die drei Vulkane waren: der Dforno, unter 40° füdl. Breite, der Goncagua, unter 32° füdl. Breite, und der Cofeguina, unter 13° nördf. Breite, und der Tag, an melchem aug allen zugleih ein Ausbruch erfolgte, war der 20. Januar 1855 (Vera: Darwin in den Transactions of the Geol. Society, March 1838). Wenn die an den bei— den Endpuncten der Linie befindlichen Vulkane miteinander in Verbindung ftehen, fo läßt fih annehmen, daß alle da— zwifchenliegenden Vulkane ſich mehr oder weniger in demfels ben $alle befinden, und das fehr häufige Vorkommen von Erdbeben in den Anden (an demfelben Zage ereignen fich öfter mehrere) dürfte alfo eine Folge davon feyn, daß jeder 672. XXXL 12. * 180 2 - vulkaniſche Ausbruch, den ganzen Strich unter den Anden mehr oder weniger beunruhigt. Durch unfere Hypotheſe laffen ſich auch locale Erhe— bungen und Senkungen erklären, Geſchmolzene Subftanzen muͤſſen ſtaärkern Temperaturwechſeln unterworfen ſeyn, als feſte. Auf jene haben die Leitungsfaͤhigkeit und die Circu— lation, auf dieſe hat nur die Leitungsfaͤhigkeit Einfluß. Eine geringe Zuſammenziehung oder Ausdehnung in einer 5 oder 50 Engl. Meilen tiefen fluͤſſigen Maſſe reicht an ſich ſchon hin, um den Theil der feſten Erdrinde, welche deren Decke bildet, zum Sinken oder Steigen zu bringen, ohne daß die Mitwirkung des Waſſers dabei irgend noͤthig wäre. Was ferner die Urfahen der Zufammenziehung und Aus: dehnung anbetrifft, ſo kann das Volumen der flüffigen Maffe, abgeiehen von bloßen Zemperaturveränderungen, dadurch zus nehmen, daß ein Zheil ihrer Wandungen fhmilzt, oder das durch abnehmen, daß ein Theil der flüffigen Maffe erftarrt. Nun wollen wir einmal annehmen, es befinde ſich ein bes deutendes Volumen Dampf beitändig mit der gefdymolzenen Maſſe in Berührung, und zwar in einer folhen Lage, daß es nicht entweichen Eann: fo wird daffelbe wirken, wie die Luft im Windkeffel einer Feuerfprige, und wenn ſich deffen Volum nur um ein Weniges vermehrt, fo wird ein Theil der gefbmolzenen Maffe in die Höhe gefheben und herauß- geworfen werden. Meiner Anſicht nach, hat alfo die Hy: pothefe, das nur ftellenweife Anhäufungen von geichmolzes nen Subftanzen vorhanden feyen, wefentliche Vorzüge vor derjenigen, daß der ganze Kern der Erde flüfjig fey. Denn erſtlich Eönnen wir, jener zufolge, der Erdrinde eine Dide zuerkennen, welche mit deren bekannter Duuerhaftigkeit mehr in Einklang fteht; zweitens bietet fie eine wahrfcheinlichere Erklärung dar, wie diejenigen Veränderungen in der Materie felbft vor fi) geben, welche wir nach der Natur der Er: fheinungen anzunehmen haben; drittens, da jedes Volumen von gefchmolzenen Subftanzen, ihr zufolge, zwifchen feiten Wandungen abgeſperrt iſt, ſo erklaͤrt ſich danach leichter, wie jene Veraͤnderungen ſich an der Erdoberflaͤche kund geben koͤnnen; weil fie uns die Vermuthung geſtattet, daß die in ihrer felfigen Höhle abgefperrre und zufammengepreßte ges fhmolzene Maffe aus derfelben Urſache in die Höhe fteige, aus welder ſich das Queckſilber in einer Thermometerröhre erhebt; vierten endlich Eönnen wir, bei der Annahme, daß locale Ablagerungen von gefhmolzenen Subftanzen vorhan: den feyen, am Leichteflen einfehen, wie befchränfte und los cale Bewegungen eintreten, wie gewiffe Portionen der Erd— oberflähe wiederholt zerriffen, ober erfchüttert werden Eönnen, während andere im Zujtande der vollfommenften Ruhe zu verharren fcheinen. So lange man annahm, der Heerd der unterirdifchen Thätigkeit befinde ſich ſehr tief unter der Oberfläche, mußte man natürlich fehließen, daß die Wirkungen einer Bewegung ſich über einen fehr ausgedehnten Flächenraum erſtrecken Eönnten. Ich, wie viele Andere, war an die Anficht ge: wöhnt, daß Erdftöße, die nur um wenige Stunden ausein- anderliegen, aber ſich in fehr weit voneinander entfernten Gegen— den der Erde ereignen, von derfelben Arußerung der plutonifchen 181 Kraft: berühren koͤnnten. Dieß war nur eine, durch mans he Thatſachen unterftügte, durch andere widerlegte Hnpos thefe- Die Unterfuhungen des Heren David Milne has ben-in neuefter Zeit mehr Licht über diefen Gegenftmd ver— breitet. Die von ihm befannt gemachte Lifte der feit einis gen Jahren zu Comrie verfpürten Erdftöße und deren Ders gleihung mit den in anderen Ländern vorgefommenen Erd— beben beweifen, daß der Synchtonismus der leteren in ein: ander fernen ocalitäten keineswegs fo vollftändig und conitant ift, dag man daraus auf einen gemeinſchaftlichen Urfprung fhließen dürfte. Zwei wehlbefannte Heerde unterirdifcher Störungen find St. Jean de Maurienne- in Savoyen und Comrie in Schottland, melde: voneinander 1,100 Engl, Meilen entfernt liegen. Es kommt zuweilen vor, daß ſich an beiden an demfelben Tage ein Erdbeben ereignet, und dieß Zufammentreffen ift bemerfenswerth erfhienen. Als Herr Milue jedoh eine Lifte der in den fünf Monaten vom October 1839 bis März 1840 an beiden Orten ftatt= gefundenen Erdftöhe miteinander verglih, fand er, daß zu Comrie deren 150 und zu St. Sean de Maurienne nur 58 vorgefommen waren, fowie daß diejenige Uebereinftim: mung, weldye auf einen gemeinfchaftlihen Urfprung gedeutet haben würde, durchaus fehle *).. Bedenken wir die Häufig: Eeit der Erdftöße an beiden Orten, fo hat e8 durchaus Feine Schwierigkeit, den Umftand, daß zuweilen an demfelben Ta— ge bier, wie dort, ein Erdſtoß verfpürt wird, für rein zufällig zu erklären, Here Milne betrachtet deßhalb die von ihm gefammelten Belege als durchaus unvereinbar mit der Anz fiht, daß die beiden fraglichen Heerde von unterirdifchen Störungen irgend miteinander in Verbindung fländen. Ans dere Beobachtungen haben ihn auf den Schluß geführt, daß felbft in ſolchen Källen, wo die Heerde der Störungen ein— ander verhältnifmäfig nahe liegen (z. B. Comrie und Oban), deren Thaͤtigkeit ganz unabhängig flattfinden Eann. Die Erſchuͤtteruna, welche bei dem furchtbaren Erdbeben, welches Liſſabon zerftörte, über einen fo großen Flaͤchenraum gefühlt wurde, erklärt fih aus den bloßen Schwingungen, melde vom Herde der Erdftöße aus durch die Oberfläche der Erd— rinde fortgepflanzt wurden, wie man denn, 3. B., bei’m Sprengen von Felfen in großer Entfernung eine Erſchuͤtte⸗ rung ſpuͤrt. Aus diefer Unabhängiykeit der Thaͤtigkeit ſchließt denn Herr Milne ganz mit Recht, daß der Heerd der unterivdifhen Störungen nicht ſehr tief liegen koͤnne. Diefe Anfichten harmoniren mit den Folgerungen des Herrn Hops Eins, die dieſer aus andern Quellen abgeleitet hat. Waͤh— rend alfo manche Becken voll geſchmolzener Subftanzen, 3. B. das ſich unter den Anden binziehende (vorausgefegt, daß der Synchronismus der vulfanifchen Tätigkeit nad der ganzen Länge der Cordillera feftgeftellt ift), eine fehr bedeus tende Ausdehnung befigen, find andere vielleicht fehr Elein, und die Gleichzeitigkeit der Störung an entfernten Orten dürfte nur eine Wirkung der vom Heerde aus fich verbreis tenden Schwingungen feyn. *) Edinburgh new philos. Journal, No. 72. p. 363, 672, XXXI. 12, 182 Noch will ih einiger hypothetiſchen Anfichten, die Herr Hopkins in Betreff der Formveränderungen ber Erbe aufs ſtellt, ganz in der Kürze erwähnen. Wenn die Erde ur— fprünglih flüffig war, fo Eonnte fie ihre feſte Form auf zweierlei Art gewinnen. Die Wärme firahlte fortwährend von der Oberflähe aus und mar alfo am Mittelpuncte am Größten, und fo lange die Maffe flüffig war, mufte die Uns gleichheit der Temperatur eine fortwährende Circulation zwiz fhen der Mitte und der Peripherie erzeugen. Wenn nun die Wirkung der Hitze in Betreff der Verhinderung des Feſt— werdens bedeutender war, als die Wirkung des Drudes in Betreff der Beförderung des Feſtwerdens, fo mußte das Legs tere an der Oberfläche beginnen, fo daß ſich dort eine Rinde bildete, die, indem ſich eine Schicht nad der andern an der Innenſeite ablagerte, fortwährend an Etärfe zunahm. Wenn aber.die Wirkung des Drudes Über diejenige der Hitze das Uebergewicht hatte, fo mußte das Feltwerden am Mittels puncte beginnen und nad Außen fortfehreiten. Während diefes Proceffeg hatte dann die Girculation der Flüffigkeit um den foften Kern ber ihren Fortgang. Allein bevor die legten Theile erhärteten, mußte ein Zuftand von unvollfoms mener Flüffigkeit eintreten, bei welbem die Circulation be= reits in's Stocken Ferieth. Da die verfühlten Tbeilhen an der Oberfläche fib nun nicht mehr in die Tiefe fenfen fonns ten, fo mußte ſich eine Ninde bilden, von welcher aus der Proceh des Erftarrens weit ſchneller niederwaͤrts fortfchritt, als er. fih vom feften Kerne aus aufwärts fortpflanzte, So gelangte denn unfere Erdfugel in einen Zuftand, in welchem fie aus einer feften aͤußern Rinde und einem fe— ften Mittelferne beftand, und von welchem Figur 2 eine deutliche Anfchauung giebt, wenn man annimmt, daß der mittlere Raum N mit feſter Materie aefüllt fey. (Edin- burgh new philosophical Journal, April — July 1844.) Neuer pneumatifcher Apparat zur Prüfung des Refpirationsvermögens. Am 29. Mai diefes Jahres wurde der Londoner So- ciety of Arts ein von Herrn Hutchinſon erfundener pneumatifcher Apparat vorgezeigt, weldier die Beftimmung bat, das Athmungsvermögen zu prüfen. Er beftcht aus zwei Inſtrumenten, einer fogenannten Athmungsma— fhine zum Meffen des Volumen der Lungen, und einem fogenannten Infpirator, zum Meffen der Kraft der Luns gen. Dur diefe Inftrumente wird man in den Stand ges fetzt, die drei Hauptmomente genau zu ermitteln, nämlich den Cubikgehalt der Luft, welche die Lungen zu fallen ver mögen, die Kraft, mit welcher diefe Luft eingeathmet und die Kraft, mit welcher diefelbe ausgeathmet werden Eann. Die Athmungsmafhine befteht aus zwei fenfrechten Colindern, von denen fich einer in dem anderen befindet. Der Äußere enthält Waffer, während der innere, verkehrt ftehende,, die ausgeathmete Luft aufzunehmen beftimmt ift 127 183 und daher der Necipient heißt. Diefer Mecipient wird im Berhältniffe zu der Menge der ausgeathmeten Luft gehoben. Er ift mit zwei bleiernen Gegengewichten verfehen, welche in zwei ſenkrechten Mefjingröhren aufs und niedergleiten, Un jedem der Gewichte ift eine Schnur befeftigt, welche oben über eine Rolle gejchlagen ift, dann in einer anderen Meifingröhre hinabftreiht und zulegt an ein Kreuz befeftigt ift, das oben am Recipienten angebracht ift und in ſenkrech— ten Salzen aufs und niedergleiten kann, fo daß mit ihm der Necipient feige und füllt. Um zu beftimmen, wieviel Luft ausgeachmet worden ift, befindet fih am Recipienten eine Scala, deren Zahlen Gubifzollen entfprehen. Der ganze Necipient kann 388 Cubikzoll Luft faffen. Das Nıs veau des Waſſers bilder die Linie, nach welcher die Zahl der Cubifzole von der Scala abgelefen wird. Mit dem im äußeren Cylinder befindlihen Waffır communicirt cine ge: bogene Glasröhre, fo daß man die Höhe des Wafferftandes in diefem Gplinder gleich an der Möhre wahrnehmen kann. Der Theilftrid) der an dem Recipienten befindlichen Scala, welcher mit dem Niveau des in ihm enthaltenen Waffers zufammenfällt, zeigt jederzeit die Zahl der-darin enthaltenen Gubikzolle Luft an. Der Athem ftreiht in den Reci— pienten durch eine Röhre, welche durch das im Außeren Ey: linder befindliche Waffer herauffteigt, und fobald das Expe— timent vorüber iſt, wird der Mecipient wieder niedergezogen, und die darin enthaltene Luft entweicht durd) ein am aufwärts gekehrten Boden deffelben befindlices Ventil. An der Vor: derfeite diefer Maſchine befinden fich drei Hähne. Der eine dient dazu, um fo oft, als nörhig, das Waſſer abzulaffen ; der zweite zum Cintritte des Athmens in den Recipienten, und der dritte, mittlere, um das Waffer abzulaffen, weldyes zuweilen in die fenftechten Röhren gepreßt wird. Die Einrihtung des Infpirators gründet fi auf das Princip, daß durch die Kraft der Expirations- oder Sn: fpivationg= Muskeln eine Quedfilberfäule in die Höhe getrie— ben wird, und je nad) dem Stande, welchen diefe Säule er: bält, beurtheilt man die Kraft der Muskeln. Er bejist ein Zifferblatt, weldyes cine, in Zolle und Zehntelzolle ge: theilte, Scala hat und durch eine ſenkrechte Linie in zwei Hälften getheilt ift. Mitteift der Grade linker Hand wird die Infpiration, mittelft der Grade rechter Hand die Erpi: ration gemeffen. Den Theilſtrichen entfprechen gewiſſe ein» gravirte Worte, welche die verfchiedenen Grade von Kraft andeuten, nämlich: Sinfpiration. Erpiration. 1,5 Zoll. Schwad. . ; 5 2 Bol. 2 — Gemöhnlid. h 4 x De 25 — Stark. : . > 8,5 — 85 — Sehr ftark. ä 6 e 4,5 — 45 — Merkwürdig. r & .. 958 — 55 — Sehr merkwürdig. 6 : 7 — 6 — Außerordentlich. . ° 0,85: — 7 — Höhft außerordentlih . 10 — 672. XXXI. 12. 184 Dieſe die Kraft bezeichnenden Ausdruͤcke find nach den Reſultaten von beinahe 1200 Beobachtungen angenommen worden. Das Quedfilber befindet ſich in einer gebogenen Röhre, über deren eines Ende eine biegfame Röhre empors fteigt, die in ein Federharzmundftüd endigt, durch welches die Perfon, mit der das Experiment angeftellt wird, mit aller Macht den Athem einzieht, oder austreibe, Mit vielen Leuten von der Feuerwerkers Brigade, Boxern, gebils deten Männern, auch mit Robinfon, dem gutproportionits ten, 3 Fuß 9 Zoll hohen Zwerge, wurden Verſuche anges ſtellt, und dabei zeigte ſich eine vollkommene Webereinftims mung mit Herrn Hutchinſon's Staturs Tabelle, nad) welcher ſich ergiebt, daß die Lunge auf jeden Zoll, um wel: hen die Statur eines Menfhen höher ift, 8 Kubikzoll an raͤumlichem Inhalt mehr hält, Miscellen Ueber die mitroftopifhen Kryftalle in thierie [hen FKlüffigkeiten hat Herr Profiffor Purkinje zu Brede lau Unterfuhungen angeftelt und in der natucwiffenfcaftligen Section dir Schleſiſchen Geſellſchaft 1843 einen Vortrag gehalten. Die den menſchlichen Körper entnommenen lüfjigkeiten waren die Thränen, die wäfferige und Glasfeuchtigkeit des Aus aus, das Labyrinthwaffer, die Nafenfluffigkeit, ver Speichel, der Harn, das Serum des Blutes. Einige Sale je, ale: Kochſalz, Salpeter, Doppelfalz, efiigfaures Kali 2c., wur⸗ den theils zur Vergleihung, theils zur Regulirung der Verſuchsme— thode gemählt. Die thierifhen Fluͤſſigkeiten wurden entweder im concentrirten oder verſchieden verdünnten Zuftande unterfucht. Die Unterſuchung befchränfte jih auf Darjtellung ihrer Kryftalle. Auf ein Glasplättchen wurde ein Zropfen Flüfjigeeit gebracht und ents weder in der Stube warm (etwa 18° R.) oder im Ofen fchnell verdampft, wobei fih Kryftallifationen abſetzten. — Je verdünns ter die Loͤſungen waren defto Eleiner und deito regelmäßiger waren die Kryſtalle. Ueberhaupt zeigen Kryitallifationen thieriſcher Säfte vielfache Erummlinige, oft fehr zierliche Gonformationen, indeß bei Aufiöfung mineratifher Stoffe gerade Linien vorherrſchend find. Zum Behufe der Kıyitallifationen wurden die trodnen Kryſtallchen mit einem Zropfen Fanadifhem Balfam bedeckt und darüber noch eine Glasplatte gebracht und fo eine Zahl von Präparaten verfers tigt, die den Anweſenden unter einem Mikroftope demonftrirt murden. Ueber die Schnelligkeit des Pulfes bei neugebors nen und ſieben Monat bis fehs Jahre alten Kindern ftellte Valleix im YParifer Findelhaufe an gefunden Kindern nu— merifche Beobadytungen an, welche folgende Refultate ergaben: Neugeborene Kinder haben einen langfameren Puls, als halbjähriz ge; das Mittel bei fchlafenden Kindern beträgt 87. Wärme wirft befchleunigend, ebenfo die fpätere Tageszeit, vielleicht durch die Dis geftion, ebenfo Bewegung, Gemürhsunruhe Der Puls ift fchneller bei Mädchen, langfamer im Schlafe. Durdfchnitt des Pulfes vom fiebenten bis fiebenundgwanzigften Monate 126 oder 121 bei Kna— ben, 123 bei Mädchen, und im Zuftande völliger Ruhe 119 bei Knaben, 124 bei Mädchen; bis zum fechsten Jahre ſcheint fich der Puls auf 100 zu halten. Infpiration vom ficbenten bis dreißigften Monate 30 bis 32 oder 4 der Pulfationen. (Mem. de la Soc, med. d’observat. de Paris t. Il. 1844.) nun Lg ei 72, XXXI. 12, Ikunde 186 Ueber den Baynton'ſchen Verband bei der Ber handlung von Geſchwuͤren. Ben Dr, 9. H. Smith, Mehrere Streifen Heftpflafter von ungefähr 2" Breite und lang genug, um das Glied zu umfaffen und ein freies Ende von 4 — 5" übrig zu laffen, mehrete laͤngliche Com: preffen aus weichem Galico und eine Galico:Rolbinde von ungefähr 3" Breite und 4 bis 6 Ellen Länge werden zuerft zurechtgelegt. Dann wird einer jener Streifen auf der ges funden Seite des Gliedes den unteren Theil des Gefhmüs tes gegenüber angelegt, fo daß der untere Rand ungefähr 1* unterhalb des unteren Randes des Gefhmwüres zu liegen kommt, und die Enden über dem unteren Xheile de8 Ges fhmwüres mit fo vieler allmälig zunebmender Ausdehnung, ald der Kranke zu ertragen vermag, hinübergezogen; die ans deren Streifen werden dann auf dieſelbe Weiſe eines über und dit an dem andern applicirt, big die ganze Oberfläche des Geſchwuͤres und des Gliedes von 1° unterhalb bis 2 — 3" oberhalb der Franken Stelle bevdedt ift. Das ganze Bein, z. B., wenn es der kranke Theil ift, wird dann auf gleihe Weife mit den Längscompreffen bes deckt und die Rollbinde rund um das Bein gelegt von den Beben bis zum Kniee fo feſt, als e8 der Kranke obne Schmerz ertragen kann. Ein oder zwei Girkelfouren der Mollbinde werden zuerft um das Knöchelgelen€ geltgt, dann ebenfoviele um den Fuß, bis Dderfelbe, mit Ausnahme der Beben, vollftindig bedeckt iſt, und dann ſteigt man auf gleis che Weiſe mit der Binde bis zum Kniee hinauf, indem man vom Knöhel aufwärts Nenverfees macht, damit eine jede Zour flab an dem Gliede anliege. Wenn die Theile fehr entzündet find, oder die Giterung fehr ftark iſt, fo muß der Verband haufig mit Ealtem Brunnenwaffer angefeuchtet wers den. Der Kranke kann ausgehen, und dieß erleichtert for gar den Schmerz und befchleunigt die Cur. Der Verband muß täglich früh bald nach dem Aufftehen, wenn die Theile am Menigften gefhwollen find, angelegt und die Heftpflafter: ffreifen immer fejter angezogen werden, bis die normale Senfibilität und Leichtigkeit der Theile wiedergekehrt ift. Menn die Heilung fo weit vollendet ift, fo muß die Binde fo feft angelegt werden, als e8 der Kranke nur zu ertragen vermag, beſonders wenn das Glied fi in dem angefchwols Ionen oder zufammendrüdbaren Zuftande, den man den ſcor— butifhen genannt hat, befindet, oder die Wundränder ver: didt find. Mir müffen bemerken, daß diefer Verband Excoriatio— nen an dem Gliede hervorbringen kann, aber diefe find nie von Bedeutung, ausgenommen, wenn fie über der Achilleds fehne vorfommen, Um fie zu verhüten, oder ihr Verſchwin—⸗ den zu befchleunigen, empfiehlt Herr Baynton die Applis cation eines Eleinen Stüdes weichen Leders unter dem Heft: pflafter, wofür man auch ein Stud Tabaksblei anwenden kann. Waͤhrend der Jahre 1330 und 1831 unterwarfen mehrere der erften Parifer Mundärzte die Methode Bayn⸗ ton’s einer Reihe von Verſuchen, welche ein fehr guͤnſti⸗ 988 Nefultat ergaben. Velpeau fand die mittlere Zeit für die Heilung 10, 15 — 20 Zage bei Gefhmüren von 8, 4 — 5’ im Umfange, Ph. Boyer fehsundgmanzig Tage, während, nah Ducätelet bei den Älteren Methos ben 52 Zage fih als die Durchſchnittszahl ergaben. Im Verlaufe diefer Erperimente wurden verfchiedene Modificatigs nen angebracht, fo von Velpeau und Boyer die Anwen⸗ dung eines Diachylonpflaſters ftatt der Banntonfhen Mi: ſchung; diefe Wundärzte fanden auch eine Breite von 1 — 143" genügend. Rour und Boyer fanden, daß der ent: zundliche Zuftand des Gefhmüres die Anwendung der Com: preffion nicht contraindicirt, welche oft felbft die fecundären Mirkungen derfelben befeitigte; Marjolin empfahl jedoch, vor Anlegung des Verbandes die Entzündung zu bekämpfen. Delpeau und Nour dehnten die Anmendung ‚des Goms preffivverbandes auf Quetſchwunden mit Dejorganifation der Haut, welde in einen atonifhen Zuftand gerathen, ſowie auch auf alle Arten von Wunden mit oder ohne Subftanz: verluft aus, wenn die DVernarbung langfam von Statten ging oder fonft duch ein Allgemeinleiden der Gonftitution gehemmt wurde, wobei fie jedoch im lesteren Falle innere Mittel zugleih anmwandten. Ph. Boyer verfuchte ſyphiliti— fhe und feorbutifhe Gefhwüre allein dur den Gomprefs fivverband zu heilen, doc ohme Erfolg, während durch die Anwendung des Verbandes in Verbindung mit den gemöhn- lichen inneren Mitteln die Heilung fehr befchleunigt wurde. Was die Erneuerung des Verbandes anbetrifft, fo fand Velpeau es vollfommen genügend, denfelben alle 3, 4 oder 5 Tage nah dem Grade der Neizung zu wechſeln; Boyer erneuerte ihn niemals öfter, als ein Mal in 43 Stunden. Valbrune bielt es für nothwendig, den Verband öfter zu erneuern, wenn das Fallen der Gefchwulft denfelben Lofer werden läßt, ftimmt aber fonft mit Velpeau und Boyer darin überein, daß, je weniger oft der Verband abgenommen wird, defto beffer. (Dr. H. H. Smith, Minor Surgery etc. Philadelphia 1844.) Ueber die Wirkung des Opiums auf den Eindlichen Organismus. Bon Profeffor John B. Bed. Mas die Wirkung des Opiums bei Kindern betrifft, fo haben wir vornehmlihb zwei Puncte zu berüdjichtigen; ers ſtens nämlich, wirft es weit energifcher bei Kindern, als bei Erwachfenen, und zweitens, ift feine Wirkung weit unfiches ter bei Kindern, als bei Etwachſenen. In Folge diefer Eis genthümlichkeiten kommt e8, daß die Eleinften Gaben des Mittels nicht felten die unerwartetften und felbft tödtliche Folgen hervorgebracht haben. Die Urſachen hievon möchten wohl in folgenden Umftänden liegen. 187 1) In der großen Verfchiesenheit der phyſicaliſchen Drganifation bei dem Kinde und bei'm Erwachfenen. Bei dem Kinde find das Gehirns und das Nervenfpftem weit mehr für Eindruͤcke empfänglih, und die leichteften Urſachen brins gen leiht Störungen in denfelben hervor. Außerdem iſt bei dem Kinde die Circulation raſcher, eine verhaͤltnißmaͤßig groͤ⸗ ßere Menge Blut circulirt im Gehirn, und daher eine weit größere Tendenz zu Gehirnſtaſen. Daher das fo häufige Vor⸗ kommen von Convulſionen im Kindesalter, welche bei Zahn—⸗ reiz, Würmern oder cruden Stoffen im Darmcanale, im Anfange von Wechfelfieder, Scharlach u. f. w. eintreten, Bei diefer eigenthümlichen ‚Prädispofition im Kindesalter: bes greift man leicht, wie Opium in demfelben- weit mächtiger einwirken muß, als im fpäteren eben, 2) In der DVerfchiedenheit des ombrraihehes) oder der Gonftitution. Beim Erwachſenen wiffen wir aus Er: fahrung, daß Opium bei verfhiedenen Gonftitutionen fehr verfchieden wirt. So fcheint im Allgemeinen ‘das fanguis nifhe Xemperament den Gebrauch dieſes Mittels nicht fo gut, wie das melancholiſche oder nervöfe, zu ertragen, indem es bei jenem weit leichter Hirnftörungen. hervorbringe und in größeren Gaben leichter nachtheilig wird. Nun find die Kinder voneinander ebenfo, wenn nicht mehr als Erwachſe⸗ ne, verſchieden in dieſen Eigenthuͤmlichkeiten der Conſtitu— tion, und demgemaͤß muß auch der Unterſchied in den Wir— kungen jenes Mittels groͤßer ſeyn. Ueberdieß da dieſe Ei— genthuͤmlichkeiten und Verſchiedenheiten nur durch die Er— fahrung entdeckt werden koͤnnen, welche uns bei Kindern na— tuͤrlich nicht ſo zut Seite ſtehen kann, ſo iſt es klar, daß die Schwierigkeit, die Wirkung des‘ Opiums richtig zu wuͤr— digen, bei dem Kinde nur um ſo groͤßer ſeyn muß, woraus denn die Schwierigkeit der Anwendung hervorgeht. 3) In dem Zuſtande des Organismus in Bezug auf Krankheit. Es giebt Eeinen Umftand, welcher die Wirkung des Opiums fo fehr mobiftcirt, als diefer. Bei'm Erwach— fenen fehen wir Ddiefes fortwährend. Bei mandıen Zuftin= den bringen felbft Eleine Gaben die unangenehmften Wirkun— gen hervor, während in anderen ungeheure Quantitäten mit geringer oder gar Feiner Wirkung gegeben erden koͤn— nen. Wie viel mehr muß nun diefe Verſchiedenheit der Wirkung bei dem fenfiblen Kinde hervortreten! Beſonders teitt diefes bei einem Zuftande des Eindlichen Organismus hervor, in welhem das Dpium oft angewendet wird, Sch meine den Zuftand von Erfhöpfung nah Diarrhoͤen oder anderen Darmleiden, in welchen der Kopf fehr leicht affi⸗— eirt wird, und wenn man bier Opium in nod fo geringen Dofen giebt, um die Diarrhoͤe zu ftopfen, fo fehleicht fi nicht felten Bewußtlofigkeit bei dem Fleinen Leidenden ein, und in Eurzer Zeit ift der Tod die Folge. Aus dem Gefagten glaube ich nun folgende Schluffol: gen für die Praris entnehmen zu Eönnen: 1) Die Anwendung des Opiums ift bei Kindern fo- viel, ald möglich, zu vermeiden. Ich mill nicht fagen, daß es ganz außer Gebrauch zu fegen fey, da es mit Vorſicht angemendet, ein fehr [häsbares Mittel in vielen Kinderkrank: 672. XXYL 12. 188 heiten it, aber es follte nur dann angewendet werden, wo eis ne dringende Mothmendigkeit dazu vorhanden ift. 2) Große Vorfiht muß in Bezug auf die darzureihens de Form des Mittels angewendet und nur die Präparate dür- fen in Anwendung gezogen werden, deren Stärke befannt und bewaͤhrt iſt. Der syrupus diacodion ift ein milde, angenehmes Dpiat, aber feine Stürfe ift variabel, und es wird nicht felten verfälicht. Die beften Präparate für Kins _ der find das Laudanum und die tinet. Opii benzoica, deren Gehalt an Opium beftimmt ift, und melde in die Eleinften Gaben vertbeilt werden koͤnnen. Außer jenen Opie aten iſt auch das pulv. Doveri ein für Kinder fehr geeigs netes Mittel. 3) Bei fehr jungen Kindern dürfte das Opium an— fangs nur in ſehr Eleinen Dofen angewendet werden; + Tropfen genügt für den Anfang, die doppelte Quantität zum Eitierr 4)‘ Die Gaben des Dpiums follten nicht in zu Eurzen Zwiſchenraͤumen wiederholt werden. Wenn wiederholte Opi— ate nothwendig find, fo müffen die Zwifchenräume ‚groß ges nug feyn, um das Kind wieder. etwas von dem fedativen Einfluffe des Mittels fih erholen zn laffen (Aus New York Journal in London. med. Gaz. March 18544.) Polypen des uterus mit der Schwangerfhaft zu= fammentreffend. Bon H Old hbam In diefem Auffage beſchaͤftigt fich der Verfaffer zunaͤchſt mit der patbologifhen Anatomie. Die häufigfte Form der Gebärmutterpolypen ift die geftielter, fibröfer Geſchwuͤlſte, welche ihren Urfprung gemöhnlich an den Seiten oder dem fundus des Körpers der Gebärmutter nehmen. Ihre Ober: fläche ift von einer mehr oder weniger dicken Schicht der Uterinfubfianz bedeckt, und der freie Theil wird von der fich auf diefelben fortfigenden inneren Membran gebildet. Die Gefäße des Polypen werden anfänglich von denen der sub- stantia propria uteri gebildet, welche ſich beträchtlich ent— wideln, aber außer diefen hat der tumor felbft andere Ges füße, welche durch feinen (2) Stiel zu ihm hingelangen, und um fo zahlreicher find, je frifcher und weniger hart der Po— Ipp ift. In einem Falle war Herr Oldham erftaunt, nad) injection der Arterien und Venen zu finden, daß die Arte— tien bei Weitem die zahlreichften in der Gefhwulft waren. Die Denen, obwohl fehr zahlreih rund um den Stiel, Far men nur in Eleinee Zahl in die Subſtanz des Polypen. Man weiß, daß die Polypen lange Zeit im uterus eingefhloffen bleiben, den Umfang derfelben bedeutend vergrös Bern und zu copiöfen Blutflüffen Veranlaffung geben koͤn— nen. Zuweilen fließt ein Elared® Serum in folder Menge ab, daß die Kranken erfchöpft werden. Die Polnpen find häufig von einer Umftülpung der Gebärmutter begleitet, welcher man das Schwere der poly» pöfen Maffe zugefchrieben hat, weldhe aber, nach dem Vers 189 faffer, fih in Folge der durch das, Borhandenfenn eines fremden Körpers dewirkten Gontractiönen der Gebärmutter ausbildet. Er fügt dieſe Anficht darauf, daß in vielen Fällen der Polyp nicht ſchwer genug ift, um diefes Reſultat herbeizuführen; bei diefer Gelegenheit erzählt er eine ihm von Dr. Rigby mitgetheilte Beobahtung. Man unters band einen fibröfen Polnpen, in der Nacht wurde die Kranke von Schmerzen und Schneiden im uterus ergriffen, und am naͤchſten Morgen fand man eine neue Gefhmwulft oberhalb der unterbundenen. Cine zweite Ligatur wurde um diefe Gefhmulft gelegt, und nad) der Heilung erkannte Dr. Nigs by, daß der obere Theil der Scheide von einer Narbe eins genommen, und daß fein uterus mehr vorhanden mar, Diefes Organ hatte ſich naͤmlich nad der Operation umge: ffütpt und war durch die zweite Ligatur entfernt worden, Eine andere Varietaͤt von Polypen bilden Eleine, mit einer Elebrigen Materie angefüllte Cyſten, nad) dem Verfaſſer abnorme Entwidelungen der ovula Nabothi oder der fol- liculi uteri. Zuweilen findet fih in dem tumor eine ges wife Anzahl diefer Cyſten von dem fibröfen Gewebe getra= gen und umgeben, während eine dünne Lage der Uterinfubs ftanz die Oberfläche derfelben bildet. Die Follikel des Mutterhalfes Eönnen auch eine andere Form entftehen laffen, welhe Herr Oldham canalförmige Polypen nennt, und welche aus einer gewiffen Anzahl lan» ger, in der Dide der abnormen Subftanz verlaufender Ganäle beftehen, die ſich mit ebenfo vielen ziemlich großen Deffnuns gen an der Oberfläche derfelben öffnen, Die Mehrzahl der Polypen beftehen alfo weder aus einem organifirten Blutflumpen, noch aus zufälligen Cyſten, fondern fie find fait immer abnorme Produstionen und Ent: widelungen der Uterinfubitanz felbft. Herr Oldham fragt ſich nun, welches ift die Quelle der reichlichen Hämoırhagie, deren Urfahe und Ausgangepunct gemwiffe Polypen find, Diefe Hämorrhagie kommt aus den Venen des uterus und des Tumors, welche in gewiffen Fällen, wiewohl nicht in allen, febr entwidelt find. Der Berfaffer hat mehrmale conftatirt, daß die Venen des uterus rund um den Stamm an Zahl und Größe zunehmen; nun find e8 aber die Ve— nen, welche bei der Menftruation fid öffnen, um das Mens ſtrualblut abfliegen zu laffen. Man ſieht zwar nicht die Deffnungen im Normalzuftande, aber Mauriceau und Burton haben Gelegenheit gehabt, fie bei zur Menftrua: tiongzeit geftorbenen Frauen zu conftatiren, und Hunter konnte eine gefärbte Flüffigkeit in die Venen eindringen lafz fen, indem er fie in die Uterinhöhle einfprigte. Man be— greift alfo, daß, wenn die Venen zahlreicher werden, die Deffnungen felbft größer werden und das Blut leicht aus: fließen laffen. Daffelbe geht auf der Oberfläche des Poly: pen felbft vor fi), welches von der Uterinfubftanz gebildet wird. Ein Polyp kann bei der Schwangerfchaft vorkommen, toelcher er entweder vorangegangen ift, oder ihr bei feiner Entwidelung folgt. Wenn der Polyp in der Höhle des Halfes feinen Sis hat, fo kann er zur Taͤuſchung Beranlaf- 672. XXXI. 1% 190 fung geben; er veranlaßt mehr oder weniger häufig eintres tende Hämorrhagieen, welde die Kranke für ihre Menftrua: tion hält. Nichts zeigt dann in den erfien Monaten das DVorhandenfeyn von Schwangerſchaft an, tınd wenn man den Polypen unterbindet, fo kann abortus darauf folgen. Sitzt der Polyp in der Höhle des Körpers, fo hindert er die Entwidelung des foetus nicht. Nach der Entbindung verhindert er nur die gehörige Gontraction der Gebärmutter und veranlaßt fo Starte Blurflüffe. In zwei Fällen, welche Herr Didham mitteilt, wurde der Polyp durch die Gone tractionen des uterus ausgetrieben, und der Blutfluß ges fie, in einem andern Falle ftarb die Kranke an Erſchö— pfung. Wenn die Schwäche fehr groß wird und die Haͤ— morrhagie den gewöhnlichen Mitteln nicht weicht ‚fo muß man fogleih die Abfchneidung oder Unterbindung der Poly: pen ausführen. (Aus Guy’s Hospital reports in Arch. gen. de Med, Mai 1844.) Fall von Darmftrictur mit gluͤcklichem Ausgange am neunten Tage. Von Dr. ©. Lefevre. Ein Eeines zwölfjähriges Mädchen, von fehr zarter Gona flitution, ftarf ausgeprägter ferophulöfer Diathefis und fehr ſchwachen Verdauungskräften, wurde von einer epidemifchen Herbficholera befallen, welche durch die gewöhnlichen Mittel befeitigt wurde. Bald darauf trat eine hartnidige Verſto— pfung ein, und alles Genoffene wurde ausgebroden. Abs führmittel wurden, doc ohne Erfolg, in den verſchiedenſten Formen angewendet, Blutegel an den Keib applicitt und warme Umfchläue gemacht. Ich fah die Kranfe am 27. Auguft. Ihr Gefiht war fehr geröthet, der Ausdruck ders felben angftvoll, der Puls Elein, ſchnell und leicht zufams menzudrücden, Haut kalt und feucht und die Extremitäten fälter, als gewöhnlih. Sie litt an Auftreibung des Bau— ee, ohne über großen Schmerz zu Elagen, und brad fort: während eine grüne, gelbliche Flüffisteit aus. Da feine Entzündung zugegen, und mehr Depletion unter den ob» waltenden Umftänden nicht angezeigt war, fo wurden berus bigende Mittel angewendet, Das Erbrechen war das fid: tendfte Symptom, mehr wegen feiner Häufigkeit als wes gen irgend einer Unbequemlichkeit, die es verurfachte, da es ohne große Anftrengung gefhah. in kleines Blafenpflafter wurde auf die Magengrube, und Eleine Gaben Blaufäure in Mandelmildy angewendet, welche Mittel das Erbrechen auf mehrere Stunden bemmten. Die Kranfe brachte eine ruhige Nacht zu, allein es mar fein Stublgang erfolgt, und der Leib mar noch mehr angeſchwollen. Groton:Del murde innerlih und ein Klyſtir während des Tages gegeben und Eisblafen auf den Bauch applicirt. Die Kranke war unruhig und warf fi im Bette umher, Um Mitternacht am 28. Auguft Elagte fie Uber heftige, fchneidende, Eolikars tige Schmerzen in den Gedärmen, aud war mehr Schmerz bei'm Drude, als früher, und da Opiate ohne Wirkung blieben, fegte ich zwölf Blutegel an den Unterleib mit uns 191 mittelbarer Erleichterung der ſchmerzhaften Symptome, wels che bald darauf verfhwanden. Sie fchlief etwas und mar beim Erwachen fehmerzensfrei. Den folgenden Tag bradıte fie ziemlich gur zu, um. Mitternacht traten jedoch Ddiefelben Symptome, wie in der vorigen Nacht, wieder auf, gegen welche ſich Blutegel von Neuem wirkfam zeigten. Das Er: brechen trat wieder ein und kam nun augenfceinlich aus dem ileum; der Sig der Strictur ſchien in der Gegend des caput coeci zu fenn. Die Auftreibung des Bauches war nun fehr groß, das Athmen ſehr behindert, und die Eleine Kranke litt fehr. ine lange elaftifhe Nöhre wurde nun in den Maftdarm und in das colon hinauf eingeführt, und Maffer in diefelbe eingefprigt, doch ohne Erleichterung. Nacht unruhig; am folgenden Tage große Erfchöpfung, Ge: fiht bleich, Ausfehen angftvoll, Körper mit Faltem, Elebrigs tem Scmeiße bededt. Sch ließ die Kranke in ein fühleres Zimmer bringen und gab ihr, da’ fie vom Hinuͤbertragen fehr erfchöpft war, ein Glas Madera, weldyes fie mit Wer: gnügen trank; aber kaum hatte fie e8 hinuntergebradht, als fie nah dem Beden verlangte, fih im Bette aufrichtete und eine dunfelgrüne Flüfjigkeit zum Betrage von drei Pinten ausbrah. Sie fühlte ſich fogleich febr erleichtert und ath— mete freier. Sch gab ihr noch etwas mehr Mein, welches fie bei fich behielt, fie hatte Eeine Uebelkeit mehr. Anbal: tende Srictionen auf dem Unterleib und Klyſtire von Eifig und Waffer alle Stunden. Das erfte Klyſtir ging wieder ab, ohne von einer feften Materie begleitet zu feyn, roch aber fehr fötide; das zweite brachte Stüde einer flodigen, membranenartigen Materie mit hervor und ſtank abfcheulic. Die Kranke war nun im Stande, die Bauchmuskeln zu comprimiren, mit jedem Klyſtire ging, unter großem Ge— ftanke, eine Menge jener membranenartigen Maffe ab. Uns gefähr vier Stunden nad) dem fpontanen Erbrechen verlangte fie zu Stuhl zu gehen, worauf eine große Menge folider Ereremente ausgeleert wurde. Im Laufe des Abends hatte fie noch mehrere sedes und fhlief dann rubig. Am fol: genden Morgen gab ich ihr eine Dofis ol. Rieini, welche den gewünfchten Erfolg, ohne nausea zu bewirken, hatte. Vier bis fünf Tage hindurch befand fich die Kranke in einem allgemeinen fieberhaften Zuftande, genas aber bald vollftän- dig und hat jeßt eine beffere Verdauung, als vor ihrer Krankheit. Die Obftruction hatte neun Zage gedauert. (Aus Med. gaz. in Dubl. Journal, May 1844.) 672. XXXI. 12, 192 Miscellen Heilung eines Empyems nad wiederholten Puns ctionen des Pleurafades; von Dr. Theophilus Thompſon. — Sm Sommer 1843 befuchte der Verfaffer einen Eleinen Kna— ben von fünf bis fechs Jahren, welcher feit zwei Monaten an fie— berbaften Symptomen gelitten batte. Bei der Unterſuchung der Brujt ergaben ſich deutliche Zeichen eines purulenten Erguſſes in der rechten Seite, und die Paracentefe wurde am 27. Zuni vollzogen. Die Punction wurde in dem vierten Sntercoftalraume ausarführt und 14 Unzen Eiter abgelaffen, mit geböriger Vorficht, um das Eirs dringen der Euft zu verhüten. Am 30. Juni wurde die Operation twiederbolt und gegen eine Pinte Eiter abgelaffen. Die gewonnene Erleihterung war bedeutend, aber nur vorübergehend, der Eiter fammelte fi wieder an und am 10. Suli wurde zum dritten Male punctirt, 20 Unzen floffen ab. Nah der Ausführung der vierten Operation am 21. Zuli, wobei 22 Unzen eineg dicken, aber nicht übelriechenden Eiters abaclaffen wurden, nahm der Knabe an Kräfs ten zu, und der überwiraende Umfang der rechten Bruftfeite wurde wefentlich vermindert. Am 23 Qui eröffnete ſich die bereits ge— heilte Stichwunde wieder, und binnen 24 Stunden floffen gegen 4 Unzen Eiter ab. Nach drei Tagen hörte der Ausflug auf, aber oberhalb der beiden legten Puncturen bildete fi eine Anfhmwellung von 2” Länge, an deren hinterem Thule ſich eine Eiter ausfons dernde Deffnung zeigte. Am 16. Auguft entleerten beide Deffnuns gen Eiter, die vordere von felbft, die hintere bei'm Drude. Die örtlichen Symptome wurden nah und nad günftiger und das All« gemeinbefinden beffer, fo daß der Knabe im September ausgeben konnte. Die rechte Seite der Bruft zog fich zufammen, und hatte im November 11 weniger, als die linke im Umfange. Da eine theilweife WBerheilung der Deffnung von einiger Gteigerung der Symptome begleitet war, fo entfhloß man ſich dazu, die allmälige Entleerung des Sackes und Anlegung feiner Wände zu verfuchen. Diefes wurde durh Preßſchwamm bewirft, und auf dieſe Weife wiederholt guter Eiter aus der Höhle entfernt. Die Deffnung beilte gegen das Ende des Januars und der Knabe ift feitdem völlig gefund geblieben. (Lancet, Mai 1844.) Die Behandlung der Gonorrhöe mittelft Höllen- fteins, um eine Hemmung der Entwidelung der Krankheit auf einmal zu bemwerfftelligen, die fogenannte abortive Behandlung, bes ftehbt, nah Debenepy, darin, daß er, um bie ganze Schleimhaut der Einwirkung auszufegen, erft eine Einfprigung macht, dieſe ſogleich wieder auslaufen läßt und hierauf eine zweite Einfprigung madt, welche ungefähr eine Minute zurücdgehalten wird. Die naͤchſten Etunden darauf foll der Kranke nit Urin laffen. Er bedient ſich ciner Auflöfung von 10 Gran in 30 Unzen Waffer; vermeidet die Anwendung aber in allen Fällen, wo phlegmonöfe Gomplicationen, die alfo über die Schleimhaut hinausreidhen, vor— handen find. (Journal des connaiss. medico-chirg., Dec. 1543.) As neue Aetzpaſte zu gang oberflählihen Aetzun— gen empfiehlt Dr. Payen den Kupferpitriol, mit Eigelb ver— mifht. Er erzählt im Bulletin general de Therapeutique, 1345, namentlih einen Fall von pustula maligna im Gefiht, wobei die Heilung durch diefe, oberflächlich wirkende, Pafte obne Narbe zu Stande gebracht wurde, Bibliographische Neuigkeiten. Illustrations of Pritchard’s Physical History of mankind, Lon- don 1344. 8. (Mit Atlas.) Ueberficht der Arbeiten und Weränberungen der Schlefifchen Gefells Schaft für vaterländifche Gultur im Jahre 1843. Zur Kennt: nißnahme für fammtliche einheimifhe und auswärtige wirkliche Herren Mitgliever der genannten Gefellihaft. Breslau 1844. 4. (Aus diefem wieder fehr reichhaltigen Berichte werde ich Ei— niges mittheilen Tönnen,) Deux nouveaux cas du paracentese du thorax pratiquee dans la periode extreme de la pleuresie aigue. Par M. A. Trous- Paris 1844. 8. Recherches sur l’operation du Strabisme. Par Lucien A. H. Boyer, D. M. P. Deuxieme memoire. Paris 1844. 8. Mit IR. seau. TEE pr ⸗ Neue Motizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, aefanımelt und mitgetheilt von dem Obers Mebdieinalratbe Frorien zu Weimar, und dem Medicinalrarhe und Profeffer Froriep ju Berlin, N: 673, (Nr. 13, des XXXI. Bandes.) Auguft 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Pogen, 2 R6. oder 3 30 7, des einzelnen Etüdes 3 gGr Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr Daur Ueber iſomeriſche Verwandlungen und die unlaͤngſt ruͤckſichtlich der zuſammengeſetzten Beſchaffenheit des Kohlenſtoffs, Silicium und Stickſtoffs aufge— ſtellten Anſichten. Von George Wilſon, M. Dr., Prof. der Chemie zu Edinburgh. In nachſtehender Abhandlung gedenke ich die unlaͤngſt von Dr. Samuel Brown, Herrn Knor und Herrn Rigg in Betreff der zufammengefegten Natur des Kohlenftoffs, Silicium und Stickſtoffs aufgeftellten Anſichten zu beleuch— ten. Doch bevor ich an die Erledigung diefer Aufgabe ſelbſt gehe, möchte ich Über einige, mit der allgemeinen Fra: ge über die Einfachheit und Einheit der Materie zuſam— menhängende Puncte einige Eurze Bemerkungen vortragen Bei MWeitem die meiften Chemiker erkennen die Exi— ftenz von etwa 55 einfadhen oder elementäiren Körpern an, Man erklärt diefelben für einfach, nicht weil der Chemiker eine Probe der Einfachheit entdeckt und diefe auf fie anges wandte hat, fondern lediglich, weil diefelben der zerfeßenden oder umbildenden Thätigkeit aller derjenigen Kräfte widerfteben, die dem Ghemifer dermalen zu Gebote fteben. Der Chemiker zerftüdelt, fo zu fagen, die ganze Erde in einige Taufend Sragmente von organifhen und unorganifchen zufammens gefegten Körpern; diefe führt er hinwiederum auf einige hun— dert weniger zufammengefegte Subftanzen zurüd, und diefe leßteren reducirt er endlich auf 55 Körper, welche er einfach nennt. Hiermit hat feine Analnfe vor der Hand ihre End: fhaft erreicht, da alle ihm in Bezug auf die Mopdificirung der Materie zu Gebote ftehende Mittel diefen Körpern nichts anhaben können. Wärme, Licht, Electricität, Magnetismus, mechaniſcher Drud u. f. w. find in der verfchiedenartigften Meife, einzeln oder verbunden, gegen fie in Anwendung gebracht worden; allein fie haben allen VBerfuhen, ausge: nommen denjenigen, welche wir alsbald betrachten wollen, widerftanden, ohne irgend ein Zeichen von Nichteinfachheit No. 1773. — 673. kunde. zu verrathen, oder, wenn ſie zuſammengeſetzt ſind, das ver— borgene Geheimniß ihrer wahren Natur zu enthuͤllen. Auf das negative Zeugniß dieſer Unmoͤglichkeit, ſie zu zerlegen, bin, hat man dieſe ruͤckſtaͤndigen 55 Körper einfache oder elementäre genannt; denn fie find die fichtbaren Grund: ftoffe, aus denen alle übrige Körper beftehen. Es laͤßt fich übrigens nicht läugnen, daß Viele den Ausdrud einfach in einem anderen Sinne genommen haben, ald: bisher unzerlegt, und zwar in dem Sinne: wefentlih uns jerlegbar. Allein den meiften Chemifern wirde man Unrecht thbun, wenn man behauptete, fie hätten den Aus— drud elementär oder einfach anders angewandt, als in feinem beſchraͤnkten und negativen Sinne, und fie hätten die Moͤglichkeit, daß die fogenannten einfadıen Körper dennoch zerlegbar feyen, fchlechthin geläugnet. Sch mache in’sbefons dere darauf aufmerffam, daß in einer unlängft vom Pro— feffor Low herausgegebenen Echrift von der gewöhnlichen Anficht der Chemiker, als ob ein Körper für einfach zu halten ſey, Eis bewieſen worden ift, daß er zufammengefest fen, abgegangen und die entgegengefeste Anficht, daß jeder Koͤr— per für zufammengefest zu halten fen, bis deffen Einfachheit nachgewiefen worden, vertbeidigt worden iſt ). Herr Low giebt fih große Mühe, darzulegen, daß die von ihm ber kaͤmpfte Anfiht unlogifh fen und fich lediglih auf ein ches mifches Dogma gründe, welches längft aus der Wiffenfchaft, der 03 aufgedrungen worden, hätte verbannt werden follen**), Seder Chemiker muß indeß Über diefe DVerbefferung lächeln; denn der Sag daß alle Körper, die fib in nichts Einfaches tes zerlegen laffen, für einfach gelten müfen, ift durchaus richtig und in dem inne, in welchem bderfelbe genommen werden muß, von bedeutendem practifhen Werthe. Don der Einfachheit der fogenannten elementären Körper wird nicht behauptet, fie fey weſentlich oder abfolut, ſon— *) Au Inquiry into the nature of the simple Bodies of Che- mistry, by David Low etc. p. 9. ) L. c. p. 11, 12, 13 195 dern nur, fie fen relativ unb zwar in Bezug auf alle dermalen befannte zerfegende oder modificirende Agentien vorhanden. Je— dem competenten Beurtheiler bleibt eg durchaus unbenommen, nad) der Analogie, directen Erperimenten oder aus fenftigen Gründen zu bezweifeln, daß alle diefe Körper einfache Stoffe feyen; denn der Chemiker behauptet ja weiter nichts, als daß er nicht vers ſteht, fie zu zerlegen. Dem Profeffor Com zufolge, follen die hemifchen Grundftoffe zu den gufamuiengefehien Körpern gerechnet werden, weil es dem Geſetze der Einheit in der Natur widerfprehe, daß etwa 55 Kür: per einfach feyen, während alle übrige zufammengefegt find. Hier— in mag er Recht haben oder nicht; alleın es it Niemandem damit gedient, daß er die Grundftoffe zufammengefegt nennt, wenn er ung nicht alebald angeben Fann, woraus fie zufammengefigt find? Er be: durfte diefes Satzes allerdings zur Aufftelung feines, auf gewiſſe bppothbetifhe Anlihten gegründeten Schema von deren zuſammen— gefegter Natur; allein für ven Chemiker hat jener Gag keinen Werth. Alles, was diefer von der Zujammenfigung der Körper weiß, bat er durdy Zerlegung oder Verbindung, oder Verwandlung derfelben ohne Zerlegung ineinander in Erfahrung gebradt. Sr nah den Eharacteren, welche jih an ihnen bei foiher Behandlung offenbart haben, bat er jie in der Ordnung ihrer mehr oder wen’: ger verwidelten Zufammenfegung benannt und ciarjificirt, fo daß man die Beſchaffenheit und Zahl ihrer verſchiedenen Grundftoffe bequemer wahrnimmt. Allein da ſich die fogenanntın einfachen Körper nicht in einfachere Stoffe zeriegen ließen, ale fie felbft, To tann er fie auch nicht in demfelben Sinne, wie die übrigen Körper, die fih in einfachere zerlegen laffen, für zufammengefegt halten, und es ift nicht feine Sade, darüber hin: und herzureden, ob ſie, andern Gründen zufolge, dennoh zufammengefigt ſeyn dürftın, nachdem fie den ihm zu Gebote ftchenden anatytifchen, ſynthetiſchen oder lediglich umbildenden Kräften widerjtanden haben. Während ich alfo dem fpeculativen Geilte dee Deren Com, roelcher ein neues Syſtem über die legten Beſtandtheile ſammtlicher Körper aufgeftellt hat, und erwartet, daß ſich baffelbe früher odır fpäter in unfern Laboratorien bewahrbeiten werte, alle Gerechtig— feit widerfahren laffe, Fann ich ihm doch nicht zugeben , daß die Chemiker ſich eines Fehlers ſchuldig gemacht babın, indem fie ver: langten, man folle einen jeden dermaten ungerlegbaren Körper für einfach gelten laffen. Der Ausdrud rüdftändig hat gewiſſer— maaßen mehr für ſich, als der Ausdruck einfach, da er deutlicher bezeichnet, daß Erwas nit zerlegt ift, ftatt daß einfach mit ungerlegbar übereinfommt; aber im Grunde ift weder dieſes noch irgend ein anderes neues Wort nöthig; denn der Ghemiker bedient ſich des Wortes einfach bier eben nur in dem Sinne, über welchen wir ung ſchon weiter oben genügend ausgeiproten haben, und will Niemand daran bindern, zu beweifen, daß dieſer oder jener für einfach geltende Körper dich nicht fey. Haben doch Sir Humphry Davy und Berzelius, welde den von mir vertheidigten Sag vollfommen zu dem ihrigen madıten, felbft an der Einfachheit vieler fogenannten Grundftoffe gezmeifelt und fie zu zerlegen, fich bemüht, Noch wollte ich bemerken, daß es bei der Diecufiion über viele chemiſche Probleme weder nötbig, noch wuͤnſchenswerth ift, fich mit der Frage über die wirkliche wefentlihe Einfachheit der Elementars förper zu befaffen. Das Studium der meiften Eigenfhaften der Reihe von Oxyden eines Metalls oder einer Neibe von oraanifchen zufammengefegten Körpern würde, namentlich für einen Anfänger, nicht dadurch erleichtert werden, wenn man deffen Glauben an die Beltändiakeit oder Unveränderlichkeit ihrer einfachſten Beſtandtheile erfhürterte. Die Elementarkörper verhalten fit in der That zu allen zuſammengeſetzteren Körpern, gu deren Beftandtheilen fie ger bören, wie arithmerifhe Zahlen, bie zu allen böbern Zahlen cin underänderliches Verhaͤltniß befigen, welches ſich ſelbſt dann nicht andern würde, wenn man Elcinere Ziffern entdeckte, aus denen fie feloft entftanden wären. Mag das Silicium nun, wie Viele anz nehmen, ein einfacher Körper, oder, wie Dr, Brown vermuthbet, eine Modification des Kohlenftoffes, oder, was Herr Tom für wahrſcheinlich hält, ein aus Kohlenftoff, Wafferftoff und Saucrftoff, oder aus Kohlenſtoff und Wafferftoff zuſammengeſetzter Körper 673. XXXI. 13. 196 feyn, fo ift dich doch für den Chemiker, welcher unterfucht, in welz chem VBerhäftnißtheile es fi zur Bildung von Kiefelerde mit dem Sauerftoffe verbindet 2c., durchaus «ben jo gleichgültig, als es dem Erbauer der aͤgyptiſchen Pyramiden feyn Eonnte, ob die Bacſteine, deren er jich bediente, aus Thon allein, oder aus Thon und Sand, oder aus Thon, Sand und Stroh beftanden, vorausgefigt, daß jie bie geeignete Größe, Geſtalt und Feſtigkeit befaßen. Es fteht uns alfo frei, über die Natur der Elementarkörper die kuͤhnſten Speculationen anzuftellen; und in Betracht der Frage, ob ſich auf diefem Wege deren Zahl vielleicht wird vermindern lafz fen, werden wir finden, daß die Hoffnungen der Chemiker (d. h. derjenigen unter ihnen, die in diefer Beziehung überhaupt etwas zu erreichen hoffen) gegenwärtig auf drei Methoden gerichtet find, aus denen fi die Befähigung zu der fraglichen Reduction entwils kein dürfte. Die analptifche und fonthetifhe Methode find befannt genug, und die Erperimente, welche ich alsbald befpredyen werde, find Beifpiele von der Anmendung beider; denn diejelben Unterfus dungen, welche dem Dr, Brown die zufammengefegte Natur de Silicium auf fonthetifhem Wege zu beweifen ſcheinen, dienen Hrn. Knor zur analytifhen Demonftration der zufammengefegten Nas tur des Sticjtoffes. Die dritte Methode läßt ſich nicht fo leicht definirun, und wir fchlagen für diefelbe den Namen: Reduction durch ifomerifhe Verwandlung vor. Wie man bei der analytifhen Methode zur Reduction der Elemintarförper zu Werke zu gehen habe, ift leicht begreiftich. Dhne den Agentien oder Apparaten, die wir bereits bejigen, etwas Neues hinzuzufügen, durften durch diefelben nocy merkwürdigere Zer—⸗ fegungen erlangt werden fönnen, als bisher erreicht worden find. Beſtaͤtigen fich die Erperimente der Herrn Rigg und Knox, fo ift dieß allerdings der Fall. Ueberdem dürfen wir die Entdeckung von neuen Agentien oder von neuen Kräften der ſchon befanns ten Agentien hoffen, da wir, z. B., erſt in neuefter Zeit in den Sonninftrablen und im Lichte, fomie in der Wärme, die aus andern Quellen ftammen, Kräfte entdeckt haben, die munderbare Veränterungen bewirken, die wir vorber nicht geahner hatten. Ferner läßt fi au von der Vervollfommnung der Apparate ers marten, daß dadurch unfere Macht über die Materie bedrurend ges fteigert werden werde. . Um nicht von dem zu reden, was wir zu bewirken im Stande fiyn würden, wenn fich gewijfe von der Theo— tie angezeigte Vervolllommnungen in der voltaifhen Batterie bes mwerfitelligen ließen, wollen wir nur erwähnen, daß fchon durch die Entdeckung einer Subftang, die der Einwirkung ſehr hoher Tempe— raturen fo Eräftig widerftände, wie es Platina und Ziegelthon in der gewöhnlichen Hige unierer Schmelzöfen thun, dem Chemiker cine neue Waffe zur Erfämpfung der wichtigften Refultate in die Hand geben würde. Viele der Körper, die, wie Sir Thomas Bromwne fih in feiner originellen Weife ausdrüdte, unfterblidd in den Ar: men des Feuers zu liegen fiheinen, ließen ſich dann vielleicht in ein— fachere Formen der Materie reduciren. Die Möglichkeit dieſes Al— len leuchtet fo fehr ein, daß man darüber nicht viel Worte zu ma— chen braucht. Bevor ich mich jedoch einem anderen Gegenſtande zumende, wollte ich noch bemerken, daß die Beſtrebungen der Che— miker binfichrlich der Zerlegung der fogınannten einfachen Körper, meiner Anſicht nach, bisher zu ſebr gegen die nadten Elemente ferbit gerichtet waren, während fich durd) deren Verbindungen vicls leicht eher Etwas erreichen ließe, und daß man zu fehr von der Anfiht ausging, als laffe fih durch gewaltfame Anftrengungen zum Auseinanterreigen ihrer Beſtandtheile am Erften deren Zerlaung bewirken. Defhalb wandte, x. B., Eir H. Davy bei der gerles gung der Alfalien eine weit flärfere Batterie an, als nöthig gewe— fen wäre. Allein jemehr Kenntniß wir von der Natur der Mole— cuͤlarkrafte erlangen, deſto Leutlicher leuchtet die Wahrheit des Sapıs ein, dag zur Zerſetzung eines Körpers nichts weiter nötbig ift, als die einfache Umkehrung oder Neutraliſirung der Verwandt: fhaften, welche die Beſtandtheile deffelben in ihrer Verbindung er: halten, und daß ſich dieß Reſultat ebenfo volftändig durch die un: ſichtbare Thätigkiir eines Sonnenftrabld oder den unwahrnehmba— ren Einfluß eines electriſchen Stromes, als durch die riefigfte gal— vanifche Batterie oder ein fichenfach gefteigertes Schmelzofenfeuer erreichen läßt. 197 Mittlerweile muß inde& zugegeben werden, daß durd bie Anas lyſe die Zahl der Elementarkörper nicht vermindert, fondern viels mebr beftändig gefteigert worden ift. Die Alten ließen nur vier: Luft, Erde, Feuer und Waffer, gelten; eine fpätere Schule ers kannte deren drei; Salz, Schwefel und Quedfilber, an, und bie zur Vernichtung der foaenannten Phiogiiton : Schule hat, meines Wiffens, Fein Chemiker deren mehr, als 12, ftatuirt. Seit Las voifier’s Zeit ift die Lifte der einfachen Körper ſtets im Stei— gen gewefen, bis wir gegenwärtig zur Zahl 55 gelangt find. Eir H. Davy veränderte nur die Namen der Elemente mit metalli« fhen Bafen, obne die Lifte auch nur im Mindeften zu verkürzen, und feit deffen Tode find derfelben mehrere neue Stoffe hinzugefügt worden. Die duch die Analyfe, mögen nun deren Mittel bedeu: tender werden, oder biefelden bleiben, errsichbaren Refultate dürfz ten derfelben Art feyn. Es dürfte gelingen, jeden der gegenwärs tig für einfach geltenden 55 Körper in 2, 3 oder 4 verſchiedene Grundbeftandtbeile zu zerlegen, fo daß die Zahl der vor der Hand unzerlegbaren Etoffe verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht würde, Allein wenn dieß auch erreicht würde, fo bat man doch nad) der Analogie und Wahrfcheintichkeit zu fchließen, daß dieß nicht das Endrefultat einer fiegreihen Analyfe der Materie feyn werde. Da die vorberrfchenden Beftandtheile der zabllofen eraanifchen Körper, die wir unterfucben, immer vier, nämlih Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff und Sticftoff, find, und da Davy in fämmtlihen Er: den Sauerftoff antraf, fo läßt fi erwarten, daß, wenn die ſoge— nannten einfachen Körper wirklich zufammenacfegt find, mir in vielen derfelben die nämlihen Grundbeftandtbeile antreffen werden, Es läßt fih die Vermutbung aufftillen, daß ſämmtliche Metalle Verbindungen von nur zweien in verfchiedenen Verbältniffen feyen, daß Fluorine, Chlorine, Bromine und Jodine ebenfalls nur aus zweien beftebenz; dag Koblenftoff, Borium, Silicium und die ans dern Gruppen von einfachen Körpern ſich ebenfalls auf nur zwei Grundbeftandtheile reduciren laffın. Auf diefe Weife würden alle Elementarförper, Herrn Low's Anſicht zufolne, fih auf die zwei unterften in der atomiftifchen Ecale, nämlich Kohlenſtoff und Waf: ferftoff, zurückführen laffen; ja Herr Rigg geht noch einen Schritt weiter und meint, Alles dürfte auf den Wafferftoff binauelaufen, oder in der tiefften Tiefe ein noch urfprünglidir Etoff, die dA zoorn, die materia prima, oder die materielle Grundlage allır Yıaterie liegen. Die Anwendung ber Eyntbefe behufs der Verkürzung der Rifte der Elementarförper liegt nicht fo nahe, als die der Analyſe, läßt fich jeroc ziemlich deutlich darlegen. Es läßt fib ale möglich den— ten, daß zwei dir weniner edlen Metalle, ale Blei und Kupfır, zuſammengeſchmolzen Gold bilden, und daß dennoch die Gompejis tion von folder Beſchaffenheit ſey, daß jie dem zerfegenden Ein— fluffe aller Agentien Widerftand leifte. In dieſem Kalle würde fich der Beweis führen lalfın, daß Gold fein einfacher Körper fey, da wir cs aus Blei und Kupfer erzcunen Fönnten, obwohl wir den— felben Beweis nie auf anaiytifhem Wege, durch Zerlegung in diefe beiden Metalle, liefern könnten. Ließe fich eine ſolche fonthetifche Demonftration ruͤckſichtlich der zufammengefrgten Natur irgend ei— nes Elementarförpers je beibringen, fo würde deren Einfachheit überbaupt ſehr probfematifch werden. Uebrigens deutet bei dem jegigen Stande der Chemie nichts auf die Mabrfcheinlichkrit einer folhen Entdedurg bin, und man bat aucd die Syntheſe nicht in diefer Form, fondern nur als eine der Methoden bei der Reduction durch ifomerifche Verwandlung zur Verkürzung der Lifte der Ele: mentarförper in Anwendung gebradt. Sch wende mich daber nun zur Betrachtung des Sfomerismus. Lange nach der Bekanntmachung der atomiftifchen Theorie glaubte man noch allgemein, daß dieſelben Grundfteffe fich in denfelben Verbältnißtbeilen zur Darftellung nur eines zufammenaefigten Körpers verbinden Eönnten, und daß der Unterfcicd in den phy— fitatifchen Eigenfchaften, z. B., in der Härte, Aufloͤslichkeit, ſpe— cififhen Schwere u, f. w. jederzeit wenigftens von einer Verfchies denheit in dem gegenfeitigen Verbältniffe der Beftandtbeile, ja in den meiften Kaällen von einer folchen in der Qualität der Beſtand⸗ theile berrübre, und diefer Satz gilt felbft noch jegt in Betreff der meiften Subftanzen für richtig. Das Waffer, z. B., ift der cins 673. XXXI. 13. 198 zige Körper, welcher Sauerſtoff und Waſſerſtoff im Verhäͤltniſſe von 8 Gewichtstheilen des erſtern und von 1 Gewichtstheile des letzteren enthält; Küchenfalg die einzige Subſtanz, die 35 Theile Gpiorine in Verbindung mit 23 Theilen Natrium befigt, ꝛc. Als lein in neuefter Zeit bat man viele Körper entdedt, melde diefele ben Grundbeftandrheile in denfelben Mifdyungsverhältniffen und dennoch dabei in Anfıhung der phyſikaliſchen und chemiſchen Eigens ftaften die auffallendfte Verſchiedenheit darbieten. Gin merktwürs diges Beifpiel hiervon findet man in der Gruppe ven organiſchen ©ubjtanzen, auf welche Liebig in jeinen vertrauten riefen bes fondırs aufmerkffam macht: „Eine große Glaffe von Körpern‘, fagt er, „die man gewöhnlich die flüchtigen Dele nennt, z. B., Zirpenthinöl, Citroncnoͤl, Gepaivbalfamöl, Koemarind!, Wachtol: deröl, und viele andere, die ſich im Geruce, in ihren medicinifchen Kräften, ibrem fpecifiihen Gewichte, Siedepuncte 2c. ſehr voneine ander unterſcheiden, befigın genau diefelbe Zufammenfegung und ' enthalten Koblenftoff und Wafferfioff in demſelben Miſchungsver— bältnijfe, namlich 5 Atome vem erſtern und 4 Atome vem ligtern. Körper, melde in diefem VBerbältniffe zu einanter ftehen, nennt man ifomerifc (von Zoos, gleich, und ueeos, Theil), ein Wort, das feinm Zwecke recht wohl entfprict.” Die unerwartete Entz deckung dieſes merkwuͤrdigen Geſetzes bewies einestkeils, daß bei gang gleicher Zuſemmenſetzung zwei Körper ſehr verſchiedene Eigen: ſchaften beſitzen kͤnnen, und führte anderntheils direct auf den Schluß, daß dir Elementarföpır eine Gruppe, oder eine Reihe von Gruppen, bilden dürften, welche mitiinander in derſelben Weife, wie die fluͤchtigen Dele, iſomeriſch oder aıquipreportional vırwandt find Wer die Anwendbarkeit des Geſetzes des Sfomeriemus auf die mögliche Röfung des Problems der wahren Natur der Elemen— tarföıper entdeckt bat, ift mir nicht befannt: auch ift es nicht meine Abſicht, bier cine hiſtoriſche Ueberficht der Fortfdiritte der Specu— lation über diefin Gegenftand zu liefern. Sch brauche nur anzu— führen, daß drei bis vier von den jegt lebenden Chemitern ihre Anfichten von der Möglidkiit des Iſemerismus der Elementarkörs per öffentlich mitgetbeilt habın; Profeffor Sobnfton im Jabre 1837 *), Dr. Samuel Brown **) und Profeffeor Kane ***) im Sabre 1841. Dr. Brown’s Theorie, die ich zuerft beleuchten will, da fie ein Schema der Verwandlung durch Syntheſe ift, aründet ſich auf das Vorhandenfeyn einer Glaffe von ifomerifhen Körpern, bei de— nen zwar Aquipreportioralität der identifchen Grundbeftandrbeile ftartfintet, aber die Zahl der zur Erzeugung derfilben ſich verbin— denden Atome bei jedem Gliede der Gruppe eine verſchicdene ift. Co findet man, 3. B., eine Reihe von aus Koblenftoff und Waſ— ferftoff zufammengıfegren Körpern, melde dieſe Etoffe im Verbälte niſſe ven je cinem Atome entkalten. - Bei dem rnüdricften diefer Koͤrper, der Methylene, entfpreten dieſem Verbältniffe zwei Atome Kohlenſteff und zwei Atome Wafferftoff;z bei dem nädften, dem olbildenden Gafe, je 4 Atome von beiden; bei dem drit— tin, dem Delgafe, je 8 Atcme von beiden, bei dem vierten, ber Getene, je 52 Atome von beiden. Die früher erwähnten flüde tigen Dele bilden weniafteng infofern cine ähnliche Reibe: bei ihnen find die Grundbeftandtheile ebenfalls Koblenfioff und Wafferftoff, im Miſchungeverhältniſſe von 5 Atomen des erftern und 4 Atomen des latztern Beim Gitronenöle ift daffeibe verdoppelt, alfo Cio Us (Kıo WS); bei'm Gubibenöle verdreifa@t, odır Cis Hı2; bei'm Zerpenthinöle vervierfacht , oder C2o H 16, Dergleichen Grupren von ifomerifchen Körpern entftehen, Dr. Bromn’s Unficht zufolge, durch aufeiranderfolgende Verdoppeluns gen. Indem fich das unterfte Glied der Reibe mit fich felbft ver— bindet, enrfteht das zweite; indem dieſes fich wieberum mit ſich felbft verbindet, das dritte und ſo in's Unendlice weiter, Gegen die Richtigkeit diefer Anſicht laͤßt ſich der Umftand nicht geltend *) Report on the sevguth meeting of the British Association, p- 163. — 214. "*) Transactions of the Royal Soc. of Edinburgh, Vol. XV., pp- 165 — 176 und 229 — 246. **) Elements of Chemistry, p. 377. 13 * 199 machen, daß fich Feine volftändige Reihe von Verdoppelungen als wirklich vorhanden nahmeifen Laßt, wenn nur kein Körper vorhan: den ift, der eine unzweideutige Ausnahme von der Kegel bilder. Die Lucken in der Reihe Eonnen durch fpätere Entdeckungen aus: gefüllt werden, Dr. Bromm glaubt, diefe Anjiht, ruckſichtlich der ifomerifchen Zufammenfegungen aus Kohlenjtoff und Stickſtoff, Cyanogen und Paracyanogen, durch Erperimente fuftgeftellt zu has ben. Vom Paracyanogen nimmt er an, es entſtehe, indem ſich das Eyanogen mit ſich felbft verbinde. Ebenſo fteur er die 55 for genannten einfadhen Körper als cine Gruppe, oder eine Reihe von Gruppen von iſomeriſchen Körpern dar, welche dadurch entjtehen, daß das nad dem Atomengewichte nivdrigfte Element (welches ent: weder das niedrigſte unter allen gegenwärtig befannten, nämlid) der Wafferftoff, oder auch ein noch niedrigerer und mehr in Wahr: beit elementäver Körper feyn kann) in der bereits erwähnten Weife aufeinanderfolgende Verbindungen mit fich felbjt eingeht, die vom MWafferjtoffe, ven wir mit 1 bezeichnen, bis zum Golde hinaufrei= den, das 199 Wal höher ſteht. Um jedem Mißveritändniffe vor: zubeunen, laffe ich den Dr. Bromn felbft reden. *) „Dieſe Anz fiht vom Sfomerismus und das Verhältniß des Cyanogens zum Paracyanogen wird nod ferner durch die Betrachtung beftätigt, daß wir dadurch eine practiihe Grundlage für eine wahrſcheinliche Hppothefe über die Natur der fogenannten chemifhen Elemente und zugleid einen Fingerzeig erhalten, wie dieſe Hypotheſe durd) Beobachtungen feftgejtellt, oder widerlegt werden Fann. Mun nehme an, mehrere Gruppen der Elementarförper fiyen ebenfoviele Reiz ben von ifomerifdyen Formen, und alsbald wird man folgern müſ— fen, daß Hige, Electrolyfe und Reagentien ſämmtlich unfähig ſeyn werden, fie zu zerlegen, was ſich denn auch in den Laboratorien von gang Europa bei unzähligen in neuerer Zeit angeſtellten Ver— fuchen bewährt hat. Wenn, z. B., Schwefel (16 oder 2) eine ifomerifde Form des Gauerftoffes (8 oder 1) ift, dem er in Ans febung der chemiſchen Eigenſchaften cbenfoichr aleicht, als er von iym rüdjihtlidy der mechanifchen oder phyſikaliſchen Beſchaffenheit verfchieden ift, fo muß es fehlechterdings unmöglich feyn, durch ir: gend eine der bisher bekannten analyjivenden Kräfte Sauerftoff aus Schwefel zu ziehen; und der einzig mögliche Weg, auf wel⸗ chem bewiefen werden Eann, daß jene beiden Elementarförper in der fraglichen Beziehung zueinander ftehen, ift der ſynthetiſche, d. b., die Verwandlung des Sauerftoffes in Schwefel. Diefer Sy: pothefe zufolge, koͤnnten alle Elementarkörper ifomerifhe Formen eines und deffelben wirklichen Elementarftoffes ſeyn.“ Dr. Brown's Schema der Reduction der Elemente läßt fich als ein folhes durch iomerifhe ſynthetiſche Verwandlung define ven. Man wird bemerken, daß, feiner Anficht zufolge, die Vers wandlung lediglich duch Syntheſe und in derſelben Richtung ftatt bat, fo daß ein Element, weldyes ein gewilfes atomiftiihes Ge» wicht befist, indem es fih mit fich felbit verbindet, ein anderes bilden Eönne, welhem «ine böhere WVerbindungs: Proportionalzakl eigen ift, während die Verwandlung in umgekehrter Richtung nicht möglich fey. Der Sauerftoff — 8 fann fih zu Schwefel = 16 verdoppeln, aber der Schwefel ſich nicht zu Sauerftoff halbiren; der Kohlenftoff fih zu Silicium vervicrfachen, aber das Silicium nicht zu Kobtenftoff viertheiten. Die faämmtlichen anderen Elemente Eönnen ſich in Gold verwandeln, welches das hoͤchſte Atomengewicht befigt; benn in diefer Beziehung ftimmen die AnfihtenDr, Bromwn’s durchaus mit denen der Alchymiſten überein, allein Gold läßt ſich in Eeines derfelben umbilden und Fönnte fih nur in einen neuen un: befannten Körper von noch höherer Verbindungs : Proportionalzahl verwandeln. Sch werbe mich fogleich wieder zur Betrachtung dere jenigen Erperimente wenden, mittelft deren Dr. Bromn die Rich— tigkeit feiner Anficht, wenigftens in Betreff des Kohlenfteffis und Eiliciums, bewiefen zu haben glaubte; doc vorher will id ganz Eurz erläutern, inwiefern ber Profefforen Johnſton und Kane Schemata des Ifomerismus der Elementarförper von dem Browne ſchen abweichen. Deren Johnſton's Anfichten gründen fi auf das Vorhan: denſeyn einer Glaffe von ifomerifhen Körpern, die Brown bei *) Transactions of the Royal Society, Vol. XV., p. 176, 673. XXXI. 13. 200 feiner Hypothefe nicht in Betracht zieht. Die Glieder gewiſſer ifor meriſcher Gruppen bejigen nicht allein dieſelbe Proportionalzahl der Elemente, jondern auch dajfelbe Atomengewidht. Sie jind nicht Producre oder Quotienten (multipla oder submultipla) voneinander, wie die bereits betrachteten, fondern verdanken ihre Verfchiedenheit in den Eigenfhaften der relativen Gruppirung ihrer Partikeichen einem andern Gefege, als das der Multıplication, oder des bloßen Dinzutretens neuer Atome, Wir befisen in der Gyanurfäure, dir bydratifchen Cyanfäure und dem Cyanolid, weldye aus Kohienftoff, Sauerftoff und Stidjtoff zufammengefigt find, eine ſolche Gruppe; eine zweite dergleihen ım Aldehyd, Metaldehyd und Eltaldehyd, und cin wohlbefenntis Paar in dem Harnjtoffe (urea) und dem biaufauren Ammonium. *) Diele ifomerifchen Körper laffen ſich einer in den andern verwandeln, fo daß in einer Gruppe von dreien, die wir 4, B und C nennın wollen, A fih in B und C; Bin A und Cz C in A und B verwandeln läßt, und zivar ohne daß das Geringfte von deren Bejtandtheilen hinweggerommen, oder denfels ben hinzugefügt wird. Auf diefe Thatſachen fußend, bemerkt Pros fefor Sounfton: „Die Speculationen der Chemiker in Betreff der Möglichkeit einer Verminderung der Zahl der einfachen Körper find bisher lediglich auf deren Zerlegung gerichter gewelin. An die Möglichkeit einer Verwandlung bat man bisner **) Faum ges dacht, und doch hat die Lehre vom Sfomerismus, der wir fon fo viele Entdeckungen verdanken, dargethan, daß jıde beliebige Zahl der fogenannten Elementarförper aus denſelben Elementen in dem— ſelben Miſchungsverhältniſſe beſtehen Eann. F) ud) mehreren gelegentlichen Bemerkungen fährt er fort: „Durch beharrliches Forfſchen, in Betreff der hier in Rede ſtehenden Ericheinungen, dürfte es endlicdy gelingen, den Beweis zu führen, daß Subſtanzen, welche man als elementär betrachtet, ſich doch ohne Zerfegung g e= genfeitig ineinander verwandeln laffın‘, und fernerz „Moͤglicherweiſe find alle unfere fogenannrın Elementarkörper wirklich ſolche und deßhalb der zerivgenden Kraft der Elecrricicät oder irgend eines andern Agens völlig entrückt: und doch dürften mir durch das Erforfchen inrer Veränderungen und Reactionen im Laboratorium, oder auch vermitreift neuer Unterfuhungsmethoden, fpäter eine foldhe Macht über deren Molecule erlangen, daß wir diefe beliebig zwingen Fönnen, diefe oder jene Anordnung oder Form anzunehmen, fidy mit den Characteren der Chiorine oder Jodine, des Kobalts oder Niels, des Rhodium, Iridium oder Osmium darzuftellen. Ft) Profeſſor Johnſton's Anjichten find, wie man bemerfen wird, umfaffender, als die des Dr. Brown, indem nad) ihnen die Möglichkeit der gegenfeitigen Verwandlung der Elemen— tarkörper ineinander in Ausſicht geftellt, alfo eine Umbildung nadı beiden Richtungen in der Atomen: Ccala ftatuirt wird. Schwefel Fönnte demzufolge ebenſowohl zu Sauerftoff werden, wie Sauerſtoff zu Schwefel; Silicium ebenſowohl zu Koblenftoff, wie Kohlenſtoff zu Silicium; God zu Waſſerſtoff, wie Wafferftoff zu Gold; Eurz jedes Element kann ſich in jedes andere verwandeln, fey deren Ato= mengewicht, welches es wolle. Diefes Schema liege jih, im Ges genfage zu dem Brown'fden, als eine Methode zur Reduction en Elemente mittelſt gegenfeitiger ifomerifhen Verwandlung de: niren. *) Licbig’s vertraute Briefe. *) d. h., in neueren Zeiten, +) Report of British Association, Vol. VI., p. 211. +r) Ebendafilbft, p. 212. (Schluß folgt.) Miscellen Bon bem Kampfe zweier Hafens Rammler berichtet Herr Waterton in feinen Essays on Natural History Folgen: des: Here Carr und ich beobachteten eines Nachmittags zwei Hafen, die auf Tod und Leben miteinander Fämpften, fo daß der Boden weit und breit mit ihrer Wolle beftreut war. Sie ftanden dabei aufden Hinterläufen, und nachdem die Schlacht geaen 25 Mir nuten gedauert, ftürzte einer der Kämpfer zu Boden. Der andere 201 lief nun eine Meine Strecke fort, betrachtete den gefallenen Feind aufmerkſam, ftürzte dann wieder wuͤthend auf denfilben und tıoms melte und fragte unbarmherzig mit den Vorderläufen auf ihm herz um, fo daß die Wolle umberflog. Dieß wiederholte der Eieger mehrere Male, Der Befiegte mwälzte ſich, wie betrunken, hin und ber und fuchte wieder auf die Beine zu kommen, was ihm aber nicht gelang. Endlich lag er ftil, und wir näherten uns nun der Stelle, die der Sieger räumte und auf der wir eben anlangten, als das Opfer des Kampfes den legten Athemzug that. Wir fanden den todten Hafen an beiden Flanfen volltommen kahl und auch am Rüden und Bauche fehlte viel Wolle. Es war ein gut genährter Rammler. In Beziebung auf die Jahresringe der Bäume bat Herr Prof. Göppert, in Breslau, der Schleſiſchen Gefeufchaft für vaterländifhe Cultur dafelbft ein merfwürdiges Stud eines, im Sabre 1841 gefällten Rothbuchenſtammes vorgelegt, in deſſen Holzmaſſe man, bedeckt von zweiunddreißig Jahresringen, die Zahl OT — 673. XXXI. 13, 202 1809 eingeſchnitten entdeckt, woraus and) folgt, daß man, mas freilich nıcht mehr bezmeifelt wird, aus der Zahl der Ringe ſichere Schluſſe auf das Alter des Etammes ziehen kann. Ueber das Verhalten der SGchmäne gegeneinander erzählt Herr Waterton a, a. O. Folgendes: „Wenn man Schwäne auf einem mäßig greßen Teiche hält, fo fangen die Alten gegen das Frübjahr hin an, ihre eigenen Jungen mit der größten Wuth zu verfolgen und laſſen ihnen bei Zag und Nacht Feine Ruhe, bis fie ſich auf's Land flüchten. Sobald fie ſich aber wieder auf's Waffer begeben, geht auch die Verfolgung wieder an. Um Dem ein Biel zu fegen, verfiel ich darauf, den alten Schwaͤnen die Schwimmhaͤute zu durchſchneiden, und alsbald bemerkten die Jun— gen, daß jene nicht mehr fo fchnell ſchwimmen konnten, als fie, und machten ſich dieſen Umftand zu Nutze, indem fie den Teich nicht mehr verließen, fondern fih nur immer in gehöriger Entfers nung von den Alten bielten, die ihre Wuth nun nicht mehr an ihnen auslaffen konnten.“ ‚ he a Ueber Stritation und Reiz: oder chirurgifches Fieber. Bon R. A. Stafford, Feritation fann auf zweifache Weife hervorgebracht wers den, entweder allgemein, wie bei'm Typhus u. f. w., oder oͤrtlich, wie fie bei Abfceffen, Operationen, oder Fracturen vorkommt. Wenn die Neizung allgemein ift. fo fönnen wir keine beftimmte Urfache dafür auffinden, wir Eennen nur die Spmptome, ohne das eigentliche Wefen der Affection zu ers faffen. Wenn aber eine Neigung des Organismus durch eine Wunde, einen Abſceß, eine Fractur, oder Operation hers vorgebraht wird, fo tritt ung die Urſache derfelben Elar ent= gegen, die Enmptome find Ddiefelben, und daher wird auch diefelbe Wirkung erzeugt. Es giebt zwei Arten der oͤrtlichen Neisung: entweder afficivt fie nämlich den yanzen Organis— mus, oder nur einen Theil deffelben. Im erſten Falle wird fie durch Zufälle, die plögliche Bildung von Eiter oder durch ein chroniſches Leiden bervorgebraht. in Individuum er— leidet einen Unfall: eine Erfütterung des Gehirns, deg ganzen Körpers, eine componirte Fractur oder eine compo= nirte Verrenkung. Was ift die Folge? Anfänglich findet ein allgemeiner Zuftand von collapsus und Depreffion ſtatt, aber fobald die Energie des Nervenſyſtems wiederkehrt und die Girculation wieder in Gang kommt, wenn alfo die Neaction eintritt: fo bilder fih Fieber aus, der Puls wird frequenter, es ift Durft, heiße und trodene Haut, Delirium und andere concomitirende Symptome zugegn. Aberne— tby nannte diefen Zuftand „chirurgiſches Fieber”. Als ein gutes Beifpiel hiervon dient ein Harnabſceß. Gin Kranker befommmt in Folge einer Strictur einen Harnabſceß. Diefer wird anfänglich nicht entdedt ; der Kranke hat Fieber, wels ches einen tnphöfen Character annimmt, und als Typhus bes handelt wird. Es bietet alle Symptome deffelben dar : heir fe Haut, frequenter Puls, trodene und ſchwarze Zunge, ein angftvolles und opprimirtes Ausfehen, ausnehmende Abs magerung, Delirium und eine den Tod drohende Erfhöpfung. Endlich entdeckt man den Harnabſceß, er wird geöffnet, pus BE trider Harn, Eiter und abgeftorbene Maffen werden entlcert, die Symptome verfehwinden nad und nad, und der Kranke geneft. Ich babe mehrere Fälle der Art beobachtet, und es ift daher die Pflicht des Arztes, fobald Fieber da ift, zu unterfuhen, ob daffelbe durch ein Kocalleiden hervorgebracht wird, Wenn ein Sndividuum einen Unfall erleidet, fo finden zwei Wirkungen ftatt: die erfte Erfhütterung und die fpäteren Folgen. Die erjte Erfhütterung erjeugt immer einen collapsus, welcher zumeilen fo bedeutend iſt, daß gar £eine Reaction eintritt und der Tod erfolgt, Während des collapsus ift der Puls kaum zu fühlen, der ganze Körper iſt marmorkalt, und eine todesähnlihe Erſchoͤpfung iſt zuges gen. Die zweite Folge eines Unfalles ift ein irritativeg, fompatbifches oder chirurgifches Fieber. Wenn der Zuftand des collapsus vorübergegangen ift, fo fängt der Puls an, fi zu heben, es tritt Unruhe, Hitze der Haut, Durſt, Kies ber u. f. w. ein. Alle diefe Symptome nehmen zu, Delis tium und tnphöfe Symptome treten auf. Als Beiſpiel die ne Folgendes: in Individuum wird in voller Blüthe der Gefundheit vom Pferde, von einem Gerüfte heruntergemors fen, wird überfahren, oder erleidet aus irgend einer anderen Urſache eine componirte Fractur des Armes, Ober: oder Unterfchenkels. Zuerft tritt der oben beſchriebene collapsus ein, er ift faft pulslos, Ealt und erſchoͤpft. Allmaͤlig erholt er fi, der Puls wird voller, und Fieber bildet fih aus. Das ganze Nerven: und Blutfyitem ift in Unordnung ges bracht, der Puls wird Eräftiger und voller, Hitze der Haut, Fieber, belegte Zunge, dunkler und fpärlicher Urin. Der Kranke liegt in halbem Sopor, kann aber nicht ſchlafen und fchredt auf und wird unrubig, wenn man ihn aufrichtet. Der Appetit ift dabin, er ift unruhig, der Darmcanal ift träge u. f. w. Diefer Zuftand dauert etwa 3 bis 4 Tage, wor: auf entweder eine günftige Weränderung eintritt, oder ein tödtliher Ausgang droht. Jm erfteren Falle eitert die Munde reichlich, der Eiter ift von gefunder Befchaffenheit und der Schmerz beginnt, nachzulaſſen. Das Fieber nimmt nad und nad) ab, die Frequenz und Stärke des Pulfes 203 werden geringer, die Secretionen werden von beſſerer Ber ſchaffenheit. Das Ausfehen wird ruhiger und weniger angſt⸗ vol. und die Aufregung ded Merven: und Blutſyſtems wird beſchwichtigt: Eurz, alle beunruhigenden Spmptome verfhwins den. Wenn dagegen der Fall ein fchlimmes Ausſehen ans nimmt, fo hält das Fieber an und wird tnpbös, die Wun— de wird troden und braun oder ſchwarzbraun gefärbt, es findet Eeine oder nur eine geringe Abjonderung aus derfels ben ftatt. Auch die Knochenenden werden, wenn man. fie fehen kann, troden, indem das Ganze ein fehr ungefundes Ausfehen annimmt, zum Bande hinneigt und einen höchft unangenehmen Geruch verbreitet. Der Puls ift um diefe Zeit fehr frequent und gereist, das Geſicht hectifh gerötbet, und rund um die Wunde findet fich oft eine eryſipelatoͤſe Roͤthe. Delirien koͤnnen vorhanden ſeyn, oder auch fehlen, doch iſt das Erſtere gewoͤhnlich der Fall. Die typhöfen Erz ſcheinungen treten immer mehr hervor, die Zunge ift troden und ſchwarz und raub anzufühlen, der Puls Elein, fehnell und gereizt, der Kranke delirirt anhaltend, und die Delirien find bald trüber bald heiterer Natur, Flockenleſen tritt ein, und der Tod bleibt gewöhnlich nicht lange aus. Bei dem durch Seritation bervorgebrachten Tode erleidet das Gehirn obne Zweifel eine Structurveränderung, feröfe Apoplexie, Ermeihung, oder Hirnandmie tritt ein. Wenn zum Leben nothwendige Theile verwundet werden, fo ift die allgemeine Störung oft ungemein groß. Das Geſicht drüdt ungeheure Ungft und Unruhe aus, die Circulation ift bedeutend bes ſchleunigt. Das gelaſſene Blut iſt becherförmig aufgetrieben, Der Puls iſt nicht immer kraͤftiger, als im geſunden Zu— ſtande, oft kleiner, aber hart und hebt ſich nach der Blut— entziehung. Eine Schußwunde, welche einem vitalen Theile beigebracht wird, giebt ein gutes Beiſpiel von dem Zuſtande des Blut: und Nervenſyſtems. Bei Schußwunden kann die Kugel durch mehrere vitale Organe, durch die Lungen, die Leber, oder die Gedärme hindurhdringen. Wenn Diefes der Kal ift, fo ift die Störung des Allgemeinbefindeng fehr bedeutend, das Gefiht drüdt Angft und Unruhe aus, befti— ge Schmerzen an der Wundftelle, häufiger, gereizter Puls, Fieber, Erihöpfung, Convulfionen und gewöhnlih Tod. Bei einem eingeflemmten Bruce fieht man ähnliche Erſcheinun— gen. Hier ift eine Portion des Darmcanals, eines zum Les ben notbwendigen Theiles, incarcerirt, dag Bauchfell entzuͤn— det fih, der Bauch wird fehr empfindlich und fchmerzbaft, das Geficht verfällt, fortwährend Uebelfeit, häufiger, harter Puls, Fieber, und wenn nicht die Operation Erleichterung verfhafft, fo erfolst Brand und Tod. Menn eine locale Verlegung einige Zeit hindurch be= ftanden bat und von Neizfieber begleitet ift, fo Fann man fie hronifh nennen, d. h., das erfte Stadium ift vorüberge: gangen und die Heftigkeit des Fieber gemildert, aber doch wird noch ein Anhaltendes Neizfieber durch die örtlidhe Ver: legung aufrecht erhalten. Als Beifpiel diene eine compo= niete Fractur. Wenn nad)" der erften Erfhütterung die Reaction eingetreten ift, fo find dag Fieber und die beglei— tenden Symptome fehr heftig, aber allmälig mildern ſich 673. XXXI. 13. 204 diefelben und werden mehr gleichmäßig, das Fieber dauert fort, ift aber nicht mehr fo heftig, und wenn der Kranke geneſ't und die Vereinigung der Knochen eintritt, fo wird es immer ſchwaͤcher und verfhwindet gänzlih. Wenn jedoch der Fall fich zu einem ſchlimmen Ausgange hinneigt, fo wird dag Fieber ein hectifhes und die ſchlimmſten Symptos me treten auf. Ein Lumbarabſceß ift ein gutes Beifpiel des Meizfiebers. Hier fehen mir ein irritatives Fieber in Folge der Eiterbildung, die Haut ift heiß und troden , der Puls ungemein baufig, Durft, belegte Zunge, Verfall der Gefihtezüge u. f. w. Endlich bildet ſich ein Abſceß in der Leifte, am Dberfchenkel, oder an einer anderen Stelle. Er wird geöffnet, die Heftigkeit des Fiebers läßt nach, aber «8 wird chroniſch, folange noch Eiter gebildet wird, und wenn die Affection der Wirbel bedeutend ift und fich nicht beffert, fo.teirt hectifches Fieber ein. Hectifches Fieber kann als das dritte Stadium des &birurgifhen Ficbers angefehen werden. Es tritt dann ein, wenn das Uebel eine geraume Zeit hindurch beftanden hat und gewöhnlich, wenn der Fall hofinungelos wird. Die HectiE bat ihre Paroxysmen und tritt gewohnlib Abende ein, während am Zaye das Fieber geringer ift. Sie ift von Roͤthung des Gefichtes, freguentem Pulfe, heißer Haut und Durft begleitet, und dag Auge bat einen eigenthümlichen, todverfündenden Glanz. Wenn diefes Stadium des Fiebers vorübergeyangen ift, fo kommen profufe Nachtſchweiße, und am Tage findet ein Nachlaß der Fiebererfcheinungen ftatt. Mir fehen hectifhes Fieber bei langwierigen Uebein: entiie= ben, fo bei Leiden des Hüftgelenkes, des Kniees und der Mirbel, bei chroniſchen Abfceffen, wo eine profufe Eiterab: fonderung flattfindet, bei Affectionen der Knochen, ſcrophu— löfen Uebeln, gefährlihen Wunden u. f. w. entfteben. Es — jedoch Varietaͤten des Reizfiebers — Wenn, z. B., ein Individuum einen Unfall erleidet, fo iſt nicht IE der Fall, daß derfelbe ein altes Leiden, dem derfelbe unterworfen ift, wieder aufrüttelt, wie Erpfipel, Gicht, oder Ealtes Fieber. Bei Wunden, befonderd des Kopfes, tritt ſehr leicht Eryſipel hinzu; ich babe es felbft nach Blutegel— ftihen beobachtet. Tetanus folgt fehr oft auf locale Vers lesungen, befonders der Sehnen, und die Entfernung des Gliedes oder Theiles, welcher Beranlaffung dazu gegeben hat; gewährt nicht die Eleinfte Erleichterung. Soviel von der ortliben Reizung, welche allgemeine, conftitutionelle Störung berbeiführt. Ih komme jeßt zu der rein localen Störung, welhe nur dann ftattfindet, wenn ein Organ afficirt ift, wie die Blaſe, die Harnröhre, der Maftdarm u. f. w. und ohne Fieber ift. Wenn Irritation eines Drganes ftartfindet, fo wird ein anderes fehr haufig ſympathiſch mit ergriffen, fo der Knieſchmerz bei einem Huͤft— leiden, der arthritifche MNheumatismus, welcher von einem Gelenke zum anderen wandert, ohne daß eine beftimmte Ur: ſache dafür aufzufinden wäre, der Schmerz; am Ende der Ruthe bei Blafenfteinen, da8 Erbrechen bei commotio ce- rebri ete. Dieſe ſympathiſche Affection wird meift dur) dag Nervenſyſtem vermittelt, zuweilen aber aud) durd die | 205 Lymphgefaͤße, fo, 3. B., die Anſchwellung der Leiftendrüfen bei Gefhmwüren am Fuße, Onychie u. f. m. Die Behandlung des Neizfiebers richtet ſich nach der Urs füche, welche daffelbe hervorgebracht hat. Liegt diefe in einer Verlegung, wie in einer componirten Fractur, einer Gehirnerz ſchuͤtterung, einer componirten Verrenkung u. ſ. w., fo haben wir die entzuͤndliche Action und das Fieber zu beſeitigen, welches duch Abfuͤhrmittel, Blutentziehungen und den Schnitt geſche— hen kann. In allen Fällen von Rei;fiebern find Purgirmittel von großem Nutzen, befonders Galomel, inf. Sennae com- pos., ol. Rieini. Dann fann man diaphoretica, An: timon, Nittum und salina geben. Bei bedeutendem Fie— ber find Biutentziehungen indicirt, doch find dieſe ftets mit Borfiht und mit Beruͤckſichtigung des zur Heilung nöthigen Kräftevorraths anzuftellen. Bei Kopfverlegungen kann man viel Blut entziehen. Bei hronifhem Reizfieber ift, nah Bes feitigung der heftigen Symptome, die Haut mäßig offen zu erhalten und die Secretionen zu reguliven. Wenn die Le: berfunction nicht gehörig von Statten gebt, fo Fann man Eleine Dofen Quedjilber geben, wie die pil. Hydrarg. sub. comp. oder pil. Plumeri, dann ein mildes Purgans. Bei großer Erſchoͤpfung reihe man tonieca und Fräftigende Nahrung. Bei'm hectiſchen Fieber find die Kräfte des Kran: Eon zu unterftügen, feine Nahrung fey milde und leicht vers daulich, und dabei erhalte er Chinin, China, Wein, Por: ter ꝛc. Us allgemeine Regel diene endlih zum Schluſſe die, daß, wenn eine örtliche Neizung durch eine befondere Urſache hervorgebracht wird, die Beſeitigung diefer Urſache die Jrritation heben wird. (Lond. med. Gaz., March 1544.) Fremder Körper vier Fahre im Auge. Bon Herrn Gajtelnau. M. B., dreißig Sabre alt, Eifenbahnarbeiter, ein Mann von ftarker, Eräftiger Gonftitution, wurde am 29. Juni 1838 am rechten Auge verwundet, indem er bei'm Cinfchlagen ei: nes Eiſens mit einem 10 Pf. fchweren Hammer plößlich eine heftige Erſchuͤtterung im Auge empfand. Die Thränen ſtuͤrzten fogleih hervor, Schmerzen traten ein und das Sihvermögen war auf der Stelle zerftört. Der Kranke wartete erft einige Zeit ab, bis Alles wieder gut geworden wäre; da dieſes aber der Fall nicht war, und nach cinem tubigen Schlafe von mehrern Stunden dag Sehvermögen nicht wieder eingetreten war, und der Schmerz noch fortbe— fand: fo ging er nach Paris und confultirte Herrn Sichel. Diefer fagte ihm, daß die Hornhaut durchbohrt, das Seh: vermögen auf dem verwundeten Auge unmiderbringlich vers loren und es daher nöthig fen, emergifch einzufchreiten, um der Entwidelung entzündlicher Symptome zuvorzufommen. Wäre diefe Gefahr befeitigt, dann würde Nichts mehr zu befürchten ſeyn, da ein fremder Körper im Auge geblieben fen. Dreißig Blutegel wurden daher hinter die Ohren applicirt, Einreibungen mit einer Salbe gemacht, Kälte oͤrtlich ange— wendet und einige Senffußbäder genommen, Die eintretende 673. XXI. 13 206 Entzündung mar nicht heftig, aber der Schmerz dauerte fort und war von dem 'beftändigen Abträufeln einer wäfftie gen Flüffigkeit begleitet, welde bald Ercoriationen auf der Mange erzeugte. Die Hornhautwunde vernarbte nicht. Die oben angegebene Behandlung ward mit leichter Abänderung faft einen Monat hindurdy angewendet. Bald darauf vers narbte die Hornhautwunde, der Schmerz und das Abträufeln nahmen ab, und der Kranke war bald im Stande, feine Arbeit wieder aufzunehmen. Anfänglid Eonnte er noch Tag und Nacht unterfcheiden, aber die Kichtperception wurde allmaͤlig immer undeutlicher, bis fie endlich ungefähr 18 Monate nad) dem Vorfalle ganz verloren ging. Zwei Jahre vergingen ohne weitere Störung, und das Allgemeinbefinden blieb anhaltend gut, als M. B. ploͤtzlich in einer Nacht von fo heftigen Kopffchmerzen befallen wurde, befonders im rechten Auge und auf der rechten Seite, daß er laut auffchrie und wahnfinnig zu werden fürchtete. Cine Menge von Mitteln, wie Blutegel, Opiate, Ealte Umfchläge u. f. w., wurden 24 Stunden ohne den geringften Erfolg angewendet. Am zweiten Tage nahm der Schmerz etwas ab, aber eıft am dritten Tage hatte der Kranke etwas Ruhe. Am vierten Zage war Alles verfhmwunden, und der Kopf⸗ ſchmerz kehrte in 18 Monaten nicht wieder, Ende Februars 1842, 34 Sabre nah dem Unfalle wurde ich zu M. DB. zum erſten Male gerufen, Gr gab an, daß er mehrere Tage hindurch Schmerzen im rechten Auge empfunden habe, welcher, anfänglih dumpf und unres gelmäßig, ftarE genug geworden wäre, um ihn am Schlafe zu verhindern. Die Bindebaut war ziemlich roth, und die Hornbaut zeigte in ihrer Mitte eine Eugelförmige Hervor— tagung, welche fogleih meine Aufmerkfamkeit auf ſich zog. Die Dpacität der Hornhaut war der Art, daß fie jede Uns terfuhung der tieferen Gebilde des Auges bebinderte, dag Auge felbft war etwas eingefallen, al$ wenn es einen Theil feiner Feuchtigkeiten verloren hätte. Seit dem Unfalle war der Kranke, fonft gewöhnt, auch auf der rechten Seite zu liegen, nidt im Stande gemwefen, dieſes zu thun, ohne großen Schmerz im Auge zu empfinden. Ich verordnete falte Umfchläge, Cinreibungen mit Belladonnafalbe und Senffußbäder, Diefe Mittel verfchafften feine Erleichterung, die Nöthe und der Schmerz nahmen zu, und nach wenigen Zagen erſchien an dem erhabenften Theile der Hervorragung auf der Hornbaut eine Eleine, fefte Ede, welche durch ihre bedeutende Härte ſich augenſcheinlich als eine metallifche Subſtanz zu erkennen gab. Sch war nun über das Vor— bandenfenn eines fremden Körpers mit mir einig und ent—⸗ ſchloß mich, denfelben kuͤnſtlich zu entfernen. Anfangs firäub: te fih der Kranke gegen jede Operation, aber wenige Zage fpäter, am 6. März 1842, rief er mid von Neuem herbei, indem er ſehr litt und feit drei Zagen Erin Auge gefchloffen batte. Die coniunetiva war gefhmollen und gleihmäßig geröthet, die Ede des fremden Körpers reicht nun wirklich bis zum oberen Augenlide und hatte eine Erulceration an deffen Innenflaͤche hervorgebracht; derſelbe ragte ungefähr 1" über die Hornbaut hinaus. Sch machte einen Eleinen Einfchnitt auf jeder Seite des fremden Körpers, um ihn von 207 den umgebenden Gebilden zu trennen. Obgleich die Adhaͤ⸗ fionen zwifchen dem fremden Körper und diefen Gebilden fehr foft waren, fo wurden fie doc durch dag Einführen des ſchmalen Blattes eines Biftouri leicht voneinander getrenntz die Oberflächen des Mtallſtuͤckes wurden auf diefe Weife gänzlich entblößt, aber nun kam der fehwierigfte Theil der Dperation: Jedesmal, wenn der leidytefte Zug an den frem— den Körper ausgeübt wurde, um ihn weit genug nah Vorn zu bringen, damit dag Biſtouri hinter demfelben eingeführt werden Eonnte, empfand der Kranke die heftigiten Schmer— zen. Sch übte nun einen leichten, feitlihen Drud auf die äußere Ede aus, fo daß derfelbe ald Hebel wirkte, und die hintere Ede nah Vorn gebracht wurde, worauf ich die Spise einer Eleinen gekruͤmmten Scheere hinter Ddiefelbe brachte und nah und nach das hintere Ende ausſchnitt. Die Dperation dauerte 5 bis 6 Minuten, und der legte Theil derfelben war fhmerzhaft. Als die Operation beendet war, wurde der Kranfe obnmädtig, aber nur 2 bi8 3 Minuten lang. Er kam bald wieder zu fihb und war im Stande, nah Haufe zuruͤckzukehren, worauf er Ealte Umfchläge ans haltend machte. Der Schmerz nahm ungefähr eine Stunde nah der Operation ab, und der Kranke fchlief den größern Theil der Naht. Am 8. März war Alles befeitiget, und der Kranke Eehrte zu feiner Arbeit zurück, welche er feitdem niht wieder verlaffen hat. Die Nöthe und Anſchwellung der Bindehaut ſchwand bald, die Höhle nah der Auszieh— ung des fremden Körpers füllte fich vafch wieder an, und jest ift nur noch ein leichter Eindruck übrig geblieben, Das Auge ift eingefallen, die Hornhaut von marmorgrauer Farbe, die scJerotica normal. Der fremde Körper war nur ein Stüd Eiſen von re- gelmäßiger, dreieckig- prismatifcher Geftalt, deren zwei faft gleiche Oberflaͤchen einen rehten Winkel bildeten; feine Ränge betrug 7", die Breite 14°, das Gewicht 1 Drahme 15 Gran. Es iſt ſchwer zu ſagen, welche Region der fremde Koͤr— per eigentlich einnahm, es iſt jedoch ſicher, daß er zum Theil im Glaskoͤrper ſich befand, da die beiden Augenkam— mern nicht groß genug geweſen wären, um ihn zu faffen. Ein ſehr eigenthümlicher Zug diefes Falles ift die Ausftoß- ung des Eifenftüdes, welche zum Theil ohne irgend eine Suppuration erfolgte. Seit der Ausziehung des Körpers Eann der Kranke auf dee rechten Seite ebenfogut, wie auf der linken, liegen. (Arch. gen. de Med. Janv. 1844.) 673. XXXL 13, 208 Miscellen Ein practifhebraudbares Gegengift gegen Blaus fäures Vergiftung follen die Herren &, und 9. Smith, in Edinburgh, ausgefunden haben. Sir G. Eefevre hatte vor Kurzem in der Lancet angegeben, daß fchwefelfaures Eifen (blauer Vitriol) ein ſolches Gegengift ſey. Es ift dieß aber nicht der Fall, wie die Derren &. und 9. Smith nadweifen, Sndeffen ift oxy— dirtes Eifen, weldes der töotlihen Säure dargeboten wird, wirklich” der Grundzug der Entdeckung der genannten Herren Smith. Es war nur nöthig, ausfindig zu machen, wie es der Säure in foldyer Form dargeboten werden Eönne, in welder die Säure ſich mit ihm verbinden will und dieß ohne Gefahr geichehen £ann; was, mie alle Aerzte wiffen, fchwierig war. Das Eifen mußte in einem Zuftande fiyn, wo es theilweife Peroryd und theile weile Protoryd war, denn nur dann wird die Saure bei der Vers bindung die gewünfdte Zufammenfegung bilden, eine Zufammens. ſetzung, welche als PBerlinerblau befannt und für den Magen völs lig unfhädlich if. Man wußte durh Beobahtung, daß in legtes rem Salze das Eifen eigenthümlich und doppelt oxydirt ift, meldyee, während es die Nugloligkeit des gewöhnlichen ſchwefelſauren Eiii darthat, zugleid auf eine andere Gombination der Schwefefäi mit dem orydirten Metalle hinwies, welche die Blaufäure aufneh— men und Berlinerblau bilden möge. Die Zuftandebringung bdiefer Gombination gewährte das Gegengift: die Blaufäure wird im Mas gen in Berlinerblau verwandelt, welches dort dann ein wirkunges lofer Körper ift. Es ift hier nur foviel mitgetheilt, als genüget, um dem Unterrichteten, wie dem Ununterrichteten die Möglichkeit — die hemifhe Möglichkeit des Mittels Elar zu mahen. (Sun) Ueber eine eigenthbümlihe Art erectiler Ges fhmwutft und ihre Behandlung, von Bouhacourt. — Herr 8. I. confultirte Deren B. im Jahre 1839 wegen eis nes fehr lebhaften Schmerzes, welchen er an der Spitze des Zeige— finger empfand; der geringfte Druck auf den Nagel madhte das £eiden unerträglib. Bei genauer Unterfuhung entdedte Herr B. an der fchmerzhaften Stelle, da, wo ſich die pulpa des Nagelg mit der Rüdenfläche verbindet, eine Eleine dunkelrothe Gefhwulft, welche ein wargenartiges Ausfehen hatte, aber glatter war und ſich deutlicher von der umgebenden Haut emporhob, als die gewöhnlis ben Warzen. Hart, fait hornartig, ſchien fie fih unterhalb des Nagels zu verlängern. Ein, gegen den Nagel bin geführter Schnitt legte die Ereresceng bloß. Zu großem Theile aus Horngewebe be— ftebend, war fie, von der Tiefe narh der Oberflaͤche bin, von einer großen Menge Eleiner Gefäße durchzogen, welche ihr ein areolares Anfehen gaben. Sie war von der epidermis bedeckt, und verlor fih unmerklich in der oberflächlichen Cage der Gapillen. Nachdem fie ausgefchnitten worden war, wurde die Wundflähe mehrmals mit Höllenftein touchirt, und die Heilung kam bald zu Stande. — Bei zwei anderen Kranken faß das Uebel an der vorderen und in= neren Seite der großen Zehe. Als Herr B. den tumor ausfchnei= den wollte, fand das Biftouri einen Widerftand, wie ihn ein fpon= giöfer Knochen darbietet. Wicderholtes Touchiren mit Höllenftein vermochten nicht, die Wurzel ganz zu zerftören; eine Application der Wienerpafte, genügte diefem Zwecke. (Aus Bulletin gen. de Therap. in Gaz. med. de Paris, Mars 1844.) Bibliographische The vital Statistics of Glasgow. Glasgow 1844. 8. Annuaire pour l’an 1844; presente au Roi par le Bureau des Longitudes. Deuxieme Edition, augmentde de notices scien- tifiiques. Par M. Arago. Paris 1844. 18. Neuigkeirose Pathological and histological Researches on Inflammation of the nervous Centres. By John Hughes Bennet, M.D. Edin- burgh 1844. 8. Unterfuhungen und Erfahrungen im Gebiete der Chirurgie. Von Dr. Friedr. Pauli. Reiprig 1844. 8. 2367 ©. Mit 4 Taf, (Enthält viel practifc Wichtiges, worauf wir noch zurüdkom: men werden.) —— — — — — — + Menue Notizen aus dem Gebiete der Nalur- und Heilkunde, arfammelt und mirgerheilt von dem ObersMedieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrothe und Profeffer Groriep gu Berlin, N. 674. Gedrudt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 g9r (Nr, 14. des XXXI Bandes.) Auguft 1844. wu Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 80 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr N: ur Ueber ifomerifche Verwandlungen und die unlängft rücfihtlid) der zufammengefeßten Beſchaffenheit des Kohlenftoffs, Silicium und Stickſtoffs aufges ftellten Anfichten. Bon George Wilfon, M. Dr., Prof. der Chemie zu Edinburgh. GSchluß.) Profeſſor Kane hat feine Anſichten in feinem Werke über die Chemie zu unvollftändig entwicelt, ald daß fi) genau beurtheilen ließe, wie er erwartet, daß der Sfomerismus der Elemente einft dargethan werden dürfte, und ſicher war ibm die Meinung fein«s Vorgängers Johmſton ber diefe Materie bekannt. Allein er bat, in einer von keinem der beiden andern erwähnten Chemiker verfuchten Weife, mebrere merfwürdige Beziehungen zmwifchen den Atomengewihhten gewiffer Metalle dargelegt, welche lich in einer auffallenden Weife, ſowohl mit der einen, als mit der andern Theorie über den Sfomerismus der Elemente vereinbaren laſſen. Ueber die verhältnißmäßige - Wahrfcheinlichkeit der Brown: fhen und Johnſtonſchen Anficht will ich Keine fefte Meinung zu äußern wagen; allein der Wunfch läßt ſich nicht unterdrüden, daß das Schema des letztern Chemikers einft ale das richtige befunden werden möge. Denn Dr. Bromn bietet une nur ein einfchneidie ges, Dr. Johnſton dagegen ein zweifchneidiges Schwert zur Bes fiegung der Natur oder zur Erlangung einer vollftändigern Herr— ſchaft über die Materie, Indeß ift Dr. Brown bis jegt der einzige Chemiker, welcher das Vertrauen und den Muth gebabt bat, die Wirklichkeit des Sfomerismus der Elemente durd die That, durch die Verwand— lung des einen in das andere, beweifen zu wollın. Er glaubt, dieß fey ihm in Betreff des Koblenftoffs und Silicium gelungen, Er hat feine Experimente mit gewijfen Verbindungen des Koblenz ſtoffs mit dem Stickſtoffe angeftellt, die er verſchiedenen mobdificie venden Proceffen unterworfen bat, die jedoch alle demſelben Princip gemäß angıflellt wurden, welches fich in wenigen Worten darlegen läßt. Durch einen befondern Proceß, den er zu diefem Zwecke ans ftellte, oder als das Product eines allgemeinen Proceſſes behufs der Verwandlung eines Elements in das andere, erhielt er Paras cyanogen, einen Körper, der aus Koblenftoff und Stidftoff im Verhältniffe von 12 Gewichtstheilen des erftern zu 14 Gewichte: theilen des legteren oder aus 2 Atomen Koblenftoff und ein Atom Stickſtoff, beſteht. Das Atomengewicht und die Natur diefes Koͤr— pers find nicht genau bekannt; allein Dr. Brown bält denfelben, wie bereits erwähnt, für eine Verdoppelung des Cyanogens, daber er 4 Atome Koblenftoff und 2 Atome Sticftoff enthalten würde. Wenn diefer Körper auf verfchiedene Arten behandelt wird, von No. 1774. — 674, R wit: -- 1 Den denen wir nur eine, die einfachfte, zu betradıten brauchen, wo der— felbe außer Beruhrung mit der Luft, für fih oder in Verbindung mit Platina, kohlenſaurem Kali oder überhaupt E ubftanzen, weldye eine ſtarke Wahlı erwandtfchaft zum Eilicium befigen, erhitzt wird, fo trennen fih, Dr. Brown zufelge, dıffen 2 Atome Stickſtoff unverändert von ihm, während ſich fiine 4 Atome Kobienftoff zur Bildung von Silicium mitinander verbinden. Manchen dürfte die Anſicht des Entdidirs und deren Verhältnig zu dem Iſomeris— mus offenbar zufammengefester Körper deutlicher werden, wenn fie fi) den Koblenftoff gleihfam aus zwei Elementen zufammens gefegt denken, die in ihm in einer gewiffen Proportion, dagegen im Silicium in derfelben Proportion, aber in vicrfad höherer Zahl, miteinander verbunden ſeyen. Die meiften Chemiker mweigerten ſich, anzuerkennen, daß Eili: cium aus Paracyanogen erzeugt worden ſey oder werden koͤnne, und wollten fich daher gar nicht dazu verftehen, eine Meinung über Dr. Brown’s Zheorie rückſichtlich des von ibm bei feinen Erpe— rimenten erhaltenen Silicium von fid) zu geben. Nur ein Chemi: Ber, Herr ©. 3. Knox, ließ nit nur Dr, Bromn’s Angaben wenigftens infofern für wahr gelten, als es fih um bie Darftels lung des Eilictum handelt, fondern vertbeidigte auch die Wahr: fcheintichkeit einer ſolchen Verwandlung, jedoch aus Gründen, die den von Dr. Brown aufgeftillten ſchnurſtracks entaegenliefen. Dr, Knor’s Anſichten find uns leider nicht vollftändig ber kannt, ebwohl fie Schon vor Sahresfrift der Royal Irish Acade- my vorgetragen wurden. Diefe Gefeufchaft befolgt bei der Ders ausgabe ihrer Denkſchriften ein eigenthümlichıs Verfahren, in Fol— ge defjen die fraglihe Abhandlung noch nicht abgedruckt worden ift, daher wir diefelbe biejegt nur aus einem unvollftändigen Auszuge Eennen, der in der Chemical Gazette, Sept. 1843, erfdiien. Herr Knor meint, der Stedftoff des Paracyanogens, und nicht der Koblenftoff deffelben, fıy der Stoff, aus weldem ſich das bei Dr, Brown’s Experimenten entftandıne Silicium gebildet habe, Nach— dem er fih auf gewiffe Experimente Sir H. Davy's bezogen har, welche ihm dafür zu ſprechen feinen, daß der Stickſtoff ein zufammengefegter Körper fey, bemerkt Herr Knox: ,Die neue: ſten Verſuche, die fich auf diefen Gegenftand beziehen, und melde mid) zur Anftellung meiner Unterfuchungen veranlaßten, find die dee Dr. Brown in Betreff der Verwandlung des Koblenftoffs in Eilicium, die Dr. Bromn jedoch in einer Weife ausgelegt hat, weiche durchaus irrational und mit aller chemiſchen Analogie im Widerfpruce zu feyn ſcheint; während die Annahme, daß der Koh— lenftoff den Stidftoff reducirt babe, ebenfo einfach, ald unvermeids lich erfcheint, vorausgefest, daß der Stidftoff ein zufammenaefester Körper ift. Um die Richtigkeit oder Unrichtiakeit diefer Anficht durch einen Verſuch feftzuftellen, wäre nur die Reduction des Stid: ftoffs durd eine andere Gubftanz als Holzkohle zu bewirken, und foute ſich durch deffen Zerfegung Silicium bilden, fo wäre das 14 211 Problem als geloͤſ't zu betrachten (Chemical Gazette, Sept. 1843, 574.) 2 nn Knor befhreibt hierauf mehrere mit einer Compoition von Waſſerſtoff, Sticjtoff und Potafjium (Kalium), welche in vers fhiedener Weiſe mit Eiſen erhigt wurden, angejlellte Verſuche, bei deren zweien Silicium erfhien, obgleich fein Kohlenſtoff anweſend war, Die Sompojition, welhe Herr Knox anwandte, nennt vr fti£jtoffigfaures Ammoniak: Kalium (ammonia-nitruret of potas- sium), worunter er, meiner Anfiht nad, das Kalium-Amidid (K NH :) anderer Chemiker verſteht. Einige der Verſuche, durch welche Silicium dargeftellt wurde, läßt er nicht für folche gelten, die deſſen anomale Erzeugung beweifen, und er gelangt zuligt zu folgendem Schluſſe: „Aus diefen, fowie den früher angezogenen Sir H. Davyſchen Erperimenten läßt ſich folgern, daß der Stick— ftoff entweder eine Verbindung von Eilictum und Waſſerſtoff oder von Silicium, Wafferftoff und Saucrftoff fiy, und um dieß jyns thetifch zu beftimmen, ließ man einen Strom trodaer Salzfaure über Fiejigfaures Kalium (siliciuret of potassium) binftreichen und unterfuchte die ſich bei diefem Procıfe bildenden Gaſe. Man fand, daß diefelden eine nicht conſtante, aber deutlid) erkennbare Menge Stidgas enthielten, fo daß, fo weit ſich dieß aus dem uns vorlitz genden unvolltändigen Berichte abnehmen läßt, Herr Knox den Stikftoff als eine Verbindung von Gi.icium und Wajlerjtoff zu betrachten und zu glauben ſcheint, er habe denfelben durch die Ein: wirkung der Salzfäure auf das fiejigfuure Kalium erzeugt. Jadeß nimmt er Feineewegs, wie Manche behaupter haben, an, der Stick— fioff verwandte fih in Silicium; er meint, aus dem erjteren entbinde fih das Letztere, nich: aber, Kegteres bilde ſich aus Erjterem, wie Dr. Brown in Betreff des Kohlenftoffes und des Silicium annimmt. Das Silicium ift, Herrn Knor’s Anjiht zus folge, fchon vorher mit Waſſerſtoff, oder auch mit Waſſerſtoff und Saurftoff, im Stieftoff vorhanden. Deßhalb meint er, habe fid) bei den Browin'ſchen Verſuchen das Silicium aus dem Stickſtoff entbunden, und der Kohlenftoff nur infofern diefes Reſultat beuünz ſtigt, als er lich mit dem anderen Elemente oder dın andern Eier iminten des Stickſtoffs verbunden, diefe befeitiut und fo das Sili— cium in Freiheit gefegt babe. Dieß bemüht er jih dadurch nach— zumeifen, daß, wenn man die übriaen Bedingungen dir Brown: fhen Experimente fortveftihen laſſe, aber den Kohlenſtoff durch cin Metall, z. B. Kalium (over eigentlich Kalium und Cijen), erfige, die Erzeugung von Silicium ebenſowohl erfolge, als wenn Kohlen— ftoff vorhanden ift. Seine Anjiht hat demnady den Vorzug, daß fie die von Dr. Brown erlangten Refultate ebenfowohl erklärt, als die von ihm felbft erhaltenen, während die Brown’iche Theo— vie über die Nefulcate der Knox'ſchen Erperimente Feinen Auf— flug giebt *). Herr Knox behauptet indeß nicht nur den Stick— ftoff zerlegt, fondern auch Silicium und Wafferftoff zu Stickſtoff verbunden zu haben, fo daß er feine Anficht ſowohl auf ſyntheti⸗ ſchem, als auf analytiſchem Wege erhaͤrtet haben will. Uebrigens läge fi der Werth feiner Erperimente nicht eher ficher beurtheilen, als big wir einen vollftändigen Bericht über diefelben befigen, und ruͤckſichtlich der Natur des Stickſtoffs it er felbft noch nicht mit ſich daruͤber einig, ob dieſer Koͤrper Sauerſtoff enthalte oder nicht, woruͤber er in's Reine haͤtte kommen ſollen, bevor er irgend etwas uͤber den Gegenſtand mitgetheilt haͤtte. Ueberdieß hat er in Be— *) Inſofern Dr, Brown das bei feinen Verſuchen auftretende Silicium vom Kohlenftoffe berleitet, paßt deffen Erklärung na= türlih nice auf die Knor’fben Erperimente, wo Silicium daraeftellt wurde, obgleich Fein Konlenftoff vorhanden war. Er kann fi) jedob auf feine allgemeine Hypotheſe berus fon, nach welher die höheren Etementarkörper ifomerifche Formen der niedrigiten find, und behaupten, der Wafferftoff des ftickitoffigfauren Ammoniak: Kalium ſey mittelbar dur) Koblenftoff oder unmittelbar in Silicium umgebilder worden, Als ich Obiges niederfchrieb, war mir unbekannt, daß Dr, Brown die von Deren Knox erlangten Reſultate in diefer Weile erklärt hat. Seine Hypotheſe giebt indeß keinen Auf: ſchluß über die fonthetifhen Erperimente des Herrn Knox über die Bildung des Stickſtoffs aus Silicium und Waſſerſtoff. 674. XXXL 14. .212 treff der quantitativen Zufammenfigung des Stickſtoffes, alfo über einen Hauptpunct dir ganzen Unterfuhung, gar Nichts ermittelt. Ueber die verhältnigmäaßige Wahrſcheinlichkeit der einander bes fämpfenden Theorien uber den Urfprung des Silicium, welche aufgeftelle wurden, als das Paracyanogen den Bromniden Pros ceſſen unterworfen wurde, läßt ſich gegenwärtig unmöglich eine fefte Meinung bilden. Ich habe die Knorfchen Erperimente nicht wies derholt, und es würde demnady anmaßlich feyn, wenn ich die von ihm erlangten Rejultate Eritijiren wollte; allein ich habe den größ: ten Theil des legtverfloffenen Winters damit hingebracht, die Dr. ©. Bromwn’fhen VBerfuhe zur Verwandlung dis Kohlenftoffs in Silicium, unterftügt von meinem Freunde, Deren Soyn Srombie Brown, zu wiederholen, und über den Werth diefer Eann ich als fo eine Meinung abgeben. Wer die Refultate, zu denen wir ger langten, nad ihren Eıinzelnheiten Eennen zu lernen wünfcht, findet diefelben im XV. Bde. der 'Transactions of the Royal Society of Edinburgh, p. 557 — 559. Unfere allgemeinen Folgerungen till ich hier kurz angeben, ; &s gelang ung, die vom Dr. Brown beobadıteten Erfcheis nungen infoweit zu beftätigen, daß wir bei mehreren unferer Vers ſuche Silicium unter Umftänden erbielten, welche, wenigftens mei— nv Anſicht nad, die Möglichkeit ausfchloffin, daß daffelbe als ein zufälliges Nebenproduct aus Unreinigkeiten oder zufälligen Beſtand— theilen der angımandten Gefäße, Materialien over Reagentien hätte herrupren Eönnen. Der Quuntität nach war daffelbe jedoch ftets weit geringer, als es nad) Dr. Bromn’s Hypotheſe hätte ſeyn follen, und weit geringer, ‚als er felbft es bei feinen Verfuchen er— hielt. Bei vielen Experimenten erlangten wir überdieß gar fein Silicium, In Berreff einer dürfrigen und unſichern Darftellung oder Erzeugung des Silicium Eönnen wir aljo die von Browen erlangten Reſultate beftätigen weiter aber nicht. Es waltet, glau— be ich, über dieſen Gegenftand ein Mißverftänenig vb, weiches der Aufklärung ſehr bedarf. Ich beviente mich vergungenen Herbſt eis ner Gelegenheit, öffentlich Die Urberzeugung auszuiprechen, daß die Wiederholung der Brownſchen Grperimente die Wahrheit feiner Theorie betätigen werde *), und ich bin es mir felbjt, ſowie denje— nigen, die, auf meine Autorität bin, Parthei für die Sache ergrif— fen haben, vor Allem aber der Wilfenfchaft, deren Fortichritte duch eine Vermengung von fiheren mit unjichern Refultaten nur gehemmt werden Eönnen, ſchuldig, jegt eben jo öffentlich zu erklaͤ— ren, daß des Dr. Brown Erperimente unter manen Händen den Beweis der VBerwandlungsfähigkeit des Kohlenftoffs in Gilicium nicht geliefert haben. Ich bin ferner zu dem Schlujfe gelangt, dag fie zu unvollftändig fiyen, um die Wahrheit diefes Satzes über- haupt darzurhun, und daß es vor der Hand ſchlechterdings an Ber weismitteln durch Experimente fehle, um die Möglichkeit darzule— gen, daß der Kohlenjtoff oder irgend ein anderer Elementars Eörper je eine Verwandlung erlitten habe. Der Anerkennung des Sages, daß ſich der Kohlenſtoff in Si— licium verwandeln laſſe, fteht eine, vielen Chemikern unüberfteig: lid, fiheinende Schwierigkeit entgegen, die von Dr. Brown kei— nesiwegs befeitigt worden ift, obwohl er diefelbe vollkommen Eennt. Dieſe liegt in der Unvereinbarkeit der Utomengewichte des Koblenz ftoffs und des Eiticium, indem das des erftern = 6, das des letz— tern — 22,22 it. Dem Dr, Brown zufolge, beſteht 1 Atom Silicium aus 4 Atomen Koylenftoffz alltin 4 mal 6 ift 24 und nicht 22,22. Wenn demnad die Verwandlung durch ifomerifche Syntheſe des Kohlenſteffs in Silicium ſtattfindet, fo muß dabei, feiner Anfiht nad), eine Zerftörung von Materie im Belang der Differenz von 24 und 2222 geſchehenz oder auf jede 24 Ges wichtstheile Kohlenftoff, die der Verwandlung unterworfen werden, würde man nur 22,22 Gewichtstheile Silicium erhalten. Ich legte indeß auf dieſe Schwierigkeit Erin ſolches Gewicht, daß ich midy dadurch hätte abhalten laffen, die Brownjchen Erperimente zu wiederholen, da ich einen Ausweg fah, wie jich diefelbe vermeiden laffe. Ich will denfelden hier andeuten, ohne deßhalb mich in eine *)' In einem Briefe an den Lord Provoft von Edinburgh über Dr. Brown’s Anfprühe auf die Profeffur der Chemie, wels her abgedruckt wurde und in Vieler Hände gelangte. 213 Discuffion über deffen Richtigkeit oder Kalfchheit einzulaffen. Man ftreihe von dem Atomengewichte dis Gilicium, 22 22, die Decimal⸗ fielen weg und nehme die runde Zahl 22 als ſolches an. Dieſe Veränderung darf, abarfchen von der Frage der Verwandlung, vors genommen werden. Hierauf dividire man in das Atomengewicht des Kohlenſtoffs, 6, mit 3, eine Freiheit, gegen welche viele Che— miker Nichts einzuwenden haben werden, fo daß man die Zahl 2 erhält, welche, mit der ganzen Zahl 11 multiplicirt, als Product die Zahl des Siliciums, 22, geben würde, Nun Eönnten I1 Ato— me Koblenftoff durch ſynthetiſche Verwandlung zu 1 Atom = 22 Eilicium werden, obne daß dem von Seiten der Atomengewicdhte irgend eine Schwirrigfeit entgegenftände *). Nach allem bereits Gefagten wird einleuchten, daß dirjenigen, welche ſich bemühen, die Verwandlung der Elementarförper incin« ander zu bemweifen, feine leichte Aufgabe haben. Was den beſon— dern Fau des Silicium anbetrifft, fo kann die awifhen Dr. Bromn und Deren Knor obwaltende Meinungeverfchiedenbeit lediglich im Laboratorium entfchieden werden. Beide haben vielleicht in ihrer Art Recht. Der Stieftoff kann aus Silicium und Wafferftoff zufame mengefegt und das Silicium dennoch eine Zufammenfigung aus Koblenftoff oder eine andere Korm deffelben feyn. Um der Eadıe ihr Recht widerfahren zu laffen, müßte man die fämmtlichen Ver: fuche des Dr. Bromn und Herrn Kncor mwiederbolen und überdem eine lange Reihe von felbftitändigen Unterfuhungen ausführen, die einen Zeitraum von wenigftens einem halben Jahre der angeſtrengte— ften Beihäftigung in Anfpruc nehmen würden. Die Thatſache der normalen Erzeugung von Silicium ift nicht Über allen Zweifel erhoben, und bevor fie dieß ift, darf man dem practifchen Chemi— ter nicht einmal zumuthen, die Krane in Betreff der Verwandlung in Betradht zu ziehen. Sollte lid; die anomale Erzeugung dis Si— licium indeß völlig beftätigen, fo wird wohl Jedermann mit mir fi in dem Wunfche vereinigen, daß Dr. Bromwn’s Theorie ſich als richtig bewähren möae, wie es auch dann um Herrn Knox's Auslegung ſtehe. Es ſcheint allercings auf den erſten Blid uns ) Sch brauche kaum zu bemerken, daß dieſe Epeculationen ge: genwärtig nicht auf den aeringften Werth Anfpruch machen können, und daß fie von mir nur damals angeftellt wurden, als ich überzeugt war, daß ſich die VBermandlungsfäbigtiit des Kohtenftoffs in Silicium durch Erperimente unwiderleglich dar: thun laſſe. Die neueren Unterfuchungen eins Dumas, Erdmann und anderer Shemiker des Europäifchen Feftlandes haben bee wiefen, daß die Atomengewichte mehrerer Elementarförper (als Koblenftoff, Stikftoff, Calcium, Barium, Strontium) Producte von ganzen Zahlen, multiplicirt mit dem Atomenges wicht des Waffırftoffes, find; und viele, ſowohl engliſche, als auswärtige Chemiker find der Anſicht günftig, daß die Aequi— dalente aller Elementarkörper ebenfalls Producte der Zahl dee Waſſerſtoffes, multiplicirt mit einer ganzen Zabl, feyen, wie fie es nady der Hypothefe des Dr. Prout feyn follen. So hoffte auch ich, daß weniaftens das Arom des Silicium, deffen Gericht, weil diefer Körper fo fchwer darzuftellen ift, noch keineswegs als feftaeftellt betrachtet werden darf, ſich als das Product des Gewichts des Waſſerſtoffs, multiplicirt mit 22, ergeben dürfte. Doch läßt fich diefe Frage lediglich durdy Er: perimente erledigen, Mas das Dividiren mit 3 in das Xequivalent des Koblens ftoffes anbetrifft, fo läugnet bekanntlich Niemand, daß die ges genmwärtig geltenden Atomengewichte ebenfowohl Producte oder Quotienten der wirklichen feyn können. So ftreiten fi, z. B., die Chemiker noch über die wahren Aequivalente des Kupfer, Queckſilbers, Arſeniks, Phosphors, Antimoniums 2c.; und je= de Veränderung ift hypothetifch zu rechtfertigen, welche dem Gefege der Verbindung nad) Producten ganzer Zahlen nicht entgegen ift, und für welche eine hinreichende Noͤthigung nach— aewiefen werden kann, Diefe zu rechtfertigende Nothwendig— keit würde in diefem Kalle die Verwandlung des Koblenftoffs in Silicium, fowie die Anerkennung des Atomengewichts von 22 in Betreff des Legtern, geweſen fegen. 674. XXXL. 14. 214 ziemlich, zu wuͤnſchen, daß Diefes oder Jenes für cin Naturgeſetz erkannt werden möge; denn wie die Entſcheidung auch ausfalien mag, fo ift es am Beften, da Alles von Gott fo eingerichtet ift, wie es iſt; allein ich will_ damit nur fagen, daß Herrn Knor’s Anſicht, während fie den Stickſtoff aus der Eifte der einfachen Körs per verbannt, ung fein allgemeines Princip enthüllt, nach welchem die Verminderung der übrigen Elemintarkörpır in Ausſicht geſtellt wird. Wenn wir dagegen mit Dr, Brown die Verwandlung eis nes derfelben bewerkſtelligen Fönnten, fo würde es uns ficher früber oder fpäter gelingen , fie fämmtlic zu verwandeln. Wenn wir eis nen Schluͤſſel findın können, mittelft deffen fich das Alferbeiligfte einer Gruppe von Elementarförpern öffnen läßt, fo dürfen wir mit Beſtimmtheit hoffen, daß er, oder ıin ähnliches Inftrument, auch zu den geheimften Fächern der übrigen Gruppen paffen werden Aus der obigen kurzen Skizze des Gegenftandes wird mon zur Genüge erkennen, daß die Lehre von dım Sfomerismus der Eler mente oder der Verwandlung des einen Eicments in das andere ge— genmwärtig erft noch als unerwiefene Anjicht beftebt und feit 1837, wo Profeffor Zobnfton diefelbe zuerft unummunden aufftellte, wenig odır feine Fortfchritte gemacht hat. Wir fehen uns demnad wieder auf die allgemeineren Analo- gieen oder Wahrſcheinlichkeiten beſchraͤnkt welche für eine ſolche Hy: pothefe Sprechen; allein diefeiben find, meiner Anfiht nah, weder ſchwach, noch in geringer Anzahl vorbanden. Die aanze Chemie ſcheint mir confequent und ſtets dringender auf die Nothwendigkeit binzumeifun ein foldyes Gefeg anzunekmen und, wo möglich, nachzu— weifen, und hierin pflichten mir fiher viele meiner Gollegen bei. Die in Betreff der Bromnfcden Anfihten fo vielfach geäußerten Beden— fen waren wohl mehr gegen die Proceffe und Erperimente, durch welche er feine Hypotheſe bewiefen zu haben bebauptete, als gegen diefe Hypotheſe felbft gerichtet, und infofern fi darin der Ent— ſchluß ausfprah, nur die bündigften quantitative Experimente alg vollgültigen Bemeis einer fo fubverfiven Theorie, mie die der Ver— mwandlungsfäbigkeit der Elementarförper, gelten zu laffen, war diefe Oppojition durchaus zu rechtfertigen. Das Hauptinftrument der Chemie bleibt immer die Waage, und jıder Chemiker muß es ſich aefallen laffen, daß feine Reſultate damit im eigentlichen und. im metaphorifchen Sinne aeprüft und, wenn fie die Probe richt befteben, verworfen werden. Aus den vertrauten Briefen Liebig' s erfieht man, 3. B., daß, obwohl er Dr. Brown’g Erperimente zu unbedenklih und fummarifch verdammt, er doch feine Hoffnung in Betreff der Auffiärungen, welche wir durch den Sfomerismus über die eigentliche Gonftituticen der Elementaͤrkoͤr⸗ per erlangen dürften , ganz unummunden ausfpricht. Und wenn die Chemie der hier betrachteten Lehre günftig ift, fo wird letztere durch die übrigen Naturwiffenfchaften nicht weniger gerechtfertigt. Der Geolog giebt bei der relativen Vertheilung der die Erdfruite bildenden Materialien das Vorbandenfiyn vieler Er— fcheinungen zu, welche fich durch unfere gegenwärtigen chemiſchen Kenntniffe nicht erklären laffın. Der Naturforfher bekennt, daß über der aanzen fofjiten Fauna und Flora ein Geheimniß verbreitet fey, und fraat, ob das Vorkommen derjerigen Subftanzen in den Foſſilien, deren Urfprung fich nirgendwo berleiten läßt, nicht der Umwandlung von fchon vorher vorhandenen Ingredienzien zuzu— fchreiben fey? *) Der Landwirth weiß häufig nicht, wie die Bes ftandtheile der von ihm gebauten Gewaͤchſe aus dem Boden in dies felben gelangt feyn Eönnen, Gewoͤhnlich fuht man fich damit zu helfen, daß man ſagt, es müffe bei der Analyfe ein Febler unter: gelaufen feyn; allein Manche haben Muth genug, dieß argumen- tum ad ignorantiam zu veriwerfen, und Herr Rigg, der biefem Studium feit Jahren obgelegen, erklärt, er fey zu dem Schluſſe gelangt, daß unter den Elementen: Kohlenftoff, Wafferftoff, Sau: ) Ic, verweife hier in’sbefondere auf eine Discuffion, welche vergangenen Winter in der Londoner zoologifhen Gefellfchaft über die Entjtehung des in den foffilen Knochen enthaltenen Galcium = Fluorid's ftattfand. Literary Gazette, 2. Dec. 1843, p. 773. Später wurde derfelbe Gegenftand von Herrn E. Solty in.einer, dem Royal Institution gehaltenen Vor— lefung beſprochen. 14 * 213 erſtoff, Stickſtoff, Natrium, Kalium, Calcium 2c., aus denen bie organifhen und unorganifchen Theile der Pflanzen bejtehen, der Mafferftoff das einzige Urelement, die übrigen aber ſaͤmmtlich zu: fammengefegte Körper ſeyen“. *) Wir müffen den Ausgang alles biefen geduldig abwarten; da— bei beftrebe fich aber Ieder,:deß Umt es ift, den großen Zweck, d. h. den Beweis, daß alle Materie weſentlich Eines und daſſelbe fey, nad Möglichkeit zu fördern. (Kdinb. new. philos. Journ. April — July 1844.) Ueber gemwiffe Puncte aus der Anatomie und Phyfiologie der wirbellofen Thiere. Bon Herrn v. Quatrefages. Capo di Milazzo, den 13. Juni 1844. Sn den Sntegumenten der gafteropodifhen Weichthiere hatte man bisher nod) Eeine anderen felten Beitandtheile nachgewieſen, als die fogenannten Schaalen. Aber bei zwei nahe mit Doris ver: wandten Gattungen ift der ganze fleifchige Theil des Körpers in allen Richtungen mit Ealtigen Nadeln durchwebt. Bei einer derfels ben treten diefe Nadeln fogar nad) Außen hervor, fo daß der ganze Körper des Thieres von Spigen jtarrt. Aehnliche Nadeln habe ih in dem Mantel einer jungen Bulla gefunden. Zu unferer Zeit, wo das Studium der mikroſkopiſchen Foſſilien durch Ehrenberg's Forſchungen eine fo unerwartete Ausdehnung gewonnen hat, möcıs ten diefe Thatfachen um fo intereffanter erfcheinen, als dadurch die Zoologen abgehalten werden dürften, thierifche Ueberrefte, welche einer weit höhern Thiergruppe angehören, Infuforien zuzufchreiben. Von der Academie befonders beauftragt, meine Unterſuchungen über die beiden Gefchlechter der Anne.iden fortzufegen, habe ich eine möglih große Anzahl diefer Thiere unterfuht. Bei allen Species, welche ich unter günftigen Umftänden beobachten Eonnte, fand ih, wie bei den Anneliden des Canals la Manche, die Ger fibtechter getrennt. Ueberdem babe ich mehrere neue Thatſachen ermittelt. So enthalten ber ciner weftliih vom Capo di Gallo ſehr gemeinen pelagifchen (auf der hohen See Lebenden) Art die, von den nadjfolgenden fehr verfchiedenen 15 erften Ringe allein Eier oder Zoofpermen, Die Reproductionsorgane find alſo bier umgekehrt geordnet, wie bei Syllis. Bei einer andern, ebenfalls im tiefen Meere anzutreffenden Art, die man unfern Torre dell’ Isola di Terra fiiht, babe ich in demſelben Eremplare Maffen von Zoofpermen von jedem Grade von Entwickelung beifammen ges funden. Diefer Unftand hat mir geftattet, zu ermitteln, daß dieſe anfangs homogenen Maffen ſich mehrmals hintereinander theilen, bis fie ih, fo zu fagen, zulest in Zoofpermen auflöfen. Dieſe Entwicdelungsart erinnert genau an das, was während der eriten Periode der Bebrütung mit dem Dotter vor ſich geht. Man fieht, daß die fo häufig zur Sprache gebrachte Analoaie der Reproducz tionsorgane der beiden Gefchlehter fogar zwiſchen den Producten diefer Organe und zwifchen der Entwicdelungsart diefer Producte beftebt. h Seitdem wir übrigens im Mikroſkope ein untrügliches Mittel befigen, die beiden Elemente der Zeugung voneinanyer zu unter— fcheiden, vermindert ſich die Zahl der für hermaphrodytiſch geltens den Thiere von Tag zu Tage, und die Beftimmung der verfchies denen Theile des Zeugungs-Apparates gewinnt eine Sicherheit, die ihr noch vor wenigen Sahren abging. Mit Hülfe diefes Inſtru— ments habe id) auf die untrüglichfte Weiſe darthun Fönnen, daß bei der röhrigen Holothurie und der rothen Afterie die Gefihlechter getrennt find. Bei der einen, wie bei der andern, find die Zeitikel in Form und age den Dvarien durchaus ähnlih, fo daß man fie nur nad) der Befchaffenheit ihrer Producte voneinander unterfcheis den kann. Gang Ähnliche Beobadıtungen habe ich, in Betreff der grünen Actinie, gemacht. In Bezug auf diefe will ich noch hins zufügen, daß ich die Spermatozoiden nicht mit den neffelartigen (urticaux) Organen habe verwechfeln Fönnen, von denen die Eier: *) Experimental Researches etc. shewing Carbon to be a Borpound body made by plants. By Rob, Rigg, F. R. S. p. 264. 674 XXXI. 14. 216 ftöde ftarren und welche von mandyen Forſchern für Befruchtungs⸗ organe geyalten worden jind, weßhalb jie die Actinien für Herma— phrodyren ausgegeben haben; denn bei’ der Actinia viridis haben die nejfelartigen Organe mit Spermatozoiden durchaus Feine Aehn— lichkeit, indım jie einen 10 bis 12 Mal größern Durchmeffer darbieren. Bei den Planarien dagegen find die Gefchlechter allerdings miteinander in demfelben Sndividuum vereinigt, wie v. Baer und Duges angrgeben haben, obwohl Feiner diefer beiden Beobachter die Spermatozoiden diefer Thiere gefehen hatte. Sch habe dieſel— ben ader bei mıhreren Eremplaren gefunden, welche ıbenfalls Eier fuͤhrten. Das Vorkommen von Spermatozoiden bei Thieren, die man als Beifpiele von höchfter Vereinfahung des Organismus bes trachtet, iſt ſchon an ſich eine fehr intereffante Erfcheinung. Div beiden eben genannten Beobachter hatten bei den Planas rien Fein Nervenſyſtem gefunden, und Duges fheint fehr geneigt, zu glauben, daß ihnen ein folches wirktich fehle. Ich dagegen habe deffen Vorbandenfeyn bei mehreren Species ermittelt. Es bot bei allen diefelben Kınnzeihen dar und beftebt aus einem doppelten Ganglion, welches vor der Mundöffnung liegt, und von dem meh— rere Faͤden ausgehen, Ich mill bier noch einer Thatſache gedenken, die mir für die Geſchichte der Zeugung don nicht unerheblihem Intereffe zu feyn fcheint. Die Herren Prepvoft und Dumas haben zuerft angeger ben, daß bei den fich begattenden Thieren die Saamenfeuchtigkeit bis in das ovarium eindringe, und daß folalidy das Ei an Ort und Stelle befruchtet werde. Ich habe bei einem Weichthiere, welches denen fehr nahe fteht, von welchen ich in meinen frühern Aufiägen gehandelt habe, einen ganz ähnlichen Umftand zur Gewißheit ges bracht. Bier befteht das ovarium in einer äftigen Röhre, mit der große eierführende Beutel in Verbindung ftihen. Bei dem fragli» hen Eremplare, welches ohne Zweifel Eurg, nachdem der Begat— tungsact ftattgefunden, gefangen worden war, enthielten dieſe Beus tel eine große Anzahl von noch in Bündel vereinigten Spermato— zoiden, welche denen, die ich aus den Saamenbläschen heraus: drüdre, durchaus aͤhnlich waren. . Viele Naturforſcher wollen den niedrig organifirten Thieren keine Ginnisorgane zuerkennen, bie denen ähnlich find, welche man bei den höher organijirten Zhieren findet. So betrachten Mande die fogenannten Augen der Anneliden, Nemerten, Planarien ꝛc. für bloße Pigmenrfleten. Andere dagegen halten dafür, daß felbft die am Einfachſten organifirten Thiere befondere und deutlich cha— racterifirte Organe befigen Fönnen, mittelft denen fie dag, was um fie her vorgeht , erkennen. Hier will ich nun einiaer Umftände er: wähnen, welche zu Gunften diefer legteren Anjicht zu fprechen ſcheinen. In den Augen einer großen Planaria fand ich eine deutlich characteriſirte Kryftalllinfe, welche unter der Pigmentfhiht lag. Bei mehrern Nemerten babe ich mich von der Verbindung der Au— gen mit dem Gehirne mittelft deutlicher Sehnerven überzeugt. Die Augen beftehen aus einer Pigmentihicht und einem Sacke, welcher eine Art von Glasfeuchtigkeit enthält. Ia, ich babe zuweilen eine Kryftalllinfe zu erkennen geglaubt. Ebenſo ind die Augen der Unneliden zufammengefegt. Bei einer, bei Torre dell’ Isola di Terra gefundınen Art war die Kryftalllinfe fo groß, daß, wenn man fie auf den Gegenftandsträger brachte und unter dem Mifroffope betrachtete, fie diefelbe Wirkung hervorbrachte, mie der Beleucht: ungsapparat de Herrn Dujardin, und daß ich deren Brenn weite mejjen Eonnte. Schon im vorigen Jahre habe ich auf das Vorhandenfeyn eiz nes Gehörapparates bei einer der Amphicora Ehrenberg's nahe ftehenden Annelide aufmerkffam gemadıt. Bei Capo di Santo-Vito und bei Favignana traf ich eine zweite Species, welche von derje— nigen, die im Ganale la Manche vorkommt, infofern verfcicden ift, ald das Drgan mehrere Dtolithen enthält. Uebriaens babe ich diefe Vervielfahung der Dtolithen bei mehreren gafteropodifchen Mollusken getroffen, welche ich, bei ihrer Größe und Durchſichtig— Eeit, lebend unter dem Mikroſkope unterfuchen Eonnte. Bei einem mit Nais nahe verwandten Meerwurme, welchen ich in’sbefondere bei Favignana und Capo di Milazzo angetroffen, findet man am Kopfe drei Augen, von denen jedes zwei bis drei Kryſtalllinſen befigt, Ueberdem trägt jeder Körperring neben den 217 Fügen ein Auge, welches demjenigen ber Anneliden ähnlich ift und mittelft eines fehr ftarfen und deurlihen Nerven mit dem Abdomi— nal: Nervenfyfteme communicirt. Den niedıig organilirten Thieren gehen alfo, wie bereits Ehrenberg bemerkt bat, die Sinnesor— gane keinesweges ab, fondern diefe finden lich bei ihmen häufig in weit größerer Anzahl, als bei den böber organijirten Zhieren ; ja, fie £önnen bei den erfteren an Stellen liegen, an denen man fie bei den legteren nie findet. (Comptes rendus des Seances de PAc. d. Sc. T. XIX, Nr. 3, 15. Juillet 1544.) MNMiscellen. Ueber die Knodhenböhblen in ben Kreider und Zers tiär Formationen theilte Herr Revaillant in dem Echv du monde savant folgenden Erflärungsvirfuh mit: Man finder naͤm— ih manchmal in den genannten Formationen große Epalten, die mit mebr oder minder ausgedehnten Höhlen unter der Obirfläche in Verbindung ſtehen. Wenn die obere Definung diefer Epalten duch Pflanzen verdeckt ift, fo bilden fie eigentliche Fallen, die, Sabrbunderte lang offen, das Grab vieler Thiere werden, welde bineinftürgen und nicht wieder berausfommen können. Wird fpdz ter eine ſolche Höhle durch Erditürge oder aͤhnliche Zufälle bloßges legt, fo findet man bier natürlich die Aefte der umgekommenen Thiere. „Ohne hiermit Alles erklären zu wollen‘, fährt Herr Les 74. XXXI. 14, 218 vaillant fort, ‚glaube ich doch, daß in foldhen Spalten oder natürlichen Fallen der Urfprung der meiften Knodyenhöhlen zu fus chen ift. Ich babe bei Almarar in Eftramadura eine, durch einen Einſturz geöffnete, Hoͤhle gefehen, welche eine große Menge Anor den von Ziegen und Schafen, von Fücfen und Hafen enthielt, deren Beifammenfeyn Faum einen andern Grund haben konnte, als den oben angegebenen. In der Sierra de Andia, in der Nähe von Pampeluna, ift eine von den Hirten fehr gefürchtete Epalte, welhe, nad Verſicherung diefer Hirten, von jeher eine Menge Thiere verfchlungen hat. Es ift eine bei den Jägern im füdlichen Spanien fehr wohl bekannte Thatfache, daß, wenn die Trockenheit große Spalten im Boden geöffnet hat, der größte Theil des jungen Wildes darin umkommt. Bei La Galle in Nordafrica habe ich in einer, durch einen Erdſturz kürzlich aröffneter, Höhle Knochen von Ziegen, Stadhelfhrw:inen und Schakals gefunden, und ale id) eines Zages in der Nähe von Gap Zilfila jagte, fiel ich in einen ver— laffenen Silo, der neben aleihen Knochen aud) eine große Menge Schildkroͤtenuͤberreſte enthielt. (Ausland.) Ein Vogelneſt in einem Briefkaſten iſt von einer Meiſe (Tom Tit), an dem Thorwege des Hrn. J. T. Leader au Pultney, gebaut worden und ganz neuerdings voller ungen. Be— fonders merkwürdig ift, daß der Vogel an diefem Orte fein Reit gebaut und feine Jungen groß gezogen hat. en ED Ueber die Anwendung des Mercur's in der syphilis. Bon B. C. Brodie. Nach meiner Erfahrung giebt es bis jeßt Fein Mittel, welches dieſelbe Kraft, das fppbilitifhe Gift zu vernichten, bat, wie Mercur. Wir müffen denfelben jedody mit Ueber: legung und in den geeigneten Fällen anwenden, font fönnen wir viel Unheil dadurch ftiften. Sch will mi nun bemuͤ— ben, kurz die Fälle anzugeben, wo das Quedfilber eine Ges genanz:ige findet Es giebt Perfonen von einer gemiffen zarten Gonftitution, die eine fogenannte Scropheldiathefe ha— ben und zu Schmwindfuchten und anderen ähnlichen Krank— beiten geneigt find. Bei diefen ift Mercur nicht eher anzus wenden, als big man fi von der Unentbehrlichkeit deffelben überzeugt bat. Demungeachtet glaube ich, daß ferophulöfe Perfonen, welde wirflih an syphilis leiden, um Zweckmaͤ— Bigften mit Mercur behandelt merden. Wenn diefes ein Uebel für fie ift, fo ift die syphilis ein noch größeres. Scropbulöfe Krankheiten entwideln ſich befonders, nachdem ber Drganiemus von einem Kranfbeitsgifte afficirt worden iſt. Scrophulöfe zur Phthiſis disponirte Perfonen befommen Lungentuberkeln nad) Scarlah, Mafern und Poden, und daffelbe ift der Fall, wenn fie von syphilis heimgefucht werden. Anſchwellung der Halsdruͤſen tritt oft ein, wenn der Organismus durch das fophilitifche Gift geftört ift, und diefes zeigt und, was wir in anderen Organen zu erwarten haben. Wenn 08 in Fällen der Art abfolut nöthig wird, Mercur zu reichen, fo muß diefes mit großer Vorficht ges fhehen, das Mittel muß in mäßigen Dofen gegeben, und der Kranke die ganze Zeit der Anwendung deffelben hindurd) forgfältig bewacht werden, Perfonen von anfcheinend Eräftie ger Gefundheit eignen fich nicht immer für den Gebraud) des Mercur’s, da viele SSndividuen der Art durch den Ges nuß fpirituöfer Getränfe und Überhaupt durch unregelmäßige Lebensweife fehr heruntergefommen find. Bei Dielen ver: ſchiebe man die Anwendung des Mercur’s, bis die Gonftitus tion Eräftiger geworden ift, um nicht mit Mercur und Sy- philis zugleih zu kaͤmpfen zu buben. Es giebt gewiffe Individuen, bei welchen aus unbes Eannten Urfahen das Queckſilber ſtets wie ein Gift wirkt, und wir fönnen nicht eher beftimmen, wer diefe Sndividuen find, als bis wir felbjt den Verſuch gemaht haben, Diefes ift an fi ein genügender Grund dafür, daß twir jede Per: fon, der wir Mercur geben , forufältig zu bewachen haben. Bei primären Geſchwuͤren mit ſtarker Entzündung in dev Umgegend ift es kaum jemals zuläffig, Mercur anzu: wenden, da es mwahrfceinlic den Ausgang der Entzündung in Ulceration bewirken wird. Die Entzündung ift mit Bluts entziehungen, Abführmitteln u, f. w. zu befämpfen, und es iſt beffer, das Gefhmür, fo gut es gebt, zufammenzufliden und das Uebel feinen Gang nehmen zu laffen, bis fecuns däre Symptome auftreten, als unter den angeführten Um— fanden Mercur zu reichen. Bei pbagedänifbem und jau= higem Schanker, deffen Beichaffenbeit von einer ſchlechten Eonftitution des Kranken abhängig ift, iſt es ſtets unrecht, zuerft Mercure zu geben, da derfelbe das Uebel fteigern und e3 fi raſcher ausdehnen laffen wird. Allein e8 giebt Fälle, two die phagedaena von der intenfen Wirkung des venerifchen Giftes abhängt, und dann ift Mercur zu reihen. In Faͤl— len von fecundären Symptomen findet man zuweilen, daß Mercur, ſtatt heilkräftig zu wirken, das Allgemeinbefinden ftört und zu gleicher Zeit die Symptome verfchlimmert, und je mehr Mercur wir geben, defto fchlimmer wird es. Die— fes rührt daher, daß der Kranke eine ſchlechte Konftitution hat, deren Urfachen wedır von uns noch vom Kranken ab» 219 hangen, oder die durch die fruͤhere unzweckmaͤßige Anwen⸗ dung des Queckſilbers hervorgebracht worden iſt. Unter die— fen Umſtaͤnden muͤſſen wir für jest wenigſtens das Queck— filber bei Seite legen. Der Kranke fcheint anfangs brffer zu werden, fobald daffelbe ausgefest wird, er wird aber bald twieder deffelben bedürfen. — Die Weile, in welcher dad Quedjilber angewendet wer: den Eann, ift verfchieden, entweder innerlich in Pillen= oder Auferlih in Salbenform, oder als Raͤucherung. Die Pillenform ift fehr geeignet, wenn man, wie, z. B., bei iritis, den Organismus raſch afficiren will. In leichtes ten Faͤllen von Syphilis kann das Uebel fehr gut durch die innere Anwendung des Mercurs geheilt werden. Gewiffe Patienten befinden ſich unter folhen Umftänden, daß fie den— felben in Eeiner anderen Form nehmen koͤnnen, weil fie ents weder bei ihrer Familie leben, oder aus anderen Urſachen. Urberdieß giebt es eine Menge von Fällen, wo es entweder geeignet oder nothwendig iſt, den Mercur innerlih zu reis hen. Wenn man mid jedoch fraͤgt, welches die befte Anz wendungsweife des Mercurs da fey, wo die Symptome der syphilis eben nicht den mildeften Character haben: fo muß ic fagen, daß die der Einreibung bei Weitem vorzuziehen fey. Sie ift ſchmutzig, mühfam und flörend und geftattet keine Verheimlichung des Uebels, aber fie verurfacht weniger Bauhgrimmen und Purgiren, fie heilt dag Uebel um Vieles gründliher und beeinträchtigt den Organismus nicht halb mal foviel, als wenn der Mercur innerlih genommen wird: ja ich behaupte, daß, die leichteren Formen des Uebels aus: genommen, wir auf feine andere Weife der Quedfilberbehands lung in Betreff der Heilung ung ficher verlaffen koͤnnen. Man mag das Uebel durch die innere Anwendung des Mercurs zucücdrängen, allein e8 wird immer wiederfehren, und dann Eönnen wir es am Ende durch die Einreibung einer tüchtie gen Portion grauer Salbe noch heilen. Wenn der Kranfe nicht gehörig unterwiefen wird, fo mird er das Cinreiben vielleiht nur wenige Minuten fortfeßen, e8 muß aber vor einem Feuer zuerft wenigftens 3 Stunden fortgefeßt werden, fpäter bedarf es einer Fürzeren Zeit. Wenn die Symptome nicht fehr milde find, muß der Kranke, wo möglich, fih auf das Haus befchränfen und nur 1 bis 2 Stunden an einem fhönen Zage im Freien ſich bervegen. Sn allen Fällen, in denen wir Mercur anwenden, müffen wir daran denken, daß wir zwei Zwede vor Augen haben, einmal die gegenwärtigen Symptome zu heben, und zweitens, ein Necis div des Uebels zu verhüten. Sobald Mercur wegen primärer Symptome genommen wird, darf der Kranke denfelben nicht eher auslaffen, als bis die harte Narbe verfhwunden ift, noch aud) einige Zeit darauf. Auch bei fecundäaren Symptomen ift er noch lange nach dem Verſchwinden derſelben fortzubrauchen. Mereurialfriction kann ferner mit großem Nußen bei syphilis congenita angewendet werden, two bie Kinder Elein und mager find, ftatt zuzunehmen, immer magerer wer— den, und nah 3 Wochen fie von einer rothen Schuppen= eruption bededt find, Aphthen im Munde und rhagades an den Lippen und am After haben. Sch habe in folchen Faͤllen den Mercur verfchiedentlidy angewendet, ich habe das 674. XXXI. 14. 220 graue Pulver dem Kinde innerlich, eder ein Mercurialpraͤpa—⸗ rat der Amme gegeben. Aber der dem Kinde gegebene Merz cur maht Bauchgrimmen und purgirt ftark, der der Amme gereichte gewährt Eeine Sicherheit, und jedenfalls ift das Legtere ein fehr graufamıs und kaum zu rechtfertigendes Berfahren. Ich bebandle jest feir mehrern Jahren dieſe Tille auf folgende Weife: Sch nehme eine Nolibinde, beftreis he das eine Ende deffelben mit Zj und mehr Mercurialfalbe und wicle fie dann um das Knie des Kindes, indem ich die Application täglich wiederhole. Das Kind ftößt um fi, und da das Dberhäutchen dünn ift, fo Eommt der Mercur leicht in den Organismus. Diefes Verfahren verurfacht weder Bauhgrimmen noch Purgiren, bewirkt im Allgemeinen Erin Wundwerden des Zahnfleifches und heilt dag Uebel. Eos bald in Folge der heftigen Wirkung des venerifchen Giftes Mercur innerlich nur fich fhadlich zeigt, Eann die Einreibung mit Erfolg angewendet werden. Eine andere Art der Anwendung des Qucdfilbers ift die durch Raͤucherung, welche entweder ortlich oder ‚allgemein applicirt werden fann. Im lesteren Falle wird der Kranke in einem Apparate, ähnlich dem zu Schwefelräucerungen bes nußten, gefest und auf das heiße Eifen ſchwarzes Queckſilber— oryd geworfen. Wenn man den Organismus fo raſch, als möge lich, zu afficiren wünfcht, fo Eann diefes dadurch bewirkt wer— den, daß der Kranfe feinen Kopf 3 bis 4 Minuten in’ Bad hineinhält und den Qucedfilberdampf einathmit. Es ift nur ſchwer, auf diefe Weife die Wirkung des Mercurs zu reguliren. Es giebt aber, wie ich bereitd bemerkt habe, auch Fälle, wo Mercur gar nicht paßt, und wo Gründe vorhanden find denfelben gar nicht oder doc; auf einige Zeit nicht anzu— wenden. Bei folhen Individuen wird das Uebel durch blos fe Aufmerkfamkeit auf das Allgemeinbefinden gehoben wers den. — Mad einer langen Mercurialcur ift es ſtets gut, den Kranken noch Sarsaparilla gebrauchen zu laffen, in der Abficht, die ſchwaͤchende Wirkung, welche der Mercure auf den Körper ausübt, zu befeitigen; im Allgemeinen ift es aber von großer Wichtigkeit, nach jeder Heilung der syphi- lis für den guten Zuftand des Allgemeinbefindeng zu forgen, weil bei einer gebrochenen Gonftitution das Uebel leicht wies derkehrt. Sn Fällen, wo die Symptome durh Mercur ver: fhlimmert werden, werden fie oft durch Sarsaparilla bes feitigt, und in anderen Fällen durch Jodkali. Das legtere Mittel ift fehr gut, wo wir Gründe haben, Fein Quedfil- ber zu geben, aber fo ficher, mie diefes, ift es nicht, denn es bewirkt nie eine andauernde Heilung. Sch habe von der Nothwendigkeit gefprochen, Mers eur nicht nur fo lange zu geben, bis die Symptome befeiz tige find, fondern noch eine beträchtliche Zeit länger. Wird aber eine lange fortgefegte Anwendung des Quedfilbers nicht eher die Gonftitution beeinträchtigen, als eine kurze Zeit dau— ernde? Ganz gewiß, und gerade defhalb muͤſſen wir eine langdauernde Anwendung vorziehen. Sch will meine Be: hauptung erläutern. Wenn das Mittel kurze Zeit angewen: det wird, fo wird das Uebel ficher wiederfommen, wir haben es dann zu wiederholen, und das Uebel Eommt immer wieder, 221 So haben wir eine wiederholte Anwendung, und der Dryas nismus wird nit nur durch das Quedfilber felbft geſchwaͤcht, ſondern das fpphilitifche Leiden nimmt, fo oft es wiederkehrt, jedesmal einen furchtbarern Character, als früher, an. Wenn wir dagegen von Anfang an dag Mittel eine lange Zeit bindurdy anwenden, fo wird es unnoͤthig werden, daffelbe fo oft von Neuem anzuwenden, Ein Kranker, welcher wegen eines Schankers 4 bis 5 Wochen lang Mercur gebraucht, wird ihn wahrſcheinlich nie wieder nöthig haben; wenn er ihn dagegen nur 14 Tage anmendet, fo befommt er fes cundäre Symptome, und dann werden mwenigftens 6, viele leicht 10 Wochen für die Anwendung dis Mittels erforders lid feyn, fo daß die anfangs kurze Dauer der Anwendung am Ende eine lange wird. (London med. Gaz. Febr. 1844.) Ueber die Sterblichkeit auf den Galeeren und in den Öefängniffen und Befferungshäufern vom Jahre 1822 bis inclusive 1837. Von Dr. Raoul Chaffinat. Folgendes iſt ein kurzer, aber vollftändiger, Auszug aus eis nem ſehr intereffanten Werke, welches der genannte Berfalfer auf Befehl dıs Minifters des Innern nach officiellen Documenten bears beitet bat, Die Mittelzabl der Sterblichkeit auf ein Jahr Gefangenfchaft war 0,0407 fur Gaterrenfträflinge, 0,0555 für männliche Gefans gene und 0,0395 für weibliche. Berudjichtiat man das mittlere Lebensalter, fo zeigte ſich die Sterblichkeit im Verbältriffe von 131 zu 179 und zu 120 für die drei Glaffen von Verurtheilten. In der freien Bevölkerung deſſeiben Alters haben die Indivi— duen derfelben Karıgorie folgendes Sterblichkeitsverhältniß geliefert : 1,06 und 1510 auf 100. Es acht hieraus hervor, daß die jährlis hen Sterbefälle, im freien Zuftande gleich 1, für die Galeerenfträf: linge gleich 3,84, und für männliche Gefangene 5,09, für weibliche 3,59 find, Im Allaemeinen nimmt die Sterblichkeit mit dem Alter auf merkliche Weife, aber nicht ganz resulmäßig, ſowohl in den Gas leeren, als in den Grfänanilfen, zu. Bei, den Galeerenfträflingen fommen die meiſten Sterbefälle im Alter von 30 bis 40 Jahren ver. In den Gefaͤngniſſen bingeaen ift fie am Größten zur Zeit der Pubertät bei beiden Geſchlechtern. Bejahrte Leute bleiben wer niger aefund bei den Galeeren, als in den Gefängniffen, wiewohl dieß bei allen andern Altern ſich anders verbält. Bii allen andern Lebensaltern ohne Ausnahme ift die Sterb— lichkeit in dem erften Sabre der Gefangenfchaft bei den Galeeren weit größer, als zu allen anderen Zeiten der Sefangenſchaft. Nicht fo in den Gefängniffen. Hier fällt nämlich, ausgenommen find alte Leute beiderlei Geſchlechts, welche in arößerer Anzahl im erz ften Sabre erliegen, das maximum der Sterbifälle auf eine grös Gere oder geringere Zeit nad) dem Eintritte in’s Gefaͤngnißz im Allgemeinen nach dem zweiten und dritten Sabre der Gefangenichaft bei Männern, und nach dem dritten und fiebenten bei Weibern. Die Härte der Strafen fibeint, nach einer größern Anzahl zu fchließen, keinen Einfluß auf Galeerenfträflinge mittleren Alters zu haben; ein Gleiches fcheint in den Gefängniffen bei beiden Geſchlech— tern ftatt zu baben. Die Ausfiht auf eine lange und felbft immer fortdauernde Strafe fchien auf das Gefühl des männlichen Gefchlechtes keinen merktichen Einfluß zu baben, welcher auf die phyſiſche Seite des Gefangenen und demgemäß auch auf ihre Lebensdauer und auf die Sterbefälle in dem erften Sabre der Gefangenſchaft hätte wir: Een koͤnnen; und in diefer Beziehung fand unter den Galeerenfträf: lingen und den Gefangenen kein Unterfchied ſtattz wohl aber ſchien ein Unterfchied bei den Frauen zu feyn, da die auf zehn Jahre 674. XXXL 14 222 und auf die Lebensdauer Verurtheilten während bes erften Jahres Bu. Gefängnißftrafe häufiger erlagen als die anderen Verur— theilten, \ Die Sterblichkeit ift bei den verfchicdenen Galseren nicht dies felbe: in Beziehung auf das mittlere Rebensalter und auf die mitt» lere Dauer der Gefangenſchaft verbätr fie ſich, nah dem Berichte, wie 100 zu 136 und zu 167 für Brift, Toulon und Rochefort. Daſſelbe Verhältniß zeigt ſich in den Gefänarijfen und Arbeitse bäufern in einem noch merklichern Grade. Nach den Berichten fommen auf die Männer die Zahlen 109 und 112 für Poiffy und Melun und die Zahlen 246 und 284 für Gaillon und Enffes; auf die Frauen kommen die Zahlen 84 und 90 für Loos und Fontes vrault und 158 und 193 für Rennes und Rimoges. Die Sterblichkeit ift demnach für jedes Jahr der Gefangen: fchaft, in jeder Gefangnenanftalt, auf den Galeeren fowohl, wie in den Gefängnißbäufern, im Allgemeinen faft aanz gleichz ausgenom— men biervon ift jedody das Gefänaniß zu Limoges, in weichem, ſon— derbarer Weife, die größte Sterblichkeit in dem erften Jahre der Gefangenſchaft vorfommt. 1 Aus den Unterfukungen über die Sterblichkeit der Gefange: nen in zwei verfchiedenen Zeiträumen, während eins Zeitraumes von 10 Sahren, von 1822 bis 1831 einestheils und währen» eines Zeitraumes von ſechs Jahren anderntbeile, nämlidy von 1831 bis 1337, gebt beivor, daß unter den Galerrenfträfingen die Sterb— lichkeit in dem zweiten Zeitraume abgenommen habe, und zwar im Berhältniffe wie 137 zu 150. In den Gefängniffen kommt eine bedeutende Verringerung der Stertefälle in dem zweiten Zeitraum bei den grauen vor, und zwar im Verhältniffe wie 106 zu 133. Dabingegen finder ſich für die Gefangenen männlichen Geſchlechts wine Vermehrung der Todesfälle in dem Iegten Zeitraume, und zwar im Verbältniffe von 198 u 180. ; Sicht man auf jedes Gefängnig im Einzelnen, fo bemerkt man, daß für beide Gefhlehter bald eine Vermehrung, bald eine Ver: minderung der Sterblichkeit in dem zweiten Zeitraums, im Verhälts niffe zum erften Zeitraume, ſich Eund giebt, Der raſche Eintritt des Todes ift in einem Zeitraume weber bei den Galeeren, nod in den Gefängniffen für beide Gefchlechter rößer. A . Sterbtichkeit bei den zum zweiten Male zur Galeere Vers urtbeilten ift nicht fo groß, wie bei den zum erſten Male Verurz theilten, wenn man das mittlere Lebensalter und die mittlere Dauer der Gefangenfchaft berücjichtigt, und dieß ftcht im Verhältniffe wie 77 zu 33. Gin gleiches Nefultat, jedoch weniger deutlich auss aefprochen, geben die wiederbolt zur Gefängnißftrafe verurtbeilten Individuen beiderlei Geſchlechts; Die Sterblichkeit der wiederholt verurtbeilten Männer verhält fih zu den zum erften Male verurs tbeitten wie 176 zu 206; diefer Unterſchied ſtellt ſich bei den Frauen deutlicher heraus, und zwar im Verhältnijfe wie 87 zu 115. Diefelbe Verfchiedenbeit berrfcht in dem rafchen Eintritte des Todes bei den Galeerenfträflingen; Bei den zum eriten Male Verurtheilten Fömmt die größte Sterblichkeit in dem erften Jahre der Gefangenfchaft und bei den wiederholt Verurtbeilten erſt in dem vierzehnten Sabre vor. Auch in ven Gefangenhaͤuſern ſcheint der Tod bei den zum erſten Male Verurtheilten maͤnnlichen Geſchlechts etwas früher einzutreten, als bei den wiederholt Verurtheilten. Bei den Frauen zeigen beide Glaffen von Berurcheilten feine Ber: ſchiedenheit. Eine längere Zeit der Gefangenſchaft ſcheint auf das mittlere jährige Verhaͤltniß von Sterbefällen für beide Reihen von Verure theilten männlichen Gefchlechts bei den Galeeren ſowohl, wie in den Gefangenbäufern von Eeinem Einfluffe. Dieſer Einfluß ſtellt ſich indeß bei, zum erſten Male verurtheilten, Frauen in einem viel hoͤhern Grade heraus, als bei den ſchon mehrmals verur— theilten. In Beziehung auf den Einfluß, den bie Ausſicht auf eine langdauernde Etrafe auf die Sterblichkeit im erftern Jahre aus—⸗ übt, fo iſt dieſer bei dem wiederholt und nicht wiederholt zu Ars beiten Verurtheilten faft Null; er ſtellt fich aber merklich heraus bei ſolchen, welche auf Lebenszeit für ein erſtes Verbrechen verurs 223 theilt find. In den Gefängniffen ift ein ſolcher Einfluß für beibe Reihen von VerurtHeilten männlihen Geſchlechts gar nicht bemerke bar; die Beobachtungen beziehen ſich indeg nur auf Verurtheilte zu hoͤchſtens 5 Sahren. Diefer ift indeß für bereits mehrmals vers urtheilte rauen fehr bemerkbar, nicht aber bei zum erften Male verurtheilten. x Die Sterblichkeit der zum erften Male zur Galeere Verur— theilten ift in Bezug auf die Natur des Verbrechens für jede Reis be von Verurtheilten merklich verſchieden. Die Mörder fterben in geringerer Anzahl, als Diebe, und diefe in größerer Anzahl, als die wegen Nothzucht Verurtheilten, und zwar im Verhältniffe wie 116 zu 136 und zu 160. In den Gefängniffen findet bei den Frauen daffelbe Verhältnig ſtatt; bei Männern hingegen ift hier das Vers hältnig ein anderes: bei Perfonen, die wegen eines Attentats gegen eine Perfon verurtheilt find, findet die geringfte Sterblichkeit ftattz bei Dieben find die Sterbefälle häufiger, als bei Verurtheilten we— gen Nothzucht. Bei den Galeeren zeigt fih aud die größte Sterblichkeit im erften Sahre der Gefangenfhaft unter Dieben und hauptfächlid unter Mördern; unter den wegen Nothzucht PVerurtbeilten zeigt fi dieß erit im zweiten Jahre. In den Gefangnenhäufern hat die Natur des Verbrechens auf den ſchnellen Eintritt des Todes für Gefangene männlihen Geſchlechts feinen Einfluß. Beiden Frauen hingegen ftellt ficy folgende merkwürdige Thatſache heraus, names lih: daß die Mehrzahl der Sterbefälle. im erften Jahre der Ges fangenfhaft auf VerurtHeile wegen Attentate auf Perfonen kommt; mwährend man dieß bei beiden Claſſen von Verurtheilten nur in dem bei den allgemeinen Refultaten angeführten Zeitraume findet, Bei den Galeeren hat die Länge der Strafe auf die Mittels ahl der Jahre der Verurtheilten faft feinen Einfluß für die drei laffen von Verurtheilten. In den Gefängniffen ift diefer Einfluß nur bei wegen Nothzucht verurtheilten Männern fihtbar; während er merElicher ift.bei wegen Diebftahl verurtheilten Frauen, als bei folhen aus den beiden andern Glaffen. Sn Beziehung auf die Ausficht einer langen Strafendauer, fo ſcheint eine folche Eeinen Einfluß auf die Sterblichkeit in den erften Sahren bei den auf eine beftimmte Zeit zur Galeere VBerurtheilten auszuüben; diefer Einfluß ftelt fi hingegen ſehr deutlich heraus bei den auf Lebenszeit verurtbeilten Galeerenfträflingen, wegen Ge— mwaltthätigkeit oder Mord. In den Gefangnenhäufern ftellt ſich dies fer Einfluß im männlichen Geſchlechte nur bei folchen heraus, wel— che wegen Nothzucht verurtheilt find; im weiblichen Gefchlechte bei Diebinnen. Candleute, Bergleute und dann wieder Solvaten, Seeleute, und auch Vagabunden und Bettler fterben in viel Eürgerer Zeit, bei übrigens gleichen Umftänden, auf den Galeeren, ale Berur: theilte andern Standes, welche, nachdem fie ein thätiges Geſchaͤft geführt, darauf Galcerenfträflinge werden; hierauf folgen die freien Handwerker und zuletzt folche mit einer ſitzenden Lebensweiſe, mei— ftens Städter; ihre Sterblichkeit betrug 121, während die der ans deren Glaffen 130, 132, 147 und 151 war. In den Gefängniffen wird diefelbe Verfchiedenheit beobachtet, mit dem Unterfchiede, daß die freien Handwerker den legten Pla einnehmen, und daß bei Frauen der fünften Klaffe die Sterbezahl geringer ift, als bei Handarbeiterinnen. Bezüglich des raſchen Eintritts de6 Todes bemerkt man, daß unter den Galeerenfträflingen, welche freie Handwerfer find, nur allein niht die Mehrzahl von Sterbffällen in dem erften Jahre der 67% XXXL 14. 224 Gefangenfhaft vorfommen. Andererfiit3 bemerkt man aber tier derum, daß die Sterblichkeit im crften Zabre im Verhättniffe zu den fpätern Jahren viel beträctlicher ijt bei Randleuten, als in den Gefängnijfen bei Profeflioniften mit figender Lebensweiſe; et— was Analoges bemerkt man bei'm weihlichen Geſchlechte. Bei den freien Handwerkern erreicht die Sterblichkeit ihre größte Höhe erſt im vierten Jahre der Gefangenschaft, während dieß bei Randleuten fhon-im erften oder zweiten Jahre der Fall ift, Bei Frauen ber ſteht die einzige Verfchiedenheit der allgemeinen Refultate bei Vers urtheilten ohne Profefjion, deren größte Sterblichkeit in das erfte Sahr der Gefanaenfhaft fällt. Der Einfluß der Dauer der Strafe auf das mittlere Sahress verhältniß der Todesfälle ift für alle Profeffionen in den Galeeren Null. In den Gefängniffen findet ein ſolcher Einfluß auf's männe lihe Geflecht, und zwar bei Kandleuten und freien Handwerkern, ftatt; bei den anderen Claſſen ſtellt fih ein folder Einfluß nickt heraus; bei den Frauen wird ein folder nur bri denen mit figender Beſchaͤftigung bemerkt. Die Auefiht auf eine lange Dauer der Strafe auf die Sterb— lichfeit in dem erften Sahre der Gefangenfcaft ift bei Golden, melde auf eine beftimmte Zeit zur Galvere verurtbeilt find, von Eeinem Einfluffe; hingegen ſtellt ſich ein folcher bei Denen, welche auf Eebensdauer verurtbeilt find, bei allen Profeffionen, zumal bei Landleuten, merklich beraus. In Gefängnilfen bemerkt man dieß bei Männern in feiner Profeſſion; und bei Frauen fcheint die nur bei Bäuerinnen der Fall zu feyn. 2 Nationalität bat bei der Galeere auf die Sterblichkeit Feinen Einfluß; indeß fcheinen Ausländer ſich hierbei wohler zu befinden, als Frangofen; die Sterblichkeit ift bei beiden Glaffen im Verhält- niffe wie 120 zu 129. Hingegen tritt der Fod in den Gefänanifs fen bei Fremden früber ein, als bei $rangofen, und zwar im Ver— hältniffe wie 11 zu 8. Der Einfluß der Nationalität in den Gene tralbäufern Eonnte nicht ermittelt werden. Der Givilftand der Verurtheilten fheint auf ihre Sterblichkeit in den Gentralhäufern einen gewiffen. Einfluß zu baben; es fterben namlich verheirathete Männer in geringerer Anzahl, als Wittwer und Unverhbeirathete. Bei Ilestern ift die größte Sterblichkeit. Eben dieß gilt von Frauen. Der Einfluß des Givilftandes auf die Sterblichkeit der Galeerenjträflinge Eonnte wegen Mangel der Do: cumente nicht ermittelt werden. (Gaz. des Höpit., 23. Mai 1844.) SA T2sCcHe eltern: Die Blätter der Tollkirfhe bei’m Bluthuften. — Dr. Schwöder wandte in mebren Fällen heftiacr Rungenblutung die Blätter der Tollkirfche auf die Weife an, daß er fie, Elein zer— f&hnitten, auf Kohlen ftreuen und den Dampf einatbmen lief. Die Blutung ftand nah wenigen Minuten, die Kranken wurden von den Dämpfen nicht beläftiat und nur felten zum Huſten gereizt. Defterr. med. Wochenſchrift 1844, Nr. 16.) Tincetura ecantharidum bei Scorbut. — Herr Ir— ven wendete die Gantharidentinctur bei Scorbut Anfangs zu 10 bis 20 Tropfen, bis 80 Tropfen, in vierundsmwanzig Stunden an. Das Allgemeinbefinden ver Kranken befjerte fih, der Harn wurde trübe und Elar, und die chemifchen Reagentien ergaben in demfelben Eiweiß, welches, wie man angiebt, im Harne der Scorbutifchen nit vorfommen foll, (Lancette frang., Janv. 1344.) Bibliographische Traite des manipulations chimiques; description raisonnee de toutes les operations chimiques et des appareils dont elles né— cessitent l’emploi. Par Adolphe Bobierre. Paris 1844. 8. Mit 3 Kupf. De la Phrenologie d’apres les deux ouvrages recemment publies par Mr. Flourens, de l’Institut, et Mr. Lelut, Medecin en chef de la Salpetriere. Par M. A. Molliere. Lyon 1844. 8. 7 eu Tg. Recueil des memoires de medecine, de chirurgie et de phar- macie militaire et. Par MM. Jacob, O. Broussais et Mar- chal etc. Tome LV. Paris 1844. 8. De la circoncision et du bapteme au point de vue de la sante publique. Par Barjavel, D. M. (Vaucluse) 1844. 8. Carpentras — ——— — i— auß Menue Wotizen dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, nefanımelt und mirgetheilt von dem Ober Mebicinalratbe Eroriep zu Weimar, und dem Medisinalrarhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N 675. (Nr. 15, des XXXI. Bandes.) Auguft 1844, Gedrucdt im Landes » Snduftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandee, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 FL. 30 7, bes einzelnen Etücdes 3 7Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr 1 Mer NO BÄRRE TR Ueber die Glaffification der Fifche. Bon L. Agaffiz. Keineswegs die Meinung derjenigen theilend, welche unfere Glafjificationen lediglich als ein kuͤnſtliches Geruͤſte betrachten, welches unferm Gedächtniffe zu Hülfe kommen und fo unfere Forfchungen erleichtern folle, bin ich vielmehr der feſten Ueberzeugung, daß die Fortfchritte der Naturwiſ— ſenſchaften früher oder fpäter zur Auiftellung eines Syſtems führen werden, welches der wahre und vollftändige Ausdruck der verfchiedenen Beziehungen ift, in welden die ganze Neis benfolge der erfchaffenen Weſen zueinander fteht. Solch' ein Syſtem kann jedody nicht eher geſchaffen werden, als bis wir mit dem unzähligen Gegenftinden, welche fib auf diefem weiten Felde der Forfchung befinden, genauer befannt find. Die bisher zu diefem Ende gemachten Anftrengungen erſcheinen mir nur als die eiſte Grundmauer des Gebäudes, ein Ausfunftsmittel, um uns unter den mannigfaltigen For— men, weldbe nad ihren Verwardtfchaften geordnet werden follen, nicht ganz; zu verirren. Selbſt die Hauptgrundfüße, welche uns bei diefer Aufgabe leiten müffen, find nody nicht genügend fetgeftellt. Wir fönnen die Bemühungen der Na: turforfcher, behufs der Zufammenftellung der Naturkoͤrper, in der angemeffenften Weife mit den Arbeiten der Inge— nieurs vergleichen, welche das Bild eines Landes auf einer Charte darzuftellen vorhaben, Sir wählen zuvörderft einige bervortretende Puncte, von melden aus fie das Ganze be— herrſchen können. Dann befchäftigen fie fih mit Aufneh— men der zwifchen diefen erften Puncten der Zriangulirung liegenden Striche, welche fie in Unterabtheilungen bringen. Jede diefer letztern ſtudiren fie dann in allen ihren Einzeln: heiten, indem» fie diefelbe nach allen Nichtungen durchreifen und den fpeciellen Character jeder Kocalität bemerken. Nur auf diefe Weife kann eine gute Charte zu Stande gebracht werben. Allein den Einen intereffirt es ferner, die Höhen der auf der Charte dargeftellten Berge genau zu Eennen; eis nen Andern, zu erfahren, welche Theile der Oberfläche bes mwaldet, und welche cultivirt find, oder wüfte liegen, waͤh— tend ein Dritter über die climatologifhen Erſcheinungen Auskunft zu haben wünfcht, aber nichts findet, was ihm No. 1775 — 675. kunde. dieſelben bezeichnete. In dieſen Beziehungen alſo wuͤrde eine auf die erwaͤhnte Art entſtandene Charte den Anforde— rungen der Wiſſenſchaft nicht entſprechen. Es würden ſich demgemaͤß neue Unterſuchungen noͤthig machen; die Reſul— tate der geologiſchen und meteorologiſchen Forſchungen wuͤr— den mit geodätifchen Einzelnheiten zufammengeftellt werden müffen; e8 müßten Zeichnungen von den zufälligen Modi— ficationen der Formationen ausgeführt werden, und die Höbe der bervortretenden Puncte müßte ſich auf der Charte felbft fo genau, als möglich, darftelfen. Die Zeit dürfte fommen, wo die Anforderungen der Wiffenfchaft fo weit geben, daß wirkliche Neliefs von den meiften Rändern nöthig werden, fo daß eine plaftifche Nachbildung derfelben im Kleinen als eine unerläßliche Zugabe der topographiſchen Arbeiten betrach— tet werden wird. Ließe fi) nicht von den naturhiftorifchen Syſtemen uns gefähr daffelbe fagen? Es gab eine Zeit, wo eine vage Glaffification der wenigen unvollftändig befannten Naturkörs per, welche das Studium des Maturforfchers bildeten, dem— felben genügte. Cie waren nah den am Meiften in die Augen fallenden Kennzeichen gruppirt, und zuweilen fah man e8 auf nichts weiter ab, als fie nach ihrer Große, Les bensweife, oder nad) ihren Wohnorten aneinanderzureihen. So unvollftändig diefe Methoden waren, fo befriedigten fie doh das Bedürfniß der damaligen Fotſcher, und troß ihrer Unvollfommenbeit trugen fie zur Förderung der MWiffenfchaft das Ihrige bei. Diefer oder jener Schriftftellee bemerkte, was in der Methode fehlte, und fuchte nachzuhelfen; andere fammelten neue Materialien, um die Arbeiten ihrer Nach— folger zu erleichtern, und allmälig entftanden neue Syſteme, welche ſich auf richtige Charactere gründeten. Nun war ein ſchnelles Fortſchreiten angebahnt; durch Monograpbieen wur» de das Feld der WVergleihung erweitert, indem neue Grunde lagen für das Studium der Einzelnheiten feftgeftellt wur— den. Neue Anfichten führten zur Entdeckung neuer Ges fibtspuncte, aus denen man Gegenftände betrachtete, die man für erfchöpft bielt. So befhränften ſich die Natur: forfher lange Zeit, ohne auf die erften Verſuche der Claffi- fication des Thierreiches zuruͤckzukhommen, darauf, die un: terfcheidenden Charactere der Species zu erkennen, und les 15 227 tere in eine Meine Anzahl von genera zufammenzuftellen, die ſich haufig auf eine fehr unvolltommene Bekanntfhaft mit ihrer Organifation gründeten. Diefe Tendenz characte: rijirt zumal die Werke, welche der Schule Linné's anges hören, und durch welche die Wiſſenſchaft gewaltige Forts ſchritte machte, indem die Methode vereinfacht und auf den Fürzeftgefaßten Ausdruck der bekannten Thatſachen b: fhränft wurde. Bald gewahrte man jedoh, daß diefes Syſtem le: diglih als ein Gerüfte gelten Eonnte, vermöge deffen man alle Claffen mit einem Blide überfhauen Eonnte, deffen ein: zeine Fächer jedoch nur fehr dürftig ausgeführt waren. Tag— täglich bereicherte ſich die Wiffenfhaft mit wichtigen That⸗ ſachen, welde die von Kinne feinen unvergleichlihen Dia: gnofen angewiefenen Grängen bedeutend überfchritten. In's— befondere lieferte die vergleichende Anatomie, welche die in— nere Drganifation der Thiere bis in ihre Eleinften Details unterfuchte, fchärfere Kennzeichen zur Feſtſtellung der Scei- delinie zwiſchen den Glaffen, Ordnungen und Familien. Statt einfahe Diagnofen zu entwerfen, b.mühte man fid) nun, den Gefammtharacter Aller natürlihen Gru.pen, die fih in einer genauen Weiſe begraͤnzen ließen, deutlich zu befchreiben und abzubilden; die Charactere nach deren rela— tivem Werthe in Betreff der Lebensfunctionen zu ordnen, die Species genau miteinander zu vergleichen und alle auf deren Lebensweife, Fortpflanzung und geograpbifhe Verthei— lung bezüglihe Thatſachen anzumerken. Dem gewaltigen Einflufe, welden die Arbeiten des großen Suvier auf die Entwidelung der Naturmwiffenfhaften ausgelibt haben, iſt diefe neue Richtung des Studiums der Zoologie ganz beionders zusufchreiben, und man kann behaupten, daß Die meiften wichtigen monographifhen Arbeiten, durch welche die Wiffenihaft während des letzten Vierteljahrhunderts fo außerordentlich bereichert worden ift, in dieſem Geifte aus: geführt worden find. Es giebt nur noch wenige Glaffen, welche nicht zum Gegenftande von Monographieen gemacht teorden wären. Die Thatſachen, die fih auf die Structur beziehen, werden gegenwärtig in Betreff aller Species ge meiniglich mit folder Genauigkeit befchrieben, daß wir ung einen deutlichen Begriff von den letztern machen Eönnen, wenns gleich wir fie in der Natur nie gefehen haben. Cine folde in's Einzelnfte eingehende Kenntniß der Species und folde vielfältige Unterfuhungen in Betreff der Drganifation der Haupttpoen aller Glaffen dee Thierreiches mußten natürlich) große Veränderungen in der Glaifification zur Folge haben. So taubten aub Spfteme über Spfteme vor unfırn Aus gen auf. Alfein fo viele deren auch entftanden, fo wichen fie doch nicht bedeutend voneinander ab, und in allen erfen= nen wir den Einfluß, den Cuvier's Werke auf diefelben geübt Haben, ſehr deutlich. Die Unterfchtede derfelben be— ruhen großentbeil® auf der WVerfchiedenheit in der relativen Stellung, welche den großen Abtheilungen angewiefen wird, und welche ſich auf die verfchiedenen Principien gründet, von denen die Forfcher ſich leiten ließen, ſowie auf die Aus— dehnung, welche fie diefen Abtheilungen gegeben haben; denn für befondere Syſteme Eönnen wir nicht alle die Syftem: Skizzen gelten faffen, in denen fich mehrentheil® wenig Ori— ginelles findet, und die nur in Anſehung der Ordnung, in 675. XXXI. 15. 228 welcher bie verfchiedenen Gruppen aufeinander folgen, ſowie in Anſehung der den leßtern beigelegten Namen, voneinan» der abweichen. Die wichtigften Veränderungen, welche feit Linne’s Zeit in dem allgemeinen Syſteme der Zoologie vorgenommen worden find, beftehen in der Zerlegung, welche Euvier in Betreff der formlofen Glaffe der Würmer des großen Schwedifhen Naturforfchers bewirkt hat, und es laͤßt fih, ohne den Werth der Arbeiten der neuern Zoologen im Geringften berabzufegen, behaupten, daß fie nur weitere Entwidelungen der von dem großen franzöfifhen Naturfors ſcher feftgeftellten Grundzüge und Abtheilungen geliefert has ben. Die Mopdificationen, denen man diefe Glaffification im Einzelnen unterworfen bat, fcheinen mir deßhalb nicht mes niger wichtig, allein fie gehören fo vielen verfchiedenen Wers faffern an, daß es mir hier an Raum fehlt, über diefelben zu berichten. Sch beſchtaͤnke mich darauf, zu erwähnen, daß fie ſich im Weſentlichen auf Begränzung der Familien und genera, fowie auf eine vollftändigere und ſchaͤrfere Seftftelung ihrer Charactere, beziehen, Allein während in der eigentlichen Zoologie dergleichen Fortſchritte ftattfanden, entftand eine neue Wijlenfhaft uns ter den Händen deffelben Mannes, welcher zu der Entwik— kelung der Zoologie bereits fo entichieden beigetragen hatte. Das Studium der Foffilien erlangte durch die gründlichen Torfhungen Cuvier's eine Wichtigkeit, die man vorher nicht geabnet hatte, als er naͤmlich nachwies, daß die in den Erdſchichten eingelagerten Ueberrefte organifher Weſen durchgehende von den lebenden Species abmeichen und fogar in Betreff der generifhen Typen Verſchiedenheiten darbieten. Nachdem diefe Tharfahe in Betreff der Säugethiere und Reptilien vollkommen feftgeftellt war, forfhte man in Bes zug auf alle übrige Claſſen und alle Foffilien führende Fors mationen, welche die fefte Rinde unferer Erde bilden, weis ter. Man unterfuchte, wie fich diefe Urwefen zu denen vers halten, welche gegenwärtig die Erdoberfläche bewohnen, und ſuchte deren Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten genau zu ermitteln. Dieſe Forfhungen veranlaften einen neuen Fort: f&ritt in der Zoologie und in der vergleichenden Anatomie der feften Theile der Thierkörper, und es läßt fich leicht ein— feben , daß der Einfluß der Paläontologie auf das Studium der Zoologie und Anatomie ſich in immer ftärferem Grade geltend machen werde, je inniger diefe beiden Zweige der Wiſſenſchaft miteinander in Verbindung treten. ch zweifle ſogar Eeinesweges daran, daß die Nefultate der palaͤontolo— gifhen und zoologifhen Studien bald zu einem Syſteme verbunden werden, indem es nur auf einen gelungenen Ver: fuh anfommt, ein vollftindiges Syſtem der natürlichen Ver: wandtfihaften des Thierreichs aller Zeiten aufzuftellen. Wenn man die Foffilien unberüdfichtigt lüßt, fo find, in der That, die Lücken zu auffallend und zahlreich, als daß die Zoologen bei der Aufzählung und Gtaffification der lebenden Thiere jene länger bei Seite laffen dürfen. *) Denn wenn mir fie *) Sn meinen Monographien über die lebenden und fofjilen Echi⸗ nodermen habe id mich bemüht, diefe Vereiniaung der Zoolo— gie mit der Paläontologie und vergleichenden Anatomie bei ge— wilfen, wenngleich nur wenigen, Grupven zu verwirklichen. Cs wäre fehr zu wünfchen, daß in Bezug auf alle Slaffen des Thierreiches etwas Achnliches erftrebt würde. 229 meglaffen, fo bleibt das Spftem fragmentariſch und der Plan, melden die Natur bei Erfhaffung der organifchen Weſen befolgte, luͤckenhaft. Wir find längft der Ueberzeu— gung gewefen, daß die Gefchöpfe, welche von der Erdobers fläche verfehwunden find, nicht gleichzeitig gelebt haben, fon= dern in verfchiedenen Epochen aufeinander gefolgt fenen und verfchiedenen Schöpfungen angehören, oder vielmehr, daß fie befondere Reihen bildeten, deren Eriftenz ihre Endſchaft er: reichte, und auf welche nach längeren oder Fürzeren Zeiträus men wieder eine andere Reihe folgte. Hieraus ergeben ſich neue Anforderungen an die fuffematifhe Zoologie. Es wird fortan nicht genüyen, die genera und Species nad) ihren organifchen WVerwandtfhaften zu gruppiren, wir müffen auch da3 relative Alter ihres Auftretens an der Erdoberfläche, fos wie die Wichtigkeit jeder Gruppe in den verfchiedenen Epo— chen der allgemeinen Entwidelung berüdfichtigen; die Zoolo— gie hat, mit einem Worte, die Genealogie des gefammten Thierreihs in ihr Syſtem aufzunehmen. In wichtigen Schriften find bereit die Berichungen dargelegt worden, welche zwifchen den natürlichen Verwandt: ſchaften der genera und species vieler Familien, ſowie zwifchen deren geologifhem Alter beitehen; allein es dürfte fih in Eeiner anderen Glaffe die Aufeinanderfolge der Typen und deren Verhältnif zu den geologifdren Kormationen, zu denen fie aebören, fo deutlich berauszuftellen, wie bei den Fiſchen. Es läßt fih, in der That, behaupten, daß zmwifchen den Haupttnpen diefer Glaffe und den Epochen ihrer ftufen- weifen Entwicelung die innigfte Beziehung beftebt. Wir brauchen bloß einen Blick auf die, die Formationen charac— terifivenden Tabellen der Species zu werfen, welche ich dem 2, 3. 4. und 5. Bande meines Werkes: Recherches sur les poissons, @to, angefügt habe, um uns davon zu überzeugen, dag jede Ordnung, ja jede Kamilie in ihrer bes fondern Meife fortgefchritten ift; daß in Bezug auf die Ents widelung jeder Gruppe fich ein Anfang und eine Erdferne (Apogaͤum) unterfcheiden lift, das fie entweder, wenn ſich ihr Urfprung aus einer fehr alten Zeit berfchreibt, zuletzt ausgeftorben find, ober daß fie, wenn ihr erftes Auftreten ſich aus verbältnißmifig meuerer Zeit herfchreibt , in der ges genmwärtigen Schöpfung eine bedeutende Ausbreitung gemwons nen haben. Diefe in der Claffe der Fiſche fo deutlich her: vortretenden Mefultate habe ich auch in Betreff der Echi- nodermata feftgeftelt, und obuleihb ich noch Eeine in’s Einzelne gehende Erläuterung der allarmeinen Refultate mei: ner Forfhungen Über diefe Thiere mitgetheilt habe, fo darf ih doh behaupten, daß ich bei ihnen die naͤmlichen Geſetze der Entwidelung ermittelt babe. Um fih biervon zu über: zeugen, braucht man fich nur zu erinnern, in welcder Pros portionalzabl wir die Crinoides und Seefterne in der Reis be der Formationen finden, und in welchen Verhältniffen mir, in engeren Grenzen, die verfchiedenen Familien der Drdnung der Echiniten antreffen. Mit ſolchen Refultaten vor Augen werden wir natürlihb auf die Vermuthung ge: leitet, daß es ſich mit dem niedrigen Glaffen des Thierreichs eben fo verhalte, und daf, wenn es ung big jegt noch nicht gelungen ift, den Faden ihrer Entwicdelung überall zu vers folgen, der Grund nur darin liegt, daß wir den Schlüffel 765. XXXI. 15. 230 zu deren Verbindung noch nicht haben auffinden Eönnen. Wir befigen bereits in Betreff aller Claſſen pofitive Andeu— tungen von diefem Vorherrfhen gewiffer Typen zu gewiffen Epochen, während in neuern Epocen andere Typen das Ue— bergewicht erlangen, z. B. bei den Saͤugethieren: die Pachy⸗ dermen, Edentaten, Marfupialien und Quadrumanen; bei den Reptilien: die Ichtbyofauren, Plefiofauren, Megalofaus ren, Dphidier und ungefbwänzten Batrachier: bei den Kru— ftenthieren: die Zrilobiten ; bei den Gephalopoden die Gate tungen, deren Schalen mit Scheidewänden verſehen find, des ten Entwidelung von den Drthoceratiten und Goniatiten bis auf die fonderbaren gefalteten, aufgerollten und geraden Formen der Scapbiten, Ancyloceren, Cyrtoceren, Ptycho— ceren, Turriliten, Helicoceren und Baculiten herab, fo höchſt merkwuͤrdig ift. Können wir bei den Acephalen nicht ziwie fen den Brachiopoden und amellibranchien auf in jeder Beziehung ganz Ähnliche Thatſachen hinweiſen? Und ift der Umftand nicht fehr erheblih, daß diefe Negelmäfigkeit in der ftufenmwerfen Entwidelung ſich um fo deutlicher heraus— ſtellt, je bekannter wir mit den Claſſen find, welche wir auf diefe MWeife unterfuhen? Aus diefen Betrachtungen lafjen fih gegen die Bedenken derjenigen, welche unfere Bekannt ſchaft mit der Gefammtreihe der in allen Formationen der Erde befindlichen Foffilien noch für viel zu befehränft halten, ald daß wir ſchon dergleichen Folgerungen wagen dürften, fehr baltbare Gründe herleiten. Aber foviel ift ausgemacht, daß die bereits gewonnene Bekanntfchaft mit den Foifilien einen Einfluß auf unfere Glafiificationen äußern, und daß auf diefe Meife die Aufeinanderfolge der Tnpen in den Sym— ptomen der Zoologie eine immer größere Wichtigkeit erlangen müffe. (Schluß folgt.) MNiscellen Ueber einen Wallnußbaum, ber unter einem alten, auf dem Felde liegenden Müblfteine bervor, durch das in der Mitte des letztern befindliche Loch hindurchgewachſen war, indem wahr: fheintich irgend «in Thier eine Nuß unter dem Steine verfcharrt batte, theilte Herr Waterton, in feinen Essays on natural History, folgende merfwürdige Angaben mit. Damit das junge Bäumen nichr befhädiat werde, lic$ er den Stein mit einem Seländer umgeben. Der Stamm ward von Jahr zu Jahr ſtaͤrker, und als er das Loch vollftändig ausgefüllt hatte, fing er an, den Stein aus ber Stelle zu rüden und zu beben, fo daß fich diefe anfehnliche Steinmaſſe aegenwärtia volle 8 Zoll über dem Erdbo— den befindet und nur dur den Stamm des Nußbaumes geftügt wird, welcher bereits eine Höhe von 25 Fuß erreicht hat und herr⸗ lihe Früchte trägt. Eine Mifhung von atmofpbärifher Luft und Waf- ferftoffgas, wodurch eine Erplofionbemwirft wird, als bedeutende, bewegende Kraftund als Erfaß des Dam: pfes zu aebraucen, hatte vor Kurzem Herr Selligues der Darifer Academie der Wiffenfchaften voraefchlagen. Jetzt in ber letzten Sisung bat Derfeibe eine neue Mittbeilung gemacht, aus welcher ficb eraiebt, daß die erplodirende Kraft unter Drud auf: bört. Diefe feltfame Erfcheinuna hat für die von der Gommilfion der Academie anzuftellenden Verſuche ein Hinderniß zu Wege ges bradıt, wovon er gegenwaͤrtig die Urfache darzuthun und zu beſei— tigen befchäftigt ift. Der eingetretenen Hinderniffe aber ungeachtet, bat Herr Arago fich überzeugt, und der Academie berichtet, daß, 15 * 231 mit einer fo geringen Quantität, als 3 bis 5 Liter Wafferftoffgag, mit atmofphariiher Luft gemifcht, ein Gewicht von 1000 Kilos grammen (2000 Pfund) ſchnell auf 3 Fuß in die Höhe gehoben ward. Die Vortheile von Deren Selligurs’s Erfindung, wenn fie zur practifhen Anmendung gebracht werden kann, wird fehr groß feyn: denn der Raum für Erzeugung des Wafferftoffgafes 675. XXXI. 15, 232 wird weit weniger Raum einnehmen und viel weniger koſten, als der Dampfkeſſel, und den Raum für Feuerungsmaterialien wird man ganz entbehren fönnen, der jeßt das große Hinderniß von großen Reifen ift, fo daß der jegt für Kohle nöthige Raum ganz zur neues von Reiſenden und Waaren verwendet ers den Eann. EL eE, Ueber Maftdarm - Abfceffe und Fifteln. Bon B. C. Brodie. Es ift befannt, daß ſich Abfceffe fehr leicht in der Nähe des Maftdarms bilden und, wenn jie Jich gebildet haben, meift nidyt fpontan verheilen, daß ferner die Wandungen des Abfceffes jich zus fammenziehen, hart und callös werden und das Uebel in diefem Stadium den Namen fistula ani erhält. Die erften Fragen, welche fi) uns darbieten, find: warum bilden ſich diefe Abfceffe vorzugsmweife an diefer Stelle? und warum verheilen ſolche Abfceffe nicht, wie andere Zellgewebsabſceſſe, ipons tan? Früher glaubte ih, daß die Heilung dieſer Abſceſſe vorzügs lich durch die fortwährende Action des sphineter und levator ani verhindert würde. Weitere Urberlegung jedoch und eine reifere Erz fahrung haben mich zu der Annahme gefüprt, daß diefe Anjicht un: richtig fey. Daß die Action der Muskeln in der Nähe die Heilung eines Abſceſſes zu ftören vermag, kann nicht biaweifele werden, daß fie aber den Heilungsproceß gänzlich verhindern follte, fcheint nicht wahrſcheinlich genug, und jedenfalls kann die Bildung des Adfcefjes auf diefe Weife nicht erklärt werden. Um den wahren Urfprung der Maftdarmabfceffe zu erkennen, müffen wir an dag denken, was in anderen Theilen des Darmca— nals vor fih geht. Die Schleimhaut kann unter einer Menge von Umftänden in Ulceration übergehen. Bei Kranken, weldye an Des forganifation der Leber, an Lungenſchwindſucht nach anhaltenren Fiebern fterben, und in mehreren anderen Fällen finder man die Schleimhaut dee Darmcanals erulcerirt. In der Mehrzahl der Zälle erftredt jih die Verfhwärung niht auf die Muskelhaut, aber zumeilen nicht nur auf diefe, fondern auch auf die Theile un: terhalb derfelben, und dann entfchlüpfen einige der contenta dis Darmes. Wenn diefes da gefchieht, wo der Darm vom Bauchfelle bedeckt ift, Eann die fäcufente Maffe in die Peritondalhöhle gera— then. Als Beifpiel diene Folgendes: Ein Eleiner Knabe von firben Jahren bot die Symptome einer Mefenterialaffection am Ende ki: ner Krankheit dar, welche für einen Zyphus gehalten wurde. Als er fid) ſchon auf dem Wiege zur Befferung zu befinden fchien, wur: de er plöglich Abends von einer Ohnmacht befallen, während wel: cher der Puls nicht zu fühlen war. Nad) einiger Zeit erholte cr fih unter der Anwendung von Reizmittiln, blieb aber ſchwach und colabirt; am folgenden Zage trat ein neuer Anfall ein, dem er eriag. Bei der Section fand ich Ulceration auf dır Innenfläche des ileum und die krankhafte Beſchaffenheit der Mefentrrialdrüfen, wie fie bei ferophulöfen Kindern vorfommt, An einer Stelle batte das Gefhwür ſich durch eine Eleine Oeffnung ſowohl auf die Mus: Eelhaut, als auf das Bauchfell ausgedehnt, und eine kleine Quan— titär Faͤcalſtoff hatte fih in die Bauchhoͤhle ergoifen. Es kommen jedodh andere Källe vor, in welchen fowohl die Mustelbaut, als der Peritonäalüberzug erulceriren und dennoch der Inhalt des Darmes fih nicht in die Bauchhoͤhle ergießt. Adbälioe nen bilden fih rings um die ulcerirte Stelle, und die Folge davon ift, daß, wenn die Ulceration durch das Bauchfell nicht hindurch: dringt, die contenta nicht in die Bauchhöhle, fondern in das Zell: ewebe der Bauchwandungen gerathen. Der Theil des Darmcanals, an welhem am Häufigften Ulce— ration eintritt, ift der untere Theil des ileumz nicht felten Eommt fie jedoch auc, im coecum vor. Die Abſceſſe der regio iliaca dex- tra haben gewöhnlich ihren Urfprung im coecum. Nun bin ich der Anficht, daß auf diefe Weife ſich auch bie Maftvarmabfcejje bilden, daß urfprünglih ein Gefhwür der Darmfgleimhaut vorhanden ift, weidyes ſich durd) die Muskelhaut auf die äußere Zellhaut ausbreitet. Sch will nun meine Gründe bafür angeben. Zuvoͤrderſt ift die Analogie der von mit bereits erwähnten Fälle vorhanden, in welchen fi Abfceffe nah Außen don dem Darme, in Zolge der Ulceration der Schleimhaut, bilden. Ein Feder wird zugeben, daß in der Mehrzahl der Majtvarmfie ftein zwei Oeffnungen da find, von denen die eine mıt dem Innern des Darmıs communicirt und die andere nad) Außen liegt. Sch meinvetheils, glaube, daß die innere Deffnung immer vorhanden ift. Sch finde diefelbe faft immer am lebenden Körper auf, wenn ic) fie an der gehörigen Stelle forafältig aufſuche, und bei meinen Unterfuhungen am todten Körper ift es mir nie gelurgen, jie aufs zufinden. Dieſes bietet nun eine fehr rationelle Erklärung dir Bildung diefer Abſceſſe dar, und es ift faft unmoͤglich, nad) einer anderen Hppothefe einzufehen, warum die Guppuration eher in dem Zellgiwebe in der Nähe des Maftdarms, als andersivo im Zellgewebr, vintreten folte. Der in einem nahe am Maftdarme bes findlihen Abfceffe enthaltene Eiter bietet faum jemals eine geſun— de Beſchaffenheit dar, er ift ftets dunkel gefärbt und von uͤblem Geruche. Zumeilen findet man ganz deutlich fäculente Maffen in denfelben. Es ift Erin Grund vorhanden, warum ein Abſceß nur deßhalb, weil er jich im Zellarwebe gebildet hat, nah Schwefel: wafferftoffgas riechen follte, aber es ift wehl ein Grund dafür vorhanden, weßhalb dieſes der Fall ſeyn follte, wenn er mit dem Maftdarme und mit einer Infiltration der contenta derfelben im Zellgewebe zufammenhängt. Man fieht leiht ein, warum diefe Abfceffe nicht verheilen; eine Eleine Menac Darmſchleim- oder Faͤcalmaſſe, welche in bie Höhle des Abſceſſes hineingeräth, genügt, um das Fortſchreiten des Heilproceſſes zu verhindern. Mehr als einmal bin ih im Stande geweſen, bei Lebenden den ganzen Bildungsproceß eines ſolchen Abfceffes zu verfolgen. Ich wurde, 3. B., zu einer Dame gıbolt, welche über etwas Schmerz im Maftdarme Elagte, Bei der Unterfuhung terfelben fand ich ein Gefhwür an der hinteren Wand und verordnete ihr die „confectio piperis nigri.“ Ungefähr einen Monat darauf ſchickte fie wieder zu mir, es war nun ein Abſceß da, melden ich öffnete, und die in die Außere Deffnung eingebrachte Sonde drang fogleich durch das zuerft bemerkte Geſchwuͤr in den Darm ein. Die urfprüngliche Deffnung des Abfceffes ift mar gewöhnlich fehr Elein, aber zuweilen hat fie auch einen beträchtlichen Umfang, vielleicht groß genug, um den Eleinen Finger durchzulaffen. Die innere Mündung liegt, glaube ih, immer unmittelbar oberhalb dee Schließmuskels gerade an der Stelle, wo die faeces liegen bleiben, bevor fie endlich ausgetrieben werden, Ich ſchließe, daß die häufigfte Urfadhe von Abfceffen der Art das Zaruͤckbleiben harter Kothmaffın in den Gedärmen ift. Durch das Drängen, welches zum Heraustreiben derfelben nötbig wird, wird die Schleimhaut zerrijfen oder an einer Stelle abgelöf’t, und dann bringt der fortgefogte Contact der faeces Ulceration ber: vor, Gpäter tritt das Drängen wieder ein, die Muskelbaut qiebt nach, und ein Theil der faeces geräth in's Zellgemebe. Sm Mafte darme ftecken bleibende fremde Körper find zumeilen die Urfache der Abſceſſe. Perſonen, deren Gefundheit fonft gelitten hat, fo, 3. B., diejenigen, welche ein Leber: oder Zungenleiden haben, find bes 233 fonders zu Maftdarm-Abfceffen und Fifteln disponirt, und zwar befs halb, weil fie vornehmlich zu Ulceration der Schleimhaut disponirt find. In diefen Källen beginnt, glaube ih, das Geſchwuͤr in den Schleimdrüfen. Die erfte Bildung eines Abfceffes am Maftdarme wird im Allgemeinen nicht von fehr dringenden Symptomen bes gleitet. Der Kranke bat ein Gefühl von Abwärtsdrängen, von Voͤlle und Schwere, bei'm Zufühlen findet er eine Kleine Pärte, welche nad) und nad) zunimmt, die Theile werden empfindlid, es tritt Schmerz bei der Stublentleerung und vielleicht audy etwas Schwierigkeit, diefe auszuführen, ein. Sowie der Abſceß fortichreis tet, nehmen die Schmerzen zu, endlich bricht er auf und eine Quantität Materie ergiegt fich, welche faft immer übel riet, dun« Bel gefärbt und putride ift. Zumeilen bildet fich jedoch das Uebel fo fchleihend hervor, daß der Kranke nidyt cher Etwas davon merkt, ale bis der Abſceß fich geöffnet hat. Während der Bildung ſolcher Abſceſſe findet zumeilen eine geringe oder auch feine, zumeis len dagegen eine fehr bedeutende, allgemeine Störung ftatt. Ich glaube, daß die Störung des Allgemeinbefindens vornehmlih von der Beſchaffenheit des Eiters und diefer wiederum von der Größe der Oeffnung abhängt. Wenn eine fo große Deffnung da ift, daß eine bedeutende Menge fäculenter Stoffe austreten Eann, fo ift der Eiter von fehr putrider Befchaffenheit, und je putrider er ift, defto uͤbler riecht er und defto fhädlicher ift er für den Organismus. Das Schwefelwallerftoffgas, an welchem der Eiter fo reich ift, er: klaͤrt hinlänglich feine giftige Eigenfhaft. Ich habe angegeben, daß die innere Deffnung des Abſceſſes ſtets gerade über dem sphincter fich befindet. Es kann feyn, daß der Abſceß ſich gerade an diefer Stelle endet, allein in der Mehr: zahl der Fälle erſtreckt er fid) zuweilen 1 — 2 höher hinauf, ja zumeilen noch höher. Die Äußere Deffnung des Abfceffes ift gemöhnlich in der Haut in einer geringen Entfernung vom After. Zumeilen fcheint er durch die Subſtanz des Schließmuskels hindurchzugehen, zuweilen nad) Außen von diefem fich zu öffnen. Der Abſceß kann fich fenken, und dann ift jene 2 — 3°, oder felbft nody weiter, vom After ente fernt. In einigen Fällen ift gar keine äußere Deffnung vorhanden, und zwar entweder, weil der sinus fo groß ift, daß die in demſel— ben gebildete Materie ftets dur den Maſtdarm abacht, oder es finden fich zwei innere Oeffnungen, welche ſich auf die Weife bil: den, daß zuerft eine Feine Deffnung entftebt, durh welche Koth und Schreim urfprünglidy im Zellgewebe infiltrirt werden, und dann ‚eive zweite größere, gebildet durch den fpäter in den Maftderm fich öffnenden Abſceß. Wenn man einen Kranken der Art untere fucht, fo findet man eine Eiterabfonderung von der Innenfeite des Maftdarms, keine aber nach Außen. Diefes wird gewöhnlich eine blinde Fiftel aenannt. Der Ausflug in diefem Falle ift gewöhn: lich nicht conftant, weil ſich die zweite Oeffnung zumeilen theitweife verfchließt. Dann fammelt fi die Materie an der Seite des Dar: ‚mes an, und man Eann fie nabe am After durch die Haut fühlen. Zuweilen läßt die Oeffnung die Materie in den Maftdarm fließen, und dann verfchmwindet die dußere Deffnung. In einigen Källen ift cin einfacher Abſceß und ein einfacher Gang vorhanden, in anderen dagegen findet man das Uebel fehr complicirt. Die Materie gelangt nicht fo leicht an die Oberfläche, fondern ſenkt fich in verfchiedenen Richtungen; ein Gang finder in dieſer Richtung, ein anderer in einer anderen Richtung ftatt, und fie erftreden fichb zuweilen bis zur Mitte des nates oder fe bft bie zur entaegengefegten Seite des Maſtdarms. Wenn in folhen Fällen mehrere Gänge vorhanden find und das Uebel wegen des Senkens der Materie complicirt ift, fo finden fich zumeilen zwei innere. Deffnungen, in der Mebrzahl der Fälle jedod nur eine, welche direct mit einem Gange und indirect mit den anderen zufammenbängt. Wo mehrere Gänge vorhanden find, von benen ein jeder nach einer anderen Richtung bin vorläuft, bat der Kranke ftets zu leiden. Die Materie lieat bald auf einer Stelle, buld auf einer anderen, und wo fie liegt, verurfacht jie Schmerz. Es findet vielleicht ein Anfall von Froft ftatt, und dann entfchlüpft der Eiter, fpäter lagert er ſich an einer andern Stelle und bringt einen neuen Anfall von Froſt hervor, und fo wird 'in 675. XXXI. 15, 234 felhen complicirten Fällen der Kranke örtlich, wie allgemein, ftets geplagt. Behandlung. Warum heilen diefe Abfceffe nicht? Zum Theil aus der fhon oben angegebenen Urfadhe, naͤmlich, mweil die Localität zum Heilen ungünftig ift wegen der fortwährenden Thä— tigkeit der Muskelfafern. Der levator ani und der sphineter zie⸗ ben fters die Theile auseinander und geftatten daher ihre Gontras ction nicht. Dieſe Erklärung reiht jedoch, wie ich gleichfalls ſchon bemerkt habe, nicht aus. Der Abſceß hat eine innere Deffnung, in welde ſich von Zeit zu Zeit eine Kleine Portion faeces oder Schleim infilteirt, und dirfelbe Urfache, welche den Abfceß anfängs lich erzeugte, verhindert auch fpäter feine Deilung, Sobald die innere Deffnung gefchloffen werden koͤnnte, fo würde Alles gut ges ben, und diefes gefchieht zuweilen, wiemohl felten. — Es ift ein, Mittel vorhanden, welches jegt in die Pharmacopde (die Engl.) unter dem Namen confectio piperis nigri aufgenommen worden ift und urfprünglid, als ein Univerfalmittel, als Ward’s Pafte, verkauft wurde, Es befteht vornehmlich aus ſchwarzem Pfeffer und Alantwurzel, und ftand im Rufe, Fifteln zu beilen. Ich glaus be, daß es zumeilen diefe Wirkung bat, und unbeftreitbar ift es fehr wirkſam bei Hämorrhoiden und Maftdarmgefhmüren, die nicht mit Fiſteln zufammenhängen. Die Wirkungsart diefes Mittels ift mwahrfheintich folgende: Der ſchwarze Pfeffer vermifcht fi mit den faeces und mirkt, indem er den Darm entlang geht, als ürts liche, reizende Application auf die Schleimhaut. Co zeigt es ſich oft nüglich für Perfonen, welche an einer Affection der Schleim: haut nad) der Dysenterie leiden. Bei Fifteln können wir anneh⸗ men, daß der Schwarze Pfeffer die ulcerirte Deffnung im Maftdarme reizt, fo daß fie fih zufammenzicht und vernarbt, Allein man fann ſich auf eine ſolche Behandlungsweife nicht verlaffen, denn wenn fie einmal heilt, fo leiftet fie in hundert an: deren Fällen wiederum gar Nichts. Das Uebel läßt fich jedoch im Allgemeinen durch eine fehr einfahe Operation befeitigen. Indem ih den Vorwurf und die Art der Operation befchreiben werde, will ich zuerft den einfachften Kal nehmen, wo eine Fiſtel ſich ge— rade an der Seite des Schließmuskels befindet und nur ein Gang vorhanden if. Das Erfte nun, was geſchehen muß, ift die Auffinz dung der inneren Oeffnung. Sch behaupte nicht, daß es immer gelingen wird, diefe zu finden, und gewiß nicht immer bei'm erften Berfuce, aber man wird fie am Ende felten verfehlen, wenn man fie an der rechten Stille fuht. Man erinnere fih nur, daß fie nit am oberen Ende der Fiftel, fondern unmittilbar oberhalb dee Schließmuskels ſich findet. Die gemwöhnlidhe runde Sonde dreht fi in der Hand herum und iſt Fein für die Unterſuchung geeignes tes Inſtrument. Sch bediene mich dazu der Sonden mit flachen Handgriffe, die allmälig gegen das andere Ende hin, welches das einer gewoͤhnlichen Sonde ift, fehmäler werden und ungefähr 1" vom ſchmaͤleren Ende eine Rinne haben, fo daß fie zugleich als Hohl- und Leitungs-Sonde dienen. Um nun die innere Deffnung zu finden, läßt man den Kranz fen ſich über einen Tiſch dem Lichte gegenüber. lehnen, und bie nates durch einen Affiftenten auseinander halten. Dann führt man den Zeigefinger der einen Hand in den Majtdarm ein, indem man daran denkt, daß die Deffnung fich dicht hinter dem Schließmuskel befinden wird. Gewöhnlich wird man eine Eleine Unreaelmäßigkeit an der Stelle deifelben finden. Man bringt dann das Inftrument in die äußere Oeffnung und fucht, mit Hülfe des in den Maftdarm eingeführten Fingers, ohne Gewalt zu gebraucen, die innere Deff- nung zuerft in der einen, dann in der andern Richtung auf, bie endlich dag Ende der Sonde in bdiefelbe hineingleitet und mit dem Finger in Contact kommt. Diefer Theil der Operaticn muß mit einer ſehr leichten Hand ausgeführt werden. Findet man die in: nere Oeffnung am erften Zage nicht, So verſchiebt man die Dperas tion auf einen folgenden Tag, an weldem es vielleicht beffer ge: lingen wird. Sobald die innere Deffnnng gefunden worden und die Sonde mit dem Finger in Gontact gekommen ift, beugt man das runde Ende derfelben um und bringt es am After bervor. Der Theil am Handariffe ragt dann aus der Äußeren Oeffnung und der andere Theil aus dem After bervor, Alle MWeichtheile, welche zwifchen den beiden Deffnungen liegen, find nun zu durch— 235 ſchneiden, und zu diefem Zwecke ziehe ich cine gefrämmte, meffers ſchneidige Scheere dem Biſtouri vor, welhes die Theile dehnt und zerrt, bevor es jie durchſchneidet. Der erforderliche Einſchnitt it meift fehr Elein — nicht länger, ald 1 bis 14 — aber gewöhnlidy . wird dabei ein großer Theil des Schließmuskels durchſchnitten. Nah Vollendung der Dperation haben wir nur das Zufams menwahfen der Schnittränder zu verhüten. Wir haben nun die Fiftel in ein offens Gefhwür umgewandelt, etwas von den fae- ces kann wohl noch hineingerathen, aber fie bleiben nicht daſelbſt liegen und Nichts hindert daher die Theile, Granulationen zu trei— ben und vom Grunde aus zu heilen. Alles, was wir zu thun has ben, befteht darin, zwifchen die Schnittränder Etwas einzulegen, damit fie ſich nicht mit einander vereinigen. Sobald fie überhäutet find, kann man den Verband weglajfen, und der Heilproceß geht dann ohne unfere Hülfe vorwärts. Nehmen wir aber nun an, daß die Fiftel in der Richtung nach Aufwärts verlaufe und fie an der Seite des Maftdarmıs fih hoch binauf erftredde, welches Verfahren haben wir dann einzufchlagen ? Früher glaubte ich, daß es nothmendig fen, den ganzen Gang bie zum Maftvarme bloßxulegen, allein dieſes ift fehr gefährlich, denn wir wijfen nicht, welche großen Gefäße wir durchſchneiden Eönnen. Selten tritt viel Blutung ein, wenn wir nur die Theile zwiſchen der inneren und aͤuß ren Oeffnung ducchfihneiden, oder wenn dieſes auch der Fall ſeyn follte, fo wird ſie bald durch Druck mit dem Finger und etwas Charpie geftopft. Aber ich erinnere mich eines Falles, wo ich eine Fiſtel an der Seite des Majtdarmes hinauf durchſchnitt, und eine fo ſtarke Biutung erfolgte, daß dag ganze colon mit Blut angefüllt wurde. Die Blutung Fam zwar zum Steben, und der Kranke genas, aber er hätte ebenfo qut daran fterben Eönnen. Die Blutung trat in diefom Kalle unbemerkt ein, aber wenn man aud wirklich merkt, daß fie eintritt, fo weiß man doch nicht, wie man fie ftillen fol. Die blutenden Gefäße find fo gelagert, daß man fie nicht unterbinden kann, noch aud einen ausreichenden Drud auf fie auszuüben vermag. Sch bin jegt uͤber— zeugt, daß das Auffchneiden des ganzen Ganges, wenn er fich über die innere Deffnung hinauf erſtreckt, ganz unnöthig it, und habe feit 20 Sahren viele Fälle der Art beobachtet, welche durch einfache Trennung der Fiſtel bis zur inneren Deffnung alüdlic verliefen. Ich komme nun zu der Behandlung complicirter Fiftelgänge. Zumeilen befindet fih die Äußere Deffnung in einer beträchtlichen Entfernung von der Afterkerbe, vielleiht 2 bis 3, fie Eann felbft nahe an der Mitte des Hinterbadens liegen. Man fann dann, wenn man will, die Operation auf die bereits befchriebene Weife ausführen, aber diefes Verfahren ift fehr aefährlich, wegen der gro— Ben Ausdehnung der zu durchfchneidenden Theile, und zugleich ſehr ſchmerzhaft. Es Eann eine bedeutende Blutung eintreten, und jez denfalls bleibt eine fehr aroße Fläche zu beilen. Die Hauptfache ift, daß diefe ausgedehnte Trennung der Theile durchaus nicht noths wendig ift, und vermieden werden kann, wenn man auf folgende Weiſe verfährt. Man führe die Leitungsfonde in den Maftdarm duch die Fiftel ein, fühle dann nad) dem Snftrumente in einiger Entfernung, etwa 3 Zoll vom After und made an diefer Stelle mit einer Cancette, oder einem zweifchneidigen Scalpell eine Oeff— nung durch die Haut und das Fettzellgemebe bis zur Rinne der Sonde, nehme dann die Sonde heraus und führe fie in die ges madıte Deffnung ein, als wenn die legtere die äußere Oeffnung der Fiftel wäre, bringe fie dann von da aus in den Maftvarm ein und beende die Operation durch die Trennung der über der Sonde gelegenen Theile auf die gewöhnliche Weife. Auf diefe Weife er— reihen wir unfern Zweck durd einen fehr Eleinen Einfchnitt, wel- her die innere Deffnung der Fiftel bloßlegt und nur die äußere Deffnung zuruͤcklaͤßt. Die Fiftel kann, wie ich oben angegeben habe, in Folge der Infiltration von etwas Fäcalmaffe nicht ver: heilen, ohne diefes würde aber der ganze Gang auf Einmal heilen. Das äußere Ende der Fiſtel bleibt zwar bei diefem Verfahren un: durchſchnitten, aber die faeces fönnen nicht mehr bineingerathen, und fie verheilt in kurzer Zeit von felbft, während das andere Ende Fi in ‚gewöhnlichen Fällen verbunden wird und vom Grunde aus 76. XXXI. 15. 236 Nicht felten fommen Fälle vor, in welchen ſich der Eiter ger fenft und mehrere Gänge in der Nähe des Maftdarmıs nad) vers ſchiedenen Richtungen bin gebildit hat. Zumeilen find diefe com— plicirten Gänge auf eine Seite des Darmes befihränkt, zumeilen kommen fie auf beiden Seiten vor, Bevor man in einem Falle der Art zur Operation ſchreitet, muß man die Theile fehr forgfälz tig unterfuhen, und 3 bis 4 Unterſuchungen Fönnen erforderlich werden, bevor man genau Alles ermittelt bat, was uns bei der Dperation leiten Ffann. Man führe den Zeigefinger der Linken Hand in den Maftdarm ein und bemube ſich dann vermitteift der in die verfchiedenen Gänge eingeführten Sonde zu ermitteln, ob nur eine innere Communication mit dem Darme ftattfindet, oder ob mehr rere vorhanden jind. Schr oft ift. wenn mehre miteinander comes municirende Gänge außerhalb des Maftvarmes vorhanden find, nur ein urfprünglicher Gana da, der ſich in den Darm öffnet, zumeis ten aber finden jih audy 2 oder mehrere foldyer Communicationen. Soviele Gänge immer mit dem Darme communiciren, foviele muͤſſen auch bloßgelegt werden; was aber diejenigen betrifft, welche fib nicht in denfelben öffnen, fo ift es hoͤchſt wahrſcheinlich unnds thig, dieſe zu operiren. Wenn man aus dem urfprünglichen Gange ein offenes Geſchwuͤr macht, fo werden die faeces nicht in die fecundären Gänge gelane gen, und Nichts v.rhindert dann die Heilung derfelben. Die ein— zigen Ausnahmen von diefer practifchin Regel machen die Fällı, wo der Eiter nicht frei aus den fecundären Gängen ausgefchieren wird, fondern in ihnen liegen bleibt, dann muͤſſen fie gleichfalls offen gelegt werden. Sch babe gefagt, daß, wenn man genau unterfuht, und bie innere Oeffnung an der rechten Stelle, gerade unmittelbar über dem Schließmuskel, fuht, man felten verfihlen wird, fie aufzufins den. Gelingt diefes nicht beim erften Male, fo wird es bei’m zweiten oder dritten Male gelingen. Zumeilen ift aber die Deff- nung fo Elein, und ber Gang hat einen fo gewundenen Verlauf, dag man den Kranken 2 bis 3 Mal unterfuchen Eann, ohne fie aufzufinden. Diefes wird zuweilen eintveten, nit oft, und was ift dann zu thbun® Wenn wir die Operation länger hinausſchieben können, fo möchten wir die Oeffnung am Ende finden, aber die Kranken werten leicht ungeduldig und änaltlih. Man muß dann, nah Pott’s Rath, eine Eünftliche Deffnung in den Darm mas hen. Man fann fih der Leitungsfonde, oder eines gewöhnlichen geknöpften Biftouri’s bedienen, wie man will. Mit dem Zeigefin« ger der einen Hand im Maftdarme, um uns zu leiten, perforiren wir mit der Spiße des Inſtrumentes die Häute des Darmes etz was über dem Schließmuskel und ſchneiden dann den Gang auf. Diefes Verfahren ift aber fehr ungenügend, und man fann vers fichert feyn, daß, wenn man eine Eünftliche Oeffnung in den Darm macht und nicht die wirkliche und urfprünaliche Deffnung auffin= det, es zweifelhaft ift, ob das Uebel befeitigt werden wird. Sn vielen Fällen wenigftens wird man fpäter finden, daß man ums fonft operirt bat. Wir baben eine Eünftlihe Oeffnuna gemacht, aber die urfprüngliche bleibt, und wenn man aud die Wunde vers bindet, fo findet doch eine geringe Infiltration von Koth und Schleim in diefelbe ftatt, welche die Vollendung des Heilproceſſes verhindert. Wenn man auf die angegebene Weiſe eine kuͤnſtliche Deffnung gemacht hat, fo rathe ich, weiter zu gehen. Nah Bloßlegung der Fiftel bis zum Darme führe man ein gerades , gefnöpftes Biftourk in den Maftdarm ein, wende die Schneide nach Außen und durchs fchneide den Schliegmuekel, fo daß er vollftändig frei aeleat wird. Es bedarf zu diefem Zwecke Feiner ausgedehnten Durchſchneidung der Theile, und wenn diefes gefchehen ift, fo wird die Heilung ber Wunde felten fpäter aeftört werden Sc fage, daß dieſes bejfer fey. als den Gang bloß bis in den Darm hinein bloßzuleaen, wenn man die innere Deffnung nicht finden Kann; aber es können gegen diefe complicirtere Operation Einwürfe erhoben werden, melde bei der anderen nicht fattfindenz; weil bier mehr Blutung verhans ben ift, weil man dem Kranken mehr Schmerzen verurfacht, und eine größere Wundfläche zu heilen bleibt. Die Blutung bei der Durchſchneidung des Schließmuskels ift, wenn auch für den Aus genblick beträchtlich, doch nie gefährlich; fie kann volftändig im 237 Zaume gehalten werben. Man kann vielleicht das getrennte Gefäß fehen und es unterbinden, wo aber nicht, mird ein Bauſch Chars pie, in ein ſtyptiſches Waffer getauht und auf dem Theile durch den Finger eines Affiftenten eine halbe Stunde lang feft gehalten, die Blutung ſtets zum Steben bringen. Ich fprad) davon, daß in einigen Källen eine Fiftel Feine Aus Bere Deffnung hat. In einem ſolchen Falle fann man gewöhnlich) durch Gegendrüden von Außen die Stelle finden, wo der Eirer tiegt ; man mache an derfelben einen Einftich mit der Lanzette und wandle auf diefe Weife die fogenannte blinde Fiftel in eine vollfoms mene um; das weitere Verfahren ift dann wie in gewoͤhnlichen Fällen. In einem anderen Kalle ift eine geſchwuͤrige Höhle in der Nähe des Maftdarms obne Sommunication nah Außen, und die innere Ocffnung groß genug, um den Kleinen Finger einzulaffen. Hier verfahre man auf folgende Weiſe. Die breite innere Deffs nung befindet fich ftets dicht an dem Schließmuskel und faft im— mer, wo nicht immer, an dem hinteren Theile, gerade gegenüber der Spike des Steißbeines. Man führe nun eine Eonde gebogen in den Maftdarm ein, die gebogene Spige: gegen den Abſceß bin gerichtet, ziehe fie dann niedberwärts, worauf die Epige in die Ger ſchwuͤrshoͤhle dringen wird, fo daß fie unter der Haut aefühlt wer: den kann. Man kann nun eine äußere Deffnung bewirken, indem man die Haut auf der Spige der Eonde mit einer Lanzette punctirt, worauf die Fiſtel auf die gewöhnliche Weife frei gelegt wird. Es giebt noch cine andere Korm der Maftdarmfiftel, melde bier erwähnt zu werden verdient. Sch weiß nicht beſſer, das was ich meine, zu verdeutlichen, als indem ich kurz folgenden Falle mıtz theite. Eine Dame, von mittlerem Alter, batte einen Abſceß an der Vorvderfeite des Maftdarmıs, der, wie ich glaube, auf die ge— wöhnlibe Weife aus einer Ulceration bes Darmes hervorgegangen war. Diefer brady gerade am bintern Rande der vagina auf. Der berbeigerufene Arzt behandelte den Fall wie eine aemöhnliche Filtel und legte fie bis zum Maftdarme frei. Allein was war die Folge? Er hatte den sphineter ani und vaginae durchſchnitten; tie Wunde verbeilte nie vollftändig; die Kranke blieb in dem Zus ftande einer Perfon, deren Damm zerriffen worden ift, demgemäß alio incontinentia alvi und allv die traurigen Folge derfelben. Es kommt nicht fehr oft vor, daß Matvarmabicefje in diefer Richtung aufbrechen, ich babe nur wenige Beifpiele der Art gefeben, aber der obige Kall genügte, um mich zu überzeugen, daß bier eine eis genthümliche Bıbandlunasweife erforderlih ſey. In seinem Falle der Art, welcher mir vor ungefähr einem Sabre vorfam, machte ich einen Einfchnitt in den sphineter, indem ich die Fafern deſſel— ben queer durchſchnitt, fo daß er völlig frei gelegt wurde. Sch füllte die Wunde mit Sharpic aus. Der sphineter verlor zu gro: Fim Theile feine Macht, die faeces zurücdzubalten, und es daus erte lange, bis er feine Function wieder ausführen konnte. Das war 8, was ich wuͤnſchte. Der Ausflug aus der Fiftel nahm fehr bald ab und verminderte fich allmä'ig immer mehr. Als ich die Kranke zum Letztenmale vor ungefähr zwei Monaten fab, hatte der Ausfluß ganz aufgehört, und die Fiftel erfchien vollfommen ge: beitt. Woher Fommt es, daß die faeces ſich leicht in die innere Deffnung der Fiftel infiltriren? daber, daß ihr Auetreten durd den Schließmuskel behindert wird. Durch die Trennung diefes Muss kels räumt man diefes Dinderniß fort, und die faeces entichlüpfen fo leicht aus dem After, daß fie nicht in die Fiftel gerathen. Nachdem ich nun über die Bloßlegung dieſer Fiftelöffnungen ges ſprochen habe, fey e8 mir geftattet, einige Worte über die Nachbehand— lung zu fagen. Wenn die Operation auf die geeignete Weife ausgeführt worden ift, fo ijt gewöhnlich nur fehr wenig Verband nötbig, und man bat, in der That, nur eine ſehr Schmale Wundfläche zu vers binden. Man lege ein Wenig Charpie zwifchen die Ränder, um zu verbüten, daß fie fich zu früh aneinander fegen. Wenn der Heilproceh langfam von Statten geht, fo fann man den Verband mit etwas ung. eitrinum oder hydr. praecip. rubr. beftreichen. Wenn die Theile aut granuliren, fo mag man die Vernarbung durd) ein Leichtes Touchiren mit Höllenftein befchleunigen. Es ift felten nöthia, außer in complicirten Fällen, den Verband lange Zeit fort zufegen, wenige Tage find oft volllemmen ausreichend. Sobald 675. XXXI. 15, 238 die Ränder ſich überhäutet haben, wirb die übrige Wundflaͤche rar ſcher ohne, als mit Verband, vernarben. Zumweilen kommen Abfceffe am Maftdarme vor, melde mit dem oben befchriebenen eigenthümlichen Uebel verwecfelt werden tönnen, und ich will einige Worte über diefe Fälle fagen, um fie voneinander unterfceiden zu lehren. Zuweilen tritt in einem dußeren Hämorrhoidalknoten Eiterung ein. Diefer entzündet ſich, und wenige Tage darauf findet man einen Abfceß, welcher gerade auf dem Puncte ift, aufzubrechen. Man öffı:et denfelben, und «6 kommt vielliicht ein Theeloͤffel oder mehr Eiter heraus; wenn man aber dann eine Sonde einführt, fo wird diefe nicht an der Seite des Maftdarms hinauf und vielleicht nicht weiter, als 4, eindringen. Diefe Art Abſceß ift oft ſehr Schmerzes baft und andermeitig ftörend. Der Kranke fann faum zu Stuhle geben, und ır hat Schmerzen und Befchwerde, wenn er die legten Zropfen Urin läßt. Die Behandlung ift bier ſehr einfah, denn man fann auf Einmal radical heilen, indem man den Haͤmorrhoi— dalnoten mit dem Abfceffe vermittelt einer gefrümmten Scheere ausfchneidet. Daffelbe tritt zumeilen bei einem inneren Hämorrhois dalfnoten ein, welchen man gleichfall& ausfchneidet, oder, wenn er nicht Elein genug ift, eine feidene Schnur um feine Bafis legt und ibn durch Unterbindung zerftört. Hierbei will ich Folgendes bes merken, Wenn man die Sonde in einen Abfceß einführt, welcher ſich an einem inneren Dämorrhoidalfnoten gebildet bat, fo durchbricht diefelbe fehr leicht die dünne Wand dee Abſceſſes und geräth in das Zellgewebe unter der Darmfchleimhaut, weldyes fo wenig Wider: ftand Leifter, daß man mehrere Zoll weit zwifhen die Schleim » und Muskelhaut fo leicht eindringt, als wenn man in cine wirkli= che Höhle geratben wäre, Nach der Analogie von Abfceffen und -Kifteln des Maftdarms und weil diefe gemeiniglih bis in den Darın bloßgelegt werden müffen, haben, vermuthe ich, mehrere Wundärzte geglaubt, daß eine und diefelbe Operation für alle Arten von Kiltelgängen,, moͤ— gen fie nun liegen, wo fie wollen, nöthig fey. Sch erinnere mid) noch der Zeit, wo mehrere fehr tüchtige Wundärzte der Anſicht waren, daß die fogenannte Perindalfiftel auf diefe Weife behan— delt werden müffe, Es kann jedody Eeinen arößeren Irrthum ges ben. Die Perindalfifter bilder fi auf diefelbe Weile, wie die Maftdarmfiftel, mit dem Unterichiede, daß die eine mit der Harn— röhre hinter einer Strictur, die andere dagegen mit dem Maitz darm oberhalb des Schließmuskels communicirt. Cine Perindals fiftet Eann nicht heilen, weil etwas Urin aus der urethra in diejelbe hineinflicht; das Bloßlegen derfelben nuͤtzt aber Nichts, da fie nicht die Urfache entfernt, was aber leicht durch bloße Ermeiterung der Strictur erzielt werden kann, und in 19 Fällen von 20 ift diefes Alles, was man zu thun hat. Sobald mit Erweiterung der Strics tur der Urin leichter durch die Harnroͤhre, als durch die Geſchwuͤrs— Öffnung, abfließen kann, wird er gar nicht mehr durch die letztere bindurchgeben, und die Fiftel heilt. Wenn fie nicht volftändig heis len follte, fo bat man nur die Strictur eine geraume Zeit hindurch dilatirt zu erhalten, indem man alle Tage oder alle zwei Tage ein Inſtrument einführt, und die Perinäalfiftel wird endlich beilen. Nur dann ift ein großer Einfchnitt nicht nur nuͤtztich, fondern for gar nötbig, wenn die Fiftel fo liegt, daß weder der Urin, welcher in diefelbe hineinfließt, noch der Eiter, welchen fie abfondert, frei abfließen kann. Fiſtuldſe Gaͤnge kommen in der Leiſte vor, die in Verbindung mit einer Affection der Inguinaldrüfen ſtehen, und ich erinnere mid) der Zeit, wo tüchtige Wundärzte annabmen, daß fie auf gleiche Weife, wie die Maftdarmfifteln, bIoßgelegt werden müßten. Es ift zwar wahr, daß, wenn ber Eiter in diefem Abſceſſe liegen bleibt und nicht berausfommen kann, fie geöffnet werden müffen, oder eine & genöffnung angelegt werden muß, denn fein Abſceß wird je hei— len. wenn nicht der Eiter, ſowie er abgefonderr ift, auch abfließt. Aber es ift nicht das Zurücbleiben des Eiters, was unter gemöhns liben Umftänden die Heilung eines Abfceffes oder Ganges in der Leiſte verhindert, fondern es find die Franken Drüfen im Grunde deffelben, und diefe müffen entweder ausgefchnitten oder durch Ach: mittel zerftört werden, oder, was in den meiften Fällen auch ges 239 lingt, in einen gefunden Zuftand verfegt werden, worauf dan die Fiftelgänge von felbft heilen werden. Dieſelbe Bemerkung läßt ſich auf Gänge anwenden, welche mit Necrofe zufammenhängen; ein Gang der Art heilt nicht, fons dern wird filtulös, weil das Uebel im Grunde deffelsen fich befins det. Sobald der todte Rnochen abaeht, wird ſich auch der Gang ſchließen, obne daß man noͤthig hätte, ihn bloßzulegen, reizende Einfprigungen zu machen, oder fonft etwas Anderes anzuwenden, Als Anhang habe ich hier noch von zwei Arten Fällen zu ſpre— chen, in welchen Abfceffe in der Nähe des Maſtdarms vorkommen, Ich führe den folgenden Fall als den crften an, welcher meine Aufmerkſamkeit auf diefe eigenthümliche Form des Uebels lenkte, Vor mehr als 20 Jahren wurde ich zu einem Herrn gerufen, wel: her feit langer Zeit an tiefjigenden Schmerzen im Beden gelitten hatte und nun ein Gefühl von Herabfinfen des Maſtdarms und, mie er es nannte, heftige und fchmerzhafte Krämpfe in demfelben hatte. Es ſchien nicht unwahrfcheinlih, daß diefes Krämpfe des levator ani wären. Bei der äußeren Unterfuhung Eonnte ic) Nichts auffindenz als ich aber meinen Finger einführte, fühite ich eine große Auftreibung an der einen Seite des Darmes, welche ſich weit höher hinauf erftredte, als der Finger reichte. Sch führte eine Eanzette an der Seite des Darmes in die Gefchwulft ein, und als das Blatt bis zum Handariffe eingedrungen war, Fam eine große Menge Eiter heraus. Sch brüdte nun ein gefnöpftes Bis ftouri ein und legte das Ganze innerhalb de Maftdarms bloß. Der Schnitt reichte ziemlich weit an der Seite des Darmes hinauf, und id) erinnere mich, daß fpäter eine beträchtlihe Blutung ftatt- fand, welche duch den Fingerdruct und Charpiebäufche geftillt were den mußte. Der Kranke war von allen feinen Leiden befreit, der Abflug des Eiters dauerte jedoch noch eine geraume Zeit an, wit: wohl er allmälig abnahm. Nach einigen Monaten hatte der Auge flug völlig aufgehört. Der Kranke blieb von feinem Uebet geheilt. Nichts ſprach in diefem Falle dafür, daß der Abſceß in irgend ei— nem Zufammenhange mit dem Maftdarme ftand. Sh habe drei bis vier andere Fälle der Art gefehen, aber nur von Einem mir Etwas aufgezeichnet. Es war in diefem Symptome einer jener tiefliegenden Abfceffe bodh oben an der Seite des Maſtdarms vor: handen geweſen; endlich zeigte fich derfelbe an der Seite des Afs ters. Der Kranke ftarb an einem anderen Uebel, ohne daß der Abſceß geöffnet wurde. Bei der Section fand man einen ungemein großen Abſceß im Becken an der Scite des Darmes, welcher bis zu der, den m. obturatorius überkfeidende Fascie verfolgt werden Eonnte und ſich zwifchen den Platten diefer Fascie gebildet zu ha— ben fchien. Eine Communication mit dem Maftdarme Eonnte nicht aufgefunden werden. Ich fage nicht pojitio, daß diefe Fälle nicht von einer Affecz tion des Maftdarmes ausgegangen feyn mögen, aber nad) dem ©ectionsbefunde in dem legten Falle, fowie nach der Gefchichte des anderen, möchte ich alauben, daß es fih anders verhielt, und daß das Uebel nur in einer zufälligen Bildung von Eiter im Beden beftand, welches ſich an der Seite der Maſtdarms herabfenkt. Abfceffe Eönnen fi in des Nähe des Maſtdarms in den Fällen bilden, wo eine Strictur oder ein bösartiges Uebel vorhanden ift, welches eine Obftruction in diefem Theile des Darmes herbeiführt. Sie beginnen gleich den gewöhnlichen Maftdarmabfceffen mit einer Ulceration des Darms, wobei der Hauptunterfhied darin befteht, daß bei gewöhnlichen Abfceffen die primäre Ulceration ftets dicht 675. XXXL 15. 240 über dem Schließmuskel eintritt, während fie in diefen Fällen uns mittelbar oberhalb der DObftruction, und zwar gewöhnlich 3 — 4” oberhalb des Afters, vorkommt, Abſceſſe der Art kommen felten einzeln, fondern meift mehrfady vor. Zuerft ift ein Gefhwür da und ein Abfceß bildet fih, welder nah Außen aufbriht; dann tritt eine neue Ulceration cin, und ein anderer Abſceß bildet fich, welcher gleichfalls nach Außen aufbricht. Sie feinen langfam an der Seite des Maftdarms herunter, und man findet zuweilen ſechs und mehr folcher Abfceffe, welche alle zu gleicher Zeit cffen find und Eiter abfondern. Kinige der aͤußeren Dıffnungen liegen dicht am After, andere auf der Hinterbade in einer beträdtlihen Entfer— nung davon, und andere wiederum, welche fih in Kolge der Ulces ration oberhalb der DObftruction gebildet haben, koͤnnen wiederum unterhalb deffelben fich in den Darm öffnen. Die einzige Behandlung folher Fälle beftcht darin, daß, wenn ein Abſceß ſich bildet und nicht an die Oberfläbe kommt, fondern unter der Haut verborgen bleibt, man cine Eanzette einſteche, um dem Eiter einen freien Abflug nah Außen zu verfchaffen und die Meiterverbreitung deffelben zu verhüten. (London med. Gaz., Jan. and Febr. 1844.) 4 NMNiscellen Ein Auffag des Dr. Whitney über die Auſculta— tion des Gehirns im American Journal of medical Seirnces endet mit folgenden Schlußfolgen: Wir haben alfo vier vollfläns dig voneinander verfchiedene aufcultatorifche Phänomene, welche eis genthümlihe pathologiſche Zuftände des Gehirns characterijiren. Sie find das Blafebalggeräufch, die Argophonie, das Katzenſchwir— ten und das Gluden oder das muficalifche Geräufh. — Das erfte derfelben, im reinen oder mobdificirten Zujtande, ift als das beglei= tende Phänomen von Gehirncongeftion, acuter Gehirnentzündung, hydrocephalus, Comprefjion des Gehirns, feirrhöfer Verhärtung der Gehirnfubftang mit Erweichung, Dflification der Gebirnarterien und dem von Marfhall Hall zuerft fogenannten morbus hydroen- cephaloides er£fannt worden. — Die Araopbonie findet fi nur in den Fällen von Gehirnleiden, welhe mit Erguß und Ertravafation von Flüffigkeit in der Gehirnfubitang oder um diefelbe herum comz plicirt ind. — Das Kasenfhwirren fommt bei einem aneurysma der art. basilaris und das Glucken, welches eigentlich nur eine aus Bergemöhntiche Modification des Blafebalggeräufches ift, findet jich nie bei Hyperaͤmie oder acuter Gehirnentzündung, und läßt ſich daher als pathognomonifh für cinen Zuftand von bedeutender Anaͤ— mie des Gehirns annehmen. (Lancet, Febr. 10. 1844.) Die Hydrocele, als Ableitung für andere Krankheiten wid): tiger innerer Organe, befpriht Dr Pauli in feinen Unterfuchungen und Erfahrungen im Gebiete der Chirurgie, Leipzig 1844, anknuͤ— pfend an einen Fall, in welchem die Hydrocele als eine Ableitung für Hydrothorar diente. (Es wird ein ähnlicher Kall von Hen— nemann berichtet, wo langdauernde epileptifhe Zufälle bei Bil— dung einer Hydrocele aufhörten und nad) Radicalbeilung der letz— tern der Tod erfolate.) Dr. Pauli fommt, nach feinen Erfah— rungen, zu dem Schluffe, daß da, wo die Hydrocele rein local fey, zuverfichtlic, die Radicalheilung vorgenommen werben Eönne, In anderen Källen dagegen thue man wohl, fi) mit der Palliativs cur zu begnügen. Bibliographische Ilustrations of the recent Conchelogy of Great Britain and Ire- land, with the Description of the Localities of all the Spe- cies, Marine, Land and fresh Water. Drawn and coloured from Nature by Thomas Brown, ete. 24 Edition greatly enlarged. Roy. 4to. London 1344. Mit 59 color. Zafeln. Geognoftifhe Charte von Dber-Schlefien, entworfen von R. v. Carnall, 2 Blatt. Berlin 1844. Neuigkeiten Translation of the new Pharmacopoia of the Royal College of Physicians, London; with Notes and Criticisms. By G. F. Collier, M.D. 34 Edition. London 1844. 8. The physical and medical Management of Children; adapted for general Perusal. By Edward Augustin Cory, M.D. etc. 5th Edition. London 1344. 12. —ñ— — — ——— — Menue Motizen audsdem Gebiete der Hatur - und Veilkunde, gefamımelt und mirgerbeitt von dem Ober» Mericinafratbe Froriep gu Weimar, und dem Medicinafrarbe und Profeſſor Froriep gu Berlin. N. 6176. Gedrucdt im Landes Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gGr (Nr. 16. des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 2%, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9x Auguft 1844, a u sr ARE RE Ueber die Glaffification der Fifche. Bon 8, Agaſſiz. (Schluß.) Sch habe fhon öfters Gelegenheit gehabt, auf die ganz unverfennbare Analogie aufmerffam zu machen, welche zwi: ſchen gewiffen embrponifchen Formen, die in der Entmwidelung einer Species nur ein beftimmtes Stadium bezeichnen, und den conftanten Iharacteren zablreiher, zu verfchiedenen Bas milien gehöriger Gattungen eriftirt, welche in der gegenwaͤr— tigen Schöpfung nur wenig. Nepräfentanten befißen, oder wohl ganz ausgeftorben find. Es laͤßt fich daher nicht be: zweifeln, daß diefe Betrachtungen hinwiederum einen Ein: fluß auf die Stelle äußern müffen, welche man diefen Gats tungen im Spfteme anzuweifen bat. In der allgemeinen Uoberfiht der Mefultate meiner - Unterfuhungen über das Skelet der Fifhe babe ich mehrfach gezeigt, inwiefern die Mefultate der Embryogenie mit denen der Paläontologie übereinftimmen, und dadurch habe ich die Üeberzeugung gez mwonnen, daf, wenn wir die embryologifchen Forfchungen aus dem Gefichtspuncte der Würdigung des Werthes der orgas nifchen Formen als zoologiſche Charactere verfolgen, auch fie dereinft einen wefentliben Cinfluß auf. die Glaffificationg = Methode äußern werden. Ebenſo wird e8 fich unftreitig mit den mifroffopifchen Forfhungen verhalten, welche gegen märtig in allen. Zweigen der Naturwiffenfhaften fo eifrig betrieben werden. Geftatten die fo höchft mannigfaltigen Beziehungen zwifchen den organifhen Weſen, daß man dieſe letztern in eine und diefelbe Reihe hintereinander ordne? Meiner Uns fibt nah, geht dieß nicht an. Ich bin mehr geneigt, zu glauben, daf die Maturforfcher zu der Anordnung in gut begrängte Abtheilungen zurüdkehren werden, welde aufeins anderfolgen und, zum Darlegen der verfchiedenen Beziehuns gen der Gefchöpfe, einer graphifhen Darftellung fähig find, in deren Mitte ſich die am Genaueften befannten Typen bes finden, um welche ſich dann, je nach ihrer näheren oder ents fernteren VBerwandtfchaft, andere Typen gruppiren, welche ih: No. 1776. — 676, terfeits wieder zu fecundären Mittelpuncten werden Eönnen, um welde ber fich die fecundären Tippen gruppiren. Und je genauer wir mit den fümmtlichen Details einer großen Abtheilung befannt werden, difto beffer werden wir alle deren Glieder je nach deren verfchiedenen Verwandtfchaften gruppiren fönnen. Wenn wir, 3. B., die Echinodermata betrachten, fo wird e8 wichtig ſeyn, zu berüdfichtigen, wie diefe Glaffe, vermittelt gewiffer genera der Drdnung der Holothurien, mit den Würmern, fowie mittelft der Grinoiden, mit den Polypen in Verbindung ſteht. Wenn wir die Grinoiden in der natürlichften Weife eintbeilen wollen, müffen wir, z. B., die Analogie zwifchen den Ecinocrinen und den ächten Edi: niden, fomie die Analogie zwifchen den Comatulae und den Asteriae berüdfihtigen, während die aͤchten Encrinen den Mitteltnpus der Ordnung bilden werden, u. f. w. Und um die Andeutungen, welche fihb auf die Verwandtſchaften einer Glaffe beziehen, mit denen in Werbindung zu bringen, welche wir rücfichtlid) ihrer Succeffion befigen, wird es nös tbig feyn, diefen zoologiſchen harten, fo zu fagen, Stamm: bäume hinzuzufügen, auf deren Stamm wir die Namen der älteften genera finden werden, während die Namen der jüngeren Typen auf den Aeſten und Zweigen fteben. Wenn die Proportionen des Stammes und der Aeſte gehörig eins gehalten werden, fo läßt fih auf diefe Weiſe fogar die Pe— tiode, wo jede Gruppe zuerft erſchien, genau bezeichnen , ſo— wie ſich au durch die verhältnigmäßige Stärke des Aftes jedes Typus die Wichtigkeit der Nolle wird andeuten laffen, welche derfelbe in jeder geologifchen Formation fpielt. In Uebereinftimmung mit diefen Anfichten babe ic) nachftehende Tabelle zufammengeftellt, welche die Gefhichte der Entwidelung der Fifhe duch alle geologifche Formatio— nen bindurd) darftellt und zugleich Aufſchluß Über die Grade der Verwandtfchaft giebt, in denen die verfchiedenen Familien zu einander ftehen, *) Dben ftehen die Namen der vier *) Das Edinburgh new philos. Journal, April — July 1834, dem wir obigen Auffag entlehnen, verſpricht dieſe Tabelle in feiner nächften Nr. nachzuliefern. 16 243 Ordnungen, in welche ich die Claffe ber Fiſche eintheile, und deren Gharactere in den Recherches sur les Poissons fossiles auseinandergefegt find. Diefe Ordnungen find: Cycloides, Ctenoides, Ganoides und Placoides. Un: ter diefen fieht man die Namen der Familien, welche in der jest lebenden Schöpfung Nepräfentanten haben. Sie find fenereht geordnet und ſtimmen mit den mehr oder weniger ſtark ausgeprägten auffteigenden Linien überein, deren unteres Ende den Ausgangspunct der Entwidelung der Familien anzeigt, während deren Breite den Grad der Wichtigkeit ans "deutet, den fie zu jener Zeit behaupteten. Un den Seiten der Zabelle ftehen die Namen der Hauptformationen, um die geologifhen Niveaus anzuzeigen, von welchen fümmtliche Familien entfpringen, und bis zu welchen fie fich erheben. Die Namen der Samilien, welche nicht bis zu der jegigen Schöpfung reihen, ſtehen auf den Stämmen, melche diefels ben trepräfentiven; diejenigen, welche Eeine fofiilen Repraͤſen— tanten haben, find in dem Niveau, welches die jegige Scho- pfung anzeigt, bloß mittelft breiter Rinien bezeichnet. Die Gonvergenz aller diefer fenkrechten Linien endlich zeigt die Derwandefhaft der Familien mit dem Hauptftamme jeder Drdnung an, Sch babe indeß die Seitenäfte nicht mit den Hauptflämmen verbunden, weil ich überzeugt bin, daß fie niht duch directe Fortzeugung oder ftufinweife Umbildung voneinander abjtammen, fondern daß fie der Materie nah voneinander unabhängig find, wenngleich fie integrirende Theile eines fyftematifhen Ganzen bilden, deffen Verbin: dung indeß nur in dem Geifte des Schoͤpfers zu fuchen ift. Da ich ermittelt, daß die Species jeder Formation durch: weg von jenen anderer Epochen verſchieden find, fo habe ich von den geologifhen Niveaus aus, queer durch alle auffteis gende Linien der Familie, Sceidelinien gezogen, welche an— deuten, daß die genealogifhe Entwidelung der Species oft unterbrochen ift, und daß, wenn demungeachtet jeder Stamm ein tegelmäfiiges Fortfchreiten bekundet, diefe Verwandtſchaft nicht das Mefultat einer fortlaufenden Defcendenz, fondern vielmehr die wiederholte Manifeftation einer vorausbeftinnms ten Ordnung der Entwidelung ift, die einem feften Ziele zufchreitet und ſich im Kaufe der Zeit methodifch verwirklicht. Meine Abfiht war nicht, in einer mäßig großen fpnoptifchen Tabelle über eine an Species fo zahlreiche Claffe, wie die der Fifhe, fammtlihe von mir beobachtete Thatfahen, ja nicht ein Mal alle befannte Species. zufammenzuftellen; ſon— dern ih wuͤnſchte nur eine Skizze zu liefern, welche eine allgemeine Anfiht ausdrüdte, deren Ausführung im Ein: zelnen mein Werk ift, und die man mit einem Blide leicht überfchauen und verftehen fann, Nur zwei Ordnungen der Claſſe erfcheinen in der erften Periode der Entwicelung des Thierlebens an der Erdoberflähe; fie treten gleichzeitig mit den Repräfentanten aller Claſſen der wirbellofen Thiere auf, während fie lange die einzigen lebenden Typen der Wirbel: thiere find. Diefe beiden Ordnungen, die Ganoides und Placoides, entwideln fih am Stärfften in den Forma: tionen, die älter find, als die Kreide, und die Familien, welche die Typen berfelben bilden, fterben vor der jegigen Schöpfung aus, in weicher fie nur durd) wenige Species 676. XXXI. 16. 244 repräfentirt werben. Dergleichen find in der Ordnung der Placoides: die Cestraciontes und die Hybodontes mit ihren Unterabtbeilungen; und unter den Ganoides: die Lepidoides, Sauroides, Celacanthes und Pyenodon- tes, nebft den weniger wichtigen Gruppen, und die Ce- phalaspides, Dipterier und Acanthoidier. Die Nebens zweige der Placoides, welche im Allgemeinen in der ges genmwärtigen Schöpfung dürftig tepräfentirt find, erreichen ihre Endfchaft ziemlih früh; die Squalides treten zuerft in der Steinkohlenformation auf, die Chimaerae und Ros chen erfcheinen bald darauf. Die Chcloftomen find die ein: zigen Arten, welche ausfcließlic der jekigen Schöpfung ans gehören. Allein in der Kreideepoche findet in der Claſſe der Fifche eine völlige Umgeftaltung ftatt. Wir fehen plöglich zwei Ordnungen auftreten, die Ctenoides und Cycloides, die gleih von ihrem Urfprunge an, wie ihre Vorgänger, eine große Mannigfaltigkeit offenbaren. Vor dem Beginne der tertiären Periode umfaffen die Gtenoiden neun verfchie: dene Familien, zu denen während der tertiären Periode und zu Anfang der jegigen Aera noch zwei hinzukommen. Die Cycloiden find noch mannigfaltiger; denn nach ihrem Er: feheinen zeigt fih der Typus der Acanthopterngier neben den Malacopterygiern, und deren zahlreiche Familien reichen mehs tentbeild bie in die Kreide hinauf. Allein troß diefer Ver— fehiedenheiten herrſcht zwifchen den früheften Repraͤſentanten aller diefer Typen eine große Aehnlichkeit. Während Ddiefer Periode find die Placoides, fo zu fagen, auf die Samis lien der Chimaerae, Haien und Rochen befhränft, und felbft diefe find Eeineswegs zahlreich; während die vier neuen Familien der Sclerodermen, Gpmnodonten, Kophobrandien und Acipenferiden faft gleichzeitig in der Ordnung der Ga- noides auftreten und die Stelle der ausgeftorbenen Fami— lien einnehmen. Die Lifte der nad) den geologifchen Formas tionen geordneten foffilen Fifhe, welche man in meinem Werke findet, wird diefe allgemeinen Angaben ergänzen und zugleich denfelben zum Beweiſe dienen. Thatfahen, wie die oben dargelegten, führen ung auf Anfihten, melde noch nicht wiſſenſchaftlich feftgeftellt find, die jedoch durch die paläontologifhen Forſchungen fich von Tag zu Zag dringender geltend machen, Wir haben e8 hier mit dem Verhältniffe zu thun, in welchem die Schöpfung zum Schöpfer ſteht. Liegt nicht in Erſcheinungen, die in der Drdnung ihrer Aufeiranderfolge in inniger Beziehung jueinander ftehen, ohne daß in ihnen felbft ein hinteichender ‚Grund für ihr Auftreten liegt; Liegt nicht in der unendlis hen Mannigfaltigkeit von Species, die fih, ohne ein mas terielled Band der Verbindung, fo aneinanderreihen, daß fie die bewunderungsmürdigfte fortfchreitende Entwidelung dar: ſtellen, von welcher unfere eigene Species ein Glied bildet, der unwiderleglichfte Beweis von dem Vorhandenfeyn einer hoͤchſten Intelligenz, deren Macht eine ſolche Drdnung der Dinge einführen Eonnte? Allein fo fireng nimmt man es bei dergleihen Unterfuhungen, daß man dasjenige, was doch ganz natürlich feheint, nicht eher als vernunftgemäß gelten faffen will, als bis es durch die einleuchtendften und beftimmteften Thatſachen unterftügt iſt; und deßhalb habe ich 245 mid erft am Scluffe meines Werkes in diefer Weiſe aus: zufprechen gewagt. Nicht als ob ich den Miderfpruch, den die Ankündigung folher Nefultate, wie die Menfchen nun einmal find, nothwendig erregen muß, zu fürdten gehabt hätte, fondern weil ich denfelben nicht früher herausfodern wollte, als bis ich jene auf eine rein wiffenfhaftlihe Baſis gegründet und durch bündige Beweiſe unterftügt hätte. Mehr als 1500 Species foffiler Fiſche, die mir befannt find, über: zeugen mich davon, daß die Species nicht ineinander übers gehen, fondern daß fie unerwartet auftreten und verſchwin— den, ohne mit ihren Vorgängern in der geringften directen Verbindung zu ftehen. Denn ich kann mir nicht einbilden, daß jemand ernftlih behaupten möchte, die zahlreihen Ty— pen von Cycloides und Ctenoides, welche faft ſaͤmmt— lib Zeitgenoffen voneinander find, ftammten von den Pla- coides und Ganoides ab. Ebenſowohl koͤnnte man be: haupten, daß die Süugethiere und der Menfh in gerader Linie von den Fifchen abftammten. Alle diefe Species ha— ben eine beftimmte Periode des Erfcheinens und Verſchwin— dens; felbft ihre Eriftenz iſt auf eine beftimmte Zeit be= ſchraͤnkt, und dennoch bieten fie, im Ganzen betrachtet, mehr oder weniger nahe Verwandtfihaften, eine beflimmte Anords nung in einem planvollen Syſteme der Organifation dar, welche zu der Lebensweiſe jedes Typus, ja jeder Species in ſehr naber Beziehung fteht. Ueberdieß zieht ſich durch dieſe unendlihe Mannigfaltigfeit der Formen ein unfihtbarer Fa— den, der fich uns durch das beftändige Fortfchreiten der Ent— mwidelung offenbart, an deren Spitze der Menſch fteht, de= ren Mittelglieder die 4 Glaffen der Wirbelthiere und deren beftändige Zugaben die fämmtlicdyen wirbelloſen Thiere find. Muͤſſen wir hierin nicht die Offenbarung eines allweifen, all: gütigen und allmächtigen Schöpfers erkennen? Liegt hierin nicht der handgreifliche Beweis des Vorhandenſeyns eines Gottes, des Urhebers aller Dinge, des Erhalters der Melt, des Spenders alles Segens? Dieß ift wenigfteng die Wahr— beit, welde mein fhwaher Verftand aus den Merken der Schöpfung entnehmen ann, wenn ich fie mit danfbarem Herzen betrachte. Dieß Gefühl macht uns Übrigens aufge: legter, der Wahrheit um ihrer felbft willen nachzuforſchen, und ich bin überzeugt, daf, wenn die Naturforfcher bei ihren Studien, felbft im fpeciellen Gebiete der directen Beobach— tung, in dieſem Geifte verführen, fie im Allgemeinen nur um deſto ficherere und rafchere Fortſchritte machen würden. (Recherches sur les poissons fossiles, par L. Agassiz. Derniere Livraison, 1843. Edinburgh new philos. Journ. April — July, 1844.) Ueber den Zuftand, in welchem die Fibrine im Blute vorhanden ift. Bon Andrew Anderfon, Dr. M. Seither begten die Phyſiologen faft durchgehende die Anfiht, daß die Fibrine des Blutes flüffig fen, fo lange das Blut Vitalität befise, und daß fie erft mit dem Aufhören des Lebens feft werde, 676. XXXI. 16. 246 Die Veränderungen, welche, der allgemein geltenden Meinung zufolge, vermöge des Gerinnens im Blute ſtatt— finden, laſſen ſich im folgender Weiſe uͤberſichtlich darſtellen. Plasma. Serum. Lebendes Blut. Todtes Blut. Kügelhen » » + . Blutflumpen. Von diefer Meinung find neuerdings die Herrn Mandl und Dr. Andrew Buhanan abgegangen. Diefe nehmen an, der rothe Theil der Blutkörperchen nehme an dem Ges tinnen nicht Theil, fondern fey nur gleichfam zufällig in den Klumpen eingehuͤllt und laſſe fih durch ein gewiſſes Vers fahren aus demfelben ausfceiden; während die weifen Körs perchen und Partikelchen eigentlih die Fibrine bilden und das Gerinnen des Blutes lediglich in der Aggregation diefer früher vereinzelten Körperhen beftehe. Dr. Bubanan’s Anſicht über diefen Punct gründet ſich auf feine Beobachts ungen in Betreff des Verhaltens der in aufgezogenen Blaſen und in feröfen Höhlen befindlihen Flüffigkeit. Ich habe die von einem Blafenpflafter aufgezogene friſche Flüffigkeit unter dem Mikroſkope während des Coagulirens genau beobach— tet und gefunden, daß der zarte Klumpen ſich unabhängig von den Koͤrperchen bildet, da derfelbe das ganze Geſichts— feld einnimmt, während ſich höchftens 2 — 3 Körperdyen in dem letztern befinden. Es ift allerdings wahr, daß man bei dem fehr merk: würdigen Erperimente, weldes zuerft von Dr. Buchanan angeftellt ward, namlich wenn man das Serum des Blutes mit dem einer Hydrocele vermifcht, ein deutliches Coagulum erhält, nahdem die Mifchung eine Zeit lang geftanden hat; allein ih kann ſelbſt dieß nicht für einen Beweis gelten laſ— fen, daß das Coagulum von den Körperchen herrühre, wel— he fich in der Flüffigkeit, in der es fich bildet, befinden, denn ich habe eine ſolche Mifhung in zwei gleiche Theile ge= theilt, von denen ic den einen unberührt ftehen lief, während ich von dem andern ſogleich fämmtlihe Körs perchen durch Filtriren abfchied und mich durch das Mikroſkop davon überzeugte, daß Eeine mehr vorhanden waren; und dennoch Fonnte das Auge an den Gerinnfeln, welche fich fpäter in beiden Theilen der Flüffigkeit bildeten, nicht den geringften Unterfchied erfennen, auch mit Hülfe des Mikro— ſkops Eeine neugebildeten Körperchen entdecken. Entfchieden kann diefe Frage nur durch die Unterfuche ung der Veränderungen werden, welche in dem Plasma des Blutes felbft eintreten, und dieß läßt ſich bewerfitelligen, wenn man mit einem Löffel einen Theil von der im Ente ftehen begriffenen Speckhaut (die weißlibe Flüffigkeit, welche vor dem Gerinnen auf der Oberfläche des Blutes ſchwimmt, das Perfonen entzogen worden ift, die an entzündlichen Krank— heiten leiden) befeitigt und unter das Mikroſkop bringt. Diefe Fluͤſſigkeit iſt von rothen Körperchen befreites Blut, da die rothen Körperchen des Blutes von an Entzuͤndungskrankhei— ten leidenden Perfonen einander ftärfer anziehen, als die des Blutes gefunder Perfonen, daher fie in jener Art Blut ſchnell zu Boden fallen. Da nun die Anmefenheit der rothen Koͤr— 16* 247 perchen uns nicht mehr am Erkennen der vor fich gehenden Veränderungen hinderlich ift, fo feben wir im Plagma eine Unzahl von Partikelchen und weißen Körperchen, welche les tere im entzündlihen Blute immer am Häufigften find, was man wahrnimmt, wenn man einen Tropfen von dem oben abgelaffenen Blute zwifchen zwei lasplätthen unter das Mikroſkop bringt, da denn die weißen Körperchen, wegen ihres bedeutendern Volumens, an die Paaͤttchen ankleben, während man die rotben Körperchen an ihrem glatten Umtiffe, ihrem Mittelferne und länglihen Profil erkennt. Sm Verlaufe der Beobahtung wird das Plasma felt, aber fonft tritt £eine Veränderung in demfelben ein, Die Koͤrperchen bleiben ganz ruhig, und erſt, wenn wir mit einer Naͤhnadel über das Glas fahren, wo ſie in Maffe der Nadel folgen , bemerken wir, daß fie fih in einem dünnen Gerinns fel. befinden, Die Körperchen felbft verſchmelzen ſich alfo nicht miteinander; allein dennoch Ließe fid) vermuthen, daß der Klumpen durch ihre Cohaͤſion gebildet werde. Aber auch diefer Punct wırd durdy die Kortfegung der Beobachtung er: ledig. Wir haben den im Entſtehen begriffenen Klumpen vor deffen völligen Feſtwerden bei Seite gezogen, fo daß eine von Körperchen irgend einer. Art volllommen freie, durchſich— tige Flüffigkeit zurüdigeblieben iff; und dennoch tritt in dieſer wieder eine Coagulation ein, meldye folglih nur durch das Feſtwerden der vorher flüfjigen Fibrine ftattfinden kann. So weit ſtimmen meine Beobachtungen mit denen des Dr, Addifon überein, welche erft veröffentlicht worden find, nachdem ich die meinigen bereits angeftellt hatte; allein er behauptet, die Fibrine werde in Geſtalt von Faſern feft und giebt von diefen Abbildungen, welche ſich tie ziemlic) flernförmig geordnete Nadeln ausnehmen. Das Vorhandene feyn einer folhen Art von Keyftallifation muß ich geradezu bezweifeln. Sch habe wiederholt gefehen, daß das ganze Ge: fihtsfeld mit einem homogenen, ungemein zarten Gerinnfel ausgefüllt war, welches fo fein und durdfihtig war, daß man e$ nur dann deutlich wahrnahm, wenn man deffen Hand mit einer Nähnadel queer Über das Glas zog, fo dafi er gegen die zuruͤckbleibende wafferhelle Klüffigkeit abſtach; und deffen Structur in fo geringem Grade faferig war, daß man nur mit der größten Schwierigkeit, bei der beften Beleuche tung und einer 600fahen Vergrößerung des Durchmeffers, auf der ganzen Oberfläche ein hoͤchſt zartes, flreifiges Anfehen 676. XXXL 16. 248 wahrnehmen Eonnte. Allerdings wird das Coagulum fpäter faferig; allein dieß gefchieht in Folge der Zufammenziehung, die in einer eigenthümlihen, noch nicht genügend erklärten Meife ftattfindet. Uebrigens kann ich in Betreff derfelben anführen, daß ic an einem in obiger Art präparirten Ges tinnfel, außer der Verminderung des Volumen und einer ges ringen DVerftärfung des faferigen Anſehens, keine Veraͤnder— ung zu erkennen im Stande war, obwohl ih es 24 Stun: den lang in einer bedeciten Glag;elle unter dem Mikroſkope ließ, bis es ſich vollftindig zufammengezogen und alles Ser tum aus feinen Zwifchenräumen berausgepreßt hatte. (Aus—⸗ gezogen aus den Transactions of the Glasgow philos. Society, Jan. 1844. London & Edinb. Monthly Journ. of Med. Science. July 1844.) Miscellen Von ber Eleinen Stalienifhen Eule (Civetta) bei richtet Waterton in feinen Essays on natural History, daß jie von den dortigen Gärtnern ungemein hodygefhäst werde, weil fie außerordentlich viel Ungeziefir, als Inſecten, Schnecken, Reptilien und Mäufe, vertilge, fo daß man fie überall willkommen heißt. Auch bedient man fih ihrer zum Schießen Eleiner Vögel, indem _ man fie auf eine Stange fegt, wo fie beftändig die fonderbarften Geberden und Büdlinge macht. Man finder fie daher auf dem Vogelmarkt am Pantheon zu Rom häufig zum Verkauf ausgeftellt, übrigens nicht bloß lebendig, fondern auch, mitten unter Habichten, Raben, Krähen, Dohlen, Haͤhern, Elftern, Sgeln, Froͤſchen, Schnecken 2c., gerupft und ſpießfertig. Denn die Italiener eſſen beinahe Alles, was Noah in feine Arche aufgenommen hat. Ueber das Vaterland ber DObftarten hat Herr Prof. Koch aus Jena auf feiner Reife ebenfalls Beobaktungen anzuftels len Gelegenpeit gehabt. Namentlich find viele Steinfrüdte ihm als aus der Gegend von Ziflis ftammend erſchienen, z. E., die Imets fche, die Schlehe, die Kirfhpflaume, die Herzkirfche, die dort wild waͤchſt und fhöne große gelbe Früchte trägt, während die Sauers Ejrfche dort nicht wild vorkommt, Die Herzkirſche heißt aud auf Armeniſch nody jest giras und auf Türfifcdy keras, woher das ce rasus des Lucullus ftammen wird, der die erſte Kirfche nad Stalien brachte. Die Sauerkirſche Heißt dort bali, Ein Paar aneinander gemwadfene 3willingsrter: hen bat man, wie der Dumfries Courier berichtet, in der Nähe vom Schloffe Douglas in einem Zerchennefte gefunden, welche, wie die Siamejifhen Zwillinge, durch ein, mit Federn bedecktes, Liga⸗ ment miteinander verbunden waren, doch fo weit voneinander ent» fernt, daß fie bei'm liegen auch die inneren (die einander zuge⸗ kehrten) Flügel gebrauchen koͤnnen. — a a a a Ueber die Ausfüllung oder Vernarbung der bamorrhagifchen Heerde im Gehirne, Bon Dr, Mar. Durandsgardel, Nach einer Reihe von Sectionsrefultaten, fremden wie eigenen, über SHirnapoplerie fährt der Verfaſſer alfo fort: Die Bildung einer Membran in der Umgegend des Heerdes ift eins der erften Phänomene, welches die Aufmerkſamkeit auf ſich zieht. Bei unferen dreißig Beobachtungen ift dag Vorhandenfeyn -einee Membran fiebenzehn Mal. angegeben ; in 10 Fällen finden wir fie nicht erwähnt, und zwar wohl, wie fi denken läßt, wenigftens in der Mehrzahl aus Uns achtſamkeit oder Vergeffenheit; drei Mal endlich ift ihr Nicht: vorhandenfeyn ausdrüdlic angegeben. Die Krankheit batirte 249 in diefen 3 letzteren Fällen von 5 Monaten, 13 Monaten, mehreren Jahren. In den beiden leßteren waren die Wans dungen des Heerdes ungleid und etwas weih, aber die Kranken waren Symptomen erlegen, welche dem Nervenfps fteme fremd waren, und hatten in der legten Zeit ihres Les bens feine Hirnfpmptome dargeboten. ine diefer Thatſa— hen ift von Herrn Andral beobachtet worden, die beiden anderen gehören mir an, und id) ftehe für ihre Genauigkeit. Die Pfeudomembran kann alfo bei alten hämorrhagis Shen Heerden gänzlich fehlen. j Wir finden keine Pfeudomembran vor dem fünfunddreis Figften Tage angegeben, unfere Beobachtungen zeigen jedoch, daß fie weit früher vorhanden feyn kann, da jie um jene Zeit ziemlich did, gut organifirt und von Gefäßen durd'z0» gen ift. Gruveilhier hät fie Übrigens am fünfundzwans sigften Tage gefunden. (Anat. pathol., Livr. 5. Pl. 6. p. 2.) Die Membran wird befonders vor dem funfzigften Ta— ge als aus einem Zellgewebe beftehend befchrieben, deffen Fir lamente leicht voneinander zu unterfheiden find, wenn man fie mit der Spise eines Scalpels in die Höhe hebt, weich, fpäter confiftenter, did, zuweilen an der Oberfläche rauh, meilt glatt. Sie ift reich an Gefäßen und dunfelgelb gefärbt. Man hat gewöhnlich dag, was im Inneren eines haͤ— morthagifhen Heerdes vorgeht, gerne mit dem verglichen, was unter unferen Augen mit dem aus der Ader gelaffenen Blute gefhieht. Zuerſt findet man, fagt man, ein klares, röthliches oder farblofes Serum, in welchem ein Blutklum— pen ſchwimmt, fpäter verfchmwindet der flüffige Theil des Blutes und ein trodener, dichter Blutklumpen bleibt zurüd, welcher reforbirt werden muß. Zu diefem Behufe ſchwitzt die Membran eine feröfe Flüffigkeit aus, welche die Fibrine des Blutes aufloͤſ't und erweicht; auf diefe Ausſchwitzung folgt die Neforption, welche endlih den ganzen Klumpen verfhminden läft (de la Berge et Monneret compen- dium de med. pratique t. I. p. 240.) „Wenn man Gelegenheit bat, das ausgetretene Blut 14 — 15 Tage nad dem Anfalle zu fehen, fo hat e8 fchon nicht mehr das Ausfehen des friſch ertravafirten Blutes, Der am Meiften flüffige Theil ift zu großem Theile vers fhwunden, und der Blutkuchen ift dichter und weniger braun geworden. Später nimmt leßterer eine fefte und fat fibröfe Zertur an, die rothbraune Färbung verliert fih allmälig, und endlich bleibt nur eine Eleine Menge Fibrine von einer durchweg röthlichen Färbung zurüd, welche nach einer ges wiffen Zeit gänzlich verfchwindet.” (Abererombie des ma- ladies de l’encephale, p. 376.) Nah Moulin füllt nah Verlauf von 2 — 3 Monaten der Blutflumpen die Höhle des Heerdes nicht mehr vollftändig aus; derſelbe ift in ihrer Mitte durch eine mehr oder weniger große Menge eines’ röthlichen Serums ifolirt. Er erfcheint aus mehreren Schichten gebildet, deren Gonfiftenz und dem gefallenen Lau: be ähnliche Firbung vom Genttum nah der Peripherie hin abnehmen (cf. Traite de l’apoplexie, p. 60). Weiters hin fagt er: Eine den feröfen Häuten ähnliche Pfeudos 676. XXXI. 16. 250 membran entwickelt ſich nach und nach und organiſirt ſich rund um den Bluterguß. Bald wird dieſe Membran einer feröfen vollſtaͤndig aͤhnlich, indem fie Tropfen Serums in die apoplectiſche Hoͤhle hinein ausſchwitzt; dieſe fortwaͤhrend erneuete Flüffigkeit fpült Schicht nah Schicht vom Blut⸗ klumpen ab, welche dann verfluͤſſigt und reſorbirt werden, welcher Proceß gewoͤhnlich erſt dann beendet iſt, wenn die legten Blutſtreifen verſchwunden find” (Ibid., p. 57.) Die herrſchende Anſicht ift alfo, wie man ſieht, daß der faferftoffige Theil des Blutes fih von den Wandungen des Heerdes abgränzt, umgeben von einer feröfen Flüffigkeit, welche, von der Pfeudomembran felbft. ausgefchieden, sum Zweck hat, die Reforption derfelben zu -erleichtern, indem fie diefelbe durchdringt und abfpült. Diefe Anficht ift, vielleicht für einige ifolirte Thatſachen richtig, vom allgemeinen Stand: puncte aus betrachtet gewiß irrig. Wir haben den Blutklumpen nur in zwei Fällen im Serum ſchwimmend gefunden, von denen der eine 11, der andere 21 Monate alt war. in allen anderen erfüllte das Blut, oder das Refiduum deffelben genau die Höhle des Heerdes aus; im drei Fällen hatte das Blut jeine natürliche gallertartige oder flüffige Korm ſelbſt nach Verlauf von mehr teren Monaten beibehalten; in zweien war nah 35 Tagen das Ertravafat auf einen fehr dichten, im Centrum weicheren Blutklumpen reducirt, oder beftand aus einem fibröfen und dichten Blute. In ſechs anderen Faͤllen fand ſich das Blut zu ſehr verfchiedenen Epochen volftändig geronnen, und ein Mal nur war der Blutklumpen in deutlihe Schichten abgetbeilt. Im Augemeinen find die Blutflumpen, befondere wenn dag Er: travafat nicht fehr alt ift, in der Mitte noch roth, wenn fie an der Peripherie eine gelblihe Färbung angenommen ha— ben. Endlich in fiebenzehn anderen Fällen bildete das Blut eine dicke, weiche, ſchlammaͤhnliche, fadenziebende halbflüffige Maffe. Unter diefen Fällen find welche von fehr verfchiedes nem Datum, von 36 Tagen bis zu mehreren Jahren, die Mehrzahl von 3 bis 7 Monaten, Aus diefen verfhiedenen Erſcheinungen, welche das ers goffene Blut in den hämorrhagifhen Heerden darbietet, zie— hen wir folgende Schlußfolgen: 1. Im Allgemeinen vergeht eine unmöglid genau zu beftims mende, aber ficher ziemlich lange Zeit, bevor dag ertravafirte Blut völlig verfhmwindet, indem wir dafjelbe am Ende mehrerer Monate micht nur deutlich erfennbar, fondern auch von einer volljtändigen Reforption weit entfernt vorfinden. 2. Zumeilen felbft Eann das Blut eine unbegrängte Zeit lang in einem bämorrhagifchen Heerde feine Befchaffenbeit und feine kit zu erfennenden Gharactere behalten, dody muß man biefe Fälle als Ausnahmen betradhten. Die Art der Reforption des Blutes bietet ung zwei wohl vons einander aefonderte Reihen von Thatſachen dar: 3. In einigen feltenen Fällen fcheint der folide, faferftoffige Theil des Blutes ſich zurüczugiehen und grängt ſich von den Wandungen des Heerdes ab; er wird von benfelben durd ein Se: rum getrennt, in deffen Mitte er allmälig und langfam reforbirt wird, 4. In der Mehrzahl der Fälle giebt fich der Heerd in dem Maafe zufammen, ale die Quantität der ertravafirten Flüffigkeit fi) vermindert. 251 5. Sn der Eleineren Anzahl der Fälle erfchien das Blut in feiner äußeren Befchaffenheit kaum verändert. 6. Häufiger wird es in einen mehr oder weniger dichten Blutklumpen umgewandelt. 7. Am Häufiaften endli war es zu einer dicken, viscöfen, rahmartigen Flüffigkeit geworden u. f. w. Nachdem wir nun die derfdiedenen Metamorphofen durchges gangen haben, welche das ergojfene Blut und die Wandungen des Heerdes bis zu dem völligen Verſchwinden des Blutes erleiden, ha— ben wir nun bie übrig bleibenden Spuren des Grtravafates zu ftudiren. Die Schwierigkeit, welche fih uns hier darbietet, befteht dar— in, zu beftimmen, ob eine vorhandene Alteration, nachdem jede Spur des Blutes verfhmwunden ift, auf ein Ertravafat zuruͤckzu— führen fey, da andere .Rrankheitszuftände, die Erweihung, z. Br ſehr anafoge Modificationen der Hirnſubſtanz herbeizuführen ver: mögen, ohne daß mehr Spuren von der früheren Ermweichung, als im erfteren Kalle von dem ertravafirten Blute, zurücdbleiben. Vom anatomifchhen Standpuncte aus beftimmen zwei Umftände nothwendigerweife die Hirnblutung: ertravalirtes Blut und eine Zerreißung der Hirnſubſtanz. Um alfo eine gegebene Veränderung auf eine Apoplerie zurüdführen zu Eönnen, müffen wir die Spu— ren jener beiden Momente oder wenigftens eines Dderfelben aufs inden. \ Welhe Spuren Eann die Blutergiegung zurüdlaffen? Die oben zufammengeftelltin Beifpiele haben ung die verfchies denen Veränderungen gezeigt, welche das ergoffene Blut erleiden Tannz fie find in’sgefammt leicht auf ihren eigentlihen Urfprung zurüczuführen. Sn den meiſten Fällen verſchwindet das Blut nad) einer gewiſſen Zeit, und läßt nur eine gelbliche Färbung der Theile zurüd. Diefe Färbung ift für das Vorbandenfeyn von Blut zu einer gewiſſen Zeit in der Hirnfubitang und nicht, wie Zallemand gefagt hatte, vom Eiter characteriftifh. Sie zeigt beftimmt an, daß Blut aus den Gefäßen ausgetreten, aber nicyt, unter welcher Form diefes Phänomen zu Stande gekommen if. So, 3. 8., wenn Blut fi) in einen Heerd ergoffen, oder ſelbſt in fehr gerin— ger Quantität mit der Hirnfubftang bei einer Erweichung oder eis ner einfachen Blutinfiltration gemifcht hat, finder man fpärer eine gelbe Färbung der Wandungen des Heerdes, oder der erweichten Partie, oder der infiltrirten Stelle. Die gelbe Färbung ift alfo an und für fich kein beftimmtes Zeichen eines Hämorrhagifchen Heerdes, weil Blut aus den Gefäßen austreten und die Hirnſubſtanz auf diefe Weile färben Eann, ohne daß eine eigentliche Apoplexie ftatts gefunden hat. Sit die gelbe Farbe das nothwendige Ueberbleibfel eines alten Bluterguſſes? Dehambre ift nicht der Anjicht, daß im Gebirn extravafirtes Blut reforbirt werden könne, ohne eine gelbliche Faͤr— bung zurücdzulaffen (Memoire sur la curabilit€ du ramaolliss, cerebral in Gaz med., Mai 18. 1833.) Wenn man diefe Behaup: tung annimmt, fo muß man die Zahl der Veraͤnderungen, welde der Vernarbung bämorrhagifher Heerde zugefchrieben werden. koͤn— nen, noch mehr einfchränfen. Welche Spuren kann die Zerreißung der Hirnfubftang zurücde laffen?® Höhlen, oder Narben, Wenn ergoffenes Blut auch fo voll« ftändig reforbirt werden Eann, daß feine Spur davon übrig bleibt, fo glaube ih doch nicht, daß daffelbe bei einem hämorrhagifchen Heerde der Fall feyn kann. Wenn wir alfo eine Verhärtung oder Erweihung ohne Narbe oder ohne fonftige Spur einer früheren Höhle finden, fo Eönnen wir überzeugt feyn, daß hier niemals ein Blutertravafat vorhanden gewefen ift. Allein eine beftehbende Nar— be, oder Höhle ift an und für ſich auch Fein beftimmtes Zeichen ei— 22 Hämorrhagie, da die Erweichung ähnliche Folgen herbeiführen ann. Man erfieht hieraus, daß es leichter ift, die negativen als die pofitiven Zeichen einer alten Hirnhaͤmorrhagie anzugeben, und die Gewißheit zu erlangen, daß keine Apoplexie ſtattgefunden hat, als die Ueberzeugung des haͤmorrhagiſchen Urſprungs einer gefundenen Veraͤnderung. Es giebt nur ein Mittel, dieſer Schwierigkeit Herr zu werden, und dieſes beſteht darin, die Erweichung und die Apoplexie nebens 676. XXXI. 16, 252 einander hinzuftellen und Schritt vor Schritt die Veränderungen und Modificationen einer jeden derfelben bis zum endlichen Ausgan⸗ ge zu verfolgen. — 4 Die Spuren, welche nad) der Rıforption des Blutes und der Veränderung des Heerdes im Gehirne zurückbleiben Eönnen, laſſen fid) auf folgende vier Hauptformen zuruͤckfuͤhren. 1. Fortbeſtehen der foliden Beftandtheile des Blutes inmitten der Hirnſubſtanz. 2. Höhlen, mit Serum angefüllt. 3. Höhlen mit aneinander liegenden Wandungen. 4. Narben. ‚Man wird leicht einfehen, daß diefe vier Kormen nicht immer pofitiv voneinander gefondert werden Fönnen, daß oft, vielleicht faft immer, ein Heerd die erften Formen durchgehen muß, bevor fich eine Narbe bildet u. f. w. Wir wollen jest jene vier Formen ge— nauer durchgehen. 1. Fortbeftehen der feften Elemente des Blutes inmitten der Hirnfubftanz. Es fcheint, daß in gewiffen Fällen der Faferftoff des ergoffes nen Blutes fich nicht reforbiren läßt, fondern, den färbenden Stoff bewahrend, einen harten Kern bildet, fi mit einem Balge umhüllt und in diefem Zuftande eine unbegrängte Zeit lang in der Hirnfubs ftanz verbleibt. Collten nicht Kerne, welche, mehr oder weniger vollftändig des Färbeftoffes beraubt, unter dem Namen von Zumos ren, Skirrhen, oft in der Mitte von Ermeichungen gefunden more den find, einen ähnlichen Urfprung haben? Rocdour (Recher- ches sur l’apoplexie) iſt diefer Anfiht; Beifpiele diefer Art findet man bei Bouillaud (Trait& de l’encephaiite), Calmeil (De la paralysis chez les alienes) und Callemand (Lettres sur l’en- cephale.) 2. Höhlen mit Serum angefüllt. Sn der Mehrzahl der von mir gegebenen Beobachtungen fine bet man, daß nach Verlauf von mehreren Monaten die haͤmorrha— giſchen Heerde ifolirte Höhlen bilden, welche von einer Pfeudomemz bran ausgekleidet find und eine aus dem veränderten, zerjegten Blute gebildete Gallerte oder Klüffigkeit enthalten. Diele Verflüfz figung des Blutes hängt ohne Zweifel mit dem Vorhandenſeyn eiz ner gewiffen Menge Serum zufammen, welches nicht ihm angehört und nur von den Wandungen des Heerdes kommen kann. Man Eann fich, in der That, in den erften Tagen nad) der Hämorrhagie leicht davon überzeugen, daß der flüffige Theil des Blutes reforbirt wird und nur die feften Theile im Heerde zurücbleiben. Iſt es nun nicht diefer Beginn der Reforption, melde der anfangs zus rücdgedrängten Hirnfubftang geftattet, ſich dem Heerde zu nähern, deffen Durchmeffer zu verkleinern und auf diefe Weife eime gewiſſe Befferung in den erften Symptomen zu begünftigen® Später bils det fih eine Pfeudomembran ohne Zweifel unter dem influffe des entzündlichen und organifirenden Proceffes, welcher die Zerreißung eines Gewebes und das Vorbandenfeyn eines fremden Blutklum— pens in feinem Snnern herbeiführt. Diefe neue, von Gefäßen vers forate Membran ſchwitzt Serum aus, meldes an die Gtelle bes im Anfange reforbirten Blutferums tritt, und bildet eins der Ele— mente jener gallertartigen oder fonftwie geftalteten Fluͤſſigkeit, von der wir oben gefprochen haben. Wenn nun die Reforption volls ftändig gefchehen ift, fo kann nur diefes Serum zurücbleiben, und wir finden dann einfache feröfe Hoͤhlen. R (Der Verfaſſer giebt nun eine Reihe von Beifpielen ſolcher fes röfer Höhlen, von denen wir folgendes Refume geben), Diele Höhlen haben gewöhnlich Eeine fehr beträchtliche Auspehnung, und die Urfache hiervon ift fehr einfach, indem hämorrhaaifche Heerde von großer Ausdehnung gemeiniglich bei ihrem Gntftehen ben Tod nach fich ziehen, oder fich in die Ventrikel oder nach Außen vom Gehirne eröffnen und dann nur um fo fiherer und vafcher toͤdten. Die diefelben umgebende Hirnfubftang ift gewöhnlich in einer ge— ringen Ausdehnung verhärtet; zumeilen und zwar faft nur bei ben Eleinften Heerden ift fie ganz normal; wenn fie erweicht ift, fo rührt diefes von einer Gomplication oder von dem fecundären Auftreten der Erweihung her. Die Membran, welche fie auskleiz det, ift faft immer einer feröfen ähnlich, glatt, vasculär, dünn, durchfcheinend, jedoch leicht zu ifoliven und mit bedeutender Reſi— 253 ftenz begabt; im Allgemeinen ftehen die Die, Dicktigkeit und ‚Größe der Gefäße diefer Membranen im Berbältniffe zur Größe der Heerde, Die enthaltene Flüffigkeit ift durchſichtig, ungefärbtem oder gefärbtem Serum aͤhnlich. Was uns am Meiften intereffirt, find die Spuren, melde das ergoffene, dann reforbirte Blut in diefen Höhlen zurüdlaffen kann, und die Art und Weife feines Verfchwindens. Außer der Farbe der Flüffigkeit und der Wandungen find alle anderen Sharactere diefer Heerde ihnen gemein: regelmäßige or: men und glatte Wände, glatte und organifirte, einer feröfen äbnliche Membran, gefunde oder etwas verhärtete Wandungen, belle, durch: fihtige Flüffigkeit. Die einzigen bemerfenswerthen Unterfciede finden ſich alfo in der Färbung. Diefe ftets gelbe oder rötbliche Färbung der Flüffigkeit oder der Wandungen ift immer und bes ſtimmt das Zeichen des früheren VBorhandenfiyns von Blut, Wenn wir nun aber nachmeifen, daß diefe Färbung felbft verſchwinden kann, fo ift es ausgemacht, daß man aus ihrem Fehlen nicht mebr auf die Verfchiedenbeit von Veränderungen, welche in anderer Bes Ziehung einander völlig gleich find, ſchließen kann. In der eriten Beobachtung fand fich noch etwas geronnenes Blut, in der zweiten und dritten war das Serum fanguinolent, alfo deutiihe Spuren von der Flüffigkeit, die im Anfange diefe Höhlen erfüllte. In den beiden erfleren war die Membran blaß— gelb und rothgelblich, in der dritten farblos. In der vierten und fünften Beohadhtung rörbliches und gelbliches Serum, gelblihe und blafigelbe Membran. In der fechsten gelblihe Membran, aber ungefärbtes Serum. Wie wir früher die Membran farblos werden fahen, wenn die Flüffigkeit nody Spuren des ergoffenen Blutes enthielt, fo fehen wir hier die Flüffigkeit farblos werden, während die Membran noch Blutfpuren zeigt. Wenn wir alfo in der ſieben— ten, achten und neunten Beobochtung Höhlen mit farblofen Wanduns gen und farblofer Flüffigkeit finden, die aber im Uebrigen den früberen ganz aleich find, fo werden wir Fein Bedenken tragen, fie mit jes nen zufammenzuftellen, da fic kein Grund für eine Sonderung uns darbietet. Es ift noch zu erwähnen, daß man eine genaue Aehnlichkeit zwifchen den gelblichen Wiembranen, welche die gelblichen oder farb» lofın, mit Serum angefüllten Cyſten auskleiden, und denen, welche die Deerde des noch im natürlichen Zuftande befindlichen oder bereits zerſetzten Blutes befleiden, beobachtet. Abercrombie behauptet, daß man die apoplectifhen Bälge im Gebirne ler finde: ich glaube jedoch, daß dieſe Källe der Art waren, wie mir fie fogleich unter der Rubrik der Cyſten mit ans einanderliegenden Wandungen aufführen werden. 3. Höhlen mit einander genäberten Wandungen. Dft findet man im Gebirne Höhlen, welche den vorhergehen— den in Bezug auf Oraanifation und Textur ganz gleich find, aber darin von ihnen abweichen, daß, ftatt eine aroße, bei'm Durch fchneiden des Gebirns, klaffende und mit Flüffigkeit angefüllte Höble zu bilden, ihre Wandungen, eine der anderen genäbert, zwi⸗ ſchen ſich Eeinın, oder faft keinen leeren Raum lajfen und demge— mäß nur febr mweniae, oder feine Klüffigkeit enthalten. Diefe Höhlen find gewöhnlich Eleiner, als die vorhergehenden, von Vorne nach Hinten verlängert und ungefähr von der Geftalt einer Mandel. Es ift unmdalih, darin richt eine Alteration ders felben Befchaffenbeit, oder vielmehr diefelbe Alteration in einer vorgerücteren Periode zu feben. Auf diefelbe Weile, wie auf die Reforption des ergoffenen Blutes die früher befchriebenen feröfen Höhlen aefolat waren, bilden fih nun nad Reforption des Se— rums diefe faſt oder ganz leeren und einander genäberten Hoͤhlen. (Neue Reihe von Beobachtungen, die wir übergeben.) Diefe Höbs len bieten nicht minder, als die früheren, deutliche Spuren ihres Urfprunges dar. In den beiden erften Beobachtungen finden wir noch Blut unter der Korm eines bräunlichen Leimes, oder einer dicklichen grauz=gelblichen Maffe; in den anderen Wandungen von aelbrbrauner oder bellerer Karbe;, zwei Mat finden wir ganz farbs lofe, aber den andern in Zertur und Bildung ganz ähnliche Höhe len. In der legten Beobachtung endlich treffen wir auf einige Ads bärengen, welche ohne Zweifel das erfte Zeichen einer eigentlichen BVernarbung find, deren erfte Bedingung die Annäherung der Wans 676. XXXI. 16. 254 dungen bes Heerdes ift. Diefe Abhärenzen vervielfältigen ſich im Innern der beſchriebenen Bälge immer mehr, bis fie die Höhle völlig verſchwinden laffen. 4. Narben. Sehr felten ftößt man im Inneren der Rappen des großen oder Eleinen Gehirns auf wirklihe Narben, deren Entftehen wir foeben angegeben haben. x Wir übergeben die vom Verfaffer noch mitgetheilten Fälle, um die aus feiner Arbeit hervorgebenden Schlußfolgen bier anzureihen: 1.. Die gemöhnlichfte Reforptionsmweife des, in die haͤmorrha— gifchen Heerde des Gehirns ergoffenen Blutes ift folgende: Das Blut wandelt ſich in eine dicke, ſchlammartige, verfhiedentlich aus—⸗ febende Maffe um, welche nady und nach mehr oder weniger volle ftändig verfhmwindet, um gelblidyem, dann farblofem Serum Platz zu machen. 2. In einer fehr Eleinen Anzahl von Fällen reducirt fi der folide, fibrinöfe Theil des Blutes zu einem feften, von Serum ums fpülten Kerne, der allmälig reforbirt wird. 3. Sm anderen, auch fehr feltenen Källen bleibt das Blut uns verändert inmitten der Hirnſubſtanz, von der eine Cyſte daffelbe trennt. 4. Die Wandunaen der hämorrhagifchen Heerde zeigen fich febr bald von einer Pfeudomembran ausgekleidet, welche nur in ſehr feltenen Fällen fehlt. 5, Die Spuren, welche die hämorrbagifchen Heerde nad) der Reforption des Blutes zurüdlaffen, zeigen ſich unter drei verfchies denen Formen: 6. als große, bei'm Durchſchneiden Elaffende, mit Serum ans gefüllte Höhlen; 7. als Höblen mit einander genäherten, adhärirenden, odernicht adhärirenden, leeren, oder von Serum getränften Wandungen; 8. ald Narben. 9. Diefe drei anatomifchen Zuftände folgen einer auf den ans dern, wie der erfte auf die Reforption des Blutes folgt. 10. Die Heilung der hämorrbagifchen Heerde umfaßt alfo 4 Perioden, bevor fie ihr Ende erreicht hat. 11. Aber ebenfo, wie fie zumeilen eine unbegränzte Zeit lang in ihrer erften Pericde bleibt, wenn das Blut nicht vollftändig res forbirt wird, ebenfo bleibt fie auch häufiger in der zweiten oder noch mehr in der dritten fteben und gelangt nur felten zur legten, d. i. der der eigentlichen Vernarbung. 12. Man darf nur die zu jenen 4 Kormen gehörenden Ber: a als Spuren geheilter, vernarbter Herde u. f. w. ans chen. 13. Sertbümlicherweife nur find andere pathologifche Veraͤn— derungen des Gehirns der Vernarbung bämorrhagifcher Heerde zus gefchrieben worden. (Arch. gen. de med,, Avril 1844.) Ueber die Cohate- Wurzel, als ein neues diuretifches Arzneimittel. Bon Arnozan, Apotheker zu Bordeaur. Die Cohate-Wurzel fommt von einer Pflanze aus der Familie der Gramineen und hat, wie der Ecaft der Monocotyledonen, mit Knoten verfehene Abtheilunaen; fie zeigt noh Spuren von Wurzelblättern, hat dicke und fleifhige Fafern; außen ift fie röthe lihbraun und fcheint demnach einem eifenbaltigen Erdreihe ans zuachören. Die Pflanze wird mannshoch und findet ſich an dem Saume dichter Wälder. Kaut man diefe Wurzel und hält fie einige Zeit im Munde, fo zeigt fie, wiewobl Anfangs aefchmadlos, einen, von der Rinde her⸗ rübrenden, aromatifchen Gefhmad. Herr Arnozan bat bei frifchen und alten Pflanzen diefelben Charactere gefunden. Außerdem fand ſich noch in derfelben Gummi, oder eine fhleimige Maffe, Amy— lum, eine wachsartige, geſchmackloſe, nur in warmem Alcohol lds⸗ liche Subftang und ein harziger Stoff, welcher mit der Wurzel gleich aefärbt war und einen aromatiſchen Geruch hatte; er hält demnach diefe legte Subftanz für das wirkſame Princip. 255 Nah vergleichenden Unterfuchungen fchien ikm die Abkochung allein das Zweckmaͤßigſte, ſowohl wegen der leichten Anwendbarkeit, als wegen des Vorzuge des Gehalts aller wirkſamen Beſtandtheile der Wurzel. Dieß ift Übrigens die allgemeine Anwendungsweife diefes Medicaments in Havanna, wo man die Abkochung in Form einer Zifane gebrauchen läßt. Nah dem Zeugniffe mehrerer Perfonen, welche Zeugen der Wirkfamkeit der Wurzel, auf Cuba, geweſen waren, foll fie dius retiſche Eigenfchaften beiigen, welche bei ihr wirffamer, als bei den andern Pflanzen derfelben Kamilie, hervortreten; fie wird dem— nad) bei Dedem fehr in Anwendung gezogen; ja fie ift fogar das einzige Mirtel, welches man bei den Negern, die von den Kuͤſten Africa's kamen, und welche bei ihrer Ankunft meiftentheils waffers fühtig find, mit Nugen anwenden kann; ihre Anwendung ift fo allgemein bei den Eingebornen, daß die Goloniften fie fid) vorräs thig halten und fie zu dem Zwecke auch anbauen. Herr Arnozan berichtet, daß vor einigen Jabren eine Frau bet Bordeaur, welche ſich mit der Cultur von officinellen Pflanzen für die Apotheke befaßt, eine gewiffe Quantität von frifchn Wurs zeln diefer ‘Pflanze erhalten habe, um ihren Anbau zu verſuchen. Der Verſuch mißgluͤckte; indeß verabreichte die Frau, welche die tberapeufiihe Wirkung der Gohate » Wurzel kannte, dieſelbe in Form einer Zifane einer Hydropifhen, welche danach große Bef: ferung verfpürte Die Kranke gebrauchte hiervon drei Jahre lang, und immer mit entfhiedenem Nugen. Nach der Mittheilung des Herrn Arnozan über die Wirk: famkeit der Cohates Wurzel an die Mediciniihe Gefeufibaft zu Bordeaur, hat Dr. dereyra eine Zilane aus 2 Grammen die— fer Pflanze, mit 2 Lirer Waffer auf die Hälfte eingekocht, einem herzkranken Manne verabreicht, der zualeich eine ſehr intenfive leucophlegmatifche Anfhmellung batte, und die bdiuretifche Wir: fung des neuen Medicaments war fehr Eräftia. (Journal de Med. de Bordeaux in Gaz. des Höpit., Mai 1844.) Mıiscellen Ein Fall von Dtorrhoea und fpäterer Entlee— rung von Eiter und Bälgen duch Mund und Nafe wird von Dr, Bertge in Freudenberg im rhein, Gorrefp. = Blatt mitgetheilt. in zmweiunddreißigjähriger Mann hatte in feinem zehnten Sahre ein Nervenfieber mit heftigem Phantafiren ohne Krampf oder Lähmung gehabt. Nachher folgte ein Obrenfluß mit Saufen und endlich völlige Taubheit auf dem linken Ohre. Der Shrenfluß dauerte 13 Jahr und hörte im dreiundzmwanzigflen Les bensjahre ohne Veranlaffung auf. Der Mann war übriaens wohl und fah nur fehr roth aus. Neun Fahre fpäter nah Erhigungen während der Herbſtmanoͤver empfand er plößlich einen heftigen Schmerz, wie von einem Schlage, in der linken Stirngegend. Er wurde danach fräg, der Kopf wurde ihm ſchwer und ſchwindlich, und wenn er den Kopf ftark nach Vorn neiate, fo floß ein fcharfes Waſſer aus dem linken Nafenloch, weldyes Ercoriationen bewirkte, Diaphoretifche und ausleerende Behandlungen blieben ohne Erfolg. Die Kopffhmerzen wurden überaus heftig, Linderung gab nur 676. XXXI. 16. 256 das Einziehen von Dämpfen eines Wachholber » und Gamillenaufs guffes, wonad) Luft in der Nafe wurde und ein gelber, fehr uͤbel— riechender Ausflug aus dem linken Naſenloche erfolgte, wodurch die Schmerzen gelindert wurden. Die linke Nafenöffnung verſchloß ſich täglih von IL — 4 Ubr, ohne daß ein Grund diefer Periodiz cität aufzufinden gewefen wäre. Im März 1843 war der Kopf auch äußerlich gegen Berührung empfindlicy und ohne Unterftüßung nicht aufrecht zu halten. Das linfe Auge war trüb und thränte, der linke Nafenflügel aufgetrieben, das Naſenloch feft verftepft; es floß aus demfelben gelber Eiter. Ale Functionen normal, Cs wurde innerlich ein ArnicasAufguß mit Ammonium gegeben, über das Gefiht Kräuterkfiffen mit Kampfer und hinter das Ohr ein Zuge pflafter gelegt. Dadurch verfchiwand die Geſichtsgeſchwulſt und die Schwere des Kopfes. Te ftärker die Eiterung hinter dem Ohre, um fo freier wurde die Nafe. Am 7. April fiel ein harter Körper aus dem bintern Theile der Nafe in die Mundhöhle und wurde ausgefpuct. Es war eine talgartige und weißgraue Maffe. Dieg wiederholte fi) am 15. April, worauf aus dem linfen Naſenloche eine halbe Taſſe voll ftinkenden Eiters folgte. Am 28. April wurs de noch. eine bohnenaroße feſte Maffe durch das linke Nafenloch ent= leert, und am 6.Suni wurde cin eingebalgter Abſceß von der Grös Br einer Mandel aus dem linken Naſenloche ausgezogen. worauf der Eiterfluß aufbörte. (Der Verfaffer meint, daß diefe Ausfonderunz gen aus der Schädelhöhle gefommen und mit der frühen Dtorrhöe gleichen Urfprungs geweſen fiyen, wofür indeß der Beweis fehlt und nicht einmal Wahrfcheinlichkeit vorhanden ill.) Krebs der Gebärmutter bei der Shwangerfdaft, von James Miller. — Eine liebenunddreißiajährige Krau, Muts ter von ſieben Kindern, von einer ſchwachen Eonftitution, welche aber bis dahin niemals an Schmerzen, oder anderen Symptomen von Seiten der Gebärmutter aelitten hatte, ließ Herrn Miller wegen Schmerzen rufen, melde fie einer bevorftehenden Entbins dung zufchrieb; zu gleicher Zeit fand aus der vagina ein ſehr fötide tiehender Ausflug ftatt. Bei der Unterfubung fand Herr Mils ler, daß das angeſchwollene und halb geöffnete collum uteri der Sitz einer Verhätung und einer ſehr tief eindringenden Ulcera— tion war. Er fchrieb demnadh die Symptome einem Krebje zu und ſprach fih dagegen aus, daß die Kranke bald niederfommen würde. inige Zeit darauf wurde er von Neuem zu der rau ges rufen, welche gewiß war, niederzufommen und Wehen zu em: pfindenz aber der Muttermund erweiterte fich nicht und der Fin— ger ſtieß nur auf die Eranfen und desorganilirten Parthicen. . Man mwartete deßhalb nod. Da nadı zwei Zaaen die Entbindung noch nicht von Statten ging, fo wurde zur Rettung des Kindes das Einfhneiden des Mutterbalfes und die Application der Zange vors gufchlagen, welchem Verfahren ſich jedoch zu unterziehen die Kranke weigerte. Bald darauf ftarb die Kranke, ohne entbunden worden zu ſeyn. — Bei der Section fand man, daß die Desorganifation des uterus fehr weit an dem Körper deffelben hinaufreichte, und daß auch die Eierftöce Eranf waren. Der foetus befand fich in einem Zuftande der Säutniß, fo daß er fchon feit mehreren Tagen todt feyn mußte. — Sn einem Falle der Urt wird der Arzt ſich wohl ges nötbiat feben, die Entbindung felbft vor der Zeit zu bewirken, (Lond. and Edinb. monthly Journal, 1844.) ten: Coloured Illustrations of British Birds, with the Eggs of each Species and descriptive Letterpress. By H. L. Meyer. Part T. II. London 1844. 4. Manuel of Botany. By Will. Macgillivray. 24 Edition. Lon- don 1344. 8. The Pocket-Formulary and Synopsis of the British’ and foreign Pharmacopoias; comprising staudard and approved Formulars Neuigkeiten. for the officinal and the extemporaneous Compounds employed in medical Practice in Great-Britain, America, France, Ger- many, India etc.; arranged in alphabetical Order. By Henry Beasley. London 1344. 32. - Traite pratique d’auscultativn, ou Expose methodique des di- verses applications de ce mode d’examen a l’etat physiolo- gique et morbide de l’economie, suivi d’un precis de per- cussion par N. Barth et M. Henry Roger. zur edition. Paris 1844. 8. m — —— — Henne Üotizen auß dem Gebiete der Hatur - und Heilkunde, aefanımelt und mitgetbeilt von dem Ober» Medieinalrarbe Frorien zu Weimar, und dem Mediinalrarhe und Prefeffer Froriep ju Berlin, N 677. (Nr. 17, des XXXI. Bandes.) September 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 80 7%, bes einzelnen Etüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Zafel colorirte Abbildungen 6 9x Biss uber Ueber die Yamud- und Goflan- Stämme in Turkomannien. Vom Baron Clemens Auguſt von Bode. (Vorgetragen der Londoner ethnologiſchen Geſellſchaft am 15. März 1844.) Indem ich uͤber einige beſondere Staͤmme der Turko— mannen-Race zu handeln mich anſchicke, wird es angemeſſen ſeyn, zuerſt uͤber Turkomannien im Allgemeinen, ſowie die Hauptſtaͤmme der großen Turkomannen-Familie, Einiges zu berichten. Die ausgedehnten Ebenen zwiſchen Bokhara im Oſten, der Alburs (Elbors)-Kette im Suͤden, dem Caspiſchen Meere im Weſten und dem Khanat Chiwa im Norden bilden dag natürliche, obwohl nicht ſtreng begränzte, Gebiet, in welchem die Zurfomannen mit ihren Heerden von Pferden, Gamer: len und Schaafen umberwandern und ihre agerpläße an den Ufern der dem Gaspifhen Meere zufließenden oder in den Steppen verfiegenden Beruftröme aufſchlagen, oder, in Er: mangelung von Fließwaſſer, Brunnen in der Steppe graben, aus denen fie und ihr Vieh ihren Durft oft nur mit braf: kiſchem oder ſalzigem Waffer löfchen. Die Turkomannen beftehen aus folgenden Hauptabthei: lungen: Die Salu, welche für den edelften Stamm gelten, haben Serekhs, öftlih von Mefched in Khorafan, auf dem Mege nach Bokhara, inne. Die Saruf oder Sirik be: wohnen Merv oder Meru, nördlih von Mefched, in gerader Linie gegen Chiwa. Die Tekke, der volfreihfte Stamm, leben an den nördlichen Vorbergen der Eibors = Kette, welche Attok beißen, bis nordweftlih von Meſched und zerfallen in die Tekke Akhäl und Tekke Tejen. Die Goflang leben wefts lih von diefen, und dir Yamuds weſtlich von den Goklans bis zu den öftlichen Ufern des Caspiſchen Meeres. Das Mandergebiet der Goklans und Yamuds wird weſtlich durch das Caepiſche Meer, füdlich durch das Elbors— Gebirge und die Provinz Afterabad, oͤſtlich durch Ausläufer deffelben Gebirges, welche die Goklang und Yamuds von No. 1777. — 677. ra VD den Tekke trennen, und endlih im Norden durd die bis Chiwa reihende Steppe begränzt. Diefes Land, die alte Hyrcania und mahrfcheinlich die Behrfäna oder der achte Wohnſitz der Seligen im Zend = Zerte, den Arabern unter dem Namen Surjan befannt, wird von zwei großen FSlüffen, dem Gurgan und dem At— trek, bemwäffert, welche beide von Dften nah Weſten fließen und in das Gaspiihe Meer fallen. Das von den Turko— mannen bewohnte Land gilt für gefund. Da der Lanpftrich am Fuße des Gebirges offener und Luftiger ift, als derjeniz ge, welcher fihb in Ghilan, Mazenderan und Afterabad jwifchen den Bergen und Ufern des Gaspifchen Meeres bins zieht, fo ift die Luft im Sommer weit teodener und nicht mit den fehadlichen Minsmen gefüllt, welche in den letztge— nannten Provinzen fo bösartige MWechfelfieber und Leber- krankheiten erzeugen. Nur in der Nähe der Mündungen des Gürgan und Attrek ift das Clima ebenfalls ungefund; denn dort ift die niedrige Gegend im Fruͤhjahre Ueberfchmem- mungen ausgefeßt, durch die fih Sümpfe und faulende La— en bilden, welche die Luft verpeften und ungeheuer viel Muͤcken erzeugen, fo daß der Aufenthalt dafelbft eben fo un— gefund, als unangenehm, if. Die Eommerbige wird durch die Über das Gaspifhe Meer mehenden fühlen Winde ge- mäßigt, und des Nachts fällt viel Thau, welcher ebenfalls erfriſchend wirkt. Der Winter ift mehr nach den Bergen zu nicht fireng; weiter gegen Norden in der MWüfte ift er £älter, und dort bleibt auch der Schnee länger liegen. Der Herbſt und Winter find indeß die Jahreszeiten, in denen e8 befonders häufig regnet, wenngleih Turfomannien nicht, wie, 3: B., das Tafelland von Mittelperfien, des Regens zu an— dern Sabregzeiten ganz entbehrt. In der Nacbarfchaft der Gebirge und des Gaspifhen Meeres regnet es am Meiften. Die Turkomannen, welche dem Caspifchen Meere zu: nädhft wohnen, find alfo die Yamuds, und öftlih von ihren Meidepläßen findet man die Goklans. Da beide Stämme ungemein feindfelig gegeneinander gefinnt find, fo hat man 17 259 einen zwifchen ihren Difkricten liegenden Landftreifen als neus trales Gebiet anerkannt, wo der einfame Minaret von Jur—⸗ fan fih als Gränzftein erhebt. Die Yamuds zerfallen wiederum in vier Hauptfippen: 1) Die Scheref, die fih in ſechs Linien theilen; 2) die Chuni mit zehn Linien ; 3) die Beiram- Schali mit fünf inien, und 4) die Kujuk-Tatar mit act Linien. Diefe Sippen follen von vier Brüdern abflammen, dee ten Vater, Yamud, als der Gründer des ganzen Stammes anges fehen wird. Alte diefe Sippen fchlagen ihre Lager an den Ufern des Gurgan und Attret auf. Sm Sommer ftreifen fie mit ihren Heerden gegen Nordweften bis in's Bergland von Balk— han, und viele Familien haben fih in Chiwa niedergelaffen. Sm Ganzen mögen die Yamuds 40,000 bie 50,000 Fa— milien zählen. Die Yamuds unterfheiden ſich, der Lebens— weiſe, fowie der Entfernung ihrer Ragerpläge vom Perjifchen Territorium oder von Afterabad nah, in Chomur und Chorva - Yamuds. * Die Yamude-Chomur nehmen beide Ufer des Gurgan— Fluffes ein, und verbreiten ſich fogar ſuͤdlich bis zum Fluſſe Karafu, wo fie ihre Kornfelder, Reispflanzungen und Ges müfegärten haben, Sie find weniger barbarifh, als ihre nördlihen Nachbarn, die Yamuds » Chorva, befhäftigen ſich mit Aderbau und ftehen mit den Perfern auf einem weit befferen Fuße, als die fegtern. Sie befuchen haufig die Ba— zars von Afterabad und bringen die Producte ihres Gewerb— fleißes, als Filz, gewebte Teppiche, ſowie landwirthfchaft: liche Erzeugniffe, als Waizen (welcher vorzüglicher ift, als der in Afterabad gebaute), Gerfte, Butter, Schafe, Pferde 20. dort zu Markte, während fie dagegen die rohen Manu: facturwaaren jenes Landes, als verfchiedene Sorten Alijeh (Seidenzeug) von Anezane und anderen Diſtricten, Kadek (Kattun) von den Mebftühlen Scharud’s in Khorafan, Bus tujied’s, bei Hamadan und Ispahan's in Empfang nehmen, Diefes freundlichen Verkehrs mit ihren Nachbarn ungeachtet, unternehmen fie gegen diefe Raubzüge, fo oft fi eine gute Gelegenheit dazu darbietet. Am Lauteften beflagen fich aber die Perfer gegen fie aus dem Grunde, daß fie den Streif— partheien der Chorva-Yamuds vom Attrek, welche in das Gebiet von Afterabad einfallen, Zuflucht und Schuß ge: waͤhren. Die Lagerplaͤtze der Yamud»Chorva liegen nördlich von denen der Chomur an den Ufern des Attrek. Die Chorva find eigentlich ganz diefelben, wie die Chomur, indem fie aus denfelben Sippen beftehen, und fie unterfcheiden ſich von den leßtern nur durch Ihre Lebensweiſe, welche rein no— madifh ift. Sie befigen zahfreihere Pferde », Rameel: und Schafherden, als ihre ſich mit der Landwirthſchaft beſchaͤf— tigenden Verwandten am Gurgan=Fluffe, und da fie weiter von Afterabad und der Wüfte näher wohnen, fo find fie von der Perfiihen Herefchaft vollkommen unabhängig. Defterd vertaufchen die Chomur und Chorva ihre Be: ſchaͤftigungen. Wenn ſich der Chomur ein Eleines Vermögen erworben hat, Eauft er dafür zuweilen Schafe, Cameele ıc., 677. XXXI. 17. 260 verläßt die Ufer bed Gurgan, begiebt ſich nach der Steppe und wird ein Chorva, um fid der Herrfhaft der Perfer volftindig zu entziehen. Wenn auf der anderen Seite ein Chorva das Unglüd hat, feine Heerden einzubüßen, fo zieht er an den Gurgan und wird ein Chomur. Im Allgemeis nen fteht der aderbautreibende Menfh eine Stufe höher, als der auf Viehzucht fih befhränkende; bei den Zurfomans nen ift man der entgegengefeßten Meinung. Uebrigens müfs fen wir bemerfen, daß, wenngleich die Chorva ein mefentlich nomadifirendes eben führen, fie doch zwifchen dem Gurgan und Attrek einige Ländereien befißen, welche fie eultivirenz allein der Boden ift dort weit geringer, als füdlih vom Gurgan Es liegt nicht in meiner Abſicht, mid im Einzelnen über die vielen Ruinen auszuſprechen, die man auf den von den Yamuds und Goklans bewohnten Ebenen findet, und aus denen ſich ergiebt, daß dieß Land einjt dicht bevölkert und höher civilifirt war, ald gegenwärtig. Sch werde mich) daher auf eine Eurzgefaßte Ueberjicht der merfwürdigften Als tertbümer befchränfen. Der erite bemerfenswerthr Gegen— ftand ift die große Mauer, welche von Dften gegen Weiten Läuft und fih zwiſchen den Flüffen Gurgan und Attrek bes findet. Bon wem mard diefelbe erbaut? Sm D’Herbelot finden ſich einige dunkle Angaben über eine gewiffe Mauer im Dften des Gaspifhen Meeres, die fich möglicherweife bis an die Chinefifhe Mauer eritreden dürfte, und die jener Schriftitellee mit dem Saddi-Tuj-i- Majuj der Araber oder dem Gog und Magog der Bibel vergleicht. Morgen— ländifhe Gefcichtsfchreiber gedenken einer Mauer, welche Nufhirman gegen die Einfälle der Barbaren von Norden errichtete, oder vielleicht nur wiederherftellte, da fie urfprüng: lih von Alerander Dulfarnein berrühren möge; allein obwohl die weitere Erforfhung der Entftebung diefer Mauer Eeineswegs ohne Sntereffe ift, fo muß ih mid) doch mit der Beſchreibung ihres gegenwärtigen Zuftandes begnügen. Die Mauer beginnt am Berge Pufchtiz Kemer, etwa 15 engl. Meiten unterhalb der Duelle des Gurgan, und läuft längs diefes Fluffes auf deffen rechtem Ufer ziemlich parallel mit demfelben bin, bis an das Ufer des Caspiſchen Meeres und unter dem Waſſer eine Strede in diefes hin— ein. Die Gefammtlänge derfelben mag etwa 19 engl. Meil. betragen, Uebrigens bilder fie kein ununterbrochen Boll: werk, fondern fie befteht aus Waͤllen von verſchiedener Höhe, die an manchen Stellen 8, an andern 10—12 Fuß meffen, an andern dem Erdboden faft gleih find. Die Mauer ift äußerlich mit Erde bededt und mit Gras und Dornen bes wahfen, und nur an den Durchbruͤchen, fowie an den zers freut umbherliegenden Badfleinen, erkennt man, daß fie aus großen Backſteinquadern aufgeführt wurde. In ſich gleich bleibenden Abftänden find vieredige Nedouten angebracht, von denen jede Seite 150 Schritte mißt; auf manche derfelben begraben die Turkomannen ihre Todten. Die Mauer führt den Namen Kizits Alan, Kizil be: deutet Gold, und unter Allan ift wahrfcheinlich jene einft mächtige Nation zu verftehen, die einige Zeit in der Nähe 261 bes Gaspifhen Meeres wohnte und zur Zeit der MWölkers manderung mit den Sueven und Bandalen in Spanien eins fi. Klaproth ift der Meinung, daß die Oſſeten ſich in der Kabardei und die Thäler des Kaukaſus verbreiteten und Nachkommen der Alanen ſeyen. Deguignes ift ziemlich derfelben Anficht. Jenſeits des Kizit» Allan befindet fi noch eine mit ihm parallel laufende Mauer, die jedoch meit niedriger und an vielen Stellen gar nicht zu bemerken iſt. Der dazwi— ſchenliegende Streifen bildet jeßt eine Straße, war aber vor— mals mwahrfcheinlih ein Graben oder Canal, der zwei Abs fihten erfüllte, indem er einestheild die Befejtigungswerke verftärkte, und anderntheild in Friedenzeiten die Felder jens feits des Gurgan mit Waffer verforgte. Diefe Vermuthung wird durch folgenden Umftand beftätigt. Da der Gurgan, fammt feinen Nebenflüffen, zwifchen fehr hohen Ufern fließt, fo kann er zur Bewäfferung der Felder nicht unmittelbar benußt werden. Die Landmwirthe fahen ſich alfo geswungen, das Waſſer aus meiter Entfernung in Canaͤlen herbeizuleiten, nämlich von einer Stelle her, die höher lag, als die zu bes wäffernden Felder. Sch traf mehrere foldyer von den Ber: gen herabfommenden und aus dem Gurgan abgeleiteten Ca— näle, nebft Ueberreften von Aquäducten, mittelft deren das Maffer über den Fluß geleitet wurde, morauf eg in einem andern Gerinne bis an die Kizil» Allan: Mauer lief, welche da, wo die Candle mit ihr zufammentrafen, eine Rüde dar: bot, fo daß das Waſſer durchkonnte. Der Thurm, welcher den Namen Gumbetsir Kabus führt, ift von andern Reiſenden bereits befchrieben worden; er ftcht unter den Ruinen der einjt volfreihen Stadt Jur— jan, die wegen ihrer Gelehrten befannt und die Hauptftadt der ganzen Provinz gleichen Namens war, die gegenwärtig über und über mit hohem Grafe und Echilfe bewachſen und der Aufentbaltsort von Leoparden und anderen Raub: thieren iſt. Bon der Stadt Bibi-Schirwan ſieht man gegenwaͤr— tig nichts weiter, als eine Anzahl grüner Wille, obgleich die Zurfomannen mir verfiherten, daß man dafelbft einige tiefe unterirdifche Gänge entdedt hat. Sowohl Bibi: Schirwan, als Surjan, ift, der Gage nah, durch ein Erdbeben zerftört worden. Sch erfuhr auch, als c8 zum Zuruͤckkehren dabin zu fpät war, daß dort ein gewaltiger Mafferbebälter vorhanden fen, der ſich gewiſſer— maaßen mit dem See Möris in Aegypten vergleichen läßt. Die Cingebornen nennen ibn Istäkhl und geben an, er habe etwa 7 Engl. Meiten Länge, fowie eine verhältnifmäßige Breite und Über 80 Fuß Tiefe, Saur : Kaleb, Perez, Scharek feinen Städte oder bofeftigte Lagerpläte gewefen zu fern. Daſchtalghé oder Salocil ift, aller Wabrfcheinlichkeit nach, der einftige Stand= ort eines Palaftes mit Gartenanlagen, den der Amir: Tis mur für die Frauen feines Harems hatte anlegen laffen, als er den Winter Über in dem dicht daneben liegenden Zur: jan refidirte. Die Ebenen von Zurfomannien haben über 60 fehr bedeutende Eünftliche Berge aufzumweifen, wie man beten auch 677. XXXL 17. 262 in Khorafan trifft; fie find ficher fehr alt und rühren wohl aus den Zeiten der Scythen und Parther ber, Sn einem derfelben hat man unlängft einige fehr merkwürdige Artikel von Gold, Kupfer und Marmor aufgefunden, von denen ich ber Gefellfhaft der Alterthumeforfcher eine umftändliche Befchreibung mitgetheilt habe. Die Ruinen von AfsKaleh, einer erft in fpäteren Zeiten erbauten Stadt, liegen zwifchen den Flüffen Karas Eu und Gurgan, Sie war einft die Hauptftadt der Ka— jaren. Die Goklans wollen von zwei Brüdern, Dudurgä und Aghidagli, abftammen. Sie zerfallen ebenfalls in verfcies dene Sippen: 1) Mangakh. 2) Senkrik. 3) Kerrif. 4) Boinder, 5) Kara : Balkhan. 6) Erkegli. 7) Koi. 8) Ays Dervifch. Die Zahl der Goklans belief ſich früher auf 12,000 Familien, hat aber in neuerer Zeit aus verfchiedenen Urſa— den bideutend abgenommen. Der Khan von Chima nö= thigte mehrere Zaufende ſich in feinem Gebiete niederzulafs fen; andere wanderten im Jahre 1836, bei'm Herannahen einer Perfifben Armee, in derfelben Rihtung aus. Sie fanden indeß bald, daß fie ihre waldigen, fruchtbaren und fhönen Thäler, welche von Beruftrömen reichlih bemwäffert werden, mit einer unfruchtbaren fandigen Steppe vertauſcht hatten und ſchickten fih an, nad ihren vorigen MWohnfigen zurücdzufehren, wurden aber vom Khan von Chima von der Ausführung ihres Planes abgehalten. Der Khan erließ eine Bekanntmahung des Inhaltes, daß der erfte Ausreifer in einen Mörfer geladen und in die Luft gefhoffen werden folle. Allein bei den Goklans war das Heimmeh fo ſtark, daß fie, troß des graufamen Verbotes und der nicht weniger gefährs lichen Flucht, dur die Wuͤſte häufig defertirten und in vie: len Fällen entwiſchten. Bei folchen Gelegenheiten zeigt fich die Trofflichkeit des Zurfomannifhen Pferdes am Beften, indem die Flüchtlinge ungeheure mafferlofe Landftriche ohne Naft zu durceilen haben. Wenn die Goflans den DVerfols gungen der Usbefen entgangen find, haben fie noch die An— griffe von Seiten der Teke-Turkomannen, ihrer Tobfeinde, zu fürdten, durch deren Gebiet fie gehen müffen, um in ihre Heimath zu gelangen. Dort verbergen fie fich bei Tage in Schluchten und feßen ihre Flucht bei Nacht fort, indem fie auf ihren dauerhaften, aber dünnbeinigen, Pferden oft 35 bis 40 Engl. Meilen im feharfen Trabe gurüdlegen. Zum Beweiſe, wie die guͤtige Worfehung dem Bedürftis gen ſtets Beiftand Leifter, läßt fi anführen, daß die Gok— lang am Saume der Wüfte, aber noch im Lande ihrer Feinde, einen ihnen verwandten Stamm, die Koi, finden, welcher fih dort, mit Erlaubniß der Teke-Turkomannen, feit eini— ger Zeit niedergelaffen hat und von diefen nie beläftigt wird. Dort raften die Flüchtlinge Eurze Zeit von den überftande: 7° 263 nen Muͤhſeligkeiten, und die Koi liefern ihnen Lebensmittel, fowie auch oft frifche Pferde Der Leuchtthurm, welcher den Goflans durch die öde Steppe als Wegweiſer dient, iſt der befchneite Gipfel des Demarend, der nicht über 30 bis 40 Engl. Mein von Teheran entfernt ift und dennoch in der Wuͤſte von Khos tafm weithin fihtbar iſt. Der Religion nah, find die Turfomannen Mohame— daner, und zwar gehören fie zur Secte der Sunniten, d. b., fie erkennen die vier erften Kalifen als Mohammed’s unmittelbare Nachfolger an. Wiewohl fie die Gebote des Koran nicht gerade ängftlid) genau beobachten, fo haben fie doch ihre Mollahs oder Cazi, die ihnen dag Geſetz predigen und zugleich Nichter in Givilfahen find. Diefe Cazi ſtudi— ron in den Gollegien zu Chiwa, wo fie indeß nicht viel ge— lehrter, als ihre übrigen Landsleute, wohl aber verſchlagener werden, Unter den Stämmen der Zurfomannen werden vier für Abkoͤmmlinge der erften vier Kalifen gehalten, weßs halb fie von den übrigen Stämmen, den Yamude, of: lang, Tekke, Salus und Sariks, hob geachtet und nie bes feindet werden. Diefe vier Familien find: die Khoja, Nach⸗ kommen des Kalifen Ali; die Atta, Abkoͤmmlinge von Omar; die Schikhs, welche von Osman abſtammen, und die Makh— tumkuli, Deſcendenten von Abubekr. Einige dieſer Familien haben ſich dieſe guͤnſtige Stel— lung unter ihren Landsleuten zu Nutze gemacht und treiben, unter der Aegide ihrer heiligen Abkunft, Handel, indem ſie die Wuͤſte in allen Richtungen mit ihren Kameelen durch: ſtreichen und den Waarentauſch zwiſchen einander feindlich geſinnten Staͤmmen vermitteln, ohne von dieſen belaͤſtigt zu werden. Wenn ich nun eine Skizze des Characters der Turko— mannen mitzutheilen unternehme, ſo muß ich bedauern, daß deren boͤſen Neigungen nur ſehr wenige gute Eigenſchaften gegenuͤberſtehen. Sie ſollen tapfer ſeyn; allein dieſen Ruhm duͤrften ſie mehr dem Umſtande verdanken, daß ihre Feinde feig ſind. Der Turkomanne ſetzt ſich immer nur hoͤchſt un— gern einer Gefahr aus; gegen die Perſer fuͤhrt er ſelten ei— nen maͤnnlichen, offnen Krieg, indem er meift nur unerware tete Ueberfälle auf Perfifbem Gebiete ausführt. Die Zur: komannen nähern ſich bei Nacht in tieffter Stille einem Per: ſiſchen Dorfe und fallen in der Morgendämmerung Über die waffentofe und fhlaftrunfene Bevölkerung her, plündern das Dorf rein aus, nehmen die Einwohner als Sclaven gefanz gen und ziehen ſich dann eilig wieder auf ihr Gebiet zurüd, 677. XXXI. 17. 264 Auf dem Gaspifhen Meere überfallen fie als Seeräuber die unglüdiihen Bewohner von Mazenderan, welche ficb der Küfte zu nahe wagen, oder auf dem Meere fiſchen. Wenn der Yamud feinen Feind mit einer Luntenflinte bewaffnet finder, fo greift er ihn felten an, fondern denkt auf eınen eiligen Rüdzug, oder verbirgt fih in den Wäldern. Die Zurfomannen führen felten Seuerwaffen, indem fie der Kanze und dem Saͤbel den Vorzug geben. Die hertſchende Keidenfchaft der Turkomannen ift die Naubfuht, und wenn er fih Etwas zur Beute auserfehen hat, fo ift ihm jedes Mittel zur Erlangung feines Zweckes teht. Glaubt er mit Gewalt nicht durchzukommen, fo bes quemt er fih zur Lift, Naͤchſtdem ift die Rache eine Hauptleidenfchaft diefer Leute; fie ift indeß der Naubfucht untergeordnet, indem ihr mebrentheils ein eigennügiges Motiv zu Grunde liegt. Der gebeime, ja oft offen eingeftandene Grund ihrer blutigen Fehden ift gewöhnlic die Ausfiht auf Beute. (Schluß folgt.) Urs celten Das die freiwillige Verbrennung aud bei Delgemalden vorkommt, läßt ji, nad einer Angabe im Dublin Journal, durhaus nicht in Abrede ftellen. Untlängit vers brannre auf diefe Weife ein großes Patent-Grmälde auf der Eis fenbahn zwifchen Edinburah und Glasgow, und ähnliche Fälle lie— Ben fich in Menge anführen. Wenn vegetabiliide Dele in Farben auf leinene oder wollene Gewebe aufgetragen und dann längere Zeit in verfchloffenen Räumen aufbewahrt werden, fo entzünden fie fih fehr leicht von fetbft. So gehören Wiſchlappen, die man zum Reinigen der Lampen anwendet, zu den fih von felbjt entzündenden Artikeln, und im Jahr 1815 kam ein Fall diefer Art in &yon vor. Perlen aus dem Fluſſe Conway in Wales find fhon lange befannt und ſelbſt mit unter den Berfuchungen aufgı= führt worden, welche die Römer zu den Einwandırungen nad Engs land bewogen hätten. Don Zeit zu Zeit werden noch große Pers len (in Unio margaritifera) in dem Süßwaffertheile des Fluffes gefunden, und Eleine fogenannte Saamenperlen werden in beträchtlie en Quantitäten (aus der Mytilus edulis) im Ausmündungstheite des Fluffes erhalten. Die Benugung diefer Eleinen Perlen und der Handelsweg, durch welchen jie in London verfauft werden, ift bisher ein Geheimniß geblieben, und dieß Geheimniß bar eine Art von Handelsmonopol für diejenigen bewirkt, welche fie bei den Landbe— wohnern ungenweis und zu einem Preife Eaufen, welcher das Eins fammeln dody zu einer lobnenden Arbeit macht, nicht allein für MWeiber und Kinder, fondern aub für Männer. Die Mufcheln werden gefammelt und in einem Keffel gekocht, wodurdy die Schaa— len fich öffnen, und wenn dann die Maffe umgerührt und gewa— ſchen wird, finden fich die Perlen auf dem Boden der Gefäße. mn nn ————— — I er 1 ae Ueber die Urfachen der Scrophelfrankheit. Don Dr, Lugol. Ueber diefen Gegenftand ift neuerdings vom genannten Berfaffer ein Werk erfchienen, worin er unter Anderem fagt: „Die Erblichkeit ift die allgemeine Urfache der Scrophelkrank— heiten; fie ift die einzige, welche ich erforfchen und nachwei— fen Eonnte. Die Unterfuhungen, melche ich über die ſoge— nannten pathologifhen und über die Außeren occafionellen Ur: ſachen angeftellt habe, haben mic überzeugt, daß die legten 265 unhaltbar find. Ich fprehe hier nur von dem, was ich felbjt gefehen, und was ih am Krankenbette beobadytet babe.‘ f Der Verfaffer hat in feinem Werke eine Zabelle über die hauptfächlichfte Eintheilung, die er, in Bezug auf dieſes Thema, befprechen will, aufgeftellt. Cie umfaßt drei Ab: theilungen, von denen die erfte Über die erblichen Urſachen, al8 über diejenigen, welhe am Meiften vorkommen, handelt. In der zweiten, worin von den fogenannten pathologifdyen Urs fahen die Rede ift, wird der Zufammenbang der Scropheln mit der Mehrzahl der Kinderkrankheiten beiprohen, und es fett fich heraus, daß die Kinder durch diefe Krankheiten nicht ferophulög werden, fondern die Scropheln zeigen fidy erft im der Folge nur dann, wenn eine individuelle Diepofition vor: bergegangen, und wenn eine foldhe in der Familie heimiſch it. Sn ſolchen Faͤllen ift die Scropbulofis nicht ein Pro: duct der Kinderkrankbeiten, fondern vielmehr eine der häus figften Gomplicationen derfelben, wodurch fie häufig ſehr hef: tig, ja fogar tödtlih werden. Die dritte Abtbeilung bes ſchaͤftigt fib mit der Unterfuhung der Außern occafionellen Urſachen. Auch bier fucht der Verfaſſer darzuthun, daß ges gen die beftehende Meinung occafionelle Urſache Feine noth— wendige Folgen, wie etwa die Erblichkeit, haben müfle. Die Feuchtigkeit, um bloß eine der Urſachen, die man als eine ſehr allgemeine hält, anzuführen, giebt nicht immer Gele: genheit zur Entftehung der endemifhen Scrophulofis ab; denn diefe wird feineswegs in den feuchten Drtfchaften eins heimiſch, fie wird vielmehr fehr verbreitet in DOrtfchaften an— getroffen, welche febr hoch, fehr troden und fehr geſund ge: legen find. Ueberdieß ergreift die fperadifhe Scrophuloſis jegliches Alter und Geſchlecht, fie fommt in allen focialen Verhaͤltniſſen, in jeder Jahreszelt und in jeder Gegend vor, wobei fie immer ſich auf diefelbe Meife äußert, mie vers ſchieden auch die Umftände feyn mögen, unter welchen die afficirten Individuen leben, und welden Breitengrad fie aud) bewohnen. Iſt diefe Aehnlichfeit der Scrophuloſis unter den verfchiedeniten und widerfprechendften Cinflüffen nicht der vollfommenfte Beweis, daß die Urfache diefer Krankheit nicht auferhalb der Individuen, fondern in ihnen felbft geleyen ift? Mir wollen nun mit einem Paar Morten die Erblichs Eeit der ferophulöfen Krankheiten erwähnen, welche, wie wir glauben, von Keinem geläugnet, die jedoch von dem Vers faffer als die alleinige Uriache diefer Affection brtrachtet wird. Diefe Erblichfeit offenbaret fi durh 2 Hauptcha— tactere: die allgemeine Verbreitung der Krank beit in einer und derfelben Familie und die große Sterblichkeit, welche fie dafelbft hervor: ruft. Der erftere Umftand führt nicht unbedingt dag Vor: handenſeyn der Scrophulofis zu jeder Zeit und bei allen Fa— milienmitgliedern mit fich; häufig befteht er nur in einer als len Kindern gemeinfamen Körperbefchaffenheit, die dann die verberbliche Dispofition in ihmen verrätb, und welde der Verfaſſer mit Genauigkeit und Feinbeit befhreibt, wovon Folgendes eine Andeutung geben mag, mas er von dieſer Körperbefchaffenheit bei jungen Frauen fagt; bei diefen wird 77. AXXAXI. 17. 266 fie naͤmlich für eine vollendete Schönheit und für das Ei- genthum einer guten Drganifation gehalten, während fie febr häufig nur der gewiffe Vorläufer der ferophulöfen Krank: heiten ift, welche ploͤtzlich und in einer viel fpätern Zeit zum Ausbruche kommt. „Wie vortheilhaft diefe Körperbildung ſeyn möge”, fagt Lugol, „fie zeigt nichtsdeftomeniger den Mangel an Harmonie, von welcher ich früher gefprodhen habe. Diefer Schein der Gefundheit fteht mit einigen nach— fol.enden Symptomen, melde der Scrophulofis angehören, im Widerfprube. Die Pupille ift fehr erweitert. Es ift ein leichter Epiphora vorhanden, ferner leidet die Perfon an Gerftenförnern auf den Augenlidern, an habituellem Schnus pfen, harınddigen Froftbeulen; der Mund ift etwas aufges worfen, die Zähne find weiß, aber zu lang und zu dicht ſtehend; zumeilen find die Zähne jedoch ſchwarz und cariös; der Hals ift vorn zu did, es find häufig Halsſchmetzen vorhanden: ferner partielle Schweife von penetrirendem Ges ruche; die Haare find fpärlid und ſchlecht genäbtt, fie find zu troden, oder zu fett; es ift eine babituelle Leucorrhöe vorhanden, welche in gewiſſen Faͤllen fehr reichlich ift; haͤu— fig leiden die Kranfen an Dysmenorrhöe, häufiger an Amen— otthöe, und felten ift die Menftruation regelmäßig. Sehr häufig findet man, daß ſtark beleibte Frauen an Mangel an Appetit leiden und nur wenig Nahrungsmittel zu fich nehmen; Frauen von diefer Leibesbefchaffenheit find fehr haͤu— fig der Migräne unterworfen, mit welcher fie ihr ganzes Leben hindurch behaftet find. Endlich widerftcht diefe Be— leibtheit Eeinesmwegs dem Fortſchreiten der feropbulöfen Anz lage, und es ijt nicht felten, daß auf fie eine raſche und fehr ftarke Abmagerung folgt." Es folgen nun eine Menge Krankheitegefcichten, aus welchen die Erblichkeit der Scrophluoſis fehr deutlich hervors gebt; dieſe Fälle gehören alle hauptfächlib dreien Quellen an: einer Familie, oder verjchiedenen Zweigen gemeinfamen Urfprungs, oder dem Befinden einzelner aus mehrfachen Ehen einer Perfon, In allen diefen Fällen ift die erbliche Anlage von den Eltern übergegangen, welche fie felbjt wieder ererbt hatten. Auf diefe Weiſe können nun diefe Krankheiten fih auf meh— tere Generationen fortpflangen, die zuletzt durch ein unerbitts liches Verhaͤngniß vollkommen dahingerafft werden. Es giebt aber auch noch eine andere Neibe erblicher Urfachen, wobei ein urfprünglich gefunder Menſch einen gewiffen Zuftand in feinem Befinden erlangt, welchen er feinen Kindern unter eis ner Form der Screphulofis Überträgt, dev Art, daß der Urfprung einer ferophulöfen Familie mit ihm feinen Anfang nimmt. In folben Zuftänden befinden ſich alle diejenigen, bei welden die Neproductionsfraft geſchwaͤcht ift. Ferner zaͤhlt der Verfaſſer noch hierher syphilis, Ausfhweifungen in Venere, frühzeitige und fpäte Heirath, großes Mifver: bältniß in dem Alter und der Kraft bei der Gattin; ferner gewiffe Krankheiten, wie Cpilopfie, Geiftesftöorung u. f. w. Intereffant find einige Beobachtungen über Eltern, welche erft Symptome der Scrophulofis zeigten, nachdem fie bereits ferophulöfe Kinder gezeugt hatten. Ferner wieder andere, wo die Erblichkeit eine Generation überfprungen zu 267 haben ſchien, und namentlich einige allgemeine Betracht⸗ ungen über das Heirathen, als die gewöhnlichfte Urfache der Verbreitung ferophulöfer Krankheiten. Hieruͤber fpricht ſich der Verfaffer in Folgendem aus: „Die verfchiedenen Ges fundheitszuftände, welche “ich angeführt habe, find, meines Erachtens, eben fo viele Gründe für tuberculöfe Individuen, unverheirathet zu bleiben.‘ Indeß Eönnen fie nicht alle ers kannt werden. Sn einigen Fällen müßte die Wiffenfhaft fi) begnügen, diefe Anſicht auszufprechen; e8 giebt aber auch andere Fälle, bei welchen e8 zu wuͤnſchen wäre, daß das Ge: feg eine ſolche Heirath verhindern folle. Das Gefeg würde auf diefe Weife die Krankheit an ihrer Wurzel faffen, es würde den Kortfchritt der ferophulöfen Krankheiten hem— men, welche fhon wenigftens den fünften Theil der Bes völferung ergriffen haben, und welche durch die Heirath in gefunde Familien eingrführt werden.‘ Ueber die pathologifhen nnd occafionellen Urſachen der Scrophulofis haben wir bereitd die Anficht des Verfaffers, ſo— wie ihren Einfluß, mitgetheilt, und angegeben, daf, wiewohl biefelben niht hinreichend zu ſeyn fheinen, fonft gefunde Subjecte ferophulög zu machen, fie doch ſchaͤdlich ſind, wenn eine Pradispofition zur Scrophulofis vorhanden it, und vereint die Bevölkerung ſchwaͤchen, indem nur ferophulüfe Kinder erzeugt werden. (Gaz. med. de Paris, Juillet 1844.) Behandlung eines fehweren Falles von Epilepfie mit Zincum sulphuricum. Bon Willtom Ryan, Thomas Spencer, funfzig Sabre alt, vor dreizehn Jahren zuerft von Epilcpfie befallen, war vorher ein Eräftiger Mann von biühender Gefundheit und hatte mie über Kopfſchmerz geflaat. Um die angegebene Zeit hatte er neun gefonderte Anfälle und fchlief dann eine Woche lang, während welher Zeit ihm durch Gewalt etwas Nahrung beigebracht wurde. Wenn man ihn zu diefem Zwecke aufrichtete, fo fehrie er wie ein Kind, vermochte aber nicht feine Fähigkeiten auszuuben. Am Ende der Woche erwachte er und faate, es wäre Zeit zur Arbeit zu gehen, indem er darüber ſchalt, daß man ihn fo lange habe fchlafen laffen, indem er fid) am Abend vorher niedergelegt zu baben glaubte. Während der drei eriten Tage des Anfalle fpie er Alles, was man ihm beibrachte, aus. Die ganze erfte Nacht hatte er von 12 Uhr an alle zwei Stunden einen Anfall. Nach dem dritten Anfalle fprang er wild auf, wollte feine Uhr zerbreben und fich die Kleider vom Leibe reißen. Er ging die Treppe hinunter, worauf er die übrigen Ans fälle befam. Seine Augen glänzten gleih Silber, und er fab wild um fih. Ein bis zwei Zage vor jedem Anfalle wird er mürrifc und übler Laune, weiß aber Nichts von der Annäherung deffelben bis zum legten Augenblicke, wo er niederfällt, einen murrenden Zon von fich giebt und dann drei bis vier Tage lang im Anfalle bleibt. Das Uebel war nicht angeerbt, da Eeines von der Familie demfelben unterworfen war, Mor dreizehn Jahren war er bei'm Wegebau befchäftigt und wurde damals drei bis vier Zage lang von einer heftigen Diarrhöe, von Delirien begleitet, befallen. Darauf fah er drei bis vier Mochen lang immer Eränklich aus, worauf dann der erite Anfall eintrat. Vor dem erften Anfalle bemerkte feine Frau, daß er während des Schlafes an aroßer Athembeichwerde litt, indem der Refpirationsact länger, als gewöhnlich, dauerte und von einem lauten, fonoren Zone begleitet war. Einige Zeit vor dem Eintreten der Anfälle Elagt er über Kopffehmerz, die Füße werden Ealt wie Eis, und wenn er feinen Hut auffegen will, fo 677. XXXL 17, 268 fühlt dee Kopf fich, gleich einer Trommel, hohl, an, und als wenn ein Getöfe darin wäre. Er empfindet Schmerz an der rechten Seite des Kopfes und leidet fehr an Flatutenz, fo daß er deßhalb oft genöthigt ift, feine Arbeit zu verlaffen, und die Unterhofen aufs zuknöpfen. Einige Zeit vor und nad dem Anfalle ift er fehr reige bar, und Keiner kann ihm Etwas recht machen. Während der Anfälle läßt er Urin und einmal nach dem zweiten oder dritten Ans faule auch faeces. Sobald er einen Anfall ganz durchgemacht hat, kommt ein anderer heran, gewöhnlich nad) einer Sntermiflion von zwei Stunden, doc hängt der Zwiſchenraum von dem zwiſchen dem erften und zweiten Anfalle verfloffenen ab; fo, z. B., wenn eine Remiffion von einer Stunde ftartfand, fo tritt daffelbe bei den fols genden Anfällen ein. Zumeilen ift er mit einem Anfalle davon ges kommen, und es dauerte eine oder mehrere Stunden, bevor dag Bewußtſeyn vollftändig zurücdgekehrt war. Wenn der neunte Ans fall kommt, wird er im Gejichte ganz ſchwarz und fein Blick wird dann wirklich furcdtbar. Die Augen blicten trübe, als wenn fie todt wären, und dieſes bemerkt man weit mehr nach einem neunten Anfalle, als fonft zu einer anderen Zeit. Wenn er mehrere Anfälle gehabt hat, bleibt er drei Tage lang faft bewußtlos liegen. Wird er angefprochen und ihm Etwas angeboten, fo ftößt er es zuruͤck, und fragt nuc, warum man ibn ſtoͤre. Wenn man ihn mäh: rend diefer Zeit ſich felbft überläßt, fo fpricht er niemals und fcheint zu ſchlummern, wiewohl er nie wirklich fchläft. Mehrere Zage vor den Anfällen zeigt ſich ein Halbfreis weiß wie Schnee an den Augenbrauen, und aud die Ohren werden weiß. Er ber antwortet Kragen bis zu dem Augenblicke des Anfalls. Eine aura ift niht vorhanden. Während der Anfälle pflegt er fidy in die unge zu beißen, bat fich aber bei denfelben alle Zähne ausgeſchla— gen. Zweimal hat er fi aufhängen wollen. Bei dem erften Ans falle wurde ihm an der Schläfe und am Arme eine Menge Blut entzogen, nad) dem Aderlaffe hatte er aber einen neuen Anfall, Während der darauf folgenden Woche wurde ibm noch einmal zur Ader gelaffen. Won diefer Zeit an traten die Anfälle alle feche bie acht Wochen zwölf Monate bindurh ein, worauf fie für einige Zeit verfchwanden und dann wieder mit einem ſehr heftigen Anfalle begannen, der nun wieder alle fechs bis acht Wochen eintrat, und bei j.dem Anfalle wurde ibm gegen ein Nöfel Blut entzogen. Diefes ift die Gefchichte des Falles bis zu der Zeit, wo ich den Kranfen zum erſten Male fab, im März 1839. Er faß auf, bewahrte ein hartnäciges Stillfhweigen und antwortete kaum eine Sylbe auf meine Fragen. Der Gefichtsausdrud war fehr verdrofs fen. Geſicht bleih, Puls lanafam, ſehr ſchwach und Elein und uns ter dem leichteften Fingerdrucke verfhwindend, Das aanze Ausfer ben des Kranken überzeugte mich von dem Vorhandenſeyn einer afthenifchen Epilepfie mit mangelnder Snnervation und Störung der Verdauungsorgane. Ich entfchloß mich daher, tonica anzu— menden, und verordnete zuerft Extr. coloc. compos. 3), Calomel gr. v. zu 12 Pillen gemacht und von Zeit zu Zeit 2 zu nchmenz nad deren Wirkung eine Mirtur von Zinei sulphur. er. xjj, Aq- destill. Zvj, drei Mal täglich zwei EHlöffel. Sechs bis acht Wo— chen darauf hatte er feinen Anfall, wie gewöhnlid. Das Zink wur— de nun auf 3 und endlich auf 4 Gran drei bis vier Mal täglich erhöht und mäßig auf den Darmcanal eingewirkt. Vor dem näch: ften Anfalle trat eine weit längere Periode der Ruhe ein, und am Ende des Sahres hatte er, ftatt der gewöhnlichen ſechs bis acht, nur vier Anfälle achabt, von benen der legte fehr heftig war und aus neun Paroxysmen beftand. Won diefer Zeit an bis ungefähr zum 15. November 1843 , ein Zeitraum von 33 Jahren, blieb er von dem Uebel befreit. Vor ungefähr zwei Monaten fiel er von einem febr hoben Baume herunter und befam darauf wieder einen Anfall von vier Parorysmen, welcher aber fehwächer. als irgendwie früher, war, Sch babe nun von Neuem dag fchwefelfaure Zink angewen— det und werde die Refultare fpäter veröffentlichen. Spencer hat firben Kinder; ein Knabe von fiebenzehn Jah— ren bat Anfälle, zuweilen vierzig an einem Tage, feine Mutter zählte fogar einmal fiebenundvierzig. Er merkt Nichts von ihrem Heranfommen, Wenn er ergriffen wird, geht er erft einige Schritte rüdwärts, bevor er binfällt. Das Herz fteht ſtill ſobald es Sich aber wieder zu bewegen beginnt, kommt er fogleich zu fi. Die 269 677. XXXL. 17. Anfälle treten alle 5 bis 10 Minuten ein, mit volllemmenem Bes mwußtfeyn zwifchen ihnen. Zumeilen bleibt ee 1 — 2 Zage ohne Anfälle. Er klagt über ftarfen Kopfſchmerz Er leider nun ſchon 7 — 8 Jahren an feinem Uebel, eine Mutter bemerkt aud zus weilen an einem zweiten Knaben von ſechs Jahren und bei einem Kinde von anderthalb Jahren ein eigenthümliches, convulſiviſches Schielen und befürdter Epilepfie. Wenn der ältefte hinfäut, fo ſcheint er nicht in Krämpfen zu liegen, fondern ift wie todt und bleibt fo, bis der Athem wiederfommt; dann fpringt er ſogleich auf und macht ſich Etwas zu thun, als ob er ſich fdhäme, ſich fer ben zu laffen. Er hat keine Erinnerung an den Anfall. Diefes fheint daß petit mal Andral’s zu feyn. Als Kind litt diefer 8* während des Zahnens an Kraͤmpfen. (Lancet, Jan, 13. Vollſtaͤndige Alalie in Folge einer Kopfverlegung. Von Dr. DO. Turchetti. * Am 19. März 1841 wurde ein funfzigiähriger Mann von eis nem Schuffe getroffen in dem Augenblicke, ats er die Thüre feines Daufes öffnete, und fiel fogleih ohne Bewußtſeyn nieder. Der uns terfuchende Wundarzt fand eine Wunde auf der Höhe des Scheitels, nabe an der mittleren Partie der Pfeilnath ; eine zweite 8 obers balb des linken Stirnhöders; eine dritte unterhalb der Sehne des rechten m. orbicularis, welche in die Nafe eindrang; eine vierte 4 — 5’ unterhalb der vorhergehenden gegen das Nafenlodh hin; eine fünfte 4 — 5“ unterhalb des mittleren Drirttheiis des Joch— bogens; eine fechste etwas tiefer, ald die vorhergehende; eine firs bente an der mittleren Partie der Außenfiite der Unterlippe in der Nähe der Commiffur, zugleich mit einem Bruce der Baſis des ers ften linken, unteren Schneidezahnes; eine achte an der Zungenſpitze; eine neunte endlich in der Mitte des rechten Aftes des Unterkicfers in der Höhe des Ohrlaͤppchens. Alle diefe Wunden drangen tiefer, als die Dicke der Haut ein und waren abgerundit, von ungefähr 1" im Durchmeſſer, mit gefranf’ten, gequetfchten und ekchymoti⸗ firten Rändern. Der Verwundete Fam bei der Ankunft des Wunde arztes wieder zu fich und erlangte feine Geiſteskraft fo rein und Elar, wie vorher. Motilität und Genfibilität waren durchweg un: aeftört. Die Zunge, obwohl an ihrer, Spige verwundet, batte ihre Zaft: und? Ehmedfraft, fowie ihre Bewegungen bebalten. Die Deglutition ging fehr leiht von Statten, dagegen war völlige Stummheit eingetreten. Die kleinen Wunden heilten in wenigen Tagen ohne Eiterung oder Anihoppung, und am 25. März hatte der Kranfe, außer der noch fortbeftsbenden Stummbeit, Nichts von feinem Unfalle übrig bebalten. Alle Functionen waren in Ordnung. Er aß, trank, fchlief und bewegte fich wie ein Gefunder, Eein Fieber, Kopffchmerz oder Somnolenz, Erin Ameifenkriechen, Gonvulfionen oder Schwin— del, Am 23 März jedoch verlor er, nach einer mit Arbeit zuges brachten Nacht, feine Geifteskraft und wurde von Zittern, Etupor und coma mit GErichlaffung der Gliedmaaßen bıfallen. Endlich verfiel er nach 26 Stunden in kethargie und ftarb, Bei der Autopfie erkannte man, daß alle Wunden durd das Eindringen jenes dicken Jagdbleies, welches bier zu Lande Gociso- loin genannt wird, in die Gewebe bervorgebradht worden waren, und daß eine einzige von jenen neun Wunden, die zweite nämlich, in die Schädelböhle eindrang. Aus diefer Deffnung, welche durch die in den legten Augenblicen des Lebens ausgıführte Trepanarion vergrößert worden war, floß vor der Durchichneidung der Knochen ein afhgrauer, geruchlofer, dicklicher Eiter, eine Art von zerftörter Hirnmaſſe, aus. Rund um die Wunde waren die Dirnbäute vere dickt und abbärirten am Gebirne, die geriffenen Ränder waren in einer ziemlich großen Ausdehnung brandig geworden, und im Ni— veau des Bruches der pars frontalis ossis frontis fand man drei Kleine Rnocenftüde, fowie Bleifraamente, im Eiter ſchwimmen. Unterhalb der dura mater nad) Links fand fih eine dide Schicht ſchwaͤrzlichen, zerfegten Blutes. Der vordere, linke Hirnlappen machte einen Borfprung und zeigte Kluctuation an der Etille, wo die angegebene Fractur und Wunde ſich befanden. Bei'm Einftes 270 hen des Riftouri’s floß eine beträchtliche Menge (gegen 3 Unzen) purulente Flüffigkeit ab, ähnlich der, welche aus der Deffnung des Bruches hervortam. Der ganze linke Geitenventrikel war in eine große Abſceßhoͤhle umgewandelt, welche eine farblofe, amorphe und faniöfe Zlüffigkeit enthielt, in weldyer man Ueberrefte der Dirnmaffe und Bleifragmente fand; rund um diefen Abſceß waren die Hirn— mwindungen und die Wandungen der Ventrikel auf eine Ausdehnung von ungefähr 5 — 6° erweicht und desorganifirt, und auffallend genug, an der Gränze der Erweichung zeigte die Hirnfubftang we—⸗ der Rörhe, no Blutpuncte, nody Verminderung der Gonfiftenz, noch eine organifhe Veränderung oder Ablagerung irgend einer Eubftanz, mit einem Worte, keine pathologische Veränderung, mwels che -anzeigte, daß die Erweichung von einer bedeutenden und lange dauernden Entzündung herrühre, Die anderen Theile dis Gehirns waren im Normalzuftande, und die Sehhügel und die geftreiften Körper der linken Seite waren erweiht und desorganifirt. (Ann. univers, di medic. 1844.) Ueber aneurysma aortae, Bon Dr. Law. Der Verfaffer entnimmt einem größeren Auffage über dieſen Gegenftand folgende Refultate: Wenn ein aneurysma an dem hinteren Theile der aorta fich bildet, fo ift gewöhnlich keine bemerkbare Gefhmwulft als Zeichen deffelhen vorbandın. Wenn dem tumor fich bei feiner Entwidelung unnachgiebige Gerebe entgegenftellen (mie «8 der Fall ift, wenn derfelbe von dem hintern heile der aorta ausgeht), fo bringt er in diefen Geweben Veränderungen hervor, welche eigentbümliche Symptome, befonders eine befondere Art des Schmerzes, zur Folge baben, welder, wenn aud nit ausſchließlich auf diefe Affection beſchraͤnkt, doch fo weit häufiger bei derfelben, als bei irgend einer andern vorfommt, daß er genügt, um ein aneurysma vermuthen zu laffen. So dunkel jedod alle anderen Symptome eines aneu- rysma aortae, mit Ausnahme der fühlbaren Geſchwulſt, feyn mögen, fo ift es doch feiten, daß nicht einige vorhanden find, welche neben irren eigenthümlichen Schmerze die Diagnofe ſicherer begründen ellten. Wenn dieſer Schmerz mit den untern Ruͤcken- und Lenden— wirbeln zufammenbängt und von einem Bauchaneurysma abhängig ift, fo ift ein Blafebalggeräufdh längs der Arterie vorhanden. Wenn der Schmerz mit den oberen oder Bruftwirbeln zufams menhänat und von einem aneurysma herrührt, fo ift gewoͤhnlich etwas Schwierigkeit bei'm Schluden, oder eine Obſtruction in den Athemorganen vorhanden, welche entweder die trachea afficirt und auf diefe Weile das Athmen in beiden Zungen ſchwaͤcht, oder auf einen bronchus oder eine Runge einwirft und fo eine Verſchieden— beit des Athmens in beiden Lungen bervorruft. Bei'm Feblen des Blafebalggeräufhes — wie wir «8 faftimmer bei Bruftaneurysma, ausgenommen, wenn die Klappen der aorta mit ergriffen find, bes obachtet haben — werden meift einige diefer Syrptome vorhanden ſeyn, um jenem Schmerze, als pathegnomiſches Zeichen, mehr Gel: tung zu geben. Die Eigenthüumlichkert des Schmerzes befteht in einer anhaltınden, bobrenden, dumpfen Empfindung und einem fharfen, lancınirenten Schmerze. Um den heftigen Schmerz bei'm aneurysma zu mildern, ift faum eine Grärze anzugeben, in wie großer Gabe Opium gereicht werden kann, obne Narcotismus zu erzeugen. Bei der Behandlung des aneurysma muß man cine zu magere Koft vermeiden, da dadurd die Ausficht auf sine Nadicaleur des Uebels vermindert und die neroöfe Reigbarkeit erhöht wird, welde legtere immer zugegen ift. j Der Zwiſchenraum zwifchen dem Plagen eines aneurysma und dem tödtlichen Ausgange ift verfhieden und bänat fehr von der Wicrigkeit der durch die Hämorrbagie afficirten Orhane ab. Wenn das aneurysma ſich in den Herzbeutel Öffnet Und das Herz com: primirt, fo wird der Zwiſchenraum weit kürzer ſchn, als wenn ein weniger wichtiges Organ comprimirt worden. Wenn cine Ad- bäfton zwifchen den Platten des Herzbeutele ftattfindet, fo wird der Erguß mehr allmälig geſchehen und daher der tödtliche Aus: 271 gang weit fpäter eintreten. Die Plöglichkeit des tödlichen Aus: ganges fcheint im Verhäftniffe zur Ausdehnung und Plöglichkeit der Hämorrhagie und zur Wichtigkeit des DOrganes, oder der Organe zu ſtehen, deren Function duch das eraoffene Blut mechaniſch uns terbrodhen wird. (Dublin Journal, May 1844.) Ueber die Ausziehung fremder Körper aus der Blaſe. Von Civiale. Die Kranken find faſt immer im Stande, genau die Beſchaf— fenheit und die Groͤße der fremden Körper anzugeben, welche zus fällig in die Blafe gefommen find, allein diefes genügt noch nicht, um uns in den Stand zu fegen, zur Ertraction fchreiten zu Eöns nen, wir müjfen uns auch mit den Veränderungen befannt zu mas chen ſuchen, welche die Subftangen erlitten hatten, fomwie mit der Stellung, welche fie in der Blafe einnehmen. Belehrung hierüber tönnen uns Lithontriptifche Snftrumente geben. Zur Ertraction eignen fih am Beften der trilabe oder bilabe (die zweir und drei: blätteige Zange), mit welchen der Verfaffer die verfchiedenften frem— ben Körper, wie Erbfen, Bohnen, Aehrenſpelze, Pflanzenftängel, Gatheter , Bougies, eine Barometerröhre u. f. w. ausgezogen hat. Er hat gleichfalls mit Nusen ſich eines Kleinen Steingerbreders mit weiten und boblen Enden bedienct, x Herr Civiale fügt nun drei neue Fälle den bereits veröffentz lichten hinzu. Im einem derfelben war der auszugiehende fremde Körper das Fragment eines in der Mitte durchgebrochenen elaftiz ſchen Catheters. Nah mehrfah wiederholten fruchrlofen Verſu— chen anderer Aerzte, das Stuͤck zu extrahiren, ſuchte Herr Giviale bas eine Ende des Bruchſtuͤckes mit einem Eleinen Lithoklaſten zu erfaffen. Da aber der morſche Satheter binter einer in der Harn— röhre befindlichen Strictur gebrochen war, und Herr Giviale fand, daß weder mit dem Lithoflaften noch mit einem andern In— firumente es ihm moͤglich war, mehr als einige Eleine Stüde bers auszubringen, fo fuchte er das Fragment in die Blafe zuruͤckzu— ſchieben. Er bemühte ſich jedoch vergebens dieſes durch gewalte fam in die Harnröhre eingefprißtee Waſſer zu bezweden, daß Fragment bewegte fih nicht. Er führte nun ein bieafames Bou— gie in die Harnröhre bis hinter die Strictur ein und leate dann den Daumen und Zeigefinger der linken Hand auf die entfprechende Gegend des penis auf. Während nun ein Gehuͤlfe den penis durd Anziehen der Eichel ertendirte, drücdte er lanafam von Vorn nad) Hinten und brachte fo den fremden Körper in die pars membra- nacea urethrae, wo er ihn liegen ließ, um die Strictur und die ganze Harnröhre zu erweitern. Binnen vier Tagen war er im Stande, das Fragment herauszugiehen. In dem zweiten Falle aelang bie Ausziehung eines in der Blafe zurückgebliebenen Gatheterftüces Leicht vermittelft eines klei— nen Eithoklaften. In dem dritten Kalle war die Ausziebung ſchwie— tiger: ein Stüd von dem Griffe eines Malerpinfels, von 3" Länge und 21% im Durcdhmeffer, war durch die Harnröhre in die Blafe eingeführt worden. Herr Civiale verſuchte dreimal, daffelbe mit dem bilabe und dem Lithoflaften auszuzieben, allein ohne Erfolg. Er zerbrady nun das Stuͤck mit einem ftarfen Lithoklaften, und 677. XXXI. 17. 272 auf dicfe Weiſe gelang ihm, wiewohl nicht ohne Schwicrigfuit, bie Ertraction. Seitdem hat er ſich einen für ſolche Fälle geeigneten Lithoklaſten conftruiren laffen. Die beiden Portionen der weiblichen Brande find dider, und zwei durch eine tivfe Rinne voneinander artrennte fehneidende Flächen erfegen die Zähne der männlichen Brande,. Zahlreiche Verfuche haben gezeigt, daß diefes Inſtru— ment mit Erfolg angewendet werden Fann, wenn es nöthig wird, einen rigiden oder biegfamen Körper in mehre Stüde zu theilen. (L’Experience, Mars 1844.) Miscellen. Raſche Heilung der Blennorrhde, nach Herrn Cou— bay Edwards. — Das hier empfohlene Verfahren ift zwar etwas complicirt, aber ruͤckſichtlich der Auffaffung der Krankheit nah drei Perioden: Entzündung, Eiterung und Erfchlaffung der Schleimhaut, weniaftens ratienell. Der Kranke nimmt zuerft 10 Gran Calomel, in drei Pulver aetheilt, alle vier Stunden eins, worauf er abmwechfelnd folgende Mirtur nimmt: BR Magnesiae sulphuricae = re Jalappae . —— —— 9 Scammonii 3 . . . . gu.XV Wartapı atıbıafı oc j Aquae 2 Ä 5 z a M. D. S. Alle vier Stunden drei Eftöffel voll, wobei nad dem Calomel eine Stunde Zwiſchenraum verfloffen feyn muß. Diät. Gerftenfhleim zum Getränk. Die erfte Dofis der Mirtur wird gewoͤhnlich ausgebrochen, die folgenden nicht. Locale laumarme Räder für das Franke Glied. In vierundzwanzig Stunden ift die Eiterung eingetreten, dann giebt man folgende Mixtur: B Liquor. Potassae Bee vlt 7 Olei Cubebae . £ E n . äß Balsami Copaivae RA ri, 22; Kali hydriodici s . . > 36 Morphii hydrochlorici 5 rer} M. D. S. Ein Kaffeelöffet voll in 2 Ungen Gerftenwaffer alle vier Stunden. Die partes genitales werden mit einer, in Blei— waffer getauchten Binde umgeben. Der Kranke trinkt reichlich Gerftenwaffer und ift etwas mehr. Dieſe Behandlung dauert drei Tage. Am dritten Morgens eine Dofis Calomel, am vierten ein leichtes Abführmittel und hierauf alle zwei bis drei Etunden zwei Tage lang eine Einfprisung von Bleiwaffer (1 Drachme Plumb. acet. auf 8 Unzen Waifer). Hierauf noch einige Tage lang täge lich eine Dofis der Legten Mixtur und Einfprigungen mit Ealtem Waſſer. Wenn der Kranke fi) ruhig bält und fich spirituosa verfaat, fo foll die Heilung mittelft diefer, etwas eiaenthümlichen, Eur fiber in einer Woche erlangt fenn. (Provincial Medical Jour- nal, August 1848. Bon einer, mit glüdlihem Erfolae verrichteten Gaftro-Enterotomie, bei innerer Einflemmung des Dünndarms, bat Herr Dr. Maifonneupve, Chirurg an den Parifer Hofpitälern, einen Kal der Academie der Wiſſenſchaften dafelbft mitaetheilt, worüber wir in den medicinifchen Sournalen wohl Details erwarten dürfen. anhliogwmaphische Chapman’s practical Mineralogy ; or Compendium of the distin- guishing Characters of Minerals, by which the Name of any mineral Substance may be speedily ascertained. With a co- pious Index. London 1844. 8. Etudes hydrotomiques et micrographiques. Par A. E. Lacau- chie, D.M.P. Premier memoire. Paris 1844. 8. MAR. Neuigikee 1 tem. Nouvelles recherches sur le traitement des maladies appeldes typhus, fievre typhoide, petite verole, rougeole, scarlatine, suette miliaire etc. Par J. E. Cornay. Paris 1844. 12. The Pathology and Cure of the prineipal Diseases of the Rectum and Anus, particularly Prolapsus, Piles, Haemorrhoidal Tu- mors, Excrescences, Fistula in Ano, Ulcers and Strietures of the Rectum, without Cutting or Confinement. Illustrated with numerous Cases and Plates. By E. D, Silver, M.D, Lon- don 1844. 8. —ñ — —— — ñ—— Menue Notizen audödem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, sefammelt und mirgerheitt von dem Ober, Meticinalrarbe $roriep zu Weimar, und dem Medisinalrare und Mrofeffer Erortep gu Berlin Ne. 678. Gedrudt im Landes = Induftrier Gomptoir au Weimar, des einzelnen Stüdes 3 9x (Nr. 18. des XXXI Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 R6. oder 3 fL 30 @, Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 Gr Die Zafel colorirte Abbildungen 6 99x September 1844. UrTE EEE Be Ueber die Yamud = und Goflan- Stämme in Zurfomannien. Bon Baron Clemens Auguft von Bode, (Vorgetragen der Londoner — Geſellſchaft am 13. Maͤrz 1844. (Schluß.) Die Urſache, weßhalb die Turkomannen unmenſchlicher ſind, als die uͤbrigen wandernden Staͤmme, kann, meines Erachtens, in keinem andern Umſtande geſucht werden, als in dem, daß ſie den Sclavenhandel betreiben. Ihre kuͤhnen Raubzüge unternehmen fie meiſt in der Abſicht, Gefangene zu maden, die fie in Ketten und Banden balten, bis fie von deren Verwandten ausgelöft werden. Bleibt das Lö: fegeld zu lange aus, oder füllt es nicht reichlih genug aus, fo verkaufen fie die Gefangenen auf den Bazars von Chi: wa. Auch behalten fie bdiefelben öfters zum eigenen Ges brauche als Hirten oder Aderbaur. So jind fie der Schrefs Een ihrer Nachbarn, der Perfer von Mazenderan , Afterabad und Khorafan, welche ftetd vor den Einfillen der Turko— mannen auf ihrer Hut feyn müffen. Da die Perfer zur Secte der Schiiten gehören, waͤh— tend die Zurfomannen Sumniten find, fo rechtfertigen die Lestern ihre Naubzüge gegen die Erftern aus Gründen der Keligion, indem fie jeden Perfer für vogelftei erklären. Ja mande gehen fo weit, daß fie fagen, wenn die Perfer Suns niten wären, fo müßten die Zurfomannen Schiiten werden, weil diefe fonft ihr einträgliches Gewerbe aufueben müften. Durch diefe Neligiongffrupel laffen fie ſich jedoch nicht abs halten, auch gelegentlib Sunniten, ja Leute ihrer eigenen Nace zu Gefangenen zu machen und fie nur gegen einen übertrieben hohen Preis wieder frei zu geben. Wenn diefer Durft nah Gewinn das Herz des Tur: fomannen gegen die Leiden feiner Mitmenſchen hart madıt, fo fand ich dagegen, daß die Bewohner von Afterabad zur thäs tigen Nächftentiebe geneigter find, als andere Perfer, weil fie durch das gemeinfhaftliche Band der Furt vor den NO. 1778, — 678, Zurfomannen eng verbunden find. Wenn daher einer von ihnen in die Gefangenfhaft der Zurfomannen geräth, fo fommen von allen Seiten Beifteuern ein, um denfelben aus— zulöfen, und fein Mitglied der Gemeinde läßt das andere im Stih. Ich will bier eines Beifpield gedenken, von dem ich felbft Augenzeuge mar. As ich einft durdh die Strafen von Afterabad ritr, ſah ich in einer offenen Moſchee eine Frau fnieen, welche beide Arme um die Kanzel gefchlagen hatte und bitterlich meinte. Als ih mich nad der Urfache ihres Schmerzes er- kundigte, erfuhr ich, daß ſoeben die Nachricht eingegangen ſey, ihre Sohn fey von den Zurfomannen geraubt worden. Ich empfahl der armen Frau, Gott inbrünftig zu bitten, fo werde fie gewiß erhört werden. Mittlerweile hatten fich Keiter aus der Stadt zur Verfolgung der Räuber aufge- macht; allein fie Fehrten zurüd, ohne diefelben zu Ge— fihte befommen zu haben. Der Knabe war nur dreizehn Sabre alt und der Sohn eined gemeinen Färbers; er hatte aus dem diht an die Mauern der Etadt ftoßens den Walde Brennholz holen wollen und war dafelbft von einem auf Beute lauernden Zurfomannen ergriffen worden, während einige andere Knaben fich durch die Flucht ges tettet hatten. Es war fchon tief in der Macht, als wir duch einen lauten Lärm in der Nähe unferer Wohnung aufgewedt mwurden. Der Knabe war dem Zurfomannen entwifht und wurde nun im Triumph in den Ötrafen herumgeführt. Da ib mich für die Sache intereffirt hatte, fo brachte ihn der Vater zu mir, um mir ihn wohlbehalten zju zeigen. Der Turkomanne hatte fi) den Tag über in dem Malde verborgen gehalten; fobald es dunkel geworden, Fam er aus feinem Verftede hervor und ſchlich fih an die Stadt: mauer heran, um von da aus das Meite zu gewinnen, wo: bei er den Knaben, der, aus Furcht getödtet zu werden, nicht zu fchreien wagte, am Arme nad fich fehleppte. Der Knabe befann ſich darauf, daß er ein Meffer in der Taſche habe, Elagte, daß ihn fein rechter Arm, an dem ihn der 18 275 Turfomanne hielt, gewaltig fehmerze und kat, diefer möge ihn am linken Arme halten. Dieß that der Näuber, und fobald der Knabe die rechte Hand frei hatte, zog er das Meſſer aus der Taſche und fchnitt damit den Turkomannen mit aller Kraft in die Hand. Diefer ließ ihn vor Schmerz fahren, und der Knabe 'entfprang in's Gebuͤſch. Die Nast war dunkel und die Stadt zu nahe, als daß fih der Tur— Eomanne lange mit Suchen hätte aufhalten dürfen. Diefer lief daber feiner Heimath zu, und der Knabe an’s Stadt: thor und wurde auf fein Pochen eingelaffen. Die Yamuds fowohl, als die Goklans, bilden fich viel auf den Adel ihrer Race ein und geftatten nie, daß ſich ihre Tochter mit Fremden verheitathen, wie e8 auch die Nadfihputs in Indien halten. Um diefe ihre firengen Ans fihten durch ein Beifpiel zu erlüutern, will ich eines Falles gedenken, welcher unter der Megierung des verftorbenen Schachs von Perfien, Feth- Ali, vorkam. Mirza:Naghi, Khan von Fenderis, der Vater des jegigen Khans diefes Diſtriets, Mir: Sadullah’s, ver: liebte fih in ein junges Turkomanniſches Mädchen und verlangte fie von ihren Ueltern zur Ehe. Sie weigerten fi) lange, allein zulegt gaben fie, durch Geſchenke und Berfprehungen gewonnen, nah, und ihre Zochter murde feine Frau. Wegen dieſes Umftandes füßte der ganze Stamm gegen Mirza - NaghisKhan einen tödtlichen Haß; da er aber ein mächtiger und gefährlicher Nachbar war, fo verföhnten fih die Turkomannen zum Scheine mit ihm. Nach einem Sabre dußerte die junge Turkomannin den Wunſch, ihre Aeltern zu befuchen, und der Khan, der nichts Boͤſes argwohnte, ließ fie abreiien Allein kaum war fie im Lager ihres Stammes angelangt, fo wurde fie von den Zurfomannen ergriffen, auf den Gipfel eines jener fünft: lihen Hügel geſchleppt und in Gegenwart ihrer Ueltern in Stüde gehauen. Da fie des Khans Nahe fürcteten und fid) nicht ſtark genug fühlten, um ihm MWiderftand zu lei: ften, fo brachen fie ihr Lager ab und flüchteten fih nad Chiwa. Allein wenn wir vor diefer unmenfhlihen Hand: lung zuruͤckſchaudern, fo muß uns die MWiedervergeltung von Seiten des beleidigten Khans mit noch größerem Entfegen erfüllen. Mirza:NaghirKhan ließ den Turfomannen fagen, es thue ihm das Gefchehene leid, aber er fehe fein Unrecht ein, indem er ihre Vorurtbeile hätte achten follen; er gebe ihnen fein Mort, es folle ihnen Eein Leids gefchehen, wenn fie zuruckkehrten. Die Zurfomannen glaubten ihm; allein kaum hatten fie ihr altes Lager wieder bezogen, fo fiel Mirza-Naghbi: Khan über fie ber und nahm funfzig rauen ihres Stammes mit fih fort, die er zur Sühne des Todes feiner Frau und zur Stillung feines Rachedurſtes binrichten ließ. Ein Fahr fpäter ward er felbft von den Zurfomannen ermordet. Die Turkomannen machen einen Unterfhied zwifchen den Kindern, die fie mit Frauen ihres Stammes und denen, die fie mit gefangenen Perferinnen oder mit den Kazakh: Frauen zeugen, melde leßteren fie von den Us: befen in Chima kaufen. Die erfteren genießen, ald reine 678. XXXL 13. 276 Turkomannen, aller Vorrechte » während ben letztern nicht geſtattet iſt, Zurfomanninnen von reiner Nace zu ehe: lichen, fondern Ddiefelben ihre Frauen unter der Miſchlings— tace oder din gefüngenen Kazakhinnen zu wählen haben. Da zwifhen den Yamuds und Goklang eine gewaltige _ Feindſchaft herefcht, fo ſchließen fie Feine Ehen. miteinander, obgleich fie ſich für gleicy edel betradyten. Denfelben Haß hegen dieje Stämme auch wieder gegen die Tekke-Turkoman— nen, welche überdem die Yamuds und Goklans für weniger edel als fih felber halten, da jene, den Genealogiern zufolge, von einer Sclavin abftammen, während die leßteren beiden Stämme Defcendenten einer freien Frau find. Die phyſiſchen Kennzeihen der Zurfomannen laffen fih am Beſten durch eine Vergleihung mit der Mongolifchen Race darlegen, mit welcher jene einigermanßen verwandt find. Das Auge des Zurfomannen gehört demfelben Ty— pus an, wie dag des Mongolen, was ein fehr characteriftis ſches Merkmal der Nace if. Es ift das Katzenauge, deffen außere Winkel ſtark nad) den Schläfen hinaufgezogen find; allein die iris des Turkomannen ſcheint nicht fo dunkel ges farbe zu feyn, wie die des aͤchten Mongolen, fowie auch der erftere ein größeres Auge hat, als der letztere. Die Nafe de Turfomannen ift weniger platt und feine Lippen wenis ger did, wiewohl die hohen Backenknochen den Mongolifchen Typus an fih tragen. Der Kalmüde fteht dem Mongolen am Nächften oder ift wohl ganz mit demfelbin identifch; er hat Diefelbe niedrige Stirn, denjelben niedergedrüdten Schü» del und die dadurch hervoryetriebenen Backenknochen; diefelbe platte Nafe und Ddiefelben aufgemworfenen Lippen, diefelben Eleinen ſchwarzen, durch das aufgetriebene Gefiht beinahe verborgenen Augen; daffelbe rabenſchwarze Haar. Die Bruft ift ebenfalls breit und musculös und gleihfam auf Koften des Unterförpers entwidelt, da die Beine kurz und ſchwach find. Allein zu Pferde ift der Kalmüd gleihfam in feinem Elemente, wenn er fib ohne Sattel und Zaum auf dem Ruͤcken des wildeſten Steppenpferdeg mit den Beinen fo feft: Elammert, daß er mit dem Thiere wie zuſammengewachſen erfheint. Der Turfomanne ift von dem Mongolen in die: fen Beziehungen verfhieden. Er hat eine hohe Stirn, ein weniger ſchwarzes Haar, eine weniger ſtark entwickelte Bruft, weiche vielmehr, wie bei der Perſiſchen Nace, ſchmal und flah ift. Wie fein edles Roß, ift der Turkomanne, in der Negel, bobgewachfen, wohlgeformt und ſtark von Knochen. Auch find feine Arme musculög, was zumal bei den Wei: bern der Fall ift, welche alle fhwere Arbeiten verrichten müffen. Da die Turkomannen weite Weiberröde tragen, fo Eonnte ich die Geftalt ihrer Beine nicht genau unterfuchen, Sie fiheinen allerdings etwas Frumm zu feyn, dba die Zehen einwaͤrts gewendet find, was daher rühren mag, daß die Leute von Jugend auf reiten; aber fie find nicht fo ſaͤbel⸗ beinig, wie die Kalmüden und Mongolen. Menn ich einer Familienahnlichkeit zwifchen den Turko— mannen und irgend einem andern mir vorgefommenen Tür: Eifhen Stamme nachforſche, fo möchte ich fie mit den No: gaie Tartaren in Nord» Dagheftan, am meftlihen Ufer des 277 Gafpifhen Meeres, vergleihen. Die Nogaifhen, Krimfchen, Aftrabanfhen und Kafanfdıen Tartaren bildeten einft zus fammen die goldne Horde unter Mongolifhen und Tartari— fhen Khans. Weil fie von den Mongolen beherrſcht mur: den, erhielten fie den Namen Zartaren, wiewohl fie ſich zu derfelben Race rechnen, wie die Zürken in Gonftantinopel, und aud die Zurfomannen machen auf diefeibe Abftammung Anfpruhb. Diejenigen, welche die verfhiedenen Zürfifchen Dialecte ftudirt haben, behaupten jedoch, daß zwifchen der in Gonftantinopel und der von den Kafanfchen Zartaren und den Turkomannen geredeten Sprahe ein großer Un: terfchied fey. Die legtern beiden Voͤlkerſchaften ſprechen, ſo— wie die Usbefen, das Jagatai-Tuͤrkiſch. Die Sprache der in Perfien umberwandernden Stämme Tuͤrkiſcher Abfunft ift wieder eine andere und gilt für einen verdorbenen Dias lect, Die zu Gonjtantinopel übliche foll das reinfte und ausgebildetite Tuͤrkiſch fenn. Die nähere Verwandtſchaft der Aftrahanfchen und Ka: fanfhen Tartaren mit den Mongolen laͤßt fi) aus deren Geſichtszuͤgen erkennen; bei den Mogaifchen Zartaren ift diefe Aehnlichkeit weniger fihtbar. Desgleichen haben die weiter in die Steppe hinein wohnenden Zurfomannen und die Us— befen von Chiwa mehr den Ausdrud der Mongolen, als die naͤher an Perfien lebenden Zurfomannen. Der häufige Verkehr, den die Nogai-Tartaren in neuerer Zeit mit den Tſcherkeſſen unterhalten, feheint deren Mace veredelt zu has ben, und troß der zwifchen den Turkomannen und Perfern hertſchenden Feindſchaft fcheint dennoch die Nachbarſchaft der Letztern im Laufe der Jahrhunderte auf die Erſtern einen ähn— lihen Einfluß geübt zu haben. Daß die Zurfomannen gefanz gene Perferinnen heirathen, ift bereits bemerkt worden. Die Turkomanninnen find, gleih den Männern, ſchlank und in der Jugend wohlgeformt. Ihr Geficht ift runder, als das der Männer; die Backenknochen find weniger ſtark hervorragend; die Augen ſchwarz, die Augenbrauen fhön und die Geſichts— farbe bei vielen weiß. Die Naſe iſt ziemlidy platt und der Eleine Mund mit regelmäßig ftehenden weißen Zühnen befegt. Kurz, viele junge Turkomanninnen würden überall für ſehr huͤbſch gelten. Ich hoffe, man wird mich nicht der Partheilichkeit bes fhuldigen, wenn ich die alten Zurfomannifchen Matronen nicht gleich vortheilhaft fehildere; denn dieſe find, um mid) milde auszudrüden, grundhäßlih. Uebrigens ift ihre Häß: lichkeit anders beſchaffen, als die der alten Weiber bei den in Perfien nomadifirenden Stämmen. Bei den legtern find die Gefichtezlige fcharf ausgeprägt und die wilden, durchdrins genden Augen tief in die Uugenhöhlen verfenkt, wogegen bei den eritern das Geficht beinahe platt und über und über runglig ift, fo daß man kaum eine Nafe bemerkt, Die Nafe der Turkomanniſchen Frauen wird vorzüglich dadurch gegen die Oberlippe herabgedrüdt, daß fie die Sitte haben, den Mund und die Nafenfpige mit einem Tuche zu verhülfen. Derfelbe Gebrauh ift im Drient bei allen Ars meniſchen Frauen üblih und gilt für eine unerläßlihe Bes dingung der weiblichen Sittfamfeit. Diefer Theil der Kleis dung hat einige Aehnlichkeit mit dem von den alten Gues 678. XXXL 18. 278 bers Prieftern, wenn fie fi dem heiligen Feuer näherten, ges tragenen Penom, welcher verhindern follte, daß ihr Hauch mit dem reinen Elemente und dem fymbolifchen Repraͤſen— tanten der Gottheit in Berührung kaͤme; denn nad den Ehren der Zend» Avefta verunreinigt, wie nad der Bibel, Dasjenige, was aus dem Menſchen Ecmmt, denfelben; nur nahm Zoroafter den Sag mehr im budyftäblihen Sinne. Wir haben gefehen, daß die Yamuds eine halb noma—⸗ difhe und halb aderbautreibende Lebensweiſe führen, wies wohl die erftere das Uebergewicht bat. Ihre Nachbarn, die Goktans, haben mehr fefte Wohnfige. Ihre Zelte find in ſchoͤnen Thaͤlern hin aufgefchlagen; andere in Ebenen, längs des Gurgan und deffen Nebenflüffen, Ihr Hauptgefhäft ift der Aderbau, welcher indeß gegenwärtig fehr danieder— liegt. Der Boden zwifchen den Bergen und dem Gurgan iſt Außerft fruchtbar und befteht aus einer ſchwarzen Erde und Thon; er eignet ſich trefflich für den Bau von Waizen und Gerfte, welche in guten Jahren bundertfältig fchütten, Jenſeits des Gurgan, und noch ganz in deſſen Nähe, baut man nur das fechözigfte Korn, und je weiter man nad Nor— den fommt, defto unfrucdhtbarer wird der Boden. Wir moͤch— ten das obige Verhältnig zwifchen Ausfaat und Ernte für übertrieben halten, wenn nicht, 3. B., Herodot, auf deffen Wahrheitsliebe man ſich verlaffen kann, angäbe, daß man in der Nähe von Babylon 200fältig geärntet habe. Außer der Feldarbeit liegen die Goflans auch der Cul⸗ tur des Maulbeerbaumes und der Seidenzuht ob. Wenn China, wie man annimmt, das Vaterland des Seidenwur— mes ift, fo erreichte die Seidencultur wahrfheinlich die Thaͤ— ler des Gurgan früher, als die Provinzen Ghilan und Schirwan, Kleinafien und Bruffa. *) In den Schriften der Araber findet ſich die Angabe, daß zu den Zeiten des Flors von Jurjan die Abgaben der Provinz in roher Seide bezahlt wurden. Die Zurfomannen verheirathen ihre Kinder in fehr ju— gendlihem Alter, wenn die Knaben 14 bis I5 und die Mädchen 10 bis 12 Jahre alt find. Allein in Betreff der frübzeitigen Heirathen herrſcht bei ihnen ein fehr fonderbarer Gebrauch. Nachdem die Ceremonie vorliber ift, bleibt die junge Frau nur 2 bis 3 Tage bei ihrem Manne, morauf fie zu ihren eltern zuruͤckkehrt und zwei, ja zumeilen drei Sabre bei Ddiefen lebt. Während dieſes Zeitraumes arbeitet fie an ihrer Ausftattung, welche in Kleidungsftüden und den zur Verzierung des Innern des Zeltes nötbigen Artikeln be= ſteht. Nach Ablauf der zwei oder drei Jahre wird fie in das Zelt ihres Schwiegervaters geführt, in welchem fie mit ihrem Manne ein Sahr wohnt. Alsdann geftattet der Bas ter den Kindern, einen eionen Haushalt zu gründen, in’sbe: fondere, wenn ihnen ein Kind geboren worden. Das junge Paar erhält dann eigne Zelte, und der junge Mann feinen Antheil am väterliben Vermögen, beftehend in Kameelen, Pferden, Schaafen ꝛc. Trotz der Trennung fährt jedoch der Vater noch ein halbes Jahr fort, für den Unterhalt der *) Vergl. in Profeffor Ritter’s befanntem Werke: „Erdkunde ꝛc.“ einen intereffanten hiſtoriſchen Bericht über die Seidens cultur. 18* 279 jungen Leute zu forgen, und nun erft wird ber junge Mann’ aus der väterlihen Gewalt, die fogar das Recht über Le: ben und Tod, ohne die geringfte Werantwortlichkeit den uͤbri— gen Mitgliedern der Gemeinde gegenüber, in ſich fließt, vollftändig entlaffen. i Da die faure Arbeit mehrentheild den Frauen zuge: theilt ift, während die Männer müßig umherſchlendern, wenn fie nicht gerade einen Raubzug vorhaben, fo beirathen die Turfomannen lieber junge Wittwen, als Mädchen, da die erfteren an ſchwere Arbeit gewöhnt und in Wirthfchafts: gefhäften geübter find. Man bezahlt daher bei den Turko— mannen die MWittwen doppelt fo hoch, wie die Sungfern. Menn, 5. B., ein Mädchen 5 Kameele werth ift, fo gilt eine Wittwe nicht unter 10 Kameele. Allein man muß auch eingeftehen, daß diefe Frauen dußerft arbeitfam find; man ſieht fie faft nie müßig, und obwohl fie den ganzen Tag über hart gearbeitet haben, fo find fie doh, wenn Ges fahr von irgend einer Seite droht, des Nachts am Mun— terften, und die Männer verlaffen ſich auch dann vollkom⸗ men auf fie. Die Turkomannen glauben ihren Todten Eein größeres Zeichen von Hochachtung erweifen zu können, als wenn fie diefelben unmittelbar, nachdem ſie das legte Lebenszeichen von fi gegeben, unter die Erde bringen; und es ift ſehr zu befürchten, daß auf diefe Weiſe viele Perfonen lebendig bes graben merden. Un der Stelle im Felde, wo der Keihnam gewaſchen worden ift, errichten die Turkomannen einen’ £leinen Hügel, den fie mit einem Graben umgeben. Von da wird die Reiche auf den Beyräbnikplas des Stammes gefhafft. der ſich auf einem Eünftlihen Hügel befindet, wie man deren auf den Ebenen Turfomannieng von uralten Zeiten ber fo viele be= merkt. Sobald die Trauerbotſchaft fih verbreitet, kommen alle Verwandte und Freunde aus den benachbarten Lagern berbei, um der Familie des DVerftorbenen ihr Beileid zu bes zeigen und fie zu tröften. Sie bringen ihre Zelte mit und fhlagen fie in einem Kreiſe um das der Keidtragenden auf. Die Frauen gehen dann abwechfelnd in diefer, um mit der Familie zu weinen, namentlid) diejenigen, welche dag Kla— gen und Weinen funftmißig betreiben. Die Münner bleis ben mehrentheils im Freien, und da bei allen, fröhlichen ſowohl, als traurigen Gelegenheiten, bei denen fie fich ver: einigen, das Weiten die Hauptrolle fpielt, fo halten fie ge: woͤhnlich Wettrennen. So ergösen fie fib Wochen lang auf Koften ihres Wirthes, bis der Ligtere feinen Freunden verfündigt, daß er ſich unter ihrem Beiftande über den Vers luft feiner Frau getröftet habe. Iſt ein Mann geftorben, fo wird e8 ebenfo gehalten, und die Wittwe giebt diefelbe Erklärung ab. Dieß ift das Signal für den ganzen Haus fen, um die Zelte abzubreben und Abfchied zu nehmen. Diefe Condolenzbefuche verurfachen große Koften, und Man: her hat nit nur den Verluft eines Verwandten, fondern auch den eines großen Theiles feines Vermögens zu bekla— gen. Reiche Zurfomannen behalten oft aus Prunkfuht ihre Säfte einen ganzen Monat bei fi) und geben ihnen an Reis, Schöpfenfleifh, Käfe, Butter, Milch ıc, vollauf. 678. XXXI. 18. 280 Unter den Yamubs findet man Reute, die über 1500 Scaafe, 200 Kımeele, 20 bis 30 Stuten und ebenfo viele Sclas ven befigen. Ich habe bereits erwähnt, daß die Zurkomane nen gern MWettrennen veranftalten, ja fie liegen denſelben leidenfhaftlih ob. Dem Turkomannen geht nichts über fein Pferd, da von beffen Reiftungen der Erfolg feiner Raubs zuͤge größtentheil® abhängt und er fih bei'm Fliehen durch— aus auf die Güte feines Pferdes verlaffen muß. Er wids met daher faft feine ganze Zeit dem Beſtreben, fein Pferd fo auszubilden, daß es die mögliche Schnelligkrit mit der möglihen Ausdauer verbindet. Der Kindererziehung fchenkt er dagegen aucd nicht die allermindefte Aufmerkſamkeit; die Kinder werden fo, mie fie wollen und Eönnen, indem die Sorge der ganzen Familie auf die Prerde gerichtet if. Es würde uns bier zu weit führen, wenn wir von der Art der Abrihtung der Zurkomannifchen Pferde ım Einzelnen hans dein wollten, und überdieß ift es auch fhon von früheren Reiſenden gefhehen; wir wollen nur bemerken, daß die Pferde der Tekke für diejenigen gelten, welche forcirte Märfche am Beſten aushalten, mäbrend die Pferde der Yamuds und Goklans ſchmaͤchtiger gebaut und fchnelfüßiger find. Die Tekke-Pferde merden felbft den Arabiichen Bolls blutpferden vorgezogen, menigftens von den vornehmen Pers fern. Da die Lagerpläge der Tekke ſich zwifchen den Truͤm— mern von Niffa befinden, fo dürften ihre Pferde von der altberuhmten Niffeifhen Race abftammen, welhe Strabo und andere Schriftfteller des Alterthums rühmen; ſowie denn auch mwahrfcheinlih die Scythen und Parther auf fols chen Pferden aus den Ebenen Turkomanniens hervorhraden, um Screden in den benahhbarten Laͤndern zu verbreiten. Wenn die nomadilirenden Turkomanen nicht auf Raub ausgezogen find, oder nicht ihre Pferde dreſſiren, führen fie ein völlig müßiges eben, indem fie von einem Zelte zum andern fihlendern. Sie fegen fihb zufammen und prabien von ihren Heldenthaten und liſtigen Streichen Uebrigens fpielen fie auch gern Schah und gelten für fehr gute Spies ler; felbft ihre Feinde, die Perfer, welche felbft fehr geübte Schachſpieler find, geben zu, daß fie den Zurfomannen in diefer Beziehung nachſtehen. Ein Umftand, durch welchen dieß Spiel bei ihnen weit fehwieriger wird, als es bei uns ift, liegt darin, daß ihr Schachbret nicht in 52 hellfar— bige und ebenfoviel dunfelfarbige Felder eingetheilt, fondern durchaus einfarbig ift. Es beftehbt nur aus einem vieredi- gen Leinentuche, auf welchem die 64 Felder durch fenfrechte und waagercchte Linien angedeutet find. Dieß einfahe Schadh: bret, welches man, wie ein Schnupftub, zufammenwideln und in der Taſche bei fih führen Eann, wird von ihren Meibern angefertigt, und die dunkelen Linien find mit ſchwarzem wollnen Garne aufgenäht. Wihrend der Negies tung des legtverftorbenen Schachs von Perfien fol ein Turko— manne nach Teheran gefommen feyn und an Feth-Ali's Hofe die beiten Schachfpieler fammtlich gefchlagen, auch dadurch eine bedeutende Summe Geldes gewonnen haben. (Edinburgh new philosophical Journal, April — July 1844.) Miscellen. Ueber die Hagelbildung ift ein Verſuch einer neuen Theorie von Dr. Wilhelm Schwaab (kebrer an der Real— ſchule. Caſſel 1844. 8. erfhienen, deren Hauptpuncte folgens de iind: a. Es kann bei einem Gewitter kein Hagel entiter ben, wenn nicht ein Falter Luftſtrom in die Gewitterregion ein« dringt. — 5b. Durch diefen Ealten Auftftrom wird die Dagelbils dung eingeleitet, indem eine fpecielle Vermiſchung der Luftfhichten von ungleihen Temperaturen entfteht, wodurd im Kolge des Ers Ealtens diefer Region die darin enthaltenen Wafferdünfte zuerft ges frieren. Hierdurch entftehen flodige Eisgebilde, kleinere und grös Bere Eisſtuͤcken (Graupeln), welche von dem Ruftitrome und von andern neu entftehenden Strömen umbergetrichen werden, wobei fie fih aneinander fegen. — ce. Diefe Schneeflocken und Graupeln müffen ſich vergrößern, indem ſich beftändig Dünfte an denfelben niederichlagen und gefrieren, daher die lodere innerfte und die fols gende feite Structur der größeren Hagelkörner; auch können mehs tere Graupeln zufammenfrieren und größere Hagelkoͤrner bilden. Die Graupeln im Fruͤhjahre bilden den Uebergang zu den größeren Dagellörnern des Sommerd. — d. Die feuchte Atmofphäre des 678. XXXI. 18. 282 Sommers ift der Hagelbildung in vielen Beziehungen günftiger, als die mebr trodene Atmofphäre des Frühjahrs, und es find das ber die Umftände, unter welchen nur flodige Eisgebilde, Graupeln und dichte Dagelkörner entfteben können, verfchieden. — e. Es ift mit Beftimmtheit anzunehmen , daß die Befchaffenheit derjenigen Stellen der Erdoberfläche, über melden die Dagelbildung vor fich gebt: ob über weiten, ausgedebnten Ebenen, oder über Hügel» und Gebirgsland, einen fehr großen, bisjegt noch wenig beachteten Eins fluß auf die Hagelbildung ausübt, fo daß in den meiften Fällen der Hagel ald eine Örtliche Naturerfcheinung betrachtet werden muß. Das Eclephon des Gapitäns John Zaylor ift ein fehr Eräftiges Blafeinftrument, welches die Beftimmung bat, bei nebli— gem Wetter Signaltöne hervorzubringen, die man auf 2 bie 3 Stunden Entfernung hört. Der Zon wird durch zufammenge: preßte Luft erzeugt, der durd eine Art Zrompete getrieben wird, und mittelft Klappen, die am Windfange angebracht find, laffen fi vier Töne fpielen. Ein Eleines tranbares Telephon wurde uns längft auf der Themſe probirt und der Zon 4 engl. Meilen (gegen 2 Stunden) weit gehört. a a a we 2 207 Ueber die allgemeinen Adhärenzen des Herzbeutels; neues Mittel diefelben zu erkennen. Bon Dr. F. A. Uran. Die allgemeinen Adhaͤrenzen des Herzbeutels find faft immer das Nefultat acuter Herzbeutelent;ündungen, welche, ungenügend behandelt oder unter ungünftigen Umftänden entftanden, in den chronifchen Zuftand übergegangen find, Zuweilen bilden ſich auch diefe Adhärenzen in Folge einer primär chronifchen Entzündung; man beobachtet diefelben nicht felten, wenn an der Außenfeite de8 Herzens oder im Parenchyme deffelben entftandene Gefhmülfte zwei einander entgegengefeßte, ziemlidy ausgedehnte Puncte der feröfen Membran im unmittelbaren Contact erhalten haben. So babe ich diefe Adhärenzen in Fällen von partieller Herzer— toeiterung, aneurysmatifher Erweiterung des Urfprungs der aorta, und endlich vor Kurzem in einem Falle beobachtet, wo das Herz ſelbſt von einer Encephaloidgeſchwulſt des mediastinum anticum umgeben war. Um die Entftehungsweife jener Adhärenzen genau auf: zufaffen, muß man ſich der phyſicaliſchen Phänomene erins nern, welche in dem erjten Stadium einer pericarditis acuta auftreten: Die entzlndete feröfe Membran fhwist zugleih Serum und Pfeudomembranen aus, Diefe lesteren überziehen bald die beiden einander entgegengefeßten Seiten der feröfen Haut. Nun Eann aber die vollftändige Zertheis lung der Krankheit nur unter der Bedingung des Verfhwins dens der Pfeudomembranen und des Erguffes ftattfinden, und man weiß, daf, wenn die feröfen Erguͤſſe auch gewöhns lich ziemlich raſch verfhwinden, daffelbe doch nicht mit den Pfeudomembranen der Fall ift, was durch das Fortbeftehen des peripherifhen oder Herzbeutelgeräufches lange Zeit nad) der vollftändigen Befeitigung der Krankheit bewiefen wird, Allein wie kommt es, daß in einem Falle die Pfeudomem: branen, welche die einander gegenüberfiehenden Blätter des Herzbeuteld überziehen, einander berühren können, ohne Ad» bärenzen, weniuftens keine feften, zu bilden, und daß in einem anderen Falle innige und allgemeine Adhärenzen ent: ſtehen? Es ift gewiß, daß die Neforption der Producte der Entzündung eine ziemlich lange Zeit erfordert und nur dann erft ftattfinden kann, wenn die Entzündung viel von ihrer Sntenfität verloren bat. Sobald die Entzündung ſich fteigert, lagern ſich von Neuem im Innern der serosa Flüffigkeit und Pfeudomem: branen ab, welche leßteren fchon weit ſchwerer, als die früs heren, reforbirt werden. Dennoh kann die Beendigung der Krankheit ohne Adhärenzen ftattfinden, fobald nur die Eras cerbation nicht lange dauert und die Krankheit Eeine ande: ten Spuren, als fehr dünne Pfeudomembranen an der Ober: fläche der serosa, zuruͤcklaͤßt. Wenn die Entzuͤndung mehr: fache Steigerungen erlitten hat oder der acute Zuftand wie: der aufgetreten ift, fo organifiren fi die Pfeudemembranen, ftatt reforbiet zu werden. Dann iſt Eeine Zertheilung mehr möglih, und auf die Annäherung der beiden einander ges genüberliegenden Blätter des Herzbeutels folgt kaſt unmittels bar die Bildung allgemeiner und fefter Adhärenzen. Diefe ftelen fib unter zwei Formen dar: entweder ift die Entzuͤn— dung vollftändig verfchwunden und die Pfeudomembranen wandeln ſich allmälig in weißlices feines und gedrängtes Zellgewebe um, oder die Entzündung dauert noch fort, und in diefen Fällen bleiben die Zwifchenräume der Adhärenzen von Eiter oder, häufiger, von einer ferög= blutigen Flüffigkeit infiltrirt; fpäter Eann die Flüffigkeit verſchwinden, aber etz mas lockere Adhärenzen bleiben zuruͤck, welche allmälig in eis nen fibröfen, cartilaginöfen, zuweilen felbft Enochigen Zus ftand übergehen. Auf diefe Weiſe erklaͤtt ſich mir fehr ein fach die Bildung der allgemeinen Adhärenzen durch die Mo: 283 dificationen, welche die Fxacerbationen der pericarditis in der Reforption der entzündlichen Producte herbeiführen. Ueber den Einfluß der allgemeinen Adhärenzen auf das Altgemeinbefinden und befonders auf die Circulation und Refpiration find die Meinungen getbeilt. Lancifi, Vieus— fens, Medel, Haller, Senac, Kreyfig, Corvi— fart und namenlih Morgagni behaupten, daß die ins nigen und vollitändigen Adbärenzen des SHerzbeuteld mit der Gefundheit unvereinbar find, während Laennec, Bertin und Bouillaud der entgegengefeten Anfiht find. Das Letztere fcheint nur dann von den Adhaͤrenzen zu gelten, wenn fie innig und. cellulös find, wiewohl fie bei hinzufommenden acuten Krankheiten die Gefahr derfelben bedeutend erhöhen Eönnen; fobald aber jenes nicht der Full ift und die Entzün: dung noch fortbefteht, erliegen die Kranken den unmittelbaren Folgen diefer Affsction. Die Störungen, welche die Adhärenzen des Herzbeutels in den Functionen des Athmens und Kreislaufes herbeifühs ten, hängen weniger von den Adhärenzen felbft, als von den durch diefelben hervorgebrachten Weränderungen in der Ernährung des Herzens ab. Diefe Veränderungen beftehen 1. in einer allgemeinen Erweiterung mit Hypertrophie, bes fonders der Ventrikel; 2. in einer Erweichung der Muskel— fubftanz, bald mit Entfärbung, bald mit tieferer Faͤrbung; endlih haben Hope und Beau einen dritten Umjtand, die Zageveränderung des Herzens, angegeben. Die Erweiterung mit Hppertrophie ift eine der häufig- ften Folgen der allgemeinen und nicht cellulöfen Adhärenzen des Herzbeuteld. Die Verminderung der Cohäfion der Mus— £elfubftang refultivt nicht allein aus der gefteigerten Vascu— larität und der befchleunigten Girculation in den Wandun— gen des Herzens, fondern auch aus dem Einfluffe, den die Entzündung der Umhüllungsmembran auf das darunter ges legene Muskelgewebe ausübt, deffen Gontractilität und Ne: fiftenz es ſchwaͤcht. Was die Veränderung der Farbe bes trifft, fo ift die gemöhnlichfte Veränderung die Entfärbung der Muskelfafern, ausgenommen, wenn das Individuum aſphyktiſch ftirbt, denn dann ift das Muskelgewebe, wie alle anderen Gewebe, von Blut überfüllt. Die Veränderung der Lage des Herzens ift am Me: nigften conftant von allen den in Folge von Adhärenzen entitehenden Modificationen. Sie entfteht dadurd), daß das Herz vor der Entwidelung der Ermeiterung und Hypertro— pbie von den Adhärenzen umfaßt wird. Beau glaubt, daß diefeg Drgan am Häufigften in einer perpendiculären Nich tung gegen das Zwerchfell bin ſich befinde, eine Richtung, welche mit dem contraftirt, wa8 man bei Dilatation mit all= gemeiner Hppertrophie findet, wo das Herz ſich mehr der horizontalen Stellung nähert Hope bediente fich diefer Lageveränderung, um die Diagnofe der Herzbeutel = Adhären: zen zu begründen, Ich habe diefelbe niemald beobachtet und halte fie daher für felten. Die duch die Adhärenzen des Herzbeuteld bemirften Beränderungen in der Ernährung find von allgemeinen Symptomen begleitet, welche nichts eigentlich Characteriſti— ſches darbieten, So zeigen die an allgemeinen einfach cels 678. XXXI. 18, 234 Iulöfen Adhaͤrenzen mit einfacher und leichter Hypertrophie des Herzens leidenden Judividuen nur etwas Herzklopfen von Zeit zu Zeit, eine große Neigung zu Congeſtionen und zur plethora mit Arhembefhwerden bei ftärkerer Anftrenz gung. Sobald aber die Adhärenzen rund um das Herz einen ent zuͤndlichen Zuftand unterhalten haben, fo tritt zu einer bedeutenden Erweiterung eine allgemeine nicht weniger ausgedehnte Hppertrophie hinzu. Dann findet man alle die den ſchwerſten organiſchen Krankheiten des Herzens gemein— famen allgemeinen Symptome: große Athemnoth, Herzklo: pfen bei der geringften Anftrengung, Gefühl von Angft und Beflemmung in der Herzgegend, ein ſchwacher, zitternder, oft unregelmäßiger Puls; ein häufiger Huften, zuweilen von blutigem Auswurfe begleitet; bald Ffommt Dedem hinzu, und die Kranken erliegen nad ſchrecklichen Leiden, fey es einer allgemeinen Snfiltration, fey ed neuen Complicationen, einer Pneumorrhagie z. B. Man ſieht, daß Nichts in den allgemeinen Symptomen der Krankheit zu einer Erkennung der wahren Natur derſel— ben zu führen vermag; wir müffen alfo in den phyſicaliſchen Zeichen die Bafis unferer Diagnofe auffuden, obwohl dies felben uns bier ſehr im Dunkel laffen. Dr. Sanders glaubte ein poſitives Zeichen diefer Adhärenzen in einer Vera tiefung oder Einwärtsziehung des epigastrium mährend der Kammerfpftole unmittelbar unterhalb der linken falfhen Rip: pen gefunden zu haben, welches er einem Zurüdziehen des Zwerchfelles bei jedem Aufiteigen des Herzens zufchrieb. Kreifig hatte fhon etwas Arhnliches angegeben, aber die Erfahrung hat die Genauigkeit diefer Beobachtung nicht bes ftätigt Dr. Hope ift der Anfiht, daß man die Adhaͤrenzen durch das Zufammenfaffen folgender Zeichen erkennen Eönne: 1) der höheren Stellung der Herzſpitze, eine Lage, welche mit der Volumszunahme diefes Organs im Widerfpruce fteht und das Reſultat der Adhärenzen ift, welche daß Herz in jene Stellung hinziehen; 2) eines Gefühls von Erz fbütterung oder Stoß, welches der Bruſtwand durch die Bewegung des aufgeregten Herzens, das gewiffermaaßen ge: gen ein Hinderniß anfämpft, mitgetheilt wird; 3) des fruͤ— bern Vorhandenſeyns einer pericarditis und befonders einer pericarditis rheumatica. (On diseases of the heart, 1540 p. 194.) ; Ale diefe Zeichen beftimmen jedoch Nichts, denn eins mal kommt die Höberlagerung der Herzfpise ſehr felten vor, zweitens trifft man jenes Gefühl der Erſchuͤtterung auch bei Hppertrophie mit Dilatation, und drittens koͤnnen wir aus dem früheren Vorhandenfeyn einer pericarditis auf Nichts ſchließen. Man muß jedvoh Hope Gerechtigkeit widerfahs ten laffen; wenn er auch nicht das Mittel angegeben hat, lange beftehende Adhärenzen des Herzbeutels zu erkennen, fo hat er doch fehr gut die Zeichen beftimmt, melde die Bildung von Adhaͤrenzen während des DVerlaufes einer pericarditis anzeigen. „Die Verwachfung des Herzbeutels“, fagt er, „wird aus folgenden drei Umftänden erkannt: 1) dem Verſchwin— den des Meibegeräufches, 2) der fehlenden Zunahme in ber Mattheit des Zones und endlich 3) den bald einfachen, bald 235 doppelten, heftigen und hipfenden Hersfchligen, die aus dem Hinderniffe hervorgehen, welches das Herz bei der Ausfühs sung feiner Bewegungen findet." Nur ein Umftand ift bei diefer ſchaͤtzbaren Art der Diagnoſtik: zu tadeln das einfache Aufhören des Neibegeräufches reicht naͤmlich nicht aus, um die Adhärenzen zu erkennen, felbft wenn die Mattheit nicht zugenommen bat, es ift auch erforderlich, daß jenes Ges eiufh plößlic, d. h., innerhalb 24 oder 36 Stunden, wenn es am Sntenfivften vorhanden mar, verichwinde, Wenn man nun aber auch gewiſſermaaßen mit Hilfe der Aufcultation die Bildung der Adbärenzen verfolgen Eann, wenn das fehnelle Abnehmen des Reibegeraͤuſches, zufams mentreffend mit der leichteren Hörbarkeit der Herzfhläge und ohne Zunahme der Martheit in der Präcordialgegend, noth— wendigerweife anzeigt, daß das Herz nicht mit derfelben Leichtigkeit, wie früher, in dem umhuͤllenden Sade hin- und bergleitet, und daß es gewiffermaaßen durch Adhärenzen im Zaume gehalten wird: fo muß man doc andererfeits, um alte diefe Modificationen aufzufaffen, mit der größten Aufs merkiamkeit den Gung der Krankheit verfolgen, und dennoch erkennt man auf die Weife nur die Bildung der Adhären= zen, nicht die vollftändig ausgebildete Verwachſung. Für deren Diagnofe babe ih nun ein neues Zeichen aufgefunden, nämlid) das Schwähermerden und mehr oder weniger volls ſtaͤndige Verſchwinden des zweiten Herztones. Der Veriaffer giebt nun mehrere Fälle, wo die Se— erion die Nichtigkeit feiner mit Hülfe dieſes Zeichens gejtells ten Diagnofe nachwies, und geht dann auf «ine nähere MWürdigung deſſelben über: Im Allgemeinen richten ſich die beiden Herztöne in den Krankheiten dieſes Organs eines nad dem anderen. Sie werden beide fchwächer bei der Hypertrophie, wiewohl das zveite weniger, als das erfte; fie find beide heller bei der Dilatation. Bei der allgemeinen Verwachſung des Herzbeu: tels verliert der zweite Ion nicht nur an feiner Helligkeit, fondern aub an feiner Dauer und Ausdehnung, und zwar um fo mehr, je inniger die Verwachſung ift und je größer die Höhlen des Herzens find. Es Fann endlich fait voll: ftändig im der ganzen Ausdehnung der Präcordialgegend und fetbft der Bruft, wenn die Krankheit fhon alt ift, erloͤſchen. Sn diefen Fällen findet man den erften Ton, fowie die Paufe, etwas verlängert. Es bleibt nun noch übrig, den Mechanismus des Abs nehmens und Erlöfheng des zweiten Zones zu erfiäcen. Es iſt unnöthig, von der Behinderung zu fpredyen, welde die allgemeine Verwachſung des Herzbeutel® in der Ausübung der Sunctionen des Herzens berbeiführt. Diefe Behinde: tung ift die Urfache der Erweiterung und fpäter der Hy— pertrophie der Herzhoͤhlen. Im Beginne der Krankheit ift die Behinderung, geringer, weil die Herzhoͤhlen weniger weit find und fi leichter entleeren. Sie nimmt in dem Maafe zu, als die Höhlen fich erweitern. Won den zwei Bewe— gungen, welche dag Herz ausführt, ift mur die erfte (die GContraction) activ und das Product der Musfelkraft, die zweite (die Dilatation) ift ganz paffiv und das Nefultat der Ruͤckkehr dev Faſern in den Zuftand, welchen fie ſoeben vers - 678. XXXI. 18, 286 laffen haben. Die erſte wird nad der Zahl und Stärke der ſich zufammenziehenden Muekelfafern, die zweite nad ihrer Erſchlaffung abgemeffen. Nun fällt aber von dieſen zwei Bewegungen des Herzens die erfie (oder Syſtole) mit dem dumpfen, erjten Zone, die zweite (oder Diaflole) mit dem hellen oder zweiten Zone zufammen, und bei faft gleis chen Umftänden fteht die ungefähre Intenfität diefer beiden Töne im Verhältniffe zur Intenfität jener beiden Bewegun— gen. Es ift jest allgemein anerkannt, daß der zweite Ten durch den Ruͤckſtoß der in den Arterien eingefchloffenen Blut: fäule auf die Fläche der Atterienklappen hervorgebraht, und daß diefer Nüdftoß durd die auffteigende Bewegung der Ventrikel im Augenblide ihrer Erweiterung begünftigt wird. Damit nun aber jener Stoß von einem bemerfbaren Ge: täufche begleitet fey, muß die aus dem Ventrikel fortgetries bene Blutfäule bideutend genug ſeyn, mit anderen Worten, der Ventrikel muß ſich volftindig, oder faſt vollftändig cent: leeren; damit die aufiteigende Bewegung im Innern dir Arterie fühlbar werden Eönne, muß die Erweiterung der Ven— trikel in einer gewiffen Ausdehnung ftattfinden, was nur dann eintreten kann, wenn die Gontraction felbft vollftändig gewefen ift, und zwar noch unter der Bedingung, daß das Herz in der paffiven Bewegung, melde feine Erweiterung ausmacht, nicht behindert ſey. Nun ift nicht daran zu zwei— fein, daß die Adhärenzen des Herzbeutels zu allen Epochen der. Krankheit weit mehr die Erweiterung, als die Zuſam— menziehung der Ventrikel befchränten müffen, und demzu— folge auch mehr den zweiten Ton fhmähen, welder in Dis recter Beziehung zur Ausdehnung dieſer Erweiterung ſteht. Wenn aber zu der Verwachſung noch eine betraͤchtliche Er» weiterung, fogar mit Hppertrophie der Derzeammern, hinzu: fommt, fo wird nicht nur der zweite Ton ſchwaͤcher, ſon— dern auch der erfte; die Kammern zichen ſich vergebend zu— fammen, um die gefammte Flüffigteit, welche fib in ihnen befindet, hinauszuteiden, indem die Adhärenzen ihre Con— trastion ſtets unvollkommen machen, und wenn eine fo ac— tive, fo energifhe Bewegung, wie die der Ventricularcons teaction, in ihrem Entfteben gefhwädt wird, fo fann man leicht den Einfluß beurtheilen, melden die Adhärenzen auf die Erweiterung, als rein paffive Bewegung, ausüben. Das ber wird die erfte Bewegung langfam, allmälig, behindert und erfchwert von Statten gehen. Da die Menge des in die Arterien getriebenen Blutes nicht ſehr beträchtlich ift, fo wird der Ruͤckſtoß wenig fonor feyn, und noch mehr, da die Erweiterung der Kammer fehr gering ift, fo wird die Quantität: des durch die auffteigende Bewegung berangezos genen Blutes nur fehr Elein feyn. Auf diefe Meife erklärt fi das Abnehmen, oder mehr oder weniger volltändige Erz löfchen des zweiten Tones durch den Einfluß, welden bie Adhärenzen auf die Gontractionen des Herzens ausüben, ein Einfluß, welcher weit ‚mächtiger auf die paffive Erweiterung, als auf die active Gontraction der Kammern, alfo mehr auf den zweiten, als auf den erften Herzton, einwirkt. (Arch. gen. de med., Avril 1844.) 287 Ueber die Scarification des Zahnfleifches während der Dentition. Bon Dr. Marſhall Hall. Es giebt feine practifhe Thatfache, von deren Wahrs beit und Werth ich mehr überzeugt bin, als von der Wir— kung und Wirkfamkeit der Scarification bei Kindern. Die faft allgemeine Anfiht über die Sache ift jedoh die, daß man das Zahnfleifh nur dann einfchneide, wenn die Zähne auf dem Puncte ftehen, durcdyzubrehen und nur an dem hervorragendften Theile des Zahnfleifches, welche Anſicht mir aber höchft unrichtig erfcheint. Der Zahnungsproceß ift ein Proceß gefteigerter, arterieller und Gefäßaction im Allgemeis nen, zugleid) aber auch erhöhter Nerventhätigkeit, denn jede Umbildung, wie die Ernährung, Secretion u. f. w., hängt flet8 mit einer nervös -vagculären Action zufammen, und der vorliegende Proceß ift wegen feiner ‚befonderen Schnellig= feit einer der energifchften. Gleich anderen phyſiologiſchen Proceffen Eann er leicht eben wegen diefer Energie patholo: giſch oder krankhaft gefteigert werden. Er ift dann natür= lich von großen Schmerzen für den Fleinen Kranken begleis tet, das Gehirn befindet ſich in gereiztem Zuftande und das Kind unruhig und mürrifh, das Zahnfleiſch ift angefchwols len und heiß, es ift Sieber vorhanden und häufig auch Gons vulfionen der Muskeln des Augapfels, des Daumens und der Finger, der Zehen, des larynx, der Wandungen der BruftHöhle, der Gliedmaaßen und des ganzen Körpers, Af« fectionen des ercitomotorifhen Theiles des Mervenfpftemes und der Secretionen der Leber, der Nieren und Gedärme, fowie des Ganglienfpftemes. Welches ift nun die eigentliche Urfache und Quelle dies fer furchtbaren Wirkungen? Kann die bloße Spannung und Reizung des über dem hervorragendften Theile der Zähne ge— legenen Zahnfleifches die Urfache fo ausgebreiteter Krank— beitserfcheinungen ſeyn? Sch glaube niht. Die eigentliche Duelle diefer Phänomene liegt im ganzen Zahnipfteme, in welchem Actionen von ungewöhnlicher Energie und Ausdehs nung vor fi gehen, die man fubinflammatorifh nennen Eönnte, wären fie nicht von einer wefentlich verfchiedenen Beſchaffenheit und Entftehung. Diefe ungehörige Action findet in den Spigen und Wurzeln der Zähne in ihrer ganz zen Ausdehnung mit ihren vagculären, nervoͤſen und mem: branöfen Verbindungen ftatt. Aber der Heerd, von welchem 678, XXXL 18, 288 die Mervenactionen ausgehen, find, glaube ich, nicht, mie man gewöhnlih annimmt, die Nerven des uͤber den hervor⸗ ragenden Xheilen der Zähne gelegenen Zahnfleiſches allein, fondern die Zahnnerven ſelbſt. Die Scarification müßte an der Baſis des Zahnfleifhes, nicht bloß an der Spitze deſſel⸗ ben ausgeführt werden. Der prägnantefte Fall, in welchem ih die augenblidlihe gute Wirkung der Scarification beob⸗ achtete, war einer, in welchem alle Zähne ſchon durchgebros chen waren. Die Scarification ijt nöthigenfalls öfters zu wiederholen, bei Kieber, Unruhe, Neigung zu Kämpfen, täglich und felbft 2 Mat räglih. Nicht allein das vorras gende und gefpannte Zahnfleifh über den Rändern der Zähne ift einzuſchneiden, fondern daſſelbe auch unmittelbar über den Zahnnerven. (Lancet, May 1844.) Miscellen. Üeber Zubo=Uterine Schwangerfhaft gicht Dr. X. &. Sarus in Neue Zeitfhrift für Geburtsf., XV. 2, als Ans bang zu feiner, im Sahre 1841 erfchienenen, Snauauraldiffertation einige neue Fälle und erwähnt dann Einiges über Diaanofe, Pro— gnofe und Therapie jener Art von Extrauterin-Schwangerſchaft. Was die Diagnofe betrifft, fo find ein eigenthümliches Gefühl von Schmerz und Drud in der einen oder anderen regio hypogastrica, ferner die ganz einfeitige Ausdehnung des Unterleibes, die einzigen Symptome, welde irgendivie als Anhaltspuncte dienen koͤnnen. Die Prognofe ift natürlich ungünftig. Die Therapie beftände, bei frühem Erfennen der Abnormität, in Verſuchen, die Entwidelung des foetus aufzuhalten; fonft möchte allein der Kaiferfchnitt, ale legtes einziges Mittel, übrigbleiben, Das Verfchloffenfeyn der Tue benmündung ift, nad dem Verfaffer, nicht Urfache, fondern Folge der Schwangerſchaft; plöglich einwirkende Gemuͤthsaffecte innerhalb der erften vierundzwanzig Stunden nah dem coitus laffen ſich wohl als Gaufalmoment jener Art der Schwangerfhaft anführen. Ueber eine, aus zwei verfhiedenen Cyſten zufame mengefegte Bruftgefhmwulft madt Risfranc in der Lan- cette francaise 1843, Nr. 143, eine Mittbeilung, worin er fich über dieſe Verfchiedenheit, als etwas fehr Auffallendes, ausfpridyt (mie es fcheint, ohne darauf Rüdjiht zu nehmen, daß der Inhalt einer und derfelben Balggeſchwulſt zu verſchiedenen Zeiten in Gone ſiſtenz und Färbung Verfciedenheiten darbieter. N. F.) Ein Weib hatte gerade auf dem sternum eine eigroße fluctuirende und Theinbar einfache Geſchwulſt, aus welcher bei einer Explorativ⸗ punction eine farblofe, Elare Flüffigkeit ausflog. Bei der Ausſchaͤ— lung fanden ſich zwei, eng miteinander verbundene, Bälge, deren einer die heile, bereits erwähnte, Flüffigkeit, der andere aber cine ſchwarze, dichtere und dem Fette, in Hinſicht auf‘ Eonfiftenz, aͤhn— lihe Materie enthielt. Bibliographische Coup d’oeil sur l’histoire du galvanisme en France. Par M. Roisselet de Sauclieres. Paris 1344. 8. An historical, geological and descriptive View of the Coal-Trade of the North of England; its rise Progress, present State and future Prospects; with a general Description of the Coal- Mines ot Belgian. By M. Dunn, Mining-Ingenier. London 1844. 8. Levi g bes Dem Causes generales des maladies chroniques, specialement de la phthisie pulmonaire et moyens de prevenir le developpement de ces affections ete. Par A. Fourcault. Paris 1844. 8. Hygiene des personnes pre&disposees aux maladies chroniques et sp&cialement a la phthisie pulmonaire, ou moyens de pré— venir le developpement de ces affections. Par A. Fourcault. Paris 1844. 8. (Dieß ift der zweite Theil des obigen Werkes.) I — — — Neue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mirgerbeilt von dem Obere Medieinalratde Froriep zu Weimar, und dem Medleinalraſhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N 679, (Nr. 19, des XXXI. Bandes.) September 1844, Gedrudt im Landes = Snduftrie » Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 FL. 30 ar, des einzelnen Gtüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99 Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr 1 1 ORT at: SA TR ae 7 de— —ñ — Beitraͤge zur Phyſiologie des menſchlichen Eierſtockẽ. Von Charles Ritchie, Dr. M. in Glasgow. Unter dieſem Titel hat der Verfaſſer in der London medical Gazette eine Reihe von Auffägen mitgetheilt, welche eine mit Zalent abgefaßte Darlegung der Nefultate der anatomifchen Unterfuhung des Eierſtocks in allen Les bensaltern und Zuftänden des weiblichen Körpers, nament: lich mit Berüdfihtigung der Menftruation und Schwanger: fhaft, enthalten und mit einer fummarifchen Ueberficht der Gefammtrefultate diefer Forſchungen fließen. Die Ergeb: niffe der Sectionen werden in zwei Hauptabtbeilungen bes handelt, nämlich diejenigen Fälle, in denen noch feine Schwan— gerfchaft ftattgefunden hatte, und diejenigen, wo das Sub» ject bereit8 fchwanger gewefen war. Die erftern find ihres— theil® wieder in fünf und die legtern in neun Unterabtheis lungen gebracht, je nachdem der Zuftand durch die Men ſtruation, oder die Stadien der Schwangerſchaft bedingt war. Im Ganzen werden über 100 Fälle mit großer Umftänds lichkeit befprodhen. Von diefen läßt fi, der Natur der Sache nab, fein Auszug mittheilen; allein dag Nefume, welches eine gedrängte Darlegung höchft wichtiger Umftände darbietet, wollen wir unferer Zeitfchrift in extenso einver: leiben, indem wir bloß die Hinmweifungen auf die Sectionen weglaffen, mit melden die fchmwierigern Süße bemiefen werden. 1) Die Fallopiſchen Röhren befißen bei dem neuge— borenen Kinde, wie bei dem Kinde vor der Mannbarkeit, ihre volftändige Structur, obwohl fie bei dem erftern, gleich dem uterus, durch einen zähen Schleim, der wie Leim ausfieht, mehr oder meniger verftopft find. Unmittelbar vor dem Eintreten der Menftruation, fowie bei erwachfenen Srauenzimmern überhaupt, findet man fie mit einer rahm— artigen Flüffigkeit gefüllt, ‘die der gewöhnlichen Secretion der vagina ähnelt und die, der mikroſkopiſchen Unterfus hung zufolge, aus unzähligen, fehr winzigen Kügelchen bes No. 1779. — 679, fteht, die zu mehrentheild ovalen Maffen zufammengehäuft und von ganz eigenthümlihher Befchaffenheit find, fo daß fie fowohl von den Kügelhen des Blutes, als von denen des Eiters abweichen. Diefe rahmartige Fiüffigkeit dehnt namentlich die in den uterus einmündenden Enden der Fal— lopifhen Nöhren aus. 2) Die Dvarien ber neugeborenen Kinder enthalten oft in großer Anzahl Graaffhe Bläschen, oder Eifäde (ovisacci), welche bis zum fechsten Jahre ungemein ge— fäßreich find und bei vierzehnjäbrigen Mädchen im Volumen von dem eines Koriandeifornes bis zu dem einer Eleinen Meinbeere abändern, zu melcer Zeit fie auch mit der ges möbnlichen, Koͤrnchen enthaltenden, durchfcheinenden Flüfs ſigkeit, gefüllt find. Die in ihnen enthaltenen Eier find wahrzunehmen, und ihre Wandungen find fo elaftifch, daß, wenn bdiefelben plagen, der Inhalt wohl einen Fuß weit fortgefchnellt wird, Daß alfo die Menftruation weder als Urſache, nob als Wirkung, ein nothwendiger Begleiter dies fe8 Zuftandes fey, und daß die Eier, wenn die Beutelchen plagen, felbft in diefem Lebensalter durch die Fallopifchen Möhren in den uterus geleitet werden £önnen, da diefelben durch die ihnen eigene Secretion offen gehalten werden, läßt fi nit läugnen. 3) Die Graaffhen Bläschen, welche ſchon vor der Menftruation in den Eierftöcen exiſtiren, rücden in diefem frühen, fowie in jedem fpätern Lebensalter fortwährend nad) der Peripherie der Drüfen, in denen fie eingebüllt find, zu und entleeren fi durch Ereisrunde, haarröhrchenförmige Müns dungen in dev Peritonealmandung des Eierftoces, indem die Menitruation Eeine mwefentliche Bedingung ihres Berftens ift. 4) Das Eintreten der Menftruation veranlaßt nicht nothiwendig irgend eine unmittelbare Veränderung in der Art und Meife, wie die Eifäde *) ſich entleeren, oder fps ter modificirt werden; und in manchen Fällen befteben dies *) Der Ausdruck Eifad (ovisaccus) wird in diefer Abhandlung durchgehende, als mit dem Graaffchen Bläschen gleichbedeu: tund, angewandt, U. 09, 19 291 ſelben Zuftände, welche in der Kehensperiode vor der Mens ſtruation fFattfanden, noch eine Zeit lang nad) derfelben fort, 5) Die Eifäde find bei der gefunden menſtruitten Frau, in der Regel, größer und ſtaͤrker mit rothen Gefäßen verfehen, als vor der Menftruation; allein zwischen beiden Zuftänden kann ein Uebergangszuftand ftattgefunden haben, während deffen die, beiden Lebensperioden eigenthümlichen, Erfcheinungen, z. B., die Eleinen Bläshen im Innern der Ovarien, die hirfenförmigen Eupferrothen Fleden, die zahl— reihen zarten, blaͤschenfoͤrmigen Erhöhungen und punctförz migen Mündungen an der DOberflihe, welde das Kindes: alter bezeichnen, fowie die erbfenförmigen ſtrotzenden Blaͤs— hen, die organifirten Cyſten und die edigen oder linienförs migen Närbchen des Menftruationsalters, mehr oder weniger miteinander vermengt waren. 6) Die Menftruation veranlaft eine Kongeftion der Gefäße des uterus, welhe fib durch Nöthung und geftei: gerte Vascularität der vagina, fowie duch ein Netzwerk von binfälligen zottigen Gefäßen an det inneren Oberfläche der Bärmutterhöhle, Fund giebt. Diefe Erfheinungen koͤn— nen wenigftens zwei Wochen lang anbalten. 7) Das Vorrüden der Graafihen Bläschen, oder Ei: füde gegen die Oberfläche der Ovarien hin, deren Erfcheinen unter der Peritonealmembran in Geftalt Eupferrother Fleden, die Neforption diefer Membran und der Membranen der Blaͤsſschen felbft, endlich) deren Continuitätstrennung an der Stelle, wo beide Arten von Membranen einander berühren, Eönnen ſowohl nad, als vor der Menftruation eintreten; allein nad derfelben find die Bläschen größer, gefüßreicher und höher organifirt, fo daß fie durch ihr Berſten eine groͤ— ßere Verletzung des peritoneum, fowie nach dem Austre: ten des Eichens und der mit Koͤrnchen geſchwaͤngerten Flüf- ſigkeit eine ſtaͤrkere Blutergießung in die Höhlung des Blaͤs— chens und bedeutendere Veränderungen in den Wandungen der geborftenen Cyſten veranlaffen, als dieß vor dem Ein: treten der Menftruation der Fall war. 8) Die Geftalt der Eiſaͤcke wird Ereistund, elliptifch oder dreiedig und hängt ſehr von der Rage derfelben ab, jenachdem fie fih mitten im ovarium, oder an deffen Raͤn— dern, oder im mittleren Theile feiner freien Oberfläche be> finden, und die durch ihr Berſten veranlaßten Narben find, je nach denfelben Umftänden, oft unregelmäßig, linienförmig, oder rund. 9) Die Eifüde des Menſchen bedürfen zur Entwicke— lung, oder zum Berften nicht des Eintretens der Menftruas tion. Große, reife Bläschen koͤnnen im Alter der eintretene den Mannbarfeit, fowie in anderen Lebengaltern, unabhäns gig von der Menftruation, vorhanden feyn und fich entlees ven, und jenes Lebensalter kann in feiner normalen Form wenigftens acht aufeinanderfolgende Perioden darbirten, wo fein Bläschen mit andern Erfheinungen berflet, als dieje— nigen, weldye im Kindesalter zu beobachten find. 10) Die einzigen weſentlichen Bedingungen des Auss tretens der Eierhen aus den Bläschen find das Auffteigen der legtern an die Oberfläche des Eierftodes und die allmä: 679. XXXL 19. 292 Y fige Verdünnung der Peritonealmembran bdeffelben, fowie der Wandungen der Bläshen an der Stelle, wo fie jene Membran berühren; und obwohl zur Zeit der Menftruation, wegen der verſtaͤrkten Bluteirculation im uterus, das Ber: ſten der fo vorbereiteten Bläschen häufiger ftattfinden dürfte, als zu anderen. Zeiten, fo. bat man doch Eeinen Grund zu der Annahme, daß e8 nur während der Menffruation ein: trete, oder daß e8 in den Zwiſchenzeiten nicht eintreten koͤnne; indem die Menftruation oft ftattfindet, obne daß ein einziges Bläschen berftet. — 11) Die Erſcheinungen, welche man an den Ovarien, den Graafſchen Bläschen, fowie an dem, nad dem Berften der lestern, in deren Höhlung befindlichen Blute beobachtet, find, je nad der Zeit, zu welher man fie unterfudt, und der Reforptionskraft des Organismus der verfchiedenen Pers fonen, verfchieden. 12) In den Fällen, wo der Eifad fich erft vor kur— zer Zeit feines Inhalts entledigt hat, zeigt fih am der Pes titonealmembran des Eierſtockes ein gezahnter oder feßiger Riß, der mit einem rothen gefäßreiben Hofe umgeben ift. In älteren Fällen hat fih der Spalt gefhloffen, fo daß nur in der Mitte ein rundes Loch zu bemerken ift, oder wenn der Spalt eine bedeutende Laͤnge befaß. fo find. wohl zwei folder Deffnungen vorhanden, um die fih ein dunkel: other Rand von neugebildetem Gewebe zieht. Iſt der Fall noch älter, fo zeigt fih die Wunde völlig vernarbt, und je nah dem Alter der Narbe ift diefe mehr oder weniger ſtark erhaben und geröthet. \ 13) Mas das mehrentheils in den geborftenen Blaͤs— chen enthaltene Blut anbetrifft, fo zeigt fi daffelbe anfangs in Geftalt eines hellrothen Klümpcheng, deffen Mitte ſpaͤ— ter nur ſcharlachroth gefärbt ift, während der Umkreis mehr oder weniger geſchwaͤrzt und vielleicht gefurcht iſt. Haͤufig nimmt das Öerinnfel, in Folge feiner Zerſetzung oder der Reforption feiner rothen Körperhen, eine gummiguttgelbe Farbe an. Zuletzt findet man e$ in verfchiedenen Stadien der Neforption. Zumeilen kommt es indeß auch vor, Daß die geborftenen Beutelhen leer find, oder nur eine waͤſſrige Flüffigkeit enthalten, und dieß Eann bei jedem Zuftande des uterus der Fall feyn. 14) Die Membranen der geborftenen Eifäde hat man im Allgemeinen in vier verfchiedenen Zuftänden angetroffen, welche ſich, wie es fcheint, nad dem relativen Grade von Organiſation richten, fowie denn auch jede Hauptart wieder mehrere Varietäten darbietet, welche theild von derfelben Ur: ſache, theils auch von Veränderungen herrühren, welche von der Periode ibrer Entwidelung abhängen, in der man fie unterfucht. 15) Die erfte Art ift durch die Dünnheit der Wan: dungen des gebouftenen Eiſackes und die ganzlihe Abweſen— beit von organifchen Veränderungen in demfelben, im Vers gleihe mit der Zeit vor dem Berften, characterifict, indem die einzigen wahrnehmbaren Veränderungen beftehen: A in dee mechanifhen Färbung ihrer Wandungen mit einem tintenfchwarzen Pigmente, dag von dem mit ihnen 293 in Beruͤhrung befindlichen zerſetzten Blute herrührt, in wel⸗ chem Falle man fie in mancden Befchreibungen mit dem Namen: corpora nigra bezeichnet hat; B in der gelben Färbung ibrer Wandungen, melde daber rührt, daß die in ihnen enthaltenen Blutkluͤmpchen während der Zerfeßung ſich in ein roftfarbenes Pigment ver: mandelt haben, was mit dem dichten Auswurfe bei acuter Lungenentzündung einige Aebnlichkeit bat. Diefe habe ich mir die Freiheit genonimen, im buchftäblihen Sinne cor- ora lutea zu nennen, indem ich den bieherigen miffen- fhaftlihen Sinn diefes Ausdrudes auf ſich beruhen ließ. Diefe erfte Claffe von geborftenen Eifüden fand fi, ohne Unterfchied, in allen Rebensaltern und Zuftänden nad) dem Eintreten der Mannbarkeit. 16) Die zweite Art von geborftenen Bläschen war, aufer dem Vorhandenfenn von Blut innerhalb ihrer Hoͤh— lung (welches, wenn daffelbe ganz oder theilweiſe reforbirt worden, durch einen fchmarzen oder gelblichen Fleden repräs ſentirt wurde), durch organifche Weränderungen in ihren MWandungen characteriiirt, melde in der Ordnung ihrer Auf: einanderfolge in vermebrtem Gefaͤßreichthume, Verdickunga, Ab: bleihung und endlich im Nunzeligwerden ihres Gewebes bes ftanden und ſich A unter der Form eines gelblichweißen meichen Koͤr⸗ pers von fertigem Anſehen, deffen äußere Membran bedeu— tend verdickt war, während die innere fich noch als ein zarz tes durchfichtiges Haͤutchen zeigte; B unter der Form von dichten weißen Körpern von glänzend feſter Structur darftellen, deren innere Membran der Sig diefer Veränderungen ift, während die aͤußere als eine durchſcheinende häutige Schicht daran hängt. Die entleerten Eifäde (16 A), welche die weichen gelb: lichweißen Körper bildeten, zeigten fi: 1) Zu einer fehr frühen Zeit nad ihrer Entleerung mit durch ein Gerinnfel ausgedehnten und mit ftroßenden Gefifen befegten Wandungen, die fi) jedoch nicht in meh— tere Schichten zertrennen ließen ; 2) in einem ähnlichen Zuftande, nur daß die innere Membran ein angefchwoilenes, aufgetriebencs Anfehen darbot und, wegen ihres loderen Zuſammenhanges mit der aͤuße— ren Membran, leicht in Falten gefihoben werden konnte. 3) Zu einer fo vorgerücdten Zeit, daß der Blutflums pen durchaus ſchwarz und feit geworden war, ließ fich die innere Lage leicht von der ebenfalls verdickten aͤußern tren— nen, welche überdem gelblich geworden war und dag Ans fehen einer Arterienwandung angenommen hatte. 4) Zu einer noch fpätern Zeit war die verdidte gelbz liche Aufere Membran runzelig geworden, und die fo ent= ftandenen Falten ragten in die Höblung hervor, obwohl fie von der zuweilen aelb oder fchroarz gewordenen (vergleiche 15 A und B) weichen inneren Membran bedeckt waren, 5) 3u einer vermuthlic noch fpäteren Zeit zeigten fib die Cyſten in gelblichweiße, mehrentheils Eugelförmige, durch ihre Zufammenziehung mehr oder weniger rifjige, zus 679, XXXI. 19, ° 294 weilen im Proceffe der Abforp:ion begriffene Körper vers wandelt, deren Structur ſich Förnig ausnahmen und die fib durch ein’aches Seciren felten in Blätter zertrennen ließen. Die dichten weißen Körper (16 B) zeigten ſich: 1) mit noch gefüßreicher, aber verdidfter, Membran ; 2) mit faft obliterirten Gefäßen der inneren Mem— bran, waͤhrend diefe felbft zäh geworden war und die Stärke von Schreibpapier angenommen hatte; 3) fo, daß die innere Membran des Eifades fich in eine die, undurdfichtige, tief gefaltete oder gerunzelte, zu— weilen auch theilmeife durdhfcheinende, yperlenartig glänzende, fehr weiße Cyſte verwandelt hatte, die in der Megel leer, manchmal aber auch mit einer gelben oder grünlichen Elaren Flüffigkeit oder auch mit einem Blutklumpen gefüllt war, der ſich entweder nod; unverändert, oder in ein gelbes oder ſchwar— zes Pigment (15 A und B) verwandelt zeigte, mährend die Aufere Membran des Sades ein blofes zartes Häutchen darftellte. 17) Diefe weißen Körper (corpora albida) wur: den in allen Zuftinden des uterus nach dem Eintreten des Menftruationsalters, nie aber vor demfelben angetroffen, und die dichte Art derfelben war in’gbefondere lange Zeit hin- tereinander wahrzunehmen. ' 18) Die weißen Körper ftanden an fih mit dem Zus ftande der Schwangerfhhaft in Feiner Verbindung; allein zu— weilen waren fie, namentlich die dichte oder derbe Art, eis nige Zeit nach der Entbindung die einzige Befonderheit, die man an dem Gierftode der Kindbetterinnen wahrnehmen Eonnte. 19) Die dritte allgemeine Urt von entleerten Eifäden ließ fih durch die Secretion einer organifirten, gehirnfoͤrmi— gen, Förnigen gelben Subftanz unterfcheiden und bot zwei Varietäten dar: A. Bei der erften war die hirnartige Subftan; mit geborftenen Eiſaͤcken der erften Art (15), welche durchfcheinens de haͤutige Wandungen darboten, oder mit folchen der zweis ten Art (16), bei denen entweder die außere oder die innere Membran verdidt war, in Verbindung. B. Bei der zweiten war die £örnige Subſtanz Lediglich außerhalb der innern oder der beiden innern Blätter des Eis fades abgelagert. Bei menftruirenden Frauen, fowie auch mährend der erften Monate der Schwangerfchaft, fand man in den Eierſtoͤcken ein Paar, zumeilen bis 5 oder 6 gelbe Körper oder Cyſten, deren Structur, namentlich bei den vollkomme— ner organifirten Gremplaren, mit der gewundenen röthlich gelben, noch mit ihren innen Membranen bededten und mit ihren feharlachrothen und dunkeln Gefäßen durchzjogenen Ober: fläche des Gehirns große Achnlichkeit hatte, und die, bei durchfallendem Fichte unterfucht, fich faft wie die Körnchen des adipöfen Gewebes ausnahmen, Die Hüllen der Eyſten waren oft bei fhwächlichen und kraͤnklichen Frauen, ober 19 * innerer 295 wenn die Reforption bedeutende Fortfhritte gemacht hatte, fo dünn, daß fie ſich nicht deutlich wahrnehmen ließen; als fein im Allgemeinen boten fie die Structur und dag Anfe: ben der Wandungen des Eifades dar, wie diefelben vor dem Berften deffelben ſich -darftellen ; in anderen Fällen hat— ten fie verfchiedene Grade jenes Verdidungsproceffes erlitten, vermöge deffen die reifen und entleerten Graaf’ihen Blägs chen oder Eifäde in weiße Körper umgebildet werden. (Schluß folgt.) Miscellen. Ueber die Fortpflanzung des Aals bat Herr Young, zu Inverſhin bei Bonar: Bridge, folgende Refultate feiner Beobach— tungen der Ashmolean Society zu Oxford mitgetheilt. Die Ers wachlenen laihen in den Sommermonaten, an Sand: und Kiesufern der Flüffe, und gehen nicht zum Salzwaſſer herab, um ihren Laich 679. XXXL 19. 236 abzufegen. Im folgenden Erptember und Dctober Eriechen die juns gen Aale aus, bleiben aber unter dem Kies, in den Laichbanken, bie zum nädhftfolgenden April oder May, gang nad der Wärme oder Kühle des Werters; und die ausgewachſenen Yale, ſtatt zu wandern, begeben ſich in Löcher in den Uferbänken der .Uuffe und unter große Steine, fobalo das Waſſer kalt wird, und behalten dajelbft ihren Aufs enthalt, bis die Sommerwärme das Waller der Fluͤſſe wieder erwärmt. Das Riefenteleffop des Grafen von Roffe, zu Parfonss town in Ireland, ift am 11. September den erften Proben an Himmelsgegenftänden unterworfen worden. Der Diumeter des großen Metallfpiegels ift fehe Fuß, der focus 54 Fuß, und doch Eonnte die ungeheure Maffe durch einen einzigen Mann bewegt werden. Die Trefflichkeit des Spiegels hat ſich bisjegt zunächft in der Deutlichkeit der Nebelfterne erwieſen. Sn einer, nach einem Schreiben des Grafen Roffe vom 17, September abgefaßten, Mite theilung von Sir J. South auf der Sternwarte zu Kınfington beißt es: „Die Zeleffope von Sir W. Herſchel, welche in des fen Händen der Aftronomie fo unfchäsbare Dienfte leijteten und ihm die aſtronomiſche Unfterblichkeit erwarben, find gegen diefes neue nur Kinderſpielzeuge.“ (Standard,) SR TB Ueber das aneurysma der aorta. Bon Dr. D’Bryen. Die Aneurysmen der auffteigenden aorta und des Bo: gend derfelben find anfänglich faft immer wahre, wiewohl falfche zu ihnen hinzukommen Eönnen; dagegen find die der abfteigenden aorta gewöhnlich falfche, und die der Geſchwulſt gegenüberliegende Arterie ift feiten erweitert. Die pathologifhen Wirkungen eines aneurysma in der Brufthöhle find folche, welche entweder aus der Com— preſſion oder der Zerſtoͤrung der benachbarten Drgane hervor: gehen. Durch Drud werden die Functionen der Lungen, Brondien, des Herzens, der Arterien und der Speiferöhre geftört, und aus diefer Störung entnehmen wir die rationels len und negativen Mittel zur Begründung einer Diagnofe jener unheilvollen Affection. Durch Zerſtoͤrung werden die Körper der Wirbel abforbirt, daher ein anderes negatives Zeichen, um das DVorhandenfenn eines aneurysma zu be: weifen, nämlich ein nagender Schmerz an einer beftimmten Stelle, die Folge von Reizung der angenagten Spinalners ven; wiewohl diefes Symptom auch ohne aneurysma vor= handen feyn Eann. Diagnofe. — Wenn ein aneurysma in der Tiefe der Bruſthoͤhle fich befinder und weder vermittelt des Ge: fihtes noch der Berührung entdeckt werden Eann, fo bietet es fein einzige® allgemeines, ihm eigenthuͤmliches und daher pathognomifches Zeihen dar. Es fehlt niht an Fällen, wo es durchaus Feine Functiongftörung oder Unbequemlichkeit verurfachte und der erfte Umſtand, welcher auf fein Vor: handenfeyn ſchließen Lies, plöglicher Tod war. Es giebt nur ein unzweideutiges und ficheres Zeichen, nämlich eine fich Außerlich darftellende Geſchwulſt, welche eine ausgedehnte und ſtarke, mit der Syſtole des Herzens fonchroniftifhe Pul: fation zeigt. Von den übrigen allgemeinen Symptomen, wie Unregelmäßigkeit des Radialpulſes, Cinfhnürung an der Spige des Bruſtbeins, Schwirren, Sprachlofigkeit, Dys— phagie, Nüdenfchmerz, Herzklopfen, Dyspnöe, Huften, Neis gung zu Ohnmachten, ſchreckhafte Träume, Auffahren aus dem Schlafe, Blutfpeien, Decoloration der Hautfarbe, Con— geltionen, feröfe Infiltration u. f. w., find eine große Mens ge identifch mit denen organifcher Herz- oder Rungenleiden, jufolge der Identitaͤt der Urſache — nämlich der behinder— ten Girculation. Die erften fieben angegebenen Zeichen find jedoch characteriftifcher, als die anderen, wiewohl auch noch zweideutig und ungenügend, da fie nur fecundäre Affectionen andeuten, während fie die verborgene Urſache des Uebels im Dunkel laffın. Sobald fie jedoh mit den Nefultaten der Aufeultation übereinftimmen, fo verlieren fie ihre Zweideutigkeit und ers langen eine höhere Wichtigkeit. Phyſicaliſche Zeichen. — Bei einer vorhandenen Erweiterung des Bogens und der aufiteigenden aorta fins den wir eine andauernde Pulfation oberhalb der Sternalens den der Schlüffelbeine, welche am Stärkften auf der Seite der Erweiterung iſt, ſich jedoch niemals den Wippen oder dem Bruftbeine mittheilt, wofern nicht die Geſchwulſt unge: mein groß ift; ferner ein rauhes Geräufh, gleichfalls am Lauteften an derfelben Stelle, ſynchroniſtiſch mit der Spftole und von derfelben Dauer, wie diefe; diefes Geraͤuſch variict, gleih dem Smpulie, nad der verſchiedenen Stelle der Erz weiterung, und ift auch aewöhnlib am Ruͤcken deutlich zu vernehmen; endlih ein fremissement, weiches gieihfalls oberhalb des Schlüffelbeines empfunden wird und in Betreff feiner Stärke in directem Verhältniffe zu der Stärke der Cir: culation und dem rauhen und ungleihen Zuftande der Aor— tenmembran fteht. Duellen des Irrthums bei der phnficalifchen Diagnofe, — Bei nervöfen, chlorotiſchen Frauen können 297 obige Zeichen vorhanden feyn, wiewohl modificirt; Negurgis tation in der aorta verurſacht zümeilen eine Pulfation und ein Geräufh oberhalb der clavicula. aber in beiden Fällen durch die anderen allgemeinen und eis genthuͤmlichen Symptome begründet werden können. Ein eingefadtes aneurysma in der Brufthötle giebt fih durch eine fomohl oberhalb als unterhalb des Schluͤſſel⸗ being bemerfbare Pulfation, — weldye jedoch unterhalb ſtar— Ber ift, — zu erkennen. Nah Born ift die Pulfation ftäre Eer Über der Gefhwulft, als an irgend einem Puncte zwis ſchen derfelben und dem Herzen, oder als der Impuls dieſes Drganes felbft; wenn das Uebel fihb am Anfange oder in der Mitte dis Bogens befindet, fo ift der Impuls am Stürkiten oberhalb und unterhalb des rechten Schlüffelbeing und an der Spitze des Bruftbeins, und der untere Theil des Halfes ift auf diefer Seite aufgetrieben und angefchwols len. Befindet fi die Affection am Anfange der abiteigens den aorta, fo neigt die Pulfation u. f. w. zur linken Seite bin. Wenn dagegen die abfteigende aorta felbft afficiet if, fo wird die Pulfation felten vorne gefühlt, verbirgt fich tief in den Lungen und bleibt felbft auf der linken Seite des Ruͤckens fo lange verdedt, bis die Geſchwulſt fehr groß wird und mit den Rippen in Contact kommt; die Percufs fion wird jedoh ſchen früher das Vorhandenſeyn eines folis den Körpers andeuten. Aftergeräufche find bei alten Aneurysmen nicht immer in genügender Ausdehnung erkennbar; wenn jedoch ein £urz abgebrochenes Geriufh am Nüden, oberhalb der dumpf ans Elingenden Stelle, vernommen wird, fo muß großes Gewicht darauf gelegt werden. Sit nun aber das Geraͤuſch Eürzer und mehr fägend, als die Syſtole der Ventrikel in der Prüs cordialgegend, fo ift dag WVorhandenfeyn eines aneurysma faft fiber ausgemacht. Sowohl bei bedeutender Erweiterung des Bogens, wie bei ſackfoͤrmigem aneurysma, bin ic durch das Auflegen der einen flachen Hand an der verdächtigen Stelle der Af— fection und der anderen, jener gegenüber, auf dem Nüden im Stande gewefen, meine fonft zweifelhafte Diagnofe zu unterftügen oder vielmehr ficherer zu machen. Außer dem Gefühle eines ausgebreiteten, der Hand fich mittbeilenden Impulſes Eönnen folgende allgemeine Sympto— me in’sgefammt oder einzeln vorbanden feyn; eine Auferlic) pulfirende Gefhwulft, dumpfer Pereuifionsten, Dyspbagie, Aphonie, Schmerz im Rüden, Schmerz und Taubheit im linken Arme, Gefühl von Schwere in der Bruft, Unregelmaͤ— Bigkeit oder Intermittenz des linken Radialpulſes, Anſchwel— lung des unteren Theiles des Halfes, doppelter Impuls des Herzens, wenn der tumor binter demfelben fich befindet, und befonders eine eigentbümliche Art der Nefpiration, herz vorgebracht durch einen auf die Bronchien drüdenden, puls firenden Körper, As Urfachen des Jrrthums müſſen bier angeführt wer: den: Drüfen und andere Gefhmwülfte, welche von einer un» ter ihnen gelegenen Arterie Pulfation erhalten; hydroperi- cardium — in diefem Falle ift die Pulfation nie genau ſynchroniſtiſch mit der Syſtole der Herzkammern, noch ſteigt 679. XXXI. 19. Die Diaynofe wird, 298 fie fo ſchwer auf, wie bei einem aneurysma, die Stöfe find von ungleicher Stärke und werden allentbalben auf ungleihe Weife empfunden ; Hppertrophie des Herzens mit Erweiterung; Aneurysmen der a, subelavia und carotis. Vehandlung. — Die erfie Indication befteht darin, die Triebkraft des Herzens zu vermindern, Sie wird erfüllt durch allgemeine Blutentziehungen, Abführmittel, Digita- lis ete. und durd Anordnung der Diät. Die Blutentzie— bungen, fowie die Diät, dürfen jedoch nicht der Art feyn, daß die Kräfte der Kranken erichöpft werden und ber zwei— ten Sndication nicht genügt werden kann. Dieſe beftebt darin, fi flügend auf das von der Natur eingefchlauene Heilverfahren, nämlih das Blut ygerinnen zu laffen, und nach Reforption der flüffigeren Theile Zaferftoff in concen= teifhen Schichten bei falfhn, und gewöhnlib in excentri— ſchen Schichten bei wahren Angurpsmen abzulagern. — Die zweite Indication, fage ich, beiteht darin, das Blut fo fas ferftoffoaltig, al8 moglich, zu machen, welches wir, durch trofs kene animalifche Koft bei einem Genuffe von nur geringen Duantitäten flüfjiger Nahrungsmittel zu erreihen, und br» mübhen. Die dritte Sndication ift, dag Gerinnen des Blutes zu beföidern. Digitalis bewirkt diefes indirect durch Verlang— famung der Girculationz directer ift die Wirfung des eſſig— fauren Bleies, welches aber leiht gastro-enteritis hervors bringt; ich mödite neben dieſem nody Alaun empfehlen, wels ches mir in einem Falle von falfhem aneurysma viel ges leiftet bat. Die vierte Indication beſteht in der Application von Kälte, der Gefhmwulft fo nabe als möglih; hierzu eignet fih eine Eisblaſe, welche fo lange aufgelegt wird, als fie ertragen wird, und dann duch Falte Umſchlaͤge erſetzt wird, Die fünfte und legte Indication iſt geiftige und koͤr— perlihe Ruhe eine beträchtliche Zeit, nachdem alle Sympto—⸗ me des Uebels verfhmwunden find. Die angegebene Behandlungsweife läßt bei falfchen, nit complicivten Aneurysmen in vielen Fällen nicht nur die Hoffnung, fondern auch die Wahrfcheinlichkeit eines glüdz liben Gıfolges zu. Es fen mir nun erlaubt, hier zwei Fälle anzufügen: Erster Fall. Im Jahre 1836 wurde ich aufgıfordert, einen Baumeifter zu befuchen, dır fich in den legten Stadien dir phthi- sis, welche durch einen Kal vor vier Monaten von einer Höhe von 30 Ruß bervorgebradht worden war, befinden follte. Die Abs manerung war bedeutend, Auswurf reichlich, Elebrig, gelb und ſehr ſchaumig, ein fortwährender kurzer Huſten, Stimme verändert und fhrill; beträchtliche Dyspnöe, Nachtſchweißez Yuls 100 — 120; Spige der linken unge verdichtet, in derfeiben fehr lautes und weit verbreitetes Raffelgeräufk; Herzimpuls ſchwach; Schwindſucht in der Familie bereditör; linker Radialpuls ſehr ſchwach; der Kranke klagte über die Unfähigkeit, feine Bruft auszudehnen, fowie über einen Schmerz laͤngs des linken Arms, und da, wo bie britte Rippe an's Bıuftbein ſtoͤßt, ſchien, wie er angab, Alles, was er aenoß, anachalten zu werden, was ihm etwas Schmerz aber mebr Unbequemtichkeit, verurfachte Unter dem Knorpel der dritten Rip: pe fonnte ſowohl mit dem Auge, als mit dem Ohre ein ftarfer, ausgebreiterer Impuls, dreifach fo ftark wie der des Herzens, von einem rauben Blaſebalggeräuſche begleitet, wahrgenommen werden. Die Diagnefe wurde auf ein falfches ancurysma der aorta in Fols ge einer Ruptur der Arterienhäute geftellt, welches unmittelbar 299 nach dem Urfprunge ber subelavia ſich befände, und wobei die Luns gen fecundär duch Compreſſion litten. Die zwölf Monate bins durch fortgefeste Behandlung beftand in animalifher Koft in ſehr Eleinen Quantitäten zwei Mal täglic), dabei wenig oder Feine Flüfs ſigkeitz vollkommene Ruhe des Geiftes und Körpers; kleinere Blut: entziehunaen duch Schröpftöpfe bei ſich fteigernder Derzaction ; eine aroße Blafe, mit Eis und Salz gefüllt, dicht über der Stelle der Pulfation, fo lange als fie ertragen werden konnte; innerlich Alumin. gr. jv (— gr. xjj allmälig) Digit. gr. 6 drei Mal täg: lich. Nach acht Monaten war die YPulfation, die Dysphagie und die anderen Symptome nad) und nad) verſchwunden. Jetzt erfreut fih der Kranke einer guten Gefundheit, nur ift der obere Lappen der linken Lunge verbichtet geblieben. und man vernimmt in dem— felben feine vejiculäre Reſpiration; die Percufiion ergiebt dafelbft einen dumpfen Ton, befonders an der Stelle, wo die Pulſation früher vorhanden gewefen if. Der Bruftfaften ift über der ver— dichteten Lunge eingefallen und bleibt bei der Infpiration unbeweg— lih. Die Stimme refonirt weniger ſtark an der condenfirten, als an der gefunden Lunge. Zweiter Fall. Henry Harding, fünfunddreißig Zahre alt, Comptoirſchreiber, feit längerer Zeit etwas Fränftich, fiel im Mai 1840 von der Höhe einer Poſtkutſche auf die linke Seite, wodurch er fehr zerfchlagen wurde, aber nady wenigen Tagen zu feiner ges möhnlihen Beſchaͤftigung gefund, wie er glaubte, zurückehrtez bald darauf jedody fing er an, einen dumpfen, nagenden Echmerz unter dem rechten Schulterblatte zu empfinden, welcher durd die Bruſt nah der linken Bruftdrüfe hinſchoß und innerhalb zweier Monate fo heftig wurde, daß er ihn in der Nacht des Schlafes beraubte. Er nahm nun zuerft ärztliche Hülfe in Anſpruch, aber ohne Erleichterung für feinen Schmerz. Am 24. Mai 1841, vier: zehn Monate nach dem Unfalle, Eam er zu mir ungefähr in folgens dem Zultande: Hautfarbe ſchmutzig-weiß, dunkle Linien unter den Augen, Geſichtsausdruck angitvoll und ein tiefes Leiden verrathend; Verdauung und Allgemeinbefinden ziemlich aut, ein Gefühl von Unbehaalichkeit an der Spige des Bruſtbeins; feit fünf Monaten etwas Befchwerde bei'm Verſchlucken des Speichels; Puls, am lin: Zen Handgelenke Eleiner, ald am rechten, fonft normal im Vergleich zur Action des Herzens, macht 90 Schlaͤge. Der Körper nvigte fih etwas nad) der linken Seite, und die Rippen find eingedruͤckt, ohne daß dadurch jedoh die Raͤumlichkeit der Bruſthoͤhle vermin— dert iſt; die Stachelfortfäge des dritten und vierten Ruͤckenwirbels ftark eingedrücdt, hier bilden der obere und untere Theil des Koͤr— pers feitlih einen ffumpfen Winkel; der dumpfe, nagende Schmerz hat feinen Sitz ein Wenig nad Links von diefem Winkel und ſchießt durch die Bruft. Herzimpuls ſchwach, Töne etwas lauter und heller, als gewöhnlich; am Urfprunge der linken a. subelavia bemerkte man ein leifes Schwirren, wenn die linke Hand nah Vorn bin bewegt wurde und der Kranke fih ruͤckwaͤrts beugte, welches jedoch foaleich verfhmand , wenn er aufftand. (Drei Schröpfföpfe einmal wöchentlih und Senfteige an die linke Seite; extr. Conii, extract. Hyoseyami « gr. v. Abends, zuweilen ein Abführmitrelz Nahrung in Eleinen Quantitäten; kein erbigendes Getränk.) 16. Suni. Die anfangs durch) die Mittel verfhaffte Erleich- terung ift verſchwunden, der Schmerz ift wiedergefehrt, aber auf den Rüden beſchraͤnkt. Die Schlingbeſchwerden gaefteigert, Etimme beiferer, erſter Herzton lauter, als gewöhnlich, oberhalb der Dorn- fortfäße des dritten bis fecheten Rüdenwirbels und der Sternal: enden der Schlüffelbeine; Gefühl von Einfchnürung an der Spitze des Bruftbeins. (Mittel zu wiederholen, ein Pflafter aus Bella- donna und Opium auf den Nücen, eine Pille drei Mat täglich, welche 4 Gran Alaun enthielt.) 1. Zuli. Keine Milderung des Schmerzes, welcher fich am linken Arme herab erſtreckt; Dyspbanie fehr geiteigert, faft vollſtaͤn— dige Aphonie in der vergangenen Woche, heute etwas beffer; Be: klemmung ftärker. 20. Juli. Schmerz bei'm Schluden an der Stelle, wo der Knorpel der dritten Rippe ſich mit dem Bruftbeine verbindet, Eine deutlihe Pulfation oberhalb der Sternalenden beider Schluͤſ— felbeine und etwas oberhalb des dritten und vierten Rücdenwirbels, Linker Radialpuls ſchwaͤcher; unter und über der articulatio ster- 679. XXXI 19, 800 no-clavieularis ift das ſchon erwähnte Geraͤuſch noch vorhanden, begleitet von einem mit dem erften Herzgeraͤuſche VYnchroniſtiſchen und diefem fehr ähnlichen Zone, welcher aber hier weit lauter und heller, als an irgend eine anderen Stelle zwiſchen demfeiben und dem Herzen oder an diefem felbft, ift. Er ift von einem tiefjigens den Klopfen oder Wogen begleitet, weldes man fühlen kann, wenn man cine Hand auf die Spitze des Bruftbeins, die andere auf den Rüden legt. 5. Auguft. Der Kehlkopf fleigt bei jeder Inſpiration tiefer herab, und die Haut ift am unteren Theile des Dalies etwas nah Innen gezogen, welches eine Compreſſion der Brenchien andeuter, Das Wogen und der Zon etwas ftärfer, Aphonie und Dysphagie gefteigert. (Der Krante geht auf’s Land, nimmt Abends Pil, Sa- ponis c. Opio gr. v.) 16, September. Der Kranke ift vom Sande zurüdackebrtz linker Radialpuls verfhwunden, Dyepnöe verhindert ihn, im Zim— mer auf und ab zu gehen. Die Beengung fleigt zuweilen bis zur Erſtickungsnoth. Gefichtsausdruc fehr angftvol. Percuſſtonston dumpf an der linken Seite des thorax, nad) Vorn und Dinten, aut bideutend am Ruͤcken und den oberen 2 des Bruftbeins, fewie gegen die linke Seite hin bis zur dritten Rippe hinab. Rıfpiras tionsgeräufch in der linken Zunge fehr ſchwach, von Raffeln beglei= tet, Refonarz der Stimme erhöht; Auswurf reichlich und zähez Huften häufig, von eigenthuͤmlich Elingendem Schalle; Derzaction frequent, wiewohl f[hwah im Vergleiche zu der ſtarken Pulfation oberhalb der Sternalenden der Ecylüffelbeine, der Spitze des Brufts beins, und gegen die linke Seite hin, ſowie auch vom ziveiten bie zum fünften NRücdenwirbel, begleitet von einem dumpfen, rauben Geräufchez dicfe Pulfation ift felbft unter dem Bruftbeine bemerkbar, 1. November. Zuftand ſchlechter, Dumpfbeit des Percufiionstos nes weiter verbreitet, linfe Lunge fait ganz unwegſam; Unfähigkeit in der Nacht im Bette zu liegen, Auffhreden aus dem Schlafe; Uns fähigkeit, feite Speiſen zu ſchlucken, ſelbſt Fluͤſſigkeiten kommen oft wieder heraus; Beengung in der Bruſt betraͤchtlich vermehrt, Gefiht ftark injicirt; Venen am Halſe aufgetricben; Auswurf febr reichlich, mit etwas Blut; Stimme erlofen, allgemeine Schwäde, fortwährendes Gefühl ven Hunaer. 7. November. Die Leichtefte Aufregung erzeugt fonleih eine Art von Krampfanfall oder eine gemaltfame Anftrengung, ein fchrecke liches Gefuͤhl von Erftictung zu beficgen. Bon diefer Zeit an Schritt das Uebel raſch fort, und der Kranke ftarb am 17. November in einem jener Erftictungsanfälle, Autopſie: Körper fehr abgemagert; bie rechte Lunge aefund und Enifternd, wiewoh! durch ftarke Adhäfionen anachefter; die linke fehr dunkel, durch einen fehr ftarken Congeſtipzuſtand confolivirt und daher nicht crepitirend. Die pleura enthielt unaefähr 3 — 4 Unzen bfutiaes Serum, und es fanden Eeine Adhaͤſionen an der Kivpenpleura ftatt, ausgenommen rund um die Baſis einer no) zu befchreibenden Eleinen Gefhwulft. Sm mediastinum posticum ein großer, nicht adhärirender tumor, welcher mit dem anderen duch ein ftarkes fibröfes Band in Verbindung fand, das zwiſchen ihnen vom zweiten bis fünften Ruͤckenwirbel verlief, das aneurys- ma durchichnitt und es an die Wirbelförper befeftiate. Der nad Links liegende Theil der Geſchwulſt war von der Lungenſubſtanz umgeben, und eine dide Schicht derfelben trennte fie hinten von den Rippen. Nachdem das Band durhfhnitten und die Lunge von dem Eleineren tumor abpräparirt worden war, fanden wir die— fen an eine ftarfe fibröfe Membran befeftigt, welche eine Art Stiel bildete, 14 im Durchmeſſer hatte und vom dritten bis vierten Ruͤckenwirbel fich befand; nach Durchfchneidung derfelben zeigte ſich eine große, mit Faferftoff arfüllte Höhle in den Körpern der oben aenannten Wirbel, und faft bie zum Nücfenmarfecanal reichend. Die linke carotis entfprang von dem eriveiterten Bogen, lief an der Seite des aneurysma hinauf und mar von normalem Umfangez die linke subclavia entfprana vom oberften Theile der größeren Ge— ſchwulſt und war ſehr Elein im Durchmeffer, wiewohl fonft normal. Die Geſchwulſt ſelbſt, welche Fibrine enthielt, war fehr feft, be= fonders die Eleinere Portion derfelben. Die auskleidende Membran der aorta ascendens und descendens war fchr entzündet, roth und gefhmwollen, und unter derfelben an einigen Stellen weiße 301 Flecken, wahrfheintih von ausgefhwister nmphe.- Die ganze Maffe wurde nun mit dem ‚Herzen und den großen Gefäßen heraus— genommen, und nad Entfernung der Runge u. f. w. fand man zwei Sefchwülfte, die Eleinere Linke, ungefähr 2 von der aorta wescendens cinnehmend, weld von der Geſchwulſt bis zum Zwerch⸗ fell erweitert war. Diefe Geſchwulſt hat ungefähr die Größe einer geballten Fauft, ift ſehr dicht und feft, ohne Höhle, ihre Wanduns gen dünn und membrands. Die Membranen der aorta endın plöß: lich am Urfprunge der Gefchwulft, an diefer Stelle ift ihe Umfang jedoch nicht vermehrt; Ddiefes ift augenſcheinlich ein falſches, durch Ruptur entftandenes aneurysmaz die Oeffnung in der aorta, durch weiche das Blut in das aneurysma eintrat, bat ungefähr 14’ im Durchmeſſer, ihre Rand ift deutlich ausgefprochen, aber diefer Weg iſt nun von einer feinen, glatten, queer ausgebreireten Mimbran bedeckt, welche innig an der inneren Meınbran der aorta rund um den Rand des Riſſes adhärirt und unterwärte durch dichten Faſer— ftoff getragen wird, wodurd alfo die Communication zwifchen dem aneurysma und dem Blutgefäße aufgehoben und eine fpontane Heilung bewirkt wurde. Di fes anenrysma barte fih voljtändig in dem Lun— gengewebe entwickelt und hing durd) einen fhmalen Hals mit der aorta und den Wirbein zufammen. Der zweite, größere, rechts gelegene tumor begann ummittelbar nach dem Urfprunge des trun- eus anonymus und dehnte ſich längs des Bogens aus, bis feine Bars den Eleineren tumor faft erreichte, mit dem er durch ein Stuͤck nit erweiterter Arterie zufammenbing. Diefis war ein wahres aneurysma. Das Herz war fchlaff und Elein, fonft gefund, im Herzbeutel 3jj rotbe Flüffigkeit. (Dublin Journal, Noven- ber 1843.) Ueber Heilung des pannus, in hartnädigen Fällen, durch Inoculation von blennorrhagijcher Materie. Bon Stout. Diefe, bereits in Deutſchland dur ein gluͤckliches Erperiment fanctionirte Benandiungsweife verdient die Aufmerkſamkeit der DPractiker. Jedoch giebt Herr Stout felbft den Rath, wiewohl er die Unſchaͤdlichkeit des Verfahrens verfihert, daſſelbe do nur dann in Gebrauch zu ziehen, wenn die Augen ihres Schvermögens ſchon vollfommen beraubt find. — Man verfteht hier unter pannus Vers dickung mit gleichzeitiger Gefäßinjection der conjunctiva corneae. Dieſe Affection entjtcht häufig nach Granulationen der Auaenlider. Aber auch aus anderen Urfachen Eann fich pannus entwideln, zu denen namentlih Blennophthalmie mit ihren verfchtedenen Species gehört. Das Vorkommen des pannus ift gar nicht felten, und alle dagegen gerühmte Mittel jind fruchtlos. Gauterifation und ſelbſt Exciſion ſchlagen ſehr häufig fehl, und der Kranke leidet an unheilbarer Blindheit. — Der Inoculation von blennorrhagi: ſchem Eiter werden ſchon lange zahlreiche Erfolge zugefchrieben. Im Jahre 1830 madte Piringer vierzehn Fälle von Heilungen befannt, welde er durch diefes Verfahren in den Spitälern zu Wien und Gräß erzielt hatte, In ſeinem, 1841 herausgegebenen, Werke führt er 61 Fälle auf. Säger beobachtete 84 Faͤlle: im Ganzen alfo 145 Fälle, von denen 7 kein günftiars Refultar hat— ten. Aber auch unter diejen firben Kranken ift bei viegen das Seh— vermögen nicht hergeſtellt, nur weil eine Amaurofe zugleih vor— handen war, nicht etwa, weil die cornea nichg wigder Kar wurde. Bei den drei anderen murde das Auae ſelbſt ergriffen was der Berfaffer der ſchlechten Gonftitution der Kranken zufchreibt). In diefen Fällen bat die Operation keinen aünftigen Erfolg gehabt. In Beziehung auf die Indicationen mus wohl beachtet wers den (und es kann nicht oft genug wiederholt werden), daß die Ins oculation nur dann auszuführen ift, wenn der pannus die ganze cornea bedecktz denn der Gontact der blennorrbagiichen Fluͤſſigkeit wirkt ganz anders auf die undurchfichtiaen Stellen diefer Membran, wie auf deren gefunde. Uebrigens ift die Operation in allen Spes cied des pannus, als dem pannus membranosus, vasculosus, oder carnosus, ſowie in verdicktem oder verdünntem Zuftande, mit und obne gleichzeitiger conjunetivitis, mit wälferiaem Ausflufe und feldjt mit Granulationen, auf gleiche Weife anwendbar, 679. XXXI. 19, 302 Ir Beziehung auf die Gegenanzeige ift nur zu merken, daß bei'm pannus mit xeroma, oder mit Xerophrraimie nadı Beer, die Inoculation ganz fruchtlos feyn möchte. Daffelbe finder ſtatt bei leucoma. Endlich muß die Operation gänzlıcy unterbleiben bei Sndividuen, welche an irgend einer Dyscrajie leiden. Die Flüffigteit zur Inoculation kann einem Auge entnommen werden, welches mit einer aͤgyptiſchen Augenentzündung, oder mit einer einfachen blennorrhagifchen Augenentzündung, oder mit oph- ey} neonatorium, oder mit einer einfachen Blennorrhoͤe behaf⸗ tet iſt. Die Einwirkung des Eiters auf das Aune geſchieht ziemlich rafh, und der Unterfchied verfelden hängt von der Qualität der inocutirten Flüffigkeit, von ihrer Quantität und endlid vom Tem— peramente des Kranfen ab. Iſt die Biennorrhöe, von der der Eiter entnommen wurde, acut, wird eine gewilfe Menge diefer Slüffigkeit auf's Auge applicirt, fo tritt, wenn das Gubject fans quinifchen Zemveraments ift, die Wirkung in 6 bi 12 Stune den ein; im entaegengefegten Kalle aber erſt in 72 dis 46 Stuns den. Soll die Operation gelingen, fo muß das Gift nicht etwa unter die Augenlider gebracht, fondern mit einem Pinfel auf die conjunetiva aufgetragen werden. Vorzuziehen ift jedoch, ſchleimi— gen Eiter aus einer einfachen fubacuten Blennorrhoͤe zu entnihmen. Seine Wirkfamkeit aufs Auge wird geichwächt, wenn er mit Wa: fir verdünnt wird, oder wenn man ihn eine Zeit lang der Luft ausgefegt läßt. Iſt, nah Beobachtung diefer Vorfichtsmaaßregeln, die Snoculation fehlgeſchlagen, fo wiederholt man den Verſuch und wendet concentrirten Eiter an. Ein dicker pannus erfordert zu feiner Heilung einen Eräftiger wirkenden Eiter, als ein friſch ente ftandener, wo das Gewebe faum noch verändırt ift. Der Reiz, welchen die Snoculation hervorruft, ift viel gerinz ger, als wenn diefe zufällig auf ein gefundes Auge gefhicht; mit einiger Vorficht, z. B. wenn man die Stelle mit kaltem Waffer einige Mal wälht, kann man allen beunrubigenden Symptomen vor: beugen. In feinem Kalle, wo diefe Vorſichtsmaaßregel angewen: det wurde, bat jich die Reizung auf die tieferen Theile des Auges erftredt. Cs trifft fih häufig, daß die Hornhaut fchon binnen 10 bis 14 Zagen wieder durchfichtig wurde. Zumeilen aber find hierzu fehs Wochen erforderlich. Um die Art der Behandlung näher Eennen zu lernen, wellen wir fchlivgliid noch einen Fall mittheilen. Fall. — Ein fiebenundvierzig Jahre alter Mann, der mehr: mals an Blennophthalmie gelitten hatte, behielt hiervon einen pan- nus carnosus zurüd, Die erfte Inoculation brachte feine Wirkung hervor. Ein zweiter VBerfuch erregte nur einen geringen und vor— überachenden Reiz; viel mehr aber wirkte eine dritte Operation; die Entzündung, welche ſich nämlich bierauf einftellte, heilte die &ronifche Augenblennorrhöe, und der pannus wurde in eine dünne Membran umgewandelt. Nach einer vierten Snoculation war dir pannus faum zu. bemerken, und man Eonnte bereits die iris feben, Nach einem fünften Verfuhe war das Uebel vollfommen befeitiat. (Gazette med., Juin 1844.) Ueber den Zuftand des Herzens im Oreifenalter. Don Neucourt, ° Der«Verfaſſer bat feine Unterſuchungen an einer Arzabl von Fällen in der Salperriere angeftellt, laugnet aber felbft dag Unzu— reichende derfelben nicht ab, wegen der Fleinen Anzabl der von ihm unterfuchten Fälle, und — fügen wir hinzu — wegen der unermeßlis chen Verfchiedenheit der Naturerzeuaniffe, welche es ſchwer macht, ihre Grängen zu beftimmen. Die beobachteten Fälle betrafen alle Frauen und mindeftens im Alter von ſechzig Jahren. Wir wollen nicht alle Meffungen des Verfaffers angeben, fondern uns darauf beichränfen, die Die der Wandungen des linken Ventrikel bei nicht hypertrophiſchen Herzen anzuführen. Sie war, wie folgt: Marimum - . * 26 Millim. Mittelzahl. . 16 — Minimum 8 — 303 Diefe Angaben zeigen, fagt der Verfaffer, wie weit die Zahlen auseinander liegen, zwischen welchen die normale Dice des Linken Ventrikels im Alter variirt, und wie unguvertäfiig die Angaben der Autoren find, welche oft angeben, daß das Herz hypertrophiſch oder feine Wandungen verdünnt feyen, obne mehr in Einzelheiten einzugehen. Indem wir uns auf obige Angaben befchränfen, geben wir nur die größte Dice der Wandung des linken Ventrikel, und find noch weit davon entfernt, genau diefelbe zu Eennen. Sie wird, in der That, von der Bafis bis zur Spige immer dünner, wo jie zuweilen nicht mehr ald 2 — 3 Millimeter dic ift, oder felbft volle ftändig verſchwindet und durch Fettgewebe erfegt wird, fo daß ei« nige wenige columnae carneae, von Fett umgeben, allein das Derz an diefer Stelle verfchließen. Die Möglichkeit eines ſolchen Zur ftandes verdient wohl, in Ueberlegung gezogen zu merden, und ſcheint darauf berechnet, mehre phyſiologiſche Theorieen in Betreff der Herzaction umzuftoßen. Folgende practifhe Schlußfolgen ergeben fid) aus der Arbeit des Verfaffers : 1. Das Herz bei Greifen ift mindeftens ebenfo groß, wie das im Mannesalter, und wenn ein Unterfchied vorhanden ift, fo ift derfelbe auf der Seite des eriteren, 2. Die Dide der Wandungen ift im Alter etwas größer, als zu irgend einer anderen Periode des Lebens. 3. Alle Mündungen find etwas größer, als im Mannesalter. 4 Verknoͤcherungen der aorta bringen an fich nicht nothwen— dig eine Störung in den Functionen des Herzens hervor. 5. Kein Zeichen zeigt ihre Gegenwart an, fobald fie nicht von DVerengerung oder Inſuffizienz der Mündungen begleitet find. 6. Difificationen der aorta abdominalis fommen häufiger vor, als an irgend einem anderen Theile der Arterie. 7. Es ift faft gewiß, daß Herzkrankheiten, beftehen fie nun in Contraction oder Infuffizieng, bei Greifen durch diefelben phyſi— califchen Zeichen, wie im Mannesalter, erkannt werben Bönnen. 8, Nah dem Zode ziehen jih die Höhlen des Herzens um fo mehr zufammen, je Schneller der Tod eingetreten ift. 9. Es Eönnen Aftergeräufhe an den Dftien des Herzens ohne Functionsftörungen derfelben vorfommen. 10. Herzkrankheiten mit bedeutender Sunctionsftörung können eine Reihe von Sahren beftehen, ohne den Zod zu veranlajjen. (Arch. gen. de Med. 1843.) Miscellen. Secale cornutum bei Lähmung der Blafe; von Dr. Houfton. — Ein mäßia lebender Landmann von ſechszig Jah— ren war, bis vor zwölf Monaten, ftets gefund gewefen, zu wel— cher Zeit er von Paralyfe der Blafe befallen wurde. Die eriten Symptome waren ein häufiger Drang zum Harnlaffen, befonders in ber Nacht, und die Unfähigkeit, viel Harn auf ein Mal zu ent: 79, XXXI. 19, 8304 leeren; fpäter jeboh mußte er faft fortwährend fein Waffer laffen. Bei der Aufnahme: Sehr häufiger Drang zum Harnlaſſen, der Strom war vol, aber tum ſchwach aus der Darnröhre hervor, und nur nad) heftigem Drängen flog Waffer ab; etwas tröpfelte jedoch auf das Hemde nad) der Entleerung, Die ausgedehnte Blafe Konnte oberhalb der Schaam gefühlt werden, und Druck in diefer Gegend verurſachte Schmerz. Nachdem der Kranke feine Blafe, fo gut e& ging, entlewrt hatte, wurde noch ein ganzes Quart mit dem Catheter abgelaffen. Der Urin war trübe und enthielt Schleim un Eiter, mit Eryftallinifhen und amorphen Phosphaten, er ro: there Lackmuspapier leicht und feine fpecififhe Schwere war 1,016. Die Einführung eines gewöhnlichen Gatheters zeigte, daß Eeine Strictur in der Darnröhre vorhanden war, und eine Unterfuhung per anum ergab feine Anfchwellung der prostata. Es war deuts lich ein Ball ven paralysis senilis vesicae urinariae, mit Gatarrh der Schleimhaut. Ungefähr einen Monat lang wurden verfchiedene Mittel, wie Santhariden, Strychnin, Electricitär u. f. w., angıs wendet, fowie auch der Catheter häufig während des Tages appli= cirt. Diefe Mittel verbefferten die Beichaffenheit des Harns, der Kranke war in der Naht nicht fo häufig von Harnzwang beläs ftigt und Eonnte beffer die Blafe entleeren. Mehre Zage lang je— doch blieben die Symptome ftationär, als Dr. Houfton 6 Gran Mutteriorn, drei Mal täglich, in Pillenform, verordnete, dabei wurde der Gatheter applicirt. Cinige Zage lang Eeine VBerändes rung der Symptome, aber dann trat eine deutliche Beſſerung ein, indem das Drängen zum Harnlaffın feltener, der Etrom mit groͤ— Berer Kraft ausgetrieben und die Blafe vollftändiger entleert wurde, Die Befferung ſchritt vorwärts, und in weniger als drei Wochen war jedıs Symptom von Darnleiden verfchmunden und der Kranke Eonnte feine Blafe fo vollftändig entleeren, daß der eingeführte Catheter Eeinen Zropfen Harn mebr entleerte. Andere Symptome, als eine Zunahme des tonus der Blafe, traten, in Folge der Ans wendung des Mittels, nidht ein; Dr. Houfton hatte es erft dann in Anwendung gezogen, nachdem die Complicationen des Uebels, nämlich der Zuftand der Blafe und des Urins, durch die geeignete Behandlung gebeffert worden waren. Doch war, mie der Verfaffer bemerkt, die Einführung des Catheters von geringer Bedeutung für das Gelingen der Gur, (Lancet, March 1344.) Befanntmahung. — Das Refultat meiner fortges festen Forſchungen in Betreff des Vorkommens primärer idios patbifher KRubpoden war aud in diefem Sahre höchft ere freulich. Der thätigen, dankbar anzuerfennenden, Beihülfe der Mes dicinal: Beamten in zehn Kreifen verdanfe ib die Nachricht von dem Ausbruche derfeiben. Im mehreren Kreifen wurden fie früh genug entdeckt, um fie mit Erfolg auf Rinder übertragen zu können, fo, 4% B., im Anclamer Kreife durch den Königl, Kreis-Thierarzt Burmeifter. Von diefem ISmpfftoffe bin ich be= reit, den -Uerzten des In- und Auslandes zur Prüfung mitzus theilen, wenn fie fich in frantirten Briefen an mich wenden were den. Berlin im Auguft 1844. Dr. Bremer, Königl. Pr. Mes dicinalrath und Director der Königl. Schugimpfungs = Anftalt. Bibliographische Nehig — — Guide to the geology of Scotland; containing an ‚Account of the Character, Distribution and more interesting Appearences of its Rocks and Minerals. By James Nicol. Edinburgh 184. 1%. M. Ch. u. K. Researches into the Physical History of Mankind, By James Brichard, MD, etc. Vol. 4. London 1344. 8. M. K. u. Ch. ke Pe 5 A practical Treatise on the Diseases of the Teestis and of the spermatic Cord and Scrotum; with Illustrations. By T. B. Curling. London 1843. 8. Edidit Guilielmus Thomae Sydenham, M. D., Opera omnia, Alex. Greenhill, MD. London 1844. Berihtigung. — Der ©. 176 verzeichnete Titel ift folgen⸗ dermaafen zu ergänzen: By C. F. H. Marx, MD., Professor of Medicine in the University of Göttingen, and R. Willis, MD, etc. u” Menue Notizen ausdem : Gebiete der Hatur - und Beilkunde, arfammrtt und mirgerbeitt von dem Ober» Meticinalrardbe & roriep yo Weimar, und dem Wiediernalvorde und Meofeher Frerie vr gu Berlim. No. 680. Gedrudt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 79: Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr (Nr. 20. des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 K 0 2, September 1844. Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr gs Gun ei ee Beiträge zur Phnfiologie des menfchlichen Eierftods. Von Charles Ritchie, Dr. M. in Glaegow. (Schluß), Bei den Cyſten mit dünnen, durchſcheinenden Membras hen war die innere Oberfläche, ausgenommen in einigen Füllen, wo fich feine Membran entdeden ließ, mit einem zarten Häutchen bedeckt, weiches oft mit Blut befledt war, und durc das die gelbe Subftanz wie ein ſchmutzig rahm= farbener Brei oder ein Zeig von feuchtem Bleiweiß durch: fhimmerte; zuweilen aber, wenn das Blut reiorbirt worden war, zeigte die innere, in allen Faͤllen aber die aͤußere Dberfläche der Cyſte das gewöhnliche unterfcheidende hirnar: tige Unfeben; und wenn man die cine oder die andere Ober: flaͤche mit einer Lancette abfhabte, fo wurde die zwis in den beiden Membranen liegende koͤrnige Subftanz blof- elegt. a den Fallen aber, wo die aͤußere Membran aufge- bört hatte, durchfichtig zu ſeyn, ſahen die Cyſten, wenn fie ifolirt waren, Enorpelartig aus, indem die gelbe Eubftanz an ihrer innern Oberfläche abgelagert war, welche mit der noch durchfchei: enden innern Membran bedeckt war, -die je: doch einen höhern Grad von Drganifation gewonnen hatte, al8 in den bereits befchriebenen Füllen Se nad) dem Alter diefer hirnförmigen Körper und viels leiht auch je nah dem Neforptionsvermögen des Organis— mus hatten diefelben verfchiedene Grade von Verminderung ihrer Größe erlitten. Bei den Cyſten, welche nur aus duͤn— nen Haͤuten beftanden, oder bei denen die Aufere Membran der Sig der Verdidung war, zogen fih die Wandungen ber Cyſten fchnell zufammen, fo daß fie zufammenwucfen, da man denn bei den weniger hoch organifirten in der Mitte einen zarten, undurchfichtigen Streifen, bei den beffer ent: mwidelten aber eine fügezsähnige, gekruͤmmte und (weniger oder mehr?) markierte weiße Linie bemerkte, jenadıdem die Cofte von elliptifcher oder Eugelförmiger Geftalt war, No. 1780. — 6%. Diefe Varietät der gehirnförmigen Cyſte, bei welcher die Wandungen eine bäutige Structur darboten, oder nur die Außere Membran verdickt war, wihrend die gekörnte Sub— ftanz in beiden Fällen zwiſchen den beiden Membranen abges lagert war, traf man im jungen Zujtande ebenfomohl waͤh— vend der Menftruation ſelbſt, als während der fieben erſten Monate der Schwangerfchaft, und in diefem letztern Falle, fowie auch in der weiter unten (20° beichriebenen Modificaz tion, bildeten diefe Cyften die corpora lutea des Dr. Mon ı= gomerp. B. Bei einer andern Varietaͤt diefer Eörnigen Abla— gerung fand fich das nmeugebildete Gewebe außerhalb der zwei innerften Lagen des Graaffchen Bläschens, welche letz⸗ tere in dieſem Falle durchgehends in einen dichten weißen Körper (16 B) verwandelt waren, der in eine Hülle von gelber Subftanz eingefchloffen war. Solche Cyſten (die cor- pora lutea des Dr. Eee) zeigten fih nie als bloße Pro- ducte der Menftruation, fondern ausſchließlich bei fdywange= ten Frauen, obwohl fie in manden Fällen von einfacher Goncrption doppelt vorhanden waren, was auch zuweilen bei dem gehienförmigen Körper mit weihen Wandungen (19 A) der Fall war. Diefe Form (19 B) der gebirnförmigen Körper zeiche nete ſich gewöhnlich durd große bleibende, weiße, glänzende Höhlen aus, und wenn man fie zerichnitt, fo bemerkte man gehirnförmige, geftreifte Ninge, deren Subftanz drei Tage nach der Entbindung falt ganz abforbirt war, und die in einem Falle drei Wochen nach der Entbindung zur normalen Zeit ganz verfhmunden waren, indem die pergamentartig ausfehende innere Lage, nebſt ihrer zarten, durchſichtigen Hülle, in Ges ftalt eines bloßen dichten, weißen Körpers zuruͤckgeblieben war. Eine Mobdification dieſer Eigenthuͤmlichkeiten fand ftatt, wenn die gewöhnlichen zelligen Verbindungen, welche die elaftifche innere Wandung des geborftenen Bläsheng mit der mehr Außerlichen verbanden, zerriffen waren, fo daß ſich die erftore zu einem faft maffiven Knäuel in der von der legten noch bekleideten koͤrnigen Maffe hatte jufammentols 20 307 len Eönnen. Eine andere Mobdification fand ftatt, wenn die koͤrnige Subftanz, ſtatt theilweife reforbirt zu werden, mehr gefäßreich geworden und genau, wie in dem früher erwähn: ten Falle (19 A), in einen rothen Körper (20) verwandelt worden war. 20. Der vierte Amine Zuftand des geborftenen Eiſak⸗ kes war den ſchwangeren und fäugenden Frauen in der Prriode zwifhen dem achten und dreizehnten Monate nach der Goncep: tion eigen und ſchien eine Umbildung der Formen 16 A B und 19 AB, in Folge einer höheren und vollfommneren Orga— nifation, zu feyn. Diefer Zuftand wurde erft nah dem fie: benten Monate der Bärmutterfhmangerfchaft und nicht nad ber fechszehnten Woche nach der Entbindung wahrgenommen und fehlte in manden Fällen ſchon in der zweiten, dritten, fünften, zehnten und zwölften Woche nad der Entbindung zu der normalen Zeit. Bis zum fiebenten Monate der Schwangerfchaft unters ſchieden ih die im Dvarium befindlichen Cyſten in feiner Beziehung von den gehirnfoͤrmigen Körpern, welhe man bei nicht ſchwangeren rauen findet, außer infofern, als fie manchmal derber, gefäßreiher und beffer entwidelt waren, und als ihre innere Schicht ſich häufiger verdidt zeigte. Sm neunten Monate hatte die gelbe. Edrnige Suhftanz die Rhabarberfarbe eingebüßt, welhe fie vorher zuweilen darbot, war dichter geworden und hatte eine blalfe, ſchwach gelbliche, oder falbe Farbe angenommen, die durch den Zutritt der Luft ſchwach röchlih wurde. Ihre Die betrug nunmehr etwa I Zoll, und fie ſchien aus ungemein zarten Faͤſerchen zu beftehen, die nach der Queere ftrihen. Dieſe Veraͤnde— tungen hatten vermuthblich ihren Grund nicht lediglich in vitalen Potenzen, fondern auch in der Gontraction der Enfte, deren innere Höhlung, ausgenommen in den Fällen, wo bie innere Lage der verdidite Theil war, mit der eigenthüͤm— lihen inneren Membran belegt und zu einer gefrümmten Furche oder zu einem runden, gefternten Puncte zuſammen— gefhrumpft war, je nachdem die Cyſte eine längliche, oder runde Geftatt hatte. Diefer Zuftand der Höhlung wurde durch dag Nunzeligwerden der plaftifchen, fpinnewebenartigen Structur der inneren Membran, der hochorganiſirten und elaftifchen Außeren Lage und gehirnföormigen Subftanz here beigeführt. Nah Ablauf des erften Monates nach der Entbindung oder des zehnten nady der Gonception erfchien der Aufiere Ring gelblihroth marmorirt und zumeilen entfchieden rofas roth. Durch den Zutritt der Luft vermehrte fih deffen No: thung bedeutend, und der Durchfchnitt deffelben hatte, in Anfehung der fehrägen Anordnung feiner ſcheinbaren Fafern, mit dem des linken Herzventrifels einige Aehnlihkeit. In einem Falle, zu Ende des zweiten Monates nach der Ent: bindung, oder des eilften nach der Conception, zeigte ſich diefer Ring von bräunlichrother Farbe, und er glich dem hornigen glänzenden Gewebe des verdichteten Dberhäutcheng, das man um gewiffe Arten von elavus, wenn fie frifch gefhält worden find, her bemerkt. In einem andern Falle, wo der zweite Monat vollftändig abgelaufen war, erfchien der Ring als eine hornige, graugefärhte halbdurchſichtige — XXXI. 20. 308 Subſtanz, welche, in Betracht ihrer faſerigen Structur und Fleiſchfarbe, mit dem Nagel des lebenden Menſchen große Aehnlichkeit hatte, und deren Farbe, wie man bei der Beobs achtung bei durchfallendem Lichte wahrnahm, von der: Ans wefenheit von rothen Gefäßen herrührte, die in einem Fa im vierten (dreizehnten) Monate von einer Eapfelförmi Umhuͤllung auszugehen fhienen. An drei Eierftöden ſchwangerer Frauen bemerkte man in der Structur der rorhen Körper wichtige Mobificationen der bereitd befchriebenen Erfchrinungen. In einem Falle zeigte fich die Nöthung noch in der äußern Lage des Graafs [hen Bläschens, während die innere, ftatt, wie gewöhnlich, ein bloßes Hautchen zu feyn, mie bei den gehirnförmigen Körpern (19 B), welche, wie bereits erwähnt, nur bei Kind» betterinnen vorfamen, verdidt und unduchiichtig war, Bei den beiden andern Dvarien hatten die Röthung und Wer: didung ihren Sitz in den inneren Lagen, indem die Cyſten offenbar in der Verwandlung in dichte weiße Körper (16 B) begriffen waren, gerade, wie dieß oft auch bei Jungfrauen der Fall ift. In einem diefer legtern File war auch die innere gefäßreiche Dberflähe mit einem gelben Pigmente (die corpora lutea, 15B) bedeckt, weldyes von zerfegtem Blute berzurühren ſchien. 21) Die rofaroth oder roth gefärbten faferigen Koͤr— per (corpora rubra, 20), welche wir foeten befchrieben haben, wurden zwar im ihrer gewoͤhnlichſten Geitalt, wo fie aus einer fehr gefüßreichen äußern Portion beftanden, inners halb welcher ein undurchſichtiges Haͤutchen lag, ausſchlieblich bei Schwangeren und Kindbetterinnen angetreffen, waren aber bei ſolchen Frauen nicht jedesmal zu finden Bis zum ſiebenten Monate der Schwangerſchaft bes merkte man nur gehirnföormige Körper und in einem Falle kamen diefelben auch 8 Wochen nah der Entbindung vor; während bei einem Subject, das 2 Wochen, bei einem ans dern, das 3 Wochen, und bei noch einem, das 5 Moden nach dem Gebären geftorben war, weder tofarothr, noch ges birnförmige Körper angetroffen wurden, indem man in den Ovarien Eeine anderen Cyſten fand, als zwei Warieräten von weißen Körpern (16 AB), ein Zuftand der Dinge, ber fpäter auch in der achten, zehnten, zwölften und ſechszehn⸗ ten Woche, fowie nod länger nach der Entbindung, wahrs genommen wurde. 22) Diefes WBorherrfchen der corpora albida vor jeder andern phyſiologiſchen Erfcheinung des befruchteten Eis erſtockes fchien zuweilen von dem allmäligen Dbliteriren der Gefäße der außerordentlich gefäßreichen äußeren Membran und der diefelbe augkleidenden gehirnformigen Maffe herzurühren, wodurch zuerft ein gehienförmiger Körper mit durchfcheinens den Membranen (19 A), dann ein corpus rubrum mit einfacher fpinnewebeartiger Auskleidung (20), endlih ein weißer weicher Körper (16 A) entftanden war; zumeilen fhien es aber auch eine Folge der Neforption der gehirnfoͤr— migen Subftanz zu feyn, melde ſich vorher außerhalb der verdickten innern und der häutigen mehr Auferlihen Lage der Cyſte abgelagert hatte (19 B); während in einer ans dern Art von Fällen die gänzlihe Abwefenheit der Eörnigen Ablagerung unter Umftänden mwahrgenemmen wurde, welche ſtark auf die Vermuthung leiteten, daß in manden Fällen, von Conception diefe Erſcheinung ganz und gar nicht eins trete, fondern daß, wie dieß öfters bei nicht befructeten Frauen vorfommt, auch die Steigerung des Gefäßreihthums und der Organifation der aͤußern oder innern Lage des ge: borftenen Blaͤschens unmittelbar und ohne Dazwiſchenkunft desjenigen Stadiums, in dem fich eine gebirnförmige Sub: ftanz ablagert (19 A B), die Bildung entweder eines weis dyen oder derben (dichten) meifen Körpers (16 AB) folge. 23) Bei vielen Kintbetterinnen wurden Körper von dem nämlichen Character, aber in verſchiedenen Graden von Entwidelung, oft zugleih angetroffen, und man vermutbete alsdann, daß die am Beften organificten Enften die neueften und diejenigen feyen, melde die befruchteten Eier gelivfert hätten, und daß die Übrigen ſchon zu lange, wenngleich nicht nothwendig fehr lange Zeit, vor der Gonception vors banden gewefen ſeyen, als daß fie in Folge der Schwanz gerfchaft eine weitere Entwidelung hätten erlangen Fönnen. 24) Bei andern fchmangern (ſchwanger gemefenen?) Frauen, von denen Erine Zwillinge geboren hatte, und bei. deren einer ſich der Umftand, daß eine einfache Gonception ftattgefunden batte, ſich beſtimmt nachweiſen ließ, murden zwei Körper von aͤhnlicher Befhaffenheit und gleich vorge: ruͤckter Organifation in einem oder beiden Eierſtoͤcken ange: troffen, und in folhen Fällen war e8 unmöglich, zu beftims men, aus weldhem Bläschen das befruchtete Ei heivorgegans gen war, fo daß man annehmen mußte, fie ſeyen zu glei— der Zeit geborften, und während nur das Gi des einen bes feuchter worden, ſeyen die für eine böhere Drganifation gleih empfängliben Wandungen beider in gleicher Weiſe von der durch die Baͤrmutterſchwangerſchaft gefteigerten Cir— eulation in den Eierftöden betbeiligt worden. (Fortſetzung folgt.) (London and Edinburgh monthly Journ. of med. Science, July 1844.) bi Unterſuchungen über die Verwandlungen der Anhängfel der Gliederthiere. Bon Herrn Brulle, - Die Anhängfel der Gliederthiere find zwei Arten von Verwandlungen oder Umbildungen unterworfen, den aͤchten und fheinbaren (repräfentativen). Die ächten oder wirk— lihen find diejenigen, weldye ſich in verfchiedenen Lebenspe— tioden eines Gliederthieres ereignen und in'sbeſondere bei aewiffen Glaffen auffallend find, wo die Gefetse, nach denen fie ſich ereignen, höchſt intereffant find. Die fcheinbaren oder repräfentativen Verwandlungen find ſolche, welche ein und daffelbe Körperanhängfel bei den verfchiedenen Gruppen der Gliederthiere darbietet. In diefer Beziehung finden wir, daß das Bein eines dieier Thiere dem Unterkiefer (maxil- la) eines andern, und wiederum der Unterkiefer einer Spe— cies dem Oberkiefer (mandibula) einer anderen entfpricht. Daffelbe bemerft man aub an den Anbängfeln gewiffer phanerogamiſchen Pflanzen, welche fich befanntlid unter dem Einfluffe der Gultur in der Art verändern, daf fie entweder die Stelle anderer Structuren oder ein heteromorphes Ans 680. XXXI. 20, 310 fehen annefmen, indem fie die Charactere zweier verſchiede— nen Drgane darbieten. Die Anhängfel der Pflanzen find demnach im Grunde Daffelbe, wie die der Gliederthiere, und dieſe Analogie laͤßt fih auch durch alle ihre Verwand— lungen bindurd) verfolgen. "Wenn man die Reihe der Entwidelungen der Anhängs fel der Gliederthiere verfolgt, fo erkennt man zuvörderft : daß die Anhängfel bei vorrüdendem Alter defs felben Individuums in einer entfprehenden MWeife modificirt werden, wie dief bei Indivi— duen verfchiedener Species durh das Fortſchrei— ten zu einer höhern Drganifation geſchieht. So find die Beine die einfachſte Form der Anhängfel, und auf diefe folge in manden Füllen die mehr oder weniger zuſammengeſetzte Structur der antennae, in anderen Fällen die der manxillae, Ferner bemertt man: daß fih die Anbängfel in einem um fo frühbern Stadium des Lebens der Gliederthiere zeigen, je zufammen= gefebter oder höher deren Drganifation ift, und daß fie umgekehrt um fo fpäter erfheinen, je wenis ger Verwandlungen das Bliederthier zu erleis den hat. Der Grad der Wichtigkeit oder menigftens der Structurvollfommenheit eines Anhaͤngſels läßt fih alfo nah der Lebensperiode beurtheilen, in welcher es zuerft zum Vor— feine kommt. Die Etructur der Anhängfel liefert uns naͤchſtdem die Erklärung gewiffer Fälle von Monftrofität, die man Mon— ftrofitäten durh Theilung nennt. So findet man, 3 B., daß diefe Monftrofitäten in Betreff gemiffer, in der Regel, einfaher Anhaͤngſel einen Grad der Dronnifatien darftellen, welder der normalen Befhaffenheit gemiffer an— derer Anhängfel entſpricht. So entſtehen die maxillae, z. B., ſtets aus der Jurtapofition mehrerer Theile oder fie zerfallen, mit andern Morten, ftets in zwei bis drei Abthei— lungen. Die Beine fowohl, als die Fühler mander Krus ftentbiere bieten dieſelbe Structur dar, während dagegen bei den Inſecten diefe Theile, in der Regel, einfach find. Ges legentlich kommt e8 indeß vor, daß fie Aftig find, urd in diefen anfıheinend abnormen Fällen wird eigentlich nur die allgemeine normale Stiuctur des Anhängfels reproducirt. In Betreff der fcheinbaren Verwandlungen hat, 5 B., bekanntlich Herr Savigny ſchon febr bündig dargethan, daß die Mundorgane der Saug- und Kauinſecten weſentlich diefelbe Structur befisen, und die Meinung ausgeſprochen, daß die Unterlippe (labium) der Inſecten durch zwei zus fammengewachiene maxillae gebildet wird. Oken ift zu demfelben Refultate gelangt und hat geſchleſſen, daß bri gewiflen Inſecten die DOberlippe (labrum) eine ähnliche Structur darbietet. Aehnliche Nefultate laffen fihb in Be: treff de hypopharynx und epipharynx erwarten, fo daß dann alle Mundorgane der Infecten auf das Gefeg der Einheit der Structur zuruͤckgefuͤhrt feyn würden. Wenn man die Theile des Mundes in Beziehung auf deren einzelne Beftandtbeile betrachtet, laͤßt ſich diefe Einheit der Zufammenfegung leiht nachmweifen. Burmeifter bat unlängft die Anweſenheit diefer Elementartheile der maxillae 20” 311 in der Structur des labium dargethan und diefelben auch, wenigfteng bei manchen Species (gewöhnlich find fie fehr innig miteinander verfhmolzen), in den mandibulae ent- dedt. Es giebt fogar, 4. B., bei den Scolopendrae, Mandibeln, welche ebenfo\zufammengefegt find, wie die Ma: rillen. Durch diefe Unterfuhungsmetbode gelangen wir zu dem Schluffe, daß ein AUnhängfel ven der zuſammengeſetzte— ſten Structur an verichiedenen Körpertheilen verjchiedener Sliederthiere vorhanden fern kann. So find bei den In— fecten die maxillae, bei den Kruftentbieren die Kaufüße, bei den Mpriapoden die Mandibeln die zufammengefesteften Anhängfel, wenn man nicht etwa diefe legten als die ädıten Nepräfentanten der Maxillen zu betrachten hat Schon lange hat man die verfchiedenen Portionen der Marillen mander Gliederthiere durdy befondere Namen be: zeichnet. Es handelt fih nun darum, dieſelben Portionen an den Marillen anderer Inſecten, fowie an denen der Arahniden, Myriapoden und Gruftaceen, nachzuweiſen. Wer: möge diefer Unterfuhung fehen wir ung, indem wir von dem zufammengefeisteren Zuftande der maxillae bei den Coleo— pteren zu deren einfacherem Typus bei den Drthopteren, Neu: topteren, Hpmenopteren 2c. fortfchreiten,, zuletzt in den Stand gefest, zu beflimmen, worin die fehr verlingerten Marillen der Lepidopteren beftehen, und fo zu der rationelen Erkenntniß der Beſtandtheile diefes Drganes bei den Saugs infecten zu gelangen. Bei den Scmetterlingien hat die Hy— pertropbie eines Beſtandtheiles der maxillae die übrigen zum Fehlſchlagen gebracht und, indem jich daffelbe mit dem der anderen Seite vereinigt bat, eine vollitindige Roͤhre ers zeugt, fo daß man hier ein Beifpiel von einem Uebergangss ffadium der Unterlippe hat, und ein Schritt weiter führt ung zu dem permanenten Zuftande der Unterlippe, wo die beiden Hälften völlig miteinander verfhmo!zen find. Die obigen Bemerkungen beftätigen die allgemeine Gels tung jenes ſchoͤnen Geſetzes, daß alle Anhaͤngſel des untern Theile des Körpers der Gtiedertbiere einander wefentlih analog find, indem fi dieß theild aus den Einzelnheiten ihrer Structur, theils aus den 680. XXXL 20, 312 verfhiedenen Verwandlungen, welche eines diefer Anhängfel bei feinee Umbildung aus der einfachften zu der zufammens gefegteften Form durd;läuft, zur Genüge ergiebt. (Com- ptes rendus. Annals & Mag. of Nat. Hist., June 1844.) Miscellen. Eine Sammlung von kadhstaih und Lachsbrut hat Hırr A. Young, Infpector der Fiſchereien des Herzogs von Sutherland, dem Ashmolean Museum in Drford geſchenkt. Sie befteht aus 13 Proben von Eiern, die 13 bis 153 Zage nach dem Eigen geſammelt ıworden, und 10 Sremplaren von der Brut, vom Tage des Auskriechens, dem 135jten nach der Befrudptung, bis zu der Zeit, wo der junge Lachs jilberglängend wird und unter dem Namen smolt in die See wandert, was in diefem Falle 1 Jahr 9 Zage nach dem Auskriechen geihah. Die Beobachtungen, die Herr Young mit Lachsbrut aus dem Fluffe Spin in Suthirlands fhire anftellte, beftätigen im Allgemeinen die vom Herrn Shaw mit Lachsbrut aus dem Fluſſe Nith in Dumfriesfhire erhaltenen Refuitare, und vie geringen Abweichungen erklären fid) aus dem Einflufe der verfibiedenen Eocalitäten genügend. Im Fluffe Shin brauchen die Lachseier vom Legen bis zum Auskriechen 100 bie 140 Tage, je nach der Wärme der Witterung Binnen etwa einem Jahre wird der junge Lachs, nachdem er ein 'queergeftreifter parr gewefen, zum jilberglängenden smolt Manche fpät ausgekrochene Exemplare fcheinen die Farbe des smolt nicht zu derfelben Zeit, tie die übrigen, angunebmen, auch nicht mit diefen nach der See zu wandern. (Annals and Mag. of Nat, Hist., No. LXXXIX,, Aug. 1844) Ucber den Einfluß des Reihthbums und der Ar muth auf die &ebensdauer lief’t man im New-York Jour- nal of Medecine folgende Bemerkungen; Die uralte Meinung, als ob der Arme länger lebe, als der Reiche, daß diefer den Krank: beiten mehr unterworfen ſey, als juner, wird durch ftatiftifche Uns terſuchungen nicht beftdtigt. Daß der abgehärtete und genügfame Menſch von den Krankheiten, welche den fchiwelgenden Reichen treffen, frei ſey, iſt nur eine poetifhe Fiction Bei allen im gro— gen Maaßſtabe unternommenen Unterfuchungen über die Mortalie tät bat fi dieß gezeigt. Die Reichen find alfo im Durdjfchnitte gefünder und folglih gluͤcklicher, als die Armen, und der Grad der Dürftigkeit beftimmt im Allgemeinen den Grad der Kränklichkeit, wie überhaupt der Ungluͤckſeligkeit. Netrolog. — Der um die angewendete Chemie, na— mentlih in Beziehung auf Gefundheiterhaltungsfunde, fo. verdiente D’Arcet it am 2. Auguft geftorben. N eg: Beobachtungen über Eroftofen an der Wirbelfäule, Von Dr. Francis Battersby, Sroftofen oder Knochenauswuͤchſe an den Körpern der Wirbel — unabhängig von einer Deforganifation derfelben — kommen keineswegs felten vor, und viele pathologifche Sammlungen enthalten zahlreiche Beifpiele ihrer verfchiede: nen Stadien, befonders des Ausganges derfelben, der voll: ftändigen Ankyloſe der afficivten Knochen. Diefe Ankyloſe kann mehr oder weniger ausgebreitet feyn, nur zwei nebens einanbderliegende Wirbel oder auch den größeren Theil, feltes ner die ganze Wirbelfäufe betreffen; und die neugebildete Knochenmaſſe variirt von der Form einer dünnen Platte bis zu der eines rauhen Vorfprungs, der die Stelle des darun— terliegenden Zmwifchenwirbelfnorpeld einnimmt oder ihn viels mehr bedeckt. Die verfchiedenen Varietäten diefer krankhaf— ten Vereinigung der Wirbel, modificirt durch den befondes ren Theil der Mirbelfäule, welcher auf diefe Meile afficirt wird, find von den Schriftſtellern über diefen Gegenftand bis jest nicht angegeben worden. Wenzel ift der Einzige, der fie eingeln durcdnimmt, und feine VBefchreibung ift fo ſehr naturgetreu, daß id) diefelbe hier mitzutheilen mir ev» laube, Er fagt (Krankheiten des Nüdarats. Bamberg 1824. Fol. ©. 129 m. fe): „Bei der Ankylofe der Hals wirbel erfcheinen die Wirbelförper als eine einförmige Maffe, ohne daß eine bemerkbare Knochenlamelle ſich gebildet hätte. 813 Bri der Ankyloſe der Ruͤckenwirbel findet mm gewöhnlich eine eigenthümlich gebildete Knochenplatte, weniger häufig nur eine Knochenleifte, welche an der aͤußeren Flaͤche der Wirbel ausgebreitet liegt, jedoch vielen Varietäten unterworz fon it. Am Häufisften, findet man die Wirbel auf der rechten Seite feft miteinander verbunden, mährend fie auf der linken ganz frei find. Wenn die verbindinde Platte auf der linken Seite vorhanden ift, fo findet fie fih auch zu gleicher Zeit an der rechten, und zwar weit ſtaͤrker und dik— Eer. Unter vielen Präparaten befiße ich nur drei, bei wel: chen die neugebildete Knochenplatte auf beiden Seiten vorz banden ift; die Urfache dieſes Unterfhiedes fcheint mir in der Rage der aorta zu liegen. Die Lendenwirbel find auf verfchiedene und fehr augges fprodyene Weife ankyloſitt. Wir finden fie gewöhnlich zwei und zwei vereinigte, und zwar weder am ganzen Umfange ihres Körpers, nob auch durd eine einzelne Knochenleiſte, welche längs dir einen oder der anderen Seite verläuft. Sie find gewöhnlich verbunden durch einen deutlichen runden Knochenwulſt, welcher in der Geftalt eines dicken, umſchrie— benen Knopfes an beiden Seiten der Wirbelförper liegt, die in der Mitte frei und voneinander getrennt find. Was die Kertiige betrifft, fo find am Häufigften die processus obliqui anfpfofirt, und oft findet fib nur diefe Ankylofe; wenn diefelbe an den Stuchelfortfäßen vor: kommt, fo bat fie das Ausfehen, als ob die Knochenmaſſe von einem fpisen Fortſabe zum anderen herunter getropft wire. Die Bogen der Wirbel find felten durch Knochen verbunden; die der Halswjrbel find am Häufigften afficirt, und fie feinen dann zuſammengeſchmolzen. Sn Fällen von ſehr ausgedehnter Ankyloſe, und ba, wo die Knochenmaſſe fehr groß ıft, finden wir die Oeffnun— gen für die Nerven und die Arterien, fowie die Gelenkver— bindungen der Rippen, frei. Mas die Antylofe der Wirbel in Folge einer Verknoͤ— derung der Zwiſchenwirbelknorpel betrifft, fo fommt dieſelbe felten vor. Sit diefes der Fall, fo finden wir feine neue Knochenmaſſe an der Oberflaͤche der ankyloſirten Wirbel.“ Obwohl nun dieſe Beſchaffenheit der Wirbel ſo haͤufig vorkommt, fo bringt fie doch Wenzel, gleich vielen Schrikt— flellern. über diefen Gegenftand, nicht mit deutlich während bes Lebens bemerfbaren Symptomen zufammen. Shaw (über die Verkruͤmmungen der Wirbeliäule und der Bruft ©. 108) fagt: „Ankyloſe und Eroftofe der Wirbel find oft mit einer allgemeinen Vorwärtsneigung der ganzen MWirbels fäule verbunden, und aus zahlreichen DBeiipielen von anky— lofirten Wirbelfäulen, obne folhe Krümmung oder andere Beichen von Krankheit, Eönnen wir die Erklärung der dum—⸗ pfen Schmerzen im Nüden, innerhalb des Bodens und in dem Dber= und Unterfchenkel entnehmen, welde viele Kranke ‘empfinden, obgleidy feine Krümmung der Wirbelfäule ftatt: findet und nur ein ſtarker Drud auf die Wirbel ſchmerz⸗ haft empfunden wird. Diefes gewöhnliche Fehlen des heftis gen Schmerzes ift um fo merfwürdiger, wenn man an die Verſchiebung und Zerrung denkt, welche jene wichtigen Ner— ven erleiden müffen, die fo eng mit der Vorderſeite der 314 Wirbelſaͤule, befonders am unterin Theile der Ruͤcken- und Londengegend, zufammenhänyen. Daß fie zumeilen leiden, ift durch mehrere Fälle und Sectionen erwiefen. Was die Urfache der Eroftofen an der Wirbelfäule bes trifft, fo iſt fie ziemlich dunkel Bei einer vorhandenen feits lihen Krümmung fheinen fie von der Natur angebracht zu werden, um die Wirbel zu verftärfen, ungefähr auf diefelbe Meife, wie die innere Krümmung rbaditifher Knochen vers ftä:fe wird, und bei caries der MWirbelfäule ift Ankyloſe der günftigfte Ausgang derfelben. Außer diefen Fällen wird die Eroftofe für eine Folge oder felbft einen notbwendigen Begleiter des heben Alters gehalten, aber die Individuen in den oben angeführten Faͤllen waren keinesweges alt. Mit größerer Wahrſcheinlich— feit läßt fih eine Analogie diefer Ankylofe bei alten Leuten mit der des Steißbeins bei denfelben aufftellen, und fie ent— fieht durd das Auftrodnen der Ligamente im Algemeinen oder der zwifchenliegenden ligamentög = cartilaginöfen Körper, welche dann fo dünn, wie Papier und fo hart, wir altes Eder werden. (Cf. Portal Cours d’Anatomie medica- le, t. I. p. 297.) Dieſes erfiä.t den Verluſt der aufren- ten Haltung, fowie die Schiefheit der MWirbelfäule bei altın Leuten, und die auf diefe Weiſe aneinandergebrahten Kno— chen vereinigen ſich ohne die Neubildung der Knochenmaterie. Es ift aub nice unwahrſcheinlich, daß in vielen Fällen Eroftofen, bei altın Leuten vorgifunden, dem Alter zuge fehrieben worden jind, obwohl fie, in der That, ſich bereite weit früher gebilder batten. Wenzel, der zwei Figuren einer in diefer Lage ſich befindenden Wirbelfäule giebt (Ope⸗ rat. ꝛc. Zaf. 2. Fig. 2. und 3.), führe die Eroftofe auf eine langanbaltende und heftige Anftrengung zurüd und bemerkt, das fie häufig bei den arbeitenden Glaffen, wie bei Laftträgern, fowie auch bei Laſt- und Zugthieren, vorfoms me. Er behauptet, daß eine Gonyeftion der Theile ftatt: finde, und daß der Knochen zwifchen dem äußeren perio- steum und dem vorderen MWirbelligament gebildet werde, welches leßtere bei hervorragenden Knocdenlamellen geipannt, verdidt und fehr glänzend ift, bei größerer Hervorragung der Anohenausmüchfe faft verſchwunden ift. obftein (Traite d’Anatomie pathol. t. II. p. 397) ift geneigt, die Ankyloſe der Wirbel einer gichrifchen und rheumatifhen Dispofition zuiufchreiben, und behauptet, daf jene am Häufigften bei Individuen vorfomme, die an Nheumatigmus gelitten haben. Delpech giebt zwei Fälle, um zu bemeifen, daß nadı Rheumatismus nie ein organis ſches Leiden eintrete, und daß, wenn aud die Deformität faft unglaublich weit vorgefchritten ift, fie doh am Leichte: ften zu befeitigen fey. In dem erften Falle Eonnte der Kranke nicht fo weit feinen Kopf heben, um vor ſich ber zu fehen, und in dem anderen, in welchem der Stamm in dem größtmöglichiten Zuftande von Flerion firirt war, ftand der Kopf tiefer, ald die Schultern, und das Gefiht war gegen die Bruft gewendet; in beiden Fällen wurde die Deformität geheilt, nachdem fie mehre Jahre hindurch beftanden hatte. (ef. op. eit. p. 229.) Er fagt, daß, wenn eine Seite der proc. obliqui afficirt, die Muskeln, um den yegenfeis 315 tigen Drud der afficirten Flächen zu verhindern, den Kopf gegen die fchmerzhafte Stelle hinwenden und nad der ents gegengefegten Seite neigen, welches, nach ihm, jenes Uebel von der Contraction des m. sterno-mastoideus unterfheis det; da aber das fibröfe Gewebe vorne an der MWirbelfäule ſeht zur Entzündung geneigt ift, fo verbreitet ſich diefe auf daffelbe, ſobald fie etwas länger dauert, und die Verkruͤm— mung nad) Vorne wird unvermeidlich, und wenn diefe Zheile afficirt find, fo koͤnnen die Faſerknorpel nicht frei bleiben. Was nun endlich die Behandlung von Exoſtoſen bes trifft, fo geben, mit Ausnahme von Eräftig wirkenden aͤuße— ten Mitteln, Eeine anderen irgend eine Hoffnung auf Erz folg. Es ift eine Sache von Wichtigkeit für den Arzt, zu entfcheiden, ob er zu activen Mitteln in den Fällen fchreis ten foll, mo feine anderen Spmptome ihn leiten, als der Schmerz, welher aud dem aneurysma aortae eigen ift. Es möchte vielleiht fiherer feyn, den Kranfen auf das von ung befchriebene Uebel zu behandeln, örtlihe Blutentleerun— gen durch Schröpfföpfe, Gegenreize, wie Moren, anzuwenden und innerlich Mercur bis zur Salivation und dann SodEali zu geben. Selbft im Falle, daß ein aneurysma vorhan= den feyn follte, koͤnnen diefe Mittel nur wenig ſchaden, und man hat immer Zeit, fie auszufesen, fobald die Syms ptome ſich verihlimmern. Wenn das Uebel fo meit vorges ſchritten ift, daß es der Pottfchen Krümmung ähnlich if, fo find nody immer diagnoftifhe Merkmale wünfchenswerth, da die obenerwähnten Mittel noch von einigem Nutzen ſeyn Eönnen. Vielleicht dienen bier der überaus große Schmerz, die Tendenz; zum plöglichen collapsus und die allmälige Beugung der MWirbelfäule, welche im Pottfchen Uebel bei einer Affection der Lendenwirbel gar nicht vorhanden ift, zur Diagnofe. Die allgemeine und fehr ftarke Beugung des Halfes, unmittelbar nach Vorn geftügt, die Diagnofe des Uebels in diefer Gegend, wenn es von Nheumatismus abhängig ift und dieſes zufammen mit dem Nichtvorhandenfenn eines Gefühle von großer Schwere de8 Kopfes, von Dysphagie, Voͤlle am hinteren Theile des Schlundes oder von Heiferkeit dient zur Unterfcheidung von der Verſchiebung des Hinter: hauptes auf den Wirbeln in Folge einer deftructiven Ent: zündung der Knochen und Ligamente. Menn bei der Eroftofe die Krümmung urfprünglich zur Erleichterung der Strefung auf den entzündeten Ligamenten entſteht, fo wird nach Befeitigung der Entzündung die Na— tur die Entftellung heilen, wofern fie nicht organifhe Ver— änderung der Theile oder eine Enöcherne Vereinigung zur Folge gehabt hat. Auf die Entfernung des einmal gebildes ten Knochens läßt fi) von einem Mittel irgend ein Eins fluß erwarten, und die Gegenwart deſſelben empfiehlt Vor— fiht bei der Anwendung mechanifcher Mittel zur Beſſerung der Deformität. Sie find gefährlib und ohne Nugen. Die Entzündung kann ſich wohl auf die Membranen deg Nüdenmarkes oder des Gehirns fortpflanzen, aber die größte Gefahr ift von der Äuferen Gemalt zu‘ befürchten, indem das Material zur Abwehrung des Stoßes durch die Ver: 680. XXXI. :0, 516. knoͤcherung ber Iheile zerftört if. (Dublin Journal, Sep- tember 1843.) Ueber die gelatinds = albuminöfen oder fiordfen Geſchwuͤlſte. Bon Profeſſor Lefaupage, Mit dem Namen fibröfer Geihmwülfte hat man Tumo— ten bezeichnet, welche am Häufigften an den reichlich mit Bellgewebe verfehenen Theilen vorfommen und einen großen Umfang erreihen fönnen. Sie wachen durch eine Art von Sntusfusception, ohne jemals irgend ein Organ, felbft das zu ihrer Entwidlung beittagende Zellgewebe, in ſich bineins zuziehen. Sie find ferner, daß fie in feiner Gontiguität mit lebenden feften heilen ftehen, ohne Empfindung und erzeugen nur durch Drud zuweilen Schmerz. Sch babe diefe Gefhmülfte an der Bruft am Hoden fa, in der Schenfelfalte, an der hinteren Partie ded Obere ſchenkels, im Gekröfe u. f. w. beobachtet. An der Bruſt zeigen fie die Eigenthuͤmlichkeit, daß fie fih ſtets an dem binteren Theile der Drüfe entwideln, und wenn fie ſehr groß geworden find, jſt diefe abgeplattet und bededt ihre ganze Vorderflaͤche. Velpeau hat fie (Diet. de Med. s. v. Mamelle) nur ald Tumoren der Bruft befchrieben und giebt an, daß fie aus Faferftoff oder aus feftgemordenem und organilirtem Eiweiß beftehen. Müller nennt fie tumor fibrosus s. desmoides. (Journal de l’nstitut, Mars 29. 1837): Zu den von Belpeau angegebenen Characteren fommt noch der einer Fluctuation, welche felbft die geuͤbteſten Practifer zu täufchen vermag. Sehr häufig ift das Innere diefer Gefhmülfte mit Eleiz nen Cyſten, die zumeilen fehr zahlreich find, angefüllt. Sie enthalten eine röthlihe oder bräunliche Flüffigkeit, und ihre Wandungen haben eine fehr ausgebildete zellige Structur. Mit einer ftarken Lupe unterfucht, bietet das Gewebe der Tumoren eine große Menge ſich bildender Blutgefäße, deren Gontouren zumeilen gut ausgeſprochen find, zumeilen ges f&hlängelt durcheinander laufen; fie haben im Durchſchnitte 3 — 4 Decim. Länge und laffen feine WVeräftelungen ers fennen. In zwei Fällen, wo ich ein Troifar big zum Mits telpuncte dieſer Gefhmülfte einige Tage vor ihrer Exſtirpa— tion eingeftoßen hatte, fand ich bei der Section, daß um die Durchgangsftelle des Inſtruments ſich eine Blutinfiltras tion gebildet batte, ein deutlicher Beweis von der Verletz⸗ ung einer großen Menge diefer Gefäße. Alle von mir bes obachteten Fälle zeugen pofitiv dafür, was auh Boyer, Bays le, Velpeau u. U. angegeben haben, daß die Entfernung diefer Gefhwülfte an ſich gar Feine Gefahr darbietet, und befonders, daß niemals ein Necidiv ftattfindet. Folgender Fall jedoch zeigt eine fehr auffallende Ausnahme ven diefer' allgemeinen Regel. Madam Idonet, dreiundfechgzig Jahre alt, von ſchwacher Gonftitution, fehr ruhiger Gemüthsart, niemals kraͤnklich, und feit dem fechsundvierzigften Sabre nicht mehr menftruict, empfand im Jahre 1830 anfänglich einen ſchwa⸗ 317 hen Schmerz in der Bruft, welcher duch Drud zunahm. Bald zeigte ſich eine kleine Gefchwulft, welche ziemlich lange Zeit hindurch unſchmerzhaft blieb. Erft im November 1831 entwidelte fie fi fo fanell, daß fie im folgenden Februar, mo ich die Kranke zuerst fab, den Umfang des Kopfes eines Erwachfenen hatte. Sie war gleihmäßig zugerundet, nicht gelappt, weich genug, um mich das Vorhandenfeyn einer Flüͤſ⸗ figkeit vermuthen zu laffen. fo daß ih acht Tage vor der Dperas tion einen Zroikar bis zur Mitte einftach, übrigens unfchmerzbaft, ziemlich beweglich, ohne Veränderung der Haut und ohne Ans fhmwellung der Adrfeldrüfen. Bei dieſer Spmptomenreibe trug ich kein Bedenken, eine Diagnofe und Prognofe zu fielen, welche die Kranke leicht zur Operation fid) entſchließen ließen. Sie wurde am 22. Februar 1832 ausgeführt. Wir fanden die Bruftorüfe volltommen gefund und vor dem Zu- mor abgeplattet. Wie in den anderen von mir beobachteten Faͤllen, beftand derfelbe aus einem weichen, elaftifhen, ziem: lich reſiſtenten Gewebe, welches aber bei'm Drude in unres gelmäßige Lappen zerrif. Man fand darin mehre gut orga= nifiete Cyſten, und vermittelft der Loupe eine große Menge entftehender Gefaͤße, mit ziemlich volftändig organifirten MWandungen. Ich Eonnte die Kranke nur felten fehen, die Wunde wurde gehörig verbunden, ihre Ränder entzlindeten fih mehr: mals; die Heilung z0g ſich in die Länge und war nur erit feit wenigen Zagen eingetreten, als man eine neue Geſchwulſt erfheinen fab, welche bald den Umfang eines großen Eies annahm. Die Narbe verfhob fih, und die Haut lief, ins dem jie fich bis zur Bafis der Gefhmulft zurüdzog, diefelbe auf 3 ihres Umfangs unbededt. Die Eritirpation murde leicht ausgeführt, das Gewebe war ganz dajfelbe, mie das der urfprünglihen Geſchwulſt. Im Mai erfdien ein neuer Tumor, der gleichfalls ent: fernt wurde, Bald darauf neue Heilung, neuer Tumor, neue Erftirpation; diefer Tumor enthielt eine große Menge mit bräunlicher Fluͤſſigkeit gefüllte Cyften, und das unter dems felben befindliche Zellgewebe war rötber und mebr angeſchwol⸗ len. Bald neues Recidiv u. f. fe Im Mai erfhienen 5 Zumoren, 2 unter der Narbe, der dritte ein Wenig böber hinauf. Der größte hatte den Umfang eines Eies erreicht, als ich die widerftrebende und entmuthigte Kranke zu einer neuen Operation bewog. Das Zellgewebe, welches den Ges fhwülften zur Baſis diente, war mehr angeſchwollen und erſchien ſehr verhärtet. Die Vernarbung erfolgte rafch, aber bald erfchienen auch wieder 2 neue Gefhmwülfte. Diefe ers reichten binnen Kurzem einen großen Umfang, zerriffen die Narbe, machten fic in die Queere Bahn und ftellten, eine an die andere ſich anfchließend, die Geftalt zweier unregelmd: Biger Parallelogramme dar. Sie nahmen endlih den ganz zen Raum zwifcen dem Stamme, dem Ober: und Vor— derarme ein und ſchwitzten in Menge eine ferög =: mucöfe Flüffigkeit aus, welche die Kranfe überfhmemmte und er» fhöpfte. Am 24. November trat der Tod ein. Autopfie. Die beiden Gefhmwülfte boten Eeine neue Eigenthümtlichkeit dar. — Daffelbe weißliche Gewebe, pfeus 680. XXXI. 20. 318 domembranenartig , von mehren Cofien und zahlreihen Ges: fäßen durchzogen. Trotz der mehrfach wiederholten Erftirpas tion war das Zellgewebe oberhalb des großen Bruftmustels noch ſehr reihlih vorhanden. Cs mar von albuminds fem Serum infiltrirt, zeigte aber feineswrges ffirchöfe Structur, So folgte alfo in diefem Falle, gegen alle frübere Ers fahrung, auf die Erftirpation einer gelatinössalbuminöfen Ges ſchwulſt fiebenmal ein Recidiv. Die Gefhwülfte diefer Art müffen natürlich die Eles mente ihres Wachsthumes dem fie umgebenden Zellgewebe entnehmen; damit fie aber eine folide Gonfiftenz erlangen koͤnnen, muß die erhalirte Flüfiigkeit plaftifh und gerinn: bar, mit anderen Worten, das Product einer lebhaften Aufs regung feyn: fo ift denn aud das galatinössatbuminöfe Ges webe in feinem Weſen und der Art feines Entſtehens durchs aus mit den Pfeudomembranen identifh. Die Geſchwülſte, von denen bier die Rede ift, werden augenfcheinlih durch die Einwirkung einer cellulöfen Aushauchung oder vielmehr durch eine aus Erhalation und Abforption combinicte Thä: tigkeit und unter dem Cinfluffe einer, allem Anſcheine nad, zufälligen Reizung erzeugt, zu welcher aber bald fecundäre Urfadyen hinzufommen, melde diefe Reizung anhaltend mas chen, und das Weſentliche dabei ift ohne Zweifel dag Wors bandenfeyn einer fo umfangreihen Maffe inmitten des les benden feften Gewebes, welches feinerfeits die Phänomene der Abforption und Erhalation ausübt, Menn man diefe Umftände zugiebt, fo ift es leicht, fich von der Erzeugung jener erften Nudimente der Organifation, in Form der Blutgefäße, im Mittelpuncte der gelatinög = als buminöfen Gefhmwülfte Redenfhaft zu geben. Und kann man wohl nah dem jegigen Standpuncte der Wiſſenſchaft annehmen, daß das Keben fih inmitten einer neuen Drgas nifation fo deutlich entwideln Eönne, ohne daß ein gleichfalls rudimentäres Nervenfpftem Theil daran nimmt? (Arch. gen. de Med., Fevr. 1844.) Ueber den relativen Werth der partiellen Ampu— tationen des Fußes. Bon Der Verfaſſer befchreibt zuerft eine neue von Herrn Sobert vorgefchlagene und ausgeführte partielle Amputas tion des Fußes. Sie wird an dem Wuͤrfelbein-Metatar— falgeienfe nah Außen und am Kahn: Keilbeinyelenfe nad) Innen verrichtet, fo daß fie tarfosmetatarfal im erften Falle, tarfal im zweiten if. Es it alfo eine gemiſchte Operation welche in der Mitte zwifchen der von Chopartund Lisfranc ſteht. Diefe Operation verdient befonderd angewendet zu werden, wenn das Kahn» und Mürfelbein gefund geblieben find. Here Laborie vergleiht nun die drei Operationen miteinander. Bei der nady Chopart legt man eine Kno— henfläche von einer gemwiffen Ausdehnung bloß, man durch— ſchneidet das ligam. calcaneo - cuboideum inferius, welches die am unteren Theile des Fußes durch den calca- Herrn Raborie 319 neus und das os cuboideum gebildete Vertiefung trägt; der calcaneus wendet jih daher nah Dben und Hinten, um einen genügenden Stuͤtzpunct zu finden und die Retraction der Achillesſehne, welche diefes berbeiführt,, zieht zu gleicher Zeit die Narbe nah) Unten und jtellt fie der Zerreißung bloß, indem fie bei'm Gehen und Stehen ſchmerzhaft ge: drückt wird. Diefe Wirkung tritt um fo leichter ein, als nah Durchſchneidung der Anfaspun:te des tibialis anti- cus und aller Beugemuskeln des Fußes keine Antagoniften für die Streckmuskeln vorhanden find. Bei der Zarfo-Mrtatarfaloperation Eommen dieſe Nach— theile niht vor. Das ligament. calcaneo - cuboideum wird gefihont, der caleaneus fährt daher fort mit dem os euboideum die als Stüspunct dienende Woͤlbung zu bilden; dieſer Stüspunct ift noch lang und ftarf genug; endlih wird der tibialis Anticus erhalten und dient zum Theil als Gegengewicht gegen die Action der Ertenforen, welche die Ferfe nah Dben zu ziehen ſtreben. Bei der neuen Dperation des Herin Jobert endlich erhält man noch ein ziemlich) beträchtlihes Stud des Fußes; nur opfert man nothwendigerweife den Anſatzpunct des ti- bialis anticus. Wenn fie in dieſer Beziehung minder vortheilhaft, als die Zarfo » Metatarfaloperation ift, fo bie: tet fie dagegen den Vortheil dar, daß die Spnovialhöhlen der bleibenden Gelenke unverfehrt find, während hei der an— deren die Synovialhöhle des Kahn-Keilbeingelenkes geöffnet wird, welche mit derjenigen in Verbindung ſteht, die fiih zwifchen dem zweiten Metatarfalz und zweiten Eeilfürmigen Beine befindet, Herr Laborie ift daher der Anſicht, daß die Fario-Metatarfaloperation die geeignetfte ift; dann kommt die des Herrn Jobert, und die Chopart’s ift die uns günftigte. As Beweis für diefe Unficht, führt der Verfaſſer mebre, Sobert, Larrey und Robert entlehnte File an, in welchen die Kranken, in Folge der fehr bedeutenden Retra— ction der Achillesfehne, nicht gehen konnten; bei Mehreren folgte fogar auf die Durchſchneidung diefer Sehne bald eine neue Retraction, von denfelben Unbequemlichfeiten begleitet. Herr Laborie fehlägt mehrere Modificationen vor, um die oft aus der Operation Chopart's refultirenden fihlechten Erfolge zu befeitigen. Er raͤth erjtlih, den Stredjehnen eine gewiſſe Laͤnge zu laffen, damit fie an den unteren Lappen fih anfegen und der Retraction der Achillesfehne eiz nen gewiffen Widerftand entgegenftellen können; ferner will 680.XXXl, 20, 320 er, daß man im Rappen nur fehr wenig Fleiſch laffe, um die Menge und Staͤrke der Agentien der Netraction zu vers mindern, und flatt des vereinigenden Verbandes eine ununs terbrohene Nach anlege. Endlich ſchlaͤgt er die Anwendung eines nah Vorn mehr, als nah Hinten erhöhten Stiefels vor, um die Zendenz des calcaneus, ſich nad) Oben zw ziehen, zu vermindern. (Aus Annales de la Chirurg. frang. et etrang. in Arcli. gen. de med., Decem- bre 1843.) Miscellen Berfhließung der Stimmrige durch warzenartige VBegetationen. — Su der Sigung der patholcg:fchen Geſell— fhaft zu Dublin am 19. März 1342 leate Dr. Stokes die fri— fen Präparate eines Falles von laryngitis chronica, ohne Kranke heit der Zungen und obne die gewönntihen Symptome einer me— hanifhen Behinderung der Refpiration, vor. Das Subject des Falles war ein Maler von vierunddreißia Sahren, aufgenommen in das Meath Hospital am 10. März. Dieſer Mann hatte drei— zehn Mal die Bleicolik gehabt, und feine Oderertremitäten warın drei Mal gelähmt geweſen. Stine Stimme war nach und nady ſehr fhwady) geworden, und vor ungefähr acht Monaten wurde er von Duften befallen und warf einen zäben Schteim aus, Zur Zeit feiner Aufnahme war er fehr abgemagert; das Geſicht blaß, die Lippen blau; Mund, Zähne uno Zunge mit ſchmutzigem Beleg; dabei Athemnotd. Sm Schlunde Fonnte nur eine allgemeine Re— laration bemerkt werden, das Zäpfchen erfchien verlängert. Das Athmen war zuweilen erfchwert, zuweilen leicht und ruhigz zuwei— len Pfeifen in der Bruft, doc; ftets leicht und nur bei Aufregung des Kranken. Die Stimme war febr ſchwach. Das Reſpirations— geräufd war faft unhörbar, zumeiten etwas Brondialraffeln, zumeie len ein etwas dumpfer Percuflionston. Wenn die Reſpiration ſpon— tan aufgehoben wurde, fo ward der erfte Derzton unhörbar. Die Athemnoth nahm zu, das Pfeifen begleitete zuweilen drei bis vier Snfpirationen und verfhrwand dann. Sn der Nacht leichte Geiſtes— verwirrung. Tod eine Woche nad) der Aufnahme, Bei der Section fand man die glottis durch eine Reihe mwarzenartiger Auswüchle rund an der Mündung herum fo vollitändig verftopft, daß Fein Tropfen Waffer durchdrang. Das Uebel war auf diefe Stelle allein beſchraͤnkt. Die Lungen waren frei von Zuberfein, und nur die unteren Rappen in einem leichten Gongeftivzuftande; in den Brons dien fihaumiger Schleim. Die Tafıten dee Kehlkopfs waren etwas verengert und der Schildknorpel etwas verfnödhert. (Dublin Jour- nal, March 1344) Kalt-Waffer-Doudhe gegen Paraphimofis em: pfiehit Dr. Baleftrier, zu Nimes, als ein ficheres Mittel, wos bei die Reduction ebenfo leicht gelinge, als bei der, im neuefter Zeit fo viel aerühmten, Anwendung der Belladonna. Die Eichel wird blaß, ſchrumpft zufammen und verkleinert fib in Verlauf weniger Minuten fo fehr, daß nun der leichtefte Druck genügt, die Repofition zu Stande zu bringen. (Journal des connaissances medico -chirurgicales, Avril 1843.) Dh 11:09 ap. ich re Experimental Researches, chemical and agricultnral. Part 1. contains, Carbon a compound Body made by Plants in quan- tities varying with the circumstances under which they are placed. Part Il. Decomposition of Carbon during the pu- trefactive Fermentation. By Rob. Rigg. London 1844. 8. A brief Description of the Characters of Minerals, forming a complete anı familiar Introduction to the Science of Mine- ralogy. By Edward J. Chapman, etc. london 1844. 12. Histoire de l’epidemie de meningite-cerebro-spinale, observ& a l’höpital militaire de Versailles en 1839. Par M. le Docteur Paris 1844. 8. Du Torticolli. Par L. J. H. Depaul, D.M. etc. Paris 1844. 8. Faure-Villar. u — — ——— Menue Wotizen aus dem Gebiete der Hatur- und BKeilkunde, arfamınelt und mitgetheilt von den Obers Medieinalraibe Froriep zu Weimar, und dem Medisinafrarhe und Profeffor Eroriep zu Berlin, N 681, (Nr. 21, des XXXI. Bandes.) September 1844, Gedruckt im Landes : Snduftrie » Gomptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandee, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 a7, des einzelnen Stüdes 3 7Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x 3 5 Rasa On a 3 Ueber die Anatomie und Phyfiologie des im Gierftode enthaltenen Gies, fowie über das corpus luteum bei der Frau und den Gäuge- thierweibchen. Bon Herrn Deshamps,. Es ergiebt ſich aus meinen Unterfuchungen, daß bei der Frau und den Siugethierweibchen das vollftindige Ei aus dem Graafſchen Bläschen und dem v. Baer ’fhen Eichen befteht. Man findet, wie ich in meiner Abhandlung nachmeife, [ben im ovarium alle tefentlichen Beftand: theile des Eies, 3. B., das chorion, die eiweißartige Feuchz tigkeit, oder dag Eiweiß, die Dottermembran, den Dotter; ich befchreibe diefe verfchiedenen Theile nach allen ihren Ein: zelnheiten, fowie aud die Verbindung des Eies mit dem Eierſtocke, d. b., das zellig=gefüßreihe Gewebe, welches fpäter zum corpus luteum wird. Vom corpus luteum. — Die Anwefenheit diefes Körpers ift, meiner Anſicht zufolge, ein fichereg Kenn— zeichen einer fruchtbaren Begattung der beiden Geichlechter, und diefer Umftand ift ebenfowohl für die gerichtliche Me— diein, als für die DOvologie von der höchften Wichtigkeit. Dieß Zeichen der Befruchtung ift aber vorubersehend, waͤh— rend dag aus der Zerreißung des Eierſtocks-Peritoneum ent— ſtehende Närbchen ein beftändiges Zeichen ift, dag indeß ins ſofern teügen fann, als die von dir Menfiruation herruͤh— renden Närbchen mit denen der Befruchtung verwechfelt wers den Eönnen. Bei einer in der Salpetriere mit den Zeiz chen der Sungferfchaft verftorbenen alten Frau waren die Dvarien von alten Narben, welche von den Menftruationgs epochen berrührten, fiebartig durchlöhert. Auch an den Ei: erftöcen junger Sungfrauen, welhe das Alter der Mann: barkeit erreicht haben, findet man jederzeit die von der Mens firuation berrührenden Narben. Die an Thieren angeftellten Beobachtungen beftätigen die an Frauen vorgefundenen Er— f&beinungen diefer Art vollkommen. Sch habe weibliche Kas No. 1781. — 681. ——— ninchen, Huͤndinnen, Katzen, Sauen bis zum Alter der Mannbarkeit aufgezogen und abgeſondert gehalten, ſo daß nie ein Maͤnnchen zu denſelben kommen konnte, und den— noch fand ich zu der, durch das Eintreten der Brunſt an— gezeigten, Zeit der Reife der Eier, die Graafſchen Blaͤschen geplatzt und die Eier in den oviductus eingetreten. Ein aͤchtes corpus luteum war nie vorhanden, und das Naͤrb— chen am Eierſtocke erſchien, wenn ich die Thiere nach der Brunſt noch einige Zeit leben lich. Das corpus luteum bildet ſich ſchnell; ich habe mid) bei Küben, Schaafen und Kaninchen davon überzeugt, daß dieſes Kennzeichen der fruchtbaren Begattung fhon einige Stunden nad Vollziehung der legtern vorhanden war, Das corpus luteum, eine Binfällige Membran, welche aus dem zellig + gefüßreihen Gewebe entftceht, welches das chorion umgiebt, bildet eine kleine fugelförmige Maffe, welche das Ei von dem Parenchyma des Eierſtockes trennt. Diefer, das Ei ifolirende, Körper fällt, nachdem das Ei ſich abgelöftt hat, zufammen und nimmt die Geftalt einer gelblihen Kugel mit unebener wulſtiger Oberflähe an, die ſich allmälig fo bedeutend vergrößert, daß, z. B., bei der Kub das eigenthümliche Gewebe dis Gierftodes daneben wie zuruͤckgedraͤngt und atrophifch erfcheint. Bei der Sau tritt das Corpus Juteum für fid an die Stelle eines bfa= fenförmigen Beerchens der Traube. Die corpora lutea treten zumeilen in die Subftanz des Eierftodes zuruͤck, fo daß man fie von Außen nicht bemerkt. Der gelbe Körper verliert langfam an Größe und verfchwindet erft lange nach dem Gebären. Sch babe denfelben noch länger, al8 8 Mo— nate, danach gefunden. Die gelbe Farbe verändert ſich mit der Zeit; die Ießten Spuren des corpus luteum zeigten ſich zuweilen roth, vöthlich, ziegelvoth, braunlich, olivengrün, ja ſelbſt ſchwarz. Die Reforption des gelben Körpers fins det, in der Megel, von der Peripherie nah dem Mittel: puncte zu ftatt, fo daß man die zelligen Ueberrefte der Mit: telhöhle und deren zellige Ausläufer bis zulegt findet. 21 323 Wenn man das corpus luteum durchſchneidet, fo findet man in deffen Mitte die becherförmige Höhle, welche das Ei enthielt. Diefe Höhle enthält Blut und Klümpchen von Fibrine, oder ihre Wandungen haben fih aneinandırs gelegt und die Spuren ihres frühern Vorhandenſeyns offen: baren fih nur noch durch blättrige Zellen. Das mittlere Bellgewebe, welches der Peripherie des Cierftodes näher Liegt, als dem Mittelpuncte des corpus luteum, bietet Vers zweigungeen dar, weldhe, in Geſtalt von Radien, den gelz ben Körper in eine Anzahl Laͤppchen zerfüllen. ine Furche ift ſtets fehr deutlich vorhanden. fie ift gewöhnlich geſchlaͤn— gelt, zuweilen aber auch geradlinig und fenfreht zur Ober: flühe des Eierftodes gerichtet. Sie entfteht aus der Ver: narbung des Niffes, durch welchen das Ei ausgetreten ift. Die Blutgefäße dringen durch die zelligen Raͤume oder Furchen, welche die Käppchen des gelben Körpers voneinan: der trennen, bis zum Cie, Jedes Laͤppchen beſteht aug einem Gefäß-, Zells und fecernivendem Gewebe, welches in -feinen Eleinen Fächern oder Zellen eine aus Kügelben und Koͤrnchen beftehende Sub— ftanz enthält, welche dunkelgelb, wie Ocher, gefärbt ift. Die gefärbten Koͤrnchen entweichen nicht, wenn man in das Gewebe einfchneidet, eben weil jedes Laͤppchen aus einer Menge von Fächern beſteht. Allein in Waſſer macerict, lot fich die gelbe Farbe auf und verurfaht auf Papier und Leinwand Fleden. Der gelbe Körper ift bei Frauen, welde am Kindbettfieber geftorben find, fo weih und ſchlaff, daß ih ihn im Hoſpital de la Maternite öfters leiht und vollftändig ablöfen Eonnte. Indeß laͤßt er ſich felbft in die: fem Falle durch Kochen, Alkohol und fhwahe Säuren ziemlich confiftent machen. Zur Zeit der Menftruation und der Brunft plagen die bypertrophifchen Eierftodbläshen, nachdem fie überreif ge: worden, fo daß das v. Baëörſche Eichen in den oviduc- tus füllt. Alsdann bildet ſich nie ein gelber Körper, und die Höhlung des Graafſchen Blaͤschens, oder des chorion ift glatt, ausgegliben und duch die eimeißartige Feuchtig— keit ſchluͤpfrig gemacht. Von der Eierſtocks-Traͤchtigkeit. — Die Ent— wickelung der Eier im Eierſtocke bildet die Erſcheinung, welche ich die Eierſtocks-Traͤchtigkeit nenne. In dem zu ihrer Aufnahme beſtimmten Orcgane zuſam— mengedraͤngt, mußten die Eier der Saͤugethiere ſich der Enge des Raumes anbequemen. Deßhalb iſt ihre Geſtalt nicht immer regelmaͤßig oval; manche ſind ellipſoidiſch, andere plattgedruͤckt, viele amorph. Sobald die Entwickelung eines Eies beginnt, nimmt es eine ſphaͤriſche Geſtalt an und ruͤckt der Oberfläche des Organes immer naͤher, fo daß vor der Befruhtung die Peritoneal = HalbEugel des Eies eine größere Hervorragung bildet, als die Halbkugel des Paren— chyms. In diefer Page erlangen die an der Peripherie lies genden Eier eine bedeutende Größe, ohne daß fie die be— nahbarten oder tiefliegenden Eier befhädigen. Die Zahl derfelben ift ſehr veränderlich; ich habe an dem ovarium einer erwachfenen Frau bis zu 27 entwidelte Eier gezählt. 681. XXXI. 21. 324 Die Eier gelangen nur flufenweife in biefen Zuftand von Reife oder vollftindiger Drganifation, welcher fie fübig macht, nah der Beftuhtung, oder aud) durch das bloße Strogen der Zeugungsorgane zur Zeit der Menfkruation oder Brunft ausgeftoßen zu werden. Sch theile die Haupts veränderungen, melde fi in der allgemeinen Zufammenfe: tzung des Eies im Eierſtocke zutragen, in drei Epochen. Bei den Forus (die primäre oder Fötal- Epoche) bes merkt man mittelft der Lupe Eleine dunkle, amorphe Puncte, welhe in großer Menge in das Parenchym des Gierftodes eingefprengt find. Diefe Puncte sind die Nudimente der Graafſchen Bläshen. Sie fungen erft gegen das Ende der Entwidelung des Foͤtus bin an, fichtbar zu werden. Der zwifchen der Geburt und der Mannbarkeit liegende Zeitraum bilder eine zweite Epoche, binnen welcher die Ents widelung der Eier ftattfindet. Die Oberfläche der Ovarien bleibt glatt und ohne Spuren von Narben; ihre Maffe wird gewölbt und fehr elaftifh. Die Eleinen dunklen Puncte fecerniren in ihrem Innern eine weißliche, fpäter citronenz gelbe Fluͤſſigkeit, vermöge deren fie ih mit unbewaffnetem Auge erfennen laffen. Ihr Volumen nimmt mehr und mehr zu, und zuleßt bilden fie an der Peripherie des Or— ganes Hervorragungen, Bulegt fommt die Mannbarkeit (die Menftruationg = oder Brunft: Epohe) heran. Nun tritt die vollftändige Entwidlung der Eier ein. Dasv. Baerfhe Eichen tritt fammt der eiweißartigen Feuchtigkeit aus dem Graaf'ſchen Bläschen heraus, und man erkennt daffelbe mit Hilfe des Mikrofkops. Das völlig ausgebildete Ei hat nur 2 — 24 Millimeter im Durhmeffer. Die beiden durch das Ei ges bildeten Hervorragungen , von denen die eine dem Eierſtok— ke (die parenhymatöfe HalbEugel) und die andere dem Peris toneum oder der fallopifchen Nöhre (?tubaire) angehört (die Peritoneals Halb£ugel), Stellen fich deutlih dar. Als— dann ift die Verbindung des Eies mit dem eigenthümlichen Gewebe des ovarium weniger innig und um die Hälfte der Dberfliche des Cie geringer, wie zuvor. Nunmehr Eann man mit Hülfe fiedenden Waffers, welches die innern Feuch— tigfeiten zum Gerinnen bringt, das chorion leiht von dem Becherchen im ovarium trennen. Das Ei befindet fih im Zuftande feiner Reife. Die Function der Dvarien Fündigt fih duch die Mens ftruation und die DBrunft an. Wenn der Befruchtungs: act nicht zu diefer von der Natur dazu beftimmten Zeit ſtatt— findet, fo bleibt defhalb das Ei doch nicht in einem ſta— tionären Zuftande; es nimmt an Volumen zu und bildet an der Dberflähe des ovarium eine bedeutende Hervor— ragung. Mit zunehmendem Alter werden manche Bläschen hy— pertropbifh, während andere flationär bleiben. Die Dva- tien werden kraus, welt, und die Menftruation, wie die Brunft, hören auf. Am Eierftode der Vögel und der Reptilien herrſcht der Dotter vor, und das Ei erlangt, indem e8 im oviductus vorrüdt, feine übrigen integrirenden Beftandtheile.. Das Ei der Frau und der Saͤugethiere erlangt feine Volftändig- 325 keit im ovarium, und bei ihm herrfcht das Eiweiß vor. Diefe uns vollfommen erwiefene Ihatfache beweif’t, daß die Eierftods » Trächtigkeit bei den eierlegeuden Thieren fidy in umgefehrter Richtung entwidelt, wie bei den lebendigges bärenden, Bon der Eierffods-Entbindung — Die Anregung zu diefer wichtigen Erſcheinung wird durch die Bes fruhtung gegeben, und die diefelbe nebenher begüunftigenden Agentien find das corpus luteum, der Becher des elaftifdyen Gewebes des ovarium und der fallopifhen Nöhre (trompe uterine). Mir wollen bier daran erinnern, daß, wenn die fallopis ſche Röhre fib auf dag ovarium legt, um die befruchteten Eier aufzunehmen, diefe Eier in dem corpus luteum ent: halten find, während dieſes, feinerfeits, in einem Becherchen des Faſergewebes des Eierſtockes enthalten ift. Die zuuleich erectile und elaftifhe Kraft des Cierftodes und des oviduc- tus, welche durh den Begattungsact angeregt werden, be= günftigt das Heraustreten des Eies, welches die Mitte des gelben Körpers verläft und durd den daſſelbe herausleitens den Ganal in die fallopifhe Möhre gelangt. Alsdann biegt ſich die gefranf’te oder ausgeſchweifte Glocke ſchneckenfoͤrmig um, rollt ſich zuſammen, und das Ei ruͤckt raſch gegen die Hoͤhle des uterus hin. Dieſe Erſcheinungen habe ich an zwei ſehr kleinen Hündinnen verfolgt, denen ich noch waͤh— trend des Begattungsactes den Leib aufgefchnitten habe, In dem Augenblide der Eierftods-Entbindung entfteht durch das Berfton der chorio + ovarifchen Gefüße eine geringe Blutung, deren Blut fi) in dem Becherchen des Corpus luteum anfammelt. Zur Zeit der Menftruatioen und der Brunſt zeigen fib folgende Erfheinungen. Die fih ohne vorhergegan— gene Befruchtung vom Eieiſtocke trennenden Eier find uns vollfommen; denn es fehlt ihnen das chorion. Bei meh— tern Verſuchen, wo die fallopifben Möhren unterbunden und der uterus erftirpirt wurde, babe ich die Eier ſich im ova- rium entwideln und zur Zeit ihrer Meife berften fehen, als bie Brunft eintrat. Das corpus luteum mar nicht vorz banden. Aus meinen Unterfuhungen ergiebt fih demnah, daß zwiſchen dem Austreten des Eies aus dem ovarium in Folge der Gonception und zwiſchen deffen Austreten lediglich in Folge des Eintretens der Menftruation oder der Brunft fihere unterfcheidende Kennzeichen vorhanden find. Sm ers fteren Falle wird dag ganze Ei aus dem ovarium ausges trieben, indem es den herausleitenden Ganal des corpus luteum verfolgt, und überdieß bildet fid ein corpus lu- teum; im legtern Falle plagt das Ci, ohne daß fih ein gelber Körper bildet, und bei der fo bemwirkten Zerreifung bleibt das Graaf'ſche Bläshen im Eierftode zuruͤck, wäh: tend nur das v. Baëörſche Eichen durh die fallopifche Röhre entweiht. (Comptes rendus des Seances de lAc. d. Sc. T. XIX, Nr. 3, 15. Juillet 1844.) 681. XXXL 21. 326 Ankündigung von Sammlungen mifroffopifcher Präparate und den zu ihrer SHerftellung er: forderlichen Hülfsmitteln. Bon Dr. Adolf Oſchatz. Nachdem ſich das von mir ausgebildete Verfahren zur Herftels lung feiner und aleihmäßiger Durchſchnitte und zur Aufbewahrung mifroffopifcher Präparate durch längere Zeit als brauchbar bewährt bat, glaube ich dafjelbe der allgemeineren Benugung des betreffen= den wiffenfchaftliden Publicums empfehlen zu können, und babe deshalb die Anfertigung ſaͤmmtlicher dazu erforderlichen Nequifite, wie fie eine fortgefegte Benugung als zweckmäßig eraeben bat, in ſolchem Umfange bewerfftelligt, daß fie zu den unten angegebenen Preifen von. mir zu beziehen find, Eine ausreichende Befchreibung des Bırfabrens findet ji in den Neuen Notizen Nr. 596 (October 1843) als Auszug von Mittheilungen in Simon’s Beiträgen Heft 1. und III., worauf id im Allgemeinen vermeife. Als Proben ber auf diefem Weae zu erlangenden Refultate und als Grundlage zu größeren Sammlunaen habe ih eine Auswahl von mikrofkopifchen Präparaten in mehrfacher Zahl hergeftellt, deren Verzeichniß bei— gefügt ift. Indem ich fomit die Refultate mehrjähriger Bemühungen der allgemeineren Benugung darbiete, glaube ich den Wunſch ausfpres chen zu dürfen, daß gewichtigere Stimmen, als die meinige, fich für die Förderung des mitroffopiichen Studiums durch Anlegung von Öffentiichen Obfervatorien und Sammlungen ausfprıken mögen, da ohne ſolche Unterftügung die Fertigkeit im Gebrauche des wich— tigften Hülfsmittels der organifhen Naturforſchung faft immer nur das fchwer errungene und feltene Befistyum autodidaktifher An— ftrengung feyn kann. Vorrichtungen zur Herftellung feiner und gleihmäßiger Durchſchnitte. A) Einfaches Mikrotom. Durch wiederholte Anfertigung haben ſich einige Abweichungen von der I. c. beſchriebenen Conſtruction ergeben. Die Leitflaͤche für die Führung des Meſſers wird gegenwärtig durch eine Platte von Epirgelglas gebildet und die Ruͤckung des Objectes geſchieht, wie bei'm Mikrometer, durch Umdrehung der Mutter, wodurd die Ableſung der Theilung ficherer wird. . Preis des Snjtrumentes 20 Thlr. Drei Meffer dazu in Etui 3 Thlr. B) Mifrotom mit mifrotomifhem Support. Das Meffer liegt nur mit der Schneide auf der Leitflaͤche des unter A angegebenen Inſtrumentes auf und wird durd eine Feder gegen diefelbe angedrüct. Bei Umdrehung einer Kurbel beweat es fih nach Art einer Säge foldhergeftalt über die eitfläche, daß bei einem langfamen Vordringen um eine Linie etwa 250 bins und bergebende Züge geſchehen. Die Leiflungen diefes Mehakiemus find fo genau, daß bei DObjecten von hinlänalicher Gonfiftenz wieder- holte Rüctunaen derfelben um 4,’ über das Niveau der Leitfläs che noch die Ablöfung von zufammenhängenden Durchſchnitten ges fratten *). Preis des Inftrumentes nebft Zubehör 80 Thlr. Nequifite zur Aufbewahrung mikroſkopiſcher Praparate. I. Objectträger von dünnem weißen Spiegelglaſe mit abge— ſchliffenen und polirten Geitenflähen. Das Dugend 4 Thlr. II. Objecttraͤger, welche zur Aufnahme der Präparate foweit vorbereitet find, daß nur noch das Auflegen der Dedagläschen und die Umſchließung mit Lack erforderlich ift, mit einer oder zwei kreis— förmigen Räumen für die Aufnabme der Objecte in drei Abftufuns gen @, ß, y, und aa, BP, 77. Belegte Objecttraͤger. Das Dusend 1 Thlr. *) Die Queerfhnitte der unter a anzuführenden Probeobs jecte Eönnen als Beifpiele für die angegebene Die von „45 dienen. 2 327 II. Geſchliffene Dedgläschen, welche für die Deffnungen in den belegten DObjectträgern paffen, in drei Abftufungen &,ß,y. Das Dugend I Thlr. IV. Eingedidter Kopalla® zur hermetifhen Umſchließung der Präparate, Die Flaſche I Thlr, V. Etiquetten zur Bezeichnung der Präparate. zend & Zhlr, Sammlungen mifroffopifher Präparate, a) Begetabilifche Probeobjecte zufammen 1 Thir. Pinus sylvestris. Radix *). Liriodendron Tulipifera, Carum Carvi. Fructus. Pteris serrulata. Sporangia et sporae. b. Animalifche Probeobjecte, zufammen 1 Thlr. Os femoris (aut os brachii) hominis. (Queer« und Längee Ihliff, nebft in Säure erweichten Stückhen.) Fibrae musculares bovis. (Queerfchnitt und auseinanderges zerrte Faſern.) Epidermis Ranae esculentae, e. Sammlung vegetabiliiher Präparate zu fuftematifcher Ue— berficht der Pflanzenftructur. Afte Lieferung von 25 Stuͤck zu 5 Thlr. Einzelpreis der darin aufgeführten Präparate F Thtr. 1) Nigredo segetum. 2) Torula Cerevisiae. 2 3) Pteris serrulata. Sporangia et sporae, 4) Zea Mais. Caulis. 5) Renealmia nutana. 6) Balsamina hortensis. 7) Linum usitatissimum. 8) Vitis vinifera. Ramus. Das Duz: Ramus. Caulis. Caulis, Caulis. 9) Liriodendron Tulipifera. Ramus. 10) Fagus sylvatica. Ramus. 11) Pinus sylvestris. Radix. 12) Daucus Carota. Radix. 13) Solanum tuberosum. Tuber. 14) Hedera Helix. Folium. 15) Ficus elastica. Folium. 16) Lilium candidum. Epidermis folii. 17) Lilium candidum, Fibrae spirales folii. 18) Ficus elastica. Epidermis ochreae et vasa laticis. 19) Elaeagnus argentea. Lepida folii. 20) Alsine media. Petalum. 21) Oenothera biennis. Pollen. 22) Corylus Avellanı. Pollen. 23) Citrus medica. Ovarium gemmae. 24) Iris pumila. Ovarium gemmae. 25) Carum Carvi, Fructus. d) Die Ankündigung einer ähnlihen Sammlung animalifcher Präparate muß noch verfchoben werden. Kür jest find, außer den unter b angegebenen Probeobjecten, nur von verfchiedenen Knochen Schliffe, mit Anwendung befonderer mechanifcher Hülfsmittel herge— ftellt, in mehrfahen Exemplaren vorräthig, nämlid vom Men: fchen os brachii, os femoris, costa, os occipitis. Vom Froſch ) Queer- und Rängsfchnitt nebeneinander, wie bei allen übrigen Dbjecten, wo dieß erforderlich ift. 681. XXXL 21. 328 os femoris, Tibia et fibula conjunctae. Knocenpräparatıs Z Zhlr, Beftellungen und Anfragen werden franco erbeten. Den Be— ftellungen auf die unter I, bis V. und unter a bis d aufgeführten Gegenſtaͤnden ift der Betrag beizufügen und alsbaldige Zufendung zu gemärtigen. Berlin, Dorotheenftraße Nr. 42. Die hier aufgeführten Präparate laffen in Hinfihtauf Gleiche mäßigkeit und Keinheit der Durchſchnitte, fowie in Betreff der volle kommenen Erhaltung, in der That, kaum etwas zu wünfchen übrig. Die VBortreffiichkeit, namentlih die Deutlichkeit diefer Präparate zeigt ſich übrigens nidht bloß unter d-m Mikroſkope, fondern es ergiebt fich dieſelbe auch aus der Klarheit der von Deren Dr. Oſchatz mittelft des Sonnenmikroſkopes don denfelben genomme= nen Daquerrotypbildern, wie fie jest auf der allgemeinen Deutfchen Gewerbausftellung zu Berlin ausgelegt find. Berlin im September 1844, Preis eines derartigen N. Froriep. Amis DIE 3 Sn Betreff der Erfheinungen der Electricität im menf&hlihen Körper unter dem Einflujfe ftrenger Kälte des Ruffifhen Clima’s meldet Herr Yepinus in einem Briefe an Dr. Guthrie Folgendes: Als Herr Aepinus in das Zimmer des Fürften Orloff eintrat, zu dem er gerufen worden, fand er ihn bei der Zoilette, und jedes Mal, wenn der Kammerdiener mit dem Kamme durch deſſen Haare ftrih, hörte man cin ftarfes Enitterndes Geraͤuſch. Als das Zimmer verdunfelt worden war, fah man, daß dem KRammftriche Funken in Menge folgten, und der Körper des Fürften war fo ſtark electriih, daß fib aus feinen Händen und aus dem Gefichte ſtarke Funken ziehen liegen. Sa, als derfelbe nur mit der Puderquafte berührt wurde, zeigten ſich Funken. Einige Tage darauf war Herr Aepinus Zeuge von einer noch auffallenderen Wirkung des electrifhen Zu— ftandes der Atmofphäre, Während diefes Verſuches trat Fürft Drloff mit einem Zobelmuffe in’s Zimmer und zeigte uns, daß, nachdem er denfelben nur 5 bis 6 Mal in der Luft über feinem Kopfe herumgefchwungen, fein ganzer Körper fo electrifch werde, daß man aus allen nackten Theilen deſſelben Funken zichen Eönne, Berfuhe über Eünftlide Fortpflanzung von Ki ſchen (Lachen und Forellen) find gegenwärtig fowohl in Schott— land, zu Drumlanrig, als in der Schweiß im Gange, In der Schweiß erperimentirt Herr Agaffiz mit der Forelle des Seees von Neufchatel, und das Anlegen von eignen Brutteichen zur Ers baltung der Korellenbrut fheint große Vortheile zu verfprechen. Somohl bei den Agaffizichen, als bei den Sir F. Madenzies ſchen Verſuchen machte ſich die Fürterung der Brut mit Schaafar= därmen nöthig. (Annals and Mag. of Nat. Hist. Nr. LXXXIX, Aug. 1844 ) Nekrolog. — Der, um die Naturkunde hochverdiente, als Lehrer zu Stuttgard und Tübingen berühmt gewordene, Staatsrath v. Kielmeyer ift, neunundfiebenzig Sahre alt, zu Stuttgard mit Tode abgegangen. urn ck Mn Bar Erfolgreiche Behandlung des hydrops ovarii ohne Bauchſchnitt. Von Iſaac B. Brown. 1. Miß C, ſiebzehn Jahre alt, conſultirte mich im Februar 1839 wegen eines nagenden Schmerzes in der Seite, welcher bald mehr bald minder heftig, aber faft conftant war. Sie hatte feit mehren Jahren an fehmerzhaften Entzuͤndun— gen in der Seite gelitten, die menses waren feit fünf Mo: naten ausgeblieben, hatten ſich aber auf ihrer Reife zur Stadt fpärlich wieder gezeigt. Bei der Unterfuchung in ber Ruͤckenlage entdeckte ich eine Eleine Geſchwulſt im der linken 329 fossa iliaca, die ich ſogleich für eine Ovarialgeſchwulſt ers klaͤrte (Blutegel bei Zunahme des Schmerjes, ein gelindes Abführmittel, Amesbury’s patentirte Keibbinde, einfache, nahr: hafte Koft, Vermeidung aller Meizmittel, täglih Beweg— ung im Freien.) Sm November 1840 kam fie wieder zu mir, und ich fand nun die Geſchwulſt vergrößert und ums fhrieben, mit deutlidyer Sluctuation. Da die menses regelmäs iger geworden und das AUllgemeinbefinden ziemlich gut war, wurden feine weiteren Mittel verordnet. Im November 1841 war die Geſchwulſt entfchieden größer geworden; Bla: fenpflaftee und lig. Kali eanitici in Dünnbier wurden mehre Wochen bindurh angewendet, aber die Cyſte nahm allmälig an Umfang zu; das Allgemeinbefinden blieb gut, aber die catamenia maren unregelmäßig und fpärlib. Sm Suli 1842 hatte die Cyſte fo fehr an Umfang zugenommen, dag der Baud) wie im fiebenten Monate der Schwangerjchaft aufgetrieben war; Fluctuation fehr deutlich, Mefpiration et— was erfhmwert. Nah einer Gonfultation mit Herin Gil: fon wurde nun im Auguft 1842 folgender Gurplan einge: leitet und mit geringen Unterbrechungen bis zum 1. Februar 1843 fortgefest: Mercurinleinreibungen auf den Unterleib, Application von feft umgelegten Slanellbinden, innerlich Mers eurialien und Stahlwein, beftehend aus Ferr. sulphur., Acid. sulphur. dilut., tinet. Hyoseymi und Aq. dest., bis die menses regelmäfig wurden, dann Fortjegung der Einteibung und Einwidlung und innerlich BR Kali acet. Zv. Spirit. Juniperi 5j- Tinet. Seillae 5j- Inf. Gentian. comp. 5v]. Ag. commun. 5xvj. M.D.S. 3 Eftöffet 2— 3 Mat täglich; blaue Pillen mit Opium u. ſ. w. bie zur leichten Salivation. Nach den erften paar Wochen bemerkte man, daß der Um: fang des Körpers, welcher 344’ betragen hatte, um faft 1’ abgenommen hatte, welche Abnahme aber, nah Weglaffung der Einreibung, wieder verfhmand und nicht wieder eintrat. Nachdem die Einreibungen im Februar ausgefest worden waren, und der Umfang des Körpers nicht abgenommen batte, fo wurde er nun für geeeignet gehalten, die Flüffigkeit durch die Operation zu entfernen. Das Ullgemeinbefinden war gut, das Zreppenfteigen ſehr erfchwert. 24. März. Die Paracentefe wird auf die gewöhnliche Meife ausgeführt, die abfliefende Flüffigkeit war von hell: gelber Farbe. Die Kranke fiel nad) der Operation in Ohn— macht, kam bald wieder zu ſich; eine dicht anfchließende Bauchbinde wurde dann angelegt. (Etwas Thee und Zwie— bad, Hafergruͤtze.) Die ausgefloffene FSlüffigkeit betrug 11 Pinten. 25. März, Nacht gut, der Urin wird leicht entleert, Puls ruhig, Zunge feucht, etwas Unbehaglichkeit in der Seite, fefteres Anlegen der Binde, (Gebratenes Huhn und Brodfuppe ; Mercurialeinreibungen in die Schenkel; innerlih Kali acet. 3v, Tinct. — 5), Spirit. Juniperi 3j Aq. Qt, j. M.D. S. drei Eptöffel dreimal täglich.) 681. XXXI. 21. 350 Das Athmen wurde immer mehr frei, das Allgemeinbe: finden blieb gut, die Mittel wurden noch 6 Wochen hin— durch fortgeſetzt, worauf die Kranke, als völlig hergefteltt, aus der Cur entlaffen wurde und bis jegt — ein Zeitz en dreigehn Diimiten — vollfommen gefund geblies en i 2. Mary M., Dienftimidchen, zwanzig Sahre alt. Bei der Unterfuhbung entdedte man deutlich eine Dovarials cyſte mit deutlicher Fluctuation, (Mercurialeinreibung auf den Unterleib, Umlegen einer Slanelbinde , innerib & Pill. eoerul. 3j, Opii gr. vj M. f. pill. Nr. XX. D.S. zwei Abends und Morgens zu nehmen; Be Kali carbon. A > Kali acet, Spirit. Junip. a a 5Jv; Tuct. Sceillae 5]. Aq. 5vjjj, M.D.S., vrei Eftöffet zweimal täglich. Diefe Mittel 6 Wochen lang fortzufeßgen, nach den erften Zagen wurde Inf. Gentian. zur Mirtur hinzugefügt.) Am 22. Juni 1840 Paracentefe, 22 Pinten Flüffigs £eit fließen ab. Fortfegung der Behandlung 6 Wochen nad der Puncs Seitdem keine Rückkehr des Uebels, die Kranke feit Sodten vollfommen gefund, Diefe Fälle, denen der Verfaffer noch drei andere aͤhn— liche anreibt, zeigen alfo, daß eine Bebandlung, wie fie ans gegeben worden ift, die Eierftocksmafferfucht obne den Bauch— ſchnitt zu befeitigen, wenigſtens ihr Fortfchreiten zu hindern vermag. Die Behandlung zerfällt 1) in die allgemeine. Mercurialien innerlich als al- terantia und Außerlich als Einveibung bis zur leichten Af— fection des Zahnfleifches fortgefest, welche Affection einige Wochen hindurd andauern muß, dabei diruetica, fpäter in Verbindung mit tonieis. Die Koft fey leicht animalifch, reizlos, tägliche Bewegung im Freien, 2) in die örtliche. Umlegen einer dicht anfchließenden Bauchbinde; fobald die Geſchwulſt ſich verkleinert oder meh: te Wochen hindurch nicht größer wird, Paracentefe und Ente leerung der ganzen Flüffigkeit, 3) in die Nachbehandlung. 2 — 3 Wochen bindurd): nigftens 6 Wochen hindurch. tion 35 Gehörig fefte Einwicklung Fortfesung der anderen Mittel we— (Lancet. May 1844.) Gastrocele durd eine Bauchwunde. Ein Landmann erhielt, als er da8 Joch auf den Kopf eines Dchfen legen wollte, von den Hörnern deffelben mehre Bauhmunden. ine derfelben, ungefähr 8" lang, nahm die linke obere Seitengegend des Unterleibes ein, längs des Randes der falfhen Nippen und der lesten wahren, big zum Schwerdtfortfaße bin verlaufend. Der Berwundete war im Stande, zu Fuß nah Haufe, eine Strede von ge: gen 100 Fuß zurüdzufehren; unterweges bemühete er fich vergebens, fidy zu erbrechen, Herr Lépine kam 2 Stun: den nach dem Unfalle berbei und fand, daß der ungemein ausgedehnte Magen, fowie das Netz und der Qurergrimms darm, durch die Wunde vorgefallen ſeyen. Der Magen ers fhien in der Mundöffnung eingeflemmt, und einige Denen 331 beffelben waren bis zu dem Umfange einer Gänfefeder ans gefhwollen. Das Erſte, was zu thun war, war die Nepofition der vorgefallenen Eingeweide,. Die Reduction deg colon wur: de verfucht, und aud, wiewohl mit einiger Schwierigkeit in Folge der fortwährenden Uebelkeit, ausgeführt. Herr Lépine legte dann beide Hände auf die große Krümmung des Ma— gend, ohne jedoch im Stande zn feyn, fie ganz zu umfchreis ben, und bemühte fih, durch Drud einen Theil der dieſes Organ ausdehnenden Gafe zurüdzudrängen. Cine geraume Zeit lang verhinderten die von dem Kranken nach fehr Eur: zen Zwifhenräumen wiederholten Bredyverfuche die Neduction; fobald ein Theil des Magens zurücgebracht morden war, überwand die frampfäafte Zufammenziehung des Zwerchfells und der Bauchmuskeln den von den Händen des Opera— teurs geleifteten Widerſtand und trieb den Xheil wieder zurüd. Endlich ward durch Ausdauer und mäßigen Drud die Repofition des Magens ausgeführt, morauf dann das Meg bald folgte. Waͤhrend der ganzen Zeit, daß der Magen außerhalb der Bauchhöhle fih befand, ſah noch fühlte Herr Lépine denfelben fi) zufammenzieben, obgleich er, um Contraction bervorzurufen, feine Hände vor der Application deffelben in Ealtes Waſſer tauchte. Die Neduction war kaum vollbracht, als auf die Webelfeit und die vergeblihen Brechverſuche, welche feit dem Vorfalle beftanden hatten, wirkliches Erbre— chen folgte, welches den Mayen von einer Quantität Speife befreite, die der Kranke eine halbe Stunde vor dem Unfalle zu fih genommen batte. Mir haben nicht von den anderen weniger bedeutenden Bauhmwunden gefprochen, eine derfelben verdient jedoch einer Erwähnung. Das Horn hatte die Bauchdeden im Niveau des einen Äußeren Singuinaltinges zerriffen und war, dem feis ftencanale folgend, bis auf das Bauchfell eingedrungen, Die Eingeweide waren im Grunde diefer Wunde fichtbar, fowie auch der Saamenftrang vollftändig bloßgelegt war. Die Nänder der Wunde, welche den Magen hatte herz austreten laffen, wurden vermittelft der Zapfennath aneinan: der gebracht und etwas Charpie in die Wunde der Leiſten— gegend eingelegt. Die Folgen der Verwundung waren nicht bedeutend. Der Kranke empfand nur leichte Schmerzen, melde durch zwei Aderläffe befeitigt wurden; kaum mar etwas Fieber vor— handen. Cine leichte Anfhmwellung der Wundlippen, welche 43 Stunden nach Anlegung der Naht eintrat, nöthigte Heren Lépine, die Suturen zu lodern, welche am ſechszehn⸗ ten Tage gänzlich entfernt wurden. Die Wunden waren alle vernarbt, und die Heilung war am einundzwanzigiten Zage vollendet. Seitdem (1825) ift der Kranke volllommen gefund geblieben. Bemerkungen. Diefer intereffante Fall bezieht fich nit nur unmittelbar auf den Mechanismus des Erbrecheng, fondern bietet aud) mehre eigenthümliche Züge dar: 1. Der Vorfall des Magens durch eine Bauchwunde kommt fehr felten vor. 681. XXXI. 21. 352 2. Da bie bei der Neduction des Magens gefundene Schwierigkeit der ungemeinen Ausdehnung bderfelben durch Safe zuzufchreiben war, war bier nicht die Purction mit einem Eleinen Troikar angezeigt? 3. Der günftige Erfolg der Ansfnnabt beweif’t bie grundlofe Beforgniß mehrerer Wundärzte, befonders Larrey's, vor der Anwendung diefer Naht bei Bauchmwunden. 4. Das Nichterfcheinen einer confecutiven Hernie, obs wohl der Kranke niemals eine Binde getragen hat, floͤßt Zweifel in Bezug auf die Gefahr einer Hernie ein, welche, nad) einigen Wundärzten, bei penetrivenden Bauchwunden fo ſehr zu fürchten ift. Die Tharfache, daß der vorgefallene Magen ſich durchs aus nicht zufammenzog , daß aber, fobald derfelbe teponirt war, die Austreibung feiner contenta erfolgte, zeigt, daß, wenn auch der Magen mährend des Brechactes nicht ganz paffiv ſich verhält, doh das ZIwerchfell und die Bauchmus— keln die Hauptrolle dabei fpielen. Herr Lépine war aud) im Stande, ein Phänomen zu beobachten, welches Magens die bei feinen Verfuhen an Thieren bemerkt hat, und daß, nach feiner Anfiht, aud bei Menfchen fich zeigt. Die Thiere fcheinen naͤmlich bei'm Erbrechen eine beträchtlidye Menge Luft zu verſchlucken. Herr Lépine ſagt, indem er von der enormen Ausdehnung des Magens durch Gaſe ſpricht: Sch Eann diefe Ausdehnung nur durch die Luft erklären, welche der Verwundere nach jedem Brechverſuche zu verfchlufs Een ſchien; ih fah ihn dann wiederholt den Act der Deglu— tition verrichten, von denen ein jeder von einem Geräufche begleitet war, welches durch das Zuruͤckdraͤngen der Luft herz vorgebraht zu feyn fhien. (Lancet, Jan. 20. 1844.) Ereifion des olecranon wegen Ankylofe des Ellenbogengelenfes. Bon Dr Bud, Sohn M'Cormich, ahtundzwanzig Jahre alt, erlitt vor länger ald einem Sahre einen Full auf den rechten Els lenbogen. Die entzündlihe Anſchwellung, melde erfolgt war, machte die Diagnofe unmöglib. Um das Gelenk bildeten fib Abſceſſe. Nach dreischn Wochen war das Ellenbogen— gelenk noch fo fteif, wie zu Anfange und zwifchen Ertenfion und Slerion im rechten Winfel gebeugt. Um den kran— fen Theil fand fib nunmehr feine Gefhwulft; nur am oleeranon hatte fih eine abnorme Knochengefchwulit ges bildet. Die Pronation und Supination fonnte normal ausgeführt werden; nur der Kopf des radius machte bei der Bewegung ein Geräufh mie Knorpelmaffe. Beugung und Stredung konnte nicht ausgeführt werden, und der Drud auf das oleeranon erregte Schmerz. Der Kranke fonnte feinen Arm nicht gebrauchen und fuchte demnach Huͤlfe. Es murde ein Apparat von langfamer und gras duirter Wirkung angewendet, um Flerion zu bewirken; was aber nicht gelang. Als man nun den Apparat eines Tages ftärfer wirken ließ, bemerfte man eine geringe Bewegung; indeß erregte diefer gewaltfame Eingriff Schmerz, weldyer 833 Blutegel und Gataplasmen nöthig machte. — As Herr Bud nach einer genauen Unterſuchung erkannt hatte, daß nur das olecranon allein verändert fen, fo ſchloß er, daß die Ankyloſe von einer Enöschernen Verwachſung dieſes Theils mit dem Öberarmbeine berrühren müffe. Das einzige Mit: tel, die Function des Gliedes zu verbeffern, fhien ihm demzs nach die Reſection des olecranon, eine Operation, deren geringe Gefährlichkeit durch die zahlreihen Erfolge bei der Nefection des Ellenbogeng erwiefen ift. Nachdem nun der Kranke am 29. October 1842 mit dem Rüden zum Operateur gefegt wurde, machte diefer an der hinteren Fläche des Ellenbogen einen 5 Boll langen Schnitt über dem oleeranon. Hierauf durchfchnitt er die Sehne des triceps, dann die Jaſertionen der Aponeu— roſe und legte fo die Ankyloſe vollfommen bloß. Hierauf wurde zur Section gefchritten, welche anfangs mit der ger mwöhnlihen Säge, dann mit der Key'ſchen Säge und zuletzt mit Hammer und Meißel verrichtet wurde. Zugleich wurde auch ein Knobenauswuhs auf dem condylus internus humeri abgetragen. Bei der Wegnahme des abgefügten Stückes merkte man deutlihb, daß man knoͤcherne Verwachſungen abbrechen mußte. Die Gelentfliben, welche an ihrer Stelle gelaffen wurden, fanden fid bei der Unterfuchung ihres knor— peligen und knoͤchernen Ueberzugs beraubt. Das abgetragene Stud war faft 14 Zoll lang; und nunmehr fonnte man mit geringer Gewalt den Arm über einen rechten Winkel binaus beugen. — Die Wundränder wurden hierauf mit: telft vier Suturen einander aenäbert, fo jedoch, daß in der Mitte dem Eiter Abflug geftattet war. Gegen Ende des zweiten Tages wurde der Ellenbogen ſchmerzhaft; man ließ demnad den Arm in eine Kapfel legen, welche in der Höhe des Ellenbogens mit einem Gelenke verfehen war. (36 Blut: egel). — Zwei Zage lang war das Gelenk noch roth, heiß und fihmerzbaft; es wurden demnah noh 36 Blutegel in zwei Mal appliciet; der Arm wurde in eine Binde ge: legt, und der Kranke fühlte Erleichterung. Am vierten Tage floß Eiter durch die offene Mund: ftelle ab. (Noch 6 Blutegel.) Um vierzehnten Tage vertaufhte man die Gataplasmen mit einem einfachen Verbande. Die Eiterung war mäßig. Nach drei Wochen ging der Kranke mit dem Arme in ber Binde im Saale umher. Es floß nur wenig Eiter ab. Drei Wochen lang verfuhte man noch, die Beweglichkeit bes Gelenkes herjuftellen; aber jeder Verſuch erregte fo große Schmerzen, daß man genöthige war, das Glied ſich ankylo— ſiten zu laffen, aber in einer für den Gebrauch günftigeren Lage, als die erſte war. As der Kranke am 17. December entlaffen wurde, hatten die Meichtheile ihre weiche Beſchaffenheit erlangt, bie durch die Mefection entitandene Deffnung war durch Knohenmaffe ausgefüllt. Der Kranke Eonnte feinen Arm an den Mund bringen und fhien mit diefer Veränderung äufcieden. Nah fünf Wochen zeigte er fih wieder: der Arm war feitdem kraͤftiger geworden. Der Vottheil dieſer Operation erfcheint demnach nur fehr gering, und es ift zweifelhaft, ob Herr Bud die Ope: 681. XXXI. 21. 334 ration unternommen hätte, wenn er diefen Erfolg vorausges fehen hätte. (Gaz. med. de Paris, 4. Mai 1844.) Toͤdtlich verlaufende Erftirpation eines Franken Gierftoces, Bon J. M. Greenhomw, Esq. Die Kranke war 29 Fahre alt und verheirathet. Vier Jahre binduch hatte fie an häufigen Metrorrhagieen gelitz ten. Vor 18 Monaten, 6 Monate nah ihrer Verheira— thung, begann fi eine Gefhmulft im Unterleibe in der Schaamgegend zu bilden, welche rafch zu einem großen Um: fange anwuchs, während die Kräfte der Kranken in Folge der fortwaͤhrenden Blurflüffe fanfen. Der Bauch wurde punctirt, und nur etwas Blut floß ab, fpäter jedoch murde taͤglich faſt 1 Quart dunfelfarbiger Fluͤſſigkeit von der Munde, ungefaͤhr 14 Tage lang, abgefondert, Mor der am 3. September ausgeführten Erftirpation der Geſchwulſt war der Unterleib fo aufgetrieben, wie gegen dag Ende der Schwangerfhaft, an 1 bis 2 Stellen war Fluctuation vorz handen, fonft aber war der tumor im Allgemeinen feft und fühlte fihb an, als ob er in mehrere Maffın gerheilt wäre. Der Schnitt reichte von ein Wenig unterhalb des Schwerdtfnorpels bis nahe an die Schaam. Mehrere Ads bäfionen waren an verfchiedenen Stellen vorhanden, beſon— ders eine mit dem omentum, welches oberhalb des oberen Theiles der rechten Seite des tumor auflag. Die Adhaͤ— fionen wurden mit dem Biftouri getrennt, und dann der tumor mit einiger Anftrengung, wegen feines grofen Um— fanges und Gewichtes, aus feiner Lage in die Höhe geho— ben. Doppelte Ligaturen wurden um den Stiel gelegt und feft zufammengefhnürt, der tumor dann zwiichen beiden durchſchnitten und entfernt. Zwei Arterien biuteten ftarf, eine in dem durchfchnittenen omentum und die andere im Stiele; fie wurden unterbunden, die Wundränder durch Su— turen und Heftpflafter aneinandergebraht und ein Verband angelegt. Die Operation, wurde von der Kranken gut vertragen, wiewohl fie mehrmals gegen das Ende derfelben ſich erbrach. Die Quantität des verloren gegangenen Blutes überftieg nicht 6 Unzen. Vomituritionen, Erbrehen, Stublverftos pfung, ſchneller Puls, Schmerzhaftigkeit und Spannung des Unterleibes, Tod am Morgen des fiebenten Tages. Die Falten der Gedärme und das Meg fanden ſich duch friich ergoffene Lymphe miteinander verflebt; inflammatorifhe Nöthe mit Ulcerationspuncten nahe am orificium pyloricum des Magens. Der uterus war gefund, aber feine Höhle von einer der decidua aͤhnlichen gefäßreihen Membran ausgekleidet. Der Erankhafte Auswuchs war am linfen lig. latum befeftigt gewefen. Derfelbe wog 12 Pf. 7 Unzen und hatte mehr, ald 2 Fuß, im Umfange; feine Oberfläche war glatt und von blaffer Farbe, ähnlich der der Haut. Mit Ausnahme einiger wenigen, eine gelblidhe Flüffigkeit enthaltenden, Cyſten, beftand die ganze Maffe aus einer dichten, gefäßreihen Zellgewebsſtructur mit einer Menge Eleis ner Zellen oder Cyſten. 835 Exſtirpation einer Dvarialcyfte mit gleichem Ausgange; von Bransby B. Cooper. — Die Kranke war 32 Fahre alt und 4 Sabre verheirachet, kinderlos. Sie hatte zu verfchiedenen Zeiten an Dysmenorrhoͤe und Leucorrhoͤe gelitten. Fünf Jahre vor ihrer Aufnahme ſchwoll ihr Leib bedeutend an; fie wurde zwei Mal punctirt, wobei an 3 Gallonen ftrohfarbener Flüfiigkeit jedesmal abfloffen. Us fie in's Spital kam, hatte ihr Leib einen Umfang von 33 Fuß. Der Berfaffer entſchloß fih, die Eierſtockscyſte duch den großen Bauchſchnitt zu entfernen. Er machte daher einen Schnitt duch die Bauhmandungen vom Schwerdt£norpel bis zur Schaam, trennte einige Adhäfionen der Cyſte an der früher punctirten Stelle, legte eine dops pelte Ligatur um den Stiel, entfernte die Cyſte und brachte die Wundränder duch Suturen, Heftpflafter und eine um den Leib gelegte Nollbinde zufammen. VBrechverfuche waͤh— tend der Operation; bald Symptome der peritonitis, Tod am fiebenten Tage. Lymphe war weithin längs der Bauch: mwandung und über den Gedärmen ergoffen, ein Eleineg Stud Netz war in die um den "Stiel gelegte Pigatur mit eingefchloffen worden. Der uterus war groß, aufgetrieben und von dunkler Farbe, und ein weicher, fungoͤſer Zuberkel von bösartiger Structur fand fih an feinem fundus. Die erftirpiete Enfte war von ovaler Geſtalt, und an ihrem oberen und vorderen Zheile fand ſich eine Anfammlung von com: ponirten Zellen. Sie wog 32 Pfund. (London med. Gaz., Jan. 1844.) Ueber eine Kurart der Ruhr. on Dr, Zurelutti. Ich verfchreibe, fagt der Verfaffer, die Tamarinde und die Brechwurzel, jene in einer Dofe von 2 — 3 Unzen, diefe von I Scrupel bis zu 1 Drabhme, indem id; die er= ftere in 1 Pf. Waſſer abEochen und dann die Brechwurzel fein gepülvert infundiren laffe, und dem Kranken alle zwan— zig Minuten einen Eßloͤffel voll gebe. Ih habe ftets nah dem Gebrauche diefes Decocts bemerkt, befonders wenn es vom Beginne der Krankheit an gegeben wurde, aber auch bei den Kranken, bei welchen Aderläffe, Blutegel, Opium, Eiweiß, Abführmittel und emollientia erfolglos angewendet morden waren, daß die Ausleerungen feltener wurden und die Schmerzen abnahmen, daß der Kranke Flüffigkeiten zu fich 681. XXXI. 21, 836 nehmen £onnte , ohne Stuhlzwang zu empfinden, daß biefer abnahm, die Stühle weniger blutig und mehr normal wurs den, daß das Fieber ſchwand, der fonft unterdrücte Urin teichlicher gelaffen wurde und unter heilfamen Schmerzen die Zranfpivation fih wieder einftellte.e Durch Ddiefe Methode babe ich) in 48 und zuweilen in 24 Stunden mehr ald 200 epidemifche und mehr als 50 fporadifhe Nuhrfälle geheilt werden fehen. Ich habe Eeinen einzigen Kranken verloren, zu dem ich vor dem dreizehnten Tage der Krankheit gerufen wurde. Uebrigens fowie China nur die einfachen Mechfels fieber unfehlbar heilt, fo find Ipecacuanha und die Tama— vinde nur bei der reinen und Achten Nuhr beroifche Mittel. Um von diefer Behandiungsweife günftige Nefultate zu er= langen, muß man die Zoleranz eines jeden Kranken ftudiren, die Dofen verdoppeln, fie öfter oder feltener geben, indem man ftets den Kranfen in einem Zuftande von Uebelfeit er— hält. Sehr gut ift es, 2— 3 Tage nah der Befeitigung der blutigen Stühle das Tamarinden-Decoct noch fortzus fegen. (us dem Giornale per servire ai progr. del- la patol. e terap. in Arch. gen. de Med., Dec. 1843.) Niscellen Refler:Paralyfen, über welhe Graves in feinem Sy- stem of Clinical medicine fpridt, find foldhe, in welchen die pes ripherifchen Nervenendigungen einem frankhaften Reize ausgefest werden, der fih zu den Gentralorganen fortpflanzt und auf ent— fernre Theile reflectirt. Namentlich kommen Paraplegieen in Folge von Unterleibsentzüundungen vor, wobei die Kranken die Beine im Bette firecken und beugen, dennoch aber weder ſtehen noch gehen Eönnen. Aehnliche Fälle Eommen nach Nierenentzündungen (nad) Stanley) vor. Die Lähmungen durch Blei- oder Arfenikvergifs tung find dagegen nicht als Reflex-Paralyſen, fondern als Folge directer Einwirkung diefer Gifte auf das Nervenfyftem zu betradje ten. Practiſch wichtig ift der Unterfchied der Paraplrgieen, welche von Erkältung der Füße ausgehen und alsdann nicht von einem Rücenmarksleiden abhängen. Sn Beziebung auf Tenotomie hat Herr Guerfant eine intereffante Veobacbtung mitgetheilt. Er hatte in der rech— ten Kniekehle eine Dperation vorgenemmen, um eine Retraction zu heben, die fich in Folge eines tumor albus eingeftellt hatte. Das Kind, an welchem die Operation gemacht worden, war brittehalb Monate nach derfelben an einer tuberculöfen meningitis gejtorben, und man Eonnte durch die Feichenunterfuchung wahrnehmen, tie ſchon zwiichen der durchfchnittenen und in ihre Scheide zurücdger zoaenen Sehne mit den Körpern der benachbarten Muskeln einige Berwachfung erfolgt war. Herr Guerſant bat der Societe de Chirurgie das Präparat vorgezeigt und demonſtrirt. Bibliographische Lectures on comparative Anatomy. Physiology, Zoology and the Natural History of Man. By William Lawrence, etc. New Edition. 1844. 12. Mit 12 Kupf. Traite el&mentaire de chimie industrielle etc Par Alph. Du- pasquier. Tome 1er. Lyon 1844. 5. I ge ut. og klert en Storia documentata sulla proposta statistica elinica uniforme - publica degli spedali d’Italia coi modelli statistico - cliniei legal- iente stabiliti, etc.; di Giuseppe Ferrario. Milano 1842. 8. Hygiene des Bains de mer, de leurs avantages et des dangers Par le Docteur Leconte, Medecin adjoint de Paris 1844. 8. de leurs abus. _ P’hoöpital et du chateau d’En. N Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Deilkunde, gefammelt und mirgerbeilt won dem ObhersMeticinalrarde Froriep zu Weimar, vnd dem Medisinolrore um Mreirfier Frorien gu Berlin. No. 682. Landes Induftries Somptoir zu Weimar. des einzelnen Stuͤckes 3 9%x Gedruckt im (Nr, 22. des XXXI. Bandes.) Preis eines ganzın Bandes, von 24 Bogen, 2 oder 3 Z 30 2, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 96x September 1844, re Un Ueber den wichtigen Einfluß, den das Gedaͤchtniß auf die Handlungen der Thiere übt. Bon 3. Johnſton Kelfo, DM. Außer dem Gedähtniffe, deſſen Einfluß auf die Hands lungen der Thiere wir hier näher in's Auge zu faffen ge: denken, fpielen, dabei offenbar noch drei andere Agentien eine mehr oder weniger wichtige Rolle: 1. Der Inſtinct; 2. die Sntelligenz oder dag Schlußvermögen; 3. das vergeiftigte Gefühl oder die Gemuͤthsbewe⸗ gungen. Unter dieſen leßteren Potenzen der Thätigkeit der Thiere ift nur der Inſtinct von dem Gedaͤchtniſſe oder der Erinne: tung früherer Empfindungen und Gindrüde völlig unabhaͤn— gig ). Wenn wir alfo neben dem directen und fich klar darftelienden Einjluffe des Gedächtniffes, deſſen große Ausbreitung im Xhierreite wir hoffentlich ſtreng nachzu— weiſen im Stande find, deffen indirecten Einfluß in Be: tracht ziehen, wie er ſich durch Proceffe der intellectuellen Tätigkeit oder eine Art von nductionsvermögen und vers geiftigte Gefühle oder Gemuͤthsbewegungen Aufert, fo ſtellt fib ung die große Wichtigkeit diefes Agens, in Betreff der Erregung und Gontrolirung der Handlunger der Thiere oh— ne Meiteres dar, fo daß mir uns zur nähern Unterfuhung und Ergruͤndung diefes Einfluſſes des Gedächtniffes lebhaft aufgefordert fühlen müffen. Es muf uns offenbar viel da— tan liegen, alle Erſcheinungen auf ihre wahren Gründe zu: süczuführen, und dieß gilt von dem Seelenleben fo gut, wie von dem Körperleben. Allein ebenfo gewiß ift, daß alle Schriftſtellet von Ruf, die fi) in neuerer Zeit mit dem SInftincte befchäftigt haben, viele Erfcheinungen aus dem *) Daß felbft die Erlebniffe und Erfahrungen früberer Thierges nerationen den Inſtinct modificiren , alfo auch bei'm Snftincte das Gedaͤchtniß, wenn auch nicht direct oder felbftbewußt, doch indirect oder dunkel mitwirkt, haben Knight und Andere dargetban. - D. Ueberſ. N0. 1782. — 682, Inſtincte haben herleiten wollen, melde mehr oder meniger deutlih von dem Gedächtniffe oder der Intelligenz der Thiere abhängen; und diefer Serthum erheifht Berichtigung, io weit fie irgend möglich ift. Aber um den Gegenſtand in dag gehörige Licht zu flellen, um Diejenigen Handlungen, welche aus dem Gedächtniffe entfpringen, von denjenigen zu unterſcheiden, weldhe dem Inſtincte zuzufchreiben find, bedarf es eines ziemlich ausgedehnten Eingehens in Cinzeinbeiten ; bedarf «8 nicht nur der Prüfung der Erſcheinungen des Ge: dachtniffes bei den Thieren, oder derjenigen in der Natur der Thiere begründeten geiftigen Tätigkeiten, melde wefent: lich durch die Ausuͤbung diefer Fähigkeit bedingt werden, fondern auch des Suftinctes felbft und feiner unmittelbaren Folgen oder Wirkungen. Diefe Prüfung nun habe ich im Folgenden anzuftellen verfucht. Das Gedaͤchtniß iſt, daruͤber befteht wohl Erin Zwei— fel, nicht ausſchließlich das Eigenthum der geiftigen oder ins tellectuellen Gonftitution des Menſchen. Es giebt fi eben: fowohl in gemiffem Grade bei vielen, fehr vielen niedrigen Thieren zu erkennen, indem es deren Handlungen in einer faft fo ausgedehnten Weiſe beftimmen, leiten und controli— ten dürfte, mie der Snftinct felbft. In Betreff aller höber organifirten Thierſpecies laffen ſich zahlreiche Kennzeichen des Einfluffes des Gedächtniffes mit der größten Beſtimmtheit wahrnehmen, und es gilt in diefer Biziebung im Aligemeinen die Bemerkung, daß eg, wie bei'm Menfhen, die Hauptrriebfeder aller derjenigen Handlungen ift, die man im gemeinen Leben für Wirkun— gen der Intelligenz ausgiebt. Was aber die niedrigern und mehr wefentlih vom Inſtincte abhängigen Thierfami: lien anbetrifft, fo bat man in Bezug auf diefe die thätige Ausübung dieſer Fähigkeit, wie fie fib in gewiffen Handlungen offenbart, bieher wenigftens flillfhweigend ge- läugnet, was, meiner Anfiht nad, in feiner Weiſe zu rechtfertigen ift. Kurz, bei den Mirbelthieren ſowohl, als bei den mirbellofen Thieren bat man den directen und indirecten Einfluß des Gedaͤchtniſſes, wie er ſich in geis 22 339 fligen Proceffen des Vergleichungzs und Gombinirungs : Vermögens zeigt und zum Erreger und Hebel der Hands lungen wird, entweder vollig überfehen oder nur beis läufig und gleihfam zufällig beruͤckſichtigt, und noch kein Schriftſteller hat fih, meines Wiffens, darum bemüht, dem Gegenftande denjenigen Grad von Aufmerkfamkeit zu wide men, den er, feiner Wichtigkeit wegen, unſtreitig verdient. Mir haben bereits oben die verſchiedenen Quellen oder Zriebfedern der Handlungen der Zhiere angezeigt, und man wird fehen, daß fie in zwei Hauptabtheilungen, die inftincts artigen und nicht inftinctartigen, zerfallen. In Betreff der Iegtern haben wir bemerkt, daß dag Gedaͤchtniß entweder die einzige oder doch wenigftens die wefentlihe und unentbehrlihe Zriebfeder derfelben, oder vielmehr ein integris render Beltandtheil derjenigen Potenzen und Gefühle fey, aus denen unendlih mannigfaltige, habituelle oder zufällige Handlungen bei vielen der niedrig organifirten Thiere ents fpringen. Es wird alfo niht unpaffen? feyn, wenn mir vorläus fig Einiges über diejenigen Handlungen fagen, melde nit aus dem Gedädhtniffe allein abzuleiten find, aber aus geiz ftigen oder intellectuellen Proceffen entfpringen, welche die Ausübung diefer geiftigen Fähigkeit in einem gemiffen Grade nothbwendig bedingen, und deren Beobahtung nicht unpaffend unter der allgemeinen Kategorie: Thierifhe Intelligenz gefchehen dürfte. Thieriſche Intelligenz. — Daß e8 viele niedrige Thiere giebt, welche für gewöhnlich eine Menge Handlungen verrichten, Die in der zweckmaͤßigſten Weife auf Erreihung gewiſſer Refultate abzielen, welche leßtere oft fehr entfernt und dunkel find, die wir nur durch lange Beobachtung, Erfahrung und Snduction erkennen, wird wohl heutzutage nicht leicht Ses mand leugnen wollen; und da Handlungen dieſer Art, wenn man ihre Natur irgend fcharf prüft, durchaus nicht dem In— ſtincte oder Gedächtniß allein, noch weniger dem vergeiftigs ten Gefühle oder den Gemüchsbewegungen zugefchrieben wers den Eönnen, fo hat man fie gan; folgereht auf Rechnung der intellectuellen Thaͤtigkeit oder des Snductionsvermögeng gebracht, indem fie ebenfowohl jene beiden wefentlihen Ele— mente der Vernunft, Vergleihen und Gombiniren, als Gedaͤchtniß oder Erinnerung an frühere Empfindungen und Eindrüde, oder angelernte Perceptionen vorausfegen. Sowohl Descartes ald Buffon nahmen bekannt: lih an, die Thiere feyen bloße Automaten, bloße Fünftlicy zufammengefegte Mafchinen, die ebenfowenig Vergnügen, als Schmerz empfänden, als innerer Gefühle und Gemüthsbes wegungen fähig fenen, und denen daher um fo mehr diejenis gen intellectuellen Proceffe abgingen, welche die Ausübung der verfchiedenen. Geiftesfunctionen vorausfegen, deren der Menſch theilhaftig ift. Wenn dieß der Fall wäre, fo wuͤr— de die Natur der Gefchöpfe für ung ein für allemal ein undurchdringliches Geheimniß bleiben müffen. Allein dem ift niht fo. Ih glaube im Stande zu ſeyn, bündig nachzu— weifen, daß bei Weiten die meiften Thiere nicht nur fähig find, im Allgemeinen Vergnügen zu empfinden, fondern auch verſchiedene Arten von geijtigem Vergnügen oder angenehmen 682. XXXL 22, 340 Gemuͤthsbewegungen, ſowie von geiftigen Leiden oder unange⸗ nehmen Gemuͤthsaffecten zu empfinden, welche denen der Mens fen durchaus analog find. Ebenfo Elar glaube ich, nachweiſen zu Eönnen, daß viele Thiere von verfdiedenen Ordnungen, Gattungen und Arten zu vielen von ihren Handlungen in einem nidyt allgemein befannten oder zugeftandenen Grade durdy einen Proceß des Gedaͤchtniſſes oder durch die Erinn⸗— rung an frühere empfundene Cindrüde beftimmt werden. Berner getraue ich mir, gründlich darzuthun, daß viele Thiere fümmtliher höheren Claffen und Ordnungen, außer einem gez woͤhnlich ſehr bedeutenden natuͤrlichen Scharfiinn, eine ges wiffe Faͤhigkeit befigen, Schlüffe aus Vorderfägen zu ziehen. Zur Betrahtung und Beleuchtung diefer höchft intereffanten und wichtigen Frage werden wir uns zunaͤchſt wenden und indem wir zuerft die Inſecten in's Auge faffen, werden wir zuvörderit bei den Ameifen ganz un;mweideutige Kennzeichen eines ſeht ausgebildeten natürlihen Scharffinns, fowie eined gewiffen Grades von Intelligenz und Gedaͤchtniß, finden. Hiermit fchließe ich meine erfte Mittheilung über dies fen Gegenftand, den ic bald wieder aufzunehmen gedenke, Lisburn, d. 29. April 1344, (The Lancet, August 1844.) Ueber das weiße oder undurchſichtige Blutwaſſer. Bon Andr. Budhanan, Dr. M., Profeffor der medicinifhen Snftitute an der Univerfität zu Glasgow. Allen denen, welche ſich mit Unterfuhung des Blutes befaßt haben, ift genügend befannt, daß das ſich von demfelben abfcheie dende Serum nicht immer gelblich und durchfcheinend, fondern zus weilen auch trübe, undurchſichtig und weißlich gefärbt ift, gleiche fam als ob es mit Milch vermifcht wäre. Man nennt dergleichen Serum gewöhnlich weißes oder mildichtes Blutwaſſer. Meine ger genwärtiae Abjicht ift, der Gefelfhaft einige Bemerkungen über die Urſachen diefer merkwürdigen Veränderung des Serum mits zutheiten Nachdem der Verfaffer der früher über diefe Erfcheinung aufs geftellten Anfichten gedadyr hat, fährt er folgendermaaßen fort: Auf diefes Anfehen des Blutwaflers wurde ich befonders im Sabre 1840 aufmerffam, da es mir bei Gelegenheit meiner damaligen Verſuche in Betreff der Zufammenfegung bes Blutes fehr häufig vorfam. Sh bemerkte, wie Hunter, daß daffelbe in'sbeſondere bei dem Blute junger Frauen vielfach anaetroffen werde, welche, entweder weil fie ſchwanger waren oder e8 zu feyn wähnten, zur Ader ges laffen feyn wollten, und denen man, wenn gerade Feine Gegenans zeige vorlag, zu willfahren pflegte. Da diefe jungen rauen nun mehrentheils Erdftig und vollfaftig und folglih wahrſcheinlich ftarke Effirinnen waren, fo war ich zweifelhaft, ob ich die Weiße ihres Blutwaſſers ihrem eigenthümlichen Eörperlichen Zuftande oder den Nahrungsmitteln zufchreiben follte, die fie wahrſcheinlich nicht lane ge vorher zu fi genommen "hatten. Um diefen Zweifel zu heben, war das einfachfte Mittel, einer gefunden Perfon zu verfchiedenen Zeiten nad) einer reihlihen Mahlzeit zur Ader zu laffen und die Wirkung der Verdauung auf das Blut in diefer Weife zu ermite teln. Zu diefem Ende brachte ich ohne Mühe einen Eräftigen juns gen Mann, der den Verluſt einiger Unzen Blut leicht durch eine reihlihe Mahlzeit erfegte, dahin, daß er fich folgender Diät und Behandlung unterwarf. Er erhielt kein Krüpftük aber um 4 Uhr Nachmittags eine Mahlzeit, die aus 1 Pf. Beefſteak, 2 Pf. Brod, 16 Flüfiigkeitsungen brauner Suppe und Z Flaſche Porterbier bee ftand. Alsdann wurden ihm zu drei verſchiedenen Zeiten drei Une zen Blut aus einer Armvene entzogen: das erfte Mal eine halbe 541 Stunde nach der Mahlzeit; das zweite Mal eine Stunde vierzig Minuten nad derfeiben; das dritte Mal am folgenden Morgen um adır Uhr oder 16 Stunden nach der Mahlzeit, ohne daß dır Menſch in der Zwiſchenzeit wieder etwas genoffen hätte. Das Blut hatte, fowie, es aus der Bene fam, das gewöhnliche Anfehen, und es fchied ſich in allen drei Fallen ziemlich diefelbe Quantiät Blutwafler ab. Das erfte Mal war es meißlich und trübe, das zweite Mal mie Molten, das dritte Mal volltommen Mar. An dem Blutfiumpen (crassamentum) bemerkte man in den beiden erften Kälen nicts Befondıres, während er bei dem dritten Aderlaffe mit einer durch— fihtigen Fibrinefhicht überzogen wurde, auf der ſich weiße Puncte zeigten, fo daß er fih, von Weitem gefehen, wie ein Edelſtein ausnahm. * Da e8 wohl möglich war, daß das Blutwaffer bei diefem juns en Manne ſchon vor dem Mittagseſſen weiß war, fo wurden zur Be aun diefes zweifelhaften Punctes folgende Verſuche ange: ellt. Ein kräftiger Mann von etwa fuͤnfunddreißig Jahren erhielt, nachdem er neunzehn Stunden gefaltet, eine Mahlzeit von 20 Uns zen Beeffteat, 8 Unzen Brod und 16 Flüfjigkeitsungen brauner uppe. Unmittelbar bevor er diefilbe eingenommen, ward ibm zur Ader gelaffen, und fo auch dreimal nach derfelben, und zwar wurs den ibm jedes Mal zwei Unzen Blut entzogen. Das bei dem erften Aderlaffr, demjenigen vor der Mahlzeit. erlangte Blutwaſſer war durdaus Elar, das bei'm zweiten, drei Stunden fünfzehn Mi— nuten nad) dev Mablzeit vorgenommenen, Aderlaß erhaltıne trübe, das vom dritten, 84 Stunde nah der Mahlzeit bewerffteligten, Aderlaffe berrührende noch undurchfichtiger, und das bei dem vierten, achtzehn Stunden nah der Mahlzeit vorgenommenen Xderlaß ers langte zeiate ſich volkommen Mar, obwohl der Mann in der Zwis ſchenzeit ein leichtes Abendbrod aenoffen hatte, _ Der zuerft erwähnte junge Mann genoß, nachdem er achtzehn Stunden lang aefaftet. 16 Unzen braune Suppe, 4 Ungen Brod, 8 Unzen Kartoffeln. 20 Unzen Beeffteat und 16 Unzen Rondener orterbier und faltete nach diefer Mahlzeit achtzehn Stunden. an entzoqg ihm viermal Blut am Arme, jedes Mal zwi Unzenz a6 erftemal aleich vor der Mahlzeit, da ſich denn dag Blutwaffer bernfteingelb und vollkommen Bar zeigte; das zweite Mal, zwei Stunden zehn Minuten nach dem Mable, war das Blurmwaffer trübe; bei’m dritten Aderlaffe, der acht Stunden nach der Mahlzeit orgenommen wurde, ſah das Blutwafler genau wie Haferſchleim us und war ganz undurdhfichtia; endlich war das Blutwafjer des, achtzehn Stunden nad der Mahlzeit bewerkftelligten, vierten Aders laſſes noch immer trübe, fo daß es alfo nach adhtzehnftündigem Fa— ften feine Klarheit noch nicht wiedererlangt hatte. In einem der beiden legten Källe bot das Blut, als es aus der Ader floß, weiße Streifen oder überhaupt irgend etwas Be: fonderes dar. Der vor der Mahlzeit erlangte Blutfiumpen mar in beiden Fällen an der Oberfläche von der gewöhnlichen rothen Farbe, und dieß war auch bei demjenigen der Kall. welcher von dem Ießs ten Subjecte bei dem erften Aderlaffe nah der Mabizeit erlangt wurde; daaegen zeigte fich in allen übrigen Faͤllen der ſchon er= wähnte durchfcheinende Kibrineüberzug, obgleich derfelbe nicht in ders felben auffallenden Weite mit weißen Puncten befegt war. Dem— poh bat man zu fchließen, daß der Ueberzug fich nad) Vollendung er Berdauung in der Regel bildet, indem er bei neun Aderläffen, die binnen achtzehn Stunden nach einer reichlihen Mahlzeit vorge— nommen wurden, nur ein einziges Mal, nämlich bei dem Blute, das 3} Stunde nad) der Mahlzeit entzogen worden war, nicht vorkam Dieſe Beobachtungen, von deren Genauiafeit ich mich fpäter zu überzeugen Gelegenheit hatte, fcheinen mir über die Urfache der weißen Karbe des Blutwaſſers keinen Zweifel zu laffen. Wenn einem gefunden Manne nüchtern zur Ader gelaffen wird, fo fcheis det ſich von deffen Blute Serum ab, welches durchfichtig und gelb, wie XRereswein, gefärbt ift, und obwohl die Ziefe der Farbe nicht immer diefelbe ift, fo ift e8 doch ftets ganz Bar. Etwa eine halbe Stunde nach eingenommener Mobizeit wird das Blutwaſſer trübe, und die Undurdfichtigkeit deffelben nimmt mehrere Stunden lang 682. XXXI. 22, 342 zu, bis fie ihre Marimum erreiht, morauf das Serum allmälig wieder durchſichtiger und endlidy vollkommen klar wird. Der Zeit» punct, wo die Zrübung den hoͤchſten Grad erreicht, und die Ränge der Zeit, während deren die Trübung des Serum beſteht, richter ſich hauptfählic nach der Quantität der genoffenen Speifen, zum Theil aber auch wehl nach dıren Qualität, da manche Nahrungss mittel fchneller verbaut werden, als andere. Nach den ven mir angeftellten Brobadjtungen ift jedoch, wenn die Mahlzeit aus ver- ſchiedenen Speifen beftcht, die Unturcfichtigkeit 6 — 8 Stunden nach der Mahlzeit am Stärkiten, und «6 gehört wohl noch etwas längere 3rit dazu, um die Durchfichtigkeit des Blutwaſſers wieder vollkommen berzuftelen. Die ſehr bedeutenden Verfchiedenbeiten in der Berfärbung des Serums hängen wahrfceiniih von der Befchafs fenheit der genoffenen Speifen ab, und in diefer Beziehung ift nicht zu überfeben, daß die Farbe bei den zu verfchiedenen Ziten nad) dem Mahle vorgenommenen Aderläffen abändert, fo daß es ſcheint, als ob die verfdiedenen Nahrungsftoffe verfciedene Färbungen veranlaßten und zu verfchiedenen Zeiten in das Blut einträten, Aus den oben erwähnten Beobachtungen läßt fich fchließen, daß die im Nahrungsfchlauche verdauten Nabrungsftoffe in einem toben und halbaflimilirten Zuftande zu dem Blute binzutreten und innerhalb der Blutgefäße eine zweite Verdauung erleiden, durch welche deren vollftändige Afjimilirung bewirkt wird, Nach cinigen intereffanten Bemerkungen über die Entftehung der Kügelchen,, welche das milchichte Anfehen des Blutwaffers vers anlaffen, fowie über deren Verhalten zum Verdauungeproceffe, fährt Dr. Buch anan folgendermaaßen fort. Wenn diefe Anfichten richs tig find, fo liegt auf der Hand, daß der milchichte Zuftand des Biutwaffers eine Erfheinung bes gefunden Organismus ift und nicht als ein Krankheitsfomptom betradtet werden darf. Indeß aicht es Limflände, unter denen diefes Anfchen dı8 Serums auf dag Borhandenfenn eines krankhaften Zuſtandes bindeutet, nämlich wenn es länger anhält, als dieß im gefunden Zuftande der Fall fenn dürfte. Wir haben oben eines Falles gedacht, wo das Blutwaifer nah adtzehnftündigem Faſten ncdy mit weißen Theilchen geſchwoͤn⸗ gert mar Die einzige Folgerung, welche ſich aus diefer Beobach— tung zieben läßt, ift, daß der Mann eine unaewöhnlich ftarfe Mahlzeit zu ſich genommen, und daß fich deßhalb die in den Blut— gefäßen ftatıfindende Verdauung verbältnigmäßia in die Ränge ges zogen habe. Ein anderer Schluß dürfte fich vielleicht felbft dann nicht rechtfertigen laffen, wenn die milchichte Belchafferheit des Blutwalfers 24 oder 36 Stunden nad) einer ſehr ſtarken Mahlzeit anhielte. Allein wenn dieſe Beſchaffenheit mehrere Tage nacheinan— der dauert, wenngleich kein Appetit vorhanden und keine neue Mahlzeit eingenommen worden iſt: dann läßt ſich annehmen, daß die Verdauung in den Biutgefäßen nicht mehr von Statten gehe, wie im gefunden Zuftande, indem diefelbe, wie alle übrigen Func— tionen, je nach dem Zuftande der Organe, durch welche fie vermits telt wird , Verzögerungen und Störungen unterworfen ſeyn muß. Dr. Budanan führt zur Beftätigung diefer Anfichten vers fchiedene Beweife an, unter Andern die Belhhoffenheit des Blutes bei diabetes, Es ift, ſagt er, cine von mehrern Beobadhtern feſt— geftellte Thatfache, daß bei diabetes das Blutwaffer die milchichte Beſchaffenheit häufig in fehr hohem Grade darbietet. Gerade dieß hat man aber auch, da die mit diefer Krankheit bebafteten Perfos nen außerordentlich ſtark eſſen und oft 3—4 Mat foviel Nahrung zu fidy nehmen, wie gefunde Reute, a priori zu vermutben. Denn wenn der Magen in der gemöhntichen Weife auf die Nabrungsmits tel einwirkt, fo muß unter ſolchen Umftänden dag Blut nothwendig mit weißen Theilchen überfüllt werden. Viele Patbologen nehmen in der That an, daß eine Störung in der Magenverdauung eine mefentliche Bedingung des diabetes fey. Allein die bier vrmwähnte Thatſache fcheint mir mit diefer Anficht gewilfermaaßen im Wider: ſpruche zu ftehen, indem fich aus jener ergiebt, daß die Nahrungs: ftoffe bei diabetes im Magen die gewöhnliche Veränderung erleiden und, foweit deren ſinnlich wahrnehmbare Befchoffenbeit in Rede ftebt, in der gewöhnlichen Form in das Blut eingeführt werden. Wir dürfen deghalb annehmen, daß die wefentlihe Störung bei diabetes nicht in einer Störung der primären Magenverdauung, 22° 343 fondern in einer ſolchen der fecundären Verdauung in den Blutge⸗ fäßen beſtehe, vermöge deren der unaſſimilirte Nabrungsftoff nicht mehr diefelbe Reihe von Veränderungen erleidet, wie im gefunden Zujtande des Körpers. Dr. Budanan fliegt dann mit folgenden Bemerkungen über die phylifhen und chemiſchen Kennzeichen diefer Varietaͤt des Blutwaffers: Die Farbe diefes Blutwaſſers ift, in der Regel, milchweiß, zuweilen rahmgelb oder gelb idyuraun, da denn das Ges zum eine auffalende Aehntichkeit mit Haferſchleim bat. Zumeilen ift die Verfärbung fehr unbedeurend, indem das Blutwaſſer nur feine Klarheit verliert und fid) fo ausnimmt, wie cin mit Rohr: zuder bereiteter ſchwacher Syrup. In allen Fällen, wo id) die Flüfigkeit unter dem Mifroffope beobadjtete, zeigte dirfelbe eine große Menge von mechanisch in derfelben ſchwebenden feiten Kugelchen odır Körnchen. Cie ind kleiner, als die Blutkoͤrperchen und mehrinchei.s von unregelmäßis ger Geſtalt, häufig aber fphärifd) un’, vieleicht bloß in Folge einer optifchen Zäufhung , in der Mitte wie mit einem Kerne verfehen. Diefe Körperhen waren in dem fyrupähnliden Serum ebenfo häufig, wie in den undurdji.ttigern Adarten, abır weniger rigels mäßig geftaltet und, wie es fhien, an ſich durchſcheinend. Es kommt, wie fhon Hewfon und Hunter bemerkt haben, zumeilen vor, daß, wenn die Flüfjigkeit sine Zıi.lang geftanden hat, die weißen Theilchen ſich aus derfelbin ſcheiden und, wie Rahm, an bie Oberflaͤche ſteigen. Hewfon verfuchte dieſe Zrennung ver— geblich dadurch zu bewirken, daß er dae Serum ſchüttelte. IH verfiel zufällig auf ein Verfahren, durch welches man diefes Refuls tar fehr leicht erlangen Fann. Es befteht darin, daß man die Fluͤſſigkeit mit Kuͤchenſalz fättigt, wodurch deren fpecififhe Schwe⸗ ce fo bedrutend vermehrt wird, daß die undurchſichtigen Theilchen verhältnigmäßig leichter werden und, entweder ſogleich, oder bald nachher, an die Oberfläche fteigın. Diefer Proceß bringt noch dın Vortheil, daß die Fluͤ Jiateie nicht in Faurmiß uoırgebt. Ich bejige noch vom November 1340 her einige von den Proben, an denen die oben erwähntin Beobachtungen angeftillt wurden. Eine der— felben ift das vor der Mahlzeit erlangte Elare Serum. Div andes ren drei enthaltın weige Theilchen, welche in zweien noch ziemlich in derfelben Weiſe in der Flüfiigkeit fehweben, wie anfangs. Bei der dritten endlich find die weißen Theilchen, nachdem jie zwei Sabre lang obenauf geſchwommen, fawerer geworden und zu Bor den geſunken, wo fie noch jetzt verharren. Dieſer Niederſchlag wurde wahrſcheinlich durch die Einwirkung der Luft zu Wege ge— bracht, da mir zwei Faͤlle vorkamen, wo derſelbe binnen einer eine zigen Nacht bewirkt wurde, als das Flaͤſchchen, in dem ſich das Blutwaffer befand, nicht gang gefüllt und nicht gut verftöpfelt wors den war, Wenn man die geronnene Maffe, nachdem man fie, wie Rahm, abgefhöpft hat, unter dem Mifroffope unterfuht, findet man, baß fie durchaus aus amorphen Koͤrnchen beſteht Dffenbar erleiden die weißen Theilden durch die Einwirkung des Salzes eine Veränderung in ihrer Angregationsart, da fie fich nachher fehr leicht durch Kiltriren abſcheiden laffen, während dieß vorher in kei⸗— ner Weife bewirkt werden kann. Die durh Filtriren abgeſchiedene weiße Subſtanz ift in Wafı fer unauflöstih und laͤßt ſich daher leiht Yon dem mit auf dem Filtrirpapier zurücdgebliebenen Salze trennen, indem man das Pa: pier in Waſſer taucht und hierauf das letztere, indem fid das Salz aurgelöft hat, vorjichtig abziebt- Die weiße Subſtanz ftellt ſich dann ale ein feines weißes Pulver dar, von dem ſich zwei in meinem Belige befindlihe Proben wie Weizenmehl ausnchmen. As ich ein Wenig davon auf einem Platinafpatel in die Flamme einer Spiritusiampe bielt, werfohlte die Subſtanz augenblicklich und verbrannte falt gänzlih. Dr. R. D. Thomſon hatte die Güte, etwas davon chemiſch zu unterfuchen; allein die Quantität war zu gering, als daß er zu einer befriedigenden Analyfe hätte gelangen können. In Alcohol und Aether war diefelbe durchaus nicht auftöslich, während fie ſich in Aetzkali augenblicklich aufloͤſ'te. Als man fie in einer Auftöfung von Bleiguder kochte, zeigten lic) Spuren von ſchwarzem Sulphuret. Thomfon ſchloß daraus, daß kein fettes Del vorhanden fey, und daß die Subſtanz wahrſcheinlich 682. XXXI. 22, 544 er Sompofition, wie Eiweiß oder Fibrine , feyn ürfte. Ir Dir Berfaffer hatte nachmals, ald er ſich von diefer Art von Serum Proben verſchaffte, die er der Gefelfchaft vorzulegen ges —— abermals Gelegenheit, daſſelbe chemiſch unterſuchen zu aſſen. ht Ein dreißigjähriger Mann genoß, nachdem er adıtzehn Gtuns den lang gefaltet, 24 Ungen von einem Pudding, weicher aus 2 Theilen Waizenmeht und I Theil Rindetalg bejtand, auch gehörig gelaizen war. 2 Ungen Bluts, welches dieſem Manne vor der Mahizeit entzogen worden war, gaben ein durchaus klares Blute waller. Drei Stunden nah der Mahlzeit wurden 7, und ſechs Stunden nach derfelben wieder ebenfeviel Unzen Blut abgelaffen. Das Serum des erftern Blutes war wie Eyrup, jedoch etwas weißlich, daß des legtern Blutes milchweiß. Die im letztern inte haltene weiße Subſtanz wurde vom Dr. Thomfon mittelft Küs chenſalzes und Filtrirens abgefchieden und ſchien der von ibm früs ber unterfuchten Subſtanz vollkommen äbnlih zu ſeyn. Cie ente hielt kein fertes Del. Bei der andırn Blurwallırprobe flieg der Rahm oder die weiße Subftang von felbit in die Höhe. Auf dem Filtrum blieb nur eine Spur von letzterer, dagegen cine merkliche Quantität fetten Deles zurück, die fich deutlich darſtellte, nachde man das Filtrirpapier getrocknet batte, wenn man daffelbe wifden das Eıht und das Auge hielt Cs läßt ſich kaum daran zweifeln, daß diefes Del von dem Zalge des Puddings herrührte, währen! div weiße protcinartige Subſtanz wahrfcheintich das Gluten bei Mehls repräfentirte. Demnach fanden ſich zwei dir Beftandtheile des Puddings im Blure ; aber nad; dem Stärkemehl, welches tod der Hauptbrftandtheil des Puddings war, fuchte man vergebene. Nach der Verfammlung der Geſellſchaft am Abend des 13. fiel mir bei, daß virleicht die Stärke dur die Verdauungsorgane in Zuder verwandelt und in diefer Form in das Blur abforbirt worden fey. Deßhalb verfcaffte ich mir Tags darauf etwas Hefe und behandelte damit das Bliutwaſſer, weldes von dem Blute her⸗ ruͤhrte, das drei Stunden nach der Mahlzeit abgelaſſen worden war, und id) verfuhr dabei in derſelben Weiſe, wie bei der Bes handlung des Haras der Diabetiihen. Die Gährung ftellte ſich ein und dauerte, da die Temperatur nicht völlig gleichfoͤrmig ge⸗ wefen, 48 Stunden. Das Serum von dem Blufe einer anderem Perſon, welche diefelbe Diät befolgt, aber weniger reichlich ges ſpeiſ't hatte, wurde in derſelben Weiſe mit dem naͤmlichen Erfols behandelt, nur war die Gasentwickelung etwas ſtaͤrker. Noch merkwuͤrdiger erſchien mir aber der Umſtand, daß das Serum des Blutes, welches dieſen beiden Perſonen, nachdem lie gefaſtet hatten, entzogen worden war, ebenfalls in Gährung uͤberging, obwohl fi dabei weit weniger Gas entwidelte, als in den beiden früber ırs wähnten Fällen. Sch fand, daß die größte Quantität Gas, welde man bei diefen Berfuchen erlangte, ungefähr ebenfo beträchtlich war, wie die, welche man bei derfeiben Behandlung aus einer Auflöfung von Zuder in Waffer, 5 Gran vom erfiern auf 1 Unze vom lese teren, erhielt. Sollte die hier aufgeitellte Arjiht von dem Vor⸗ bandenfeya von Zuder, al einem normalen Producte, im Blute, durch fpätere Beobachtungen beftätigt werden, fo müffen offenbar die in Betreff des diabetes geltenden Theorien eine entfpredhende Veränderung erleiden, denn ihnen zufolge nimmt man an, die Er— geugung des Zuckers ſey wefentlich eine Folge der Störung in den Functionen, welche durch diefe Krankheit veranlapt wird. E-on- don and Edinburgh monthly Journal of med. Science, July 1844.) 2 i 2 . Miscellen. Meteorologifhe Beobahtungen werben gegenwärtige wie ein Brief des Generald Juan Zofe Flores, Präfidenten der Republik Arquator, an Deren Bouſſingault meldet, auf dem Vorſchlag des legtern, zu Antifana, einem der hödyften bewohnten Puncte der Erde, bei 4,100 Meter über der Meercsfläche und faſt unter dem Aequator, regelmäßig angeftellt. Der General hat die 345 be er unb alles fonft Erforterlihe zur Verfügung des errn Aquirre geftelle, und bereits ſeit faft einem Jabre find ie thermometriſchen und baromstrifhen Beobachtungen daſelbſt im ange. (Mittheilung des Herrn Bouffingault an die Acad. ber Wiſſenſch. .682. XXXI. 22, 346 In Berichung auf Erbmaanetismus kat Kerr v. Gaftelnau durh Herrn Arago der Academie der Wiſſenſchaften zu Paris mitgerbeilt, daß er auf feiner Reife in Brafilien einen Ort aefunden babe, mo wearn der Nähe magnetifher Zelfen, die Nadel 53° oͤſtliche Diciination anzeigte, EEE Ye ee d— Ueber die Erftirpation des Bruftkrebfes. \ Bon B. C. Brodie, Efq. Wenn ein feierhöfer tumor ber mweiblihen Bruft fi felbft überlaffen bteibt, fo nimmt er nad und nah an Um: fang zu, afficirt die benachbarten Gewebe, gebt endlih in Verſchwaͤrung über, und in der Mehrzahl der Fälle ftirht der Kranke drei bis vier Sabre nah dem Beginne des Uebelg, nahdem ein höchft fchmerzhafter Zuftand des Geſchwuͤres vorangegangen if. Wenn man diefe Thatſachen allein be— ruͤckſichtigt, ſo würde man die Exſtirpatien des Uebels zweis felsohne fuͤr das geeignetſte Mittel halten: allein man hat auch noch eine andere Reihe von Thatſachen in's Auge zu faſſen. Wir finden, daß in der Mehrzahl der Fälle die ‚Kranke zwei bis drei Fahre nad) der Operation nicht mehr am Leben ift, und in fehr vielen Fällen fcheint die Dperas tion, ftatt den Ausgang des Uebels zu verhüten, denfelben zu beſchleunigen. Wir finden uͤberdieß, daß die Dperas tien an ih nicht in allen Fällen frei von Gefahr ift. Diefe verſchiedenen Umftinde haben die Wundärzte nach ihrer Auffaffung derfelben zu verfhiedenen Anfichten in Bes treff der Operation geführt. Der verftorbene Herr Gline, 3- B., und Everard Home, beide Männer von großer Erz fahrung, wellten kaum jemals ihre Einwilligung zur Erftits pation des Bruftkrebfes geben, mährend andere erfahrene Wundärzte felbft in der Mehrzahl der Fälle für die Opera— tion flimmen. Diefe Verſchiedenheit der Anfichten zeigt die Schwierigkeit des Gegenftandes, und meine Abüicht ift nun, bier zu unterfuchen, unter welchen Umftänden die Operation des Brufikrebfes angezeigt fey, und unter welden nicht. Ich muß zuvörderft bemerken, daß, wenn auch viel von der Art des Falles abhaͤngt, Vieles auch von ung felbft und der Meife der Ausführung der Dperarion abhängt. Wenn ein ftirchöfer tumor in der Bruftdrüfe eingebettet diegt und wir den tumor und einen Theil der Bruſt ents fernen und die übrige Bruft zurüdlaffen, fo wird, nadı meis ner Erfahrung, das Uebel fiher wiederkehren, und Diefes entfpricht einer Regel, welche auf alle Fälle bögartiger Ue— bel anwendbar ift, — daß eine Erftirpation nie hinreichende Sicherheit für die Beſeitigung des Uebels gewährt, wenn wir nicht das ganze Organ, in weldhem das Uebel feinen Sig bat, entfernen. Wenn wir daher die Operation eines Brufikrebfes ausführen, fo müffen wir die ganze Bruſt ents fernen. Man Eönnte glauben, daß diefes eine leichte Sache fey, was aber nicht der Fall ift, denn bei der Erflirpation der Bruft Eönnen wir fehr leicht bei einer mageren Perfon, wofern wir nicht fehr forgfältig zu Werke gehen, Kleine Stüde der Drüfe, die an der Haut abhäriren, zurüdlaffen, welche dann die Quelle des Eünftisen Uebel® abgaben. Die Farbe der Bruftdrüfe ift fehr wenig von dem des umliegens den Fettes verfchieden, und das hervorſtroͤmende Blut vers mehrt die Verwirrung. Um diefem Uebelftande auszuweichen, muß man bei der Ausfhälung das Meffer dicht an die Haut halten, und in jedem alle, fobald man den tumor hers vorgebolt hat, die Oberfläche deffelben betrachten und zuſe⸗ ben, ob er allenthalben von gefundem Fette bededt ift. Iſt dieſes nicht der Fall, fo unterſuche man die Innenſeite des Hautlappen®, und ſebe nad, ob ein kleines Stud der Drüfe zurücgeblieben ift So weit Eann, fage ih, der Erfolg der Operation vom Dperateur abhängen; aber nun wollen wir erwägen, welches die Umftinde find, welche unabbängig von unferem Handeln den Heilzweck der Operation unficher maden, oder uns ein günftigeres Refultat hoffen laſſen koͤnnen. Zuvörderft Eann man die ffirchöfen Gefhmülfte der Bruft in zwei Claffen theilen — eine, wo die Brufldrüfe felbft in eine ffirrhöfe Structur umgewandelt wird und der tumor feinen umfcriebenen Rand hat, die andere, wo ein ffirs thöfer tumor mit ſcharf abgegrängten Rändern in einer anfcheis nend gefunden Bruft eingebettet liegt Bei der erften Claffe bringt die Dreration nicht nur niemal® eine vellftändige Heilung zu Mege, fondern befchleunigt eher den Fortſchritt des Uebels. Die Kranke flirbt binnen zwei bis drei Jah— ten und wahrfheinlih noch viel früher an hydrothorax. Ferner wenn die Haut Eranfhaft ergriffen iſt, läßt die Ope— ration gleichfalls Eeine andauernde Heilung erwarten. Die Haut kann verfchiedentlich ergriffen werden: zuweilen bilden fib feirrböfe Tuberkeln auf derfelben an verfdiedenen Ötels len, in einiger Entfernung rund um die Geſchwulſt, mähs rend die dazmwifchen lirgenden Hautportionen gefund erfdieis nen. Hier wird eine Operation nie Heilung bewirken, denn man fann nicht die ganze afficirte Haut entfernn. Unter ſolchen WVerhältniffen verläuft da® Uebel gewoͤhnlich raſch toͤdtlich. Oft aber iſt die Haut verdidt und feft, und die Poren erfheinen vergrößert. Diefe Form des Uebels ift febe ſchlimm, und die Operation befchleunigt bier meift nur den lethalen Ausgang. Im fehr vielen Fällen verurſacht der Skirrh eine Gontraction der Milchgefäße, wodurch die Bıuftwarze nach Innen zurückgezogen wird. Der Erfolg der Operation ift bier fehr zweifelhaft, denn gewöhnlich ift die Haut in der Umgegend mit afficirt. In anderen Faͤl— (en wird die Haut Über dem Skirth nach Innen gezogen, fo daß eine Grube in bderfelben zu feyn feheint. In folchen Fällen Eann man faft überzeugt feyn, daß unter der Grube 847 ein firehöfer tumor ſich befindet, und bei der Unterfuhung wird man ihn mit dem Finger fühlen. Diefe Grube ents fteht dadurh, daß eine Eleine Verlängerung, eine Art von fficchöfem Silament von 4", 3" oder z'' Yänge vom tu- mor aus durch das Fett bis zur Haut geht, und zeigt alfo an, daß das Uebel ſich nicht auf die Bruſt beſchraͤnkt, fonz dern audy die Haut mit ergriffen hat, Auch hier iſt aljo der Ausgang der Operation fehr zweifelhaft. Menn das Uebel fortfehreitet, werden auch die Adıfels drüfen mit ergriffen. Die Achfeldrüfen können, wenn Die Bruft entzündet ift, gleichfalls entzündet und angefchwollen ſeyn; fobald fie aber, unabhängig von Entzündung, verhärtet find, fo kann man überzeugt feyn, daß fie auf gleiche Weife wie die Bruft afficirt find, und die Operation kann keine Heilung bewirken. Ich brauche kaum zu fagen, daß, wenn der Skirrh am Bruftmusfel und an den Rippen adhärirt, oder wenn die Haut ulcerirt ift, die Operation Feine Aus: fiht auf Heilung su gewähren vermag. Die Erftirpation ift ferner nicht zuläffig, ſobald Symptome bösartiger Affecs tion innerer Organe vorhanden find. Außer diefem find noch der Zuftand, das Alter und das Allgemeinbefinden der Kranken zu berüdijihtigen. Ale diefe File nun abgerechnet, werden fehr wenige übrig bleiben, welche ſich für die Operation eignen. Dies felbe Eann aber vorgenommen werden, fobald die Haut voll: Eommen gefund, die Bruſtwarze nicht eingezogen, in der Haut über der Geſchwulſt Eeine Grube vorhanden ift, die Acfeldrüfen nicht mit afficirt, Fein Zeichen eines inneren Keideng vorhanden ift, Eeine Adhäfion der Bruft an den darunter gelegenen Theilen flattfindet und die Kranfe ſich nicht in einem zu ſehr vorgeruͤckten Alter befindet. Ich bes haupte jedoh nicht, daß in allen diefen Fällen eine dauernde Heilung erfolgen wird, aber doch in einigen. Außer den von mir eben befchriebenen Fällen giebt es aber andere, bei welchen die Erftirpation des Skirrhs mit einer noch befferen Ausficht auf Erfolg ausgeführt werden Eann. in harter tumor bildet ſich zumeilen auf der Ober: flähe der Bruſt, welcher ſich wie Skirch anfühlt und bei’m Einfhneiden auch wie diefer auefieht. Derfelbe fcheint mit der Bruft nicht zufammenzuhängen; wenn man ihn aber entfernt, fo findet man, daß er an der Oberfläche der Drüfe gerade an einem ſchmalen Winkel befeftigt iſt. In folchen Fällen fann man den tumor erftirpiren, ohne die Bruſt mit auszufchneiden und bat fein Recidiv zu befürchten. Daffetbe ift der Fall bei ſkirrhoͤſen Geſchwuͤlſten an der Bruftwarze, welche auch ohne Erftirpation durch Aetzmittel befeitigt werden koͤnnen. Aber hier entfteht eine andere Frage. SIE Eein anderer «Grund vorhanden, die Operation auszuführen, als um eine andauernde Gur zu bewirken? Iſt die Ausführung derfel: ben nicht zuweilen rathfam, um das Leben der Krarfen etwas länger zu friften, oder fie von ihren gegenwärtigen Keiden zu befreien? Ohne Zweifel ift diefes der Fall, allein nicht ohne Ausnahme, denn wenn die Haut wirklich mit afficirt iſt, rathe ich nicht zur Operation, da das Uebel fo 682. XXXI. 22. 848 bald zuruͤckkehren wird, daß die Erftirpation von gar keinem Nutzen fiyn Eann. Es ift noch ein anderer Umftand welcher zu berüdfiche tigen ift, wenn man Über die Zuläfjiukeit oder Unzuläffigkeit der Operation zu entſcheiden bat. Iſt irgend eine Gefahr mit der Operation felbft verbunden? Sm Allgemeinen ift fie durchaus nicht gefahrlos, und die Gefahr hängt fomohl von der Art der Operation felbft, ald von anderen Umitäns den ab. Man hat zunaͤchſt Sorge zu tragen, daß fo wenig Blut, als möglich, verloren gehe; ferner muß die Kranke vor der Operation nicht zu knapp gehalten werden. Soweit hängt e8 von uns ab, die Gefahr zu vermindern; aber es giebt andere ungünftige Umftände, deren VBefeitigung nit in un: ferer Macht ſteht. So ift, 3. B., die Operation bei einer fetten Perfon mit einer enormen Bruft furhtbar, es wird eine ungeheure Wunde gebildet, und wahrſcheinlich wird, troß aller unferer Vorforge, eine fehr ftarke Blutung erfolgen. Eine alte Frau wird die Operation nicht fo gut, wie eine jüngere, ertragen; daffelbe ift bei ſchwaͤchlichen und gebrechlichen Cons ftitutionen der Fall. In allen folhen Fällen ift die Opera: tion zu vermeiden. Wenn dagegen die Bruft Elein, die Kranke fonft gefund und nicht fehr bejahrt und nicht vor der Operation zu fehr heruntergefommen iſt, und wenn mir dafuͤr Sorge tragen, daß fo wenig Blut, als möglich, verloren geht, dann ift die Gefahr der Operation verhaͤltnißmaͤßig gering. Die von mir angegebenen Vorfchriften find auf gleiche Weiſe auf andere bösartige Affectionen der Bruft anwendbar, wiewohl ich jedoh glaube, daß bei'm Blutſchwamme die Operation noch weniger Hoffnung gewährt, als bei'm Skirrh. Uebrigens find aber alle bösartigen Gefchmüifte, mögen fie nun Skirrh, Blutfhmwamm- oder sarcoma pancreaticum genannt werden, nahe miteinander verwandt. Sch muß nod hinzufügen in Bezug auf die Zuläffiyfeit der Operation, daß, wenn aud) ein fEirrhöfer tumor fich felbft überlaffen bleibt, das Leben der Kranken gewöhnlih nah 3 — 4 Jahren enden wird, der lethale Ausgang ſehr oft auch weit Länger hinauss gefchoben wird. Sobald daher das Uebel einen trägen Forte gang nimmt, ift die Operation zu verwerfen. ! Die gegebenen Bemerkungen babe ih in ber Vorauss feßung mitgetheilt, daß man Skirrh und andere bösartige Geſchwuͤlſte der Bruft von nicht bösartigen forgfältig unters fcheidet. Wenn ein Wundarzt mir erzählt, daß er auffal- lend gluͤcklich in der Operation ffirrhöfer Brüfte gewefen fey, fo argmöhne ich immer, daß feine Diagnofe nicht genau ges wein fen. Einer meiner Bekannten erzählte mir, daß er Bruſtſkirrhen zehnmal operirt habe, und daß in feinem ein: zigen Falle dag Uebel wiedergefommen ſey. Es traf fi, daß er mich erfuchte, einen tumor zu unterfuchen, melden er im Begriffe war, zu exſtirpiren, und ich fand, daß der von ihm fogenannte Skirrh nichts Anderes, als ein dhronifcher Bruftabfeeß, war. (London med. Gaz., Febr. 1844.) Unterfuchungen über die Urfachen der Albuminurie, Bon Herrn Fourcault. Bisher betrachtete man die Unterdrüdung der Haut: ausdünftung in Bezug auf die Erzeugung der Krankheiten 349. nur im Allgemeinen. Man fuchte nicht zu erforfchen, ins wiefern die verfchiedenen Etoffe, weldie die Haut aus;us ſcheiden aufhört, auf die Verderbniß des Blutes und die Örtlihen Krankheitserfheinungen, welche man bei Entzüns dungen und bösartigen Fiebern wahrnimmt, Einfluß haben. Indeß beweif’t die ſchon von Hippocrates begründete Theorie der Kriſen, daß die häufigften und günftigften Kris fen durch die Hautthätigkeit bewirkt werden. In der Abſicht, zur Ausfüllung diefer Luͤcke in der Wiſſenſchaft beizutragen, habe ich eines Theiles die Urſa— chen der Krankheiten unter den verfchiedenen Himmelsſtri— hen und in Rocalitäten. welche die verfchiedenartigften Bes dingungen darboten, ftudirt, und anderntheils die Hautaus— dünftung bei Thieren, mittelſt luftdichter Anftriche, kuͤnſtlich unterdrüdt. In dem einen, wie in dem anderen Falle fieht man ſich diefelden Erankhaften Erfhrinungen entwideln, nims lich: Erankhafte Verinderung des Blutes, zuweilen Aufloö— fung feiner organiihen Beftandtheile, Hpperfecretionen, Er: giefungen verfchiedener Art, Örtliche Krankhe:tserfcheinungen, Strogen der Gefäße, wie man es bei den zwijchen den Tro— pen graffirenden Seuchen, fowie bei den in unferen Klimas ten herrſchenden bösartigen Fiebern findet, welhe nur mil: dere Grade jener furchtbaren Seuden find. Die vergleihende medicinifche Statiſtik beweift, daß dieſe Krankheiten ſich, in der Regel, dadurch entwideln und derfchlimmern, daß Ddiefelben auf die Haut einwirken und, entweder primär, oder fecundär, die Hautausdünftung uns terdrüden; ferner, daß die meiften chroniſchen Leiden durch die allmälige Unterdrüdung diefer Secretion entfiehen. In Betreff der Albuminurie wird dieß durch vielfahe Beobach— tungen zur Gewißheit erhoben, obwohl die meiften Aerzte die gewöhnlichfte WVeranlaffungsurfahe diefer Krankheit vers kannt haben. Zur Erzeugung der Albuminurie habe ich zwei verſchie— dene Methoden angewandt. Ich habe 1) die Haut lebender Thiere mit einem luftdichten Anſtriche überzogen, und id babe 2) diefe Membran befeitigt und die fo bewirkte große Munde mit dergleihen Anſtrichen bededt. In beiden Fäls len entwidelte fih bei Hunden, feltener bei Kaninchen, die Abuminurie unter denfelben Formen und Erfcheinungen, wie wenn fie duch die Einwirkung von Kälte und Näffe auf die Haut entfteht. Wenn man die Haut bloß befeitigt, fo entiteht die Krankheit nicht, und die Thiere behalten lange diefelbe Zemperatur, während, wenn die Anftrihe die Hauts ausdünftung oder die ferös=eiterige Ausfhwigung der wuns den Flächen unterdrüden, die Temperatur um 15 bie 18° Gentigr. ſinken Fann. Nachdem die gewöhnlichfte Veranlaffungsurfache der Als buminurie befannt war, mufite die materielle Urſache ders felben noch ermittelt werden. Unterfuchte man num die Wirs tungen der Beitandtheile der Hautausdünftung auf den Eis weißftoff, fo erkannte man leicht, daß die Milchfäure, welche ſich, fobald die faure Serretion der Haut und der Nieren unterdrüdt ift, im Ueberfchuffe im Blute befindet, die wahre Urfache der Erfcheinung und der Übrigen chroniſchen Veraͤn— derungen des Eimweißftoffes ift. Zu diefen Veränderungen 682. XXXL 22, 350 gehören die Hndro » Albuminurie, die Strophen, Tuberkeln, der harte, aufgetriebene Leib, die Verhärtung des Zellgewes bes bei Kindern, die Elephantiafis, der Ausſatz, endlich jene Krankheit der Kindberterinnen, welche man gewöhnlih phleg- masia alba dolens nennt. : Schlußfolgerungen. 1) Die Haut iſt lediglich ein Ereretionsorgan, und die Producte der Zranfpiration werden nicht in derfelben gebildet. 2) Wenn man die Haut eines Icbenden Thieres be: feitigt, fo haͤlt ſich deffen innere Temperatur lange Zeit auf derfelben Höhe. Die Albuminurie entfteht in Folge Ddiefer Operation nicht; ja, erftere kann, wenn fie früber vorhan— den war, in Folge der Befeitigung der Haut foyar ver: ſchwinden. 3) Durch die kuͤnſtliche Unterdruͤckung der Hautauss dünftung werden fünferlei Erſcheinungen veranlaßt: a) eine tiefgehende Erankhafte Veränderung des Blutes; 5) ein be: deutendes Sinfen der Zemperatur; €) Hpperfecretionen und’ Ergiefungen verfciedener Art; Ad) örtlibe Verlegungen und Strogen der Gefaͤße; e) Erankhafte Veränderungen des Hars nes, Eurz die Albuminurie, welde indeß, obwohl weit feltes ner, auch durch primäres Erfranfen der Nieren herbeigeführt werden Eann. 4) Wenn milhfaures Natron in die Nieren einges führt wird, fo entſteht Albuminurie, indem dadurch die Bilz dung von uͤberſchuͤſſiger Milchſaͤure im Blute veranlaft wird, 5) Wenn die Unterdrüdung der fauren Secretion der Haut ploͤtzlich gefcieht, fo führt diefelbe eine tiefgehende Veränderung der organifchen Elemente des Blutes herbei. Diefe Veränderung beobachtet man bei der Afiatifchen Chos lera, der Peft, dem gelben Fieber und einigen bösartigen Krankbeiten unferes Dimmelsitriches. 6) Wenn diefe Unterdrüfung allmälig eintritt, fo entwideln ſich eine Menge von chronifchen Krankheiten, zw denen die Albuminurie und die übrigen bereits namhaft ges machten Eranfhaften Veränderungen des Eimeißftoffes gehös ren. (Comptes rendus des seances de l’Ac. d. Sc., T. XVII, No. 19., 6. Mai 1844.) Ueber die Necrofe des calcaneum bei ferophulöfen Kindern. Bon Dr. B. Malefpine. Das Uebel durchläuft 3 Stadien; erftes Stadium: tauber Schmerz, allmälig zunehmende, unſchmerzhafte Anſchwellung am hintern Theile des Fußes. Anfangs teigichte, deutlich umſchriebene Geſchwulſt des Zellgewebes, die fpäter die Vertiefungen unter den Knoͤcheln ausfült und Iegtere bald nad allen Seiten überragt. Die Ferfe ftark aufgetrieben, nach Hinten vorfpringend, ihr Queers durchmeffer vermebrt. ine Vertiefung länge der ganzen Ferfe nad) Innen und Außen trennt die Gefhwulft von din Plantar- und Seitenfläben. Die Haut wird gefpannt, verdünnt, glänzend, zahlreiche aufgetriebene Venen fhimmern durd. Das Tibio-Tar⸗ falgelene ift unverfehrt, beweglich, die chroniſch entzundeten Ferfen geftatten fchon eine deutliche ſchmerzhafte Seitenbewegung. Zweites Stadium. Die Anfhwellung nimmt zu, verbreis tet ſich über die Dorfals und Plantarflädye des Fußes und den 851 unteren Theil des Beine; die Haut wird roth, glänzend, gefpannt, die Bewegung fehr ſchmerzhaft, zumeilen aud nur Ödematöfe, ges fpannte Gefchwutft mit wenig Dige und Schmerz. Dunfle Fiucz tuation erfheint an den Seitentheilen der Ferfe, bei Einfhnitten fliege jedoch Fein Eiter ab, nur rorhbraun«s , breiartiges Zellgewe— be. Zumeilen alle Symptome eines acut werdenden tumeor albus, Froſtſchauer, Fieber, heftiger Schmerz. Das Periot ſchwillt an, verdickt ſih, Eiteranbäufung zwifchen dem Ferfenbeine und feiner fivröfen Scheide; zugleich entzündet und erweicht jich das Zellge— webe. Der Eiter zeritört endlich die fibröfe Haut und die Weich— theile und bahnt ſich nah Außen einen Wey. Segr tritt wieder ein chronifcher Zuitand ein, bis endlich neue Entzundung, neue Filtelgänge ji bilden und das Ferfenbein necrotilirt. Hoͤchſt fels ten genügt die erfte fuppurative Entzündung zur Ausftofung dee ganzen abgeftorbenen Knochens, wo dann der Eiterheerd ſich durch eine oder mehrere Oeffnungen nach Außen entleert, oder der Kuoz chen ftirbt nur theilweiſe ab, und es bildet fich eine tiefe Demarcas tionslinie.e Im frifchen Falle und bei Fräftigen Individuen find unverzüglich gemadjte tiefe Einfchnitte das Geeignetfte, meift aber wirkt bei ſcrophuloͤſer Necrofe ein temporilirendes Verfahren am Beſten. Die ostitis Erwachſener unterfcheidet fi von der in den erften Lebensjahren auftretenden darin, daß jene an irgend einem Puncte des Kuodyengewebes oder fecundär in Folge einer Alteraz tion der Knorpel und der ein Gelenke umgebenden Weichtheile ſich entwicelt, während diefe häufiger die Eurzen und die Enden der langen Knochen und zwar von Vorne berein die Dicke der fpongio: fen Subftang befällt, wodurch dann jene centralın, erweichte Zuberfel fimulirenden Höhlen entftehen. Letztere find zuweilen don einer gut organilirten Cyſte ausgekleider, meift aber getrennt, die Wandungen theilmeife mit halbgeronnenem Eiter bededt. Bald zeigt der Eranke, fpongiöfe Knochen diffufe, eitrige Snfiltration, bald ift deffen die Gaverne umgebender Theil allein infiltrirt und der den benachbarten Theilen nody adhärirende Reſt ſchwaͤrzlich oder röthlich gefärbt. Die frine Äußere Fläche bekleidende Knochen— haut ift injicirt, dick, leicht löslich, zuweilen Enorplig, theilweife ver: Enöchert. Zemporiliren ift in folchem Kalle darum das Befte, da der Eiter eine um fo rafıhere Elimination des Frlfenbeins bewirkt, und für die Tarſalgelenke Nichts zu fürchten iſt. Die Fiftelgänge durchs bohren conftant die an der einen oder anderen Seite des Ferfens beins befindlihen Weichtheile, ihre Dauptmündungen befinden ſich zwiſchen dem hinteren Rande des Knoͤchels und der entfprechenden Seite der Achillesfehne, oder im Niveau der aroßen Kerfenbeinapo- phyfe, an deren Äußeren Seite und der Rücenfläte des Fußes, oder feltner gegen die Plantargegend der Ferfe bin, Licht unter den Knoͤcheln. Drittes Stadium. Nach Ausbildung der Filtelgänge tritt wieder ein chronischer Zuftand ein. Die Auftreibung der binteren Kußpartie ift gleichmäßig, die enorme, Eugelige Ferſe ſteht nach Hinten hervor, ihre Schien- und Wadenbeinränder find verfchmuns den, die früheren Vertiefungen durd) die Hypertrophie des Zellge— webes ausgeglichen. Der Fußrüden iſt infiltrirt mit Fiftelgänaen, Anfhwellung feitlicy bis zum hinteren Ende des fünften und erften Metatarfaltnochens, die Knoͤchel Üüberragend. Das Zellgewebe wird confiltenter, felbft hart, rings um die Fiftelgänge erweicht, dunkel flactuirend. Hier ift die Haut dunkelbraun, fonft rofenroth mit marmorirten Flecken. In dem Maaße, wie der todte Knochen all: mälig ausgeftoßen wird, fättigt fich die in die GSubftanz und an die 68, XXÄl. 22. 352 Fläche der Knochenhaut eraoffene Lymphe mit erdigen Salzen und: organijirt ſich zu neuem Knochen. JES bildıt ſich «in pes varus aus, da die weiche Ferſe und das Pirioft den Muskeln keinen Wis derftand entgegenflellin Eönnen, und die Verbildung fann nur in ihe rem Beginne durch gerignete Apparate befiitigt werden. Eine weis tere Folge der Ierjtörung des Zerfenbeins ift die fertliche Berwege lichkeit des Bußes. Die Sondirung der Fiftelgänge weiſ't den Zur ftand des Scqueſters, die Größe des Eiterheerdes u. f. w. nad. Sind jene noch frifh und das Entzündliche noch nicht vorüber, fo fondire man nicht, was überhaupt erft nach deren drei bie viermos natlihem Beftehen bei beginnender Berhärtung des Zellgewebes vorgenommen werden darf. Zu diefem Behufe erreitere man eine Fiſtel mit Enzianwurzel, dann mit Preßſchwamm. Dir Sequeſter mird dann zumeilin leicht herausgezogen, zumeilen aber bedarf es Schraubenzieher und Hebel zu feiner Entfernung. Dat das dritte Stadium eine Zrit lang gedauert, fo tritt ziemlich conitant Atro— phie dee Sprung-, Würfel», Fahnförmigen, des urtırın Endes dıs Schien= und Wadenbeines und fpätır caries ein, wo dann nur die Amputation übrig bleibt. In diefem dritten Stadium richt ein temporiirendes Verfahren nicht mebr aus, fondern dir todte Knochen muß fo früh, als möglich, entfernt werden. (Aus Dppenheim’s Zeitſchrift, Juni 1844.) Miscellen Pyogenia cutanea bei einem Säugling. — E. 3, ſechs Monate alt, von einer ſehr ſchwachen Amme genaͤhrt, befam am Halſe einen rothen Fleck, deſſen Mitte eine ſich allmaͤlig vergrös ßernde und weißwerdende Erhabenheit zeigte, die ſich oͤffnete, eine dicke, eitrige Maſſe ausfließen ließ und nach fuͤnf bis ſechs Tagen vernarbte. Un mehreren Stellen des Körpers bildeten fich ähnliche Flecken, die theils wieder verſchwanden, theil® den oben angegeber nen Berlauf nabmen. As Pigeollot das Kind Tab, hatte es eine Menge folder Geſchwuͤlſte am ganzen Körper , die zwei größe ten am Kopfe und Bauhe. Sie waren linfens bis wallnuggroß, rund, meißarau, wie perlmutterartig, nur die frifchentftandenen von einem rofenrotben Hefe eingefaßt; eine große hatte ſich im Nacken geöffnet, wo man alle Gebilde bis auf die Aponeuroie zer: fort fand. Das Kind war fieberfrei, fchlief gut, regelmäßige Stublentleerungen; es fhrie nur, mwenn die Franken Etellen ges drüct wurden. Das Kind ftarb binnen zehn Zagen. (Journ. de Med. de Brux., Janv. 1844 ) In Beziehung auf das Stummfeyn ber Zauben hatte der Abbe Sicard geäußert: „ich habe nicht gefagt, daß ein Zauber nicht ſprechen Eönne, aber nicht zu fprechen wife.” In eis ner Eleinen Flugf&rift mit dem Zitel Cause du mutisme chez les Sourds fegt ein Herr Dubois auseinander, wie das, mas man gewöhnlich den Zaubftummen nennt, ein fehr felten vorfommendes Weſen fiy, denn die Meiften find nur ftumm, weil man ihnen nicht das Sprechen gelehrt bat. Das von Herrn Dubois den Eltern gang völlig tauber Kinder vorgefchlagene Erziehungsſyſtem beftcht darin, zu ihnen fo zu ſprechen als wenn fie hörten und auf alle Unterhaltuna mit ihnen durch Zeichen zu verzichten. Allein wo ift die Bürgfibaft für das Syitem? Bei dem Berfaffer der Flugſchrift felbft, welcher, im vierten Rebensjahre völlig taub geworden gegene wärtig mit ciner gewiffen Reichtigfeit fpricht ! Bibliographisce Voyage autour du monde, exécuté pendant les anndes 1836 et 1837 sur la corvette la Bonite, commandee par M. Vaillant, Capitaine de vaisseau. Publie, par ordre du Roi, sous les auspices du Departement de la marine. Geologie et Mi- - neralogie; par M. E. Chevalier. Paris 1844. 8. M. 5K. Histoire naturelle, mise à la portee des enfans, avec question- naire. Par G. Beleze Paris 1844. 18, —— — ——— N eu i gkeiten Nervous Diseases, Liver and Stomach Complaints, Low Spirits, Indigestion, Gout, Asthma and Disorders produced of tropi- cal Climates; with Cases. By George Robert Rowe, M.D. 7'h Edition etc. London 1844. 8. Handbook of Bathiug; being a familiar medical Treatise on the Use of Bath and Sea-Bathing; including Direetions for ad- ministering the Cold, Shower, and medicated Bath ete.; with general Instructions for the Bathing of Infants and Children. By a Plıysician. London 1844. 18. RK e a A BE: — zu dem einunddreißigſten Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, (Die Römifhen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabifden die Eeiten.) %. Aal, Fortpflanzung deffelben. DCLXXIX. 295 Adams, über gutartiges osteosarcoma. DCLXI. 7. Agaffiz, L., über die Glaffification der Fifche, DCLXXV. 225. DCLXXVI. 241, Alalie (Spradjlofigkeit), vollftändige, in Folge einer Kopfverlegung. DCLXXVII. Albino bei Garaiben. DCLYII. 42. Albuminurie, Urſachen derſ. DCLXXXII. 348. Alpaka's, lebende, nah Sachſen gebradt, DCLXX, 152. Amaurofe durch Galvanopunctur behandelt, DCLXX, 160, Amputationen, partielle, DCLXXX. 318. Anberfon, über den Zuſtand, in welchem bie Fibrine im Blute vorhanden ift, DCLXXYVI, 245, Aneurysma aortae. DCLXXIX, 295. Aneurysma aortae. DCLXXVIT. 269. Aneurysma arcus aortae mit Bemerfungen über die Phyſiologie der Kehlfopfsnerven. DCLXX. 151. Anbängfel der Gliedertbiere, in ihren Ver: wandlungen. DCLXXX. 309, Anisodus lucidus, Wirkung derf. auf die Pupille. DCLXVIII. 128. Ankylofe des Ellenbogengelenkes durch Ex— cifion des olecranon gehoben. DOLXXXI. 332. Aran, F. A., über bie allgemeinen Abbärens zen des Herzheutels und ein neues Mittel, diefelben zu erkennen. DCLXXVIII. 281. des Fußes. Arnozan, über die Cohatewurzel, ein neues diureticum. DCLXXXVI, 254. Arm, fünftliher, von Martin. DCOLXIX. 144. Arterie, große, Zerreißung berfelben mit fpontaner Blutftilung. DCXXI. 7. Ahmungsmafchine zum Meffen des Volums der Zunge. DCLXXII. 182. Auge, fremder Körper vier Zahre lang in demfelben. DCXXIII. 205. Aufcultation des Gehirns, DCLXIII. 41. B. Baͤume, Jahresringe derſelb. DCLXXIII. 201. Balſamiſche Mittel gegen incontinentia uri- nae. DCLXVIII. 121. Battersby, Fr., Beobachtungen der Eroftos fen an der Wirbelſaͤule. DCOLXXX. 311. Baynton’s Verband bei der Behandlung von Gefdiwüren, DCLXXI. 185. Beatty, über den Einfluß des Mutterkorns auf den foetus in utero. DCLXVI. 94. Bed, Sohn B., über die Wirkung des Opiums auf den findlihen Organismus, DCLXXII. 186. Beneden, P. 3. van, über die Campanula— rien, in phyſiologiſcher, embryogenifher und zoologifher Beziehung. DCLXII. 1a Blafe, Ausziebung fremder Körper aus ders fetben. DCLXXVIT. 271. Blafenfheidenbrühe. DCLXI. 16. BlaufäurerBergiftung: angebliche Auffindung eines practfh brauchbaren Gegengiftes, DCLXXIII. 203. Blennorrhagiſche Materie in pannus einzus impfen. DCLXXIX. 301. Blennorrhöe, Schnelle Heilung derfeiben. DCLXXVIH, 272% Blut des heiligen Sanuarius. 150. Blut, durch Aderlaß gewonnen, in Beziehung auf Semiotit. DCLXIX. 148. Blut, in mwelhem Zuftande die Fibrine in ihm vorhanden if. DCLXXVI. 245. Blutſtillung, fpontane, bei Zerreißung einer großen Arterie. DCLXI. 7, Blutwaffer, das weiße oder undurchſichtige. DCLXXXII. 340, Bode, El. Aug. v., über die Yamud - und Goflan » Stämme in Zurfomannien. DCLXXVII 2357. DCLXXVII. 273. Boudeure, naturhifterifhe Nachrichten über diefe Snfe. DOLXX. 149. Brechweinſtein, Inoculation DCLXVIII. 128. Brodie, uͤber Anwendung des Mercurs in der Syphilis. DCLXXIV. 217. Brodie, uͤber Exſtirpation des Bruſtkrebſes. DCLXXXII. 345. Brodie, uͤber Fettgeſchwuͤlſte oder Steatome. DCLXIX. 140. Brodie, B. E., über Maſtdarmabſceſſe und Fiſteln. DCLXXV. 231. Brongniart, Unterfuhungen einiger Mon: ſtroſitaͤten an Pflanzen ꝛc. DCLXIV. 49, Brown, Iſaak B., erfolgreiche Behandlung des hydrops ovarii, ohne Bauchſchnitt. DCLXXXIL 37. Brulle, Über Verwandlungen der Anhängs ſel der Gliederthiere. DCLXXX. 309, * DCLXX. deſſelben. 354 Bruftgefhwulft, eine aus zwei Cyſten zu⸗ ſammengeſetzte. DCLXXVIII. 288. Bruſtkrebs, Exſtirpation deſſ. DCLXXXL. 345. x O'Bryen, über bad aneurysma der aorta. DCLXXIX. 295. Budanan, Andre. über das weiße oder un—⸗ durchſichtige Blutwaffer. DOLXXXII. 340. Bud, Ercifion des olecranon wegen Anty: loſe des Ellenbogengelenkes. DCLXAXXI. 332. C. Campanularien an der Kuͤſte von Oſtende, phyſiologiſch, embryogeniſch und zoolo— giſch. DCLCXII. 17. DCLXIII. 33. Canthariden auf die aͤußere Haut angewen⸗ det, bewirken Blaſen und Pſeudomem— bran der inneren Blaſenoberflaͤche. DCLXV. 80. Cantharidentinctur bei Scorbut. DOLXXIV. 224, Garaiben: Albin. DCLXIII. 42. Carpenter, Wil. B., über die mifroffopiz ſche Structurder Muſcheln. DOLXIV. 54. Caſtelnau, uͤber einen vier Jahre im Auge befindlichen fremden Körper. DCLXXIII. 205. Gazenave, Heilung einer Elephantiafls durd) Guajac und Jod. DCLXII. 30. Chabrely, über die Wirkung balſamiſcher Mittel gegen incontinentia urinae. DCLXVIII. 121. Chaffinat, Raoul, über die Sterblichkeit auf den Galeeren und in den Gefängniffen u. Befferungshäufern vom Jahr 1822 biö 1837. DCLXXIV. 221. Ehinin, fchwefelfaures, gegen Gelenfrheu: matiemus, DCLXVIII. 123. Girculation , unterbrodyene. DCLXIX. 137. Giviale, über die Ausziehung fremder Kore per aus der Blafe- DCLAXVII. 271. Claſſiſication der Fiſche. PCLXXV. 225. DCLXXVI, 241. God, Edw., über die paracentesis thoracis. DCLXXI. 169. Gohate « Wurzel, DCLXXVI. 254. Eomprefiion gegen pruritus. DOLXXI. 176. Gondilome eigenthuͤmlicher Art, sibbens. DCLXU. 25. Corpus luteum bei der Frau und dem Säus gethierweibdhen. DCLXXXI. 321. Crichton, A., über unterbrodyene Circulation. DCLAIX. 137. Cystocele vaginalis, DCLXI. 16. neues diureticum. Re Eee Tr. D. Darmftrictue mit glüdlidyem Ausgange am neunten Tage. PCLXXII. 190. Daubeny, über die in den Älteren Gebirgs— arten vorgefundenen Eutfiltinzmittel für lebende Geſchoͤpfe. DOCLXI. 5. Decidua membrana, Krankheiten derfelben, DCLXII. 31. Dentition, ZahnfleifhScarification während derfelben.. DCLXXVLII, 237. Deschamps, über die Anatomie und Phyfioz logie des im Eierſtocke enthaltenen Eies, fowie üser das corpus luteum bei der Frau und dem Cäugethierweibchen. DULXAXL, 521. Devilliers jun., über einige der membrana decidua eigenthümlide Krankheiten, DCLAII. 31. DurandeFardel, M., über Ausfüllung oder Vernarbung der hämorrhagifhen Heerde im Gehirne. DCLXXVI. 247. E. Eclampſie, mit Lig. Ammonii caustici be: handelt. DCLAIX, 144, Ei im Eierftocde der Frau und des Saͤuge— thierweibdens. DCLXXXI. 321. Eierſtock, zur Phyfiologie dis menſchlichen. DCLXXIX. 289. DCLAAA. 305. Eis ald Hülfsmittel bei der Ventilation. DCLKV. 74. Elephantiafis, Heilung einer felhen burd) Guajac und Sod. DCLXII. 30, Empyem, Heilung eines fpldyen nad) wies derholten Punctionen des Pleurafades. DCLAXII. 192. Empyem und entzündliche Bruſtwaſſerſucht durch paracentesis thoracis zu heben. DLCLAÄAL, 17]. Entbindung, Beiden berf. Entzündung der Nubeivenen. 57. Entzündung der Schleimhaut des mittleren Ohres. DCLXVI, 89. Epilepfie mit ſchwefelſaurem Zink behanbelt. DCLAXXVII, 267. Erdmagnetismus. DCLXXXII. 346. Erdroffelung als Selbftmord in knieender ober liegender Stellung. DCLAIII. 48. Erſcheinungen der Electricität im menfdli: hen Körper, im ftrengkalten Clima. DCLXXXI. 328, DCLXV. 79. DCLAIV. Eule, die Stalienifhe(Civetta). DCLXXVI. 248. Ercifion des olecranon wegen Antylofe des Ellenbogengelenfes. PCLXXXI. 332. Eroftofen an der Wirbelfäule DCOLAXX. 311. Erftirpation eines Franken Eierftoces tödt« lid) ablaufend. DCLXXXI. 534. F. Fettgeſchwuͤlſte oder Steatome. DCLXIX. 140. Fibrine, in welchem Zuſtande ſie im Blute vorhanden iſt. DCLXXVI. 245. Fibroͤſe Geſchwuͤlſte. DCLXXAX. 316. Fiſche, Glaffification derſelben. DCLAXV, 225. DCLXXVI. 241. Fiſche, kuͤnſtliche Fortpflanzung derſelben. DCLXXXI. 328. Foetus in utero, Einfluß des Mutterkorns auf denfelben. DCLXVI. 94. Forbes, Edw., über die durd, Forſchungen unter dem Meere gewonnenen geologiſchen Refultate. DELXV. 65. Fourcault, über die Urſache der Albuminus tie. DCLXXXIL. 348. Fuß, partielle Amputationen beffeiben, DCLXXX. 318. G. Gardner, uͤber das Sumpfmiasma. DCLXV. 77. Garten, botanifher, in Rom. DCLXVII. 104. i Garten, zoologifher, in Berlin. DCLXVII. 104. Gasteroce'e durch DCLAXXI. 330. Gaſtro-Enteromie, bei innerer Einklemmung des Dünndarmes. DCLXXVII. 272. Gedaͤchtniß der Thiere und Einfluß deſſelben aufd. Handlungen derſ. DCLAXXIL. 337. Gehirn, Aufcultation deffelben. DCLXII. 4]. Gehirn, Ausfüllung der Vernarbung hämors rhagiſcher Deerde in demf. DCLXXVI. 247. Gelatindd s albumindfe DCLXXX. 316. Gelentrheumatismus mit ſchwefelſaurem Ehi- nin behandelt. DCLAXVIII. 123. Gelentrheumatismus. Wirkung der tinetura bulbor. Colchici, des Kali nitriei und der Aderlaͤſſe. DOLXX. 154. eine Bauchwunde. Geſchwuͤlſte. Genitalien bei DCLXVI. 90. Geologie. Gebirgsarten, Ältere, über die in denfelben vorhandenen Subfiftenzmittel für lebende Geihöpfe. DCLXI. 5. Geologiſche Forfhungen. DCLXXI. 161. DCLXXII. 177. Geologiſche Refultate, durch Korfhungen un: ter dem Meere gewonnen. DCLXV. 65. Geſchwuͤlſte, gelatinds-albuminöfe oder fibröfe. DCLXXX, 316. Geihwüre mittelft des Baynton'fhen Vers bands zu behandeln. DCLXXII. 185. Geſchwulſt, eigenthümlide Art erectiler, DCLAXIII, 208. Giraffenjagd. DULXIX, 137. Gliederthiere, Verwandlungen der Anhäng: fel derf. DCXXX. 509. Gonorrhöe, Behandlung derf. mittelft Höls lenfteins. DCLXXII. 192. Grant, ©. %., neue Erfteigung des Mont: blanc. DCLXVI, 81, Greenhow, 3. M., tödtlidy verlaufende Erz ftirpation eines kranken Gierftcdes. DCLXXXI. 334. Greifenalter, Zuftand des Herzens in dem: felben. DCLXXIX,. 302. Griffel, monftröfer, der Primula vulgaris, DCLAIV, 56. Gummiauflöfung DCLXIII. 48. einer Frau mangelnd. gegen Verbrennung. Haͤmorrhagiſche Hrerde im Gehirne, wie fie ausgefüllt u, vernarbt werben. DCLXXVI. 247, Hagelbildung, Verſuch einer neuen Theorie def. PC.CXXVIII. 281. Hall, © R., über die Structur u. Functios nen der iris. DCLXVII.97. DCLAVIII, 113. DCLXIX. 129. DCLXX, 145. Hall, Marfhall, über die Scarification des Zahnfleiſches während der Dentition. DCLXXVIIL 237. Handgelenk nad) Hinten luxirt. DCLXIX. 139. Hafen. DCLAXXIII,. 200. Hautfarbe des Unterleibes ald Zeichen der Entbindung. DCLXV, 79, Herz, Zuftand deffelben im Greifenalter. DCLAXIX. 302. Herzbeutel » Adhärenzen und Mittel, fie zu erkennen, DCLXXVIII. 281, A Br u 7° Du u Hopkinsrs phyſiſch⸗geologiſche Forſchungen. DCLXXI. 161. DCLXXII. 177. Houſton, 3., ſpontane Blutſtillung bei Zer⸗ reißung einer großen Arterie. DCLXI. 7. Hovell, Faͤlle von geheilter Paralyſe. DCLXÄXI. 11. Huͤftgelenk, Krankheiten deſſelb. DCLXX. 160. Hughes, über DCLXXI. 169. Hutchinſon's neuer pneumatifher Apparat zur Prüfung des Refpirationspermögens. DCLXXII, 182. Hyäne, zahmgemachte. DCLXVIII, 122, Hydrocele als Ableitung anderer Krankhei— ten. DCLXXV, 240. Hydrops ovarii, erfolgreidy behandelt, ohne Bauchſchnitt. DCLXXXL 327. paracentesis thoracis, = Sadfon, über aneurysma arcus aortae, mit Bemerkungen über die Phyfiologie der Kehle topfönerven. DCLXX, 151. Incontinentia urinae, mit balfamifchen Mite teln behandelt. DCLXVIII, 121. Snfpirator, zum Meffen der Kraft ber Lungen. DCLXXII. 182. Sod, Tinctur als Blurftillungsmittel. DCLXVII. 112. Iris, Structure und Functionen derſelben. DCLXVII. 9%. DCLXVIL 113. DCLXIX. 129. PCLXX. 145, Stritation. DCLXXIII. 201. Siomerifhe Verwandlungen. DCLXXIII. 193. K. Kalkbrennerei-Rauch, nachtheilig für Wein: ſtocke. DCLXIX. 1838. Kaltwaſſerdouche gegen DCLXXX. 320. Kasloff, N., über Verengerung des fora- men lacerum posterius bei Wahnfinnigen und Eelbftmördern. DCLXXI. 174. Keimtraft, ausdauernde, von, an 5000 Jahre alten, Waizenförnern. DCLXAI. 170. Keißer, Beobachtung einer Luration des Handgelenkes nad) Hinten. DCLXIX. 139. Kelfo, 3., über den wichtigen Einfluß, den das Gedächtniß auf die Handlungen der Thiere ausübt, DCOLXXXII. 337. Kennedy, Henry, über klimakteriſche Krank⸗ heit. DLCOLXV, 73. Paraphimofis. 855 Empfaͤnglichkeit DCLXXII. Kindlicher Organismus, deſſelben für das Opium. 186. Klimacteriſche Krankheit, DCLXV. 73. Knochenbruͤche, complicirte, die Knochen⸗ ſtuͤckchen durch Stahlhaͤkchen zu fixiren. DCLXVI. 90. Knochenhoͤhlen in den Kreide- und tertiären Zormationen. DCLXXIV. 217. Knochentuberkeln. DCLXII. 32, Kohlenſtoff. DCLXXIII. 193. DCLXXIV, 209. Kopfverlegung mit vollftändiger Alalie. DCLXXVII, 269. Krankheiten, Einfluß der Witterung auf diefelben. DCLAXII. 29. Krebs der Gebärmutter bei Schwangers fhaft. DCLXXVI. 256. (Aus Verſe⸗ ben fon DCLXV. 72, abgedrudt.) Krebs des Maſtdarmes. DCLXIV. 59. Kuhpoden: Impfung in ber Schuß: Im: pfungs»Anftalt zu Berlin. DOLXXIX, 304. Kupfervitriol mit Eigelb vermifht, als neue Aetzpaſte zu ganz oberflädliden Aetzungen. DCLXXII. 192. Kryſtalle in Pflanzenzellen enthalten. DCLXI. 8. Kryſtalle (mikroſkopiſche) in thieriſchen Flüf- ſigkeiten. DCLXXII. 184. Laborie, uͤber den relativen Werth der par— tiellen Amputationen d. Fußes. DCLXXK. 318. Lachslaich⸗ und DCLXXX. 312. Law, uͤber aneurysma aortae, DCLXXVII. 270. Lebensdauer, Einfluß des Reihthumes und der Armuth auf dieſelbe. DCOLXXX. 812. Lefevre, G., über einen Fall von Darms ftrictur mir gluͤcklichem Ausgange am neuns ten Tage. PCLXXII. 190. Leihen, Aufbewahrung und Erhaltung der« felben. DCLXIV. 56, Leſauvage, über die gelatinds » albuminöfen oder fibröfen Geſchwuͤlſte. DOLXXX. 516. Liquor Ammonii caustici bei Eclampſie. DCLXIX. 144, Sadhsbrut »s Cammlung. 356 Lugol, über die Urfahen ber Scrophelkrank⸗ heit. DCLXXVII. 263. Euration bes Handgelenkes nad) Hinten. DCLXIX. 139. M. Maclauren, Ch., Grundzüge von Herrn W. Hopkins’s phyſiſch⸗geologiſchen For: fhungen. DCLXXI. 161. DCLXXI. 177. Malefpine, V., über die Nekrofe des cal- caneum bei fcrophulöfen Kindern. DCLXXXII, 350 MaftdarmzAdfceffe und Fifteln. DCLXXV. 231. Maftdarm» Filtel. DCLXIII. 44. Maftdarm: Krebs. DCLXIV, 59. Meconium, Zuſammenſetzung DCLAIV, 61. Meer, Korfhungen unter bemfelben in Be: ziehung auf Geologie, DCLXV. 65. Meerwaffer, therapeutifche Wirkung deffelb. DCLAIV. 63. Mercur in der Cyphilis. DCLXXIV. 217. Meteorologifhe Beobachtungen zu Antifana in der Republik Aequator. DCLXXXII. 344, Mikroſkopiſche Kryftalle in thierifhen Flüf- ſigkeiten. DCLXXII. 184, Mikroſkopiſche Praͤparate, Sammlung derſ. DCLXXXI. 326. Mikroſkopiſche Structur DCLXIV. 54. Monneret, über die Wirkungen der tinctura bulbor. Colchici, des Kali nitrici und der Aberläffe bei'm Gelenfrheumatismus. DCLXX, 154. Monneret, über die Wirkungen des ſchwe— felfauren Chinins bei Behandlung des Gelenfrheumatism. DCLXVIIL. 123, Monftrofität des Griffels der Primula vul- gari. DCLXIV, 56, Monftrofitäten an Pflanzen. DCLXIV. 49. Montblanc, projectirte Beobadhtungs - Erz pebition auf dem Gipfel def. DCLXIII. 42, Montblanc, neue DCLXVI. 81. Montgomery, über Veränderung in der Hautfarbe, als Zeichen der Entbindung. DCLXV, 79, Mufcheln, mikroſkopiſche Structur derfelben. DCLÄXIV. 54, beffelben. der Muſcheln. Erfteigung deſſelben. KR eo ic Mutterkorn, Einfluß beffelben auf den foe- tus in utero. DCLXVI. 94. Mutterkrebs mit Schwangerfchaft. DCLXV. 79. N. Nabelvenen- Entzündung. DCLXIV. 57. Nahrungsmittel: ScildEröte. DCLXIV, 64. Naturforfcher: Berfammlung, Scandinavi⸗ The zu Chriftiania. DCLCXIII. 42. Nekrolog: — D’Xrcet, DCLXXX. 312. — v. Kielmeyer. DCLXXXI. 323. — Dalton, J. DCLXVI, 90. — Wurzer. DCLXIV. 56. — Hope. DCLXV, 74. Nekrofe des calcaneum bei ferophulöfen Kindern, DCLXXXII, 350. Neucourt, über den Zuftand des Herzens im Greifenalter. DCLAXXIX. 502. 9. Obſtarten, Vaterland derf. DCLXXVI. 248. Ohr, mittleres, Entzündung der Schleim: haut deſſelben. DCLXVI, 89. Oldham, H., über Yolypen des Uterus, die mit der Schiwangerfhaft zufammentrefs fen. DCLXXII. 188. Spium, in feiner Wirkung auf den kindli— chen Organismus. DCLXXII. 186. Osteosarcoma, qutartigee. DCLXI. II. Storrhöe. DCLXXVI,. 255. Ovariüi hydrops, erfolgreid behandelt ohne Bauchſchnitt. DCLXXXI. 327, P. Panizza, chirurgiſche Bemerkungen uͤber die Parotis. DCLXVI. 103. Pannus, Heilung eines hartnaͤckigen. DCLXXIX. 301. Paracentesis thoracis. DCLXXI. 169, DCLXXI. 176. Paracentesis thoracis, als Heilmittel bei'm Empyem und entzündlider Bruftwaffer: WSESDOLKKAT. 171. Paralyfe, geheilte, — Fälle derf. DCLAT. IE. Paraphimofis durch Kaltwafferbouche geho: ben. DCLXXX. 320. Parotis, Bemerkungen DULXVI. 1035. über dieſelbe. Perlen aus dem Fluffe Conway in Wales, DCLXXVII, 264. Pflanzen, Monſtroſitaͤten DCLÄXIV. 49, Phyfiologie des menſchlichen Eierſtocks, Beis träge dazu. DCLXXX, 305. Phyſiſch-⸗geologiſche Forſchungen. DCLXXI. 161. DCLXAI. 177. Platina gegen Syphilis. DCLXT. 16. Polypen des uterus mit der Schwangere ſchaft zufammentreffend. DCLXXII. 188. Prisma, reflectirendes, neue Anwendung deſſelben. PCLXI. 1, Proteus anguineus. DCLXV. 74. Dfeudomembranen an der inneren Flaͤche ber Harnblafe, in Folge von Santhariden = Pflafter auf die Haut. DCLXV. 80. Pubertät, frühzeitig. DCLAXII. 26, Puls, Schnelligkeit deffelben bei Neugebor- nen bis ſechs Sabre alten Kindern. 134. Pyogenia cutanea bei einem Cäuglinge. DCLXXXIL, 352, an benfelben. Q. Quatrefages, de, aus der Anatomie und Phnfiologie der wirbellofen Thiere. DCLAXXIV. 215. N. Refler-Paralyfen. DCLXXXI. 336. Reizfieber. DCLXXIV. 201. Rigoni-Stern, über den fymptomatifcyen Werth einiger Erfceinungen bei dem durch Aderlaß gewonnenen Blute. DCLAIX. 143. Nithie, Charl., Beiträge zur Phyfiologie des menfchlidyen Eierftodes, DCLXXIX. 289. DCLXXX. 305. Rochen, foffiler, aus dem Berge Sinai. DCLXII. 26. Roe, Hamilton, über die paracentesis tho- racis als Heilmittel bei'm Empyem und entzündliher Bruftwafferfuht. DCLXXI, 171. ‚ Roux, über Maftdarmfifteln. DCLXII, 44 Roux, über Maͤſtdarmkrebs. DCLXIV. 59. Nuhr, eine Curart derſ. DCLXXXI. 335. ©. Sandhofen im füdlihen Abyffinien, DULAVI, 90. Sarcophyte. DCLXI. 8. Schenkelpalsfractur, partielle, 11% Schildkroͤte als Nahrungsmittel. DCLXIV. 64. Schleimhaut des mittleren Ohres entzündet. DCLXVI. 89 Schwäne. DCLXXIV. 202. Schwangerſchaft bei Mutterkrebe, DCLXV, 79. Schwangerſchaft mit Polypen bes uterus zufammen vorfommend. DCLXXII. 188, Schwerdtfiihe, große Gewalt derf. DCLAII. 25. Scrophelkrankpeit, Urfadye derf. DCLXXVII. 263. Scrophulöfe Kinder, Nekrofe des calcaneum bei denfelben. DCLAXXXII. 350, Selbfterdroffelung in Enieender Stellung. DCLXI1, 48, Secale cornutum bei Lähmung der Blaſe. DCLXXIX. 303. Selligue's Vorſchlag, eine Mifhung von Wafferftofgas und atmofphäriicher Luft in Ervlofionen als bewegende Kraft zu benugen. DCLXXV. 230 Shaw, Aler., über Erftirpation eines tumor am Halſe. DCLXXI. 172. Sibbens, eine eigenthüml, Art von Condy— DCLXVI. lomen. DCLXII. 25. ©ilicium, DCLXXLUI, 193. DCLXXIV, 209. Smith, 8. 9., über den Bayntonfchen Ver: band bei der Behandlung von Geſchwuͤren. DCLXXII. 185, Stafford, R. A., über Srritation und Reize fiever. DCLXXIV. 201. Stahlhaͤkchen zum Firiren der Knodhenftüd: den bei complicirten Knochenbruͤchen. DCLXVI. 96. Sterblichkeit auf Galeeren und in den Ges fangnıffen und Befferungshäufern, DCLAXIV. 221. ©tidftof. DCLXXIII. 195. DCLXXIV, 209. Stimmrige verfhloffen durch warzenartige Begetationen. DCLXXX,. 320, Stout, über Heilung des hartnäffigen pan- nus durd) Snoculation von biennorrhagis fher Materie. DCLXXIX, 301. Stummfeyn der tauben Kinder, DCXXXII. 852. Eubpfiftenzmittel für lebende Gefhöpfe in älteren Gebirgsarten, DCLAXLI. 5. 2 Sumpfmiasma. DCOLXV. 77, Syphilis, durch Mercur DCLXXIV, 217. Syphilis, mit Platina behandelt. DCLXI. 16. behandelte T. Tartarus emeticus bei Eyphilis. DCLXIX, 144. Telephon. DCLXXVIIT, 282. Zeleflop, riefenartiges, des Grafen von Roſſe. DCLXXIX. 296. Tenotomie, durch Leichenunterſuchung erläus tert. DOLXXXI. 336. Thiere, Einfluß ihres Gedädhtniffes auf bie Handlungen berfelben. DCLXXXII. 337. Tollkirfchhe = Blätter bei Bluthuften. DCLXXIV. 224. Toynbee, J., über die Entzündung ber Schleimhaut des mittleren Ohres. DCLAXVI, 89, Zrouffeau, über Nabelvenen= Entzündung. DCLXIV. 57. Tuba Eustachiana verengert, DCLXVI, 96. Tubo⸗Uterin⸗Schwangerſch. DOLXXVIII. 288. Turchetti, O., vollſtaͤndige Alalie in Folge einer Kopfverletzung. DCLXXVII. 269. Turelutti, uͤber eine Kurart der Ruhr. DCLXXXI. 335. u. Urinae incontinentia, Wirffamfeit der bal- famifhen Mittel dagegen. DCLXVIIL 121. V. Ventilation uͤber oder durch Eis. DCLXV. 74. Verbrennung, mit Gummiaufloͤſung behans delt. DCLXIII. 48, Verbrennung, von felbft entftehende, in Delgemälden. DCLXXVII. 264. Bogelmarkt in Rom, DCLXVII. 122. Vogelneft einer Meife in einem Briefkaften. DCLXXIV., 218, Vernix caseosa, Zufammenfegung beffelben. DCLAIV. 61, W. Wahnfirnige und Selbſtmoͤrder zeigen Ver— ergerung bes foramen lacerum posterius. DCLXXI 174. Wallnugbaum, merkwuͤrdiges Wachsthum eines ſolchen. DCLXXV. 230. MWarden, Adam, neue Anwendung bes res flectirenden Priema’s. DCLXI. 1. Warzenartige Vegetationen, die Etimmrige verfhließend. DCLXXX, 320. Waterton, Charl., über das alljährliche Fluͤſſigwerden des Blutes bes heiligen Zanuarius zu Neapel. DCLXX. 150. Waterton, über die Büffel. DCLXXI. 170. Webfter, Sohn, über den Einfluß der Mit: terung auf Krankheiten. DCLAII, 29, Whitney, über Aufcultation des Gehirnes. DCLXXV, 240. (vergl. DCLXIIL. 41.) Whitney, ©. ©., über bie Aufcultation bes Gehirnee. DCLXIII. 41. Wille, D,, Über sibbens, eine eigenthüm: lidye Art von Eondylomen, DCLAIT. 25, Wilſon, G., über ifomerifhe Verwandlun— gen und die unlängſt, ruͤckſichtlich der zu— ſammengeſetzten Beſchaffenheit des Koh— lenſtoffes, Siliciums und Stickſtoffes auf: geſtellten Anſichten. DCLXXIII. 193. DCLXXIV. 209. Wirbelſaͤule, Exoſtoſen an derſ. DOLXXX. 311. Witterung, Einfluß derfelben auf Krank: heiten. DCLAXII, 29. M. VYamud- und Goklan-Volksſtaͤmme in Zurs fomannien. DCLXXVII. 257, DCLAXXVIII. 273. 3. 3ahnfleifh-Scarificationen während der Den: tition. DCLXXVII. 2837. bei Epilepfie, Zincum sulphuricum DCLXXVIL 267, Bwillings «Terhen, aneinander gewachſene. DCLXXVI. 248. 358 Bi A. Addison, W. DCLXX, 175. Airy , G. B. DELXT. 15. Alison, W. P. POLXI. 16. Andry, F. DCLXIX. 144. Arage. DCLXXIII. 207. B. Barjaval. DCLXXIV. 224. Barker-Webb. DCLXIX. 143. Barth, N. DCLXXVI. 256. Beasley, H. DCLXXVI. 256. Beleze, G. DCLXXXI. 351. Bennet, J. H. DCLXXIII. 208. . Berthelot. DCLXIX. 143. Bobierre, Ad. DCLXXIV. 223. Boyer, Lucien A. H DCLXXI. 12. Brichard, J. DCLXXIX. 303. DCLXXIV. 224. DCLXXV. 239. Brousaais, O. Brown, Tho. O. Garnall, R.v. DCLXXV. 239. Carpenter, Will. B. DCLXVIIL 127. Cazeaux, P. DCLXV. 80. Chapman. DCLXXVI. 271. DCLXXX. 319. Chapman, N. DCLXVI. 96. Chassarant, J. Th. DCLXV. 79. Chereau, A. DCLAXIX. 144. Chevalier. DCLXXXII. 351. Collier, G. F. DCLXXV. 240. Cornay, J. E. DCLXXVI. 272. Cory, E. A. DCLXXV. 240. Crespon, J. DCLXVI. 9. Curling, T. B. DCLXXIX. 304. D. Depaul, L. J. H. DCLXXX. 320. Depieris , Al. DCLXX. 159. Dufrenoy. DCLXVIT. 111. RN eysfi fe t. Er Prayer Dunn, M. DCLXXVII. 287. Dupasquier, Alph. DCLXXXI. 335. F. DCLXXX. 320. Ferrario, Gius. DCLXXXI. 336. Fourcault, A. DCLXXVIII. 288. Fourey, Eugene de. DCLXIX. 143. Fanre-Villar. G. Gay, J. P.J. DCLXVIII. 128. Gelez, Ed. DCLXX. 159. Gosselet, A. DCLXVII. 112. Gray, John Edw. DCLXIV. 64. Greenhill. A. DCLXXIX. 304, Griffoult, J. BB DCLXIII. 48. H. Hall, John, Ch. DCLXH. 32. Harris, Sir Will. C. DCLXIL 31. Hood, Charl. DCLXXI. 175. Hooker, J. D. DCLXI. 31. I. Jacob. DCLXXIV. 224, Jeaffreson, W. DCLXXT. 176. Jefireys, Thom. DCLXIV. 64. L. Lacauchie, A. E. DCLXXVIL 271. Lacroix, L. Ed. DCLXV. 8. DCLXXXI. 355. Lecontee DCLXXXI. 336. Lee, Rob. DCLXII. 32. Lloyd, Jam. DCLXVI. 9. M. Maegillivray. DCLXXVI. 255. Maisonneuve, J. G. DCLXIII. 48. Majocchi, G. Al. DCLXV. 79. Mantell, G. A. DCLXI. 15. Marschal. DCLXXIV, 224, Lawrence, Will, Marx u. Willis. DCLXXT. 176. Meyer, H.L. DCLXXVI. 255. Molliere, A. DCLXXIV. 228. Morton, S. G. DCLXIU. 47. N. Nicol. DCLXXIX. 303. O. Oulmont, N. DCLXVI. 96. P. Pancoast, Jos. DCLXX. 160 Pauli, Fr. DCLXXIII. 208. Pritchard. DCLXXIH. 191 R. Rigg, Rob. DCLXXX. 319. Roger, H. DCLXXVT. 256. Rowe, Rob. DCLXXXIL. 352. S. Saucliere, Roisselet de, 237. Scrive, G. DCLXVIII. 128, Senarmont, M. de. DCLXVI. IH. Siebold, €. de. DCLXVIM. 127. Sigand , H. X. DCLXVI. 112. Silver, E. D. DCLXXVI. 272. Smyth, Jam. Rich. DCLXI 16. Spooner, W. C. DCLXX. 160. Sydenham, Th. DCLXXIX. 804. DCLXXVIH. —— Trousseau, A. DCILXXII. 192. V. Valenciennes, A. DCLXIV. 64. DCLXIX. 143. W. West, Charl. DCLXIV. 64. Willis u. Marx. DCLXXIL 176. Mene Üstizen aus dem Gebiete der Hatnr- md Beilkunde, gefammelt und mitgetheilt von Ludwig Friedrich v. Froriep, des Ordens der Würtembergifchen Krone und des Großherzogl. ©. Weimar. Falken s Ordens Nitter, der Philofophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. 9. ©, Ober-Medicinalrathe zu Weimar; Director der Königl. Preuß. Academie gemeinnügiger Wiffenfchaften zu Erfurt; der Kaiferl. Leopoldiniſch-Caroliniſchen Academie der Na: turforfcher, der Ruf. Kaiferl. Academie der Naturforfcer zu Moskwa, der Geſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde, der phyficalifch- medicinifhen Societaͤt zu Erlangen, der mineralogifchen Geſellſchaft zu Jena, der Niederrheiniſchen Geſellſchaft der phyſiſchen und mediciniſchen Wiſſenſchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Königreiche Wuͤrtemberg, der Societe d’Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforfchenden Gefellfchaft zu Leipzig, der Senken— bergiſchen naturforfchenden Geſellſchaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico-medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker - Vereins für das nördliche Deutfchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, des Vereins für Blumiſtik und Gartenbau in Weimar, der Geſellſchaft zur Beförderung der gefammten Naturwiffenfhaften in Marburg, der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländifche Gultur zu Breslau, der Societas medico -chirurgica Berolinensis, der naturforfchenden Gefellfchaft zu Halle, des Kunft= und Handwerksvereing des Herzogthums Altenburg, der Accademia Pontaniana zu Neapel, der naturforfchenden Geſellſchaft des Dfterlandes, der Gefellfchaft für Natur > und Heilwiffenfchaftzu Heidelberg, der Svenska Läkare- Sällskapet zu Etodholm, der medicinifchen Facultät der K. U, Univerfität Pefth, der Reformed Medical Society of the United States of America zu New: Mork, der Academie Royale de Medecine zu Paris, der Gefellfhaft des vaterländifchen Mufeums in Böhmen zu Prag, der Societe d’Agriculture de Valachie zu Buchareſt, der medicinifchen Gefellfchaft zu Warfchau, des Vereins Großherzogl. Badiſcher Mebdicinal- Beamten fr die Beförderung der Staats: Arzneikunde, der Kaiferl. Königl. Geſellſchaft der Aerzte in Wien, des naturmillenfchaftlichen Vereines des Harzes und des Bezirks- und gerichtsärztlidyen Vereins für Staats = Arzneikunde im Königreihe Sachſen, Mitgliede und Ehrenmitgliede; und W.’Roberti. fr ori des rothen Adler-Ordens vierter Claffe Ritter, Koͤnigl. Preußiſchem Medicinalrathe und Mitgliede der wiſſenſchaftlichen Deputation für das Medicinalweſen im Minifterium der Geiftlichen = ’ Unterrichts: und Medicinal= Angelegenheiten; Brofeffor an ber Friedrich Wilhelms = Univerfität, Profector an der Charite »Heilanftalt, Lehrer der Anatomie an der Acabemie der Künfte, Mitgliede der Königl. Ober: Eraminations» Commiflion, practifchem Arzte und Wundarzte in Berlin; Mitgliede und Gorrefpondenten der Königlichen Academie gemeinnüsiger Wiffenfchaften zu Erfurt, der Academie royale de Medecine zu Paris, der Hufelandifchen mebdicinifchen chirurgiſchen Geſellſchaft, des Vereins für Heilkunde in Preußen, der Gefellfchaft für Natur- und Heilkunde zu Berlin, der Geſellſchaft für Erdkunde zu Berlin, der Svenska Läkare-Sällskapet zu Stockholm, der Societas physico-medica zu Moskau, der R. R. Gefellfcyaft der Aerzte in Wien, des ärztlichen Vereins zu Samburg, der Louisiana Society of Natural History and Sciences zu Neus Orleans und des Deutſchen Vereins für Heilwiffenfhaft zu Berlin; Ehren: Mitaliede des Wereing Greßberzonl. Babifher Medicinal: Beamtın für die Beförderung der Staats=Arzneikunde, * en Vereins im nördlichen Deutſchland und des naturmwiffenfchaftlichen ereines des Harzes. Zmweiunddreißigfter Band, N zwei und zwanzig Stüde (Nro. 683 bis 704), eine Zafel Abbildungen in Quarto, Umfchlag und Regiſter enthaltend. October His December 1844, sm Verlage des Landes-Induftrie-Comptoirs zu Weimar. 184 4, j Kur 3 Er u: Batch, — 40 J— erh il — nl... * Dr * * — 2 zu ana at — — ee RNT nt Fe sh Re Ay 2 2 PRICE wirt Ale Fo 5 * an BY 2 U WEL Far. 7 SF ee u ar vr ar Tr ' ud A DIT ADERE YZ le, #7 TAT CI HIER a8 Ar hr Ric — et u 7 ER T — —XR —v ⏑⏑⏑— — — ne ne. et = » I uhr 4 J an Ba —* Al a ae and N: Fair 1,5 ra — — DW u * au — zo # br a \ 0.8 - aa Bes en! }: Br ben —J rm gun FR J Er — —V—— ia 22 N EUEA ET De EU Ralt y 7 ralfın 107 win‘ — —X 536 ET RE Wi eh — FAN Be —0 — "ik ET. er RaBaITU 37 Sa DIR Dur... 2 Art Aa — — I Fe > s ] a 67 Ba or —— vr Be — 9 ef 8* hi 9 727 Pr Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, y arfammelt und mitgetbeilt ron dem Obere Medicinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medieinafraıhe und Profefior FEroriep zu Berlin. N? 683, (Nr. 1, des XXXII. Bandes.) October 1844, Gedrudt im Landes - Induftrie »s Gomptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 0, des einzelnen Stüdes 3 99: Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 g@r A Ueber die Entwidelung der Poecilia Surinamen- sis, Val. Bon Deren Duvernoy,. (Mitgetheilt der Academie der Wiffenfhaften in deren Gigungen am 15. und 22. April 1844.) (Bierzu Figur 1. bis 15. auf der mit biefer Nummer ausgegebe— nen Tafel.) Meine Arbeit zerfällt in zwei Theile. Im erften, dem biftorifchen, habe ich eine Ueberficht der vorzüglichften Schrifz ten gegeben, welche von den aufeinanderfolgenden Stadien der Entwidelung der Fiſche handeln, und von denen die Ältefte nicht über 14 Jahre zurücreiht, wenngleich man ſchon früher diefen oder jenen wichtigen Umftand in Betreff diefer Entwickelung kannte. Der zweite Theil enthält Beiträge zur Gefhichte der Entwidelung der Pöcilicn. Eriter Theil. Hiftorifhe Skizze. — Die Ent: widelung und DVerwandlungen der organifhen Koͤrper über: haupt und der Thiere in’sbefondere find feit einer Reihe von Jahren ganz vorzüglich eifrig ftudirt worden; nament: lidy gilt dieß von der Entwidelung im Cie, der Dvogenie und Embryogenie. Hiermit haben ſich viele ausgezeichnete Naturforfcher und Phyſiologen befhäftigt, indem fie bei dies fer Unterfuhung mehr oder weniger methodiſch zu Werke gingen. 4 Die Fifhe, in’sbefondere die eierlegenden Grätenfifche, eigneten fich vielleicht beffer, als irgend eine andere Thier— claffe, zu diefer Art von Unterfuhung. Die Fifcheier laſ— fon fi Eünftlih befruchten und von der Beiructung an in allen ihren Veränderungen beobachten, während fie zu diefer Unterfubung weit beffer paffen, als die Vogeleier, die im: mer erſt längere oder £ürzere Zeit nach der Befruchtung ges legt werden. Dieß ift unfkreitig der Grund, weßhalb man an ihnen noch nicht die merkwürdige Erfheinung des Ge: tieftwerdens oder der Furchung des Dotters hat erkennen fönnen, melche die Herren Prevoft und Dumas im J. No. 1783. — 683. A a A 1824 nah allen Einzelnheiten befannt machten, und von welcher der Anfang bereit8 von Smammerdam erkannt und durch eine Abbildung erläutert worden war, *) Die Membranen des Fifcheies bleiben mehr oder weni— ger durhfihtig, und man fann durch die eimweißartige Fluͤf— figfeit, die in ihrem chorion enthalten ift, hindurch Alles erfennen, was am Umkreiſe des Dotters vor fih geht. Die Haut des Embryo oder foetus bleibt ebenfalls durchſcheinend, fo daß fi die erften Züge der Oryanifation und deren aufs einanderfolgende Grade der Entwidelung beobachten laffen. Bei den Batrabiern dagegen wird die Haut des Embryo alsbald farbig und viel früber organifh ausgebildet, fo daß fie fih zum Studium der Drganogenie um Vieles wer niger eignen, wenngleib man auch fie unmittelbar nad der natürlichen oder kuͤnſtlichen Befruchtung beobachten Eann. Bei der Auslegung der die Dvogenie der Fifche betrefz fenden Erfcheinungen hat man ſich endlich nicht mit all’ den Bedenklichkeiten herumzuſchlagen, melde durch die neuerdings ſtatigefundenen Discuſſionen über den Urſprung und die Be— ziehungen des amnios, oder die Entwickelung der allan- tois hervorgerufen worden find. Diefe Hüllen des foetus find befanntlich bei den in den erften Lebensepochen mit Kiemen verfehenen MWirbelthieren nicht vorhanden, was Du— trohet fon im Sabre 1894 beobachtete und Guvier im Sabre 1815 in feinem Berichte an die Academie uͤber die denfwürdige Abhandlung **) unferes gelehrien Collegen, fowie in einer, diefem Berichte angehängten, eignen Arbeit über das Ei der Säugetbiere, fo überzeugend nachwies. In Betreff der Entdedungen, welche im Laufe des jegigen Fahr: hundert3 in Beziehung auf die Dvogenie der Mirbelthiere gemacht worden find, muß auc der im Fahre 1806 von *) Biblia naturae, pl. XLVIIL., Figur 7. und 8. Auch Herrn dv. Baör verdankt man fehr genaue Beobachtungen über die— fen Gegenftand. Vergl. Müller’s Archiv ꝛc. 1834, ©. 481. u. ff., fowie Zafel XI. **) Ueber die Hüllen des foctus, Sur les Enveloppes du foetus. 1 3 683. XXX. 1. / 4 dem nachmals fo berühmt gewordenen F. Medet zu Halle herausgegebenen Fragmente Über die Entwidelung des menſch— lihen foetus gedaht werden, die fih auf Beobachtungen gründen, welche der Verfaffer, unter Cuvicr’s Leitung, im Parifer Pflanzengarten gemacht hatte. Ich felbft hatte, wie der Verfaſſer auch in der Vorrede erwähnt, diefen Be: obachtungen täglich beigewohnt, indem ich mit Meckel ge— nau befreundet war, fo daß fihon aus diefem Umjtande her— vorgeht, daß ich dem Studium der Embryogenie und der organiichen Metamorphofen feit fehr langer Zeit. obgelegen babe. Sn einer Zufchtift vom 27. November 1827 er= ſuchte mich Cuvier, dieſen Zweig für die von ung ges meinſchaftlich zu bearbeitende neue Ausgabe der Lecons zu übernehmen. Um in meinem legten Bande diefer neuen Ausgabe die Sefchichte der Entwidelung und der Verwandlungen im ganzen Zhierreiche zufammenftellen zu Eönnen, machte id) diefe mehrere Fahre lang zum befonderen Gegenftande mei: ner Vorträge am College de France. Die Abhandlung, welche ich gegenwärtig der Academie vorlege, ift eine der Früchte diefer Vorträge. Die meiften der in ihr enthaltes nen neuen Ihatfahen find bereits im Juni 1843 meinen Zuhörern demonftrirt worden, obwohl im Leßtverfloffenen Minter noch Manches hinzugefommen und beftätigt worden ift. Bei diefen Unterfuhungen benußte ich diejenigen neue: ton Arbeiten, deren Verdienſt um die Wiffenfhaft id) in diefer hiſtoriſchen Einleitung zu würdigen gedenfe, und uns ter denen ich in’Sbefondere diejenigen hervorheben werde, welche von der vollftandigen Embryogenie einer Species, d. h., bet Entwidelung im Cie bis zum Auskriechen und felbft von der Entwicelung außerhalb des Eies während der zweiten Kebensperiode, handeln. Ich werde in diefem Eurzgefakten Abriſſe der Hauptfortſchritte, welche die Wiffenfchaft in der fraglichen Beziehung gemaht hat, die chronologifhe Ord— nung beobadten. Die erfte Arbeit, in welcher die Entwicdelung der Fifche nach ihrem ganzen Umfange, d. h., nah ihren Hauptftas dien, behandelt worden, ijt die Über die Sortpflanzung des Kaulkopfes (Cottus gobio, Cuv.), welche im Jahre 1830 erfchien. *) Der befannte Verfaffer derfelben, Herr Pre: voft zu Genf, beleuchtet darin alle Hauptfragen der Ent: widelung in einer MWeife, die zu wiffenfchaftlichen Reſulta— ten führen mufte, und von welcher derfelbe, in Gemein: [haft mit Herin Dumas, bereitS in feiner trefflihen Ab— handlung über die Zeugung, welhe auf die Fortſchritte in diefem Zweige der Thierphyſiologie einen fo entfchiedenen Einfluß ausgeübt bat, dir fdhönften Proben abgelegt batte.**) Her Prevoft ift, wenn ic nicht ivre, der Erſte, wel— *) M&moires de la Societe de Physique de Geneve, T. XIX. und Annales des Sciences naturelles, 1330. al. v. $ro: riep's Notizen, Nr, 631. (Mr. 15 des XXIX. Bdes), Ja: nuar 1831, nebft den Abbildungen auf der beigefügten Tafel. **) Bergl. v. Kroriep’s Notizen 20. Nr. 183 u. 189. (Nr. 12. "u: 13. des 1X, Bdes.), Januar 1325, nebft den beigefügten Abbildungen, chem in biefer Thferelaffe die kuͤnſtliche Fortpflanzung geluns gen it. *) Er befdireibt deren vorläufige Erſchemungen, welche denjenigen ähnlich find, die er und Herr Dumas bei der Befruchtung der Eier der Batrachier beobachteten, namlid die. Abforprions =» Strömungen, duch welde die Spermatozoiden an die Peripherie des Eies geführt werden. Die Hauptftadien der Entwidelung, welche Herr Pre: voft bei jenem Fiſche beobachtete, find folgende: Mitten in dem Närbchen (Blaftoderm) zeigen ſich die erſten Züge des Foͤtus in Geſtalt eines, an einem feimer Em: den etwas verdidten und amandern etwas vers dünnten Striches. Sobald der foetus 1 Millimeter Länge erlangt hat, unterfcheidet man die Kreife der Augen und die Spuren des Rüdenmarkes, Um dieſe Zeit hat ſich das Närbihen (Blaftoderm) ausgedehnt. Es greift ſtufen— weife um fib, bis es zulegt den ganzen Dotter umhuͤllt; allein man bemerkt daran noch durchaus feine Gefäße. An dem 3 Millimeter langen foetus erkennt man die Rudimente des Knochenſyſtemes. Das Herz ift nech ein faft gerader Schlauch, der an jedem feiner beiden Endin eine Anſchwel— lung darbietet. Sobald der foetus eine Länge von 5 bis 6 Millimeter erreicht hat, kann man an ihm faft alle Theile des vollftändig entwickelten Thieres unterfcheiden. Ein Fahr fpäter ( 1831) erſchienen des Profeſſors Carus Tafeln über die Entwidelung der Thiere. Die fümmtlihen Figuren der IV. und V. Tafel des dritten Hefies betreffen die Entwicelung einer Karpfenart, wahrs fheinlid Cyprinus dobula. Diefe 24 Figuren nebft des ten Erklärung geben eine fehr intereffante Darftelung der Nefultate, zu welchen Carus durch mehrmonatlihe Beob— achtungen über die Entwidelung jenes Fifches während deſ— fen beiden erften Lebensepochen gelangt ift, und bringen in’sbefondere in Berreff der Entwidelung des Blutes und der Blutgefaͤße mandes Neue und Wichtige Der BVerfaffer weift (S. 17.) nah: 1) daß die Bils dung der meiften Körpertheile des Embryo weit früher flatt: findet, als Blutgefäße vorhanden find, welche diefen Their len Blut zuführen; 2) daß die Strömungen des anfangs farblofen Blutes, welche durch die Eaum feſt gewordene Sub: ftanz des Embryo ftreihen, anfangs nicht in fichtbare cy— lindrifche oder Gefaͤß⸗ Wandungen eingefchloffen find; 3) daß die Entwidelung des Gefäßfpftentes in aufeinanderfolgenden oder auseinander hervorgehenden Bögen erfolgt, fo daß, in: dem das Blut in den hinzugetretenen Bögen circulirt, der zuerft entftandene Bogen jih in der Mitte obliterivt, und fo weiter. Auf diefe Weiſe waͤchſ't das Gefaͤßſyſtem durch eine Aufeinanderfolge von Knoten, glei einer Knoten— pflanzge, in dem vor ihm vorhandenen Organismus an, und erft, nachdem es vollfommen ausgebildet ift, dient es zur Ernährung und Wolumenvergrößerung der Theile. *) D. b., der erfte Naturforfcher, welcher diefelbe vorgenomz men und wilfenfchaftlich beobachtet hat; denn als Mittel zur Fortpflanzung der Zifche, namentlid der Forellen, wird die Eünftliche Befruchtung der Eier, 3. B., auf dem Thüringer Walde, von Förftern 2c, feit unvordenktichen Zeiten betrieben. D. Ueberf. 5 683. XXXII. 1. 6 Sm Sahre 1833 erfhienen ebenfalls in Deutſchland die in’s Einzelnfte gehenden Beobachtungen über die Ents widelung der Aalmutter (Aalgroppe, Blennius viviparus) von Nathke. *) Die Entwidelung des Eies oder die erfte ‚Xebengepoche dauert, dem genannten ausgezeichneten Phy— fiologen zufolge, bei diefem, in der Dfifee vorkommenden Fiſche nur ungefähr drei Wochen, worauf zu Ende Seps tembers die Jungen ausfriehen, welche jedoch erft in den erften Tagen des Januars geboren werden. Das Junge kriecht in dem Bebrütungeeierleiter aus und. führt während der drei Monate feiner zweiten Lebensepoche zu wachen fort, indem e8 ficb von dem Ueberrefte des Dotterd und der eirveißartigen Fluffigkeit mährt, welche. dafjelbe umgiebt und aus den Wandungen des oviductus fhwißt. Das cho- rion, welches ziemlich bald nach dem Auskriechen verfchivins det, dient,' Herrn Rathke zufolge, vielleicht ebenfalls zu dieſer Emäbrung des Jungen im Mutterleibe. In diefer fchönen Abhandlung verbreitet fich der Ver— faffer über alle Einzelnheiten der Embryogenie und Organo— genie, unter Anderem auch über die Metamorpbojen des Herzens, über die Circulation, welche fih an der Ober: fläche des Dotters bildet, deffen vas afferens ein Aft der vena mesenterica ift und ſich wie eine. Pfortader des Dotters verhält, die im ferneren Verlaufe der Entwidelung mit der, Leber= Pfortader in Antagonismus trict, Wir wols len noch auf die Verwandlungen dis Nabrungsfhlaus bes und die Entwickelung der Fiber, als eines Anhänge ſels dieſes Ganales, bhinweifen,. fowie der Entwickelung des Gehirns und des ſpaͤten Erſcheinens des Eleinen Hirns ges denfen, welchen Umftand indeß ſchon Herr Serres im S. 1820 in feiner, von der Academie gefröntin, Preisfchrift über die vergleichinde Anatomie des Gehirns der Wirbel— »tbiere, für alle MWirbeltbiere Feftgeftellt hatte. Die interef: fantefte Beobachtung, welche fi in diefer gründlichen Mo: nograpbie des Dr. Rathke findet, dürfte indeß die ruͤck— fibtlih der Praͤexiſtenz von Eierchen fenn, welche er in den Fruchtlamellen des Eierftodes der Jungen Blennien zu Ende die zweiten Lebensopodse, oder der zweiten Entwidelungss periode, folglih vor der Geburt der Jungen, fand. **) Inden Philosophical Transactions der Königl. Geſellſchaft von London aufs Jahr 1834 findet man ins tereffante Beobachtungen von Deren John Davy über die Fortpflanzung und Gntwidelung mehrerer Arten von im Mittelmeere lebenden Zitterrochen. Sie betreffen hauptfüchz lih die Stadien der Intwidelung der inneren Kicmen, fos *) Ueber die Entwickelung des Menften und der Thiere, von Dr. Rathke, Th I., mit 7 Tafeln, Reipzig 1833, **) Bıi der chrorologifchen Aufzählung der wichtigern Arbeiten über Embdryoaenie bätte der Verfaſſer auch der gudiegenen und umfaffenden Abhandlunaen übır die Entwickeluna des Gefäß: foftemes im foetus der Wirbeltbiere gedenken follen, welce Dr. Allen Thbomfon in ven Jahren 1830 und 1832 im Eılinburgh new Philosophical Journal befannt machte. Man findet diefelben in Nr. 639. und 640 (Nr. 1. und 2, des XXX. Bandes), fowie Nr. 767. bie 769. (Nr. 19. bis 21. des XXXV. Bundes) von v. Froriep's Notizen. O. Ueberſ. wie die des Wachsthumes und der Abnahme der Nabel» Dotter-Blaſe. Here Davy theilt drei auf die Zahl und das Gewicht der Eier, fowie das Gewicht des foetus, von Beginne feiner Entwidelung im Juni bis zum Schluffe derfelben im September, bizügliche Tabellen mit. Bei den beiden beobachteten Arten, Torpedo mar- morata und oculata, beträgt die höcfle Zahl der Eier 14 und die niedrigfte 4. Jedes Ei wiest 77 bis 200 Gran. Die foetus, welche fie zu Anfang ibrer Entwidelung enthielten, mwoyen I, 2, 5 bi I2 und 13 Gran. Dief mar im Monat Juni der Fall. Im September wogen die foetus derſelben Species, ftatt 5 bi8 13, 428 bis 580 Gran. Der Berfaffer hätte hinzufügen follen, daß dieß nach dem Auskriechen der Fall war, und daf der foetus ſich während feines längern Aufenthalts im Bebrütungs - Cierleiter, oder während feiner zweiten Lebensperiode nicht alkin mit dem Ueberrefte des Dotters, fondern auch von der Feuchtigkeit ernährt, welche aus den Mandungen diefes, als uterus fungirenden, Organes ausſchwitzt. Die durch Neuheit am Meiſten intereſſirende Beob— achtung, welche man in Davy's Aufſatze findet, iſt die ſpaͤte Entwickelung des electriſchen Organes, durch welche ſich die geſtreckte ſchmale Geſtalt des foetus in die dicke ab— geplattete Form veraͤndert, welche der erwachſene Zitterro— hen bekanntlich darbietet. Sn demſelben Aufſatze erwähnt der Verfaſſer auch der Nebenherzen, welche er bei dieſem Fiſche entdeckt hat, und die mit denen Aehnlichkeit haben, welche ih fdon im Jahre 1809 an der Chimaera des Mittelmeeres aufgefunden habe. Sechs Jahre fpäter, ald Herr Prevoft zu Genf (im Sabre 1836), verſuchte Herr Nufconi die Fünftliche Befruhtung mit Eıfolg *). Sie gelang ihm volllommen mit den Eiern der Schleihe und der Blide (Blaihe, Uyprinus blieca), und fein Verſuch bewies, daß die Entwidelung des foetus finttfinden kann, obne daß man die Gier nad der Befruchtung wieder in Fließwaſſer thut, mas Here Prevojt für nörhig gehalten hatte. Herr Nufconi bes mer£te, in Betreff der Entwidelung der Schleibe, daß die aͤußeren Hüllen des Eies (die Schaale und das chorion) fi von der membrana vitellina in dem Augenblide trennen, wo das Ei in’s Waffer fällt, und daß alsbald MWaffer abforbirt wird. Er hat zuerft beobachtet, daß bald nach der Befruchtung das Ei feine Kugelform einbüßt; daß fih eine Eleine Kugel auf der großen entwidelt, und daß diefe Blafe des Keime, deren eigentlihe Natur er nicht ermittelt hat, fih nach Art des Dotters der Batra- chier mit Furchen bededte. Er fah diefe Furchen fih in geometrifcher Progreffion vervielfältigen und binnen einigen Stunden wieder verfchwinden, und beobachtete alle Erfchei: nungen, die fie binnen der Eurzen Dauer ihrer Eriftenz darboten **). ) Einen Auszug aus dem Davy'ſchen Auffage findet man in Nr. 939. (Nr. 15. des XLIII. Bandes), Februar 1835 von v. Froriep's Notizen ꝛc. D. Ueberſ. **) Annales des Sciences naturelles, 2de Serie, T. V, p- 300; Muͤller's Archiv, 1856, Taf. XII. und ©. 278. Das 1* Y 683. XXXII. 1. 8 Im Jahr 1837 machte Dr. Rathke Beitraͤge zur Geſchichte der Entwickelung mehrerer Arten von Syngna- thus befannt, welche er an der Küfte des Schwarzen Mee— tes beobachtet hatte *,, Diefe Entwidelung fand in einem unter dem Schwanze liegenden Sad oder Beutel ftatt, den Manche dom Männsen, Andere dem Weibchen zuſchreiben. Die jungen Syngnatben verbringen darın die erften beiden Kebengerochen, wie die Zungen des Blennius viviparus im oviduetus ihrer Mutter. Diefe Beiträge enthalten übrigens viel weniger Cinzelnbeiten, als die Monographie über Blennius viviparus. Wir erwähnen derjenigen über die Entwidelung des Brutſackes, der verfchiedenen Theile des Gehirns, der Leber und der Schwimmblafe, als Ans hängfel des Nahrungsſchlauchs; endlich derjenigen Über die Entwidelung der Hauptgefiße und der verfchiedenen Theile des Herzens, deffen Arterienbulbus ſich erft zu Ende der zweiten Lebensepoche und folglih nach dem Auskriechen zu zeigen beginnt. ; Hier ift der Det, der Entdeckung des Hr. Ekſtroem zu gedenfen, welche dieſer ſchwediſche Naturforſcher ſchon im Jahr 1831 der Koͤnigl. Schwediſchen Academie der Wiſſenſchaften mittheilte, daß nicht die Weibchen, ſondern die Männchen mit dem Brutfade aus geftattet find. Herr Ekſtroem theilt über diefe ſon— derbare Schwangerſchaft bei dem Syngnathus acus die umſtaͤndlichſte Scläuterung mit. Die Eier werden im April von dem Weibhen in den unter dem Schwanze des Männ: chens befindlichen Sad gelegt, welcher fid alsbald ſchließt und in den die befruchtende Feuchtigkeit einfließt. Im Juli find die Zungen far genug, um aus dem Sacke herauszu— Eommen und hinter dem Vater herzufhwimmen; allein bei dem geringften Anfcheine von Gefahr kehren fie, wie die jun: gen Beutelthiere , in den Sad zurüd. Derfelbe Naturfor: fer hat beobadhtet, daß dem Syngnathus ophidion die: fer Sad fehlt, und daß die Eier in drei bie vier Reihen und quincunrartig unter dem Bauche des Maͤnnchens fa: Ben **). Sm Jahr 1833 beffitigte Herr Retzius diefe merk: wuͤrdige Eigenthümlihkeit in der Organifatioh und Bebrü: tung der Eier bei den Spngnathen derfelben Ucademie von Stockholm, unter Beibringung vieler intereffanter anatomiz {her Umftände ***), Driginal diefes Auffages ift im LXXIX. Bande der Biblio- teca Italiana erfdienen. *) Zur Morphologie. Reifebemerkungen aus Zaurien, von 9. Rathke, Riga und Leipzig 1837. Wierte Abhandlung über die Entwidelung der Syngnathen, ©. 152 — 178 u. Taf. V. *+) Später beobachtete Ekftroem (Pfarrer zu Morkoͤ bei Stod- holm), ſowie auch Profeffor Marglin in Upfala, dirfelbe uns ter dem Schwanze liegende und mittelft zweier Klappen ſich öffnende Laͤngshoͤhle (Bruttafche) an dem Männghen des Syn- guathus Typhle. D. Ueberf. ***) Denffchriften der Stockholmer Academie der Wiffenfhaften v. 3. 1833, gedruckt 1834, nebft einer Tafel, auf der u, A. bas mit Eiern befugte Abdomen des Syngnathus ophidion ab: gebildet iſt. Obwohl fhon ein anderes, wo nicht ähnliches, doch eis nigermaaßen analoges Beifpiel, nämlich in Berreff der Ac- coucirköte (Bufo obstetricans? Pipa dorsigera?), bekannt ift, fo wollte doch bei der erſten Ankündigung diefer Thatſache fait Niemand daran glauben, wiewohl die Namen der Entdeder einen guten Klang hatten. Indeß legte im Jahr 1841 Siebold das Gewicht feiner Autorität im bie MWaagfhaale zu Gunften der Angaben der Scawedifchen Naturforfcher, indem er die fonderbare Art der VBebrütung bei ſechs Arten von Syngnathen und Hyppocampen an der Küfte des Adriatifhen Meeres beobachtete *). Nichtsdeftos weniger hatte Herr Rathke im Jahre 1840 behauptet, der Syngnathus aequoreus, welcer, feiner Angabe zufolge, die Eier, gleich dem S. ophidion, unter dem Bauche teägt, und feinen Sad unter dem Schwanze befist, made von feinen Gattungsverwandten Eeine Ausnahme. Er hat in den Gierftöcen Eierchen von verſchiedener Größe, die mit ihrem Keimbläschen verfehen waren, bei einem Exem— plate gefunden, deſſen Bauch aͤußerlich mit in Bebrütung ftchenden Eiern befegt war. Was hat man aber daraus weiter zu folgen, als daß die beiden eben genannten Arten, welche Herr Riffo fehr mit Recht von den aͤchten Syn— ynathen getrennt und in eine eigne Gattung, Scyphius, gebracht hat, ebenfowohl in Anſehung der Bebrütung der Eier, als in Betreff der äußeren Charactere, von den ächten Eyn- gnathen abweichen? *) Und zwar in Bezug auf Syngnathus rhynchaeus, Mich. ; S. pelagicus, Risso; S. Typhle, L.; S. acus, L., ferner Hippocaınpus brevirostris, Cav., und H. longirostris, Cuv. Ueber die Gefchlechtsorgane der Syngnathen und Dippocampen von v. Siebold, in Wiegmann’s Arhiv. Berlin, 1343, (Zortfegung folgt.) Miscellen—. Einen Fall, der ſehr gegen die Gallſche Organo— logie ſpricht, hat neueroings Dr. Blaquiere, von ©. Pa— blo in Mexico aus, der Parifer Acudemie der Wilfenfhaften mit— getheilt. Der Sohn eines Cavallerieofficiers fpielte mit den Sat: telpijtoten feines Waters und ſchoß feinem 41 jährigen Bruder eine Kugel durd den Kopf. Dieje war etwa 13 Zoll über der außern Commiffur der Augen und zu dir einen Schlaͤfe hinein und zur an: dern herausgefahren, hatte alfo den vordern Theil der beiden Halb: Eugeln des großen Hirns durchlocht. Der Patient lebte noch ncun= undzwanzig Tage und genoß bis zum fehsundzwanzigften nad) dem Unfalle des vollen Gebrauchs feiner intellectuellen und moratifchen Fähigkeiten in demfelben Grade, wie vorher. Auch das Gedaͤcht⸗ nig war nicht im Mindeſten geſchwacht. Der Knabe fühlte wenig Schmerz, befhäftigte ſich jigend im Bette mit fiinem Spielzeuge und war, ausgenommen bei dem Verbinden, ganz heiter. In dın (egten Tagen entwidelte fih eine ſtarke Entzündung, die dem Les ben ſchnell cin Biel fegte- — Desgleichen wurde im December 1845 im Hofpital St. Louis zu Paris ein Fall beobachtet, wo cin Maurer von fünfundzwanzig Jahren einen Schlag erhalten hatte, der ibm den Schädel da zerfchmetterte, wo das Stirnbein nit dem Seitenwandbein der linken Seite zufammenftößt. Der Kranke war im Stande gewefen, ohne Hülfe nady dem Hoſpital zu gehen , we= felbft die ihn in Empfang nehmenden Chirurgen Theile der Hirn: fubftang mit dem Blute aus der Wunde fliegen fahen. Trotz dies fes Verluſtes von Theilen der vordern Hirnlappen waren während zur Höhe der erista ossis ilei hinaufreidhen'mug manrend die innere unter dem serotum aufhört. Jede dieſer Winde ift mit zwei parallelen Neihen von Loͤchern verfehen, und in jeder Reihe der Äußeren Wand befinden fih 14 Köcher, in jeder der inneren Wand nur zehn. Diefe Köcher haben eis 10 1ang unv vremy” 10 ac) dem Auftreten des Mens Iben Gegend hat Herr Kal: pen und jest unbefannte Ars le Affenfnochen, gefunden, Ey (Mammouth- Höhle) zeigt ſechsundzwanzig neue Gänge felben entdeckt worden find, eichneter Qualität bat man en der Höhle entdeckt. Gentimeter und einen ges metern. ie dienen zur die Bruchflaͤchen aneinans esmal nur wenige in An— ledig. Es find ihrer fo Rade für alle Brühe des beinkoͤrpers dienen koͤnne, ftattfinden mag. aͤnde find durch Scharniere e fich niederlegen und auf: ‚lung werden fie mit Ha⸗ ierte und legte Wand, wel⸗ 3 zu liegen kommt, ſchließt deſteht aus einem ſenkrech⸗ ten Bretchen. Sie iſt be— an den Boden angefeßt. ift, wird fie dur zwei igt. Diefe Urt von Steg ftehenden Löchern durchbro— ı, die Bänder (Schnuren) ung und Gegenausdehnung ferdem am oben Rande me der Schnuren verfehen, es zu Wege bringen. ion, welche mir bier ange> Apparate, wie er fi für zße paßt. Natürlic müßte grögerer Statur einen groͤ⸗ ı Pferdehaar, welcher mit ug ift, un die Baſis des Derfelbe dient zur Ge: ‚de find an einem Puncte feſte Stricke befefligt. welches aus mehrmals zu: Pferdehaat hergeſtellt und wie-veeuve, iſt. Auf demfelben liegt die hintere Fläche der Ertremitit, wie auf einer Matrage. Ein zweites, viel kleineres, längliches Kiffen von Pferdehaar, welches ber Ferfe zum Schutze dient, weßhalb wir es das Ferſenkiſſen nennen. Fig.10! Fig. A. N Fig. AR. Fig.13!\ Fl c nd IN — N Kiy. 6. BE —i iS NR ETR ARE. = TEN 3 — Ni 77 au m ) w Ku )) DI = = — Neue Notisen N2683 N? 4 des IIIW Bandes. 9 683: XXXIL 1. ‚der Cur die Geiftesfräfte des Patienten nicht im Mindeften geftört, ‚und er wurde in jeder Beziehung geheilt entlaffen. (Le Courrier frangais, 4. Oct. 1844.) Ueber ‚riefenartige Schildtrdten find der British scientific Association zu Hork einige ganz befonders intereffante 'Mittheilungen von Dr. Kalconer gemadht worden. Er bat dies felben im einer Hügelreipe am Fuße des HimalaysGebirges in Gens ‚trals Afien entdeckt. Die Schilvfröten müffen im ausgewachſenen Zuftande einundzwanzig Fuß lang gewefen feyn, und es ift Grund ſchen ausgeftorben find. — 10 vorhanden anzunehmen, daß fie erft nad) dem Auftreten des Mens In derfelben Gegend hat Herr Fal— coner auch Refte riefenartiger Antelopen und jest unbekannte Ars ten von Elephanten, fowie einige foffile Affentnochen, gefunden. Die große Höhle in Kentudy (Mammouth: Höhle) zeigt fih immer größer, indem neuerdings ſechsundzwanzig neue Gänge und ein dritter kleiner Fluß in derfelben entdeckt worden find. Auch eine Schwefelquelle von ausgezeichneter Qualität bat man mehrere Engl, Meilen weit im Inneren der Höhle entdidt, —————————— PETER DR De, Ueber die zur Behandlung von Knochenbruͤchen der unteren Ertremitäten im Hofpitale Val-de-Gräce, zu Paris, eingeführten Apparate des Ober-Chirurgen Herren Baudens, Bon Herrn Marture, Gehülfen bei der Klinik des Oberchirur: gen Herrn Baudens, (Bierzu die Figuren 16. bis 20. auf der mit biefer Nummer auöges i gebenen XZafel.) „Wir halten e8 für zweckmaͤßig, die Gonftruction und Ans wendung diefes eben fo zweckmaͤßigen, als nody wenig befann= ten Apparates näher anzugeben, da deſſen Vorzuͤge fich bereits feit zehn Jahren glänzend bewährt haben. Der Apparat enthält folgende Stüde: 1) Eine oben offene Beinlade von Eichenholz, Figur 1, die länger ift, als die Extremität, für welche fie beftimmt if, und die aus vier Wänden befteht, einer unteren (dem Boden), zwei feitlihen und einer am untern Ende befindlis chen, welches Ende, im Gegenſatze zu dem offenen obern oder Beckenende, das Fußende beißt. Die Bodenwand ift horizontal und hat, bei 1 Me: ter 30 Gentimeter Ränge, 23 Gentimeter Breite. An dem Bedenende befteht Ddiefer Boden ganz einfach aus einer Schiene (einem ſchmalen Brete) ohne Seitenwände, die 31 Gentimeter lang ift, fo daß das Gefäß auf dem Bette ruhen und man, fo oft es nöthig, ein Beden unter den Kranken fihieben Eann. Diefe Verminderung der Breite des Bodens in der Bedengegend wird natürlich durh Wegſchneiden von der innern Seite des Bretes bewirkt. Am Nande des En: des diefer letztern befinden fich zwei Kerben, durch welche die Binder freihen mittelft deren die Gegenausdehnung be= wirkt wird, Die Seitenwände Die Äußere Seitenwand ift 1Merer 10 Gentim. lang und 23 Gentim. hoch. Die innere hat diefelbe Höhe, aber nur 90 Gentim. Ringe. Diefe Verfchiedenheit in der Laͤnge hat ihren Grund darin, daß die aͤußere Wand bis zur Höhe der erista ossis ilei hinaufreichen muß mährend die innere unter dem scrotum aufhört. Jede diefer Wände ift mit zwei parallelen Neihen von Löchern verfehen, und in jeder Reihe der Außeren Wand befinden ſich 14 Köcher, in jeder der inneren Wand nur zehn. Diefe Köcher haben eis nen Durchmeſſer von ungefähr 3 Gentimeter und einen ges genfeitigen Abftand von 5 Centimetern, Sie dienen zur Befeftigung der Bänder, melde die Bruchflaͤchen aneinans derbalten. ES fommen deren jedesmal nur wenige in An— wendung, und die übrigen bleiben ledig. Es find ihrer fo viele vorhanden, damit diefelbe Lade für alle Brüche des Schenfelbeinhalfes oder‘ Schenfelbeinförpers dienen koͤnne, an mweldyer Stelle der Brub aud ftattfinden mag. Die zwei ſenkrechten Seitenwände find durch Scharniere an den Boden befeftigt, fo daß fie fich niederlegen und auf: richten laffen. In aufrechter Stellung werden fie mit Has fen an die Fußwand befeftigt. Die Fußwand. Diefe vierte und legte Wand, mel: he an dem Fußende des Schenkels zu liegen kommt, fließt die Lade an diefem Ende. Sie befteht aus einem ſenkrech— ten, 23 Gentim. hoben und breiten Bretchen. Sie ijt bes weglich mittelft zweier Scharniere an den Boden angefegt. Wenn fie in die Höhe gerichtet ift, wird fie durch zwei Haken an die Seitenwände befeftigt. Diefe Art von Steg ift mit 6, in parallelen Reiben ftehenden Löchern durchbro— hen, welche dazu beftimmt find, die Bänder (Schnuren) aufzunehmen, welche die Ausdehnung und Gegenausdebnung bewirken. Das Bretchen ift außerdem am obern Rande mit drei Ausfchnitten zur Aufnahme der Schnuren verfehen, welche die Ausdehnung des Gliedes zu Wege bringen. Die verfhiedenen Dimenjionen, welche wir bier ange: geben haben, gelten von einem Apparate, wie er ſich für einen Patienten von mittlerer Größe paßt. Natuͤrlich müßte man alfo für einen Kranken von größerer Statur einen grö= fern Apparat haben. 2) Einen diden Ring von Pferdehaar, welcher mit MWildleder Üüberzogen und weit genug ift, un die Baſis des gebrobenen Beines zu umfaffen. Derfelbe dient zur Ge: genausdehnung. Zu diefem Zwecke find an einem Puncte feiner Peripherie zwei lange und feſte Stride befeſtigt. 3) Eın Pferdehaarkiffen, welches aus mehrmals zu: fammengefhlagenem Zeude von Pferdehaar hergeftellt und fo lang und breit, wie die Lade, ift. Auf demfelben liegt die hintere Fläche der Ertremitit, wie auf einer Matratze. 4) Ein zweites, viel Eleineres, längliches Kiffen von Pferdehaar, welches der Ferſe zum Schutze dient, weßhalb wir #8 das Ferſenkiſſen nennen, 11 683. XXXIL 1, 5) Mehrere Beine pyramidenförmine Kiffen oder Politer, melde unter das KniegelenE zu liegen fommen und das Bein leicht gebeugt erhalten. 6) Endlich eine Anzahl Binden, Binder oder Schnus ven zur Bewirfung der Ausdehnung und Zuſammenfuͤgung; gefrämpelte Baumwolle, eine Gummiauflöfung von breiar— tiger Conſiſtenz und eine halsbindenartig zufammengefchlages ne Serviette, ; Figur 2. ſtellt einerfeits einen an Ort und Stelle lie: genden Schenfelbruhapparat und andererfeit8 einen Bruch) des großen Zrochanters dar, welcher durch eine fchräge Linie bezeichnet und nah der Matur abgebildet iſt. Der Fall fam vor zwei Jahren im Hospitale Val-de - Gräce vor. Das obere Fragment, welches der Geſaͤßmuskel nad Außen zieht, wird durch mehrere ficherartig geordnete, die Zuſammenpaſſung bewirfende Bänder, welche die aͤußere und obere Seite der Extremität umfaffen und Über den Loͤchern der innern Wand der Lade zufammengebunden werden, wie- der einwärts gezogen. Weiter unten wird der innere Theil des Schenfels von einer, ziemlich gleichbreiten Binde um: fpannt, deren Knoten ſich auf der Aufern Seitenwand be— findet, und welche das untere Fragment des gebrochenen Kino: chens auswärts zieht. Diefe Binde bewirkt, in Gemeins fchaft mit den gleich vorher erwähnten, die Zufammenpafs fung der Bruchflaͤchen und hält den Bruch eingerichtet. Die dritte, mittelft einer Schleife mitten über dem Schenkel zufammengefnüpfte Binde foll das untere Fragment am Bors wärtsgleiten hindern und wirft, wie man fieht, von Vorn nah Hinten. Weiter unten ift eine vierte Binde zu bemer- Een, welche das untere Fragment ebenfalls auswärts zieht und ftüst. Die Anordnung diefer Binden hat natürlich der Chirurg je nach den erforderlichen Bedingungen der Einrichz tung des Bruches vorzunehmen. Die zu beiden Seiten des Kniees wahrzunehmenden Baͤuſche ftellen einen Theil der pyramidenförmigen Polfter dar, welche in die Kniekehle zu liegen kommen, damit das Bein leicht gebeugt gehalten werde. Wie die Ausdehnung und Gegenausdehnung mittelft Binden und Schnuren bewirkt wird und wie die Serviette um die Hüften geſchlagen und deren Zipfel durcy am oberen Ende der aͤußern Seitenwand befindliche Töcher gezogen und zufammengebunden find, gebt aus der Abbildung hinfänglich deutlich hervor, um keiner weitern Erläuterung zu bedürfen. Nah Vorausſchickung diefer Einzelnheiten in Betreff der Einrichtung und Anlegung des Verbandapparates wird die nachftehende Darleguny dem Lefer völlig verftändlich feyn. Nachdem man die Wände der Lade niedergelegt hat, breitet man das lange Pferdehaariffen, eine Art Matrage, welche tingsherum einige Gentimeter weit über die Boden— wand hinauscagen muß, auf diefer aus und fieht dabei dars auf, daß es an den Stellen, welche den Vertiefungen an der hinteren Seite der Extremität entfprechen, am Staͤrkſten aufgetragen wird. Auf diefes Hauptkiffen legt man das Berfenkiffen in der Weile, daß es eine fanft geneigte Ebene bildet, welche nad der Wade zu abfällt, 12 Hierauf befhäftige man ſich mit dem Ausdehnungs⸗ verbande,, der einestheild am Fuße, anderntheild unter dem Kniee angelegt wird, Zu diefem Ende halten einige Gehüls fen das Bein in der Schwebe, und man belegt den Unter: fhenfel vom Fuße bis über das Knie mit einer ſtarken Schicht Watte, welche zumal um die Gelenfe ber di auf: getragen wird, worauf man anfängt, den Steigbügelverband (bandage de l’etrier) an den Fuß zu legen, ohne den= felben jedoch zu feſt anzuziehen. Nachdem man, um bie Baumwolle an Drt und Stelle zu halten, einige Touren gemacht bat, legt man den mittleren Theil beider Binden, nämlich ein etwa 3 Fuß langes Stüc davon, auf die Fußſohle, parallel mit deren Are, zufammen und befeftigt diefen Theil der Binde dafelbft durch einige fernere Umwickelungen, wels che den Steigbügelverband vollenden. Alzdann legt man an den Unterſchenkel eine Hobelfpänbinde mit fehr engen Zous ten, damit fie die gehörige Staͤtigkeit darbiete. Wenn man damit bis zur Höhe des obern Mandes der Kniefcheibe ges langt ift, legt man an jede ‚Seite des Kniees den mittleren Theil einer langen Binde, den man, wie dieß am Fuße ges ſchehen, mittelft einiger Umwicklungen befeftigt. Der obere Kopf der auf diefe Weile zur Seite des Kniegelenkes befes ftigten Binde wird niederwärts gefchlagen, fo daß er in diefelbe Richtung zu liegen Eommt, wie der untere, fo daß man zu beiden Seiten des Kniees, ftatt einer Ausdehnungsſchlin— ge, deren zwei erhaͤlt. Die niedergeſchlagene Schlinge wird alsdann duch) neue Bindentouren an Ort und Stelle gehalten. Aus diefer Einrihtung des Verbandes ergiebt fich, daß man am Fuße über vier Ausdehnungsfchlingen, zwei ‚obere und zwei untere, und am Kniee ebenfalls über vier, von denen je zwei am jeder Seite deffelben liegen, zu verfügen bat. ine durbaus nothwendige Vorfihtsmaaßregel ift, daß man das Kniegelenk, die Knoͤchel und die Condylen des fe- mur gehörig mit Baumwolle wattirt, um einem zu far Eon fehmerzhaften Drude oder fogar Ercoriationen vorzus beugen. . Der ganze Verband mird alsdann mit einer diden Bummiauflofung (drei Theile Gummi auf einen Theil Waſſer) überzogen, um. Alles feit miteinander zu verbinden, Selbſt im Winter ift der Gummianftrich ſchon nach zwanzig Stunden troden und bildet dann einen glänzenden feften Firniß, fo daß man nunmehr die Ausdehnungsbänder in Wirkſamkeit ſetzen kann. Waͤhrend diefer Zeit bleibt das Bein, vermoͤge der unter das Knie gelegten Polſter, leicht gebeugt, und in dieſer Lage verharrt es auch waͤhrend der ganzen Dauer der Behandlung. Nachdem der Ausdehnungsapparat angelegt worden, legt man um das Obertheil der Extremitaͤt den, zur Bewirkung der Gegenausdehnung dienenden, mit zwei Schnuren ver— ſehenen, Ring, indem man ihn ſo weit, als moͤglich, und über den großen trochanter hinaufſchiebt. Sobald dieſes gefhehen, ſchieben einige Gehülfen die noch auseinanderger legte. Lade unter, die gehobene Ertremität, welche nun auf die untere oder, Bodenwand zu liegen kommt, von der die hintere Fläche des Beines nur durch die Pferdehaarmatrage 13 633. XXXII. I. 14 und die kleinen Polſter unter dem Kniegelenke getrennt iſt. Vermoͤge der Gefhmeidigkeit und Elaſticitaͤt der Matrage kann ſich Ddiefelbe genau der Form der Sprtremität anpaffen, fo daß ein fhmerzhaftır Diud nirgends ſtattfinden Eann. Das Ferſenkiſſen formt fih unter der Achillesſehne ab, ehne über Das 05 calecaneum zu greifen, und reicht nicht bis über die Mitte der Wade hinauf... Es ftüßt die Ferfe vollkommen und läßt ihr dabei die gebörise Freiheit, wäh rend es den bei den gewöhnlichen Verbänden oft fo unerträgs lichen Schmerzen vorbeugt. Man fchlieft nunmehr die Lade, indem man die beiden Seitenwände und die Fußwand in die Höhe fehlägt und mit den. Haken befeftigt. Auf diefe Weife liegt nun das Bein in der Lade, und da die Matrape, auf der es ruht, von allen Seiten über die Bodenwand hinaus— tagt, fo ſchlaͤgt man jene um das Bein berauf, fo daß eine fortfaufender gepoliterter Saum entftebt, der durch die Sei: tenwände geftügt wird. Nahdem Alles in der erwähnten Weife geſchehen, wird die Einrihtung des Bruches vorgenommen. Zur Bewir: fung der Gegenausdehnung legt man die beiden Schnuren am Ringe in die am Rande des Bedenendes der Kade be— findlihen Auefchnitte, welche als Rollen dienen, indem von ihnen aus die Schnuren unter dem Boden der Lade hin bis an das Fußende derfelben binabgeführt werden. Man übt auf diefeiben einen ſtarken Zug aus, welchem der Ning aufwärts folgt, fo daß er gegen den auffteigenden Schenkel des os pubis drüdt, und fobald man fühlt, daß die Ge: genausdehnung Friftig genug ift, führt man die Schnuren durch die Köcher des Steyes, um fie dann zufammenzufnüs pfon. Um die Hüften fchlägt man eine halsbindenartig zu: fammengelegte Serviette und knuͤpft deren Zipfel in eines der Loͤcher der Äußeren Seitenwand der Lade feft, fo daß das Becken in feiner normalen geraden Lage gehalten wird. Die Ausdehnung wird mittelft der Schlingen erreicht, welche von der Fußſohle und den Seiten des Knierd aus herabfteigen. Nachdem man mit den Händen mehr oder weniger Eräftig an denfelben gezogen bat, fo daß man ans nehmen ann, das Bein fen genugfam ausgedehnt, knuͤpft man die dehnenden Bänder Über den Loͤchern des Fufbrete chens oder Steges zufammen, fo daß fib das Bein nicht wieder verkürzen kann. Herr Baudens verfucht gemöhns lich nicht gleih am erften Tage, dem femur feine natürliche Linge zu geben, fondern bewirkt dieß nur ftufenmweife bins nen drei bis vier Tagen. Auf diefe Meife wird die Aus— dehnung leicht und ohne Schmerzen erreicht. Mitteift der Löcher und Ausfchnitte des Steges koͤnnen die Zugbänder den Fuß in die gecignetfte Nichtung, mehr rechts oder links, böher oder tiefer, bringen. Die Zufammenpaffung der Bruchfläben, welche zuerft durch die Hände des Chirurgen bewirkt worden, wird durch eine unbejtimmte Anzahl von 6 bis 7 Gentimeter breiten und 1 Meter langen Binden gefichert. Um diefe Einticht: binden anzulegen, muß man die Lade öffnen, indem man die Hafen, melde die Seitenwände an der Fußwand feft: halten, aushebt. Die Fußwand felbft wird durch die Aus: dehnungsbänder in ihrer fenfrechten Stellung erhalten, fo daß die Ausdehnung und Gegenausdehnung hierdurch in Feiner Weiſe beeinträchtigt wird. Nur die Seitenwaͤnde werden ausgehakt und in diefelbe Ebene, wie die Bodens wand, niedergelegt. *) 4 Sobald die Lade geöffnet ift, kann man bie Binden leicht zwifhen das Kiffen und den gebrodenen Schenkel ſchieben, worauf man die Lade wieder fhluft. Die Eins richtbaͤnder follen die Hände des Chirurgen erſetzen; fie koͤn⸗ nen, je nad ihrer Breite und Richtung, der Verſchiebung entgegenwirken; deßhalb hat man fie, der Sndication gemäß, in verfchiedener Meife zu ordnen. Wenn, 3. B., das eine Knohenfragment Neigung zeigt, nah Außen auszumeichen, fo muß man eine Binde anlegen, melde die Außere Seite des Schenkels bei der Höhe diefes Fragmentes umfaßt und dann über einem der Löcher der inneren Seitenwand zufams mengefnüpft wird, fo daß fie die feitliche Abweihung des Knohenfragmentes verhindert. Wenn dagegen eined der Fragmente ſich nah Innen zu verſchieben firebt, fo legt man in entgegengefeßter Nichtung eine Binde an. In dem Falle, wo die beiden Fragmente, oder auch nur eines ders feiben, ſich vorwärts verfhöbe, mürde man diefem dadurch vorbeugen, daß man ine Binde anlegte, welche um die hin— tere Fläche des Schenkels griffe, und deren Köpfe, nachdem fie je durch eines der Köcher der Seitenwände gezogen wors den, vor der Ertremität, oder an einer der Seiten derfels ben zufammengebunden werden wilden. Diefer von Dorn nah Hinten wirkende Drud läßt fih durch ppramidenförs mige Gompreffen ſtufenweiſe erhöhen und zu einem hohen Grade von Stärke treiben. Es liegt demnach auf der Hand, daß ſich die Zahl der anzulegenden Binden nicht von Vorn herein beftimmen läßt. Damit das Berttuch und die Dede nicht auf die Bes ben drücen fönnen, legt man auf das Fufftüd der Lade einen Eleinen eifernen Bogen, deffen Enden in zwei kleine Löcher einfesen, die am oberen Nande der beiden Seiten: wände angebracht find. Bei der Anlegung dieſes Apparates bleibt der Schen⸗ el, wenn nicht ganz, doch an allen denjenigen Stellen bloß, welche nicht von den mehr oder weniger zahlreichen Einrichtbinden bedeckt find. Der Unterfchenkel dagegen iſt von einer ihn mäßig zufammendrüdenden Bandage durchaus eingehüllt, ohne welde er, wegen der behufs der Befeftis gung der obern Ausdehnungsſchlingen bewirften Compreſſion des Kniegelenfes, leicht mehr oder meniger ſtark anfchmels len würde, Bevor Herr Baudens feinen Apparat Eräftig einwir— Eon läht, bekimpft er die entzündlichen Erfcheinungen und die Geſchwulſt der weichen Theile durdy allgemeine Blut: entziehungen und fortwährendes Auflegen von Eis auf den Sitz des Knochenbruches. Erſt wenn die entzündlihen Sym⸗ ptome theilweife verfhmunden find, werden die zur Aus: dehnung, Gegenausdehnung und Einrichtung dienenden Bäns der in Eräftige Wirkſamkeit gefest. Gewoͤhnlich fegt man *) Um die äußere Seitenwand nicderleaen zu koͤnnen, iſt noͤthig, daß auch die an diefelbe gefnüpfte Serviette losgebunden werde. Es fibeint, daß bdiefelbe erft zu einem fpäteren Zeits puncte, als der oben angegebene, um die Hüften gelegt wer: den müffe. D. Ueberf. 15 683, XXXIL 1. den Gebrauch des Eiſes noch einige Tage lang fort, waͤh— vend man die eben angezeigten Einrichtungsmittel in Ans wendung bringt. Der foeben befchriebene Apparat bietet folgende Haupt— vorzüge dar; S 1) Er ift bei allen Brüchen des Schenkelbeinhalfes oder Schenfelbeinförpers anwendbar. 2) Er geftattet dem Chirurgen, die ſaͤmmtlichen Stüde, aus denen er befteht, felbft ohne Gehülfen anzulegen und durch neue zu erfeßen. 3) Er ift vorzüglih bei, mit dußeren Verletzungen complicieten Knochenbruͤchen höcft bequem. Der Sitz des Leidens bleibt in diefem Falle entblößt, oder ift doch nur duch die Einrichtungsbinden bededt, welche ſich leicht ent= fernen laffen. Berner Laffen fih die Wunden verbinden, ohne daß das Bein im Geringften erfhüttert wird, weil die Ausdehnung und Gegenausdehnung in Keiner Weife beein» trähtigt werden und die Bruchftelle durchaus unbeweglich bleibt. Bei dem Scultetus’füen Apparate muß dage— gen das Bein während des Verbindens von Gehülfen gez halten werden, melde, aller Vorfiht ungeachtet, daffelbe doch nicht fo ftätig halten Eönnen, daß die Gallusbildung nicht geftört würde, 4) Da der Schenkel entblößt bleibt, fo Eann man ſich jederzeit durch den Augenfchein davon Überzeugen, ob er fih in der geeigneten Lage befindet, ob man ihm die na- tücliche Ausdehnung ertheilt hat. Auch Eann man jeden Augenbli die verfchiedenen Veränderungen erkennen, die in Folge der Gefhwulft, oder der anderen Entzundungszufälle am Schenkel eintreten dürften. 5) Obgleich er, fobald er einmal angelegt ift, voll: £ommen ebenfo unbeweglih ift, wie die Apparate, welche fidy nicht gelegentlih abnehmen laſſen, fo bietet er eben we— gen des Umftandes, daß er ſich leicht abnehmen läßt, einen großen Vorzug vor diefen dar. 6)* Er erhält den Bruch mittelft einer gelinden und ftufenweife wirkenden Ausdehnung, welche nach Art der menfchlichen Hände, thätig ift, und nicht durch einen Drud von den Seiten eingerichtet, welcher fo haufig fchädlich wirkt und wie ihn die Schienen ausüben. Die Anwendung der Schienen ift, in der That, bei complicirten Knochenbruͤchen haufig von dem großen Uebelftande begleitet, daß die von dem Chirurgus etwa nicht bemerften Knochenfplitter tiefer in das Fleiſch hineingetrieben werden. 16 7) Mit ein Wenig Sorgfalt beugt man jeder Art: von Verkürzung und Verfchiebung der Ertremität vor, weil fih die Ausdehnung, Gegenausdehnung und Zufammenpaf- fung ſtets auf eine permanente Weiſe bewirken laffen. Diefe permanente Ausdehnung ift nicht [hmerzhaft, wie man glau— ben dürfte, denn fie ift. völlig paffiv, und nur die active Ausdehnung, bei welcher das ausgedehnte Bein nicht ges hörig geftügt ift, verurfaht Schmerzen. Man Eann fie übrigene ftufenweife zu Wege bringen, wenn die Neizbarkeit des Patienten nicht geitattet, daß man fie gleich vom erften Tage an in voller Kraft eintreten läßt, 8) Endlich zeigt fi das Bein nach dem Abnehmen des Apparates nicht abgemagert, wie dieß der Fall iff, wenn man den Apparat des Scultetus, oder einen feft an Ort und Stelle bleibenden Apparat angewendet hat, der auf die ganze Peripherie des Beines einen bedeutenden Drud aus: übt und die Atrophie deffelben veranlaßt. (Schluß folgt.) 6 ee Gegen atonifches und nervöfes Erbrechen empfiehlt Herr Debreyne. die Radix Colombo , wobei nur darauf ges fehen werden muß, daß fein entzündlicher Zuftand im Magen vor— handen fey. Ein mildernder Zufag von Opium ift häufig zweck: mäßig befunden. Als eine practifche Regel empfiehlt er befonders die Beachtung der Art, wie die Nahrungsmittel vertragen werden. Vertragen Patienten mit cronifhem Magenleiden Mehl: und Mitchipeifen leichter, als Fleiſchſpeiſen, ſo wähle man eine calmis rende, antiphlogiftifche Behandlung; werden animaliihe Subſtan— zen beffer vertragen, fo giebt man tonica. Die Colombowurzel wird als ein mildes, toniſch bittres Mittel drei Mal täglich zu 1 Drachme gegeben. Iſt eine Eranfhafte oder entzündliche Reizung damit verbunden, fo wird Opium und bei Säurebildtung Magnefia zugefegt. Die Colombo foll durch längeres Liegen verlieren. Bon Euration des vierten Rippenfnorpels erzählt Bouiffon einen Fall. — Ein Mann fiel unter einen Efel, urd das Thier feste ihm dabei einen Huf auf die Bruft, an der vordern und oberen Partie der rechten Seite; Toaleih trat Schmerz und ein Gefühl von Zerreißung an diefer Stelle ein Der vierte Rips penfnorpel war in die Brufthöhle hineingebrängt. Faſt unmittels bar nad) der Verlegung unterſucht, zeigte der Verwundete nur ein Wenig Opprefiion und Schmerz an der entiprechenden Stelle, Feine Spur von Gontufion. Der vierte Nippenfnorpel war nah Hinten und Unten eingedrüdt, dag vordere Ende der vierten Rippe machte einen leichten Vorfprung nah Außen, ohne "eine Spige oder eine Ungleichheit. Als man den Kranken tief infpiriren ließ, flieg der luriete Knorpel berauf und reparirte fich felbft, luxirte fich aber nach der Erfpiration wieder, Man legte eine Leibbinde feſt ge— nug an, um die Bruftwandungen unbewealich zu erhalten und, der Kranke wurde vollkommen wiederhergeſtellt. (Ann. de la Chirurg. frang. et étrang.) Bibliographische me UT Contributions to the Fauna and Flora of the County of Cork, read at the Meeting of the British Association in 1843. (Won dem zoologifchen Theile find die Wirbelthiere von Dr. Harvey; die Mollusca, Crustacea etc. von Deren Humphreys; der botanifhe Theil, ſowohl Phänogamen als Gryptogamen, von Dr. Power bearbeitet.) London 1844. 8. The Chemical Delectus. By George Cor. London 1844. 8. ——ñ— ——— —— — A Treatise on the Use of the sympathetic Nerve and its Gan- glions, with their Influence in various Diseases of the Abdo- minal and Pelvis Visceral. By T. B. Procter, M.D. Lon- don 1844. 4. De la Kistotomie posterieure, ou Dechirement de la cristalloide posterieure apres l’extraction, comme moyen de s’opposer aux cataractes membraneuses secondaires. Reflexions prati- aues sur les diverses methodes d’operer le cataracte. Par & F. P. Landrau. Paris 1344. 8. MIR, (Bierzu eine Tafel Abbildungen in Quart.) Menue Motizen a u s dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, aefammelt und mirgerheitt von dem Ober, Meticinalrarde # roriep zu Wendar, nnd dem Mirdiinolrerhe und Mrofrfler $reriep gu Berlin. NV. 684. Gedrudt im Landes= Induftrie- Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 3 rg ger (Nr. 2. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 %6. oder 3 30 2%, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99 Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gr October 1844, — 1 Vier Ueber die Entwidelung der Poecilia Surinamen- sis, Val. Bon Herrn Duvernoy. (Mitgetheilt der Academie der Wiſſenſchaften in deren Eigungen am 20. und 22. April 1844.) (Hierzu bie Figuren x. bid 15. auf der mit voriger Nummer audges gebenen Zafel,) (KBortfesgung.) In demfelben Sabre 1837 erfhien der zweite Theil von Herrn von Baer’ Entwidelungsgefhichte der Thiere (zu Königsberg), in welhen Werke die Entwidelung der Fifhe auf nur zwanzig Quartfeiten, und zwar meiftentheile nach an Karpfenarten (Cyprinus blieca und erythroph- thalmus) angeftellten Beobahtungen abgehandelt if. Wir haben darin in’sbefondere die Bemerkung intereffant gefun— den, daß die primären Nieren bei den Fiſchen nicht, wie die Wolffſchen Körper bei den höher organifirten Thieren, vorübergehende, fondern bieibende Organe find. Die Abhandlung des Herrn Filippi über die Ent: widelung des Slußgründlings, welde im Jahr 1841 erfchien, beſchenkte die Miffenfchaft abermals mit der Ent: widelungsgefbichte einer Fiſchart *). Die ſeht verlängerte, ja faft rübenförmige Geſtalt, wels che das Ei tiefes Fiſches annimmt, nachdem es ins Waf fer gefallen ift und von diefem abforbirt hat, während der Dotter feine faft fpbärifche Geſtalt beibehaͤlt, ift ein boͤchſt eigenthümlicher Umftand. Die gefurchte Befhaffenheit des Dotters hat Herr Filippi nur in dem legten Augenblid ihres Vorhandenſeyns beobachten können. Dem Berfaffer zufolge, fhlägt der foetus des Gobius fluviatilis, nad) derjenigen Entwidelungsperiode, welche wir die höchfte nennen, ein halbes Mad, fo daß der früher auf: waͤrts gerichtete Kopf nun niederwärts gekehrt ift und es *) Memoria sullo Sviluppo del Chiozzo d’acqua dolce (Go- bius fluviatilis) del Dottor Filippo de Filippi. Milano 1841. No. 1764. — 654, während der ganzen übrigen Entwidelung bleibt. Allein eine wahre Drebung, wie fie Herr von Baer am Brafs fen* nnd Rusconi am Hecht beobadhtet, Eonnte der Legtere am Flußgruͤndling nicht wahrnehmen. Zu beklagen ift, daß Herr Filippi ſich nicht mit dev Darlegung desjenigen, was er wirklich gefehen, begnügt hat, fondern fi im mehreren ganz unhaltbaren Auslegungen er— gebt, unter Andern der, das der Dotter die präeriftirende Reber ſey. Das Jabr 1842 brachte ein fehr gruͤndliches Werk über den Gegenftand, deffen Geſchichte ich hier kurz darlege, nimlih das von Herrn Vogt über den Corregonus Pa- laea, Cuv. aus der großen Familie der Lachſe. Wiewohl Deutſch die Mutterfprache des Werfaffers ift, gab er feine Schrift doh in franzöfifher Sprade heraus, da fie einen Theil der Naturgeſchichte der Süfßwafferfiihe, welche Here Agaffiz, fein Lehrer und Freund, bearbeitete, zu bilden beftimmt war. Here Vogt hat die Eünftlihe Befruchtung bei diefem Fifhe mir Erfolge vorgenommen, und da die Entwidelung des foetus bei demfelben 60 — 80 Tage dauert, fo Eonnte der Verfaffer die aufeinanderfolgenden Erſcheinungen derfels ben nach Bequemlichkeit beobachten. Leider befchrinfen ſich diefe Beobachtungen auf die Entwidelung im Cie und konnten nicht auf die zweite Lebensepoche ausgedehnt wer— den. Bei feinen organifhen Studien ftelt ſich der Vers foffer auf einen ſehr hohen Standpunct, der den neues ften wiſſenſchaftlichen Anforderungen vollkommen entfprict; wie er denn, 5. B., die Beobachtungen des Herrn Schwan rücjichtlih der Entwidelung des thierifhen Zellgemebes benugt und die Entmwidelung des Corregonus Pa- laea aud in diefer Beziehung ungemein gründlich unter: ſucht bat. Diefe Schrift zeichnet ſich ferner durch ihre DVielfeitigs Eeit, durch die fehr methodifhe Darlegung der Zhatfahen, *) Br&me, Abramis Brama? D. Ueberf. 19 durch bie darin abgehandelten wichtigen Materien aus der allgemeinen Phyſiologie, durch die ſtreng logifhen Folgerun— gen, welche aus den beobahteten Thatſachen gezogen wers den, endlich durd die Eritifhen Bemerkungen aus, zu wel: chen der Verfaſſer durch feine Forſchungen veranlafı wird, und duch die er die Anfichten feiner beruͤhmteſten Vorgäns ger in diefem Zweige der MWiffenfhaft nad ihrem wahren Gehalte zu prüfen verſucht. Nach der ſtufenweiſen Entwidelung de8 Herzens und der Gefäße, fowie nad) den erften Spuren des Blutumlaufs, urtheilt dee DVerfaffer mit den Hercen Magendie und Poifeuille, daß die gefammte Girculationsbewegung von dem Antriebe ausgehe, welche das Blut von dem Herz zen erhält. In Betreff des Keimbläheng tritt er der Ans gabe des Herrn Barry bei, daß die Keimfleden Zellen feyen, welche die erften organifhen Beftandtheile des Em: bryo bilden. Das Blaftoderm befteht, Herrn Vogt zufolge, nur aus zwei bejondern Lamellen, einer äußern und einer innes ren, jwifchen denen er bei den Fifhen Eeine Zwifchenblätts chen entdeden Eonnte, welches man für eine Gefaͤßſchicht hätte anfprecyen £önnen. Die Gefäße bilden ſich bei diefen Thieren aus den Clementarzellen aller Körpertheile.. Die Circulation ftellt fih in denfelben erft in unferer achten Ent» midelungsperiode ein. Bis dahin wird die Ernährung, wie bereit8 Herr Carus bemerkt hatte, lediglih duch Zellen vermittelt Die Drehung des Dotters oder des Embryo, ald deren Grund man die Auffaugungs: und Aushauchungs- Strömungen betrachtete, if, Herrn Vogt zufolge, den Epis theliumzellen mit ſchwingenden Wimperhaaren zuzufchreiben. Ich Eann in diefer Beziehung das Zeugniß des Verfaſſers betätigen ; indem aus den, fo eben von mir am rothen Froſch angeftellten Beobachtungen die Nichtigkeit diefer Anſicht rüdjihtlih der Urfache diefer fonderbaren Erſchei— nung überzeugend hervorgeht *). *) Diefe Drehung ift eine regelmäßige. Wir hatten diefelbe zu: erft unter dem Mikroffope an den Embryonen beobadıtet, melhe zwiſchen zwei Glasplätthen lagen, durd) die das Ei ein Wenig plattgedrüct wurde, und deren Entwidelung fo weit vorgefchritten war, wie fie, nad) Rusconi, der zweiund— funfzigiten Stunde (feiner Nr. 17.) entipriht. Die Drehung fand lanafam ftatt und glich einem Gleiten des ganzen , auf der Seite liegenden Körpers um eine Are, welche man fi fenfrecht zur Wirbelfäule mitten duch den Körper gelegt denkt. Um eine vollftändige Drehung auszuführen, brauchte der Embiyo 5 — 6 Minuten. Bei 350fahber Vergrößerung des Durchmeſſers erkannten wir auf der Koörperoberflähe an der ganzen Pıofillinie bin unzählige ſchwingende Randhärden, die fih ausnabmen, als ob die Daare eines Pelzes mit außer: ordentlicher Gefchwindigkeit regelmäßige Bewegungen aus— führten. Nach einer Vorlefung am 27. März ließ ich meine Zuhörer diefe merkwürdige Erfceinung fehen. Am 3 April beobachtete ich diefelbe abermals, jedoch nur unter der Lupe und an ftärfer entwickelten Embryonen, die der Biften Stunde (Nr. 20) Rusconi’s entfpradien. Die 684. XXXIL 2, 20 Menn ih nadı dem fo eben befprochenen Werke einer Abhandlung gedenke, welhe Herr Quatrefages über die Embryonen der Syngnathen abgefaßt und der Acade— mie in deren Eigung vom 30. Mai (März?) 1842 *) mitgetheilt hats; ferner einer Notız deffelben Verfaſſers über die Embryonen der Blennien, die in der Sigung des 14. Auguſt 1845 vorgelefen ward, fo geſchieht dieß nicht nur wegen der Zeit, zu welder die erftere Arbeit erfchien, fondern auch, weil der Verfaffer ſich bei feinen Forſchungen über die innerfte Structur der Gewebe auf denfelben Stand» punct geftellt bat, wie Herr Vogt. Die Queerffreifen, welche er an den Muskelfaiern des foetus der Syngnathen erkannt hat, characteriſiren unfere zehnte Entwidelungsperiode und bemeifen, daß die unterjuchten foetus dem Auskriechen ſehr nahe waren. Daß man die Choroidalfpalte nit fehen Eonnte, fpricht ebenfalls dafür. Der Verfaffer hat das ganze Blutſyſtem, wie es fih zu diefer Zeit ausnimmt, durch eine ſehr ſchoͤne Abbildung erläutert. Gr hat, gleich Herrn Rathke, gefehen, daß die vasa aflerentia des Dotternas belfades aus der vena mesenterica fommen. Diefe beiden Beobachter ſtimmen, was diefe Entwides lungsftufe anbetrifft, auch darin miteinander überein, daß die beiden Herzkammern, das Ohr und die Ventrikel voreinander liegen; allein Herr RathEe hat ſowohl zwei hintere ve- nae cavae, als zwei vordere venae cavae erkannt, während Herr v. Quatrefages nur eine hintere Hohl— vene auffinden Eonnte. Sie vereinigen fih, Herrn Rathke zufolge, vermittelft der beiden Cuvier’fhen Gas näle fämmtlih mit der Nabelvene in einem vor dem Herzohre liegenden sinus. Diefer sinus, welhen man für das Herzohr gehalten bat, ift bei Scyphius ophidion weıt größer, als bei den von Herrn Rathke unterfuhten Achten Spnynathen. Wenn die bier von mir aufgeftellte Beflimmung der Theile des Herzens die richtige iff, was ich annehmen zu müffen glaube, fo war bei den von Herrn Quatrefages unters ſuchten foetus nody Eeine Arterienzwiebel vorhanden. Der Urterienaft, welcher das Blut direct nad dem Kopfe leitet, ift genau der von frühern Forfchern bei anderen Gefchöpfen beobachtete**), welcher nad der Entwidelung der Kiemen von der vorderen Wurzel der aorta ausgehen wird. Der Verfaſſer hat diefe Anſicht durch feine an dem Auskriechen Drehung zeigte fih nun weit gefchmwinder, als in ben früheren Fällen, indem der Embryo binnen 5 Minuten vierzehn Mal herumkam. Auch hatte derfelbe eine ganz andere Lage; der Bauch war nirderwärts und der Rücken nach Oben gekehrt, und der ganze Körper nach einer fchrägen, nicht horizontalen, Linie gerichtet, fo daß der Kopf höher, als der Schwanz lag, welcher Legtere rechts oder links gebogen war. Dann und wann bog das Thierchen auch den aanzen Körper bin und her, wodurch die Drebungsbewegung unterbrochen wurde, die jedoch, fobald die Muskelcontractionen aufhörtın, alebald wieder in Gang fam. *) Verql. Neue Notizen Nr. 490 (Nr. 6. d. XXIII. Bandes.) ©. 81. *) Siehe v. Baer, Entwidelungsgefhicht der Thiere, Th. IL, ©, 300, 21 nahen foetus von Blennien angeftellten Unterfuchungen bes ftätigt gefunden *). Herr v. Quatrefages hat im Darmcanale Spuren von Ueberreften der Dotterfubftang entdedt, zum Beweife, daß der Dotterfad nody mit dem Darmcanale communicirte, wie es die von ihm gelieferte Abbildung auch anzudeuten fheint. Diefe Beobahtung entkräftet, gleich vielen andern, die Meinung, daß eine foihe Communication nie ftatrfinde, Um dieſelbe aufrecht zu halten, müßte man die Bezie— bungen, in melden der innere Dotterſack vermöge feiner Entwidelung und Gontinuität mit dem Darm oder der in— neren Haut fteht, durchaus verkennen, und diefelben find doch ebenfo einleuchtend, wie diejenigen, in denen der aͤußere Dotterſack oder der Nabelſack zu der äußeren Haut oder der dermis ftebt. In demfelben Sabre, 1842, erfchien eine ungemein ins tereffante Arbeit über die Dvologie der Selacier über: baupt von Herrn J. Müller; jedoch in’sbefondere ‚über eine ſchon Ariftoteles bekannte Species, welche der Vers faffer bier zuerſt beftimmt, nämlich die glatte Meerfau (Ga- leus laevis, J. M.\, welhe dieſen Namen zum Untere fhiede von der gemeinen Meerfau erhielt, mit welder jene bisher zufammengeworfen worden mar. Diefe Abhandlung enthält unter Anderem die genaue Beichreibung eines Dottermurterfukeng und eines Uterus mutterkuchens, welcher den foetus der erfiern Species fäs big macht, nach Art der Siuuetbiere ernährt zu werden, de— ten placenta von dem in Mede febenden nur infofern ab: weicht, daß er an der allantois befeſtigt ift. Diefer fonderbare Umftand, welchen ©. Cuvier ges wiffermaaßen erkannt und in Betreff der Befeftigung des Mutterkuchens an dem Dotter bei den Haien feftgeflellt hat, war fchon dem Ariſtoteles nicht entgangen, welcher die Befeftigungsart des Eies oder feines Mutterkuchens übers baupt ſehr wohl Eannte, Unter den neuern Anatomen war Stenon fo glüdtiih, Ddiefe Adhärenz des Eies an den Wandungen des oviductus von Neuem zu entdeden, obne jedoch den Theil zu beftimmen, mittelft deffen fie jtattfindet, oder zu wiffen, daß Ariftoteles mit diefem Umftande bereits bekannt gewefen fey. Dem berühmten Berliner Phnfiologen mar es vorbehalten, denfelben in aller Beziehung Elar zu erkennen und nachzuweiſen, daß die, ſowohl von Ariftotes les, ald von Stenon unterfuhte Species mit der ges meinen Meerfau verwechfelt worden fey, und der foetus mit den Wandungen des Bebrütungs » oviductus durchaus feinen Bufammenbang babe, fondern es ſich mit demfelben ganz fo verhalte, wie bei den eierlegenden Thieren überhaupt. Diefe Verfchiedenheit in der Ovogenie zweier Arten derfelben Gattung, welche einander fo aͤhnlich find, daß man fie lange für identifch gehalten hat, beweiſ't, wenigſtens meiner Anfiht nach, daß bei den ovoviviparen Wirbelthieren die Anweſenheit oder Abweſenheit eines Mutterfuchens wohl auf eine mehr oder weniger entwickelte Ernährung, auf eine 9 Basar der Academie am 14. Auguft 1843 mitgetheilten kotiz. 684. XXXII. 2, 22 mehr oder weniger innige Berbindung der Mutter mit dem foetus bindrutet, aber kein michtiges unterfcheidendedg Kenn zeichen ift. In derfelben Abhandlung findet man auch ins terefjante Beobachtungen in Betreff der Außen Kiemen ges wiffer Selacier. Rudolphi ſchrieb fhon im Jabhr 1817 aus Stalien an Lind, daß er das Weſen diefer voruͤbergehenden Organe erkannt habe. Er war dur die Mittheilungen,, die der Abbate Chiughen im Jahr 1814 Medel’n gemaht hatte, und denen zufolge diefer Stalienifche Fotſcher die von Bloch aufgeftellte Art: Squalus fimbriatus für einen noch mit den äußeren Kiemen verfehenen foetus hielt, auf diefe richtige Erkenntniß geleitet worden. Dem verfiorbenen Leuckart verdanken wir eine ge— haltvolle Monographie Über diefe Drgane. Die Herren Rathke, Regius und J. Müller haben uns mit dene jenigen befannt gemacht, welche an den Luftlöchern hängen. Müller bat ferner beobachtet, daß manche Arten von Squalus, bei denen im erwacfenen Alter die Luftlöcher feblen, folche im erfton Lebensalter befigen, und daß folglich diefe Drgane bei diefen Species zu den vorübergehenden gehoͤten. Aus dieſer hiſtoriſchen Skizze ergiebt ſich, daß, obwohl man ſich ſehr leicht Fiſcheier verſchaffen und dieſelben kuͤnſt⸗ lich befruchten kann (weßhalb die Beobachtung ihrer Entwik— kelung verhaͤltnißmaͤßig wenig Schwierigkeiten darbietet), wir dennoch bisjetzt nur in Betreff ſehr weniger Arten genau von den verſchiedenen Stadien der Entwickelung unterrichtet ſind. In Betracht dieſes Umſtandes fuͤhle ich mich ermu— thigt, der Academie die nachſtehenden Beitraͤge uͤber dieſen Gegenſtand mitzutheilen. Zweiter Theil. Beobachtungen in Betreff der Entwidelung der Poͤcilien. — Ich habe die— fon zweiten Theil in 20 Paragraphen eingetheilt. Jeder derfelben beginnt mit einer biftorifch » Eritifchen Ueberficht des dermaligen Standee der Wiſſenſchaft in Betreff des darin fpecieU abgehandelten Gegenftandes, wodurch einestheils die vorftehende allgemeine Skizze ergänzt wird, und der Lefer anderntbeild einen Probirftein im Betreff des Werthes und Intereſſes meiner eigenen Beobachtungen erhält, infofern diefelben naͤmlich auf Neuheit Anfpruch machen fönnen oder nur fhon Bekanntes beftätigen. $. 1. Einleitende Bemerkungen. G Cuvier brachte in feine große Familie der Cy- prinoides binter Cyprinus, die Schmerle (NB. Loches, Cobitis?) und Anableps, die von Schneider aufgeftellte Gattung kleiner Suͤßwaſſerfiſche: Poecilia, deren Typus eine lebendiagebärende Species ift, welhe Schneider deß— halb Poecilia vivipara nannte. Herr Valenciennes hat diefen Namen fpäter in P. Schneideri verwandelt, um diefe Art von zwei andern, ebenfalls lebendiggebärenden zu unterfcheiden, welche er in dem zoologifhen Theile der Neife der Herren v. Humboldt und Bonpland zu be— fchreiben Gelegenheit hatte. Diefe find die P. unimaculata, Val. und P. Surinamensis, Val. Endlich hat mein 2» 23 Sreund Herr Leſueur eine vierte Art, die P. bilineata, Les., entdedt. (5. Journ. Soc. Philad., Jan. 1820.) Da ih in den Beſitz zweier trächtigen Weibchen der Poecilia Surinamensis mit abyerundeter, nicht gabel— fpaltiger, Schwanzfloffe gelangte, fo benugte ich diefe Ges tegenbeit, die Entwidelungsart dieſes Fiſches in verfcbiedes nen Beziehungen zu ftudiren. Bei diefer Forſchung fehlte e8 mir allerdings an Vergleihungspuncten mit einem mins der hohen und höheren Grade der Entwidelung bei derfel: ben Species; allein ic Eonute die mir vorliegenden Ent: widelungsgrade wenigftens mit der Drganifation des erwach— fenen Thieres, ſowie aud) die verfchiedenen Theile des Drs ganismus des foetus untereinander vergleichen und ibre re: lative Entwidelung, fowie deren Verhaͤltniß zu derjenigen von Blennius viviparus, Syngnathus, Corregonus Palaea und Abramis Brama und einiger andern Gräs tenfifche beurtheilen, mit dern Entwickelungsgeſchichte wir mehr oder weniger vollitändig befannt find. Diefen Um: ftänden zufolge, ſchmeichle ich mir mit der Hoffnung, daß bei diefem erften Verſuche die- Wiſſenſchaft nicht ganz leer ausgehen werde, indem dadurch dod) mindeſtens zu neuen Forfchungen in den Ländern, wo die Po:ilien leben, die Anregung gegeben werden dürfte. $. IL. Exiſtenz der foetus in den Dvarien. Die Pocilien find, wie gefagt, Eleine Fifhe, die in der Körperform Aehnlichkeit mit den Karpfen haben. Das trächtige Weibchen der Poecilia Surinamensis, das von uns beobachtet und in Figur 1 abgebildet worden ift, maß nicht mehr als 66 Millimeter (beinahe 2! Zoll Rhein.) vom Ende der Schnauze, wenn diefe nicht vorgeftredt war, big zu dem des laͤngſten Strahls der Schwarzfloffe. Das ans dere Eremplar war etwas länger und maß 75 Millim. Steid dem Blennius viviparus, it diefe Species nur mit einem ovarium und einem oviductus verfehen. Zur Zeit der Trächtigfeit, wo wir dieſelbe beobachteten, iſt das ovarium ein großer Sad mit fehr dünnen, durchſichti— gen Wandungen, welcher einen großen Theil der Abdominals böhle einnimmt und hinten an einem ſchmalen Stiele (Fi; gur 1. 00) hängt, welcher mit der Harnblafe hinter dem After ausmündet. Diefer Stiel ift ein Canal, welcher den zweiten Zheil des oviductus, oder den eigentlichen ovi— ductus bildet. Die gemeinfhaftlihe Höhlung des ovarium muß für den eriten Theil diefes oviduetus geiten. In diefer ers ften Höhle ſchwimmen die Reihen von Dueerlamellen, in deren Subftanz die Eierchen der nachfolgenden Tracht, fowie die befcuchteten Eier liegen, welche einen beinahe vollftändig ent: widelten foetus enthalten. A Die Eierhen, d b., die nicht befruchteten Eier der naͤchſtfolgenden Tracht, haben einen Durchmeffer von 0,2 bis 0,5, ja 1,1 Millimeter. Nur ein einziges hatte die zuletzt bemerkte Größe, vier aber eine folhe von 0,8 Millimeter Durchmeſſer. Auch an den Eleinften darunter bemerft man das mit der Dotterkugel concentrifhe Keimkuͤgelchen. Bei den Eierhen von mittlerer Größe hat daffelbe eine ercentri- 684. XXXII. 2. 24 fche, der Peripherie benachbarte, Lage. Bei den größten gewahrt man es nicht, indem es ohne Zweifel durch das Delfcheibchen verborgen wird. 2 Die befrudhteten Eier, deren Zahl 80 betrug, enthiele ten einen entwidelten foetus, der durchſchnittlich 2,5 Milli— meter im Durchmeſſer hatte. Jedes Ei war von feinem Kelche oder feiner Eierſtock— huͤlle umgeben; aber einen Stiel bemerkte man daran nicht. Die zuerft angegebene Thatſache, nämlich, daß nur ein ovarium vorhanden ift, muß allerdings für merkwürdig gels ten, miewohl diefelbe ſchon bei mehreren anderen lebendig— gebärenden Fiſchen und unter den eierlegenden Fiſchen bei Perca fluviatilis, Ammodytes und der Eleinen Lams ptete beobachtet worden ift. Die zweite dagegen, das traͤchtige ovarium, d. h., eine normale Kierftodsträchtigkeit, muß die Aufmerkfamkeit der Phyfiologen unftreitig im hohen Grade in Anſpruch neh: men. Wenn in diefem Falle eine Befruchtung ftattfinden fol, fo muß der von den Maͤnnchen berrührende Stoff des Keimes durd) den oviductus big an die Überfläche der Eierchen eindringen und durd die Schleimhaut, welde die Fruchtlamellen des Eierftodes Überzieht, den Kelch oder die Ernährungsmembran des Eichens und die Dottermembran diefes leßteren hindurchdringen. Auerdings wird diefe Thatſache einer normalen Eier— ftods = Trächtigkeit von G. Cuvier in einer fehr allgemei: nen und furzgefaßten Weife in den einleitenden Bemerkun— gen zum erſten Bande der Naturgeſchichte der Fifhe (Hi- stoire naturelle des Poissons) angefündigt, und zwar erfchienen Ddiefe Bemerkungen fchon im Jahre 1828. Der berühmte DVerfaffer fpricht ſich darüber folgendermaafen aus: „Bei den lebendiggebärenden Grätenfifhen, 5. B., Silurus, Anableps, gewilfen Blennien ıc., wird dag Ei im Eier ftode groͤßer, während der foetus fih darin entwideltz ja bei manchen Arten vergrößert es ſich darin in ziemlich bes deutendem Grade. Wenn das Junge auskriecht, fo fprengt es das Ei und die Membran, welche daffelbe umhuͤllte.“*) Die Pocitien findet man in diefer Stelle nicht genannt. Uebrigeng gehört, Rathke'n zufolge, der Blennius vivi- parus nicht zu den Fifhen, welhe ihren foetus im Kier« flode austragen **). Diefem Schriftiteller nad), zerfprengt *) Histoire naturelle des Poissons, T. I., p. 540. **) Allerdings fagt Rathke ausdrüdlich, daß der Ort, wo ber Embryo ſich entwidelt, derfelbe fen, wie der, wo bas Ei entfteht und fich ſelbſt entwickelt, alfo im Eierſtockez allein er erklärt weiter unten: „Im Augenblicke, wo das Ei feine Reife erlangt und fid von den Wundungin des ovarium abs zulöfen beginnt, fecerniven diefe eine etwas dickliche opaleeci= rende Feuchtigkeit, welche die Höhle des ovarium ausfüllt, und fobald die Eier frei geworden, ſchwimmen jie in dieſer opalescirenden Feuchtiakeit “ Offenbar verwecfelt der Vers faffer hier unter dem Namen ovarium zwei in Betreff der Ent— twicelung voneinander verfihiedene Theile, den Eierſtock und deffen Höhlung, oder den oviductus, miteinander, und dieſe Entwickelung findet erſt jtatt, nachdem das Ei aus feinem Kelche, oder feiner ernährenden Eierftocshülle, d. h. aus dem eigentlichen Eierftode herausgetreten und in den oviduc- tus eingetreten iſt. 25 das reife Ei feinen Eierſtockskelch und geht in die Vebrüs tungshöhle de8 oviductus über. Erft in diefer Höhle, wo das Gi eine fchleimig - eiweißartige Feuchtigkeit findet, die ihm als Neft dient, fängt der foetus an, fid zu entwik— keln. Sa nody mehr, er verharrt darin nod) lange nad) dem Auskriechen, bevor er geboren wird, (Fortfegung folgt.) Miscellen ueber die Urfahen, welde bei ber Zeugung das Geſchlecht beftimmen, fagt Herr Moreau in dem Journal l’Experience, vom 4 July 1844, wie mehrere Thatſachen darauf binausgingen, zu beweiſen, daß dasjenige Individuum, weiches das ftärffte jey, das Geſchlecht des Kindes beftimme, Herr Moreau will nicht allein durch lange Beobadjtung zu diefem Schluſſe ges kommen feyen, fondern denkt, daß, bis zu einem gewiſſen Grade, ein Knabe oder ein Mädchen willkuͤhrlich zu erlangen fey, dadurd), daß der Vater oder die Mutter vor dem Zrugungsacte gefhwächt oder geftärkt würden, Herr Moreau giebt an, daß er, nad) diefer 684, XXX. 2. 26 Regel verfahrend, in vielen Fällen feinen Rath von dem gewuͤnſch ⸗ ten Erfolge begleitet geſehen habe (17) In Beziehung auf die Generationsorgane von Holothuria, Asterias und Actinia bat Herr Quatres fages die Acadımie der Wilfenfchaften zu Paris darauf aufmerke fam gemadjt, wie feit der Anwendung guter Mikroftope die Zahl der für hermaphroditiſch achaltenen niıderen Thiere fid immer mebr verringere, und daß er mittelft des Mikroffope völlig babe darıhun fönnen, daß auch bei Holvthuria tubulosa und Asterias rubens die Gefchlechter getrennt find. Wei der einen, wie bei der andern find die Zeftikel den Ovarien in Form und Lage ganz äbnlidh: die Natur der Abfonderungen läßt fie aber völlig unterſcheiden. Ganz gleihe Beobachtungen hat er bei der Actina viridis machen Eöns nen; bei legterer bat er auch die Spermaze’den nicht mit den die Eierftöde befegenden Neffeioraanen vermedfiln koͤnnen, welde, indem fie von einigen Naturforfbern für das befruchtende Eilts ment genommen waren, dazu geführt hatten, die Holothurien für Hermaphroditen zu baltın. Bei Actinia viridis feben die Nıfr felorgane den Spermazoiden nicht im Gerinaften ähnlich und haben einen zehn- oder zwölffach größern Durchmeffer- (Comptes ren- dus, vom 15. Juli.) Geilkunde Ueber die zur Behandlung von Knochenbruͤchen der unteren Grttemitäten im Hoſpitale Val-de-Gräce, zu Paris, eingeführten Apparate des Ober-Chirurgen Heren Baudens. Bon Herrn Marturé, Gehülfen bei der Klinik des Oberdhirurs gen Herrn Baudens. (Dierzu die Figuren 16. bi6 20. auf der mit voriger Nummer audr ä gegebenen Zafel.) (Schluß). Diefen Betrachtungen zufolge, fieht man ein, daf der bier in Rede flehende Apparat die dem Scultetusfchen und unabnebmbaren Apparate eigenen Vorzüge miteinander ver: einigt und von den Machtheilen beider frei iſt. Ueberdem ift er ungemein leicht anzulegen, verurfaht dem Patienten keine Unbequemlichkeiten und führt einen der den Ausdeh— nungsapparaten zum Worwurfe gemachten Webelftände mit fih. Zugleich bewirkt ee die Ausdehnung, Gegenausdehnung und Einrichtung alle auf einmal, was man feinem einzigen der frühern Apparate nachrübmen Eann. Die Schwierigkeit, welche e8 bat, die Schenkelbein- brüche durd die gewöhnlichen Apparate genau eingerichtet zu erhalten, ift Schuld daran, daß fich mit ihnen nur fehr ſchwer eine vollſtaͤndige Gallusbildung ohne Deformität oder Verkürzung des Being erlangen läßt. Die Fülle, über wel: he wir alsbald berichten werden, bezeugen die Vorzuͤge des Baudensfhben Apparats fehr nachdruͤcklich. Brüche am Unterichenfel. — Wir haben vergan: genes Fahr in der Klinik fünf Brüche am Unterfchenfel be: handelt, welche ſaͤmmtlich zugleich die tibia und fibula bes troffen hatten. Bei zweien derfelben waren die Erſcheinun— gen fo bedenklich, daß mehrere Profefforen am Val-de- Gräce in den defhalb angeftellten Berathungen für die fos fortige Amputation flimmten. Der Oberdirurg war andrer Anfiht, und unter Anwendung feines Apparates und kraͤf⸗ tiger therapeutifher Mittel brauchte nicht zu jener Äußerften Maafregel gegriffen zu werden. Der voliftändigfte, alle Hoffnungen überfteigende Erfolg Erönte endlich feine eiftige und umjichtige Behandlung diefer Patienten. Der bei diefen Brühben am Unterfcenfel in Anwen— dung gebrachte Apparat bat mit temjenigen große Aehnlich— keit, deffen fih Herr Baudens bei den Schenfelbeinbrüchen bedient. Er macht eg, gleih dem letztern, möglich, die Ausdehnung, Gegenausdehnung und Zufammenpaffung der Bruchflaͤchen in einer ftätigen Meife zu bewirken. Die ver— fehiedenen Stüde, aus denen er befteht, find: eine eichene Beintade, ein langes Kiffen oder eine Eleine Matrake von Pferdehaar; ein Ferfenkiffen, Bindenftreifen, welche, wie bei dem Verbande des Scultetug oder der fogenannten vielkoöͤ— pfigen Binde geordnet find, Binden, Bänder und Schnuren zur Bewirkung der Ausdehnung, Gegenausdehnung und Einrichtung, Watte, eine Gummiauflöfung ıc. Die Lade, Figur 18., ift oben offen und fo lang, daß der Unterfchenfel big über das Knie darin Plag findet. Sie beiteht aus vier Wänden, einer untern, zwei feitlichen und einer endftindigen oder Fußwand. Die untere oder Bodenwand ift horizontal und hat 73 Gentimeter Länge, bei 22 Gentimeter Breite. An ihrem obern oder dem Schenkel zugefehrten Rande befinden fich zwei Eleine Ausſchnitte. Die beiden Seitenwände find mit Scharnieren an die Bodenwand angefeßt, fo daß fie fi aufrichten und niederlegen laffen. Wenn der Apparat anges legt ift, baben fie eine ſenkrechte Stellung. Sie find nicht fo lang, wie die Bodenwand, nämlib nur 64 Gentimeter, und ihre Höhe beträgt 20. Jede derfelben ift mit zwei parallellaufenden Reihen von Löchern verfehen. Die Fußwand bildet das Ende der Lade und ift mit zwei Scharnieren an die Bodenwand angefegt. Sie ftcht, wenn der Apparat angelegt ift, aufrecht und wird dann mit» teift zweier Haken an den Seitenwänden feftgehalten. Diefe 27 Fußwand, welche wir auch den Steg nennen, ift 20 Gens timeter bob und breit und ebenfall® mit zwei parallelftreis chenden Köcherreihen verfehen. An ihrem oberen Rande find zwei Ausfchnitte angebracht, welche zum Aufnehmen der Ausdehnungsfchnuren beftimmt find. Ehe man den Apparat anlegt, fegt man die zur Aus: dehnung und Gegenausdehnung dienenden Stüde in Bereits ſchaft. Die die Ausdehnung zu Wege bringenden Schlingen werden unter der Fußfohle in derfelben Weife angebracht, wie bei den Brüchen des Oberſchenkels; die zur Gegenaus— dehnung dienenden fommen zu beiden Seiten des Kniees zu liegen, wo fie durch mehrere Bindenumwickelungen feſtge— halten werden, wie dieß in Bezug auf die Schenkelbrüche befcyrieben worden if. Der untere Kopf der beiden Ges genausdehnungsfhlingen wird aber in diefem Falle auf: waͤrts gefhlauen, fo daß er, gleih dem obern, nad) Oben gerichtet ift. Beide Köpfe zu jeder Seite des Kniees ftreihen auf diefe Weiſe nebeneinander oberhalb des Kniees, fo daß fie zufammen nur einen von dem Unterfihenfel nad dem Beden zu gerichteten Strang bilden. Um Excoriationen zu verhindern, müffen der Fuß und das Knie, bevor die Ausdehnungs» und Gegenausdehnungsbänder an diefe Theile gelegt werden, böchft forgfältig mit einer dien Matten: ſchicht umbülle werden. Mittelſt einer dien Auftöfung von Gummi überzieht man dann dieſe Xheile des Werbandes, fo daß fie permanent befeftigt werden. Nachdem man die Lade auseinandergelegt hat, legt man auf die Bodenwand die Pferdehnarmatrage, deren Raͤn⸗ der tingsherum über jene binausragen, Auf die Matrage breitet man die Reinwandftreifen der vielEöpfigen Binde aus, und zwar in hinreichender Anzahl, um den Unterfchenfel vom Fuße big über dag Knie zu umhüllen Mitten auf dieſe Streifen legt man der Fänge nah eine ſchmale Gompreffe, und auf diefe, von der Uchillesfehne bis zum Anfange der Made, noch ſechs Leinwandftreifen, welche zur Befeftigung des Ferfenfiffens dienen. Diefes ift in jeder Beziehung von derfelben Befchaffen: heit, wie das, welches bei den Dberfchenkelbrüchen anges wandte wird und verhindert, wenn es im der geeigneten Meile angelegt wird, alle Schmerzen und Gefhmwüre an der Ferſe. Es kommt auf die ſechs Leinmandftreifen zu lies gen. Alsdann legt man auf die dem Sinodyenbruce ent= fprehende Stelle eine etwa 20 Gentimeter lange Compreſſe, welche mehrfach zufammengefaltet und mit Faltem Waffer befeuchtet ift. Nunmehr fihreitet man zur Anlegung des Upparates (vgl. Big. 19.) Zu diefem Ende fhiebt man die Lade unter das von Gebülfen geboben gehaltene Bein und legt diefes fanft auf die Matratze und das Ferfenkiffen, welches der Ferfe eine elas ftifhe Stüße gewährt und dabei völlige Freiheit läßt. Die ſechs Bindchen werden dann von Unten nach Oben, wie ges woͤhnlich, angelegt, um das Ferfenkiffen zu befefligen; dann Ereuzt man die Übrigen Binden auf der MWorderfeite des Unterfchenfeld, indem man von Unten nah Oben fortfchrei: tet, wie bei der Anlegung des Scultetusfhen Verbandes. Diefe Bindchen bededen begreifliherweife den Unterfchentel ‚684. XXXII. 2, vorn und an den Seiten unmittelbar, während fie hinten am untern Drittel, durch das SFerfenkiffen von demfelben getrennt find. Man fhlägt dann den Über das Bodenbret der Lade binausreichenden Theil der Matrage rings um den Unterfchenfet in Geftalt baufchiger Falten in die Höhe und fhließt die Lade, indem man die Seitenwände und die Fuß— wand in die Höhe richtet. Zur Bewirkung der Gegenausdehnung werden die an dem Kniee befeftigten Bänder zu beiden Seiten dieſes Ge: lenkes von Hinten nach Dorn durd die Ausfchnitte im obern Rande der Bodenwand, welcher bier wie eine Rolle wirft, berumgefchlagen und unter der Lade bis zum Fuß— ende derfelben hinabgeführt. (Vergl. Figur 20.) Nach— dem man fie hinreihend Eräftig angezogen hat, bindet man fie über den Löchern des Stege zufammen. Die Ausdeh= nung wird durch die am Fuße befeftigten Binder bewirkt, die man ebenfalls über den Löchern des Steges zufammenfnüpft, Zwei diefer Bänder merden direct von Hinten nad Vorn in der Richtung der Are des Beins befeftigt; die beiden an— deren bindet man fehrig von Unten nah Oben über dem Rande des Stegs zufammen, um den Fuß leicht zu flüßen und dem Drude auf die Ferſe noch wirffamer vorzubeugen, als dieß durch das Ferfenkiffen allein geſchehen Eönnte. Nachdem durch die Ausdehnung und Gegenausdehnung der Verkürzung des Beines entyegengewirft worden, hat man nur noch die Einrichtung des Bruches in's Werk zu feben. Fe nach der Verfhiebung der Fragmente, werden die Eins richtbaͤnder in diefer oder jener Weiſe angelegt und an dies fer oder jener Seitenwand der Lade feltgefnupft, um in einer dauernden Weife die Hände des Chirurgen nach der Einrihtung des Bruches zu erfegen. Dergleihen Bänder koͤnnen nah allen Nichtungen, nah Außen, Innen, Vorn und Hinten, wirken, je nachdem die Knochenfragmente nad) Innen, Außen, Hinten oder Vorn verfhoben find. Die durch dergleichen inrichtbänder erlangten Reſultate find fo auffallend, daß, nachdem die Bruchfläben genau aneinanz dergepaßt find, deren Vereinigung, der Verficherung des Hrn, Baudens zufolge, per primam intentionem fattfindet. Der callus ift zumeilen fo unbemerkbar, daß es ſelbſt bei der genaueften Unterſuchung ſchwer fällt, die Bruchftelle aufsufinden. Dieß ift fo wahr, daß täglich im Hoſpital Val de Gräce der Fall vorfommt, daß gelibte Practiker, melde die KliniE des Dberchirurgen befuchen, die alten Bruchftellen nicht zu ermitteln vermögen. Der Drehung des Fußes läßt ſich mittelft der Ausdeh— nungsbänder leicht vorbeugen, indem man deren Richtung abändert, je nachdem ſich diefer Theil einwärts oder aus— wärts zu drehen beftrebt. Iſt der Bruch mit einer Wunde complicirt, fo kann man den Kranken täglich verbinden, ohne den Heilproceß des Knochens zu beeinträchtigen. Man braucht nur die Lade durch Niederlegen der Seitenwände zu öffnen. Während des Verbindens ift das Bein fortwährend der Ausdehnung und Gegenausdehnung unterworfen, weil man den Steg, an welchen die diefelben bewirfenden Bänder befeftigt find, nicht berührt, wie’ fi dieß aus den Figuren hinlaͤnglich ergiebt. Beobachtung. Vollſtaͤndiger Bruch des linken Unters ſchenkels bei einem Drittel feiner Länge, von Unten auf ges technet. — In Nr. 48 des Saales Nr. 30. lag der Mus nicipalgardift Kirmann, ein Mann von vierzig Jahren und guter Leibesbefchaffenheit, der am 3. Mai 1844 wegen eines, durch einen Sturz feines Pferdes veranlaften Bruch des Unterſchenkels in das Hofvital Val de Gräce aufges nommen worden war. Das Pferd war niedergejtürjt und der Unterſchenkel des Neiters zwifchen den Körper des Thie: res und den Erdboden zu liegen gekommen. Bei'm untern Drittel des linken Unterfchenfel® fanden fih die tibia und fibula gebrohen. Der Bruch des letz⸗ tern Knochens befand fih etwas tiefer, als der des erflern, fo daß dee Bruch ſich ſchraͤg von Oben nad Unten und von Sinnen nah Außen erſtreckte. Die regelmäßige Geſtalt der Extremität war nicht bedeutend verändert, auch Mur weniq Geſchwulſt und Schmerz vorhanden. Das Knirfhen war leicht wahrzunehmen; die Verkürzung des Beins unbedeu: tend, der unter der Bruchſtelle liegende Theil dir Extremi— tät ungemein beweglich, der Fuß auswärts gedreht. — Fa— ften; Aderlaß von 500 Grammen; Limonade zum Getraͤnk; am folgenden Zage ein abführender Tran. Das Bein ward in halber Beugung erhalten und Eis auf die Wunde gelegt. Am 7. Mai bat fih die Gefhmulft bedeutend vermin— dert, und Schmerz ift kaum noch vorhanden. in großer Theil der Oberflaͤche des kranken Unterfchenkels bieter eine gelbliche ecchnmotifche Farbe dar. Da die Befhaffenheit des Beines günftig war, fo legte Herr Baudens dieſen Mors gen feinen Apparat an, Nachdem er mittelft der Ausdeh— nung und Gegenausdehnung die Verkürzung ded Beines ges hoben hatte, ertheilte er mitteljt der Einridytbänder demfels ben feine normale Richtung und Geſtalt. Mittelſt eines Bandes, deſſen Köpfe auf der inneren Seitenwand zufams mengefnüpft wurden, drängte cr dag obere Fragment der fibula, welches Neigung nad) Außen abzumeihen zeigte, nah Innen. Ein zweites, nach der entgegengefeßten Rich: tung wirkendes Band verhinderte das untere Fragment der tibia, ſich nad der entyegengefegten Seite zu verfchieben. Die Drehung des Fußes nad) Außen ward dadurch unmöge lid) gemacht, daß man die Ausdehnungsbänder über den ins neren Löchern des Stege zufammenfnüpfte. Am 8. Mai litt der Patient in keiner MWeife, und das Bein lag vollfommen gut im Apparate, Mit dem Aufleyen von Eis ward eingehalten. Am 10. Mai zog man die fchlaff gewordenen Bänder ſtraff. Der Zuftand der Patienten war fortwährend durch— aus befriedigend, Da der Proceh der Vernarbung des Knochens durch feinen widrigen Zufall geftört wurde, fo befchränfte man fid) darauf, die Bänder, fo oft fie fhlaff geworden, wieder fraff zu ziehen, und das Bein von Zeit zu Zeit zu entblös fen, um von deffen Zuftande Konntniß zu nehmen. Am 3. Juli ward der Apparat abgenommen, und man fand nun den Bruch faft vernarbt und das Bein in Feiner Weiſe verkürzt oder deform. Das Volumen des callus war 654. XXXII. 2, 30 Außerft unbedeutend und dat Bein nicht abgemagert. Um eine geringe Steifheit im Knie» und Fußgelenke zu heben, wurden. Einreibungen mit einer gefampherten Salbe und ges linde Bewegungen der Gelenke von Seiten des Patienten verordnet. Um 12. Juli geflattete man dem Kranken das Gehen an Krüden. Die Steifheit der Gelenke wich allmälig, und am 8. Auguft verließ Kirmann das Hofpital, ohne im Geringften zu hinten. (Gazette des Höpitaux Nr, 98. et 102.) Ueber die pathologifchen WVerhältniffe und die Behandlung der Chlorofe. Bon Dr. ©. Corneliani. Bei den Chlorotifhen bietet das Blut, unabhängig von einer Entzündung, oder einer anderen Krankheit, fol: gende Eigenthuͤmlichkeiten dar: es gerinnt ſchneller, als das entzündliche oder gefunde Blut, d. h. binnen 8 big 9 Mi: nuten, und enthält ſtets eine beträchtliche Quantität eines gelblich grünen, ziemlich flüfiigen Serum. Der Blutku— den ift wenig bedeutend und zeiyt oft an feiner Oberflaͤche eine leicht rofige und unter derfelben eine ſchwaͤrzliche Färs bung, niemals aber eine Spedhaut. Der Waffergehalt ift bedeutend vermehrt, dagegen die Menge der Blurkügelchen, des Hämatins und des Eiſens fehr vermindert, und zwar in folgendem Berhältniffe: Bor dem Gebrauhe des Eiſens: Blutkuͤgelchen. Eiſen. Waſſer. Marimum . . 69,71 1,70 881,91 Minimum . . 30,80 0,72 836 91 Nach dem Gebrauche des Eiſens: Blutkuͤgelchen. Eiſen. Maximum der Zunahme 53 —i41,16 1,57— 4,47 Was die Quantität des Eiweißes und Faferftoffes bes trifft, fo ift fie bei Gefunden und bei den Chlorotiſchen in's Beſondere nach der Art der Sprifen, der Stärke des Sn: dividuums und der Tageszeit, zu welder das Blut gelaffen worden ift, verfchieden. Uebrigens bemerkt man erft nah Verlauf eined Mos nates des Kifengebrauhes eine bedeutende Zunahme der Blutkuͤgelchen, des Haͤmatins und des Eifens, fowie eine Abnahme des Serums, fo daß nah 1 bis 2 Monaten das Blut feine normalen Gigenichaften wieder erlangt bat, wel: ches auch immer der Grad der Chlorofe gewefen feyn mag. Um eine von Denis und Werner angegebene Urfache des Irrthumes zu vermeiden, welche darin befteht, daß die Kuͤ— gelben in Folge einer befferen Nabrung und einer reichli— cheren Chylification an Menge zunehmen, und um zu vers hindern, daß man dem bdiätetifchen Negimen, welches zus viel Fleifhnahrung enthielt, die Zunahme der Kügelcen, welche ſtets unter dem Einfluſſe der Eifenpräparate ſtatt— findet, zufchriebe, bat der Verfaffer eine große Menge mit Eifen behandelter Chlorotifhen unter eine rein vegetabilifche Diät gefegt, und bei denfelben diefelben Veränderungen ein: treten fehen, während bei der animalifchen Koft fih eine 31 große Menge von Eiweiß und Faferftoff bildete, ein Um: ftand, welcher nicht ohne Nachtheil war, wenn man nicht die Vorficht bewies, zuerſt die zu große Aufregung des Ders zens und Gefäßfpftemes verfhmwinden zu laffen. Außer der Veränderung des Blutes it uuch die Stös rung der gafteifhen Functionen ein wefentliches Moment zur Erzeugung der Chlorofe, welche Störung von einer abr normen Secretion der zur Verdauung beitragenden Flüffige keiten herruͤhrt. Während der Digeftion bildet fid) bei Chlos rotifchen Milchfäure in großer Menge. Was den Einfluß der Eifenpräparate auf das Herz und die Blutgefüße betrifft, fo wird der Puls nach der Ans wendung derfelben langfam und füllt von 90, 100, 120 auf 60, 50 und felbft 40, gewöhnlich binnen 10 bis 15 Tagen; dabei wird er Fräftiger und größer, obmohl er im: mer noch etwas fehwach bleibt. Die wirffamften Eifenpräparate find das mildyfaure und fchwefelfaure Eifen, doch fteht ihnen die iienfeile nicht nah. Obgleich binnen 24 Stunden nur 5 bis 6 Gran des milchfauren Eifens reforbirt werden, fo glaubt doch der Verfaffer etwas mehr, alfo etwa 8 bis 10 Gran, geben zu müffen, weil ein Theil mit den Stuhlausleerungen fortgeht. Der Berfaffer fchließt feine Arbeit mit folgenden Schluß— folgen: 1) Das W fen der Chlorofe beſteht in zwei miteinander genau zufammenbängenden pathologifhen Zuftänden: einer Ueberauftegung des Herzens und der Arterien und in einer chronifh=vitalen Veränderung der affimilirenden Functionen der Chpylification und Haͤmatoſe. Es ift unmöglich, zu beftimmen, welcher jener beiden Zuftände der primäre und zuerft beftehende ift. 2) Kein Mittel bekämpft wirkſamer und ficherer die Chlorofe, als das Eifen, indem es zu gleicher Zeit jene bei— den pathologifchen Zuftände verſchwinden Läft. 3) Die Wirkung des Eiſens auf den Organismus ift eine doppelte: e* wirft erftlich auf die Erregbarkeit des Her: zens und des Blutſyſtemes und dann auf die Functionen der Verdauung und Hämatofe 4) €s findet Eein mefentliher Unterſchied zwifchen der relativen Wirkfamkeit der Eifenpräparate ftatt, derfelbe hängt nur von ihrer mehr oder weniger leichten Loͤslichkeit in den thierifhen Fluͤſſigkeiten und vielleiht auch von ihrer leichteren Zerfegung durch die Digeftion ab. 5) Die Hinzufügung irgend einer Säure zum Eifen trägt fehr wenig dazu bei, deffen Wirkfamkeit zu erhöhen. 684. XXXII. 2, 32 6) Die Eifenfeile wandelt fih im Magen der Chlos totifhen in milchſaures Eifen um, 7) Es ift unnöthig, die Eifenpräparate in zu großen Dofen zu geben, deren Anwendung wohl aud nicht gefahre (08 it. (Ann. univ. di Med., 1844.) Miscellen Ueber die zunehmende Häufigkeit der Erebsartis gen Krankheiten bat Derr Tanchou der Parifer Academie der Wiffenfchaften am 6. Mai eine Mittheilung gemacht. In England Famen, nah Faar, im Jahr 1333 2443, und im Sabre 1339 2.691 Fäle vor. In Berlin hat man ſchon im Jahre 1826 ähnliche Beobachtungen gemadt. Im Departement der Seine ftarben im Jahr 1830 668 Perfonen, d. i. 1,96 Precent aller Ge— ftorbenen, im Jahr 1840 aber 839 oder 240 Procınt am Krıbe, Sn den Städten ift die Krankheit häufigır, als auf dım Lande, in America und Africa Eennt man lie faum. Sn Aegypten findet man ſie bei den türkifhen Frauen, bei den Fellahs aber nicht. Ferner kommt fie bei Hausthirren und in Gefangenfdaft gebalter nen Zhieren, niemals aber bei wilden Thieren vor. Sn der Statt Paris rafft fie 2,54 Procent, in der Umgıgend nur 1.60 Procent der Bevölkerung bin. Won 9118 (9123 7) daran Geitorbenen ge— börten 6967 dem weiblichen, 2161 dem männlichen Geſchlechte ar. Sn England betrafen unter 5139 (5079?) Zodesfällen 3359 raum und 1220 Männer. Am Haͤufigſten zeigt ſich die Krankheit vem vierzigften bis zum fechgzigften Lebensjahre. Bei dir Frau werden die Brüfte, bei dem Manne wird der Magen am "äufigften das von befallen. Die ärztlichen Mittel helfen gegen diefe Krankheiten bis jegt fo gut wie Nichts. Die Chirurgen operiren diefelbe, obne dadurd den Kranken zu retten, ja, ohne defjen eben zu berläne gern. Denn nad einer von Leroy d’Etiolles aufgeftellten Liſte lebten von 1192 nicht operirten Patienten 18 länger als 30 Sabre nach dem Eintreten dir Krankheit, und von 801 operirten nur 45 ferner 20 — 30 Sabre nah dem Eintreten der Krankheit, 18 operirte, 34 nicht operirte;s 6 — 20 Jahre, 88 operirte, 228 nicht operirte, Eine Blutbalggefhwulftam Halfemwurdevon Dr. Hans nay bei einem vierzehn Monat alten, übrigens gefunden Kind, an der bintern linken Seite des Halfes, beobachtet. Cie hatte die Größe einer Stacjelbeere, war hart und feit mehreren Monate uns verändert, bis fie vor zwei Tagen ſich zu vergrößern begann und nun folgendes Anfehen hatte: links und hinten zeiate jich eine rundliche Geſchwulſt von der Größe eines Gaͤnſeeies, aus mehreren Lappen bes ftebend, glatt, glänzend, von venöfer bläulicher Farbe, fluctuirend und elaftifh, nicht durchfcheinend, bei dem Hin- und Herſchieben empfindlich, Die Geſchwulſt war mir der Haut und dem Zellges webe feft vereinigt, lag jedoch locker auf den übrigen Theilen. Nach Erpforation mit einer Nadel, wurde eine Rancette eingeftochen und eine Qrantität von 3 Unzen arumössflüffinen Bluts ausgeleert. Die Geſchwulſt fiel, wegen der Die und Feftigfeit der Eyite, nicht fehr zufammen, war jedoch vollftändig entleert. Diefe Blutcyften find biejest felten beachtet, jedoch find fie in Graigie’s pathologi= ſcher Anatomie, Gap. 8. Abth. IT. ©. 216, unter dem Namen Hae- matoma aufgeführt. (Edinb. Med. and Surg. Journ., Oct. 1843.) Bibliographisce Sandifort, 'Tabulae craniorum diversarum nationum. Fasc. 3 Lugd. Bat. 1843. Fol. Plantae Preissianae sive enumeratio plantarum quas in Austral- asia occidentali et meridionali- occidentali annis 1838 — 1841 collegit Ludovicus Preiss, Ph.Dr. — Partim ab aliis partim Heuigsberren a se ipso determinatas, descriptas, illustratas, edidit Chri- stianus Lehmann. Vol. I. Fasc. 1. Hamburgi 1844. 8. Des Abces phlegmoneux intrapelvien. Par M. Marchal (de Calvi). Paris 1844. Dictionary of medical Terms. By R. Hoblin. 2. edition. London 1544. 12. Tee — Neune Notizen aus dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgetbeilt von dem Obers Mebieinalrathe Froriep zu Weimar, und dem Medieinafrathe und Profeffor $ror iep zu Berlin, N 685. Gedruckt im Landes = Snduftrie » Comptoir zu Weimar, (Nr, 3, des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 96. oder 3 % 30 x, October 1844, des einzelnen Stuͤckes 3 9G= Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9Gr ‘ maa't:u tr Ueber die Entwidelung der Poecilia Surinamen- sis, Val. Bon Herrn Duvernoy, (Mitgetheilt der Academie der Wiffenfchaften in deren Sitzungen am 20. und 22. April 1844.) (Bierzu Figur 1. bis 15. auf ber mit Nummer 683. [Nr. ı. biefed Bandes] auögegebenen Tafel.) (Fortſetzung.) Die Eierſtocks-Traͤchtigkeit iſt im Thierreiche ungemein felten, fo daß fie nur ausnahmsweiſe vorkommt. Gewoͤhn— lich, ja faft beftändig, tritt das Ei aus dem Kierftode ber: aus, bevor ſich der Foͤtus entwickelt, und der Det, wo die Bebruͤtung, in der Regel, flattfindet, ift von demjenigen, wo das Eichen fi entwidelt, verfchieden. Sm Pflanzen: reiche dagegen findet die Befruchtung, das Neifen des Saa— mens und der erfte Grad von Entwidelung des Keimes ein für allemal im Gierftode "ftatt. Das Pflanzen - Ovarium ift alfo zugleich das Organ, wo der weibliche Beftandtbeil des Keimes ſich entwidelt, der Ort, wo es fib zur Bil: dung dieſes Keimes mit dem männlichen Beftandtheil ver— bindet, und ein Drgan der beginnenden Bebrütung; allein die fernere Bebrütung, welche von der anfänglichen durch einen langen Zeitraum getrennt ſeyn kann, und mährend welcher daß eigentliche Keimen ftattfindet, gefchieht außerhalb des ovarium. $ II. Entwidelungsgrade der beobachteten foetus. Wir hatten foetus von zwei Müktern zu unferer Ver— fügung, und in beiden hatten dieſelben die legte Periode ihrer Entwidelung im Cie erreiht. Die des Meibchens Mr. 1. waren weniger ſtark entwidelt, als die des Meib- hend Nr. 2. Im unferer ferneren Beſchreibung werden wir fie mit diefen Zahlen bezeichnen. Ueberdem konnte man an den foetus beffelben Weib— chend verfchiedene Grade von Entwidelung wahrnehmen. Die Verfchiedenbeiten find allerdings nicht erheblich, allein No. 1785, — 685. kunde fie find doch, theils in Betreff der Größe, theils in Anſe— hung der mehr oder meniger dunfelen Farbe der Hautbe— defungen, der Anmwefenheit und Abmwefenheit der Choroidal— fpalte, der Länge der Darmfchlinge zc., zu bemerfen. $ IV. Ueber die fünf Epochen des Lebens und die zehn Perioden der erften Lebensepoche. Ehe wir in die Einzelnheiten der vergleichenden Orga— nogenie unferer Pöcilie eingehen, müffen wir, der Ver— ftändniß der Ausdrüde wegen, deren ich mid in Betreff der verfchiedenen Lebensepohen, fowie der zehn Perioden, in welche ich die erfte Epoche eintheile, bedienen werde, hier einige Erläuterungen vorausfchiden. In der Einleitung zum dritten Curſus meiner Vorle— fungen am College de France, den ih am 9. Decem: ber 1840 eröffnete, und in welhem ich von den Metamor— phofen der Thiere, von dem erſten Auftreten des Keimes bis zum hoͤchſten Alter der Thiere, handelte, theilte ich dag Thierleben in 5 Epochen ein: Die erfte ift die des Embryonmenlebens, der Entwidelung im Cie oder der Ausbildung des Keimes. Dieß ift die Epoche der Bebrütung. Die zweite Epoche ift die des Heranbildungs: lebens (vie d’education), oder des erſten Wachsthu— mes außerhalb des Eies; bei den Säugethieren diejenige Epoche, während welcher das Junge gefäugt wird; bei den eierlegenden Thieren diejenige, wo die Jungen ganz oder theilweife durh den Vorrath an Nahrungsftoffen, welcher dem Foͤtus im Cie angehört, durch den Ueberreft deg Dot— ters ernährt werden, Die eierlegenden Fifche find während dieſer zweiten Epoche faft bewegungslos und fuchen ſich, wie es fcheint, außer der Nahrung, die fie aus fidy felbft (dem Dotterz fade?) beziehen, Eeine weiter zu verfchaffen. Erſt act Tage nad) dem Ausfriechen ſah Herr Ruſconi die jungen S hlei: hen aus diefer Art von Betäubung erwachen, nachdem fie unmittelbar vorher eine Art meconium ausgeworfen bat: 3 35 ten. Die lebendiggebärenden Fiſche Eriechen fehr zeitig in dom Bebrütungs-oviductus aus und Eönnen darin weit längere Zeit verweilen, als es zu ihrer Entwidelung im Cie bedurfte. Sie verbringen die zweite Epoche ihres Les bens in diefee Weife. © Die quafizlebendiggebärenden (fubviviparen) Thiere, 3. B., die ähten Syngnathen, welde einen unter dem Schwanze befindlichen Brutbeutel führen, befinden ſich in demfelben Falle. Die zweite Lebensepoche unterfcheidet fih, auch in die fen ausnahmsweifen Fällen, von der erjten jederzeit dadurch, daß die das Ei ſchuͤtzenden Hüllen berften und zerftört werden. Die Dritte Epoche ift die der unabhängigen Er— nährung, während deren fih das Thier feine Nahrung febftjtändig verfchafft, und während deren aucd) das Wachs—⸗ thum im höchften Grade feinen Fortgang hat. Nachdem das Wahsthum einen gewiffen Grad er— reiht hat, tritt das Thier, in Folge allgemeiner oder be> fonderer Metamorphofen, in die vierte LKebengepoche, die der Fortpflanzung. Diele vierte Epoche endigt entwe— der mehr oder weniger geſchwind, oder fie verlängert fich bie in die fünfte umd legte Lebensepoche, die des Steif: werdeng oder Verknoͤcherns *), hinein, während deren fi in den Drganismen fefte Theile ablagern, die, wenn das Maaß voll ift, die Lebensbemwegung hemmen und fo den Tod unwiederbringlich herbeiführen **). Diefe Lebensepochen geftatten, wenn man bie hier ges gebene Begränzung und Definition derfelben fefthält, ein ges naues und von den umfaffenditen Betrachtungen ausgehens des Studium der Metamorphofen fümmtlicyer lebenden Mefen. Mas die erfte Epoche, diejenige der erften Entwide: lung des Organismus im Cie, anbetrifft, fo hat mit die ziemlich regelmäßige Aufeinanderfolge des Auftretens der Drgane oder organifchen Apparate geſtattet, Ddiefelbe bei den Fiſchen in zehn Perioden einzutheilen, von denen jede durch eine deutliche Veränderung in dem ſich entwicelnden Organismus characterifiet iſt. Es machte ſich nothwendig, die Stadien auf dieſe Meife unabhangig von der Zeit zu unterfcheiden, weil die leßtere ungemein veränderlich ift. Namentlich bei den Fi: fhen dauert die Entwidelung im Cie, 3. B., bei der Schleihe nur 52 Stunten, bet Blennius wenigftens drei Wochen und bei'm Corregonus Palaea 60 bis 80 Tage. Zu einer vergleichenden Gefchichte derfelben war alfo die Auf: faffung der aufeinanderfolgenden Haupterfcheinungen und des ten DVergleihung miteinander durchaus nothwendig. *) Der Verfaffer nennt diefe Epoche: Epoque d’enveloppement, die Epodje der Einwidelung, Umhüllung, ein Ausdruck, den wir für weniger paffend halten, als den oben gewählten, weil er ohne eine nähere Erläuterung unverftändtich ift. O. Ueberf. *) ©. den zweiten Fascikel meiner Vorlefungen am College de France über die Naturgefchichte der organifchen Körper. Le- gons sur l’histoire naturelle des corps organises, Paris 1842. 685. XXX. 3. 36 Dieß war begreiflicherweife bei einer langebauernden Entwidelung, wie die de8 Corregonus Palaea, leichter, als bei einer fo ſchnell verlaufenden, wie die der Schleihe, weßhalb ich aud die Hauptftadien der Entwidelung nad) der Beobachtung des erfteren Fiſches feftgeftellt habe, zumal da wir über diefen die genauefte Kunde rüdjichtlidy der er— ften Entwidelung der Fiſche im Eie befigen. Der im 5, 1542 von Herrn Vogt herausgegebenen Arbeit über die Ent— widelung des Corregonus Palaea habe ich mich alfo be= dient, um die zehn Perioden zu beftimmen, in welche die aufeinanderfolgenden Erfheinungen der erften Epoche zerfallen. Die erfte diefer Perioden characterifirt ſich durch das Auftreten der Keimblafe, deren Gefurdtwerden, deren Con— filtentwerden und die Bildung von dreierlei Arten von Zellen. In der zweiten Perivde verwandelt fih die Blaſe des Keimes in ein Blaftoderm, und Ddiefes verbreitet fic) faft über die ganze Oberfläche des Dotters, fo daß nur ein £leiner kreisfoͤrmiger Naum frei bleibt, weldyer den entgegen= gefegten Pol der Stelle bildet, wofelbjt die Blaſe des Kei— mes erſchienen ift. In der dritten Periode unterfcheidet man den Urs fteeifen, oder die erften Spuren des Keimes, fpäter die Furche und die Kiele des Ruͤckens, welde nad) Vorn und Hinten zu undeutlich begränzt find. Die erften Spuren der Gehirnanfchmellungen treten in der vierten Periode auf. Die Ruͤckenfurche verwandelt ſich in ihrem mittleren Theile in eine Nöhre. Man bee merkt die Grundzüge der Abtheilung im Wirbelbeine, welche Grundzüge die Stellen bezeichnen, wo ſich fpäter die Seh— nen der ftarken feitliben Muskeln Ereuzen, und die bei dem niedrigft organifirten Silbe, dem Branchiostoma lubri- cum, bie einzige vorhandene Andeutung der Abtheilung in Mirbelbeine bleiben. Sn der fünften Periode bildet fich der Nüdenftrang. Die Augenfinus trennen ſich theilweife von den Sehlappen. Man bemerkt die Gehörfapfeln. Die ſechste Periode zeichnet fick dadurch aus, daß die Organifation rafch zufammengefeßter wird. Der Schwan ſcheidet fih vom Dotter. Die Bruftfloffen fangen an, herz vorzufeimen. Der Nahrungsfihlaud und die Nieren laffen ihre erffen Spuren erkennen, und aud das Herz zeigt fich in feiner erften Anlage. Waͤhrend der fiebenten Periode beginnen dag Geficht und die Nafentöcher fih zu entwideln. Der Darmcanal bildet nun eine vollftändige, aber hinten noch gefchloffene Roͤhre. Waͤhrend der achten Periode theilt ſich das Herz durch eine Einſchnuͤrung nach der Queere in zwei Kammern. Die Leber zeigt ſich als ein Anhaͤngſel, als ein Beutel des Darm: canaled, was man felbft bei der befchränften Drganifation des Branchiostoma lubrieum gewahrt. Das Zellenle: ben befchränft fih zu Ddiefer Zeit auf die innerften Theile der Drgane, und das Gefäßleben beginnt dadurch, daß ſich die Circulation zwifhen dem Fotus und dem Dotter herz ſtellt, deſſen DOberflihe, der Blutbereitung halber, mit ei» nem Haargefüßnege bededt ift. 37 Sn der neunten Periode vervollftändigen und begrän= zen fi) das Zungenbein, die Kiemenbögen und die Kiemens fpalten; die Zellen der Muskeln ordnen fi in Neihen zur Bildung der Musfelfafern. Die Choroidalfpalte fließt fi. Sn der zehnten Periode endlich werden das cra- nium, die Wirbelbeine und die vorhandenen Extremitäten £norpelartig. Die Musfelfafern erhalten ihre Queerftreifen, das Herz feine horizontale Rage. Nach diefen Erläuterungen wird man genau twiffen, in welhem Sinne ich die Ausdrüde: erfte bis fünfte Lebens: epoche, ſowie erfte bis zehnte Periode der Entwickelung im Eie verſtehe. $ V. Umhuͤllung des foetus und Lage deſſelben im Eie. MWenn der foetus im eigentlihen Eierſtocke zwifchen den Fulten der eiführendın Membran neben den Cierchen liegt, welche fih bei einer fpätern Traͤchtigkeit entwideln werden, fo beſiht er eine Hülle mehr, als diejenigen foetus, die fid), wie bei Blennius, außerhalb jener Membran und frei in der Höhle des ovarium entwideln. Hätte ich den Kelch diefer Eier im frifchen Zuftande unterfuchen £önnen, fo würde ih ihn wahrſcheinlich von zahlreihen Blutgefüßen durchſetzt gefunden haben. Das zunähft fommende chorion ift eine ungemein dünne durchfichtige Membran, welhe, wie gewöhnlich, eis nen Sad bildet, der in Eeiner Weife direct mit dem foetus communicirt und der eine größere oder geringere Menge von einer eimweißartigen Feuchtigkeit enthält. Der foetus kann fich darin mehr oder weniger frei bewegen, je nad) dem Grade der Entwidelung, den er erreicht hat. Sin dem weit vorgefchrittenen Etadium, in weldhem ich ihn beobach: tete, iſt nur wenig Feuchtigkeit vorhanden, und der foetus ift von dieſer Hülle, die dem Berften nahe ift, ziemlich £napp umſchloſſen. Gr ift Ereisförmig um den Dotter ges bogen. Betrachtet man ihn von der rechten Seite und an der unteren Flaͤche, ſo bemerft man unmittelbar hinter dem Auge Ddiefer Seite die Delfheibe, welche noch bedeutend groß und fuft fo voluminos ift, wie der Weberreft des Dot: tere. Diefer hat eine hinlängliche Große, um dem ring: förmig gebogenen Körper des foetus als Stüßpunct zu dies nen, und der Schwanz ift nicht, wie bei Blennius vivi- parus, zufammengerollt *). Der Dotterfad ift im Nabelfade enthalten. Beide find Übrigens fo zart, daß fie ſich gewöhnlich vom Körper des foetus ablöften, wenn ich fie im Waſſer unterfuchen wollte, nachdem ich den foetus aus feinem chorion gezo— gen und verfucht hatte, ihm gerade zu ftreden. Es gelang mir nicht, mit Gewifiheit zu ermitteln, ob zwifchen dem Dotterfade und dem Darmcanale noch eine Verbindung beitand, $ VI. Größenverhältnig zwifchen Mutter und foetus; allgemeine Körpergeftalt des letzteren. Der Körper des größeren von meinen beiden Pöcilien » Meibchen maß, tie bereits angegeben, von dem Schnau— *,% a. O., Taf. 1., Big 4. 685. XXXII. 3, 38 zenende bis zur Spike der Schmwanzfloffen 73 Millimeter; die foetus dagegen 5,55 5,65 6,5 oder 6,6 Millimeter, Bei den ermwachfenen Eremplaren betrug die Länge des Schwanzes Fein volles Drittel der Totallänge des Körpers; bei dem foetus maß der Schwanz mehr, als ein Drittel des ganzen Körpers. Die Schwanzfloffe hatte bei. der Mutter die Hälfte der Lange des Schwanzes, bei dem foetus weniger, fo daß die Schwanzwirbel zufammen eine größere Länge befaßen, als die Floffe. Der Kopf maß bei der Mutter von der Echnaugens fpige bis zum Ende des Kiemendedels nur 14 Millimeter, alfo ein Fünftel der Totallänge des Körpers. Bei'm foetus hatte er eine Länge von 1,8 Millimeter, alfo ein Drittel, oder menigftens ein Viertel, der Totallänge. Diefe Unterfchiede bilden Feine Eigenthümlichkeit diefer Species; fie beftätigen nur ähnliche Beobachtungen in Be: teoff der Proportionen der Körpertheile bei den foetus von anderen Fiſchen, im Vergleiche mit den erwachfenen Fifchen. Tabelle der vergleihenden Maafe der Mutter und des foetus: Millim. Millim. Länge des Körpers vom Ende der Schnauze bis zur Spitze der Schwanjfleffe 73 6 Linge des Scwanzes vom After bis zur Bafis der Schwansfloffe . 3 29 2,5 Länge der Schwanzfloffe £ 14,5 1 Länge des Kopfes von dem Schnaugenende bis zum Ende des Kiemendedels 14 1,8 Länge der Bruftflofe . a } — 0,5 Laͤngsdurchmeſſer des Auges . . — 0,8 Senkrechter Durchmeſſer des Auges — 0,6 Laͤnge des Darmcanales das Vierfache der Koͤrperlaͤnge. Wiewohl der Schwanz bei den Fiſchen nach dem Kopfe und Rumpfe ſich entwickelt, nimmt er doch ſchnell die gro— ßen Proportionen an, welche er in der letzten Periode des Entwickelungslebens zeigt. Die ſoeben angezeigten Dimen— ſionen koͤnnen uns einen Begriff von der allgemeinen Koͤr— perform des foetus beibringen, die derſelbe auf der hier in Rede ſtehenden Entwickelungsſtufe beſitzt. Man bemerkt an den Augenkugeln eine verhaͤltnißmaͤ⸗ ßig gewaltige Groͤße. Sie nehmen die ganze vordere Seite des Kopfes ein, ſo daß die Schnauze kaum uͤber deren Um— riß hervorragt. Figur 5. und Figur 5. bis, Der Mund befindet ſich indeß am Ende der Schnauze und nidyt mehr unter oder hinter derfelben. Er erfcheint als eine bogenförmige Spalte, deren Convexitaͤt nah Vorn und Oben gerichtet ift und nad) Vorn kaum über die Au: gen hinausreicht. Der Numpf ift verhältnigmäßig, d. h., im Vergleiche mit dem Kopfe und Schmwanze, klein; doch rechnen wir hier die Kiemen und deren Dedel zum Kopfe. Vergleicht man die Abbildung des erwachfenen Fifhes, Figur 1., mit der des foetus, Figur 8., fo wird Einem die Verfchiedenheit 5* 39 der Verhäftniffe des Numpfes in biefen beiden Lebensaltern fehr auffallen. $ VI. Das GentralsNervenfyjtem. Figur 4. So zufammengefegt ‘dag große Hirn des Fiſches aud) zur Zeit feiner volftändigen Entwidelung feyn mag, fo bes ſteht es doc) anfangs ſtets aus drei Paar Zuberkeln, aus denen fid) die drei Hauptfinnesorgane, der Geruch, dus Ge: fiht und da8 Gehör, entwiceln, Auch hat man fie meh» ventheild durch diefen Beziehungen entfprehende Namen be> zeichnet. Die vorderen find die Geruchs-Tuberkeln, die mittleren die Gefichts: Tuberfeln (Sehhügel) und die hintes ten die Gehör » Zuberfeln Hierauf entwidelt fi das Eleine Hirn hinter den Ges fichts = Tuberfeln und queer über den Geruchs-Tuberkeln in Geftalt zweier Eleiner ifolirten Platten, die ſich aber bald miteinander verbinden. Seine Entwidelung ift demnad ſtets eine fpätere, als die der drei Paar Haupttuberkeln, und der letzteren untergeordnet. Diefes fpäte Auftreten des Elei: nen Hirns, auf welhes Herr Serres fhon im Sabre 1820 aufmerffam gemacht hat, und das bei den Embryo: nen aller vier Glaffen der Wirbelthiere ftattfindet *), ſcheint mit dem fpäten Erſcheinen der Zeugungsorgane im Zuſam— menhange zu ftehen. Die während der erften Lebensepoche beobachteten Syn gnathen hatten, fowie der Scyphius ophidion, gegen das Ende diefer Epoche noch fein Eleines Hirn. Beim Blennius viviparus ſah Here Rathke daffelbe zu An— fang der zweiten Hälfte diefer erften Epoche erſcheinen. Dr. Bogt madhte am Corregonus Palaea dieſelbe Beob— achtung. Bei unſeren Exemplaren bemerkt man die Haupttheile des Gehirns durch die noch membranenartigen Huͤllen des Schaͤdels und die durchſcheinenden Integumente hindurch. Vorn, Figur 3., unterſcheidet man die Geruchs-Tuberkeln, welche nod) in einen einzigen Kappen verfhmolzen erfheinen, obwohl eine Laͤngsfurche auf die beginnende Trennung bin: deutet. Die Gefichts: Zuberfeln find bedeutend größer und durch eine fehr deutliche Furche voneinander getrennt. Die Gehoͤr-Tuberkeln endlich find die Eleinften und bilden ſchein— bar erft einen Kappen. Vom Eleinen Hirne bemerkt man nicht die geringfte Spur. Vom infundibulum und von der glandula pitui- taria babe ich ebenfo wenig etwas auffinden Eonnen, als von der glandula pinealis. $ VI. Sinnesorgane oder peripherifches Nervenfyftem. Die wichtigften Sinnesorgane entwideln ſich faft un: mittelbar nach den Haupttuberkeln des großen Hirns; we— nigftens gilt dieß von den Augen und Ohren. Die Nafen: höhlen, welche Anhaͤngſel des Gefichtes find, erfcheinen fpäter und erſt zu Ende der erften Lebensepoche mit den Geſichts— theilen. Ein in Betreff der Entwidlung der Augen haracteris ſtiſcher Umſtand ift das Vorhandenfeyn einer Spalte am uns teren Zheile des Augapfels, nämlich der Choroidalfpalte, * *) Anatomie comparée du cerveau etc,, Paris 1826, 685. XXXII. 3, 40 welche auf eine Entwidelung der choroidea von Dben nach Unten bindeutet und fo lange fortbefteht, ald die Wandun— gen des Augapfeld Außerlich nur aug diefer Membran zu bes ftehen ſcheinen und noch nicht mit der sclerotica überzogen find. Ein anderer von Deren Rathke bei den Syngna— then beobachteter Umftand ift die ovale Geftalt, welche das Auge des Embryo befist, bevor es fphärifeh wird. Sein größter Durchmeſſer bat dann diefelbe Richtung wie bie Körperare *). Endlich hat Herr Vogt gefeben, wie die an der Peripherie des Kopfendes entftandene Kryſtalllinſe ſich in die Augenhalbkugel einfhachtelte, welche durch eine Aus— breitung oder Gntwidelung der Gefihts= Zuberfel entftand. Diefe doppelte, einestheils peripherifche, anderntheils achfels ftändige Entwidelung der verfchiedenen Theile des Gefichts- organes ift außerordentlich merkwürdig; fie beweif’t zus gleih die Abhängigkeit des Central » Nervenfpftems von den twefentliben Theilen diefes Drganes und die Abhängigkeit des Hautfpftems von den bhinzutretenden oder fchüßenden Zheilen deffelben. Die Abwefenheit oder Anweſenheit der Choroidalfpalte zeigt eine mehr oder weniger vorgerüdte Ent: - widelung an, Bei den von meinen beiden Müttern ftammenden foe- tus hatte das Auge noch die gewaltigen Proportionen, die es, fo zu fagen, gleih vom Beginne feiner Entwidelung an zeigt. Da das Geficht noch fehr wenig entwidelt war, fo tagte nur ein fehr Eleiner Theil der Schnauge vorn über den Umriß der Augäpfel hervor, wie wir dieß ſchon $ IM. bemerft haben. Der Augapfel befand jih noch faft ganz außerhalb der Drbitalhöhle, obwohl er ſich bei den foetus der Mutter Nr. 2. fchon ein Wenig in jene eingelaffen zeigte. Bei den in der Entwidelung am Meiften zurücgebliebenen foetus war die choroidea nadt, ſchwarz und feineswegs mit jener filberglänzenden Schicht belegt, melde bei den weiter fortgefchrittenen Eremplaren die Bildung der sclero- tica anfündigt. Bei den erftern war die Choroidalfpalte noch volle ftändig vorhanden, während fie bei den ſtaͤrker entwidelten Sndividuen der Mutter Nr, 1, (Figur 8) nur noch an der der Pupille entfprechenden Seite vorhanden und bei den foetus der Mutter Nr. 2 ganz verfhmunden war, Man unterfchied die Kryſtalllinſe durch die durchfichtige Hornhaut hindurch deutlih. Als wir diefen Körper unter Anwendung von Compreſſion bei fhwacer Vergrößerung unterfuchten, bemerften wir an ihm concentriiche Streifen in der Nähe der Peripherie, ſowie einen durchfichtigen Kern in der Mitte, welcher ſich allmälig mit dem geftreiften Theile verſchmolz. Diefe Streifen, welche die verſchiedenen Lagen der Subftanz der Kınftalllinfe anzeigen, find weder ununters brochen, noch von derfelben Stärke, noch überall miteinanz der parallel. As ich die Kepftalltinfe ftärker zufammendrüd: te, platte deren Nand an verfchiedenen Stellen, die ziem— lid) gleihweit voneinander abftanden. (Kortfegung folgt.) ) A. a. O. Tafel V. Figur 6 und 7. 41 685. XXXII. 3, Miscellem Ueber die Widen hat der Chemiker Pinia aus Pifa einis ge intereffante Entdedungeu gemacht und in der diefjährigen Nas turforfcher:Verfammlung zu Mailand mitgetheilt: 1. Daß die fris fhen Wicen eine nicht geringe Menge Spargelftoff oder Afparagin enthalten. 2. Daß der aus den Wicken gepreßte Saft, fich felbft überlaffen, fein Afparagin verliert, und diefes im Laufe weniger Tage in bernfteinfaures Ammoniak ſich verwandelt, unter Bildung einer großen Menge eigenthümlicher Snfuforien. Dieſe Infuforien befigen die merkwürdige Eigenfhaft, wenn einer Aufidfung von reinem Afpargin zugefest, die leßtere ebenfalls in bernfteinfaures Ammoniak überzuführen, bei weldher Metamorpbofe abermals neue SInfuforien der gleichen Art zum Vorfcheine kommen. Diefe eigen— thümliche Art ven Gährung, weldye das Afparagin unter dem Ein: fluffe beftimmter Thierchen zu erleiden ſcheint, befigt gerade jetzt, 42 wo bie Gährungserfheinungen fo fehr die Aufmerkfamteit der Ches miter in Anfpruch nehmen, ein eigenthümliches Intereſſe.“ (A. 3.) Der botanifhe Gewinn der Reifen der Gebrüder Schomburgk wird vom Herren Prof. Dr. Kunth in der Allg. Preuß. Zeitung als fehr groß angegeben. Es find, nad vorläufi: ger Zahlung, 1784 Pflanzenarten in 4702 Eremplaren, 78 getrock⸗ nete Fruchtarten in 195 Gremplaren, 161 $rucdtarten in Galzs waffer und Weingeift in 256 Exemplaren, 3 Blüthenftände von Palmen und 39 Durdyfchnitte von Stämmen zu phyſiologiſchen Unterfuhunaen. An lebenden Pflanzen erhielt der Königl, botanifche Garten zu Berlin 300 der feltinften Orchideen, worunter ein neues Cypripedium, mehrere Huntleyen, Sobralien, Stanhopien, Marillas rien , Epidendrum -, Oncidium -, Catasetum - und Cyrtopodium- Arten, 35 verfchiedene höchft intereffante Palmen, dabei 4 Kokos— palmen von fchon bedeutender Größe, und an 60 Knollen von Aroideen, Crinum- und Amaryllis -Arten. — —— — — JJ aD. Weber ſpontane Ruptur der Milz. Von Dr, Bigla, I. Pathologifhe Bedingungen, unter welchen Ruptur der Milz vorkam. — Nach den von dem Berfafs fer vorausgefhicdten Fällen, muß die Nuptur der Milz die Folge eines bereitd länger dauernden Krankheitézuſtandes feyn und darf unter diefer Beziehung nicht jenen heftigen Gon= geftionen nad) dem Gehirne oder den Lungen gleichgeftellt werden, durch welche das Parenchym diefer Eingeweide ohne merkbare vorangegangene Veränderung zerftört wird. In allen erftgenannten Fällen war ein intermittirendes Fieber vor— banden, welches entweder bereits eine geraume Zeit ans dauerte, oder mehrere Male von Neuem eingetreten war, es Eonnte fi) demnach eine Hppertrophie der Milz auebil: den. Der Typus des intermittirenden Fieberd war hierbei unwefentlid. Es wäre wohl intereffant, zu wiffen, ob die Ruptur wihrend der Apyrerie, oder twährend eined anderen Sta: diums des Fieberd zu Stande komme; indeß findet diefer Umftand nur in einigen $ällen Erwähnung. Sn einem Falle nämlich fchien diefer Zufall während des Stadiums des Schweißes, in einem anderen während des Fieberparo— xysmus flattgefunden zu haben, mobei das Stadium nicht erwähnt wurde; in einem Falle Eam die Nuptur außer ei: nem Anfalle und zwar nad einem reichlichen Mahle vor. Aus den angeführten Fällen geht demnach nur der eine Um: ſtand bervor, daß ein intermittirendes Fieber die fpontane Nuptur der Mil;z mehr begünjtige, als irgend ein anderer phyſiologiſcher oder Erankhafter Zuftand. Um zu zeigen, wie leicht eine in Folge von Fieber hy— pertrophifch gewordene Milz durch einen Stoß zerreißen Eönne, möge Folgendes dienen: „Ein junger Menfh von guter Gonftitution, welcher feit zwei Monaten an einer intermit- tens tertiana litt, wurde mittelft großer Dofen fchwefels fauren Chinins von bderfelben befreit; 18 Tage darauf bei'm Meiten fcheute fein Pferd, und er erhielt einen Stoß mit dem Sattelfopfe in den Unterleib; er verlor fogleich das Bewuftfenn und farb Eurz darauf. Bei der Section fand man einen Riß in der fehr vergrößerten Milz, wodurch eine Blutergiefung in die Unterleibshöhle ftattfand.” (Pigne, Bullet. de la Soc. Anat., 1837, p. 125.) — Aud die anderen Fälle zeigen, daß Hypertrophie der Milz, Con— geftion bei intermittirenden Fiebern, fowie alle Krankheiten, welhe an einer Entzündung dieſes Organes Theil haben, oder fie unterhalten, ihr Volumen vergrößern und ihr Ger webe erweichen; splenitis in allen ihren Formen, eine idios pathifche fomohl, wie eine fpmptomatifche, kann die Ruptur der Milz begünftigen oder vorbereiten. ebenfalls aber find die Fälle, wo die Milz diefen Zuftand zeigt, nur felten. I. Symptome. Symptome, weldhe der Nuptur der Milz angehören, find: 1) Ein conftanter Schmerz im linfen hypochondrium, welcher entweder dafelbft befchränet bleibt, oder fich gewoͤhn— lich bis in's epigastrium, zum Nabel, feltener zur fossa iliaca derfelben Seite, oder zu anderen Theilen des Unter: teibes hin erſtreckt. Diefer Schmerz tritt ploͤtzlich auf und nimmt zu, oder dauert bis zum Tode gleihmäfig an, aus— genommen in den feltenen Fällen, wo diefer erft nach eini— gen Tagen eintritt, und alsdann kann der Schmerz abneh: men; er ift heftig, ftebend, lancinirend, verbunden mit eis nem Gefühle von Brennen, Vollfeyn, Schwere, oder Spanz nen in jener Gegend; er ift zuweilen fo beftig, daß ber Kranke auffchreit, oder in convulfivifche Bewegungen vers fällt, er wird durd einen leifen Drud, durd Bewegung, oder durch die fehmere Bedeckung hervorgerufen. Befindet fih der Kranke im Momente des Zufalles im Stehen, fo muß er fi hinlegen oder hinfegen, und nimmt verſchiedene Stellungen an, um feinen Schmerz zu erleichtern. So fah man einen Kranken bis zum Tode die Beine gegen den Un— terleib flectirt halten, der Körper war nach Vorn geneigt, die Ellenbogen auf das Knie geftüßt. Die Gefihtszüge find immer verzerrt, Ängftlich; der Kranke ift aufgeregt, in Angft und hat ein trauriges Worgefühl des nahen Todes. 2) Außer diefen Symptomen findet man noch häufig eine oder mehre folgender Erfcheinungen, felten alle zuſam— men bei einem und demfelben Individuum. Auftreibung des Unterleibes in verfchiedenem Grade; nausea, ſchleimi— 43 ges, galliges Erbrechen; Diarrhoͤe, Verftopfung, oder Ab: mwechfelung von beiden Zuftänden; Nöthe und Trockenheit der Zunge, des Zahnfleifhes oder anderer Theile des Mundes. 3) Der Buftand der Circulation iſt nur von zwei Fällen befannt; in dieſen war der Puls vom Eintritte des Zufalles ab frequent und wurde bis zum Ende immer fre: quenter. Er zeigt überdem fehr verfchiedene Charactere, je nach der Größe und Stärke der Himorrhagie. In dem Augenblide, wo diefe ftattfindet, ſchwindet der Puls gänz- lih, die Ertremitäten werden £alt, und der Körper bedeckt fih mit kaltem Schweiße; in diefen Fällen erfolgt der Tod faft unmittelbar und tritt mit Syncope ein. In weniger heftigen Fällen fann man den Puls zwar fühlen, aber er ift Elein, zufammengezogen und fremulitend. Unterfucht man ihn einige Stunden nah dem Anfalle, infofern der Kranke noch am Leben ift, fo hebt fich der Puls, und kann felbjt groß werden, wiewohl er weich bleibt; zuweilen war er auch doppelfihlägig und felbft vibrirend; alsdann ift auch das Geficht roth und befebt und die Haut warm und duf: tend. Diefe zwei verfchiedenen Zuftände der Gircufation koͤn— nen mehrere Male miteinander abwechſeln; in der legten Pe: tiode aber wird der Puls faft immer wieder fehr Elein, fehr frequent, die Haut Ealt, und auferordentlihe Schwäche geht dem Tode vorher. 4) Die Nefpiration nimmt im Weſentlichen Eeinen Antheil an der Ruptur der Milz; zuweilen verhindert jedody der große Schmerz die Contraction des Diaphragma’s, und die Erweiterung und Verengung der Bruft gefchieht bloß durch Auseinanderweihen der Wippen; nur in einigen Fällen ift ein geringer trodner Huften zugegen, welcher hier ſym— pathifh ift, in anderen Zällen aber kann er al die Folge eined vorhergegangenen Krankheitszuftandes der Lunge ange: fehen werden. Der umfchriebene Schmerz im linken hypo- chondrium, der untegelmäfige Rhythmus der Nefpirationg: bewegungen, die geftörte Girculation und die Heftigkeir der Krankheit erregten in zwei Füllen Verdacht auf Entzündung des Pleurnüberzuges des Zwerchfelles. 5) Der Tod kann bei volllommenem Bewußtſeyn des Kranken eintreten, da er häufig außerordentlich raſch erfolgt. Mit jenen heftigen Schmerzen ift natürlih auch eine gewiſſe Aufregung verbunden, und die darauf eintretende Hinfaͤlligkeit fteht in gleihem Verhältniffe mit dem Blutverlufte des Kran: fen und der Schwächung der Nerven durch die Heftigkeit und Dauer der Schmerzen. Auf Störung der Gehirnthaͤ— tigfeit, als delirium, stupor; coma, wie Verfaſſer fie in drei Fällen beobachtet hat, Fann kein Gewicht gelegt wer: den, da der eine Kranke zugleich an typhoͤſem Fieber, die beiden anderen hingegen an MWechfelfieber litten, und zwar in Rom, einem Orte, wo diefe Krankheit häufig einen per: niciöfen Character annimmt. II. Dauer und Berlauf. — In allen vom Ver: faffer beobachteten Fällen war der Tod immer eingetreten: Der Tod kann als plöglich betrachtet werden . 4 Mal Er erfolgte nah einigen Stunden R in Eurzer, aber nicht beftimmbarer Zeit 1 — in 24 oder etwas weniger Stunden 8 — 685. XXXII. 3, Bl 44 Er erfolgte in 30 Stunden . L k . al — — in 36 Stunden 8 . . — — — in 2% Tagen . B > . in 6 Tagen 5 “ — in nicht bekannter Zeit . > 2 Sm Ganzen 17 Fälle. IV. Pathologifhe Unatomie, Das Volumen der Milz war in den meiften Fällen vergrößert. — Ge: wöhnlic war diefer Zuftand Folge einer, dem Anfalle vor— angegangenen, wirklichen Hypertrophie; es iſt jedoch zu er— waͤgen, daß dieſe Vergroͤßerung die Folge eines Blutaus— trittes in's Innere des Organes ſeyn kann, zur Zeit, wo die Ruptur beginnt. Dieſes Blut iſt bald fluͤſſig und mit dem in Brei verwandelten Gewebe der Milz innig vermiſcht, bald coagulirt und eine Lage innerhalb der Huͤlle des Or— ganes, oder ein centrales Blutcoagulum darſtellend, welches ſich bisweilen bis zur Durchbruchsſtelle hin erſtreckt und ei— nen fibrinoͤſen Pfropf bildet, zuweilen ſogar auch ſich nach Außen hin verlaͤngert und eine aͤußere, die Oberflaͤche des Organes bedeckende Schicht darftellt. Der Durchbruch kann an der aͤußeren oder inneren Flaͤche oder am einen Ende der Milz ſtattfinden, haͤufiger aber an der erſten Stelle. Sn einem Falle befand ſich die Ruptur in der Nähe der großen Gefäße. In einigen Faͤl— len waren mehr als drei, und in einem Falle zwei Perfora— tionen vorhanden, Sie hat gewöhnlich die Form einer que— ten Spalte oder eines Niffes, ift 3 — 7 Gentimeter lang und 5 — 12 Millimeter breit und dringt ungeführ big zur Mitte der Dicke der Milz in die Ziefe. — Der Riß war auch winfelförmig oder rund; und im Ießten Falle hat man ihn von der Ausdehnung einer Fingerdicke bis zu der eines Fuͤnffrankſtuͤckes gefunden. In Beziehung auf die Veränderung des Gewebes der Milz muß bemerkt werden, daß diefe fi auf die Umgebung der Ruptur oder der Apoplerie befchränkte; in anderen Faͤl— len ift dieß nicht deutlich angegeben. Die Quantität des in die Unterleibshöhle ergoffenen Bluts betrug in einigen Füllen 2 Liter, 2 Pinten, 15 — 16 Unzen; in anderen Fällen hingegen betrug diefe nur eine, 2 Pinten oder mehrere Unzen. Diefes Blut ift zum Theil coagulirt, und bildet Lagen, welche an verfhiedenen Orga: nen anhängen, oder es ift in Form von Klumpen vorhanden, zum Theil aber ift es flüfiig, feros, ſyrupsaͤhnlich, oͤlig ꝛc. und immer von ſchwarzer Farbe. Sn Eeinem Falle fand man dag peritonaeum entzün: det. Dieß verfteht fih von felbft, in Fällen, wo ber Tod raſch erfolgt; wo er aber erſt nach vierund;wanzig Stunden oder ſechs Tagen eintrat, ift diefer Umftand infofern von Wichtigkeit, daß daraus hervorgeht, daß Bluterguß auf eine feröfe Haut Eeine Entzündung hervorruft. Diefer Umjtand ift bereits auch in vielen Fällen dargethan, wo eine Hämor: rhagie zwifchen den Platten der arachnoidea ftattfand. Es ift vielleicht nicht ohne Intereſſe, daß, trog der Ab— wefenheit-allee Entzündung des peritonaeum, doch fofort Deere | 45 ein anhaltender Schmerz in demfelben beobachtet wurbe, der zuweilen fo heftig war, daß man ihn für einen pleuritifchen hielt. Diefer Umftand ftimmt demnach mit den Anfichten der meiften Phnfiologen nicht überein, welche die feröfen Häute im gefunden Zuftande für empfindungslos balten. Diefe Anfiht wird auch durch den Schmerz bei Perforation der pleura in Fällen von fpontanem pneumothorax wis derlegt. Diagnofe. In einer Anzahl von Fällen zeigten fich Schmerz an der Seite und Symptome, welche auf Entzuͤn— dung des feröfen Ueberzugs des Zwerchfells hindeuteten; in einem andern Falle waren die Erfcheinungen anfangs ei: ner Entzündung des Unterleibes ähnlich; erft fpäterhin fchloß man, da aus einer geöffneten Vene fein Blut floß, wiewohl £eine Ohnmacht zugegen war, ſowie aus dem ftürmifchen, ras ſchen und unglüdlicyen Verlaufe der Krankheit, daß ein gros ßes Eingeweide des Unterleibes geriffen feyn müffe. — In einem anderen Falle glaubte man e8 wieder mit einer inne— ten Haͤmorrhagie zu thun zu haben. Sm Allgemeinen möchte man die Diagnofe einer Nups tur der Milz auf folgende Momente ftügen koͤnnen: 1) Vorhandenfeyn einer Affection der Milz mit merk: barer Vergrößerung ibres Volumens, diefe möge von einem Mechfelfieber herrühren, oder nicht. 2) Ploͤtzliches Auftreten eines heftigen Schmerzes im linfen hypochondrium, der entweder umfchrieben bleibt, oder gegen die benachbarten Theile des Unterleibes ausftrahlt. 3) Symptome einer inneren Hämorrhagie. 4) Fluctuation und Schmerzhaftigkeit des Unterleibes bei Berührung; dieſe ift aber hier begränzter und weniger oberflächlich, als bei peritonitis. 5) Der rapide und unglücliche Ausgang der Zufälle, 6) Abwefenheit der Symptome einer acuten peri- tonitis. 7) Sn Fällen von Ruptur der Milz mit beträchtlicher Himorrhagie und faft plögtihem Tode deutet der Schmerz, welcher duch die Heftigkeit und den rafchen Verlauf der anderen Symptome nothiwendig erfcheint, fowie die Ohnmacht und die anderen Zrichen einer Hämorrhagie auf den legten Umftand, ohne daß man jedoch deutlich unterfcheiden Eann, aus welchem Gefäße in der Bauchhoͤhle die Blutung eigente lich herrühre. Prognofe und Behandlung. Der ftetö tödtlihe Aus: gang der Krankheit in allen bisher beobachteten Fällen beweiſ't diefe Prognofe. — Was aber die Behandlung betrifft, fo war jie bisher nur eine palliative. Sollte der Verfaffer fernerhin in einem Falle Verdacht auf Ruptur der Milz haben, fo fcheint ihm als— dann die Erfüllung zweier Sndicationen von Wichtigkeit. 1. Hemmung der Hämorrbagie und Begünftigung der Goa: gulation des Blutes; Vorbeugung einer neuen Hämorrhagie. 2. Bekämpfung des Schmerzes, In Beziehung auf die erfte Sndication wäre vollfommene Un: beweglichkeit im Bette, welches aus Matragen befteht, und Leichte Bedeckung anzurathen; ferner die Application einer Cisblafe auf das linke hypochondrium; ein reichlicher Aderlaß, wenn die in bie Unterleivehöhle ergoffene Quantität Bluts nicht beträchtlich iſtz — 685. XXXII. 3. 46 zum innern Gebraudye Limonaben aus mineralifchen Säuren und adftringirenden Ertracten (Ratanhia, Catechu, Colombo), jedod in geringer Quantitätz — volllommenes Schmeigen; daher muß ber Kranke nicht fchreien, feine Klagen unterdrüden und alle durch den Schmerz hervorgerufene Refpirationsacte mäßigen. War die Hämorrhagie fo beträdtlich, daß fie Schwäche und ſelbſt Ohnmacht herbeiführte, fo muß man in der Anwendung von ercitirenden Mitteln vorfichtig feyn. In Bezug auf die zweite Indication fcheint das Opium in großer Dofis dem Zwecke um fo entfprechender, als es die Wire tung der vorhergenannten Mittel noch unterftügt, und follte man über die Diagnofe zwifchen Ruptur der Milz und der des Darm— canals ſchwanken, fo würde es im letztern Falle fogar nod) paſſen— der feyn, als im erften. Refüme. 1) Spontane Ruptur der Milz ift felten. 2) Gewöhnlich geht ihr eine krankhafte Affection, etwa Gons geftion, Entzündung oder Hpypertrophie der Milz vorber, und ift demnach die Folge oder ein Ausgang der genannten Zuftände. 3) Schmerz in der Milzgegend, Auftreibung des Unterleibes, zuweilen neusea oder Erbrechen, Berftopfung, Däufigkeit und im— mer Kleinerwerden des Pulfes, Lipothymie und felbft Ohnmadıt, Bewußtſeyn bis zum letzten Augenblice, find die am Häufigften beobachteten Symptome, 4) Der Zod trat bisher immer und raſch ein, und zwar ins nerhalb einiger Stunden bis zu ſechs Tagen. 5) Der Riß ift gerade, mwinfelförmig, oder rund. — Die Quantität des ergoffenen Bluts ift gewöhnlich reihlih. Ein Theil davon ift coagulirt, der andere flüffig., — Dem Zufalle folgt £eine peritonitis. 6) Die Ruptur der Milz ift ſchwer zu erkennen. Ihre Sym— ptome koͤnnen leicht mit denen einer Perforatien des Darmcanales, oder dem Riſſe eines großen Gefäßes des Unterleihes verwechfelt werden. Cie hat aud) große Achnlichkeit mit partieller oder totas ler peritonitis, mit pleuritis, pericarditis und Pleuropneumonie. 7) Die Behandlung befteht in der Anwendung biurjtillender Mittel und des Dpiums in großer Dofis. (Arch. gen. de med,, Jan. 1344.) Ueber die Lurationen des Echlüffelbeines. Don Morel:Lavallee. Das Sternalende der clavicula Fann nad) Hinten, nad Vorn, nad) Dben lurirt werden. 1) Die Luration nah Hinten ift von vielen Echriftftellern, befonders von Default und Boyer, geläugnet worden. Allein fhon Pellien hatte im Sabre 1834 in der Revue medicale ei: nen Fall der Art angeführt, die englifchen Journale lieferten zwei andere und Baraduc einen. Zu diefen Fällen fügt Herr Morel vier andere hinzu, welche von ihm beobachtet worden Jind ; die Lu⸗ ration nach Hinten ift alfo vollſtaͤndig bewieſen, und Herr Morel giebt eine Beſchreibung derſelben. Die Verrenkung wird durch eine außere Gewalt hervorgebracht, welche die Schulter gewaltſam nad) Born dränat, mag nun diefe Gewalt unmittelbar auf den hinteren Theil des Schulterblattes oder auf den Arm wi:fen, indem fie ibn Eräftig nach Vorn ziehtz Herr More fügt binzu, daß in gewiſ— fen Fällen vielleicht eine direct einwirkende Urſache zu gleicher Zeit das Ende der clavieula nah Hinten dränat. Das einmal nad Hinten lurirte Echtüffelbein wendet fid nad) Oben oder nach Unten; daraus gıben 2 Varietäten hervor; bei der Auration nach Hinten und Oben bat der Kranke im Momente des Anfalls ein Gefühl von Erftictung, allein diefes Eymptom verfehwindet bald, weil der Kopf der clavicula, fobald er ſich gegen das Bruftbein anlegt, aufhört, die trachea zu comprimiren. Die anderen Symptome find: behinderte Bewegung, Neigung des Kopfes gegen die kranke Seite hin, cin abnormer Eindrud, in deffen Grunde man die Ge: lenffläche des Bruſtbeins fühlen ann, endlich Verkleinerung des 47 Raumes zwifchen dem acromion und bem manubrium sterni. Bei der Euration nad) Hinten und Unten fühlt man feinen jvon dem Kopfe des clavicula gebildeten VBorfprung, fondern im Gegentheile ein Erheben des Außeren Endes, Diefe Varietät ift feltener, als die vorhergehende. Die Reduction ift im Allgemeinen leicht, aber die Retention ift fhwierig, befonders bei der Luxation nad) Hinten und Unten. Herr Cenoir hat diefelbe in einem alle durch einc Girkelbinde in Korm einer Acht, deren Kreuzungen einem Ruͤcken— kiſſen entſprechen, gluͤcklich bewerkſtelligt. Man kann auch den Dertrinverbund anwenden, und zwar in der Art, daß die Schulter nad Hinten erhalten wird. Herr Morel fchläat zu diefem Bes hufe eine doppelte Schulterplatte von Leder mit Ringen oder einer Scjraube vor. 2) Die Luration nad) Vorn wird hervorgebracht, wenn bie Schulter gewaltfam nad) Hinten gedrängt wird, ſey es bei einem Falle auf die hintere Seite des Körpers, fen es felbft auf den El— lenbogen (X. Cooper), fey es durch den Zug, welchen ein ſchwerer Körper, wie ein beladener Tragforb, ausübt (Default und Ride zand). Duges glaubt, daß ein der Schulter von Hinten nad) Born mitgetheilter Smpuls diefe Luxation gleichfalls hervorbringen kann; was Herr Morel zwar beftreitet, mas aber nichtdefto= weniger ſehr wahrfcheinlich erfcheint. Die Luration Eann übrigens vollftändig und unvollftändig feyn. Der Verfaffer theilt hier die erfolgreiche Anwendung der Englifhen Binde zur Retention von Herrn Nélaton bei einem Kranken im St. Lo uis=Hofpitale mit. 3) Die Luration nad Oben ift fehr ſelten; Boyer hat fie für unmöglich gehalten. Morel führt zwei Beobachtungen an, die einer unvollftändigen Euration von Baraduc und die andere einer vollftändigen Euration von Sedillot (Dict. des étud. medic. pra- tiques), Nachdem man jedoch den legten Fall gelefen bat, entiteht die Frage, ob Herr Morel befugt ift, ihn von der Luxation nad) Hinten und Oben, welche er früher angenommen hat, zu trennen. Das Ucromialende der elavicula kann nad) Uinten unter das acro- mion, unter den proc. coracoideus und nad) Dben lurirt werden. 1) Die Luration unter das acromion erfcheint durch drei Beobachtungen nachgewieſen von Mell (Nova acta physico-me- dica 1765), ZournelundBaraduc;z bei der erften wurde die Sec— tion veranftaltet, die beiden andern an Lebenden angeftellt. Diefe Euration wird durch eine Gewalt bewirkt, welche das äußere Ende der clavicula nad) Hinten drängt, während der cucullaris das acro- mion nad) Oben und Innen zieht. Diagnofe nnd Reduction find leicht. 2) Die Luration unter dem Rabenfhnabelfortfage, bei welcher das Acromialende in der Achfelgrube einen Vorfprung bildet, ift weit fchwerer zu begreifen. Es eriftiren von derfelben 6 Fälle, 5 von Godemer und 1 von Pinzon aus dem Journal de Lyon; allein fie find nicht autbentifch genug, um diefe Varietät als befte: hend zuzulaffen, * 3) Endlich hat die Luxation über das acromion, welche von allen Schriftftellern befchrieben worden ift, Herrn Morel einige intereffante Details in Bezug auf den Mechanismus derfelben herz 685. XXXII. 3. 48 gegeben ; er hält ein Drängen des Schulterblattes und des Stam— mes nad) Vorn und Unten für nothwendig, während die clavicula durch den cucullaris nad) der entgegengefesten Richtung hingezo— gen wird. Der Auffag fchließt mit der Beobachtung einer Curation beider Enden der clavicula zu gleicher Zeit, welhe Gerdy und Rich e— rano gemadt und Parral in feiner ‘These befchrieben habe. (Aus Aunales de la Chirurgie 1843 in Arch. gener. de med., Fevr. 1844.) Niscellen Eyften mit eiterartigem Inhalte im Herzen. — Ein fechszehnjähriger Knabe war im St. Vincent’s Hospital an einem Leiden des Herzens und der Niere geftorben, Der Urin war blaß, eimeißhaltig und fein fpecifiihes Gewicht 1,010. Sn der Herzgegend war vermehrte Dumpfbeit des Zones, mit ftarker Pul- fation und Wlafebalggeräufh. Alle gewöhnlichen Symptome der Herz: und Nierenkrankheit waren zugegen. Die Niere war injie cirt und zeigte die Bright'ſche Krankheit, doch zeigte ſich weniger fremdartige Ablagerung, als gemwöhnlid. Sm Herzen waren die Mitralklappen verdickt und an einigen Stellen fiebförmig. Sn den Herzhöhlen fand man mehre Cyſten, welche eine eiterartige Maffe enthielten; mehre derfelben waren in der rechten Herzkammer und im linfen Derzohre. Sie waren zwifchen den columnae carneae eingeſchoben. Die in diefen Gyiten enthaltene Flüffigkeit gli, in der That, Eiter; aber Gulliver hatte behauptet, daß fie von Eiter verfchieden fey. Der Herr Verfaffer bezog fich auf einen fruͤ— heren Fall, in welhem er ähnliche Cyſten gefunden hatte, welche er als Beifpiele von Erweihung der Fibrinecoagula betradhten mußte. (Pathological Society of Dublin, 5th Meeting, Dec. 18. 1842 in Dublin Journal, March 1843.) Das Mentagra behandelt Emery mit ficherem Erfolge auf folgende Weife: Vor Allem Abfchneiden des Bartes mit der Scheere und Reinigung der leidenden Theile, hierauf Gataplasmen von Kartoffelmehl in Leinwand eingefchlagen, die 4 bis 5 Mal binnen 24 Stunden erneuert werden. Dazu Waſchungen und Lo— cal:Bäder mit Eibiſch-Abkochung, welche nad acıttägiger Be— handlung mit alkalifhen Waſchungen, 4 Grammen Kali subcar- bonicum in einem Liter Waffer aufgelöf’t, vertaufcht werden; letz— tere anfangs 4 bis 5 Mal täglich, jedes Mal zehn Minuten lang, allmälig die Dauer verlängernd big zu 2 oder 3 Stunden Tags über. Die erweichenden Gataplasmen werden noch 14 bis 20 Zage lang fortgebraudht, endlich diefelben während des Tages ausgefegt, bis fie nad) 4 bis 5 Wochen, je nad) dem Zuftande der Pufteln, gang mwegbleiben und alkalifhen Wafhungen, Douchen und Dampfoäadern Pla madhen. Als Zifan ein infusum Scabiosae et Jaceae, oder Fumariae.et Dulcamarae. Leichte falinifhe Abführmittel, währ rend des Verlaufes der Krankheit mehrere Male wiederholt, das Waſſer von Enghien als Trinkcur, mildes Regimen und einfache Bäder vervollftändigen die Behandlung. (Bulletin de Therap. 1843.) Bibliographische Neu in.ke um Etudes sur l’'histoire de la terre et sur les causes de la révo- lution de la surface. Par Fel. de Boucheporn. Toulouse 1844. 8. Mit K. Der Bau des knoͤchernen Kopfes in den vier Claffen der Wirbel: thiere. Von Dr. Otto Köftlin. Stuttgart 1844, 8. 506 ©. Mit 4 Tafeln, (Befchreibt die Formen des ausgebildeten Kopfes.) Saggio illustrativo le Tavole della Statistica medica delle Ma- remme Toscane ift zu Florenz auf Veranlaffung ©, K. H. des Großherzogs von Toscana von dem ärztlichen Inſpector der Provinz Groffeto, Hrn. U. Salvagnoli-Marchetti, heraus: gegeben. Ein Auszug diefer intereffanten Schrift findet ſich in der Allgem. Zeitung vom 10. October. Reflexions et observations sur le traitement des retr&cissemens de l’uretre. Par J. Benique, etc. Paris 1844. 8. Menue Üotizen ausdem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, nrfammelt und mirgerbeltt von dem Ober» Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrarbe und Profefier Froriep zw Berlin. N. 686. Gedrudt im Landes = Induftrier Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 99x (Nr. 4. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ro. oder 3 30 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x October 1844, eier ee er Ueber die Entwidelung der Poecilia Surinamen- sis, Val. Bon Herrn Duvernoy, (Mitgetheilt der Academie der Wiffenfchaften in deren Gigungen am 15. und 22. April 1844.) (Bierzu Figur I. bid 15. auf der mit Nummer 683, [Nr. 1. biefeö Bandes] auögegebenen Tafel.) Das Gehörorgan (Figur 5) tritt bei der organis fhen Entwidelung der Fifhe zeitig auf und zeigt fih ans fangs in Geftalt einer einfachen Blafe, welche ſich auß eis nem ſeitlichen Ausläufer der hintern Gehirnlappen bildet. Die erften Spuren defjelben gewahrt man bald nad denen des Auges, und zwar gleichzeitig mit dem erften Erſcheinen der Kıyftalllinfe. Das Auftreten der Augäpfel, der erften Spus en der Gehdrfapfel und des Ruͤckenſtranges characterifirt u, U. die fünfte Periode der Entwidelung im Eie. Die Entwidelung "diefes Sinnesorganes ſteht mit dem Gebirne und dem Innern der Schädelhöhle, in welcher e8 zeitlebend eingefchloffen bleibt, ohne die geringfte Communication mit der Haut zu haben, in der engften Beziehung. Erſt gegen das Ende der erften Lebensepohe hin bemerft man die halbfreisförmigen Ganäle, melde kurz und meit find. In der zweiten Epoche fcheidet fi das vestibulum in zwei «Kammern, in deren jeder fich das Rudiment eines Dtolithen zeigt *). In manden Fällen ift diefe Erſchei— nung fchon in unferer achten Periode **) oder audy zu En de, der erften Epoche ***) wahrzunehmen. Bei unferen foetus haben wir die Gehörkapfel auf der rechten Seite des hintern Gehirnlappens ganz unten entdedt. Sie ift bienförmig, durchſcheinend, verlängert, ) Rathke über die Blennien, Tafel V, » Bigur 66; über bie Syngnathen, p. 2 *) Bogta. aD. **) De yes se —* dad Ophidion, Tafel VI bis und Figur 8 ob. N. 1786, — 686, feitlih ein Wenig abgeplattet. Sie erfcheint vorn durch die Entwidelung zweier Enden der halbfreisförmigen Canaͤle wie gas belfpaltig. Ein dritted Ende bemerft man an der innern Fläche. Diefe Nudimente von halbkreisformigen Canaͤlen find dünn, nicht weit oder ſtark. Man bemerkt noch feine Spur von Dtos lithen. Die Nafenlöcher zeigten fi oben an der Schnautze und am Ende derfelben, ganz nahe an der innern Geite der Augäpfel, diht an dem vorderften Theile ihres innern Ran- des. Sie erfchienen in Geftalt zmeier runder, nicht ſcharf umfchriebener Beutelhen. In Bezug auf die Geruchs-Tu— berkeln ift ihre Lage an dem innern Rande des Gipfels dies fer Zuber£eln. $IX. Vom Sfelet. Die Theile, welche das Skelet der Grätenfifche bilden, find zu Ende der erften Lebensepoche erft Enorpelig. Bei unfern foetus waren, wie gefagt, die Schädelfnochen und die diefelben bedeckende Haut ducchfcheinend, fo daß man die die Mitteltheile des Nervenſyſtems bildenden Marktuberkeln duch fie hindurch fehen Eonnte. Die Wirbelbeine find Überall deutlich zu erkennen. Die Schwanzwirbel fehienen vollftändig entwidelt und waren mit ihren Bögen, fowie mit den obern und untern Dorn fortfäßen, ausgeftattet. Die legten untern Dornfortfäse des Schwanzes zeigten ſich allerdings noch getrennt. Bei den andern Fifchen, deren Entwidlung man beobachtet hat, wa— ten zu diefer Zeit die obern Bögen nody nicht zufammenges wachſen und die Dornfortfäge in der erften Lebensepoche noch nicht vorhanden. Der geringe Entwidlungsgrad der Geſichtsknochen, und die verfpätete Verknoͤcherung des Scädels bilden bei unfern foetus einen Gegenfag zu der weit fortgefchrittenen Ent: widelung der Wirbelbeine, der Strahlen der Floffen, der brandioftegifhen Strahlen des Kiemendedeld und der Zähne, von denen im näcften Paragraphen die Rede fenn wird. Der Knochenguͤrtel des thorax, welcher die Bruftfloffen 4 51 686. XXXIL 4. ſtuͤzt, iſt der erſte Theil des Skelets, welcher verknöchert. Mir fanden denfelben bei unfern am Stürfften entwidel- ten foetus bereits von bedeutend fefter Enorpeliger Beſchaf— fenheit. GSX. Von den Floffen. Das Studium der Entwidelung der Floſſen bietet, in Bezug auf die aufeinanderfolgenden Zeitpuncte ihres Erſchei— neng, auf ihre verfchiedenen Formen, ihre erfte durchaus häutige Befchaffenheit und auf die fich früher oder fpäter in ihen bildenden Strahlen , viel Intereffe dar. Die Beweg— ungen, welche fih an den Bruftfloffen, die im Organismus vorzüglich früh erfcheinen, feht zeitig einftellen, bilden eine der merfwärdigften Entwidelungs = Erfcheinungen. Sn der fechsten Entwicelungsperiode der cerften Lebens— epoche, wo der Schwanz ſich aus dem Dotter auslöft, das Herz feine erſte Geftaltung gewinnt 2c., fangen die Bruftfloffen an bervorzumachfen. Sn der achten Periode, wo fich die Circulation in dem den Dotter bededenden Haargefaͤßnetz ausgebildet hat, hebt der junge Fifch feine Bruſtfloſſe, in welcher man die erften Spuren der Strahlen bemerkt, und hält diefelbe in fortwähren: der Bewegung *). Die unpaarigen Floffen, die Nüdenflofe, Schwanz: floffe und Afterfloffe, beftehen erft aus einer rings um den Körper laufenden Hautfalte, welche nur durch den After uns terbrochen ift und jenfeits deffelben, unter dem abdomen, wieder anhebt. Dieſer letztere Theil iſt nur eine voruͤbergehende Foͤtal— Floſſe, welche zu Ende der erſten und zu Anfang der zwei— ten Epoche verſchwindet. Der andere Theil dieſer langen Floſſe des foetus beginnt, ſich in die ſaͤmmtlichen genann— ten unpaarigen Floſſen umzubilden, indem ſich an den ihrer Trennung entſprechenden Stellen Kerben bilden. Erſt nach dem Auskriechen zeigen ſich jedoch Strahlen an ihnen. Was die Bauchfloſſen betrifft, ſo entwickeln dieſelben ſich am Spaͤ— teſten, unſtreitig weil die Bauchwandungen, wegen der An— weſenheit des Dotters und des Nabelſacks, erſt ſehr ſpaͤt feſt werden. Dieſes Hinderniß exiſtirt wenigſtens in Betreff aller Abdominalfiſche. Bei unſern Pcilien-foetus haben wir ruͤckſichtlich der Bruſtfloſſen und in'sbeſondere ruͤckſichtlich der unpaarigen Floſſen eine hoͤchſt außerordentlich frühzeitige Entwickelung mwahrges nommen. Man darf nicht vergeſſen, daß dieſe foetus ſich in eis nem Kelche des ovarium entwickeln, und daß jie in demfels ben um den noch ziemlich voluminöfen Dotter-Nabelſack ges rollt find; daß ſie in fich felbit einen mehr oder weniger ftarken Vorrat) von Nahrungsftoff zur fernen Eatwicke— lung befigen; und dennoch find deren unpaarige Floſſen ſchon ausgebildet und mit Strahlen ausgeftattet. Bei den Bruftfloffen war der mittlere Theil entwidelt, und um diefen her bereiteten fih deren Membranen mit 7 beutlihen Strahlen aus. An der Schwanzfloffe zählte man 9 Vogt, über den Corregonus Palaea, p. 133. 52 deren 20, ja 22, an ber Nüdenfloffe 6 und an der Afterfloffe 9, wie bei dem erwachfenen Fifche. Die Mittelftrahlen waren bei der Afterfloffe noch einmal fo lang, wie die erften und legten Strahlen, Was die Structur anbetrifft, fo fanden. wir diefelbe, namentlich in Betreff der Schmwanzfloffe, von derjenigen, wie fie das erwachfene Thier darbietet, ſehr abweichend. Bei der Schwanzfloffe haben wir dieje Verfihiedenheit genauer un- terſucht. Bei dem erwachfenen Fiſche iſt zuvoͤrderſt jeder Strahl ſehr dick, und er trennt ſich, indem er ſich von ſeiner Baſis entfernt, regelmaͤßig und dichotomiſch in zwei Aeſte. Bei den laͤngſten Strahlen wiederholt ſich dieſe Spaltung we— nigſtens dreimal. Ferner bemerkt man an den erſten, ſo— wie an den nachfolgenden Theilen eine Menge ſehr gedraͤngt ſtehende und gleichweit voneinander entfernte Queerſtreifen, welche ebenſoviele Articulationen darſtellen. Bei unſern foetus bildet jeder Strahl, mit Ausnah— me der drei oder vier erften zu beiden Seiten, gleich an der Bafis zwei Aeſte*), als ob er eine doppelte Wurzel habe, und zerfällt dann in mehrere Gelenke, von denen nur das legte aus fehr feinen parallelen Faſern beſteht, während die übrigen Gelenfe anfcheinend maffiv und nicht aus Fafern zufammengefegt find. Bei dem fünften und fechsten Strahle, von jeder Seite aus gezahlt, ift nur ein ſolches Gelenk vorhanden;. bei dem fiebenten zwei, bei dem achten drei; bei dem neunten vier und bei dem zehnten, ſowie bei dem Mit» telftrahle, fünf. Diefe Gelenke find weit weniger zahlreich, als bei dem Mutterfifche. Die zahlreichen Fafern des letz— ten Gelenkes ertheilen diefem das Anfehen eines Pinfels und find ebenfalls höchft merkwürdig. ©. Figur 6. $ X. Willführlid und unwillführlich bewegliche Muskeln; reflectirte Bewegungen der erftern. Die Bewegungen, melde der Schwanz, fo zu fagen, von dem Augenblide feiner Bildung und Ablöfung von dem Dotter in unferer fehsten Periode der Entwicdelung im Cie ausführen kann; die ununterbrochenen Bewegungen, welche man ſchon in der achten Periode derfelben Epoche an den Bruftfloffen wahrnimmt, find eine der merfwürdigften phy— fiologifhen Erſcheinungen der Embryogenie und Drganoges nie, wenn man bedenft, wie wenig Fortfhritte die Muskel maffen nod in ihrer innerften und begranzenden Organiſa— tion gemacht haben. Ja diefen beiden Perioden bilden, nach Vogi's Beobs adıtungen, die Zellen, aus denen diefe Musfelmaffen beftehen, bei dem Corregonus Palaea, dem Anfehen nah, noch, fo zu fagen, ein Chaos, indem fie noch nicht zur Bildung von Elemen⸗ tarfafern in regelmaͤßige Reihen geordnet find. Erſt in der neunten Periode findet diefer Fortfchritt in Betreff der Dr: ganifation der Muskeln ftatt, und die Clementarfafern erhalz ten die die Vollendung ihrer Drganifation characterifirenden *) Bon diefer Theilung iſt in Figur 6 Nichts wahrzunehmen. Uebrigens ſtimmt die Figur genau mit der Beſchreibung uͤber⸗ ein. D. Ueberſ. 53 Queerftreifen erft während der zehnten und legten Periode der Entwidelung im Eie. Unftreitig find die Bewegungen der millfürlihen Mus: Eeln zu diefer Zeit nur erft fogenannte reflectirte, nad der Beſtimmung Marfbal- Hall’; allein deßhalb find fie nicht weniger merfwürdig, menn man diefelben mit der noch fo wenig ausgebilderen Drganifation zufammenhält, melde diefelben zu erzeugen vermag. Nur einer von zwei Fällen ift möglih: Entweder man erkennt diefe Organifation, zu der Zeit, wo fie ſchein— bar nur aus unregelmäßigen Zellenhaufen befteht, nicht deutlich; oder die vollftändige Anordnung der Zellen in eis ben und in Fafern mit Queerftreifen ift zu deren Thaͤtigkeit nicht fireng nöthig. Die Gontractionen de8 Herzens, melche unter benfels ben organifchen Umftänden beginnen, wenn daffelbe ebenfalls erft aus einer unregelmäßigen Anhäufung von Zellen befteht, dienen, wenngleich fie zu dieſer Zeit nur fehr langfam er= folgen, diefer Anfiht zur Unterftügung. Endlich bemerkt man auch die periffaltifhe Bewegung des Darms durch die Hautbedeckungen und durchſcheinenden Muskeln des foetus hindurch, ehe man an dem Darmcanal eine deutlich cyaracz terifirte Muskelfhicht wahrnehmen kann. Diefe Lebenserfcheinungen, welche ſich ohne deutlich ers fennbare Apparate Eundgeben, führen ung unmillführlich zu den niedrig organifirten Thieren zurüd, an denen wir bigs ber weder deutliche Muskeln, noch Merven entdedit haben, und die nichtsdeftoweniger wirken und fühlen, als ob fie des ren befäßen. Bei unfern Vöcilien:foetus haben ung die Muskel: maffen der großen feitliben Muskeln in ihrer Bildung fehr weit vorgeruͤckt gefchienen, ohne daß fie jedoch vollftändig entwicelt gewefen wären. Bei einer 800fachen Vergrößes rung des Durchmefferd Eonnten wir die Zellenreihen, welche deren Elementarfafern bilden, deutlich erkennen; allein an der Schwanzſpitze waren, im Vergleiche mit den in Reiben und deutliche Faſern geordneten, noch fehr viele runde ifolirte zu bemerken. $ XU. Bon dem Herzen und den Blutgefäßen. Das Herz gehört zu den Organen, welde während ih: rer Entwidelung die meiften Metamorphofen erleiden, und zumal ift dieß in Bezug auf die abfolute und relative Lage feiner Theile der Sal, die ſich, bis fie ihre eigentliche Stellung erhalten, fehr oft in ihrer Lage ändern, Anfangs ift daffelbe nur ein vermortener Haufen von Zellen (während unferer fechsten Periode). Bald ordnen fich diefe Zellen in der MWeife, daß zwifchen ihnen eine cylindri— ſche Höhlung frei bleibt. Kaum hat fich diefer lecre Raum gebildet, und bevor -derfelbe noch eine Communication nad) Außen befist, fo fieht man fich darin Eleine freie Zellen be— wegen, welche bald zu Blutfügelchen werden Dieſe hin— und bergehenden Bewegungen der Zellen, melde fich von den Wandungen des Herzens in dem Augenblicke abgelöft zu haben fcheinen, wo diefe fich zu bilden angefangen haben, rühren von den langfamen abwechfeinden Zuſammenziehun— 686. XXXII. 4, 54 gen und Erweiterungen diefer Wandungen her, welche man fhon bei diefem erften Organiſationsgrade fehr deutlich wahrs nehmen kann. Diefe merkwürdigen Beobachtungen, welche Herr Vogt an dem Embryo des Corregonus Palaea gemacht bat, und die mir von den Herren Agaffiz und Valentin, welche Zeugen derfelben waren, beftätigt worden find, als ich legten September eine Reife in die Schweiz madıte, find, wie ih im XI. Paragraphen näher dargethan, vom hoͤchſten Intereſſe *). 5 Nach feiner cylindriſchen darmförmigen Geftalt verwan— delt ſich das Herz im zwei, durch eine Einſchnuͤrung voneinz ander getrennte Kammern, weldhe dem DBentrikel und dem Ohre entfprehen. Diefe Höhlen find laͤnglich und haben eine folche relative Rage, daß dae Ohr nah Hinten und der Ventrikel nah Born gerichtet ift (während unferer ach— ten Periode) Später unterfcheidet man hinterwärt8 eine dritte, den Sinus der Hohlvenen, und vorwärts eine vierte, die Zwie— bel der Kiemenarterie. Im Laufe der Entwidelung verän- dern tiefe verfcbiedenen Theile ihre Lage und Geftalt. Der enge und kurze Ganal, welcher das Ohr vom Ventrikel trennte, verkuͤrzt ſich und verſchwindet, waͤhrend ſich das Ohr neben den Ventrikel begiebt. Noch ſpaͤter ſchlaͤgt das Herz, wenn ich mich ſo ausdruͤcken darf, einen Burzelbaum, ſo daß der Ventrikel unter das Ohr zu liegen kommt. Waͤhrend der erſten Entwickelungsepoche hat das Herz, Herrn Rathke zufolge, bei den Syngnathen nur zwei Hoͤh— len. Der erſte dieſer beiden Beutel iſt kleiner, als der an— dere, und ſphaͤriſch geſtaltet; dieß iſt der Ventrikel; der zweite, groͤßere und eifoͤrmige, iſt das Ohr. Sie ſind von— einander durch einen kleinen Canal gettennt, und der letztere iſt von dem gemeinſchaftlichen sinus der vena vitellina und ber vier Hohlvenen durch einen aͤhnlichen Canal ge= ſchieden. Diefer sinus bat bei den Blennien eine fehr be— deutende Größe und bildet einen weſentlichen, einen centra= len Theil der Girculation der Fifche. Erft zu Ende der zweiten Epoche, lange nah dem Auskriechen, wenn nod etwas von dem Dotter in der Bauch— höhle enthalten iſt, beginnt der Ventrikel, fich neben das Ohr zu begeben und die Arterienzwiebel, obwohl noch im Eleinen Maaßſtabe, fich zu zeigen **). Bei einem Blennius-Embryo der adıten Periode war der Ventrikel größer, als das Herzobr und bereits ein Wenig zur Seite gerückt. Von einem bulbus war noch keine Spur zu fehen***), und in den legten Tagen vor dem Aus— friechen war am Herzen eines foetus derfelben Species noch ein Canal zwifchen dem sinus der Hohlvenen und der Dot: tervene und dem Herzohre vorhanden, Zwiſchen diefem und *) Sie beftätigen überdem die Beobachtunaeu, melde Herr Bas lentin am Eie des Klußbarfches in Betreff der urfprüngli= den Bewegungen des Herzens vor dem Erfcheinen der Blut: gefoͤße gemacht hat. “) Rathke, a a. O. Taf. V. Fig. 10 u. 22, *5) Rathke, a. a. O. Taf. VI. Fig. 29. 4 « 55 dem Ventrikel war ein zweiter Canal, und jenfeits des Ven- trikels zeigte fich der Arterienbulbus *), Allein erft in der zweiten Lebensepoche nähern ſich diefe Theile einander, und erft zu Ende diefer Epoche gelangen fie zu ihrer Schluß: form und Lage. Alsdann bildet der Ventrikel nah Hinten einen blinden Sad, welcher über die Verbindung des Den: trifel8 mit dem Herzohre hinausragt, die in der Mitte nach der ganzen Länge des letzteren ſtattfindet. Bei meinen am Stärkften entwickelten foetus entfrras chen die Form und die Lage der verfchiedenen Theile des Herzens ungefähr der Entwidelung, welhbe an einem Blen- nius in der zweiten Woche nach dem Auskriechen beobach: tet wurden (Figur 8.) Der Ventrikel lag rechts von dem Herzohr und beide einander fehr nahe. Don dem bulbus war nur eine Spur zu bemerken. Der sinus der Hohl» venen und der Dottervene ließ zwifchen fib und dem Herz— ohre feinen Canal wahrnehmen; er felbft a eine beträchts lihe Größe. Ueber die Blutgefäße werden wir nur wenig bemerfen. Die Schwierigkeit, welche es bat, fie nach dem Tode bei foetus, die lange in MWeingeift aufbewahrt werden, zu uns terfuchen, ließen ung über diefen Punct zu Eeinen fichern Roefultaten gelangen. Indeß erkannten wir zwei Hohlvenen, welche ung bei der Mitte der Länge der Abdominalhöhle aus einem einzigen Stamme bervorzufommen fchienen. An der Stelle, wo ſich diefer Stamm in zwei Uefte theilt, geht demfelben eine MWirbelfäulenvene zu, welche aus dem Kopfe Fommt, an der MWirbelfäule binläuft und in die Gabel des Stammes einmündet. Es find zwei vordere Hohlvenen vorhanden, die fich beiderfeitd mit der hintern Hohlvene ihrer Seite verbinden und an diefer WVerbindungsftelle eine geringe Erweiterung darbieten. Die Hauptdottervene begab ſich in den kleinen sinus der rechten Seite. Undere Dottervenen verbanden ſich mit der Lebervene. Die beiden Venen jeder Seite bilden einen ziemlich kur— zen Queerftamm, den Cuvier’fchen Canal, welder in den gemeinfchaftlihen sinus fämmtliher Venen ausmündet **). $ XI. Gntwidelung der Kiemen. Der Kiemenapparat befteht bei den Filhen aus einen mechanifchen Theile, mtitelft deffen das Waſſer an die Haar— gefäßnege getrieben wird, in denen das Blut circulirt. Aus ßerdem befteht er aus den Hauptäften der zuführenden und ausführenden Blutgefäße, fowie deren Veraͤſtelungen, und den häutigen, Enorpeligen oder Enochigen Lamellen, auf de: nen fih die legten Werzweigungen der vasa afferentia und die erften DVerzweigungen der vasa eflerentia aus= breiten. Alle diefe Theile entwickeln ſich keineswegs gleichzeitig, und dennoch ift der Apparat nur dann vollflommen, und doc Eann er der wichtigen Function des Athemholens erſt dann vorftehen, wenn fie fammtlich ausgebildet find. Diefe *) Ebenbaf. Fig. 30. *) Rathke, a. a. O. Fig. 18, 14 und 14. 686. XXXII. 4. 56. Bemerkung durften wir nicht unterdrüden, meil fih aus diefem Umftande der Mangel an Uebereinftimmung in den Beobachtungen über die Zeit der Entwidelung der Kiemen ergiebt. Die erften Spuren des mechaniſchen Theile des Kiez menapparats find die Kiemenfpalten. Herr Rathke hat deren bei Blennius viviparus vier zu einer Zeit erkannt, wo zwifchen dem Nabelfade und tem Rumpfe erft eine ganz gelinde Cinfhnürung vorhanden war *). Diefe Zeit entfprah kaum unferer fechsten Entwidelungsperiode, waͤh— vend welcher der Schwanz fih aus dem Dotter augzulöfen beginnt. Diefe Spalten, welche anfangs nur wie Furchen er: fheinen, find durch die Kiemenbögen voneinander getrennt, welche fih zu den Seiten der Kopfare erſtrecken und je laͤn— ger, je gebogener werden. Endlich gehen fie unten an einem Medianftreifen aus, der einft die Are des Bodens der Mund: und Sclund£opfhöhle bilden wird. Diefes untere Mittelband und die fi mit ihrem unteren Ende an daf- felbe anfesenden Bögen find anfangs nur membranenartig und werden erft zu Ende diefer erften Entwicdelungsepoche knorpelig, wie wir ſchon bei Gelegenheit der Befchreibung des Eingeweideſkeletts, zu dem fie gehören, bemerkt haben. Die Zahl der Bögen, welhe fcheinbar ſaͤmmtlich Kie: menbögen find, kann bei den Grätenfifchen 6, 5 oder 4 be- tragen. Sind deren 5 vorhanden, fo entfpricht der erfte den Aeſten des Zungenbeing; eriftiren deren 6, fo bildet der legte die Schlundfopffnochen. Der erfte diefer ſechs Bögen enthält, außer dem feitlich abgehenden Zungenbeinafte, urfprünglich den Keim des qua= dratifchen Knochens und des Unterkieferfnochens, fowie des Kiemendedels, feiner Membran und der branchioftegifchen Strahlen. Der fehste läßt ſich für den Gürtel der Schul- ter halten, welcher mit dem Siegel (cachet) endet. Unter jedem der vier ächten Kiemenbögen zieht fich ein Arterienaft bin, und diefe Aefte giebt die einzige Arterie, welche aus dem Herzen fommt, zuerft ab. Sie vereinigen ſich paars weife unter dem Nüdenftrang, um die aorta zu bilden. Ihre Zahl und Stärke find, je nah der Zahl der Bögen und dem Grade ihrer Entwidelung, verfchieden. Bei dem Corregonus Palaea hat man fie erft gegen den vierten Tag hin beobachtet, Zu diefer Zeit find die Kiemenfpalten Eeine bloßen Furchen mehr, fondern Deffnungen, welche mit der Mundhöhle communiciten, Allerdings mufi man zugeben, daß diefe erjten Gefäß: bögen, welche das Blut aus dem Herzen in die aorta lei— ten, ſchon in der vorhergehenden Periode vorhanden find, während deren die Circulation zwifchen dem foetus und dem Dotter in Gang gefommen ift. *) Rathke, a. a. D. Taf. 1, Fig. 1. (Fortſetzung folgt.) Miscellen. Ueber die chemiſche Erzeugung bes Ozon, wie Herr Prof. Schönbein einen eigenthuͤmlichen Riechftoff nennt, und 857 welcher ber gleihe Körper ift, der um die Ausftrömungefpigen einer gewöhnlichen Elektriſirmaſchine und am poſitiven Pole einer Boltaifhen Säule, während der Voltaiſchen Zerfegung luft» oder ſtickſtoffhaltigen Waffers, auftritt, find in der chemiſchen Eection ber diesjährigen Verfammlung Stalienifcher Naturforfcher zu Mair land von Herrn Schönbein eine Reibe von Verſuchen angeſtellt. „Dieſer fonderbare Körper ift gasförmig, befist den fogenannten electrifben Geruch, bringt eingeathmet im thierifchen Körper Wirs Eungen hervor, ähnlich denen veranlaßt durch Chlor, zerftört mit ziemlich aroßer Energie oraanifche Farbeftoffe, zerfegt augenblick⸗ lich das Zodkalium unter Ausscheidung des God, ebenfalle die Hy— droiodfäure, das gelbe Blutlaugenſalz diefes in das rothe umän— dernd, den Schwefelwafferftoff unter Ausfcheidung ven Schwefel, wandelt, in Berührung mit Waffer und od, letzteres in Jodfäure um, wird von leicht orydirbaren Metallen, wie von Eifen und Zink, augenblicklich verſchluckt, polariſirt Gold und Platin fofort negativ, befigt. mit einem Worte, eine große Anzahl von Eigens fhaften gemeinfchaftlich mit dem Chlor oder Brom, Im Waffer ift dagegen das Ozon als folches nicht auflöstich, wird jedoch von demfels ben langfam abforbirt, damit eine vollfommen neutrale und geſchmack— wie geruchloſe Fluͤſſigkeit bitdend, welche, wenn auch noch fo ſchwach gefäuert, die Eigenſchaft beſitzt. Jodkalium-Kleiſter tiefblau zu faͤr— ben. Ganz fo verhielt ſich Waſſer, das Schoͤnbein aus einer Molke fammelte, in der es heftig und längere Zeit gebligt hatte. Die leichtefte Art, diefen merkwürdigen Körper in merklichen Mens gen zu erzeugen, befteht darin, daß man bei gewöhnlicher Tempe— ratur Phosphor in ein Gemeng von Stidftoff und Sauerſtoff, d. b., in atmofphärifche Luft, bringt. Nach kurzer Zeit, je nah Um— ftänden, ſchon nad) einigen Minuten, tritt das Ozon in einem fols hen Gasgemeng auf, und nad) zwölfftündiger Einwirkung des 686 XXXIL 4. 58 Phoephors ift die Luft bereits fo ftark von dem fraglichen Körper beladen, daß man mit ihr alle die vorhin erwähnten Reactionen erhält, daß in einer fo beſchaffenen Luft alfo, z. E., Ladmuspapier ziemlich raſch geblcicht und Jodkaliumkleiſter augenblidlik auf das Zieffte gebläut wird. — Da die Gegenwart des Stickſtoffes eine unerläßtihe Bedingung für die electrifhe, Voltaiſche und chemie ſche Erzeugung des Dzons ift, legteres ohne jenen Körper nicht erhalten werden fann, fo muß man fließen, daß das rigentbümlich ries chende Princip entweder eine Stidftoffverbindung oder ein Beftand: theil des Nitrogen fey. Die bisjegt vorliegendenz auf das Ozon ſich beziehenden Thatſachen find von folder Art, daß fie untercine ander ſich verknüpfen laffen und erflärlich werden, wenn man von der Annahme ausgeht, es beftebe der GStidftoff aus Ozon und MWafferftoff, und erfteres fon ein einfadyer, dem Chlor in mannigfa— cher Beziehung ähnlicher Körper.“ Allg. 3. Vergleiche eine be— fondere neuerfchienene Schrift des Prof. Schönbein unter dem Zitel: „Ueber die Erzeugung des Ozens.“ : Ein neues Snftitut für die Chemie ift zu Mailand zur Ausbildung wijfenfchaftlicher Chemiker auf der Piazza dei Mer- canti errichtet worden, wozu der hochachtungswuͤrdige Hr. Mylius die Summe von 150,000 Fire gefchenkt hat, unter der Bedingung, daß die Stadt und eine zur Beförderung der Künfte und Gewerbe in Mailand beftchende Gefellfchaft die für die vollftändige Einrich- tung eines Laboratoriums noch fehlenden Mittel herbeifchafften. Dies geſchah, die Stadt aab das erforderliche Local, die fraaliche Sefellfhaft die weiteren Mittel her, und Herr Mylius beftritt übrigens noch die Koften, welche die innere Einrihtung und Auss ftattung des Caboratoriums verurſachte. An der Spige des SInftis tuts fteht Herr v. Kramer. Ye Ueber die dirurgifhe Behandlung der Lungen: ſchwindſucht. Von George Robinfon. Wenn zwei weit voneinander entfernt lebende Perfonen ziemlich gleichzeitig zu demfelben Nefultate gelangen, fo gilt mit Recht die Regel, daß die Entdefung demjenigen zuges ſchrieben wird, der zuerſt öffentlich mit derfelben hervorgetres ten iſt. Diefem Grundfage zufolge, wird die neue und, meines Erachtens, fehr vielverfprechende Behandlungsweife der weit fortgefhrittenen Lungenſchwindſucht als eine Ent: deckung des Dr. von Herf zu Darmftadt betrachtet werden, welcher, wie ich in der Nummer der Times vom legten Montag las, eine Anſicht, die id) bereits feit längerer Zeit gebegt, practifch ausgeführt hat. Folgende Bemerkungen, welche mir damals beigingen, und die id) defhalb in mein Notizenbuch eintrug, dürften nun aber auch jest nicht zu fpät Eommen, da fie mehr Vertrauen zu diefer Gurmethode erwecken dürften, die unftreitig die Aufmerkfamkeit des Arzt: lihen Publicums in hohem Grade in Anfprud nehmen wird. Ein Hauptgrund, wefhalb eingemwurzelte phthisis ſich nicht heilen und nicht einmal bedeutend lindern läßt, liegt in der anfcheinenden Unmöglichkeit, die Tuberkel- und eiter förmige Materie auf irgend einem andern Wege, als durch die Luftröhre, auszuleeren. Denn da bei der eigenthlümlis hen Befchaffenheit der Function der Lunge das Einftreihen + ’k ag ta der Luft in, ſowie das Ausftreihen der Luft aus diefem Drgane nicht ohne augenblicdliches Uebelbefinden und ſchleu— nig eintretende Gefahr unterbrochen merden kann, fo ent= fpringt für den Phthiſiker nothwendig viel Ungemach aus dem Umftande, daß die Kuftwege gleichzeitig reichliche reizen— de feftweiche Stoffe aus den Zuberkeln entleeren und den noch nicht ergriffenen XTheilen des Drganes reipirable Luft zuführen müffen. Daher erzeugt die Anmefenheit dieſer ſcharfen Auswurfsftoffe in den Luftwegen: .1) Häufige und heftige Anfälle von Huften, die den Patienten beunrubigen und quälen, feine Kräfte erfchöpfen und die Girculation in den Lungen mehr oder weniger ſtoͤren. 2) Subceutane Entzuͤndung der Bronhenäfte, deren reichlihe Secretion die Schwierigkeit des Athmens noch vermehrt. 5) Die fi anhäufende Materie muß häufig mit den benachbarten gefunden Portionen der Lunge in Berührung kommen, und mag man fie nun einfadh als reizend oder als den Träger der Erregungsurſache einer fpecififhen Eranf: baften Thaͤtigkeit betrachten, fo wird fie doch unfehlbar auf Desorganifation des benachbarten Gewebes hinwirken, ins dem die Circulation in dem leßteren dadurch gehemmt wird. 4) Es fcheint mir keineswegs unmöglich, daß die Blutgefäße des gefunden Theils der Lunge einen Theil der balbfauligen Materie abforbiren, welche durch die Zerfegung der Tuberkeln entfteht, und daß hierin der Grund der zu Ende der Krankheit eintretenden auflöfenden Diarrhoͤe und 59 Schweiße, fowie auch ber Ablagerung ähnliher Materie in andern Körpertheilen, liege, indem dadurch eine Veränderung in dem Blute felbft bewirkt werden dürfte. Aus diefen Betrachtungen mochte ſich ſchon ergeben, mie bedeutend die Schwierigkeit der Heilung diefer Krankheit, durch die Länge und Unbequemlichkeit des Weges, durch den die auszumerfenden Subftanzen ausgeführt werden, vermehrt werde, Nunnfehr will ich einige der Gründe aufzählen, wels che für die Zweckmaͤßigkeit des Verfahrens fprechen, vermöge deffen man dem Eiter ꝛc. durch eine direct ducch die Wand des thorax in das Geſchwuͤr oder die eiternde Höhle ges machte Deffnung einen Ausweg verfchafft. 1) Zubvoͤrderſt laͤßt fich mittelft des Stethoſkops der Sitz des Geſchwuͤrs ganz genau ermitteln, 2) Bei Leichenöffnungen findet man öfters Narben in der Zunge, fo daß die Heilbarkeit der Lungengeſchwuͤre factifh bewiefen ift; und wenn ein ferophulöfer Abſceß in der Lunge ebenfo zugänglich wäre, wie ein folder in dem oder jenem andern Körpertheile, fo läßt ſich nicht abfeben, warum er nicht ebenfowohl curict werden Fönnte. 3) Die Portion der Lunge, in welcher ſich Tuberkeln abgelagert haben , adhärirt, in der Megel, in Folge einer Entzindung der pleura an der entfprechenden Stelle der Thorarwandung, und hierin liegt vor Allem der Grund, weßhalb die Operation mit Erfolg vorgenommen werden kann. Denn auf diefe Weiſe ift nicht nur die rubige Lage der Eranfen Portion gefichert, fondern fie ift zugleich, fo zu fagen, zu einem Theile der Bruſtwandung geworden ; fo daß die darin enthaltene Materie nach Außen abziehen Eann, ohne daß irgend Gefahr vorhanden ift, daß fie fi in die Pleurenhoͤhle ergieße. 4) Daß eine Lungenfiftel längere Zeit vorhanden feyn und ohne Gefahr für den Patienten curirt werden koͤnne, ergiebt fich theil8 aus anderen beglaubigten Fällen, theils aus den beiden von Le Dran erzählten *), wo eiterförmige Ergiefungen aus der pleura theilweife durch die Bronz chen, theilweife duch Deffnungen in der Bruftwandung ausgeleert wurden, fo daß Einfprigungen in bie letztern fo= gleich heftigen Huften veranlaßten und theilweife durch den Mund mit Eiter vermifht ausgeführt wurden. Und dene noch wurde einer diefer Patienten, eine dreiundſiebenzigjaͤhri—⸗ ge Dame und Coufine Le Dran’s, vollfommen hergeftellt, während der andere, nachdem er mehrere Monate mit die: fen Fiſteln gelebt, an einer andern Krankheit ftarb. Da die in Vorſchlag gebrachte Cur durch diefe und andere Gründe unterftügt wird, fo wäre zunaͤchſt zu unters ſuchen, inwiefern deren Ausführung mit der perfönlichen Sicherheit des Patienten verträglih ift, und wenngleich die gelungenen Guren des deutfihen Arztes ein folches theo— etiſches Verfahren als ziemlich Überflüffig erfcheinen Laffen ) Siehe die Engl, Ueberfegung feiner Chirurgifhen Beobach— tungen, London 1758, ©. 116 und 132, welbe mir vor eini— gen Monaten in die Hände fiel, und bei deren Durchlefung mir die Ausführbarkeit der Entleerung der Rungengefchwüre durch eine direct durch die Thororwandung gemachte Deffnung zuerft Elar wurde, 686. XXXI. 4, 60 dürften, fo Können doch, meiner Anfiht nach, einige Puncte nur in diefer Meife gehörig aufgeklärt werden, Die beiden Hauptübel, welche durd) dag directe Deffnen der Lungengefhmüre herbeigeführt werden Eönnen, find Haͤmor—⸗ thagie und Pleurefie. Die Vermehrung der Reizung, wel— che durch die geringe Verlegung der Lunge entfteht, wird wahrfcheinlich durch die, in Folge der Ausleerung des Eiters einttetende Verminderung der Neizung mehr ale aufgewogen. In Betreff der Gefahr, irgend ein großes Blutgefaͤß der Zunge zu verlegen, läßt ſich bemerken: 1) Daß die Mahrfcheinlichfeit einer folchen Verletz— ung durch die Obliteration der die Eranfe Stelle unmittels bar umgebenden Blutgefäße vermindert wird. 2) Daß, wenn durd eine folhe Werwundung irgend eine ftarke und anhaltende Blutung erfolgte, fich durch bie Eünftliche Deffnung eine adfteingirende Flüffigkeit oder ein: Aetzmittel einbringen und die Blutung fih auf diefe Weife ſtillen ließe. Ich habe nun nur noch Einiges uͤber die Moͤglichkei zu ſagen, ſtehen koͤnnte, wenn Blut oder Eiter ſich in die Hoͤhlung dieſer feröfen Membran ergoͤſſe. Die Verhinderung fothen übten Zufalles wird natuͤrlich größtentheilg davon abe hängen, daß man die Fülle gehörig zu beurtheilen wiſſe, in denen die Operation angezeigt if. Vor der Hand und bis man mehr Erfahrungen über diefen Gegenftand wird ges fammelt haben, dürfte e8 gerathen ſeyn, nur in ſolchen Fäl- len zu operiren, in denen nad) den Anzeigen des Stetho— fEops Eein Zweifel darüber befteht, daf eine Eiterhöhle in der Nähe der Oberfläche der Lunge vorhanden fey. Unter fothen Umftänden wird auch, in der Negel, die entfprechende Dberfläche der Pleura mit der Eranfen Portion der Lunge zuſammengewachſen ſeyn. — daß in Folge der Operation eine Pleureſie ent— eines Diefe wünfchenewerthe Verwachſung würde man aber wohl mit um fo mehr Sicherheit zur finden erwarten dürfen, wenn man die Operation in folgender Meife vornähme. Nachdem man die Stelle ermittelt hat, wo diefelbe auszus führen ift, made man’in die Haut und das darunter lies gende Zellgewebe einen ziemlich weiten, 3. B. 1 Boll lan— gen Ginfhnitt, und bewirfe dann die Deffnung des Lungen: abfieffes ſelbſt durch wiederholte Anwendung von potassa fusa auf den Grund der Munde eine hoͤchſt wirkſame Gegenreisung erreicht werden, die nut Auf diefe MWeife würde vortheilhaft ſeyn Eönnte, während die das Geſchwuͤr um⸗ gebende geringe entzündliche Thätigkeit eine Adhafien zwi— fhen der Lunge und Pleura zu Wege bringen würde, wenn fothe nicht ſchon vorher exiſtirte. Ich beabfichtige, Methode durch Verſuche zu prüfen, und wenn fich auf diefe oder eine andere kuͤnſtliche Weiſe befchrinkte Adhaͤſionen zwifchen den beiden feröfen Oherflaͤchen bewirken ließen, fo würde nicht liche Dperation befeitigt feyn, fondern dirfelbe auch gegen noch mehrere andere Krankheiten ausgeführt werden Eünnen. (London, 24, City-Road, Sept. 12, 1844. London medical Gazette, September 1844.) diefe nur ein Haupteinwurf gegen die frage 61 Bemerkung — Mir theilen obige Anfichten des Dr. 6. Robinfon, theild ihres innern Gehaltes wegen, theild als einen erfreulihen Beweis mit, mit welder Auf: merkſamkeit gegenwärtig die englifchen Aerzte den Fortfchritz ten der Heilunde in unferm Vaterlande folgen, müffen jes doh die Priorität, welhe Dr. Robinfon in Bezug auf die Theorie der fraglichen Operation für ſich in Anſpruch nimmt, als unbegründet erkennen, Freiwillige Heilung der phthisis. Bon C. T. Collins, Dr. Med. Es ift möglih, daß diefer, im Septemberhefte 1844 des New York Journal of medicine berhriebene, Fall ein folder von Empyem gemefen iſt; allein aus den gur= gelnden Tönen fcheint ſich doch zu ergeben, daß eine Hoͤh⸗ lung in ber Subftanz der Lunge vorhanden war, und «8 it daher ebenfo möglich, daß aͤchte Tuberkelſchwindſucht vor: banden war, welche nur die rechte Lunge einnahm. Meiner Anſicht nach, fagt der Verfaſſer, giebt es viel mehr Faͤlle von Lungenſchwindſucht, als man glaubt, in de— nen die Heilung von ſelbſt erfolgt. Damit will ich keines— wegs geſagt haben, daß man ſich in allen Faͤllen auf die Natur allein verlaſſen ſolle, ſondern nur, daß man ſich aller uͤbertriebenen Einmiſchung zu, enthalten babe. Der Fall, über den ich hier zu berichten gedenfe, kam am 29. März d. 5. in meine Behandlung. Sarah Hamor, 55 Jahre alt, in Enaland geboren, war immer ziemlich ſchwaͤchlich gewefen. Vor nicht langer Zeit hatte fie den Rothlauf an ber linken Hand und dem linken Arme befommen, und ale fie davon geheilt war, ſich ſtark erfältet, fo daß fie einen angreifenden Huften und ftechende Schmerzen in der Bruft, in’sbefondere in der rechten Seite derfelben, bekam, die fich von der Gegend der Bruftwarze bis zur Schulter derfelben Geite erftredten. Sie magerte ab, und als ich fie am 29. März zum erften Male ſah, war fie nur noch ein lebendes Skelet, und fo ſchwach, daß fie beftändig fremder Hülfe bedurfte, Sie hatte ſtarke Nachtſchweiße, heftige Anfälle von Huften und warf binnen 24 Stunden etwa ein halbes Nöfel graulich= gelben fhaumigen Eiterd aus, wie man ihn gewöhnlich in den legten Stadien der Lungenſchwindſucht bez merkt. Ihre Schultern ftanden hoch und vorwärts, die Bruſt war platt und die Schlüffelbeine fehr hervorragend, fo daß fih neben ihnen tiefe Höhlen befanden. Bei. An: ftellung der Aufcultation hörte man von Zeit zu Zeit über der rechten Lunge das characteriftifche dumpfe gurgelnde Ges täufh, und an manchen Stellen binwiederum gar kein Re— fpirationsgeräufh. Die Dyspnde wurde zuweilen fo beklem— mend, daß die Verwandten der Patientin glaubten, fie fterbe, Unmittelbar, nachdem fie eingefchlafen war, brach ein hef: tiger Schweiß aus, und durch den kurzen Schlaf wurde die Kranke nicht erquidt. An der rechten Seite des Rüd: grates war ein Abſceß, der ſich von der zweiten Rippe big zur neunten oder zehnten erſtreckte und bei einer Breite von 4 Zoll alle Muskeln diefer Negion ergriffen hatte. Etwa 15 Zoll vom Nüdgrate befand ſich eine Deffnung, Über der 685. XXXIL 4. x 62 Gegend zwifchen der fünften und fechsten Rippe, welche ich mit einem Biftouri erweiterte und durch Breiumſchlaͤge offen erhielt. Aus dem Abfceffe floß fortwährend Eiter und zwar ein Mal ein Nöfel aufein Mal. Ic fagte den Verwandten, die Kranke werde wohl nicht lange mehr leben koͤnnen. Ich beabſichtigte unter dieſen Umſtaͤnden hauptſaͤchlich nur, ihre Leiden zu lindern, und ſagte ihren Verwandten, fie möchten ihr foviel zu efjen geben, als fie verlangte, auch ein Wenig Wein. Sc verordnete für den Abend, und überhaupt, wenn der Huften befonders laͤſtig werden follte, folgende Mirur: % Gumm. Acaciae- Extr, Glyeir- rhiz. ää 5j, Syr. Althaeae, Tinet. Opii aa 5jj. Vin. Antim. gtt. X., Aquae purae Zjjj. Dofis: Coch- leare 1 magn. Ich befudhte die Patientin täglib und glaubte, jeder Befud werde der legte feyn. Dody nah 14 Tagen hatte fib der Zuftand der Kranken nicht verfchlims mert; die Nachtfchweiße wurden foyar geringer und der Schlaf erquidender, der Huften gelinder und der Appetit ftärfer, ja ungewöhnlich ſtark. Die Eiterung des Abfceffes am Nüden verminderte fib, und nah 4 Wochen war ders felbe vollkommen geheilt; der Huften verſchwand mehr und mebr, und die Kranke nahm an Fleifh zu. Vier Wochen nah meinem erfien Befube war gar kein Huften mehr vorhanden, und die Kräfte der Patientin hatten ſich bedeus tend gehoben. Sie Elagte nur noh über Schmerzen und das Einfallen in der rechten Bruſt, welches fie im Laufe der ganzen Behandlung gefühlt hatte. Auch äußerlich be: merfte man, daß die rechte Seite viel Kleiner war, als die linke, indem fid jene der neuen Geftalt der Lunge ange: formt hatte. Nah ſechs Wochen ſchien die Kranke völlig wohl und behauptete, fie habe fich feit vielen Fahren nicht beffer befunden. Sch batte ihr überhaupt nichts Anderes, als Mirturen, gegen das Huften verordnet, die der oben angezeigten ähnlich waren. Die Heilung in diefem Falle it wirklich ſehr außeror— dentlih, fo daß manche Aerzte an der Anmwefenheit Achter Tuberkeln zweifeln möchten, obwohl id nach den Sympto— men deren Eriftenz für völlig ausgemadht halten muß. Die linke Runge ſchien durchaug nicht ergriffen. (London me- dical Gazette, Sept. 1844.) Ein erperimentelles Falten. Die Gazette medicale vom 24. Februar 1844 enthält einen eigenthuͤmlichen Auffag von einem Landarzte, unter der Ueberfchrift: un car&me (Faſten). Derfelbe, welcher aus religiöofen Motiven, doch au des phyſiologi— ſchen Experiments balber gefaftet zu baben fcheint, bielt die Faftenzeit im Sabre 1839 auf folgende Weife ab: Er fand gewoͤhnlich um ſechs Uhr auf und af Nichts bis um zwoͤlf Uhr. Sein Mittagstiſch beſtand dann aus Eiern, Fiſchen und dessert ausgenommen an den drei legten Tagen der Paffionswohe, an melden feine Eier A noffen wurden. Um act oder neun Uhr Abends af er Käfe, Eingemachtes und gedämpfte oder getrodnete Früchte. Milch wurde nicht genoffen, da diefelte nur in einigen 63 Kirchſpielen geftattet iſt; auch aß er feine Waſſerhuͤhner, Taͤuhenten ober andere Waſſervoͤgel, obwohl die Kirche den Genuß derfelben erlaubt. Was die Quantität der Speifen betrifft, fo befriedigte er feinen Appetit, und die Mühfeligkeiten feines Standes geftatteten ihm auch keine längere Friſt. Am Sonntage faftete er nicht, aus fierdem brach ey ein Mal, zehn Zage vor Dftern, nad) einer, bei einer Entbindung zugebrahten Naht, die Fa— ften. Alte zehn Tage ließ er fih wägen und prüfte feine Kraft vermittelft einer eifernen Elle; er machte auch täg- Lich Notizen Üüber*feinen Appetit, feine Verdauung, Stuhl⸗ und Harnentleerung, Gefchlehtöfunctionen, Schlaf und feine allgemeinen phyſiſchen und moralifchen Buftände, Daffelbe that er einen Monat vor dem Anfange der Saftenzeit, und einen Monat nad) der Beendigung derfels ben. Sein Gewicht variirte nur wenig, indem e8 nie unter 60 Kilogrammen (132 Pfund 6 Unzen), oder über 603 Kilogrammen betrug, Am Dfterfonntage wog er 60% Kilogrammen, genau foviel, wie am grünen Don— nerötage. * Die Variationen ſeiner Kraft waren groͤßer, fuͤhrten aber zu keinem befriedigenden Schluſſe. Auf den Appetit hatte das Faſten keinen Einfluß; zuweilen fehlte derſelbe, aber nicht ſo haͤufig, wie in dem vorhergehenden oder fol— genden Monate. Seine Verdauung blieb auch ungefaͤhr leich. ; Man bat behauptet, daß die Faftenkoft erhigend, das heißt verftopfend, wirfe, und zwar um fo mehr, als fie mit völliger Abftinenz verbunden ift. Diefes beftätigt der Verfaffer. Vom 13. Januar bis zum 13. Februar, dem Monate vor der Faftenzeit, hatte er nur drei Zage lang, und in dem Monate nach dem Dfterfonntage nur zwei Zage lang Eeinen Stuhlgang, während der ſechsund— vierzig Tage des Faftens jedoch neun Tage. Diefer war jedoch nicht beunruhigend, und er litt nichts davon, allein er giebt an, daß bei vielen Perfonen die auf diefe Weife bes wirkte Verftopfung bartnädiger ift und daher läftiger wird, Bei ihm wurde der Einfluß der Diät durd viele Bewe— gung im Freien modificirt, Diarrhoͤe trat zwei Mal, jedes Mal einen Zag lang, in dem Monate vor der Faftenzeit ein; ein Mal während des Monates nah Dftern, und ein Mal während der Fa— ftenzeit. An einem Tage hatte er zwei Stuhlgänge, und zuweilen leichte Coliffhmerzen in Foige des Genuffes von Pflaumen. Sein Schlaf war gewöhnlich gut, doch nicht ganz fo gut während der Faſten. Er war neun a 686. XXXII. 4, 64 Mat während des Monats vor dem Faſten, neun Mal während des Monats nach Dftern und neunzehn Mal waͤh— rend des Fuftens geftört. { Was die, den Fifchen zugefchriebene, den Gefchlechts= trieb erregende Wirkung betrifft, fo übte der Verfaffer den coitus fünf Mal während der dreißig Tage vor dem Fa— ften, fünf Mal während der dreißig Tage nach demfelben und ſechs Mal während der fechsundvierzig Tage des Fa— fiens aus, alfo weniger, als früher. Aus allen feinen Empfindungen fchloß der Verfaffer, daß die Faſtenkoſt, felbft der beften Art, ein fchlechter Er— fag für den ift, welcher an Fleiſch gewöhnt iſt. Nach zehn Uhr des Morgens empfand er gewöhnlich eine Art Schwere, Dumpfheit und Müpdigkeit, welche ſchwer zu bekaͤmpfen war; auch war er gegen Kälte empfindlicher, als fonft. Miscellen. Ueber die im Belgifhen Deere herrſchende Oph— thalmie findet fi in der Revue medicale, Novembre 1843, ein Beriht von Dr. Caffe, mwelder von der Franzöfilchen Re— gierung nach Belgien gefendet war. Er betradhtet die Verbreitung als Folge einer Gontagion und fchlägt zur Ausrottung vor, die Kranfen auf dem flahen Rande in Gegenden, weldye einer trodnen frifchen Luft zugänglich find, zu vertheilen, und jedes, der Krank heit irgend verdächtige Individuum fofort zu ifoliren, und deßwe— gen zwei Mal täglich) Unterfuhungen von Sadjverftändigen anftels len zu laffen. Auch die der Ophthalmie Verdächtigen müfjen von den wiſſentlich Snficirten gefondert werden; für die Verdächtigen wären befondere, in hygienifcher Beziehung günftiae, Abtheilungen zu maden, und die, aus Iegteren entlaffenen Soldaten müßten noch in eigene Warte » Compagnieen eingetheilt werden, bevor ihre eigentliche Einrangirung ftatthaben koͤnnte. Herr Caffe erwartet durch diefe Maaßregel in zwölf bis achtzehn Monaten das Ende der Epidemie, die, bei einem Deere von 50,000 Mann, feit 1814 bereits über 100,000 Kranke geliefert und fo zahlreide Erblinduns gen herbeigeführt hat, daß in Belgien jegt 1 Blinder auf 1000 kommt, während in Preußen und Franfreih nur 1 auf 1,650 gerechnet wird, Die ophthalmia gonorrheica Aegyptiaca und ophthalmia recens natorum betradjtet Dr. Pauli in feis nen Unterfuchungen im Gebiete der Chirurgie, Leipzig 1844, nicht als ſpecifiſch verfchieden; bei allen biennorrhoifchen Schleimhaut e Entzündungen entwidele ſich die Anftectungsfähigkeit erft bei einer gewiffen Sntenfität; wo alfo die Krankheit durd Anſteckung ent= ftebe, da müffe fie eben deßwegen einen viel heftigeren Character zeigen, als bei fpontaner Entftehung. Die genannten Blennors rhoͤen entftehen nun nur durch directen Contact mit blennorrhoi= fhem Schleime. Bei diefer Anfiht von der localen Bedeutung der Krankheit empfiehlt der Verfaffer eine locale Behandlung mit la- pis infernalis, nach Ausfchneidung einiger Stücke der aufgeloder: ten conjunctiva, und Einträufeln des Laudan. lig. Sydenhami. Bibliographische Meuigkeiten Illustrations to the Researches into the physical History of Mankind. By James Cowles Prichard, M.D. Atlas, con- taining 44 coloured and 5 plain Plates. London 1844. 8. Experimental Researches in Electricity. By Michael Faraday. Vol. 2. London 1844. 8. Trait& des Maladies particulieres aux grands ruminans. Lafore. Toulouse 1844. 8. Mit 1 Kupf. Considerations philosophiques et pratiques sur les maladies de la matrice, les fleurs blanches etc. Par Maynard. Tou- louse. 1844. Par —— —— — — ⸗ Neue Üotizen a u s dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, gelfammelt und mitgetbeilt von dem Obere Mebieinalrarde Froriep zu Weimar, und dem Mediinalrarde und Mrofeffor Freriep zu Berlin, N. 687. (Nr. 5, des XXXII. Bandes.) Sctober 1844, Gedrudt im Landes » Induftrie » Comptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 2%, des einzelnen Stüces 3 gGr Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99x Die Zafel colorirte Abbildungen 6 gr Mia to wir Ucber die Entwidelung der Poecilia Surinamen- sis, Val. Bon Herrn Duvernoy. (Mitgetheilt der Academie der Wilfenfhaften in deren Gigungen am 20, und 22. April 1844.) (‚Dierzu bie Figuren ı. bis 15. auf der mit Nummer 683. [Nr. 1. bie= fed Bandes] ausgegebenen Zafel.) (Fortfegung.) Mas den mwefentlih zur Refpiration dienenden Theil bed Kiemenapparats anbetrifft, nämlidy das Netz von Blut— gefäßen und die Enorpeligen und häutigen Lamellen, auf denen fich diefes Netz ausbreitet, fo beginnen diefe fich wäh: rend der zehnten Periode der erften Lebensepoche in zwei miteinander aiternirenden Gliedern zu entwideln *). Im Augenblide des Auskriechens erfcheinen die Kiemen— lamellen nur erſt wie kleine Zähne von ungleicher Größe, melde von der converen Geite der Kiemenbögen her vor: fteben. In dem Arterienafte, welcher von dem aus dem bul- bus fommenden Stamme nad jedem der Kiemenbögen ftreiht, müffen, nad Maafgabe der Entwidelung des Haar: gefäßinftems des Kiemenbogens, fehr wichtige Veränderungen vorgehen. Der Arterienaſt verliert fih am obern Theile des Bogens in den legten Zweig, welchen er an das Haare aefähnes der legten Kiemenlamellen diefer Seite abgiebt. Zugleich werden die Bögen, welche die erften, fih ‘von dem Urterienafte, fobald diefer mit ber erften Kiementamelle in Berührung kommt, abzweigenden Xeftchen auf diefen Lamel— len bilden, im zweiten Theile ihrer Krümmung zu den Wurzeln oder Quellröhren eines zweiten Hauptaftes, deffen Durchmeffer immer ftärfer wird, jemehr er am Kiemenbogen hin gegen die Wirbelſaͤule emporfteigt. *) Herr Vogt giebt an, er habe zu diefer Zeit bereits an den Schlundkopfboͤgen, fowie an den Kiemenbdaen, Franſen geſe⸗ hen, welche ſpaͤter verſchwunden ſeyen. A. a. O. S. 170. Indeß glaube ich, daß er ſich bei dieſer Beobachtung getaͤuſcht haben muͤſſe. No. 1787, — 687, a ae A Diefe Verwandlung eines einfachen und fi in feinem Kaliber gleichbleibenden Arterienaftes in zwei andere parallel= laufende Aefte, von denen der eine aber immer ſchwaͤcher wird, während der andere an Stärke gewinnt, und zwiſchen denen ein fehr verwickeltes Haargefaͤßnetz liegt, welches durch fie verforgt wird, gehört zu den merfwürdigften Metamor: phofen des Organismus der Fiſche. Auf diefe Weiſe bildet das Gapillarfoftem, welches zwiſchen die Refpirationsgefäße der Kiemen tritt, die Scheidewand zwifchen den letzten Verzweir gungen des Baumes des reinigenden Blutgefäßfpitems und den Wurzeln des Baumes des ernährenden Blutgefäßfnftems. Es dürfte rathſam gewefen feyn, ſich mit diefer ftus fenweifen Entwicdelung der verfhiedenen Theile des Kiemene apparates der Fifche, fowie mit den Erfcheinungen der, nicht zu diefem Apparate gehörenden Nadenfpalten genau befannt zu machen, bevor man bei den durch Lungen athmenden Mirbelthieren Kiemenfpalten und vorübergehende Kiemenbö- gen hätte wahrnehmen mollen. Diefe angeblichen Kiemenbögen find weiter Nichts, als Mandibularkögen, Marillarbögen, Zungenbeinbögen, oder Rip— penbögen, wilde eher Gonfiftenz gewinnen, als die zwiſchen ihnen befindliben Näume, wenn diefe legteren mit Muskeln und Hautbededungen ausgefüllt werden follen. Zu diefer Anfiht habe ich mich jederzeit befannt, von dem erften Aus genblide an, wo die entgegengefegte, wenngleich duch fo ausgezeichnete Phyſiologen, wie die Herren Nathfe und v. Baer, verfündigte wurde, melde, nebft dem Profeffor Huſchke, lehren, daß die Nadenfpalten für Kiemenfpalten gelten müffen. Die intereffanten Beobahtungen, melhe Herr Sers res der Academie der Wiffenfchaften in deren Sigung am 23. September 1839 mitgetheilt hat, befefligten mich in meiner Anſicht. Meines Erachtens, laſſen fih die Metamorphofen, welche in den erften VBerzweigungen des Baumes, fowie die jenigen, welche in den angeblichen Spalten, oder den fie trennenden Bögen eintreten, auf eine einfachere Weiſe er: 5 67 Elären, ohne daß man eine, allerdings fehr finnreiche, aber dennoch, wie mir es fcheint, nicht genuͤgend begründete Hy: pothefe zu Hülfe zu nehmen braudt. Auch hat Here Reichert feit 1837 den Namen Kies menbögen in Bisceralbögen verändert *). Hr. Rathke ſelbſt fhlägt vor, fie SchlundEopfbögen zu nennen **). Die im Fahre 1825 an einem Schweingfotus gemachte Entdeckung der Nadenfpalten, welhe Herr NathEe für Kiemenfpalten erklärt ***); die Beobachtung derfelben Spal⸗ ten an den Vögeln, die Profeffor Huſchke im Jahre 1826 anfündigte +); ferner die ihres Vorhandenfeyns bei einem menfchlihen Fötus, den Rathke im Jahre 1827 fecitte; endlich die durch wielfahe Beobachtungen an der Menfchenz fpecies, den Säugethieren und Vögeln durh Hrn. v. Baer ebenfall® im Sahre 1827 unternommene Beftätigung und Erweiterung diefer theoretifhen Anſichten +4) werden von mir alfo durchaus verfhieden ausgelegt und die darauf ges gründete Theorie für unhaltbar erklärt. Nach diefer langen Abfchweifung in Betreff der Ge: ſchichte der Wiſſenſchaft ruͤckſichtlich der Entwidelung der Kiemen, gelange ich endlich zu den von mir an den Poͤci⸗ lien gemachten Beobachtungen. Bei dem am Meiteften ausgebildeten foetus fingen die Kiemenlamellen an, ſich längs der converen Seite jedes Bogens zu zeigen, Solcher Kamellen befißst der erwachfene Fifh 71 bis 72 in jeder der beiden Reihen deſſelben Bogens. Sie find fichel: förmig und die der vorderen Reihe etwas Eürzer, als die der hinteren. Derfelbe Unterfbied ließ fib in dem Ber: bältniffe der Lamellen meiner foetus wahrnehmen, welche noch fehr Eur; waren, was fih aus den fehr ſtark vergroͤ⸗ ßerten Figuren 9., 10. und 10’. abnehmen läßt. Ihre Zahl war, im Vergleiche mit der der Lamellen des erwachfenen Fifihes, fehr gering. In der vorderen Neihe befanden ſich nur 14 und in der hinteren 13. Sie waren fo geftellt, daß die der einen Meihe dem Zwifhenraume zwi: ſchen zweien der anderen Reihe entfprahen. Die Blättchen oder Lamellen derfelben Neihe find voneinander ziemlich weit entfernt, und man hat anzunehmen, daß im Verlaufe der Entwidelung die vielen Blättchen, die noch hervorwachſen mußten, damit die Zahl der am erwachfenen Thiere befind: lichen voll werde, zum Theil zwifhen den vorhandenen fid) gebildet haben würden, während die Übrigen an den beiden Enden der noch im Wachsthume begriffenen Bögen entftan: den feyn würden, Die Lamellen erfcheinen im Profile, in Folge der fehr ftarfen Entwidelung der Queerfalten der Schleimhaut an den beiden Seiten berfelben, bedeutend die, was ihnen ein *) Ueber die Visceralbögen der Wirbeltbiere und deren Meta: morphofen bei den Vögeln und Säugethieren. Muͤller's Archiv, Jahrgang 1837. *) Müller’s Archiv, Jahrgang 1843, ©. 276. u. Zaf. XIII. Iſis, Jahrgang 1821. +) Iſis, T. XX., ©, 001. tr) Von den Kiemen und Kiemengefäßen. Müller’s Archiv, Sahrgang 1827. 687. XXX. 5. 68 Anfehen ertheilt, welches an basjenige der ertwachfenen Eyn= gnathen erinnert. $ XIV. Kiemendedel und branchioſtegiſche Strahlen. Der Kiemendedel entwidelt ſich erft in der zweiten Les bensepoche vollftindig, und von den branchioftegifcehen Strah— len ift bei meinen Vorgängern in der erften Epoche nicht die Rede. Bei dem Corregonus Palaea ſah Hr. Vogt diefelben erſt ſechs Wochen nad dem Auskriechen erfcheinen, fowie den Kiemendedel fih über fümmtliche Kiemen erfireden. Aud bei dem Blennius viviparus bat fie Herr Rathke erit nah dem Auskriehen beobachtet. Bei den Spngnathen bededit der Kiemendedel die ganzen Kiemen erft lange Zeit nach dem Auskriechen. Bei unferen foetus fanden wir denfelben vollftändig ausgebildet, ja fhon ein Wenig filberglänzgend. Ein um den Kiemendeckel laufender erhabener Mand deutet die mem- brana branchiostega und die radii branchiostegi an. Wir zählten 5 der legteren, wie an dem erwachfenen Thiere, und diefelben bejaßen fchon eine Enochenartige Starrheit. - Bei 350faher Vergrößerung des Durchmeffers beob= achtet, erfchienen fie bedeutend breit und in der Mitte hohl. SAV. Vom Nahrungsfchlauche des abdomen. Den erwachfenen Poöcilien geht, wie den Cpprinen, ein eigentliher Magen ab. Kaum ift der Nahrungsfhlaud) ald oesophagus oder einführende Nöhre in die Bauchhoͤhle eingedrungen, fo erweitert er fic) und verändert feine Natur; er erhält dünnere Wandungen, deren innere ducchfcheinende Membranen, wie bei den Cyprinen, zickzackige Falten der Schleimhaut erkennen laffen. Unmittelbar in diefen Duo— denal- Magen mündet der Ereretiong= Canal der Gallenblafe. Der Maftdarm war bei einem erwachfenen Eremplare (Eeiz nes der beiden trächtigen Weibchen) mit Ueberreften von In— fecten, Theilen von Flügeln, Köpfen ꝛc. angefüllt. Auch fand fi) eine ganze Ameife und eine Spinne, an der nod) der Hinterleib faß. Der ganze übrige Nahrungsfchlaud) war mit einer röthlih grauen, homogenen Maffe gefüllt. Diefer Nahrungsfhlauh, welcer, wie gefagt, vier Mat fo lang ift, wie der Körper, war fpiralformig um ſich felbft gewunden, wie e8 bei den Frofchlarven der Fall ift. Sein Durdymeffer war überall ziemlich derfelbe, außer an dem Gaftroduodenaltheile, wo er flärker war (Figur 1.). Uebrigens glich er einer cylindrifchen Wurjt von durchgehende gleichem Durchmeffer. Bei unferen foetus war diefer Nahrungsfhlaud fehr kurz und bildete nur zwei Kniee, das erſte hinterwärtd und lines, und das zweite vorwärts und rechts (Figur 7. und 8). Der gaftro-duodenifhe Theil ſchien ſich bis zum ers ften Kniee zu erftreden. Se nach der mehr oder weniger fortgefchrittenen Ents wicelung der Exemplare bemerkten wir erhebliche Unterfchiebe. Die Schlinge, welhe der Darm nah Vorn bildet, füngt bei den am Staͤrkſten entwidelten Individuen an, ſich ein Wenig nad) Hinten und Aufwärts zurücdzufhlagen, und der Darm bat bei diefen auch fihon einigermaaßen an Länge gewonnen. 69 Diefe Verfpätung in Anjehung der Entwidelung des Nahrungsfhlauches in die Länge ift in der Organogenie der Wirbelthiere eine allgemeine Erſcheinung und beweif't, daf während der zweiten Lebensepoche, d. h., derjenigen des ers ſten Wahsthumes außerhalb des Eies, das Thier von fehr leicht affimilirbaren Subftanzen leben muß, welche wenige Ereremente zurüdlaffen und der Verdauungskraft nicht lange unterworfen zu feyn brauchen. Der Nahrungsfchlaud ift, nah unferer Theorie der Entwidelung, eine Fortfegung der inneren Schicht der mem- brana vitellina, melde das innere Blättchen des Blaftor derms allmälig organifirt hat, indem es fih um den Dot: ter ber entwidelte, fowie die äufere Echicht der membrana vitellina zum äußeren Blättchen des Blaſtoderms geworden iſt. Diefes Äußere Blaͤttchen ift die dußere Haut des Thies: res und fegt ſich in den Nabelſack oder äußeren Dotterfad fort. Das innere Blättchen dagegen fest ſich in die innere Haut oder den Nahrungsfhlaud oder den inneren Dotters ſack fort. Menn der Nahrungsfhlaud ſich bildet, fo findet, dies fer Theorie zufolge, zwiſchen den beiden Rändern einer der Länge nad) durchbrochenen Schicht, die ſich bogenförmig umfhlägt, fo daß ſich ihre beiden freien Raͤnder einander nähern, Eeine Verwachſung, fondern eine bloße Einfhnürung einer ununterbrochen fortlaufenden Membran ftatt, fowie auch in dem oberen Theile, welcher den Abdominal: Nah: rungsſchlauch bildet, die organifivende Thätigkeit am Stärk- ften iſt. *) Derjenige Theil des Blaftoderms, welcher ſich von den Hautbebedungen des Embryo auf den Nabelfad fortfest, kann ſich ebenfo ſchnell, oder faſt ebenfo ſchnell, entwideln, oder auch in feiner Entwicdelung zurüdbleiben. In diefem lesteren Falle bildet der Nabelfad außerhalb der Bauchwan⸗ dungen eine Hernie; im erfteren Falle verſchmelzen letztere fhnell mit dem Nabelfade, fo daß der Dotterfad in die Abdominalhöhle eingefchloffen wird. Dieß ift bei einigen Fiſchen der Fall und ſtellt fi) bei den Batrachiern fehr deutlich dar. Bei meinen Pöcilien Eonnte ich nicht erfennen, ob der Darm nody mit dem Dotterfade communicirte; diefer und ber Nabelfad waren fo zart geblieben, daß fie fi ablöf’ten, fobald ich die Eleine Pöcilie in’s Waſſer brachte. $ XVI Bon der Leber. Nichts beweift deutlicher, daß die Leber ein Anhängfel des Darmcanales ift, als die Gefhichte ihrer Entwidelung. Sie entſteht aus einer Anhaͤufung von Zellen, welche die MWandungen eines blinden Sackes des Nahrungsfchlaudyes bilden. Diefe Urform der Leber findet fich bei dem auf der niedrigfien Stufe ſtehenden MWirbeltbiere, dem Branchio- toma lubricum, und erinnert an die Urform des pan- creas, oder an die blinden Beutel de8 pylorus. Pro: feffor J. Müller hat fogar in dem Stamme des zufüh- renden Blutgefäßes regelmäßige Pulfationen beobachtet, die *) Wir geben obigen Sag in wortgetreuer Ueberfegung, obwohl deffen Sinn ung nicht ganz Elar geworden, D. Ueberf. 687. XXXII. 5, 70° in ihm die Anficht erwecten, daß für das Pfortaderſyſtem diefes Fifches ein eignes Herz vorhanden fen. Ich hatte die Academie, in deren Sigung des 12. Oc⸗ tobers 1833, mit dem erften Beifpiele von einem Herzen für diefes Syſtem bei den Squalen mit halbfreisförmiger Darmflappe, die um ſich felbft aufgerollt ift, bekannt ges madt. Mit Vergnügen ſah ih, dab Müller’s Entdek— ung diefer meiner viel früheren Beobachtung mehr Ges wicht verlieh. _ Die Leber der Fifhe entwidelt fi anfangs linfer Hand vom Darmcanale und (in?) der Bauchhoͤhle. Bei unferen foetus bing fie nody mit der unteren Wandung des Duos denalmagens zufammen und befand ſich lints von diefem Theile (f Figur 7, und 8.). Ihre Geftalt war rundlic, vorn mit einem halbmondförmigen Ausfchnitte, unten con= ver, oben abgeplattet und ein Wenig concav. Ihr Gewebe zeigte ſich, wenn man fie leiht, nämlich) nur durch die Schwere des Glaſes des Compreffors, zufam: mendrüdte, bei durchfallendem Lichte unterfucht, zerquetfcht, fo daß ich nur Bläschen von verſchiedenen Dimenfionen und Geftalten wahrnahm, von denen mehrere durch fehr feine und durchſichtige Röhren, die gleihfam ein Ne& bildeten, miteinander verbunden waren. Allein die leßtere Erſcheinung ftellte fid) nicht gehörig deutlih dar. Uebrigens bemerfte man darin durchaus Eeine Veräftelung von Gefäßen. Einige diefer durchfcheinenden und nur am Rande dunklen Bläschen hatten in der Mitte einen durchfichtigen Kern. $ XVII Entwidelung der Schwimmblaſe. Zur Zeit ihrer erften Entwidelung ift die Schwimm= blafe ebenfalls ein Anhängfel des Nahrungsſchlauches. Sie bängt mit demfelben durch einen offenen Canal zwifchen dem Dottercanale und dem ductus choledochus zufammen, welcher fpäter obliterirt und ſich in ein faferig »zelliges Band verwandelt, wenn nicht, wie in manden Fällen, jene Ber: bindung eine bieibende if. Die Herren v. Baer und Rathke find die Erften, welche auf diefe Verbindung im erften Lebensalter in den Fällen aufmerkfam gemacht haben, wo fie fpäter nicht mehr vorhanden ift. Die fpäte Entwidelung der Schwimmblaſe, welche ſich erft gegen die Zeit des Auskriechens zu zeigen beginnt, ge: ftattet nicht, daß man ihr bei dem foetus eine der Nefpis ration entfprechende Function zufcreibe. Bei den aͤchten Syngnathen hat fie Herr Rathke während der erften Entwidelung im Cie fo wenig getroffen, als Herr v. Duatrefages bei dem Scyphius Ophi- dion. Here Vogt gedenft deren bei dem Corregonus Palaea erft im Augenblide des Auskriechens. Auch bei’m Gobius fluviatilis fand Herr Filippi bdiefelbe erft zu diefer Zeit, aber noch fehr Elein. Bei unferen Picilien - foetus fanden wir diefelbe mäßig entmwidelt, aber von ganz anderer Geftalt, ald bei dem erwachfenen Fiſche. Sie hängt an der oberen Wandung des Duodenalmagens mittelft eines fehr Eurzen Canales, wie die Leber, nach der ſoeben gege: benen Befchreibung, an der entgegengefegten Wandung deſ— felben Theiles hängt, Ihre Wandungen zeigen einen fehr 5 * 71 auffallenden Silberglanz. Ihre Geſtalt iſt birnfoͤrmig und das dicke Ende vorwaͤrts gerichtet. Von dieſem geht der Canal aus, mittelſt deſſen ſie mit dem Darme communicirt. Sie nimmt den größten Theil der Laͤnge der Abdominal-— hoͤhle ein, welche allerdings in dem Stadium, in weldem wir fie beobachteten, wenig Ausdehnung befigt, und liegt unmittelbar unter der den Mirbelbeinen zugefehrten Wan— dung diefer Höhle, ohne jedoch an ihr feftzuhängen (Big 11.) Bei dem erwachfenen Fifche erftredt ſich die Schwimm— biafe nady der ganzen Länge des abdomen, von dem vor: deriten bis zum hinterften, über den After hinausreichenden Theil diefer Höhle. Ihre Form ift vorn erweitert und dort etwas gabelfoͤrmig. Zwifchen ben beiden fpigen Hörnern, welche dort hervortreten, zeigt fich eine Art von Zuberkel, welche ein Weberreft des früheren Canales zu feyn fcheint, mittelft deffen die Schwimmblafe mit dem Darmcanale zu: fammenhing, der nun aber auf ein Ligament befchränft ift. Nach Hinten zu ift die Schwimmblafe ebenfalls gabelförmig, aber tiefer eingefchnitten, als vorn, und die dort befindlichen Hörner find nicht nur viel länger, fondern auch viel dicer (Figur 12.). Das Volumen diefer Blafe ift beträchtlich; ihre MWandungen find dünn und filberglängend. Die Ber: fhiedenheit zwifchen der Form der Blaſe des erwachfenen Thieres und der der Blaſe unferer foetus ift alfo fehr be— deutend, fo daß diefes Drgan fehr erhebliche Verwandlungen erleidet. / (Schluß folgt.) 687. XXXIL 5, 72 Miscellen Ueber die hemifhen Veränderungen im Obfte hat Herr Fremy ber Academie der Wiffenfchaften zu Paris am 24. October eine neue Abhandlung vorgelefen. Die Entwidelung der Früchte wird verhindert, wenn durd einen Firnißuͤberzug die Trans fpiration von Innen nad Außen und der Zutritt der Euft von Aus Sen nach Innen gehindert wird, Wenn das pericarpium zerdrüct wird, reifen die Früchte nit. Das in den Früchten enthaltene Gas ift eine Mifhung von Stikftoff und Kohlenftoffz Sauerftoff findet fih nur im unreifen Obfte. Eine Transformation der Säus ren in Folge der Entwicelung der Frucht findet nicht ftatt. Die Weinfteinfäure, die, z. E., in den reifen Zrauben in großer Menge vorkommt, hat Herr Fremy auch fhon in den noch ganz unreifen Zrauben wahrgenommen. Was bie Umwandlung des herben und fauren Gefhmades in den füßen betrifft, fo glaubt Herr Fremy, daß im Augenblicke der Reife die Säure zum Theil gefättigt werde und zur Bildung der Kalk» und Pottafche: Salze beitrage. Bet der Veränderung der von dem Stamme abgenommenen Früchte übt’ bie Luft einen großen Einfluß aus. Eine Mesmerifhe Impertineng wird von SHerem Raimondin der Gazette des Höpitaux mitgeteilt. Cine Somns ambüle, welche foeben cin nicht eben wunderbares Wunder verridhe tet hatte, wurde von einem etwas ffeptifchen Zuhörer aufgefordert, ihm, da fie doch fo hellfehend fey, anzuzeigen, was fein Vater den Tag über gethan babe. Die Somnambüle gab nun einen genauen Bes richt über Alles, was der alte Herr Stunde für Stunde gethan habe und ſchloß damit, daß er ſich eben behaglich in fein Bette von der und der Form gelegt habe. Der Zuhörer wandte fi zu dem Magnetifeur und fagte: „Es ift nur ein Kleiner Anachronis= mus in der Erzählung Ihrer Somnambüle — mein Vater ift feit zwanzig Zahren todt“. „Herr“, erwiderte der Magnetifeur, „She Einwurf ift ohne Werth: Niemand ift fiher, feinen Bater zu kennen.“ Geilkunde Ueber eine eigenthümliche Nervenaffection, welche Keifende in Sicilien und dem füdlihen Italien befällt. Bey Dr. J. 9. Sealy. Das eigenthümliche Uebel, welches ich hier befchreiben werde, hatte ich häufig Gelegenheit, während meines Aufz enthaltes auf Sicilien und im füdlichen Stalien zu beobach: ten. €E8 characterifirt fich durch eine ausnehmende Reizbar: Eeit, begleitet von ungewöhnlicher Geiftes: und Muskelthaͤ—⸗ tigkeit, und befällt felten den neuen Anfommling, fondern häufiger Diejenigen, welche ſich 2 bis 3 Jahre dafelbft aufs gehalten haben, noch nicht acclimatifirt find und gerade an Heimmeh zu leiden beginnen. Bei diefer Affection ift ein Bemwußtfeyn des Krankſeyns vorhanden, welches fih nicht bezeichnen läßt, und der Geift wird von Bifionen geftört, twelche der Leidende faft ſich fhämt, zu geftehen; die Eins bildungskraft ift krankhaft erregt, boch bleibt der Geift des Kranken noch unter der Herrfchaft der Vernunft, wiewohl kaum im Stande, den Geboten derfelben Folge zu leiften. Daß dieſe Affection eine climatifhe ift, bin ich feft überzeugt, und die Erfahrung hat mich belehrt, daß alle diefes Land Beſuchenden mehr ober weniger derfelben unter worfen find. Die Modificationen derfelben find jedoch fehr groß, und die Grade variiren von leichter Erreybarfeit bis zu einem ernften und furdptbaren, Geift und Körper afficis renden, Uebel. in jeder Reifender muß daher befonders vorfihtig, in Bezug auf feine Diät und fein Allgemeinbes finden, feyn und forgfältig feine Eindrüde und Gefühle be= wachen, um ſich gegen diefen heimtüdifhen nnd furchtbaren Feind zu fihügen und das Uebel, wenn es droht, im Keis me zu erftiden. Diefe Bemerkungen finden befonders auf KReifende in Rom, Neapel und Sicilien ihre Anmendung. Die phantafiereichen und fanguinifch = nervöfen Tem⸗ peramente find befonders gefährdete und leiden fehr während des Vorherrſchens des Sirocco, vornehmlich in Rom, Neas pel und Sicilien, wenn die Luft mit Electricität geladen ift, und vorzüglich bei Erdbeben in Sicilien. Daß Alle in diefer elaftifhen Atmofphäre eine gemiffe Aufregung empfinden, erfcheint nicht auffallend, doch befis Gen einige Theile Italiens diefen Einfluß weit mehr, als andere. Der Unterfchied zwiſchen Nom und Neapel in die— fer Beziehung ift ſehr auffallend, und die Localitaͤt ift es ohne Zweifel, welde einen fo großen Einfluß auf das Aus: ſehen und die Lebensweife dev Eingebornen ausübt. Während meines Aufenthaltes in Florenz boten ſich mir mehrere Fälle diefer Nervenaffection dar; allein die hefs 73 tigfte Form derfelben beobachtete ich zu Meffina, welche ich hier mittheilen werde. As ih nämlich von Neapel mit dem Dampfboote nach Meffina fuhr, wurde ich bald nad) meiner Ankunft aufgefordert, den Englifhen Pfarrer dafelbft zu befuchen, welcher gefährlich erkrankt feyn ſollte. Ic fand denfelben im Bette, fein Ausfehen war mild und zerftört, die Augen traten aus ihren Höhlen hervor und waren ſtark injicirt und gallig gefärbt, die Haut troden und fpröde mit leichter icterifcher Färbung, die Zunge troden, an den Raͤn⸗ dern roth und in der Mitte und an den Seiten mit einem braunen Belege, der Puls Elein und frequent, und das Ge: ſicht drüdte das tieffte Elend und Leiden aus, obwohl der Geiſt volltommen klar war. Auf meine Nachfragen erfuhr ih, daß er feit drei Wochen krank fen, wihrend welcher Zeit er von einem Sicilianifhen Arzte, der das Uebel für Märzfieber erklärt und ihm Chinin in großen Dofen gegeben hatte, behandelt worden war, bei welcher Behandlung fein Zuftand aber immer fchlechter geworden war. Außer dem Chinin hatte er nob ein infusum Taraxaci, die Panas cee für alle Krankheiten auf Sicilien, befommen. Sch ver: ordnete eine Eleine Dofis der blauen Pillen und pil. Colo- eynth. comp., um die Gallenfecretion anzuregen, zu gleicher Zeit Blutegel an den heißen und pulfirenden Kopf, Senfteige an die Füße, und nad den Pillen ein bitteres falinifches Abführmittel. Als ich den Kranken nac zwölf Stunden wieder fah, war bereits eine bedeutende Beſſerung eingetreten, das Mittel hatte reichlich gewirkt, indem es ſtark gallige Stühle bewirkt hatte, melche fo ſehr fötide rochen, daß der Kranke den Geſtank kaum hatte ertragen können. Das Ausfehen war beffer geworden, und die Haut hatte ein geſuͤnderes Ausfehen angenommen, der Geift war ruhiger und das Nervenſyſtem befchwichtigt, es fand nicht mehr jenes furchtbare Zuden der Muskeln, noch jene Schredbils der des Geiftes ſtatt. Während des Fortfchrittes der Kranke heit waren die Sinnesräufhungen ungemein ſtark gewefen, indem fie faft fib zur clairvoyance fteigerten; der Kranke hatte ein faft unbezwingliches Verlangen, Alles, was fich um ihn ber befand, zu zerreißen, zu fchreien, zu fingen und zu fluchen; er bildete ſich ein, daß die Beine feinen Körper verließen und im Zimmer umbertanzten, und obwohl er in diefer Viſion eine Sinnestäufhung erkannte, fo war doch der Eindruck derielben fo ſtark, daß er mit aller Anftrens gung des Verftandes ſich kaum deffelben erwehren Eonnte. Das koͤrperliche Leiden hatte augenfcheinlich feinen Grund in den gallebereitenden und chnlopoätifhen Drganen, wofür die Turgescenz der Leber und die Anfchoppung in den erften MWegen, fowie die Befchaffenheit der Darmauslerrungen, fpraben; auch bewies die Nichtigkeit diefer Annahme die Erleichterung nach der Entleerung der höchft fötiden Excre— mente und der darauf erfolgende Nachlaß der nervöfen und phantasmagorifchen Hallucinationen. Der Fall war jedoh ein in die Ränge gezogener und eritifcher und erforderte ungemein viele Sorgfalt und thera= peutifche Behandlung, bevor die Genefung herbeigeführt wers den Eonnte. 687. XXXIL 5. 74 Diefer Fall iſt intereffant megen des beutlidy ausge fprochenen Character der Symptome und der ausnehmenden Heftigkeit des Uebeld; es war, in der That, das Uebel in feiner beftigften Form und von den furdtbarften Sympto—⸗ men begleitet, welche zu einer Zeit ganz denen des Gäufers wahnſinnes glichen. Die leichteren Modificationen des Webels, wie ic) fie in anderen Fällen beobachtete, waren nit von fo fhweren allgemeinen Symptomen begleitet, und in vielen Faͤllen, wo heftige und ſchreckliche Sinnestäufhungen flatte fanden, ganz ohne Eranfhafte Erfheinungen. In vielen Fällen war, in der That, die Zunge rein, obwohl gewöhne li weiß und ſchlaff und lange die Eindrüde der Zähne bes haltend. Ein Here H., mwelhen ich in Florenz behandelte, ſcheute fih, irgend Jemanden vor die Augen zu treten, er hatte eine außergewöhnliche Neigung, zu grinfen und fein Geficht zu verzerren und einen wahren Abfheu vor Arznei— mitteln. Cine Frau, ebendafelbft, hatte eine faft unbezwings lihe Neigung, ihre Kinder, Die fie zärtlich liebte, zu ers morden. Sn allen von mir beobachteten Fällen Eonnte ich ſtets das Uebel auf eine Anfhoppung der chylopoetifchen Organe zurüdführen und halte defhalb die Affection für eine Modis fication der Hypochondrie, durch befondere Umftände gefteigert, mit einer Aufregung des Nervenſyſtems und Störung in den Gallen = und Verdauungsorganen. Die Behandlung, welche ſich mir am Wirkfamften zeigte, beftand in mercuriellen und vegetabilifhen Abführmitteln mit beruhigenden und gelind erregenden Mitteln. Bei dies fer Behandlung fah ich gewöhnlich die Kranken genefen, oder wenigitens Erleichterung erhalten; doch kamen mir auch einige Fälle von Selbftmord und Wahnfinn vor. (Dublin Jour- nal, May 1844.) Ueber einige krankhafte Affectionen des Kopfes, bewirkt durch organifhe Veränderungen und be- fonders durdy die Eroftofe der Zahnwurzel. Bon Dr. Talma. Es ift in der allgemeinen Geſchichte des Iebenden Organismus bemerfungswerth, daß eine Reihe von oberflächlich gelagerten und faum von unbelebten Körpern unterfchiedenen Organen dennoch den verfchiedenften Gemwebeveränderungen bei ihrem Mechanismus, ihrem Entftchen und ihrem Grade der Wichtigkeit ausgefegt find. Was den Phyfiologen nody mehr überrafht, ift der Umftand, daß diefe Organe, gewilfermaaßen auf die niedrigfte Stufe der Vitalis tärsleiter verdrängt, dennoch mit einer bewundernsiverthen Ge— nauigkeit in ihrer phyſiſchen Befchaffenbeit und Feftigkeit die Con— ftitution der Perfonen, denen fie angehören, reflectiren, nnd daß fie das ganze Leben hindurdy auf die unmittelbarfte Weife climatifchen Einflüffen, focialen Gewohnheiten und befonders den unendlich zahlreichen Veränderungen im Verdauungscanale unterworfen find. Allein die Zähne, wenn aud ihre Knochenſubſtanz und ihr Schmelz nur das Refultat einer Ausfhwigung, amalog bderjeniz gen der Nägel, Haare und Borften, zu ſeyn feheinen, befinden ſich inmitten von Organen, welche mit einer ſehr bedeutenden vitalen Energie begabt find; fie ftehen in genauer Verbindung mit ben fibröfen und vasculären Häuten, melde ihre Wurzeln umkleiden und befeftigen; fie enthalten endlich in ihrem Inneren einen vaßs eulärsnervöfen Kern von ungemeiner Empfindlichkeit, ſowohl im ges 75 funden, wie im Franken Zuftande, welchem fie untergeordnet bleiben, wie es allenthalben die gebildeten Theile im Berhältniffe zu ihren bildenden Organen find. Wenn die Zähne in ihren feften Elemens ten auch unbelebt zu feyn ſcheinen, fo Eann man dody fagen, daß das Leben fie umgiebt, von allen Seiten in fie eindringt und auf die unmittelbarfte Weife diefeiben von fich abhängig macht. Es ift weder ihrer Knochenſubſtanz, no ihrem Schmelze durdaus fremd, wie es die abnorme, raſche und tiefeindringende Faͤrbung der Zahnwurzeln und Kronen nad) gewiffen Arten der Afphyrie und vornehmlich bei Cholerakranken beweiſ't. Diefe Betrachtungen erklären es dem Pathologen und XArzte, wie die Zahnfubftangen, aus Geweben beftehend, die mit einer hohen Lebensenergie begabt find, nady der Organifation diefer Ge— webe oder, mit andern Worten, nach der Conftitution der Indivi— duen, angeborenen hoͤchſt wichtigen Variationen in ihrem Umfange, ihrer Farbe und ihrer Feftigkeit unterworfen find. Werden die Gewebe krank? Man begreift leicht, wie die Knochenſubſtanz und ſelbſt dee Schmelz der Zähne fich bald verändern und ihrerfeits zurftört werden. Sehen wir nicht die Nägel brüchig werden, ſich erwei— den, atrophifch werden, wenn ihre Materie ſich entzündet oder uls cerivrt? Zeigen nicht die Haare abnorme Charactere, wenn ihre Bälge der ©iß einer andauernden Reizung werden? Nehmen jie nicht bei den Erujtaceen und Weichthieren, den Mufcheln und Au— tern ungemein raf an dem gefunden oder Eranken Zuftande des Thieres Theil? Nichts, was an das eben anftößt, kann ihm gang fremd bleiben. Seit zweiundgwanzig Sahren mit der practifchen Ausübung der Zahnheilkunde befchäftigt, erlaube ich mir einige ge: fammelte Beobachtungen hier zufammenzuftellen. In Belgien ift die rheumatifhe Affection des Zahnapparats eine fehr häufige Krankheit, weldhe fi) unter den mannigfadhften Geftaltungen zeigt. Sie befällt gewöhnlich reigbare, nervöfe Pers fonen, bei welchen Leicht Congeftionen entftehen, in Folge der haͤu— figen Witterungsperänderungen, indem das Thermometer oft vier bis fünf Mal an einem Zage feinen Stand verändert; das Vor— herrfchen der Nord» und Nordweftwinde übt auf diefe Affection ei: nen fo großen Einfluß aus, daß diefelbe, während jene wehen, faft nie ausbleibt. Endlich feheint der Mißbrauch ftarfer Biere, wei— es in Belgien fo fehr verbreitet ift, ein fehr bedeutendes Moment zur Erzeugnng derfelben herzugeben. Um fich vor dem Einfluffe der Winde und der Feuchtigkeit zu fchügen, bedecten die Bewohner des Landes und der Eleinen Städte ſich gewöhnlid) den Kopf mit einem großen Tuche, welches gleichmäßig auf den Hals und die Schulter herabfällt und unter dem Kinne zugebunden wird, Sene rheumatifhe Affection, bier zu Lande gewöhnlich eine Erfältung des Kopfes genannt, kuͤndigt fi) durch tiefjigende Schmerzen an, welche bald unerträglicd werden, 24 bis 48 Stun: den, ober felbft länger, andauern und oft während eines ziemlich langen Zeitraums in unregelmäßigen Anfällen wiederkehren. Der plöglich eintretende Schmerz fcheint von den Zähnen oder vielmehr von ber Ziefe der Alveolen der einen oder der anderen Kinnlade, oft nur von einer Seite, zumeilen von der ganzen oberen oder unteren Zahnreihe, auszugehen. Er breitet ſich bald über die ganze entfprechyende Seite des Kopfes aus, indem er vorzüglich bald das Auge, welches geröthet wird und thränt, bald das Ohr afficirt, wodurd) das Hören erfchivert wird und zumeilen felbft eine vor: übergehende Taubheit entfteht. Während der Dauer diefes Schmer— zes ift eine brennende Hitze im Munde vorhanden, ein dicker, reich licher Speichel fließt aus, die Haut ift heiß, Appetitlofigkeit, Durft, Abgefchlagenheit ; nicht felten wird der Puls voll und nimmt eine fieberhafte Frequenz an. Nach einer mehr oder weniger häufigen Anzahl von Schmerz: parorysmen, welche fehr viel Analogie mit der neuralgia n. facia- lis haben, nimmt die Krankheit zumeilen diefe letztere Form an und ſcheint ſich auf gewiffe Mervenftränge zu concentriven, während fie zu gleicher Seit, die Zähne verläßt. In anderen und häufigeren Fällen jedod) localiſirt ſich das Uebel in den Zaͤhnen. Dann ſieht man, wenn die Conſtitution des Kranken, feine Lebensweiſe und die Unbeftänbigkeit ber Witterung der Art jind, daß die Anfälle einan- der näher gerückt werden, nach einigen Monaten oder Sahren die 687. XXXIL 5, 76 Zähne locker werden, in ihren Alveolen, wanken und ohne Icbhafte Schmerzen einen nach den andern ausfallen. Währenddem em— pfinden die Kranken faft immer Erampfhafte Bewegungen in der Maaengegend, welche ziemlich oft wiederkehren, aud) fallen häufig die Haare aus und werden in Eurzer Zeit grau. Sn Belgien und Holland kommt es fehr oft vor, bei Perfonen, die früher an Rheumatismus gelitten haben, daß nach einer Einwirs tung der feuchten Kälte bei erhigtem oder ſchwitzendem Körper fos gleih Magenfchmerzen, reichlibe Epeichelabfonderung, ein ſchmerz⸗ baftes und ftechendes Brennen in den Kinnladen eintreten. Nach 24 — 48 Stunden Ruhe, Diät und warmen dünnen Getränfen verfhwinden diefe Zufälle raſch, und die Kranken koͤnnen faft ohne Weiteres fefte und aufregende Nahrungsmittel, Wein, Kaffee und andere ftimulivende Getränke genießen. Jene Schmerzparorysmen entwideln und unterhalten im Zahns apparate einen andauernden entzündlichen Zujtand, welder die Empfaͤnglichkeit deſſelben fteigert und die Erankhafte Veränderung der die Zähne bildenden Theile herbeiführt. So erweicht ſich bald das Zabnfleifch, wird gefäßreich, verdickt, und die Zähne verlieren ihren Haltpunct, werden (ofe und fallen aus, ohne daß eine tiefein— greifende oder überhaupt bemerkbare Affection ihrer Subſtanz vore handen ift. Bald werden dagegen die Knochenſubſtanz oder der Schmelz befonders afficirt, cariös, zerftört und bruͤchig; bald werden wiederum die Wurzeln angefreffen und an ihrer Spitze ab» forbirt, oder es bilden fich eingebalgte Abfceffez bald endlich fecer- nirt die pulpa neue Knochenmaffe, welche fi an der Oberfläche der Wurzeln anfegt, ihren Umfang vermehrt und wahre Eroftofen bildet. Producte der rheumatifchen Affection, werden diefe materiellen Veränderungen des Zahnapparates ihrerfeits wieder, wenn fie ziem⸗ lih weit vorgefchritten find, die prädisponirende Urfache neuer Schmerzen, welche durch die unbedeutendften Einflüffe hervorges bracht werden. Wenn caries der Zahnkronen, Zerftörung oder Ne— Erofe der Wurzeln, Verdidung, Vereiterung und Erweichung der Beinhaut ftattfinden, fo behält das wiederkehrende Uebel gewöhnz lich feine primäre Form, die des Rheumatismus; in den Fällen jedoch, wo die Zähne, fo wie die Umhüllungen ihrer Wurzeln, ges fund zu bleiben jcheinen, wo fidy an diefen Eroftofen bilden, neh» men die Schmerzen faft immer den Character der Neuralgie an. Zwiſchen jenen Eranfhaften Veränderungen Eönnen verfhiedene Come plicationen ftattfinden: Die Eroftofen bilden fih, z. B, zugleich mit Beftehen des caries oder der Atrophie 2c., dann aber prädomiz nirt die cheumatifche Affection, während dagegen, wenn die Exoftos fen allein vorhanden find, die Schmerzen faft immer neuralgifcher Natur find, Diefe bemerfungswerthe Verfchiedenheit in den Erfcheinungen der angegebenen Eranthaften Veränderungen fteht in Verbindung mit diefen Veränderungen felbft. Sn allen Fällen findet zwar eine firirte Entzündung in den Endchernen , fibröfen, vasculären, oder nervöfen Geweben der Zähne ſtatt; fobald aber der entzündliche Zuftand die Erweihung und Zerjtörung der Knochenſubſtanz und des Schmelzes, die Gefäßzunahme im Perioft und die Vereiterung derfelben die Erofion der Wurzeln herbeigeführt hat: fo werden die auf diefe Weife afficivten Theile reizbarer, empfänglicher, leise dender ; ihre Deforganifation fchreitet Schneller vorwärts, und alle Zufälle, welche fich zeigen, haben etwas Acutes und Heftiges an fih. Wenn im Gegentheil eine Eroftofe ſich bildet, fo bleiben alle Theile, denjenigen ausgenommen, wo fich das Kalkphosphat abla= gert, gefund und die Reizung bleibt fo viel, als möglich, auf den Knochen beſchraͤnkt; aber nach und nach und fehr langfam nimmt die Wurzel an einigen Stellen an Umfang zu, dehnt die Alveole unregelmäßig aus, comprimirt die benachbarten Theile und erweckt dumpfe, gewöhnlich wenig heftige Schmerzen, welche durch die Ein- wirkung verfchiedener accidenteller Urfachen ſich fteigern, und deren Weſen um fo mehr den neuralgifchen Schmerzen Ähnlich ſieht, als es fchwieriger ift, ihren Urfprung zu beitimmen, und die äußerlich nicht bemerkbare Verlegung, welche fie hervorbringt, zu erkennen. For berichtet den hoͤchſt intereffanten Kal einer jungen Dame, welche länger als ein Sahr wegen eines Schmerzes, welchen fie im 1. Gefichte, in den Zähnen und im Zahnfleifche empfand , ärztlich bes handelt wurde; dieſer Schmerz, anfänglih auf eine Geite be: ſchraͤnkt, Echrte faſt ale Morgen um 5 Uhr wieder. Das Auszies ben eines leicht cariöfen Zahnes, dann eines zweiten, ließen jedes Mal den Schmerz einen Tag hindurch verſchwinden. Emollirende Umſchlaͤge, Scarificationen des Zahnfleifhes, Abführmittel, Opium in großen Dofen, Blutegel, Vesicatoria perpetua, die mannigfach⸗ ften adftringirenden Wafchungen, ein Haarfeil im Naden, ein Zons tanell auf dem Arne, Seebaͤder — ÄAlles wurde ohne Erfolg ans gewendet; man mußte nacheinander bie ganze Reihe der Zähne in der unteren Kinnlade ausziehen. Die Secretion des Speichels war zumeilen fo reichlich gewefen, daß derfelbe auch bei geſchloſſenem Munde abfloß. Nach den Zähnen des Unterkiefers wurden die des Oberkiefers afficirt und mußten, trog ber eingreifendften, indicirtes ften Mittel, wie die anderen, geopfert werden; alle drei Tage wur: de einer ausgezogen. Nach dem Ausziehen unterfucht, zeigten ſich die Wurzeln diefer Zähne aufgetrieben, unregelmäßig und mehr oder weniger mit Exoftofen befeßtz die Anſchwellung ſchien bei eis nem jeden Zahne im Verhältniffe zu den dadurdy hervorgebradhten Schmerzen zu fteben. Nachdem alle Zähne ausgezogen worden was ren, war die Kranke hergeftellt und Eonnte ſich eines kuͤnſtlichen Gebiffes bedienen. Fälle diefer Art find fehr felten, und der Fall, weldyen ich hier mittheilen werde, fcheint mir zu den merkwuͤrdigſten zu gehören. Madam Thibaut, 56 Sabre alt, von einem fanguinifchen Zemperamente und von guter Gonftitution, welche früher ein fehr bewegtes und thätiges Leben, feit mehreren Jahren aber eine figende Lebensweile geführt hatte und fih einen Theil des Zages hindurch mit Griftesarbeiten befchäftigte, empfand zuerft im Jahre 1324 dumpfe Schmerzen in den enden, den Schultern, im Halſe, am Hinterfopfe und endlich in den Kinnladen, befonders in der oberen. Schlaf und Ruhe liegen gewöhnlich diefe Schmerzen aufs hören, die aber nach jeder Aufregung und Zunahme der Arbeit fait nie ausblieben. Im Auguft 1825 traten an die Stelle diefer Afs fection febr lebhafte Schmerzen in allen Zähnen der linken Geite des Oberkiefers mit fchmerzbafter Spannuna und tiefrotber Fär: bung der entfprehenden Gefichtshälfte ein. Der zweite Eleine Bak— kenzahn fchien der Aurgangspunct diefes Schmerzes zu feyn. Die Kranke wollte fich denfelben ausziehen laffen, da aber die genauefte Unterfuhung weder an diefem Zabne, noch an einem anderen irgend eine Veränderung eraab, fo rieth ich davon ab und verordnete mit Senf gefhärfte Fußbaͤder, kuͤhlende Getränke, leichte Abführmittel und erweihende Gargarigmen. Gleich am Abende des Tages, an welhem ich die Kranke be: ſucht hatte, und fowie jie die angegebenen Mittel in Anwendung zu bringen angefangen hatte, empfand fie eine der heftigiten Ex— acerbationen des Uebels, die Schmerzen wurden durchbohrend, breis teten ſich von den Zähnen auf das ganze Geſicht, die Seiten und bis zum Scheitel des Kopfes aus und erreichten eine folche Inten— fität, daß es fchien, als ob der Schädel zwifchen zwei Bretern zus fammengepreßt würde. Die Kranke konnte nicht die Elcinfte Bes deckung ertragen, der behaarte Theil des Kopfes und die Haare felbft waren fo fehr empfindlid geworden, daß der Gontact der Arme der Brille, deren fie fidy bediente, genügte, um faft convuls fivifche nervöfe Zuckungen hervorzubringen. Zu diefen Symptomen geſellte fich Fieber, eine unacmeine Aufregung, eine reichliche Speir &helabfonderung, eine brennende Hige im Munde, Uebelkeit mit Erbrechen biliöfer Maffen. Diefer Zuftand dauerte 14 Stunden lang ohne die geringfte Milderung. Ueberzeugt, daß bier nur eine Neuralgie vorbanden war und die Zähne in feinem Zufammenbange mit der Manifeftas tion des Ucbels ftanden, verordneten wir, der Hausarzt des Kran— fen und ich, die Application von 10 Blutegeln an das obere Zahns fleifh der linken Geite und 10 andere auf die Bade, gegenüber der unteren Mündung des canalis infraorbitalis, mit der Empfchs fung, die Stiche mehre Stunden lana nacbluten zu laſſen, und den Mund häufig mit abgekochter Gerſtenmilch auszufpüten. Mit dem Abfallen der Blutegel verminderten fich die Schmers zen und waren nad) einigen Stunden verſchwunden. Nach einer 7. XXXI. 5 78 zubigen, ſchlafend zugebracdhten Nacht empfand die Kranke bei'm Erwachen nur ein Wenig Unbequemlichkeit und eine Art von Er: ftarrung in der linken Geſichtshaͤlfte mit einem leichten Zittern der Augentider; wir riethen die Kortfegung der erweichenden Munde fpülwäffer, reizende Fußbaͤder und Hühnerbouillon zur Nahrung. Die Kranke wollte nun ihre fchriftlihen Arbeiten wieder aufneh— men, ſah fidy aber "bald genöthigt, fie aufzugeben, und einige Etunden fpäter war der Schmerz wieder da. Er fing an mit der Empfindung, als ob ein Stüd Eis queer durch den Oberkiefer und die Bade der linken Geite oberhalb des Edzabnes und ber einen Badenzähne gedrungen wäre. Don da breitete ſich der Schmerz, wie am Tage zuvor, über den ganzen Kopf aus, dauerte bis gegen die Mitte der Nacht, wo er ein Wenig nachließ, um am folgenden Morgen miederzulommen, 6 neue Blutegel an’s Zahn— fleifh, die anderen Mittel fortzufegen. Auf die örtliche Blutents leerung folgte eine Rube von zwei Tagen, worauf ein neuer Ans fall eintrat, welcher ſich dann täglich um diefelbe Zeit erneuerte. Bon diefer Periodicität neleitet, verordneten wir Gargarismen mit einer Abkochung von China, syrupus diacodion und etwas aether sulphurieus, dann das fchwefelfaure Chinin zu 6 bis 8 Deci- grammen, Nah einigen Zagen diefer Behandlung hörten die allmälig feltener werdenden Anfälle ganz auf, und die Kranke fdyien geheilt zu ſeyn; aber zehn Tage darauf erſchien der Schmerz mit gleicher Heftiakeit, mit berfelben Eigenthümlichfeit und in derfeiben Ver— breitung wieder. Von Neuem unterfucht, fchienen mir die beiden Beinen oberen linken Badenzähne, welche die Krane ftets als die Quelle ihres Leidens angegeben hatte, an der Krone eine gelbliche Färbung zu zeigen, der Hals derfelben war etwas entblößt, der Anfchlag erweckte dafelbft Schmerz, und der crfte war etwas loſe; ich vermuthete das Vorhandenſeyn einer Affection der Wurzeln, und nachdem diefer erfte kleine Badenzahn ausgezogen war, fand ich, in der That, an der einen Seite der Wurzel cine Eroftofe, und jene felbft von einem roten, verdicdten, wie mit Blut befprenkelten Perioſte umgeben. Der neuralgiibe Schmerz hörte faft auf ber Stelle auf und fchien nicht mehr wiederzufommen. Einen Monat fpäter jede trat, unter dem Einfluffe Falter und feuchter Luft, ein neuer Anfall ein, der wieder in der Umge— bung des Eckzahnes und des zweiten Eleinen Backenzahnes der line ten Seite feinen Anfang nahm; Bluteacl, China in Subſtanz und das fchwefelfaure Ghinin wurden chne Erfolg zur Bekämpfung des Recidivs angewendit, und am achten Zaae wich ich endlich dem Andringen der Kranken und zog den zweiten Kleinen Badenzahn aus, dejjen Wurzel an zwei Stillin eroftofirt war. Don diefer Zeit an ift die Kranke bis zum Jahre 1836, wo fie einem Lun— genleiden erlag, von ihren Schmerzen befreit und volllommen ges fund geblieben. Seit der Zeit find mir mehre ähnlidye Fälle vor— gekommen, in welden, wie durch einen Zauberſchlag, nach Aus» ziehen der kranken Zähne Heilung eintrat. Mehr, als alle anderen ift der legte Backenzahn die Urfache nervöfer Zufälle von der Art der Neuralgie, mit welcher ich mich bier befchäftige. Er bringt diefelben entweder dadurch berver, daß er, ſich in einem zu engen Raume entwicelnd, die benachbarten Theile ausdehnt, und durch fein Bemüben, bervorzutreten, Rei— zung und Unbequemlichkeit erzeugt, oder daß nach dem Hervortre— ten die Krone carids und zerftört wird während zugleich die Wur— zein anaefrejfen werden, oder Eroftofen befommen Die Schmer: zen, anfanas dumpf in dem entlenenften Theile der Zabnreihe ent: ſtehend, reflectiren fi auf das Ohr, breiten ſich über die Schlä- fengegend und allmälig über den ganzen Kopf aus. Wenn man indeß im erften Falle das Zahnfleifch einfchneidet, fo wird die Spannung vermindert, und die Erleichterung ift fo be: beutend, daß Heilung erfolgen kann, Wenn man im zweiten Kalle die Wurzeln auffucht und auszieht, fo findet man ihre Beinhaut verdickt, an einiaen Stellen geröthet, an anderen fuppurirend und ihre Rnochenfubftanz oft nefrotifch, oder mit großen, unrcaelmäßis gen Eroftofen bedeckt. Sobald caries, Eiterung, Örtliche Entzüns dung des Zahnfleifches zugleich vorhanden find, fo erleichtern dicfe Complicationen die Diagnofe und leiten die Bemühungen des Arge 79 tes auf eine beftimmte Richtung; wenn aber die Kronen gefund find und nur die Wurzeln eroftofirt, fo ift es fchwieriger, die wahre Natur des Uebeld zu erkennen und fichere Heilindicationen zu ftellen. Es ift jedoch zu bemerken, daß die neuralgifhen Symptome bedeutend modificirt werden, fobald ftatt der.oberen Zahnreihe die untere ber Giß des Uebels if. Die Ausftrahlung der Schmerzen entficht hier, ftatt von den Wangen oder von der Unterkiefers und Dhrgegend auszugehen und fih von da über die Schläfe und die oberen Theile des Kopfes zu verbreiten, in der Umgegend der pa- rotis oder der glandula submaxillaris, ift häufiger von Speichel: fluß begleitet und verbreitet fi gegen die Zunge, die Seitentheile des Halfes und zuweilen bis zu den Schultern hin. Sonft ift hier daffelde Dunkel in Betreff des materiellen Urfprungs der Sympto— me, biefelbe Hartnädigkeit in den Parorysmen und gegen alle therapeutifchen Mittel. Aus den in bdiefer Abhandlung enthaltenen Thatſachen geht hervor: 1) Daß die rheumatifchen Affectionen des Zahnapparates fehr häufig in Belgien, fowie ohne Zweifel in allen Klimaten find, wel: che fi durch ihre Ealte und feuchte Temperatur und die fchnellen und zahlreihen Veränderungen in der Atmofphäre auszeichnen. 2) Daß diefe Affectionen in den verfchiedenen Theilen des Zahnapparates mehr oder weniger tief einareifende und wichtige Veränderungen bemirken. 3) Daß, wenn die Veränderunaen die Wurzeln der Zähne afficiven, in vielen Fällen neuralgifhe Symptome die Folge find. 4) Daß bdiefes befonders der Fall ift, wenn die Zähne an ih— rer Oberfläche Eroftofen haben, welche die Wandungen der Alveo— len und die umgebenden Gewebe comprimiren, ausdehnen, abnugen und reizen. 5) Daß, wenn bie Neuralgie, anfcheinend idiopatbifch oder unabhängig von örtlichen, materiellen Urſachen, havtnädig den in= dicirteften Mitteln widerfteht, der Arzt befugt fey, fie auf ein Er— Eranktienn der Zähne zurüczuführen, wenn cr bemerkt, daß einige derfelben Veränderungen darbieten, und die Schmerzen daher kom— men, wo diefelben fich befinden. 6) Daß er befugt ift, dajfelbe anzunehmen, wenn einige Zaͤh— ne, fcheinbar gefund, dennoch an ihrer Krone eine gelbliche Färz bung zeigen, wenn ihr Email glatt und wie verdünnt ift, wenn das fie umgebende Zahnfleifh an den Wänden roth, mehr oder wen’ger angeſchwollen ift und einen ſchleimigen oder adhärirenden Weinftein ausfcheidet und befonders, wenn die verbächtigen Zähne bei'm Drude ſchmerzhaft erfcheinen, oder etwas gelodert find. 7) Daß die Schmerzlofigkeit der Eranken oder für krank ge: haltenen Zähne und ber anfcheinende Mangel von Theilnahme an dem Entftehen und dem Kortfchreiten der neuralgifchen Anfälle nicht die aus der unmittelbaren Unterſuchung gewonnenen Refultate in den Augen des Arztes umftoßen darf, 8) Endlich, daß es von Wichtigkeit ift, die rheumatifchen Afz fectionen der Zähne durch die für diefes Uebel geeigneten Mittel 687. XXXII. 5. 80 mit Schnelligkeit und Ausdauer zu bekämpfen. Sie koͤnnen oft gleich im Beginne gehemmt und geheilt werden durch örtliche Blut— entleerungen, die man fidy nicht zu fürchten brauct ziemlich veichs lich und, wenn es nöthig ift, wiederholt anzuwenden; durch beru: bigende, narkotiſche, ableitende Mittel und befonders durch die Befeitigung der ercitirenden Urſachen. Sft das Uebel vorgerüdt, und der Zahn bereits krankhaft entartet: fo gewährt das Auszies ben der Zähne die legte, aber auch einzige Huͤlfe. (Arch. de la med. Belge, Septbr. 1843.) Miscellen. Laryngitis chronica, Obſtruction der rima glottidis. In der Eigung der pathologifchen Gefellfhaft zu Dublin am 19, März 1842 legte Dr. Eorrigan ein Präparat von einer vierzigjährigen Frau vor, melde an chronifher Kehl— Eopfentzündung geftorben war. Die rima glottidis war durch zwei weiße, feſte, warzenartige Körper, welche unmittelbar oberhalb der Gießkannenknorpel lagen, faft vollftändig verfgloffen, ein fchmaler tubulus konnte kaum zwiſchen ihnen durchgebradht werden. Der Kehldeckel war gefund, die Schleimhaut des larynx und der tra- chea geröthet, und der Kehlkopf felbft verengert. Die trachea und die Brondien enthielten, felbft bis in die feinften Veräfteluns gen, einen ſchaumigen Schleim. Dr. Corrigan bemerkt, daß in diefem Falle das Uebel wahrfcheinlich als ein oedema glottidis Bayle’s begonnen babe, und der angefhmwollene Theil fpäter fo= lide geworden fey. Diefe Veränderung ſchien fieben Wochen nad) dem Beginne der Krankheit eingetreten zu feyn. Die oben erwähne ten weißen Körper waren fehr dicht und dem Faferfnorpel ähnlich. Wenn laryngitis bei Erwachſenen vorkommt, fo ift die glottis ges wöhnlich mit betheiligt und der Erguß findet unter der Schleim—⸗ baut ftatt, bei'm Kinde dagegen gefhieht er auf der Schleimhaut. (Dublin Journal, March 1844.) Behandlung der Zungenfhmwindfuht mit Naphe tha. Die Englifchen Dctoberjournale vom Jahre 1843 beichäftis gen ſich viel mit Dr. Hafting’s vorgefchlagener Behandlungsweife der Lungenphthiſe mit Naphtha. Der crude Zuberkel befteht aus einem großen Theile von Koblenftoff, er ift ſonach bezugs feiner Etemente mit dem Fette fehr verwandt. Das Schwinden des Fet— tes ift auch eins der bedeutendften Symptome bei beginnender Zus berculofe. Sollte fi) nun diefer beträchtliche Verluft an Koblen= und. Wajferftoff nicht durdy Anwendung folder Medicamente erſez— zen laffen, in denen diefe Etoffe vorwalten®? Go argumentirt Das ftings und reicht demgemäß die Naphtba in folgenden Verhältniiz fen: einem Ermwachfenen drei bis vier Mal täglich 15 Tropfen, je nachdem der Kranke die Dofis verträgt, fol man fie verdreifachen, ja vervierfahen. Außerdem foll aber auch dır Kranke in einer Naphtha gefhmwängerten Atmofphäre weilen, Befferung würde fehr raſch eintreten. Faſt follte man nach den vielfachen Angriffen auf den Berfaffer glauben, bloß bei ihm Eönne Befferung vorkommen. (Shmidt’s Jahrb. nad) l’Experience 1844.) Bibliographische Mich, Adanson cours d’histoire naturelle fait en 1772, publie sous les auspices de Mr. Adanson son neveu, avec une intro- duction et des notes, Par J. Payen. Tome 1. Paris 1844, 12. (Das Ganze foll 4 Bände werden.) Beweis der von der Begattung unabhängigen periodifchen Reifung um — 53* —55 — Saͤugethiere und des Menſchen als er erſten Bedingung ihrer Fortpflanzung; v. Th. L. W. Bi— ee uns Bee tn Di Neuigkeiten. Trait€ de la nature des complications et du traitement des plaies d’armes a feu. Par le Docteur L, Serrier. Paris 1844. 8. x Manuel d’Hygiene, ou Histoire des moyens propres a conserver la santé et à perfectionner le physique et moral de l’'homme. Par le Docteur F. Foy. Paris 1844, 12. en — Menue Üotizen ausdem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, nrfammelt und mirgerheitt von dem Ober» Mebdieinalrarhe Froriep gu Weimar, und dem Medieinalrothe und Meofeffier Frorier gu Berlin. NV. 688. Gebrudt im Landes = Induftries Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99r (Nr. 6. des XXXIE Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 RG. oder 3 80 0%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 gGr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r October 1844. er Ro ne Ueber die Entwidelung der Poecilia Surinamen- sis, Val. Bon Herrn Duvernoy. (Mitgetgeilt der Academie der Wiffenfchaften in deren Sigungen am 20. und 22, April 1844.) (Sierzu Figur 1. biö 15. auf der mit Nummer 683, [Nr. 1. biefed Bandes] auögegebenen Tafel.) (ShLuß). $ XVII. Kau- und Schling » Apparat. Bei den erwachfenen Pöcilien find die Kiefer vor— ſtreckbar und zurüdziehbar, und der Mechanismus diefer Bewegungen ift, wo nicht bei diefen Fiſchen, doch bei anderen, bei denen die Gröfe der Theile die Beobach— tung deffelben erleichtert, ſchon früher befchrieben worden. Auch von diefem Apparate fanden wir bei unieren foetus einen Theil ganz ungewöhnlic ftarf entwidelt, naͤmlich die Zähne, Allein bevor wir dieielben bei den foetus beſchrei— ben, will ic meine Lefer mit denen des erwachſenen Fifches bekannt machen, da dieſelben, meines Wiffene, noc nicht volljtindig beobachtet worden find. Die alte Poecilia Su- rinamensis bat nidyt nur Intermaxillar- und Mandibus lar:Zäbne, wie man unter den generifchen Kennzeichen die: ſes Fiſches angegeben finder, fondern auch untere und obere Schlundkopfzaͤhne. Die Zwiſchenkiefer und Kieferzaͤhne bilden zuvoͤrderſt eine einfache aͤußere Reihe Zähne von etwas kegelfoͤrmiger, nach der Spike ıu zurücgebogener, Geftalt und etwas uns gleicher Größe; ferner findet man mehr nach Sinnen einen, mit ähnlichen, aber Fleinen, Zähnen gleichſam gepflafterter, oder dicht befesten, Naum, welcher von der vorderen Neihe durch einen allerdinge fehr fhmalen kahlen Streifen gefchies den iſt. Diefe gedrängt fiehenden Zähne haben eine kürzere, abgeftumpfte Krone. Die Schlundkopfzähne find mit ihren Wurzeln oben und unten in eine doppelte Platte eingeietst, deren gelbliche halbdurchſichtige Subftanz elaftifhy und halbknorpelartig ift, Nv. 1705. — 688. Die oberen Schlundplatten find oval und vorn etwas ſchmaͤ— ler, als binten. Die Zähne find auf denfelben in Queer: reihen geordner und in den legteren in Gruppen von 5, 6, 7 oder 8 Stud abgefondert. Diefe Gruppen bilden nur in dem binteren Drittel, hoͤchſtens der hinteren Hälfte, Queerreihen und find auf der übrigen Oberfläche umtegel: mäßig geftellt. Die unteren pharynx-Platten find von derfelben Beſchaffenheit. Die beiden verbundenen Platten haben zufammen die Geftalt eines Kegeld, deffen Spitze vorwärts gerichtet ift. Die Zähne find auf denfelben durch— aus in parallelen, ziemlich gleichweit voneinander abftehen- den Queerreihen geordnet. Der ganze freie Theil oder die Krone des Zahnes Eann fib nad Hinten und Vorn neigen und bewegen, wenn man mit einem feften Körper dagegen drüdt, und erhebt ſich ſo— gleich wieder, fobald der Drud aufhört, An der Verbin: dungeftelle der Wurzel mit der Krone befindet ſich ein fe- derndes Gelenk. Die Krone ift dünn, lang und fpindelför= mig, das legte Drittel ihrer Ränge ift grau oder braun, der Heft farblos. Die Wurzel ift faſt ebenfo lang und am Ende gabelig. Viele diefer Zähne bieten eine leichte Krüm- mung dar; bei einigen ift diefelbe fehr deutlich, fo daß die Krone ziemlich die Geftalt einer Schufterahle darbietet. Here Guvier hat bei den Fifhen zwei Arten von bes weglichen Zähnen unterfchieden: Diejenige, auf melde er fon in der Ausgabe des Regne animal v. Jahre 1817 aufmerffam machte, ift die der Schals (Synodontis, Cuv.), einer Gattung der Siluroiden, deren Arten im Unterkiefer fehr ſtark feitlich abgeplattete, in Hafen endigende und an einem biegfamen Stiele fisende, Zähne haben *). Die zweite Art von den beweglichen Zähnen wurde zus erft an den Salacias, Fifhen aus dem Indiſchen Oceane, die eine Unterabtheilung der Gattung Blennius bilden und zu der großen Familie der Gobioides gehören, beobadıtet. *) Regne animal. Edition de 1817, T. II., p. 203; deuxieme edition, p. 294, 6 83 Ihre Zähne, fagt Cuvier, find ungemein fein und. ihre Zahl ift ungeheuer. Sie bewegen ſich, wie die Zaften eines Klaviers *). Die von mie foeben befchriebene Urt von beweglichen Zähnen, die der Pöcilien, würde alfo die dritte feyn. Sie unterfcheibet ſich übrigens von den beiden vorhergehenden aud durch die Stellung der Zähne in den oberen und unte— ten Schlundplatten, fowie durch den eigenthüumlihen Mes chanismus der Beweglichkeit. Bei meinen am Stärkften entwidelten foetus habe ih Marillar- und pharynx- Zähne erkannt, welche denen des erwachfenen Fiſches ähnlich waren. Diefer Umftand ift, wie ich früher bemerkte, bei den Fiſchembryonen, foweit man bisjeßt wit ihnen bekannt ift, etwas ganz Ungemöhnliches. Höchftens war es bigjegt mög> lich, gegen das Ende der erften Lebensepoche eine geringe Anzahl von Zahnfapfeln zu bemerken, weldye an den Zwi— fchenkiefer = oder Mandibular= Knorpeln hingen. Bei Blen- nius viviparus ſchienen die Zähne, im Augenblide der Geburt, welche erft drei Monate nach dem Auskriehen im oviductus ftattfindet, fo durchſichtig, wie Kryſtalle. Bei Corregonus Palaea ſah Herr Vogt erft nach dem Auskriechen die erften Rudimente der Zähne im Munde erfcheinen. 8 XIX. Bon den Nieren und der Harnblafe. Die Nieren der Fifhembryonen fangen zu derfelben Zeit an, fih zu bilden, wie der Darmcanal; fie find die erften Secretionsorgane des Thieres. Ihr Ereretions-Ganal entwidelt fich ebenfalls fehr bald und erlangt fogar noch vor dem Nahrungsſchlauche die Ges ſtalt einer Röhre. Die innerfte Structur diefer Organe ift anfanzs zellig, fpäter fcheinen fie aus Eleinen ifolirten laͤnglichen Beuteln zu beftehen, welche ſich mehr und mehr verlängern, um fid) in die Excretions-Canaͤle fortzufeßen. Das frühzeitige Auftreten der Nieren und die baldige Entwidelung ihrer Erceretionscanäle, ihre age und Ausdehs nung beweifen zur Genüge, daß fie die Wolff’fchen Körs per der höher organijirten Thiere find, und diefe vorübers gehenden Drgane oder urfprünglichen Nieren der Säugethiere, Vögel und Neptitien find hier bleibend **). Die Harnleiter nähern fih bei'm erwachfenen Fiiche einander jenfeit der Kendengegend und find, bevor fie in die Harnblafe einmünden, bedeutend erweitert. Die Harnblaſe, weldye wir bei'm alten Fifihe zufammengezogen fanden, hatte dide Wandungen und eine rundliche, obwohl zweilappige, Seftalt. Bei den foetus fanden wir fie ftarf entwidelt, bedeutend ausgedehnt und tief gabelförmig gefpalten (Figur 7. u 8, vu). Der Umftand, daß dieß Drgan in diefer Lebensperiode fo bedeutend in der Entwidelung vorgerüct ift, muß für außergewöhnlich gelten, ift wenigſtens bisjetzt noch an feinem anderen Fifche beobachtet worden. Wir be: *) Cuvier, Regne animal, T. I., p. 238. **) Entiidelungsgefchichte der Thtere, von dv. Baer, Könige: berg 1837, ©, 314. 688. XXXIL 6. 84 dauern, daß und wohl nie bie Gelegenheit werben wird, ihn bei frifchen Poöcilien=foetus zu unterfuchen. $ XX. Bon den Integumenten. Mir haben diefelben bei den von ung unterfuchten foe- tus mehr oder weniger gefürbt ‚gefunden. Bei denen des Meibchens zeigten fich darin Spuren eines Gefaͤßnetzes und viele Zellen von verfchiedener Größe. Ein ſchwaͤrzliches Pigment bildete darin an der oberen Körper: flähe, wo e8 allein zu bemerken war, unregelmäßige Flek— fen und machte dafelbft die Structur der Haut unkenntlich. Bei anderen Eremplaren ſchien der Grund der leßteren farbe 108, während die ganze obere Fläche des Kopfes, Rumpfes und Schwanzes mit unregelmäßigen, zerftreuten, unterbros chenen Stricyen und größeren Fleden eines fchtärzlichen Pigmentes gezeichnet war. Hie und da fah man aud) ziemlich zahlreiche filbergläns zende Puncte, welche auf die beginnende Bildung von Schups pen hindeuteten, deren Form und Rage fic) jedoch noch nirs gends regelmäßig darftellten. Bei einem in der Entwicke— lung weiter vorgefchrittenen foetus endlich war der Grund der Integumente grünlich, und das ſchwaͤrzliche Pigment bils dete Flecken und nicht mehr bloße Striche. Bei diefem naͤm— lichen Exemplare erfchien der Augapfel an dem der sclero- tica entfprechenden Theile filberglänzend, was darauf hin— deutete, daß diefe Membran fi bereits theilmeife entwidelt und die choroidea bedeckt hatte. Uebrigens fah man noch eine Spur der Choroidalfpalte, weldhe in diefer Entwicke— [ungsperiode auch die Sclerotica durchſetzt. An den foetus des zweiten Mutterfifches zeigten fich die Fortfchritte in der Entwickelung der Hautbedeckungen, vermöge der ftärfer ausgeprägten Färbung, noch deutlicher. Die Schuppen erfcheinen in den Integumenten der Sifhe ſehr fpät. Herr Vogt bat die eines dreimonatlichen Lachfes abbilden Laffen, welche noch unregelmäßig waren *). Die Beobahtungen des Herrn Vogt rüdfichtlich der urfprünglichen Form der Schuppen flimmen mit den unftis gen Uberein; allein das Auftreten der Schuppen in der er= ften Lebensepoche der Fifhe war früher noch nicht bemerkt worden. Erflärung der Figuren. Figur 1. Traͤchtiges Meibchen der Poecilia Suri- namensis, in natürliher Größe. Der Bauch ift geöffnet und der Darmcanal auseinandergezogen, damit man deffen Länge beurtheilen und das traͤchtige ovarium fehen Eönne. 0» ift der eigentliche oviductus, welcher hinter dem After ausmündet; 0 dag ovarium. Figur 2. Der foetus in feinem chorion, welcher um den Dotter gefchlagen ift. — A die aus Deltröpfchen beftehende Scheibe. Figur 3. Der von feinem chorion befreite und ge— rade geftredte foetus. Seine natürliche Länge beträgt, von der Schnauzenfpige bis zum Ende der Nückenfloffe (ſoll of: fenbar Schwanzfloffe heißen) gemeffen, 6 Millimeter. *) A. a, O., Taf. VII., Figur 173., 174. und 175. 85 Figur 4. Der foetus, mit vorwärtsgerichteter Ruͤk— Eenfläche abgebildet. Man bemerkt durch die Integumente und dad noch häutige, oder kaum fnorpelige, cranium hindurch die Haupttheile des Gehirns. — of die Geruhs- tuberkeln; op die Gefihtstuberkein; La die Gehörtuberkeln, welche das verlängerte Mark bilden. Figur 5. Das Gehirn, das Auge und die Gehör: blaſe. Diefe Figur ift beftimmt, die Lage und Form der Gehörbtafe, ſowie den Grad der Entwidelung der halb: mondförmigen Candle zu erläutern. — © die in ihrer wah— ren Lage dargeftellte Gebörblafe; ©’ dieſelbe abgelöf’t und ebenfall® von der dußeren Seite gefehen; ©’ diefelbe von der inneren Seite gefehen. 1, 2 und 3 find die Stummel der drei Ganäle. Figur 6. Die Wirbelfäufe, in’sbefondere beren Schwanz: abſchnitt. Sämmtlihe Wirbelbeine find nah dem Umtriffe ihres Körpers und dem Striche, welcher die Articulation zweier MWirbelbeine anzeigt, deutlich zu erkennen. Die meiz ften Bögen haben ſich bereits oben um den Ruͤckenmarksca— nal gefchloffen. Die legten find unten noch getrennt. — Bei nd fieht man die Nüdenfloffe und bei na die After flofe. Die Schwanzfloffe ift mit großer Genauigkeit abges bildet worden, um die Zahl, die Verhältniffe und Structur ihrer Strahlen darzuftellen. Figur 7. — na Entwidelung der Afterfloffe;s an der After; 7 der Maftdarm; vu die Harnblafe; aö die zweite Darmfchlinge, welche in dem zweiten beobachteten Grade der Entwidelung nah Hinten gerichtet ift; / die Les ber; 0P der Kiemendedel. Figur 8. Der foetus an der unteren Flaͤche gefehen. Das abdomen und die Höhle des Herzbeuteld find geöffnet. Am rechten Auge bemerft man noch ein Wenig von der Choroidalfpalte; am linken Auge zeigt fie fih in Geftalt ei: nes längeren Strichs. — © Die vordere Herzfammer; 07 das Herzohr oder die hintere Herzkammer, welche der vor— dern zur Seite liegt; Ss der sinus der Hohlvene und Na— beivene; / die Leber; vw die Harnblafe; 7° der Mafte darm; am der After; na die Afterfloffe; np die Bruft: floffe; op der Kiemendedel; db die über den Kiemendedel hinausragenden radii branchiostegi. Figur 9. Die Kiemenbögen, um das SHervorfproffen der Kiemenlamellen darzuftellen, welche in zwei Reihen, wie £leme Pflanzen von etwas ungleicher Größe und geringer Zahl erfcheinen. Figur 10 und 10”. Profile geſehen. Figur 11 — vn. Die Schwimmblafe des foetus und deren Canal c, mittelft deffen fie mit dem Anfange des Darmes communiciet. Sie ift Elein und birnförmig. Figur 12. Schwimmblafe des erwachſenen Fiſches. Sie ift fehr groß und mit vier Hörnern verfehen. Zwiſchen dem vorderen Hörnerpaare bemerft man bei c’ den Ueberreft des Canals, mittelft deffen die Blafe mit dem Darme com municirt, und welcher mir nur noch ein Ligament zu bilden ſchien. Portionen der Kiemenboͤgen, im 688. XXXII. 6. 86 Figur 13. Die obern Schlund⸗Platten der erwachſe— nen Poeeilia in natürlicher Größe. Figur 13°. Eine diefer obern Schlund: Platten, bebeu= tend vergrößert. Sie ift oval und das dimne Ende nad) Born gerichtet. Außerordentlih Kleine, zu Gruppen von 6 — 9 vereinigte und in parallele Reihen geordnete Zähne ftehen von der Oberfläche diefer halbEnorpeligen Platte herz vor. Nach Vorne zu ift deren Stellung weniger regelmäs fig, als die Abbildung diefelbe darftellt, Figur 13". Einer diefer Zähne, ſtark vergrößert. « das zwifchen der Krone und Wurzel bei der Höhe der Platte befindliche Gelenk, welches die Krone fehr beweglich macht. Figur 14. Die beiden unteren Schlund = Platten des erwachfenen Fiſches, in natürlicher Größe. Zufammen haben fie die Geftalt eines Herzens, deffen Spige vorwärts gerich- tet ift. Figur 14°. Gruppe von vier Zähnen diefer Platte. Figur 15. Mandibular: und Zwiſchenkiefer-Zaͤhne des foetus, ſtark vergrößert. (Annales des Sciences natu- relles, 3e Serie, lere Annee, Mai et Juin 1844.) Ueber die foffilen Cycadeen. Die Zahl fämmtlicher, bisjegt befannter, mit eigenen Namen bezeichneter Arten foffiler Cycadeen beträgt in den verfchiedenen Gattungen: | Stämme. | Wedel. | Frühe. Cyadits . . . 1 4 — Zamites — 28 5 23 — Zamiostrobus . . 4 — — 4 Pterophylium Pe: — 28 — Nilsona . . * 12 — 12 — in Summa . 78 | 9 65 4 welche auf folgende Weiſe in den verfchiedenen Formationen vertheilt vorkommen: Wothliegendes 1, Koblenformation 4, Bunter Sandftein 2, Keuperformation 2, Suraformation 5, Linsformation 19, Dolithformation 29, Wealdenthon 5, Grünfandformation 3, Kreide 2, Braunfohlenfandjtein 3, unbefannt 3, wovon der bei Meitem größere Theil der Oolith- und Fiasformation angehört, namentlih in Eng— land, Deutfhland, Schweden, Frankreich und der Schweiz vorkommt, und nur eine aufereuropäifhe Art, die Zamia Buehanani, Brong., aus einer noch unbekannten Forma- tion Oſtindiens bisjetzt bekannt ift. Menn wir nun die foffilen Arten. mit den leben: den vergleichen, wobei ich die neuefte trefflihe Bearbeis tung dieſer intereffanten Familie von Miguel zu Grunde lege, fo finden wir die letzteren faft in ebenfoviel Gat— tungen, Cycas, Macrozamia, Encephalartos und Zamia, vertbeilt, aber mit einer ungleich geringeren Zahl an Xrten, nämlib Cycas mit 10, Macrozamia mit 3, Encephalartos mit 15 und Zamia mit 10 Ar— ten, alfo in Summa 38, welche gegenwärtig nicht mehr 6* 87 688 im unſeren nördlichen Rlimatn, ſondern fämmtfich in den tcopifben und fubtropiichen Zonen Aſien's, Neubolland’s, America's und im füblichen Africa nahe an der fubtropiichen Zone vorfommen. Wenn wir nun auch annehmen, daß der eine oder der andere der oben angeführten Stämme oder Früchte mit einem eder dem andern der beichriebenen Wes del zu einer und derfelben Pflanze gehört, oder auch meh teve der von Örongniart im Jahre 1823 nur nament: lih angeführten Arten bereits jeßt fchon unter anderen Mas men befchrieben feyn mödten, fo wird dieß doch vollkom— men dur die täglich fi) mehrenden Entdeckungen neuer Urten ausgeglichen, daher wir unbedingt die Zahl der foffiten Arten fhon jest mehr als doppelt fo groß, als die der Lebenden, annehmen Eönnen. Die 11 Arten von Cycadites fommen, wie ſchon erwähnt, duch ibre ftarren, einnervigen Blätter am Mei: ften mit der jegtweltlihen Gattung Cycas überein und find auch faft in gleicher Zahi vorhanden; ein Theil der Gattung Zamites. diejenigen Arten, etwa 15, deren Bläts ter on der Balls etwas zufammengrzogen ericheinen, ente fprehen Encephalartos, die übrigen mit an der Baſis ertveiterten geöbrten, ſchief anfisenden Blätter, an Zabl 8, einigermaaßen Macroezamia; Zamiostrobus. Nilsonia und Pterophyllug, mit 33 Arten, find nur als ausge ftorbene Gattungen zu betrachten, und laffen die beiden lets teren, aufer der aligemeinen Uebereinftimmung der Wedel; form, Eeinen Vergleih mit Zamia, L. zu, deren Fieder: biättchen deutlich eingelenft erfcheinen, wopon bei jenen nichts wahrzunehmen ift. XXXII. 6 Zamites, Göpp., zum Theil ausgeftorben. Zamiostrobus, ausgeſtorbene Saitung. Pterophyilum, Brong., 25 Ar: gun; ausgeftorbene Gattung. 88 Sn der Vorwelt: Inſel Ports land, England, Frankreich, Banıberg, Baireuth, Dfte indien, In der VBorwelt: England. In derBormelt: Schweiz, Würs temberg, Sefterreich, Bohnen, Folgende tabellarifhe Zufammenftellung giebt eine Ues berfiht der Verbreitung der Jetztwelt, Cycas, L,, 10 Arten, gegen: mwärtig einheimifh im tropie fhen und fubtropifhen Alica und Reuholland. Macrozamia, Miq., 8 Arten, in Neuholland und am Cap. Encephalartos, Lehm., 15 Ars ten, am Gap, nahe an ber teopifhen Zone. Zamia, L., 10 Arten, im tropis fhen ynd fubtropifhen Amps rica. Cykadeen in der Vor- und Cygadites: 11 Arten, Sn der Vorwelt: Schweden, auf der Inſel Portland, Frank: reih, Böhmen, Sachſen, Gp= burg, Dannover. Sn ber Vorwelt: einigermaaßen aͤhnlich Zamites, Brong, Frankreich, England, Bais reuth, Bamberg. In der VBormwelts 15 Grab nä: her an den Polen, als gegens mwärtig, Infel Portland, Engs land, Bamberg. In der Vorwelt; fcheint zu fehlen. Bambırg, Baireuth, Sach— ſen, Schaumburg, Schleſien. In der Vorwelt: Schweden, England, Sachſen, Coburg, Quedlinburg, Bamberg und Baireuth. Nilsveia, Brong., 12 Arten; auegeftorbene Gattung. Miscellen Einfluß von Hige und Defen auf das thierifhe Leben iſt von Serra Magendie zum Gegenitande ciner Reihe von Verſuchen gemacht worden, aus welchen ſich ergeben bat, daß die Temperatur keins einzigen Thieres zu einer größern Höhe ale 9° Fahrenheit gebracht werden kann, welches auh die Zum: prratur der Luft oder der Flüfiigfeit ſeyn mag, welden jie ausgefeßt werden. So wurden zwei Kaninchen, veren natürliche Temperatur 402° Fahrenh. ik, verfchiedenemal in Defen gebrad)t, wovon der eine bis zu 140° , dır andere bis auf 212° erhigt war. Nach kurzer Zeit flieg die Temperatur beider Kaninchen bis zu 111? und zwei erreichten in dem hHeißeften Dfen diefe Temperatur zuerft. In Eeinem feiner Berfuche nahm ihre Temperatur um mehr als 9° zu. Daſſelbe gefhah mit Bögeln. Wenn das Thier dirfe Temperatur erzeicht, fo flirbt es balo darauf; in ſolchen Fällen iſt das arterielle Blut ſchwarz, wie das venöfe, röthet fich nicht, wenn es der Luft ausgefegt wird und hat feine Coagulabilität eingebüßt. — Die Zunahme der FZemperarur Scheint vorzuglich durch ‚die Haut ftattzuhaben, denn wenn der Kopf eines Thieres in den ers histen Dfen —— worden, ſodaß es in der heißen Luft athmete, fo war die Erhöhung der Temperatur in einer und ders felben Zeitperiode geringer, als wenn der Körper der erhigten Luft agögefegt worden und der Kopf außerhalb des Dfens war. So lebte ein Hund, deſſen Körper ın dem Ofen, der Kopf abır außerhalb deffelben war, nur 22 Minutenz abır ein anderer, mo dır Kopf innerhalb des Dfuns war und der Körper auferbalb, lebte 409 Minuten. Ein Thier in einem trocken erbigten Dfen verliert an Gewicht, aber der Gewichtsverluſt iſt in Verhältnig mit der Lange der Zeit, welche das Thier im Dfen bleibt, und nicht zu dem Grade der Dige, und der Verluft ift nicht größer in einer Dige von 212°, al& bei 140° ia gleicher Zeitdauer. In Oefen, die mit feuch— ter Luft erhist werden, hat dagıgın Herr Magendie gıfunden, das, ftatt an Gewicht zu verlieren die Thiere daran zunehmen. Er fand jedoch, daß Defen mit erhigter feuchter Luft mit größerer Ber ſchwerde ertragen werden, als die mit trocener heißer Luft, meil die Thiere in jenen binnen viel kuͤrzerer Zeit ftarben. Bon einer naturhiftorifhen Reife im Driente, welcher Herr Dr. Mori Wagner die drei legten Jahre gewidmet hatte, ift berfelbe zurüdgefehrt und zu Augsburg angelangt. — De A Ueber das Zink: Valerianat. Von Dr. Francis Devay. Bereitungsart. — Die befte Bereitungsweife be- fteht darin, daß man eine wäffrige Löfung der Valerianfaure mit frifch präcipitirtem Eoblenfauren Zinke fättigt, (Journ, de Chimie medicale, T. IX,, No, VI) Die Valerianſaͤure ift bekanntlich eine fettige, flüchtige, farblofe, in 30 Theilen Waffer, in Alcohol und Aether aber in allen Verhältniffen loͤsliche Säure. She fäuerlicher und fcharfer Gerud gleicht der Baldrianwurzel; fie verbin« det fi) leicht mit Baſen und zerfegt felbft Garbonate, um Salze zu bilden, welche faft alle töstih find. Man erhält diefe Säure durch Deſtillation des Waſſers mit der officinel> 89 ten Balbrianwurzel; fie geht bei der Deftillatien theils in einem in Waffer gelöf’ten Zuftande, theilg an dem Dele der Valeriana gebunden über. Man überzeugt fih von ihrem Vorhandenfenn, indem man in das 'Deftillat Ladmuspapier eintaucht; man hört mit der Deftillution auf, wenn feine faure Neaction mehr bemerkbar wird. Hierauf entfernt man das Del und behandelt es mit verdünnter cauftifcher Lauge; dann fättigt man das Deftillat mit Eohlenfaurem Kali, und nahdem man beide Flüffigkeiten zufammengegoffen, laͤßt man fie bis zur Trodene abdampfen. Da das Kali-Valeria⸗ nat nicht fluͤchtig ift, fo befreit man es auf diefe Weiſe von dem uͤberſchuͤſſigen MWaffer, in welchem es geloͤſ't ift, und das Del, von der Pottafche nicht gebunden, Läßt fich ebenfalls durch Abdampfen der Säure, mit welcher «8 vers bunden war, trennen. Der concentrirte Ruͤckſtand wird als: dann mit verdiünnter Schwefelfäure in einer Glasretorte bes handelt, deren Menge ſich nach dem angewendeten Kali rich— ten muß. Die Scwefelfiure erfeßt auf diefe Weiſe die Balerianfäure; hierauf erhist man den Deftillationsapparat im Sandbade, wobei die Walerianfäure rein in den Reci— pienten überdeftillirt und ift theils in dem mit übergchenden Waller aufgelöft, theil® in dem obenauffhwimmenden Dele enthalten, Nunmehr muß man fih reines Eohlenfaures Zink zu verfchaffen fuhen; und dieß gefhieht auf folgende Weiſe: Man leitet Chlorgas in eine Auflöfung von Schwefelzinf, um das darin enthaltene Eiſen in ſchwefelſaures zu verwans dein, kocht dann die Auflöfung mit Zinkblumen, welche das Eifenfuperorpd vollkommen ausfceiden. Hierauf fällt man das Zink mittelft einer Aufiöfung von Soda; waäſcht daffelbe alsdann aus und vermifcht e8, da es noch naß ift, mit der Balerianfiure. Es entfteht fogleich ein ſtarkes Auforaufen, unter welchem die Koblenfäure entweicht; letereg wird durch Waͤrme begünftigt, und wenn die Flüfjigkeit ſaturirt ift, wird jie noch warm filteirt. In dem Maaße, als die Sulz: löfung erkaltet, bilden ſich Kryſtalle, welche auf Leinwand aufgefangen und getrodnet werden; hiernach kann man nod) den Nüdftand abdampfen und wiederholt Ernftallifiren laffen. Poyficalifbe und hemifhe Eigenfhaften. Das auf diefe Weife bereitete Zink-Valerianat zeigt fih uns ter der Korm von glänzenden, weißen und leichten Slitter: den. Es ift neutral, im Waffer, und zwar mehr im war: men, als alten, loͤsſslich; in Alkohol aber leicht loͤslich. Uber auch Aether und Dele löfen es ebenſo qut. Es ift nicht fo zerfließend an der Luft, wie die meiften andern Bas lerianapräparate; vielmehr ift ee in der Luft unveränderlich; endlich kann es durch die Art, wie es kryſtalliſirt, leicht ers kannt werden. Anwendung und Wirkungsweiſe. Bisjegt habe ih das Mittel nur gegen Gefihtsneuralgieen und gegen Migräne angewendet; indeß hatte das Mittel nur dort einen günftigen Erfolg, wo das Leiden rein nervoͤs war und nicht von anderen Urfachen abhing; denn im letz— teren Falle find mehrere Indicationen zu erfüllen, während das Zink: Valerianat ein rein antifpagmodifches Mittel ift. Aus gleihem Grunde bewährt es fich nicht bei larpirten 688. XXXII. 6. 90 Neuralgieen. Nicht fo ift es mit ben Gefichtöneuralgieen, welche die chlorosis begleiten, nah dem Gebraude des Eifens, weldes die Blutmifhung zum Normalzuftande zu» ruͤckfuͤhrt, dauern die nervöfen Zufälle fehr bäufig noch viel beftiger fort; da erft ift der Gebrauch der antifpasmodifhen Mittel, und unter anderen auch das Zinfvalerianat, von ausgezeichnetem Nutzen. Aber nicht allein bei Gefichtsneus ralgieen war der Gebrauch des Zink: Valerianats erfolgreich, fondern auch bei einem Falle von Sntercoftalneuraluie zeigte es fi) als heilfam. In einem Falle von satyriasis, wels chen ih zu beobachten Gelegenheit hatte, war das Mittel nit unwirkſam. Auf gleiche Weife ftellte ich mit demfels ben Verſuche bei der Epilepſie an; da uber die therapeutis ſchen Refultate, welhe man bei diefer böfen Krankheit er» haͤlt, nur erjt nach langer Zeit, nach einem oder mehreren Jahren, ſich Elar herausftellen koͤnnen, fo will ih, wenns gleich eine unverfennbare Befferung ſich herausftellte, meine Beobachtungen vorläufig mit Stillibweigen übergehen, In Bezug auf Migräne oder Hemicranie muß bemerkt werden, daß ihr vorzüglich drei Urſachen zu Grunde liegen £önnen: 1) fie kann periodifh; 2) aus gaſtriſcher Ur: ſache hervorgegangen 5) endlich rein nervös ſeyn, und ges gen diefe lete wirken die antifpasmodifchen Mittel am Mei— ften. Dieß wird durch meine Beobachtungen beftätigt. Iſt die Migräne periodiich, fo nüßt das Zink: Valerianat nichts, fondern das Chinas Walerianat, eine Compofition, welde in Frankreich häufig angewendet wird. Iſt die Migräne ga= ftrifher Natur, fo leiftet hierbei das Zink-Valerianat eben« falls wenig, wie aus mehreren Beobachtungen hervorgeht. In der nervöfen Hemicraniv, auf welche ſich meine Beobach: tungen beziehen, gingen die lancinirenden Schmerzen vom Auge und der Etirngegend derfelben Eeite aus, wobei zwar Erbrechen zugegen war, allein dieß ift fompatbifch. Geiſtes— anftrengung und Nachdenken vermehrt diefen Schmerz; und das Zufammenziehen diefer Theile. Im dieſer Form von Migräne angewendet, zeigt das Zink-Valerianat zwei Wirk— ungen: 1) wirkt e8 fofort auf den Anfall feibft, deffen In= tenfität und Dauer gemildert wird; 2) die fecundäre Wir« ung ift auf die Anfälle felbft gerichtet, wenn das Mittel längere Zeit angewendet wird. Die Dojis, in welcher wir das Mittel angemendet haben, war 10 Gentigr. täglich; indes koͤnnte man fie ohne Nachtheil bis auf 40 Gentigrammen fleiger. Die italienis ſchen Aerzte wenden fie indeß nur zu 15 Gran pro dosi an, und mit gutem Erfolge. Drei Fälle von Supra= und Snfraorbital » Neuralgie beilte Herr Cerutti zu Parma, indem er das Salz zu 13 Gran täglib in Pıllenform waͤh⸗ rend des Anfalles ſelbſt olrabeiidle: Bei einem Kranken erfolgte die Heilung nah 30, bei einem anderen nah 40 und bei'm dritten nah 50 Tagen. Man verichreibt das Mittel in Pillen» oder Pulvers form, oder auch in Solution, etwa auf folgende Weiſe: 1) Pillen. Zin&Balerianat. . . 6 Decigr. Tragantqummi. R 2 Grammen. Hiervon werden 12 Pillen gemacht und Morgens und Abends eine Pille verabreicht. 9 2) Pulver. Zins Balerianat, ü Zuder. # A ß . 3 Grammen. Die wird in 24 Pulver abgetheilt und je nach der Indication ein big vier Pulver täglich) verabreicht. 3) In Solution: deftillirtes Waffe. 120 Grammen. Zink: Valerianat. —“ . 10 Centigr. Einfaher Syrup. = . 30 Grammen. Hiervon wird alle halbe Stunde 1 Eßloͤffel voll verabreicht. (Gaz. med de Paris, Juin 1844.) 6 Decigr. Zwei Fälle von scirrhus pancreatis und Bemer— tungen über die Diagnofe der Affectionen diefer Drüfe. Bon Fr. Battersby. Am 3. September 1843 wurde ich zu Mad. A., einer Dame zwifchen fünfundfunfzig und ſechszig Jahren gerufen, welche, ftets fehr corpulent, bis vor zwei Jahren geiund gemwefen war, zu wels cher Zeit fie von heftigen Schmerzen im Rüden ergriffen wurde, welche fi) audy auf Schulter und Arm verbreititen und für rheus matifche gehalten wurden. Nach Verlauf eines Jahres beobachtete man in der Magengegend eine tiefgelegene, puljirende Gefhmulft von der Größe und Geftalt einer Orange mit einer regelmäßigen diaftolifchen, mit dem Radialpulfe ſynchroniſtiſchen Auftreibung und einem deutlichen Blafebalggeräufhe. Demzufolge wurde der Fall für ein aneurysma aortae erklärt. Die Kranke litt auch am flüf: fiaen Aufitoßen und an einem dumpfen, tiefigenden Schmerze. Nach ein bis zwei Monaten verſchwand jene Geſchwulſt und die Pu .fation hörte auf, aber nun verbreitete fi eine Schmerzhaftig— Eeit über den ganzen Leib und der Stuhlgang wurde fo ſchmerz— baft und erforderte ein foldhes Drängen, daß dicfis, nad) den eige: nen Worten der Kranken, wehenähnlidy wurde. SH fand fie felettartig abgemagert, von trüber, bleiartiger Hautfarbe, mit leichtgelber Färbung der conjunctivaz fie litt ſehr an conftanten Schmerzen und Unbehaglidjkeit im unteren Zheile des Bauches , welcher etwas hervorragend und tympanitifh war, befonders in der Gegend des Blinddarmes. In der regio epiga- strica war eine auffallende Wölle vorhanden, in welder man eine tiefliegende, fefte und firirte Verhaͤrtung mit abgeflachter DOberflä« che und einer nad) Unten abgegränzten Peripherie fühlte, welche queer zwifchen den Rippenknorpeln verlief. Sie war ohne Pulſa— tion, aber mit dem Stethoffop vernahbm man oberhalb derfelben in der aorta ein Blafebalggeräufh. Im epigastrium und rechten hypochondrium war eine anhaltende unangenehme Empfindung vor— handen, welche durdy Druck auf die Anfchwellnng , die weder mit dem Magen noch mit der Leber in irgend einer Weife zufammenz zuhängen ſchien, gefteigert wurde. Verftopfung erfchwerte immer das Leiden der Kranken, und felten trat fpontan, ohne Anwendung von Eiyftiren und Abführmitteln, Stuhlgang ein, welcher von hef— tigem Drängen und ftarken Schmerzen , welche ihr laute Schreie entpreßten, begleitet war. Die Ausleerungen beftanden aemöhnlid) aus wäfferigem, Elebrihtem Schleim mit fehr wenigem Gallenpigs ment; wenn fie zumeilen ſolide waren, fo waren fie nicht dider, als ein Eleiner Finger. Der Körper der Kranken war, mochte fie fih nun im Bette oder außerhalb beffelben befinden, ftete nad) Vor: waͤrts gebeuat, fie war ftets fehr unruhig und ängftlicy und erfreu: te fih nie anhaltend eines gefunden Schlafes. Der früher gute Appetit war jest faft gänzlich verloren gegangen; die Kranke nahm nur flüffige Nahrung in Eleinen Quantitäten zu fi, feitdem fie vor acht bis vierzehn Tagen einen Anfall von Dysphagie gehabt hatte, welcher duch die Application eines Opiatpflaftere in der Magengrube befeitigt worden war. Sie mochte felbft Flüffigkeit nicht zu ſich nehmen, da deren Durchgang, wie fie fagte, ihr Uebel ſtets verſchlimmere. Zuweilen fand ein Aufſtoßen einer klaren, waͤſſerigen Fluͤſſigkeit von bitterem Geſchmacke ſtatt; der Mund 688. XXXII. 6. 92 ſchien ſtets voll von Speichel zu ſeyn, die Zunge rein und blaß, fein Durft, Puls 70, ausſetzend und von verfchiedener Stärke, Ober- und Unterfchenfel leicht ödematös. Tod am 2. October, ohne bedeutende Veränderung in den Eymptemn, ein Zuneh— men ber Wafferfucht und ‘Abnahme der Beſchwerde bei'm Gtuhls gange ausgenommen, Dpiate und milderöffnende Mittel verſchaff— ten allein Erleihterung. Section, fehsunddreißig Stunden nah dem Zode: Aus— nebmende macies, anasarca der Ober- und Unterertremitäten, Fluctuation im untern Theile des Bauches, die harte Hervorra— aung im epigastrium ſehr deutlich. In der Bauchhoͤhle etwa 1 Quart Elaren, ftrohfarbigen Serums, der Maftdarm in feiner ganz zen Länge fchlaff und leer, der Dickdarm fehr zufammengezoaen, in demfelben ein dicker, zaͤher, blaffer Schleim, die Schleimhaut gefund, aber gefäßreih. Die flexura sigmoidea coli befonders auf eine Entfernung von 3 — 4“ von der symphysis sacro-iliaca vers engt, das fubmucöfe Gewebe verdidt, dicht und von perlweißer Farbe, die Muskelhaut gleichfalls bypertrophifdy und von bläulis her Farbe. Diefer Theil des colon war durch ein Verhärtung des Gefröfes in feiner Lage firirt, welches da, wo es auseinander— weit, um den Darm einzufchließen, eine bedeutende Dicke darbot und an dieſer Stelle fih dicht, feft und Enotig anfühlte, mit Elei= nen Knoten einer harten, gelben, fettartigen Materie. Diefelbe Veränderung reichte bis zum colon transversum inel. hinauf, und das fubperitondale Zellgewebe der linken Seite war im Allgemei— nen verhärtet und zufammengezogen , felbft die Milz und Niere waren auf diefe Weife afficirt, die letztere Eleiner, als die rechte und fefter, ihre Rindenfubitang atrophiſch und ihr Beden fehr ges fäßreih. Das Eleine Netz war fehr dicht, hart und verdickt, be= fonders der Theil vor dem foramen Winslowii, und die Gefäße und Gänge in demfelben waren feft miteinander verklebt. Dies ſelbe Verdickung und VBerhärtung fand ſich in dem die cardıa des Magens umgebenden Zellgewebe. Der Magen fehr Klein, und feine Schleimhaut dunkelgefärbt; er war mit dem linken Ende des pancreas verwachſen, welcher durchweg hart und ver= größert war und jede Spur feiner normalen Structur verloren hatte. Nach dem Mittelpuncte diefer Drüfe und an ihrem unteren . Rande fand fich eine dünne, durchfichtige, hornartige Cyſte, welche etwas hervorragte, von der Größe einer Wallnuß war und unmittels bar auf der aorıa lag. Ihre Bafis war von einem harten, Enorpels artigen, ffirrhöfen Gebilde umgeben, welches zum Theil in biefelbe hineinragte. Das Uebrige der Drüfe beftand aus einem weniger feften, aber unnadhgiebigen, fchmweren Gewebe, anfcheinend aus dich— ten, feft verwebten und membranöfen Bändern zufammengefegt. Der ductus pancreaticus war auf 1‘ nur vom duodenum unwegſam; der ductus choledochus und hepaticus normal. Die untere, queere Portion des duodenum adhärirte feft an dem krank— haft veränderten pancreas und war fo fehr verengert, daß kaum der Zeigefinger hindurchdrang. Auch die Gefrösdrüfen und Nerven waren in die firrhöfe Maffe bineingezoaen, welche fo innig mit den darunter gelegenen Theilen zufammenbing, daß man fie mit denfels beu von der Oberfläche der Wirbelfäule entfernen mußte. Die aorta war in ihrem ganzen Verlaufe durch die Bauchhöhle Franthaft vers ändert; unter der auskleidenden Membran fanden ſich atheromatöfe und knochigte Ablagerungen, an einigen Gtellen war biefelbe erodirt. Leber klein, dunkelgrau und dicht, anfheinend in Folge der Verdickung ihres Zellgewebes; die Gallenblafe enthielt eine kleine Menge hellgelber Galle, und ihre Wandungen waren ſehr verdickt. Die Organe der Brufthöhle geſund, alte pleuritifche Adhäfionen z Herz Elein und feft. Sn diefem Falle war das pancreas augen— fcheinlich der Ausgangspunct einer fEirrhöfen Degeneration, melde fecundär die Gontraction des colon und der cardia ventriculi her—⸗ beiführt. Keiner diefer Candle war fo fehr verengert, daß er für den Durhgang der Epeifen oder faeces ein bedeutendes Hinderniß abgab, welches durch Krampf weſentlich erhöht wurde. Die ger mwöhnlichen Symptome des scirrhus pancreatis, im Erbrechen, Gelb- ſucht und Schmerz in der Magengegend, fehlten theils gaͤnzlich, theils wurden fie durch die in Kolge der Gontraction der Gedaͤrme entftehenden dringenden Symptome verdunkelt. Nach der Anficht 93 vieler Autoren ift das einzige fichere Zeichen die Auffindung der vergrößerten oder verhärteten Drüfe, welches im Allgemeinen nur in einem vorgerücdten Stadium eintreten kann und in dem obigen Falle fogar felbft eine Quelle des Irrthums wurde, Das angefdywollene pancreas ift ald der Sitz von Pulfationen beobachtet worden, allein, da «8 ohne die anderen wefentlicen Ei⸗ genfhaften eines aneurysma, das Blaſebalggeraͤuſch vielleicht aus: genommen, ift, fo läßt es ſich leicht von diefem unterfcheiden. Hef— tiger Schmerz ift kein conftantes Symptom des scirrhus pancrea- tis, er ift gewoͤhnlich dumpf, tieffigend, oft dem Huͤftweh aͤhnlich, zumeilen ift gar kein Schmerz vorhanden und man hat die Patien: ten wegen der großen Abmagerung für lungenfüchtig gehalten, Gelbſucht oder hartnädiges Erbrechen finden ſich häufig bei'm Skirrh, fowie bei anderen Affectionen des pancreas, und entftchen in Folge der Obftruction oder Obliteration der Gallengänge durdy den Drud des krankhaften Auswuchfes, der dann am Kopfe der Drüfe ſich befindet und auf diefe be Weife oft den pylorus oder das duodenum fo fehr verengert, daß diefe kaum weit genug find, um einen mite telgroßen Katheter durchzulaſſen. Nicht immer tritt jedoch Erbres den nach einer bedeutenden Verengerung diefer Theile ein. Wenn der Magen feine contenta bald nach der Aufnahme derfelben auss wirft, fo läßt fich das Erbrechen einer Reizung deffelben durd) das verhärtete oder angefhmwollene pancreas zufchreiben; die Speiſen bleiben weit länger darin, wenn der pylorus comprimirt ift, und wenn die Obftruction jenfeits des ductus choledochus und des duo- denum vorhanden ift, fo kann diejelbe vermuthet werden, fobald die Speifen 2 bis 3 Stunden zurüdbleiben und die ausgemworfenen Maffen mehr oder weniger mit Galle tingirt find. Enorme Ausdehnung des Magens, der Gallenslafe und Balz Iengänge find fecundäre Wirkungen diefer Comprefjion, was zumeis en zu Verwechſelungen mit Bauchbruͤchen Weranlaffung gege: en bat. Der Comprefjion der Pfort: und Hohlader ift auf gleiche Meife das gewöhnliche Vorkommen der ascites und anasarca bei organifchen Affectionen und entzündlihen Anſchwellungen des pan- ereas zuzufchreiben. Bon der Abmagerung in Folge eines Skir— rhus des pancreas habe ich bereits geſprochen, in Bezug auf wel— den Abercrombie ſagt (Edinb. med. and surg. Journal vol. XXI): Man bat guten Grund, anzunchmen, daß Krankheiten des pancreas einen fehr bedeurenden Einfluß auf die Functionen der Verdauung und Afiimilation ausüben, und daß diefes eine der Urſachen der fogenannten Anämie fey. Nah Mondiere (Journal compl&mentaire, t. XI. p. 10) muß der Arzt, welcher eine Affection des pancreas argmöhnt, vor allen Dingen dem Zuftande der Speicheldrüfen und ihrer Gecretion feine Aufmerkfamkeit fchenfen. Schon Kourcroy hatte beobach— tet, daß bei Obftructionen des pancreas die Speicheldrüfen mehr Speichel, als gemöhnlih, abfondern, zuweilen aber auch weniger. Maria Gelcen fohreibt diefes Alles einer Art Sympathie zu, welche zwifchen den Speicheldrüfen und dem panecreas ftattfindet. Gewiſſe Fälle von Metaftafe der Entzündung werden auf diefe Sympathie zurücgeführt: fo fand Andral das pancreas bei einem Individuum, das eine fehr angefchiwollene parotis hatte, injicirtz und Mondiere führt den Fall einer Perfon an, bei welcher nad dem raſchen Verſchwinden einer parotitis cine Affection des pancreas eintrat. Congeftion des pancreas kann, wie die der Les ber, durch die Anfchwelluna und verminderte Secretion derjelben oder duch einen reichlihen Abfluß der legtern angedeutet werden, Eine Form der Diarrhöe (die d. pituitosa Sauvalge’s) wird von mebreren Autoren, unter Andern Sopland, einer vermehrten Se— cretion des pancreas in Verbindung mit den Speicyeldrüfen zuge: ſchrieben. Die mercurielle Form diefer Diarrhöe nennt Dieterich (Ephem, A. C. N. t. VII. obs. VIII. p.25) ptyalismus pancreati- eus mercurialis. Pereira fagt in Bezug hierauf: Es ijt eine Voͤlle des linken Hnpochondriums vorhanden; brennender Schmerz und Empfindlichkeit in der Gegend des pancreas, und die Auslees rungen jind fchaumig, zäbe und oft grünlich, wenigftens im Anfans ge, durch die beigemifchte Galle. Diefe Symptome, führt er fort, laffen ſich auf eine, der Affection der Speicheldrüfen analoge, Affecz tion des pancreas zurüdführen. 688. XXXII. 6, 94 Sm Dictionn, des sc. med. wird, s. v. pancreas, gefagt, daß, wenn eine Entzündung des pancreas ſympathiſch mit ber der Epeis cheldruͤſen vorkommt, man gewöhnlih ein Schwanten zwiſchen ber Secretion deö panereas und jener Drüfen beobachtet: fo nehmen bei fehr reichliher Salivation die localen Symptome des pancrea- titis ab und Verſtopfung tritt ein, während bei Abnahme der Gas livation und der Reizung der Speideldrüfen cine reihlihe Diars rhoͤe und Symptome einer Affection des pancreas auftreten. Wir haben bereits gefihen, daß Diarrhöe, abwechſelnd mit Sa: livation, eine Folge entzündlicher Störungen des pancreas iftz bei’m Stirrh derfelben ift faft immer anhaltende Verftopfung zugegen, und zwar faft eben fo conftant von GSalivation begleitet. Aehnliche Erfcheinungen beobachten wir bei der Schwangerfhaft, wo Spei: cheifluß mit Verftopfung ſehr bäufig iſt; bei der Unterdrüdung der Lochien und bei der Hyſterie finden wir Speichelfluß. Nady Dr. Dewees findet eine fehr bedeutende Sympathie zwifchen dem ſchwangern uterus und den Speidheldrüfen ftatt, und Mondiere hält die Schwangerfchaft für eine prädisponirende Gelegenbeitsur: fahe von pancreatitis. Cine ähnlide Sympathie beobadjtet man zwifchen dem pancreas und dem Hoden, und Portal bemerkt hierüber, daß gewiffe Krankheiten des Hodens Eiterung des pan- creas oder in der Umgegend derfelben zur Folge haben. Die Ger fahr der Unterdrückung der Secretion der parotis in Bezug auf die darauf eintretenden Affectionen des Gehirns findet auch bei’m paucreas ftatt, Zur Erläuterung des innigen Zufammenhanges zwifchen dem pancreas und den Speicheldrüfen diene folgender mir von Herrn Rob. Mac Donnell gütigft mitgerheilter Fall. Thomas Meighan, Arbeitsmann, vierundzmanzig Jahre alt, aufgenommen in das Meath:Spital am 30, Septbr. 1341 gabar, daß er feit vier Jahren an heftigen Magenfchmerzen leide, melde anfänglich nur alle vierzehn Tage, fpäter aber nad) jeder Mahlzeit und zuweilen mitten in der Nacht eintraten. Er war bleich und abgemagert, Haut fahl, Geſichtsausdruck ſchmerzhaft verzogen und ein tiıfes Leiden verrathend. Der angegebene Schmerz hatte ſei— nen Eig im epigastrium, trat gewöhnlich nad; dem Eſſen ein und wurde dur Erbrechen erleichtert. Zunge fehr rein und feucht, Puls 72, weich und regelmäßig, Refpiration normal; anhaltende Verſtopfung; &ib nicht aufgetrieben, fchmerzlios. Am 2. October ungewöhnlich heftiger Schmerzanfall, darauf Erbrechen von faft ei— nem Becken voll dunkler mit einem dicten Schaume von gleicher Farbe bededter Fluͤſſigkeit. Einen aͤhnlichen Anfall hatte er vor fiiner Aufnahme gehabt. Am 6. Dctober neuer Anfall, neues Ers brechen einer Flüffigkeit, welche der für Pferde aus Gerfte und Waffer bereiteten Maifche ähnlicy war, fonft geruchlos. Am 20. October Leib mehr ausgedehnt und aufgetrieben, als früher, Fluc— tuation in demfelben; am 21. October Erbrechen einer braunen Flüffiakeit, welches fpäter noh einmal eintrat. Zunahme des asci. tes, Dedem der Beine, Schmerzen heftiger um) häufiger, Fort— dauer der Abmagerung und Berftopfung, Der Leib blieb jedody ftets ſchmerzlos bei'm Drude, niemals Kopffchmerz oder Durft. Eine Woche vor dem Zode ftarfe Diarrhöe, in deren Folge der ascites und das Dedem verfchwanden und der Bauch weich und ſchlaff wurde. Die Bruftorgane maren gefund, Magen und Gedärme fehr aroß und ausgedehnt; die Muskelhaut des Magens bypertrophifch, und die extremitas pylorica mit der Leber innig verwachfen. An der Stelle des linken Endes, wo dieſe an der Leber anliegt, war in deutlicher Eindrud, von ungefähr 2” im Längss und 1” im Queerdurdhmeffer, mit dien, harten und erhabenen Rändern, Bet einem Einſchnitte in diefelbe drang das Meffer durch eine ausneh— mend bichte, cartilagindfe Subſtanz, welde mit dem Gewebe des pancreas verfchmolzen war. Leber, duodenum und jejunum aefund, aber der übrige Theil des Darmcanals von Kleinen Flecken feft ad: börirender Lymphe bedeckt, die Schleimhaut fehr gefäßreih, die fubmucöfe Haut verdidt und faft Enorpelartig. Herr M’Donnell hatte hinzugefügt: Die Reinheit und große Feuchtiakeit der Zunge und des Mundes im Allgemeinen was ren fehr auffallend und zog die Aufmerkfamkeit dreier deutfchen Aerzte auf ſich, welche damals gerade Dr, Grades Klinik befuchten, 95 und aus biefem Umftande allein auf eine Affection bes pancreas offen. u Dr tranfartige Befchaffenheit der in diefem Kalle ausgebroche: nen Fluͤſſigkeit habe ich haufig bei Gefhmwüren des Magens beob— achtet, aus welhem Organe jene augenfheiniih aub in diefem Falle kam, indem das degenerirte pancreas nicht im Etande ıwar, fie zu fecerniren ; allein das häufige Vorkommen der pyrosis, fowie das Ausmwerfen einer wafferhellen Fluͤſſigkeit, abwechſelnd mit Diarz rnöe, bei chroniſchen Affectionen des pancreas mag, glaube ih, ein helleres Licht auf Fälle der Art werfen. Andral ſpricht lid) auch dafür aus, indem er nah Aufzählung der gewöhnlichen Symptome der pyrosis, wie Verftopfung, Speichelfluß, Beuqung des Körpers nah Born, um den Schmerz zu erleichtern und Ausbrechen von Flüfs ſigkeit, welche oft dem Speichel ähnlich ift und ftets bitter und rei— zend ift, damit fchließt: Alle diefe Symptome kommen auch bei der Entzündung und verfhiedenen chroniſchen Affectionen des pan- creas vor. Magendie, Leuret und Laffaigne fanden die pancreatis ſche Flüfiigkeit alkalifh, in Ziedemann und Gmelin’g Ver— ſuchen war die zuerſt abfließende fauer, der legte Theil alkaliich. Nach Müller ift jie fauer, wenn fie frifch ift, wodurch es wahrs ſcheinlich wird, daß die Slüjfigkeit der pyrosis, mag jie nun ges ſchmacklos oder fauer feyn, fehlerhafter Pancreasfaft feyn mag, welcher felbit in feiner normalen Beichaffenbeit nach den Umftänden, gleih dem Speichel, verſchieden reagiren kann. Allein zuweilen wird der Speichel überwiegend fauer, was auch bei'm Pancreasſafte der Fall feyn kann, und zwar dann, wenn die Flüſſigkeit fehr reichlich fit. Die überwiegende Deenge der zuweiten bei der pyrosis ausge— worfenen Flüffigkeit kann auch Feine Schwierigkeit für die Ableitung derfelben aus dem pancreas abgeben, wenn wir erwägen, in wie großer Menge zuweilen der Speichel abfließt, und daß das pancıeas dreimal fo groß ift, als alle Speiheldrüfen zufanımengenommen. (Dublin Journal, May 1844.) Miscellen. Ueber die Cauteriſation, als Mittel zur Vorbeu— gung und Heilung der phlebitis und der eiterigen Snfection, fagt Here Bonnet zum Scluſſe einer größeren Abhandlung Folgendes: Der erfte Theil diefes Auffages erweif'r, daß die Kolgen der Gauterifation weſentlich verfchieden von denen der Incijionen feyen;z daß das Feuer, oder die caustica, niemals phlebitis, Eiterinfection oder putride Reforption veranlaffen, und daß fie in gewiſſen Fällen felbjt den Verlauf der bereits ausgebils deten Zufälle hemmen können; mit sinem Worte, daß die Gaute: rifation oͤrtliche Verlegungen erzeuge, und diefe an die Stelle der: genigen zu fegen im Stande fen, welhe von einer Wunde aus ſich weiter auszubreiten im Begriffe find. — Sm zweiten Theile fuchte id) die Urfache diefer örtlihen Einwirfung der Gauterifation auf: zufinden, und glaube fie der, durch die Aetzung herbeigeführten, Austrodnung der Gewebe, cebenfo tie der Art der Entzündung welche fie in den nicht desorganifirten heilen hervorbringe, zus ſchreiben zu müffen. — Diefe allgemeinen Bemerkunaen find ohne Zweifel in der Wiſſenſchaft bisjegt noch nicht angeführt worden; aber die Thatſachen, auf welche fie fich fügen, entforechen fehr zahlreichen Fällen, welche ſich in den dhirurgifchen Merken aller Zeiten, namentlich aber in den Abhandlungen von M. U, Seve: rinus und Percy, zerftreut vorfinden. — Die Gründe, melde 655. XXXII. 6, 96 die früheren Chirurgen für den Gebrauch der Argmittel hatten, mwarın ohne Zweifel verfchieden von den unferigen: die meiften der— feiben wollten durch jie Blutungen vorbeugen, oder ftillen; unfer Zweck aber ift, örtliche Verlegungen zu veranlaffen und phlebitis, eder Eiterrejorpfionen, zuvorzufommen, oder zu befchränfen. An dieſer Verſchiedenheit in der Anficht ift indeß nichts gelegen; der Zweck, welchen wir bei Amvendung einer Heilmethode verfolgen, andere Nichts in der Wirkung der legten, und was aud) der Bes weggrund der Alten geweſen feyn mag, fo ift es doh um nichts weniger erwiefen, daß die Operationen, welche fie mit dem Gluͤh— eifen und den nicht giftigen Aegmitteln ausführten, in ihren Hän= den nicht weniger glücten, wie heutigen Tages. — Schließlich bemer£t noch der Verfaffer: Wenn id die unterfcheidenden Cha— ractere der, durch Gauterifation erzeugten Wunden feftftellte und diefe Merhode dadurch gewiffermaaßen wieder in's Leben rief, daß ich fie mit den Affectionen in Verbindung brachte, welche den neue— ren Xerzten allein binlänglich befannt geworden find, fo alaube ih, den Gebrauch derſelben nichr vorbereitet und, durch Befeitis guna der dagegen beftchenten Vorurtheile, etwas Nuͤtzliches geleiz ſtet zu haben. Ueber Eierftodsgefhwülfte bemerkt Herr Kilgour: Man fommt in der Praxis häufig in Verlegenbeit, wenn es jich darum handelt, eine Waſſergeſchwulſt des ovarium von ascites zu unterfcheiden. Herr Kilgour fügt nun zu den, von den Autoren ber reits angeführten Zeichen nod) einige hinzu, um die Diagnofe in diefer Bezichung aufzubellen. — Bei einer einzigen und voluminöfen Cyſte hat die Geſchwulſt an ihrer vorderen Flaͤche eine eigenthüme liche runde Form, und bei genauer Beobachtung bemerft man fogar eine ziemlich deutlihe Ginfhnürung zwiſchen der Geſchwulſt und dem epigastrium. — Bei einer Cyfte des Eierftocdes bleibt das allgemeine Wohlbefinden ungetrübt, und es ift fein anasarca der unteren Gliedmaaßen vorbanden. Beim ascites firdet das Gegenteil ftatt. — Endlich ift die Flüfiigkeit, welche durch die Punction entleert wird, wiewohl fie in beiden Affectionen gleich ſeyn kann, doc häufiacr die, dunfelfarbig und purulent, wenn fie aus einer Cyſte des Eierflocdes entleert wird. — Schwieriger it die Entſcheidung, ob man es mit Waffergefhwülften des Eier— ſtockes, oder mit feften Gefhhwülften zu thun hat. Das unterfcheir dende Zeichen ift, nah Herrn Kilgour, folgendes: die halbfeite oder gallertartige Geſchwulſt ift immer an einer Stelle fixirt; eine fefte Geſchwulſt bingeaen ift häufiger beweglih. Sit fie aber von Flüfftakeit umgeben, fo kann man ihr eine ſehr eigenthuͤmliche Ber wegung mittheilen, welche den flottirenden Bewegungen des foetus in der Amniosflüffigkeit ſehr ähnlich ift. — Nach einer vom Ver— fajjer beigefügten Zabelle war unter 25 Fällen von Eierftodschften die Affection achtzehn Mal auf der rechten und vier Mal auf der linfen Seite vorhanden. Zwei Mal Eonnte der Sig nicht ermittelt werden, und ein Mal hatte die Affection beide Eierjtöce zugleich ergriffen. Eine neue Methode, Kindern Arznei einzugeben, wird von Dr. Nelfon in der Montreal medical Gazette ange— acben und welche er bei widerfpenftigen, ungeberdigen Kindern und bei'm Kinnbacken-Krampfe, wo der Mund nicht geöffnet werden Eann, bewährt aefunden hat, Er führt die Arznei durch die Nafe ein, mittelft eines Löffels, deffen Ränder aufivärts und einwaͤrts gebo— gen find. Dr. Nelfon verfichert, daß die Procedur ihm nie fehls gefchlagen fen und nie unangenehme Folgen gehabt habe, Gibliographische Neuigkeiten Histoire naturelle des helminthes ou vers intestinaux. Par M. Felix Dujardin, professeur de zoologie ä la facult& de Ren- nes. Paris 1844. Avec un atlas. 8. Esquisses entomologiques ou histoire naturelle des insectes les Be remarquables. Par M. l’abbe J. J. Bourasse. Tours By Jam. Miller. London 1844. 12. Notice sur le traitement des difformites de la taille au moyen de la ceinture à inclinaison sans lit A extension ni bequilles. Contenant un apergu de quelques cures des nouveaux re- sultats obtenus dans l’institut du docteur Tavernier. Paris 1344. 8, The Principles of Surgery. TED — Vene Motizen ausdem Gebiete der Nalur- und Beilkunds, nefamımelt und mitgetheilt : von dem Obere Mebicinalraibe Eroriep zu Weimar, und dem Medkinalrarbe und Profeffior Freriep zu Berlin. N. 689, (Nr. 7, des XXXII. Bandes.) October 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 96. oder 3 30 0%, des einzelnen Stüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 96x 17 Mr a SO = Bericht über unlängft in Neu: Seeland entdedte foffile Knochen eines unbekannten riefigen Vogels. Vom Prediger William Eolenfo*). Im Sommer 1833 begleitete ich den Prediger Herrn Wil: liams auf einer Reife zu den Stämmen, welche den Diftrict um das Dftcap ber bewohnen. Als wir ung zu Waiapu, einem dicht bevölferten Gau etwa 20 engl. Meilen füdweftli vom Gap, bes fanden, erzählten mir die Eingebornen von einem gewiffen Unger beuer, das einige für einen Vogel, andere für eine „Perſon“ aus: gaben, alle aber einftimmig den Moa nannten. Es follte im Allgemeinen einem ungeheuren Haushahn gleichen, aber mit einem Menfchengefichte verfehen feyn, und eine Höhle am fteilen Abhange eines Berges bewohnen, von der Luft leben und von zwei unger beuren Tuataras **) begleitet fegn, welche, gleich dem Argus, den fchlafenden Moa bewachtenz und wenn Semand verwegen genug märe, ſich der Höhle des Moa zu nähern, würde ibn derfelbe fiber umbringen, indem er ihn mit den Füffen zerſtampfte. Ein Berg, Namens Wakapunafe, der wenigftens 80 engl. Meilen weit in füdlicher Richtung lag, wurde mir als der Wohn ”) Eat Neue Notizen Nr, 619 (Nr. 3 des XXIX. Bandes) . 39. **) Der Tuatara ift ein Neptil aus der Ordnung der Saurier; doch kann ich nicht näher angeben, zu welcher Kamilie ber legtern er achört. Er fcheint zwifchen den Lacertinidae und Iguanidae die Mitte zu halten, indem er die dünne, vorſtreck— bare Zunge der erftern befigt, die jedoch, wie bei den legtern, nicht gefpalten ift. Er kommt an mandıen Stellen Neufees lands, auf felfigen Vorgebirgen und Inſelchen, häufig vor. Sch babe eines diefer Thiere in Epiritus, welches ich während drei Wintermonate lebend erhalten, aber, aller Müheungeachtet, nicht zum Kreffen batte bewegen können. Nach feinem Beneh— men muß ich cs für einen Winterfchläfer balten. Mein Er: emplar war 19 Zoll Iana, hatte den canzen Rüden entlang eine Reihe aufrechtftehender Dornen oder eiaentlich hakenfoͤrmi— ger Schuppen und ſchien volllommen unſchuldig. Es war, nebft zwei anderen Tuataras, auf der Eleinen Inſel Rarewa, vor dem Hafen Zauranga in der Ucberfluß:Bai (Bay of Plenty) aefangen worden. Die Einaebornen behaupten, es gebe voch eine andere Epecies, deren Schwanz gabelförmig gefpalten ſey, und eine größere Art, welche an fumpfigen Stellen vorfomme, 6 Fuß Länge und die Dicke eines Männcrfchenkels erreiche, Das größte Eremplar, über das ich fichere Nachricht erhalten Eonnte, war jedoch nicht über 2 Fuß lang. No. 1789, — 689, kunde ort des Moa bezeichnet, während viele Eingeborne behaupteten, ders felbe ſey das legte lebende Eremplar einer übrigens auegeftorbenen rar, den Grund des Ausfterbens wußte jedoch Niemand ans zugıben. Während nun aber alle Eingeborne an die Eriftenz bes Moa glaubten, ja es für ein großes Verbrechen gehalten haben würs den, nicht daran zu glauben, ließ ſich doch Fein einziger Menſch ausfündig machen, der denfelben gefehen hatte; fondern Jedermann berief fich auf Hörenfagen. Viele Eingeborne batten jedoch hin und wieder große Knochen, größer als die eines Dchfen, gefunden. Diefe pflegen ſie zu verkleinern und Stuͤckchen davon, ftatt der Haliotis-:Mufchel, *) an ibre Angelhaken zu befeftigen, weldye dann das Wafler ungemein gleichförmig durchſchneiden follen. Wirklich laͤcherlich war das Graufen, das in ihnen der Vor— fhlag erregte, Jagd auf ten Moa zu machen oder als Führer zu deffen Höhle zu dienen, Merfwürtigermeife ſchien aber ihre Furcht nicht, wie bei anderen Wilden, auf einer abergläubifhen Meinung ruͤckſichtlich geheimnigvollir Kräfte des Moa, ſondern lediglich auf *) Die Schalen mehrerer Arten von Haliotis, Ostrea und ans derer perlmutterartig fchillernder genera werden von den Ein— gebornen der Infeln des füdlichen ftillen Weltmeeres häufig zu diefem Zwecke angewandt. Ein ſchmaler Streifen der Scale wırd an die Dinterfeite des Angelhakens befeitigt , deifen Wi— derhafen gewoͤhnlich unter einem Buͤſchelchen metallifhglängen: ber blauen Federn des Korora (Aptenodytes minor) oder Kotaretare (Dacelo Leachii) verborgen wird. Der an eine fefte Schnur von neufeeländifhem Flachſe (Korari, Phormium tenax) befiftigte Angelhaken wird von dem Kifcher, welder ein Eleines Kane rudert, ſchnell durch das Waffer gezogen, und die größern Fifche , welche den glänzenden Köder für eine gute Beute halten, verfchlingen denfelben und werden fo ge= fangen. Bei günftiger Witteruna fällt diefe Art Fiſchfang fehr reihlih aus, Auch find die Neufeeländer demſelben un— gemein zugetban. An fchönen Scmmerabenden babe id) in der SInfelbai oft mıhr ald 20 Kanoes arzäblt, mit welden diefer Zang betrieben wurde. Bor der Belehrung der Eingebornen beftanden die Angelhafen häufig aus Menſchenknochen, und man bediente fich zur Anfertiaung derfelben der Knochen der erſchlagenen Feinde. Zumeilen fertigten fie die Angelhaken auch aus den zähen Stänaeln und Zweigen des Tauhinu (Po- maderris ericifolia) und Mangemange (Lygodium volubile) an, die mit Hülfe des Feuers aehärtet wurden. Gegenwoͤrtig zieben fie, ohne Ausnahme, die Angelhaten, welche fie felbft aus eifernen Nägeln bereiten, den in England gefertigten vor, ins dem fie behaupten, die letztern feyen viel zu fpröde. 7 99 der Meinung von deffen Körperftärke zu beruhen, während fie zu« gleich überzeugt waren, daß er diefe Körperkraft ohne Weiteres zur Vernichtung jedes Menfhen anwenden würde, ber ſich ihm zu näs bern wagte. Natuͤrlich behandelte ich die ganze Gefhichte, infofern das jegige Vorhandenfeyn eines folhen Thieres in Rede ftand, als eine Fabel, wie wir dergleichen aus der Urzeit her bei allen Völkern treffen, und fie erinnerte mich fehr lebhaft an den Vogel Ruf *). Bei unferer Ruͤckkehr nady der Inſelbai begleiteten uns meh: rere Eingeborne vom Dftcap, und diefe theilten mir ziemlich diefels ben Nachrichten über den Moa mit, welche ih ſchon in dem Die ftricte des Dftcaps gehört hatte. Im folgenden Fahre, 1839, befuhhten die Prediger W. Wils liams und R. Taylor jene Gegend abermals und hielten ſich dort einige Wochen auf. Der Letztere feste die Nachforfchungen nah dem Moa fort, und es glücdte ihm, einen Knochen zu erhalten, wel— 0: die fojlite Zeche oder Klaue eines riefigen Vogels zu feyn chien. Sm Sommer 1841 und 1842 beſuchte ich jene Gegend aber— mals und erfuhr zu Waiapu, daß der Berg Wafapunake, mo der Moa haufen follte, von einigen getauften Eingebornen befucht wor— den fey, um den Grund oder Ungrund jenes Volksglaubeng zu er= mitteln, und daß dirfelben weder eine Höhle, noch auf Wache fte= bende Eidechfen, noch irgend eine Spur vom Moa hätten auffinden können. Bon diefen Leuten erhielt ich aber einige Knochen, welche die Eingebornen für aͤhte Moaknochen erklärten. Sie waren fämmts lich ſchadhaft und beftanden in fünf femora, einer tibia und ei« nem Rnochen, den ih bis jegt noch nicht mit Sicherheit habe be= ftimmen können. Das größte femur, welches nur aus der diaphy- sis ohne die processus bejteht, mißt 8 Zoll in der Länge und an der dünnften Stelle 43 Zoll im Umfange. Das Brudhftück von der tibia, welches, wie daß femur, nur aus dem mittlern heile des Knochens befteht , ift 6 Zoll lang und hält an der dünnften Stelle 75 Zoll im Umfange, Die fammtlihen fieben Knochen haben, mit Ausnahme der tibia, eine fehr dunkle, fat roftbraune Farbe und ſcheinen ihre fettigen Beftandtheile gänzlich eingebüßt zu haben, Sie jind fehr ſtark, in’sbefondere die tibia, und an der Äußeren Seite mit tiefen Rinnen für die Muskeln verfehen. Die wenigen nesförmigen Zellen, weiche im Innern noch zu erfennen find, fcheis nen beinahe vollfommen gut erhalten. Die Eingebornen batten diefe Knochen alle im Waiapu = Fluffe gefunden und nach denfelben geſucht, um fich ihrer auf die erwähnte Weife zur Anfertigung von kuͤnſtlichem Angeltöder zu bedienen. Die Portion der tibia, melde ich erhielt, war zu diefem Zwecke bereits nach der Queere durchſaͤgt worden. Auch verfihaffte ich mir mehrere mit Stüden von Moa: Enochen verfehene Angelhafen. Dieſe Stüden waren aber Elein, und es ließ ſich niht ermitteln, ob fie von foldhen großen Knochen berrührten, wie die, welche ich erhalten hatte. As ih Waiapu verließ und an der Küfte hin gegen Süden #09, gelangte ich zur Armuths-Bai (Poverty Bay), wo der Pre= diger Williams wohnte. Diefem war es geglüdt, eine beinahe *) Diefes Vogels wird nicht nur in den Mährchen von Zaufend und einer Nacht erwähnt. Rukh, bemerkt der Verfalfer des Arabic Dictionary , ift der Name eines riefigen Vogels , wels her angeblich fo ftark ift, daß er ein lebendiges Rhinoceros durch die Luft tragen kann. Bon diefem Vogel redet auch Marco Polo in feiner Gefhichte der Gefandtichaften: „Von dem Vogel Rukh behaupten Leute, die denfelben gefehen has ben, er meffe 16 Schritte von einer Flügelfpige zur andern, und die Schwungfedern feyen 8 Schritte (2) lang und verhälte nigmäßig ſtark. Die Boten, welche der Großkhan ausgefchickt hatte, um über diefen Vogel Erkundigungen einzuziehen, brachten ihm eine Feder des Ruh, von der beftimmt gefagt wird, fie ſey 90 Spannen lang gewefen, und der Kiel habe zwei Palmen im Umkreis gemejfen. In allen Ländern des Orients ſcheint man feft an die Exiſtenz dieſes ungeheuren Vogels geglaubt zu haben; indeg haben die Forſchungen wiffen: ſchaftlich gebildeter Reiſenden diefen Glauben bis jest noch nirs gende als gegründet erkennen Laffen. 689, XXXII. 7. 100 vollftändige tibia von einem ungeheuren Vogel zu erlangen, an welcher indeß die Fortfäge an beiden Enden etwas ſchadhaft was ren. Diefer Knoden war etwa 18 3oll lang und verhältnigmäs Big die. Herr Williams beabfihtigte, diefes Höchft merfiwurdige Stuͤck nah Drford zu ſchicken, und ich legte demfelben ein Paar femora bei, in der Hoffnung, daß von Oxford aus mehr Licht über diefe ausgeftorbene Art verbreitet werden würde. *) In der Ars — forſchte ich wieder nach Moaknochen, konnte aber keine erhalten. Als ich weiter ſuͤdlich zog, erblickte ich bald den Berg Waka— punake, wo der einzige noch lebende Moa haufen fell. Da der Zuß deffelben bewohnt ift, fo hoffte ih dort jicher Moaknochen zu erhalten, fah mich aber getäufcht. Nachdem wir ziwei Tage ums hergewandert waren, langten wir zu Ze Reinga , einem am Fuße des Berges liegenden Dorfe, an, wo ich mid) nad dem Moa ers Eundigte. Die Eingebornen behaupteten, es lebe in dem Berge, jie hätten es indeß nie gefehen; allein nad den durch heftige Regen— güffe veranlaßten Ueberſchwemmungen fänden fie ftets Moaknochen, welche aus den Kiesbänfen an den Flußufern ausgewaſchen wirs den. Sie hatten jedody Feine Knochen vorräthig. Sch bot ihnen reihe Belohnung, wenn fie diejenigen, die fie fpäter fänden, an Herrn Williams ablieferten. Auch bier hatte kein Eingeborner die Stirn zu behaupten, er habe den Moa ſelbſt gefehen, obwohl diefer Volksftamın von jeher am Berge Wakapunake gewehnt hat und mit demfelben wohl befannt ift, da er ſich bei dem vor eini« gen Sahren zwifchem ihm und dem Urewera:Stamme vorgefomme= nen Kriege auf den Gipfel des Berges zuruͤckgezogen und dort eis nige Zeit aufgehalten hat, bis die Meiften, von ihren Feinden ums zingelt, durch Hunger gezwungen wurden, fi) zu ergeben. Auf diefe Weife mußten jie am Beften wilfen, daß Fein folcher Rieſenvo— gel dort haufe; allein die Dertlichkeit ift ganz geeignet, den Glaus ben an ein fabelhaftes Ungeheuer zu erhalten. Denn der tafelfoͤr— mige Gipfel des gewaltigen Berges ift mit Urmwäldern von büftern Fichten umwachfen, über die fich eine jähe, faft eine Stunde lange horizontale Mauer von weißem Sandſteine erhebt, während am Fuße des Berges der Fluß Wangaroa ftrömt, den wir einige engl. Meilen weit in Kanoes befuhren. Diefer Fluß ergießt fich in den Wairoa, welcher in die Hawkes'-Bai mündet. Bon diefen Eingebornen wurde behauptet, es lebe noch ein Moa auf einem gewiffen hohen Berge, welcher im Diftricte Ze »Waiti, etwa fünf Zagereifen weit in nordweitliher Richtung, lie= ge, und dort werde ich Leute finden, die das Thier wirklich geſe— hen hätten. Da idy nun in jene Gegend zu reifen beabfichtigte, fo nahm ich mir vor, der Sache weiter nachzuforſchen, wenngleich ich natürlich) das Ganze mehr, als je, für eine Kabel hielt. Sunfzehn Zage jpäter langte ich zu Ze 'Waiti, dem Haupts orte jenes Diftricts, wo der Moa haufen follte, an. Doc auch da wollte Niemand das Thier gefehen haben, obwohl die Leute an deffen Eriftenz glaubten. Knochen befaßen fie ebenfalls nicht, wenngleich fie beftätigten, daß deren nach Ueberfchwemmungen zu finden feyen. Am folgenden Zage reif'te ich dicht an dem Berge vorüber, ıwo der Moa haufen fol, und der fi allerdings unges woͤhnlich öde und duͤſter ausnahm Sm Herbſte Eehrte ich nad) der Inſelbai zurück, ohne Nähe: res über den Moa in Erfahrung gebracht zu haben. Bald nahdem ich die Armuth-Bai verlaffen hatte, wurde dem Herrn Williams ein Moaknochen gebracht, den er alsbald Eaufte. Sobald die benachbarten Eingebornen erfuhren, daB Knochen von Herrn Williams gekauft würden, fingen fie an, ämfig danach zu fuchen, und die Folge davon war, daß Herr Williams bald eine große Menge fofjiler Knochen, zum Theil von gewaltiger Größe und wohl erhalten, beifammen hatte. Uebrigens waren faft alle diefe Knodyen femora oder tibiae, auch ein Zarfalfnodhen, fowie der untere Theil der Rückenwirbel und eine Portion des Beckens darunter. Es waren die Knochen von etwa dreißig Eremplaren anfcheinend derfelben Vogelſpecies. Aus der großen Verfchiedenheit in dem Volumen derfelben Art von Knochen flog Herr Wil: *) Diefe Erwartung ift durch Profeffor Owen in Erfüllung ge: gangen. D. Ueberf. 101 Liam 8, baß bie Lebensdauer des Vogels fehr bedeutend gemefen ſeyn müffe. Ob diefer Schluß nach diefer Prämiffe ſich rechtfertie gen läßt, will ich nicht entſcheiden; indeß find bekanntlich viele Voͤ— gel, namentlich die größeren, fehr langlebig, Eine tibia’) war 2 Fuß 10 Zoll lang und verbältnigmäßig ſtark. Zwei andere mas fen 2! Fuß in der Länge. Ein Brudftüd von einem femur maß an der dünnften Stelle 8 Zoll im Umfang! Bei'm Zufammenpafs fen der Knochen des Unterz und Oberſchenkels (von denen jedoch Keine genau aneinanderpaßten) und indım mir die fehlenden Theile, die Gelenkköpfe, GelenkEnorpel und unteren Schnen und Integu— mente des Fußes, gehörig in Anfchlag brachten, erhielten wir für die untere Ertremität des Vogels eine Länge von wenigftens 6 Fuß; fo daß, wenn der Oberkörper eine verbältnigmäßige Größe befaß, der lebende Vogel weniaftens 14 — 16 Fuß hoch gewefen feyn muß. Diefer Riefenvogel paßte alfo volllommen zu dem Me- galosaurus Budland’s und dem Mastodon Guvier’s, Es traf fih, daß um diefe Zeit win Handwerker, welder zu Gloudy : Bay (Wolten:Bai) auf der Middle-Infel gewohnt hatte, nah Poverty Bay zog. Dieſer behauptete, der Vogel fen noch jegt auf den hoben Bergen bei Cloudy Bay lebend anzutreffen, und zwei Amerifaner, welche von dem Borhandınfeyn dieſes Ries fenvogels gehört, hätten Eingeborne zu Fuͤhrern genommen und ſich, wohlausgerüftet, nach den Echneeregionen der Berge auf den Weg gemacht, um, wo möglid), ein Eremplar zu ſchießen. Nachdem fie in die Gegend gelangt, wo der Vogel hauf’t, hätten fie ſich, dem Rathe ihrer Führer zufolge, im Gebüfche verſteckt und einen diefer Vögel majeftätiih beranfchreiten feben, um ſich zu aͤtzen. Eie feyen jedoch in dem Grade erftaunt und erfchroden gewefen, daß fie nicht hätten feuern können, und nachdem fie den Vogel faft eine Stunde lang beobachtet, hätten fie die erfte günftiae Gelegen— beit benugt, ficb unbemerkt zurücdzuzieben. Ihrer Beſchreibung nad, babe der Vogel cine Höbe von 14 — 16 Zuß. Die Knochen, nad welchen die Abbildungen angefertigt wur: den (dire Abbildungen waren dem Driginalmanufcripte beigefügt, das an die Tasmaniſche Geſellſchaft eingefandt wurde), find fämmts lich in der Nähe der Poverty Bay aufgefunden worden und beftes ben in einem femur, ciner tibia, einem tarsus und Xragmenten vom Becken und den Nückenwirbeln des Moa. Cie find fıhr ftarf, mit tiefen Mugfeleindrücen verfehen und gut erbaiten. 1. Die faft unverfchrte tibia ift 30 Zoll lang und am breiteften Ende (wo in: deß von den Rändern der Fortfäge viel abgebrochen und folglich der Umfang bedeutend verringert ift) 161 Zoll; am tünnern Ende 321 Zoll und an der dünniten Stelle, etwa bei der Mitte des Knochens, 55 Zoll im Umfang. Ueberrefte von einer fibula find durchaus nicht, nicht einmal im rudimentärften Zuftande, zu ges wahren, und ebenfowenig cine Spur von einer Gtelle, wo folde hätten angefegt gewelen fenn Eönnen, zu bemerken. Die größte aller bieber aufaefundenen Zibien war noch um etwa 4 Zoll län: ger, als diefes Eremplar **). 2. Das femur, welches cbenfalls ziemlich unverfebrt ift, mißt 13 3oU in der Ränge; an dem einen Ende über den Schenkelbeinkopf aemeffen 114 Zoll, an dem did: ften Ende 12! Zoll, an der dünnften Stelle 5! Zoll im Umfange. Die negartigen Murkeleindrücde an dieſem Knochen find in Menge vorbandın und Scharf begraͤnzt. Sch habe ein Stuͤck femur geſe— ben, deffen dünnfte Stelle 8 Zoll im Umfange hatte. 3. Der Zar: fus, ein Eleines, faft unbefchädigtes Eremplar ift 10 Zoll lana und bat am einen Ende 9 Zoll, am andern 8 Zoll im Umfange, Die— fer Knochen ift verbäaltrigmäßia fehr kurz und platt und bejigt nur für drei Zeben Gelenkböblen. 4. Das Fragment von den Rüden: wirbel- und Bedenfnoden ift nicht gut erhalten und reicht vom oberen und Äufern Ende des acetabulum des os innominatum big *) Diefes Stück wurde von Herrn Williams an Profrffor Budland cingefandt. *+) Sch bedaure fehr, daß ich nicht Gelegenheit hatte, die größe ten und am Beften erhaltenen Knochen vor deren Abfendung nach England zu befichtigen. Es traf ſich fo, daß das Ghiff, mit dem fie abaefertigt wurden, viel früher abfuhr, als ich anz nehmen zu dürfen geglaubt hatte, 639, XXKXIL 7. 102 zum unteren Gelenke ber Rüdenwirbel, in denen ber Canal des Rücdenmarkes vollftändig erhalten ift. Diefes Knochenfragment mißt vom aͤußeren Ende der Articulation (im Drig. fteht reticu- lation vermuthlich ftatt articulation, d. Ucberf.) des Schenkelbein« fopfis bis zum äußeren abgebrodenen Rande des Knochens, naͤm⸗ lich bis zu der Knochenportion, die fi gegen das obere Ende des Beckenknochens hin befindet, 11 Zoll; und queer über den innern und femälften Theil des Knochens, hart unter dem legten Ruͤckenwirbel bin, wo es am Beften erhalten ift, 7 Zoll. Durch eine bloße Ber fhreibung kann man jeboh von dieſem Knochen feinen deutlichen Begriff erhalten. Er unterfheidet fih von dem gleichnamigen Knochen anderer Vögel fehr mwefentiih durch feine gekielte Geftalt an derjenigen Portion, welche die hoͤchſte Stelle der Lumbargegend gebildet baben muß. Uebrigens war er im unbefchädigten Zuftande weit größer, da von der obern Leifte viel abgebroden ift. Auch an diefem Knodyen bemerkt man fehr tiefe Muekeleindrüde. Sch will nun einige Bemerkungen über dicfe Knochen mitthei— len, und zwar erftlich über die Frage, ob der Moa wirklich noch lebend anzutreffen fiy, oder zu welcher Zeit er wohl aelebt haben mag? und zweitens darüber, zu welcher Ordnung oder Familie der Moa wohl zu ftellen ſeyn möge? Allerdings haben wir in beider: lei Bezichung nur ungenügende Anhaltepuncte; indeg wollen wir Alles, was vorliegt, mit möglider Umficht benugen. Was die Frage betrifft, ob der Moa noch Iebe, fo muß id befennen, daß, meiner Anſicht nah, die fraglichen foffilen Knochen keiner lebenden Species ungehören, und zwar aus folgenden Gründen. Soviel ih den Neufeeländer Eenne, muß ib annehmen, daf in ganz Neufeeland keine Stelle, fo wild und tüfter fie auch ſeyn möge, vorhanden ſey, die von den Eingebornen nicht betreten worden ift. Zum Beweife diefer Anfiht möchte ſich ſchon anführen laſſen, daf fie für jeden Berg, jedes Thal, jeden Fluß und See einen Namen haben, und überall in ihrem Lande, ſey es aus eigner Anficht oder durch Berichte ihrer Landsleute, Beſcheid wiffen. Da ih nun nie und nirgends einen Neufeeländer habe treffen Eönnın, der den Moa ferbft gefehen haben wollte, fo glaube idy auch nit, daß ein ſol— ches Thier noch in Neufeeland leben fönne. Ich habe hierbei nicht das furctbare Ungeheuer im Sinne, dag fhon rad der davon ges gebinen Befcreibung in's Fabelreich gehört, wie denn überhaupt der Niufeeläönder eine fehr erfinderiihe Phantafie befigt; fondern meine Bemerkungen beziehen fich lediglicd auf das Thier, dem die fraglidın Knoden angehören. Auch der abenteuerliche Bericht der beiden Amerikaner ſchmeckt fehr nach Sägerlatein, Allerdings kann auf dem hoben Gebirge der Mittel Infet (Middle Island) ein ſehr großer Vogel befonderer Art leben; denn auch auf den hoben Ber— gen der nördlichen Inſel finden ſich mehrere noch nicht wiſſen— fchaftlich befchriebene große Vögel. die din Eingebornen wohl bes kannt find, Allein ich Eann das auf Hörenfagen beweilende Zeuge niß eines ungebilderen Handwerkers nicht gegen dasjenige der vie— Ion Eingebornen in Schutz nehmen, die ich auf der nördlichen In— fel über diefen Gegenftand befragt habe, zumal da die Nordameri= Taner nicht eben im Nufe der Wahrbeitsliebe ftehen. Nachdem wir nun diefen Theil der Frage fummarifch erlediat haben , bleibt noch zu beftimmen, zu welcher Zeit der Moa am MWahrfcheinlichften aelebt babe. Zu diefem Ende haben wir vor Allem den Fundort der Knochen zu berüdfichtigen, und dabei die Angaben der Eingebornen zu Rathe zu zichen. Die Moafnocen find, meinen Nachforſchungen zufolge, bisher lediglich in den Flüffen gefunden worden, die fich zwifdyen dem Dftcap und dem füdlihen Vorgrbirge der Hawfes'-Bay, an der Oſtkuͤſte der nördlihen Infet vor Neufeeland, in den füdlichen Dcean ergießen; und man hat bisher, wie früher, bemerkt, nur je nach dem augenbliclichen Bedürfniffenach denfelben gefucdht. Sie werden durch Ueberſchwemmungen nad heftigen Regengüſſen aus— aeworfen und bleiben, wenn das Waſſer wieder gefallen ift, auf den Kiesbänken oder feihten Stellen der Fluͤſſe liegen. Die Flüffe haben mebrentbeils tiefe Betten und, da fie fehr reißend find, viel Fall. An ihren Mündungen finden fich ftets Deltas, an denen ſich ohne Mühe wahrnehmen läßt, daß dert ihr Bette feine Lage bedeutend verändert hat. Die Felfen und Lager zeigen in jenen Gegenden fo, 7 * 105 wohl fecundäre als tertiäre Formationen an; bie erfteren beftehen aus Thonſchiefer, Sandftein, Conglomerat, Gruͤnſand 2c., die leg: teen aus Thon Märgel, Kalktuff, Sund, Kies und Alluvium, Die eigentliche Lagerftätte der Moaknochen ift indeß nicht genügend ſicher ermittelt. Aus den Traditionen der Eingebornen läßt fich über die Zeit, zu welcher der Moa wahrſcheinlich lebte, nichts in Erfahrung bringen; denn obwohl Neufeeland ungemein fagenreih it, fo: wohl was natürliche, als übernatürlihe Dinge anbetrifft, ſo weiß doch der Neufeeländer über den Moa nichts weiter, ale die bereitö erwähnten fabelhaften Erzählungen. Hätte ein fo gewal« tiger Vogel mit der gegenwärtig Neuferland bewohnenden Men: fchenrace je gleichzeitig auf den Inſeln gelebt, fo würde ſicher das Andenken an denselben nicht erlofchen feynz; denn bei einem Volke, welches Erin Nahrungsitoff lieferndes Hausfäugethier befaß*) und mit animalifher und vegetabiliidyer Nahrung nur fehr dürftig verforgt war, mußte der Kang eines foldyen Vogels ein wichtiges *) Die einzigen auf Neufeeland einheimifchen Vierfüger find eine BDundefpecies, eine Ratte, einige Eidechſen, eine Fledermaus und an den Lüften einige Scehunde (sic?). Der Hund (Ku- ri) ift ein Eleines Thier, welches mit dem fpisohrigen Schaͤ— ferhunde einige Aehnlichkeit hat, Seine Stimme ift ein win: felndes Geheul, das er im gezaͤhmten Zujtante auf ein von Ken Heren gegebenes Zeichen ausftößt und hoͤchſt widerlich lingt. n Aus den Fellen diefes Thieres bereiten die Neufecländer dauerhafte Rieioungeftüde, die mit abwechfelnd ſchwarzen und weißen Pelzitreifen befegt find und ſich fehr bübfh ausnchmen. Früher genoß man auch das Zliifh der Hunde. Diefer Hund iſt indeß, da man fortwährend größere Spielarten eingeführt bat, ſehr felten geworden. Die Neufeeländer haben für den Hund nod) mehrere Namen, außer Kuri, z. B., Moimei, Ki- rehe, Peropero und Kararehe. Balbi (Introd. a l’Atlas, p. LXIX.), giebt Pero als den Weufeefändifhen Ausdruck für Hund an und behauptet, dieß Wort Eomme pom fpanifchen: Perro, worin der Beweis liege, daß die Thier freinden Ur: fprungs und erft in verhältnigmäßig neuer Zeit eingeführt fey. Die Eingebornen behaupten jedoch, fie feyen von jeher im Belise des Hundes gewefen. Die Ratte (Kiore) it eine Eleine Keldrafte, aus dem Ge: nus Arvicola, Cuv. und heutzutage fehr felten, Leider find die Europäifhen Mäufe: und Kattenarten: Mus musculus, M. rattus und M. decumanus, in Maffe in Neufeeland einheir miſch geworden. Diefe Specivs werden von den Eingebornen durch verfchiedene Namen bezeichnet; bie urfprünglih in Neu— feeland Lebende Ratte nennen fie nun Kiore maori (eingeborne Ratte); Mus musculus, Kiore iti (Eleine Ratte); M. rattus, Kiore mangu (ſchwarze Hatte) oder Kivore pakeha (fremde Ratte) und M. decumanus, Maunga rua, d. h. Scheunenbe— wohner. Die aͤchte Neufeeländifche Hatte wurde fonft vor den Eingebornen gegeffen und galt, wenn fie fett war, für ei⸗ nen Rederbijfen. ‘ An Sauriern befige ih gegenwärtig fechs verfihiebene Spe— cies, welche , mit Ausnahme des bereits erwähnten Tuatara, fämmtlidy Elein find. Zwei ſchoͤne Eidechſen, die eine hellgrün mit langem Schwanze, die andere dunfeler grün mit länglis hen, ziemlich nierenfürmigen weißen Rieden, heißen auf Neus feeländifh: Kakariki und Kakawariki. Diefe febt man öfter auf dem Zweige eines Strauches ausgeftredt fih fonnen. Zwei andere Arten ſind aſchgrau und grau und braun mar— morirt. Sie halten ſich in hohlen Baͤumen auf und heißen bei den Eingebornen Papa. Dieſe vier Arten ſind breit und platt und haben Eleine, nicht Dachziegelförmia geordnete Schups pen. Zwei andere ziexrlihe Arten, deren Körper weit dünner und länger ift und die braun, fowic heil und dunkel arzeichnet und punctirt find, werden von den Eingebornen Mokomoko genannt. Eine derfeiben ift fehr gemein und findet lich im Sommer an der Seeküfte zwiſchen trodnen Algen, fowie ans deren leichten Subftanzen, die einige Fuß über der Fluthhöhe liegen, Die andere diefer zulegt erwähnten beiden Arten ift 689 XXXII. 7. 104 Ereigniß ſeyn. Weit unbedeutendere Thatſachen ſind aus dem Dunkel der Vorzeit her von einer Generation der andern überlie— fert worden. Selbſt Fiſche, Vögel und Pflanzen, welden fonft, als Nahrungsartikeln, eifrig nachgefpürt wurde, die aber jegt theils weife ganz, theilweife beinahe, ausgerottet jind, obwohl weder die vorige, noch die jegige Generation der Eingebornen diefelben je geſehen hat, der letztern dennod aus den Beſchreibungen ihrer Aeltern vollfommen wohl bekannt Die Stillſchweigen über dem Moa gilt mir alfo für ein mwerthvolles negatives Zeugniß fir die Anfiht, dab man die Knodyen diefes Vogels entweder in den höch— ſten Schichten der fecundärın oder in ven tiefiten der tertiären Formation finden werde. Wenn wir, in der That, nicht anneh= men wollen, daß dirfer ungeheure Vogel früher gelebt habe, als das Land mit feiner jegigen Menfchenrace bevölkert worden fey, wie ließe fi deffen Ausfterben genügend erklären? Da in |der Nähe von Turanga die Knochen von etwa dreißig Eremplaren bins nen ſehr Eurzer Zeit. aufgefunden worden find, fo läßt ſich vermus then, daß diefe Species einft ſehr häufig gemwefen fey, und die Bes fchaffenheit der Knochen beweift, daß der Vogel, dem fie angehörs ten, cine ungemeine Stärke befefen haben muͤſſe. Kein anders einheimifches Thier der jegigen Schöpfung konnte einem fo colefs falın Vogel irgend etwas anhaben, und der Menſch, der ihm als lein gefährlich werden Eonnte, weiß, wie gefagt, nicht das Gerings fte über defen Lebensweife, Mugen, Fang 2c. zu berichten. Es unterliegt alfo wohl keinem Zweifel, daß der- Vogel Moa feüber oder fpäteftens zu der Zeit”) auf Neuferland lebte, als dies ſes Land feine jegigen menſchlichen Bewohner erhielt. Wir wollen nun unterfuchen, zu weldier Ordnung und Fami— lie der Moa am Wohrſcheinlichſten zu ſtellen iſt. Hierbei fönnen wir ung nun aber an nichts Anderes, ale an die aufgefundenen Knochen balten, die zuvörderft auf eine gewaltige Gıöße und Stärke des Vogels hindeuten, während die Kürze des tarsus im Vergleiche mit der tibia anzeigt, daß er Eurgbeinig gewefen fin. Durd die Größe des Vogels moͤchten wir uns veranlaßt fühlen, uns unter den Raub= und hühnerartigen Vögeln nad deſſen Ver— wandten umzufehen; allein da die tarsi nur für drei Zehen Arti— culationen befigen, fo iſt die erfterg diefer beiden Ordnungen fofort befeitigt, wozu noch 1) das negative Zeugnıd kommt, daß nicht ein einziger Klügelfnochen gefunden worden ift und 2) die triftige Bemerfung Eupier’s in Betreff der Struthionidae, daß es der Natur unmöglich geweſen feyn würde, fo ſchwere Körper mit Fluͤ— fehe felten und findet fih in Wäldern in abgeftorbenen Baͤu— men. Alle diefe Arten find unfchuldig, aber der Gegenitand einer abergläubiichen Furcht von Seiten der Eingebornen, ob= glei von der jesigen Generation dieß Vorurtheil zu weichen beginnt. Nur vom Tuatara wird das Fleifch von Neuferläne dern gefpeif’t und aud) nur von cinigen im Innern der Snfel lebenden Etämmen, die deßhalb von den übrigen verachtet werden. Die Fledermaus näher zu unterſuchen, hatte ich nie Gele: genheit. Sie ähnelt indeß den Eleinen Europäifchen Species aud darin, daß fie an ſchöͤnen Sommerabenden hin und wie: der fliegt. Ihr neufeeländifcher Name ift Pekapeka. Die Scehunde (Phocae) habe ich nie gefehen, find aber den Eingebornen wohlbefannt, die fie Kekeno nennen und behaup— ten, je jtiegen des Nachts auf's Ufer, um Difteln zu freffen. Das Fleifch wird fehr geſchaͤtzt. Wahrſcheinlich gehören fie Ph. leptonyx, Blainv. und Ph. leonina, L. an. Schweine, Hunde, Kagen, Ratten und Mäufe giebt es ger genwärtig in ganz Neuferland häufig im verwilderten Zuftans de. Selbſt die im Innern liegenden undurchdringlichen Wäls der Nino mit diefen Zhieren ſtark bevölkert. Die Seltenheit, ja beinahe gänzliche Ausrottung des Kiwi (Apteryx australis) Koitarcke (eine Art Tetrao), Weka (einer großer, noch nicht beſchriebenen Vogelart mit Furzen Fluͤgeln, mwabrfcheintich mit Ardea verwendt), Kiore maori und anderer Landvögel wird von den Meufeeländern der Gefräßigkeit und ftarken Vermeh— rung diefer ausländifhen Säugethiere fchuld gegeben. ) Vergl. die Bemerkungen am Scluffe diefes Aufſatzes. D. Ueberf. 105 geln zu verfehen, welche biefelben hätten durch die Lüfte tragen können”). In ber legteren Ordnung dagegen, d. h., unter den kübhnerartigen Vögeln, finden wir die größten und ftärkiten bes kannten Vögel, die zum Theil ausfchlieflih auf dem Erdboden ſich aufhaltın und fehr häufig nur drei Zehen befigen. Allerdings ſinden wir bei den meiften befannten hühnerartigen Vögeln lange tarsi, während fie bei dem Moa, wie gefagt, furz find; allein es giebt auch Auenahmen von diefer Regel, z. B., die leider ausges ftorbene Dronte und Apteryx, und in diefer Beziehung fcheint mir der Umftand nicht unwichtig, daß Apteryx, das einzige noch vors tommende befannte Genus der Familie, welcher Eurze tarsi bijigt, ausſchließlich auf diefen Infeln angetroffen wird. *) Guvier drüdt ſich in diefer Beziehung folaendermaaßen aus: Der der Natur zu Gebote ſtehende Grad von Muskelkraft dürfte nicht hinreihen, um fo gewaltige Flügel zu bewegen, als dazu erforderlich feyn würden, um deren maflige Körpır in der Luft zu tragen, Regne Animal, Oiseaux, Ord. 5, fan. 1. Wenn der berühmte Naturforſcher ſchon bei der Betrach— tung der damals bifannten Species der Strausfamilie jich zu diejen Bemerkungen veranlaßt füblte, fo würde ihn die colofs fale Natur des Moa in feiner Anſicht nody viel mehr beftärkt haben. (Schluß folgt.) Ai ac eh] en. Ueber den Einfluß der Pflanzen auf die Luft. — In der Sigung der Hufelandſchen Geſellſchaft vom 16. Auguft trug Profeſſor Heinr. Schulg Bemerkungen über die Veraͤnde— rungen der atmofphärifchen Luft durd die Pflanzen, mit Bezug auf feine Unterfuhungen über die Ernährung der Pflanzen, vor. Man nabm bisher eine Werbefferung der Luft durch die Pflanz zen an, infofern die Pflanzen im Lichte Sauerſtoff ausbauden, und diefes, nach den Anjichten von Sngenbouß und Gene: bier, dadurch bewirkt werden folte, daß jie Kohlenfäure zers fegen, die der Luft entzogen würde. Profeſſor Schultz zeigte nun mehrere Erperimente vor, aus denen man erfannte, daß lebens de Pflanzen aus folden Säuren, die von Natur in den Saͤften der Blätter enthalten find, wie Apfelfäure, Gitronenfäure, Mildys fäure, große Mengen Sauerftoffgas abgeſchieden hatten und die Säuren in dem Maaße, als dieß gefchehen, verſchwunden waren; woraus man fah, daß die Pflanzen zur Biltung von Sauerſtoffgas 689. XXXII. 7. 106 feiner Kohlenfäure bedürfen. Gleichzeitig zeigte bderfelbe ein Erpes riment vor, woraus hervorging, daß die Pflanzen den Zuder aus Zuckerwaſſer zerfegt und daraus reines Sauerftoffgas abgeſchieden batten, indem der Zuder zuvor in Gummi und vegetabilifche Saͤu⸗ ren rücgebildet war. Die Umbildung des Zuders und ähnlich auch die Umbildung des Humus bewirken die Pflanzen, nach Verſuchen des Profeffor Schul, dur Berührung der Wurzels und Blatt: oberflädyen mit den umgebenden nährenden Stoffen, Die Pflanzen wirfen, ähnlic, wie auf den Zucer und den Humus, auf den Milde zucer in der Mitch, woher denn, wie Profeſſor Schulp entdeckt bat, alle lebendigen Pflanzentheile die Eigenſchaft befigen die Milch fauer zu machen; eine Gigenfdaft, die man an dem Labkraut (Ga- lium) und den Feigenblättern feit dem grauen Attertbum gekannt hat. Indem alfo die Pflanzen im gewöhnlichen Laufe Feine Koh⸗— lenfäure als Nahrungsmittel aufnehmen, fondern das Sauerftoffgas aus ganz anderen Stoffen abſcheiden, fo koͤnnen fie durch Entzies bung von Kohrenfäure die Luft nicht verbeſſern, fondern fie fügen im Sonnenichein der Luft bloß Sauerftoffgas zu. Dafür abforbi: ren aber die Wurzeln immer, und die Blätter im Dunkeln wieder Sauerſtoffgas, um ihre Nahrungsftoffe zu verarbeiten und bas Gummi und den Zuder wieder in Säuren umzubilden, woraus im Lichte Saurrftoffgas abaefchieden wird. Außerdem zeigte Profeffor Schulg, nad ciner ebenfalls von ihm gemachten Enttedung, daß die Pflanzen Nachts und an trüben Tagen Wafferftoff abſcheiden, welches mit dem im Lichte abaefonderten Sauerftofjgas Knallluft bildet, wodurch die Luft ebenfalls wieder verfchlechtert wird, Pros fefor Schulg Enüpfte hieran die allgemeine Bemerkung, daß, nad) der früheren Anſicht über die Ernährung der Pflanzen durch Koh— tenfäure, die Entftehung der wafferfteffhaltigen Gebilde in der Pflan— ze, wie aller Pflangengewebe, des Zuders, der Oele, der Harze, unerklärt geblieben fiy, weil die Pflanzen das Waffer, mie man bypothetifc angenommen hatte, niemals zerfigen, um ſich Wajlers off daraus anzueignen, und daß vielmehr der Wafferftoff fhon ur— fprünglich in den wahren Nahrungsmitteln der Pflanze enthalten ſey, und zwar, Ähnlich wie der Koblenftoff, in fo großen Mennen, daß die Pflanzen noch Koblenftoff und Wafferftoff in ihrem Refpis rationgproceffe an die Luft abgeben. Die Blumen bauden, nad) Profeſſor Schulg, immer fort, nicht blog Stickgas, fondern auch Ammoniafgas aus, wodurch die Luft ebenfalls verftlechtert wird. Niobium ift der Name, welchen der bochverdiente Mineras log Rofe zu Berlin einem, von ihm aufgefundenen, neuen Metalle beigelegt hat. Zee "09 U Ueber Abſtoßung von Sequefter. Don Malefpine. Sn der Revue medicale, Novembre 1841 habe ih ſchon über Tuberkel-Affection der Knochen gefchrieben. Sn diefer Arbeit führe ich einige Beobachtungen an, welche dartbun, daß ein bereits abgeftorbenes Knoqenſtuͤck mitten in organifirtem Gewebe fib in der günftigften Lage zur Auflöfung feiner Beftandtheile kefinde; ich machte bemer k— lich, daß auf diefe allmälige Auflöfung eine, Scqueſter— theilchen enthaltende, Kiterhöhle folgt; und fügte endlich hinzu, daß dieſe verfchiedenen Umftände glauden laſſen können, als fen ein erweichter Tuberkel vorhandın. Diefe Anſicht ift um fo wabrfceinlicher, da fie fi auf den Aus: ſpruch gewichtigee Autoritäten in der Wiſſenſchaft ſtuͤtzt, und fo war id) denn audy nicht wen'g uͤberraſcht, als ich in einem Anfalle des Herrn Voillemier grgen mid) las: In der partiellen und centralen Necroſe bleibt der Seque— fter immer derfelbe, und wenn in einigen Fällen die Höhle außer allem Verhältniffe mit dem Sequeſter ſteht, fo rührt dieß einfach davon her, daß die zum Erfaße der necroti= fhen Knochentheile nöthige Abforption ſich weiter verbreis tet hat. Louis, David, Chopart, Weidmann, Boyer, Delpech ıc. haben ſich fpeciell mit der Meortification der feften Knochenſubſtanz befhäftigt. Diefe Schrififteller ha: ben fämmtlidy das gänzlibe Schwinden eines Knochenfrag-— mentes zugegeben, möge diefeg dem Körper des Oberſchen— telbeines, oder der tibia angehören, eines ebenfo dichten und elfenbeinharten fremden Körpers alfe, wie felbft das am Meiften verdichtete fpongiöfe Gemebe nur ſeyn fann ; man bat, fagt Delpech, Sequefter, deren Gegenwart feit Monaten conftatirt war, aufgelöft gefunden, als man fie auszichen wollte. (Mal. reput. chirurg., T. II. p. 170.) Sch Eenne feine Stelle, wo die angeführten Schrift fteller behauptet bätten, daß der Sequefter leicht ausgeſto— fen werde, zumal, wenn er frei in einer Knochenhoͤhle entz halten ift; ja neh mehr: Delpech giebt pofitiv das Ges gentheil an. So räth er, bei Gelegenheit, als er ſich mit den günftigen Bedingungen zur fpontanen Heilung der Nes 107 croſe befhäftigt, den Zuftand der Natur zu Überlaffen, wenn der fremde Körper dünn, wenngleich groß ift, wenn er unmittelbar, oder doch beinahe von den Weichtheilen umgeben ift, welche die Höhle, in der er fih befindet, ausgleihen (loco cit.). Zugleich will ic die Frage aufwerfen, ob man zuweilen aud an anderen Orten, ald an getrodneten pathologiihen Präparaten fo beweglihe Sequefter angetcoffen hat, daß fie in dem nectos tifhen Geſchwuͤre leiht hin und her bewegt werden Eonnten. Was diefe Sache an fich anbetrifft, fo koͤnnte man, abges fehen von der Folgerung, weldhe Herr Voillemier da: raus zieht, das Zeugniß Richerand's anführen, der da Sagt: Bewegt man zuweilen das Franke Glied, fo hört man das Geräufh, welches der losgeloͤſ'te Knochen bewirkt, wenn er an die Wandungen des ihn umgebenden hohlen Gylins ders anftößt. (Malad. des os, Legon du cit. Boyer, redigees par Rickerand.) Sollte der von Richerand angegebene Umftand begründet feyn, fo iſt er doch fehr felz ten; jedenfalls finde ich nicuends etwas, was zu Öunften der Anfiht Boillemier’s ſpraͤche. Unter den Beobachtern, die von der ablöfenden Abſor— p:ionsthätigfeit, deren Kenntniß wie Hunter verdanken, noch nichts wußten, ift nicht einer, welcer einen Fall zur Unterftüsung der norhin ausgefprohenen Meinung anführte; fo behauptet Fabriciug Hildanus nit, daß zur Erleich— terung der Abftoßung der Franke Knochen eine befond:re Ab— nugung erleide, und druͤckt fih hierüber folandermaaßen aus: „Ossa enim, etiamsi omnium partium corpo- ris sunt durissima, attamen successu temporis ab ejusmodi humoribus diffluentibus corrumpuntur, quemadmodum cadentes guttas pertundere saxa vi- demus“. (Fab. Hildani obs., T. Il., p. 242.) Aus diefem von der Außenwelt genommenen Vergleiche ziebt er folgenden practifhen Schluß: „Sensim itaque naturae et medicamentorum beneficio quidquid cariosum (die Benennung der Mecrofe, melde legte erft feit Louis berffammt) separatur, et veluti pulverulentem quid cum pure effluit. Haec in gratiam tyronum ad- seribere visum est, ne aegris cauteriis actualibus, scalpris aut medicamentis erodentibus facile ex- crucient (l. c., p. 243.). Ein Sequefter ift aber nicht nur den phyſicaliſchen Gefegen unterworfen, fondern aub der Organismus ftrebt, ihn auszuftoßen, wie aus nachftehendem, von Thompfon entlebnten, Falle, welcher folgende Bemerkung Dunter’s anführt, hervorgeht: „Die Lehre,“ fagt Hunter, „nad welcher ein fefter Theil des Körpers, welcher es auch feyn mag, abforbirt werden Eönne, ift vollkommen neu; vor län: gerer Zeit habe ih die Wirkung der absorbentia gezeigt; die erite Ide biervon fchöpfte ich aus dem Verſchwinden der Alveolen und der Wurzeln der Milchzaͤhne.“ (Thom- pson, Traite d’inflam., traduit p. Jourdan et Bois- seau, p. 370.). Weil einige Knochentheile des Oberſchen— Eels und die Wurzeln der Milchzähne vollkommen abforbirt werden Eönnen, fo wird man aud) annehmen müffen, daß ein fpongiöfes Knochenfragment, welches alle Charactere ins 689. XXXIL 7. 108 terftitieller Hppertrophie an fi trägt, auf gleiche Weiſe vollfommen aufgelöft werden koͤnne. Was fol man nun daraus ſchließen? Zugeben, daß ein Sequefter immer dere felbe bleibt; alsdann weiter gehen und fügen, daß ein Se— quefter ſtuͤckweiſe abgeftoßen wird, wenn er durch Entzüns dung verkleinert ift, befonders aber, wenn ex frei und bes weglich in einer Knochenhöhle ift, würde eine Theorie über das Phänomen der Kosftoßung abgeben, über deren Prioris tät fih gewiß Niemand ftreiten würde, Nachdem ich bereits gezeigt habe, daß in einer großen Anzahl von Fällen der Organismus allein nicht hinreichend im Stande ift, ein nefrotifhes Knochenſtuͤck voll kommen zu entfernen, will ich mich jegt darauf befchränfen, außer Zweifel zu feßen, daß es nicht unmoͤglich ift, daß nach der Ausftoßung eine, mit homogener Maffe angefüllte, Höhle ohne knochigen Rüdftand zuruͤckbleibt. Ein junger Mann befam einen Congeftionsabfeeß, wel— her zwar niemals wih, aber an Volumen abnahm; fünf oder feh8 Sabre, nachdem er Dupuptren confultirt hatte, farb er an einer Pleuropneumonie, und Folgendes war daß Nefultat der Leihenöffnung: „Man fand die caries des Ruͤckgrates volllommen geheilt; die Verfrümmung beitand nur noch allein, und der Abſceß war in eine fette, weiche, falbenähnlihe Maffe verwandelt, welche alle phyficalifchen und chemiſchen Eigenſchaften des Adipocirs beſaß.“ (Le- cons orales de Dupuytren, T. I., p. 502.) Sollte man nicht bei Höhlen, welche nach einer reinen und einfü= hen Abftofung von Knocenfiagmenten entftchen, daſſelbe beobachten, was Dupuptren bei einem, in Folge eines Vertebralleidens entftandenen, Abſceſſe bemerkte? Erſtens zeigt, wie Malgaigne dargethan hat, der Eiter ſym— ptomatiſcher Abſceſſe unter gewiſſen Umſtaͤnden alle Cha— ractere erweichter Tuberkelmaſſe; zweitens iſt das Schwinden eines Sequeſters eine unlaͤugbare Thatſache; alsdann iſt kein Hinderniß vorhanden, warum der fremde Koͤrper lange Zeit nach ſeiner Ausſtoßung nicht ſollte durch eine kaͤſige, homo— gene Maſſe ohne knochigen Ruͤckſtand erſetzt werden. Nachdem ich nun bei einigen Puncten verweile, welche ich in meinem erſten Aufſatze vielleicht nicht hinreichend er— oͤrtert habe, habe ich nun den Streit reſuͤmirt und gezeigt, daß ich eine auf zahlreiche und unlaͤugbare Thatſachen be— gründete Meinung beibehalte. Gegenwaͤrtig iſt es erficht: lich, daß der Streit ſich nur auf zwei Puncte bezieht: 1) auf die Veraͤnderungen, welche der Sequeſter mitten im or— ganiſchen Gewebe erleidet; 2) auf die unlaͤugbare Thatſache, daf die eiterige Maffe nach einer gewiffen Zeit koͤrnig, con» fiftent und Tuberkelſtoff ähnlich werden kann; nur hierüber bandelt es ſich. Auf welcher Seite aber liegt die Wahr— beit? (Revue med., Juin 1845.) Ueber die Urfachen der verfchiedenen Knochenbruͤche der Neugeborenen und Säuglinge. Bon DOllivier d'Angers. Zu den häufigften Knochenbrüchen, welche bei dem neu⸗ gebornen Kinde vorkommen, gebören die Bruͤche der Schü: 109 delknochen, welche allein durch die Geburtsarbeit ohne aͤußere mechaniſche Inſultationen hervorgebracht werden koͤnnen. Man beobachtet dieſe Verletzung beſonders dann, wenn das Becken durch den Vorſprung des promontorium verengert, die Contractilitaͤt des uterus ſehr bideutend iſt und die Kreiſende die Action deſſelben durch ihr Mitarbeiten unters ftügt. Der Kopf tritt dann, durd die Wehen vorwärts ges trieben, aber durch den Vorberg zurüdgebalten, ſchwer ein, bekommt Eindruͤcke oder bricht aub an mehren Stellen, und das Kind kommt dann betäubt und mehr oder weniger ſchwach zur Welt mit einem indrude oder einer Fractur der Schädelfnochen. Diele Verlegungen find bei den Neu: gebornen nicht fo gefährlich, wie bei dem Erwachfenen, und heilen oft ſehr raſch; zumeilen aber, wenn der Kopf fehr lange eingefeilt gewefen und die Girculation erfchwert oder ganz unterdrückt worden ift, fo fchoppen ſich die Gefäße des Gehirns an, reißen mitunter und das Kind ſtirbt während der Geburtsarbeit, oder geht nad und nach unter Gonvulfio« nen oder apoplectifch zu Grunde. Beider Section findıt man dann eine Anſchwellung mit feröfer und biutiger Snfiltra- tion der Bedeckungen an dem Xheile, welcher zuerft vorlag und an der Portion des Schritelbeing, gegen welche das promontorium angedrüct hatte, bald eine einfache halbrunde Depreffion, bald einen länglihen oder winkligen Bruch, der fih zuweilen auch auf eine Eleine Vortion ded Stirnbeines erftredt. Die basis eranii ift dabei ſtets unverfehrt. Die bäutigen Gommiffuren des Schaͤdels, befonders die mittlern, find dabei mehr oder weniger relarirt, die letzteren zumeilen etwas eingeriffen, die Hirngefaͤße im Congeſtivzuſtande und Blutaustritt an der Oberfläche des Gehirns oder in deffen Kammern. Unter gemwiffen Umftänden fann auch die einfahe Ver— engerung des Beckens ohne Mifbildung feiner Höhle Schaͤ— beibrüche bei einer langen und ſchweren, jedody durch die Kräfte der Mutter allein vollendeten Geburt herbeiführen. Eine andere Urfahe der Schädelbrüche bei'm foetus liegt in der großen Brüchinkeit, welche die Schädelfnochen zuweilen in Folge einer unvollftändigen oder abnormen Vers knoͤcherung darbieten. Die Knochen find dann ungemein bünn, die Verknoͤcherung ift nicht regelmäßig fortgefchritten, und die Knocenfubftanz ift an gewiffen Stellen fo fehr ra— teficiet, daß der Knochen durchlöchert zu feyn fcheint, und zumeilen feine Gontinuität wirklich unterbrohen if. Man ſieht leicht ein, wie es hier nur eines f[hwachen, auf den Kopf des Kindes ausgeübten, Drudes bedarf, um Fracturen oder mehr oder weniger tiefe Eindrüde herbeiführen, und fo: bald die Geburtsarbeit fih nur etwas in die Länge zieht und der Kopf bei'm Eintritte in's Becken nur einige Schwies tigkeit erfährt, fo erfolgt eine Gontinuitätstrennung der Knos hen an den Stellen, wo fie am Mindeften MWiderftand leiften. Mit wenigen Morten ift bier noch die bei dem ce- phalaematom zuweilen vorfommende Veränderung der Kno— hen zu bemerken, bei welhem man zuweilen einen Eindrud mit Fiſſur oder auch ohne Fiffur der Knochen beobachtet hat. 689, XXX. 7. 110 Die Fracturen der Knochen der Gliedmaaßen und des Stammes kommen zwar gewöhnlich erft bei Säuglingen oder im erften oder zweiten Jahre nad) der Geburt zur Bes obahtung, doc ift es durch authentifche Beifpiele nachge— wıefen, daß Fracturen der Art auch fhon während des Utes rinlebens bei’'m foetus vorfommen fönnen , fowie aud vers fhiedene Rurationen bei'm foetus in utero beobadıtit morden find. Undererfeits fprechen Thatfachen dafuͤr, daß die Kno— chen ded Stammes und der Öliedmaafen vielfältige Conti— nuitätstrennungen darbieten fönnen, welche dag Anfeben ac— cidentellee Fracturen haben, aber von einer Anomalie der Dfiification abhängig find, wie wir 08 bei den Schaͤdelkno— chen gefehen haben; nur wirken bei diefen gewöhnlich äußere Urſachen zur Erzeugung der Fracturen mit, während bei den Ertremitäten die Gontinuitätstrennungen ganz unabhän= gig von Ddiefen vorkommen Können. Diefer rfahrunges grundfaß bezieht fich indeß vornehmlich auf Rurationen, waͤh— rend Fracturen häufiger durch mechanifche Infultationen der Mutter während der Schwangerfhaft, wie durch einen Fall, Schläge auf den Leib u.f, w., bervorgebracht, werden. Aus fer den eigentlihen Knochenbruͤchen kommen auch fogenannte Mfeudos Fracturen oder Gontinuitätstrennungen der Knochen in Folge einer Anomalie der Dffificatien bei dem foetus vor. Sie find transverfell, fommen gemeiniglih an der mittleren Portion der Knochen vor, und die Knochenflächen im Gontacte mit einem cartilaginöfen Zwiſchengewebe find bald gefurcht und chagrinartig, wie die Epiphrfen, bald laus fen von ihnen Knodyenfäden durch den zwifchengelagerten Knorpel hin, und diefe find es wahrfcheinlih, welche bei manchen Gontinuitätstrennungen eine Art Grepitation ver: nebmen laffen. Bei der Geburt ift die Vereinigung der Knocenfragmente an einem und demfelben Kinde mehr oder weniger vorgefchritten, daher der verfchiedene Grad der Bieg— ſamkeit und Beweglichkeit der Gliedmaaßen. — Herr Thore bat zuerft darauf aufmerffam gemacht, daß nach dem erften Monate des Lebens die Knochen eine große Tendenz zeigen, ſich zu Erümmen oder leicht mehr oder weniger vollftändig zu brechen, eine Tendenz, die gegen das Ende des erften Jahres ftärfer hervortritt, und ihr maxi- mum im zweiten Sahre erreicht, von da an aber allmälig fi verliert. Diefe Tendenz Eommt ganz unabhängig von rhachitis oder irgend einem anderen Leiden vor, wiewohl rhachitis aud ein fehr bedeutendes Moment zur Hervors bringung von Knochenbrüchen in Folge der unbedeutendften Snfultationen abgiebt. (Annales d’Hygiene, Juill. 1844.) Ueber die Erregung der Uterinactionen vom Ma- gen aus, Von Tyler Smith. Die Uterinactionen koͤnnen auf drei verfchiedene Meifen angeregt werden : 1. Durch die directe Einwirkung der Nervenkraft vom Ruͤckenmark aus in der Nichtung der am uterus verzweig: ten motorifhen Nerven. 111. 2. Durch die unmittelbare Action des uterus felbft, vermoͤge feiner eigenen Seritabilität, bei der Application eis nes angemeffenen Reizes. 3. Durch die Nefleraction der Nervenkraft von gemifs fon Nerven aus, melde zum Gentralorgane hin verlaufen, von da aus durch motorifche Nerven auf den uterus. Auf eine Varierät der legten Art, welche in diefer Ber deutung bisjeßt nicht aufgefaßt worden ift, wuͤnſche id in diefem Auffage die Aufmerkiamkeit zu richten, nämlich auf die Anregung der Uterinaction vermittelft des n. vagus im Magen. Dr. Rigby bemerkt, daß ein raſcher, Ealter Trunk gemeiniglih Contractionen der Gebärmutter hervorruft, in Folge der großen Sympathie zwifchen derfelben und dem Magen. Hitze ſowohl ald Kälte erregt mächtig die motori« fhe Refleraction. Es war ein alter Gebrauch, und gilt noch bei Hebammen, Kreifenden von Zeit zu Zeit warme Getränke nehmen zu laffen, um die Wehen ftärker werden zu laffen. Es ift viel Streit über die geeignete Anwendungsmweife des Mutterkorns geführt worden, aber «8 ift eigenthuͤmlich, daß faft alle Geburtshelfee den warmen oder Ealten Aufguß für am Meiften wirkfam balten. St diefes nicht deßhalb, weil die warme oder Ealte Slüffigkeit den uterus erregt und auf diefe Meife die Wirkung des Mutterkorns erhöht? Ohne die ſpecifiſche Wirkiamkeit diefes Mittels in Zweifel zu zie— ben, Eann ic zu Gunften diefer Anficht eine bei einer neus lien Sigung der London medical Society von Herrn Hendland mitgetheilte Thatfache anführen, daß ein Arzt, welcher die relativen Wirkungen des Mutterkorng und war: men Branntweins mit Waffe tabellarifh zufammengeftellt hatte, beide faft gleih an Wirkſamkeit fand. Es ift auch bekannt, daß warme Getränke nach der Entbindung fogleic) Nachwehen hervorrufen. Spontanes Erbrechen Eommt zuweilen bei Metrorrhagie vor und erregt Gontractionen des uterus. Denman fagt hierüber: Wenn Kranke einen großen Blutverluft gehabt haben, fo tritt oft ploͤtzlich ein heftiges Erbrechen ein, und zwar zumeilen bei einem fo großen Schwiäcesuftande , daß man daffelbe für hoͤchſt gefahrvoll hätte halten müffen, al: lein ganz im Gegentheile. Das Erbrechen trägt zur Unter druͤckung der Blutung und zur Erleichterung der Kranken mit bei, vielleicht durch eine Urt von Nevulfion, und ficher ducch die Erregung einer Eräftigern Action der übrig geblie— benen Kräfte des Organismus, wie es fich durch die Beſſe— tung des. Pulfes und aller anderen Erfcheinungen unmittel» bar nach dem Erbrechen berausitellte. In Fällen von abor- tus in Folge eines heftigen Erbrechens in den legten Mo: naten der Schwangerfihaft wird derfelbe, nach meiner Anz fit, duch die angeregten Contractionen des uterus, und 689, XXXII. 7. 112 nicht durch die Erfhütterung des ganzen Körpers ober die fpasmodifhe Action der Beuge und anderer Muskeln, wie man gewöhnlich annimmt, hervorgebracht, — Die Wirkung der Uebelkeit oder des Erbrechens, den uterus, fowie andere Theile des Körpers, zu erfchlaffen, ift bereits früh erkannt worden. Dr. Ramsbotham ſcheint jedoch zuerft eine practifche Folgerung aus diefem Umjtande gezogen zu haben. Er bemerkt: Bei einer übermäßigen Nigidität des Muttermundes kommt es nicht felten vor, daß ohne irgend eine Urfache und unabhängig von irgendwie an— gewandten Muskeln eine plögliche Nelaration eintritt, und die Geburtsarbeit dann weit fehneller vorfchreitet. Diefe guͤnſtige Veränderung ift gewoͤhnlich von Uebelkeit begleitet, und, nach meiner Erfahrung, zeigen fih in folhen Fällen efelerregende Dofen von Brechweinftein ſehr nüslih. Wie ich glaube, bewirkt die nausea eind Erweiterung des Mut: termundes in Folge einer Nefleractioh; im Algemeinen aber finden wir, daß jene alle contrahirten Deffnungen und Ca— näle erweitert, fomwie auch den Einfluß auf die willführli: hen Muskeln aufhebt. (Lancet, July 1844). Niscellen Heilung der Thränenfiftel ohne Dperation wird von Dr. Martin in dem Recneil des Memoires de Medecine, Nr. 53., nad) mehreren Fällen angeführt. Er betrachtet die Ente zundung als die häufigfte Urfache der Thränenfiftel und behandelt fie demgemäß durch antiphlogiftiiche Mirtel und Ableitungen. Ein Tall, z. B., wird folgendermaaßen befchrieben: Ein zweiunds Awanzigjähriger Menſch hatte vor acht Zagen eine fchmerzhafte Sefhwulft am inneren Winkel des rechten Auges bekommen; vor vier Tagen hat ſich dieſelbe geöffnet. Durch Druck entleert man Schleim, mit Eiter und Thränen gemifcht: ringsherum eryfipela= töfe Entzündung. Thränenpuncte und Nafencanal find wegſam, und [egterer nur mit verdickter Schleimhaut ausgekleidet. Ader— läfe, fodann ſechs Blutegel um den Thraͤnenſack, erweichende Ga: taplasınen, Ableitung durch den Darmcanal und durch Reizung der unteren Ertremitäten. Nah zwanzig Tagen war die Fiftel ges fhloffen; da aber das Thränenträufeln nod) fortdauerte, fo wur— den noch erweichende Mittel, Brechweinfteinfalbe hinter dem Ohre, ein Blafenpflafter auf dem Arme angewendet, und dadurch nad) ſechs Zagen auch diefes Symptom befeitigt, In dierunddreißig Zagen war der Kranke volllommen geheilt. Ueber die Refectionen des Ellenbogen»Gelenks hat Dr. Thore im vorigen Sahre eine Abhandlung publicirt, welche fehr zu Gunften der Refection fpriht, was aus der ſtali— ftifhen Angabe hervorgeht, daß diefe Operation ausgeführt wor— den ſey. | j Mit Erfolg. Obne Erfolg. Wegen rheumatifcher Krankheiten 14 12 2 Wegen fpontaner Krankheiten » » 88 68 20 102 80 22 Alfo von 4: nur 1 mißglüdter Kall, während bei Amputationen nur die Hälfte der Faͤlle glücklich abläuft. (De la resection du coude, par A. Thore; Paris 1842; avec 2 planches.) EITRELSTERN STETTEN Bibliographische Manual of Chemistry. By G. Frownes. London 1844. 8, These de geographie botanique du Departement du Doubs. Par Charles Grenier. Strasbourg 1844. Etudes de l’homme dans l’etat de sante et dans l’etat de ma- ladie. Par Leveille- Parise. 2 Vols. Paris 1844. 8. Etndes pratiques sur l’affection scrophuleuse chez les enfans. Par M. Guiet. Paris 1844 8. — —— —— — Menue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, nrfammelt und mitgerbeitt von dem Ober» Medieinalratbe Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrathe und Profeſſor Froriep zu Berlin. N. 69%. Gedrudt im Landes = Induftrier Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99 (Nr, 8. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. ober 3 FL 30 I, Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99x Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r October 1844. N En 3 er, Unterfuchungen über die Urfache der Windungen der Schlingpflanzen. Von Herrn Dutrodet. Die Stängel der Schlingpflanzen umminden mit ihren Spiralen Bäume oder andere Gegenftände, die ihnen als Stüßen dienen, und winden fih an diefen, während fie fortwachfen, immer höher hinauf. Diefe Spiralen gehen, je nach den verfciedenen Species, entweder von der Rech— ten zur Linken, oder von der Kinfen zur Necten. Um ſich von diefen beiden Arten von fpiralförmiger Windung einen genauen Begriff zu maden, muß fi der Beobachter in Gedanken mitten in die durch das Schlinggewaͤchs gebildete Spirale verfegen, und er, der dem Gewähfe dann als Stüße dient, wird nun bemerken, daß, wenn die Pflanze fih von der Nechten zur Linken windet, die Spiralen vor feiner Bruft bin von der Rechten zur Linken emporjteigen, während bei einer fich von der Linken zur Nechten windenden Dflanze die Spiralen von der Linken zur Nechten binauffteigen. As ich entdedte, daß die Spigen der Stängel von Pisum sativum, fowie die Spisen der Schlingfaͤden meh— rerer Klettergewächie, von felbft drehende Bewegungen aus— führen, die manchmal von der Rechten zur, Linken, manch— mal von der Linken zur Nechten gerichtet find *), erkannte id) fhon halb und halb, daß die innere vitale Kraft, welche diefe drehenden Bewegungen hervorruft, die naͤmliche fey, welche das fpiralförmige Aufwinden der Schlingnflanzen ver: anlaßt. Zwifchen diefen beiden Erſcheinungen findet indeß ein weſentlicher Untericied ftatt. Die drehente Bewegung ift an den Stängeln des Pisum sativum ſehr ſtark, und doch winden fich diefelben nicht auf; ſie behalten die Bie— gungen, welche fie bei diefen drehenden Bewegungen abwech: felnd erleiden, keineswegs bei, obwohl diefe leßteren mehrere Zage dauern und allmälig immer langfamer werden. So— bald fie bei einem älter gewordenen merithallus aufgehört haben, zeigt ſich diefer geradlinig. Bei den Schlingfüden der Bryonia und Gurke zeigen fich die drehenden Bewer gungen nur im erften Stadium der Entwidelung, und die *) Comptes rendus des s&ances de l’Acad. d. Sc. 6. Nov. 1848. N. 1790, — 690, Seance du Fäden behalten durchaus Feine dauernde Kruͤmmung bei, welche eine Folge dieſer vorlibergebenten Bewegung wäre. Die fpiralförmige Aufwindung diefer Fäden ift im Gegen theile, fowie fie fich gebildet bat, gleich eine dauernde. Sie verwifcht fib nicht etwa allmälig, oder verwandelt fib in eine andere Curve, wie dieß bei diefen nämlichen Fäden der Salt ift, folange fie drehende Bewegungen ausführen. Ebenfo ertbeilt bei den Etänyeln der Schlingpflanzen diefelbe Kraft, welche das fpiralförmige Aufwinden während des Käns gerwachfens der Stängel veranlaßt, Ddenfelben von Vorne berein die fpiralformige Krümmung, welche fie beftändig be- halten. Bei der drehenden Bewegung beobachtet man alfo vorübergehende Zuftände von aufeinanderfolgenden Kruͤm— mungen, welche die Drehung veranlaffen, die innerhalb ei— ner begrängten Curve flattfindet, während man bei der Be— mequng des fpiralförmigen Aufmwindens einen permanenten Zuftand der Krümmungen wahrnimmt, welche diefe Bewe—⸗ gung bewirken. Die Schling- oder Greiffäden gewiffer Pflanzen bieten nacheinander die erffe und die letzte diefer beiden Erſcheinun— gen dar. Die Stängel der Echlingpflanzen feinen nur die legte darzubieten; allein e8 fragt fich, ob nicht auch die erfte vorhanden ift, wenngleid man diefelbe bisher noch nicht bemerkt bat? Wenn diefelbe eriftirte und wenn ihre Rich— tung von der Rechten zur Linken, oder von der Linken zur Rechten ſtets diefelbe wäre, wie die der fpiralfürmigen Auf: widelung, würde dieß nicht bemweifen, daß beide drehende Bewegungen von derfelben inneren vitalen Kraft abhängen? Sch habe es unternommen, Verſuche anzuftellen, welche die: ſes Problem der Pflanzenpbyfiologie zu erledigen beftimmt find. Es handelte fib darum, fehr junge, noch nicht fpis ralförmig gewundene, Stängel von Schlinapflanzen zu beob- achten, um zu fehen, ob ſich an ihnen drerende Beweguns gen wahrnehmen laffen; es kam darauf an, zu ermitteln, ob, wenn folhe drehende Beweuungen vorkommen, diefelben ftets in derfelben Nichtung ftatıfinden, wie die, welcher die fpiralförmige Windung folgt. Es würde Schwierigkeit haben, diefe Verſuche im Freien anzuftellen, mo dag £räftige Licht auf die drehende Bewegung hindernd einwirft, mie ich in meiner weiter oben citirten 8 145 Abhandlung nachgemwiefen habe, und wo überdem die Be: wegungen in der Atmofphäre die der Pflanze häufig ftören würden. Sch babe fie alfo im Zimmer anftellen müffen. Zu diefem Ende fhnitt ih nur die Epigen von in voller Vegetation ſtehenden Stängeln von Schlingpflanzen ab und ‚ftedte das untere Ende derfelben in ein Fläfhchen mit Waſ⸗ fer, indem ich fie zugleich fo befeftigte, daß fie nicht ſchwank— ten. Mittelft gewiffer Merkzeichen, die der Spige der Stän> gel genau entſprachen, ließ ſich die Ortsveränderung der leßs teren genau beobachten. Ehe ich meine Verfuhe darlege, muß ich vorläufig an mehrere Thatſachen erinnern, welche ich in Betreff der dre— benden Bewegungen des Pisum sativum beobachtet habe. Die drehende Bewegung zeigt fich nur an den beiden Merithallen, weldhe dem legten vorhergeben, d. h., an den= jenigen, welche nicht gar zu ‘jung und dieß doch in dem Grade find, daß fie genug Geſchmeidigkeit und Lebensthäs tigkeit zur Erzeugung der Erfiheinung befißen. Bei zu juns gen Merithallen bemerkt man diefelbe noch nicht, und bei zu alten hört fie auf, ſich bdarzuftellen. Diefer Grad des Alters tritt aber um fo früber ein, je höher die Temperatur ift. Se älter der merithallus wird, defto langſamer geht deffen drehende Bewegung von Statten, welche übrigens duch eine hohe Zemperatuc befcleunigt, fowie duch eine niedrige verzögert wird. Aus diefen Umftänden ergiebt fih, daß die Beftimmung der Dauer einer Umdrehung nur infofern Werth hat, als man zugleich dag Alter des merithallus, den Temperatur: grad, fowie aud die Natur der fpeciellen Pflanze, mit wels der man erperimentiet, gehörig in Anfchlag bringt. Bei den Verſuchen, die ich nunmehr darlegen werde, konnten aber nicht diefe fämmtlichen vergleichenden Beobachtungen in's Werk gefegt werden. Die abgefchnittenen und mit ih: ten Schnittenden in Waffer eingetauchten Pflanzen befanden fih nicht in ihrem natürlihen Zuftande und Eonnten daher auch Eeine genauen Nefultate liefern. Der einzige wichtige Dunct, der fich unter folhen Umftänden beobachten Lie, war die Richtung der drehenden Bewegung, während auf die Dauer einer Drehung wenig anfam. Uebrigens habe id) auch diefen Punct nicht unberüdfichtigt gelaffen. Folgendes ift eine Eurze Darlegung meiner Derfuche, die lediglih mit inländifhen Schlingpflanzen angeftellt wurden. Acerwinten (Convolvulus sepium und Convol- vulus arvensis, L.). — Die Stängel diefer Pflanzen winden fih von der Nechten zur Linken. An ihren Spisen beobadıtete ich eine drehende Bewegung in berfelben Ric: tung. Bei Convolvulus sepium dauerte bei zwei Ver: fuhen eine Drehung 15 Stunden und refp. 185 Stunde; bei Convolvulus arvensis betrug die Dauer der Um: drehung 9 Stunden und vefp. 102 Stunde. MWührend diefer gleichzeitig angeftellten Berfuche war die Zemperatur meines Zimmers 17 bis 18° Gentige. Die Stängel diefer beiden Pflanzen waren von der Rechten zur Linfen gewun— den, und diefelbe Richtung boten der Draht des Stängels und die drehende Bewegung feiner Spitze dar. Sıhminfbohne (Phaseolus vulgaris, L.). Der Draht des Stängel diefer Pflanze geht von der Noch: 690. XXXIL, 8. 116 ten zue Linken, und ber Stängel windet ſich in berfelben Richtung ſpiralfoͤrmig weiter. Ich unterwarf gleichzeitig zwei Staͤngel bei einer Temperatur von 174 bis 18° Gens tige. einem Verſuche. Sie waren fehr fchwach und ihr oberer Theil niedergebogen, waͤhrend die Biegung in dem mittleren Theile des vorlegten merithallus ftattfand. Diefe Biegungsftelle nun war der Hauptiig der Krümmungen, vers möge deren der endftändige niedergebogene Theil beider Stäne gel nach und nach allen Himmelsgegenden zugekehrt ward. Diefe drehende Bewegung ging von der Nechten zur Linken von Statten, alfo in derfelben Richtung, wie das Aufwin— den und der Draht des Stängel um ſich felbft. Bei einem dieſer Stängel erfolgte die erfte Umdrehung binnen 5# Stunde, die zweite binnen 843 Stunde; bei dem anderen, die erfte binnen 114 Stunde, die zweite binnen 13 Stunden. Fladysjeide (Cuscuta europaea, L.). — Die fadenförmigen Stängel diefer Schmarogerpflanze winden ſich von der Nechten zur Finfen; allein da dieß nur in geringem Grade der Fall ift, fo wird es häufig Überfehen. Um zu ermitteln, ob die Spigen der Stängel diefer Pflanze eine drehende Bewegung darböten, fehnitt ich einen Luzerneſtaͤngel (Medicago sativa) ab, auf weldhem eine Cuscuta faß, und ftedte denfelben mit dem unteren Ende in ein Fläfche hen mit Waffe, Die Cuscuta lebte fort und vegetirte weiter, und dabei Eonnte ic beobachten, daß die Spiken der fadenförmigen Stängel fih von der Rechten zur Linken drehten. Bei vier gleichzeitig und bei einer Temperatur von 17° Centigr. angeftellten Verſuchen fand ih, daß die Um— drehung refp. 14 Stunde, 1 Etunde 35 Min., 1 Stunde 40 Min. und 2 Stunden dauerte. Diefe fadenförmigen Stängel find in £einem ſehr wahrnehmbaren Grade um ſich ſelbſt gedreht. Hopfen (Humulus Lupulus, L.). — Der Stän: gel des Hopfens windet fih von der Linken zur Rechten und ift in derfelben Nihtung um ſich felbft gedreht. Sch erperimentirte mit zwei Spitzen von fräftig vegetirenden Stängeln diefes Gewäcfes, und zwar bei einer Temperatur von 18° Gentigr. Sc beobachtete, daß die drehende Be— wegung durch den vorlegten merithallus bewirkt murde. Ihre Nichtung ift von der Linken zur Rechten, alfo diefelbe, wie die Windung und der Draht des Stängel um fi ſelbſt. Die Dauer der Umdrehung war zu verfchiedenen Zeiten eine fehr ungleiche Bei — der Staͤngel dauerte, 3. B., die erſte halbe Umdrehung 5 ren die zweite ale Stunde, alfo die ganze uinbiehang? 23 Stunden. Der andere Stängel brauchte zur erften halben Umdrehung 5 Stunden, zur zweiten 15 Stunden, alfo zur ganzen Um: drehung 20 Stunden. Diefer außerordentliche Unterfchied rührt, meines Erachtens, daher, daß zu Anfang des Vers ſuches die Pflanze noch eine bedeutende Lebenskraft befak, welche nach einigen Stunden, in Folge der unnatürlichen Umflände, unter denen fi) das Gewaͤchs befand, ſchon be— deutend gefhwäht war. ine zweite Umdrehung fand nicht ftatt. Polygonum dumetorum, L. — Der Stängel diefer Pflanze windet fih von der Linken zur Nechten und ift in derſelben Richtung ſchwach um fich ſelbſt gedreht. Sch 117 habe gleichzeitig und bei einer Temperatur von 17 bis 18° Gentigr. mit drei Stängelfpigen diefer Pflanze, von denen jede 4 Merithallen enthielt, Verſuche angeftelt. Ich beob⸗ achtete die drehende Bewegung von der Linken zur Rechten, d. h., in derfelben Richtung, wie die Windung und der Draht des Stängel® um fich felbft. Die Umdrehungen ge: fhahen in 3 Stunden 10 Min., 5 Stunden 20 Min. und 74 Stunde. Wildes Geißblatt (Lonicera periclymenum, L.). — Der Stängel diefes Geißblattes windet fih von der Linken zur Rechten und ift in derfelben Richtung um ſich felbft gedreht. Sch erperimentirte mit drei Stängeln deffel- ben, von denen jeder drei Merithallen befaß. Die 5 bis 6 Gentimeter langen vorlegten Merithallen waren der Sitz ber Thätigkeit, welche die drehende Bewegung bewirkte, die von der Linken zur Nechten ging, welcher Richtung aud die MWindung und der Draht des Stänyeld um ſich felbft folgte. Die Umdrehung geſchah bei diefen drei Stängeln binnen 84 Stunde, 4 Stunden 20 Minuten und 53 Stunde, Tamus communis, L. — Der Stängel des Ta- mus communis windet ſich von der Linken zur Nechten und ift in derfelben Nichtung um fich feibft gedreht. Bei einer Xemperatur von 189 Gentigr., erperimentirte ich mit der Spige eines Stängeld, die drei Merithallen enthielt. Ich beobadytete an ihr eine drehende Bewegung von der Linken zur Rechten, alfo in derfelben Richtung, wie ber Stüngel fi) wand und um fich felbft gedreht war. Die Umdrehung dauerte 9 Stunden 20 Minuten und rührte einzig von der Thätigkeit des vorlegten Merithallus her, wel cher 4 Gentimeter lang mar. An dem erft 1 Gentimeter langen legten Merithallus war diefe Bewegung noch nicht wahrzunehmen. #itterfüß (Solanum Dulcamara, LD). — Der Stängel des Bitterfüßes windet fih nur ſchwach, und man findet ihn fogar nicht immer gewunden. Daß er für big ift, fich zu winden, bemerft man hauptſaͤchlich dann, wenn viele hervorfproffende Stängel einander fehr nahe find, wo fie fih dann fpiralförmig um einander wider. Auch fieht man bdiefelben zuweilen fi um die fenfrechten Stän- gel anderer Pflanzen, 3. B. Neffeln, winden, mit denen fie fih in ſolcher Weife in Beruͤhrung befinden £önnen, daß ihre Schlingfaͤhigkeit nicht beeinträchtigt wird. Wenn fie zwifchen dichten, verworrenen Zweigen von Sträuchern oder Stauden aufwachfen, fo kommt ihre Windungsfühigkeit nicht zur Ent— wickelung. Dieſe Pflanze bietet die Eigenthuͤmlichkeit dar, daß ſie ſich nach beiden Richtungen, d. h. von der Rechten zur Linken und von der Linken zur Rechten, winden kann. Ich habe von beiden Arten von Windung eine ungefähr gleiche Ans zahl von Fällen angetroffen. Bei forgfältiger Unterfuchung die- fer Erfcheinung ift e8 mir gelungen, deren Urfache zu ermitteln. Befanntlih find bei fehr vielen Pflanzen die Blätter fpiralförmig in den Stängel eingefügt, und häufig kommt der Fall vor, daß an einem und demfelben Eremplare Stän: gel vorhanden find, wo diefe Spirale von der Nechten zur Linken, fowie andere, wo fie von der Linken zur Rechten 690. XXX. 8, 118 gerichtet ift, Diefe Beobachtung verdbanft man Bonnet*). Diefe doppelte Richtung der Spirale der Blätter ift bei dem Bitterfüß fehr auffallend; denn man bemerkt bei diefer Pflanze ungefähr ebenfoviel Stängel, wo die Spirale der Einfügs ungsftelle der Blätter von der Rechten zur Linken, als ſolche, wo fie von der Linken zur Nechten geht. Nun habe ich aber beobachtet, daß diefe Eigenfchaft der Blätter mit der Wins dung der Stängel bald nach diefer, bald nach jener Rich— tung in fehr enger Bezichung ſteht. Dieg läßt ſich nicht immer leicht feftjtellen, weil die windbaren Stängel immer zugleich um fich felbft gedreht find, daher man die natürs lihe Richtung der Spirale der Blaͤtter nicht immer wahr: nehmen kann; allein wenn nur ein Theil des Staͤngels, z. B. der mittlere, die Fähigkeit beſitzt, fih um eine Stuͤtze zu winden, fo läßt ſich die Richtung der Spirale an der Einfügung der Blätter über und unter diefem Theile wahr— nehmen. Fehlt e8 den Stängeln diefer Pflanze an aller fremder Stüge, fo bieten fie nicht die geringfte Neigung dar, fid) zu winden; fie find dann nie um fich felbft gedreht, und man kann die Richtung der Spirale der Blätter fehr beftimmt erkennen. Nachdem ic ermittelt hatte, daß bei dem Bitterfüß die Spirale der Blätter in derſelben Richtung (nady beiden Richtungen?) gewunden ift, wie die der Stängel, kam es darauf an, zu erforichen, ob eine drehende Bewegung der Gipfel der Stängel bei diefer Pflanze wahrzunehmen fey, und ob im bejahenden Falle die Richtung diefer Bewegung diefelbe fey, wie bei der Spirale der Blätter und Stängel. Zur Anftellung der hierauf abzwedenden Verfuhe nahm ich zwei junge Stängel, die in voller Vegetationskraft ftanden, und die, da fie im Schatten gewachſen waren, in geringem Grade abgebleiht oder dünn emporgefchoffen waren. Won meinen frühern Verſuchen her war mir bekannt, daß ein ge: tinger Grad von Bleichſucht der drehenden Bewegung guͤn— flig ſey. Von diefen beiden Stängeln, welche, da fie ohne alle fremde Stüße emporgewachſen waren, nicht im Gerings ften um ſich felbft gedreht waren, zeigte der eine die Spirale der Blätter von der Nechten zur Linken, und der andere von der Linken zur Rechten. Ich erperimentirte mit denfelben in der Stube auf die gewöhnliche Meife, bei einer Tempe— ratur von 19° Gentigrammen. Bald nahm ich die drehende Bewegung wahr, welche bei dem einen Etängel in der ent> gegengefesten Richtung flattfand, wie bei dem andern. Bei demjenigen, wo die Spirale der Blätter von der Nechten zur Linken ging, war die drehende Bewegung des Gipfels ebenfalls von der Rechten zur Linken gerichtet und zur Voll⸗ endung einer Umdrehung die Zeit von vier Stunden zwan—⸗ dig Minuten erforderlich. Bei dem Stängel, deffen Blätter von der Linken zur Nechten gehende Spiralen darboten, drehte fi) auch der Gipfel von der Linken zur Rechten und zwar binnen 33 Stunde einmal herum. Der Kreis, welchen der Gipfel der Stängel bei diefen beiden Verfuchen befchrieb, hielt nur 2 — 3 Gentimeter Durchmeffer. Ich habe diefe Verfuche bei Temperaturen von 19 — 20° nod zweimal wiederholt und diefelben Refultate er: ) Recherches sur l’usage des feuilles. 8 * 119 langt. Als ich nochmals hei 16 — 17° erperimenticte, be: obachtete idy durchaus Eeine drehende Bewegung. Sch will bemerken, daß in den Fällen, wo ich die dre— bende Bewegung beobachtete, dieß nur in den erften 8 — 9 Stunden, von Anfang. der Verfuche an gerechnet, geſchah. Später blieben die Stängel unbeweglich, indem ihre Vitalis tät durch die mwidernatürlichen Umftände, unter denen fie ſich befanden, allzufehr geſchwaͤcht war. Schlußfolgerungen. Aus ben obigen Erperimenten laffen ſich nachſtehende Folger: ungen ableiten : 1) Die drehende Bewegung läßt ſich an den Spigen der Stängel aller Schlingpflangen wahrnehmen. 2) Die Rihtung der dresenden Bewegung ift ftets die naͤm— lihe, mie die der Windung der Stängel, 3) Die Richtung des Drahtes der fi) windenden Stängel um ſich ſelbſt ift die naͤmliche, wie die der drehenden Bewegung isrer Gipfel und ihrer Windung. Allerdings kommen in Betrff der legtern einige Ausnahmen vor, allein diefe, welche mich fruͤher zuweilen irre geleitet haben, ruͤhren daher, daB bei einem fpiral: förmig um eine Stüge gewundenen Stängel die Blätter, indem jie ſich ſaͤmmtlich nad der am Stärfften beleuchteten Seite wenden, duch diefe Bewegung in dem fie tragenden Stängel eine Drehung erzeugen, welche zuweilen nach der entgegengefegten Richtung geht, wie die normale. 4) Die Ridytung der an den Stängeln dur die Einfügung der Blätter erzeugten Spirale ift diefelbe, wie die der drehenden Bewegung des Gipfels derfelben Stännel. Nach allem Diefen läßt ſich mit Recht fehliegen, daß die vers f biedenen Erfeinungen: 1) der drehenden Bewegungen des Gipfels der Stängel, 2) des Windungsvermögens oder des fpiralförmigen Aufmwindens der Staͤngel um ihre Stüßen, 3) dee Drabtes der Stängel um fich feiber, 4) der fpiralförmiaen Einfugung der Blätter in die Stängel, von derfelben Urfahe abhängen, d. I, durch diefelbe innere und vitale Kraft veranlagt werten, welche die Windung um die Mittelare des Stängels hervorbringt. Aber durch welchen Midyanismus bringt diefe Kraft diefe verfchiedenen Erfcheinungen hervor? Etwa, indem fie die feften orga= nifhen Theile direct in Bewegung fest, oder etwa, indem fir nur auf die organifden Flüffigkeiten unmittelbar einwirkt und dieſe ihre Bewegung dann auf die feften Organe fortpflanzen? Diefe letztere Anſicht ſcheint mir die wahrfcheinlichere, und zwar nach folgenden, aus dem Studium der Drganifation der Schlingpflanzen gefchöpf: ten Betrahtungen. Divfe Pflanzen bieten in Betreff ihres Wacks— thums in die Dice eine fehr merkwürdige Erfcheinung dar , welche darin befteht, daß ihre Stänget an der Außern Seite dır Spirale, die fie in Kolge ihres Windungsvermögens befchreiben, mehr in die Dicke und Länge wachen, als an der innern Seite, woraus fic) auf eine ftärfere Ernährung an der Äußeren, als auf der innern Seite, fchließen läßt *). Diefe thäriarre Ernährung und folglid) frärfere Entwicdelung an der äußern Seite find offenbar die unmit— telbare Urfache ber fpiralförmigen Windung des Stängels; aber worin liegt der Grund der ungleichen Ernährung? Man könnte anneh— men, da die innere Seite der Spirale an der cylindrifchen Stuͤtze feft anliegt und folglich der Einwirkung von Seiten der Atmofphäre und des Lichts faft ganz entzogen it, fo gehe ſie der äußern Pos tenzen, welche die Ernährung begünftigen, großentheils verluftig. *) Um hier nicht mißverftanden zu werden, will ich bemerken, daß, wenn die Spiralen des ſich windenden Stängels einander fo nahe lägen, daß fie einander berübrten und folglich eine Röhre bildeten, ich unter der äußern Seite diefer Röhre das: jenige verftehen würde, was ich die äußere Seite der Spirale nenne, ſowie unter der innern Seite oder Wand diefer Röhre basjenige, was ich die innere Seite der Spirale nenne. 690, XXXII. 8. 120 Allein die Prädispofition zum fpiralförmigen Aufwinden war in dem Stängel der Schlingpflanze ſchen vorhanden, bevor die Spis vale fid) gebildet hatte, Sa, diefe fpiralformige Krümmung tritt fogar oft ein, wenn der Stängel mit gar keiner Stüge in Beruͤh—⸗ zung it, fo daß er von allen Seiten denfelben außeren Potenzen unterworfen ift. So habe icy oft jeye lange Stängel von Loni- cera caprifo:ium gefehen, die nirgends gejtugt waren und ſich doch fpiralförmig gewunden hatten, und zwar in Folge der ftärke- ren Ernährung des Stängels an der Außern, als an der innern Seite. An den didjten Ranfen der Zaunrübe (Bryonia alba, L.), deren Spiraten abwechſelnd Links und rechts gedreht und ohne ale Stüge in ihrem Innern jind, bemerkt man diefelbe Erſchei— nung der ungleichartigen Ernährung fehr deutlich. Woher rührt nun diefe Verichiedenheit in der Ernährung ber beiden Seiten, der äußern und innern, weldye man an den Staͤn— geln der Schlingpflanzen wahrnimmt? Da dieſe ftärkere Ernaͤh— rung der Außern Seite felbjt in dem Falle ftarıhat, wo die innere mit feiner Stüge in Berührung ift, fo ſcheint ſich daraus zu erge— ben, daß der Nahrungsfaft ſich in fpiralförmiger Richtung und mit mehr Kraft nach der Seite zu bewege, welche ſich am Staͤrkſten entwicelt, und die ſchon aus diefim Grunde zur Außern der Spi— ral werden muß. Da wir nun oben nachgewieſen haben, daß alle Erſcheinungen der Spiralwindung und Dichung, melde an den Stangeln der Pflanzen vorfommın, von der innern vitalen Kraft abhängen, weldye um die Mirtelare des Stängels ber im Kreiſe wirkt, fo ergiebt ſich, das diefe Kraft den Fluſſigkeiten die fpivals formige Richtung ertheilt, vermöge deren die außere Ceite der Spirale des Stangels der Schlingpflangen am Stärtften ernährt wird. Uebrigens laͤßt fich nicht Iäugnen, daß auch die Berührung mit den Stügen einigen Einfluß darauf hat, daß die Stängel der Schlingpflanzen beſtimmt werden, ſich um jene fpiralforınig zu winten. So haben wir weiter oben gejehen, daß die Staͤngel von Solanum Dulcamara, wenn fie mit geeigneten Stügen in Berühs rung fommen, ſich fpiralförmig um dieſelben winden, während ſie nicht die geringfte Neigung zu einer folchen Drehung zeigen, wenn fie frei auffhießen, Die Berührung mit den Stugen wirkt hier mwabrfcheinlicy local, indem jie die Einwirkung der äußeren Poten- zen abhält; allein Dadurch würde felbjt dir dunnfte und biegfamfte Stängel einer Pflanze, die nicht von Natur eine Schlingpflanze ift, nicht zum Aufminden beſtimmt werden. Die Naturanlage hier: zu muß durchaus präcriftren. (Comptes rendus des Scances de l’Ac. d. Sc. T. XIX, Nr. 6, 5 Aoüt 1844.) Bericht über unlängft in Neu: Seeland entdeckte fofjile Knochen eines unbekannten riefigen Vogels. Bom Prediger William Colenfo. (Schluß.) In der Ueberzeugung alſo, daß wir die Verwandten des Moa lediglich in diefer Ordnung der Vögel mit Ausſicht auf Erfolg fur hen können, und daß diefer Vogel bödhft wahrſcheinlich zu den Struthionidae zu ftellen fey, werden wir demfelben vor der Hand diefen Plag anweifen. Da mir jedoch ein Apteryx, mit dem ich die fofiiten Knochen vergleichen Fönnte, abgeht”), fo würde ich eine zu gewagte Behauptung aufitellen, wenn ich die Anficht ausfpräche, der Moa fey mit diefer Gattung am Nädjften verwandt; wenn wir indeß bedenken, daß unter den noch lebend vorhandenen fünf Gattungen diefer Familie wenigftens drei. und zwar diejenigen, welche in ihrer Structur die meiste Aehnlichkeit mit den fraglichın foſſilen Knochen zu haben fcheinen, ausfchließlih in den füdlichen Gegenden der füdlichen Halbfugel zu finden find, und daß zwifchen ber Rhea der Magelhaenss» Straße und dem Dromiceus (Dromi- ceius?) Neuhollande, dem Casuarius des Indiſchen Archipels und dem Apteryx Neufeeland’s ein Verbindungsgiicd zu fehlen fcheint, ) Sch bin mehrmals fo glüctich gemefen, mehrere Exemplare von Apteryx zu beſitzen; in diefem Augenblicke habe ich indeß leider Feines mehr, und mir ift auch in ganz Neufeeland Nie— mand bekannt, der eines befäße, 121 und baß diefes, aller Wahrfcheinlichkeit nah, in tem Moa zu fur chen ift, fo glaube ich diefem Vogel feine Stelle einftweilen zwifchen Casuarius und Apteryx anweifen zu dürfen, da er, wenngleich in weit höherem Grade, wie der erftere, riefige Maaße und Kräfte, on wie der legtere, kurze tarsi und wahrfcheinlic keine Fluͤ— gel hat”). Ih vermuthe indeß, bad die Etymologie des Namens Moa ſowohl auf die Zeit, mo diefer Vogel gelebt hat, als auf die Fa— milie, zu der er zu ftellen ift, noch einiges Licht werfen könne. Woher ſtammt das Wort Moa? Mir ift durchaus Fein Neufieläns difhes Wort befannt, von welchem es fich ableiten liche, und dich ift um fo merfwürdiger, da nicht nur eine fehr große Anzahl von Neufeeländifhen Appellativen zu den Derivativen gehört, fondern auch irgend eine Handlung oder Eigenſchaft des Gegenftandes, auf den fie ſich beziehen, fehr treffend bezeichnet, was namentlich bei ſolchen Gegenitänden der Fall ift, die in hohem Grade eigenthumlich find. Dennoch bildet der Name des Moa, welcher doc das merfwürdigite Geſchoͤpf ift, das Neufeeland überhaupt je befaß und den bie Einbils dungefraft der Eingebornen noch außerdem fo freigebig ausgıjtartet bat, in diefer Beziehung eine auffallende Ausnahme von der Regel; denn foweit ich bisjegt nachkommen kann, wird dadurch keineswegs irgend eine Eigenfchaft diefes NRiefenvogels angedeutet. Ueberdem ift auch die Kürze des Namens ein befonderer Umftand, da die meiſten Nomina appellativa in der Neufeeländ. Sprache weit länger find’”). Auf den Freundfchafts:, Geſellſchafts- und Sandwich: Infeln ift, meines Wiffens, dem Haustahne durchgehends von den Eingebors nen der Name Moa beigelegt worden, und die dortigen Mifjionäre bedienen ſich dieſes Ausdruckes ebenfalls. Die Neufeeländer, die mir die fabelhaften Berichte über den Moa lieferten, fagten ftets, es gleiche dem Tikaokao, weldyen Namen fie dem Haushahne ges geben haben, indem jie diefes Wort dem Krähen dieſes Vogels *) Wir glauben bier nicht unpaffend eine Ueberficht der Gattun: gen der Struthionidae beifügen zu können, von denen jede nur eine einzige Species enthält, und die, nach dem jegigen Stan— de der Wiſſenſchaft, folgendermaaßen zu orbnen wäre. Classis: AVES. Ordo IV. Rasores, Vieors. Familia IV. Struthionidae. 1. Genus Strutkio, Linnuens. Typus der Gruppe: Der Südafricaniihe Strauß: zweizehig. 2. Genus Casuarius, Brisson. Der Caſuar deg Indi— Shen Archipels; dreizehig. 3. Genus Dromiceius, Fieillot. wallisz dreizebig. 4. Genus Rhea, Fieillot. Der Nandu an der Magels baenss Straße; dreizchig. 5. Genus Didus, Linn. Die Dronte, früher auf den In: fein Bourbon und ste de France zu finden; dreizebig. 6. Genus Apteryx, Shaw. Der Kiwi Neufeeland's; dreizehig; außerdem eine rubimentäre Zehe. . — ? — Der Moa von Neuſeeland, dreize— big, wahrſcheinlich ausgeftorben. Bemerkung: Diefes fiebente Genus ift dasjenige, von wel: dem in Nr. 619. (Nr. 3. d. XXIX. BdE.) ©. 39, d. Bl. die Rede war, und welhem Prof. Owen den Namen: Di- . nornia beigelegt hat. Owen bat fünf Species erkannt ”*) Zweifilkige Thiernamen fcheinen indeß nicht felten, wovon uns der Verf. felbft weiter oben in den Namen : Kuri, Kiwi, Pä- pä, Weka etc. Beifpiele mitgetheilt hat. D. Ueberf. Der Emu von Neufüds 690 XXXU. 8, 122 nahbilbeten, und es fey mit Bartlappen geziert. Ohne uns hier irgend weiter auf Unterfuhung der Frage einlaffen zu wollen, aus weldyem Lande oder Ländern die Neufeeländer nad ihren In— fein ausgewandert feyen, fo läßt ſich doch, meiner Anfiht nad, der Name des Vogels Moa mit dem Umjtande in Verbindung brin= gen, daß man die Meinung, als ob mweniaftens ein Theil der Neus feeländer Malaifchen Urfprungs fey, allgemein verbreitet findetz denn während, z. B., auf den Freundfchaftsinfeln 2c. der Dauss bahn Moa genannt wird, findet man den Gafuar (Casuarius Ca- soar, Brisson) (ediglib auf den Infeln des Indifchen Archipelagus, und diefer Vogel ift nicht nur fchwer und ftammig gebaut, fondern auch der einzige unter der Familie der Struthionidae, welder Bleifchlappen unter dem Kopfe trägt *). Ließe fich nicht alfo mit einiger Wahrfcheinlichkeit annehmen, daß in jener alten Zeit, wo die Urväter der jegiaen Neufeeländer auf diefe Infeln einwanderten, noch einige Erimplare des Vogels Moa in den unzugänglichften Gegenden der Infeln gelebt haben, wo fie den Verfolaungen von Stiten der Ureimvohner entgangen feyen, und daß die neuen Anz fömmlinge diefem Vogel den Namen desjenigen in ihren früheren Wohniigen vorhandenen Vogels, dem jener am Meiften glich, nämlidy des Caſuars, gegeben und ihn alfo Moa genannt haben? Möglicherweife könnten die Einwanderer auch nur die Knochen des Niefenvogeld vorgefunden und die Aehnlichkeit derfelben mit denen des Gafuars erkannt haben und der Name Moa aus diefem Gruns de dem fchon ausgeftorbenen Vogel beigelegt worden feyn. Es wäre zur nähern Reftitellung diefer Vermuthung nur noch zu ermitteln, ob auf irgend einer der Dftindifchen Snfeln der Cafuar den Namen Moa fuͤhrt. Die Ornithologie Neufeeland’s wird nun, da diefe Infeln eine Britifche Colonie geworden find, bald vollftändig bekannt finn, und wenn dieſer Riefenvogel wirklich noch lebend vorhanden ift, wird er ſich den Nachforſchungen nicht lanae entziehen können. Auch laͤßt fich mit Sicherheit erwarten, daß durch fernere Auffindung ven foffilen Ueberreften des Moa unfere Kenntniß von der eigentlis hen Befchaffenbeit diefes Rieſenvogels, in Betreff feiner Größe, Structur und Stellung im Syfteme der Naturgefchichte, vervollftän« digt werden werde. (Paihia, auf den Bay: Infeln in Neufeeland, d. 1. Mai 1842. Annals and Magazine of Nat. History, No. 89, August 1844.) *) Vergl. Cuvier, Regne animal, Classis Aves, Genus Casua- rius. Miscellen. Ueber die Zunahme der Erdwärme, in Verhältniß zu dem tieferen Eindringen gegen das Snnnere, bat Herr Graf von Mandelsloh neue Verfuhe in einem, 1186 Würtembergifche Fuß tiefen Bohrloche bei Neuffen, in Würtemberg, angeftellt und das Refultat gefunden, daß die Wärme nach der Tiefe auf 100 Würtembergifche Buß, + 3°,28 Gelfius, zunimmt, alfo 10 Gelfius auf 30,49 Parifer Fuß. Cine Zunahme, die alle bisher bekannten Erfahrungen übertrifft. : Für die lange Lebensdauer der Vögel fprict, daß am 15. October zu Briquebosg, im Departement de la Manche, ein Koͤnigsadler gefchoffen worden ift. der ein goldnes Hals— band getragen, worauf mit gothifchen Buchſtaben die Inſchrift ges ftanden batte: Caucasus patria, fulgur nomen, Radinski domi- nus mihi est (1750). [Der Kaufafue ift mein Vaterland, Blig mein Name, Radinsfi mein Herr (1750)]- Beh en DER Ueber Tracheotomie bei entzundlicher Affection des larynx. Bon Dr. 3. %. Wilſon. Der Berfaffer beginnt mit der Bemerkung, daß bei ber Behandlung von angina der Arzt zu häufig die Hülfe- mittel der Chirurgie vernachläffige, und daß unter der An— wendung von Blutegeln, Galomel und Brechmeinftein viele fuffocatorifch geftorben wären, welche die Zracheotomie ge: tettet haben wuͤrde. Im November 1830 behandelte er einen Herrn von mittlerem Alter, welcher nach dreitägiger Athemnoth an an- 123 gina ſtarb. Das Uebel trat nach einem Eryſipel am Kinne ein, welches in Folge der Erftirpation einiger Eleinen wars zenartigen Gefhwülfte an der Unterlippe fich ausgebildet hatte. Bei der Section fanden fi die epiglottis und die hintere Membran der: Zunge fehr gefäßreich und verdidt, die faeces und der pharynx hatten ein afchfarbenes Aus: fehen. Die Schleimhaut derfelben war weih und fulzig in Folge der Infiltration von ſchmutzig gelbem Eiter in dem darunter gelegenen Zellgewebe. Der larynx unterhalb der Stimmbänder und die trachea waren in ihrer ganzen Länge frei von jeder Verdickung, abnormer Vascularität, oder fonft einem Zeichen von Entzündung. Um. diefelbe Zeit ungefähr ftarb eine Frau im St. George: Spitale unter den Symptomen von angina ma- ligna in weniger, als 24 Stunden nad ihrer Aufnahme. Sn diefem Falle war der pharynx did. mit &ymphe be: bet, die epiglottis verdidt, aber im larynx hatte fi) die Entzündung nicht Über die Stimmbänder hinaus ver— breitet. Wenn in diefen beiden Fällen eine Deffnung zwis fhen dem Ring: und Schildfnorpel gemacht worden wäre, fo würde fogleih und vollftindig Erleichterung verfhafft worden feyn. Diefe Ueberlegung leitete den Verfaſſer 15 Sabre fpäter bei der Behandlung des folgenden Falles: Herr W. C., 27 Jahre alt, Elagte über leichte Schmer= zen im Halfe am Abend des 7. Juli 1843. Er befuhte darauf eine große Gefellfhaft, wo er viel tanzte und ſtark ſchwitzte. Bei feiner Ruͤckkehr nah Haufe Eonnte er wegen Schmerzen im Halfe und eines Gefühles von Kragen nicht f&hlafen. Am 8. Juli 10 Uhr Morgens wurde er von Herrn Tupper befucht, welcher Blutegel und Calomel verordnete, und da diefe Mittel Erine Erleihterung vers fhafften, um 2 Uhr Nachmittags 24 Unzen Blut aus der Urmvene entziehen ließ. Um 7 Uhr Abends fah Verfaſſer den Kranken, welcher auf dem Nüden lag und mit großer Befchwerde athmete. Durch Zeihen Elagte er über Schmerz im Kehlkopfe, das Athmen war befchleunigt, und der Kranke fhien in coma verfallen zu wollen. Um 9 Uhr wurde die Teacheotomie ausgeführt. Durch einen Hautfchnitt wurde die trachea unterhalb der Schilvdrüfe bloßgelegt, und dann fenereht auf eine Ausdehnung von F“ geöffnet, durch welche Deffnung dann eine Röhre eingeführt wurde. Augenblidlih trat Erleichterung ein, aber kaum was ven 2 Minuten verfloffen, als der Kranke von fo heftigen Bruſtkraͤmpfen befallen wurde, mit einer folhen Athemnoth, daß augenbliclihe Erftifung drohte und alles Bewußtfenn fhwand. Die Röhre wurde fogleidy entfernt und die Deff: nung in der trachea von Blut gereinigt und weit offen erhalten. Das Athmen wurde nad) und nach mehr normal, und das Geficht röthete und belebte fich wieder. Micht lange darauf wurde eine Menge Schleim mit Blut vermifcht aus dem Munde ausgeworfen, und man fand nun, daß ber Kranke wieder durch den larynx athmete, als die Röhre entfernt worden war. Der Kranke erlangte bald fein Bes wußtſeyn wieder und aͤußerte fich fhriftlich, daß er jest ganz leicht athme, Er fohlief in Zwiſchenraͤumen die Nacht hindurch) und ging von da am feiner Genefung entgegen. 690. XXXII. 8. 124 Sieben Tage nah der Operation war die Wunde durch Granulation geheilt. (Lancet, March 9. 1844.) Perforation des Dünndarmes. Bon Dr, Adams. Wiliam Mitchell, 54 Jahre alt, ziemlich robuſt, von mäßiger Lebensweife und guter Gefundheit bis zum 28. Mai 1840. Um 10 Uhr Abends an diefem Tage wurde ih zu ihm gerufen, und fand ihn an allen Symptomen ei= nes eingeklemmten Bruches leidend ; das Scrotum war auf beiden Seiten mit Darm angefüllt, und der linfe Bruch niht zu reponiren. Die Taxis hatte günftigen Erfolg, und die dringenden Symptome verſchwanden faft unmittelbar darauf, Bei meinem nächften Befuche Elagte er fehr über Schmerz in der linken Keifte, welchen einige Blutegel und warme Umfchläge bedeutend linderten. Sch hörte Nichts weiter von ihm, als bis zum 13. Juni, wo ih um’ 10 Uhr Abends wieder zu ihm gerufen wurde. Er war die ganze Zeit hindurch bis vor einer halben Stunde ganz wohl gewefen, doch war die Schmerzhaftigkeit in der Leiſte nie ganz gewichen und groß genug gewefen, um ihn fein ans deres Bruchband, als fein altes, tragen zu laſſen. Er war auh nicht im Stande gewefen, wie früher, den ganzen Bruch zurüd;jubringen, allein diefes hatte ihm feine Bes ſchwerde verurfacht, und die Stuhlausleerung war leicht von Statten gegangen, Ungefähr eine halbe Stunde vor mei: ner Ankunft war er plöslich von einem heftigen Schmerze in der linken Leifte befallen worden, dabei ein Gefühl von ungemeiner Scwäde, Uebelkeit und heftiges Aufftoßen. Als ich ankam, hatte fich der Schmerz mehr über den uns teren Theil des Bauches verbreitet, welcher bei der Beruͤh— rung fchmerzhaft war; die unteren Portionen der Bauch— musfeln waren fo ſehr zufammengezogen, daß fie ſich hart, wie ein Bret, anfühlten; der Gefichtsausdrud war unges mein ängftlih und die Gefihtszüge fehr verändert; die ganze Oberflaͤche des Körpers war kalt und von einem veichlichen Schweiße bededt; der Puls 120, Klein und fadenförmig; die Uebelfeit und das Erbrechen dauerten fort. Die beiden Hernien ragten bedeutend hervor, Eonnten aber ziemlich leicht zurüdgebracht werden, mit Ausnahme einer teigigen Maffe, welche im linken Bruchfade zu fühlen war, felbft nachdem derfelbe von dem größeren Theile feiner contenta entleert worden war, Der große Umfang der Bruchpforte und bie Leichtigkeit, mit welcher der größere Theil der Hernie repo— nirt werden fonnte, fprechen dafür, daß für jest feine Eins Elemmung Urſache der vorhandenen Spmptome ſey. Sch diagnofticirte daher peritonitis in Folge einer Perforation der Gedärme, Die angewendeten Mittel beftanden in Ter— pentinumfchlägen an dem Unterleibe, und alle 3 Stunden 3 Gran Galomel mit 1 Gran Opium, Um 10 Uhr des folgenden Morgens war das Ausfehen des Kranken fehr zu= friedenftellend. Er hatte in der Nacht etwas gefchlafen, der Geſichtsausdruck war beffer geworden, der Unterleib weniger fhmerzhaft, die Haut wärmer, der Puls etwas voller und 125 weniger frequent, doch war noch Feine Darmausleerung ers folgt, und ein häufiger, unbefriedigter und ungemein fdymerzs hafter Harndrang war zugegen. Man fest diefelben Mit: tel fort und applicirte den Gatheter, Um 2 Uhr Nacmits tags lag der Kranke bereitd im Sterben, Die Brechvers ſuche waren feit meinem legten Befuche häufiger und anhals tend geworden, der Puld am Handgelenfe war nicht zu fühs len, kalter Schweiß bededite den Körper, der Geſichtsaus— drud war ungemein angftvol, das Athmen Eeuchend und von Trachealraſſeln begleitet. Der Kranke, melcer nod) volllommen bei Bewußtfeyn war, fagte, er habe keine Schmers zen. Um 6 Uhr Abends ftarb er, 203 Stunden nad) dem plöglihen Eintritte des Anfalles. Section 38 Stunden nah dem Tode, Der Körper plump, an mehreren Stellen livide Flecke, die einen fehr unangenehmen Geruch verbreiteten; der Bauch ſtark tym⸗ panitifh und das scrotum enorm ausgedehnt. Bei'm Er— öffnen der Bauchhöhle Fam eine große Quantität ftinfender Luft heraus; das große Netz war fehr gedehnt und adhaͤ— rirte an einer Stelle faft mit dem Bruchſacke; als man es zuruͤckſchlug, zeigten ſich die dünnen Därme ſtark injicirt, mit Lymphe und an vielen Stellen mit purulenter Materie bedeckt; fie adhärirten jedoch nicht aneinander, noch lag ein Theil derfelben im Bruchfade. Sm Becken und in beiden Lumbargegenden fanden wir eine beträchtliche Quantität eis ner dunfelbraunen, ſtark fötide riechenden Slüfjigkeit, und bei genauerer Unterfuhung der Gedärme fanden wir, außer den fhon angegebenen allgemeinen Wirkungen der acuten Ents zundung, in der linken Seite am Anfangspuncte des ileum eine Ereisförmige Perforation, groß genug, um die Spike des Zeigefingerd durchzulaffen. An diefer Stelle waren die Erfheinungen der Entzündung lebhafter, fowie auch die Quantität der ergoffenen Lymphe und purulenten Materie größer, als anderswo. Es mar augenfcheinlih, daß die Darmhäute nicht alle auf gleiche Weife zerftört waren, ins dem der Bauchfellüberzug in weit größerem Umfange zerftört war, als die Schleimhaut. An derfelben Stelle des Dar: mes, 14° vor der Perforation entfernt, fand fich ein Eleis nes, durchaus auf die ſeroͤſe Haut befchränktes Geſchwuͤr. Die Schleimhaut war durchweg gefund und zeigte felbft in der unmittelbaren Nähe der Perforation Eeine Spuren größerer Vascularität. Der Darmcanal war fonft gefund; die Mefenterialdrüfen von normaler Größe. Diefer Fall fteht, glaube id, faft einzig da. (Aus Edinb. Montlhly Journ. in Lancet, Jan. 20. 1844.) Heftige Nachwehen mit Erfolg durch Belladonna= 2 pflafter behandelt. Von Robert Niron. Mad. B., achtundzwanzig Jahre alt, eine fehr lebhafte, aber leufophlegmatifhe Dame, welche, in Folge eines anhals tenden Gebärmutter = Blutflufes während einer früheren Schwangerfchaft, einen heftigen hufterifchen Anfall gehabt 690. XXXIL 8. 126 hatte, Fam am 27. October 1842 mit ihrem dritten Kinde, ohne bedeutende Schmerzen, nieder. Die placenta loͤſ'te ſich von felbft, und Alles ging gut bis zum Morgen des 29. Octobers, an welchem die Nachwehen, welche früher Leicht und nicht häufig geweſen waren, fo ungemein ſchmerzhaft wurden, daß ich folgende Mirtur, ein Loͤffel voll alle halbe Stunde bis zur Erleichterung, verordnete; R. Sol. Morphii (= Laudan.) 5jv Aq. destill. 5jjjß- Nach neun Stunden Fonnte ich die Kranke erft mwieber befuchen, und fand, daß troß des Fortgebrauchs des Morphium die Schmerzen heftiger geworden waren. Im Bette fich um: herwälzend, fuchte fie einen feſten Punct zu erfaffen, um fich an demfelben feftzuhalten; ihr Jammern war herzzerreißend, ihr Gefihtsausdrud angftvoll und zeigte große Leiden an; der Puls, gewoͤhnlich ſchwach, war befchleunigt und fadenförmig, und die Extremitäten waren kalt. Heißer Branntwein mit Wafs fer; Application von heißem Waſſer, warme Salzumfchläge und Frictionen an Armen und Beinen; ein Stärfektnftir mit Laudani, Solut. Morphii a Zjß, welches alle hal: be Stunden gegeben wurde, bis neun gegeben waren, die alle zurüdgehalten wurden. So hatte die Kranke 5 Gran Morphium in den Magen und ein Yequivalent von 16 Gran und einem Bruche in den Maftdarm aufgenommen, ohne die geringfte Erleichterung für ihre furchtbaren Keiden, indem die Schmerzen mit gleicher SHeftigfeit, wie früher, fortdauerten. Sch feste nun alle anderen Mittel bei Seite und bedeckte die ganze regio hypogastrica mit einem Bel— Indonnapflafter — aus dem auf Leinen did aufueftrichenen Ertracte bereitet, — Nah 14 Stunden hatte die Heftig- Eeit der Schmerzen bedeutend abgenommen, fie famen in längeren Zwifchenräumen wieder und ließen endlich ganz nad, aber die Kranke klagte über ein pridelndes Gefühl am ganz jen Körper, befonderd am Gefichte, Über welches fie raſch, anfcheinend unmillführlih, mit der Hand fuhr. Das Pflas fter wurde nun entfernt, und die Kranfe fühlte fich bald darauf im Zimmer fehr beengt, und man fah fich genöthigt, ihr Kühlung zuzufaͤcheln. Ploͤtzlich fuhr fie im Bette auf, feuchend und fehr heftig zitteınd. in Meinglas voll Branntwein und Waſſer trank fie mit Schwierigkeit und mit der Gefahr, das Glas, in Folge der frampfhaften Bes wegungen der Muskeln des Unterkiefers und des Gefichteg, zu zerbrechen. Man wandte nun fräftige Frictionen an Händen und Füßen, welche noch Falt waren, an, und ale die Kranke einige wenige Theelöffet fehr ſtarken Kaffee ge: nommen hatte, fühlte fie fich nach ungefähr zwanzig Minus ten beffer und legte ſich ruhig in's Bett, worauf eine mils de Perfpiration und darauf ein fünfftündiger Schlaf eintrat. Am Morgen erwachte fie fehr erfrifcht, aber während des Tages traten die Nachwehen wieder ein, welche gegen Abend heftiger wurden. DBlafen, zum Theil mit beifem Waffer gefüllt, wurden zwei Stunden lang auf den Unterleib gelegt, worauf die Echmerzen allmälig gemildert wurden, aber in Zwiſchenraͤumen mehrere Zage nachher wiederkchrten. Nach der Application des heißen Waſſers bemerkte man eine leichte 127 Blutung, welche ungefähr eine Woche lang anbielt und die Lidende bedeutend ſchwaͤchte, die jedoh nach vier Wochen in der Reconvalefeenz war. (London medical Gazette, April 21. 1843.) BT Brei e nn. Ueber die Mobificationen anhaltender entzünd: liher Affectionen durch Sumpfmiasmen las Herr Guis— lain einen Aufſatz, den wir in Folgenden kurz zufammenfajfen: Seit länger als funfzehn Jahren, fagt der Verfaſſer, habe ich bier und dort entzündliche Krankheiten mit ausgezridhnetem Erfolge vers mittelft des fchwefelfauren Chinins behandelt. es waren fpecifiiche Entzündungen und nicht larvirte, oder perniciöfe Wechſelfieber. Am Saͤufigſten gebörten zu dieſen Entzündungen beſondere Grup— ven von Hirnſymptomen, bei welchen es ſchwer iſt, ihnen einen ſpeciellen Namen beizulegen; ſie zeigten alle das Bild der Ataxie, welche ſich durch etwas Ploͤtzliches und Beunruhigendes im Ver: laufe der Krankbeit zu erkennen giebt. Ueberdieß fehlten auch, wiewohl die Symptome eines ſchweren Gebirnleidens zugegen was ren, wie bei den adynamiſchen Fiebern, die eiaentliben Symptome einer meninzitis, oder encephalitis, nämlich die Gontractionen der Muskeln, und dann locale oder allgemeine Paralyfe. In allen von mir beobadteten Fällen wurde ein beftiger Schmerz in der Stirn, den Schlaͤfen, dem Scheitel und jeltener im Hinterkopfe empfunden, welcher oft eine rheumatifche Beihaffenheit annahm und von einer Gegend zur anderen wanderte; das Fieber war ans baltend, inteniivo und die allgemeine Deprefiicn ſehr bedeutend. Delirien traten in einigen Fällen ein, bevor der Kranke ſich gend: tbigt ſah, das Bette zu hüten. — In Fällen diefer Art babe ich das Chin. sulphur. mit großem und fait augenblicklichem Erfolge angewendet, indem der Kopfſchmerz auf einmal und dann das De: lirium verfhwand; die Herzpulfationen wurden langfamer, das Fieber ſchwand, und nah wenigen Zagen trat die Reconvalescenz ein. — Folgendes jind nun die wefentlihen Puncte, welde mich bei der Anwendung des Chinins leiten. Ic erwäge die Localität, in weicher der Kranke lebt, und die Nähe derjelben an Waſſer oder einem Sumpfboden; ferner die Jahreszeit — da die Som— merwärme die Entwidelung der, durch Eumpfmiasmen bervorges brachten Krankheiten begünitigt — und die mebdicinifche Conſtitu— tion des Sabres. Sch denke daran, daß, bei der befprodyenen Form des Uebels, die Krankheitserfheinungen faſt augenblicklich auftreten, und daß von vornherein große Adynamie ftattfindet, auf welche bald Delirien folgen. Ih mus hinzufügen, daß niemals irgend eine Remifjion in den Fieberfomptomen eintritt, und da der Urin nicht rotb, wie bei entzündiihen Krankheiten, fondern bla$, etwas getrübt, ift und ein fchleimiges Sediment ablagert, gleich dem Urine derjenigen Kranken, denen das ſchwefelſaure Chis nin bei intermittirenden Fiebern gegeben worden ift. In ſolchen 690. XXAIL 8, 128 Fällen zeiat die Haut diefelbe Teihenähnliche, erdfahle Färbung, wie man fie bei denen beobachtet, weldye fich lange in Marfchger genden aufachalten haben. Diefe Form des Uebeis befchräntt ſich nicht auf Sirmaffectionen, jie kann auch bei Entzündungen der Bruſt- und Bauceingeweide vorfommen. Sn folhen Fällen bei- fern antipblogiitifhe Mittel niemals din Zuftand des Kranken, Aderläffe ſteigern ſelbſt noch den Kopfſchmerz und die anderen Symptome. (Aus Bull. de la Soc. med. de Gand in Lancet, April 1844.) Ueber die Wirffamfeit der Belladonna bei accir denteller Dbimofe und Paraphimofe, von Mignot. — Wenn die Eichel und die Vorhaut der Sig einer Entzündung, oder von Schankern ift, fo fchwellen diefelben zuweilen fo fehr an, daß entweder die Vorbaut nicht zurücs oder auch hervorgezogen wer: den Fann. Dieſes ift die accidentelle Phimofe und Paraphimoſe. Die Krankheit hat drei Stadien: im erften einfache Entzündung, Einfhnürung der Vorhaut; im zweiten Schmerz, Anſchwellung, Oedem; im dritten endlicdy Livide blauliche Färbung, Anfdyoppung der Theile, drobender Brand. In allen Stadien der Affection wendete der Verfaffer die Belladonna an, nur in den eriten Ta— gen verbindet er jie mit antiphlogistieis; in den beiden legten Stadien fügt er tonijirende und adijtringirende Wafchungen, wie Dec. Rosarum rubrarum, Colombo, Gummi arabici, Chinae u. f. w., hinzu. Die Belladonna wird entweder als Pommade, mit welcher man die entblößten Theile — bei der Paraphimofe — ein— reibt, oder in Solution, welche man zwifhen Vorbaut und Eichel einfprist — bei der Phimofe — angewendet. Wenn Schanfer da find, fo wird folgende Pommade gebraudt: Be Ung. Neapol. dup. . . 30 grammes. Extr. Belladonnae . E . 4 - Balsam. Peruv. lig. q. s. Die Dauer der Behandlung beträgt drei bis vierzehn Tage in ein— fachen, dreißig bis vierzig Tage in complicirten Fällen. (Aus Bul- letin medical de Bordeaux in Gaz. medicale de Paris, Mars 1844.) Einreibunaen von Gantharidentinctur find, nad einem Vortrage des Profiffor Dr. Hertwig in der Hufeland’fchen Geſellſchaft zu Berlin von vorzüglicher derivirender Wirkung in der Thierheilfunde, befonders bei Knochenhaut: Entzündungen, alten’ Rheumatismen, VBenen-Entzündungen, Hygromen u. dergl. m. bei Pferden. Er bedient jih folgender Miihung: BR Hydrargiri. muriat. corros. 3ß. Euphorb. et Cantharid. 24 3j Acidi ni- trici and Acidi sulphuriei a 3jß. M. einmal aufgeftrichen, bil- det ji ein oberflädlicher Schorf, der ſich nach zebn Tagen abe ftößt; in Monatsfrift verfchwindet danach, z. B., ein Stollſchwamm. Befonders leicht find dadurch oder durch einfache Cantharidenfalbe Cein Mal aufgeftrichen) Venenentzündungen bei Pferden zu beilen, bei denen fie übrigens überhaupt nicht fo gefährlich find, wie bei'm Menfhen. Auch bei Bruftbeulen hat fich dafjelbe Mittel vor allen anderen bewährt. Sibliographische Des loix de la vie organiques ou Raison des phenomenes par lesquels elle se manifeste. Par Aug. Rogier. Tome Ier. Paris 134. 12. Description geologique de l’arrondissement de Chatillon (cöte d’Or), comprenant etc. Par M. Jules Beaudouin. Ire partie. Chätillon- sur-Seine 1844. 8. Neuigkeiten. A Manual of Medical Jurisprudencee. By Alfred S. Taylor, Lecturer on medical Jurisprudence and Chemistry in Guy’s Hospital. London 1844. 8. Ne Atti della Societä medico - chirurgica di Torino, 1844, 4. Torino Menue Motizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, grfammelt und mitgetbeilt von dem Obrrs Medicinalratde FEroriep zu Weimar, und dem Medicinalrarde und Profefier FEreriep ju Berlin, N 691, (Nr. 9, des XXXII. Bandes.) November 1844. Gedruckt im Landes - Induftrie » Comptoir zu Weimar. Preis eines ganzen Bandee, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 & 30 7, des einzelnen Stüdes 3 99r Die Tafel [hwarze Abbildungen 3 99% Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r ı er ee Zur SER: Die Mongolen. Bon Bayle St. Sohn, Eig. ”) Die Mongolen gehören zu jener ausgebreiteten Voͤl— Eerfamilie, welche die öftlichen, mittleren und vielleicht nörb- lihen Länder Afiens bewohnt. Am Genaueften find fie je: doch mit den Tartaren verwandt, und zwar in dem Grade, daß die von Neifenden herrübrenden Beſchreibungen beider Völker oft ziemlich Daffelbe befagen würden, wenn nicht der Zuftand der Unterwürfigkeit, in welchem die Einen leben, ih: rem Character in manchen Beziehungen ein anderes Gepräge gegeben hätte, als den anderen, welche fih ihre Unabhäns gigkeit zu erhalten gemuft haben. Vor nod wenigen Jahr: hunderten fheinen die Namen Tartaren und Mongolen noch ziemlich gleichbedeutend gewefen zu ſeyn. Carpinus lies fert uns hierzu fo manden Beleg und behauptet ausdrüd: lich, daß die Veka oder großen Mongolen (Su-Mongols), welche man gemeinhin Zartaren nennt, die Merkats und die Metrits einander in Körperbildung und Eprade fo aͤhn⸗ lich feyen, daß fie nur nad den von ihnen bewohnten Laͤn⸗ dern oder Provinzen voneinander zu unterfceiden feyen. Vielleicht ift das Wort Tartar als ein generifcher Ausdrud zu betrabten und auf alle Bewohner Mittelafiensg anwend⸗ bar, während die unabhängigen Tartaren und die Mongolen nur Hauptabtheilungen diefer Race bilden. Nach den Tras bitionen diefer Völker ſtammen fie von zwei Brüdern, einis gen alten Reifenden zufolge, Gog und Magog, ab, und wenn wir uns in unferer Anficht von den Meinungen der Mittelafiatifhen Völker ſelbſt beſtimmen laffen, müffen wir eine fehr nahe WVerwandtichaft unter ihnen allen annehmen. Jsbrants Ides berichtet, daß alle, mit denen er in Be: rührung gekommen fen, ſich bemüht hätten, an ihren ges meinfhaftlihen Urfprung glauben zu machen, Ueberdem ift es hinreichend befannt, daß die Türken ein Zweig derfelben Race find. *) Au ethnologifhen Geſellſchaft vorgelefen am 24. Januar N. 1791. — 691, R- 16. In gegenmwärtiger Abhandlung gedenfe ich mich jedoch auf die eigentlihen Mongolen, das heißt, die Nachkommen derjenigen Race zu beſchtaͤnken, melde unter Dſchengis— Khan und deffen unmittelbaren Nachfolgern den größten Theil Afiens und Nordoft: Europa unterjochte. Rafdhid- Eddin zufolge, ward der Name (welcher als Beiwort: mutbig, tapfer bedeutet) zuerjt den zablreihen Nachkommen der Alung»goa, Mutter des Budansgar, des zehnten Ahnen Dſchengis Khan’s, um’s Jahr 1000, beigelegt. Spä- ter muß derfelbe auf alle Unterthanen Budangar’s aus gedehnt worden fenn; denn zur Zeit feine berühmten Abs fümmlings waren die Mongolen bereits ein mächtiges Volk. Später legten fib viele. verwandte Voölkerſtaͤmme diefelbe Benennung bei, um fi als Blutsfreunde der Eroberer des dreizebnten Jahrhunderts zu bezeichnen, Die Ghers oder Filz: Zelte diefes Hirtenvolfes ftan- den zuerft in den Bergen und Mäldern auf der Suͤdoſtkuͤſte des Baikal-Sees, um die Mündung der Eelinga ber, welche aus der Mitte der Mongolei berabfommt und an der fie fpäter nach dem jest von ihnen bewohnten Rande hinaufge= zogen zu ſeyn fcheinen. Sie liegen fib auch auf den In— fein im See nieder, und die Inſel Olkhon ift noh bis auf diefen Tag von ihren Nachkommen (den Buriäten) be= völfert, welche fchöne Viehbeerden befigen und den Boden, welchen fie mittelft des Quellwaſſers forgfältig bemäffern, bebauen, Wölfe, Bären und Eichhörnchen jagen und nad dem füdlihen Ufer des Sees fahren, um dort den See: bundsfang auszuüben. Bevor die Mongolen zum Lamais» mus befehrt worden, ſcheint ſich der Baikalſee und die er: wähnte bergige Inſel deflelben einer vorzüglihen Verehrung von Seiten diefer Völkerſchaften Mittelafiens erfreut zu ha— ben. Olkhon galt und gilt zum Theil noch jegt für die MWohnung eines furcdhtbaren Gottes, und den See felbft hat man perfonificirt und als Gottheit verehrt. Er fol fi, z. B., den verädhtlihen Namen: Dfera (fdhlafendes oder ſtok⸗ Eendes Waſſer) nicht gefallen laffen, fondern auf den Na: men Dalai (Meer) Anfprud) mahen. Doch kann er fich 9 131 nicht an denen rächen, die ihm vom Lande aus ſchimpfen, allein wehe dem, der ſich eines Solchen unterfinge, waͤh— rend er ſich auf demſelben befindet! Stuͤrme erheben dann die Wellen zu Bergen; das Eis kracht, und der Frevler muß haͤufig ſeine Suͤnde mit dem Leben bezahlen. Ein Ruſſiſcher Wagehals wollte einſt dem Zorne des Gottes trotzen, trank mitten auf dem See auf die Geſundheit der Europaͤiſchen Chriſten und ſchuͤttete die Neige Branntwein in den See, den er unter dem Schimpfnamen Oſera zum Zeugen anrief. Die erſchrockenen Eingeborenen glaubten nicht anders, als es werde ſich ſofort ein Orcan erheben und eilten dem Ufer zu, das ſie jedoch wohlbehalten erreich— ten, da das Wetter vollkommen ruhig blieb. In diefer Localität nahm das abergläubifche Volk der Mongolen an Zahl zu, indem es mit den benachbarten Voͤlkern in Cultur kaum gleihen Schritt hielt, bis Ddyenz gissKhan, nah Einigen der Sohn eines Scymidts, nad) Anderen der Abkoͤmmling einer alten Zamilie, welde die Schmiedekunſt unter den Mongolen einführte, den Chinefen zufolge ein Sprößling der blauen Wölfe und weißen Biegen, von denen fie den Urfprung aller Mongolen herleiten, nad) Raſchid-Eddin jedoch der Sohn Budankar’s, unter ihnen geboren ward. Es ift bier nicht der Ort, die Tha— ten diefes Croberers zu berichten, oder deffen Character zu beurtheilen. Nur foviel will ic) bemerken, daß, nachdem die Mongolen ſich mit wunderbarer Gefhtwindigkeit zu eis nem mächtigen Volke erhoben hatten, ihr Stern ſich ebenfo plöglic wieder zum Untergange neigte, fo daß fie wieder als ein armes Nomadenvoit auf ihre Heerden und dürftigen Ackerbau befhränft waren. Die Neihe, die fie in fernen Ländern, ausgenommen China und Hindojtan, gründeten, batten £einen Beſtand. Sie ftürmten und plünderten Fe— ffungen, gewannen Schlachten und legten in öden Gegenden große Städte an, verftanden aber nicht, fih im Beſitze der eroberten Länder zu erhalten, Ihren Stammverwandten, den Türken, war es vorbehalten, civilifirte, aber in Weich: lih£eit verfunfene Neiche mit derfelben grauſamen Tapfer— Eeit zu erobern und ihre Herrfhaft dort dauernd zu bes gründen, Die Mongolen dagegen wurden bald aus ihren neuen Beligungen vertrieben, oder fie gingen vielmehr, fobald ih: nen £eine frifhen Hülfsvölker mehr zugogen, unter der Bes völferung der von ihnen eroberten Kinder unter, ohne auf deren Sitten, Negierungsform oder Neligion einen merklichen Einfluß ausgeübt zu haben. Vielmehr nahmen die Mon- golen faft in allen Fällen die Religion der von ihnen ber fiegten Völker an. Seit Dſchengis-Khan's Zeit zerfällt die Gefchichte der Mongolen in zwei Perioden, deren eine das dreizehnte bis fehözehnte Jahrhundert inclusive umfaßt; dag fiebenzehnte Sahrhundert bezeichnet eine Ueberyangszeit, und die zweite Periode reiht von da an bis auf unfere Zeit. Während diefes ganzen Zeitraumes läßt fich eine Um: geftaltung in Anfehung der Sitten und des Characters der Mongolen wahrnehmen, welcher in den Veränderungen ihres politifhen und religiofen Zuftandes eine genügende Erklaͤ— 691. XXXII. 9. 132 . ni ° rung findet. Zuvoͤrderſt fehen wir, wie die unvollfommene Civitifation, welche ihnen unter Dſchengis-Khan zu Theil geworden war, vor dem Cinfluffe ihres Clima's und Bo— dens fchnell wieder, verfchwand. Sie war fein einheimiſches Gewähs und fchlug daher Feine tiefen Wurzeln. Sie fans fen bald wieder in ihre Frühere Barbarei zurüd, und zer fplitterten fib in Stämme, deren Zahl ſtets wuhs, und von denen jeder behauptete, er babe einen Nachkommen des Khan: Temugin zum Herrfher. Mittlerweile vermehrte fi) indeß das Anfehen des Kuktuktu, des Dberpriefters der Mongolei, im demfelben Verhältniffe, wie. der Lamaismus fein Haupt erhob, fo daß er zu der Zeit, wo er fich frei: willig unter chinefifche Oberhoheit begab, einen großen Theil der Mongolen nad fi) 309. Damals behaupteten ſach—⸗ Eundige Beobachter, daß, wenn die Mongolen fich ihrer Stärke bewußt gewefen wären, fie ohne große Mühe nicht nur China, fondern die Mandſchus felbft hätten unterjochen Eönnen. Statt fih indeß der Unterjohung zu entziehen, unterwarfen ſich die Meiften derfelben ohne Mivderftand. Nur die Sungarianer leifteten verzweifelte Gegenwehr, Die Uebrigen, welche fih nicht zu Unterthanen der Chinefen be= Eannten, begnügten ſich damit, räuberifhe Einfälle nad Sibirien und China zu unternehmen und die durch ihr Land ziehenden Karawanen zu plündern. Sie führten ihre An- griffe in einer fehr eigenthümlichen MWeife aus. Sie zuͤn— deten das Gras um die Lagerplaͤtze der Neifenden her an, waren aber oft zu feige, um die dadurch angerichtete Vers wirrung zu benugen, fo daß die Neifenden oft mit dem Berlufte einiger Zelte oder Kameele davonfamen, aber zu— weilen das Gras mehrere Zagereifen weit vom euer zer: fort fanden. Mit der Zeit hat ſich die politifche Werfaffung China's immer fefter begründet, und die Mongolen find von dort her ftufenweife civilifirt worden, fo daß fie gegenwärtig ein böchft ruhiges, fügiames Volk find, während fie früher ebenfo wild und graufam, als dbermüthig und hartnädig waren. Martini bemerkt indeß, daß fie noch jest plöß- lichen Unfällen von Wuth unterworfen find und in diefen weder Vater, noch Mutter verfhonen; im Allgemeinen wird ihnen aber ein gutmüthiger Character beigelegt. Es läßt ſich ſchwer nachweifen, ob diefe Veränderung zum Beſſeren dem Einfluffe des Lamaismus, oder der Chinefifchen Ges fege vorzugsweife zuzufchreiben ift. Jedenfalls bezeugen ge— genwärtig alle Neifende einftimmig, daß die Mongolen weit beffere Leute find, als die Chinefen, die zwar ebenfo untere würfig, aber gegen Meifende weit weniger freundlich gefinnt fenen Das freundlichere Gemüth der Mongolen zeiat ſich in’sbefondere in der Dankbarkeit, welche fie für dag ges tingfte GefchenE bezeigen, während die Habgier der Chinefen alles Dankgefuͤhl in diefen erftidt, fo das fie an frühere Wohlthaten nie denen, fondern nur immer neue verlangen. Man darf zugleich nicht Überfehen, daß der Kunitfleiß bei den Mongolen auf einer fehr niedrigen, bei ‘den Ghine: fen dagegen auf einer fehr hohen Stufe fteht. Bei den Resteren bleibt, wo möglich, Eein Fuß breit Landes unbe: nutzt, während die Erſtern es Eaum über ſich vermögen, ein 133 Wenig Hirfe, Gerfte und MWaizen zu bauen, Dieß ers klaͤrt Timkowski, wie folgt: „Die Unfruchtbarkeit der Stenpen nötbigt die Mongolen, ihre Mohnpiäge häufig zu wechfen. Da ihr „Hauptaugenmerk ftets auf gute Waide für ihre Heerden gerichtet ift, fo müffen fie ſich häufig im Sommer in Gegenden aufhalten, die von ihren ‚Srühlings und Winterlagerplägen fehr weit entferne find und daher ihre bebauten Felder auf Lunge Zeit verlaſſen.“ Indeß fpielt auch ihre natuͤrliche ITrägbeit in Bezug auf ihre Abneigung gegen den Aderbau eine große Nolte. Selbft in denjenigen Gegenden zwifchen Kiaͤchta und Urga, z. B., wo es Wüls der und Maiden im Ueberfluffe giebt, bauen fie feine feften Wohnungen und legen fie feine Wintervorräthe ein, indem fie fi) darauf befchränfen, einige Heuſchober zu errichten. MWenn daher die Winterkälte eintritt und Schnee fällt, fo ſtellen fih unter ihren Hrerden Seuchen ein, welde unge: beure Verheerungen anrichten. Die Ramapriefter find dage— gen eifrige Ackerbauer, und die Kirchenländereien find in der Mongolei feineswegs, wie in vielen anderen Ländern, ein Hemmſchuh der Landwirthfchaft, fondern fonnten einen hoͤchſt erſprießlichen Einfluß auf dieſes Geſchaͤft ausuͤben, wenn nur die Mongolen andere Leute waͤren. Die Beſchreibungen von den Mongolen find ſehr ver: ſchieden ausgefallen. Damals, als dieß Volk überall Schref: Een und Verwüftung verbreitete, glaubte man, deffen Scheuf: lichkeit Ertum mit Worten ausdrücden zu fonnen, und wur: den fie mehr wie Teufel, als wie Menfchen, befchricben. Diefes Worurtbeil ift feibft Bory de St. Vincent no nicht ganz los geworden, indem er fie die haͤßlichſte Men- fbenrace nennt, wiewohl er meint, ein Zweig derfelben, die Türken, fey zur fehönften geworden, indem er fich in dem balfamifchen Sonien, Macedonien und Griechenland nieder: gelaffen und mit Circaffierinnen und Griechinnen vermifcht habe. Uebrigens ift die Häßlichkeit der Mongolen außeror— dentlich übertrieben worden. Timkowski bemerkt, viele ihrer Frauen würden mit ihrer hellen Gefichtsfarbe, ihren beiteren Gefichtszügen und lebhaften Augen felbft in Eu: ropa für hübfch gelten, und Baron Bode verficherte mir, es feyen ihm unter den Tartaren fehr fhöne Leute vorge: kommen. Man darf hieraus indeß nicht fehliefen, daß ich bie Frauen oder die Männer diefes Volkes für befonders ſchoͤn ausgeben wolle. Nur dem VBorurtheile, als ob fie eine wahrhaft teuflifche Gefichtsbildung befäßen, möchte ich wirfs fam begegnen und zugleich der Anſicht Naum geben, daß Förperliche Schönheit auch in der Mongolei zu: finden fey. Als vorzüglich characterijtifhes Kennzeichen gedenke ich des ein Wenig fpis zulaufenden Kopfes und Kinnes, fowie der boben, oder vielmehr breiten, Backenknochen. Bloß durch dieſe Angaben und ohne eigene Kenntniß des Volkes haben mande Naturforfcher dem Mongolen ein rautenförmiges Geſicht zugefchrieben; allein, daß diefe Behauptung eine willkuͤrliche ſey, ergiebt fi) aus dem Zeugniffe Timkomwse: ki's, welder Taufende von Mongolen gefehen hatte, und der ihmen ein rundes Geſicht zuerfennt. Ihre Schläfen find ein Wenig hohl und der Oberfieferfnochen ift vieredig, waͤh— 691. XXX. 9. 134 tend der Unterkieferfnechen dagegen ein Wenig fpis zuläuft. Wie bei den Chinefen, ftehen bei den Mongolen die oberen Borderzähne nad Vorn, fo daß fie zumeilen auf der Unter: lippe ruhen, während die Vorderzähne des Unterkiefers etwas einmwärts gerichtet find. Diefe Bildung der Mundorgane hat auf ihre Ausfprahe einen bedeutenden Einfluß. Der auffallendfte Umftand in der Phyfiognomie des Mongolen ift indeß die ſchiefe Nihtung der Augen und der große Ab— ftand derfelben voneinander, welcher, obwohl übertrieben, als der Breite einer Männerhand gleich angegeben worden ift. Auch bei dem Cbinefen find die Augen fchief geftelt, und ich halte dieß Volk für die erſten Tartaren, welche von den Hocebenen in die fruchtbaren Niederungen des Hoang = bo hinabgeftiegen find und fid) dort niedergelaffen haben. In fpäteren Zeiten führte diefe Fruchtbarkeit zu öfteren Er: oberungen des Landes und zur Civilifation und allmäligen Verweihlibung der Bewohner. Auch bei den Malaien liegt der innere Augenwinkel tiefer, als der Äußere, welcher nach den Schlaͤfen zu binaufgezogen ift, und Leſſon beobachtete diefelbe igenthümlich£eit an mehreren Snfulansın des In— difhen Archipels. Uebrigens liegen die Augen der Mongolen tief und be— figen eine große Lebhaftigkeit, ein alter Schriftfteller nennt fie „unftät”. Die iris ift faft immer ſchwarz, obwohl fie Bory de St Vincent für blau ausgiebt. Diefer in vielen Beziehungen unzuverläffige Schriftfteller fchreibt den Mongolen aud) einen ftarken Bartwuchs, zumal auf der Ober: lippe, zu, wührend alle Neifende, die die Mongolei befucht haben, darin übereintommen, daß diefes Volk einen fehr dürftigen Bartwuchs habe. Die Mongolen finden indeg einen ftarken Bart fehr ſchoͤn und beneiden diejenigen darum, die einen folhen befigen, Wenn einem ihrer Landsleute dies fes Zeichen der Männtichfeit in befonders hohem Grade eigen ift, fo wird er für fie ein Gegenftand hoher Achtung. Auch der Fremde wird im geraden Verhältniffe zu der Länge feis nes Bartes gefchäßt. Wadenbärte, welhe man aud bei den Mongolen öfter, als andere, trifft, werden weniger hod) gehalten. Das Haupthaar wird über der Stirn und den Schlaͤfen glatt abrafirt und das auf dem übrigen Theile des Kopfes ftehende in einen Zopf geflochten, welcher hinten her— abhängt. Seibſt diefe Toilettenfünfte find für den Ethnos logen intereffante Anhaltepuncte. Die jegt bei den Mongo— len übliche einfache Entftellung des natuͤrlichen Menfchenante liges ift auf eine andere weit kuͤnſtlichere und nicht weniger wirkfame gefolgt, welche von alten Schriftftellern fehr ums ftändlic) befebrieben worden ift. Aus ihren Berichten laͤßt ſich indeß abnehmen, daß zu der Zeit, wo die politifche Macht der Mongolen am Höchften fand, diefelben auch den meiften Fleiß auf ihren Puß verwendeten und, wie ed bei Indivi— duen geht, denfelben vernachläffigten, als fie in üble äußere Umftände geriethen. Bekanntlich hätten die Mandfchug, nachdem fie China erobert, dafjelbe beinahe wieder eingebüft, als fie den Befivgten mit ihren Geſetzen aud ihren Kopf: puß aufnötbigten. Sie beftanden auf der Annahme der eben befchrichbenen Mode, und alsbald brach in dem ganzen Reiche eine Empörung aus; allein die Mandſchus behielten die Ober: 9* 135 band und festen ihren Willen burch, fo daß die Chinefen nicht nur ihre Oberherren, fondern auch ihre Tracht ändern muß- ten. DBielleicht verfuhren die Mandſchus in diefer Meife, um der Möglichkeit vorzubeugen, daß ihre eigenen Lands— teute fih nicht nah und nach zu den Sitten der Chinefen befehrten, was früher in China eingefallene Zartaren gethan hatten. Ein zweiter gewiffermaaßen äbnliher Verſuch wurde in fpätern Zeiten vom Kaiſer Kien-Long gemacht, wels cher 5000 Mandſchuſche Wörter in die chineſiſche Sprache einführte und den Gebrauch der entiprehenden chinefiichen Mörter bei Eörperlicher Zuͤchtigung unterfagte. Das Haupthaar der Mongolen iſt ſchwarz und von Natur weder fpärlihb noch kurz. Unter den benadbarten Tungufen find VBeifpiele vorn auferordentliher Lunge deſſel— ben beobachtet worden. Ein ruſſiſcher Gefandter erwähnt eines Mannes, deffen Locken vier Ellen lang waren und der einen Sohn befaß, welcher in diefer Beziehung feinem Vater nichts nachzugeben verfprad. Die Gefihtsfirbe der Mongolen wird zumeilen als dunkelgelb, zumeiten als dunkel olivenbraun befhrieben. Daß Mahre an der Sache ſcheint zu feyn, daß fie ziemlich blaß und von der Sonne gebräunt iff. Bon den Kindern wird oftmals angegeben, ſie hätten rothe Wangen, und auch von den rofigen Wangen der Frauen iſt öfters die Mede. Die Statur der Mongolen ift gewöhnlih mittelmäßig groß, und ihre Beine zeichnen ſich durch ihre Kürze aus; auch find ihre Hniee maͤßig auswärts gebogen. Die Schene kel find did, die Schultern breit, die Zaille ſchmal, die Arme lang und kraͤftig, die Füße Elein. Die eigenthümlice Beſchaffenheit ihrer unteren Ertremitäten dürfte daher ruͤh— ren, daß fie faft beftändig reifen, und die Stärke ihrer Arme daher, daß fie ſich des Bogens ſehr häufig bedienen, Auf die Befhreibung der phyfiihen Drganifation der Mongolen wird nicht unpaffend die des von ihnen bewohne ten Landes folgen. Dhne an die Theorie der Autochtbonir tät zu glauben, bin ich doch der Anficht, daß der Menfch gewiffermaaßen das Gefchöpf der Berge, XThäler, Seen, Fluͤſſe, Winde, Stürme und des Sonnenfcheines feines Va— terlandes ſey. Alle diefe Potenzen drüden ihm ihr eigene thuͤmliches Gepräyge auf. Nur in diefem Sinne fdeint mir Manches dafür zu fprehen, daß der Urfprung der Tarta— renrace im Altai = Gebirge zu fuchen fey. Dort mar die Miege feiner Lünftigen Individualität. In den Gegenden, in die die verfchiedenen Stämme der Zartaren einwanderten, erhielt diefelbe allmälig neue Zufüge, und die Mongolen bieten in dieſer Beziehung merkwürdige Eigenthuͤmlichkei— ten dar. Ihre gegenwärtigen Wohnfige befinden fich an den Bös Thungen und auf der Hochebene des Hochlandes von Mit— telafien, welches von Hügeln und Thaͤlern durchſchnitten und von einigen großen Strömen, fowie zahlreichen Fluͤß⸗ hen, bewäffert wird. In der Mitte befindet fich die große Müfte Kobi oder Schamo, wie die Chinefen fie nennen, einer der rauheften und kahlſten Kandftriche der Erde, deffen Graͤpzen noch nicht gehörig befannt find, obwohl er theils 691. XXXII. 9, 136 weiſe mehrfach bereif’t und unterfucht worden if. An mans chen Stellen ift deffen Oberfläche wellenförmig, wie die der Prais tien Mordamerica’s, an andern rauh und von Wafferriffen durchſchnitten, während auch häufig mit Gräfern bewachſene Ebenen vorkommen. Die Hügel find mehrentheils dicht mit Budurguna, einem Straudhe, der ſich wie Eichenbuſchholz auss nimmt, bewachſen und enthalten fo viele Mäufe, daß man nie duch dieß Buſchholz veiten kann, weil die Pferde bei jedem Schritte in die Maufehöhlen durchtreten, Bu den immerwiederfehrenden Erfheinungen der Mon- golei gehören die Salzſeen mit ihrer glänzenden Inkruſtirung und ihrem zierlihen Saume von duͤnnem Rohre. Ungemein viele ſolche Seen find in der Sand» und Kieswüfte nördlich) von Zfafhars anzutreffen. Indeß dürfen wir die Mongolei nicht lediglich aus dem ihr nachtheiligen Öefihtszuncten betrachten. An vielen Stelz len ift diefelbe ungemein fruchtbar, namentlich in der Nähe der großen Mauer, wo das Klima demjinigen Deutfchlands ähnlich feyn fol, Die Ufer des Boro, Shara, Iro und anderer großen Flüffe in der nördlichen Mongolei bieten uͤp— pige Waiden, und aud zum Aderbau eignen fid) manche Gegenden ungemein gut. Sn einem Diftricte der Wuͤſte Kobi befindet ſich ein Höhenzug, den man von Ferne für einen Wald anfehen möchte; allein wenn man fid) ihm nähert, gewahrt man ein merfs würdiges Naturfpiel, bier fieht man einen gewaltigen Altar, dort einen Sarfopbag; bald einen hohen Thurm, bald die Trümmer eines weitläuftigen Gebäudes. Das Geftein, ein verwitterter Granit, liegt in F:ragmenten von 2— 3 — 9 Zoll Durchmeſſer umber und ift an manchen Stellen dicht mit der Kobinia pygmaea bewahfen; andere Pflanzen ſieht man nicht, und die Umgegend ift ſandig. Die Mon— golen behaupten, es finde fi) dort viel Magnetftein, und wenn man fi dem Drte mit einer Flinte näbere, fo werde fie fark angezogen. Im Berge Darfan foll fi) der Ambos Dfbengis- Khan’s befinden, welcher angeblih aus dem Metall Buryn befteht, das die Eigenſchaften des Eifens und Kupfers befisen, nämlich zuyleih hart und dehnbar feyn fol. Eine Eigenthimtichkeit der mongolifhen Landſchaften beftehr darin, daß faft jede bedeutende Anhöhe mit einem Altare (Obo) befest ift, der entweder aus einem Steinhau- fon oder aus einem Erd» und Sandhaufen, audy wohl aus einem Holzgerüfte befteht und gewöhnlich eine gewaltige Größe befist. Dieſe Altäre werden, unter der Leitung eines Lamas priefters, unter vielen religiöfen Gebraͤuchen errichtet und be— ftändig von Andächtigen befuht, weiche dort beten oder eine Dpfergabe darbringen wollen. Jeder Worüberreifende fteigt vom Pferde, begiebt ſich auf die Suͤdſeite des Obo, richtet das Geſicht gegen Morden, wirft fid) mehrmals auf den Boden nieder und feßt, nachdem er feine Andacht verrichtet und eine Gabe binterlaffen hat, feine Neife fort. Gewoͤhn⸗ lich wird ein Büfchel Pferdehaar geopfert, und zwar damit Gott die Heerden des Opfernden befhüge und gedeihen laffe. Aehnliche religioͤſe Gebräuche werden zu ähnlihem Zwecke 137 von den Jakuten bei ber Verehrung des großen Waldgeiftes vollzogen, Scluß folgt.) Miscellen Ueber bas Clima von Kordofan bemerkt Ignatius Pallme in feinem Reifewerke, daß es in der Regenzeit äußerſt ungefund fey, und daß man alsdann in jeder Hütte mehrere Pas tienten antreffe., Während der trodnen Jahreszeit verſchwinden dagegen alle Krankheiten, wenngleih dann nicht nur der Menſch, fondern alle Thiere von der unerhörten Hitze viel zu leiden haben. Die verbrannten, Icblofen Ebenen bieten alsdann einen traurigen Anblick dar; von der Sonne gebleihte Menſchen- und Thierknochen find faft das Einzige, was man auf ihnen gewahrt, Acht Monate lang, unter denen der April und Mai die heißeften find, fendet die Sonne ihre fengenden Strahlen von einem völlig wolfenlofen Him— mel herab. Bon 11 Uhr Mittags bis 3 Uhr Nachmitt., wo das Thermometer im Schatten 33—40° R. zeigt, kann es fein warmes blütiges Gefchöpf im Freien aushalten. Menfchen und Thiere weis chen dann nidyt von den befchatteten Orten, nad) denen fie fich zus rücdgezogen haben. Der Menſch figt während diefer Stunden, wie in einem Dampfbade, in düfterem Hinbruͤten; aller Eörperlicyen oder geiftigen Anftrengung unfähig und eine Luft einatbmend, die in einem Badofen geheizt zu feyn ſcheint. Alle Gefchäfte ftehen ftill, bis die Sonne tief genug geſunken und die Luft kühl genug gewors den it, dag Menfhen und Thiere wieder ihre Thätigkeit beginnen können, Die Nächte dagegen find fo Eühl, daß man fich während 691, XXXII. 9. 138 derfelben forgfältiger gegen bie Einwirfung ber Luft fhüsen muß, als in Nordeuropa, wenn man fidy nicht den gefährlichften Folgen ausfegen will. Während der trodnen Jahreszeit ift die ganze Natur wie ausgeftorben ; die Pflanzen find verdorrt, die Bäume verlieren ihr Laub und ftehen wie Befen da; kein Vogel giebt einen Laut von fi, kein Thier freut fich feines Lebens; Alles verkriecht fi) in den Wäldern an irgend einen fchattigen Ort, und nur einen Strauß oder eine Giraffe ficht man dann und wann von einer Dafe zur andern über die Wuͤſte eilen. Als ich zu Lobeid anlange te, fand ich dort nur noch cinen einzigen Europäer, den Dr. Seen von Hannover, am Leben, ber aber audy bald darauf den nachtheiligen Einflüffen des Glima’s unterlag. (Edinb. new Phil. Journal, July — Oct. 1844.) Ueber das Vorkommen ber Knodhenplättden in der sclerotica des Thierauges, die man bisher nur bei den Vögeln und in mehreren Eidehfen und Schildfröten beobachtet und befchrieben worden find, hat Herr T. Weft nun auch bei vies len Fiſchen aufgefunden, ſowohl ſolche, welche in flahen fchnelle fließenden Wäffern leben, als ſolche aus tiefen Wäffern. Eine eigenthbümlihe Structur des Hufes ber Girs affe, wodurd) fie vorzüglich befähigt wird, mit Schnelligkeit in den Bergſchluchten zu laufen, hat Here Ball der Berfammlung der Naturforfchır in York mitgetheiltz fie befleht in einer bürjtenz ähnlichen Structur der Fußfohle, Nefrolog. — Dr. 3. v. Scherer, Ritter, emeriticter Profeſſor der Anatomie und Phyfiologie, BVicedirector der K. K. Joſephs-Academie, ift am 10, Dctober geftorben. 1 a A va I WO DR A Ueber die Ventilation in den Spitälern. Bon Dr. 3. Y. Poumet. Diefe Arbeit zerfällt in 3 Abteilungen; in der erften werden die in Bezug auf die Mefpiration, die Zranfpiration, die Erleuchtung, Heinung u. fe w. vorhandenen Theorieen, in der zweiten die Ventilation in den Spitälern, wie man fie heutzutage vorfindet, befprocdyen, und in der dritten wer— den die Mittel und Apparate angegeben werden, vermittelft welcher man jedem Kranfen für die Stunde foviel reine Luft zuführen kann, als er mehr, denn jedes andere Indivi— duum, bedarf. Erfter Theil. — Wir wollen hier zunähft Eurz fol: gende Fragen nach den über die Gegenftände derfelben ans geftellten Unterfuhungen beantworten: 1) Wieviel Kubik = Meter atmofphärifhe Luft find auf jeden Kranken für die Stunde für dag Beduͤrfniß der Infpivation nöthig? Für ein männlihes Individuum 1 K. M., für ein weiblihes O M. 566 Liter atmofphärifche Luft von 160 6C. 2) Wieviel Kubits Meter Kohlenfäure ergiebt die Ers fpiration für jeden Kranken in einer Stunde? Für einen Mann 0 M. 022 Liter, für eine Frau O M. 0124 Liter Koblenfäure zu 16° C. 3) Mieviet Kubik » Meter atmofphärifhe Luft find‘ für jeden Kranken auf die Stunde erforderlih, um die Wirs ungen der gebildeten Kohlenfäure zu neutralifiren? Für einen Mann 11 M., für eine Frau 6 M. 250 8. atm. Luft von 16° GC, 4) Wieviel Grammen Waffer werden für jeden Kran— £en in 1 Stunde dur die Lungen» und Hautausdünftung und duch das Verdunften der flüffigen oder feuchten Flaͤ— chen, welche jih in einem Kranfenfaale finden, erzeugt? Durd die Ausdünftung der Lungen 31 Gr., durd) die der Haut 60 Gr. und dur das DVerdunften eine noch größere, nicht genau zu beftimmende, Quantität. 5) Wieviel Kubik-Meter warmer Luft find nöthig, um diefe Quantität Waſſer zu evaporiven® Für die beiden Ausdünftungen der Lunge und Haut zufammen 9 8. M. 100 Liter Luft. 6) Wieviel Kubif- Meter Luft find erforderlih, um die Erleuhtung zu unterhalten? Für die Stunde und Flamme Del O M. 106 8, Gas 1 M. 563 8. atm. Kuft von der Temperatur des Saales. 7) Wieviel Kubik, Meter Kohlenfäure und Grammen Waſſer ergiebt die Erleuchtung auf die Nöhre und die Stunde? Kine Dellampe 15 Liter Koblenfäure, eine Gas— röhre 204 Liter und 165 Gr. Waffer. 8) Wieviel Kubit- Meter atmofphärifche Luft find er: forderlih, um die Wirkungen diefer Kohlenfäure zu neutra- liſiren und das Waſſer verdunften zu laffen? Für jede Stunde und jede Dellampe 7 8. M. 500 Liter, für jede Gasröhre 102 8, M., zur Verdunftung des Waffers 16 8. M. 500 8. ; 139 9) Wieviel Kubi: Meter Luft find nothig, um das Verbrennen in den Kaminen, Ziegeln und Defen, in denen man Holz, Steinkohlen oder Coaks brennt, zu unterhalten? 1 Kilogr. Holz erfordert 7 M. 340, — 1 Kilogr. Steins Eohle 18 M. 440, — 1 Kilogr. Coaks 15 M. Luft von 0° C., überdieg 62 für Schwankungen: Hol; 3 K. M. 647 L., Steinfohlen 7 M. 884 8., Coaks IM. 549 8, Luft von 16° C. 10) Wieviel Kubit: Meter warmer Luft muß die Ven—⸗ tilation für jeden Kranken auf die Stunde, ferner fuͤr die Erleuchtung auf jede Nöhre und die Stunde ıc. hergeben ? 19 8. M. 200 8. Luft für die Nefpiration und Evaporas tion; 7 8. M. 500 für die Erleuchtung mit Del, 102 K. M. für die Erleuhtung mit Gas, Zweiter Theil. — Der Verfaffer giebt nun eine Ueberficht der Einrichtungen zum Behufe der Ventilation in verfchiedenen Krankenſaͤlen der Parifer Spitäler und Eommt dann zu folgendem Nefume: Sehen wir nun nad, mas in einem Krankenſaale während der 12 Stunden der Nacht vor ſich geht, und wie ſich zulest die Atmofphäre verhält. Nehmen wir als Beifpiel den Saal St. Gabriel in der Pitie, deffen Gapacität, wie wir gefehen haben, 1,571 Kubit: Meter 137 Liter beträgt. Im diefer Atmofphäre athmen 50 Franke Männer, welche, 1 K. M. für jeden auf die Stunde gerechnet, am Ende der Naht 600 K. M. abs forbirt und verdorben haben, was nad) berfelben Zeit die ' athembare Portion der Luft des Suales auf 971 K. M. 137 Liter veduciren würde, wenn die Ritzen, Spalten, Fu: gen und Fenfter nicht eine unbeftimmbare, aber gewiß un: genügende Quantität Luft wieder eintreten lichen. Sn diefer Atmoſphaͤre brennen 12 Stunden hindurch 3 Lampen, von denen eine jede in der Stunde 10 Gr. Del verbraucht; alfo werden diefe 3 am Ende der Nadıt 360 Gr. verbrauht haben und da 1 Kilogramm dieſer Flüf- figeit zum Verbrennen 10 8. M. 600 Liter Luft von 16° E. bedürfen, fo bedürfen die 360 Gr. 3 8. M. 816 Liter. Wenn man den Verbrauch eines jeden Kamines und Dfens in 24 Stunden zu 36 Kil. Steinfohlen anfchlägt, fo verbrennen die 4 Defen des Saales während der 12 Stunden der Naht 72 Kilogr., welche zu ihrer Unterhals tung ein jeder 7 8. M. 834 8. Luft von 16° abforbiren ; alfo alle ; k R s 567 8.M. 648 8. Der VBerbraud für die Erleuchtung beträgt IK. M. 8168. Summa: 571 K. M. 464 8. welhe man am Ende der Nacht noch vermindern müßte, Da wir aber wiffen, daß die zum Athmen benugte Luft noch die Defen und Erleuchtungsmittel unterhalten Eann, fo haben wir, um genau zu feyn, Nichts mehr abzuziehen. Was die Kohlenfäure betrifft, welche bei'm Athmen und durch die Verbrennung des Oeles erzeugt würde, fo er— giebt fih eine Totalquantität von 13 K. M. 671 Liter, davon find 4 K. M. 671 Liter abzuziehen, was 8 K. M. 814 Liter ergiebt, und diefes ift die Quantitat der durch die Züge der Defen fortgeführten Quantität von Kohlenfäure. Wenn man nun diefe 8 8. M. 814 Liter mit der im 691. XXXII. 9, 140 Saale bieibenden, noch nicht geathmeten Luftquantität vers gleicht, naͤmlich 971 8. M. 137 Liter, fo erhalten wir das Verhältnis 9,07 Procent. Dritter Theil. — Bei dem jegigen Zuftande der Dinge fehlt alfo noch viel daran, wie wir geſehen haben, daß die Kranken in ihren Saͤlen foviel reine Luft haben, als fie bedürfen. Während des Tages und bei gutem Metter geht es noch an; allein da felbft bei fchonem Wetter die Säle nicht immer offen erhalten werden können, und dieſes im Winter und während der Nacht gar nicht ftattfindet, fo muß man zur Ventilation feine Zuflubt nehmen, die aber bisjegt nur dem Namen nad) befteht. Diejenige, welde duch die Züge der Defen ftattfindet und nur auf die Luft Bezug hat, welche duch die Ritzen, Spalten und Fenſter, zuweilen auch durdy die Dfenlöcher, eintritt, ift ungenügend, ſchaͤdlich und gefährli, fie muß bedeutend vermehrt und vollftindig verändert werden, Folgendes ift nun ein Ver— ſuch, diefe Veränderung und Verbefferung der Ventilation zu Stande zu bringen. Sch nehme an, daß man zwei Flügel eines Gebaudeg zu erwärmen und ventiliven habe, welche eine Façade haben, oder in einem rechten Winfel aneinander ftofen. Das Ges baude beftehe aus einem Erdgefchoffe und 3 Stockwerken, die Saͤle feyen alle einander glei und halben folgende Di: menfionen: Länge 50 Meter, Breite 8 M., Höhe 3 M. 25, Die der Mauer O M. 60; 12 auf jeder Seite durchs gebrochene Senfter laffen Luft und Licht eindringen; die Hohe derfelben betrage 5 M., die Breite 1 M. 50. Die unges führe Raͤumlichkeit des Saales beträgt alfo 1,300 Kubik= Meter, die Oberflähe der Mauern 269 D Meter, die der Tenfter 108 OM. in gefenfterter Verſchlag mit einer Thür von 2 Flügeln fchneide den Saal in der Mitte in 2 Hälften, von denen die eine 24, die andere 26 Betten ents halte. Zwei metallene Säulenreihen tragen die Balken, welche in der Laͤngsrichtung angebracht find, und unter dem Plafond hervorfpringen. Die Säulen theilen das Parquet in 3 gleichbreite Theile, 2 feitlihe für die Betten, eine mittlere für den Krankendienſt. Die Balken theilen die Dede in 3 entfprechende Theile. Die Tragbalfen des Fuß— bodeng verlaufen parallel mit den Dedenbalfen. Sn dem Saale befinden fih 50 Betten, 25 in jeder Seitenabtheis lung, in gleicher Entfernung von den Mauern und Saͤu— len und voneinander aufgeftellt. Die in denfelben gelager- ten 50 Kranken müffen die Stunde ein Seder 20 Kubik = Meter Luft erhalten. Zwei Dellampen dienen während ber Nacht zur Erleuhtung. Die Ventilation hat nun auf die Stunde 20><50 — 1,000 8. M., d. i.,; 4% der unge: fähren Gapacität des Saales, herbeizufchaffen und fortzufüh: ven, eine Erneuerung, welche anhaltend, ohne Unterbrechung, vor fid) geben muß. Die Schnelligkeit des Ausſtroͤmens betrage 1 bis hoͤchſtens 2 Meter in der Secunde; die er- ftere ift nicht merfbar, die zweite faum. Sm Minter, wie im Sommer ift die Temperatur des Saales auf 16° EC. ju erhalten. Nachdem diefes nun gefordert ift, würde ich folgende Vorrihtungen treffen, um den Bedürfniffen der Heizung 141 und DVentilation zu genügen. In den acht Sälen und für die 400 Kranken dienen zu diefen Zweden 2 Defen in jedem Saale; 2 caloriferes mit einem Heizzimmer, auffteigende zuführende Röhren, horizontale untere und obere Möhren, auffteigende entleerende Röhren und 2 Lufträder (tarares) mit centrifugaler Kraft. Verluſt durd die Fenfter und Mauern. — Bei 80 Einheiten Wärme auf den Meter und die Stunde werden die 108 Meter der Fenfter nad) den 12 Stunden der Nacht vers toren haben - - > - 2 A 104,000 Bei 27 Einheiten Wärme auf den HMeter und die Stunde werden die 269 DMeter der Mauern bei einer Dice von O M. 60 nad) den 12 Stunden der Nacht verloren haben . . . . . 87,000 Summa: 191,000 Zu diefer Zahl muß man für das Erdgefchoß den durch-den Fußboden und für das dritte Stockwerk den durch die Dede vers urſachten Verluft hinzufügen. Die durd die Refpiration von 50 Kranken in derfelben Zeit entwidelte Wärme ergiebt 18,000 Einheiten, nämlich: 1) Durdy das Verbrennen des Wafferftoffs, von welchem ein jeder Kranke in den 12 Stunden der Nadıt 8 Gr. verbrennt, aljo 400 Gr. auf 50, im Verhältniß von 35,000 Einheiten Wärme auf den Kilogr., Summa 14,000. 2) Durd) das Verbrennen der reinen Kohle, im Berhältniffe von 27 Einheiten Wärme auf den Kranken und die Stunde, Summa: 4000. Wenn man von den 191,000 die 18,000 abzieht, fo bleiben 173,000 Einheiten Wärme, weldye durd die Zenfter und Mauern während der 12 Stunden der Nacht verloren geben. Die Ventila— tion kann nur dann diefen Verluft ausgleihen, wenn fie Luft von einer genügend hohen Temperatur befhafft, und diefin Zweck er: füllt die Heizung. Man verbrennt defhalb in den Defen des Saar les 29 Kilogr. Steinkohlen, deren Nugen nur bei 0,80 ihrer Wär- mefähigkeit, d, i. den Kilogr. zu 6000 Einheiten Wärme ange: fchlagen werden darf. Ein jeder Dfen muß alfo in der Stunde ein Wenig mehr als 1 Kilogr. Steinkohle verbrauchen, und dazu kalte Luft durch eine Ocffnung erhalten, deren Oberflähe in Quas drats Decimeter 12, 5, alfo 35} Gentim, an der Scite beträgt. Der Scornftein muß an Oberfläche der Eintrittsöffnung gleich feyn. Die für die Schornfteine und Aſchenloͤcher beftimmte Luft kann aus dem Saale genommen werden, um Brennmaterial zu fparen. Heizkammern. — Diefe befinden ſich im Keller unter der den beiden Flügeln des Gebäudes gemeinfamen Treppe. Sie wer: den mit Steinkohlen geheizt, und die zur Unterhaltung ihres Ders des beftimmte Luft wird von den Höfen oder Gärten ber entnoms men. Die ju erwärmende und für die Ventilation zu verbraus chende Luft kommt aus den Kellern und dem Untergefchoffe, welches fie der ganzen Ränge nad) durchläuft. Da ihre Temperatur auf diefe Weife fchon 12° G. beträgt, fo iſt weniger Brennmaterial nörhig, um ibr den verlangten Wärmegrad zu geben. Die Röhren durchlaufen das Wärmezimmer und vergrößern dafelbft ihre Ober: fläche, fo daß fie die Wärme der Luft erböhen und die des Rau— ches vermindern. Die Größe eines jeden Wärmebehälters muß da: nach berechnet feyn, daß ungefähr 2 Meter Fläche auf jeden in einer Stunde verbrannten Kilogr. Steinkohle zur Erwärmung foms men. Die Oeffnung, durch welche der Wärmebehälter die Falte Luft erhält, befindet fich der des Heerdes gegenüber. Beide Orff: nungen, die Luft aufnebmende und ausftrömende, baben gleiche Di: menfionen , und cine jede cine Oberfläche gleih der Eumme der Durdifchnitte der 24 Röhren, für melde fie beftimmt jind. Die von den beiden Wärmebebältern zu befchaffende Luft beträgt in der Stunde 8000 Meter; ihre Temperatur muß in der Heizkammer 20° betragen, um mit ungefähr 16° in die Saͤle zu gelangen. Mit Ausgleicyung allee Verlufte kann ein Kilogr. Steinkohle bei 6000 Einheiten Wärme 300 Kiloar. Waffır von 0° auf 20° erbeben, und da die Luft viermal fo leicht, als das Waffer, zu ers wärmen ift, fo kann diefelbe Quantität Steinkohlen 1,200 Kilogr. 691. XXX. 9, 142 Luft, welche in runder Zahl 900 Kubikmeter ausmachen, auf dies felbe Zemperaturhöhe bringen. Kür die 1000 K. M., dieauf jeden Saal in der Stunde kommen, wird der Verbrauh 1 Kit. 111 Gr. Steinkohlen feyn, und für die 8000 Kubifmeter der 8 Säle 8 Kil. 888 Gr. oder I Kil., alfo 4 K. 500 Gr. auf jede Stunde und jeden Wärmebehälter. Ein jeder von diefen muß alfo 9 Meter zu erwaͤr⸗ mende Oberflädje darbieten, ohne die 2 Meter der Deffnung zu res nen, welche die kalte und warme Luft durdläßt. Der Kamin de& Heerdes ftellt einen Kreisabfchnitt dar, deffen Flächeninhalt 41 Decim. gleihlommt, d. i. ebenfoviel D.Decim., ald man Kilogr. Steinkohle in der Stunde verbrennt, Die Fläche des Roftes fin drei Mal fo groß, als die des Kamins, fie beträgt hoͤchſtens 14 Decim., alfo 37 Gentim. an der Seite. Die Entfernung zwifchen dem Roſte und der unteren Platte der Wärmefammer betrage O Miter 35. Wärmelammer — Gie befindet fid) oberhalb und in ges raber Richtung mit den Wärmebehältern und ift fo hoch, daß ihre Dede fid um O M. 50 unterhalb des untern Randes der Trage balken des Fußbodens befindet, welche den Boden des Erdgeſchof— fis tragen. Sie ift aus 3iegelfteinen erbaut und hat eine Dice von O M. 50, damit feine Riten ſich bilden. Die Röhren der Heizfammern laufen durdy die Wärmefammer bin und madyen in ihre mehre Krümmungen nach verfchiedenen Richtungen hin, um ſich dafelbft foviel, als möglich, abzufühlen. Durch eine Deffnung von 1 M. 152 Oberflaͤche communicirt fie mit jeder Heizkammer, und durh eine Deffnung von 2 M. 3 Oberfläche mit den Kellern und Souterrains, von woher fie im Sommer die nöthige frifche Luft erhält. Die Wärmefammer ift die gemeinfchaftliche Quelle, aus welcher die 438 Säulen in die 8 Säle hinauffteigen, Auffteigende zuführende Röhren. — Diefe Röhren, welche dazu beftimmt find, Luft in die beiden Gebäude zu bringen, haben ihren Ausgangspunct in der Märmefammer an der Wand derfeiben, welche den Gälen entfpricht, zu welchen fie binführen. Eie find von Holz und von vierediger Form; der Zahl nad) 6 für jeden Saal, 2 für jede Abtheilung; 3 kommen rechts und 3 linke von der erfien Thüre, in gleicher Entfernung eine von der anderen, an. Bon der Wärmefammer an jeder Seite 24 an der Zahl auf= gegangen, fteigen fie längs und innerhalb der Sceidemauer in bie „Höhe und nehmen um 6 mit jedem Stodwerf ab. Ein genügen dır Zwifchenraum bleibe frei, um fie zwifchen der Mauer und dem erften Balken durchgeben zu Laffen. Eine jede Röhre hat an ihrem Anfange und Ende einen Schlüſſel oder Schieber, beftimmt, den fie durchlaufenden Ventilas tionsftrom zu reguliren oder anzuhalten. Horizontale untere oder Bertbeilungsröhren. — Sie bilden das Ende der auffteigenden Röhren, denen fie an Ge— ftalt und Dimenfionen gleich find. Am oberen Rande der Balken angefommen, nehmen fie eine horizontale Richtung, in der Dide des Fußbodens gelagert, in dem Zwifchenraume feiner Tragbalken und vertheilen jich paarweife in angemejjener Ordnung in einer je— den der drei Abtheitungen, an deren Ende fie in die queere Soli: daritätsröhre übergehen; die Röhren der Seitenabtheilungen gehen unter den Betten fort, 1 Decim. nad) Innen von dem Kopfe und den Füßen; — 3 Queerröbren, Solivaritätsröhren genannt, vers einigen die 6 borizontalen Röhren und befinden fi, eine in der Mitte des Saales unter dem gefenfterten Vorfchlage, die beiden anderen unter dem crften und legten Bette einer jeden Reihe, Die obere Wand der Repartitions: und Golidaritäts: Röhren ift von Metall und bildet den Boden des Saales. Diefe vierte Wand ift von vieredigen unter jedem Bette befindlichen Löchern durchbohrt, alfo 25 an jeder Repartitionsröbre, 150 in jedem Saale, das erfte befindet ſich zunächit der Waͤrmekammer. Diefe Löcher find von ungleicher Größe, weldye vom erften bis zum legten fteigend zu— nimmt. Zwanzig Apparate find angebradht, um diefe Deffnungen offen und gefchloffen zu erhalten, die Größe diefer Apparate muß aber unabhängig von dem Drabtgitter, mit dem fie verfehen find, berechnet werden. Die Summe der Löcher muß eine dem Durchs fchnitte ihrer Röhre gleiche Oberfläche, um ein Fünftel vermehrt, haben, welcher Ucberfhuß dazu dient, die Verlangfamung, welche der Ventilationsftrom, indem er fich in ebenfo viele Fäden theilt, als Deffnungen da find, erleidet, wieder auszugleichen. 143 Da die Oberfläche beträgt sn 8— und 1 von 484 A Be RENTEN Er fo muß die Summe der Löcher gleich feyn 0 M. 581 Und da 25 an einer Röhre jich befinden, fo muß ein jedes der Loͤcher in runder Zahl 25 DCentim., und demzufolge 5 Centim. in den Seiten haben. \ Horizontale obere oder Abforptionsröhren. — Diefe befinden fich unter der Dede, die Richtung der Balken durch: freuzend, an welche fie gehörig befeftigt find, indem ſie einen dem Vorfprunge zweier Balken ähnlidyen Vorfprung bilden, mit wel— chem fie parallel laufen, fo daß fie alle unter einer falfhen Dede, der fie als Befeftigungspunct dienen, verborgen werden Eönnen. Sn jedem Saale find 6, und ihre Stelle und Richtung ift ſymme— teifch mit der der horizontalen unteren Röhren, über und in gleis cher Richtung mit welchen fie ſich befinden. Ihre Geftalt, ihre Dimenfionen und ihre öcher find diefelben, wie bei den Röhren am Fußboden, nur ift ihre untere Wand von Holz und die Eluinfte DSeffnung oben, welche am Entfernteften von dem Wärmebehälter ift, entfpricht der größten Oeffnung unten und umgekehrt. Diefe Röhren beginnen an der Seite der Wärmefammer, 1 Meter von der Mauer entfernt und laffen aus ihrem anderen Ende die auffteigenden Entleerungsröhren abgehen, welche nur ihre Kortfegung find; 3 Queer: roͤhren vereinigen die horizontalen oberen Röhren je 2 und Qund bes finden ſich eben da, wo ſich die Befeftigungsröhren unten befinden, Auffteigende Entleerungsröhren. — Diefe ſteigen längs und nad) Innen von der Scheidewand eines jeden Saales in gleicher Entfernung voneinander, 3 rechts, 3 links oberhalb der zweiten Thüre hinauf. Sie befinden fi) an dem Ende, welches demjenigen gegenüberliegt , durch welches die von der Waͤrmekam⸗ mer auffteigenden Röhren anfommen; 6 an der Zahl von ber Dede des Erdaefchoffes auslaufend, nehmen fie bei jedem Stockwerke um 6 zu. Ein genügender Zwifchenraum bleibe für ihren Durchgang zwifchen dem erften Balken und der Wand dis Gaalıs frei. Eie haben diefelbe Geftalt, denfelben Durchmeſſer wie die Röhren, wel— che die warme Luft herbeibringen. Wenn die 24 Entleerungsröhs zen eines jeden Flügels die Dede des Dachwerks erreicht haben, fo ergießen fie das Product ihrer Ventilation in cine gemeinfame Röhre von gevierter Form, welche zum Ventilator hinläuft und dort mit 2 vertical angebradhten Röhren endigt, die die aus den Sälen fommende verdorbene Luft in die Mitte des Faͤcherrades von jeder Seite bringt. Diefe Röhren haben eine cylindrifhe Form und einen Radius von 0,43 M. Tarares oder Faͤcherraͤder. — Es find deren 2 mit centrifugaler Kraft, eines für jeden Flügel des Gebäudes, vorhan: den; ihre Schnelligkeit und ihre Dimenfionen find danach beredynet, daß ein jedes derfelben in der Secunde und im Ganzen 1 8. M. 150 Liter Luft, zumeilen auch das Doppelte diefer Quantität, nad) Außen ergiefen. Es ift beffer, foviel man Fann, die Dimenfionen, als die Schnelligkeit, zu vergrößern, denn fonft wächf’t die zu übers windende Schwierigkeit. Ein hölgernes Gehäufe ſchuͤtze dieſen Ap⸗ parat vor dem Wetter. (Annales d’Hygiene etc. Juill. 1844.) Miscellen Einen Fall von der Bildung eines foetus im Gierftode theilt Dr. Griscom im New- York Journal of 691. XXXII. 9, 144 Medicine, July 1843, mit. Im October 1841 fragte Madame: 9. den Dr. Griscom wegen eines blutigen Ausfluffes aus der Mutterfcheide um Rath und gab an, fie fey etwa im fiebenten Monate der Schwangerfhaft. Cie befhrieb den Ausfluß als ein helles dünnes Blut, weiches nie gerinne, Er hatte ſchon feit fünf Monaten täglich), in größerer oder geringerer Menge, ftattgefuns, den, aber in der legten Zeit an Conſtanz zugenommen. Das allz gemeine Befinden der Frau war gut, und das abdomen bot nicht jene eigenthümliche und gleichförmige Feftigkeit dar, welche man fonft im fiebenten Monate der Schwangerfhaft wahrnimmt. Mit ten zwifchen dem Nabel und dem Kreuzbeine Eonnte man die Fin— ger faft bis zum Vorberge des Kreugbeines hinabtreiben, wo man eine länglihe und fehr empfindtiche Geſchwuͤlſt fühlte, welche die rechte fossa iliaca einnahm. Links von der Medianlinie ließ fich ebenfalls eine Kleinere Geſchwulſt entdecken. Die Frau hatte bis vor etwa einen Monate deutliche Bewegungen veripürt. Am 24. October traten Schmerzen ein, welche denen der fogenannten Wer ben glihen. Später wurde der ganze Unterleib ungemein ſchmerz⸗ haft und empfindlich. Der Puls ftieg bis 130, die Zunge ward belegt, und tie Blutung aus der Scheide hörte auf. Zrog kraͤfti— ger antiphlogistica nahmen die Symptom: der Baudjfell: Entzün: dung an Stärke zu, und die Frau farb etwa eine Woche nad) dem Beginne derfelben. Die ganze Oberfläche des peritonaeum war injicirt, und eine große Menge röthliher, eiterförmiger Mar terie fand ſich in die Bauchhoͤhle ergoffen. In der rechten fossa iliaca befand ſich eine blaue Geſchwulſt, und gegen die rechte fossa bin der uterus von der Größe, welche derfelbe im zweiten Monate der Schwangerfchaft zu haben pflegt. Reichliche Ergiegungen von frifher Lymphe verbanden den Darmcanal mit der Geſchwulſt, welche die ganze Bedenhöhle einnahm, Dir uterus war fehr fleis ſchig, enthielt eine geringe Menge Schleims und zeigte an der ins neren Oberfläche viele rotbe Puncte. Die linke Fallopiſche Röhre und der Eierſtock waren gefund. Die rechte Kallopifhe Röhre war, bis an ihre gefäumten Enden, gefund, weldye mit der Geſchwulſt verwachſen waren. Man erkannte nun, daß diefe durd das rechte ovarium gebildet war. Bei'm Deffnen fand man darin einem vollfommen ausgebildeten, etwa fehsmonatliden foetus, mit dem Mutterkuchen ꝛc. Das Kind fchien fehon feit einiger Zeit geftorben zu feyn, war fehr weich und bie pla- centa theilweife in eine eiterartige Materie verwandelt, welche der in der Peritonaͤalhoͤhle befindlichen glih. An der Oberfläche der Geſchwulſt bemerkte man bier und da fchwärende Deffnungen, welz che mit dem Inneren der Geſchwulſt communicirten und aus denen Materie in den Veritonäalfad gefloffen war. Das ovarium bes ftand aus einem großen Sade, deffen Tertur halb musfulös, halb häutig war, und feine Wandungen waren etwa fo ſtark, wie ein Thaler. Die Doctoren Smwett und Smith, von Neu: MVork, waren bei der Section zugegen. (Edinburgh med- and surgical Journal, July 1844.) Behandlung von Verbrennungen mit Kali car- bonicum. In zwei Fällen von heftigen Verbrennungen der Hand applicirte Here Peppercorne mit großem Nußen eine, in eine faturirte Auflöfung von Eohlenfaurem Kali getauchte Lage Charpie. Der heftige Schmerz wurde ſogleich gemildert und verſchwand bei gehöriger Erneuerung der Charpie in weniger, als 2 Stunden, vollftändig. (Lancet, July 1844.) Bibliographische Neuigkeiten. Histoire naturelle des animaux sans vertebres, pr&sentant les caracteres generaux et particuliers de ces animaux, leur di- stribution, leurs classes, leurs familles, leurs genres et la eitation des principales especes qui s’y rapportent, precedee d’une introduction , offrant la determination des caracteres essentiela de l’animal etc. Par J. B. P. A. Delamarck. Deuxieme &dition etc., par C. P. Deshayes et H. Milne - lid- wards. Tome X. Histoire des mollusques. Paris 1844. 8. Trattato di fisica elementare dell ”Abate Professore Francesco Zantedesch‘. Vol. II. parte 1. Venezia 1844. 8. Memoires et observations d’anatomie et de physiologie, de pa- Tome II. (Die erften Bände erfchienen 1841.) thologie et de chirurgie. Par le Docteur Ribes. Paris 1844. 8. Traite sur les gastralgies et les enteralgies, ou maladies ner- Par J. P. T. Barras. Paris 1844. 8. (Tome II. ift 1839 veuses de l’estomac et des intestins. Tome I. 4me edition. erfchienen.) —r EEE Neue Motizen aud dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, arfanımelt und mifgerheitt von dem ObersMebdieinafratbe Froriep zu Weimar, und dem Medisinalrorbe und Merofefier Froriep zu Berlin. NV. 692. (Nr. 10. ded XXXII. Bandes.) November 1844. Gedrudt im Landes = Induftrie- Comptoir zu Weimar, des einzelnen Stüdes 3 99x Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 R6. ober 3 Z 30 7%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr er ee ee Die Mongolen. Bon Bayle St. John, Eſq. (Schluß). Das Klima der Mongolei ift im Allgemeinen taub, obs wohl in mandyen Gegenden die Hitze zuweilen ungemein drüdend wird. Kiächta liegt 2400 F. Über der Meeresflä: che, alfo höher, ald alle Städte in der Schweiß, und von dort bis Urga reift man beftindig bergauf. Der politifhen. Eintheilung nach, zerfällt die Mongolei in mehrere Provinzen, die fämmtlich die Oberherrfchaft des chineſiſchen Kaiſers anerkennen. Es ift hier nicht der Drt, über die Verwaltung des Landes in Einzeinheiten einzugehen, Ich will nur bemerken, daß die Unterwürfigkeit der Mongos len vollkommen gefichert ift, und daß felbft die Ghinefen ihre große Mauer gegenwärtig für ganz überflüffig halten. Vor der Unterjohung der Mongolei war dieß gewaltige Feftungss werk gleichfam beftändig belagert und von einer fehr zahl: reihen Befagung vertheidigt. Gegenwärtig zieht e8 fich men» ſchenleer über Berg und Thal und nimmt fic etwa wie eine unvollendete Eifenbahn aus. Der Lamaismus dient der Regierung als ein Haupt: mittel, um die Mongolen in Ordnung zu erhalten. Der: felbe wirkt ſchon an und für fib auf Mitderung dir Sitten und des Characters hin; allein feine Priefter ftehen auch vollig unter der Botmäßigkeit des bimmlifhen Kaifers, der fogar dem mongolifhen Papfte, dem fogenannten Kutuftu, feine Eingebungen von Oben Ddictirt. Ein Punct in der alten Givilifation der Mongolen ift nicht zu überfehen, nämlich daß gegen das Ende des Mit: telalter8 bin in Europa allgemein die Anficht berrfchte, die Mongolei, enthalte große Städte, u. U. die Hauptftadt Karaforum. Die neuern Geographen läugnen jedoh, daß folhe Städte, wenigſtens von der ihnen zugefchriebenen Wichtigkeit, je vorhanden gewefen feyen. Malte:Brun bemerkt, der angebliche frübere Glanz von SKaraforum werde nirgends durch Ruinen beftätigt, und die Mongolei No. 1792, — 692. fen nie bevöißert und reich genug gewefen, um große Prachts ftädte zu erbauen, Es kommen jedoch felbft in der öden MWüfte Kobi Spuren früherer Prachtgebäude wirklich vor, welche jih, 3. B., an einem Bergabhbange über zwei MWerfte weit erftrefen. Sie find fämmtlid aus Steinen erbaut; überall ftellen fich die Ucberrefte von Zempeln und anderen coloffalen Bauwerken, die jeßt mit Gras und Moog über: wachen find, den Bliden dar. Bei mancen ift aub nur das Grundgemituer von Granit und das Uebrige aus Bad- feinen aufgeführt. Als Mörtels bediente man ſich einer Miſchung von Thon und Kies; der Thon ift jetzt vermittert und nur der Kies noch vorbanden. Manche diefer Gebäude fird rund und mit Karniefen verziert; in den Tempeln be— merft man leere gemölbte Nifchen, und in den Höfen liegen Bruhftücde einer grünen Steinart umher, die auch das Ma- terial einiger Troͤge bildet. Auf eine Strede von vier Werften von den eben bes fohriebenen Ruinen ſieht man, wenngleib nicht fo dicht beifammen , äbnlihe Alterthümer, Grabmäler, Thürme und Mauern. E83 unterliegt feinem Zweifel, daß hier einft eine volfreihe Stadt ftand; denn gewiß waren neben den maſſi— ven Gebäuden eine Unzahl Armlicher Wohnungen vorhanden, von denen jegt jede Spur verichwunden iſt „Dieſe Ruinen, fagt Timkowski, welche die einftige Nefidenz eines Nach: kommen Dſchengis-Khan's bezeichnen , bieten jeßt den Heer— den einen Zufluchtsort dar. Die Mongolen felbft befuchen diefe Denfmale ihrer vergangenen Größe und Herrlichkeit nur ſelten“. Demnach iſt es mir unbegreiflich, wie Bory de St Vincent von der Menſchenrace, welcher die Mongolen ans gehören, hat behaupten Eönnen, fie habe nirgends Städte gegründet. (Nulle part ils n’ont bäti des villes.) Uebrigend giebt es noch mehr authentifche Zeugniffe, baß fich in der Mongolei die Truͤmmer von Städten finden. Der ruffifche Gefandte Isbrants Ides beſchrieb im fiebs zehnten Jahrhunderte deren drei, im denen fich viele mit Ereuzweis zufammengefchlagenen Beinen figende Bildfäulen 10 147 von Königen (vielleicht buddhiſtiſche Gößen?) vorfanden und die mit Erdwällen umgeben waren. Dieß, wird man vielleicht einwenden, dürften eine Städte in dem Sinne, wie wir dag Wott verftehen, fondern vielmehr nur aus öffentlichen Gebäuden beftehende Verſammlungsoͤrter der Mongolen ges weſen ſeyn; aber die hölzernen Gebäude, mit denen fie viels leicht umgebin waren, hatten doch wohl Feine ‚größere Dauer, als die Londoner Badfteinhäufer, und wenn Yondon gegens wärtig verödete, fo dürfte nach drei bis vier Sabrhunderten nicht viel mehr davon übrig feyn, als deffen öffentlidye Ge— baude. Wie dem auch fey, fo ſteht doch fo viel feft, daß die Mongolen ftets eine große Neigung zur Veränderung ihres Wohnſitzes gezeigt haben, und hierzu wurden fie theilg durch ihr Hirtenleben, theils durch die Befchaffenheit ihres Landes gedrängt, und nah und nad wurde das Wandern ihnen zur Gewohnbeit. Das Gerippe ihrer Zelte befteht gewoͤhn⸗ lich aus Meidenruthen, die an den Stellen, wo fie fi freujen, mit Riemen zufammengebunden find. Die Dach— fparten find lange Stangen, die oben zufammentteffen und zwifchen denen eine Eleine Oeffnung bleibt, dur die der Rauch abzieht. Diefes Gerippe wird im Sommer mit einer einfahen, im Winter mit einer dreifahen Filzlage bededt. Den Filz verfertigen fie aus Wolle und Pferdehaar, wel— ches letztere fie ſich verfhaffen, indem fie den einjährigen Fohlen, fowie manden Pferden alljährlih, die Mähne ab» ſchneiden. Der eigentliche mongoliſche Name fuͤr Zelt iſt Gher, wenngleich ſich die Reiſenden mehrentheils der Sibiriſchen Wörter: Kibitke und Jurte bedienen. Wenn man durch die niedrige, ſchmale, ftets gegen Süden gerichtete Thür hinein— getreten ift, bat man rechter Hand, hart an der Thür, den für die Frauen beflimmten Plag. Alte Leute haben Fil;s teppiche mit eingemirkten Verzierungen zum Sitzen. Die Reichen verichaffen fich diefelben aus Perfien und Zurkijtan. Der Thür gegenüber ſteht ein Eleiner Tiſch mit Gößenbildern und Dpfergeräthen; zur Rechten beffelben eine mit Filz bes legte hölzerne Bettftele, zur Linken Koffer und Kiften mit Kleidern. Alle Mongolen fißen mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, daher fie weder Stühle, noch Bänke brauchen. Die Zelte find mehrentheild fehr eng, wiewohl die der Mei: hen auch manchmal ziemlich geräumig find, und in manchen Faͤllen mehrere Zelte miteinander in Verbindung gefest mer: den, fo daß fie den Zimmern eines und deffelben Haufes gleihen. Die Mongolen geben felbft zu, daß dieſe Ghers fie häufig nicht binlänglih vor Kälte fhüsen, fo daß die Eleinen Kinder di in Pelzwerk eingehüllt werden müffen. Im Sommer trägt der Mongole mehrentheils einen langen Rock von Nanking (aus welhem Stoffe aud die Hemden und Unterkleider gemacht werden) oder meift dun— Eelblauem Seidenzeuge. Ihre Tuchmaͤntel find gemöhnlich fhwarz oder voth mit gelben Knopflöhern. Sn dem mit filberner oder kupferner Schnalle befeftigten Lederguͤrtel ſteckt ein Meſſer und Feuerzeug (Stahl und Stein). Ihre ſeide— nen Muͤtzen ſind rund und mit — Pluͤſch beſetzt. Hinten haͤngen drei lange rothe Baͤnder herab, die, vom 692. XXXII. 10. 148 Winde bewegt, eine ſehr ſchoͤne Wirkung thun. Die mit dicken Sohlen verſehenen Stiefeln beſtehen aus Leder. Im Winter huͤllen fie ſich in lange Schaafpelze, und ihre Müzs jen beftehen dann ebenfalls aus Schaafpelz oder aus Zobel», Fuchs-, Murmelthierz ꝛc. Fellen. Die Frauen Eleiden ſich in vielen Beziehungen wie die Männer. Die alten Reifenden Eonnten gar feinen Unters ſchied in der Zracht der beiden Gefchlechter wahrnehmen; als lein gegenwärtig Eleiden fid die Srauen, wenn aud) übrigens nicht fehr abweichend, dody weit reicher. Die Roͤcke der teichen beftehen häufig aus dem ſchoͤnſten blauen Atlas, ihre Mügen aus Zobelpelz, ihre feidenen Gürtel find mit Silber durchwirkt und mit großen Karneolen befest. Selbft die Sättel ihrer Pferde find mit diefen Edelſteinen verziert. Das Haar theilen fie in zwei Zöpfe, welche auf die Brüfte herabfallen und am Ende mit Eleinern Stüdhen Eilber, Korallen, Perlen und verfchiedenfarbigen Edelſteinen verziert find. Korallen werden in der Mongolei fehr gefhägt und theuer bezahlt. Die Zaume, Sättel und überhaupt das Pferdegefchirr der Mongolen ift häufig mit Kupfer, felten mit Silber, vers ziert. Bogen und Pfeil und ein kurzes Schwert find, wie bei faft allen Nomaden, die landesüblihen Waffen. Der fonft in China herrſchende Gebrauh, bei der Geburt eines Sohnes einen Bogen und Pfeil an die Hausthür zu hängen, war wohl noch ein Ueberreft vom nomadifchen eben. lin: ten und Büchfen werden nur von Jaͤgern geführt, melde Pulver, Schrot und Kugeln aus China beziehen. Milch ift der Hauptnahrungsartikel der Mongolen und wird theild in ihrem urfprünglidhen Zuftande als Getrünf, theild als Butter und Käfe genoffen. Won diefer leichten Koft laͤßt ſich einestheilg die Behendigkeit, anderntheild die geringe Muskelkraft der Mongolen herleiten. Einem Kos faden ift der Mongole an Körperftärfe nicht gewachfen; allein der Letztetre reitet, wie man behauptet, noch im fechszigften Lebensjahre feine zmweihundert Werſte des Tages ohne über: mäßige Anftrengung. Sm Sommer trinken fie eine Art aus Milch bereiteten Branntweins. Das Tabackrauchen ift bei ihnen allgemein herrfchende Sitte. Fleiich genießen fie ſel— ten, am Häufigiten noch Schoͤpſenfleiſch. Won milden Thieren effen fie, dringende File ausgenommen, nur die wilde Ziege und das wilde Schwein. Den Fifhen erweifen fie eine abergläubifhe Verehrung. Wenn der Hunger fie dazu treibt, genießen fie auch das Fleifch der Cameele und Pferde, ja felbft von Erepirten Thieren, und in diefer Ber ziehung thun fie nur, was aud Europäer unter ähnlichen Umjtänden thun würden, obwohl bei lestern die Noth viel: leicht flärker feyn muß, bevor fie ſich zu folder Koft ent— fließen Waſſer trinken fie felten, aber deflo mehr Thee in Backſteinform, der faft immer in dem eifernen Keffel zu finden ift, welcher über dem mit getrodinetem Mifte unters haltenen Feuer hängt, und jeder vorübergehende Fremde darf, wenn cr feinen eigenen hölzernen, öfters mit Silber gefütterten Becher bei ſich führt, in's Zelt treten und feinen Durft mit Thee löfhen. Sie verſetzen den Thee, welcen fie Satauran nennen, gemeiniglid mit Mith, Butter und 149 Salz, auch zumeilen mit etwas in Del geröftetem Mehl. Der fogenannte Badfteinthre befteht aus den abgemelkten, fhmugigen und fchadhaften Blättern und Stielen, welche in den Ghinefifhen Theefabriten ausgefchoffen, dann in or: men gepreßt und in Defen getrodnet werden. Die Chinefen ſelbſt trinken diefen Thee nie, allein die Mongolen, Buriaͤ— ten, Kalmuͤcken und Sibirier verbrauchen denfelben in unge— heurer Menge und fhwähen durch diefes Getränf unftreis tig ihre Gonftitution. Die Eleinen fetten Büffel der Mongolen find gemeinigs lih ſchwarz und erhalten dur ihr bufhiges Haar ein eis genthümliches Anfehen. Die Schaafe geben Milch in Menge, und ihr Fleifh ift, nah Martini’s Ausfage, von treffe lihem Gefchmade. Sie find weiß, mit langen fchwarzen Ohren und fehr großen Schwänzen, wie Herodot und Aelian fie befchreiben. Sie gehören zu der zweiten, von diefen Schriftftellern befchriebenen, Art und find nicht dies jenigen, welche, damit die Schwänze nicht auf dem Boden nachfchleppten, eines Eleinen Karrens bedurften; denn die Schwänze der Mongolifhen Schaafe find mehr breit, als lang. Die Pferde find Elein, aber Eräftig und muthig. Ihr Kopf ift ungewöhnlich Eurz, ihr Huf fchmal. Menn dief Bolt durch einen Zufall eine der drei Haus— thierarten einbüßte, von denen foeben die Rede gewefen ift, fo müßte dieß in ihrer ganzen Lebensweiſe eine Umgeftaltung bervorbringen, fowie auch ‘auf ihre phyſiſche Befchaffenheit einen wefentlicyen Einfluß dufern. Die allmälige Ausrots tung des Rennthieres binnen der leisten 2 bis 3 Jahrhun⸗— derte in Sibirien hat ebenfalld in der Rebensweife der dorti— gen Voͤlkerſchaften bedeutende Vrränderungen bewirkt, wozu noch die Einführung des Hundes gekommen iſt; allein, wenn die Mongolen den Büffel, das Schaaf oder das Pferd eins büßten, fo würde dieß auf ihr Schidfal einen weit entfchies deneren Einfluß ausüben. Daß ein folder Fall einft eins treten Eönne, liegt keineswegs außerhalb der Gränzen der Möglichkeit. Vor etwa 25 Jahren berrfchte in der ganzen Wuͤſte Kobi eine ſolche Sterblichkeit unter den Heerden, daß Manchem, der vorher 500 Pferde befaß, deren nur noch 20 übrig blieben. Allerdings muß ed uns auf den erften Blick hoͤchſt unmahrfcheinlih vorkommen, daß die Pferde in der Mongolei einmal ganz ausfferben; allein da die Mög: lich£eit diefes Falles doch vorliegt, fo ift auch die Frage, was daraus entftehen würde, nicht aus der Luft gegriffen. Sn Sibirien hat man die Bemerkung gemacht, daß die Volksſtaͤmme, welche das Rennthier eingebüßt haben, merflih zurüdgegangen find und gegen andere durch Kür: perfchwäche und Furchtſamkeit fehr zu ihrem Nachtheile ab» ftehen. Ich bin der Anfiht, daß die Jakuten, bevor fie von den Nuffen unterjocht worden und ihre Nennthiere einz gebüßt, fowie ftatt deren Hunde eingeführt hatten, ben Tſchuktſchen in vielen Stüden weit ähnlicher gewefen feyen, als gegenmärtig. Aehnliches dürfte ſich ereignen, wenn its gend ein Stamm der Mongolen feine Pferde, Büffel oder Schaafe einbüßte, und zugleich möchte dieß einen wefentli« hen Einfluß auf das Verſchwinden mancher ihrer phyſiſchen Charactere aͤußern. 692. XXXII. 10. 150 Um uns hiervon zu Überzeugen, brauchen wir bloß zu bedenken, welchen Einfluß die befondere Lebensweife der Mons golen auf diefelben hat, und durch welche Umftände diefe Lebensweiſe bedingt wird. Zuvörderft hängt das nomadifche Leben der Mongolen, fowie alle durch diefes herbeigeführten phyſiſchen und moralifhen Mobificationen, von dem Umes ftande ab, daß fie für ihre Heerden beftändig Waide fuchen müffen. Diefe Xebensweife, welche Lucian mit der eines Gutſchmeckers vergleiht, der von einer Wirthstafel an die andere geht, um überall das Beſte zu genießen, läft keinen regelmäßigen Kunftfleiß bei ihnen auffommen und drüdt ihrem ganzen Character da8 Gepräge des Wankelmuthes und der Zrägheit auf, fo daß fie nur ausnahmsmeife einer bedeutenden Kraftäußerung fähig find. Einer der beſonnen— ſten alten Schriftfteller ftellt diefen Character als den aller Nomaden auf. Sollten die Mongolen je, durch den Ver— luft ihrer Heerden, oder aus irgend einem anderen Grunde, dahin vermocht werden, in ihren fruchtbaren Thälern und auf ihren Ebenen fefte Wohnſitze zu gründen, fo würde fic) ihr ganzer Character umgeftalten. Daß die Mongolei culz turfäbiges Fand genug enthält, um 2 Millionen Menſchen, als wie hoch man die gegenwärtige Bevölkerung der Mon— golei fchäßt, zu nähren, unterliegt wohl keinem Zweifel. Sch habe bereits Über die Milhdiät der Mongolen Eis niges bemerkt, aber einige Umftände abfichtlib erft hier zu erwähnen mir vorbehalten. Schon zu Homer’s Zeiten war die Lebensweiſe der Scythen oder Zartaren den Griechen fo wohl bekannt, daß diefe jenen den Namen Milchtrinker beilegten, und bei allen Nomadenvölfern trifft man bdiefelbe Vorliebe für Milchnahrung. Gore behauptet, indem er von den in den Alpen umberziehenden Hirten redet, fie ges nöffen nur Käfe, Matten und Molken. Die Mongolen effen, wie bereit8 erwähnt, zuweilen Fleiſch; allein Milch und deren verfciedene Producte bilden immer ihre Haupt= nabrung. Der Stutenmildy geben fie mehrentheils den Vor— zug, und zwar nicht, wie man noch im vorigen Jahrhun— derte glaubte, weil die Kühe fi in der Mongolei nicht melfen laffen, fondern weil ſich darin bei'm Sauermwerden etwas Alkohol entwickelt und fie daher ein im geringen Grade berauſchendes Getränk bildet. In diefem Zuftande wird fie, wie Pallas berichtet, Kumiß genannt, was dem Kosmos des Rubruquis, dem Kemuls des Marco Polo und, wie Coray vermuthet, dem oxygala Strabo’$ entfpricht. Aus diefem Kumiß wird der Branntwein bereis tet, von welchem weiter oben die Mede gewefen if. Im Minter, ſagt Witzen, wo die Stuten weniger Milch ge: ben, trinken die Mongolen ein aus Schneewaffer, Honig und Hirſe bereitetes Getränk. Offenbar muß diefe feit fo vielen Jahrhunderten Üüblibe Diit auf die Körperconftitution der Mongolen einen wefentliben Einfluß geübt haben, und ebenfo würde, wenn an deren Stelle eine vegetabilifche Koft träte, dieſe die Leibesbeſchaffenheit diefer Leute bedeutend verändern. Auf dem Nomadenteben diefes Volkes beruht indeß auch das beftändige Neiten deffelben, durch weldes, ‚meiner An» fiht nad, die Körperform deffelben bedeutend modificirt wore 10 * 151 den ift. Coray fpriht fih in feinen gelehrten Anmerfuns gen zum Hippokrates über die Krankheiten aus, denen Nationen, melde viel reiten, befonders unterworfen find. Ueber diefen Gegenftand traue ih mir Erin competentes Urs theil zu; allein weichen Einfluß diefer Umftand auf die Ges müthsart eines Volkes Außern muß, läßt fich leicht einfehen. Doch aud) einige der phyſiſchen Characterzüge find offenbar durch das Reiterleben der Mongolen bedingt, 3. B., die Kürze und Auswärtskehrung der Beine, fowie die Kleinheit der Füße, und diefe wuͤrden ſich mit einer DBeränderung der jesigen Kebensroeife ebenfall® verlieren. (The Edinburgh new Philosophical Journal, July — Octob. 1844.) Ueber die Anwendung der Electricität und des Galvanismus bei der Landwirrhfchaft. Bei einer neulihen Zufammenfunft der landwirth- fhaftlihen Gefellfhaft von Tring berichtete der Präfident derfelben, Herr James Adam- Gordon, über die merk: würdigen DVerfuche, welche ein Herr Forfter auf feinem Gute Findraffie, bei Elgin, rüdfichtlih der Anwendung des Galvanismus und der Kfectricität zur Beförderung des Pflanzenmuchfes amgeftellt bat. Bor vielen Fahren hatte Herr Forfter in der Gar- dener’s Gazette den Bericht Über einen, von einer Dame angeftellten- Verſuch gelefen, welcher lediglih darin beftand, daß man mittelft einer, in einem Gartenbaufe aufgeftellten gewöhnlichen Clectrifirma chine beftändig electrifhe Strom: ungen durch Drähte den um das Gartenhaus her liegen: den Beeten zuführte; da fih denn der Erfolg zeiute, daß der Vrgetationsproceß im Winter unter dem Einfluffe die fer wunderbaren Kraft nicht aufhörte, und daß der Schnee auf den fo behandelten Beeten, folange das Erperiment dauerte, nie liegen blieb, wie er e8 im übrigen Theile des Öartens that. Hierdurch wurde Herr Forfter veranlaßt, eine Eleine galvanifche Batterie auf einem Raſenſtuͤcke aufzuffellen, und obgleich diefelbe nur ungemein ſchwach mar, fo beftütigte deren Wirkung doch die von jener Dame erlangten Neiul: tate volllommen. Diefe und andere Wahrnehmungen brach: ten Heren Forſter auf din Gedanken, daR fich die Elec— teicität der Atmofphäre, die unauggefegt von Dften gegen Weſten über die Erdoberflähe ſtroͤmt, durch gewiſſe Eins tibtungen zum Nußen der Pandwirthfchaft verwenden laffe. Er ließ demzufolge ein Grundftüd entwäffern und mit dem fogenannten Maulwurfspfluge Wafferfurchen unter daffelbe stehen und es mit Gerſte und Gras befüaen. Dann fhlug er am vorderen Rande deffelben zwei, vier Fuß hohe, Pfaͤhle ein, die genau in der Mittagslinie ftanden. Nun fpannte er von einem Pfahle bis zum andern einen gewöhnlichen Eifendraht aus, deffen Enden herabjtiegen und an ftarfe hölzerne Pflöde befeftigt wurden, die bis an die Oberfläche des Bodens eingefchlagen worden waren. Um die geradlinis gen Nänder des etwa acht engl. Ruthen enthaltenden Ak— Eerbeetes her verfenkte er nun etwa 2 — 3 Zoll unter die 692. XXXII. 10. 152 Bodenoberflähe zwei gleihlange Drähte, deren Enden mit denen des in der Luft ausgefpannten Drahtes verbunden mwurden und nicht zu ſtraff waren, damit fie wegen der in Ealten Nächten durch Zemperaturveränderungen berbeigeführs ten Verkürzung den gehörigen Spielraum hätten. Auf diefe Meife rihtete Herr Forfter zwei Aderbeete her, Bei'm Nahfchlagen von Noad's populären Vorlefuns gen über Electricität und Galvanismus hielt er ſich jedoch bald davon überzeugt, daß die Einrichtung mefentlich fehlers haft fer. Er fand dort angegeben, daß die jungen Gras— und Saatſpitzen die freie Electricität aus einer viermal fo großen Entfernung an fich ziehen, als die feinfte Metalls fpige; er ſchloß daher, daß, wenn die Gerfte einen Fuß Höhe erreicht hätte, fie dem in der Luft ausgefpannten Metalle draht alle Electricität entziehen würde, fo daf der eingegras bene Eiſendraht nicht mehr damit verforgt werden, alfo auch der Einfluß der inducirten Electricität auf die Pflanzenwurs zeln aufhören werde. Am folgenden Tage errichtete alfo Herr Forfter Stan— gen von 11 Fuß Höhe, verfah fie mit einem Drahte und traf übrigens ganz diefelbe Einrichtung, wie wir fie oben bee ſchrieben, nur daß er dießmal ein 24 engl. Ruthen halten= des Aderbeet mit in die Erde gegrabenen Drähten umgab. Die NRefultate diefer Verſuche find noch nicht vollftäns dig bekannt; allein foviel ift gewiß, daß die Gerftenpflänz- chen auf den beiden kleinern, achtruthigen, Aderbeeten bald dunklergrün wurden und fchneller wuchfen, als andere, big fie erwa 1 Fuß Höhe erlangt hatten. Alsdann verfhwand dag dunklere Grün allmalig, fo daß fie nach etwa vierzehn Tagen fih nur noch durch ihre bedeutendere Höhe auszeichne⸗ ten, die jedoch auch fpäter weniger auffallend wurde. Als die Gerfte auf dem vierundzwanzigruthigen Ackerbeete ſechs Zoll Höhe erreicht hatte, färbte fie fich ebenfalls dunkler und wuchs fchneller, als die nicht eleckrifirte Gerfte, und dieß günftige Verhalten war von Beftand; nur wurde au diefe Gerfte natürlich gegen die Zeit der Reife hin gelb, aber erſt ſpaͤter, als die übrige. Cie trieb auch mehr Halme und längere und ſtaͤrker befeßte Aehren, als die nicht elecz trifirte Gerfte, fo daß man von ihr verhältnigmäßig eine weit ftärfere Uernte erhielt. Selbft die Körner waren größer, voller und härter, Um über die Sahe noch mehr Aufihluß zu erhalten, befeftigte Here Forſter an die vierfüßigen Pfähle des einen Eleinern Aderbeetes, acht Fuß hohe fichtene Stangen und fpannte zwifchen diefe zwei Drähte, einen an den Spitzen der Stangen, und einen zwei Fuß tiefer, aus. Mit Vers gnügen fah er, wie diefes Aderbeet fein früheres dunkelgruͤ— nes Anſehen theilweife wiedererhielt. Zu Liverpool find aͤhnliche Verſuche mit dem beften Erfolge bei Kartoffeln angeftellt worden, indem man von den fo behandelten Grundftüden einen weit ftärfern Ertrag erlangte, als von andern. (Spectator; Galignani’s Messenger, 30 Oct. 1844.) 153 692, XXXII, 10, Miscellen. Ueber bie Rolle, welche die Kohlenſäure beiden Erfheinungen der Vegetation fpielt, hatte Herr Schulg der Parifer Academie ber Wiffinfchaften in einer ihrer legten Si« gungen Anfichten mitgetheilt, die von den bisher geltenden fehr bedeutend abwichen, indem Herr Schulg annimmt, die Kohlens fäure werde durdy die Pflanzen beinahe gar nicht zerfeßt, und der von diefen, unter dem Einfluſſe des Sonnenlichts, ausgehaudhte Sauerftoff rühre nicht von der Kohrenfäure, fondern von den in ben Pflangenfäften enthaltenen organifchen Producten, z. B., Weins fteinfäure, Kieefäure 2c., Zuder, Glykoſe 2c., ber; wie denn, % B., frifche Blätter, wenn fie in, von aller Luft befreitem, Wafs fer der Sonne ausgefegt werden, Sauerftoffgas entbinden und ſich auch in ſchwach mit Mincralfäuren verfegrem Waffer ebenfo vers * halten. Herr Bouffingault, der fich der Prüfung der Schulp': ſchen Verfuche unterzogen, bat nun der Academie, in deren Gigung dom 11. November, angrzeigt, daß er, als er von der Sonne be: ſchienene friſche Blätter der Einwirkung von Auflöfungen unters mworfen, welche die von Herrn Schulg angezeigten Verhältnigtheile an organifchen oder unorganifchen Säuren, an Zuder 2c. entbielten, feine Entbindung von Sourrftoffaas habe bemerken Fönnen; waͤh— rend diefelben Blätter, unter genau denfelben Verhältniffen in Ber 154 treff der Temperatur, des Lichte und der Apparate, eine fchnelle Entbindung von Gauerftoffgas veranlaßten, wenn fie in, mit Koh⸗ lenfäure angefhmwängertes, Waffer eingetaucht waren. Diefe Ber: fuche dürfen übrigens durchaus nicht lange fortgefrgr werden; denn da bei denfelben die veaetabilifchen Organe ſebr fchnell verderben, fo kann man Kohlenfäure erhalten, welche durch Gährung erzeugt wird, und in einen Irrthum geratben, vor dım fih Herr Schul nicht ficher geftellt zu haben fheint, den indeg Herr Bouffins gault forgfältig vermieden hat. Ein neues Verfahren, burh welches bei'm Dague rs reotypiren eine barmonifhe Wirkung der phyſika— tifhen und hemifchen Strahlen erlangt wird bat Dr. Biffon, der Sohn, am 11 November der Academie der Willens ſchaften zu Paris mitgetbeilt. Zur Erreihung diefis Reſultates verbindet er mit dem Dbjectivalafe ein Plancles von der grünın Farbe dı8 durch dat Priema zerleatın Sonnenlichtes. Durch die— ſes Glas werden bei'm Aufnehmen einer Landſchaft die blauen und weißen Strahlen, welche für die empfindliche Schicht der Platte zu Eräftig find, geſchwaͤcht, während die an fich fchwäceren grit: nen und gelben Strahlen ungefhwädht durdgehen. Die von Hrn. Biffon vorgelegten Proben bemeifen, daß man auf dieſe Weife die düftere Färbung dis Laubes 2c. vermeiden kann. Gei Ueber die Wariationen des Gewichtes der dem Pönitentiärfyfteme unterworfenen Gefangenen. Von Dr. Marc d’Espine Der Verfaffer bat feine Unterfuhungen in dem Ges fangnenhaufe zu Genf angeftellt, in welchem das Auburns ſche Syſtem eingeführt if. Die Gefangenen, nur männli: chen Gefchlechts, find meift zwiſchen 20 und 40 Jahren; fie arbeiten am Tage bei abfolutem Schweigen zufammen und werden in der Nacht in ifolirte Zellen eingefpertt. Nach der Schwere der Verbrechen find vier Grade der Behandlung feftgefegt; das Quartier B, das ftrenafte, enthält die auf lange Zeit Verurtheilten und die Nüdfälligen; das Quar— tier C die Verbrecher der zweiten Glaffe, dag Quartier A die nur zur Gorrection WVerurtbeilten und das Quartier D aud einen Theil der leßteren,, die fehr jungen Gefangenen und die Gebefferten. Die Unterfchiede diefer vier Grade beftehen in der Werichiedenheit der Nahrung und in der gro: feren oder geringeren Freiheit; ferner fpeifen die Verbrecher erfter Claſſe in Zellen, während die anderen zufammen effen. Die Gefangenen vierter Glaffe allein haben auf ihrem Hofe einen Garten mit Blumen. Die Nahrung aller Gefanges nen beftebt in 21 Unzen Brod den Tag Über, einer Surpe Morgens und Abende und Gemüfe Mittags, Kartoffeln nad Belieben. Die Suppe ift fünf Mal wöchentlich mit Butter bereitet, mit Gemüfe, Neis oder Hafergrüge, Mon: tags und Freitags Fleiſchbruͤhe mit denfelben Subftanzen; Donnerstags und Sonntags erhält ein jeder Gefangene 4 Pfund Fleiſch. Zum Getränke dient reines Waſſer, im Sommer duch Enzianwurzel etwas bitter gemadt. 5 — 5 der Gefangenen haben eine figende Beſchaͤftigung, fie find Schuhmacher, flechten Stroh, machen Ueberfchube u. f. w. Für die Arbeit find 10 bis 11 Stunden beftimmt, 8 Luk U DE Stunden zum Cffen und zum Ausruhen, die übrige Zeit für den Schlaf. Sc komme nun zur Analyfe der verfchiedenen Wägun: gen der. Gefangenen, mweldhe von 1838 — 1842 von 6 zu 6 Monaten angeftellt worden find. Menn wir damit beginnen, bei den 186 Gefangenen jedes Alters, welche in diefen vier Jahren wenigftens zwei Mat gewogen find, das erfte Gewicht mit dem letzten zu vergleichen, fo finden wir, daß die Mittelzahl der erften Wigungen 60,82 Kilogr., der lebten 60,81 Kilogr. beträgt, fo daß wir annehmen follten, daß der Cinfluß des Poͤni— tent iaͤr⸗Syſtems auf die Körperfülle faft Null geweſen fey. Es iſt jedoch zu bemerfen, daß von jenen 186 Gefangenen eine gewiffe Anzahl aus jungen, nody nicht ausgewachfenen Sndividuen beftand, deren Wachfen das eigentliche Reſultat verdecken konnte. Indem ih alfo 52 Individuen, die bet ihrem intritte weniger, als 22 Jahre hatten, von jener Zahl trenne, fo findet fich, dag 134 erwachfene Gefangene bei der erſten Wigung im Durchſchnitte 63,23 Kilogr., bei der legten nur 62,81 Kilogr. wogen. Um mid) über die Genauigkeit diefes Nefultats zu vergemwiffern, ftellte ich Dies ſelben Vergleiche zwifchen dem erften und legten Gewichtes 3 ergebniffe für jedes Quartier in’befondere an und fand fol» gendes Verhältnif : erfte legte Quartier Wägung Wägung. — — r — — — — B von 47 Individuen, mittleres Gewicht 62,272 Gr. 62,235 Gr. Ce — 4 — — — 68,723 — 63,281 — A —6 — — — 62,280 — 62,281 — D — 2 — = — 48,824 — 50,730 — 186 Nah Abzug aller Individuen unter 22 Jahren ergiebt ſich folgendes Refultat: 155 erfte legte Quartier Waͤgung Wäguna, B von39 Individuen, mittleres Gewicht 63,221 Sr. 62,273 Gr. c —4 — — 63,720— 62,275 — A —43 == c == = 62,830 — 69,821 — D-— 4 == ö — — 69,192- 69,171 — 134 Ich fragte mih, ob das Alter nicht eine Rolle unter den Urfahen der Abmagerung fpiele, indem ich fand, daß in O 11 Individuen über 40 Jahren, in B dagegen nur 7 vorhanden waren. Allein diefes verhielt fih nicht fo, denn die Ubmagerung ber 7 Individuen in B betrug nur 313 Gr., während die der 11 in O 813 Gr. betrug. Aus dem Vorhergehenden koͤnnen wir ſchon fließen, daß das Pönitentiärfpftem eine Abmagerung de8 Gefangenen berbeiführt, obwohl diefe nicht bedeutend ift und faft nur in den ftrengeren Quartieren hervortritt. Man wird jedoch einwenden, daß die Zufammenftel: lung des mittleren Gewichtes nicht immer ein ficheres Mit- tel feyn Fann, um über die Wirkung einer Urfache zu ur— theilen. Einige Ausnahmsfaͤlle von bedeutender Abmage— rung in Folge von Krankheit würden in der That genügen, um das mittlere Gewicht einer Gruppe, in welcher die Mehrzahl ihr urfprüngliches Gewicht behalten haben, bedeu— tend niedriger zu ftellen, während bei einer anderen Gruppe, in welcher jene Ausnahmsfaͤlle nicht vorfämen, die Mehr— zahl eine leichte Abmagerung erleiden Eönnte und dennoch das mittlere Gewicht höher, als das erftere, feyn würde, Um auch diefem Einwande zu begegnen, ftellte ich meine Unterfuchungen noch auf eine andere Weife an: ich zählte, ftatt der mittleren Gewichte, die Abgemagerten und die fet- ter Gemwordenen und ftellte die beiden Summen zufammen. Bon den obigen 186 Gefangenen ergiebt die Zufammenffel- lung der erften Waͤgung mit der legten 88 Individuen, welche magerer geworden find, 86, welche an Gewicht zuge— nommen und 12, welche daffelbe Gewicht behalten haben. Scheiden wir auch bier die Individuen unter 22 Sahren aus, fo finden wir unter 134 Individuen 74 magerer, 48 fetter gemordene und 13 unverändert. Wenn man diefelbe Methode anmendet, um den Ein: fluß des Grades der Strenge auf diefe 134 Gefangenen zu ermitteln, fo findet man, daß von 87 Inſaſſen der beiden firengen Quartiere 53 magerer, 80 fetter geworden find, 4 unverändert, während von den 47 anderen der beiden minder ffrengen Quartiere 21 magerer, 18 fetter geworden find, 3 unverändert. Auf 10 Stärkergemwordene finden mir alfo 14 Abges magerte in den frengen, und nur 11 Abgemagerte in den milderen Quartieren; ferner Überfteigt die Zahl der unverän- dert Gebliebenen in den milderen Quartieren, abfolut gefpro= hen, um das Doppelte und, relativ gefprochen, um das Vierfache diejenige der ftrengen Quartiere, Diefe Refultate ſtimmen vollkommen mit denen über: ein, welche uns die Vergleihung der mittleren Gewichte giebt, und ich habe nody hinzuzufügen, daß das DVerhältniß der magerer zu den fetter Gewordenen in dem Quartiere C 692. XXX. 10, 156 noch ein Wenig günftiger fr die Abmagerung, als inB ift, fowie wir aud das Mittelverhältnifi der Abmagerung etwas größer in C, als in B, gefunden haben, Sc habe ferner bei 61 Sndividuen über 22 Fahren das Gewicht bei'm Kintritte mit dem nah 3 bi8 6 Mona— ten verglichen, um den erften Einfluß des Pönitentiärfpftemg ju ermitteln, und fand, daß nad jener Zeit 26 magerer, 22 beleibter geworden und 7 unverändert geblieben waren. Dieſes Nefultat Eönnte uͤberraſchen, allein man denfe daran, daß die Gefangenen immer einige Zeit vor ihrer Aufnahme in das Gefangnenhaus im Detentionshaufe zugebraht und viele Unruhe ausgeftanden haben, wodurch die erfte Ein— wirkung des Poͤnitentiaͤrſyſtems auffallender hervortreten muß, während deffen eigentliher Einfluß erft nad längerer Zeit richtig gewuͤrdigt werden Fann. Ich komme nun zu dem Einfluffe der Jahreszeiten auf das Gewicht der Gefangenen. 265 theils im Winter, theils im Sommer angeftellte Wägungen ergaben 110 Mal eine Vermehrung, 132 Mal eine Verminderung des Gewichtes, 23 Mal keine Veränderung. fanden 135 im Winter — im Laufe des Januars — flatt, und diefe ergaben 58 Mal DVermehrung, 69 Mal Bermins derung, I Mat Gleichheit de8 Gewichtes; bei 129 im Som— mer — im Juli — angeftellten MWägungen fund ich 52 Mal Vermehrung, 63 Mal Verminderung, 14 Mal Gleich: heit des Gewichtes. Aus diefem geht alfo hervor, daß die Sahreszeit faft gar Eeinen Einfluß auf die Körperfchwere auszuüben feine. (Annales d’Hygiene, Juill. 1844.) Gluͤckliche Erftirpation eines Krebfes der flexura sigmoidea coli. Von Reybard Am 8. April 1833 wurde der Verfaffer zu einem Manne von ahtundzwanzig Jahren gerufen, welcher feit mehreren Fahren EranE war; fein Leiden hatte befondere in den legten fechs Monaten zugenommen. Die Haupts fomptome waren: lebhafte, häufige Coliffhmerzen, von lanci= nirenden Schmerzen in der linfen regio hypogastrica begleitet, welche ein fortwährendes Unmohlfenn veranlaßten. Der Bauch war durh Gasanhäufung ungemein aufgetries ben, und in der linfen fossa iliaca fühlte man eine harte Geſchwulſt vom Umfange eines Apfels, tief gelegen und bes weglich; der Kranke litt an Aufitoßen, der Appetit war gut, Stuhlgang felten, Eein Gasabgang per anum, aber zu: meilen Abgang einer biutigen, eiterartigen Materie unter Tenesmus. Erweihende Clyſtire wurden, felbft in geringer Quan— tität, fhmwer ertragen. Der Kranke war abgemagert, Froͤſte am Zaye, Nächte ſchlaflos, beionders feit drei Monaten, zu welcher Zeit auch zuerft Eiter abgegangen war. Der Ver: faffer diagnofticirte eine carcinomatöfe Gefchmulft des IS. romanum und führte am 2. Mai die Operation auf fol ° gende Weife aus: Nachdem der Kranke auf den Rüden Von diefen 265 Wägungen — 157 gelagert war, m chte Herr Reybard oberhalb der spina ilii anterior Superior, parallel mit der crista ilii und 1” von derfelben entfernt, einen infchnitt von 6” Länge, trennte die Bedeckungen ſchichtenweiſe mit jedesmaliger Unters bindung der blutenden Gefäße und öffnete dann das Bauch⸗ fell vorfichtig in einer Ausdehnung von ungefähr 3". Der tumor wurde num, wiewohl mit vieler Schwirrigfeit, hervors gezogen, zwei Ligaturen angelegt, und der Darm mit dem Biftourie in einer Ausdehnung von ungefähr 3" getrennt, dag mesocolon fodann mit einer Scheere abyefchnirten. Die Artsrien des Darmes wurden dann unterbunden und die Fäden lang gelaffen, um in die Höhle des Darmeg eins gebracht zu werden. Herr Reybard nahm dann zwei mit einem feinen, doppelten Seidenfaden verfehene und mit Ges tat beftrihene Nudeln, von denen cine, nah Art eines Kno— tens, eine Eleine Gharpierolle von der Groͤße eines Stedna: delkopfes trug, brachte die beiden Darmenden aneinander und vereinigte fie nahe an ihrem Mefenterialtande durch den Faden der erften Nadel, welcher darauf in einen doppelten Knoten verfhlungen wurde. Hier wurde nun die Ueber— endlichenath angelegt, welche bis zur Mitte der Continui— taͤtstrennung fortgeſetzt wurde, indem die Windungen immer dichter und feſter angelegt wurden. Der Faden wurde dann, 7 bis 8" vom Darme entfernt, durdifchnitten, und dag Ende in die neuen Suturen hineingezogen , welche nun mit der zweiten Nadel ausgeführt wurden. Als auch dieſe bis zum Mefenterialvande ded Darmes angelegt waren, wurden die beiden Fadenenden doppelt gefnotet und dann der Fa— den abgefehnitten. Herr Reybard fhob nun den Darm tief in den Bauch hinein und vereinigte die Äußere Wunde duch drei Naͤthe. Der Kranke behielt den Schenkel gegen das Becken gebogen und den Stamm nah Vorn und Finke geneigt; reizlofe Diät. Alles ging gut bis zum fünften Tage der Operation, an demfelben Auftreibung des Baus ches, Spannung, Schmerz, dir Wundränder entfernen‘ ſich um 6’ von einander (Blutegel, Gataplasmen, emollirende Kinftire). Der Zuftand des Kranken befferte fih, am adıt: unddreißigften Zage nah der Dperation war die Munde geheilt. Stuhlgang normal, Befinden gut. Nach ſechs Monaten traten lancinirende Schmerzen und Bes fhwerden in der regio iliaca sinistra ein, der tumor zeigte fih von Neuem, und der Kranke farb zwei Monate darauf am 16. März 1834. Die Section wurde nicht gemacht. Das erftirpirte Stuͤck hatte die Größe eines gewöhnlis chen Apfels, von grauweißer Farbe, an demfelben mehre Zus ber£eln; er hatte die zwei hinteren Dritttheile de8 Darms eingenommen. Nach den Unterfuhungen der von der Acad. de med. zur Beurtheilung diefes Falles erwählten Gommif: fion und aus den von Herrn Reybard felbft vor derfelben an Thieren angeftellten Verſuchen ergab fi: 1) Daß die von dem Verfaffer angegebenen Modifi— cationen der Darmnath weder das Hineingleiten der Fäden in den Darm leichter zu bewirken, noch Fiftelgänge oder tödts lihe Ergießungen zu verhindern vermoͤchten. 692, XXXIL 10. 158 2. Daß daher eine folhe Dprrationeweife nicht gebils ligt werden könne, befonders wenn man an den Rath des DVerfaffers denkt, den operirten Daım in die Bauchhoͤhle zurüczufchieben, 3. Daß, wenn die an Hunden angeftellten Verſuche bie unmittelbare Vereinigung der Darmwunden als unaus- führbar erfheinen laffen, daraus ſich ſchließen läßt, daß diefelbe bei'm Menfchen noch weniger angenommen werden Eönne, und 4. daß die Mittheilung der Operation, wie fie der Vers faffer giebt, nicht genlige, um auf eine unmittelbare Verei— nigung ſchließen zu laffen. (Gaz. medic. de Paris, No. 31.) Gin fremder Körper in den Luftwegen. Bon Dr. Houfton, D. K., ein gefundes Landmaͤdchen, 16 Sabre alt, wurde am 15. März 1841 in das Dubliner Stadtfpital aufgenommen. Bor einem Monate ungefahr lachte fie, während fie ein Stud Holz im Munde hielt, plöglich über eine Bemerkung einer Freundin auf, worauf das Holzſtuͤck ruͤckwaͤrts fhlüpfte und fie auf der Stelle von einem heftis gen Huftenanfalle, welder eine Stunde lang dauerte, bes fallen wurde. Sie glaubte, das Stud Holz verfhlungen zu haben, und hatte die Empfindung, als ob daffelbe im obe: ten Theile des Schlundes ftäfe. Drud verurfachte dafelbft Schmerz. Sie wurde bald etwas heifer und hatte wieder- holte Huftenanfälle, welche befonders dann hervorgebracht wurden, wenn fie ihren Körper ſehr nad der einen Seite bin wandte. Eine Woche hindurch blieb fie faft in dem: felben Zuftande. Nach diefer Zeit verſchwand der Schmerz bob oben und zeigte fih am oberen Theile des Bruftbeis nes; jest war auc zum erften Male der Auswurf mit Blut gefärbt. Die Stimme wurde in der zweiten Mode wegen der Heiferkeit faft unhörbar, welche letztere durch ein Liniment und einige innere Mittel befeitigt wurde, Bei der Aufnahme in's Spital bot fie folgende Sym— ptome dar: Stimme [hwad und heifer, ſehr heifer, wenn fie verfuht, laut zu fprechen, aber Elar und filberrein, wenn fie leife ſprach; häufiger und zumweilen von Schmerz beglei— teter Huften. Der Schmerz entfteht auch, wenn fie raſch den Kopf nad der einen Seite hinwendet, oder fich vor: wirts neigt. Sie befommt Huftenanfülle im Bette, Nachts weit heftiger, ald am Tage und von einer Eroupartigen Ins fpiration begleitet. Percuffionston auf beiden Seiten hell, Urhemgeräufh wegen der lauten Zrachealtöne kaum hörbar, wenn jedoch das Athmen leicht ift, fo find auf beiden Sei: ten Schleim: und fonores Raſſeln und ohne einen bemerf: baren Unterfchied auf beiden Seiten hörbar. Das Büden, Gefpräche, oder Alles, was das Athmen befhleunigt, erzeugt Parorpsmen von Eroupöfem Huften, während weldyer das Athmen aufgehoben, das Geſicht gerötbet, die Augen mit Thränen gefüllt und die Halsvenen angefhwollen find. Er: 159 ſtickung fcheint dann zu drohen, aber alle diefe Symptome ſchwinden, fobald die Kranke Suppe oder etwas Flüffiges genießt. Das Mädchen ift fonft in jeder Beziebung yefund und hat nie .an bufterifchen oder anderen Symptomen gelit: ten. Am 19. Mai führte Dr. Houfton die Tracheotomie aus, legte die trachea bloß, hob den Wordertheil derfelben vermittelft eines Hakens in die Höhe und ſchnitt ein quees sed Stuͤck von der Breite zweier Ninge mit einer ſtarken Scheere aus. Die Operation dauerte keine Minute. Eine heftige Athemnoth trat bei diefem Verfahren ein, und auf der Höhe deffelben wurde ein Klumpen fhaumigen, mit Blut tingirten Schleimes gewaltfam aus der Wunde und dem Munde ausgerworfen. Nah 2 bis 3 aͤhnlichen Huſtenan— füllen wurde das Athmen leichter und freier, als gewöhnlich und zwar fo fehr, daß die Kranke fih von dem fremden Körper befreit glaubte. Kine biegfame Metaliröhre wurde in die Wunde eingeführt, dann aufwärts gegen bie glottis und abwärts gegen die Lunge fo weit, als möglich, geführt, fowie nad allen Richtungen bewegt, um den Stab zu ent: deden; allein e8 war Nichts zu finden. Sm Laufe des Abends wurde eine ähnliche Unterfuhung mit einer elaftis fen Bougie, aber ebenfo erfolglos, angeftellt. Es war nody etwas Huften vorhanden, aber die Anfälle waren we— der fo heftig, noch fo andauernd. Man bemerkte, daß das Vorwärtsführen der Snftrumente durch den larynx gar Eeine Aufregung erzeugte, in einer entgegengefesten Richtung da= gegen heftige Huftenanfälle herbeiführte.. Die Wunde wurde einfad) mit Charpie verbunden. Am funfzehnten Tage a ten alle Symptome wieder, felbft ftärker, als früher, i Folge einer Erkältung. Sie glihen jegt mehr denen einer laryngitis oder tracheitis, weßhalb Blutegel, Merkur und DBlafenpflafter angewendet wurden. Nah acht Tagen völlige Genefung. Suli 25. Bei'm Lachen befam die Kranfe von Neuem einen Huftenparorysmus, welcher ungefähr eine halbe Stunde andauert, dabei ziemlich) veichliher, mit Blut tingirter, Auswurf. Juli 26. MWicderhergeftelle, Wunde verheilt. Auguft 2. Stimme normal, Eein Huften, Schmerz oder abnormes Raffeln in der Bruft, Befinden gut. Die Kranke verläßt das Hofpital. Ungefaͤhr 3 Wochen darauf warf die Kranke während eined ungemein heftigen Huftens anfalles ein Hoßftüd, von 1” Länge, mit einem breiteren Griffe, aus. Es ift, dem Wirbel einer Kindervioline aͤhn⸗ 692, XXXII. 10, 160 lih und unverfehrt. Von da an hörte jedes Bruſtleiden auf, und das Mädchen erlangte feine volle Kraft und Ge—⸗ fundheit wieder. (Lancet, Febr. 24. 1844.) Miscellen Proth. Smith’3 neuer Mutterfpiegel befteht aus ei— nem gläfernen Cylinder, welcher in einen metallenen eingepreßt iſt und in dieſem bin und her gleitet. Die innere Fläche der Metalls röhre ift beil polirt, und die Reflerionskraft derfelben wird durch den Glascylinder fehr erhöht. Der Rand des kleineren oder Utes rinendes ift forgfältig zu einem glatten Ringe abgerundet, welcher etwas an feiner Innenfläche hervorraat, wodurch die Einführung des Inſtrumentes in die Scheide erleichtert und auch eine Graͤnze für das weitere Vorrüden der inneren Röhre gegeben wird. An der Seite ift eine ovale Deffnung ausgefchnitten, welche jich bie zu 4. yon dem UÜterinende des Cylinders erſtreckt. Das andere Ende fteut einen fchmalen Rand dar, deffen Oberfläche aefhwärzt ift, um alle die Strahlen zu abforbiren, welche fonft reflecrirt werden und das Auge dee Beobachters bienden möchten. An der Glasröhre befindet ſich gleichfalls ein entſprechender Rand, an welchem dies felbe Leichter aus dem Metallcylinder herausgezogen werben Fann. — Das Inſtrument eignet ſich auch zur Application von Blutegeln an den cervix uteri, oder, an die vagina, Zu welchem Behufe zwei feine Röhren von Draht genommen werden, eine mit einer eingis gen Deffnung am Ende für die portio vaginalis, die andere an beiden Enden gefchloffen und mit einer, der an der Metalleägl befindlichen, aͤhnlichen Oeffnung für die vagina. Ueber das Zodeifen bemerkt Dr. Steudel in Eßlingen, daß er die in's Braungelbliche fpielende helle Auflöfung in Waffer häufig als ein Präparat Fennen gelernt, weldyes leicht vertragen wurde, felbft in Fällen, wo andere Eifenpräparate ungünftig wirk- ten. In zwei Fällen jedoch verurfachte diefelbe Auflöfung (1 Drad)s me in 3 Unzen) Erbredhen und Magendrüden ; zu feinem Erſtau— nen bildete die Mevdicin in diefen Fällen eine dicke ſchwarze Mirtur, Es war Tobdeifen, welches von einem Materialiiien bezogen war. Es ift nun zu bemerken, daß das reine Jodeiſen aus der Luft fehr raſch Feuchtigkeit und Sauerftoff anzieht und ein in Waller faft unlösliches Oxyd bildet. Dr. Steudel ift daher der Anficht, daß die Apotheker immer das Sodeifen ex tempore bereiten follten, das mit nicht, ftatt des Sopdeifens, in vielen Fällen Jod - Eifenoryd DAEODECHE werde. (Würtembergifches Correfpon. s Blatt, 18344, tr. 1.) Analyſe des Blutes in einem Falle von Bleicolik, Profeffor Cozzi entdedte bei der Unterfuhung des Blutes eines an Bleicol’E Leidenden in demfelben ein Bleiſalz und Bleioryd, aber nicht in Verbindung mit Hämatofin und Fibrine, fondern mit al- bumen. Diefe Analyfe, welche die Anfihten von Schübler, Bers zelius, Laffaigne und Zaddei beitätigt, ift die erfte, durch die wir erfehen, mit melden Elementen des Blutes das Blei wirklich) in Verbindung tritt. (Aus Chemist in Lancet, May 1844.) REIT RE. Dem keiten. Du coeur, de sa structure et de ses mouvemens. chappe. Paris 1344. 8. Researches into the physical History of Mankind. By James Cowles Prichard, M.D. Third Edit. Vol. IV. Containing Researches into the History of the Asiatic Nations. London 1844. 8. Par M. Par- Art de soigner les malades, ou trait& des connaissances neces- saires aux personnes qui veulent donner des soins aux mala- des. Par le Docteur Louis Bertrand. Paris 1844. 12. Considerations sur linstruetion des sourds -muets. Par L. P. Paulmier. Paris, chez l’auteur à l’institut royal des sourds- muets. 1844. 8. a ⸗ ——— R - 6 693, —— im 3 xv, * * we Wene Motizen audß dem Gebiete der Hatur- und Beilkunde, grfammelt und mitgerbeilt von dem Obere Mebicinalratbe Groriep ju Weimar, und dem Mebiinalrarbe und Profeffor Froriep ju Berlin, (Nr. IL, ded XXXII. Bandes.) Landes = ⸗Induſtrie ·Comptoir zu —— Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ro. oder 3 & 30 z%, des einzeinen Stuͤckes 3 gGr Die Zafel ſchwarze Abbildungen 3 99 Die Tafel colorirte Abbildungen 6 g%r November 1844. en € Ueber die alten Peruaner. Der etönotogifchen Geſeuſchaft — mitgetheilt von Dr. J. J. Tſchudi. 4 Während eines fünfjährigen Aufenthaltes in Peru, und zwar meift im Inneren diefes merkwürdigen Landes, wids mete ich foviel Zeit, als mir meine naturgefhichtlihen For: ſchungen dazu ließen, dem Studium der gegenwärtigen und früheren Zuftände der Ureinwohner. Im Laufe diefer Unters fubungen fammelte ich über deren Gefhichte und Gebräuche viele⸗ Materialien. Die Ruinen von mehr, ald achtzig Ins dianifchen Dörfern und ungefähr viersig Gräber babe ich gründlich unterfucht, viele inländifche Alterthümer befichtigt und befchrieben und zehn Mumien von verfchiedenen Lebens: altern und Gefchlechtern mit nad) Europa gebradht, wäh: rend ich noch deren ſechs zu erwarten babe. Bor mit lie: gen mehr, als dreißig, Indianifhe Schädel, und ich darf fagen, daß noch nie eine volftändigere und ſchoͤnere Schädel fammlung aus diefem Theile America’8 erlangt worden ift. Ueber die Nefultate meiner Forfhungen Über die Wan— derungen der Völkerfchaften des nördlichen Süd : America’s und deren verfchiedene Racen und Stämme behalte ic mir vor, der ethnographifhen Geſellſchaft ausführlicher zu. beriche ten; gegenwärtig gedenke ich, mid auf wenige allgemeine Bemerkungen zu befchränfen. Die meiften alten Indianiſchen Dörfer in den Gebirgen Peru's liegen auf unfructbaren Höhen, Eegelförmigen Ber— gen oder fchmalen Gebirgsfimmen und zwar an — oͤſt⸗ licher Boͤſchung Dieſer Himmelsgegend gaben die alten‘ ruaner, aus religiöfen Gründen, den Vorzug. Es ließ‘ fih erwarten, daß diefe Nation, welche ihre Könige für Nachkommen der Sonne, ihrer Hauptgottheit, hielten, ihre Städte und Dörfer an Stellen anlegten, von welden aus fie die aufgebende Sonne gewahren und anbeten konnten, Diefem Gebrauche, welcher in manchen Provinzen fehr ftreng beobachtet wurde, brachten fie ihre Bequemlichkeit in hohem Grade zum Opfer; denn an den bezeichneten Stellen herrſch⸗ No. 1793. — 093, BU: Neue ten nicht nur heftige und kalte Winde, fondern war auch durchaus fein MWaffer zu finden, welches zuweilen ftunden= weit herbeigefchafft werden mußte. Hieraus erklärt fich der Umftand, daß man in den alten Indianiſchen Ortfchaften, namentlich in folhen, die weit von Quellen und Brunnen ‚entfernt find, eine fo gewaltige Menge von MWaffertöpfen von den mannigfaltigften Größen, Formen und Materialien findet. In diefen Gefäßen wurde der nöthige Wafferbedarf auf Lamas herbeigefhafft, und dieß ift noch heut zu Tage bei den SSndianern üblich. Sn allen großen Dörfern befand fih in der Mitte, wenn die Rocalität es zuließ, ein großer freier Platz, von mwelhem die Straßen nah allen Richtungen regelmäßig auss liefen. Die Bauart der Häufer ift ungemein mannigfaltig. Dicht neben den größten Paläften, die in der Fronte 20 bis 25 Fenſter zählen, fieht man die £leinften, ärmlichften Hütten. * Steine und Mörtel find faſt durchgehends die in Anwendung gebrachten Baumaterialien, obwohl man in dem Küftenftribe auf der Meftfeite des Gebirges auch groͤßere Gebaͤude aus Badfteinen inet, welche die Indianer Tica— cuna nennen. ” In den Difkrieten Zunin und Ayacucho habe ich große Dörfer getroffen, wo ſaͤmmtliche Gebäude in eigenthuͤmlich geftalteten Thuͤrmchen beftanden Diefe find entweder rund oder vierefig "und. haben im Innern etwa 6 Fuß Durchs meffet. Die Mauern find 12 bis 2 Fuß ſtark, und die Höhe des ganzen Gebäudes überfteigt felten 20 Fuß. Die Thür liegt gegen Dften ‚oder Süden und ift höchftens zwei Fuß hoch. Wenn man hineingekrochen iſt, befindet man ſich in einem, etwa 6 Fuß weiten und ebenfo hoben Raum. Die Wände find rauh und kahl, aber mit tiefen Löchern verfehen, die einft als Schränfe gedient haben müffen, da man in ihnen noch jest häufig. Getraide, Eleine Töpfe ıc. findet. Ein Fenſter iſt nicht vorhanden. Die Dede diefer Zimmer befteht aus mehren“ in die Mauer eingelaffenen ho⸗ rizontalen Steinplatten,“ zwiſchen denen ſich eine etwa 15 Fuß breite Luͤcke befindet, durch welche man, nicht ohne 11 163 Mühe, in das zweite Stock Elettern kann, welches von der— feiben Beſchaffenheit ift, aber gewöhnlich einige Senfteröff: nungen befigt. Die Dede ift von bderfelben Einrichtung. wie im unteren Stode,. und durch fie gelangt man in’g obeıfte Stud, deffen Dede zugleih das Dad, des Hauſes bildet und aus fehr feftem Mauerwerke befteht. Das oberfte Stod ift gewöhnlidy niedriger, al® die beiden unteren, und diente wahrfcheinlid nur als Vorrathskammer In einem Falle fand ich jedoch darin die fehr gut erhaltene Mumie eines Kindes. Das Parterresimmer war die Familienwoh— nung. Die Stelle, wo fich der Heerd befand, ift fehr Deutz lich wahrzunehmen. Das zweite Stod war das Schlafyer mad. Häufig findet man darin eine große Öteinplatte, welche zum Verfhließen der Oeffnung diente. Die alte In— dianifche Feſtung Hinckay befteht durchaus aus ſolchen, ob» wohl gröferen Gebäuden. Ich fühlte mich in diefen engen Gemaͤchern, in denen ich bäufig vor Regen Shug fuchte, nachdem ich einen Fuchs oder Zorillo aus denfelben heraus— geftöbert, ſehr behaglich. Die am Beſten erhaltenen Mumien und andere Alter: tbümer fano ich häufig in diefen Häufern. Nur wenige Leichen waren in gemauerten Grabmälern zu treffen, welche man Huaca oder richtiger Aya=Huaci (Zodtenhäufer) nennt. In den Küftenftrichen traf ich viele Leichen beifammen in den Sand begraben; in den Gebirgen traf ich fie in Höhe ten, $elienfpalten oder in den Häufern ſelbſt. Im legteren Falle befanden ſich die Leichen dicht unter dem Fußboden, nur mit einer geringen Erdfchicht bedeckt, und zwar meift, obwohl nicht ohne Ausnahme, in fisender Stellung und mehr oder weniger gut erhalten. Iſt die Stellung fißend, fo wird dr Kopf von den Händen, die Ellenbogen von den Schenkeln geftügt; die Finger find mit einem Bindfaden zus fammengebunden, der von einer Hand zur andern um den Hals geſchlungen ift, Nahdem man den Körper aus der Erde genommen, findet man in einer tieferen Erdſchicht das Hausgeräthe des Todten, naͤmlich Koch- und Wuffertöpfe von Thon, alas bayos, Huallcas, Waffen und Sagdgeräthe. In einer noch tieferen Schicht find endlich. die Gößenbilder zu finden, die meift aus Thon, zuweilen aber auch aus Silber oder Gold angefertigt find. Man hat deren an verfchiedenen Orten ge: troffen, welche 25 bis 30 Pfund des reinften Goldes ent: bielten Auf der Dftjeite der Cordillera find große Huacas ſehr felten, wogegen man deren in den Küftendiftricten Peru’s häufig entdeckt. Die in Felfenfpalten eingefegten Mumien laffen fib häufig nicht ohne große Mühe erlangen, und man begreift Enum, wie die Leihen hineingezwängt worden find. Manche Mumiengruppen bieten ungemein viel Intereſſe dar. Eine folhe ward in der bereitd erwähnten Feftung Huiday (Hinday?) aufgefunden. Cine im Gebären begriffene Frau ftemmte die Kniee gewaltfam gegen den Rüden eines vor ihr Fauernden Mannes, während fie ſich mit den Händen an den Schultern deffelben anflammerte. Der Kopf des Kindes war bereitd geboren, mährend der Rumpf noch im Leibe der Mutter ſteckte. Ich beabfihtigte, diefe merkwuͤr— 633. XXXI. 11. 164 dige Gruppe nad Europa zu ſchicken; allein leider wurde fie während meiner Abweſenheit durch einen zerfförungsfüchs tigen Europaͤer vernichtet. ine andere Gruppe fand ich, wo ein Kind an der Mutter Bruſt lag. Neben den Mus mien finder man häufig Schädel und Gerippe von Thieren, in’zbefondere aus den Gattungen. Canis *), Felis (Felis onca und concolor), Lutra, Mephitis, Lagidium, Anchenia; fowie Condors, Eulen, Ramphastidae, Psit- taciae, Bei den Kindermumien, die ich im Palaſte von Zarmotambo ausgrub, waren Eremplare einer Species von Arara, welche nicht im Peru, fondern mehr nördlich ein— heimiſch ift. Won Reptilien wurde nur die Schildkröte i Menfchengräbern aufgefunden; Saurier und Spott mir darin nie vorgefommen. Mas die Schädel anbetrifft, will ich bier nur einer ſehr merfwürdigen Eigenthümlich£eit gedenken. Bei den Kin— dern diefer Ureinwohner des weftlihen Südamerica’8, welche fih dur ein plattgedrüctes Hinterhaupt auszeichnen, findet fih zwiſchen den beiden Seitenwandbeinen unter der Lam— bdanaht ein Knochen, welcher die Ic&tere von dem unteren Rande des ſchwammigen Theiles des Hinterhauptbeines —— Dieſer Knochen iſt dreieckig, und deſſen oberer Winkel Liege‘ zwiſchen den Seitenwandbeinen. Er ift in horizontaler Rich— tung gemeffen, noch einmal fo breit, als in verticaler, und verwähft in fehe verfchiedenen Xebensaltern mit dem Hins terhauptsbeine; zumeilen im erften Monate nach der Geburt, öfter aber erft 6 bis 7 Jahre fpäter. An dem Schädel eines etwa fiebenjährigen Kindes, deſſen occiput fehr platt iſt, zeigt ſich diefer Knochen durd eine vollftändig ausges bildete Naht von dem ſchwammigen Theile de3 Hinterhaupts- beines getrennt, während deffen Breite 4 Zoll und deffen Höhe 2 Zoll beträgt. Später verfhmilzt er mahrfcheinlich vollftändig mit den Übrigen Schädelfnohen, obwohl ic ihn bei allen von mir unterfuchten Schädeln der fraglichen Art habe wahrnehmen Eönnen. Bei genauer Unterfuhung finden wir mebrentheild an der linea semicircularis superior Spuren bdeffelben. Diefer Knochen, dem ich zum Andenken an die Nas tion, bei welcher fich derfelbe findet, das os Incae nennen will, entfpricht durchaus dem os interparietale der Ro- dentia und Marsupialia. Bekauntlih ift er bei dieſen Thieren während der ganzen Lebensdauer, ferner bei ver: fhiedenen Pachydermata, Ruminantia und Carnivora im Fötalftande anzutreffen. Bei den Embryonen der ges woͤhnlichen Menfchenracen findet man kaum in den erften Monaten der Schwangerfhaft einige Spuren davon, die übrigens bald verfhwinden. Sch halte es alfo für fehr merfwürdig, daß er bei einer Menſchenrace, welche zugleid) ein ſehr niedrige Stufe in Betreff der geiftigen Fähigkeiten einnimmt, noch in einem fo fpäten Lebensalter vorfommt, Ich babe foeben vernommen, daß Herr Bellamy in einem der British Association am 3. Auguft 1841 vor- *) 5m zweiten Hefte meiner Fauna Peruviana hoffe ich befrie- digend nadızuweifen, daß der Hund, Canis familiaris, ſchon vor der Eroberung Peru's durch die Spanier in jenem Lande einheimifch gewefen ift. 165 getragenen Auffas Über die Peruanifchen Mumien auf diefe ofteologifhe Eigenthuͤmlichkeit bereits aufmerffam gemacht hat, und e8 freut mich, deffen Beobachtung durch das Re— fultat meiner an mehr, al8 100 Schäden angeftellten Un: terfuchungen beftätigen zu Eönnen, Uebrigens darf ih mir die Bemerkung erlauben, daß Herr Bellampy feine Mumie fiher nicht von den Hoch— ebenen Peru's erlangt hat, da in jener Gegend fein ftark mit Salz angefbmwängerter Zreibfand vorfommt. Auf je: nen Ebenen findet man nur fehr wenige Mumien untief in dem Boden, und Gapitäin Banckley, welher zu Arica oder irgend einer andern Seeſtadt fo viel Mumien erhalten Eonnte, als er wollte, hat fich gewiß nicht der Mühe untere zogen, fie von den Hochebenen zu holen. Dr. Bels lamy hat auch die Menfchenrace, welcher diefe Schädel an— gehören, viel zu voreilig beftimmt, namentlich, wenn er fie ohne Weiteres den Afinten zufchreibt, welche mit Manco Capac eingewandirt feyen. Sc uͤberſende der Gefellfchaft die Abbildung eines chaͤdels, welchen ih mir in der alten Indianiſchen Bes Be Thrickay (Hinday, Huiday?) verfhaffte, und welcher einer der drei typiſchen Racen der früheren Bewohner Per ru's angehört, auch mit denen nicht zu vermechfeln ift, von welchen D’Drbigny unter dem Namen Aymara Abbils dungen mitgetheilt hat. Um über die abweichenden Anfichten der DDr. v. Tfhudi und Bellamy mehr Licht zu verbreiten, ſchrieb Dr. King an Dr. Bellamy und erhielt von dieſem folgende Auskunft: „In der ſehr wenig ausführlichen Mir: tbeilung, welche ich der British Association gemacht, befchränfte ich mich faſt ledialich auf Thatſachen und z0g aus denfelben eigentlich nur deßhalb einige Folgerungen, um zu neuen Unterfuchungen anzuregen. Sch felbft bin nicht im Stande, die Sache weiter aufzuklären und habe nur da= für zu forgen, daß meine frühern Angaben nicht falſch auss gelegt werden, „Leider will es mein Schidfal fo, daß ich nur von meiner Studirftube aus beobachten und fchreiben fann, waͤh— rend Herr v. Tſchudi felbft in Peru gewefen ift und das ber die Kocalitäten aus, eigner Anſchauung kennt. Auch muß ich zugeben, daf die Gründe, welche er für den Um: ftand anführt, daß die fraglibe Mumie nicht von den Hoch: ebenen Peru’s ftammen koͤnne, volllommen haltbar fcheinen. „Gapitin Blandley, von dem ich meine Mumien erhielt, ift wieder auf Neifen, und bei ihm habe ich daher keine näheren Erkundigungen über diefe Angelegenheit einzies ben £önnen. Doc, babe ich in meiner Mittheilung anges geben, er babe mir gefagt, daß er diefelben eigenhändig in einer hochliegenden Gegend der Peruaniſchen Gebirge, jedoch in beträchtlicher Entfernung vom See Titicaca, ausgegraben babe. Indeß läßt fi nach dem Umftande, daß der Gapis tän ſich wohl nicht gern zu weit und zu lange von feinem Schiffe entfernen mochte, allerdings ſchließen, daß die hoch— liegende Gegend, wo er die Mumien ausgrub, in mäßiger Entfernung von der Seefüfte zu ſuchen fey. 693, XXXII. II. 166 „Dr.v. Tſchudi beſchuldigt mich der Uebertreibung in Betreff meiner Anſicht Über die Menſchenrace, welcher der fragliche Schaͤdel angehoͤrt. Ueber dieſe Frage habe ich mich jedoch nur folgendermaaßen geäußert: „Dieſe Race war wohl die Urbevoͤlkerung des Landes, und dieſe Mumien duͤrf— ten die Ueberrefte einiger der leiten Ziticacaner ſeyn, „ſo daß id) alfo in diefer Beziehung nur eine Vermuthung , keines⸗ wegs aber eine beftimmte Meinung ausgefprochen und das Geld für fernere Discuffionen völlig Frei gelaffen habe. „Schließlich aͤußert Herr v. Tſchudi, ich habe die Mumien der, aus der Vermiſchung der Ureinwohner mit den Begleitern Manco Capac’ 8 entfprungenen Meſtizen— raſſe zugefchrieben. Hierin hat er mich aber volllommen mißverftanden, wie ſich theils aus dem oben beigebrachten Gitate, theild aus folgender Stelle aus meinen Driginalpas pieren ergiebt: „Ich möchte vermuthen, daß die im Gabiner des Koͤnigl. Collegiums der Wundärjte befindlichen Schädel erwachfener Ziticacaner derfelben Art feyen, und zwar, daß der eine die unverfälfchten Charactere der Achten Race der Ziticacaner darbiete, der andere aber einer weniger ächten Race, nämlich derjenigen angehören, weldıe aus der Vermi— fhung der Ureinwohner mit den Begleitern Manco Gas: pac’8, die mit ihm aus Aſien eingewandert feyn follen, entfprungen ſeyn dürfte.” (Edinburgh new philosophi- cal Journal, July—Oct. 1844.) Ueber die Einwirfung des Jods auf lebende Vegetation hat Dr. Robin Maffe der Academie der Wiffenfchaften einen Auffaß überreicht. Es enthält diefer das Reſultat ſei— ner Verſuche Über den Einfluß, welchen das Jod auf das Wachsthum der lebenden DVegetabilien ausübt, wenn es bei lebens£räftigen Pflanzen zur Einwirkung gebracht wird. Nach dem VBerfaffer foll nun nach Verfuchen, die er in den Anna— len der Gefelfchaft für Gartenbau niedergelegt, dag Jod eine für das Keimen der Saamen und auf das Leben der Weges tabilien ftimulirende Eigenſchaft bifigen. Nah Vogel zu München dagegen zerſtoͤrt das Jod das Keimungsvermögen der Sanmen Um nun diefen Punct aufzuklären, ftellte der Derfaffer folgende Experimente an: er brachte dag Jod mit Pflanzen in ihrer verfciedenen Entwidelungsftufe und in verfchiedenen Lebensperioden zufammen. So ſaͤete er Saamen in Jod und begoß fie mit deftillivtem Maffer. Anz dere Saamen legte er wiederum in Waſſer, welches Jod aufgelöf’t enthielt, und nachdem fie eine längere Zeir darin gelegen, pflanzte er fie ein, einige fäete er in winen Sand, andere in vegetabiliſche, mit Sodwaffer benegte Erde. An: deren Saamen pflanite er wiederum wie gewöhnlidy, und wenn die Pflanzen ein gewiffes Wachsthum erreicht, fo bee goß er fie mit jodhaltigem Waffer, Endlich fegte er gut ausgebildete Ableger in eben ſolche Köfung. Und Folgendes glaubt er für die Nefultate feiner verfchiedenen Verfuche hal: ten zu dürfen: 1) Im God Eönnen Saamen nicht Eeimen ; 2) wird Sodlöfung mit Saamen in Berührung gebracht, ——* 167 fo findet daffelde, wiewohl in einem geringeren Grade, flatt, wie bei dem feften Jod; fo daß, wenn der Saame nicht läns gere Zeit (3. B. 24 Stunden) im Jodwaſſer gelegen ift, das Keimen nicht gehindert wird; 3) werden Saamenkoͤrner in vegetabilifche Erde oder in reinen Sand gefäet umd mit Sodmwaffer begoffen, fo tritt das Keimen meiftene fpäter ein; ift aber der Keimungsproceß bereits vorgeſchritten und Die junge Pflanze zu Tage gefommen, fo bleibt diefe in der Entwidelung gemwöhnlih zuruͤck. Fährt man endlich fort, fie mit Jodwaſſer zu benesen, oder begieft man mit derfels ben Fluͤſſigkeit bereits aufgebrochene und normal entwidelte Pflanzen, fo wachſen ſaͤmmtliche nur langfam und vertrod: nen endlih. 4) Evenjo verderblich ift das Jod fuͤr Ableger, welche in Waffer gefest iind. 5) Das Fod wirft nicht auf die Pflanzenzellen, mit welchen es in unmittelbare Beruͤh— rung Eommt, fondern e8 wird theils rein, theils in einer gewiffen Verbindung, welche e8 mit den Zellen, mit welden es in Berührung tritt, eingeht, aufgefangen und fortgeführt, indem durch die Analyſe fein WVorhandenfeyn im Stängel und den Blättern nachgewiefen wird. — Außerdem flellte fih Herr Maffe noch die Frage, ob nicht das Sod als ein Prüfungsmittel betrachtet werden Eönne, in Fällen, wo e3 fo fhwierig zu entſcheiden ift, ob gewiffe organifhe Sub- ftanzen dem Pflanzen: oder dem Thierreihe angehören Und in diefer Beziehung meint er, daß alle Eleinen Weſen, melde durch daffelbe blau gefärbt würden, zu dem Pflanzenreiche, alle anderen hingegen, welche nicht gefärbt würden, zu dem XThierreiche zu rechnen feyen. Er bat demnach Arthodes- mus und Decillarien einer folchen Probe unterworfen und gefunden, daß die erſten blau wurden; die Dscillarien da— gegen haben Eeine Veränderung erlitten; jene würden demnach 653. XXXII. 11. 168 den DVegetabilien, und biefe bem Thierreiche angehören, wohin fie auch die meiften Naturforfcher rechnen. (Gaz. med. de Paris, Juin 1844.) Miscellen Ucber latentes Thierleben findet ııh in der Revue bri- tannique und aus diefer entnommen in anderen Zeitblättern, folgende Nachrichten, welche, wenn auch vielleicht nicht ganz erdichtet, doch jedenfalls übertrieben feyn werden. „Der Profeffor van Grufs felbad (sic) in Stockholm, angeregt durch verfhiedene Erfceis nungen einer außerordentiih langen animaliichen Lebensdauer, na— mentlich bei Gelegenheit der Entdeckung einer, in einem Kalkſtein— blocke hermetiſch eingefchloffenen Kröte, die, nach allen geologifchen Berechnungen, mehre taufend Jahre in demfelben verweilt haben mußte, unternahm es, ſich der Erforfhung dieſes feltfamen Natur— geheimniffes zu unterziehen und, wo möglich, jich daffelbe zu rigen zu machen. Man fpridt von neunundzwanzigjährigen (sic) unabs laͤſſigen Forſchungen und Verfuchen, angeftelle an mehr als ſechszig— taufend (sic) Thieren, als Reptilien, Fiſchen ꝛc. Das Berfahren beftehe in einem ftufenmweifen Herabdrüden der Temperatur, und zwar auf einen ſolchen Punct, daß die Individuen durch die Kälte in vollfommene Erftarrung verfist, ohne daß jedeh die Organe, oder die Gewebe, dadurch verligt oder geſchwaͤcht würden 2c. Uns ter anderen Merkwürdigkeiten, welche Herr van Gruffelbad befige, befinde fi eine Eleine Schlange, welhe ftarr und Ealt wie ein Stuͤck Marmor fey, und nad) einigen Minuten und mittelft einer aufregenden Befprengung ebenfo lebhaft und unruhig werde, (?!) als fie es in dem Augenblide geweſen, wo fie gefangen worden. Das Uebrige der Nachrichten, über cin junges Mädchen ꝛc., ift allzu abfurd, als daß ich mich entfchließen Eönnte, den Raum dafuͤr zu opfern. Ueber einen foffilen Wald in der Parkfield Colliery, in der Nähe von Wolverhampton hat Herr H Bedett der Geo- ogical Society zu London eine intereffante Mitthrilung gemacht. Er entdedte eigentlich zwei foffile Gruppen, eine über der andern, fämmtlih aufrecht ftehende und deutlich in situ Baumftumpfe. Sn der oberen zählte er dreiundfiebenzig Bäume auf etwa 4 acre und in der unteren fcheinen fie glei zahlreich zu feyn. A): ech Ueber Dvariotomie. Bon Dr. Fleetwood Churchilt. Die Bezeichnung hydrops ovarii umfaßt fehr verſchiedene pas thologifhe Zuftändez denn: 1. kann das vergrößerte ovarium aus einer einzigen, mit duͤn— nen, haͤutigen Wandungen verfehenen und eine feröfe Flüfjigkeit enthaltenden, Cyſte beftchen. 2, können anftatt einer einzigen Cyſte mehrere vorhanden feyn, eine von der anderen getrennt, oder 2 und mehr miteinander com: municirend. Die Klüffigfeit Eann in einer jeden in Quantität, Qualität und Conſiſtenz verfchieden feyn, indem fie bald ein klares Serum, bald eine grüne, gelbe oder braune, zähe Maffe ift, bald das Ausfehen und die Conſiſtenz des Honigs hat, bald aus Hyda— tiden befteht. 3. In Faͤllen von hydrops multilocularis ovarii finden wir mehr oder weniger folide Maffe, bald vorzüglich an der Baſis der Gefhmwulft, bald einen großen Theil derfelben ausmachen. 4, In anderen Fällen wiederum finden wir den Eierftod durch fibröfe Gefhwülfte beträchtlich ausgedehnt. 5. Endlich kann der Eierftod der Sig bösartiger Ablagerun: gen feyn, und wenn audy in ſolchen Fällen, fowie bei fihröfen Ge: ſchwuͤlſten, die Anſchwellung nicht fo bedeutend, wie bei'm hydrops, ift, fo erreicht fie doch zumeilen einen bedeutenden Umfang. unn de. Die Symptome, zu welchen dieſe Anſchwellungen des Eier— ſtockes Veranlaffung geben, find theils mechaniſche, theils ſympa— thiſche und theils conſtitutionelle. Der Druck auf die benachbarten Organe ſteht im Verhältniſſe zu dem Grade und der Stelle des Uebels. So leidet die Kranke an Dysurie oder Harnverhaltung, an erfhmwertem Stuhlgange und an Schmerzen lings des n. ischia- dieus, folange der tumor noh im Becken fich befinder. Wenn derfelbe über den Rand deffelben hinauffteigt, fo find jene Sym— ptome gewöhnlich weniger ausgefprohen, aber andere üble Folgen gehen aus dem Drucke auf die Gedärme und den Magen, und wenn die Anſchwellung fehr bedeutend ift, aus dem Aufwärtsdrängen des Zwerchfelles bervor. Nicht felten find einige der Zeichen einer Schwargerfhaft in Folge der innigen Sympathie entfernter Draane mir den Eierftöf: ken vorhanden. Die Symptome find meift eine geraume Zeit bins durch vornehmlich örtlich, aber nad) einiger Zeit tritt mit dem Fort— ſchreiten des Uebels cine bedeutende Veränderung ein. Dr. Burns bemerkt: Im Verlaufe des Urbels leidet die Kranke an Schmerzen im Bauche mit Kieber, welches die Entzuͤn— dung eines Theiles der Gefhwulft anzeigt, die in Eiterung über: gehen und Hectik erzeugen kann — oder der Anfall ift mehr acut: Erbrechen, Schmerzbaftigkeit des Bauches, ftarkes Kieber, fchnell lethaler Ausgang, oder es ift ein heftiger, eine Fürgere Zeit andau— ernder, Schmerz vorhanden, mit oder ohne temporäre Erfchöpfung, 169 und diefe Paroxysmen können öfters wieterfehren. In vielen Käls len aber fehlen dirfe acuten Symptome, und die Kranke Lidet wenig, bis der tumor einen folhen Umfang erreicht, daß er das Athmen behindert und ein fehmerzhaftes Gefühl von Ausdehnung bhervorbringt. Das Allgemeindifinden beginnt dann, bedeutend zu leiden, und hydropiſche Erguffe rreten cin. Die Bauchdecken ind dann oft fo empfindlich, daß ſie keigen Druck ertragen können, ‚und die abgemagerte Kranke ftirbt endlich, von fchlaftofen Nächten, Kie: ber, Appetitlojigfeit, Schmerz und Dyspnöde aufgırirben: Die Ausgänge des Uxbels find verſchieden: 4. In Zertheilung und Reforption der Fluͤſſigkeit, hoͤchſt fels ten, felbft bei beainnendem hydrops. 2. In Entzündung ter Bedeckungen des Sades und Bil: bung von Adhäjionen; in einigen Fallen dirfer Art können auch die contenta dis Sackes in die Gebärme, oder die vagina mit mor mentance Erleichterung entleert werden, in einigen wenigen Faͤllen mit völliger Herſtellung. 3.. Der tumor ann ſich entzünden, und die Entzündung les thal wirten, was nicht felten nach der Paracentefe der Kalt ift. 4. Die Wandungen des Eierftodes berften, und die contenta werden in die Höhle des Bauchfells entleert, oder häufiger beriten einige Cyſten bei dem hydrops multiloeularis unter dem allgemeis nen Drude und Öffnen jih in die Bauchhoͤhle. Gewoͤhnlich tritt darauf peritonitis ein, nicht ſelten mit toͤdtlichem Ausgange. Wir wollen nun die verfchiedenen irurgifchen Methoden durchs Hchen, welde zur Erleichterung ber Kranken vorgefhlagen find, da innere Mittel bei diefem Uebel, der Erfahrung gemäß, wenig oder Nichts leiſten. 1. Die gewöhnliche Operation zur Erleichterung der Eier, ſtockswaſſerſucht ift die punctio abdominis, die Anbohrung der Geſchwulſt vermittelſt eines Troikars und. die Entlcerung feiner contenta. Durch diefe Operation wird ohne Zweifel das Leben der Kranken häufig verlängert und momentane Erleichterung aes ſchafftz aber allmälig füllt jih der Sal von Neuem und bald wird eine Erneuerung der Operation nothwendig. So punctirte, z. B., Portal eine Kranke 23 Mal, Ford eine andere 49 Mal und entieerte im Ganzen 2649 Pinten, Morand in 10 Monaten 427 P. und Martineau in einem Jahre 495, und bei derfelben Krans fen durch 8O Operationen 6631 Pinten. Aber die Notwendigkeit der Wirderbolung der Operation ift weder die einzige, noch die fchlimmfte Unbequemlichkeit, welche der Bauchſtich mit ſich führte. Die plögliche Entleerung einer fo gro» Gen Menge Flüffigkeit kann eine beunrubigende, ſelbſt toͤdtliche, Erz fhöpfung bewirken, oder der tumor, oder das Bauchfell koͤnnen von Entzündung und deren Ko'gen befallen werden. Ueberdieß, wenn ber tumor bvielfäcrig ift und die Zellen miteinander nicht communiciren, oder, wenn ibre contenta nicht flüfjig find, bringt die Operation gar feinen Nugen. Daffelbe ift der Kall, wenn der tumor fibrös oder fcirrbös ift, und in letzterem Kalle beſchleunigt ‚die Operation nur den lethalen Ausgang. Aus einer von Herrn Southam über die Refutate der Paracıntefe bei 20 Fällen zu: fammengeftellte Tabelle ergicht fi, daß 14 binnen 9 Monaten nah der erften Operation ftarben, von denen 4 diefelbe nur um wenige Zage überlebten; von den übrigen 6 ftarben 2 in 15 Monaten und 4 blieben nody 4 bis 9 Jabre lang am Leben. Es acht ferner da— raus hervor, daß die Paracentefe im Durchfchnitte das Leben nur um 18 Monate und 19 Tage verlängert, und daß 1 von 5 an den Folgen der erften Operation ftirbt. Won 11, in das Guy's Spital aufgenommenen, Rällen von hydrops ovarii wurden 7 punc⸗ tirt, davon 3 mit unglüdlihem Erfolge. 2. As Modificationen der Paracentefe find Injectionen einer reizenden Flüffigkeit in den Sad, nad) Entleerung deffelben, vorge: fchlagen worden, um eine Entzündung und Obliteration des Sak— tes zu bewirken. Wir baben aber bereits die Entzündung des Sackes als eine der Urfachen des tödtlichen Ausganges angegeben, und fomit bedarf diefer Vorſchlag keiner weiteren Berücfichtigung. 3. Dr. Blundelt bat den Vorfchlag gemacht, früh zu puns ctiren, da in Eleineren Cyſten die Flüffigkeit fi weniger raſch wieder anfammic; man fol, nad) ihm, den tumor punctiren, wenn er fih noch im Beden befindet, oder einen Einſchnitt durch die 693. XXX. 11. 170 Bauchdecken machen und dann unter Leitung bed Fingers ben Zrois kar in die Geſchwulſt einführen, Wir Eennen keine auf diefe Weife beharbelten Fälle, noch ers warten wir von dieſer Operationsmweife mehr, als von dem gemöhn« lichen Verfahren. 4. Ledran, Houfton, Boifin u. X. madten einen gros gen Einfhnitt in den Eierftoc, entleerten fiine contenta und vers mandelten die Oeffnung in ein filtulöfes Gefhwür. Nah Capu— ron befchleunigt diefe Methode den Zod ter Kranken (Malad des fenmes, p. 187.), und Dr. Burns mill in Eeinem Kalle Erfolg von derfelben gefeben haben (Midwilery, p. 142.). Dr. Bluns dell fchlug ein Ähnliches Verfahren vor, will aber ftatt eines Ein: fchnittes einen Theil der Gyfte entfernt wiffen, fo daß dirfelbe ihre eontenta in den Peritonaalfad entleeren könne. (Diseases ol wu- men, p. 118.) 5. Die Erftirpation dis Franken Eierſtockes wurde zuerft von Vanderhaar und dann von Delaporte, Morand und Logs ger empfohlen und ift feitdem vielfach ausgeführt worden. Als Gegner gegen diefelbe treten auf: de Harn Morgagni, Mur rat, Capuron, Damilton u. X. Die Einwürfe der Legteren gegen die Erftirpation find folgende: a. Es ift ungemein ſchwer, die Anfchmwellung des Eierſtockes in den erften Statien derfelben zu diagnofticiren und noch ſchwieri— ger, die Kortfhritte diefer Anſchwellung vorher zu beftimmen; eine jede Operation fann nuglos oder um: ötkia fiyn, nutzlos, wenn iin Leiden der Art vorhanden, und unnöthig, wenn daffelbe fia- tionär ift. b. Bei Fällen von Anſckwellungen des ovarium ift ſtets zu befürchten, daß cine Somplication von organifhem Uebel vorhans den ift, oder daß jich Erantbafte Adhäfionen gebildet haben, welche das kranke Organ mit anderen Theilen verbinden, c. Da Erin rationeller Arzt früher an vine Operation denken würde, als bis das Allaemeinbifinden der Kranken leidet, oder zu leiden fcheint, fo muß man in einem jıden Kalle der Art befuͤrch— ten, daß eine bösartige Affection ceriftirt, welche durch Feine Operar tion befeitigt werden kann. Nach diefen vorbereitenden Bemerkungen will id nun die Fälle aufzählen, in melden die Operation ausgeführt worden ift, und dann bdiefelben zur befferen Weberficht in Zabellen zufammenftellen, 1. Erſte Erftirpation des Eierftocis von E’Aumonier von Rouen. (Edinb. Med. and Surg. Journal, Vol. XVIII., p. 532) Das Uebel fcheint ein Eierſtocksabſceß nad der Entbinduna gewe— fen zu feyn, welcher mit dem uterus vermittiljt der Fallopiſchen Röhre communicirt. Eröffnung der Bauhhöhle durd einen Ein— ſchnitt von 4” Länge. Heilung. 2. Im J. 1809, Operation von Pr. M’Dowalin Ken: tudy, Einſchnitt 9 lang, Unterbindung der tuba Fallopii, Er— öffnung und Eritirpation des tumor, Heilung. Der tumor ent: hielt eine aelatinöie Maffe, und der Sack wog 7! th. 3. Idem bald darauf, der tumor adhärirte aber fo feft am uterus und der Gallenblafe, daß Dr. M'Dowal ihn nicht erftirs pirte, Sondern nur die eimeißartige Flüffigkeit entleerte und die Wunde ſchloß; Heilung. 4. Idem im Sabre 1816, Einfchnitt von 2” oberhalb des Nabels bie 1 vom Schaambeine entfernt; Unterbinduna der tuba Fallopii, Crftirpation des feirrböfen tumor, raſche Geneſung. (Lizars’s Observ. on the Kxtraet. of diseas. ovar., p. 4 u. 5.) 5. und 6. Idem. 2 andere Fälle mit glücdiihem Erfolge, (ef. Good’s study of Medicine, American. Ausgabe, Vol. 1. . 590.) . 7. Idem mit lethbalem Ausgange, erwähnt in New York Medical Journ. 1842 von Herren Kols; ein anderer desgl. im British and Foreign Review, vielleicht derfelbe ? 8. Dr. Smith, von Connecticut, operirte die 38jaͤhrige Madam Newbridge am 5. Zuli 1821. Der tumor hatte mehre Zahre bindurb an Umfang zugenommen und war 3 Mal, wahr- fcheintih durch Berften, verfchwunden Schnitt 3" Tang, Entlees rung der Klüfjigkeit, Trennung des Sackes von feinen Adhaͤſionen mit dem Bauchfelle, Unterbindung der Wurzel deffelben und Aus: fchneiden. Der tumor wog 2 bie 3 Ungen, raſche Genefung. 171 9. Herr Lizars, 1923, bei einer 27jährigen Pırfon, die ein Kind gehabt hatte, Schnitt von 2” unterhalb des Schwerdtfnor: pels bis zur Schaam, es fand fih Fein tumor. Sqließung der Bunde, Heilung. 10. Id. im Sabre 1325, bei der unverheiratheten, S6jährigen Zanette 3-5 der tumor, frei von Adhäſionen, wurde, nad) Anles gung der Ligatur, leicht entfernt; etwas Blutung, Deilung. 11. Iden in demfilben Sabre, bei der Zöjihyrigen Iſabelle G,, der tumor adhärent, Trennung und Eritirpation deffelben ; er wog 7 Tb. Die Kranke ftarb nad) 2 bis 3 Tagen am Brande des Bauchfelles. 12. Idem, bei der unverheivatheten Magdalene B., von 34 Sıbren. Der tumor, feft mit großen Gefäßen, wurde nicht er: ſtirpirt, Schließung der Wunde, Heilung. (Lizars, |. c. p. 9. segg.) 13. Dr. U. ©. Smith, von Danville in Kentudy, operirte eine 30jaͤhrige Nıgerin, Mutter mehrer Kinder; Schnitt vom Nabel bis 1 vor der Schaam, Entleerung der Flüfjigkeit, Une terbindung des Stieles, Eritirpation des Sackes, Genefung. (North-Amer. Mel. Jıu’n., Jan. 1836.) 14. Dr. Quittenbaum erzäblt einen erfolgreichen Fall von Erfirpation duch den großen Bauchfchnitt. (Comment. de ovar. lıypertrophia eit:) 15. Herr David Rogers, von New-York, 1829; erft Pun— ction, dann Einſchnitt von 2“ unterhalb dis Nabels bis zur Schaam, Trennung der Adhälienen des tumor mit dem Bauchfelle, Ligatur, Entfernung. Der En Theil wog 3: 16. Genefung. (Amer. Med. Juurn., Vol. . 549.) 16. Dr. — —— 1826; Bauchſchnitt von 6‘, der feſt abhärirende tumor wurde nicht eritirpiet. Heilung. (Lond. Med, and Phys Journ., Vol. LVI ,p. 141.) 17. Idem. Erjtirparion des Eierftodes, Tod nad) 3 Tagen. (Med. Gazette, Jın. 13 1343.) 13. Dr. Dieffenbad, vor 1823; großer Bauchſchnitt, das ſehr gefaͤßreiche ovarium nicht exſticpirt; Geneſung. (Arch. gen. de M&#d., Vol. XX., p. 92.) 19. Dr. Chrysmer; Frau von 47 Jahren, Mutter meh: rer Kinder, Einfhnitt vom Schwerdtknorpel bis zur Schaam, Entleerung ber Fluſſigkeit in die B Bauchhoͤhle, Trennung der Gss ſhwulſt von ihren Adhaͤſionen mit dem Magen und peritonaeum, Linatur, Erſtirpation. Der tumor wog 7! 1b und beftand aus ſpeckartiger und cartilaginöfer Maffe und grüner Jauche. Die Kranke ftarb nach 36 Stunden an Brand der Gedärme. 20. Idem, bei einer SSjährigen Frau, Mutter von 5 Kindern, Durchichneidung der Adhaͤſionen, doppelte Kigatur, Eritirpation. Der tumor wog 8 15 und beftand aus Zellen, mit honigartiger Ma— terie und grüner Sauce gefüllt; Genefung. 21. Idem, bei einer an anderen Ucbeln leidenden Verfon, nur leichte Adpäfionenz der Stiel 4 did Unterbindung deffeiben, Er: ftirpation der 61 Ib Ihweren Geſchwulſt. Zod nady 36 Stunden. Bauhfell und Gedäcme brandig, uterus Enorpelartig, rechter Eier: ſtock angeſchwollen, Tuberkeln in der Leber 2c. (Arch, gen. de Med., Vol. XX., p. 94) 22. Dr. Martin, im Sabre 1826, bei einer unverheiratheten Frau von vierundzwanzig Jahren: infchnitt von 9, der tumor cartilaginds und untrennbar mit dem Rande des Beckens ver— mwachfen Entfernung einer facförmigen Portion vom oberen Theile der Geſchwulſtz Schließung der Wunde; Tod, nach ſechsunddreißig Stunden, an Verblutung. (Ibid. p. 96) 23. Ein all in Froriep’s Notizen, XIV, Band; Kranke von achtundvierzig Sahren, war in fehs Monaten fünf Ma! pun— ctirt worden; breite Bafis des tumor, derſelbe feſt mit dem os innominatum verwachfen, nicht erflirpirt, Tod am fechsten Tag. 24. Dr. Ritter, an einer einunddreißigjährigen Frau; erſt Punction des Bauches, vierzehn Tage darauf Erftirpation eines großen Eierftods durch den langen Bauchſchnitt. Langfame Ge— nefung. (Mid. Sahrb. des Oeſterr. Staates. Bd, 2. ©. 256 1332.) 25. 1854 Herr King von Sarmundham, Einfchnitt von 7 — 8", fein tumor, Genefung,. 693, XXXII. 11. 172 26. Id. Kleiner Baudfchnitt, Frau von 37 Jahren, Der tumor, welcher aus einer einzelnen Eyſte mit folider Baſis deftand, wurde zuerſt punctirt, und 27 Pinten Flüfjigeeit entleert, dann Unterbindung, Ereilion; Genefung. (Lancet 1837. 21. Jan. p. 586.) 27. 1333, Here Jeafferſon von Framlingham, Schnitt 1! lang, Entleerung der Flüfjigkeit, Ligatur, Entfernung, Hei— lung. (Transact. of Prov. Med. Associat. vol. V. p. 245.) 23. 1836. Herr Dolhoff, Perfon 23 Jahre alt, Entlee- rung der Flufiigkeit durch Einfhnitt und Puncrur, Ermuiterung des Schnittes, Eritirpaiion, Tod nad) zwei Zagen an peritonitis. 29. Id. Eröffnung der Bauchhoͤhle, tumor folid und befe— ſtigt, nn erftirpirt, Zod nach 8 Stunden 30. Id. Bauchſchnitt, kein tumor, Genefung. (Ruft’s Maga— zin 1838, Bd. LI. ©. 82.) 31. Nov. 1336. Herr Weft von Tonbridge, Schnitt von 2, Yunction des Sades, Entleerung von 20 Pinten Fluͤſſigkeit, Eigatur, Ereijion, Genefung. (Lancet 1837. Nov. 25 p. 307.) 32. Id. Entleerung von 24 Pinten, Erftirpation, Geneſung (Ibid. 14. Oct. 1339.) 33, Id. Individuum vorher fehr gefhwächt, Tod. 34. ld. Die Kranke genas, war aber nicht von ihrem Ue⸗ bil geheilt, da fie fpäter punctirt werden mußte. 35. Herr Hargraves; Kranke 40 Sahr alt, Adhaͤſionen, Cyſte vielfaͤcherig. Die Kranke genas, war aber nicht geheilt. (Ibid.) 36. 1840. Herr 8. (Med. Gaz. vol. de 1840.) 57. 1841. Stilling, Kranke 22 Jahre alt, Einſchnitt von 6° Ränge. a an Berbiutung. (cf. Holfher’s Annalen Heft 3. 1841.) 33. D. Clay. Scpt. 1842, Kranke 46 Jahre alt, Einfchnitt von 27, Erftirpation des theils feften, theils flüfjigen tumor, wel: der 23 ‚Pfund wog; Genefung. 39. Id. Oct. 7. 1842; 57 Sahre alt, Schnitt von 14", aus⸗ —— Adhbaſionen, Excilion des 4 Pfund ſchweren tumor, Ges nefung. 40. Id. October 8. 18425 39 Jahr alt, Einfchnitr 28°, ſehr Dan Abhäjionen, Eritirpation, tumor von 75 Pfd., Ge: nefung. 44. Id, Octbr. 28. 1842; 47 Sahr alt, Schnitt von 16, der tumor anomal mit ausgedehnten Abhäfionen, nicht exſtirpirt, Tod am ſiebenten Zage in Kolae von Entzündung. 42. Id Novsr. 17. 1842; 45 Jahr alt, Schnitt 14, der tumor war ein Fleiſchtuberkel des uterus, welder bis auf den ser- vix vollftändig entfernt wurde; die Kranke ftarb auf der Stellv an VBerblutung. 43, Id. Kranke von 40 Zahren, Einfchnitt 14 lang; Ova— rialgeikwulft von 26 Pfund, ſehr ausgebreitete Adhäjionen, Tod nad 36 Stunden an Verblutung. 44. Id, 21. Auauſt 1843; 22 Jahr alt, tumor adhärent, 26 Pfund ſchwer, Geneſung. 45. Id. 30. Auguft 1843; 40 Jahr alt, Schnitt von 14°, Zod nad) 36 Stunden an Entzündung. 46. Id. 2. October 1843; 43 Jahre alt, Schnitt von 14, ausgedehnte Adhäfionen, Erftirpation des 31 Pfund fchweren tu- mor, Geneſung. 47. Id. 3. Oct. 1845; 59 Jahr alt, Schnitt von 16°, ſehr extenfive Adhaͤſionen, tumor von 54 Pfund erftirpirtz Zod an Er— —J nad) 32 Stunden. Id. 4. October 1843; 45 Sahr alt, Schnitt von 14, der — war eine Hydatide, welche 16 Pfund wog und ausge— ſchnitten wurde. Geneſung. 49. Id. 9. October 1843; 58 Jahr alt, Schnitt von 8%, eine Berengefhwulft von 24 Pfund, Tod am zehnten Tage— 50. Id. 16. November 1843; Schnitt von 16”, fehr erten« five Ashäfionen, tumor von 26 Pfund. Genefung. 51. Id. 6. Sanuar 1844; 49 Jahre alt, Mutter von zehn Kindern, großer Bauchſchnitt, Uteringefchwulft, Unterbindung des cervix uteri, Erftirpation des uterus und der Eierjiöcde ohne Blutung, Tod nad drei Wochen. Philips, kleiner Einſchnitt, Tod. Schnitt von 14, , 175 52%, 1545 vollzog Herr Morris die größere Operation mit Erfola. (Mauchester Courier.) 53. 1842 Herr Balne, Frau von 58 Jahren, Mutter von fünf Kindern; großer Bauchfchnitt, Unterbindung der ſoliden Bar fis, Erftirpation des aus viclen Cyſten beftehenden tumor, Gene: fung. (Med. Gazette.) 54. Id 1843; Frau von 57 Zahren ; doppelte igatur, tumor von 163 Dfund, Genefung. 55. Id Mädchen von 20 Sahren; das ligamentum latum bils dete den Stiel, welcher unterbunden und durchſchnitten wurde, Der tumor wog 23 Pfund. Genefung. 56. Id. 11. Oct. 1843, Frau von 54 Jahren, Einfchnitt von 5", tumor fo feft abbärirend, daß die Erftirpation aufgeaeben wurs de, Schließung der Winde, Wiederherftellung. - 57. Id. Grftirpation eines kranken Eicrftods mit lerhalem Ausgange. . 58. Herr Soutbam, langer Einfhnitt, sarcoma eysticum von 4 Pfund I2 U Ligatur, Erftirpation, Genefung. (Med. Gaz. 1843.) * 59. Dr. F. B in London im Juni 1848, Einſchnitt von 3 — 4“, Yuncrion des Sackes, Exciſion desſelben nach angelegter Ligatur, Geneſung. Ebid. Aug. 1843.) 60. Id., tumor, aus Cyſten und feſter Maſſe beſtehend, von 27 Dfund, günftiger Erfola (Ihid. December) 61. Dr. Atlee in Zancafter. Juni 1843. Die Kranke war drei Mal wegen’ ascites punctirt worden, und bei'm dritten Male Erfte Tabelle: Falle von Nummer und 693. XXXII. 11. 174 murbe erft ber tumor ertdeckt; Einſchnitt ven 9”, 2 Ovarialoes ftwülfte mit Adhäfionen, Unterbindung der Stiele, Erftirpation beis der Exerſtoͤcke, Genefung. (Aus New-York Journal in Med. chir, Rev. Jan. 1844.) 62. Herr Heath von Mandhefter, aroger Baucfchnitt, Utes ring: fchmu:ft. der uterus mit der Gefhmwulft exftirpirt, Tod an Bere blutung, (Med, Gaz. 8. Dec. 1843) 63. Herr Lane, Yunction zehn Zaae vor der Operation, —— vom Nabel bis zur Schaam, Exſtirpation, Geneſung. Ubid. 64. Herr Key in Guy's Spital 29. Juli 1843. Kranke von 19 Sahren, unverheirathet, Einfhnitt von 4, dann bis nahe an den Echwerdtfnorpel verlängert, Stiel Elein, Ligatur, Eritirpas tion. Der tumor mit vielfadherigen Enften und großen Grfäßen. Zod am 6. Auguſt an peritonitis (Guy’s Hosp. Report. 1843, Oct. p. 473). 65. Herr Greenbomw von Newcaftle, 3. September 1843, Kranke 29 Fahre alt, verheirathet, batte ſeit vier Jahren oft an Metrorrhagie gelitten, langer Einfhritt, mehre Adhäfionen, Liga— tur, Ercifion, Tod am fiebenten Zage in Folge von peritonitis. (Med. Transaet., Jan 20. 1844.) 66. Herr B. Cooper, Kranke 32 Sahr alt, verbeiratbet, aber Einderlos, langer Einfchnitt, einige Adhaͤſionen, doppeite Liga— tur und Ereifion, Tod an peritonitis am fiebenten Tage, anſchei— *— * das Einſchließen eines Stuͤckes Netz in die Ligatur. Ubid. Exſtirpation des Eierſtockes. —58* Operateur: | Alter: | Inciſion. | Refultat. | Art des Uebels. Adhäfionen. 3° e’Aumonier _ 4 Genefung Abſceß des Eierftodes 2. 1809. Me. Dowal — do. Gelatinöfe Materie 3. 1816. id. — lange do. Scirrhus ovarii 4. id. — — do. 42 id. — — do. 6. y id, — — Tod 7. 1821 N. Smith 33 gu Genefung |Epfte mit Fluidum Adhaͤſionen 8. 1825 Lizars 36 lange do. 9, 1825 id. 35 do. Tod Ad haͤrent 10. A. G. Smith 30 do. Genefung Cyſte mit Fluidum 11. Quittenbaum _ 4“ do. 12, 1829 D. Rogers — g" do. feft und flüffig Adhäfionen 13.. Granville — — Tod 14. Chrysmer 47 lange do. Enorpel= und fpedartige Maſſe Adhärent 15; id. 38 do. Genefung |honigartige, grüne Jauche do. 16. id. _ do. Tod m Ritter 31 do. Genefung Cyſte mit Fluͤſſigkeit 18. 1836 King | 57 kurze do. do. 19. 1833 Seafferfon — do. do. do. 20, Dolhoff 23 lange Tod do. Abhäfionen 21. 1836 Weſt — kurze Geneſung do. 22. id. — do. do. do. 23. id. 24 do. Tod do. 24. id. —_ do. nicht geheilt do. 25. Hargraves 40 do. do. Vieliährige Cyſten Adhaͤſionen 26. lay 46 a7" Genefung Cyſten feft und flüfftg do. 7. id. 67 14" do. do. Erxtenf. Adh. 28. id. 39 28" do. do. do. 29. id. 40 14 Tod do. do. 30. id. 22 14 Genefung do. Adhäfionen _ 31. id. 40 14" Tod do. 32, id. 43 14! Genefung do. Ertenf. Adh. 33. id. 59 16. Tod do, do. 34, id. 46 16’ Genefung do. do, 35. 1840 B. Philips — 9 Tod 36. 1841 Stilling _ 6” do. 87. 1842 Walne 58 lange Genefung do, 38. 1843 id. 57 do. do. do. 89, id. a | do. Tod do. N 175 ——— Operateur: | Alter: Sneifion: | 40, 1843 Walne 20 lange 41. 1843 Morris — do. 42, 1843 Southam — do. 43. 1843 F. Bird — 3—4 44. 1844 id. — do. 45. Atlee — gu 46. Lane — lange 47. Key 19 do. 48. Greenhow 29 do, 49, B. Cooper 32 do. Zweite Tabelle: Fälle von Eierftodskrankheiten, bei wel: chen die Operation nicht ausgeführt werden Eonnte. Nummer ei und |Operateur urſache — Reſultat Inciſion. Datnm gen. | 50. Mc.Domal Adhaͤſionen an Blafe und uterus Genefung lange 51. Lizars Tumor feſt und ſehr gefaͤßreich do. do. 52. 1826| Granville Feſte Abhäfionen do. 6 53. Dieffenbach Vascularitär do. lange 54. 1826| Martini Tumor folide und be: feftigt ob do, 55. Anonym |Tumor befeftigt do. 56. Dolhoff do. do. gegen 6 57. Clay Ertenfive Adhaͤſionen do. lange 58. Walne do. Geneſung gu Dritte Tabelle: Falle, in welchen die Operation wegen eines Irrthums in der Diaanofe fehlichlug. ne Operateur | Refultatel| Krankheit. 59. 1823 Lizars Genefung |es fand ſich kein tumor 60. 1834 King do. do. 61. Dolhoff do. do. 62, Clay Tod Uteringeſchwulſt 63. do. Genefung | Hydatide 64. do. Tod Beckengeſchwulſt 65. do. do. Uteringeſchwulſt 66. Heath do. do. Wir wollen nun dieſe Källe genauer durchgehen, um die Res fultate der Dperation unter gegebenen Umftänder zu ermitteln. 1. Die Gefammtzahl der Fälle — fowohl Waiferfuht, als Skirrh des Eierftodes, Uterinleiden und fälfchlich angenommene Geſchwuͤlſte — beläuft fich auf 66, von diefen genafen 42, ftarben 24, alfo ungefähr 1:23. Don den 49 Fällen der erften Tabelle farben 16 oder 1:35, von den 9 der zweiten Tabelle ftarben 4, 693. XXXII. 11, 176 Refultat. | Art des Uebels. Adhaͤſionen. Genefung Cyſten feſt und fluͤfſig do. — do. . do. Sarcoma cysticum do. Cyſte und Flüffigkeit do. Cyſten und fefte Maffe do. Adhäfionen do, Cyſten, Fiüffigkeit Tod do. do. do. oder 1:21 und von den 8 Fällen der britten Tabelle ftarben 4 oder 1:2. 2. Die Eleinere Operation — Bauchſchnitt nicht über 4 — wurde 14 Mal ausgeführt, darunter 2 SE 2 t Baur, die größere — Bauchſchnitt über 4” — 49 Mal, davon ftarben 20 oder 1:21. 3. Das Alter fcheint Eeinen großen Einfluß auf das Ergeb— niß der Operation zu haben, denn das Alter, welches bei 6 tödtlich verlaufenden Fällen angeaeben iſt, beträgt 23, 25, 40, 47 und 59 Sahre, während das Alter der Genefenen zwifchen 20 und 50 va= rürt. Daffelbe findet feine Anwendung auf tas Verbältnig der Kranken in Bezug auf Verehlihung oder Ledigfeyn, (Schluß folgt.) Miscellen Eine Beobadhtung von einem in der Speiferöhre ftedengebliebenen KRnodhenftüde mit Perforationder aorta wird von Herrn Bert in dem Recueil des M&moires de Medecine, Vol, 53. mitgetheilt. Der Kranke hatte vier Tage zu— vor einen Knochen verfchluct, klagte über ein Stechen am untern Ende des Bruftbeins und befam 60 Grammes (2 Ungen) Dliven= öl, auf zwei Mal zu nehmen. Taas darauf fühlte er nur noch einen Kigel, am fiebenten Tage dagegen plöglid Drud im Ma: gen, Unterteibsfchmerz und Blutbredhen, wobei der Zod erfolgte. Es fand ſich im unteren Dritttheile der Speiferöhre ein nußgroßes ſcharfeckiges Knochenſtuͤck, durch welches die aorta perforirt und nad) zwei Seiten die Speiferöhre ducchbohrt war, Der Magen enthielt 11 Quart arteriellen Blutes. Ueber die Wirkſamkeit der Galvano: Electricität bei’m Trismus tbeilt dag New-York-Journal einige merfwürs dige Fälle mit, welche zu wiederholter Verfuhsanmendung aufforz dern. Eine junge Frau, war nach Erkältung unter befondern Um— ftänden, vom Kinnbackenkrampf befallen und fünf Tage daran frank gewefen, ohne daß Arzneimittel aewirkt hatten, bis man zur Anz wendung des electrogalvanifchen Apparates an beiden Kinnbadens Winkeln febritt. Kaum hatte die Maſchine vierzig Umdrehungen gemacht, als die Kinnladen ſich wieder öffnen ließen. — Auch in einem Kalle von Vergiftung durch eine fehr große Quantität Opium folder Patient durch wiederholte Anwendung der Galvano-Electricität aus der, durch das Laudanum bewirften, Betäubung erweckt und endlich) wiederhergeftellt worden feyn, Bibliographische Nouveau Dictionnaire classique d’histoire naturelle, ou Reper- toire univerael, par ordre alphabetique, des sciences naturel- les et physiques; redige par une societ& de naturalistes. Deuxieme edition revue et corrigee avec soin par M. R. 8. Paris 1844. (Von dieſer, in 12. gedruckten und mit einem Atlas in 4, verfehenen Ausgabe find jegt der IX. Band und Atlas» Lieferung erſchienen.) Davy, ‚Sir H_ Elements of Agrieultural Chemistry etc. New Bdition, wich Instruction for tbe Analysis of Soils and co- J pious Notes, embracing the recent Discoveries in Agricultural Chemistry, by John Shier. Glasgow 1344. 8. Ohservations relatives à la conservation des animaux domesti- ques. Par L. Mansuy, Medecin veterinaire a Metz. Me'z 1844. 8. Lettres a un Medecin de village sur divers sujets de m&decin® et de chirurgie. Par A. Espezel. 1re Lettre. Moutpellier 1844. 8. ——— — — —— — Menue Motizen aus dem Öcbiete der Natur- und Heilkunde, arfammelt und mirgerbeitr von dem Ober» Metiinalrarbe Ereriep zu Weimar, und dem Medicinalrornbe und Mrofeffior Froriep zu Berlin. NV. 694. Gebrudt im Landes = Induftrier Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x (Nr. 12. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 #6. oder 3 30 A, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 39: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gr Rovember 1844, ut Vermiſchte Beobachtungen über die thierifche Wärme. on Sohn Davy Dr. M. *) . I. Ueber die Zemveratur von Pelamys Sarda, Cuv. et Val. — Man betrachtet die Fiiche im Allgemeinen als Ealtblütig. In meinem, im Sabre 1839 herausgefommenen Werke: Researches physiological and anatomical, Vol. 1, p. 218, führte ih Umftände an, welche darauf hindeuten, daß diefe Anficht nicht unbes dinge richtig fey, indem Fifche aus der Gattung Thynnus, fowie andere aus der Familie Scomber , Ausnahmen von der Regel bilden dürften. Dieſer Schluß gründete fich jedoch hauptfählih auf die Ausfage von Fifchern, und es war daher fehr wuͤnſchens— werth, daß durch wirkliche theomometrifhe Meffungen fefts geftellt wurde, inmwiefern derfelbe richtig fey. Bisher hatte ich, cbyleich ich mich eifrig darum bes muͤhte und auch Freunde mir in diefer Beziehung ihren Beiftand zugefagt hatten, nur Gelegenheit, dergleihen Bes obachtungen an einer einzigen Fifchart, der Pelamys Sarda, Cuv. und Valenciennes, anzuftellen. Diefer Fiſch ift, gleich den meilten feiner Gattungsverwandten, ein Wanders fiih. Im Fruͤhſommer erfcheint er im Meere von Marz mora und im Bosporus, im Auguft im fchwarzen Meere, und von da kehrt er, nachdem er gelaicht bat, im Septem= ber und October in’s Mittelmeer zurüd. Sein Fang wird in berfelben Weiſe betrieben, wie der des Thunfiſches. As ih mid im Juni 1841 in Gonftantinopel aufhielt, befuchte ich auch das Meer von Marmora und eine an eis ner Bucht deffelben gelegene Stelle, wo der Fang der Pe- lamys Sarda betrieben wird. Cine Anzahl Gremplare ward in meinem Beiſeyn gefangen, und ich unterfuchte die *) Ein ganz kurzer Auszug aus dieſen Beobachtungen, deren ges nauere Kenntniß von Intereffe ift, befindet fich bereits in Nr, 653 (Nr. 15 d. XXX Bdes.), ©, 229 d. Bl. No. 1794, — 694, Kr Mr Temperatur von vieren derfelben. Dieß gefchah in dem Au_ genblide, wo diefelben aus dem Maffer geholt worden wa ten, und zıwar in einem neben dem Netze liegenden Boote, indem die Kugel eined Thermometers durch einen Eleinen Einſchnitt etwa 1X Zoll tief in den Ruͤckenmuskel und gleih darauf in die Bauchhöhle eingeführt wurde. In drei Fällen ſtieg das Thermometer im Rüden auf 75° Fahrenh. (195° R.) und in einem auf 74° Fahrenh. (183v R.) und in allen Fällen im Abdomen auf 73° Fahrenh. (183° R). Die Eremplare waren von mittelmäßiger Größe, naͤmlich 2 bis 3 Fuß lany. Die Temperatur der Luft war damalg 71° Fahrenh (174° WR), die der See an der Dberfliche 68° Fahrenh. (16° N), wahrfcheinlih aber in der Ziefe, in welcher der Fifh gefangen worden, um einige Grade gerin= ger, da die abfteigende Strömung des Bosporus an der Eälteften Stelle eine Zemperatur von 62° F. (134° NR) jeigte. Nimmt man an, das Waffer, in welchem fich der Fiſch aufhielt, habe eine Zemperatur von 62° F. befeffen (und fie war wohl eher geringer, da diefer Fifch tief ftreicht), fo ericheint die Temperatur des Fiſches um etwa 12° $. (54° MR) höher, als die des Waffers, in dem er fich befand, und mwenigftens 6° F. (23° R) höher, als die des Maffers an der Oberfläche. Dieß Nefultat beftätiget den Schluß, daß nicht alle Fiſche kaltbluͤtig ſeyen. Sn dem oben angeführten Werke hatte ich, in Betracht der geringern Größe der Nefpirations: nerven der Pelamys Sarda im Vergleich mit denen des Thunfifches, gefhloffen, daß deffen Temperatur niedriger fenn werde, als die des Thunfiſches, aber etwas höher, als die der Fiſche anderer Ordnungen, die noch Eleinere Reſpira— tionsnerven befigen, und das hier angezeigte Reſultat fcheint die Nichtigkeit diefer Folgerung zu beftätigen. Näcft der Temperatur unterfuchte ich auch das Blut diefer Fifhe und zwar dreier Species, nämlich des Schwerdt> fifhes, der Pelamys Sarda und des yemeinen Thun— fifhes. Obwohl ih nun, wegen der Schwierigkeit, ſolche 12 179 Beobahtungen witer guͤnfigen Umſtaͤnden auszuführen, nur zu unvollſtaͤndigen Nefultaten gelangte, fo will ich dieſe doch bier mittheilen. Der Schwerdtfiſch ſcheint nicht fo blutreich zu feyn, als die Pelamys Sarda, und dieſe ift e8 wieder in gerin: gerem Grade, als der Thunfifh, weßhalb die Muskeln der erftern beiden Species weit heller gefürbt find, als bie der letzteren. Das Blut des Thunfiſches iſt an rothen Theilchen un— gemein reich, was ſich theils aus deſſen Anſehen, theils aus deſſen ſpecifiſcher Schwere ergiebt, die ich zu 1,070 gefun— den habe. Das unterſuchte Blut ruͤhrte von einem im Meere von Marmora gefangenen Exemplare her, dag 2 — 300 Pfd. wog. Das Blut der Pelamys fheint weniger veich an rothen Körperhen, als das des Thunfifches, aber reicher daran, als das des Schwerdrfifches. Die fpecififhe Schwere def: fetben habe ich nicht unterſucht. Die des Blutes des Schwerdtfifches ift 1,051. Das Eremplar, von welchem daffelbe Eam, wurde im Monate December im Bosporus ges fingen und war von bedeutender Größe. Unter dem Mikroſcope erfcheinen die rothen Körperchen des Blutes diefer Fifhe fehr gleichartig. Es find gewöhnlich fehr dünne und weihe ovale Scheibhen mit ovalen Kernen, zwifchen denen ſich hier und da ein freisrundes Scheibchen zeigt. Die mittlern Dimenfionen derjenigen der Pelamys Sarda hatten so55 Zoll Länge bei 755 Zoll Breite; der: jenigen des Schwerdtfifches Zoizs Zoll Länge bei zus Zoll Breite: derjenigen des Thunfifches zn Zoll Länge bei #655 Zoll Breite. Daß die rothen Körperchen diejenige Portion des Blu: te8 bilden, welche zur Erzeugung der thierifhen Wärme am Meiften beiträgt, wird gegenwärtig allgemein zugegeben. Welcher Gontraft zeigt fi nicht, wenn man das Blut der bier in Rede ſtehenden Fifhe mit dem anderer, namentlich) der Knorpelfifche, vergleicht, deren Blut von fehr geringer Menge und dabei fehr arm an tothen Körperchen ift, und die zugleich ein verhältnißmäßig fehr Eleines Herz beſitzen. Die Dichtigkeit des Blutes von Squalus Acanthias über: trifft, meinen Unterfuchungen zufolge, diejenige feince Blut- waſſers nur fehr wenig, indem die fpecififche Schmere des einen 1,050 und die des andern 1,027 ift. Dh die eigenthuͤmliche Beſchaffenheit der rothen Koͤr— perchen irgend dazu beiträgt, deren Werbindung mit dem Sauerftoffe zu begünftigen, ift der Mühe werth, zu unter: fuhen. Veimuthungsweiſe bemerfe ih, daß der Umftand, daß fie Kerne befisen, eine Wirkung diefer Art veranlaffen dürfte, indem vielleicht die aͤußere und innere Portion des Blutkoͤrperchens refp. pofitiv und negativ electrifh find. Till man dagegen einwenden, daß rückfichtlic der Kerne und des Volumens die Blutkuͤgelchen der Fifhe, Vögel und Reptilien einander frhr nahe fommen und diefe Thierclaffen doch eine fehr verfchiedene Temperatur befißen, fo läßt fich dagegen erwidern, daß dennod in allen diefen Glaffen die Befhaffenheit der Blutkoͤrper auf denfelben Zweck gerichtet ſeyn dürfte, und daß die Vögel ihre hohe Temperatur der— 694. XXXII. 12. 180 felben theilweife verdanken, waͤhrend bei den Reptilien und Fiſchen, melde meift verhältnigmäßig wenige Blutkörperchen befigen, dieſe felbft die nöthige geringe Erwärmung nicht bes wirken Eönnten, wenn fie von anderer Befchaffenheit wären. . 1. Ueber die Temperatur des Menfhen im Greifenalter. — Da mir nicht bewußt iſt, daß Über diefen Gegenftand ſchon genügende Erfahrungen vorliegen, fo befchloß ib, einige Verſuche in diefer Beziehung anzu— ftellen, deren Reſultate ich bier kurz darlege. 1. Ein einundneungigjähriger, leidlich geſander, wohl— habenter Bauersmann, von Grasmere in Weftmoreland, der jiemlih ſchwach auf den Küßen war. Sm Juni, ale die Temperatur der Luft 60° F. (124° R.) war, ftieg ein Thermometer, deffen Kugel unter die Zunge diefes Mannes gelegt wurde, auf 99,5° F. (30° R.). Seine Hände was ten warm, fein Puls that in der Minute 48 Schläge und war ſtark, aber intermittirend. Die Beobachtung ward um 2 Uhr Nachmittags angeftellt; er hatte um 12 zu Mittag gegeffen. Am 23. October wurde deffen Temperatur um diefelbe Tageszeit, wo das Thermometer im Freien 42° F. (44° R.) und in der Stube 52° F. (83° R.) zeigte, von Neuem unterfuht. Jetzt flieg es, als die Kugel unter die Zunge gebraht wurde, auf 88,50 F. (295° R). Der Puls ſchlug 56 Mat, und der Gefundheitszuftand war ziem- lih derfelbe, wie im Suni. 2. Ein ahtundahtzigjähriger Tagelöhner, ebenfalls von Grasmere, auf den Füßen ziemlich feft, aber mit einem hronifhen Huſten und Scwerathmigkeit behaftet. Sm Suni, als die Lufttemperatur 60° $. (124° R.) betrug, flieg ein, unter die Zunge diefed Mannes gebrachtes, There mometer auf 99,5° F. (30° R.). Sein Puls war 56 und ziemlich ſchwach, er hatte vor drei Stunden zu Mite tag gegeffen. Am 28. Dctober, eine Stunde nah dem Mittagseffen, war der Puls 70, die Luft im Zimmer 55° 5. (103° R.) und die Temperatur unter der Zunge 98° 5. (294° R.). Am 27 Februar, drei Stunden nad) dem Mittagseffen, als der Puls 44 und ſchwach mar, zeigte das Thermometer unter der Zunge 96° 5. (283° R.): Die Luft im Zimmer war 44° 8. (543° R.), die im Freien etwa 32° F. (0° R.), nachdem e8 mehrere Tage ftarf ges feoren und ein ftarfer Schneefall ftattgefunden hatte. Der alte Mann war fehwächer, als im Sommer und Herbfte, und obwohl er nicht über Kälte Elagte, fühlten fid doch feine Hände und Füße kalt an. 5. Die fechsundfiebenzigjährige Frau dieſes Tageloͤh— ners, Mutter mehrerer Kinder und für ihe Alter gefund, aber durch, mit ſchwarzem Ötaare complicirten, grauen Sıaar erblindet. Shre Temperatur war im Suni unter der Zunge 98,5° 8. (295° R.), ihr Puls 78 und ziem: lich ftart, Im Dctober wurde die Temperatur unter der Zunge zu 98° $. (291° R.) und der Puls zu 70 befun: den, am 27. Februar jene zu 99° F. (293° R.) und dies fer zu 80. 4. Eine fiebenundachtzigjährige Frau, zu Amblejide, ſchwach, aber, einen chronifhen Huften abgerechnet, leidlich gefund. Am 26. October, um 3 Uhr Nachmittags, fand 181 ſich die Temperatur unter der Zunge zu 08,5° F. (295° R.), der Puls zu 84 und ziemlich ſtark. Die Temperatur der Luft im Zimmer war 57° 5. (115° R.), die der freien Luft etwa 42° 5. (45V R.). 5. An demſelben Tage wurde in demfelben Dorfe die Zemperatur einer anderen, zmeiundneunzigjährigen Frau uns terfuht. Das Thermometer zeigte unter ihrer Zunge 989 F. (294° R.), obwohl ſich die Temperatur, wegen der zit» ternden Bewegung des Kopfes, an der auch die Extremitaͤ— “ten Theil nahmen, fo wenig, wie der Puls, genau beftims men ließ. Der allgemeine Gefundheitszuftand mar ziems lih gut. 6. Ein neunundachtzigiähriger Hutmader zu Am— blefide, der noch fo rüftig war, daß er die Kirche befuchte, Am 27. October, als die Temperatur in feinem Zimmer 56° $. (103° R) und im Freien 429 5. (45° R.) war, that fein ftarfer und regelmäßiger Puls 64 Schläge, und das Thermometer ftieg unter feiner Zunge bis auf 980 F. (295° R.). Am 27. Februar um 1 Uhr Nachmittags gleih nah dem Mittagseffen, als die Luft im Freien zu 32° 5. (0° N.) und im Zimmer zu 54° F. (95° R.) temperirt war, unterfuchte ich die Temperatur unter feiner unge abermals und fand fie zu 99,50 3. (30° R.); fein Puls flug 70 Mat. 7. Die Zomperatur feiner um zwei Sahre jüngeren Frau ward am 27. Dctober zu 98,50 F (295° R.), ihr Puls zu 83 und unregelmäßig befunden. Sie war fehr gebrechlib und afthmatifch, 8. Ein fünfundneungigjähriger Mann zu Ambtefide, der ſtets gefund gewefen, und der noch ziemlich ſtark und thätig war, wurde am 28. Detober unterfuht und die Temperatur unter feiner Zunge zu 98,5° 5. (295° R.), fein Puls zu 56 und intermittirend gefunden. Die Tems peratur der Luft im Zimmer war 57° 5. (114° R.). Bei allen diefen Beobachtungen fafen die alten Leute, wie e8 bei dem kalten Klima Weftmoreland’s Sitte ift, den größten Theil des Jahres über am Kamine. Mit Aus: nabme einer einzigen Perfon darunter, fehienen alle fich bes haglich warm zu fühlen, und felbft die Aermften unter ih: nen litten Eeine North. Man fchildert das Greifenalter gewöhnlich als Ealt und nimmt gemeinhin an, die Zemperatur fine mit zuneh— mendem Alter, Die NRefultate obiger Beobachtungen dienen dieſer Meinung im Allgemeinen nicht zur Unteritügung, fons dern fehrinen vielmehr zu beweifen, daß die Temperatur als ter Porfonen, wenigftens diejenige der tiefliegenden Theile, für deren Nepräfentanten die Zunge an ihrer Wurzel wohl gelten Eann, eher höher, als niedriger ift, als die Durchs fchnittötemperatur von Perfonen mittleren Alters, welche etwa 98° F. (295° R.) beträgt. Auch werden wir dieß eben nicht fonderbar finden, wenn wir bedenein, daß die meilten Nahrungsmittel, die alte Leute genießen (und ges woͤhnlich ift ihr Appetit gut), auf die Unterhaltung der Res fpivation verwendet werden, da die Abnusung der Körpers theile bei ihnen fehr gering ift, 694. XXXII. 12, 182 Sn ſehr hohem Alter befist der menſchliche Körper wahrſcheinlich, wie in der zarteften Jugend, die Kraft, der Kälte zu widerfteben, nur in geringem Grade, fo daß der Körper leicht erkaltet, wenn er der Einwirkung Ealter Luft ausgefegt wirds Dieß fcheint durch eine Beobachtung bes ftätigt zu werden, melde ich vor vielen Fahren auf Geylon madhte Um 7 Uhr Morgens, als die Luft zu 720 F. (173° R.) temperirt war, unterfuchte ich die Temperatur eines beinahe hundertjäbrigen Greifes und eines etwa zwoͤlf⸗ jährigen Knaben, die beide nicht erhigt, leicht gekleidet und im Freien waren, Die Temperatur des alten Mannes war ‚unter der Zunge 95° F. (28° R.), in der Achfelhöhle 939 5. (274° R); die des Knaben unter der Zunge 980 $. (293° R.) und in der Achfeihöhle 96,5° F. (2830 R.). Auch die mit dem alten Manne zu Grasmere im Februar bei Ealtem Wetter ang-ftelte Unterfuchung ift diefer Anſicht günftig, während die gleichzeitig mit alten Leuten von ſtaͤr— £erer Gefundheit gemachten Verſuche zu bemweifen fcheinen, daß, wenn das Herz nur fräftig wirft und der Blutumlauf gehörig thätig ift, die Temperatur des Körpers leicht aufs techt erhalten wird, s IH. Ueber die Wirkung, welche Luft von verfhiedenen Zemperaturen auf die thieriſche Wärme äußert. — Da 8 nah Beobachtungen, die man an Menfken, welche in die heiße Zone eintreten, fowie an folchen, welche innerhalb der heifen Zone von hoben Bergen herabfteigen, angeftellt bat, feinen möchte, als ob unter folhen Umftänden die Temperatur des Körpers, wenn man fie mit einem unter die Zunge gebrachten Thermometer mißt, Schwankungen unterworfen fey, und zwar, als ob jie bei’m Eintreten in eine warme Atmoſphaͤre um 1 bie 2° F. fleige, fowie bei'm Eintreten in eine kalte Atmofphäre um ebenfoviel falle *), fo ließ ſich annehmen, daß aͤhnliche Wirkungen durh Luft von verfchiedenen Zemperaturen in den Hiufern Englands hervorgebracht werden. Im Herbfte 1842 bediente id mich, als ich die Katz tunmanufactur von Deanftone, in der Nähe von Doune in Stirlingfhire, befichtigte, Ddiefer Gelegenheit, die Tempe— tafur einiger Perfonen in der fraglichen Abfiht zu unterfus chen. In einem Saale, welcher durch erwärmte Luft und Dampf beftändig bis zu 92° 3. (263° N.) geheizt wurde, fand ich die Temperatur un.er der Zunge eins Mannes, der dort feit 6 Stunden gearbeitet hatte, zu 100,50 8. (504° R), und bei einem anderen, der ſich ebenfo lange dafelbit aufgehalten, zu 100° $. (303° R.). Der erftere war 52 Jahre alt, gefund und fein Puls 64; der leßtere 33 Fahre alt, leidlih gefund, doh an Magenfiure leidend, und fein Puls 78. Sn einem benachbarten Saale, wo die Temperatur 73° 5 (183° R.) war, ſtieg das unter die Zunge einer jungen Frau gebrachte Thermometer auf 99° F. (297° R.), und in einem großen Saale, wo 300 Perfonen mit Meben befhäftigt waren und die Kufttemperatur 609 5. (125° R.) 9 A. a. D,, p- 169, 10 183 war, flieg das, unter die Zunge einer anderen jungen Frau gelegte, Thermometer nur auf 97,5° 5. (293° R.). So wenig zahlreich diefe Beobachtungen auch find, fo ſcheinen fie doch die Anfiht zu beftätigen, daß bie Tempe⸗ ratur des menſchlichen Körpers ſchon durch einen Aufenthalt von wenigen Stunden in geheizter Luft über die normale Höhe gefteigert werde, wie die jih nad ben Wirkungen warmer und kalter Lufc im Freien a priori folgern ließ. Zu fernerer Beftätigung dieſes Satzes will ich die Re— fultate vielfältiger Beobachtungen in Betreff der Tempera: tur deffelben Individuums kuͤrzlich mittbeiten Das Sub: ject der Verfuhe war ein gefunder Mann von mittlerem - Alter, unter deffen Zunge, wenn er weder erhigt war, noch fror, das Thermometer für gewöhnlih 98° 3. (295° R.) zeigte. Die Experimente wurden zu Conftantinopel anges ſtellt, wo das Clima außerordentlich veränderlih, und zwar im Winter und zu Anfang des Frühlings oft fehr Ealt, for wie im Sommer gewöhntih fehe beiß iſt. Sie begannen zu Anfang Mär; und dauerten mit Unterbrehungen bis Ende Juli, während welcher Zeit das Thermometer im Freien von 31 — 90 F. — 3 — + 273° R.) ſchwankte, und die Temperatur unter der Zunge zu 97 — 99,5° (285 — 30° R.) beobachtet wurde Es wird nicht überflüffig feyn, wenn wir hier einiger nähern Umftände erwähnen. Um 5. März, als der Mann fih bri ftarfem Winde und einer Temperatur von 43% F. (43° R. mehrere Stun: den lang in einem offenen Boote auf dem Bosporus befuns den hatte, zeigte das Thermometer unter der Zunge 97° F. —S— Am 11. Maͤrz, als der Boden ſtark mit Schnee be— deckt war und das Thermometer um 7 Uhr M. im Freien 310 F. (— 530 R.), ſowie in einer Schlafkammer 45° F. (53° R.) zeigte, erhob es ſich unter der Zunge big 97,5° $. (293° R.). Am 3. April, wo das Thermometer bei offenen Fen— fern in der Stube auf 66° F. (155° R.) ftand, flieg es unter der Zunge bis 98,50 F. (295° R.).. Am 17. Zuli, wo der Thermometerſtand im Freien 87° 5. (245° R) war, flieg er unter der Zunge bis 99, 508. (50°R). Am 21. deffelben Monats war der Thers mometerftand im Freien, fowie unter der Zunge, derfelbe, koie am 17. Zuli, und am 28. Juli, wo der erftere 04° F. (275° N.) war, zeigte fich der leutere zu 999 3. (29Z0R.). Waͤhrend der heißeften Julitage zeigte fi) der Puls weniger betheiligt, als die Nefpiration, welche weit lang: famer wurde und nun nur vierzehn, ja einmal nur zwolf Athemzuͤge in der Minute betrug, während fie gewöhnlich ſechszehn betrug. Auch auf die Temperatur der Ertremitäten und des Harnes wurde Rüdfiht genommen; die des legtern war ges woͤhnlich am Hoͤchſten, wenn die der Zunge und Ertremis täten am Niedrigften war. Am 5. März, mo das Ther—⸗ mometer unter der Zunge nur 97° F. (2830 N.) zeigte und Hände und Füße kalt waren, hatte der Haın eine Tem⸗ peratur von 101° $. (303° R.), und am 28. Juli, wo 694. XXXIL 12, 184 bie Temperatur unter der Zunge 99 50 5. (SO R.) betrug, war die des Harnes ebenfalls 99,50 $. Führen diefe Beobachtungen, während fie auf der eis nen Seite den Sag, zu deſſen Unterftügung fie beigebracht worden, zu beftätigen feinen, (nämlich, daß die Temperatur des Körpers mit der der Luft merklich feige und faͤllt, nicht zugleich auf der anderen Seite zu dem Schluſſe, daß durch eine bohe äußere Temperatur dicjenige der aͤußeren Körpers theile etwas ſtaͤrker gefteigert werde, als die der tiefer liegen= den Organe; fowie daß duch eine niedrige Xemperatur der Utmofphäre die Zemperatur der tiefliegenden Theile erhöht und die der oberflächliben Organe erniedrigt werde, fo daß in beiden Faͤllen eine für den Organismus heilfame Goms penfation eintritt ? IV. Ueber die Wirkung der feibesbewegung aufdie Temperatur des Körpers. — Die Unter: ſuchung diefer nicht unwichtigen Frage ift bis jegt noch fehe vernadjläffigt worden, und mir wenigftens ift fein Werk bes kannt, in welchem diefelbe mit der erforderlichen Genauigkeit abgehandelt worden wäre, Sch babe über diefen Gegenftand zwar nur wenige Ber mer£ungen mitzutheilen; allein id) halte doch für gut, Dies felben nicht zurüdzuhalten. Sie wurden zu Gonftantinopel im Sabre 1841 vom Februar bis Auguft angejtellt und hatten vorzüglih den Zweck, den Einfluß mäßiger Leibesbes wegung auf die Körpertemperatur zu beſtimmen. Die Per: fon, mweldhe zu den Beobachtungen diente, war diefelbe, von der im vorigen Abfchnitte die Rede war. Am 19. Februar um 13 Uhr Nachmittags hatte die Luft im Zimmer 60° F. (125° R.) Zemperatur. Vor dem Spagiergange waren die Füße Ealt, die Temperatur zwifchen den Zehen 66° F. (155° R.), unter der Zunge 98° $. (291° R.), die des Harns 100° F. (3030 R.). Um 5 Uhr Nachm., als das Individuum, durch Leibesbewegung ges linde erwärmt, von einem Spatziergange zurüdkehrte und die Luft im Freien 40° 3. (35° R.) Temperatur hatte, waren Hände und Füße warm, erftere zu 970 F. (2859 R.), leb: tere zu 96,59 5. (283° R.) temperirt; Temperatur unter der Zunge: 98° 8. (2950 R.), des Hans: 101° $. (303° R.). Am 2. März ftand um 4% Uhr Nachm. das Ther— mometer im Freien auf 50° 5. (8° R.), im Zimmer auf 66° F. (155° R.); Füße und Hände zeigten fi mäßig warm; erftere 75° 8. (194° R.), letztete 81V (2130 R.); unter der Zunge 989 F. (2940 R); Harn 100° $. (303°R.) Um 53 Uhr Nahm., nachdem fih der Mann auf einem eins ftündigen Spasiergange ziemlich warm gegangen, fühlten ſich Hände und Füße heiß an. Letztere hatten eine Temperatur von 99” 8. (293° R.), erftere eine folhe von 98° F. (2940 R.) unter der Zunge war die Zemperatur 98° F., der Harn hatte 101,5° $., (308° R.). Am 20. März war die Lufttemperatur um 53 Uhr Nachm. im Freien 42° 5. (44 R.); der Mann Eehrte nad) einem dreiftündigen Spaßiergange warm zurüd. Die mit warmen Handfhuhen bededt geweſenen Hünde hatten eine Temperatur von 99° 5. (295 R.); die Füße eine ſolche , 185 von 97° 5. (285° R.), unter ber Zunge 980 F. (293° R.); Harn 101,5° F. (805° R.) Am 7. April, wo die Kufttemperatur im Freien zwis fhen 60 und 70° 8. (12% — 163° R.) ftand, kehrte der fraglihe Mann um 5 Uhr Nahm. nadı einem dreiftün: digen Spagiergange gelinde ſchwitzend zuruͤck; Temperatur ber Hände: 94° F. (275° R.), der Füße 96,5° F. (283° R.), unter der Zunge 98,5° 5. (295° R.), des Harns 100,5° F. (304° R.) Am 27. Mai Eehrte er um 64 Uhr Nachm. nad einem 13ftündigen Spagiergange bei einer Lufttemperatur im Freien von 68° F. (16° RN.) gelinde tranfpirirend zurüd. Hände 95° F. (28° R.), Fuͤße heiß, unter der Zunge 99,5° F. (30° R.), Harn 101,5° F. (308° N.) Am 23. Mai ftand das Thermometer im Freien auf 65° 5. (1430 R.); unter der Zunge vor dem papier: gange 98,5° 5. (295° R.), nah einem 4iftündigen Spas ziergange nur 989 F. (294° R.; Hände 95° 5. (274° R.); Füße 97,5° 5. (294° R.); Harn 100,50 Fahr. (305° R.) Um 13. September um 4 Uhr Nachm. hatte die Luft im Freien am Ufer des Bosporus eine Temperatur von 76° 5. (193° RR); er beftieg, ohne zu raften, die fteile Wand des fogenannten Rieſenbergs, und als er ftarf ſchwitzend auf dem Gipfel anlangte, war der Puls 102, während er gewoͤhnlich 52 war; die Hände 98° F. (294° R.), die Temperatur unter der Zunge 080 F. (2910 R.). Der Puls eines andern Mannes von demfelben Alter, der den Berg ebenfalls erftiegen hatte und ſtark ſchwitzte, war 138, die Temperatur unter deffen Zunge 98° F. (294° R.) und in der Hand diefelbe. Nah dem Herabfteigen war der Puls des erfteen 945 der Thermometerſtand unter der Zun— ge und in der Hand 98,5° F. (295° R.); der Puls des legtern 112, der Thermometerftand unter der Zunge 98,5% 5. (295° R.); Beide tranfpirirten gelinde. Welche Schlüffe laffen ſich nun aus diefen Beobach— tungen ziehen? Scheinen fie nicht zu beweifen , daß maͤßi— ge Leibesbewegung die Vertheilung der Temperatur und bes ten Steigerung in den Eptremitäten begünftige, die der tiefz liegenden Theile aber wenig oder nicht erböbe? Und wenn man bedenkt, daß das Blut, als das Vehikel der Erwärmung, 694. XXXII. 12. 186 hauptfächlic durch die Nefpiration erwärmt wird, fo iſt dieß gerade der Schluß, zu dem man a priori gelangen würde. Durch koͤrperliche Bewegung wird ſowohl der Puls, als die Reſpiration befchleunigt, alfo mehr Sauerftoff confumirt, mehr Wärme erzeugt, das Blut in ſchnelleren Umlauf ge: bracht und in größerer Menge den Ertr.mitäten zugeführt, mo demnach der Ueberfhuß der erzeugten Wärme abgeſetzt wird, ohne daß ſich deßhalb die Xemperatuc der tiefliegenden Drgane fleigert, worin wir wiederum ein ſchoͤnes Beiſpiel erkennen, wie die Natur Alles harmoniſch ordnet. Alle in dieſem Auf age erwähnten Beobachtungen wur: den mit demfelben Thermometer angeftelt und die Reſul— tate, hinſichtlich eines möglichen Fehlets in deffen Scala, mit einem Normalinftrumente des Profiffors Forbes in Edinburgh geprüft. (The Oaks. Ambleside , Novbr. 1843. The Edinb. new Philos. Journal, July — Oct. 1844.) Miscellen Ueber die Organifation der Reber bes Menſchen und der Säugethiere bat Herr Nathalie Guillot, Arzt an der Galpetriere, der Parifer Academie der Wiffenfhaftın am 18. November eine Mittheilung gemacht. Es ift ihm gelungen, vers ſchiedenfarbige Flüffigkeiten bis an die Enden der zartıften Aeftchen der vier Arten von Gefäßen, welche die Reber befigt, einzufprigen, und er ift der Erfte, welcher die Gallengänge, welche die ganze Oberfläche der endftindigen Buͤſchel der Lebervenen, entweder in Geſtalt eines Netzes oder eines dichten Schopfes bedecken, in einer ganz befricdigenden Weile ausgeſpritzt bar. Diefe Gefäßbüfchel bilden ebenfoviele regelmäßig polyacnale Fılder, um melde ber auch die legten Verzweigunaen der Pfortader und der Eeberarterie geordnet find. Die legten Veräftelungen der Gallengänge verbreis ten ſich über die Oberfläche aller Aeſtchen der Pfortader und geben nicht früher zu Ende, als bis diefe Aeftchen an einer Stelle des Umfreifes der durch die Rebervenen in jeder Granulation der Leber gebildeten Büfchel einmünden. Wir begnügen ung vor der Hand mit diefer kurzen Nachricht über die Forfhungen des Herrn Guils lot, da derfelbe die Abficht geäußert hat, feine fämmt!ichen Arbeis ten über die Organifation der Leber naͤchſtens zur Kenntniß des Yublicums zu bringen. Eine der merfwürbigften Erfbeinungen vegetas bilifhen Wachsthumes ift eine, von Herrn Victor Paquet von einer HorticultursReife nach Paris gebradhte, Birne (Bezy de Chaumontel) ; fie wiegt 900 Grammen (fat 2 Pfund), ihr Ums fang ift 14 Zoll und ihre Höhe 17 Zoll. Die fhöne Frucht ift dabei auf der Sonnenfeite tief geröther, RE U ———— Ueber den Nutzen des Tampons bei placenta praevia. Von Dr. &, Cinifelli. Erſter Fall. G. ©., fehsunddreißig Jahre alt, von ziemlich robuſter Gonftitution, verlor, am Ende des achten Monates ihrer Schwangerfchaft, einige Tropfen Blut aus dem uterus. Mac) zwei Tagen wurde die Blutung ftärfer, war aber noch von furzer Dauer; fie trat von nun an täglich in immer Eleineren Zwifchenraumen und immer teichlidyer ein, ohne viel Beſchwerde oder Schmerz zu verurfachen. Am fünften Tage herbeigerufen, fand ich die Kranke in eis nem Zuftande allgemeiner plethora, der Muttermund mar gefchloffen, das untere Seyment weih und fo fehr verdickt, daß Erin Theil des foetus durchgefuͤhlt werden konnte. Ein mäßiger Aderlaß, ſaͤuerliche Getränke, Ealte Waſchun— gen der Schenkel und Genitalien braten die Blutung zum Stehen, aber am folgenden Tage, an welchem ſich Geburtss wehen einftellten, trat fie von Neuem profufer, als früher, ein, fo daß die Kräfte der Dame erfhöpft und die Geburts— 187 arbeit am Fortichreiten gehindert wurde, indem der Mutters mund ſich kaum zu Öffnen begann, Nachdem ic durch die Erpioration mic uͤberzeugt hatte, daß derfelbe von der pla- centa bedeckt war, ftopfte ich die Scheide mit Charpiepfrös pfen aus, welche vorher durch Eiweiß miteinander verklebt worden waren, worauf die Wehen foyleich wieder eintras ten. Zwei Stunden nach der Application des Tampons fah ich einige Vluttropfen durch denfelben hindurchſickern, ließ ihn aber noch eine Stunde liegen, indem ich ibn mit der Hand unterftüßte, worauf ich, da die Blutung fortdauerte und die Geburtswehen fehr heftig geworden waren, ihn her— ausnahm. Da nun die Blutung immer ftärfer wurde, der Muttermund vollftändig erweitert war und die Wehen an Stärke abnahmen, fprengte ich die Blaſe im Grunde der Gebärmutter und führte die Wendung aus. Das Kind, etz wa neuntehalb Monate alt, Eam todt zur Welt, dag Wo— chenbett verlief gan; normal. Zweiter Kal. T. C., zart gebaut, achtunddreißig Fahre alt, wurde in der Hälfte des achten Monates ihrer zehnten Schwangerſchaft von einer leichten Metrorrhagie während des Schlafes ohne befannte Urſache befallen. Sm Verlaufe eines Monates erneuerte fih die Blutung mehr— mals, aber erft während der Geburtsarbeit fuchte die Kranfe ärztliche Hülfe nah. Als ic) ankam, waren feit ſechs Stuns den Wehen vorhanden, die aber. fhon in Folge der bei jeder Mehe eintretenden Blutung fehmwächer zu werden anfingen. Der Muttermund hatte den Umfang eines Viergrofchenftüfz es und war von einem ſchwammigen, blutenden Gemebe eingenommen, dag untere Segment des uterus weich, vers dit, Fein Kindestbeil zu fühlen, Zuftand allgemeiner Anaͤ— mie. Sch applicirte fogleih den Tanıpon, worauf die Mes ben fo ftar& wieder eintraten, daß nad) zwei Stunden die Blaſe fprang und das Tampon herausgetrieben wurde. Der Muttermund war gehörig erweitert und das Hinterhaupt des Kindes lag vor; da aber wegen erneuten Eintrittes der Blutung die Wehen wieder nachliefen,, fo madıte ich die Wendung, und Mutter und Kind wurden gerettet *). (Gazzetta medica di Milano No. 21.) Einfaches Stredbett bei Ruͤckgratsverkruͤmmungen. Bon ©, Hare. Es bildetdaffelbe ein planum inclinatum von 2' Breite und 63° Länge und ruht auf Rufen oder auf einem geeige neten Geftelle. Am oberen Ende befinden fih drei Rollen, von welchen die zwei außeren ungefähr 4" und die mittlern 6 über dem Boden erhaben find; zwifchen den zwei erſte— ren ift cin Zwifchenraum von ungefähr 8". An dem untes ten Ende des Bodens befinden ſich auch zwei Rollen, und ungefaͤhr Z" von deffen oberen Ende und 6 big 8“ von den Seiten entfernt, find zwei Deffnungen, in welchen gleichfalls Rollen angebracht werden. ine fehr dünne und fefte Ma: trage wird auf das Bett gelegt, auf welchem der Kranke *) Diefe beiden Fällen ſprechen auch für die Wirkfamkeit der Tamponnade zur Anregung der Geburtewehen, wie fie von Dr. Schöller anempfohlen worden ift. Dr, 694. XXXII. 12, 188 liegt. Daſſelbe ift auch mit Gewichten für die Ertenjion und mit Springfedern und Gompreffen für die geeigneten Fälle verfehen; ein Kopfring aus weichem Leder, mit Eraufen Haaren oder Baumwolle gefüllt und für das Kinn und Hinterhaupt beftimmt, ift an einen Strick befeftigt, welcher über die mittlere Rolle läuft, an weicher ein Gewicht aufs gehängt iſt; Schulterriemen, aus demfelben Material und auf diefelbe Weiſe befejtigt, gehen unter beiden Achfeln und über die aͤußeren Rollen hinweg, an welchen gleichfalls Ge: wichte angebracht find; Ahnliche Ertenfionsmittel werden auch um die Knöhel und zuweilen bei Männern oberhalb des Beckens angelegt und laufen über die Rollen an dem uns teren Ende des Bettes. In die Deffnungen an dem oberen Theile deffelben wird ein Tau eingelegt, an deffen einem Ende fih ein Schulterriemen und an dem anderen ein Ges wicht befindet; dieſes ift fehr zweckmaͤßig, wenn die Schul— ter vorfteht, fowie auch in Fällen von Auswärtsfrimmung. Bei vorftehendem Bruftbeine wird ein Stüd gepolftertes Le— der oder eine ähnliche fefte Subftanz mit großem Nugen angewandt, indem daffelbe über dem vorragenden Theil zu liegen kommt, wo dann der Drud nach Umftänden gefteis gert oder vermindert werden kann. Sn Fällen von feitlis cher Krümmung, wo die rechte Schulter viel höher, als die andere ift, ift es zweckmaͤßig, die Ertenfion nah Aufwärts nur an der linken Seite, dagegen die Ertenfion nach Ab— waͤrts an der rechten Seite anzumenden, und zwar auf die Meife, daß ein Scyulterriemen an die tiefere Seite und ein Eleinerer für das Handgelenk an die böbere befeftigt wird. Es ift auch fehr angemeffen, bei beträchtlicher Here vorragung der Hüfte oder Seite 2 — 3 — 4 Deffnungen an dem planum anzubringen, und in diefelbe 6 — 8" lange, durch Lederkiſſen gedeckte Stuͤcke Holz einzuführen, um einen ſeitlichen Druck auszuüben, zu derſelben Zeit, wo die Ertenfion angewendet wird; auch kann man den Drud durch an die Seiten der Bettftelle befeſtigte ftählerne Spring= federn ausführen. Die Gewichte find fo angebracht, daß fie den Kranken durchaus nicht beläftigen. (Aus "Practical observations on the Prevention, Causes and Treat- ment of Curvature of the Spine. By Samuel Hare, 2te Ausg. London 1844.) Ueber Ovariotomie. Bon Dr. Fleetwood Churdill. (Schluß.) 4. Was den Einfluß der Adhaͤſionen betrifft, ſo fanden ſich dieſelben in 17 Faͤllen, von denen 11 genafen, 6 ſtarben. 5. Die Fälle, in welchen die Operation an Frauen ausgeführt wurde, die an anderen organifchen Krankheiten oder an großer allz gemeiner Erfchöpfung litten, verliefen alle tödtlich. 6. Die Operation fchlug mehrmals fehl, weaen ber aroßen Bascularität des tumor oder wegen der feften Anbeftung deffelben an das Becken, und wiewohl mehre diefer Kalle (4 von 8) gena= fen, fo find diefes doch gewichtige und zu berüdjichtigende Um— ftände. 7. Die dritte Tabelle zeigt ferner, daß die Operation da ausgeführt wurde, wo gar Eein tumor oder doch Feine Dvarialge- fhmulft vorhanden war, und wir können bier den Dperateuren nicht Ungenauigkeit in der Diagnofe vorwirfen, denn es finden ſich 189 unter ihnen Männer von anrrlanntem Rufe. Es ſey uns erlaubt, einige Augenblicke bei der Diagnofe jener tumores zu verweilen. -a. Die Bauchmuskeln nehmen zuweilen unwillfübrlich die Geſtalt und das Ausfehen einer Geſchwulſt an und theilen die Empfinz dung mit, ald wäre eine foldhe vorhanden. Gegen diefe Taͤuſchung fönnen wir uns in großem Maafe licher ftellen, wenn wir unfere Manipulation des Bauches verlängern und die Muskeln zur Thä— tigkeit dadurd) anregen, daß wir die. Kranke fprechen laſſen. Auch die Percuffion, fowie die Unterfuhung per vaginam und per rectum, wird uns unfere Diagnofe begründen helfen. b. Sn der Mehrzahl der Fälle Spricht faft entfcheidend für das Borhandenfeyn einer Uteringefchwulft die Gontinuität des tu- mor, welche daraus erkannt wird, daß ein, an den Muttermund applicirter Kinger den, dem Bauche mitgetheilten Stoß empfindet, fowie die ſehr Schwache, oder ganz fehlende, Mittbeilung dieſes Stoßes für das Vorhandenſeyn einer Eierftodsaefhmwulft. Aus— nahmen hiervon madyen nur die Fälle, wo Adhaͤſionen vorhanden find, welche die Bedenorgane feft aneinanderheften. Dr. Simps fon von Edinburgh fchlägt vor, eine Bougie in den uterus einzus führen, um duch das Drehen deffelben nach der einen Seite und durch das Drängen des tumor nad) der anderen den Gig derfels ben zu ermitteln. — Eine forgfältige Unterfuchung per rectum und per vaginam wird aud) oft, felbft wenn der tumor adhärent ifl, zeigen, daß zwei tumores vorhanden find, fowie auch die ver— ſchiedene Dichtigkeit die Diagnofe unterftügen wird. Endlich wird die Geſchichte des Falles viel Licht auf die Art des Uebels werfen. Uteringefhmwülfte wachfen gewoͤhnlich langfamer, find Eleiner, fuͤh— len ſich dichter an, werden felten von Entzündung befallen und find felten ſchmerzhaft. 4 Wenn 08 aud im Allgemeinen nit ſchwer halten mag, das Vorbandenfeyn von Adhälionen zu beftimmen, fo ift es doch weit feywieriger, Ihre Ausdehnung zu beftimmen, und wenn der tumor fehr groß ift, können wir nur eine VBermuthung wagen. Menn ein ziemlich freier Ovarialtumor bewegt wird, fo findet die Empfindung eines Rollens ftatt; ein Kniftern dagegen, wenn Ads bäfionen vorbanden jind; aud Fann eine Veränderung der Stellung des Körpers als Hülfgmittel dienen. . Zajt unmöglich ift es, über die Vascularität einer Abdo⸗ minalgeſchwulſt ein beftimmtes Urtheil zu faffen. Zumeilen koͤnnen wir mit dem Finger die Pulfation einer Arterie unterfcheiden; auch darf hier das Stethofcop nicht außer Amwendung bleiben. Aus dem Vorbergehenden erhellt, daß die Diagnofe viele Schwierigkeiten und Zweifel darbietet; widrigenfalls auch wohl nicht jene Srrtbümer in der Erkenntniß vorgefommen feyn würden, und da diefe fich wiederholen Eönnten, fo möchte ich ernftlich rathen, daß man, wenn nad) Eröffnung der Bauchhöhle der tumor als dem uterus anachdrig fich erweif’t, Eeinen Verfuh made, denfels ben zu entfernen, da die Kranke ohne Erftirpation weit mehr Hoffe nung auf Genefung hat. Schlußfolge. — Selbft nach den von mir gegebenen Eins zeinheiten ift es fehr ſchwer, zu einem beftimmten und befriedigen= den Schluffe zu kommen; denn erſtens haben wir nicht genaue Data genug, um über ben Verlauf des Uebels, ohne dhirurgifche Eingriffe, urtheifen zu können; zweitens ift Dr. Southam’s Tabelle quantitativ zu unbedeutend, um aus derfelben genü= gende Reſultate über die Ergebniffe der Punction erhalten zu koͤn⸗ nen; drittens find die Källe, in welchen die Erftirpation des Eier: ftodes ausgeführt worden ift, von fo gemiſchter Beſchaffenheit, daß es unmöglich ift, unpartheiifch die Käle auszumählen, in wels hen die Operation zur Erleichterung des dringenden Leidens noth— wendig war; und viertens koͤnnen wir, wegen der Schwierigkeit der Diagnofe, faum erwarten, daß unfere Praris von den oben gerügten Mängeln frei bleiben werde, Wir können jedoch im All: gemeinen aus dem Gegebenen fchließen, daß die Eprftirpation in aewiffen Fällen zu rechtfertigen fen; einmal, weil, nad aller Ans fiht, das Uebel durch innere Mittel nicht zu befeitigen iſt; ferner, weil die Kranke nach einiger Zeit an dem Srttichen Uebel, oder an der Störung des Allgemeinbefindens, zu Grunde geben wird; und endlich, weil die Punction faft immer nur auf kurze Zeit Erleich— terung gewährt und von großer Gefahr begleitet ift. Die Exſtir— 694. XXXII 12. 190 pation ſcheint, nad dem jegisen Zuftande unferer Erfahrung, auf bie Falle beſchraͤnkt werden zu müffen, wo einfädherige Cyſten oder auch ſolide Zumoren, beide ohne Adhäfionen, vorhanden find; wo ferner die Kranke von dem Uebel fo weit afficirt ift, daß fie einer chirurgiſchen Huͤlfsleiſtung bedarf, ohne jedoch zu weit herunterges bracht worden zu feyn, und wo feine anderen bedeutenden organi⸗ ſchen Uebel vorhanden find. Was bie Weiſe der Operation betrifft, fo ift es beſſer, mit dem Kleinen Einfchnitte zu beainnen, und ibn, wenn es nötpig wird, zu verlängern. (Dublin Journal, July 1844.) Nofologiihe Tabelle der Ohrfrankheiten. Bon Dr. Wilde. A. Krankheiten des äußeren Ohren» und des Zisen: fortfages: Wunden und Verlegungen . gefchnittene, gerilfene, gequetfähte, - Fracturen, Veränderung durch Drud . Äübflachung, Geſchwuͤrbildung. Entzündung =» r - phlegmonöfe, erpfipelatöfe, Zurunfel, ———— ae pecifiſche — gichtifche. Affectionen der Haut . herpes, eczema, * pemphigus. Hypertrophie. Cancer. Gefhwüfe . . . Balgs, * Steatome. Syphilitiſche Verſchwaͤrung. Naevus. Zitzenfortſatze (Entzuͤndung der Beinhaut. ⸗ ⸗SZitzendruͤſe. Chroniſcher Abſceß. Caries. Angeborene Mißbildung. . unvollkommene Entwickelung. Mangel des äußeren Ohres, Doppeltes Außeres Ohr, Gefpaltenes aͤußeres Ohr. B. Krankheiten des Äußeren Gehörganges. Wunden und Berlegungen. Fremde Körper. Veränderung der Raͤumlichkeit Zufammenfallen, Berengerung. Erweiterung. aut . » chroniſche, rheumatiſche, Drüfen s, fpecifiihe — gonorrhoifche, Herpes. Verdickung des Oberhautchens. Krankhafter Auswuchs deſſelben. Aphthoͤſe Geſchwuͤre. Entzuͤndung... umſchriebene diffuſe. Affectionen der Haut Myringitis. Otorrhoea externa. . + catarrhalifche, einfach eitrige, mit Polypen ober Fungen, mit granulirtem Zrommelfelle, mit caries, mit perforirtem Trommelfelle, mit einer Äußeren Fiftel. Polyp, Krankhafte Auswuͤchſe . Knochengeſchwulſt. 191 Krankheit der Schmalgdrüfen chroniſch), Mangel deſſelben, Veraͤnderung deſſelben. Verſchwaͤrung. Angeborene Mißbildungen . Polypoͤſe Excrescenzen, Verſchließung durch Pſeudomembra⸗ nen, Fehlen des meatus. Contraction⸗ C. Krankheiten des mittleren Ohres und der Euſta⸗ chiſchen Röhre, 1. Des Zrommelfelles. Mechaniſche Verlegung. Entzündung - 2. acut . umfchrieben, Abſceß diffus. chroniſch, mit Granulationen. Opacitaͤt. Zuſammenfallen mit Schwaͤche des Gehörs. Pi Sehlen der Schwingung. Durchbohrung. Verſchwaͤrung. Krankhafte Ablagerungen. Angeborene Mißbildungen . Mangel bes Trommelfelles. Daffelbe von einer Pfeudomembran bedeckt. 2. Der Zrommelhöhle. Verletzungen. Entzündung . . acute, catarrhalifche, rheumatifche, chroniſche, mit Verdickung der Schleimhaut. Entzündung der cellulae mas- toideae. Otorrhoea interna , . fpecififche, einfache, mit krankhaften Auswuͤchſen. mit caries des inneren Ohres. mit meningitis oder encephalitis. Polyp, fungus, osteosarcoma, Verknoͤcherung des Fenfters. Vermehrte Schleimabfonderung. Blutertravufat. Verluft dee Gehoͤrknoͤchelchen. ankylosis, Angebotene Mißbildungen . Krankhafte Auswüchfe & Fehlen der Knoͤchelchen. = des Fenfters, 3. Der Euſtachiſchen Röhre. Entzündung . > £ catarrhalifche, ſyphilitiſche, chroniſche mit Schleimhaut. Verdickung der 694. XXXII. 12. Vermehrung des ceruman (acut — 192 Obſtruction durch . WVerengerung, Schleim, Anſchwellung der Mandeln, Verdickung und Erſchlaffung der Schleimhaut. Erweiterung. Fremde Koͤrper. Angeborene Mißbildungen . Fehlen der tuba. Unvollkommene tuba. D. Krankheiten des inneren Ohres. Mechaniſche Verletzung. Bruch des Felſentheiles des Schläs fenbeines. Entzuͤndung. Nervoͤſe Taubheit . erethiſche Form, torpide Form, durch Hirnleiden, ⸗WMercur, otalgia durch Leiden der Hoͤrnerven. Blutſchwamm. Osteosarsoma. Caries. \ Angeborene Misbildungen . Atrophie od. Mangel der Hörnerven. Totaler oder partieller Mangel des Labyrinths. Labyrinth mit kaͤſiger Maſſe anges füut. mit angeborener Mißbildung, obne augenicheinlihen Mangel. (Wilde, über die Gefchichte der Ohrenkrankheiten im Dublin Jour- nal, July 1344.) Zaubftummpeit » . 5 Miscellen. DieProportion der Srren beiden QAuäfern in Engs land und Schottland wird zu 3 auf 1000 angegeben und ift alfo größer, als für den Ueberreft der Bevölferung, was man folgens dermaaßen erklären will: 1) Große Lebendigkeit des Gewiſſens in Beziehung auf einfache Moral. Sie veranlaffe empfindliche Ges voiffensbiffe, wenn man gefündigt habe, die Heftigkeit des Eindruf- tes verändere fich leicht in dementia, und das um fo fehneller, da die Aufführung jedes Mitgliedes der Gefellfchaft direct der allgee meinen Controle unterliege. 2) Der Geift fey durch einen Eleinen Horizont befhränkt, Wiffenfchaft, Künfte und Zerftreuungen feyen gänzlich ausgefchloffen. Das Streben, Wohlftand zu erlangen, fey ihr Hauptzweck; diefer veranlaffe eine Erankhafte Thätigkeit, wähs rend fie aus derfelben Urſache fortwährend auf Unabhängigkeit aus— gingen und ſich aar nicht, oder fehr fpät verheirarheten. Dieß im Vereine mit ihrer ftricten Moral im Cölibat und ihre häufigen 3ufammenfünfte untereinander wirfe als mächtige Mittel zu Geis ftesftörungen‘‘. (The Globe.) Ueberdielebertragung dersyphilisauf Thiere hat Herr Auzias-Turenne eine Reihe von Verfuchen angeftellt und der Acad. Roy, de Med. mitgetheilt, nach welchen die Uebertragung auf Affen, die Rage, den Hund und das Kaninchen unbezweifelt ift. Nefrolog. — Der verdiente Dr. Carl Bernard zu Konftantinopel, Schöpfer und Seele der medicinifchen Schule von Galata-Serai dafelbft, ift am 2. November geftorben. Bibliographische Neuigkeiten. Physique du Globe par M. de Tessan, Ingenieur - hydrographe de la marine, Paris 1844. 2. Vol. (Enthält die Arbeiten, melde am Bord der Fregatte Venus, auf einer Reife um die Welt, unter Commando des Gapitain Abel du Petit-Thouars gemacht find.) S. Loven, Arsberättelse om Zoologiens framsteg under ären 1840 — 1842 till Kongl Vetenskaps - Akademien afgifven. Del. 3. Stockho!m 1844. 8. De la cure radicale du Varicocele par l’enroulement des veines du cordon spermatique etc, Par A. Vidal (de Cassis). Pa- ris 1844. 8. Traite el&mentaire et pratique de Pathologie interne. Par A. Grisolle.. (Complement du tome II. et dernier.) Paris 1844. 8. ee — — Menue Motizen auß dem Gebiete der Hatur- und Heilkunde, gefammelt und mitgerbeilt von dem Ober⸗Medicinalrathe FEroriep zu Weimar, und dem Medieinalrarhe und Profeffor Froriep zu Berlin, N. 695. (Nr. 13, ded XXXII. Bandes.) November 1844, Gedrudt im Landes = Induftrie » Somptoir zu Weimar, Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 80 2%, des einzelnen Stüdes 3 99x Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99= Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9% 1a ent Beat m BE Anatomifhe und phyfiologifche Unterfuchhungen über das Ei und corpus luteum des menſchlichen Wei- bes und der GSäugethiere, Bon Dr. Deshamps, Das Entftehen, die innere Structur und der Nusen des corpus luteum find bisjegt noch Gegenftände Lebhafs ter Gontroverfen in der Dvologie. Der Act der Befruch— tung bedingt immer die Entwidlung des gelben Körpers in dem Gierftode: foviel Eier befruchter werden , foviele gelbe Körper finden fid) auch; aber es wäre voreilig, mit gewiffen Autoren zu behaupten, daß man aus der bloßen Beſichti— gung der corpora lutea genau die Anzahl der in der Gebärmutter enthaltenen Jungen beflimmen £önne, denn das vom Eierftode gelöftte Ei ift einer Menge von Wechfel: fällen unterworfen, welche es zerftören, zu welchen die völlige Ausftoßung oder die gehemmte Entwidelung derfelben zu zählen find. Das Vorhandenfeyn des corpus luteum ift ein ficheres Zeichen der fruchtbaren Wereinigung beider Ges ſchlechter. Diefes Zeugniß der Befruchtung ift aber flüchtig und vorübergehend, während die in Folge der Nuptur der Eimembran entftcehende Narbe ein feftes und andauerndeg Zeichen iſt Nach der MReforption des corpus luteum fönnen aber auch die Menjtrualnarben mit den Befruch— tungsnarben verwechfelt werden; letztere geben alfo nur bei vorhandenem corpus luteum ein fichered Zeugniß für die gefchehene Befruchtung ab. Das corpus Juteum, die membrana decidua ovarii, welche aus der Umbildung de8 das chorion um: gebenden cellulös=vasculäten Gewebes entfteht, bildet eine kleine, Eugeligte Maffe, welche das Ei umgiebt und daffelbe vom Cierftode trennt. Nach dem Austritte des Eieg füllt diefe Membran zufammen und wird zu einer Kugel mit uns gleicher, hoͤckeriger, gelblicher Oberfläche, welche allmälig zu einem fo großen Umfange anwähf’t, daß bei der Kuh, z. B., das eigentliche Gewebe des ovarium zurüdgedrängt und atrophifch wird, Bei der Sau erfegt das corpus luteum No. 1795. — 69. das Graaffche Blischen faft ganz. Die gelben Körper zie- hen ſich zumeilen fo fehr in die Subftanz des Eierſtocks zu— ruͤck, daß fie äußerlich gar nicht mehr fichtbar find. Gie nehmen langfam an Umfang ab und verſchwinden erſt lange Zeit nad) der Empfaͤngniß, indem die Neforption derfelben von der Peripherie nah dem Gentrum bin ftattfindet, fo daß man immer die cellulöfen Weberrefte ihrer Gentralhöhle und ihre cellulären Ausfttahlungen vorfinde.e Wenn man dad corpus luteum auffcdneidet, fo findet man in feiner Mitte die becherförmige Höhle, welche das Ei umſchloß, Diefe Höhle enthält Blut oder Faferftoffgerinnfel, oder ihre MWandungen legen fich aneinander, und als legte Epur der— felben zeigen ſich noch agglomerirte cellulöfe Platten. Das centrale Zellgewebe, welches der Peripherie des Eierſtockes näher fich befindet, als dem Mittelpuncte des gelben Koͤr— pers, bildet Ausftrahlungen, welche den gelben Körper in eine gewiffe Zahl von Käppchen trennen. Stets findet fich eine gewundene, zumeilen geradlinige, fehr beträchtliche, mit der Dberflähe des ovarium parallel laufende Furde, melde aus der Dbliteration des Ausführungsgangıs der Eied ent: ftanden ift, und durch diefe Furche kommt das Ei aus dem Bierftode. Die Blutgefüße Eommen zum Cie durch die cele luloͤſen Zwiſchenraͤume der Läppchen, aud habe ich Nerven- füden und Lymphgefaͤße gefunden. in jedes Läppchen ift aus einem bläschenartigen, areolaren und fecernirenden Ge— webe zufammengefeßt, welches in feinen fleinen Zellen eine Eleine Eugelichte, granulirte, oder farbige Subftanz enthält, melde in gewiffen Fällen braun, ziegelroth und zur Zeit der Meforption ſchwarz wird. Die gelbe Farbe Löft fich bei der Maceration im Waffer auf und befledt das Pa— pier und das Linnen. Durc dag Kochen durch Alcohol und angefäuerte Waͤſſer wird diefes an fich weiche und fchlaffe gelbe Gewebe feit. Das corpus luteum entfteht nicht aus der Umge— ftaltung der Graaffchen Bläschen durch eine Urt von Hy— pertrophie oder durch eine einfache Ablagerung gelber Sub— ſtanz nah Innen, nach Außen oder zwifchen feine membra= 13 195 695. nöfen Blätter, denn wenn diefes der Fall wäre, fo Eönnte das corpus luteum der Geaafſchen Bläschen nicht in feiz nem Sanerın enthalten, und die Gentralhöhle müßte gleich der Höhle des Blaͤschens glate und glänzend feyn. Das Eleine Koch in der Mitte des. gelben Körpers ift jedochnach der Auge ftoßung des Eichens chagrinartig, ungleih, und wenn man den Eierftod in Waſſer legt, fo fieht man die cellulofen Streifen auf demfelben umberfhwimmen, weldhe dag cho- rion mit dem gelben Körper verbanden. Das corpus Juteum unterfheidet fih durch feine ateolare Structur, feine gelben Koͤrnchen, feine Gentrathob: le, feine Ausftrahlungen und befonders duch feinen Aus» führungsgang binlänglih von allen zufälligen Faͤrbungen des Parenchyms des Eierftods, fo daß die Unterſcheidung zwiſchen corpus luteum verum und — als voͤl⸗ lig zwecklos erſcheint. Die Entwickelung der Eier im Eierſtocke bis zu ihrer Reife nimmt die Periode ein, welche ih die Eierſtockstraͤch⸗ tigkeit nenne. Sm Eierflode zufammengedrängt, mußten die Eier der Säugethiere fih dem Eleinen, ihnen angemwiefenen Raume anpaffen, und defhalb iſt ihre Geftalt nicht immer regelmä= Big eiförmig, einige find Ellipfoide, andere abgeplattet, viele geftattlos. Sobald die Entwidelung eines Eichens beginnt, fo nimmt e8 die fphärifche, Eugeligte Form an und rüdt unaufhörlich gegen die Oberfläche de8 Drgans vor, fo daß vor der Befruchtung die peritonäale Hemiſphaͤre des Ci: chend mehr vorfpringt, als die parenchymatöfe. Die pe— tipherifhen Eichen befommen nun große Durchmeſſer, ohne die centralen Eichen zu betheiligen. Die Zahl der Ei: den ift ſehr verfchieden, ich habe bis zu 27 Eier in ver: fibiedenen Entwidelungsftufen in dem Eierftode einer Frau gezählt. Die Eier erreichen erſt nach und nach den Zuftand der Reife oder der vollftändigen Organifation, welcher fie geeig— net macht, unter dem Cinfluffe der Befruchtung in ihrer Fotalität oder tbeilweife durch den einfachen Einfluß der Erregung der Geſchlechtsorgane zur Zeit der Menftruation und der Brunft ausgeftoßen zu werden. Sch theile die be> merkbaren Mopdificationen, welche in der Compofition des Eichens im Cierftode vor fih gehen, in drei Perioden. Bei dem foetus (primitive oder fütale Periode) be: merft man Eleine, opafe, amorphe Puncte, inmitten des Parenchyms des Eierftodes; dieſe Puncte find die Rudi— mente der Graafſchen Bläschen. Sie werden erft gegen das Ende der Entwidelung des foetus fichtbar. Sie find ficher nicht dag Product einer Secretion, denn das Gewebe des ovarium befteht aus denfelben Elementen, wie das des ute- rus, welcher doch feine Eier erzeugt. Carus hat in diefer Periode der erften Entwidelung Bläschen entwidelt gefunden, woraus hervorgeht, daß dag Cichen im Eierftode lange vor der Befruchtung vorhanden iſt. Die Oberfläche des Eierſtocks ift um diefe Zeit glatt und gleichförmig. Bon der Geburt bis zur Pubertät findet eine ges mifchte Periode ftatt, während welcher die Entwidelung der Eier vor fi) geht. Während die Oberfläche des Eierſtockes XXXIL 13. 196 glatt und ohne Spur von Marbe bleibt, fecerniren die Eleis nen opafen Puncte in ihrem Suneren eine anfangs weißliz he, fpäter citronenfarbige Flüffigkeit, durch welhe fie dem unbewaffneten Auge jihtbar werden. Sie nehmen mehr” und mehr an Umfang zu; die Eierhen hängen fehr innig mit "dem Gewebe des Eierſtockes zufammen, und die Bläschen plagen ſehr leicht. Endlih fommt die Epoche der Pubertät oder der voll: ftändigen Bildung der Eierchen (Epoche der Menſtruation und der Brunſt). Das Bläschen enthält das Eichen, und das vollftändige Ei ift leicht zu ftudiren; es ift niemals größer, als 1 — 14". Die Verbindung mit der sub- stantia propria ovarii ift nicht mehr ftar€ genug, um eine völlige Kostrennung des Eies von feinem Behälter zu verhindern. Wenn man den Eierftod in Eochendes Waſſer bringt, fo wird das Ei hart und trennt ſich leicht durch Enucleation von feiner Hülle. Diefes ift die Beſchaffenheit des Eies der Säugethiere zur Zeit feiner Reife. Mit vorrüdendem Alter werden einige Graaffchen Blaͤs hen hypertrophiſch, und die größere Anzahl derfelben erleidet Feine Veränderung. Die Eierftöcke ſchrumpfen ein und wer« den welk, und die Menftruation, ſowie die Brunft, ceffiren. Wenn zur Zeit der Neife Eeine Befruchtung flattges funden hat, fo bleibt alfo das Ei nicht in einem ftationd- ren Zuftande. Nach feiner Tendenz zur ercentrifhen Ent: widelung nimmt ed an Umfang zu und wird hypertrophifch, Die Dottermembran, fowie das Chorion, nehmen an diefer Entwidelung Theil, und zumeilen legen ſich fogar biefe beis den Häute dicht aneinander, Die Eier verlieren, wenn fie fehr groß geworden find, ihre Beftuchtungsfähigkeit, fie wer— den nicht mehr in ihrer Zotalität ausgeftoßen und brechen auseinander. — Das Ei wird aus dem Eierſtocke duch einen fehr coms plieirten Mechanismus ausgeftoßen, weldhen id) die Eierſtocks— entbindung nenne. Das diefes wichtige Phänomen motivirende Agens ift die Befruchtung, und als Hülfsmittel dienen das cor- pus luteum, die elaftifhe Hülle des Eichens, der Eierſtock und die Muttertrompete. Wenn die Fallopifhe Trompete fi) an den Eierfto® angelegt, um die befruchteten Eier aufzunehmen, fo find Ddiefelben im Corpus luteum, und diefes wiederum in einer von dem fibröfen Gewebe des Eier— ſtocks gebildeten Hülle eingefhloffen. Nun begünftigen aber die erectilen und elaftiichen Kräfte der Zrompete und des ovarium, durch den Act der Befruhtung angeregt, den Austritt des Eies aus dem Mittelpuncte des gelben Körpers durch den Ausführungsgang des Ileßteren, welcher fein zer: brechliches Product in dem Ganale der tuba Fallopii ſcho— nend niederlegt. Der geftanfte Rand der Muttertrompete zieht fi) darauf zufammen, Erümmt ſich in fi felbft zurüd, und das Ei bewegt ſich fehnell nach der Uterinhöhle bin. Das Ei fommt in die tuba Fallopii 64—70 Stun: den nach der Befruchtung, bei Kaninchen zumeilen fchon, nah Bifhoff, 9— 10 Stunden nad derfelben, bei Huͤn— dinnen bis nah 136 — 150, bei Schaafen und Kühen nah 96 — 117 Stunden. 197 Im Moment der Eierftodsentbindung findet eine Eleine Blutung duch die Nuptur der vom chorion zum Eiers ftode verlaufenden Gefäße ftatt, und das Blur haͤuft fich fehr oft in der Höhle des corpus luteum an; es findet überdieß eine Ruptur des das Ei umbüllenden Baucfells ftatt. Zur Zeit der Regeln bei dem Weibe und der Brunft bei den Thieren gehen die Erfheinungen nicht auf diefe Weife vor ſich: die fih vom Eierſtocke obne Befruchtung ablöfen: den Eier find unvollftändig, denn fie haben Eein chorion, auch findet fih niemals ein corpus luteum. Die Eier legenden Thiere haben nur die Eierſtockstraͤch—⸗ figkeit und Entbindung, während die Säugerhiere eine dops pelte Schwangerfhaft und eine doppelte Entbindung, des Eierſtockes und der Geärmutter, haben. Ueber den Speichel. Bon Dr. Samuel Wright in Birmingham x Dr. Wright's Abhandlungen über den Speichel, deren er neunzehn gefchrieben hat, enthalten eine fehr voll: ſtaͤndige theoretifch » practifhe Darlegung der Chemie, Phy— fiologie und Pathologie diefer Secretion. Shre Zufammens fegung bat er ungemein genau unterfucht und feine analy— tifhen Proceffe mit allen Einzelnbeiten befchrieben. Den Namen Ptyalin, welchen zuerft Berzeliug einem eigens thümtichen Beftandtheile des Speichelg beilegte, bebält er bei, obwohl er zu deffen Ausfcheidung einen andern Proceß an— wendet, als Berzelius. Im arfunden Speichel, fagt er, ift jedesmal Sulphocyanogen vorhanden; dagegen findet man diefen Beftandtheil, gleich dem Ptyalin, in franfem Speis del in verminderter Menge, zuweilen gar nicht. Dr. Wright's Analyfe des Speichels ift unlängft durd) Budge und duch Lehmann beitätigt worden. Dr. Wright bemerkt, daß der gefunde Speichel jes derzeit in Folge der Anweſenheit von Natron alkaliniſch, nach langem Faften dann und wann neutral, nie aber fauer ift, Die Secretion kann fehr fehleunig einen hoben Grad von Alkalinität gewinnen, je nachdem dieß ſich zum Neutralifiren der Säure im Magen nötbig macht. Ferner giebt er an, der Speichel befördere die Verdauung, indem er einestheilg teizend auf den Magen und anderntheils auflöfend (chemifch 2) auf die Nahrungsitoffe mwirke, Dr. Wright's vielfah wiederholten und abgeänder- ten Verſuchen zufolge, befigt der Speichel merkwürdige phyſio— logifhe Eigenfhaften. Die bei voller Gefundbeit und Koͤr— perkraft erlangte Secretion erzeugte, wenn man fie in die Arte— tien oder Venen einfprigte, Symptome, melde denen der Waſſer— ſcheu durchaus Ähnlicy waren. Der in Folge von Verdaus ungsſchwaͤche oder hyſteriſchem Ptyalismus fecernirte Spei— chel brachte dieſe Wirkungen durchaus nicht, oder doch nur in ſehr gelindem Grade hervor. Dr. Wright behauptet, die chemiſche Analyſe koͤnne zwiſchen dem Speichel vollkom— men geſunder Perſonen und dem von mit Waſſerſcheu be— 695. XXXII. 13. 198 hafteten Patienten durchaus Reine Verſchiedenheit entdedien. Er bezweifelt, daß in dem Speichel tollmüthiger Thiere ir: gend ein fpecifiiches Gift vorhanden fey, und behauptet, der einzige Schluß, zu dem er durch eine ausgedehnte und vorurtheilsfteie Unterfuchung habe gelangen Eönnen , fen der, daß derin einer fo abnormen Weife wirkende Speidel von der gefunden Secretion nur infos fern verfhieden fey, als er die dem Speichel überhaupt zufommenden Eigenfhaftenin einem übertrieben hoben Grade bejige. Die Pathologie des Speichels hat Dr. Wright in einer ungemein umfaffenden Weife und mit beftindiger Be: rüdfichtigung des practifhen Standpunctes behandelt. Er zählt meunzehn Varietäten von krankem Speichel auf, von denen er vier in Unterabarten eintheilt Diefe verfchiedenen Formen der Erankbaften Secretion deuten auf locale oder alls gemeine organiſche Störungen hin, und das forgfältige Stu— dium derſelben fcheint für die Diagnoſtik ungemeine Vortheile zu verſprechen. Die verfihiedenen, theils idiopathifchen, theils fomptomatifhen Leiden der Speicheldrüfen behandelt Dr. Wright, je nah den Erforderniffen des Falles, mit fedas tiven, adjtringirenden oder reisenden Gurgelwaffern. Die beiden erjtern werden angewandt, wenn ſtarke Speichelfecres tion flattfindet und die Drüfen reizbar find, und zugleich werden zumeilen DBlafenpflafter hinter den Ohren oder in dem Naden ꝛc. verordnet. Die Gurgelwaffer der legten Art find angezeigt, wenn die Drüfen einen fpärliben und krankhaft veränderten Speichel fecerniren, und Dr. Wright unterftügt deren Wirkung durch Blafenpflafter unter der Kinnlade , locale , electrifche Schläge ıc. Bei'm Eritiihen Speichelfluffe in acuten Krankheiten, fowie in Fällen, wo die Speicheldrüfen für andere Organe vicariren, dringt Dr. Wright befonders auf Unterhaltung des Ausfluffes, bis die acuten Symptome nad)gelaffen haben, oder die Secretion des competenten Organe wieder eingefres ten it. (Ausgezogen aus Dr. Wright's Auffigen in The Lancet. Lond. &. Edinb. monthly Journal of med. Sciene, July 1844.) Ueber die Lebensweife des Python Natalensis. Von Thomas ©. Savage, D. M., zu Palmas: Gap an der Weftküfte Africa's. Diefe Schlange ift von Neifenden und Einheimifchen faͤlſchlich Boa genannt und fo mit der Südamericanifchen Gattung verwechfelt worden. Allerdings bat fie, ſowohl in ihrer Geftalt, als Lebengweife, mit der Boa constrictor auffallende UehnlichEeit, fo daß nur die Schuppen unter dem Schwanze einen fpecififchen Unterſchied begründen. MWihrend meines fünfjährigen Aufenthaltes bierfelbft find mir eine Anzahl Exemplare diefer Schlange, jedoeh nur ein einziges, welches ich hierbei übermache, lebendig zu Ge: fiht gefommen. Das erfte, von dem ich Kunde erhielt, wurde durch einen Hund in den Hof der Americanifhen Miffionäre ges lodt. Es war 14 Fuß lang und hatte den Hund bereits 2 Minuten lang ummunden, als die Neger zu deffen Bei— 15* 199 ftand herbeifamen. Die Schlange, welche fih babei an Eei: nem anderen Gegenftande mit dem Schwanze feftgeflammert hatte, ließ den Hund nicht eher los, als bis fie einen tödt: lihen Schlag auf den Kopf erhalten hatte. Der Hund hatte Eeinen ernftlihen Schaden genommen; £ein Knochen war ihm zerbrochen, und fobald er von der Sch'ange befreit war, fprang er auf, lief in den Hinterhof und zeigte fich eine Zeit lang ungemein fhredhaft. Nur auf dem Nüden war er mit Schleim überzogen, und diefer ließ fich nicht durch Waſchen befeitigen, fondern brödelte binnen 8 bis 10 Tagen allmalig ab. Das zweite Eremplar, von dem ich hörte, ward durch eine Henne mit Küceln in das Haus einer alten Frau ge: lot, welche des Nachts durch ein ungewöhnliches Geraͤuſch unter ihrem Bette aufgewedt wurde. Sie machte Licht und entdedte die Schlange, welche ihre Beute zu faffen fuchte, aber nun erfchrocen in ein Nahbarhaus floh, wo man fie duch einen Schuß tödtete, Das dritte Eremplar fand fih im Frühjahre 1837 auf meinem eigenen Gute ein. Einige Arbeiter bemerften nicht weit von demfelben eine Antilope und erhoben, ihrer Ges wohnheit nah, ein Geſchrei, durch welches die Antilope in dag Gebuͤſch gefheuht wurde. Sie verfolgten diefelbe und börten gleich darauf das Stöhnen der Antilope, welche von einem großen Python umfchlungen worden war. Sie feu— erten alle zugleich und tödteten die Schlange und die Anti— lope mit einem Male. Die erftere maß Über 14 Fuß; die iegtere war ein großes Thier, und es ließ fich ſchwer be= greifen, wie die Schlange daffelbe hätte verfchlingen Eönnen. Allein als id die abgezogene Haut fo weit ausdehnte, als bieß ohne Gefahr des Zerreißens möglih war, wurde mit einleuchtend, daß diefer gewaltige Biffen wohl in dem Leibe der Schlange Plag hätte finden Eonnen. Das Fleiſch der Schlange war ungemein fhön weiß, und die Eingeborenen ließen es fich trefflih fhmeden. Aus der Haut bereiteten fie eine Suppe, und auch von dem Aufbruhe wurde nicht das Geringfte übrig gelaffen. Sm lesten Fahre find mir noch zwei Eremplare zu Geſicht gekommen, welche bei'm Umbrechen von Sungfern= boden zur Anlegung einer Neispflanzung von den Eingebo— tenen entdedt und erlegt wurden. Auf demfelben Grund ftüde wurden außerdem noch drei Python entdedt, und der Eigenthümer gab deßhalb, einer aberglaubifchen Meinung zufolge, daß es Eeinen Ertrag geben werde, die Gultur def: felben auf. Das vor mir liegende junge lebende Exemplar ift 10 Fuß lang und wurde am 22. Februar von meinem Com: pagnon, dem Prediger Joshua Smith, auf einem unferer Vorwerke gefangen. Er hatte fih fehlafen gelegt, als er etwa um Mitternacht einen Hund in dem Maͤdchenſchul⸗ baufe heftig bellen und dann plöglich einen Schrei ausfto= ben hörte. Er glaubte, ein Leopard habe den Hund ges padt, weldyer Fall fih nicht felten ereignet. Er ging hinab und um das Schulhaus herum, in dem fih eine Deffnung befand, durch welche der Hund hinein und herauskommen konnte, Der Mond fchien heil, aber Herr Smith £onnte 695. XXXIL 13. 200 nichtd Ungemwöhnliches ‚bemerken. Er rief den Hund, wel⸗ her aber nicht zum Worfcheine kam, und hörte durchaus nichts, als eine Act Zifhen, von welchem er glaubte, es tühre von den Enten her, die dort eingefperrt waren. Er öffnete die Thür, fah aber noch immer nichts, bis er endlich den Hund in den Windungen einer Schlange regungslos auf dem Nüden liegen ſah. Nun lief er nach feinem Hirfchfänger und drang mit einigen Leuten und einer Laterne in das Schulhaus ein. Die Schlange hatte den Hund 2 bis 3 Mal umwidelt und den Schwanz; um den Fuß einer Bank geihlungen, mit dem Rachen aber den Hund bei der Kehle gefaft. Er wollte der Schlange dihr am Kopfe den Hirfhfänger durch den Hals fiehen; da diefer aber hinter der Bank verftedt war, fo ftach er die Schlange durch die Lunge. Sie ließ ihre Beute lo8 und fuchte zu entwiichen. Herr Smith hielt aber den in ihr ſteckenden Hirfchfänger feft, und feine Begleiter ſchlugen das Thier fo lange auf den Kopf, bis e8 halbtodt liegen blieb. Bei diefer Gelegenheit bewies Herr Smith einen ho» ben Grad von Muth; denn obwohl mehrere Keute, ſowohl Goloniften, als Eingeborene, bei ihm maren, fo getraute fih doch Eein Anderer, zuerft in’s Haus zu gehen, da ein Angriff von Seiten der Schlange zu befürchten war, indem fie offenbar großen Hunger hatte. Gewöhnlich legt fich diefe Schlange, wenn fie eine Beute erhafchen will, bei einem, von Thieren befuchten, Pfade, oder einer Traͤnke in Hinterhalt, indem fie fich entweder an einem Baume oder anderen Gegenitande mit dem Schmanze feftflammert und plößlih auf das Thier Losfchießt. Der Anfall iſt fo ſchnell und heftig, daB das Thier oft betäubt niederftürzt und fih ohne Widerftand zufammenfchnüren läßt. Unlängft ward ein Stier von einem Python fo ſchwer verlegt, daß er fchwerlih am Leben erhalten werden wird. Beim Angreifen und Umminden der Beute ift der Schwan; der Schlange nit jedes Mal um einen feften Gegenftand gewidelt. Die Hafen oder Klauen am After werden, glaubmwürdigen Angaben zufolge, zuweilen vorges ftredt und in den Boden oder unter Wurzeln eingefegt, fo daß die Schlange dadurch einen Stüßpunct gewinnt, ver— möge deffen jie einen weit Eräftigeren Stoß eıtheilen und ihren Knäuel fefter zufammenziehen Eann, Diefe hornigen Kortfäge oder rudimentären Füße, wie man fie auch genannt bat, dienen der Schlange bei'm Klet= tern auf Bäume, indem fie diefelben in die Risen des Bo— dens und der Ninde einfegt. Ebenfo bedient fich der Py- thon diefer Haken, wenn er den Kopf über hohes Gras oder Gefträuh in die Höhe redt, um feine Beute zu er— fpähen. In diefer Stellung verhält er fih fo bewegungslos, daß fih Vögel auf ihn geſetzt haben und fo gleihjam dem Tode in den Wachen geflogen find. Die Beifpiele, daß der Python Menfhen angefallen, find hoͤchſt ſelten, und er thut dieß wohl nur in dem Falle, wenn er grimmigen Hunger fühlt. Die Eingeborenen fürchten ſich vor diefer Schlange, wenn fie allein find, nicht aber, wenn ihrer mehrere beis 201 fammen find. Sie ftellen ihr wegen ihres Fleifhes nad, das ihnen für einen Leckerbiſſen gilt, Sie hält fib an Flüffen und feuchten Orten auf und verfhont faft Eeine Art von Thieren. (Aus dem Boston Journal of Nat. Hist., Vol. IV.. No. 2. Annals and Mag. of Nat. Hist,, No. LXXXIX., August 1844.) Miscellen. In Beziehung auf die coloffalen Vogelknochen, aus welchen Prof. Owen mehrere Arten der Moa genannten Gats tung beftimmt hat (und von welchen man felbft jest noch nicht ficher weiß, ob fie einigen noch vielleicht lebend vorfommenden Individuen angehörten, oder wirklich ganz ausgeftorbenen Arten), hat jegt Herr Hithcod, in Maſſachuſetts, den Gedanken geäußert, daß die uns geheuer großen Vogelnefter, welcbe die Capitaͤns Cook und Flin— ders an den Küften von Neubolland entdeckt hatten, von diefem riefenartigen Raufvogel gebaut und benugt worden wären. Gapitän Coot's Nachricht von diefen coloffalen Neftern lautet folgenders maaßen. „Um zwei Uhr Nachmittags, als keine Hoffnung zu hel— lem Wetter vormwaltete, fließen wir von Lizard Island (an ber N.D.Küfte von Neubolland und etiwa unter 15° füdl. Breite) ab, um nah dem Schiffe zurüdzufehren und landeten auf unferem Wege auf der niedrigen, fandigen, mit Bäumen befegten Snfel, melde wir, als mir berausgingen, bemerft hatten. Auf die: fer Inſel fahen wir eine unglaublide Menge Vögel, befonders Meerhübner, welde wir tödteten und das Neft eines andern, ung unbefannten Vogels, welches von ungeheurer Größe und mit Holzknütteln auf den Boden gebaut war und nicht weniger, als 26 Fuß im Umfang hatte und 32 ZoU hoch war.,, Gapitän Flin—⸗ ders fand zwei ähnliche Nefter an der Südküfte von Neubolland in King George’s Bay.’ Sie waren auf den Boden gebaut, über welden fie ſich über 2 Fuß hoch erhoben, und waren von weitem Umfange und großem innern Raume. Die Zweige von Bäumen 695. XXXII. 13. 202 und andern Gubftanzen, aus welchen das Neft gebildet war, mach⸗ ten einen Karren vol aus. Wir haben keinen befannten Vogel, als den Moa, der ein fo fehr großes Neft nöthig habın würde, und es ſcheint daher möglich, daß, wenn diefe riefenartigen Voͤgel in Neufeeland ausgeftorben find, fie nody in gegenwärtigen Zagen Bewohner des wärmeren Klima’ von Neuholland fiyen. Jeden⸗ falls möchten die erwähnten Thatſachen der Aufmertſamkeit der Naturforfcher werth feyn, welche noch Neubolland beſuchen werden. Aud darf man bei diefer Gelegenheit erwähnen, wie der riefenartis gen Vögel FZußtrittfpuren in dem rothen Sandfteine von Connec⸗ ticut andeuten, daß dort in einer fehr entfernten Periode Arten von gleicher coloffalen Größe eriftirten 2c. Ueber den Einfluß der Häufigkeit der Refpiras tionsbewegungen auf die Aushauchung von Koblens fäure bat Hr. Carl Bierordt, Dr.M., zu Karlsrune, der Acade- mie der- Wiffenfchaften zu Paris, in deren Gigung am 11. November eine Abhandlung mitgstheilt. Die Englifhen Pbyfiter Allen und Pepys, welche Unterfuhungen über diefen Gegenftand angeftellt, behaupten, daß die in der ausgeathmeten Luft enthaltene Quantis tät Koblenfäure ftets diefelbe fey, möge das Athmen nun fchnell oder langfam von Statten gehen. Herr Vierordt hat an ſich felbft Verſuche angeftellt, die nachſtehende Refultate ergeben haben: Wenn 100 Bolumtbeile Luft, welche man durch 12 in einer Mis nute ftattfindente Erpirationen ausathmet, 4,3 Koblenfäure ent» halten, fo enthalten diefelben, winn binnen einer Minute 24 Ers pirationen ftattfanden, 3,5; wenn 48 Erpirationen ftattfanden, 3,1; wenn 96 Erpirationen ftattfanden, 29. WBerzögerte Herr Vier: ordt das Ausathmen in der Art, daß es in der Minute nur ſechs Mal ftattfand, fo enthielt die ausaeathmete Luft 5,9 Procent Koh— lenfäure. Demnad liefert jede Ausathmung, fie daure fo lan—⸗ ge, als fie wolle, eine conftante Quantität Kohlenfäure und überdieß eine der Daucr der Erpiration genau proportionale Quan⸗ ticät. Herr Vierordt hat noch mebrere andere intereffante Refultate erlangt, auf die wir zurüdtommen werden, wenn er bie der Academie zugefagte vellftändigere Arbeit über die Refpiration eingefandt haben wird, Jk — Ueber die Ventilation und Heizung oͤffentlicher Gebaͤude, in'sbeſondere der Spitaͤler. Bon Alph. Guérard. Der Zweck dieſes Aufſatzes iſt, die zum Behufe der Ventilation und Heizung in den neuen Krankenſaͤlen von Val de Grace getroffenen Vorrichtungen und die Anwen— bung des Syſtems von Leon Duvoir auf die neuen Ges bäude zu Charenton anzugeben. In den legten Jahren bat man zu Val de Gräce drei neue Flügel angelegt, welche parallel miteinander liegen und von N.D. nach S.W, gerichtet find. in jeder Fluͤ— gel enthält vier Krankenfäle, zwei im Erdgefchoffe, zwei in der erften Etage. In dem aͤußerſten Flügel, welcher nord: öftlich von den beiden anderen liegt, haben die Säle nur 8 Meter Breite und enthalten zwei Neihen Betten; in den beiden anderen beträgt die Breite 12 Meter, und 28 find dafelbft drei Neihen Betten vorhanden. Die Höhe der Säle beträgt 4 Meter, die Räumlichkeit ungefaͤhr 1200 Kubik— Meter für die Säle mit zwei Reihen Betten, und 1800 Kubies Meter für die mit drei Meihen, und da die erfteren 36, die legteren 50 Betten enthalten, fo hat ein jeder Kranke hier 36 K.M., dort 33 8. M. Luft zu feinem Verbrauche. Die Betten haben keine Vorhänge; die Pfeis ler, welche die Dede tragen, find von Metall, es find feine Verfchläge vorhanden, und fo hindert Nichts die freie Bes wegung der Luft und die rafche Zerfireuung der von jedem Kranken ausftrömenden Miasmen. Die Heizung und Ven— tilation aller diefee Säle gefhieht durch zwei caloriferes für einen jeden Saal. Die feifhe Luft dringt von Außen durch Deffnungen von 20 DGentim, im Durchſchnitte ein, cireulict in den Gängen, welche den Heerd umgeben, ers wärmt ſich dafelbft und frömt in den Saal durch Röhren ein; fie erhebt fich auch zur Dede vermöge ihrer geringeren Dichtigkeit und drängt durch ihre Clafticität die Schichteu zurüd, deren Stelle fie einnimmt; dieſe fteigen dann durch den Zug vom Heerde aus abwärts, welcher auf die unteren Schichten einwirkt, durch die er gefpeif’t wird. Auf dieſe Weiſe wird die Schnelligkeit der Erneuerung der Luft durch die der Verbrennung regulirt, und diefe muß um fo thäti» ger feyn, je weniger hoch die äufere Temperatur if. Es ift jedoch wichtig, daß die Temperatur der aus den Roͤh— ren ausftrömenden Luft nicht zu ſehr diejenige, welche anhals tend im Saale herrſchen muß, überfchreite, weil fonft die 203 Luft zu ſehr ausgetrodnet werden und ein eigenthümlicher Geruch fib entwiceln würde. In einem Krankenfaale muß außer der von dem Ofen bergegebenen Waͤrme auch diejenige berücfichtigt werden, welche von den Erleuchtungsapparaten, den Geſchirren, mels che die Speifen und Getränfe enthalten, und den Kranken ſelbſt ausſtroͤmt. Diefe legtere Quelle ift fo bedeutend, daß fie ausreiht, um den Verbrauch für die Erwärmung der zur DVentilation erforderlichen Kuft zu compenfiren. Ferner muß der Ueberfhuß der Wärme der Luft, welche den Roͤh— ven des Waͤrmebehaͤlters entftrömt, Über die des Saales das zu angewendet werden, die durch die Abkühlung von den Wänden, Fenſtern und Spalten her und bei'm Deffnen der Thuͤre bewirkten Verlüfte auszugleihen. Als maximum der Temperatur der von den Röhren ausftrömenden warmen Luft Eönnen 40° G. angenommen werden, welche um 8 — 10° gefteigert werden koͤnnen, ohne die characteriftifchen Phänomene der verbrannten Luft herbeizuführen, was im Winter ftattfindet, wenn die äußere Temperatur um mehrere Grade unter O fine. Man könnte übrigens die Urfachen der Abkühlung bedeutend vermindern, wenn man doppelte FSenfter oder wenigfteng doppelte Öläfer in einem und dem— felben Rahmen anbrächte, was Überdieß die Verdichtung deg Dunftes an den Fenftern bei der Kälte verhindern würde, welcher Dunjt einen Theil der Miasmen firirt. Zu den zur Erhaltung einer felten Temperatur in den Sälen geeigneten Mitteln gehört auch das Anbringen von Mindfangen an den Thuͤren, was auch in den befprochenen Saͤlen gefcheben ift. Diefe im Val de Gräce getroffene Einrichtung ift böchft zweckmaͤßig und bequem, reicht aber nur für den Winter vollfommen aus. Um aub im Sommer eine gehörige BVentilation zu bewerfftelligen, mußte die Erwärmung der Säle nur durdy das Kinftrömen der rund um den Heerd eireulirenden neuen Luft ftattfinden; die directe Communica— tion der Wärmebehälter mit der Außeren Luft mußte abge— fperet, die Nöhren gefchloffen und die Thürfenfter geöffnet werden, um Luft von Außen bereinzulaffen, welche die Luft des Saales verdrängt, die durch die fortwährend auf dem Heerde ftattfindende Verbrennung fortgezogen wird. Sn den zu Charenton neu errichteten Gebäuden bat man das Spftem der Heizung mit warmem Waſſer und der Bentilation de8 Herrn Duvoir in Anwendung gebracht, welches mir hier in feinen Grund;ügen befchreiben wollen. Auf einem freisföormigen (über einem halbrunden Ger wölbe angelegten) Heerde befindet ſich ein großer Keffel von ftarfem Eifenbleche, welcher die Form einer Glode hat und aus zwei concentrifhen Halbkugeln beftehbtz das Maffer wird in den Zwifchenraum, welcher die beiden hemifpbärifchen Wandungen voneinander trennt, aufgenommen. Der Raub und die anderen Producte der Verbrennung verbreiten fich in der Goncavität des Keffels und firömen dann durch eine an der Spige derfelben angebrachte Deffnung heraus, ſtei— gen dann wieder binab und ftrömen um den Apparat herz um, welcher auf diefe Weife zugleich von Sinnen und von Außen erwärmt wird; darauf fleigen die Gafe in den .695. XXX. 13. 204 Schornftein hinauf. Der Keffet ſteht mit einem im Dadır were angebrachten TEservoir vermittelft zweier Eupferner Möhren von gleichem Durcmeffer, die eine an der Spiße die andere am Boden des Keffels, in Verbindung. Die erz ite, welche eine unmittelbare Communication vermittelt, ift in ihrem ganzen Verlaufe einfab; durch fie fteigt daS er: wirmte Waſſer in das reservoir hinauf und von diefem aus wiedır in alle Pfannen, Defen u. f. w., deren Zempes ratur erhöht werden muß, binab, um endlich durch die zweite Röhre in den Keſſel zuruͤckzukehren. Die fecundären Röhren, welhe von dem reservoir ausgehen, find mit Häbnen verfehen, welche geftatten, die Erwärmung zu erhös ben, zu vermindern und felbft auf einem beftimmten Puncte zu erhalten Die Circulation des in dem Apparate eingefchleffenen Waſſers gebt, wie man fieht, obne Schwierigkeit vor fich, indem die Bewegung die Folge der Veränderung der Dich: tigfeit ift, welche diefe Flüffigkeit durd die Erhöhung ihrer Temperatur erfährt. Kaum ift das Feuer angezündet, fo mird das in den verfchiedenen Theilen des Apparates vor— bandene Gleichgewicht aufgehoben; die Schicht der Flüffigs keit in Contact mit den Wandungen des Keffeld dehnt ſich durch die Wärme aus und fleigt bei zunehmender Zemperas tur immer rafcher in die Hoͤhe; zu derfelben Zeit, während das leichtere warme Waſſer in der oberen Röhre auffteigt, £ehrt das dichtere Ealte Waffer durch die untere Roͤhre in den Keffel zuruͤck, und diefe Circulation dauert lange nach dem Erlöfchen des Feuers fo lange fort, bis das Gleichgewicht der Temperatur wiederbergeftellt ift. Die in den verfchicdenen Theilen des Gebäudes ange: brachten Pfannen oder Recipienten deg warmen Waſſers wer— den, wie wir oben gefehen haben, dur die von dem Te- servoir aus mit dem Boden des Keſſels communicirenden fecundären Roͤhren gefpeift. Um nun das zu raſche Ver— ſchwinden der Wärme diefer Möhren zu verhindern, find fie von einer großen Zinfröhre eingefchloffen, die mit Heu und dann mit einer Lage Gyps umgeben iſt. Die äußere Luft tritt in die Zinfröhre ein und erwärmt fih durch ihren di— recten Gontact mit der Roͤhre, in welcher das warme Mafs fer cireuliet, durch welde Einrichtung die Zimmer, Gänge u. f. w. erwärmt werden, in welche die warme Luft ein— firömt. Um die ganze durch das Verbrennen erzeugte Wäre me zu verbrauchen, wendet Herr Duvoir die Heizung mit der warmen Luft für die in der Nähe des MWärmebehälters befindlichen Zimmer, das warme Waffer aber für die von demfelben entfernter liegenden Localitäten an Die friſche Luft tritt in den Wärmebehälter durch zwei an den Seiten des Heerdes angebrachte Deffnungen ein, ftrömt von da in einen rings um den Keſſel freigelaffenen Raum und erwärmt fi, indem fie an mehreren Reiben von Metallcylindern, welche durch den in ihrem Innern circulirenden Dampf ers wärmt werden, verbeiftreift, fo daß fie, wenn fie an den legten vorbeigefomnen ift, eine genuͤgende Temperatur be> fist, um in die Säle einftrömen zu koͤnnen. Das Syſtem der Ventilation, nach Herrn Duvo ir, iſt nicht minder ingeniög und wirkſam, wie dag der Heizung. Die 205 den verfchiedenen Theilen des Waͤrmebehaͤlters und der von denfelben ausgehenden Nöbren gelangt von Oben in die zu erwärmenden Zimmer und verbreitet fib in horizontalen Schichten, deren Höhe fih nah ihrer Dichtigkeit richtet ; diefe fleigen abwärts in dem Verhältniffe, wie neue ankom ⸗ men, und auf'diefe Weiſe wird durchweg eine falt gleiche förmige Temperatur unterhalten. Zu derfelben Zeit, wo die friſche Luft von Dben in’s Zimmer einftcomt, läßt man ein entfprechendes Volumen verdorbene Luft unten abziehen, wo fie Eälter und vielleicht auch mehr mit Kohlenfäure übers laden ift. Zu diefem Behufe befindet fib in jedem Zims mer im Niveau des Fußbedens eine Abzugsöffnung, deren Durchſchnitt gleich dem der Wärmeöffnungen ift, und die mit dem Heizheerde durch einen befonderen Gang in Verbindung ſteht. Wenn es fi darum handelt, gleichzeitig eine Reihe von Zimmern oder Zellen zu erwärmen und zu ventiliren, fo ift nur ein einziger Gang vorhanden, welder unter allen Zimmern durchgeht, die verdorbene Luft aus diefen fortführt und diefe dann in den Heerd entleert, Der Umfang dieſes Ganges nimmt natürlih von Anfang bis zu Ende immer mehr zu. Der Heerd des Waͤrmebehaͤlters felbft alfo zieht die zu erneuernde Luft zu fich heran. Um die VBentilation vor der NMachläfiigkeit der Diener ficher zu ftellen, ift folgens de Anordnung getroffen, Der von der den Keffel tragenden Umgebungsmwand gebildete Afchenheerd ift nicht nur mit der Dee hat Deffnung verfehen, durch melde die Luft hin— urchzieht, fondern auch von allen den ventilicten Rocalitäten entſprechenden Abzugsöffnungen durchbohrt, welhe nach Vers ſchließung des Aſchenloches und nah angezündetem Feuer allein zur Unterhaltung der Verbrennung dienen. Rings um das Aſchenloch befindet fich ein metallener Cylinder, wels her von Deffnungen durchbohrt wird, die genau denen an der halbrunden Mauer befindlichen entfprechen, und uͤberdieß von einer größeren, welde der Thlre des Aſchenloches ents fpeiht; Altes ift aber fo angeordnet, daß, wenn die beiden leßteren ſich einander gegenüber befinden, die Deffnungen an der Mauer durd die Zwiſchenraͤume zwifchen den Loͤchern in dem Gplinder gefchloffen find, und wiederum, wenn die Ab— jugsöffnungen des Gplinders und der Mauer fid) einander entfprechen, die Deffnung an der Thlre des Afchenloches völlig gededt if. Der Cylinder, an Schnallhafen aufges hängt, bewegt fih in einem in der Mauer befeftigten Ringe von Eiſen. Wenn das Feuer angezündet ift, rollt man ihn bergeftalt daß die Deffnung des Afchenloches frei wird, die Abzugsloͤcher find dann gefchloffen; fobald der Zug einmal eingeleitet ift, rollt man den Gplinder wieder zurüd, und nun fchlieft fih die Deffnung des Afchenlohes, während die Abzugsöffnungen ſich öffnen und fogleih in Function treten. Diefe Art der Ventilation reicht für die in der Mähe des Mirmebehälters befindlihen und mit warmer Luft gebeizten Zimmer vollkommen aus; für die mehr als 30 Meter vom Apparate entfernten Näume aber wird die Ventilation auf folgende Weiſe beſchafft. Vom Boden des oberen réservoir gehen Roͤhren aus, weldye in eine der Eden der erwärmten Zimmer bins abjteigen und endlich bei der Nüdkehr des Waſſers in den 695. XXXIL 13. 206 unteren Theil des Keſſels zuſammenkommen. Diefe Ventis lationsröhren find in eine große Zinkdede eingefchleffen, in welcher Deffnungen im Niveau des Fußbodens der Zimmer angebracht find, durch welche die verdorbene Luft entflrömt. Diefe erwärmt ſich und dehnt fih unter dem influffe des in der unteren Röhre circulirenden warmen Waſſers aus, fteigt dann in die Höhe und koͤmmt dann im Dachwerke an, wo fie nah Außen abftrömt, und damit die aus einem Zimmer fommende Luft nicht im ein anderes von derfelben Roͤhre vontiliites und in einer oberen Etage gelegenes Zim— mer zuruͤckkehre, ift die Zinfhülle durch mehrere Niegel in ebenfoviele Abtheilungen getheilt, als Zimmer zu ventiliren find. Will man nun ventiliren, obne zu erwärmen, fo ges nügt 08, die zur Heizung beftimmten Nlöhren mit warmem Waſſer zu verſchließen, und nur die Ventilationsröhren funs ctioniren zu laffen, Die friſche Luft verfolgt ihren gewöhns lihen Lauf, indem fie die Temperatur behält, welche fie im Freien gebabt hat, und wird durch die Verſchiebung der verdorbenen Luft herangezogen, welche ſich wiederum in Fols ge der Veränderungen der Temperatur und der Dicdjtigkeit, wie mir fie oben angegeben haben, bewegt. Diefes von Herin Léon Duvoir angegebene Ventilas tiong= und Heizungsfnftem ift einftimmig als höchft zweckmaͤßig anerkannt worden. Sm Allgemeinen hat die Heizung mit wars mem Waffer vor der mit warmer Luft große Vortheile. Sie gewährt größere Sicherheit gegen die Unregelmäßigkeiten der Temperatur, fhüst gegen die Machtheile der verbrann: ten Luft, bietet weniger Feuersgefahr dar und geftattet eine weit gleihmäßigere und regelmäßigere Vertheilung der Wärme. Einen Nachtheil hat jedoh die Waſſerheizung, indem der durch die Höhe der Wafferfäule ausgeübte bedeutende Drud zu Durchbruͤchen DVeranlaffung geben kann, deren Gig nicht immer ſogleich zu entdeden feyn möchte, bevor nachtheilige Zufälle herbeigeführt worden, deren Befeitigung in gewiffen Fällen große Schwierigkeiten darbieten möchte. Diefe Un: bequemlichkeit ließe fi) ohne Zweifel dadurch befeitigen, daß man die Waffermaffe in dem unteren Theile der Gebäude concentrirte, wo fie dann angemeffen vertheilt werden Fönnte, um ſchnell große Mengen Luft zu erwärmen, und wo man fie leicht ifoliren Eönnte, fo daß feine Dutchbruͤche und deren Folgen zu befürchten wären. Ein Tadel aber, der alle Heizungs- und Ventilationg: fofteme mit Luft wie mit Waſſer trifft, befteht darin, daß ein einziger Apparat für das ganze Gebäude vorhanden ift, deffen Störung eine mehr oder weniger langdauernde Unter: brebung der Heizung und Ventilation herbeiführen wuͤrde, was befonders in Spitaͤlern, Gefaͤngniſſen u. f w. niemals ftattfinden dürfte. Für dergleichen Yocalitäten möchte das ber die Anbringung mehrerer MWärmebebälter zwedmäßiger ſeyn. (Annales d’Hygiene, Juill. 1844.) Fall von acuter retinitis in Folge des Gebraudyes des Mikroſkopes. Bon William White Cooper. Herr G. war am 29. März d. I. beſchaͤftigt, bie Zungennerven unter einem ſtarken Mikroſkope und bei vols 207 ler Einwirkung der Sonnenftrahlen zu präpariren. Sogleich empfand er einen heftigen, den ganzen bulbus durchzucken⸗ den, Schmerz im Auge und Eonnte, obgleich er die Unters ſuchung alsbald aufgab, mit dem Auge eine Zeit lang Nichts fehen, während das Sonnenfpecttum ihm bei gefchloffenen und geöffneten Augen vorfchwebte, Nach ungefähr 20 Mi: nuten hatten diefe Zufälle foweit nachgelaffen, daß er feine Arbeit mit dem anderen Auge fortfegen Eonnte, doch blieb das afficirte Organ bis zum Abende von Unbehaglichkeit niht frei. Da am nähften Tage das Auge nicht mehr ſchmerzte, fo war er unvorfihtig genug, daſſelbe zur Voll: endung feines Präparates zu benutzen, als derfelbe Vorfall, wie am Tage vorher, nur in weit heftigerem Grade, wieder eintrat, und tiefjigender, den ganzen Augapfel durchzucken— der, Schmerz, fowie große Lichtſcheu ſich zeigte. Der Schmerz dauerte den Abend und die Naht hindurch und flieg am folgenden Tage mit einem Gefühle von Voͤlle und Schmerzhaftigfeit im Augapfel und ausnehmender Lichtfcheu. Fomentationen verſchafften Eeine Erleichterung, und als er am Tage darauf Herrn Cooper confulticte, waren folgende Symptome vorhanden: Heftiger, tieffigender Schmerz im Auge, große Schmerzhaftigkeit, befonderd in der oberen Hälfte des Augapfels, ftarke Lichtfheu, reichlicher Thraͤ— nenfluß; ein jeder Verſuch zu fehen, erzeugte Photopfieen; die Pupilfe contrahirt, iris normal, Bindehaut nur leicht geröthet, Puls ſchwach und gereist, allgemeine Schwaͤche und Depreffion (Rüdenlage in einem verdunfelten Zimmer, 12 Blutegel rund um das Auge, Fomentationen, Yurgirs pillen). Am niächften Tage etwas beffer (Friction der Aus genbraue und Schläfe mit grauer Salbe und Opium; Abends pil. Hydrarg. c. Conio, von Zeit zu Zeit salina und Antimon.). Am folgenden Zage waren alle Symptome ge: miltert (Antimon. auszulaffen), Am Zage darauf Schmerz völlig befeitigt, ausgenommen bei Einwirkung des Lichtes, große Schwäche und allgemeine Erfhöpfung. (Chinin. sulphur. gr. ß, zwei Mat täglich, mäßige Fleiſchkoſt, Fort: fegung der Mercurialfrictionen).. Diefe Behandlung mit Blafenpflafter hinter dem Dhre und der Anwendung eines mild adftringirenden Augenwaſſers wurde eine Woche hins durch mit Nugen fortgefest, wiewohl die geringfte Anftren= gung des Auges fogleih Lichterfheinungen hervorrief. Das Auge wurde nach und nach beffer, und der Kranke ift jest volltommen hergeftellt. (Lancet, July 1844.) 695. XXXIL. 13, 208 Miscellen Neues Verfahren zur Erkennung rother Fleden als Blutfleden, von Herrn Boutigny. — Sn ein Reagends glas, von 0,020 metres Länge und 0,002 metres im Durchmeſſer, bringt man das Stuͤck Zeuch, auf dem der Fleck ſich befindet, und gießt darauf vermittelft einer Pipette 0,10 Grammen kaltes des ftilietes Waffer. Binnen Eurzer Zeit wird der färbende Theil des Blutes angegriffen, er loͤſ't fih in dem Waffer auf und bildet mehr oder weniger rothe Streifen, melde ſich nach dem unteren Theile des Glafes hinziehen. Sobald der Fleck völlig farblos ges worden ift, was gewöhnlid nah Verlauf einer Viertelftunde ges fohieht, erbigt man eine plane Silberſchaale über einer Gpirituss lampe und bringt dann die rothe Flüfjigkiir vermittelft einer Gas pillar: Pipette auf. die Schaale, indem man ſchwach auf das obere Ende der Pipette blaͤſ't. Sobald dieſes geſchehen ift, bat bie Tiüffigkeit ihre Durdjfichtigkeit verloren und die, von den Autoren angegebene, grau-grünlicye Färbung angenommen. Wenn man nun die Flüffigkeit mit dem, dorber in eine Auflöfung von Aepkali ges tauchten Ende eines Glasftabes berührt, erlangt fie fogleich ihre Durdfichtigkeit wieder. Sie zeiat dann bei zurücgeworfenem Lichte die eigenthümliche grüne, und bei gebrochenem Lichte die eis genthümliche rötblihe Färbung. — Wenn man von Neuem die Flüffigkeit mit eirem, in Galzfäure getauchten Glasjtabe bes rührt, fo verliert fie wieder ihre Durkhfichtigkeit, die dur das Arhkali wieder zum Vorfchein kommt. (Annales d’Hygiene, Juil- let 1844.) Ein merfwürdiger Ball einer doppelten Schwan— gerfhaft ift dem Dr. William Samefon in Irland bei einer Frau von dreißig Jahren und Mutter von vier Kindern vorgekom— men. Am 3. April 1842 befam fie lebhafte Schmerzen im Unteres leibe, welche jedesmal fünf Minuten lang anhielten; der Leib war bei'm Drude an einer Stelle ſchmerzhaft, aufgetrieben und eine fefte, harte Gefhmwulft zu fühlen, mwelhe bis zum Nabel reichte. Durch das Stethoſkop wurde in der fossa iliaca dextra das Plas centaraeräufch vernommen und auf eine Schwangerfchaft geſchloſ— fen, was aber die Kranke für unmöglich hielt, da fie erft vor fies ben Wochen geboren und das Kind noch ſaͤugte; auch hatte fie den Tag vorher etwas Blut verloren, was jie dem Ericheinen der Mens ftruation zuſchrieb. Herr Jameſon verordnete cine Delemulfion. Kurz darauf wurde er wieder zur Kranken gerufen und fand eine Kindesmole fammt den umbüllenden Häuten ſich bereits entwideln. Diefe mochte ungefähr bis zum festen Schwangerfchaftsmonate gelebt haben, hatte eine runzlige, ſchwaͤrzliche Haut, zeigte Feine putride Entarfung und war 8 bis 9 Zoll lang. Die Nabelfchnur war Elein und leicht zerreißbar. Die Kranke erhielt ein Opiat. — Die Rrau batte, wie bereits erwähnt, vier Mal geboren, und zwar zum legten Male vor fieben Wochen; doh war nad der Geburt der Leib nicht merklich Eleiner geworden. Uebrigens mar das Alle gemeinbefinden gut und die Miichfecretion wie nad) den frübern Entbindungen, reihlih; auch war fie während des Nährens beleibs ter geworden. Bibliographische Elementi di fisica generale e sperimentale ad uso delle regie scuole di filosofia. Di G. D. Botto, Profess. di fisica nella r. universita di Torino. Torino 1843. 8. J, van der Hoeven Bydragen tot de Kennis van de Lemuridae of Prosimii. Leiden 1844 Fol. M. 3 K. MR mn 19: ker em Trattato medico legale sul modo di denunziare le ferite ai tri- bunali tanto ne’ vivi che ne’ morti e sui mezzi facili di con-. seguirlo felicemente, di Giuseppe Valenzasca. Venezia 1843. 8. Hygienes et Therapiae generalis compendium in usum audito- rum archigymnasii romani auctore Jac. Folchi etc. Augustae Taurinorum 1845, 8, —— — [mm — Menue Notizen aussdem - Gebiete der Hatur- und Deilkunde, nefammelt und mirgerheilt von dem Ober» Medieinafratbe Froriep gu Weimar, und dem Medieinalrothe und Prefeſſor Froriep zu Berlin, IN. 696. Gedrudt im Landes Induftries Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 9% (Nr, 14. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 26. oder 3 30 0%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 96r November 1844, Unterfuhungen über das Clima Frankreich's. Don Herrn Fu fter. Zweite Abhandlung *). Diefe zweite Abhandlung befchäftigt fich lediglich mit Un: terfuchung des Clima’s in Frankreich zur Zeit der Eroberung Gallien's duch Gäfar, funfjig Fahre v. Chr. Geburt. In Gallien war damals der Winter fehr Ealt und von lan ger Dauer. Der Grad der Kälte laͤßt ſich allerdings nach dem Iihermometer nicht genau beftimmen, allein aus allen aus jener Zeit auf uns gekommenen Zeuyniffen ergiebt ſich bob: 1) daß die Kälte derjenigen unferer härteften Winter gleihfam; 2) daß die Befhreibungen, welche alte Schrift: ftellee von diefem Glima geliefert haben, mirklich auf dag zwifchen dem atlantifchen Deean und dem Rhein liegende Gallien ſich beziehen; 5) daß dieſe Befchreibungen dem das maligen normalen Zuftande gelten. Der Anfang der rauben Sahreszeit läßt ſich nach der: jenigen beurtheilen, zu welcher die Truppen Gäfar’s ihre Minterquartiere bezoven. Diefe traf für aemöhnlich mit der September:MNachtgleiche zuiammen, was fich direct oder indirect aus mehreren Stellen in den Gommentarien ergiebt. So bemerkt GCäfar im Iften Buche, die Truppen bätten die Winterquartiere etwas früher bezogen, als die Jahreszeit es nötbig gemacht ($ 54); im dritten Buche ſagt er, einige Völkerfhaften hätten fib ihm nicht unterwerfen wollen, weil fie auf den berannabens den Winter gerechnet, und er babe einen neuen Feld: zug unternommen, obwohl fib der Sommer zum Ende geneigt, weil er ibn fchnell zu beendigen aehofft habe ($ 27,28); endlich fest er ſich im fiebenten Buche fhon vor dem Ende des Winters in Bewegung, weil die Jahreszeit die Wiederaufnahme der Seindfeligkeiten neftattete ($ 32). Die Strens ge der Kälte und die heftigen Stürme nöthigen *) Beral. Nr. 657 (Nr. 19. d. XXX. Bes.) ©. 239, d. Bl., woſelbſt, ſtatt Fuſtes, Fuſter zu lefen ift. No. 1796. — 0%, Aa a 1 5 J ihn (Lib. VII. $ 8, Lib. VIII. $ 4, 5 etc.), bei der Annäherung der Herbſt-Nachtgleiche die Winterquartiere zu beziehen, und nach derfelben läßt er feine Soldaten nur im äußersten Nothfalle zu den Waffen greifen. Der Weinſtock und der Feigenbaum kamen damals im größten Theile Galliens nicht fort. Der Weinſtock war nur füdlih von den Gevennen bis dieffeits des Vivarais und unter dem Dauphinat zu finden, reichte alfo bei Weis tem nicht fo weit gegen Norden, als gegenwärtig. Der Unterichied zu Gunſten unferer Zeit beträgt im weſtlichen Stankreih 4 Breitegrade, im mittlern Frankteich 44 Brei— tegrade und im öftlihen Frankreich wenigſtens 3 Breitegras de. Die Cultur des Feigenbaumes war in noch engere Grenzen gebannt und fand nur am Fuße der Gevennen, als fo 5 Breitegrade tiefer, als gegenwärtig, ftatt. Nachdem ich die ungemeine Raubheit des Clima's Gal— liens zu Cäfars Zeiten bewiefen, bemuͤhe ich mich, in mei— ner Abhandlung zu zeigen, daß es in Betracht der örtlichen Umftände und des Zuftandes der benachbarten Laͤnder nicht anders ſeyn Eonnte. Gewaltige Wilder nahmen damals den größten Theil Gallien's cin, und die benachbarten Yänder waren ebenfalls nit dichten Forften bedeet, unter denen wir nur den Her— epnifchen und Thuͤringiſchen Wald und die Ardennen namhaft machen wollen, Uebervem batte Gallien, wo damals der Boden weit feuchter war, als gegenwärtig, eine Menge von Seen, Tei— hen und Moraͤſten aufjumweifen. Ebenſo boten alle Nach— barländer vom Rhein bis zur Oſtſee und dem Schwarzen Meere nur unbebaute Wildniffe dar, welche von Strömen durchfchnitten waren, die häufige Ueberſchwemmungen vers anlaften, und wo man viele ftehende Gewäffer antraf. So waren die Ebenen Flandern’s, Belgien's und Holland’s von einem faft ununterbrochenen Sumpfe bededt. Alle diefe unties fen ftehenden Gemäffer froren gleich zu Wintersanfang zu, und aud die Gebirge boten hin und wieder gewaltige, mit Eis bedeckte Dberflihen dar. Aus den neueften Forfhungen der Herren Agaffiz und Boubdle ergiebt fih, in der That, 14 211 daß die Gletſcher der Alpen und Pyrenaen damals weit gro: fer und zahlreicher gewefen feyn und fih weit tiefer herab erftredt baben müffen. Diefe Geologen bezweifeln fogar nicht, daß dieſe ganzen Gebirge, fammt den benadıbarten Ebenen, nod zu der damaligen Zeit, gleich den Polargegenz den. beftändig mit Eis bedeckt gewefen feyen. Das übrige Europa war gegen Morden noch rauher und wilder und Eonnte folglid zur Milderung des Clima's Gallien's nicht beitragen. Aus jenen unermeßlihen Wäldern, dem Mangel aller Badencultur, jenen Gletſchern, welche man in Gallien und deffen Nachbarländern fand, erklären ſih, meiner Anz fibt nach, die drei mefentlihen Ciemente des Clima's des alten Gallien’3, namlich deffen außerordentliche Kälte, hiuft: ger Regen und heftige Stürme. Dieß glaube ich in der, der Academie fseben vorgelegten Abhandlung nachgewieſen zu haben. Schließlich will ih noch bemerken, daß Alles, was die Alten über das Clima Gallien’s berichtet haben, ebenſo— wohl auf die füdlichen, als auf die nördlichen Provinzen Anwendung finde. Nur tie Gallia narbonnensis, wels che das Rouſſillon, Nieder: Languedoc und die Provence um: faßt, find davon ausgenommen. (Comptes rendus des scances de l’Ac. d. Sciences, T. XIX., No. 3, Juillet 1844.) Ueber die Beludfchenftamme, welde Sindh, im unteren Industhale, ſowie Kutſchi bewohnen. Vom Capitain T. Poſtans mitgetheilt der ethnologiſchen Gefells ſchaft am 10. April 1844. Der allgemeine Name Beludfchen (Bilutfhen) wird einer Menſchenrace beigelegt, welche fich zur mohamedani— fhen Religion bekennt und jenes bergige, meift wüftliegende Land bewohnt, das ſich weftlih vom Indus, von Cup Monze bis zum Thale von Shaml erftredt. Diefes Land, als deffen Hauptftadt Kelat gelten kann, wird gewöhnlich Belutſchiſtan genannt und bildet ein DVerbindungsglied zwi: ſchen Perfien, einerfeits, und dem Rande der Afghanen, fos wie dem der gemifhten Radſchputenſtaͤmme, welche den nördlichen und nordweftlihen Theil von Guzerat bewohnen, andrerfeite. Die früheften ausführlichen und zuverläffigen Nachrich- ten Über dich Volk hat jener ausgezeichnete Neifende Sir Henry Pottinger, der gegenwärtige hohe Staatsbeamte, mitgetheilt. Derfelbe unternabm im Sabre 1810 eine höchft gfahrvolle Reife durch dieſes ganze Gebiet und theilte die Refultate feiner Forfhungen in einer Reihe von Auffäßen mit. Bis vor wenigen Jahren hatten fpäter nur wenige Europäer Gelegenheit, diefen oder jenen Theil Belutfchis ftan’3 aus eigener Erfahrung Eennen zu lernen, und unter diefen ift Herr Maffon derjenige, welcher die fchäßbarften Mittheilungen Über das Volk gemacht hat; denn er begab fih mit einem feltenen Muthe unter diefes wilde, gefeßlofe Volk und lebte lange genug mit demfelben, um deffen Ge: bräuche und Character genau Eennen zu lernen. Sch be: merke dieß gleich im Cingange meines Artikels, damit man 696. AXXILE 14. 212 mir nicht bie Meinung zufchreibe, als ob ic viel Neues und Wichtiges Über dieß VolE zu fagen habe, Meine Bes merfungen find nur das Reſultat gelegentlicher Beobadtuns gen über gewiffe Stämme diefer Nation, mit welcher die Engländer in den legten Jahren unerwarteter Weiſe in, ſel⸗ ten freundlichen, Verkehr gekommen ſind, und die binnen Kurzem der Engliſchen Oberherrſchaft unterworfen ſeyn dü fie. SH hoffe, dadurd die Zwecke der ethnologiichen Geſellſchaft zu befördern, welche gegenwärtig alle Nachrichten Über die zu der Britifhen Nation in Beziehung ſtehenden Völker: fhaften in einem Acht menfhenfreundlichen Geifte fammelt, Der Urfprung der Beludihen, als eines befonderen Volkes, verliert fih, wie der der meiften übrigen orientaliz fhen Nationen, in dem Dunkel vorgefhichtliher Zeiten; doh ftammen jie wahrfcheinlih von Arabern ab, und ihr erftes Erfcheinen an Indus fcheint nur menig früher, als die erfte mahommedanifhe Eroberung im Dften, unter dem Khalifat von Walid, oder vielleicht gleichzeitig mit dieſer Eroberung ftattgefunden zu haben. Ihren eignen unbeftimms ten Ueberlieferungen zufolge, kamen ibre Vorvärer von Scham oder Damaskus, obwohl fie über die Zeit, wo diefe in In— dien einwanderten, nicht das Geringfte anzugeben wiffen. Da jedoh der Sitz des Khalifats fi damals zu Damas— Eus befand, und die Armee, weldhe die am unteren Indus liegenden Länder eroberte, von dort ausmarfhirte, fo hat man einigen Grund, anzunehmen, daß Belutfchen von die: fem Heere abftammen und dieß Land dauernd in Befig nah— men, indem fie die Indiſchen Bewohner entweder verjagten, oder fih mit ihnen vermiſchten und fie zu ihrer Religion befehrten, welcher letztere Fall nach der Beihaffenheit mans cher Beludſchenſtaͤmme fehr wahrſcheinlich if. Dahin gehören die Babis in Dber = und die Jutts in Nieder - Beludfhiftan. Auch bemerken mande mabommedas nifhe Geſchichtsſchreiber jener Zeit ausdruͤcklich, daß gewiffe Stämme (melde Benennung bei den Hindus nicht üblich war, aber von den Mahommedanern auf fie angewandt wird) ſich zum Islam befehrt hätten und dafür von den Sieyern belohnt worden feyen. Es wird fogar ein Ber: zeichniß diefer Stämme mitgetheilt. Um aber auf die Bes lutfhen zuruͤckzukommen, fo find diefelben allerdings ein, von allen ihren Nachbarn verfchiedener, Menfchenfchlag. Mit den Afghanen haben fie, außer der Neligion, nichts ge— mein; dieſe haben mit den Perfern weit mehr Aehnlichkeit. Ferner weichen fie von den mehr mweftlih lebenden Brahims und Mekranis bedeutend ab. Der ächte Beludſche, oder, wie er fih mit Stolz nennt, der Ujul:Beludih (d. b., Vollbluts-Beludſche) der Wuͤſte bildet offenbar einen ganz befonderen Menfhenfhlag, dem in diefem Lande Fein ande: rer ähnelt und der das Gepräge der Arabiſchen Abſtammung in hohem Grade an fih tragt. Was die Behauptung be— trifft, dak diefes WolE von den Juden abftamme, fo liegen die Gründe für dieſe Anjiht hauptfählih, wie in Betreff der Afghanen, in der Gefichtsbildung, der Cintheilung in Stämme und in der merkwürdigen Befolgung einiger levitis ſchen Gefege, 3. B., daß der Bruder die Wittwe des Brus ders heirathet, daß Ehebrecherinnen gefteinigt werden ꝛc. 213 "Allerdings. ift dieſer Gegenftand zu intereffant, als daß man leicht Über denfelben hinweggehen dürfte; allein, mo Alles auf Vermuthungen hinausläuft, und wo man überdem mit vorgefaßten Meinungen fehr leiht vom wahren Wege abge: lenkt werden dürfte, thut man vielleiht am Bellen, wenn man, bis etwa weitere zuverläffigere Anbaltepuncte in Er: fahrung gebracht worden find, die Sadıe auf fid beruhen läßt. Wir wollen daher nur bemerken, daß die Gefichtezlige der Beludfchen allerdings denen der Juden ähneln, und daß die wildern Stämme in ihrer ganzen äußeren Erfheinung, wie in ihrer Tracht, fih ausnehmen, wie die Figuren in Calmet’s Wlustrations of Patriarchal Habiliments, obwohl man dagegen einwenden kann, daß dieß eine natürz liche Folge ähnlicher climatifher Verhältniffe fey. Ferner find allerdings mande Gebräuche, wie die bereits oben ers mwähnten, der Beludſchen denen der alten Juden ähnlich; allein ob die Beludfhen wirklich von einem der verloren ges gangenen Ssraelitifhen Stämme und nicht lediglich, gleich diefen, von Abraham abftammen, dieß zu entfcheiden, er— beifcht eine gründlichere antiquarifche Unterfuhuny, als fie bisher geleiftet worden iſt, und bis nir eine ſolche baben oder diefelbe auch nur möglich ift, laffen wir, wie gefagt, die Sache lieber auf ſich beruben. Die ältere Geſchichte der Beludſchen ift nicht beffer bes Eannt, als deren Urfprung; erft aus der Mitte des leßten Sahrbunderts her, wo fie, fammt den Brabors, unter Nas fir Khan ein unabhängiges Volk gebildet zu haben feinen und Kelat, wo nidyt die Mefidenz eines Königs, doch eines mächtigen Haͤuptlings war, den die verſchiedenen Volksſtaͤmme als Lebnsherrn anerkannten, weiß man etwas Näheres über dieſe Nation Da es uns jedoch mehr darauf ankommt, etwas Sicheres Über den jetzigen Zuſtand der Beludſchen zu erfahren, als deren Geſchichte aufzuhellen, die uͤberdem fein bedeutendes Intereſſe darbieten dürfte, fo wollen wir uns an die Gegenwart oder refp. die unmittelbare Vergangenheit halten, da in den legten zwei Jahren für viele Beludſchen eine neue Ordnung der Dinge begonnen bat und Umftände auf fie einwirken, die zulegt eine bedeutende Umgeftaltung in ihrem moralifhen und focialen Zuſtande veranlaffen dürften. Die erfte bemerfenswertbe Einrihtung, die wir in for cialer Beziehung bei diefem Volke antreffen, ift, daß fie in eine große Zahl von Koums oder Stämme zerfallen, die ſich wieder in unzählige Sippen oder kleinere Stämme theilen. Seder Stamm erkennt unbedingt die Herrfchaft eines erblichen Häuptlinges an, dem diefe Leute eine, an Verehrung grän: zende, Hingebung beweifen, fo daß im Frieden, wie im Kriege, ein ächtes patriarchialifches Syſtem bei ihnen waltet. Dagegen find die Stämme untereinander keineswegs immer einig, oder es lebt eigentlich keiner mit feinen Nachbarn in Frieden, fondern fie find beftändig in blutige Fehden mit— einander verwicelt, die ſich von einer Generation auf die andere vererben. Denn der Beludfche läßt, wie man fagt, nie eine Gelegenheit zur Blutrache vorbei. Allerdings wird zwifchen feindliben Stämmen manchmal, des gegenfritigen BVortheiles wegen, ein Waffenftiltftand gefchloffen ; allein fos 696. XXAIL t4. “tet bat), Khofas, 214 bald diefer abgelaufen ift, beginnt der alte Krieg wieder mit defto größerer Erbitterung, und defhalb bat der fociale Zus ftand der Beludfchen viel Achnlichkeit mit dem der wilden Araber: und Indianerſtaͤmme. Nur wenn ihnen ein ge⸗ meinfchaftliher Feind gegenüberfteht, verbinden fie fich mits einander, und bei Gelegenheit der Feldzüge, welche die Eng— länder jenfeits ded Sndus unternommen haben, fanden ihs nen häufig Stämme, die noch eben erbittert miteinander gekämpft hatten, bei der Vertheidigung der furchtbaren Päffe, welche die Belutfchen, als die Boliwerfe ihrer Unabhängig- Eeit betrachten, vereinigt gegenüber, Es giebt nicht weniger ald 58 Stämme, die von drei Hauptitämmen, den Rinde, Mughſihs und Nihroes, abarz zweigt find, außer den vielen Unterabtkeilungen, welche Sir Henry Pottinger aufgezählt bat. Die Seelenzahl läft ſich durchaus niht mit Sicherheit berechnen, allein bie Stimme, welche unmittelbar am Indus wohnen, koͤnnen wobl 40,000 Mann in’s Feld ſtellen, was fib im legten Kriege gezeigt hat, an dem jedoch nur die Bewohner der cul⸗ tivirten Ebenen Antheilnahmen. Die vorzuͤglichſten Stämmr, welche in Sindh wohnen find die Murris (eigentiich ein Bergvolf, welches aber in den Niederungen Golonien geſtif— Muzaris, Mugbfis, Umranis, Lakis Chandiers, Julbanis, Jatois, Salpurs (die zulegt regieren» den Häuptlinge gehörten diefem Stamme an), Kainas (die vorhergehende Dpnaftie, welche von einer heiligen Kafte ab— geftammt zu baben fheint), Rinde, Burdis, Kurmatis, Jokias und Numrias (zwei Stämme, welche die Berg: Eette bewohnen, die ſich gleich meftlih von Karuchi hin- zieht und eiventlic zu der unter der Herrfchaft des Fam von Beila flebenden Provinz Lus gebört, wenngleich fie die Keifenden und Karawanen beftindig duch Nieder-Sindh zu esfortiren pflegen‘. Von diefen haben die Ninde, Burdis, Muzaris, Umranis und Jatois ihre Wohnfige in den theils weiſe mwüfte liegenden Diftricten zwifchen dem Indus und dem Bolan-Paß, und in oter nahe bei derfelben Gegend haufen aud die Murris, Broytis, Dumkis, Sekranis und Sekrarus. Die Chandiag bewohnen den Diftrict Chando— kah, deffen Hauptftadt Larfhana ift und der für die frucht: barfte Provinz von ganz Sindh gilt. Diefer Stamm ift Außerft volkreich und mächtig, fo daß er in den innern Anz gelegenbeiten der Belutſchen haufig den Ausfchlag gegeben bat. Ein anderer fehr wichtiger Stamm find die Lagharis, deren Häuptling, Achmed: Khan, einer der erften Hof und- Stuantsbeamten am Hofe von Hpderabad war, indem er dort als Vezier oder Premierminifter fungirte. Die Lagbas ris follen übrigens von den Zutts abftammen und feine äch- ten Belutfhen fern. Die Khofas waren früher ein maͤch⸗ tiger Stamm, allein da fie das im Verfallen begriffene Haus der Kalora zu fügen fuchten, wurden fie von den fiegreihen Talpurs (Salpurs?) hart mitgenommen. An der Gränze der fogenannten Wüfte Thurr, welche Sindh von Kutfh und Guzerat trennt, führen fie ein Räuberleben ; als lein in Sindh felbft zeichnen fie fib unter den Belutſchen als friedlibe und eifrige Aderbauer aus. Ich wüßte nicht, daß fih die verſchiedenen Stimme durch phyſiſche Befonders 14 * 215 heiten voneinander unterſchieden; allein die Berg» und Wuͤſten-Belutſchen find in der Tracht, den Gewohnheiten und der Statur von ihren Brüdern in Sindh verſchieden, wovon weiter unten mehr die Mede feyn wird. In dem Gebiete, von welchem foeben die Mede gewefen iſt, Leben überdem noch viele andere Stämme, die aber keiner nähern Erwaͤhnung werth find. Bei den Beludfhenftimmen bemerkt man ziemlich den— feiben Familienſtolz, wie bei den Radſchputs, und unter den oben erwähnten Hauptjtimmen gilt der der Rinds fir den edelften, daher viele andere Stimme, 3 B. die Murris, Dumfis, Sekranis ıc., behaup’en, fie ſtammten von den Kinds ab. Dief hat auf die Abfhliefung der Eben großen Einfluß. Der Rind darf feine Tochter einem Rind zur Ehe geben; allein es würde für eine Erniedrigung gelten, wenn er fie einem Manne aus einem weniger edlen Stamme gäbe, da die Beludfchen, wie gefagt, auf Vollblut ungemein halten. Solche Vollblut-Beludſchen tiifft man daher unter den mehr oͤſtlich wohnenden Mahommedanern nur höchft fels ten. Sie wiffen glüdlicyerweife nicht, oder wollen vielmehr nicht wiffen, wie gering ihr Volk außerhalb feines Water: landes gefchäßt wird. Die in Sindh Lebenden Beludfiben unterwarfen fi unter der letzten Dynaſtie als Jabgirdars oder Freibeuter ein großes Gebiet, das fie mit einer Art von Militärcolo: nien befeßten, weldye mit dem alten Feudalfriegsfnfteme viel Aehnlichkeit Hatten. Dieß ganze Gebiet hieß Beludſchiſtan. Die in den Ebenen und an den Ufern des Indus wohnen: den Belutfchen von Sındh find zwar, im Vergleiche mit den Bewohnern des britifchen Dftindiens, wilde und barbarifche Leute, aber weit civiliiirter, al8 die Berg- und MWüftenbe: lutſchen, die, halb Näuber, halb Hirten, faft ohne alle Spuren von Gefittung leben. Selbft die Ackerbauer zeigten fih, wo nur immer Gelegenheit dazu vorhanden war, ſtets al8 Diebe, daher denn der Name Beludfdhe in ganz Ofts indien mit Räuber, Dieb und Spigbube gleichbedeutend ift. (Fortfegung folgt.) Miscellen. Dererfte Spagiergang eines für Naturfhönheit empfänglidhen Arztes wird von einem Zheilnchmer an der Franzoͤſiſchen Gefandtfchaftsreife nah China in anmuthiger Weife folgendermaaßen gefhildert: Wir hatten uns kaum vom Zifche 696. XXXII. 14. 216 erhoben, als ber Doctor (Gomer)im’r den Vorfchlag machte, den Gipfel des Eorcovado zu erfkiigen, deſſen Spige wir uber unſern Hauptırn gewahrten. — Ich werde nit verſuchen, meine Be: munderung in Worten auszudrüden. Dir Weg, welcher ji) längs der Seite des Berges dabinzieht, erftien mir roie ein ungeheures Zreivhaus, uberfüllt mic den herrlichſten Stauden, den wopldufs tendjten Pflanzen und den prächtigften Bäumen, Ih, der ich die Kinder der Americanifhen Sonne bisher nur in den Glashäufern unferer boranifhen Gartın eingekerkert ſah, wie ſie nur mir Wis derftreben ihre verfrüppelten Zweige in dem kuͤnſtlichen Clima aus— dehnen, das wir ihnen gewähren, ich ſchwelgte ın Entzüden, als ich den Eräfrigen Aufſchwung diefer mähtigen Vegetation erſchauet. Ich fuhlte mid glücklich und neubelebr in dieſer lauen, von tau— ſend Wohlgeruchen geſchwaͤngerten, Luft, welche man an dieſem Orte eidathmet, und in der ſich Schmetterlinge wiegen, groß, wie Vogel, und Bögel, glänzend. wie Schmerterlinge. Die erften Co— libris, welche ich auf diefem Blüchendome des Waldıs fich wiegen ſah, entlockten mir ein Freudejauchzen. Sch perrolgre einen Käfer, eiste auf eine, in Blüthe ſtehende, Pflanze zu, haſchte einen der großen azurfarben geflügelten Riefenfalter, deren Euhner Zug ein unbefiegbares Dinderniß bei ihrem Fange zu feyn fcheint, und alle diefe Dinge verrichtete ich mit der Lebhaftigkeit und Beweglichkeit der Tugend. Der Doctor ſuchte mein Entzüuden zu mäßigen; allein ic) bade zu lange gelebt, um nicht zu willen, wie felten die Stunden fo feeliger Wonne im Leben find, und fo folgte ich der hinreißenden Gewait meiner Empfindungen, denen ich, ftart jie zurücdzudrängen, vielmehr vollfommen freien Lauf lieg. Sch bin fhon ein altır Mann, und do fühle ich, in Gegenwart dieſer rieliaen Narur, eine unausſprechliche Begeifterung, einen unbejtegbaren Trieb, der mich nad) Unbefanntem binziebt und mich mehr, als je, die Bedeutjams feit der großen Reife feinen lehrt, auf der wir gegenwärtig bes griffen find. — Als wir den Corcovado hinabftiegen, hullte ung die Nacht in ihre Schatten, aber plöglich fahen wir aus dem gruͤ⸗ nen Kraͤuterteppiche ſich Tauſende von Leuchtkaͤfern erheben, welche uns durch ihr phosphoriſches Leuchten den Weg erhellten. Ich war auf dieſes Phaͤnomen vorbereitet, aber ſeine Großartigkeit ſetzte mich in Erftaunen und nur mit der größten Mühe gelang es dem Doctor Gomer, mich an diefem Abende von der Jagd auf dieje feltfamen Snfecten abzuhalten. Wir fegten unſeren Marſch fortz an der Stelle des Felfenpfades angelangt, welche das Thal von Arangueca beherrfht, vervielfachten ſich die Leuchtkäfer auf eine folhe Weife, daß man an das Vorhandenfiyn einer prachtvoll er: leuchteten großen Stadt, unterhalb des Ortes, wo wir uns befan— den, hätte glauben follen ꝛc. Eine Süßwaflerfhnede, welche zweierlei Refpis rationsorgane, Zunge und Kiemen, zugleid bejißt, ähnlich, wie die Gattung Ampullaria, hat Herr Peters von Mozambife an die Gefellfchaft naturforfchender Freunde zu Berlin eingefandt. Das Thier gleicht der Ampullaria carınata da= duch, daß die Schaale linfsgewunden iſt. Die aus (egtgenannter Ampullaria von Montfort gebildete Gattung Laniste wird dadurch beftätigt und enthält nun 2 Arten: Laniste carinata und Laniste rosea. (Bulimus roseus, Gay.) — 95 Einige Faͤlle von Hautkrebs, nur aͤußerlich mit Arſenik behandelt. Bon Dr. Angelo Barbieri. Erfter Fall. Frau 2. F., fünfundvierzig Fahre alt, von kraͤftigem Körperbau, ſtets geſund und Mutter mehrer ganz gefunden Kinder, hatte von der Geburt an eine Eleine Marze an der Stirn, zwei Finger breit oberhalb des rech: ten Auges, welche zu gewiffen Zeiten juckte und dadurd) Ik anne ee Unbequemlichfeit verurfahte. In dem Alter von vierzig Sahren fing die Menftruation an, fowohl in ihrer Quanti— tät, als Periodicität ihre gewohnte Negelmäßigkeit zu verlies ten, und zugleich nahm auch das Juden in der Warze zu, fo daß die Kranke oft den Finger dahin brachte und die Haut auffraste. Anfangs verfpürte fie davon etwas Ers leichterung, aber bald trat größere Beſchwerde und oft wire: liche Schmerzen ein, welche fie durch Ealte Waſchungen lins derte. Die Ererefcenz begann ſich zu entzünden, und be— , 217 vor die Frau ihr einumdvierzisftes Jahr zurldgelegt hatte, war an die Stelle der Warze ein bösartiges Gefhmwür ges treten. Es hatte einen dunkeln Grund mit harten, verdids ten, unregelmäßigen, aufgeworfenen Raͤndern, war oft der Eis ziehender Schmerzen und außer einer gallertattigen, ftinfenden Sauce kam bei der leiſeſten Berührung Blut beraus. Waſſer und Aogmittel wurden von den verſchieden— ften Aerzten nicht nur obne Erfolg angewendet, fondırn das Geſchwuͤr wurde fogar fungoͤs und breitete ſich weiter aus. Man ylaubte nun das Uebel für ein wah es noli me tan- gere halten zu müffen, und fürctete, da das Geſchwur jich der'm Durchtritte des n. supra-orbitalis befand, daß vers mittelft deffelben dag Uebel fich auf die inneren Theile des Schäs dels verbreitet babe, nach den heftigen, lancinirenden Schmerz zen, welche dafelbft wuͤtheten. So fanden die Sachen, als ich am 5. Sanuar 1827 conſultirt wurde Das Geſchwuͤr batte die Größe eines Thalers erreicht und nahm faſt die ganze rechte Supraorditalgegend ein. Jh diaggnoſticirte eis nen ausgebildeten Hautkrebs und beftreute am nächften Tage (Januar 6.) die ganze Gefhwürsflihe mit gepülver: tem Arſenik, worauf ih ein Stud mit Speichel erweichtem Papiers darüber legte. Sch empfahl Ruhe und eine mas gere Keft. 10 Januar. Bräunliher Schorf; Feuchtigkeit unge führe 2 Linıen weit am Rande deffelben gegen die Nafe hin; mäfiger Schmerz an der Stelle; Anſchwellung im Umkreiſe des Geſchwuͤrs und an dem unter demfelben liegenden Lide; Stubientleerung regelmäßig, Allgemeinbefinden qut. Sch beftreute den noch feuchten Theil mit Arfeni und ließ die angefhmwollenen Theile mit in Goulard’s Waffer getauch— ter Leinwand waſchen. 1%. Imuac. Das ganze Geichwuͤr mortificirt, von einem aſchgrauen Schotfe bedeckt; Leucopbleamatifhe Ans fhmwellung im ganzen Gefihte; Stimme beifer, dann fajt Aphonie; Puls wenig frequent; Stuhlgang normal (Um: ſchlaͤge von Semmel und Milch auf den Scherf, Umſchlaͤge mit Bleimaffer fortzufegen ; innerlidd dec. Mannae als Abführmittel; Ruhe im Bette.) 15. Januar. Schorf noch fortbeftehend mit rothem Umkreiſe, ſehr ſchmerzhaft, Anſchwellung des Geſichtes fait verſchwunden; Stimme normal, Harn ſafranartig, etwas ſe— dimentös (Bleiwaſſer aussufegen). 20. Januar. Der Schorf beginnt fih nach Innen zu töfen, alle üblen Symptome verfhwunden, nur der Urin noch roͤthlich und etwas fedimentös; die Kranke hat feit zwei Tagen das Bott verlaffen; Verband mit milder Digeftivfalbe; eine Suppe mehr, als gewöhnlich.) 31. Januar. Kein Schorf mehr, an feiner Stelle eine ſchoͤne Wunde, innen roͤthlich mit elfenbeinartigem Grunde, aus dem blofigelegten Schädeltheile beftehend; weis Fer, dicker, füßlich riechender Eiter. 5. Februar. ine erplipelatöfe Anſchwellung zeigt ſich auf der kranken Geſichtshaͤlfte, wohl in Folge der zuerft ans gewendeten Salbe, weldye faft ganz aus Zerpenthin beftand; ich feste an deren Stelle eine Eühlende Salbe. Die Wun: de zieht fih zufammen, und der Grund bededt ſich mit Eleis 6%. XXXII. 14. 218 nen roͤthlichen Eranulatizenen (Abfuͤhrmittel aus Senna und Manna\. Die Anſchwellung verſchwand, bie Granulationen mwurs den fo üppig, daß fie mit Hellenftein touchirt werden muß ⸗ ten; endlich vernarbte die Wunde unter der Anwendung einer rothen Präcipitatfalbe (in dem PVerhättniffe von gr.) auf 5j) velltommen, und die Heilung war am 2, März vollens det Zum Schutze der Narbe wurde ein Stud Gummis taffet darliber gelegt. Die Kranke ift bisjegt vollfommen geiund geblieben, Zweiter Fall. — Angelo Marin Volpi, 54 Fahre alt, Schneider, von fanguinijch = biliöivm Tempetamente, gaftrifhen Krankheiten und oft Kopfſchmerzen unterworfen, dem Bachus fehr ergeben, ließ ſich wegen fehr beftigen Schmerzen an der rechten Seite des Kopfes einige Blutegel daſelbſt feßen. Einer der Stiche, welcher auch fchmerzhaf: ter, als die andern, war, ging in Eiterung über, und aus feinem Grunde wucherte ein Eleinee Tuberkel hervor, ber durch Aetzmittel mehrmals zerjtort wurde, aber immer wies der empormwucherte. Sch fah den Kranken zuerft am 19. Suni 1837 und fand an der a’ficirten Stelle ein elliptiſches Geſchwuͤr, dei: fen größerer Durchmeffer fih vom dußeren rechten Augen— winkel bis Über das Ohr hinaus erſtreckte, mit harten, ums» geworfenen, unregelmäßigen Nindern, aus deffen Mitte ein confiltenter Knoten, von der Farbe des polirten Kupfers und auch duch die Maubigkeit feiner Oberfläche einer Erdbeere ähnlich, hervorragte. Aus den Mänvern des Geſchwuͤres fierte ein gallerfartiges Serum berver, und häufig eintres tende ziehende Schmerzen wedten den Kranken oft in der Nacht aus dem Sclafe auf. Der Schmerz zeigte fich nicht nur an dem erwähnten Knoten, ſondern auch an dem da— tunterliegenden Knochen, und war ſehr oft von beftigem Stirnſchmerze begleitet. Ich begann die Cur mit einem Aderlaffe und Abführs mitteln, um den allgemeinen Erethismus beratzuftimmen, welchen die Fülle des Pul’es, der Kopffchmerz und die Nöthe des Gefichtes anzeigten, und beftreute dann am dreißigſten Suni die Geſchwüreflaͤche mit Arfenitpulver. Die folgende Anfhwellung des Gefihtes war mäßig, und der Schorf loͤſ'te ſich ſo langfam, daß erft nach einem vollen Monate die Demarcationslinie fib zu bilden begann, und derfelbe nach und nach ftücdweife mit der Pincette abgehoben werden mußte. Der kranke Theil hatte fo wenig Senfibilität, daß man diefelbe durch ung. Terebinthinae oder Basilico- nis erhöhen mußte. Am vierundzwanzigften Auguft war die Munde frei, mit röthlichem Ausfehen in der Umgegend, in der Mitte jedoch ragte aus dem Grunde cin harter, graus licher, etwas beweglicher Körper hervor, welcher ſich als ein Stüd der aͤußeren necrotifch gewordenen Tafel des Schädels herausſtellte und nach ſechs Zagen herausyezogen wurde. Es entitand dadurd eine bedeutende Lücke, welche ſich unter dem pericranium noch über die Außere Wunde hinaus in der rechten Stirngegend erftredte, Ausgangs Detober war die Vernarbung vollftändig von Statten gegangen, und ber Kranke ift fritdem gefund geblieben, 219 Dritter Fall, — Giuſeppe Vecchi, Landmann ahtundfunfzig Sabre alt, mit Ausnahme mebrerer Wechfel: fieberanfäle, fonft gefund, empfand im Frühjabre des Jahr tes 1832, ohne deutliche Urfache, ein Läftiges Juden an der Haut des einen Nafenflügels, worauf eine Entzündung ein: trat, welche durch erweichende topifche Mittel befeitigt wurde; doch blieb eine unfdhmerzhafte Auftreibung zurüd. Oertlich wurden leicht adftringivende Mittel und die graue Salbe, wies wohl chne Erfolg, angewendet. Nah wenigen Monaten neue Entzündung mit Ausgang in Ulceration, welde alle Zeichen eines bösartigen Geſchwuͤrs an fi trug. Gegen Ende des Jahres 1832 wurde das Glüheifen angewendet, das Gefchwür vernarbte, doch blieb das Juden zurüd. Nach zwei Sahren neue Entzündung, Geſchwuͤr wie früher. Das Gluͤheiſen wurde von Neuem applicirtt, doch mit demfelben vorübergehenden Erfolge. Man nahm nun feine Zuflucht zum Arſenik, welcher wie oben in Pulverform aufgeftreut wurde; die Vernarbung erfolgte binnen vier Wochen, und der Kranke ijt feit ſechs Jahren von jedem Nüdfalle frei geblieben, fowie auch dag Jucken gänzlich verfchwunden ift. (Gazzetta medica. di Milano Nr. 16. 1844.) Neues Verfahren bei der exstirpatio bulbi bei Augenfrebs. Bon Berard, Mir unterfheiden jegt zwei verfchiedene Arten von Aus genfrebse: das Encephaloid und den Skirrhus. Er— fteres findet ſich häufiger im findlichen Alter (in zwanzig Fällen neunzehn Mal), lesterer häufiger in den fpäreren Le— bensjahren, befonders bei Frauen fällt diefer mit der Geffa: tion der Menfes zufammen. Die Uetiologie des Ence- phaloids ift unbekannt, denn mechaniſche Verletzungen, wie Stoß ıc., die man als Urfahen anführt, fcheinen cher Folz gen des ſchon früher verloren gegangenen Sehvermögeng, als die Urſache des lekteren, zu feyn. Man kann im Kaufe diefer Krankheit drei Perioden unterfheiden. In der er— ften behalten die ergriffenen Theile noch ihre normale Größe und Form; in der zweiten verliert das Auge feine natürlis che Geftalt, es wird bypertrophifch; in der dritten tritt Ver— ſchwaͤrung ein. Erfte Periode. Die erweiterte Iris ift in ihren Bewegungen zum Theil gehemmt, in ihrer Farbe verändert. Sn der Tiefe des Auges bemerft man einen grauen oder gelblichen, glänzenden, fihillernden Widerſchein, der ſchon für ſich allein die Krankheit erkennen läßt. Später erfcheint die retina erhoben, conver, mit Gefäßverzweigungen auf ihrer Dberfläche; die Geſchwulſt fchreitet von Hinten nah Born vor, desorganifirt nach und nad) den humor vitreus, die Linfe, die iris und erreicht endlich die hintere Wand der cornea. Damit endigt die erfte Periode, Im Anfange ift das Sehvermögen nicht gänzlich erlofchen, die Schmerzen find erträglich, fo daß diefe Periode wahrfcheinlich fehr oft unbemer£t vorübergehbt. In der zweiten Periode ers feinen die Augenlider bläaͤulich angefdiwollen, die cornea und sclerotica gefpannt, das Auge felbft mißgeftaltet und 696. XXXIL 14, 220 vergrößert, von ſchwaͤrzlicher, bleigrauer Farbe und in-feinen Bewegungen behindert; die. Hornhautgefaͤße injieitt; die selerotica an den die Gefhmwulft bedeckenden Puncten vera dünnt. Exophthalmus ift zugegen. Das Sehvermögen erz lifcht ganz, lancinirende Schmerzen im Auge und eine ſehr quälende Gephalalgie erſcheinen befonders des Nachts; Schlaf geftört; Patient magert ab. Den Eintritt der drite ten Periode Eündigt das Berſten der cormea oder der selerotica an. Die Geſchwulſt ift von Außen nur noch von der glänzend gefpannten conjunctiva bededt, durch weldye endlich, zur großen Erleichterung des Patienten, eine jauchige Fluͤſſigkeit abfließt. ine dunkle rothe, ſchwammige Geſchwulſt tritt Über den bulbus vor, der nit immer verunftaltet iſt; kurz darauf geht die Gefhmwulft in Ver— ſchwaͤrung Über ; die abgefonderte übelriechende Jauche corrodirt die Wange, oft entfieht ein Bluterguß, der ſchwer zu ſtillen iſt. Endlich bricht die Geſchwulſt aus dem Auge hervor, die Augenhöhle wird auseinander gedrängt, und dieß bringt, je nach der Stelle, wo es gefchieht, verfchiedene Zufälle herz vor. Die gefpannten Augenlider find varicoͤs; die Halsdrüs fen angefchwollen. Man fah bisweilen, daß das zweite ges funde Auge dur die Gefhwulft aus feiner Höhle gedrängt wurde. Die Schmerzen find lebhaft, Schlaflofigkeit, Mas rasmus und hectiſches Fieber treten ein, bis endlich der Tod diefen Leiden ein Ende macht. Die pathologifhe Anatomie weift als Sitz ded Uebels bald den nervus optieus, bald die retina, bald einen andern Theil des Auyes nah. Bemerkenswerth aber ift hierbei, daß die sclerotica von dem Uebel verfhont zu bleiben fcheint. (Dieß ift öfters nicht der Fall; mir find zwei Fälle vorgefommen, in denen fogar der fungus urfprüngli in und auf der sclerotica aufgetreten war und erſt fpäter der nerv. opticus ergriffen wurde, N. F.) Oft beſchraͤnkt fi) die Desorganifation nicht auf den bul- bus allein, fontern verbreitet fich ſogar durch die orbita zum chiasma, ja felbft bis zu den thalami hin. In der erften Periode könnte man das Uebel mit Glaucom ver— wechfeln, doc das Alter deg Kranfen dient als diagnoftie ſches Zeichen. Kinfaher ExXophthalmus, welcher bis zu einem gewiffen Grade der bier in Rede ſtehenden Krankheit ähnlich ift, läßt bei gemauerer Unterfuhung den Sitz der Geſchwulſt auferhalb des bulbus wahrnehmen. — Die Prognofe ift nicht immer lethal, dody muß man auf einen folhen Ausgang gefaßt feyn. — Das einzige gegen dieſes Webel zu verfuhende Mittel ift die Operation, die um fo erfolgreicher ift, je früher nad) dem Entfteben des Uebels diefelbe unternommen wird. Mas die Operation felbft anbetrifft, fo befteht die übliche Methode derfelben darin, daß alles in der Augenhöhle Ent: baltene durch die Operation entfernt wird, weßbalb fie ges fäbrlib und von langwierigen Folgen ift. Beruͤckſichtigt man jedoch die verfchiedenen Perioden des Uebels, fo fieht man leicht ein, daß man in dem Falle, wo der bulbus al: fein ergriffen erfcheint, nur diefen durch die Dperation zu entfernen braucht. Sie wurde daher in zwei Fällen, und zwar mit dem glüdlihften Erfolge, operirt, Der Erſte, der 221 dieſe Methode vorfhlug, war Bonnet, welcher in feinen Unterfubungen über die Uponeurofen der Augenmusteln nachgewieſen, daß der bulbus von dem in der orbita bes findlihen Fette durch eine nah Vorn offene fibröfe Kapfel getrennt ift und daher nad) bloßer Durchſchneidung dee nerv. opticus, der Augenmuskeln und der conjunctiva aus der Augenhoͤhle entfernt werden Eann. Verrichtet wurs de fie früher zweimal von Staber und Gunier von keys terem mit ungünftigem Erfolge, was jedoeh, nach Bonnet, nicht auf Rechnung der Methode zu ftellen ift. Bonner operirt auf folgende Weife: Er fpaltet zuerſt, wenn der bulbus fo vergrößert iſt, daß er durch die Augenlidfpalte nicht durchkann, die dußere Commiffur, laͤßt fodann den bulbus, wenn er noch ziemlich feſt iſt, mittelſt eines Hakens an feiner Innenſeite anziehen und ſchneidet hierauf die mit der Pincette gefaßte Gonjunctivafalte am innern Augenwinfel los Durch diefe Deffnung führt er nun den ftumpfen Hafen ein, durchſchneidet den obern und inneren geraden Augenmuskel, worauf der bulbus, die Aus fenfeite ausgenommen, ifolirt erfcbeint; die hierauf folgende Durchſchneidung des Sehnerven läßt den bulbus mit Lei: tigfeit aus der orbita entfernen. Diefe Methode ift indeß nicht für alle Perioden des Uebels anwendbar; fo, 3 B., nicht, wenn die orbita mit in den Kreis der Desorganilas tion gezogen ilt. Sn dem einen Kalle, wo Bonnet die Operation bei einem ac)tjährigen Mädchen wegen eines Encephaloids im Anfange des dritten Stadiumg unternahm, heilte die eine geichnittene Äußere Commiffur per prim. intentionem ; die abgeplatteten Augenlider deckten die Augenhöhle; Patient konnte dag obere Lid nur wenig heben, was aus Mangel eines Stüßpunctes für den levator palpebrae superio- ris ſich leicht erklärt; die Augenmuskeln haben fih alle an ihren durchſchnittenen Enden vereinigt; der Stumpf Eonnte die Bewegung nad) Dben, Unten, Außen und Sinnen ma— hen; fogar der Thraͤnenabfluß nach dem Rachencanal war nicht geftört. In dem zweiten Falle, wo die befihriebene Opera— tion wegen eines im Auge fißen gebliebenen fremden Kör: pers und der dadurch bemwirften heftigen Schmerzen felbft im gefunden Auge vorgenommen wurde, mar der Erfolg ſehr günftig: die Raͤnder der Wunde vereinigten fi und bildeten einen etwas vorragenden Stumpf, welcher Anfangs, felbft die Bewegung nad Oben und Unten zu maden ver: mochte, fo daß man ein kuͤnſtliches Auge einfeßen zu koͤn— nen glaubte; allein bald darauf verlor fih diefe Bewegung, indem fi der Stumpf nach Hinten zuruͤckzog. Die Se: eretion der Wunde war, vielleicht auch wegen der zufließen: den Thränenfeuchtigkeit, wäfferig, fie wurde aber, was man nicht vermutben follte, von den Thränenpuncten aufgefogen. Das obere Augenlid hängt herab, fein freier Nand berührt den des unteren, die Bewegung deffelben ift aber nur fehr befhräntt. Der allgemeine Erfolg war fehr erwuͤnſcht. Der Ausgang diefer beiden Dperationen widerfpricht der Anficht derjenigen Autoren, die die Thraͤnendruͤſe bei der exstirpatio bulbi, als ein unnuͤtzes Organ, mitzu entfers 696. XXXII. 14. 222 nen anrathen. Berard laͤßt die Ihränendräfe, menn fie gefund ift, in der orbita zurüd. Dadurch wird die Ope⸗ ration ſehr vereinfacht. Thraͤnenträufeln, dem jene Autoren durch Entfernung der Zhränendrüfe vorbeugen wollen, trat in beiden Fällen nicht ein. vielmehr richtete fich die Quan— tität der Thränenfecretion nah dem Bedürfniffe derfelben für die Neibung des Stumpfee. So feben wir in den Fälen, wo die Thraͤnen unnüg erfheinen, die Zhränene druͤſe atrophifdy werden und allmälig die Thränenfecretion von felbit aufhören; wo aber die Thraͤnenabſonderung fort: dauert, da faugen aud die puncta lacrymalia, wie im gefunden, Zuftande, dieſe auf, obne daß Epiphota enıftebt, die auch im den beiden erwähnten Fällen nicht eintrat. (Gaz. d. Höpit. 16. Juill. 1844. No. 83.) Unterfjuchungen über die von den Negern auf Martinique ausgeübten Bergiftungen. Von Dr. Rufz. Der VBerfaffer giebt in diefem Auffage die Refultate feiner Verſuche mit Vergiftungen an Thieren in der Abficht, die Vergif— tungsarten, welche die Neger auf Martinique bei Thieren anmwens den, ermitteln und nachweiſen zu fönnen. Wir werden ung hier damit begnügen, Burg das Réſumé fiiner einzelnen Verſuche anzu: geben, welche ſich mit folgenden Giften befhäftigen: Arſenit, Grünfpan, aeftoßenes Glas und der Manzinellencaum. Urfenif. — Ein alter Ochſe enthält eine Drachme Arſenik ohne ſchaͤdliche Wirkung, eine zweite Gabe von 2 Drahmen 24 Stunden darauf; am Tage darauf keine bemerfbare Wirkung, am zweiten Tage Diarrhör, Traurigkeit, das Thier lieat fortwäbrend, der Stublgang wird dünner, nervöfis Zittern der Beine, faft plößs fiber Zod ohne Convulſionen. Bei der Section zeigt der Magen fledige Rarminröthe, und die hemifche Analyſe deffeiben ergiebt eine gehörige Quantität Ars fenit. — Ein febejäbriger Maulefel, weicher am Roge leidet, eı: hält eine Drachme Arſenik, von dem etwa die Hälfte wieder mit dım Spiichel ausgeworfen wird; das Zhier wird trauriger, die Ohren heiß, die Flanken Elopfen, fonft keine Wirkung. Acht Zage darauf von Neuem eine Drachme Arſenik, welde ganz verfchlune gen wird, Appetitlofigkeit, dünne, aber wenig reichliche Stoͤhle, eilf Tage nach der erften Dofis, 51 nad der zweiten. Die Ver: Änderungen im Magen, welcher ftellenweife runzlig war, ähnlich den obenanaegebenen, nur biäffer, da fie älter waren. Die Rear gentien ergeben keinen Arfenit, der Marfh’fche Apparat wurde vom Feuer zerfprengt und gab daher kein Refultat.: Aus dem Gefagten gebt alfo hervor, daß wenigftens eine Dradme Arſenik nothwendig iſt, um das Thier zu vergiften. Herr Bouley hat noch auf cine pathologiihe Veränderung aufmerkſam gemacht. wel. che auch wir bei dem Maulefel gefunden haben, nämlich zahlreide Ecchymoſen an der Bafis der linken Herzkammer. In einem drit— ten Berfuche wurden Puncturen mit einer in eine Auflöfung von 1 Drachme Arfenik getauchten Nadel bis zum Bluten ohne Erfolg bei einer jungen Eräftigen Maulefelin gemaht Das Thier erhielt während eines Monats nach und nah 1 Unze 33 Gran Arfenif, aber erft nach der legten Dofis von einer balbın Unze traten deuts libe Symptome hervor, und das Thier ftarb 43 Stunden darauf. Der Magen war in feiner unteren Hälfte ftark geröthet, an eini— gen Stellen wirkliche Schörfe; in demfelben fand ſich eine Parthie des Arfenifs unverändert vor. Diefer Fall ift deshalb beſonders wichtig, weil er die Möglichkeit zeigt, den Arfenik Gemein können, welcher dann, wie bei Vergiftungen bei Menfchen, denm ge— wöhnlicyen Verfahrungsmeifen unterworfen werden Fann. Srünjpan. (Eohlenfaures und effigfaures Kupfer). — Ein alter Ochſe erhält 1 Drachme Grünfpan, 36 Stunden darauf Drars rböde und Kolitfhmerzen, welche in den folgenden Tagen zunehmen. Der Appetit in den erften fünf Zagen gut, dann nimmt cr ab und 223 geht ganz verloren; die Stühle bleiben vierzehn Tage hindurch flüffig und werden dann confiftenter, fchszehn Tage nad) der Ver: giftung enthalten fie einige Biutftreifen, die nur vier Tage lang fidy zeigen; das Thier magert immer mehr und mehr ab, und ftirbt neunundzwanzia Zage nach der Vergiftung ruhig, ohne Con— vulfionen. Die beiden Magen find faft aanz von ihrem Epithes lium entblößt, unter demfelben ift die Schleimhaut normal; die Membran der dünnen und dicken Gedärme durchweg grausgrünlic) aefärbt und erweicht, gang, wie nach einer chronifchen Entzündung, Außerdem finden fih im Mayen und Darmcanal, fowie in der rechten Vorkammer des Derzens, auf der feröfen Haut weißliche, feirrböfe Maffen. Aus diefem Verfuhe, fowie aus vier anderen, die der Verfaffer mittheilt, geht hervor: 1) Daß die Thiere den arößten Widermwillen gegen den natürs lichen oder kuͤnſtlichen Grünfpan zeigen, daß cs unmöglich ift, fie diefe Subſtanz obne ihr Wiffen nehmen zu laffen, und daß man eine große Gewalt anwenden muß, um ihnen eine gewiſſe Doſis beizubringen. 2) Daß, wenn eine gewiffe Quantität des Kupferfalzes auf das Gras zerftreut wird, jowie e8 die Neger gewöhnlich thun fols len , es möglich ift, bei der Unterfuhung des Bodens fehr deutlich erfennbare grüne Parzellen aufzufinden. 3) Daß, wenn das Thier eine gewiſſe Quantität von demfel: ben zu fichb nimmt, die Lippen und die Zunge derfelben vierunds zwanzig Stunden hindurch grün gefärbt bleiben. 4) Daß 2 Ungen Grünfpan nicht den Zod herbeiführen und faum einige Zufälle von Zraurigkeit und Colik veranlafjen; Diars rhoͤe tritt nicht ein, die Ercremente jind im Gegentheile härter und fhwärzer. Während der erften zwei Tage war auch ein ziemlich bedeue tender Huften vorhanden. Nach diefen Verfuchen wird man anneh— men fönnen, daß der Grünfpan nicht von den Negern zum Vers giften von Ochſen, Mauleſeln u. a. angewendet wird, da fie enor— mer Quantitäten deffelben dazu bedürften, und diefe leicht zu verfol: gende Spuren zurüclaffen würden. Geſtoßenes Glas. — Aut von diefer Subftang bedarf es einer zu großen Menge, um die Thiere zu vergiften, al& daß man annehmen könnte, daß die Neger fid) deffelben zu diefem Zwecke bedienten. Der Mancinellenbaum (Hippomane Mancenilla). — Aus einem an einer alten Kuh angeftellten Verfuche geht bervor, daf der frifhe Saft des Mancinellenbaumes in einer Dofis von 3 Dramen Diarrhöe, felbft blutige Stühle, Colikbeſchwerden und Anorerie herbeiführen fann. Da der Saft vieles Baumes ein Gummi Resina ift, fo kann er nicht zu einem trodnen Pulver ger macht werden, wir haben ftets daraus eine Art Kautſchuk gewon— nen, welches nur durch feine Verbindung mit einem Pulver (2 B. Zuder) zu Koͤrnern gemacht werden Fann. Der gelrocinete Saft bringe nicht diefelben Wirkungen, wie der friiche, hervor: es bedarf immer der Gewalt, um den Saft den Thieren beizubrinaenz wenn berfelbe unter dem Kutter verſteckt wird, fo weigert fih das Thier, zu freffen und hungert lieber. In der Form einer Galbe fann der Saft des Mancinellenbaumes als blafenziehendee Mits tet angewendet werden. Sn erır Verbinduna mit Eyrup und Waſſer wird der Saft von den Thieren ohne Widerwillen genom— men ımb in einem Verſuche, wo ein gefunder Maulefel auf diefe Weiſe 6 Dramen dıs Eaftes zu fih uahm, farb er nach fiebzehn 696, XXXII. 14. 224 Stunden. Obwohl nun die Neger in obiger Miſchung das Gift leicht anwenden koͤnnten, ſo koͤnnen ſie ſich daſſelbe doch nicht ſo leicht verſchaffen, als man glauben möchte. Sie fuͤrchten ſich, den Baum zu berühren: der Saft fließt nur tropfenweiſe aus, und ı8 bedarf Zeit, cine gewiffe Menge davon zu fammelnz ferner ift jene Miſchung von weißlic:er Farbe, und da die Thiere unmöglich die Gefäße ganz ausfchlürfen Eönnen, ohne Etwas auf dem Boden zuruͤckzulaſſen, fo würde diefes leicht zur Entdeckung führen. Was die pathologifhen Veränderungen betrifft, fo findet fih der Magın in feiner unteren Parthie violett gefärbt und die Schleimhaut vers dickt, die Dünndärme etwas geröthet, ftärfer das culon descen- dens und der Maftdarm. An der valvula Bauhini und an dem Anfange des colon adscendens fanden ſich zwei Vorſpruͤnge mit rotber, harter und verdicter Schleimhaut, auf denfelben ein grauliher Scherf, unter weldım die Schleimhaut exulcerirt war, in dem linken Ventrikel Eleine, Schwarze Ecchymoſen. Smpfungen mit dem Safte dis Maucinellenbaums bringen nur örtliche Wirkungen bervor. Aus diefen Verfuchen, fowie aus den von Riccord-Media— na angeftellten Erperimenten arbt hervor, daß der Saft dıs Mans cinellenbaums ein beftiges Gift von fcharfer, EFauftifcher Wirkung it. Auch die Frucht des Mancinellenbaums ift giftig, befonders wenn fie grün ift, weil fie dann mebr Milch, als im Zuftande der Reife, enthälts die WBlärter und Saamen wirken erft in größeren Gaben nachtbeilia. Wenn die Theile des Mancinellenbaumes zum Vergiften bei Menfchen benust würden, jo würde der Leidende ſo— aleih durch das Brennen im Schlunde und Magen davon in Kenntniß gefest werden. Ich wandte den Saft dıs Mancinellens baums in Pillenform zu 4 Gran p. d. bei einer hartnäckigen Epi— lepfie an; drei Stunden nad der erften Gabe trat grünliches Erz brechen; zwei Stühle, Betäubung, Kopfſchmerz, Gonvulfionen, Zite tern der unteren Extremitäten ein, welhe Symptome bald wieder verfchrwanden, aber auch nach den folgenden Gaben mehr oder weni— ger beftig hervortraten, ohne daß das Hauptübel eine Modification erlitt. (Annales d’Hygiene, Juill. 1844.) Miscellen. Der Deutfche Berein für Heilmwiffenfchaft bat feis nen erften Sabreebericht zu Berlin veröffentlicht; der Verein zählt bereits 163 Mitglieder und bat im verfloffenen Sahre zwei Preise aufgaben geftellt: die eine, betreffend veraleichend pathalogifcye Un— terfuchung der Bewegungsnervenkrankheiten bei den Menfchen und den Hausthieren; und die ziveite betreffend die Verderbniß der Zähne. Die Statuten des Vereins haben wir mit dem XXIV. Bde, der Neuen Notizen unfeen Leſern voraeleat, danach wird nach $ 8. jeder Arzt oder Nichtarzt, welcher den jährlichen Beitrag von 4 Zhlr, Dreuß. Gour. an den Verein in Berlin einfendet, unter die Mita'ieder des Vereins aufgenommen, GFrfoliation des Schenkelkopfes bei der Sorars thbrocace. In der Sisung der pathologifchen Gefellfchaft zu Dublin am 2. April 1842 zeiate Herr Adams den ırfoliirten Schenfelfopf eines fehsjährigen Kindes vor, welches zwei Sahre lana an Gorarthrocace gelitten hatte und dann nach der Erfolia- tion mit virem Falfchen Gelenke aenefen war. Er bemerkt, daß fo oft eine fotte Er’oliation ftatraefunden habe, die Kranken geneſen wären. (Dublin Journal, March 1844.) Bibliographische An Introduction to Zoology. By Philip Henry Gosse, autlıor of the Canadian Naturalist.“ 2 Vol. London 1844. 8. Trattato di Anatomia descvittiva e fisiologica veterinaria del Dottore in Chirurgin C. G. Magnosio etc. Torino 1843 et 1844. Parte I. — III. Keurakerıen, Igiene delle Spose ossia Raggionamenti popolari intorno alla Gravidanza, al Parto, alla Allattazione del dottore Lorenzo Ercolani. 2de ediz. accresciuta e migliorata. Milano 1844. 8. Alcune regole per viver sani, esposte dal Dottore Giusenne Leonida Podrecca, medico-chirurgo, gia assistenle alla cii- nica medica etc, di Padova. Padova 1844. 8. —— ⸗ — Neue Üotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Heilkunde, Hefammelt und mitgerbeilt von dem Ober» Mebicinalrarbe Eroriep zu Weimor, und dem Medicinafrarhe und Profefior Froriep zu Berlin, N 697. Gedruckt im Landes » Snduftrie » Gomptoir zu Weimar, (Nr. 15. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 6. oder 3 30 7, November 1844, des einzelnen Etüdes 3 gGr Die Tafel Schwarze Abbildungen 3 99= Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x org pn > ee Ueber die Spuren von andern ftraußartigen Vögeln, als die Dronte, welche früher auf den Infeln um Söle de France gelebt haben. Bon 9. E. Stridland, Eſq. Bekanntlih hat Leguat, ein aus Franfreih ausge: wanderter Proteftant, welcher über zwei Sabre lang (von 1691 — 1693) auf der Inſel Rodriguez, unfern Isle de France, gelebt, einen Vogel unter dem Namen Solitaire (der Einfiedler) befchrieben, welhen Latham als eine von der Dronte verfchiedene, aber diefer verwandte Species be: trachtete und den Gmelin Dido solitarius nannte. Spaͤ— tere Maturforfcher haben dieſen Vogel entweder für ganz fabelhaft oder für die fehlerhaft befchriebene Dronte (Dido ineptus) gehalten, über deren früheres Vorhandenſeyn auf Isle de France Erin Zweifel befteht. Da indef Leguat ein gebildeter Mann war und feine Erzählungen übrigens den Character der innern MWuhrheit an ſich tragen, fo bat man feinen Grund an der Treue feiner Befchreibung des Solitaire zu zweifeln, und wenn man dieß zugiebt, fo kann man nicht umbin, diefen Vogel ald von der Dronte ſowohl ſpecifiſch als generifch verfchieden zu betrachten. Der Solitaire muf, der von Leguat herrührenden Beſchreibung nah, von der Dronte in folgenden Puncten verfchieden geweſen fenn. 1) Der Schnabel glich dem eines Truthuhns, war aber etwas mehr gebogen. Die Abbildung, welhe Leguat mittheilt , ſtimmt mit diefer Befchreibung überein und zeigt einen mäßig großen Schnabel, wie wir ihn bei den huͤhner— artigen Vögeln finden, und der durchaus anders geftaltet iſt, wie der der Dronte. 2) Dom Solitaire wird angegeben, daß er faft ſchwanzlos gewefen fey, während die Dronte einen gewölbs ten Schwanz, wie der des Straufes, hatte. 3) Der Solitaire hatte längere Beine, ald das Truts huhn, mährend die Dronte fehr Eurzbeinig war, wie fi) No. 1797. — 697. k unD e aus den im Britifchen und Oxforder Mufeum befindlichen Eremplaren der Beine ergiebt. 4) Der Solitaire trug den Hals aufrecht, und dieſer Körpertheil war verhältnißmäßig länger, als bei'm Truts huhn. Dagegen war der Hals der Dronte kurz und gebo- gen, wie ed fih zu den mafjigen Verhältniffen des Kopfes paßte. 5) Obwohl der Solitaire nicht fliegen Fonnte, fo ſcheinen doc deſſen Flügel ftärfer entwidelt gewefen zu ſeyn, als die der Dronte, da fie am Ende mit einem Kinopfe von der Größe einer Flintenkugel verfehen waren, deffen ſich der Vogel zur Vertheidigung gegen feine Feinde und zum Ans greifen derfelben bedient haben foll. 6) Das Solitaire-Weibchen foll an der Schnabelwur- zel einen, wahrfcheinlich aus Federn gebildeten, Streifen gehabt haben, der fich wie eine Wittwenhaube ausnahm, während bei der Dronte das ganze Geſicht Eahl war. So läßt fih alfo mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß noch im Jahre 1605 auf der Inſel Rodriguez ein ges genmwärtig ausgeftorbener großer Vogel lebte, welcher von der auf Isle de France ehemals einheimifchen Dronte verfcie- den war. Diefer Vogel Eonnte nicht fliegen, und Leguat, welher deffen Lebensweife genau befchreibt, gedenkt des merkwuͤrdigen Umftandes, daß er auf einen 14 Fuß hohen Haufen von Palmenblättern nur ein Ei legte, in welcher Beziehung ſich eine Verwandtſchaft mit Talegalla und den Megapodiinae Auſtraliens herauszuftellen ſcheint Des Solitaire von der Inſel Rodriguez ſcheint, außer Leguat, ein einziger Neifender gedacht zu haben, und «8 läßt fih annehmen, daß diefer Vogel bald nah Leguat's Aufenthalt auf jener Inſel ausgeftorben fen. Uebrigens fcheinen auch auf der benachbarten Inſel Bourbon vormals flügellofe Vögel gelebt zu haben. In der Bibliothek der Londoner zoologifchen Gefellfehaft befindet fich ein Manufeript, welches von dem eifrigen Naturforfcher C. Tel fair Eſq., welcher während feines Aufenthaltes auf 15 227 Isle de France viele werthvolle Beobachtungen anftellte, da= bin gefchenft worden ift. Diefes Manufeript führt den Zitel: Journal et Relation des voyages faits par le Sr. D. B. aux iles Dauphine ou Madagascar et de Bourbon ou Mascarenne. 1669. Bon den Vögeln der Jaſel Bourbon ſagt der fonft fehr gut beobad)tende Berfaffer Folgendes; „Landvögel und deren Namen: „Solitaires. Diefe Vögel haben diefe Benennung erhalten, weil fie ftets einzeln anzutreffen find. Sie ha: ben die Große einer ftarfen Gans und find, bis auf die fhwarzen Flügel und Schwanzfpige, weiß gefiedert. Am Shwanze find Federn vorhanden, welche mit denen des Strauges Aehnlichkeit haben. Der Hals ift lang, und der Schnabel gleiht dem der Schnepfe, ift aber dider. Die Beine und Fuͤze find von derfelben Beihaffenheit, wie beim Truthuhn. Dieſer Vogel wird gehetzt, da er nur fehr we— nig fliegen kann.“ „Blaue Vögel, fo groß wie der Solitaire, find gınz blau gefiedert, haben rothe Beine und Schnäbel; die Beine find geftalter, wie bei den Hühnern. Sie fliegen micht, laufen aber ungemein ſchnell, fo daß fie ein Hund kaum einhofen kann. Sie ſchmecken fehr gut.’ Der Verfaſſer befchreibt alsdann die wilden Zauben und andere Vögel der Inſel Bourbon. Um's Jahr 1670 fiheint daher diefe Inſel zwei ſtrauß— artige Vogel befeffen zu haben, von denen der eine der Ein- fiedier (Solitaire) und der andere der Blauvogel (oiseau bleu) hieß. Der Solitaire der Inſel Bourbon ſcheint in: dep, wenngleih mit dem Solitaire der Inſel Rodriguez verwandt, doch von diefem verfchieden gewefen zu feyn. Er war weiß gefiedert mit ſchwarzer Schwanz: und Fiügelipige, wihrend Lequat feinen Solitaire als graulich und braun gefiedert befchreibt. Die auf der Inſel Bourbon lebende Urt hatte ferner einen Schwanz, wie der Strauß und einen Lingeren Schnabel, gleich dem der Schnepfe, aber dicker, in welcher Beziehung der Vogel mit dem Apteryx Neufees land's Aehnlichkeit hatte. Auch feheint er ein Wenig flie: gen grEonnt zu haben, wenngleich fich die Worte des Mar nufcripts auch fo ausiegen laffen, als ob er nur, wenn er gehegt worden, mit den Flügeln geſchlagen und dadurd) gro: ßere Süße gemacht habe. Der Blauvogel ſcheint fowohl von der Dronte, als von dem Einfiedter der Inſeln Bourbon und Rodriguez ſpe— cifiſch verſchieden geweſen zu feyn. Die Fähigkeit, zu flie— gen, ging ihm ganz ab, wogegen er, gleich dem Apteryx, ſehr gut tief. Nach den Berichten von Schriftftellern, die durchaus glaubwürdig fibeinen, glauben wir alfo annehmen zu müffen, daß die drei einander benachbarten Inſeln Bourbon, Rodri— guez und Isle de France früher von wenigftens vier befons deren Vogelarten bewohnt geweſen feyen, welche in ihrem Baue mehr Aehnlihkeit mit dem Apteryx Neufeeland’s befaßen, ald mit irgend einer anderen jeßtlebenden Vogelgat— tung; und wenn der von Cauche mitgetheilte Bericht über einen dreizchigen und flügellofen Vogel auf Isle de Trance, 697. XXII. 15. 228 den er Oiseau de Nazarette nennt, genau ift, fo muͤſ— fen wir an die frühere Eriftenz einer fünften Art derfelben anomalen Familie glauben. Auch liegt im der Vermuthung, daß es fo zahlreiche, mit der Dronte verwandte, Vogelarten gegeben habe, gar nichts Befremdendes, wenn wir in Betracht ziehen, daß Profeffor Owen bereits dargethan hat, daß fünf Species jener merkwürdigen Vogelgattung, Dinornis, noch vor gar nicht ſehr langer Zeit und ſicher noch gleichzeitig mit dem gegenwärtig lebenden Apteryx auf Neuſeeland anzutreffen waren, Nod weniger haben wir uns über das fchnelle Ausjterben diefer Species nah der Beſiznahme diefes Archi— pels von Seiten des Menfhen zu wundern. Auf Eleine Inſeln befchränkt und nicht im Stande, fid) duch den Flug ihren Feinden zu entziehen, dabei ſehr wohlfhmedend, ging e8 ihnen, fowie den Dinornis- Arten, und diefem Schick— fale wicd auch der fhuglofe Apteryx nicht entgehen. *) "Nachdem ih nun nachgewieſen, daß bündige hiftorifche Beugniffe dafür fprechen, daß ehemals mehrere ſtrauß- oder dronteartige Vögel auf jenem Archipel gelebt haben, entfteht die Trage, ob es noch Ueberrefte von jenen Vögeln dort gebe. Hieruͤber Eann ich leider nicht fowohl Auskunft ges ben, als zu Forſchungen anregen. Ban der Dronte bejiken wir befanntlic einen vollftändigen Kopf und die Fuͤße von zwei Eremplaren; allein von den übrigen Species ift noch nichts aufyefunden worden. Herr Quoy verfiherte indeß Herrn vd. Blainville, daß die im Parifer Mufeum be= findlichen Knochen, welche Cuvier für Drontefnohen hielt, nicht von Isle de France, fondern von der Inſel Rodriguez ſtammten, und fie dürften daber, wie f[hon Herr v. Blain— ville vermuthete, Leguat's Solitaire angebören. Auch hat Here Telfair dem Mufeum der Londoner zoologiſchen Geſellſchaft Vogelknochen von der Inſel Nodriguez gefchenkt, und im Anderſon'ſchen Mufeum zu Glasgow finden fich Knochen unter der Benennung: Dronteknochen von Isle de France. Ale diefe Materialien wären forgfültig zu unter fuhen, und von Niemandem koͤnnte dieß gründlicher gefches hen, als vom Profeffor Owen. h Wenn man auf den Sufeln Bourbon, Isle de France und Modriguez felbft diefem Gegenſtande weiter nachforfchte, fo liefen ſich wahrfcheinlich weitere Auffchlüffe erlangen. Die Anfhwemmungen von Flüffen, der Boden auf der Sohle von Höhlen und felbft die alten Schutthuͤgel bei Städten und Dörfern follten forgfältig nad) Vogelknochen durchſucht werden. Hoffentlich werden die Naturforfcher, durch die unlängft auf Neufeeland erlangten bedeutenden Erfolge an: gefeuert, ſich auf Isle de France u. ſ. mw. mit gleichem Eifer Ähnlichen Unterfuchungen widmen, fo daß vielleicht binnen Kurzem die Solitaires und die Oiseaux bleus *) Wahrfheiniih war im Sahre 1693, als Leguat Isle de Trance befuchte, die Dronte ſchon lange auegeftorben. Wer nigftens gedenkt er diefes Vogels nicht und bemerkt, daß felbit die wilden -Gänfe und Enten, die Wafferhübner, Lands und Woſſerſchildkroͤten 2c. bereits fehr felten geworden ſeyen. Die Holländer befaßen aber auch die Inſel damals bereits feit faft einem Sahrhunderte. , 229 mit gfeiher Sicherheit in das Syſtem eingetragen werden önnen, wie bie. Dronte und Dinornis. (The Annals and Mag. of Nat Hist., No. XCll., Nov. 1844.) Ueber die feften vegetabilifhen Dele hat Edward Solly, jun., der Londoner Rinneifchen Ge— feufhaft am 18. Juni diefes Jahres eine Abhandlung mits getheilt, in welcher er zuerft der gewöhnlichen Eintheilung der Dele in fette, trodnende und flühtige gedachte. Die fetten Dele zeigen verfchiedene Cigenfchaften , je nachdem fie mehr Elain (flüffiges Del) oder Stearin (feltes Del) entz halten; die Eorten, welche von jenem viel enthalten, find bei gewöhnlichen Temperaturen flüffig, während die an Ste: arin reichen unter gewöhnlichen Umftänden feft find und als Talge oder Butterarten betrachtet werden. Won diefen bie tet das Pflanzenreich eine große Anzahl dar, und da Herrn Solly unlängft Proben von vielen derfelben zugefommen find, fo hat er in feinem Auffage deren Eigenfchaften aus eigner Erfahrung niederlegen koͤnnen. Er oıdnet die vegetabilifhen Talge oder Butterarten nab den botanifchen WBerwandtfchaften der Pflanzen, von denen fie herrühren und zählt die vorzüglichften darunter in folgender MWeife auf: 1) Theobroma Cacao, L., und mehrere andere Species von Theobroma. 2) Vateria indica, L. Diefer Baum, der Talgbaum von Ganara, ift infofern merkwuͤrdig, als er gleichzeitig ein treffliches Harz, welches dem Gopal ähnelt, und ein feftes Del oder Talg liefert, welches legtere fich zur Lichtfabrication eignet. Herr Solly bat mehrere Proben von diefem Dele unterfuht, welche fämmtlih der von Herrn Babington herrührenden Bes fchreibung deffelben entfpradyen, obwohl fie in manchen Nebens puncten voneinander verfihieden waren. Die von Babing- ton erwähnte eigentbümliche Beſchaffenheit des Bruches ſtellt fih nicht immer dar und hängt wahrfcheinli von der Gefhmindigkeit der Verfühlung aus anderen Umftän= den ab. 3) Pentadesma butyracea, G. Don. 4) Carapa Touloucouna, Guill. & Perrott. 5) Carapa Guianensis, Aubl. 6) Stillingia sebifera, Mich. Saamen von der Stillingia und Proben von dem da— raus bereiteten Talge erhielt Herr Solly von W. DB. Hil— lyer Efg., welcher fie vom englifchen General »Conful in China, Herrn Lay, empfangen hatte. Das Taig iſt rein weiß, hat wenig oder Eeinen Geruch, ift härter. als gewoͤhn⸗ liches Talg, ſchmilzt bei 100° 3. (803° R.) und befteht aus 703 feften und 309 flüffigen Dels. Herr Solly fand in den Saamen zwei Arten von Del, von denen das eine bem eben befchriebenen Zalge gleicht und in der meißen zelligen Scale des Saamens enthalten ift, während dag andere, ein farblofes oder biafgelbes Del, fi in dem Kerne 697, XXXIL 15 230 befindet und ſich aus diefem leicht auspreffen läßt. Diefes Dit ift bei allen gewöhnlichen Temperaturen fluͤſſig, und offenbar find die Eigenſchaften des Talges fehr verfchieden, je nachdem nur das eine diefer Dele oder beide ausgepreßt werden. 7) Bassia butyracea, Roxb. Von der Chorve- Butter, dem Producte diefes Baumes, bat Herr Solly zwei Proben unterfuht, von denen die eine von Sir R. Colquhoun im Sahre 1826 der Fönigl. aſiatiſchen Geſellſchaft uͤbermacht, die andere von Herrn Traill im Jahre 1834 nah England gebracht wurde. Beide Proben waren rein weiß von Farbe und boten die Confiftenz des gemeinen Talges dar. Die Ältere war ets was härter und hatte einen unangenehmen, tanzigen Geruch, mährend die von Herrn Traill mitgebrachte, obwohl fie fon volle zehn Jahr alt, noch durchaus füß und von aller Nanzigkeit frei if. Die erftere enthielt 822 Stearin und 185 Elain, die leßtere 605 Stearin, 34% Clain und 63 Unreinigfeiten. Aus beiden ließ fih ohne Schwierigkeit fhöne weiße Seife bereiten. 8) Bassia longifolia, L. 9) Bassia latifolia, Roxb. 10) Bassia(?) Parkii, G. Don. Herr Solly hat eine vonDr. Stranger dem Hrn. Ward geſchenkte Probe diefer Butter unterfucht. Sie ift weiß, mit einem geringen Stiche in's Graue und befigt faft feinen Geruh und Gefhmad. Gie ift nicht viel härter wie gewöhnliche Butter, fhmilzt bei 97° $. (291° R.) und befteht aus 56% feften, fomie 443 flüffigen Dels. 11) Laurus nobilis, L. und andere verſchiedene Epecie von Laurus. 12) Tetranthera sebifera, Nees. 13) Cinnamomum Zeylanicum, Nees. 14) Myristica moschata, L. 15) Virola sebifera, Aubl. 16) Cocos nucifera, L. und wahrfcheinlich meh: tere andere Arten diefer Gattung. 17) Elaeis Guineensis, Jacq., fowie andere Pal: men, als Euterpe oleracea, Mart, und Oenocarpus distichus, Mart. Außer diefen, in beträchtliben Quantitäten vorhande- nen vegetabilifchen Zalgen, deren Urfprung mit Sicherheit bekannt ift, gedenkt Herr Solly noc zwei andrer Sorten, von denen man nicht weiß, von welchen Gemächfen fie her— rühren; der von Dr. Thomfon befchriebenen Minna Batta und eines grünen feften Dels, welches er unter dem Namen Kinknail von Calcutta erhalten bat. Ferner zählt er noch eine Anzahl Pflanzen auf, aus denen man fefte Dele in ge— ringen Quantitäten erlangt hat, und deren Liſte fich unftreis tiq noch weit vollftändiger machen liefe. (Annals & Mag. of nat. Hist., Nr. XCH, Nov. 1844.) 16* 231 Beobahtungen auf einer Reife im Altaigebirge. Bon Heren Tchiatcheff. Sn der Sisung der Parifer Academie der Willenfchaf: ten am 9. November d. J. wurden vier Abhandlungen des Herrn Tchiatcheff vorgelegt, welche die fümmtlichen Be: obadhtungen enthalten, die dieſer Meifende in Altai ange: ſtellt hat. Die erfte enthält diejenigen im Betreff der ery— ftallinifhen Gebirgsarten; die zweite bezieht fi auf dus filurifhe und devonfhirefche Gebirge, fowie auf die metall: führenden Gänge Weſtſibirien's; die dritte auf den Eoblen: führenden KalE und den vothen Sundftein und enthält eine mit Abbildungen vwerfehene Befchreibung der foffilen Pflanze zen; Die vierte endlich be.ieht fih auf das Dituvium. Dis Namens Altai bedienen fic die Geographen noch in einer fehr unbeftimmten Weife, und Herr Tchiatheff wendet denielben in dem ausgedehnteſten Sinne an, indem er die ſaͤmmtlichen Bergketten Weftfibirien’s darunter be: geeift, welche er, fammt den darauf entfpringenden Flüffen, befchreibt , bevor er das geologifhe Gemaͤlde derfelben vor ung entfaltet. As das Hauptrefultat feiner geologifchen Forſchungen giebt der Verfaſſer an, daß eine genaue Ueber: einftimmung der Richtungen des Altai mit denen, welche das füdlihe Curopa characteriſiren, ſehr hypothetiſch, wo nicht ganz unzulaͤſſig fey, und daß folglich Alles darauf hinz beute, daß ein gründliches Studium des Attai zum Erken— nen eines Erhebungsſyſtems führen werde, welches von dem— jenigen, das dem Europaͤiſchen Boden feine gegenwärtige Geſtalt verliehen, tbeilweife unabhängig daftehe, Wenn man auf diefe Weiſe Diefe Region von dem großen Euxo— paifhen Syſtem ablöft, wird man vielleicht auf der andern Seite eine innigere Verbindung zwiſchen ber geologifchen Geſchichte des Altai und der des Ural eıfennen. Zu Gun: sten diefer Hypotheſe ſtellt Herr Tchiatcheff verſchiedene Betrachtungen an, So ſtimmt, z. B., die vorherrſchende Richtung der Ketten des weſtlichen Altai von Nordweſt ge— gen Suͤdoſt mit der Richtung der Hauptare des Ural ziems lich genau überein: Die Belchaffenheit der Felfen, welche ſich zu beiden Seiten der breiten diluvialen Formation erhe: ben, welche den Altai vom Urat fcheidet, bietet ebenfalls eine jehr auffallende Achnlichkrit dar. Die wahrfheinliche Abwefenheit von Ablagerungen. welche jünger find, ald dag große palüozoifhe (paleozique) Syſtem im Altai fimmt das felbft fehr auffallend mit dem Fehlen der ädıten Trachyte, des Bafalts, des Dbjidiang, der Larven und überhaupt aller ders jenigen Erfcheinungen uͤberein, welche die neuern geologiſchen Epohen am Deutlichſten characterifiren. Durch diefen Um— Hand unterfcheidet fib das weſtliche Sibirien fehr deutlich von dem öftlihen. Oeſtlich vom Fluſſe Ieniffei werden die Erfcheinungen von jüngern vulkanifchen Ausbrüchen immer häufiger, während zugleich fecundäre Ablagerungen auftreten, die mın im Altai vergebens fuht. Wenn fich in geologis fiber Beziehung die Mepräfentanten jener ausgedehnten Ges birgsketten großentheils in den alten Gebirgsarıen Europa's, Africa's und America's wiederfinden, fo bieten jene dennoch manche paläontologifhe Cigenthümlichkeiten dar. So fcheis 697. XXXII. 15. 232 nen in dem Eohlenführendem Kalke des Altai die Nautilen, die Gomötiten (2), die Pofidonien zu fehlen. Die foffile Fauna bietet hier diefelben Charactere dar, wie die der nörds lihen Meere, namlih eine Armuth an Drdnungen, Gat— tungen und Arten und einen verhältnigmäßigen Reichthum an Individuen einer und derfeiben Art; ferner Dürftigkeit in der Entwidelung der individuellen Formen. Die Unter: ſuchung dee foffiten Flora des Altai ſcheint zu ähnlichen Refultaten zu führen. Mag man alfo den Altai aus dem orographifhen oder paläontologifhen Gefichtspuncte betrach— ten, fo erfcheint er al& eine eigenthümliche, von den geoges niihen Spyftemen Europa’s und der neuen Melt unabhäns gige Schöpfung. Vielleicht wird man einft zwifchen dieſem Coloſſen Weſtſibirien's und den heutzutage faft noch unbes kannten Gebirgsfpftemen Nord: und Mittelaſien's eine nds here Verbindung erkennen. Miscellen Ueber die geographifche Vertheilung der, an den Seeküften lebenden Mollusfen bat Herr Alcive d'Or— bigny der Parifer Academie der Wiſſenſchaften, am 13. Novıms bır, einen Vortrag gehalten, in welchem er zuvoͤrderſt auf die Wichtigkeit hinwies, welche Unterfuhungen diefer Art für die Paz läontologie haben. Die Beobachtungen des Verfaſſers wurden in Südamerica angeſtellt, wo er 362 Arten von Küftenmollusfen aufs fand, son denen 156 dem Atlantifdyen und 205 dem Stillen Ocean angehoͤren. ine einzige Art befindet fi Sowohl in dem einen, als in dem anderen Weltmeere. Aus feinen zahlreichen Beobach— “tungen ergeben ſich folgende Refultate, die eine unmittelbare Ans wendung auf die paläontoicgiihen Saunen der tertiären Formation geftattene — 41) Zwei miteinander communicirende und nur durch eine weit worgeſchobene Zandzunge getrennte Meere können verfchiedenartige Saunen bejigen. — 2) Bloß vermöge des Eins fluffes der Zemperatur können gleicyzeitig an den Küften deffelben Meeres und Keftlandes verſchiedene Faunen vorhanden ſeyn, die in verſchiedenen Zemperaturzonen ihr Wohngebiet haben. — 3) In derfilben Zemperafurgone Fönnen Stromungen an verfchiedenen Stellen der Küfte deffelben Feſtlandes verf.hiedıne Kaunen zu Wege bringen. — 4) Eine, von der des näcften Feftlandıs gang ver— ſchiedene Fauna kann auf Archipeln vorhanden feyn, wenn diefe durch Strömungen ifolirt find. — 5) Eigenthümlihe, oder doch in vielen Stüden voneinander abweichente Faunen können ji, le— diglich in Folge der orographifhen Beſchaffenheit, an einander ganz benachbarten Küften vorfinden. — Zum Studiren der Strös mungen bat jih Herr d’Orbigng der widtigen hydrographifdgen Karte des Herrn Duperren bedient. Bon Colchjieum arenarium hat Herr G. R. Link der Geſellſchaft naturforfchender Freunde zu Berlin efne Zwiebel vors gezeigt, an welcher cine Blüthenfnpfpe und Spuren von zwei abs geblühten Stämmen fich befanden, wovon die eine Spur mit den Wurzelgafern in der Mitte ftand. Es wird dadurdy Elar, daß die Bafis der Blüthe, woraus die Wurzelzafern Eommen, weldye wähs rend des Bluͤhens ganz Elein ift, ſich nachher vergrößert und fo die eigentlihe Zwiebel bildet, an der die Spuren der Stämme, dur das Anwachſen in die Höhe gehoben, noch lange gu feben find. Das Anwadjfen der Zwiebel, worin man mit Mübe eine Regelmäs Bigkeit fucht, gef&hicht alfo fegr unregelmäßig. Colchicum arena- rium, welches mehr Blüthen zualeich entwidelt, ale Colchicum autumnale, geigt dieß am Deuttichiten, Netrolog. — Der hochgeadhtete emeritirte Profeffor der Naturgefhichte und Medicin an der Univerfität Utrecht, Nicolas Cornelius de Fremery, iſt, 74 Jahre alt, am 16. November geſtorben. 233 697 XXXII. 15. 234 — a aa Mer Use a al ra Ueber Gebärmutterpolypen. Von Dr. D. B. Bullen. Die Arten von Polypen des uterus, melde ich in diefem Auffage beſprechen werde, find 1) der einfache oder wahre fibröfe Polnp ; 2) der blafige Polyp und 3) der bögs artige, gran:lirte oder tuberfelartige Polyp, welcher zumeilen aud der blumenfohlartige Polyp genannt wird. Der ute- rus fann außerdem auch der Sitz verfchiedener Ablagerungen und Ffranfhafter Auswuͤchſe fenn, von welhen die Fleiſch- oder Fafergefchwulft am Häufigften vortommt. Diefe Fleifch« geſchwuͤlſte nehmen verfhiedene Stellen im VBerhältniffe zu den die Subitan; des uterus zufammenfeßendin Xheilen ein. Sie Eönnen ſich entweder dicht unter der Peritondals hilfe, oder in der Muskelfubftanz des uterus felbft,. oder aud) unmittelbar zwifchen der substantia propria uteri und der inneren Schleimhaut entwideln. Solche Gefhmülfte entarten zumeilen in eine Enorpelartige Subſtanz und mers den der Sitz einer fnochen = oder Ealfartigen Bildung, wie fie von frühern Schriftftellern al8 Gebärmutterfteine beichrie: ben worden find. Diefe Fleifhtumoren find nicht ſehr ge: fäßreich und bringen der Kranken Eeine große Gefahr, außer wenn Schwanyerfchaft oder eine metritis hinzufommt. Die Dezeihnung Uteruspolyp wird für diejenigen Geſchwuͤlſte gebraucht, welche von der Innenflaͤche des uterus oder vom Muttermunde oder Mutterhalfe aus fich erheben und auf einem Halfe oder Stiele aufliken, welcher an Durchmeffer Eleiner, als der Körper der Geſchwulſt ſelbſt, iſt. Sie ent: fteben unterhalb der Schleimhaut, meiche diefelben bedeckt und bei ihrem Machen von ihnen ausgedehnt wird. Es ift ſchwer, ja faft unmöglid, einen Polnpen des fundus uteri in den erften Stadien deffelben zu entdedin, bis er den uterus fo ſehr ausdehnt und auftreibt, daß oft eine Schwans aerfchaft präfumirt wird; in dem Ausfehen der Geſchlechts— organe tritt kaum eine wahrnehmbare Veränderung ein. Sehr früh jedoch ſchon verurſacht der Polyp häufig profufe Blut: flüffe, welche ihren Grund in dem durch den mechaniſchen Druck erzeugten Gongeftionszuftande der Gefäße der den tu- mor bededenden Schleimhaut zu haben ſcheint und durch jeden Umftand, welcher eine vermehrte Blutzufuhr zum ute- rus bedingt, hervorgebradt wird. Dir tumor erzeugt fer: ner bei feinem Wachfen eine Reizung und einen entzündlichen Zuftand in der Vaginalſchleimhaut, wodurch die Schleimfes eretion derfelben vermehrt und Keukorrhöe hervorgebracht wird, welche zumeilen eiterartig und fötide ift und früher oder fpa= ter mit Blue tingirt wird, Wenn die Kranke fortfährt, zu menftruiren, fo treten profufe Blutflüffe zur Zeit der men- ses ein. Das Lebensalter, in welchem ſich die Polvpen entwideln, ift fehr verfchieden; fie entftehen zuweilen felbit während der Schwangerfchaft und finden fi) wiederum bei Frauen, welde nie verheirathet geweſen find. Die Schleimhaut, welche den Polypen bededt, wird zus weilen der Sig einer Entzündung, wodurch die Diagnofe ſehr erfchwert wird, Bei der Unterfuhung findet man hier die Oberflihe der Gefhmulft mit gerinnbarer Lymphe bes dedt und Adhäfionen zwifhen dem Polypen und der ns nenfläche des ausgedehnten uterus oder der vagina, wels cher Umftand den Polnpen leicht für einen” voryefallenen uterus halten laffen Eann. Der blafige Gebirmutterpolnp entfteht meift vom cer- vix uteri aus und fcheint in einer Erankhaften Hppertrophie der ſubmucoͤſen Schicht, oder der Schleimmembran der affi— eirten Stelle ſelbſt, zu beftehen. Zur Entfernung deffelben eignet fih am Beften die Ligatur, da die Ereifion oft ſehr profufe und oft nur durh das Glüheifen zu ftillende Blu: tungen herbeiführt. Die pathologifhe Anatomie des blumenfohlartigen Pos Inpen ift biejegt noch im Dunkel, da die Pathologen noch nicht einig darüber find, ob fie denfelben zu den erectis len Geſchwülſten, oder zu den vasculären Sarcomen zaͤh— len ſellen Wenn diefe Form des Uebels in ihren eriten Stadien erkannt wird, fo fehlen noch viele der eigent= lich characteriftifben Symptome der farcomatöfen Entwif: £elung; fowie fie fi aber mehr ausbildet, fo wird fie der Sitz bösartiger Tuberkel- und Encephaloid = Ablagerung. Das Afterproduct hat felbft zu der Zeit, wo es wenig mebr, als eine unregelmäfige vasculäre Vegetation innerhalb des Muttermundes zu fenn fcheint, den Eleinförnichten Character deutlich auf feiner Oberfläche ausgefprohen, und wenn man eine Portion abbriht, fo wird das vasculäre oder celluläre Netzwerk fihtbar, zwiſchen welchem fich deutlich organifirte, opake, tuberfelartige Körper und durchſichtige Hndatiden vers freut finden. Der biumenfohlartige Polyp ift nicht von großem Schmerze begleitet, aber die Zendenz zu activer, ars terieller Blutung bildıt eines der hervorftechendften Syms ptome dieſes Uebel. Diefe Warietät der Uterinpolnpen fheint in hohem Grade erblid zu feyn, da fie bei mehren Mitgliedern derfelben Familie vorfommt. Sie unterfcheidet ſich bedeutend von dem carcinoma uteri. Bei dem letz⸗ teren ift der Schmerz fehr beftig,, brennend und lancinirend, der Ulcerationsprocek fchreitet rafch fort und die benachbarten Lymphdruͤſen werden mit afficirt. Die anliegenden Theile des uterus und der obere Theil der vagina, die hintere Mand der Blafe und urethra und die vordere Wand des Maftdarmes mit ihrem verbindenden Zellgewebe verfchmelzen in eine Maffe carcinomatöfer Verſchwaͤrung. Die Oberfläche des Gefhwüres ift gegen die Berührung ungemein empfind- lich, der leukorrhoiſche Ausfluß ift foride und jauhig und erzeugt durch feine Schärfe Juden und Ercoriation. Die FSunctionen der Blafe und des Maftdarmes find bedeutend geftört, und bei'm Fortfchreiten des Uebels werden die Häute dieſer Organe perforirt, fo daß die vagina eine gemeinfame Cloake für die Entleerung des Urins und der faeces wird. Alle diefe Symptome fehlen bei den blumenfohlartigen Po: Inpen, bei weldhen die Tendenz zur Desorganifation nur febr gering ausgefproden iſt. Es ift eine traurige Erfahrung, 235 daß diefes furchtbare Uebel, welches feine Opfer in der Bluͤthe ihres Lebens fortrafft und meift bei fchiwangeren Frauen auftritt, biejegt als unheilbar betrachtet werden muf. Wers fuche, die Excrescenz durch Unterbindung und Aetzmittel zu zerftören, find nur Palliativ- Mittel, und man hat fehr zu fürchten, daß die, in Folge diefer Mittel entftchende, Meiz zung die Entwidelung des Uebels nur noch rafcher befördert. Wenn es möglich wäre, das Uebel fehr früh zu erkennen, und fich zu vergemwiffern, daf die Baſis des tumor auf eis nen abgegränzten Theil des Mutterhalfes befdränft und der Körper des uterus nicht mit afficire ift, fo wuͤrde die Amputation des cervix uteri das einzige Mittel feyn, wel: ches Erfolg verfpricht. Diefe Fälle find jedoch in ihrem Bes inne fehr verſteckt und verhüilen fich bei dem Mangel des Schmerzes und anderer leidenden Symptome unter dem Er— feinen einer Menorrhagie oder eines profufen Kochialfluffes. (Dublin Journal, July 1844.) Ueber die diagnoftifchen Unterfcheidungsmerfmale fraumatifcher und fpontaner Ekchymoſen. Don Bayard, Traumatiſche Ekchymoſen find: 1) die Folge aͤußerer Urſachen; 2) haben fie zuweilen eine bedeutende Ausdehnung, fommen aber gewöhnlich nur an einer einzigen Stelle vor; 5) find fie von einer mehr oder weniger deutlichen, oft elaftifhen, Gefhmulft von glänzendem Ausfehen begleitet, und bald tritt eine Veränderung in der Färbung des Thei: les ein. Anfänglich ift die Farbe livide oder bleifarbig, fpä= ter violett oder röthlich ; 4) bei diefen Ekchymoſen ift die Färbung am Staͤrk— ſten in der Mitte; 5) die Temperatur des Theiles ift höher, der umgebenden Fläche; 6) das Blut gerinnt meiſt; wenn es aber in großer Menge ergoffen ift, fo gerinnt e8 nicht, fondern giebt Wer: anlaffung zur Bildung von Abfceffen; 7) der Sig des Erguffes ift ganz unbeftimmbar und zufällig; 8) die Gapillargefäße find zerriffen, die Färbung der Gewebe verfchwindet bei der Maceration; 9) die Complication mit Unmwohlfeyn oder allgemeiner Störung des Organismus ift nur zufällig; 10) die Blutungen aus Schleimhäuten find die Re— fultate zufälliger Urfachen. Spontane Ekchymoſen find: 1) die Folge innerer Urſachen; 2) auf einen Eleinen Raum befchränft, Stellen find dann zahlreich vorhanden; 3) fie kommen gewöhnlih ohne Anfhmellung vor; die ſchwaͤrzliche Farbe verändert ſich wenig und verſchwindet nur langfam. Die Farbe ift gewöhnlich braun oder wein: hefenaͤhnlich; 4) die Färbung iſt hier gleichmaͤßig uͤber die ganze Stelle verbreitet; als die aber dieſe 697. XXXIT. 15. 236 5) die Temperatur ift diefelbe, tie die der gefunden Theile; 6) Blut ift nur bleibt flüffig; 7) man findet allgemeine Ekchymoſen über den ganz zen Körper verbreitet; locale Fommen gewöhnlich an den Gliedmaaßen und befonders an den unteren Extremitäten vor; 8) die Gapillargefäße find nicht zerriffen; gewöhnlich verfhmindet die Färbung des Gewebes bei der Macera= tion nicht; 9) ein Unmohlfeyn oder Allgemeinleiden, oder ein organifches Uebel geht faft immer voran und ift die Urfache fpontaner Ekchymoſen; 10) die Schleimhäute find häufig der Sitz fpontaner Hämorrbagieen. (Edinb. Med. and Surg. Journal, July 1844.) in geringer Menge ergoffen und Beriht an das Conseil general des hospices über die im Hofpital St. Louis angeftellten Ver— ſuche in Betreff der Anwendung der Hydrothe— tapie bei Hautkrankheiten. Bon M. Devergie, Dr. Werthheim leitete vom 1. Juli 1841 an die Behand— lung verfdiedener Hautkrankheiten, weldhe ihm anvertraut wurden, und zwar wurden ihm nacheinander, des Erperimentirens halber, Kranke übergeben, deren Affection theils anderen Behandlungsarten widerftand, theils durd die bekannten Heilmittel geheilt werden Eonnten, theils veraltet, theils neuentftanden waren. Was die Hydrotherapie im Allgemeinen: betrifft, fo bat fie zum Ausgangspuncte folgendes Grundprincip: Das Wefentliche der Kranke heiten beftehtin einer Anhäufung von für die Nutrition nicht geeig⸗ neten Subftangen, deren Ausfheidung die Harmonie der organifhen Thaͤtigkeiten, welche die Geſundheit ausmachen, wiederherftellt. Der Zweck der Mittel nun, welhe Prießnig, der Erfinder der Hy— drotherapie, anwendet, um diefe Ausfchridung zu beaünftigen, bes fteht darin, Schweiß bervorzurufen, und die am Häufigften geftörz ten Sunctionen der Haut wicderberzuftellen. In diefer Abficht verallgemeinert oder localifirt er feine ſchweißtreibenden Agentien, je nachdem er auf den ganzen Organismus oder auf einen Theil deffelben einwirken will. Da aber die Erregung von Schweißen allein die Haut und das lymphatiſche Syſtem ſchwaͤchen Eonnte, fo fucht er nad) dem Schweiße vermittelt Falter Bäder und Dou— den der Haut ihre Energie wiederzugeben. Erregung des Echweißes. — Erfte Weife: Man läßt den Kranken völlig entkleidet auf dem Rücken liegen, die Bei— ne ausgeſtreckt und die Arme an den Seiten des Körpers anlice gend, hüllt ihn dann in eine Dede ein, indem man nur das Ge— ſicht freitäßt, legt über die Dede ein von allen Seiten feft unters geftopftes Federbett und empfiehlt die vollitändigfte Unbemeglichkeit. weite Weife. Der Körper wird in ein mit Faltem Waſ— fer befeuchtetes Tuch eingemwicelt, darüber eine Dede, und dann in ein Federbett gelcat. Beide Weifen ließen ſich kurz fo bezeichnen: ſchwitzen laſſen auf trodnem und auf naffem Wege. Das Schwigen auf trocknem Wege ift weniger wirkſam, als das auf feuchtem; legteres wird nur bei Perfonen angewendet, die ſehr fhwer zum Schwitzen zu bringen find. Nach einer halben Stunde, einer Stunde, oder hoͤchſtens zwei Stunden, ftellt fih der Schweiß ein, das Gefiht wird geröthet, aber der Puls erfcheint nicht merklich befchleunigt. Sobald eine halbe Stunde nad) dem Eintritte der Tranfpiration verfloffen ift, , 237 Öffnet man ein Zenfter über dem Haupte bed Kranken, mag das Wetter nun troden oder feucht, warm oder kalt feyn. Zu gleicher Zeit laͤßt man den Kranken Gläfer oder halbe Gläfer kaltes Waffer nehmen, und unter der Einwirkung diefer beiden Mittel wird der Schweiß bedeutend vermehrt. Man läßt die Kranken 1 bis 5 oder 6 Stunden im Verhaͤlt⸗ niffe zur Stärke des Individuums ſchwitzen; die mittlere Dauer ift 2 bis 3 Stunden. Iſt die 3:it des Schwigens verfloffen, fo zieht man den Krans fen Strümpfe an, lüftet etwas die Dede an den Füßen und läßt fie bis zum naͤchſten Zimmer gehen; dort finden ſich die Bäder und —— oder man trägt fie auch auf einem Tragſeſſel dorthin. Darauf befprengen jidy.die Kranken, nachdem man ihnen ſchnell die Dede abgenommen hat, das Gefiht mit kaltem Waffer, und fteigen dann entweder in ein kaltes Bad von 6 — 8° oder in ein lauwarmes Bad von 12 — 14° mehr. Das laue Bad dient da— zu, fie an den Gebrauch des kalten Waſſers zu gewöhnen. In dem Augenblice, in welchem der Kranke ſich in das kalte Wajfer taucht, muß er ſich bewegen, ſich reiben und fhwimmen, wenn es der Raum geftatter. In anderen Fällen wird der Kranke in eine Badewanne ges bradt, in welcher nur 8 — 9 Zoll Waffer fih befindet, worauf er fi dann die Oberfläche des Körpers benegt und frottirt. In diefem Bade befommt er aud eine Doude von Ealtem Waffer, Wenn er das Bad verlaffen hat, wird ihm der ganze Körper mit kaltem Waller begoffen. Darauf trodnet er fih ab, kleidet ſich raſch an, gebt dann mit ſchnellen Schritten fpazieren und führt, wenn er es Eann, gumnaftifche Uebungen aus. Kurze Zeit darauf genießt er leichte Nahrungsmittel und trinkt den ganzen Zag hin— duch Waffır. In der Hydrotherapie werden locale Sitz-, Fuß-, Arme, felbit Kopfväder häufig angewendet, wobei die im Waffer befindlichen Theile fortwährend gerieben werden, und man fucht ftets durch irs gendwelche Fünftliche Mittel die Temperatur der Theile, welche das Bad befommen follen, vorher zu erhöhen, fey es durch Bewe— aung, fey es durch angefeuchtete Gompreifen und Wolle. Es giebt in diefer Beziehung cine Art fogenannter erhigender oder ereitirender Komentationen, wilde, den Anhängern der Waſ— ſerheilkunde zufolge, eine ſehr bedeutende Wirkung auf die Haut ba» ben, weil fie auf diefer alle ftimulirenden Wirkungen eines Bla— fenpflafters bervorzubringen vermöchten, ohne Blafen zu ziehen, Diefes find angefeuchtete Gompreffen, welche aber fo Eräftig, als möglich, ausgedrückt werden, die man genau auf ben kranken Theil auflegt, und über die man fehr trodne und fefte Leinwand ausbreis tet, wodurch eine große Wärmeerzeugung ftattfindet und Eruptios nen auf der Haut eintreten. An diefe, befonders Äußere, Behand⸗ lung fchließt ji eine ftrenge Diät an: die Nahrung beftıht meis ftentheils aus Milchfpeife, etwas gebratenem Fleiſche, Gemüfe und Früchten; warme Kleidungeftüde, Beweaung, früh zu Bert und früh wieder auf und Ausſchließung aller focialen WVerbältniffe, wels che bie Einbildungskraft und die Reidenfchaften aufregen könnten. Diefes find die Grundzüge der Mafferheiltunde, welche aud) den im Hofpitale St. Louis angeftellten Verſuchen zu Grunde ge: legt wurden. Eilf Kranke wurden dieſer Behandlung unterworfin, von bes nen neun an Dautaffectionen derfelben Art und zwei an rheumatis- mus chronicus litten, Die Hautaffectionen gebörten in’sgefammt der Familie der Squamen an und bildeten die Varieräten von psoriasis und lepra, Von den neun Kranken war die Krankheit neu in drei Fällen und veraltet in den ſechs anderen, Die fquamöfen Affectionen von langer Dauer datirten fich in einem Kalle von eilf, in zwei von zehn, in einem von neun, in einem von fünf und in einem von zwei Zahren. Alle dirfe Kranz ten waren zablveichen Behandlungsarten unterworfen worden, fey es, um die oft wiederkehrende Krankheit zu bekämpfen, fıy es, um die Kräge und die verfchiedenen Formen der venerifchen Krank— beiten verſchwinden zu machen, 697. XXX. 15 238 Bei Einigen hatte, theild durch die angewandten ſtarken Mit- tel, theils durch den langen Aufenthalt im Hoſpitale, das Allges meinbefinden gelitten. Die frifhen Kalle wurden fogleid von Vorne herein der Hy⸗ drotherapie unterworfen. Was die gewonnenen ARefultate betrifft, fo beziehen fie ſich auf zwei gleich wichtige Puncte, naͤmlich auf das Allgemeinbefinz den der Kranken während der Behandlung und auf die Krankheit felbft. Nur bei einem Kranken litt das Allgemeinbefinden durd) die Behandlung, ohne daß die Hautkrankheit gebeffert worden wä— re. Nad drei Monate lang fortgefegten Verſuchen mußte ih von der Anwendung der Wafferheiltunft abſtehen, und war gluͤcklich genug, den Kranken ducd eine fehswöchentliche Rube, Eräftige Pe und die Auferlihe Anwendung des Schmwefels vollftändig herz uſtellen. Mit Ausnahme dieſes einen Kranken, trat bei den andern In— dividuen nur eine leichte Diarrhoͤe von kurzer Dauer ein, oder im Gegentheile das Allgemeinbefinden wurde bedeutend gebeffert; bie Kranfen wurden gemeiniglich voller, bekamen einen trefflihen Appes tit, und bei einem derſelben fogar, welcher bereits dreizchn Monate im Hofpitale zugebracht, deffin Allgemiinbefinden bedeutend gelitten und bei dem ſich zulegt eine hartnaͤckige ſcrophuldſe Augenentzüns dung ausgebilder hatte, führte die Hydrotherapie völlige Genefung herbei — Ein Sehr ſchwaches dreigchnjähriges Kind, bei dem ſich inflammatorifche Zufälle mit angina kurze Zeit nad feinem Eins tritte in’s Hoſpital entwidelt batten, und deffen Reconvalesceng nur fehr langfam vorwärts fchritt, wurde durch die Anwendung —J Hydrotherapie im Verlaufe von ſechs Wochen völlig wiederhers geftellt. Was die Refultate in Betreff der Hautkrankheit felbjt betrifft, fo mujfen wir vor Allem bemerken, dag dig Hydrotherapie diefelbe niemals verfhlimmert hat; nur drei Kranfe wurden durdy diefes Mittel allein hergeftellt, und bei Einem derfelben, — deffen Uebel bereits zehn Jahre alt war — trat drei Wochen nachher ein Re— cidiv ein. Ein Kind wurde in fieben Wochen, ein anderes in fünf: tehalb Moden vollfommen geheilt. Bei den andern Kranken mußte ich mit der Hydrotherapie in— ne halten, indem fie entweder keine günjligen Wirkungen bervor: brachte, oder die Krankheit modificirte, ohne fie zu heilen. Nichts— deftoweniger hat fich diefe Modification ohne Heilung als cin glück— liches Ereigniß ermwiefen, da ich in der Mebriabt der Fälle die Krantbeit dann durch Mittel heben Eonnte, welche ohne Anwendung der Waflerheilfunft Nichts geleiftet haben würden. Die zwei an rheum. chronicus leidenden Kranken verließen das Hofpital mit einer fehr bedeutenden Befferung ihres Zuftandes. Zum Schluſſe bemerfe ich noch, daß die hydrotherapeutiiche Methode ihre Wirkungen oft erft nach einer fehr langen Zeit du: Bert; fo wurden mehre Kranke 7 bis 3 Monate lang behandelt, und man follte dahır im Allgemeinen die Hydrotberapie nur dann a wenn andere Heilmittel ohne Erfolg angewendet wors den find, NRefume: Die Hydrotberapie fcheint nicht nachtheilig auf da? Allgemeinbefinden einzumwirken; jie kann daffeibe oft bedeutend verbeſſern. Bei der Behandlung ſchuppiger Hautausſchlaͤge angewendet, zäblt fie einige Erfolge, und wenn fie auch nicht die Krankheit verfchwinden läßt, fo kann fie doch unter gewiffen Umftänden dies ſelbe modificiren. Ob die Heilungen, welche ſie bewirkt, von Dauer ſeyn werden, muͤſſen weitere Erfahrungen lehren. Im Allgemeinen iſt es gut, den Kranken zu dieſer Behand— lung vorzubereiten. In dieſer Abſicht verordnet man ihm eine ge— funde, weniger reichliche und ſaftige Nahrung, läßt ihn vier bis fünf Zage bindurh Waſſer trinken, läßt ihm fich beweaen, dod) nicht bis zur Ermuͤdung und entzieht ihn jeder geiftigen Arbeit und Anftrenguna, Darauf fängt man an, das Schwigen auf trodenem Wege zu bewirken, und giebt dem Kranken nicht eher kaltes Waffer zu trin— ken, als bis der Schweiß reichlich ausgebrochen if. Wenn die Zeit des Schwigens verfloffen ift, bringt man ihn in cine Badewanne, 239 in der das Ealte Waffer nur 20 — 24 Centimeter hoch ftehtz er befeuchter fich das Geliht und den Kopf mit kaltem Waller, bevor er hineinfteigt, fest fih dann in der Badewanne hin, worauf man ibm Waffer über den Körper fhüttet, während er ſich felbft bes fprengt und Bruft und Arme fid raſch frottirt. Das erfte Bad läßt man lieber lauwarm (von 15°) nehmen, befonders wenn die Jahreszeit Ealt ift. } Nah einem Aufenthalte von 4 bis 5 Minuten im Bade und nad) den Frictionen läßt man den Kranken aus der Badewanne berausfteigen und ftellt ihn unter eine Regendouche mehrere Se— cunden lang, worauf man ihn ſchnell mit faft Falter Leinwand ab— trocnet, ihn fid) anziehen und fpazieren und fehr rafch gehen läßt; darauf nimmt er fein Frühftüd. Bei'm Bade und während der Douche ift die Beweguna des Kranken von Wichtigkeit , wıil er fonft die Einwirkung der Kälte zu ſtark empfinden würde. Die Kranken ertragen den fo rafchen Uebergang von der Hiße zur Eintauhung in das Ealte Waffer fchr gut. Ein Einziger un— ferer Kranken empfand am erften Tage eine Neigung zur Ohne madjt, aber wahrfcheinlic hatte die Furcht dazu beigetragen, da er am naͤchſten Tage gar feine Befchwerde empfand. Das Schmwigen und das Eintaudhen in kaltes Waffer müffen jeden Morgen wirderholt werden; mitunter geftattet man den Kran— ten einen Tag Ruhe. * Auffallend ift die Befferung, welche man im Allgemeinbefinden der Kranken bemerkt, man jieht den Appetit, dag Embonpoint, die Kraft wiederkehren. 5 ' Die Hydrotherapie Fann nicht zu allen Jahreszeiten in Anz mendung gebradyt werden, und man thut gut, fie während der vier Wintermonate auszufegen. Weniaftens follte man fie nit zu diefer Sabreszeit beginnen, und fie Eönnte nur bei den Kranken fortgefegt werden, welche fchon lange ſich an diefelbe gewöhnt haben. Was die örtlichen Wirkungen diefer Methode bei der Behande lung der Schuppenausfchläge betrifft, fo hat man Folgendes beob- achtet: Die Schuppen der psoriasis oder lepra werden von Schweiß angefeuhtet und löfen fih ab. Die Erante Haut nimmt eine ziemlich lebhafte rothe, dann violette Färbung an; die Schuppen verflahen und vergrößern fi, darauf wird die Haut weniger dick und wird nad und nad) gleihmäßig, zu gleicher Zeit bildet ſich eine weißliche Rinie oder ein Kreis rings um die rothgefärbten Hautftellen, endlich wird die Färbung der Haut normal, und diefe wird glatt, fettig, feucht und erlangt eine merkliche Weichheit, (Gazette medicale de Paris, No 14., 8. Avril 1843.) Miscellen Unterfudhung einer Coralgie, die in der Heilung begriffen war, von Herrn Hindle. Joſeph M., zehn Jahre alt, ferophulös, ſchien feit einiger Zeit auf der rechten Seite zu hinten. Es zeigten ſich Schmerzen, welche den Schlaf ftörten, das Hinfen nahm zu, Nach drei Wochen wurde Herr Hindle geru— fen. Er verorbnete Ruhe, Rhabarber mit Natrum subcarbonicum und Chinin, fpäter animalifhe Diät. Durch einige Blutegel und ein Veficator am trochanter , welches drei Mal wiederholt wurde, verſchwanden die Schmerzen, die befonders am Knie bemerkt worden 697. XXXII. 15. 240 waren. Die Kräfte nahmen zu, und der Kranke konnte erſt mit Krüden, fpäter mit dem Stocke, große Streden zurüdiegen, Er wollte fogar eines Zages reiten, fiel aber vom Pferde und brach das Schenfelbein der Eranfen Seite in der Mitte. Auch nach der Heilung diefer Kractur wurden die Bewegungen nie wieder fo frei, wie zuvor, Drei Monate fpäter farb der Knabe an einer Gehirn» affection. Bei der- Section fand ſich die Lage des Gliedes fo, daß es 11 Eürzer fchien, als das linke; es war adducirt und nad) Innen rotirt. Die vordere Fläche des Kapſelbandes war gefäßrei: cher, der Schenkelfopf fchien ein Wenig aus der Pfanne herausge— drängt, der Schenkelhals bildete mit dem Körper einen rechten Winkel, die Synovialbaut zeigte ſich fehr gefäßreich und war ftels lenweife mit pulpöfen Granulationen bedeckt, die fich mit dem Finger wegwifchen ließen. Die Synovialfluͤſſigkeit ift reichlich und blutig gefärbt. Am vordern Theile des Schenfelfopfes fand fi eine Erojion, wo der Gelenkknorpel wie mit dem Meſſer abge: nommen zu feyn fehlen. Diefe Fläche ift mit grauen pulpöfen Granulationen bedeckt, welde vom Knochengewebe felbft auszuges ben fcheinen. Eine andere Erofion findet jib am aͤußern Theile des Gelenkkopfes am Rande des Knorpels. Das ligamentum te- res mit feinen Umgebungen ift gefäßreich und etwas angeſchwollen. an der Pfanne findet fich eine dritte Erofion. Die Pfanne felbft fcheint weiter und flächer, als gewöhnlich, es findet ſich weder in der Höhle, no) in der Umgebung eine Ergießung irgend einer Art. (Es iſt nicht zu überfehen, daß die Behandlung des Knochenbruchs auf den Zuftand des Gelenkes ebenfalls einigen Einfluß üben Eonn= te, wie ich dieß in mehreren Fällen beobachtet habe und mie es Herr Zeiffier aus Lyon zum Geaenftand einer befonderen Arbeit gemacht hat, vergleiche Gazette Medical de Paris 1842, R. $.) (Xus Provincial Medical Journal, April 1843.) Beobahtungen über die Symptome und Behand: lung der Hüftfranfkheiten, von Paterfon Evans, Cs ift befannt daß das von D’Beirne vorgefchlagene Mercur und das Opium feit lange die gewöhnlichfte Deilmethode gegen die Cox— alaieen und weißen Gefchiwülfte in den Spirälern von London ausmadyen. Evans hat nun in feiner Arbeit neue Thatfachen über die Wirkſamkeit derfelben aufgeführt. Nah ibm fann der Mercur als ein Specificum in diefer Krankheit angefehen werden. Auch weiſ't er ſich gleich wirkſam bei icrophulöfen und nichtfero= phuloͤſen Subjecten. Er ift das rafchefte, fiherfte und wirkfamfte Mittel. Die Argmittel, Setaceen, Moren und Beficatore find un: nüs und gefährlich; fie nmügen zu weiter nichts, als daß fie die Kräfte des Kranken erfchöpfen, indem fie ihm den Schlaf rauben und eine übermäßige Eiterung herbeiführen Die Blutenel erwei— fen allein fih hülfreih, wenn nah dem Gebraude des Mercure nod ein Wenig Schmerz übrig bleibt. — Wat bie Darreihungss weife des Medicamente betrifft, fo will der Verfaffer, daß man es in der Urt gebe, daß dadurd; Speichelfluß herbeigeführt werde. Nah ihm ift diefer eine nothwendige Bedingung zum Erfolge; und man foll daſſelbe Aefultat mit gebrochenen Gaben nicht erzie= In — Risfranc ftellte im Sabre 1836 durch clinifche Beobadı- tungen als Grundfaß feft, daß der Mercur faft gar Feine Wirk: ſamkeit aegen die nichtentzündeten weißen Geſchwuͤſſte befige, waͤh— rend er im Gegentheil fich ſehr beilfräftig zeige, wenn die Krank: heit entzündliher Natur ſey. (Gaz. medic. de Paris, 6. Mai 1843.) Bibliographische Neuigkeiten Appendix to the first Edition of the Natural History of Man etc. ByJ.C. Prichard. 6 plates coloured and pp.64. Lon- don 1844. 8. The Natural History of Man; comprising Inquiries into the modifying Influence of Physical and Moral Agencies on the different tribes of the human family. By James Cowles Pri- chard, M. D. 2. edition enlarged with 44 coloured and 5 lain illustrations engraved on steel and 97 on Wood, Lon- on etc, Die Krankheiten des Gebirnes und Ruͤckenmarkes bei Kindern, durch Kranfheitsfölle aus dem erften Kinderfpitale erläutert von Dr. Ludwig Wilhelm Mauthner, emerit. K. K. Regiments:Arzte, Director des erften Kinderfpitales und der damit verbundenen Kinderclinit 2c. Mit fünf nad) der Natur gezeichn. und lith. Tafeln. Wien, bei Karl Gerold und Sohn. 28 Bogen. Medico-chirurgical Transactions, pnblished by tbe Royal Me- dical and Chirurgical Society of London. Vol. 27. London 1844. 8. m — —— — Menue Wotizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, arfammer und mirgerheitt von ben Ober »Metieinalrarbe Sroriep zu Weimar, und dem Medisinalranhe und Meefefier Broriep gu Berlin. N. 698. (Nr. 16. des XXXII. Bandes.) November 1844. Gedruckt im Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 gr Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. ober 3 30 2%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 9Gr Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x ET ar uni Mr ui Ueber die gafteropodifchen Mollusfen. Von Herrn v. Quatrefages. Mefiina, d. 25. Juni 1844. Als mir die Academie den chrenvollen Auftrag ertheilte, mit deffen Ausführung ich jeßt beſchaͤftigt bin, aͤußerte fie in’sbefondere das Verlangen, daß ich die Oryanifation ders jenigen Gruppe ter MWeichtbiere ſtudiren möge, für die ich den Namen: Phlebenteres vorgeſchlagen babe. Ich habe es mir daher fehr angelegen feyn laffen, diefe Thiere, von denen die meiften den Maturforfchern unftreitig wegen ihrer Winzigkeit entgangen find, aufzufuhen. Das Glücd wollte mir dabei wohl, indem ih 21 neue Arten fand, von des nen nur wenige zu dem bereitd bekannten genera gehören. Sch babe ſaͤmmtliche Arten nah allen Einzelnheiten unter— ſucht und befinde mich im Befiße der vollftändigen Anato— mie der großen Mehrzahl. Indem id) der Academie einige der mwichtigften Nefultate vorlege, zu denen ich gelangt bin, bemerfe ich noch, daR fih Her Milnes Edwards, mit dem ich die Sicilianifhen Küften bereife, perfönlid) von de> ven Nichtigkeit überzeugt hat. 2. Derdauungsapparat. — Diefer Apparat befteht faft immer aus einer vordern Deffnung, melde die Geftalt einer fenkrechten Spalte darbietet, und auf melde ein kurzer Canal folgt, der in eine voluminöfe Mundmaffe ausgeht, die mit einer Enorpeligen Zunge und zuweilen mit Zähnen verfehen ift, welche bei verfchiederen Gattungen ver: fhiedene Geftalten befigen und einen mehr oder weniger diche ten Stand haben. Hinter der Mundmaffe befindet fich eine kurze Speiferöhre; dann folgt der Magen, welcher auch zus weilen eine befondere Bewaffnung darbietet. Der Darm ift im Allgemeinen ſehr fehwer wahrzunehmen. In allen Fäl: fen, wo ich ihn deutlich unterfcheiden Eonnte, zeigte er fich als eine kurze ſtarke Nöhre, die hinter dom Magen auf der Medianlinie beginnt und Eeine, oder beinahe keine, Windun: gen darbietet. Die Lage feiner Mündung habe ich oft nicht No. 1798. — 698. ermitteln Eönnen. Wenn mir dieß möglich war, fand ich diefelbe bald am Ende des Körpers, bald bei defjen Mitte, bald am vorderen Drittel des Körpers. Zuweilen liegt fie auc gerade auf der Medianlinie, zuweilen ein Wenig zur Seite derfelben; in allen Fällen aber befand fie fih auf dem Nüden. Bei keinem diefer MWeichthiere fand ich die Leber zu einem einzigen deutlichen Organe vereinigt. Bei din En— terobrandien ſcheint fie durch drüfige Maffen repräfentirt, welche die blinden Kiemenfäde umgeben, und bei den Der: mobrancien durch die koͤrnige Membran, welche einen Theil der Wandungen der großen Darmfäde bildet. 2, Magengefähapparat. — Diefer Apparat entfpringt auf beiden Seiten des Darmes und über demfel: ben. Bei den eigentlihen Enterobranchien, melde ich in diefen Meergegenden angetroffen habe, beftand er immer aus zwei ſtarken Stämmen, welche fi längs des Körpers nach Hinten ziehen und Aeſte abgeben, von denen die blinden Side ausgehen, welche in die äußeren Anhängfel des Koͤr— pers eindringen. Bei einigen Arten, wo die fehr zahlreichen Anhaͤngſel fib bis zum Kopfe hinauf erftreden, geben die Magengefißftämme einen ftarfen Aft nah Vorne ab. Bei den Actions theilen ſich dieſe Stämme in ungemein zufams mengeſetzte Veraftelungen, deren legte Zweige die ganze Kör— peroberfläche, in’sbefondere aber die beiden Nuder oder Floſ— fen ausfleiden, welche man unpaffenderweife den Mantel nennt. Bei den Dermobrandien befchränft fih das Mas gengefäßfpftem auf zwei große feitlihe Beutel, welche den größten Theil des abdomen einnehmen und gar £eine Aus— laͤufer beſitzen. 3. Circulationsapparat. — Ein folder Ap— parat iſt bei den meiſten Phlebentereen nicht einmal im rus dimentären Zuftande anzutreffen. Wei einer großen Species teaf ich ein Herz und Arterien, welche die Anordnung dars boten, die id bei der Aeolidina paradoxa *) befchricben *) Vgl. Nr. 557. (Nr. 7. d. XXVI. Bdes) ©. 98. d. Bl. 16 243 habe. Bei einigen anderen Arten war nur das Herz vor— handen und jede fonftige Spur des Circulationsfyftemes ver— ſchwunden. 4. Zeugungsapparat. — Ale von mir untere ſuchten Phlebentereen ſind hermaphroditiſch. Bei mehreren fand ich Eier und Spermatozoiden beiſammen. Die Geſtalt und Zuſammenſetzung der maͤnnlichen und weiblichen Organe andern ab. Zur Zeit der Begattung entwideln ſich bei mans ben Arten ſehr zufammengefegte Stimulationsorgane, ven denen man zu andern Zeiten Feine Spur wahrnimmt. Bei den meiften Arten liegen die beiden Syſteme der zur Ne: production beftimmten Organe im abdomen über dem Darm: und Magengefäßnpparate, Bei den Actaͤons haben nur die männlichen Organe diefe Lage in dem eigentlichen Numpfe, während die Dvarien zwijchen die beiden Schichten der feitliben Refpirationgs Puder eindeingen und ihre Vers äffelungen fih mit denen ded Magengefaßapparates vermen— gen, welche Anordnung durchaus derjenigen gleiht, welche man bei gewiffen Pianarien findet, 5. Nervenfyftem. — Diefes Spftem ift bei al— ten Bhlebentereen ungemein ſtark entwidelt, und obwohl e8 zutveilen bedeutende Abweihungen darbietet, fo läßt es fi doch überall leicht auf denfelben Typus zurüfführen. Die centralen Ganglienmaffen haben eine Neigung, ſich der obern Flaͤche des Körpers zu nähern. Sie ftellen fih im Allge— meinen als. vier Ganglien dar, melche paarweife gruppirt und durch eine Gommilfur miteinander verbunden find; allein zuweilen find auch befondere Unterfpeiferöhren- und Mund r Ganglien vorhanden, Die von diefen Gentralmaffen aus— gehenden Nerven bieten faft immer eine ähnliche Anordnung dar, wie die, welche ich in Betreff der Aeolidina beſchrie— ben habe; allein bei manchen Arten find feitlihe und vors dere Ganglien vorhanden, von melden mehrere der cephalis ſchen Nerven, ja zuweilen felbft diejenigen Nerven ausgeben, welche ſich ruͤckwaͤrts nach dem übrigen Körper verbreiten. Endlich bieten die Tentakelnerven häufig an der Wurzel dies fer Organe eine beträchtliche Anfchwellung dar. 6. Sinnesorgane. — Alle Phleventereon befigen Augen und Gehörwerfzeuge, Die erfteren beftehen immer aus einem Beutel, welcher eine von Pigment und glasarti— ger Feuchtigkeit umgebene Kryſtalllinſe enthält. Der ner- vus optieus breitet ſich an der Wurzel des Gefihtsorgung aus und bildet dafelbft eine Netzhaut, welche zumeilen fehr hoch hinauffteigt. Das Drgan, das ich, mit Herrn dv, Sieboldt, für das Ohr halte, hat mir jederzeit zwei con= centrifche Eugelförmige Kapfein dargeboten, welche Dtolithen enthalten. Die Zahl der Dtolithen bleibt fich nicht gleich, Bei mandhen Arten habe ih deren in jedem Drgane über dreißig gezählt, Der Gehörnerv ift, in der Regel, fehr kurz, und in den meiften Fällen ſcheint ſogar das Gehörorgan unmittelbar auf dem Gehirn aufzufisen. 7. Aeußere Kennzeihen — Nah der Ger fammtheit ihrer außern Charactere erinnern die hier in Nez de ftehenden Molluseen an die nadtkiemigen Oafteropoden, Sie weichen von denfelben durch die Hinneigung zur feitlir 698. XXXII. 16, 244 chen paarigen Symmetrie dee Außern Organe und zur Wie: derholung dieſer Organe in longitudinalen Neihen ab. 8 Schlußfolgerungen. — Die Zahl der Ars ten der Phlebentereen, weldye ich lebend höchft forgfältig uns terfucht habe, beläuft fich gegenwärtig auf 30, und unter diefen waren 29 früher noch nicht befannt. Von diefer Anzahl gehören 6 zu der Familie der Dermobranhien (Der- mobranchiata, Nob.), 6 zur Sippe der remibranchiſchen Enterebrandien (Remibranchiata, Nob.); 18 zu den eigentlichen Enterobranchien (Enterobranchiata, Nob.). Aus meinen Studien glaube ih nun folgende Folgerungen ableiten zu Eönnen. . 1. Bei allen gafterepodifhen Mollusken, welche zu den Phlebentereen gehören, ift die Function der Verdauung, fo zu fagen, mit denen de3 Athemholens und der Circula= tion verfhmolzen. Dieß ift der vorherrfhende Character der Gruppe. 2. Diefe Urt von Verſchmelzung bedingt das Ver— [hwinden der eigentlihen Mefpirationeorgane, Keine Art dev Phlebentereen bejist Achte Kiemen, 3. Aus demfelben Grunde vereinfaht ſich dee Circu—⸗ fationsapparat flufenweife bis zu feinem gaͤnzlichen Ver— (Hwinden. Seine Art der Phlebentereen befigt Venen; bei den meilten find fogar die Arterien und das Herz nicht vor— handen, Wenn diefe eriftiren, fo find fie nur noch Organe, die dazu dienen, das Blut zu mifchen, und ihre Functionen beſchraͤnken ſich auf die des Nüdengefüßes der Inſecten. 4. Bei den Enterobrandien zieht die Theilung des Verdauungsapparates die Zerftücelung der Leber nach ſich; bei den Dermebrandien bildet diefe Drüfe nur einen Theil der MWandungen der Abdominal-Magengefaͤßbeutel. Bei Eeiner Art iſt die Leber als ein abgefondertes Organ vor— handen. In diefer Abrheilung der Mollusfen kommt diefer anatomifche Character bisjegt lediglih der Gruppe zu, von welcher hier die Rede ift. 5. Der BZeugungsapparat ift bei den Phlebentereen ſtets unſymmetriſch. Mit Ausnahme deffelben, bieten ſowohl die inneren, als äußeren Drgane eine feitlihe paarige Sym⸗ metrie dar, melde vollkommen ſeyn würde, wenn der After nicht zuweilen rechts oder linf3 von der Medianlinie läge. Diejenigen unter diefen Mollusfen, weldhe die äußeren Dr: gane in der vielfahen Zahl befigen, neigen ſich übrigens zu einer Anordnung derfefben in longitudinalen Reihen bin. Diefe beiden Tendenzen nähern die Phlebentereen den Rin— gelthieren, Mir wollen hier bemerken, daß es unter dem nadtfiemigen Gafteropoden einige giebt, welche in Anfehung der fymmetrifhen Anerdnung der Außen Drgane an bie Dhlebentereen erinnern. Die wenigen Arten, welde in die fer Beziehung Aehnlichkeit mit den hier in Rede flehenden Mollusken befigen, ftehen denfelben außerdem zuweilen in Betreff der inneren Organifation nahe. Solche Anknüpfe puncte findet man überhaupt dann nnd wann bei Reihen von Thieren, die ſich übrigens ſehr auffallend voneinander unterfcheiden. (Comptes rendus des seanees del’Ac, d, Se. T, XIX.; No, 3, Juillet 1844.) , 245 Ueber die Bewegungsmusfeln der Schwanz- und Schwanzdedfedern des Pfaues. en ©. C. Heming Eſq. Dr. Med. Am 18. Suni diefes Jahres wurde der Linneiſchen Geſellſchaft zu London Über obigen Gegenftand ein Aufſatz vorgetragen, in welchem der Verfaffer zuerſt den Mechanis— mus darlegte, mittelft deffen die Schwanzfedern der Vögel aufgerichtet werden, was entweder durd die Zufammenzich: ung der eigentlihen cutis oder durch die Gontractionen verfhiedener Hautmuskeln gefchieht, welche letztere dem pan- niculus carnosus der Säugethiere analog find. Hierauf gelangte er zu dem eigentlichen Gegenftande feines Aufſatzes, nämlic den Bewegungen des Schwanzes des Pfaucs, bei welchem Vogel der Apparat weit zufammengefegter ift, als bei irgend einem anderen. Diefer Apparat befteht aus zwei Theilen, von denen der eine dazu beftimmt ift, die Schwanz: wirbel und die in die Ninne des letzten Schwanzwirbels ein: gefügten Federn zu heben, während der andere nur die Ve: wegungen der obern Schwanzdeckfedern vermittelt. Was den erftern Theil des Apparats anbetrifft, fo tritt Dr. Heming faft durchgehende der von Guvier mitgetbeilten Befchrei- bung der Schwanzmusfeln der Vögel bei; den letztern be: ſchreibt er in folgender Weife: Ueber dem, bei dieſem Vogel außerordentlich großen und kraͤftigen musc. Sacro-coceygeus liegt eine ziemlich dreis edig geftaltete Maffe Zelfubftanz, welche an ihrer Grund: linie etwa 5 Zoll breit ift, während jede der beiden von der Grundlinie nach dem Gipfel laufenden Seitenlinien etwa 6 Zoll lang ift. Die Grundtlinie liegt nah dem Schwanze zu und erſtreckt ſich nach diefer Seite faft bis zum legten Schwanzwirbel. So liegt zwifhen den Kielen der obern Schwanzdedfedern und denen der ächten Schwanzfedern ein nicht einmal zollbreiter Raum, während der Gipfel der dreis eckigen Maffe jich faft bis an das Kumbalende des Kreuz: beines erſtreckt. Sie ift breiter, als dev Muskel, auf dem fie liegt, und greift zu beiden Seiten einen vollen halben Bol über denfelben hinaus, Diefe dreiedige Maffe ift uns ten weit dicker, als oben, nämlich dort wenigſtens 3 Zoll und bier, am Gipfel, nit 4 Zoll. An ihrer dem Kreuz- beine zugefchrten Oberfläche ift fie mit einer duͤnnen fas- cia bededt und mit dem darunterliegenden Muskel durch toderes Zellgewebe verbunden, welches ſich mit dem Griffe eines Scalpells leicht trennen laͤßt; allein nach ihrer Bafıs zu bieten fie erſt durch ein häutiges Gewebe und dann durch Muskelfafern, welche fich von den darunterliegenden mm. elevatores erheben und ſich in die fascia, welche die Sacratoberfläche überzieht, verlaufen, eine feftere Verbin— bung bar. Die Kiele der oberen Schwanzdedfebern find in diefe dreieckige Maffe von Zellſubſtanz ſchraͤg eingefügt, und je: der Kiel hat feine befondere Kapfel, welche aus verdichteter Zellmembran zu beſtehen ſcheint. Zwiſchen den einzelnen Kie— len befinden ſich kleine Muskeln, deren Faſern ſich in pa— talfelen Linien von einem Kiele zum andern erſtrecken, und 698. XXXII. 16. 246 außer diefen Muskeln find andere Eleine dergleichen vorhans den, deren Faſern fehräg in einer folhen Richtung laufen, daß fie ziemlicy die Figur eines V darftellen. Die Zwi— fbenräume zwiſchen diefen Muskeln find mit Zellfubjtanz gefüllt. Durch die Eräftige Thätigkeit der mm. sacro-coccy- geus und sacro-supracaudalis wird der eigentliche Schwanz gehoben, und zu g eicher Zeit werden die oben Schwanzted: federn durh den Schwanz fenfreht in die Höhe geſchoben und gefiügt, während die Anfchwellung jener Muskeln bei ihrer Gontraction die Ausbreitung der obern Schwanzdeckfe— dein begünftigen dürfte. Hierbei fpielen indeß die zwiſchen den einzelnen Kielen liegenden kleinen Muskeln die Haupttolle, indem durch deren Gontraction die Kiele einander näher ge: ruͤckt und folglih die emtgegengifeßten Enden der Federn weiter voneinander entfernt werden. Die Eleinen Muskeln mit ſchraͤgen oder divergirenden Faſern wirken durch ihre Gontrastion nicht nur auf die Auseinanderfpreigung der obern Schwanztedfeden, fondern aud in bedeutendem Grade auf die Aufrechtſtellung Ddiefer Federn bin. Es Läft ſich aud) nicht bezweifeln, daß die von den mm, Sacro- coceygeus und sacro-supracaudalis ausgehenden Muskelfaferjtreifen zur Erlangung diefer Wirkung beitragen. Wiewohl diefe Eleinen Muskeln fehr kraͤftig find, fo würden fie doch für fich allein nicht hinreichen, um die obern Schwanzdedfedern in die Höhe zu richten, auseinander zu fpreigen und längere Zeit in diefer Stellung zu erhalten; und offenbar werden jene Muskeln bei Bewirkung diefes Ne: fultates durch die Aufrihrung der wirklichen Schwanzfedern unterftüßt, Dem Auffage de8 Dr. Heming waren colorirte Ab- bildungen beigefügt, welche die einzelnen Theile des Muskels apparateg des Pfauenfchweifes darftellten. (Annals & Mag. of nat. History, Nr. XCII, Nov. 1844.) SEC eE Lie M Ueber die Acarier hat Herr Felir Dujardin der Paris fer Academie der Wiffenihaften am 9. November cine erite Abe handlung mitgetheilt, in der cr in’sbefondere von dem Reſpirations— und Kauapparate mehrerer diefer Thiertin handelt, während er zugleidy darin cine große Anzahl ven Srrtbümern feiner Vorgänger berichtigt. Zuvörderft bemerkt er, daß cin Eünftlicher Character, wie derjenige, welchen Duges in der Geſtalt der Patpın zu fins den geglaubt hatte, einer rationeilen Glaffification diefer Familie nit zu Grunde gelegt werden Fann; dann legt er dar, daß der Refpirations: und Kauapparat bei den Acariern in folch’ einer Be— ziehung zueinander fteben, daß man mittelſt der dadurch erlangtın Kennzeichen zu einer natürlichen Gruppierung dirfer Gefchöpfe ar: langen Tann. Demzufolge bilden evjtlich diejenigen Acarier, bei welchen die Mandibeln zangenförmig find, und bei denen die Zuns etionen der Refpiration von den Gamaten, die ein vollfommenes Tracheenſyſtem befigen, bis zu Acarus auf immer niedrigern Stu— fen fteben, eine erfte Reibe. In die zweite Reihe bringt er alle diejenigen, welche mit Klauen verfchene Mandibeln befigen, und bei denen man, in der Regel, zugleich ein doppeltes Refpirationsfyftem, eines für das Einatbmen und eines für das Ausathmen, trifft, Eine dritte Reihe wird von den Arten mit ftiletförmigen Mandi— 16:7 247 bein gebildet. Endlich würden einige Gattungen, wie Ixodes, Limnochurns und Cheyletus vorläufig als ebenfoviele Zwiſchengrup— pen zu betrachten feyen. Die geologifhe Bildung des Vorgebirges der gus ten Hoffnung, über welde bisher noch wenig Zuverläfjiges bes kannt war, ift unlängft von Herrn Stier unterfuht worden, wel— her dem Zafelberg und deffen Umgebungen eine fehr einfadhe Bil dung zufchreibt. Die Grundlage beftcht aus einem fehr deutlich cbaracterifirten porphyräbnlihen Granit, der gewaltfam durch fhiefrigen Pfamit (2) durchgebrochen ift. Ueber den Pfamit ift in geneigten Schichten ein aus Thon und Kies beftehender Sanbftein gelagert, der viel Glimmerfhüppchen enthält und mit einem fehr eifenfihüfjigen, thonführenden Sandftein abwechſelt. Dann Fommt ein mächtiger Stock von weißem Quarzfandftein, der ebenfalls ge= neigt it und zwiſchen deffen Schihten man dünne Schichten von abgerundeten weißen Quarzfteinen findet. Aus diefem Steine be: ftebt der. Gipfel des Tafelbergs und mehrerer andern benachbar— ten Berge. Die Wirkungen der Metamorphismus ftellen fid) fehr 698. XXX. 16. 248 deutlich dar. Die Verſchiebungen find nicht allein durch den por= phyraͤhnlichen Granit. zu Wege gebradit worden. Geſchmolzene Materialien verfchicedener Urt jind zu verfchiedenen Zeiten aus den, duch die erfte Verſchiebung erzeugten Spalten hervorgebrochen. Herr Itier beſchreibt auch die Natur des Bodens der Ebenen in der Nachbarſchaft des Caps. Die oberfte Schicht befteht aus ei— nem weißen Zravertinfatkftein, der aucd mehrere, fih 8 — 10 Meter über die Ebenen erhebende Hügel biltet. Um den Zafels berg und deffen Vorberge her bemerft man Maffen von porphyr: ähnlichem Granit, die man für zerftreute Bloͤcke (Fündlinge) hal ten möchte, die aber Herr. Stier als einfach herabgerollte Frag— mente betrahtet Er bandelt alsdann von dem Alter und der Entftehungeweife der fraglichen Gebirgsarten. Er hält die Iden— tität des Uebergangsgebirges Südafrica’s , Nordeuropa’s und Ame— rica's in Betracht der Zufammenfegung und der Palaͤontologie als wiſſenſchaftlich feftgeftellt und beftätiet auf diefe Weife die fchon von andern Geologen aufgeftellte Anſicht binfihtlih der Allge— meinbeit der geologifhen Erſcheinungen der früheften Zeitalter der Erde. ee ET Eine eigenthümliche Verrenkung der Knochen des Vorderarmes. Bon Sohn Gardner. Eine bisjeßt weniger gefannte Verrenkung der Knochen des Vorderarmes kommt fehr häufig bei Kindern vor, von der Zeit an, wo fie zu gehen anfangen, bis zu dem Alter von drei big vier Jahren. Cine Verwandte oder Dienerin führt das Kind oder unterftügt e8 mit Der Hand, plötzlich gleitet e8 aus, man hoͤrt ein leichtes Kradyen, dag Kind fhreit, und bei der Unterfuhung findet man, daß es feine Hand nicht gebrauchen Eann; der Arm hängt kraftlos an der Seite herab, oder wird von der anderen Hand unters ftüge, und jeder Verſuch, ihn zu bewegen, ift von beträdht: lihen Schmerzen begleitet. Der berbeigerufene Wundarzt vermuthet bei'm erften Anblick, daß das Schlüffelbein gebro: chen oder dag Schultergelenk verrenkt if. Sobald ſich aber bei einer genaueren Unterfuhung herausftellt, daß dieſes nicht der Fall ift, fo hält er es für eine bloße Quetfdung, legt den Arm in eine Schlinge und läßt kalte Wafhungen applisiren. Nah ciniger Zeit hört man bei'm Anz oder Auskleiden, oder bei einer plöglichen Bewegung, oder bei eis nem neuen Falle, oder bei einer Zerrung des Arms von Neuem ein leichtes Krachen, und zur großen Ueberrafchung der Aeltern ift der Gebraudy der Hand nun mieder vollig hergeftellt. Die Verrenkung befteht am Knopfe des radius, an welchem fih die Sehne des biceps anheftet, welder über den Rand der ulna gleitet und dort hängen bleibt, Sch habe diefe Verrenkung nie bei Erwachfenen gefehen, vers muthlich geftattet nur die Lapität der Ligamente Ddiefelbe bei Kindern und am Häufigften bei ganz jungen Kindern. Sobald ic eine folhe Verrenkung erkannt habe, umfaffe id den Oberarm feſt mit einer Hand, drehe mit der! ande: ven den Vorderarm ſtark in die Supination und‘ beuge dann raſch gegen den Oberarm hin, worauf die Knochen in ihre urfprünglihe Stellung gleiten; man hört ein leiſes Krachen, das Kind ift hergeftellt und ann ſogleich feine Hand gebrauchen. Nah der von den Herren Newnham, M. Wids bam und Salter im Jahre 1859 gegebenen Weberjicht der chirurgifhen Literatur des vorhergehenden Sahres, genügt zur Befeitigung der Verrenfung eine Notation des radius. Mihrend man diefe mit einer Hand ausführt, und dem Daumen ber anderen feſt auf den Kopf des Knochens drüdt, fühlt man ein leichtes crepiticendes Karren, und’ zu gleicher Zeit hört man ein Geräufh, ähnlidy dem, welches man bei der Reduction anderer Lurationen bemerkt. Die Nachbe— handlung befteht darin, den Arm einige Tage bindurd in einer Schlinge tragen zu laffen, und eine Rollbinde rund um den Ellenbogen anzulegen, welche durch eine verdunften- de Fiüuffigkeit Ealt gehalten wird, — Nach meiner Erfahs rung, bedarf es nach gefchehener "Reduction, durchaus Feiner weiteren Nachbehandlung. Sch empfahl gewöhnlih, das Blied ruhig zu halten und eine kalte fpirituöie Waſchung an das Gelenk anzuwenden; aber ih fand immer, daß, die Kranken diefes nach ein oder zwei. Stunden vernadläffig- ten, ohne daß nachtheilige Folgen eingetreten wären. (Du- blin Journal, March 1843.) Erfolgreicher Verſuch einer Transfufion des Blutes. Eine Dame von dreiundzwanzig Jahren, ſeit 64 Mo: raten ſchwanger, welche an Varicen des rechten Beines litt, verlegte fich bei einer ftarfen Anftrengung die v. saphena und verlor eine große Menge Blut. Der herbeigerufene Dr, Sacriftan fand fie in einem Zuftande völliger Ohne macht, mit bleichem, eingefallenem Gefichte, tiefliegenden Aus gen, Ealter Nafe und in Schweiß gebadet, ohne Puls und Herzfchlag, mit Ausnahme einiger faft unbemerfbaren Schlaͤ⸗ ge in der Herzgegend; das Blut ftrömte anhaltend aus der zerriffenen Bene hervor; unmwillführlider Abgang von 249 Koth und Harn. Dr. Sacriftan wendete verfdiedene Riechmittel und die Eräftigften Ableitungsmittel an dem Baus he, der Bruft u. f. mw. an; da aber Alles vergeblich blieb, fo entſchloß er fid zur Transfuſion. Er öffnere bei einem anmefenden jungen Manne die v. mediana und infundirte vermittelſt einer Eleinen Spritze ungefähr 6 Unzen Blut in die geboritene Vene; nach zwei Minuten bewegte ſich die Kranke, öffnete die Augen und fing an, Aufftoßen zu bes kommen, worauf die Sprise herausgezogen wurde. Der Puls wurde jegt wieder fühlbar und flug 75 Stunden nad) der Dperation 109 Schläge in der Minute; zwei Stunden darauf erkannte die Kranke den Arzt und beant: wortete die an fie gerichteten tagen; auch ftellte fich nad) und nad die Körperwärme wieder ein. 124 Tage nach der Dperation brachte die Kranke nah fünfftundiger Geburtsars beit ein todtes, verfaultes Kind zur Welt und befand fich bis zum vierten Zuge in einem folhen Schwaͤchezuſtande, daß man jeden Augenblic für ihr eben beforgt fenn mußte; am fünften Tage hatte fie fih etwas erholt, am ſechsten war fie beffer, am fiebenten erhielt fie mehr Nahrung und etwas Bouillen, und fo ging Alles gut bi® zum einundzwan: zigften Zage, an welchem fie die Unvorfichtigkeit beging, ein mit Del beftrichenes Stud Brodt zu effen, worauf fie plöglih fehr unwohl wurde und von einem heftigen ab: und zunehmenden Fieber befallen wurde. Am fünften Zage darauf war fie jedoch beffer und verrichtete am einunddreiz Bigiten Tage ihre häusliche Arbeit, wie früher, obne die geringfte Vefchwerde. (Aus Boletin de Medieina y Ci- rujia di Madrid.) Ein ähnlicher Fat von Transfufion wird in The Me- dical Times erzählt; einem Manne, welher in Gefahr war, an wahrer Afthenie zu fterben, ba fein fehr geſchwaͤch— ter Magen feine ftärfenden Mittel vertrug, wurden 16 Uns zen Blut in die Venen infundirt, worauf er ſich raſch ers bolte und volllommen hergeftellt wurde. (Gazzetta me- dica di Milano Nr. 22. 1844.) Ueber die aus der mangelhaften Exrpanfion der Lungen in früher Jugend hervorgehenden Krankheiten. on Dr. G. 9. Barlow. Es ift bekannt, daß die verſchiedenen ereretorifchen Dre gane einander bedeutend unterftügen und ergänzen, was, wie id) glaube, befonders in Bezug auf Lunge und Leber flatts findet. Diefes wird deutlich durch die Thatſache nachgewie⸗ fen, daß in den verfchiedenen Glaffen der Wirbeltbiere die Leber in demfelben Maafe an Umfang zunimmt, als die Intenfität des Athmeng abnimmt, indem derfelbe fein Ma: rimum bei den Fiſchen, fein Minimum bei den Saͤugethie— ten und fein mittleres Verhältniß bei den Amphibien hat. Nun kann man wohl den foetus in utero in diefer Ber jiehung faft volftändig den Fifchen gleichftellen, und mir finden demgemäß, daß die Leber derfelben weit größer, als 698. XXX. 16. 250 während des Ertrauterinfebeng, iſt. Wenn die Kindheit vor: ruͤckt und die willfürlihen Muskeln mehr gebt und entwik⸗ kelt werden, während die zum Schlafen verwendete Zeit ges tinger wird, tritt ein größerer Bedarf der Athmungsfunction ein, wir finden daher eine allmälige Zunahme in der vers haͤltnißmaͤßigen Entwidelung der Lungen und eine entfpres chende Verkleinerung der Leber. Im Fünglingsalter ſcheint aber dieſe Veränderung ihren hoͤchſten Grad zu erreichen, denn da in diefer Periode das Wahsthum weniger raſch ftattfindet und demzufolge die Nutrition verhältnigmäfig weniger thätig einherfchreitet, fo tritt nun in Folge der hös beren Entwidelung derjenigen Theile, deren Blut unmittels bar durch die Hohlvenen zum Herzen zurückehrt, und der geringeren Thaͤtigkeit und des Eleineren Umfanges derjenigen, welche ihr venöfes Blut in das Pfortaderfpftem ergießen, eine verhältnifmäßige Veränderung in den Functionen und dem Umfange der Leber und der Lungen ein, welche letz— tere ſich gemwiffermanßen auf Koften der erjteren entwideln. Menn die Lungen gefund find, die Brufthöhle hinlänglich geräumig ift und die Luftwege ihren gehörigen Durchmeffer haben, fo findet jene Veränderung ohne weiteren Nachtheil ftatt, und jene volle Erpanfion der Bruſt wird bewirkt, melde zu allen Zeiten als ein Zeichen von Kraft und Ges fundheit angefehen worden ift. Wenn dagegen die Bruftz höhle zufammengezogen,, oder das Herz obftruirt und behins dert ift, oder der Jarynx. die trachea oder die Broncien enge oder comprimirt, oder die Lungen Eranf find, fo kommt entweder jene oben angegebene Veränderung nicht zu Stande, Leber und Lungen behalten ihr urfprüngliches Verhaͤltniß, und die Folge ift eine unvolllommene Refpiration, Auftreis bung des Bauches und eine mangelhaft entwidelte Geftalt, oder die Lungen leiden unter der Steigerung der Function, welche ihnen zu erfüllen aufgetragen wird, was befondere dann dee Fall feyn muß, wenn im Drganigmus eine Präs dispofition zur Tuberkelbildung vorhanden ift — oder, was feltener gefchieht, beide Uebel Eönnen zufammen vorkommen. Sm erften Falle entfteht der Nachtheil dur die Vers mittelung der Rungencirculation, welche obftruirt wird, und dadurch zur Erweiterung der rechten Herzfammer mit oder ohne Hppertrophie Weranlaffung giebt, wobei die Lungen felbjt anfänglid frei von Structurveränderung bleiben. Im zweiten $alle mag primär feine mecanifche Behinderung ber Zungencirculation oder Erweiterung der Luftzellen flattfinden, aber die Lungen werden der Eik einer Gewebsveraͤnderung zu der Zeit, wo ihre functionelle Thätigkeit am Größten feyn ſollte. Diefe Gemwebsverinderung Eann ohne Zweifel eine Dbflruction der rechten Herzhälfte und in Folge derfel ben eine vendfe Gongeftion im ganzen Körper erzeugen, doch wird ſolche Dbftruction und Congeſtion felten ein fehr brin= gendes und anhaltendes Symptom fenn, wenn die Structur: veränderung in den Lungen nicht fehr fchnell eingetreten ift. 1. Sch will nun zuerft von der Lungenobftruction mit Hppertrophie oder Dilatation des rechten Herzens fprechen. Die Fälle, in welchen diefelbe eintritt, laffen fi in 5 Clafs fen eintheilen: 251 1. diejenigen, in welchen die Dbftruction der Circula= tion in der rechten Herzhälfte einfach durch mangelhafte Aus— dehnung der Lungen und Luftwege hervorgebracht wird; 2. diejenigen, in welchen fie das Mefultat einer Erank: baften Contraction der" Bruftwandungen, fowie einer pleu- ritis, if; 3. diejenigen, in welchen fie die Folge von pericar- ditis iſt, welche mittelbar durd) die Behinderung der refpis ratorifchen Bewegungen wirkt; 4. diejenigen, in welchen fie direct aus der durch die Gontractien der linken Auriculo = Ventricularöffnung behin— derten Nüdkehr des Blutes zur linken Seite des Herzens hervorgeht ; 5. diejenigen, in welchen der Urfprung des Uebels von einer complicirten Befchaffenheit ift. 1. Indem wir von den Formen des Ucbels fprechen, in wel— chen die fraglichen Störungen primär aus einer mangelhaften Aus— dehnung der Lungen und der Euftiwege hervorzugehen fcheinen, wird es aut feyn, ſynthetiſch die Reihe der Etörungen zu verfolgen, welche aus einer folhen Urſache wonl hervorgehen koͤnnten, indem wir dann um fo beffer in den Stand gefegt find, mit größerer Genauigkeit analytifh den Urfprung der Eranfhaften Veränderun: gen in einigen derjenigen Falle zu ermitteln, von welchen ich for aleih ſprechen werde. Angenommen nun, taf um die Periode, in weldyer die vollfommenfte Entwidelung der Bruft ftattfinden ſollte, das Wachsthum diefer Partbie des Körpers aus irgend einer Urs fache gehemmt wird, welches würde die unmittelbare und noth— wendige Folge feyn? Bei jungen Perfonen würde, glaube ich, cine Verminderung des Blutftromes vom rechten Ventrikel aus mit Verengerung der Zungenarterien ftattfinden. Die Folge der Obftruction für den Abflug des Blutes aus dem rechten Ventrikel wird eine Erweiterung der Höhle deffelben mit Hppertropbie feiner Wandungen — bei geihwächten Gonftitus tionen ausgenommen — ſeyn. Eine andere Wirkung des gehemmten Abfluffes aus dem reche ten Ventrikel muß eine Behinderung des Eintrittes des Blutes in diefen Ventrifel feyn, und es liegt wenig daran, foweit es die Wirkung auf diejenigen Organe betrifft, welche ihr Blut zum rech— ten Ventrikel zuruͤckſenden, ob wir den Strom durch die rechte Au— riculo = Bentricularöffnung als vermindert anfehen, oder, ob das Blut bei jeder Rammerfyftole regurgitirt, welches Letztere ich neben— bei für wahrſcheinlich halte, indem die von Wilkinſon King ange— gebene Wirkung der valvula tricuspidalis, als Sicherheitsventil durch das Hinderniß, welches ſich der Entleerung des rechten Ven— frikels an feiner Yulmonalmündung entgegenftellt, in Thätigkeit gefegt wird. Sch fage, es liegt wenig daran, in Betreff jener an— deren Drgane, denn ich glaube, daß die Einwirkung auf diefen Theil in beiden Fällen eine verfciedene feyn wird. Wenn der Strom durch die valvula tricuspidalis vermindert wäre und keine Regurgitation ftattfände, fo würde ih erwarten, daß jene Oeff— nung Eleiner, als. im gefunden Zuftande, fen und cine bedeutende Erweiterung der Vorkammer ftattfinden würde, während in dem lesteren Falle, dem der Regurgitation, ich erwarten follte, die Au: riculo » Ventricularöffnung von normalem oder vielleiht von außer: gewöhnlich großem Umfange zu finden, indem Kammer und Bor: kammer bypertrophifch und erweitert find. In dem erfteren Falle wuͤrde auch mehr Lungenapoplexie, als in dem letzteren, ſtattfin— den. Die unmittelbare Folge jedoch in einem jeden Falle würde eine große Ausdehnung der Vorkammer feyn, melde in Kolge des von dem Venenblute ausgeübten Druckes gleichfalls erweitert und hypertrophiſch werden wuͤrde. Dieſer Zuftand des rechten Herzens würde zu einer Ausdehnung der großen Venenftämme mit Anhäu: fung des Blutes in der Leber und der Milz Veranlaffung geben, und die fecundäre Folge würde ein Gongeftivguftand des ganzen 698. XXXII. 16. 252 Benenfoftemes mit Lividität und anasarca ſeyn. Diefelbe Urfache muß auch eine Behinderung für den Durdygang des Blutes durd die Leberhohlvenen und demzufolge dur die Pfortader und dadurch Anfhoppung der Leber und ascites bewirken, Nachdem wir num die Folgen einer mangelhaften Erweiterung der Lungen durch die rechte Seite des Herzens bis zu den Außer: ften Venen hin verfolgt haben, Fönnten wir unferen Weg rüds wärts von den Venen durd das Arterienfyftem bis zur linken Seite des Herzens fortfegen, und wir würden finden, daß einige Wirkungen durchweg durch die Behinderung der Ruͤckkehr des Ve— nenblutes hervorgebracht feyen, welde Wirkungen wir feinesivegs aus dem Geſichte verlieren dürften. Da jedoch Reſultate von grör Berer Wichtigkeit in der enfgegengefegten Richtung bervorgebradht werden, fo wollen wir zuvörbderft zu den Lungen zurückkehren, und die Folgen der krankhaften Action durch die linte Seite des Ders zens bis zu dem XArterienfyfteme hin verfolgen, Zuerft nun muß es Ear fenn, daß, da der Durdgang des Blutes durdy die Lungen behindert ift, eine Verminderung in der Quantität des von den Lungen zur linken Herzhaͤlfte zurückkehrenden Biutes ftattfindetz eine Kolge davon wird sine Kleinheit der Vor— kammer feyn, und da, wie ich alaube, nicht nur die Arterien, ſon— dern auch die Mündungen der verfchiedenen Höhlen des Herzens fic) der Quantität des durch fie hindurhftrömenden Blutes anpafz fen, fo würden wir zugleich erwarten, eine Verengerung ber linken Auriculo-VBentricularöffnung vorzufinden, Auf demfelben Wege könnten wir fliegen, daß die Raͤum— lichkeit des linken Ventrikels Eein, feine Wandungen wahrfcheintich dünn und die aorta eng feyn würde; und aus berfelben Urfadye würde bei der Eleinen Quantität des durdy die linke Herzhäaͤlfte fließenden Blutes der Durchmeſſer der Arterien durch den ganzen Körper auf gleiche Weife Elein feyn. Eine folche würde, wenn i mich nicht irre, die Wirkung feyn, welche direct auf das linke Herz und das arterielle Eyftem durch mangelbafte Auedehnung der Lun— gen hervorgebracht wird, vr Einige Wirkungen muͤſſen jedoh, wie ich früher angegeben haben, aud) auf die linfe Seite des Herzens durch die bereits ber ſchriebene venöfe DObftruction und zwar auf folgende Weife hervorz gebraht werden: Die Dbftruction, welche fihb dem Strome des Blutes in den Venen nach) Aufwärts entgeaenftellt, und der conz geftive oder felbft verbärtete Zuftand einiger Theile, durch welche die Girculation vom linken Ventritel aus unterftüßt werden muß, muß diefen Ventrikel beeinträchtigen und dadurd in demfelben Erz toeiterung oder Erweiterung mit Hypertrophie hervorbringen , fo daß bier zwei einander entgegengeſetzte Urſachen wirken: 1) Der verminderte Strom des Blutes in den linken Ventrikel, welcher die Wirkung haben würde, die Höhle des Ventrikel zu verengern und feine Wandungen zu verdünnen; 2) die venöfe DObftruction, welche die entgegengefegte Wirkung haben würde, fo dag wir nad) dem VBorwalten der einen oder anderen Urſache einen entfprechenden Zus ftand der linken Herzbälfte finden würden. Die Erankhaften Veränderungen alfo, welche wir nach den be= reits dargelegten Principien, in Verbindung mit der mangelhaften Entwidelung der Lungen und Euftiwege, zu finden erwarten Fönnen, würden in den fchlimmften Fallen eine Verengerung der Lungenar— terie feyn, excentriſche Hypertrophie der rechten Kammer und Vor: kammer, fowie diefelben Zuftände, wiewohl in weit geringerem Grade, an der linken Herzhälfte, und Verengerung der aorta; An: fhoppung der großen Benenftamme, Vergrößerung der Leber und Milz mit nußbrauner Entartung der erfteren , in mehr vorgefchrift tenen Fällen zur Gontraction und Verhaͤrtung führend: ascites, allgemeine venöfe Gongeftion und anasarca. 2. Die zweite Glaffe der Fälle der erften Abtheilung umſchließt diejenigen Fälle, in welchen die mangelhafe Erweiterung der Lungen aus einem auf diefelben oder die Luftwege ausgeübten mechaniſchen Drude hervorgeht. Sn einem Falle der Art, weldher im Guy’s Hofpital beobachtet wurde, wurde diefer Druck bei einem bucklich⸗ ten Subjecte durch die Hervorragung des erften Ruͤckenwirbels und die abnorme Form der Bruftwandungen hervorgebracht. Eine weit bäufigere Quelle der Zufammenziepung der Bruſt ift jedod die 253 Bildung von Pfeudomembranen nach einer pleuritis. Wenn nun die Gontraction dev Bruſthoͤhle, welche aus dieſen Urſachen ents ftanden, beträdhtli ift, oder wenn die Pfeudomembran ſich auf beis den Seiten gebildet hat, fo Eönnen wir erwarten, daß bei der bes hinderten Erweiterung der tungen bdiefelben Folgen, wie bei der erften Glaffe der Fälle, eintreten würden. Es kann jedod der Fall feyn, daß, wenn die Gontraction ſich auf einer Seite befinder, die entgegengefegte Runge fi erweitert und zu einer ausgleichenden Thaͤtigkeit angeregt wird, In einem folhen Falle werben bie eben erwähnten Uebel ver: mieden, allein es ift große Gefahr vorhanden, befonders wenn cine Tendenz zur Zuberkelfrankheit vorwaltet, indem biefelbe ſich in der num thätiger gewordenen @unge entwideln kann. Ich braudye faum hinzuzufügen, daß in einem jeden Falle die Gefahr bedeus tend erhöht wird, fobald das Wachsthum noch nicht vollendet ift, und die Bildung von Pfeudomembranen in der pleura ift daher ein weit furchtbareres Uebel in den Zahren des Wachsthums, als bei dem Erwadjfenen. 3. Die dritte Claffe umfchließt eine Reihe von Fällen, deren wahre Beſchaffenheit mir bisjegt der Beachtung der Pathologen entgangen zu feyn fiheint, diejenigen nämlich, in welchen die Bebins derung der Girculation in der rechten Herzhaͤlfte das Reſultat ei: ner pericarditis ift, welche mittelbar durch die in Folge bderfelben behinderten Athembewegungen einwirkt. Wenige Aerzte können wohl häufig und forgfältig bie Lage und Refpiration der an pericarditis leidenden Kranken beobachtet haben, ohne die bedsutende Athemnoth und befonders die bei'm Ders auffteigen des Zwerchfells eintretende Beklemmung zu beachten. Wenn nun diefer Zuftand eine lange Zeit hindurch andauert bei einer noch nicht ausgewachfenen Perfon, fo iſt es Elar, daß die auf diefe Weife gegebene Behinderung der Bewegung der Lungen die Entwidelung derfelben ftören muß, woraus denn die Beeintraͤchti— gung der Girculation auf der rechten Seite des Herzens und deren Bolgeübel hervorgehen. Zu bdiefen gehört ſowohl Hypertrophie des Herzens, als aud ein behindertes Wachsthum bdeffelben, wodurd) es außer Stand gefegt wird, die Eirculation zu unterhalten. 4. Die Weife, auf welche eine Verengerung der linken Auriculoe Ventricularöffnung Obftruction der Lungencireulation und ercentrifche Hypertrophie des rechten Herzens hervorbringt, ift zu deutlich, ale daß fie einer Erklärung beduͤrfte. Wir Eönnen jedoh in folden Fällen annehmen, daß, da die Vebinderung der Lungencirculation don einer DObftruction für den Abflug des Blutes aus den Rungen berrübrt, deren Sig nicht in den Lungen, fondern im Herzen iſt, die Entwidelung diefer Organe, fowie der Lungenarterie, nicht fo früb gehemmt werden wird, fowie wir aud) aus der mechanifchen Beſchaffenheit diefer DObftruction fchliegen Eönnen, daß durch die Anftrengungen des DVentrikele, die Gircufation zu unterhalten, die den Lungen und der Eungenarterie zugefügten Schaͤdlichkeiten arös Ger, als in den früher angegebenen Fällen, feyn werden. Der Ber: faffer giebt hier einen Kal der Urt, wo eine Dypertrophie dir rechten Herzhaͤlfte Verengerung der aorta, Anfhoppung in den großen Venen, Auftreibung der Leber und Milz mit nußbrauner Entartung der erfteren, ascites, allgemeine venoͤſe Congeſtion und anasarca, wie in früheren Fällen, vorhanden waren; dabei war aber die Zungenarterie geräumig, während fie in den früheren Fäls len meift eng war. Der Grund biervon fcheint in Folgendem zu liegen: Da die mangelhafte Erpanfion der ungen nicht primär, fondern das Refultat eines in Folge ber ftarren Gontraction der linken Auriculo » Bentricularöffnung bebinderten Girculation war, fo wurde die Entmwidelung der Qungenarterie dur) den Mangel des natürlichen Reizes der Lungen nicht To früh gehemmt, während die Arterie, bei der rein mechanifhen Dbftruction für den Durchs gang des Blutes, der mächtinen Gontraction des rechten Ventrikels nachgab. Ich bin, in der That, aus einer Reibe von Källen ger neigt, den Schluß zu zieben, daß, während die Rungenobftruction, melche aus einer mangelhaften Erweiterung ber Lungen mit Berens gerung der Luftwege entfpringt, von einer Verengerung ber Lun— genarterie fpäter oder früher begleitet ift, diejenige Obftruction, welche aus einer Gontraction der Mitralklappe ihren Urfprung 698. XXXII. 16, 254 Bun meiftentheil® von einer Erweiterung jenes Gefäßes beglei- tet iſt. Aus dem bisjegt Gegebenen laffen fi, meiner Anſicht nad, practifhe Regeln für die Behandlung entnehmen. So wird es wohl Elar feyn, daß bei der erften Claffe von Fällen, denjenigen nämlih, in melken die Obliteration der Rungencirculation aus einer als primäre Affection auftretenden, mangelhaften Erpanfion der Lungen und Kuftwege bervorgeht, und wo demgemäß anfänglich Feine organifhe Weränderung vorhanden ift, die tberapeutifchen Maafregein ſich auf das Stadium der Affection beziehen müffen und debbalb in die prophplactifchen, curativen und palliativen ein—⸗ getheilt werden können, Was zuerft die Prophylarie betrifft, fo wird diefe von der Er: wägung des Urfprunges und Fortfhreitens der Krankheit an die Hand gegeben werden. So brobadıtet man, z. B., eine junge Perfon von 11 bis 12 Jahren, welche kurzathmig ift, vielleicht von Huſten geplagt wird und im Gefichte etwas aufardunfen ift. Durch die geeigneten Mittel wird hier bald Erleichterung verfhafft, und man giebt fich der Heffnung bin, daß das Uebel, wie man fagt, ſich verwachſen werde; allein es tritt zuweilen ein, fin es unter dem Einfluffe ungünftiger Außenverhältniffe oder der überwiegenden Prädiepofiiion, dag der Knabe oder das Mädchen gar nicht mebr woͤchſt, und Hppertrophie und behinderte Girculation im rechten Herzen mit allın ihren Symptomen find die Folgen. oder das Wachsthum ſchreitet wirklich fort, aber Huſten und Dyspnde mit aſthmatiſchen Beſchwerden entwickeln ſich in immer ſteigendem Gra⸗ de, bis der Kranke entweder früh cine Beute des Todes wird, oder ein fiches und elındes Leben führt. Es ift alfo klar, dag propbylactifke Mittel nur in früher Jur gend anwendbar find, brvor die verfchiedenen Regionen des Koͤr— pers dag Verhältniß zu einander erlangt haben, welches ihnen fpäter bleibt. Zu den geeignetften derfelben achören Beförderung der Entwidelung des Athmungsapparates, Aufrechterhaltung einer regelmäßigen und gemäßigten Action der anderen erereterichen Drs gane und Verhütung, foviel als möglich ift, einer venöfen Cons geftion durch Regulirung der Menge der circulirenden Fluͤſſigkeit. Zur Erfüllung der erſten Indication iſt eine reine Luft abſo⸗ lut norhwendig. Ein mit Kohlendünften oder den Erhalationen fautender organiiker Materien überlatene Atmofphäre wirkt nicht nur durch ihre ſchädlichen Eigenfchaften nachtheilig auf die Lungen in, fontern wirft auch als vin directer Reiz auf die Leber, waͤh— rend eine reine, von diefen ſchaͤdlichen Ingredienzien freie Atmos ſphaͤre, weiche das gehörige Verhaͤltniß von Sauerſtoff enthält, der normale Reiz der Athemorgane ift und daher die gefunde Entwik— kelung berfelben befördern muß. Ebenſo nachibeilig, wie die ſchlechte Luft, wirft auch eine zu anhaltende figende Beichäftiaung, zu we— nig Bewegung im Freien und befonders das zu enge Schnüren der Kleider. Die allgemeine Uebung des ganzen Körpers ebenfowohl, wie die der Lungen im Einzelnen, darf aleichfalls nicht überfehen werz dın, denn fie giebt nicht nur dım Gefäß« und Muekelfyfteme mebr tonus und Kräftigkeit, fondern ruft auch, indem fie die Schnellig— feit des vendfen Blutfſtroms erhöht, die Lungen zu höherer Thätigs keit auf. Es ift faft unnöthig, zu bemerken, dag wenn ſolche Ucs bung zu wiit getrieben wird, die Kolge eines der Uebel ſeyn wird, welche wir verhüten wellen, nämlich die Anfchoppung der retten Herzens, und «8 ift daher nethwendia, daß, wo immer eine Zens dınz zu diefir Affection vorhanden ift, alle ſolche Anſtrengungen, welche Herzklopfen oder livides Ausſehen hervorbringen, ſtreng ver— mieden werden müffen. Die eben empfohlene Bewegung muß gleichfalls foviel, ald möglich, im Freien gefheben. Was die fpecielle Uebung der Lungen betrifft, fo beftehe dieſe darin, daß man dag Kind laut lefen läßt; auch der Einaunterrict ift in diefer Beziebung vortheilhaft. Dabei muß auf die Excre— tiongorgane Ruͤckſicht genommen werben, ohne jedoch bierbei zu febr reigend und gewaltfam verfahren zu wollen: fo empfehlen ſich bier milde Mercurialion als Abführmittel, gelinde diuretica, Kali aceticum, Digitalis u.f.w. Warme Kleidung und mäßige Frictio— nen unterftügen die Haurtbätigkeit. Man forge aud dafür, daß nicht zuviel jlüfjige Nahrung genoffen werde. 255 Mir Eommen jest zu den curafiven oder eigentlih pharma ceutifchen Mitteln, welche dahin wirken follen, das Fortſchreiten des bereits vorhandenen Mikverbältnijfes zu verhindern, und fo die Miederherftellung der Glrihmäßigkeit der Drgane vor der Vollens dung des Wachsthums zu begünftiaen. Die Antreibung der Leber, Nieren und der Daut zu höherer Thaͤtigkeit ift, glaube id), die erſte Indication, welche man in fols chen Fällen zur Erleichterung der Lungen zu erfüllen hat. Unfer nächfter Vorwurf muß dann feyn, die Action des Herzens zu cons troliren und eine Beeinträchtigung derfelben, ſey es durch eine zu große Menge Blut im Organismus überhaupt, fen es durch eine Anhäufung des Blutes in den Venenftämmen, zu verhüten; und endlich baben wir die Entwidelung der mangelhaften Organe durch Maabregeln, wie wir fie fhon oben angegeben haben, zu beguͤn— ftigen. Die Weife der Ausführung diefer Indicationen muß zu arogem Theile der Urtheilskraft des Arztes überlaffen bleiben. Ich kann bier jedoch den großen Nutzen nicht unerwähnt laſſen, welchen mir eine Verbindung von Galomel, Digitalis, Kampfer und Hyo- sciamus gewährt hat. Mäßige Blutentziehungen werten auch zus weilen wohlthätig feyn. Wir müffen ferner die Geneigtheit der Kranken zum Lungenſchlage aus irgend einer Urſache, welche eine verftärkte Blutzufuhe zum rechten Herzen bewirken kann, fowie auch zu Rupturen der Urterienhäute in Folge irgend einer unge— wöhnlihen Aufregung der Herzthätigkeit, im Auge behalten. Drittens die palliative Cur. Wenn die oben befchriebenen or: ganifhen Veränderungen ſich bereits vollftändig ausgebildet haben, fo ift Alles, was wir hoffen Eönnen, nur den lethalen Ausgang zu verzögern und die Leiden des Kranken zu lindern. Dazu dienen Abführmittel, diaphoretica und diuretica. Diefelben Principien der Behandlung müffen ung bei der zweiten und dritten Glaffe lei: ten, nur miüffen wir bei der letztern in Betreff der Prognofe den großen Unterfdied zwifchen den Folgen einer pericarditis vor und nach den Jahren des Wachsthums berücfihtigen, denn im legtern Falle können ausgedehnte Adhäfionen ohne wefentliche Störung für das Allgemeindbefinden vorhanden ſeyn, während fie im erſten Falle faft abfolut lethal find, ° Bei der vierten Glaffe, der mit Berengerung der Linken Auriculo »Bentricularöffnung, möchte die Hoffnung, Erleichterung zu gewähren, noch ſchwaͤcher erfcheinen ; allein wenn w'r nach dem Principe verfahren, daß in diefer Deffnuna, durch welche das aanze im Körper enthaltene Blut nothwendig fliegen muß, fein Raum, in der That, für das Blut eines Muskel: oder fehr activen Sy— ftems ftattfindet, fondern nur der Eleinere Strom cines ruhigen, we— niger entwidelten Syſtems fliegen kann, und wenn wir auch ers wägen, wie wichtig es fey, einen zu plöglichen Andrana der circuli— renden Fluͤſſigkeit durch geböriae Aufmerkſamkeit auf die Nahrungs: mittel zu verhindern, und die Macht bedenken, weiche wir befigen, um denfelben vermittelt der verſchiedenen Gecretionsorgane zu con— trolliren: fo vermögen wir wahrlich noch fehr viel zur Verlänge: rung des Lebens und zur Erleichterung der Leiden des Kranken zu thun. Zum Schluffe muß ich noch bemerken, daß das Eintreten und regelmäßige Fortbeftehen der Menftruation ein ſehr mefentliches 698. XXX. 16. 256 Moment fir diei Erleichterung, der. Rungenfunction ift und das Feblen derfelben daher den Erankhaften Zuftand der Athmungsor: aane bedeutend verfchlimmert, (London medical Gazette, March 1844.) 5 * Miscellen. Hirnleiden, KRalfablagerung im Gehirn, paraly— tifhe Sontractur der Ertremitäten und blepharo- ptosis, Sn der Sigung der pathologiſchen Gefellfihaft zu Dublin am.22. Sanuar 1842 bat Herr Ferrall einen Fall von einer merk: würdigen Gehirnaffiction mitgetbeilt. Der Gegenftand des Falles war ein junger Mann, welder in cinem typhöfen Zuftande , im Ichten Stadium des Scharlachs in das &t. Vincent's Hofpital aufgenommen wurde. Der Arm und die Hand der linken Geite waren contrahirt, atrophifch und gegen die Bruft-firirt, die untere Extremität verfürgt und anhaltend nad) Innen rotirt, dabei pto- sis des rechten Augenlides, fungöfe Entartung der Hornhaut des rechten Auges, völlige Blindheit. Er ftarb bald nad der Aufs nahme. Bei der Section fand man den richten Sehnerven nur ein Drittel fo die, wie den linken, das rechte corpus mammillare aleihfalls Eleiner, als das linke, und den rechten Hirnſchenkel fchmaͤler und flacher. Zwiſchen den nates und dem rechten thala- mus opticus ftieß das Meffır auf eine harte, tönende Gubftanzs welche fich bei der Unterfuhbung als ein Knodyen ergab, von der Größe und SRaubigkeit eines Pflaumenfteines, der im rechten Schenkel eingebettet und vorne auf dem thalamus optieus, hinten auf der rechten nates auflag. — Das rechte Auge war ausge- dehnt entartet Außer der ptosis und der fungöfen Hornhaut fand fi der Glaskörper erweicht, das Pigment mangelhaft; eine coni= ſche Deprefiion an der Eintritteftelle des n. opticus, und auf beiden Seiten der Rinfencapfel Eleine, weiße Opucitäten. — Der Oberſchen— kel war faft flectirt und nach Snnen rotirt; der Schenkelkopf ab— aeplattet, fein Knorpelüberzug vermindert, und feine Geftalt ellips tifch, das ligam. teres fehr gefäßreih, die Pfanne tiefer, als ges wöhnlich und auch höber hinauf am Hintern Theile des Hüftbeine. — Der Kranke war big zu feinem vierten Jahre gefund und Eräf. tig aeıwefen, dann war er an Wurmficher erfrankt, worauf strabis- mus externus und blepharoptosis eintrat; nach und nad erfolgte die Deeoraanifation des rechten Auaes. Darauf wurde die entge— gengefegte Seite von Erampfhaften Zuckungen, gleich der. chorea, bifallen, dann wurde das Bein nacıgefchleppt, und endlich firirten fih die linken Extremitäten von ſeibſt in einem Zuftande andauern= der Gontraction. Die Geiftesfähigkeiten des Kranken waren nie⸗ mals beeintraͤchtigt. Die Annahme der Kurzſichtigkeit ſchielender Au: aen erklärt Dr. Böhm, in einem Vortrage in dem Deutſchen Verein für Heilmiffenfcaft, für einen Irrthum. Nah ihm it das fchielende Auge weitfihtia und wird durch die, tenotomifche Opera— tion in einen, der Kurzfichtigfeit günftigen Zuftand verfegt. Bibliographische Weuigkeiten. Abbildung und Befchreibung neuer oder wenig gefannter Conchylien, unter Beihülfe mehrerer deutfchen Eonchyliologen, herausgegeben von Dr. N, U. Philippi. Mit Beiträgen des Deren Anton, Dr. v. dem Buſch, Dr. Sonas, Beraratb Koch, Dr. Pfeif- fer. 1. Bd., 1 — 6 Lief. Gaffel 1844. 4. Colorirt. Recent improvements in Arts, Manufactures and Mines ; being a Supplement to his Dictionary. By Andrew Ure, M. D. London 1844. Alcune idee sulle funzioni dell’ encefalo, di Antonio Carnevale Arella, medico della cittadella di Alessandria. Torino 1842. 8. Outlines of Military Surgery. By Sir George Ballingall. 3. edit. Edinburgh 1844. 8. ©. €. Loͤwenhardt. Ueber die verfchiedenen Arten des Schein: todes der Neugeborenen und deffen rationelle Behandlung. Mit 1 Tafel. Prenzlau. 8. ©. 62. enthält die weitere Ausführung und practifche Anwendung der, in den N. Notizen, Bd. 22, Nr. 476., mitgetheilten, neuen diagnoftifchen Merkmale, ss He —— — Menue Notizen auß dem > Gebiete der Hatur- und Beilkunde, gefammelt und mitgerbeilt von dem Ober» Mebieinalratde Eroriep zu Weimar, und dem Medicinalraibe und Profefier Freriep zu Berlin, N 699, Gedrudt im Landes =» Induftrie » Comptoir zu Weimar, (Nr. 17, des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ro. oder 3 30 4, December 1844, des einzelnen Stüdes 3 9Gr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99: Die Tafel colorirte Abbildungen 6 96x BE hc —ö———— Einige Ideen uͤber den Hermaphroditismus. Bon Dr. Carlo Cotto. Nach der von G. St. Hilaire gegebenen Definition ift der Hermaphroditismus „die Vereinigung beider Geſchlechter oder einis ger ihrer Charactere bei einem und demfelben Individuum”, Nach diefer Definition unterfcheidet er die Zwitterbildung in diejenige, wo ein Uebermaaß ber Theile vorliegt und in die, wo diefelben in zu geringer Anzahl vorhanden find; die erftere zerfällt in die eins fahe männliche, weibliche, gefchlechtslofe und gemifchte, die zweite in die complicirte männliche, weibliche, zweigefchlehtige unvollfoms mene und zmweigeichlechtige vollfommene Zwitterbildung, Der einfache männliche Hermapbroditismus ift derjenige, wels her einen weſentlich männlichen Geſchlechtsapparat, aber mit fols hen Modificationen der Organe, zeigt, daß er einen weiblichen Ges ſchlechtsapparat fimulirtz er hat vier Gradationen. 1. Penis Hein, $ehlen der raphe, normales oder verfpätetcs ‚Derabfteigen der Doben, weibliche Phyfiognomie, große Brüfte. 2. Penis kurz mit Hypofpadie, gefpaltenes scrotum, Zeftifel Elein, fpät berabfteigend, männlicher habitus und Gefichtsausdrud, 3. Diefelben Charactere, nur mit Derabfteigen eines eins zigen Hoden. 4. Diefelben Charactere, nur mit Fehlen beider Hoden im Hodenſacke. Der einfach weibliche Hermaphroditismus hat gleichfalls vier Abſtufungen: 1. Vagina enge, Bruͤſte klein. r Clitoris verlängert, männliher Character und Phyſio—⸗ nomie. — 3. Die Charactere don 1. und 2. bei einem und demſelben Individuum vereinigt. 4, Herabfteigen der Eierftöde bis zu den großen Schaams lefzen. In diefem Falle hat das Individuum Neigung für das männliche Gefchlecht. Der gefchlechtslofe Hermapbroditismus betrifft nicht nur bie äußern, fondern auch die inneren Theile: Die vagina ift fo enae, daß fie für die urethra gehalten wird, die Muttertrompeten fo dünn, wie ein vas deferens, die Eierftöde an Korm und Lage den er analog; es ift ferner ein Bart vorhanden, feine Brüfte, timme ſchwach, männliche Bruft, keine Neigung zu dem cinen ober anderen Gefchlechte. Der gemifchte Hermaphrobitismus bietet die Organe bes einen und anderen Befchlechtes dar, aber in verfchiedener Anordnung; fie find nämtih 1) entweder übereinander gelagert: die innere Sphäre, nämlich die mittlere, weiblich oder umgekehrt, und die äus Bere geſchlechtslos, oder 2) feitlich gelagert, auf der einen Geite Hobe, Nebenhode, vas deferens, Saamenbläshhen, auf der anderen Eierftod, Muttertrompete, die äußeren Theile geſchlechtlos, oder 3) gekreuzt. Von dem feitlihen Typus hatten wir zwei Beifpiele No, 1799. — 699, bei'm Menfdyen, häufige bei den wirbellofen Thieren, feltenere bei Vierfuͤßern und Vögeln. Die Zwitterbildung mit einem Exceß der Theile oder die come plicirte läßt einen vollftändigen, ſey es männlichen, fey es weiblis hen, Apparat zu, mit dem Zufage eines oder mehrer ſtets unvolle kommener Organe des Apparatıs des anderen Geſchlechtes. Go haben wir den complicirten männlidyen Hermaphroditiemus mit dem Zufage eines uterus und einer vagina, beide unvollftändig ; fo dem complicirten weiblichen, von welchem wir nur drei Beifpiele bet Menſchen haben mit einem etwas unvollftändigen weiblichen Appa= rate und dem Zufage bald von Hoden und «einem vas deferens, bald von einem vas deferens, weld‘es vom Eierftode ausgeht, bald von einer prostata — und einige Fälle bei Zhieren. Was das äußere Anfeben betrifft, fo bemerft G. St. Hilaire, daß das Innere des Organismus die weiblichen Charactere behält, wenn zu einem weiblihen Apparate nur cin einziges vas deferens hinzus kommt, aber den männlichen Character annimmt, wenn Hoden da= bei vorhanden find. — Endlich der ziveigefchlechtige Hermaphro= ditismus zeigt beide Gefchlechtsapparate bei demfelben Individuum, aber beide unvollftändig und mit Vorwalten des einen oder des an deren. Der zweigefchlechtige Hermaphroditismus verhält fih zum complicirten männlichen und meibliben, wie der gefchledhtslofe zu dem einfachen männlichen oder weiblichen. Es fey mir nun erlaubt, einige Bemerkungen über diefe Glaflification zu machen: 1) Die Definition ift, meiner Anficht nach, ungenügend, denn fie umfaßt mit den normal gebauten Thiermonftren audy die Her— mapbrediten der Glaffe dir Avertebraten, und beftimmt daher nicht, ob wenigftens ein Apparat bei den Thieren mit den auf zwei Ins dividuen vertheilten verfchiedenen Gefchlechtern vollftändig fepn muß. 2) Die erfte große Eintheilung der Zwitterbildung obne Ers ceß der Theile entfpricht nicht der Definition, da man wohl. untere f&heiden muß, ob cin Individuum, weiches einer Glaffe der Thiere mit aefonderten Gefchledhtern angehört, mit den Organen der männlichen und weiblichen Sphäre verfehen ift, oder auch, ob bie Theile, feyen fie nun maͤnnlich oder weiblich, fo gebildet find, dag fie das entgegengefegte Geſchlecht fimuliren. 3) In Bezug auf den gemifchten Hermaphroditismus habe ic) zu bemerken, daß es von demfelben nur einen einzigen Kal — welchem der innere Apparat weiblich, der aͤußere männ= lich ift. 4) Bei dem erften Grade des männlichen Hermaphroditismus, fagt Geoffroy, zeigt fih die Phyfiognomie des Individuums weiblich, während bei'm dritten und vierten Grabe, wo aud kein descensus testicularum ftattfindet, das Außfehen und der Charac« ter männlich find. Und im erften Falle des weiblichen Hermaphro⸗ ditismus finden wir das Individuum mit männlichen Gharacteren, und bei'm vierten Grade mit descensus ovariorum in's scrotum bat dag Individuum den larynx und die Stimme eines jungen Mans nes, und Neigung für das männliche Geflecht. 17 259 5) Der gemifchte Hermaphroditismus ift ‚häufiger in ben nies deren Zhierclaffen, wie bei Kifchen und den geflügelten Avertebraten, während wir nur zwei Faͤlle bei den Cäugethieren und zwei bei den Vögeln haben. = 6) Der compliciete männliche Hermaphroditismus läßt weibliche Organe in der mittleren, niemals in der inneren Sphäre zu, der complicirte weiblihe Dermaphroditismus männliche Drgane in der inneren, nie in der Außeren Sphäre; in dem einzigen Falle von Bouillaud und Manec findet fi ein Organ der mittleren Sphäre, die prostata. St. Hilaire ftellt ein Gefe auf, daß nämlich der Ges Thlechtsapparat, ſowohl der männliche, als weibliche, urfprünglic ohne Sonterung in einer organifchen Einheit miteinander vers ſchmolzen fin, welchem Geſetze er den Namen der organifchen Ein« beit giebt. Wenn nun die Entwickelung normal von Statten geht, fo haben wir Individuen mit allen gefonderten und eigenthümlis chen Gyaracterın der einzelnen Gefchlechter; wenn aber bei einem Sndividuum, welches männlich werden follte, die Entwicelung ge— bemmt wird, fo haben wir an den Genitalien die Aeußerungen des weiblichen, und fo in verfhiedenem Grade die verfchicderen Arten des einfachen männlichen Hermaphroditiemus. Wenn die Entwil: Eelung bei der Frau oder bei einem zum Weiblichwerden beftimm: ten Individuum überwiegend oder im Erceffe vor ſich aeht, fo ha— ben wir Erfheinungen des Maͤnnlichen an den Genitalien und den einfady weiblichen Hermaphroditismus in feinen verfciedenen Abs ftufungen ; als höchften Grad der Indifferenz bei dieſen zwei Arten der Anomalie möchte ich den Zuftand bezeichnen, welcher die priz mitive Einheit des Typus repräfentirt, alfo den fogenannten neu— tralen Hermaphroditismus. Diefe Erklaͤrungsweiſe der Entwicke⸗ lung paßte nun aber nit auf die gemifchten Zwitterbildungen, bei weldhen die Symmetrie und Harmonie der Theile aufgehoben ift, und St. Hilaire nahm defhalb hier feine Zuflucht zu der Theorie von der urfprünglichen Unabhängigkeit der innern und Aus Seren Organe an dem Gefchlehtsapparate. Nach diefer Theorie zerfällt der Geſchlechtsapparat in drei Sphären, eine innere, eine mittlere und eine äußere, fowohl bei'm Männlichen, als bei'm Weiblichen; ein jeder diefer Theile oder Sphaͤren theilt fich wieder in zwei, in die rechte und linke, und ein jeder diefer ſechs Theile entwicelt ſich aus fich felbft, unabhängig von den anderen, bie fie endlich zufammenkonmen, ſich befeftigen und einen einzigen harz ‚monifchen und fommetrifchen Apparat daritellen. Allein diefe beiden Theorieen find noch nicht ausreichend und umfaffen nicht alle Phänomene der Zwitterbildung, es fehlt naͤm⸗ lich noch eine Erklärung des Hermaphreditismus mit Exceß ber Theile und des zweigeſchlechtigen Hermaphroditismus. Das erfte Geſetz der Einheit des Typus kann überdieß auch geflatten, daß ein unabhängiger Theil fi mehr oder weniger entwidle und ein männliches oder weibliches Oraan werde, aber nicht, daß ein Or—⸗ gan zugleich männlich und weiblich fey, wie es bei'm Hermaphro— ditismug cum excessu der Fall if. Es war daher nöthig, die Theorie von der Unabhängigkeit der Organe und dem Gleichges wichte der Entwickelung, d. h., dem Gleichgewichte der Drgane (balancement des orzanes), zu Hülfe zu nehmen. Diefe Theorie lehrt, daß, wenn ein Organ in feiner Entwickelung ftchen bleibt, auch das andere, welches jenem entfpridyt, nach dem Gefege des Gleichgewichtes unentwicelt bleibt, und daher ift bei den Zwittern mit Erceß der Theile der Apparat, welchen man ganz und volls ftändig nennen folte, im Ganzen wenig entwidelt. Man füge hierzu die Gefege über die fogenannte centripetale Entwidelung, die gebraͤuchlichen Bezeichnungen der Entwickelung per excessum und per defectum, die Ungleichmäßigkeit der Zeus gungskraͤfte bei'm Männlichen und Weibliben und die Verfchmels zung beider Individuen: und man hat alle Theorieen zur Erklaͤ— rung jener Phänomene der Zwitterbildung. Wenn wir das Gefeg von der Einheit der organifhen Zuſam— menfegung des männlichen und weiblichen Gefclechtsapparates zu: geben, fo folat daraus, daß die einfach männliche Zwitterbildung ein Mangel der Entwickelung, die einfach weibliche Zmitterbildung ein Uebermaaß bderfelben if. Was bedeutet aber Mangel, und was Uebermaaf der Entwickelung? Indem wir mit dem Worte Ent: wicdelung das natürliche Fortfchreiten eines Gefchöpfes vom Anfange 699. XXXIL 17. 250 feines Seyns bis zu, feiner vollftändigen Ausbildung bezeichnen , ift es nöthig, das Verhältniß der verfchiedenen Epochen diefer Entwik⸗ kelung zu dem Umfange, der Zahl, der Geftalt und Lage der Theile zu unterfuchen, und dann werden wir erft beſtimmen Eönnen, wenn ein Organ mebrzentwidelt, wenn dagegen mehrsbolumindß ger nannt werben kann. Sobald bei'm Embryo gegen den funfziaft oder ſechszigſten Zag die erften, Rudimente des äußeren Geſchlechts— apparatcs herverzutreren beginnen, ift die clitoris dıs weibliden Sndividuums im Verhältniffe fo voluminds, daß fie wie ein penis ausfieht, fo daß, fagt Velpeau, bis dahin Nichts aͤußerlich die ſexuellen Unterfchiede anzeigt. Da mit der Entwicelung des Ins dividuums diefis Mißverhältniß verfchwindet, fo jind wir im Stande zu behaupten, daß ein jedes unverhäftnigmäßiges Volum der clitoris bei erwachſenen Krauen einem Defect oder einem pars tiellen Etilleftehen der Entwidelung gleihfommt; daffelbe gilt von der Hernie der Eierftöde, da diefelben urfprünglich ſich nicht zwi— fhen den großen Schaamlefzen befinden. Solche Frauen find nicht genugfam entwicelt, um die ihnen zufommende Function, die der Generation, erfüllen zu Eönnen, angenommen, daß die Hernie der Ovarien ein Phänomen des: vierten Grades der einfah weiblichen Zwitterbildung iſt. Daffelbe findet feine Anwendung auf die männlichen Zwitter, wie es deren giebt, mit fehr großem penis, aber wenig behaarten Genitalien, faft rudimentären Hoden, ohne Bart, mit mageren (befonders oberen) Ertremitäten und wenig zur Function der Zeugung gefhidt. Auch bier findet eine mangele hafte Entwicelung ftatt. Da alfo das erfte Gefeg mit den Thatfachen im Widerfpruche ftebt, fo muß es entweder verworfen, oder modificirt werden. Die Theorie von der Unabhängigkeit der ſechs Sphären des Geſchlechts— apparates, welhe St. Hilaire zur Erfiärung der übereinanders gelagerten oder feitlichen gemifchten Zwitterbildung benugt, ents fcheidet Nichts, da es Feine Fälle von gemiſchter Zmitterbildung giebt, in welchen die äußere Sphäre abfolut männlich oder weib— lich ift, fondern diefelbe immer neutral ift, wie er es felbft anführt. Diefes Gefeg kann auch deßhalb nicht zur Erklärung dienen, weil niemals ein Fall nachgewieſen worden ift, in welchem die mittlere und äußere Sphäre männlich, die innere weiblich ift, vielmehr im— mer da3 Gegentheil ftattfindet. Die Theorie endlich ven dem Gleihgewichte der Organe, fowie die anderen Theorieen, erklären mir Eeinen Fall von complicirter 3mitterbildung, fondern nur ben Mangel der Entwidelung beider Theile, wo fie vorhanden find; auch erklären fie mir nicht, wie die eigentliche Zeugungsfunction noch thätig bleiben Fann. Um das Verhältniß zu beftimmen, in welchem die Anomalien oder die monftröfen Productionen zu den normalen Schöpfungen der Natur ftehen, und um zu ermitteln, mie weit cin monstrum von den Naturgefegen abweicht, und mie weit ein Geſchoͤpf von denfelben abweichen Fann, ift es nöthig, zubörderft die Gefege der normalen Productionen zu begründen und zu beftimmen. Seben wir nun, mit Uebergehung der Thiergattungen, bei des nen Eeine gefonderten Gefchlechteorgane vorbanden find, auf welche Weiſe ſich die Gefchlechtsorgane bei den Zhieren mit gefonderten Geſchlechtern entwickeln. A. Bei'm Weibe: 1) Der Eierftod erfcheint urfprüngs lich als eine mit dem Eierleiter continuirlide Röhre; nad) und nach veräftelt er fih, nimmt die verfchiedenartigften Geftalten an, zieht fich zufammen, trennt fi vom Eierleiter, hüllt fi in Mem— branen ein, verliert jede offene Gommunication mit dem Eierleiter, wird gefaͤßreich, bildet einen Körper für ſich und wird auf der Höhe feiner Ausbildung ein befonderes Organ. Die Formen defs felben find um fo verfchiedener, je einfacher der Apparat und das Thier gebaut ift. 2) Der Eierleiter, anfänglich ein weſentlicher Theil und eine Fortfegung des Eierftoctes, wird nah und nad ein einfacher aber bieibender Gana, dann temporärer Reiter zur Zeit des Durchs aanaes der Eier, darauf Behälter der Eier, und, fi vom Eiere ftode trennend, wird er zum bloßen Durcdhgangsorgane, indem er fih mit einem anderen Oraane, dem uterus, verbindet. Geine urfprünglich aegen den Eierftod hin erweiterte und an dem ande— ren Ende zufammengezogene Geftalt erweitert ſich allmälig gegen die Mitte hin, und, fi) an dem Eierſtocksende verengernd, dehnt er 261 fi) an dem anderen Ende aus, darſtellt. 8) Der uterus, urſpruͤnglich einfache Anſchwellung des Eis erleiters, bei Amphibien und Vögeln, erhebt fi in dem Maaße, wie er fih vom Eierftoce trennt, zu einer eigenen Geftalt und zu einem befonderen Organe und wird zufammengefigter. Anfänglich langgeftredt, bildet er beide Eierleiter, enthaltend den zweitheiligen oder vieltheiligen uterus, dann, ſich in fich felbit gegen das freie Ende bin ſchließend, den uterus mit doppelter Höb!e, ſich zu einem einzigen Ende zufammenziehend und im Korper ırweiternd, den bops peithaljigen uterus, und indem dieſe Berfchmelzung vom Halſe zum Körper fortichreitet, wird vr zmweitörperig, zweihoͤrnig, doppelts grundig, zweiecig, einfach, ftets in dem Maafe, wie er im Ver: bältniffe zur Länge an Breite zunimmt und wie der Eirrleiter fich vom Eiirftode an der einen Seite trennt und ſich in der Nähe des uterus verengert, 4) Dievagina, ein kaum tudimentäres Organ bei fchon bla= fenartigem Eierſtocke, abgefondertem Eierleiter, zwei- oder vieltheis ligem uterus, tritt fchon deurlicher hervor bei dem doppelthöhligen uterus, bei dem die Außeren Döblen einander fo nahe liegen, daß fie entweder in die Cloake, wie bei den Vögeln, oder in den Mafts darm münden, von welhem aud die Uretiren ausgehen, Paſſen— der aber verdient ‚den Namen vagina jenes röhrenförmige Organ, welches den zweihalligen, zweilörperigen, zmweihörnigen uterus ⁊c. fortfegt oder über denfelben hinausraat. Die größere Länge der vagina ſteht im geraden Verhältniffe zur größeren Zufammenfegung oder Volltommenheit des Geſchlechts— apparates, genau im Gegenfage zur Geftalt des uterus; jene ift deito einfacher, je kuͤrzer fie ift, diefer defto einfacher, je länger er it. Das Gewebe dır vagina varriirt nad) der Zufammenfegung des Gefhlechtsapparates, nur bei'm menſchlichen Weibe finden ſich an derfelben Laͤngs- und Qucerfafern. 5) Der innere Halbring findet ſich erft bei faft fchon volltommen ausgebildeter vagina; die clitoris findet fid) bei den Thieren mit einfahem und zweiedigem uterus, fehlt aber fchon bei den Thieren mit doppeltförperigem oder zweigebörntem uterus. 6) Der äußere Halbring ift faft ausfchlichlich nur dem menfchlichen Weibe eigen, er ift der legte Punct der organifchen Zuſammenſetzung des weiblichen Gefchlechtsapparates. B. Bei’'mManne: 1) Der Hoden ericeint, fobald er als befonderes Organ aufzutreten beginnt, unter der Geftalt einer einfahen, mehr oder weniger gewundenen Röhre ohne Spur eines deutlichen ductus deferens oder äußerer Organe, Indem nun der Apparat zufammengefester wird, wird das blinde Ende der Röhre äftig, und es marfirt jich eine Verbindung mit der Röhre, welche zugleid) als ductus deferens und epididymis dient. Nach und nad) geht er in Windungen über und bildet viele Verfchlingungen ober befteht aus mehreren Aeften mit einem einzigen Körper, wos rauf dann der ductus deferens deutlicher zum Vorſcheine Eommtz der Hoden grängt fi) nun immer mehr ab und beginnt als doppels tes Organ aufzutreten. Alles diefeg zeigt fich ſchon bei den Aver- tebratis. Weiterhin bei Kifchen aus 2 Theilen und vielen Gefäßen beftehend, fchit er mei organa deferentia aus, welde in ein einziges übergeben, Nac und nach hüllt fi) der Hode in Mems branen ein, verdoppelt fih, bat einen mehr abgegrängten ductus deferens, welcher anfangs doppelt, dann einfach iftz endlich ftellt er ein deutlich abgefondertes, in 2 mehr oder weniger fymmetrifche Blafen abgetheiltes Organ mit einem fleineren, mehr getrennten und deutlicher hervortretenden ductus deferens dar. 2) Derduetus deferens, eine Fortfegung der rudimens tären Hodenroͤhre, verengert fich gegen den Hoden hin und erwei— tert fi) an feinem freien Ende, und in dem Maaße, wie der Hoden an Ausbildung vorfchreitet und feine ihm eigenthümliche Geftalt annimmt, wird aud der ductus deferens volllommener, indem er gegen den Teſtikel bin doppelt wird, an feinem freien Ende aber einfach bleibt ; endlich wird er in feiner ganzen Länge doppelt und ficht mit einem anderen Organe, dem Nebenhoden, in Verbindung. Der ductus deferens nimmt die verfchiedenartigiten Geftalten dur Ers meiterungen und blafen= oder drüfenartige Anhänge in den unteren Thierclaffen an, welche Anhänge die Saamenbläschen, die Vorftes herbrüfe, die Cowperſchen Drüfen u. ſ. w. des Menfchen repräfentiren. wo er bad Rudiment bes uterus 699. XXXII. 17. 262 Der ductus deferens {ft doppelt bei den ſymmetriſch gebauten Avertebratenz fowie bei der Mehrzahl der Knorpelfifche und bei'm —— mündet er endlich in cının einzigen Gang, die Hara— roͤhre. 3). Der Nebenhoden, ungemein complicirt bei'm Menſchen, verſchwindet nach und nach bei den Thieren, deren Weibchen einen uterus bicornis, bicorpus, bicollis, bifidus haben; derſelbe ſtellt den durch größere Zuſammenſetzung des Apparates in ſich zurüͤck— geſchlagenen ductus deferens dar, und daher finden wir auch bei den Zhieren, daß, je länger der ductus deferens ift, defto weniger complicirt und deutlich) der Nebenhode. 4) Die Vergleihung des Gifchlechtsapparates des Menſchen mit dem der Thiere, und die Bezeichnung der Theile derfelben mit denfelben Namen geftattet nicht, das regelmäßige Fortfchreiten des Geſchlechtsapparates von der größten Einfachhrit bis zur hödhften Volltommenheit zu verfolgen. Dieſes gilt vornehmlich, von den Organen der mittleren und Auferen Sphäre, welche den Thieren der höhern Drdnung ausſchließlich zukommen; ic) halte es daher für angemeffener, dieſe Organe mit dem weiblichen Gefhlehtsap: parate zufammenzuftellen. Die Saamenbläshen laſſen ſich mit dem binteren Theile der vagina vergleichen, welcher, wie jene, zum Zheil untır dem Einfluffe des Gerebro: Spinalſyſtems ftcht und mit den Nymphen, der clitoris und dem inneren Halb: ringe communicirt, heilen und Organen, welche mit den ductus ejaculatorii, der urethra und der gluns verglichen werden koͤnnen. Die Saamenbläsdyen fehlen bei'm Bunde und Wolfe. Die pro- stata gehört gänzlich der äußeren Sphäre an und läßt fi mit dım Eleinen Schaamlefzen vergleichen, weldye bei'm coitus eine eigenthum— lihe Feuchtigkeit abfondernz; die corpora vavernosa penis find die labia majora, die glans penis die clitoris. An ven beiden Enden des Gefclecdhtsapparates finden wir den Hoden anaz log dem Eierftocke und die clitoris analog dem penis. Die Vergleichung zwifchen den männlichen und weiblichen Ge— ſchlechtstheilen darf nicht nach der Analogie der Form, fondern muß nach dem Grade der Entwiclung in der Thierreihe angeſtellt werden, Aus dieſem kurzen Ueberblicke des männlichen und weiblichen Geſchlechtsapparates geht hervor: 1) Daß der Anfangs fehr einfache Apparat fi nah und nad vervollfommnet, und diefe Vervollkommnung betrifft das Hinzu— fommen von Organen zu dem einen und anderen Apparate und die Modification der primitiven Organe. Der Gefhlehtsapparat der niederen Zhiergattungen rift daher zugleich eine Fraction des menſchlichen Apparates, wie OEen es bezeichnet, fowie cine Re— duction der Entwicklung nah Et. Hilaire und eine Verſchieden— heit des Typus nah Cuvier, fowie endlich ein Mangel oder Anz fang der Metamorphofen per dirzctionem nah Carus, 2) Die Geftaltungen der Organe find um fo verfchiedentlicher, je einfacher fie find, und die Verſchiedenheit der Korm bezicht ſich zunächft bei den niederen Thieren auf die tieferen Apparate oder die innere Sphäre, darnach auf die mittlere, endlich auf die äußere, entjprechend der verfchiedenen Compofition des Apparatıs. Die Verschiedenheit der Formen in dem Geſchlechtsapparate der wirbels lofen Thiere entfpricht der Verfchiedenbeit in dem Äußeren Apparate der höheren Thiere, bei welchen die Geftaltungen und die Charac— tere ber innern Organe corftanter find, 3) Die Verfchiedenheit der Zahl und Symmetrie der Theile des Gefchlehtsapparates richtet fi nady den Organen, den Thies ven und dem Geſchlechte. Bei dem meiblihen Gefchlechte erfcheinen zuerft einfach die Eierftöcde und Eierleiter bei den Avertebraten ; dann wird der Eis erſtock Aftig oder zellig, behält aber feinen einfachen Typus; dann wird zuoörderft der Eierleiter doppelt, und wenn fich darauf auch der Eierftock verdoppelt — was zumeilen nur zur Zeit der ger ſchlechtlichen Vereinigung geſchieht — fo finden wir das Ende der Eierleiter zu einem einzigen verſchmolzen, welcher das Rudiment des uterus bildet, welches nach und nach einfady wird an der va- gina und clitoris und eine Art von Duplicität oder Symmetrie der verfchmolzenen Partien in der Mitte darbietet, deutlid an den dußeren Geſchlechtsorganen der vollfommneren Thiere hervortretend, 78 205 Wir Haben hier alfo zuerft einfahe, dann doppelte Drgane, und die neuen zum Apparate hinzugefommenen Organe jind zuerſt einfach, dann doppelt oder ſymmetriſch. Die Duplicität oder die Symmetrie entfpridt hier alſo der Kompofition oder Vervolltomm⸗ nung des Apparates, Bei dem Weibe zeigt jüch die Duplicität zus erft an den außeren, dann an den innern Organen, woraus her— vorgeht, daß die Entwiclung der. weiblichen Geſchlechtsorgane von Außen nah Innen fortfhreitet Bei dem Manne erfcheint zuerft einfach der Hoden und der ductus deferens, darauf Doppelt der Hoden mit einem einfachen ductus deferens, dann mit zwei langen duetus, welche in einen einzigen übergehen, während die Hoden eine in ſich jeibft verſchmolzene Duplicität, wie bei einigen Fiſchen, vepräfentiven; endlich werden die Hoden doppelt und die ductus wieder einfach in der mittleren Sphäre, doppelt an den ductus eja- culatorii und einfach mit der urethra endend. Bei'm Manne fchreis tet alfo, gerade im Gegenfage zum Weibe, die Duplicität von Innen nad) Außen vor, 4) Bietet nun die Verſchiedenheit der Lagerung der Organe auch einen Anhaltspunct dar, um daraus den Grud der Vollkoui— menheit des Thieres beurtheilen zu Fönnen? Sowie der Fortfhritt der Vervolllommnung im umgekehrten Verhältniffe bei' m Manne und Weibe ftatrfindet, bei jenem von Innen nad Außen, bei die— fem von Außen nad) Innen: fo finden wir aud die Eierftöde um fo mehr nach Außen gelagert, je einfacher fie find, und umgekehrt, fowie die Hoden um fo tiefer gelagert, je einfacher fie jind, und umgekehrt. Es giebt Thiere, bei welchen die Hoden nur zur Zeit der Begattung aus dem Bauche hervorfommen. 5) Die Function der Reproduction fest die vollftändige Ente wicklung des producirenden Individuums, ſowie die des Geſchlechts— apparates, voraus, und diefer Apparat dient als Beftimmung der Ausbildung des Individuums. Je vollfommener daher bei'm Manne, bei dem die Entwiclung von Innen nad) Außen vorfdreitet, die äußeren Gefchlechtstheile ausgebildet find, defto vollfommener ift er für feine Bejtimmung ausgebildet, und je volllommener bei dem MWeibe, wo die Entwicklung von Außen nad) Innen ftattfindet, die innern Gefchlehtsoraane entwickelt find, deſto vollfommener wird daſſelbe feiner Weftimmung entſprechen können. Hierin finden wir eine Erklärung dafür, daß bei den gemijchten oder zweigeſchlechtigen Zwittern kein einziger Fall von einem aͤußeren männlihen Ap— parate mit einem inneren weiblichen, fondern das Gegentheil vor— kommt. 6) Die Außeren Formationen, bie letzten zu den Apparaten binzugefommelten Organe find das Product der hoͤchſten Entwick— lung der organifhen Compojition und des Verhältnilfes derfelben zu den primitiven Functionen, weßhalb fie eine größere Verſchie— denheit darbieten; zahllos jind die Formen der twirbellofen Zhiere, aber regelmäßiger, als bei den Wirbelthieren, dagegen ungemein ‘ verfihieden, die Außere Bedeckung der Fiihe und Amphibien, das Golorit und die Federn der Vögel, die Eriremitäten der Vierfüßs ler, das Fell, die Zähne derfelden und die Phyfiognomie des Menfhen. 7) Um nicht die Begriffe miteinander zu verwechſeln, beziehe id) den allgemeinen Namen Evolution auf das ganze animalifhe Leben , welches mir verſchiedene Abftufungen nad) der verſchiedenen Vertheilung der Thiere darbietet, und den der Entwidlung auf den Keim, welcher nad) und nad) ſich zu dem bödjften Grade der Voll: Eommenbeit , deffen er fähig ift, g’mäß dem Grade der Evolution, welchem er angebört, beranbildet. Die Beftimmung des BVerhält: niffes der Evolution zur Entwidlung und wie fich daffelbe in dem Bolumen, der Geftalt, Zahl und Lage der Theile ausprägt: das ift das ultimum reconditum, welches enthüllt werden muß, um eine Erklärung für die Phänomene der Zeratologie aufzufinden, 8) Die Entwidiung zeigt, meiner Anſicht nach, zwei Grade; der eine ift nur eine rafche Evolution in der kuͤrzeſten Zeitfrift bis zu dem Momente, wo das Thier ſich von felbft entwidelt und Ors gane befist, welche fähig find, in Beziehung zur Außenwelt zu functionirenz der andere ift eine befondere Art des Seyns, ent fprechend dem Grade der Scala, welchem das Geſchoͤpf angehört. Die Anfiht alfo, daß ein jedes Individuum bei feiner Entwicklung alle Stadien des Lebens, welches ihm vorangeht, durdjlaufe, bes zieht fi) nur auf eine gerwiffe Periode des möglichen Lebens, nicht auf die Formen. Dieſes Verhältniß der Evolution zur Entwids 699. XXXIL 17, 264 lung „ wenig deutlich bei den hoͤhern Thieren, ‚ausgenommen in eis nm Sale, nämlich bei den Meramorphofen des Frofches, hervors tretend, ſtellt ſich deutlicher. bei: den: Avertebraten heraus in dem Metamorphofen der Infecten und der Entwicklung einiger Thiere, wie, z. B., der Cyanaea capellata, der Medusarnurita u. a. Diefe Anſchauungsweiſe dient. zur Erläuterung der Brondiatrefpirarion des Embryo's vor dem dritten. Monate der Schwangerfchaft, welche von Rathke dur dierfogenannten Kiemenbogen und von Serres duch die Function. des churion und der decidua reflexa nad)ges tiefen worven ift. Diefes VBerhältniß, welches erſt in einer ges wijjen Periode des Lebens bervortritt, Eann nicht in den Anfängen des Lebens, bei monstris ausgenommen, wahrgenommen werden. 9) Die Dvologie und Embryologir haben nachgewieſen, welche Modisicationen die Organe und Theile bei der relativen und forte ſchreitenden Entwicelung des Individuums erleiden, aber «8 ift noch nicht beftimmt, ob das erſte Stavium bei'm Menfchen viels leicht von der Reife des Keimes, oder von einer Function des Eis erſtockes abhängig ift, fowie audy bei vielen Organen die Entwicke— luny zu einer mehr oder weniger vorgerüdtin Epoche noch nicht‘ nachgewieſen iſt. Die Perioden der Evolution bei der Entwider lung verlaufen um fo fchneller, je weiter fie auseinander liegen. Die Embryologie unterfcheidet bei ter Beſchreibung der Formen, melde die Genitalien bei ihrer Entwidelung annehmen, 3 Sphäs ren: die innere, mittlere und äußere. Was die innere Sphäre be: trifft, fo it, wenn auch die Frage noch nicht entſchieden ift, ob die Hoden und Eierftöde aus den fogenannten Wolff'ſchen Koͤr⸗ pern entjtchen, doch durd die Beobachtung feftgeftellt, daß beide Organe unter der Form einer Röhre auftreten, wie fie ji in dem Anfängen der Threrfcala zeige, jo daß es bier ſehr ſchwer und, faft unmöglid it, das Geſchlecht zu beftimmen. Aus denfelben Wolff'ſchen Körpern, odır in Beziehung zu denfelben, entwideln fig die ductus deferentes, der Nıbenhode, die Muttertrompete, nad) Einigen Röhren einer Neubildung, welche die innere Sphäre mit dem Ausführungscanale der Wolff'ſchen Körper in Verbindung fegen. Was die außere Sphäre betrifft, fo wijfen wir, daß der Apparat derfeiben bei'm Menſchen erft gegen den 45 bis 5Often Zag dem bewaffneten Auge ſichtbar wird, zu welcder Zeit ein ſchwarzer Punct zwifhen den Kudimenten des hinteren liebes, das Ende des Steißbeines und der Nabel mit einem Eleinen Köre per darüber, welcher ebenjogut für eine clitoris, mie für einen penis, gehalten werden kann, erſcheint. Am 60ſten Tage vergrö: Bert ſich dieſer Geſchlechtshoͤcker, aber unter demfelben findet ſich eine bald gefclojfene, bald offene Spalıe. Das Geſchlecht ift hier noch nicht gefondert. Die Modificarionen, welche die Geſchlechts— organe bei'm Menfhen nad und nach ırleiden, find folgende: a. Bei'm Manne fchließt ſich die Spalte, der Höder verläns gert fi, die urethra erfcheint an dem Ende der glans, der Dode tritt in den Eeiftencanal ein und fteigt in den Hodenfad hinab, der eiftencanal und das Bauchfell, weiches die Scheide dis Hodens bildet, verichließen ih. Das Herabfteigen der Hoden geſchieht nicht auf beiden Seiten gleichzeitig, zuerft fteigt der rechte, dann der linke herunter, und ſehr häufig findet ji) nach der Geburt der linke Leiſtencanal offen. i b. Wenn die zweite Periode der Entwidelung in dem Er« trauterinteben beginnt, fo erleiden die männlichen Genitalien an: dere Veränderungen, das praeputium wird Fürzer, die Scrotals haut runzelt fih, die Schaamhaare Eommen hervor; zu bderfelben Zeit zeigen fidy die anderen Zeichen der beginnenden Pubertät. c. Bei dem Weibe verlängert ſich nach dem 6Ojten Tage die Spalte, der rudimentäre Körper, welcher die clitosis ift, bleibt klein, die Theile nehmen in’sgefammt an Maffe zu, die Eierftöde, urſpruͤnglich an die Wirbelfäule angeheftet, lagern fi auf dım psoas, und entfernen ſich voneinander nach dem Hüftbeine hin, die Eierleiter treten unter einem fpigen Winkel zufammen, und der uterus ift erft zweihöhlig, dann zweihälfig, dann zweilörperig, dann zmweihörnig, dann einfadh, die clitoris wird immer Eleiner, jemehr ſich die labia majora entwideln. d. Bon der Geburt bis zur vollkommenen Entwidelung nchs men die äußeren Genitalien des Weibes in ihrer Zoralität an Um— fang zu, nur überwiegen die labia majora im Verhaͤltniß zu den Nymphen und der clitoris, der Schaamberg bedeckt ſich mit Haas ven, die Brüfte fhwellen, die Stimme verändert ſich etwas, und 265 die Menſttuatlion tritt ein; dieſes iſt die Periode der Pubertät bei'm Weibe, untad ; Aus der gegebenen Urberfiht des Geſchlechtsapparates geht ervor: 4) daß die aceefforifhen Theile, welche ſich zur Pubertätsepoce entwickeln, die Haare, das Verbaltniß der clitoris zu den labia majora und des prarputium zur 'glans find; 72) daß von dem gefamniten Geſchlechtsapparate bie Äußere Sphäre die manniafaltigiten Metamorphofen erfährt, daher auch mebr Anomalien darbietet ; 3) daß die Formen der inneren und mittleren Sphäre conftans ter find; und 4) daß im Anfange die Geſchlechter in allın Sphären faft gar nicht gefondert find, Wenn wir zu diefen Thatſachen hinzufügen, daß ein Organ auf irgendwelcher Epoche feiner Entmwidelung ftehen bleiben kann, indem es bald volltändig atropbifch wird, bald nur an Volumen zus nimmt, ohne fidy aber in feiner Form oder in der kagerung feiner Theile zu verändern: fo werden wir im Stande feyn, durd eine einzige Idre alle Anomalien der Zwitterbildung zu erklären, 1) 3u den accefforifhen Theilen rechnen wir die Zeiten der Berfhiedenbeiten, wie fie die größere oder Eleinere Zahl und die Färbung der Haare, die mehr oder weniger variirenden Kormen bes penis, der clitoris darbieten, daher auch die Verſchiedenheiten der Function und der Phyfioanomien. 2) Die Entwidelung der Genitalien kann einen Grad unter der Pubertät ftehen bleiben, und fo haben wir die einfachen Anoma— lien des Gefchlehteapparates, bald mit Atrophie der äußeren Theile, bald mit Zunahme des Volumens derfelben ohne entfprechende Geftalt und Kräftigkeir. Hierher gebören die Fälle von Giganten mit vers Eiimmerten äußeren Gefchlechtstheilen, — der Frauen mit männlis cher Phyſtognomie und verlängerter clitoris, — der Männer mit voluminöfen und zu Hydrocele, fungus, Sarcom prädieponirten und „ im Allacmeinen wenig activen Zeftiteln, und — ber rauen mit faft unmegfamen Genitalien. Die ganze Anomalie findet ſich bier in der dußeren Sphäre, die mirtlere und innere bieten faum eine Verſchiedenheit der Function dar. 3) Der dritte und vierte Grab des einfachen und des ges ſchlechtloſen Hermaphroditismug find nur eine Hemmung der Ents wicdelung der äußrıen Sphäre mit gleichzeitiger Anomalie der Lage ober Korm der Organe der mittleren und inneren Sphäre. Auch hier kann eine Atrophie des Äußeren Apparatıs oder Volumszu— nahme derfelben ohne entfprechende Korm vorhanden feyn. 4). Wenn die Anomalie tiefer die innere und mittlere Sphäre afficirt, fo haben wir die complicirte Zmwitterbildung oder ein Ste— benbleiben ber Entwidelung in einer früheren Epoche. 5) Bei dem complicirten männlichen Derwapbroditismus ift ein Uebermwiegen der Entwidelung in ber inneren und mittleren männlichen Sphäre, fowie irgend ein mweibliches, ſtets der aͤußeren Sphäre angehörendes, Organ vorhanden. 6) Bei dem -complicirten weiblichen Hermaphroditismus das gegen neben dem Ueberwieaen der inneren Sphäre irgend ein, ſtets der inneren Sphäre angehörendes, männliches Organ. 7) Der gemifchte Apparat würde in Wahrheit derjenige feyn, wo die Entwidelung nur an den beiden Enden ftattgefuns den hat, und fo Außere weibliche, innere männlidye Organe, aber feine der mittleren Sphäre haben, 8) ‚Die gemifchte Zwitterbildung, wo die Harmonie fehlt, bat immer eine männliche innere und mittlere, eine weibliche mittlere und äußere oder bloß Außere Sphäre. 699: XXXIIl. 17. 266 9) Der gemifchte, gekreuzte Hermaphrobitismus endlich ift noch zu wenig unterfudht, um für denfelben Gefege der Analogie aufitellen zu koͤnnen. 10) Der zmweigefchlehtige Hermaphroditiemus koͤnnte annebs men laffen, daß, wınn auch die Kormen der Drgane fidy bei'm anne und Weibe indifferent verhalten, fie fih doch in verſchicde⸗ nen Embryonaltheilen ordnen und entwideln. Als Beweis hiefür fönn’e der Umftand dienen, daß die Rofenmüllerfhen Organe, Ueberbleibfel der ductus exeretorii Wolff’s, aus welchen Einige die ductus deferentes und die epididymis entftehen laffen, fi nur bei den weiblichen Embryonen finden. Die Zwitterbildung ift alfo nichts Anderes, als ein Stehenblei: ben oder cine verfchicdene Richtung der Entwidelung, worüber wir daher a priori beftimmen Fönnen. 1) Daß die eigentlich fogenannten monstra Anomalien der Genis talien darbieten, und zwar um fo bedeutendere, je mehr die Monftros firät dag Gerebro:Spinalfpftum und die unteren Ertremitäten afficir'. 2) Daß die Zwittermonftra faft immer äußere weibliche Cha: ractere zeigen, ausgenommen die Fälle ber einfachen Zwitterbildung. 3) Daß bei den Thieren die Unomalien der Genitalicn feltes ner find, und daß fie zuweilen die äußere Ephäre, wie befondere bei ven Säugethieren, häufiger die mittlere bii den anderen Wir« beithieren und immer die innere Ephäre bei den Avertebraten betreffen. 4) Daß bei den Avertebraten der geſchlechtsloſe Hermaphro⸗ ditismus einer einfachen Anomalie, wie bei den Bienen, gleichgeſtellt werden kann, und in den niederen Thierclaſſen die vollftändige Zwitterbildung eine einfache Varietät der unvollfommenen feyn Eann. 5) Daß die fo fehr verfchiedenen Formen der Geſchlechtsor ⸗ gane der Avertebraten nur Varietäten eines und deſſelben Typus find, wie an dem anderen Ende der Thierreihe die Phyſiogno— mieen der Menfchen, und daß es daher wenig logifh ift, Theile diefer Thiere wegen einer gewiſſen Analogie mit demfelben Namen, wie die zufammengefegteften Organe bei den höheren Thieren, mie der penis, die prostata u. f. w., zu bezeichnen. (Gazz. med. di Milano, No. 24 et 25.) Miscellen. Ein artefifher Brunnen für naturs und heilkun— dige Zwecke in dem Jardin des plantes zu Paris wird jest von dem Gemeinderath berathen. Er fol durch die Grünfands ſchicht, welde die Waffermaffe von Grenelle liefert, hindurch und noch 1150 Fuß tiefer gebohrt werden, bis zu einer Waſſerſchicht von ftärferer Steigkraft und von 10° höherer Wärme. Dieſes Wafr fer alfo von 37° würde zum Heizen der Gewaͤchsbaͤuſer des Gars tens und der Bäder und Wafchhäufer der Hoſpitaͤler de la Pitie und Salpetriere benugt werden. Das Waſſer der unteren Schicht ſoll durch ein Rohr von 2,550 Fuß Tiefe fteigen, welches felbit in: nerbalb eines nur 1,500 Fuß tief bie zur Grünfand:Wafferfchicht ges benden beträchtlich weiteren Nobres placirt wird, fo daß das Grünfandmwaffer durch den ringförmigen Zwiſchenraum der beiden concentrifchen Röhren in die Höhe gelarat. Der Staat, die Stadt und die Hofpitäler theilen fi in das Waffer und werden pro ra- ta die zu 600 bis 800,000 $r. berechneten Koften tragen. (Courr. Fr. v. 16. Dee.) Die unter dem Namen Purnee aus Indien einge führte Subftang, aus welcher das fogenannte Indian Yel- low fabrieirt wird, und melde als aus den Bezoars, aus den Gallenblafen verſchiedener Thiere, beſtehend angefeben wurbe, ift, nad den von Dr. Sohn Steenboufe im Novemberftüde des Lon- don, Edinburgh and Dublin Philosophical Journal mitgetheilten Unterfuchungen, nicht thierifchen, fondern vegetabilifchen Urfprungs. J Ueber die verſchiedenen Behandlungsweiſen der Harnroͤhrenſteine. Von Dr. A. A. Cornelius. Wenn man auch nicht ſelten die Harnſteine durch die Kräfte der Natur allein ausgetrieben werden ſieht, fo wer— den fie doch auch zumeilen bei ihrem Durchgange aufgehals ten, und die Kranken find, im Folge ber durch diefen Um: ftand hervorgebrachten Verſtopfung, den gefaͤhrlichſten Zufäl- len ausgefegt. Die In folhen Fällen am Meiften bewaͤhr⸗ ten Methoden der Behandlung laffen fi auf folgende zus ruͤckfuͤhren: 257 1) directe und indirecte Erweiterung der Harnröhre; 2) Extraction vermittelft befonderer Inſtrumente; 3) Lithotritie; 4) Inciſion. 4 So trefflich auch diefe Methoden erfcheinen Fönnten, um die Kranken von ihren Steinen zu befreien, fo find doch die beiden letzteren von Unbequemlichkeiten nicht frei. Die Kithotritie, welche außer der Unbequemlichkeit, die fie hier darbietet, da fie in einem engen Raume ausgeführt werden muß, auch chronifhe Harnröhrenentzündungen und Fiſtel— gänge, in Folge des Eindringens der Steinfragmente in die MWandung der Urethralfchleimhaut, herbeiführen kann, die Lithotritie, fage ih, Eann, welchen Vorzug fie immer auch) bei der Behandlung der Blafenfteine verdienen mag, bier nur dann ihre Anwendung finden, wenn eine unvollftändige retentio urinae, alfo £eine unmittelbar drohende Gefahr, ftattfindet. Wenn ih auh eine große in der regio prostatica in der Abfiht ausgeführte Wunde, um einen abgeplatteten, oblongen Stein, von der Größe eines Taubeneies, welcher fih in der portio membranosa befand, zu befeitigen, per primam intentionem heilen gefehen habe, fo ſcheint doch die Inciſion, eines der wirkfamften Mittel in dringenden Fällen, Eeine größere Sicherheit gegen aͤhnliche Zufälle, ungeachtet mehrer anderen überlieferten Falle von Heilung, darzubieten, da es durch andere Beobachtungen wiederum feftftehr, daß Harninfiltrationen, Fiſteln, WVerengerungen u. f. w. zumeis len in Folge derfelben entftehen. Wenn alfo nachgewiefen ift, daß die Lithotritie und die Sncifion fo traurige Folgen haben Eönnen, fo wollen wir ung bemühen, foviel, als möglich, die Anwendung einer jeden äuferften Maaßregel zu vermeiden, und wir führen bier zu Gunjten unferer Anfiht die Rathſchlaͤge Velpeau's an, welcher in einer Mote, in Betreff der Proftataiteine und deren Behandlung durh Vidal und Segalas, räth, niemals dieſe Mittel anzuwenden, ohne ſich überzeugt zu haben, daß es unmöglich ift, anders zu verfahren. (cf. Eneyclographie des Science. med., Oct. 1842.) Um diefen Zwed zu erreihen, wollen wir unterfuchen, ob die beiden erften Methoden, die Dilatation und die Er: traction, Nichts darbieten, was vornehmlich zu ihren Guns ften fpricht. Mas die Erweiterung betrifft, fo feheinen außer der dire:ten Erweiterung des Canales unter den wirkfamften thes rapeutifhen Mitteln warme Baͤder, ermweichende und narcos tiſche Umfchläge, allgemeine und örtlihe Blutentziehungen, ölige Einfprisungen und befonderd Einreibungen von Bella- donna in diefem Augenblide mehr und mehr die Aufmerf- famkeit der Practifer auf fih zu ziehen, zumal da die Er: fahrung ung täglich zahlreiche und glänzende, auf diefe Meife erzielte, Heilrefultate darbietet. Es giebt jedoch Umftände, wo die Wirkung diefer Mit— tel, gewöhnlich ſchnell und heilbringend, unvollftändig und unthätig bleibt, oder man wegen der Dringniß des Uebels von jenen Mitteln abftehen muß. Sn ſolchen Fällen ift allein die Anwendung von Er: tractionsinftrum.nten anzuempfehlen. 699. XXXII. 17. 268° Zu ben für diefe Mechode geeigneten Snftrumenten gehören vornehmlich die Pincetten von Hunter und Amufs fat, fowie das von Le Roy d’Etiolles, in Korm eines fih umbiegenden Loͤffels, angegebene Inſtrument. Außer diefen laffen fih aber auch andere, einfachere und felbft in dringenden Fällen improvifirte Inftrumente gebrauchen, und ih) habe felbft in einem fehr dringenden Falle ein, dem Mes taldrahte Marigni’s ähnlich conftruirtes, Inſtrument, naͤmlich den Silberdraht eines männlihen Catheters, mit dem beften Erfolge anwenden fehen. Zur Unterftügung diefer Behauptungen ſey es mir ers laubt, hier 2 Fälle anzuführen: t) Am 283. Juli 1840 wurde ich des Morgens 6 Uhr von dem Gärtner Soffe D., wegen fein:s älteften, 9 Sahre alten, Sohnes, gerufen. Diefer war ein ftarfer, Eräfs tiger Knabe, bis dahin immer gefund, und hatte in der, legten Zeit viel unreifes Dbft gegeffen. Seit 16 Stunden war ein Drang zum Harnlaffen vorhanden. Während der Naht waren Hausmittel, wie ein Theeaufguß von Süße bolzwurzel und Umfchlige von laumarmer Milch, angewendet ‘ worden. Das Kind war unruhig, leidend, die Blafe aus— gedehnt, ein harter, dem Fingerdrucke ſtark MWiderftand leis ftonder, Körper wurde in der Harnröhre an ihrem hinteren Dritttheile gefühlt. (Raumarmes Halbbad, Einfprigungen von Dlivenöl und Einreibungen auf den Drt des Hinderniffes mit einer Salbe aus £ Unze Fett und 2 Scrupel Bellas donnaertract,) Drei Stunden nah Anwendung diefer Mittel fand fich der fremde Körper an der Mündung der Eichel feftgehalten; feitdem Zunahme der Symptome, große Unruhe und heftir ger Drang zum Urinlaffen. Ein filberner, an feinem untes ten Ende gefrümmter Gatheter wurde bis hinter den Stein durchgeführt und ließ bei dem erften Verſuche einen unres gelmäßig abgerundeten, ſchwaͤrzlichen Stein von dem Um— fange eines großen Kirſchkernes heraustreten, worauf eine große Menge Urin abfloß. Seit diefer Zeit Erin Necidiv. 2) Am 24. Auguft 1842 wurde ih gegen 7 Uhr Morgens aufgefordert, mich, zufammen mit dem Wund— arzte Herrn D’Agonan, in die Wohnung des Alb., eines’ Schuhmachers, zu begeben, um dafelbft deffen jüngften, fies benjährigen, mit einer fchwäclihen Gonftitution begabten, Sohn zu unterfuhen. Wir fanden den Eleinen Kranken feit zwölf Stunden an einer vollftändigen retentio urinae leidend, welche durch einen harten, feflliegenden und in der Harnröhre vor der prostata liegenden Körper verurſacht war. Mas die Aetiologie betrifft, fo geftand die Mutter, eine Fruchthänolerin, daß der Kleine feit 14 Tagen fehr viele Kirſchen gegeffen und viel kaltes Waffer getrunken, nies mals über Schmerzen in den Harnwegen geklagt und erſt feit 3 Tagen an einer Schwierigkeit, den Urin zu laffen, gelitten habe. Da die Anwendung des Gatheterismus unmöglich war, wegen des bei'm Durchgange gefundenen Widerftandes, fo wurden ſogleich erweichende Umfd;läge auf den leidenden Theil, Application von Blutegeln an den Damm und ölige Snjectionen in Anwendung gezogen, 269 Dier Etunden darauf Beine Verſchiebung vermittelft bes Fingers möglih, fehr großer Drang zum Uriniren, alls gemeine Aufregung, fehr prominirende Geſchwulſt in der regio hypogastrica, durch die Zurgescenz der Blafe her— vorgebraht Da die Gefahr dringend war, fo entfchloffen wir uns zur Inciſion, aber die Ungelebrigkeit des Eleinen Kranken, fowie die Beforgniß vor einer. Fiftelbildung, bielten und zurüd, Obwohl der im vorhergehenden Falle als Hafen anges wendete, gefurchte Gatheter hier nicht zu brauchen war, fo brachte ung doc dieſes Mittel auf eine nicht minder gluͤck— liche Idee. In diefer fehmwierigen Page bot uns der Draht eines muiünnlichen Gatbeters die gemünfchte Aushülfe dar; nachdem berfelbe doppelt gebogen worden war, fo daß er eine, bem Durchmeffer des Ganales angemeffene, Echlinge bildete, führte ihn mein Göllege ein und faßte den fremden Körper fo gut, indem er denfelben von Außen mit dem Daumen und Zeigefinger comprimirte, daß er durch eine anhaltende und ruhig ausgeführte Anftrengung mit einem Male bis vor die Mündung der Eichel geführt wurde; in diefem Aus genblide glitt die Schlinge ab. Die anbaltende Unruhe und die Ungelehrigfeit des Eleinen Kranken, fowie die un- gemein ftarke Ausdehnung der Blaſe, ließen uns von einer zweiten Ginführung der Schlinge, fowie von jedem anderen Verſuche mit einem Hafen oder einer Pincette, abftehen; ein leichter Einfchnitt wurde daher mit einer Rancette an der commissura inferior gemacht, worauf ein Stein von der Größe einer dien Erbfe, ungleid) zugerundet, von dunkel: grauer Farbe herauskam; der Harn folgte alsbald, dabei ein Brennen in der Harnröhre. Schleimige Getränke und Ealte Umfchläge auf die leidende Stelle wurden verordnet. Am nächften Morgen fpielte das Kind wieder, mie ge— woͤhnlich, und bat bisjegt Feinen Rüdfall gehabt. (Arch. de la Med. Belge, Sept. 1843.) Beobachtung einer Irideremie oder das Fehlen der Iris. Von Dr. Sohn Fried. France. Marie Hampton, dreiundzwanzig Jahre alt, erin= nert fih, daß man feit ihrer Kindheit bei ihr einen Fehler des Sehvermögens beobachtete. Sie erinnert ſich nicht, je— mals beffer gefehen zu haben, als jest. In ihrem fieben: ten Jahre rieth man ihr eine Brille an, die fie jedoch nicht terug. Sie hatte eine andere Befchäftigung, ale im Haus» balte. MWirkliher Zuftand. — Sie litt nie an den Aus gen, außer wenn fie fib einem zu flarfen Lichte ausſetzte. Das glänzende Sonnenlicht ift ihr vorzüglih unangenehm und bewirkt bei ihr einen reichlichen Thraͤnenabfluß. Auch liebt fie mehr die Dunkelheit, in der fie beffer ſieht. Sie kann die Gegenftände höchftens in der Entfernung von eis nem oder zwei Fuß unterfcheiden. Die Augenlider find ges möhnlih mehr als bis zur Hälfte gefchloffen, und das Be— harren in diefem Zuftande, was man für ein Entropium halten Eönnte, fowie die Kürze der Augenwimpern, geben ihr das Anfehen eines Individuums, das durd Krankheit die 699. XXXII. 17. 270 Mimpern verlor. Indeß ift dem body nicht fo, denn bie Augenlider haben keine andere Alteration, al® eine geringe catarrbalifhe Entzündung. Der Augapfel macht an beiden Seiten eine unaufhoͤr⸗ liche oscillatoriſche Bewegung in horizontaler Richtung, ein Umſtand, der, im Vereine mit der krawpfhaften Contraction des m. orbicularis, die fogleih entfteht, ſobald dag Auge fih dem Fichte ausfegt, die Unterfuhung des Zuftandes der tiefer liegenden Gewebe außerordentlich erfchwert. Die Faͤ— bigfeit, das Auge, befonders nad) Oben und Unten, auf einen Gegenftand zu richten, ift fehr vermindert. Die beiden Hornhäute find zum Theil undurdfictig ; die Undurchfichtigkeit der linken ift gering und nimmt uns gefaͤhr den achten Theil der Oberfläche ein; die der rechten iſt beträchtlicher und in horizontaler Nichtung und verduns kelt ungefähr ein Sechſtel ihrer Ausdehnung. Die beiden seleroticae find mäßig alterirt, vielleicht auch etwas blaͤu— licher, als im normalen Zuftande. Bei forgfältiger Unterfus chung des rechten Auges und als man über und an den Seiten der Hornhauttruͤbung bineinfah, bemerkte man eine centrale Undurchfichtigkeit an der vorderen Wand der Linfens Eapfel, von der Größe eines grofen Stecknadelkopfes; ein ähnlicher Fleck ift auch an der bintern Wand der Kapfel vorhanden ; die Linfe felbft ift vollkommen durchſichtig. Bei'm linken Auge ift der. Mittelpunct der vordern Kapfelmand, oder der oberfläclichfte Theil der Linſe verdunkelt, mährend die hintere Kapfelmand gerunzelt und auf gleihe Weiſe un— gefähr ein Drittel ihrer Ausdehnung getrübt ift und an ih— ter innern Seite albuminöfe Flocken in der Linſe zu fchaffen ſcheint. Mit Ausnahme diefer Puncte, ift der ganze Raum, den man durch die cornea beider Augen erbliden Eann, von einer gleichförmig braunfchwarzen Färbung. Die aufmerkfamfte Unterfuhung ließ nicht die geringfte Spur einer Iris wahrnehmen. Der Dr. France wirft die Frage auf, ob die Hin- berniffe, die fich bei der Erploration des Augapfels zeigten, ihn nicht irrigermeife. auf das Vorhandenſeyn einer Iride- remie fchließen ließen, und ob man das Nichtfichtbarwerden der iris nicht einer fehr ſchwarzen Färbung mit beträchtlis cher Erweiterung oder derMydriasis zuſchreiben fönne. Aber der folgende Umftand hob alle Zweifel: wenn der Beobach— ter, nachdem er den Gataract der hinteren Kapfelwand con= ſtatirt hatte, ohne denfelben aus ten Augen zu verlieren, alls maͤlig feine Stellung in der Art veränderte, daß er immer mehr und mehr in fehräger Richtung durch die cornea fah, fo fab er jenen fo lange ganz deutlich, bis er in fo fehräger Richtung ftand, daß die sclerotica fib zwiſchen fein Auge und den verdunfelten Punct ftellte. Dieß zeigt alfo, wie Hr. France bemerkt, daß zwifchen der cornea und ber Kinfen- Eapfel Eeine Membran vorhanden war. (Aus Guy’s Hosp. Reports. April 1842. Archives generales de Me- decine. Sept. 1842.) Vergiftung durch Oenanthe crocata. Von P. Boffey. Einundzwanzig Verbredier waren am 4. Februar 1843 zu Woolwich im Arfenale mit Arbeiten beſchaͤftigt. Neun bis zchn von 271 ihnen gingen um eilf Uhr Vormittags zu einem nahegelegenen Fiſchteiche, um ihre Spaten und Stiefel abzuwaſchen. Sie fanden dafeıbit die Oenanthe crocata in Menge vor, welche Pflanze fie für Sellerie hielten, die Blätter und Wurzeln abwufchen und reiche lich davon genoffen. Als fie zwanzig Minuten nach eilf zu Tiſch zurüciehren wollten, fiel plöglih Einer von ihnen (Wilkinfon) in Krämpfen nieder; der Anfall war bald vorüber, aber er behielt einen wilden Ausdruck in dem bleichgewordenen Gejichte und hatte bald darauf einen zweiten Anfall. Wenige Minuten fpäter fiel ein Zweiter (Rnight) und dann ein Dritter (Wilfon) in Krämpfen nieder. Als ich ungefähr drei Viertel au, zwölf Uhr herbeikam, lagen neun Eräftige junge Leute in Rrämpfen und bewußtlos da. Wilfinfon war bereits moribundus, das Geficht aufgetrieben und livider, blutiger Schaum vor Mund und Nafe, Stertor und cone vulfioifches Athmen, ausnehmender collapsus und Bewußtloſigkeit. Us man ihn in die Höhe richten wollte, ftarb er. Knight hatte mehre heftige Krampfanfälle gehabt, er war ohne Bewußtſeyn, fpradlos, die Pupillen erweitert, Das Gefiht gefhmwollen und livid, das Athmen erſchwert, die Gliedmaaßen convulſiviſch bewegt. Da er nicht ſchlucken Eonnte, fo entfernte man die ftarren Kinnbadın gewaltfam voneinander und brachte mittelft einer Magenpumpe warmes Waffer in großer Menge in den Magın und aus demfels ben wieder heraus. Einige Blätter- wurden mit der Flüffigkeit beraufgebracht, aber die Anwendung des SInftrumentes war wegen der Heftigkeit der Convulfionen ungemein ſchwierig. Er farb nach einer Viertelftunde. Wilfon hatte einen fo beftigen Anfall, daß mehrere Eräftige Männer ihn kaum halten Eonnten. Nach demfelben wurde er unruhig, das Bewußtſeyn kehrte theilweife wieder, und er verfchlucdte ein Brechmittel aus Cuprum sulphuri- cum, welches aber Erin Erbrehen bewirkte. Die Kraͤmpfe Eehrten wieder. Die angewendete Magenpumpe brachte anfangs nur Flüfs figfeiten, fpäter Eleine Stüde der Wurzel und einige Blätter hers auf, aber er collabirte fehr raſch und ftarb ploͤtzlich halb ein Uhr in einem Anfalle. Ein Theil der anderen Niedergefallenen erhielten Brechmittel aus Salz und Senf mit warmem Waffer, worauf fie eine Menge unvollfommen verdauter Wurzeln ausbrachen und fehr erleichtert wurden, Die Krämpfe liefen nah, das Bewußtſeyn Eehrte mies der, aber es blieben Schwindel, Bläffe des Geficytes, Erweiterung der Pupille, Kälte der Ertremitäten, aroße Schwäche, heftige Schüttelfröfte und langfamer, ſchwacher Puls zurüd. Man beförs derte das Erbrechen nody mehr, applicirte Fricrionen und Wärme an die Ertremitäten und gab innerlich” Ammoniak und Rum mit duͤnnem Haferfchleime und anderen Getränken, bis die Reaction ge— börig eingetreten war. Andere von den Vergifteten erhielten Brechs dofen von Zincum und Cuprum sulphuricum, fo wie auch Senf und Waffer ohne Erfolg, audy wurden ihnen am Arme und aus der QZugularvene reichlich zur Ader gelaffen; die Magenpumpe brachte einige Stüde der giftigen Wurzel heraus. Kalte Ueber: gießungen milderten die Krämpfe; drei von den Leuten verfielen in einen Zuftand von Manie mit Umherwerfen der Gliedmaaßen, und murden nach einigen Stunden nad) dem Spitale gebradt, Ein Vierter ftarb drei Viertel auf eins in Krämpfen;z die Einleitung der Eiinftlichen Refpiration durch die Zracheotomie fruchtete Nichte, Einige von den Leuten, welche von der Wurzel gegeffen hat: ten, nahmen das Salzwaſſer mit Erfolg und blieben gefund; Andere 699. XXXII. 17, 272 empfanden Schwindel und Schwaͤche, und um fehs Uhr Nachmitt. fanden ſich bei der Unterfücyung eilf Mann, welde in’s Spital ges {hit werden mußten. Einem jungen Manne von fiebenzehn Zahren wurde am erften Zage reichlich Blut entzogen, aber fpäter geftattete,die ungemein erhöhte Reizbarkeit feines Nervenfyftems Und die eingetretene bron- chitis £eine weitere active Depketion. Als derfelbe geitorben war, fand man bei der Section trachea und Brondien injicirt, und die Eleineren Brondien mit Schleim angefüllt, die linke pleura mit Lymphe bedeckt und in ihrer Höhle Erguß von Serum, den Magen und Darmcanal an der Außenfeite blaßroth, die Gedärme durch ads bafive Materie miteinander verklebt, im Bauchfelle viel Serum und Flocken plaſtiſcher Lymphe; die Schleimhaut des tubus gastro-in- testinalis erweicht, verdidt, und allenthalben mit reichlichem Schleime bedeckt, unter welhem die Membran ſich entzündet zeigte. Die Hirnaefäße ſtark injicirt, etwas Serum unter der arachnoi- dea. (Dublin Journal, July 1844.) Miscellen Ueber Zelangieftafien bielt Herr Joh. Müller im deutfchen Vereine für” Hreitwiffenfhaft einen Vortrag, wonach in autartiaen und bösartigen Degenerationen gleihe mikroſkopiſche Structurverhältniffe gefunden werden; Wirkungen: und phyſiolo— gifhe Eigenfhaften maden den Unterf&ied. Die Telangiektaſien find gutartig, laffen fich felbft theilweife erftirpiren; jedoch giebt e8 bier Ausnahmen, wovon ein Fall mitgetheilt wurde, nämlich ein emputirter Arm, unter deffen Fascie ſich eine Mafje von Blutges fäßen mit ergoffenem Blute und gelber ftructurlofer Subſtanz vor— fand. In einem anderen Falle war eine Verbreitung von traubens förmigen telangieftafifiren Gefhwülften, befonders am Unterleibe, tödtlich geworden. Bei einem jungen Manne, dem ein naevus te- langiectodes erftirpirt worden, entftand fpäter ähnliche Degeneras tion der Narbe, Bluthuften, und es fanden fih nah dem Tode Zee langieftafien in den ungen (Cf.v. Walther.) Der Unterfhieb zwiſchen Zelangiektafie und Blutfhwamm befteht, nah Müller, nur in der Gegenwart der substantia propria zwiſchen den aus— gedehnten Gefaͤßen in dem Iesteren. Es fprechen viele Gründe für die Annahme eiues carcinoma telangiectodes. Oleum Crotonis in Verbindung mit ol. Amygda- larum bat fih Herrn Dr. Mautbner in. feiner Kinderpraxis, nach briefliiher Mittheilung, ſowohl innerlih, als aͤußerlich, ale ein fehr brauchbares Arzneimittel vielfältig bewährt. Innerlich giebt er von 1 Tropfen Groten- Del mit 4 Unge Mandelöl zwei Kaffeelöffel voll in etwas Suppe Kindern von 6 bis 12 Jah⸗ ven, als cine fichere, ſchmerzlos wirkende, gelinde Laranz. Diefe Dofis macht 2 bis 3 Stuhlentleerungen, — Aeußerlich wendet er als hautreixende Einreibung 1 Scrupel bis 1 Drachme ol. Croto- nis mit 2 bis 3 Drachmen Mandelöt an und läßt hiervon ftünde lich einreiben. Nach der fünften bis fehsten Einreibung entftehen ſowohl bei Kindern, wie auch bei Erwachfenen ‚ ‚Eleine Frieſelblaͤs⸗ hen, die ſich fchnell mit Eiter füllen, oft perlartig werden, in 1 bis 2 Tagen abtrodinen, und weniger Schmerz , als die Puftelbile dung mittelft Brehmweinftein, erregen. ES eg BE I Bibliographische Anatomie comparee vegetale, appliquee à la classification. — Traduetion de P’organisation interieure ou des parties ca- chees des vegetaux par elles placdes A leur surface. These presentee a l’&cole de Pharmacie de Paris le 3. Novembre 1840 par M. Chatin. Paris. 4. Quelques considerations sur len theories de l’accroissement par couches concentriques des arbres munis d’une veritable écorce. Th’se par le m&me. Paris. 8. Neuigkeiten Facts and Observations in Medicine and Surgery, the Glea- nings of ten Years active practice and having particular Re- ference to Fractures and Dislocations, Gun- Shot- Wounds, Caleu'us, Insanity, Epilepsy, Hydrocephalus etc. By John Grantham. London 1344. 8. Rapporto triennale statistico sulla casa de’ pazzi in S. Mrr- gherita di Perugia per gli anni 1940 — 1841 — 1842. Del Dottore Cesari Massari. Perugia 1843. 8. —— —— — — Menue Üotizen aus dem ' Gebiete der Hatur- und Beilkunde geſammelt und mirgerheilt von dem Ober» Metieinafratie Froriep zu Weimar, und dem Medicinalrothe und MProfeffer Eroriep gu Berlin. No. 700. Gedruckt im Landes= Induftrie- Gomptoir zu Weimar. (Nr. 18. des XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 30 7, December 1844. des einzelnen Stüdes 3 9%z Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99m Die Tafel colorirte Abbildungen 6 9%r meint kunde. Ueber den Urſprung der Niluferbewohner oder Aegyptier. Bon Samuel George Morton, Esq. Die phufifchen Kennzeichen der alten Bewohner des Nilthales, wie wir fie aus der Gefchichte und alten Denfs malen fennen, ftimmen in einer merkwürdigen Weiſe mit den Nefultaten der anatomifhen Vergleihung überein ; doch macht ſich eine nähere Erläuterung diefer Ergebniffe und der Nachweis nötbig, zu welcher Zeit und unter welchen Um: ftänden mehrere verfchiedene Stämme der Caucaſiſchen Race zu einer einzigen Nation verfchmolzen wurden, die mehr oder weniger die Kennzeichen eines jeden diefer Stämme dar— bot und doch wiederum durch cine von allen abweichende Race modificirt worden ift. Zuvörderit ift zu berüdfichtigen, daß Aegypten fehr lange unter den aufeinanderfolgenden Dy— naftieen der Hykſos oder Hirtenkönige fih befand, und daß diefe nicht einer, fondern mehreren Nationen, den Phönis ciern, Pelasgern und Scythen, angehörten, während auf diefe, nach einer langen Zmwifchenzeit, die Aerhiopifche oder Suͤdaͤgyptiſche Dynaſtie folgte. Jede diefer Hauptummälzun- gen muß darauf hingewirft haben, die Aegyptier mit andes » ren Nationen zu vermifden, und diefeg Reſultat laͤßt fich, abgefehen von minder wichtigen Epochen, auf drei Haupt— epochen zurüdführen. + Die erfte Epoche umfaßt die Dynaftie der Hykſos oder Hirtenfönige, welche 2080 Jahre v. Chr. Geb. be: gann und 260 Sahre dauerte, Uebrigens darf man nicht unbemerkt laffen, daß Jo— ſephus, nah Manetho's Zeugniß, diefer Dynaftie eine Dauer von 511 Jahren zufchreibt, und daß der gelehrte Baron Bunfen, deffen Werk noch nicht erfchienen iſt, diefelbe von a. 2514 v. Chr. Geburt an 1000 Sabre währen läßt. *) Die Eürzere Periode ift die, welche Ros *) >. en Hamilton Gray’s History of Etruria, Vol. + p- 29 No. 1800. — 700. fellini annimmt; allein die längere dürfte der Wahrheit näher kommen und läßt menigftens für diejenigen Herrſcher Raum, welhe in Manetho's Liften der achtzehnten Dy— naſtie vorhergehen, welche Ießtgcnannte, unter Amrenoph's 1. Regierung, die eingedrungenen Könige verjagte. Waͤh— rend dieſes langen Zeitraumes befanden fid die legitimen Könige im Exil in Aethiopien, und es liegt auf der Hand, daß, wenn Meroe nicht eine Provinz Aegyptens war, bie Aegyptier (Könige, Priefter und Volk) nicht wohl eine fihere Zufluchtsjtätte während ihrer langen Verbannung hätten fins den Eönnen. Sofephus erwähnt ausdruͤcklich, die Hirten« koͤnige hätten zu Memphis gewohnt, und ſowohl Ober-, als Unterägppten fen ihmen tributpflichtig geweſen. Uedrigens ſcheint es, ald ob während des größeren Theiles der Dauer der Hykſos-Dynaſtie die Aegyptier die Thebais in Beſitz behalten bätten. Die Befekung Unterägpptens durch ihre Feinde mußte fie nichtödeftoweniger von allem Verkehre mit anderen Nationen, ausgenommen den Xethiopiern, Suͤdara— bern und Indiern, ausfchliefen, woraus ſich ein großer Bus drang von Einwanderern aus dieſen Völkern und folglich aus den Sclavenländern Africa’s in die oberen Nilprovinzen erflätt. Es laͤßt fih ferner ſehr wohl annehmen, daR felbjt nad der Vertreibung der Hykſos viele Aegyptier in Aethio⸗ pien geblieben ſeyen, da in dieſem Lande viele Generationen ihrer Vorfahren gelebt hatten und geſtorben waren; ferner, daß zahlreiche Meroiten aus verſchiedenen Beweggruͤnden, namentlich wegen ſocialer Verſchmelzung mit den Aegyptiern, ebenfalls ftromabwärts gezogen feyen. Es liegt ferner auf der Hand, daß, während die Ars gyptier fib fo mit den Nationen von Südaſien und den buntſchaͤckigen Voͤlkerſchaften am oberen Nile verbrüderten, die Provinzen Unterägpptens mit Bewohnern circaſſiſcher Race aus Europa und Weſtaſien ſich anfuͤllten; denn es mußten deren, entweder als Stammverwandte der Hykſos, oder als Huͤlfstruppen, eine gewaltige Anzahl einwandern, um ein ſo volkreiches Land zu erobern und ſo lange in Be⸗ 18 275 fis zu halten. Diefen Vorgängen haben wir alfo jene Ver⸗ mifhung der Mationen zuzuſchreiben, welche in einer febr alten Z.it im Nitthale flattgefunden hat, und von der die auf den alten Denkmalen zu‘ findenden Spuren von ethno- graphifhen Verſchiedenheiten fo vielfach Beugniß ablegen. Die zweite Epoche umfaßt die äthiopifhe Dynaſtie dreier Könige, melde von a. 719 v. Chr. Geb. an 44 Jahre dauerte. Diefe Meroiten oder Südägyptifhen Könige hielten natürlich”, als eingedrungene Herrſcher, viele fremde Trup— pen, namentlid aus den Aegyptiern feindlichen Voͤlkerſtaͤm· men, in Sold, und manche Umſtaͤnde deuten darauf hin, daß ſie namentlich auch Neger, als Miethtruppen, hatten. Sn der heit. Schrift (2. B. d. Chron., Cap. 12.) leſen wir, das, ale Sifaf, der König von Aegypten, welder mit dem Scheſchonk der alten Baudenkmale identiſch ift, gegen Serufalem auszog, er 1200 Wagen und 60,000 Reiter mitgenommen habe, und das Volk, das mit ihm aus Aegypten, Libyen, Sudim und dem Mohrenlande ges Eommen, zahllos gewefen fey. Die Neiter und Wagenkam« pfer waren wahrfheinlih aus Aegypten felbit; die Suchimi— ten hilt man für Meroiten, und die zulegt erwähnten Mob: ven (nad) dem Hebräifhen Texte aus dem Lande Kufd) hält man wohl nicht mit Unrecht für Neger. Diefe Anficht wird duch eine Stelle im Herodot beftätigt *), wo der Berfaffer fagt, in der Armee, mit welcher XZerres in Grie— chentand einfiel, habe fi) eine Legion weftliher Aethio— pier befunden, deren Haar Eraufiger fey, als das irgend einer anderen Nation. **) Wenn nun das Heer des Ker: xes eine Legion Africanifher Neger enthielt, fo liegt nichts Befremdendes darin, daß fi auch in der Aegyptiſchen Ars mee Truppen von diefer Nation befanden, mas fih unter der Aethiopiſchen Dynaſtie gleihfam von felbft verfteht; denn die Meroiten thaten gewiß Alles, was in ihrer Macht ftand, um ausländifhe Verbündete nad Aegypten zu ziehen und ihnen diejenigen Vorrechte einzuräumen, die einft das Erb» theil befonderer Kaften gervefen waren, Wegen diefer und anderer tyrannifcher Handlungen haften die Aegyptier die Meroitifhen Könige, deren Namen, gleih nad) ihrer Vers treibung, von den Bauwerken befeitigt wurden. ***) *) $n meinen Crania Americana, Anm. ©. 29, habe id) ver- mittelft diefer Stelle nachzuweiſen gefuht, daß die Coldjier, von denen Herodot angiebt, fie hätten fi) unter Seſo— ftris’s Truppen befunden, leiht Neger» Miethtruppen gewe— fen feyn dürften. Gegenwärtig halte ich diefe Erklärung we— nigftens für unnöthig und benuge daher diefe Gelegenheit , fie zurüdzunehmen. **) Polyhymnia, Cap. LXX. ***) Unter den wenigen Angaben, welche uns bie Gefdhichte in Bezug auf diefe eingedrungenen Könige aufbewahrt hat, ift nachſtehende die merkwürdigfte: Sabafon, der erfte König der Aethiopifhen Dynaftie, ließ den gefangenen rechtmäßigen König Bockharis lebendig verbrennen. Manetho bei&ory, Fragm., p. 126. Konnte wohl irgend ein Umftand die Aethio— pifhen Könige bei den Aegytiern verhaßter machen, als diefe gräßlih graufame Handlung, mit welcher fie ihre Regierung begannen? 700. XXXII. 18. ’ 276 Die dritte Epoche beginnt mit bir Eroberung Ae— gnptens duch Cambyfes, im Jahte 525 v. Chr. Geb., und währt fo lange, wie die Perfifche Dynaftie, oder, mit anderen Worten, bis zur Ptolemäifhen Aera, im Jahre 332 v. Chr. Geb., alfo ungefähr zwei Jahrhunderte Bekanntlich wird“ die Herrſchaft dev Perfer in. Aegyp⸗ ten durch eine völlige Hintanfegung aller altyerkoͤmmlichen Snftitutionen bezeihnet Nichts wurde unterlaffen, um die Uegyptier zu demüthigen und berabzuwürdigen. Die vers ſchiedenen Nationen Guropa’s, Ajiens und Niyritiens dran= gen in Maffe in das Nilthal ein, vernichteten alle Kaſten— unterfchiede und führten eine unentwirrbare Vermengung der Racen herbei. Das DVorfpiel zu diefen Veränderungen und Ungluͤcks— falen fand ſchon unter der Regierung Pfammetih’sl. ftatt, welcher Ausländern, und in’sbefondere Griehen, das Einwandern in Aegypten in einer Weife erleichterte, wie fie früher, nach den alten Gebraͤuchen und Gefegen Aegyptens, nicht ſtattfinden konnte. Die fpäteren Könige derfelben Dy— naftie fcheinen diefelbe Politik befolgt zu baben, bis fie un- ter Amafis (im Sabre 569 v. Chr. Geb.) zu Ende ging, wo, wie ſic Champollion Figéac ausdrüdt, Aegypten zus gleich Aegyptiſch, Griehifh und Aſiatiſch war und feines nationalen Characters für immer verluftig ging. Die Heere beftanden meift aus fremden Miethtruppen, der Thron wurde von Europaäifhen Soldaten bewacht, und das wans Eende Reich durch fortwährende Kriege aufgerieben. *) Schlußfolgerungen. 1. Das Nitthal war urfprünglih, fowohl in Aegyp⸗ ten, ald Nubien, mit einem Zweige der Gaucafifhen Race bevölkert. 2, Dieß Urvolk, welches fpäter den Namen Aegyptier erhielt, nennt die heil. Schrift Mizraimiten, die Nadykoms men Ham’s, und ift mit der Libyſchen Völferfamilie nahe verwandt, 3. Rüdfihtlih der phyſiſchen Charactere hielten die Aegyptier zwifchen der Sndos Europäifhen und Semitiſchen Race die Mitte. 4. Die Suͤdaͤgyptiſchen oder Meroitifchen Voͤlkerſchaf⸗— ten waren ein auf die Libyſche Urbevölferung gepfropfter Sndo = Arabifher Zweig. 5. Außer diefen erotifhen Menfchenracen trugen auch zu verfhiedenen Zeiten nachſtroͤmende Gaucafifhe Stämme aus Europa und Alien — die Pelasger oder Hellenen, die Scythen und Phönicier — zur Modification der Aegyp⸗ tier. bei. 6. Alle diefe Nationen fcheinen Aegypten nah Um— ftänden Könige gegeben zu haben. 7. Die Kopten find, wenigftens zum Xheil, aus der Vermiſchung von Gaucafiern mit Negern in außerordentlich verfchiedenen Mifhungsverbältniffen entfprungen. s 8. Meger gab e8 in Aegypten in Menge; allein ihr focialer Zuftand war vor Alters derfelbe, wie noch heutzus tage; fie waren Diener und Sclaven. *) Egypte ancieune, p. 207. 277 9% Die characteriftifhen‘ nationalen Konnzeihen aller diefer verfchiedenen Menfchenfamilien find auf den altın Dentmalen deutlich abgebildet, und alle, mit Ausnahme der Scythen und Phönicier, haben fih in den Gatacomben vor— gefunden. 10. Die heutigen Fellahs find. die reinften Abkoͤmm⸗ linge der alten Aegpptier, und als Geſchlechtsverwandte der legteren müffen ung die Tuaticks, Kabylen, Siwahs und andere Ueberrefte der Libyſchen Menfhenfamilie gelten. 11. Die heutigen Nubier find, wenige Ausnahmen abgerechnet, keine Nachkommen der alten Aegyptier, fondern eine, viele Modificationen darbietende, Mifchlingerace von Urabern und Negern. 12. Welche Größe der. fnorpelige Theil des Ohres auch immer gehabt haben möge, fo bat doc der knochige Theil diefes Organes durchaus die normale relative Lage. 13. Die Zähne unterfhriden ſich in feiner Beziehung von denen anderer Gaucafifhen Nationen, 14. Das Haar der Aegyptier glich in feiner Structur demjenigen der weißeften Europäifhen Nationen unferer Zeit. 15. Die phyſiſchen oder organifchen Charactere, welche den verfchiedenen Menfchenracen zufommen, find fo alt, wie die älteften Urkunden über unfere Species. (Transactions of the American Philosophical Society, Vol. IX., New Series, Part J., p. 155.) Bemerkung: Ich babe (in meinem Werke über Ae⸗ gypten) häufig Gelegenheit genommen, der Anfichten Blus menbac’s zu gedenken, deffen Name von der Gefchichte der Ethnograpbie unzertrennlih ift; allein leider habe ich deffen legte beide Abhandlungen, welche deffen Anfichten über Aegyptiſche Angelegenheiten enthalten, und namentlich die, welche den Titel: Speeimen historiae naturalis anti- quae artis operibus illustratae, führt, mir auf feine Weiſe verfhaffen Eönnen. Ucbrigens erfahren wir durch Dr. MWifeman, daß er in feinen fpäteren Schriften feine fruͤ— heten Anfichten nicht zurüdgenommen bat. „Sm J. 1808”, fagt Dr. Wifeman, „ſprach fih Blumenbacd) deutlicher darüber aus, wie die alten Denfmale Aegyptens das frü- bere Vorbandenfenn von drei deutlich verfhiedenen Formen oder Phnfiognomieen der Bewohner Aegyp— tens darthun. Drei Sabre fpäter unterfuchte er den Ge: genftand noch gründlicher. und theilte die Alterthümer mit, welche feiner Hypotheſe zur Unterftügung dienten. Die erfte dieſer Formen fol den Typus des Meyers, die zweite den ded Hindu, die dritte den des Berbern oder normalen Ae— gyptiers vepräfentiren. Beiträge zur Naturgefchichte, zweis ter Theil, 1811. Bei vorurcheilditeier Beurtheilung kann man indeß, meiner Anſicht nach, nicht fo weit neben. Der erfte Kopf bat mit der ſchwarzen Race nichts gemein, fondern ift nur eine rohe Abbildung des Aegyptiſchen Typus; der zweite ift nur eine ideale oder mythologifche Verſchoͤne— rung.” (Lectures on the connexion between Seci- ence and Revealed Religion, second edit., p. 100.) Ich habe hier die Anfichten diefer beiden Gelehrten einander gegenübergeftellt. Was Blumenbach anbetrifft, muß bemerkt werden, daß damals, als er fihrieb, noch keine 700. XXX. 18, 278 ganz treuen Abbildungen von den Alterthlimern, mie fie fpäter von den Franzöfifchen und Toscaniſchen Gommiffionen geliefert wurden, vorhanden waren, fowie, daß jener gelehtte Forſcher nicht hinreichend zahlreiche Gelegenbeiten hatte, ein> balfamirte Köpfe mit den auf den Denkmalen befindlichen Abbildungen zu vergleihen. Hätten ihm diefe Materialien zu Gebote geftanden, fo würde er ohne Weiteres uͤberall— die eigentbümlidhe und wefentlihe Aegyptiſche Phyſiognomie erfannt haben, im Vergleihe mit welcher alte übrigen Formen, die Pelasgifhe, Semitifhe, Hindufche, Megerform, nur als zufällig und untergeordnet erfcheinen ; und wenngleich leßtere allerdings auc) zuweilen mit den At— tributen der Königlihen Gewalt dargeftellt find, fo find fie- doh, im der Regel, als Ausländer, Feinde und Sclaven geſchildert. Mit der Aeqyptiſchen Bildhauerei bin ih nur wenig bekannt. Die vier Fahre, die ich in Europa verlebte, wids mete ich meift der Arzneiwiffenfchafft, und die zahlreihen Aegyptiſchen Alterthämer, die man in den Mufeen Eng— lands und de8 Europaͤiſchen Feftlandes findet, find mir nur noch dunfel erinnerlih. Was für eine hobe Bedeutung für die Ethnographie haben nicht allein die beiten, im König!. Mufeum zu Berlin befindlichen, Statuen von Dfortafen|.! Bemerkungen Über den intellectuellen und moralifchen Character der Aegnptier babe ich meiftentheild unterdrüdt, weil fonft mein Werk die ihm vor der Hand geftedten Grän= zen überfchritten haben würden; auch bin id nicht in die pbilologiichen Unterfuhungen eingegangen, melde in neuerer Zeit ebenfoviel Licht, al8 Dunkelheit, über den Gegenftand verbreitet haben, die indeß für die Gefhichte Aegyptens von der hoͤchſten Wichtigkeit find und mit der Zeit gewiß viel wefentlihen Aufſchluß geben werden. Sch verweife in diefer Beziehung den Kefer auf Dr. Prichard's Researches into the Physical History of Mankind, ein höchſt gründliches MWerf, aus dem fich über diefen, fowie andere verwandte Gegenftände, viel leınen läßt. Mit großem Verlangen ſehe ich den Refultaten der ge: genmwärtig von Dr. Lepfiug in Meroe angeftellten Unters fuhungen, fowie denjenigen entgegen, melde von meinem Steunde, Dr. Charles Pickering, zu erwarten ftehen, der ſich ebenjegt in Aegnppten eigens mit dem Studium der dor= tigen Alterthümer in erhnographifcher Beziehung befchäftigt. Ferner darf man auch) von Seiten des berühmten Alex. v. Humboldt binnen Kurzem ein Werk erwarten, welches deſſen Anfichten über die Aegnptifche Ethnographie ausfpricht, und die gereiften Anfichten diefes Polyhiſtors werden über diefen Gegenftand ficher viel neues Licht verbreiten. (Trans- actions of the American Philosophical Society, Vol. IX., New Series, Part I., p. 158. Edinburgh New Philosophical Journal, July — Octob. 1844.) Ueber die Secretion von Kohlenftoff durd) die Thiere. Bon Robert Rigg, Mitglied der Eönigl, Geſellſchaft. Die wilfenfchaftliche Welt befchäftigt fich gegenwärtig fehr eif— tig mit der Anwendung der Chemie auf die thierifche und vegeta— 18* 279 biliſche Phnfiologie, und für viele Ihrer Lefer dürfte es intereſ⸗ fant.‚feyn, zu, erfahren, daß ſich derjenige Zweig des Gegenſtandes, welcher jich auf die Secretion des Kohlenftoffes durch die Thiere bezieht, Durch einige ſehr einfache Erperimente erläutern läßt. Angenommen, ein hier, deffen Gefammtorganismus 50 Ge: wichtetheile Kohlenſtoff enthält, confumire binnen fünf Zagen aus Gerdem 50 Gewichtstheile und feige während diefer fünf Tage 60 Gewichtstheile an die Atmofphäre ab, und habe nad) Verlauf diefer Zeit 10 Gewichtstheile Kohlenftoff gewonnen, fo liegt auf der Hand, daß in diefem Falle 20 Gewichtstheile Kohlenftoff producirt wor— den ſind. Der Verfuh läßt ſich mit jungen Thieren, von unbebeutender Größe, leicht anftellen. Man nehme zwei Eremplare, die einander fo ähnlich. find, daß in Bezug auf die in ihnen enthaltene Quantis taͤt Kohlenftoff Erin großer Unterſchied ftattfinden kann. Eines dere felben tödte man. und feg: es einer Temperatur von nicht über 220° 5- (8350 8.) zwei bis drei Tage hintereinander aus. Dann läßt es ſich pulverijiren, und. wenn man cine durchſchnittliche Probe von dem Pulver mit Kupfıroryd analyjirt, fo läßt ih das Geſammtgewicht des in dem ganzen Thiere enthalten gewefenen Kohlenftoffvs mit der größten Zuverläffigkeit ermitteln. Das andere Eremplar füts tere man mit Nahrungsftoffen, deren Gewicht und chemiſche Zus fammenfesung genau befannt find, und halte es in einer abgefperr: ten Atmofphäre, die alle zivei bis drei Stunden unterfucht und er= neuert werden muß, da die Zhiere in Luft, welche mehr als fünf Procent ihres Volumens an Koblenfäuregas entnält, erfrantın. Der Berhältnißtheil der in diefer Atmofphäre enthaltenen Kohlen— fäure wird dic von dem Thiere im Laufe des Verſuches ausgege— bene Quantität Koblenftoffes darthun, und die Zunahme oder Abs nahme des in dem Thiere felbft enthaltenen Kohlenftoffes läßt fich auf die oben angegebene Weife ermitteln. Auf diefe Weife habe ich mit vielen Thieren erperimentirt, und abgefehen von dem Verhäͤltnißtheile von Kohlenftoff, welcher auf einem anderen Wege, als durch die Reipiration, an die Luft abge— fegt wird, hat ſich in allen Fällen eine bedeutende Zunahme an Koͤhlenſtoff herausgeftellt, welches Reſultat fih nur durdy die Aı= wahme erklären läßt, daß Koblenftoff durch die Thiere fecernirt werde. ° — Zu meinen gelungenſten Verſuchen rechne ich die mit jungen Mäufen angeſtellten. Eine geſunde junge Maus, welche 200 Gran wiegt, enthält 25 bis 30 Gr. Kohlenſtoff. Giebt man ihr taͤglich 60 Graͤn mit Waſſer angefeuchteten Brods, melde etwa 16 Gran Kohlenſtoff enthalten, ſo nimmt ſie an Gewicht zu und ſetzt an die Atmoſphaͤre 20 26 Gran Kohlenſtoff ab, indem die Quantität gewöhnlich, je nad) der Leohaftigkeit oder dem ruhigen Verhalten des Thieres, eine verfchiedene it. Ein 6 bis 10 Wochen altes Kaͤtzchen, welches täglih 4 Flüfjigkeitsungen abgerahmter Milch erhält, die 66 Gran Kohienftoff enthalten, nimmt an Gewicht zu, obwohl cs 80 — 100 Gran SKohlenftoff an die Atmofphäre abfept. Beide Arten von Thieren können falten, bis fie duch die Res fpiration 80 Proc, des Gewichtes des Kohlenftoffes, welcher zu Anfang des Verfuhes in ıhrem Körper enthalten war, abaefegt baben, während noh 60 — 70 Procent deſſelben in ihrem Orga: nismus verbleiben, woraus fich ergiebt, daß 40 — 50 Proc, Koh: Lenftoff fecernirt worden find. Eine Kohlmeife wurde ohne Kutter eingefperrt und benahm ſich unter dem Necipienten fehr unruhig. Binnen 16 Stunden ſetzte fie 65 Proc. Koblenftoff an die Atmo— fphäre ab, ftarb dunn an völliger Erfchöpfung und hatte dann in ihrem Körper noch 77 Proc. von dem urſpruͤnglich darin ent— baltenen Kohlenftoff, fo daß binnen 16 Stunden: 42 Proc, Kohlen ftoff fecernirt worden waren. Legt man der Berechnung den in den. Nahrungsftoffen einer erwachfenen Perfon , fowie den in der von ihr ausgeathmeten Luft enthaltenen Kohlenftoff zu Grunde, fo gelangt man zu Refultaten, die der Kolgerung, daß der Menſch Kohlenſtoff fecernire , ebenfalls günftig find. Die Phyſiologen fhägen das Gewicht des täglid) von einem erwachſenen Menfchen ausacathmeten Kohlenftoffes auf 5000 — 6000 Gran. Ic habe viele Nahrunasftoffe genau analys fire und finde, daß diefes Gewicht an Kohlenftoff dasjenige weit 700 XXXII. 18. 280 überſteigt, welches koͤrperlich arbeitende» Menſchen, die die gidßte Menge Kohlenſteff an die Armofphärer abſetzen, in den’ Nahrungs— mitteln zu fihonehmens Um taͤglich 6000 Gran Kohlenſtoff einzu⸗ nebmen, muß man, z. B- folgende Diät befolgen: — Gran Rumpsteak en „enthaltend 1050 Kohlenftoff. BED A DER Ga 30 — Kartoffeln 4 H»fd. ann —— 310 — Porterbier 2pinten p m nz 760° — Friſche Milch 2Flüuͤſſigkeitsunzen — 57 — Butter 1Unze. — 320 — Kaͤſe Sunee— 150 — Zucker 2 Unzen. 350 — Kaffee 1 Unze u — 96 — Thee 1 une. . — 80 — Summa 6008 Die Gewicht an Kohlenſtoff iſt nicht bedeutender, als dasje⸗ nige, welches von manchen Leuten, die Förperlichen. Arbeiten: oblige gen, täglich confumirt wird; allein durchſchnittlich nehmen dieſelben eine weit fpärlichere Koft zu fi, und wenn wir die in den äffente lihen Arbeitshaͤuſern befolgte Diät damit vergleihen, fo erhalten die Erwachſenen in folgenden: City of London Union 75 Proc. von diefen 6000 Gran Kohlenſtoff. Brentford Union . . 50. — desal, Uxbridge 5 . 55 — desgl. Ales ford 56 — desgl. ; « Maeclstid . .„. .44 — disal, N “ Westminster New Prison 57 — Millbank Strafarbeitshaus 80 — es RD art - Zudthaus von Clerkenwell 53 — deögl. Serenhaus zu Danmwell . 753 — deegl. Vergleihen wir damit den Koblenftoff, welcher in der Koft unferer aderbautreibenden Bevölkerung enthalten ift, fo fällt dag Ergebnig noch geringer aus. Sch Eönnte hier no viele Belege für die Anfiht anführen, daß im thierifchen Organismus Kohlene ftoff fecernirt werde. Wenn man ein Thier eingefperrt hält, fo wird man finden, daß dag Gewicht an Koblenftoff, das an die Luft abgefegt wird, nicht im geraden: Verhältniffe zu dem Gewichte an Koblenftoff ſteht, welches daſſelbe in dem Futter confumirt, Sm Gegentheile, wenn man ſpärüch fuͤttert, ſo ſcheint Der Orgas nismus ſich um ſo mehr anzuſtrengen, den Abgang durch Secer⸗ niren von Kohlenſtoff zu erfetzen, wie ſich aus folgenden, durch ge— naue Verſuche erlangtın Rıfultaten ergiebt: Sa IE dem Futter der ausgeathmeten ; INT Wenn ein Thier in den erften 3 eufe * 24 Stunden reichlich mit Futter, 80 Gr. Kohlenftoff 100 deagt. verforgt wird, fo befindet fi in 3 J F ı Sn den nädhften 24 Stunden bei fpärliherer Fütterung u Baia Mm Desgl. bei noch fparfamerer 60 ⸗ el 87 — Fuͤtterung Desgl. bei noch ſparſamerer 50 — — 78 — Desgl. bei hoͤchſt ſpaͤrlicher 40 — — 65 — Wenn man aber ein Zhier, ohne deffen Futtermenge zu vere ändern, bald in Ruhe läßt, bald zur lebhafteſten Thätigkrit anrcat, fo wird man finden, daß das Gewicht des ausactauchten Kohlene ftoffes gewiffermaaßen der natürliden und kuͤnſtlich erregten sehr haftigkeit des Thieres proportional ift. Ken Das Gewicht des in dem Futter enthaltenen Kohlenftoffes = 100 gefegt, ae entwicelt ein von Natur ruhiges Thier 110 Gewichtstheile Kohlenſt. tebhaftee — 130 — — — — zur Thaͤtigkeit angeregtes 140 — — — — ſtark zur Thaͤtigk anger. 150 — = Wenn das Thier gleichzeitig fpärlich ernährt und zu heftiger Thaͤtigkeit angeregt wird, fo ſtellt fich der Unterfchied zwifchen dem 281 im; dem Butter, confumintensund; dem an die Atmofphäre abgeſeth⸗ au enftoff folgenrermaapen'herauß: » 4 u. ©. yenia Non L im Butter ausgehaucht Unterfchieb — — — — — — Kohlenſtoff .» 100 120 20 nn, Desgl. — 105 .. 25 Dil „ 60 90. 30 Desgl. . 50 85. 85 Das Kutter ift demnach der Grfag ‚des Aufwandıs jan thieris fer Kraft. Dierbei muß nod bemerkt) werden, daß, wenn ein Thier übırmäßig angeftrengt wird, das Gewicht des in der ausge⸗— athmeten Luft enthaltenen Koblenftoffs anfangs zunimmt, dann aber allmälig abnimmt und, fobald das Thier wirklich erfhöpft iſt, um Vieles geringer ift. Die Ruhe allein kann dann feinen Erſatz gewähren; allein Ruhe und Nahrung zufammen geben dem Thiere feine Kraft und zugleich die Fähigkeit, Kohlenftoff zu fecerniren, zurücd, welche Faͤbigkeit, meiner Anficht nad, eine wefentlihe Be: dingung des thieriſchen Lebens ift, und in welcher der Schtüffel zu einigen’ der ſchwierigſten Probleme der thierifhen Phyfiologie, nas wmentlich der Erzeugung der thierifhen Wärme, liegen dürfte. ‘(The Edinburgh med. and surg. Journal, No. CLXI., Oct. 1., 1844.) MNMiscellen Ueber die Structur der Knorpel der Chondropte— rygier bat Herr Valenciennes der Parifer Academie der BWiffenfhaften, am 9. November, einen Vortrag gehalten, welcher darauf hinausläuft, daß fi in der Grundſubſtanz der Knorpel biefer Fiſche zahlreiche Bläschen erkennen laffen, die darin nicht — ein RER Ueber die neueren Arbeiten über pericarditis. or Bon Balleir. gun “= 2aennec glaubte, daß man zuweilen die pericardi- tis dermuthen, aber nicht "mie Beſtimmtheit dingnofticiren koͤnne. Da er bei dem Studium dieſer Krankheit die Per: ‚euffion nicht in. Anwendung 530g, fo hatte er nur die— bes ſonders wenn fie ifolirt find — wenig ficheren Zeichen, wel— che uns das Sterhoffop,,giebt, und die, nach ihm, folgende find: Die Gontractionen der Herzkammern verurfachen eis nen ftarken Impuls und zuweilen ein ſchaͤrfer, als im Nor: malzuftande, markirtes Geraͤuſch. In mehr oder weniger langen Intervallen treten ſchwaͤchere und kürzere Pulfatio= nen ein, welche den Intervallen des Pulfes entiprechen, deſ— fen Kleinheit auffallend mit der Stärke der Herzihläge im Widerſpruche fteht; zumeilen Eann er kaum gefühlt werden, Man fieht, wie e8 auhb Kergaradecstaennec angeges ben bat, daß Laennec nicht von dem Neuleder-Geraͤuſch fpricht, welches er, nach der Angabe jenes Schriftftellers, ‚eine Zeitlang als ein Zeichen der pericarditis anfah , und welches als folhes vom Herrn Gollin im Jahr 1823 po: fitiv nachgewiefen worden if. Wenn wir nun zu den von Laennec angegebenen Symptomen audy diefes von Collin aufgeführte, fowie einige allgemeine den alten Schriftftellern befannte Symptome, wie Dyspnde, Ohnmacht, hinzufügen, fo haben wir alle Zeichen, weldhe man damals zur Diagnofe 700. XXXII. 18, 282 etwa unregelmäßig eingefprengt, ſondern vielmehr fo regelmäßig und eigenrhümlich geordnet find, dag ſich danach die Ordnung und ſelbſt die Gattung beftimmen läßt, welcher der Fiſch angehört, von dem man einen Knorpel mikroſkopiſch unterfucht. Diefe fammts lichen Bläschen find hohl. Röhren find nicht vorhanden. Die plaftifhe Subftang, welche jih durch die Wirbeifäule ber Chon: dropterngier zieht, enthält Eeine Bläschen und gibört nicht zum £norpeligen Gewebe. Die Knorpel der Mollusten bieten eine Ahns lihe Structur dar. Diejenigen der Cephalopoden enthalten unges mein viel Gallertftoff. [ Ueber bie Ausbaudhung des Stidftoffes bei der Refpiration der Herbivoren las Hırr Bouffingault in der Sigung der Acad. des Sciences vom 8, Juli. Er hatte eine vergleichende Analnfe zwiſchen der von einer Zurteltaube genoms menen Nahrung und den Ererementen derfelbin anaeftellt, um zu ermitteln, ob eine Ausſcheidung von Etidftoff bei der Refpiration der Derbivoren ftattfinde, mit anderen Worten, ob ein erwadıles ner Vogel auf die gewöhnliche Weife ernährt und von ftationär bleiberdem Gewichte in feinen Ererementen die Zotalität des mit der Nahrung aufgenommenen Stiditoffrs abgebe. Aus den von Herrn Bouffingault erhaltinen Refultaten ergiebt fih, daß eine Zurteltaube von ungefähr 187 Gr. Schwere in 24 Stunden bei'm Athmen 5,10 Gr. Kohle verbrennt: fie giebt alfo in derfels ben Zeit ab 18,70 Gr. Koblenfäure und 0,16 Gr. Stidfloff, an Gewicht alfo 9,441 C. 0,126 N. Daraus geht hrrvor, daß ber aus dem Organismus kommende, ausgebaute Stidfteff ungefähr ri, an Gewicht der erzeugten Koblenfäure beträgt, ein Rıfultat, welches in Bezug auf die Erhalation des N. mit dem Ergebniffe der Unterfuhung von Dulong und Desprep übereinftimmt, aber in quantitativer Beziehung bedeutend von demfelben abweicht. ee. kr Wurden Ds & der pericarditis fannte.. Sehen wir nun, auf welche MWeife man dahin gelangte, diefe , Krankheit fiherer zu ers Eennen. Wir finden zuerft die Arbeit von Louis, welcher diefe Diagnofe ungemein befördert und allen fpäteren Unterfus ungen den Weg gebahnt hat- Sm diefer Arbeit, melde ſowohl eigene als fremde Beobachtungen enthält, iſt vorzüge li die auffallende Mattbeit in der Pricordinlgegend nach— gewiefen, welche, mie man heutzutage weiß, das ficherfte Zeichen der pericarditis if. Der Verfaffer befpricht bie Meife, auf welche diefe Mattheit entfteht, die Schnelligkeit, mit welcher fie auftritt, den Schmerz, welcher ihr Erfcheinen begleitet, fowie ihre Ausdehnung, mit einer folhen Genauig- Eeit, daß fpäteren Beobachtern wenig mehr zu thun übrig blieb, Dennoch hat Herr Hache die Gränzen diefer Matt: heit mit einer etwas größeren Genauigkeit beftimmt, und Pioery auf die Eigenthümlichkeit derfelben hingewiefen, ins dem fie an der unteren Partie ‚eine größere Breite einnimmt, als an der oberen, Louis dehnte Überdieß feine Unterfuhungen auch auf die anderen Puncte der Gefchihte der pericarditis aus und ftudirte forafältig die Urfachen, die pathologifche Ana— tomie und die Symptomatologie diefer Krankheit. Es if befonders ein Spmptom, auf welches er aufmerkſam macht, nämlidy die Intermittenz des Pulfes, welche in den von ihm. beobachteten Fällen ſich zeigte; aber dieſe Sintermitteng 285 ift nicht ebenfo oft von anderen Schriftftellern beobachtet ' worden. Die Urfache hiervon liegt ohne Zweifel darin, daß die meiften der von Louis angeführten Fälle mit organis fhen Herzkrankheiten complicirt waren. Sn derfelben Arbeit hatte Louis der MWölbung der Präcordialgegend nur einen untergeordneten Werth beigelegt, obgleich diefelbe in einer feiner Beobachtungen fehr auffale lend hervortratz; da er aber fpäter diefen WVorfprung in der Herzgegend wieder beobachtet, fo ertheilt er demfelben einen weit höheren diagnoftiihen Werth, und feine Anſicht wurde duch unter feinen Augen von Herrn Hache angeftellte Un— terfuhungen beſtaͤtigt. Was die Aufeultation betrifft, fo erfieht man aus einer Beobachtung in feiner Clinik, daß er die Entfernung der Herzgeräufhe, fowie des Refpirationsges raͤuſches, conftatirt hat, was die Diagnofe der pericarditis in den gemöhnlicheren Faͤllen vervollftändigt. So ftanden die Sachen, als Bouillaud's Traite clinique des maladies du coeur (1835) erſchien, in welhem er die Vorarbeiten feiner Vorgänger faft ganz igno= tiren zu mollen fiheint und fih als den eigentlichen Be: gründer einer beftimmten Diagnofe der pericarditis hinzus ftelen bemüht. Wenn wir aber gereht feyn wollen, fo müffen wir fagen, daß Alles, womit Bouillaud die Ges fhichte der pericarditis bereichert hat, nur in der Beſchrei— bung einiger befonderen Eigenthuͤmlichkeiten des Herzbeutel— Neibegeräufches beiteht, welches Übrigend nichts weiter, als eine Mobdification des von Collin befchriebenen Meuleder Geraͤuſches ift. Mir müffen überdieß anführen, daß dieſe abnormen Meuleders, Reibe-, Schabe- u. f. w. Geräufhe nur bei gewiffen Fällen beobachtet werden und nur bei ber peri- carditis sicca einen Werth haben. Was die verfchiedenen von Bouillaud angeführten Blaſegeraͤuſche betrifft, in Bezug auf welhe er mit Hope nicht übereinftimmt, fo haben fie feinen großen Werth zur Diagnofe der pericarditis. Etwas mehr originell ift Bouillaud darin, daß er auf das Zufammentreffen der pericarditis mit Öelenfcheus matismus aufmerfjam macht, welches Zufammentteffen aber, wie man weiß, bereits von Sydenhbam und Chomel ans geführt worden if. Bouillaud hält zwar daffelbe für weit häufiger, als jene Autoren, aber diefe Frage ift von ihm nicht mit der nöthbiaen Schärfe behandelt worden. Die Häufigfeit_der pericarditis bei Nheumatifern ift, fagt er, nad) unferer Erfahrung fo bedeutend, daß man a priori behaupten kann, daß von zwanzig an einem allgemeinen und von lebhafter Fieberreaction begleiteten acuten Gelenfrheumas tismus leidenden Individuen wenigfteng die Hälfte die Sym- ptome einer pericarditis oder endocarditis und oft bei: der zugleich darbieten wird. Uber e8 handelt fi nicht da= tum, auf diefe Weife eine Behauptung aufzuftellen, fondern es lag daran, die Nichtigkeit derfelben durch genügende Zahs len nachzuweifen, was man vergebens bei ihm fucht. Bouillaud hat alfo die Diagnofe der pericarditis nicht fo ſehr vervollftändigt, wie er es zu verfprechen ſchien, 700. XXX. 18, 284 fondern nur die Bereits vor“ ihm von’ Anderen angegebtnen Unterfuhungsmerhoden in Anwendung gezogen. In feiner Behandlung erft finden wir wirklich etwas Neues, welches, wie bekannt, in den Abderläffen coup sur Coup und in der Application zahlreicher Blutegel oder blutiger Schröpfs Eöpfe befteht. Der Theil feines Werkes aber, welcher diefe etwas mehr originelle, deßhalb aber auch nody mit größerer Genauigkeit zu bearbeitende Partie enthält, befteht nur aus wenigen Worten und giebt daher nur eine fehr unvollkon— mene Idee von den Wirkungen diefer Behandlung, Seine allgemeine Schlußfolgerung ift die, daß die eins fahe acute pericarditis, angemeffen behandelt, faft niemals letbal enden würde, und daß diefe Krankheit, fo bedeutend auch ihre verfchiedenen Complicationen feyn mögen, nicht immer und nothwendig tödtlich ift, weil, wie er fagt, ven vierzehn nad) der von uns angegebenen Weiſe behandels ten Individuen nur zwei verloren wurden. Damit fagt er aber Nichts mehr, ald wir bereits bei anderen Schriftſtel⸗ lern finden, und man ſieht nicht ein, warum man nad) dies fen Refultaten feinen Verfahren den Preis zuerfennen folle Was die einfabe pericarditis betrifft, fo haben die Beob— ahtungen von Louis und Hacke nacgewiefen, daß dieſe Krankheit gewöhnlich zur Heilung hinneige. In Betreff der complicirten pericarditis mußte ein Unterfchied ftatuirt werden, welhen Bouillaud mit Unrecht vernachläffigt hat. Sn den Fällen, in der That, wo die pericarditis bei einem bereits an einem chronifchen Uebel, befonders an einem organiſchen Herzfehler, — Individuum vorkommt, iſt ſie ſehr haͤufig toͤdtlich. Daß d ie Complicationen mit acuten Krankheiten, wie mit pleuriti ʒ und beſonders mit Gelenk— rheumatismus, nicht immer arhal verlaufen, wiſſen wir auch ſchon von anderen Seiten ber: kurz, Nichts fpricht dafür, Bouillaud’s Verfahren anzunehmen, und es ift zu bes dauern, daß er nicht genügende Details beigebracht hat, was für ben Practiker das Wichtigfte ift. Hope hat nichts Neues zu dem Bekannten hin; uge: fügt; er hat nur, im Widerfpruche mit Bouillaud, gezeigt, daß bei der pericarditis ohne Complication mit pleuritis ein fehr lebhafter Echmerz vorhanden feyn könne. Er fchreibt die in einigen Fällen hörbaren Blaſebalggeraͤuſche der vermehrz ten Intenſitaͤt der Herzſchlaͤge zu, hat aber diefe Thatſache nicht außer Zweifel geſetzt. Die Beobachtungen von Stokes find weit intereſſan—⸗ ter; fie beftätigten das, wag man über das Meibegeräufch wußte, und zeigten, daß dieſes Geräufh von der Neibung der rauhen Pfeudomembranen abhängen fünne, ohne daß die pericarditis nothwendig eine sicca zu feyn brauche. Ends lich hat diefer Beobachter den Fortfchritt der Adhaͤrenze s Herzbeutels mit dem Herzen verfolgt, indem er taͤglich die Abnahme des Herzbeutelgeraͤuſches an den Stellen, — Adhaͤrenzen ſich bildeten, conſtatirte. Sm Jahr 1835 erſchien in den Arch. gen. de neh ein fehr intereffanter Auffag von Herrn Hache über mehre Fälle von’ gluͤcklich verlaufener pericarditis, welcher die Ge: fhichte diefer Krankheit um Vieles gefördert hat. Der 285 V hat die Leichtigkeit der Diagnoſe vermittelſt der von i8 angewendeten Unterſuchungsmittel und die ge— ringe Bedeutung der einfachen Herzbeutelentzuͤndung nachge: wieſen. Nach den von ihm beobachteten Thatſachen muß man dem Praͤcordialſchmerz, dem Herzklopfen, den Anfaͤllen von Dyzpnöe, den unrubigen Iriumen und dem plößlichen Erwaden, welhe Symptome er faft in allen Füllen vereis niat gefunden bat, einen weit größeren dingnoftifhen Werth beileg n. Endlich hat er conftatirt, daß mäßige Blutentlee: tungen eine raſche Erleichterung verfhaffen und im der Mehrzahl der Faͤlle die Heilung zu befchleunigen feinen. Andere Autoren, in’sbefondere Hope und Gendrin, haben eine Menge van Mitteln empfoblen; da fie aber Eine Analyſe von Thatſachen gegeben haben, fo laffen fie d.n Lofer im Zweifel, und es bleibt für die Beobahtung in dies fer Beziehung nech vicl zu thun übrig. Diefes find die Ergebniffe der bisjetzt bekannten Arbei— ten von einiger Bedeutung über die pericarditis; wir wols len nun nuc noch wenige Worte Über die in Folge derfelben mit dem Herzen entftehenden Verwachſungen hinzufügen. Alle Autoren jtimmen darin Überein, daß diefe Adbärenzen ſchwer zu diagnofticiren find; man hatte nicht einmal irgend ein be— fonderes Zeichen angegeben, bevor. Dr. Sanders ſich mit diefem Gegenftande befchäftigte. Diefer hat als ein pofitis ves Zeichen der Adhärenzen des Herzbeuteld mit dem Ders zen eine gewiffe Netraction angegeben, welche bei jedem Herzſchlage dicht unterhalb der legten Rippenknorpel der lin= ten Seite bemerkbar fen; ein Phanomen, deffen Entſtehen er auf folgende Weife erklärt: Da das pericardium auf der einen Seite am Herzen, auf der anderen am Zwerchfell adhärirt, fo zieht jedesmal, wenn das Herz ſich zufammen- zieht und die Spige deffelben nah Oben gezogen wird, diefe ben Muskel mit fi, welcher feiner Seits die befprochene Depreffion erzeugt. Die anderen Beobachter haben das Vor— bandenfeyn Ddiefes Zeichens nicht zu conftatiren vermocht. Hope bat zwei andere angegeben, welche, nach ihm, für die Diagnofe der Adbärenzen geeignet find: nämlib 1) die Stelle der Herzfchläge, welche ſich ebenſo hoch, wie im Nor: Malzuftaude, befindet, obwohl fie in Folge der Volumszu— nahme des Organs weit tiefer feyn follte, und 2) eine rüd: foringende Bewegung, eine plösliche Erfhütterung in Folge der Behinderung, welche das Herz bei feiner Gontraction ers führt. Wir begnügen ung damit, diefe Citate anzuführen, da der Werth Ddiefer Thatſachen noch zw unbeſtimmt iſt. (Arch. gen. de Med., Juill. 1844.) = Fungoͤſe Ererefcenzen in der Hirnfubftanz. Von Dr. Giberto © cotti. G. A. €, ein Bauer von Eräftigem Körperbau und angeftrengter Lebensweife, bis zu feinem vierundvierzigften Le— bensjahre faft immer gefund, empfand zuerft im Auguft 1836 plöstih einen Schmerz im rechten Arme, namentlich im Handgelenk, welcher zwar unter den Applicationen lauer Fomentationen wieder verfhwand, aber eine Schwaͤche in 700, XXXII. 18, 286 den Theilen zuruͤckließ, die durch reigende Mittel nicht befeis tigt werden konnte. inige Zeit darauf ftellte ſich ein Ahns licher voribergehender Echmerz mit darauffolgender Schwaͤ— he im rechten Beine ein. Von diefer Zeit an zeigten ſich auch dumpfe Kopfihmerzen, welche aber die Aufmerkfamkeit des Kranken wenig auf ſich zogen, da fie in langen und uns regelmäßigen Intervallen wiederkehtten. Im September 1838 wurde dieſer Kopfſchmerz heftiger und anhaltender; e8 gefellten fib andere Schmerzen in den Gliedern, dem Leibe und der Bruft, fowie Anorerie, Erbrechen und Fieber, hinzu. Der confultirte Arzt hielt das Uebel für rheumati— ſches Leiden und verordnete drei Aderläffe, Abführmittel, diaphoretica und ein vesicans im Naden, jedoch ohre das Fortfchreiten der Affertion dadurch aufhalten zu Eönnen. Im Anfange des Novembers hrrbeigerufen, fund ich den Kranken in folgendem Zuftande: Nüdenlage, Bewegungen langfam und ſchwerfaͤllig, Magerkiit und Schlaffheit der Muskeln, Augen tiefliegend und matt, Zunge mit einem dicken, weiß =gelbliben Schleimbelag, Leib nur bei ftarkem Drude etwas empfindlich, Puls fieberlos, weich und leer, Urin reichlich, Obſtruction feit drei Tagen — anbaltender heftiger Schmerz oder vielmehr eine im höchften Grade laͤſti— ge Empfindung von Leere und dem fortwährenden Umberrols len einer Kugel im Kopfe, von Ohrenfaufen begleitet, weder durh Drud, noch durch die Application von Kälte oder Waͤrme etwas erleichtert, foporöfes Schlummern, Scheu vor jeder Bewegung, ver dem Lichte und Geraͤuſche, Abneigung zu fprechen, da jedes gefprohene Wort fchmerzhaft im Schädelgewölbe miedertönte, feit mehreren Tagen Eein eigent+ liher Schlaf, Getränfe werden in langfamen Zügen ges trunfen; aber jede Speife zurücgewiefen, fire Schmerzen ſowohl in den Schenkeln, ald auch vage durch die Gelenke des Körpers herumfchweifende, welche durch die Berührung nicht ftärfer wurden. Der Kranke kann nur, von zwei Men= [hen unter dem Arme geftügt, aufrecht fißen, und man muß ihm den Kopf halten, da derfelbe hin= und herſchwankt und umzufallen fcheint. Abführmittel, vesicantia, Mor- phium ce. Flor. Zinei, dann Opium c. Ferro car- bonico unb Chin. sulphur. verfchafften anfangs dem Kranken fo bedeutende Erleichterung, daß er im März 1859 aufftehen und auf das Feld gehen Eonnte. Allein die Bel: ferung dauerte nicht lange, die Schwäche nahm bald wieder zu, Kopffehmerz ftärker und häufiger, Gonvulfionen, Amau— tofe, Zaubbeit, incontinentia alvi et vesicae urina- riae, ruhiger Tod am 15. Juni. Section am 17. Juni. Die dura mater, befon: ders längs der Pfeilnath und an der rechten Hemifphäre, mit Eleinen, birfekorn= big erbfengroßen Excreſcenzen bededt, von unregelmäßig zugerundster Geftalt, zum Theil gelappt, die meiften durch den Drud der Schaͤdelknochen abgeplattet, zum Theil ifolivt, zum Tbeil confluirend. Einige derfelben, namentlich die Eleinften, waren hart und confiftent, gleich fibroͤs- cartilaginöfen Productionen, die Mehrzahl jedoch weich, brücig, aus einer weißsgelblichen, birmartigen Subſtanz bes ftehend und mit fehr dünnem Zellgewebe bededt. Unter diefen Excreſcenzen war die harte Hirnhaut etwas verhärtet, 287 vetdickt und rauh, mit fehr Eleinen, oberflählihen Gruͤbchen. Der vordere Lappen der rechten Hemifphäre war an feiner converen Oberfläche und: gegen die Spige hin aufgetrieben und hervorragend und die sulei der Windungen faft ausges füllt. Die aufgetriebene Stelle war auch weicher, als ges wöhnlih, und wenn man auf diefelbe druͤckte fo kam man durch die zerriffene Hirnſubſtanz in eine Art von Höhle, angefüllt mit einer weiß-gelblichen Slüffigkeit, von milchrahm⸗ artiger Gonjiftenz, ganz geruchlos, an Menge etwa zwei Löffel voll beteagend. Die Höhle nahm faſt die ganze Dide des Hirnlappens ein, indem fie fihd mehr nach Oben und Außen, ald nach Unten, ausdehnte, fo daß fie nicht mit den Ventrikeln in Verbindung ftand; die in derfelben ents haltene Fluͤſſigkeit war augeniceinlih aufgelöfte, zerftörte Hirnfubftanz, welche gegen die Peripherie hin allmälig dichter und weicher wurde, bis fie fih unmerflich in die üÜbriggebliebene Markfubftanz verlor. Inmitten diefer Fluͤſſigkeit fand fi, an ſehr dünnen cellulöfen Fäden wufgehängt, ein Körper von Ereisrunder Geftalt, von Oben nad) Unten zujammengedrüdt, im Durchmeffer 18 — 20" betragend, in der größten Dicke 3 — 4“, von einem weit größeren fpecifiihen Gewichte, als die Hirnſubſtanz, hart, refiftent, elaftifch und von fhmuzs sig gelblich weißer Farbe. Der Rand deffelben mar etwas dünner, aber ſtumpf und befchrieb faft einen voliftändigen Kreis; die obere Fläche eben, aber unregelmäßig in viele Kappen getheilt, welche wieder in Eleinere Laͤppchen zerfielen, die zum Theil auf einem Eleinen Stiele auffaßen, zum Theil abgeplattet und zufammengedrüdt waren und zwifchen dens felben wenig tiefe Rinnen oder Ausbuchtungen hatten, — die unteren Flächen conver, in größere Rappen getheilt, mit tieferen ° Furchen und zwei unregelmäßigen Vertiefungen. Diefes ganze Aftergebilde war von einem fehr dünnen Zell: gewebe umbüllt, welches auch in die tieferen Rinnen herab: flieg und ſich in zwei Blätter theilte, von denen das eine gleihfam als Brücke diente, das andere die daruntergeleges nen Ausbuchtungen auskleidete. Diefes Zellgewebe, filter und teichliher an der unteren Flaͤche vorhanden, verlängerte ſich dann in dünne Fäden, welche fih in die Hirnſubſtanz zu verlieren fchienen. Cine ganz ähnliche Alteration fand fih auch im hinteren Lappen der linken Hemifpbäre vor. Der Laͤnge nah aufgefhlist , zeigte fih das Afterpro: duct aus zwei verfchiedenen Subftanzen zufammengefegt, die eine hart, zähe, weißgelblih von Farbe an der Peripherie, 700. XXXII. 18. 288 in untegelmäßige, nad ber Mitte hin verlaufende Fächer getheilt, die andere deutlich gefondert, grau von Farbe, weich, nacygebend, weit geringer an Quantität, in den Zwiſchen⸗ raͤumen der erfleren; in derfelbem kleine vöthliche Puncte, > Nah den angegebenen: Eigenthümlichkeiten laffen ſich die beiden Afterproducte als Markſchwaͤmme bezeichnen. Der übrige Theil des Gehirns war vollfommen nors mal. (Gazzetta medica di Milano No. 21. 1844.) Miscellen Weber einen neuen Verband für-Wunden, den der Erfinder den VBerfhliegungsverband nennt, bat der Chir turg Dr. Chaffaignac der Parifer Academie der Wiffenfhaftın, durd Herren Belpeau, Auskunft gegeben. Die Wunde wird mit einer Urt von Panzer bededt, der aus dachziıgelförmig geordneten und aneinandergeklebten Bindchen beftcht, und der die Wunde vor allen äußeren Agentien fichert, obne den Abflug des Eiters zu bine dern. Manche Chirurgen haben bereits einen ähnlichen Verband bei Gefhwüren und ſelbſt aberflächlihen WVerlegungen in Anmwens dung gebradt; allein dem Dr. Chaffaignac gebührt das Vers dienst, diefe Art von Verband methodifch vervollkommnet und folche aufeinandergeflebte Hrftpflafterftreifen zur Heilung tiefer, mit Kno—⸗ chenbruͤchen complicirter, oder durch Amputationen entftandener Wunden angewandt zu baben. Die durch diefe Behandlung cr» reihten Vortheile find fo erheblich, daß fie die volle Aufmerkſam— keit der Chirurgen verdienen, Ucbrigens bat Dr. Chaffaignac verfproden, fein Verfahren in einer eigenen Schrift dem Publi— cum vorzulegen, Die Silberiodbüre wird von Dr Paterſon anftatt des ſalpeterſauren Silbers empfohlen hauptſaͤchlich, weil fie weder rein, noch in ihren Verbindungen mit organifen Subſtanzen durch das Sonnenlicht geſchwaͤrzt wird ußerdem ſoll ſie in ihren thera— peutiſchen Eigenſchaften dem Hoͤllenſteine gleichſtehen. Dr. Kings Ley, welcher auf feine Veranlaffung Verſuche damit anftellte, hat fih überzeugt, daß die Silbiriodüre, namentlih in bartnädigen Magenleiden, Gaftrodynien 2c gleiche Wirkfamkeit befige und noch den Vortheil habe, daß fie nicht purgire, wie das Gilbernitrat. Dr Paterſon wendete das Mittel bei'm Keuchhuſten an und theilte eine Beobachtung mit, wonach. v’er Kinder einer Familie, die feit vierzehn Tagen an dem beftigften Grade des Keuchhuſtens lits ten, bereits nach drei Tagen eine ſehr auffallende Bifferung erfube ren. Sie erhielten drei Mal täglih 1, und die größern 4 Gran von der Silberioduͤre. Nach zehn Tagen war der Keuchhuften volllommen verfbmwunden. Bei der Epilepfie war der Erfolg we— niger aünftia. Sehr auten Erfolg batte das Mittel bei Leucor: rhöe, Neuralgien und Kolifen, (Dublin Medical Press., Septbr. 1843.) Bibliographische Voyage autour du monde execute pendant ies années 1836 et 1837 sur la Corvette la Bonite commandee par M. Vaillant etc, Zoophytologie, par M. Laurent. Paris 1844. 8. Considerations geologiues sur les ossemens fossiles trouyés dans la cendriere de Cormiey (Marne) et sur les animaux antedi- diluviens. Par le docteur Philippe. Reims 1344. 8, Dr. €. Güterbod, Schönlein's Flinifhe Vorträge in dem Charite: Kranktenhaufe zu Berlin. Sie8 Heft, womit das Werk, welches fo allgemeines Interejfe für und wider angeregt hat, seiätoffen ift. Berlin 1344. 8. Das Ganze ift 480 ©. Heunigioeitbe mw Nuovo formolario farmaceutico - veterinario o srelta delie mi- gliore formorle medicamentose usate nelle prineipale scuole veterinarie d’Europa e sparse nei migliori autori con indiea- zione del modo piu pronto e piu economico di prepararle, delle circonstanze in cui convengono e della dose proporzio- nala ai diversi aniwali per comodo de’ veterinari, medici, chirurgi, farmacesti Maniscalchi, cavallezizzi e proprietari di cavalli, bestie, bovine, cani ete. Del Prof. Moiroud. Re- cato in Italiano et considerevolmente aumentato dal chir. Alessandro Holpi etc. Milano 1844. 8. — — — — „99 LE Die aud — Notizen dem Gebiete der Matur- und Beilkunde, arfammelt und mitgetbeilt von dem Ober» Medicinaleatbe Ereoriep zu Weimar, und dem Medicinalrarbe und Mrofeffor Eraricp gm Berlin, N 701. Gebrudt im Landes = Induftrie »s Gomptoir zu Weimar. (Nr, 19, ded XXXII. Bandes.) Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rp. oder 3 Z 30 a7, December 1844, bes einpelnen Ctrüdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 4% Re aa: Acer En. Ueber den Nugen der Milben und der Läufe. Bon Profeffor Dr. C. H. Schultz. Wie den Darmcanal, fo finden wir auch bie Haut faft aller Thiere, von. den Polypen (Cyclidium pediculus) an. bis zum Menfcen, mit Schmarogerthieren bevölfert. Die Käfer, namentlich die Scarabäen, figen fo voller Milben (Ga- majus Coleoptratorum Latr.), daß fie ftarren, und merk⸗ würdig, daß die Milben nur auf den lebenden Käfern hau: fen, denn fowie man einen Miftkäfer tödtet, kriechen alle Milben ab. Auf der Haut der Octopus granulosus im Mitteimeere fißt ein Saugmurm Hectocotyle Octopodis), der 104 Sauunäpfe hat; die ſchleimige Haut der Mufceln ernährt eine Heerde von Aspidogaster eonchicola Bär; die Fiſche find mit den langklauigen Kernacen behaftet; nur die hornartigen Hautbedeckungen der Amphibien ſcheinen £eine paffenden Wohnfige für Schmaroser darzubicten, da man nur den Cynorrhaestes aegyptius Herrm. von der grie: chiſchen Schildkröte genau kennt. Die Vögel aber leiden faft alle an Milben. , Die Hübner, Tauben, Schmalten und Ganarienvogel find fhen in den Neſtern von der Vogel— milbe (Dermanyssus avium Duges) geplagt, und die meiften Säugethiere, namentlih die Hausthiere, werden von Milben räudig, oder von blutſaugenden Holzboͤcken (Zeden, Srodesarten) erichöpft. Die meiften Thiere Eönnen Heincre Mengen von Schmarogern auf der Haut, fegut wie Eleinere Mengen Eingeweidewürmer im Darmcana'e, ohne befondes ten Nachtheil ertragen; ja e8 fcheint unzweifelhaft, daß dieſe Schmarcger im Darmcanale, wie auf der Haut, einen gros fen Naturzwed erfüllen helfen; nämlich durch ihren Meiz das Abſtoßen der Maufergebilde im Darme und auf der Haut zu befördern, die eigentlid) au ihre Nahrung fern follen Mur auf diefe Art ift e8 erflärlih, wie faſt alle gefunden XThiere Würmer im Darmcanale beherbergen; manche foviel, daß man die Bandwürmer der Schnepfen (Taenia filum), die oft den Darm der Maldfehnepfen zu einer Wurft vollitopfen, als Leckerbiſſen (den Schnepfendred) N. 1801, — 701. kunde ißt. Doß die Schmaroger flr den thierifchen Haushalt ei= nen wichtigen Nutzen haben müffen,, Eonnte bei ihrer allge- meinen Werbreitung niemals zweifelhaft feyn; allen man war bisher nicht im Stande, diefen nadızumeifen. Die von und gezeigte Nothwendigfeit der Darm: und Haut: Maufer, als Verjuͤngungsaete (Verjuͤngung des menfehlichen Kebens, ©. W) giebt daruͤber näheren Aufſchluß. Die Milben der Eäugethiere vermehren ſich am Stärfften zur Zeit, wenn die Thiere baaren, und hier feinen fie auch zur Nermehrung der Hautreize, um die abgelebte Oberhaut mit den ausfal— lenden Haaren abzumerfen, durch eine erhöhte Reaction in der Haut, dienlich zu feyn Die Vermehrung der Hautmils ben zur Zeit der Haarung ift fo. groß, daß faft alle wilden Thiere zur Zeit der Haarung räudig werden und man auch im gemeinen Leben einen haarenden Fuchs überhaupt ſchon räudig nennt. Die Räude iſt, in der That, nur ein Eranf- haft geftei,erter Dautmauferrroceh , wie die Wurmkrankheit eine krankhaft geftiigerte Darmmaufer ift. Hütten die haa— renden Saͤugethiere keine Milben, fo würden fie fih nicht ragen und fhurpen, und der Mauferatwurf der Haut fich erſt recht ftarf auf der Haut anhäufen; und hätte der Darm— canal feine Würmer, fo wuͤrde er fih weniger ſtark zuſam— merziehben, um die Schleimhautmauſer abzuwerfen. Wir finten dater auch bei den Vögeln, daß fie, befondirs zur Maufırzeit, fo voller Milben fiten und dırd das judende Gefühl, mas ihnen diefe erregen, ſich zu ſchuͤtteln, zu fragen, zu pußen und in Sand oder Waffer zu baden veranlaft werden. Wir behaupten alfo, daß die Schmaroz— zerthiere im Darmcanale und aufder Haut der Thiere einen böhft wichtigen Naturzwed erfül- ten, und felbft die Läufe und Flöhe mödten niht ohne allen Nugen für die Reinigung der Körper und Kopfhaut, namentlib im jugen?- kihen Alter, feyn. Die thierifhe Haut muß gefragt werden, um die Hautmanfern abzumerfen ınd fich neu zu prrjüngn, wie die Baͤume zum Zwecke des Blattfalles und des Aktwerfene der Mauferrinde durch Wird und Wetter ges 19 291 fhüttelt werden müfen, und dag Kragen muß unbemuft duch einen Hautreiz erregt werden, den die Schmarotzer— thiere zu erregen, geichaffen find. Indeſſen ift es nicht bloß Ddiefer Neiz zum Schuppen, fondern auch der Weiz zu erhöhter Lebenserregung in der Haut felbft, was den Ver: jüngumgsproceß der Haut hervorruft. Wir nun aber alle gefunden Mauferproceffe des Körpers krankhaft werden Eönnen ($ 76. 2. Verjüngung des menfih: lichen Lebens, ©. 97 p. 63) und viele Krankheitskeime allein aus abnormen Maufergebilden bejtehen, ja wie die ganze Moͤglichkeit der Krankheit Überhaupt auf den allgemeis nen Gefegen der Bildungs: und Mauferacte beruht (1 $ 20.), fo ift leiht einzufehen, daß auch in den Mitrein und den Wegen der gefunden Hautmaufern Eranfhafte Abweihungen ffatt haben koͤnnen. Wenn ſich alſo die große Menge der Milben aus der Mauferzeit der Säugethivre auch nach der- felben auf der verjüngten Haut erhält, fo entfteht dadurch die Franke Reizung, die zur Entſtehung der Raͤude Veran— laffung wird. Die Näude der Thiere ift gar nichts Anderes, als die Reizung der Haut durch Milben außer der Zeit der gefunden Maufer, wodurch nun kranke, anftatt gefunde, Abſchup⸗ puagsproceſſe entftshen, Die durch vorhergehende Nuͤfel- oder Blaͤe⸗ denbildung, oder auch durch bloße Gongeftion und Ent;üns dung eingeleitet werden. Wären alle Milben mit den Han: ten und Hıutfhuppen in der Mauſer abgeworfen worden, wie es im natürlihen Laufe der Dinge feyn follte, fo wiirde Erine Raͤude entitchen. Die Entomologen haben bier noch allerhand zu tbun, nämlich nachzuiehen, inwieweit die Fort: pflanzıng der Hautfhmaroger fo eingerichtet ift, daß fie nach beendeter Mauer ſelbſt abiterben, zuvor aber Eier legen, die dann aufer der Mauferzeit ihre Metamorphofen durchlaufen, ohne weiteren Schaden zu thun, bis dann mit wieder ein: tretender Maufer auch die ausgebildeten Milben wieder aus: kommen, um dag Amt zu übernehmen, was ihnen von Na— tur überwiefen ift. Die menfhlihe Kraͤtze fehen wir ebenfalls als ein uns gehöriges Einfinden von Milden auf der menſchlichen Haut an, bie, weil fie mit Kleidern bededt ift, durch dieſe zur Abſchuppung hinreichend gereizt iſt, und nach vernünftiger Einfiht willkuͤhrlich gereinigt werden follte, der Milben gar nicht nöthig hat, wie die Thiere. Indeſſen haben wir, wie in fo vielen anderen Fällen, fo auch bier die Güte Gottes zu bewundern, dir es fo eingerichtet hat, daß, wenn der faule oder Unvernünftige Menſch in Schmus verfinft, fich bei ibm, wie bei den Thieren, die Milben einfinden, um einmal eine Hautverjängung bei ihm vorzunehmen, die dann freitich nicht fo ganz gelinde abgeht, als wenn die Milben nicht hatten zu Fommen brauchen. Sn dem von Schmutz ſtarrenden Sicitien (vieleiht im ganzen Ociente Überhaupt) haben die niederen Bolksclaffen niemals ohne Läufe und Mil: ben fertig werden Eönnen, und namentlih wiifen die Weiber mit den Zhieren fo gut umzugehen, daß fie ſolche mit Na— delfpigen aus den Hautneſtern herausnehmen und mit Fin: gern und Zähnen, wie die Affen, ihre Käufe zerfnaden. Die Kenntniß der Kraͤtzmilben ift alfo im Volke alt, ſowie der Schmutz, aber von den Aerzten nicht geachtet worden, und 701. XXXII. 19, 292 obgleih Ariftoteles, Virgil, Columella, Plinius wohl fagen, dag die Wirkung der Milben, die Kräge, feit dem grauen Alterthume in allen Küftenländern des mit— telländifchen Meeres, von Spanien durch Sicilien und Grie— henland nah Sprien und Aegypten herum, zu Haufe ift, fo bat man die Naturgefbichte der menſchlichen Kräsgmilbe erft in neuerer Zeit durd Ertmüller, Wichmann umd vorzäglid durh Galés Eennen gelernt, (Essai sur la diagnostique de la gale, sur ses causes ete. Paris 1812), der meinte, daß de Geer eine Kaſemelbe als Kräp- milbe babe abbilden laffen und Latreille veranlaßte, ans der Krägmilbe die Gattung Sarcoptes zu bilden, obaleich es bei Betrachtung der Figur des de Geer feinen Zweifel leidet, daß er wirklich eine fhlechte Abbildung der menſchlichen Kräßmilbege- geben hat, weil an den Vorderfüßen Carunkeln, an den Hinters füßen bloß Borſten abgebildet find, wie fie die menfchlidye Kraͤtzmilbe wirkiih hat. Wir erwähnen dieß, weil man die Geer defwegen den Vorwurf eines wiffenfhaftlihen Betruges hat machen wollen, wozu namentlich ſolche Käfterzungen, die felbft von der Sache nah Naturanſchauungen nichts verftehen, immer geneigt find. Walz befchreibt dann die Pferderaͤude— milbe mit Hafticheiben an den Spitzen aller acht Füße, ſpaͤ— ter Raspail dieſelbe und nachher auch die menfchliche Milbe mit nur vier Hafticheiben an den Vorderfüßen, wodurch fie fih von allen bis jegt genauer beſchriebenen Thiermilben un— terfcheidet; auch Froriep hat eine fchone Abbildung der menſchlichen Krigmilbe gemaht (Heyland de acarosca- biei. Berol. 1836), vorzüglih aber dat Hertwig tüchtige Beobachtungen über Kräge und Näudemilben Überhaupt ges geben (Magaz. der Thierheilfunde 1835. 2. Heft), woraus bervorgeht, daß nicht bloß, wie Galés ſchon zeigte, die Kräspufteln wirklich auf der menſchlichen Haut durch Ueber— tragung der menſchlichen Milbe entftehen, fondern aud, daf fih die Beobadtung von Walz beftärige, nach welcher die Pferdemilbe Krägpuiteln bei'm Menſchen erregen koͤnnen, wie denn überhaupt die Niude von Pferden, wie auch von Schaa: fen, Hunden, und Kaben, auf andere Thiere übergeben kann. Nah Hertwig unterfiheidet fih die Thierkräge bei'm Men— ſchen dadurch vorzüglih, daß fie fih auch auf Gefiht und Kopf verbreitet, was die gewöhnliche Kraͤtze der Menfchen nicht ıhutz; allein man hat allerdings in Indien und an Erägigen Perfonen, die aus Indien zurückommen, die Kraͤtze ſich auch uͤder das ganze Geficht verbreiten fehen (Bateman). Die thierifhen Kraͤtzmilben figen Überall unter den trodenen Hautſchuppen, womit man fie, wie die Kafemilben von als tem Kaͤſe, abfragen Eann, Die menſchliche hat man nur in die Gänge neben den Pufteln verfegen wollen; allein bei tüchtiger trockener Krige find fie auch bier in den Schaͤrfen zu finden, wie ih bei Kluge in der hiefigen Charite zus erft fah. Selbſt Vogelmilben erregen, befonders leicht bei Kindern, eine heftig juckende Ercoriation, und mir ift ein Fıll bekannt, wo duch einen Über der Wiege hängenden Gas narienvogelbauer ein Kind einen der crusta Serpiginosa ganz Ähnlichen Ausſchlag bekam. Daß aber Raspail felbft Pocken und andere Hautausfchläge von Milben ableiten will (Sarcoptogenese variolique in Hist. nat. de la sante. D Paris 1843. 'H. 381), ift darum gang unrichtig, weil ſich die Polen nur durch Lymphe und nicht durch Milben ims pfen laſſen; die Kräße aber: nur durch Milben und nicht durch Impfung der Puſtelfluͤſſigkeit fortzupflanzen iſt. Als lerdings müffen hiernach die durch Milben und andere Schma- roßertbiere auf der Haut entftehenden Erantbeme von den Eontagien gänzlich getrennt werden. Berlin den 6. Dechr. 1844. Ueber die Färbung der Knochen der Thiere bei Krappfütterung. Bon Herrn Brulle. *) Durch mein Lehramt darauf geleitet, mich mit Unter: fuhungen über die Entwidelung der Knodyen zu befchäftiz gen‘, verglich ich die Anfichten der Phyſiologen über diefe Materie und fand fie getbeilt. Manche nehmen mit Du: bamel an, die Knochen beftehen aus fich fehnell erſetzen— den Schichten, während andere diefe Erneuerung in Abrede ftellen. Alte ftügen fih auf, mit Krapp angeftellte, Ver— Suche; allein während die Ginen behaupten, der Knochen bedede fich fehnell mit immer neuen Lagen, die je nach den Nabrungsftoffen, welche das Thier zu ſich nimmt, roth oder weiß ſeyen, erklären die Anderen diefe Erfheinung durch die Annahme, daß der Fürbeftoff durch Blut und Lymphge— faße zus oder abgeführt werde, ohne daß eine Erneuerung des Knochens ſtattfinde. Da ich nun in diefer Frage nicht nur teferivend zu lehren wünfchte, fo befchloß ich, die Natur felbft zu Nathe zu ziehen. In Herrn Hugueny, Pro: fefor der Phyſik am Königl. Collegium zu Dijon, fand ich einen eiftigen und gelehrten Gehülfen, und die Refultate, zu denen wir gelangten, find folgende: As Duhamel Thiere, deren Knochen durch Krapp— fütterung roth geworden waren, wieder mit gewöhnlichen Nahrungsſtoffen fütterte, ſchien es ihm, als ob die Knochen fih entfärbten und wieder weiß würden. Bei forgfältigerer Beebachtung fand er, daß er fich getäufcht habe. In den neuerdings von Duhamel unterfuchten Knochen war die rothe Schicht nicht verfhwunden, fondern nur mit einer weißen Überdedt worden. So find er in den Knochen juns ger Schweine abwechfelnd rothe und weiße Schichten, ein Umftand, der in Betreff der Entwidelung der Knochen von ber höchften Bedeutung feyn würde. **) Wenn man nun die abmwechfelnd roten und weißen Schichten in den Knochen der zu verfchiedenen Zeiten mit Krapp und ohne Krapp gefütterten Thiere aufmerffam uns terfucht, fo bemerft man, daß die weißen Schichten dieß nur fcheinbar find. Somit wäre denn die Hauptgrundlage der Duhamel’fhen Theorie einer neuen Auglegungeweife unterworfen. Dubamel’s frühere Anſicht, daß die Kno— chen eine Gntfärbung erleiden, koͤnnte dennoch die richtige feyn. Andere Schriftfteller, als Dethleef, Gibfon, *) Vergl. Nr. 286. (Nr. 22. d. XII. Bdes.) ©. 341. d. Bl. ) Flourens, Recherches sur les os et les deuts, p. 6. 701. XXXII. 19. 294 Owen, Thomas Belt, haben ſich nach ihm zu berfilben Meinung befannt. Auch wir haben die Xhiere, deren Knochen durch Krapp- fütterung geröthet worden, fpäter mit gewöhnlichen Futtere fioffen ernährt und gefehen, daß diefe Knochen ſich fpäter entfärbten und wieder weiß murden; aber wir fanden, daß fie fih nur an gewiffen Stellen entfärbten und an anderen weiß blieben. Sie entfärbten ſich in um fo höherem Grade, je länger die gewöhnliche Fütterung, und je kürzer die Krapps fütterung gedauert hatte, Wir fönnen alfo nicht zugeben, daß bei den durch Krapp gefärbten Knochen die rothe Farbe nur mit der Knochenfubftanz felbft verfhmwinde, fowie auch nit, daß die rothen Schichten des Knochens Lediglich durch neue weiße Schichten bedeckt werden. Dubamel unterfuchte die Knochen eines (bei'm Be: ginne des Verſuches) 6 Wochen alten Ferkels, daS er einen Monat lang mit Futterftoffen ernährt, die mit Krapp ver: fißst waren, worauf er es noch 6 Wochen auf die gewöhn- liche Weiſe gefüttert hatte. „Ich fägte', fagte er, „die Knochen der Schenkel und Unterſchenkel nah der Queere durh, und mit Vergnügen entdedte ih, daß das von mir geahnete Nejultat fih vermwirfiiht hatte. Das Mark war mit einer ziemlih ftarfen Lage weißen Knochens umgeben, und dieß war diejenige Portion des Knochens, die fich mährend der erften fehs Mochen gebildet hatte, wo das Ferkel fih wie gewöhnlich ernährt hatte.’ Uebrigens hatte Duhamel nicht vorhergefehen, mas gefchehen würde. Wir haben denfelben Verfuch mit einem etwa ſechswoͤchentlichen Ferfel wiederholt, meldhes 20 Tage lang mit Krapp verfeßte Futterftoffe und dann 28 Tage lang gemöhnliches Futter erhielt. Mach Verlauf diefer Zeit fand fih um das Mark der langen Knochen ber eine ziem— lich ftarke rofafarbene Knochenſchicht, welche daber nothmen= dig nicht der einzige Theil des Knochens war, meldyer das mals fchon gebildet war, als wir das Ihier mit der Krapp— diät zu behandeln anfingen. Duhamel führt fort: „Diefer Ning von weißem Knochen war von einem ebenfo dien rothen Knochenring umgeben, näamlih von derjenigen Portion des Knochens, welcher ſich während der Dauer der Krappfütterung gebils det hatte.’ Auch in diefem Puncte Eönnen wir Duhamel's Anz fiht nicht beitreten. Bei dem Thiere, mit dem wir expe— timentirten, fieht man bei der Mitte der Stärfe der lan: gen Knochen und um die rofarothe Schicht her deutlich eine ſchoͤn rothe Knochenlage. Wegen der dunklen Färbung dies fer Lage erfcheint eben die vorermähnte Schicht weiß. Allein wenn man den rothen Ning einigermaafen aufmerffam un terfucht, fo erkennt man, daß derfelbe nicht regelmäßig. ift. Ueuferlich ziemlich ſcharf begranzt, bietet er innerlich an manchen Stellen deutliche Unterbrechungen dar. Durch diefe Lücken wird ein unmerklicher Uebergang in die rofarothe Schicht vermittelt, und an diefer gewahrt man diefelbe Er: fheinung, wie an der rothen Schicht, indem man darin concentrifche Streifen entdedit, welche allein farbig find, Es 19,7 295 wird alfo durch Nichts bewieſen, daß die rothe Portion de& Knochens diejenige iſt, die ſich während der Fütterung mit Krapp gebildet hat. „Endlich“, führt Duhamel fort, „war dieſe rothe Lage mit einer ziemlich ſtarken Schicht von weißem Knochen bedeckt, und diefe Schicht war diejenige, die fi während des Zeitraumes gebildet hatte, während deffen man ben Krapp wieder aus der Diaͤt des Thieres verbannt hatte.“ Mir wollen hier bemerken, daß die dußere weiße Schicht, von der Duhamel redet, von der darunterliegenden tothen ſchaͤrfer gefchieden zu ſeyn ſcheint, als die leßtere von der angeblich weißen innerften age. Dennoch zeigt fie ſtellen— weife eine ziemlidy deutliche Roſafarbe. Es liegt alfo Fein Grund vor, anzunehnen, Bildungsperiode angehöre, die von dem Aufhören der Krapp: fütterung an begann: Man bemerkt in ihr wirklich ebens falls Portionen von rothen und mit der eigentlich rothen Schicht concenteifhen Streifen. Es koͤnnen alfo darin zus gleich neugebildete Knochenportionen (denn der Knochen waͤchſ't mittelft fehr dünner Lagen in die Dice) und ſolche enthals ten ſeyn, die während der Krappfütterung, ja vieleicht nod) früher, ſich entmwidelt haben. Uebrigens darf hier nicht unerwaͤhnt bleiben, daß diefes Abmwechfeln in der Färbung der langen Knochen nur inners balb einer gewiffen Ausdehnung ihrer Länge ftattfindet. Nach den Enden der Diaphyis bin ift der Knochen durch— aus gleichförmig roth gefärbt. Ebenfo verhält es ſich mit den Epiphyfen, und diefe Ericheinung findet gerade in den Portionen des Knochens flatt, welche das mürbfte, ſchwam— migfte Gefüge darbieten. Auch findet man dieſelbe nad) der ganzen Dice der furzen Knochen wieder, wo das Als terniren der Färbung durchaus unmerkiih ift, während bei den pla:tın Knochen, 5. B., dem Unterkiefer und dem Schulz terblatte, und bei allen ‚denen mit compactem Gefüge die abmwechfelnde Färbung fih in der von ung befchriebenen, und nicht in der von Duhamel angegebenen, Weife findet. Man Eann alfo Duh amel nicht darin beipflidten, daß die Knochen der Thiere, welhe man mit Krapp gefütz tert hat, ſich, fobald dieſe Fütterung der gewöhnlichen Plag macht, mit einer weißen Schidyt bededen. Diefer Sag ſcheint ung, in diefer Allgemeinheit bingeftellt, unrichtig. Alein es läßt fih behaupten, daß das derbe Gewebe der Knochen fib, während es ſich ſelbſt entfärbt, all mälig mit fehr dünnen weißen Lagen bedeckt, während das ſchwammige Gewebe länger rorh bleibt. Daß die Knochen: ſubſtanz fih entfärbe, laͤßt fib mit Sicherheit aus den von uns beobachteten Erfibeinungen folgern, und daß das ſchwam— mige Gewebe, fowie überhaupt dag weniger dichte Gewebe des Endes der langen Kochen, wie Duhamel behauptet, nur deßhalb roth bleibe, weil die es bei Lebzeiten des Thies res bededenden Schichten noch nicht verknoͤchert find, ſcheint fihb aus einer firengen Würdigung der Thatfahen nicht zu ergeben. Mie dem auch fey, fo lag der Grund davon, daß wir die Entfärbung der Knochen in einer unzweideutigen Art beobachten Eonnten, unftreitig in dem Umftande, daß wir 701. XXXII. 19. daß fie durchaus der neueſten 296 die Krappfütterung nicht: To langelfortgefegt hatten, wie ame dere Beobachter: ı Bei Tauben zumal erhielten wir fehr bes mertenswerthe Refuttate, "wenn wir ihnen vauf kurze: Zeit nur fhwah mit Krapp verſetztes Futrer'gaben. In allen Fällen laſſen ſich rüdfichtlih der alternirenden Färbung der Knohen zwei deutlich voneinander geſonderte Erſcheinungen wahrnehmen: erſtlich, die Entfärbung der Schichten zu bei⸗ den Seiten des entfchirden rorhen Ringes; zweitens, das Hinzutreten neuer Subftang an der dußeren Seite und die nothivendig damit verbundene Reforption von Subftanz an. der inneren Seite. Die erftere Erfcheinung wurde von Dus hamel einigermaaßen angenommen, aber von feinen Nadıe folgern in Abrede geftellt; die letztere ift nicht zu beftreiten. Die Duhamel’fhe Theorie gründet fih, wie es ung fheint, auf eine bloße Hypotheſe. Er fütterte ein Thier mit Kıapp und fand, daß deffen Knochen roth wurden; er fütterte ein XTbier, nach der Anwendung der Krappdiät, mit. gewöhnlichen Futterftoffen und bemerkte, daß deſſen Kno— hen weiß geworden waren. Wir wiederholen, daß fie nur theilweife weiß find, und daß ung feine Behauptung in dies fer Beziehung irrig ſcheint. Doch Duhamel glaubt nun einmal bemerkt zu haben, Die Knochen feyen weiß. Anfangs: nimmt er an, die Knochen hätten fid) entfärbt, und inſo— weit kann er Recht haben; doch brachte cr damals die Bilz dung ganz neuer Knobenlagen noch nicht in Anſchlag. Nun. verfällt er darauf, die Knochen nad) der Queere zu durch: fägen und bemerkt deutlich abfegende Ninge, die abwechfelnd roth und weiß gefärbt find; dieß ift aber, wie gefagt, nut febeinbar der Fall, indem die fogenannten weißen Ringe nicht rein weiß find, auch nicht ſcharf abfegen. Weil mir nun, fagt er, der Knochen drei verfchiedenz farbige Schichten, eine rothe zwifchen zwei weißen, darbietet, und weil das Thier abmwechfelnd in verfchiedener Weiſe ges fürtert worden ift, fo befteht zwifchen diefen Sütterungen und dem Zuftande de3 Knochens offenbar eine, directe Bes ziehung Folglich entfpriht die innere weiße Schicht der. erften Fütterung; die mittlere Schicht der Krappfütterung- und die äußere weiße Schicht dem Zeitraume, wo dag Thiet wieder Sutter erhielt, dag nicht mit Krapp verfeßt war. Ich ſchließe hiermit meinen Bericht Über die criten Mes fultate unferer Verfuche, da wir diefelben bald durch Abs bildungen erläutert bekannt zu machen gedenken. Die Bes obahtungen, weldhe wir in Betreff der Gallusbildung und des Wachsthumes der Knochen in die Laͤnge gemacht haben, übergebe id mit Stillfhweigen; auch die vielen Thatfachen, welche wir in Betreff der Entfürbung der Wögelfnochen er— mittelt haben, laffe ich hier unerwähnt, um mich fofort zu den Schlußfolgerungen diefer Mittheilung zu wenden. Diefe find: daß die Knohen, wie Dubamel ridtig beobachtet hat, durch fich einander einſchachtelnde Schichten in die Die wachen; allein diefe Schichten find auferordent: ih dünn und legen fih nicht gleichzeitig und ununterbrochen nach) der ganzen Laͤnge des Knochens auf; es gefibieht dien nad bigj-gt noch nicht ermitteiten Entwidelungsgefegen, Be: fonders deutlich ergiebt fih aus unferen Unterfuchungen, daß fi die Knochen unter dem Cinfluffe der Krappfürterung 297 unabhängig; von ihrer Bildung färben; daß die verſchieden⸗ farbigen Ringe, die man an ihnen wahrnimmt, nicht die während. dev sentfprechenden ‚Hittrerungsperioden wirklich ent» Randenen Theile find; daß endlich die ſich gefaͤrbt habenden Knochen ſich wieder entfärben, und daß diefer, anfangs von Dubamel angenommene, dann aber" geläugnete Umjtand, die Theorie der fchnellen Erneuerung der Knochen, welche feit den Arbeiten jenes berühmten Gelehrten ſehr allgemeinen Eingang gefunden bat, vollkommen ber den Haufen wirft. (Comptes rendus des seances de l’Acad. d. Sc., T. XIX., No. 17.’ 21. Oct. 1844.) Miscellen Die Frage über die Eriltenz des Einhorns ift neuerdings wieder von dem gelehrten Franzoͤſiſchen Gonful Fres— nel, in Dſcheddah, angeregt worden, welder Eürzlich einen in feinen Dienften ftehenden, aus Borau gebürtigen Neger von Suez in fein Vaterland geſchickt hat, um Herrn $resnel den Kopf und die-volftändige Haut eines Einhorns zu bringen, deffen Eris ſtenz Sclaven aus Borgu bezeugen. Ein ausführlicher Brief von Herrn Kresnel darüber ift im Journal der Aſiatiſchen Geſell— ſchaft, in Paris, erfcbienen. Der Erfolg dürfte fehr problematifch ſeyn, da der allgemeine Glaube der Neger an das Vorhandenfeyn . bes Einhorns fo wenig für deffen Eriftenz beweiſ't, als der Glaube anderer Naturvölfer an andere, ausgemächt fabelhafte, Thiere auf die Anſicht gebildeter Europäer je beftimmend wirken Eonnte. Beis fpielsweife wollen: wir den, unlängft in diefen Blättern beſproche⸗ 701. XXXII. 19. 298 nen, Moa ber Neufeeiönter anführen. Vergleiche Nr. 7. des laus fenden Bandes, Die Wafferhofe, welhe am vergangenen 22. Du tober die Stadt Cette vermwüjtet bar, bat Deren Pels tier Veranlaſſung gegeben, diefe Zrombe mit mehreren anderen zu vergleichen, und vorgüglid mit derjenigen, welte im Juni 1839 fo große Verwüftungen in der Gemeinde Chatenay anrichtete. In einer, am 2. December der Academie des Sciences zu Paris mit: artheilten, Note fuhrt er, nachzuweiſen, daß dieſe atmofphärifchen Störungen nicht den, durch das Gegeneinanderftoßen der Winde hervorgebrachten, Wirbeiftrömungen zugefchrieben werben dürften, fondern, daß fie von lediglich electrifhen Thätigkeiten berrühren. Schon Herr Arago barte volitändig angedeuter, daß die deutlich erbobenen Wirkungen der Waſſerhoſe von Eette nur aus der Da— zwiſchenkunft der Elecrricität erflärt werden könne; Herr Peltier batte felbft bereits in einem, vor einigen Jahren erfchienenen, Werke feine Jdeen über die Waſſerhoſen auseinandergefegt. In Beziehung auf gemeinnügiae Naturkunde hat A., Maire der ‚Stadt Gerberey, am 2. December der Parifir Academie der Wiſſenſchaften gemeldet, welde glüdlicdye Reſultate feine Mitbürger erbalten babın, indem fie den moteur a voiles: (Bewegungsmafchine mitrelft Seegeltuͤcher) in ihrer Stadt anlegten, weichen Herr Amedee Durand vor drei Jahren bekannt gemacht bat. Gerberoy liegt auf einer Höhe und befigt nur einen Bruns nen don etwa 200 Fuß Tiefe. Ein moteur à voiles (Windmühle) ift auf dem Stadrbaufe errichtet und mit einer Pumpe in Verbin— dung gefegt, welbbe das Waffer in einen aeräumigen Behälter ers gießt; diefes Waller füllt einen öffentlichen Brunnen, und das über: fliegende Waffer läuft durch eine zweite O-ffnung ab und wird ein zweiter Brunnen (fontaine). Der Motor hat nun eiue Woche hindurch mit großem Erfolge, und ungeachtet des ſtuͤrmiſchſten Wets ters, fungirt, j — — — — — Be — Ueber die Luxationen am Ellenbogen. Bon De. E. Debruyn*). Der Verfaſſer hat Über den genannten Gegenſtand ſei— ne Snauguraldiffertätion gearbeitet, bei welcher er zuvoͤrderſt eine Glaffification vorfhlägt, melde alle bis zum heutigen Zage wirklich feſtgeſtellte Lurationen umfaßt. Zunaͤchſt theilt er lie 1) in Rurationen, wobei fich beide Vorderarmknochen gleichzeitig an dem Dberarmfnohen aus ihrer Rage begeben; 2) Diejenigen, wobei fich einer diefer Knochen allein verfchiebt. 1. Nach Hinten } a complet. } b incompfet. 2. Rab Born a mit Kractur des Oberarms. b ohne — — = turationen | 3. Gleichzeitige Luxation beider Knochen des Vor: beider Knochen derarms, wobei der radius nah Vorn weicht, des Border der cubitus dagegen hinter das untere Ende des arme :5 Arten. humerus zu liegen kommt. 4. Nach Außen a complet, b incomplet. 5. Nach Innen J @ Semplet, b incomplet. Suration R J A Ma hitbn SIfolirte Ruration des obern Endes bes cubitus allan: nad Hinten, *) Die Abbildungen der in biefer Abhandlung befchricbenen ana— tomifchen Präparate finden ſich im Yiften Hefte von R. Eros tie p’s Chirurg. Kupfertafein. Zaf. 461. . -J 1. Ruration nah Dinten, tion des obe= Born, A — Iſolirte * ren Endes i a — Außen des radius: * isen, 4 Arten. 4. Incomplete Luxation. J. Luxation beider Vorderarmknochen nach Hinten. — Man hat lange die incomplete und complete unterſchieden: Boyer leugnete die erſte, Malgaigne bes hauptet, fie ſey die gewoͤhnlichſte. Noch hat ſich die Etr— fahrung daruͤber nicht genuͤgend ausgeſprochen. Bei der completen Luxation nach Hinten ruhen die Vorderarmkno— chen oberhalb der trochlea auf der hinteren Flähe des humerus. Das GelenE ift von Vorn nah Hinten dider, die Beugung wicd durch die trochlea ausgefüllt, das oleera- non tagt hervor und ſteht, troß der Beugung, höher, als die Condylen deg Dberarms; die Beugung macht einen ffumpfen Winkel, der Arm ift verkürzt und unbeweglich; leßteres ift indeß nicht conftant. Aftlen Cooper fagt, der Vorderarm ſtehe in der Supination, die meiften Fran— zoͤſiſchen Schriftfteller behaupten, er ftehe in der Pronation. Die incomrlete Luxation befteht, nah Malgaigne, darin, daf der processus coronoideus auf der hinteren Fläche der trochlea aufrubt, der Vorderarm iſt etwa zum Drittel gebeugt, das oleeranon ragt 15 Zoll hinter der trochlea hervor, fieht aber tiefer, als bei der completen Luration, Eine anatomifde Unterfudhung einer folhen Luration iſt 299 noch nicht gemacht. Complicationen biefer Arten der Luxa— tion find: Luxation des radius auf den cubitus, und Zer: reißungen des biceps und brachialis, der arteria bra- ehialis und des nervus medianus, Zerreißung der Haut nah Hinten und Gangrän. Nach einer ausführlicheren Era örterung der Diagnofe und der Behandlung theilt der Ver: faffer zwei Beobachtungen aus dem Givilfpital zu Loͤwen mit: Erfier Fall. Complete Luration beider Vorder: armfnohen nah Hinten. Am 7. Suni 1841 fprang der dreigehnjährige Kuttens mit andern Knaben über einen Graben und fiel auf den rechten Ellenbogen. Er wurde auf der Stelle entElcidet und, wegen betrachtlicher Deformität der Ellenbogeng, nad) dem Spitale gebracht. Es fand jich auf der hintern Fläche des Ellenbogens eine große Ecchymoſe, der Theil mar noch nicht geſchwollen, aber fehr ſchmerzhaftz der Ellenbogen zeigt fich zu der Zeit faſt vollkommen rund, die Sehne des biceps und brachialis ift ſtark gefpannt, und darunter liegt das untere Ende des hume- rus; unter demfelben ift ein leerer Raum, der Vorderarm ift balb gebeugt und befindet ficb in Pronationz jede Bewegung ift ſehr ſchmerzhaft. Auf der hintern Fläche des humerus ragen radius und eubitus hervor, die vordere Flaͤche des Vorderarms ift verkürzt, die hintere Fläche hat ihre natürliche Laͤnge, das vlecranon liegt oberhalb der Condylen des humerus, obwohl das Blied fih in der Beugung befindet. Nachdem die Ertenfion von zwei Gehülfen beforgt war und die Gelenkflächen wieder in gleidyer Höhe ftanden, fo genügte eine plögliche Beugung des Gliedes zur vellftändigen Reduction beider Knochen, Der Vorderarm wurde in der Beu— gung unterftügt, die Behandlung war ftreng antiphlogiftifih; am vierten Zage begann man, täglich einige Bewegungen auszuführen, um das Steifiwerden des Gelenfes zu verhüten. Am zwangigften Tage verließ der Kranke das Spital, Zweiter Fall. Am 5. Aprit 1842 fiel die vierundzwanzige jährige Elifaberb Bärte auf den linken Ellenbogen, während der Arm vom Rumpf abftand; fie hatte fogleich heftigen Schmerz im Gelenke und konnte den Vordirarm nicht mehr bewegen. Sie kam noch an demfelben Tag in das Spital. Der linke Ellenbogen war beträchtlich angefchwollen, und in der Beuge erkannte man deutlich das untere Ende des humerus. Die Sehnen des biceps und bra- chialis waren gefpannt und fehr hervorragend. Das olecranon ftand hinter dem humerus höher, a's die condyli und ragte ber trächtlich hervor. An der Äußeren Seite lag das Köpfchen des radius, der processus coronoideus cubiti ruhte in der fossa su- pratrochlearis, die Condylen ragten mehr, als gewöhnlich, hervor, Der Borderarm war in leichter Beugung und in der Pronation, und jede Bewegung verurfachte tie heftiaften Schmerzen. Die Kranke wurde zu Bott gebracht, Adrrlaß und Ealte Umfchläge. Am folgenden Morgen machte Profeſſor Michaux die Reduction. Die Kranke ſaß, Ertenfion und Gontraertenfion wurden von Ge— hülfen ausgeführt; die Einrichtung gelang ſebr Leicht, indem der Vorderarm über dem in die Armbeuge gefegten Knie gebeugt wurs de. Das Glied wurde durch cine Rollbinde in der Flerion erhals ten; kalte Umfchläge und Aderlaß. Nach drei Tagen wurde der erfte Verband abgenommen: die Knochen hatten ihre richtiae Lage, die Gefchwulft war vermindert, die Temperatur normal, die Be: mwegungen waren frei und wenig ſchmerzhaft; nad Hinten findet fi) eine beträchtliche Ecchymofe. Es wurde ein Kieifterverband angelegt, welcher acht Zage liegen blieb; fodann wurde diefer durch eine leichte Binde erfeßt, und man machte täglich leichte Bewe— gungen. Schon am 21. April Fonnte die Kranke ihre gewöhnlie hen Befchäftigunaen wieder vornehmen; die Beweglichkeit des Ges lenkes wurde vollkommen erhalten. U. Luxation beider Knochen nab Born. — Man hat die Möglichkeit diefer Ruration ohne Fractur des oleeranon beftrittn. Monteggia behauptet die Moͤg— lichkeit, Delpec führt die Möglichkeit davon an, Boner, Petit, Chelius und Andere geben die Möglichkeit nad) 701. XXXII. 19 500 einem Bruce des oleeranon.zu. > Here, Huguier führt in feinee These de concours. Paris -1842, pag 46, an, daß Herr Colſon, nach Erperimenten an der Leiche und nad) einer darüber, gemachten Beobachtung, angebe, daß bie Luration nad) Born, ohne Fractur des olecranon, fid) auf drei Arten ausbilden. könne; 1) durch gewaltfame Beu— gung des Vorderarms, 2) durch eine Bewegung, modurd) der Vorderarm einen Kreisbogen um die Are des Oberarms beſchreibt, 3) durdy eine Üübermäfige Ertenfion des Vorder— arme, wodurch diefer, wie man zu fügen pflegt, nach Hinten gebogen wird, . Die Beobadtung von Colſon ift folgende: Ein funfzehns jähriger Menſch fiel bei'm Schlittfhuhlaufen auf den rechten Ellen— bogen, während der Vorderarm in halber Beugung war, fo daß das olecranon nad) Born getrichen wurde, Der Wundarzt fand eine Verlängerung dis Vorderarms im Betrage eines Zolle, das olecranon rubte auf der unteren Fläche der trochlea, und man Eonnte chne befondern Schmerz cine übermäßige Extenſion ausfühs ren. Der radius war nody in fiinen gewöhnlichen Verbindungen mit der ulna. Die Einrihtung war leicht. Ein zweites Beifpiel diefer Ruration findet fich in den Annas len der medicinifchen Geſellſchaft zu Gent, Mai 1842, von dem Dr, Le va in Antwerpen. Die Daupterfcheinungen waren nach einem Tall auf den Ellenbogen: Verlängerung des Vorderarms, Mangel des olecranon hinter dem Gelenke, Leichte Beugung des Ellenboe gengelenfes, Spannung der Haut, Hervorragung der Sehne die biceps, und weiter innen fühlt man cine Knocbenherverragung, auf den Seiten des Gelenkes zeigte fich cine länglihe Grube und hin— ten zivei Hervorragungen, zwifchen denen eine lange Rinne; bie Bewegungen des Gelenfes waren beichränft und fehr ſchmerz⸗ haft. Die Einrichtung geſchah mittelſt Ertenfion und Eentrarztens fion, wobei die Knochen, in entgeaungefegtir Richtung gedrückt, mit einem Geräufibe in ihre normale Stellung zurücdwichen, während man den Vorderarm in die Beugung brachte. IH. Zuration beider Vorderarmknochen nach Born mit Bruch des oleeranon. — Ein Fall diefer Art ift jetzt bekannt, der nicht allein während des Le— bens diagnefticirt, fondern auch anatomiſch unterſucht wor— den if. Er findet fib in den Archives generales de Medecine. 3me serie. Tome 6. pag. 471. Mitge— theilt von Philipp B oyer. Kin Maurer von achtzehn Jahren fkürzte 45° boch herab. Als er in dag Epital ges bracht wurde, fand fib am linken Ellenbogen eine Zunahme des Durchmeſſers von Hinten nah Vorn, während der Durerdurchmeffer ein Wenig vermindert ſcheint; der Vorder: arm ift ſehr wenig gebeugt und ſteht in der Supination. Sede millführlihe Bewegung ift unmoͤglich, obwehl die Ge: lentfläcben eine ungewöhnliche Beweglichkeit aufeinander zei— gen. Der Borderarm ift verkürzt, dag olecranon bat die normale age, iſt nicht in die Höhe gezogen, läßt fich aber leicht nach der Seite verfchieben. Unter demfelben befindet fib eine Wunde von der Größe cines Groſchens, wodurch ein Knochen hervorragt, din man ebenfalls ald dag olecranon erkennt. Weiter unten folgt eine ſehr auffallende Lüde. Die beiden Condylen des Dberaums ragen wegen Spannung der Haut ſtark hervor, baben aber fenft ihre normale Lage. Etwas höher auf der Vorderflaͤche fühlt man einen laͤnglich— runden Körper unter den Armmuskeln. Die Einrichtung war leicht; fie geſchah durch rate VBeugung des Vorderar— mes gegen den Oberarm, während die Verderarmknochen zu: Sol gleich ertendirt und nad) Hinten und Unten gedrüdt wur— den. Die Luration ftellte fih aber mit großer Leichtigkeit mehrmals aufs Neue ber. Der Kranke ftarb noch an dem: felben Zag an einer betraͤchtlichen innern Unterleibsblutung. Die anatomiſche Unterfuchung zeigte, daß das Buͤndel der Beugemuskeln am condylus internus oberflächlich intact, In der Ziefe aber ganz zerriffen fen, und daß dieſe Zerrei— fung auch das ligamentum internum betreffe, welches nur nob duch einige Faſern mit dem humerus und dem processus coronoideus zufammenbängt. Das ligamen- tum laterale externum ift nicht zerriſſen, hat aber wegen der Luxation des radius. ſtatt der verticalen, eine horizontale Nihtung angenommen. Das hintere Stuͤck des cubitus ift duch die unverfehrten Musketanbeftungen an daffelbe in feiner Rage erhalten, und das oleeranon war daher nicht aus feiner Lage gerückt. Am eubitus findet fib nun ein fhräger Bruch, der von Vorn und Dben nah Hinten und Unten verläuft und durdy die Mitte ter cavitas sigmoi- dea durchgeht. Die Vorderarmknochen liegen an der vor— dern Fläche des humerus einen halben Zoll höher, als def: fen Gondylen. Die Gelenkcapfel iſt zerriffen, der radius ift mit der ulna in Verbindung geblieben, das ligamen- tum annulare unverfihrt. Herr Huguier giebt in feiner bereits angeführten Schrift S. 47 die Befchreibung eines Praͤparats aus dem Mufeum der Facultät zu Paris, worüber übrigens keine Nachweiſe vorhanden find. Die Fractur trennt den cubi- tus: das obere Stud umfaßt die innere Hälfte des proces- sus coronoideus und dag olecranon, das untere wird duch die ulna mit der aͤußeren Hälfte des processus coronoideus gebildet, das obere Bruchſtuͤck ſteht in Bes ruͤhtung mit dem humerus und ift nah Hinten, Unten und ein Wenig nah Innen geruͤckt. Die Vorderarmkno— chen haben, indem fie den anconaeus und die aponeuro— tiihen Gebilde mit ſich nach Vorn gezogen haben, der Wir: kung des triceps ein Gegengewicht gegeben und verhindert, das das obere Bruchſtuͤck nach Oben gezogen werde. Das uffere Bruchftück liegt vor der Gelenkrolle und etwas nad Außen, wobei der radius mit lurirt ill. IV. Gleihzeitige Ruration des cubitus nah Hinten und des radius nah Vorn. — Davon giebt es bisjetzt nur drei Beobachtungen: eine vom Verfaffer und zwei, welde in der Gazette medicale de * Paris 1541 von Bulley und von Vignolo mitgetheilt find: ! Dritter Kal, vom Berfaffer beobachtet. Philippe D te nappe, 44 Sahr alt, von Iympbatifcbem Temperament, übrigens gefund, ſiel am zehnten März 1841 8 Fuß body auf den Ellenbo: gen. Er empfand gleidy einen fehr lebhaften Schmerz, kam aber erit einige Stunden fpäter in das Spital; der rechte Ellenbogen war fihr angefchwollen und zeigte an der äußeren Seite cine große Ecchymoſe auf einer weichen fluctuirenden Gefhwulft. Der Durch— meffer von Born nach Hinten ift vergrößert, der Queerdurchmeifer ift vermindert, Die Entfernung des olecranon vom acromion ift verkürzt, während die vom olecranon bie zum processus styloi- deus cubiti normal geblieben ift. Das olecranon tft auf der bins tern Fläche des humerus um zwei bis drei Finger breit in die Hoͤ— be gerückt und tritt jtärker hervor, wenn man die Hand zu beu— 701. XXX. 19, 302 gen ſucht. Die Sebne des triceps bilbet eine Hervorragupg auf dır Haut; an der äußeren Seite des olecranon ift das Köpfchen des radius nicht zu fühlen, Die Kalte dır Gelenkbeuge iſt verftsie chen, und man fühlt in derfeiben die Gelenirolle, Die Lage des radius war zuerjt nicht zu ermitteln; nachdem man nun einige Tractionen am Vorderarme gemacht hatte, fo richtete fich der cu- bitus plöglidy wieder ein, und nun wurde die Ruration des radius deutlicher; fein obered Ende war nah Born girüct, und das Köpfe hen lag vor dem cundylus externus humeri. Der halbgebeugte Vorderarm ftand in der Pronation, und bei den Bewegungen bes merfte man eine eigenthümliche Grepitation. Die Flexion des Vers derarms ließ ich, wegen eines Gegenftoßens des radius, nicht bis zu einem rechten Winkel beugen. Auch diefer Knochen wurde dadurch eingerichtet, daß, während der Ertenfion und Gontraiztenfion, Herr Mihaur mit beiden Daumen das obere Ende des radius zurüce drüdte und zualeich eine rafhe Beugung des Vorderarms alte führte. Hiernach erlangte das Gelenk alle feine Bewegungen wiis der. Um die fehr leicht erfolgende Wiederverfhicbung der Knochen zu verruten, wurde das Glied in die Beugung gebracht und auf der Vorder- und Dinterfläe mit graduirten Gompreffen bebedt, welche mit einer Rollbinde befeftiat wurden. Aderlaß, kalte Um: fhläge und Diät. Am festen Tage wurde ein Kleifterverband anz gelegt, am zwölften waren die Bewegungen ziemlich frei und der Kranke verließ nad) fünf Wochen das Epital. Herr Bulley hat in der Gazette medicale 1841 No. 42. eine Beobachtung mitgetheilt, unter dem Zirel: Luxation des Ellen: bogengelenfes mit eigenthbümlicher Lageveraͤnderung des radius.“ Ein Eräftiger, gefunder achtundzwanzigjähriger Mann fiel von einem Geruͤſte herab auf fine Hand. Als er in das Spital Fam, fand fi) dag Glied beträchtlich verkfürzt, und der Kranke litt die heftig— ften Schmerzen hauptfählih im Verlaufe des nervus ulnaris. Als man den Mann aufbob, hatte man den Vorderarm in eine Lichte Beugung gebracht, was ibm am Weniaften unbequem fdien. Se: der Verſuch zur Streckung oder zur ſtarkern Beugung ruf die hıf: tigften Schmerzen hervor. Der cubitus war nah Hinten ardrängt und bildete auf der hinteren Fläche des humerus eine Hervorra— aung, der processus coronoideus lag in der fossa olecrani, die Schne des triceps war ebenfo, wie die des biceps und brachialis, fehr geſpannt; das Köpfchen dis radius lag oberhalb und mebr nad Außen von der Stelle, welche im normalen Zuftande der pıo- cessus coronvideus einnimmt. Man fühlte das Köpfchen des ra- dius an diefer Stelle fehr deutlich, da die Weichtheile nicht ges fhwollen waren. Da es unmoͤglich war, den Vorderarm flärker zu beugen, fo wurde die Ertenfion und Gontrarrtenfion in der Lage ausgeführt, in welcher der Arm jich bereits befand, und nad) einigen Anftrengungen gelang die Einrichtung des cubitus; der radius aber blieb unbeweglich auf der inneren Fläche des Oberarms und vor dem cubitus. Die Beugung war ſchwierig und ſchmerz— baft, dennody gelang fie Herrn Bulley endlih, indem er das Köpfchen des radivs mit den Fingern aumälig mehr nad Außen bis an feine normale Stelle rüdte Der Kranke Eonnte nun ben Ellenbogen beugen, und die Einrichtung war vollendet, ohne daß Neigung zur Wirderberftellung der Luration vorbanden geweſen wäre. (Rube und zehn Biutegel.) Div Schmerzen länge des nervus ulnaris hielten noch vier bis fünf Zage an, aber alle Zus faͤlle verſchwanden allmälig, und der Kranke konnte nach ſiebenzehn Tagen feine gewoͤhnlichen Beſchaͤftigungen wieder vornebmen. Eine aͤhnliche Beobachtung theilt Herr Vignolho in der Ga- zette Médicale 1342, No. 46. mit. Hirr Dupleſſy, ſechszig Jahr alt, fiel auf den rechten Ellenbogen, welcher gerade vom Rumpf etwas entfernt gebaltın war. Im demſelben Moment fpürte er einen lebbaften Schmerz und fand, daß Bewegungen mit dem Arme unmdalih ſeyen. Bei der Unterfucung findet fib außerordentliche Schmerzbaftigkeit und Anfhwellung dis El: (enbogengelenfes, welches ſich in balber Beugung bıfindet. Der Kranke Fann weder die Pronations +» noch Supinationsbrwegung, weder Beugung, noh Stredung ausführen; fowohl der Queerz durchmeffer, als der Durchmeſſer von Born nach Hinten ift be: trächtlich vergrößert, befonders aber der Queerdurchmeſſer, welder um ein Dritttheil mehr, als der der anderen Seite, beträgt. Dieſe 8503 Zunahme des Durchmeſſers wird zum Theil durch den Vorſprung bedingt, welchen an der außern Seite die Extenforen und Supina⸗ toren bilden, zum Theil aber auch durch cine Hervorragung, wels che unter diefer liegt und duch das Koͤpfchen des radius gebildet wird, welhes nah Außen und Born luxirt ift. Das obere Ende des radius fcheint daher von dem cubitus abgewichen zu feyn und weiter nach Vorn zu liegen; nach Pinten und Außen vom Een: bogen und an der inneren Seite der Ertenforen ragr das olecranon hervor, welches nad) Hinten etwa 12" hervorragt und mehr gegen den condylus externus, als gegen den cond. interuus hin liegt; ber € nd. internus ift vom innern Rande des olecranon ungefähr 15’ ent: fernt. Die Sehne des triceps bildet nach Junen von di.fem Kortfage einen ftarkgefpannten und gegen den Knochen gedrängten Strang. An der vordern Fläche des Gelenkes fühlt man eine vundliche Hervors ragung , welche durch dag untere Ende dee humerus g:bilder wird und von der Sehne des biceps bededt ift. Das Köpfchen des ra- dius war ebenfalls luxirt und nach Außen und ein Wenig nad) Born getreten. Extenſion und Gontracrtenjion wurden in der Richtung ausgeführt, in welcher ſich gerade das Glied befand. Der Zug wurde am Oberarme und am Handgelenke angebracht. Herr Chaffaignac ließ zuerft zieben, bis das olecranon unter die Gondylen herabgeftiegen war, drüdte fodann mit beiden Daumen auf das olecranon. während er zugleid den Vorderarm raſch beus gen ließ, und führte fo die Reduction aus. Diefe war ſchon orei Stunden nach dem Zufalle gelungen, und nach 35 bis 40 Zagen hatten die Bewegungen ihre volle Freiheit wiedererlangt. Die feitlihen Luxationen fönnen complete und incomplete feyn. Man hat die erftern zwar geleugnet, in= deß liegen unzweifelhafte Beobachtungen vor. ? V. Die Luration nah Außen ift häufiger bes obachtet worden, als die nah Innen. Eine complete Luxa— tion nah Außen hat Herr Huguier, nah einer Mittheis lung des Herr Nelaton, in feiner ſchon erwihnten Differs tation befchrieben. Es beißt dafelbft: Der Eilenboaen bat ganz und gar feine nermale Form verlos ren, ja man könnte behaupten, daß er nicht mehr exiſtire. Statt der mittleren Hervorragung des olecranon bildete das untere Ende des humerus unter der Haut cine voluminöfe Gefhmwulft, welche ungefähr einen Zoll nad Unten und Innen am Vorderarme herab⸗ ſtieg Man erkannte an dieſer Knochenherragung der. Reihe nad) von Innen nah Außen: 1) den condy!us internus, über welchen die Haut gefpannt ift; 2) die Grube zwiſchen demfelben und dem innern Rande der trochlea: 3) die trochlea, deren innerer Rand den unterften Theil der G fhwulft ausmacht; 4) den hinteren Theil des Äußeren Randes der trochlea, welcer eine, Eleine rundliche Hervorragung an der aͤußern Seite einer Rinne bildete, die durch den Hals der trochlea gebildet wurde; 5) den condylus externus; 6) die hintere Flaͤche des unteren Theiles des humerus mit fiinem inneren und äußern Rande. Das obere Ende des Vorderarmes liegt nach Außen, über und vor dem untern Ende des Oberarms; an der übrigens weniger auffallenden Geſchwulſt erkennt man von Außen nab Iunen, Vorn und Dben gezählt: 1) eine Hervorras gung von 9 — 10’ über und nach Außen von dem condylus ex- 701. XXXII. 19, 304 ternus, gebildet durch das olecranonz; von dieſer aus kann man den etwas gebogenen cubitus nach Unten verfolgen, während von Oben her ſich die Schne des 'triceps anfügt, welche, nach Außen verſchoben, fehr ſtark vorſpringt; eubitus und olecranon find etwas um ihre Are gedreht, fo daß die hintere Fläche deſſelben nach Außen gewendet iſt, und daß die ſossa sigmoidea major den aͤußern Rand des humerus umfaßt; 2) den normalen Zwiſchenraum zwifchen ra- dius und cubitus, in welchem der musculus anconaeus atrophifch erfcheint; 3) den radius, welcher mit dem.cubitus in er geblieben ift, während er mit dem vordern dußern Theile des hu- merus articulirt. Man fuͤhlt, fagt Herr Nelaton, in der Umges bung diefes Punctes Knochenwucherungen, welche ein neues Hume— ro:Radialgelenf gebildet haben. Der Vorderarm ift in feiner ganzın Länge fchief gerichtet, mit dem Radialrande nah) Oben, und dein vordern Rande nad) Innen. Der Oberarm ift von Außen nah Innen abgeplattetz brachtalis und biceps jind geſpannt und ragen nah Vorn hervor; zwifchen denfelben und der vordern Flaͤ— che des humerus finden fih zwei längliche, vertical verlaufende Rinnen. (Schluß folgt.) Miscellen. Ueber die Enterotomie des Dünndarmes im Falle der Obliteration des [egteren Drgans bar Herr Mair fonneuve, Chirurg der Parifer Hofpitäler, am 2. December d, 3. der Academie des sciences zu Paris eine Abhandlung uͤber— reicht, worin er den Zweck hat, darzurhun, daß die zaklreichen Va— rietäten von Darmobliterationen, welche man bisjıgt ale für tie Hülfsmirtel der Kunft unerreihbar betrachtete, mittelft einer Opes ration gebeilt werden können, welche der Verfaffer mit gluͤcklichem Erfolge ausgeführt hat, und welchen er jest zu generalifiren bemüht ift. Er erfennt übrigens an, daß die Enterotemie nur dann mit Vortheil angewendet werden fann, wenn die Obliteration nicht mit allgemeiner peritonitis complicirt ift, wie das ftatt bat für die En— terotomie des Dickdarmes und für die Operation des eingeflemme ten Bruches. Einen Fall von Dislocation des Daumens theilte R. W. Smith der Dub. pathol. Gefellfchaft in ihrer Sitzung am 10. December 1842 mit. Die Berlegung hatte einın Mann betroffen, welcher ein Pfird an einem langen Zügel hielt, ale «6 plöglich bei Seite fprang. Der Mann wurde dabei auf die Erde geworfen; er fiel auf die Hand, fo daB eine complicirte Luxation des Daumens hervorgebradt wurde, indım bie zweite Phalanz nah dem Rüden der erften hin lurirt wurde der Krpf der erften Phalanr aber durch die Weichtbeile drang, die Beugefekne gewalt— fam auseinanderfhob und zwifchen die erfte und zweite Phalanz drängte. Da die Repofition faft unmöglich erfchien und man te- tanus befürchtete, fo wurde die erfte Phatanx vermittelft einer Knos chenzange amputirt. (Dublin Journa!, July 1844.) Jod ift in den Knollen des Scil!a maritima fürzlid von Dr. Srandoni aufgefunden worden. (Gazz. med. di Milano 1844. No. 26.) Geologie de la France, avec cartes et coupes geognostiques de la France et des environs de Paris. Par M.V. Raulin. Pa- ris 1844. 12. Tableau general des poissons fossiles. chatel 1844. Folio. Par M, Agazzis. Neuf- Bibliographische Nenig Karen Memoire sur les splenopathies ou Maladies de la rate et sur les fievircs intermittentes. Par A. Piorry. Paris 1844. 8. Memoire sur la realite de l’art orthopedique et ses relations necessaires, avec l’organoplastie.e Par le Docteur Pravuz. Lyon. 8 Mit s K. —— — — — — 27 Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur - und Beilkunde, nrfammelt und mitgerheilt von dem Ober» Mebieinalratbe Froriep zu Weimar, und den Medisinalrathe und Mrefeffer Froriep zu Berlin, No. 702. (Nr. 20. ded XXXII. Bandes.) December 1844, Gedrudt im Landes=-Induftries Comptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Re. oder 3 30 7%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99 Die Tafel colorirte Abbildungen 6 99x ib er Abhandlung über die Erfcheinung der Färbung des Waffers des Rothen Meeres, Bon Herrn Montagne. Den erftien Theil feiner, der Parifer Academie der Wiffenfhaften vorgelegten Abhandlung widmet der Verfaſſer der Beurtheilung der verfchiedenen Etymologien, welche man in Betreff des Namens: Rothes Meer aufgefiellt hat; er zeigt, daß Alles, was in alter und neuer Zeit in Ddiefer Beziehung gefagt worden, nicht ftihhaltig ift und hält da— für, daß fich jener Name Iediglih durch die Erfcheinung, beren Beichreibung er hier mittheilt, rechtfertigen laſſe. Eine im Arabifhen Meerbufen von Herrn Evénor Dupont gefammelte Alge wurde dem Verfaſſer von Herrn Iſidore Geoffroy- Saint: Hilaire zugeftellt. Er uns terfuchte fie, fand fie merkwürdig, ſtellte Nachforſchungen über deren Vorkommen an und erhielt in folgendem Briefe des Heren Dupont Aufſchluͤſſe darüber : ” „Am 3. Zuli 1843 fuhr ich durch die Strafe Babels Mandeb, auf dem der Dftindifhen Gefelfchaft gehörenden Dampfboote Atalanta, in das Nothe Meer ein. Am 15. Suli wedte mich die brennende Sonne Arabien's, die ohne vorhergehende Dämmerung plöslih ihre Strahlen auf mid) herabſchoß. Ich begab mich an's Hintertheil des Schiffes ‚ud lehnte mic dort zu einer Luke hinaus, um wo möglich etwas fühle Luft zu fchöpfen. Wie wunderte ich mid) dag Meer, ſoweit mein Bli reichte, rothgefärbt zu fehen. Sch lief auf's Verde und gemwahrte in allen Richtungen diefelbe Erfcheinung. „Ich befragte nun die Dfficiere darüber; der Chirurg verficherte, diefe Erſcheinung ſchon früher beachtet zu haben und ſchrieb diefelbe an der Oberflaͤche ſchwimmendem Fifchs laiche zu Die übrigen fagten, fie hätten diefelbe früher noch nie bemerkt; Alle febienen ſich darüber zu wundern, daß ich derfelben fo viele Aufmerkſamkeit fchenfte. „Wenn ich das Anfeben des Meeres befchreiben follte, würde ih fagen, es habe geſchienen, als ob es durchaus No. 1802. — 702. u Te u u 2 mit einer dichten, aber wenig flarfen Schicht einer feinen ziegelrothen und ein Wenig in's Orange ziehenden Materie bededt fen. Sügefpäne von Rothholz würden fih etwa fo ausgenommen haben. „Es ſchien mir gleich, als ob die Erfcheinung von ei— ner Seepflanze herruͤhre; allein Niemand wollte mir dieß glauben. Ich ließ mittelft eines, an einem Geile hinabges laffenen Eimers eine Quantität diefer Subftanz herausfi— fen, und brachte etwas davon mittelft eines Loͤffels in eine Flaſche von weißem Glafe, in der Meinung, daß fie fich fo am Beften halten werde. Am folgenden Tage hatte fie fich dunfel=violet gefärbt und das Waſſer eine ſchoͤne Roſafarbe angenommen. Da ih nun fürchtete, daß das Verweilen im Waſſer die Zerfegung der Subſtanz eher befchleunigen, als verzögern werde, fo goß ich den Inhalt der Flaſche auf ein baumwollenes Tuch (daffelbe, dag ich ihnen zugeſchickt ha— be); da denn das Waſſer durchlief und die Subftanz auf dem Tuche zurüdblieb. Sch muß noch hinzufügen, daß, ald wir am 18. Juli der ägpptifhen Stadt Koffeir zufuh— ten, das Meer den ganzen Zag Über rothgefaͤrbt erfchien, und daß es am folgenden Tage bis Mittag diefelbe Farbe zeigte. Damals befanden wir ung der Eleinen Arabifchen Stadt Tor gegenüber, deren Palmen wir in einer Dafe un: fern der Küfte unter der Bergkette bemerften, welche ſich vom Sinai bis an die fandige Küfte herabfenft. Kurz nad Mittag. am 16. Juli, verſchwand die rothe Färbung, und die Oberfläche des Meeres fah wieder, wie früher, blau aus, Am 17. Juli gingen wir bei Sue vor Anker. Die rothe Farbe wurde daher vom 15. Suli um 5 Uhr Morgens bis zum 16. Juli um 1 Uhr Nachm., alfo während 32 Stun: den, beobachtet. In diefem Zeitraume legte das Dampfboot 8 Knoten in der Stunde oder zufammen 855 Lieues (ge gen 50 geogr. Meilen) zuruͤck.“ Da die Alge des Rothen Meeres nody in keinem all: gemeinen Werke verzeichnet war und die neucften Claffificas tionen der Hydrophyten derfelben nicht erwähnen, fo wurde dief.ibe eine Zeitlang für neu gehalten, bis Herr Mon- 20 307 tagne erkannte, daß fie fhon 29 Jahre früher in der Bai von Zor aufgefunden worden fey, und daß Herr Ehren: berg, welcher fie dort «beobachtet, fie unter dem Namen Trichodesmium , einer neuen Gattung der Dscillatorien, eingetragen, und daß cr diefe Gattung nicht in einem bo= tanifhen Werke, fondern in Poggendorff’s Annalen bes fannt gemacht habe. Nachdem der Verfaffer eine Ueberfegung der Ehren: bergiſchen Beſchreibung der Entdeckung, fowie der Ums fiinde, unter denen dieſe ftattgefunden, mitgetbeilt, wohin namentlid) gehört, daß die Pflanze periodifch erfcheint, ftellt er den Character von Trichodesmium folgendermaaßen feit. Fila libera, membranacea, tranquilla, simpli- cia, septata, fasciculata, fascieulis discretis muco obvolutis. Algae sociales, rubro - sanguineae, demum vi- rides, superficiei maris immenso grege innatantes. Char. specif.e Trichodesmium ery- thraeum, Ehrenb. Filis libere natantibus mem- branaceis ancipitibus (?) in fasciculos minutas fu- siformes et muco involutos paralleliter conjunctis, articulatis, artieulis diametro subduplo brevio- ribus, geniculis aequalibus constrictis aut extan- tibus. Die phyſiſchen und natür!ihen Eigenthümlichkeiten die— fer Pflanze werden hierauf im Einzelnen augeinandergefegt und ibr ihre Stelle im Spfteme neben Microcoleus vom Verfaffer angewiefen, welcher endlih in einem Anhange zwei neue Thatfahen mittheilt, welhe fehlagend beweifen, daß die auf dem Nothen Meeee beobachtete Ericheinung allgemeiner ift, al8 man anfangs geglaubt hat. Allein da die erfte dies fer Thatfahen bereits von Herrn Darwin in feinen geoe logifchen Unterfuhungen mitgetheilt worden, fo werden wir bier nur die zweite, noch nicht bekannte anführen, die der Berfaffer dem Herrn Berkeley verdanft. Der Dr. Hinds, welder fi) zur Erforfchung der weftliben Küfte Nordamerica’s auf dem Schiffe Sulphur eingefchifft hatte, beobachtete zuerft am 11. Februar 1836 in der Mähe der Abrothos: Infeln unftreitig diefelbe Alge, welhe Here Darwin in derfelben Sahreszeit gefunden hatte. Diefe Ulge kam mehrere Tage hintereinander öfter zum Vorfchein. Als man Herrn Hinds einige Eremplare derfelben lieferte, bemerkte er, daß fie einen fehr durchdrin— genden Geruch verbreiteten, von dem man bis dahin ges glaubt, er komme aus dem Schiffe. Diefer Geruch alich febr dem, welder von naffem Heu ausgehaucht wird, Im Monate April 1837, als der sulphur bei Libertad, unfern San Sılvador am flillen Weltmeer, vor Anker lag, beobz achtete Herr Hind 8 diefelbe Alge nochmals, Ein Landwind trieb bdiefelbe drei Tage lang in fehr dichten Maffen um das Schiff her zufammen. Das Meer bot denfelben Anblid dar, wie bei den Abrolhos-Inſeln; al— lein der Geruch war ducchdringender und unangenehmer, fo daß er bei fehr vielen Perfonen eine Neizung der Binde: haut veranlaßte, auf welche eine reichliche Secretion von 702. XXXII. 20. 308 Thraͤnen folgte. Her Hinds fpürte biefe Wirkung an fih feibft. Die fraglihe Alge bildet eine eigne Species der Gattung Trichodesmium, weiche der Verfaſſer T. Hind- sii nennt, und die fi von derjenigen des Rothen Meeris duch ihre Maaße und ihren Geruch unterfcheidet. Schlußfolgerungen. Aus allen bereits bekannt gewefenen und neu hinzuges fommenen Thatſachen, die ſich in diefer Abhandlung erwähnt finden, läßt fich folgern:; 1) daß der Name: Rothes Meer, der zuerft von Herodot, dann von den Septuaginta dem befannten Meerbuſen beigelegt worden ift, wahrſcheinlich von der (pe— tiodifhen) Färbung der Oberfläche des Waſſers herrühre; 2) daß diefe, zuerft im Sabre 1825 von Ehrenberg, jedoh nur in der Bai von Xor, beobachtete Erfcheinung, welhe 20 Fahre fpäter in riefigem Maaßſtaabe wieder von Hrn. Evenor Dupont wahrgenommen wurde, ihre Ents ftehung einer eigenthuͤmlichen Alge verdankt, die an der Meer resflaͤche ſchwimmt und ſich ebenfo fehr durch ihre fehöne rothe Farde, als durch ihre ungeheure Fruchtbarkeit auszeichnet. 3. Daß die Rothfärbung des Maffers des Morat s Sees durch eine Oscillatoria, welche Herr De Candolle beſchrieben hat, die größte Aehnlichkeit mit der des Rothen Meeres hat, obwohl die beiden Pflanzen deutlich verfchiedes nen Gattungen angehören. 4. Daß man nah den Berichten der Weifenden, wels che auffallender Beifpiele von Nothfärbung des Meeres ers wähnen, annehmen kann, dieſe merfwürdige Erfcheinung habe gewiß von jeher beftanden, wenngleich fie erft in. ganz neuer Zeit von wiffenfhaftlihen Beobachtern unterfuht wors den. ift. 5. Daß diefe ungemöhnlidye Färbung der Meere nicht, wie Peron und einige Andere, die die Zoologie zu ihrem Hauptitudium gemacht hatten, zu glauben fdienen, lediglich von Mollusken und mikrofcopifhen Thierchen , fondern auch häufig von der periodifch ſehr ſtarken Meproduction einiger niedrig organifirten Algen, in’sbefondere der fonderbaren Gat— tung Trichodesmium, herrühre. 6. Daß endlih die Gattung, von welcher bier die Rede ift, allerdings mehrentheil® auf die heiße Zone be- fhränkt, aber keineswegs Iediglih im Rothen Meere oder ſelbſt lediglich im Osmaniſchen Meerbufen zu finden ift, fondern ein weit ausgedehnteres Wohngebiet hat und fich auch, 5. B., im Atlantifhen und Stillen MWeltmeere zeigt, wie fihb aus den noch ungedrudten Documenten des Dr. Hinds ergiebt, die dem Verfaffer von Herrn Berkeley mitgetheilt worden find. (Comptes rendus des Sean- ces de l’Ac. d. Sc., 15. Juillet 1844.) Ueber das Verhaͤltniß des ftufenweifen Erfaltens der Maffe des Erdballs zu dem der Erdoberfläche trug Here Elie de Beaumont der Academie der Mifs fenfchaften am 16. December eine Abhandlung vor. Aller: 309 dings intereffirt e8 fowohl die Phyfiker, als die Geologen, zu wilfen, ob bei dem jegigen Stande der Dinge die mitt: lere Temperatur der Erdoberfläche ſchneller füllt, als die der inneren Maffe der Erde. Herrn Elie de Beaumont’s Unfiht zufolge, find die zur Erledigung diefer Frage mwefent: lichſt nothwendigen numerifchen Factoren bereitS in den Re— fultaten der Beobahtungen vorhanden, welche Herr Arago im Garten der Pariſer Sternwarte mit bis zu verfchiedenen Tiefen in den Erdboden eingefenften Thermometern ange: ftellt hat. Diefe Mefultate find bereitd von Herrn Poif> fon in deffen mathematiſcher MWiärmethrorie (Theorie ma- thematique de la chaleur) gründlich benutzt worden, und diefer bedeutende Mathematiker hatte danach eine Formel in Betreff des jährlichen Erfaltens der Maffe des Erdballes aufgefiellt. Mittelſt neuer Berechnungen zur Ermittelung des durchfihnittlichen jährlichen Erfaltens der ganzen Maſſe der Erde, fowie der Oberfläche der Iekteren, fand Hr. Elie de Beaumont, daß im Laufe der Zeit dag mittlere jaͤhr— lihe Erkalten der Maffe fhneller fortfchreiten müffe, als das Erkalten der Oberfläche. Leider enthält die gefundene Formel, außer der Zeit, eine zweite unbefannte Größe, nämlich das Verhältniß der fpecififchen Wirme der die Erdrinde bildenden Körper zur mittleren fpecififchen Wärme des ganzen Erdballes. Herr Elie de Beaumont fucht diefer unbekannten Größe mit- telft einer recht anfprechenden Hypotheſe los zu werden, und gelangt fo endlich zu einer Gleihung, der zufolge (voraus: gefeßt, daß die ruͤckſichtlich der fpecififchen Wärme aufges ftellte Hypotheſe Grund hat) das jährliche Erkalten der Erd— oberfläche während der feit dem Anfange des Erfaltens vers ſtreichenden 38,359 Sabre bedeutender ift, als das der gan« jen Erdmaſſe, daß aber nah dem Verlaufe diefer 38,359 Sabre das Erkalten der Maffe Über das der Oberfläche die Oberhand gewinnt. Sind nun, fragt der Verfaffer, feit dem Beginnen des Erkaltens bereits 58,359 Jahre verſtri— Ich Buffon glaubte bekanntlich, alle geologifhen Ers fheinungen hätten innerhalb eines Zeitraumes von 76,000 Sahren ftattgefunden; allein feit der Herausgabe der Epo- ques de la nature hat ſich der Kreis der Geologie uns a: erweitert. Es würde fehwer halten, Herrn Elie de eaumont, in Betrrff der von ihm erlangten Nefultate, zu widerlegen; aber es geht auch auf der anderen Seite aus feiner Abhandlung Elar hervor, daß die MWiffenfchaft noch nicht alle Elemente befißt, die zur ficheren Erledigung diefer tiefgreifenden Fragen nöthig find, und daß felbft die gelehrs teften Berechnungen nur zu mehr oder weniger finnreichen Hppothefen führen koͤnnen. Ueber die Brunft:, Trag- und Cebzeit der gemeinen Landbären (Ursus arctos) bat Herr Stan. Conſt. Nitter v. Siemuszova-Pie— truski leſenswerthe Reſultate vieljähriger Erfahrungen in 702, XXX1. 20, 310 dem Archive der Naturgefhihte ꝛc. v. Erihfon IX. Sadrg , 1. Bd., ©. 369., mitgetheilt. Die Brunſt der Bären finder in Mittels Curopa im Mai ftatt; die Zrag- zeit dauert 8L Monate oder 34 Wochen nad der Icgten Begattung gerechnet, und die Jungen fommen zur firengjten MWinterzeit, naͤmlich im Januar oder Februar, zur Welt, Eine von Herin Siemuszova-Pietruski befonders ge— nau beobachtete Bärin brachte, am 22. Januar, um acht Uhr früh, die Jungen; Herr Siemuszova-Pietruski eilte augenbliclich zur Stelle, konnte aber noch Nichts ſe— ben, meil die Mutter Alles mit ihrem ungeheuren Körper bedeckte. „Erſt um 3 Uhr Nachmittags ſah ich das erite, und den zmweiten Tag das zweite Junge. Es war ein voll ftändiges Paar. Sch habe nie etwas Schöneres in meinem Leben gefehen, wie diefe zwei £leinen niedlichen Thierchen — man denke fi neugeborene filbergraue Engliſche Doggen— bündchen, und man wird eine fehr gute Vorftellung von den kleinen Bären haben. Sie find ſechs Zoll lang, von filbers grauer Farbe, haben ein ſchneeweißes Halsband, ein glattes, glänzendes Haar und fommen blind zur Welt." — Hasn den erften zwei Wochen verlich die Mutter ihre Jungen nicht einmal, um Waſſer zu trinken, fondern lag beftändig bei ihnen, es war recht anzichend, zu beobachten, wie fie diefelben vor der frengen Winterfälte ſchuͤtzte. Durch ein Eünftliches Zufammenlegen der vier Tagen machte das Eluge Thier gleihfam ein Dad) Über diefelben, und die noch offen gebliebene Stelle verftopfte fie mit der Schnauze, Auf dieſe Meife hatten die Eleinen Bären durch das Athmen der Mut: ter immer eine gelinde gleihmäßige Temperatur und waren übrigens durch das Zufammenlegen der Tatzen und durd) die langen zottigen Bauchhaare vor allen Veränderungen der Luft vollkommen gefihert. War ein ftarfer Wind draußen, fo legte ſich die Bärin immer fo, daß ihr Körper eine Ab— dachung gegen denfelben bildete. Wierzehn Tage nad dem Wurfe nahm fie das erfte Mal etwas Milch zu fih, doch mußte ihr diefelbe in der Naͤhe gereicht werden, denn fie wollte ſich gar nicht von ihrem Lager entfernen; wenn fie ſich ummwendete, fo geſchah diefes immer mit einer großen Behutfamkeit." — As die Jungen drei Wochen alt was ten, feste fich die Mutter oft auf die Hinterfüße, alsdann krochen fie, wie die Eleinen Affen, bis auf die Bruft hinauf und fogen murmelnd an den Bruftzigen ıc. „Vier Wochen waren die Jungen blind, erft in zwei Monaten fingen fie an, langfam herumzugeben, im April entfernten beide ſich ziemlich weit von der Mutter, fpielten oft auf dem Hofe herum, kehrten aber doch noch immer in die Menagerie zus ruͤck. Im Mai waren fie von der Größe eines großen Mopshundes, liefen ſehr hurtig und begleiteten mich oft auf meinen Spaßiergängen, fogen aber noch 2 bis 5 Mal des Tages. Im Auguft wurden fie entwöhnt, bald nachher ſchenkte ich das Weibchen einem Verwandten, und das Männs chen wurde an berumziehende Italiener verkauft. Die Mut- ter begattete fi in diefem Jahre nicht ıc". 20” 311 Miscellen Daß der Gehdrfinn in dem Kopfe enthaupteter Perfonen noh anderthalb Minuten in Wirkſamkeit bleibe, war von einem Chirurgen, Namens Wilfon, in einem Sournale behauptet worden, und der Ober: Chirurgus Bonnas font wurde vor mehreren Jahren, durdy die Rectüce diefes Ars tikels, veranlaßt, in Algier eine Gelegenheit zu benugen, in diefer Beziehung Verſuche anzuftellen, deren Refultat er der Academie der Wilfenfhaften ku Paris, in deren Gigung vom 2. December 1844, in folgender Weife mitgetheilt bat: „Von Deren Falloy, der die Verſuche mit anzufehen wuͤnſchte, unterftügt, ließ ich einen Seffet neben die Guillotine und auf denfelben ein Gefäß mit ges ftogenem Gyps jtellen. Gleich nach der crften Enthauptung, die ungemein raſch von Statten ging, nahm der Henker den Kopf und ftellte ihn mit dem blutenden Theile auf den Gyps, fo daß der Biutfluß gehemmt ward. Ih näherte nun den Mund dem Ohre des Kopfes des Arabers und rief diefen bei feinem Namen, während Herr Falloy die Augen beobachtete. Vergebens fchrie ih anderthalb Minuten lang aus Leibrskräften; weder an den Aus gen, noch an den Gelihtszügen ließ fih wahrnehmen, daß das Gehör noch feine Functionen verrichtete. Bei der zweiten Erecus tion wurde bderfelbe Verſuch mit eben fo geringem Erfolge, mit— telft eines Hörrohrs, wiederholt. Schlivglih erwähnt Herr Bons nafont noch, daß durch die vollftändige Trennung des Hauptes vom Rumpfe unmittelbar eine fo tiefe Ohnmacht veranlaßt werden müfe, daß keiner der Sinne feine Kraft im Geringften behale ten Fönne. 702. XXXII. 20. 312 Ucber das Borfommen der Mannite in ber Lami- naria saccharina und anderen Algen, hat Herr John Stenboufe der Chemical Society, zu &ondon, einen Auffag dorgelefen, worin zuerft daran erinnert wird, daß vor etwa dreis Big Jahren Bauquelin in der Laminaria saccharina und meh— teren anderen von unferen gemöhnlihiten Sergewädfen cine füße lich ſchmeckende, Eryftallinifche Subftang entdeckt babe, und daß fpäter, 1815, Herr Gaultier de Claubry in der Laminaria saccharina und Halydris siliquosa dieſelbe zuckerige Subftang gte funden und Manna genannt habe. Sodann erzählt er, wie Ches miker und Botaniker auf dieſe Entdeckungen wenig, oder gar nicht Rücjicht genommen haben, wie denn, z E., Berzelius die See— gewächſe als eine Quelle von Mannite nicht genannt hat, obgleich er alle übrigen befannten Quellen derfeiben aufzählt, und Dr. Greville in feinen Algae Britannicae die Eryftallinifhen Incru— ftationen, welche gemöhnlidy an getrodneten Eremplaren der La- minaria saccharina und Halydris sili:juosa vorfommen, für nichts Anderes, als gemeines Seeſalz, gehalten bat, und ıwie er ſich das durch veranlaßt gefehen habe, die Laminaria saccharina und einige andere Sergewädhfe der Unterfuhung zu unterwerfen. Aus dirfer ergab fich nun, daß die füße Eryftalliniiche Subftanz in Laminaria saccharina nichts Anderes als Mannit ift, und in der beträdhtlichen Quantität von mehr als 12 Procent. Ebenfo enthielten in einer geringeren Quantität: 3 Laminaria digitata, 2 Halydris siliquosa, 5 Alaria esculenta, 6 Rhodomonia palmata, 7 Fucus vesiculo- sus, 4 Fucus serratus, 7 Fucus vesiculosus und 8 Fucus no- dosus Manna, Die Quantität der Mınnit in der Laminaria saccharina ift fo, daß Herr Stenboufe glaubt, die Mannit merde mit größerem dconomifchen Vortheile aus Seegewächſen ers langt werden, als die Manna aus ihren gewöhnlichen Quellen. Are i Ueber die Luration am Ellenbogen. Bon Dr. E. Debrupyn. (Schluß.) Vierter Fall des Verfaſſers. Complete ſeitliche Luxa— tion nah Außen, Unmoͤglichkeit der Reduction, Brand, Ampution. Am 6. April 1841 fiel Fancois Van— fhobrouf etwa 12 Fuß hoch eine Zreppe herab. Der achtzehn: jährige Menſch erzählte, daß er bei'm Falle den linken Arm oors geftredt habe und mit der ganzen Körperlaft auf die Handfläche gefallen fey. Etwa eine Stunde darauf Fam er in das Givilfpital zu Löwen; der linke Vorderarm war Leicht gebeugt, in der Pronas tion und beträchtlich verkürzt; der Ellenbogen ift auffallend mißges ftaltet. Der Qurerduchmeffer und der von Vorn nah Hinten ge: bende Durchmeſſer ift vergrößert, In der Arındeuge bemerkt man eine queerlaufende Hervorragung, die trochlea; nah Hinten und Außen befindet fih eine noch auffallendere Hervorragung , welche von der Erhebung der an dem condylus externus entfpringenden Museen herrübrt, das olecranon ſteht zwei Queerfinger höher und am äußern Rand des Kaohens; die fossı olecrani ift leer; unter und hinter dem condylus externus füylt man das capitulum radii und unter dem condylus internus, welcher ſtark nach Innen hervorragt, bemerkt man eine auffallende B rtiefung. Das Gelenk ift auffal- lend feft und unbeweglih, und die noch möglichen, befihränkten Be: megungen verurfahen die heftigſten Schmerzen, der Radialpuls war deutlich zu fühlen, Tags darauf war das Gelenk beträchtlich gefhmwollen, es wurde aber dennoch die Einrichtung verfuht. Es blieben indeß verfchiedene Einrihtungsmethoden ohne Erfolg. Hier: auf Aderlaß und fünfundzivanzig Blutegel, fowie Ealte Umfchläge. Profeffor Baud wurde zur Confultation gezogen. Er erklärte fih für neue Einrihtungsverfuhe; diefe blieben aber ebenfalls er: 4 Eh SloR, Di,R folglos. Ein neuer Aderlaß und narcotifhe Umſchlaͤge. Die Um: gebung des Gelenke war außerordentlich fehmerzhaft und der Sig beträchtlicher Blutaustretungen geworden, Am 8. April fehr ftarfe Geſchwulſſt mit Hige, Schmerz und Echymofen. Die Arterien an der Handwurzel pullicen nicht, die Hand bat ihr Gefühl und ihre natürlihe Wärme verloren; im Vorderarme Ameifenkriehen, außerdem Kopffchmerz und Schlaflo— fig£eit, der Puls ftark und beſchleunigt. Auf’s Neue Blutegel und narcotifhe Komentationen. Am 9. April. Schwärzlihe Slide am Vorderarme, welcher Ealt und aefühltos ift, der Puls Elein, zufammengezogen, 110. Schlafloſigkeit durch Kopfſchmerz. Narcotiſche Umſchlaͤge und et= was Fleiſchbruͤhe. > Am 10. April. Die Bluteaelbiffe eitern, die ſchwarzen Flecke breiten jih aus, die epidermis Löl’t fih in großen Fetzen ab, bran= diger Geruch, Gataplasmen mic Chlorfolutionen. Der Brand bil- dete jih nun weiter aus, am 13. April zeigte fich die Demarcas tionslinie, am 14. wurde am unteren Dritttheile des Oberarmes amputirt, und nah 5 Wochen wurde der Kranke geheilt entlaffen. Die anatomifhe Unterfuhung des amputirten Armes ergab Folgendes: Die Hand die ganze vordere Kläche des Vorderarmes, fowie das untere Drittel feiner hinteren Fläche, iſt brandig; der Brand ift überall genau abgegränzt, An der Amputationgftelle finden fi) alle Gewebe normal. Die Hautbedeckung ift in der Armbeuge und am oberen Theile des Vorderarmes zerftört, fo daß die Gelenfflähe des humerus entblößt it. Nach Hinten und Sur nen ift die Haut unverfehrt, Das Zellgewebe ift verdickt und fırös infiltrirt. Gerade über dem olecranon befindet ſich eine Ecchymofe, bei deren Einfchneiden eine große Menge blutigen Eiters ausflieft. Am condylus internus zeigen ſich fehnige Gebilde, welche den Beu— gemuskeln des Vorderarmes anzugehören fcheinenz der größte Theil der Muskeln ift zerflört, der obere Theil der Supinatoren dagegen 313 normal. Die Schnen bes brachialis und biceps liegen hinter dem sondylus externus und die Vorderarmknochen nady Außen und nad Hinten am unteren Ende des humerus, Der brachialis ift theil⸗ weife zerriffen, fonft aber in feiner Structur nidt verändert. Die arteria brachialis ift neben der Sehne des brachialis, mit welcher fie hinter dem condylus externus herumgebt, abgerillen; das obere Ende derfelben wird durdy einen grauen harten thrombus gefchlofz fen. _ Die arteria eubitalis ijt erweicht, zufammengezogen und durch ein Fibrinecoagulum verfhloffen. In der Urmbeuge findet man das untere Ende der arteria brachialis ebenfalls durch ein corgu- lum obliteriet und von Eiter umgeben. Die begleitenden Venen find nicht darzuftellen; die venae radiales superficiales find unvers ſehrt, ebenfo der nervus radialis. Hinter dem cundylus externus finder ſich vin ermweichter Nervenftamm am inneren Rande dis bi- ceps. Es ift der nervus medianus, welcher in einen Eiterheerd an der hinteren Fläche des humerus bineinläuft und hier abgerifs fen ift. Der nervus cubitalis ift bis zum Eintritte in die brandis gen Parthieen unverfehrt nachher roth und erweiht. Die Gelenke fläche des humerus livat frei und iſt nicht verändert; der condy- ius internus ift mit ®ranulationen bedeckt, der condylus externus vauh und ungleih. Nach Befeitigung der Muskeln an der äußern hinteren Seite des Vorderarmes firht man radius und cubitu: no in ihrer normalen gegenfeitigen Beziehung. An der innerın Fläche findet ſich ein abgebrochenes Stuͤckchen des enndylus internus, in der fossa sigmoidea und fussa olecrani Eiter mit geronnenem Blute gemiſcht. Diefe Beobachtung beweif't, daß bie äußere feitliche Luxation complet vorfommt. Die incomplete ift häufiger; die Erfcheinungen find in vermindertem Grade diefelben, wie bei der completen. Die Biegung des Gelenfes ift weniger ſtark, am Nadials tande Unterfcheidet man dag capitulum radii, welches nad) Außen über den condylus externus hinausgerückt ift. Die bier angefügten Muskeln find wenig in die Höhe ge: boben, und die Hand ift daher aud nur menig verzogen, Verkürzung des Gliedes iff nicht vorbanden, da der cubi- tus mit feiner fossa sigmoidea den condylus exter- nus umfaßt. Das olecranon liegt näher am äußeren ande, der condylus internus bildet eine ſtaͤrkere Herz vorragung, unter welcher eine leere Stelle bemerkbar iſt; der halb gebeugte Vorderarm ift noch zu einigen Bewegun— gen der Beugung und Stredung fähig; er befindet fich in derPronation. Die Supination ift ſchwierig und Auferft ſchmerzhaft. VI. Luxation beider Vorderarmknochen nach Junen. — Die incemplete kann ohne Vergrößerung des Queerdurchmeſſers vorkommen, wenn, wie Malgaigne be— merkt, das obere Ende des cubitus nicht Über den innern Rand des condylus internus binauschdt. Wegen Ans fpannung der Fleroren befinder fich die Hand im Zuftande der Flerion und Adduction. Am innen Rande des Selen: kes ragt das olecranon hervor, und Über ihm findet fich eine auffallende Depreffion. Das Köpfchen des radius ruht auf dem mittleren Theile der trochlea und ift in der Armbeuge zu fühlen. Die complete innere Luxation ift fels tener, als die complete Ruration nah Außen. Die Chara— ctere find ziemlich diefelben, jedod) ragen die Vorderarmkno— chen an der innern Seite des Gelenkes hervor. Der con- dylus internus ift undeutlih, während der externus vors fpringt. Die Hand iſt flectirt und adducitt. Die Schne bed triceps gefpannt und nad) Innen gerichtet. 702. XXXII, 20, 814 Keinfter Fall. Incomplete Euration beiber Vor— derarmfnodhen nad Innen. Gatbarine Boonen, ziveiunds fievenzig Jahr alt, hatte vor neun Jahren eine gichtifche Geſchwurſt der Handfiaͤche und des Vorderarms mit Fieber; es trat Eiterung ein, und nad) dreimonatlibem Kranfenlager war der VWorderam halb flectirt und faft vollkommen unbeweglich geworden, fo daß die Kranke die Hand niet mehr zum Kopfe bringen konnte, Am 4, März 1842 wurde diefe Frau auf der Straße durch einen Wagen niedergeworfen und fiel auf den linfen Ellenbogen. Sie fühlte in demfilben auf der Stelle einen lebhaften Schmerz, wozu fi in wenigen Stunden beträchtliche Geſchwulſt gefellte. in Wundarzt diagnofticirte eine Euration, verſuchte aber vergeblich, fie einzurichten und befchränfte ſich auf Fate Umſchloͤge. Erſt am 10. März Fam die Kranke in das Epital. Der linke Ellenbegen und der untere Theil des Oberarms waren gefchwollen, beiß und fehr empfindlich; tie Haut ift Shwärzlich und behält an vielen Puncten den Fingereins druck. Der Vorderarm und die Hand befinden fich in gewaltfamer Pronation, und der Verſuch, diefelbe in die Supination zu bringın, verurfaht viele Schmerzen; Bıuaung und Stridung des VBorders arms find fehr beſchraͤnkt. Der Queerdurchmeffer des Ellenbogens ift verlängert; bei ſeitlicher Bewegung des Vorderarms gegen den Oberarm fühlt man, daß tie Rnocenflähen leicht übereinander bingfeiten und eine Art von Grepitation verurſachen. Der con- dylus internus tritt nicht mehr hervor, und ein Knochenvorſprung am innern Rande rührt, wie man bei der Bewegung bemerft, vom eubitus ber. Der cubitus externns ragt fehr hervor, das capitu- lum radii liegt in der Mitte der Armbeuge, und unter dem con- dylus externus bemerkt man eine leere Stelle; das olecranon bat feine Grube verlaffen und lieat am inneren Rande des Ellinbos gend; die Sehne des triceps {ff gefpanrt und ebenfalls nach Ins nen verzogen; die Grfammtlänge des Gliedes vom acromion bis zur Handwurzel fcheint nicht vermindert. Am 11 März fütrte Profifor Mihaur die Einrichtung auf bie Weiſe aus, daß ır, als Ertenion und Contraextenſion durch Yebülfen bewirkt waren, den Oberarm und den Urrrrarm, jeden für fi, faßte und mit Kraft in entaegenaefister Richtung nach Außen und Innen bewegte. Mehrmals gelang die Einrichtung, es ftellte ſich aber ſogleich die Ruration wieder herz es erfofate cin Blutaustritt in der Umgebung des Gelenkes. Endlich war die Einrichtung erreicht; das Glixd wurde mit graduirten Gompreffen und Rellbinden befeftict. Die Luration bildete fib Tags darauf wiederum aus und wurde wies derum einacrichtet, worauf Schienen aus Pappe am innern Rande des Ellenboaens angelegt wurden. Nach vier Tagen erfegte man diefe durch den Kleifterverband; rad abermals vier Zagen wollte man Bemwequngen anfaneen, die Kranke widerfegte ſich aber. Nah einem Monate verlich die Frau das Epital mit halb ankylofirtem Ellenbogen, in welchem Zuftande indeß der Arm ſchon vor der Euration gewefen war. VI. Sfolirte Luration des eubitus nad Hinten. — Dirfe ift zuerft von Sir Aſtley Cooper befchrieben worden, nach einem Präparate veraltster Luxa—⸗ tion wovon der processus coronoideus cubiti in der fossa olecrani des humerus rubt, während ver radius ſich eine neue Gelenffläbe am condylus externus gebils det bat. Herr Sedillot bat einen foldhen Sal bei einem zehnjaͤhrigen Knaben noch nah ſechs Wochen eingerichtet und befhreibt in der Gazette medicale 1839, No. 24. noch ein anderes Beifpiel aus dem Hötel Dieu, weldes in dir Revue medicale, Janvier 1830 befhrieben ift, und wegen einer Wunde in den Hautdeden die Lage der Kno— chen gegeneinander auf das Genaufte erkennen lief. Herr Didan beichreibt in der Gazette medicale 1839 No. 26. einen gleihen Kal, bei welhem die Einrichtung leicht war, und Here Sedillot meint aud, daß die beiden von Leveillé (Nouv. doct. chir. Tom. 2. pag. 110) be 315 fehriebenen incompleten Luxationen nah Innen nichts ges weſen feyen, als ifolirte Luration des cubitus nad) Hinten und Sinnen, weldye nicht ‘gehörig eingerichtet worden war. VIH. Sfolirte 2uration des radius. — Davon find in der Richtung nah Hinten und in der nad Born viele Beifpiele gefunden. Dienah Außen ift fels tener; eine unvollkommene Ruration des oberen Endes des radius hat Herr Goyrand befannt gemadt. Die Luxation nah Hinten fieht man häufiger bei Kindern, als bei Erwachſenen. Aſtley Cooper befchreibt einen folchen Fall nah der anatomifhen Unterfuchung. Das Köpfihen des radius lag nah Hinten und Außen am condylus externus. Bei der Ertenfion machte fih der Knochen an diefem Puncte bemerfliih. Das ligamentum annulare, ligamentum obliquum und ]. capsulare waren zerriffen, und das Köpfchen des radius wurde nur durch die Aponeurofe des Vorderarms zurücgehalten. — Die Einrichtung gelingt bei gehöriger Ertenfion und Supi— nation duch Fingerdrud nah DVBorn. Die MWiederentftehung der Luration verhindert man durch Pappfchienen in halbges beugter Stellung, oder, wenn dieß nicht genügt, bei vollkom— mener Stredung dur eine vordere Schiene, Die Luration nah Born ift gewöhnlih Folye einer direct auf das obere Ende de3 radıus einmwirkenden Gewalt, entftebt aber auch duch einen Fall auf die Hund: flaͤche. Der Verfaſſer befchreibt zwei Präparate der Art. Bei dem einen liegt das obere Ende des radius vor dem Eleinen Köpfchen der trochlea, wo ſich eine flahe Gelenk— grube dafür ausgebildet hat. Das Köpfchen des radius hat ſich verändert, die Gelenkgrube, fowie der feitliche Ger lenerand, find verfchwunden. ine rundlihe Gelenkflaͤche bat fih zur Verbindung mit dem processus coronoi- deus eubiti gebildet. Das ligamentum annulare ift bloß verlängert. Die Flerion gelingt nicht ganz bis zu eis nem rechten Winkel. das Glied liegt in der Supination. Ein ähnliches Präparat befchreibt Danyau in den Anna- les de lachir. frang. et etrang. tom. 2. 1841, pag. 72. In einem zweiten Präparat, welches der Verfaſſer befchreibt und abbildet (ef. Chir. Kupfert. Heft 91. Zaf. 461. Fig. 11. 12.), liegt das Köpfchen des radius oberhalb der trochlea, etwas nach Innen vom condylus externus, in einer neuen Gelenkgrube auf der vordern Fläche des hu- merus. Das Radialkoͤpfchen des humerus ift faft vers fhvunden und hat eine rauhe Dberflähe ohne Knorpel. Die Luration war veraltet, und durch die andauernde Pro: nation find beide Vorderarmknochen etwas deformirt. Die Luration des obern Endeg des radıus nah Außen ift ſchon in älteren Zeiten befannt gewefen und wird von Montegyia angeführt. Einen neuen Fall befhreibt Herr Huguier in feiner Differtation nach einer Mittheilung des Herrn Nelaton. Die bereitd veraltete Ruration in diefem Falle ift nicht mit einem Bruche des olecranon verbunden; das Köpfihen des radius bilder unter der Haut eine ſtark vorfpringende Geſchwulſt, deren Form dem Köpfchen des radius entfpriht. Sie liegt einen 702, XXXII. 20. 316 Zoll vom äußern Rande des olecranon entfernt und 5 — 6" höher. Das Bündel der Supinatoren bildet vor dem radius und an der inneren Seite des lurirten Koͤpfchens deffeiben eine laͤngliche Hervorragung, welche fih allmälig auf dem dufern und vordern Nande des Dberarms verliert; diefer befindet ficy in der mittleren Stellung zwifchen Pros nation und Supination, wovon nur die erftere möglich ift. Der Borderarm kann gebeugt und faft vollkommen gejtredt werden. Die anatomifhe Unterfuhung zeigt, daß das Köpfchen des radius auf dem äußern, hintern Theile des condylus externus humeri liegt und diefen geglättet bat; bei der Beugung liegt das Köpfchen des radıus auf der vordern, bei der Etredung auf dem hinteren Theil Dies fer neuen Gelenfflibe Das Jigamentum annulare 'ift zerriffen und das ligamentum laterale externum freuzt dag collum radii von Oben nad) Außen und Innen. Die Kruͤmmung des radius, wodurch das Köpfchen fich etwas nach Außen wendet, ift etwas verffärft. Die fossa sig- moidea eubiti ift verfhwunden und die normale Kruͤm— mung dieſes Knochens nach Innen und WVorn gefteigert. Die trochlea ift nach Innen bin vergrößert. Die incomplete Ruration deg oberen Endeg des radius ift zuerft von Goyrand im Februar 1837 in der Ga- zette medieale de Paris befhrieben (Neue Notizen Band I Wr. 221. Gardener befchreibt diefelbe in der London medical Gazette fieben Monate fpäter, erflärt fie jedoch für ein Untergleiten der protuberantia bicipi- talis radii unter den Nand des cubitus. Auch Here Rendu haͤlt den Fall nach zwei Beobachtungen für dieſes Zuruͤcktreten dertuberositas bieipitalis unter den cubitus (Annales de la chirurgie francaise et etrang. 1841 tom. 2.); aber Herr Goyrand bleibt in einer neuen Ab— bandlung (Annal. de la chir. france. et etrang, Juin 1542 Nr. 18. bei feiner fruͤhern Anficht, daß die Verletz— ung in einer unvollkommenen uration des oberen Endes des radıus beftehe. Er gründet feine Anſicht auf Folgen: de8: 1) Die Zergliederungen des Vorderarmeg junger Kine der zeigen, daß das Spatium interosseum zu breit if, als daß die protuberantia bieipitalis den Rand des cu- bitus berühren Eönnte; 2) die Pronation ift dabei auch nicht fo gemaltfam, als fie feyn müßte, wenn die protuberan- tia bieipitalis unter den Rand des eubitus feftgehalten würde, 3) Endlich bat er bei zwei Kindern, welche diefe Luration erlitten hatten, die Hand in die Supination ges bracht, ohne vorher zu ertendiren, und es ift dabei noch die Einrichtung nicht erfolgt. Nah: Herin Goyrand beobachtet man diefe Luration nur bei fleinen Kindern, am Häufigffen zwifchen 13 und 3 Jahren. Sn diefer Zeit, fagt er, fallen die Kinder häufig. Um dieß zu verhindern, hält man diefelben an der Hand, bis— weilen hebt man fie fogar an der Hand über einen Rinns ftein hinweg, und der in Pronation befindliche WVorderarm hat auf diefe MWeife die ganze Körperlaft zu tragen. Die GSelenfflähen find in diefem Alter nur durch ſchwache und nachgiebige Bänder vereinigt, Eein befonderes Band geht vom humerus zum radius. Das ligamentum laterale ex- - 317 ternum fest fid) nur an ber dußeren Seite des ligamen- tum annulare an, und Eann ein Auseinanderweidhen der Gelenkflaͤchen nicht vurhüten Die Muskeln, welche in der eriten Kindheit immer noch ſchwach find, vermögen der Ges walt, welche diefe Luxation zu bewirken firebt, Eeinen hin— teichenden MWiderftand entgegenzufegen, werden Übrigens auc) durch den plößlihen intritt jener Gewalt gewiſſermaa— fen uͤberraſcht. Die Getenffläben, welde am radius und am Nadialhöder der trochlea einander entfpreden, werden durch die einwirkende Gewalt ein Wenig auseinandergezegen ; die Muskelcontraction folgt indeß raſch nach und bat folgen: des Mefultat: Der biceps zieht das obere Ende des ra- dius nad Vorn, die übrigen Muskeln dagegen, welche vom Dberarme zum Vorderarme und zur Hand geben, ziehen den radius in die Höhe und drüden ibn gegen den Radial— böder dertrochlea, jedoh in einem vom normalen Zuftande etwas verfchiedenen Verhältniffe; der Schmerz unterhält fodann die Gontraction der Muskeln. Die Ausdehnung der Ruras tion, welche zwifchen den Gelenfflächen des radius und hu- merus ftattfindet, fagt Herr Goyrand, läßt ſich nicht bes ſtimmen, aber fie muß nicht beträchtlich feyn, da fie feine wefentliche Veränderung in der Form des Ellenbogeng bedingt ; wahrfcheintih verändere fich dabei das Verhaͤltniß des Köpf: chens des radius zu demligamentum annulare gar nicht, denn die Lageveränderung fey von fo geringer Ausdehnung, daß es nicht nvthwendig erfcheine, daß das capitulum ra- dii aus dem ringförmigen Bande herausgleite. Verſuche an der Leiche haben gezeigt, daß diefe Lageveränderung entſtehen Eönne, ſowohl mittelft Herausgleitens des Köpfchens aus dem Ringe, als auch, wenn daffelbe darin bleibt. Sobald das GelenE die Zerrung erlitten hat, welche zu biefer Verlegung Veranlaffung giebt, fühlt das Kind einen lebs baften Schmerz im Ellbogen; die Hand befindet fich in ftarfer Pronation, der Vorderarm befindet fih in Viertelsbeugung gegen den Dberarm und rubt auf dem Unterleibe. Die Fin: ger find leicht gebeugt, am Ellbogen ift eine Difformität nicht zu bemerken. Das Glied bleibt in faft vollftändiger Unbe— wegMhkeit, und wenn man dem Kinde irgend etwas hinbiez tet, fo greift e8 mit der andern Hand danach. Mill man den Ellenbogen bewegen, fo ſchreit das Kind, und will man die Hand in die Supination bringen, fo wird man nicht allein dur ie Klagen des Kindes aufgehalten, fondern fühlt auch nody einen medanifhen Widerftand; fobald man die Hand gehen läßt, fo kehrt fie in die Pronation zuriick, Ge: ſchwulſt ift nicht vorhanden oder wenigftens außerordentlich gering. Die Folgen diefer Luration find nicht bedenklich, die Affection ift ſehr häufig, fie wird gewöhnlich, für eine Verſtauchung gehalten und als ſolche behandelt. Here Goys rand bat nicht Gelegenheit gehabt, eine ſolche in ihrem ganzen Verlaufe zu beobachten, aber er ift geneigt, anzuneh— men, daß fie, wenn fie fich felbft überlaffen bliebe, die Ge— lenkbewegungen nicht gerade viel ſtoͤren würde, weil die Vers ſchiebung von fo geringem Belange ift, daß die Knochenflä: den nothwendig ihre normale gegenfeitige Lage wieder an— nehmen müffen, fobald die Schmerzen und der Muskelkrampf nachgelaſſen haben, und der Eleine Kranke felbft das Gelenk 702. XXXII. 20. 318 wiederum bewegte. Selbſt wenn in dieſen Fällen die Ano« hen ihr abnormes Verhältniß gegen einander beibehiciten, fo würden fid die einander berührenden Puncte der Gelenffläs ben in dem genannten Alter der Art verändern, daß fie fpäter wiederum freie Gelenkbewegung geftatteten. Die Eins tihtung gelingt bei diefer Luxation Auferft leicht. Der MWundarzt umfaßt mit der linken Hand den Erarken Ellbos gen, ftüst den Daumen auf die vordere Fläche des Köpfchens des radius, faßt mit der rechten Hand die Hand des Kins des und ſtreckt den Vorderarm, während er Eräftig, beſonders am radius, zieht und hierauf die Hand in die Supinas tion bringt; fowie dich gefchehen ift, drückt er mit dem Daumen das Köpfchen des radius nach Hinten, beugt plöße lid den Ellbogen und bemerkt nun durd ein befonderes Geräufch, daß der Knochen wirderum feine normalen Lagever— Hältniffe erlangt babe. Der Schmerz hört auf der Stelle auf, die Beweglichkeit ſtellt ſich wieder ber, und der Elein, Kranke kann fi ſogleich feines Armes wiederum bedienen, Herr Goyrand hatte zuerſt geglaubt, es fey noth— wendig, zur Nachbehandlung das Glied einige Tage unbes weglih zu halten; die Erfahrung bat ihm jedoch belehrt, daß eine Natbehandlung gar nicht erforderlich ſey. (Des Lu- xations du coude par Eugene Debruyn. Louvain 1843. 8°. 130 ©. und eine lithographirte Zafel.) Fall von Vergiftung durd) Ganthariden. Bon Dr. &.%, Podrecca, Ein Eräftig gebauter Mailänder von dreißig Jahren, Tänzer am Theater zu Padua, verſchluckte, ohne es zu wiffen, am 26. Juni 20 Gran gepülverte Ganthariden, welche man ihm unter die Spei⸗ ſen gemiſcht hatte. Bald darauf und die folgende Nacht hindurch empfand er ein allgemeines Uebelbefinden, ein Gefühl von Brens nen und Zuſammenſchnürung im Halſe, Uebelfeit, Brechneigung, Fröfteln und Abgefchlagenheit der Glieder. Die allgemeine Schwaͤche flieg immer mehr, und es trat ein unangenchmes Ziehen in dem Gtiedern, Ameifenkriehen und Schmerzen längs der Wirbelfäule, wiederholtes Erbredyen, Jucken, Harnbefchwerden mit Brennen und Tenesmus, Schmerzen in der Harnblafe und urethra, Neigung zur syncope, ein anhaltendes Gefühl von Kälte in den Ertrimitäten, unerträglicher Durft, Zittern und Schwindel binzu. Saͤuerliche Ge— teänfe, Emuljionen u. f. w. blieben obne Wirkung, die Schmerzen wurden heftiger und drängender, und zu dem häufig eintretenden, erfolglofen Harndrange gefellte fich ein noch ftärkerer Stuhlzwang, Paralyfe der unteren Ertremitäten und die Entleerung einiger Tro— pfen Blut, mit ein Wenig Urin vermifcht. Der jest herbeigerufene Dr. Podrecca fand, außer den angıgebenen Eymptomen, ben Kranken mit blaffem, bläutichem Geſichte und tiefliegenden, von eiz nem lividen Ringe umgebenen Augen; der Kranfe flagte über ein Gefühl von Betlimmung in der Herzgenend, die Stimme rauh, Kräfte faft gaͤnzlich erfchöpft, allgemeine Kälte, befonders an den Extremitäten ; Puls fehr Elein, kaum fühlbar, Wadenkrämpfe; kalte Schweiße, von Zeit zu Zeit Priapismus, ſehr heftige Leibſchmerzen. (Kräftiaer Wein, aqua Canellae spirituosa, Laudan. liquid. Sy- denbami.) Während der Nacht und des folgenden Morgens nahm der Kranke nad und nad) 5 Litres Mein, 4 Ungen Zimmtwafler und 4 Scrupel Laudanum. Unter dem Einfluffe diefer Mittel mils derten jihb nad und nad) die Symptome, und am Morgen des nächften Tages befand fih der Kranke in einem ziemlich befriedi— genden Zujtande, der Geſichtsausdruck war ruhig und die Harnent— leerung normal, was feit 36 Stunden nicht der Fall gewefen war. Doch empfand der Kranke noch Schwädje in den unteren Glied: 819 maafen, und von Zeit zu Ziit trat ein Froͤſteln in den Gliedern und Muskelfrämpfe ein. Die Nacht wurde jedoch im ruhigen Schlafe hingebradht, und am naͤchſten Morgen waren die Sympto⸗ me von Reizung der Geſchlechts- und Harnorgane faft vollſtaͤndig verfhwunden, die unteren Gliedmaaßen waren weit freier, und es blieb nur ein Gefühl von Schwere in den Muskeln des Oberſchen⸗ kels zurüd. Nach vier Tagen war die Deilung vollendet. (Auuali univers. di Medicina 1344.) Ueber die therapeutifchen Eigenfchaften des Magnesium muriaticum. Bon Dr. kebert. Einem Auffage des Verfafers entnehmen wir folgende Schluß: folgen: 1) Das Magneſiumchloruͤr it ein leicht loͤsliches, zerfließen: des Salz, welches im Allgemeinen gut vertragen wird und nit unangenehm zu nehmen it, wenn e& gehörig aufgelöf’t worden. 2) Die mittlere Gabe, um eine purgivende Wirkung zu er: langen, beträgt 32 grammes für einen Erwachſenen und 16 gram- mes für ein Kind von 10 bis 14 Jahren. 3) Diefes Salz bat durchaus Eeinen fhädlihen Einfluß auf den Magen, und wenn es auch zuweilen Uebelkeit verurfacht, fo beläftiget es doch weniger, ale die meiften anderen Abführmittel. 4) Es übt einen wohlthätigen Einfluß auf die Verdauung aus; feine purgirende Wirkung ift von einer Befferung des Appes titö begleitet. 5) Es wirkt reizend ſowohl auf die Secretion der Galle, als auf die Gedärme; die Ausleerungen, welche es bewirkt, find nicht nur reihlih und flüfjig, fondern auh im Allgemeinen von dunkler Farbe, wahrſcheinlich in Folge eines reichlichen Zufluſſes von Galle. 6) Im Durchſchnitte mahen 16 bis 32 grammes (Z —Pj) drei bis fünf Ausleerungen in 24 Stunden, eine Wirkung, welche andauert, felbft wenn das Salz 5 bis 6 Zage lang fortgegeben wird, und oft nody fich fteigert. 7) Die purgirende Wirkung beginnt gewöhnlich 1 bis 3 Stun» den, nachdem das Salz genommen worden ift. 8) Die Stuhlgänge folgen zumeilen ziemlic, bald auf einan= der; die mittlere Zwiſchenzeit jedoch, welche am Haͤufigſten beobs achtet wurde, betrug 3 bis 4 Stunden. 9) Es verurfaht fehr wenig Unbehagen in den Gedärmen, nur zuweilen Borborygmen und vorübergehendes Schneiden. 10) Es ift ein Yurgirmittel von milder und ziemlich ficherer Wirkung, weldhes mehr da angewendet zu werden verdient, wo man eine anhaltende purgirende Wirkung eine beftimmte Zeit hin— durch bervorzubringen, ais wo man fehr ſtark und an einem eins zigen Zage zu purgiren wuͤnſcht. (Archives gener. de med., ‚ Dechr. 1843.) Bibliographische Notions les plus essentielles sur la physique, la chimie et les machines. Par M. Sainte-Preuve. Paris 1844. 8. 12. M. 4K. Apology of the Nerves. By Sir George Lefevre, London 1844. 8. 702. XXXII. 20. 320 Miscellen. Blutegel in der vagina. Eine Frau in Bona litt feit drei Wochen an fluor albus, gegen welchen alle angewantten Mit: tel erfolglos blieben; die Kranke wurde von Tag zu Tag fchmär cher, magerer und bläffer. Man wandte nun Snjectionen von Efs fig und Waffer an, und bei der vierten Einfprigung fand ſich in der Waſche ein lebendiger Blutegel, worauf alle Symptome vers fhwansen. Herr Guyon, welder diefen Fall mittheilt, glaubt, daf der Blutegel fi in dem Waffer befunden habe, mit welchem die sa ih gewafchen hatte, (Gazz. med, di Milano, Nr. 25. 1844. Gerdy ftellte der Academie de Medec. zu Paris einen Kranken vor, dır in Folge eines Falles auf den Hinterkopf Blut aus dem rechten Ohre verloren und Symptome von Gehirncongeftien dargebo— ten hatte. Tags darauf zeigte ji der muscul. orbieu!, palpebr. der rechten Seite unvollkommen gelähmt, fo daß Patient das Auge nicht ganz Schließen konnte; die entfprechende Auyenbraue war et— was gefenkt, die Bade paralyjirt, bei'm Ausathmen nachgebend, der Mund endlich nad) Links verzogen. Jetzt, ſechs Monate nady dem erwähnten Zufalle, ift der Mund nad Rechte, alfo nah der aelähmten Eeite hin, vırzogen, mo gleichzeitig das Kauen nur fhwer von Statten gebt. Dieſer Fall von Paralyfe des fa- cialis liefert ein Beiſpiel mehr von den fo häufig erfcheinenden Widerſpruchen zwifchen den Reſultaten der Bivifectionen und der Krankheit. (Arch. gen. de Med., Sept.) um Berfälfhungen von Stärke und ſtaͤrkehalti— gen Nahrungsmitteln zu entdeden, hat Herr Gobley die Methode befannt gemacht, daß man verfdiedene Arten Stärke im feuchten Zuftande in Ubrgläfer bringt, fie mit einer Glasglode bedeckt, unter welche man God gebracht hat, und fie fo 24 Etuns den der Einwirkung der Zoddämpfe ausfest. Diefe Dämpfe für: ben alle Arten Stärke, aber jede Art auf verfchiedene Weife; fo färben fie Waizenftärfe — violett. Kartoffelftärke — taubengrau. Achte Arrow-Root — hell dhocolatfarbig. Arrow-Root mit 4 Waizenftärfe gemiſcht — grau: lila, Künfttihen Arrow-Root — taubengrau. Achten Tapioca in Stüden — gleihförmig gelblich. do. gepülvert — chamoisfarben. Verfälfhten Tapioca in Stüden — einige Körner grau = vidlett, andere gelblich. do. gepülvert — chamois. do. mit 4 Waizenftärte — violett, Weißen Sago ganz — einige Körner grau:violett, andere gelblich. do. gepülvert — chamois. do mit 4 Waizenftärke — violett. Verfälfchten Sago gang — ebenfo wie den Achten. do. gepülvert — id, do. mit 4 Waigenftärke id. Dextrin wird nicht gefärbt. (Journal de, Nekrolog. — Der verdiente Dr. Hamburg, ift am 3, December daſelbſt gefto N erg keit em Resume historique de la chirurgie militaire en France, comme complement du memoire sur Pappareil connu sous le nom de sac chirurgical. Par R. Ackermann. Paris 1844. 4. Medico chirurgical Transactions, published by the Royal Medi- cal and Chirurgical Society of London. Vol. 27. Second Se- ries Vol, 9. London 1844. 8. — — — — Vene Notizen aus dem Gebiete ser Hatur- und Heilkunde, nrfammelt und mirgerheilt von dem Obere Medicinalratbe FEroriep zu Weimar, und dem Medicinalraıde und Profeffor Eroriep zu Berlin, N°- 703. (Nr. Gedrudt im Landes = Snduftrie » Comptoir zu Weimar, 21, des XXXII. Preis eines ganzen, Bandes, von 24 Bogen, 2 R6. oder 3 , 30 2%, Bandes.) December 1844, bes Per imaeinn Stücdes 3 gGr Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 99r Die Tafel colorirte Abbildungen 6 gGr 1 1 Cor DAR SO) 10ER Unterfuchung des Blutes im gefunden und Franfen Zuftande. Bon den Herren Becquerel und Rodier. Nah dem DVorgange der Herren Prevoft und Du: mas und der Herren Andral und Gavarret *), haben nun auch die obengenannten beiden Herren umfaffende Uns terfuhungen über die chemiſche Zufammenfeßung des Blutes im gefunden und Eranfen Zuftande angeftellt, und deren Res fultate in der Sitzung des 18. Novembers der Parifer Aca— bemie der Wiſſenſchaften mitgetbeilt. Die Herren Becquerel und Nodier haben fich, gleih den Herren Andral und Gavarret, bei ihren Ar: beiten des analytifchen Verfahrens des Herten Dumas be: dient, weil e8 ihnen zuverläffiger fchien, als das des Herrn Fignier. Indem ſie das Blut im geſunden Zuſtande ſtudirten, Klangten fie zu dem Reſultate, daß kein Umftand einen fo entfchiedenen Einfluß auf deffen Zufammenfegung äußert, als das Gefchleht. Um alfo die relativen Proportionen der Bes ftandtheile des Blutes bei dem Manne und bei der Frau zu beftimmen, muß für jedes der beiden Gefchlechter ein Durchſchnittsverhaͤltniß ermittelt, und dieſes zur Beurtheilung der Veraͤnderungen, welche das Blut im kranken Zuſtande erleidet, als Maaßſtab zu Grunde gelegt werden. Der Einfluß, den das Alter, die Leibesbeſchaffenheit und die Ernaͤhrung ausuͤben, iſt weniger erheblich; derjenige des Alters betrifft in'sbeſondere die Blutkuͤgelchen und zeigt ſich bei der Frau im höheren Grade, als bei'm Manne, da er mit der Menſtruation in ſehr inniger Beziehung ſteht. Ferner nimmt bei beiden Geſchlechtern der Verhaͤltnißtheil an Choleſterin mit zunehmendem Alter an Groͤße zu. Was die Ernaͤhrung anbetrifft, ſo iſt das Blut bei Perſonen, die ) Veral. Neue Notizen, Nr. 345. (Nr. 15. d. XVI. Bdes.), ©. 233; Nr. 336. (Nr. 12. d. XVII. En Seite 183 und Nr. 481. (Nr. 19. d. XXI. Bdes.), ©. 290. No. 1803. — 703, Ran mn Dove übelbefchaffene oder unzureichende Nahrungsftoffe genießen, ärmer an Kügelben, als bei anderen. Faſten dußert in Krankheiten eine ähnliche Wirfung. Der Zuftand der Schwangerfchaft vermindert den Ge: halt des Blutes an Kuͤgelchen bedeutend, den an Eimeifftoff weniger bedeutend, und vermehrt den an Kaferftoff, an fete ter, phospborführender Subſtanz und an Maffer. Der Veränderungen, welche Krankheiten in ihren uns endlichen Modificationen in der Zufammenfekung des Blu— tes bewirken, find acht; und diefe fönnen, wenn fie unter dem Einfluffe der Krankheit einmal eingetreten find, ihrers feits eine Anzahl befonderer Zufälle erzeugen. Die in Rede flehenden Veränderungen fehildern die Herren Becquerel und Rodier folgendermaaßen: 1. Schon durh die bloße Entwidelung einer Krank beit wird die Zufammenfesung des Blutes faft immer merk— lich betbeiligt. Die dann eintretende Veraͤnderung ift allen Füllen ziemlich diefelbe, und zwar folgende: Vermin— derung des Gehaltes an Kügelben; weniger ftarfe Vermin— derung des Eiweißftoffes; geringe Vermehrung der fetten, phosphorbaltigen Subſtanz, des Choleftering und der unauf— loͤslichen phosphorſauren Subftanzen (Kalk). Diefe Veräne derungen zeigen fib in um fo böberm Grade, je acuter und bösartiger die Krankheit und je weiter fie fortgefchritten ift. Die Verfaffer find ungewiß, ob man diefelben dem Faften oder der Krankheit felbft zuzufchreiben habe. Die Vermin— derung der Blutfügelchen kann bis zur Anämie fortfchreiten, 2. Blutentziehungen dufern auf die Zufammenfegung des Blutes einen um fo entfchiedeneren Einfluß, je häufiger man fie wiederholt. Diefer Einfluß aͤußert ſich in folgenden Erfheinungen: Merklihe Verminderung der Kügelchen und verbältnißmäßig weniger bedeutende Werminderung des Ei— weißftoffes. Der Verhaͤltnißtheil des Faferftoffes verändert fid), abgefehen vielleicht von einigen bösartigen tnphöfen Fie— bern, durch Aderläffe nicht. Bei diefen Fiebern dürfte uͤbri— gens eher die Krankheit felbft, als die Blutentziehung, an der Verwinderung des Faferftoffes Schuld fern. 21 323 3. Der pfethorifhe Zuftand und bie ihn begleitenden Bufälle entipringen aug einer Vermehrung der im normalen Zuftande in den Gefäßen enthaltenen Blurmenge, aus einer eigentlichen Weberladung des Gefäßipftemes, aber Eeineswrgs aus einer Veränderung in der Zufammenfeßung des Blutes, namentlih niht aus einer Vermehrung der Blutkuͤgelchen. Die Plethora Eann bei jeder chemifhen Beſchaffenheit des Blutes, ſowohl bei der normalen, ald wenn daffelbe an Blurkügelchen arm ift, vorkommen, wie dieß, z. B., in manden Fällen von Chlorofis der Fall ift. 4. Die Verminderung des Gehaltes an Blutfügelchen bei der fogenannten Anämie findet häufig in Krankheiten, als wefentli zum Character derfelben gehörig, oder als eine fecundäre Erſcheinung, ſtatt; aber in allen Fällen ift dieſe Veränderung in der Zufammenfegung des Blutes eine Folge der Krankheit. Sn vielen Fällen ift eine bedeutende Verminderung der Blutfügelchen und des Eifengehaltes mit einer nicht nur re— lativen, fondern auch abfoluten Vermehrung des Faferftoffes vergefellfchaftet. 5. Die Entwidelung einer Phlegmafie bewirkt in der Zufammenfesung des Blutes bedeutende Veränderungen, melde in’sbefondere in der Vermehrung des, bei der normas len Beſchaffenheit diefer Fluͤſſigkeit in derfelben enthaltenen, Saferftoffes beftehen. Die Herren Andral und Gavars tet find in diefer Beziebung zu richtigen Nefultaten gelangt, nur fügen die Herren Becquerel und Rodier hinzu, daß fich der Eimweißftoff merklich vermindere und das Chole: ſterin vermehre. 6. Der Verhältnißtheil des Faferftoffes, welcher in Blut von normaler Befchaffenheit vorhanden ift, Eann unter gewiffen Umftänden geringer, ja der Faferftoff felbft in fei: nen phnfifhen igenfhaften verändert werden, und dieſe Umftände laffen fi unter zwei Kategorieen zufammenfaffen : 1) Die Vergiftungen, zu welhen die Verfaffer niht nur die eigentlihen Vergiftungen, fondern auch die typhöfen Fie: ber, den Typhus, die von Ausfchlägen begleiteten Fieber, die Wechfelfieber 2c. rechnen; 2) eine ungefunde oder unzureis ende Ernährung unter Einwirkung anderer der Gefundheit fhädliher Potenzen (Scorbut). . Unter diefen Umftänden hat nicht nothwendig eine Ver: minderung des Faferitoffes ſtatt; ja man bemerkt eine folhe zumeilen nicht einmal bei den allerbösartigften Krankheits: fällen. Den Berfaffern ift es bisjegt noch nicht gelungen, das Gefeg zu ermitteln, nad) welhem diefe Verminderung ſtattfindet. 7. Wenn eine Secretion unterdruͤckt oder nur vermin— dert iſt, ſo tritt zuweilen der Fall ein, daß einer oder meh— rete der chemiſchen Beſtandtheile dieſer Secretion ſich im Blute concentriren und ſich folglich in dieſer Fluͤſſigkeit in groͤßerer Menge finden, als unter normalen Umſtaͤnden. So haben, z. B., die Verfaſſer das Choleſterin in bedeutenderer Quantitaͤt im Blute angetroffen: 1) unter dem Einfluſſe des Faſtens, wenn zngleih Verſtopfung ſtattfand, unter welchen Umſtaͤnden die Gallenſecretion vermindert iſt; 2) bei ieterus, wenn Gallenverhaltung und Entfaͤrbung der fae— 703. XXXII. 21. 524 ces fiattfindet. In dieſem Ießteren Falle ift das Blut niht nur ſtark mit Cholefterin, fondern aud mit fetten Säuren und Färbeftoff angefhmwängert. 8 Der Eimeifftoff des Blutwaffers vermindert fich unter drei befonderen Umſtaͤnden, nämlid: 1) bei der Bright: fhen Krankheit *); 2; bei gewiffen, mit Waſſerſucht com— plicieten, Herzkrankheiten; 3) bei bösartigen Kindbettfichern. Zur allgemeinen Gültigkeit dieſes Geſetzes bedarf es indeß noch weiterer Erfahrungen. Schließlich fprehen wir no den Wunſch aus, daß die Herren Becquerel und NRodier ihre bereits fo erfolgrei— hen Unterfuhungen fortfegen und dadurdy die phyſſologiſche und pathologifche Geſchichte des Blutes in allen Theilen ers gänzen mödıten. (Le Courrier frangais, 20. Novem- bre 1844.) Ueber die Veränderungen ded Blutes in Krankheiten haben die Notizen und Neuen Notizen alle wichtigeren neues ten Forſchungen des In- und Auslandes mitgetheilt, na= mentlich die von Stevens (Mr. 595. und 759., Band XXVIN. und XXXV. der Notizen); von Marfball Halt (Nr. 760., Band XXXV. der Notizen); von Roche (Nr. 911., Band XL. der Notizen); von Le Canu (Wr. 95. ber Neuen Notizen); von Ancell (Nr. 334. der Neuen Notizen); von Simon (Nr. 3783. der Neuen Notizen) und von Williams (Nr. 656. der Neuen Notizen). Ein Fall von Hermaphroditismus. Bon Dr. Tarozzi. Elifabetb Rocca, eine junge Bäurin von einundzmwans zig Sahren, follte einen jungen Mann ihres Standes heis rathen ; da fie aber in dem unvollfommenen Zuftande ihrer äußeren Geſchlechtstheile ein Hinderniß für diefe Vereinigung erblickte, fo wandte fie fih im Jahre 1829 an den Verfaſ— fer, um eine Operation an fih ausführen zu laffen, melde er bereits aus derfelben Urfache an ihrer ältern Schwefter vollzogen hatte. Sie war von hoher Statur, von ziemlih angenehmem Aeußeren, von Eräftigee Conftitution und friſcher Geſichts— farbe. Sie hatte einige Milhhaare am Kinn, einen mages ren Hals und einen ſtark vorfpringenden SchildEnorpel. Die Bruft war breit, aber Feine Spur von Bruftdrüfe, und die Bruftwarze ebenfo Elein und rudimentär, wie bei'm Manne, Sie hatte Erine von den gerundeten Formen, welche eine Frau characterifiren; die Schenkel -mager, die Stimme tief, die Züge ſtark ausgeſprochen, das Auge ſchwarz, der Blid feft und ficher, die Geifteskräfte ſehr entwidelt. Die Unterfubung der Geſchlechtstheile ergab Folgendes: der Schaamberg nicht vorfpringend und derb, aber mit Haas ten bededt; an der obern Partie der Schaamfpalte zeigte fih die elitoris ähnlih einem männlichen Öliede und von der Ränge des Daumend eines ausgewachfenen Mannes. ) Vergl. Neue Notizen, Nr. 229. (Nr. 9. des XI. Bandes), €. 137. 325 Was das Uebrige der Geſchlechtstheile betrifft, fo war es unmöglich, fie zu fehen, indem fie von einer feften und nicht adhärenten Membran bededt waren, welche nah Hinten in die Haut des Daumens überging und nad) Born bis zur Bafis der elitoris reichte. An den Seiten ging fie in die Haut der Leifte über, und nach Dben zeigte fie eine große Dureröffnung, fo daß diefe Membran das Ausſehen eines Sackes hatte, deſſen Deffnung nach Oben und deffen Grund nad Unten ji befand. Diefe Membran, feft und der Scro— talhaut des Mannes Ähnlich, entzog dem Geſichte den untes ten Theil der Jabia majora, das orificium urethrae, bie Nymphen und das Hymen. Der Harn ergoß fich in diefe Haupttafche, hob dann, aufwärts ſteigend, den obern Theil der Membran in die Höhe und ffrömte dann aus der Queeröffnung nad Außen, alle Theile in der Umgegend überfhwemmend, Durch diefe Anordnung der aͤußeren Ge: ſchlechtstheile bot lifabeth bis auf einen gewiffen Punct das Ausfehen eines Mannes dar. Um nun die bedecten Theile bloßzulegen, trennte der Verfaſſer, vermittelft eines auf einer Hohlfonde fortgeführten Biftouri’s, die Hautbrüde von der clitoris bis zur hinteren Commiffur, längs der Mittels linie, Gleich nad dem Schnitte entfernten fih die Wund— tänder voneinander, und es zeiyte ſich die Schaamfpalte, fo: mie die fehr dien, birnförmigen labia majora. Bei'm Er— bliden de8 Blutes erfchredt, und die Operation für beendigt baltend, fprang Elifabeth von dem Bette auf welchem fie lag, binunter und eilte nach ihrer drei Meilen entfernten Heimath davon. Acht Tage darauf Fam fie wieder und bat den Verfaſ— fer, das Hinderniß zu befeitigen, welches fich noch der Erfüllung ihrer ehelihen Pflichten entgegenftellte. Cine neue Unterfu: bung zeigte, daß die labia majora von einer Höhle aus: gehöhlt waren, welde einen Eleinen, runden, ziemlich fenfis bien und felbjt bei der feifeften Berührung etwas ſchmerzhaf— ten Körper, von der Größe eines Taubeneies, enthielt. Diefe drüfigten Körper, welche die Form von Hoden hatten, wa: on frei und beweglich in der fie umfchließenden Höble, an einem dem Saamenflrange ähnlichen Strange befeftiut, und fliegen bei der Berührung gegen die Deffnung des Ingui— nalcanal8 in einer Art von wurmförmiger Bewegung auf und ab. Zwiſchen den labia majora zeigten ſich zwei Nymphen, und zwifchen denfelben das orificium urethrae. Der jintroitus vaginae war, in Folge der Imperforation des fibröfen und fehr refiftenten Hymen, vollitändig verfchlofz fen. Vermittelſt eines Kreuzſchnittes drang der Verfaffer in die vagina ein, aber die Operation war nody nicht vollenz det, als Elifabeth von Neuem auffprang und nad Haufe davonlief Der Verfaffer hatte daher nicht Zeit, fich zu übers zeugen, ob die vagina in einen Blindfad endete, oder ob ein vollftändiger oder unvollftändiger uterus fich dahinter befand. Er hat jedoch erfahren, daß von Zeit zu Zeit und in unregelmäßigen Perioden eine weißliche, leicht mit Blut tingirte Flüfiigkeit ausfließt. Seit ihrer Verheirathung hat Eliſabeth keine Kinder gehabt. Auch ihre Schweſter, bei welcher die aͤußeren Gefchlechtstheile von ganz gleicher Bes [haffenheit waren, und die, wie erwähnt, fich einer Ahns 703. XXXIL 21. 326 lihen Dperation unterzogen hatte, ift Einderloß geblieben, (Der Fall ift immer no fehr undeutlich befchrieben!) (Aus Ann. univers. di Medicina in Arch. gen. de Med. Juillet 1844.) Anatomifche und phyfiologifche Studien über die Snfecten der merkwürdigen Familie der Pupiparen. Von Herrn Leon Dufour, In der Sitzung der Parifer Academie der MWiffens fhaften am 16. December trug Herr Leon Dufour die Nefultate feiner Unterfuchungen über die Pupiparen vor, welche Familie die Ordnung der Dipteren beſchließt und ſich an die der Fauginfecten anſchließt. Die Pupiparen, mögen fie nun Fluͤge! haben oder nicht, find ſaͤmmtlich Schmaroez⸗ jer auf lebenden Thieren und nähren ſich, gleich den ihnen nahe ftehenden Sauginfecten, von deren Blute. Der Cha— racter, durch den fie fich von allen übrigen Inſecten unters ſcheiden, ift, daß fie weder eierlegend, noch lebendige Sunge gebärend find, fondern eine Chryfalis oder Pup— pe zur Welt bringen. Herr Dufour befchreibt die Äußere Geftalt und innere Structur diefer Inſecten forgfältig und weiſ't die Bezichungen zwiſchen der Beſchaffenheit und Anz ordnung der Organe, einestheild, und der Lebeneweife dies fer Gefchöpfe, anderntheilt, nad. So kann fih, 3. B., Hippobosca (die Pferdelausfliege) auf dem Eurzen Haare der Pferde nad) allen Nichtungen fchnell bewegen und mit— telft ihrer Flügel von einem Pferde leicht auf das andere gelangen. Ihre mit Zaufenden von Genftalllinfen verſehe— nen Augen find fernfihtig; wogegen Melophagus (bie Schaaflausfliege, Schaafzecke) die Luft nicht durchfchneiden Eann, fondern ſich zmwifchen den langen und dichten Moll: haaren nur langfam fortbewegt. Ihr Schidfal ift von dem des Thieres abhängig, auf dem es wohnt, und wenn fie durch irgend einen Zufall von demfelben entfernt wird, fo muß fie fterben. Cie befitt, in Uebereinftimmung mit ihrer unbeweglichen Lebensweiſe im Düftern, nur rudimen= täre Augen. Die Fühler, welbe, nad Herrn Dufours Anficht, bei den meiften Inſecten ſowohl den Geruh, als das Gehör vermitteln, find bei den Pupiparen offenbar ſehr wenig entwidelt und beftehen nur aus einem unfö:mlichen und faft unbeweglichen Gelenk. Die Palpen fehlen; der Saugrüffel ift zugleich ein verwundendes Snftrument und eine Saugpumpe. Die Zunge ift röhrenförmig, dünner, al das feinfte Haar und in eine Scheide eingefchloffen. Sie wird durch ein os hyoideum bewegt, das mit zahlreichen Muskeln befegt ift. Die Refpiration gefchieht durdy Stigmaten und Tras cheen, jedoch mit befondern Mopdificationen. Dem Gefühle» apparat dienen ein Gehirn und ein einziges Nüdenmark- ganglion ald Hauptvereinigungepuncte. Der DBerdauungs: apparat bat mit dem der Dipteren überhaupt große Aehn— lichkeit. Der Geſchlechtsapparat befteht bei dem Männchen aus den Teſtikeln, den vasa deferentia, den vesiculae ze: 827 seminales. einem Ejaculationscanal, der Ruthe und einer Begattungsbewaffnung. Der meiblihe Geſchlechtsapparat bietet eine große Anzahl intereffanter Züge dar, und Herrn Leon Dufour zufolge findet man bei keinem Inſecte fo auffallende Andeutungen, die an die weiblichen Geſchlechts— organe der vollfommneren Thiere erinnern. Man erkennt die Dvarien fammt den Dviducten, die Bärmutier fammt dem foetus, dem Producte der Geburt oder der Puppe, ferner die glans sebifica, nebft dem Behälter für die Auf: nahme des Suamens. Der Embryo bietet eine Erſcheinung dar, wie fie ſich bei Eeinem andern Inſecte vorfindet; menn er diejenige Entwidelung erlangt hat, welche ihn zum Durch: gange duch den oviductus befähigt, damit er dann in der Bärmutter bebrütet werde bietet er fchon einige Spuren von der Geftaltung zum foetus. dar. Er loͤſ't fich keines— wegs im der Art ab, wie e8 ein Ei thut, fondern zieht bei feiner Austreibung aus dem ovarium einen Nabelfttang nad fi, der ihn anatomifh und phpliolegifh mit dem Körper der Mutter verbindet. Miscellen. Ueber die Bilduna des Fettes in den Gänfen hat Herr Perfoz der Parifer Academie der Wiſſenſchaften eine Notiz zugefertigt, welche in der Sitzung dıs 16. Decembers zum Vertrag fam. Schon im Monat Februar d. 3. hatte derfelbe Forſcher die Acabemie mit den Rifultaten einiger Verſuche bekannt gemadt, unter denen fich auch das befand, daß die mit Mais gemäftete Gans fih nicht nur das im Mais enthaltene Del aflimilirt, ſon— dern auch aus dem im Mais enthaltenen Staͤrkemehl und Zuder zc. Fett bildet, indem die Gans unter foldyen Umftänden mehr als 703. XXXII. 21. 328 doppelt fovicl Fett anlegt, als deffen im Mais vorhanden ift. Sr. Perfoz hat nun feine Berfuche fortgefegr und unter andern Fra— gen auch die zu erledigen gefucht, ob das im Mais enthaltene Fett oder Del zum Mäftıen der Gans abfolut nöthig ift, oder ob die Sänfe au fett werden, wenn man ihnen Futterftoffe reicht, die durchaus Feine fchon fertigen öligen Theile enthalten. Er fürterte alfo eine Gans mit entfetretem Mais, eine andere mit Kartoffele mehl und Käfcftoff (KRäfematten?) und zwei andere mit einer Mi— (hung aus Kartoffeln, Stärfemehl und Zucker. Diefe Iegteren nahmen zu und legten Fett an. Den wiſſenſchaftlichen Theil der Frage müfen wir vor der Hand unerörtert laffın. und wir wollen jegt nur darauf aufmerkſam madyen, daß diefis Refultat Eein uns bedeutendes practiſches Intereffe hat, indem cr bumeif’t, daß ges mifhte Nahrunasstoffe das Fettwerden begünftigen, und daß darin in’ebefondere fticftoffige und zuckerige Beftandtheile nicht fehlen dürfen. Uebrigens waren die ſich mit der Maft ter Gänfe befchäfe tigenden Perſonen fhon auf empiriſchem Wege zu ähnlichen Reſul— taten gelangt. Beiträge zur Kenntniß der natürliden Familien der Fiſche hat Herr Geh. Mid. R. Joh. Müller in der Königs lichen Academie der Wiffenfhaften zu Berlin vorgelefen: fie find in dem Archiv der Naturgefhihte von Erihfon Bd. IX. ©.292 und 331 abgedruckt und erſtrecken fih übrr folgende wichtige Gegen— fände: 1) über den Werth der Floſſenſtrahlen in der Syſtematik und über die Kifche mit vereinigten Bauchfloſſen. II. Ueber den foftematifhen Werth der Schuppen. IIR Ueber die Kiemen und Nebenkiemen als Unterfheidunas= Gharactere. IV. Ueber die for ftematifhe Bedeutung der Schlundknochen und eine größere aus Stadhelfloffern und Weichfloffern zufammengefegte Abtheilung, Ord⸗ nung der Fiſche mit vereiniaten Schlundfnoben, Pharyngognathi, V, Ueber die fyitematifche Bedeutung der Echwimmblafe und eine neue natürliche Familie mit Gehoͤrknoͤchelchen der Schwimmblaſe, Charaeini. VI. Ueber die natürlihen Familien in der Ordnung der Malacopterygii abdominales. VII. Ueber die natürlichen Fa— milien in der Ordnung der Malacopterygii apodes. VIII. Ueber einige ſyſtematiſch-wichtige Verfchiedenheiten in dem Bau der Nafe und die danach zu bildenden Gattungen der Tetrodon. A). sei Urerpmerr SMasrat.ic-o.cer! ce: Bon Dr. 3. Helot. Unter diefem Namen verftehe id) mit den neueren Au: toren eine varicofe Anſchwellung des Saamen: firanges. — Die DBaricocele ift in den meilten Fällen ein unbedeutendes Uebel, fo daß die Kranfen längere Zeit damit behaftet feyn Eönnen, ohne e8 zu wiffen. Im Anfange verurfachen die ausgedehnten Venen des Saamenftranges weder Schmerz, noch irgend fonft eine Uns behaglichkeit; im fpäteren Verlaufe aber, wo dag Scrotum anfhwillt, empfindet der Kranke ein Gefühl von Schwere, das beſonders nach angeftrengtem Geben, nah langem Auf: rechtfiehen und bei großer Hige zunimmt. Patient ift ges möthigt, dag serotum zu unterftügen. Erreiht das Uebel einen beträchtlihen Umfang, fo werden nicht nur die Venen des Mebenhodeng varicoͤs, fondern auch die des Hodens ſelbſt, ja ſogar die Hodenfadvenen bilden ein varicoͤſes Netz. Die Denen des Suamenftranges fühlen fih alsdann wie ein Häufen Blutegel oder ein unregelmäßig aufgerollter Knaͤul an, die bei gemauerer Unterfuhung bis in den Rei: a a 2 ftenring ſich fortfegen und das vas deferens nur mit Mühe durhfühlen laffen. Der Umfang des Hodenfades nimmt in der Wärme, bei'm Aufrechtfteben und nad an» geftrengten Märfchen zu, in der Kälte, bei liegender oder ſiz⸗ zjender Stellung aber ab. Die Beruͤhrung des Hodens vers urfacht ein ſchmerzhaftes, längs des Saamenftranges bis zur regio lumbalis fi erftredendes Gefühl von Schwere, das bei Bewegung, befonderd in der warmen Jahreg;eit, zus nimmt. deffen Sntenfität indeß bei den verfchievenen Indivi— duen mannigfach wechfelt und zu dem Umfange der Ges fhwulft nicht immer in geradem Verhaͤltniſſe ſteht. Der Hoden wird in den meiften Fällen atrophiſch und weich. Die von Breschet und Anderen ald Folge der Waricocele angeführte melandolifhe Stimmung und Hang zum Selbfte mord findet ſich eigentlidy nur bei Hypochondriſten und gehört Eeinesweges der Varicocele als folbe an. Hingegen ift das von Landouzy zuerft angegebene Symptom: eine vers mehrte Secretion der Scrotalhaut der afficir ten Seite characteriftifch: ja es findet fich fogar bisweilen, als Folge diefer Secretion, intertrigo der entiprechenden Schenkelflaͤche. — 329 Erſter Fall. 8%. H., 26 Sabre alt, Soldat, litt feit feinem funfzehnten Jahre an einer Waricocele der‘ linten Seite. Der Umfang dee serotum an diefer Seite ift um bas Dreifache größer, als an der rechten; die Haut daſelbſt verdidt, der Hoden feibjt weich, empfindlid und nur halb fo groß, als der gefunde. Bei Brtaftung fühlt man ein betraͤchtliches Venenconvolut, das vom annul. inguin. bis zum Mebenhoden ſich erfiredt. An der entfpredenden Schentelfliche ift die Epidermis abgelöft, und dag dadurch entitehende fortwäbrende Näffen verurfaht dem Patienten viele Ungemaͤchlichkeiten. Nach Einreiben von Salbe aus ſchwar— jem QDuedjilberorpdul und Anlegen cines fiften Suspenſo— riums ſchwand das Erythem, die Varicocele ift in ihrem Fortſchritte gebemmt; Patient Elagt über Eeine Beſchwer— den mehr. — Der Verlauf der Krankheit ift in den allermeiften Faͤllen ein fehr langfamer. Die von manden Autoren ans geführten Beifpiele, wo dag Uebel nah einem mechanıfchen Inſulte ſchon in wenigen Tagen bis zu einem beträchtiichen Umfange ſich entwidelt haben fol, beweiſen nichts, da dafs felbe fhon lange früher beftanden haben kann, ohne daß Datient fich deffen bewußt wurde. Bemerkenswerth ift, daß nur jüngere Leute, wenn fie mit dem Uebel behaftet find, eine Operation wünfhen, was die Anficht zu betätigen ſcheint, daß die Varicocele, wie die Varices Überhaupt, in der fpäteren Lebensperiode ſtillſtehen, ja zuweilen ſich fogar zus ruͤckbilden. — Daß das Uebel fomptomatifch in Folge eis ner Hernie, einer Unterleibsgefhwulft, eines Keberleideng u.f. w. entftehen fönne, ift duch Beobachtung bisjegt nod nicht dargetban. — Die Aetiologie ift im Allgemeinen noch dunkel. Die prädisponirenden, fämmtlid aus dem anatomifchen Baue hergeleiteten Urſachen werden von den Autoren in ſolche eingetheilt, die die Entftehung der Krankheit an beis den Seiten beyünftigen, und in andere, die nur auf die Like Seite Bezug haben, wofelbft die Varicocele am Haͤu— figiten zu erfcheinen pflegt. Zu den erfieren rechnen fie den Berlauf, die Länge und die dünnen Wandungen der venae spermat., fowie den Mangel der Klappen in ihnen, end— lid die große Anzahl Venen des plexus pampiniformis; zu den legten die Cinmündung der vena spermatica in die Nierenvene in faſt perpendiculärer Nichtung gegen den Blutſtrom, während die rechte unmittelbar in die ve- na cava ſich mündet, dann der Druck der im colon an: gehäuften Ereremente auf die Venen dieſer Seite und end: lich noch die früher genannten Verhältniffe, welche bier in noch hoͤherm Maufe, als auf der rechten, ftatıfinden follen. Alle diefe Umftände indeß, abgefeben davon, daß viele unter ihnen noch keineswegs erwieſen find, £önnen ſchon darum nicht als prädisponirende Momente der Varicocele betrachtet werden, weil fie allen Menfchen gemein find, wihrend das Uebel nur in einzelnen Fällen zum Vorſcheine kommt. Das Alter, in welchem die Varicocele am Häufigften erfcheint, ift, nah den Beobahtungen von Landouzy und den Meinigen, die Lebensperiode zwifchen dem zehnten und fünfunddreißigften Jahre, alfo mehr das Jugendalter — ges 703. XXXII. 21, 350 rade das Gegentheil ven dem, was Delpec behauptet — ein Umftand, welder der Natur d:r Krankheit, ale einer vas ticöfen, vollkommen entſpricht. — Daß Mifbraub im coi- tus und Onanie, wie alle Autoren behaupten, dir Verans laffung dazu fey, feheint darum unmahrfchenlih, weil die Krankheit im Norden ebenfo häufig, ald im Süden, vor: fommt. Ebenſo unmwabrfceinlih ift der von manchen Aer.⸗ ten angegebene Cauſalnexus zwiſchen ihr und der epididy- mitis blennorrhoica. SJndividuen, die mit Syphilis bes haftet gemwefen, find überhaupt gencigt, ale an den Ge— ſchlechtstheilen fpäter erfhheinenten Krankheiten auf jene zu beziehen und demgemaͤß aud die Varicecele, ven welcher fie indeß ſchon früher afficirt waren, ohne c8 zu wiffen. Zweiter Fall. Sauvion, 28 Jahre alt, Bäder, 309 fih am 22. Januar 1840 einen Tripper mit reichlis dem Ausfluffe zu. Vierzehn Tage darauf entftand eine ſchmerzhafte Anſchwellung des Nebenhodens der linken Seite, ohne daß der Ausfluß fic vermindert hatte. Acht Tage nachher wird Patient in's Hoſpital aufgenommen. Der Auefluß dauert fort; der bis zur Daumendide angefhmollene Saamenftrang fühlt ſich hoͤckerig an; der vergrößerte Mebenhoden umfaßt den Hoden; das scrotum iſt ödematös; Schmerz; Fieber. — 25 Dlutegel an den Saamenſtrang applicirt;z Bad; Kataplaemen und Mercu: rinleinreibungen. — Nach einigen Tagen ift das Fieber, fowie dag Oedem, verfhmwunden; die Ecrotalbaut mit den tiefer gelegenen Theilen verwachſen. Echmerz nidyt mehr fo lebhaft; der Saamenftrang noch vergrößert; der Hede nor= mal. Bei genauerer Unterfuhungen finder fich eine Varico— cele: die Venen Über dem Zeftitel und den Nebenboden fühlen ſich hart an, laffen fi unter der Haut bin und ber tollen, und verlieren fib in die Enotige Maffe des Saamen— ftranges. Patient gefteht, ſchon vor feiner jekigen Krank beit Schmerzen in der Linken Leifiengegend gebabt zu haben, fewie ein Zaubfenn und Gefühl von Schwere in dem ents fprebenden Hoden. — Kataplasmen und Mercurialeinreis bungen werden fortgefeßt. — 8. Februar. Man fühlt dag vas deferens um das Doppelte vergrößert; die Venen bilden bier kleine harte, wenig bewegliche Stränge, Echmerz nur bei'm Auftechtftehen. — 15. Februae. 25 Grammen Cubeben und ſechs Ciniprigungen von Höllenftein täglich. — Um 22. Februar bört der Ausfluß auf; die Gubeben wer— den fortgefent. — 4 März Das vas def. bat fein normales Volumen; die erwähnten Wenenftringe find noch fühlbar, der Nebenhode ift angefchoppt, aber ſchmerzlos; die Denen des Sanmenftranges und des scrotum nehmen felbft bei längerem Aufrechtfleben nicht an Umfang zu. — Sn diefem Falle waren die Venen, wie leicht einzuſe— ben ift, bereits fruͤher varicoͤs und find nur durch. die hinge= tretene Entzündung bart gewerden, woraus beiläufig ſich das Dedem erklärt. — Dritter Fall. Saint Martin, 22 Sahre alt, Blumenhändter, litt vor 2! Monaten an einer in Zolge eis nes Trippers entftandenen epididymitis der linken Eeite, welche nad dem Gebrauhe von Gubeben zwar ſchwand; 331 aber eine ſchmerzloſe Induration bes Nebenhodens zuruͤckließ. Man findet jest eine beträchtliche Varicocele. Bei genauer angeftelltem Examen cergiebt ſich, daß Patient fhon feit mehreren Jahren ein Gefühl von Schwere in dem linken Hoden hatte, der zugleich tiefer hinabftieg, und daß nad) Ermüdung dag scrotum an Umfang zunahm. — Patient wurde operirt. — Auch hier war alfo die Varicocele vorher vorhanden. — Mas die erblihe Anlage anbetrifft, fo ſcheint eine folche, nady der Beobahtung Blandin's (Dict. d. med.), allerdings vorzufommen. Die Diagnofe der Varicocele ift leicht; von einer Krankheit des Hodens felbft unterfcheidet fie fi) dadurch, daß der Teſtikel hier Eleiner und weicher ift; vor der Ver— wechfelung mit einer entzundlihen oder harten Geſchwulſt fihert der Mangel des Fiebers; der langfame Verlauf; die Elafticität, fowie das Nichtbegrängtfeyn der Geſchwulſt; befonz ders characteriftifch für die Varicocele ift indeß der Umftand, daß man die einzelnen, die Geſchwulſt conftituirenden Theile deutlich voneinander unterfcheiden Fann. — Die Behandlung ergiebt fih aus der Natur der Krankheit von ſelbſt. In den meilten Fällen ift entweder gar nichts, oder nur ein palliativeg Verfahren nöthig. Letz— teres beſteht in Tragen eines Suspenforiums, Vermeiden von Druck und kalten Waſchungen. Boyer, Dupuytren und Aſtley Cooper haben ſich nie zu einer Operation bewogen gefuͤhlt. Nur in aͤußerſt ſeltenen Faͤllen kann die Operation indicirt erſcheinen, und zwar nur dann, wenn der Schmerz unertraͤglich geworden, die Geſchwulſt einen unge— heuren Umfang erreicht, der Kranke dadurch feinen Geſchaͤf— ten nicht mehr obliegen Eann, und alle Palliativmittel frucht— 108 bleiben. Die Befchreibung der Dperationsverfahren ift für einen anderen Auffag aufgefpartt. — (Arch. gen. d. Med., Sept.) Die neueren Unterfuchungen über endocarditis. Bon Balleir. Acute endocarditis. Ecſt Bouillaud hat biefer Herzaffection mehr Aufmerkfamfeit gewidmet; feine Angaben hierüber find indeß ung:nügend. So hat er fie einerfeit8 nicht fireng von der chronifchen Form getrennt, was befonders bei der Beſchreibung der pathologiih anato— mifchen Erfcheinungen der Fall ift, andererfeit8 ihre Aetio— jogie nur mangelhaft behandelt, indem er uns fowohl über die Umftände, unter welchen der rheumatismus articulor, acut. zur Entftehung diefer Affection Veranlaſſung giebt, in Ungewißheit läßt, als auh den Beweis für feine Bes hauptung fchuldig bleibt, daß Kälte ein nothwendiger Mo— ment zu ihrer Erzeugung abgebe. Die Diagnoſe ift ebene falls luͤckenhaft. Die von Bouillaud als conftantes Zei: chen der endocarditis angegebene, durdy den verffürkten Herzfhlag veranlaßte, Vibration der Präcordialgegend ift nit immer vorhanden. Das Blaſengeraͤuſch, welches, nach ihm, den einen ober beide Herztöne immer beyleiten ſoll, fand ſich unter 33, von anderen Autoren befchriebenen, Sal: 703. XXXII. 21, 332 len nur vier Mal. benfowenig kann man mit ihm den matten Percuffionston der Herzgegend ald allgemeines Zeis chen der endocarditis anfehen, da unter den von Bouils laud erzählten Fällen viele mit pericarditis complicirt waren. Die fpäteren Autoren, unter denen Hope obens anfteht, waren gleichfalls niht im Stande, eine klare Dias gnofe zu begründen, da fie ebenfowenig, wie Bouillaud, die chronifdhe Form von der acuten genau zu unterfcheiden wuften. Ueber die Behandlung diefer Affection endlich läßt ſich nichts mit Gewißheit angeben, da die Diagnofe, wie gezeigt wurde, noch unficyer ift; die fehs von Bouillaud duch fihnell aufeinanderfolgende Wenäfectionen bewirkten Heilungen beweifen daher nichte. — Chronifhe endocarditis. Unter diefer zuerfk von Bouillaud eingeführten Benennung werden die chros nifchen fecundären Alterationen im Innern des Herzens, wie Berknöcherungen, Knorpelablagerungen u. f. w., veritanden. Bouillaud, und befonders Legroux, behaupten, daß dieſe immer nur die Folge einer vorangegangenen chroniſchen endo- carditis feyen. Unterfuht man indeß die von den genanns ten Autoren angeführten Gründe genauer, fo überzeugt man fi leicht, daß fie fammtlib unzugänglich find. Hope, der den Einfluß der Entzündung auf die Erzeugung jener krank— baften Ablagerung völlig in Abrede ftellt, vermochte ebenfo« wenig feine Meinung genügend zu beweifen. Erſt Bizot war es, der mehr Licht Über diefen dunklen Gegenftand ver: breitete, Aus feinen Unterfuhungen über das Herz und das Arterienſyſtem ergiebt fib, daß jene Alterationen der. Herzböhlen in einer gereiffen Febensperiode, und war an’ den Herzmündungen, beginnen, mit dem fortfehreitenden Les bensalter regelmäßige Weränderungen durchlaufen und ebenio regelmaͤfig die umgebenden Particen ergreifen. — Es bile det ſich namlich zuerft eine Truͤbung des endocardium, und namentlich an den Valveln, die ein milhichtes Anfehen befommen. Diefe Trübung rührt nicht von einer Mieudos membran ber, da fie, nach AUbtöfung des endocardium, in diefer felbft erfcheint. Bei weiterfchreitender Krankheit finder man granulöfe Verknöcherungen der Valveln, die bald eine fahe Verhaͤrtung, bald wahre Dffification darſtellen. Spaͤ— ter erfcheinen Adhäfionen der Klappen untereinander, durd) Verknoͤcherung der ſich berührenden Raͤnder veranlakt. Die Desorganifation fehreitet von der Baſis der Klappe nach der Spise fort. Deutliher no, als im Heizen, ift der Ders lauf diefer Erankhaiten Metamorphofen in den Arterien bes obachtet worden Bizot fand in der aorta junger Leute — felten jedoch dor dem vierzehnten Lebensjahre — Eleine, bräunlich weiße, nicht vorfpringende, einzelm oder gruppens‘ weis ftchende Flecke von der Größe eines Sandkornes, Über welchen die innere Arterienbaut volllommen durchſichtig und weder verdickt, noch injieirt, erfchien. Loͤſ'te er die innere Urterienbaut Über diefen Fleden ab, fo blichen einige an der Außenfeite derfeiben feſtſitzen, während andere der mitte leren Haut adhärivten. Es fiheint demnach, daß das wis fehenzellgemebe den Sitz jener Flecke bildet. Im fpäteren Verlaufe nimmt ihr Umfang zu, und fie verwachfen völlig mit der mittleven Arterienhaut. 333 Aus diefen von ihm fogenannten rubimentären Fleden leitet Bouillaud viele Affectionen ab, denen frühere Autoren einen verfchiedenen Urfprung gaben. So die fogenannten Abfceffe und Gefhmwüre ber aorta. 3 find dieß Eleine, fluctuirende Geſchwuͤlſte an der Snnenfeite der Arterien, die bei ftärferem Drude plagen und bald guten Eiter, bald eine mehlige, bald mit glänzenden weißen oder braunen Plätthen vermifchte Fluͤſſigkeit entlee— ten. Im weiteren Verlaufe brechen diefe Eleinen Geſchwuͤlſte entweder von felbft auf und bilden dann Eleine Geſchwuͤre mit vorſpringenden Raͤndern — von Meckel und Hogd— fon als wahre, durch heftige Entzuͤndung veranlaßte, Ges ſchwuͤre betrachtet — oder ihr Inhalt erhaͤrtet zu einer athe— romatöfen Maſſe, oder endlich, fie gehen in Verknoͤcherung über. — Diefe regelmäßige Aufeinanderfolge der einzelnen Veränderungen fhon an fich beweif’t, daß fie nicht Folge einer Entzündung ſeyn koͤnnen; ganz befonders aber ift es der Umftand, daß diefe Slede, wie Bouillaud beobacs tet bat, bei jugendlichen Individuen immer an der hin: teren Seite der aorta und zwar an den Arterienmünduns gen entitehen, bei älteren Subjecten vergrößert und in ver- ſchiedenet Ummandlung begriffen gefunden werden, und bei noch weiter vorgeruͤcktem Alter ähnliche Flecke auch an der BVorderfeite der aorta erſcheinen, diefe dann bdenfelben Ver— lauf nehmen, bis endlich die Aortamuͤndung atheromatög oder verfnöchert wird; diefer Umftand, fage ich, ift es, ber zur Evidenz beweift, daß jene krankhaften Degenerationen mit dem vorfchreitenden Lebensalter innig zufammenhängen und nur in aͤußerſt feltenen Fällen durh Entzündung her— vorgebracht find. (Arch. gen. d. Med., Sept.) Fall von Ecstasis cataleptica. Bor Dr. &. Prina. N. G., zwanzig Sahre alt, mittlerer Statur, nervög und zu Graltation geneigt, hatte feit fünf Jahren ihre Menfteuation verloren und während der Zeit viele Krankhei— ten zu Überftehen gehabt. Bei meinem erſten Beſuche, Ende Mai 1842, fand ich die Kranke in folgendem Zuftande: Bläffe des Gefichtes, Kopfſchmerz, trodener häufiger Huften, Athembeſchwerden, ftarker Herz» und Pulsfchlag, Leib auf: getrieben, allgemeine Unruhe, pbpficaliihe Zeichen normal (Aderläffe, Abführmittel und antiphlogiftifhe Getränke). Nah 5 — 6 Tagen trat stupor ein, bei'm Erwachen oder Aufrüttelm aus demfelben Klage über Kopffhmerz, der Hu— ften war geringer, Puls ruhiger und langfamer (Abführmite tel). Der sopor nimmt zu, Stumpfheit der Sinne, Ala— lie (zwei Blafenpflafter auf die Arme, ein drittes im Nak— fen, Calomel c. G. Gutti). Sn den erften Tagen des Juni wurde die Kranke von entfihiedener Eestasis befallen: fie hielt die Augen offen, als wenn fie verfchiedene Gegens ftände erblickte, und drückte ihr Wohlgefallen über die Schön: heit der umgebenden Perfonen und Gegenitände durch Worte und Mienen aus. Nah dem Anfalle war fie des Geſehe— nen ſich bewußt und fprad von dem Olymp, auf welchem fie 703. XXXII. 21. 334 waͤbrend der Verzuͤckung gewefen ſeyn wollte, und mo fie weißgefleidete junge Mäddien, Blumen: und Diamanten» Guirtanden gefehen und eine himmlifche Muſik gebört hatte, Die Verzuͤckung dauerte ſechs Tage hindurch, während mels cher fie innerlich den Tartar. stib. d. refr. und aq. Lau- rocerasi concentrata nahm, dabei Dffenerhaltung der Vrs ficantien. Am Tage waren die Anfälle deutlicher, als in der Nacht, während welcher etwas mehr Ruhe eintrat; die In— tervalle dauerten am Tage zehn Minuten, in der Nacht et: was länger und waren ganz rein. Was die Sinne betrifft, fo hörte die Kranke Anfangs Nichts, in den Sntervallen aber wiederum faft ganz gut, das Sehvermögen dagegen, mährend des Paroxysmus eraltirt und belebt, erlofh nad) und nad in der freien Zeit faſt gänzlich, dabei reagirten aber die Pupillen normal. Gefhmad und Geruch blieben nor— mal, der Gefühlsfinn war gefhmwächt, die Senfibilirät der Haut faft gänzlih aufgehoben. Am Morgen des 7. Juni trat auch Gatalepfie hinzu, und die Kranke keharrte in der jedesmaligen Stellung, melde man ihr audy immer geben mochte. Am 9. d. M. heftige Anfälle, Delirien ſchreckliche Bilder, Erblicken blutiger Keihname ꝛc. Das Anfangs ans gewendete Chinin. sulphur. leiftete Nichts, nicht viel mehr das Morph. arcet. Am 12. wurte das Ferrum carbo- nicum gegeben, anfangs zu gr. vj pro die mit florr. Zinei 7, und die Dofis des erfteren allmälig bis auf Zjj pro die erhöht, dabei Abführmittel und von Zeit zu Zeit Schroͤpfkoͤpfe. Bei diefer Behandlung wurden die Unfälle immer ſchwaͤcher und feltener, eine beginnende metritis wurde gluͤcklich beſeitigt. Die Menftruation trat wieder ein, bie Stumpfheit der Sinne verlor fib, das Sehvermoͤgen Eehrte volftändig wieder, und am 14. Juli wurde die Kranke voll: kommen genesen aus der Behandlung entlaffen. Seitdem — bis Mitte Mai 1844 — ift Erin Anfall wieder einges treten, die Menftruation ift geregelt, und die Kranke erfreut ſich einer völligen Gefundheit. '(Gazz. med. di Milano 1844. Nr. 25). Fall von eigenthümlidyer Verlegung des Kniees. Hugh Williams, 24 Jahre alt, ein Eriftig gebaus ter, gefunder Mann, wurde am 31. Januar 1845, wegen einer beträchtlichen Anfchwellung an dem inneren und unte: ren Theile des linken Oberſchenkels, in das Spital aufges nommen, Die Gefhwulft war zum Theil weid und diffug; in der Mitte derfelben aber befand fich tiefgelagert ein fehr fefter tumor, welcher an dem condylus internus femo- ris befeftigt zu feyn ſchien und von da aus, bei einer Breite von 2°, ungefähr 3° weit hinaufreichte. Feſter Druck iſt fchmerzhaft, die oberflächlichen Venen find vell und aufgetrieben. Ungefähr in der Mitte des Dberfchenkeld, an der inneren Seite deſſelben, befindet fih eine Eleine Ereisförmige Narbe von der Größe einer aufgeplagten Etbſe, weldye, mach der Ausfage des Kranken, durdy den Stiel des Griffels eines Malerpinfels, welchen vor zwei Sahren Jemand nad) ihm geworfen hatte, hervorgebracht worden ſeyn ſollte. Die 935 Wunde biutete damals nicht, fie ſah ſchwarz aus, fhmoll auf und war 43 Stunden hindurch fehr fhmerzhaft. Unter der Application von Gataplasmen heilte fie binnen 8 Tagen, aber nah der Vernarbung hatte der Kranke anhaltende Schmerzen unterhalb der Narbe, auch war dafelbft eine Ber: härtung zurüdgeblieben, Die Schenfeldrüfen waren mit afz fieirt. Drei Monate fpäter litt er an Hirnentzuͤndung, fpüs ter wurde er veneriih, und befam dann auf der Heimfahrt Scorbut, welcher eine Anſchwellung beider Kniee, beſenders des rechten, herbeiführte. Als diefe zu verfehwinden begann, bildete ſich eine harte Linie und die jegt vorhandene Ana fcawellung, weldye anfangs von heftigen Schmerzen begleitet war. Man applicirte Blafenpflafter und Blutegel, fowie auch eine Fontaneile, aber nur mit dem Erfolge, daß Pa: tient das Bein beffer flectiven Eonnte.r Das eigentliche We— fen des Uebels wurde nicht erkannt, und der Kranfe unges heilt entlaffen. Am 19. Auguft kam er von Neuem in das Spital, konnte zwar geben, hinkte aber bedeutend, und ems pfand jedesmal, wenn der Fuß den Boden berührte, Schmerz im Kniee. Bei der Unterfubung fand man das Knie gleichs förmig aufgefhwollen, und an der inneren Fiäche oberhalb des Gelenkes zwei finuöfe Gänge, 2” voneinander entfernt. Umwidelung des Kniees mit angefeuchteter Baumwolle. Am nädhften Tage legte man eine Binde um das Bein vom Fuße an aufwärts, und applicirte den Liſton'ſcher Ap— parat. Die in die Gänge eingeführte Sonde drang tief ein, ſtieß aber auf Eeinen Knochen. Man applicirte Deftpflafter- ftreifen, welche aber nicht vertragen und deßhalb mit feuchter Charpie vertaufht wurden. 8. September, Der Wundarzt entfchloß fih, die finus öfen Gänge offen zu legen, und machte einen Einfchnitt bis auf die Fascie; e8 ging viel Blut verloren, eine Arterie wurde unterbunden, und mehre Charpiepfröpfe in die Wunde eingelegt und durch Druck firirt. Acht Tage bindurch floß eine jlinfende Sauce ab. Am fiebenten Tage zeigte fih eine fhwarze Subftanz in der Wunde, welche am nächften Tage herausgezogen wurde und fih als die Spige eines Maler: pinfeld von 14" Länge ergab. Der Kranke fühlte fib anfangs nach der Inciſion fehr angegriffen, erholte fich aber bald wieder; da3 Bein wurde umwidelt, wuchernde Granulationen durch Hoͤllenſtein zer— ftöre und der Kranke bald vollkommen hergeftellt, (Lancet, June 1844.) 703, XXXII. 21. 836 Miscellen. Ueber den Einfluß des Badens in kaltem Waffer bat Dr. Herpin zu Genf einige intereffante Unterſuchungen anges ſtellt, weldye über die therapeutifche Anwendung und die Gegenans zeigen dieſes Mittels viel neucs Licht verbreiten. Er ftellte feine Beobachtungen an Pırfonen an, die im Fluffe Arne badeten, defs fen Wajjer im Sommer durdfchnittiih eine Zemperatur von 52 — 55° F. bat. Er fand, daß, wenn der Körper etwa eine Mie nute lang im Waſſer gewefen war, der Puls am Handgelente nicht mehr gefühlt werden Eonnte, daß aber die Herzſchlaͤge, je länger der Körper im Waffer blieb, um fo kraͤftiger, jedoch nicht häufiger, wurden. Die Zahl der Herzichläge blieb beim Baden in kaltem Waſſer in allen Rällen diefelbe, wie vor dem Baden. Die GSircutation in den Arterien der Sriremitäten wird auf diefe Weile durch das alte Bad merklich achimmt, und das Herz beftribt fich, durch Entiwidelung einer ftärfern Thätigkeir dieß Hinderniß zu überwinden. Im falten Waſſer verminderte fi) die Temperatur des Körpers fehnell, fo daß, wenn nur eine Minute nach dım Eins tauchen ein Thermometer zwiſchen die Schenkel gebradht wurde, es nur bis 71 — 77° 8. ftiea. Im Waſſer felbft war die Haut meift blaß gefärbt; abır nach dem Bade nahm fie eine mehr oder weniger marmorirte oder bläulichrothe Farbe an. Die Lippen und mit einer Schleimhaut bedeckten Oberflächen zeigten zugleich eine violett = livide Färbung. Diefe ftellenweife Rötbung der Haut und die violette Färbung der Dberflähe der Scleimbäute ſchien von pafiiver Blutcongeftion in den Haargefäßen herzurühren, melde ihren Grund vielleicht hauptfächlich in der Zufammenfchnürung der oberflächlihen Venen und der dadurch gehemmten Girculaticn in denfelben hatte. Das Athmen war erft convulfivifh und fchnaps pend ; ja oft trat ein Anfall von Dyspnöe ein, fo daß die Perfon im Waffer kaum reden Eonnte. Ueber die Urſache diefer Erfcheis nung äußert Dr. Herpin Eeine Anfiht. Dieß märe das Snterefs fantefte von Dr. Herpin's Beobachtungen; denn die Zuſammen— ziehung der Haut, das Derbmwerden der Muskeln, die Epannung, welche Körper und Grift erhalten, das allgemeine Wcehlgefühl und die Ehluft, find als Folgen dee Falten Bades hinreichend bekannt. (Edinburgh med. and surg. Journal, No. CLXI. 1. Oct. 1344. nad) der Gazette medicale de Paris, 20. Avr. 1844.) Ueber das Borkfommen der wahren Kuhpoden im nördlihen Deutfhland fagt Profeffor Hertwig in einem Bortrage im Deutihen Verein für Heilwiſſenſchaft: Das feltene Vorkommen fen darin begründet, daß man jih bei der Beobadıs tung immer an das von Ienner aufgeftellte Bild und an bie Kenntniß der Kuhpocken bei'm Menſchen gehalten habe, während Pocken an Küben, die fih zur Varcination und Revaccination fehr wirkſam zeigten, nur fo groß, wie mittlere halbe Erbfen mit einem ſehr Eleinen Hof, wie Perlmutter fehillernd und keineswegs Livid (wie nah Senner’s und Sacco's Befchreibung) waren. Der Verlauf dauert gegen vier Wochen von der Bildung des erften Kuötchens in der cutis an, und hierin, mie in der Reaction des menſchlichen Organismus, liegen die wefentlihen Kriterien der Kuh— poden. Bibliographische Voyage de la commission scientifique du nord en Scandinavie, en Laponie, au Spitzberg et aux Ferroe, pendant les anndes 1338, 1839 et 1840 sur la corvette la Recherche, commandée par Mr. Fabvre ete. Meteorologie par MM. V. Lottin, A. Bravais, D. B. Lilliehook, P. A. Siljesstrom, Ch. Martins, I. de Laroche Poncie, L. L. Loesiadius et K. Pottier. "Tome 1er. Paris 1844. 8, llcements of Anatomy , intended as a Textbook for Students. By A. J. Lizars, MD. Edinburgh 1844, 8. Neuigkeiten Curious Speculations on the Mind. The Duality, a new View of Insanity: the Duality of the Mind proved by the structure, the functions and diseases of the brain and by the Phenome- na of mental Derangement and shown to beessential to moral Responsability; with an Appendix 1. on the Influence of Re- ligion on Insanity; 2. Conjectures on the nature of the men- tal Operations; 3. on the Managements of Lunatie Asylums, By A. L. Wigan, MD. London 1844. 8. Hygiene de la Digestion, suivie d'un nouveau dictionnaire des alimens. Par le Docteur Gaubert. Paris 1844. 8. m ne — — Menue Motizen aus dem Gebiete der Hatur- und Deilkunde, geſammelt und mitgerheitt von dem Ober» Metieinalratbe Froriep zu Weimar, und den Medicinalratbe und Profeffor Froriep zu Berlin. No. 704. (Nr. 22. des XXXII. Bandes.) December 1844. Gedrudt im Landes= Induſtrie⸗ Gomptoir zu Weimar. des einzelnen Stüdes 3 99x Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Ro. oder 3 Z 30 7%, Die Tafel ſchwarze Abbildungen 3 39r Die Tafel —— Abbildungen 6 99r I Re er A Sa N N Boologifche Forfhungen, auf einer Reife in Sicilien angeftellt. Don Herrn Milne Edwards. Die Unterfuhungen in Betreff der Meerfauna Franks reich’, Über die ich der Academie öfters berichtet habe, hats ten in’sbefondere das Studium des Lebens und feiner Werks zeuge bei den niedrig organifirten Thieren zum Gegenftande, bei denen ftufenweife alle Functionen de8 Organismus einfacher werden und die Organifation die verfchiedenartigften Gombinatio= nen darbietet. Um zoologiihen Forſchungen diefer Art obzulie: gen, reichte ich nicht mit in Spiritus aufbewahrten oder ge: trofkneten Eremplaren aus, wie fie von den Sammlern an die Naturaliencabinette eingeliefert werden, ich mußte die Thiere lebend beobadyten und Fonnte daher nur an ‚den Ks ffen mit Erfolg ftudiren; denn die meiften Arten, über wels he ich fichere Auskunft zu erhalten münfchte, leben im See— waſſer. Die Zoophyten, Mollusfen, Würmer und Grufta= ceen des Canals la Manche und unferer Küfte des Atlans tifhen Oceans verfhafften mir lange Zeit Beſchaͤftigung vollauf; nahdem ich jedod die Haupttypen der dort in Menge einheimifhen Gefchöpfe miederholt unterfuht, ent: ffand in mir der Wunſch, die den wärmern Gegenden eis genthümlichen Arten mit jenen zu vergleichen, und zu diefem Ende machte ich mehrere Neifen an die Küften des Mittel: meeres, 3. B. nach der Provence, Stalien und Algier. Dort fand ich Thiere, deren innere Structure und phnfiologifcher Mechanismus gar fehr von dem abweichen, was ich im Norden angetroffen: allein Hinderniffe, welche von durchaus örtlichen Umftänden abhingen, vermehrten noch die Schwies zigkeiten, die ic bei Loͤſung meiner Aufgabe zu überwinden hatte. Sm Ganale und felbft an unfern weſtlichen Küften macht das Meer durch fein periodifches Zurüdweihen dem Beobachter die Schlupfwinfel zugänglih, in denen fich bie meiften der niedrig organifirten Thiere aufhalten, mit deren Studium ich mic befaßte. Es war mir alfo ein Leich- tes gewefen, mir deren zu meinen Arbeiten in hinreichender No. 1804, — 704. Menge zu verfchaffen, und ich Eonnte diefelben fogar an Ort und Stelle unterfuchen, ohne fie in unnatürlihe Um— fände zu verfegen. Im Mittelmeere dagegen ift der Na— turforfcher, wegen der faft vollftändigen Abwefenheit der Ebbe und Fluth, dieſes Erleichterungsmittel® feiner Forfhungen beraubt, und man muf, um ſich die dortigen Meerthiere zu verfchaffen, fi des Schleppnetzes und anderer Arten zu fifhen bedienen, mittelft deren man auf's Gerathemohl aus verfchiedenen Tiefen Alles heraufzieht, deffen man habhaft werden kann. Deßhalb bat es fehr große Schwierigkeit, wenn man die Lebenserfcheinungen der diefen Meeren eigenthümlichen Thiere ftudiren will, und Angefihts folder Hinderniffe fühlte id) mich oft verfucht, in einer Zaucerglode auf den Meeres— grund zu fahren, um die Klippen, auf denen die fraglichen Geſchoͤpfe unter dem Meere fisen, mit Muße unterfuchen zu koͤnnen. Allein die Zaucherglode läßt fih wegen ihres Um— fanges und ihres Gewichts nicht bequem handhaben; mit einem Eleinen Fifcherboote und einer fhwahen Mannfchaft laͤßt fie fih nicht befhiden, und defhalb mußte ih auf die ſes Hülfgmittel verzichten. Es ſchien mir aber möglich, daffelbe Nefultat zu erreichen, indem ich einen ähnlichen Apparat anwendete, wie der vom Oberſten Paulin be hufs des Cindringens bei Feuersbrünften in mit Rauch und Qualm gefüllte Räume erfundene. Uebrigend mußte id), daß diefer geſchickte Dfficier feinen Apparat au zum Ar— beiten unter Waſſer eingerichtet hatte, und ich vermuthete, daß derfelbe in gemwiffen Fällen auch dem Zoologen gute Dienfte leiften koͤnne. Sch entfchloß mich daher, denfelben in Anwendung zu bringen, und den Berfuch zuerft in dem ruhigen, Elaren Waſſer des Mittelmeeres zu machen. wo ich die Thiere, deren Structur und Entwidelungsart ich zu flus diren vorhatte, in Menge anzutreffen hoffte. Der Minifter des öffentlichen Unterrichts ftellte die nöthigen Fahrzeuge und Matrofen zu meiner Verfügung, und die Academie vers traute mir einen unter der Leitung des Oberſten Paulin angefertigten Tauchapparat an. 22 339 Diefer Apparat befteht in einem Metalibehälter, wels er die Geſtalt eines Helmes hat und mittelft einer langen, biegfamen Röhre mit einer Drudpumpe communicirt, welche beſtimmt ift, immer neue Zuftmengen in denfelben einzutreis ben verfehen ift, und deſſen unterer Theil auf cin Kiffen paßt, welhes um den Hals gelegt wird, belaftete ih mich mit Bleifandalen, um der Ruftmenge, die ih mit mir unter dag Waſſer hinabnehmen mußte, das Gleihgewiht zu erhalten, und nahdem ic mid) an cin bequem angebrachtes Seil feltz gebunden, ließ ih mid in das Meer hinab. Die mittelft der Drudpumpe binabgedrüdte Luft gelangte in Menge zu mir und entwich dann durch die zwifchen dem untern Rande des Helmes und dem Kiffen bleibenden Nigen nah) Außen, fo daß fie mie nicht nur das Athemholen moͤglich machte, fondern auch verhinderte, daß das Waffer in den Helm eins dringen und mir bis an den Mund fteigen Eonnte. Endlich braudte id, um wieder an die Dberfliche zu fteigen, mid) nur meiner Bleifandalen zu entledigen, welche das Gegen: gewicht der um meinen Kopf her abgefperrten Luft bildeten, oder mich auf ein gegebenes Signal von den Matrofen mit: telft des an mic) befeftigten Geiles in die Höhe ziehen zu laffen. Menn man fi diefes Apparats ganz bequem bedienen wollte, fo müßte man noch einige Werbefferungen an dem: felben anbringen; allein felbft bei feiner jegigen Beſchaffen— beit hat er mir an manchen Drten gute Dienfte geleiftet. Dft bin ich über eine halbe Stunde lang unter dem Waf: fer geblieben und habe mid) die ganze Zeit über mit Unter: fuchung der unter dem Meere befindlichen Klippen befchäf: tigt, welche einer Menge Mollusken, Würmern und Zoo— phyten zum Aufenthalte dienen. Sch Eonnte ohne Schwie— rigkeit diefe Forſchungen bei Tiefen von 7 Metern anftellen, und hätte ich ein größeres und ſtaͤrker bemanntes Fahrzeug, als mein Fifcherboot, gehabt, fo hätte ih mich leiht noch viel tiefer hinablaffen Eönnen. Bei der Unvollkommenheit der mir zu Gebote ftehenden Sicherungsmittel, hielt ich es jedody nicht für rathfam, dieß zu verfuchen. Denn wenn an dem Ventile etwas in Unordnung gefommen oder die Röhre geplagt und das Waffer im Helme bis an meine Nafenlöcher geftiegen wäre, fo hätte mic Nichts retten koͤnnen, als fchleus niges Heraufziehen und Abnehmen des Helmes. Nun was ven aber, um aus einer Tiefe von 7 Meter heraufzufommen und des Tauchapparats entledigt zu werden, drei Minuten nöthig, und fomit war ſchon diefe Tiefe gefahrlih. Bei Verſuchen diefer Art kann man die Vorfiht kaum zu weit treiben. Ich mwiederhole alfo, wenn diefer Apparat dem Natur— forfcher alle Dienfte leiften foll, welche man von demfelben zu erwarten berechtigt ift, fo muß er noch vervolllommnet werden, Sn gewiffen Rocalitäten habe ich mich indeß, wie gefagt, deffel: ben mit Nutzen bedient. So habe id mir, 3. B., mittelft deffelben an den Klippen und im Hafen von Milazzo eine un= geheure Menge von Eiern der Mollusken und Anneliden verfchafft, deren Entwidelung ich zu ftudiren wünfhte. An andern Drten Fonnte ich die Eleinften, feftjigenden Thiere in 704. XXXII. 22. Mit diefem Helme bekleidet, deffen Viſier mit Glas 340 den Unebenheiten des Meeresgrundes auffuhen , während id fie mie auf feine andere Weife hätte verfchaffen Eönnen. Sch Eonnte, mit dem Apparate befleidet, vollkommen deuts lich fehen, und hätte ich nicht eine bedeutende Mattigkeit in den Gliedern verfpürt, fo hätte ih auf dem Seegrunde fo gut umbergehen Eonnen, wie auf der Küfte. Ich halte es für unnüg, bier in inzelnheiten über bie Localitäten einzugehen, die ih auf meiner Sicilianifhen Reiſe beſucht habe. Nur die bei diefer Gelegenheit erlang= ten Reſultate fcheinen mir für die Academie ntereffe zu haben, und ich werde mich daher jeder diefen Refultaten fremden Abſchweifung enthalten. Die Fragen, mit denen ich mid) fpeciell beſchaͤftigt has be, betreffen die Embryologie der Anneliden und Molluss Een; die Blutcirculation der leßteren, fowie der Gruftuceen, ferner, die Drganogenie der Stephanomien und der fidh durch MWimperhaare bewegenden Acalephen überhaupt; allein bei Verfolgung diefer Unterfuchungen hatte ich Gelegenheit, mandıe Beobachtungen über Gegenftände von weniger ho— hem Intereſſe anzuftellen, fowie e8 mir denn, 3. B., geluns gen ift, den Mechanismus der eigenthümlihen Bewegungen zu entdeden, die Herr Siebold im Innern der Gehörcaps fel der Mollusfen wahrgenommen hat; auch habe ih mid) auf die allerbeftimmtefte Weiſe davon überzeugt, daß die Anatifen Hermaphrodyten find, was durch die Beobachtun: gen Goopfir’s hinfichtlic der angeblichen Männchen von Balanus zweifelhaft geworden war *). Ich babe gefehen, daß bei den Haliotiden ſowohl, als bei den Patellen, die Geſchlechter getrennt find, und daß man folglich gegenwärs tig weniger, als je, die Unterfcheidung zwiſchen Monoiken, Hermaphrodpten und Dioiken als die Grundlage der Claſſi— fication der gafteropodifhen Mollusken gelten laffen kann. Sch habe eine neue Thatſache entdedt, aus der ſich ergiebt, daß die bei den Mirbelthieren fo conftante Färbung des Blutes für die niedrig organifirten Thiere in phyſiologiſcher Beziehung ur eine ſehr geringe Wichtigkeit haben Eann, welches Nefultat fih ſchon aus meinen Unterfuhungen über die Würmer ergab. In der That habe ih in der Nach— barfchaft von Palermo eine Afcidie mit rothem Blut gefuns den. Endlich will ic hier noch einer zoologifchen Thatſache erwähnen, die an und für fih ohne alle Wichtigkeit ift, die jedoch einen neuen Beleg in Betreff der Jerthuͤmer darbies tet, in die man verfallen Fönnte, wenn man die Exiſtenz der Beziehungen, die zwifcden der wmefentlichen Drganifation und den Außern Characteren der niedrigen Thiere zu beftehen feinen, in allen Fällen mit Beftimmtbeit voraugfeßte. Indem Herr Savigny darauf aufmerffam machte, daß die innere Structur der zufammengefegten Afcidien fi von der der Alcyonien und der übrigen Polypen, mit denen man fie bisher zufammengeworfen hatte, unterfcheidet, gab er die ſechs Tentakeln bei den einen und die adıt Zentafeln bei den andern als denjenigen Außen Character an, mittelft defs fen man fie ohne Hülfe des Scalpells am Beſten unters ſcheiden Eönne, und in der That hatte man bisher um die *) Vergl. Nr. 652 (No, 14 d, XXX. Bde.) ©. 209 d. Bl. 341 Mundöffnung der zufammengefegten Aſcidien ber noch nie mehr, als ſechs Tentakeln gefunden, während die Alcyonien und die übrigen nad demfelben Typus prganifirten Zoophy: ten deren immer acht darbieten; allein dieſes Kennzeihen bat gegenwärtig feinen ganzen Werth eingebüßt, da ic im Mit: telmeere eine zufammengefegte Afcidie mit acht Tentakeln ges funden habe. Ich werde mih auf Anführung folcher vereinzelter Thatfahen nicht weiter einlaffen, halte es aber für noͤthig, mich über die oben erwähnten Hauptpuncte meiner or: ſchungen in mehreren befonderen Abhandlungen zu verbreiten, von denen die erfte, welche ich der Academie in einer ihrer nächften Sigungen vorzutragen gedenfe, ſich auf die Ents wickelung der Anneliden beziehen wird. (Comptes rendus des seances de l’Ac, d. Sc., T. XIX., No. 22, 25. Nov. 1844.) Ueber die chemiſche Zufammenfegung des Magenfaftes find von den Herren C. Bernard und Barreswil neuere Unterfuhungen angeftellt und der Parifer Academie der Wif: fenfchaften am 16. December 1844 mitgetheilt worden. Die chemiſche Unterfubung jener wichtigen Flüffigkeit mar feit der Zeit, wo Blondlot durch Herftellung kuͤnſt— liher Magenfilteln das Mittel an die Hand gab, fih davon in binlänglicher Menge zum rperimentiren zu verfchaffen, bedeutend erleichtert worden. Herr Blondlot felbft ger langte durch feine Verfuche zu der Anfiht, daß keine freie Saͤuren im Magenfafte vorhanden feyen, fondern daß deffen faure Reaction vom Deutoryde des phosphorfauren Kalkes herrühre, deffen Neaction fich durch Sättigung des Magens faftes mit E£ohlenfaurem Kalfe nicht aufheben laſſe. Trotz der Gründe, mit denen diefe Anficht unterftügt ward, war diefelbe nicht überall günftig aufgenommen worden, und die Chemifer fuhren fort, die faure Befchaffenheit des Magen: faftes einer darin vorhandenen freien Säure zuzuſchreiben. Mas für eine Säure mar dieß aber? Manche hielten fie für Effigfäure, die Meiften für Salzſaͤure, Einige für Phosphorſaͤure, Andere für Mitchfüure. Bei diefem Stande der Dinge bieten die Unterfuchuns gen der Herren Bernard und Barreswil Über die che: mifche Befchaffenheit des Magenfaftes ein lebhaftes Inter: effe dar. Sie haben zuvörderft gefunden, daß die faure Reaction des Magenfaftes eine feiner conffanten und weſent— lichen Cigenfihaften ift ; ferner, daß die Säure nur eine der mefentlichen Bedingungen der Thätigkeit diefer Fluͤſſigkeit iſt; denn wenn fie diefelbe beinahe bis zum Sieden erhisten, fo büßte diefelbe ihre Verdauungskraft ein; jedoch dieß nicht in Folge der Aufhebung ihrer fauren Reaction, welche fortbe— ftand, fondern vermöge der Umbildung einer ihrer anderen wefentlichen Beftandtheile. Diefen beiden Hauptthatfahen zufolge, nehmen die Herren Bernard und Barreswil an, der Magenfaft verdanke feine eigenthümlichen Kräfte dem Vothandenſeyn 704. XXX. 22, 342 zweier gleichzeitig thätigen Elemente, nämlid eines ſolchen, das fauer reagirt, und eines organifchen Beſtandtheils, wel— her durch Erhitzung zerfiört wird, Im Berlaufe ihrer Abhandiung, mo fich die BVerfaffer mit Unterfuhung der Natur der fauer reagivenden Beftand- theile befhäftigen, weifen fie zuvörderft einige Fehler in dem Erperimentationsverfahren Biondlot's nah. ie zeigen, daß, wenn diefer bei dev Behandlung des Magenfaftes mit im Ueberfhuffe eingetragenen Eohlenfauren Kalk feine Ent— bindung von Kohlenfäure wahrnehmen fonnte, dieß von der außerordentliben Verdünnung ter Saͤute des Magenfaftes herrührt. Sie haben denfelben nur hinreichend einzudicken gebraucht, um mit Kreide ein deutliches Aufbrauſen zu er— langen. Das Verfahren, welches die Verfaſſer einſchlugen, um äu ermitteln, ob die verfchiedenen Säuren, welche nad) ans deren Beobachtern im Magenfafte enthalten ſeyn ſollen, wirklich vorhanden ſind, muͤſſen wir hier mit Stillſchweigen uͤbergehen, indem wir nur angeben, daß ſie in Betreff der Eſſigſaͤure und eſſigſauren Salze negative Nefultate erlang= ten; daß fie dagegen hinfichtlich der Salzfäure deutliche Spuͤ— ten derfelben fanden. Durch neue Verfuche ermittelten fie jedoch, daß diefe Säure nicht im freien Zuftande, fondern in dem von Chlorüren exiſtirt, welche in der concentrirten Slüffigkeit durch Milchſaͤure zerfegt werden. Desgleihen ha— ben fie eine geringe Menge Phosphorfäure entdedt, welche ihnen aber nur ein Nebenproduct der Reaction der Milch— fäure auf die im Magenfafte enthaltenen phosphorfauren Salze zu feyn ſchien. Die Milhfäure allein bot den DVerfaffern durchaus die nämlihen Charactere dar, wie die freie Säure des Magen— füftes, indem die eine wie die andere Säure in jeder Bezieh⸗ ung gleihartig reagirte, Die Herren Bernard und Barreswil betrachten die Milchſaͤure als cin conftantes phnfiologifches Product des Dr: ganismus. Sie haben gefunden, daß unter allen Umftänden der Ernährung die Befhaffenheit des fauren Beltandtheils des Magenfaftes fich gleichbleibt. Uebrigens nehmen fie mit Herrn Blondlot an, daß, wenn eine faure Reaction durchs aus nöthig ift, damit die auflöfende Kraft des Magenfaftes ſich offenbare, die Befchaffenheit der diefe Neaction erzeugens den Säure doch gleichgültig fen; ja fie bemühen ſich, nach— zuweiſen, daß diefe Art von Arquivalenz der Siuren in Ber treff der Aufcehthaltung der Thätigfeit des Magenfaftes nothwendig fen, weil vermöge der Befchaffenheit der Nah: tungsftoffe die verfchiedenartigften Salze während der Er— zeugung des Magenfaftes in den Magen eingeführt werden, fo daß, wenn fich unter diefen Salzen ſolche befinden, deren Säure duch die Milchſaͤure freigemacht wird, die Werdau: ungsfunctionen unfehlbar geftört werden würden, wenn die auf diefe Weiſe freigewordene Säure die normale Säure in diefer Beziehung nicht vertreten Eönnte. Neben diefer intereffanten Abhandlung wollen wir noch einer von Herrn Melfens, Schülers des Herrn Dumas, an die Academie eingefandten Motiz gedenken, melde ſich ebenfalls auf die Urfache der fauren Reaction des Magen- 22” 343 faftes bezieht. Gleich den Herren Bernard und Bar: reswil, befümpfte Herr Melfens die Anfiht Blondlot's, ruͤckſichtlich des Einfluffes des phosphorfauren Kalk: Deuts oxyd's, wobei er auf mehrere Fehler in den Verſuchen diefes Gelehrten aufmerffam macht. Aus den Unterfuchungen des Herrn Melfens ergiebt fih ebenfalls das Worhandenfeyn einer freien Säure im Magenfafte, und feine Forfhungen haben den Vorzug, daß deren Mefultate durch wirkliches Waͤgen beftütigt werden. Doppeltes VBorhandenfeyn der Mutterfcheide und des Mutterhalfes. Bon Herrn Lefaing Die hier erwähnte Anomalie hat fidy felten unter fo intereffanten Umftänden gezeigt, als in diefem Falle, und die Art und Meife, wie die Zrennung der Sceidemand bewirkt wurde, verdient ebenfalls Aufmerkſamkeit. Herr Leſaing murde durch den Arzt einer fechsunds dreißigjährigen Frau, die fehon feit zwei Tagen in den Wes ben ihter erften Niederfunft begriffen war, zu Huͤlfe geru- fen, weil er den Muttermund nidyti auffinden Eonnte. Mache dem Herr Lefaing den Finger eingeführt, Eonnte er an: fangs durchaus Eeine Aehnlichkeit der Bildung der Zheile mit der natärlichen erkennen; allein nach einiger Zeit gelang es ihm, zwiſchen denlabia und nymphae der linken Seite, bei der Höhe des meatus urinarius, eine Deffnung zu entdeden, melde mit einer geräumigen Höhle communicitte, in der er den Kopf des Kindes und den Mutterhals fühlte. Indem er den Finger vorwärts ſchob, erweiterte er biefe Deffnung und fühlte in der Naͤhe des Mutterhalfes eine Communication mit einer zweiten vagina. Beide Ganäle waren duch eine fehr dünne Scheidewand voneinander ges trennt. Der Mutterhals feste fih ununterbrochen in die Scheide fort, durch welche der Kopf des foetus nicht hin— durch konnte, waͤhrend diejenige Scheide, welche der wohlges bildeten vulva entfprac, ſich in einen blinden Sad endigte. Am Ende des septum, dicht am Mutterhalfe, befand ſich jedoch eine Eleine Deffnung, durdy welche der Saame mwahrs fheinlih in die Bärmutter gelangt tar. Die Schwähe der Frau, die Dauer der Wehen und der Umftand, daß bei jeder Wehe etwas .gelbliches Waſſer ausgetrieben wurde, bewiefen, daß Eeine Zeit zu verlieren fey. Herr Lefaing entſchloß fih, das septum zu durch— fhneiden, nachdem er es zur Verhinderung der Blutung unter: bunden hatte, was auf folgende Meife bewirkt wurde. Er ummidelte die Spige feines Zeigefingerg mit dem Ende ei: nes gewichften Fadens, den er big dicht an den Mutterhalg einführte, wo er die feitlihe Spalte des septum fühlte, die er Überfchritt, indem er den Finger beugte, deffen Spitze er dann gegen die äußere Deffuung hin wandte, fo daß er den Baden mit den Fingern der andern Hand faffen Eonnte, morauf er die Scheidewand etwa 1 Gentimeter unter dem meatus urinarius feft unterband. in zweiter Faden wurde in derſelben Weife um das septum geführt und fo 704. XXXII. 22% 344 nahe, als möglich, an dem perinaeum feftgebunden, fo daß zwifchen beiden Ligaturen fih ein Abftand von 4 Gentimes ter zue Durdyfhneidung des Septum befand. Der Zeige: finger wurde dann hinter die Membran geſchoben, welde Here Lefaing auf der bis zum Mutterhalfe hinaufgefuͤhr— ten Fingerfpige mit einer Scheere durchſchnitt. Nachdem eine Stunde verfloffen war, ohne dag neue Wehen eingetreten waren, nahm man feine Zuflucht zu der Geburtszange, und die Frau ward von einem lebenden, ob= wohl ſchwaͤchlichen, Kinde entbunden. Am zwanzigſten Lage war die Cur vollendet. Um diefe Zeit unterfuchte Herr Le— faing die vagina der Patientin und fand zwei Deffnuns gen nebeneinander, weldye durch eine dünne Membran mits einander communicirten, die fih vor dem Spalte befanden, den er zur Zeit der Geburtsarbeit gemacht hatte. Der rechte Mutterhals ift enger, als der linfe und liegt mehr hinterwaͤrts. Sie haben eine foldye Tage, daß, wenn man den Finger in die eine Deffnung einführt, man den andern danebenliegen= den nicht wahrnimmt. Die Bärmutter ift einfah. (Ga- zette medicale, Sept. 7. 1844.. London medical Gazette, Sept. 1844.) Miscellen Ueber die &ebensdbauer der Thierein Menagericen bat man in Beziehung auf die des Jardin des Plantes zu Paris Folgendes erhoben: Die durdfchnittlihe Dauer des Lebens von Panther, Ziger und Löwe ift ſechs oder ſieben Sahr: doch hat dafelbft ein Löwe einmal neunundzwanzig und eine Loͤwin ſieben⸗ zehn Sahre gelebt. Löwen, welche herumgeführt und dem SPubli- cum zur Schau geftellt werden, pflegen länger zu leben, meiftens fiebengehn bis zwanzig Sahre. Der weiße Sibirifhe Bär bleibe nur drei bis vier Jahre am Leben, aber der ſchwarze, von Eräftigerer Gonftitution, ficben bis acht Jahre. Die unter‘ dem Namen Martin - monte a l’arbre befannten braunen Bäre (cben ficbenzehn bis zwanzig Sahre in der Menagerie und erleben viele Nachkommenſchaft. Die Hyaͤne lebt nur vier bis fünf Jahre; Dromedare und Gameele dreißig bis vierzig; der Elephant welcher im'freien Zuftande ein Sahrhundert alt wird, erreicht in Gefangenfchaft nur ein. Viertheil diefes Zeit- raums. Die Giraffe, welche jegt in dem Jardin des Plantes ift, ift feit fiebengehn Sahren dort und erfreut ſich noch volllommener Gefundheit. Affen erleben nur vier oder fünf Sabre, und cs wird als eine feltene Erſcheinung citirt, daß einer in Gibraltar ſiebenzehn Sahre lebte. | Ueber die Art und Weiſe wie die Waldameife die Blattläufe fängt und gleihfam als, Hausthier behan— delt, hat Herr E. Robert der Parifer Academie der Wiffens fhaften, am 9. December, eine intereffante Mittheilung gemacht. Die Ameifen Eigeln die Blattläufe mit ihren Fuͤhlern, bis fie aus dem Hinterleibe einen Feuchtigkeitstropfen fahren laffen, welchen jene mit großer Gier einſchluͤrfen. Eine einzige Ameife verrichtet dich Gefhäft an mehreren Blattläufen, indem fie von einer zur anderen läuft und das Refultat beobachtet. Zuweilen geben die Ameifen, welche auf dieſe Weife viel Feuchtigkeit zu fich genoms men haben, einen Theil derfelden wieder von fi), um ihm ihren, weniger gluͤcklich geweſenen, Mitſchweſtern zukommen zu laffen; wobei fie die, denen fie diefe Wohlthat erweifen, mit den Fühlern am Kopfe Lieb£ofen, Nekrolog. — Der allgemein gefhägte Geognoſt und Par läontolog, Graf von Münfter, quiescirter Regierungsdirector, iſt am 22. December 1344 zu Baireuth geftorben. Er hinterläßt eine der erften Petrefacten: Sammlungen in Europa, 345 704. XXXII. 22, 346 VER ET. Ueber die Einklemmung einiger Brüche. Bon Dr. Voillemier. Einer der am Beltimmteften feftgeftellten Puncte in der Behandlung der Hernien ift der, daß in den Fällen von eingeflemmten Darmbruͤchen, welde von einer ganzen Darms ſchlinge gebildet werden, und deren Neduction nicht gelingt, eine biutige Operation erforderlicd) wird, um die Einklem— mung zu heben, und die vorgefallenen Eingeweide in die Bauchhoͤhle zurüdzubringen. Alle unfere großen Chirurgen flimmen darin überein, daß die Krankheit, fich feibft uͤber— taffen, unfehlbar zum Zode führt, oder wenigſtens ein höchft laͤſtiges und oft unheilbares Uebel herbeifuͤhrt; aber fie flims men durchaus nicht ebenfo darin überein, was in den Fäls ten zu thun fey, wenn ein Darmbrub nur von einem eins fahen Divertikel gebildet wird. Die Einen wollen, obwohl fie einräumen, daß dag Uebel weniger bedeutend ift, daß die Operation der Brucheinklemmung ausgeführt werde, fos bald die gewöhnlichen Neductiongmittel ohne Eifolg bleiben ; fie beabfidytigen, auf diefe Meife die allgemeinen Zufälle zu befeitigen, und namentlid das Brandigwerden der vorgefals lenen Theile zu verhüten. Andere begnügen fih damit, die entzündlichen Zufälle zu befämpfen, verwerfen jede blutige Operation und laffen die Krankheit ihren Verlauf nehmen, indem fie entweder auf eine fpontane Neduction der Hernie, er auf eine fehr begränzte Gangrän, die fie ald einen glücklichen Ausgang anfehen, hoffen. Dieſe beiden einander entgegengefegten Anfichten wollen wir nun durchnehmen. Zuvörderft ſcheint e8 ung aber, in Bezug auf die Dia- gnofe, von Wichtigkeit, folgende Frage zu beantworten: Sit es möglih, in allen. Fällen den Darmbruch mit einem blos: fen Divertikel von demjenigen, welcher den ganzen Umfang de8 Darmes enthält, zu unterfcheiden? Wenn die Hernie eine regelmäßig zugerundete und fehr kleine Geſchwulſt bil det, wenn die allgemeinen Symptome, - wie die Uebelfeit, das Erbrechen, die Kolitfhmerzen u. ſ. w., wenig ausgefpros hen find, wenn vor Allem der Durchgang der faeces nicht behindert ift, fo ift e8 Elar, daß die Einklemmung nicht den ganzen Umfang des Darmes betrifft. Allein es kann vorkommen, wie Louis es beobadytet hat, daß nur eine Darmwand eingeflemmt ift und dennoch bedeutende allge— meine Symptome dabei vorhanden find, und daf, wenn aud) ein hinlänglicy großer Theil de8 Darmumfanges frei geblieben ift, dennoch eine Unterbrehung des Durchganges der Faͤcalſtoffe und eine hartnädige Verftopfung flattfindet. In diefen Fällen, wo eine beſtimmte Diagnofe unmöglich ift, muß man, nad unferer Anficht, ebenfo verfahren, als wenn man ed mit der Einklemmung einer ganzen Darm: ſchlinge zu thun hätte, da die Folgen eines Irrthumes zu bedeutend feyn würden. Wenn nun aber die Diagnofe einer einfachen Darm: jerrung feftgeftellt ift, welches Verfahren hat man zu beob— achten? Sehen wir zuerft, wie gewöhnlid) der Verlauf und der Ausgang der fich felbft überlaffenen Krankheit zu feyn pflegt. Die allgemeinen Symptome find meift wenig bedeus tend, es ift Webelkeit, Erbredyen grüner Materien, leichte Kolitfhmerzen und wenig Fieber vorhanden, Diefe Eym: ptome find zuweilen fo wenig beunruhigend, daß die Krans fen erft mehrere Tage nad) dem Erſcheinen der Hernie den Arzt herbeirufen. Es kann vorkommen, daß die Geſchwulſt fpontan verſchwindet, aber häufiger entwidelt ſich eine Örtliche Entzündung, Aodhärenzen bilden fih im Niveau der Eins Elemmung, die eingeflemmte Darmpartie wird brandig, Gas und Kothwaffer infiitriren fihb in das Zellgewebe, und die Haut felbft wird in einer größeren oder geringeren Ausdehs nung brandig, perforirt und geftattet den Excrementen einen Durchgang nad) Außen. Nun beginnt eine neue Periode der Krankheit, eine ziemlidy lebhafte Entzimdung entwicelt fih in allen diefen Theilen, die brandigen Gewebe werden mit dem Eiter fortgefpult, das Geſchwuͤr trodnet nah und nad, und nad) einer gewiffen Zeit bleibt nur eine Kothfiftel zuruͤck, welche ziemlich leicht heilt. Der Ausgang fann noch günftiger feyn wenn die eingeflemmte Darmpartie nur Elein ift, fo Eann e8 vorkommen, daß der Brand fehr befchränkt ift, daß fib eine ſchmale Spalte bildet, Gafe in geringer Menge fib in dag Zellgewebe infiltriren, ohne Gangrän ders felben oder der Haut zu bewirfin, und daß die Heilung binnen wenigen Tagen vollendet ift. Allein nicht immer ift der Ausgang fo günflig. Schon Louis giebt an, daß in einigen Fällen hartnädiges Erbre— den, singultus, volftändig aufgehobener Durchgang ber Fäcalmaffen vorhanden find, und wenn mir die zahlreichen Beobahtungen, welche wir über die Hernien beſitzen, forgfäls tig durchgehen, fo werden wir mehr, als eine, finden, wo der Kranke, durch die furcptbaren Leiden erfhöpft, unfehlbar geftorben feyn würde, wenn er nicht operirt worden wäre. Wir fehen alfo, daß die Darmbrüche mit bloßer Eins klemmung einer Darmwand nicht immer auf gleihe Weife auftreten, und daß ſich daher eine ausſchließliche Behandlung nicht ohne Nachtheil auf fie anwenden läßt. Die Chirurgen, welche, Überzeugt von der geringen Bedeutung diefer Hernie und eine partiele Gangrän des Darmes nicht fürdtend, ſich mit einem erfpectativen Verfahren begnügen, oder nur maͤ— fig die entzündlihen Erſcheinungen befimpfen, fegen ſich der Gefahr aus, daf eine peritonitis fi Über den ganzen Bauch verbreite, die Gangraͤn die oberhalb der Einflemmung gelegene Darmportion ergreife und die Zufälle einen fo ho: hen Grad erreihen, daß felbft eine Operation nur wenig Ausfibt auf Erfolg verſpricht. Diejenigen dagegen, melde die Wichtigfeit diefer Hernien übertreiben und fie durchaus mit denen gleichftellen, welche eine ganze Darmfihlinge ent» halten, beeilen fic) zu fehr mit der Operation und berau— ben fih fo der Vortheile, melde ihnen der Ausgang mit Gangrän darbietet, welcher, wenn nicht von fihr heftigen allgemeinen Symptomen begleitet, weit weniger gefährlich ift, als die Operation des eingeflemmten Bruches. Die 347 Berfahrungsweife muß fi) alfo nad den vorhandenen Syms ptomen richten, und die zu erfüllenden Indicationen find nah dem Verlaufe und den verfchiedenen Perioden des Ue— bels verfchieden. Wenn man in der erften Periode die Re— duction ohne Erfolg verfucht hat, fo wende man allgemeine und örtlihe antiphlogistica mit einer den Symptomen entfprechenden Eneryie an. Wenn aber die Zufälle nicht nadylaffen, fo muß man, ohne zu lange zu warten, wie bei anderen Hernien, operiren. Häufiger jedoch wird man im Stande feyn, durch wiederholte Applicationen von Blutegeln, durch Gataplasmen, Bäder, Clyſtite und milde Abführmite tel die Zufälle zu befimpfen, und die Entzündung um die Hernie zu befhränfen. Nun kann man warten, und die Hernie geht entweder von felbft zuruͤck, oder e8 tritt eine befchränfte Gangraͤn ein, und die Eleine Portion des brandig gewordenen Gewebes fällt in die Höhle des Darmes, ohne daß ſich ein Abceß bildet und nach Außen durchbricht. Haͤu— figer jedoch umfaßt die Gangrän die eingeflemmte Darm— partie, den Bruhfad, das fubcutane Zellgewebe und bald die Haut felbft, und hiermit beginnt das zweite Stadium der Krankheit. Diefer Ausgang, welder ſich durch eine ziemlich tafche Remiſſion der allgemeinen Symptome, das Schlaffwerden und die größere MWeichheit der Gefchwulft ꝛc. ankündigt, characterifirt fich befonders durh Emphyfem und bald durch eine braune Färbung der Haut. Diefes lestere Spmptom deutet augenfheinlih an, daß der Darm perfos rirt ift, daß ſich Stoffe in die benachbarten Gewebe infiltrire haben uud Gangran derfelben bevorftcht. Man darf nicht warten, bis die Haut brandig und perforirt wird, weil die Infiltration ſich fehr weit verbreiten und die fubcutanen Raͤume aushöhlen Eönnte, fondern man mache fo früh, als möglich, große Einfchnitte in der Gegend der Hernie ſelbſt. Auf diefe Weife verhütet man nicht nur die Ausbreitung der Gangrän, fondern eröffnet auch, indem man die abge— ftorbenen Darmportionen entfernt, den Fäcalftoffen einen ges räumigen Ausweg. Sn feltneren Fällen ift nur eine ſchmale Spalte im Darme vorhanden, durch welche nur Gas, aber keine Fäcalftoffe, ſich in’s Zellgewebe infiltrirt; das Emphyfem allein reiht alfo nidyt aus, um Inciſionen zu indiciren, aus— genommen, wenn es fich verbreitet und fehr bedeutend wird. Sin folhen Fällen ift e8 beffer, fo lange zu warten, big die Haut fih bräunlich färbt, oder Fluctuation bemerkbar wird. Aus dem Gefagten geht hervor, daß die Darmbrüche, welche nur eine Darmwand enthalten, ſich mefentlih von denen unterfcheiden, welche eine ganze Darmſchlinge umfafs fen, und zwar: 1) in Betreff der Diagnofe: durch die Fortdauer des Durchganges der Fäcalftoffe; 2) in Betreff des Werlaufes: durch die geringere Sntenfität der Zufälle der Einklemmung, und 3) in Betreff der Behandlung darin, daß fie fels ten die Dperation der Brucheinklemmung erfordern, daß man ziemlich lange warten Eann, bevor man feine Zuflucht zu derfelben nimmt, und endlich, daß der Brand der vorgefals 704. XXXII 22, 348 Ienen Darmportion gewöhnlich Eeine fchlimmen Zufälle zur Zolge hat. (Arch. gen. de Med., Juillet 1844.) Ueber das Verhältniß der Mortalität zu verſchie— denen Lebensaltern in gewiffen Krankheiten. Bon Dr. Aerander Watt, Sn einem in den Verhandlungen der Glasgow Phi- losophical Society im verfloffenen Jahre veröffentlichten Auffaße zeigte ih nach den aus verſchiedenen Städten Eng— land’3 und Schottland's erhaltenen ftatiftifhen Berichten, daß der Betrag der Todesfälle in Folge verfchiedener Krank— beiten in denfelben Lebensaltern faſt identifc) ift, und daß, welches immer auch der Zotalbetrag der Zodesfülle nach eis ner jeden Krankheit feyn mag, das Verbältniß der Todegs fälle, welche zu gewiffen Perioden des Lebens eintreten, zu der Gefammtzahl der Todesfälle an diefen reſp. Krankheiten daffelbe bleibt. Die in dem Auffage befprochenen Krankhei— ten waren Fieber, Mafern, Blatteın und Darmleiden, Durch die Güte des Herin William Millo bin ih nun in den Stand gefeßt, meine früheren Zabellen mit Daten zu vergleichen, welche ich den Sterblichkeitsliften von News York und Philadelphia entnommen habe, Sieber Folgende Tabelle zeigt die refp. Mortalität an Typhus— fiebern in Edinburg und Glasgow und an Fiebern, Puerpe= ral- und Scharladyfieber ausgenommen, in New York und Philadelphia: Todesfälle unter 5 Sahren zur Gefammtzahl des Todes Edindurg Glasgow New: Hort Philad, Manchefter ; h P- © p- 2 P_% Po Po Falle an Fieber 12,41 12,07 15,67 17,34 16,08 do. unter 20 Jahr. 29,7% 29,05 30,22 33,03 33,48 do. 20 u, darüber 70,25 70,94 69,77 66,96 61,51 In diefer Tabelle ift die Berechnung für New York auf 1416, für Philadelphia auf 663 Fälle angeftellt. Der größte Unterfihied ftelite fih in den nicdrigften Lebensaltern heraus, in welchen die Mortalität in America bedeuten: der ift, Mafern Glasgow Edinburg New-York Philadelphia — — — — — — — — Unter 20 Jahren 52,76 60,25 47,48 45,76 — 5 — 83,08 92,30 90,09 89,83 — 20 — 99,35 99,67 98,27 99,43 Ueber 20 — 0,64 0,32 1,72 0,56 Der ZTotalbetrag der Todesfälle in einer jeden diefer Städte war fehr verfhieden, und doch wird man finden, daß das Verhältniß der Todesfälle in den verfchiedenen Le— bensaltern zur Gefammtfumme der Todesfälle an den Ma— fern in einer jeden diefer Städte faft daffelbe ift, indem die Derfchiedenheit hauptſaͤchlich die Kebensalter unter zwei Jah— ten betrifft. Sharlad. Slasgow New: York Philadelphia Unter 2 Sahren 35,40 30,12 50,69 —- 5 — 70,15 76,75 75,49 — 2% — 97,95 97,39 97,77 Ueber 20° — 2,04 2,60 2,22 349 Blattern Glasgew Edinburg News York Philadelphia — — — — — — — — Unter 2 Jahren 57,76 53,24 3411 34,39 — 5 — 85,72 82,63 53,66 57,14 — 22 — 9,12 95,28 72,7% 77,24 Uber — 4,87 4,76 27,25 22,75 Aus diefer Tabelle geht hervor, daß das Verhaͤltniß der Todesfille an Blattern zum ganzen Betrage der Todesfälle an diefer Krankheit in New-York und Philadelphia in dens felben Lebengaltern fehr verfhieden von dem Berhältniffe der Todesfälle an demfelben Uebel in den Städten Schottlands ift, indem die Verhältniffe unter zwei Jahren über 23% ges tinger in News Vork und Philadelphia, als in Olasgow, find. Demgemäß findet auch eine entfprechende Zunahme des Verhältniffes der Todesfälle in den hoͤbern Kebensaltern flatt; dennody muß bemerkt werden, daß das Verhaͤltniß der To— desfälle an diefer Krankheit in den erften Lebensjahren für Philadelphia, fowie für New: York, daffelbe ift, was einen andern £räftigen Beweis dafür liefert, daß phyſiſche Gefege vorhanden find, welche den Betrag der Zodesfälle in vers fhiedenen Lebensaltern an den verfchiedenen Krankheiten res guliren, fobald nicht locale Urfachen hindernd in den Meg treten. Es ift ſehr wahrſcheinlich, daß die Vernachlaͤſſigung bes frühen Impfens die unmittelbare Urfache einer größeren Mortalität in den höheren Lebensaltern in America, als in Schottland, feyn mag. in Unterſchied ift in dieſer Bezie— Hung auch zwifchen den Städten Englands und Schottlands vorhanden. Das Verhaͤltniß der Todesfälle an den Blat— tern über 20 Jahren beträgt in Manchefter 1,6878 ber ges fammten Todesfille an diefer Krankheit, und in Liverpool 2,3165, in Ölasgow dagegen 4,4798 und in Edinburg 4,7612. Keuchhuſten. Glasgow Edinburg New-York Philad. Birmingham Unter Jahren 66,37 66,33 67,52 77,48 — 5 — 91,52 92,87 98,51 95,03 93 49 — 0 — 99,77 100,00 99,78 100,00 100,00 Ucber20 — 0,22 0,00 0,21 0,90 Die beigetrachten Data feheinen zu beweifen, daß bie Berhältniffe des Betrages der Todesfälle in einem gegebenen Lebensalter an Fiebern, Mafern, Scharlah, Blattern und Keuchhuſten und des Gefammtbetrages der Todesfälle an einer jeden Krankheit vefpect. faft ganz gleich find, wenn auch derfelbe Betrag der Todesfälle an derſelben Krankheit in einer jeden Stadt fehr verſchieden ift. In einigen Fäls len, wo die Verhältniffe der Bevölkerung fehr voneinander verfhieden find, tritt eine entfprechende Werfchiedenheit in ber Mortalität in demfelben Kebensalter ein. Diefes wird befonders anfhaulih durd die Ergebniffe in Bezug auf Blattern der Sterblichkeitsliften von New Vor und Phila— delphia, aber ungeachtet der großen WVerfchiedenheit zwiſchen den Nefultaten in America und Schottland in der Morta- lität an jener Krankheit iſt es wichtig, zu bemerken, daß das Verhaͤltniß der Todesfälle an diefem Uebel in News VorE ge: nau dem in Philadelphia entfpricht, indem die Verhältniffe diefer Städte in Beziehung auf Blattern ſehr aͤhnlich find. Die Variationen in den höheren Kebensaltern mögen wahre 704. XXXII. 22. 350 f&heintid von Urfahen abhängen, die fih bei weiterer Unters ſuchung wohl heruugftellen werden. Zwei Urſachen befonders bewirken aber eine gewiffe Wariation in den Refultaten, naͤmlich Ärztlihe Behandlung und eine gehörige Beſchaffung gefunder und nahrbafter Koft. (Lancet, June 1844.) Ueber die Natur der weißen Geſchwuͤlſte. Von Richet. Als Ausgangspunct des tumor albus bezeichnet Ri— het die Synovialhaut und den Knochen, in deren Folge erft das fibröfe und Knorpelgewebe ergriffen wird. Die pas thologifhen Vorgänge in der Spnovialhaut hat Richet bei Thieren beobachtet. Wird diefe Membran dem Zutritte der Luft ausgefest, fo zeigt fie fih nach wenigen Etunden ges töhet, dann matt; nach vierundzmwanzig Stunden tededt ſich die innere matte Oberfläche mit einem blutigsferöfen Webers zuge; am dritten Zage finden fih Eiter und Granulationen, analog den der Augenlider in chronifcher Blepharitis. Zwi⸗ ſchen dem fünften und dreizehnten Tage bildet jich eine Pſeu— domembran, die den Knorpel fpäter mit einem Wall umgicht. Bei einem Hunde, dem Alcohol in das Kniegelenk einge: fprigt wurde, war diefer Wall dreiundfechzig Tage naher faft über die ganze Knorpelfläche verbreitet. Zuweilen er— fcheint die Synovialhaut verdidt, und zwar nicht allein durch die gebildeten Pfeudomembranen, fondern auch durch oͤdema—⸗ töfe Anſchwellung des darunterliegenden Zellgewebes. Diefe Verdickung, von Brodie fungus articulor. genannt, hat durchaus nichts mit fungus gemein. — Die in dem kran— ten Gelenke angefammelte Fiüffigkeit ift bald blutig oder eiterartig, bald wahrer Eiter. In den Fällen, wo die ge— nannte Verdickung ſehr beträchtlich erſcheint, fehlt die Flüfs figeeit ganz. ine primitive Ulceration der Spnovialhaut in dem Sinne Brodie’s ift, nah Nichet, nicht erwiefen, wohl aber fann fie durch eine innerhalb oder auferhalb der Gelenkhoͤhle entftandene Eiterung in Verfhwärung lberges ben. Bei längerem Leiden der Spnovialhaut und meiterem Ausbilden der Pfeudomembranen wird der Knorpel nad) und nad) reforbirt, verſchwindet zulegt ganz, fo daß jene un— mittelbar auf dem Knochen zu liegen kommen. Ebenſo wer: den die fibröfen Knorpel veforbirt. Faſt immer wird aud) der Bänderapparat mit in den Zerftörungsfreis hineingezos gen, doch bildet fi bier Feine wahre Entzündung aus — es findet ſich felten Gefäßverzweigung — fondern der Con— tact mit der entzündeten Synovialhaut führt durch Infil— teation in das Zwifchengewebe eine Erweichung herbei. Ins duration ift felten. — Die Knochenenden Eönnen in Folge einer Krankheit der Synovialbaut fih entzunden; fehr oft bildet indeß ostitis. caries. tuberculöfe Affection des Kno— chens den Ausgangspunct eines tumor albus, d. b., eines allgemeinen Gelenkleidens. Hier geht die Affection vom periosteum auf den zunächft gelegenen Theil der Syno— vialhaut über, diefe entzündet ſich, erfährt die bereits er— wähnten Umbildungen, fpäter erſt werden aud die Bänder ergriffen; Oleicyzeitig mit der Spnovialhaut wird aud) die 351 dem Knorpel zugekehrte Knochenlamelle afficirt, e8 entwideln fi) Zungofitäten in den Knochenzellen, wodurd die Knochens fubftanz, fpäter auch der Knorpel, zerflört wird und zulegt ganz verfchwindet., Beſonderes Gewicht legt Richet auf die Knochenentzündung im tumor albus ; er glaubt fogar, daß fie fi längs der membrana medullaris bis zum entgegengefeßten Knochenende verbreiten fann, wenn der Kniefhmerz bei der Coxalgie feine Erklärung findet. Nie werden die GelenfEnorpel primär ergriffen, da fich in ihnen weder Gefäße, noch bei ihrer Zerſtoͤrung Eiter nachweiſen läßt. Der Grund ihrer Zerftörung liegt einzig in dem Mangel der Nutrition, durch Leiden des Knochens veranlaßt, auf deffen Koften fie ernährt werden. So oft man in Ges lenkleiden den Knorpel zerftört findet, Eann man fich bei ges nauerer Unterfuhung überzeugen, daß der darunter liegende Knochen den Ausgangspunct des Leidens bildet. (Annal. d. 1. Chir. et Arch. gen. d. Med., Sept.) Ueber die näcdfte Urfache des Todes nach dem fpontanen Eindringen von Luft in die Venen. Bon Sohn E, Erichſen. Einem größeren Auffage des DVerfaffers entnehmen wir folgende Reſultate: 1. Die primäre Stodung in der Circulation tritt in den Gapillargefißen der Lunge oder in den Enpdäften der Zungenarterie ein, in Folge der Unfähigkeit des rechten Ven— trikels, das durch die in diefen Gefäßen vorhandenen Lufts blafen gegebene mecdyanifche Hinderniß zu überwinden. 2. Das Athmen und das animalifche Leben hört, in Folge einer mangelhaften Verforgung der Gentralorgane des Nervenſyſtemes mit arteriellem Blute, auf. 3. Da Luft in einer der Tiefe der Sinfpirationen ans gemeffenen Menge, Stärke und Schnelligkeit in die Venen eintritt, fo würde die befte Weife, das Eintreten des Er— eigniffes zu verhindern, oder jedenfalls feine wahrſcheinliche Lethalität zu verringern, bei allen Operationen an der Wur— zel des Halfes und dem Gipfel des thorax die ſeyn, die Bruft dicht mit breiten Fianellbinden oder umfaumten Ser: vietten zu ummideln, um tiefe Inſpirationen zu vermeiden und dag Athmen fo oberflächlih, als möglich, zu erhalten. 4. Wenn ſchon Luft eingetreten ift, fo verhüte man ihr ferneres Eindringen durch Compreffion, oder, wo möglich, Unterbindung der vermwundeten Vene, durch melche fie einges treten ift, 704. XXXII. 22. 852 5. Man unterhalte einen gehoͤrigen Zufluß von Blut nad) dem Gehirne und den Gentralorganen des Nervenfys ftemes, indem man den Kranken in eine zurücgebeugte Lage bringt und die Achfel: und Echenkelarterien comprimirt. 6. Man unterhalte die Action des Herzens durch eine Eünftlich eingeleitete Nefpiration und Friction in der Präs cordialgegend, bis die Dbftruction in den Gapillargefäßen überwunden oder befeitigt werden kann. 7. Man befeitige, wo moͤglich, die Obftruction in den Gapillargefäßen der unge durch eine kuͤnſtliche Nefpiration. 8 Wenn der Kranke die unmittelbaren Folgen des Unfalles überlebt, fo ſchuͤtze man ihn gegen das Cintreten von Pneumonie oder bronchitis. (Edinb. Med. and Surg. Journal, January 1844.) Miscellen. Ueber einen FaU von fractura colli humeri mit Dis— location des caput humeri in die Adhfelgrube fprad R. W. Smith in der Eigung der Pathologifchen Gefellfhaft von Dublin am 28. Sanuar 1843, Der Kopf des Oberarmbeines war nad Unten in die Achfelgrube lurirt, und das collum humeri une gefahr 2° unterhalb des Kopfes in ſchraͤger Richtung gebrochen; die Bruchſtuͤcke harten ſich fehr unregelmäßig und mit bedeutender Deformität wieder vereinigt; und unterhalb des proc. coricnideus hatte fih auf der Gubfcapularfläche der scapula eine neue Grube zur Aufnahme des Kopfes gebildet. Die Behandlung diefes Falles war ſchwierig, die Diagnofe deffelben leicht; denn in folchen Fällen ift, fobald eine Verſchiebung der Bruchſtuͤcke ftattfindet — welches faft immer der au ift — das Glied verkürzt, während e& bei eie ner einfachen Luxation verlängert iftz ferner bleibt der Kopf. des Knochens unbeweglich, wenn der Körper deffelben rotirt wird, auch fann der Ellenbogen gewöhnlich dicht an den Körper gebracht were den. Herr Smith bemerkte, daß obige Verlegung faft nothiwens digermweife eine andauernde Defermität zur Folge haben müffe, da der luxirte Kopf nicht reponirt werden fönne, indem fich wegen des Bruches des Halſes Feine ertendirende Gewalt anbringen ließe, und auch nad) der Vereinigung der Fractur, wegen der rund um den dislocirren Kopf gebildeten Adhäfionen, die Repofitionsperfuche erfolglos bleiben würden. (Dublin Journal, July 1844.) Eine Paralyfe des oesophagus und Hemiplegie nad) einem tic douloureux heilte Dr. Shearman durd) die Ane mwendnng von tonica und des Electro- Magnetismus. Der Iegtere wurde an den Naden und Rüden längs bes Verlaufes der Speifes röhre, an bie linke Seite des Gefichtes und von der Wirbelfäule aus dem Verlaufe der Nerven nad) bis zum rechten Arme und Beine applicirt, anfangs drei Mal täglicd) eine Gtunde lang und nad einem Monate zwei Mal taͤglich, dabei ernährende und reis zende Snjectionen in den Magen durch die Schlundfonde und gros se Dofen von Chinin und anderen erregenden tonicis, Nach un gefähr fechs Monaten war die Kranke völlig hergeftellt. (Aus Pro- vincial Journal in Lancet, June 1844.) Bibliographische The Birds of America, from Drawings made in the United States and their Territories. By John James Audubon , just completed, 7 Vols. New-York 1844. 8, Mit 500 colorirten Tafeln. F. A. G. Miquel Systema Piperacearum fasc, I. 1844. 8. Roterodami Neuigkeiten. Urinary Deposits; their Diagnosis, Pathology and Therapenti- cal Indications. By Golding Bird, AM. MD. London 1844. 8. Lectures on Pulmonary Phthisis, delivered in Jervis Street/!Ho- spital, comprehending the Pathology, Diagnosis and Treat- ment of the Disease, with an Appendix. By John T, Evans, MD. Dublin 1844. 4 a — — N e — — — zu dem zweiunddreißigſten Bande der Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. (Die Roͤmiſchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabiſchen die Seiten.) A. Adams, uͤber Perforation des Duͤnndarms. DCXC. 124. Aegyptier, Urfprung berf. DCC. 273, Affectionen des Kopfes, bewirkt durch orga= nifhe Veränderungen und beſonders Eroftofe ber Zahnwurzel. DCLXXXVIL 74. Utaigebirge, Reife im. DCXCVII, 281. Arfenit zur Behandlung von Hautkrebs ane gewendet. DCXCVI. 215. Ürtefifher Brunnen mit zwei concentrifchen Röhren, für natur= u. heilfundige Iwede projectirt. DoOXCIX. 266, Augenfrebs durch exstirpatio bulbi oculi mit neuem Verfahren befeitigt. DCXCVI, 219. B. Bad in kaltem Waſſer, Einfluß deſſelben. DCCIII. 336. Barbieri, Angelo, Fälle von Hautkrebs nur aͤußerlich mit Arfenik behandelt. DCXCVI, 215. Barreswil und Bernard, über die chemifche Zufammenfegung d. Magenfaftes. DCCIV, 341. Battersby, über scirrhus DCLXAXVIII. 91. Baudens's Behandlung von Knochenbruͤchen der unteren Ertremitäten. DCLXXXIII, 9. DCLXXXIV. 35. Bayard, über die biagnoftifhen Unterfcheis bungsmerfmale traumatifcher und fponta= ner Ecchymoſen. DCXCVIL. 255. pancreatis, Beaumont, Elie de, über das Verhaͤltniß des ftufenweifen Erfaltens der Maffe des Erbballes zu dem der Erdoberfläche. DCCII. 308. Becquerel und Rodier, Unterfuhung des Blutes im gefunden und kranken Zuſtande. DCCIlI. 321. Billadonna bei accidenteller Phimofe und Paraphimofe. PCXC. 128. Belladonnapflafter gegen heftige Nadywehen. DCXC. 125. Beludfhenftämme, welche Sindh und Kutſchi bewohnen. DCXCVI. 211. Berard, neues Verfahren bei der Erftirpas tion des Augapfels bei Augenkrebs. DCXCVI. 219. Bernard und Barresivil, über die chemiſche Zuſammenſetzung d. Magenfaftes: DCCIV, 341. Birne, coloffale, DCXCIV, 186. Blut, AUnterfuhung deſſelben im gefunden und kranken Zuftande. DCCIII. 321. Blur bei Bleicolik analyjirt. DCXCII, 160. Blutbalggefhwulft am Halfe. DOLXXXIV. 82, Blutegel in ber vagina.. DCCII. 820. Boffey, P., über Vergiftung durd) Oenan- the erocata. DCXCIX. 270, Boutigny's Verfahren zur Erkennung rother Flecken als Blutfleden. DCXCV. 208. Braftlien, erfter C pagiergang eines für Nas turſchoͤnheit empfänglichen reifenden Arzs tes daſelbſt. DCACVI, 215. Brüde, Einklemmung bei einigen derſelben. DCCIV, 345. Brullé, über Färbung der Knochen der Thie— re durch SKrappfütterung, DCCI. 293, Brunft, Trag- und Setz⸗Zeit des gemeinen Zandbären. DCCII. 309, Bullen, D. B., über Gebärmutter-Polypen. DCXCVII, 233, C. Cantharidentinctur als Einreibung in der Thierheilkunde benutzt. DCXC. 128. Canthariden, Vergiftung durch dieſelben. DCCII. 318, Cauteriſation als Vorbeugungss und Heĩ⸗ lungsmittel der Phlebitis und der eiteri- gen Snfection. DCLXXXVIII. 95, Chaſſaignac's Berfchließungsverband Wunden.. DCC, 288. Chemie, neuer Snftitut für diefelbe in Mai: land. DCLXXXVL 58, Ehlorofe, über pathologiſche Verhältniſſe und Behandlung derf. DCLAXXIV, 50. Churchill, Fleetwood, über Ovariotomie. DCXCIII. 167. DCXCIV. 188. Ciniſelli, uͤber den Nutzen des Tampons bei placenta praevia. DCXCIV. 185. Clima Frankreich's. DCXCVI. 209. Colchicum arenarium. DCXCVII. 232. Colenſo, Will., Bericht über unlaͤngſt in Neu : Seeland entdedte foljile Knoden eines unbekannten riefigen Vogels. DCLXXXIX. 97. DCLXXXX. 1%. Collins, C. T., über freiwillige Heilung der Phthifis. DCLXXXVI. 61. Colombo radix, gegen ateniſches u. nervöfes Erbreden. DCLXXXIII. 16. * für 354 Cooper, Will. White, Fall von acuter Re: tinitis in Folge des Gebrauchs des Mis troffope. DCXCV. 205. ° Gorneliani, über die pathologiſchen Verhält: niffe und die Behandlung der Chlorofe, DCLXXXIV, 30. 3 Gornelius, über die verfhiedenen Behand: Lungsweifen d.Darnröhrenfteine. DCXCIX. 265. Corpus luteum ‚des menſchlichen Weibes und der Eäugethiere. DCACV. 193. Cotto, Carl, Sbeen über. den Hermaphrodi- tismus. DCXCIX, 257. Geralgie, Unterfuhung einer folhen, bie in der Heilung begriffen war. DCXCVL. 239. Grotonöl, mit Mandelöl für die Kinderbrür xis empfohlen. DGXCIX, 272, Enften mit eiterartigem Snhalte im Herzen, DCLXAXV. 48, D. Daguerreotypiren mit harmoniſcher Wirkung der phyſicaliſchen und chemiſchen Strahlen. DCXCII. 154. Davy, John, Beobachtungen uͤber thieriſche Waͤrme. DCXCIV. 177. Debruyn, E., Über die Luxationen am El— lenbegen. DCCI. 297. DLECIT. 311. Desdyamps, anatomifhe und phyſiologiſche Unterfuchungen über das Ei und das cor- pus luteum des menſchlichen Weibes und der Cäugethiere. DCXCV. 195. Devay, Francis, über das Zink-Valerianat. DCLAXXXVIII. 87, Devergie, über die Anwendung der Hydro⸗ therapie bei Hautkrankheiten. DOXCXII. 236. Dislocation des Daumens. DCCI. 304. Dünndarm, Perforation deffelben. DCXC. 124. Dutrodhet, über die Urfadıe der Windungen der Schlingpflanzen. DCLXXAX. 115, Duvernoy, uͤber die Entwidelung der Poe- - cilia surinamensis. -DCLXXXII. 1. DCLXXXIV. 17 DCLXXAV. 33. DCLXXXVI, 49, DOLAXAVI. 65. DCLXXXVIII. 81. E. Ecchymoſen, diagnoſtiſche Unterſcheidungs⸗ merkmale ber traumatiſchen und ſponta⸗ nen, DCXCVIL. 235. were Ecstasis cataleptica. DCCIII. 333. Ei und corpus luteum des menſchlichen MWeibes und der Säugethiere,. LCXCV, 193. Eierfiodsgefchtwülfte. DCLXXXVIII. 96. Eindringen, fpontanes, der Luft in die Ve— nen. DCCIV. 351. Eingeben der Arznei DULXXXVIII. 96. Einhorn, Frage uͤber Exiſtenz deffelben. DCCI. 297. Einttemmung einiger Brüde. DCCIV.345, Elcctricität, Anwendung derf. auf die Land— wirthſchaft. DCXCII. 151. Ellenbogen, Ruration an denf. DCCI. 297. DCCII. 311. Endocarditis, neuere Unterfudhungen über dief. DCCIII. 331. Enterstomie des Dünndarms, bei Oblitera- tion deſſ. DCCI, 304. Erdball, Verhalten des ftufenweilen Erfal- tens der Maffe deffelben zu dem Erkalten der Gröoberflädye. DCCII. 308. Erdoberflaͤche, Erkalten derfelben in ihrem VBerhältniffe zum Erkalten der Maffe des Erdballs. DCCII. 308. Erdwärme, Zunahme der]. von Außen nad) Innen. DCXC. 122. Erichſen, über die nädjfte Urſache des Todes nad dem fpontanen Eindringen der Luft in die Venen. DCCIV. 351. Erfoljation des Eichenkelfopfes bei der Co: rarthrocace. DCXCVI. 224, Erftirpation des Augapfels mit neuem Ver: fahren gegen Augenkrebs. DCXCVI, 219. F. Faſten, experimentelles. DCLXXXVI. 62, Fett in ben Gänfen, Bildung deſſ. PCCIII. 377. Fiſche, Beiträge zur Kenntniß der natürlie chen Familien derſ. DCCIII. 323. Flexura sigmoidea coli, Sitz eines mit gluͤck⸗ lihem Erfolge erkirpirten Krebſes. DCACII, 156. Foetus im Eierftode. DCACT. 145. Forfter, über die Anwendung ber Elcctrici: tät und. des Galvanismus bei der Lands wirthſchaft. DCACII. 151. j Foſſile Knochen eines riejigen Vogels in Neu⸗Seeland. DCLXXXIX. 97. DCAC. 120. Fractura colli ossis femoris. DCCIV, 352. durch die Naſe. France, J. F. Beobachtung einer Iridere- mie oder das Fehlen ber iris. DCXCIX, 269. Frankreich's Clima. DCXCVI. 209. Fremy, uͤber die chemiſchen Veraͤnderungen im Obſte. DCLXXXVL 72. Fuſter, Unterſuchungen über das Clima Frankreich's. DCXCVI, 209. G. Gaͤnſe, Bildung des Fettes bei denſelben. DCCII. 377. Gallis Syſtem, Thatſache gegen daſſelbe ſprechend. DCLXXXIII. 8. Galvanismus, Anwendung deſſ. auf bie Landwirthſchaft. DCACIL 151. Gebärmutterpolypen. DCXCV. 253. Gefangene, welde dem Poͤnitentiaͤrſyſteme unterworfen find, in ihren Gewichtevaria⸗ tionen. DOXCII,. 153. Gehörfinn, nicht fortdauernd in dem Kopfe enthaupteter ‘Perfonen. DCCIL 311. &enerationgorgane bei Holothuria, Asterias u. Actinia. DCLAXXXIV, 26. Gewichtsvariationen dir dem Poͤnitentiaͤrſy⸗ ſteme unterworfenen Gefangenen. DCXCII. 153. Giraffe, eigenthuͤmliche Etructur der Fuß— fohle derf. DCXCI. 138. Guerard, Alpb., über Ventilation und Hei— zung öffentlider Gebäude, in’sbefondere der Epitäler. DCXCV. 201. 9. } Hare, Streckbett bei einfachen Nuͤckgrats⸗ verkruͤmmungen. DCXCIV. 137. Harnröhrenfteine und ihre verſchiedenen Be— handlungsweiſen. DCXCIX. 265. Hautkrankheiten mit ber fogen, Hydrothera⸗ pie behandelt. DCXGCVII. 256. Hautkrebs, nur aͤußerlich mit Arſenik bes handelt. DCACVI, 215. Heizung oͤffentlicher Gebaͤude, in’sbefondere der Spitäler, DCXCV. 201. . Helot, über Varicocele. DCCIII. 27. Hermaphroditismus. DOXCIX..257. Hermaphroditismus. DCCIII 324. Herpin, über den Einfluß des Badens in altem Waffer, DCCIII. 536. Herz, often mit eiterartigem Inhalte in demfelben. DCLXAXV, 48. Hirnfubftanz, über furgöfe Excreſcenzen barin. DCC. 285. N =. Houſton, über einen Fall, wo ein fremder Körper fih in ben Luftwegen befand, DCÄXCIT, 153: EN Huͤftkrankheiten, Symptome und Behands » lung berfelben. DCXCVII. 240, Hydrotherapie bei Hautkrankh. VCXCVII. 256. ; $ SInfecten aus der Familie der Pupiparen, anatomifde und phyſiologiſche Studien darüber. DCCLII. 326. Jod in der Scilla maritima. DCCI. 304. Sod, Einwirkung beffelben auf die lebende Begetation. DCXCIII. 166. Sobeifen. DCXCII. 160. Sohn, Bayle St., über die Mongolen. DCXCI, 129. DCXCII. 145. Irider&mie, DCXCIX, 269. Iris, Fehlen derſelben. DCXCIX. 269. Irre, Proportion derf. bei den Quäkern. DCXCIV. 192. RK. Kentucky, Mammouth-Hoͤhle. DCLXXXIII. 10. Knie, eigenthuͤmliche Verletzung deſſelben. DCCIII. 334. Knochenbruͤche der unteren Ertremitäten von Baudens behandelt, DCLXXXI. 9. DCLXXXIV. 25, Kuohenbrüdhe bei Neugeborenen und Saͤug⸗ lingen, Urfadyen derſelben. DCLXXXIX, 1083. Knochenfaͤrbung der Thiere durch Krappfüt: terung. DCCI. 293. KRnodenplättdien in der sclerotica von Fi⸗ fhen. DCXCI. 138. ; Knorpel der Chondropterygier, Etructur derſ. DEC 281. Kohlenfäure, Rolle derfelben bei der Vege: tation. POXCII. 153. Kohlenſtoff buch die Thiere fecernirt. DCC., 278. Kopfveriegungen, eigenthuͤmliche Folgen berf. DCGC I. 820, Kordofan, Elima def. DCXCI, 137. ‚Krappfütterung in Bezug auf Färbung ber Knochen. DCCI. 293, Krebsartige Krankheiten, über zunehmende Häufigkeit berf. DCLXXXIV. 32. Krebs in der flexura sigmoidea coli glüds lid exftirpirt. DCXCII. 156. Kubpoden, wahre, Vorkommen derfelben im noͤrdlichen Deutſchland. DCCIII. 386, 2, ss ER 5 u 2. Landbaͤr gemeiner, Ursus arctos, — Brunfts Zrags und Eebzeit beffelben. DCCII. 309. Löufe und Milben, Nugen berfelben, DCCI. 239. Laryngitis chronica. DCLXXXVII. 80. Larynx, entzündliche Affection deffelben, durch Tracheotomie behandelt. DCXC. 121. Leben, thierifhes, Einfluß der Hitze und der Defen auf daffelbe. DCLXXXVIIL, 88. Lebensalter, verfhiedenes, in [feinem Ein— fluffe auf die Mortalitätin gewiffen Krank: beiten. DCC. 348. Lebensdauer der Thiere in Menagerien. DCCIV, 544. Leber, DOrganifation derielben bei Menfchen und Gäugetbieren. DCXCIV. 186. Lebert, über die therapeutifchen Eigenſchaften des Magnesium muriatieum. DCCII. 319. Leon Dufour, anatomiſche und phyfiologi= ſche Studien über die Infecten der merk: würdigen $amilie ber Pupiparen, DCCIII. 5%. Leſaing, doppeltes Vorhandenieyn der Mut: terfcheide und des Mutterhalfes. DCCIV. 343. Luft in die Venen eindringend. DCCIV. 351. Luftwege, fremder Körper in denſelben. DCXCII. 158. Lungenſchwindſucht, hirurgiihe Behandlung derfelben.. DCLXXXVI. 57. Lungenfhwindfucht mit Naphtha behandelt. DCLXXXVIL 80. Surationen am Ellenbogen. DCCI. 297. DCCII. 311. Euration des vierten Ruͤckenknorpels. DCLXXXIII. 16. Lurationen des Schlüffelbeines. DCLXXXV, 46. M. Magenfaft, chemiſche Zuſammenſetzung deſſ. DCCIV. 341. Magnesium muriaticum, therapeutiſche Ei— genſchaften deſſelben. PCCII. 319. Maleſpine, uͤber Abſtoßung von Sequeſter. DCLXXXIX. 105, Mannite in der Laminaria saccharina und in anderen Algen vorfommend. DCCII. 312. Marc d’Efpine, über die Variationen des Gewichtes ber dem Poͤnitentiarſyſteme un: terworfenen Gefangenen. DCACIHI. 155. 855 Marture, über bie zur Behandlung ven Kino: chenbruͤchen der unteren Extremitäten im Hofpitale Val de Gräce zu Paris ein- geführten Apparate des Herrn Baudens. DCLXXATIIL 9. DOLXXXIV. 3, Maffe, Robin, über die Einwirkung des Jod's auf bie Lebende Vegetation. DCXCIIT. 166. Meer, rothes, — über bie Färbung bes MWaffers deſſelben. DCCII, 305. Mentagra, Emery's Behandlung bdeffelben. DCLXXXV. 48. Mezmerifhe Impertinenz. 72. Mikroſkop, Gebrauch desfelben in einem Falle acute Retinitisveranlaffend, DCXCV. 206. Milden und Läufe, Nusen derf. DCCI. 239. Milne Edwards, zoologifhe Forſchungen auf einer Reife in Sicilien. DCCIV. 337. Milz, Spontane Ruptur derſ. DCLXXXV. 41. Mollusten, geographifhe Vertheilung der DCLXXXVII, an der Geefüfte lebenden. DCXCVII. 232. Mongolen, die, DCXCI, 129. DCXCI. 145. Montagne, über die Erfheinung der Für: bung des Waffers des rothen Meeres. DCCII. 305. Moreau, über die Urfahen, welche bei ber Zeugung das Geflecht beſtimmen. DCLXXXIV. 3. Morels:tavallee, über die Lurationen des Schluͤſſelbeines. DCLXXXV. 46. Mortalität, Verhaͤltniß derfelben zu vers ſchiedenen Lebensaltern in gemwiffen Krank: heiten. DCCIV. 348. Morten, ©. G., über ben Urfprung der Nituferbewohner oder Acgyptier. DCC, 273. Mutterichede und Mutterhal3 doppelt vors handen. DCCIV, 543, E) N. Nachwehen mit Erfolg durch Belladonnas vflafter behandelt. DCXC, 125. Naturkunde, gemeinnüsige. DCCI, 298. Nekrolog: Dr. 3. v. Scherer. Dr. E. Bernard. DCXCIV. 192. Gf. v. Münfter. DCCIX. 344. Nic. Eornel. de Fremery. DCXCVU. 232. G. H. Gerfon. DCCII. 520. * 356 Kervenaffection, eigenthümliche, von wel: cher Reifende in Sicilien und im füdl. Stalien befallen werden. "DCLXXXVII. 71. Neugeborne, Knochenbruͤche bei benfelben. DCLXXXIX. 103. Niluferbewohner, Urſprung derſelben DCC, 273. Nivbium, ein neues Metall. DCLXXXIX. 106. Niron, Rob., über bie Behandlung heftiger Nahwehen mit Bellabonnapflafter. DCAC, 125. D. Obſt, chemiſche Veränderungen in demfelben. DCLXXXVII. 72. Obſtruction der Stimmrige. DCLXXAVII, 80 Dele, fefte vegetabilifhe. DCXCVII, 229, Oenanthe crocata, Vergiftung duch dieſ. DCXCIX. 270. Ohrkrankheiten, nofologifhe Zabelle berf. DCACIV, 190. Dllivier (d'Angers) über die Urfachen der verſchiedenen Knochenbruͤche bei Neugebor: nen und Gäuglingen. DCLXXXIX. 103. Ophthalmia, gonorrhoica und Ophthalmia recens natorum. DCLXXXVI. 64. Ophthalmie im belgifhen Heere herrfchend. DCLXXXVI, 64. Ovariotomie, DCACIU. 167. DCXCIV. 133, Don, chemiſche Erzeugung beffelben. DCLXXXVI, 56, P. Pancreas, Scirrhus deſſelb. DCLXXXVIII. 91. Paralyſe des Oeſophagus und Hemiplegie nach einem tic douloureux. DCCIV. 352. Perforation des Dünndarmes. DCXC, 124. Perforation der aorta durd) ein in der Spei- feröhre ſteckengebliebenes Knochenſtuͤck. DCXCIII. 176. Pericarditis, die neueren Arbeiten über bies felbe.. DCC. 281. Peruaner, bie alten. DCXCIII. 161. Pflanzen, Einfluß derfelben auf die Luft. DCLAXXXIX. 105. Phthiſis, freiwillige Heilung berfelben. DCLXXXVI, 61. Placenta praevia mit Tampons behandelt, DCXCIV, 185. Pobrecca, Fall von Vergiftung duch Gar thariden. DCCH. 318, Regie h Poecilia surinamensis, Entwicklung derſelben. DCLXXXIU. 1. DCLXXXIV. 17. DCLXXXV. 35, DCLXXAVI. 49 DCLXXXVII. 65. DCLXXXVIIT. 81. Poftans, T., über die ‚Beludfhenftämme, welche Eindh, im unteren Snbusthale, for wie Kutfhi bewohnen. DCXCVI. 211. Poumet, über die Ventilation in den Spi- tälern. DCXCI. 137. Prina, E., ein Fall von Ecstasis catalep- tica. DCCIII. 333. Pupiparen, anatomiihe und phyſiologiſche Studien diefer Inſecten-Familie. DCCIII. 326, Purnee-Subſtanz, aus welcher das fogen. Indian Yellow fabricirt wird, - vegetabi- liſchen Urſprungs. DCXCIX, 266. Python natalensis, Lebensweife desfelben. DCXCV, 19. Q. Quaͤker, Proportion der Irren bei denſelb. DCXCIV. 192. N. Refectionen des DCLXXXIX. 112. Retinitis, acute, in Folge des Gebraudyes bes Mifroffopes. DCXCV, 206. Reybard, über glüdliche Erftirpation eines Krebfes in ber flexura sigmoidea coli. DCXCII. 156. Richet, über die Natur der weißen Geſchwuͤl— fte. DCCIV. 350. Rigg, Rob., über die Secretion von Koh: lenftoff durdy die Thiere. DCC. 278. Robinfon, G., über die dirurgifche Behand lung d. Lungenfhwindfudyt. DCLAXAXXVI, 5% Nücfgratsverfrümmungen, einfadyes Stred- bett bei denfelben. POXCIV. 187. Rufz, Unterfuhungen über die von den Nee gern auf Martinique ausgeübten Vergif: tungen. DCXCVI. 222. Ellenbogengelenkes. Ruptur, ſpontane, der Milz. DCOLXXXV. 41. S. Säuglinge, Knochenbruͤche bei denſelben. DCLXXXIX. 108. Savage, Thom. S., uͤber die Lebensweiſe des Python Natalensis. DCXCV. 198. Schildkröten , tiefenartige foffite, DCLXXXIII. 9, = Schlingpflanzen, Urfahe der Windungen derf. DCXC. 113- , Schluͤſſelbein, Luxationen deſſ. DCLXXXV- 46. Schoͤnbein, über das Ozon. DOLXXXVI. 56. Schulz, C. H., über den Nusen der Mil: ben und Läufe. DCCI. 289, Schwangerſchaft, doppelte, als merkwuͤrdi⸗ ger Fall. DCXCV. 208, Seirrhus pancreatis. DCLXXXVII. 91. Ecotti, G., Über fungöfe Ererefcenzen in der Hirnſubſtanz. DCC, 285. Sealy, über eine eigenthümlidhe Nervenaf- fection,, welche Reifende in Sicilien und dem füdl. Stalien befällt. DCLXXXVII. 71. } Sequefter, Abſtoßung derſ. DCOLXXXIX. 105. Sicilien, zoologiſche Forſchungen daſelbſt. DCCIV. 337. Eilberiodüre als Stellvertreter des innerlich gebrauchten falpeterfauren Silters, DCC. 283. Emith’s, Proth., DCXCII. 160. Smith, Tyler, über Erregung ber Uterin: neuer Mutterfpieget. action, vom Magen aus. DCLXXXIX. 110. Solly, über feſte vegetabilifhe Oele. DCXCVII. 229. Speichel, der, DCXCV, 197. Spitäler, Ventilation in denfelben. Dexcı. 137. Spitäler, Ventilation u. Heizung berfelben. DCXCV, 201. Stieftoff- Aushaudung bei der Refpiration der Herbivoren. DCC. 287. Straußartige Vögel, außer der Dronte, wel: che früher auf den Snieln um Isle de Krance gelebt haben. DCXCVII. 225. Stredbett, einfaches bei Rüdgratsverfrün- mungen. DCXCIV, 132, Stridtand, H. E., über die Spuren von antern ftraußartigen Vögeln, als die Dron— te, welche früher auf den Inſeln um Isle de France gelebt haben. DCXCVII. 225, Süfwafferfchnede, welde Runge und Kiemen zugleidy befist. DCXCVI. 216. Sumpf-Miasma mobdificirt anhaltende ent: zündlicdye Affectionen. DCXC. 127. Syphilis, Nebertragung berfelben auf Thiere. DCACIV. 192 J T. Talma, über einige krankhafte Affectionen des Kopfes, bewirkt durch organiſche Ver: änderungen, befonders Eroftofen, der Zahn⸗ mwurzel, DCLXXXVIT, 74, Tampons bei placenta praevia. DCXCIV. 185. ; Tarozzi, Fall von Hermaphroditismus. DCCIII. 324. Zelangiektafien. DCXCIX. 272. Thiere, Kohlenitoff fecernirend. DCC. 278, Thiere in Menagerieen, Leben derſ. DCCIV. 34. Thieriſche Wärme, DCXCIV. 177. Zhierleben, über latentes. DCXCIIT. 168. Thränenfiftel ohne Dperation zu heilen. DCLXXXIX. 112. Tiatſcheff's Beobachtungen auf einer Reife im Altaigebirge. DCXCVI. 251. Tracheotomie bei entzündliher Affection des larynx. DCXC. 121. Traͤchtigkeit u. Geburt des gem. Landbären. DCCII. 509. Trismus, Wirkjamkeit ber Galvano:Electri: eität bei demfelben. DCXCIII, 176. Tſchudi, J. 3. v., über die alten Peruaner, DCXCIII. 161. Tumor albus, Natur beffelben, DCCIV. 356. u. Uterinactionen, Erregung berf. vom Magen aus, DCLXXXIX. 110, Balerianat bes Zinkes. DCLXXXVIII. 79. Balleir, die neueren Unterſuchungen über die endocarditis. DCCIII, 351. A. Ackermann, R. DCCII. 320. Adanson, M. DCLXXXVI. 79. Agassiz, DCCI. 303. Anton. DCXCVIII. 255, Arella. DCXCVII. 355. Audubon, J. J. DCCIVY. 351. B. Ballingall, Sir Geo. DCXCVIII, 256, Barras, J. T. P. DCXCI. 144. Key, ia Balleir, über die neueren Arbeiten ber pe- ricarditis. DCC, 281. Baricocele. DCCIII. 827. Vegetation, Lebende — Einwirkung bes Jods auf jene. DCXCIIT. 166, Ventilation in den Epitälern. DCXCI, 137. Ventilation und Heizung Öffentliher Ges bäude, in'öbefondere d. Spitäler. DCXCV. 201. Verbrennung mit Kali carbonicum behan— delt. DCOXCT. 144, Verein, beutfcher, für die Heilwiſſenſchaft. DCXCVI. 224, Verfaͤlſchung von Stärke und ftärkehaltigen Nahrungsmitteln zu entdeden. DCCII. 320, Vergiftung durch Canthariden. 318. Vergiftung durch Oenanthe DCXCIX. 270. Vergiftungen, von den Negern auf Martinique ausgeuͤbte, unterſucht. DCXCVI. 222. Verhaͤltniß des ſtufenweiſen Erkaltens der Maffe des Erdballes zu dem der Erd— oberflähe. DCCII. 308, Vierordt, über den Einfluß der Häufigkeit der Refpirationsbewegungen auf die Auge haudung von Kohlenſaͤure. DCXCV, 202. Vigla, über fpontane Ruptur der Milz. DCLXXXV. 41. Vögel, Lebensdauer berf, DCXC. 122. Vogelknochen, foffile riefige aus Neufeeland. DCLXXXIX. 97. DCXC, 120. Boillemier, über die Einflemmung einiger Brühe. DCCIV. 845. DCCII. crocata. Dil inoyermracp 5 Beaudouin, Jul. DCXC. 127, Benigne, J. DCLXXXV. 48. Bertrand, Louis. DCXCII, 160, Bird, Golding. DCCIV. 552. Bischoff, L. Th, W. DCLXXXVIT. 79. Botto, G. D. DCXCV, 207. Boucheporne, Fel. d, DCLXXXV. 47. Bourass&, J. J. DCLXXXVII. 95. Bravais, DB. DCCII. 335. Busch, van dem. DCXCVIII, 255. 357 W. Wärme, thieriſche. DCXCIV. 177. Wagner, Moriz, naturhiſtoriſche Reiſe im Orient. DCLXXXVIIT. 88. MWaldameife in ihrem VBerhältnijfe zu den Blattläufen. DCCIV, 344. Wald, foffiter, bei Wolverhampton. DCXCIII, 168. Waffer des Rothen Meeres. DCCII, 305. Waſſerhoſe zu Gette. DCCI. 298. Watt, Aler., über das Verhältnig der Mors talität zu verfdiedenen Lebensaltern in gewiffen Krankheiten. DCCIV. 348. Wicken und ber in ihnen enthaltene Afparas gin. DCLXXXV, 41. Wilfon, J. A., über Tracheotomie bei ent: zündlicher Affection des larynx. DCÄC. 121. Wilfon, nofologifhe Tabelle der Ohrkrant: beiten. DCXCIV. 190, MWindungen der Sclingpflanzen, Urfadye derfelben. DCXC. 113, Wright, Dr. Sam., über den Speichel, DCXCV, 197. 3. Zahnmurzeln, organifche Veränderungen, be: fonders Exoſtoſen derfelben, eigenthüm: liche Affectionen des Kopfes veranlaffend. DCLXXXVIL, 74. Zeugung, Urfahen, welche das Geſchlecht bei derſelben beſtimmen. DCLXXXIV. 25. Zink⸗-Valerianat. DCLXXXVIII. 87. Zoologiſche Forſchungen auf einer Reiſe in Sicilien. DCCIV, 337. C. Chatin. DCXCIX. 271. Cox, George. PCLXXXIII. 15. D. Davy, S. H. DCXCIII. 175 Delamarck. DCXCI, 143, DCXCI. 143. PCLXXXVIII. 9. Deshayes. Dujardin, Felix. 358. E: Ercolani; Lorenzo. PCXCVI. 224. Espezel, A. PCXCIII. 176: Evans, Joh. T. DCOIV. 52. F. Faraday, Mich. DCLXXXVI. 63. Wolchi, Jac. DCXCV, 208. Foy, F. DCLXXXVIT 80. Frownes, G. DCLXXXIX, 111. G. Gaubert. DCCIII. 356. Gosse, Ph, H. DCXCVI. 223. Grantham, J. DCXCIX. 272. Grenier, Ch. DCLXXXIX. 111. Grisolle, A. DCXCIV. 192, Güterbock, C. DCC. 287. Guiet. DCLXXXIX. 112. H. Harvey. DCLXXXIT. 15. Hoblin, R. DCLXXXIV. 52. Hoeven, Van der. DCXCV. 307. Humphreys. DCLXXXIII. 15. nal, Jonas. DCXCVIII. 255. ————— Koch. DCXCVII. 255. Köstlin, Otto. DCLXXXV. 47. -L. Lafore. DCLXXXVI. 64. Landram, J. F. P. DCLXXXIIT. 16. Laurent, DCC. 237, Re gi Lefeyre. DCCII. 319. Lehmann, Chr. DCLXXXIV.:32. Leveill&- Parise.° DCLXXXIX. 112. Lilliehoock, D. B. DCCIII. 335. Lizars, A. J. DCCIII. 335. Loestadius, L. L. DCCIIT. 355. Jsöwenhardt, S. E. DCXCVIII. 256. Lollin, V. DCCIII. 335, DCXCIV. 191. M. Magnosio, C. G. DCXCVI. 223. Mansuy, L. DCXCIII. 176. Marchal (de Calvi) DCLXXXIV. 32. Martins, Ch. DCCIII. 335. Massari, Ces. DCXCIX. 270. Mauthner, L. W. DCXCVI. 240. Maynard.. DCLXXXVI. 64. Miller, Jam. DCLXXXVIIT. 96. Milne- Edwards. DCXCI. 143. Miquel, F. A. G. DCCIV. 351. ‚Moiroud. DCC. 238. Bi Parchappe. DCXCH. 159. Paulmier, L. P. DCXCII. 160. Payen, DCOLXXXVM. 79. Pfeiffer. DCXCVII. 255. Philippe. DCC. 257. Philippi. PCXCVIII. 255. Piorry, A. DCCI. 304. Podrecca, Gius. Leonid.. DCXCVI. 224. Pottier, E. DCCIII, 535. DCLXXXII. 15. DCCI. 304. fr tr. Loven. Power. Pravaz. — Preiss, Lud. DCLXXXIV. 31. Prichard, J.C. PCLXXXVI. 68. DCXCH., 159. DCXCVII. 239. u Procter, T. B; DCLXRXIN. 16... R. Raulin. DCCI. 808. i Ribes. DCXCT. 144. ulaadar. % Roche Ponci&, J. PCCIII. 335. Rogier, Aug. DCXC. 127. S. DCCI. 319. BR Salvagnoli- Marchetti. DCLXXXV, 48. . Sandifort. DCLXXXIV., 81. Serrier, L._DCLXXXVII. 80. Shier, John. DCXCHH. 175. Siljestrom, P. A. PCCIII. 335: T. Tavernier. PCLXXXVIII. 96. Taylor, Alf. S. DCXC, 128. Tessan, de. DCXCIV. 191. U. Ure, And. DCXCVIN. 355. V. Valenzasca, Gius. DCXCY, 208. Sainte- Preuve. — *4 Vidal, A. (de Cassis). DCXCIV. 192. g Volpi, A. DCC. 288. * W. TR * Wigan, A. L. PCCII 336- 7. => L “3 Zantedeschi, Franc, DCXCI. 143. TER re Ve ai zu ee * ——— —* — ut LER mi 12 "RR ARTEN A u — Kirbirt — r 1,5% Dr ‚7 J TIEF. aa RR ‚ul * ER Pre") Dix. Re —XR& — * — — * Be —— DR * ER Di — 2 >) Zee a Hr; ng IA LIBRARY a in 01 * rn a Pa and SE == 1 —* re 2 — in — —* ie. — 2* ‘ * — er k 1 A t J u ‚3 —* * \ - — J * % en . r n